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Full text of "Jahrbuch der Kais. Kön. Geologischen Reichs-Anstalt"

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JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


NRO. 4, OCTOBER, NOVEMBER, DECEMBER. 


Mit Tafel XII—XVI. 


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WIEN. 


DRUCK DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND. — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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JAHRBUCH 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


XVIM. Band. 1868. 


Mit 16 Tafeln. 


ER E- 


WIEN. 


DRUCK DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND. — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


Digitized by the Internet Archive 
in 2011 with funding from 
California Academy of Sciences Library 


http://www.archive.org/details/jahrbuchderka181868unse 


Inhalt. 


Personalstand der k. k. geologischen Reichsanstalt im Jahre 1868... 

Correspondenten, „ ,„ n h = ERRR, 

Abonnentenfürdas Jahrbuch der geologischen 5 N , Pl 
I. Heft. 


I. Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. Blatt 
Nr. VI. Oestliche Alpenländer. Von Franz Ritter v. Hauer........ 

U. Beiträge zur Geognosie Tirols. Von Adolph Pichler.............. 
III. Zur Geologie des siebenbürgischen Erzgebirges. Von Franz PoSepny 
IV. Höhenmessungen in Oberungarn. Von Dr. Karl Rothe............ 
V. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhältnisse der Umgegend 
von Raibl und Kaltwasser. Von Dionys Stur. Mit Tafel I und I.. 

VI. Der Jura von St. Veit bei Wien. Von Karl Griesbach. Mit Tafel III 
Fra FA N A EEE ORAL TE DIE OL SEE ER 

VU. Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 
MON DIOnyanStmE Se ar ne A: 
VIII. Kleine paläontologische Mittheilungen, 2. Folge (Ill. Die Brachiopoden 
der böhmischen Kreide). Von Dr. Urban Schloenbach. Mit Tafel V. 


II. Heft. 

I. Studien über die Gliederung der Trias- und Jura-Bildungen in den 
östlichen Alpen. Nr. II. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes. Mit Taf. 
NI—-VIE Von BE Ssuessiund BE v.Mojsisowies.. n.....0, 

Habiesnordliche Arvaz/Von KR. M.Baul Sn near. 

III. Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhmischen Kreideablage- 
rungen bei Wartenberg unweit Turnau. Von F. v. Hochstetter. 
KMistemiem Holzschnith)” een. a. Jr Da 

IV. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka in Ungarn. Von 
BINIETET IE ATERNiRON N ee a Al ea. 

V. Geologische Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 
NonsEaRKarrenund Eh Rwcheue, Sun aa ne 
1. Die Tertiärbildungen von Goys und Breitenbrunn am Neusiedler 

SEENNVOLIE DIENTE DIS ee N te el 

2. Das Verhältniss der Congerien-Schichten zur sarmatischen Stufe 

beisliesinen Von al au on and ee a N 

3. Die Tertiärbildungen in der Umgebuug von Pressburg und Hain- 
BRBEY Von EN. EUOMaRR Be cn 3 REEL Tara Pe: 

4. Conchylien aus einer Brunnenausgrabung bei Pötzleinsdorf. Von 

HET RUE u en ENT RER LOSE 

VI. Neue Reste von Squalodon aus Linz. Von E. Suess. (Mit Tafel X). 

VII. Ueber einige Mineralvorkommen in Swoszowice. Von F. Ambroz.. 

VIII. Allgemeines Bild der Erzführung im siebenbürgischen Bergbau-Dis- 

brIete Von ESP OI SH yE a NS ee TEE OST ANGER ur 

IX. Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. Von E. v. 
IE OMSESONELESE IR, an le ee RER netz Ada 

X. Die Erdölgruben in Böbıka bei Dukla in Mittelgalizien. Von J. 
IN Rn, Au Al Ra DE Do PER AREA ER EINE NER Hicks DRIN IPE DEE 

XI. Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der k. k. geologischen 
Kerehsanstalt»Von Krk vr Hameln. ee 


III. Heft. 
I. Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrm v. Thinnfeld. Von W. Ritter 
DREIER N ee ae erene eere a sieieheliei een 
I. Bericht über die geologische Aufnahme im oberen Waag- und 
Gran-Rhaleıı Vom. D. Stur.2......0.. EDEN Rn oe: 


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Seite 
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123 
131 
139 


167 
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247 
257 
269 


321 
397 


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Tafel 


Die geologischen Verhältnisse des Terrains zwischen Rosenberg, 
Kralovany. und Kobımı VonR, Meilen 
Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. Blatt X. 
Dalmatien. Monlranzekitteriy. Hanler ee 
Kleine paläontologische Mittheilungen. Dritte Folge. (Nr. IV. Ueber 
Pelemnites rugifer. V. Ueber Belemnites lanceolatus Sharp. und Sow. 
und #el. granulatus Sow.) Mit Tafel XI. VI. Polyptychodon Ow. aus der 
Bukowina. VII. Amm. Austeni Sharp.) Vou Dr. U. Sehloenbach.... 


IV. Heft. 


. Die geologische Beschaffenheit der Herrschaft Hälmägy im Zaränder 


Comitate in Ungarn. Von Dionys Stur. Mit Tafel XI............. 
Die geologischen Verhältnisse der Mätra. (Erste Abtheilung). Von 
Meranmmand. Freih. v.LAmdriam"...... Era na Ra N: 
Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. Von Dionys Stur. 
N ANSIERERITT fund. RTV". 0 N ER RR an Eee 
Geologische Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 
Von RsRarrer und Th. Fuchs. Mit Tatel XV nd Xena, 
1. Die Tertiärbildungen in der Bucht von Berehtoldsdorf. Von F. 
Karrer 


2. Die Tertiärbildungen in der Umgebung von Eggenburg. Von Th. 
Fuchs 


. Paläontologische Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten in 


den bayrischen und österreichischen Alpen. Von Dr. Karl Zittel 


Verzeichniss der Tafeln. 


I—I zu: D. Stur. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhältnisse 


II — 


der Umgegend von Raibel und Kaltwasser ............ Heft I 
IV „ K, Griesbach. Der Jura von St. Veit bei Wien. Heft I.... 
V „ Dr. U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen 

2. Folge. II. die Brachiopoden der böhmischen Kreide. Heft I. 


VI-VII „ E. Suess und E. v. Mojsisovies. Studien über die Gliede- 


rung der Trias- und Jurabildungen in den östlichen Alpen. 
Nr. II. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes. Heft II.......... 
IX „ R. Meier. Der Gold- unn Antimon-Bergbau von Magurka in 
Ungarn: Heft Taeso ng TR halt RT 
X „ E. Suess. Neue Reste von Squalodon aus Linz. Heft II...... 
XI „ Dr. U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen. 
Dritte Folge. Heft II 


Bun elelelne Haliet ei le: se rlel jenen; ee halisde len eria, wigen ale: hentai aufuiranin ee 


XI „ D. Stur. Die geologische Beschaffenheit der Herrschaft Hal- 


mägy im Zaränder Thale in Ungarn. Heft IV 


XII-XIV „ D. Stur. Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 


Heft IV 


xV-XVI „ F. Karrer und Th. Fuchs. Geologische Studien in den 


Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 2te Folge. (XV. zu F. 
Karrer. Bucht von Berchtoldsdorf — XVı. zu Th. Fuchs. 
Tertiärbildungen von Eggenburg). Heft IV.................. 


Seite 
427 
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455 


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575 
573 
584 
599 


Personalstand der k. k. geologischen Reichsansialt. 


Director: 


Hauer, Dr. Franz Ritter von, Ritter des königl. sächsischen Albrecht- 
Ordens, k. k. wirklicher Sectionsrath, M. K. A. III. Lagergasse Nr. 2. 


Chef-Geologen: 


Erster: Foetterle, Franz, Ritter des kais. österr. Franz Josef-Ordens»,. 
k. k. wirklicher Bergrath, III. Rasumoffskygasse Nr. 3. 

Zweiter: Stur, Dionys, k. k. wirklicher Bergrath, III. Rasumoffsky- 
gasse Nr. 10. 


Chemiker: 


Hauer, Karl Ritter von, Besitzer des k. k. goldenen Verdienstkreuzes 
mit der Krone, k. k. wirklicher Bergrath, Vorstand des chemischen 
Laboratoriums. 


Assistent: 


Stache, Dr. Guido, k. k. wirklicher Bergrath, III. Heumarkt Nr. 5. 


Sections-Geologen: 


Wolf, Heinrich, III. Rochusgasse Nr. 12. 

Andrian - Werburg, Ferdinand , Freiherr von. I. Landhausgasse 
Nr. 22. 

Paul, Karl Maria. I. Augustinergasse N. 12. 

Mojsisovies von Mojsvär, Dr. Edmund. III. Traungasse Nr. 1. 

Schioenbach, Dr. Urban. III. Heumarkt Nr. 5. 


Volontaire: 


Vivenot, Franz Edler von. IV. Technikerstrasse Nr. 5. 
Griesbach, Karl L. VI. Andreasgasse Nr. 11. 
Neumayr, Dr. Melchior. III. Heumarkt Nr. #3. 
Kolbay, Johann. III. Pfefferhofgasse Nr. 6. 
Kreutz, Felix. III. Neulingsgasse Nr. 10. 
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VI 


Schöffel, Joseph k. k. pens. Oberlt. VII. Nelkengasse Nr. 4.) Im Labo- 
Glasl, Dr. | ratorium. 


Montan-Ingenieure: 


Von dem k. k. Finanzministerium zu zweijähriger Verwendung (für 1869 und 1870) 
an die Anstalt einberufen: 


Hampel Adolph, k. k. Bergexpeetant, von Joachimsthal. 
Mayer Victor, k. k. Bergexpectant, von Pfibram. 


Für die Kanzlei: 


Senoner, Adolph, Ritter des kais russ. Stanislaus Ordens und des 
königl. griech. Erlöser Ordens. Magist. Ch. III. Hauptstrasse Nr. 88. 
Jahn, Eduard, Zeichner, III. Barichgasse Nr. 24. 


Diener: 


Cabinetsdiener: Suttner, Johann. 

Laborant: Böhm Sebastian. 

Erster Amtsdieners-Gehülfe: Schreiner( III. Rasumoffsky- 
Rudolph. gasse NT. 3. 

Zweiter: Unbesetzt. 

Heitzer und Zimmerputzer: Fuchs Joseph. 

K. k. Militär-Invalide als Portier: Gärtner, Anton, Unterofficier. 
Ottakring Habergasse Nr. 328. 


Correspondenten 


der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Fortsetzung des Verzeichnisses im XVII. Bande des Jahrbuches. 


Abdullah Bey, Dr. Oberst und Stabsarzt im k. Garde-Spital zu 
Hayder Pacha. Constantinopel. 

Aberle, Karl, Dr. Professor. Salzburg. 

A driany, Joseph, königl. Oberbergrath, Berg- Forst- und Güter Director. 
Schmöllnitz. 

Aigner, August, k. k. Bergmeister. Aussee. 

Arnaud, Emil. Apt. (Vaucluse). 

Barnard, F. A. P, President of the School of mines, Columbia College. 
New - York. 

Becker, Dr. Ewald. Breslau. 

Berzewicze, Constantin v., in Berzewieze. 

Broja, Berginspector. Zabrze. 

Chyzer, Dr. Cornel. Bartfeld. 

Delgado, J. F. N. Lissabon. 

Ditscheiner, Leander, Docent am k. k. Polyt. Institute, Professor a. d. 
Handelsakademie. Wien. 

Dumreicher, A., königl. Maschinenmeister. Saarbrücken. 

Ehlers, Dr. E., Privat-Docent am anatomischen Institute. Göttingen. 

Ferjentsik, Johann, Hütten-Direetor. Jeckelsdort. 

Frenzel August, Schiehtenmeister. Karwin. 

Frischmann, L., München. 

Gärtner, F., k. k. Vice- Consul. Suez. 

Gotthar dt ‚ Georg, Vice-Präsident der Oberung. Waldbürgerschaft. Iglo. 

Grenier, Ch., Präsident des Comites der Gruben u. Salinen in Bex. 

Gürtler, Gyula, Gewerke. Göllnitz. 

Hammer, Dr. Albin. k.k. Oberfinanzrath u. Finanzprokurator. Ozernowitz. 

Hebert, Edmund, Professor der Geologie an der Sorbonne. Paris. 

Heppner, Alois, k. k. Schiehtenmeister. Hall. 

Herb, königl. bayr. Bergmeister. Berchtesgaden. 

Le Hon, H., Brüssel. 

Hornstein, F. F. Frankfurt a. M. 

Hummel, Wenzel, Berg-Eleve. Sagor. 

Jahns, Heinrich, Markscheider. Mähr. -Ostrau. 

Jervis, W. P. Conservator des königl. ital. Industrie -Museums. Turin. 

J iczek, F. Markscheider. Sagor. 


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Kanitz, Franz. Wien. 

Kamienski, Ludwig. Neumarkt Galizien. 

Kaszanitzky, königl. Bergmeister. Schmöllnitz. 

Kirchmayer, Gregor, Gutsbesitzer. Palocsa. 

Koch, Anton, Assistent an der königl. Universität in Pesth. 

Könen, Dr. A. v., Marburg. 

KrippzuKrippach, Anton v. k. k. Hauptprobierer. Hall. 

Lapparent, Albert de, Ingenieur des mines. Paris. 

Lemberg, Johann. Dorpat. 

Litwinowiez, Spiridion, Exc., k. k. w. geheimer Rath, Griechisch- 
katholischer Erzbischof. Lemberg. 

Lossen, Dr. K. A., Berlin. 

Märtyäk, Alexander, königl. Oberstuhlrichter. Zborö, Säroser Comitat. 
Ungarn. 

Mayer, Gustav, königl. bair. Revierförster. Reichenhall. 

Medlicott, Henry B. Caleutta. 

Meier, Rudolph, k. k. Montan-Expektant. Wieliezka. 

Meitzen, Bergrath. Königshütte. 

Menzel, Herrmann, Bergmeister. Peterswald. 

Meyerbeer, Cäcilie, Frl. Berlin. 

Mladek, Anton, Ober-Ingenieur. P.-Ostrau. 

Nies, Dr. Friedrich. Würzburg. 

Öbermaier, Joh. Mich. Haag am Hausruck. 

d’Orbigny, Charles. Paris. 

Oväry, Dr., Endre. Szanto. 

Oväry, Dr., Paul. Szanto. 

Palezmann, Martin v., Grubendireetor. Szlovinka. 

Palkovics, Georg, Mitglied der naturw. Gesellschaft in Pest-Ofen. 

Pallausch, Alois, k.k. Berggeschworner. Hall. 

Perry, John. Boston. 

Petersen, Dr. Theodor. Frankfurt. 

Petrino, Otto Freiherr v., Präsident der Landwirthschafts-Gesellschaft 
in Czernowitz. 

Pfeiffer, Rudolph, k. k. Berggeschworner. Wien. 

Pflücker y Rico, Dr. L. Peru. 

Purgold, Alfred, Montan-Ingenieur. Aussig. 

Radwany Imre v., Ober-Notar des Säroser Comitates. Eperies. 

Rauhwolf, Professor. Hracholusk bei Raudnitz. 

Rideli, Michael, Civil-Ingenieur. Wien. 

Rochelt, Franz, k. k. Markscheider. Hall. 

Säaärosy, Franz v., königl. Verwalter. Aranyidka. 

Sadebeck, Dr. Alexander, Assistent an der königl. Universität. Berlin. 

Sauer, Rudolph, Bau-Ingenieur. Mähr.-Ostrau. 

Schlichting, M., Mitglied des königl. preuss. Abgeordnetenhauses. Kiel. 

Schrempf, Joseph, k. k. Bergschaffer. Ischl. 

Schultz, Dr. Fritz, Wissembourg (Bas Rhin). 

Siegel, Christian, Professor. Syra. 

SittravonEhrenheim, Franz, Gutsbesitzer. Vidrany, Zempliner Comi- 
tat.. Ungarn. 

Steudel, Albert. Ravensburg in Würtemberg. 


IX 


Stieber, Wenzel, Markscheider. Pol.-Ostrau. 

Ulrich, Oberbergrath. Klausthal. 

Umlauff, Karl, k. k. Kreisgeriehts-Rath u. Bezirksvorsteher in Kremsier. 

Watzel, Dr. Cajetan. Böhm.-Leipa. 

Wein, Ernst, k. k. Salinenverwalter in Kalusz. 

Weiser, Dr. Moriz Eduard, k. k.Corvettenarzt auf Sr. M. Panzerfregatte 
Kaiser Max. 

Windt, Ludwig v., Gruben-Direetor. Iglo. 

Wolf, Johann, Gruben-Director. Göllnitz. 

Wolfrum, €. Aussig. 

Wallmann, Josef, k. k. Bergmeister. Ischl. 


X 


Verzeichniss der Abonnenten für das Jahr 1868. 
Agram,k.k. Berghauptmannschaft. 
Ambroz Ferdinand, k. k. Bergwesens-Exspeetant, Szwoszowice. 
Barrande Joachim, Prag. 
Benecke Dr. Wilhelm, Heidelberg. 
Czoernig Dr. Karl Freih. v., Exc., k. k. w. geh. Rath, Wien. 
Delle Grazie Cesar, K. Klein’scher Kohlenwerks-Direetor, Berszaszka 
bei Basiasch. 
Diekmann Albert Freih. v., Lölling, Kärnten. 
Douglass Sholto, Gutsbesitzer, Thüringen bei Bludenz, Vorarlberg. 
Ellbogen, Communal-Oberrealschule. 
Ezer K., Bergwerks-Verwalter, Mirischau, Böhmen. 
Fritsch Karl v., Frankfurt am Main. , 
Gabriel Dr. Philipp, Se. Hochw., k. k. Gymnasial-Direetor, Teschen. 
Graz, St. Oberrealschule. 
Hannover, Polytechnische Schule. 
Hartl Franz, Director des Obergymnasiums, Reetor u. s. w., Temesvär. 
Herbich Franz, Bergb.-Direect., Balan bei Csik St. Domokos, Siebenb. 
Hochstetter Ferdinand v., Professor am k. k. Polyteehnikum, Wien. 
Innsbruck, k. k. Gymnasium, 
Ivacskovics Mathias, k. Bergverwalter, Diösgyör, Ungarn. 
Joachimsthal, k. k. Bergoberamt. 
Leitomischl, k. k. Gymnasium. 
Meyerbeer Fräul. Cäcilie, Berlin. 
Mersitz Michael, Verwalter, Szaszka, Banat. 
Münichsdorfer Friedrich, Verweser, Heft, Kärnten. 
Mürle Karl, Se. Hochw., Prof. a. d. k. k. Art.-Schule, Liebenau, Steierm. 
Nagybänya, k. ung. Berg-, Forst- und Güter-Direction. 
OÖbermayer Georg, Se. Hochw., Consistorialrath, Vice-Archidiaconus, 
Dechant und Pfarrer, Vitenz, Ungarn. 
Ofen, k. ung. Finanzministerium. 
Ofen, k. Josephs-Polytechnikum. 
Olmütz, k. k. Berghauptmannschaft. 
Padiaur Wenzel, Bergmeister, Adamsthal. 
Papi-Balogh Peter v., Direetor der höheren land- und forstwirthschaft- 
lichen Lehranstalt, Debreezin. 
Pauk Franz, Schichtmeister, Thomasroith, Oberösterreich. 
Peter Eduard, Gewerke, Davidsthal, Böhmen. 
Pribram, k. k. Bergoberamt. 
2 k. k. Berg-Akademie. 
Sagor, Gewerkschaft am Savestrom. 
Schaumburg-Lippe’sches (Prinz v.) Bergamt, Schwadowitz, Böhmen. 
Schwarz v. Mohrenstern Gustav, Wien. 
Seebach Karl, v., Professor, Göttingen. 
Szigeth, k. ung. Berg-, Forst- und Güter-Direction. 
Waclawick Franz, k. k. Hauptmann in Pension, Pilsen. 
Wieliezka, k. k. Salinen-Verwaltung. 
Wien, Geologisches Cabinet der k. k. Universität. 
Würtemberg Wilhelm, Herzog v., k. Hoheit, k. k. GM. Trient. 
Zichy Karl, Graf v., k. k. w. Kämmerer, Pressburg. 


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Ausgegeben am 31. Wärz 1868. 


JAHRBUCH 5 


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Fr  . KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 
-/ GROLOGISCHEN REICHSANSTALT. 

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Br | JAHRGANG 1868. XVIIL. BAND. 

| ni N®Ro. 1, JÄNNER, FEBRUAR, MÄRZ. 

Br Mit Tafel I—V. 
WIEN. 
DRUCK VON F.B. GEITLER. 
IN BEN ; 
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. NOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BEI B, a. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


” » ” ” ” ” U. ” 78 ” ” +. 36 ” 80 ” 
„IH „5 ns. BL Dan 
Der dritte Band'der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende Werk: 
Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Unter der Mit- 
wirkung von P. Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10. 
Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt. Band IV, Nr. 11—16, Mit 44 lithogr. Tafelı,. 
Enthält :Hörnes, Dr.M. Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens v. Wien. Nr. 11&12.M. 11T. 6,— „ 
” ” “ n ” ” » ” ” „ 13 „ 14 „20 „ 10, 
” m ” ” ” ” ” ” ” 10m 10.2.4335 8S— , 
» 10,18. ,23, Rn — 5 
Andrae, C. I. Dr. Beiträge zur "Kenntnis der fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates. 
Mit. 12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 5 „ 8 „ 
Ettinsshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandlungen 
der k. k.’ geologischen Reichsanstalt. Mit 5 lithographirten Tafeln...» 2... 2.2 2.2. „68,5 
» Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den Abhandlungen der k.k. 
geologischen Reichsanstalt, Mit 2 lithographirten Tafeln...» » 2. 2-22... 02202. 1.4 erst 
» Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithflora. Mit 
3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt .. . 1,60 „ 
„ Die Steinkohlenflora von Stradonitz.' Mit 6 ee Tafeln. Aus den Abhandlungen der 
k..k. geologischen Beichsanstalt‘.. ul Ay rn ee u tee. 64, 
„ Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel ' von Heiligenkreuz bei Kremnitz, Mit ‚2 lithogra- 
phirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.. . . S ER; 
» Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen 
der 'k. k. geologischen Beichsanstalt . urn un ae ee en nr Eh 
„ Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 Hthographirten Tafeln. Aus den Abhand-" 
lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt -. .-..- - 2. 22.2. 2 200. a ne I 
Haidinger, ‘W. Naturwissenschaftl, Abhandl. Gesammelt und durch Subseript. herausgegeben 
U. Band 1848, in 2 Abth. m. 30 lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. III. Band 1850, in 2 Abth. m. lith, 33 Taf. 21, — „ 
IV, Un ABEL ind: mer BON ee En een a | 110 
Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt 
und durch Subscription herausgegeben 
1. Band 1887 3,7 07.2 SE 1 fl. 60 Nkr.  BRRITERG HE 5 Br 
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Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, SRDD AE0H2 u en 207 0 Rn 
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General-Register der ersten zehn Bände, Nr. 1 von 
1850 bie. Nr. "10 von 1859, des Jahrbuches der x. k. geologischen Reichsanstalt. Von A. F. b 
Grafen: Marschall 2 Ur ee ee a ee harte ea 2,50 
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrgang IBGT-en ar: Dal a I un TE 
Kenngott, Dr. G@. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 
1844—1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstält . » » ».... a 
„ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. Bei- 
lage zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt . -. . ». 2.2. > .... un WB Oh, 
„ Vebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre 1852. Beilage zum Jahr- 
buche der k. k. geologischen Reichsanstalt --- ...2 - 2. 2-2 nun nenn an en 2 WAS 
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- , 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt - -.». 2... 22 22 0. TE De FAN 
Morlot, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg . ..... EIER NR 
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von der 
k. k. Beoülczischen "Beichsanatalbin en Te ee a ee 2,12 „ 
Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an 
'einigen Localitäten der östlichen Alpen. Mit ı lithographirten Tafel. Aus den Abhandlungen 
der k. k. geologischen Beichsanstall ar Fa a N en Bm 
Pettko, Joh. v. Die geologische Karte der Gegend von Schemnitz. Mit 1 lithographirten Tafel. 
Aus den Abhandlungen der k. k, geologischen Reichsänstalt .. --»..... east ir, 2 Di 
Reuss, Dr. A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes in ö 
‘Böhmen. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithogr. Karte. 1,6 „ 
Zekeli, Dr. F. Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- er 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstäalt . . -». »» 2.2. 2 2.222 an. 12,60 „ 
Vebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht über } 
aie Jahre 1850-1852... en eo se ie nk ER a TS ER 
Im Verlage der Beck'’schen Universitäts- -Buchhandlung (A. Hölder) 


in 


Bei der Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, im 
fürstlich Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. Braumüller, Buchhändler des k.k. 
Hofes, Wien, Graben Nr. 572, sind zu haben: 


Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsänstalt. Band I. Mit 48 lithographirten Tafeln . 23-1. 12 Nkr 


Wien ist erschienen: \ 


Geologische UVebersichtskarte der Oesterreiohischen Monarohte, nach den RER derk.k. 
geologischen Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter v. Hauer: Blatt Nr. V. Westliche Alpen- 


länder. Subscriptionspreis für die ganze Karte (12 Blätter) .. . 2.2.2222... ..40f.— 
Blatt V für die Subsoribenten auf die ganze Karte... .. 2... .. 2. 2... Bu — 
Blatt V im Einzelverkauf ........ DE LE De Er Ber 1 
Blatt V1. Oestliche Alpenländer für die Subseribenten . .» - » 2 2» 2.2 2 2 2. 5, — 
Blatt VIim; Einzeinvorkaufs 7. 05 Sa a a 


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JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


N8o. 1. JÄNNER, FEBRUAR, MÄRZ. 
Mit Tafel I—V. 


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WIEN. 


DRUCK VONF.B. GEITLER. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K.K. HOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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18. Band. 1868. | J AHRBUCH l. Heft. 


KAIS, KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT. 


I. Geologische Uebersiehtskarte der österreichischen 
Monarchie. 


Nach den Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt, bearbeitet von 


Franz Ritter von Hauer. 


Blatt VI. Oestliche Alpenländer. 


Oestlich von dem Meridian von Lienz oder des Grossglockners, der 
nahezu die Grenzlinie der Blätter V und VI unserer Uebersichtskarte 
bezeichnet, fällt, abgesehen von dem kleinen zu Bayern gehörigen Gebiete in 
der Umgeburg von Berchtesgaden, dann von einer etwas ausgedehnteren, 
noch zu Venetien gehörigen Partie im Süden, die ganze Breite der Alpen- 
kette auf österreichisches Staatsgebiet. Diese ganze östliche Hälfte unserer 
Alpen, mitalleiniger Ausnahme des nordöstlichen Theiles des Wienerwaldes, 
der, so wie die Reichshauptstadt selbst, bereits auf das nördlich anstossende 
Blatt II unserer Karte fällt, ist auf Blatt VI zur Darstellung gebracht, 
welches überdies noch im Osten die westlicheren Theile der grossen ungari- 
schen Ebene mit der Grazer Bucht und der kroatischen Bucht, so wie ein- 
zelne aus diesem Tiefiande emporragende Gebirgsinseln, das Leithagebirge und 
die Rusterberge, den Sausal westlich bei Leibnitz, die Gleichenberger Berge, 
den westlichsten Theil des Plattenseegebirges, endlich weiter im Süden das 
Agramer, Moslaviner und einen Theil der westslavonischen Gebirge umfasst, 
Im Süden fällt auf dasselbe Blatt die südöstliche Fortsetzung der Alpen in 
die Karstgebiete und die kroatischen Gebirge, welche die Verbindung mit 
den dalmatinischen Küstengebirgen und den Dinarischen Alpen vermitteln. 

Nach der politischen Eintheilung entfallen demnach auf unser Blatt 
VI der grössere Theil von Salzburg und Kärnten, die südliche Hälfte des 
Erzherzogthumes Oesterreich, ganz Steiermark, Krain, Görz und Gradiska, 
das Gebiet von Triest, Istrien, Kroatien, die kroatische Militärgrenze, und 
die westlichsten Theile von Ungarn und Slavonien. 

Für einen grossen Theil dieses ganzen Gebietes liegen uns bereits De- 
tailaufnahmen vor, so für das Erzherzogthum Oesterreich, für Salzburg, 
Kärnten, Krain, Görz, Triest und Istrien; für Steiermark besitzen wir die 
Aufnahmen des geognostisch-montanistischen Vereines, für die übrigen auf 
dem Blatte dargestellten Landestheile dagegen erst nur unsere Uebersichts- 
aufnahmen. ; 

Was nun die Betheiligung der einzelnen Geologen an diesen Aufnahmen 
betrifit, so wurden im ‚ersten Jahre des Bestehens der Anstalt (1850) zur 

1 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1868. 18. Band 1. Heft. 


p) Franz R. v. Hauer. [2] 


Gewinnung sicherer Anhaltspunkte, namentlich zur Gliederung der nörd- 
lichen Kalkalpen eine Reihe von Durchschnittslinien näher untersucht und 
zwar auf der Linie Neunkirchen-Lilienfeld durch die Herren J. Cäjzek, 
D. Stur, R. Mannlicher; — Lilienfeld-Brandhof durch J. Kuder- 
natsch und Fr. Friese; — Steier-Eisenerz, K. Ehrlich; — Steier-Ad- 
mont, durch mich und J. Rossiwall; — im Salzkammergut, F. Simony 
und entlang der Salzach :M. V. Lipold, H. Prinzinger. 

Die eigentlichen Detailaufnahmen besorgten dann: 

1. In Salzburg in den Jahren 1852 und 1853 die Herren: M. V. 
Lipold als Chefgeologe und H. Prinzinger, Dr. K. Peters undD. 
Stur als Sectionsgeologen. 

2. In dem südlich von der Donau gelegenen Theil von Ober- und 
Nieder-Oesterreich, mit den angrenzenden Theilen von Ungarn und Steier- 
mark, in den Jahren 1851 bis1853, nebst mir selbst die Herren J. CZjZek, 
Fr. Foetterle, M. V. Lipold als Chefgeologen, die Herren J. Kuder- 
natsch, D. Stur, F.v. Lidl, H. Wolf, H. Prinzinger als Sections- 
geologen, während sich die Herren Dr. M. Hörnes, E. Suess und Ferd. 
Seeland zeitweilig zu freiwilliger Theilnahme angeschlossen hatten. 

Eine Revision, die zunächst zum genauesten Studium der in den nord- 
östlichen Alpen vorfindlichen Kohlenflötze unternommen wurde, die aber 
weiter zu einer Umarbeitung der ganzen Karte der nordöstlichen Kalkalpen 
führte, wurde dann noch in den Jahren 1863 und 1864 durch die Herren 
M. V.Lipold und D. Stur unter Mitwirkung der hehufs einer höheren 
Ausbildung von dem k. k. Finanzministerium an die Reichsanstalt einbe- 
rufenen Herren Montan-Ingenieure L. Hertle, J. Rachoy und G. Freih. 
v.Sternbach, dann des Herrn Dr. Alfr. Stelzner als Volontär’s aus- 
geführt. 

Weitaus die wichtigsten kartographischen Vorarbeiten, die nur zum 
Theil veröffentlicht worden waren, hatte für das ganze Gebiet der nordöst- 
lichen Alpen Herr P. Partsch geliefert. Dass überdies auch die werth- 
vollen Publicationen einesLill v. Lilienbach, Dr. A. Bou6&, Sir R. Mur- 
chison, ferner die unter Haidinger’s Leitung zusammengestellte geogno- 
stische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, die geologische 
Uebersichtskarte der nordöstlichen Alpen von A. v. Morlot, und viele in 
der Literatur zerstreute Daten wichtige Anhaltspunkte lieferten und fleissig 
benützt wurden, versteht sich von selbst.!) 

3. In Kärnten, mit den angrenzenden Theilen von Tirol und den Vene- 
tianer-Alpen in den Jahren 1854 und 1855 die Herren M. V. Lipold und 
Fr. Foetterle als Chefgeologen und die Herren Dr. Peters und D. Stur 
als Sectionsgeologen. Wichtigere Beiträge zur geologischen Kenntniss des 
Landes hatten in früherer Zeit namentlich die Herren Dr. A Bou& und 
Fr. Rosthorn geliefert. 


1) Es würde unthunlich sein, hier ein vollständigeres Literaturverzeichniss 
beizufügen. Bezüglich der älteren Literatur bis zum Jahre 1850 darf ich wohl auf 
ein früher von mir gegebenes Verzeichniss (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt Bd. I, p. 17) und bezüglich der neueren, auf die Jahrbücher der k. k. geo- 
logischen Reichsanstalt, in welchen nebst Originalmittheilungen auch alle wichti- 
geren, auf die Geologie des Kaiserstaates bezüglichen anderweitigen Publicationen 
angezeigt werden, verweisen. 


[3] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 3 


4. In Krain, Görz, Triest und Istrien in den Jahren 1856 bis 16859 
edi Herren: M. V.Lipold als Chefgeologe, Dr. G. Stache und D. Stur 
als Sectionsgeologen. Als wichtigste Vorarbeiten sind hier hervorzuheben 
jene von Haquet, von Dr. A. Bou& von L. v. Buch, von A. v. Morlot 
u.8. w. 

5. Die geologischen Aufnahmsarbeiten in Steiermark für den dortigen 
geognostisch-montanistischen Verein wurden in den Jahren 1846 bis 1860 
durchgeführt. Als Aufnahms-Commissäre fungirten der Reihe nach die 
Herren Ad, v. Morlot, Dr. J. Andrae, F.Rolle und Th. v. Zollikofer. 
Zeitweiligen Antheil an den Arbeiten nahmen überdies die Herren Al. G o- 
banz, Alb. v.Miller, Vine. Pichler, Ferd. Seeland, A. v.Schouppe 
und Fr. Wodiczka. Eine Revision einiger Theile des Landes wurde spä- 
ter in den Jahren 1863 und 1864 durch Herrn D. Stur, der die schliess- 
liche Zusammenstellung der vom Vereine herauszugebenden Karte über- 
nommen hatte, ausgeführt. 

Wichtige Vorarbeiten für die geologische Landeskenntnpiss hatten in 
früherer Zeit nebst den schon bei Oesterreich genannten, insbesondere die 
Herren M. J. Anker und F. Unger geliefert. 

Von den uns erst nur in Uebersichtsaufnahmen vorliegenden weiteren 
Gebieten wurde: 

6. Kroatien und die kroatische Militärgrenze, sowie Slavonien in den 
Jahren 1861 und 1862 von Herrn Bergrath Fr. Foetterle als Chefgeolo- 
gen, und den Herren D. Stur, Dr. F. Stoliczka und Heinrich Wolf als 
Sectionsgeologen und 

7. der noch auf Blatt VI entfallende westliche Theil von Ungarn im 
Jahre 1861 von mir als Chefgeologen und den Herren Dr. G. Stache und 
Dr. F. Stoliczka als Sectionsgeologen bearbeitet. 

Die Alpenkette, die wir bei Besprechung des Blattes V unserer Karte 
ostwärts bis zum Meridian des Grossglockners verfolgt hatten, streicht im 
Wesentlichen unverändert und immer noch deutlich geschieden in eine 
Mittelzone, dann eine nördliche und südliche Nebenzone ostwärts fort bis 
in die Nähe von Graz. Die weit nach Westen eingreifende Bucht jung- 
tertiärer Gesteine, welche ringsum an den händern des grossen ungarischen 
Beckens entwickelt sind, spaltet sie hier in zwei Arme, deren nördlicher 
eine Richtung nach NO. annimmt und die Verbindung mit den Karpathen 
vermittelt, während der südliche nach SO. sich wendend, wenn auch mit 
theilweise sehr abweichenden geologischen Charakteren durch die ausge- 
breiteten Bergländer des Karstes und der kroatischen Gebiete mit den Ge- 
birgen Dalmatiens und des ganzen sogenannten illyrischen Dreieckes in 
unmittelbarer Verbindung steht. — Die am Rande der Grazer Bucht ab- 
gelagerten älteren Sedimentgesteine stehen weder mit jenen der nörd- 
lichen noch mit jenen der südlichen Nebenzone in unmittelbarer Verbin- 
dung, sie erheischen daher für sich eine abgesonderte Behandlung. Der 
besseren Uebersicht wegen gliedern wir demnach unseren Stoff hauptsäch- 
lich nach den angedeuteten geologischen Momenten und betrachten der 
Reihe nach: 1. Die Mittelzone der Alpen, 2. die nördliche Nebenzone, 8. 
die südliche Nebenzone mit den sich ihr im Süden anschliessenden Berglän- 
dern des Karstes, Kroatiens und der kroatischen Militärgrenze, 4. die älteren 
Sedimentgesteine der Grazer Bucht, 5. die tertiären Randgebilde der 
Ebene und die letztere selbst. 

i * 


% 


A Franz R. v. Hauer. [4] 


I. Die Mittelzone der Alpen. 


Mit stets zunehmender Breite, dagegen aber mehr und mehr abnehmen- 
der Höhe streicht die Mittelzone der Alpen vom Meridian des Grossglockners 
her weiter nach Osten. Als ihre nördliche Grenze muss man die Grauwacken- 
zone betrachten, welche aus der Gegend von Saalfelden durch das obere 
Ennsthal und weiter über Kottenmann, Vordernberg und Neuberg in fast 
ununterbrochenem Zusammenhange zu verfolgen ist bis Schottwien und 
Gloggnitz südlich von Wien. 

In gleicher Weise betrachten wir als Südgrenze der Mittelzone im 
westlichen Theile des Gebietes unserer Karte den Zug von Gesteinen der 
Steinkohlenformation, der aus derGegend von Inichen und Sillian im Puster- 
thale entlang der Südseite des Gailthales ununterbrochen fortstreicht, bis 
in die Gegend südlich von Villach in Kärnten. Weiter im Osten dagegen ist 
es schwieriger diese Grenze zu fixiren, da in diesem südöstlichen Theile der 
Alpen sich die an der Zusammensetzung der Gebirgsmassen theilnehmenden 
sedimentären und krystallinischen Gesteine in wiederholte Züge gliedern ; 
als ungefähre Grenze mag betrachtet werden die Drauebene bis in die Ge- 
gend von Völkermarkt und weiter eine Linie über Bleiburg, Windischgraz, 
Rötschach bis Windisch-Feistritz. Aber auch weiter im Süden noch tritt in 
dem langen schmalen Zuge aus der Gegend südwestlich von Eisenkappel in 
Kärnten, über Schwarzenbach bis Pleschivetz Südlich von Windischgraz 
eine bedeutende Partie krystallinischer Gesteine zu Tage, welche analog den 
krystallinischen Inseln im westlichen Theil der südlichen Nebenzone (siehe 
Erläuterungen zu Blatt V unserer Karte Seite 13) durch zwischenliegende 
Sedimentgesteine von den krystallinischen Gesteinen der Mittelzone ge- 
trennt ist. 

Die Hauptmasse der nach den angedeuteten Grenzlinien abgeschlos- 
senen Mittelzone besteht aus krystallinischen Schiefer- und — weit unter- 
geordueter — Massengesteinen, aber nebenbei gelangen innerhalb dieser 
Grenzen auch sehr bedeutende Massen von sedimentären Gesteinen zur Ent- 
wicklung. So insbesondere in den Radstädter-Tauern, wo dieselben als zur 
Schieferhülle der Centralmasse des Ankogel gehörig eben so wie die analo- 
gen Gebilde weiter im Westen bereits bedeutende Metamorphosen erlitten 
haben, so ferner die ihnen im Süden gegenüberliegenden, aber weiter nicht 
wesentlich metamorphosirten Sedimentgesteine des Lienz-Villacher-Z uges, 
— so die Steinkohlengebilde des Eisenhut und der Stangalpe, dann des Paal- 
grabens, so die älteren Sedimentgesteine im Gurk- und Lavantgebiet, so 
endlich zahlreiche isolirte Ablagerungen jüngerer Tertiärgebilde in zahl- 
reichen Niederungen und Thaltiefen des ganzen Gebietes. 


a) Die krystallinischen Schiefer und Massengesteine der 
Mittelzone. 


Nur im westlichen Theile unserer Mittelzone, so weit sie auf Blatt VI 
dargestellt ist, und zwar ungefähr in der Mitte ihrer Breite erscheint noch 
der charakteristische Centralgneiss der bereits in den Erläuterungen zu 
Blatt V Seite 5 näher geschildert wurde. Er bildet hier die mächtige Cen- 
tralmasse des Ankogel-Hafnereck und die kleinere im Südwesten von dieser 
gelegene und nur durch eine schmale Zone von Gesteinen der Schieferhülle 
von ihr getrennte Centralmasse des Hochnarr-Herzog Ernst Beide zusammen 


[5] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 5 


sind von der grossen auf Blatt V unserer Karte fallenden Oentralmasse des 
Löffelspitz und der Krimler-Tauern durch eine breitere Schieferzone getrennt, 
welcher auch die imponirende Grossglocknerspitze angehört. Die Ankogel- 
masse scheint einen nach unten oftenen Fächer zu bilden und auch in der 
Masse des Hochnarr ist im nordwestlichen Theil dieselbe Anordnung der Schich- 
ten zu beobachten; im südöstlichen ‘[’'heil dagesen fallen nach Stur die 
Schichten gleichmässig nach SW. conform den Schichten der Schieferhülle, 
welche diese Masse von der des Ankogels trennt, und auch conform den zu- 
pächst anliegenden Centralgneisspartien der Letzteren selbst. 

Die Gesteine der Schieferhülle, welche die genannten Centralmassen 
umgeben, und von einander scheiden, bestehen, namentlich nordseits, der 
Hauptsache nach aus Kalkglimmerschiefer und chloritischen Schiefern, denen 
sich eigentliche Glimmerschiefer, körnige Kalke, Serpentine u. s. w. beige- 
sellen. Von dem mannigfaltigen Wechsel dieser Gesteine, deren ostwestlich 
streichende Zonen von dem Gross-Arler-, Gasteiner-, Rauriser-, Fuscherthal 
senkrecht durchschnitten werden, können wohl nur Karten in grösserem 
Maassstabe als unsere Uebersichtskarte ein annähernd richtiges Bild ge- 
währen. 

Weiter im Süden und Osten von den eben erwähnten Centralmassen 
scheint durchwegs nur altkrystallinisches Gebirge in der Mittelzone zu herr- 
schen, das im Norden nachweisbar älter ist als die ihm auflagernde siluri- 
sche Grauwacke, im Süden jedenfalls wenigstens älter als die auflagernden 
Gesteine der Steinkohlenformation. 

Die südlich vom Ankogel entwickelte Masse des Pollinik und Kreuz- 
eck besteht vorwaltend aus granatführendem Glimmerschiefer, der constant 
nach Süden, von der Ankogelmasse ab, fällt; eben so besteht die südlich 
von den Sedimentgesteinen des Lienz-Villacher-Zuges im Gailthale auftau- 
chende Zone krystallinischer Gesteine, welche nach Westen zu über Sillian 
mit der Hauptmasse der Mittelzone zusammenhängt, aus echtem Glimmer- 
‘ schiefer, der steil aufgerichtet ist, aber doch an einigen Stellen eine sattel- 
förmige Stellung der Schichten, mit Einfallen nach Norden unter die an- 
grenzenden Triasgebilde und nach Süden unter die Kohlenformation er- 
kennen lässt, 

Ostwärts vom Ankogel bis zum Meridian von OberZeyring und Gutta- 
ring in Kärnten herrschen in der ganzen Breite der Mittelzone die Glimmer- 
schiefer und Thonglimmerschiefer weitaus gegen alle übrigen krystallinischen 
Gesteine vor. Namentlich im Ennsgebiete, aber auch theilweise weiter im 
Süden lassen sich im Glimmerschiefer selbst noch zwei Gruppen unterschei- 
den, eine ältere, von Stur bezeichnet als „Erzführender Glimmerschiefer* 
bestehend aus quarzreichen, groben, uneben brechenden Gesteinen, die häu- 
fige Uebergänge und Wechsellagerungen mit untergeordneten Gneiss- 
schichten zeigen, und vielfach Eisenkiese, dann aber auch Kupfer, Nickel 
und Kobaltkiese führen. Jünger als sie sind dann die „Granatführenden 
Glimmerschiefer,“ in welchen meist der Glimmer sehr reichlich entwickelt 
ist und über den Quarz vorherrscht. Ueber ihnen erst folgt der auf unserer 
Karte ausgeschiedene Thonglimmerschiefer, der im Ennsthal noch durch 
eine sehr regelmässig fortstreichende Zone von Chloritschiefer von den 
Grauwackengebilden getrennt wird. 

Dass übrigens auch untergeordnete Einlagerungen anderer Schiefer, 
und namentlich krystallinischer Kalksteine nicht fehlen, bedarf kaum einer 


6 Franz R. v. Hauer [6] 


besonderen Erwähnung. Letztere finden sich am mächtigsten und verbrei- 
tetsten einmal in der Umgegend von Murau, Oberwölz und Friesach, dann 
wieder in jener von Ober-Zeyring und Judenburg. 

Das östliche Ende der Mittelzone, sowohl der noch ungetrennt fort- 
streichende Theil vom Meridian von Zeyring bis zur Grazerbucht, wie auch 
weiter die diese Bucht im Norden und Süden begrenzenden Arme, ja selbst 
die noch weiter östlich aus dem Tertiärlande emporragenden Inselgebirge, 
die als eine Fortsetzung dieser Arme betrachtet werden können, zeichnen 
sich wieder aus durch das Auftreten sehr bedeutender Gneiss- und selbst 
Granitmassen, von welchen aber wenigstens die Ersteren nirgends die Charak- 
tere von Eruptivgebilden zeigen und daher auch nicht mit dem Centralgneiss 
der Tirol-Salzburger-Alpen, von dem sie überdiess petrographisch ver- 
schieden sind, zusammengestellt werden können. 

Derartige Gneissmassen finden sich noch vor der Spaltung der Cen- 
tralkette durch die Grazer-Bucht, im Norden die des Zinkenkogel und Bösen- 
stein, in deren südlicher Hälfte auch echter Granit in bedeutenden Partien 
entwickelt ist, dann im Süden die noch viel ausgedehntere Masse der Sau- 
und Koralpe, welche durch das Lavantthal in eine östlrehe und eine west- 
liche Hälfte getrennt wird. In dieser Masse kömmt kein echter Granit zur 
Entwicklung, sehr zahlreich sind dagegen die Einlagerungen krystallinischer 
Kalke, die durch ihre ausgedehnten Spatheisensteinlager (Hüttenberg und 
Lölling) eine besondere Bedeutung erlangen, dann anderer krystallinischer 
Schiefer, darunter insbesondere auch die durch ihren Reichthum an seltenen 
Mineralien bekannten Eklogite. 

Getrennt werden die Gneiss- Massen der Sau- und Koralpe von jener 
des Hochzinken durch eine vorwaltend aus Glimmerschiefer bestehende 
Gesteinszone, welche häufig mit Hornbiendeschiefern in Verbindung steht 
und in welcher bei Kraubath nordöstlich von Knittelfeld eine mächtige Ser- 
pentinmasse ausgeschieden ist. 

Noch möchte ich hervorheben, dass, wie namentlich aus den Unter- 
suchungen von Rolle hervorgeht, die Gablung der Centralkette hier an 
ihrem Ostende auch im Schichtenbau sehr deutlich ausgedrückt ist. Die 
nordwestlich an die Grazerbucht angränzenden krystallinischen Gesteine, im 
Systeme der Stubalpe, streichen von Südwest nach NO. und fallen zunächst 
an den Sedimentgesteinen nach SO. unter die devonischen Gesteine der Grazer- 
bucht, weiter im Norden dagegen nach NW. — Im Systeme der Koralpe da- 
gegen streichen die Schichten beinahe im rechten Winkel zu jenem der Stub- 
alpe von NW. nach SO. und fallen meist nach NO. 

‘In dem nördlichen Schenkel der Grazer Bucht bemerken wir die lange 
gestreckte, aber verhältnissmässig schmale Gneissmasse, welche an der Nord- 
seite des Mürzthales entwickelt ist; ihre Schichten fallen regelmässig und 
concordant nach Norden unter die Grauwackengesteine ein, von welchen sie 
nur stellenweise noch durch schmale Zwischenlagerungen von Glimmer- 
schiefer und Chloritschiefer, erstere in Verbindung mit körnigen Kalken, ge- 
trennt werden, Südlich vom Mürzthale herrschen Glimmerschiefer mit den 
gewöhnlichen Einlagerungen vor, unter welchen aber in der Umgegend von 
Bärnegg die Hornblendeschiefer mit Serpentinen in sehr bedeutender Mäch- 
tigkeit selbstständig entwickelt sind. Das Fallen dieser verschiedenen 
Schiefer weiter im Norden noch nördlich unter den Gneiss gerichtet, wird 
gegen die devonischen Gesteine der Grazer Bucht zu ein Südliches. 


17] seologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. T 


Noch weiter östlich folgt dann die ausgedehnte Gneissmasse des Raben- 
waldes und Wechsel’s, deren Schichten, ganz abweichend von jenen der bis- 
her betrachteten Partien, beinahe durchgehends von NW. nach SO. streichen 
und nach Südwest einfallen. Man kann sie demnach gewissermassen als 
Gegenflügel der Gneissmasse der Koralpe betrachten. C2jZek, dem wir sehr 
genaue Untersuchungen über diese Gegend verdanken, bezeichnet die Gegend 
von Scheiblingkirchen (im Leithathale zwischen Pitten und Aspang gelegen) 
als einen Knotenpunkt, von welchem aus die Schichten des krystallinischen 
Gebirges nach drei Richtungen abfallen; einmal nach SW., die eben er- 
wähnten Gneissmassen, dann nach NW., in Uebereinstimmung mit der all- 
gemeinen Fallrichtung im Mürzthale, die Glimmerschiefer, Gneisse und kör- 
nigen Kalke in der südlichen Umgebung von Gloggnitz und Pitten, endlich 
nach O. und SO. die ganze Schieferpartie zwischen Forchtenau und Bern- 
stein, in welcher in langen von Norden nach Süden streichenden Zügen im 
vielfachen Wechseln Gneiss, Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer ein- 
ander folgen, und in welchen in der Umgebung von Bernstein mächtige 
Massen von Serpentin und Chloritschiefern entwickelt sind, während weiter 
im Norden bei Landsee westlich von Kobersdorf eine ansehnliche Basalt- 
masse den Gneiss durchbricht. 

Mit völlig zerrissenen Rändern endet das krystallinische Gebirge des 
Nordost-Armes der Centralkette gegen das Tertiärland der Niederungen. 
Oberflächlich völlig getrennt durch über die hohen Sättel wegziehende Ter- 
tiärgebilde, aber orographisch doch noch zusammenhängend mit der Haupt- 
kette erscheinen die ausGlimmerschiefer und, mitunter granitartigem, Gneiss 
bestehenden Inseln südwestlich bei Oedenburg, die immer noch ein hoch aus 
der Niederung emporragendes Gebirge darstellen; die gleichen 'Gesteine be- 
obachtet man in den, theilweise nur in den Thälern blossgelesten Partien 
am Stob-Bach, der durch den lange bekannten Basaltdurchbruch bei Ober- 
Pullendorf ein besonderes Interesse erregt, und an der Rabnitz. Nur durch 
einen schmalen Arm bei Bernstein endlich hängt die mächtige Halbinsel 
krystallinischer Gesteine zwischen Güns und Schlaming mit der Centralkette 
zusammen. Sehr bemerkenswerth ist es, dass in dieser Halbinsel nach den 
Untersuchungen von Stoliczka wieder Gesteine auftreten, welche mit jenen 
der Schieferhülle der Centralmassen der Salzburgeralpen die grösste Aehn- 
lichkeit besitzen. Sie bestehen aus nordsüdlich streichenden, aber westlich 
einfallenden wechselnden Zonen von Kalkglimmerschiefer und „grünen 
Schiefern“ d. h. Glimmerschiefern, in welchen der Glimmer häufig durch 
ein grünes chloritartiges Mineral ersetzt ist. Weiter im Süden schliessen 
sich dann die aus den gleichen Gesteinen bestehenden Inseln westlich von 
Steinamanger und bei Güssing so wie die inmitten der Grazer Bucht auf- 
tauchende kleine Glimmerschiefer-Insel östlich von Gleichenberg an. 

Als eine nordöstliche Fortsetzung des nördlichen Armes der Central- 
kette erscheinen dann ferner noch die kleinen Gneisshügel in der südöst- 
liehen Umgebung von Oedenbuig, die kleinen Gneiss- und Granit-Inseln der 
Rusterberge, die ausgedehntere Gneissmasse des Leithagebirges, deren 
Schichten von SW. nach NO. streichen und nach SO. einfallen, endlich die 
am Nordrande unserer Karte noch erscheinenden»Gneiss- und Granitpartien 
der Hainburgerberge, die aber, wenn auch durch das Donauthal getrennt, 
mehr schon dem Systeme der Karpathen als jenem der Alpen anzugehören 
scheinen. 


8 Franz R. v. Hauer. [8] 


Wenden wir uns nunmehr zum südlichen Arme der Mittelzone. Der- 
selbe bricht weit rascher gegen die Ebene ab als der nördliche. In der That 
wird er nur durch den Stock des Bachergebirges, und die diesem im Norden 
vorliegenden krystallinischen Gesteine des Drauthaleszwischen Hohenmauthen 
und Marburg gebildet. 

Wenn irgend eine Partie der Ostalpen, so könnte das Bachergebirge 
mit den Centralmassen der Westalpen verglichen werden. Dasselbe besteht 
auseinem ausgedehnten, elliptisch geformten eentralen Stoek von Granit, der 
Yingsum mantelförmig von krystallinischen Schiefern, namentlich Gneiss und 
Glimmerschiefer umhüllt und überlagert wird. Das Centralgestein gleicht aber 
weder dem Protogyn der Schweizeralpen, noch dem Centralgneiss der Tauern- 
masse, es ist vielmehr gemeiner, theils gröber theils feiner körniger Granit, und 
was die umhüllenden Schiefer betrifft, so zeigen auch nur jene, die sich in NW. 
anschliessen und die Bachermasse von jener der Koralpe trennen, die chlori- 
tischen, thonschieferartigen, weniger scharf charakterisirbaren Varietäten, 
welche den Gesteinen der Schieferhülle eigen zu sein pflegen. 

Die durch eine schmale Zone tertiärer Gesteine von der Bachermasse 
getrennten krystallinischen Schiefer des Drauthales bestehen zu unterst aus 
(neiss, dem nach oben Glimmerschiefer mit Einlagerungen von Hornblende- 
schiefern, und noch höher chloritschiefer- und thonschieferartige Gesteine 
folgen. 

So wie im Nordosten haben wir nun auch im Südosten eine Reihe aus 
den Niederungen auftauchender Inseln von krystallinischen Gesteinen zu 
verzeichnen, welche, wenn auch hier vielleicht mit weniger Sicherheit als im 
Norden, als eine weitere Fortsetzung des südöstlichen Armes der Mittelzone 
betrachtet werden können. Es gehören dahin: 

1. Die wenig ausgedehnten Glimmerschiefer-Partien nordwestlich von 
Kreuz in Kroatien. 

2. Die zwei krystallinischen Inseln des Agramer Gebirges, deren nord- 
östliche aus Glimmerschiefer besteht, während die südwestliche nach den 
Mittheilungen von Vukotinoviö wie vonFoetterle in ihrer Hauptmasse 
aus eigenthümlichen dioritischen, theils körnigen theils schiefrigen Gesteinen 
gebildet wird, die im Wesentlichen aus Hornblende und einem Feldspath 
bestehen. 

3 Das Moslavinergebirge OSO. von Agram bestehend aus einer an- 
sehnlichen Masse von feinkörnigem gewöhnlichem Granit, dem sich im Osten 
eine eben so ansehnliche Masse von Glimmerschiefer anschliesst. 

4. Das Westslavonische Gebirge, dessen westliche Hälfte nur auf 
unserem Blatt VI erscheint. In demselben ist insbesondere Granit, meist 
grobkörnig, mitunter auch mit porphyrartig eingewachsenen Feldspath- 
zwillingen, mächtig entwickelt; nebstbei ist aber auch Glimmerschiefer mit 
Einlagerungen von Gneiss und von Hornblendeschiefern in der südlichen 
Hälfte weit verbreitet. 


b) Petrefactenführende Sedimentgesteine im Gebiete der 
Mittelzone. 


Gebilde sehr verschiedenen Alters, und sehr unregelmässig vertheilt, 
sind es, welche im Bereiche der nach den oben angegebenen Linien abge- 
srenzten Mittelzone auf theilweise Ueberfiuthungen dieses Gebietes im Laufe 
der verschiedenen geologischen Epochen schliessen lassen. Dass derartige 


[9] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. g 


Ueberfluthungen aber, schon von den Zeiten des Absatzes der silurischen 
Gesteine her stets nur theilweise waren, dass also während der ganzen Zeit- 
dauer der Bildung der Sedimentgesteine der nördlichen und südlichen Neben- 
zone im Gebiete der Mittelzone Inseln oder grössere zusammenhängende 
Festlandsstrecken aus dem umgebenden Meere emporragten, scheint eine 
nähere Betrachtung der Verhältnisse ziemlich klar zu beweisen. 

Als der Silurformation angehörig verzeichnet unsere Karte, nach 
den Aufnahmen von CZjZek eine Reihe von theils aus Thonschiefern und 
Quarziten, theils aus Kalksteinen, Rauchwacken und Dolomiten bestehenden 
Gesteinspartien, welche gegen das Ende des nordöstlichen Schenkels der 
Mittelzone zu, in der Gegend südlich von Wiener-Neustadt, Gloggnitz, 
Mürzzuschlag theils in isolirten Partien den krystallinischen Gesteinen auf- 
lagern, theils im Zusammenhange stehend mit der nördlichen Grenzzone der 
Grauwackengesteine tief in das Gebiet der Mittelzone eingreifende Buchten 
bilden. Bei dem gänzlichen Mangel an bezeichnenden Petrefacten hält es 
schwer, die kalkigen Gesteine dieser Partien von den krystallinischen Kalken, 
die Thonschiefer aber von den Thonglimmerschiefern der Mittelzone mit 
einiger Sicherheit zu scheiden. 

Eine Fortsetzung der in der Grazer Bucht so mächtig entwickelten 
devonischen Gesteine weiter nach Westen in das Gebiet der Mittel- 
zone hat man bisher nirgends beobachtet. 

Sehr mächtig dagegen wieder sind die Ablagerungen der Stein- 
kohlenformation im Gebiete der Mittelzone vertreten. Vor Allem ist 
unter denselben die mächtige Masse des Eisenhut und der Stangalpe, an 
der Grenze zwıschen Steyermark, Kärnten und Salzburg hervorzuheben. Die- 
selbe ist muldenförmig den krystallinischen Schiefern aufgelagert und be- 
steht nach den Beobachtungen von Vincenz Pichler aus von unten nach 
oben concordant gelagerten: 1. feinkörnigem Kalkstein, 2. den unteren grau 
oder grünlichgefärbten Thonschiefern, 3. Conglomerat mit schmalen Einla- 
gerungen von dunkelgefärbten feinen Schiefern, 4. den oberen Schiefern, 
welche petrographisch von den unteren Schiefern (Nr. 2) nicht zu. unter- 
scheiden sind. Nur in den dem Conglomerate eingelagerten Schiefern kennt 
man bisher organische Reste, und zwar eine reiche und mannigfaltige Land- 
flora der Steinkohlenzeit. Die anderen drei Schichtgruppen haben bisher nichts 
davon geliefert, und insbesondere gelang es nicht in denselben marine 
thierische Reste aufzufinden, wie dieselben so häufig in den Gailthaler 
(Steinkohlen-) Gebilden der südlichen Nebenzone sich vorfinden. 

Eine zweite kleinere Insel von Steinkohlengebilden ist im Paalgraben 
südwestlich von Murau entwickelt. Sie besteht der Hauptmasse nach aus 
Conglomeraten, denen sich am Westrande auch Schiefer und Kalksteine bei- 
gesellen. 

Auf weniger sicheren Anhaltspunkten beruht die Einreihung der auf 
unseren Karten der Steinkohlenformation zugezählten Gebilde im kärntne- 
rischen Mittellande nördlich von der Drau in den nördlichen Umgebungen 
von Klagenfurt und Völkermarkt Dieselben bestehen aus verschieden ge- 
färbten Thon- und Quarzschiefern mit Einlagerungen von halb kıystallini- 
schen Kalksteinen. Sie ruhen auf Thonschiefer, und werden von den untersteri 
Gesteinen der Triasformation überlagert. 

Ablagerungen mesozoischer Schichtgesteine im Gebiete der Mittel- 
zone, so weit dieselbe auf Blatt VI unserer Karte dargestellt ist, haben wir nur 

Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 2 


10 Franz R. v. Hauer. 110] 


in drei Regionen zu verzeichnen, und zwar in dem Gebiete der' Radstädter- 
Tauern, in dem merkwürdigen Lienz-Villacher Gebirgszuge, und im kärnt- 
nerischen Mittellande im Gebiete des Gurk- und des Lavantthales. 

DieRadstädter-Tauerngebilde bestehen aus mehr:oder weniger 
metamorphosirten sehr verschiedenartigen Schiefern und Kalksteinen,, von 
denen, wenn sie auch vielfältig mit einander wechsellagern, doch im Allge- 
meinen die Schiefer eine tiefere Lage als die Kalksteine einzunehmen 
scheinen. Sie bilden eine von Ost gegen West allmählig an Breite abneh- 
mende Masse, die sich keilförmig einschiebt, zwischen die hoch krystal- 
linischen Gesteine der Schieferhülle der Ankogelmasse im Süden und die 
Grauwacken- und weiter altkrystallinischen Gesteine des Pongau und Pinz- 
gau im Norden. Den einen, wie den anderen dieser sie begrenzenden Ge- 
steine liegen die Radstätter - Tauerngebilde und zwar meist mit concor- 
danter Schichtenstellung auf; Spuren von Petrefacten, die an mehreren Stellen 
darin gefunden wurden, schienen dem Entdecker derselben Herrn Stur auf 
Trias zu deuten und so wurde denn auch aufunseren Karten die ganze Masse 
als der unteren Trias angehörig verzeichnet; wahrscheinlich wird es übrigens 
bei wiederholten eingehenderen Untersuchungen gelingen hier eben so mehrere 
Formationen zu unterscheiden, wie diess neuerlich Herrn A. Pichler im 
Sillgebiete gelang. 

Parallel dem Zuge der Radstädter-Tauerngebilde und ihnen gegenüber 
nahe am Südrande der Mittelzone erstreckt sich der Zug der Sedimentge- 
steine des Lienz-Villacher Gebirgszuges von Westen nach Osten. Seine 
Gesteine stehen aber nicht in Contact mit der Schieferhülle der Tauern-Cen- 
tralmassen, sondern sind von denselben durch eine breite Zone altkrystalli- 
nischen Glimmerschiefers getrennt. Im Süden scheidet sie der schmale 
Glimmerschieferzug des Gailthales von dem Hauptzuge der Steinkohlenge- 
bilde der südlichen Nebenzone. 

Eben so viele, schwer erklärbare Eigenthümlichkeiten aber wie das 
Auftreten dieses ganzen Zuges überhaupt, eben so viele bietet auch seine 
Zusammensetzung. Er besteht aus Sedimentgesteinen, die nicht weiter me- 
tamorphosirt und völlig analog sind jenen der nördlichen und südlichen Ne- 
benzonen, und zwar von der unteren Trias angefangen bis hinauf zum Lias, 
Als tiefstes Glied treten die Werfener-Schiefer auf und ruhen ohne Zwi- 
schenlagerung von Gesteinen der Kohlenformation auf dem Glimmerschiefer, 
während doch im Süden von der kaum eine halbe Meile breiten Glimmer- 
schieferzone des Gailthales die Gesteine der Steinkohlenformation in so aus- 
serordentlicher Mächtigkeit entwickelt sind. Diese Werfener-Schiefer bilden 
im Westen die Süd-, im Osten dagegen die Nordgrenze des Zuges gegen den 
Glimmerschiefer; ihnen folgen dann im Osten gegen Süden, im Westen da- 
gegen gegen Norden zu, in mehr oder weniger regelmässigen Zonen, die jüngeren 
Gesteine, und unter diesen fällt es wieder sehr auf als höchstes Glied über 
den Kössener-Schichten und Dachsteinkalken echte rothe Adnetherkalke 
und graue Fleckenmergel mit bezeichnenden Petrefakten entwickelt zu sehen, 
wie sie uns sonst aus den ganzen Südalpen östlich vom Gardasee nicht be- 
kannt geworden sind. 

In der dritten der bezeichneten Regionen endlich in der nördlichen 
Umgebung von Klagenfurt und Völkermarkt folgen auf die schon 
früher erwähnten wahrscheinlich der Kohlenformation angehörigen Gesteine 
zunächst untere Trias und zwar Werfener-Schiefer und Guttensteinerkalke und 


[11] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 11 


weiter, während alle anderen Zwischenglieder fehlen, unmittelbar obere Kreide, 
der sich noch bei Guttaring die bekannten petrefaktenreichen, aber räumlich 
sehr beschränkten Eocengebilde anreihen. 

Allgemeiner verbreitet, wenn auch meist in nicht sehr ausgedehnten 
Partien finden wir im Gebiete der Mittelzone Ablagerungen jungtertiärer 
Gesteine, welche durch reiche Braunkohlen - Ablagerungen für unsere an 
mineralischem Brennstoffe leider so armen Alpenländer eine besondere Wich- 
tigkeit erlangen. Meist an die Thalniederungen gebunden, aber doch oft 
zu beträchtlichen Höhen emporsteigend, auch abgesonderte, mitunter ansehn- 
lich hoch gelegene Becken erfüllend, lassen sie erkennen, dass das Alpen- 
festland zur Zeit der Ablagerung der jüngeren Tertiärgebilde vielfach von 
Wasseransammlungen unterbrochen war. 

Nur für eine Region übrigens, für das untere und obere Lavantihal 
ist das Hereinreichen einer Meeresbucht in das Gebiet der Mittelzone durch 
das Vorkommen zahlreicher Petrefakten, die mit solchen der Marinschichten 
des Wiener-Beckens übereinstimmen mit Sicherheit nachgewiesen. In den 
übrigen Ablagerungen sind nur Reste von Land oder Süsswasser-Organis- 
men bekannt geworden. 

In den Tertiär-Ablagerungen entlang dem Mürz- und Murthal, dann 
dem Ennsthale (hier theilweise schon im (ebiete der Grauwackenzone), so 
wie in jenen der isolirten Becken in den steyerischen Alpen überhaupt, lassen 
sich nach den Untersuchungen von Stur ‚zwei wesentlich verschiedene Alters- 
stufen unterscheiden. Die ältere, die namentlich in der Gegend des Mürz- 
thales und unteren Murthales verbreitet ist, wird von ihm als gleichalterig 
mit den marinen Schichten des Wiener-Beckens betrachtet. Ihr gehören 
namentlich sämmtliche Braunkohlenablagerungen des Mürzthales, Parschlug, 
Turnau, Urgenthal u s. w., dann jene der Umgebungen von Leoben an. A- 
allen diesen Localitäten findet man zu unterst Mergel, Schiefer, und Sandn 
steinschichten mit einer reichen Landflora und hin und wieder mit Wirbal- 
thierresten, welche mit solchen des Leithakalkes und der Cerithienschichten 
des Wienerbeckens übereinstimmen ; über diesen Schichten, welche die Koh- 
lenflötze enthalten, folgen Conglomerate, häufig mit hohlen Geschieben und 
bei Leoben mit Säugethierresten, welche die ganze Ablagerung als ein 
Aequivalent der Leithakalkconglomerate erscheinen lassen. — Auch die 
Kohlenablagerungen von Fohnsdorf, NO. bei Judenburg, gehören übrigens 
wahrscheinlich der in Rede stehenden älteren Stufe der Tertiärschichten an, 
denn die in denselben vorfindliche Congeria scheint doch nicht wie früher 
angenommen wurde mit der die höheren Congerienschichten bezeichnenden 
©. triangularis übereinzustimmen !) und im Hangenden der Kohlenflötze 
finden sich Conglomerate, die Herr Bergrath Foetterle mit Sicherheit 
den Conglomeraten des Mürzthales parallel stellen zu dürfen glaubt; in Ver- 
bindung mit den Letzteren sollen neuerlich sogar echte Nulliporenkalke ge- 
funden worden sein. 

Die obere Stufe der Tertiärablagerungen, die hauptsächlich im oberen 
Mur- und Drauthale, verbreitet ist und die ebenfalls aus mächtigen Schotter- 
ablagerungen besteht, wird von Stur als ein Aequivalent des Belvedere- 


1) Hörnes führt Fohnsdorf unter deu Fundorten der Art in seinem grossen 
Werke über die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien nicht mehr auf. 
{ \ | * 


13 Franz R. v. !lauer. [12] 


Schotters des Wienerbeckens betrachtet; eine Anschauung für welche frei- 
lich die vermeintliche Congeria triangularis von Fohnsdorf den wichtigsten 
Anhaltspunkt geliefert hatte. Bestimmbare Fossilien wurden in diesen Abla- 
gerungen bisher nicht vorgefunden; aber ihre Lagerungsverhältnisse, als 
Hochschotter, im Gegensatze zu dem Terrassen-Diluvium der Flussbetten 
unterscheiden sie einerseits ebenso sicher von den Letzteren, wie sie ander- 
seits jünger zu sein scheinen als die Leithakalkschotter des Mürzthales. Auf 
unserer Karte sind derselben Stufe auch die mächtigen Schottermassen des 
mittleren Drauthales in der südlichen Umgebung von Klagenfurt, unter 
welchen lignitführende thonige Schichten liegen, beigezählt. 


ll. Die nördliche Nebenzone. 


Was bei Besprechung des Blattes V im Allgemeinen über die Gestaltung 
und Beschaffenheit der nördlichen Nebenzone gesagt wurde, gilt mit wenig 
Abweichungen auch von der östlichen Fortsetzung dieser Zone bis zu ihrem 
Bruchrand gegen die Niederung des Wienerbeckens. Sie besteht auch hier 
aus einem breiten Zuge von Sedimentgesteinen, die weder von Aufbrüchen 
altkrystallinischer Massen, noch von irgend ausgedehnteren Durchbrüchen 
jüngerer eruptiver Felsarten unterbrochen werden. 

Im Süden schliesst sie ein regelmässig fortlaufender Zug von silu- 
rischen (Grauwacken-) Gesteinen, die weiter im Norden nicht wieder zum 
Vorschein kommen, gegen die Mittelzone ab. Im Norden dagegen wird sie 
von den jüngeren Tertiärgebilden des oberen Donaubeckens begrenzt, welche 
auch hier wieder auf den Nordrand beschränkt bleiben; keine Ablagerung 
zeugt für ein Eindringen des Neogenmeeres, aus welchem dieselben abge- 
setzt wurden, weiter in das Innere der Nebenzone, und beschränkte Ablage- 
rungen der Neogenzeit, die man daselbst an mehreren Orten kennt, enthalten 
nur Reste von Land- und Süsswasser-OÖrganismen. 

Die Hauptmasse der Nebenzone besteht auch hier aus ziemlich un- 
regelmässig vertheilten oder stellenweise in wiederholten Zügen auftretenden 
Gesteinen von der Trias bis hinauf zum Eocenen. Schärfer aber noch als in 
den westlicheren Theilen macht sich hier der Gegensatz einer nördlichen, 
hauptsächlich aus Sandsteinen bestehenden Zone, gegen die südlichen nach 
ihrem Hauptbestandtheil als „Kalkalpen“ bezeichneten Ketten geltend. 

1. Silurformation. Sie bildet bald in grösserer bald in geringerer 
Mächtigkeit einen fortlaufenden Zug von Saalfelden an der Westgrenze un- 
isees Blattes ostwärts bis zum Südende des Wienerbeckens bei Gloggnitz, 
und ist nur im Ennsthale zwischen Oeblarn und Döllach, in welcher Gegend 
sie überhaupt die geringste Mächtigkeit darbietet, theilweise gänzlich unter- 
brochen, oder von den Enns-Alluvien verhüllt. Ihr Auftreten bezeichnet im 
Allgemeinen zwischen den krystallinischen Gebirgen im Süden und den 
eigentlichen Kalkalpen im Norden eine Tiefenlinie der namentlich das Längs- 
thal der Enns auf eine weite Erstreckung aus der Gegend von Radstatt bis 
Admont folgt. 

Unter den Gesteinen erlangen die meiste Verbreitung Schiefer, dann 
Grauwackensandstein und Conglomerate, aber auch Kalksteine in Verbindung 
mit Dolomiten und Rauchwacken kommen in mächtigen Stöcken oder länger 
fortstreichenden Zügen vor und Quarzite sind namentlich in den östlichen 
Partien des ganzen Zuges entwickelt. Von untergeordneten Lagerstätten 
uutzbarer Mineralien sind vor allem die Spatheisensteinzüge hervorzuheben, 


113] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Mon archie. 13 


auf deren Ausbeutung die für unsere Alpenländer so hochwichtige steye- 
rische Eisenindustrie basirt ist, ferner die seit lange schon in Abbau befind- 
lichen Gypsmassen bei Schottwien und die Stöcke von Magnesit (am Semme- 
ring, im Tragössgraben, im Ennsthal u. s. w.), die sicher mit der Zeit noch 
eine bedeutende praktische Wichtigkeit erlangen werden. Endlich kennt 
man im Gebiete der Grauwackenzone auch Lagerstätten von Kupferkies, von 
silberhaltigem Bleiglanz, von Kobalt und Nickelerzen u. s. w. 

Ein bestimmtes Gesetz der Aufeinanderfolge dieser verschiedenen Ge- 
steinsarten, oder eine gesetzmässige Gliederung der ganzen Formation durch- 
zuführen ist bisher nicht gelungen, indem ungeachtet des beinahe überall 
regelmässigen, in Beziehung auf das ganze Gebirge normalen Einfallens der 
Schiehten nach Norden, die verschiedenen Gesteine, welche an der Zusammen- 
setzung der ganzen Zone Antheil nehmen, bald in höherem bald in tieferem 
Niveau aufzutreten scheinen, und Querprofile, wie sie uns aus den verschie- 
denen Regionen der ganzen Zone vorliegen, durchaus keine Uebereinstim- 
mung erkennen lassen. 

Die wenigen organischen Reste, die man bisher kennt, und zwar sowohl 
die schon älter bekannten von Dienten bei Werfen, als auch die in neuerer 
Zeit entdeckten und von Hrn. D. Stur sehr sorgfältig studierten vom Erz- 
berg bei Eisenerz weisen auf obersilurische Schichten, oder Barrande's 
dritte silurische Fauna. In Eisenerz lassen sich sogar mehrere petrefacten- 
führende Horizonte unterscheiden, ein tieferer im graphitischen Thonschiefer, 
mit verkiesten Orthoceren, übereinstimmend mit dem Vorkommen bei Dienten, 
dann zwei oder drei höhere Horizonte in Kalksteinen und im Spatheisen- 
stein selbst mit Bronteus, Gastropoden, Bivalven, Spiriferen, Rhynchonellen 
u.s.w. Ein Versuch schärfere Parallelen dieser Horizonte, etwa mit den 
Unterabtheilungen der Barrande’schen Etagen in dem böhmischen Silur- 
becken zu ziehen, müsste aber wohl als verfrüht erscheinen. 

2. Untere Trias. Auch in dem östlichen Theile unserer Alpenkette 
folgen die der unteren Trias angehörigen Werfenerschichten mit den sie be- 
gleitenden Guttensteinerkalken, Rauchwacken u. s. w. unmittelbar, und in 
meist concordanter Lagerung auf die silurischen Grauwackengesteine, gegen 
die es sogar in der Praxis nicht selten schwer hält, eine sichere Grenze zu 
ziehen. Sie bilden eine nur im Ennsthale von Gröbming abwärts bis gegen 
Lietzen fehlende, sonst aber ununterbrochen fortstreichende Zone am Nord- 
rand des silurischen Zuges, vom Westende des Blattes VI unserer Karte bei 
Saalfelden bis zu dem schon oft erwähnten Bruchrand der Kalkalpen gegen 
das Wiener Becken, den sie in der Gegend von Ternitz westlich von Neun- 
kirchen erreichen. — Zahlreiche, mitunter zu lange fortstreichenden Zügen 
verbundene Aufbrüche, meist auf Tiefenlinien zu Tage tretend, beweisen 
aber überdiess, dass die unteren Triasgesteine die Unterlage der gesammten 
Kalkalpen bis gegen deren Nordrand hin bilden. Der ausgedehnteste dieser 
Züge bildet einen nach Norden offenen Bogen, dessen Scheitelpunkt in der 
Umgebung von Windischgarsten mit der südlichen Grenzzone der unteren 
Triasgesteine beinahe in Berührung steht, während seine Endpunkte bei 
Gmunden im Westen und Mödling im Osten ganz ,am Nordrande der Kalk- 
alpenkette liegen. Schon bei früheren Gelegenheiten wurde hervorgehoben, 
dass dieser Bogen parallel läuft dem Südrand der ausgedehnten krystalli- 
nischen Gesteine des Böhmerwald-Festlandes. 

Die Hauptbestandmassen der unteren Trias in dem in Rede stehenden 
Theile der Alpen sind die vorwaltend roth oder grünlich gefärbten glimmer- 


14 Franz R. v. Hauer. [14] 


reichen schiefrigen Sandsteine, die wir speciell als Werfener Schiefer be- 
zeichnen, dunkle, meist dünn geschichtete Kalksteine, unsere Guttensteiner 
Kalke, dann Rauchwacken. Grobe Conglomerate, die dem Verrucano der Süd- 
alpen verglichen werden könnten, sind in dem östlichen Theile der Nord- 
alpen verhältnissmässig nur sehr untergeordnet entwickelt. Häufig und in 
bedeutender Mächtigkeit erscheinen Gypslagerstätten. Was die Salzstöcke 
der Alpen betrifft, so wird der Salzstock von Aussee entgegen ‘den früheren 
Ansichten, von Suess und Mojsisovics sowohl als von Stur in neuerer 
Zeit in höhere Niveaux der Trias versetzt, und zwar von den Ersteren in das 
Niveau der Anhydritgruppe, von Letzterem noch höher in das Niveau des 
obertriassischen Lunzersandsteines. 

Nach ihren Beobachtungen aber Schlüsse auf das Alter aller alpinen 
Salzlagerstätten zu ziehen, möchte wohl nicht gerechtfertigt erscheinen, wenn 
man sich des durch Stur selbst constatirten Auftretens von Salz in der un- 
teren Trias des Ennsthales beiHall, dann der von Haidinger beschriebenen 
Pseudomorphosen von Gyps nach Salzwürfeln an zahlreichen Stellen im 
Werfener Schiefer erinnert. Es scheint vielmehr, dass wir es in den Alpen 
mit mindestens zwei Salz führenden Niveaux zu thuen habe. — Dass auch 
ein Theil der Eisenerzlagerstätten der nordöstlichen Alpen der unteren Trias 
zugezählt werden müssen, wurde namentlich durch Lipold nachgewiesen. 

Eine weitere Gliederung der Schichten der unteren Triasformation der 
nordöstlichen Alpen in einzelnen Etagen oder Zonen wurde bisher nur an 
wenigen Stellen versucht. Dass sich häufig in dem höheren Niveau die den 
Sandsteinen eingelagerten Kalke und hauchwacken zu selbstständigen 
Massen entwickeln, ist eine lange bekannte Thatsache, aber auch Detailpro- 
file, wie sie z.B. Stur im Ennsthale, oder Hertle am Gscheid bei Reichen- 
au ausführten, lassen zwar die Aufeinanderfolge petrographisch verschie- 
dener Schichten, nicht aber eine Abtheilung in durch organische Reste 
charakterisirte verschiedene Stufen erkennen. Andeutungen zu einer der- 
artigen Abtheilung werden aber doch durch das von Mojsisovics stu- 
dierte Profil am Arikogl bei Hallstadt geliefert, in welchem als tiefstes 
Glied die Lingulasandsteine, und als das höchste die Kalkplatten mit Natr- 
cella costata erscheinen. 

Räumlich sehr wenig ausgedehnte Durchbrüche von Eruptivgesteinen 
(Gümbel’s Sillit) wurden von mehreren Stellen wie bei Scheffau, am St. 
Wolfgangsee bei Ischl, am Arikogel u. s. w, beobachtet; auf unserer Karte 
konnten sie des kleinen Maassstabes derselben wegen nicht ausgeschieden 
werden, wohl aber bringt dieselbe den ebenfalls mit der unteren Trias im 
innigsten Verbande stehenden Serpentin von Wirflach westlich von Neun- 
KuaOn zur Darstellung. 

Mittlere Trias. (Virgloriakalk.) m dem südlichen Grenz- 
zuge ii Triasgesteine der Ostalpen sind Petrefacten der mittleren alpinen 
Trias bisher nur sehr vereinzelt nachgewiesen. Ein Beweis, dass sie übrigens 
daselbst nicht wirklich fehlen, bieten die von Stur entdeckten, bezeichnen- 
den Brachiopoden Spirif. fragılis u. s. w. bei Golrad südlich von Mariazell. 
— In den nördlichen Aufbrüchen älterer Triasgesteine dagegen wurden von 
unseren Geologen bei den Revisionsarbeiten nicht nur an mehreren Stellen 
diese Petrefacte gefunden, sondern sie haben auch da, wo dieselben fehlten, 
gestützt auf Lagerungsverhältnisse und petrographische Beschaffenheit aller- 
orts eine Scheidung der Gesteine der mittleren von jenen der unteren Trias 


[15] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 15 


durchzuführen gesucht, und ihre sogenannten Gösslinger- oder Reiflinger- 
kalke überall abgesondert zur Darstellung gebracht. 

Was die beiden letzteren Namen betrifft, so wurden ursprünglich der 
Erstere von Lipold in Oesterreich, der Letztere von Stur in Steiermark !) 
für dieselbe Gesteinszone in Anwendung gebracht, welche wir vorher als 
alpinen Muschelkalk, oder nach dem Vorgange Richthofens als „Vir- 
gloriakalk“ bezeichnet hatten. In dieser Bedeutung sind, daher wie mir 
scheint beide überflüssig. — Später dagegen bezeichnet Stur als „Reiflinger 
Kalk“ den alpinen Muschelkalk mit der Cephalopodenfauna im Gegen- 
satze zu jenem mit der Brachiopodenfauna, für welchen er den Namen 

„Recoarokalk“ in Anwendung bringt. 

Diese Trennung, die durch die Vorkommen in n. den Südalpen (Dont im 
Gegensatzezu Recoaro) im Bakonyerwalde u. s. w. hinlänglich gerechtfertigt 
erscheint, beizubehalten, scheint wohl räthlich, wenn es auch bisher noch 
nicht gelang durch direkte Beobachtungen einer Ueberlagerung eine Alters- 
verschiedenheit der beiden Gruppen nachzuweisen, und wenn auchBeyrich 
in seiner Arbeit über die Cephalopoden des Muschelkalkes der Alpen angibt, 
in der Umgegend von Reutte einen Grund zur Trennung dieser Gebilde 
überhaupt nicht gefunden zu haben.?) 

Die Gesteine unserer mittleren Trias sind durchgehends kalkiger Na- 
tur, vorwaltend dunkelgefärbt und dünn geschichtet. Häufig zeichnen sie 
sich durch knollige Erhabenheiten auf den Schichtflächen aus, oder sind 
wohl auch als wirkliche Knollenkalke entwickelt. Charakteristisch ist insbe- 
sondere auch ihr Reichthum an meist dunkel gefärbten Hornsteinen. 

Die ziemlich reiche Fauna der Reiflingerkalke sowohl als der Recoaro- 
kalke erlaubt eine Parallelisirung nur mit der unteren Abtheilung der ausser- 
alpinen Muschelkalkformation, das ist mit dem Wellenkalke. Ziemlich nahe 
liegend ist es daher, dass man in den nächst höheren alpinen Schichtgrup- 
pen, namentlich in den Partnachschiefern, oder anderen Halobien führenden 
Gesteinen das Aequivalent des eigentlichen oder oberen Muschelkalkes suchte. 
Obgleich aber diese Schiefer in der That oft nur schwer gegen den Reiflin- 
_ gerkalk abzugrenzen sind, der selbst ebenfalls noch eineHalobia nicht selten 
enthält, so würde es doch, wie mir scheint noch schwieriger sein die Grenze 
zwischen mittlerer und oberer alpiner Trias in einem höheren Niveau zu 
finden, und überdiess bietet auch die Fauna der gedachten Schiefer gar keine 
Beziehungen zu ausseralpinem Muschelkalk. 

4. Obere Trias. In dem westlichen Theil des auf unserem Blatte VI 
dargestellten Gebietes am Südfusse des ewigen Schneeberges und Dachstein- 
stockes würden, nach den vorliegenden Aufnahmen, entlang der südlichen 
Grenzzone der unteren Triasgesteine die Gebilde der oberen Trias zu fehlen 
scheinen. Spätere Funde des Herren Mayerhofer in Werfen jedoch (Glo- 
bose Ammoniten, Korallen der oberen Trias u. s. w.) beweisen, dass die 
hellen oberen Triaskalke von Westen her mindestens bis an den Fuss des 
ewigen Schneeberges reichen. 

Seit lange berühmt durch ihren ausserordentlichen Reichthum an 
wohl erhaltenen Petrefacten dagegen sind die bunt gefärbten Marmore der 


1) Jahrbuch XV. Verh. S. 42. 

?) Es wäre wichtig zu erfahren ob Beyrich die Cephalopoden wirklich in 
denselben Handstücken oder in einer und derselben Schichte zusammen mit den 
Brachiopuden auffand. 


16 Franz R v. Haner; [16] 


weiter im Norden gelegenen Triasaufbrüche in der Umgegend der Salzlager- 
stätten von Hallein, Hallstatt, Ischl, Aussee u. s. w. die wir als eigentliche 
Hallstätterkalke im engeren Sinne des Wortes bezeichnen. Stellen dieselben 
schon ein Formationsglied dar, welches mit gleichen paläontologischen und 
petrographischen Charakteren nur an sehr wenigen anderen Stellen in den 
Nord- und Südalpen bisher aufgefunden wurde, so wird ihre scharfe Paralle- 
lisirung mit den in anderen Theilen der Alpen entwickelten oberen Trias- 
schichten noch durch den Umstand erschwert, dass in ihrer Nähe die 
verschiedenen genauer charakterisirten Abtheilungen der Letzteren wie Cas- 
sianerschichten, Raibler Fischschiefer, Raibler- und Torerschichten bisher 
kaum mit hinlänglich befriedigender Sicherheit nachgewiesen werden konn- 
ten. Die ganze Masse der Ablagerungen besteht weitaus vorwaltend aus rein 
kalkigen Gesteinen, und gelang es auch Herrn v. Mojsis’ovics in neuerer 
Zeit in seinem Complexe der Zlambach-Schichten eine unter den eigent- 
lichen Hallstättermarmoren gelegene untergeordnete Gruppe von mehr mer- 
geligen und schiefrigen Gesteinen nachzuweisen, so bleibt doch bisher jede 
Gleichstellung derselben mit einer der im obigen genannten Schichtengrup- 
pen zweifelhaft. Ebenso endeckte er zwar lichte dolomitische Bänke, die 
durch ihre Gastropodenfauna an die Esino-Gastropodenkalke erinnern, doch 
konnte das Verhältniss ihrer Lagerung zu den Hallstätterkalken nicht ins 
Klare gebracht werden. — Den wichtigsten Anhaltspunkt zur Beurtheilung 
der Stellung der Hallstättermarmore in der oberen Trias bieten uns die 
Beobachtungen Stur's. In Uebereinstimmung mit Suess und Mojsiso- 
vies nimmt er an, dass unter dem Hallstätter Marmor zunächst der hydrau- 
lische Kalk von Aussee folge, der den Salzstock selbst eingebettet enthält. In 
diesem hydraulischen Kalke fanden sich nebst einigen Korallen und Ammo- 
niten, die mit solchen des Hallstätterkalkes selbst übereinstimmen, zwei 
Bivalven von Dr. Laube als Cassianer-Arten mit Sicherheit bestimmt, und 
unter dem hydraulischen Kalke liegen, wie in Südtirol unter den Cassianer- 
schichten, Wengerschiefer mit Halobia Lommeli. Diese Beobachtungen, die 
es übrigens erwünscht wäre, wiederholt und an anderen Orten bestätigt zu 
sehen, stehen jedenfalls nicht im Wiederspruch, mit meiner älteren Auf- 
fassung der zu Folge die Hallstättermarmore in das gleiche Niveau mit den 
oberen Triaskalken Nordtirols und der lombardischen Alpen zu stellen sind. 
Die Hallstätterkalke selbst lassen nach den Untersuchungen von Herrn v. 
Mojsisovics, deren detaillirter Publication wir mit grosser Erwartung 
entgegen sehen, eine ganze Reihe verschiedener, durch abweichende Petre- 
factenführung wohl charakterisirter Zonen erkennen. 

In weit mächtigerer Entwicklung als in der eben besprochenen Ge- 
gend verzeichnet unsere Karte obere Triasschichten weiter im Osten bis an 
den Bruchrand der Alpen. 

Aus der Umgegend von Eisenerz angefangen bis in die Gegend west- 
lich von Wiener-Neustadt finden wir einen mächtigen Zug von oberen Trias- 
kalken, nördlich von dem Grenzzuge der Werfener- und Guttensteiner- 
schichten entwickelt, der hauptsächlich nur durch die zahlreichen Aufbruchs- 
spalten der letzteren Gesteine in seiner Continuität unterbrochen wird. 
Die Haupt-Bestandmasse des ganzen Zuges bilden hell gefärbte Kalk- 
steine und Dolomite, die man kaum anstehen kann als ein Aequivalent 
der lichten oberen Triaskalke Nordtirols zu betrachten; am Nassköhr bei 
Neuberg stehen mit ihnen auch wieder echte Hallstätterkalke in Verbindung. 


117) Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 17 


Eine Zwischenschichte zwischen ihnen und den unteren Triasgebilden ent- 
lang ihrer Südgrenze ist nicht beobachtet, wohl aber finden sich in einigen 
Aufbrüchen nördlich von Mürzsteg an ihrer Basis mergelige Gebilde, Stur’s 
Avieculaschichten, die derselbe als ein Aequivalent des hydraulischen Kalkes 
von Aussee betrachtet und die demzufolge so wie der letztere auf unserer 
Karte mit der Bezeichnung der Cassianerschichten eingetragen wurden. 

Wesentlich anderer Art endlich sind die Triasschichten in den zahl- 
reichen Aufbrüchen weiter im Norden der Kalkalpen, namentlich in dem 
Gebiete, welches nördlich von der oben erwähnten bogenförmigen Aufbruch- 
linie älterer Triasgesteine Gmunden, Windischgarsten, Mödling liegt. Die 
Kalksteine und Dolomite treten hier ganz zurück, dafür finden sich nebst 

‚ Mergeln und Schiefern in grosser Verbreitung Sandsteine, die Lunzersand- 
steine, mit Kohlenflötzen und einer reichen Landflora Die Reihenfolge der 
Schichten von unten nach oben ist eine sehr bestimmte und in zahlreichen 
Profilen festgestellt. Zunächst über dem Muschelkalk (meist als Reiflinger- 
kalk entwickelt) folgen: 

a) Wengerschiefer. Dunkle Schiefer mit Halobia Lommeli, Ammonites 
Aon. u. 8. w. 

b) Lunzersandstein mit Kohlenflötzen und fossilen Pflanzen, die der 
Flora der Lettenkohle angehören. Eingelagert sind den Lunzersandsteinen 
namentlich in dem tieferen Niveau die sogenannten Reingrabenerschiefer mit 
Halobia Haueri. 

c) Opponitzerkalk. Mergelige Kalkbänke mit zahlreichen Bivalven, 
darunter einige bezeichnende Formen der oberen Abtheilung der Raibler- 
schichten, die neuerlich von Suess mit dem Namen der Torerschichten be- 
zeichnet wurden. Nach oben wechseln sie mit Dolomitbänken bis endlich 

d) der Opponitzer Dolomit herrschend wird. 

Ganz analog mit diesem Verhältnisse beobachtete bekanntlich Pichler 
in den Tiroleralpen Wechsellagerungen an der Grenze seiner oberen Cardita- 
schichte gegen den Hauptdolomit, als welcher auf unserer Karte der Oppo- 
nitzer Dolomit verzeichnet ist. Der Upponitzer Kalk wurde mit den Raibler- 
(oberen Cardita-) Schichten, der Lunzersandstein und Wengerschiefer mit 
den Cassianerschichten vereinigt. 

5. Rhätische Formation. Ostwärts vom Kaisergebirge, in der 
Umgegend von Berchtesgaden hört, wie diess Gümbel so anschaulich dar- 
stellt, die regelmässige Dreitheilung der Schichtengruppe, welche wir als 
thätische Formation zusammenfassen auf. Schrittweise von der Kammer- 
kahrplatte ostwärts die Kössenerschichten, welche den Hauptdolomit vom 
oberen Dachsteinkalk trennen, verfolgend, fand er, dass dieselben sich aus- 
keilen und dann die höheren und tieferen kalkigen Gesteine zu einer kolos- 
salen fast untrennbar verbundenen Kalkmasse zusammenschmelzen, welche 
die Plateaux des steinernen Meeres, des Haagen-, Göhl-, Tännen-, Dachstein- 
gebirges u. s. w. zusammensetzt. 

Nur um eine Schattirung, wenn ich so sagen darf, ist, wie mir scheint, 
diese Anschauungsweise zu ändern. 

In den Kalkhochalpen, namentlich den meisten der eben genannten 
Stöcke, fehlen in der That die typischen Kössenerschichten, das heisst die 
dunkel gefärbten Mergelbänke, mit der bezeichnenden Fauna. Unterscheiden 
lassen sich aber in der Regel auch hier tiefere, versteinerungsarme oder 
leere Schichten von den höheren, hell gefärbten Kalksteinen mit Megalodus 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft: 3 


18 Franz R. v. Hauer. 18} 


triqueter, und diese letzteren sind es, welche von uns ursprünglich mit dem 
Namen der Dachsteinkalke bezeichnetwurden. Eingelagert diesen Dachstein- 
kalken nun sind die in unseren Arbeiten als Starhembergschichten 
bezeichneten Gebilde, das heisst licht gefärbte kalkige Bänke mit der Fauna 
der Kössenerschichten. 

In dem weiter nördlich gelegenen Mittelgebirge, namentlich in dem 
Gebiete zwischen der Salza und Traun, in der Umgegend von Salzburg, 
Hallein, Wolfgang u. s. w. beginnt dagegen die rhätische Formation zwar 
ebenfalls mit mächtigen, dolomitischen, versteinerungsarmen Bänken, über 
diesen aber folgen in mächtiger Entwicklung Lithodendronkalke und typische 
Kössener-Schichten, und zwar erstere nach den älteren Angaben unter den 
Kössener-Schichten gelagert, nach den neueren Beobachtungen von Suess 
am St. Wolfgangsee dagegen ein Zwischenglied zwischen verschiedenen 
Stufen der Kössener-Schichten bildend. Die von Suess beobachtete Einla- 
gerung einer bituminösen Schichte mit Semionotus, die den Seefelderschiefern 
verglichen werden kann, in der höheren Abtheilung des Dolomites, liefert 
einen Beweis mehr, dass der Letztere wirklich Hauptdolomit ist. Den Kös- 
sener-Schichten in wechselnden Bänken eingelagert, und zwar in ihrer tiefsten 
Abtheilung wurden bekanntlich Kalksteine mit den Dachsteinbivalven ge- 
funden. Eine höhere Masse kalkiger Bänke mit dem bezeichneten Fossile, 
dem Gümbel’schen Dachsteinkalk vergleichbar, wurde aber auch im Mittel- 
gebirge nirgends angetroffen. Dem Gesagten zu Folge stellt sich folgende 
Parallelle heraus: 


In Tirol und den baye- Im Hoehgebirge Salzburgs Im Mittelgebirge Salzburgs 


rischen Alpen. u. Ss. W. us w. 
Megalodus-Bänke Dachsteinkalk und Star- Kössener-Schichten und 
(Gümbels Dachsteinkalk.) hemberg-Schichten. Lithodendronkalk. 
Kössener Schichten 
Haupt-Dolomit. _ Haupt-Dolomit. Haupt-Dolomit. 


Noch ist hier zu erinnern, dass es den Bemühungen der HerrenSuess 
und Mojsisovics gelungen ist, in den Kössener-Schichten des Mittelge- 
birges eine ganze Reihe verschiedener durch Petrefacten wohl charakterisirter 
Stufen zu unterscheiden und zwar von unten nach oben 1) die schwäbische 
Facies, 2) die karpathische Facies, 3) den Hauptlithodendronkalk, 4) die 
typische Kössenerfacies, für die Stur den Namen Tirolerfacies vorschlägt, 
5) die Salzburgerfacies. 

Weiter nach Osten bleiben die Verhältnisse nahezu die gleichen Auf 
den schon im Obigen erwähnten Opponitzer-Dolomit, den wir mit dem 
Hauptdolomit parallelisirten, folgt namentlich im Mittel- und Hochgebirge 
Dachsteinkalk, weiter gegen Norden zu aber im Vorgebirge liegen ihm un- 
mittelbar die Kössener-Schichten auf. Nicht selten sind aber auch, wie 
namentlich aus den von Stur und Hertle mitgetheilten Untersuchungen 
hervorgeht, im Hochgebirge Dachsteinkalk und Kössener-Schichten über 
einander entwickelt. In diesem Falle bildet der Dachsteinkalk das tiefere, 
die Kössener-Schichten das höhere Glied. Auch Lithodendronkalke wurden 
an mehreren Stellen beobachtet und zwar nach Hertle als das oberste Glied 
der Kössenerschichten. 

4. Liasformation. Hatten wir schon bei Besprechung der im Vo- 
rigen behandelten Gebilde mehrfach auf Verschiedenheiten im Ganzen gewiss 
gleichzeitiger und einander paralleler Ablagerungen hinzuweisen, die wahr- 


[19] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarehie. 19 


scheinlich auf abweichende Verhältnisse, unter welchen die Ablagerungen 
erfolgten, zurückgeführt werden müssen, so treten uns noch auffallendere 
Unterschiede in der „Facies“ der Ablagerungen der Liasgebilde der Alpen 
entgegen. Zu den bei Besprechung des Blattes V unserer Karte bereits er- 
wähnten Gruppen, den Hierlatz- und Adnether-Schichten, dann den Flecken- 
mergeln gesellt sich in den österreichischen Voralpen eine weitere, die der 
kohleführenden Grestener-Schichten hinzu. 

Vorzugsweise in den Hochalpen als unmittelbare Auflagerung auf 
Dachsteinkalk treten die diekbankigen, marmorartigen, buntgefärbten, so 
ausserordentlich petrefactenreichen Hierlatzschichten auf, von keinen an- 
deren liassischen Schichten unter- oder überlagert. Dass es beigenaueren Detail- 
untersuchungen gelingen wird die ganze Grnppe noch weiter zu gliedern, ist 
jedenfalls sehr wahrscheinlich. Bevor eine derartige Gliederung aber durch- 
geführt ist, wird man wohl auch kaum mit Sicherheit festzustellen im Stande 
sein, welchen Zonen des ausseralpinen Lias die Hierlatzschichten genau 
entsprechen. 

Auch am nördlichen Rand der Kalkalpen aber, in der Umgegend von 
Lilienfeld und an anderen Orten sind petrefacten- insbesondere brachiopoden- 
reiche Kalksteine entwickelt, die viele Arten mit jenen der Hierlatzschichten 
der Hochalpen gemeinsam haben und die in den Arbeiten unserer Geologen als 
Hierlatzschichten bezeichnet werden. Hat aber schon Pe ters nach sorgfäl- 
tiger Untersuchung der Fossilien dieser Schichten auf manche Unterschiede 
gegen die Hierlatzschichten der Hochalpen hingewiesen, und es für wahr- 
scheinlich gehalten, dass sie nur dem ausseralpinen mittleren Lias ent- 
sprechen, während die Letzteren den ganzen oder doch den unteren und mitt- 
leren Lias zu repräsentiren scheinen, so finden seine Ansichten in den Beob- 
achtungen Hertle’s, dass die sogenannten Hierlatzschichten des Nordrandes 
der Kalkalpen stellenweise auf Grestenerschichten (unterem Lias) ruhen, eine 
weitere Bestätigung. 

Die gewöhnliche Form, in welcher der Lias, da wo er auf Kössener- 
schichten gelagert ist, in dem uns beschäftigenden Theile der Alpen auftritt, ist 
die der Adnetherschichten, das heisst in der Form intensiv roth gefärbter 
Kalksteine, mit einer reichen Cephalopodenfauna, gegen welche die seltenen 
anderen organischen Reste völlig in den Hintergrund treten. Für eine schär- 
fere Abgrenzung dieser Adnetherschichten, die übrigens doch wohl noch sehr 
verschiedene Zonen der Liasformation umfassen, wurden in der neuesten 
Zeit mehrere sehr lehrreiche Anhaltspunkte gewonnen. Schon aus den 
früheren Untersuchungen Stur’s kannten wir die gelben „Enzesfelder- 
schichten,“ die mit Amm. angulatus und den zahlreichen Arieten sich an 
mehreren Stellen als unterer Lias von höher gelegenen, dem mittleren Lias an- 
gehörigen rothen Adnetherschichten scheiden, während in Adneth selbst, 
wie die dort vorfindlichen Arieten beweisen, auch tiefere Glieder des Lias 
noch in der Form der Adnetherschichten auftreten. In den schönen Profilen 
westlich vom St. Wolfgangsee entdeckten die Herren Suess und Mojsi- 
sovics zunächst über den Kössenerschichten die Aequivalente der schwä- 
bischen Psilonotusbank mit A. planorbis, darüber die Enzesfelder Arieten- 
kalke und über diesen die rothen Adnetherschichten, welche, da sie noch 
von Fleckenmergeln überlagert werden, ungefähr dem mittleren Lias gleich- 
zustellen sein dürften. Jedenfalls ein höheres Niveau endlich als die tieferen 
Lagen der Adnetherschichten in Adneth selbst, repräsentiren ” neuerlich von 


20 Franz R. v. Hauer. [?0] 


Mojsisovies näher untersuchten rothen Adnetherschichten vom Fusse 
des Plassen bei Hallstatt, in denen ausschliesslich nur Formen des mittleren 
Lias beobachtet wurden. 

Die Fleekenmergel in den eben erwähnten Profilen am St. Wolf- 
gangsee, über den Adnetherschichten liegend beobachtet, und daher hier 
jedenfalls nur die obersten Stufen des Lias repräsentirend, umfassen, wie 
auchStur hervorhebt, an anderen Stellen unzweifelhaft auch tiefere Abthei- 
lungen dieser Formation, ein Verhältniss, welches um so weniger befremden 
kann, wenn man bedenkt, dass petrographisch von den Liasfleckenmergeln 
kaum zu unterscheidende Gesteine nicht nur nach aufwärts bis in die Neo-. 
comformation hinauf bekannt sind, sondern neuerlich auch von Mojsiso- 
vics viel tiefer in der oberen Trias nachgewiesen wurden. Am verbreitetsten 
in unserem Gebiete finden sich die Liasfleckenmergel in den Voralpen nörd- 
lich von der oft genannten Aufbruchlinie der älteren Triasgesteine Gmun- 
den — Windischgarsten — Mödling, in der auch die kohlenführenden Lunzer- 
und Grestenerschichten die bedeutendste Entwicklung erlangen. 

Die’Kohle führenden Grestenerschichten endlich, bestehend theils 
aus Sandsteinen und Schiefern mit einer unzweifelhaften Liasflora theils aus 
Kalksteinen mit einer reichen, meist aus Brachiopoden und Bivalven beste- 
henden Fauna, repräsentiren jedenfalls die unteren Abtheilungen der Lias- 
formation. Ihre Unterlage, wo sie bekannt ist, bilden die Kössenerschichten, 
ihre Decke die Fleckenmergel. Ihrer so abweichenden petrographischen Be- 
schaffenheit wegen konnten sie auf unserer Karte besonders ausgeschieden 
werden. 

i. Juraformation. Verhältnissmässig nicht sehr bedeutende Fort- 
schritte hat in den letzteren Jahren unsere Kenntniss der Juragebilde der 
nordöstlichen Alpen gemacht. Auf einzelne, meist nicht sehr ausgedehnte, 
von einander isolirte Vorkommen beschränkt, nur selten einen grösseren 
Reichthum an organischen Resten darbietend, setzen sie jedem Versuche 
einer schärferen Gliederung und Parallelisirung sowohl untereinander als 
mit ausseralpinen Gebilden grosse Schwierigkeiten entgegen. Nur sehr in’s 
Detail gehende Studien, wie uns solche eben Herr Griesbach über die 
Juragebilde von St. Veit bei Wien lieferte, vermögen diese zu überwinden. 
Es gelang demselben hier drei Zonen des Dogger, die Zone des Amm. Sauzei, 
des A. Humphriesianus und des A. Parkinsoni nachzuweisen, über welche 
dann discordant rother Crinoidenkalk und der bekannte rothe Aptychenkalk 
folgen Weiter als dem unteren Jura angehörig kann man bezeichnen; 

Die Klausschichten. Braunroth oder ziegelroth gefärbte Kalk- 
steine, mit einer mitunter reichen Fauna, welche jener der Schichten von 
Swinitza im Banat entspricht und 

Die Vilserschichten, ebenfalls dem unteren Jura beizuzählende 
helleKalke, mit einer reichen Brachiopodenfauna. Oft auch in der Form von 
Crinoidenkalksteinen entwickelt. 

Als ein Analogon oder eine Fortsetzung der jurassischen Wekratein» 
schichten der bayerischen und Vorarlbergeralpen dürften die als „Jura- 
Aptychenschiefer“ in den Voralpen von unseren Geologen an vielen 
Stellen beschriebenen Schichten zu betrachten sein, denen auch, als östlichster 
bekannter Punkt der eben erwähnte überaus hornsteinreiche rothe Aptychen- 
kalk von St. Veit bei Wien angehören wird. Diese Schiefer liegen aber nament- 
lich weiter gegen Osten zu, wie auch die neueren Untersuchungen von Paul, 


[21] Geologisene Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. %% 


Hertle u. a. nachweisen, nicht mehr im normalen Schichtverbande auf den 
nächst älteren Schichten, sondern meist discordant auf weit älteren Gebilden. 
DieOberalmer-Schichten Lipold’s, die namentlich in der Um- 
gegend von Hallein und in dem Gebirgsstocke weiter östlich in ungeheurer 
Mächtigkeit entwickelt sind, scheinen sich nur durch eine etwas abweichende 
petrographische Beschaffenheit, — sie bestehen vorwaltend aus dieken Bänken 
eines bräunlichen Kalksteines, denen nur untergeordnet Mergelschiefer ein- 
gelagert sind, — von den Wetzsteinschichten zu unterscheiden. Im Salzbur- 
gischen liegen sie nach Lipold normal auf den Adnetherschichten, in den 
. Profilen am Oster-Horn aber unterscheidet Suess zwischen beiden noch 
Fleckenmergel, dann Conglomerate, die den Swinitzaer- (Klaus-) Schichten 
analoge Gesteine eingebettet enthalten. 

Die Oberalmerschiehten wie die Aptychenschiefer sind auf unserer 
Karte als oberer Jura verzeichnet : 

Demselben gehören überdiess manche, namentlich durch Ammoniten aus 
der Familie der Inflaten charakterisirte weisse Kalksteine, wie vom Kren- 
kogel bei Grossau, der Vorderlegstätte bei Aussee u. s. w. an und die thito- 
nischen Schichten endlich sind einerseits durch echte Strambergerkalke, 
wie namentlich vom Plassen bei Hallstadt, anderseits durch die Vorkommen 
von Ter. diphya am Hals bei Weyer und beim Klausriegler unweit Ternberg 
(entdeckt von Hın. A. Stelzner) vertreten. 

8. Untere Kreide (Neocom-Formation) findet sich in dem östlichen 
Theile der Nordalpen stets in der Form der Rossfelderschichten (Enl. 
zu Bl. V, 8.12) und der von Lipold sogenannten Schrambachschichten 
oder Neocom-Aptychenkalke. Diese letzteren bestehen aus hell gefärbten 
muschlig brechenden Kalksteinen, die dünn geschichtet mit Mergelschiefern 
wechsellagern und liegen in der Umgegend von Hallein unter den Rossfelder- 
schichten, mit welchen sie durch allmälige Uebergänge verbunden sind. Die 
Rossfelderschichten selbst scheiden sich hier in eine untere aus mergeligen 
und eine obere aus Sandsteinen bestehende Stufe. 

So wie im Thale der Salza finden wir auch weiter im Osten die Neo- 
eomgebilde im Inneren der Kalkalpen meist an die Tiefenlinien der Thäler 
gebunden, so namentlich im Thalkessel von Ischl, im Gebiete des Reich- 
raming-Baches, der Enns u. s. w. 

Eine andere Art des Vorkommens aber ist jenes am Südrande und im 
Inneren der Sandsteinzone. Hier finden sich an der Basis der Sandsteine 
und in wiederholten, oft weithin fortstreichenden Parallelzügen, nach CZjZek 
unzweifelhaft den Sandsteinen selbst eingelagert, weisse muschlig brechende 
Mergelkalke und Fleckenmergel, in Verbindung mit vorwaltend röthlich 
oder grünlich gefärbten Schiefern, in welchen an vielen Stellen am Südrande 
der Sandsteine, dann aber auch bei Stollberg inmitten der Sandsteinzone 
Neocom-Fossilien, Aptychen und Belemniten gefunden wurden. Diese Mergel- 
kalke, die ein an mehreren Stellen ausgebeutetes, vortreffliches Materiale für 
hydraulische Kalke und: Cemente liefern, und die nicht selten als Ruinen- 
marmor ausgebildet erscheinen, sind unzweifelhaft ein Aequivalent der 
Schrambachschichten, so wie anderseits der Majolica der Südalpen. 

9. Wiener-Sandstein. Die Hauptmasse der ganzen Sandstein- 
zone vom Salzathal ostwärts ist auf unserer Karte als Kreideformation 
colorirt, ungeachtet der grossen Analogie, welche dieselbe mit der allgemein 
als eocen anerkannten Flyschzone der westlicheren bayerischen Alpen u: s. w. 


232 Franz R. v. Hauer. [22] 


darbietet. Wiederholt wurden die Gründe, das Wechsellagern der Sandsteine 
mit den Neocom-Aptychenkalken, das Vorkommen von Inoceramen am 
Kahlenberg bei Wien u. s. w. hervorgehoben, welche beweisen, dass Kreide- 
gebilde in den Gesteinen der gedachten Zone zum Mindesten mit vertreten 
sind. Eine weitere Unterstützung unserer Annahme liefern aber wohl auch die 
in den letzteren Jahren durchgeführten Untersuchungen in den Karpathen, 
deren mächtige Sandsteinzone sich in mehrere wohl unterscheidbare Stufen 
der Kreide- und der Eocenformation gliedert, und weniger Widerspruch 
als früher dürfte dieselbe gegenwärtig finden, seit auch die neue Auflage der 
Karte der Schweiz von Studer und Escher den Macigno der lombardischen 
Voralpen als Kreide verzeichnet. 

Hoffentlich wird es mit der Zeit doch noch gelingen, auch die Sand- 
steinzone der Nordostalpen noch genauer zu gliedern, obgleich alle bisherigen 
Versuche in dieser Richtung an den Verwicklungen, die der viel gestörte 
Schichtenbau darbietet, und an dem beinahe völligen Mangel bezeichnender 
organischer Reste scheiterten. 

Sehr bemerkenswerth erscheint es dass die Gesteine der Flyschzone 
von dem Inneren der Kalkalpen beinahe völlig ausgeschlossen sind. Aus- 
nahmen hiervon beobachtet man nur einmal in der Gegend südwestlich von 
Waidhofen, wo, und zwar nicht gebunden an eine Thalniederung, ein mäch- 
tiger nordsüdlich streichender Zug echter Wiener Sandsteine, unterteuft von 
Aptychenschiefern das ganze Gebiet der Voralpen quer durchsetzt und sein 
Ende findet an dem südlichen Scheitelpunkte des grossen Bogens, in welchem 
die älteren Triasgesteine der Aufbruchlinie Gmunden-Windischgarsten-Möd- 
ling zu Tage treten und dann wieder in der Umgebung von Kirchberg und 
Frankenfels, wo dieselben Sandsteine auch wieder unterlagert von Aptychen- 
schiefern in den regelmässigen Schichtverband mıt den anderen Gesteinen 
eintreten und ihr oberstes Glied bilden. 

10. Obere Kreide. Nur in der Form der sogenannten Gosau- 
schichten in einzelnen von einander getrennten, meist auf Tiefenpunkte be- 
schränkten Ablagerungen erscheinen Gebilde der oberen Kreideformation in 
den nordöstlichen Alpen. Ein Zwischenglied zwischen ihnen und den um so 
vieles älteren Neocomgebilden nachzuweisen, ist bisher nicht gelungen ; dass 
aher derartige Mittelglieder in der Sandsteinzone mit vertreten sein dürften, 
muss wohl jedenfalls als wahrscheinlich betrachtet werden. 

Ungeachtet der grossen Fortschritte welche unsere Kenntnisse der so 
reichen Fauna der Gosauschichten namentlich durch die Arbeiten von 
Keuss, Stoliezka und Zittel in neuerer Zeit gemacht haben, ist doch 
bezüglich einer weiteren Gliederung des ganzen Schichtencomplexes, der 
mannigfaltig ausgebildete Gesteine, Sandsteine, Mergel, Schieferthone, 
Kalksteine u. s. w. umfasst, ein übereinstimmendes Gesetz bisher nicht auf- 
gefunden worden, ja eingehendere Versuche, zu einem derartigen Ergebnisse 
zu gelangen, liegen eigentlich nur bezüglich des Gosaubeckens am Fusse 
der hohen Wand bei Wiener Neustadt vor, in welchem die folgende Schich- 
tenreihe von unten nach oben namentlich in den Durchschnitten aus der 
Gegend von Grünbach als festgestellt zu betrachten ist. 

a) Conglomerate. 

b) Hippuritenkalke. 

c) Ein System von Sandsteinen und Mergeln mit Kohlenflötzen. 

d.) Orbitulitenkalk. 

e) Inoceramenmergel. 


[23] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 23 


Jedes dieser Glieder hat unzweifelhaft seine eigenthümlichen orga- 
nischen Einschlüsse, weiteren Untersuchungen muss es vorbehalten bleiben 
ihre Constanz in den anderen Gossaumulden nachzuweisen. 

Noch wäre zu erinnern, dass nach der Ansicht Zittel’s, des letzten 
Forschers, der eingehende Studien in dieser Richtung veröffentlichte, die Ge- 
sammtmasse der Gosaugebilde einzig und allein der Zone des Hipp. cornu vac- 
cinum oder dem Provencien (Coquand’s) mit Ausschluss der tiefer und 
höher gelegenen Kreideschichten entsprechen. 

Einem wohl noch über den Gosauschichten gelegenen Gliede der Kreide- 
formation endlich gehören die Mergel mit Echinodermen vom Gschliefgraben 
bei Gmunden an, welche unzweifelhaft Gümbel’s Nierenthalerschichten 
entsprechen und deren Vorkommen auch an den aus Nummulitenschichten 
bestehenden Ufern des Trummersee’s nördlich bei Salzburg durch die daselbst 
vom See ausgeworfenen abgerollten Bruchstücke von Belemniten angedeutet 
wird, wofern nicht etwa diese Reste, analog den Belemniten, die wir kürzlich 
aus den Ober-Eocenschichten von Ronca im Vicentinischen erhielten, aus den 
Nummuliten-Schichten selbst stammen. 

11. Eocenformation. Nur in sehr geringer Verbreitung erscheint 
dieselbe im Gebiete der östlichen Alpen. Eigentliche und zwar sehr petre- 
faetenreiche Nummulitenschichten finden sich in etwas grösserer Verbrei- 
tung nur in der Umgebung von Salzburg, wo sie die Unterlage des dort als 
Eocenflysch bezeichneten Sandsteines bilden ; weiter treten sie dann noch in 
sehr kleinen Partien bei Oberweis nördlich von Gmunden und im Gschlief- 
graben am Nordfuss des Traunstein, endlich im Pechgraben nördlich von 
Gross-Raming zu Tage. 

Von den Gesteinen der Wienersandsteinzone sind auf unserer Karte 
östlich vom Salzathale nur die Partien in der Umgegend von Laufen, die auf 
Nummulitenschichten ruhen, dann eine Partie in der Umgegend von Greifen- 
stein an der Donau (auf Blatt II unserer Karte fallend) als eocen verzeichnet. 
In der letzteren Partie wurden, wenn auch sehr selten Nummuliten gefunden. 
Dass übrigens auch noch weitere Partien unserer Sandsteinzone der Eocen- 
formation angehören können, ist wie schon erwähnt sehr wahrscheinlich. 

12. Jüngere Tertiärformation. Angelagert am Nordrand der 
Kalkalpen erscheint auf unserer Karte noch der südliche Saum der gewal- 
tigen Masse von jüngeren Gebilden, welche das Tiefland zwischen den Alpen 
und den krystallinischen Gesteinen des böhmisch-mährisch- österreichischen 
Gebirges erfüllen. Die Hauptmasse dieser Gebilde fällt schon auf Blatt II 
unserer Karte, bei dessen Besprechung ich eingehender auf die jüngeren te- 
bilde des oberen Donauthales zurückkommen werde. Hier sei nur vorläufig 
erwähnt, dass am Nordrand der Alpen zunächst der Wiener-Sandsteinzone 
ın grosser Verbreitung und Mächtigkeit Schotter und Conglomerate auf- 
treten, die ein höheres Hügelland bilden und durch diesen Umstand schon 
sich von dem Terassen bildenden Diluvium unterscheiden und als Tertiär 
zu erkennen geben. — Die wenig ausgedehnten Tertiärablagerungen im Innern 
der Kalkalpen zeigen ganz analoge Verhältnisse wie jene in der Mittelzone. 
Auch sie sind nach dem Vorgange von Stur in ältere, dem Leithakalkcon- 
glomerat parallel stehende und in jüngere Ablagerungen (Belvedere-Schotter) 
geschieden. 

13. Das Diluvium endlich erscheintim Innerender Kalkalpe sowohl 
als zunächst an ihrem Nordrand durchwegs nur als aus Schotter und Con- 


94 Franz R. v. Hauer. [24] 


glomeraten bestehendes Terassen-Diluvium, während eigentlicher Löss hier 
fehlt. Von erratischen Erscheinungen der Diluvialzeit ist ebenfalls aus 
diesem Theile der Alpen wenig sicheres bekannt geworden. 


I. Die südliche Nebenzone und die Bergländer des Aarstes und Kroatiens. 


In regelmässiger west-östlich streichendem Zuge als im westlichen 
Theile der Südalpen reihen sich in der östlichen Hälfte derselben die Sedi- 
mentgesteinean die krystallinischen,Gebilde der Mittelzone an. In einer breiten 
Masse, die südlich begränzt wird durch den Nordrand der Ebene von Udine 
und weiter durch eine Linie, die ungefähr durch die Orte Cividale, Laibach, 
Neustadtl, Samobor bezeichnet wird, behalten dieselben die erwähnte 
Streichungsrichtung im Allgemeinen bei und bleiben demnach unabhängig 
von den Aenderungen die sich in dieser Beziehung am Ostende der Mittel- 
zone in den krystallinischen Gesteinen der Koralpe bemerklich machen. 
Das Streichen der letzteren von NW. nach SO. gibt sich aber wieder sehr 
deutlich ausgeprägt zu erkennen in den südlich von der bezeichneten Linie 
Cividale - Samobor gelegenen Berglandschaften des Karstes, von Kroatien 
u. s. w. bis hinab zur Südspitze von Dalmatien. 

Ein Aufbruch älterer krystallinischer Gesteine, bestehend aus Granit, 
Tonalit-Gneiss u. s. w. tritt in einem langen schmalen, ebenfalls ostwestlich 
streichenden Zuge südlich von der Karawankenkette, südwestlich von Windisch- 
gratz zu Tage; er ist in mancher Beziehung den Aufbrüchen der Cima d’Asta 
u. s. w. im Westen vergleichbar. Andere Aufbrüche von älteren und 
jüngeren Eruptivgesteinen finden sich an zahlreichen aber verhältnissmässig 
meist wenig ausgedehnten Punkten, die nirgends auf die Tektonik des Ge- 
birges im Ganzen und Grossen einen wesentlichen Einfluss ausüben. 

Das Vorhandensein wiederholter Parallelaufbrüche der älteren Forma- 
tionen gibt sich namentlich in dem östlichen Theile der südlichen Nebenzone 
deutlich zu erkennen, nach Westen zu vereinigen sich dieselben in einer Art 
Knotenpunkt in dem nordwestlich von der Laibacher Ebene gelegenen Ge- 
birgsstocke; nach Osten zu endet die Nebenzone ungemein zerrissen gegen 
das ungarische Tiefland, aus welchem mit Tertiärgebilden erfüllte Buchten 
weit gegen Westen eindringen, während die älteren Sedimentgesteine gegen 
Osten vorragende Sporen bilden, unter welchen insbesondere der lang ge- 
dehnte Rücken der Jvandica und des Kalniker Gebirges bis in die Gegend 
nördlich von Kreuz in Kroatien zu verfolgen ist. 

In dem südlicher gelegenen Gebiete, in welchem die Streichungsrich- 
tungen von Nordwest nach SO. vorherrschen, vereinfacht sich in sehr auf- 
fallender Weise die geologische Zusammensetzung. Auf eine ältere Gruppe 
von Gesteinen, die der Steinkohlenformation und der Trias angehören, folgen 
mit Ausschluss aller Zwischenglieder Kreide und über dieser Eocengebilde. 
Die ersteren bilden zwei von NW. nach SO. streichende Züge, der westlichere 
ebenfalls in dem nordwestlich von der Laibacher Ebene gelegenen Knoten 
beginnend und über Gottschee und das obere Kulpagebiet fortstreichend nach 
Dalmatien, wo wir seine weitere Fortsetzung bei Besprechung des Blattes X 
der Karte näher kennen lernen werden; der östlichere aus der Gegend von 
Karlstadt fortstreichend bis an die Grenze von Türkisch-Kroatien- bei Kla- 
dus, dann aber nochmals auf österreichischem Staatsgebiet erscheinend in 
der südlichen Umgegend von Glina in der Masse des Tergoveer Gebirges bis 
Unna bei Novi. (Auf Blatt X.) Getrennt werden diese beiden Züge durch 


[25] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie . 35 


eine mächtige Ablagerung von Kreidegesteinen, die dann auch im Westen 
des ersteren eine ausserordentliche Entwicklung erlangen und nur von den 
ausgedehnten Zügen von Eocengesteinen, durch die sich der faltenförmige 
Bau des ganzen Gebirges deutlich zu erkennen gibt, unterbrochen werden. 
Nur im Norden an der Grenze gegen die eigentliche Nebenzone finden sich 
auch Gesteine der rhätischen und Juraformation, die theilweise schon an der 
Streichungsrichtung von NW. nach SO. Antheil nehmen. 

Betrachten wir nun die einzelnen in den Südalpen auftretenden For- 
mationen etwas eingehender. 

Die einzige Andeutung eines Vorkbınihahl von Sedimentgebilden, die 
einer älteren als der Steinkohlenformation angehören würden, liefern die von 
Franz v. Rosthorn schon vor einer längeren Reihe von Jahren an Herrn 
Prof. Suess gesendeten Fossilien von Kappel (Jhrb. IX. Verh. 59), in 
welchen derselbe, wie es scheint neue, Formen von Bronteus und Brachio- 
poden, die einen silurischen Typus besitzen, erkannte Leider gelang es bis- 
her nicht den Punkt, an welchem diese Fossilien gesammelt worden waren, 
wieder aufzufinden. Die Gesteinsmasse, in welcher sie eingeschlossen sind, 
stimmt nach Suess völlig mit jener überein, welche von Lipold als unterer 
Gailthalerkalk bezeichnet wird. 

1) Die Steinkohlenformation erscheint in grosser Verbreitung 
und Mächtigkeit. Der breite Zug, der sich südlichan die Glimmerschiefer des 
Gailthales anlehnt, ist weiter östlich mit geringen Unterbrechungen zu ver- 
folgen bis an das Ostende der Alpenkette überhaupt. In seiner östlichen 
Hälfte bildet er aber nicht mehr die Grenzzone gegen die krystallinischen 
Schiefer der Mittelzone, sondern ist von diesen durch die aus mesozoischen 
Schichtgesteinen aufgebaute Kalkkette der Karawanken, an deren Nordfuss 
die Niederung des Drauthales sich ausbreitet, geschieden; diese Kette muss 
wohl als eine Fortsetzung des Lienz-Villacher Zuges betrachtet werden. 
Eben so mächtig entwickelt erscheint aber auch dıe Steinkohlenformätion 
noch weiter im Süden. Die Gebirge nordwestlich von der Laibacher Ebene 
bilden, wie schon erwähnt, eine Art Knotenpunkt, dem sich im Osten die west- 
östlich streichenden Parallelzüge Stein-Cilly und Laibach-Lichtenwald, im 
Südosten aber die zahlreichen Aufbrüche in den südöstlich streichenden Aus- 
läufern der Alpen anschliessen. 

Die Gesteine, aus welchen die Kohlenformation besteht, lassen sich 
nach den Untersuchungen unserer Geologen, namentlich in dem Hauptzuge 
südlich vom Gailthale deutlich in drei Abtheilungen gliedern und zwar: 

a. Unterer:Gailthalerkalk, ein dünn geschichteter, halbkrystallinischer, 
hell gefärbter, dolomitischer Kalkstein, bisher ohne organische Reste. 

b. Gailthaler-Schiefer, meist dunkel gefärbt, mit Einlagerungen von 
Anthrazit, oft reich an Versteinerungen, nach oben übergehend in Sandsteine 
und sehr feste Conglomerate. Beı Bleiberg sowohl, als auch weiter im Osten 
stehen mit diesen Schiefern Diorite und Diorit-Tuffe in Verbindung. 

c. Oberer Gailthalerkalk, ein bald licht, bald dunkler gefärbter, sehr 
dichter, etwas durchscheinender, ebenfallsoft dolomitischer Kalkstein, stellen- 
weise mit organischen Resten. 

In den westlichen Partien des ganzen Zuges aus der Gegend von 
Mauthen westlich, scheint das unterste dieser drei Glieder zu fehlen, in den 
östlichen dagegen in der Umgegend von Kappel findet sich nach Lipold 

4 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Hett. 


36 Franz R. v. Hauer. [26] 


unter dem unteren Gailthalerkalk noch ein viertes Glied, ein unterer Gail- 
thalerschiefer, durch ein mehr krystallinisches Gefüge von dem oberen ver- 
schieden und bisher ohne Petrefacten. 

Sollten die oben erwähnten Fossilien von silurischem Typus wirk- 
lich aus Lipold’s unterem Gailthalerkalk stammen, so wäre es in der That 
geboten, diesen zusammt dem unteren Gaithaler-Schiefer von der Steinkoh- 
lenformation als ein älteres Gebilde abzutrennen, doch schienjes mir nicht ge- 
rathen, ohne bestimmtere Anhaltspunkte von der Auffassung, welche in die- 
ser Beziehung auf unseren Karten zur Darstellung gebracht ist, abzuweichen. 

Die Fossilien des Gailthalerschiefers, die insbesondere bei Bleiberg in 
grosser Zahl und Mannigfaltigkeit vorkommen, stimmen durchgehends mit 
Arten des Bergkalkes überein; weit seltener sind die Fossilien des oberen 
Gailthalerkalkes; die meisten bisher aufgefundenen Arten finden sich auch 
im Gailthalerschiefer vor, eine grosse von D. Stur gesammelte Schnecke 
vom Monte Canale bestimmte. neuerlich Suess als Cerithium ingnoratum 
Trautsch. aus dem jüngeren Bergkalke von Moskau. 

In den südlichen Aufbrüchen der Steinkohlenformation ist eine weitere 
Gliederung in verschiedene Stufen nicht durchgeführt; einerseits fehlen in 
denselben Kalksteine entweder gänzlich oder sind doch nur auf einzelne 
Schichten beschränkt, ohne sich zu selbsständigen Formationsgliedern heraus- 
zubilden, andererseits sind auch organische Reste selten. Einen reichen Fund- 
ort derselben entdeckte Fötterle bei Mersla Vodiza nordwestlich von 
Lagus im Kulpagebiet; die Arten stimmen durchgehends mit solchen von 
Bleiberg überein. 

Dass übrigens die, Steinkohlenformation die wirkliche Unterlage aller 
Schichtgebirge in der ganzen südöstlich den Alpen sich anschliessenden Berg- 
landschaft bilde, dafür spricht unter Anderem auch das Auftreten einer 
kleinen Partie von hierher gehörigen Sandsteinen, Schiefern und Conglome- 
raten am Ostrande dieser Landschaft gegen die Ebene, bei Samobor west- 
lich von Agram. 

2) Die Dyasformation. Zwar sind auf unserer Karte eben so wenig 
in der südlichen wie in der nördlichen Nebenzone Gebilde als der Dyasfor- 
mation angehörig bezeichnet, doch darf ich es hier nicht unterlassen, wenn 
auch nur flüchtig die kühnen und geistreichen Theorien zu berühren, welche 
jüngst Herr Professor E. Suess in einem Vortrage in der k. Akademie der 
Wissenschaften am 21. Jänner bezüglich des Vorkommens der genannten 
Formation in den Südalpen aufstellte. Gerne hätte ich Aeusserungen über 
Suess’s Anschauungen, die, wie derselbe selbst bemerkte, eine gänzliche 
Umstaltung unserer bisherigen Auffassungen des Baues der Südalpen be- 
dingen, bis zu dem Zeitpunkte verschoben, in welchem uns die Abhandlung 
selbst gedruckt vorliegen wird, doch kann ich die vorliegende Arbeit bis 
dahin nicht zurückhalten, noch weniger aber die so bedeutsame Publication 
unseres gelehrten Freundes ‚hier ignoriren. 

Von der Westseite des Gardasee’s her, entlang der ganzen Alpenkette 
bis an ihr östliches Ende bezeichnet Herr Suess eine Reihe von mächtigen 
Gebirgsmassen, die seiner Ansicht zu Folge als Glieder der Dyasformation 
zu betrachten wären. Es gehören dahin insbesondere der unter der Triasfor- 
mation gelagerte Verrucano, die Porphyrtuffe und eruptiven Porphyre des 
grossen Massiv’s von Botzen, weiters die Glimmerschiefer und mehr oder we- 
niger hoch krystallinischen Schiefer, welche die granitischen Massen der Süd- 


[27] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, 97 


alpen namentlich die Cima d’Asta etc. zunächst umschliessen, wie auch diese 
Granite selbst die als. der Dyasformation eingebettete Lager betrachtet werden ; 
weiter der Glimmerschiefer von Recoaro, der Glimmerschiefer des Gailthales und 
der Zug von scheinbar altkrystallinischen Gesteinen in den östlichen Kärnt- 
neralpen, und, habe ich recht verstanden, selbst der Granitstock des Bacher- 
gebirges mit den ihn umgebenden Schiefergebilden, sowie ein grosser Theil 
der halbkrystallinischen Schiefer überhaupt, die sich in den bezeichneten 
Gebieten vorfinden. Alle diese Schiefer bezeichnet Suess als Casannaschiefer 
und nimmt an, dass sie in regelmässiger Schichtenfolge zwischen den Ge- 
steinen der Steinkohlenformation und jenen der Trias eingelagert dem Roth- 
liegenden angehören. Insbesondere wird hervorgehoben, dass einem etwas 
höheren Horizonte dieser Formation die sämmtlichen Quecksilberlagerstätten 
der Südalpen, die in sehr verschiedenartigen Gesteinen, darunter namentlich 
auch Kalksteinen u. s. w. auftreten, angehören. 

Palaeontologische Beweise für die Richtigkeit der erwähnten Ansichten 
. fehlen bisher wohl so gut wie vollständig. Das einzige Factum welches in 
dieser Beziehung zur Geltung gebracht wird, sind fossile Pflanzen, die Suess 
zwischen den Erzlagern von Tergove im südlichsten Punkte der kroatischen 
Militärgrenze in einem Schiefer auffand und unter welchen Geinitz drei 
Arten bestimmte, von denen zwei dem unteren Rothliegenden, und eine der 
Steinkohlenformation entsprechen. Wollte man aber auch so weit gehen durch 
diesen Fund die Existenz des Rothliegenden im Tergoveer Gebirge für er- 
wiesen zu betrachten, so müsste es doch wohl mehr als gewagt erscheinen, 
die Tragweite seiner Beweiskraft auch noch weiter auf die Feststellung des 
Alters sämmtlicher im obigen erwähnten Gebirgsmassen, in der Centralkette 
und der südlichen Nebenzone der Alpen auszudehnen. 

Für diese müssen andere, aus den Lagerungsverhältnissen und der pe- 
trographischen Beschaffenheit hergeholte Beweise beigebracht werden, denen 
wir mit um so grösserem Interesse entgegen sehen, je weniger die früheren 
auf unserer Karte zur Darstellung gebrachten Beobachtungen solche zu 
liefern scheinen. 

38) Untere Trias. Sehr verbreitet in dem uns beschäftigenden Theile 
der Alpen bieten doch die Schichten dieser Formation nur wenig Veranlas- 
sung zu weiteren detaillirten Bemerkungen. Im westlichsten Theile nach 
Osten bis zum Schlizathale bilden sie eine fortlaufende Zone am Südrande des 
Zuges der Steinkohlengebilde, dem weiter im Süden entlang einer Anticlinal- 
linie ein Parallelzug in der Gegend südlich von Ponteba und Tarvis folgt. 
— Weiter im Osten schliessen sich die unteren Triasgesteine beinahe 
allenthalben den Zügen und Aufbrüchen der Steinkohlenformation an, 
erscheinen aber überdies an zahlreichen Puncten, an welchen .die Aufbrüche 
nicht bis auf die Letztere herabreichen. Als besonders bemerkenswerth 
möchte ich hier die kleinen isolirten Partien im Gebirgsstock des Terglou 
hervorheben, die in bedeutender Seehöhe mitten im Gebiete des Hauptdolo- 
mites zum Vorschein kommen. Nach Osten zu, reichen die Gesteine der 
unteren Trias weiter hinaus fort als jene der Steinkohlenformation, insbe- 
sondere beobachtet man sie auch noch an der Basis der lang gestreckten 
Kalkkette des Ivancicagebirges. 

Die Bestandmassen der unteren Trias sind, sowie in anderen Theilen 
der Alpen theils die Werfenerschieier, theils Kalksteine, Dolomite und 
Rauchwacken Gypslagerstätten sind an vielen Stellen bekanink Auch Por- 

’& 


98 Franz R. v. Hauer. [28] 


phyrdurchbrüche verzeichnet unsere Karte an mehreren Stellen, doch wurde 
neuerlich von Suess nachgewiesen, dass der Porphyr von Raibl nicht der 
unteren, sondern einem tieferen Gliede der oberen Trias angehöre und 
demnach bedeutend jünger sei als der Porphyr von Botzen. 

4) Mittlere Trias oder Virgloriakalk istaufunserer Karte in dem 
östlichen Theile der südlichen Nebenzone nirgends ausgeschieden, doch 
fehlt es auch hier nicht völlig an Angaben über das Vorkommen von Petre- 
facten aus dem Wellenkalke. So fand namentlich Lipold Spirif. Mentze- 
li u. s. w. im Mittnichgraben westlich von Schwarzenbach in der Kara- 
wankenkette, 

5) Obere Trias. Auch in dem östlichen Theile der südlichen Neben- 
zone der Alpen ist auf unserer Karte eine Scheidung der sehr mächtigen 
und verbreiteten oberen Triasgebilde in die drei, in den anderen Alpen- 
gegenden unterschiedenen Stufen; die Cassianer-, die Hallstätter- und die 
Raiblerschichten durchzuführen versucht und die neuesten schönen Unter- 
suchungen von E. Suess in den schon seit lanser Zeit als classisch be- 
trachteten Umgebungen von Raibl, indem sie uns zum erstenmale ein De- 
tailprofil der gesammten Schichtenreihe der oberen alpinen Trias bis hinauf 
zum Haupt-Dolomit liefern, verleihen, wie mir scheint, meiner bisherigen 
Auffassung eine neue mächtige Stütze, wenn ich auch nicht verschweigen 
darf, dass Herr D. Stur, der sich in letzterer Zeit ebenfalls mit Detail- 
untersuchungen in der Umgebung von Raibl beschäftigte, zu gänzlich ab- 
weichenden Ergebnissen gelangte, die soeben in unserem Jahrbuche ver- 
öffentlicht werden. 

Auf den deutlich erkennbaren Werfenerschiefer und schwarzgrauen 
Kalkstein mit Nat. costata, folgt im Thale von Raibl nach den Beobachtun- 
gen von Suess *) zunächst lichter Kalkstein 70—100 Fuss mächtig, dann 
dunkler Kalkstein ebenfalls 70—100 Fuss mächtig, beide ohne Fossilien, 
dann aber ein Complex von oft grün gefärbten doleritischen Tuffen, Kalk- 
conglomeraten, u. s. w., dem grauer Sandstein mit Pflanzenresten, dann 
ziegelrothe, mitunter dem Werfenerschiefer ähnliche Sandsteine und Schiefer 
eingebettet sind und denen der Porphyr von Raibl als Lagermasse aufruht. 
Petrographisch, sowie nach den allerdings nicht zahlreichen organischen 
Resten auch paläontologisch kann dieser Schichtencomplex als ein Aequi- 
valent der Cassianerschichten (im weiteren Umfange des Wortes, vergl. 
Erläuter. zu Blatt V. S. 16.) betrachtet werden, und leicht ist es, nach den 
von unseren Geologen gegebenen Beschreibungen seine Uebereinstimmung 
mit den weiter im Süden und Osten auf unserer Karte als „Cassianerschich - 
ten“ bezeichneten Gebilden zu erkennen, so namentlich mit den grauen und 
braunen Sandsteinen, schwarzen Schiefern u. s w., die südöstlich von Tol- 
mein bei Orecca, Göriach u. s. w., unmittelbar die Steinkohlenformation 
überlagern und Equisetites columnaris, dann mehrere Cassianer-Petrefacten 
lieferten, — mit den augitischen Tuffen und grünen, als Pieira verde bezeichne- 
ten Gesteinen im Gebiet des Idriaflusses NW. von Idria, die mit Melaphyren 
in Verbindung stehen und Amm. Aon. und Halobia Lommels enthalten und mit 
den doleritischen Sandsteinen und Tuffen, Tuffconglomeraten, dann verschie- 


*) Nach diesen neuen Angaben unsere Karte zu berichtigen, war leider nicht 
mehr möglich. 


[29] „Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 29 


den gefärbten Kalksteinen mit Hornsteinknollen, die mit Mergelschiefern 
und Sandsteinen wechsellagern, welche Lipold in Unterkrain bei Auers- 
berg südöstlich von Laibach, dann in den nördlichen Umgebungen 
von Nassenfuss u. Ss, w. beobachtete, und in welchen er ebenfalls Amm. 
Aon., Halobia Lommeli und andere Cassianer Petrefacte auffand. 

Was endlich am Nordrand der Gebirgspartie von Tergove, südlich 
von Glina, auf unserer Karte mit der Bezeichnung der Cassianerschichten 
ausgeschieden ist, sind nach den Beschreibungen von Stur sehr mächtig 
entwickelte, vorwaltend grün gefärbte Schiefer und Sandsteine, die allerorts 
mit Grünsteinen und Serpentinen in Verbindung stehen und theils auf 
Petrefacten führenden Werfenerschiefern, theils unmittelbar auf den Ge- 
steinen der Steinkohlenformation aufliegen, beiOblaj südwestlich von Ravna 
aber von lichtem Kalkstein (von Stur „Oborakalkstein“ benannt), über- 
lagert werden, dessen Fossilien, Megalodus, Chemnitzien, Natica u. a Gas- 
tropoden wohl erlauben, ihn als oberen Triaskalk zu betrachten. 

Ueber dem Porphyre von Raibl folgt die gewaltige Masse des „erz- 
führenden Kalkes“ die Suess in Uebereinstimmung imit uns dem Schlern- 
dolomit parallelisirt, und aus welchem er Orthoceras und eine grosse Nateca 
anführt. Dieser obere Triaskalk erscheint in grosser Verbreitung weiter im 
Westen sowohl als im Osten. Ihm ist nach Stur der rothe Marmor des 
Mt. Clapsavon westlich von Ampezzo (noch auf Blatt V der Karte), der petro- 
graphisch und durch seine Petrefactenführung völlig mit den Hallstätter- 
marmoren des Salzkammergutes übereinstimmt, eingelagert. In der Kara- 
wankenkette liegen die oberen Triaskalke häufig ohne Zwischenglied der 
unteren Trias auf. Hier befinden sich die Fundstellen der schönen von 
Hörnes beschriebenen Gastropoden (Fladungbau am Obir, Unterpetzen 
westlich von Schwarzenbach), welche zum grossen Theile mit den Esino- 
arten übereinstimmen. 

In ausserordentlich grosser Verbreitung verzeichnet unsere Karte 
obere Triaskalke in dem südlich und südöstlich von der Laibacher Ebene 
gelegenen Gebirgstheile. Dieselben besitzen, wie aus den Darstellungen 
Lipold’s und Stache’s hervorgeht, einen von den bisher geschilderten 
Vorkommen ziemlich abweichenden Typus Von unten nach oben bestelien 
sie nach Letzterem aus a. einer mächtigen Folge von Dolomitbänken, 
b. feinen oolithischen Kalken mit kleinen Gastropoden und Bivalven der 
Cassianerschichten, c. schwarzen Peutacriniten-Kalken. Stache bezeichnet 
die petrefactenführenden Schichten des ganzen Systemes als den Schichten 
von St. Cassian entsprechend, doch wurde dasselbe auf unserer Karte des 
vorwiegend kalkigen Charakters der Schichten wegen mit den oberen Trias- 
kalken vereinigt; ebenso habe ich zu denselben Lipold’s Gurkfelderschich- 
ten gezogen, dünn geschichtete, hell gefärbte, sehr hornsteinreiche Kalksteine, 
welche über den Cassianerschichten folgen, von ihnen aber noch durch ein 
Zwischenglied, bestehend aus dunklen, nach oben lichteren, Globosen und 
andere Petrefacten führenden Kalksteinen getrennt werden. 

Die in Raibl über dem lichten (Hallstätter- oder Esino-) Kalkstein 
gelegene Schichtengruppe, die ich unter demNamen der Raiblerschichten 
zusammenfasste und in der schon frühere Beobachter (Foetterle, Stur, 
und ich selbst) weitere Unterabtheilungen constatirt hatten, sliedert nun 
Suess in eine grössere Anzahl wohl unterschiedener Gruppen und zwar 
von unten nach oben. 


30 Franz R. v.“Haver. [9 07 


a. Die schwarzen Schiefer mit Fisch- und Pflanzenabdrücken. 

b. Die eigentlichen Raiblerschichten (Hauptlager dor Myophoria 
Kefersteini). 

c. Bleibergerschichten (mit Amm. Johannis Austriae und Spirif. 
gregaria); im Hangenden Mit einer Bank voll Kernen grosser Gastropoden, 
die an die Esinoformen erinnern. 

d. Hornsteinreiche Dolomite und lichte Kalkbänke mit Megalodus 
chamaeformis und Durchschnitten eines grossen flachen Zweischalers wahr- 
scheinlich einer Perna. 

e. Die Torerschichten mit Corbis Mellingi, Perna Bouei, Pecten 
filosus, Corbula Rosthorni u. s. w. Sie entsprechen den Opponitzerschich- 
ten der nordöstlichen Alpen, einem grossen Theil der Schichten von Gorno 
und Dossena der lombardischen Alpen, den Lünerschichten in Vorarlberg 
und Bündten und einem grossen Theil der oberen Carditaschichten 
Nordtirols. 

Ich muss bezüglich weiterer Details auf Herrn Suess Abhandlung 
selbst verweisen (Jhrb. 1867, S. 554) und will hier nur noch erwähnen, dass 
die wichtigsten Differenzpunkte in der Auffassung Stur’s darin bestehen, 
dass derselbe die Fischschiefer von Raibl für ein Aequivalent des tiefsten 
Gliedes der oberen Trias, der Wengerschiefer, erklärt, und entgegen allen 
früheren Beobachtern nicht zugibt, dass dieselben normal auf dem erzfüh- 
renden Kalk lagern. 

Noch möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die Gastro- 
podenbank im Hangenden der „Bleibergerschichten“ selbst wenn sie, und 
nicht der erzführende Kalk, das Aequivalent der Gastropodenschichten von 
Esino darstellen sollte, hier unter und nicht über den Vertretern der Schich- 
ten von Gorno und Dossena liegt. 

Weiter nach Osten zu, in der Karawankenkette u. s. w. sind nun 
durchwegs die mergeligen Ablagerungen, welche auf den lichten Triasdolo- 
miten und Kalksteinen lagern, als Raiblerschichten verzeichnet. In der Kara- 
wankenkette beobachtete Lipold in Verbindung mit ihnen insbesondere 
auch oolithische Gesteine, völlig erinnernd an die Oolithe der Cardita- 
schichten. 

Die in dem Gebirge zunächst südöstlich von der Laibacherebene als 
Raiblerschichten ausgeschiedenen Gebilde bestehen nach Stache aus 
Kalksteinen und Dolomiten die mit röthlichen Mergeln wechsellagern, 
welche Letztere Megalodus chamaeformis, Corbula Rosthorni und andere 
Raiblerfossilien enthalten. Die riesige Bivalve aus der Familie der Ostreen, 
deren Stache Erwähnung macht, ist unzweifelhaft dasselbe Fossil, welches 
Suess aus der Schichtengruppe Nr. 4 als Perna bezeichnet. — Dass ich 
endlich auch die über den Gurkfelderschichten liegenden Schiefer und 
Sandsteine in Unterkrain, die Lipold als Grossdornerschichten bezeichnet 
und die nach Zollikofer von rhätischen Kalksteinen überlagert werden, 
mit den Raiblerschichten verband, ist wohl durch ihre Stellung gerechtfertigt. 

6) Rhätische Formation. Die breite Masse der lichten Kalksteine 
und Dolomite der südlichen Venetianeralpen streicht nach Osten fort bis 
an den Thalkessel von Krainburg. Sie lagert im Norden auf den Raibler- 
schichten oder wo diese fehlen auf Hallstätter Kalk und wird an der Süd- 
gränze, meist ohne weiteres Zwischenglied von Kreide und Eocengebilden 
überdeckt. An vielen Stellen wurden Megalodonten aufgefunden. Kössener- 


[31] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 31 


schichten sind in diesem Zuge nirgends bekannt geworden; er ist auf unse- 
rer Karte in seiner ganzen Ausdehnung als Hauptdolomit verzeichnet. 

Weiter im Osten nimmt die Verbreitung der Schichten, die wir als 
rhätisch bezeichnen, rasch ab. Nur. wo als Zwischenlager Raiblerschichten 
den Hauptdolomit von dem lichten Triasdolomit oder Kalk trennen, darf 
die Grenzlinie beider als einigermassen sicherer festgestellt betrachtet wer- 
den, so namentlich in einem Theile der Karawankenkette. Wo aber dieses 
Zwischenglied fehlt bleibt eine Scheidung beider Gresteinsarten sehr unsicher, 
so namentlich in Unterkrain in dem ostwestlich streichenden Zuge NO. 
bei Laibach, dann in der Partie, östlich bei Nassenfuss und im Uskokenge- 
birge südlich von Landstrass in Unterkrain.. 

7) Liasformation. Schon bei Besprechung des Blattes V unserer 
Karte wurde das Fehlen von sicher erkennbaren Liasschichten im Bereiche 
der Venetianer Kalkalpen hervorgehoben, auch weiter nach Osten habe ich 
nur eine Stelle des Vorkommens, und zwar im Wocheiner Gebirge zu erwäh- 
nen. An mehreren Stellen in der Umgebung von Feistritz sammelte hier 
Herr Stur in einem weissen und röthlichen Crinoidenkalk Brachiopoden 
der Hierlatzschichten und verfolgte die gleichen Schichten, die von Mergel- 
schiefern mit Amm radians unterteuft werden, weit nach N. in das Pokluka- 
gebirge, während sie Lipold auch im Jelouzagebirge, östlich von der 
Wocheiner Sau beobachtete. 

Die genaue Abgrenzung dieser Schichten nach Norden ist übrigens 
nicht durchgeführt und eine erneute Untersuchung der ganzen Gegend, der 
die Durchbrüche porphyrartiger Gesteine westlich und südwestlich von Rad- 
mannsdorf, — die von Fleckner entdeckten Vorkommen von Beauxit 
u. 8. w. ein erhöhtes Interesse verleihen, erscheint sehr wünschenswerth. 

8) Juraformation. Nur in kleinen von einander isolirten Partien er- 
scheinen die weiter im Westen so mächtig entwickelten Juragebilde im öst- 
lichen Theile der Venetianer Kalkalpen und in ihrer weiteren Fortsetzung 
bis zur Ebene von Radmannsdorf; so namentlich in der Umgegend von Ge- 
mona, in jener ven Caporetto und Flitsch im Jsonzothale (rothe Aptychen- 
kalke) und in der Wochein (Oolithe überlagert von lichten Kalken). Etwas 
ausgedehnter ist ein hierher gehöriger Gesteins szug am Nordrand der Kara- 
wankenkette, der vom Nordfuss des Obir mit geringen Unterbrechungen nach 
Osten fortstreicht bis Siele westlich von Windischgratz. Derselbe besteht 
nach Lipold theils aus rothen bis braunrothen, nicht selten marmorartigen, 
theils aus weissen oolithischen Kalksteinen und enthält an einigen Stellen 
Ammoniten, Aptychen und Crinoiden. 

Die mächtigste Entwicklung aber zeigen die Juragebilde in der östlich 
vom Isonzo gelegenen Gebirgspartie. In zwei ausgedehnten Massen, deren 
genauere Kenntniss wir namentlich Herın Stur verdanken, findet sich hier 

a. Dogger oder unterer Jura, wie in den westlichen Venetianer und 
Südtiroleralpen ein Oolith, charakterisirt durch einen kleinen Megalodus un- 
zweifelhaft Meg. pumilus Ben. 

b. Malm oder oberer Jura, vertreten durch die weissen in den oberen 
Schichten conglomeratischen Strambergerkalke des Tarnovanerwaldes, an 
mehreren Stellen mit den für dieses Gebilde so bezeichnenden Nerineen. 

9) Kreideforma tion. Mit den Charakteren, wie wir dieselben in den 
westlichen Venetianeralpen kennen lernten, tritt die Kreideformation am 
Südrand der Alpenkette auf das Gebiet unseres Blattes VI herüber. Eine 


33 Franz R. v. Hauer. [32] 


Partie von Rudistenkalk, überlagert von Scaglia verzeichnet unsere Karte 
hier an der rechten Thalseite des Tagliamento südwestlich von Gemona, eben 
so besteht auch nach den Aufnahmen von Foetterle die bei Tarcento süd- 
östlich von Gemona zunächst folgende Kreidepartie aus Rudistenkalk. 

Wesentlich abweichend aber gestalten sich die Verhältnisse in der 
ausgedehnten Kreidepartie, welche rings um den aus rhäthischen Kalk- 
steinen bestehenden Monte Matajur (SW. bei Robig) beginnend, das ganze 
Gebiet das Isonzo von Caporetto abwärts bis gegen Görz zusammensetzt. 
Die hier auftretenden Gebilde, welche ich selbst und später viel eingehender 
Stur untersuchte und beschrieb, habe ich zwar versucht mit den in anderen 
Theilen der Alpen auftretenden Kreidegesteinen in Parallele zu stellen, nicht 
aber ohne selbst einige dieser Parallelisirungen als sehr zweifelhaft zu be- 
trachten. 


Als tiefstes Glied im Isonzogebiete erscheint der „Woltschacherkalk, * 
bestehend aus dünn geschichteten, mergeligen, grauen oderröthlich gefärbten, 
hornsteinführenden Kalksteinen, mit vielfach gewundenen Schichten, bisher 
obne Petrefacten. Seine Unterlage kennt man nicht, da er nirgends mit den 
Strambergerschichten des Tarnovanerwaldes in Contact tritt, überlagert wird 
er überall von den gleich zu beschreibenden Caprotinenkalken. Auf un- 
serer Karte ist er mit den Rossfelder oder Aptychenschichten vereinigt, wo- 
für nebst der eben erwähnten Lagerung insbesondere seine innige Verbin- 
dung mit den Kreideschichten, wenigstens theilweise petrographische Ana- 
logien, endlich seine Verschiedenheit von den zunächst befindlichen oberen 
Juraschichten sprechen. 


Ueber dem Woltschacherkalk folgen zunächst graue, dickschichtige 
Kalksteine in Verbindung mit breccienartigen Kalksteinen. Häufig finden 
sich hier Reste von Rudisten, unter welchen Capr. ammonia, Radiolites 
Marticensis u. s. w., welche es gestatten diesen Kalkstein als Caprotinen- 
kalk zu bezeichnen. Mit demselben wurde aber auch die zunächst folgende 
Schiehtengruppe verbunden, bestehend aus wechselnden Schichten von rothen 
oder grauen oft seidenartig glänzenden Mergelschiefern, dann von Kalkcon- 
glomeraten und Kalksteinen, die ebenfalls Rudisteu enthalten 


Nach oben treten mit diesem Schichtencomplexe Mergelschiefer und 
Sandsteine vom Charakter des Maeigno in Verbindung, die mit licht gefärbten 
Kalksteinen wechsellagern. Ist auch eine scharfe Grenze gegen die tieferen 
Gebilde nicht vorhanden, so geben sich doch die oberen Partien des ganzen 
Complexes, denen sowohl dierothen und grauen Mergelschiefer, wie die dunkle- 
ren Kalksteine und Conglomerate fehlen, durch Radiolites alata Orb. und Bira- 
diolites fissicosta Orb., die Stur darin entdeckte, als der obersten Kreide 
angehörig zu erkennen, wesshalb sie auf unserer Karte als dem Senonien an- 
gehörig, mit der Scaglia verbunden wurden. Ich selbst hatte diese Schichten, 
denen auch die bekannten Flyschfucoiden nicht fehlen, früher als eocen be- 
trachtet und mit ihnen insbesondere auch die Sandsteinablagerungen im Thal- 
kessel von Flitsch verbunden, in welchen übrigens Stur später Inoceramen 
aufland. 

Hier gleich möge beigefügt werden, dass in der Umgegend von Idria 
obere Kreideschichten von wieder etwas anderem Typus auftreten. Es sind 
theils Hippuritenkalke, theils Conglomerate, welche Lipold als Gosau- 
gebilde verzeichnete, 


[33] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, 33 


Verhältnissmässig einförmig endlich ist der Typus der Kreidegebilde 
in den sämmtlichen weiter im Süden gelegenen Gebieten, sowohl im Karst, 
der istrischen Halbinsel und dem kroatischen Küstenlande, wie im südlichen 
Krain und in dem breiten Zuge überhaupt, der die beiden weiter oben ge- 
schilderten Züge älterer von NW. nach SO. streichenden Sedimentgebilde 
trennt. Beinahe überall haben wir es in diesen Gebieten nur mit kalkigen 
und dolomitischen Gesteinen zu thun, Sandsteine und namentlich Gebilde, 
welche mit dem Fucoidenführenden Kreide-Macigno der lombardischen 
Alpen und mit dem Kreide- Wiener- und Karpathensandstein verglichen 
werden, könnten fehlen, oder sind vielmehr eben wahrscheinlich durch die 
Kalkgesteine vertreten. 

Diese einförmige petrographische Beschaffenheit, verbunden mit der 
Seltenheit organischer Reste, von welchen sich Rudisten und diese häufig 
auch nur in nicht näher bestimmbaren Exemplaren vorfinden, erschweren sehr 
eine weitere Gliederung der ganzen Formation, deren Grenze sogar oft gegen 
die ebenfalls durchgehends aus kalkigen Gesteinen bestehenden, sie unmit- 
telbar unterteufenden Triasgebilde unsicher bleibt. 

Nach den Untersuchungen namentlich des Herrn Dr. Stache kann 
man die folgenden Glieder unterscheiden : 

a. Caprotinenkalk, bestehend aus vorwaltend diekbankigen, mehr 
weniger dunkel grau oder ‘gelblich gefärbten Kalksteinen in Verbindung 

- mit sandigen Dolomiten und dolomitischen Breccien. Die eingeschlossenen 
organischen Reste, namentlich Caprotina ammonia erlauben diese Stufe, die 
auf unserer Karte besonders ausgechieden ist, mit dem Caprotinen- und 
Spatangenkalk der westlichen Alpen zu verbinden und sie in das obere 
Neocom zu stellen. 

b, Die Fischschiefer von Comen,das einzige nicht rein kalkige 
Gebilde der istrischen Kreideformation, bestehen theils aus dunklen Platten- 
Kalken mit Hornsteinausscheidungen , theils aus dünnblättrigen schwarz- 
braunen bituminösen Schiefern, die insbesondere durch die zahlreichen vor- 
trefilich erhaltenen Fischreste, die sie einschliessen, bekannt geworden sind. 
Sie treten nirgends mit den Caprotinenkalken in Berührung, unterteufen aber 
regelmässig den gleich zu erwähnenden Radioliten-Kalk, und werden von 
Stache auch noch in die untere Kreide gestellt, wenn gleich ihre 
organischen Reste, durchwegs aus anderen Gegenden nicht bekannte Arten, 
keine näheren Anhaltspunkte für ihre Altersbestimmung liefern. Auf unserer 
Karte wurden sie ebenfalls besonders ausgeschieden. 

In ein Glied zusammengefasst, erscheinen dagegen auf derselben die 
beiden der oberen Kreide angehörigen Stufen und zwar: 

c. Der Radiolitenkalk in dessen unteren Schichten noch dunkle, oft 
sehr bituminöse Kalke und bräunliche Dolomite vorherrschen, während weiter 
nach oben die Dolomite mehr und mehr zurücktreten; dann 

d. Der Hippuritenkalk, vorwaltend reiner, hell gefärbterKalkstein, 
von dem manche Lagen ganz vorzugsweise zu Bauten geeignete dichte Kalk- 
steine und Marmorarten liefern. 

Nur aus der Gegend westlich bei Kostanjevaez (Möttling O.) werden 
von Stur in der obersten Abtheilung der Kreideformation bunte Mergel und 
Conglomerate angeführt, die wahrscheinlich den Senonschichten des Isonzo- 
thales gleichzustellen sein dürften, — und eine wahre Scaglia, röthlichen und 
grauen Kalkmergel, mit grossen Inoceramen beobachtete derselbe in einer 

Jahrbuch der k. k. reologischeh Reichsanstalt 1868. 18 Band 1, Heft 


34 Franz R. v. Hauer. [34] 


ganz kleinen Partie im Tergoveer Gebirge auf der Höhe der Sumarica östlich 
beı Lieskovaez, SO. von Glina. Von gleicher petrographischer Beschaffenheit 
endlich scheint das ebenfalls isolirte Kreidevorkommen der Plesivieza SSW. 
von Szamobor in Kroatien. 

10.Eocenformation. In drei Regionen sind die Vorkommen von 
Eocenschichten in dem uns beschäftigenden Theile der Südalpen und der 
vorliegenden Gebirgsländer vertheilt. Die erste dieser Regionen reicht vom 
Südrand der Venetianer-Kalkalpen in der nördlichen und östlichen Umgebung 
von Udine durch den Karst und Istrien in südöstlicher Richtung fort über 
die Quarnerischen Inseln nach Dalmatien; die zweite Region ist die Umgebung 
des weiten Thalkessels von Kadmannsdorf, Krainburg bis Laibach, die dritte 
die Nordseite des Tergove’er Gebirges in der weiteren Umgebung von Glina 
in Croatien. 

In den nördlichsten Theilen der ersten dieser drei Regionen lehnen 
sieh die Eocengebilde als äusserste Randzone an die Kreide und älteren Ge- 
steine der Kalkalpen, weiter nach SO. zu bilden sie langgestreckte Wellen- 
thäler im Gebiete der Kreideablagerungen, die überall deutlich einen mulden- 
förmigen Bau erkennen lassen, wobei aber nicht selten die auch in anderen 
Gebieten der Alpen so oft beobachtete Erscheinung einer geneigten Stellung 
der ganzen Mulde zu erkennen ist, bei welcher die Schichten des einen (hier 
südwestlichen Flügels den tieferen Kreideschichten regelmässig aufruhen, wäh- 
rend die des anderen nordöstlichen Flügels die Kreideschichten unterteufen. 

Die Eocenschichten der Karstgebiete und Istriens, über welche uns 
die eingehenden und sorgfältigen Studien von Dr. G. Stache vorliegen, sind 
auf unserer Karte in dreiHauptgruppen zusammengefasst und zwar von unten 
nach oben. 

a. Die Cosinaschichten, bestehend aus vorwaltend dunkel gefärbten, 
meist bituminösen, dünn geschichteten Kalksteinen und Mergelsehiefern, mit 
einer reichen Süsswasserfauna, Spuren einer Landtlora und eingelagerten 
Kohlenflötzen. An der Basis dieses Schichtensystems erscheinen an einzelnen 
Orten noch mächtige, der Eocenformation angehörige Schichten, Stache's 
untere Foraminiferenschichten, die aber auf den Karten von den Cosinaschich- 
ten nicht getrennt wurden. 

b. Die Hauptnummulitenkalke mit rein mariner Fauna und grossem 
Reichthum an organischen Kesten. Häufig lassen sie sich noch weiter gliedern 
in durch besonders vorwaltende Fossilien charakterisirte Bänke, namentlich 
liessen sich in den meisten Gebieten weiter unterscheiden, 

&) Die oberen Foraminiferenkalke, mit meist kleinen Foraminiferen- 
Arten, an anderen Orten als Korallenkalke SUIEISEeN. 

B) Die Boreliskalke. 

y) Die Nummulitenkalke in engerem Sinne, in welchen sowohl, was 
die Zahl der Arten als der Individuen betrifft, die Nummuliten das Maximum 
ihrer Entwicklung erlangen. 

c. Oberes Eocen. Auch diese Abtheilung zerfällt weiter in zwei 
Stufen, die aber auf unserer Karte weiter nicht getrennt sind. 

«) Die unteren Schichten, vorwaltend bestehend aus kalkigen Mergeln 
und Mergelschiefern, dann aus Conglomeraten sind noch sehr reich an Petre- 
facten. Von den Hauptnuummulitenkalken sind sie durch Nummulitenarme oder 
leere Mergelschiefer, die Lagerstätte zahlreicher kurzschwänziger Krebse und 
darum die „Krabbenschichte‘ benannt, getrennt. Nach oben ist diese 
Stufe durch ganz allmählige Uebergänge verbunden mit: 


[35] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 5 


ß) dem Macigno und Tassello (Flysch), einer mächtigen aus weicheren 
und härteren Sandsteinschichten bestehenden Ablagerung, welche ausser 
Fucoiden fast keine organischen Reste erkennen lässt, 

In der zweiten der oben bezeichneten Regionen, im Thalkessel von 
Krainburg bestehen die Eocenschichten nach den Mittheilungen von Lipold 
aus Sandsteinen und Mergeln, die an einigen Stellen reich an Petrefakten 
sind und wohl sicher dem unteren Niveau der im vorigen als oberes Eocen 
bezeichneten Stufe entsprechen ; ihnen schliessen sich dann weiter nach Osten 
die durch ihren Petrefaktenreichthum bekannt gewordenen Gebilde in der 
Umgegend von Oberburg und Prassberg an, die übrigens nur in sehr wenig 
ausgedehnten von einander isolirten Partien zu Tage tretend , nur theilweise 
auf unserer Karte ersichtlich gemacht werden konnten. 

In der Umgegend von Glina endlich bilden die Eocengebilde, wie sich 
aus den vereinzelten Aufbzüchen an der Kulpa bei Lasinia, an der Glina 
bei Topusko, südlich bei Petrinia u. s. w. ergibt, auf weite Strecken hin die 
Unterlage der jüngeren Tertiärgebilde; in mächtigen Massen treten sie aber 
namentlich nördlich vom Tergove’er Gebirge westlich von Kostainica zu Tage. 
Nach den Untersuchungen von Stur besteht die untere Abtheilung dieser 
Masse aus grün gefärbten Sandsteinen, dann Schiefern und Mergeln, in 
welchen an einigen Stellen Nummuliten aufgefunden wurden; höher oben 
folgen Conglomerate. 

11.Neogenformation. Von Osten herein reichen bisweit in das Ge- 
biet der Kalkalpen mit Tertiärgebilden erfüllte schmale Buchten und Fiords, 
welche wesentlich dazu beitragen das geologische Bild dies Landestheiles 
zu eınem so ausserordentlich complizirten zu gestalten; ausser ihnen haben 
wir zahlreiche noch weiter im Inneren der Alpen gelegene isolirte Tertiär- 
becken, und Thalausfüllungen, dann die oberen Tertiärgebilde am Südrande 
der Kalkalpen zu erwähnen. Diese letzteren, die auf unserer Karte am Nord- 
rand der mit Diluvial- und Alluvialgebilden erfüllten Ebene von Udine ver- 
zeichnet sind, bestehen aus thonigen und sandigen Schichten, die bei Ragogna 
nordwestlich v. St. Daniele Lignitflötzchen einschliessen. Uebrigens haben diese 
Tertiärgebilde, wie aus denneueren Untersuchungen von Pirona hervor- 
zugehen scheint, auf unserer Karte eine zu grosse Ausdehnung erhalten, indem 
die Hügelreihen zwischen den Flüssen Torre und Tagliamento von ihm als aus- 
gedehnte Moränen betrachtet werden, die aus einem ungeschichteten Gemenge 
von Geschieben, Sand und Thon bestehen. — Am rechten Ufer des Tagliamento 
in der Umgebung von Forgaria und Paludea (St Daniel NW.) beobachtete 
jedoch Foetterle deutlich geschichtete Sandsteine. 

Die tertiären Alagerungen in einzelnen Thälern der Kalkalpen, die 
unsere Karte verzeichnet, sind meist Süsswassergebilde, und zwar vorwaltend 
Schotter, an deren Basis aber oft auch sandige und mergelige Schichten mit 
Pflanzenresten, wohl auch Braunkohlenflötze auftreten. Eine Ausnahme 
machen die Tertiärablagerungen in dem merkwürdigen Wocheinerkessel, in 
welchem unter einer mächtigen Schotterdecke (Belvedereschotter), nebst den 
pflanzenführenden Schichten auch Sandsteine und Mergel mit marinen Con- 
chylien (Cerithium margaritaceum, Natica, Pecten,) gefunden wurden. 

Die Tertiärgebilde in den von Osten eindringenden Buchten sind nach 
den von Stur, auf dessen geologischer Karte von Steiermark gegebenen 
Daten, wobei die von ihm als ganz oder nahezu gleichzeitig bezeichneten 
Schichten stets in eine Gruppe vereinigt wurden, dargestellt. Einer genaueren 

5* 


36 Franz R. v. Hauer. [36] 


Auseinandersetzung der Verhältnisse dieser Ablagerungen, über welche der- 
selbe eingehende Studien gemacht hat, sehen wir in den noch zu erwartenden 
Erläuterungen zur geologischen Karte der Steiermark entgegen. Ich muss - 
mich hier auf nur wenige Andeutungen beschränken. 

Als tiefer wie die marinen Schichten des Wienerbeckens werden be- 
trachtet die Schichten von Sotzka und Eibiswald, die aber selbst 
noch eine Reihe altersverschiedener Ablagerungen von den früher häufig als 
eocen gedeuteten Schichten von Sotzka bis hinauf zu jenen von Eibiswald, 
deren reiche Säugethierfauna bereits mit der ersten Söugethierfauna des Wie- 
nerbeckens übereinstimmt, umfassen, Sie zeichnen sich aus durch sehr mäch- 
tige Braunkohlenflötze und enthalten in einigen Schichten Mergelschiefer 
mit einer ungemein reichen Landflora. 

Der Anfang der Eruptionen der Hornsteintrachyte, und der von Rost- 
thorn sogenannten Leutschite, welche an zahlreichen Punkten in der 
nördlichen und nordwestlichen Umgebung von Cilly zu Tage treten, hat 
schon in der Ablagerungsperiode der Schichten von Sotzka und Eibis- 
wald begonnen, aber noch weit hinein in die Neogenperiode fortgedauert. 
Die mächtigen Tuffablagerungen, die mit ihnen in Verbindung stehen, und 
von denen uns kürzlich erst Suess eine anregende Schilderung gab, reprä- 
sentiren demnach auch eine grössere Reihe altersverschiedener Ablagerungen. 

Die Ablagerungen vom Alter der Marinschichten des Wienerbeckens 
sind, mehr wohl nach petrographischen als geologischen Anhaltspunkten, in 
zwei Gruppen gesondert. Die erstere umfasst die sandigen und thonigen 
Marinschichten, Die zweite wird durch die marinen Leithakalke dann Con- 
glomerate und Schotter gebildet. 

Die Sarmatische Stufe der Tertiärablagerungen, d. i. die Cerithien- 
schichten und Hernalser Tegel, reichen weit weniger tief in das Innere der 
Kalkalpen, als die bisher genannten Gebilde. Ihre westlichsten Ausläufer ver- 
zeichnet die Karte nördlich bei Montpreis SO. von Cilly. 

Der jüngsten Stufe der Neogengebilde endlich dem Congerientegel und 
Belvedere-Schotter sind eine Reihe von einander isolirter Vorkommen 
in der südlichen Nebenzone zugezählt ; ihnen gehören aber auch die früher 
als diluvial betrachteten, von Lipold ausführlich geschilderten, Eisensteine 
führenden Lehme an, welche in den Umgebungen von Neustadtel und Mött- 
ling in Krain in grosser Verbreitung den Kreide- und älteren Kalksteinen 
aufgelagert sind; denn in den, sich denselben unmittelbar anschliessenden, 
völlig gleichen Gebilden in Kroatien entdeckte Herr Stur westlich von 
Topusko die bezeichnenden Congerien, sowie Oardium Arpadense Hörn. 

12. Diluvial- und Alluvialgebilde. Die ersteren erscheinen in 
unserem ganzen Gebiete vorwaltend als Schotterablagerungen, doch wurden 
in dem Becken von Krainburg von Lipold auch diluviale Lehme als Löss 
ausgeschieden. Sie liegen theilweise über dem Schotter, bezüglich der stren- 
gen Richtigkeit der Bezeichnung können aber immer noch Zweifel erhoben 
werden, da von einem Vorkommen der Landschneckenfauna des Löss keine 
Erwähnung geschieht. — Eigentliche Knochenbreeecien kennt man aus den 
nördlichen Theilen von Istrien und am kroatischen Littorale nicht, doch liegt 
uns eine Andeutung eines analogen Vorkommens in einem Pferdezahn vor, 
den Herr Stache in einem in einer Kalksteinspalte eingeschlossenen rothen 
Lehm bei Lippa nordwestlich von Fiume aufland. 

Bezüglich der Alluvialgebilde erinnere ich hier nur noch an das 
grosse Laibacher Torfmoor. 


[37] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie, 37 


IV, Die älteren Sedimentgesteine der @ratzer Bucht. 


Betrachtet man die östlichen Ausläufer des Gebirgsstockes des Wech- 
sel im Norden und den Endpunkt des Sporens des Ivandica Gebirges, südlich 
von Warasdin im Süden als die Endpunkte der grossen Gratzer Bucht, welche 
die ganze Alpenkette an ihrem östlichen Ende in zwei Arme spaltet, so er- 
scheinen die älteren Sedimentgebirge nur auf ihren innersten Winkel, und 
zwar hauptsächlich auf die westliche und nördliche Umgebung von Gratz 
beschränkt. 

Die auffallende Erscheinung, dass die Hauptmasse dieser Gebilde aus 
Gesteinen der in der ganzen Kette der Alpen sonst bisher nirgends nach- 
gewiesenen Devonformation bestehe, wurde schon durch die älteren der zahl- 
reichen uns vorliegenden Arbeiten festgestellt, sie fand aber auch in den 
neuesten Untersuchungen durch Römer, der die sämmtlichen im Gratzer 
Joanneum befindlichen Fossilien vom Plawutsch und den Steinbergen einer 
erneuten Prüfung unterzog und durch Peters, der das von Herrn Klar in 
der Hochlantschgruppe aufgesammelte Materiale bearbeitete, volle Be- 
stätigung. 

Ihre mächtigste Entwicklung erlangen die Benele in dem Vier- 
eck zwischen Gratz, Anger, der Breitenau und: der Gegend südwestlich von 
Uebelbach ; eine schmälere Zone umringt dann weiter die Kreidemulde von 
Kainach und setzt nach SO. fort bis Voitsberg, während die von Rolle 
ebenfalls noch hierher gezählten Schiefer des Sausalgebirges südlich von 
Gratz eine isolirt aus dem umgebenden Tertiärlande emporragende Insel 
darstellen. 

Petrographisch wie geologisch scheidet sich die Gesammtmasse der 
als devonisch betrachteten Gesteine in zwei Gruppen, die untere der 
Schiefer und die obere der Kalke. 

Die Gruppe der Schiefer besteht in dem Hauptverbreitungsgebiete 
der ganzen Ablagerung, im Norden von Gratz aus feinschiefrigen, schmutzig 
gelbgrau bis schwarzgrau gefärbten, mitunter glimmerig glänzenden Thon- 
schiefern, die durch allmälige Uebergänge mit dem unterlagernden Glim- 
merschiefer verbunden sind. 

In dem Randstreifen, der die Kainach-Voitsberger Bucht umgibt, 
zeigen die Schiefer eine viel ausgesprochener krystallinische Struktur und 
stellen sich als quarzige und chloritische Schiefer mit Uebergängen in 
weissen Quarzit dar, und eben so herrschen auch im Sausalgebirge chlori- 
tische, theilweise an Serizitschiefer erinnernde Varietäten. 

Von Fossilresten kennt man aus den Schiefern bisher nur Fucoiden 
aus den Schichten, welche den Kalkstein des Plawutsch unterteufen. Sie 
wurden von Goeppertals der Gattung Bythotrephis H all angehörig be- 
zeichnet. 

Die Kalk steine sind vorwaltend dicht, hell oder dunkler gefärbt, oft 
schiefrig, nicht selten auch dolomitisch. Auch sie zeigen in dem schmalen 
Streifen am Westrande der Kainachermulde eine viel mehr krystallinische 
Beschaffenheit. 

An vielen Orten umschliessen sie zahlreiche enikohh Reste, welche, 
bei übrigens nicht viel verschiedener petrographiseher Beschaffenheit des 
einhüllenden Gesteines, zwei verschiedene Horizonte zu unterscheiden 
erlauben. 


38 Franz R. v. Hauer. [38] 


Dem älteren derselben gehören an: die Fundstellen am Plawutsch, in 
den Brüchen von Sayersberg und im Libochgraben bei Stiwoll, endlich in 
der Hochlantschgruppe. Hier finden sich vor allem zahlreiche Korallen, 
dann auch Brachiopoden und Bivalven, welche erlauben, die Schichten als 
mitteldevonisch zu bezeichnen. 

In den Kalksteinen der Steinberge dagegen, die Olymenia laevigata 
und andere Cephalopoden führen, hat man aller Wahrscheinlichkeit nach 
das Aequivalent der obersten Stufe der Devonformation, der Clymenienkalke 
vor sich. 

Darf man folgerichtig die Schiefer als unterdevonisch ansehen, so 
zeigt es sich, dass in der Gratzer Bucht eben sowohl wie in der Devonforma- 
tion Mährens die drei in den Rheinlanden und im Nassauischen so wohl unter- 
schiedenen drei Altersstufen des Devonischen sich ungezwungen unter- 
scheiden lassen und dass hier wie dort die unterste dieser Stufen vorwal- 
tend aus schiefrigen, die beiden oberen aber aus kalkigen Schichten 
bestehen. 

Aber auch Eruptivgesteine, von Peters und Klar, welche dieselben 
neuerlich genauer studirt haben, als Diabas bezeichnet, fehlen der devoni- 
schen Formation der Gratzer Bucht nicht, Ein grösserer Stock von massigem, 
grob krystallinischen Grünstein findet sich in den unteren kalkigen Schich- 
ten östlich vom Hochlantsch (Passail N.), Lagerstöcke von dichtem stellen- 
weise mit Kalkspathmandeln versehenem Diabas sind zwischen den unteren 
und oberen Schichten des Hochlantsch und an anderen Orten eingebettet, 
und eine ganz analoge Lage haben Diabasschiefer oder schiefrige Tuffe am 
Plawutschberg und unterhalb der Kirche von St. Florian bei Strassgang. 

Obgleich übrigens diese Diabase auch von Schaalsteinen begleitet 
werden, sind sie doch petrographisch wesentlich verschieden von den rheini- 
schen Diabasen. Bei der mikroskopischen Untersuchung ergaben sie nach 
Peters neben zersetztem Kalkfeldspath als herrschendem Gemengtheil 
einen zweiten Feldspath in zahlreichen wasserhellen Kryställchen. 

Ohne weiteres Zwischenglied den devonischen Kalksteinen aufgelagert, 
findet sich in der Umgegend von Kainach, nördlich von Köflach, eine mäch- 
tige Masse von Sandsteinen, die hin und wieder mit Conglomeraten in Ver- 
bindung stehen, und denen Schiefer eingelagert sind. Die von Dr. Rolle 
in diesem Gebiete aufgefundenen Fossilien, darunter insbesondere Rudisten, 
erlauben dasselbe als obere Kreide und zwar als ein wahrscheinliches Aequi- 
valent der Gosauformation zu bezeichnen. 


V. Die tertiären Randgebilde und die Ausfüllung der Ebene. 


Nicht viel weniger als die Hälfte des Flächenraumes der auf Blatt VI 
unserer Karte dargestellt ist, wird von den jungtertiären, dann den diluvia- 
len und alluvialen Ablagerungen eingenommen, welche sich an den Ostrand 
der alpinen Gebirgsketten anlehnen und weiterhin das ausgedehnte unga- 
rische Tiefland erfüllen. 

Dürfte man die Grenzlinien, welche die älteren, sei es krystallinischen 
oder sedimentären Gesteine von den jungteriären Gebilden scheiden, aller- 
orts als die Küstenlinien des ehemaligen Neogenmeeres betrachten, so wür- 
den diese Küstenlinien eine sehr reiche Längenentwicklung darbieten. Von 
Norden nach Süden fortschreitend lassen sich drei grössere Buchten unter- 
scheiden, und zwar der alpine Theil des Wiener Beckens zwischen dem 


[39] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 39 


Bruchrand der Kalkalpen der nördlichen Nebenzone im Westen und dem 
Rosaliengebirge, den Rusterbergen und dem Leithagebirge im Osten, — die 
grosse, schon mehrfach erwähnte Gratzer Bucht, die in ihrer südlichen Hälfte 
durch den weiten Vorsprung des Bachergebirges in zwei Arme getheilt wird, 
— und endlich die kroatische Bucht zwischen dem Invan£icagebirge im Norden 
und der Petrovagora und dem Tergoveergebirgeim Süden, die ebenfalls wieder 
durch den Vorsprung des Samoborergebirges in zwei secundäre Buchten, die 
von Rarn und die von Karlstadt getheilt wird. 

Die jüngeren Tertiärschichten im Wiener Becken sowohl, als in der 
grösseren nördlichen Hälfte der Gratzer Bucht bis in die Nachbarschaft der 
Mur lehnen sich, — ganz untergeordnete locale Ausnahmen (Oberhart bei 
Gloggnitz u. s.w.) abgerechnet — in ungestörter horizontaler oder sehr sanft 
geneigter Schichtenlage an den Küstensaum des Festlandes und der Inseln 
an. Nur continentale Hebungen und Senkungen also, welche ihr Verhältniss 
zu den angrenzenden älteren Gebirgen unberührt liessen, können seit der Zeit 
ihrer Ablagerung ihr Niveau geändert haben. 

Anders gestaltet sich das Verhältniss weiter im Süden. Im Murge- 
biete beobachtete Rolle überall gestörte uud gehobene Schichten, und eben 
so sind die Tertiärschichten im nördlichen Theile der kroatischen Bucht, 
am Südrand des Ivandicagebirges steil gehoben, während in der südlichen 
Häfte der kroatischen Bucht wieder die horizontale Stellung der Neogen- 
schichten zu herrschen scheint. 

Was die weitere Gliederung der Neogen-Tertiärschichten betrifft, so 
ist auf unserer Karte die Scheidung der drei grossen, zuerst von Suess 
in ihrer wahren Bedeutung dargestellten Gruppen, 1. der marinen, 2. der 
sarmatischen oder Cerithien- und 3. der Congerien- oder Inzersdorferschich- 
ten durchgeführt. Wir wollen diese drei Gruppen der Reihe nach etwas 
näher betrachten : 

1. Marine Schichten. Die tiefsten Schichten im Wiener Becken 
selbst bestehen aus Gebilden von sehr verschiedenem petrographischen Typus, 
Sanden und Sandsteinen, Mergeln, Thonen, Conglomeraten und Kalksteinen, 
deren reiche, marine Fauna im Allgemeinen den Typus der Mittelmeerfauna, 
bereichert durch eine Reihe von mehr südlichen Formen, darbietet. In man- 
chen Schichten eingeschwemmte Reste von Landbewohnern, insbesondere 
Säugethierknochen verrathen die Nähe des Festlandes zur Zeit der Ablage- 
rung dieser Gebilde, die Art ihres Auftretens selbst in einer Zone am West- 
rande der Bucht, und ringförmig um die Inseln krystallinischer Gesteine 
der Rusterberge und namentlich des Leithagebirges lassen erkennen, dass sie 
die Küstenlinie des Neogenmeeres bezeichnen. 

Nach der Art der organischen Reste sowohl, als des dieselben um- 
schliessenden Gesteines, kann man in den marinen Schichten der alpinen 
Bucht des Wiener Beckens eine ganze Reihe verschiedener Gebilde unter- 
scheiden, unter denen insbesondere der „Tegel von Baden“, der „Sand von 
Pötzleinsdorf“, die „Schichten von Gainfahren und Enzesfeld“, der „Sand 
von Sievering“, dann der Leithakalk oft genannt werden. Wie viel von den 
Verschiedenheiten der Fauna dieser Schichtgrupp@n auf abweichende Exi- 
stenzbedingungen und wie viel davon auf wirkliche Altersverschiedenheiten 
zurückzuführen ist, erscheint bisher keineswegs auch nur mit einiger Sicher- 
heit festgestellt. Bei weitem sicherere Anhaltspunkte als in diesem Theile 
des Wiener Beckens wurden von Suess in dem nördlich der Donau gelege- 


40 Franz R. v. Hauer. [40] 


nen ausseraälpinen Theile für eine Gliederung der marinen Tertiärschichten 
gewonnen, auf die ich aber erst bei Besprechung des Blattes II unserer 
Karte zurückkommen kann. Hier sei nur noch erwähnt, dass nach seiner 
Ueberzeugung sämmtliche oben genannte Schichtengruppen jünger sind als 
der Schlier, der selbst schon eines der obersten Schichtglieder der marinen 
Schichten des ausseralpinen Beckens bildet. 

Auf unserer Karte sind nur die schon durch ihre petrographische Be- 
schaffenheit leicht unterscheidbaren Leithakalke, die meist als eine deutlich 
ausgesprochene Korallenbildung der Küste auftreten und die mit ihnen in 
Verbindung stehenden Leithaconglomerate von den übrigen marinen Neogen- 
schichten durch eine besondere Bezeichnung getrennt; die untergeordneten 
Süsswasserablagerungen, die ein gleiches oder höheres Alter als die marinen 
Schichten besitzen, wie namentlich der Tegel von Gaden und der Jauling- 
wiese sind nicht besonders ausgeschieden. 

In der nördlichen Hälfte der Gratzer Bucht sind marine Schichten, ab- 
gesehen von den kleinen Vorkommen in derUmgebung von Neckenmarkt SW. 
von Oedenburg bisher nicht nachgewiesen ; in grosser Verbreitung treten sie 
dagegen wieder in der südlichen Partie dieser Bucht, westlich und südlich 
von der Mur zu Tage. Es gehören hierher die von Rolle sehr eingehend 
beschriebenen Sand- und Tegelgebilde in der Umgegend von Stainz, St. 
Florian, Ehrenhausen bis in die nördliche Umgebung von Marburg, ferner 
die Leithakalke von Wildon, Ehrenhausen, Spielfeld u. s. w., endlich die 
ausgedehnte Schotterpartie westlich von Gratz zwischen der Kainach und 
Mur, die Stur als Leithaschotter bezeichnet. 


Von den an Braunkohlen reichen Süsswasserschichten der Gratzer 
Bucht liegen jene der Köflach-Voitsbergermulde unmittelbar unter dem 
Leithakalkschotter und sind nach Stur mit den bei Besprechung der Mit- 
telzone erwähnten Kohlenablagerungen im Inneren der Alpen, im Mürzthale, 
bei Fohnsdorf u. s. w. zu parallelisiren. Alle diese Ablagerungen ge- 
hören aber weiter dem gleichen Horizonte an, wie der durch eine reiche 
Fauna bezeichnete Süsswasserkalk von Rein NW. von Graz. 


Aelter dagegen als selbst die marinen Sand- und Thonablagerungen 
wären die schon früher (Seite 36) erwähnten Schichten von Eibiswald, die 
in der nördlichen Umgebung des Bachergebirges als ältestes Glied der Ter- 
tiärformation unmittelbar den krystallinischen Gesteinen aufruhen. 


Der lange westöstlich streichende Sporn des Ivandidagebirges, der die 
Gratzer Bucht von der kroatischen Bucht scheidet, ist im Norden wie im 
Süden von marinen Tertiärschichten begrenzt. Insbesondere aus der durch ihre 
Schwefelflötze, wie nicht minder durch ihren Reichthum an fossilen Pflanzen, 
Fischen und namentlich Inseceten berühmt gewordenen Umgebung von Rado- 
boj in Kroatien, besitzen wir eingehendere Nachrichten bezüglich der 
Zusammensetzung der dortigen Tertiärgebilde. Die nach Süd geneigten 
Schichten lassen sich in drei Gruppen sondern, und zwar von unten 
nach oben. 

a. Conglomerate nach oben in Sandsteine und Thonschiefer mit ein- 
gelagerten Kohlenflötzen übergehend. 

b. Kalkstein, auf unseren Karten als Leithakalk bezeichnet, nach oben 
übergehend in Mergel mit zahlreichen Petrefacten, die durchgehends mit 
solchen der Marinschichten des Wiener Beckens übereinstimmen. 


[41] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 41 


e. Mergel, deren Schichten, während die der andern beiden Gruppen 
sehr steil geneigt sind, mehr und mehr verflachen. Nur wenige Klafter 
über dem Kalkstein sind ihnen die zwei Schwefelflötze eingelagert. 

Die Mergel von Radoboj sind auf unseren Karten als der sarmatischen 
Stufe angehörig bezeichnet, eine Auffassung, für welche ihre Lage über 
dem Leithakalke sowohl, wie auch der Umstand, dass in der westlich gele- 
genen Fortsetzung des mächtigen Zuges, den sie zusammensetzen, in Steier- 
mark nach Stur, wirkliche Cerithienschichten mit bezeichnenden Petrefacten 
vorkommen, zu sprechen scheint. Doch aber ist neuerlich die Richtigkeit 
dieser Auffassung zweifelhaft geworden, seit Suess nachzuweisen suchte, 
dass der fischführende Mergel von Radoboj ident sei mit dem sogenannten 
Schlier, welch letzterer selbst nicht jünger sondern älter wäre als der 
Leithakalk und die sämmtlichen marinen Schichten der alpinen Bucht des 
Wiener Beckens; der vermeintliche Leithakalk von Radoboj würde sich 
dann als ein Aequivalent des von Suess für weitälter gehaltenen Nulli- 
porenkalkes der „Schichten von Eggenburg“ herausstellen. Unverkennbar 
gewichtige Gründe sprechen für eine derartige Annahme, vor allem die ge- 
neigte Lage der Schichten, welche auf ein höheres Alter der Ablagerungen 
hinzuweisen scheint, dann nicht minder der Umstand, dass die Flora von 
Radoboj wesentlich abweicht von jener der sicher bestimmten Cerithien- 
schichten und namentlich durch ihre Palmen einen mehr tropischen Charak- 
ter zeigt. — Anderseits kann ich aber doch auch nicht umhin, zu erinnern, 
dass die häufigste Art der Radobojer Fische die Meletta sardinites neuerlich 
auch mehrfach in sicher sarmatischen Gesteinen nachgewiesen wurde, «dass 
Stur bei Pliesivieza südwestlich von Samobor über dem Leithakalk zu- 
nächst Cerithienkalk mit bezeichnenden Fossilien und über diesem erst die 
weissen Mergel mit Spuren von Pflanzen beobachtete, endlich dass auch hier 
wieder fehlen würde, was auch im Wiener Becken zur vollen Sicherstellung 
der Richtigkeit der von Suess angenommenen Reihe der sämmtlichen Ab- 
tagerungen vermisst wird, der Nachweis einer Auflagerung der vermeintlich 
höheren Marinschichten des alpinen Wiener Beckens auf dem Schlier. Auf 
die Mergelformation von Radoboj folgen nämlich in Croatien allenthalben 
die Schichten der Congerienstufe. 

In ähnlicher Weise nun wie in Radobay selbst gestalten sich die 
Verhältnisse allenthalben am Saume des Ivandi&a und des Kalnikergebir- 
ges, nicht minder aber auch rings um das Agramergebirge und am Ostrande 
des Gebirges von Samobor, überall folgt auf eine Randzone von Leithakalk 
in grosser Ausdehnung der eigenthümliche Mergel der beispielsweise bei 
Podsused im Agramergebirge auch wieder denselben Reichthum an fossilen 
Fischen darbietet, wie in Radoboj. Minder constant scheint ‚dagegen die 
unter dem Kalksteine entwickelte Braunkohlenformation. 

Noch habe ich die ausgedehnte Masse von, als marine Neogenschich- 
ten bezeichneten Gebilden nördlich von der Ivaneica südlieh von Pettau zu 
erwähnen Dieselbe besteht vorwaltend aus Sandsteinen, die nach Foetterle 
mitunter Flyschgesteinen ähneln, die aber nach Stur sicher auf den „Schich- 
ten von Eibiswald und Sotzka,“ die unsere Karte,in einem langen Zuge im 
Gebiete der Sandsteine ausscheidet, aufruhen, und anderseits von Leithakalk 
überlagert werden. h 

Südlich vom Samoborergebirge, in der Umgegend von Karlstadt und 
an der Ostseite der Petrovagora fehlen an der alten Küste die marinen 
Jahrbuch der k k. geologischen Reichganstalt. 1868 18. Band. t. Heft b 


42 Franz R. v. Hauer. [42] 


Schichten, in ziemlicher Verbreitung finden wir sie aber wieder an der 
Nordseite des Tergoveergebirges, dann in einzelnen vom Gebirgsrande ent- 
fernteren Stellen zwischen Karlstadt und Petrinia, wie nicht minder am 
Rande des Moslaviner und des westslavonischen Gebirges, meist als Leitha- 
kalk entwickelt. 

2. Sarmatische oder Cerithienschichten. Die Fauna die- 
ser, im Wienerbecken über den marinen Schichten abgelagerten Stufe lässt 
sich, wie die neueren umfassenden Untersuchungen von E. Suess zeigen, 
in drei verschiedene Gruppen sondern. 

a. Eingeschwemmte Reste von Landthieren, namentlich Säugethier- 
knochen übereinstimmend mit den Arten, die schon in den marinen Schich- 
ten, ja selbst in den Schichten von Eibiswald vorkommen, die demnach 
zeigen, dass die Landfauna die Umänderungen, welche die Meeresfauna be- 
trafen, ungestört überdauerte. 

b. Eine geringe Zahl von Conchylien, dann Foraminiferen, welche 
ebenfalls mit jenen der marinen Schichten übereinstimmen und als Ueber- 
reste aus der früheren Epoche zu betrachten sind. 

c. Eine Anzahl von Conchylien, die den tieferen marinen Schichten 
fehlen, und aus dem Osten oder Nordosten in das Becken von Wien einge- 
drungen sind. Diese Arten, zu denen aber nicht die häufigen, auch in den 
Marinschichten schon vorkommenden Cerithium pietum, CO. rubiginosum 
u. s. w., sondern als bezeichnendste Fori::en gewisse Bivalven Mactra podo- 
lica, Ervilia podolica, Tapes gregaria u. s. w. gehören, verleihen der sar- 
matischen Fauna ihren eigenthümlichen Charakter, den sie in weiten Länder- 
gebieten im Osten unverändert beibehält, während der Ostrand unserer 
Alpen die Gränze ihres Verbreitungsgebietes gegen Westen darstellt. 

Die in neuerer Zeit von Stur sorgfältig studirten Pflanzenreste der 
sarmatischen Schichten führen zu anderen Ergebnissen bezüglich der Aen- 
derungen der Landflora während der Zeit der Ablagerung unserer Neogen- 
schichten, als sie bezüglich der Aenderungen der Landfauna gewonnen wur- 
den. Nicht nur wurden unter diesen Pflanzenresten eine beträchtliche Anzahl 
von Arten erkannt, die den marinen Schichten fehlen, sondern es scheint 
auch das Aussterben der ein wärmeres Clima verrathenden Palmen an das 
Ende der Ablagerung der marinen Schichten gebunden. 

Die sarmatischen Schichten des Wienerbeckens, so wiejene der Gratzer 
Bucht erscheinen theils in der Form von mehr oder weniger sandigen Kalk- 
steinen, dann Sandsteinen, theils in der von thonigen Gebilden, welche man 
mit dem Namen der Hernalser Tegel bezeichnet hat. Vielfach bilden sie 
mehr oder weniger regelmässige Zonen an den Uferrändern über den marinen 
Schichten. Eine besondere Erwähnung erheischt nur noch ihr Vorkommen 
in der Berggruppe von Gleichenberg, ostsüdöstlich von Gratz, in der sie in 
Verbindung mit den lange bekannten Trachyt- und Basaltdurchbrüchen, 
dann mit Basalttuffen stehen, welch Letztere Stur als ebenfalls wahr- 
scheinlich der sarmatischen Stufe angehörig bezeichnet. 

Ueber die den Cerithienschichten zugerechneten Mergel der Ivanciea-, 
des Agramer- und Samoborergebirges, wurde bereits früher gesprochen. Der 
Hauptsache nach dieselben Gebilde sind es aber auch, welche unsere sarma- 
tischen Schichten in der Umgegend von Glina und Petrinia, und an der 
Nordseite des Tergoveergebirges, dann im Moslaviner und dem westslavo- 
nischen Gebirge zusammensetzen. Doch fehlen in diesen Gebieten auch die 
echten Cerithienkalke mit den bezeichnenden Fossilien der sarmatischen 


[ 43] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. A3 


Stufe nicht. Als Punkte ihres Vorkommens erwähnt Stur in der Gegend 
südlich von Glina, Sibine an der Buzeta, dann östlich von Kostajnica die 
Gehänge zwischen Bacin und Dubica, endlich im westslavonischen Gebirge 
Ober-Lipovac (schon auf Blatt V1l unserer Karte) wo wieder über dem Nulli- 
porenkalk Cerithienkalk mit Mactra podolica, Ervilia podolica u. s. w. und 
über diesem der eigenthümliche weisse Kalkmergel folgt. 

3. Congerien oder Inzersdorferschichten. Den Schluss 
der neogenen Ablagerungen am Östrande der Alpen bilden ausgedehnte 
Schichtmassen von lacustrem oder fluviatilem Charakter, deren Fauna in 
brackischen oder süssen Gewässern gelebt hat; Congerien, eigenthümliche 
Cardien, Melanopsidenund Paludinen bilden die wichtigsten Elemente dieser 
Fauna, die zunächst mit jener der grossen asiatischen Binnenmeere ver- 
glichen werden kann. Die Säugethierfauna dieser Schichten besteht durch- 
gehends aus Arten, die verschieden sind von jenen der unterliegenden sar- 
matischen und marinen Schichten. Die Flora, wenn auch ausgezeichnet 
durch eine Reihe eigenthümlicher Arten, hat doch auch viele mit den tieferen 
Schichten gemein. 

Die unteren Schichten der ganzen Ablagerung bildet Tegel, darüber 
folgen Geröllmassen, der sogenannte Belvedereschotter, wohl auch Süsswasser- 
kalke. (Kalk von Moosbrunn, Eichkogel u. s. w.) In der alpinen Bucht des 
Wiener Beckens erscheinen die Gebilde dieser Stufe mehr auf die Niede- 
rungen beschränkt, so dass man wohl annehmen darf, der Wasserspiegel sei 
hier zur Zeit der Ablagerung der Congerienschichten minder hoch gewesen, 
als zur Zeit der Ablagerung der marinen und sarmatischen Schichten. Nicht 
ganz sichergestellt ist die gleiche Erscheinung für die@ratzer Bucht, da hier 
' in der nördlichen Partie an der Linie zwischen Gratz und Oedenburg die 
Congerienschichten ohne weiteres Zwischenglied an die krystallinischen Ge- 
steine der Mittelzone herantreten.'!) -— In einem Theile der kroatischen 
Bucht aber und zwar in der Umgegend von Karlstadt und an den Grehängen 
der Petrovagora bedecken nach den Beobachtungen von Stur die Ablage- 
rungen der Congerienstufe übergreifend die älteren neogenen Ablagerungen 
und verbreiten sich westlich bis tief hinein in das Gebiet der Kalkgebirge 
in Niveau’s, bis zu welchen die Wässer der älteren neogenen Meere niemals 
emporreichten. 

In dem auf Blatt VI dargestellten südlichen Theile des alpinen 
Wiener Beckens erscheinen die Congerienschichten nur in geringer Verbrei- 
tung am Tage, da sie in den mittleren Theilen desselben durch mächtige 
Massen von Diluvialschotter verhüllt sind. In grösserer Ausdehnung erschei- 
nen sie aber schon in den Niederungen zwischen den Hainburger Bergen und 
dem Leithagebirge, so wie zwischen diesem und den Oedenburger Bergen; 
die grössten Flächenräume nehmen sie aber in der Gratzer Bucht ein. Auch 
hier beobachtete Stoliczka zunächst über den Cerithienschichten meist 
thonige und sandige Ablagerungen, an manchen Orten mit Flötzen von Lig- 
nit oder Braunkohle von untergeordneter Qualität, und über diesen, die 
Hügel krönend, den Belvedereschotter. In den höchsten Lagen der Inzersdorfer- 
schichten in einem durch Eisenoxyd roth gefärbten Sande liegen bei Balta- 


1) Die Schlüsse, zu welchen Stoliczka bezüglich dieser Frage gelangte, 
haben wohl nur mehr theilweise Geltung, da es nunmehr wohl als sicher gestellt 
betrachtet werden darf, dass die Tertiärschichten westlich von der Mur sämmtlich 
den älteren neogenen Stufen angehören. + 


AA Franz R. v. Hauer. Geo]. Uebersichtskarte der österr. Monarchie. [A4[ 


var, nordwestlich von Zalaber die zahlreichen Reste einer Säugethierfauna 
begraben, welche nach den Untersuchungen von Suess die grösste Ueber- 
einstimmung zeigt, mit jener von Pikermi in Griechenland. 

Unter den Gesteinen der Umgegend von Gleichenberg ist noch insbe- 
sondere als hierher gehörig der in zwei Brüchen gewonnene Mühlstein her- 
vorzuheben. Derselbe ist ein Belvedereschotter, dessen Gerölle durch Infiltra- 
tion von kieselsäurehältigen Wässern fest verkittet wurden. Eingeschlossene 
Thier- (Melan. Martiniana) und Pflanzenreste stellen sein geologisches 
Alter ausser Zweifel. 

Auch-im kroatischen Becken, und rings um das Gehänge des west- 
slavonischen Gebirges treten die Congerientegel und die Belvederschotter in 
grosser Verbreitung zu Tage. Nebst den Braunkohlenflötzen enthalten sie 
hier auch unter ziemlich eigenthümlichen Verhältnissen Eisensteine. In der 
Umgegend von Karlstadt und weiter im Osten von der Petrovagora und im 
Norden von dem Tergoveergebirge beobachtete Stur an zahlreichen Punkten 
einen Uebergang der Belvedereschotter in Sand und weiter in Lehm, der 
häufig roth gefärbt ist, und in einzelnen Knollen und unterbrochenen Lagen 
die Brauneisensteine enthält. Die innige Verbindung dieser Lehme mit dem 
Belvedereschotter, ihre Lage auf den Congerien-Tegeln und Sanden, endlich 
die Auffindung von Congerien selbst in dem rothen Lehme bei Topusko 
stellen dieZugehörigkeit desselben zu den Inzersdorferschichten ausser Zweifel. 
Weiter westlich von Karlstadt tritt nun der Belvedereschotter gegen den 
Lehm mehr und mehr zurück. Der Letztere erscheint, eisensteinführend wie 
weiter im Osten in zahllosen kleinen Mulden und Auflagerungen, deren Ver- 
breitung und Vertheilung im Neustädtlerkreise in Krain Lipold ausführ- 
lich beschrieb, dem Karstkalke aufgelagert. 

Diluvium und Alluvium. Die Diluvialgebilde, die sich immer 
noch durch ein etwas erhöhtes Niveau von der eigentlichen Alluvialebene 
abheben, sind auf unserer Karte durch zwei Farbentöne geschieden in Dilu- 
vialschotter und Löss. Nur in der nördlichen Partie des alpinen Theiles des 
Wiener Beckens ist der Löss in ausgedehnteren Partien entwickelt, die ganze 
südlichere Hälfte ist von Diluvialschotter bedeckt, über dessen Vertheilung 
insbesondere die schönen Darstellungen von Suess in dem Berichte der 
Wasserversorgungs-Commission des Gemeinderathes der Stadt Wien eine 
klare Uebersicht liefern. Hauptsächlich von zwei Funkten her, Wöllersdorf 
und Neunkirchen, den Scheitelpunkten ungeheurer Schuttkegel, ergossen 
sich die Schottermassen, welche nunmehr die Niederung erfüllen. An 
mehreren Punkten am Rande, so insbesondere in der Gegend von Wirflach 
im Westen und gegenüber in der Umgegend von Pitten, finden sich erratische 
Blöcke, am ersteren Orte auch eine Moräne, die von ehemaligen Gletschern 
Kunde geben, deren Spuren in der Ebene selbst aber durch die noch weiter 
fortgesetzte Ablagerung von Diluvialschotter verhüllt sind. 

Noch weit grössere Verbreitung erlangen die Diluvialgebilde weiter im 
Süden, insbesondere deckt der Löss, der vielfach namentlich nach abwärts 
sandig wird und in reine Sandablagerungen übergeht, weite Landflächen. 


II. Beiträge zur Geognosie Tirols. 


Von Adolph Pichler. 


Fortsetzung der Mittheilungen V—VII im Jahrbuch 1866, Seite 73, und in den 
Verhandlungen 1867. Seite 50 und 236. 


(Vorgelegt in der Sitzung vom 17. December 1867.) 


VII. Gneiss aus derGegend vonSchwaz. 


Die Berge am rechten Ufer des Inn von Schwaz bis Rattenberg be- 
schäftigten die Geognosten wegen ihrer Erzführung bereits vielfältig. Ich 
habe die Gesteine, welche sie zusammensetzen, in einem der vorigen Beiträge 
kurz skizzirt, und auch des Thonglimmerschiefers erwähnt, der als ältestes 
Formationsglied dieses Gebirges betrachtet werden darf, wenn sich auch nicht 
mit Bestimmtheit behaupten lässt, er gehöre der Grauwackenformation an. 

Nachdem ich unlängst die Steinkohlenformation auf dem Trunerjoch bei 
Steinach wieder besucht, kannich nicht umhin zu bemerken, dass manche Arten 
Thonglimmerschiefer von Schwaz zunächst den erzführenden Kalken, petro- 
graphisch mit dem Thonglimmerschiefer jenes Joches völlig übereinstimmen. 
Man möchte sich versucht fühlen, der Steinkohlenformation, für welche mir 
nun eine grosse Suite zahlreicher Pflanzenarten als Beleg vorliegen, nicht 
mehr bloss auf das Trunerjoch zu beschränken, sondern sie auch auf die 
Thonglimmerschiefer zunächst der erzführenden Kalke bei Schwaz und viel- 
leicht auch auf jene unter dem bunten Sandstein bei Brennbichl und Wenns 
am Eingange des Pitzthales auszudehnen. Das nur nebenbei 

Interessant ist jedoch, dass sich der Thonglimmerschiefer bei Schwaz 
zu einem förmlichen Gneiss von grosser Mächtigkeit entwickelt. Der Nord- 
abhang des Gebirges von Schwaz bis Pill und wohl auch noch weiter west- 
lich unter der Decke des Diluvium, auf der das Kirchlein von Weerberg 
ruht, besteht aus Gneiss, den die Schlucht des Pillerbaches von Norden nach 
Süden durchquert. Die Mächtigkeit mag wohl gegen 2000 Fuss betragen. 
Bei Kolsass lagert sich ein schmaler Grat aus Thonglimmerschiefer vor, so 
typisch wie er nur bei Wiltau und Amras bricht. 

Gegen Osten überdeckt den Gneiss der erzführende Kalk und es lässt 
sich daher seine Ausdehnung nicht ermitteln, eben so wenig konnte ich bis 
jetzt die Grenzverhältnisse beider Gesteine untersuchen, 


46 Adolph Pichler. [2] 


Dieser Gneiss liesse sich eigentlich am besten als Thonglimmerschie- 
fer mit Orthoklas bezeichnen. Es treten nämlich in dem Gestein Linsen und 
Körner von weisslichem Orthoklas auf, um welche sich die Lager des Schie- 
fers wellenförmig biegen. Die Körner und Linsen des Feldspathes erreichen 
manchmal die Grösse eines halben Zolles, die Bruchfiächen zeigen ausser den 
Blätterdurchgängen auch noch die Zwillingsebenen und sind hie und da mit 
Flocken von staubigem Eisenoxydhydrat bedeckt, wol einem Zersetzungs- 
produkte von Siderit, mit den ihn manchmal begleitenden Eisenlinsen. Ausser 
den Lagen und Streifen graulichweissen Quarzes sind auch Körner desselben, 
manchmal fast wasserhell, eingewachsen. Der bleigraue Glimmer, der so wie 
die Glimmer unserer I honglimmerschiefer überhaupt, wohl erst einer einge- 
henden Untersuchung nach seinen chemischen und physikalischen Eigen- 
schaften bedarf, bildet dünne Häute auch Schuppen eines talkartigen Mine- 
yals von graulicher oder öhlgrüner Farbe, über welches ich gelegentlich einiges 
berichten werde und kleine Fetzen eines hellweissen Glimmers sind hie und 
da sichtbar. Mit dem ausgesprochenen Gneisse wechseln manchmal Lagen 
eigentlichen Thonglimmerschiefers. Uebrigens: zeigen die Thonglimmer- 
schiefer bei Schwatz nicht immer jene typische Form, die man bei Innsbruck 
studiren kann, sie entfernen sich noch mehr von dem krystallinischen Cha- 
vakter, das Gefüge erscheint verworren. Dieser Umstand kommt wohl vor- 
züglich auf die Rechnung des Glimmers. 

In diesen Thonglimmerschiefern und Gneissen liegen die Stollen zum 
„Schwazer-Eisenstein” und bei Heiligen-Kreuz. Der grossblätterige Siderit 
kommt stock- und gangförmig vor, enthält jedoch auch Schwefelkiese. Die 
Stollen, noch vor Kurzem in Betrieb, sind jetzt verlassen, 


Der Bergbau auf der hochgelegenen Schwader wird noch rüstig fort- 
gesetzt, die Siderite verschmilzt man zu Jenbach und Kiefer. 


IX Asphalt im Haupt-Polomit. 


Zwischen Leibeltingen und Telfs ist theils durch die Umlegung der 
Jaudstrasse, theils durch Steinbrüche, welche den Bedarf an Schotter decken, 
der Fanptdolomit an mehreren Stellen schön entblösst, Ausser dünnen 
Schichten asphaltischer Schiefer findet man auch in dem grauen weissade- 
rigen Dolomit oft nussgrosse Nester und Schnüre von Asphalt eingesprengt 
Manchmal überdeckt er in dicken Lagen die Schichten, dass sie, wenn man 
nieht auf den Querbruch achtet, wie Schwarzkohlen erscheinen oder dringt 
in die Klüfte des Gesteines Dieser Asphalt ist schwarz, fettglänzend, hat 
einen ausgezeichneten, muschligen Bruch und lässt sich leicht in ein dunkel- 
braunes Pulver zerreiben. Der unverbrennliche Rückstand ist sehr gering. 
Solehe Nester von Asthalt entdeckte ich auch im Hauptdolomit des Arz- 
srabens nördlich von Telts und auf der Lamsen nördlich von Schwaz. Auch 
bei Häring und am (eltenbergel bei Wörgl findet sich Asphalt in den 
Drusenräumen des grauen Kalkes, der seine Stellung noch zu den unteren 
Schichten der Cardita erenata zählt. Dieser Asphalt hut eine geringere Con- 
sistenz und erweicht sich schon an ler Sonne, xo dass er von den Felsen ab- 
rınnt. 'Er'imuss 2lso mehr Erdöl enthalten. 


[3] Beiträge zur Geognosie Tirols, 47 


X. Megalon triqueter im Hauptdolomit 


Bekannt ist die klassische Stelle bei Leibelfingen, wo F. v. Hauerim 
Hauptdolomit die Durchschnitte von Megualodon entdeckte. Es ist das nicht der 
einzige Platz, wo in diesem Dolomit Megalodon vorkommt. Etwa dreiviertel 
Stunden westlich vom Zirl findet man ihn ebenfalls an der Strasse. Bekannt- 
lich befindet sich Megalodus triqueter auch in den „oberen Schichten der 
Cardita erenata“, in der Schlucht hinter dem Zirler Calvarienberg. Hier ist 
die Schale verschwunden und nur der Steinkern erhalten. Im Hauptdolomit 
füllt den Raum der Schale späthiger, weisser Kalk aus. 


XI. Fossiles Harz. 


Von fossilen Harzen wurde bis jetzt in Tirol, abgesehen vom Asphalt, 
wenig entdeckt. Ich erinnere an das bernsteinähnliche Harz in den Schiefer- 
thonen der Gosauformation, welches ich in Brandenberg, nördlich von Ratten- 
berg entdeckte. Heuer im Herbst fand ich ein fossiles Harz in den Thon- 
mergeln der „oberen Schichten der Cardita cerenata“ im Kochenthale bei 
Telts. Diese Thonmergel sind schwärzlichgrau, sie enthalten-viel weisse cal- 
cinirte Schalen. Hie und da zeigt sich ein Körnchen oder Tröpichen eines 
honiggelben bis braunen Harzes, freilich viel zu wenig, um eine chemische 
Untersuchung zu ermöglichen. Es zeigt Fettglanz, ist durchsichtig bis durch- 
scheinend und bricht muschelig, ist sehr spröde und lässt sich leicht pulvern, 
Härte etwas über I. Das Gewicht nicht viel höher als 1. Es schmilzt etwa 
bei 1549 Cels. Alkohol löst wenig, Aether mehr auf, 


Dieser lässt einen weisslichen pulvrigen Rückstand, der sich erst bei 
grösserer Hitze vom Glase verflüchtigt. Wir haben es hier wohl mit einer 
neuen Art zu thun, deren genaue Bestimmung freilich erst dann möglich 
wird, wenn es gelinet, mehr Material zu gewinnen. Von welchen Pflanzen 
dieses Ilarz stamme, lässt sich nicht sagen, wir kennen aus dem Kochenthale, 
wie ich bereits früher mitgetheilt, nur Pterophyllen, kquisetites-Arten und 
eme Pecopteris. Von diesen ist kaum vorauszusetzen, dass sie unsere Sub- 
stanz lieferten. Dieses Harz gehört einer anderen, geologischen Periode an 
als der Berustein, es unterscheidet sich von diesem auch in seinen Eigen- 
schaften, sa weit diese eine Untersuchung zulassen. Nennen wir es vorläufig, 
um, wenn wir es bei anderen Gelegenheiten erwähnen, weitläufige Um- 
schreibungen zu ersparen, Kochenit, 


Xli Die Trias des Stubai. 


Ich hatte die merkwürdigen Kappen triadischer Gesteine bereits vor 
zehn Jahren untersucht und fast Alle zum Theil auf das weniger zuverläs- 
sige Kennzeichen der petrographischen Beschaffenheit gestützt, vorzüglich 
aber aus einigen Schalen der Cardita crenata, welehe mir einen sicheren 
Horizont gaben, festgestellt. Heuer im Herbste wollte ich die Eriahrungen, 
welche ich indess auf ändere Gebiete gewonnen, auf dieses schwierige Terrain, 
wo eine tiefgreifende Metamorphose die Steine zum Theil umgewandelt, über- 
tragen. Dass die Arbeit keine überflüssige und unnöthige war, möge die 
folgende kurze Skizze bezeugen. | 


48 Adolph Pichler. [4] 


Das Grundgestell des ganzen Gebirges ist Glimmerschiefer, so zeigt 
die Karte des geognostisch-montanistischen Vereines. Heuer fand ich einen 
mächtigen Gneissstreifen eingelagert, derin Stunde 12 ziemlich steil westlich 
fallend, sich quer über die Schlucht zieht, durch welche bei Mieders der 
Sulzbach fliesst. Südöstlich von Mieders wurde in diesem wohlgeschichteten 


Gestein ein Bruch angelegt, der eine nähere Einsicht gestattete. Es ist der . 


Gneiss desGlimmerschiefers, ein Gneiss von dem Gneisse des 
Thonglimmerschiefers ebenso verschieden, als der echte Glimmer- 
schiefer vom Thonglimmerschiefer. 


Quarz und Orthoklas, letzterer auf Querbrüchen die Zusammensetzung 
zu Zwillingen zeigend, sind grau und zusammen in Lagen und Bändern aus- 
geschieden, welche der silberweisse oder bräunliche Glimmer trennt. Manch- 
mal, wenn auch selten, sind zolllange Tafeln braunen Glimmers ausge- 
schieden. Hie und da ist auch ein Körnchen braunrother Granat eingestreut. 
Kıystalle von schwarzem Turmalin in dem bekannten sechs- und dreiseitigen 
Prismannicht selten von mehr als Zolllänge trifft man nicht oft. Tritt der Glim- 
mer zurück, so gleicht das Gestein, wie z. B. auf dem Wege nach Innsbruck 
jenseits des Steinthalerhofes, einem Quarzit um so mehr, da der dem Quarz 
gleichfärbige Feldspath nur in kleinen, ziemlich seltenen Körnchen einge- 
wachsen ist. Durch die Zersetzung von Kupferkies sind manche Glimmer- 
blättchen spangrün gefärbt. Hie und da trifft man auch eine kleine Quarz- 
druse, der Quarz weiss, durchscheinend, an der Oberfläche mit einem 
schmutzig grünen, dünnen Häutchen. Zwischen Nauders und Schönberg legt 
sich diesem Gneiss ein Streifen Hornblendeschiefers vor, den die Karte auch 
nicht angibt. 


Das Grundgestell des ganzen Gebirges bildet, wie erwähnt, der Glim- 
merschiefer. Der Glimmer ist meist silbergrau; eingewachsen finden sich bis- 
weilen schwarze Turmalinkrystalle und zahlreiche Oktaederchen von Mag- 
netit. 


Wenden wir uns zur Trias. 


Nicht überall beginnt sie mit den bunten Sandsteinen, und nicht über- 
all sind in der Gegend alle Glieder vorhanden oder gleich gut entwickelt. 
Nördlich von der Saile z. B. liegen unmittelbar über dem Glimmerschiefer 
die schwarzen Schiefer, Schieferthone und Sandsteine von Schichten der 
Cardita crenata; während hier die ganze Bildung mit den Schichten des 
Hauptdolomites abschliesst, ist die Waldrast von den metamorphen Schie- 
fern der Avicula contorta-Schichten gekrönt. 


Am Schliggbach bei Pleben zwischen Telfes und Vulpmes liegt un- 
mittelbar über den Glimmerschiefer der bunte Sandstein. Früher be- 
trachtete ich als Vertreter desselben ein Conglomerat von violetten Quarz- 
geschieben, und ausgezeichnet spaltbarem Magnetit in Körnern bis Erbsen- 
grösse, wozu sich wohl auch Haematit gesellt. Dieses Conglomerat bildet 
im bunten Sandstein nur ein untergeordnetes Vorkommen. Die Mannig- 
faltigkeit der Gesteinsarten des bunten Sandsteines ist hier trotz seiner 
verhältnissmässig geringen Mächtigkeit selır gross. Wir begegnen groben 
Conglomeraten, weissen Quarziten und Quarzschiefern von ziemlich feinem 
Korn, mitten darin liegen grünlichgraue Schiefer mit Lagen förmlichen 


15] Beiträge zur Geognosie Tirols. 49 


Eisenglimmerschiefers. Letzterer besteht aus feinschuppigem Haematit von 
stahlgrauer Farbe mit eingestreuten Octaederchen von Magnetit. Dieses Ge- 
stein mag man früher für die Eisengewerke Stubai’s ausgebeutet haben. In 
‘einem Stücke bunten Sandsteines fand ich Bleiglanz eingesprengt. Auch ein 
schuppiges, chloritähnliches Mineral trifft man manchmal eingestreut. 

Die Rauchwacke ist nicht überall und dann stets nur in der geringen 
Mächtigkeit von wenigen Fussen überdeckt. 

Eben nicht sehr mächtig sind auch die schwarzen krystallinischen 
Kalke mit rothen unebenen Schichtflächen, sie gehören dem Muschelkalk an. 
| Den Virgloriakalk findet man stellenweise mit den unebenen Schicht- 
flächen, welche manchmal ein silberweisses Glimmerhäutchen überzieht, sehr 
gut entwickelt, wenn auch ohne Petrefacten. 

Die „unteren Schichten der Cardita crenata“ sind auf der 
Seite gegen das Innthal, wo die älteren Schichten nicht auftreten, unmittel- 
bar den Glimmerschiefer überlagernd, sehr gut entwickelt, im innern Stubai 
dürften ihnen die meisten schwarzwolkigen Kalke angehören, die der unteren 
Trias auflagern. 

Die „Schichten der Chemnitzia Bosthorni“ entsprechend den 
Wettersteinschichten; hier zu schneeweissen feinkörnigen Kalken, 
genauer gesprochen zu Doloniiten splitterigen Bruches mit reichlichem Gehalt 
an Kiesel umgewandelt, zeigen im Gegensatz zu den Nordalpen, wo sie hohe 
Gebirge zusammensetzen, eine verhältnissmässig geringe Mächtigkeit. Man 
möchte wohl an der Identität zweifeln, wenn man nur die petrographi- 
schen Merkmale berücksichtigt, indess ist es mir bei Pleben gelungen, die 
für die Wettersteindolomite so characteristischen Spongien und Korallen zu 
finden in jeder Beziehung erkennbar, wenn auch zum Theil der Umgestaltung 
erliegend, deren sich die Trias der Centralalpen fügen musste. In der Rich- 
tung gegen Sellrain — ober Axams — fehlen auch die bunten Knollen- 
kalke oder Draxlehnerschichten nicht. Sie gehören bekanntlich einem tieferen 
Niveau der Chemnitzienschichten an und werden manchmal als das Aequi- 
valent der Hallstätterschichten betrachtet. 


Zu den weisseu Chemnitziendolomiten der Waldrast oder Serles-Spitze 
gesellt sich stellenweise ein sehr eigenthümlicher Zellendolomit, wenn ich 
diesen Ausdruck gebrauchen darf. Das Gestein ist in eckigen Stücken und 
Stückchen zersprengt, die oftgar nicht verschoben sind, wohl aber verkittet, 
die Fugen ein lichtgelbes, sandig mergeliges Cement. Hie und da ist ein 
Stückchen zu Staub zerfallen, und man findet dann eine Lücke, meistens 
sind jedoch die Stückchen in ihrem Aeussern völlig unverändert, was 
Härte, Bruch und Farbe betrifft; — in der Mitte befindet sich aber eine Höhle, 
die sich meistens nach der Form des Stückchens richtet, sie ist mit kleinen 
Krystallen von Caleit ausgekleidet, manchmal enthält sie etwas dolomiti- 
schen Staub. Die Wände der Höhle sind in der Regel ziemlich dick. Ob 
und wie weit die Versuche, die man hie und da gemacht, solche Vorkomm- 
nisse zu erklären, hier passen, lassen wir unerörtert. 


Die „oberen Schichten der (ardita crenata“ sind durch eine 
grosse Menge von Gesteinsarten, wenn auch nicht gerade sehr mächtig ver- 
treten. Da begegnen wir den Sandsteinen, Oolithen, Mergeln und Schiefer- 
thonen, letztere auf den Kluftflächen nicht selten mit einem Anflug von 
Schwefelkies; sie wurden alle von einer theilweisen Pseudomorphose, wie 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 


50 Adolph Pichler. [6] 


ich es bereits bei anderen Anlässen geschildert, ergriffen. Sie boten mir be- 
reits vor mehr als einem Decennium die sichere Handhabe, um die triadi- 
sche Formation in den Centralalpen festzustellen. Auch Versteinerungen 
fehlen nicht, wenn sie auch schlecht erhalten sind, neuerdings fand ich Car- 
dita-crenata auf der Waldrast. Die Carditaschichten ziehen für Jeden, der 
sie sehen will, schon von weitem erkennbar, an den schroffen Wänden der 
Waldrast oder Serlesspitze hin; ober ihnen liegt der wohlgeschichtete 
Haupt- oder Mitteldolomit; er ist krystallinisch, bricht muschlig, 
graulich von Farbe, an der Oberfläche weiss anwitternd und verbreitet an- 
‚geschlagen einen sehr unangenehmen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas. 


In ungeheurer Mächtigkeit, Gipfel und Grat krönend, treten die 
Schiehten der Avicula contorta auf. Auch die Mannigfaltigkeit 
der Gesteinsarten ist eine sehr grosse: bunte Schiefer, dunkelgrauer Schie- 
fer im Aussehen selbst Thonglimmerschiefer nahestehend, beweisen neuer- 
dings, wie vorsichtig man bei der Benützung petrographischer Merkmale 
sein müsse; schneeweisse salinische Marmore und graue wohlgeschichtete 
Marmore zu Platten, werden beide bereits zu technischen Zwecken gebro- 
chen; ferner gelbliche Kalke in dicken Bänken, an der Oberfläche uneben, mit 
grünlichem, gelblichem, röthlichem thonigen Ueberzuge, oft mit Würfelchen 
von Pyrit bestreut; röthliche, sandige und schieferige, GE lbs Con- 
glomerate und dergleichen mehr. 


In den grauen Kalken und bunten Schiefern finden sich wohl auch 
Spuren von Versteinerungen; Pecten, Ostrea, Gervillia inflata wohl erkenn- 
bar. Besonders wichtig war der Fund eines Zahnes beim Anstieg zur Ser- 
lesspitze. 


Hermann v. Meyer schreibt darüber: 


„Mit mehr Sicherheit, als der aus dem Bonebed von Maidring mitge- 
theilte Zahn, glaube ich den grösseren Zahn aus dem Bonebed von Wald- 
rast im Stubai meinem Belodon von der Grösse des Belodon Kapffi Meyer 
beilegen zu können, indem er durchaus den Anforderungen an die hinteren 
Zähne dieses Thieres entspricht, wie sie in dem Stubensandstein des Keupers 
* bei Stuttgart vorkommen und von mir in meinen Paläontographicis sich ab- 
gebildet finden. Es ist freilich immer gewagt auf vereinzelte Zähne, zumal 
wenn sie nicht vollständig sind, einen sichern Ausspruch zu thun. Einen 
ähnlichen nicht ganz so grossen Zahn kenne ich auch aus dem echten Bone- 
bed von Stuttgart.“ 


Die Schichten der Avicula contorta sind entwickelt auf dem Grat von 
der Waldrastspitze bis Pinnis, im Gschnitz, vom Trunerjoch gegen das Obern- 
bergerjoch, wo sie der Steinkohlenformation auflagern, am Tribulaun zwi- 
schen Pflersch und Obernberg. Auf dem Grat der Saile und des Burgstall 
zwischen Innthal und Stubai habe ich sie noch nicht beobachtet. 


Wir haben also in den Centralalpen die Trias durch alle Glieder vom 
bunten Sandstein bis zu den Schichten der Avicula contorta; bei Schönwies 
zwischen Imst und Landeck habe ich auch die Adnetherschichten nachge- 
wiesen; die Schiefer auf den Sarnthaler Köpfen im Navis-Thal gehören 
wahrscheinlich zu den Schichten der Avscula contorta und den Flecken- 
mergeln. | 


7] Beiträge zur Geognosie Tirols. 51 


Dieses möge im allgemeinen genügen; über die kartographische Be- 
grenzung liesse sich noch manches beibringen, zu thun bleibt wie in den 
Alpen überall noch viel mehr. 


XI. Bactryllienmergel von Arzl. 


Eine Stunde östlich von Innsbruck liegt das Dorf Arzl. Steigt man 
über die Bänke des Tertiärconglomerates zum Bauernhof, so erreicht man 
bald den bunten Sandstein. Nun erhebt sich der Berg steil gegen das Arzler- 
albl. Man klettert vom bunten Sandstein über die Rauchwacken ; dunkel- 
graue weissaderige Kalke, zum Theil mit Hornsteinconcretionen; darüber 
klotzige Mergel, wohl bereits zum Complex der mannigfach entwickelten 
unteren Schichten der Cardita erenata gehörig. In den grauen Mergelschie- 
fern findet man, wenn auch nur stellenweise ein Bactryllium. In seiner Ge- 
sellschaft trifft man keine Versteinerungen, wohl aber in den mergeligen 
dünngeschichteten Kalken unmittelbar darüber, welche oft eine förmliche 
Muschelbreceie darstellen, in der man Ostrea montis caprilis, Corbis Mellingi, 
Pentacrinus propinquus, einen kleinen, glatten Gastropoden und Fischschüpp- 
chen erkennt. Jenes Bactryllium möchte man wohl für BD. striolatum erklären. 
Bactryllium striolatum wurde jedoch bisher ausschliesslich den Schichten 
der Avicula contorta zugeschrieben. (Heer in Escher’s Bemerkungen über 
das nördliche Vorarlberg p. 118, 1853, das dermalige obere S. Cassian der 
Schweizer, entspricht nämlich den Schichten der Avicula contorta.) Hier 
treffen wir es jedoch in den unteren Schichten der Cardita cerenata. 
Es sind das die ersten Bactryllien aus dem Innthal. 


XIV. Zur Fauna der „oberen Carditaschichten.“ 


' Zirl hat für die Kenntniss der „oberen Carditaschichten“ schon man- 
chen interessanten Fund geliefert. Wir erinnern an die Pflanzenreste, an Me- 
galodon triqueter u. s. w. Heuer fand ich das Bruchstück eines Ammoniten, 
den Franz v. Hauer unzweifelhaft als A. (Gon.) Haidingeri bezeich- 
net, der bisher nur aus dem rothen Hallstätter Marmor des Salzkammer- 
gutes bekannt war. Cephalopoden sind bekanntlich in den „oberen Schichten 
der Cardita erenata“ selten. Die Stelle, wo ichihn auflas, befindet sich seitlich 
vom Calvarienkirchlein. Er war in den dünngeschichteten Mergeln einge- 
bettet, welche die in den Nordalpen häufigen Species von Mollusken bergen 
und fand sich in ihrer Gesellschaft. 


« 


XV. Mineralogisches. 


Bei diesem Anlasse muss ich noch einmal des am gleichen Orte vor- 
kommenden und von mir bereits erwähnten „Thonerdehydrates“ gedenken. 
Ich habe mittlerweile Bauxit (Beauxit) von Krantz bestellt. Das erhaltene Stück, 
einem Erbsensteine, dessen Kügelchen von Eisenoxydhydrat überzogen sind, 
sehr ähnlich, trägt die Etikette: „Bauxit (Berth) kieselsaure Thonerde mit 
Eisen und Vanadium. Loec.: Vallon el l’Escaube zwischen Aubagne und Ca- 


55 Adolph Pichler. Beiträge zur Geognosie Tirols. [8] 


moins les Bains Dept. Bouches du Rhone.“ Das Zirler Mineral ist — abge- 
sehen von dem verschiedenen Aeusseren Thonerdehydrat, dem sich aus dem 
mergeligen Sandstein der oberen Carditaschichten hie und da etwas Kiesel- 
sand, Kalk, Eisenoxydhydrat beigemengt haben; stellenweise ist es fast 
rein. Das specifische Gewicht beträgt 2183 und nicht 2:55 wie das Mineral 
von Herrn Mertens; das Aussehen stimmt auch nicht ganz zu demselben, 
auf die Härte 3°5 nehmen vielleicht eingestreute Kieselpartickelchen Ein- 
fluss. 


II. Zur Geologie des siebenbürgischen Erzgebirges. 


Von F, Posepny. 
(Vorgelegt in der Sitzung vom 21. Jänner 1868.) 


Eine Urlaubsreise im vorigen Spätherbste gab mir die langersehnte 
Gelegenheit, den südlichen Erzdistrikt kennen zu lernen. Da ich bereits 
früher einige Arbeiten im nördlichen Theile dieses Gebietes durchführte, so 
gelang es mir dabei ein klareres Bild des geologisch zusammengehörenden 
Ganzen aus eigener Anschauung zu gewinnen. 

Die Beziehungen der Erzführung zum geologischen Bau dieses Di- 
striktes bildeten das Hauptobjekt meiner Studien. 

Bei meinen Reisen habe ich meist noch nicht begangene Touren ge- 
wählt. Ich konnte daher auf meinen Arbeitskarten im Massstabe 1 Zoll = 
400 Klafter detaillirtere Einzeichnungen machen. Die allgemeine Basis dieser 
Karten wurde durch eine Vergrösserung der Karten des siebenbürgischen 
provisorischen Katasters, und das Detail derselben durch gleichzeitige & la 
vue-Aufnahme gewonnen. Die Begränzung des Terrains gegen Norden und 
Süden ist ungefähr durch den Lauf des Aranyos und der Märos gegeben. 

Die krystallinischen Schiefer liegen an zwei paralellen in NO. 
streichenden Linien. An der westlichen liegt bei Offenbänya der Ausläufer 
des Bihar und bei Solymos der Ausläufer des Pojana Ruska-Gebirges. An 
der östlichen liegt die Thoroczköer, die neu gefundene Nuvas Gyogyer und 
die Värmagaer Partie. Diese beiden Linien deuten die unterirdische Conti- 
nuität zwischen den beiden grossen, metamorphischen Massen-Linien an; 
diese Massive bestehen vorwaltend aus einer Gesteinsgruppe, die durch eine 
mächtige Kalkzone charakterisirt wird, und ihre klassische Entwicklung an 
den Rodnaer Alpen erlangt. Sie ist wahrscheinlich das Resultat der Meta- 
morphose einer und derselben Sedimentärformation, deren spezielle Bezeich- 
nung wünscheuswerth ist. Es empfiehlt sich für dieselbe der Name bastur- 
nische Formation (nach dem ältesten Namen der Rodnaer Alpen Alpes 
basturnicae der aus dem dritten Jahrhundert stammenden Peutingerischen 
Tafel. (Geol. Sitzungsbericht vom 8. August 1865, pag. 183.) 

Das Juragebirge habe ich weiter nach Süden verfolgen können, als 
es die Uebersichts-Aufnahme darstellen, und es ergibt sich aus meiner Karte 
die Verzweigung durch den ganzen Berg-Distrikt. Die im Norden continuir- 
lichen Züge zerschlagen sich gegen Süd in einzelne Partien, die nur an den 
Knotenpunkten grössere Complexe bilden. Ein solcher ist der Dimb6, der höchste 
Berg des Erzdistriktes nördlich ven Zalatna, und die früher bereits bekannt 
gewesene grosse Partie bei Cieb. Der Hauptzug streicht gegen Mada, und zer- 


BA F. Posepny. [2] 


splittert in der Nähe des Üsetra’ser Daeit-Zuges in einzelne Klippen, ohne 
sich jenseits desselben bei Nagyag anders als durch Bachgerölle zu ver- 
rathen. Dagegen setzt sein westlicher Zweig, der sich bei Annäherung an 
den Gebirgszug bei Balsa und Voja gleichfalls in einzelne Klippen auflöst, 
jenseits desselben insofern fort, als man die einzelnen Partien im Trestia- 
thale, wie das Massiv des Boitsaergebirges und die isolirten Kalkpartien des 
Rudacs, und Karacser-Gebirges für seine Fortsetzung zu halten berechtigt ist. 

Da nun. beiderseits nur die Spitzen der Kalkberge aus den den Cset- 
ra’ser Zug umgebenden, jüngeren Sedimenten hervorragen, so kann man an- 
nehmen, dass unter dieser Decke eine mächtigere Kalkmasse an das Eruptiv- 
Gestein tritt. Ein zweiter mehr verzweigter Ast des Hauptzuges tritt bei 
Cierbu, Dupa piatra, Vulcan und Strimba auf und weist somit auf eine Ver- 
bindung mit dem Nezbänyer Gebirge hin. 

Die Augit-Porphyreund die sie begleitenden Gesteine treten haupt- 
sächlich in Begleitung des Hauptkalkzuges und seiner westlichen Ver- 
zweigung auf, und verdrängen bei Zalatna und Boitsa ganz die den Kalkstein 
sonst begleitenden Sandsteine. Nur die aus den Uebersichts-Aufnahmen be- 
kannte Partie von Miheleni, die aber nicht mit dem erst erwähnten Com- 
plexe zusammenhängt, ‚wie in den bisherigen Karten verzeichnet ist, sowie 
einige neue Partien bei „Dupa piatra“ gränzen nicht unmittelbar an die Kalk- 
züge, sondern sind von jenem von Dupa piatra, Vulkan und Strimba durch 
eine mächtige Standsteinzone getrennt. Augit-Krystalle habe ich ausser an 
den zwei bekannten Lokalitäten noch an vielen anderen Stellen in diesen Ge- 
steinen angetroffen, so dass sich die Zugehörigkeit der ganzen Gesteinssuite 
zum Augit-Porphyr nicht bezweifeln lässt. 

Den Karpathensandstein habe ich wegen Mangel an Anhalts- 
punkten nicht zu gliedern versucht. Da ich darin aber weder Numuliten 
noch Fucoiden und keine petrographische Analogie mit den Rodnaer 
Eocengesteinen entdecken konnte, da ferner der in Verespatak häufige 
Bronnites transylvanicus Eitingsh. dem dortigen Lokalsedimente, und nicht 
den Karpathensandsteinen angehört, wie zuerst angenommen wurde, da end- 
lich die innerhalb des Terrains bei Solymos, Vidra, Thoroczkö auftretenden 
Petrefacten der Gosau angehören, so halteich denselben für geologischälter, als 
die Eocenformation. In’einigen Durchschnitten des Kalkgebirges sah ich den 
Kalkstein auf Sandsteinen aufliegend, und glaube sogar dass einige Kalk- 
steine älter sein können, als die Juraformation, welche Ansicht sich freilich 
nur auf die verschiedene petrographische Beschaffenheit und nicht auf Petre- 
facten basirt. 

Die jüngeren Sedimente zeigen durch ihre Gesteinselemente bei- 
nahe überall die innigsten Beziehungen zu den jüngeren Eruptivgesteinen. 
Sie füllen nebst den im Sitzungsbericht vom 19. März 1867 erwähnten zwei 
kleinen Becken von Verespatak-Korna und von Abrudtiell ein grösseres 
Becken Zalatna-Tekerö aus, und finden sich zwischen der Körös und der 
Märos über eine grosse Fläche ausgedehnt vor. Bei den Uebersichts-Auf- 
nahmen ist das Zalatnar Becken bloss in der Umgebung des Ortes verzeichnet, 
es reichtaber über d«n Andesitzug Judenberg-StanicZa westlich hinaus, wo sein 
grösster und am besten entblösster Theil liegt. Es kann wohl einst mit dem 
Körös-Märoser Becken zusammengehangen sein, wie dies einige Fragmente 
am Rücken des sie trennenden Augit-Porphyr-Terrains andeuten. Das letztere 
Becken umrandet das Cseträser-, Rudaer-, Boitsaergebirge u. s. w. und setzt 
meist die höheren Terraintheile zusammen, während die Thalsolen aus 


[3] Zur Geologie des siebenbürgischen Erzgebirges, 55 


älteren Gebilden, Karpathensandstein, Jurakalk, Augitporphyr etc. bestehen. 
Es kann somit, wenn man sich bloss in den Thalsoolen bewegt, .der Beob- 
achtung gänzlich entgehen. { 

Diese Sedimente werden häufig von den jüngeren Eruptivgesteinen 
durchsetzt und schliessen zugleich Gesteinselemente von diesen ein. 
Sie sind in den letzgenannten zwei Complexen meist intensiv roth ge- 
färbt und obgleich ich keine Versteinerungen fand, so dürfte dennoch 
die Analogie mit den Gesteinen des rothen Berges bei Mühlenbach ihre Zu- 
theilung zu denSchyltthaler-Schichten rechtfertigen. Diese Annahme 
wird durch die in denselben häufig vorkommenden Gypse und durch die 
Ueberlagerung von verschiedenen Miocengebilden bei Varmaga und Kosing, 
Halmagy und Ribicza unterstützt. Die Gleichartigkeit des Vorkommens 
macht es wahrscheinlich, dass die zwei kleinen, isolirten Becken von Veres- 
patak und Abrudtiell derselben Epoche angehören, und das Vorkommen 
von Bbronnites transylvanicus steht nach der Deutung von Hın. F. Ettings- 
hausen (Jahrbuch 186, Nr. 4, pag. 74) dieser Annahme durchaus nicht 
entgegen. Nebstdem muss ich bemerken, dass der Vulkojer Hermanni-Erb- 
stollen eine Partie Conglomerate mit Dacit-Geröllen durchfuhr, welche so- 
mit auch hier als ähnliche Gesteine aufgefasst werden müssen. 

Diejüngeren Eruptivgesteine haben der Karte eine etwas andere 
Physiognomie gegeben, da ich denselben besondere Aufmerksamkeit zu- 
wendete, und so ihre ziemlich regelmässige Anordnung in paralellen Zügen 
entdeckte. Ohne hier näher in die petrographische Charakterisirung einzu- 
gehen, werde ich mich bloss auf bereits näher bekannte Gesteine berufen. 
Falls man von den isolirten Kuppen, NO. von ÖOffenbänya und Deva abstra- 
hirt, kann man vier Gruppen von Zügen unterscheiden. 

1. Die Offenbänyer-Gruppe besteht aus wenigstens zwei, etwa 
eine halbe Meile langen, schmalen, sich verzweigenden Zügen. Der öst- 
liehe, eontinuirlichere schliesst die Bergbaue ein, der westliche aus mehreren 
Partien bestehende wird an seinem südlichen Ende durch den letzterer Zeit 
häufig genannten Coltsu Csoramuluj bezeichnet. Sie bestehen aus Andesiten 
vom Typus des Gesteines von den Ufern des Timok und von jenem von Deva. 

2. Die Verespataker-Gruppe besteht wenigstens aus zwei Zügen, 
deren Gesammtlänge circa 2'/, Meilen und deren grösste Gesammtbreite nahezu 
1 Meile (sammt den Zwischenräumen) beträgt. Der Oestliche, besteht aus 
dem im Sitzungsberichte vom 31. Juli 1867 skizzirten Cicera-Massiv, dem 
Doppelkegel Giamena und mehreren dazwischen liegenden Trachytkuppen. 

Der westliche Zug bildet die Gesteinsinseln Verespatak-Kornia, Abrud- 
trel, und einen continuirlichen Zug bis zum Vulkoj. Während der erste 
Zug aus mehr oder weniger rauhen Andesiten besteht, besteht dieser bis zum 
Vulkoj aus Dacit. Das eigenthümliche Gestein von Verespatak gibt sich als 
eine gebleichte Ausbildung der Dacite mit dunkler Grundmasse zu erkennen, 
die sowohl in Verespatak als auch in Abrudtriel an einzelnen Stellen vor- 
kommen, von letzterem Orte aber bis zum Vulkoj einen eontinuirlichen 
„Contin“ genannten Zug zusammensetzen. Vulkoj und der :1/, Meile südlich 
davon liegende Berg Dialu Sudori bestehen aber aus Andesit. 

3. Die Judenberg StaniZa-Gruppe habe ich auf 3 Meilen Länge 
nachgewiesen, doch scheint sie noch weiter gegen Norden fortzusetzen, wie 
eine kleine nur einige Klafter mächtige Partie bei Miheleni andeutet. Ein 
Theil beginnt mit den isolirten Kuppen Judenberg, Magura Cupului, Briasa, 
' und setzt sodann vom Grohäs bis über StaniZa als ein 1'/, Meile breiter 


56 F. Posepny. [4] 


continuirlicher Zug fort. An beiden Flanken seines südlichen Theiles lagern 
die Vorkommen von Quarzporphyren, wovon einige alte Feldsteinporphyre 
dem Petrosilex und der Hälleflinta gleichkommen, und an einem Punkte am 

Berge Bodia als Rhyolithe ausgebildet sind. 

Hieher gehören auch die früher mit dem Dacit vereinigten Gesteine von 
Petrosan und Zalatna, deren klastische Natur neuerdings Dr. Tschermak 
erkannte. Ich habe nun gefunden, dass sie wahre Lager in den Sedimenten 
des Zalatnaer Beckens bilden, und zwar vıel regelmässiger, als die Melaphyre 
im Kothliegenden von Starkenbach und Semil in Böhmen. Gesteine, die 
man mit dem Namen „Palla“ zu bezeichnen angefangen hatte, finden sich bei 
Nadosdia und Almäs, ebenso zwischen den beiden Thälern von Herzegany, 
Im Pereu Bodi bei Tekerö finden sich in den Quarzporphyren Bänke von 
Pechsteinen, die oft in einem Handstücke in Feldsteinporphyr und in Obsidian 
übergehen. Die Kuppe und die Gehänge des benachbarten Berges Bodia be- 
stehen hingegen aus Rhyolith vom Typus der gleichnamigen Gesteine des 
Hliniker Thales bei Schemnitz. Weiter an der Westseite des Zuges liegen 
einige Andesit-Partien innerhalb des Karpathensandsteines. 

4. Die Cseträs-Ruda-Karäkcser-Gruppe bildet den längsten, 
wichtigsten und verzweigtesten Zug. Seine Länge beträgt 6 Meilen, seine grösste 
Breitenausdehnung zwischen Toplica und Porcura 1!/, Meilen. Der Haupt- 
rücken, oder der eigentliche Cseträser Zug und seine Fortsetzung, das Duba- 
und Cordura-Gebirge bei Kureti, sowie die Ausläufer bei Herzegany bestehen 
ausschliesslich aus Daeit. An seiner Ostflanke tritt, durch ein schmales Band 
von den Schylthaler-Schichten getrennt, zwischen Toplica, Hondel und Trestia 
ein grosses aus Andesit bestehendes Massiv auf, in dessen Fortsetzung ein 
zweiter, von diesem aber isolirter Andesit-Zug liegt, an welchem die Berg- 
baue von Kajniel, Ruda, Csebi und Kovacs liegen. Dieser bildet somit einen 
Paralellzug ; einen dritten bilden nun mehrere isolirte Dacitpartien zwischen 
Boitsa und Füzesd, wo sie den dort herrschenden Augit-Porphyr und Jura- 
kalk durchsetzen. Zu diesem vierten System gehören w.hl auch die grossen Tra- 
chytpartien von Prevaleny und Tuldos an der Körös, wofür die Beobach- 
tung von Andesit-Geröllen spricht, die Tschermak und ich in der Um- 
gegend von Väcza bemerkten. 

Diese Eruptivgesteine kann man durch ein Dreieck einschliessen, 
dessen Ecken nahezu durch die Orte Offenbänya, Halmagy und Nagyag be- 
zeichnet werden. Darin liegen die vier doppelten bis dreifachen Züge nahezu 
paralell der Basis Halmagy-Nagyag und werden von der Spitze gegen diese 
Basis zu stets länger und mächtiger. 

Verwerfungen lassen sich sowohl im Kleinen als auch im Grossen 
nachweisen, und dieses mit der stufenweisen Senkung des Terrains bis zur 
Körös-Maroser Depressionslinie im Zusammenhange lässt diese Züge als 
vier Spaltungsgruppen erkennen, durch welche die Eruptivgesteine bei der 
stufenweisen Senkung bis auf die Oberfläche herausgepresst wurden, An 
einigen Stellen, meist um die Eruptionscentren herum, entstanden durch die 
Senkungsmaxima Vertiefungen, die nach und nach durch die klastischen 
Produkte des anliegenden Terrains ausgefüllt wurden. 

Sind nun die Lokalsedimente ein Aequivalent der Schyitäialene 
Schichten, so liegt der Anfang dieser Senkungen, der Eruptionen und der 
Ausfüllung der Becken an der Gränze zwischen der Eocen- und Miocen- 
formation. 


IV. Höhenmessungen in Oberungarn. 
Von Dr. Karl Rothe. 


(Vorgelegt in der Sitzung vom 17. December 1867.) 


In Verbindung mit meinen meteorologischen Beobachtungen in Leut- 
schau untersuchte ich gleichzeitig die Höhenverhältnisse der näheren und 
ferneren Umgegend meines Beobachtungsortes, und nahm barometrische 
Messungen vor an allen irgendwie auffallenden und auf Karten bemerklichen 
Punkten, welche ich auf meinen Excursionen berührte. Hierbei berücksich- 
tigte ich zugleich Standorte von Pflanzen, die in geographischer Beziehung 
wichtig sind, und bestimmte deren Seehöhe. Von diesen Messungen konnte 
ich diejenigen, welche Punkte der höhern Zips berühren, schon früher ver- 
öffentlichen, !) da ich sie auf einen correspondirenden Punkt beziehen konnte, 
dessen Seehöhe hinreichend bestimmt erschien, auf Käsmark, von welchem 
Orte die an die k. k. Centralanstalt für Meteorologie zu Wien eingesendeten 
meteorologischen Tabellen mir die entsprechenden Beobachtungen direkt 
oder durch Interpolation lieferten. 

Die Höhen in der Nähe von Leutschau wünschte ich mit Leutschau 
selbst zu vergleichen, von welchem Orte jedoch bisher sehr widersprechende 
Angaben bezüglich seiner Seehöhe vorhanden sind.2) Eine Höhenbestimmung 
dieses Ortes mit Hilfe von correspondirenden Messungen auf den benach- 
barten trigonometrisch bestimmten Bergspitzen erschien mir als Grundlage 
für den Mittelpunkt eines Beobachtungssystems zu unsicher, zumal die 
Messungen auf verschiedenen Punkten etwas zu stark abweichende Resultate 
ergaben.>) 


a 1) Blätter des Vereines für Naturkunde zu Pressburg. VIIL Jahrgang, pag. 
4 und 10. 

2) Schmid gibt in seinem Lehrbuch der Meteorologie, p. 720, die Seehöhe 
von Leutschau mit 1015 Par.-Fuss (= 1043 Wr.-Fuss) an, welche Angabe wohl 
den Jahrbüchern der k. k. Centralanstalt für Meteorologie entnommen ist, wo Kreil 
im V. Bande die Seehöhe mit 1692 Toisen (= 1043 Wr.-Fuss) angibt. Im I. Bande 
dieses Jahrbuches ist die Seehöhe mit 291 Toisen (= 1794 Wr.-Fuss), in den 
Uebersichten der Centralanstalt für 1859 mit 272 (= 1675 Wr.Fuss) angegeben. 
Kornhuber fand aus einer Beobachtung im Juli 1856 mit Zugrundelegung der See- 
höhe von Pressburg 1744 Fuss (Blätter des Vereins für" Naturkunde in Pressburg. 
Band I), F. Fuchs berechnete 1803 Wr.-Fuss. 

3) Die nächsten Punkte, welche trigonometrisch gemessen wurden, und die 
ich an Barometermessungen vergleichen konnte, sind das Gehohl, der Krivan, der 
Knollaberg, der Buchwald und der Königsberg. Im nachfolgenden: Verzeichnisse 
gebe ich die Vergleichung der daselbst ermittelten Zahlen mit den früheren Messungen. 


Jahrbuch der k. k. geologische Reichsanstalt. 186%. 18. Band, 1. Heft. 


58 Karl Rothe. [2 


Es blieb nur übrig, die Höhenbestimmung von Leutschau mit Zu- 
orundelegung der täglichen Aufzeichnungen auszuführen, welche ich im 
October 1860 mit Hilfe eines genauen Heberbarometers von Kapeller be- 
sonnen und die seitdem von Herrn med. Doctor Aug. Hlavacsek dreimal 
täglich in ununterbrochener Reihe fortgesetzt wurden. Diese Beobachtungs- 
reihe umfasst nun 6 Jahre, eine hinreichende Zeit, um darauf eine genaue 
Berechnung zu gründen. 

Leider konnten die täslichen Aufzeichnungen am Barometer, sowie 
die correspondirenden Beobachtungen nicht sämmtlich in demselben Locale 
angestellt werden. Sowohl ich, als mein Nachfolger waren genöthigt, den 
Standort des Barometers zu ändern. Da auch noch andere Freunde in ihren 
Wohnungen Barometer zu correspondirenden Beobachtungen mit den meini- 
gen vergleichbar aufhängen wollten, suchte ich mir vorerst über die Höhen- 
verschiedenheiten der Stadt Leutschau Klarheit zu verschaffen und unter- 
nahm zu dem Zwecke mit Herrn Comitats-Ingenieur G. Scholz ein genaues 
Nivellement der Stadt. Dies ergab, dass das Pflaster am Comitatshause der 
höchste Punkt der Stadt ist, und aus dem Höhenunterschied der gemessenen 
Punkte liess sich mit Hilfe der Gaussischen Formel die Beobachtung an 
irgend einem der verschiedenen Barometer auf ein anderes beziehen. Es um- 
fasste in allen Theilen der Stadt 44 Punkte und ergab hierbei den sehr ge- 
ringen Fehler von drei Zoll bei der Rückkehr zum Ausgangspunkt. Die 
wichtigsten Punkte dieser Nivellirung, insbesondere diejenigen, welche bei 
den Barometerbeobachtungen gebraucht wurden, sind in der folgenden Zu- 
stammenstellung enthalten 


Tabelle i. Nivellement der Stadt Leutschau. 


Barometer-Korrektion auf 
Korrektur au den: 


das Pflaster Normalstand 
am Comitats-[Nullpunkt am Aus) Bar 2. Bl 

hause Comitats- en ale 
Wr.-Fuss hause Hlavacsek 


G er. m. e.s.sie,n,e,. .‚Pm:n k.tie 


1. Strassenpflaster unter dem Balkon 
'am Comitatshause, als höchster 
Punkt der Stadt k 
2. Obere Fläche des Wasserbeckens am 
Komitstshanwen see 
3. Promenadeplatz, Ecke des Casino- 
PEDAUTER. TE ae POERe 
4. Wohnung des Herrn Ingenieurs Fr. 
Fuchs, am Oberring 577, Pflaster 


am Thor „OST. IR 
Standort des Barömaterk daselbst im 
erste DIıStiockt.1.m, Yyaalerondah, 


5. Ecke des Hauses von Herrn Vietor 
Justus, am'Ring 574... . 
6. Haus des Hrn. Georg any 
Fleischergasse 598 . 
Standort meines Barofastäls daselbst, 
ebener Erde, vom Mai 1861 bis 
Ende August 1862 . k ; 
7. Bräuhaus, Fleischergasse 393 . 
8:0berthöor.hmyialdong uf. „Bd 


[3] 4 Höhenmessungen in Oberungarn. 59 


Tabelle I. Nivellement der Stadt Leutschau, 
(Fortsetzung.) 


FRSEENSeSE Eee Ben mm MET TCBOSES TEE ES OBBE RS Paaren DIS SO EEE une, 
Barometer Korrektion auf 
den: 


Normalstand 
des Barome- 
ters von Dr. 
Hlavacsek 


Korrektur auf 
das Pflaster 
am Comitats-[Nullpunkt am 
hause Comitats- 

Wr.-Fuss hause 


Gıeemessene Punkte 


9. Haus des Herrn Probstner, vor 


der Stadt 205 2 nd ET 731 
10. Mittelthor, äussere Ecke gegen 
denıRniedhöf' zur. PN DHIIDIO INT, 83-1 
11.Andahazischer Meierhof ... 111°8 
12. Unteres Thor, Ecke der Neugasse 100-1 
13.Haus des Herrn Hendel, Hoch- 
ra a 43:6 
| Standort meines Barometers daselbst 
ı im ersten Stock, von October 
1860 bis Ende April 1861 31:0 — 038 — 018 
14. Haus des Herrn Wagner am Unter- 
RP ERROR DO EN SAN 19-9 
15. Haus des Herrn Andreas Scholz, 
Klostergasae] wti-mumn.dLınn h ame. 32 
16. Haus des Herrn Kaufmann Bartsch 
SelUnterrIne iO. a. 0. er 71 
Standort des Barometers daselbst 
im ersten Stock (Herr Director 
Söhmheitty . Jso1d as339 Am Bi: — 5) 0:06 0:26 
17. Haus der Frau Bossniach am 
ee a 6°2 
Standort des Barometersim ersten 
Stock (Herr Director Schubert) — 2.0 0:02 0:22 
18. Haus des Hrn. Aug. Hlavacsek, 
Spitalgasse 616, Beobachter der me- | 
teorologischen Station. 
Standort des Barometers zu ebener 
Erde=. NILW. UN, IND TRHIRM 278 — 0:34 —- 0.14 
Standort des Barometers im er- 
sten Stock, als Normalstand 
16-1 --0:20 ° 0:00 


BHEEHOMMEN . - beyanreı m; ugfh ya 


Der letztere Punkt war beim Nivelliren übergangen, daher wurde seine 
Differenz barometrisch bestimmt. Als Grundlage diente die Vergleichung 
viermonatlicher Aufzeichnungen zu drei Tagesstunden, des Herın Direktor 
Schubert in seiner Wohnung (Punkt 17) mit den Beobachtungen des 
Herrn Dr. Hlavacsek. 


Bei der Schwankung im Barometerstand von 305— 325 Pariserlinien 
für die vorkommenden geringen Höhenunterschiede ist die Korrektur so 
gleichförmig, dass man eine für jede Barometerhöhe gültige Korrektur aus 
dem mittleren Stande von 315 Pariserlinien berechnen kann, die auch bei 
den wechselnden Temperaturen von —5° und + 15°R. nur unerheblich 
sich ändert, also einfach proportional dem Höhenunterschiede genommen 
werden darf, wie sich aus folgender Zusammenstellung ergibt $ 


60 Karl Rothe. [4] 


Tabelle II. Korrektur des Barometerstandes auf andere Höhen für Leut- 
schau. 


(Mittlerer Luftdruck!) = 315 Pariserlinien.) 


Et  ARUMR 0:07]0 09501050 1240-13 
+15 R .. 0.20... [0.0150 02]0 0410 05[0 06]0 070 : 08]0 : 1010: 11f0-12 


Die aus den Beobachtungen der meteorologischen Station unmittelbar 
entnommenen Barometerstandmittel für die Zeitabschnitte der Beobach- 
tung mitzutheilen, dürfte, wenn auch der Standort des Barometers einigemal 
wechselte, überflüssig sein. Ich will nur bemerken, zu welchen Zeiten ein 
Wechsel eintrat, und welche Korrektur für die einzelnen Monate je nach 
dem verschiedenen Aufhängepunkt des Instrumentes sich nöthig machte. 
(Siehe Tab. I). 

Vom October 1860 bis Ende April 1861 beobachtete ich in meiner 
Wohnung bei Herrn Hendel, welche gegen den angenommenen Normal- 
stand 149 Wr.-Fuss tiefer liegt, also eine Aenderung im Barometerstand 
um — 018 Pariserlinien bedingte. Von da bis Ende August 1862 beob- 
achtete ich im Hause des Herrn Czebänyi (Differenz 4°9 Fuss; Correktur — 
0:06 Linien.) Herr Dr. Hlavacsek beobachtete im eigenen Hause bis jetzt 
und zwar im September und October 1862 im ersten Stock, welcher Stand- 
ort als Normalstand des Barometers angenommen wurde, da es der später 
bleibende Standort geblieben ist. Nur in den Monaten November 1862 bis 
Ende Mai 1863 und Jänner bis Mai 1864 hing das Instrument zu ebener 
Erde. (Diff. 11°/, Fuss, Corr. — 014 Linien.) 

Die benützten Barometer waren sämmtlich Heberbarometer von Ka- 
peller. Von Anfang bis Ende November 1862 wurde dasInstrument Nr. 618 
benützt, dessen Korrektur auf das Normalbarometer zu Wien = — 012 
Linien beträgt. Später wurde ein Instrument benützt, dessen Korrektur 
gegen jenes = + 0'27 Linien, was also auf das Normalbarometer eine Kor- 
rektur von + 015 Linien bedingt. Mit Berücksichtigung dieser verschie- 
denen Korrekturen wurden nun die Beobachtungen auf den Standort des 
Barometers im ersten Stock des Hauses von Dr. Hlavacsek, 16 Fuss tie- 
fer, als der höchste Punkt der Stadt berechnet Um mich von der Richtig- 
keit der Beobachtungsreihe zu überzeugen, verglich ich die erhaltenen Mo- 
natsmittel mit denen anderer Orte, insbesondere mit Wien, Käsmark und 
Pressburg, wobei ich nur unbedeutende Abweichungen in den Differenzen 
der Barometerstände der verglichenen Orte fand, wie sie bei solchen stets 
vorkommen. Weit geringer sind natürlich die Differenzen in den Jahres- 
mitteln, wie sich aus der hier folgenden Zusammenstellung ergibt. 


1) Als selbstverstän@lich ist unter Luftdruck hier stets der auf den Null- 
punkt des Thermometers reducirte Barometerstand zu nehmen, sowie auch die 
Korrektur auf das Normalbarometer der Centralanstalt zu Wien stets angebracht 
wurde. 


[5] Höhenmessungen in Oberungarn. 61 


Tabelle IH. Jahresmittel des Luftdruckes zu Leutschau, nebst den Differen- 
zen gegen andere Orte. 


| 1861 | 1862 | 1863 1864 | 1865 | 1866 |pitteı 


315-57][315 69[315 :99][315 -62[315 -90[315 - 701315 e 
2.491 2501| 2.65] 2783| — 
13-67] 13-88] 1423| 14-09] 13:77 
14-41] 1457| 1461| 14-19] 14-21 
Pressburg|— 16:53[ 16:24] 16-35] 16:27] 1601| 16:03 
Debreczini— 16'741] 16:37] 16:62] 16°48| 16-09] 16-15 
17051 1702| 1707| 1691| 16:70 


Von diesen Orten wurde Käsmark gewählt, wegen seiner Nähe und 
ähnlichen Lage, die andern als meteorologische Stationen mit genauen Beob- 
achtungen, welche Leutschau in einem weiten Ring umgeben. Sie lieferten 
zugleich Anhaltspunkte zur Berechnung der Seehöhe von Leutschau, und 
stellte ich die benutzten Daten mit der darauf gegründeten Berechnung in 
folgender Uebersicht zusammen. 


Tabelle IV. Berechnung der Seehöhe von Leutschau durch Vergleichung 
von Barometerständen nach der Gaussischen Formel. 


Absolute Höhe von 


Luftdruck | Wärme Höhen- Leutschau 


unterschied 
gegen | Standort | Pflaster 

Mittel Mittel $ Leutschan des am Üomi- 

Barometers | tatshause 


Seehöhe | Par.-Lin. $ Reaumur 


beutschau... .1 — 315:74 | 576 — — 

Basmark...... 1978-5 | 31319 | 4:84 |— 210°3| 1768:2 | 17843 
Krakau. ......]| 682-5 | 329-47 | 626 [+1107:8| 1790:3 | 1806-4 
Wien... ... 20.14.6147 1 330-211. 7-84 1.4.1166-8| 1784-5 | 1800-6 
Pressburg . . ... .| 465-5 | 33198 | 8-28 |+1311-7| 1777-2 | 1793-3 
Debreezin .:... .| 401:9 | 332-165 | 8-71 |+4324-7] 1726-6 | 1742-7 
a 0, tennis 4044 | 33273 | 8:96 |+1373-0| 17774 | 1793-5 


Von den erhaltenen Zahlen der letzten Columne weicht die für Debre- 
czin erhaltene soweit ab, dass man zu der Annahme berechtigt ist, es müsse 
die Seehöhe dieses Ortes nicht ganz genau bestimmt sein. Die Vergleichung 
mit den übrigen Orten liefert Zahlen von befriedigender Uebereinstimmung, 
doch dürfte es nicht gerathen sein, als Seehöhe für Leutschau ein Mittel aus 
ihnen zu nehmen. Sie mögen nur als annähernde Controllbestimmungen für 
die anzunehmende Seehöhe gelten. Als wirkliche Seehöhe für Leutschau 
nehme ich einfach die aus der Vergleichung mit Wien entnommene Zahl. 
Es wird dies um so mehr geboten, da ja die Höhen der andern Punkte eben- 
falls erst durch Vergleichung mit Wien erhalten wurden. Ich nehme mithin 
in runder Zahl für den höchsten Punkt von Leutschau als Seehöhe die 
Zahl 1800 Wr.-Fuss. 


62 Karl Rothe. [6] 


Auf diese Zahl beziehe ich nun die im Folgenden mitzutheilenden 
Höhenmessungen. Die correspondirenden Beobachtungen verdanke ich der 
Güte mehrerer Freunde in Leutschau, insbesondere des Herrn Gymnasial- 
directorsW.Schubert, der auch einige von den Höhenmessungen ausführte, 
die icb mit den meinen hier aufführe und dem ich noch überdiess sehr zu 
Dank verpflichtet bin für die Erlaubniss, von seinen Barometern eines 
durch eine Reihe von Jahren fortwährend benutzen zu können. Einige corre- 
spondirende Beobachtungen notirte Herr Civilingenieur F. Fuchs, andere 
Herr med. Dr. A. Hlavacsek, welchen Herren sämmtlich ich hier meinen 
herzlichen Dank ausspreche. Die Beobachtungen zu Leutschau wurden 
während der Excursionen mehrmals täglich noch ausser der gewöhnlichen 
Beobachtungszeit notirt, so dass man für die Interpolation nur kleine Zwi- 
schenräume zu berücksichtigen hatte. Wegen der verschiedenen Lage der 
Wohnungen meiner Freunde benützte ich noch die in Tabelle I. enthaltenen 
Korrekturen, wie aus der nun folgenden Uebersicht meiner Höhenmessungen 
ersichtlicht ist. 

Einzelne gelegentliche Beobachtungen über Quellentemperaturen, über 
besondere Umstände bei den Messungen und anderes füge ich als Anmer- 
kung bei. Es ist wohl kaum nöthig, darauf hinzuweisen, dass die Barometer 
vor und nach den Excursionen öfter verglichen wurden, sowie dass auf den 
Excursionen selbst die möglichste Sorgfalt angewendet wurde, Fehlerquellen 
auszuschliessen. Die gebrauchten Abkürzungen sind wohl ohne Erklärung 
verständlich. Bei der Anordnung bin ich von Leutschau ausgegangen und 
nach den verschiedenen Richtungen wie bei den Excursionen selbst vorge- 
gangen. 


K 63 


Höhenmessungen in Oberungarın. 


Anmerkung. Die Beobachtungsjahre 1860—1865 sind in der Columne des Datums durch einfache 
Ziffern von 0—5 bezeichnet; Tag und Monat ist durch die neben der Jahreszahl stehende Bruchzahl ange- 
dentet. Von den Tageszeiten ist Vormittags durch m., Mittags dürch mi., Nachmittags-Abends durch a., 
angemerkt. 


Beobachtungs- | Leutschau | Gemessene |23 |$ |4e|32 
ee Höhe 35123132185 
Nr. Ort u ee een ai cart: == 
18 = = W.FE. 
B1806 aı Barom IThm, Barom. | Thm.|w. 7,[w. r [w. r.|tiitei 
1 |Räuberwiese . . .[11%/, | 1a. 319.39] 7.5 | 308.67] 5.9] 891 | +2| — 12693 


2 |Knöpfchen, ein Fels | 
am Wege 11%, |110.|319.38| 7.5 | 306.80] 5.8 11048] +2 | — [2850 


3 |Koller's Bienenhaus ! 11%/, | 4*5a. | 319.24| 6.6 | 313.92] 5.0 | 437 | -2 |2239 I 
1%/, |5°0a| 315.19] 6.5 | 309.75] 6.0 +2 
4 |Bad Hölle, am Tanz-| 12%/, | 6%%a, | 315.57|17.0 | 309.33]|15.0 
platz! 12°/, | 7a. | 318.57[17.0 | 309.52)14.0 |)525 
12%, |72° a.| 315.57]17.0 | 309.57|13.1 
5 |Galgenberg . ... „| 3%, | 3a. 317.10) 5.2] 314.10] 4.6|246| +2|20481) ') 
416/ ,|3?°a.| 309.08) 6.2 | 306.92] 5.0 | 228) - : |2030 
51%/, | 9 m. | 318.56] 8.2 | 315.48] 8.0|249 | ;-2 2051 
‚6 [Marienberg . . .|07/, |2?° a.| 315.10] 1.7 307.24] 3:6 |629| +5 12434] , 
337, |120mil 313.98|16.3 | 306.11|13.8 | 690 | +2 [24921 |, .) 
314/,,| 4a. | 318.82] 6.0 [311.10] 7.2 | 638) +2 2440 
5°2/, | 4a. | 319.30] 10.0 | 311.25] 9.0 1676| ; 21% 


7 \Katschelak . . . 24), |9° m.| 314.90|14.8 | 313.47116.6 | 124 | 2) — [1926 


8 Brücke u. d. Si 1:2/, [8° m.| 317.24]15.8 | 318.60) 15.8 |-117| -21 | — [1662 


platz zu Leutschau 


9 |Brücke nebhn der} | 112/, [95 m.| 317.24116.0 | 316.2817.5| 83 | ı 
Drathfabrikf] 21%/, | 3a. | 315.04|10.5 | 314.2410.8| 68 | | 


10 |Meierei auf d. Wege j| 1!%, |930 m.| 316.74116.5 | 313.13] 16.5 | 139 | ;-2 [1941 
zur Hölle}, 2'%, | 35%a. | 315.04110.0 1313.21] 99 | 154) --2 


ars bezeich-)| 1:3/, | 4 a. | 315.23] 6.7 | 296.84] 3,0 11554| --2 [3356 
net)an der Pyramide) | 1?°/, |415 a.| 315 66118 5 | 297.64 15.011608] -6 13402 


12 Gehohl, zweite Ip) 110/, 135 a.| 319.26] 7.0 | 300.101 4.8)1609| +2 |3407 


11 |Gehohi (als Beni 110/, | 3a. | 319.26) 7.0 [300.84 3.1 1538| -2 mis ‘) 
2 
waldete Spitze | 


1'13,, 13% a.| 315.24] 7.0 | 296.27| 3.5 2 ollarnal\'dass 

113, |a202.|315.19| 6.2 [296 21) 3.1] 1607| H2 13408 

12%, | 4a. | 315.66,18.5 | 297.23|15.0 [1646| -6 |3452 
| 3) 
13 KBuRndorf, Pfarrhaus | 11%), |11-3] 316.73|18.0 |310.49|16.2| 545 | -21 | — 12324 
) 


14 |Burgerhof ..... .|2”,| 3a |317.61|-4.0 | 306 17|-7.0 [900 | -21 | — |2679 
15 Berg Horbi . . . |112/, |102%m,| 316.74|17.0 | 309.67|17.9 | 618 | +2 | — [2420 


1) Beobachtet von Herrn Direktor Schubert. > Beobachtet von Herrn Direktor Schubert. 
3) !/, Meile von Leutschau. %) Trigonometrische M essung — 3372‘. ®) Mittel aus 5 Beobachtungen. #) Be- 
obachtet von Herrn Direktor Schubert, 


64 


Nr. 


46 


29 
30 


Beobachtungs | 
Ort Datum-]| < 

v. 1816| = 

b.1865 | 2 


Höchster Punkt auf! 
dem Wegen.Toriskaf 
Toriska, Kirchthor | 1'!°/, 


Toriska, Forsthaus | 11?/, 


Lavada 


11, 


Gorg an der Strassef 0?” ,, 


19/1 
11%, 
0?7/,, 


Kirchdrauf, Wirths-) 0°7/, 
haus n. d. Kirche(f 1!°,, 


h N 128) 
Kirchdrauf, Kafl ech. Fe 
/8 
Zips. Schloss höch- 119, 
ster Punkt des Hofes) /6 


Zipser Schloss, aml| j10, 
Hofthor re 


Drevenik, erst. Gipfelf 11°/, 

H letzt: „ 129% 
(vom Schlosse aus) 
Wallendorf ,"° 41% 098 
2 


Dobra-volya 7 


Krompach, Eisenwerk en, 


1) Gewitter mit Regen. 
2) 10 Beobachtungen. 


1 12/, |11t5m. 


3. 
ö 18. 
.| 317.10|11. 
6 20 
. 317, 06112. 


| Leutschau 


Barom. IThm, 


316.74117.3 


-1 316.67116 7 
.| 316.65]16.6 


316.64|16.0 


.| 316.62]15.0 


316.61|14.6 


‚| 316.61|13.6 
.[313.00[-0.5 


316.73|19.0 


‚| 316.66|19.5 
.| 312.95]-2.5 
.| 312.80|-0.8 


316.49119.0 


.| 315.20]22.0 
.| 317.48] 18.0 


.| 316.78}19.0 


316.78[19.0 


.| 316.78/19.0 


316.78] 19.0 


.| 312.64] 0.8 


314.80|24.0 
314.90]24.0 


321.23|-0.4 


314.52]21.0 
315.31|12.3 


.| 316.84113.0 


317.0411 
316.50 


8 
9 
8 
316.89]20 0 
6 
0 


317.38119. 


Gemessene | 


Höhe 


Barom. | Thm 


= Differenz 


I d. Höheu 


303.78/14 6 11139 


308.47115.8 | 716 


308.26]16.0 
307.98114.0 
308.00113.8 
308.00]12,4 
307.32112,0 


317.53] 4,0 
320.30 19.6 


319.69/99.2 
317.594 6 


318.78|_9 
321.87 5 0 


320.08199.0 
323.03]18.0 


314 54119.0 


315.64)19.0 


315.39] 17.5 
315.36]19.0 


320.40|-0.4 
321.55]24.0 
321.00|24.0 


319.97| 1.2 
320.25121.8 


323.44|12.2 |- 


324.89114.0 
325.38|11.5 


324.57|18.9 | - 


325.00[11.0 


324 70|20.0 | - 


325 33111.4 


-689 


325.39118.8 | -689 


3Correc- 
4 tur 


2941 


2518 
on) 
2546 


— [2602 


1442 


1425 | 1468| 


1524 


1437 


1330 
1366 


19911] 


— [1894 


1916 


ee hıoıe 


1186 
1202 his 


1259 


1097 


1124 
1120 
1126 
{105 
1106 
1119 
1126 
1113 
1113 


®) 


1115 


a 
4 


rss mo m m OO a re. 
| Beobachtungs-| 7 ontschan | Gemessene | 89 |<e|32 
Zar | Höhe |s&l2#l28l|25 
O&t Datamı|- 8 2 m EHE ZE-# 
1861|) 3 m = ‚E,. 
vis] Z | Barom. \Thm.| Barom. | Tim. w.r.lw.r.lw. v.jhite 
| i 
Ladislaus, Erbstol-\] 12%,,,| 7 m. | 315.48113.3 | 321,27[13.0 | -489| +2 [1313 
len am Eingange ‘ 129,, |3%0 a.| 316.68|17.5 | 322.50)17.5 |-500| +2 1302 jascı 
[Slovinka, Kirehthür | 1?%, | 8 m. |315.54113.4 | 321.03113.0 [-464| +2 | — |1338 
Scala (bei Slovinka)f 1?°/, 110 m.| 316.03)14.2 | 300.32]12.0 11372] +2 | — |3174 
7 Ay 
Kapelle im Thal zwi- 1 
schen der Scala u.d.!f 12%, | 3 a. | 316.67117.9 | 321.46117.0 | -416| +2 | — |1386 
Kalmusgebirge 
Kalmus, höchst. Gipf.| 12%, |1 mi. | 316.50]17.5 | 303.75)16.2 11125] +2] — |2927 
Kalmus , Einsatte-) ‚ 450 ; ” Irre 
ESP & URJERE pa aa al A a LES Ira 2543 
Kalmus, zweit. Gipfelf 12%, |22° a.] 316.53[18.0 | 396.21|14.0 | 208] +2 | — [2710 
Aurelia, Pochwerk . | 129, |42° a.| 316.69|16.7 | 322.87117.0 |-554| +2 | — [1248 
?) 
9 [Kalyava,oberesDori\ | (0, 14055n.1317.09116.0 | 317.22]16.0 111.0] +2 | — |1791 
ende 4 
Kalyava, Anhöhe . 5 EN \ 
en. Doriest 130, [1013| 317.13]16.2 | 316.40116.0 | 63] +2 1365 
3 
Szlatvina....... . 4314, |9-111.1 317.27|17.4 |. 321.71119.9 |-389| +2] — [1413 
2 [Szlubiza, Gipfel . 131/, |1 mi. | 317.12]21.6 | 297.44|20.0 11767| +2 | — 13569 
3 |Szlubiza, letzte Höhe n ds ld trgledual N 
De Oleera Kira A 131/, | 23°a.| 317.00122.2 | 306.01|22.0 | 990) +2 279% 
Richnau, Brücke ne-: ; ; moal ,o| —_ re 
der Kilehe | 131/, | 4 a. | 316.89|21.0 | 325.33]21.0 |-733] + er 1169 
> Untere Meierei am | 222/, 7 m. | 314.66| 7.0] 318.67] 8.3 |-332] +2 1470|) = 
Wege 'n. Neudorf | 22”,, | 8 m. |316.20|12.0 | 320.73]12.0 -381| --2 |142: | Yıa1s 
| 5%, |2°° a.]313.90|10.0 318.06] 8.7 |-349| +2 |1453 
Palmsdorf , Brücke u x 4 SipRZ 2 
42° üb. d. Bach- Ni 222, |7°5 m.|314.62| 70|319.32| 9.8 |-390| +? 141 
Neudorf, Turnplatz | 22°/, | 8 m. | 314 58] 8.0 | 318.92]10.0 |-362| +2 | — 11440 
Hernath- 5) 
brücke auf dem Wege 2227, |1020,. 314,66| 9.2] 319,80111.2 |-430| +2 | — [1472 
nach Rosenau | 
Schmögen, ob. Endel 222/, |8°;:m.| 314 51| 8.0] 318.03]10.0 |-294| +2 | — [1508 
Höhe zw. Neudorf u. i % 
Hutta, durch einyf 27/, ı 175 m.| 317.14|13.0 | 320.87|15.8 [-316| -6 | — 1478 
Thürmchenbezeichn. 


1) Es fliesst 30’ tiefer ein Bach. 


beobachtet. ?) 20’ über dem Wasserspiegel. 


2) StarkerWestwind. 3) 3 Beobachtungen. 


%) Von Herru Dir. Schubert 


9 


66 [10] 


B obi ht 5- S [ = u 
et | LDentschan a B 5 SICH 25 
Nr Ort Datım| g | | 1 |E8 54 25 |S 
.18 = Ar O W, F. 
v. 1668) 2 Baron. | Thm. Barom. | Thm. W.ELW.eW.r Witten) 
50 |Iglo Hutta, Wirthsh. | 22°/, [1001| 314.69|10.2 | 315.82]12.0 |-101| +2 [1701 
zur Johannisnütte (| 223/, | 6 a. |314.16|10.0 | 314.54l11.1 | -32| -21 yrazlı ır2a 
51 |Iglo Hutta, Wirths-I| 37 5 . 
ee ahslis ' 27/, |8 m.| 317.16|13.1 | 318.27|16.9 | -95| -6 | — [1699 
52 Sr 222/, |12 mil 314.72]10.2 | 305.44] 9.2 | 792] +2 12594 v & 
” 923 & ; 
(Grube Otto) ı222/, | 5 a. |314.10111.0 | 304.32|10.8| 842| +2 |2644 
53 [Greinarberg, Kreuz‘ | : 
am höchsten Punktel| 22%/, |2 a. |314.72]13.2 | 298.23] 9.2 1398| +2 |3200|}, 
der Strasse zwischen( | 223/, | 9 m. | 314.31|10.0 | 297.66| 9.0 |1439] +2 |3241|f °*%9 
Gr.- und Kl.-Hniletz) 
\ 2 
54 |Knollaberg, Signal . | 2*°/, | 3—4 | 314 63]13.0 | 289.64] 7.0 12194] +2] — 3996| 
55 IGross-Hniletz . . . | 2?2/, |6-9 a.| 314.70|10.0 | 311.42] 8.9 | 277| -; 2 ]2079|ı ®) 
223), |6-8m} 314,39] 8.0 | 311.17| 6.5 | 269| +2 207 1|j207 
i i 4 
56 |Stangenberg. Gipfel | 2°3/, [1 mi. |314.05] 11.2] 300.58| 9.6 1164| +2 | — [2966 
57 |Rostockerth. a. Mar- E 
KunGbrielistollen | 2, |2 a. |313.84|11.5 | 308.40]12,0 | 460] +2 | — 12262 
58 |K1.-Hniletz, Wirthsh.| 2%/, [4 a.|313.52|12.7 | 305.#7|11.0 | 65e| +2] — |2458 


NB. Daneben wurde noch am Eingange verschiedener Gruben gemessen, und zwar: 
Anna = 2825‘; Emilia = 2717'; Unterer Martinistollen = 2626’; Oberer 
Martinistollen = 2870’; Rinnengangberg am Kupferschacht = 2823‘. 


59 jMarksdorf, unterest] 
Ende des Dorfes 1] 274 19°" m.| 316.10 16.0|322.42]16.0 |-540| +2] — |1262 
60 |Marksdorf, oberes 


| 
| 
Ende, Wirthshaus 


227/, 16%5 a.| 315.36115.0 | 320.53]15.0 |-441] +2 | — 11361 


Haskesirdiekleenäth ‚2?7/, |10 m.| 316.00|16.0 | 322.29|16.8 |-538| +2] — [1264 


61 ae a 
62 |Kotterbach. Jägerh. | |2?”/, |10°0m.| 315.90]18.0 | 318.85]20.0 |-257| +2 | — [154 
63 [Untere Josephigrube 1977, 12 mi.| 315.»9]18.1 | 310.65|18.4| 452] +2 | — [2254 


64 |Am Buchwald-Signall 27/, |ı--3 a.| 315.65]21.4 | 296.06]17.8 [1776| +2| — [3578 


65 |Bovacs, Ende gegen . 9a| « 
Hoktelbach 8 227/, 142° a.| 315.53| 20% 309.33] 20| 551] +2] — 2353] 


66|Grube Heiliggeist\f ” 
: ‚2°7],|4° a.| 315.50]15.8 | 312.31]15.8] 277| +2] — |207011 


67 \Kotterbach. Vereini- 


ek Thaler, ‚2277, |525 „| 315.44|15.0 | 318.88115.0 |-294| +2 | — 1508 


1) Von hier ein Fussweg auf den Knollaberg. ?) Trig. Messung — 3946’. 3) Je 3 Beobachtungen. 
*) Ausbeissen des Erzganges. 5) Trig. Mass — 3550. 


11] 


67 


1) 10° oberhalb des Wassers. ?) Der‘ Sauerbrunnen zeigt 8° R, 


h - S ı do 

Baba PRO IER" Leutschau Er ne 33 5 E 2|2= 

INr. Datum| | _leE# [EP SS 55 

ni 1861 S B Th B Th As IO 5 W.EFE. 

b. 1865 22 atom. m.} Darom. m. w. E.Jw. E.|w. F.|Mittel 
63 /Donnersmarkt, ob.)| 17/, |8°°m.| 313.63|16.0 | 314.32]15.4 | -60| +2 |1742 

Ende (an einer al-)I 17/, |6° a.|312.95[18.1 | 313.68]17.1 | -64] +2 1738|) 1740 
ten Pappel) 27/5 |11%m.| 317.22]20.0 | 317.85]21.4 | -55| -611739 

69 |Donnersm., Kirche . | 27/, |12mi.| 317.22|20.0 | 317.33]20.0| -9| -6| — 11785 
70 |Donnersm., Wirths-\f 1't/, |11 m.| 315.24]14.9 | 316.28115.0 | -89| +2 1713 

haus oberh. a.Dortes) 218/, [3% m.| 315.67|14.3 | 316.77|14.2 | -94| +2 1708 [174 
71 [Widernik, Kirche . | 27/, | 2 a. | 317.19[20.0 | 315.98|19.2 | 106] -6 |1900 

| 27/, |3 a. | 317.19]20.0 | 316.15119.2] 91] -6 1asa| 1892 
17/, |10 m.| 313.40114.1 | 314.11|18.7 | -64] +2 1738 

72 |Kapsdorf, Wirthsh.‘f 17/, |5°° a.| 312.90|19.1 | 313.51/19.0 | -53| --2 |1749| 1730 
211/, | 2 mi | 314.32|19.6 | 315.42|20.0 | -97| -6 |1709 

73 |Kapsdorf a. d. Kirchef 218/, |9-10m.| 315.72|15.2 | 317.34115.9 | -139] +2 [166311663 

74 |Klasstorisko, Ruine f 17/, |1?° mil 313.10]21.8 | 306,52|17.0 | 589] +2 | — [2391 

75] dto. Quelle danebenf 1”/, |1% mil 313.10]20.7 | 306.73|19.0 | 562| +2] — |2364 

76 | dto. Berggipfel 17/,. 13° a.| 312.81]20.7 | 300.98]18.3 |1059| +2 | — |2861 
77 |Die Glatz, Waldhe-]f 211/, |11 m.| 314.85/15.6 | 300.17|15.6 |1300] -6 |3094 

gerhaus 227/, 11 m.| 317.50]18.5 | 303.11|18.5 |1280| +2 3ogal 3085 

1 

78 |Hernathbrücke, am 50 ) 
YgeR 4 17/, |[11°°n.| 313.21/20.0 | 314.57|19.8 |-120] +2 11682 

Eintritt des Flusses 7 (ges } Fisse 
aliSchlucht | 1772 a.| 312.87119.8 | 314.21 21.4 |-119| + 2 [1683 

79 |Bethlenfalu.. . . . | 2'%/, |11 m.| 315.77[15.2 | 317.54|15.2 |-152] +2| — [1650 

80 |Kastell Schawnik . | 2”/, | 4 a. | 317.2020.0 | 318.17[17.3 | -84| -6| — 11710 

81 |Schawnik, Kirchhof | 27,, |#°° a.| 317.20]20.0 | 317.17]20.0 | +3] -6 11797], 

218/, |11%0%m.| 315.80115.7 | 316.39|16.3 | -51) +2 [1751 i: 

82 |Drawez, Kirche . . 13), 2°* a.| 316.30|24.0 | 313.65|22.0 | 237) +2 2039 {anna 

218%/,| 8 m.| 315.64|13.8 | 313.53]13.0 | 215] +2 2017] °%° 

83 |Machelsdorf. unter. so P 182 

en! | 1°/, |8°° a.| 316.30[23.8 | 316.00123.0| 27] +2 18 h 

84 |St. Andräs, Sauerbr.] 1°/, |4 a. | 316.31]23.5 | 314.88[19.8 | 127) +2 | — }1929 

85 |Kissoez, Brücke . . | 1'%, |10 m.| 315.21]14.2 | 314.82]15.1) 33] +2] — |1835 

86 |Ganocz. Kirche . . | 1:1,, |10?°m.| 315.23]14.6 | 314.97|16.6 | 22] +2| — |1824 

87 |Hosselecz 1°/, |4*5 a.| 316.22|22.5 | 311.91]18.8 | 382] +2] — 2184 
88 |Teufelskopf, höchst. der} url 

ee Sei: 27/, [9 m.| 317,24]14.0 | 300.22|15.2 1495| -6| — [3289 


68 


12] 


Beobachtungs- Als 1; oe 
EEE. Aueutschäu ei Di >22 5 >: 33 
Datum | a 5 EZ SEC 
ses 5 |Barom. Thm.| Barom. |Thn. were 
1...) 27/6 112 mil 317.22]20.0 | 310.02117.6 | 6341 --6.|2428]) 
82 [onofen-Dobschau-] 247, | 91m. |313.00|13.6 307.84|18.6 | 6261 -6 12420115410 
ayanip 21%,,.|75 m.| 316.15[14.2 | 309.10]13.0 | 608] +2 [2410 
90 |Dobschau, unt. Ende] 8 FR Li f nn ter ennochg fa 
ass en (1 27, |7m. [315.41)12.0 |319.72]13.6)-364| -6 1430 
He, 211/, 112. mi| 316.05|13.0 | 320.85[17.0 +2 |1388 
91 |Dobschau, Stadth. 22°/, | 7 m. |516.75113.4 | 321.35113.4 —2 11414|\1404 
1 2°°/ | 2? mi | 316.03|21.6 | 320.49121.6 —2 11410 
92 |Dobschau, Hohofen | 2”/, |5 a. | 317.22|18.0 | 318.45|17.0 -6 11688 
2°/, | Mittel | 317.49)19 5 | 318.91 118.2 -6 1671|) 9) 
2°/. | 5m. | 316.66|12.0 | 318.02112.0 -s 16791, 
2°/, | 10 a.| 315 38] 17.0 | 316.73|14.0 -6 |1678]/'® 
210, | Mittel | 315.21/15.8 | 316.431 6.2 -6 11689) ?) 
211,, |630 m.| 345.41|10.8 | 316.80| 9.8 -6 11679 
93 |Csuntawa, höchster | 2°/, |7® m.| 316.50|17.1 | 295.19117.1 -6 1370511 
Punkt der ST 22%/, |73° a.| 316.04116.5 | 294.47 13.3 +2 1371916 ° > 
94 |Csuntawa, Wirthsh. | 2°°,, |7 a. | 316.04117.5 | 296.78|14.9 +2] — [3520 
95 |Langenberg, Was-)f 
serscheide zwischen? 2:!/, 8% m.| 315.19]14.0 | 304.8713.6 -b| — [2693 
Göllnitz und Sajo 
96 |Wasserscheide ER 2°/,. 19° m.| 316.40[ 19.0 | 301.72117.2 -6 13102 
Göllnitz und Gran || 22%, 17%5 ı.| 316.04|16.5 | 300 89|13.2 +2 z13a]j 315 
97 |Straczena, Wirthsh. 2°/, 12 mil 316.12|20.0 | 308.48[20.0 -6 12473 
2%, 15°° a,| 315.60|20.0 | 307.64117.6 -6.12500| ,.. 
21%,, |6 m.| 316.15|12.0 | 308.27|11.6 2 [2461| )*7 
227,7 |9 m.[317.60117,2 | 309.98|16.2 +3 2465 || 
Rabenstein, Hütt \ 
"auf demeeiben 4] 2% [til 316.00123.0 | 205.52]18.2 [iso] -6 | = Iaeco 
\ } a 
99 |Periodische Quelle . 2°%/, |2—4 | 315.84|23.2 | 302.91|18.9 -6.) — 12961 
100) Patzmannshütte.. . | 21%,, |8 m. | 316.15] 14.2 | 309.61114.2 +2] = 
101/Rabenseifen ... | 219/,19 m.| 316.15[16.0 | 310.23]16.0 +2| — [2317 
1102|Grenitz, E.d. Dorf. } \ 
gegend Königsberg( | 276 | 5 a |317.21|19:0 | 315.60|18.3 -6| — [1934 
103|Grenitz, M..d. Dorfes] 218/, [12 mil 315.83|17.0 | 315.08|17.0 +2| — 1867 
Gr der 21 ’ | 
fer Strassen 11 27% 18% a1 317.22]18.0 | 312.20]15.0 -s| - [2229 
1051 Vernär . . . 27/, 16° a.| 317.25[18.0 | 210.23|15.6 -6 [24061 
| 5. 2 [239516 0 


2°/, 11-2mi] 315.90] 17.4 | 309.12[15.5 


1) 5 Messungen. *) 5 Messungen. 3) 4 Beobachtungen. 


[13] 69 
Beobachtungs- Gemessene | 23 |5 | e|S 2 

Leutschau Höhen 32 |2 43|2|23 

Ort N a u Seo 2= 

) v..1861 = m R “= Anz IO W.F. 

v. 1865| 2 Barom. | Thin.| Barom. | Chin [y, £.|w. r.lw. r.laitei 


11106/Popova, höchster | | 317.37[17.0 | 300.42[12.0 11436], -6 1328011 _, 
| [Punkt der Strasse | 313.38|16.6 | 298.94] 13.2 |1495 |} ı- 21329716 °°°° 
107|Popova, Gipfel des) f 
Berges, nahe dem 315.88116.6 | 298.30]13.2 11553] +2 | — [3355 
_ _|vorigen Punkte | 
317.45115.2 | 305.61|15.2 [1033| -6 an 
| | „|317.93]12.0 | 305.56| 8.2 |1087| -6 [2881 
108|Pusta Polya . . . .| 316.30|19.0 | 305.44| 9.0 | 956) -6 [2760| 55 
\ 315 83|16.1 | 317.71|15.2 [1065| +2 |2867 
317.85[13.3 | 305.79| 8.0 [1056| +2 |294u|\ 
1109lAm spitzigen Stein, ) 
| Grenze zwisch. Dob- 316.20118.6 | 306.39[18.3 | 809) -6 | -—- |2663 
schau und Vernär ) 
ee u oa ‚[317.90|16.5 |2.7.85114.5 2709| -6| — |4503 
M1ı Gr.d. Baumwuchses, N) 
jauf d. Wege v. Pusta)| 2°/, |?3" m.| 317.95|17.4 | 285.10/13.6 [2967| -5 | — [4761 
Polya z. Königsberg 
2 
| ) 
112|Hauptqu. d. Göllnitz| 2°/, |83° m.| 317.85[18.0 | 280.84]14.0 13376] -5 | — [5170 
ai u im 2°. [915 m.| 317 80]19.0 | 276.48]14.0 [3807| -6| — |s001 
114|Königsberg, felsiger\ | 2°/, O9. 317.72120.4 | 270.75|14.2 1390] -6 [6184 ; 
fe} 18 
Gipfel 222, [2-3mi| 316.30[16.3 | 268.93| 8.0 [4387| 2 [6189]$°°°° 
115|Königsb., trig. Sig-1| 2%, |i0 m.| 317.72|20.4 |270.82|12.9 |4370| -6 |6164|, *) 
nal (Kralowa hola) || 222/, [33% mil 316.80]16.3 | 268.36] 10.0 4412) +2 6214|) 61°” 
Grenze sog” Zinmor| 2% [tt m] 312.50123.0 |272.15115.0 [a7u0] -6 | — 15563 
I Een en 28/, [12 mil 317.50]23.0 | 289.20[17.0 12595] -6| — [4389 
\ 28, |2-6 a.| 317.04]22.0 | 311.31|20.1 | 509] -6 [2303 
2%/, |6°° m | 316.04]19.0 | 308.40119.4 | 511] -6 |2305 
118]Z1: A176 i ‚2019 
ae a oho-| 2277, Is; ..314.94]17.0 | 309.35|13.0 | 488] +2 an 
Herrn  Verwalters | 27.2 | Mittel | 316.75|14.8 | 310.88] 14.5 | 507| +2 [2309| \»0s 
Senke | 22%, | Mitter| 315 38|14.3 | 309.91|12.8 | 472| +2 12274 
| 225,, | Mittel | 317.60]14.0 | 311.80|13.4 | 497] --2 |2289 
226/,|6 a. |317.88]20.8 | 312.18|18.0 | 502] +2 |2304 
22/, |2 mi | 315.37]20.2 | 311.15|17.4 | 372] +2 [2174 
near . 22, \63° m.| 316.57|10.4 | 312.26] 9.6 | 321] +2 2123120 
| 2%, |8*0m.| 316.40|19.0 | 308.41|19.4| 7us| -6 |2502|) 
0 stein... 41 2% 
ee [ a“ 317.87|18.4 | 309.78118.4| 711] 4-2 ja513]j 2505 


1) Gemessen an einer verkrüppelten Fichte, 2) Eine kleinere Quelle noch etwa 30' höher. 3) Trigo- 


nometrische Messung = 6144. 


70 [14] 
PERS" Leutschau Gemessene 58 2,@elE2 
Höhe :< 1 312518 
Nr. Ort Datum | S | ——— | —  £# 15 F a | 
oz Baron. | Thm. Barom. |Thn. Ka = Elw. 8. NER 

121lTelgart , Wirthsh.}| 2%, |9 m. |316.36|19.4 |305.25l18.8| 980] -6 |2783 
im oberen Dorfe | 22s/.|8 a. |317.87]18.0 | 306,66|16.0 | 984] +2 |2786|f ?7°5 
i22/Quelle der Gran .| 2°/, |9% m.| 316.40]19.4 | 303.68118.8 [1135| -6 | — [2929 
123/Baumgrenze, ober- || yuı, Igsom |316.r0l12.0 I282.00| 72 koss| +2 | _ Ira 

halb Pehorella | / a le aa Imeieı MC a ie 
124|Nocheine 12‘h.Fichte| 25%, |10 m.| 316.75[12.0 | 280.53! 8,0 3219| +2 | — |so21 

D} » 

” Die Fichte 1108 221, |10:,.|316.75[12.0 | 278.55] 8.0 [3407| +2] — 5209 
126lAdlerspitze . . . . | 22% |12 mil 316.80|14.0 | 272.47 l11.0 12043] +2] — |s84$ 
n ee s1,, [350 „.|316.80| 16,0 | 276.10110.0 [3697| +2| — [5499 
u E 2%/, | 4 a. [316.80|16.0 | 281.81l11.4 Is157) +2] — [4959 
129/Sumjär, Wirthshausl 22/, |6-7 a.| 316.80114.0 | 305.46112.3 | osıl +2 | — |ar83 
130|Murany, Schlossruinef 225/? I14-ı mi] 317.35}16.0 | 304.18/13.3 1148] +2 | — [2950 
a or 25,, [22° mil 317.50|17.4 | 307.56l15.5 | 860] +2 | — |eerı 

132|Meisrei zwisch. Mu-}| 92, | 3 „, | 317.50[17.4 | 306-36|14.0 | 973] +2| — 


rany und Zlatno 


!) Meist schon strauchartige Bäume. 


2775 


V. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhält- 
nisse der Umgegend von Raibl und Kaltwasser. 


Von D. Stur. 


Mit einer geologischen Karte und mehreren Durchschnitten. (Taf. I. u. I.) 


(Vorgelegt in der Sitzung am 4. Februar 1868.) 


So oft ich an irgend eine noch so kleine, die Gliederung unserer Trias- 
gebilde betreffende Arbeit schreite, erinnere ich mich stets dankbar und mit 
vielem Vergnügen an die im Sommer 1865 ausgeführte Reise in die angrän- 
zenden deutschen Länder, während welcher ich vielfach Gelegenheit hatte, 
unter andern Studien, auch mehrere die Feststellung des Horizontes unseres 
Lunzersandsteins bestimmende Daten, insbesondere zu Basel, Stuttgart und 
Würzburg zu sammeln. 

Die örtlich so verschiedene und mannigfaltige Entwicklung unserer 
Trias bringt es mit sich, dass nur in einem sehr kleinen Theile unseres Ge- 
bietes der Lunzersandstein vorhanden ist: in den nordöstlichen Alpen. An vielen 
anderen Punkten ist dieser Horizont wegen etwas abweichender Entwicklung 
nur schwierig nachzuweisen und sicherzustellen, oder er fehlt als solcher 
ganz, und es treten an seiner Stelle Ablagerungen auf, die petrographisch und 
in Bezug auf Führung von Versteinerungen gänzlich verschieden sind. So 
grosse Hilfe daher wohl der Horizont des Lunzersandsteins bei der Gliede- 
rung der alpinen Trias und der Vergleichung dieser mit ausseralpinen Trias- 
gebilden leistet, ist doch das Gebiet desselben verhältnissmässig so klein, 
dass der Wunsch, diesen Horizont auch für andere Gegenden auszubeuten, 
sehr natürlich erscheint. In dieser Richtung hat man wohl das Hangende des 
Lunzersandsteins zunächst als werthvoll erkannt. Ich habe vorzüglich auf 
die Liegendschichten des Lunzersandsteins meine Hoffnung gestellt, weil die- 
selben bei ganz gleicher petrographischer Entwicklung in den Südalpen so- 
wohl, als in den Nordalpen, als Wengerschiefer auftreten und dieselben Pe- 
trefacten führen — und überdiess an den Orten der verschiedensten Entwick- 
lung unserer Trias wie in St. Cassian, zu Raibl und auch in den nordöstlichen 
Kalkalpen vorhanden sind. 

Der innige Zusammenhang der Wengerschiefer mit den weiter im Lie- 
genden vorkommenden Reiflingerkalken, deren Ammonitenfauna ebenfalls 
im Norden und Süden der Centralkette erwiesen ist, das Mitvorkommen der 
Retzia trigonella in den Reiflingerkalken, wie aus der schönen Suite der 
Reiflingerkalke im Züricher-Museum hervorgeht — hat die Wichtigkeit 
des Horizontes von Wengen nur noch vermehrt. n 


12 D. Stur. [2] 


Es war daher natürlich, dass ich nach meiner Rückkehr von der Reise 
sehnlich wünschte, auch das mir bis dahin noch nicht näher bekannt gewe- 
sene Raibl zu sehen. Herr Hotrath Ritter v. Haidinger, damals Direk- 
tor unserer Anstalt, wusste die nöthigen Mittel herbeizuschaffen und ich 
ging mit frohem Muthe neuen Studien entgegen: über das Hangende des 
Lunzersandsteins, die Raiblerschichten und über das Liegende desselben, den 
Wengerschiefer von Raibl, welche beide hier einen Reichthum an Fossilien 
darbieten, wie an keiner andern Stelle. 


Da schon. damals die zwei verschiedenen Niveaux: der: Myophoria 
Kefersteini und der Corbula Rosthorni, durch Bergrath Fötterle festge- 
stellt waren, ans dem Wengerschiefer ein prachtvolles Material in unserem 
Museum vorlag, konnten es nicht die stratigraphischen Verhältnisse allein 
sein, die meine ganze Aufmerksamkeit in’ Anspruch nahmen. Allerdings 
waren die Faunen der ersterwähnten zwei Horizonte nicht mit wünschens- 
werther Genauigkeit getrennt worden, und lagen insbesondere über die, 
zwischen dem Wengerschiefer und den Raiblerschichten gelagerten Schichten 
keine eingehenderen Daten vor. Was mich nebstdem insbesondere interes- 
sirte, war vorzüglich das Lagerungsverhältniss des Wengerschiefers zu 
dem erzführenden Kalke von Raibl, “ind ferner das des erzführenden Kalkes 
zu jenen Gebilden, die als schwarze Kalke und Werfenerschiefer nördlich 
von Kaltwasser angegeben wurden. 


Ich konnte nämlich die palaeontologischen Daten über den Wenger- 
schiefer von Raibl nicht in Einklang bringen mit den Daten über dessen 
Lagerungsverhältnisse zum erzführenden Kalke des Königsberges. Es war 
mir damals schon klar, dass nach den Angaben von v. Richthofen’s aus 
der Umgegend von St. Cassian, unter dem Wengerschiefer kein so mäch- 
tiges Kalklager zu erwarten sei, wie das des erzführenden Kalkes von Raibl, 
welches von älteren Beobachtern auf 1800 Klafter Mächtigkeit geschätzt 
wurde, und dass somit auch hier eine Täuschung vorliegen müsse, wie die es 
war, welche die Gosaugebilde in der neuen Welt als älter erscheinen liess als 
den Alpenkalk, wie jene Lagerung bei Lienz, welche den Glimmerschiefer 
von den Adnetherschichten und Fleckenmergeln unterlagert darstellt und 
andere, ohne dass desswegen die unterlagernden Schichten auch in der That 
älter wären als die überlagerten. 

Es kostet keine besondere Mühe über die stratigraphischen Verhält- 
nisse der Umgegend von Raibl in kürzester Zeit hinreichende Klarheit zu 
erlangen — man hat eben Aufschlüsse ganzer Gehänge und Gebirgsrücken, 
nackt vor sich. Auch gelingt es. insbesondere, wenn auf den Hauptpunkten 
lange nicht gesammelt worden war, ein Material aus jeder einzelnen Schichte 
bald zusammzutragen, welches ‚hinreicht, die Fauna derselben ganz ein- 
gehend zu gliedern, denn das vauhe Klima der Gegend erhält die Aufschlüsse 
stets offen und nagt beständig an ihnen. Doch überzeugt man sich sehr bald, 
dass eben in Bezug auf die Lagerungsverhältnisse der grossen Gruppen, die 
Aufschlüsse bei Raibl selbst nicht hinreichen um vollständige Klarheit zu 
bieten. Obwohlbeladen mit einer Sammlung von Petrefacten, die manches Neue 
enthielt und vereinigt mit der alten Sammlung, gewiss eine derschönsten und 
vollständigsten über Raibl ist, kehrte ich doch unbefriedigt am 15. September 
von Raibl zurück, nachdem ich die Tage vom 7.—13. September 1865 zu Ex- 
cursionen daselbst verwendet hatte,stets‘die Hoffnung nährend, wieder nach 


[3] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. der Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser, 73 


Raibl und in die Gegend westlich davon kommen und meine Beobachtungen 
vervollständigen zu können. 

Die Sammlung wurde allsogleich geordnet und die Bestimmung jener 
Arten, die gemeinschaftlich sind mit St. Cassian, von Herrn Dr. Laube, dem 
genauen Kenner der Fauna dieser Localität, freundlichst vorgenommen. 
Dann wurden das höhere Niveau der Raiblerschichten als: „Opponitzer- 
schichten, Niveau der COorbula Rosthorni, Keuper, (Corbulaschichten v. 
Alberti's) — das tiefere Niveau als: „Raiblerschichten, Niveau der Myo- 
phoria Kefersteini, Lettenkohle (Grenzdolomit)* mit gesonderten Faunen 
zur Schau in unserem Museum ausgestellt und die übrigen Funde in der 
Schubladensammlung der Benützung übergeben. 

Im Herbste 1867 war Herr Prof. Suess in Raibl und die Resultate 
seiner Untersuchungen daselbst sind im XVII. Bd. 1867, p. 553 unseres 
Jahrbuches niedergelegt. Es ist meiner Saumseligkeit zuzuschreiben, dass 
in dieser, wie gewöhnlich glänzenden und gewiss sehr hoch anzuschlagenden 
Arbeit, die Hauptfrage von Raibl, nämlich das Verhältniss des Wenger- 
schiefers zum erzführenden Kalke und zu den Tufischichten von Kaltwasser 
keine weitere Fortschritte gemacht bat, dameine Zweifel über die übliche Auf- 
fassung dieses Lagerungsverhältnisses nicht veröffentlicht wurden. Ich will den 
begangenen Fehler hiemit nachholen und auch die übrigen Daten, die ich 
sammeln konnte, dem wissenschaftlichen Publikum übergeben, hoffend, aass 
dieselben, gestützt auf eine reiche und sorgfältige Aufsammlung der Vor- 
kommnisse von Raibl, auch heute nicht veraltet sind und beim Wiederbe- 
suche von Raibl sowohl, als auch bei vergleichenden Studien über die Trias 
in und ausser den Alpen als brauchbare Zugabe benützt werden können. 

Da die Literatur über Raihl in oben citirter Arbeit ausführlich be- 
handelt ist, kann ich unmittelbar zur Sache schreiten, und erwähne nur noch 
der verdienstlichen Arbeit von Dr. Gustav Tsehermak !) über den Raibler 
Porphyr, in welcher in sieben verschiedenen Abtheilungen die porphyrischen 
Gesteine des Raiblerthales gebracht und beschrieben sind. Dieselben sind 
sämmtlich der Kaltwasserer Tuffschichtengruppe entnommen. 


l. Umgegend von Raibl. 


1.Schichtenfolge im Durchschnitte vom Königsberg durch 
dieSchartenklamm, den Rinngraben oder Kempferbach zum 
oberen Loch und aufs Alpl, im Westen bei Raibl. 
(Siehe den Durchschnitt auf Taf. I.) 

Da in Raibl nur ein einziger Fundort der Myophoria Kefersteini auf 
der Scharte nämlich bekannt ist, so ist es natürlich, dass auch ich zuerst 
dem Westgehänge des Raiblerthales meine Aufmerksamkeit zugewendet habe. 
Gerade im Orte Raibl mündet von Westen her in das Hauptthal ein Seiten- 
thal, der Rinngraben oder der Kempferbach. Etwa 300 Klafter von seiner 
Mündung gabelt sich dieser Bach in zwei Arme. Der eine, die Schartenklamm 
ist tiefin das Südgehänge des Königsberges eingerissen, mit einer nordsüdlichen 
Richtung ; derandere Arm bildet die Fortsetzung des Kempferbaches zur Scharte 
hinauf und erhält einen ebenfallssehr tiefeingerissenen Zufluss von Süden her, 
von den Gehängen des Alpls. Der letzterwähnte Zufluss mit seiner südnörd- 
lichen Richtung, und die Schartenklamm, bilden zusammen einen natürlichen 


1) Sitzungsber. d. k. Akademie. Sitzung am 19. Oct. 1865. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1, Heft. 10 


74 D. Stur. 5 [4] 
Durchschnitt, der fast Schritt für Schritt alle Schichten des Gebirges 
entblösst. 

Der Lehrer Tronegger führte mich zum Fundorte der Myophoria 
Kefersteini, und wir schlugen den Fussweg ein, bei der Oberhutmannswoh- 
nung vorüber, auf das rechte Gehänge des Kempferbaches, steil aufwärts, über 
zwei kleine Wiesflächen hinauf, in die Gegend des unteren Loches. Unmittel- 
bar hinter der Wohnung des Oberhutmanns am Südfuss des Königsberges, 
sind die obersten Schichten des Wengerschiefers entblösst, darin eine 
auffallende breccienartige Schichte, ausgezeichnet durch weisse Reste von 
Schnecken, Muscheln und Korallen. Darüber folgen in der Bachsohle und 
steil aufwärts bis zum ersten Wiesfleck, mit südlichem Einfallen schwarze, 
plattige Kalke ohne Versteinerungen. Von da aufwärts, mit gleichem Ein- 
fallen, sind dunkelgraue plattige Kalkmergel mit Zwischenlagerungen von 
grauem Mergelschiefer, ebenfalls ohne Versteinerungen anstehend. Bald 
darauf wird das Ersteigen des Gehänges sehr mühsam, indem man auf einer 
wandartigen, sehr steilen nackten Fläche, nur in den hier und da mehr her- 
vortretenden Köpfen der einzelnen Schichten, Stützpunkte zum Aufwärts- 
schreiten findet. 

Das steile Gehänge wird gebildet von dünnschichtigen, aussen gelblich- 
grauen, innen bläulichgrauen Mergeln und Mergelschiefern. Einige Schichten 
derselben zeigen eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Wengerschiefer. Ich‘ 
bemerkte in diesem Schichtencomplexe wiederholt dünne Mergelschichten 
mit Sphaerosideritknollen, die sich an der Luft okergelb färben und dann 
häufig herausfallen. In der hangendsten Partie dieses Mergelschiefers sind 
ziemlich vollständig erhaltene Fische nicht selten in einem Schiefer, der von 
dem Wengerschiefer nur mit Mühe unterschieden werden kann. Auch eine 
Voltzia fand ich als seltene Erscheinung in einer sandigeren Schichte. 

Nach oben wird dieser Mergelschiefer begränzt von einer etwa fuss- 
mächtigen Kalkmergellage, die das unmittelbare Liegende jener Schichten- 
reihe bildet, die durch das Vorkommen der Myophoria Kefersteini ausge- 
zeichnet ist. Es sind diess diekschichtige, bläuliche, gelbverwitternde, feste, 
sehr trockene, 4—5 Schuh mächtige Mergelbänke, aus welchen die genannte 
Myophoria sehr vollständig und mit beiden Klappen, die nur selten geöffnet 
sind, herauswittert. 

Wenn man an der Basis der Myophorienbänke stehend, die steile 
Wandfläche aufwärts blickt, bemerkt man einen kleinen Vorsprung, der von 
härteren und festeren Bänken gebildet wird. Hat man auf gefährlichen Um- 
wegen diesen Vorsprung erreicht, so bemerkt man unmittelbar unter dem- 
selben eine graue schiefrige Mergelschichte, die durch die weissen oder perl- 
mutterglänzenden Schalen, der darin enthaltenen Muschelreste auffällt. Das 
häufigste Petrefact dieser Schichte ist der Solen caudatus v. H. Nur selten 
ist die Myophoria Kefersteini, und auch diese zeigt eine sehr wohlerhaltene 
weisse Schale. 

Ueber der Solenschichte folgt der schon erwähnte gesimseartige Vor- 
sprung, gebildet aus härteren Gesteinen, die der Verwitterung besser als die 
Darunterliegenden, wiederstehen, Die unterste Partie des Vorsprunges be- 
steht aus dickeren, bis ein Fuss mächtigen Kalkmergelbänken, die mit leicht- 
verwitternden Zwischenlagen von Mergelschiefer wechseln. Erklettert man 
auf den einzelnen, gesimseartig vorspringenden Schichtköpfen die Wand des‘ 
Vorsprunges, so wird man reichlich belohnt durch zahlreiche Funde an lose 


[5 Beiträge z Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 75 


ausgewitterten, auf den Schichtenvorsprüngen herumliegenden Petrefacten, die 
wohl häufiger als Steinkerne, nur selten mit Schale, aber dann sehr schön 
erhalten sind. Zunächst sind darunter zahlreiche Steinkerne von Gastero- 
poden, und zwar von sehr grossen Chemnitzien auffallend. Dann bemerkt 
man eine meist kleine, höchstens Zollgrösse erreichende Megalodonart, ferner 
zahlreiche Exemplare der Myophoria Kefersteini, die sich von den in tie- 
feren Schichten vorkommenden dadurch auszeichnen, dass sie eigentlich 
Steinkerne sind, die nur mit einer sehr dünnen Schale, wie mit einem Schleier 
eingehüllt sind, der oft Falten bildet und zu schlottern scheint, während die 
Schalen dieser Muschel aus den tieferen Lagen dick und sehr kräftig ist. 

Dass diese erwähnten Fossilien nicht den Zwischenschichten vom Mer- 
gelschiefer, sondern den dickschichtigen Kalkmergelbänken angehören, über- 
zeugt man sich an Ort und Stelle dadurch, dass man letztere Bänke mit den 
halbausgewitterten genannten Schnecken und Muscheln bedeckt findet. Am 
häufigsten ist der Megalodon und die Schnecken, ziemlich häufig ist die 
Myophoria. Nur ein einziges Exemplar fand ich ausgewittert von Solen cau- 
datus v. H. in einer Kalkmergelbank. 

Nach oben hin werden die Zwischenschichten von Mergelschiefer 
dünner und verschwinden endlich ganz, zugleich bemerkt man, dass die 
Bänke eine lichtere, lichtgraue, endlich fast rein weisse Farbe annehmen, 
erst in einen weissen dolomitischen Kalk und noch höher in Dolomit über- 
gehen. Die untersten Bänke dieses Niveau’s enthalten wo möglich noch zahl- 
reichere Megalodon-Steinkerne, die die Schichtköpfe dicht bedecken. Ein 
Stück dieser an Ort und Stelle gesammelten Mergelbank, von etwa 4 Qua- 
dratzoll Fläche enthält 10 Steinkerne von Megalodon ausgewittert. 

Der gesimseartige Vorsprung der Megalodonbänke endet hier mit einer 
Wand, deren oberste Partie schon von den weissen dolomitischen Kalk- und 
Dolomitbänken gebildet wird, und dieser Theil ist hier allerdings unersteig- 
lich. Doch liess sich diese Wand von der Scharte aus umgehen, und ich 
fand auf dem allerdings sehr selten nur von Schafhirten betretenen Fuss- 
steige in’s obere Loch die direkte Fortsetzung des Durchschnittes. Die Linie 
der direkten Beobachtung des Durchschnittes ist von da an somit um einige 
Klafter westlicher verlegt, doch bin ich überzeugt, dass hierdurch kein Glied 
der Schichtenreihe der Beobachtung entzogen wurde; denn ich hatte auf der 
Scharte die Sohlenschichte und die Megalodonkalkmergel, wenn auch weniger 
vollkommen aufgeschlossen, bis an den Fuss jener Wand, ununterbrochen 
beobachtet, über welche nun der Fusssteig in’s obere Loch führt. 

Die Wand besteht aus weissem oder lichtgrauem Dolomit. In dem- 
selben bemerkt man wiederholt Bänke, die eben so voll sind von Durch- 
schnitten von Megalodon wie die tieferen Kalkbänke. Nach oben hin, bevor 
man die oberste Kante der Wanderstiegen hat, stellen sich graue Kalkmergel- 
bänke ein, die je höher hinauf, häufiger mit dem weissen Dolomit wechsellagern, 
endlich allein vorhanden sind und der Dolomit ganz ausbleibt. Die Basis 
des oberen Loches, eines kleinen Kaar’s, welches mit dem Kalk und Dolomit- 
schutt der Alplwände fast ganz ausgefüllt ist, wird gebildet von den obersten 
Kalkmergellagern, deren Flächen Durchschnitte des Megalodon zeigen. 

Der erste Anblick des Kaar’s verspricht wenig Lohn für die Mühe des 
Ersteigens der Wand. Doch noch einige Schritte in südöstlicher Richtung 
unter die Wände des Alpls, und man findet hier zwar nicht vollständig klar 
aufgeschlossen, aber immerhin zweifellos das höhere ar, Raibler- 


76 D. Stur: [61 


schichten anstehen, das so sehr charakteristische Gestein mit der Corbula 
Rosthorni Boue, (Mergelkalken eingelagert, wie am Torersattel). 

Wenn auch der Complex der Corbulaschichten hier nicht klar offen 
steht, so gewinnt man doch mit dem einen Gang zum Myophoria-Fund- 
orte und ins obere Loch, die unzweifelhafte Thatsache, dass das Niveau 
der Oorbula Rosthorni. hoch über dem Niveau der Myophoria Kefersteimi 
liegt, getrennt durch eine sehr mächtige Schichtenreihe von Kalkmergeln 
und Dolomiten. 

Sehr schön aufgeschlossen findet man im oberen Loch die Basis der 
mächtigen, weissen, zackigen Dolomitmassen des Alpls und der Kaltwasser- 
spitze, die auf den beiden Raiblerschichten lagern. Erst eine Bank von dolo- 
mitischem, grauen Kalk, darauf folgen mehrere lichtgraue Dolomitbänke, 
wechselnd mit etwa 3—4 Zoll dicken Zwischenlagen von einem lichtgrün- 
lich grauen dolomitischen Kalkmergel, der mit Säuren in Berührung ge- 
bracht erst nachträglich schwach aufbraust. Weiter im Hangenden ist der 
Delomit in deutliche Bänke gesondert und ziemlich reich an Versteinerungen ; 
doch ist die Erhaltung derselben leider eine sehr missliche. Sehr häufig 
sind Durchnitte von Schnecken, theils Chemnitzien, theils .Natica, Turbo 
und Trochus angehörig. Die Schale ist überall durch Kalkspathkrystalle 
ersetzt und man erhält entweder die Steinkerne oder die Hohldrücke der 
Schnecken, die letzteren mit Krystallen überzogen, so dass die Schalenober- 
fläche an Abgüssen rauh erscheint. 

Zwei Formen dieser Schnecken erwähne ich als solche, die noch am 
besten erhalten sind. Die eine ähnelt als Steinkern dem Turbo Stabilei v. H. 
vom Monte Salvatore bei Lugano. Doch ist kaum ein Umgang vollkommen 
erhalten, die Spitze des Gewindes fehlt. Die andere Form ist ein Hohldruck, 
dessen Abguss an Turbo subeoronatus Hörnes. entfernt erinnert, doch ist 
keine Spur der Ornamentik der letzteren Art an dem Exemplar von haibl 
zu sehen, indem die Fläche des Hohldruckes rauh erscheint. Auch ist das 
Raiblerstück viel kleiner als die gewöhnlichen Exemplare von der Unter- 
Petzen. Am häufigsten erscheint in den Dolomitbänken, und bedeckt die 
ganze Oberfläche der Gesteinsstücke jenes Fossil, das Stoppani Evinospongia 
vesiculosa genannt hat. Mehrere mitgebrachte Stücke von Raibl sind so 
vollkommen ident mit der Abbildung Stoppani’s, *) dass sie als Originalien 
zu derselben gelten könnten. 

Ueber dem geschichteten Dolomite folgt die grosse, sehr mächtige 
Masse des ungeschichteten Dolomites des Alpl’s und der Kaltwasser Spitz. 
Mehrere Gesteinsriesen, diejede für sich aus einem anderen Niveau des Dolo- 
mites die Blöcke in’s Kaar’ des oberen Loches herabführen, erlauben die Ueber- 
zeugung zu gewinnen, dass auch die höheren, ungeschichteten Dolomitmas- 
sen, am häufigsten die oben erwähnte Evinospingia und auch wohl diesel- 
ben Schnecken führen, wie die vom Beobachter erreichbaren unteren Theile 
des Dolomites. | 

Stellt man das Resultat der ersten Begehung von Raibl zum Alpl 
kurz zusammen, so ist es folgendes: 

Ungeschichtete Dolomitmasse des Alpl’s. 

Geschichteter Dolomit mit Evinospingien. 


*) Petrif. d’Esino. 4. 31. F. 1 ınd 2, 


[7] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 77% 


Dolomitplatten, wechselnd mit lichtgrünlichgrauen dolomitischen 
Kalkmergeln. 

Die Schichtenreihe der Corbula Rosthorni. 

Megalodon-Kalkmergelplatten, im Wechsel mit Dolomit. 

Dolomit mit Megalodon. 

Megalodon-Kalkmergelplatten. 


Kalkmergelplatten, im Wechsel mit Mergelschiefer; Niveau Ki losen 
Petrefacte. 


Solen-Schichte. 

Myophoria Kefersteinw-Hauptbänke. 

Dünnschiefrige Mergel und Mergelschiefer oben mit Fischen und 
Pflanzen, tiefer mit Sphaerosiderit führenden okerigen Lagen. 

Dunkler Kalkmergel mit Zwischenlagen von Mergelschiefer. 

Schwarzer plattiger Kalk. 

Wengerschiefer und die Korallenschichte. 

In den höheren Schichten von der Myophoria-Bank aufwärts, habe ich 
eine reichliche Ausbeute an Petrefacten gemacht. Die tieferen bis zur 
Korallenschichte hinab, habe ich allerdings nur ein einzigesmal auf dem be- 
zeichneten Wege verquert, und kaum mehr Aufmerksamkeit denselben zu- 
gewendet, als es bei flüchtigem Bergsteigen möglich ist. Sie sind daher 
möglicher Weise nicht ganz frei von Versteinerungen; insbesondere dürfte 
ein sorgfältiges Suchen in den Rutschen des vom unteren Loch herabkom- 
menden steilen, ganz vollständig entblössten Zuflusses des Kempferbaches 
lohnend werden. Ich habe die nöthige Zeit hierzu nicht mehr erübri- 
gen können. 

Die nächste Excursion in die Schartenklamm, um den nördlichen 
Theil des Durchschnittes zu vervollständigen, habe ich mit dem Lehrerssohn 
Josef Tronegger, absolvirten k. k, Bergschüler, ausgeführt, 

Wir schlugen einen Fusssteig beim oberen Berghaus vorüber ein, erst 
nördlich aufwärts, dann westlich in horizontaler kichtung meist durch 
Wald, und gelangten an das linke Gehänge der Schartenklamm hoch oben 
gerade über jener Stelle, an welcher sich mehrere felsige Zuflüsse der Klamm 
in einer Rinne vereinigen. Es ist dies die einzige Stelle, an welcher im 
Wengerschiefer bei Raibl gesammelt wird. Alle unsere Schätze an den wun- 
dervollen Pflanzen und Thierresten aus diesem Schiefer wurden hier gefun- 
den. Eine etwa unter 30 Graden geneigte Felsenplatte, oben gegen den 
Königsberg und östlich vom hohen Walde umsäumt, nach Westen und 
Süden vonsteilem Abfalle in die Klamm umgeben, ist der lebensgefährlichste 
Fundort von Versteinerungen unter allen die ich kenne. Jedes dem Samm- 
ler aus der Hand gefallene Stück fällt über die Platte in den tiefen Abgrund, 
der zum Theil schon von einer kolossalen Halde des Schiefers ausgefüllt ist. 

Das steile linke Gehänge der Klamm entblösst dürftig die Schichten 
des Wengerschiefers. Die hangendsten Schichten desselben zeigen eine Ein- 
lagerung von einer breccien- oder conglomeratartigen, bituminösen, dunkeln 
Kalkschichte. Wir fanden Stücke dieser Schichte auf dem ganzen Wege 
von den Bergbauen bis zur Stelle zerstreut herumliegen, die durch weisse 
Schalen der darin enthaltenen Petrefacten : Schnecken, "Muscheln und insbe- 
sondere sehr häufigen Korallen sehr in die Augen fallen. In dem über der 
Korallenschichte lagernden Wengerschiefer fand ich keine Petrefacte. Unter 


78 D. Stur. [8] 


der Korallenschichte wurde gewöhnlich erst der Schiefer Petrefaeten führend 
bemerkt. Mir wurde keine Erfahrung der Sammler über einzelne Vorkom- 
men mitgetheilt, auch war zur Zeit der Fundort länger brach gelegen — 
daraus geht die Wichtigkeit der Angaben des Prof. Suess über die einzel- 
nen Lagen des Schiefers hervor. 

Im Liegenden der Korallenschichte folgen mehrere dicke Bänke von 
dünnschiefrigem Wengerschiefer — wie gesagt jener Horizont, in welchem 
gesammelt wird. Tiefer im Liegenden stellt sich eine Wechsellagerung des 
2—3 Zoll dickschichtigen Wengerschiefers mit einem porösen Dolomit ein, 
der in dicken Bänken auftritt. Ueberraschend ist der Einblick in die Riesen, 
die vom Königsberg der Klamm zugehen. Die Riesen sind im erzführenden 
Kalke des Königsberges eingeschnitten und schliessen die Grenze desselben 
gegen den Wengerschiefer ganz auf. Man sieht insbesondere an einer Stelle 
des westlichen Gehänges der Klamm, die von der Raibler Scharte hierher 
reichenden Wengerschiefer unter fast senkrechter Aufrichtung der Schichten 
an den Königsberger Kalk angelehnt, dabei sieht man die Schichten des 
Wengerschiefers gewunden und in Zickzack gefaltet. 


Der poröse Dolomit zwischen den Wengerschieferschichten macht alle 
die Knickungen der Schichten mit und ersichtlicher, indem dieselben als 
schwarze Zeichnung auf weissem Grunde besser hervortreten. An einer 
Stelle des westlichen Gehänges bemerkt man eine vollständige Umbiegung 
der Schichten, wobei der Bug nach oben convex ist, und man von dem Ge- 
danken nicht los werden kann, es sei hier eine Antiklinallinie zerstört und 
in eine scheinbar einfache Verwerfungslinie gewaltthätig umgestaltet worden. 


Mühsam ist der Weg von der Platte über die äusserst rutschige Halde 
des Wengerschiefers hinab an die Sohle der Klamm. Diese ist ganz nackt 
wie gewaschen und die Felsen, von dem sparsamen Wasser angefeuchtet, 
glänzen wie polirt. Im weiteren Abwärtsgehen durch die Klamm geht man 
bald auf horizontalen Platten, bald auf den Köpfen senkrecht gestellter 
Schichten des Wergerschiefers und hat fortwährend vielfache Biegungen 
und Knickungen der Schichten, und plötzliche Veränderungen im Schichten- 
falle, von der horizontalen bis zur senkrechten Lage oft innerhalb einer oder 
weniger Klafter vor den Augen. Selbst die Thalsohle der Klamm fällt im 
Zickzack tiefer hinab, und der Wanderer hat wiederholt klafterhohe und 
höhere, sehr steile oder senkrechte Stellen zu passiren, die wegen der 
ganz abgeschliffenen Bachsohle, entweder nur als Sprung- oder Rutschpar- 
tien zu passiren sind, wobei einigemale das frische Wasser der Klamm als 
Reibungs - Verminderungsmittel sich unwiederstehlich aufdringt. Ganz 
ermattet, mit vor Anstrengung schlotternden Knieen, verschafft man 
sich am Wege durch die Klamm abwärts ins Kempferthal hinaus die Ueber- 
zeugung, dass es mindestens den gegebenen Thatsachen Gewalt anthun 
heisst, anzunehmen, dass die Lagerung des Wengerschiefers zum Königs- 
berger erzführenden Kalk nur als eine einfache Auflagerung betrachtet wer- 
den dürfe. 

Diese merkwürden Knickungen des Wengerschiefers nehmen an 200 
Klafter der Klammlänge ein. / 

Am Rückwege suchten wir im Liegenden der Korallenschichte bei 
der Wobnung des Oberhutmanns vergebens nach den Pflanzen und Thier- 

resten des Wengerschiefers. Es ist dies zugleich die östlichste Partie des 


[9] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 79 


Wengerschiefers im Raibler Thale, unter welcher im Liegenden unmittelbar 
der erzführende Kalk von Raibl ansteht. 


2. Der Schiehtencomplex der Corbula-Rosthorni Boue, 
im Durchschnitte des Torer- und Thörler-Sattels im 
Osten von Raibl. 

(Siehe das Profil auf Taf. II.) 

Von Raibl in Ost und Südost ist, seit den Aufnahmen von Bergrath 
Foetterle, eine Reihe von Aufschlüssen der Raiblerschichten bekannt, die 
sich bis in die Coritenza, östlich bei Ober-Preth erstrecken. Unter diesen 
Aufschlüssen ist, insbesondere in den Sammlungen, durch die sehr schön 
erhaltene Corbula Rosthorni Boue, der Aufschluss der Raiblerschichten am 
Torersattel bestens bekannt. Um wo möglich die ganze Reihe der Auf- 
schlüsse kennen zu lernen, ging ich mit dem Lehrerssohn zu Raibl, längs 
der Strasse von Raibl nach Predil, Ober-Preth, bis in die Coritenza, von 
da nördlich zur Zlavaalpe und nordwestlich über einen Sattel zur Mangert- 
alpe (Mangert SW.) hinab, dann abermals steil aufwärts in nordwestlicher 
Richtung auf den Torersattel (Sattel zwischen der Mangertalpe und dem 
Torer Graben -— einem Zuflusse des Weissenbach). Vom Torersattel westlich 
führt ein nur selten betretener Fusssteig, am Fusse der Carnitza und der 
Wände der Predilspitzen, zum Thörlsattel (Sattel zwischen dem Torerbach 
und den bei kaibl östlich mündenden Kunzen- und Rauschengraben) und 
von da über die Thörleralpe (Raibl ©.) herab durch den Rauschengraben 
nach Raibl. 

Längs der sogenannten „Sommerstrasse“ von Raibl, eine bedeutende 
Strecke hindurch, deckt der Lawinenschutt der Lahnwände und des Predil 
das anstehende Gebirge vollständig. Endlich, hoch östlich über dem Raibl- 
See erreicht man eine Entblössung des anstehenden Dolomits, der geschich- 
tet ist und mit lichtgrünlichgrauen dolomitischen Kalkmergeln wechsel- 
lagert. Die Schichten fallen flachı südlich und bilden offenbar die Fortsetzung 
der tiefsten Dolomitbänke, dieman im oberen Loch über den Corbulaschichten 
anstehend findet. Diese Entblössung liegt somit schon über den Raibler- 
schichten, die in dem bisher verquerten Gehänge vom Lawinenschutt bedeckt 
sind. Der anstehende Dolomit zeigt auch hier reichliche Auswitterungen 
der Evinospongia vesiculosa Stopp. Auf der‘ weiteren Strecke der Strasse 
sind, je weiter südlich, immer hangendere Massen des ungeschichteten Dolo- 
mites aufgeschlossen, bis auf den Predil, wo die:flacheren Gehänge des Sat- 
tels mit Kalk und Dolomitschutt bedeckt erscheinen, der theilweise voll- 
kommen abgerollte Gerölle enthält. Von Predil zieht die Poststrasse in 
nordöstlicher Richtung und führt den Beobachter wieder in die liegenden 
Theile des Dolomites. Dort wo sie das Thälehen der Mangertalpe verquert, 
schliesst sie zum zweitenmale die tiefsten Dolomitschichten vom oberen 
Loch auf. Die Zwischenschichten von grünlichem dolomitischen Kalkmergel 
sind hier bedeutender, auch fussdicke Bände bildend, und enthalten linsen- 
förmige flache Einlagerungen eines dunkleren Kalkmergels, ähnlich den ge- 
wöhnlichen Gesteinen der Raiklerschichten. 

Vom Mangertgraben über Ober-Preth bis zur Coritenza bewegt man 
sich meist im Dolomitschutt. Sobald man von der Strasse den Fussweg zur 
Zlavaalpe in das Liegende des Dolomites eingelenkt hat, findet man im Ge- 
hänge zwar anstehend aber nicht hinreichend aufgeschlossen das charak- 


80 D. Stur. 110] 


teristische Gestein der Corbulaschichte, in der Nähe einer Kalkofenrnine. 
Gleichzeitig bemerkt man in einiger Entfernung thalaufwärts einen bedeu- 
tenden Steinbruch, in welchem dicke Kalkmergelbänke als Platten, und 
überhaupt als Baumateriale gebrochen werden. Diese Kalkmergelbänke 
zeigen eine Menge Durchschnitte urd ausgewitterte Steinkerne von Mega- 
lodon. Zwischen den einzelnen Kalkmergelbänken sieht man Einlagerungen 
von dunklem an der Luft zerbröckelndem Mergelschiefer, der sehr zahlreiche 
Schalen des Pecten filosus v. H. enthält. Der ganze aufgeschlossene Schich- 
tencomplex fällt flach südwestlich, unter die Eingangs des Thälchens an- 
stehenden Corbulaschichten. Die neben dem Steinbruch östlich vorüber 
fliessende, stellenweise tief eingeschnittene Zläva schliesst das weitere Lie- 
gende, einen plattigen weissen Dolomit auf, in welchem auch noch Durch- 
schnitte von Megalodon bemerkbar sind. Ueber die Deutung dieses Auf- 
schlusses kann man wohl kaum Zweifel haben; es sind offenbar hier die 
Schichten, ähnlich jenen im Oberen Loch gegliedert, nur mit dem Unter- 
schiede, dass an der Zläva die Megalodon führenden Kalkmergelbänke Ein- 
lagerungen von Mergelschiefern mit Pecten filosus v. H. zeigen, die in jenen 
am Grunde des Kaar’s im Oberen Loch nicht bemerkt wurden. 

Vom Steinbruch am Eingange der Zläva, zur Alpe hinauf, sind die 
Aufschlüsse nirgends bedeutend, man sieht nur stellenweise unter Schutt 
und Waldbedeckung die Corbulaschichten anstehen, zum Beweise, dass die- 
selben hier durchziehen. Die Uebergangsstelle in den Mangertgraben wird 
vom hangenden Dolomit gebildet. Das steile Gehänge hinab zur Mangert- 
alpe entblösst sehr dürftig denselben Dolomit. 

Auch der Weg von der Mangertalpe aufwärts zum Torersattel bietet 
nur mangelhafte Aufschlüsse der Corbulaschichten. Erst gegen die höchste 
Partie des Sattels hin, dort wo zwischen Krummholzpartien der spärliche 
Wiesengrund beginnt, sieht man an einer Stelle die Mergelkalkbänke mit 
Mergelschiefer-Zwischenlagen, genau in derselben Form, wie im Steinbruch 
an der Zläva, entblösst. Von der Quelle aufwärts zum Sattel sieht man den 
Boden dicht belegt mit Stücken der verschiedenen Gesteine der Corbula- 
schichten. Am häufigsten und auffälligsten durch wohl erhaltene Petrefacte, 
sind Plattenstücke, dicht belegt mit Myophorienschalen. Dieselben gehören 
nach der Bestimmung des Herrn Dr. Laube zwei Arten an: Myophoria 
inaequwicostata Klipst. und der Myoph. Ohenopus Laube. 

Bald darauf erreicht man am nordöstlichen Fusse der Carnitza (siehe 
T. II) den höchsten Punkt des Torersattels, und befindetsichim Augenblicke 
mitten in einem der schönsten Aufschlüsse der Alpen. 

Der nur selten betretene Fussweg am Torersattel führt den Wanderer 
gerade über die wichtigste Schichte des Anufschlusses, die Corbulaschichte. 
Der Boden ist hier geschottert mit einer Unzahl wohlerhaltener, vollständig 
ausgewitterter Exemplare der Corbula Rosthorni Boue, und ebenso häufigem 
Ptychostoma Sanctae Orucis Wissm. sp., neben einer Auswahl der schönsten 
Stücke des Corbulagesteins. Jedes dieser Stücke enthält, ausser der genannten 
Muschel, ein oder das andere Stück der wichtigst gewordenen Leitpetrefacte 
unserer oberen Trias: Corbis Mellingi v. H., Perna Bouei v. H., Hörnesia 
Johannis Austriae Klipst. Es dauert wohl erst eine Weile bis man sich an 
diesem kostbaren Schotter sattgesammelt hat, und man den entfernter ste- 
henden Dingen der prachtvollen Hochalpen-Gegend seine Aufmerksamkeit 
zuwenden kann. 


[11] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 81 


In nördlicher Richtung ist im sanfteren Gehänge des Sattels das Lie- 
gende der Corbulaschichten aufgeschlossen in der Form von Kalkmergel- 
bänken mit Mergelschiefer-Zwischenlagen, ähnlich jenen im Zläva-Steinbruch. 
Die ersteren enthalten, wie an allen Punkten wo sie aufgeschlossen sind, 
jene Durchschnitte und Steinkerne ausgewittert, die theils Gasteropoden an- 
gehören, theils unterdem Namen von Megalodon wiederholt erwähnt wurden. 
Die Mergelschiefer enthalten nicht selten den .Peeten filosus v. H., doch sind 
davon nur selten brauchbare Stücke, wegen tiefer Verwitterung des Gesteins, 
zu sammeln. Das sanftere Gehänge des Sattels endet weiter nördlich mit 
einer steilen Wand, die in den Torergraben abfällt. Der obere Theil dieser 
Wand besteht aus dünnschichtigem Dolomit. Der tiefere Theil der Dolomit- 
wand zeigt keine Schichtung. 

Nach Süden hin, im Hangenden der Corbulaschichte, zeigt das steil 
zur Carnitza sich erhebende Gehänge eine reichgegliederte Folge von Kalk- 
' mergeln und Mergelschiefern. Ueber der Corbulaschichte folgt zunächst 
Kalkmergel, dann eine grössere Partie von dünnschiefrigem Mergelschiefer 
und wieder Kalkmergelbänke mit Mergelschiefer wechselnd. Erst im oberen 
Theile dieser letzteren bemerkt man eine durch wohlerhaltene Petrefacte 
auffallende Schichte, die man als jene wieder erkennt, die so häufig, im süd- 
lichen Gehänge des Torersattels den Boden bedeckend gefunden wird, und 
die ausser einigen Cidaritenstacheln nur die Myophoria inaequwicostata Klipst. 
und M. Chenopus Laube enthält. Zu oberst lagern dünnplattige,, dunkel- 
graue Kalke, die unmittelbare Unterlage des Dolomites der Carnitza bildend, 
der im unteren Theile deutliche Schichtung zeigt, in der höheren Masse aber 
ungeschichtet erscheint, ähnlich, wie dies im oberen Loch deutlich zu beob- 
achten ist. h 

Am Torersattel, auf der Corbulaschichte stehend, bemerkt man im 
Westen in einer Entfernung von etwas 3—400 Klaftern, einen zweiten Auf- 
schluss im nördlichen Gehänge der Predilspitzen, der ebenso vollständig ent- 
blösst erscheint; während das Gehänge vom Torersattel bis dahin, mehr 
oder minder vollständig vom Schutt der Dolomitwände bedeckt ist. Doch 
sieht man zugleich, dass sowohl der hangende Dolomit der Carnitza unun- 
terbrochen westlich fortsetzt, als auch der liegende, dünnschichtige Dolomit 
vom Torersattel, durch das Kaar des Torerbaches bis zum westlicheren Auf- 
schluss zu verfolgen ist, und auch hier das Liegende der aufgeschlossenen 
Schichtenreihe bildet. Man hat somit volle Sicherheit vor sich, dass der 
zweite Aufschluss, Schichten von demselben Horizont der Beobachtung 
zugänglich macht, wie der Torersattel. Diesen zweiten, westlich vom 
Torersattel, auf der Wasserscheide, zwischen dem Torerbach und dem 
Rauschenbach liegenden Sattel, hat der Volksmund „Thörlsattel“ benannt, 
da derselbe über der Thörleralpe östlich bei Raibl aufragt. 

Am Thörlsattel wird man überrascht durch die Thatsache, dass hier 
die reichliche Entwicklung der Corbulaschichte, vom Torersattel nicht vor- 
handen sei. Man bemerkt rechts (nördlich) vom Fusssteige, etwa zolldicke 
Platten eines gelblich verwitternden Kalkmergels, deren eine Fläche stellen- 
weise dicht besetzt ist, mit sehr gut erhaltenen Bactryllien. Es ist wohl 
zweifelsohne das Bactryllium canaliculatum Heer so schön erhalten, wie 
auf keinem andern Fundorte in unseren Alpen. Die Kehrseite dieser Platten 
ist bedeckt mit, meist als Steinkerne erhaltenen Exemplaren der Corbula 
Rosthorni Boue. Ausserdem bemerkte ich darauf nur noch die Hörnesia Joh, 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 1. Heft 11 


82 D. Stur. 12] 


Austriae Klipst. Ist schon diese erste beobachtete Schichte abweichend von 
der gleichen Schichte des Torersattels, so ist dies noch mehr auffallend in 
der Entwicklung und reichlicheren Gliederung der übrigen Schichtenreihe. 
Insbesondere fällt uns eine bedeutend mächtige Bank eines zerklüfteten 
weissen Dolomites in die Augen, die sich westlich eine Strecke hindurch 
im Gehänge verfolgen lässt, etwa im oberen Drittel des Aufschlusses, den 
dunkleren Bänken der Corbulaschichtenreihe eingelagert ist, und im Durch- 
schnitt des Torersattels gänzlich fehlt. Nicht minder ist eine Verschieden- 
heit in den einzelnen hervorragenderen Bänken, von jenen am Torersattel, 
zu bemerken. 

Im Liegenden der Bactryllienbank folgt eine reichliche Entwicklung 
der.schon wiederholt erwähnten Megalodonbänke mit ihren Zwischenschich- 
ten von Mergelschiefer, die auch am Torersattel das Liegende der Corbula- 
schichte bilden. In einiger Entfernung von der Bactryllienschichte bemerkte 
ich eine kaum einen halben Zoll dicke Schichte dem Mergelschiefer einge- 
lagert, deren eine Fläche bedeckt ist mit sehr kleinen, 3 Linien im Durch- 
messer messenden Exemplaren der Myophoria inaequicostata Klipst. Der 
liegendere Theil der Megalodonbänke ist nicht vollständig entblösst; tiefer 
folgt erst eine Wechsellagerung von Kalkmergelplatten, mit Dolomit, einen 
ähnlichen Uebergang in den liegenden Dolomit vermittelnd, wie im oberen 
Loch. Endlich folgt der Liegend-Dolomit oben geschichtet, tiefer unge- 
schichtet, 

Zwischen der Bactryllienbank und der eingelagerten Dolomitbank sind 
mir vorzüglich zwei Schichten aufgefallen die reichlich Petrefacte enthalten, 
und leicht wieder erkennbar sind. Die tiefere davon ist ausgezeichnet durch 
häufiges Vorkommen der Avicula Gea Orb.,nach Dr. Lau be’s Bestimmung. Sie 
wird gebildet von einer etwa zolldicken, innen dunkelgrauen, aussen gelblich- 
grauen oder röthlichen manchmal fast ziegelrothen Kalkplatte, die dicht, fein 
und dunkel punktirt ist, von den kleinen Schalen einer Bairdia, die nach 
der Angabe des Fundortes zu schliessen wohl die Bairdia subeylindrica 
Sandb. sein dürfte. Die grauen oder röthlichen Platten zeigen ausser der 
häufigen schwarzschaligen Avicula Gea. nur sehr selten hier und da ein 
mittelmässig grosses Exemplar der Myophoria inaequicostata Klipt. 

Die weiter oben im Liegenden des Dolomites auftretende zweite Kalk- 
bank ist etwa zolldick, innen dunkelgrau, aussen grau und gelblichröthlich 
gefleckt, und enthält kleine Exemplare der Myophoria inaequicostata Klipst. 
in Form von Steinkernen, indem die Schalen, sowie die Oberfläche der Platten 
überhaupt stark abgewittert erscheinen. 

Ueber der weissen zerklüfteten Dolomitbank folgen erst Mergelkalke 
mit Mergelschiefer wechselnd, endlich die obersten dünnplattigen dunkel- 
grauen Kalke beschliessen wie am Torersattel die Schichtenreihe nach oben 
und bilden wie dort das unmittelbare Liegende des unten geschichteten, 
oben massigen Dolomites der Predilspitzen. 

Während ich nördlich vom Thörlsattel, auf der Gräthe, die von da 
zum Schober und Fünfspitz hinzieht, und die Wasserscheide zwischen dem 
Torergraben und dem Rauschengraben bildet, etwa über dem hintersten 
Theile des Kunzengrabens (Raibl. 0.) meine Beobachtungen skizzirte, war 
Tronegger, östlich von mir auf den Gehängen zum Torergraben hinab, ab- 
wärts gestiegen und brachte mir nach einigem Suchen zwei lose Stücke eines 
blaugrauen Kalkmergels, dessen eine Fläche dicht bedeckt ist mit zahlrei- 
chen Exemplaren der Ostrea montis caprilis Klipst. und einem Stachel der 


[13] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 83 


Cidaris Braumii Desor. Ausserdem fand er zwei sehr vollständig erhaltene 
Exemplare einer Terebratel, die wohl die Waldheimia Stoppanis Suess ') 
sein dürfte. Der Abend war bereits so nahe und wir noch so hoch über Raibl, 
dass ich es nicht mehr unternehmen konnte, diesen Funden weiter nachzu- 
gehen. Da wir ziemlich entfernt, etwa 400 Klafter vom Thörlsattel gegen 
Norden uns befanden, ist es anzunehmen, dass die erwähnten Funde Tron- 
egger’s nur aus den tiefsten bis hierher reichenden Lagen der Schichten- 
reihe der Corbula Rosthorni stammen können. 

Die Gesteine und die Petrefacte zum Theil, die man im Thörlsattel 
zu sammeln Gelegenheit hat, machen auf den Beobachter, auch noch in der 
Sammlung geordnet, einen so ganz verschiedenen Eindruck von jenen im 
Torrersattel gewonnenen, dass man, wenn die Aufschlüsse nicht genügende 
Sicherheit bieten würden, vollständig in Zweifel bleiben müsste, ob man es 
in diesen beiden Satteln mit Schichten eines und desselben Niveaus zu thun 
hatte. Nicht besser ergeht es, wenn man die gewonnene Schichtenreihe der 
beiden Sättel mit einander vergleicht. 


Torersattel. 
Ungeschichteter Dolomit. 
Geschichteter Dolomit. 

Dunkelgraue plattige Kalke. 

Kalkmergel mit Mergelschiefer. 

Bank mit Myophoria Chenopus und 
M. inaegwicostata. 

Kalkmergel mit Mergelschiefer. 

Mergelschiefer. 

Kalkmergel. 

Corbulaschichte, reich an Versteine- 
rungen. 


Megalodon Kalkbänke und Mergel- 
schiefer mit Pecten filosus v. H. 

Geschichteter Dolomit. 

Ungeschichteter Dolomit. 


Thörlsattel. 
Ungeschichteter Dolomit. 
Geschichteter Dolomit. 

Dunkelgraue plattige Kalke. 

Kalkmergel mit Mergelschiefer. 

Dolomit. 

Bank mit kleinen Exemplaren der 
Myoph. inaequicostata. 

Bank mit Avicula Gea und Bairdia. 

Schichte mit Corbula Rosthorni 
und Bactryllien. 

Kalkmergel und Mergelschiefer. 

Bank mit kleinen Exemplaren der 
Myoph. inaeqwicostata. 

(Hierher wahrscheinlich die Funde 
von ÖOstrea montis caprilis und 
der Waldheimia Stoppani. 

Megalodon Kalkmergel und Mergel- 
schiefer. 

Geschichteter Dolomit. 

Ungeschichteter Dolomit. 


Die reiche Entwicklung der Corbulaschichte, und der Schichts mit 


Myophoria Chenopus Laube und M. inaequicostata am Torersattel, — die 
Dolomit-Einlagerung, die Schichte der Avicula Gea, die Bactryllienschichte 
am Thörlsattel, — sind so auffallend von einander verschieden, dass, wenn 
man diese Daten aus zwei verschiedenen Gebirgen von getrennten Fundorten 
gesammelt hätte, man es kaum je wagen könnte, diese beiden Bildungen in 
eine Parallele zu stellen. 

Vervollständigt man nach den Daten, die auf dem Wege von der 
Coritenza über die Zlava- und Mangertalpe, zum Torer- und Thörlsattel 
gesammelt wurden, die im westlichen Gehänge bei Raibl gewonnene Schich- 
tenreihe, so lautet sie wie folgt. 

Ungeschichtete Dolomitmasse des Alpl’s, der Predilspitzen und der 
Carnitza, sehr mächtig. 


k 
1) Stopp. Petrif. d’Esino T. 23, f. 12—16, 11* 


84 D. Stur. _ [14] 


Geschichteter Dolomit mit Evinospongien. q 

Dolomitplatten, wechselnd mit lichtgrünlichen dolomitischen Kalk- 
mergeln: Oberes Loch, Predilstrasse, Ausgang des Mangertalpen Grabens, 
Carnitza. 

Schichtenreihe der Corbula Rosthorni, vom Torrer- und Thörlsattel 
hierher einzuschalten ; Oberes Loch; am Zläva-Steinbruch. » 

Megalodon-Kalkmergelbänke und Mergelschiefer-Zwischenlagen mit 
Pecten filosus v. H.: Torrersattel, Zläva Steinbruch. 

Wechsellagerung des Dolomites mit Megalodon-Kalkmerzelbänken. 

Geschichteter Dolomit mit Megalodon : Oberes Loch, Zläva Steinbruch. 

Ungeschichteter Dolomit, Torrer- und Thörlsattel. 

Geschichteter Dolomit in Wechsellagerung mit Megalodon-Kalk- 
mergeln : Scharte. 

Megalodon-Kalkmergelbänke : Scharte. 

Megalodon-Kalkmergel, mit Mergelschiefer-Zwischenlagen: Niveau 
der losen Petrefacte, auf der Scharte, 

Solenschichte: Scharte, 

Myophoria Kefersteinii. -— Hauptbänke. 

Dünnschieferige Mergel und Mergelschiefer, oben mit Fischen und 
Pflanzen, tiefer mit Sphaerosiderit führenden okerigen Lagen. 

Dunkler Kalkmergel mit Zwischenlagen von Mergelschiefer. 

Schwarzer plaitiger Kalk. 

Korallenschichte und Wengerschiefer in der Schartenklamm, 


3, Studien zur Darstellung der geologischen Karte der 
Raiblerschichten, in der Umgegend von Raibl. 
(Siehe die geologische Karte T. 1.) 

Seit bereits achtzehn Jahren sind wirgewöhnt bei unsern Aufnahmsarbei- 
ten stets die Landesaufnahme oder Anfertigung geologischer Karten, als unsere 
Hauptaufgabe zu betrachten. Es muss uns oft dasmehr oder minder detaillirte 
Studium eines oder des andern,. mitunter sehr unvollständigen Aufschlusses 
genügen oder hinreichen, um darnach geologische Karten ganzer grosser Län- 
dertheile anzufertigen. Da diese Arbeiten in vielen schlecht aufgeschlossenen 
oder einfach gebauten Gegenden, trotz der aufrichtigen Mühe und kostbaren 
Zeit, die man darauf verwenden muss, kaum je solche glänzende Resultate 
liefern wie oft die, einige Tage in Anspruch nehmende Begehung eines ein- 
zigen Durchschnittes in aufgeschlossener Gegend, mit reicher Gliederung 
der Gebirgsschichten, ist es erklärlich, dass die Konstruktion geologischer 
Karten oft als eine Last erscheint, im Vergleich zu jenen Vergnügungen, die 
dem Glücklichen zu Theil werden, der ohne einer Verpflichtung Karten zu 
machen, sich den aufgeschlossensten Punkt der Alpen zu seinen Studien 
wählen kann. 

Doch jung gewohnt, alt gethan! — Ich war nach Raibl gegangen, um 
Studien nach Durchschnittslinien vorzunehmen, und bin, ohne Verpflichtung 
dazu, auf die Studien zur Darstellung der geologischen Karte der Raibler- 
schichten übergegangen, und habe dabei Gelegenheit gefunden, den grossen 
Werth kartographischer Darstellung neben der Durchschnittsbegehung 
ebenso wieder einzusehen, wie uns Allen diess im ersten Jahre unserer Be- 
gehung, bei den Arbeiten nach Durchschnittslinien, klar geworden war. Mein 
kleines Reisegeld, eigentlich eine Remuneration für die gehabten Auslagen 
bei der Aufsammlung mehrerer Petrefacten-Suıten, nahm leider bald ein 


[15] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl. u.Kaltwasser. 85 


Ende, bevor ich die begonnene geologische Karte der Raiblerschichten 
vollenden konnte. Die Studien zur Darstellung der Karten führten mich 
zur Erkenntniss einiger Erscheinungen, die geeignet sind Zweifel zu erhehen, 
gegen die unbedingte Benützung jener Resultate, die man bei Begehung der 
Durchschnitte gewonnen. Es folgt eine getreue Darstellung dieser Studien 
und Zweifel. 

Während der Excursion auf den Torersattel war es mir möglich, hin- 
reichende Daten zu sammeln zur kartographischen Darstellung der Schich- 
ten der Corbula Rosthorni, im Osten von Raibl und zwar aus der Coritenza 
über die Zläva und Mangertalpe zum Torersattel, von da zum Thörlsattel 
und die Thörlalpe abwärts östlich durch das obere Wassergebiet des Fall- 
baches, quer über die Sommerstrasse bis an den nördlichen Rand des Raib- 
lersee’s. Die letztere Strecke ist zwar zugedeckt vom Dolomitschutte der 
Lahnspitzen, doch sicher festzustellen, indem nicht nur an der „Sommer- 
strasse“ sondern auch an der „Winterstrasse,“ und zwar unmittelbar hinter 
den beiden lavinengefährlichen, daher überdachten Stellen dieser Strasse, 
der geschichtete Dolomit, wechselnd mit lichtgrünlichen dolomitischen Kalk- 
mergeln bekannt wurde, wo dessen Flächen ebenfalls mit Durchschnitten 
von Schnecken, und Evinospongien-Auswitterungen bedeckt sind. 

Im Westen des Raiblersee’s findet man die Corbulaschichten in einer 
Riese entblösst, die den See kurz südlich von jenem Punkte erreicht, wo 
der Seeweg sich von der Winterstrasse abzweigt — somit etwa westlich 
vom Nordende des Sees im steilen Gehänge des Alpl’s. Steigt man in dieser 
Riese höher hinauf, so erreicht man bald die anstehenden Corbulagesteine, 
genau in der Beschaffenheit wie am Torersattel. Auch die Bank der Myo- 
phoria Chenopus fand ich in einigen Stücken. Weiter aufwärts im Verlaufe 
zum Oberen Loch sind die Corbulaschichten im obersten Theile des Eisen- 
grabens schon von Bou& bekannt gemacht worden, und durch reichliche 
Funde der betreffenden Gesteine auch heute noch nachzuweisen. Im Oberen 
Loch habe ich die Corbulaschichte bei der Begehung des Scharte-Durch- 
schnittes entdeckt. Der weitere Verlauf dieser Schichten ab- und aufsteigend 
durch die Kaare des Kaltwasserthales ist mit möglichster Sicherheit an- 
zunehmen, da die hangenden Dolomite, bis auf den Sattel am Schwalben- 
spitz ins Wolfsbacherthal sehr regelmässig fortsetzen. Es ist zu bemerken, 
dass die Mächtigkeit der Corbulaschichten nicht in allen Aufschlüssen die- 
selbe erscheint. Sehr gering ist sie im Oberen Loch, am mächtigsten am 
Thörlsattel, wo auch die Dolomit-Einlagerungentwiekeltist, weniger mächtig 
' am Torersattel, und ganz unbedeutend auf der Strecke, von da über die 
Mangert- und Zläva-Alpe zum Zläva-Steinbruch. 

Von diesem Zuge der Corbulaschichten vollkommen abhängig ist die 
Nordgrenze des hangenden Dolomites, der den Schwalbenspitz den Alplkopf, 
die Lahnspitzen, den Predilkopf und die Carnitza bildet. 

Ebenso regelmässig ist der Verlauf. des Zuges der Liegendschiehten 
der Corbulagesteine, jener Megalodonführenden Kalkmergelhänke und Dolo- 
mite, die die Corbulaschichten von der Solenschichte und den Myophoria- 
Hauptbänken trennen. | 

Sie wurden nur stellenweise anstehend beobachtet, auf der Strecke 
von der Coritenza über die Zläva und Mangertalpe zum Torersattel, und hier 
wird es noch mancher Begehung nöthig sein, um den Verlauf des Zuges 
sicher festzustellen. Sehr gut aufgeschlossen ist der Zug der Megalodon- 


38 D. Stur. [16] 


schichten vom Fusse des Torersattels auf den Rücken des Thörlsattels. Von da 
bildet der Zug die felsigen Partien im Süden über dem Kunzengraben und 
Rauschengraben, am Thörlalplkopf, und am Wasserfall des Fallbaches, und 
ist quer über die Sommerstrasse bis zum See unter dem Schutt der Lahn- 
spitzen sicher zu vermuthen. 

Im westlichen Gehänge des Raiblerthales sind diese Megalodonschich- 
ten am Alten Ofen von Prof. Suess nachgewiesen und von da in felsigen 
Partien bis in die Scharte, und an die Wand unter dem Oberen Loch un- 
unterbrochen zu verfolgen. Sehr kenntlich ist der weitere Verlauf der Mega- 
lodonschichten von der Scharte westlich durch die Kaare des Kaltwasser- 
thales bis unter den Schwalbenspitz. Der die Mitte der Megalodonschichten 
einnehmende Dolomit scheint vom Torersattel an, wo er am mächtigsten ist, 
in westlicher Richtung langsam an Mächtigkeit abzunehmen, und in den 
Wänden unter dem Schwalbenkopf, von Ferne gesehen, sich endlich ganz 
auszukeilen. Wenigstens erlaubt das Verschwinden der weissen Farbe in 
dem Felszuge diese Annahme zu machen und sie zur weiteren Beobachtung 
zu empfehlen. 

Bis zu diesem Niveau der Megalodonbänke herab ist die Entwicklung 
der genannten Gebilde eine ganz regelmässige, die durch gleiche geographi- 
sche Verbreitung, gleichen Verlauf der Züge offenbar zu einer Gruppe ver- 
bunden sind — und bietet in Bezug auf Lagerung und Verbreitung kaum 
irgend einen Zweifel. Diese beginnen erst mit dem nächst tieferen Horizont. 

Bei der Untersuchung der Corbulaschichten am Torer- und Thörl- 
sattel übersieht man sehr deutlich das ganze Kaar des Torergrabens bis tief 
hinab in die Sohle des Weissenbach’s, ebenso hat man, insbesondere in den 
späteren Nachmittagsstunden die Wände der östlichen Gehänge des Römer- 
thales, vom Mittagkogel bis tief hinab fast an die Thalsohle, prachtvoll be- 
leuchtet vor sich — und vergebens sucht man auch nur eine Spur der tieferen 
Etage der Raiblerschichten mit Myophoria Kefersteini und der Liegend- 
schichten derselben zu entdecken, die doch hier, bei regelmässiger Entwick- 
lung der Schichten, unter den Megalodonbänken sich in’s Torerthal fort- 
setzten sollten. Auch die Begehung des Weissenbach von unten aufwärts, 
lässt keine Spur der Myophoria Kefersteini-Schichten entdecken. Unsere 
alten Karten enthalten ebenfalls in den genannten Thälern die Raibler- 
schichten nicht verzeichnet, sondern deuten nur den Verlauf der Corbula- 
schichten vom Torersattel bis in die Coritenza an. 

Es drängt den Beobachter, vom Thörlsattel nördlich auf der Wasser- 
scheide zwischen dem Torergraben und dem Kunzengraben weiter zu schrei- 
ten bis an die untere Grenze desMegalodondolomits, um hier irgend eine Ver- 
anlassung oder Erklärung für diese Erscheinung, etwa eine Verwerfung oder 
Verschiebung des Gebirges zu endecken. Doch vergebens, Unter den Mega- 
lodon- Kalkmergelbänken folgt der geschichtete, endlich der ungeschichtete 
Megalodondolomit, und dieser lagert mit der grösst möglichen Regelmässig- 
keit auf dem völlig ungeschichteten weissen erzführenden Kalke des Schobers, 
der seinerseits die ununterbrochene Fortsetzung bildet, vomerzführenden Fünf- 
spitzkalk. Weiters sieht man vom Schober ebenfalls ganz deutlich, dass die 
Megalodonschichten in einiger Entfernung vom Sattel nach West, die im 
Kunzengraben anstehende, in steilen Wänden vollkommen aufgeschlossene 
Fortsetzung der Raiblerschichten von derScharte, mit deutlichem conformen 
Fallen der Schichten nach Süd überlagert. Auf dem Wege vom Thörlsattel 


[17 ] Beiträge z. Kenntniss.d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 8% 


durch den Rauschengraben hinab übersieht man dieses Verhältniss ebenfalls 
sehr gut, indem der auf den Raiblerschichten lagernde Megalodondolomit 
und Kalk des Thörlalplkopfes, quer über den Rauschengraben in den Kunzen- 
bach streicht und auf dieser ganzen Strecke stets unter den weissen Wänden 
des Dolomitzuges die braungefärbten Schichtenköpfe der Raiblerschichten 
hervorragen, bis an die Thallinie des Kunzerbaches, längs welcher rechts 
(südlich) die Raiblerschichten, links (nördlich) der erzführende Kalk an- 
einander stossen, und weiter oben beide gleichförmig von Megalodondolomit 
überlagert werden. 

Mir war diese wunderbare Erscheinung nicht mehr neu, denn v.Mel- 
ling!) hatte schon in einer sehr wahren aber nicht richtig erklärten Zeich- 
nung auf dieselbe aufmerksam gemacht, und ich konnte mir schon auf der 
Scharte nicht versagen, von der zu begehenden Durchschnittslinie rechts 
und links zu blicken, und hat mich das prachtvoll entfaltete Bild des öst- 
lichen rechten Gehänges des Raiblerthales mächtig angezogen, durch den 
klaren Aufschluss der eben auseinander gesetzten Lagerungsverhältnisse. Die 
an Ort und Stelle gemachte Skizze dieses wunderbaren Bildes ziehe ich zu- 
rück, weil dieselbe in künstlerischer Beziehung weit nachsteht hinter der von 
Prof. Suess gegebenen prachtvollen Copie, die als T. XIII im vorjährigen 
Jahrgange 1867 unseres Jahrbuches gedruckt, vorliegt — obwohl meine 
Skizze von einem südlicheren Punkte aufgenommen, insbesondere den An- 
stoss der Raiblerschichten an den erzführenden Kalk im Kunzergraben 
schärfer ausdrückt, und den regelmässigen Verlauf der Megalodonbänke vom 
Fallbachthal an, bis auf die Wasserscheide in den Torergraben übersehen 
lässt. 

Natürlicher Weise folgte auf die Kenntnissnahme von diesen Verhält- 
nissen unmittelbar die Begehung des östlichen Gehänges des Raiblerthales 
im Fallbach, im Rauschen- und Kunzenbach und weiter nördlich längs dem 
Westfuss des Fünfspitz. 

Der Fallbach mündet südlich bei Raibl in das Hauptthal. Derselbe 
hat in den Gehängen der Thörlalpe sein spärliches Quellengebiet, und führt 
seine Wässer- in WNW. Richtung steil herab, und bildet, bevor er die Tiefe 
der Thalsohle erreicht, einen kleinen Wasserfall. In jenem tiefsten Theile, 
von der Wand, über welche der Bach herabfällt, bis zur Poststrasse ist der- 
selbe in schiefrige Gesteine eingeschnitten, die offenbar die Fortsetzung der 
Raiblerschichten von der jenseitigen Seite des Hauptthales darstellen. Leider 
suchte ich vergebens nach den Beweisen dazu. (Fig. 1, siehe S. 18.) 

Die liegendsten Schichten sind petrographisch jenen dünnschiefrigen 
Mergelschiefern mit okerigen Einlagerungen, die unter der Myophoria Kefer- 
steini auf der Scharte liegen, ähnlich. Im Hangenden folgt fester Mergel, 
ähnlich dem Gestein der Myophoriabank. Doch auch hier keine Spur von der 
grossen Menge von Versteinerungen, die diesem Niveau auf der Scharte an- 
gehören. Auf eine schmale, darüber liegende Schichtenfolge vom Mergel- 
schiefer folgen dünne, graue Kalkmergelbänke, die man als das petrographi- 
sche Aequivalent der Megalodonbänke auf der Scharte betrachten kann. 
Ausser einer Mergelplatte mit ganz undeutlichen Gastropoden, ferner drei 
Schieferstücken mit schlecht erhaltenen, ganz unbestimmbaren Bruchstücken 


!) Haiding. Berichte V. p. 33, 


88 D. Stur. [18] 


von Bivalven, fand ich nach langem Suchen im unteren Theile des Fallbaches 
nur noch einige Platten mit Fischresten. Diese Platten sind petrographisch 
ebenso schwierig zu unterscheiden vom Wengerschiefer, wie jene aus gleichem 
Niveau auf der Scharte. Ich kletterte einer kleinen Riese in dieHöhe nach, 
welche die Fischreste zahlreicher enthielt, und fand dass diese Fischschiefer 
unmittelbar unter der Lage des festen Mergels anstehen, folglich fast das- 
selbe Niveau einnehmen, wie auf ‘e Scharte. 
f ig.1 
An der Wand des Fallbaches. Raibl O. 


N 
\ 


S 
N 


N 
N 


N 


\ 
AN 


u. Ungeschichteter dolomitischer Kalk. g. Geschichteter dolomitischer Kalk. r. Raiblerschiefer. m. Fester 
Mergel. ms. Mergelschiefer. k. Geschichtete Kalkmergelbänke. 


Von diesem hohen Standpunkte übersah ich im Fallbach die Wand des 
Wasserfalls und sah im Südgehänge des Fallbaches das oben skizzirte Ver- 
hältniss der Raiblerschiefer zur Wand. Die letztere besteht oben aus ge- 
schichtetem, unten aus schichtungslosem, dolomitischen Kalk, derdem Niveau 
der Megalodonschichten angehört. Die Wand fällt fast senkrecht ab, 
und entspricht der östlichen Fläche einer Verwerfungskluft, die etwa h. 
8—4 nordsüdlich streicht. An diese Wand stossen die Raiblerschiefer mit 
flachem SO. Fallen an. An der Verwerfungsfläche, dort wo die Schiefer die 
Wand berühren, zeigen sie eine steilere Neigung des Fallens unter die 
Wand, und sind die der Berührungsfläche entnommenen Schiefer theils 
deutlich geglättet, oder zerdrückt und zu einem Lehm zermalmt. Die Ein- 
sichtnahme in dieses Verhältniss verdankt man der langjährigen Arbeit des 
Fallbaches, welcher die vor der Wand lehnenden, in dieHöhe etwa 50 Fuss 
hoch verworfenen Raiblerschiefer weggewaschen und die Wand entblösst 
hat. Ohne dieser Entblössung wäre man genöthigt anzunehmen, dass die 
höchsten hier vorkommenden entblössten Raiblerschichten, nämlich jene, 
Megalodonbänken ähnlichen geschichteten Kalkmergel, unter den obersten 
geschichten Theil der Wand einfallen. 


[19] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhä!'n. d. Umgegend v. Raiblu.Kaliwasser. 39 


Bei der Verfolgung der Raiblerschiefer des Fallbaches dem Streichen 
aach unter dem Thörlalplkopf vorüber, in das Gebiet des Rauschen- und 
Kunzengrabens, wird man durch die Halde eines Stollens im Ostgehänge, 
nördlich von der Mündung des Fallbaches und östlich an den südlichsten 
Häusern von Raibl, aufmerksam gemacht auf eine Reihe niederer Kalkberge, 
die im Osten von Raibl längs der Poststrasse thalabwärts, den Mündungen 
des Rauschen- und Kunzengrabens vorliegen. Im ganzen bemerkt man darin 
vier Stollen; den erwähnten, dann einen zweiten südlich von der Mündung 
des Rauschengrabens und zwei andere zwischen den Mündungen des Rauschen- 
und Kunzengrabens. Die erwähnten Vorhügel sind daher dem erzführenden 
Kalke angehörig, in welchem man auf zwei Gängen, dem Rauschenbachgang 
(II. zwischen dem Fall- und Rauschenbach) und dem Luscharigang (I. zwischen 
dem Kunzen- und Rauschenbach), die beide dem Hauptthale etwa parallel 
streichen, vor etwa 50 Jahren Bleierze gefunden hat. Man muss die niedere, 
vom Fallbach an beginnende und nördlich verlaufende Bergkette vom erz- 
führenden Kalk, die endlich im Westfusse des Fünfspitz mit diesem ver- 
fliesst, verqueren, bis man an den Zug des Raiblerschiefers in den hinteren 
Theilen des Rauschen- und Kunzengrabens gelangt. 

Der Rauschengraben ist wenig aufgeschlossen und verschüttet. Was 
man anstehend findet, scheint denselben Schiefern zu entsprechen, die der 
Fallbach aufschliesst. Erst die rechte Seite des Rauschenbachs zeigt felsige 
Stellen entblösster Raiblerschichten, die sich dann südlich vom Kunzenbach 
bis in den hintersten Theil dieses Grabens fortsetzen und gute Aufschlüsse 
bieten. 

Im untersten Theil des Kunzengrabens sucht man die tiefsten Schichten 
des Aufschlusses. Es sind dies dunkelgraue oder schwarze Schieferplatten, 
die mit grauen Kalkmergeln abwechseln. Weder die schwarzen plattigen 
Kalke, noch die Wengerschiefer und die Korallenschichte, konnte ich irgendwo 
entdecken. Diese beiden tiefsten Niveau’s des Schartendurchschnittes fehlen 
hier somit ganz, und nur die dunklen Kalkmergel mit Schieferzwischenlagen, 
und die oberen fischführenden Mergelschiefer mit okerigen Zwischenlagen sind 
im Ostgehänge des Raiblerthales mit grösserer Sicherheit wieder zu erkennen. 

Man ersteigt, in der Hoffnung, im linken, steilen, sehr schön enblössten 
Gehänge die Myophoria Kefersteini zu entdecken, sehr rasch den obersten 
Rand der Raiblerschiefer, wo die Megalodonschichten auf den Schiefern auf- 
lagern. Hier müssten, wie auf der Scharte bekannt, unter dem Megalodon- 
dolomite, unmittelber die Solen-Schichte und die Myophoria Kefersteini- 
Hauptbänke folgen. Doch umsonst. Man sieht in der That petrographisch 
dieselben Mergelbänke, überlagert vom plattigen Dolomit wie auf der 
Scharte, (mit Ausnahme der losen Petrefacte) aber die Mergelbänke sind 
leer und baar aller Versteinerungen. Und so ersteigt man einen Aufschluss 
nacb dem andern westlich in’s Thal hinein, und stets ohne Erfolg an Petre- 
factenfunden. 

Im hintersten ‘Theile des Kunzengrabens sieht man genau die Thal- 
linie die Grenze bilden zwischen den hier aneinander stossenden Raibler- 
schichten und dem erzführenden Kalk. 

Von da hinab bis zu der grossen Biegung, die der Kunzengraben in 
seinem unteren Theile ausführt, fallen die Raiblerschichten S. oder SO. Im 
Buge selbst fallen sie flach nach Ost und unterteufen ganz evident den erz- 
führenden Kalk. Das Ostfallen dauert fort an, bis zum Zusammenfluss des 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1, Heft. 


90 D. Stur. 120] 


Kunzengrabens mit dem Schlizagraben, welcher in der Gamsenklamm, am 
Fünfspitz seinen Ursprung nimmt. Nördlich vom Zusammenfluss, am rechten 
Gehänge des Schlizabaches fallen die Schichten nach NO. und N. und ist 
dieses Fallen von da nördlich so lange zu beobachten, als noch die Raibler- 
schiefer anstehend zu sehen sind, nämlich bis zur Vereinigung der Vorhügel 
des erzführenden Kalkes mit dem Fünfspitz, (siehe die geol. Karte), gerade 
im Westen von der höchsten Spitze dieses Felsenkolosses. 

Während somit im hinteren Theile des Kunzengrabens der oberste 
Theil der Raiblerschiefer an den obersten Theil des erzführenden Kalkes als 
anstossend beobachtet wird, fallen die liegenderen Schichten des Raiblerschie- 
fers unter die tieferen Horizonte des erzführenden Kalkes. Woraus der Schluss 
natürlich zu folgen scheint, dass erstens der oberste Theil des erzführenden 
Kalkes als gleichzeitig mit dem oberen Theile des Raiblerschiefers zu be- 
trachten sei — dafür spricht das deutlich aufgeschlossene Hangende, welchas 
beide neben einander vorkommende Gesteine gleichmässig, wie einen ein- 
zigen Schiehteneomple überlagert, — und dass zweitens die untersten 
Raiblerschiefer des Kunzengrabens älter seien als der ganze erzführende 
Kalk des Fünfspitz, indem dieselben noch den centralsten Theil dieser Kalk- 
masse deutlich sichtbar unterteufen. 

Auch die oft erwähäten Vorhügel des erzführenden Kalkes lagern auf 
den Raiblerschieferın des Kunzengrabens. 

Unter solchen wohl höchst merkwürdigen Verhältnissen erreicht der 
Zug der Raiblerschichten der westlichen Thalseite, auf dem östlichen Ge- 
hänge sein Ende. Es liegt kaum ein wichtiger Grund vor zu zweifeln, dass 
die Raiblerschiefer des östlichen Gehänges die wirkliche Fortsetzung der in 
der Scharte aufgeschlossenen Schichten darstellen. Doch den directen Be- 
weis durch Funde von Petrefacten gelang es mir nicht zu liefern, trotzdem 
ich selbst alle, irgend welche Hoffnung oder Berechtigung bietenden Stellen 
fleissig abgestiegen habe. Was ich von Sammlern aus dem Kunzengraben 
zu sehen bekam, waren Stücke der Gesteine der Corbulaschichten, die in 
den obersten Theil dieses Grabens direkt und durch den Rauschenbach vom 
Thörlsattel her eingeschleppt sein konnten. Allerdings ist es sehr auf- 
fallend, dass an dem Petrefacten-Reichthume der Scharte das östliche 
Gehänge auch nicht im geringsten Maasse participirt. 

Die Westseite des Raiblerthales, die Scharte und der Abfall 
der letzteren in das Kaltwasserthal sind von der Ostseite dadurch ausge- 
zeichnet, dass hier zwei tiefere Glieder, die schwarzen plattigen Kalke und 
die Wengerschiefer aufgeschlossen sind, die der Ostseite fehlen. 

Bei der Begehung des Durchschnittes der Scharte ist mir der Zug der 
Wengerschiefer von der Wohnung des Oberhutmanns in Raibl, westlich bis 
auf die Scharte bekannt geworden. Seine Configuration ist eigenthümlich. 
Von der Oberhutmannswohnung zieht der Wengerschiefer hoch hinauf am 
südlichen Gehänge des Königsberges etwa zu dessen halber Höhe, (hier 
der berühmte Fundort der Pflanzen, Krebse, Fische). Von da zieht seine 
Nordgrenze tief südwestlich hinab in die Klamm, und von da wieder steil 
aufwärts zur Scharte, wo der Wengerschiefer etwa biszu zwei Drittel der Höhe 
des Königsberges hinauf reicht. Der Wengerschiefer reicht somit in zwei 
zungenförmigen Vorsprüngen links und rechts von der Schartenklamm auf 
die Gehänge des Königsberges hinauf. Die östlich von der Klamm liegende 
Partie des Wengerschiefers reicht weniger hoch hinauf und ist auch viel 


[21] Beiträge z. Kenntn. d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 91 


flacher gelagert. Die schon besprochene Platte am Fundorte der Petrefacte 
mag etwa 30—40 Grade südlich geneigt sein. Uebrigens. ist diese Partie 
des Wengerschiefers mit hohem Wald bedeckt, und nur wenig zugänglich, 
so dass ich ausser den schon erwähnten Funden an Korallenblöcken kaum 
irgend Erwähnenswerthes bemerkt habe. 

An die Knickungen des Wengerschiefers in der Klamm und an die- 
selbe Erscheinung in dem von der Klamm sichtbaren Ostrande des auf die 
Scharte hinauf reichenden Wengerschiefers brauche ich nur zu erinnern. Viel 
steiler ist die Schichtenstellung des Wengerschiefers zur Scharte hinauf, 
durchschnittlich kaum unter 70 Gradenin Süd; und es reichen die Schichten 
des Wengerschiefers viel höher in die Gehänge des Königsberges hinauf. 

Diese verschiedene Stellung der beiden Vorsprünge des Wengerschiefers 
lässt mich im Zweifel darüber, ob die Korallenblöcke, die man am Fuss- 
steige von der Klamm zur Scharte hinauf, mitten im hohen Walde ohne 
irgend namhaften Aufschluss herumliegend, findet, demselben Niveau ange- 
hören wie die an der Oberhutmannswohnung und am Wege zum Fundort 
gefundenen. Das petrographisch und im Inhalte kaum verschiedene Gestein 
und die steilere Stellung des Wengerschiefers auf der Scharte, scheinen 
dafür zu sprechen, dass die scheinbar in zwei Linien: (am Wege zum 
Fundort und am Wege zur Scharte) gefundenen Korallenstücke einer ein- 
zigen Korallenbank entstammen, die das oberste Niveau des Wengerschiefers 
auszeichnet. 

Den eigentlichen Sattel der Scharte habe ich sehr schlecht, nur stück- 
weise aufgeschlossen, und daher zu detaillirteren Beobachtungen nicht ge- 
eignet gefunden. Trotzdem scheint es unzweifelhaft zu sein, dass auf dem 
Sattel der Scharte nicht alle Glieder des oben besprochenen Durchschnittes 
des Kempferbaches aufgeschlossen sind. Denn kaum hat man die Gegend der 
Korallenblöcke passirt, als auch schon in einigen Einrissen und am Fuss- 
steige die dünnschiefrigen Mergelschiefer (aus dem Niveau unter der Bank 
mit Myoph. Kefersteinit), sogenannter tauber Schiefer, anstehend gefunden 
werden, daher sowohl der schwarze plaitige Kalk, als auch das nächstfol- 
gende höhere Glied des Durchschniiies zu fehlen scheint. 

Das Stück des Wengerschieiers von der Scharta hinab ins Kaltwasser- 
thal ist mir nicht in der ganzen Ersireckung bekannt geworden. Der ausser- 
ordentlich steile. und ruischige Fusssieig an der Scharte hinab in’s Kalt- 
wasserthal führt durch Riesen- und Schutigräben so ziemlich in der Mitie 
zwischen dem Hangenden und Liegenden der Raiblerschichten in der Region 
der okerigen Mergelschieier. Auch eriauben Cebüsch und dichter Wald 
kaum einen einzigen Blick zu machen auf den Verlauf des Wengerschiefer. 
Ich mussta bis in’s Kaltwasserihal hinab, und erst von da bewegte ich mich 
auf dem Schuttkegel eines Grabens im Norden des Schartengrabens an die 
südwestlichen Wände des Königsberges. 

Endlich gelangt man in den anstehenden Wengerschiefer mit An- 
fangs flach südlich fallenden Schichien. Dann folgt eine Wendung des 
Grabens und zugleich eine sieile Entblössung, in welcher alle Schichten nach 
Norden, unter die hoch aufragenden Wände des Königsteins einfallen. Kurz 
vor dieser Wendung des Grabens fand ich in der Grabensohle Stücke eines 
schwarzen Kalkes, der durch weisse Schalen von glatten Brachiopoden auf- 
fiel. In der That waren diese ziemlich häufig, doch meist zerdrückt. Nach 
der Grösse und Form, dürften sie der Terebratula De sp. ange- 

2 % 


98 D. Stur, [22) 
hören, Ausserdem wurde ein zweiter, kleiner Brachiopode von der Form der 
Terebratula angusta Schl. in einem Exemplare gefunden. Eine kleine Platte 
enthält nebst der ersten Terebratel ein ausgewittertes Bruchstück eines Am- 
moniten, der wohl der Ammonites binodosus v. H. sein dürfte. Ein zweites 
Gesteinstück enthält von diesem Ammoniten ein etwas kleineres junges 
Exemplar, alsjenes von Beyrich abgebildete, ') und den{Rücken eines zweiten 
ebenfalls kleinen Exemplares. Ferner fanden sich Gesteinsplatten, bedeckt 
von jungen Exemplaren einer Halobia, die solchen der H. Moussoni sehr 
ähnlich sind. Die Erhaltung aller dieser Funde lässt manches zu wünschen 
übrig, und mag, der grossen Wichtigkeit wegen, zur Feststellung der That- 
sache, dass hier Reiflingerkalk vorliegt, nicht genügend erscheinen. Trotz- 
dem verdienen diese Funde alle Beachtung, umsomehr als, nach den mitge- 
theilten Thatsachen, längs dem Nordrande der Raiblerschichten von Kunzen- 
bach an, immer ältere und ältere Schichten zum Vorschein treten, so dass 
endlich hier am südwestlichen Fusse des Königsberges auch das Liegende 
des Wengerschiefers: der Reiflingerkalk an den Tag träte. Aus den, über 
diesem Reiflingerkalke lagernden Wengerschiefern erwähne ich eine Schichte, 
die ich bei Raibl nicht bemerkt hatte, und die aus grauem Kalk besteht, in 
welchem kleine Kügelchen, wie Oolithkörner, eingebacken sind, die durch- 
sichtig erscheinen und aus krystallinischem Kalkspath bestehen. Dieses 
eigenthümliche Gestein ist voll eines Aon ähnlichen Ammoniten, den Dr. 
Laube aus dem Wengerschiefer von St. Cassian, unter den Namen A. Ar- 
chelaus, nächstens beschreiben und abbilden wird. Pflanzenreste führt der 
Wengerschiefer im Kaltwassergraben selten, in nicht besonders guter Erhal- 
tung. Unter andern nicht näher bestiminbaren Stücken, liegt insbesondere 
Pterophyllum Sandbergeri Schl. von da vor. , 

Es ist hervorzuheben, dass ich weder auf dem Schuttkegel des Grabens, 
noch weiter oben, irgend eine Spur von Gesteinen aus den höheren Schichten 
getroffen habe, dass hier somit nur die Wengerschiefer und die Reiflinger- 
Kalke den westlichen Theil der Wände des Königsberger erzführenden 
Kalkes unterteufen. 

Ueberblickt man diese Studien längs der Nordgrenze der haibler- 
schichten gegen den sogenannten, erzführenden Kalk des Fünfspitz und 
Königsberges, so treten vor Allem folgende Thatsachen in den Vordergrund : 
erstens das Erscheinen immer tieferer und älterer Schichten von Ost nach 
West, zweitens dass diese verschieden alten Schichten den erzführenden 
Kalk bald unterteufen, bald überlagern, oder endlich an ihn anstossen. In 
ersterer Beziehung erinnere ich, dass im östlichsten Theile des Kunzen- 
grabens nur die obersten Theile der Raiblerschichten vom Niveau der Myo- 
phoria Kefersteini und die zunächst darunter liegenden Schichten aufge- 
schlossen sind, gegen die Mündung des Grabens tiefere Schichten folgen; 
dass im Westgehänge des Raiblerthales, die Wengerschiefer, im Kalt- 
‘ wasserthal auch die Reiflingerkalke unter den Wengerschiefern erscheinen. 

Wenn auch in dieser Richtung unsere älteren Angaben auf den Karten 
nicht mehr mit hinreichender Genauigkeit zu verwenden sind, so darf ich 
nicht unbeachtet lassen, dass die Wengerschiefer überhaupt die tieferen 
Schichten der Raiblerscharte auf unseren Karten nur noch bis an die Ost- 
seite des Wolfsbacherthales angegeben sind, während der weitere Verlauf 
dureh das Dognathal mit der Farbe bezeichnet wird, die für die Andeutung des 


1) Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen. T. 1. F. 2, 


[23] Beiträge z. Kenntn. d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 93 


Verlaufes der Corbulaschichten vom Torersattel bis in die Coritenza ver- 
wendet wurde. Nach diesen Angaben hat der Beobachter zu erwarten, dass 
im Wolfsbacherthale ein ähnliches Verschwinden der tieferen Raiblerschichten 
eintritt, begieitet von einer ähnlichen Ausbuchtung der Schiefer nach 
Norden ), wie im Ostgehänge des Raiblerthales. 

Diese eine Reihe von Erscheinungen würde die Linie, auf welcher die 
Raiblerschichten, von Raibl westlich bis Dogna auftreten, als eine Verwer- 
fungs- oder Antiklinallinie und die Strecke von Raibl in’s Wolfsbacherthal 
als die meist verworfene Stelle derselben kennzeichnen. 

In Bezug auf die zweite Reihe von Thatsachen erinnere ich, dass der 
erzführende Kalk des Fünfspitz, nördlich vom Torersattel von den Megalo- 
donkalken sehr regelmässig überlagert, im Kunzengraben von den tieferen 
Raiblerschiefern unterlagert, von den beiden Vorsprüngen des Wenger- 
schiefers überlagert — wobei die vielfachen Knickungen und Windungen in 
der Schartenklamm nicht ausser Acht zu lassen sind — endlich im Kalt- 
wasserthale von den Wengerschiefern und Reiflingerkalken unterlagert wird. 

Wenn das Vorkommen der vielen Knickungen und Windungen des 
Wengerschiefers bei der Auflagerung desselben auf den Königsberger erz- 
führenden Kalk berücksichtigt wird, wenn man insbesondere die regelmässige 
Auflagerung der viel jünger als Wengerschiefer scheinenden Megalodonschichten 
auf dem erzführenden Kalk des Fünfspitz im Auge behält, so neigt sich auch 
diese Reihe von Thatsachen zur Annahme, dass die Linie von Raibl als eine 
Verwerfungslinie zu betrachten sei. 

Sehr auflallend ist dagegen der sehr unregelmässige Verlauf dieser 
Linie. Aus dem Kaltwasserthal verfolgt sie bis auf die Scharte eine östliche, 
von da nach Raibl eine südöstliche Richtung. Von Raibl in Ost ist sie erst 
längs der niederen Hügelreihe vom erzführenden Kalk nach Nord unter den 
Fünfspitz, parallel dem Hauptthale (und dem sogenannten Morgenblatt), 
von da weiter insüdöstlicher Richtung geknickt (etwadem Abendblatte parallel) 
und erst im obersten Theile des Kunzenbaches zeigt sie einen rein östlichen 
Verlauf. Wenn man unsere Karten zu Rathe zieht, scheint die Linie von 
Raibl in ihrer ganzen Erstreckung solchen Knickungen unterworfen zu sein. 

Eine weitere Thatsache, die, wie die oben erwähnten Unregelmässig- 
keiten gegen die Erklärung der Linie von Raibl als einer einfachen Verwer- 
fungslinie spricht, ist der Mangel einer jeden Spur von einer Verwerfung an 
der Ueberlagerungsstelle der Megalodonschichten in der Fortsetzung der 
Thallinie des Kunzenbaches. Gegen die Annahme einer einfachen Verwer- 
fungslinie spricht endlich der von Megalodonschichten überlagerte Anstoss 
der Raiblerschiefer an den erzführenden Kalk, die Uuterlagerung des erz- 
führenden Kalkes im Kunzenbach von den Raiblerschichten und im Kalt- 
wasserthale von den Wengerschiefern und Reiflingerkalken, welche letzteren 
Thatsachen mehr für die Gleichzeitigkeit der Bildung des erzführenden 
Kalkes und der Raiblerschichten zeugen. 

Jedes weitere Eingehen in dieses Verhältniss wäre vorzeitig bei der 
Unvollständigkeit der vorläufig gemachten Erhebungen. Entschieden darf 
man jetzt schon die Meinung in den Vordergrund stellen, dass die Ueberla- 
gerung des erzführenden Kalkes durch den Wengerschiefer in Raibl als eine 
zufällige und abnorme zu betrachten sei. 


E04 14).Sjche die ee Karte von Raibl von A. v. Morlot: Jahrb. d. g 
R., A. 1 T. IV. (südlich von Wolfsbach). 


2 


‘4 D. Stur. [24] 


4. Gliederung der Fauna und Flora der bei Raibl aufge- 
schlossenen Schichten. 


Ich beginne mit der jüngsten beachteten Schichtenreihe, mit dem auf 
den Öorbulaschichten lagernden Hangenddolomit. 

Derselbe führt reichlich Schnecken und Evinospongien, Durchschnitte 
und Auswitterungen. Die schlechte Erhaltung dieser Versteinerungen er- 
laubt mir hier nur drei Namen, mit beizufügenden Zweifeln, anzuführen : 

Evinospongia vesiculosa Stopp. 

Turbo conf. Stabiler v. H. 

Turbo conf. subeoronatus. Hörnes. 

In bestimmter Weise darf ich angeben das Fehlen aller jener Petre- 
facte in diesem Dolomit von Raibl, die in neuester Zeit von Beneke, ') 
mit dem Turbo solitarius als Leitmuscheln des sogenannten Hauptdolomit 
angeführt werden; wovon ich den genannten Turbo solitarius in Schichten 
mit Cardium austriacum, die Natica incerta, die wohl eine Pleurotoma sein 
dürfte und Avicula exilis Stopp. aus dem Dachsteinkalke mit Starhemberger- 
Zwischenschichten, bei der eben fertig gewordenen Aufstellung der Petre- 
facte der rhätischen Formation der Nordalpen, nachzuweisen Gelegenheit 
hatte. Ich halte diesen Dolomit in Raibl noch für obertriadisch und werde 
unten auf diese Behauptung zurückkommen. 

In den Corbulaschichten habe ich auf fünf verschiedenen Fund- 
orten gesammelt: in der Coritenza bei Preth, am Torersattel, am Thörl- 
sattel, in den Riesen des Eisengrabens und anderen Gräben am Raiblsee 
und im oberen Loch über der Scharte von Raibl. Von den genannten wurde 
schon als abweichend bezeichnet das gesammelte Materiale vom Thörlsattel. 
Es liegt mir von der Schichte mit den Bactryllien und von der Avicula- 
schichte eine grössere Anzahl von Stücken vor. Die erstere enthält: 

DBactrylivum canaliculatum Heer. 

Oorbula Rosthorni Boue. 

Hörnesia Joannis Austriae. Klipst. sp. 

Pecten sp. 

Die letztgenannten Arten je in einem, die Corbula in mehreren, das 
Bactryllium in zahlreichen Exemplaren. 

Die Aviculaschichte enthält in Unzahl die Dairdia subeylindrica 
Sandb. und die Avicula Gea Orb. Selten die Myophoria inaequicostata Klipst. 
Dieser Schichte dürfte ein Ammonites Gaytani Klipst., jenseits der Thörl- 
alpe gefunden, angehören, nach der röthlichen fast ziegelrothen Farbe des, 
die Kammern des Ammoniten ausfüllenden Mergels zu urtheilen. Jedenfalls 
gehört derselbe nach der Angabe des Fundortes ‚dem Corbulaschichteneom- 
plexe an. Ferner gehören diesem Schichtencomplexe unzweifelhaft an die 
Ostrea Montis caprilis Klipst., Waldheimia Stoppanii Sss. und Cidaris 
Braunii Desor, ohne dass es mir gelungen wäre das Niveau dieser Petrefacte 
festzustellen. 

Am Torersattel habe ich vorzüglich zweierlei Platten mit Petrefacten 
gesammelt. Die Platten mit Myophoria Chenopus Laube und M. inaequicos- 
tata Klipst., die beide v. Morlot unter dem Namen der M. Wrhatleyae 
von Raibl erwähnt, die sich aber nach Fr. v. Hauer durch die dünne Schale 
und die auf der Innenseite der Muschel deutlich ausgeprägten Rippen von 
der echten M. Whatleyae unterscheiden, enthalten ausser den genannten nur 


ı) Dr. E. W. Benecke: geogn. pal. Beitr. 1, Heft. 1866. T. II. 


[25] Beiträge z. Kenntn.d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl und Kaltwasser. 95 


noch schlecht erhaltene Bairdienschalen, wahrscheinlich von der Bairda sub- 
eylindrica Sandb. 

Bei weitem reichhaltiger an Fossilien sind die Platten des Corbulage- 
steins, welche in einer grossen Anzahl vom Torersattel und von anderen ge- 
nannten Fundorten in unserer Sammlung vorliegen. Zweierlei Stücke von 
diesem Gestein liegen fast von allen Fundorten vor. Die einen enthalten die 
Corbula mit kreideweissen, die andern mit aschgraugefärbten Schalen, Es 
ist zu bemerken, dass die am Torersattel neben dem Piychostoma Sanctae 
Orueis Wissm. sp. lose ausgewittert, sehr zahlreich gefundenen Exemplare 
der Corbula Rosthorni aschgrau gefärbt und zweiklappig sind, während man 
sonst sowohl auf den aschgraugefärbten, als auch kreideweissen Platten des 
Corbulagesteins diese Art nur in einklappigen, die Platten dicht be- 
deckenden Stücken bemerkt. 

Fast der sämmtliche Reichthum an Fossilien der Corbulaschichten ist 
in dem Corbulagestein concentrirt Die wichtigsten Arten darunter, wie die 
Perna Bou£i v. H. sitzen auf den Platten wie angeklebt auf. Es folgt eine 


Thörlsattel 


Solenschichte 


Fossilien der Corbula-Schichten 


Torersattel 
Eisengraben 
am Raiblsee 

egalodon- 
Schichten 


Oberes Loch a. 
d. Raiblersch. 
Myoph. Kefer- 
steinii - Bänke 


Bairdia subeylindrica Sandb. .. . . . 
Ammonites Gaytani Klipst. Age 
Ptychostoma Sanctae Crucis Wissm. 
Anoplophora Münsteri Wissm. sp. : 
Corbula Rothorni Boue. . . ..... + 
Boras Mellinsi v. H. . |. . I... + 
Pachyrisma rostratum Münst. 
5 Bier he Ueh & 
Myophoria inaequicostata Münst. 
” Chenopus Laube 
Bi lineata Münst. . , ..... 
22 ke Ama FE BEN PERF En Sr ee + 
Macrodon > Münst 
Be a eh ir . 
Cucullea impressa Münst}. , Bo. °.°.°. e 
Bea ea dOrb. |. . |. -- B'.’. tr. au + + 
Gervillia angulata Münst. ...... 
= ee) Re Pe A A 
Hörnesia Joannis Austriae Er sp. 
Perna Bouei v. H. . „.. NEN aloe Ma 
Benososw. Hl... „. 0.0... 
Pecten sp. (gefältelt) . ‚ 
sp (abwechselnd stärkere Rippen) 
Ostrea Montis caprilis Klipst ; 
Waldheimia Stoppanii Suess . . .. . 
Pentacrinus propinguus Münst. . . . . 
Cidaris dorsata Braun . A 
Balbta Again. 
eco Münsti4r . ! 2.18 
eWissmannı Desor .. dd... “. ; 
Palmearıisı Munst. % . . ..,. 0% 
strisertatanbaubeir .: .ı. #.-: 
Braunil, Daauay .?ut0) nallä = 
Bactryllium canaliculatum Heer. . . . = 


++ 


+ +++4++++ + + 
+++ +++ 
rar 


4 
+ 


++ 


E+t + +++ 
++ 


ee: 


+44+44+++ 


96 D. Stur. 126] 
Uebersichtstabelle der Fossilien der Corbulaschichte. Diejenigen Arten der 
Tabelle, über die in obigen Zeilen nicht anderweitige Angaben vorliegen, 
stammen aus dem Corbulagestein selbst. Die Bestimmungen der mit St. 
Cassian gemeinschaftlichen Arten in diesem und in den folgenden Verzeich- 
nissen sind von Herrn Dr. Laube vorgenommen worden, wofür ich ihm 
meinen besten Dank ausspreche. 

In dem nächst tieferen Niveau der Megalodonschichten habe 
ich von den Fundorten Coritenza, Eisengraben und Scharte grössere Suiten 
von Petrefacten gesammelt. 

Der Steinbruch an der Zlava bei Coritenza bewegt sich wohl nur in den 
Hangendschichten dieses Schichtencomplexes, nämlich in den Mergelkalken 
über dem Megalodondolomit und unter den Corbulaschichten. Die Mergel- 
kalke selbst enthielten im Zlava-Steinbruch; 

Megalodon sp. 

Pachyrisma sp. 

Pecten filosus v. H. 

Die Mergelschiefer-Zwischenschichten enthalten zahlreich : 


Fossilien der Megalodonschichten 


Scharte 
Corbula- 
Schichten 


Raibler- 
steinii-Bänke 


Coritenza 
Eisengraben 
Solenschichte 
Myoph. Kefer- 


il Flossenstachel von Hybodus sp. { 
Ammonites Joannis Austriae Klipst #0 
NAUICBINTE, nl A ende ee wc Fer ai 
Chemnitzia gradata Hömes . .... 2... 
Axzınia Hormas. .l.. co... 1... : 
Rosthorni Hörnes . . 
R sp. gross, schwarzschalig conf. Ch. 
princeps Stopp. . . - . - 
sp. mit starken dreieckigen. Dornen 
an deriNath : .I1...}. . Rh 
Solen eatdatag rn. EEE 
Corbis: :Melima vlt. Se. r  ... 3a 
Pachyrisma,E$ 7... 006. alvshuhe and VE i4l. 2; 
Meoalodon, sp... Era rd. Les we T 
Cardinia problematica Klipst. Sp. . »..... . 
Myophoria Kefersteinii Münst. p. ...... 
= inaequicostata Münst.. . . 2»... 
Nuecula strigillata Münst. 4.1. zehn. Au aassr 
Macrodon Bp.h., > zb side „Lebt u ie 
Ayritula Ges VER E ee.  e 
Hörnesia Joannis Austriae Klipst. sp. . . . . . 
Pecten conf. discites Schloth.. .. . 2... 
er Mlosus) vH. Rt ee Ar 
HE Bp: „gölaltelb. lies). - ca ae: 2 
Waldheimia Stoppanii Sues . ».» .» 2.2.2... 
Spiriferina gregaria Suess®) ..... BR. 
Enerinus cassianus Laube . ..... AR; 
Pentacrinus conf. Fuchsii Laube ...... aM 
Bactryllium Schmidti? Heer... ....... 


Pre ae 
+ 
ea 
a 3 


4 
+44 44444 + + 


+ ++ 444 
+ + 
FE rer 
+4 


*) Nach Angaben von Prof. Suess am „Alten Ofen“ gefunden. 


[?7] Beiträge z. Kenntnisse d.geol. Verhält.d. Umgegend v.Raiblu Kaltwasser. 97 


Corbis Mellingi v. H.? klein, fiachgedrückt. 

Pecten filosus v. HA. 

Pecten sp. gefältelt, ähnlich P. acuteauwritus Schafh. aus den Kös- 
senerschichten. 

Die beiden andern Fundorte, Eisengraben und Scharte, haben aus dem 
Liegenden der Megalodonschichten, aus den Mergelkalken unter dem Me- 
galodondolomit und über der Solenschichte, d. h. aus dem schon erwähnten 
Niveau der losen Petrefacte auf der Scharte reiche Suiten von Petrefacten 
geliefert. 

Im Eisengraben sind auch die Mergelschiefer-Zwischenschichten voll 
Versteinerungen und enthält unsere Sammlung von da: 

Bactrylliium Schmidtii Heer? Abdrücke. 

Corbis Mellingı v. H.? klein und flachgedrückt. 

Pachyrisma sp. ebenso. Pecten conf. discites Schl. 

Macrodon sp. »„  losus v. H. 

Pecten sp. gefältelt wie im Zlava-Steinbruch. 

Vom Eisengraben besitzt unsere Sammlung ferner von Tronegger 
gesammelte Kalkmergelstücke mit Fucoiden ähnlichen Pflanzenresten und 
eines dieser Stücke enthält die Spiriferina gregaria Suess. 

Auf der Scharte selbst habe ich den Mergelschieferzwischenlagen keine 
Aufmerksamkeit geschenkt und keine Angaben über Vorkommen von Ver- 
steinerungen darin gesammelt. 

Die obige Tabelle enthält das Verzeichniss der vorkommenden Arten 
der Megalodonschichten in den drei Lokalitäten. (Siehe Seite 96 [26]). 

Nach den Funden von Prof. Suess gehören in dieses Niveau noch 
Ammonites Johannis Austriae Klipst. und Spiriferina gregaria ss. vom 
alten Ofen. 

Die nächstfolgende Solenschichte ist mir eigentlich nur auf der 
Scharte anstehend bekannt, wo ich einige Stücke des Gesteins gesammelt 
habe und andere in unserer Sammlung vorfand. In derselben Sammlung 
fand ich auch vom Schwalbenspitz im Kaltwasserthale, Stücke eines ganz 
ähnlichen Gesteins, in welchem ich jedoch nur folgende zwei Arten er- 
halten finde: 


Fossilien der Sohlenschichte 


Unter dem 
Schwalbenk 
Scharte 
Corbula- 
Schichten 
Megalodon- 
Schichten 


Ammonites Johannis Austriae Klipst. . . . 
Loxonema lateplicata Klipst. sp 
Solen caudatus v. H 
Corbula Rosthorni Bou& 
Corbis Mellingi v. H. 
Cardinia problematica Klipstein sp. . . . 
Myophoria Kefersteini Münst. sp. 
ee Chenopus Laube 
Myoconcha? sp 
'Avicula Gea Orb 
Hörnesia Johannis Austriae Klipst. sp. 
Perna Bouei v. H. 


+++ 


+4 444444 


Jahrbuch der k,k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. fi. Heft. 


98 D. Stur. [28] 


Corbula Rosthorni Boue. Corbis Mellingi v. H. 

Die letztere ist allerdings auch in der Solenschichte auf der Scharte 
häufig, doch habe ich die erstere auf den mitgebrachten Stücken von der 
Scharte nicht entdecken können. Trotzdem glaube ich das Gestein vom 
Schwalbenspitz bis auf weitere Bestätigung hierher einreihen zu müssen, 
da mir im Complexe der Corbulaschichten kein auch entfernt ähnliches Ge- 
stein bekannt geworden ist. 

Von Ammonites Johannis Austriae Klipst. liegt in unserer Sammlung 
nur ein einziges, uns vom Prof. Escher von der Linth geschenktes sehr 
schönes Exemplar, welches nach dem, die Kammern ausfüllenden Gestein, 
wohl dieser Schichte entnommen sein dürfte. 

Die Bänke der Myophoria Kefersteini fand ich nur auf der Scharte 
anstehend. Sie sind sonst sehr arm an andern Versteinerungen. In meinen 
an Ort und Stelle gemachten Notizen finde ich in diesen Bänken beobachtet, 
verzeichnet: 

Hörnesia Johannis Austriae Klipst. sp. 

Pecten filosus v. H. 

Professor Sandberger gibtanmit der Myophoria Kefersteiniin Raibl 
vorkommend seine Bairdia subeylindrica. Unsere Sammlung enthält ein 
Exemplar der genannten Myophoria (aus der Myophoria Kefersteini-Bank), 
worauf ich einige Schalen dieses Ostracoden bemerkte. 

In dendünnschiefrigen Mergeln, unmittelbar unter den vorigen 
Bänken, fand ich auf der Scharte eine Zahnplatte eines Placoiden und 
den hinteren Theil eines Peltopleurus gracilis Kner, der sich nach der 
Untersuchung des Herrn Prof. Kner wesentlich unterscheidet von dem in 
dem Wengerschiefer vorkommenden Peltopleurus splendens. Dann ein Bruch- 
stück einer Voltzia sp. Auch im Fallbach führen dieselben Schichten 
nicht selten Fischreste, doch in sehr mangelhafter Erhaltung. 

Die zwei nächstfolgenden Schichtengruppen: Die Mergelkalke und 
schwarze plattige Kalke haben mir keine Petrefacte geliefert. 

Die nächst tiefere Schichte, die reich an Petrefacten erscheint, ist die 
Korallenschichte des Wengerschiefers. Ich rechne sie noch zum 
Wengerschiefer, weil auch im Hangenden desselben ein dem Wengerschiefer 
ähnliches Gestein lagert. 

An der Wohnung des Oberhutmanns in Raibl fand sich in der breceien- 
artigen Schichte mit weissen Schalen: 

Myoconcha Maximiliani Klipst., junges Exemplar. 

Pecten sp., gross, radialgerippt. 

Ferner in Stücken der Korallenschichte, die theils auf dem Wege 
zum Fundort der Wengerpetrefacte, theils südlich von da im mittleren Theile 
des Rinngrabens (Kempfer B) herumliegend gefunden wurden, bestimmte 
Herr Dr. Laube folgende Arten: 

Holopella punctata Münster. sp. Oladophyllia gracilis Münst. 

Oidaris semicostata Münst. Microsolena plana Laube. 

Unter diesen ist die Oladophyllia gracilis am besten und häufigsten 
erhalten. 

Der Wengerschiefer von Raibl hat an dem wiederholt er- 
wähnten Fundorte im Osten über der Schartenklamm, nach und nach einen 
ausserordentlichen Reichthum an prachtvollen Thier- und Pflanzenresten 
geliefert, die Gegenstand vielseitiger Bearbeitung geworden sind. Der 


[29]  Beiträgez. Kenntniss d. geol. Verhält. d. Umgegend v. Raiblu. Kaltwasser. 99 


Wengerschiefer von Raibl besitzt eine so ausgebreitete Literatur, wie nur 
wenige Schichten unserer alpinen Trias. Trotzdem harrennoch einige Cepha- 
lopoden, die bisher unter dem Namen Ammonites Aon Münst. zusammen- 
gefasst werden, einige Schnecken, mehrere Bivalven, der Bearbeitung ent- 
gegen. Auch über Krebse dürfte in nächster Zeit von Prof. Dr. Reuss eine 
neue Arbeit, auf Grund derin neuerer Zeit gesammelten Stücke zu erwarten 
sein. Unvergleichlich schön und reich an wohlerhaltenen Stücken ist die Samm- 
lung fossiler Pflanzen aus dem Wengerschiefer von Raibl in unserem Museum. 

Neuerdings wurden Zweifellaut darüber, ob der Fischschiefer von Raibl 
mit dem Wengerschiefer wirklich ident sei. Die für den Wengerschiefer charak- 
teristischen Petrefacte: Der sogenannte Ammonites Aon Münst., Posidonomya 
Wengensis Wissm., und die kleine Avicula globulus Wissm. sind im Raibler 
Fischschiefer gar nicht selten, und zwar die beiden letzten sowohl auf Stücken 
mit Pflanzenresten, als auch mit der Acanthoteuthis beisammen. 

Die Halobia Lommeli Wissm. ist im Wengerschiefer von Raibl wirk- 
lich selten, doch habe ich auch von dieser ein unzweifelhaftes Bruchstück 
von Raibl, mit einem Blattrest des prachtvollen Pterophyllum Bronnü 
Schenk beisammen, somit ein Stück, welches in Bezug auf den Fundort 
Raibl, und zwar die Pflanzenschiefer von da keinen Zweifel zulässt. Es han- 
delt sich hier darum, sicher festzustellen ob der Raibler Fischschiefer ident 
ist mit dem unter dem Lunzersandstein in den Nordalpen liegenden Schiefer, 
den ich ebenfalls Wengerschiefer schon seit dem Sommer 1863 wiederholt 
genannt habe. Und diese Indentität ist wohl ausser Zweifel gestellt durch 
das Vorkommen des Wengerschiefers an der Mündung des Steinbaches unweit 
Gössling an der Strasse nach Lunz im Liegenden des dortigen Lunzersand- 
steins, in welchem ersteren ebenfalls Halobia Lommeli selten, Ammonites 
Aon, Posidonomya Wengensis und Avicula globulus häufig vorkommen 
und in diesem petrographisch dem Fischschiefer von Raibl völlig identischen 
Schiefer nebst diesen genannten Petrefacten auch noch die weiter unten zu 
erwähnende Voltzia Foetterlei n. sp., ferner ein Stück des Pterophyllum 
Bronnii gefunden wurden, trotzdem wir von diesem vielversprechenden 
Fundort kaum mehrals etliche Bruchstücke der Platten mitgenommen haben. 

Mit diesem Wengerschiefer der Nordalpen, der auch an manchen 
Orten viel reicher ist an Halobia Lommeli als zu Gössling und Raibl, kann 
der Fischschiefer von Raibl vorläufig mit aller Beruhigung als ident betrach- 
tet werden, und es ist gewiss eine Bestätigung dieser Annahme darin jetzt 
schon vorhanden, dass auch im Liegenden des Wengerschiefers von Raibl, 
wie in den Nordalpen, der Reiflinger Kalk sicher vermuthet werden darf. 

Es folgt eine flüchtige Skizze der Vorkommnisse jener Petrefacte des 
Wengerschiefers von Raibl, die irgendwie genauer bekannt geworden sind. 
Das Materiale ist bei weitem nicht erschöpft und nicht hinlänglich gewürdigt. 


Fische. 


Graphiurus callopterus Kner: Die Fische der bituminösen Schiefer 
von Raibl in Kärnthen. Sitzungsb. der k. Akademie d. W. LI, p. 4. T. I. 

Orthurus Sturii Kner. ibidem p. 12. T.IL.F.1. 

Ptycholepis Raiblensis Bronn. Leonh. u. Br. Jahrb. 1859. p. 30, 
T. 1 F. 4. Aa. 

Ptycholepis avus Kner. 1. ce. p. 16. T. II. F. 2. 

Thoracopterus Niederristi Bronn. Beitr. zur Trias. Fauna und Flora 

19* 


100 D. Stur. [30] 


der bituminösen Schiefer von Raibl. Leonh, u. Br. 1858. p. 25. T. III. 
F. 1, 2 und 3. — Kner: 1.c.p. 19. T-ID. T. 1-3. 

Megalopterus raiblanus Kner. 1. ce. p. 23. T. IV. F. 1. 

Pterygopterus apus Kner, Nachtr. Sitzungsb. d. k. Akad. d. W. LV. 
Abth. I. p. 718. T. 1. 

Pholidopleurus typus Bronn. Beitr. 1858. p. 17 T.I.F. 11—15. 16, 
T. H. F. 2. — Kner: Die Fische etc. Sitzungsb. der k. Akad. d. W. LIU. 
D- 2a NE 2. 

Peltopleurus splendens Kner: 1. e. p. 29. T. IV. F. 3 

Pholidophorus microlepidotus Kner: 1. c. p. 32. T. IL. F. 3. 

Pholidophorus Bronnü Kner:]. ec. p. 34. T. V. F. 1. 

Lepidotus ornatus. Ag. Kner: 1. c. p. 36. T. VI. F. 1. — Ganz das- 
selbe Gestein, wie jenes Stück, worauf das Originale sich befindet, habe ich 
wiederholt in der Schartenklamm selbst gesammelt und auch in der Samm- 
lung aufbewahrt, daher glaube ich, dass dasselbe dem Wengersshiefer ange- 
höre. Ident mit diesem dürfte Bronn’s Lepidotus sp. von Raibl: Leonh. u. 
Bronn. Jahrb. 1859. p. 43. F. 5, 5a u. 5b sein. — Die Stücke dagegen, 
welche Heckel als Lepidotus suleatus beschrieben hat (Denkschr. d. k, Akad. 
D), dürften von Bleyberg stammen, wenigstens liegen in unserer Sammlung 
aus dem Muschelmarmor von Bleyberg ganz idente Reste vor. 

Belonorhynchus striolatus Bronn : Beitr. p. 10. T. I. F. 1-10, T.LL. 
F. 1. — Kner: 1. c. p. 38. T. VL F, 2. 


Krebse, 


Stenochelus triasicus Rss: Ueber fossile Krebse aus den Raiblerschich- 
ten — v. Hauer’s Beitr. zur Palaeont. Oesterr. 1. Heft p. 2 T. I. F.1. 

Tetrachela Raiblana Bbronn sp. Reuss: 1. ce. p. 5. T. I. F. 2—7. 
bolina Raiblana Bronn. 1. e. p. 30. T. IV. F. 1—3. — Eryon Role 
H.v. M. Leonh. u. Br. 1858. p. 206. 

Aeger crassipes Br. 1. c. p. 35. T. V. F. 1—2. T. IV. F.5. 

bombur Aonis Br. 1. ce. p. 40. T. IV. F. 4. 


Insekten 


Blattina n. sp. Bisher ein einziges Exemplar von der Bauchseite er- 
halten, und nur bei einer Wendungder Platte gegen das Licht bemerkbar. Das 
Geäder der Flügel erlaubt den Rest vorläufigim obigen Genus unterzubringen. 


Cephalopoden. 


Acamthoteuthis bisinuata Br. sp. Ed. Suess: Sitzungsb.d. k. Akad. d. 
W. LI. Abth. I. p. 225 T. I—IV. — Belemnoteuthis bisinuata, Bronn: 
Nachtr. 1859. p. 43. T. 1. f. 1—3. 

Nautilus rectangularıs v. Hauer : Beitr. zur Kenntn. der Cephalop. 
Fauna der Hallstädter Sch. Denkschr. d. k. Akad. d. W. Bd. IX. p. 145. T. 
I. f. 1-4. Nach dem, an diesem Nautilus noch klebenden Gestein, gehört 
derselbe entweder ebenfalls dem Wengerschiefer an, oder den schwarzen plat- 
tigen Kalken, die über der Korallenschichte folgen und mag wie andere 
Stücke des Wengerschiefers vom Kempferbach in das haibler Hauptthal: 
Schlizabach, hinaus getragen und dort gefunden worden sein. 

Ammbhites Archelaus Laube, Mehrere Stücke dieser Art, die dem- 
nächst beschrieben und abgebildet wird, habe ich im Kaltwasser Thale in 
einem eigenthümlichen oolithischen Gestein gesammelt. Auch in der Schar- 
tenklamm ist diese Art im Wengerschiefer von Raibl vorhanden. 


[31] Beiträge z. Kenntniss d. geol Verhältn. d. Umgegendv.Raibl.u. Kaltwasser. 101 


Ammonites Aon Münst und zwar höcht wahrscheinlich die echte Form 
sehr zahlreich im Wengerschiefer von Raibl. 


Bivalven. 


Avicula globulus Wissm. Münst. Beitr. zur Petr. 1841 IV p. 21. 
T. XVLF. 13. 

Halobia Lommelı Wissm. ibidem T. XVI. F. 11. 

Posidonomya Wengensis Wissm. ibidem T. XVI. F, 12. — G.C. 
Laube: die Fauna der Schichten von St. Cassian. II. p. 76. T.XX. F. 12. 


Pflanzen. 


Equisetites arenaceus Schenk. Bisher eine einzige Scheide, mit nicht voll- 
ständig entblössten Zähnen, doch höchst wahrscheinlich dieser Art angehörig, 

Equisetites strigatus Dr. sp. Philadelphia strigata Bronn.: Beitr. zur 
trias. Fauna und Flora der bituminösen Schiefer von Raibl. Leonh. und Br. 
Jahrb. 1858 p. 49. T» VILF. 2. 3. Calamites Raibelianus Schenk : Ueber die 
Flora der schwarzen Schiefer von Raibl. Würzb. naturw. Zeitschr. VI. p. 14. 
15. T. I. F. 1. Equisetites sp. Schenk, ibidem p. 14. 15. 


Mehrere möglichst wohlerhaltene Exemplare diesgs Fossils sprechen 
dafür, dass die Auffassung der Form und der Zusammgehörigkeit der Fi- 
guren 2 und 3 auf T. VII von Bronn riehtig war. Die Annahme des Herrn 
Hofrathes Schenk, dass die citirte Figur 2 ein Fragment einer Equisetiten- 
Scheide sei, wird ‘durch ein in unserer Sammlung befindliches Stück unter- 
stützt, an dem man deutlich vier verschiedene Scheidezähne durch eine kurze 
dicke Scheide verbunden sehen kann. Das von Schenk dargestellte Stück des 
Calamites Raibelianus zeigt in ähnlicher Weise zwei solche verwachsene 
Scheidezähne, von welchen die Abbildung die beiden Mittelnerven ganz gut 
wiedergibt, während die Spitzen der Scheidezähne nicht erhalten sind. 

Neuropteris conf. Rütimeyeri Heer. Schenk. 1. e. p. 11. 15. 16. T. 1. 
F.2.—s wird gewiss stets schwer fallen, diesehr wohl erhaltenen Bruchstücke 
dieser Pflanze von Raibl, mit jener aus dem groben Sandsteine von Hemiken 
(Heer: Urwelt der Schweiz. T. Il. F. 6) zu identificiren, umsomehr als die 
betreffenden Lagerstätten sehr verschiedenen Horizonten angehören. Unsere 
Pflanze ist stets nur in kleinen Fetzen vorgekommen und mag bis auf weiteres 
unter obigem Namen Verwendung finden. 

Ohüropteris sp. Ein einziges Stück eines Lappens von ovaler nach unten 
verschmälerter Form mit unten deutlichem nach oben verschwindendem Mit- 
telnerv und einer vollständig der Ohöropteris digitata Kurr. (Schönlein und 
Schenk fossile Pflanzen des Keupers Frankens T. XI F. 1 a. b) entsprechen- 
den Nervation. Das Raibler Exemplar ist 11/, Zoll lang, ®/, Zoll breit. 
Aneimwa? sp. Vorläufig auch nur einmal vorgekommen, in beiden 
Platten vorhanden, erinnert in der Form und Nervation der Blättchen am 
meisten an Aneimia. 

Olathropteris sp. Ebenfalls nur ein kleiner Fetzen sines Farrens, des- 
sen Nervation an Olathropteris erinnert. 

Danaeopsis conf. marantacea Presi. sp. Bronn.: Beitr. p. 58. T. IX. 
P. 3. — Schenk l. c. p. 16. — In unserer Sammlung bisher ein einziges 
Bruchstück eines Segments mit für die genannte Art etwa normaler Breite, 
welches die ursprüngliche Bronn’sche Bestimmung nicht sicherer stellt, da 
es immer möglich ist, dass diese Pflanze in Raibl nicht gefiedert, und mit 
der D, simplex Stur aus dem Lunzersandstein verwandt oder ident war. 


3 \ 


102 D. Stur. [32] 


Uycadites Suesst n. sp. Bisher ein einziges Stück, an welchem der 
mittlere Theil des Blattes erhalten ist. Sowohl die Spitze, alsauch der unterste 
Theil des Blattes fehlen. Zunächst dem Oycadıtes rectangularis Brauns 
(Schenk:Flora der Grenzschichten, p. 157, T. XXXV.F.11} verwandt, doch 
durch die schiefabstehenden Segmente verschieden. Die Segmente sind linear, 
ganzrandig, sitzend, ander Spitze abgerundet, einnervig; dieobersten erhal- 
tenen sind am längsten, etwa 1:/, Zoll lang, und schliessen mit dem Blatt- 
stiel einen Winkel von etwa 50 Graden ein, dieunterstensind viel kürzer, etwa 
zolllang, und schliessen mit dem Blatistiel einen Winkel vonetwa40Graden ein. 

Dioonites pachyrrhachis Schenk. sp. — Filicum genus indeterminatum 
Bronn. 1. c. p. 59. T. IX. F. 4. — Oyatheites pachyrrhachis Schenk. Bei- 
trag zur Flora des Keupers und der rhätischen Formation. VII. Bericht der 
naturf. Gesellsch. zu Bamberg p. 43.— Oyatheites pachyrrhachis Schenk. Flora 
. der schwarzen Schiefer von Raibl p. 15. T. I. F. 3. Calamites arenaceus 
Schenk ibidem T. I. F.1. — Bronn. T. VII F.4. -— Taeniopteris sp. Braun 
in Leonh. und Bronn. 1859. p. 45. — Die ausserordentliche Aehnlichkeit 
der primären Segmente dieser Pflanze, die auch einzeln im Wengerschiefer 
von Raiblgefunden werden, mit dem Dioonites pennaeformis Schenk. (Beitr. 
p- 64. T. V. F. 2—4. Schenk: Bemerk. über einige Pfl. der Lettenkohle 
und des Schilfsandsteines, Würzb. naturw. Zeitsch. VI p. 54) und der ausser- 
ordentlich dicke Stiel derselben veranlassen mich diese Pflanze hier einzu- 
reihen. Die secundären Segmente sind nieht ganzrandig, sondern gekerkt, 
wie dies mehrere Stücke unserer Sammlung deutlich zeigen. Bei gut er- 
haltenen Exemplaren sieht man, dass der Stiel gestreift ist; es dürften da- 
her wohl die eitirten Figuren von Schenk und Bronn, Stücke der Stiele 
dieses Dioonites sein. Ob diese Restemitdem Pierophyllum Bronnii Schenk 
in Verbindung zu bringen sind, muss die Zeit lehren. 

Plerophyllum Bronniti Schenk. Raibl. p. 18. — Noeggerathia vogesiaca 
Dronn. Beitr. p. 44. T. VI. — Gewiss ist dies das schönste bisher bekannt 
gewordene Pterophyllum, von dessen häufig sehr vollständigen Erhaltung 
die bisherigen Abbildungen keine Ahnung geben. Unsere Sammlung besitzt 
eine bedeutende Reihe sehr vollständiger Blätter dieser Art Der Blattstiel 
ist unten etwa zollbreit, und verschmälert sich sehr langsam nach oben, 
wo er etwa einen halben Zoll Breite zeigt. Am oberen Ende des etwa 14 bis 
15 zölligen Blattstiels, durch eine deutliche Abschnürung gesondert, sitzt 
das gewöhnlich unpaare Endsegment des Blattes, bisher nur auf einem 
Exemplare ein paar gleicher Segmente ; dann folgen in ungleichen, nach 
unten an Länge zunehmenden, 1/,—1 Zoll langen Abständen noch 3—4 
Paare von Segmenten ; die einander entgegengesetzten sind, gleich und’ 
unsymmetrisch entwickelt. Die Stellung der einzelnen Segmente ist radial, - 
so dass die des untersten Paares, mit ihren untern Rändern an den Blatt- 
stiel fast anstossen, die mittleren schief abstehen und die des obersten 
Paares schief nach aufwärts gestellt, an das Endsegment anschliessen. 

Die einzelnen Segmente sind 6—8 Zoll lang, am oberen Ende 2—4 
Zoll breit, je nach ihrer Stellung gerade oder schief abgerundet, abgestutzt, 
an der Basis in einen etwa halb Zoll breiten kurzen ..Ansatz verschmälert, 
welcher immer mehr Kohle enthält, als der übrige Theil des Segmentes. 
Die Segmente sind häufig ganz vollständig erhalten, an andern Exemplaren 
sind sie bis an die Basis drei- und mehrmal geschlitzt, aufgerissen, und 
diese Risse in der Contur am Blattende deutlich sichtbar, indem sie manch- 


[33] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raiblu. Kaltwasser. 103 


mal bis einen halben Zoll breit klaffen, Solche zerrissene und vielfach 
ledirte Blätter scheinen aus einer grösseren Anzahl von Segmenten zu be- 
stehen, und sind im übel zugerichteten Zustande, in Folge von Maceration, 
wohl nur mit Mühe zu unterscheiden von der folgenden Art, 

Pterophyllum giganteum Schenk, 1. e. p. 19. T. I. F. 2. Diese Pflanze 
ist bisher noch nicht in so vollständigen Exemplaren bekannt wie die vor- 
angehende Art. Ausser dem abgebildeten Exemplar kenne ich nur noch ein 
zweites erwähnenswerthes Bruckstück dieser Pflanze, welches fünf Paare 
schmaler linearer, etwa halben Zoll breiter Segmente zeigt. Diese sind am 
untern Ende ebenfalls etwas abgeschnürt, und etwa fünf Zoll lang erhalten, 
ohne dass das obere Ende vorhanden wäre. Die benachbarten Segmente be- 
rühren sich an ihren Rändern nicht. 

Pterophyllum conf. Jaegeri Br. Bin einziges unvollständiges Exemplar 
in der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Kabinetes. 

Pterophyllum Sandbergeri Schenk 1. e. p. 17. T.IF.9. — Ptero- 
phyllum minus Bronn: Beitr. p. 57. T. IX, F, 2. — Auch von dieser Pflanze 
liegen in unserer Sammlung weit vollständigere Stücke vor, als die bisher 
abgebildeten sind. Das breiteste Blattfragment zeigt an der breitesten Stelle 
9 Linien lange, und 5 Linien breite Segmente, während an dem schmälsten 
Fragment die Segmente 4 Linien lang und 2 Linien breit sind. Nach oben 
und unten sind die Blätter allmählig verschmälert und es sind die unter- 
sten Segmente bei fast gleicher durchschnittlicher Breite, kaum eine halbe 
Linie lang. Der dicke Blattstiel ist 2—3 Zoll lang; das grösste Blatt mag 
sammt Blattstiel wenigstens einen Fuss in der Länge erlangt haben. Bei 
einem kleinen Stücke, an welchem die Nerven kaum merklich sind, finde 
ich die Abdrücke der Segmente im Gestein fein vertieft punktirt. Diese Art 
wurde auch im Kaltwasserthale im Wengerschiefer gefunden. 

Voltzia raiblensis n. sp. — Voltzia heterophylia Bronn. Beiträge p. 
51. (pars.) T. VIII F.1.— Voltzia coburgensis Schenk: Raibl. p. 16. (parts). 
T.I F. 6. — Hierher zähle ich die mit langen Blättern versehenen, in 
Raibl sehr häufig vorkommenden Reste von Voltzien. Ein Stück dieser Pflanze 
liegt vor, an welchem im Zusammenhange mit dem Aste grosse Zapfen- 
Schuppen vorkommen. Die Schuppen sind zolllang, oben 5 Linien breit, 
tief dreitheilig, der mittlere Lappen etwas breiter und länger als die Neben- 
lappen, nach unten in einen 5 Linien langen Stiel ausgezogen. In der Tracht 
und Beblätterung sehr ähnlich der Voltzia heterophylia und von dieser sehr 
nahe verwandten Art durch die tief dreitheiligen Zapfen-Schuppen ver- 
schieden. 

Voltzia ? Haueri n. sp. — Voltzia heterophylia Bronn. Beitr. p. 51 
(pars) T. VI. F. 2—3. — Voltzia coburgensis Schenk. Raibl. p. 16 (pars) T.1. 
F. 4.5und 7 ? Hierherzähleich die auffallend kräftigeren, selten verzweigten, 
viel kürzer als bei voriger Art beblätterten Zweige und Aeste von Raibl, 
die Bronn ebenfalls zu seiner Voltzia heterophylia stellt. Mit diesen Zwei- 
gen bringe ich in Verbindung einen prachtvollen, leider sehr stark zer- 
drückten Zapfen, der 8 Zoll lang, 2 Zoll breit, und gewiss eines der werth- 
vollsten Stücke aus dem Wengerschiefer von Raibl ist. An den Rändern des 
Zapfens sind Reste von lanzettlichen, zugespitzten Schuppen des Zapfens mehr- 
fach, doch nur an zweien davon die Spitzen der Schuppen erhalten. Die 
besser erhaltene Schuppenspitze zeigt eine knieförmige Biegung derselben, 
so dass die Spitze von dem geraden Theile der Schuppe fast unter einem 


104 D. Stur. [34] 


rechten Winkel absteht. Eine zweite Schuppe des Zapfens zeigt das Knie 
dieser Biegung wohlerhalten. Die Schuppen sind überdies mit feinen, nach 
oben und unten convergierenden Linien bedeckt, und sind durchscheinend, 
daher wohl häutig und nicht verholzt gewesen. Bisher gelang es nur eine 
einzige freie Schuppe zu sammeln, und auch diese zeigt die Schuppenspitzen 
nicht erhalten. Die feine Streifung, und die lanzettlich zugespitzte Form der- 
selben lässt kaum einen Zweifel darüber, dass die Schuppe und der erwähnte 
Zapfen einer Pflanzenart angehören. Die Schuppe ist etwa Zoll lang und 
bis zum untern Drittel ihrer Länge gespalten, somit aus zwei lanzettlich zu- 
gespitzten Lappen bestehend, die ganz symmetrisch entwickelt und gestellt 
sind, und kaum eine Vermuthung zulassen, dass etwa ein dritter Lappen an 
derselben fehle. Die Spitzen der Lappen sind leider nicht bis zur knieförmi- 
gen Biegung derselben erhalten. Volle Klarheit muss man von'besser er- 
haltenen Stücken erwarten. Daher reihe ich vorläufig diese höchst merkwür- 
dige Pflanze bei Voltzia und nicht bei Schizolepis ein, mit welcher unsere 
Pflanze ebenfallsvielfache Verwandschaft zeigt, bis es gelingt über die gene- 
rische Stellung derselben vollständigere Daten zu erhalten. 

Voltzia Foetterlei n. sp. — Voltzia heterophylla Bronn. 1. ce. p. 51. 
ıpars) T. VIII, F. 4, 5. — Voltzia coburgensis Schenk. b c. p. 16 (pars) 
Taf. I, Fig. 8. -— Die Zweige dieser Pflanze zeichnen sich durch ihre schlanke 
Form und wiederholte dichotome Verästelung von allen mitvorkommenden 
aus. Es sind zweierlei Formen, die geschlechtlich verschieden sein dürften, 
zu unterscheiden. Die einen zeigen an den Spitzen der schlanken unver- 
zweigten Aeste mehrere kurze Aestchen, die für sich abermals dünnere sehr 
verkürzte Aestchen absenden, die rundlich enden. Die eitirte Bronnische 
Figur 4 stellt diese eine Form dar, doch sind die äussersten kleinen Aestehen 
an dem abgebildeten Exemplar nicht erhalten. 

Die andere Form, die übrigens nur äusserst selten wohlerhalten vor- 
kommt, trägt an dem unverzweigten Ende des schlanken Astes einen sehr 
lockeren Fruchtzapfen, der im ganzen etwa aus 5 — 7 lockergestellten 
Schuppen zusammengesetzt ist. Diese Schuppen sind etwa 3 Linien lang, 
gestielt, auf einem Exemplar tief, dreitheilig, auf einem zweiten fünftheilig. 
Im letzteren Falle scheinen die zwei seitlichsten Lappen weniger tief von 
den nächstfolgenden Lappen getrennt, als diese von dem mittleren oder End- 
lappen der Schuppe. Die kurzen, an der Basis abgerundeten, zugespitzten, 
am Rücken mit einem Kiel versehenen Blätter sind nur selten erhalten und 
zeigen eine unebene, dicht unregelmässig-grubige Oberfläche. Diese Art 
auch in dem Wengerschiefer der Nordkalkalpen auf demWegevon Gössling nach 
Lunz gefunden, unterscheidet sich, wie erwähnt, sowohl durch die Tracht der 
Aeste und Zweige, als auch durch die ungewöhnliche Kleinheit der Schuppen 
ihrer lockeren Fruchtzapfen, von allen verwandten Arten ganz ausgezeichnet. 

Carpolithes sp. Schenk. 1. e. p. 19, T. 1, Fig. 10, 11. 

. Mit diesem Prodromus der Flora des Wengerschiefers von Raibl ist 
der ganze Reichthum der Flora dieses Pflanzenlagers noch immer nicht erschöpft. 
Es liegt eine beträchtliche Anzahl vonunvollständig erhaltenen und trotzguter 
Erhaltung noch nicht erklärbaren Pflanzenresten vor. Erst vor Kurzem erhiel- 
ten wir von Raibl einen Ast einer an Cephalotaxus erinnernden Conifere. 1) 

Eine grosse geflügelte Frucht, 3 Zoll lang, 2 Zoll breit, nach unten 
verschmälert, eine rhombische, in der Mitte verdickte Schuppe und mehrere 


!) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1867. Nr. 15. p. 339. 


[35] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. (05 


andere, dürften bei fortgesetztem Sammeln durch ergänzende Stücke einer 
genaueren Bestimmung zugeführt werden. 

Zu den früher bekannt gewesenen Arten des Wengerschiefers von 
Raibl: Halobia Lommeli, Posidonomya Wengensis, Avicula globulus, Am- 
monites Aon Münst. — tritt noch hinzu der Ammonites Archelaus Laube 
aus dem Wengerschiefer von Wengen, als weiterer Beweis für die Identität 
des Raibler Fischschiefers nicht nur mit dem Wengerschiefer der Nordalpen, 
sondern auch mit jenem von Wengen. Von Pflanzenarten sind die bekannten: 
Equisetites arenaceus Schenk, Danaeopsis conf. marantacea Presl sp. 
Pterophyllum conf. Jaegeri Brongn. ident oder doch nahe verwandt mit 
Pflanzen, die im Lunzersandstein oder in der Lettenkohle gefunden werden. 
Während die genannten Arten als Seltenheiten, bisher nur in Bruchstücken 
vorgekommen sind, findet man die dem Wengerschiefer von Raibl eigen- 
thümlichen Arten insbesondere aus dem Genus Voltzia reichlich vorkom- 
mend, und dieHauptmasse der Vegetation dieser Schichten bildend.Diese eigen- 
thümlichen Arten der Flora des Wengerschiefers insbesondere die Voltzia 
raiblensis, erinnern sehr lebhaft an die fossilen Pflanzenarten des bunten 
Sandsteins der Vogesen und prägen ihr den Typus einer älteren Flora auf, 
womit das Vorkommen des Pflanzenlagers im Liegenden des Lunzersand- 
steins oder der Lettenkohle, sehr wohl übereinstimmt. 


ll. Umgegend von Kaltwasser. 


1. Schichtenfolge. 

Der Umgegend von Kaltwasser konnte ich im Ganzen nur zwei Ex- 
cursions-Tage widmen. Am ersten Tage ging ich von Raibl über die Scharte 
hinab ins Kaltwasser-Thal, untersuchte den Südfuss des Königsberges, 
worüber im früheren schon berichtet ist, und von da das Kaltwasser-Thal 
abwärts bis zu dessen Vereinigung mit dem Raibler-Thal. Am zweiten Tage 
untersuchte ich den nordwestlichen Fuss des Fünfspitz im Osten bei Kalt- 
wasser, dann das Raibler-Thal hinab bis zu den Vorkommnissen des Werfe- 
nerschiefers vor Flitschl. 

Von jener Stelle, wo die Wengerschiefer und der muthmassliche Rei- 
flingerkalk den südwestlichen Fuss des Königsberges unterteufen, thalab- 
wärts, zeigt der erzführende Kalk wie an allen seinen Wänden die Schich- 
tung nirgends deutlich; nur gegen die Spitze hin scheint eine deutlichere 
Schichtung einzutreten, und zwar eine flach in Norden fallende Neigung der 
Schiehten bemerklich zu werden. Der Kalk des Königsberges verwittert viel 
dunkler als die im Süden über den Corbulaschichten lagernden Kalke und 
Dolomite, doch ist er im frischen Bruche ebenso lichtgrau wie die erwähnten. 
Auch seine Schichtflächen sind stellenweise bedeckt von denselben Auswitte- 
rungen von Evinospongien, wie die der hangenden Dolomite, doch sind in dem 
erzführenden Kalke einige der concentrischen Schalen der einzelnen .Ew- 
nospongien in Hornstein versteint, und ragen die Durchschnitte derselben 
aus der Gesteinfläche, sehr zierliche Zeichnungen bildend, empor, und geben 
dem Gestein ein eigenthümliches Ansehen. 

Tiefer im Thale findet man grosse Schuttmassen angehäuft, und nach- 
dem man den erzführenden Kalk in seiner ganzen Mächtigkeit verquert hat, 
erscheinen plötzlich im linken (westlichen) Gehänge, in einer Riese herab- 
kommend, grosse, vollständig abgerundete Gerölle des rothen Felsitporhyr’s *) 


*) Dr. &. Tschermak. 1. c. p. 2. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft, 14 


106 D. Stur. [36] 


von Kaltwasser, die offenbar von einem im NW. liegenden Puncte stam- 
men. Kurz darauf findet man im östlichen Gehänge des Kaltwasser-Thales, 
in einem kleinen Seitenthälchen, am Nordfusse des Königsberges, folgende 
Schichtenreihe entblösst. 


Fig. 2. 
An der Wehre oberhalb Kaltwasser. 


a a.tb hieef. di ze deve e k 
&. Aphanitische grüne Schiefer und Sandsteine, wechselnd mit Hornsteinkalken. 
b. Unterer Kalk, unten mit Mergelschiefer, oben mit aphanitischem Schiefer wechselnd. 
c. Pflanzenlagen, 
d. Grobe grünliche Tuffsandsteine und Conglomerate. 
e. Oberer Kalk. — k. Erzführender Kalk des Königsberges. 


Die ersten Schichten, die unter dem erzführenden Kalke des Königs- 
berges am Nordfusse desselben entblösst erscheinen, bestehen aus schwarzem 
Kalk,derknotig-knollig,schwarzbraun verwitternd und bedecktistvonlichtbrau- 
nen Stellen, die, so wie die Rauchwacken pulverig überzogen erscheinen. Dieser 
Kalk wechselt in 3—5 Zoll dicken Schichten mit braunschwarzen, schiefri- 
gen Mergelzwischenlagen, die glänzende Flächen zeigen. Bei genauerer Un- 
tersuchung bemerkt man, dass die lichtbraunen Stellen des Kalks rundliche, 
concentrisch schalige Formen zeigen, die sehr an die oolithischen Gesteine 
der Cardita-Schichten erinnern. Auf der Kehrseite eines mitgebrachten 
Stückes tritt die oolithische Structur des Gesteins besser hervor, und man 
sieht in einem dieser Oolithkörper auch einen allerdings unvollständigen 
Rest, wohl von einer Cardita crenata Münst. Die andere Seite desselben 
Stückes enthält eine vollständiger ausgewitterte Bivalve, die Dr. Laube 
als Myophoria decussata Münst. bestimmt hat. Ausserdem fand ich an andern 
Stücken des Kalkes zwei Gasteropoden, die leider keine genaue Bestimmung 
zulassen. 


Unter diesem Kalke folgt eine bedeutende Masse von Tuffbildungen, 
die grünlich-bräunlich, überhaupt dunkel gefärbt sind, und an ähnliche 
Bildungen in den tiroler und venezianischen Alpen lebhaft erinnern. Die- 
selben wechseln in verschieden mächtigen Schichten und in verschiedener 
Beschaffenheit, untereinander und mit Kalkzwischenlagen ab. Die einen ent- 
halten grosse Gerölle von rothem Felsitporphyr, von rothen und grünen 
Breecien und Sandsteinen und von grauen Kalken. Die anderen sind grüne 
Tuffsandsteine oder fast schwarze aphanitische Tuffschiefer. Die Kalk- 


[37] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl u, Kaltwasser. 107 


zwischenlagen sind dünn und ebenfalls dunkel. Die obere Hälfte der Mäch- 
tigkeit dieser Schichten enthält mehr Conglomerate, dem liegenderen 
Schichteneomplex mangeln diese groben, roh zusammengesetzten Gebilde 
und sind,Sandsteine und Schiefer vorherrschend. Drei Schichten bemerkte 
ich Petrefacten führend. Die oberste (mit einem 7 bezeichnete) Schichte, die 
Petrefacten geliefert hat, ist ein schwarzer Kalk, in welchem ich einen gan- 
zen Knäuel Petrefacte beisammen bemerkte, die so dicht aneinander gedrükt 
lagen, wie diess von den Petrefacten der Pachycardia rugosa-Schicht bei 
Naplanina, bei Medvedie Brdu, Loitsch NW., mir bekannt war. An diesem 
Knäuel von Petrefacten liess sich ganz bestimmt die Pachycardia rugosa v. 
H. an dem charakteristischen vertieften Mondchen vor den Buckeln, wieder 
erkennen. Die zweite Muschel entspricht möglichst genau der Cardinia pro- 
blematica Klipst. 

Die zwei anderen Schichten führen Pflanzenreste, doch sind die re- 
spectiven Schichten ein so sehr fester Tuffsandstein, dass es mir mit den 
gewöhnlichen Hilfsmitteln kaum einige Ecken abzuschlagen gelang, mit 
unbestimmbaren Pflanzenresten. 

Unter der tieferen pflanzenführenden Schichte folgt erst Tuffschiefer, 
dann aber eine zweite Schichtenreihe von einem, dem oberen sehr ähnlichen 
schwarzen Kalk, der im oberen Theile seiner Mächtigkeit mit Tuffschiefer 
wechselt, im liegenderen Theile aber braun-schwarze Megelschiefer einge- 
lagert enthält. Auch dieser Kalk zeigt wo möglich noch häufiger Reste von 
. Petrefacten, doch sind sie sehr schlecht erhalten. Ein gefältelter Fecten mag 
Erwähnung finden. Dieser zweite Schichtencompiex von schwarzem Kalk istleicht 
wieder zu finden, indem derselbe zu einer Wasserwehre oberhalb Kaltwasser 
Veranlassung gegeben hat und dadurch wohl als Orientirungspunct für die 
ganze Schichtenreihe verwendbar ist. 

Die Liegendschichten des unteren Zuges des schwarzen Kalks sind in der 
hier sehr breiten Sohle des Kaltwasser-Thales, thalabwärts sehr vollständig 
entblösst, indem über die Schichtenköpfe derselben der von Zeit zu Zeit 
wilde Bach dahinströmt und mit den mitgeführten Geröllen, dieselben sorg- 
fältig abwäscht und polirt. Zugänglich sind die Schichten allerdings nicht, 
es gelingt nur selten von einzelnen mehr hervorragenden, sehr harten Schich- 
ten, ein Gesteinstück mit grosser Mühe abzuschlagen. Dieser Schichten- 
complex besteht aus grünen, sehr festen Tuffsandsteinen und Schiefern, die 
vorherrschend feinkörnig, dünnplattig, sehr fest sind und mit kalkigen Schich- 
ten wechseln, die reich sind an Hornstein. Der letztere erscheint theils in 
Knollen, tbeils dem Gestein innig verbunden. Ich bemerkte erst unterhalb 
des Zusammenflusses des Kaltwassers mit dem Raibler-Thale, dort wo sich 
unterhalb des Amtgebäudes der Fusssteig auf den Luschari-Berg hinauf- 
windet, undeutliche Durchschnitte von Petrefacten, in ganz ähnlichem Apha- 
sitischen Gestein. Mir schien dieser ganze Schichtencomplex sehr ähnlich 
jenen Halobia-Lommeli führenden Gesteinen, die ich in Comelico im obersten 
Theile der Piave, in den venez. Alpen kennen gelernt hatte. Prof. Suess 
erwähnt einen zweifelhaften Fund von Halobia-Lommeli aus dieser Gegend. 

Sämmtliche Schichten dieses Durchschnittes streichen in Ost und fallen 
ziemlich steil unter den Königsberg. Man sieht sie das Raibler-Thal ver- 
queren und am Nordfusse des Fünfspitz weiter in Ost streichen. 

Ein Graben, der im Osten des Wirthshauses von Kaltwasser am rech- 
ten Gehänge des Thales einmündet und erst in Süd, dann in Ost auf die Ge- 


108 D. Star. [38) 


hänge des Nordfusses des Fünfspitz sich hinaufwindet, schliesst die Fort- 
setzung der eben untersuchten Schichten des Kaltwasser-Thales, in ganz 
geringer Entfernung östlich von der Strasse auf. 

Ersteigt man den mit einem tüchtigen Schuttkegel versehenen Graben 
aufwärts, so verdeckt der Schutt die liegenderen Schichten fast vollständig. 
Man sieht nur hier und da die Tuffschiefer aus der Thalsohle des Kaltwassers 
anstehend. Kurz vor der Wendung des Grabens in Ost erreicht man den 
unteren Zug des Kaltwasserer schwarzen Kalkes, erst mıt Mergelschiefer, später 
mit Tuffschiefer wechselnd. Auf dem unteren Kalkzuge lagert der petrefac- 
tenführende Schichtencomplex der Tuffsandsteine und Conglomerate. In diesen 
Schichten ist der Bach eine lange Strecke hinauf eingerissen und schliesst 
sie sehr vollständig auf, wie auch der zweite hangendere Zug von schwar- 
zem Kalk die linken Gehänge des Baches krönt, höher vom erzführenden 
Kalke überlagert. 

Ich hatte sehr bald, kaum 10 Klafter vom Umbug des Baches in Ost, 
die gleich im Hangenden des unteren Kalkzuges folgende pflanzenführende 
Schichte entdeckt, die der unteren in obiger Schichtenreihe entsprechen 
dürfte. Auf der Schichtfläche entblösst lag offen ein ziemlich wohlerhaltenes 
Stück des Pterophyllum Gümbeli Stur. Im Gestein selbst fand sich Equise- 
tites arenaceus Schenk und Pterophyllum Jaegeri Br., nebst andern Pflan- 
zenresten vor. Fast gleichzeitig bemerkte ich, dass die nächste im Liegenden 
der Pflanzenreste folgende Tuffschichte eine bedeutende Menge von Thier- 
resten enthielt: den Encerinus Cassianus Laube, Holopella, Loxonema, Bi- 
valwen. Eine reichliche Ausbeute aus diesen Schichten war der Lohn für die Mühe 
des Ersteigens dieser sehr interessanten Stelle. Soweit meine Zeit gestattete, 
ging ich aufwärts im Bache und fand bis hochhinauf dieselbe Schichten- 
reihe aufgeschlossen. 

Dann wurde von Kaltwasser abwärts bis Flitschl das Hauptthal unter- 
sucht. Meine Untersuchung beschränkte sich hier ausschliesslich auf die 
. Aufschlüsse der Thalsohle. Die Begehung von da in Ost bis in’s Weiss- 
wasserthal gestattete in dem mit Schutt überdeckten bewaldeten und schlecht 
aufgeschlossenen Terrain kaum eine andere Beobachtung als die That- 
sache festzustellen, dass die Schichtenfolge von Kaltwasser bis in’s Weiss- 
wasserthal fortsetzt. Diesen Umständen mögen daher wohl die spärlich 
erlangten und nicht vollständig sicher gestellten Daten zugeschrieben werden. 

Von Kaltwasser abwärts eine Strecke hindurch, bis vor den ersten 
alten Steg über das Thalwasser, ist, am rechten Gehänge deutlicher, ent- 
blösst ein Conglomerat von tertiärem Aussehen, dass mit einem rothen, dem 
Werfenerschiefer ähnlichen Schiefer wechselt. Am Steg (erster Steg im Ab- 
wärtsgehen) stehen am rechten Gehänge dickschichtige Breccienkalke an, 
mit fast senkrechter Schichtenstellung. In der Mitte der Mächtigkeit dieses 
Aufschlusses steht zwischen den Breceien ein gelblicher, plattiger, innen 
grauer Sandstein an, der Pflanzenreste ziemlich reichlich führt. Das Gestein 
hat viele Aehnlichkeit mit den die Naticella costata häufig führenden Ge- 
steinen mancher Werfenerschiefer und braust mit Säuren sehr lebhaft. Ich 
habe ein langes Stück eines Calamiten und mehrere Aststücke einer Voltzia 
darin gefunden. Die Breccienkalke führen keine Spur von einem Petrefacte. 

Beim zweiten Steg über des Thalwasser sieht man graue Kalkschiefer 
und tief rothen Sandstein entblösst. Dieser Entblössung gegenüber auf der 
linken Seite ist ineiner steilen Wand der Werfenerschiefer anstehend, in 


[39] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn.d. Umgegendv.Raiblu. Kaltwasser. 109 


welchem ich eine hinlänglich sicher bestimmbare Avicula venetiana be- 
merkte. Die zwischen diesen, genauere Beobachtung zulassenden Stellen, 
befindlichen Strecken des Thales, fand ich nicht hinreichend aufgeschlossen, 
und so viel Fremdartiges an einzelnen Punkten bietend, dass die hier vor- 
kommenden Gesteine wohl erst aus einem andern besser aufgeschlossenen 
Durchschnitte sichere Deutung erhalten können. Der Durchschnitt des 
Weisswasserthales eignet sich zu diesen Studien nicht. Westlich vom Raibler- 
thal, die Gegend von Luschariberg, habe ich nicht kennen gelernt. 

Endlich habe ich noch das im linken Gehänge des Raiblerthales in der 
Thalsohle, dann im rechten Gehänge an der Strasse oberhalb Kaltwasser 
dürftig aufgeschlossene Vorkommen des rothen Felsitporphyrs zu erwäh- 
nen. Dasselbe ist schon auf unserer alten Karte richtig eingetragen, fällt 
ganz in das Gebiet des untersten Theiles des erzführenden Kalkes und sind 
die Schichten von Kaltwasser im Liegenden davon gelegen. Ich habe weder 
im Gehänge des Nordfusses des Königssteins, noch in der rein gewaschenen 
‚Thalsohle des Kaltwasserthales eine Fortsetzung, respektive Verbindung die- 
ses Porphyrs mit dem am Luschariberge angegebenen Porphyrgesehen, welche 
nur quer durch die Schichtenreihe von Kaltwasser statthaben könnte. 

So weit ich nachsehen konnte, fand ich den Kaltwasserer-Felsitporphyr 
rundherum ohne Aufschluss, mit Schutt bedeckt, doch scheint mir die Art 
und Weise der Begränzung desselben nicht leicht vereinbar mit der Vorstel- 
lung, als bilde derselbe hier eine schiehtförmige Lage, sondern mehr für ein 
stockförmiges Vorkommen desselben zu sprechen. 


2. Die Fauna und Flora der Schichtenfolge bei Kaltwasser. 


Der hangende Zug des schwarzen Kalks von Kalkwasser hat nur die 
schon erwähnten Muscheln in bestimmbarem Zustande geliefert: 

Myophoria decussata Münst. 

Cardita erenata? Münst. 
und zwei Gasteropoden, eine Chemnitzia und Turbo sp. Ausserdem zeigt 
das Gestein jene den Carditaschichten eigenthümliche oolithische Structur. 

Die Tuffsandsteine und Conglomerate haben in einer Zwischenschichte 
von Kalk im Kaltwasserthale enthalten: 

Pachycardıa rugosa v. H. 

Cardinia problematica Klipst. 

Die erstere gehört zu den glatteren Formen dieser Art. Doch muss 
ich erwähnen, dass in Naplanina mit den glatten auch gerunzelte Formen 
der Pachycardia rugosa v. H. vorkommen, die sich von der von Agordo ab- 
gebildeten gerunzelten Form wohl nur durch die etwas geringere Grösse 
unterscheiden. 

. In denselben Tuffsandsteinen und Conglomeraten, aber in einer etwas 
tieferen wie der eben erwähnten Schichte sammelte ıch am Nordfuss des 
Fünfspitz nach einer Bestimmung des Herrn Dr. Laube die folgenden 
Petrefacten: 

Chemnitzia conf. Nympha Münst. 

Holopella Lommelis Münst. 

Loxonema subornata Münst. 

Myophoria ornata Münst. 

Oardinia problematica Klipst.? Steinkern. 

Enerinus cassionus Laube. 


110 D. Stur. [40] 


Die beiden Turritellen, die Myophoria und der Encrinus sind in Hohl- 
drücken in einem feinkörnigen Tuffe erhalten, welcher ausserordentlich 
schöne und gut bestimmbare Abdrücke der Petrefacte abnehmen lässt. Dort 
wo dieser Tuff mehr Kalk enthält, sind auch die Schalen insbesondere von 
der Holopella Lommelii Münst. sp. sehr häufig enthalten. Ausserdem enthält 
das Gestein unvollständige Hohldrücke zweier nicht bestimmbarer Ammo- 
niten und mit Schalen erhaltene, leider zerdrückte Gasteropoden und 
Bivalven. 

Das Gestein selbst ist mürbe so weit es verwittert ist; der unverwit- 
terte kalkreiche Kern desselben zeigt eıne ausserordentliche Zähigkeit und 
sind aus seiner Mitte die Petrefacten sehr schwierig und sehr unvollkommen 
erhalten, zu bekommen, was insbesondere von den nicht seltenen Ammo- 
niten gilt. 

Die im Hangenden der Turritellenschichte unmittelbar folgende Tuff- 
schichte hat folgende Pflanzenarten geliefert. 

Equisetites arenaceus Schenk : Die Normalform des Lunzersandsteines, 
mit sehr schön erhaltener Scheide. 

Dioonites conf. pennaeformis Schenk. Viel schlanker, länger und 
schmäler als die Normalform, doch unvollständig erhalten. Die Segmente 
sind viel kürzer, aber soweit es der versteinende Tuffsandstein zu entnehmen 
erlaubt, ganzrandig, somit nicht die Art aus dem Wengerschiefer. 

Pterophyllum Jaegeri Brong. und zwar die Form mit sehr entfernt 
stehenden schmalen Segmenten, in mehreren ganz sicher bestimmbaren 
Stücken. 

Pterophyllum Gümbeli Stwr. Der Blattstiel ist etwa 6 Linien breit, 
ebenso breit sind die Segmente, die etwa unter rechtem Winkel abstehend 
sich fast berühren, und 4 Zoll lang sind, ohne dass ihr oberes Ende erhalten 
wäre. Sie sind von feinen parallelen Nerven dicht bedeckt. 

Pterophyllum Haidingeri Goepp. Nicht ganz sicherzustellen, da nur 
ein unvollständiges Stück erhalten ist, welches aber nur diese Deutung 
zulässt. 

Endlich Zweige, die zahlreich das Gestein durchziehen und die ent- 
weder einer Araucarıa oder Voltzia angehören mögen, ohne dass ich ge- 
nauere Angaben darüber zu machen im Stande bin. 

In den Breccienkalken tief im Liegenden der Tuffe, fand ich in den 
Sandsteinschichten Pflanzenreste mehrerer Arten, doch erlaubt die unvoll- 
kommene Erhaltung nur zwei davon näher zu bestimmen. 

Die wichtigere Art ist ein Eqwisetites der in der Weise wie es am 
Equisetites Mougeoti, und am Holzkörper des Calamites Meriani bekannt 
ist, mit starken Rippen versehen ist. Das Exemplar von Kaltwasser ist flach 
zusammengedrückt, und ich bin nicht im Stande zu unterscheiden, ob ich 
einen Holzkörper, oder den Rindenabdruck vor mir habe. Es erübrigt daher 
nur die Berippung des fossilen Restes in die Betrachtung zu ziehen, und da 
treten die breiten flachen Zwischenräume zwischen den schmalen kantigen 
Rippen sehr bestimmend hervor für die Annahme, dass hier der Equise- 
tites Mougeoti Schimp. sp. (conf: Schenk Beitr. 1. c. p. 12) aus den Breccien- 
kalken vorliegt. 

Die zweite Pflanze dürfte eine Voltzio sein, und sieht in den verschie- 
den gut erhaltenen Stücken sehr ähnlich manchen von den gegebenen Ab- 
bildungen der Voltzia heterophylia Schimp. et Moug. 


[4] Beiträgez. Kenntniss d.geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raibl.u. Kaltwasser. 141 


11. Schluss. 


Es ist wiederholt von verschiedenen Autoren auf die Thatsache hinge- 
wiesen worden, dass die Pachycardia rugosa v. H., eine der eigenthümlich- 
sten Muscheln der Raiblerschichten, auf der Scharte bei Raibl selbst fehle. 
Ich habe sie an diesem Fundorte auch nicht bemerken können. Doch war 
mir schon bei der Begehung der Scharte, die ausserordentliche Aehnlichkeit 
der Reihenfolge auf der Scharte und bei Naplanina !) aufgefallen, wo ganz 
ähnliche dunkle Mergelkalkbänke mit Zwischenschichten von Mergelschiefer, 
einen Megalodon in unzähligen Individuen enthaltend, von einer ausschliess- 
lich aus Solen caudatus v. H. bestehenden Schichte, und von Schichten mit 
Myophoria Kefersteini Klipst. unterlagert werden. Im Liegenden davon 
kommt die Bank vor, welche die Pachycardia rugosa massenhaft enthält. 
Nach dieser ausserordentlichen Aehnlichkeit der Schichtenfolgen bei Raibl 
und Naplanina wäre das Niveau, welches die Pachycardıa rugosa in Na- 
planina einnimmt, auf der Raiblerscharte ins Liegende der Myophoria 
Kefersteini-Bänke zu verlegen. Ich gestehe, dass ich in diesem muthmass- 
lichen Niveau der Pachycardia mich nur sehr flüchtig umgesehen habe, 
und es ist immer noch möglich, dass sie bei fleissigem Suchen hier entdeckt 
werden wird, 

Es liegt bisher keine Andeutung vor, dass die Pachycardıa rugosa 
in einem noch tieferen Horizonte gefunden worden wäre. 

Beiläufig in demselben Horizonte wie in Naplanina dürfte die Pachy- 
cardıa rugosa zwischen dem Frombach und Cipitbach nordwestlich am 
Schlern auf der Seisser Alpe auftreten, wo sie v. Richthofen?) in seinen 
regenerirten Tuffen gefunden hat. Diese regenerirten Tuffe eigentlich Tufi- 
conglomerate, lagern auf den höchsten Tuffschichten von St. Cassian. . 

In unmittelbarer Nachbarschaft erhebt sich der Dolomit des Schlern 
3—4000 Fuss mächtig, und trägt auf dem niederen Theile seines Plateau 
über der Seisser Alpe die bekannte rothe Facies der Raiblerschichten, mit 
Myophoria Kefersteini Klipst., Cardinia problematica Klipst. sp., Pachy- 
cardia rugosa v. H. und einer an Individuen reichen Gasteropodenfauna, 
aus welcher in neuester Zeit Prof. Suess die Chemnitzia Rosthorni Hörn. 
nennt. 

Wenn man die Reihe der Schichten in der Scharte bei Raibl, mit den 
Angaben über die rothe Facies der Raiblerschichten am Schlern vergleicht, 
so stellt sich eine ausserordentliche Aehnlichkeit heraus, zwischen der Fauna 
der genannten Schichten am Schlern, und jener im Niveau der losen Petre- 
facte in Raibl, wo nebst einer vorherrschenden Menge von Gasteropoden, 
darunter Chemnitzia Rosthorni Hörnes, — Myophoria Kefersteini Klipst. 
und Oardinia problematica Klipst. sp. vorkommen. Doch auch hier habe 
ich ziemlich reichlich gesammelt und von der Pachycardia rugosa auch 
nicht eine Spur gefunden. 

Ueber Gesteinen, die v. Richthofen®) mit den Raiblerschichten von 
Pordoi und Set Sass vergleicht, folgen bei Heiligenkreuz unweit von St. 
Leonhard, die Wissmann’schen „Schichten von Heiligenkreuz.“ Darüber 


t) Jahrb. der geol. R.-A. IX. 1858. p. 340 und 360. 

2) Ferd. Freiherr v. Richthofen: Geogn. Beschreibung der Umgegend von 
Predazzo, St. Cassian und der Seisser Alpe in Südtirol. 1860. p. 91 und 9%. 

23:1. c..9.198: 


112 D. Stur. [42] 


beschreibt v. Richtbofen unter 5) einen Schichtencomplex, dessen Zwi- 
schenschichten sehr reich an Muschelschalen, ihn an den Bleiberger Muschel- 
marmor erinnerten, und Trümmer von Glanzkohle enthielten. Diese Gesteine 
von Herrn v. Richthofen gesammelt, sind in unserem Museum aufbewahrt, 
und enthalten Ostrea montis caprilis, Perna Bouei und die Corbis Mellingi. 
Zwei Stücke Gestein der Heiligenkreuzer Schichten enthalten nebst der 
häufigsten Muschel dieses Niveau: der Anoplophora Münsteri Wıssm. das 
Bactryllium canaliculatum Heer,zweiandere Stücke die Avicula Gea Orb. 
vom Thörlsattel, und die Anoplophora Münsteri Wissm. ist im Eisengraben 
am Raiblersee in dem Corbulagestein vorhanden, sowie das Plychostoma 
Santae Orueis Wissm. sp. am Torersattel sehr häufig lose neben der Corbu- 
la Rosthorni Boue zu finden ist. 

Hiernach dürfte wohl ausser Zweifel sein, dass das Niveau, welchem 
die Heiligenkreuzer-Schichten (Schichte 3) v. Richth ofen’s) eingeschaltet 
sind, den Corbulaschichten vom Torer- und 'Thörlsattel entsprechen. Beide 
sind von einer mächtigen Dolomit-Ablagerung bedeckt. 

‚Die Reihenfolge der Schichten vom Kreuzkofel über Heiligenkreuz 
herab nach Wengen, zeigt somit die grösstmöglichste Aehnlichkeit mit x 
Lagerung auf der Scharte. 


Kreuzkofel, Scharte bei Raibl. 


1. Dolomit des Kreuzkofels. . Dolomit des Alpls. 

2. Schichten m. Ostrea montis caprılis, 2. Corbulaschichten. 
Perna Bouei, Corbis Mellingt, 
Anoplophora und Bactryllium. ’ 

3. Raiblerschichten. 3. Megalodonschichten und Myopho- 

ria Kefersteini-Bänke. 

4. Sedimentäre Tuffe von St. Cassian, 4. Mergelschiefer , Mergelkalke, 
sehr mächtig. schwarze plattige Kalke. 

5. Wengerschiefer. 5. Wengerschiefer. 


An beiden Orten fehlt der, den Raiblerschichten nach Herrnv. Richt- 
hofen parallele Schlerndolomit, der im Durchschnitte der Scharte unter 
dem Niveau der losen Petrefacte eingeschaltet sein sollte. 

Doch schon jenseits des Thales von St. Leonhard inı Westen, findet 
man im Gerdenazza-Gebirge den Schlerndolomit in bedeutender Mächtigkeit 
über den Tuffen aufragend, und bedeckt von der rothen Facies der Raibler- 
schichten. Aehnlich ist das Verhältniss im Pordoi-Gebirge. Am Schlern er- 
langt dieser Dolomit seine bedeutendste Entwicklung. Am West- und Süd- 
rande dieses Gebirges fehlen die Tuffe von St. Cassian und der Schlern- 
Dolomit lagert hier auf den Schichten der untern Trias, 

Eine sehr ähnliche Rolle spielt der erzführende Kalk bei Raibl wie 
der Schlerndolomit in der Umgegend von St. Cassian und der Seisseralpe. 

Im Norden wird sowohl die Kalkmasse des Fünfspitz, als auch die 
des Königsberges, von ganz gleichartigen Tuffschichten unterteuft. Diese 
enthalten in einem höheren Niveau die Pachycardia rugosa v. H., und 
die Cardinia problematica Klipst. sp.; in einem tieferen Niveau eine Reihe 
von St. Cassianer Petrefacten wie Holopella Lommellii Münst. sp., Loxone- 
ma subornata Münst. sp., Myophoria ornata Münst., Enerinus cassianus 
Laube. Diese Gesteine sind Tuffe, die auch petrographisch den St. Cassianer 
Tuffen ähnlich sınd. 


— 


[43] Beiträge z. Kenntniss d.geol. Verhältn. d. Umgegend v. Raiblu.Kaltwasser. 113 


Im Süden lagern auf dem erzführenden Kalke des Fünfspitz, auf dem 
Thörlsattel, die Gesteine der an Gasteropoden reichen Megalodonschichten. 
Est ist somit der erzführende Kalk genau zwischen denselben Schichten wie 
der Schlern-Dolomit gelagert und vertritt dessen Stelle bei Raibl. Die Er- 
scheinung, dass der oberste Theil des erzführenden Kalkes im Kunzenbach 
an einen Theil der Raiblerschiefer unmittelbar anstösst, ist nur ein Beweis 
für die Anschauungen v. Richthofens. Die weiteren Thatsachen, dass der 
erzführende Kalk am Westfuss des Fünfspitz, auf den tieferen Horizonten 
der Raiblerschichten, im Kaltwasserthale aber auf dem Wengerschiefer und 
Reiflingerkalk auflagert, scheint das Lagerungsverhältniss des Schlern-Dolo- 
mites an dessen West- und Südrande, wo derselbe unmittelbar auf den ober- 
sten Gliedern der unteren Trias liegt, dahin bestimmen zu wollen, dass 
hier schon in der ersten obertriassischen Zeit die Ablagerung des Schlern- 
dolomites, respective das Wachsthum der Korallenriffe eingeleitet wurde 
und fortgedauert hat, bis zum Schluss dieser Periode. 

Auf der Scharte bei Raibl sind die tieferen Niveaux unter den Myo- 
phoria Kefersteini-Bänken versteinerungslos gefunden worden und lassen 
keinen weiteren Vergleich mit den St. Cassianer Tuffen zu. Erst in der Ko- 
rallen-Schichte scheint mir wieder ein Horizont geboten zu sein, der unsere 
Aufmerksamkeit verdient. 

v.Richthofen beschreibt über dem Wengerschiefer, gleich an der Basis 
der Tuffbildungen, einen Korallenkalkstein, den er den Kalkstein von Cipit 
nennt,als reich an grossen Korallenstöcken wie auch an Cidariten-Stacheln 
und Encrinus-Stielgliedern. Die einzelnen Arten sind nicht bestimmt wor- 
den, auch ist kein sicheres Stück dieses Kalkes in unserer Sammlung 
vorhanden. Dennoch glaube ich die Aehnlichkeit zwischen diesem Cipit- 
Kalk und unserer Korallenschichte des Wengerschiefers hervorheben zu 
müssen. Die aus derselben vorläufig bestimmten Korallen sind allerdings 
keine besonders grossen Arten, doch enthält unsere Korallenschichte auch 
grosse Korallenstöcke bis 3 Zoll im Durchmesser, welche die ganze Mächtig- 
keit der Schichte verqueren. Die Bestimmung derselben ist vorläufig nicht 
möglich geworden, vielleicht aus der Ursache, dass sie in diesem Niveau allein 
vorkommen und von den Sammlern in St. Cassian nicht mitgenommen werden 
können, weil der Cipit-Kalk daselbst eine grosse Zähigkeit besitzt, die auch 
v. Richthofen hervorhebt. Auch in unserer Korallenschichte sind nur die 
ausgewitterten Stücke bestimmbar; durch Zerschlagen des Kalkes würde 
man kaum eine Koralle in bestimmbarem Zustande heraus bekommen. 

Im Liegenden des Cipit-Kalkes folgt der Wengerschiefer, wie in der 
Raibler Scharte. Allenthalben fand v. Richthofenden Wengerschiefer voll 
von Pflanzenresten. Leider ist bisher nur ein einziges besseres Stück davon 
in unserem Museum vorhanden und dieses enthält einen dem Genus Thinn- 
feldia angehörigen Farn *), dessen Nervation leider nur spärlich erhalten 
ist. Die andern kleinen Bruchstücke deuten auf das Vorkommen der Voltzia 
Raiblensis n. sp. im Wengerschiefer von Wengen. 

Die Wengerschichten der Umgegend von St. Cassian sind nicht an 
allen Orten vollkommen gleichgestaltet. Bald sind es dünnplattige, fast 
schiefrige, spröde Tuffschichten, bald kieselige, stark verunreinigte Kalke, 
oder thonschieferähnlich. Die Verschiedenheit zwischen der petrographischen 


*) Es ist kein Zamites wie es v. Richthofen angibt. 
Jahrbuch der k, k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1. Heft 


15 


114 D. Stur. [44] 


Beschafienheit des Raibler Wengerschiefers und den dünnplattigen, von 
Hornstein imprägnirten Tuffschichten in der Sohle des Kaltwasser-Thales 
steht somit der Annahme, dass beide Schichtencomplexe gleichzeitig sind, 
nicht im Wege. 

Im Liegenden der Wengerschiefer folgt in Wengen und in anderen 
Orten der „Buchensteinerkalk,“ ein dünnplattiger, knorriger, an Hornstein- 
Ausscheidungen sehr reicher Kalk. v. Richthofen eitirt daraus einen Glo- 
bosen Ammoniten, stellenweise die Halobia Lommeli. Die Beschreibung 
gibt vollständig das Bild von dem gewöhnlichen Aussehen des Reiflingerkalkes, 
und mögen sich die Angaben über die darin vorkommenden Petrefacten 
wohl genau so verhalten, wie die über den Reiflingerkalk von Kerschbuchhof. 
— Die wenigen, den Reiflingerkalk andeutenden Funde aus dem Kaltwasser- 
Thale scheinen vorläufig in der Reihenfolge der Schichten von St. Cassian 
ebenfalls Bestätigung zu finden. 

Diesen Thatsachen und Vergleichungen gegenüber hat wohl die locale 
Störung in der Schartenklamm im Wengerschiefer ihre Schärfe vollends ver- 
loren und erscheint die Lagerung des Wengerschiefers auf dem erzführenden 
Kalk als eine rein zufällige. Denn wäre diese Lagerung richtig, so könnte 
der erzführende Kalk nur dem unter dem Wengerschiefer und Buchensteiner- 
kalk folgenden Mendola-Dolomit entsprechen; dann wäre es aber nicht mög- 
lich unter diesem Muschelkalk-Dolomit am Nordfusse des Königsberges und 
Fünfspitzes die Tuffe von St. Cassian lagernd zu sehen. 

Bei der Vergleichung der Durchschnitte von Raibl und Kaltwasser mit 
den Verhältnissen im triadischen Kohlengebiete der nordöstlichen Alpen, 
darf ich die Thatsache nicht verhehlen, dass die bei Raibl aufgeschlossenen 
Myophoria-Kefersteini-Bänke, die Solen-Schicht, die Megalodon- und Corbula- 
Schichten, eine Anzahl von Fossilien untereinander gemeinschaftlich besitzen. 
Solche sind: Ammonites Johannis Austriae Klipst. 

Solen caudatus v. H. 
Corbula Rosthorni Boue 
Corbis Mellingi v. H. 
Pachyrisma sp. 
Cardinia problematica Klipst. sp. 
Myophoria Kefersteimi Münst. 

s Chenopus Laube 

n inaequicostata Münst. 
Avicula Gea Orb. 
Hörnesia Johannis Austriae Klipst. sp. 
Perna Bouei v. H. 
Pecten filosus v. H. 
Woaldheimia Stoppamit Suess. 

Von den aufgezählten, mehreren der genannten Schichtencomplexe ge- 
meinschaftlichen Arten ist hier die Corbula Rosthorni Boue allerdings nur 
zweifelhaft angeführt, da es nicht sicher festgestellt ist, ob sie am Fuss des 
Schwalbenkopf’s in der That in der Solenschichte auftritt und hier möglicher 
Weise das Corbula-Gestein petrographisch anders aussehen könnte, als an 
den übrigen Fundorten bei Raibl. 

Diese Reihe enthält fast sämmtliche wichtige Arten der Raibler Schich- 
ten, und es wird wohl sehr gewagt sein, nach diesen genannten Arten allein 
sich zu entschliessen, eine gegebene Schichte in das höhere oder tiefere 


[45] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d, Umgegend v. Raibl u. Kaltwasser. 115 


Niveau von Raibl einzureihen, Hier wird man sich nur einigermassen dadurch 
behelfen können, dass die Corbula Rosthorni Bou£, 
Corbis Mellingi v. H., 
Myophoria Chenopus Laube, 
Hörnesia Johannis Austriae Klipst., 
Perna Bou£i v. H. 
nur in jenem Niveau häufig und gross entwickelt zu finden sind, in welchem 
die Myophoria Kefersteini fehlt, die ihrerseits von 
Solen caudatus v H., 
Cardinia problematica Klipst, sp., 
Pecten filosus v. H. vorzüglich häufig begleitet wird. 

Diess vorausgesetzt, wird man nicht anstehen, vorerst jene Schichten, 
die ich unter dem Namen der Opponitzer-Kalke zusammengefasst habe, für 
das obere Niveau von Raibl zu erklären. Die Schichten enthalten in einer 
ganzen Reihe von Fundorten: Corbis Mellingi v. H., 

Perna Bouei v. H., 
Ostrea montis caprılıs Klipst. 

Bei Meyerling im Helenenthale, ferner in einem Seitengraben des 
Sulzbaches bei Reichraming fand ich darin auch die Corbula Rosthorni Bou£. 

Wenn auch in diesem Kohlengebiete die Myophoria Keferstein? noch 
nicht entdeckt ist, so deuten doch Vorkommnisse des Pecten filosus v. H. 
an vielen Puncten, des Solen caudatus v. H. nach Funden im Feilbachgraben 
östlich bei Weyer, an, dass, wenn auch sehr unvollständig entwickelt, doch, 
an der Grenze zwischen dem Kohlen führenden Lunzersandstein und den 
Opponitzer Kalken, das tiefere Niveau von Raibl hier und da auftritt. Schon 
innerhalb der Kohlenschiefer des Lunzersandsteins ist eine Myoconcha-Art, 
wohl ident mit Myoconcha Curionü v. Hauer an mehreren Stellen insbe- 
sondere im Soisgraben bei Kirchberg a. P. beobachtet worden, die in der 
Lombardie und höchst wahrscheinlich auch in Raibl (bisher nur unvollstän- 
dig erhalten in der Solenschichte) gewöhnlich die Myophoria Kefersteini 
begleitet. 

Es ist daher wohl anzunehmen, dass die Opponitzer-Schichten den 
Corbula-Schichten von Raibl entsprechen, dass die, unmittelbar über dem 
Lunzersandstein stellenweise entwickelten Mergelkalke und Mergelschiefer 
mit Pecten filosus v. H. auch in petrographischer Beziehung die unterste Partie 
der Megalodon - Schichten vertreten, dass endlich die oberste Partie 
des Lunzersandsteins schon in das Niveau der Myophoria Kefersteinv-Bänke 
(Myoconcha Ouriomü v. H.) falle. 

Was tiefer folgt ist der kohlenführende Lunzersandstein, der petro- 
graphisch allerdings wenig Aehnlichkeit zeigt mit den Mergelschiefern und 
Mergelkalken auf der Scharte. Doch, wir sehen die petrographische Be- 
schaffenheit sich in kürzesten Strecken so ändern, dass man darüber hin- 
aussehen kann, umsomehr als im Liegenden des Lunzersandsteins endlich 
der Wengerschiefer folgt, auf dessen Identität mit dem zu Raibl ich schon 
zu sprechen kam. 

Im Lunzersandstein ist aber stellenweise über dem Wengerschiefer 
der eigenthümliche Schichtencomplex der Reingrabner-Schiefer mit Halobia 
Hauer: Stur und Ammonites floridus Wulf. sp. entwickelt. In diesem Rein- 
grabner Schiefer treten an der Enns nördlich bei Hieflau schwarze, sehr 
feste, von Schwefelkies stellenweise imprägnirte Kalkbänke auf, in weichen ich 

15 


116 D. Stur. [46] 


nebst der Halobia Haueri einen Nautilus fand, der Nautilus rectangularıs 
v. H. sein könnte. Möglich wäre es somit, wenn diese Nautilus-Art wie ich 
vermuthe, ursprünglich den schwarzen plattigen Kalken im Kempferbache bei 
Raibl (über der Korallenschichte) entnommen ist, dass in diesen Kalken 
ein Aequivalent der Reingrabner Schiefer vorliegt, welches auch petrogra- 
phisch viele Aehnlichkeit damit zeigt. 

Auf die Vergleichung der durch die verdienstvollen Arbeiten von 
Prof. Pichler bekannten Oarditaschichten mit den Raiblerschichten gehe 
ich nicht näber ein, aus der Ursache, weil es, wie ich glaube, bisher 
nicht gelungen ist, dieselben auf den Horizont der Wengerschiefer zu be- 
ziehen und zu orientiren, — und die Darstellung der schwierigen Lagerungs- 
verhältnisse mehr Raum erfordern würde, als mir hier geboten ist. Die 
Möglichkeit zweier Horizonte der Carditaschichten ist bei Raibl und Kalt- 
wasser gegeben. Die Schichten von Kaltwasser als der tiefere Horizont be- 
trachtet, führen in der That Gesteine, die an die Carditaschichten sehr er- 
innern. Es ist dies vorzüglich das oolithische Gestein des oberen Kalkzuges 
mit den angegebenen Petrefacten. Dieses Carditagestein tritt hier im Han- 
genden eines Tuffcomplexes auf, welchen vorzüglich eine Landflora auszeich- 
net, die ganz diejenige unseres Lunzersandsteines ist. Dieses Verhältniss 
erinnert lebhaft an Klein Zell, wo zwischen dem Lunzersandstein und den 
Opponitzerschichten ebenfalls das Carditagestein mit einer Anzahl Cassianer- 
Petrefacte gefunden wurde.) Ueber den Tuflschichten von Kaltwasser folgt 
der erzführende Kalk (Schlerndolomit) und auf diesen lagern die Megalo- 
don-, dann die Corbulaschichten. Die letzteren erinnern durch die Ostrea 
montis caprilis an die Oarditaschichten mancher Localitäten. 

Bei der Anwendung der Raibler-Durchschnitte auf die Verhältnisse 
der Carditaschichten erscheint es sehr störend, dass die Faunen der einzel- 
nen Schichten in Raibl nicht vollkommen getrennt sind, und gemeinschaft- 
liche Arten enthalten, die die Feststellung der einzelnen Horizonte sehr 
erschweren. So findet man insbesondere am Mitterberg des Haller-Salzberges 
mit: 

Ammonites floridus Wulf sp. 

Pecten filosus v. H. 

Cardimia problematica Klipst. 

Myoconcha conf. Ourionü. v. H. 
lauter solchen Petrefacten, die man gerne in das Niveau der Myophoria 
Kefersteimi-Bänke verlegt, in einer und derselben Gesteinschichte: 

1. Corbula Rosthorni Boue? 

2. Corbis Mellingi v. H. 

3. Perna Boußi v. H. 

4. Avieula Gea Orb. 

5. Myophoria' lineata Münst. 
die hier sehr häufig und vollkommen in Grösse und Form so entwickelt 
sind, wie ausschliesslich nur in den Corbulaschichten bei Raibl. 

Wenn man den Wengerschiefern und den Kalken von Kerschbuchhof 
die verdiente Aufmerksamkeit schenken und beachten wird, dass grosse 
Kalkmassen unmittelbar über den Wengerschiefern, wie am südwestlichen 
Fusse des Königsberges, eingeschaltet sein können, dass über den Cardita- 


1) Jahrbuch der geol. R.-A. XV. 1865. p. 45. 


!'47] Beiträge z. Kenntniss d. geol. Verhältn. d. Umgegendv. Raiblu.Kaltwasser. 117 
schichten wie in Kaltwasser, ebenfalls eine grosse Masse weissen Kalks 
folgen kann, dass ferner auch der Megalodondolomit vom Thörlsattel stellen- 
weise zu sehr grossen Massen anwachsen, auch gänzlich fehlen kann — und 
dass endlich sowohl in den Corbulaschichten am Thörlsattel ein Dolomit 
auftritt, der ebenso gut zu einer mächtigen Masse anschwellen kann, wie er 
am Torersattel ganz fehlt — wie auch über den Corbulaschichten Dolomit 
folgt — wird es auch hier gelingen, trotz grosser Schwierigkeiten die Wahr- 
heit herauszufinden. 

Für den Vergleich der Verhältnisse der Raiblerschichten mit der 
ausseralpinen Trias findet man die Untersuchungen so weit vorgeschritten, 
dass „icht nur die detaillirtesten Durchschnitte und eingehendsten Schilde- 
rungen über die Petrographie und die Petrefacten der einzelnen Schichten 
vorliegen, wie für Franken in den Arbeiten der Herren F. Sandberger') 
und des Fr. Nies?) — sondern dass auch schon sehr beachtenswerthe Ver- 
suche publicirt sind 3) über die wahrscheinlichen Aequivalente unserer alpi- 
nen Triasschichten in der ausseralpinen Trias. 

Ich darf hier meine Bemühungen um die Parallelisirung des Lun- 
zersandsteines mit der Lettenkohle, des Wengerschiefers mit den Bair- 
dienschichten bei Würzburg u. s. f. voraussetzen. — Es sei mir erlaubt 
hier nur auf die Vergleichung unserer Myophoria Kefersteini-Bänke, mit 
der von Prof. F. Sandberger entdeckten und beschriebenen Bleiglanz- 
Bank mit Myophoria Raibliana näher einzugehen. 

Bei der so ausserordentlichen Wichtigkeit dieses Vergleiches, für 
die Erkenntniss unserer eigenen Verhältnisse, ist es zu rechtfertigen, 
. wenn man bis auf die unansehnlichsten Merkmale zurückgeht, die zur Er- 
kenntniss der Gleichartigkeit oder Verschiedenheit der beiden so wichtig 
gewordenen Muscheln, nämlich jener von Raibl und jener von Hüttenheim 
führen können, eingeht. 

Ich habe zu diesem Zwecke 75 Stücke der schönsten und besten Exem- 
plare der Myophoria Kefersteini von Raibl vor mir, und finde sie folgender- 
massen gestaltet. Die Diagnose, die Abbildung und Beschreibung dieser 
Muschel wolle der freundliche Leser in F, Ritter v. Hauer’s Beiträgen zur 
Kenntniss der Fauna der Raiblerschichten *) nachsehen. 

Die linke Schale. Die Ausbildung der drei Kiele auf dieser 
Schale ist die Regel. Der hinterste Hauptkiel ist breit und abgerun- 
det (auf der rechten Schale ist derselbe scharfkantig), und nimmt in radialer 
Richtung an Dicke zu. Der zweite Kiel ist viel schwächer, am Wirbel 
fast ohne Ausnahme scharfkantig — leistenartig hervortretend, verliert sich 
seine Schärfe nach dem Rande der Schale hin nach und nach ganz, und wird 
daselbst nur noch durch eine schwache Erhöhung angedeutet oder verschwin- 
det auch ganz, ohne den Rand der Schale vollständig erreicht zu haben. Der 
dritte Kiel ist in allem schwächer als der zweite. 


1) Die Gliederung der Würzburger Trias und ikrer Aequivalente. I. Würz- 
burger naturw. Zeitschr. VI. 1866 p. 128. — II. Der Muschelkalk.: ibidem p. 158. 
— TI. Lettenkohlengruppe: ibidem p. 192. 

°) Beiträge zur Kenntniss des Keupers im Steigerwald. Würzburg 1868. 

®) Dr. F. Sandberger: Die Stellung der Raiblerschichten in dem fränki- 
schen und schwäbischen Keuper. Ibidem p. 34. 

%) Sitzungsb. der k. Akad, d. Wissensch. 1857. XXIV. p. 550. T, IV. 


118 D. Stur, [48] 


Unter den 75 ausgewählten Exemplaren sind mir nur zwei Indi- 
viduen bekannt, die eine Ausnahme bilden und vier Kiele besitzen. Da- 
von ist der vierte zwischen dem zweiten und dritten Kiele so eingeschaltet, 
dass bei einem Stück derselbe Kiel am Wirbel beginnt, und bis an den 
Rand der Schale gut ausgebildet ist, bei dem zweiten kleineren Exemplar 
derselbe Kiel (als Radialstreifen) erst in einiger Entfernung vom Wirbel 
beginnt und noch vor dem unteren Rande der Schale endet. 

Nur ein Exemplar ist in derselben Menge von Individuen, an wel- 
chem der dritte vorderste Kiel vom Wirbel an durch zwei Drittel der 
Schalenbreite nur schwach (nicht kantig) angedeutet ist. Ich finde kein 
Exemplar unter den verwendeten, an welchem nur der Haupt- und der 
erste Nebenkiel (somit nur zwei Kiele) ausgebildet wären. 

Die rechte Schale. Auch auf dieser Schale sind drei Kiele deut- 
lich ausgebildet. Von diesenist der Hauptkiel inder Regel (im Gegensatze 
zum breiten abgerundeten Hauptkiele der linken Schale) schmal und scharf- 
kantig. Die beiden ebenfalls am Wirbel beginnenden Nebenkiele sind denen 
der linken Schale gleich, nur in der Regel schwächer ausgebildet. 

Unter den 75 verwendeten Exemplaren finden sich 16 Individuen, die 
neben den drei Kielen keine deutlich ausgebildeten Radialstreifen be- 
sitzen, die übrige bedeutende Zahl hat deren aber mehrere, deren Anzahl 
bis zu sechs, selten bis zu zehn varürt. DieRadialstreifen beginnen erst 
in einiger Entfernung vom Wirbel und erreichen auch in den meisten Fällen 
den Rand der Schale nicht. Sie sind seltener zwischen dem Hauptkiel und 
dem ersten Nebenkiel, und bedecken häufiger den vorderen Theil der Schale 
vom ersten Nebenkiel an, so dass derselbe in seltenen Fällen dicht radial 
gestreift erscheint. 

Nur ein Exemplar liegt mir vor, an welchem neben dem Haupt- 
kiel nur ein Nebenkiel ausgebildet zu bemerken ist. Zwei andere 
haben nur an den Wirbeln die beiden Nebenkiele angedeutet und ist die 
übrige vordere Fläche derselben glatt, ohne Radialstreifen und ungekielt. 

Die Oberfläche beider Schalen ist gewöhnlich mit concentrischen, 
dicht nacheinander folgenden Zuwachsstreifen bedeckt. Diese sind an den 
Wirbeln sehr fein wulstförmig, sehr regelmässig unter sich und mit dem 
Rande der Muschel parallel verlaufend. Sie erleiden auf den Nebenkielen 
eine Brechung unter einem stumpfen Winkel, und wohl seltener eine Ver- 
dickung, so dass der Nebenkiel dann eine schwache Knotenreihe trägt. Auf 
dem Hauptkiel der linken Schale biegen sie allmälig um, ohne 
einer deutlichen Ausschweifung gegen den Aussenrand der Schale, und ver- 
laufen auf der Hinterfläche in der Richtung nach den Wirbeln. Auf dem 
Hauptkiel der rechten Schale dagegen sieht man die Zuwachsstreifen 
bedeutend nach Aussen hin abgelenkt, ausgeschweift und dann unter einem 
scharfen Winkel gebrochen. Entferater von den Wirbeln wurden die Zu- 
wachsstreifen in der Regel je weiter zum Rande der Schale stärker und un- 
regelmässiger, so dass hier die Schale mit unregelmässig blätterigen, con- 
centrischen Rippen bedeckt erscheint, die ohne bemerkbare Brechung über 
die Nebenkiele hinwegsetzen. 

Nur selten trifft man die Exemplare so vollständig, dass auch noch 
die oberste Schichte der Schale wohlerhalten ist. Diese besteht aus einem 
sehr dünnen Kalkhäutchen, welches mit sehr feinen leistenartigen concen- 
trisch verlaufenden Streifen bedeckt erscheint, die wohl in den meisten 


[49] Beiträge z. Kenntnissd. geo!. Verhältn.d. Umgegendv.Raib! u. Kaltwasser. 119 


Fällen parallel sind mit den Zuwachsstreifen, doch sieht man sie nicht selten 
auch einen von der Zuwachsstreifung abweichenden Verlauf nehmen. Diese 
Streifen, deren 9—10 auf einer Breite von 3 Millimeter zu zählen sind, 
anastomosiren sowohl auf der vorderen Fläche der Schale, wenn auch 
seltener, als auch auf dem Hauptkiele untereinander, und werden so wie die 
Zuwachsstreifen in der Nähe der Wirbel auf den Nebenkielen gebrochen, 
während sie am Rande der Schalen ungebrochen über diese hinwegsetzen. 

Sowohl die concentrischen Zuwachsstreifen, als auch die Streifung 
der obersten Schalenschichte ist in allen mir vorgekommenen Fällen 
schöner und regelmässiger auf der rechten als auf der linken 
Schale ausgebildet. 

Von jener Myophoria aus der Bleiglanzbank von Hütten- 
heim (Unterfranken) habe ich durch die Güte des Herrn Prof. F.Sandber- 
ger 8 Stück Kittabdrücke zur Vergleichung vor mir. Dieselben sind ge- 
fertigt nach drei verschiedenen Exemplaren. Das grösste Exemplar, 
32 Millimeter lang, ist eine linke Schale. Der Hauptkiel ist stark und 
breit abgerundet. Der erste Nebenkiel reicht von den Buckeln bis zum Rande 
der Schale, ist oben ziemlich scharfkantig, nach dem Rande zu weniger mar- 
kirt. Der zweite Nebenkiel ist von den Wirbeln an auf eine Länge von 12 
Millimeter deutlich zu verfolgen und verschwindet somit beiläufig in der 
Mitte der Schalenfläche. Die Zuwachsstreifung ist eine ziemlich regelmässig 
entwickelte zu nennen, auch glaube ich Spuren von der feinen Streifung der 
obersten Schalenschichte an den Abdrücken zu bemerken. Diese eine Schale 
stimmt in der That möglichst genau mit einigen seltenen Exemplaren von 
linken Schalen der Myophoria Kefersteinn von Raibl überein, und weicht 
nur darin ab, dass der zweite Nebenkiel viel früher (in der Mitte der 
Schalenbreite) aufhört, überhaupt nur angedeutet erscheint. 

Das zweite Exemplar, ebenfalls einer linken Schale angehörig, 
12 Millimeter lang, und in allem vollkommen das erste grössere Exemplar 
in verkleinertem Maassstabe darstellend, unterscheidet sich vom gleich alten 
von Raibl ebenfalls dadurch, dass der zweite Nebenkiel nur in der Wirbel- 
gegend angedeutet erscheint. 

Das dritte Exemplar ist der Abdruck einer rechten Schale von 
22 Millimeter Länge. Der Hauptkiel ist schärfer, als an den beiden erst be- 
schriebenen linken Schalen, wie dies auch an den Raiblerexemplaren 
gewöhnlich ist. Zwichen diesem und dem ersten Nebenkiel ist ein Radial- 
streifen vorhanden, der in einer Entfernung von 12 Millimeter Länge vom 
Wirbel beginnt und dem Nebenkiele genähert verlauft, gleichsam diesen 
verdoppelnd. Der zweite Nebenkiel ist auf dem Abdrucke nur auf i2 Milli- 
meter Länge vom Wirbel zu verfolgen. Statt einer Fortsetzung desselben er- 
blickt man einen Radialstreifen, der ihn gleichsam vertritt und etwas näher 
zum ersten Nebenkiel gestellt, bis zum Schalenrande sichtbar ist. 

Unter den vielen Raibler Exemplaren finden sich zwei Individuen, an 
denen eine ganz gleiche Verdopplung des ersten Nebenkieles, wie auf dem 
Exemplare von Hüttenheim zu bemerken ist. 

Ueberhaupt scheinen diese drei Exemplare der Myophoria von Hütten- 
heim in der That dem Formenkreise der Myophoria Kefersteini anzuge- 
hören. Doch dürfte die Identität erst dann volle Sicherheit erlangt haben, 
wenn auch jene häufigen und an allen bekannten Fundorten gleichhäufig vor- 
kommenden Formen mit drei vollständig ausgebildeten Kielen auf der linken, 


120 D. Stur. [50] 


ferner mit drei Kielen und 6—10 Radialstreifen auf der rechten Schale, 
von Hüttenheim oder überhaupt aus dem ausseralpinen Keuper vorliegen 
werden. 

Die Vergleichung der Myophoria Kefersteini mit der Myophoria 
transversa aus dem Grenzdolomit der Lettenkohle ist ebenso erforderlich, 
da beide einem nicht wesentlich verschiedenen Niveau angehören dürften, 

Die M. transversa ist nach Herrn v. Schauroth vorzüglich ausge- 
zeichnet durch ihre nach hinten oder quer verlängerte Gestalt. Doch scheint 
dieses Merkmal kein allgemein giltiges zu sein, indem ich unter 10 zu 
Beuerfeld gesammelten Exemplaren nur eines finde, welches der von Herrn 
v. Schauroth gegebenen Figur vollkommen entspricht. Die übrigen Stücke 
zeigen genau.den Umriss der Myophoria Kefersteini, und ist der vordere 
Theil der Schalen derselben vom Nebenkiel an viel breiter, als bei der als 
normal angenommenen Form. 

An den, mir von Beuerfeld vorliegenden erwachsenen Exemplaren sehe 
ich neben dem Hauptkiele nur einen Nebenkiel, und finde an keinem Exem- 
plare einen zweiten Nebenkiel auch nur angedeutet. Auch auf der linken 
Schale eines 5 Millimeter langen jungen Exemplares, ist neben dem Haupt- 
kiele nur ein Nebenkiel zu beobachten. Auf der rechten Schale eines 
zweiten jungen Exemplares von 21/, Millimeter Länge schiebt sich, wie auch 
schon Herr v Schauroth beobachtet hat, zwischen dem Hauptkiel und 
dem Nebenkiel ein Radialstreifen ein, der erst in einiger Entfernung vom 
Wirbel beginnt und bis zum Schalenrande an Stärke zunimmt. Ausserdem 
ist noch ein zweiter Radialstreifen auf der vorderen Fläche der Schale neben 
dem Nebenkiele zu bemerken, der gleichsam einen zweiten Nebenkiel vertritt 
und fast vom Wirbel an bis zum Schalenrande deutlich zu verfolgen ist. 

Die Ornamentik der Schalenoberfläche zeigt keine grossen Verschie- 
derheiten von denen der Myophoria Kefersteini, da sowohl die Zuwachs- 
streifen eine grosse Aehnlichkeit zeigen, als auch die Streifung der obersten 
Schalenschichte eine analoge ist. Doch ist zu bemerken, dass die Streifung 
der obersten Schalenschichte bei der Myophoria Kefersteini eine viel feinere 
und zartere ist. Auch darf ich nicht verschweigen, dass die analoge Streifung 
bei der Myophoria transversa an dem mir vorliegenden Exemplare erst dann 
sichtbar wird, wenn man ein äusserst feines, mit dendritischen Zeichnungen 
versehenes Kalkhäutchen, das die ganze Schale gleichmässig (an einigen 
Stellen in einer doppelten Schichte) bedeckt, weggesprengt hat. 

Die Brechung der concentrischen Streifung an dem Nebenkiele scheint 
bei der Myophoria transversa, bis zum: Rande der Schale in der Regel deut- 
lich ausgesprochen zu sein, während sie bei Myophoria Keferstewmi, nur 
näher zu den Wirbeln gewöhnlich ist. Doch die Verdickung der Streifen zu 
einer Schuppenreihe auf den Kielen, die Professor Sandberger erwähnt, 
scheint nur ausnahmsweise, wie auch bei M. Kefersteini vorzukommen. 

Diese drei Formen von Myophoria zeigen in ihren Merkmalen eine 
vielfache Analogie und grosse Aehnlichkeit. Sie gehören gewiss einer Grund- 
form an. Das fast gänzliche Fehlen der Radialstreifen auf der linken, und 
deren gewöhnliches Vorkommen auf der rechten Schale, die Ornamentik, 
die Form des Hauptkiels der rechten und der linken Schale und die der 
Nebenkiele ist bei allen dreien eine fast gleiche. 

Was bei der einen im Jugendzustande bemerkt wird, findet man bei 
der zweiten Form im vorgerückten Alter noch erhalten, und ist bei der 


[5 1] Beiträge. Kenntnissd. geol, Verhältn, d. Umgegend v. Raiblu. Kaltwasser. 124 


dritten Form in allen Lebensstadien deutlich ausgedrückt. So die Einschie- 
bung der Radialstreifen zwischen die Kiele ist bei M. transversa nur bei 
jungen Exemplaren von 2—3 Millimeter Länge auf den rechten Schalen 
beobachtet, und fehlt auf den älteren Individuen. DieMyophoria von Hütten- 
heim zeigt auf der mir bekannten rechten Schale von 22 Millimeter Länge 
die Radialstreifen noch deutlich. Bei M. Kefersteini erscheinen die zahl- 
reichen Radialstreifen in allen Altersstufen nicht nur auf der rechten son- 
dern zuweilen auch auf der linken Schale. Der zweite Nebenkiel ist bei der 
M, tramsversa nicht vorhanden, auch auf jungen Exemplaren soweit bekannt 
nicht angedeutet. Derselbe ist bei der Myophoria von Hüttenheim nur in 
der Wirbelgegend vorhanden, und erlangt bei der M. Kefersteini von Raibl 
seine volle Entwicklung. Die Myophoria von Hüttenheim scheint nach den 
mir bekannten Exemplaren eine Mittelform, ein Verbindungsglied zwischen 
der M. Kefersteini von Raibl und der M. transversa von Beuerfeld zu sein, 
und da es vortheilhafter ist alle drei Formen zu unterscheiden, als sie zu 
einer sogenannten Art zu verbinden, schlage ich vor die Form von Hütten- 
heim Myophoria Samdbergeri zu nennen. 

Ausser der Verschiedenheit der .M. Sandbergeri von der M. Kefer- 
steinid habe ich noch folgenden Grund, nicht anzunehmen, dass die Blei- 
glanzbank von Hüttenheim ein Aequivalent der M. Kefersteini-Bänke in 
Raibl sei. Dieser Grund ist oben theilweise angedeutet, dass nämlich schon 
innerhalb des Lunzersandsteines bei den Kohlenflötzen, Kohlenschiefer vor- 
kommen, in denen die Myoconcha conf. Ourionii v. H. auftritt, eine Be- 
gleiterin der M. Kefersteini in den lombardischen Raiblerschichten. Diesem 
Niveau “des Lunzersandsteines entspricht beiläufig die Bank der M. Kefer- 
steinv in Raibl. Auf der Scharte daselhst folgt aber die M. Kefersieini 
dureh zwei aufeinander folgende Horizonte: die Solenschichte und das Ni- 
veau der losen Petrefacte der Megalodonschichten. 

Aehnlich ist das Auftreten der Myophoria transversa, die sowohl in 
der Lettenkohle, als in dem darauf lagernden Grenzdolomit vorkommt. 

Die Gründe, dass man im Grenzdolomit eine Reihe von St. Cassianer 
Arten gefunden hat, können für die gegentheilige Meinung nicht ins Ge- 
wicht fallen, da ja auch noch die Corbulaschichten eine ganze Reihe von 
St. Cassianerarten enthalten, und leider bis heute noch in St. Cassian 
selbst eine Schichtenweise Gliederung der reichen Fauna nicht vorgenommen 
werden konnte. Und wie verschieden die Fauna der einzelnen Horizonte 
sein muss, und wie viel verschiedene Horizonte in St. Cassian auftreten, 
geht aus den v. Richthofen’schen Arbeiten, und aus den hier vorlie- 
genden Mittheilungen über Raibl und Kaltwasser hervor. Dies waren die 
Gründe zugleich, die mich schon im Herbst 1865 bewogen haben, in der 
Aufstellung unseres Museums, das Niveau der Myophoria Keferstemi, als 
solches zu bezeichnen, welches dem oberen Theile der Lettenkohle, und dem 
Grenzdolomit, beiläufig entspricht. 

Wenn man auch annimmt, dass die höher liegenden Corbulaschichten 
schon dem. untersten Niveau der bunten Mergel des Keupers angehören, 
also beiläufig in ein Niveau mit den Corbulaschichten v. Alberti's zu 
stellen sind, so wie ich dies schon im Herbst 1865 angenommen hatte, so 
sind wir mit unseren Corbulaschichten noch sehr tief unter der oberen 
Grenze des deutschen Keupers, und haben noch die Aequivalente des Schilf- 


sandsteines und Semionotus-Sandsteins nebst den ZUgeNOrIgen. MIELE 
6 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 1. Heft- 


122 D. Stur. Geol. Verhältnisse d. Umgegend von Raibl u. Kaltwasser. [52] 


somit fast den ganzen sehr mächtigen Keuper in unseren Alpen nach- 
zuweisen. 

Der Hangenddolomit in Raibl ist den Corbulaschichten ganz conform 
und ohne irgend einer Spur von Störungen aufgelagert, und durch die in 
ihm eingelagerten dolomitischen Kalkmergelbänke auch petrographisch 
ebenso mit den liegenden Schichten verbunden, wie der Opponitzerdolomit 
in den nordöstlichen Alpen mit den Opponitzerkalken. Einlagerungen ähn- 
licher Kalkmergel wie die mit Corbis Mellingi und Perna Bouei, trifft man 
noch hoch über dem Lunzersandstein in dem Opponitzerdolomit. Es ist daher 
wohl anzunehmen, dass dieser Hangenddolomit — Opponitzerdolomit — 
noch triadisch sei, und den gesammten Keuper repräsentire, da weder 
Störungen in der Lagerung vorhanden sind, noch irgend andere Ursachen 
vorliegen, anzunehmen, dass hier die Ablagerungen der obersten Trias nicht 
stattfanden und fehlen. 

Soweit die Fauna des Hangenddolomites einer genaueren Bestimmung 
unterzogen werden konnte, stimmen die Arten.nicht mit jenen des soge- 
nannten Hauptdolomites, wie ich schon oben erwähnt habe. 

Die Trias in den Karpathen bietet ebenfalls Gelegenheit hierher zu 
beziehende Thatsachen zu beobachten, über welche ich in einem nächsten 
Aufsatze ausführlicher zu berichten haben werde. Hier sei nur soviel vor- 
läufig erwähnt, dass in den Karpathen über den Aequivalenten des Lunzer- 
sandsteines ein stellenweise sehr mächtiger Dolomit auftritt, und erst über 
diesem jene rothen Mergel in Wechsellagerung mit eigenthümlichen Dolo- 
miten folgen, die unter der rhätischen Formation gelagert, von Dr. Stache 
zuerst als dem Keuper angehörig erwiesen wurden — dass somit auch hier 
ein dem Hangenddolomite äquivalenter Dolomit vorhanden ist, der unter 
den Keupermergeln gelagert, nothwendig noch der Trias angehören muss. 

Dies sind die Beobachtungen, die ich in Raibl gemacht habe, oder 
durch diese Reise zu machen veranlasst worden bin. Sie sind leider nur un- 
vollständig, und solange unvollendet, bis es gelingt auch den westlich an- 
stossenden Theil des Zuges der Raibler-Schichten in gleicher Richtung neu 
zu begehen. Aber trotzdem dürften sie hinreichen um begründete Zweifel 
zu erheben, gegen die einseitige Deutung der Lagerungsverhältnisse auf der 
Scharte, so wie sie sich bei einer Durchschnitts-Begehung ergeben. 

Es bleibt noch vieles zu thun übrig. Sehr wünschenswerth wäre, bevor 
ein weiterer Schritt in der Aufnahme der westlichen Partie gemacht wird, 
erst jene von mir neu entdeckten Fundorte von Petrefacten in den Tuflen 
und Breceien von Kaltwasser so sorgfältig auszubeuten, wie dies verhält- 
nissmässig sehr vollständig mit den Fundorten um Raibl geschehen ist. 
Dies würde schon manche nicht hinreichend sichergestellte Thatsache 
festigen, und die Anhaltspunkte auch zur Deutung der merkwürdigen Ver- 
hältnisse im Lahnthale, vermehren. 


VI. Der Jura von St. Veit bei Wien. 
Von Karl Griesbach. | 


Vorgelegt in der Sitzung vom 4. Februar 1868. 


(Mit Taf. II und IV.) 


Zwischen dem Dorfe Lainz, den Orten St. Veit und Hietzing erhebt 
sich eine Hügelkette, die schon durch ihre Form von dem niedern Hügellande 
deutlich zu unterscheiden ist. Dieser kleine Complex von Hügeln umfasst 
Schichten, welche von der rhätischen bis in die Neocomformation reichen. 
Doppelt interessant wird diese Lokalität dadurch, dass sie so nahe bei Wien 
liegt und so leicht zu erreichen ist. Zudem ist bis jetzt kein Punct in den 
Nordalpen bekannt, ausser dieser einzelnen Insel, wo die Juraschichten so 
typisch entwickelt sind. Eine wirkliche Lücke und daher Discordanz 
zwischen den Schichten tritt eigentlich nur zwischen oberstem Dogger und 
oberem Malm ein; der untere und mittlere Malm fehlt. Ob der unterste 
Dogger fehlt, kann nicht bestimmt behauptet werden, vielleicht wird es ge- 
lingen, auch diese Schichten noch nachzuweisen. 

1. Kössener Schichten. Zur ausgezeichneten Entwickelung gelangen die 
Kössener Schichten, welche an mehreren Puncten aufgeschlossen sind. 

Von dem Wege, der von Lainz nach Ober St. Veit führt, biegt ein 
Fusssteig ab, der bis zur Thiergartenmauer, zum Gemeindewalde führt. 
Dieser Fusssteig zieht sich zwischen Weingärten hin, rechts gehören sie zum 
Bereiche der interessanten Lokalität, links liegen dieselben auf einem Ter- 
tiär- und Sandsteinterrain. 

Längs dieses Weges findet man die Gesteine der Kössener Schichten. 
Sie sind an den braungelben Verwitterungsflächen und zahlreichen Petrefac- 
ten-Durchschnitten, so leicht zu erkennen, dass man sie, einmalgesehen, augen- 
blicklich wieder erkennt. 

Herr Bergrath Stur, der dieses Vorkommen schon lange kannte, unter- 
scheidet zwei Ausbildungsformen. Ein braunes Gestein mit Petrefacten in Horn- 
stein findet sich östlich von der Einsiedelei; es enthält: 


Chemnitzia Quenstedti Stopp. Arca bavarıca Winkl. 

Turritella Stoppamii Winkl. Myophoria inflata Emmr. (Neoschi- 
Turbo alpinus Winkl. zodus posterus Qu.) 

Avicula contorta. Portl. Cardium austriacum Hauer. 
Gervillia praecursor Qu. Leda percaudata Gümbel. 


» inflata Schafh. 


194 K. Griesbach. [2] 


Die graue Schichte mit verkalkten Petrefakten enthält: 


Chemnitzia Quenstedti Stopp. Pecten acuteauritus Schafh. 
2 Gastropodenspecies. Plicatula intusstriata Emmr. 
Ostrea rhätica Quenst. Gervillia inflata Schafh. 
Anomia fissistriata Winkl. Mytilus minutus Gf. 
„  alpina Wink. Cardium austriacum Hauer. 
sp. Pholadomya lagenalis Schafh. 


” Wir haben somit hier ausgezeichnet entwickelte Kössener-Schichten 
vor uns, an deren Bestimmung nicht im Mindesten gezweifelt werden kann. 

2. Grestener Kalke. Ungefähr 50 Schritte von der Abzweigung des 
Weges zur Einsiedelei, bei einem Kreuze, an der Strasse nach Ober St. Veit 
eröffnete man einen kleinen Steinbruch, wie ich glaube, der Strassen- 
beschotterung wegen. Dieser Bruch befindetsich in einemfesten, grauen Cri- 
noidenkalke, der etwas in’s Grünliche spielt. Zahlreiche Exemplare eines 
glatten Pecten, Pecten liasinus Nyst. 

» lugdunensis Mer., 
Pentacrinus sp. 

machen es wahrscheinlich, ‘dass wir es hier mit den Grestener Kalken zu 
thun haben. — Auch zeigen die Lias-Schichten mit vortrefflichen Petrefak- 
ten bei der Einsiedelei grosse Aehnlichkeit in Betreff der Gesteine. 

Die Schichten dieses Steinbruches (Taf. HI, Fig. 3,) fallen nach N. ein 
und liegen auf einem braunen Sandstein, der zum Theil grünlich-schwarz 
wird. Er enthält Eisenoxyd-Knollen, — Petrefakte habe ich noch nicht in 
demselben gefunden. 

3. Lias «. Bevor man, von Lainz kommend, zu der eben beschriebenen 
Lokalität gelangt, zweigt ein Fahrweg zur Einsiedelei ab, auf welchem an- 
dere Liasgesteine aufgeschlossen sind. 

Man sieht dunkelgraue, ausserordentlich feste Kalke mit Crinoiden- 
Durchschnitten anstehen, die sehr schöne Petrefakten aus dem Lias «. ent- 


halten. !) 

Ammonites Oonybearı Sow. Cardinia Listeri Agass. 
Pleurotomaria anglica Sow. r gigantea Qu. 

Lima Deslongchampsi Stol. Fragment einer Saurier Pha lange. 


Kurz bevor man zur Einsiedelei kommt, geht der feste Kalk in einen 
lichteren Fleckenmergel über, der viele Hornsteine führt. 

Vor Kurzem brachte man aus dem Brunnen des Abdeckers von Ober 
St. Veit den Abdruck eines grossen evoluten Ammoniten in’s Hofmineralien- 
kabinet. Er befindet sich in einem grauen Gesteine und dürfte einem grossen 
Capricornier angehören. Es scheint, dass man in diesem Brunnen alle Jura- 
schichten durchteuft hat und in dieser sehr bedeutenden Tiefe auf die Lias- 
gesteine gekommen ist, Wenn der genannte Abdruck wirklich einem Capri- 
cornier angehört, so hätten wir auch den mittlern Lias in St. Veit ent- 
wickelt. Vielleicht dass auch jener Fleckenmergel vor der Einsiedelei dazu 

ehört. 

: 4. „Der Jura von St. Veit.“ Unter diesem Namen begriff man bis jetzt 
alle dichten Kalke mit Hornsteinen und alle weichen mergeligen Kalke 
von St. Veit, bei denen man aber sehr wohl verschiedene Zonen unterschei- 
den kann. 


1) Siehe Jahrbuch der k. k. g. R.-A. 1859 pag. 259, K.M, Paul, „Ein geologi- 
sches Profil aus dem Randgebirge des Wiener Beckens.“ 


[3] Der Jura von Ober St. Veit bei Wien. 195 


Jeder, der als Geologe St. Veit besucht hat, wird wohl die grosse 
Schichtfläche von weissem, weichem, mergeligem Kalk hinter dem letzten 
Hause von Ober St. Veit an der Strasse zur Einsiedelei kennen, Diese 
Schichte kann man in ihrem Streichen an der Strasse bis hinter die Einsie- 
delei verfolgen, wo sie in bedeutender Mächtigkeit entwickelt ist. Unmittel- 
bar im Liegenden dieser weissen Schichte steht im Garten der Einsiedelei 
ein etwas dunkler gefärbter, schieferiger Kalk an, der ziemlich viele Petre- 
fakten enthält, deren Erhaltungszustand indessen sehr viel zu wünschen 
übrig lässt. Im verflossenen Spätherbst wurde in der Einsiedelei beim Gra- 
ben eines Kellers das Gestein entblösst, welches leider bald darauf wieder 
vermauert wurde. Ich konnte jedoch beobachten, dass der dunkle Schiefer 
eine Einlagerung zwischen dem mergeligen weissen Kalke ist. Die schiefrige 
Schicht ist nicht genau begrenzt, sondern geht langsam in die darauf liegen- 
den festeren Kalkbänke über, die in der That dieselben Petrefacten zu 
führen scheinen. Beide Schichten, besonders aber der Schiefer, besitzen 
gelbe Verwitterungsflächen. Die Bank von dünngeschichtetem, schiefrigem 
Kalk steht noch an einer andern Stelle an, nämlich im Garten der Einsiede- 
lei an einem tiefer gelegenen Punkte; — endlich findet man den Schiefer 
noch beim Ackern auf den anstossenden Feldern. 

Zone des Amm. Sauzei d’Orb. Petrographisch kann man den 
Kalk im Liegenden des Schiefers von dem Hangenden kaum unterscheiden. 
Beide zeigen die graue Farbe, sind ziemlich weich una wechseln mit härteren 
Kalken. Es liegen jedoch Petrefacte vor, von denen es theils sicher, theils 
wahrscheinlich ist, dass sie aus diesen Kalken des Hangenden vom Schiefer 


stammen. Eine kleine Bivalve stammt aus dem Liegenden, — sie hat die 
meiste Aehnlichkeit mit Cardium cognatum Phil. Sie zeigt feine gestreifte 
Schalen, sehr gewölbten Wirbel und eine mehr oblonge Form. — Imk. k. 


Hofmineralienkabinete in Wien befindet sich ein ausgezeichnetes Exemplar 
eines Ammonites mesacanthus Waagen, eines Faleiferen, der in der Schichte 
des Ammonites Sauzer in Gingen vorkommt. Dieses Exemplar zeigt eine 
so vollkommene Uebereinstimmung mit der Abbildung von Waagen, dass 
es fast scheinen könnte, als wenn letztere nach demselben gemacht worden 
wäre. Derbe Knoten sitzen auf einer schwachen Rippe in der Mitte der Höhe 
der Umgänge, und nehmen an Deutlichkeit gegen die ältern Windungen zu, 
wo sie zu förmlichen Stacheln werden. In den innern Windungen beginnen 
die Knoten mit groben Rippen abzuwechseln. Der Kiel ist sehr deutlich zu 
sehen. Durch diesen Ammoniten ist das Vorhandensein einer Zone des Am- 
monites Sauzer ganz ausser Zweiiel gesetzt, leider ist es jedoch nicht mög- 
lich zu erfahren, ob derselbe aus dem Gestein unter dem Schiefer stammt, 
da letzterer bis jetzt gar keine Beachtung gefunden hat. Jedenfalls haben 
sich die darunterliegenden Kalke zuerst abgelagert, und durch die Bivalve 
(Cardium cognatum Phitl.), welche etwas älter ist, als die Zone des Amm. 
Humphriesianus, wird es wahrscheinlich, dass dieser Kalk die wirkliche 
Lagerstätte des sichern Amm. mesacanthus Waag ist. Die hierdurch cha- 
rakterisirte Zone des Amm. Sauzei in St. Veit muss nothwendig tiefer liegen 
als dieser Schiefer, da letzterer offenbar dieselben Petrefacten führt wie der 
darauf liegende Kalk. 

* In diese Schichte gehört offenbar auch ein schöner Ammonit von Ober 
St. Veit, in der Nähe des Abdeckerhauses gefunden. Waagen beschreibt 
in seinem letzten Werke (Zone des Ammonites Sowerbgi) nahestehende 

. 


126 K. Griesbach. [4] 


Former, jedoch stimmt der unserige mit keinem vollkommen überein; ich 
nenne ihn daher Amm. Vindobonensis (Siehe Taf. IV). Es ist eine sehr evolute 
Species, welche den Humphriesiani sehr nahe steht, und zwar jenen, welche 
so zu sagen den Uebergang der Coronaten zu den Planulaten vermitteln. Mit 
Ammonites Bayleanus Opp. ist er nicht zu verwechseln, da dieser regel- 
mässig in die Dicke zunehmende Windungen besitzt, bei dem unserigen da- 
gegen die letzte Windung enger wird. Auch stimmen die Verhältnisse nicht. 
Man kann vielmehr sagen, dass dieser Ammonit die Mitte hält zwischen 
Amm. Humphriesvanus plicatissimus und polymerus Waag., im Allgemeinen 
aber den Charakter des letzteren zeigt, welcher ebenfalls in die Zone des 
Amm. Sauzei gehört. Die Wohnkammer umfasst genau einen Umgang, — 
der Querschnitt eines solchen ist hoch halbmondförmig, an beiden Seiten. 
mässig stark gewölbt. 

Die Maass-Verhältnisse dieser Species sind am meisten ähnlich denen 
des Amm. polymerus Waagen, namentlich ist die Ausschnürung der Wohn- 
kammer charakteristisch für diesen, obwohl unsere Species das Merkmal 
noch in erhöhtem Grade zeigt. Die gekammerten Windungen sind bedeutend 
aufgebläht, während die Wohnkammer flache Seiten ‘zeigt. Gänzlich ver- 
schieden von Amm. polymerus zeigt Amm. Vindobonensis eine ausgezeich- 
nete Knotenreihe, welche letztere er mit Amm. Humphr. plicatissimus Qu. 
gemein hat. Der letztere besitzt jedoch nicht jene aufgeblähten innern Win- 
dungen und die ausgeschnürte Wohnkammer. Die Rippen sind ungefähr bis 
in ein Drittel der Höhe der Seiten ungetheilt, ganz wenig nach hinten ge- 
bogen und tragen, bevor sie sich in zwei Rippen theilen, einen Knoten; die 
Gabelrippen wenden sich am Rücken etwas nach hinten, und zwischen je 
zwei Paaren liegt noch eine einzelne, welche erst in der Mitte der Seite be- 
ginnt. Zuweilen, besonders bei den inneren Windungen sieht es so aus, als 
ob vom Knoten drei Rippen ausgehen würden. — Der Verlauf der Loben- 
linie ist nur zum Theil zu beobachten, da der Rücken von der Wohnkammer - 
bedeckt ist. Der Scheibendurchmesser beträgt 125 Millimeter, die Höhe 
der vorletzten Windung von der Naht bis zum Rücken 24 Millim., die der 
Mündung 34 Millim., vom kücken der vorletzten ab 27 Millim., die Höhe 
der letzten Windung diametral gegenüber der Mügdung 33 Millimeter. Im 
ganzen zeigt jene Species den Habitus der Formen aus der Schichte des 
Amm. Sauzei. 

Zone des Amm. Humphriesianus Sow. Aus den grauen Schiefern 
habe ich ein verdrücktes Exemplar eines Ammoniten,der offenbar zu den Hum- 
phriesiani gehört, ferner verschiedene Ammoniten, diesich ihres schlechten Er- 
baltungszustandes wegen nicht bestimmen lassen, einen Belemniten und 
einen Aptychus. In diesem Schiefer und dem darauf lagernden Kalk kommt 
in Menge eine Posidonia vor, welche fast kreisrund, mit vielen feinen Run- 
zeln versehen, an die Posöidonia Bronmi erinnert. In den festen Kalkbänken 
findet sich noch die feinrunzlige Posidonia mit vielen Ammoniten, deren 
Erhaltung viel vorzüglicher ist. Es folgen darauf die Ablagerungen der Zone 
des Ammonites Humphriesianus. Weisse, weiche mergelige Kalke wechseln 
mit festern grauen Kalken. 

Die häufigste Form ist die des Ammonites Humphriesianus plicatissi- 
mus Qu. Es ist eine evolute Form mit immer gleichmässig in die Dicke zu- 
nehmenden Windungen. Mit demselben kommt eine mehr feinrippige Art 
vor, welche ich aber leider nur in verdrückten Exemplaren besitze. Es ist 

“ 


[5] Der Jura von St. Veit bei Wien. 127 


ein Planulat, der grosse Aehnlichkeit mit Ammonites frequens Opp. aus dem 
schwarzen jurassischen Geodengestein von Shangra in Tibet hat 2—3 feinere 
Rippen gehen von einer schwach sichelförmig gebogenen Rippe aus, unge- 
fähr in der Höhe der stark ausgeprägten Naht. — Nördlich der Einsidelei, 
südlich von Ober St. Veit habe ich in petrographisch mit dem vorigen voll- 
kommen gleichem Gesteine eine Form gefunden, die ganz charakteristisch, 
nicht den geringsten Zweifel hinsichtlich ihrer Bestimmung als Ammonites 
baculatus Qu. zulässt. Es ist ein blosses Bruchstück, welches aber auf einen 
Scheibendurchmesser von 1!/, Zollen schliessen lässt. Die innere Windung 
hat ausgezeichnet dichotome Rippen, die bei der Gabelung feine Knoten 
zeigen. Am Rücken sind sie unterbrochen, die Rippenenden, die Knoten be- 
sitzen, verlaufen ganz schwach nach hinten. Die äussere Windung, von der 
ein blosser Abdruck vorliegt, zeigt keine Knotenreihe. — Mit Amm Garan- 
tianus d’Orb. kann man ihn nicht verwechseln, da das nicht gerippte Band 
am Rücken breiter und nicht so vertieft ist, wie bei der französischen Art. 
Mit demselben kommen zahlreiche Hamitenbruchstücke vor, unter denen 
Hamites baculatus Qu. ziemlich sicher ist. Zahlreiche, jedoch nicht näber 
zu bestimmende Ammoniten-Bruchstücke, die sehr involuten Exemplaren 
angehören, und kleine Heterophyllen sind häufig, geben jedoch keine An- 
haltspunkte für die Altersbestimmung. 

Das Vorkommen dieser Formen ist ein begrenztes und beinahe der 
Art, dassman ein eigenes Baculatenlager annehmen möchte, — es ist jedoch 
nicht leicht möglich diese Schichte kartographisch auszuscheiden, da der 
petrographische Charakter des Gesteines so vollkommen gleich ist mit dem 
frühern, dass eine Trennung nicht möglich ist. Nach allem dem möchte 
ich den Schluss ziehen, dass wir sonach über der Sauzei-Zone einen Schichten- 
complex besitzen, in dem wir zwei Horizonte unterscheiden können Einen 
tieferen mit dem Amm. Humph. plicatissimus Qu. und einen höheren, mit 
 Amm. baculatus Qu. und Hamites baculatus Qu. Die wirkliche Ueberein- 
stimmung dieser Formen mit denen des braunen Jura d von Schwaben kann 
nicht angezweifelt werden. 

Zone des Amm. Parkinsoni Sow. Noch mehr Sicherheit ge- 
winnt man bei Bestimmung der vorigen Schichte durch Betrachtung des con- 
cordant darauf liegenden Kalkes. Wenn man, um zum Gemeindewalde von 
Ober St. Veit zu gelangen, den Fusssteig hinter der Einsiedelei am Kamme der 
Hügelreihe benützt, so erreicht man nach Ueberschreitung des ersten Hügels 
eine tiefere Partie derHügelkette. Man bemerkt augenblicklich, dass man 
sich in einer andern Schichte, mit vollkommen verschiedenem petrographi- 
schen Aussehen, befindet, Statt des grauen weichen Kalkes steht hier ein 
fester röthlichgrauer Kalk an, mit stark muschligem Bruche und zahlreichen 
Hornstein-Einlagerungen. — Die Petrefacte wittern sehr schön an der Ober- 
fläche des Gesteines aus und sind ziemlich häufig. Das erste, was in die 
Augen fällt ist Amm. polymorphus d’Orb. Das vorliegende Exemplar wird 
ebenso plötzlich evolut, wie die schwäbischen von Quenstedt als Amm. 
Parkinsoni inflatus bezeichneten Individuen, andeutend, dass es vollkommen 
‚ausgewachsen war. Es zeigt vier tiefe Einschnürungen, welche die Rippen 
schief durchschneiden. Die Theilungslinie am Rücken ist sehr deutlich, und 
sowohl der enge Nabel, wie die Kleinheit des ausgewachsenen Exemplares 
lassen nicht den geringsten Zweifel, dass wir es mit einem Amm. Parkin- 
sonmi inflatus zu thun haben. — Eine andere Art, von der auch nur ein 


128 K. Griesbach. [6] 


Bruchstück vorliegt, ist doch nach Quenstedt’s Abbildungen als Amm. 
anceps zu erkennen. Es ist eine feinrippige Varietät mit einigen Ein- 
schnürungen. Der Nabel ist tief, alle Windungen aber zu sehen. Diese 
Schichte führt auch Posidonien, die in dem harten Gesteine mit verkalkt 
sind. Es ist offenbar die Posidonia alpina Gras., dieselbe, die auch neuer- 
dings in den echten Vilserkalken gefunden wurde. Mir scheint dieselbe 
identisch zu sein mit der von Quenstedt:) als Posidonia ornati abge- 
bildeten. Auch stimmt sie vollkommen mit der Schichte. — Amm. tripartitus 
Rasp. ist häufig und gut bestimmbar in dieser Schichte. — Amm. haloricus 
Hauer. Schale vollkommen involut, nicht eine Spur von Rippung oder von 
Zuwachsstreifen bemerklich. Der Rücken ist ein wenig gerundet, die Schale 
erreicht in dessen Nähe ihre grösste Breite, die Seiten sind etwas abgeflacht 
und verlaufen gleichmässig bis nahe zum Nabel. Mein grösstes Exemplar 
ist 11/, Zoll im Durchmesser. Zu erwähnen ist noch, dass dasselbe in seinem 
Habitus nnd Lobenbau noch besser mit dem Originalexemplar aus den Klaus- 
schichten stimmt, als mit der Abbildung. 

Diese erwähnten Petrefacte nebst Bruchstücken von Belemniten 
und schlecht erhaltenen Terebrateln bilden so ziemlich alles, was bis jetzt 
in dieser Schiehte gefunden wurde. Wir sehen also in der Hornstein führen- 
den Kalkschichte mitten unter ausgezeichneten schwäbischen Formen einen 
echten Klaus-Ammoniten, welcher die Zusammengehörigkeit der Klaus- 
schichten mit dem echten braunen Jura von Schwaben bestätigt. 

Die Kalkbänke der Zone des Amm. Humphriesianus Sow. haben 
überall dasselbe Streichen, nämlich von NO nach SW. und fallen nach NW. 
-— Der feste Kalk der Zone des Amm. Parkinsoni liest concordant auf 
demselben, wie überhaupt derganze Complex von Schichten, der dem Dogger 
angehört, eine wirkliche Zusammengehörigkeit zeigt. 

Aus dem Brunnen des Abdeckerhauses hat man blauschwarze Thone 
und Mergel gebracht, welche die Petrefacten verkiest enthalten. Hetero- 
phylien-Bruchstücke sind daraus bekannt, können jedoch nicht zur Bestim- 
mung benützt werden. — Am häufigsten sind darin Posidonien, welche der 
Posidonia ornati Qu. sehr gleichen und kleine Zweischaler, die als Astarte 
depressa Glf. nicht zu verkennen sind. Die Thonstücke sind ganz erfüllt von 
len verkiesten Schalen dieser kleinen Muschel. Letztere, sowie die Gesteins- 
beschaffenheit dieser Schichte scheinen dafür zu sprechen, dass wir in Ober 
St. Veit noch eine weitere dem schwäbischen = entsprechende Schichte 
unterscheiden können, da das Auftreten vollkommen dem der Dentalienthone 
von Schwaben gleicht. Indess lässt sich nichts bestimmtes darüber sagen, 
da die Lagerungsverhältnisse dieser T'hone zu unklar sind. 

Rother Crinoidenkalk von St. Veit. An einem Feldwege, südöst- 
lich von der Einsidelei und rechts an. der Strasse von Lainz nach Ober St. Veit 
stehen rothe schöne Crinoidenkalke an. Das Gestein besteht fast allein aus den 
Trümmern der Stielglieder von einem Örinoiden und enthält nieht besonders 
häufig Petrefacten. Die räumliche Ausdehnung des Gesteines ist ausseror- 
dentlich gering, und die Lagerungsverhältnisse nicht besonders deutlich. 
Nur so viel ist zu beobachten, dass das Streichen beinahe senkrecht gegen 
das des mittern und obern Doggers steht. Ueber das Verflächen lässt sich 
gar nichts sagen, da die Schichtflächen im Boden verschwinden. 


!) Quenstedt, Jura pag. 501. 


[7] Der Jura von St. Veit bei Wien. 129 


Ich habe bis jetzt durch eifrigstes Suchen zwei unbestimmbare Ce- 
phalopodenreste und einige Brachiopodenarten gefunden. Auch ein Fischzahn 
kommt vor. Am häufigsten ist eine Art von Terebratula, welche sich der 
Terebratula bifrons Opp. aus den Vilserschichten nähert. Sie zeigt die 
Haupteigenthümlichkeiten dieser Art, — die Ausbauchung an der Stirne 
mit dem gewölbten Wirbel und ganz glatter Schale. Diese Terebratel hat 
aber andererseits auch grosse Verwandtschaft mit Terebratula Roveredana 
Ben. aus den Klausschichten der Südalpen. Auch das Gestein stimmt mit 
dem von Roveredo vollkommen, während es von den echten Vilserschichten 
sehr verschieden ist. Jedoch ist die Terebratula von St. Veit, von Terebra- 
tula Roveredana meiner Ansicht nach specifisch zu trennen, da letztere viel 
ausgeprägtere Falten besitzt und viel breiter im Verhältniss zur Höhe ist. 
Dagegen hat sie eine Eigenschaft mit der Klauser Terebratel gemein, welche 
der Vilser Art nicht zukommt. Sie besitzt nämlich wie die Teer. Roveredana 
an beiden Seiten der Stirn kleine Ansätze zu weitern Falten, wodurch ihre 
Seitenansicht von der von Vils etwas verschieden wird. 

Ueber die übrigen Reste, die nur in Bruchstücken erhalten sind, lässt 
sich nichts Bestimmtes sagen, und es muss noch glücklicheren Findern vor- 
behalten bleiben, Sicherheit in dieser Beziehung zu geben.. Nach einer 
früheren Beobachtung!) stehen ähnliche Crinoidenkalke im Thiergarten an, 
also nicht weit von der beschriebenen Localität. Im Thiergarten stehen die 
Crinoidenkalke in Verbindung mit den Aptychenschiefern. Merkwürdig ist 
der Umstand, dass auch bei der Einsiedelei das Streichen der rothen Crino- 
idenkalke dasselbe ist, wie das des Aptychenkalkes, welcher dem obern 
Malm angehört. 

' Es wäre wohl sehr gewagt, aus den Lagerungsverhältnissen, welchen 
eine locale Störung- zu Grunde liegen kann, und aus den halb zweifelhaften 
Funden, dieser Schichte ein bestimmtes Alter zuzuerkennen. 

Der ganze Schichtencomplex von der Zone des Ammonites Sauzei 
@Orb. bis in die Parkinsonischichte — Posidonomyen-Gestein der Südalpen 
— zeigt ein Streichen von NO. nach SW. und ein Verflächen nach NW. und 
zwar ist das letztere ziemlich steil. — Die Bildungen des obern Malm’s 
streichen von NW. nach SO. und fallen überall nach Süden. Wir stehen also 
vor der letzten Schichte wirklich am Abschlusse des Doggers. 

5. Malm. Während der ganzen Zeit des untern und mittlern Malm’s 
muss die Localität St. Veit so weit gehoben worden sein, dass sie trockenes 
Land darstellte. Erst später trat eine Senkung des Terrains ein, die dann 
die Ueberfluthung durch das Meer des oberen Malm und die Ablagerung 
der rothen Aptychenkalke zur Folge hatte. In dieser Periode ragten die 
Schichten des Doggers als Insel aus dem Meere, um welche sich zonenförmig 
der rothe Schiefer ablagerte. Er kann als Zone um die ganze Localität ver- 
folgt werden, — nur an der Stelle NW. von der Einsiedelei wird derselbe 
zum Theil von dem Sandsteine des Thiergartens bedeckt. Auch bildet der 
Bach von Ober St. Veit ein schmales Alluvium, das aber durch Wegnahme 
aller jurassischen Gesteine die Grestenerschichten entblösste. -- Die rothen 
Aptychenkalke von St. Veit gehören denselben mächtig auftretenden Apty- 
chenzügen an, welche in den Alpen eine grosse Verbreitung haben. — Es 


1) J. Cäjäek, Aptychenschiefer in Nieder-Oesterreich. Jahrbuch der k. k. 
geol. R.-A. 1852. Heft 3. p. A. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 1. Heft. 17 


130 K. Griesbach. Der Jura von St. Veit bei Wien. [8] 


sind rothe, matte Kalke, oft mit grünen Flecken, viel Hornsteineinlagerungen 
und wechsellagernd mit dunklern weichen Schiefern. Im letztern kann man 
die meisten Petrefacte sammeln. Auch hat Herr Karrer'') in denselben 
eine grosse Menge von Foraminiferen gefunden. 

Besonders häufig sind schön erhaltene Belemniten und Aptychen. Die 
häufigsten unter letzteren sind: 


Aptychus laevis latus (Qu. Aptychus profundus Voltz. 
„ laevis gibbosus Qu. DBelemnites canaliculatus 
„ . lamellosus Park. = hastatus. 


»  crassicauda Qu. 

Wie schon erwähnt, liegen die Aptychenkalke discordant auf den 
Doggerschichten, dagegen lässt sich nirgends eine Discordanz zwischen 
Malm und Neocom beobachten. — Die Neocom-Ablagerungen fallen überall 
continuirlich nach Süd mit den Malmschichten, daher kann man sie auch 
rings um die Localität von St. Veit als Zone wahrnehmen. Diese Neocom- 
flieckenmergel und Aptychenkalke sind repräsentirt durch weisse, weiche 
Mergel mit dunklen, von Fucoiden herrührenden Flecken, wechselnd mit 
festern weissen Kalken. Sie führen ausser schlecht erhaltenen Ammoniten 
den Aptychus Didayi Coq. 

Wir haben also, unter dem ältern Gestein des Liegenden zwei Haupt- 
gruppen von Formationen in St. Veit, die durch eine Discordanz von einan- 
der getrennt sind, den Dogger und den oberen Malm nebst dem Neocom. 
Der Dogger ist nicht nur petrographisch, sondern auch paläontologisch in 
zwei Niveaux zu trennen, in mittlern Dogger, repräsentirt durch einen Com- 
plex von grauen mergeligen Kalken (Zone d. Amm. Sauzei, Zone d. Amm. 
Humphries.) und oberen Dogger, einen festen röthlich grauen Kalk (Parkin- 
sonischichten. ) 


%) Karrer, zur Foraminiferenfauna in Oesterreich. Sitzgsber. der k. Akad., 
55. Bd., I. Abth. April 1867. 


VI. Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge 
von Tergove in Croatien, 


Von D. Stur. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 17. März 1867.) 


Während der geologischen Uebersichts-Aufnahme im mittleren Theile 
Croatiens im Sommer 1:62 hatte ich die Kerne des Samoborer Ge- 
birges, der Petrovagora und des Gebirges westlich bei Ter- 
gove, aus Sandsteinen, Conglomeraten und schriefrigen Gesteinen zusam- 
mengesetzt gefunden, die ich unter dem üblichen Namen der Gailthaler- 
Schichten, als der Steinkohlenformation angehörig hinstellte. Die wenigen 
Funde von Pflanzenresten, Wie ich in diesen Gesteinen gemacht hatte, !) 
liessen kaum eine sichere generische Bestimmung zu, und ich blieb im Un- 
sicheren über die genauere Stellung dieser Gesteine in der Schichtenreihe 
der Steinkohlenformation, und habe die Hoffnung ausgesprochen, dass es 
Beobachtern, die über mehr Zeit zu disponiren haben, als mir bei dieser 
Uebersichtsaufnahme erübrigte, bei weiterem Nachsuchen gewiss gelingen 
wird, Lagerstätten mit sicher bestimmbaren Pflanzenresten in diesen Gebir- 
gen zu entdecken. 

Diese Hoffnung ist in der That schon erfüllt. Prof. Suess hat im 
vorigen Sommer auch die Gegend von Tergove besucht, und es ist ihm ge- 
lungen, „zwischen den Erzlagern von Tergove in der Nähe von Gvozdansko 
fossile Pflanzen aufzufinden, von denen nach den Untersuchungen des Herrn 
Geinitz Odontopteris obtusiloba Naum. und Calamites gigas Brogn. dem 
unteren Theile des Rothliegenden entsprechen, während die dritte Art, 
Alethopteris aquilina Schl., sonst den höchsten Lagen der Steinkohlenforma- 
tion angehört.“ 2) Gleichzeitig werden die Schiefer, in denen die Erzlager- 
stätten von Tergove vorkommen, für Casanna-Schiefer erklärt, und die den 
Casanna-Schiefern in den Südalpen eingelagerten Lagermassen von Granit 


‘) Jahrbuch der k k. geologischen Reichs-Anstalt. XIII. 1863, pag, 491 
und 
2) Anzeiger der kais. Akademie der Wissenschaften. Sitzung am 16. Jänner 


1868, pab. 9. erh: 


132 D. Stur. [2 


und Syenit, auch die der Cima d’Asta, als „Lager im Rothliegenden“ hin- 
gestellt. 


Schon Anfangs Jänner d. J. erhielt unsere Anstalt von Herrn Prof. 
Suess zwei Stücke des Tergovaner Casanna-Schiefers, nach einer Original- 
Bestimmung des Herrn Geinitz, mit der Odontopteris obtusiloba Naum. 
sp. Diese Stücke brachten mir die erste Kunde von dem hochwichtigen 
Funde. 


Der Wunsch, von diesem pflanzenführenden Schiefer für unser Mu- 
seum mehr Materiale zu erhalten, war um so natürlicher, als die erwähnten 
Stücke mir bei weitem nicht hinreichend schienen, eine Thatsache von so 
ausserordentlicher Tragweite festzustellen — indem an denselben ich die 
Odontopteris obtusiloba mit voller Sicherheit nicht zu erkennen ver- 
mochte. 


Alsogleich schrieb ich an unseren hochverehrten Correspondenten und 
Freund, Herrn Director Alexander Schönbucher in Brslinac bei Ter- 
gove, eine Bitte um Zusendung von möglichst viel Material aus dem pflan- 
zenführenden Schiefer von Gvozdansko. Auf sein freundliches Versprechen, 
trotz Winter und Schnee das Möglichste leisten zu wollen, folgte eine über 
anderthalb Centner schwere Kiste voll des pflanzenführenden Schiefers, die 
wir vor einigen Tagen erhalten haben. 


In dem Begleitschreiben erwähnt Herr Dir. Schönbucher, „dass 
diese pflanzenführenden Schiefer im Maidaner-Thale vorkommen, circa 
1000 Schritte vom Zusammenflusse der Gvozdna und Zirovnica, süd- 
lich bei Gvozdansko im NW. von Tergove. Diese Schiefer lagern zwi- 
schen den Erzlagerstätten, und zwar gehören die Kupferlager von Gradski- 
potok, Bunasevac und Katarina, dann die Bleilager: Franz und Zrini, end- 
lich ein mächtiges Eisensteinlager in das Hangende, mehrere mächtige 
Eisensteinlager, zwei untergeordnete Kupferkies- und zwei Bleilager in das 
Liegende der pflanzenführenden Schichten. “ 


„Nach neuester Erfahrung besitzt das pflanzenführende Gestein eine 
grössere Mächtigkeit, als bei der raschen Begehung ursprünglich ermittelt 
werden konnte. Die vorwaltend thonigen Schichten, in welchen die Pflanzen- 
abdrücke häufiger vorkommen, gehören in das Liegende. Weiter im Han- 
genden ist das Gestein gröber, ein glimmeriger feinkörniger Sandstein, in 
welchem die zarten Abdrücke fehlen, dagegen Calamiten in demselben häu- 
figer sind. Nach Thunlichkeit werden wir diese Schichten in ihrem südöst- 
lichen Streichen weiter verfolgen, und seinerzeit Bericht erstatten.“ 


Der erste Anblick des eingelangten Materials war sehr wenig ver- 
sprechend. Eine sorgfältigere Behandlung und Bearbeitung des Gesteines 
zeigte mir jedoch, dass in demselben die wenigen enthaltenen Pflanzenarten, 
zwar eigenthümlich, aber insbesondere in dem schiefrigen Gesteine sehr 
wohl erhalten sind. 


Vorerst erwähne ich aus der hangenderen Sandstein-Schichte die 
darin vorkommenden Calamiten-Reste. Unter den drei Stammstücken und 
den drei zugehörigen Abdrücken von Calamiten dieser Schichte ist nur ein 
Stück sicher zu bestimmen, da es jene Reihe von Höckerchen wahrnehmen 
lässt, mit welchen die Rippen des Calamites Suckowi Brongn. an der Glie- 
derung des Stammes versehen sind. Die Form der Rippen entspricht eben- 


[3] Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 133 


falls dieser Art. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass sämmtliche 
mir vorliegende Calamiten-Reste, nach der Form ihrer Rippen, ebenfalls 
dem Oalamites Suckowi Brongn. angehören. Jenes Stück eines Calamiten, 
‚das dem Herın Prof. Geinitz zur Bestimmung vorlag, ist ungenügend 
erhalten, zeigt keine Artieulation, und jene Zickzacklinie welche die Veran- 
lassung sein konnte, denselben für Calamites gigas Brongn. zu halten, ist 
eigentlich ein zufälliger Riss in den, die Oberfläche des Calamiten über- 
deckenden Glimmerblättchen. 


Unter der grossen Menge von Gesteinsstücken des Schiefers, die dicht 
bedeckt sind von Pflanzenresten, fand ich nur ein ganz kleines Stückehen 
einer Sphenopteris, welches nicht sicher zu bestimmen ist, das ich aber vor- 
läufig für Sph. Haidingeri Ett. halten zu dürfen glaube. 


Die häufigsten Petrefacte des Schiefers sind entschieden Reste eines 
Farn, die wohl ausser allem Zweifel der Neuropteris auriculata Brongn. an- 
gehören (Siehe Geinitz H. Br.: Die Verstein. der Steinkohlenformation in 
Sachsen. p. 21. Taf. 27. F. A—7.) Die Flächen des Schiefers sind nämlich 
stellenweise dicht belegt mit den, verschiedene Form und sehr verschiedene 
Grösse zeigenden einzelnen Segmenten dieses Farnes, die der Stiele beraubt, 
gross und klein durcheinander liegen. Nur ein einziges Stück des Farnes 
liegt vor, an welchem die Segmente noch an dem Stiel befestigt in der na- 
türlichen Lage sich befinden, und diese sind genau von der Form der Figur 
4 und 6b auf der eben citirten Tafel 27, somit etwa 8 Linien lang und 
4 Linien breit. Die grössten erreichen 2 Zoll Länge und 1 Zoll Breite. Die 
zwischen die angegebenen hineinfallenden Grössen sind in reichlicher Aus- 
wahl vorhanden. Die Segmente sind länglich-eirund an der Spitze abgerun- 
det, an der Basis herzförmig. Die an allen Stücken ausserordentlich gut 
erhaltene Nervation entspricht genau der Abbildung Brongniart's von 
Neuropteris auriculata. Unter andern Segmenten, die vollkommen den 
eitirten Abbildungen von G einitz entsprechen, sei nur noch eines erwähnt, 
welches ganz die Oyclopteris auriculata Gutb. (Zwickauer Schwarzk. T. VI. 
F. 8) wiedergibt. Doch nur in jenen Gesteinsstücken findet man die Seg- 
mente der Neuropteris auriculata wohl erhalten, die vollkommen eben sind. 
Viel häufiger ist jedoch das Gestein wellig gebogen und zeigt in dieser Er- 
haltung unsere Pflanzenreste mit verzerrter Form. Bald sieht man nämlich 
die Segmente bei gleichbleibender Länge sehr verschmälert, oder bei nor- 
mal gebliebener Breite sehr bedeutend verkürzt. Beide Fälle sind umso 
auffallender, als sie gewöhnlich auf einem und demselben Gesteinsstücke 
nebeneinander zu sehen sind, und auf eine starke seitliche Compression des 
Gesteines hinweisen. Solche verzerrte, überdies an ihrer Basis nicht hin- 
reichend gut erhaltene Segmente dieser Pflanze mögen dem Herrn Prof. 
Geinitz zur Bestimmung vorgelegen sein, wie dies die uns von Prof. 
Suess geschenkten Stücke beweisen, und ihn veranlasst haben, anzunehmen, 
dass in diesen Schiefern von Tergove die Odontopteris obtusiloba Naum. 
vorkomme. Es liegt unter hunderten von wohlerhaltenen Segmenten unserer 
Neuropteris nicht ein einziges Stück vor, welches einer Odontopteris über- 
haupt angehören könnte, und fehlt umsomehr gänzlich jede Spur von der 
obgenannten Art im Schiefer von Tergove. 


Trotz der grossen Menge der Schieferstücke, die ich sorgfältig unter- 
sucht habe, und trotz der noch grösseren Zahl jener, die ganz zertrümmert 


134 D. Stur. [4] 


wurden, fand ich unter unserem Materiale, die von Herrn Prof. Geinitz 
angegebene Alethopteris aquilina Schloth. nicht wieder. Es liegt somit vor- 
läufig nur ein einziges Bruchstück von dieser Pflanze aus dem Schiefer von 
Tergove vor, wie dieses auch mit der obenerwähnten Sphenopteris der Fall 
ist. Soweit das Bruchstück eine Bestimmung zulässt, gehört es in der That 
der Alethopteris aquilina Schloth. an, und ich halte diese Bestimmung 
für richtig. 


In einem Gesteinsstücke, welches zwischen dem Calamiten führenden 
Sandstein und dem gewöhnlichen Schiefer beiläufig die Mitte hält, und ein 
sehr feinkörniger, schiefriger, glimmriger Sandstein ist, fand ich auch einen 
weiteren Pflanzenrest von grosser Wichtigkeit für uns. Es ist diess ein etwa 
4 Zoll langes Stück einer Stigmaria ficoides Brongn., dessen obere Fläche 
mit den charakteristischen Narben bedeckt ist. An den beiden Seiten des 
Stückes sind die Wurzeln der Pflanze auf zwei bis drei Zoll Länge zahlreich 
erhalten. Da das Stück ebenfalls dem seitlichen Drucke des Gesteins aus- 
gesetzt war, erscheinen die Narben in vertiefte Grübchen versenkt, sind rund- 
lich, und die Rinde ist gerunzelt. Von einer Wurzel ist das untere Ende, 
dort, wo sie dem Stamme eingefügt war (siebe Goeppert: Gatt. foss, 
Pfl. Lief. 1, 2, Taf. X, Fig. 15) sehr wohl erhalten. Ich darf nicht uner- 
wähnt lassen, dass in dem Gesteinsstücke mit der Stigmaria ficoides auch 
Segmente der Neuropteris auriculata zahlreich zu sehen sind, und somit 
diese beiden Arten nicht in wesentlich verschiedenen Schichten getrennt 
voneinander, sondern beisammen vorkommen. 


Die kleine aber höchst wichtige Flora des Schiefergebirges von Tergova 
besteht somit aus folgenden Pflanzenarten: 
Calamites Suckowi Brongn. 
Sphenopteris conf. Haidingeri Ett. 
Neuropteris auriculata Brongn. 
Alethopteris aqwilina Schloth. 
Stigmaria ficoides Brongn. 


\ 


Der Calamites Suckowi Brongn. wird von Goeppert (Fl. d. perm. 
Form. pag. 34, Taf. I, Fig. 3, 4), aus der permischen Formation angege- 
ben, doch entsprechen die eitirten Abbildungen nicht der Normalform dieser 
Pflanze, da die Figur 3 über und unter der Articulation Höckerchen zeigt. 
Auch wird diese Art von Geinitz unter den Leitpflanzen als in der per- 
mischen Formation vorkommend, nicht aufgezählt. Somit darf man vorläufig 
den echten Calamites Suckowi Brongn. als eine Pflanze der Stein- 
kohlenformation gelten lassen. 


Die Sphenopteris conf. Haidingeri Ett. ist nicht sicher bestimmbar, 
aber mit einer echten Steinkohlenpflanze (Stradonitz) vergleichbar. 


Die Neuropteris auriculata Brongn. wird von @oeppert in der per- 
mischen Formation auf denselben Fundorten mit dem oben erwähnten Cala- 
mites Suckowi Brongn angegeben. Ich selbst habe erst neuerlichst diese 
Pflanze vom Rossitz-Oslawaner Becken aus echten dyadischen Schichten an- 
gegeben. Immerhin ist es noch möglich, dass wohlerhaltene Exemplare uns 
eine andere Meinung aufdringen werden, umsomehr, als die Neuropteris 
auriculata Brongn. von Geinitz unter den Leitpflanzen der permischen 


[5] Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 135 


Formation nicht aufgezählt wird. Diese Art ist durch die sämmtlichen Vege- 
tationsgürtel der produktiven Steinkohlenformation verbreitet. 


Endlich die Alethopteris aquilina Schloth. und Stigmaria ficoides 
Brongn. sind unzweifelhafte Pflanzenreste der Steinkohlenformation. Die 
‘erstere bezeichnet vorzüglich die drei obersten Vegetationsgürtel der pro- 
duktiven Steinkohlenformation: die Stıgmaria ficoides Brongn. wird durch 
die ganze produktive Steinkohlenformation verbreitet gefunden. 


Die Flora des Schiefergebirges von Tergove enthält somit echte Stein- 
kohlenpflanzen und solche, die zwar mit beizufügenden Zweifeln auch in der 
permischen Formation angegeben werden, deren Hauptvorkommen jedoch 
entschieden in die Steinkohlenformation fällt. 


Nicht eine einzige Art liegt aus dieser Flora vor, welche eine aus- 
schliessliche Leitpflanze der Dyas wäre. 


Es ist vorzüglich darauf Gewicht zu legen, dass die Walchia pinifor- 
mis St., die in allen mir bekannten Fundorten der permischen Pflanzen 
häufig vorkommt, und gewöhnlich als erster Andeuter dieser ‚schichten bei 
uns zuerst gefunden und bemerkt wird, hier gänzlich fehlt 


Wie aus der bisherigen Auseinandersetzung hervorgeht, halte ich da- 
für, dass die pflanzenführenden Schiefer von Tergove als 
Schichten der produktiven Steinkohlenformation aufzufas- 
sen sind. 


Allerdings ist die Flora des Schiefergebirges von Tergove, wenn auch 
durch die vorliegende Einsendung wesentlich bereichert, noch immer sehr 
arm an Arten, um zu Niveau-Studien eine hinreichende Basis zu biethen. 
Doch hat es stets zu meinen Lieblingsstudien gehört, nachzuforschen, bis 
zu welchem von den von Geinitz charakterisirten Vegetationsgürteln der 
Steinkohlenformation, die Ablagerungen unserer sogenannten Gailthaler 
Schichten in den Alpen hinaufreichen. 


Aus den wenigen in den Productenschiefern von Bleiberg gefundenen 
Pflanzenresten:: 


Calamites transitionis Goepp. 
" tenwissimus Goepp. = Calamites interlinearis de Kon. 

Sagenaria Veltheimian«a Schl. 

Stigmaria inaequalis Goepp. 

Chondrites tenellus Goepp. 
geht mit Bestimnitheit hervor, dass diese Schiefer von Bleiberg den ersten 
Vegetationsgürtel repräsentiren. Dem gleichen Niveau gehören an, die 
Schiefer vom Rio Tamai (Germula S., Paularo N.) und die Schiefer von 
Podberda am Südfuss des Wocheiner Gebirges. 


Aus der Flora der Stangalpe, namentlich aus dem ausserordentlichen 
Reichthum des geringmächtigen Pflanzenschiefers an Sigillarien geht nur 
soviel hervor, dass diese Lagerstätte dem zweiten Vegetationsgürtel ange- 
hört und die sogenannte Sigillarienzone repräsentire. Wie hoch jedoch die 
jüngeren darüber lagernden Schiefer und Dolomite mit Flinzen und Roh- 
wänden hinaufreichen, ist wegen dem Mangel dieser Hangendschichten an 
Petrefacten nicht festzustellen 


136 D. Stur. [6] 


Schon v. Morlot entdeckte über den Bleiberger Productenschiefern 
nördlich von Jauerburg am Wege zur Pristawa, eine pflanzenfüh- 
rende Schichte der produktiven Steinkohlenformation, aus welcher in unse- 
rem Museum die Alethopteris aquilina Schl. vorliegt. 


Auf dem Schuttkegel des Osselitzerbaches bei Tröpellach O. 
im Gailthale, fand ich Schieferstücke herum liegen, die folgende Pflanzen 
enthalten : 

Oyatheites unitus Brongn. sp. 

Alethopteris Defrancei Brongn. sp. 

Dictyopteris Brongniarti Gutb. 

Ueber dieser pflanzenführenden Schichte, die auch von Anthrazit be- 
gleitet wird, liegen in dem südlich von Osselitz sich erhebenden Gebirge, 
nach Bergrath Foetterle, lichte und dunkelgraue, häufig dolomitische 
Kalke, die Cyathophyllen und Crinoiden enthaltenden Gailthaler 
Kalke — die hiernach bestimmt in die oberen Horizonte der produktiven 
Steinkohlenformation hinaufreichen. | 

Beide letzterwähnte Vorkommnisse von Steinkohlenpflanzen scheinen 
einem höheren Niveau als die Stangalpener Schiefer anzugehören. Ein noch 
höheres Niveau der produktiven Steinkohlenformation dürften die pflanzen- 
führenden Schichten von Tergove bezeichnen. Darauf scheint vorzüglich die 
Alethopteris aqwilina und das Mitvorkommen solcher Arten hinzudeuten, 
die auch noch in die permische Formation hinaufreichend vermuthet werden. 

Es ist daher wohl mit Bestimmtheit zu erwarten, dass wir in unseren 
Gailthaler Schichten nicht nur die untersten Horizonte der Steinkohlenfor- 
mation, sondern sämmtliche Niveaux dieser Formation mit der Zeit nach- 
zuweisen im Stande sein dürften, — mit dem grossen Unterschiede in Hin- 
sicht auf die ausseralpinen Ablagerungen, dass in den Alpen nicht nur in 
den unteren Horizonten, sondern durch die ganze Formation hindurch, die 
mehr oder minder rein pelagischen Ablagerungen vorherrschten und limni- 
sche Bildungen nur sehr untergeordnet an den Rändern der Ablagerungs- 
gebiete, so wie auf der Stangalpe, statthatten; woraus zugleich der fast 
gänzliche Mangel an Kohlenflötzen in unserer alpinen Steinkohlenformation 
natürlich erklärt wird. 

Prof. G. Theobald beschreibt seine Casanna-Schiefer als kry- 
stallinische und halbkrystallinische schiefrige Gesteine, die Prof. A. Favre 
kurzweg krystallinische Schiefer genannt hat 
Die Schiefer von Tergove sind nur in wenigen selteneren Fällen von 
der Form der Kulm-Dachschiefer. Die Hauptmasse besteht aus grobem 
Schiefer, der, wie dies alle die vorliegenden Stücke mit Pflanzen nachwei- 
sen, sehr häufig in einen sandigen Schiefer übergeht, in welchem man die 
sandsteinartige Beschaffenheit stets, auch ohne Loupe wahrnimmt. Grosse 
Climmerblättchen sind in den gröberen Varietäten des Gesteins, kleinere in 
den schiefrigeren stets zu beobachten. Die Pflanzensubstanz ist durch Glim- 
mer ersetzt, wie in den Pflanzenschiefern der Stangalpe. Niemanden sollte 
es je einfallen die Schiefer von Tergove auch nur halbkrystallinisch zu nen- 
nen, ausser man wollte diese Bezeichnung auf alle Sedimentgesteine ausdeh- 
nen, die Glimmer enthalten. 

Wenn ich irgend ein Aequivalent der Casanna-Schiefer bei uns ange- 
ben wollte, so wäre es der von mir namentlich im Ennsthale beobachtete 


[7] Fossile Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. 137 


und hervorgehobene Thonglimmerschiefer, dessen Beschaffenheit den Be- 
schreibungen von Casanna-Schiefer bestens entspricht, dessen Gebiete 
Gneisse, körnige Kalke, Serpentine, Chloritschiefer und Talkschiefer 
und auch Granite angehören. Dieser Thonglimmerschiefer gehört aber 
noch sicher der eozoischen Formation an, da auf demselben aufgelagert 
die nun hinlänglich sicher erwiesene Silurformation der nordöstlichen Alpen 
beobachtet wird. 


An dieser Altersbestimmung festzuhalten ist man trotzdem gezwun- 
gen, als über diesem Thonglimmerschiefer, in der Gegend der Stangalpe, 
unmittelbar die Gesteine der Steinkohlenformation, an anderen Stellen ebenso 
unmittelbar die Ablagerungen der Trias folgen. 


Dass dieser Thonglimmerschiefer weit hinaus in die westlichen Alpen 
hineinreicht und dort dieselbe Stellung einnimmt, wie in den nordwestlichen 
Alpen, dies beweist nicht nur das gänzlich gleichgeartete Auftreten des- 
selben, sondern auch die Thatsache, dass über demselben nach Unter- 
suchungen von Prof. A. Pichler im Gebiete der Sill (Innsbruck Süd) 
am Steınacher Joch, südlich von Matrey auch die Steinkohlen- 
formation genau so entwickelt vorkommt wie auf der Stangalpe. Zu unterst 
eine Bank Kalk mit Ankerit und Spatheisenstein, darüber eine mäch- 
tige Conglomeratbildung aus Quarzgeröllen mit Blättchen von silber- 
weissem Glimmer. Das Conglomerat geht stellenweise allmählig in Sand- 
stein und Schiefer über, der letztere oft pechschwarz und glänzend, enthält 
in Menge folgende Pflanzenreste: 

Annularia longifolia Brongn. 

Sphenophyllum emarginatum Brongn. 

Neuropteris flexuosa Brongn. 

Odontopteris alpina Sirnbg. sp. 

Oyatheites arborescens Schloth. sp. 

x Oreopteridis Brongn. sp. 

Alethopteris Defranci Brongn. sp. 

Stigmaria ficoides Brongn. 


Diese Thatsache beweist hinlänglich, dass in diesem westlichen Ge- 
biete unserer Alpen, die Gesteine der Steinkohlenformation trotz der näch- 
sten Nähe des Oentralgneises nicht wesentlich verändert sind, und dass es 
höchst unwahrscheinlich erscheint anzunehmen, dass die sogenannten Ca- 
sanna-Schiefer dieser unserer westlicheren Gegenden auch die Gesteine der 
Steinkohlenformation mit umfassen und um so weniger die Aequivalente des 
Rothliegenden bilden können. 


Aus alledem geht endlich hervor, dass die Speculation nach den 
Aequivalenten des Rothliegenden vorläufig angewiesen ist, in den Alpen 
auf jene Partie von rothen Schiefern und Sandsteinen, die unter dem petre- 
factenführenden Werfener Schiefer mitunter in sehr bedeutender Mächtig- 
keit folgen. In der That findet man — namentlich im Gailthale in der Nähe 
der dortigen Porphyre, Sandsteine und Schiefer, die sehr zahlreiche stengel- 
artige Reste enthalten, die mit Kernen von Pflanzenstengeln einige Aehn- 
lichkeit zeigen und gewöhnlich mehrere Schichten der Sandsteine und 
Schiefer verqueren. Aehnliche Funde habe ich auf mehreren Stellen in den 
Südalpen in demselben Niveau gemacht, an die ich mich stets erinnere, so 
oft ich die Abbildung des Palaeophycus Hoeianus Geinitz vor mir habe. 

Jahrbuch der k,k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 18 


138 D. Stur.— Fossile Pflanzenreste a. d. Schiefergebirge v. Tergove ete. [8] 


In den Nordalpen findet sich in der weiten nach Norden vorspringen- 
den Bucht des Knappendorfes Gollrad, südlich von Mariazell, eine etwa 
1500 Fuss mächtige Ablagerung eines rothen Sandsteines mit stellenweise 
eingelagerten Bänken eines verrucanoartigen Quarz-Conglomerats. Der 
Sandstein ist in Handstücken vollkommen ähnlich manchen Werfener-Schie- 
fern. Doch sucht man in der ganzen Mächtigkeit dieses Sandsteins vergebens 
nach anderen Versteinerungen als den eben erwähnten Pflanzenstengeln. 
Diesem rothen Sandsteine gehört an, die Gollrader Eisenerzlagerstätte, und 
das Gypslager daselbst, welches ohne von dem für die Triasformation 
charakteristischen Gypsthone begleitet zu sein, den Sandsteinschichten 
regelmässig eingelagert ist. 

Erst hoch im Hangenden dieses Sandsteines folgen endlich die Petre- 
facte reichlich führenden Werfener Schichten, in vollkommen concordanter 
Lagerung, so dass eine Grenze zwischen beiden Ablagerungen zu ziehen 
stets eine missliche Sache bleiben wird. 

Sowohl dieser unmerkliche Uebergang des rothen Gollrader-Sand- 
steins in den Werfener-Schiefer, als auch die petrographische Aehnlichkeit 
dieses Sandsteines mit den dyadischen Gesteinen des südlichen Böhmens, 
und die Thatsache, dass die Mächtigkeit des rothen Sandsteins in süd- 
licher Richtung sehr schnell abnimmt, so wie sieim nördlichen Theile der 
Bucht grosse Dimensionen aufgeschlossen zeigt, veranlassen zu vermuthen, 
dass man in demselben ein Aequivalent der Dyas zu suchen habe. 

Hier wären in der That Funde zu vermuthen, die sicherer zurNachweisung 
der Aequivalente des Rothliegenden in den Alpen führen würden, als die 
bisher gepflogenen Bemühungen. 

Schliesslich habe ich dem Herrn Direktor Alexander Schönbucher 
unseren freundlichsten Dank auszusprechen für die so schnell erfolgte 
Einsendung des pflanzenführenden Materiales, das hinreichende Veranlas- 
sung gab zur Erweiterung unserer Kenntnisse über das Schiefergebirge von 
Tergove. Aus der Wichtigkeit dieser Funde ist es einleuchtend, dass wir 
weitere Berichte und Untersuchungen stets dankbar entgegennehmen und 
benützen werden. 


VII. Kleine paläontologische Mittheilungen 
von Dr. U. Schloenbach. 


Hiezu Tafel V. 


Ill. Die Brachiopoden der böhmischen Kreide. 
(Vorgelegt in der Sitzung am 3. März 1868.) 


Stratigraphische Einleitung. 


Die folgenden Bemerkungen über die Gliederung und genauere Alters- 
bestimmung der verschiedenen Schichten der böhmischen Kreideformation 
sind hauptsächlich das Resultat zweier in den Spätsommern der Jahre 1864 
und 1865 in Begleitung meines Onkels, des Forstmeisters F. v. Unger zu 
Seesen (Herzogthum Braunschweig), ausgeführten Reisen in das Kreide- 
gebiet des nördlichen Böhmens sowie der bei diesen Gelegenheiten, resp. 
später bei einem 1:/, tägigen Aufenthalte in Prag (am 20. und 21. März 
1867), vorgenommenen Durchsicht des fürstlich Lobkowitz’schen Mineralien- . 
Cabinetes zu Bilin und des betreffenden Theiles des böhmischen National- 
Museums zu Prag. Als Basis bei diesen Studien dienten mir die auf zahl- 
reichen Excursionen in meiner Heimat und durch das Studium der einschlä- 
gigen Literatur, namentlich der vortrefflichen Arbeiten A. v. Strombeck’s, 
Beyrich’s und F. Römer’s, erworbene genauere Kenntniss der norddeut- 
schen und die bei meinem längeren Aufenthalte in Frankreich im Jahre 
1n8r gewonnene Einsicht in die Verhältnisse der französischen Kreidebil- 

ungen. 

Namentlich diese französische Reise und das auf derselben gesam- 
melte Material, sowie meine specielleren Studien über die reichen Faunen 
der westfranzösischen Kreideschichten in den grossen Sammlungen zu Paris 
und leMans waren es, die mich in den Stand setzten die böhmischen Kreide- 
bildungen, unbeirrt durch manche in der älteren Literatur verbreitete, bis 
dahin gewissermassen als Dogmen angesehene Annahmen, mit unbefange- 
nerem Auge zu betrachten. So bildete sich denn schon bald nach meiner 
Rückkehr aus Paris und vor Antritt meiner zweiten Reise nach Böhmen 
(Sommer 1865) in mir die Ansicht, dass ein grosser Theil derjenigen Glie- 
der der böhmischen Kreide, die man früher als Aequivalente der (enoman- 
Bildungen betrachtet und der Tourtia Belgiens und Westphalens paralleli- 
sirt oder wohl gar noch unterhalb derselben eingereiht hatte, viel jünger 
sei und jenen Bildungen zugerechnet werden müsse, für die Orbigny sein 
„lage turonien“ aufgestellt hatte, das heisst also: der rrasse der 

1 


140 Dr. U. Sehloenbach. [2] 


„eraie marneuse“ der Franzosen und des „oberen Pläners“ der Nord- 
deutschen. 

Diese Ansicht, welche ich zunächst nicht ganz ohne Mistrauen gegen 
die Richtigkeit der aus meinen Beobachtungen gezogenen, mit den bisherigen 
Annahmen im Widerspruch stehenden Schlüsse nur in Privatbriefen, z. B. 
gegen Herrn Dr. G. Laube und Herrn Prof. Geinitz, zu äussern wagte, 
von der aber bereits in der im 17. Bande der Zeitschr. der geol. Gesell. 
1. H., p. 24 ff. abgedruckten Mittheilung an Prof. Beyrich (Februar 
1865) Andeutungen zu finden sind, wurde bei meinem zweiten Aufenthalte 
in Böhmen (August 1865) zur Ueberzeugung. Diese Ueberzeugung sprach 
ich auf der Rückreise aus Böhmen in Dresden auch mündlich gegen Herrn 
Prof. Geinitz aus, indem ich denselben zugleich darauf aufmerksam 
machte, dass die in den tieferen Partien der Strehlener Steinbrüche bei 
Dresden in früherer Zeit gesammelten und im Dresdener Museum unter der 
Bezeichnung als „Amm Rotomagensis“ aufbewahrten grossen Ammoniten 
genau mit der in dem böhmischen Grünsandsteine ziemlich häufig vorkom - 
menden Ammonitenart übereinstimmten, welche — meiner Ansicht nach 
mit Unrecht — ebenfalls von den bisherigen Autoren als Am. Rotomagensis 
bestimmt worden seiund auf deren Vorkommen hauptsächlich die Annahme des 
cenomanen Alters jener Grünsandsteine beruhe. Eine genauere Untersuchung 
einer grösseren Anzahl von Exemplaren dieses Ammoniten hatte mich näm- 
lich belehrt, dass derselbe sich durch eine Reihe abweichender Kennzeichen 
von Amm. Rotomagensis Defr. unterscheide und vielmehr mit der von 
Sharpe als Amm. Woollgarei Mant. bestimmter festgestellten Art identi- 
fieirt werden müsse; letzteren kannte ich auch aus dem westlichen Frank- 
reich, wo er in der „zöne de U Ammonites peramplus“ (Triger) in Gesell-. 
schaft des Amm. peramplus selbst, der Ostrea(Exogyra) columba etc. ganz 
wie in Böhmen sich findet. Die Anomalie, dass Amm. peramplus in Böhmen 
in cenomanen Schichten mit Amm. Rotomagensis vorkommen sollte, während 
er sonst überall und stets nur in jüngeren Schichten sich gefunden hatte, 
war hiemit ebenfalls beseitigt. Auch die in diesem Horizonte, namentlich 
aber in den Exogyren-Sandsteinen so häufige Ostrea columba, die man trotz 
mehrseitigem Widerspruche meistens als ein Leitfossil der Cenoman-Bil- 
dungen betrachtete, konnte mir bei dieser Deutung nicht mehr im Wege 
stehen, seitdem ich im Sarthe-Departement auf’s Evidenteste gesehen hatte, 
dass diese Auster von den tiefsten Cenoman- bis zu den jüngsten Turon- 
Bildungen aufwärts durch alle Schichten hindurchgeht. 

Nachdem diese Deutung einmal als richtig erkannt war, erklärte sich 
auch leicht und natürlich das Vorkommen des Inoceramus labiatus (myti- 
loides) in den Plänersandsteinen, welche nach der zuerst von Rominger 
veröffentlichten und — wie ich mich durch eigene Anschauung überzeugt 
hatte — durchaus correcten Beobachtung unzweifelhaft unter dem Com- 
plex des Exogyren- und Grünsandsteines liegen; ') denn in der That musste 
auch nach Analogie des Vorkommens in Frankreich und Norddeutschland 
die Schicht, für welche Inoceramus labiatus charakteristisch ist, diejenigen 
Schichten unterteufen, welche Ammonites Woollgarei und peramplus ent- 
halten. 


t) Zeitschrift der deutsch. geolog. Gesellsch. XVII. 1, pag. 25. 185, 


[3] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 141 


Die Entdeckung, dass Herr F. Beckmann in Braunschweig in 
dem Strombeck’schen „weissen Brongniarti-Pläner,“ welcher nach diesen 
meinen neuen Ansichten das Aequivalent des böhmischen Exogyren- und 
Gründsandsteines bildete, bei Wolfenbüttel einen Ammoniten aufgefunden 
hatte, der mit meinen böhmischen Exemplaren des Amm. Woollgarei sich als 
ident erwies, erhob endlich meine Ueberzeugung, bezüglich der Deutung 
dieser Schichtengruppe zur Gewissheit. Aus diesem Grunde geschah es auch, 
dass ich in meinem Vortrage vor der Naturforscher-Versammlung zu Han- 
nover!) auf das Vorkommen des Amm. Woollgarei im „weissen Brongniarti- 
Pläner“ besonderes Gewicht legte, obgleich ich dasselbe nur mit einem ein- 
zigen Funde belegen konnte; mündlich wies ich auch bei jener Gelegenheit 
auf das Vorkommen derselben Art im böhmischen Grünsandsteine hin. 

Diese Ansichten hatte ich seitdem wiederholentlich in meinen wissen- 
schaftlichen Correspondenzen, namentlich z.B. gegen Forstmeister F.v.Unger, 
gegen Dr. A. Fritsch, gegen L. Saemann, gegenBergrath Gümbel und 
Prof. Geinitz, sowie mündlich gegen Dr. A. Kunth in Berlin, Prof. 
Hebert in Paris und Cammerrath von Strombeck in Braunschweig aus- 
gesprochen und theilweise specieller auseinandergesetzt. Zu einer Publica- 
tion derselben schritt ich deshalb noch nicht, weil ich die Absicht hatte, 
zuvor noch einen längeren Aufenthalt im böhmischen Kreidegebiete zu 
machen, um auch die übrigen Glieder der Formation möglichst genau zu 
studiren ; erst wenn dies geschehen wäre, beabsichtigte ichmiteiner grösseren 
stratigraphischen Arbeit über die böhmische Kreide hervorzutreten. 

Nachdem meine Hoffnung, diese Absicht im Jahre 1866 auszuführen, 
durch den Ausbruch desKrieges vereitelt war, glaubte ich dieselbe im Jahre 
1867 verwirklichen zu können und hielt mich, um auch von den Arbeiten 
der Prager Geologen genauere Kenntniss zu nehmen und deren Aufsamm- 
lungen zu besichtigen, bei Gelegenheit meiner Durchreise nach Oberitalien 
und Südtirol auf Einladung meines verehrten Freundes, des Herrn Dr. A. 
Fritsch, 11%, Tage in Prag auf. Während dieser Zeit sah ich mit dem 
genannten Herrn, sowie auch gelegentlich mit Herrn Prof. Krejei, nicht 
nur den betreffenden Theil der Sammlungen im Landes-Museum genauer 
durch, sondern hatte auch eingehende Besprechungen über die Deutung der 
von Herrn Dr. Fritsch beobachteten Profile. Das Resultat dieser Bespre- 
chungen war die vorläufige Feststellung einer Reihenfolge der verschiedenen 
bis dahin beobachteten Schichten der böhmischen Kreide; diese Reihenfolge 
wich in verschiedenen wesentlichen Punkten von derjenigen ab, welche die 
genannten Herren unmittelbar vorher in dem in böhmischer Sprache ge- 
druckten Berichte über ihre bisherigen Arbeiten veröffentlicht hatten, 2) und 
sie beschlossen daher, diese nach meinen Andeutungen veränderte Auffas- 
sung in der deutschen Ausgabe, mit deren Ausarbeitung sie eben beschäftigt 
waren, anzunehmen. Gleichzeitig theilte ich Herrn Dr. Fritsch auf seine 
Bitte rückhaltslos meine: Ansichten über die Deutung der betreffenden Glie- 
der dieser Schichtenfolge und deren Parallelisirung mit der Kreide Nord- 
deutschlands und Frankreichs mit, wie sie theils aus meinen früheren Beob- 
achtungen, theils aus der Durchsicht der betreffenden Faunen im Prager 
Museum sich mir ergeben hatten. 


1) Amtlicher Bericht über die 40. Versammlung der Naturf. ete,, Sitzung v. 
22. Sept. 1865, pag. 161; und neues Jahrb. 1866, pag. 311. 
2) Vergl. Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1867. Nr. 3. pag. 67. 


142 Dr. U. Schloenbach. [4] 


Für mich waren die Resultate dieses Besuches in Prag in mehren Bezie- 
hungen wichtig. Vor Allem lernteich bei dieser Gelegenheit die ungemein reiche 
Fauna der wirklich und unbestreitbar cenomanenBildungenBöhmens, namentlich 
des Rudistenkalkes von Korycan, welcher eine so überraschende Aehnlich- 
keit mit den gleichaltrigen Bildungen des belgisch-französischen Grenz-Ge- 
bietes und des westlichen Frankreichs zeigt, genauer kennen. Sodann über- 
zeugte ich mich, dass von den jüngeren cenomanen Bildungen, nach denen 
ich bis dahin in Böhmen ebenso wie in Sachsen vergeblich gesucht hatte, 
wirklich noch keinerlei sichere Spuren bekannt seien. Auch für das turone 
Alter der Pläner-, Exogyren- und Grünsandsteine enthielten die paläontologi- 
schen Aufsammlungen der Herren Fritsch und Krejei eine Reihe weiterer 
Belege. Endlich aber erhielt ich, ebenfalls durch diese Aufsammlungen, be- 
stimmtere Aufschlüsse über das Alter der jüngeren Quader-Bildungen 
Böhmens, über welche ich mir früher kein rechtes Urtheil hatte bilden 
können. Herr Dr. Fritsch zeigte mir nämlich eine Suite Petrefacten, wel- 
che er in den Quaderschichten des Chlomek bei Jungbunzlau gesammelt 
hatte; diese zeigten in jeder Beziehung eine ganz frappante Uebereinstim- 
mung mit der Fauna der Sandsteine, welche in der Gegend zwichen Reck- 
linghausen und Coesfeld (Westphalen) die Zone des Mier. cor anguinmum 
repräsentiren, sowie mit derjenigen des sandigen Mergels von Gehrden bei 
Hannover; es waren namentlich zahlreiche Bryozoen, Ostrea (Exogyra) 
laciniata, Janira quadricostata, Peeten- und Lima-Arten ete. Ich glaubte 
daher unbedingt diese Quader als in die Zone des Mier. cor anguwinum und 
Bel. Merceyi gehörig betrachten zu dürfen. Da nun aber nach Dr. Fritsch's 
Versicherung diesem Quader nach seinen Lagerungsverhältnissen ein jüngeres 
Alter, als den Baculitenschichten (oder oberen Plänermergeln), zugeschrieben 
werden müsste, und letztere ihrerseits die Repräsentanten der Zone des Sca- 
phites Geinitzi und Spondylus spinosus unzweifelhaft überlagerten, so hielt 
ich die Aequivalenz der Baculitenschiehten mit dem „Cuvieri-Pläner“, der 
in Norddeutschland dieselbe Stelle einnimmt, für in hohem Grade wahr- 
scheinlich, obgleich vom paläontologischen Standpunkte aus in Folge der 
Facies-Verschiedenheiten dieser beiden Horizonte sich nur wenige Anhalts- 
punkte zu einer directen Vergleichung boten. 

Diese meine Ansichten über die Gliederung und Altersbestimmung 
der böhmischen Kreideschichten theilte ich im Frühling vorigen Jahres 
während meines Aufenthaltes in München auch Herrn Bergrath Gümbel 
mit, der vor seiner beabsichtigten und bald nachher auch ausgeführten 
Reise nach Böhmen meine Auffassung der Verhältnisse der böhmischen, so- 
wie derjenigen der sächsischen, norddeutschen und französischen Kreide- 
bildungen genauer, als es bereits in unserer Correspondenz über diesen 
Gegenstand geschehen war, kennen zu lernen wünschte.'Zugleich legte ich ihm 
auch eine bereits in Prag im Beisein Dr. Fritsch’s entworfene Tabelle vor, 
auf der meine Ansichten über den wahrscheinlichen Synchronismus der 
böhmischen Kreideschichten mit den norddeutschen zur Darstellung ge- 
bracht werden. Bei derselben Gelegenheit besichtigten wir auch die von 
Bergrath Gümbelim östlichen Bayern in den Umgebungen von Regens- 
burg und Passau gesammelten Kreidepetrefacten und kamen zu dem Re- 
sultate, dass auch auf diese Vorkommnisse eine ähnliche Gliederung sich 
anwenden lasse, wie die für Böhmen festgestellte. Namentlich aber war es 
mir eine Genugthuung,, auch einen so ausgezeichneten Geologen , wie 


[5] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 143 


Bergrath Gümbel es ist, von der Richtigkeit meiner Deutung des Pläner-, 
Exogyren- und Grünsandsteins überzeugt zu sehen. 


Vorstehende Bemerkungen , welche die allmählige Entstehung 
meiner Auffassung der Verhältnisse der böhmischen Kreide darlegen, 
glaubte ich der nun folgenden kurzen, übersichtlichen Darstellung 
der Verhältnisse selbst voranschicken zu müssen, um von vorn 
herein dem Vorwurfe zu begegnen, den man mir sonst — scheinbar 
mit Recht — machen könnte, dem Vorwurfe nämlich, als mache 
ich mich eines Plagiats schuldig, indem ich Ansichten als die meinigen 
hinstelle, welche schon in den in neuerer Zeit erschienenen Publikationen, 
namentlich in jenen der Prager Geologen,, ausgesprochen sind. Nach- 
dem der Antheil, den ich an der Feststellung der Reihenfolge und an der 
Altersbestimmung der böhmischen Kreideschichten, gehabt habe, wie solche 
in dem „zweiten Jahresberichte über die Wirksamkeit der beiden Comite’s für 
disnaturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens“ (Prag 1867) veröffent- 
licht wurde, durch ein Versehen unerwähnt geblieben ist, könnte ein der- 
artiger Vorwurf in der That begründet erscheinen, wenn nicht Herr Prof. 
Krejei mit dankenswerthem Freimuth den Thatbestand eines solchen 
Versehens sichergestellt hätte ı). 


Die nachstehenden Zeilen bitte ich nur als eine vorläufige Skizze 
meiner jetzigen Auffassung der Verhältnisse der Kreide-Formation zu be- 
trachten, deren specielle Begründung und Ausführung ich um so mehr auf 
spätere Zeit verschieben zu müssen glaube, als ein Specialstudium des böh- 
mischen Kreide-Gebietes mir für die nächsten Jahre als Aufgabe übertragen 
worden ist und ich nach Beendigung dieser Aufgabe Veranlassung haben 
werde, die Resultate meiner Beobachtungen in ausführlicherer Weise den 
Fachgenossen vorzulegen. 

Es ist bekannt, dass in der böhmischen Kreideformation Repräsen- 
tanten der unteren Abtheilungen, der Neocom- und Gaultgruppe, gänzlich 
fehlen und dass die ältesten in Böhmen vertretenen Glieder der Formation 
der Cenomangruppe angehören; dieselben erscheinen unmittelbar entweder 
den älteren Flötzformationen oder dem krystallinischen Gebirge aufgelagert. 
Andererseits scheinen auch die jüngsten Glieder der Kreidegruppe, welche 
im nördlichen Deutschland, in Frankreich und England in grosser Verbrei- 
tung vorhanden sind, in Böhmen eben so wie in dem angrenzenden Sachsen 
gänzlich zu fehlen; denn die bis jetzt bekannten obersten Ablagerungen der 
Reihenfolge, deren Alter sich mit einiger Sicherheit bestimmen lässt, ent- 
sprechen der unteren Abtheilung jenes Niveaus, das man in Norddeutsch- 
land als „Quadratenkreide“, in Frankreich als Horizont oder Zone des Meier. 
cor anguinum zu bezeichnen gewohnt ist und welches auch in einem ziem- 
lich grossen Theile Norddeutschlands, wo keine dem Horizont des Belem- 
mites mucronatus entsprechende Schichten entwickelt sind, das jüngste Glied 
der vorkommenden Kreideablagerungen bildet. 

Es würde also hiernach in Böhmen nur die Plänergruppe in dem 
Sinne, welchen Gümbel in seiner neuesten Publication diesem Namen 


1) Vergl. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1867, Nr. 12, pag. 251. 


144 Dr. U. Schloenbach. [6] 


beizulegen vorgeschlagen hat !) zur Entwickelung gekommen sein, und auch 
diese nur in beschränkter Weise, indem die jüngsten in anderen Kreide- 
gebieten entwickelten Glieder derselben nicht vertreten sind. Die in Böh- 
men nachgewiesenen Glieder des Pläners in diesem Sinne sind aber von 
unten nach oben folgende: 

1. Die Zone der Trigonia sulcataria und des Cato- 
pygwus carinatus !) (II. 8, 7 bei Gümbel im neuen Jahrbuch 1867, 
p. 798) ist in sehr verschiedenen Formen entwickelt. Bald sind es Sand- 
steine mit eingelagerten Thonen und Schiefern (Perutz, Mseno, Kaunitz) 
mit Pflanzen und Süsswasser-Muscheln, hie und da auch mit Kohlenflötzen, 
bald mergelige Lumachellen mit zahlreichen Petrefacten, unter denen 
namentlich Einmuskler, Brachiopoden, Echinodermen, Bryozoen und Spon- 
gitarien sich befinden (Schillinge bei Bilin, Kamajk, Kuttenberg). An ande- 
ren Lokalitäten findet sich diese Zone als ein späthiger Kalk mit einem 
ausserordentlichen Reichthum an sehr mannigfaltigen und wohl erhaltenen 
Petrefacten, namentlich Gastropoden, Bivalven, einzelnen Rudisten- und 
Brachiopodenarten (Korycan). Eine vierte Ausbildungsform endlich ist die- 
jenige als feinkörniger mürber Sandstein mit zahlreichen wohl erhaltenen 
Gastropoden- und Bivalven-Steinkernen (Tisa oder Tyssa), welche entweder als 
blosse innere Ausfüllungen der Hohlräume der Muscheln erscheinen oder 
auch die Schale vollständig mit ersetzt haben, so dass deren Ornamentirung 
oft bis in feine Details sichtbar geblieben ist; ersterer Fall findet beson- 
ders bei den Austern, Pecten- und Lima-Arten, letzterer bei den meisten 
zweimuskeligen Bivalven statt. Diese vier Facies, welche in der Regel an 
verschiedenen Lokalitäten vorkommen und nur selten einander überlagern ?) 
werden im Allgemeinen als einander äquivalent betrachtet werden müssen ; 
während die erste als eine Süsswasserbildung zu betrachten ist, dürfte die 
zweite als Bildung eines flachen, steinigen, dem Wellenschlage stark aus- 
gesetzten Strandes, die dritte als Ablagerung auf zerklüftetem, felsigem 
Boden, der von einem wohl ziemlich hohen Meere bespült und überflutet 
wurde, die vierte endlich als Niederschlag eines ruhigen Beckens, dessen 
Fauna nicht durch Einmündung grösserer Süsswassermassen beeinflusst 
wurde und daher eine rein marine blieb, zu erklären sein. 

In diesen Horizont gehören die meisten der von den bisherigen Au- 
toren als „unterer Quader“ und „Pflanzen-Quader“ bezeichneten Schichten, 
ferner fast alle als „unterer Pläner“ bezeichneten, sodann die „Conglomerat- 
Schichten“, die „Hippuriten-Kalke.“ 

Die ausserböhmischen Aequivalente dieser Abtheilung ergeben sich 
aus der stratigraphischen Einleitung, welche ich meiner oben citirten 
Schrift über die norddeutschen Cenoman-Brachiopoden vorangeschickt habe. 

Für die Ablagerungen der beiden in der vollständigen Reihe nun 
folgenden paläontologischen Horizonte, nämlich: die Zone des Sca- 
phites aegualis und die Zone des Ammonites Rotomagensis 
konnten sichere Vertreter in der Reihenfolge der böhmischen Kreide- 


1) Vergl. Schloenbach über die Brachiopoden der norddeutschen Cenoman- 
Bildungen, pag. 32, (Geogn.-pal. Beitr. I, 3.) 

?2) Nur die zuerst genannte Facies des eigentlichen unteren Quaders tritt nach 
mündlicher Mittheilung des Herrn Dr. Fritsch ähnlich wie in Sachsen öfter un- 
ter einer der anderen auf, in welche sie dann bei stetiger Concordanz der Schich- 
tung allmählich überzugehen pflegt 


[7] Kleine paläontologische Mittheilungen. Ill. 145 


schichten noch nicht nachgewiesen worden. Es muss daher für jetzt noch 
zweifelhaft bleiben, ob in dieser Zeit in Böhmen überhaupt keine Gesteins- 
Ablagerungen stattgefunden haben, oder ob man etwa annehmen muss, 
dass die oben beschriebenen Bildungen auch die Ablagerungen derjenigen 
Zeit mit einschliessen, in welcher sich in den meisten übrigen Kreide- 
gebieten Niederschläge mit veränderten, neuen Faunen gebildet haben. 
Gümbel hat zwar!) in den oberen Regionen des vorigen Horizontes das 
Vorhandensein einer etwas abweichenden Fauna betont, welche möglicher- 
weise die Deutung dieser oberen Schichten als Aequivalente der jüngeren 
Cenoman-Zonen befürworten könnten; indessen liegen über dies Vorkommen 
noch zu wenige sichere Beobachtungen vor, um diese Möglichkeit schon jetzt 
als wahrscheinlich hinstellen zu können; ich selbst kenne dasselbe weder 
aus eigener Anschauung noch habe ich Petreiacten daraus gesehen. Erst 
für den hierauf folgenden Horizont: 

2. Die Zone des Inoceramus labiatus (II 5b bei Güm- 
bel im neuen Jahrb. 1867, pag 79%) sind wieder sichere Repräsentanten 
in Böhmen vorhanden. Auch diese sind wieder etwas verschieden ausge- 
bildet, aber doch bei Weitem nicht so mannigfaltig, wie die der ersten Zone 
Es gehören hieher namentlich die mürben, grobkörnigen Sandsteine, welche 
die imposanten Felsenpartien der 'lisa’er Wände westlich von Tetschen bil- 
den und die sich in einzelnen Lagen durch die Häufigkeit des darin vorkom- 
menden typischen Inoceramus labiatus auszeichnen; andere Petrefacten 
sind darin äusserst selten. Die Prager Geologen haben dieses Vorkommen 
als „Königswalder Schichten“ bezeichnet. Eine etwas abweichende Facies 
desselben Horizontes ist der an Bivalven- und Crustaceen-Resten (Callia- 
nassa bohemica Fritsch ) veiche, graue oder gelbe, beim Verwittern eine 
rothe Farbe annehmende, feinkörnige, kalkige Sandstein, welcher nament- 
lich in der Gegend von Postelberg und Laun ausserordentlich verbreitet ist 
und in der Regel als „Plänersandstein“, „gelber Bausandstein“, auch 
als „grauer Sandstein von Lippenz“ etc. bezeichnet wird. In der Gegend 
von Prag wird dieser Horizont durch ein mehr sandig-kalkiges Gebilde 
vertreten, das übrigens durch seine Petrefactenführung sich auf’s Engste an den 
oben beschriebenen Plänersandstein anschliesst; es ist dies der „Pläner des 
Weissenberges“, oder vielmehr, wie Gümbel gezeigt hat, ein Glied des 
von den Prager Geologen mit diesem Namen bezeichneten Schichtencom- 
plexes, für welches er selbst den Localnamen „Melniker Schichten“ vorschlägt. 

Die in diesem Niveau vorkommenden Petrefacten, namentlich der be- 
sonders charakteristische Inoc. labiatus, den ich nie in einem anderen Hori- 
zonte gefunden und auf den ich daher schon 1865 (Zeitschr. der deutsch. 
geol. Gesellsch. AVII.pag. 25) besonderes Gewicht gelegt habe, lassen nicht be- 
zweifeln, dass wir diese Schichten als Aequivalente des „rothen Pläners“ 
der norddeutschen, der untersten Abtheilung des Turonien und der Zone 
des Inoc. labiatus (problematicus) der französischen Geologen zu betrachten 
haben. 

Während dieser Horizont in Böhmen in Bezug auf seine Petrefacten- 
führung stets nur sehr schwache Beziehungen zu den ihn zunächt unter- 
lagernden Cenoman-Schichten zeigt, schliesst er sich sowohl in dieser Bezie- 


1) N. Jahrb. 1867, pag. 798 (III. 6) und 799. 
Jahrhuch der k. k. geologische Reichsanstalt, 1863. 18. Band, 1. Heft. 19 


146 Dr. U. Schloenbach. [8] 


hung als auch in der Regel hinsichtlich seiner Gesteinsbeschaffenheit sehr 
enge an 

3. die Zone des Ammonites Woollgareiund Inoceramus 
Brongniartian,(ll. 5aund IL.4 beiGümbell. c. p. 797). Unter diesem 
Namen fasse ich zwei an manchen Localitäten auf den ersten Blick leicht zu 
unterscheidende Formations-Glieder, den „Exogyren -Sandstein‘‘ und den 
„Grünsandstein‘‘ zusammen, weil dieselben bei genauerer Untersuchung so- 
wohl petrographisch als paläontographisch vollständig in einander übergehen 
und vielen Gegenden überhaupt nur ein Gebilde deren Stelle vertritt, in 
Bezug auf welches man in Verlegenheit sein würde, welchem von diesen 
beiden Gesteinen man es zurechnen sollte. Der Exogyren-Sandstein, welcher 
überall, wo beide Glieder entwickelt sind, eine tiefere Stelle einnimmt, ist in 
seiner typischen Ausbildung ein hell-gelbgrauer, fast weisser, feinkörniger 
Sandstein von geringer Festigkeit mit sehr sparsam eingestreuten feinen 
Glauconitkörnchen, welcher in gewissen Schichten ungemein reich ist an 
ziemlich wohlerhaltenen Petrefacten, namentlich Austern (besonders Ostrea 
columba von den riesigsten bis zu den kleinsten Formen), Inoceramen-, 
Janira-, Peeten- und Lima-Arten, ferner einigen Brachiopoden - Arten, 
Nucleoliten (selten) ; Cephalopoden und zweimuskelige Bivalven sind seltener 
und stellen sich besonders an solchen Localitäten ein, wo die Beimengung 
von Grünsand stärker wird. Wo diese endlich ihr Maximum erreicht, wie 
in den obersten Schichten des typischen festeren Grünsandsteins der Hügel- 
kette zwischen Laun und Malnitz, gewinnen die Ammoniten, Gastropoden, 
Cardien, Protocardien u. s. w. weitaus-die Oberhand über die Austern und 
Brachiopoden, während Pecten- und Lima-Arten noch immer selten bleiben. 
Dieser Zone gehören endlich auch noch die Mergelkalke des Eger-Ufers un- 
mittelbar unterhalb Laun an, welche in ihrer Petrefactenführung ganz mit 
den Grünsandsteinen, aus denen sie durch Aufnahme von mehr Thon und 
Kalk entstanden sind, übereinstimmen. Reuss hat dieselben zu seinem 
„unteren Plänerkalk* gerechnet. — Ueber die ausserböhmischen Aequiva- 
lente dieses Horizontes habe ich mich schon oben ausführlicher ausge- 
sprochen. 

4. Die Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus spv- 
nosus (II. 3 bei Gümb. 1. ce. p. 797) ist in ihrer typischen Entwicklung 
ein vorwiegend mergelig-kalkiges oder thonig-mergeliges, rein marines Ge- 
bilde. Fischreste, Crustaceen, Cephalopoden, Inoceramen, Spondylen, Lima- 
Arten, Brachiopoden und Seeigel (besonders Mier. Michelini) sind es, die 
vorwiegend die Fauna dieser Bildungen ausmachen, wo dieselben mehr kal- 
kiger Beschaffenheit sind; in den thonigeren Schlammbildungen gewinnen 
die Fischreste, Austern, Brachiopoden, Seeigel und Spongitarien so wie eine 
sehr mannigfaltige Foramiferenfauna ganz die Oberhand und verdrängen 
alles Andere. In dieses Niveau gehören der eigentliche „obere Plänerkalk“ 
und wahrscheinlich auch der grösste Theil des „oberen Plänermergels“ (mit 
Ausschluss der Baeculiten-Schichten), welcher erstere z. B. in den Umge- 
bungen von Teplitz, letzterer bei Bilin und namentlich in der Gegend von 
Laun entwickelt ist. Nach Gümbel reicht der Pläner des Weissenberges 
bei Prag mit seinen oberen mergeligen Lagen bis in diesen Horizont hinein. 
Der Plänerkalk pflegt überhaupt nach oben zu etwas thonig-mergeliger 
zu werden. — Diese Zone entspricht unzweifelhaft den norddeutschen 
Scaphiten-Schichten. 


[9] Kleine paläontologische Mittheilungen. II. 4147 


In Betreff der Einreihung der „Iser-Sandsteine“ der Prager 
Geologen, die ich nicht. selbst aus eigener Anschauung kennen gelernt, und 
aus denen ich im Prager Museum keine zu einer sicheren Altersbestimmung 
genügende Petrefactenvorräthe gesehen habe, bin ich — offen gestanden — 
ineiniger Verlegenheit, wo dieselben am richtigsten einzuordnen sein mögen. 
Die Prager Geologen betrachten dieselben als genaue Aequivalente der 
petrefactenreichen Schichten von Kieslingswalde und geben ihnen in ihrem 
3. Jahresberichte in der Schichtenfolge eine Stelle über dem „Plänerkalk 
von Teplitz“ und unter den „Baculiten-Schichten von Priesen“. Ich konnte 
mich über diesen Punkt bei meiner Anwesenheit in Prag vor einem Jahre 
nicht ganz mit Herrn Dr. Fritsch einigen, da ich jedoch positive strati- 
graphische und paläontologische Gründe für meine Idee, dass diese Sand- 
steine nur eine veränderte Facies der Zone des Scaphites Geinitzi darstellen 
und daher als Aequivalente des „oberen Plänerkalks von Teplitz“ anzusehen 
sein dürften, noch nicht vorzubringen vermochte, so wagte ich nicht auf der- 
selben bestimmter zu bestehen. Auf demselben Standpunkte stehe ich auch 
jetzt noch, und kann auch jetzt meine Annahme nur als Hypothese hinstellen, 
die indessen durch den Umstand, dass der an vielen Localitäten direct vom 
Plänerkalk überlagerte Grünsandstein an anderen Orten, wo kein Pläner- 
kalk vorkommt, die Basis des concordant darauf liegenden Iser-Sandsteins 
bildet, (vergl. den 2. Prager Jahresber., pag. 54) wohl einigermassen unter- 
stützt wird. Auch dürfte es etwas unwahrscheinlich sein, dass Plänerkalk 
und Iser-Sandstein, wenn sie wirklich zwei dem Alter nach verschiedene 
Formationsglieder darstellen, bei ihrer grossen Verbreitung nicht irgendwo 
in directer Ueberlagerung übereinander zu beobachten sein sollten. Aehn- 
lich ist die Ansicht, welche Güm bel in seiner oft eitirten neuesten Schrift 
vertritt; er bezeichnet das hauptsächlichste petrefactenführende Niveau der 
Iser-Sandsteine als „glaukonitische Gesteinsbank“ (1. c. p. 805) und be- 
trachtet diese als eine „obere Abtheilung des Hundorfer Schichten- 
complexes“, welchem sich auch die versteinerungsreichen „Kreibitzer Schich- 
ten“ unmittelbar anschliessen. 

Die beiden letzten Horizonte der böhmischen Kreide kommen hier 
für uns weniger in Betracht, da sie in ihren bis jetzt nachgewiesenen Aus- 
bildungsformen an Brachiopoden sehr arm sind. Ich führe sie deshalb nur 
kurz an. Es sind der „Cuvieri-Pläner“ und die untere Region der „Quadra- 
ten-Kreide* der norddeutschen Geologen. 

5. Die Zone des Inoceramus Ouvieri und Micraster cor 
testudinarsum scheint mir in Böhmen durch die bekannten petrefacten- 
reichen Baculiten-Mergel von Priesen, Postelberg, Luschitz etc. repräsen- 
tirt zu werden; Gümbel hingegen stellt letztere bereits in die folgende 
höhere Zone. Der Raum gestattet mir nicht auf diese Frage, deren Erör- 
terung ich mir für spätere Zeit vorbehalte, hier näher einzugehen, als ich 
. es schon oben im Vorwort gethan habe; auch dürften in diesem Augen- 
blicke die Materialien zur Entscheidung derselben noch nicht genügend 
sichergestellt sein, indem dazu namentlich eine sorgfältige Revision der 
Bestimmungen der zahlreichen aus diesen Schichten angeführten Petrefacten 
durchaus erforderlich ist. | 

6. Die Zone des Micraster cor anguinum und Belemni- 
tes Merceyi, welche in Westphalen in Form von mergelig-sandigen, in 
der Gegend von Hannover und im Vorlande des Harzes in Form von merge- 
19 


' \ 


148 Dr. U. Schloenbach. 10] 


ligen und mergelig-thonigen Schichten, im Harz selbst und in Schlesien als 
„oberer Quader“ weite Verbreitung gefunden hat, ist es endlich, welcher 
meiner Ansicht nach die jüngsten Quaderbildungen Böhmens angehören. 
Diese Deutung stützt sich hauptsächlich auf die Petrefactenfunde, welche 
Herr Dr. Fritschin diesem Horizonte am Chlomeker Berge unweit Jung- 
bunzlau gemacht hat und unter denen ich einige für die genannte Zone 
charakteristische Arten bestimmen konnte. Ob in diesem Niveau auch noch 
andere Facies im böhmischen Kreidegebiete sich beobachten lassen, ist bis 
jetzt nicht sicher bekannt ; indessen dürfte Gümbel’s Ansicht, dass die 
petrefactenleeren Quader von Gross-Skal denen von Chlomek äquivalent 
seien, grosse Wahrscheinlichkeit haben, während ich ‚seiner früher ausge- 
sprochenen, neuerdings aber nicht bestimmt wiederholten Annahme, dass 
dieser Horizont „dem Schichtencomplex der Schreibkreide mit Belemnitel- 
len gleichgestellt werden müsse“, nicht beistimmen möchte ı). Hiermit 
schliesst die Schichtenfolge der böhmischen Kreideformation 


Kritisches Verzeichniss der Brachiopoden der böhmischen 
Kreide. 

Zur Aufstellung des nachstehenden Verzeichnisses haben mir theils 
die Materialien der ausserordentlich reichen Brachiopoden-Abtheilung des 
k. k. Hof-Mineralien-Kabinetes, dessen unumschränkte Benützung mir von 
Herrn Direktor Dr. M. Hörnes mit bekannter Liberalität gestattet wurde, 
theils wiederholte Sendungen der interessantesten Arten des böhmischen 
National-Museums zu Prag durch meinen Freund, Herrn Custos Dr. A. 
Fritsch, theils endlich die in meiner eigenen Sammlung befindlichen 
böhmischen Brachiopoden gedient. Die im hiesigen Hof-Mineralien-Kabinete 
vorhandenen Stücke stammen grösstentheils aus der von diesem Institute 
acquirirten Sammlung böhmischer Kreidepetrefacten von Prof. Reuss her 
und sind daher als die Originalien der in dessen Werke: „Die Versteine- 
rungen der böhmischen Kreide“ angeführten Arten von besonderem Werthe 
und Interesse; nur durch sie ist es mir möglich geworden, über viele der in 
jenem Werke enthaltenen Brachiopodenarten, welche nur mit kurzen Bemer- 
kungen ohne speciellere Beschreibungen und Abbildungen eitirt sind, 
mir ein sicheres Urtheil zu bilden und so die Synonymik, welche wie bei 
allen paläontologischen Arbeiten über Kreide-Versteinerungen aus älterer 
Zeit, natürlich dem jetzigen Stande unserer Kenntniss in vielen Fällen nicht 
mehr entsprechen konnte, bestimmter festzustellen. Die Sendungen des 
Herrn Dr. Fritsch, welche fast ausschliesslich von ihm selbst unter sorg-* 
fältigster Feststellung der Lagerstätten gesammelte Exemplare enthielten, 
haben namentlich für die Brachiopoden-Fauna der untersten Zone der böhmi- 
schen Kreide interessante Beiträge geliefert. Meine eigene Sammlung end- 
lich enthält namentlich aus den mittleren und oberen Abtheilungen der 
Formation sehr zahlreiches Material, welches theils von meinem Vater, 
theils von mir selbst bei Gelegenheit unserer geognostischen Ausflüge nach 
Böhmen gesammelt wurde. 

Ausser den nachstehend besprochenen Arten liegen mir noch einige 
offenbar mit keiner derselben übereinstimmende Brachiopodenreste vor, die 
ich indessen, bis zahlreichere oder besser erhaltene Exemplare davon vor- 


1) Siehe Neues Jahrbuch 1867, p. 668 und Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 
1867, Nr. 13 p 299. 


[11] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 149 


handen sind, nicht zu bestimmen wage und deshalb bei der Aufzählung 
übergehe. 
1. Terebratulina chrysalis Schloth. sp. 1813. 


1798. Faujas St. Fond, St. Pierre, T. 26, F. 7—9. 

1813. Terebratulites chrysalis Schloth., Leonh. Taschenb. VII, p. 113. 

1846. Terebratula striatula Reuss, Verst. köhm. Kr. if, p. 49, 
A 

1846. Terebratula chrysalis Reuss, Verst. böhm. Kr. I, p. 49, 
E26, F, 3. 

1846. Terebratula Faujasi Reuss, Verst. böhm. Kr. I, p. 50. 
T. 26, F. 4. 

1866. Terebratulina chrysalis Schloenb. Krit. Stud. p. 11, T. 1, 
F. 3, 4. 

Wenn auch seltener, als die folgende Art, so ist doch auch 
Terebratulina chrysalis in der böhmischen Kreide ungemein verbreitet, Sie 
beginnt, wie diese, zuerst in der Zone der Trigonia sulcataria und des 
Catopygus carinatus, in der sie z. B. in den Mergeln bei Zbyslav und Ka- 
majk, sowie bei Weisskirchlitz nicht selten vorkommt. Die von Kamajk mir 
vorliegenden Exemplare stimmen besonders mit jenen Formen überein, die 
A. Römer (Nordd. Kreid.) als 7. auriculata und Faujasi beschrieben hat. 
Zu den grössten Seltenheiten dagegen gehört 7. chrysalis in der Reihenfolge 
der Sandsteinschichten, die man als Plänersandstein, Exogyren-Sandstein 
und Grünsandstein zu bezeichnen pflegt; sie liegt mir aus solchen nur im 
Hof-Mineralien-Kabinet vom Weissen Berge bei Prag vor, scheint aber der 
Gesteinsbeschaffenheit nach aus mehr mergeligen Schichten zu stammen, 
die vielleicht nach Gümb el’s Untersuchungen schon einem höheren Niveau 
angehören, als die übrigen Vorkommnisse des Plänersandsteines; die drei 
Exemplare von dort gehören derselben Varietät an, welche auch im oberen 
Plänerkalk Böhmens, d. h. also in der Zone des Scaphites Geinitzi und 
Spondylus spinosus besonders häufig ist und die sich durch ihre flache, 
breite, nach dem Schnabel hin schlank zugespitzte Gestalt und mässig dichte 
Berippung auszeichnet. Zu einer ähnlichen Varietät, die aber feinere und 
dichtere Rippen besitzt, gehört das einzige mir aus dem Baculitenthone von 
Luschitz vorliegende Exemplar im Hof-Mineralien-Kabinet. 


2. Terebratulina rigida Sow. sp. 1829. 


1829. Terebratula rigida Sow., Min. Conch. VI, p. 69, T. 536, F. 2. 

1846. . gracıhis Reuss, Verst. böhm. Kr. II, p. 49, T. 26, 
F. 1, T. 42, F. 24. 

1866. Terebratulina rigida Schloenb., Krit. Stud. p. 17, T.1, 
F. 10—17. 

Terebratulina rigida findet sich in vielen Schichten der böbmischen 
Kreide, darunter in einigen in erstaunlicher Häufigkeit. Als ihr erstes Auf- 
treten in diesem Gebiete muss das Vorkommen in der Zone des Catopygus 
carinatus und der Trigonia sulcataria von Kamajk bei Leitmeritz bezeich- 
net werden, welches ich durch eine Arzahl von Herrn Dr. A. Fritsch zur 
Bestimmung eingesendeter Exemplare kennen gelernt habe. Dieselben sind 
namentlich auch dadurch interessant, dass sie der von mir am oben citirten 
Orte beschriebenen Varietät 0 angehören, welche ich bisher noch nicht aus 


150 Dr. U. Schloenbach. [ 12] 


so tiefen Schichten gekannt hatte; sie sind ausserordentlich gut erhalten 
und stimmen in allen Punkten ganz mit dieser sonst vorzugsweise in der 
Öberregion der Zone des Scaphites Geinitzi mit Spondylus spinosus häufig 
vorkommenden grossen Varietät überein. In den nächstjüngeren Gliedern 
der böhmischen Kreide, namentlich in dem Pläner- oder gelben Bausand- 
stein, dem Exogyrensandstein und Gründsandstein, d. h. also in den Zonen 
des Inoceramus labiatus und des Amm. Woollgarer und Inoc. Brongmiarti, 
ist unsere Art noch nicht nachgewiesen, was wohl hauptsächlich in den Fa- 
cies-Verhältnissen seinen Grund hat, da in diesen Bildungen die Gattung 
Terebratulina an den bekannten böhmischen Fundorten kaum vorkommt. 
Dagegen tritt sie in dem hierauf folgenden Schichtencomplexe, in der Zone 
des Scaphites Geinitzi und Spondylus spinosus, d.h. also in dem „oberen 
Plänerkalke“ und in den Schichten, welche den Uebergang von diesem zu 
dem Baculitenthone z. B. in der Gegend zwischen Laun und Postelberg bil- 
den, in grosser Häufigkeit, und zwar in der Unterregion dieser Bildungen 
vorzugsweise in kleinen, in der Oberregion fast nur in grossen Exemplaren 
auf. Von den Fundorten der letzteren Form muss besonders der Abhang des 
Rannay-Berges bei Laun, unmittelbar oberhalb der zum Dorfe Leneschitz 
gehörigen Ziegelei hervorgehoben werden, wo man schöne Exemplare der- 
selben gemengt mit den aus etwas höheren Schichten herabgeschwemmten, 
zahlreichen verkiesten Petrefacten der Baculithenthone zu Hunderten auf- 
lesen kann. Die kleinere Form dagegen findet sich ausser in den Umgebun- 
gen von Bilin ganz besonders häufig in den ein wahres Petrefacten-Conglo- 
merat bildenden, namentlich auch an grossen Foraminiferen (Nodosarien, 
Dentalinen, etc.) reichen Mergelkalkplatten bei Kostic an derEger und süd- 

lich von Laun gegen Cendie zu. | 


3, Terebratula phaseolina Lam. 1819. 
Das. V „Big... 


1819. Terebratula phaseolina Lam., Anim. s. Vert. VI, p. 251. 
1846. ? Y biangularıs Reuss, Verst. II, p. 51. 


r y ovoides Reuss, Verst. II, p. 82. 
R h lentoidea Reuss, Verst. II, p. 53, z. Th. 
1866. N phaseolina Schloenb., Brach. nordd. Cenom., p. 42. 


In ungemeiner Häufigkeit findet sich an vielen Lokalitäten in den un- 
tersten Schichten der böhmischen Kreideformation die schöne biplicate 
Terebratel, deren Identität mit Lamarck’s T. phaseolina, wie dieselbe von 
Davidson!) festgestellt ist, ich a. o. a. O. nachzuweisen gesucht habe. 
Während dieselbe aber an ihren sächsischen Fundorten, namentlich bei 
Plauen, unweit Dresden gewöhnlich eine ziemlich bedeutende Grösse er- 
reicht, bleiben die meisten böhmischen Exemplare ungleich kleiner und 
schlanker, indem ihre durchschnittliche Grösse etwa 16 Millimeter Länge, 
13%/, Millimeter Breite und 81/, Millimeter Dicke beträgt. Der Erhaltungs- 
zustand ist meistens ein sehr schöner und zarter, indem nicht nur die Form 
ganz unverletzt, sondern auch die Schalenoberfläche so intact geblieben ist, 
dass die feinen radialen Linien, welche namentlich gegen die Seitenränder 
bemerkbar werden, sehr deutlich erhalten sind, in ganz ähnlicher Weise, 
wie man diese Erscheinung bei den prachtvollen Exemplaren von le Mans 


1) Ann. and Mag. nat, Hist. 2, V., pag. 439, Taf. 13, Fig. 24. 


[13] Kleine paläontologische Mittheilungen. II. 101 


im Sarthe-Departement sieht. Uebrigens zeigen sich die böhmischen Exem- 
plare ebenso veränderlich in ihren Formverhältnissen, wie ich es bei den 
übrigen beschrieben habe. 

Die Fundorte, von denen mir aus Böhmen Exemplare dieser Art zur 
Untersuchung vorgelegen haben, sind Korycan (Prager Museum und meine 
Sammlung) Holubitz (P. M.), Knezivka, Nebovid bei Kollin (meine Samnl.) 
Tuchomieritz, Deberno (k. k. Hof-Min.-Kabinet). Dieselben gehören alle der 
Zone der Trigonia sulcataria und des Catopygus carinatus an und über- 
haupt ist mir Ter. phaseolina in Böhmen nicht aus jüngeren Schichten 
bekannt geworden. Die von Reuss an den oben citirten Stellen angeführ- 
ten Fundorte stimmen ganz hiermit überein. 


4. Terebratula subrotunda Sow. 1813, 


1813. Terebratula subrotunda Sow., M. Co. I, p. 47 z.Th., T. 15,F. 1,2. 
Mr = subundata Sow., 5 » » » #1, T. 15, F. 7. 
a n semiglobosa SoW., 5 » „ » 48, T. 15, F. 9. 
1846. 4 carnea Reuss, Verst. böhm. Kr., II, p. 50 z. Th 


T. 26, F. 9—11. 
1846. Terebratula subrotunda KReuss, Verst. böhm. Kr., II, p. 50. 
” „ Punctata „ ” $,) „ 39 51. 
i „ elongata R 5 > yı „BROT BI, 


+ fr semiglobosa , 5 » wi urnr 51, 
ze EB,°1. 26, F.5—8. 
1846. Terebratula subundata Reuss, Verst. böhm. Kr., H. p. 51. 


” „ obesa E) ” EZ) Be) » » 51. 
E) ” acuta » a: 2" 19 a 
1867. M semiglobosa , Gegend zwischen Komotau, 


Saaz, Raudnitz etc., p. #1. 

Ich habe die Gründe, weshalb ich für diese Art statt des von David- 
son und Orbigny gebrauchten Namens 7. semiglobosa den ebenfalls von 
Sowerby herrührenden 7. subrotunda vorgezogen habe, in einer kürzlich 
der kais. Akademie der Wissenschaften vorgelegten Abhandlung über die 
Brachiopoden der norddeutschen Galeriten-Schichten, welche im Januar- 
heft der Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe zum Abdruck kommen 
wird, erörtert und dort diese Art überhaupt ausführlicher besprochen, so 
dass ich hier auf jene Schrift einfach verweisen kann. Ich beschränke mich- 
daher darauf, die Verbreitung der in ihren Formverhältnissen ausserordent- 
lich variablen und deshalb von vielen Autoren mit einer Menge verschie- 
dener Namen belegten Ter. subrotunda in Böhmen kurz anzudeuten. Nach 
den bisherigen Beobachtungen erscheint sie hier ausschliesslich auf die 
Zone des Scaphites aequalis und Spondylus spinosus beschränkt; denn die 
wenigen aus den „Baculiten-Schichten“ und deren Aequivalenten bekannten 
Reste echter Terebrateln könnten zwar vielleicht ebenfalls auf unsere Art 
bezogen werden, sind aber zu schlecht erhalten, um eine genauere Bestim- 
mung zu gestatten. Die Angaben aus anderen Schichten dagegen, wie z. B. 
ein Citat der carnea und semiglobosa von den Schillingen und aus dem 
Zizkathale bei Bilin und von Weisskirchlitz (Zone der Trigonia sulcatäria 
und des Catop. carinatus) bei Reuss, beruhen, wie ich mich an vorliegenden 
Exemplaren aus jenen Schichten überzeugen konnte, wohl ziemlich unzwei- 


152 Dr. U. Schloenbach. [14] 


felhaft auf irrthümlicher Auffassung und Bestimmung ziemlich schlecht er- 
haltener Exemplare einer anderen Art, der Ter. phaseolina. 

Diein grosser Häufigkeit in verschiedenen Entwickelungsformen der Zone 
des Scaphites Geinüizi und Spondylus spinosus, namentlich im „oberen Pläner- 
kalk* sowie in den mergeligeren Schichten, welche denselben z. B. in der 
Gegend von Laun urd Postelberg ersetzen und dort meistens schon als ein 
unmittelbar unter den Baculitenschichten befindliches Glied zum sogenann- 
ten „Plänermergel“ gerechnet wurden, vorkommenden Exemplare der T. 
subrotunda stellen alle die zahlreichen Varietäten dar, in welchen diese 
Art in anderen Gegenden auftritt; indessen haben unter diesen die grossen 
gerundeten Formen mit verhältnissmässig feinem Schnabel, wie sie in. 
Norddeutschland vorzugsweise in der Oberregion derselben Zone (z. B. in 
der Gegend von Quedlinburg am Harz) häufig sind, das Uebergewicht; da- 
gegen sind die kleinen, stark gewölbten, eckigeren Formen, welche im nord- 
deutschen Galeriten-Pläner so massenhaft vorkommen, verhältnissmässig 
Seltenheiten. Eine Aufzählung der Fundorte der Ter. subrotunda darf ich 
mir ersparen; sie fehlt nirgends, wo der Horizont, dem sie angehört, auf- 
geschlossen ist. 


5. Megerleia lima Defr. sp. 1828. 


1828. Terebratula lima Defr., Dict. LIIL, p. 156. 

1846. ? Terebratula pectoralis Reuss, Verst II, p. 52, T. 2%, F. 12. 

1867. Megerleia lima Schloenb., Brach. nordd. Cenom. (Geogn.-pal. 
Beitr. I, 3), p. 69. 

Nach der Beschreibung, die Prof. Reuss an der oben eitirten Stelle 
gegeben hat, kann nicht sicher beurtheilt werden, ob das von ihm abge- 
bildete Exemplar seiner Terebratula pectoralis wirklich zu derjenigen Art 
gehört, welche A. Roemer mit diesem Namen bezeichnet hat, d. h. zu 
Megerleia lima. Dagegen liegen mir einige kleine Brachiopoden aus dem 
oberen Pläner,(Zone des Scaphites aequalis und Spond. spinosus) von Bilin ' 
vor, welche ziemlich sicher als Meg. lima gedeutet werden dürfen, so dass 
also das Vorkommen dieser so ungemein verbreiteten Art auch in Böhmen 
constatirt erscheint; jedenfalls aber ist sie hier ungleich seltener, als 
in Norddeutschland. 


6. Morrisia cf. Suessi Bosq. 
Taf.V, Fig.6, 7. 


1846. Terebratula lentoidea Reuss, Verst. böhm. Kr. U, p. 53 z. 
Th. (non Leym.) 

1867. Morrisia sp. Schloenb., Brachiop. d. nordd. Cenom. (Geog.-pal. 
Beitr. 1, 3), p. 44 Anm. 

Im k. k. Hof-Mineralien-Kabinet befinden sich unter der Etikette: 
„Terebratula lentoidea Leym. Unterer Pläner, Weisskirchlitz“ eine Anzahl 
kleiner Brachiopoden-Exemplare vereinigt, welche aus der Re uss’schen 
Original-Sammlung stammen, und dem Verfasser bei dem obigen Citate 
aus den „Versteinerungen der böhmischen Kreide“ vorgelegen haben. Unter 
diesen befinden sich ausser Jugendformen von Terebratula phaseolina auch 
einige winzige offenbar zu Morrisia gehörige Formen, von denen ich die bei- 
den besterhaltenen Exemplare abgebildet habe. Dieselben schliessen sich in 
ihren Merkmalen so eng an die von Bosquet zuerst als Morrisia Suessi aus 


115] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 153 


der obersten Kreide mit Bel. mucronatus von Maestricht beschriebene 
und nachher auch von mir aus ähnlichen Schichten bei Ahlten in Hannover 
nachgewiesene Art!) an, dass ich aus dem wenigen mir augenblicklich zu 
Gebote stehenden Materiale keine Unterscheidungs-Merkmale abzuleiten 
weiss; denn dass die Exemplare der böhmischen Tourtia (Zone des Catopy- 
gus carinatus und der Trig. sulcataria) die bei dem jüngeren Vorkommen 
häufig zu beobachtenden ausserordentlich zarten Radialreifen nicht erkennen 
lassen, erklärt sich aus dem weniger feinen Erhaltungszustande. Ebenso 
wenig aber möchte ich bei der noch ungenügenden Kenntniss der cenomanen 
Art es wagen, dieselbe ohne Weiteres mit der obersenonen zu identificiren 
und lasse daher einstweilen die Species-Bezeichnung offen, indem ich hoffe, 
dass, nachdem einmal auf das Vorkommen aufmerksam gemacht ist, weitere 
Funde nähere Aufklärung darüber geben werden. Auf alle Fälle sind die 
‚Exemplare von Weisskirchlitz schon dadurch in hohem Grade interessant, 
dass sie das Vorkommen dieser merkwürdigen und seltenen Gattung, deren 
Auftreten bisher nur bis in die jüngsten Schichten der Kreideformation her- 
ab verfolgt worden war, in den weit älteren tiefsten Cenoman-Schichten 
beweisen. 

Ich erlaube mir, bei dieser Gelegenheit einen Lapsus calami zu be- 
richtigen, der sich in der oben eitirten, während meiner Durchreise durch 
Wien im März vorigen Jahres nachgefügten Anmerkung in den „Brachio- 
poden der norddeutschen Cenom.“ findet; es sollte dort nämlich statt: 
„mit der von Davidson aus dem englischen eberen Grünsande beschrie- 
benen“ heissen: „mit der von Davidson aus der englischen oberen Kreide 
von Gravesend beschriebenen.“ Indesseh scheint Davidson’s Angabe 
(Classif. of Brach. p. 72) sich eher auf eine Form, wie meine Morr. antigua 
(Krit. Stud. p. 42, T. 2, F. 17) zu beziehen, während die böhmische Art 
jener Gruppe angehört, bei welcher der Wirbel der kleinen Klappe keinen 
Ausschnitt zeigt. 


7. Magas Geinitzi Schloenbach 1866. 


1846. Terebratula hippopus Reuss, Verst. II. p. 52, T. 26, F. 14. 

1866. Magas Geinitzi Schloenb., N. Jahrb. p. 575 und Krit. Stud., 
p. 32, T. 2, F.4—8, . 

1867. Megerlea lima Reuss, Gegend zwischen Komotau, Saaz etc., 
p- 38. 
1867. Magas Geimitzi Schloenb., Brachiop. Cenom. (Geogn.-pal. 
Beitr. I, 3) p. 74. 

Die Verbreitung dieser von mir früher ausführlich besprochenen Art 
in der böhmischen Kreide ist eine grosse. Auffallend ist es, dass sie dort in 
Schichten von entschieden cenomanem Alter, in denen sie im nordwest- 
lichen Deutschland ihr Hauptlager hat, nur als Seltenheit, und zwar bei 
Klein-Herrendorf (Knezivka) und in einem sehr zweifelhaften Exemplare 
bei Kamajk nachgewiesen werden konnte. Dagegen ist sie in den jüngeren 
Schichten überall verbreitet; so tritt sie namentlich im Plänersandstein 
(Zone des Inoc. labiatus und dem diesem äquivalenten grauen Kalkstein 
Reuss) bei Ceneic, bei Hradek, Triblitz und Opoena auf, im Exogyren- 


1) Bosquet, Monogr. d, Brach. Foss. d. terr. Cret. d. Limb., p. 49, T. V, 
F, 15—18 und Schloenb,, Krit, Stud. p. 41, T. II, F. 14—16. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 1. Heft- 20 


154 Dr. U. Schloenbach. M 6] 


Sandstein und Grünsandstein (Zone des Amm. Woollgarei), namentlich im 
ersteren, bei Lobkowitz, Malnitz, Laun, Neuschloss, Drahomischl; im oberen 
Pläner (Zone des Scaph. Geinitzi) von Kutschlin, von Vehlovice und vom 
Hoblik bei Laun ; auf secundärer Lagerstätte in dem tertiären Pyropen- 
Conglomerate von Meronitz; sowie endlich in dem jüngsten Horizonte 
der böhmischen Kreide, dem oberen Quader von Chlomek bei Jungbunzlau 
(Zone des Mier. cor anguimum). | 

Die sonstige, ebenfalls sehr grosse verticale und horizontale Ver- 
breitung des Magas Geinitzi habe ich an den oben citirten Stellen genauer 
angegeben. 


8. Magas striolaris Schloenb. sp. mov. 1868. 
Taf. V, Pig. 2—5. 


Diese kleine mit Magas spathulatus Wahl. sp.!), Magas orthiformis 
Arch. sp.?) und Magas Davidsoni Bosq.:) nahe verwandte Art unterschei- 
det sich gleichwohl von allen diesen dreien durch wohl erkennbare Merk- 
male, obgleich aus der wenn auch nur geringen Anzahl vorhandener Exem- 
plare eine nicht unbedeutende Variabilität derselben hervorgeht. Eben 
wegen dieser Veränderlichkeit ist aber die Aufstellung einer guten Diagnose 
ziemlich schwierig. Halten wir uns zunächst an die Form, welche die Mehr- 
zahl der vorhandenen Exemplare zeigt, so muss Magas striolaris als eine 
kleine Art ven eckigem Umriss bezeichnet werden, deren Breite der Länge 
nahezu gleichkommt oder dieselbe etwas übertrifft ; nur selten tritt der um- 
gekehrte Fall ein. Die Gestalt nähert sich derjenigen eines Paralleltrapezes, 
dessen kleinere parallele Seite dem Stirnrande der Muschel, die grössere 
dem Schlossrande derselben entspricht, während die nicht parallelen Seiten 
die Seitenkanten darstellen ; Stirnrand und Seitenkanten gehen gerundet 
in einander über, während der gerade Schlossrand mit den Seitenkanten 
scharfe Ecken bildet. Die Schalenoberfläche ist fast glatt und nur mit 
äusserst zarten, symmetrisch zu beiden Seiten des glatten Medianraumes ge- 
ordneten Radiallinien geziert, deren Zahl auf jeder Seite etwa 3—5 beträgt. 
Die Perforation der Schale ist ähnlich wie bei Magas spathulatus, also ver- 
hältnissmässig dichter, als bei M. pumilus. 

Die kleinere Rückenklappe ist fast ganz flach und zeigt nur eine 
schwache, wellige Längserhöhung in der Mittellinie. Die grössere Klappe 
dagegen ist hoch gewölbt und steht mit ihrem Schnabelrande weit von der 
Schlosslinie der kleinen ab. Die ‚grosse Area des Schnabels, welcher nur 
ganz rudimentäre Deltidialplatten “besitzt, wird in noch höherem Grade, als 
bei Maygas spathulatus, fast ganz von dem ausserordentlich grossen Foramen 
eingenommen. 

Das Innere beider Klappen ist sehr bemerkenswerth. Die kleinere be- 
sitzt einen breiten stark entwickelten Schlossapparat, dessen Zahngruben 
ganz am Rande stehen und der demjenigen von Magas spathulatus und 


1) Anomites spathulatus Wahl., Nov. Act. Upsal. VIII, p. 62, T. 4, F. 10, 14; 
Vergl. auch Schloenb., Krit. Stud. p. 35. 

2) Terebratula orthiformis Arch., in Men. Soc. geol. Fr. 2, U, p. 333, T, 22, 
F. 4; Vergl. auch Davidson, Cret. Brach., p. 23, Note 1, und Schloenbach, Krit. 
Stud., p. 28. 

3) Magas Davidson: ‘'Bosg., Nouv. Brach. Cret., p. 5 (199), F. 3,4 (unter dem 
Namen Arg. Davidsoni) und Ann. and Mag. Nat Hist., Dec. 1855. 


17] F Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 153 


Davidsoni ungemein ähnlich ist; von ihm geht ein äusserst kräftiges Dor- 
salseptum aus, welches sich bis über die Mitte der Länge hinaus erstreckt 
und senkrecht über dem Endpunkte am höchsten ist, so dass es die Form 
eines rechtwinkeligen Dreieckes hat, dessen längere Kathete die Berührungs- 
linie mit dem Boden der Klappe ist, während die Hypothenuse eine etwas 
coneav ausgeschweifte Linie bildet. Die oberen Lamellen, welche sich bei 
den verwandten Arten an der Spitze dieses Septums befinden, sind bei allen 
vorhandenen Exemplaren des Magas striolarıs abgebrochen. Die unteren 
Lamellen sind sehr massiv; sie gehen in schwacher Krümmung zu beiden 
Seiten des Septums ziemlich nahe bei einander von der Schlossplatte aus 
und sind mit ihren vorderen Enden unmittelbar unter der Spitze des Sep- 
tums befestigt; dornartige Fortsätze, wie sie z. B. an der Zeichnung bei 
Suess, (Classific. der Brachiopoden von Davidson, T. 2, F, 17 ’b) in nächster 
Nähe des Anheftungspunktes an der Schlossplatte zu bemerken sind, sind 
an unserer Art nicht wahrzunehmen. Die grössere Klappe besitzt an ihren 
Schlossrändern zwei ziemlich kräftige Zähne, vermittelst deren die Einlen- 
kung in die kleine Klappe bewirkt wird; zwischen diesen zieht sich am 
ganzen Schnabelrande entlang eine breite wulstartige Verdickung, welche 
namentlich in der Mitte am stärksten ist, von wo aus sich gegen die Stirn 
hin eine bis über die Mitte der Länge hinaus reichende feine Erhöhung 
hinabzieht, zu deren Seiten sich die undeutlichen Muskeleindrücke be- 
finden. 

Die äusserst zarten Präparate, welche alle diese eben beschriebenen 
Merkmale erkennen lassen, verdanke ich, wie überhaupt alle mir zur Un- 

'tersuchung vorliegenden Exemplare dieser interessanten Art, der gefälligen 
Mittheilung des Herın Dr. A. Fritsch; sie gehören dem böhmischen 
National-Museum zu Prag an. 

Die Unterscheidungs-Merkmale des M. striolaris ergeben sich 
grösstentheils wohl schon aus der obigen Beschreibung. M, spathulatus zu- 
nächst, welcher seinem inneren Bau nach weniger genau bekannt ist, lässt sich 
mit unserer Art, wegen seiner abweichenden, rundlicheren Umrisse und 
wegen des Mangels der feinen Radiallinien, um deren Willen ich für die böh- 
mischen Vorkommnisse die Species-Bezeichnung striolaris vorgeschlagen 
habe, nicht leicht verwechseln. Magas orthiformis besitzt viel grössere Del- 
tidial-Platten und ein viel kleineres Foramen sowie einen der böhmischen 
Art fehlenden Sinus der grösseren Klappe; letzterer Charakter kommt eben- 
falls der Maestrichter Art M. Davidson: zu, deren Dorsalseptum überdiess 
ganz verschieden von dem der unserigen geformt ist. 

Die Zahl der mir bis jetzt bekannt gewordenen Exemplare von Magas 
striolaris beträgt nur 7. 


9. Thecidium vermiculare Schloth. sp. 1813. 
Taf. V, Fig. 8. 


1798. Terebratule qui parait wnedite Faujas, Mont. St. Pierre, p. 160, 
1.26,8,12: 

1813. Terebratulites vermicularis Schloth., Leonh. Min. Taschenb. VII, 
p. 113. 
186%. Thecıdium vermiculare Schloenb., Brach. nordd. Cenom., p. 82. 

Herrn Dr. Ant. Fritsch’s Verdienst ist es, das Vorkommen dieser 
in den verschiedenen Kreidegebieten so ausserordentlich verbreiteten Art 

20 * 


156 Dr. U. Schloenbach. [18] 


zuerst auch für Böhmen nachgewiesen zu haben. Er entdeckte dieselbe in 
der Zone des Catopygus carınatus und der Trigonia sulcataria bei Kamajk 
unweit Leitmeritz. Unter den mir gütigst übersendeten Exemplaren, die 
sämmtlich sehr junge noch nicht zur gehörigen Reife entwickelte Individuen 
darstellen, befinden sich zwei kleinere und zwei grössere Klappen, letztere 
sind mit dem grössten Theile ihrer Aussenseite auf Oberklappen von Orania 
gracilis aufgewachsen. Beide Klappen stimmen in allen ihren Merkmalen 
vortrefflich namentlich mit den von mir untersuchten kleinen Exemplaren 
aus den äquivalenten Schichten von Plauen bei Dresden überein und ich 
zweifte daher nicht ar der specifischen Identität mit denselben. 


10. Thecidium sp. . 
Taf. V, Fig. 9. 


Uffenbar einer anderen, als der eben besprochenen Art, gehört eine 
dritte kleinere Klappe eines Thecidiwm aus der Tourtia von Kamajk an, 
welche ich gleichfalls der Güte des Herrn Dr. A. Fritsch verdanke und 
von der ich in Fig. 9 meiner Tafel eine Abbildung gegeben habe. Wenn 
auch dieses Exemplar sich ebenfalls als ein noch nicht vollständig ent- 
wickeltes zu erkennen gibt, so sind doch die Unterschiede von Thecidium 
vermiculare bei gleicher Altersstufe so grosse, dass ein Uebergehen der 
einen Form in die andere wohl nicht gut denkbar ist. Die abweichenden 
Merkmale der in Rede stehenden Art von den damit vorkommenden Exem- 
plaren des Thec. vermiculare, sehe ich namentlich zuerst in dem viel feiner 
gekörnten Limbus; während sodann der Brachialapparat bei Th. vermiculare 
einen von der Stirn ausgehenden breiten, längs seiner Mitte sehr vertieften 
Hauptstamm zeigt, der selbst bei dieser geringen Grösse bereits die An- 
deutungen der seitlichen Digitationen erkennen lässt, besitzt unsere Art 
einen sehr schmalen leistenartigen Hauptstamm ohne Vertiefung in der 
Mitte und ohne Digitationen, ähnlich wie wir ihn namentlich bei vielen 
jurassischen Thecidien kennen. Auch die Gestalt ist verschieden: bei Thee. 
vermiculare mehr viereckig, bei der anderen Art mehr dreieckig. . 

Ich wüsste hiernach die Art von Kamajk nicht mit irgend einer be- 
kannten Art zu identificiren, möchte aber noch weniger auf so geringes 
Material hin dieselbe mit einem neuen Namen belegen. Indessen glaubte ich 
doch bei der Seltenheit der Thecidien in der böhmischen Kreide das Vor- 
kommen nicht unerwähnt lassen zu dürfen. 


11. Rhynchonella dimidiata Sow. sp. 1821. 


1821. Terebratula dimidiata Sow., M. C. IIl., p. 138, T. 277, F. 5. 
1846. h depressa Reuss, Verst, Ip: 46 z. Th.'(non I, 25, F. 9.) 
5 PTR rostrata Reuss, » p. 46, T. 42, F, 25. 

5 % latissıma Reuss, p. 47. 

® gallina Reuss, R ni AT STEIN 
1867. Rihnmchonella ala Reuss, ,„ Geg. zw. Komotau ete. p. 33. 
2 Rhynchonella dimidiata Schloenb., Brach. nordd. Cenom. (Geogn.- 
pal. Beitr. I, 3) p. 86, T.3, F. 1—3. 

Professor Reuss erkannte schon 1846 sehr richtig das Wesen dieser 
ausserordentlich veränderlichen Form , insofern er seine 7. depressa, ro- 
strata, latissima und gallına als in einander übergehend und daher als 
Unterarten zu einer und derselben Species gehörig betrachtete; nur darin 


119] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 457 


möchte ich mich ihm nichtanschliessen, dass er auch seine stetsnur inhöheren 
Schichten, d. h. in den Aequivalenten der Zonen des Inoceramus labiatus 
und des Amm. Woollgarei vorkommende alata ebenfalls mit zu derselben 
Art rechnete. Letztere, die ich nachstehend als Rihynchonella bohemica be- 
sprochen habe, möchte ich für eine besondere Art halten. 

Rhynchonella dimidiata kommt nach meinen Erfahrungen in Böhmen 
gerade so wie in Sachsen nur in dem unteren Horizonte der dortigen Kreide- 
formation und zwar ziemlich häufig und ausserordentlich verbreitet und in 
allen jenen zahlreichen Varietäten vor, die ich von Plauen bei Dresden be- 
schrieben habe; sie characterisirt also hier wie dort in ausgezeichneter 
Weise die Zone der Trigonia sulcatarıa und des Catopygus carınatus bei 
Deberno , Hollubitz, Wodolka, Kutschlin, Bilin, Grossdorf, Klein - Herren- 
dorf, Zbyslav, Kamajk, Korycan, etc. Besonders schön und gross, ganz an 
die prachtvollen, als 7. gallina und latissima von Tournay und Essen aus 
dem gleichen Horizonte beschriebenen Formen erinnernde Exemplare finden 
sich an den „Schillingen“ bei Bilin, sowie bei Zbyslav und Kamajk; bei 
Klein - Herrendorflassen sich namentlich schöne Uebergangsstufen zwischen 
den fein- und grob-gerippten Varietäten sammeln, welche letzteren vorzugs- 
weise in den Hippuriten- Conglomeraten bei Korycan vertreten sind. 


12. Rhynchonella Mantellana Sow. sp. 1825. 


1825. Terebratula Mantelliana Sow., M. C. VI, p. 72, T. 537, F. 5. 

1846? Terebratula Mantelliana Reuss, Verst. II., p, 47 z. Th. 

1867. Rihynchonella Mantellana Schloenb., Brach. nordd Cenom. (Geogn.- 
pal. Beitr. 1.3) p. 94, T. 3, F. 11. 

Ich konnte nur wenige sehr schlecht erhaltene Rhynchonellen aus der 

Zone des Catopygus carinatus und der Trigonia sulcataria Böhmens unter- 
suchen, welche wahrscheinlich dieser Art angehören. Ebenso dürfte das von 
Reuss am angeführten Orte eitirte Vorkommen in den untersten Pläner- 
Schichten vom Boren und den Schillingen bei Bilin sowie in den Conglo- 
merat-Schichten von Teplitz— Bildungen vom Alter der Zone des Catopygus 
carinatus und der Trigonia sulcataria — hieher zu rechnen sein, während die 
übrigen dort genannten Fundorte sich wohl eher auf eine Varietät der Rhyn- 
chonella Owvieri beziehen möchten. 


13. Rhynchonella bohemica Schloenb. sp. nov, 1868. 
Taf. V, Fig. 10. 


1846. Terebratula alata Reuss, Verst. II, p. 45, T. 25, F.3—8; 
T. 42, f. 26. 

Be Rhynchonella ala Reuss, Gegend zwischen Kommotau, Saaz 
etc. p. 90. 

1867. Rhynchonella vespertilio Krejöi, Verh. der geologischen Reichs- 
anstalt, Nr. 10, pag. 207. 

1867. Rhynchonella vespertilio Gümb., Neues Jahrbuch, p. 666. 

1867. Rhynchonella alata Gümb., Neues Jahrbuch, p. 797, 801, 
803, 804. 

Diese in Böhmen in ausserordentlicher Häufigkeit, namentlich im 
Exogyren-Sandstein, aber auch bereits nicht selten im Plänersandstein und 
zuweilen auch noch im Grünsandstein (z. B. bei Laun) auftretende Art 
seheint mir noch von keinem der bisherigen Autoren richtig erkannt zu sein. 


188 Dr. U. Schloenbach. [20] 


Sie vereinigt in sich gewisse Merkmale von allen jenen Arten, mit deren 
Namen man sie der Reihe nach belegt hat, ohne jedoch in ihrem ganzen 
Charakter mit einer derselben vollständig übereinzustimmen. 

Die Beschreibung dieser Art, welche Reuss in seinem grossen Werke 
über die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation veröffentlicht 
hat, ist vortrefflich; ich habe derselben Nichts hinzuzufügen, und muss nur 
die Gründe darlegen, welche mich gezwungen haben, der Art — abweichend 
von den bisherigen Autoren — einen neuen Namen zu geben. Wenn ich als 
solchen den Namen Rhynchonella bohemica in Vorschlag bringe, so ge- 
schieht dies deshalb, weil unsere Art für die böhmische Entwickelungsform 
der Zonen des Inoceramus labiatus und besonders des Ammonites Woollgarei 
und Inoceramus Brongniarti sehr charakteristisch ist, nicht aber will ich 
damit andeuten, Rhynchonella bohemica sei nach den bisherigen Beobach- 
tungen auf die Kreide Böhmens beschränkt. 

Terebratula alata Lam. !), mit welcher unsere in Rede stehende böh- 
mische Art zuvörderst identifieirt worden ist, stimmt nach Davidson), 
welcher Gelegenheit hatte, die Originale der Lamarck’schen Arten zu 
untersuchen, specifisch mit der schon vorher als Anomia vespertilio von 
Brocchi beschriebenen Rrhynchonella überein. Wenn nun auch eine nahe 
Verwandtschaft der böhmischen Art mit der in Frankreich etwas jüngeren 
Schichten angehörigen Rhynchonella vespertilio nicht zweifelhaft sein kann, 
so scheint mir doch die ausgezeichnet dreilappige Gestalt der letzteren mit 
ihren scharf ausgeprägten Flügeln ein bei Rrhynchonella bohemica nie vor- 
kommendes, so auffallendes und constantes Merkmal, dass ich die Ver- 
einigung mit dieser Art nicht thunlich halten möchte. Es erhellt hieraus, 
dass weder der Name Rrhynchonella alata Lam. sp., noch Rhynchonella ve- 
spertilio Brocchi sp. für unsere Art in Anwendung gebracht werden kann. 
Eben so wenig halte ich aber die Wahl des Namens Rhynchonella ala Markl. 
sp. für zulässig. Terebratula ala Markl. wurde zuerst von Bronn:) mit 
ausdrücklicher Bezugnahme auf Exemplare aus der Kreide von Mörby in 
Blekinge (Scandinavien) veröffentlicht, welche er durch Marklin unter 
diesem Namen erhalten hatte und die mit Nilsson’s Abbildung von T. 
alata (non T. alata Lam.) übereinstimmten. Durch die Gefälligkeit des 
Herrn Cammerraths v. Strombeck in Braunschweig habe ich Gelegenheit 
gehabt, einige den Nilsson’schen Figuren genau entsprechende Exemplare 
zu vergleichen, und mich zu überzeugen, dass diese der jüngsten Kreide der 
Ostseeländer — also ungleich jüngeren Schichten als unsere Art der Zone 
des Amm. Woollgarei — angehörige Form der Rhynchonella octoplicata 
weit näher steht und jedenfalls schon wegen ihrer viel flacheren und breiteren 
Rippen nicht mit Rihynch. bohemica identificirt werden kann; auch erreicht 
die böhmische Art bei Weitem nicht so bedeutende Grösse, wie die bal- 
tische. Von anderen bekannten Rrhynchonellen der Kreideformation wären 
wohl besonders Rh. Lamarckana Orb., Rhynch. Cuvieri Orb., Rhynch. 
octoplicata Sow. sp., Rh. Eudesi Coq.*) mit unserer Art zu vergleichen. 
Rhymnchonella Lamarckana, eine in den jüngeren Cenoman-Schichten des 
westlichen Frankreichs verbreitete und häufig vorkommende Art, zeichnet 


!) Lam. An. s. Vert. VI, p. 254; 1819. 

®) Ann. and Mag. Nat. Hist., 2, V, p. 443, T. i4, F. 43; 1850, 
®) Leth. geogn., 1. Aufl. 1837, II, p. 645. 

*) Coquand, Synopsis, p. 89, 


[21] Kleine paläontologische Mittheilungen. II. 159 


sich durch ihren wenig gekrümmten, spitzen Schnabel, durch die Feinheit 
ihres Foramens und durch ihre länglich-dreieckige Gestalt in leicht erkenn- 
barer Weise aus, lauter Eigenschaften, in Bezug auf welche die böhmische 
Art sich sehr constant abweichend zeigt. Die Unterschiede der Letzteren 
von Rh. Cuvieri liegen namentlich in der weit kräftigeren Entwickelung 
des Schnabels und in der starken Ausbildung und gleichmässigen Vertiefung 
des Sinus, welcher letztere überhaupt ein sehr charakteristisches Merkmal 
der Rhynchonella bohemica ist. In dieser Beziehung zeigt Rh. octoplicata 
mit derselben grosse Aehnlichkeit; indessen lässt sich letztere durch ihre 
Bacheren Rippen und gerundeten Arealkanten leicht unterscheiden. Rhyn- 
chonella Eudesi endlich besitzt ungleich zahlreichere Rippen und ist in der 
Regel weit stärker gewölbt; sie wird von vielen Geologen nur als Varietät 
von Eh. vespertilio betrachtet, in deren Begleitung sie sich im westlicher 
Frankreich findet. 

Obgleich also meiner Ansicht nach ein verwendbarer Name für unsere 
Gattung noch nicht vorhanden ist, scheint mir die Verbreitung derselben doch 
eine nicht so geringe zu sein, als man hiernach fast anzunehmen geneigt sein 
möchte. Es liegen mir nämlich eine Anzahl von Exemplaren einer Rhyncho- 
nella aus der Zone des Amm. Wollgarei von St. Saturnin (Sarthe-Depart.) 
vor, welche in jeder Beziehung vortrefflich mit den böhmischen Exemplaren 
übereinstimmen; ich verdanke dieselben L. Saemann, der sie mir s. Z. 
ohne Spezies-Bestimmung zusendete. Ich zweifle nicht, dass es, wenn man 
einmal auf die Merkmale dieser Art aufmerksam geworden ist, ohne Mühe 
gelingen wird, sie auch von anderen analogen Localitäten Frankreichs nach- 
zuweisen ; in Deutschland habe ich sie dagegen trotz meinen eifrigsten Nach- 
forschungen nur aus den genannten Bildungen Böhmens, sowie der Gegend 
von Regensburg kennen gelernt. 


‚ 14. Rhynchonella Cuvieri Orb. 1847. 


1846. Terebratula pisum Reuss, Verst. II, p. 48, T. 25, F, 17—-20. 
(non Lam.) 

1846. Terebratula. Mantelliana Reuss, Verst. I, p. 48 z. Th., 
T. 25, F. 21, 22. (non Sow.) 

1847. Rhynchonella Cwvieri Orb., Cret. IV. p. 39, T. 497, F. 12-15, 


15. Rhynchonella plicatilis Sow. sp. 1816, 


1816. Terebratula plicatilis Sow., M. ©. IL, p. 37, T. 118, F. I. 
1846, " 5 Reuss, Verst. II, p. 47, T. 25, F. 10—13. 
4 FR octoplicata Reuss, Verst. I, p 48, T. 25, 
F. 14—16. 

Nachdem ich mich über die Auffassung dieser beiden Arten, über ihre 
Begrenzung gegen einander und gegen andere verwandte Formen, über ihre 
Verbreitung und ihre Synonymik in einem kürzlich der kais. Academie der 
Wissenschaften überreichten Aufsatze „über die norddeutschen Galeriten- 
Schichten und ihre Brachiopoden-Fauna*“ ausführlicher ausgesprochen habe, 
kann ich mich hier wie bei der Ter. subrotunda auf eine kurze Angabe der 
Verbreitung derselben im Gebiete der böhmischen Kreide beschränken. 

Beide Arten treten mit Sicherheit zuerst auf in dem oberen Pläner- 
kalk und dessen Aequivalenten, d. h. also in der Zone des Scaphites Geinitzi 
und Spond. spinosus; sie finden sich hier in ausserordentlicher Häufigkeit, 


160 Dr. U. Schloenbach. [22] 


variiren aber trotzdem nicht sehr, sondern gehören weitaus der Mehrzahl 
nach den typischen Formen an; ‘indessen bekommt Rh. Cwvieri zuweilen 
etwas gröbere Rippen und solche Exemplare sind es, welche gewöhnlich als 
„Ler. Mantelliana“ bezeichnet wurden. Von Rhynchonella plicatilis sind es 
besonders die bei Davidson, Cret. Brach., T. 10, F. 1—10 dargestellten 
Formen, welche in Böhmen auftreten. 

Auffallend ist es, dass beide Arten, welche in anderen Gegenden eine 
sehr grosse verticale Verbreitung besitzen, in Böhmen fast ausschliesslich 
auf das oben bezeichnete Niveau der Zone des Scaphites Geinitzi beschränkt 
erscheinen; für Rh. Cuwvieri wenigstens konnte bisher noch kein anderes Vor- 
kommen nachgewiesen werden, während allerdings Rh. plicatilis nach vor- 
liegenden Steinkernen im oberen Quader des hohen Schneeberges bei 
Tetschen und von Kreibitz vorzukommen scheint, welche möglicher Weise dem 
Niveau des Meer. cor anguınum äquivalent zu setzen sind. Eine Aufzählung 
der Fundorte dürfte überflüssig sein; beide Arten finden sich überall, wo 
die Zone des Scaph. Geinitzi entwickelt ist. 


16. Crania Parisiensis Defr. 1818. 
Taf. V, Fig. 19. 


1818. Orania Parisiensis Defr., Diet. IL, p. 313, no. 3. 

1846. ,„  Parisiensis Reuss, Verst. II, p. 53. 

1866. „ Parisiensis Schloenb., Krit. Stud., p. 57, T. 3, Fig. 
18—22. 

Von dieser in der obern Kreideformation so sehr verbreiteten Art, 
welche ich selbst 1866 aus allen Schichten vom Galeriten -Pläner (Zone 
des Amm. Woollgarei und Inoc. Brongniarti) aufwärts bis in die jüngsten 
Kreide- Ablagerungen nachweisen konnte, befindet sich im k. k. Hof - Mine- 
ralien - Kabinet eine wohl mit genügender Sicherheit bestimmbare, auf eine 
Austernschale festgewachsene Unterklappe, welche von Herrn Professor 
Reuss an der Localität „Schillinge“ bei Bilin in dem dortigen „unteren 
Plänerkalk“ (Zone des Oatopygus carinatus und der Trigonia sulcataria) 
gesammelt wurde. Es ist dies Exemplar eins von jenen, welche demselben bei 
seinem obigen Citat dieser Art vorgelegen haben; die übrigen dort eitirten 
Exemplare scheinen sich in andern Sammlungen zu befinden. Das dort 
gleichfalls eitirte Vorkommen von Grossdorf entspricht demselben geolo- 
gischen Horizonte. 

Die mir vorliegende Unterklappe ist 18 Millim. breit und 14 Millim. 
lang; der granulirte und von ziemlich groben Poren durchbohrte Saum (lim- 
bus) ist namentlich an der Stirn sehr breit und der Durchmesser der ver- 
vertieften inneren Fläche (discus) beträgt daher nur 12 Millim. Breite bei 
9 Millim. Länge. Uebrigens stimmen alle Merkmale sehr genau mit dem 
von Eug. Deslongchamps aus viel jüngeren Schichten, nämlich aus der 
Zone des Micraster cor testudinarium von la Faloize (Somme), beschrie- 
benen und abgebildeten Vorkommen ’) überein und kann ich mir daher er- 
sparen, |hier in eine genauere Beschreibung des böhmischen Exemplars ein- 
zugehen. 


1) Etudes critiques sur d. Brach. nouy. ou peu conn., 1. et 2. fasc., pag. 44, 
Taf. 8, Fig. 3, 4; 1862. 


[23] Kleine paläontologische Mittheilungen. Ill. 16i 


Crania Parisiensis ist somit sowohl aus den untersten Cenoman- 
Schichten, als aus den jüngeren Zonen der Kreide - Formation, welche Or- 
bignys Turon- und Senon-Etage zusammensetzen, nachgewiesen; ich 
zweifle nicht, dass es mit der Zeit gelingen wird, die bis jetzt noch vor- 
handenen Lücken im Vorkommen dieser Art durch ihren Nachweis auch in 
den Zonen des Scaphites aequalis, des Ammonites Rotomagensis und des 
- Inoceramus labiatus auszufüllen. 


17. Orania gracilis Mü. 1833. 
Taf. V, Fig. 12—15, 


1833. Crania gracilis Mü. in Goldf. II, T. 163, F. 2. 
1846. ,„ ürregularis Reuss, Verst. II, p. 53, T. 42, F. 27, 28. 
1866.  ,„ gracilis Schloenb., Krit. Stud., p. 56. 
5 » eximia Schloenb., Krit. Stud., p. 57, T. 3, F. 17. 
1867. „ gracilis Schloenb., Brach. nordd. Cenom., p. 102. 
” eximia ” 2 ” 103. 
Ausser den zahlreichen Exemplaren von Korycan, welche ich durch 
die Gefälligkeit des Herın Dr. A. Fritsch im Museum zu Prag zu unter- 
suchen Gelegenheit hatte und den 6 Exemplaren von den Schillingen bei 
Bilin, welche, aus der Reuss’schen Sammlung stammend, in den Besitz 
des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets übergegangen sind, liegen mir 10 neuer- 
dings von Herrin Dr. Fritsch bei Kamajk unweit Leitmeritz gesammelte 
Exemplare (Oberklappen) dieser Art aus Böhmen vor, welche sämmtlich 
die Innenseite sowohl wie die Aussenseite der Schale in vortrefflichstem Er- 
haltungszustande zeigen. Die kleinsten darunter, aber gleichwohl schon 
vollkommen characterisirt, haben nicht mehr als 21/, Millimeter Durch- 
messer. Fast alle diese Exemplare weichen ein wenig von einander ab und 
beweisen dadurch, dass die Veränderlichkeit der Art eine ausserordentlich 
grosse ist. Während einige Exemplare sehr hoch gewölbt sind, sind andere 
fast ganz flach, und zwischen diesen beiden extremen Formen sind alle 
Uebergangsstufen vorhanden, ganz analog wie ich bei der norddeutschen 
Orania ürregularis aus den Neocombildungen nachweisen konnte. Ebenso 
zeigt die Sculptur der Schalenoberfläche dieselbe Variabilität, wie bei der 
letzgenannten Art; hieraus erklärt sich ganz natürlich, dass Prof. Reuss, 
der bei dem Erhaltungszustande der ihm vorliegenden Exemplare von den 
Schillingen bei Bilin das Innere nicht untersuchen konnte, die böhmische 
Art nicht von der norddeutschen Or. ürregularis trennen konnte. Denn es 
befinden sich unter den mir jetzt vorliegenden böhmischen Exemplaren 
nicht nur solche, welche dieselbe Oberflächenseulptur besitzen, wie das bei 
Goldfuss abgebildete Exemplar aus der Zone des Catopygus carinatus 
(Tourtia) von Essen (Westphalen), sondern auch solche, welche sich ın 
ihren Umrissen und ihrer Ornamentirung nicht von meinen Abbildungen der 
verschiedenen Varietäten von Cr. irregularis (Krit. Stud. T. IH, F. 13 
bis 15) unterscheiden lassen ; ausserdem sind auch mit den citirten Reuss- 
schen Figuren übereinstimmende Formen vorhanden. Alle diese, die zudem 
durch deutliche Uebergangsstufen mit einander verbunden sind, stimmen i in 
ihrem inneren Bau so vollständig überein, dass eine Trennung i in mehrere 
Arten durchaus unthunlich ist, ja selbst nicht einmal einigermassen con- 
stante Varietäten sich festhalten lassen. Dagegen zeigen dieselben bei deut- 
licher Erhaltung sämmtlich ein gemeinsames constantes Merkmal, welches 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1863. 18. Band 1. Heft. 21 


162 Dr. U. Schloenbach. [24] 


die speeifische Verschiedenheit von Orania irregularis beweist, nämlich die 
sich stets mehr oder weniger hoch von dem Grunde der Schale abhebenden 
vorderen Occlussor-Male, welche bei Orania irregularis ganz flach sind 
und sich gar nicht oder doch nur äusserst wenig als schwache Unebenheiten 
über die Innenfläche der Schale erheben. 

Auch vonjener grossen Crania, welche ich früher 1) als Orania exi- 
mia bezeichnete, befinden sich unter der neuen Sendung des Herrn Dr. 
Fritsch einige Exemplare (Oberklappen), deren Schalenoberfläche gut er- 
halten ist. Nachdem ich jetzt die ausserordentliche Variabilität der Or. 
gracilis an so zahlreichen gut erhaltenen Exemplaren kennen 'gelernt und 
mich überzeugt habe, dass mehrere der ursprünglich nach dem mir früher 
vorgelegenen geringeren Materiale für charakteristisch gehaltenen Merk- 
male inconstant sind, erscheint mir die specifische Seibstständigkeit jener 
Art zweifelhaft; denn namentlich die flachere Wölbung der Oberklappe und 
die ausserordentlich stark entwickelten Fortsätze in derselben, welche die 
Ocelusor-Male tragen. — Merkmale, die mir hauptsächlich die Verschieden- 
heit, der Or. eximia zu begründen schienen — ‚kommen auch ganz entsprechend 
bei Exemplaren vor, die ich nach allen ihren sonstigen Kennzeichen und 
wegen des Vorhandenseins von Mittelformen zu Orania gracilis rechnen 
muss. Auch die bedeutendere Grösse der Cr. eximia kann ich nach. dem 
neuerdings von mir untersuchten Materiale nicht mehr für ein specifisches 
Unterscheidungs-Merkmal halten, ebensowenig wie die bei Urania gracilis 
oft ausserordentlich stark entwickelten schmalen leistenartigen, radialen 
Erhöhungen, welche durch die Begrenzungslinien der Ovarien-Eindrücke her- 
vorgebracht werden und die namentlich an dem von Goldfuss abgebildeten 
Exemplare stark ausgeprägt sind; denn dass dies Merkmal wohl nur als ein 
individuelles zu betrachten sei, habe ich schon in meiner zuletzt citirten 
Schrift angeführt. 

Die neuen von mir untersuchten Exemplare der Orania gracılis 
stammen sämmtlich aus der Zone des Catop. carinatus und der Trig. sulca- 
tarıa von Kamajk bei Leitmeritz, so dass also diese auch aus Frankreich, 
Westphalen und Sachsen im gleichen Niveau bekannte Art nunmehr an 
drei böhmischen Fundorten (Korycan, Bilin) nachgewiesen ist. 


18. Crania Ignabergensis Retz 1781. 


1781. Orania Ignabergensis Retz, Schrift. d. Berl. Gesellsch. naturf. 
Fr, II, p. 75, T.1,F. #7. 

1866. Crania Ignabergensis Schloenbach, Krit. Stud., p. 60, T. 3, 
F. 23—25. 

Das Vorkommen dieser vertical und horizontal sehr verbreiteten Art 
in Böhmen habe ich schon in meiner oben citirten Arbeit erwähnt, dort auch 
bereits eine Abbildung des in der Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus 
spinosus bei Hundorf gefundenen zweiklappigen, wohlerhaltenen Exemplars 
(T. 3, F. 25) mitgetheilt. Prof. Reuss hatte Oranıa Ignabergensis früher ?) 
als bei Wunitz vorkommend angeführt , änderte diese Bestimmung ee 
später 3) selbst in Or. spinulosa um. 


1) Krit. Stud. 1866, p. 56, T. 8, F. 17, und Brach. d. nordd. Cenom. p. 103. 
2) Geogn. Skizzen, p. 29 und 142. 
3) Verst. böhm. Kr. II, p. 53. 


[23] Kleine paläontologische Mittheilungen. III. 163 


Weitere Vorkommnisse der Orania Ignabergensis in Böhmen sind 
mir nicht bekannt geworden. 


19. Crania sp. 


1846. Orania spinulosa Reuss, Verst. II. p. 53. 

Ausser obigen 3 Arten, die ich untersuchen konnte, führt Prof. Reuss 
noch Orania spinulosa an, von der er ein Exemplar im „oberen Plänerkalk“ 
von Wunitz, in Gesellschaft von Rhynchonella plicatilis, Owvieri und Tereb. 
subrotunda gesammelt hat. Eine Abbildung ist nicht beigefügt, doch wird 
ausdrücklich hervorgehoben, dass das Exemplar die Speciesmerkmale deut- 
lich zeige. Prof. Reuss bezieht sich dabei auf die Abbildungen bei Nilsson 
und Goldfuss, welche erstere nach einem Exemplare aus der baltischen 
jüngsten Kreide, letztere nach einem Maestrichter-Exemplare gezeichnet sind. 
Seitdem ist jedoch, namentlich durch Bosquet, nachgewiesen, dass diese 
beiden Abbildungen sich auf zwei von einander verschiedene Arten beziehen, 
von denen die Maestrichter Form den Namen Orania Hagenowi Kon. er- 
halten hat. Da ich aber leider keine Gelegenheit gehabt habe, das einzige 
aus Böhmen bekannte Exemplar zu vergleichen, so ist es bei dem Mangel 
einer Beschreibung und Abbildung desselben nicht möglich zu entscheiden, 
ob dasselbe zu der echten Orania spinulosa Nilss. oder zu Or. Hagenowi 
Kon. gehört; in Bezug auf seine Lagerstätte ist dasselbe ungleich älter als 
die beiden letztgenannten, den jüngsten Kreidebildungen angehörenden, und 
es würde deshalb eine sichere speeifische Bestimmung von um so grösserem 
Interesse sein, als jene beiden Arten bisher weder aus älteren Schichten, 
_ noch horizontal in grösserer Verbreitung bekannt waren. 


Rückblick 


Aus Obigem ergibt sich das Vorhandensein von 19 von einander ver- 
schiedenen Brachiopoden-Arten in der böhmischen Kreide, von denen in- 
dessen drei nicht speecifisch, sondern nur generisch sicher bestimmbar waren. 
Von diesen 19 Arten ist nur eine, nämlich Magas striolaris, nach den bis- 
herigen Erfahrungen ausschliesslich auf Böhmen beschränkt; dieselbe ge- 
hört den untersten Schichten der böhmischen Kreide, der Zone des Cato- 
Pygus carinatus und der Trigonia sulcataria an; die anderen kommen zwar 
zum Theil (z. B. Magas Geinitzi, Rhynchonella bohemica, Crania gracilis) 
in Böhmen besonders häufig vor, finden sich aber auch — und zwar zum 
Theil noch häufiger und verbreiteter (z. B. Terebratulina chrysalis, Orania 
Parisiensis und Ignabergensis) in anderen Kreidegebieten. Vereinzelt steht 
das Vorkommen von Crania Parisiensis in so tiefen, cenomanen Schichten, 
aus denen sie anderwärts bisher noch nicht bekannt war; auch das Vor- 
kommen von Morrisia ef. Suessi, wenn sich wirklich die Identität der böh- 
mischen Exemplare mit der von Bosquet beschriebenen Art herausstellen 
sollte, würde auf so tiefer Lagerstätte als eine Anomalie betrachtet 
werden müssen. 

Die aufgezählten 19 Arten vertheilen sich in Bezug auf ihre verticale 
Verbreitung in der Weise, dass 12 von ihnen bereits in dem untersten Hori- 
zonte, der Zone des Catopygus carinatus und der Trigonia 
sulcataria vorkommen, nämlich : 

21* 


164 Dr. U. Schloenbach. [26] 


- Terebratulina rigida. Thecidium vermiculare, 

2 chrysalis. > sp. ind. 
Terebratula phaseolina. Rhynehonella dimidiata. 
Morrisia cf. Suessi. HN Mantellana. 
Magas Geinitzi. Orania Parisiensis. 

„  striolaris. ».. gracıls. 


Von diesen sind nur drei, nämlich Terebratulina rigida, chrysavis und 
Magas Geinitzi in Böhmen auch aus jüngeren Schichten bekannt, während 
nach den Untersuchungen in anderen Kreidegebieten auch Morrisia Suessi, 
Theeidium vermiculare und Oramia Parisiensis noch in jüngeren, als ceno- 
manen Schichten vorkommen. 

In der Zone des Inoceramus labiatus sind nur Terebratulina 
chrysalis, Magas Geinitzi und Rhynchonella bohemica mit Sicherheit nach- 
gewiesen, von denen die letztere hier zum ersten Male auftritt; keine von 
ihnen hat hier ihre Hauptlagerstätte. 

In der Zone des Ammonites Wollgarei und Inoceramus 
Brongniarti finden sich ebenfalls nur Zerebratulina chrysalis, Magas 
Geinitzi und Rhynchonella bohemica ; beide letztere Arten erreichen hier das 
Maximum ihrer Häufigkeit und Ah. bohemica wird in höheren Schichten 
nicht mehr gefunden, 

Die Zone des Scaphites Geinitziund Spondylus spinosus 
führt folgende 9 Arten: 


Terebratulina rigida. Ehynchonella Owvveri. 

5 chrysalıs. z plicatilis. 
Terebratula subrotunda. Crania Ignabergensis. 
Megerleia lima. „sp. (spinulosa Reuss.) 


Magas Geinitzt. 

Von diesen traten Ter. subrotunda, Megerleia lima, Rhynchonella 
Cwvieri, plicatilis, Cramia Ignabergensis, Or.sp. in Böhmen in diesem Hori- 
zonte zum ersten Male auf, während in anderen Kreidegebieten 7. subro- 
tunda, Meg. lima, Rh. Cwvieri, Eh. plicatilis schon in tieferen Schichten 
vorkommen. Die beiden Terebratulinen und die beiden Rhyhchonellen finden 
sich hier in grösster Häufigkeit. 

In den beiden folgenden, jüngeren Horizonten der böhmischen Kreide, 
d.h. in der Zone des Mecraster cor testudinarium und Ino- 
ceramus Cuviert, sowie in der Zone des Mier. cor anguinum' 
treten Brachiopoden nur ganz vereinzelt auf; so findet sich Terebratulina 
chrysalis in der ersteren Zone in den Plänermergeln, und Magas Geinitei 
in der zweiten Zone, im sogenannten oberen Quader; im letzteren kommt 
ausserdem auch, wenn man nach Steinkernen von ziemlich mangelhafter 
Erhaltung urtheilen darf, Ahynchonella plicatılis vor. 

Es ergeben sich also hieraus für die böhmische Kreide drei Haupt- 
Horizonte, in denen Brachiopoden in grösserer lläufigkeit auftreten. Die 
Zone des Catopygus carınatus und der Trigonia sulcataria, die Zone des 
Amm. Wollgarei und des Inoceramus Brongniarti und die Zone des Sca- 
phites Geinitzi und Spondytus spinosus ; von diesen sind nur die erste und 
die letzte neben der Häufigkeit der Individuen zugleich durch Mannigfal- 
tigkeit der Formen ausgezeichnet. 

Im erstgenannten Horizonte kommen die Brachiopoden in zweierlei 
etwas verschiedenen Facies vor, welche dnrch die Mergel der „Schillinge“ 


[27] Kleine paläontologische Mittbeilungen. III. 165 


bei Bilin einerseits und durch den Rudistenkalk von Korycan andererseits 
repräsentirt werden. Auch in Bezug auf ihre Brachiopoden - Führung sind 
die genannten beiden Ausbildungs-Formen dieses Horizontes etwas ver- 
schieden, indem die Mannigfaltigkeit der Arten in der Facies des Rudisten- 
kalkes eine bei Weitem nicht so grosse ist, wie in der andern. Denn wäh- 
rend aus den Kalken bis jetzt nur Terebratula phaseolna, Rhynchonella 
dimidiata, Ih. Mantellana und Orania gracilis nachgewiesen sind, kom- 
men ausser diesen in den petrefactenreichen Mergeln alle anderen oben aus 
dieser Zone eitirten Brachiopoden-Arten vor; die petrefactenreichen Sandsteine 
aber, welche demselben Niveau als eine dritte abweichende Facies angehören, 
2. B. die von Tisa, scheinen von Brachiopodenresten ganz frei zu sein. 

Der zweite Haupt-Horizont sind die Exogyren - Sandsteine der Zone 
des Amm. Woollgarei, einelocale Ausbildungsform der tieferen Lagen dieser 
Zone. Magas Geinitzi und Rihynchonella bohemica bilden mit Ostrea (Exo- 
gyra) columba Lam. und cf. vesieularis die häufigsten Petrefacten dieses Ge- 
steins, welches stellenweise ein förmiges Muschelconglomerat ist; alle an- 
deren darin vorkommenden Arten (z. B. Limapseudocardium, Pecten, Ino- 
ceramus etc.) stehen an Häufigkeit weit hinter jenen zurück. Schon der 
Grünsandstein, in welchen der Exogyren -Sandstein in der Regel nach oben 
hin unmerklich übergeht, oder durch den er an vielen Localitäten ganz er- 
setzt wird, ist ungleich ärmer an Brachiopoden, enthält aber viel zahlrei- 
chere Bivalven und Cephalopoden. 

Der dritte Horizont, in welchem Brachiopoden eine grössere Rolle 
spielen, ist die Zone des Scaphites Geinitzi und Spondylus spinosus. Wo 
diese Zone als fester Mergelkalk mit Cephalopoden, Inoceramen, Limen, 
‚ Spondylen etc. auftritt, wie z. B bei Hundorf und anderen Orten in der 
nächsten Umgebung von Teplitz, sind es besonders Terebratula subrotunda, 
Rihnmchonella Cwvieri und plicatilis, welche die Mehrzahl der vorkom- 
menden Brachiopoden ausmachen. Daneben müssen als nicht selten Tere- 
bratulina rigida, als seltener Terebratulina chrysalıs und geradezu als Sel- 
tenheiten Megerleia lima, Magas Geinitzi und Orania Ignabergensis ge- 
genannt werden. An anderen Localitäten, wo diese Schichten mehr thonig- 
mergelig sind, wie z. B. am Fusse des Hoblik bei Laun, spielen die kleinen 
Terebratulinen eine grössere Rolle; letztere gewinnen endlich dort, wo in 
den Mergelplatten dieses Horizontes die Spongitarien häufig werden, wie 
z. B. am nördlichen Abhange des Hügelzuges zwischen Laun und Malnitz, 
. nebst Ostrea sulcata und lateralıs ganz die Oberhand. 


22 


166 Dr. U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen. III. [?8] 


Erklärung der Abbildungen auf Tafel V. 


Seite. 
1. Terebratula phaseolina Lam. Zone d.Trig. sulc. u. d. Catop. 
carınatus. Tuchomifritz, Ben im k. k. Hof-Mia.-Cabinet 

zu Wien . su Dar ABO 
2—5. Magas striolaris Schloenb. sp. NV. Aus derselben Zone von 
Kamajk bei Leitmeritz; 2—4. Dorsal-, 5. Ventral-Klappe 
verschiedener Individuen. Sämmtliche Originale im böh- 


mischen National-Museum zu Prag . : . 2.2 2.2... 154 [16] 
6—7. Morrisia ef. Swessi Bosgq. Aus derselben Zone von Weiss- 
kirchlitz. Originale im k. k. Hof-Min.-Cab. . . . . . . 152 [14] 


8. Thhecidium vermiculare Schloth. sp. Aus derselben Zone von 
Kamajk bei Leitmeritz. sn in meiner eigenen 
Sammlung . . ‚u SonaTeisuren] 

9. Thecidium sp. Hbendaher. Original i in meiner or Sammlung . 156 [18] 

10. Rhynchonella bohemica Schloenb. sp. nov. Aus der Zone des 
Amm. Woollgarer und Inoc. Brongniartı von Drahomischl. 
Orig. im Museum der k. k. geolog. Reichsanstalt.. . . . 157 [19] 

11. Orania Parisiensis Defr. Aus der Zone der Trig. sulc. und 
des Catop. carınatus von den „Schillingen“ bei Bilin. 
Original im k. k. Hof-Min.-Cabinet . . . Sess: 160122] 

12—15. Orania gracilis Münst. Verschiedene Varietäten aus der 
Zone der Trig. sulc. und des Catop. carınatus. 12—14. von 
Kamajk, aus dem böhmischen National-Museum zu Prag; 
15. von den „Schillingen“ bei Bilin, aus dem k. k. Hof- 
Min. -Cabinet z men ALL erben (4, oh 161 [23] 


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Durchschnitt vom Königs Berg durch den Kempfer Bach zum Alpl, Raibl W. 


Niveau d. Thalsohle von Raibl 2335 


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RAIBLu.«KALTWASSER 


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Zeichen-Erklärung 
„ HDillausend-Dolomit Br. Breecieukalke ZU Josephigang 
C. Corbula- Schichten Sk.Schwarzer Kalk W Strngglischergang 
M. Mesalodon Schichten WE WerfnerSchiefer: Vv Morgenblatt 
R.Raibler Schichten F Felsitporphyr 7 Abendblalt 
- EK.Erzführender Kalk ; SS. Tertiärer- Schotter und Schutt ZZ Johannikluft 
‘ Ir T. Tuffe von Kaltwas ser / Tuschangang ZI Rtult amhohen Kreuz 
We .Wengerschiefer v2 Rauschenbachsang + Hirudorte von Peirefacten 


Jahrbuch der k.k geologischen Reichsanstalt. 1868. Ba. AI. 


Scharten Klamm N f ; 


Königs F. 6ons" 
I N. 


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Geologische Karte 


von 


Autographie d.lith.Anst.r. F.Köke, Wien. 


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D. Stur. Raibl und Kaltwalser. Tafel N 1 
afel N? Il. 


Iredik Spitzen 


8462 Jalur Carnita 


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5168 Han 27 — 
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Ansicht des Torer - und Thörler - Sattels. 


Standpunet: Wasserscheide zwischen dem Kunzen - und Torer Graben, südlich v.Fünfspitz. 


Jahrbuch der k. A.geologischen Reichsanstalt. 1868 Ba.XVIIT. 


. Griesbach. Der Jura von St.Veit. Taf. Ill. 
Rosenber 2 
Einsiedelei Ob.St. Veit Ginzen Berg E) 0. 
i N Traxer Berg ' 
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irlimsebungen re >> N ; 

STVEIT-WIEN ee | 


71.Lone des Amm.Sauzei d’Orb. 


Mittlerer Dogger 9, Schiefer mit Posidonien 
IR Zone des A.Humplwiesianus Sow- 


-L:.Baculaten Horizont. 


|.) 1.Kös sener Schichten DL, ne 
Bits a. 
8 3.Mitllerer Dog ger BE: 7Neocom.AptychenkK. 
Hansl] Oberer Dogger 


6.Jura Aptychen Kalk 


1. Grestner Kalk. 
I. Brauner Sandstein. 


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Ni) Mn ul 
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Jahrbuch der k. R.geol. Reicksanstalt. 1868. Ba.XVıI. Aulogr. d. Lin. Anst.o.I. Köke, Wien . 


Taf. W. 
Druck.v. FE Koke 


FE 


1 


Griesbach. Der Jura von St.Ve 
Autor del.&elith. 


Ammonites Vindobonensis Griesb. n. sp. 


Jahrbuch.der k.kgeol Reichsanstalt 186 6 Ba. 


F 
? 
Taf. V. 


- Schloenbach, kl. palaeont .Mittheilungen.Ill. 


Druck v.F.Köke inWien 


Autor del. Strohmayer lith. 


1. Terebratula phaseolina Lam., %.5 Maßas striolaris Schloenb. sp. nov., 

6,7.Morrisiaef. Suessi Bosg., 8. Thecidium vermiculare Schloth.. 

9. Tnecidium sp., 10. Rhynchonella bohemica Schloenb. sp.nov.., 
12.15.Cranıa gracilis Münst. 


N. Crania Parisiensis Defr., 
Jahrbuch. der k.k geol. Reichsanstalt. 1868 BaAVI. 


. 


rzeichniss der von der k. k, geolog. Reichsanstalt geologisch colorirten Karten. 


P (In österreichischer Währung.) 


A. Specialkarten im Maasse von 1:144.000 der Natur. 2000 Klafter = 1 Zoll. 


\ Schv.| Color. Schw.| Color. | Schw.| Color 
"1. Oesterreich ob und Karte IN qı. Steiermark und . Karte _ Karte 
unter der Enns. fl. | kr] A. |kr Illyrien. A. jkr| A. |kr A.|kr| f. |r 
zur 1 Schladming . . .|[. 185] 1]25114 | /Brandeis .... . „| 1140| 4 
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Pe I De: 2 Rottenmann . . ./ 140) & . Königgrätz ... . . || 140) 4 
UL er, 3° Bruck u. Eisenerz. || 1140| 5) - Reichenau . . . .|,1l40| 4 
1la0l 4 4 Mürzzuschlag. . . | 1140 4% - Plan. . 272 2128140]. 4 
21 ılaol 5 5 | | Grossglockner.. . „||. \g5| 1 Pilsen . ......12140) 4 
Maga al. 6 Ankogel 2... ||, 85 1 Ban Saas 
Te 9 .f7 Ober-Wölz ..... .| 1la0| 2] » Bönaschan 0 el TO A: 
2.211140): - 3 8 | | Judenburg . . . . || 1140| | - Chrudim u. Czaslan || 1140| 4 
-..Hılaol 3] .|? Gratz . .-...11140 4 - Leitomischel . . „|| 1140| 4 
1 6 Ober-Drauburg ; 1140| % - ENHTTTentache, 3 .|85| 2 
ee 5 Gmünd... ....// 140 & - a Klatkauen oh. 1140| 5 
ee Art 4 Friesach . . . . . || ılao| 5150 &o/ Mirotitz .. . . „| 1140| 4 
Kt 2 Wolfsberg . . » - || 1140) 4]50126*°|Z\ Tabor.. . ... . „|| 140| 3 
ERS 5 Wildon ..- . . -|| 1l40) #]50527 |'®, \Deutschbrod .. .|| 1140| 2 
RE 3 Villach u. Tarvis „|| 1lao) 4)50]28 | |Bistrau ... ..|. si ı 
Re 3 3 | Klagenfurt... . . | ılao| , 650129 |P I[Schüttenhofen . „N 1140| 3 
Iı 4 € | Windischgratz . .|| 1la0|l 6| - Wodnian. -» ...ı 1140| 4 
en af 5 Ei Marburg . . » . - || 140) #]50 Neuhaus .. . ..| 140) 4 
el 5 2 | Friedau .. . - „| 1lao] 1175082 | Zerekwe .. ..% .185| 1 
RE > & | Caporetto u. Canale ||. |g5) 3150683 | N Kuschwarda .. „|. [85] 4 
k 1 Mi 5 |Krainburg .... .|| 140) 5 - Kruman ns 1140| 5 
1 6 9 |Möttnig u.Cilli. „|| ılao| 6  Wilkngau el hlaol 4 
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iener-Neustadt . || 1 6 Görz. . 2... ılaoı 3 - 8 Bucharapie 7. . 85) 1 
Wieselbug . ,.|ı 2 Laibach . . . . .1| 1lao) [50138 V. Ungarn. 152 
Hallstatt . ... .|. 2 Weizelburg . . . . | 1140| | - ne ag 
Spital am Pyhrn .||. 1 Landstrasse, . . »+|\.. |85 r 2 ; Txstjenna u. Nämestö) 1140) 1 
Mürzzuschlag 1 5 Triest . . ...... || 1]40) bednitz 2 N lF-N85|. 2 
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1231. rin Pier) 140 3.) Rosenberg u. Kubin|| 1/40| 5 
Habsrericigblen a 1 Rn |85 rn Käsmark u. Poprad. | 1140| 5 
Biene EUR DAN; 2,00 Holitsch . ....... | 1140| 3 
1 Daran Fuscine . Er s 2 15 | | Trentschin .... 1140|, 5 
: : Veglia u, Cherso . || 1l40| 2150]16 Fr ES ” H 
1 4 a ER - 18 | a | Dobschau u.Tisoyee| 1140) 5 
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1 el. .., Schluckenau .. . .||-.185| 1/2595 |&o/) Tymaun .....1140 5 
dstadt.....|ı.| a / Hainspach .. . .||- 85] 1) .$e |3/ Schemnitz.. . . . | ılao| 4 
| Zell im Zillerthale || 1 3. | Tetschen. ... .11140| 6|. © \Altschl ....,| 140) 4. 
DI Zell im Pinzgau .| ı 51, Reichenberg . . .| 1140| 6| .128 |? |Rima Szombath . . || 140 4 
Radstädter Tauern || ı 3 S\ Neustadt! ... .| 1140| 4lsoßs 15 Pressburg - . ... 140) 5 
i EEE Re 1 re Noudeki. susun..r [85 2| - 136 Neutrs......11l40) 1 
SU 3 Komotau . . ... 140) 6| . 137 Bars u. Verebely . || 1140| 2| 
alle j75ı 4 32\ Leitmeritz . ._. . 1!40! 6| 50fs8 Balassa-Gyärmath . | 1140) 3 
"ag &% | Jungbunzlau ... . | T40| 6) .f39 Hülek... 1.202.040] 8 
4 alien 2... ...|1la0l 7 .Ko Miskolez. . . ...1140| 3 
P (Braunau ..... 140 4| 50150 an... 23.11 1140| 3 
Eger...» . 2.0.1140) 5150851 Waitzen . . ...| 1440| 5 
12 ‘ Lubenz ... ..1.1[40| 5|. 152 Erlau . .. . 2.°11[40| 3 
13 Prag... 2.2.10 6.858 \Mezö Kövesd . . ."ılaol 2 


= Generalkarten im Maasse von 1: 288.000 der Natur. 4000 Klafter = 1 Zoll. etc. 


Umgebung von |X1I. Banat in 4 Blättern]] 4120] 8 
16 Lugos bis zur Grenze|| 1/25 3125 Al. Galizien, Lodomerien 
— über die Grenze|l_ | und Bukowina; Stras- 
1125| 11750 bis Karlsburg . || 1|25| 450 senkarte in 3 Blät- 
1125| 57517 Innerhalb derGrenze)| 65| 50 tern, 60000 1 Zoll 
; — bis zur Landes- 
1j25| 5125 N grenze ..-. 11/501 9 
1125| 1|7 VIl Salsburg; 1 Blatt . | 3]. | 30| . — über die Landes- 
1125| 5[75 VII. Kärnthen, Krain und grenze „ . . .|| 1152| 12 
1125| 5[25 Istrien in 4 Blättern || 4]. | 60| . XIV. Steiermark in 4 Bl. || 4 36 
1125| 5/25 IX. Lombardie und Vene- XV. Slavonien u. Militär 
1125] 3|25 dig in 4 Blättern «grenze ;1 Bl. 6000° | 
1125| 225 — bis zur Landes- TE Zoe rel 
1j25| 6). grenze „ - - „18.120. XVI, Croatien u. Militär- 
| Stuhlweissenburg . | 1125] 6| . — über die Landes- || grenze; ı Blatt 
 jSzolnok .... ..| 1125| 1/50 SHERORZEL Ur,» 8sI.| 34. 60000 = 1 Zoll, 
= X. Tirol und Vorarlberg bis zur Grenze . . |. 150| 8 
1125| 3|25 in 2 Blättern. . | 6]. | 30) . — über die Grenze |..|50 : 6 
X. Siebenbürgen ; Stras- IVIl. Dalmatien in 2 Bl, . 
1/25) 5175 senkarte in 2 Blät- 60000 = 1 Zoll» . | 11,| 4 
asdin 125) 4. tern, 60000 1 Zoll, 
i . 1/25! 3/50, bis z. Landesgrenze] 1|.| 9 
\Szegedin u. Arad . || 1125) 1175 — über die Grenze) 1]. | 10 


Sämmtliche Karten durch das k. k. militärisch-geographische Institut herausgegeben und in 
lage desselben, wie auch in der Kunsthandlung bei A. Artaria, I. Kohlmarkt Nr. 9, zu haben. 
XL, Banat, bei Artaria erschienen. : 

‚geologisch colorirten Karten werden von der k. k, geologischen Reichsanstalt und der Kunst- 
n A. Artaria auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch colorirt. 


1" 


Inhalt. 


I. ‚Geologische "Tebersichtskarte der österreichischen Monarchie. Von 
Franz Ritter von Hauer. Blatt Nr. VI. Oestliche Alpenländer . 


II. Beiträge zur Geognosie. Tirols. Von Adolph EN A 
III. Zur Geologie des ‚siebenbürgischen Erzgebirges.,.Von F. Posepny. 
IV. -Flöhenmessungen in Oberungarn. Von Dr. Kärl TR DILIG 
V. Beiträge zur Kenntniss der geologischen Verhältnisse der UmpeBend 
von Raibl und Kaltwasser. Von D. Stur. Mit Pal Tr. H...0% 
VI. Der Jura, Yön St. Veit bei Wien. yo Karl Griesbach. Mt |. 
Vatel Bil m, INES N Re ar he De ea 123°. 1° 
VII. Fossile Pflanzenreste ads’ dem Schiefergebirge von | hide in AR 
Oroatien, Yon Di. Baur an a an 181 
VIII. Kleine paläontologische Mittheilungen. III. "Von Dr. U.Schloenbach. » 1% 
Mit Tafel Ve... een sn RE 08 


Unter der. Presse: ’ 


JAHRBUCH DER K. K. GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. \ 


18638. XVII. Band. 
Nr. 2. April. Mai. Juni. 


Far 


JAHRBUCH 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


NRO 2, APRIL, MAI, JUNI. 


| — ie — 
WIEN. 


DRUCK VONF.B. GEITLER. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES,. FÜR DAS INLAND, — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


| 
it Tafel VL—X. | 
| 
| 
| 
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Bei der Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, im 
fürstlich Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. Brau müller, Buchhändler des k. k. 
Hofes, Wien, Graben Nr. 572, sind zu haben: 


Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band I. Mit 48 lithographirten Tafeln . 23 #1. 12 Nkr 
” ” ” » ” » u. ” 78 n_ ” * 36 ” 80 ” 
I RL ER 
Der dritte Band” der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende Werk: 
Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Unter der Mit- 
wirkung von P. Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10. 
Abhandlungen der k. k. geolog. Reiehsanstalt. Band IV, Nr. 11—16. Mit 44 lithogr. Tafeln, 
Enthält : Hörnes, Dr.M. Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens v. Wien, Nr. 11&12.M. 11T. & 


| a. 
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” ” - ” ” n » ” ” n.13 „ 14..„20,„ 10, — 
” ” ” ” i ” ” n ” n „10, 21655.19.5 8 ,— 

Pe EI KR „83 n 2, — 


Andrae, ©. 3. Dr. Beiträge zur "Kenntniss” der fossilen Flora Siherhirdene und des Banates, 

Mit 12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 5 „ 34 
Ettingshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandlungen R 
der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 5 lithographirten Tafeln .. » .. 2... 2.2... 2,64 
Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den Abhandlungen der k.k. 
geologischen Reichsanstalt. Mit 2 lithographirten Tafeln... . - DE TETTREN EN 
„ Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithflora. Mit 
3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt ... 1,60 
Die Steinkohlenflora von Stradonitz. Mit 6 EN Tafeln. Aus den Abhandlungen der _ 


” 


1,6 


” 


k. k. geologischen Reichsanstalt . . . 2 .-».. Wohn 0 Den nn nenne 2 964 
„ Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel® von Heiligenkreuz bei Kramnite. Mit 2 lithogra- 
phirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. - .. . ne 
„ Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen { 
der k. k. geologischen Reichsanstalt -. . . » 2. ..... EL 
» Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 ithographirten Tafeln. Aus den Abhand- 
lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . .... EN RS EN ET ge ler 15 „12 
Heidinger, W. Naturwissenschaftl. Abhandl. Gesammelt und durch Subscript. herausgegeben 
II. Band 1848, in 2 Abth. m, 30 lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. III, Band 1850, in 2 Abth, m, lit. 33 Taf. 21 „ — 
IV, 0» ©1851 2% m 5 in ee 0 en ne ee a: Dr el) 
Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt r 
und durch Subscription herausgegeben - 
VBINU ISA } 1 fl. 60 Nkr. V. Band 1849. N Se 1,60 
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Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, ABO TBB ET ER SONO 
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General-Register der ersten zehn Bände, Nr. 1 von 
1850 bis "Nr. "10 von 1859, ‚des Jahrbuches der k. k. BNIBELERNER Reichsanstalt. Von A. F. 
Grafen,Marschall,e. "22007... BÜSSLENEN ET RE EEE Se ER A El, 
Verhandlungen der k. k. Re Reichsanstalt. Jahrgang TBB RE ee ARE 3, —,„ 
Kenngott, Dr. G. A. Uebersicht der Resultate mineralegischer Forschungen in den Jahren, 
1844—1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . . . erishe wer} 
„ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. Bei- 
lage zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt ... . Re 2 „ 64 
; „  Vebersicht der Resultate mineralogischer- Forschungen in dem Jahre 1852. ONMES zum "Jahr- fl 
buche der k. k. geologischen Reichsanstalt -» » »... 2. 2.2.0. s EP Ba I 
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- : 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . . 2... 2 nm .l. er 20. Ur 
Morlot, A. vw. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg N re Tee 
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k, k. Hof-Mineralien- Cabinetes. Herausgegeben von der 
k.k. geologischen Reichsanstaltit „ En Re er ee ee Deere. eat re im 


Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an 
einigen Locälitäten der östlichen Alpen, Mit 1 er Tafel. Aus den ee > 
der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . ..» «= A ae n 92 
Pettko, Joh. v. Die geologische Karte der Gegend von "Schemnitz. Mit ı lithographirten Tafel. - 
Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt -. - » 2. 22 2 2 202. — „54 
Reuss, Dr. A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes in 
“ Böhmen. Aus den Abhandlungen der k. k.-geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithogr. Karte... 1,60 , 
Zekeli, Dr. F. Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . v- . En 22220... a a 
Uebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht über 
die Jahre 13559-185323 2 2 2% . NE En 2 FE ORTEN TE RE N 


Im Verlage der Beck schen Universitäts- -Buchhandlung (A. Hpide ) 
in Wien ist erschienen: ” 


Geologische Uebersichtskarte der Deeibiusunen Monarchie, BAER den Aufnahmen der k. k. 
geologischen Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter v. Hauer. Blatt Nr, V. be Alpen 


länder. Subscriptionspreis für die ganze Karte (12 Blätter). ee ae Mae et biete fl, — kr, 
Blatt V für, die Subseribenten auf die ganze Karte. . ... . : sn 2 mn er ne. " 
Blatt V..im Einzelverkauf. en ae DE N ER av ) 
Blatt VI. Osstliche Alpenländer für die Subseribentn - . 22 2 2 22. 2 2 BB, — | 
Blatt. VI Im Binzeinverkaut 2.2. N, ° WE EEE HERE 


JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVIIL BAND. 


NRoO 2, APRIL, MAI, JUNI. 
Mit Tafel VL—X. 


— 


‘WIEN. 


DRUCK VON EB. GEITLER, 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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18. Band. 1868. J AHRBÜCH Il. Heft. 
KAIS, KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT. 


I. Studien über die Gliederung der Trias- und 
Jurabildungen in den östlichen Alpen. 


Von Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. 


Nr. IE. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes. 


Von Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics, 
(Mit Taf. VI-VII.) 


Einleitung. 


Im Westen des zwischen Salzburg und Golling befindlichen Ab- 
schnittes des Salzachthales scheidet sich aus den so mannigfaltig geglie- 
derten nordöstlichen Alpen eine wohlabgegrenzte Höhengruppe aus, welche 
wir nach einem ihrer bedeutenderen Gipfel unter der Bezeichnung „Gruppe 
des Osterhornes“ zusammenfassen. Ihre Südgrenze fällt bis über die Gegend 
von Abtenau hinaus mit der breiten Thalfurche der Lammer zusammen. 
Gegen Osten setzt die Begrenzungslinie über die Almmatten des Einberges 
in. das Thal des Strobl-Weissenbaches über; die Scheide gegen Norden ver- 
läuft von Strobl bis St. Gilgen der Längsrichtung des Wolfgangsees parallel 
und stimmt zwischen letzterem Orte und der Gegend von Salzburg mit 
einer Linie überein, welche durch das Thal der Faistenau und im Süden 
des Gaisberges gezogen wird. 

Die angedeutete Umfassungslinie bildet nahezu ein Parallelepiped, 
welches durch je zwei parallele Bruchlinien gebildet wird. Der südlichen 
Lammerlinie, welche durch das Auftreten von Werfener Schiefern und Gosau- 
Schichten gekennzeichnet ist und die über den Pass Gschütt durch die 
Gosau bis auf den Hallstätter Salzberg verfolgt werden kann, steht auf der 
Nordseite die gleichfalls dem Streichen der Alpenkette folgende und durch 
das Erscheinen von Werfener Schiefern und Kreidegebilden charakterisirte 
Linie St.Gilgen-Ischl gegenüber. Dieselben bezeichnenden Schichtengruppen 
gehen im Salzachthale zu Tage, und in der parallelen Querspalte des Strobl- 
Weissenbachthales ziehen sich eingekeilte Fragmente verschiedenen Kreide- 
Stufen angehöriger Glieder bis zu den Höhen des Einberges hinauf, eine 
bedeutsame Scheidungslinie 1) verrathend. 

Schon die Physiognomie des Gebirges lässt auffallende Unterscheidungs- 
merkmale erkennen, welche dieseGruppe vor allen benachbarten auszeichnen. 


‘) Die im Osten sich erhebende Gebirgsgruppe des Katters und des Haber- 
feldes ist zum grössten Theile aus älteren Formationen zusammengesetzt. 


Jahrbuch der k,k. geolegischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 2. Heft. 23 


168 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. [2] 


Lange scharfe Rücken und Grate, welche sich zu gleichmässig abfallenden 
Gipfelhörnern von ziemlich gleicher Höhe (5— 6000’) zuspitzen, erheben 
sich über die tafelartige Hauptmasse, welche durch zahlreiche Gräben und 
Wasserrisse zerschnitten ist. Die Abhänge sind meist steil und kahl und 
über das ganze Gebiet zieht ein äusserst eintöniger Charakter, während die 
benachbarten zumeist aus Sedimenten der Trias aufgebauten Gebirgsgruppen 
Gegenden einschliessen, welche wegen ihrer hohen landschaftlichen Schön- 
heit mit Recht einen ausgebreiteten Ruf geniessen. Es theilen die Berge 
dieser Gruppe insoferne das äussere Gepräge mit den Höhen der Schieferzonen, 
welche die formenreichen krystallinischen Centralkerne umgeben. Undin der 
That besteht eine zufällige Analogie in den tektonischen Elementen zwischen 
beiden, so dass der physiognomische Gesammteffect ein ähnlicher werden 
muss. Eine ausserordentlich grosse Reihe von dünnen Bänken folgt hier oft 
regelmässig übereinander, und man kann auf grosse Entfernungen hin die 
an den steilen Abhängen fortlaufenden Lager verfolgen. 

Dem Alter nach vertheilt sich diese bei 4500 Fuss mächtige Schichten- 
masse auf sämmtliche in diesem Theile der Alpen auftretende Sediment- 
bildungen von den obersten Stufen der Trias bis zu den höchsten Gliedern 
des Jura, welche hier in ungestörter Reihe über einander folgen. Da und 
dort wölben sich wohl in der Thalsohle die tiefsten Bänke zu einer leichten 
Anticlinale, aber das kahle Gehänge gestattet zu erkennen, wie gegen oben 
die Wölbung flacher wird oder gar verschwindet. An anderen Punkten sieht 
man an den nackten Wänden Vertical-Brüche und Verwerfungen von der 
Tiefe des Thales gegen oben in eine scharfe S-förmige Beugung der Schichten 
übergehen, und es bleibt Regel, dass in der Tiefe der Thäler diese unterge- 
ordneten Störungen heftiger sind, als auf den Höhen. 

Dieser Gebirgsgruppe gehören die grossen Steinbrüche von Adneth 
und Oberalm an. Zwei im Alter weit von einander getrennte Schichten- 
gruppen, welche in grosser Verbreitung in den Alpen auftreten, führen die 
Namen dieser Localitäten. Ausserdem weisen Literatur und Sammlungen 
von einer grossen Anzahl von Punkten Fossilien auf, welche theils den 
Adnether Schichten, theils der rhätischen Stufe angehören. 

Mit dieser Hinweisung, welche nur zur allgemeinsten Orientirung 
dienen soll, müssen wir uns genügen lassen; es liegt unserer Aufgabe ferne, 
hieran, wenn auch nur in chronistischer Weise eine Geschichte der Strati- 
graphie der mittleren Secundärbildungen der Alpen zu knüpfen. 

Unser Vorsatz ging, wie in der Einleitung zum ersten Stücke dieser 
Studien gezeigt wurde, dahin, „möglichst einfach gebaute und durch grösseren 
Petrefactenreichthum ausgezeichnete Theile des Gebirges zu wählen, und 
an diesen, während eines längeren Aufenthaltes an Ort und Stelle, die Un- 
terabtheilung der Schichten so weit als möglich zu treiben, um nicht nur 
die grossen Gesammtzüge, sondern auch die Einzelheiten des Charakters 
dieser merkwürdigen Flötzbildungen kennen zu lernen.“ "Dieser Aufgabe 
folgend, wählten wir einen sehr beschränkten Theil der nördlichen Hälfte 
dieser, durch ihre normale Lagerung ausgezeichneten Gebirgsgruppe und 
widmeten der Untersuchung derselben im Laufe des Jahres 1866 mehrere 
Wochen, welche noch dazu fast ausschliesslich dem Studium des oberen 
Theiles einer einzigen Thalfurche zufielen. Wir gehen unmittelbar zur 
Schilderung dieser Stelle über. 


/ 


[3] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes 169 


Der durch seine grosse Holztriftung bekannte Zinkenbach, welcher 
aus Südwest in den Wolfgangsee mündet, erhält die grössere Menge seiner 
Wässer vom Königsbache, dessen langes und tief eingeschnittenes Thal bis 
hart an den Fuss der höchsten und beträchtlichsten Massen der Gebirgs- 
gruppe des Osterhornes zurückgreift. In einer kleinen Weitung des obersten 
Theiles dieses Thales. befindet sich die Königsbach-Alm, amphitheatralisch 
von hohen Bergen umgeben, und zwar im Osten von den langen Rücken des 
Zinkeneck’s und des Österhorn’s, gegen Südosten vom Hochzinken, gegen 
Südwest vom Genner-Horn und gegen West und Nordwest vom Königsberge 
und vom Königsbergschlage. Alle diese Berge fallen mit sehr steilem Ge- 
hänge, an vielen Punkten mit jähen Wänden gegen den kesselförmigen 
Abschluss des grossen Thales ab. Zahlreiche kleinere Wasserfäden und 
grössere Bäche kommen in radialen Richtungen herab, und die Entblössung 
der Abhänge ist eine so beträchtliche, dass man die durchaus in regelmäs- 
sige Bänke gesonderten Ablagerungen von einer Bergmasse zur anderen zu 
‚verfolgen und ihre Neigungsverhältnisse so wie ihre Aufeinanderfolge sehr 
deutlich zu sehen im Stande ist. 

Die wichtigsten von den radial gegen den Thalboden der Königsbach- 
Alm zusammenlaufenden tieferen Einrisse sind: der von SU. zwischen dem 
Zinkeneck und Osterhorn herabkommende Kendelbach, der von SW. kom- 
mende Hauptstamm des Königsbaches, welcher am Fusse des ÖOsterhornes 
und des Genner’s in den unersteiglichen Wänden des Dachsfelder Kessels 
und des Gennerkessels seinen Ursprung hat, endlich der Schwarzbach- 
graben, welcher aus NW. vom Königsbergschlage herabläuft. Diese Ein- 
risse, welche eben so viele deutliche Profillinien bieten, vereinigen sich wie 
gesagt in der unmittelbaren Nähe der Königsbach-Alm, und wir haben 
zweimal einen längeren Aufenthalt an dieser Stelle genommen, um uns ein 
Bild von der Schichtenfolge in diesem Gebirge zu schaffen. 

Der Bau dieser Berge ist wie gesagt ein sehr einfacher. Etwa eine 
halbe Stunde unterhalb der Königsbach-Alm trifft man in der Tiefe des 
Thales, welches sich an dieser Stelle zu einer felsigen Schlucht verengt, eine 
anticlinale Beugung der Schichten, welche ziemlich steil nach WNW. und 
OSO. von einander fallen. Es befindet sich diese schwer zugängliche Stelle am 
Fusse des Zinkeneck’s, dessen südliche Hälfte sammt der ganzen Masse des 
Osterhornes von diesem Sattel abfällt. Allmählig wendet sich gegen den 
Hintergrund des Thales das Fallen nach Süden; am Ausgange des Kendel- 
baches sind die Bänke mit 15 Grad S. etwas in W. geneigt, und die ein- 
zelnen Lagen, welche den Rücken des Zinkeneck’s bilden, kommen auf diese 
Weise nacheinander zum Thale herab, so dass im Dachsfelder Kessel, wo 
dasselbe seinen Abschluss findet, Schichten anstehen, welche einem ziemlich 
hohen Niveau angehören. 

Die linke Seite des Thales ist nicht ganz so einfach gebaut. Man sieht 
nämlich in dem vom Königsbergschlage aus NW. herabkommenden Schwarz- 
bachgraben alle die tieferen Bänke des jenseitigen Abhanges sich mit zu- 
weilen wellenförmig gebogenen Schichtflächen ziemlich steil aufrichten 
(St. NNW., Fall. WSW.) und beiläufg in der Hälfte des Abhanges ein 
Gewölbe bilden, so dass über demselben bis zur Höhe des Königsbach- 
schlages in normaler Folge ein Theil der tieferen Bänke des jenseitigen 
Gehänges wieder erscheint, die höheren jedoch erst in grösserer Ent- 

23* 


170 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [4] 


fernung, gegen den Breitenberg hin, sich auf diesen oberen Schenkel der 
Wölbung legen. 

Die Schichten, welche an diesen beiden Anticlinalen sichtbar sind, 
bilden die tiefsten an der Königsbach-Alm zu Tage tretenden Ablagerungen 
und sind an beiden Stellen gleich. Wir stellen sie nach ihren organischen 
Resten m das Niveau des Plattenkalkes. Die höchsten hier vertretenen 
Lagen bilden die Gipfel des Österhornes und gehören den oberen Lagen des 
Weissen Jura an. Die Gesammtmächtigkeit der aufgeschlossenen Sediment- 
bildungen beträgt mehrere Tausend Fuss. 

Um uns eine möglichst treue Vorstellung von der Gliederung, nament- 
lich ihrer tieferen Theile, zu schaffen, haben wir den Versuch gemacht, bis 
in den unteren Lias hinauf jede einzelne Bank, sei sie nun viele Klafter 
mächtig oder nur ein Band von weniger als einem Zoll, für sich abzumessen 
und zu beobachten. Am rechten Ufer des Königsbaches beginnen unsere 
Beobachtungen an der früher erwähnten Anticlinallinie am Fusse des 
Zinkenecks. Das felsige Gerinne des Königsbaches gestattete hier eine Bank 
nach der anderen in der Reihenfolge zu beobachten, ın welcher sie die Thalfurche 
erreichen. Wir konnten jedoch auf diese Weise nicht bis an den Fuss des 
grossen und prachtvollen Aufschlusses im Kendelbachgraben vordringen, da 
dieser durch vorgelagerten Schutt verdeckt ist. Das Bett oder vielmehr die 
Anprallungslinie eines dem Kendelbache parallelen Giessbaches, der in ge- 
ringer Entfernung vom Zinkeneck herabstürzt, liess uns jedoch die Schicht- 
folge des Bachbettes an der Wand aufwärts verfolgen, bis zu einem Niveau, 
das, nach den da und dort durch das Gehölz blickenden Schichtenköpfen 
zu urtheilen,, den tiefsten im Kendelbachgraben entblössten Schichten 
entspricht. 

Wir glauben daher dievon der Anticlinal-Wölbung längs dem Königs- 
bache, dann an der jähen Wand des Zinkenecks vorgenominenen Messungen 
unmittelbar an jene im Kendelbachgraben anschliessen zu dürfen, und zwar 
um so mehr, als alle diese tieferen Lagen, so wie die tiefsten Lagen des 
Kendelbaches, dem Plattenkalke zufallen und höhere Ablagerungen erst in 
dem höheren Theile des Kendelbachgraben erscheinen. 

In ähnlicher Weise schliessen sich die Beobachtungen im Dachsfelder 
Kessel an das Ende der hier im Kendelbache gemachten Aufzeichnungen, 
indem sie hauptsächlich Juraschichten betreffen. Die im Schwarzbach- 
graben aufgeschlossenen Bänke aber lassen uns das Bild des Platten- 
kalkes wesentlich vervollständigen, und wir werden aus der Fortsetzung 
der Profillinie des Schwarzbachgrabens hier noch ein Detail-Profil der Lias- 
Ablagerungen am Breitenberge beifügen, welches die im Kendelbachgraben 
und Dachsfelder Kessel in Bezug auf die Gliederung des Lias gemachten 


Beobachtungen bestätigt. 


1. Im Gerinne des Königsbaches und an der Wand im 
Jinkeneck - Schlag. 


Es ist bereits erwähnt worden, dass etwa eine halbe Stunde ausser- 
halb der Königsbach-Alm die Schichten sich in einer Wölbung nach OSO. 
und WNW. von einander neigen; hier beginnen unsere Messungen, und 
zwar unter einem verlassenen Holzstege. Die Beschaffenheit der überall 
deutlich und scharf in Bänke von wechselnder Mächtigkeit gesonderten Ab- 


[5] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias to. IL. Dis Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 4171 


lagerungen ist eine höchst eigenthümliche. Die unterste Bank, welche den 
Sattel des Gewölbes bildet und deren Mächtigkeit nicht erkennbar ist, besteht 
aus licht-rehbraunem Kalkstein von etwas dolomitischem Aussehen, der von 
zahlreichen, offenbar von einer Koralle herrührenden, eylindrischen Gängen 
durchsetzt ist, welche mit durchsichtigem Kälkspath erfüllt sind und auf 
der Bruchfläche die spiegelnden Spaltungsflächen desselben sichtbar werden 
lassen. Die nächstfolgende Bank, welche die ungewöhnliche Mächtigkeit 
von 15 Fuss besitzt, besteht aus grauem Kalkstein und über dieser wieder- 
holt sich mehrere Male eine Erscheinung, welche durch ihre Fremdartigkeit 
diese Schichtengruppe vor den meisten uns ın den Alpen bekannten Ablag- 
erungen auszeichnet. Es treten nämlich zwei wesentlich verschiedene Bil- 
dungen mit einander in Verbindung, der rehbraune Kalkstein mit den zahl- 
reichen mit krystallinischem Kalkspath ausgefüllten Hohlräumen organi- 
scher Reste und der graue, petrefactenarme Kalkstein, und diese beiden 
Gesteine bilden nicht etwa jeeinen Schichtenverband, sondern sind in den mei- 
sten Fällen rehbraune und graue Kalksteine in eine einzige Bank vereinigt, 
wobei eine zackige, einer Schädelnaht vergleichbare Linie die Grenze der 
beiden Gesteine bildet. Trennt man nach der Nahtlinie beide Gesteine, so 
zeigt sich, dass zahlreiche, vertical gestriemte und den Stylolithen ver- 
gleichbare Zapfen des einen Gesteins in das andere vordringen, welche an 
ihrer Oberfläche mit einer dunklen thonigen Masse in ähnlicher Weise be- 
deckt sind, wie die Stylolithen. Es tritt also hier der sonderbare Fall ein, 
dassdie Scheidung der Bänke nicht zusammenfällt mit der 
Scheidung der verschiedenen Gesteine, sondern dass mehrere 
aufeinanderfolgende Bänke aus demselben Gestein bestehen mögen, während 
in einer und derselben Bank der Charakter der Ablagerungen zweimal, ja 
auch dreimal, wechselt und die eben erwähnten Schädelnähte es sind, 
welche die Gesteinsgrenzen bilden. 

Ausser diesen beiden wichtigsten Gesteinen, dem rehbraunen, petre- 
factenreichen und dem grauen Kalkstein, gibt es auch lichte Lagen von 
mehr dolomitischem Charakter und dunkle Zwischenlagen, welche Pflanzen- 
trümmer enthalten und bituminös sind. Diese letzteren treten jedoch erst 
in einiger Entfernung über der Anticlinal-Linie auf. Wir halten es für über- 
flüssig, die Einzelangaben über die tiefsten Bänke im Bette des Königs- 
baches hier anzuführen, welche in einer aus der Summirung der Einzel- 
mächtigkeiten sich ergebenden Gesammtstärke von 176 Fuss hier nacheinan- 
der sichtbar werden, da dieselben einen ziemlich gleichförmigen Wechsel 
von rehbraunem und grauem häufig durch Nähte vereinigten Kalk und da 
und dort eine Einschaltung von lichteren mehr splittrigen Bänken zeigen, 
und beginnen mit der Aufzählung der Bänke im Bachbette unter dem 
Zinkeneckschlage, gegenüber der Holzriese 
Uebertrag: 


Fuss Zoll 
176 — 

2 1 Jlicht-rehbrauner Kalk mit zahlreichen, krystallinisch ausgefüllten Resten 

von Gastropoden. 
— 2 dunkelgraue Kalkplatte. 
— 1/, sehr dunkle, bituminöse Lage mit Kohlensplittern und Pflanzen- 
fragmenten. 

10  Jichtgrauer, splittriger Kalk ohne Fossilien. 

9 ebenso, zwei- bis dreimal in unregelmässige Bänke untergetheilt. 

9 ‚splittriger,. mehr lichtbrauner Kalk. 

4 lichtgrauer Kalk, sehr splittrig. 


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172 
Fuss Zoll 
Du 
3 4 
— 10 
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— 5b 


A 
Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics, [6] 


lichtgrauer, splittriger Kalk. 

ebenso, etwas dunkler. 

rehbrauner Kalkstein. 

lichtgrauer Kalk. 

massige Bank von festem, lichtgrauen Kalk. 

ebenso. 

etwas dunklere Zwischenlage. 

lichtgrauer Kalk. 

ebenso. 

rehbrauner Kalkstein, hier mit etwas splittrigem Bruche ; zahlreiche mit 
krystallinischem Kalkspath ausgefüllte Höhlungen von Korallen. 

starke Bank, rehbraun, gleich der vorhergehenden. 

grauer, homogener Kalkstein. 

sechs Bänke von grauem Kalkstein, von ziemlich gleicher Stärke. 

grauer Kalk. 

eine zusammenhängende Bank, bestehend unten aus 1° 10 von rehbrau- 
nem homogenem Kalkstein mit Megalodus und Turbo solitarius?, durch 
eine Schädelaaht getrennt von 1‘ 14” grauem Kalkstein von auffallend 
verschiedener Färbung, mit sehr wenig Spuren von Versteinerungen. 
Handstücke zeigen das Hinabdrängen der thonig bekleideten und aus 
grauem Kalk bestehenden Zapfen in den braunen Kalkstein. 

grauer, stark bituminös riechender Kalkstein. 

ebenso. 

drei durch Schädelnähte vereinigte Lagen, und zwar: unten a) 1° 7“ reh- 
brauner Kalk mit Versteinerungen , etwas splittrig, darüber 5) 1° 5“ 
ähnlicher rehbrauner Kalk mit Versteinerungen, minder splittrig; oben e) 
2“, Platte von grauem Kalk. Die beiden hier sichtbaren Nahtlinien liegen 
also im ersten Falle zwischen gleichartigen, rehbraunen Lagen, im zwei- 
ten zwischen rehbraunem und grauem Kalk. 

ziemlich dunkelgrauer Kalk. 

zwei gleichstarke Bänke vom selben. Die Profillinie, bisher knapp an dem 
Königsbache hinlaufend, wendet sich jetzt an dem steilen Gehänge des Zinken- 
eckschlages nach aufwärts. 

grauer Kalk wie zuvor. 

grauer Kalk. 

zwei etwas schwächere Bänke vom selben. 

etwas stärkere Bank von grauem Kalk. 

vereinigte Bänke und zwar unten eine in zwei gleich starke Lagen geson- 
derte 3‘ starke Masse von rehbraunem Kalk mit Korallen, oben von einer 
Schädelnaht begrenzt, über welcher 1° 4” grauer Kalk. 

und zwar unten 5’ 2 vielfach vertical zerklüftete Bank von rehbraunem 
Kalk mit Gastropoden, oben eine Schädelnaht und über derselben eine 
nur 7° starke Platte von grauem Kalk. 

grauer, dolomitischer Kalk. 

zu einem starken Absatze vereinigte Bänke, und zwar: a) 1’ 4“ rehbrau- 
ner Kalk mit Gastropoden; 5) — 11“ rehbrauner Kalk; ce) 1° 4” 
derselbe mit Versteinerungen: d) 6° 4“ dem vorhergehenden sehr ähnlich, 
doch sehr splittrig, ohne Versteinerungen; e) 1° 1“ grauer Kalk; f) — 4" 
Platte von festem grauem Kalk; g) — 5 ebenso, von stark bituminösem 
Geruche. Es ist schwer an der abgewitterten Felswand die Existenz der 
Schädelnähte nachzuweisen. 

und zwar a) 1° — rehbrauner Kalk; d) 6° 9“ derselbe, dolomitisch, mit 
Höhlungen von Versteinerungen. 

zwei gleich starke Bänke von lichtem, etwas dolomitischem Kalk. 
lichtgrauer, splittriger Kalk. 

Bank, bestehend aus a) 1° 11” rehbraunem Kalk mit Versteinerungen, 
durch eine Schädelnaht getrennt von 5) — 2“ Platte von sehr lichtem 
dolomitischem Kalk; e) — 3° lichtgrauer, sehr dolomitischer Kalk. 
verticaler Absatz, bestehend aus grauem Kalkstein; die Bänke sind: 
a) Ke RR b) 2 10; e) EN 9°, d) Ki 13% e) 6‘ 6.2) 3 6“; 9) ER 6% 
D) Ra 10”; Ü) ber, red k) 1‘ 10%. 

und zwar a) — 1“ und 5) — 4“ Platten von lichtgrauem Kalk. 


[?] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 173 


Fuss Zoll 

3 3  rehbrauner Kalk mit Versteinerungen. 

5 2 grauer Kalk, und zwar a) 2° — splittrige Lage; ö, — 8” ebenso; 
c) 1° 6” fest; d) 1° — fest. 

5 3 und zwar: a) 2‘ 5“ rehbrauner Kalk; 5) 1‘ 9“ grünlichgraue Kalkbank 
von fremdartigem Aussehen und dunkleren Fragmenten von organischen 
kiesten; e) 1° 1” rehbrauner Kalk mit Versteinerungen. 

6 2 und zwar: a) 4 — grauerKalk; 2) — 4“ Platte vom selben; e) 1’ — 
etwas lichter; d) — 10 wie e). 

2 11 und zwar: a) 1’ 1“ rehbrauner Kalk, verbunden mit 2) 1‘ 10“ dunkel- 
grauer Kalk. 

4 9 undzwar: a) — 7“ lichter, gebänderter Kalkstein, ähnlich dem rehbrau- 
nen, darüber nur Lagen von grauem Kalk in der Stärke von 1‘ 8%, — 6%, 
— 44, 1 —, — 4" und — 4”. 

5 10 und zwar: a) 4° — rehbrauner Kalkstein, etwas dolomitisch, mit Ver- 
steinerungen, innig verbunden mit 6) — 8“, einer aufliegenden Platte 
von grauem Kalkstein; die Schädelnaht, an einzelnen Stellen deutlich 
zwischen a) und 5) sichtbar, verschwindet an anderen Stellen; endlich e) 
4‘ 2“ lichtgrauer, splittriger Kalkstein. 

349 1%, ar. 

Mit diesen etwa 350 Fuss starken Bänken ist die Mächtigkeit dieses 
Schichtencomplexes weder nach unten noch nach oben erschöpft und obwohl 
es möglich wäre, an den Wänden des Zinkeneck die Messungen noch in 
höhere Bänke fortzuführen, liessen wir sie darum hier enden, weil die am 
Abhange in geneigter Richtung fortlaufenden Schichtenköpfe uns lehrten, 
dass mit hinreichender Genauigkeit das Niveau erreicht sei, in welchem 
der grosse Aufschluss des ganz nahen Kendelbachgrabens beginnt. Wir hal- 
ten uns in der That für berechtigt, die eben angeführten Beobachtungen 


unmittelbar an die tiefsten Daten der folgenden Reihe anzuschliessen. 


2. Der Kendelbachgraben. 


Dieser Aufriss dürfte durch die grosse Mannigfaltigkeit und die sehr 
regelmässige Lagerung der Bänke, welche er blosslegt, kaum von irgend 
einem Aufschlusse in unseren Kalkalpen übertroffen werden. Einen beson- 
deren Werth glauben wir auf den Umstand legen zu müssen, dass hier auch 
eine grosse Anzahl schiefriger und thoniger Lagen zwischen den massigen 
Kalkbänken sichtbar wird, welche sonst durch die Vegetation oder durch 
das Nachsinken und Abbrechen der hangenden Kalksteine verdeckt bleiben. 
Es ist die Aufmerksamkeit unserer Fachgenossen vor Kurzem durch die 
Entdeckung eines merkwürdigen Cephalopoden (Choristoceras Marshi Hau.) 
in den rhätischen Schiefern des Kendelgrabens zuerst hieher gelenkt wor- 
den ‘) und hat Herr Hinterhuber einige Nachricht über das Auftreten 
rhätischer Gebilde in demselben gegeben ®). Wir lassen im nachfolgenden 
unsere Einzelmessungen in diesem Graben folgen, welche, in der Gruppe 
des Hauptdolomites beginnend, bis in die Fleckenmergel des oberen Lias 
reichen und folglich die gesammte Mächtigkeit sowohl der rhätischen Stufe 
als auch der verschiedenen Abtheilungen des unteren Lias umfassen. 

Der Kendel- (Quendel-) Graben besteht aus zwei wesentlich verschie- 
denen Hälften, einer oberen, mehr kesselförmigen, mit steilen, bewaldeten 
Lehnen, hauptsächlich von den Fleckenmergeln gebildet, und einer unteren, 


...) F. v. Hauer, Choristoceras, eine neue Cephalop.-Sippe aus den Kössener 
Schichten, Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften. 1865. Band LIL. 
2) Ebenda, Seite 6 (Sep.) 


174 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovices., | [8] 


in welcher der Bach in wiederholten Cascaden über die Kalkbänke des un- 
teren Lias und der rhätischen Stufe herabstürzt und sich eben so oft grös- 
sere Kammern oder „Stuben“ in den weniger widerstandsfähigen Bänken 
aushöhlt. Auf den rothen Adnether-Schichten, an der Basis der Flecken- 
mergel, ist eine Klause errichtet, mittelst welcher man zeitweise, insbeson- 
dere im Frühjahre zum Zwecke der Triftung, die Wässer in dem oberen 
Kessel staut, um dann Wasser und Holzstämme plötzlich und mit grosser 
Gewalt durch den unteren Theil des Grabens herabschiessen zu lassen. Die- 
sem Umstande hat man eine jährliche Erneuerung vieler Aufschlüsse in den 
weicheren Schichten und das frische Aussehen derselben zu verdanken. 

Die tiefsten, durchaus kalkigen Lagen bilden eben so viele klei: ere 
Stufen und sind 15° Süd etwas in West geneigt. 

Fuss Zoll 

1. 7 — (wobei jedoch die Basis der Schichte nicht entblösst ist) rehbrauner 
Kalk mit kleinen, von organischen Resten herrührenden Hohlräumen, 
welche genau wie am nahen Zinkeneckschlage mit hellem krystallini- 
schem Kalkspathe ausgefüllt sind; im oberen Theil ist die Farbe des 
Kalkes dunkelgrau, doch enthält derselbe auch hier organische Ein- 
schlüsse, 

2. 9 — licht bräunlichgrauer Kalk; beiläufig in der Mitte der Bank mehrere 
Fragmente von Glanzkohle, von zerdrückten Pflanzenstämmen 
herrührend. 

3. 6 — schwarzgrauer Kalk mit Durchschnittenvon grossen Megalodonten an der 
oberen Fläche, 

4. — 3 schwaches Band von schwarzgrauem, auch schwarzem bituminösem 
Kalkstein mit kleinen Ganoidenschuppen, Fragmenten und 
Schuppen von Araucarites alpinus (entsprechend den später zu be- 
schreibenden Bänken des Schwarzbachgrabens). 
rehbrauner Kalk mit Durchschnitten eines grossen Megalodus; im ober- 
sten Theile häufige Kohlenspuren, auch Schuppen des Araucarites. 
Platte, oben breceienartig, grauer Kalk in lichtgrauem Bindemittel. 
drei ähnliche breceienartige Lagen. 
lichtgrauer Kalk, starke Bank. 
und zwar (durch beiläufig 2° polyedrisch zerbröckelnder Kalkstein, 
darüber drei unvollkommen getrennte Kalkbänke; im oberen Theile 
Durchschnitte eines grossen Megalodus. Von hier an wiederholt sich 
oft die Erscheinung, dass der untere Theil jeder einzelnen Stufe 
polyedrisch zerbröckelt, während der obere Theil fest ist; bald ist 
die zerbröckelnde Masse als eine selbständige Bank von dem aufla- 
sernden festen Kalkstein getrennt, bald lässt sich eine scharfe Grenze 
nicht erkennen. 

2 wnten zerbröckelnd, oben fester weissgrauer Kalkstein. 

fester Kalkstein, weissgrau. 

unten polyedrisch zerbröckelnd, oben fest, mit Megalodonten - Durch- 
schnitten. 

unten zerbröckelnd, oben drei unvollkommen getrennte Kalkbänke. 
unten zerbröckelnd, darauf zwei feste Kalkbänke. 

eine feste Kalkbank, etwas lichter grau als die vorhergehenden. 
unten zerbröckelnd, darauf feste Kalkbank. 

zwei unvollkommen getrennte Bänke von festem grauem Kalk. 
Kalkbank;; in der Mitte läuft eine polyedrisch zerbröckelnde Lage durch. 
stark ausgewaschene Bank von grauem, zerbröckelndem Kalk. 
vorspringende Stufe, von mehreren Lagen eines etwas dünner geschich- 
teten, grauen Kalksteins gebildet. 

unten bröckelnd, darauf etwa sechs unvollkommen geschiedene Lagen 
von verschiedener Mächtigkeit; zahlreiche Durchschnitte kleinerer 
Megalodonten in vereinzelten Klappen. Durch die Mitte der zweithöch- 
sten Lage läuft ein etwa einen Zoll starker Streifen, der sich durch 
die grosse Menge der eingeschweamten Muschelschalen auszeichnet. 


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[9] Stud. ü. d. Glieder d Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 175 


Fuss Zoll 
DOSE NG: 
230070 
234. % — 
25.12 — 
2b. 01 6 
27, k - 
38.5 — 
Ma 
0.3 4 
31. — 1lia 
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Ba 56 
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Ber 2 A, 
37. — 2 
38. 4 9 
3% 7 
40. 1 8 
41.36 
42. — 2 
43.2 3 
44.2 4 


Die nächst höhere, oberste Bank enthält lichtrothe Flecken und zahl- 
reiche Spuren von sogenannten Lithodendren. 

drei Lagen von dunklem, schwarzgrauem Kalkstein; erstes Auftreten 
eines an die dunkleren Lagen der rhätischen Stufe erinnernden Gesteins. 
unten durch 1° bröckelnd, dann fest, grau. — Die fünf’folgenden Bänke, 
welche den oberen Theil einer überhängenden Stufe des Wasserfalles 
ausmachen, konnten nicht ganz erreicht werden, sie verrathen den 
Charakter der vorhergehenden grauen Kalksteine; wir mussten uns 
damit begnügen, ihre Mächtigkeit aus geringer Entfernung abzu- 
schätzen. 

feste Kalkbank. j 

davon 2° unten bröckelnd, darauf zwei massige Bänke, oben wieder 
3° zerbröckelnd. 

ausgewaschene, bröckelnde Bank. 

fester Kalkstein, in vier regelmässige Lagen getheilt. 

unten eine 9“ starke Lage, darauf eine sehr starke Kalkbank, oben 
zwei Platten, jede 6 stark. Mit diesen ist die obere Fläche des 
Absturzes erreicht. Die Neigung der Schichten ist hier 22° S. etwas 
in W., also etwas steiler als unten. 

vier Lagen von dunklem, schwarzgrauem Kalk: a) — 5°; 6) — 2"; 
e) — 4 mit Mytil. minutus, Anomia alpina und Querschnitt eines 
Turbo von der Gestalt des T. capitaneus, keine Brachiopoden ; 
d) — A". 

drei vereinigte Bänke von schwarzgrauem Kalk mit einzelnen weissen 
Kalkspathadern; die obere Fläche der obersten Bank auffallend eben. 


„ dunkles, braungraues, etwas thoniges Zwischenmittel. 


Kalkbank, unten gegen das thonige Mittel ebenflächig, dann durch 
etwa 21,” gebändert durch dunklere, thonige Streifen, oben fest und 
lichter grau; der gebänderte untere Theil scheidet sich nicht als 
selbständige Bank aus. 

vier untereinander mehrfach abgetheilte Lagen von etwas mehr licht- 
grauem Kalkstein von reinerem Bruche, ohne Versteinerungen, 

Kalk, in mehrere dünne Platten getheilt. 

vier lichtgraue Kalkbänke, in der zweitobersten Querschnitte von 
Bivalven. 

vier Bänke, und zwar — 9%, — 3%, — 11% und 1’ 3° von grauem, 
thonigem Kalkstein mit grossmuschligem Bruche, an den Aussen- 
flächen röthlich beschlagen. Dieses Gestein, welches an viele hydrau- 
lische Kalksteine erinnert, entspricht wohl Gümbel’s Lebermergel 
und wird fortan als solcher bezeichnet werden; die grelle Färbung 
des rothen oder rothgelben Beschlages zeichnet es immer in besonde- 
rer Weise aus. 

verwitterndes, thoniges, bräunliches Zwischenmittel, darauf ein sehr 
dünnes Blatt von Kalkstein, welches sich von der nächsthöheren 
Schichte regelmässig ablöst. 

vier Bänke von dunklem, schwarzgrauem Kalkstein; Spuren von zwei- 
schaligen Muscheln. n 

mehrere dünne Bänke von schwarzgrauem Kalk mit knotigen Schicht- 
oberflächen, Anomia alpina und unzähligen kleinen, lumachellartig 
eine der Bänke erfüllenden Schalen, welche hauptsächlich zu Taenio- 
don oder einer nahestehenden Form gehören dürften. 

dünnbankiger, dunkler Kalkstein mit knotiger, Oberfläche, ähnlich 
dem Gervillien-Kalkstein. 

lichtgrauer Kalk, unten in mehrere dünne Platten gesondert, oben 
mehr massig. Neigung der Schichten hier 18—20°; bildet die Basis 
eines grösseren Absturzes. 

unregelmässiges, thoniges Zwischenmittel. 

dunkler, knotiger Kalkstein, in viele Platten gesondert; Pinna, 
Mytilus. 

vier Lagen, und zwar: a) — 6“ feste Kalkbank; 5) — 11’ einige 
knotige, dunkle Platten; ce) — 9“ feste, dunkle Kalkbank; d) — 2” 
thoniges, dunkles Zwischenmittel. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Keichsanstalt. 1868 18. Band. 2. Heft 24 


80. 
81. 


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Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies, [10] 


„sieben Lagen von schwarzgrauem Kalk, in der zweiten von unten 


Querschnitte von Megalodus. 

thoniges Zwischenmittel. 

schwarzer Kalkstein. 

wechselnde Lagen von dunklem, knotigem Kalkstein und etwas Schiefer. 
fester, lichtgrauer Kalkstein, unten in mehrere Platten gesondert, 
oben massig; bildet den oberen Rand eines Absturzes. 

zusammen etwa dreizehn Bänke von grauem Kalkstein; in der ober- 
sten Spuren von kleinen Bivalven. 

zwei Bänke von grauem Kalk; auf der Oberfläche der oberen Bank 
Cardium austriacum. 

massige Bank von grauem Kalkstein, erfüllt mit Querschnitten von 
Megalodus; auch Mytilus minutus. 

schwarzgrauer Kalk, unten unregelmässig in einige Platten geson- 
dert, oben massig. 

ähnlicher Kalk, in sechs Bänke getheilt. Gegen die rechte Seite des 
Grabens stellen sich einige thonig-schiefrige Zwischenmittel ein, 
welche auf der linken Seite verdrückt sind. Während die Bänke bis 
hieher noch ganz normal liegen, stellen sich in den nächstfolgenden 
leichte S-förmige Krümmungen ein, als Folge eines localen Einsin- 
kens in die Zwischenmittel. 

acht ähnliche Kalkbänke, die obersten nur abgeschätzt, bilden den 
oberen Rand eines Absturzes. 

dunkler Kalk mit weissen Adern, in dünnen Platten. 

vier Bänke von schwarzgrauem, dunklem Kalkstein. 

fester, lichtgrauer Kalkstein. 

wechselnde, dünne Lagen von Lebermergel und knotigem, dunklem 
Kalkstein. Ohne Versteinerungen. 

schwarzer, knotiger Kalkstein in mehreren Lagen, die oberste Schicht- 
fläche mit unzähligen Schalen von Myt. minutus bedeckt. 


sehwarzer Schiefer voll Rutschflächen, auf einer Seite verdrückt. 


Lebermergel, weich, braungrau. 

fester, lichtgrauer Kalkstein, ziemlich dünn geschichtet. 

schwarzer Schiefer als Zwischenmittel. 

starkes Lager von lichtgrauem Kalkstein in mehrere Lagen gesondert. 
schwarzer Schiefer. 

lichtgrauer, etwas breccienartiger Kalkstein, grau in grauweissem 
Bindemittel, massig. 

zwei starke Bänke desselben. 

schwarzer Schiefer, von einer Kalkplatte durchzogen. 

drei Bänke von grauem Kalkstein, mit thonigen, wulstigen Ablösun- 
gen auf den Schichtflächen. 

schwarzer Schiefer. 

schwarzer Kalk mit vielen Durchschnitten von Megalodus. 

massige Kalkbank, lichtgrau mit weissen Adern. 

lichtgrauer Kalkstein in fünf Lagen. 

wiederholter Wechsel von dunklem, knotigem Kalk in dünnen Platten 
mit schwarzem Schiefer; Myt. minutus auf den Kalkplatten. 
schwarzer Schiefer. 

Wechsel von knotigem Kalkstein, einzelnen Kalkknauern und unregel- 
mässigen Flasern von dunklem Schiefer. In dem Schiefer finden sich 
einzelne wohlerhaltene Muscheln mit vereinigten Klappen; sie stehen 
alle quer auf die Schichtflächen, vielleicht in natürlicher Lage. 

fester, lichtgrauer Kalkstein, in vierzehn dünne Bänke gesondert. 
Wechsel von eilf Lagen von Lebermergel mit Myt. minutus und von 
schwarzem Schiefer; unten überwiegt der Lebermergel, oben nimmt 
die Mächtigkeit des Schiefers zu. 

fester, grauweisser Kalkstein, oben in dünneren Bänken- 

zusammen siebzehn Bänke von knotigem, dunklem Kalkstein mit 
Myt. minutus; auf der obersten Bank erstes Erscheinen der Gerv. 
inflata. 


[11] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc, II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 177 


Fuss Zoll 
82.57 — 


83. 12 — 


84. 12 — 


85. 16 — 


86. 4 — 
87. 3% 3 


anhaltender Wechsel von dunklem Kalkstein und schwarzem Schiefer, 
und zwar: a) — 3 Kalk mit Gero. inflata, welche hier 6 lang wird; 
5) — 4” Schiefer; c) — 3“ schwarzer Kalk, Gerv. inflata; d) — 4" 
Schiefer; e) — 3“ Kalk mit Gero. inflata in besonderer Menge an 
der oberen Fläche; f) — 1!/, Schiefer; g) — 3° dunkelgrauer Kalk; 
mitten durch zieht ein eingeschwemmtes Band von kleinen Bivalven 
(? Taeniodon), auf der oberen Fläche erstes Erscheinen von einzel- 
nen Exemplaren der Avicusa conrorta,; Ah) — #* schwarzer Schiefer ; 
i) — 3 Kalkstein; %) — 11/g‘‘ Schiefer; 2) 1° — mehrere Lagen 
von knotigen Kalkplatten, deren dritte voll von Myt. minutus, die 
fünfte lumachellartig, die sechste und siebente (oberste) thonig und 
ohne Petrefacten; m) 1° — bräunlicher, thoniger Schiefer, n) — 2” 
Kalk mit Myt. minutus; 0) — 4° knotiger Kalkstein; p) — 3 
schwarzer Schiefer; g) — #° Kalkstein; r) — 3“ Kalk mit My. 
minutus; s) — 1° Kalkplatte, ganz erfüllt mit Mye. minutus; it) — 8 
bräunlicher Thonschiefer; 4) — 11 fester schwarzer Kalkstein; 
v) 7‘ — zusammen 18 Bänke von dünngeschichtetem Kalkstein; auf 
der zweiten Avwscula contorta, auf der dritten Curd. austriacum, 
Taeniodon; auf der sechsten Myt. minutus; auf der neunten Ave. con- 
torta; auf der vierzehnten zahlreiche Exemplare von Myt. minutus und 
Card. austriacum; die oberste Bank ist eine Lumachelle; %) % 6 
braungrauer, thoniger Schiefer mit einer schlecht erhaltenen Bivalve, 
ähnlich Zima; x) 3° 9“ zusammen eilf Lagen von knotigem, dunklem 
Kalkstein; auf der dritten Taeniodon; auf der siebenten My. minutus 
und Anie. contorta; auf der achten Taeniodon, auf der obersten Myr. 
minutus; 4) — 4° schwarzer Schiefer; z) 2° 3“ zwei Bänke von 
schwarzem Kalkstein; aa) — 2” Schiefer; 55) — 4 Kalk; cc) — 3“ 
Schiefer; dd) — 7” Kalk; ee) — 7“ Kalk; ff) 4' — zusammen 
sieben verdrückte Bänke von Kalk mit Zwischenmitteln von Schiefer; 
es folgt noch ein Schichtencomplex von etwa 30° Höhe, in welchem 
man noch 25-30 Kalkbänke von ähnlichem Charakter wie bisher 
unterscheidet, welche mit schwarzem Schiefer wechseln. Der Schiefer 
ist dünnblättrig und dem höheren cephalopodenführenden Schiefer 
vollkommen gleich; in seinen obersten Lagen sind verdrückte Schalen 
des Card, austriacum ziemlich häufig. Die Kalkbänke zeigen einzelne 
S-förmige Biegungen; sie enthalten My’. minutus; in ihnen tritt zum 
ersten Male Piecatula intusstriata auf. 

fester, grauer Kalkstein in einigen starken Bänken, bildet den weit 
überhängenden oberen Rand eines Absturzes, und sein oberster Theil 
blieb uns unzugänglich. Er ist zugleich die Basis einer kleinen, rings 


- von steilen Wänden begränzten „Stube“ des Wasserfalles, in welche 


wir nicht vorzudringen vermochten; es entstand dieselbe durch Aus- 
waschung eines etwa 
mächtigen Wechsels von Schiefer und dunklem Kalkstein, welcher ganz 
dem zweitvorhergehenden Complexe ähnlich zu sein scheint. An 
dieser Stelle schneidet der Graben das Streichen der Schichten unter 
einem spitzen Winkel. 
(sehr annähernd) dunkel blaugrauer, von Korallen durchzogener, soge- 
nannter Lithodendronkalk, in fünf starke Bänke getheilt; nur 
die oberste ist etwas schwächer (1° — stark). 
massige Bank von grauem Kalk ohne Korallen. 
Wechsel von Schiefer und Kalk, und zwar: a) — 3“ schwarzer 
Schiefer; 6) — 4° dunkler Kalk; e) — 3” Schiefer; d) — 7“ bläu- 
licher, thoniger Kalkstein (zum Lebermergel gehörig), erstes Auf- 
treten von einzelnen Klappen der Terebratula gregaria und einer Av- 
eula; e) — 2’ thoniges Zwischenmittel; f) — 3 Kalk; g) — 6“ 
Schiefer; 3) —4”Kalk; ’) —3“ Kalk; %) --3“Kalk; die beiden letzten 
Bänke enthalten in Menge Ter. gregaria, Plicat. intusstriata, Gervillea, 
selten die ersten Exemplare von Peeten acuteauritus und einer Av- 
eula; die Schalen sind meistens lumachellartig dem obersten Theile 
der Kalklagen eingeschwemmt; !) — 7“ thoniger Schiefer ; m) 1‘ 4" 
eine einzige stärkere Kalkbank; an der Oberfläche Peeten acuteauritus, 
24% 


178 

Fuss Zoll 
88. — 8 
89. — 9 
90. 110 
91. 16 11 
923.5 — 
31 4 
94.144 3 
9 4 6 
9. 16 
97.46 
98 2 — 
99. 20 — 


Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. 112] 


Aviec. contorta, Plieat. intusstriata, l\umachellartig; n) — 2” Kalk mit 
denselben Conchylien, auch Taeniodon; o) 2’ — vier unregelmässige, 
knotige Kalkbänke mit thonigen Mitteln; p) 4 — eilf Kalkbänke 
ohne Zwischenmittel; 9) 15° — zweiundzwanzig Bänke von Kalk in 
regelmässigem Wechsel mit Schiefer; die zweite mit Ave. contorta 
in zahlreichen Exemplaren bedeckt, dazwischen einzelne Schalen der 
Gerv. inflata; in den oberen Schierermitteln selten vereinzelte Klap- 
pen einer kleinen Azzeula; r) 4 — wiederhelter Wechsel von dünn- 
geschichtetem knotigem Kalk und thonigen Mitteln; s) 2° — zwei 
starke Kalkbänke, auf der unteren Teer. gregaria, auf der oberen @erv. 
inflat a. 

schwarze Kalkbank. 

mehrere Platten von lichtgrauem Kalkstein. 

eine starke Kalkbank ; Ter. gregaria;, Versteinerungen im Querbruche. 
wechselnde Bänke von Kalk und Schiefer, und zwar a) —: 3 Schie- 
fer; 2) — 1/5“ Platte mit Myt. minutus,; ec) 1' — vier Kalkbänke, 
erfüllt mit Tausenden von Schalen der Ter. gregaria, dazwischen Plieat. 
intusstriata und Cidaris Falgeri; d) — 4" Schiefer; e) — 6“ drei 
Platten erfüllt mit Ter. gregaria, dabei seltene Schalen von @erv. in- 
flata, Plicat. intusstriata und Avteula; f) — 7“ thonige Platten mit 
sehr vereinzelten Schalen von 7er. gregaria und Myt. minutus; wurm- 
förmige Ablösungen auf den Schichtflächen; 9) — 11/2“ Kalkplatte; 
Conchylien wie früher; es folgt durch 14° ein ähnlicher Wechsel und 
zwar unterscheidet man zuerst 23 dünne Kalkplatten zwischen Schiefer- 
bändern, dann 11 Kalkplatten, welche ohne Zwischenmittel aufein- 
anderfolgen; eine der unteren Kalkplatten führt Gero. ‚nflata in 
grosser Menge, doch ist es in den oberen Bänken nicht möglich, das 
Auftreten der Versteinerungen zu verfolgen, da der Fels von dem 
tosenden Wasserfalle glatt abgeschliften ist. 

eine massjge Bank von lichtgrauem Kalk, welche vorspringend den 
oberen Rand eines Absturzes bildet; auf ihrer knolligen Oberfläche 
Megalodus in grosser Menge. 

drei knotige Bänke von dunkelgrauem Kalk; vereinzelte Exemplare 
von Ter. gregaria, Plicat. intusstriata und Card. austriacum. 

wechselnde Bänke von Kalk und Schiefer, und zwar: a) — 3“ 
schwarzer Schiefer; 8) — 3” Kalkplatte, zahlreiche Bivalven; ce) 
— 10° lichter thoniger Schiefer; d) 1‘ 4° fünf unregelmässig ge- 
theilte Kalkbänke, auf welchen Ave. contorta, Card. austriacum und 
wurmförmige Wülste;, e) - 8 thoniger Schiefer; f) — 5" 
knotige, unregelmässige Kalkbank mit A»ie. eontorta und Peet. acu- 
teauritus; g) 1‘ 11 tlioniger Schiefer mit einzelnen ellipsoidischen 
Knauern von Lebermergel, an der Luft rothgelb beschlagen ; A) — 4" 
dunkle Kalkplatte, oben bedeckt mit Gere. inflata; ©) — 3° schwarzer 
Schiefer; %) — 3“ Kalkplatte, @erv. inflata; 1) — 5“ Schiefer; 
m) — 3” Lumachellen-Kalk, Avie. contorta, Cidaris Falgeri (2); 
n) 7° — (beiläufig) weiterer Wechsel von Schiefer und Kalk, wovon 
jedoch nur die unteren 1?/,‘ gut entblösst, die oberen Lagen aber 
meist verstürzt und durch das Nachsinken der mächtigen auflagernden 
Kalkbänke an einer Seite des Grabens verquetscht sind. Vielleicht ist 
die Mächtigkeit noch etwas grösser anzunehmen; man erkennt im 
oberen Theile eine mit Gero. znflata bedeckte Kalkplatte und eine an- 
dere mit C'hemnitzia, Card. austriaeum, Myt. minutus und Anomia 
alpina. 

massige Bank von blauschwarzem Lithodendronkalk. 

drei Kalkbänke ohne Versteinerungen. 

massige Bank von blaugrauem Lithodendronkalk. 

zwei Bänke mit seltener eingestreutem Lithodendron, die obere 
fast frei davon. 

(beiläufig) wechselnde Bänke; etwa A’ an der Sohle durch Schutt 
verdeckt und 16‘ sichtbar, schräge von einer leichten Verwerfung 
durchsetzt. Der Schiefer ist vorwaltend und. nur von 4 dünnen 
Platten durchsetzt. Die erste, dritte und vierte Platte bestehen aus 


113] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d Österhornes.. 179 


Fuss Zoll 
100, 6 — 
1000, 3 
102. 14 — 
103. # — 
104. 2 6 
ID. 8 
106. 20 — 
107. 5 — 
108. 35. — 
109. 60 — 
210r 5 6 
111. 4 — 
DIRT 1% 


grell gelb beschlagenem Lobermergel, die zweite aber, welche bei- 
läufig 4° über der sichtbaren Basis durchläuft, aus einer harten Kalk- 
Jumachelle, insbesondere mit Ter. gregaria. Die tiefsten sichtbaren 
Schieferlagen enthalten zahlreiche, doch durchaus kleine Exemplare 
von Taeniodon, Arie. eontoria und Myt. minutus. 

zehn Platten von festem Kalk, voll Versteinerungen; Gere. inflata, 
Myt. minulus. 

Lebermergel mit einzelnen Exemplaren von Ter. gregaria und Tae- 
miodon. 

Lebermergel im Wechsel mit bläulich thonigem Schiefer; man zählt 
%2 härtere Lagen, welche oben und unten auffallend ebenflächig sind, 
nur die. obere Fläche der obersten Bank ist knotig; wahrscheinlich 
zur Cement-Erzeugung geignet. 

schwarzer Schiefer, in seiner oberen Hälfte von 3 Reihen von Knoten 
von Lebermergel durchzogen. 

massige Kalkbank; bildet den oberen Rand eines kleineren Ab- 
sturzes, 

dunkler Kalk mit Ter. gregaria, Avie, contorta und Nulliporen ähn- 
lichen Bildungen auf der Schichtoberfläche. Das Proäl ist jetzt 
durch beiläufig 

von riesigen Blöcken bedeckt, welche sich von der mächtigen, ‚höher 
folgenden Kalkmasse abgelöst haben; über diesem Versturze sieht 
man nur durch 

die Unterlage, bestehend aus dünngeschichtetem, blaugrauem Kalk mit 
Avic, contorta; hierauf folgt wieder ein Versturz, entsprechend einer 
verdeckten Mächtigkeit von etwa 

und hervorgebracht durch das Abbrechen der unterwaschenen riesigen 
Bänke, welche darüber anstehen. 

(beiläufig) grosse Masse von grauweissem Lithodendronkalk, 
eine verticale Wand bildend, welche vom Bache mitten durchnagt ist, 
der zahlreiche Riesentöpfe ausgewaschen hat. Diese Masse ist nur in 
der Mitte durch eine Fuge in zwei ziemlich gleichstarke Bänke ge- 
sondert. 

drei bis fünf unvollkomimen getheilte Bänke von ähnlichem, bläulich- 
weissem, harten Kalkstein; in der obersten einzelne mit Kalkspath 
erfüllte Durchschnitte von Brachiopoden. 

zusammenhängender Schichtencomplex von dunkler Farbe, und zwar; 
a) 5‘ 3 schwarzgrauer, kaotiger Kalk in acht unregelmässigen Bänken 
mit Brachiopoden; in der obersten Bank Teredratula pyriformis, Bryn- 
chonella fissicostata, Ihynchonella subrimosa, Spirigera oxycolpos, alle 
mit geschlossenen Gehäusen. Spirigera oxyeolpos ist besonders häufig; 
diese Bank stelıt mit grossem Petrefactenreichthum im rechtseitigen 
Walde an; 6) 2° 3° zwei etwas dunklere Bänke; ce) 1‘ 1” Kalkbank; 
d) — 5“ Kalkbank; e) — 8” etwas lichtere Kalkbank; f) 1’ — 
zwei ähnliche Bänke, unregelmässig von einander getheilt; 9) — 9 
zwei Bänke mit Spirigera oxyeolpos; h) — 6° etwas dunklere Bank; 
ö) — 3° Schiefer; 4) — 9“ Kalkbank; 1) — 2% Schiefer; m) 1‘ 5% 
stärkere Kalkbank, etwas lichter, mit knotiger Oberfläche; n) — 4 
Schiefer; 0) — 9 Kalkbank; ») 2° 8” sechs Bänke von Lebermergel, 
in der oberen härteren Bank Spirigera oxycolpos, Pinna sp.;g) — 3° 
schiefer; r) 5° — neun Kalkbänke; s) 5° — sechs Bänke, durchaus 
schwarzgrauer brachiopodenführender Kalk ; 2) 3° — vier Bänke; 
u) — 8° eine Bank; diese letzteren 20 Bänke, zusammen 13’ 8%, 
sind sich durchaus ähnlich; ») schwaches Schieferband ; ») 8° 6 fünf- 
zehn Bänke von dunkelgrauem brachiopodenführenden Kalk, wie früher ; 
in der achten Bank liegen Rkynchonella subrimosa, Avieula Koessenensis, 
Pecten acuteauritus, in der neunten Pinna sp., in der obersten 
Ehynchonella fissieostata, Es scheint keine dieser Bänke ohne Verstei- 
nerungen zu sein. 

Eine, Schichtengruppe, bestehend aus den folgenden Bänken:; a) 9! — 
schwarzer, dünnblättriger Schiefer mit zahlreich eingestreuten, sehr 


180 


118. 


114. 


115. 


116, 
lc» 
118 


119. 


121. 


Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [14] 


Fuss Zoll 

kleinen Schwefelkieskügelchen ; Choristoceras Marshii in Menge 
als Schwefelkieskerne; ferner Awzicula Koessenensis, Taeniodon (?) 
sp. Diese Schiefermasse beschlägt sich an der Luft gelb in ähnlicher 
Weise, wie die Lebermergel; 5) — 5 mit grosser Regelmässigkeit 
durchsetzende Bank von hartem, blaugrauem Lebermergel, rothgelb 
beschlagen, in würfelförmige Stücke brechend; diese Bank lässt das 
Vorhandensein mehrerer kleiner Verwerfungen erkennen; ec) & — 
zweite Hauptmasse von schwarzem Schiefer; in der unteren Hälfte 
dieser zweiten Masse findet sich der grösste Reichthum an Choristoceras 
Marshi, d) 8' 11“ wechselnde Bänke und zwar 10“ Kalkplatten, 
2' Schiefer, 7” Kalkband mit einzelnen grossen Exemplaren der 
Avicula Escheri, 5' 6 weiterer Wechsel von Schiefer und etwa 12 

' Platten von dunklem knotigen Kalkstein; in einer der mittleren Kalk- 
steinplatten Rhynchonella fissicostata. 

6 6 Neun Bänke von lichtgrauem Kalkstein mit knotigen Schichtflächen 
und mit unregelmässigen Zwischenmitteln von Schiefer, aussen röthlich 
beschlagen; diese Gruppe scheidet sich treppenförmig von den 
übrigen aus. In der vierten Bank: Avseula Escheri, Avicula Koes- 
senensis, Terebratula pyriformis, Waldheimia norica, Ihynchonella sp., 
Pinna sp. 

7 6 Wechsel von schwarzem Schiefer und sieben Bänken von hartem, 
- gelbbeschlagenem Lebermergel. Sowohl die Lagen von Schiefer als 
auch die harten Lebermergel nehmen nach oben an Mächtigkeit zu. 
Die fünf tiefsten Lagen von Lebermergel sind sammt den Schiefer- 
mitteln nur von geringer Stärke; die sechste harte Bank misst — 6°, 
darauf 1° 1“ Schiefer, — 7° Lebermergel, endlich als oberste Lage 
2° 9 Schiefer. 


3 6 Fünf unregelmässige Bänke von grauschwarzem Kalk; Peeten acuteau- 
ritus, Pinna sp. 

1 — Schiefer, darin eine schwache Lage von Lebermergel. 

9 — zwölf Bänke von hartem lichtgrauen Kalkstein. 

6 — Wechsel von blauem thonigen Schiefer und zehn harten Bänken von 


Lebermergel. Diese Gruppe geht durch das Uebergreifen von ganz 
ähnlichen, thonig schiefrigen Zwischenmitteln zwischen die untersten 
Bänke über in eine mächtige wohlgeschichtete dunkle Kalkmasse, welche 
eine senkrechte Wand bildet. Die mittlere Region dieser Wand blieb 
uns unzugänglich; durch theilweise Messungen glauben wir jedoch 
die Mächtigkeit dieser Ablagerung sehr annähernd mit 

53 — angeben zu können; die Zahl der Bänke ist beiläufig 67. Die oberen 
zeigen einen durchaus einheitlichen Charakter; sie bestehen aus festen 
dunkelgrauen knolligen Kalken. Zwischen die 57. und 58., dann die 
58. und 59. Bank schalten sich Knauer von schwarzem Hornstein ein. 
Die 61. Bank ist bräunlich gefärbt. Die oberste Kalkbank endet mit 
einer bituminösen Rinde, welche Fucorden, Schuppen von (Ganoiden, 
Plicatula sp. (ähnlich intusstriata) , Avicula Koessenensis, Cardinia (?) 
sp. (sehr klein), Rhynchonella sp.!) einschliesst. 

— 61/, Blauschwarzer Kalkstein mit vielen weissen Kalkspathlinien. In 
seinem oberen Theile, beiläufig !/, Zoll tief, wird er durch Auf- 
nahme von Bitumen schwarz und braun gebändert und führt dann 
‘zahlreiche kleine Gano’d-Schuppen. Im unteren kalkigen Theile trifft 
ınan Schwefelkiesknollen und fucoidenartige schwarze Bänder. Zu den 
Petrefacten der vorhergehenden Lage kommen hier hinzu: Lima sue- 
eincta, Ostrea arietis.. Der bituminöse Streifen bildet nicht eine 
Schichte für sich, sondern stellt nur den obersten Theil der einzigen 
ungetrennten Kalkbank dar. 

19 5 Wechsel von mergeligen Schiefern und Kalkbänkchen. Die ersteren 
sind von anderem Charakter, als die rhätischen Lebermergel, blaugrau 
statt schwarz, nicht fett, und zeichnen sich insbesondere durch starken 


1) Die Fossilreste der rhätischen Formation wurden von E, Suess, die 


der Jura-Periode von Edm. v. Mojsisovics bestimmt. 


[15] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d, Osterhornes. 181 


Fuss Zoll 


122.73 
123. #3 6 
124. 16 
195.,,3 ;2 
16. 56 
127. 25 — 


Gehalt an Sand aus. Sie verwittern braun. Die Kalke sind von 
blauer Farbe, an der Luft braun, klotzig an ihrer Oberfläche. Man 
unterscheidet folgende Lagen: a) 4° — mergeliger Schiefer; 5) — 6" 
Kalk; e) — 2%1/,“ Kalk; d) 3° — mergeliger Schiefer mit kohligen 
Pflanzenspuren, kleinen @anod-Schuppen, Astarte psilonoti Qu., Cucul- 
laea psilonoti Qu., Arca sp.; e) 1' — Kalk; f) — 5” sandiger Schiefer ; 
9 — 4" Kalk; A) — 2% Schiefer, :) — 3° Kalk; R — 61,4" 
Schiefer mit unregelmässiger Oberfläche; 7) — 7° (im Mittel) Kalk; 
m) — 6“ Schiefer; n) — 10° zwei Kalkbänke mit unbedeutendem 
Schiefermittel; 0) — 3 Schiefer; 2) — 6 Kalk. In seinem Fort- 
streichen wird dieser Complex noch mächtiger, indem auf p) ein 
grösserer Wechsel von sandigem Mergel und Kalk folgt: Avzcula 
Koessenensis, gegen oben: Terebratula cf. punctata, Unicardium car- 
dioides, Pecten securis, Ganoid-Schuppen, Fuceoiden. Am Schlusse 
der „Stube“ beträgt in Folge dieses Anwachsens die volle Stärke 
19%". 

Neun Bänke von hartem dunkelgrauem Kalk; einige führen zahlreiche 
Crinoiden-Fragmente. Die siebente Bank umschliesst: Spiriferina Wal- 
cotti (häufig), Ter. ef. punctata, Ter. perforata Piette, Terebratula 
sp., HZhynchonella sp., Lima gigantea (häufig), Pinna semistriata 
Terg. Die oberste Bank ist an ihrer Unterseite erfüllt mit Ostrea 
arietis. Bis in dieses Niveau reichen die bituminösen Zwischenmittel 
mit den fucoidenartigen Streifen; die Auster selbst liegt vorherrschend 
in einem solchen. Auch die kleinen G@anod-Schuppen steigen bis 
hierher. 

Drei Bänke grauen Kalkes, welche uns keine Versteinerungen 
gaben. 4 
knotige Kalkbank mit unregelmässigen thonigen Ablösungen: Am- 
monites angulatus (häufig), Amm. longipontinus, Amm. laqueus, Amm. ef. 
Kridion, Orthoceras sp., Nautilus sp., Terebratula,c/. punctata, Ühem- 
nitzia Zinkeni, Lima gigantea. Das Gestein ist grau, hart und 
in der Regel durch seinen Gehalt an Crinoiden-Fragmenten grob- 
brüchig. Die petrographische Grenze gegen die auflagernden gelben 
Kalke ist sehr scharf. 

Vier ziemlich gleich starke Bänke von gelbem Kalk. Durch die beiden 
unteren ziehen knotige Massen von wachsgelbem Hornstein Die oberen 
Bänke haben eine etwas in das Leberbraune hinüberspielende Färbung 
und sind weiss geadert. „Enzesfelder Kalk,“ 

fester Adnether Marmor mit wenig Schichttheilungen, dunkelroth, zu- 
weilen an den Rändern grünlich. 

rothe dünnplattige Kalke mit sehr knotigen Schichtflächen, welche 
thonig belegt sind. Typische Adnether-Schichten. Viele Ammoniten, 
Orthoceras. 

Ueber den Adnether Schichten folgen in grosser Mächtigkeit 
die sogenannten „Fleckenmergel“ des oberen Lias, begleitet von 
bunten Breccien- und Pentacriniten-Bänken. Es wurde jedoch die 
Fortsetzung des Profils auf dieser Linie aufgegeben , weil die 
Aufschlüsse in den höheren Schichtengruppen nicht ausreichend waren. 
Der nächste Parallelgraben des Kendelbachgrabens, der sogenannte 
„Dachsfelderkessel“, bot uns hingegen ausgezeichnete Gelegenheit, 
das Profil nach oben fortzusetzen, indem dort die Risse tief in 
das Felsgerüste des Osterhornes und Hohen Zinken einschneiden. 


38. Gennerklause— Dachsfelderkessel. 


Steigt man von der Königsbachalm das Königsbachthal aufwärts, so 
bietet sich die Gelegenheit dar, die ganze Schichtenfolge des Kendelbach- 
grabens zu beobachten, indem die Schichten in ihrem Herüberstreichen sich 
flacher neigen und der Reihe nach das felsige Gerinne des Königsbaches er- 
reichen. Häufig sind jedoch die weicheren Lagen der rhätischen Formation 


182 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. [16] 


von den Gewässern des Königsbaches ausgewaschen und in Folge dessen 
sind die Einstürze bedeutender. Die Gennerklause wird von Kalk- 
felsen getragen, welche weit über ausgespülte schwarze Schiefer empor- 
ragen und wohl der Wand des Hauptlithodendronkalkes im Kendelbache 
entsprechen werden. An dieser Stelle mündet von der rechten Seite her ein 
tief ausgefurchter Wasserlauf, welcher im Dachsfelder Kessel am Fusse des 
Hohen Zinken und des Osterhornes seinen Anfang nimmt und parallel dem 
Gerinne des Kendelbaches streicht. Er bietet namentlich in den höheren 
Schichtengruppen ausgezeichnete Aufschlüsse dar, so dass das Profil des 
Kendelbachgrabens am zweckmässigsten hier fortgesetzt wird. Zunächst 
über der Gennerklause folgt - verstürztes Terrain. Es wird dasselbe dem 
Complexe mit Ohoristoceras Marshi entsprechen, welcher jenseits im Hasel- 
graben wieder anzutrefien ist und hier durchstreichen muss. Dem Bache 
aufwärts folgend, gelangt man über ein grosses Haufwerk von Felstrümmern 
zu jener grossen Aufeinanderfolge von Kalkbänken, an der Grenze zwischen 
der rhätischen und der Lias-Formation, weiche im Profile des Kendelbaches 
die steile Wand unter der Kendelklause bildet und uns dort in ihrem 
mittleren Theile unzugänglich blieb (Schieht Nr. 119.). Man bemerkt auch 
hier grosse Knollen von dunklem Hornstein zwischen die einzelnen Bänke 
wie eingeschoben. Höher oben in den fossilienreichen Schichten des unteren 
Lias erscheinen Hornsteine häufig in den Kalkbänken, während sie den Ge- 
steinen der rhätischen Formation überhaupt fremd sind. Von Petrefacten 
lieferten uns diese Schichten nur einzelne verstreute Spuren. Eine Kalkbank, 
deren oberer Theil in eine bituminöse Rinde mit Fucoiden- und Ganoid- 
schuppen übergeht, entblösst ihre Schichtfläche im Bette des Baches. Dar- 
über erscheint der Wechsel von dunklen Kalkbänken und schiefrigen Zw ischen- 
mitteln mit Ostrea arietis. In den tiefer liegenden Theilen der letzteren 
findet man die silbern blinkenden Schalen. einer neuen Art von Rhynchonella 
häufiger, als in den entsprechenden Schichten des Kendelbaches. Ausserdem 
sammelten wir hier: Lima gigantea, Pinna semistriata, Terebratula per- 
forata, Terebratula cf. punctata, Terebratula ef. cor Lamk. 

Eine kleine Verwerfung bringt die Enzesfelderkalke sofort im 
das Niveau des Baches. Auf die graue knotige Bank des Ammonites 
angulatus, deren Knollen in Vertiefungen der auflagernden Schichte 
passen, folgen: 

a) % Zoll im Mittel. Gelbbrauner Kalk, welcher durch eine durch- 
ziehende Lage von grossen wachsgelben Hornsteinnieren in gleiche Hälften 
getheilt wird. 

b) 7 Zoll. Der vorhergehenden ähnliche Kalkhank, im allgemeinen von . 
gelber Farbe. An einzelnen Stellen erscheint sie jedoch blaugrün mit blau- 
grünen Hornsteinen. 

c) 2bis3 Zoll. Mehrere unregelmässige Platten von wachsgelbem Kalk. 

Darüber liegen ohne weitere Zwischenlage sofort die plattigen rothen 
Adnetherkalke, deren Mächtigkeit 36 —40 Fuss betragen dürfte. In die 
obersten Bänke schalten sich Lagen von rothem Hornstein ein. 

Ueber den Adnether Schichten erscheint sofort eine beiläufig 1 Fuss 
starke Bank von Conglomerat mit lichter grauweisser Grundmasse, Geröllen 
von verschiedenen bunten Varietäten von Alpenkalk, Hornsteinknollen und 
einzelnen Crinoidenstielen. 


[17] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes 183 


Auf die Conglomeratlage folgt sodann ein Wechsel von liehtgrauen 
plattigen Kalken und Fucoiden-führenden Schiefern, sogenannte „Flecken- 
mergel,“ in welchen wir ausser einigen unbestimmbaren Brachiopodenschalen 
keine Petrefacten sahen. Diese Fleckenmergel bilden am Eingange in den 

‘eigentlichen Dachsfelderkessel jähe Wände, welche die von uns auf 240 bis 
260 Fuss geschätzte Gesammtstärke in vielen Hunderten von Platten und 
schiefrigen Zwischenmitteln erkennen lassen. 

Ueber den Fleckenmergeln lagert ein sehr bemerkenswerthes Gebilde, 
nämlich eine grosse ungeschichtete Masse von Conglomerat mit röthlicher, 
innen grünlicher Grundmasse, welche stellenweise roth übergossen ist. Es 
sind alle Anzeichen einer stürmischen Bildung vorhanden. Nicht weit von 
der unteren Grenze schalten sich dem Conglomerate dunkelrothe eisenreiche 
Bänke von Kalkstein ein. Dieser umschliesst Knauer und concentrisch sich 
abschälende Bohnen von Rotheisenstein, welche im Durchmesser gewöhnlich 
1ı/,—3/, Zoll messen aber auch mehrere Zoll Grösse erreichen und zerstreut 
und vereinzelt im Kalke liegen. In petrographischer Beziehung ist die Aehn- 
lichkeit mit den Schichten von Swinitza im Banat und der Klaus-Alm bei 
Hallstatt eine auffallende. Von den Versteinerungen, welche wir hier sam- 
melten, nämlich : ; 
Ammomites polyschides Waag., 

Ammonites subcoronatus Opp. , 
Ammonites cf. Humphriesianus Sow., 
Ammonites subradiatus Sow. (2)., 
Nautilus sp., 
Belemnites sp 
deuten jedoch die drei zuerst angeführten Ammoniten auf einen tieferen 
Horizont, welchem ausserhalb der Alpen die Zone des Ammonites Sauzei 
entspricht. | 

Das Conglomerat hält in grosser Mächtigkeit an. Da und dort wieder- 
holen sich schieferige Zwischenlagen, und gequälte Scherben des Schiefers 
finden sich eingebettet in das Conglomerat selbst, so dass die Erhärtung, 
Beugung und das Zerbrechen dieser Schiefermassen ohne Zweifel der Ab- 
lagerung des Conglomerates vorausgegangen ist. Etwa 150 Fuss über 
dem Lager des Ammonites polyschides an der Stelle, wo der Bach sich theilt, 
schalten sich vier, zusammen drei Fuss starke Bänke von roth und lichtgrün 
gebändertem, kieselreichem Kalkschiefer ein, welche stellenweise in Bänke 
von rothem Hornstein übergehen. Das Conglomerat nimmt nun etwas mehr 
Schichtung an, enthält aber auch hier noch gebogene Einschlüsse. Es folgen 
wiederholte schiefrige Zwischenlagen, von denen die rothen und thonigen 
einige petrographische Uebereinstimmung mit den Aptychenschiefern 
von St. Veit bei Wien zeigen. Beiläufig 300 Fuss über der Schichte mit 
Ammonites polyschides schiebt sich ein grösserer, zusammen etwa 8 Fuss 
starker Complex von grauem Kalkschiefer ein, zwischen welchem eine Horn- 
steinbank liegt. Auf weitere Conglomerat-Schichten folgen neuerdings horn- 
steinreiche Schiefer und röthlich gefiecke Breccienkalke von sehr auffallendem 
Aussehen. Endlich überwiegen die Kalkschiefer und Kalkbänke mit grauem 
und rothem Hornstein über das Conglomerat und sind am Ende des Dachs- 
felderkessels in mehr als 1000 Fuss hohen, unersteiglichen Wänden aufge- 
schlossen, welche von hier aus etwa zur halben Höhe des Osterhornes und 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 2. Heft. 25 


184 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [18] 


Hohen Zinken reichen. Es fallen jedoch auch hier noch von den Wänden 
vereinzelte Trümmer von bunten Breccien herab. 


4. Dachsfelderkessel— Osterhorn-Gipfel. 


Die zuletzt erwähnten hornsteinreichen Kalkschiefer gehören bereits 
zu den OÖberalm-Schichten Lipold’s oder Ammergauer Wetzstein-Schichten 
Gümbel's, welche auch schlechtweg als Jura-Aptychenschiefer bezeichnet 
worden sind. Um auch die oberen Theile beobachten zu können und das 
Hangende derselben kennen zu lernen, hat einer von uns !) aus der Gegend 
des Dachsfelderkessels die Spitze des Osterhornes erstiegen. 

In einer staunenswerthen Mächtigkeit, welche mit 2000--2500 Fuss 
nieht zu hoch angeschlagen sein dürfte, reichen die Oberalm-Schichten bis 
zu den Hörnern und Zinken des bei 5600 Fuss hohen Gebirges und werden 
daselbst von keinem weiteren Gebilde überlagert. Es ist ein gewaltiger, offen- 
bar zuzammengehöriger Complex, welchen man nicht leicht in Unterabthei- 
lungen zerlegen kann. Völlig gleich bleibt der Charakter bis zu zwei Dritt- 
theilen der Gesammtstärke. Tausende von dünnen Kalksteinbänken wechseln 
mit schieferigen Kalkschichten und mit Hornsteinlagen. Höher oben werden 
die Kalke dickbankiger, die Farbe wird lichtgrau oder röthlichgrau, der 
Bruch muschelig. Dünne Platten von dunklem Hornstein bilden die Zwi- 
schenmittel der bis über einen Fuss starken Bänke. Der Gehalt an Hornstein 
ist jedoch im Ganzen ein geringerer, als in den tieferen Schichten, und 
zeigt sich meist in concretionären Knauern und Ringen. 

In diese oberste Abtheilung sind drei auffallend starke Bänke einge- 
lagert, welche das Auge schon aus grösserer Entfernung wahrnehmen und 
von Grat zu Grat, von Horn zu Horn verfolgen kann. Die unterste bildet 
über der Saurückenalm eine 2—3 Klafter hohe Wand und hat ein sehr 
massiges dolomitisches Gepräge. Sie besteht aus lichtem, graugrünen, 
stellenweise breccienartigen Kalk, welcher senkrecht auf die Schichtung 
splittert und Hornsteinknöllchen von Linsengrösse einschliesst. Das Gestein 
ist von zahlreichen Kalkspathadern durchsetzt und enthält viele von orga- 
nischen Resten herrührende krystallinische Flimmer. Schon petrographisch 
ist die Analogie mit vielen Abänderungen des Strambergerkalkes eine grosse. 
‚Leider ist der Erhaltungszustand der seltenen Petrefacte kein günstiger, 
doch tragen die Einschlüsse den Typus der Strambergerfauna. Es kommen 
vor: theilweise in Hornstein verwandelte Korallen (Gümbel’s Barmstein- 
kalk?), Oidaris-Stacheln, Crinoiden-Stielglieder, Reste von Diceras, Austern 
und andere Bivalven. Darüber folgen wieder Oberalm-Schichten. Die beiden 
oberen Wände lieferten keine Spur von Versteinerungen; das Gestein unter- 
scheidet sich in nichts von den Kalken der Oberalm-Schichten, welche hier 
mit grösserer Reinheit und Dichte Neigung zur Plattenbildung im Grossen 
verbinden, beim Anschlagen hell klingen und nur selten mehr Hornsteine 
führen. Auf der Spitze des Osterhornes richtet sich die Neigung der Schichten 
unter flachem Winkel nach SW. 

Die Oberalm-Schichten bilden grosse plateauartige Stufen, welche sich 
zwischen die höheren Kämme spannen und vortreffliche Almweiden tragen. 


t) E: vi Mojsisovies.: 


[19] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 185 


Es wiederholen sich im Kleinen alle Erscheinungen der Hochgebirgsplateaux. 
Klüfte und tiefe Sturzlöcher unterbrechen die Flächen des von zahlreichen 
messerschneidigen Karren zerschrundenen Gesteines. 


5. Der Breitenberg. 


Zur linken Seite des oberen Königsbachthales erhebt sich der hohe 
. kammartige Grat des Königsberges, welchem gegen Osten eine tafelförmige 
niedrigere Masse folgt, die unter dem Collectivnamen „Breitenberg“ ver- 
standen wird und die Alm gleichen Namens trägt. Im Osten reicht der 
Fuss des Breitenberges bis zum Haupteinschnitte des Zinkenbaches. Es ist 
daher unter Breitenberg jene Bergmasse gemeint, welche den Raum zwischen 
dem Königsbachthale und dem Wolfgangsee im Süden und Norden und zwi- 
schen dem Königsberge und dem Zinkenbachthale im Westen und Osten aus- 
füllt. Wie schon am Eingange dieser Darstellung erwähnt worden ist, haben 
wir durch den bei der Königsbachalm mündenden Schwarzbachgraben unsere 
Arbeit auf die Höhe des Breitenberges ausgedehnt, und es bot sich hiedurch 
die Gelegenheit dar, in einigen Gliedern unseres Osterhornprofiles Beob- 
achtungen anzustellen, welche die Charakteristik derselben wesentlich 
ergänzen. 

Die Gehänge der linken Thalseite sind in der Nähe der Mündung des 
Schwarzbachgrabens durch grosse Schuttmassen verdeckt, so dass eine 
direete Verbindung der zunächst entblössten Schichten mit der Profillinie 
des Kendelbachgrabens nicht herzustellen ist. Die ersten Schichten, auf 
welche wir trafen, bildeten dünngeschichtete graue Kalkbänke, welche bei 
einem Streichen nach NNW. ein Einschiessen der wellenförmig gebogenen 
Schichten mit wechselnder Steilheit gegen WSW. erkennen liessen. Man be- 
gibt sich daher, aufwärts steigend, in immer tiefer liegende Bänke. Die grauen 
Kalke halten an, und Zwischenlagen von schwarzem Schiefer schalten sich 
zwischen dieselben. Weiterhin ist das Streichen mehr gegen NW. gerichtet, 
das Verflächen gegen SW., jedoch nochsteiler als früher. Esfolgt eine dunkle 
Kalkplatte, welche mit Dachsteinbivalven ganz und gar erfüllt ist. Bald 
ändert sich das Fallen von neuem, denn bei der Schwarzbachklause notirten 
wir: Streichen WNW., Fallen SSW. Hier fällt eine grosse Holzrinne ein. 
Durch das Abschiessen der Holzblöcke von derselben ist am linken Gehänge 
des Grabens der steile Abhang auf grössere Strecken aufgestossen worden 
und es werden wohlgeschichtete Bänke sichtbar, welche das gleiche Ver- 
flächen zeigen wie die Bänkein der-Nähe der Klause. Zu oberst hoch am Ab- 
hange liegen dicke Bänke, deren jede in der unteren Hälfte polyedrisch zer- 
bröckelt. Es folgt sodann eine stark krystallinische Bank mit Anatina 
Suessi Opp., Anatina praecursor Qu., Cardium austriacum (das häufigste 
Petrefact), Leda(?) sp., Fragmenten von Zähnen. Die vierttiefere dunklere 
Bank umschliesst grosse Megalodonten, darunter liegen zwei Bänke lichten 
dolomitischen Kalkes mit zahlreichen kleinen Gastropoden (.Rissoa (2) alpina 
Gümb.) und unter diesen noch eine Bivalvenbank. Nun erscheinen, entspre- 
chend den Lagen mit Kohlenschmitzen im Profile des Kendelbaches, zwei 
zusammen 13 Zoll starke Schichten von milderem, etwas mehr plattigem 
blaugrauem Kalk, überstreut mit unzähligen Schuppen und Aestchen von 
Araucarites alpinus. Nebstbei kommen Reste anderer Pflanzen und kohlige 


Streifen und Schuppen, sowie vollständige Abdrücke einer Art von Semio- 
25* 


186 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [20] 


notus vor. Unter diese Lagen neigt sich zunächst ein 3—4 Zoll starkes 
Lager von Schiefer, worunter neuerdings dolomitische weisse und po- 
lyedrisch bröckelnde Bänke erscheinen. Etwas tiefer in der Sohle 
des Grabens erreicht man sodann klüftigen bräunlichgrauen Kalk mit 
zahlreich ausgewitterten Gastropodenresten; kantiger Turbo, Rissoa (?) 
alpina Gümb. und grössere an Ohemnitzia erinnernde Formen. Im Bruche 
ist dieser bräunliche Kalk von krystallinischen Flimmern bedeckt, was 
daher rührt, dass zahlreiche, meist sehr kleine Fossilien von hellem krystal- 
linischen Kalkspath erfüllt sind, welcher die rhomboedrischen Flächen dar- 
bietet. Bei dem uun eintretenden flacheren Fallen der Schichten gelangt man 
in der Grabensohle, ohne dass noch eine Wölbung gebildet wird, wieder 
in höhere Schichten. Bevor man den Schluss des Grabens erreicht, passirt 
man mehrere Bänke mit Gastropodenspuren und weisse zuckerkörnige dolo- 
mitische Kalke von gering aufgeschlossener Mächtigkeit, welche das tiefste 
Glied darstellen. Die Wand am halbkreisförmigen, mauerartigen Schlusse 
des Grabens besteht an ihrem Fusse aus lichtgrauem, petrefactenleerem, 
wohlgeschichtetem, zum Theile dolomitischem Kalke und liegt den Gastro- 
podenkalken nahezu horizontal auf. Von oben herabfallende Blöcke ent- 
halten Dachsteinbivalven. Ueber der beiläufig 160 Fuss hohen Wand trifft 
man im Königsbergschlage auf eine dunkelgraue Kalkbank mit Dachstein- 
bivalven, Streichen NW,, Fallen mässig NO. Es bat eine Umwölbung der 
Schichten aus SW. Fallen in NO. Fallen stattgefunden. Im Schlage 
lassen sich bei lückenliaftem Aufschlusse doch die mittleren Glieder der 
rhätischen Stufe erkennen: Dachsteinkalk, Lebermergel, an einer Quelle 
Lumachelle mit Mytilus minutus, etwas höher Blöcke von Lumachellen mit 
Terebratula yregaria. Die Höhe des Ueberganges bildet in ziemlicher 
Ausdehnung der Hauptlithodendronkalk. Der weitere Weg’ bis zur Brei- 
tenbergalm führt über bedecktes Wald- und Wiesen-Terrain und erst 
ın der unmittelbaren Umgebung dieser Alm sind grössere Aufschlüsse 
vorhanden. 

Im Südosten des Scheitels des Breitenberges unter den Almhütten 
trifft man die Schichten des unteren Lias in vortrefflicher Weise entblösst. 
Von hier stammten die unterliasischen Fossilien, darunter Amm. planorbis, 
welche Herr Hofrath Dr. v. Fischer in München bereits vor einigen Jahren 
aufgefunden und uns zur Kenntnissnahme mitgetheilt hatte, 

Die Liasschichten bilden eine niedrige fortlaufende Wand, auf welcher 
die die Weidenflächen der Alm tragenden höheren Etagen des Lias auf- 
lagern. Zu unterst liegt Lithodendronkalk und nur durch eine kurze 
verdeckte Strecke getrennt folgen darüber: 

9° 11°. Feste graue "Kalksteine mit mürben Zwischenmitteln und 
zwar: & e 12 Kalkbank, an deren Unterseite eine mürbe braune Fucoiden 
führende Lage befindlich ist, entsprechend den Austernlagen im Kendel- 
bachgraben; b) — 11“ Kalkbank; e) — 15° Kalk, mit einer mürben Lage 
oben; d) -- 9 Kalk mit 
Lima gigantea Sow 
Pinna semistriata Terg. 

2.2° 2’. Sieben schwache Bänke von lichtgrauem Kalk, überladen 

mit Schalen von 


Terebratula cf. punctata Sow. 
Lima gigantea Sow. 


[?1] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 187 


Ferner ziemlich häufig, besonders an der Unterseite der obersten Bank 
Ammonites planorbis Sow. 
A Johnston Sow. 
" Hagenowi Dunk., 
sodann einzelne Exemplare von 
Ostrea arietis Qu. 
und sehr selten 
Terebratula perforata Piette 
Rhynchonella sp. 
3.3’ 3°, Drei Bänke von hartem grauen Kalk. Die unterste enthält 
noch sehr zahlreich 
Lima gigantea Sow., 
und könnte noch dem vorhergehenden Complexe zugerechnet werden, obwohl 
sie bedeutend stärker ist. Die mittlere ist 10—12‘ mächtig, knotig und 
bildet das Lager von 
Ammonites angulatus Schloth. 
Die oberste Bank misst nur etwa 6”. Sie birgt zahlreiche Individuen des 
Ammonites Moreanus Orb., 
welche bis 14° Durchmesser erreichen. Ferner findet sich hier: 
Pecten Valoniensis Defr. 

4. 18. Drei Bänke von gelbem und rothgelbem Kalkstein. Die 
unterste zeichnet sich allerdings, wie die ihr entsprechende des Kendelbach- 
grabens, durch fortziehende Nieren von gelbem Hornstein schon von ferne 
aus, doch ist der Kalk selbst statt gelb und muschlig brechend meist bräun- 
lich und von unregelmässigem Bruche, voll kleiner Crinoidenflimmer, mit 
eingeschlossenen Partien des gelben, erinoidenlosen Kalkes. In dieser Bank 
liegen eingehüllt in Rinden und Knoten von Brauneisen, wie alle Am- 
moniten dieses Complexes: 

Ammonites Moreamus Orb. 
N bisulcatus Drug. 
Ammonites Moreanus wurde jedoch nur an der Unterseite der unteren 
Bank beobachtet. Die oberen Bänke umschliessen: 
Ammonites bisulcatus Brug. 
2 Charmassei Orb. 
Orthoceras sp. 
Rhynchonella sp. 

5. 6“. Bank von dunkelrothem Crinoidenkalk mit zahlreichen Schalen- 
trümmern von Brachiopoden. Dieselbe wurde weder im Kendelbachgraben 
noch im Dachsfelderkessel angetroffen. 

6. Rother Adnether Marmor. Dieser tritt hier auch in den unteren 
‚Theilen ziemlich plattig auf, Darüber folgen dann, wie gewöhnlich, die knol- 
ligen Lagen der Adnether Schichten und auf diese die grosse Masse der 
Fleckenmergel, welche die Kuppe des Breitenberges bilden. 

In dem hier mitgetheilten Profile muss es auffallen, dass der Haupt- 
Lithodendronkalk bis auf wenige Klafter an die der Zone des Ammonites 
planorbis angehörigen Gesteine herantritt. In der That läuft in der Rich- 
tung der Wand eine Verwerfungslinie durch. Schreitet man nämlich 
zur Rechten fort, so sieht man bald die aus dem Rasen hervorstechenden 
Adnether Schichten in die Nähe des Lithodendronkalkes rücken, während 


188 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [22] 


der ganze tiefere Theil des Lias verschwindet. Andererseits steigen die 
Adnether Schichten so rasch auf, dass sie am Wege zur Alm im W. 
des hier beschriebenen Punktes bei 200 Fuss höher liegen. Das Streichen 
der Schichten ist nach WNW., ihr Verflächen gegen NNO. 


6, Bemerkungen über den Plattenkalk und die rhätische 
Stufe. 
Von Eduard Suess. 


Die lange Reihe von Schichten, welche von der Anticlinale am Fusse 
des Zinkeneckschlages durch den Kendelgraben aufwärts bis zu dem Fusse 
der Wand (Schicht Nr. 119) entblösst ist, welche wahrscheinlich als der 
Beginn des Lias anzusehen ist, erreicht eine Gesammtmächtigkeit von 
1077 Fuss 3 Zoll und umfasst den oberen Theil des Plattenkalkes und die 
gesammte rhätische Stufe. Gewiss sind dabei z. B. die Zwischenlagen mit 
Araucarites alpinus und Semionotus (z. B. Schicht Nr. 4) ganz wesentlich 
verschieden etwa von dem brachiopodenreichen schwarzen Kalkstein 
(Nr. 111) und auch innerhalb der gewiss der rhätischen Stufe zufallenden 
Bänke beobachtet man ansehnliche Abänderungen im Gestein wie in der 
Natur der organischen Reste. Versucht man jedoch in der vorangeschickten 
Schiehtenfolge ganz genau die Grenze anzugeben, an welcher eine Stufe 
endigt und eine nächste beginnt, so gelangt man an eigenthümliche Schwie- 
rigkeiten, deren Wesen zu erläutern für uns um so wichtiger ist, als einer- 
seits die vorliegenden Aufnahmen die in der Natur vorhandene Sachlage so 
genau darstellen, als die äusseren Umstände uns bei allem Aufwande an 
Zeit und Aufmerksamkeit dieselben zu erkennen gestatteten und als anderer- 
seits mit dieser Frage eine Reihe von anderen und zum Theile sehr weittra- 
genden Fragen in engster Verbindung steht. Zu diesem Ende ist eine kurze . 
Abschweifung von dem engeren Gebiete dieser Studien nöthig. 

Das Verschwinden einer und das Erscheinen einer folgenden Fauna, 
wie sie bei der gegenwärtig angestrebten schärferen Erfassung der Unter- 
abtheilungen des mesozoischen Gebirges für die Trennung der soge- 
nannten Stufen, Zonen, Lager oder Horizonte als bezeichnend angenom- 
men werden, bilden "eine Erscheinung, elche fast niemals selbstän- 
dig auftritt. Man sieht im Gegentheile die neue Fauna fast immer in einem 
(Gestein von etwas verschiedener Zusammensetzung begraben, sei es dass 
diese Verschiedenheit gegenüber der vorhergegangenen Ablagerung nur 
durch eine etwas andere Färbung des Kalksteins, durch seinen grösseren 
oder geringeren Thongehalt, oder durch häufigere Einschaltung von Schiefer 
zum Ausdrucke gelangt, oder sei es auch, dass sie sich in viel auffallenderer 
Weise durch eine gänzliche Aenderung des Sedimentes ausprägt, indem z. B. 
statt Schiefer Sandstein, statt Kalkstein Thon die neue Schichte bildet. 
Auf diese Weise erkennt man immer, dass die Veränderung in der organi- 
schen Welt begleitet gewesen sei von einer Veränderung der physischen Er- 
scheinungen und kann füglich kein Zweifel darüber bleiben, dass diese 
letztere wohl Ursache aber nicht Wirkung sein konnte. 

Welcher Art nun auch diese veranlassenden Ereignisse sein mögen, obsie _ 
inOscillationen des Bodens, des Clima’s, inVeränderungen der Flussläufe u.s. f. 
bestehen mögen, so kann man doch annehmen, dass sie unter verschiedenen 


[23] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 189 


Verhältnissen mit sehr verschiedener Intensität ihre Wirkung äussern 
werden. 

Die auffallendste Veränderung wird, insoferne wir uns auf Meeresbil- 
dungen beschränken wollen, dort eintreten, wo durch andauernde Erhebung 
ein Gebiet ganz vom Meere abgetrennt und in einen Binnensee verwandelt 
wird, wie etwa im nördlichen Mittel-Europa zwischen Jura und Kreide- 
Periode. 

Wo die Veränderung nicht so weit geht, dass eine gänzliche Verdrän- 
gung alles marinen Lebens folgen muss, wird sie am stärksten sich in den 
littoralen und sublittoralen Gebieten äussern, welche den grössten Theil 
mechanisch herbeigetragenen Sedimentes enthalten, deren Bewohner die ge- 
ringste Verticalhöhe der bathymetrischen Zonen aufweisen, jeder climati- 
schen Aenderung und jeder Aenderung des Salzgehaltes am leichtesten 
ausgesetzt sind und bei jeder Oscillation des Bodens, je nach dem Vorrücken 
oder Zurücktreten der Strandlinie ihren Wohnort zu verschieben oder auf 
weite Strecken hin gänzlich aufzugeben genöthiget sind. 

Die geringste Aeusserung ist dagegen dort zu erwarten, wo in pela- 
gischen Regionen in grosser Tiefe eine gleiche und unveränderliche Tem- 
peratur herrscht, wo nie oder nur selten das Sediment anders als in der 
Form chemischer Lösung anlangt und wo die Fauna eben wegen der Gleich- 
förmigkeit der abyssischen Verhältnisse, wenn auch ärmer an Formen, 
doch eine Verticalverbreitung besitzt, welche ausserordentlich viel ausge- 
dehnter ist, als jene der Bewohner des Strandes oder demselben näher 
gelegener Theile des Meeresgrundes. 

Unter diesen Voraussetzungen begreift man die Möglichkeit, dass 
grosse Veränderungen an den kändern eines Meeres vor sich gehen, wäh- 
rend in den abyssischenRegionen desselben die nämlichen reineren Sedimente 
ungestört fortfahren sich zu bilden, ja vielleicht dieselben Thiere fortleben, 
während nur von Zeit zu Zeit erfolgende Einschwemmungen von littoralem 
oder sublittoralem Sediment gleichsam Nachricht bringen mögen von den 
Ereignissen, welche seither dort eingstreten sind. Die vorliegenden Anga- 
ben scheinen allerdings auf ein solches Verhältniss hinzudeuten; um einen 
Ueberblick derselben zu schaffen, mag die nachfolgende Gruppirung dienen. 

I. Die Schichten von der Anticlinale über den Zinkeneckschlag bis 
zum Fusse des Kendelgrabens, zusammen 349’ 1” sammt den untersten 
Lagen im Kendelgraben (Nr. 1-5) mit 34° und den zwei breceienartigen 
Bänken (Nr. 6 und 7) mit 2° 5°; zusammen 385° 9". 

Diese Schichten gehören sicher jener Abtheilung an, für welche 
Gümbel den Namen Plattenkalk in Anwendung gebracht hat. Es sind 
drei verschiedene Elemente, aus welchen sich diese Schichtengruppe auf- 
baut, und zwar: 

a) Der lichtgraue, zuweilen splittrige und dolomitische Kalkstein ; 

b) der lichte rehbraune Kalkstein mit Turbo solitarins und anderen 
Gastropoden, Megalodus und den Resten stengeliger Korallen, und 

c) die mehr bituminösen und dunkleren Lagen mit Araucarites alpr- 
nus und Semsonotus. 

Von diesen erscheint «) häufig in selbständigen Bänken, b) in der 
Regel durch die Schädelnähte mit a) verbunden, c) dagegen selbständiger 
in der Gestalt von dünneren Zwischenmitteln, welche jedoch auch in soferne 


190 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [24] 


mit «) und D) vereinigt sind, als in diesen zuweilen lose Araueariten- 
Schuppen und Stücke von Glanzkohle getroffen werden. ı) Ebenso enthält @) 
wenn auch nur seltener die herzförmigen Durchschnitte des Megalodus, 
dessen Schale in dem rehbraunen Kalkstein b) durch weissen oder durch- 
sichtigen Kalkspath ersetzt ist. 

Von diesen drei Elementen ist offenbar ce) dasjenige, welches die mei- 
sten Beziehungen zum Strande, ja sogar zum Festlande zeigt, während der 
petrefactenarme Kalkstein a) als jenes angesehen werden muss, in welchem 
die pelagische Bildungsweise am deutlichsten hervortritt. 

LI. Gruppe von lichtgrauen, an ihrer Unterseite in der Regel polyedrisch 
zerbröckelnden Kalksteinbänken (Schicht Nr. 8S—19), zusammen 38° 10. 

Diese Bänke entsprechen ganz und gar dem Kalkstein, welcher das 
Element «) der Gruppe J. ausmacht, in zweien dieserBänke (Nr. 9 und 12) 
ist Megalodus zu sehen. 

III. Gruppe von ähnlichen lichtgrauen Kalksteinbänken, zwischen 
welchen die ersten schwarzgrauen Kalksteinlagen auftreten; im unteren 
Theile auch Durchschnitte von kleinen Bivalven und darüber (Schicht Nr. 21) 
Spuren von stengeligen Korallen (Lithodendron?). Diese Gruppe (Nr. 20 
bis 28) misst 45° 6”. 

Hier konnten einzelne Lagen, insbesondere Nr. 23, nicht genau genug 
beobachtet werden; der Charakter der nächstfolgenden Bänke ist ein so 
eigenthümlicher und wiederholt sich in so auffallender Weise im Schwarz- 
bachgraben, dass man annehmen muss, dass die höchsten Zwischenlagen 
mit Semionotus und Araucarites dieser Gruppe zufallen, welche somit 
sammt der vorhergehenden dem Plattenkalke zufallen muss, dessen gesammte 
hier entblösste Mächtigkeit daher 470° 1“ beträgt. | 

IV. Ein Wechsel von dunkelgrauem bis schwarzem Kalk, oft dünn- 
geschichtet und knotig, mit Schiefer, etwas Lebermergel und eingeschalteten, 
meist stärkeren Bänken von lichtgrauweissem Kalkstein (Schicht Nr. 29 
bis 81), zusammen 152° 4. 

Schon in den tiefsten Lagen dieser Gruppe erscheint im Kendelgraben 
Mytil. minutus und Anomia alpina; die Schalen der Conchylien sind hier 
auf eigenthümliche Weise durch Kalkspath zum Theile ersetzt; man erkennt 
die Bank deutlich im Schwarzbachgraben, nicht hoch über den semionotus- 
führenden Lagen wieder und sie enthält dort auch einen Fischzahn, Anat. 
praecursor, Anat. Suessi und Card. austriacum. Ausser diesen Fossilien, 
von denen die Anatinen nur aus der tiefsten Bank bekannt sind, führt diese 
Grupp auch in grosser Menge Reste von Taeniodon, selten von einer Pinna. 
Megalodus ist auf die massigen Kalksteinbänke beschränkt; in der höchsten 
Lage erscheint zum ersten Male Gerv. inflata. 

Die Mannigfaltigkeit des Sedimentes ist so gross, dass man nur schwer 
eine Sonderung der Elemente wahrnehmen kann; diese sind: 

a) der petrefactenleere grauweisse Kalkstein, in einzelnen Gruppen 
von stärkeren Bänken (z.B. Nr. 41, 4$, 73, 74, 80); er ist dem lichtgrauen 
Kalkstein des Plattenkalkes durchaus gleich ; 


ı) Gümbel, Pichler u. A. haben die Schädelnähte aus dem Plattenkalk 
beschrieben und abgebildet, es scheint jedoch nicht innerhalb der Alpen auf die 
Verschiedenbeit der verbundenen Bänke aufmerksam gemacht worden zu sein. 


[25] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 191 


b) der etwas dunklere zuweilen schwarzgraue, doch feste und auch 
stärkere Bänke bildende Kalkstein mit Megalodus (z. B. Nr. 45, 52, 72) ; 
in einem Falle (Nr. 52) enthält er zugleich Myt. minutus ; 

c) der noch mehr bituminöse und dünner geschichtete, oft knotige 
Kalk mit Myt. minutus und anderen Conchylien (doch ohne Megalodus), häufig 
wit Zwischenmitteln von Schiefer oder Thon; zuweilen überwiest der Schiefer 
und der Kalk bildet nur dünne Zwischenlagen (z. B. Nr. 29, 61, 75, 81); 

d) der rothgelb beschlagene Lebermergel, meist ebenflächig und in 
Verbindung mit Schiefer, petrefaetenarm (z. B. Nr. 36, 62, 79.) 

V. Ein 5% Fuss starker Wechsel von dunklen Kalksteinlagen und 
Schiefer, welcher ganz der Ablagerung c) der vorhergehenden Gruppe zu- 
fällt (Schicht Nr. 82). Zu den Conchylien derselben treten hier in grosser 
Menge Gerv. inflata und Avic. contorta; in den höchsten Lagen auch schon 
einzelne Stücke der Plicat. intusstriata. 

Es ist eine sehr auffallende Thatsache, dass die dunklen und conchy- 
lienreichen Lagen der Gruppen IV. und V. gar keine von jenen Formen 
enthalten, welche sonst die rhätische Stufe in den Alpen am häufigsten 
kennzeichnen, nämlich gar keine Brachiopoden. Es tritt im Gegentheile in 
unverkennbarer Weise hier eine Aehnlichkeit mit der Conchylienfauna der 
schwäbischen, wie überhaupt der sublitoralen Aequivalente der rhätischen 
Stufe hervor, und zwar am auflallendsten in ihrem tiefsten, Anatinen führenden 
Theile, während im höchsten Theile schon Plicat. intusstriata auftaucht. 

Es mögen daher die beiden Gruppen /V. und V. fortan als die 
schwäbische Facies der rhätischen Stufe angesehen werden ; ihre 
Mächtigkeit ist hier 209° 4. 

VI. Grössere Massen von lichtgrauem petrefactenleerem Kalkstein in 
starken Bänken, unten petrefactenleer, dann eine nicht näher beobacht- 
bare Einschaltung von Schiefer und dunklem Kalkstein; über dieser durch 
16 Fuss blaugrauer Lithodendronkalk, dann viel lichtgrauer petrefacten- 
leerer Kalk (Schicht Nr. 83—86), zusammen 44°. 

Hier begegnet man zum ersten Male in grösserer Selbständigkeit 
einer Bildung, welche in höheren Abtheilungen grosse Bedeutung erlangt, 
nämlich dem von zahlreichen Korallenstengeln durchsetzten Kalkstein, wel- 
cher bis zu genauerer Erkenntniss der Beschaffenheit dieser Korallen auch 
hier noch als Lithodendronkalk bezeichnet bleiben mag. 

VII. Eine grosse Gruppe von wechselnden Schichten von Litho- 
dendronkalk, schwarzem Kalk, Schiefer und Lebermergel (Schicht Nr. 87 
bis 107), zusammen 151’ 6°, von denen jedoch etwa 20° (Nr. 106) dem 
Auge durch Verschüttung entzogen sind. 

Schon in den untersten Bänken dieser Gruppe tritt zu den Öonchy- 
lien der vorhergehenden Gruppe in grosser Menge Terebrat. gregaria. Sie 
erreicht mit Plecat. intusstriata hier ihre grösste Häufigkeit. Die Schichten 
87, i, k, dann 91, c und e sind mit Tausenden von Exemplaren erfüllt. Hier 
erscheinen auch Pecten acuteauritus und Oidaris Falgeri. 

Der lichtgraue Kalk der tieferen Gruppen, welcher dort als der Ver- 
treter pelagischer Bildungsweise bezeichnet worden war, ist hier schon fast 
ganz verschwunden. Schicht Nr. 92, 5 Fuss stark, gehört ihm jedoch noch 
an und führt Megalodus. Sonst vertritt hier die Stelle dieser Bildungen 
der meistens blaugraue Lithodendronkalk, welcher in vielen Bänken von 


Jahrbuch der k. k. ‘geologischen Reichsanstalt, 1868. 18. Band 2, Heft. 26 


192 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovies. [26] 


verschiedener Stärke dem Schiefer und den conchylienreichen Schichten 
eingeschaltet ist. 

Terebrat. gregaria und Plicat. intusstriata bezeichnen weit und breit 
Vorkommnisse der rhätischen Stufe, welchen andere bezeichnende Formen, 
wie Spirigera oxycolpos, Bhynchonella cornigera, Spiriferina Emmrichi 
u.s.f. immer fehlen, während wie hier viele Arten der schwäbischen Faeies, 
wie Avic. contorta, Gerv. inflata und mit diesen etwa Spiriferina Jung- 
brunnensis Petzhold (= Sp. Münsteri Dav. bei Suess) und Waldh. 
norica ihre Begleiter sind. So ist es an vielen Stellen in den Südalpen und 
den Karpaten, am Stockhorn, an der Meillerieu.s.f. 

Wir bezeichnen diese Abtheilung des Kendelbachgraben-Profiles als 
die karpatische Facies der rhätischen Stufe; ihre Mächtigkeit beträgt, 
wie gesagt, 151’ 6”. 

Es ist möglich, dass der verstürzte Raum über derselben (Nr. 108), 
einer weiteren Mächtigkeit von 35 Fuss entsprechend, ihr auch zuzu- 
zählen ist. 

VIII. Der Hauptlithodendronkalk, etwa 65° 6“ stark, bildet 
einen grossen Abschnitt in diesem Profile; seine obersten Lagen umschlies- 
sen schon Brachiopodenreste, wie sie für die nächstfolgende Gruppe so 
bezeichnend sind (Schicht Nr. 109, 110). 

Die lichtgrauen, pelagischen Kalksteinbänke ohne Petrefacten, oder 
höchstens mit Megalodus, sind fortan nicht mehr zu sehen. 

IX. Ein zusammenhängender Schichteneomplex von dunklem Kalk 
mit schiefrigen Zwischenlagen (Schicht Nr. 111); 41 Fuss mächtig. 

Hier erst ist das Lager jener zahlreichen Brachiopoden, welche durch 

die gesammten nordöstlichen Alpen hin die „Kössener Schichten“ auszeich- 
nen; so finden sich insbesondere nahe über dem Lithodendronkalk T. pyri- 
formis, Rh. fissicostata, Bih. subrimosa und Spürigera oxycolpos, höher oben 
auch Pinna, Pecten acuteauritus und Avicula Kössenensis (oder inaequi- 
valvıs). 
Dieses sind die Ablagerungen, für welche ursprünglich der Name 
„Kössener Schichten“ gebildet wurde und es mag dieser Theil die „Kös- 
sener Facies“ der rhätischen Stufe heissen; sie misst hier, wie ge- 
sagt, 41 Fuss 2). 

X. Die nächste Gruppe, welche wir als den obersten Theil der rhä- 
tischen Stufe ansehen (Schicht Nr. 112—118), beträgt 60° 10“. Wir nen- 
nen sie die „Salzburger Facies“ 

Sie beginnt mit der mächtigsten Schieferlage der ganzen Serie, 
17‘ stark, und ist in ihrer Mitte von einem 5°’ starken Band von Lebermer- 
gel in zwei fast gleiche Hälften getheilt; hier liegt Choristoc. Marshi in 
grosser Menge, mit Schwefelkies erfüllt und begleitet von Avic. Koessenen- 


ı) Stur hat den Vorschlag gemacht, den Namen in „Tiroler Facies“ um- 
zuändern (Jahrb. 1866, Verh. 178), da die Namen der anderen Facies auch von 
Ländern genommen seien. Abgesehen davon, dass dies nicht richtig ist (Vergl. 
Karpatische Facies) und dass auch die Nöthigung zu solcher Gleichförmigkeit gar 
nicht vorliegt, sollte man bei der betrübenden Reichhaltigkeit unserer Synonymik 
der Schichten doch lieber vorhandene und gute Namen brauchen, um die Dinge zu 
Br für welche sie geschaffen wurden, anstatt wieder neue in’s u zu 
rufen. Br 


[27] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes.. 193 


sis und Taeniodon ; grosse Exemplare der Avsc. Escheri lagern darüber und 
über diesen erscheinen dunkle Kalksteinbänke vom Charakter der Kössener 
Facies und mit einem grossen Theile derselben Petrefacten (Rh. fissicostata, 
W. norica u. Ss. w.). 

Das oberste Glied bildet blauer, thoniger Schiefer mit etwas Leber- 
mergel, welcher deutlich durch die Wiederholung ähnlicher Zwischenmittel 
mit der nächstfolgenden mächtigen Folge von Kalkbänken verbunden ist, - 
die wir schon dem untersten Lias zuzählen. Indem wir also die oberste 
Grenze der rhätischen Stufe vorläufig zwischen Schicht Nr. 118 und 119 
setzen, ziehen wir eben die Hauptschieferlage zur rhätischen Stufe herab, 
ohne über ihr auf eine in der Natur irgend wie angedeutete schärfere Grenz- 
linie hinweisen zu können. Der obere Theil dieser folgenden Kalklagen 
aber führt schon jene eigenthümlichen Fucoidenspuren und kleinen Ganoid- 
schuppen, welche bis zum Lager des A. planorbis hinaufreichen. — 

- Der untere Theil der Schichtenfolge dieses Gebirgstheiles lässt sich 


also folgendermassen gliedern : 
Fuss Zoll 


1. Plattenkalk und Araucariten führendeZwischenschichten . . 470 1 
2. Schwäbische Facies der rhätischen Stufe ; 
a) unterer Theil, Anatıina, Myt. minutus, Tae- 


HN 


miodon, Card. austriacum » » : 2... . 152 4 
b) oberer Theil, Gerv. inflata, Avic. contorta kom- 

men aka. ‚nal aubıen Ydinen ir 209 4 
Grössere Masse von ich Kalkstein’ also] u Ak — 

Karpatische Facies der rhätischen a m. ae Pie. 
imtusstridta - » -» 2... 151 6 
NGERDUBZE el le a 8 Di LEE 3 35 — 
er anptlithodendronkalk nd. u... ln a. , 65 6 
6. Kössener Facies (Spirig. oxycolpos, Rh. fissicostata) . . - 41 — 
7. Salzburger Facies (Chorist. Marshi, Avic. Escheri).. . . - 60 10 


Summe: Plattenkalk. . 470 1 
Rhätisch . . . 607 2 


Gesammte Mächtigkeit bis zum untersten Lias . . 1077 3 


In Bezug auf die rhätische Stufe ergibt sich als eine auffallende That- 
sache, dass die Einschaltungen der petrefactenarmen und lichtgefärbten 
pelagischen Kalksteine gegen oben allmählig seltener werden, während die 
dunklen Kalksteine und Schiefer mehr und mehr vorherrschen, und dass 
der Mitte der Stufe die grösste Menge von Lithodendronkalk angehört. Die 
Fauna beobachtet dabei genau den verkehrten Gang ; jene Lagen, welche 
den tieferen Abtheilungen eingeschaltet und als die Schwäbische Facies 
bezeichnet sind, tragen nämlich gewiss einen mehr litoralen Typus an 
sich, als die Fossilien der höheren Karpatischen oder der noch höheren Kös- 
sener Facies. 

Seitdem wir im Herbste 1866 ') die wesentlichen Züge dieser Unter- 
abtheilung der rhätischen Stufe am Wolfgang-See bekannt machten, haben 
einige unserer Freunde dieselben mit Erfolg auf die nähere Bestimmung von 


/ 
) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1866. Verh. S. 165, 166. 
20 


194 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics, [28] 


rhätischen Vorkommnissen angewendet, so Schloenbach bei Kössen ?) 
und Stache in den Karpaten ?2). Dabei wurde hervorgehoben, dass eine 
Auflassung dieser Unterabtheilungen als „Zonen“ zum mindesten verfrüht, 
die Bezeichnung „Horizonte“ dagegen schärfer und richtiger sei ®). Eine 
solche Abänderung wäre aber wohl schwerlich als eine Verbesserung anzu- 
sehen. Das Wort „Facies“ ist innerhalb des beschränkten Kreises der zu 
Gebote stehenden Ausdrücke mit Vorbedacht gewählt worden. Niemand 
kann heute mit Bestimmtheit sagen, ob etwa die Sandsteine von Nürtingen 
nur das Zeit-Aequivalent der schwäbischen Facies, oder ob sie die Vertreter 
der gesammten rhätischen Serie, oder ob sie gar, bei andauernder Senkung 
des Bodens und fortwährendem Vordringen der Strandlinie, nur die Zeit- 
Aequivalente der obersten Gruppen, etwa der Kössener und Salzburger Facies, 
seien. Es ist von demselben trefilichen Beobachter (St ache)sogar selbst her- 
vorgehoben worden, „dass der Ausdruck Facies insoferne einige Berech- 
tigung haben möge, als in vielen Gegenden, z. B. besonders der Karpaten 
eines dieser Schichtenglieder der einzige Vertreter des ganzen, an einzelnen 
Punkten reicher gegliederten Complexes ist.“ 

Hieraus folgt aber eben, dass, so lange uns nicht bekannt ist, welchen 
Grad von Beständigkeit jeder einzelnen solchen Gruppe zukömmt und‘ ob 
nicht z. B. gegen den Strand hin in einer und derselben Schichte die Fauna 
der Kössener Facies jener der karpatischen und diese jener der schwäbi- 
schen Facies das Feld räumt, wofür mancherlei Anzeichen sprechen, — so 
lange auch gar kein Ausdruck gewählt werden darf, welcher eine solche 
Beständigkeit in horizontaler Erstreckung voraussetzt. Das Wort „Hori- 
zont“ erscheint aus diesem Grunde noch verwerflicher als „Zone“, das 
Wort „Facies“ aber, in einer von Gressly’s Sinne wenig abweichenden 
Bedeutung das passendste. 

Hiebei mag erinnert werden, dass im Kendelgraben selbst eine wei- 
tere, in unseren Alpen wohlbekannte Facies der rhätischen Stufe, die 
Starhemberger Facies, nicht bekannt ist. 


7. Bemerkungen über den Jura. 


Von Edm. v. Mojsisovics. 


Die Beobachtungen im Kendelbachgraben, Dachsfelderkessel und am 
Breitenberg findet man beifolgend in einer kleinen Tabelle combinirt, 
welche den Charakter der untersten Liaszonen in diesem Theile der Alpen 
annähernd wird erkennen lassen. Die selbständige Vertretung der Zonen 
des Amm. planorbis, Amm. angulatus und Amm. Bucklandi tritt klar her- 
vor und die Grenzlinien zwischen denselben ergeben sich, zu Folge der 
eigenthümlichen Vertheilung und Vergesellschaftung der Fossilreste, 
von selbst. 

Den zwischen den Schichten mit Choristoceras Marshi und der durch 
Petrefaetenführung als Zone des Amm. planorbis erwiesenen Gruppe 
lagernden 53 Fuss mächtigen Complex von dunklen Kalksteinen, welcher 


t) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 1867. pag. 211. 
®) Verhandl. der k. k. geol. R.-A. 3. März 1868. pag. 99—102. 
?) Eben daselbst pag. 101. 


195 


[29] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. IL. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 


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196 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [30] 


die Stelle der an einigen Punkten England’s nachgewiesenen „Insect and 
Crustacean Beds“ ı) einnimmt, haben wir bereits der Planorbiszone zuge- 
zählt. In Ermangelung positiver Anhaltspunkte bestimmte uns hiezu das 
allmählige Auskeilen der für die oberen Glieder der rhätischen Stufe hier 
charakteristischen Lebermergel und das erste Erscheinen von Knauern von 
Hornstein zwischen den einzelnen Bänken. Hornsteinknollen sind nämlich 
in den unteren Gliedern des Lias (allerdings stets innerhalb der Bänke) so 
häufig, dass man in ihnen ein ‚petrographisches Unterscheidungsmerkmal 
der sonst einander ziemlich ähnlichen Kalksteine erkennen kann. 

Die darüber folgende Schichtengruppe, 29’ 5‘ stark, erweist sich 
durch die Fossile, welche sie umschliesst, als ein palaeontologisches Gan- 
zes, welches als die Zone des Amm. planorbis sich unzweifelhaft zu erken- 
nen gibt. Der Nachweis dieser Zone ist für die alpine Stratigraphie um so 
bedeutungsvoller, als bisher nur schwache Anzeichen bekannt waren, welche 
kaum zu einem Schluss auf die selbständige Entwicklung derselben berech- 
tiget hätten. Keinenfalls wird man in Zukunft den oberen Theil des Dach- 
steinkalkes als das alpine Aequivalent der untersten Liashorizonte betrach- 
ten dürfen. — Die mit Kalkbänken wechsellagernden bituminösen Streifen 
sind das Lager der Fucoiden, Ganoidschuppen und der gefalteten Auster, 
welche wohl am besten als Quenstedt’s Ostrea arietis gedeutet wird. 
Diese Auster hat für die Planorbiszone dieser Gegend eine analoge Bedeu- 
tung, wie im gleichen Horizonte an vielen anderen Orten Ostrea sublamellosa 
Dunk., welche neuerlich wieder von Dumortier im Rhönebecken, ganze 
Lagen erfüllend, gefunden wurde. Im Südwesten England’s nennt Moore in 
seiner eben erschienenen Arbeit über den abnormen Lias in Somersetshire 
und Süd-Wales Ostrea liasica, welche unter den gleichen Verhältnissen 
auftritt, wie O. sublamellosa anderwärts. In den Profilen von Camel Hill 2), 
Bedminster 3), Llanbethian *) erscheint jedoch auch die gegen Ostrea liasica 
sehr zurücktretende Ostrea arietis (= multicostata Terg. nach Moore) 5) 
bereits in Planorbis-Schichten. i 

Während von rhätischen Fossilien nur Avicula Kössenensis bis in die 
untere Hälfte der Zone heraufgreift, finden sich unter den Brachiopoden 
Formen vor, welche in den wenigen vorliegenden Exemplaren keine Ver- 
schiedenheit von solchen erkennen lassen, welche bisher meist nur aus höhe- 
ren Horizonten ausserhalb der Alpen angeführt wurden. Terebratula punc- 
tata wird jedoch auch von Moore 6) bereits in Gesellschaft des Ammonites 
planorbis genannt. — Da hier Ammonites planorbis Sow. zum ersten Male 
aus den Alpen citirt wird, so dürfte es angezeigt sein, zu betonen, dass 
die typische englische Form, welche mit Amm. planorboides Gümb. °) nicht 
verwechselt werden kann, verstanden wird. Amm. planorbis liegt zusammen 


1) Moore, On abnormal conditions of secondary deposits etc. Quart. Jour. 
Geol. Soc. of London. 1867. Pag. 462. 

2) Moore, Eben daselbst. Pag. 467. 

®) 1. c. pag. 501. 

%) 1. c. pag. 519. 

5) Eine ähnliche Austernform wird auchvonDumortieraus dem Rhönebecken 
als Ostrca Zinodani beschrieben. Dumortier, Etudes paleont. I. pag. 82. 

°) Moore, l. ce. pag. 505, Profil von Shepton. 

7) Gümbel, bayer. Alpengebirge, pag. 410. Winkler, Zeitschrift der deut- 
schen geologischen Gesellschaft. 1861. Tafel IX. Figur 3. 


[31] Stud. ü. d. Glieder. d. Trias etc. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes. 4197 


mit Amm. Hagenowi und Amm. Johnstoni Sow. in der obersten Bank der 
mächtig entwickelten Zone. 

Im Missverhältniss zur Mächtigkeit der Planorbis-Zone steht die Zone 
des Amm. angulatus, deren mittlere Stärke 3 Fuss 3 Zoll beträgt. Nichts 
desto weniger ist sie palaeontologisch sehr gut charakterisirt, und es ist 
nicht zu bezweifeln, dass länger fortgesetztes Sammeln in ihr so wie auch in 
der Planorbiszone noch viele Arten an den Tag bringen wird, welche uns bei 
der Kürze der Zeit entgehen mussten, welche wir ihrem Studium widmen 
konnten. In den Alpen wurde die Zone des Amm. angulatus zuerst von 
Gümbel :) an der Kammerkarplatte nachgewiesen und Oppel ?) erwähnt 
seinen Amm. longipontinus, welchen wir an der Kendelklause zusammen 
mit dem echten, in den Östalpen bisher noch nicht nachgewiesenen 
Amm. angulatus Schl. sammelten, von Blumensteinallmend (Schweizer 
Alpen), Kammerkar und Lämmerbach. Der letztere Fundort gehört der 
Gruppe des Osterhornes an. 

Es ist vorzugsweise eine Cephalopoden-Fauna, welche die Angulatus- 
zone hier auszeichnet. So verhältnissmässig reich an Arten scheint sie an- 
derswo selten aufzutreten. Zu den bereits genannten treten der bisher nur 
als Unicum bekannte Amm. laqueus Qu., Amm. ef. Kridion ?), Orthoceras 
sp., Nautilus sp. und in der obersten Lage Amm. Moreamus. In dieser fin- 
det sich zugleich Peeten Valomiensis Defr., welcher oft mit Pecten 
acuteauritus Schf. der Kössener Schichten verwechselt wird. 

Es wäre vielleicht hier am Platze, über die Vereinigung der beiden 
eben besprochenen Liaszonen mit der Zone der Avicula contorta zu Einer 
Gruppe „Infralias“ noch einige Worte beizufügen. Doch scheint diese Frage, 
in so weit es sich nur um conventionelle Grenzen zwischen „Formationen“ 
handelt, von untergeordneter Bedeutung zu sein. Der Umstand, dass die 
rhätische Stufe sich in mehrere wohlmarkirte Faunen sondert, über welchen, 
erst durch eine grössere fossilfreie Masse getrennt, die Zonen des Amm. 
planorbis und Amm. angulatus ihre selbständige Vertretung finden, weist 
wohl die Bedeutung dieser Zonen auf das schlagendste nach, scheint aber 
nicht sehr geeignet zu sein, zu Gunsten der besagten Frage in Anspruch ge- 
nommen zu werden. 

Die Zone des Amm. Bucklandi, seit Jahren schon durch die sehr ver- 
dienstlichen Forschungen Stur’s*) zu Enzesfeld in den österreichischen 
Alpen nachgewiesen, zeichnet sich durch eine eigenthümliche petro- 
graphische Beschaffenheit zu Enzesfeld sowohl wie in der Gruppe des 
Österhornes aus, so dass es leicht fällt, die ihr angehörigen Fossile wie- 
der zu erkennen und in den Sammlungen von denen höherer Horizonte zu 
trennen. Am Breitenberge sahen wir die untere Hälfte (nur diese) der un- 
tersten Bank noch mit grossen Exemplaren des Amm. Moreanus bedeckt, 
welcher in der vorhergehenden, zur Zone des Amm. angulatus gerechneten 


!) Bayer. Alpengebirge, pag. 430, 434. 
2) Palaeont. Mittheiluugen, pag. 131. 
ey ®), SieheDumortier, Etudes pal&ont. dans le bassin duRhöne. I. Tab. XVII. 
igur 3. 4. 
*) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1851, Seite 24. 1865. Vh. Seite 
107. Siehe ferner Hauer, Ceph. des Lias. Denkschriften der k. k. Akademie der 
Wissenschaften, XI, 1856, pag. 79. 


198 Eduard Suess und Edmund von Mojsisovics. [32] 


Bank sein Hauptlager hat. Amm. Charmassei !) fanden wir mit Amm. bi- 
sulcatus, während in tieferen Schichten keine Spuren desselben getroffen 
werden. In der That zeigen auch die zahlreichen in den Wiener Sammlungen 
aus Adneth oder Enzesfeld vorfindlichen Exemplare desselben insgesammt 
die charakteristische Beschaffenheit des Enzesfelder Arietenkalkes, und auch 
Dumortier kennt ihn nur im gleichen Horizonte. Auch Amm. salınarius 
Hau.?) stammt aus diesen Schichten und liegt aus Adneth in mehreren 
Exemplaren vor. 

Dieüber der Bucklandi-Zone folgende Crinoidenlage mit Brachiopoden- 
Bruchstücken nimmt genau die Stelle der Zone des Pentacrinus. tubercula- 
tus ein, und ihr mögen wohl die untersten Lagen der berühmten Kalke am 
Hierlatzberge bei Hallstatt entsprechen, während die höheren nach ihren 
Cephalopoden - Einschlüssen , wie Oppel bereits nachwies 5), der oberen 
Hälfte des unteren Lias entsprechen und bis an die Grenze des mittleren 
reichen. 

Die Gliederung der Adnether Schichten erforderte einen grösseren 
Aufwand an Zeit, als wir derselben hätten widmen können. Nachdem aber 
die unteren Zonen sich in so erfreulicher Weise unterscheiden liessen, mag 
die Annahme wohl als keine ungerechtfertigte betrachtet werden, dass auch 
innerhalb der Adnether Schichten das Lager und die Association der zahl- 
reichen Arten in gleicher Weise bei längerem Studium an Ort und Stelle ' 
wird nachgewiesen werden können, wie ausserhalb der Alpen. Nach den in 
den Sammlungen liegenden Fossilen zu urtheilen, reichen die echten Adne- 
ther Schichten bis zur Zone des Amm. margaritatus. Ob diese selbst noch 
mit inbegriffen sei, lässt sich dagegen, ohne vorausgehende specielle Unter- 
suchungen an Ort und Stelle, mit Sicherheit nicht bestimmen*). An ande- 
ren Punkten, wie z. B. an der Kammerkarplatte, liegen auch die Petrefaeten 
der Zone des Amm. Bucklandi und des oberen Lias in rothem, dem Adne- 
ther ähnlichen Gesteine und auch auf diese ist die Bezeichnung „Adnether 
Schichten“ angewendet worden, wodurch dieselbe zu einer rein petrographi- 
schen herabsank, 

Ganz das gleiche ist bei den sogenannten „Fleckenmergeln“ der Fall. 
Während an vielen Orten z. B. die Fossile der Zone des Amm. raricostatus 
in Fleckenmergeln begraben liegen, repräsentiren in anderen Gegenden die 
Fleckenmergel die Zone des Amm. margaritatus oder der Posidomia Bronni 
oder auch die des Amm. Bucklandi und Amm. obtusus. Es wäre eben so 
ungerechtfertigt, verkennen zu wollen, dass zur Zeit ihrer Einführung diese 
Localnamen Berechtigung und auch practischen Werthhatten, als es unzweck- 
mässig erscheint, sie in Zukunft in einer anderen als rein petrographischen 
Bedeutung zu gebrauchen. Unter allen den liasischen localen Schichten- 


1) Sowohl die typische französische Form, als auch die von Oppel als Amm, 
marmoreus (= Amm. Charmassei Hau.) bezeichnete Varietät liegt in derselben Ge- 
steinsmasse. 

2) Die Cephalopoden des Salzkammergutes. Wien, 1846, Seite 30, Taf. X, 
Figur 1—3, 

. 3) Neues Jahrbuch von Leonhard und Bronn. 1862. Seite 63. 

%), Vergl. Mojsisovics, Versteinerungen des mittleren Lias vom Hall- 
stätter Salzberge. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1868, Nr. 1, 
Seite 10. 


i 


[33] Stud. fi. d. Glieder. d. Trias ete. II. Die Gebirgsgruppe d. Osterhornes.. 199 


Bezeichnungen, die Hierlatz-Schichten nicht ausgeschlossen, von denen ein 
Theil sicher dem mittleren Lias angehört (z. B. Schafberg) , verbindet sich 
blos in den sogenannten „Enzesfelder Kalken“ ein scharfer palaeontologi- 
scher mit einem eben so scharfen petrographischen Begriffe. Aber auch 
dieser, es ist gut dies hervorzuheben, hat nieht auf allgemeine Giltigkeit 
Anspruch, da in unseren Alpen die Zone des Amm. bucklandi auch in an- 
derer petrographischer Beschaffenheit auftritt. Seine beschränkte Berechti- 
gung liegt nur in dem negativen Momente, dass bisher Kalke von seinem 
Aussehen nur in Verbindung mit der Zone des Amm. Bucklandi bekannt 
und nur in dieser Verbindung gebraucht worden sind. 

Nach dem oben Gesagten entsprechen die Fleckenmergel der Oster- 
horngruppe einem Theile des mittleren und dem oberen Lias und es ist 
nicht unmöglich, dass auch die Zonen der Trigonia navis und des Amm. 
Murchisonae in den obersten Lagen derselben vertreten sind, da diese in 
den dem alpinen Gürtel angehörigen Karpathen, ähnlich wie in Frankreich, 
petrographisch von den obersten Liashorizonten nicht gut trennbar sind. 

Die mächtigen Conglomeratmassen über dem Lias deuten auf äusserst 
stürmische, wechselvolle Zustände während der Zeit des Doggers und des 
Malm bis zur Ablagerung der tithonischen Stufe. 

An ihren unteren Grenzen befindet sich die der Zone des Amm. Sau- 
zei angehörige Lage eingeschaltet. Es ist die erste ) Andeutung dieses 
Horizontes in unseren Nordalpen. Auch in den Südalpen ist derselbe erst 
in der jüngsten Zeit durch Benecke, Neumayr, Schloenbach und 
Waagen?) und zwar am Cap San Vigilio am Gardasee nachgewiesen 
worden. 

Der Umstand, dass eine grosse Anzahl von Dogger- und Malm-Hori- 
zonten bisher in den Alpen nicht angetroffen wurde, mag zum Theile die 
nur locale Bedeutung einiger dieser Horizonte vermuthen lassen, zum Theile 
aber, namentlich im Hinblick auf die bereits an vielen Orten constatirte 
übergreifende Lagerungsweise der bekannt gewordenen Dogger- und Malm- 
Zonen mag er in den Verhältnissen seine Erklärung finden, welche die 
Bildung der Conglomeratmassen der Osterhorngruppe veranlasst hatten. 


Die Oberalm-Schichten treten in einer staunenswerthen Mächtigkeit 
auf und entsprechen wohl dem Hochgebirgskalk der Schweizer, da sie, 
wie unlängst 3) gezeigt worden ist, von der Zone des Amm. tenuilobatus unter- 
lagert werden. Ausden Steinbrüchen von Oberalm *), welche den unteren Thei- 
len des Complexes angehören werden, liegen in den Wiener Sammlungen nur 
wenige Öephalopodenreste vor, welche, der Art nach vorläufig unbestimmbar, 
doch den Habitus der tithonischen Cephalopoden deutlich an sich tragen. 


1) Seitdem diese Zeilen niedergeschrieben worden sind, hat Herr Gries- 
bach das Vorkommen des Amm. mesacanthus Waag. zu St. Veit bei Wien nach- 
gewiesen, Vergl. Verhandlungen der k k. geologischen Reichsanstalt 1868, Seite 54. 
Jahrbuch 1868, I, Seite 125. 

2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1867, Seite 158, und 
Waagen, Zone des Amm, Sowerbyi. Geogn. pal. Beiträge I, Seite 559. 

3) Verhandlungen 1868, Seite 124 fg. 

%) Man vergleiche hierüber auch Oppel in Gümbel's bayerischem Alpen- 
gebirge, Seite 488. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band 2. Heft 27 


200 Y%. Suess u. E. v. Mojsisovics Studien ü. d. Glieder. d. Trias etc. [34] 


Sehr bemerkenswerth ist die nur kümmerliche Andeutung eines oberen 
Horizontes, welcher doch in den mächtigen Zackenreihen der Donnerkogel 
und in den Pyramiden des Hoch-Plassen, Sandling u. s. w. eine so ausge- 
zeichnete Entwicklung findet !). 

Von grosser Bedeutung ist der Umstand, dass auf den Höhen der 
Österhorngruppe die Oberalm-Schichten von keinem weiteren Gebilde über- 
lagert werden und die Sedimente der neocomen Stufe erst mehrere Tausend 
Fuss tiefer längs der grossen Bruchlinien in eingekeilter Lagerung ?) an- 
getroffen werden. Die Grenzlinie zwischen tithonischen und neocomen 
Schichten ist mithin in diesem Theile der Alpen ebenso scharf markirt und 
bedeutungsvoll, als im Klippengebiete der Hohen Tatra 3). 


t) Vergl. Mojsisovics, über den Malm des Salzkammergutes. Verhandlun- 
gen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1868, Seite 12% fg. 

2) Am Saum der Österhorngruppe z. B. im Strobl - Weissenbachthale 
(Schloenbach, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1867, Seite 378) 
und am Ufer des Wolfgang-See’s gegen den Eingang in das Zinkenbachthal. 

5) Mojsisovics, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1367, 
Seite 356. 


Erklärung zu Tafel VI. 


Fig. 1. a Plattenkalk, & Rhätische Stufe, e Unterster Lias und Adnether Schichten, 
d Fleckenmergel, e Brauner Jura, f Weisser Jura. 

Fig. 2. a Plattenkalk, a’ Plattenkalk mit vielen Gastropoden, a” Lagen mit Se- 
mionotus, b Unterer Theil der rhätischen Stufe, 2’ Mittlerer Theil derselben, - 
insbesondere Haupt-Lithodendronkalk, e Zone des A. planorbis, dann des 
4. angulatus und A. disuleatus, € Adnether Schichten, d Fleckenmergel. 


Il. Die nördliehe Arva. 
Von 6. M. Paul. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868.) 


Einleitung. 


Unter der Bezeichnung Arva versteht man in politischer Beziehung 
das zwischen den Comitaten Trenczin, Thurocz und Liptau einerseits, und 
der galizischen Landesgrenze andererseits eingeschlussene Verwaltungs- 
gebiet, in orographischer Beziehung die Landschaft, deren Südgrenze durch 
das Klein-Krivangebirge, den Chocs, den Höhenzug des Hatje- und Blato- 
berges, und die hohe Tatra, und deren Nordgrenze durch den Beskidenkamm 
bezeichnet ist. Hydrographisch endlich ist mitdem Worte Arva das gesammte 
Wassergebiet des Arvaflusses bezeichnet, welcher von seiner Quelle bis 
zu seiner Vereinigung mit der Waag bei Kralowany dem in Rede ste- 
henden Terrain angehört, und sämmtliche Wasserläufe desselben in sich 
aufnimmt. 

Die Arva !) entsteht aus der Vereinigung mehrerer, grösstentheils von 
den Nordgehängen des Para6-Gebirges bei Erdödka herabkommenden Bäche, 
von denen der Fleischowa-Bach der bedeutendste ist. Von Lomna an führt 
der hier noch sehr bescheidene Fluss den Namen Arva, und fliesst von hier 
in nordöstlicher Richtung über Kraseenica bis Breza, wo die Thalrichtung 
unter einem rechten Winkel gegen Süd abbiegt, und das Thal somit aus 
einem Längsthale auf eine kurze Strecke zu einem Querthale wird. Von 
Lokia bis Slanica ist das Thal wieder in seiner früheren ostnordöstlichen 
Richtung als Längsthal entwickelt. 

Bei Slanica nimmt die Arva ihren bedeutendsten nordwestlichen 
Zufluss, die Polhoranka, auf, und fliesst mit dieser in sädöstlicher Richtung 
bis Usztya, wo sie sich mit der wasserreichen, von Nordost kommenden 
„schwarzen Arva“ vereinigt, und sich nach Süden wendend, die östlichen 
Ausläufer des Magura-Gebirges zwischen Usztya und Thurdossin (Twrdosin) 
als Querthal durchbricht. 

Bei Thurdossin vereinigt sich die Arva mit der Oravicza und schlägt 
mit dieser nun eine, im Ganzen betrachtet, südwestliche Thalrichtung ein. 


1) Der Name „Arva“ wird für die Landschaft und für den Fluss gebraucht, 
wie dieses bei mehreren bedeutenderen Thälern des nördlichen Ungarns üblich ist. 
So bezeichnet man z. B. die Thäler der Kissucz, der 'T’hurocz ete. als die „Kis- 
sucz“, die „Ihurocz“ u. s. w. 

213 


202 C. M. Paul. [2] 


Der Fluss tritt hier in das Gebiet der Kalkklippen ein, durch welche er zu 
zahlreichen Windungen genöthigt, und hierdurch sowohl die südwestliche 
Richtung des Thales, als auch der Charakter desselben als Längsthal vielfach 
gestört erscheint. 

Unterhalb Parnica durchbricht der Fluss in einem engen Felsenpasse 
den östlichen Ausläufer des Granit-Massivs, welches den südlichen Theil des 
Klein-Kriwan-Stockes bildet, und vereinigt sich unmittelbar beim Austritte 
aus der erwähnten Felsenspalte bei Kralowany mit der Waag. 

Der gesammte Lauf des Arvaflusses lässt sich nach dem Gesagten 
naturgemäss in drei Abschnitte theilen : Das obere Arvathal, ein vorwiegend 
nach NO. gerichtetes Längsthal, von Lomna bis Slanica; das mittlere Arva- 
thal, ein vorwiegend nach S. gerichtetes Querthal von Slanica bis Thurdossin ; 
endlich das untere Arvathal, ein vorwiegend südwestliches Längsthal, von 
Thurdossin bis Kralowany. 

Es ist zu bemerken, dass sowohl in Beziehung auf die Thalrichtung 
als auch insbesondere auf die geologischen Verhältnisse, auf die später näher 
eingegangen werden soll, die Fortsetzung des unteren Arvathales nicht das 
mittlere Arvathal zwischen Thurdossin und Usztya, sondern das Oravicza- 
thal zwischen Thurdossin und Trstjena ist, so dass streng genommen der 
Fluss von Thurdossin abwärts un nicht Arva (Orava), sondern Oravicza 
heissen sollte. 

Das Wassergebiet der oberen Arva bildet vom landschaftlichen, sowie 
auch vom volkswirthschaftlichen Standpunkt einen traurigen Anblick dar. 

Einförmige , vorwiegend zu Huthweiden verwendete Hügelreihen, 
devastirte Wälder, rissiges Erdreich, mangelhafte, auf wenige Thalsohlen 
beschränkte Bodencultur, und allerorts die Spuren der durch die Frühlings- 
hochwässer hervorgebrachten Verwüstungen — das ist mit wenigen Worten 
der Charakter dieser Gegend, wohl einer der ärmsten Ungarns. 

Mag wohl auch die, in dieser Gegend seit Jahrzehnten, trotz mehr- 
seitigen Abmahnungen betriebene Devastation der Wälder, die immer fort- 
gesetzt wird, (um durch Gewinnung von Huthweiden ein besseres momentanes 
Erträgniss zu erzielen) nicht unwesentlich zur Verschlechterung des Klima’s 
beigetragen haben, der Hauptgrund der Bodenarmuth dieser Gegend sowohl, 
als sämmtlicher Karpathensandstein-Gebiete des nördlichen Ungarn liegt in 
der geognostischen Beschaffenheit des Bodens. 

Die Karpathensandsteine überziehen sich an ihrer Oberfläche mit einer 
Verwitterungskruste, welche nicht wasserlässig, das Einsickern der Atmosphär- 
Wässer nicht gestattet, sondern dieselben wie ein Spülwasser von den Ge- 
hängen herablaufen lässt. Hierdurch trocknet der Boden immer mehr aus, 
jede sich bildende Humusschichte wird gleich im Entstehen abgespült, und 
in den Thälern bilden sich im Frühjahre bei bedeutenderen, atmosphäri- 
schen Niederschlägen Giessbäche, deren bedauerliche Wirkungen allerorts 
sichtbar sind. 

Nur eine kräftig schützende Vegetationsdecke, hervorgebracht durch 
eine rationelle, ohne Rücksicht auf momentanes Erträgniss betriebene Wald- 
cultur kann hier dauernde Abhilfe schaflen, und die stets zunehmende Ver- 
armung dieser Gegenden aufhalten. 

Bei Thurdossin tritt der Fluss in das Gebiet der älteren, kalk- und 
mergelreicheren Etage der Karpathensandsteine, mit ihren zahlreichen Inseln 


[3] Die nördliche Arva. 203 


von Kalken der Neocomien-Jura- und Liasformation ein, und hier verändert 
sich mit einemmale das Bild. 

Das untere Arvathal ist eine wohleultivirte, fruchtbare und freundliche 
Landschaft, deren mittlere, durch das alte, auf überhängendem Felsen 
kühn erbaute Arvaschloss gezierte Partie wohl zu den reizendsten Punkten 
Ungarns zählen dürfte. 

Man kann hier, im Gezensatze zum oberen Arvathale, recht deutlich 
den mächtigen Einfluss erkennen, den die geognostische Beschaffenheit 
einer Gegend auf deren gesammte volkswirthschaftliche Entwicklung aus- 
zuüben im Stande ist. 

Das untere Arvathal mit seiner nordöstlichen Fortsetzung, dem Ora- 
viezathale zwischen Thurdossin und Trstjena theilt das Arvaer Comitat 
in zwei Hälften. Was nördlich von der erwähnten Linie liegt, bezeichnen 
wir als die „nördliche Arva“, und dieses ist das Terrain, in welchem der 
Verfasser vorliegender Mittheilung im Laufe des Sommers 1867 in Be- 
gleitung des Volontärs Herrn C. L. Griesbach geologische Detailauf- 
nahmen durchzuführen hatte, und welches den Gegenstand der gegenwärtigen 
Skizze bilden soll. 

Der südliche, etwa ein Viertheil der Flächenausdehnung des Comitates 
betragende Theil, wurde in seinen östlichen Partien von den Herren 
Dr. v. Mojsisovics und Pallausch, in seinem westlichen von den 
Herren Bergrath Stur und Mayer aufgenommen, daher betreffs dieser 
Gegenden auf die, von den Genannten zu erwartenden Mittheilungen ver- 
wiesen werden kann. ’ 

Die nördliche Arvazerfällt in geologischer und orographischer Beziehung 
in vier Hauptgruppen. 

Die erste, südwestlichste derselben wird durch den östlichen Theil des 
an der Grenze des Trencziner, Thuroczer und Arvaer Comitates sich er- 
hebenden Klein-Kriwan-Gebirges gebildet. Nur ein verhältnissmässig sehr 
geringer ‘Theil dieses Gebirges gehört der Arva an, nämlich die Partien 
östlich vom Zebrak-Berge, den Still, dem grossen und kleinen Rossetec und 
dem Pupov-Passe, durch welchen das Klein-Kriwan-Gebirge mit dem nörd- 
lich sich anschliessenden, bereits dem Karpathensandstein Gebiete ange- 
hörigen Vojenne-Gebirge zusammenhängt. 

Die zweite geologische Gruppe begreift die Klippenreihe mit den die- 
selbe umgebenden, älteren Gliedern der Karpathensandsteine. Diese zerfällt 
in zwei räumlich von einander getrennte Partien. Die westliche im Norden 
des Klein-Krivan-Gebirges, begreift die Karpathensandstein- Partie des 
Pupow-Berges mit der, an der Ostgrenze derselben hervorragenden Klippen- 
gruppe von Zazriva. Diese Partie ist die directe östliche Fortsetzung der, 
ebenfalls durch zahlreiche Klippen unterbrochenen Zone von Kreidesand- 
steinen, welche von Bellus (im Treneziner Comitate) bis Ob. Hridov in nord- 
östlicher, von hier in östlicher Richtung den Lauf der Waag begleitet, und 
sich über Sillein, Teplicza und Tjerhova bis an den erwähnten Pupow-Berg 
fortsetzt. Die zweite Partieim Osten des Klein-Kriwan-Gebirges begreift 
die Klippen- und Karpathen-Sandsteinbildungen, welche einerseits durch 
den Arvafluss und den Oraviczabach (oder durch die Linie Nagyfalu-Trstjena), 
andererseits durch den Südabhang des Kubinska-Hola— Priszlop-Zuges, und 
der Arvaer Magura begrenzt werden. 


204 ©. M. Paul. [4] 


Die dritte geologische Gruppe des Terrains wird durch das einförmige 
Gebiet jüngerer (eocener) Karpathensandsteine gebildet, welche mit dem 
Kamme des Vojenne-Gebirges, des Höhenzuges Kubinska Hola— Priszlop, 
und der Arvaer Magura beginnen, und den gesammten nördlich von den 
erwähnten Höhenzügen gelegenen Theil des Comitates zusammensetzen. 

Die vierte Gruppe endlich begreift die auffallende Terraiusenkung, 
welche die Klippenreihe und das Magura-Gebirge gegen Nordosten plötzlich 
abbricht, durch Neogen- und Diluvialbildungen ausgefüllt ist, und nach 
dem in der Mitte derselben gelegenen Marktflecken als die Niederung von 
Bobrow bezeichnet werden kann. 

Wir gehen nun zur Betrachtung der geologischen Verhältnisse dieser 
einzelnen Gruppen über. 


l. Der, der Arva angehörige Theil des Klein-Kriwan-Gebirges. 


Für dieses Gebiet lag als Vorarbeit nur die von D. Stur ausgeführte 
Uebersichskarte, und der darauf bezügliche Abschnitt in dem „Berichte 
über die geologische Uebersichts-Aufnahme des Wassergebietes der Waag 
und Neutra von D. Stur“ (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 
Bd. XI. H. 1, S. 17) vor. 

Stur bemerkt hier sehr richtig !) dass der Mangel an Versteinerungen 
und die gestörten Lagerungsverhältnisse dieses Gebirges, dessen geologische 
Aufnahme so schwierig machen, dass wohl kein zweites genannt werden 
könnte, welches demselben in dieser Beziehung gleich wäre. 

Dieses gilt namentlich von den westlichen und centralen, den Grenz- 
kamm zwischen den Treneziner- und Thuroczer Comitate bildenden Theil 
des Gebirges, während sich im östlichen, der Arva angehörigen Theile die 
Lagerungsverhältnisse etwas vereinfachen, und wenigstens stellenweise 
petrographische Anhaltspunkte zur Orientirung geboten sind. 

Der südliche Theil des Gebirges besteht aus Granit, einer Fortsetzung 
des Granitstockes, der im Westen des Streöno-Passes, den centralen Theil 
des Mincov- und Weterne-hole-Gebirges zusammensetzt. 

An den Granit schliesst sich im Norden zunächst ‚eine Zone von 
Quarzit und rothem Sandstein, und an diesen ein Complex von Kalken und 
Dolomiten an, deren höchstes und nördlichstes Glied der Dolomit des 
Rossutec darstellt, welcher seinerseits unmittelbar von Eocengebilden 
überlagert wird. 

Diese Eocengebilde stellen in einem Zuge, der von Varin (Värna) 
über Tjerhowa bis Zazriva läuft, die Nordgrenze des Klein-Kriwan-Gebirges 
dar, und sind eine nordöstliche Fortsetzung der ausgedehnteren Eocen- 
Terrains, welche im Nordwesten des Min&öov- und Weterne-hole Gebirges 
die Becken von Sulov und Rajec zusammensetzen. 

Betrachten wir die erwähnten Kalke des Gebirges, insoweit sie dem 
Arvaer Comitate angehören, etwas näher. 

Wenn man die Westgrenze des Comitates verfolgend, vom Arvathale 
aus durch das Bistrika-Thal gegen Norden aufwärts steigt, so durch- 
schneidet man zunächst den Granitkern. (Fig. I. 1.) 

Auf den Granit folgt, schon ziemlich nahe am Südfusse des Stitt- 
Berges eine hier sehr schmale Zone von Quarzit (2). Der Quarzit ver- 


THE AS, 


[5] ; Die nördliche Arva. 90% 


Fig. 1. 
| N. 
alien Stitt B. * Grosser Rossutee Kleiner Rossutec-Punoy Pass 

1 i 
| | 
AN, | 
AREA H 
ANENtHET elN\.. ı 
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IIND | 
ID» Bunl EN NER f 
N Z\ NH } 
4 5 NER 
UIIÄNNN 

£ KINN 


N 
UNU 
RE 


1. Granit. 2. Quarzit. 3. Dolomitische Kalke. 4. Neocomkalke, 5. Einlagerung von dünnplattigem Sand- 
stein im Neocomkalk. 6. Kreidedolomit, 7. Sulower Conglomerat, &. Feinkörniges Conglomerat mit dunk- 
len Schiefern wechselnd, 


. schwindet gegen Ost bald, setzt jedoch gegen Westen (im Thuroezer Comitate 
in einer zusammenhängenden Zone fort, welche durch das Sutov-Thal, am 
Südfusse des Na Koncita- und Javorino-Berges bis an die Spitze des Klein- 
Kriwan zu verfolgen ist. Ueberall ist seine unmittelbare Auflagerung auf 
den Granit deutlich zu beobachten. Im Hintergrunde des Sutov-Thales ist 
auch seine Lagerung gut aufgeschlossen; er fällt hier unter circa 45° gegen 
NNO., also unter die Gesammtmasse der Kalke ein. Er ist meistens dicht, 
gegen Westen (namentlich am Südfusse des Klein-Kriwan an der Grenze 
gegen den Granit) conglomeratartig, indem gerundete Brocken ‘von weissem 
Milchquarz in der ebenfalls quarzigen Grundmasse eingeschlossen erscheinen. 
Rothe Sandsteine stehen ebenfalls, aber selten, und in den höheren Lagen 
mit dem Quarzite in Verbindung. 

Eine genaue Alterbestimmnng der Quarzite gehört wohl zu den 
schwierigsten Aufgaben, welche die Karpathen-Geologie darbietet, um so 
mehr, nachdem die fortschreitenden Untersuchungen Quarzite, rothe Sand- 
steine und Schiefer von nahezu identischer petrographischer Erscheinung in 
den verschiedenen Niveaux nachgewiesen haben. 

Schon im ersten Jahre (1863), als die Detailaufnahmen der geologischen 
keichsanstalt im westlichen Ungarn begannen, wurden in den kleinen Kar- 
pathen und im Inovec-Gebirge die folgenden Niveaux von Quarziten, rothen 
Sandsteinen und Mergeln unterschieden: 1. Der älteste Quarzit, in den 
Karpathen unmittelbar an den krystallinischen Stock anliegend, conglomerat- 
artig, in chloritschieferähnliche Gesteine übergehend, ohne Mergeleinlagen ; 
er wurde schon damals als paläozoisch betrachtet 1), eine Annahme, die 
durch die neuesten interessanten Resultate, die Baron v. Andrian in der 
Gegend von Dobschau gewann, ihre palaeontologische Bestätigung er- 
langte ?). 2. Der rothe Sandstein mit Melaphyreinlagerungen, damals nach 
Stur’s Vorgange als wahrscheinlicher Repräsentant des Rothliegenden auf- 
gefasst, die fortschreitenden Untersuchungen haben jedoch für diese Deutung 
keine Belege geliefert. 3. Die bunten Mergel, quarzigen Schiefer und Sand- 
steine, welche Dr. Stache zuerst im Inovec-Gebirge beobachtete, und als 
Vertreter der oberen Trias bezeichnete 3) ; sie wurden seitdem an zahlreichen 


1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 14. Band. III, Heft. S. 347, 
2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 3. 
®) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. B. 14, Verhandl, S. 71, 


206 C. M. Paul. [6] 


Punkten der Karpathen in demselben Niveau wiedergefunden, und bilden 
einen, namentlich für die Deutung der karpathischen Dolomite wichtigen 
Horizont. 4. Der Liasquarzit der kleinen Karpathen !), durch Lagerung 
über palaeontologisch nachgewiesenen Kalken des unteren Lias und unter 
rothen Jurakalken sichergestellt. In neuester Zeit wurden rothe Sandsteine 
mit Melaphyren im Gebiete der schwarzen Waag von Dr. Stache durch 
Auffindung bezeichnender Petrefacte als bunter Sandstein nachgewiesen ?) 
(hierher scheinen nun wohl auch die rothen Sandsteine der kleinen Kar- 
pathen zu stellen zu sein), und endlich hat Dr. v. Mojsisovics in der 
hohen Tatra Quarzite in Verbindung mit Crinoidenkalken beobachtet, welche 
Belemniten enthalten, nach seinen Mittheilungen „jedenfalls älter sind als 
die karpathische Zone der rhätischen Formation“ und mit dem Namen 
„Pisana-Quarzite bezeichnet wurden 3). 

Wir haben somit Quarzite und quarzitähnliche Gesteine in der paläo- 
zoischen Epoche, in der unteren Trias, der oberen Trias, ım Lias und end- 
lich den noch zweifelhaften Pisana-Quarzit. Welchem von diesen Niveaux 
der Quarzit des Klein-Kriwan-Gebirges angehört, ist schwer zu entscheiden ; 
die petrographische Beschaffenheit, sowie die Lagerung unmittelbar am Granit 
sprechen wohl für den ältesten Quarzit; doch liest der Pisana-Quarzit nach 
Dr. v. Mojsisovics ebenfalls unmittelbar auf dem Granite der Tatra, und 
es ist zu bemerken, dass am Ostfusse des Kriwan (südlich unterhalb der 
Einsattlung zwischen der Kriwan- und Javorinospitze) schwarze Pen tta- 
crinitenkalke vorkommen, welche mit Pisana-Gesteinen grosse Aehn- 
lichkeit haben, unmittelbar über dem Quarzit, und anscheinend zwischen 
diesen und den, den Kamm zusammensetzenden dolomitischen Kalken liegen. 
Ob die Pentacrinitenkalke diese letzteren wirklich unterteufen, wie es an 
dieser Stelle wohl den Anschein hat, oder ob man es hier mit einer der 
grossartigen Störungen zu thun hat, wie sie gerade in diesem Theile des 
Gebirges zu beobachten sind, kann ich nicht entscheiden. Diese Gesteine 
treten aber nur an der erwähnten Stelle auf, sonst folgen im Hangenden 
der Quarzitzone stets unmittelbar dunkle dolomitische Kalke, zu- 
weilen in echten Dolomit übergehend. Die Kalke dieser Zone sind meistens 
leicht daran zu erkennen, dass sie an der Oberfläche licht bläulichgrau er- 
scheinen, und nur im frischen Bruche die ursprüngliche schwarzgraue Färbung 
des Gesteines erkennen lassen. Stets sind diese Kalke von einem engge- 
gitterten Netze weisser Adern durchzogen. Ausser dem erwähnten Typus 
treten jedoch noch sehr mannigfaltige petrographische Formen, namentlich in 
den höheren Lagen auf, deren nähere Schilderung wohl unterlassen werden 
kann, da eine stratigraphische Trennung aufGrund derselben in dem in Rede 
stehenden Terrain nirgends durchführbar erschien. 

In unserem Durchschnitte an der Westgrenze des Arvaer Comitates 
durchschneidet man diese Zone an den südlichen Vorbergen des Spitzberges 
(Fig. I. 3). Im Hintergrunde des Bistriöka-Thales, wo sich der Weg auf die 
Höhe des Zebräk-Berges gegen West abzweigt, beobachtete ich an einem 
Felsblocke Spuren von Schalenauswitterungen, an denen aber nichts weiter 
erkannt werden konnte, als dass sie wahrscheinlich von irgend einem Cepha- 


1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. B. 14. II. Heft. $. 351. 
2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 17. 
2) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1867. Nr. 12. S. 258, 


7] Dieı nördliche ‚Arva. 207 


lopoden herrühren dürften. Diese. zweifelhaften Gesteine reichen ‚bis an den 
Südfuss des kahlen, spitzkegelförmigen Stittberges, welcher aus charakteristi- 
schen, lichten Neocomien-Kalkmergeln zusammengesetzt ist. Der gegen- 
wärtige Durchschnitt ergiebt somit für die Deutung dieser Schichten nur das 
sehr mangelhafte Resultat, dass sie über dem Quarzit, und unter dem Neo- 
comien liegen; verfolgt man dieselben jedoch gegen Osten bis in das Zazriwa- 
Thal, so gewinutman etwas bessere Anhaltspunkte für ihre Altersbestimmung, 
wie im zweiten. Durchschnitte gezeigt werden soll. Zu bemerken ist hier 
noch der Umstand, dass westlich von der Arvaer Comitatsgrenze, an dem 
Kamme, der das Trencziner vom Thuroczer Comitat trennt, wiederholt 
Quarzite inmitten der Zone der fraglichen dolomitischen Kalke auf- 
treten, ohne dass bisher ermittelt werden konnte, ob. diese den 
Schichten regelmässig. einlagert, oder durch Störungen an die Oberfläche 
gebracht sind. 

Die Neocomien-Kalkmergel des Stittberges (Fig. I. 4) streichen 
über den Oznica - Berg, den Ostri- Berg, und über das Zazrivathal 
hinaus fort, und sind auch gegen Westen (im Trencziner Comitate) 
über den Stochberg etc. als zusammenhängende, weit verbreitete Zone 
zu verfolgen. 

In der Einsattlung zwischen dem Stitt und dem grossen Rossutec 
treten dünnplattige Sandsteine auf (Fig. 1. 5), welche in den gegen 
Nordost hinabführenden Schluchten und Wasserrissen gut aufgeschlossen 
sind. Sie sind dunkel, glimmerreich, mit geradlinigen weissen Kalkspath- 
adern durchzogen, und lassen sich in beinahe papierdünne Scheiben spalten ; 
stellenweise stehen sie auch mit dickschichtigeren, kalkigeren Lagen in 
Verbindung; am Südfusse des Rossutec sind sie überlagert von einer 
Schichte lichter Kalkmergel, welche den im Liegenden der Sandstein- 
schichten auftretenden ganz gleich sind, und in denen ich einen Ammoniten 
auffand, dessen Erhaltungszustand zwar eine sichere Bestimmung der 
Spezies nicht zulässt, jedoch hinreicht, um denselben als Neocomientypus 
(wohl wahrscheinlich Amm. angulicostatus d’ Orb.) erkennen zu lassen. Das 
petrografisch leicht wiederzuerkennende Gestein findet sich im Klein-Kriwan- 
Gebirge nur an dieser Stelle, tritt jedoch im Karpathen-Sandstein-Gebiete 
zwischen den Klippen häufig auf, und es sind daher die Verhältnisse des in 
Rede stehenden Durchschnittes, wo die dünnplattigen Sandsteine den 
Neocomien-Kalkmergeln regelmässig eingelagert sind, auch für das Klippen- 
gebiet von Bedeutung. 

Neben den Kalkmergeln mit Amm. angulicostatus (?) liegt, den grossen 
und kleinen Rossutec zusammensetzend, eine mächtige Dolomitmasse 
(Fig. 1. 6), der nach den Beobachtungen der letzten Jahre so weit ver- 
breitete Kreidedolomit der Karpathen. Der Dolomit ist ungeschichtet, 
meistens breccienartig, und schneidet überall scharf gegen die darunter liegen- 
den Neocommergel ab, ohne durch Wechsellagerung in dieselben überzugehen. 
Was das geologische Alter desselben betrifft, so kann er wohl nur mit den 
Sandsteinen und Mergeln verglichen werden, welche im Karpathen-Sandstein- 
Gebiete dasselbe Niveau, über den Neocomienmergeln, einnehmen, und in 
denen Gault und Cenomanien nachgewiesen sind. Nirgends treten die ceno- 
manen Exogyrensandsteine mit dem Kreidedolomite zusammen auf; wo die 
Sandsteine vertreten sind, fehlt regelmässig der Dolomit, die Gesteine er- 
setzen sich vollkommen, und es erscheint daher wohl gerechtfertigt, wenn 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868 18. Band. 2. Heft 28 


208 C. M. Paul. [8] 


wir den fraglichen Dolomit als die kalkige Facies der mittleren Kreide in 
den Karpathen, als das Aequivalent der mittleren Etagen der Karpathen- 
sandsteine bezeichnen. 

In der Einsattlung zwischen dem grossen und kleinen Rossutee treten 
wieder die Neocommergel, ersichtlich durch eine Faltung emporgebracht, 
unter dem Dolomite hervor. Sie enthalten hier (nach Stur) Amm. Nisus 
d’ Orb. und Amm. Astierianus d’ Orb. Die Dolomitmasse des grossen 
Rossutec erscheint hier von der des kleinen Rossutee auf eine kurze Er- 
streckung getrennt, doch vereinigen sich dieselben gegen Westen bald, und 
setzen in einem zusammenhängenden Zuge durch das Wratna-Thal gegen 
Varin (im Treneziner Comitate) fort. Am Eingange des Wratna-Thales 
bei Tjerhowa bilden sie die, in der Gegend wegen ihren eigenthümlichen 
Felsformen berühmten wildromantischen Partien, welche das genannte Thal 
zu einem der reizendsten Punkte der Karpathen gestalten. 

Schreitet man längst der Westgrenze des Comitates weiter gegen Nord, 
gegen den Punov-Pass fort, so findet man am Nordgehänge des kleinen 
Rossutee als unmittelbares Hangendes des Dolomites das bekannte, aus- 
schliesslich aus wohlabgerollten Kalkgeschieben zusammengesetzte Con- 
glomerat, welches seine mächtigste Entwickelung im Sulower-Gebirge (im 
Treneziner Comitate, östlich vom Waagflusse}) erreicht, und daher als 
Sulower Conglomerat bezeichnet zu werden pflegt (Fig. I. 7). Fast 
überall, wo dieses Oonglomerat erscheint, repräsentirt es die unterste Etage 
der karpathischen Eocenbildungen, liegt meistens unmittelbar auf dem 
Kreidedolomite (nur an wenigen Stellen durch eine Schichte echten Num- 
muliten-Kalkes von diesem getrennt) und enthält an einigen Punkten 
Nummuliten; so fand ich in dem in Rede stehenden, den Dolomit des 
Klein-Kriwan-Gebirges gegen Nord begrenzenden Zuge bei den südlichsten 
Häusern des Dorfes Tjerhova am Eingange in das Wratna-Thal Nummulites 
spira de Roiss., mit mehreren anderen, spezifisch nicht zu bestimmenden 
Nummulitenformen unmittelbar an der Grenze des Kreidedolomites darin 
auf. Die Begrenzung dieses Conglomerates gegen den Kreidedolomit ist 
stellenweise nicht mit der wünschenswerthen Schärfe ausgeprägt, indem das 
Conglomerat sein Material beinahe ausschliesslich aus dem Dolomit ent- 
lehnt, hiedurch schon eine grosse petrografische Aehnlichkeit der beiden 
Gesteine bedingt wird, und überdies die Felsformen der beiden Gebilde 
genau die gleichen, bizarren Gestalten zeigen, wie sie an anderen Bildungen 
wohl selten beobachtet werden dürften. So zeigt beispielsweise der nördliche 
Theil des Klein-Kriwan-Gebirges, von dem gegenwärtig eben die Rede ist, 
ganz denselben landschaftlichen Charakter, wie das Sulower-Gebirge, und 
doch besteht dieses aus Eocenconglomerat, jener aus Kreidedolomit. 

Das Sulover-Conglomerat bildet hier nur einen schmalen Zug am 
Saume der steilen, vielfach zerissenen Felsmauer, welche von Zazriwa gegen 
Westen streichend, den Nordrand des Klein-Kriwan-Gebirges bildet; die 
sanftgerundeten Berglehnen, welche dieser Mauer vorliegen, bestehen aus 
einer Wechsellagerung dunkler dünnblättriger Schiefer mit einem fein- 
körnigen Conglomerate aus schlecht'gerollten oder ganz eckigen Kalkstückchen 
(Fig. I. 8), in welchen letzteren ebenfalls (bei Zazriwa) Nummuliten-Spuren 
gefunden wurden, und welches daher ebenfalls dem Eocen angehört. 

Diese Eocenbildungen, welche wie bereits oben erwähnt, eine nord- 
östliche Fortsetzung der ausgehnteren Eocengebiete des Trencziner Comitates 


[9] Die nördliche Arya. 209 


sind, finden jenseits, der Poststrasse zwischen Zazriwa und Tjerhowa ihre 
nördliche Begrenzung durch die Karpathensandsteine des Pupow-Berges, 
in denen, wie später gezeigt werden soll, wohl wahrscheinlich eine Fort- 
setzung der Kreidesandsteine des Waagthales zu suchen ist. 


Während der eben geschilderte Durchschnitt einen ziemlich klaren 
Einblick in die Gliederung der jüngeren, den nördlichen Theil des Gebirges 
zusammensetzenden Bildungen gewährt, lassen sich über die Deutung aller 
unter den Neocomien liegenden Schichten aus demselben wenig Resultate 
ziehen. Das Westgehänge des Thales, welches von Zazriwa gegen Pärnica 
herabzieht, namentlich der nördliche Theil desselben, bietet in dieser Be- 
ziehung besseren Aufschluss; ich füge daher hier den Durchschnit bei, wie 
er sich, wenn man von Zazriwa gegen Süden die Strasse nach Parnica ver- 
folgt, auf der rechten Thalseite darbietet (Fig. 11.) 


Fig. Il. 
S, N. 


Czreveng -Thal 


= 
\ \\ N Wa 


7 1 


1. Neocomien-Mergel. 2, Plattenkalk mit Aptychus. 3. Rother Knollenkalk. 4. Röthlichgrauer Kalk 
mit Hornstein. 5. Dunkle Fleckenkalke mit Schieferlagen. 6. Dunkler Kalk. 7. Rothe und schwarze 
quarzige Schiefer. 8, Dolomit. 


Beim Strassenwirthshause am südlichen Ende des Dorfes Zazriva, ge- 
genüber vom Försterhause, stehen noch die feinkörnigen eocenen Conglo- 
merate an, von denen schon bei Besprechung des vorhergehenden Durch- 
schnittes die Rede war. 


Etwa 800— 1000 Schritte weiter südlich treten graue merglige und 
kalkige Schiefer auf, deren Schichten in auffallender Weise gebogen und 
gewunden sind, und welche bis zu der Kapelle an der Einmündung des 
Cserweny-Thales anhalten. Südlich und westlich von dieser Kapelle sieht 
man sie inenger Verbindung stehen mitechtenNeocomien-Kalkmergeln 
von dem bekannten petrographischen Habitus, welche vom Stitt-, Osnica- 
und Ostri-Berge hieher streichen (Fig. II., 1). Man kann daher wohl mit 
Wahrscheinlichkeit auch die Schiefer mit den stark gewundenen Schichten 
dem Neocomien zuzählen, wenn auch ihre petrographische Beschaffenheit 
stellenweise sehr an die Posidonienschiefer des Unter-Ooliths erinnert, wie 
sie im nördlich und östlich angrenzenden Klippenterrain auftreten. 

Von der Kapelle südwärts geht man noch eine kurze Strecke in ech- 
ten Neocomienmergeln, dann sieht man sich bei einer kleinen Biegung des 
Thales plötzlich einer grossen, auffallenden Schichtfläche gegenüber. 

Dieselbe besteht aus mergeligem, plattigem Kalke, der WSW. 
stieicht, und NNW., also unter die Neocomienmergel einfällt. (Fig. II., 2). 
Ich fand hier einen Aptychus, dessen zerstörte Oberfläche zwar eine speci- 
fische Bestimmung nicht zuliess, dessen äusserer Umriss jedoch mehr an 
die grossen Aptychen der jurassischen Aptychenschiefer der Alpen, als an 


einen Neocomien-Aptychus erinnert. Ein zweites, ebenfalls mangelhaftes 
28 * 


210 C. M. Paul, | 10] 


Exemplar fand sich, genau im Streichen dieser Schichte, in der a su: 
zwischen dem Osremos- und Kritoesowa-Berge. 

Weiter ins Liegende dieser wenig mächtigen Schichte fortschreitend, 
findet man zunächst unter demselben bei der Thalverengung, eine ebenfalls 
nur wenige Fuss mächtige Schichte rothen Knollenkalkes (Fig. I., 3) 
und unter diesem einen röthlichgrauen Hornstein führenden 
Kalk (4), ‚alles concordant gegen NNW. einfallend. e 

Der rothe Knollenkalk ist ein petrographischer Typus, der bisher aus 
den Kalkzonen der karpathischen Gebirgsmassivs nicht bekannt, dagegen 
in der, die Karpathen im Norden begleitenden Zone isolirte Kalkberge, die 
wir die Klippenreihe nennen, weit verbreitet ist. Es ist das Gestein, welches 
man sonst eigentlichen Klippenkalk nannte, und welches in letzter Zeit von 
Dr. v. Mojsisovics mit dem Localnamen „Csorsztiner Kalk“ belegt 
wurde. Jedenfalls erscheint durch dieses Auftreten auch ohne Petrefacten- 
funde das Vorhandensein einer Zone jüngerer Malmschichten im Klein 
Kriwan-Gebirge nachgewiesen. 

Der röthlichgraue Hornsteinkalk unseres Durchschnitts dürfte mög- 
licherweise ein Analogon der rothen Crinoidenkalke sein, die in den nächst- 
gelegenen Klippenterrains stets das unmittelbare Liegende des Knollen- 
kalkes bilden und in denen, wie später näher erörtert werden soll, wahr- 
scheinlich der obere oder mittlere Dogger zu suchen ist. 

Unter diesen Schichten liegt längs des Gehänges neben der Strasse 

gut aufgeschlossen und ebenfalls regelmässig gegen NNW. einfallend, eine 
Wechsellagerung dunkelgrauer gefleckter Kalke mit dünnblättrigen, dunklen 
Schiefern (Fig. II. 5). Diese Gesteine lassen sich gegen NO. durch das 
Istebne-Thal bis an den Ostrand des Klein Kriwan-Gebirges verfolgen. Im 
Sattel zwischen dem Marnow- und Martinezowa-Berge (NNW. von Revi- 
snye) fanden sieh in den Schiefern schlecht erhaltene Fragmente von Am- 
moniten, die aber sicher der Familie der Falciferen angehören, und den 
ganzen Complex mit Wahrscheinlichkeit als Lias deuten lassen, wofür auch 
die concordante Lagerung unter den ‚Juraschichten im Zazriva - Thale 
spricht. 
; Weiter gegen Süd vorschreitend, trifft man auf schwarze, weiss- 
geaderte, etwas dolomitische Kalke (Fig. II., 6), welche das unmittelbare 
Liegende der erwähnten Liasfleckenkalke darzustellen schienen, und durch 
welche vielleicht die Grestener oder Kössener Schichten repräsentirt sein 
mögen. 

i Wenn man von Zazriva aus etwa eine halbe Meile zurückgelegt hat, 
fällt auf dem linken (entgegengesetzten) Ufer der felsige Sokol-Berg auf. 
Genau gegenüber von diesen findet man am rechten Ufer ein Gestein, wel- 
ches, wenn auch petrefactenlos, doch durch seine charakteristische petrogra- 
phische Beschaffenheit einen sicheren, dem Karpathen-Geologen wohlbekann- 
ten Horizont darstellt; es sind diess die rothen, stellenweise auch schwarz 
oder grünlich gefärbten, quarzigen, in kleine rhomboedrische Stücke zer- 
bröckelnden Schiefer, welche zuerst von Dr. Stache bei Bänka im Inovec- 
Gebirge beobachtet, und als der oberen Trias (dem Keuper) angehörig, be- 
zeichnet wurden ') (Fig. II., 7). 


1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band 44. Verhandl. 8. 71. 


[11] Die nördliche Arva., >11 


Unter diesen folgen endlich, durch Wechsellagerung an den Berüh- 
rungsstellen vielfach übergehend, die Dolomite und dolomitischen Kalke, 
weche schon im vorhergehenden Durchschnitte erwähnt wurden, und welche 
von den südlichen Vorbergen des Stitt hieher streichen (Fig. II., 8). Auch 
diese lassen sich nun wohl als Trias bezeichnen; ob wir aber in denselben 
nur die obere oder auch die mittlere und untere Trias zu suchen haben, 
hierüber geben die Verhältnisse des in Rede stehenden Gebirges keinen 
Aufschluss. 

Der südliche Theil des Thales (von der Stelle, wo die Strasse auf das 
östliche Ufer übertritt, bis Pärniea) scheint eine Wiederholung der eben ge- 
gebenen Reihenfolge zu ergeben. Ein auffallender, quer in das Thal vorge- 
schobener Riff besteht aus schönen, Hornstein führenden Fleckenmergeln, 
die von einer Bank lichtgrauen Kalkes unterlagert werden; unter diesen 
folgen dunkle, mit Schiefern wechselnde Fleckenkalke (wohl Lias) und un- 
ter diesen am Ausgange des Thales gegen Pärnica schwarzgraue Kalke, 
wohl ein Analogon der Schichten, die wir früher als Grestener oder Kössener 
Schichten bezeichneten. 

Analoge Verhältnisse zeigt der Durchschnitt des Thales nördlich von 
Istebne, des östlichsten Querthales des Gebirges; man findet hier (von 
Nord nach Süd) zuerst, unmittelbar unter den Eocensandsteinen und Öonglome- 
raten des Krittosowa-Berges die dunklen gefleckten Liaskalke und Schiefer 
mit Faleiferen, darunter dunkle ungefleckte Kalke, und unter diesen, an 
mehreren Punkten im Bachbette anstehend, die rothen quarzigen Schiefer. 
Der südlichere Theil des Thales wird von Dolomiten zusammengesetzt, 
welche durchgehends gegen N. unter die früher erwähnten Bildungen ein- 
fallen und vielfach mit quarzigen Lagen in Verbindung stehen. Nahe am 
südlichen Ausgange des Thales gegen Istebne tritt am Westgehänge echter, 
dichter Quarzit, anscheinend unter dem Dolomite liegend, hervor. Am Thal- 
ausgange selbst (etwa 1000 Schritte NW. von Istebne) hat man westlich 
wieder den Dolomit, östlich einen dunklen Kalk mit Petrefactenspuren, des- 
sen Verhältniss zum Dolomite nicht klar ist. 

Am nördlichen Ufer der Arva, westlich von Pärniea tritt aus der hier 
sehr verbreiteten, bis an das Arvathal herabreichenden Dolomitzone eine, 
vom Hauptgranitstocke vollkommen isolirte Granitinsel hervor. Nur an 
einer Stelle, am Nordrande derselben, ist hier eine Quarzitzone zu beobach- 
ten, sonst liegt der dunkle, weiss geaderte dolomitische Kalk und Dolomit, 
den wir als wahrscheinlich triadisch kennen gelernt haben, unmittelbar auf 
dem Granite auf. Etwa eine halbe Wegstunde WSW. von Pärnica ist der 
Granit am Rande der Poststrasse aufgeschlossen; geht man von hier längs 
des Gehänges gegen Pärnica, so findet man zunächst auf dem Granite den 
weiss geaderten Dolomit und Kalk. Darüber folgt eine wenig mächtige 
Schichte schwarzgrauen, an den Verwitterungsflächen gelblichen Kalkes, 
welcher an der Oberfläche eine grosse Menge ausgewitterter Conchylien- 
schalen zeigt, genau so, wie wir es an typischen Kössener Schichten zu 
sehen gewöhnt sind. Liasfleckenmergel konnten hier nicht nachgewiesen 
werden ; auf dem Kalke mit Schalenauswitterungen liegt rother Hornstein- 
kalk (wohl Jura) und auf diesem (bei der Brücke unmittelbar vor Pärnica) 
lichter, kalkiger Neocomien-Mergel mit Aptychen, derselbe, der hier auf 
das gegenüberliegende (linke) Ufer der Arva übersetzt, und dort (nach 


212 C. M. Paul 12] 


Stur!) Amm. grasianus, morelianus und multicinetus, Ancyl. Duvalii, 
Ptych. Foeterlei und gigas enthält. 

Die gegebenen Beispiele dürften hinreichen, um die Aufstellung der 
folgenden Schichtenfolge für den östlichen, der Arva angehörigen Theil des 
Klein Kriwan-Gebirges zu rechtfertigen. 

Eocen: 1. Feinkörniges Conglomerat mit schwarzen  Schiefern 

wechselnd. 

. Sulower Conglomerat. 

. Kreidedolomit des Rossutee (Cenomanien und Gault?) 

. Kalkmergel, Fleckenmergel und dünnplattiger Sandstein 
(Neocomien). 


Kreide: 


=» ou 


Jura: 5. Aptychenkalk, Malin 

6. Rother Knollenkalk (Csorsztiner Kalk, r 

7. Röthlichgrauer Hornsteinkalk (Dogger ?). 

8. Dunkle Fleckenkalke mit dünnblättrigen Schiefern 
wechselnd. 

9. Schwarze Kalke (Grestener Schichten?) 
Rhätisch? 10. Kalk mit Schalenauswitterungen (Kössener Schichten ?). 

Trias: 11. Quarzige zerbröckelnde Schiefer (Keuper). 

12. Weissgeaderte Dolomite und Kalke. 
Paläozoisch? 13. Quarzit. 
14. Granit. 

Die älteren dieser Schichten bis zum Neocomien scheinen nach dem 
Durchschnitte des Zazriwa-Thales concordant übereinander zu folgen; das 
Neocomien jedoch, welches im Zazriwa-Durchschnitte ebenfalls regelmässig 
über die Juraschichten folgt, scheint unmittelbar westlich von dem erwähn- 
ten Durchschnitte die Jurazone in übergreifender Lagerung zu verdecken, 
denn genau an der Stelle, wo nach dem, im Zazriwa-Thale deutlich zu con- 
statirenden Streichen die westliche Fortsetzung des Aptychenkalkes, des 
Usorsztiner-Kalkes, des Hornsteinkalkes und der Liasfleckenkalke zu suchen 
wäre, (im Czerweny-Thale) findet man die Neocomienmergel unmittelbar 
auf den älteren dolomitischen Kalken aufliegend. 

Es wäre wohl kaum zu rechtfertigen, wollte ich aus den, in einem 
kleinen und künstlich begrenzten Gebiete gewonnenen Resulsaten irgend 
welche weitergehende , theoretische oder genetische Folgerungen ziehen, 
wie man sie bei Besprechung eines Gebietes, das ein geologisches Ganzes 
daxstellt, zu finden gewohnt, und auch zu erwarten berechtigt ist. Ueberdiess 
gestalten die vielfachen Verwerfungen und Faltungen, die Petrefactenarmut, 
und die petrografische Aehnlichkeit stratigrafisch einander fernstehender 
Schichten die Beobachtung in diesem Gebirgstheile zu einer so schwierigen 
und unsicheren, dass man sich bei Besprechung dieses ungünstigen Gebietes 
gern auf rein empirische Daten beschränkt. 


Lias: 


ll. Das Klippengebiet. 


Es ist bereits wiederholt auf die Reihe isolirter Kalkberge hingewiesen 
worden, welche in der, vom Waagflusse durchströmten südlichen Abdachung 
des mährischen Grenzgebirges (im Treneziner Comitate) beginnt, in einem 


1) A. a. 0. S. 44 und 45. 


fi 3] Die nördliche Arva. . 213 


nach Norden convexen Bogen die Karpathen umschliesst, im Saroser 
Comitate ihr östliches Ende erreicht, und unter den Namen der „Klippen- 
reihe“ bekannt ist. 

Genauer betrachtet, zerfällt der erwähnte Bogen in zwei von einander 
getrennte Kreissegmente. 

Der westliche umfasst die Klippen des Treneziner Waagthales, hat 
seinen nördlichsten Punkt in der Klippengruppe von Radola, seinen östlichsten 
in der Klippengruppe von Zazriwa. . 

Dieselbe auffallende Dislocationslinie, welche das Klein - Kriwan- 
Gebirge gegen Osten plötzlich abbricht, bedingt auch die Trennung der 
Klippenreihe in zwei Theile; die Klippen sammt den, dieselben umgebenden 
Gebilden des älteren Karpathensandsteines erscheinen zwischen Zazriwa 
und Nagyfalu mit einemmale in Form einer Horizontal-Verschiebung gegen 
Süden gerückt. Der hierdurch von dem kleineren, westlichen abgetrennte 
grössere östliche Klippenbogen beginnt mit den Klippen des Arvathales, 
erreicht seinen nördlichsten Punkt in den Klippen von Rogoznik und Osorsztyn 
(in Galizien), und seinen östlichsten in denen des Saroser Comitates. Dieser 
östliche Theil der Klippenreihe ist durch die grosse Terrainsenkung zwischen 
Bobrow und Illadowka noch einmal unterbrochen, doch treten jenseits der- 
selben (bei Rogoznik) genau in der Fortsetzung der Linie, welche die Klippen 
des Arva- und Oravitzathales einhalten, die Klippenbildungen wieder auf, 
ohne dasswie zwischen Zazriwa und Nagyfalu, eine bedeutendere Horizontal- 
Verschiebung zu beobachten wäre. 

So sehr aber das Auftreten der Klippen im Ganzen betrachtet, an eine 
scharf markirte Streichungslinie gebunden ist, so wenig ist in den allermeisten 
Fällen eine Gesetzmässigkeit im Streichen der Schichten bei Vergleichung 
der einzelnen Klippen untereinander zu beobachten, so dass, wie Herr 
Director v. Hauer bemerkt!), „beinahe jeder einzelne, in der Klippenzone 
emporragende Kalkfels eine für sich abgeschlossene, mit den übrigen Klippen 
weiter nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehende Gebirgsscholle 
bildet.* Ausser der tektonischen ist jedoch auch eine nicht minder auf- 
fallende stratigrafische Individualisirung der einzelnen Klippen zu beobachten, 
denn nicht selten sieht man Schichten, die in einer Klippe mächtig und 
petrefactenreich entwickelt sind, in einer oft nur wenige Schritte davon 
entfernten Klippe gänzlich fehlen, oder nur in Rudimenten angedeutet. 

Die in letzterer Zeit wiederholt zur Sprache gebrachte Frage über den 
Entstehungsgrund der so auffallenden Erscheinung der Klippen, ist trotz der 
in den letzten Jahren wesentlich erweiterten Kenntniss der Zusammen- 
setzung derselben noch zu keiner befriedigenden Lösung gelangt. 

Dass die Klippen wohl sicher nicht Korallenriffe sind, hat schon 
Dr. v. Mojsisovics?) hervorgehoben, und ich kann mich in dieser Be- 
ziehung der Ansicht des Genannten vollkommen anschliessen, nachdem ich 
im Laufe der letzten Jahre über fünfzig Klippen zu untersuchen Gelegenheit 
hatte, und überall Cephalopoden-Anhäufungen, Crinoidenkalke, mehr oder 
weniger mergelige Kalke und thonige Schiefer, nirgends aber echte Korallen- 
bildungen an der Zusammensetzung derselben Antheil nehmen sah. Mehr 
als dieses negative Resultat scheint mir aus den bisherigen Erfahrungen 


") Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 14. 
®) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 16. 


244 C. M. Paul. [14] 


nicht hervorzugehen, und die Aufstellung einer positiven Theorie dürfte 
wohl für jetzt noch verfrüht sein. 

Auf einen Umstand, der vielleicht bei den gegen Osten fortschreitenden 
Untersuchungen einige Bedeutung erlangen kann, glaube ieh die Aufmerk- 
samkeit der Fachgenossen noch lenken zu müssen; es ist dıess der Zusam- 
menhang, der zwischen dem Auftreten der Klippen, und der, noch so sehr 
der Aufhellung bedürftigen Gliederung der Karpathensandsteine zu bestehen 
scheint. Wo es bisher gelungen ist, die tiefere, der mittleren und oberen 
Kreide angehörige Etage der Karpathensandsteine paläontologisch nach- 
zuweisen, und dieselbe scharf von der höheren, eocenen zu trennen (wie 
namentlich im Treneziner Comitate) gehören die Klippen aus- 
schliesslich der Zone der Kreidesandsteinean. Die südliche 
Grenze der Eocensandsteine des Javornik-Gebirges und der Beskiden, welche 
aus der Gegend von Lednice (unweit von Bellus) zwischen Ober und Unter 
Marikowa hindurch, über Papradne, Stjavnik, Rovne, Dlhepole gegen Kissuc- 
Neustadtl läuft, weiter gegen Osten durch den Südabhang des Vojenne- 
Gebirges bezeichnet ist, und in der Arva in dem Höhenzuge Kubinska hola — 
Priszlop und der Arvaer Magura ihre zwar räumlich gegen Süd verschobene, 
aber petrographisch sichergestellte Fortsetzung findet, — diese Grenze ist 
zugleich die Nordgrenze der Klippen, und es ist mir nördlich von derselben 
auch nicht ein einziges Klippenvorkommen bekannt geworden. 

Ich glaube daher "mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behaupten zu 
können, dass wir die östliche Fortsetzung der Kreidesandstein - Zone des 
Waagthales in derjenigen Linie zu suchen haben werden, die ich früher als 
den östlichen Klippenbogen bezeichnete. 

Im westlichsten Theile dieses Bogens, in der Umgebung der Klippen 
des Arvathales ist es mir im Laufe des letzten Sommers bereits gelungen, 
mindestens petrographische Analoga dieser Kreidebildungen wiederzufinden, 
leider hatte ich nicht Gelegenheit, in den Sandsteinen, welche die Klippen 
von RogozZnik und Csorsztyn, und die des Saroser Comitates umgeben, 
persönlich nach Belegen für meine oben ausgesprochene Vermuthung suchen 
zu können. 

Nachdem die Frage nach der genetischen Erklärung der Klippen eine 
noch ungelöste ist, erscheint auch die scharfe Präcision des geologischen 
Begriffes der Klippe mit Schwierigkeiten verbunden, und doch wäre bei der 
- Bedeutung, welche die fragliche Erscheinung für die Karpathengeologie 
besitzt, in dieser Beziehung Uebereinstimmung wünschenswerth. Dass man 
nun wohl nicht mehr jeden isolirten Kalkfelsen im geologischen Sinne eine 
Klippe nennen kann, scheint einzuleuchten, und ich möchte daher vorschlagen, 
bei der Begriffsbestimmung der Klippe namentlich die tektonischen Ver- 
hältnisse im Auge zu halten, und als Klippen diejenigen Inseln älterer 
Gesteine im Karpathensandstein-Gebiete zu bezeichnen, welche, ohne dem 
Gesammtbaue des Gebirges regelmässig eingefügt zu sein, theils jede für 
sich, theils in kleinen Gruppen unter einander verbunden, eigene, unab- 
hängige stratigrafische Systeme darstellen. 

Unter solchen Verhältnissen sah ich Bildungen des unteren, mittleren 
und oberen Lias, des Dogger und Malm auftreten ; die Neocomien-Bildungen 
dagegen scheinen mir, obwohl sie in der kalkigen Entwicklung zuweilen die 
Form klippenähnlicher Inseln annehmen, nicht in den Begriff einbezogen 
werden zu dürfen, indem sie einerseits mit dem umgebenden Karpathen- 


[1 5] . Die nördliche Arva. 215 


sandsteine stellenweise durch Wechsellagerung eng verbunden, andererseits 
von den, unter einander concordanten Lias, Dogger und Malm-Gesteinen, 
welche sie gewöhnlich mantelförmig umgeben, durch eine auffallende, bei- 
nahe an allen Localitäten constatirbare Discordanz getrennt sind. 

Ueber die Zusammensetzung und das Vorkommen der Klippen des 
Arvaer Comitates soll uns nun eine möglichst kurz gehaltene Betrachtung 
der einzelnen Localitäten, von West nach Ost, Aufschluss geben. 

Klippengruppe von Zazriwa. Wenn man bei den nördlichsten 
Häusern des Dorfes Zazriva das westliche Gehänge des Thales betrachtet, 
so hat man graue oder braune, kalkreiche, mit dicken weissen Kalkspath- 
adern durchzogene Sandsteine vor sich, welche, aus der Gegend von Sillein 
über StraZa, nördlich bei Tjerhove vorbei, hierher streichen, vielfach mit 
Conglomeraten in Verbindung stehen, und die ich als die direete Fortsetzung 
der Gesteine betrachte, die bei Orlowe und Vrtizer Exogyra columba führen, 
- überall in ihren höheren Lagen die charakteristischen Einlagerungen von 
dunklen Conglomeraten aus krystallinischen Geschieben enthalten und an 
vielen Stellen von einer mächtigeren Lage dieses Conglomerates mit Hip- 
purites sulcata bedeckt werden. Wir haben hier somit wahrscheinlich die 
mittlere, demCenomanien und Turonien entsprechende Etage des Karpathen- 
sandsteines vor uns. 

Gleich hinter den nördlichsten Häusern des Dorfes, unmittelbar unter- 
halb der Thaltheilung findet man die dünnplattigen Sandsteine, die wir im 
Durehschnitte des Klein-Kriwan-Gebirges am Südfusse des Rossutec kennen 
gelernt haben, und gleich darauf lichte, kalkige Neocomienmergel. Man hat 
bier drei Thäler vor sich, geht man durch das mittlere derselben gegen 
Norden, so findet man, (bei den einzeln stehenden Häusern) dunkle Flecken- 
mergel, und an der Stelle, wo sich das Thal plötzlich stark verengt, rothen 
Knollenkalk, der mit senkrechten Schichten gegen SO., quer durch das Thal 
streicht, und auf beiden Seiten zu beobachten ist. Er wechselt mit lichteren 
Kalkbänken, und enthält unbestimmbare Ammonitenspuren. 

Hat man diese Schichte verquert, so kommt man auf lichte Flecken- 
mergel, in denen ich 

Ammonmites T'hetys d’ Orb. 
und Aptychen aufland, die somit neocom sind. 

Unterhalb des Kammes des Havranskyberges, der das Westgehänge 
des Thales bildet, sieht man jedoch den Knollenkalk wie ein rothes Band 
fortstreichen, und in dem, von Westen kommenden Seitenthälchen tritt er 
auch wieder in’s Thal herab; das Streichen dieses Gesteines erscheint hier- 
nach in einem rechten Winkel gebrochen, indem die Schichten am Eingange 
des Thales senkrecht auf die Thalrichtung stehen, weiterhin aber parallel 
mit demselben fortstreichen. 

Der westliche, dem Thale abgekehrte Abhang des Havranskyber ges 
besteht aus dunkelgrauen, gefleckten Kalken, in denen ich 

Ammonites raricostatus Zieth. und 

Avicula inaequiwalvis Sow. 
gesammelt habe, und die somit als Unter-Lias sichergestellt sind. Hierher 
sind wohl auch die dunklen Fleckenmergel bei den einzelnen Häusern vor 
der Thalverengung zu stellen. 

Die Neocomien-Fleckenmergel ziehen sich von hier am Nordgehänge 
des Kozinec-Thales weit gegen Osten fort, und enthalten hier noch einmal 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1868. 18. Band, 2. Heft. 29 


216 ©. M.»Paul. [16] 


eine kleine Insel von Knollenkalk. Ebenso sind sie südlich vom Kozinec- 
Thale, zwischen Zazriwa und dem Waskow-Berge entwickelt. 

Im Bette des Zazriva-Baches, namentlich im Orte selbst, stehen blau- 
graue Mergelschiefer und dünngeschichtete, sandig-kalkige Gesteine an, 
welche den Kreidekarpathen-Sandsteinen stellenweise ähnlich, andererseits 
aber auch sehr an die Posidonomyen-Schiefer erinnerten, in denen weiter 
im Osten eine charakteristische Fauna des Unterooliths auftritt. Nach langem 
vergeblichen Suchen fand ich endlich wirklich unterhalb der Brücke am 
südlichen Ende des Dorfes dieselbe Posidonomya, welche an den, später 
näher zu schildernden Localitäten von Lehotka, Dubowa ete. im Verein mit 
bezeichnenden Dogger-Ammoniten vorkommt, so dass auch diese Schichte 
in der Klippengruppe von Zazriwa nachgewiesen erscheint. Aehnliche dunkle 
Schiefer, die wohl auch hierher gehören dürften, stehen in dem Thälchen 
zwischen dem Klobu@nik- un Havranskyberge an. Am Havranskyberge 
selbst, wo diese Schichte zwischen dem Unterlias und dem Malm (dem 
rothen Knollenkalk) gesucht werden sollte, konnte ich dieselbe nicht auf- 
finden. Möglicherweise stellt der braune Kalkstein, über den sich der 
Wasserfall am Nordabhange des Hayranskyberges herabstürzt, ein Analogon 
derselben dar. 

Die Localität ist im Allgemeinen wegen der höchst verworrenen La- 
gerungsverhältnisse für stratigrafische Studien sehr ungünstig, und ich be- 
gnüge mich daher zu constatiren, dass bei Zazriva eine ausgedehnte, bisher 
noch von keinem Forscher erwähnte Klippengruppe existire, in der Lias, 
Dogger und Malm nachgewiesen sind, die mit Neocomien in Verbindung 
steht, und das östliche Ende der Klippenreihe des Waagthales darstellt, 
welche hier, wie bereits erwähnt, abbricht, um weiter im Süden mit den 
Klippen des Revisnye-Thales wieder aufzutreten. 

Revisnye-Thal. Dieses Thal, welches östlich von Nagyfalu (Wel- 
kaves) in das Arvathal einmündet, stellt ein wellenförmiges Sandstein- 
Hügelland dar, aus dem sich zahlreiche Kalkinseln erheben, die durch Form 
und Vegetation scharf markirt, und in der Gegend unter dem Namen 
„Mohilky“ bekannt sind. 

Der Sandstein ist, wenigstens im südlichen Theile des Thales nicht 
aufgeschlossen, und die verwitterten, auf den Feldern herumliegenden Stücke 
geben über die Etage desselben keinen Aufschluss. 

In den Kalkbergen lassen sich auf den ersten Blick zwei Formen unter- 
scheiden: Die unregelmässig geformten, ruinen- und mauerartigen Felsen 
der eigentlichen Jura-Klippen, und die regelmässig kegelförmigen, stellen- 
weise zu kleinen Hügelketten sich vereinigenden Neocom-Kalkinseln. 

Wenn man vom Thaleingange gegen Norden geht, hat man zunächst 
links, noch bevor man den Ort Revisnye erreicht, einen auffallenden, röthlich 
gefärbten Felsen vor sich, den ersten auf dieser Thalseite. Er besteht 
aus einem rothen Mergel mit kalkigen Lagen wechselnd. In dem Mergel 
fand ich: 

Aptychus lamellosus Park. 
in zahlreichen und gut erhaltenen Exemplaren ;» auch Ammoniten aus 
der Familie der Planulaten kommen häufig, aber in schlecht erhaltenem 
Zustande vor. 

Gegenüber von diesem Felsen mündet ein kleines, von NO. herkom- 
mendes Seitenthälchen ein. In diesem bemerkt man eine Klippe, die genau 


[17] Die nördliche Arva. 217 


das Ansehen eines alten Mauerwerkes besitzt. Sie. besteht aus rothem Cri- 
noidenkalk, in dem eine Terebratula (Macandrewia) gefunden wurde, die, 
wenn auch specifisch nicht bestimmbar, doch an die Formen der Klaus- 
schichten erinnert. Aus demselben Crinoidenkalke besteht ein kleiner, leicht 
zu übersehender Felsen auf der Westseite des Thales, am Ostgehänge des 
Skalica-Berges, wo ein kleiner Aptychus darin gefunden wurde. 

Die übrigen auffallenderen „Mohilky“ bestehen aus lichten Neoeomien- 
Kalkmergeln. In dem gerade westlich vom Dorfe Revisnye gelegenen Kalk- 
hügel habe ich 

Ammonites multseinctus Hamer und 
2 Grasianus d’Orb., 
ausserdem Aptychen vom Typus des Aptychus Didayı gesammelt. 

Der ‚grösste Neocom-Kalkberg, der Skalica-Berg auf der Westseite 
des Thales sendet nördlich vom Dorfe Revisnye einen mit Gebüsch bewach- 
senen Ausläufer in das Thal herab. An der Stelle, wo dieser Ausläufer an 
den Rand des Baches tritt, sieht man rothen Knollenkalk (Csorsztyner 
Kalk) mit Aptychen- und Planulaten-Fragmenten unter dem lichten Neoco- 
mien-Kalkmergel liegen. Ueber diesem folgen, wenn man weiter gegen 
Norden schreitet, zuerst die bekannten dünnplattigen Sandsteine, welche 
noch vielfach mit kalkigen Lagen wechseln, und dann die knolligen, weiss 
geaderten Sandsteine, die ich als die tiefere, der Kreide angehörige Abthei- 
lung der Karpathen-Sandsteine betrachte. 

Man kann sich hier recht deutlich von dem allmähligen Uebergange 
aus den kalkigeren zu den sandigeren Schichten, und von der Zusammen- 
: sehörigkeit der Neocomien-Kalkmergel mit den tieferen Lagen der Karpa- 
then-Sandsteine überzeugen. 

Noch etwas weiter nördlich findet man, schon ganz nahe am Rande 
des Klein Kriwan-Gebirges aus diesen Sandsteinen noch zwei Crinoiden- 
Kalkklippen hervorragen, die keine Petrefacte lieferten, aber wohl mit dem 
obenerwähnten Crinoidenkalke, den wir als Klippen bildendes Gestein in 
der ganzen Arva sehr häufig wiederfinden, zusammenzustellen sind. 

Das Thal von Benyova Lehota zeigt im Allgemeinen ähnliche 
Verhältnisse. Die Sandsteine gehören wohl zum grössten Theile dem Zuge 
eocener Sandsteine an, welche zwischen Zarkalya und Pärnica vom südli- 
chen Arva-Ufer auf das nördliche übertreten, und sich wohl in der Gegend 
von Benyova Lehota mit dem öfter erwähnten nördlichen Eocen-Sandstein- 
zuge der Kubinska hola vereinigen. 

Aus diesen Sandsteinen ragen zahlreiche Inseln aus Neocom-Kalk- 
mergeln hervor, an deren Rändern jedoch beinahe immer, sowohl in diesem 
als in den angrenzenden Thälern, eine Zone der dünnplattigen Sandsteine, 
wenn auch stellenweise nur in Spuren zu beobachten ist. 

An der Basis der Kalkmergel finden wir hier (am südlichen Ende 
des Dorfes Benyova Lehota) zum erstenmale ein Gestein auftreten, welches 
wir in demselben Niveau noch häufig in der Arva wiederfinden werden, und 
vorläufig als Unterneocom bezeichnen. Es sind röthliche, in der Verwit- 
terung weisse Mergel, selten kalkig, häufiger sandig, und an mehreren 
Stellen mit Sandsteinbänken in Wechsellagerung. Ausser Fucoidenspuren 
enthalten sie keine Petrefacte. 

Eigentliche Juraklippen wurden in dem Thale von Benyova Lehota 


nicht beobachtet. 
29* 


218 C. M, Paul, [18] 


Zaskalya-Thal. Am Eingange des Thales (nördlich von Zaskalya, 
süd-westlich von Mokrad) stehen grobkörnige, eocene Sandsteine an. Die 
Entblössung am Arva-Ufer, südlich vom Eingange in das Zaskalya-Thal be- 
steht aus grauen oder röthlichen, mit Conglomeraten in Verbindung ste- 
henden Schiefern und gefleckten Mergeln, welche den Eocensandstein unter- 
teufen, unbestimmbare Bivalven enthalten, und ihrer petrographischen Be- 
schaffenheit nach an die Schiefer mit Amm. tardefurcatus erinnern, die wir 
im Dedina-Thale bei Krasnahorka kennen lernen werden, und die dem 
Gault entsprechen. Sie sind nur am Arva-Ufer in einem schmalen Streifen 
entblösst und reichen nicht in das Thal hinein. 

Der erste, aus dem Eocensandsteine auf der Südwestseite des Thales 
hervorragende Felsen besteht aus Crinoidenkalk. Dieser Felsen bezeichnet 
das nördliche Ende einer Terrainstufe, welche die Sandsteine in ein tieferes 
östliches, und ein höheres westliches Plateau scheidet, und an deren gegen 
Osten gerichteten Abhange Neocommergel in Verbindung mit Kreidesand- 
stein unter dem Eocensandsteine hervortreten. 

Der zweite und auffallendste Kalkberg auf dieser Thalseite, der Trny 
wrch, besteht seiner Hauptmasse nach aus Neocomien-Kalkmergeln, welche 
von der Spitze desselben quer durch das Thal herabziehen, und sich mit 
dem Neocomien-Kalkberge auf der nordöstlichen Thalseite vereinigen. An 
der südlichen Basis des Trny wrch treten unter dem Neocomienkalke blau- 
graue Schiefer mit Posidonomyen (unterer Dogger) in sehr beschränkter 
Ausdehnung hervor. An seinem Ost-Abhange gegen das Zaskalya-Thal er- 
scheint mitten im Neocom eine Insel von Crinoidenkalk. Am Nord-Abhange 
endlich sieht man wieder die häufige Wechsellagerung von kalkigen und 
sandigen Schichten, welche endlich mit dem Auftreten der grobkörnigen 
Eocen-Sandsteine der Kubinska hola ihr Ende erreicht. 

Am Nordostgehänge des Thales besteht der erste auffallende Kalk- 
berg (der Homola-Berg), ebenfalls aus Neocomien, welches jedoch petro- 
graphisch von dem des Trny wrch abweicht; man hat hier dunkle Mergelkalke 
mit weichen Schiefern wechselnd. Im Mergelkalke fand ich einen Ammo- 
niten, dessen innere Windungen genau mit Amm. Astierianus d’Orb. 
stimmten, während die äusseren durch gröber werden der Rippen abwei- 
chen; in den weichen Mergeln kommen grosse Aptychen vor, die jedoch 
beim Versuche sie zu gewinnen, stets zerbröckeln, so dass ich kein bestimm- 
bares Exemplar erlangen konnte. 

Auf der Höhe dieses Berges (an der Wasserscheide zwischen dem 
Zaskalya- und Jelsava-Thale) tritt ein lichter, gelblicher oder röthlicher 
Kalk auf; Herr Ingenieur A. Nadeniczek hat an dieser Stelle gesam- 
melt und uns die gewonnenen Stücke freundlichst übersendet. Ich konnte 
daraus 

Terebratula Diphya F. Col. 

Ammonites ptychowcus Quenst. 

Aptychus lamellosus? Park. 
bestimmen; ausserdem liegen zahlreiche aber nicht sicher erkennbare Fim- 
briaten, ein Belemnit und ein Fragment eines Pecten vor. 

Etwa 15—20 Klafter abwärts von dieser Stelle gegen das Zaskalya- 
Thal zu, tritt der bekannte rothe Crinoidenkalk auf. Ich habe hier eine 
Rhynchonella, an Rh. plicatella erinnernd, gesammelt. Unmittelbar darun- 
ter endlich findet man ein kalkig-sandiges Gestein, welches Ammoniten- 


[1 9] Die nördliche Arva. 219 


abdrücke zeigt, die zwar specifisch unbestimmbar, doch den Arietentypus 
deutlich erkennen lassen. 

Wir haben hier somit Lias, wahrscheinlichen Dogger und Malm; alles 
dieses scheint, soweit es der bebaute Boden erkennen lässt, von Neocomien 
umgeben zu sein. Deutlicher werden wir diess Verhältniss an weiter östlich 
gelegenen Klippen kennen lernen. 

Ausser den Stücken vom Homola-Berge lag in der Sendung des Herrn 
v. Nadeniczek ein Stück mit der Fundorts-Angabe: „von den kleinen, 
stellenweise hervortretenden Klippen im Zaskalyer-Thale“ vor; es ist dieses 
ein sicher erkennbares Fragment von 

Ammonites margaritatus Monff. 

(Amm. amaltheus coronatus Quenst.), 
das einzige Exemplar, durch welches das Auftreten des mittleren Lias in 
die Klippenreihe des Arva-I'hales nachgewiesen erscheint. Es ist dieses 
Vorkommen um so interessanter, nachdem, wie wir an der grossen Klippe 
von Podbjel zeigen werden, anderwärts sicherer unterer, und eben so siche- 
rer oberer Lias unmittelbar und concordant an einander grenzen. 

Jelsawa-Thal. Rechts vom Eingange des Thales (am Arva-Ufer) 
stehen Sandsteine an, welche nordöstlich streichen und nordwestlich fallen ; 
sie wechseln in den obersten Lagen mit dünnschichtigen, rothbraunen Mer- 
geln und werden (im Orte Jelsawa) überlagert von denselben rothen, in der 
Verwitterung weissen Mergeln, die wir als die Basis der Neocom-Aptychen- 
kalke und Fleckenmergel wiederholt auftreten sehen, und als Unterneocom 
betrachten. Diese Sandsteine, die am Arva-Ufer nördlich von Mokrad schön 
aufgeschlossen sind, können somit ebenfalls nicht jünger sein, als Neocom. 
Im Liegenden derselben, die zwischen Mokrad, Knja3a und Mezibrody in die 
Arva vorgeschobene Landzunge bildend, finden wir abermals röthliche Mer- 
gel, dieselben welche Stur !), durch petrographische Aehnlichkeit geleitet, 
mit den senonen Puchower Schichten des Treneziner Waagthales vereinigen 
zu können glaubte. Da die Schichten von Mokrad keine Petrefacten liefer- 
ten, so bleibt ihre Deutung wohl allerdings der individuellen Ansicht über- 
lassen, doch scheinen mir die angedeuteten Lagerungsverhältnisse sehr ge- 
gen eine Identificirung derselben mit Puchower Schichten zu sprechen. 

Geht man im Jelsawa-Thale weiter gegen Norden, so findet man bald 
im Hangenden der erwähnten röthlichen, in der Verwitterung weissen Mer- 
gel, die Neocomien-Kalkmergel, welche vom Illatke Luki-Berge in das Thal 
herabsetzen, und auf der Westseite desselben über den Hamola-Berg fort- 
setzen. 

Etwas hinter der letzten Mühle tritt in denselben eine kleine Klippe 
von rothem Crinoidenkalk auf, in dem ich eine Rhynchonella (ähnlich RA. 
subdecorat«) gefunden habe. 

Auch nördlich vom Orte Jelsawa findet man die höheren Kuppen zu 
beiden Seiten des Thales (den Malina-Berg und Ptatsnik-Berg) aus lichten 
Kalkmergeln, die wohl zum grössten Theile neocom sind, gebildet, während 
in der Thalsohle dünngeschichtete Sandsteine und Conglomerate anstehen. 

Am Südfusse des Malina-Berges fand ich ein ziemlich sicher bestimm- 
bares Fragment von 

Amm. Partschi Stur, 


1) A. a. O. Seite 102. 


220 C. M. Paul, [20] 


was darauf hinzudeuten scheint, dass an der Basis des Neocomien auch lias- 
sische Schichten, wenn auch in sehr beschränkter Ausdehnung, stellenweise 
hervortreten dürften. Ich konnte jedoch hier keine petrographischen Anhalts- 
punkte zu deren Ausscheidung gewinnen. 

Nördlich vom Malina-Berge finden wir wieder dünnplattige Sand- 
steine, und mit dem Südfusse des Cserny wrch (einer nordöstlichen Fort- 
setzung der Kubinska hola) treten wieder die mehrerwähnten grobkörnigen 
Eocensandsteine des Kubinska hola — Priszlop-Zuges auf, mit denen die 
nördliche Begrenzungslinie der Klippenvorkommen bezeichnet ist. 

Racibor-Thal. Die Neocomien-Kalkmergel des Illatke Luki-Ber- 
ges setzen nach NO. fort und bilden eine ausgedehnte Partie am Südwest- 
gehänge des Racibor-Thales, ebenso besteht auf der Nordostseite dieses 
Thales der Raczowa- und Schotta-Berg aus demselben Gesteine. Auf dem 
Kamme des letztgenannten Berges, an der Wasserscheide zwischen dem 
Racibor Thale und Raczowa-Thale habe ich 

Amm. Thetys d’Orb und 

Apt. cf. Didayi Coqu. 
darin gefunden. Etwas weiter östlich, am Gehänge des Raczowa-Thales, 
fand Foetterle (nach Stur !) 

Aptychus pusillus Pet. 

Ammonites Astierianus d’Orb. 

Toxoceras obliguatus d’Orb., 
wodurch die Deutung dieser Schichten als Neocomien sichergestellt ist. 
Innerhalb dieser Neocomienmassen treten nun wiederholt Klippen älterer 
Gesteine auf. | 

So besteht der Opaleny-Berg (der bewaldete Höhenzug westlich von 
der Poststrasse zwischen Knjaza und dem Eingange in das Racibor-Thal) 
aus Crinoidenkalk; im Racibor-Thale selbst, etwa 500 Schritte thalaufwärts 
von der Mündung des Baches, tritt ein plattiges, kalkig-sandiges Gestein 
auf, welches in der Verwitterung einem glimmerreichen Sandstein gleicht, 
und leicht mit den, die Neocomienpartien gegen Norden begrenzenden 
Karpathen-Sandsteinen verwechselt werden kann. Zahlreiche und wohler- 
haltene Exemplare von 

Ammonites raricostatus Zieth., 
die Herr Nadeniczek darin auffand, stellen das Vorkommen jedoch als 
eine kleine Insel unterliassischer Schichten fest. Auffallend ist der Umstand, 
dass die Zone des Amm. raricostatus, welche sonst in der Arva überall als 
gefleckter Kalk (sogenannter Fleckenmergel) entwickelt ist, an dieser ein- 
zigen Stelle in so fremdartiger petrographischer Erscheinung auftritt. 

Vom Hegerhause an sieht man nur mehr Sandsteine, und zwar bis an den 
Fuss des Kubinska hola — Priszlop-Zuges vorwiegend die kalkigeren, dünnplat- 
tigen Varietäten, am genannten Höhenzuge den grobkörnigen Quarzsandstein. 

Raczowa-Thal. Die erste klippenartige Hervorragung auf der 
Westseite des Thales (an der Strasse von Unterschloss nach Hrustin) besteht 
aus lichtem, dünngeschichtetem Kaikmergel, welcher mit der obenerwähnten 
srossen Neocomien-Partie des Raczowa-Berges zusammenhängt. 

Während bei der Mühle schon die Sandsteinschichten im Bachbette 
anstehen, zieht sich der Neocomienkalk links von der Strasse auf der Höhe 


1) A, a. O. Seite 102. 


[21] Die nördliche Arva. 221 


fort, und wird an der Einmündung des ersten grösseren, vom Raczowa-Berge 
herabkommenden Seitenthales von rothem Hornsteinkalk unterlagert, welcher 
im Bette dieses Seitenbaches, bei seiner Einmündung in den Raczowa-Bach 
ansteht, und petrographisch vollkommen dem rothen Horasteinkalke von 
St. Veit bei Wien gleicht. 

Hierauf folgt der Karpathensandstein, in welchem jenseits der Ein- 
mündung des Zahutov-Baches links von der Strasse, zwei kleine, orografisch 
beinahe gar nicht markirte Klippen auftreten, von denen die erste aus rotem 
Crinoidenkalk, die zweite aus Csorsztynerkalk besteht. Weiterhin ist nur 
mehr Sandstein anstehend. 

Auf der Ostseite des Thales ist von der Mühle an nur Sandstein mit 
untergeordneten Partien von Neocomkalk zu beobachten. 

Interessanter und instructiver als die bisher betrachteten Klippen- 
gruppen sind diejenigen, welche wir weiter gegen Nordost fortschreitend 
kennen lernen werden. Zunächst wäre die auffallende Klippe zu betrachten, 
welche durch das alte Arvaschloss (Arvavär) gekrönt ist; da dieselbe jedoch 
von Dr.v. Mojsissovics einer spezielleren Untersuchung unterzogen 
wurde, so übergehe ich sie hier, um den von dem Genannten zu erwartenden 
Mittheilungen nicht vorzugreifen. 

Strassendurchschnitt zwischen Unterschloss und Le- 
hotka. Verfolgt man von Unterschloss (Arvavarallya) die Poststrasse 
gegen NO., so hat man bald hinter den letzten Häusern des Ortes links 
oberhalb der Strasse einen kleinen Steinbruch vor sich, der aus lichten 
Kalkmergeln wie der kaczowa-Berg besteht, in welchem: 

Aptychus cf. Didayi Coqu. und 

Amm. Matheroni d’ Orb. 
gefunden wurden, und dessen Zugehörigkeit zum Neocomien sichergestellt 
ist. (Fig. III. 1 ) Unterhalb dieser Entblössung, am Rande der Strasse findet 
man eine Partie von Karpathensandstein und Conglomerat, welche jedoch 
von den Südgehängen des Ripa-Berges, wo diese Schichten im Hangenden 
der erwähnten Neocommergel anstehen, in historischer Zeit herabgerutscht 
ist, und sich daher nicht an der Stelle ihrer ursprünglichen Ablagerungen 
befindet. Viele Bewohner der Gegend erinnern sich noch gut an diese Ab- 
rutschung, durch welche auch eine kleine Verlegung der Strasse gegen Süd 
erforderlich wurde (2). 

Die Schichten der Neocommergel fallen flach gegen West. In ihrem 
Liegenden finden sich dunkle, sandige Fleckenmergel (3), ebenfalls fach 
gegen West einfallend, und unter diesen eine kleine Partie schwarzer 
Schiefer (4). Unter diesen liegt, mit steilen Schichten gegen West fallend, 
eine mehrere Klafter mächtige Lage von Sandstein mit zopfartigen Relief- 
Zeichnung‘ n auf den Schichtflächen (5), welcher gegen Osten wieder von 
dunklen Schiefern (6) unterlagert wird. An der Grenze zwischen den beiden 
letztgenannten Bildungen ist eine deutliche und zweifellose Wechsellagerung 
zu beobachten. 

In den Schiefern findet sich an der Stelle, wo ein kleiner, aber 
ziemlich tief einschneidender Wasserriss die Strasse kreuzt, eine reich- 
haltige Fauna des unteren Doggers, aus der ich die folgenden Arten be- 
stimmen konnte: 

Ammonites Murchisonae Sow., 
N opalinus Rein., 


222 ©. M. Paul. [22] 


Ammonites ophioneus Ben., 

h scissus Ben., 

1 Beyrichi 2 Schloenb , 
Posidonomya opalina Quenst., 
Inoceramus amygdaloides ? Goldf. 

Am häufigsten ist die Posidonomya, welche das Gestein stellenweise 
ganz erfüllt, und die Bezeichnung desselben als Posidonomyen-Schiefer 
rechtfertigt. Amm. Mwurchisonae und opalinus, deren Hauptlager nach 
Dr. v. Mojsissovies!) in dem Klippengebiete der Tatra zwei getrennte 
Zonen bezeichnen, liegen hier ganz sicher beisammen, indem ich wiederholt 
beide Arten auf derselben Schieferplatte beobachtet, und auch Handstücke 
mit Resten von beiden gesammelt habe. Ä 

Unter diesen Schichten liegen wieder Fleckenmergel (7), ähnlich wie 
3, mit grossen Fueoiden, in denen ein Ammoniten-Abdruck gefunden 
wurde, der wahrscheinlich Ammonites Nodotianus aus dem Unter-Lias 
angehören dürfte. 


M 


Nage, 


| N NR 
/} N (hi A 
SLR 


1. Neocom-Aptychenkalk. 2. Karpathen-Sandstein. 3. Fleckenmergel. 4. Schwarze Schiefer. 5. Sandstein. 
6. Posidonomyenschiefer, 7. Fleckenmergel. 


Gegen Nord wird die ganze Entblössung von Karpathensandsteinen 
begrenzt. Die scharfe Begrenzung derselben gegen die wohl sicher dem 
Dogger zuzuzählenden Sandsteine, die wir im Hangenden der Posido- 
nomyen-Schiefer kennen lernten, wird wohl stets eine sehr schwierige und 
unsichere bleiben. 

Während wir zwischen den Neocomien-Mergeln und den Dogger-Ge- 
steinen zwar einen Fleckenmergel zweifelhaften Alters, aber keine Spur von 
den bekannten Crinoidenkalken und Csorsztynerkalken auftreten sehen, 
finden wir den kleinen, gegenüber von der Entblössung der Neocommergel 
aus dem Arvaflusse auftauchenden Felsen aus Crinoidenkalk bestehen; die 
Schichten desselben streichen gegen Nord, sind jedoch auf der linken 
Strassenseite nicht zu verfolgen, indem sie unter der erwähnten Karpathen- 
Sandstein-Abrutschung, und dem Neocommergel verschwinden. 

Die Lagerungsverhältnisse des geschilderten Durchschnittes, wo die 
Schichten des Doggers sehr steil, beinahe senkrecht stehen, die Neocom- 
mergel dagegen Nach gelagert sind, liefern einen Beweis für die obener- 
wähnte Discordanz zwischen Jura und Neocomien, wie wir deren noch 
mehrere in der Arva wiederfinden werden. 

Lehotka-Thal. Wenn man vom Orte Lehotka aus in dem gleich- 
namigen Thale gegen Norden aufsteigt, hat man zunächst beim Orte Sand- 


lm 


!) Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. 16. 


[23] Die nördliche Arva. 223 


steine, die kalkreich und plattig sind, mit den grobkörnigen eocenen Quarz- 
sandsteinen desKubinska hola und Magura-Zuges keine Aehnlichkeit haben, 
und die tiefere, wohl zum grösstentheile der Kreide augehörige Etage der 
Karpathensandsteine bezeichnen. | 

Rechts vom Thaleingange hat man eine auffallende Klippe vor sich. 
(Fig. IV). Indem man zu ihr hinaufsteigt, sieht man sie mantelförmig von 
liehten Neocom - Kalkmergeln Fig. IV. 
umgeben; in denselben fanden 
sich Aptychen-Fragmente, die, 
wenn auch schlecht erhalten, 
doch sicher in die Reihe der, 
dem Apt. Didayi Coqu. ver- 
wandten Formen gehören. Der 
Klippenfelsen selbst besteht 
zum grössten Theile aus dem 
oft erwähnten rothen Crinoiden- 
kalke, mit grossen Pentacrini- 
ten, dessen Schichten steilnach 
Norden einfallen und in ihrem Pr 
Hangenden eine nur wenige Kan). I Hoher Crmeidenkalk. 1Y. Einries, In welchen? die 
Fuss mächtige Bank von TO- Schichten der Pos. ER een Amm. cornucopiae bloss- 
themKnollenkalke (Csorsztyner 
Kalk) mit undeutlichen Ammoniten-Spuren tragen. 

Crinoidenkalk mit einer innig verbundenen Lage von Csorsztyner 
Kalk im Hangenden, das Ganze umgeben von Neocomien — diess ist ein 
sehr häufig wiederkehrender Klippen-Typus in der Arva und man irrt selten, 
wenn man bei den‘zahlreichen zahn- und mauerförmig aus dem Neocomkalk 
oder Sandsteingebiet auftauchenden Klippen des Gebietes, von denen hier 
natürlich nur die bedeutenderen geschildert werden können, diese Zusam- 
mensetzung voraussetzt. 

Die Klippe von Lehotka zeigt aber auch das Liegende dieser Schich- 
ten. Der Mantel von Neocom-Aptychenkalk, der dieselben umgibt, ist 
nämlich von Schluchten und Wasserrissen durchzogen, und in einem dersel- 
ben, der von der Spitze gegen SW. herabführt, erscheinen die Posidono- 
myen-Schiefer, die wir früher als Repräsentanten des Unterdoggers kenuen 
gelernt haben, als Unterlage des Crinoidenkalkes entblösst. Aus demselben 
Risse stammt ein, von Herrn Nadeniczek eingesendetes, ziemlich deut 
lich erkennbares Fragment von 

Ammonites cornucopiae Young, 
daher hıer auch die Schichten des oberen Lias entblösst zu sein scheinen. 

Geht man von der Klippe am Ostgehänge des Lehotka-Thales gegen 
NNO., über den KnaZorowa-Berg gegen den Magura-Kamm hinauf, so er- 
hält man beifolgenden Durchschnitt. (Fig. V., Seite 224.) 

Die erste, mit Gebüsch bewachsene Kuppe nördlich von der Klippe 
besteht aus dem grobkörnigen Quarzsandsteine der Magura (7), eines der 
wenigen isolirten Vorkommnisse dieses Gesteines, welches sonst im Süden 
der mehrerwähnten Höhenzüge des Vojeune-Gebirges, der Kubinska hola 
und der Magura, welche ganz aus demselben bestehen, nicht aufzutreten 
pflegt. Unmittelbar darunter findet man wieder die dünnplattigen und kal- 
kigen Varietäten der Sandsteine (6), die durch die grosse Partie von 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft. 30 


294 C. M. Paul. [24] 


Fig. V. 
NNO. SSW. 
Magura Knazorawa- Klippe von Dorf 
kamm Berg Lehotka Lehotka 


1. Schichte des Amm. cornucopiae (Ob. Lias). 2. Schichte der Pos. opalina (Unt. Dogger), 3. Rother 
Crinoidenkalk (Ob. Dogger?). 4. Csorsztyner Kalk (Malm). 5. Neocom- Aptychenkalke und Mergel. 
6. Kreidesandsteine. 7. Grobkörniger Quarzsandstein (Eocen). 
Neocom-Aptychenkalken, die den Knazorawa-Berg zusammensetzen, unter- 

lagert werden. 

Am Nordgehänge des genannten Berges, an dem Kamme, der das 
Lehotka-Thal vom Lhota-Thale scheidet, tritt eine kleine Klippe von dunkel- 
rothem Csorsztyner Kalk, mit Spuren von Crinoiden-Kalk, aus den Neocom- 
kalken hervor; im Csorsztyner Kalke finden sich hier wieder schlecht er- 
haltene Ammoniten, und zwar vorwiegend Planulaten. 

Von hier gegen den Magura-Kamm hat man zuerst die dünnplattigen 
und kalkigen, am Magura-Kamme die grobkörnigen, quarzigen Sandsteine, 
dieich der Kürze wegen Magura-Sandsteine nennen will. 

Arva-Ufer von Lehotka bis Dluha. Verfolgt man von Lehotka 
die Poststrasse Arva aufwärts, so gelangt man unmittelbar vor den west- 
lichsten Häusern des Dorfes Lhota zu einem Steinbruche, in welchem Kar- 
pathen-Sandsteine aufgeschlossen sind. Die Sandsteine sind feinkörnig, 
glimmerreich, blaugrau, in der Verwitterung gelblich, und stellenweise auf 
den Schichtflächen mit einer Menge kleiner, verkohlter Pflanzenfragmente 
bedeckt. In den höheren Lagen derselben treten Conglomeratschichten auf. 

Wer jemals die cenomanen Exogyren-Sandsteine des Treneziner 
Waag-Thales sah, muss hier durch die auffallende petrographische Iden- 
tität der Gesteine an dieselben erinnert werden. Auch ein Fragment eines 
Inoceramus (ähnlich In. mytiloides), das die Herren Stur und Mayer 
hier auffanden, spricht dafür, dass wir es hier mit Kreidesandsteinen zu 
thun haben. 

Hieher gehören wohl auch die Sandsteine und Schiefer, welche nörd- 
lich von Lhota mit steilen, stark gestörten Schichten am Rande der Strasse 
anstehen und in denen ich (am Eingange des Thälchens, welches nördlich 
von Lhota bei der Strassenbiegung einmündet), ebenfalls einen Inocera- 
mus gefunden habe. Doch ist man hier nicht mehr ganz sicher vor einer 
Verwechslung mit dem Doggersandsteine, den wir zwischen Unterschloss 
und Lehotka kennen lernten, denn wir finden hier wie dort auf den Schicht- 
flächen sehr ähnliche zopfartige Reliefzeichnungen , und auch der Inocera- 
mus ist demjenigen ähnlich, der bei Lehotka in den Posidomyen-Schiefern 
mit Amm. mwrchisonae ete. vorkommt. 

Diese Schichten stehen von der erwähnten Einmündung des Thälchens 
bei der Strassenbiegung noch etwa bis auf den halben Weg gegen Dubowa 
an der Strasse an, dann folgen röthliche Schiefer und sandige Flecken- 
mergel, welche gegen West (also unter die vorigen Schichten) einfallen. 


[25] Die nördliche Arva. 225 


Unter diesen liegt (an der Einmündung des Dubowa-Thales) der echte 
Posidonomyen-Schiefer, mit Pos. opalina Quenst. und Ammoniten-Spuren, 
genau so wie bei Lehotka. 

Die Posidonomyen-Schichten bilden von hier bis zur Brücke (nord- 
östlich von Dluha) den Rand der Strasse, welche, abgesehen von den durch 
den Lauf des Flusses bedingten Krümmungen, im Ganzen dem Streichen 
derselben folgt. 

Zwischen Dubowa und Dluha sind in einem grossen Steinbruche an 
der Strasse diejenigen Schichten aufgeschlossen, welche man nach der La- 
gerung als den tieferen Theil der Posidonomyen-Schichten betrachten muss. 
Es sind Fleckenmergel mit dunklen Schiefern wechselnd. Das Streichen ist 
sehr deutlich ONO., das Fallen NNW. Es fanden sich hier; 

Ammonites ophioneus Ben., 

Aptychus nov sp., 

Posidonomya opalina Quenst., 

Inoceramus amygdaloides Goldf., 

Pecten sp. ; 
ausserdem Falciferen, die jedoch nicht sicher bestimmbar waren. Hiernach 
sind wohl auch diese tieferen Lagen noch dem unteren Dogger und nicht 
dem Lias zuzuzählen; dagegen ist der obere Lias hier anı südlichen Arva- 
Ufer, wo die Liegendschichten der in Itede stehenden Bildungen anstehen, 
zu vermuthen. 

Dubowa-Thal. Am Eingange in das Dubowa-Thal, welches west- 
lich von Dubowa in das Arva-Thal einmündet, stehen, wie bereits erwähnt, 
die schwarzen Posidonomyen-Schiefer an. Geht man im Thale gegen Norden, 
so findet man über denselben, am Westgehänge und im Bachbette aufge- 
schlossen, den oben erwähnten sandigen Fleckenmergel, auf welchen röth- 
liche Schiefer folgen. Die Schichten liegen concordant auf dem Posidono- 
myen-Schiefer und fallen nach NW. Dieselben Schichten findet man auch, 
wenn man von Dluha den Weg am Kirchhofe vorbei gegen Norden verfolgt, 
im Hangenden des Posidonomyen-Schiefers. Nördlich von Dubowa und beim 
Kirchhofe von Dluha tritt mitten in diesen Schichten ein Zug von weissem 
Mergelkalk mit Hornsteinen auf, der seiner Petrographie nach an neocome 
Aptychenkalke erinnert; ich konnte jedoch nicht entscheiden, ob derselbe 
den Schichten regelmässig eingelagert ist, oder eine auflagernde Scholle 
darstellt. 

Hat man im Dubowa-Thale die sandigen Fleckenmergel und röthli- 
chen Schiefer verquert, so gelangt man (auf der östlichen Thalseite) an 
eine grosse Klippe. Diese Klippe bezeichnet das südwestliche Ende einer 
Reihe von sechs Klippen, welche, in einer von SW. nach NO. gerichteten 
Linie liegend, bisin das nächstöstliche Seitenthal (das Lutowa-Thal) hinüber- 
reichen, und alle genau dieselbe Zusammensetzung zeigen; alle bestehen 
nämlich in ihrem südöstlichen Theile aus rothem Crinoidenkalk, in ihrem 
nordwestlichen aus Osorsztyner Kalk, das Streichen ist NO., das Fallen NW. 

Dieser Klippenlinie scheint eine etwas nördlichere Antieclinallinie entge- 
gengesetzt zu sein, welcher die zweite Klippe im Dubowa-Thale, der Stoikowy 
wrch, und die zweite Klippe im Lutowa-Thale angehört; bei den Klippen 
dieser Linie fallen die Schichten SO. und der Csorsztyner Kalk als das 
Hangende nimmt daher die südöstlichen Parthien der Klippen ein. Doch ist 


226 C. M. Paul. [26] 


bei dieser Linie das Verhältniss nicht so deutlich wie bei der ersterwähnten, 
südlicheren. | 

Ueber und zwischen den Klippen hat man im Thale Karpathen-Sand- 
steine, mit groben Conglomeraten in Verbindung, aus denen ausgedehnte 
Züge von weissen Neocom-Kalkmergeln (so der Wratnaberg und dessen 
nördliche Fortsetzung) hervorragen , und durch mehrere quer durch das 
Thal streichende Züge mit den Partien der anderen Thalseite zusammen- 
hängen. Das Streichen der Kalkmergel ist NO., das Fallen NW., das 
Verhältniss derselben zu den Sandsteinen istin diesem Thale nicht deutlich. 

Lutowa-Thal. Die Posidonomyen-Schichten reichen nicht bis 
zum Eingange dieses Thales, welches gegenüber von Kriva in das Arva-Thal 
mündet. Am Eingange des Thales stehen Sandsteine an, die etwas weiter 
nördlich auf groben Conglomeraten aufliegen. Etwa eine Viertel-Wegstunde 
vom Thaleingange trifft man zwei schön geformte Klippen, welche zu bei- 
den Seiten des Baches emporragen. Sie gehören der obenerwähnten Reihe 
von Klippen an, bei denen die Schichten NO. streichen und NW. fallen, 
nnd die aus Orinoidenkalk mit einer Csorsztyner Kalkbank im Hangenden 
bestehen. In der Umgebung derselben liegen allerorts Trümmer von Neo- 
com-Kalkmergeln herum. Geht man weiter im Thale gegen NW., so ge- 
langt man auf der östlichen Thalseite an zwei fernere Klippen. Sie beste- 
hen zum grössten Theile aus Csorsztynerkalk. Die erste derselben zeigt auf 
den, gegen SO. geneigten Schichtflächen zahlreiche aber undeutliche Am- 
moniten; unter anderen fand ich hier einen stark involuten Ammoniten 
mit scharfem Rücken von nahezu 1 Fuss Durchmesser, leider auch nicht 
näher bestimmbar. 

Diese Klippen sind von Neocomien-Fleckenmergeln umgeben, in 
denen ich schlecht erhaltene Aptychen und ein gut bestimmbares Exem- 
plar von 
Ammonites Nisus d’ Orb. 
gefunden habe. 

Klippe von Podbiel. Gegenüber vom Dorfe Podbiel ragt am 
rechten Arva-Ufer eine schöne grosse Klippe empor, welche durch die gün- 
stige Entblössung der Schichtenfolge, so wie durch die reichere paläontolo- 
gische Ausbeute, welche sie darbietet, wohl zu den interessantesten Punk- 
ten der Klippenreihe zählen dürfte. 

Schon von Weitem sieht man die, stellenweise sehr steile, vom Flusse 
bespülte Felswand aus einem Complexe verschieden gefärbter Schichten be- 
stehen, welche alle concordant unter einem Winkel von circa 45% gegen 
SW. einfallen, so dass am südwestlichen Ende der Klippe die höchsten, am 
nordöstlichen die tiefsten Schichten auftreten. Die höchsten Schichten sind 
aber hier gerade die geologisch ältesten des ganzen Complexes, so dass wir 
hier ein Beispiel von Schichtenumkippung vor uns haben, wie es wohl in 
dieser Klarheit selten zu beobachten ist. 

Die höchste Schiehte am südwestlichen Ende der Klippe, die erste 
deren Schichtflächen man vor sich hat, wenn man die Klippe von Podbiel 
aus besucht, besteht aus Mergeln, die theils roth und thonig, theils licht, 
kalkig und gefleckt sind (Fig. VI., 1). Diese Gesteinsvarietäten gehen viel- 
fach ineinander über und finden sich auch oft an demselben Gesteinsstücke 
vereinigt, bedingen daher keine weitere Trennung der Etage, 


[27] Die nördliche Arva. 227 


Y 
ba N /NpR 


Al 


)) 


. Rothe Mergel und lichte Fleckenmergel mit Amm. Nodotianus, raricostatus etc, (Lias B). 
. Weicher Schiefer mit Amm. bifrons etc. ) Tiase 

. Rother Kalk mit Fimbriaten etc. ) ö 

. Rother Crinoidenkalk. 

. Ungeschichteter grauer Kalk. 

. Dünngeschichteter Hornsteinkalk. 

. Grauer Mergel mit Amm. Astierianus etc. (Neocom). 
. Karpathen-Sandstein. 

ch, — Schutthalde A. — Arva-Fluss. 


In dieser Schichte finden sich namentlich Belemniten in ausserordent- 
licher Häufigkeit, so dass stellenweise ganze Schichten aus Fragmenten 
derselben zusammengesetzt sind. Ausser diesen fanden sich: 

Ammonites Nodotianus d’ Orb., 
2 Ceras Gieb., 
} raricostatus Zieth., 
“ brevispina Sow., 
2 Birchi ? Sow., 
Nautilus sp., 
Avicula inaegwivalvis Sow., 
Spiriferina obtusa Opp., 
eineFauna, durch welche die stratigraphische Stellung der Schiehte genügend 
sichergestellt ist; sie entspricht der Oberregion des unteren Lias, dem Lias 
ß Quenstedt's, der Raricostatus-Zone Oppel's. 

Unter dieser Etage liegt eine 3—4 Fuss mächtige Lage eines 
dünngeschichteten, weichen, dunkelrothen Mergelschiefers (2), und unter 
diesem 4—5 Fuss mächtig, ein rother Kalk (3). In den Mergelschiefern 
fand sich: 


URAÄDNNROnD- 


Ammonites bifrons Brug. 
5 Holandrei d’ Orb., 
; tatricus Pusch. (Capitanei Cat.), 
Nautilus sp. 
Im rothen Kalke kommen grosse, aber unbestimmbare Steinkerne von 
Fimbriaten, Heterophyllen und Nautilus vor, darunter eine Form, die an 
Ammonites cornucopiae Young 
erinnert, 


228 €. M. Paul. [28] 


Wir haben somit hier eben so sichergestellten oberen Lias (Lias e 
Quenst.) concordant unter dem unteren Lias liegend. 

Der rothe Kalk des oberen Lias wird von rothem Crinoidenkalk (4) 
unterlagert, von welchem er durch eine nur 1 Fuss mächtige Bank eines 
grauen mergeligen Kalkes getrennt ist. 

Der rothe Crinoidenkalk, ebenfalls nicht über 3 Fuss mächtig, ist 
petrografisch gar nicht zu unterscheiden von dem oft erwähnten Crinoiden- 
kalke der Klippen von Lehotka, Dubowa ete., dessen Lagerung über den 
Posidonomyenschiehten und unter dem Csorsztynerkalke wiederholt constatirt 
wurde. Fassen wir ihn (wozu wohl die grösste Wahrscheinlichkeit vor- 
handen ist) als ein Analogon dieser Crinoidenkalke auf, so haben wir in der 
kaum 1 Fuss mächtigen Bank grauen Kalkes, der den rothen Kalk des 
oberen Lias vom Crinoidenkalke trennt, ein Aequivalent der gesammten 
Posidonomyenschichten zu vermuthen, welche 1/, Meile weiter südlich (bei 
Dluha) eine so bedeutende Mächtigkeit und Entwicklung erreichen. 

Unter dem Crinoidenkalke liest eine 6—8 Fuss mächtige Bank eines 
grauen ungeschichteten Kalkes (5) und unter diesem liehter, dünnge- 
schichteter Hornsteinkalk (6), der bis an den Fluss herabreicht. Diese beiden 
Schichten lieferten trotz sorgfältigen Nachsuchens keine Petrefacten; nach 
dem petrografischen Habitus des Hornsteinkalkes dürften wir hier vielleicht 
schon die höheren Juraschichten vor uns haben. 

Am nordöstlichen Fusse der Klippe (bei 7) finden sich graue, kalkige 
Mergel, in denen 

Ammonites Astierianus d’ Orb., 
H Matheroni d’ Orb., 
N Thetys d’ Orb., 
Aptychus cf. Didayi Coquw., 
Belemnites dilatatus Blainv. 
gefunden wurden, und die somit sicher dem Neocomien angehören. Die bei 
den Lias- und Juraschichten so eclatante Umkippung der Schichten scheint 
auf das Neocomien nicht von Einfluss gewesen zu sein, denn wenige Schritte 
von den erwähnten Fundorten der Neocomienpetrefacte gegen Osten finden 
wir die, wiederholt als Unter-Neocom bezeichneten rothen, in der Ver- 
witterung weissen Mergel, mit Sandsteinbänken wechselnd, regelmässig 
unter den Neocomien-Kalkmergel einfallen. 

Eine Vergleichung dieser Klippe mit den bisher betrachteten ergiebt 
sehr merkwürdige stratigraphische Differenzen. Die Zone des Ammonites 
raricostatus sehen wir in ähnlicher Entwicklung (als Fleckenmergel) wieder- 
holt in der Arva auftreten, so bei Zazriva, an der Arvaer Schlossklippe, bei 
Lehotka etc. Dagegen konnten wir den mittleren Lias, dessen Auftreten in 
der Arvaer Klippenreihe durch das Vorkommen des Amm. margarıtatus im 
Zaskalja-Thale sichergestellt ist, bei Podhbiel durchaus nicht nachweisen. 
Die rothen Kalke und Schiefer des oberen Lias, deren Stellung bei Podbiel 
durch eine kleine, aber charakteristische Fauna sichergestellt ist, sind bis 
jetzt in der ganzen Klippenreihe nicht wiedergefunden worden. Der ander- 
wärts so mächtig entwickelte Unter-Dogger ist, wie bereits erwähnt, bei 
Podbiel gar nicht, oder nur in einem unsicheren Rudimente vorhanden, und 
von dem allerverbreitetsten Klippengesteine, dem Csorsztynerkalke, haben 
wir hier gar keine Spur. Die Schichten des Neocomien dagegen zeigen 
sowohl in der Art der Anlagerung an die älteren Gesteine, als auch in 


[29] Die nördliche Arva. 229 


Bezug auf petrographische Gliederung und Petrefaetenführung gar nichts 
fremdartiges mehr, sondern verhalten sich hier ganz so, wie wir sie 
an den meisten übrigen Punkten ihres Auftretens im Arvathale kennen 
gelernt haben. 

Was endlich die, im Westen der Klippe unmittelbar an den Unter- 
Lias angrenzenden Karpathensandsteine betrifft, so lässt sich über dieselben 
nur soviel sagen, dass sie sicher nicht Magura-Sandsteine sind, sondern den 
tiefer liegenden, kalkigeren Varietäten angehören, und weiter im Westen 
(namentlich im Cziczow-Thale) mit ausgedehnten Partien von weissen, 
aptychenreichen Neocom-Kalkmergeln in Verbindung stehen. Dass nicht 
alle Sandsteine über diesen letzteren liegen, davon kann man sich in dieser 
Gegend mehrfach überzeugen; ich konnte jedoch keinen petrografischen 
Anhaltspunkt zur Trennung der tieferen Sandsteine (welche wohl zum 
grössten Theile dem mehrerwähnten Unter-Neocom angehören mögen) von 
den höheren gewinnen. 

Dedina-Thal. Westlich von Krasnahorka mündet das Thal des 
Dedina- (der Dolina) Baches in das Arvathal; beim Eingange des Thales 
(am südwestlichen Gehänge) stehen Fleckenmergel, mit schwarzen blättrigen 
Schiefern wechselnd an. Etwa 50 Klafter oberhalb der unteren Dedina- 
Mühle findet man eine, bei 2 Fuss mächtige Schichte dieser schwarzen 
Schiefer, in welcher 

Ammonites tardefurcatus Leym., 
y mammilaris Schloth., 
a Mayorianus ? d’ Orb., 
5 Velledae Mich. 
ausserdem einige andere nicht bestimmbare Ammonitenformen, ein kleiner 
Ptychoceras, ein Delemnit, ein Inoceramus, und grosse, gestreifte Fisch- 
schuppen, welche den in den eocenen Melettaschiefern vorkommenden voll- 
kommen gleichen, gefunden wurden. Amm. tardefurcatus ist am häufigsten 
und tritt in dieser Schichte in bedeutender Individuenanzahl auf, während 
darüber und darunter in petrographisch gar nicht unterscheidbaren Schichten 
von der ganzen Fauna keine Spur mehr zu finden ist. Zwei Exemplare dieser 
Art hatte bereits Herr Bergrath Fötterle im Jahre 1853 von dieser 
Localität mitgebracht, und Stur:t) die Schichte hiernach als Gault ge- 
deutet ; die reichere, im letzten Jahre durch die Herren Stur, Nadeniczek, 
Griesbach, Mayer und mir selbst an dieser Stelle gewonnene Ausbeute 
stellt nun diese Deutung ausser allen Zweifel. 

Die Schichten fallen steil nach NW., so dass das Liegende derselben 
am Ostgehänge des Arvathales, südlich unterhalb der Einmündung des 
Dedinathales zu suchen ist. Hier finden wir (wahrscheinlich als unmittel- 
bares Liegendes der Tuardefwrcatus-Schichten) ein Conglomerat aus Kalk, 
Quarz und krystallinischen Geschieben, und unter diesen einen graubraunen 
Sandstein, der durch einen Steinbruch an der Strasse aufgeschlossen ist, 
und unter 75—80° gegen NNW. einfällt. 

Das Hangende der Tardefurcatus-Schichten trifft man, wenn man am 
SW.-Gehänge des Dedina-Thales weiter gegen das Dorf Dedina hinaufgeht. 
Statt der schwarzen Schiefer treten zunächst gelbliche und lichtgraue, in 
papierdünne Scheiben spaltbare Schiefer auf, auf welche eine Wechsel- 


1) L. 6. Seite 30. 


230 C. M. Paul. [30] 


lagerung von grobkörnigem Conglomerat mit feinkörnigen Sandsteinbänken 
folgt. Alle diese Schichten sind im Bachbette gut aufgeschlossen und fallen 
concordant nach NW. 

Das Conglomerat enthält grosse Geschiebe, unter denen Melaphyr und 
andere krystallinische Gesteinsarten vorherrschen, und erinnert durch seine 
Zusammensetzung sehr an die mehrerwähnten Conglomerate, welche im 
Treneziner Waagthale in den höheren Lagen der cenomanen Exogyrensand- 
steine aufzutreten pflegen. 

Im Sandsteine wurde ein Bruchstück eines Inoceramus gefunden, 
wodurch die Deutung dieser Schichten als obere Kreide eine weitere Wahr- 
scheinlichkeit erlangt. 

Bei der oberen Dedina-Mühle tritt eine Klippe in’s Thal herab, durch 
welche die regelmässige Aufeinanderfolge der Schichten des älteren Kar- 
pathensandsteins gestört ist. 

Wir finden hier mit einem Male locken ttönsel, welche lichter und 
kalkiger sind, als die mit den Tardefurcatus-Schiefern in Verbindung 
stehenden, und antielinal gegen die bisher beobachteten Schichten, vor- 
wiegend gegen Ost, einfallen. Das Streichen derselben folgt in einer ge- 
krümmten Linie der äusseren, östlichen Begrenzungslinie der Klippe, so 
dass wir hier wahrscheinlich eine schmale, die Klippe mantelförmig um- 
lagernde Neocomien-Zone vor uns haben. 

Die Klippe selbst besteht ihrer Hauptmasse nach aus lichtem Horn- 
steinkalk der petrefactenlos und daher seinem Alter nach nicht sicher 
bestimmbar ist; am Nordrande der Klippe wird er von rothem Csosztyner- 
kalk unterteuft. Aehnliche Zusammensetzung zeigt auch der Ostrasa-Berg, 
eine grössere, meist bewaldete Klippe, die sich südlich von der Dedina- 
Mühle gegen NiZna hinzieht. 

Nördlich vom Dedina-Thale, zwischen diesem und dem Medwedca- 
Thale, ragen ebenfalls mehrere Klippen aus dem Sandsteingebiete hervor. 

Die grösste derselben, die Krasnicka skala (W. von Krasnahorka) 
besteht ihrer Hauptmasse nach aus einem weissen Crinoidenkalke, der zahl- 
reiche Quarzkörner und grosse Pentacriniten enthält, und die grosse, gegen 
den Eingang des Dedina-Thales gekehrte Felswand zusammensetzt. Auf 
dem Plateau nördlich oberhalb dieser Wand findet man Stücke eines dunkel- 
grauen Kalkes herumliegen, die eine ganz auflallende petrographische 
Uebereinstimmung mit den Kalken der alpinen Grestenerschichten zeigt. 
Es fanden sich darin Bruchstücke von 

Lima gigantea Desh. ? 
und ein glatter Pecten, dem P. liasinus ähnlich. 

In der südlichen und östlichen Umgebung dieser Klippe finden sich 
Neocomienbildungen, und zwar südlich gegen den Eingang des Dedina-Thales 
zu Neocom-Fleckenmergel, östlich, die Lehne gegen Krasnahorka und 
Medwedca zusammensetzend, die ofterwähnten kalkarmen, rothen, in der 
Verwitterung weissen Mergel, die wir als Unter-Neocom betrachten. 

Nordwestlich von der Krasnicka skala treten einige kleinere Klippen 
auf, die aus steil gegen NW. einfallenden Schichten von lichtem Horn- 
steinkalke, unterteuft von weissem, quarzreichem Crinoidenkalke bestehen. 
Im Hornsteinkalke finden sich Belemniten-Fragmente, die durch die tiefe 
Seitenfurche mehr an jurassische, als an Neocomien-Typen erinnern, eine 
weitere Bestimmung jedoch nicht zuliessen. 


[31] Die nördliche Arva. 231 


Die Medwedca skala, ein auffallend geformter, einzeln stehender Felsen 
im Norden der Krasnicka skala, besteht aus weissem Crinoidenkalk, ebenso 
die nördlich von diesem Felsen auftauchende, bis zu den letzten Häusern 
des Dorfes Medwedca hinabreichende Klippe. Unbestimmbare, verkieselte 
Petrefacten-Fragmente (Ostrea, Peeten, Rhynchonella, Belemnites) kommen 
nicht selten im Crinojdenkalke vor. An der letztgenannten Klippe findet 
man auch wieder den lichten Hornsteinkalk, der hier in einer kleinen Partie 
zwischen den steil aufgerichteten Schichten des Crinoidenkalkes eingeklemmt 
erscheint. In der Umgebung dieser Klippen kommen grünliche Mergel vor, 
deren Verhältniss zum Crinoidenkalke jedoch nicht deutlich ist, und die 
wohl auf eine Neocomien-Randzone hindeuten mögen. 

Es ist nicht zu übersehen, dass alle Klippen zwischen dem Dedina- 
und Medwedca-Thale durch das Vorherrschen des weissen, quarzreichen 
Crinoidenkalkes, den wir sonst in der ganzen Arvaer-Klippenreihe nicht 
wiederfinden, eine gewissermassen fremdartige petrographische Entwicklung 
besitzen. Hiervon macht nur ein kleiner Felsen nordwestlich von den Med- 
wedca skala eine Ausnahme, welcher aus dem bekannten rothen Ösorsztyner- 
kalke mit schlechterhaltenen Planulaten und Fimbriaten besteht. In einer 
der tieferen Schichten {welche flach gegen SO. einfallen) fand Herr Mayer 
ein Exemplar der 

Terebratula Diphya Col. 

Im Dedina-Thale selbst geht man von dem erwähnten Punkte bei der 
oberen Dedina-Mühle an im Sandsteine, der der tieferen kalkreicheren Etage 
(wohl noch der oberen Kreide) angehört. 

Oberhalb der letzten Häuser des Dorfes Dedina spaltet sich das Thal. 
Geht man in dem südlicheren, dem Kohanowka-Thale weiter gegen West, 
so gelangt man nach etwa !/, Wegstunde an eine grosse Partie von lichten, 
aptychenführenden Neocomien-Kalkmergeln , welche vom Bache durch- 
schnitten wird. Im Bachbette selbst stehen hier deutlich nach West, unter 
den Aptychenkalk einfallend, die rothen und weissen kalkarmen Mergel, 
mit Sandsteinbänken wechselnd an. Die Lagerung dieser Schichten unter 
der kalkigeren Etage des Neocomien, welche übereinstimmend an vielen 
Punkten constatirbar ist, erscheint hier besonders deutlich und überzeugend. 

Hat man die Neocomien-Partie verquert, so trifft man südlich vom 
Thale eine Klippe von rothem Csoreztynerkalk, welche von den östlich 
angrenzenden Neocom - Aptychenkalken wieder durch rothe und weisse 
Mergel getrennt ist. 

Weiter im Thale ist nichts mehr aufgeschlossen als bräunliche Sand- 
steine mit Kalkspathadern; mit dem Südfusse des Magura-Gebirgszuges 
erreicht man endlich das Gebiet der charakteristischen quarzigen Magura- 
Sandsteine. 

Oravitza-Thal. Die keihe der Klippen, welche wir bisher den 
Lauf des Arvaflusses begleiten sahen, setzt von Thurdossin aus längs den 
Ufern des ÖOravitza-Baches gegen Nordosten fort. Hier findet man keine 
Spur mehr von dem weissen, quarzreichen Crinoidenkalke der Klippen von 
Krasnahorka und Medwedcea; die meistens kleinen und unbedeutenden 
Klippen des Oravitza-Thales haben wieder ganz den Typus der südwest- 
licheren Vorkommnisse. 

Nordöstlich von Thurdossin treten zwei kleine Klippen von Üsorsztyner- 
kalk mit schlecht erhaltenen Ammoniten auf, ebenso an der Strasse süd- 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 2. Heft, 31 


237 62 Mr Paul [32] 


westlich von Trstjenna, wo der Csorsztynerkalk von einer grösseren Partie 
lichter Kalkmergel überlagert wird, die eine Gruppe bewaldeter Hügel 
zusammensetzen, und wohl schon dem Neocomien angehören mögen. Endlich 
findet man westlich von Trstjenna noch einmal eine kleine Klippe aus dem 
bekannten rothen Crinoidenkalke, genau so wie wır ihn weiter im Südwesten 
auftreten sahen. 

Nördlich von 'I'rstjenna verschwindet, wie bereits erwähnt, die ganze 
Klippenreihe sammt den sie umgebenden Karpathensandsteinen unter den 
Diluvialablagerungen der Niederung von Bobrow. 

Nach den mitgetheilten zerstreuten Beobachtungen möge nun eine 
kurze Zusammenstellung der gewonnenen stratigraphischen und paläonto- 
logischen Resultate folgen, welche sich jedoch nur auf das Klippenterrain 
am nördlichen Arvaufer (mit Ausnahme der Arvaer Schlossklippe) be- 
zieht, und auf Vollständigkeit für die ganze Klippenzone durchaus nicht 
Anspruch macht. 


A. Lias. 


1. Unterer Lias. Wenn wir absehen von den, nur an einer 
einzigen Stelle in mangelhafter Entwicklung beobachteten dunklen Kalken 
der Krasnicka skala, welche wohl sicher den alpinen Grestenerkalken, und 
somit den tiefsten Etagen des Unter-Lias entsprechen, so finden wir in der 
Arvaer Klippenreihe überall nur die höheren Lagen dieser Gruppe, die Zone 
des Ammonites raricostatus entwickelt. 

Die Verbreitung der Zone scheint in der Arva eine ziemlich bedeutende 
zu sein; wir finden sie am Havransky-Berge bei Zazriva, im Zaskalya-Thale 
im Raecibor-Thale und bei Podbiel, ausserdem dürfte sie vielleicht noch an 
manchen Punkten nachgewiesen werden, da in Folge der grossen Aehnlichkeit 
der Gesteine leicht stellenweise eine Verwechslung mit Neocomien-Flecken- 
mergeln statthaben konnte. 

Das Gestein ist meistens ein bläulich oder grünlich grauer Kalk, der 
durch zahlreiche Fucoidentrümmer ein geflecktes Ansehen erhält. Man nennt 
solche Gesteine gewöhnlich Fleckenmergel, eine ziemlich ungenaue Bezeich- 
nung, indem meistens gerade dort, wo die Flecken am deutlichsten hervor- 
treten, das Gestein ein reiner Kalk ist. Bei Podbiel geht der gefleckte Kalk 
in wirkliche röthliche thonige Mergel über. Im Raciborthale ist die Zone als 
ein kalkig-sandiges, plattiges Gestein, mit Glimmerschüppchen und kleinen 
verkohlten Pflanzenresten auf den Schichtflächen entwickelt. 

Die Fauna der Schichte wird wohl bei dem Petrefactenreichthum ein- 
zelner Localitäten in der Folge noch wesentliche Bereicherungen erfahren ; 
gegenwärtig liegen mir die folgenden Arten daraus vor: 

Ammonites raricostatus Zieth. (Hauer, Denkschrift der kais. Akademie 
B. al, S. 52, T. XVI.) Die Exemplare stimmen gut mit den alpinen Formen, 
die v. Hauer hierher bezog. Zazriva, Racibor-Thal, Podbiel. 

Amm. Nodotianus d’ Orb. (d’ Orb. Terr. jur. Pl. 47.) Mit diesem 
Namen bezeichnen wir den Arieten, der einen hohen und scharfen Kiel und 
gar keine oder nur schwach angedeutete Kielfurchen besitzt. Wir finden in 
der Arva zahlreiche Varietäten, welche d’Orbigny’s engrippige Form mit 
der v. Hauer schen Abbildung (Denkschrift. der kais. Akademie. B. XI, 
T. VI.) verbinden. Oppel’s Angabe des Amm. Nodotianus aus den Arieten- 
schichten von Waldenbuch (Juraform. S. 80) stimmt nicht mit unserem 


[33] Die nördliche Arva, 333 


Lager dieser Art, welche bei Podbiel massenhaft mit Ammonites rari- 
costatus liegt. 

Amm. Ceras Gieb. (Hauer, Denkschrift. der kais. Akademie B. XI, 
S.25, T.6.) Nur zwei Exemplare, aber gut übereinstimmend mit v. Hauer's 
Beschreibung. Podbiel. 

Amm. brevispina Sow. (Hauer, Denkschrift. der kais. Akademie 
B. XT, S. 53, T. 27.) Die Ammonitenform mit doppelter, seitlicher Knoten- 
reihe, welche bei Podbiel nicht selten mit Amm. Nodotianus vergesell- 
schaftet vorkommt, ist wohl sicher identisch mit den alpinen Formen, die 
v. Hauer unter diesem Namen vereinigt. Die über den Rücken weglaufenden 
Rippen, welche die Species von verwandten Formen unterscheiden, sind bei 
allen Exemplaren aus der Arva zu beobachten. Eine zweite Form, die 
bei Podbiel vorkommt, unterscheidet sich nur durch viel enger stehende 
Rippen, und dürfte vielleicht nur als Varietät zu betrachten sein. 

Amm. Birchi Sow. ? Ein Bruchstück eines grossen Capricorniers mit 
breitem glatten Rücken und groben Seitenrippen, die sich zu einer doppelten 
Knotenreihe verdicken. Podbiel. 

Amm. sp. Ein keiner Ariet mit niedrigem Kiel, breiten und tiefen 
Kielfurchen, und beinahe quadratischem Querschnitt (etwas höher als breit), 
Podbiel. 

Nautilus sp. Ein Bruchstück aus Podbiel, welches keine weitere Be- 
stimmung zuliess. 

Belemnites sp. Sehr häufig bei Podbiel, wo stellenweise ganze Schichten 
aus Belemnitentrümmern zusammengesetzt sind, aber in schlechtem Er- 
haltungszustande. 

Avicula inaequivalvis Sow. (Av. sinemuriensis d' Orb.) (Quenst. 
Jura $. 79.) Vollkommen übereinstimmend mit Quenstedt’s eitirter 
Beschreibung und Abbildung. Sehr häufig bei Podbiel, auch bei Zazriva. 

Spiriferina obtusa Oppel. Nicht selten bei Podbiel; es ist dies die 
einzige Brachiopodenart, die mit Sicherheit bestimmt werden konnte. 
Die anderen Formen von Podbiel, eine Jtöhynchonella und eine Terchratula 
(Seet. Macandrewia) lassen sich nicht bestimmt mit bekannten Arten 
identificiren. 

2. Mittlerer Lias. Der Nachweis des Auftretens dieser Etage basirt 
auf einem einzigen Petrefactenfunde; es ist diess ein deutlich erhaltenes 
Exemplar von 

Amm. margaritatus Montf., und zwar die von Quenstedt (Jura 
Taf. 26, Fig. 13) unter dem Namen Amm. amaltheus coronatus abgebildete 
Form mit groben vorspringenden Seitenrippen und grossem knotigen Kiel. 
Zaskalja-Thal. 

3. Obergr Lias. Die Klippe von Podbiel ist (mit Ausnahme des 
Arvaschlosses, wo die faleiferenreiche Facies dieser Etage auftritt) der ein- 
zige Punkt des nördlichen Arvaufers, wo wir oberen Lias mit einiger Deut- 
lichkeit entwickelt finden. Ueber die petrographischen und Lagerungsver- 
hältnisse, unter denen die in Rede stehenden Schichten hier auftreten, ist 
bereits bei Besprechung dieser Localität (Fig. VI.) das Nöthige mitgetheilt 
worden. Was die paläontologische Ausbeute betrifft, so ist dieselbe zwar 
nicht reich an Arten, bietet aber hinreichend bezeichnende Formen, um es 
wahrscheinlich zu machen, dass wir es hier mit der tieferen Zone der Etage 
(Lias e Quenst., Zone der Pos. Bronni Oppel) zu thun haben. 

31* 


934 C. M. Paul. [34] 


Ammon. Holandrei d’Orb. (Terr. jur. Pl. 105). Die allerdings nicht 
sehr wohlerhaltenen Bruchstücke von Planulaten, mit hohen, am Rücken 
gespaltenen Rippen, welche in den weichen Schiefern der Podbieler Klippe 
vorkommen, lassen wohl nur die angegebene Bestimmung zu; auf Amm. 
communis Sow. (d’Orb. Terr. jur. Pl. 108) könnte man sie wohl allenfalls 
auch beziehen, doch wäre hiedurch ebenfalls dieselbe Zone bezeichnet. 

Ammon. bifrons Drug. (Ene. meth. vers. B. I. Nr. 15, S. 40). Stein- 
kerne von 4—5 Zoll Durchmesser, welche die charakteristischen Merkmale 
der Art mit hinreichender Deutlichkeit erkennen lassen. Die stellenweise 
erhaltene Lobenzeichnung stimmt mit der von d’Orbigny (Terr. jur. 
Pl. 56) gegebenen überein. Mit dem vorigen in den weichen Schiefern der 
Podbieler Klippe. 

Amm. cf. tatrieus Pusch. Ein verkalkter Steinkern mit gut erhalte- 
ner Lobenzeichnung, der jedenfalls in die von v. Hauer (Heterophyllen der 
österreichischen Alpen, Sitzungsberichte der kais. Akademie. B. XII.) unter 
dem Namen Amm. tatricus zusammengefasste Formenreihe gehört. Der 
Dorsallobus ist etwa halb so tief als der Laterollobus, die von v. Hauer 
hervorgehobene horizontale Stellung eines dem Nabel zugewendeten Blattes 
des Dorsal-Sattels ist deutlich zu erkennen. Die seitlichen Einschnürungen 
sind schief nach vorn gerichtet, aber nicht wellenförmig gebogen, wie bei 
Amm. Calypso d Orb. (Terr. jur. Pl. 110); auch sind sie ziemlich eng an- 
einander gerückt, so dass die Form dem Amm. Capitanei Cat. (Prodr. di 
geogn. pal. Append. T. XII. F. IV.) am nächsten zu stehen scheint. Mit den 
vorigen im weichen Schiefer bei Podbiel. 

? Ammon. Oornucopiae Young. (d’UOrb. Terr. jur. Pl. 99). Bei man- 
gelhaft erhaltenen Exemplaren kann leicht eine Verwechslung mit dem 
sehr verwandten Am:n. fimbriatus Sow. vorkommen, daher ich das Auftre- 
ten dieser Art in der Arva nur als fraglich hinstelle. Ein Steinkern von 
6 Zoll Durchmesser aus dem rothen Kalke der Podbieler Klippe weicht 
von d“’Orbignys Abbildung des Amm. cornucopiae dadurch 2b, dass der 
Querschnitt der Umgänge höher ist als breit, wie bei Amm. fimbriatus;, da- 
gegen fehlen gänzlich die Einschnürungen am Steinkerne, die ’Orbigny’s 
Abbildung des Amm. fimbriatus Sow. (Terr. jur. Pl. 98) angiebt. Ein zwei- 
tes Exemplar, ein Schalenfragment von Lehotka, stimmt auch in der Ober- 
flächenzeichnung besser mit Amm. cornucopiae. 

Ammonites sp. Bruchstücke von grossen Heterophyllen, mit den vori- 
gen im rothen Kalke bei Podbiel. 

Nautilus sp. Ein Bruchstück einer sehr grossen Art. Mit den vorigen. 


B. Dogger. 


1. Unterer Dogger. Die Verpreitung dieser Etage in der Arvaer 
Klippenreihe ist eine ziemlich bedeutende. Man findet sie in der Klippen- 
gruppe vomZazriwa und am nördlichen Ufer des Arva-Thales und in dessen 
Seitenthälern vom Trny wreh bei Gross-Bisteretz an an zahlreichen Punkten 
bis zur Brücke von Dluha; weiter gegen Nordosten ist sie in der Arva nicht 
mehr bekannt. 

Die Etage lässt sich in mehrere petrographisch unterschiedene Glie- 
der theilen, die allerdings bei der in den Klippen so ausserordentlich wech- 

selnden Entwicklung der Schichten nicht überall nachweisbar sind. 


[35] Die nördliche Arva. 335 


Das tiefste Glied bildet eine Wechsellagerung von dunkel blaugrauen 
Schiefern mit Fleckenmergeln, welche an der Strasse zwischen Dubowa und 
Dluha in mächtiger Entwicklung ansteht und durch Steiubrüche deutlich 
aufgeschlossen ist. 

Darüber folgt ein weicher, dunkelgrauer oder schwarzer Schiefer, des- 
sen Mächtigkeit nicht über wenige Klafter steigt, und der stellenweise ganz 
erfüllt ist von Resten der: Posidonomya opalina Quenst., die übrigens verein- 
zelter auch schon in den tieferen Lagen auftritt. 

Ueber dem Hauptlager der Posidonomya liegt, an den Berührungs- 
stellen wechselnd, ein Sandstein mit zopfartigen Wülsten auf den Schicht- 
flächen. Ueber dem Sandsteine oder wo dieser fehlt, über den schwarzen 
Posidonomyen-Schiefern liegt endlich ein sandiger Fleckenmergel, für des- 
sen Deutung ich gar keine Anhaltspunkte mehr besitze. 

Es ist wohl naturgemäss, Gesteine, die überall (mit Ausnahme des 
Sandsteines) Posidonomyenreste enthalten, ja in einzelnen Schichten bei- 
nahe ganz aus solchen zusammengesetzt sind, als „Posidonomyen-Schichten * 
zu bezeichnen, wie ich es bisher gethan; doch muss ich, um mögliche Irrun- 
gen zu vermeiden, hier besonders betonen, dass unsere Arvaer Posidono- 
myen-Schichten durchaus nicht identisch sind mit jenen Schichten des 
schwäbisch-fränkischen Jura, die Oppel (Juraform $. 29) mit dem Namen 
„Posidonomyen-Schichten“ belegte. Diese finden in den Arvaer Klippen ihr 
Analogon in den rothen Schiefern mit Amm. bifrons, Hollandrei ete., die 
wir an der Podbieler Klippe kennen lernten, während unsere Posidonomyen- 
Schichten, wie sich aus der beifolgenden Zusammenstellung ihrer Fauna 
von selbst ergibt, ganz sicher in die höheren Lagen des unteren Doggers zu 
stellen sind, und namentlich mit den Murchisonae-Schichten Südtirols, wie 
uns dieselbon durch Benecke's Untersuchungen bekannt wurden, über- 
einstimmen. 

Ammon. Murchisonae Sow. (Min. Conch. T. 550, Quenst. Jura 
S. 336. T. 46). Die Art war bereits durch Stur (Wassergeb. d. Waag u. 
Neutra S. 102) nach einigen von Foetterle aus der Arva mitgebrachten 
Exemplaren richtig bestimmt, später aber (Geol. Karte der nordöstlichen 
‘Alpen, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 15, 1. Heft, S. 6) diese 
Bestimmung wieder zurückgezogen worden, da man die mitvorkommende 
Posidonomya immer für Pos. Bronnz hielt, und Amm. Murchisonae in das 
Niveau derselben allerdings nicht passte. Durch die zahlreicheren, zum 
Theil ziemlich wohlerhaltenen Exemplare, die durch die Aufsammlungen 
des letzten Jahres gewonnen wurden, wie auch durch die Vergesellschaf- 
tung mit mehreren anderen Formen des unteren Doggers erscheint nun die 
erste Deutung als die richtige sichergestellt. Sehrhäufig zwischen Unterschloss 
nnd Lehotka im dunkelgrauen, Posidonomyen-reichen Schiefer. 

Ammon. opalinus Rein sp. (Amm. primordialis d’Orb. Terr. jur. 
Pl. 62). Alle Exemplare aus der Arva, die mir vorlagen, zeigten diejenige 
Form, bei welcher die feinen Sichelstreifen sich seitlich zu Bündeln vereini- 
gen, wie bei d’Orbigny’s eitirter Abbildung, und welche zwischen der 
typischen Opalinusform, wie sie z. B. Quenstedt (Jura T. 42) abbildet 
und Amm. Murchisonae einen Uebergang herstellen. Häufig mit dem vori- 
gen zwischen Unterschloss und Lehotka. 

? Ammon. Beyrichi Schloenb. (Beitr.zur Pal. der Jura- u. Kreideform. 
im nordwestl. Deutschl. Cassel 1865. S. 24. T. 2). Ein Bruchstück eines 


936 ©. M. Paul. [36] 


grossen Faleiferen, das mit Amm. opalinus und Posidonomyen auf einem 
stücke sich fand, stimmt nahe mit der von Schloenbach als Amm. 
Beyrichi aus der Zone der T'rrigonia navis von Braunschweig und Hannover 
beschriebenen Form. Das Exemplar ist jedoch zu einer vollkommen siche- 
ren Bestimmung nicht genügend erhalten, und könnte, da der Nabel und 
die Lobenlinie daran nicht erkenntlich ist, möglicherweise auch einer grös- 
seren, flachrippigen Varietät von Amm. Murchisonae angehören. 

Ammon. Scissus Den. (Trias und Jura in den Südalpen. München 
1866. S. 175. T. 6). Die markirten Einschnürungen, welche Benecke bei 
den Exemplaren vom Cap. S. Vigilio, nach welchen er dis Art aufstellte, an- 
giebt, fehlen bei den Stücken aus der Arva theils ganz, theils sind sie (an 
einem Exemplare) nur in Spuren vorhanden. Nichtsdestoweniger glaube ich 
an der Identität unserer Arvaer Art mit der der südalpinen Murchisonae- 
Schichten festhalten zu sollen, indem mit Ausnahme der angegebenen Ab- 
weichung alle übrigen Verhältnisse, sogar die Anzahl der Rippen (50 auf 
einen Umgang) genau übereinstimmen. Im Posidonomyen-Schiefer zwischen 
Unterschloss und Lehotka. 

Ammon. ophioneus Ben. (Trias und Jura in den Südalpen. S. 172. 
T. 6). Ein Exe..plar aus den tieferen Lagen des Arvaer Doggers, zwischen 
Dubowa und Dluha stimmt gut mit der von Benecke aus den Murchisonae- 
Schichten vom Cap S. Vigilio beschriebenen und abgebildeten Form. Min- 
der gut erhalten, aber wohl auch hieher gehörig, ist ein zweites grösseres 
Exemplar, das zwischen Unterschloss und Lehotka im Posydonomien-Schiefer 
mit Amm. Mwurchisonae, opalinus und Seissus gefunden wurde. 

Aptychus nov. sp. Beschreibung und Abbildung des Aptychus, der 
zwischen Dubowa und Dluha mit Amm. ophioneus, Posidonomya opalına, 
unbestimmbaren Faleiferen und Inoceramus amygdaloides vorkommt, wird 
Herr Dr. Schloenbach in den „kleinen paläontologischen Mittheilungen * 
im vorliegenden Bande unseres Jahrbuches geben, daher ich hier nicht wei- 
ter auf das Vorkommen einzugehen brauche. 

Posidonomya opalina Quenst. (Jura T.%5, F. 11). Quenstedt weist 
l. ec. S. 329 auf die Schiefe hin, wodurch sich die Posidonomya des braunen 
Jura von der liasischen Pos. Bronnii unterscheidet. Da dieses Merkmal an 
zahlreichen Stücken aus der Arva wieder zu erkennen ist, so kann hier, auch 
ohne Rücksichtsnahme auf die mitvorkommende bezeichnende Cephalopoden- 
fauna, wohl keine Verwechslung mehr stattfinden. Ich glaube auch die Ver- 
muthung aussprechen zu dürfen, dass die, von anderen, ausserhalb der Arva 
gelegenen Punkten der Klippenreihe als Pos. Bronnis eitirten Vorkomm- 
nisse wohl ebenfalls hieher zu beziehen sein mögen. Die Verbreitung der 
Art in der Arva ist bereits mit der Etage angegeben, da sie überall als 
eigentliches Leitfossil darin vorkommt; am massenhaftesten tritt sie in den 
weicheren Varietäten der Schiefer zwischen Unterschloss und Lehotka, und 
beim Eingang in das Dubowa-Thal, seltener, aber in besser erhaltenen 
Exemplaren in den tieferen Lagen der Etage zwischen Dubowa und 
Dluha auf. 

Inoceramus amygdaloides Goldf. (Petref. Germ. T. 115). Ein Exem- 
plar aus den tieferen Schichten zwischen Dubowa und Dluha zeigt die cha- 
rakteristische schmale, gegen den Wirbel stark zugeschärfte Form der Art 
ziemlieh deutlich. Weniger gut erhalten ist ein Exemplar, das zwischen 


[37] Die nördliche Arva. 337 


Unterschloss und Lehotka in den weichen Posidonomyen-reichen Schiefern 
mit Amm. Murchisonae etc. gefunden wurde. 

Pecten sp. Zwei Exemplare einer glatten, nicht näher bestimmbaren 
Art. Zwischen Dubowa und Dluha. 

2. Oberer Dogger. Die paläontologischen Anhaltspunkte, welche 
uns im Lias und unteren Dogger den stratigraphischen Horizont einzelner 
Schichten mit ziemlicher Genauigkeit nachweisen liessen, fehlen uns in den 
Arvaer Klippen bei den jüngeren Gliedern der Juraformation fast gänzlich, 
und man muss sich hier zufrieden geben, die einzelnen Schichten mit einiger 
Wahrscheinlichkeit in die weiteren Hauptgruppen des stratigraphischen 
Systems einreihen zu können. 

So können wir über die so weit verbreiteten rothen Crinoidenkalke, 
welche in der Arva das Hauptgestein der meisten zacken- und mauerförmi- 
gen Klippenfelsen bilden, kaum mehr sagen, als dass sie constant über den 
Posidonomyen-Schichten, und unter dem Csorsztyner Kalke liegen, und 
daher irgend eine Etage des mittleren und oberen Doggers, oder auch des 
tieferen Malm repräsentiren. 

Die letzte Annahme hat wohl die geringste Wahrscheinlichkeit, indem 
die wenigen in dem fraglichen Gesteine gefundenen Petrefacten in ihrem 
Gesammthabitus eher auf Unter-Oolith, und zwar auf Schichten, die den 
alpinen Klausschichten nicht ferne stehen, hinzudeuten scheinen. 

Es sind diess: eine echte Terebratula, anscheinend aus der Gruppe 
der Biplieaten,. eine Terebratula (Macandrewia) aus der Verwandschaft der 
impressa, und zwei Arten, von Rhynchonella, von denen eine sehr an Rh. 
plicatella, die andere an Rh. subdecorata erinnert. 

Ueberall findet man grosse Pentacrinus-Stielglieder an der verwitter- 
ten Oberfläche des Gesteines hervorragen, während im frischen B:uche ge- 
wöhnlich nur ein undeutliches Gemenge krystallinischer Fragmente zu er- 
kennen ist. 

Enalich ist noch ein kleines Bruchstück eines Aptychus zu erwähnen, 
das ich in einer kleinen Klippe von rothem Crinoidenkalk am Skalica-Berge 
auffand. 

Hiernach können wir den rothen Crinoidenkalk vorläufig wohl nur als 
die höhere Abtheilung des Arvaer Doggers bezeichnen. 

Der weisse, quarzreiche Crinoidenkalk der Klippengruppe zwischen 
dem Dedina- und Medwedca-Thale tritt in der Arva nirgends im Contacte 
mit dem rothen auf. Nach den, in dem angrenzenden Klippenterrain von 
Csorsztyn und Rogoznik von Dr. v. Mojsisovics gemachten Beobach- 
tungen !) nimmt er jedoch constant ein tieferes Niveau ein. Stur, der die 
Klippengruppe zwischen dem Dedina- undMedwedea-Thale beiGelegenheit der 
Reise in sein Aufnahmsgebiet ebenfalls besuchte, bemerkt darüber?): „Die 
Klippenkalkreihe der Medveska skala bei Turdossin zeigt im Westen des 
Zuges den Üsorsztyner Marmor, in welchem Herr R. Meier die Terebratula 
diphya Col. mehrere Fuss tief im Liegenden der Ammonitenschichte ent- 
deckte. Hiernach sollte der weisse Crinoidenkalk der Medveska skala im 
Hangenden des Csorsztyner Marmors, die Diphyakalke von Rogoznik vertre- 
ten.“ Diese Ansicht möchte ich nun wohl nicht {heilen ; der rothe Csorszty- 


‘) Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Nr. 10 und 16. 
*) Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Nr, 12. 


238 C..M. Paul. [38] 


ner Marmor mit Zer. diphya und der weisse Crinoidenkalk der Medveska 
skala repräsentiren zwei ganz selbständige, von einander unabhängige Klip- 
pen, und bei der wiederholt beobachteten und hervorgehobenen Individuali- 
sirung der Klippen kann man aus der Neigung der Schichten einer Klippe 
gegen die einer anderen wohl selten einen sicheren Schluss auf das jüngere 
Alter dieser letzteren ziehen. 


6. Malm. 


Eine auf paläontologische Gründe gestützte Gliederung der dem Malm 
angehörigen Schichten, wie sie in den Klippengruppen von Csorsztyn und 
RogoZnik in Galizien gewonnen wurde!), kann in der Arva wegen der 
Petrefacten-Armuth und überhaupt sehr untergeordneter Entwicklung, in 
der die Formation hier auftritt, nicht durchgeführt werden. 

Gesteine, die ich hieher beziehen zu können glaube, treten in der 
Arva in vier petrographischen Formen auf. 

1. Die häufigste Erscheinungsform ist diejenige des rothen knolligen 
Ammoniten-Marmors, ein durch seine charakteristische petrographische Be- 
schaffenheit nicht zu verkennendes Analogon der im angrenzenden galizi- 
schen Klippenterrain mit dem Namen (sorsztyner Kalk belegten Schichten. 
Diese Bildung finden wir in der Arva beinahe überall dort, wo der oben- 
erwähnte rothe Crinoidenkalk auftritt, stets im Hangenden dieses letzteren 
eine engverbundene, niemals mächtige Bank bildend. Das Gestein enthält 
Ammoniten in grosser Menge, und ist stellenweise ganz aus solchen zusam- 
mengesetzt, doch konnte ich nicht ein einziges mit Sicherheit bestimmbares 
Exemplar gewinnen. Mit alleiniger Ausnahme eines grossen, involuten 
Ammoniten mit schneidigem Rücken, der sich in der Sammlung des Arva- 
Schlosses befindet, gehörten alle Exemplare, die ich aus diesen Schichten 
sammelte, den Familien der Planulaten und Fimbriaten an. Terebratula 
diphya ist in der Arva im petrographisch charakteristischen Csorsztyner 
Kalke nur in einem einzigen Exemplare, zwischen dem Dedina- und Med- 
wedca-Thale gefunden worden. 

2. Stratigraphisch wohl vielleicht identisch mit dem Csorsztyner 
Kalke, aber petrographisch von demselben abweichend ist der lichte Diphya- 
kalk, der, ebenfalls von rothem Crinoidenkalke unterteuft, am Hamola- 
Berge zwischen dem Zaskalja- und Jelsawa-Thale auftritt. Das Gestein ist 
meistens ganz licht, nur auf verwitterten Flächen röthlich, und von Neocom- 
kalken ohne Petrefacte schwer zu unterscheiden. Es enthält Terebratula 
diphya Col. in grosser Häufigkeit und gut erhaltenen Exemplaren, Ammon. 
Pptychowcus Quenst., grosse, an der Oberfläche fein gestreifte Aptychen (sehr 
ähnlich der Quenstedt’schen Abbildung des lpt. lamellosus Park. Jura 
Tt. 74), Belemniten und sehr zahlreiche Fimbriaten und Planulaten, auf 
deren nähere Bestimmung ich gegenwärtig vor dem Erscheinen der von 
Prof. Zittel in München vorbereiteten Monographie der Ammoniten der 
tithonischen Stufe nicht eingehen wollte. 

3. Der weiche thonige Aptychenmergel, mit festen Kalkbänken wech- 
selnd, der nur im Revisnye-Thale beobachtet wurde, enthält sicher erkenn- 
baren Aptychus lamellosus Park. in zahlreichen Exemplaren und schlecht 


t) Verhandl, d. k. k. geol. Reichsanstalt. Nr. 19. 


[39] Die nördliche Arva. 239 


erhaltene Ammoniten. Ein Hangendes oder Liegendes desselben ist nicht zu 
beobachten. 

4. Endlich glaube ich noch die verschieden gefärbten Hornsteinkalke 
hieherzählen zu müssen, die an verschiedenen Punkten des Terrains auftre- 
ten, aber nirgends erkennbare Petrefacte lieferten. Der rothe Hornstein- 
kalk des Raczowa-Thales erinnert petrographisch sehr an den rothen 
Aptychenkalk von St. Veit bei Wien, der Hornsteinkalk der Podbieler 
Klippe an alpine Oberalmschichten. Der lichte Hornsteinkalk von Dedina 
liegt über Ösorsztyner Kalk, könnte daher etwa ein Analogon der galizischen 
Rogoäzuniker Schichten sein. Ein sicherer paläontologischer Nachweis für das 
Auftreten dieser letzteren in der Arva ist mir bis jetzt nicht bekannt ge- 
worden. 


D. Neocomien. 


1. Unter-Neocomien. Vorwiegend rothe, in verwittertem Zu- 
stande grünlichweisse bis schneeweisse, sandige oder thonige, sehr kalkarme, 
dünngeschichtete Mergel mit Sandsteinbänken wechselnd, deren Mächtig- 
keit von wenigen Zoll bis auf mehrere Klafter ansteigt, und die die Mergel 
stellenweise auch gänzlich zu ersetzen scheinen. 

Die hiehergezählten Schichten sind an mehreren Punkten in unmittel- 
barer concordanter Lagerung unter der höheren, kalkigeren Etage des Neoco- 
mien zu beobachten, so namentlich deutlich am Punov-Passe nächst der 
Comitatsgrenze, nördlich von der Strasse, im Thale von Benyo-L£hota, beim 
Eingange in das Jelsawa-Thal, bei Podbiel, im Kohanowka-Thale etc. 

Dass wir in diesen Schichten ein Analogon der unteren Teschner 
Schiefer Hohenegger’s (Geognost. Karte der Nord-Karp. S. 23), und, 
wie Dr. v. Mojsisovics (Verhandlungen der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt. 1867. Nr. 17) vermuthet, der unterneocomen Schichten Pictet's 
von der Porte de France (Not. s. 1. cale. d. 1. Porte de France ete. Genf 
1867. Nr. 5) zu suchen haben, ist mindestens sehr wahrscheinlich. Eine 
genaue Bestimmung des Lagers dieser Schichten bedarf aber noch paläon- 
tologischer Funde. Gegenwärtig liegen mir aus denselben nur Belemniten- 
Fragmente und Fucoiden (dem F. intricatus der, den Wiener Sandsteinen 
der Nordalpen eingelagerten Mergel sehr ähnlich) vor. 

2. Neocomien-Aptychenkalke. Die höhere kalkige Abtheilung 
des Neocomien besteht in der Arva aus lichten oder weissen Kalkmergeln 
und Fleckenmergeln, welche letztere den Fleckenmergeln des unteren Lias 
zuweilen vollkommen gleichen. Sie bilden zwar stellenweise auch kleinere 
Inseln, vorwiegend aber grössere zusammenhängende Züge von meistens 
südwest-nordöstlichem Streichen, welche sich wohl am besten als Auf- 
bruchswellen im Karpathensandsteine deuten lassen. Ausserdem finden wir 
sie als mantelförmige Randzonen in der Umgegend der älteren Klippen ent- 
wickelt. 

In ihren höheren Lagen stehen sie vielfach mit dünnplattigen Sand- 
steinen in Verbindung und gehen auf diese Weise häufig allmählig in die 
Karpathensandsteine über. 

Diese sandigen Partien enthalten nichts als unbestimmbare Fucoiden. 
Aus den Kalken und Fleckenmergeln des Klippengebietes nördlich von der 
Arva liegen folgende Arten vor. 

Jahrbuch der k. k. geologischen KReichsanstalt. 1868 18. Band. 2. Heft- 32 


240 C. M. Paul. [40] 


Ammon. Astierianus d’Orb. (Terr. cret. Pl. 28). Ein gutes Exemplar 
fand ich in grauen kalkigen Mergeln am Nordostfusse der Podbieler Klippe, 
ein zweites Vorkommen dieserArt gibt Stur (Wassergeb. der Waag und Neutra 
S. 102) am Schotta Berge nordwestlich vom Schlosse Arva an. Ein Exem- 
plar aus dunkelgrauen Kalkmergeln rechts vom Eingange in das Zaskalja- 
Thal stimmt in den inneren Windungen mit d’Orbigny's eitirter Abbil- 
dung, während ein erhaltenes Fragment einer äusseren Windung grobe 
Rippen zeigt, die sich nahe am inneren Rande zu einer Knotenreihe ver- 
dicken ; dieser äussere Umgang allein wäre von Amm. Denarius Sow. aus 
dem Gault, wie ihn d’Orb. (Terr. Cret. Pl. 62) abbildet, nicht zu unter- 
scheiden. 

Ammon. Thetys d’Orb. (Terr. eret. Pl. 53). Ziemlich häufig, . aber in 
mangslhaften Exemplaren. Zazriva, Schottaberg, Podbiel. 

Ammon. Grasianus d’Orb. (Terr. Cret. Pl. 44). Ein gut erhaltenes 
Stück von dem Kalkhügel westlich von Revisnye. 

Ammon. Nisus d’Orb. (Terry. Cret. Pl. 55). Im lichten Fleckenmergel 
des Lutowa-Thales, zwischen der ersten und zweiten Klippe. 

Ammon. Matheroni d’Orb. (Terr. Cret. Pl. 48). Die eigenthümliche 
Oberflächenzeichnung lässt diese Art auch aus Bruchstücken erkennen, wie 
sie bei Arvavarallya (nördlich von der Strasse nach Lehotka) und bei Pod- 
biel vorkommen. 

Ammon. multieinctus Hauer mmser. Ein Exemplar von dem Kalk- 
hügel westlich von Revisnye, das mit den in der Sammlung der k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt befindlichen Stücken aus Rossfeld genau überein- 
stimmt. 

Toxocvras obliquatus dOrb. Nach Stur (Wassergeb. der Waag und 
Neutra S. 102) am Schottaberge nordwestlich vom Arva-Schlosse. 

Aptychus ef. Didayi Coqw. Die allerorts in den kalkigen Lagen der 
Arvaer Neocombildungen auftretende Aptychenform mit scharfwinklig ge- 
kniekten Rippen stimmt sehr nahe mit den Exemplaren aus den, auch 
petrographisch sehr ähnlichen Kalkmergeln von Waidhofen an der Ybbs, 
Stollberg etc. in Niederösterreich, weniger, (wie schon Stur betreffs der 
Vorkommnisse aus dem Ober-Neutraer Gebirge und von Malatina 1. c.8.27 
bemerkt) mit den Formen der Hoheneggerschen Grodischter Sandsteine. 
Revisnye-Thal, Raczova-Thal, am Gehänge nordöstlich von Arvavarallya, 
bei Lehotka, im Csiczhov-Thale, am Nordostfusse der Podbieler-Klippe, 
bei Trstjenna etc. | 

Aptychus pusillus Pet. Nach Stur (L. ce. S. 102) am Schottaberge 
nordwestlich von Arvavarallya. 

Belemnites dilatatus Bleinv. Am Nordostfusse der Podbieler Klippe. 


E. Gault. 


‘ Schichten, die mit Sicherheit dem Gault angehören, sind bis jetzt in 
den ungarischen Karpathen nur an zwei Punkten nachgewiesen worden. 
Der eine derselben ist am Eingange des Dedina-Thales in der Arva. 
Da die, an dieser Localität sich darbietanden Verhältnisse bereits bei der 
Schilderung des Dedina-Thales angegeben sind, so brauche ich hier nicht 
weiter darauf zurückzukommen. 


[41] Die nördliche Arva. 341 


Den zweiten Punkt gibt Hohenegger (Geogn. Skizze der Nordkar- 
pathen von Schlesien und den nächsten Angrenz. Jahrbuch der k. k. geol. 
Reichsanstalt. Bd. III. 3. Heft) bei Radola zwischen Sillein und Caca im 
Treneziner Comitate an, wo in hellgrauen Schiefern, die mit mergeligen 
Kalken wechsellagern, und an den Klippenkalk der grossen Klippe von 
Radola angelagert sind Amm. Hugardianus d’Orb., Amm. eristatus Deluc, 
Amm. Buchardianus d’Orb., Rostellaria cf. papilionacea Goldf., Cardium 
cf. subhillanum Leym. und Inoceramen gefunden wurden. 

Eine fernere Localität, bei Bezdedo nächst Puchov, die Hocheg- 
gerL.c.S. 142 nach einer älteren Angabe von Dr. Rominger (Leonh. 
und Bronn’s Jahrbuch 1847) ebenfalls für Gault hielt, gehört nach Stur 
(Wassergeb. der Waag und Neutra S. 31) wahrscheinlicher der oberen 
Kreide an. 

Beide sichergestellten Gaultvorkommnisse der ungarischen Karpathen 
liegen im Klippenbogen, und wir haben daher ein Wiederauffinden dieser 
Schichten weiter im Osten nur in den, die galizischen und Saroser Klippen 
umgebenden Karpathen-Sandsteinbildungen zu erwarten. 

Bei der Dedina-Mühle fanden wir in einer nicht über 2 Fuss mächti- 
gen Schichte die folgenden Arten beisammen: 

Ammon. tardefurcatus Leym. (Orb. Terr. eret. Pl. 71). Die Art, 
die schon bei Stur (Wassergeb. der Waag und Neutra S. 30 und 102) von 
dieser Localität angegeben ist, erfüllt in zum Theil sehr wohlerhaltenen, 
und daher sicher bestimmbaren Exemplaren massenhaft die ganze Schichte. 
Die Uebereinstimmung mit d’Orbigny’s eitirter Abbildung ist sowohl in 
der seitlichen Rippung, als auch in der, an einigen Stücken deutlich erkenn- 
baren Form des Rückens eine vollständige. 

Ammon. mammillaris Schloth. (d’Orb. Terr. eret. Pl. 75). Nur ein 
Rückenfragment sammt Gegendruck, aber sicher bestimmbar. Sogar die 
L. e. Fig. 2@ angegebenen seitlich hervorspringenden Stacheln sind er- 
kenntlich. 

Ammon. Velledae Mich. (d’Orb. Terr. eret. Pl. 82). Nur ein Exem- 
plar, aber gut stimmend mit d’Orbigny’s eitirter Abbildung. 

Ammon. Mayorianus(?) d’Orb. (Terr. eret. Pl. 79). Ziemlich häufig, 
doch scheint diese Form besonders dünnschalig gewesen zu sein, daher die 
Stücke im Gegensatze zu den wohlerhaltenen Tardefurcatus-Resten mei- 
stens zertrümmert sind, und die Bestimmung daher nur als wahrscheinlich 
bezeichnet werden kann. 

Ammon sp. Aehnlich Amm. tardefurcatus, aber mit ungespaltenen 
Rippen. 

Ptychoceras sp. Bruchstücke einer kleinen , nicht näher bestimm- 
baren Art. 

Belemnites sp. Nur in einem zu einer näheren Bestimmung ebenfalls 
nicht ausreichenden Exemplare vorliegend. 

Inoceramus sp. Ein mangelhaft erhaltenes Bruchstück. 

Meletta? sp. Die grossen gestreiften Schuppen, die in Gesellschaft 
verschiedener kleinerer Skelettfragmente in grosser Menge mit Amm. tar- 
defucatus zusammen vorkommen, gleichen sehr den Resten, nach denen man 
eine Etage der Eocenformation als „Meletta-Schichten“ zu bezeichnen pflegt. 
Hiernach wird man, insolange nicht sichere Speciesunterschiede zwischen 


949 C. M. Paul. [42] 


den Formen der Kreide und denen des Eocen festgestellt sind, wohl nicht 
mehr mit Sicherheit überall dort, wo Melettaschuppen gefunden werden, 
Schichten der Eocenformation annehmen können. Ich glaube auf diesen Um- 
stand namentlich betreffs der petrefactenarmen Karpathen-Sandsteingebilde 
aufmerksam machen zu müssen, indem hier leicht in Folge einer solchen 
Verwechslung ausgedehnte Schichten-Complexe falsch gedeutet werden 
können. 

Vergleicht man die eben mitgetheilte Fauna mit derjenigen, die 
Hohenegger bei Radola angibt, so findet man (mit Ausnahme etwa des 
unbestimmten Inoceramus) auch nicht eine einzige gemeinschaftliche Art, 
und es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass an den beiden Localitäten 
verschiedene Horizonte entwickelt sind, über deren relative Niveaux wir 
allerdings noch keine Anhaltspunkte besitzen. Man könnte die bei der 
Dedina-Mühle entwickelten Schichten nach der in überwiegender Menge 
darin auftretenden Ammonitenform am besten als „Schichten des Ammo- 
mites tardefwrcatus“ bezeichnen. 


P. Obere Kreide. 


Ich habe bereits in den, dem vorliegenden Abschnitte über das Klip- 
penterrain vorausgeschiekten einleitenden Worten den Grund angegeben, 
der mich in den, die Klippen des nördlichen Arvaufers umgebenden Sand- 
steinen und Conglomeraten die Fortsetzung jener Zone jüngerer Kreide- 
schichten vermuthen liess, die am Südfusse des ungarisch - mährischen 
Greuzgebirges, im Treneziner Waagthale, die tiefere Etage der Karpathen- 
»andsteine bilden 1) 

Was ich nun an positiven Belegen für diese Anschauung sammeln 
konnte, ist an sich allerdings gering, erlangt jedoch einiges Gewicht dadurch, 
dass in den von mir hierher gestellten Sandsteinpartien auch nicht ein 
einziges Petrefact gefunden, und nicht eine einzige auffallendere petro- 
graphische Analogie beobachtet wurde, wodurch eine Zusammenwerfung 
derselben mit der eocenen Hauptmasse der Karpathensandsteine motivirt 
werden könnte. 

Betreffs der Sandsteinpartien, die im Norden des Klein-Kriwan-Ge- 
birges, von diesem durch einen schmalen Zug eocener Conglomerate getrennt, 
anstehen, und sich östlich bis gegen Zazriwa ziehen, kann wohl am wenigsten 
ein Zweifel obwalten, denn dieselben lassen sich von Sillein (wo ich noch 
selbst in dem, die höheren Lagen der Sandsteine begleitenden Conglomerate 
einen Hippuriten auffand), nördlich bei Teplieza, StraZa und Tjerhowa 
vorüber, mit stets gleichbleibendem petrographischen Verhalten bis hieher 
verfolgen. 

Die Sandsteine, die zwischen dem Arvaflusse und dem Kubinska hola- 
und Magura-Zuge die Klippen begleiten, sind nun diesen letzteren sehr 


1) S. Stur: „Wassergeb. der Waag und Neutra.“ S. 31 und 74. Paul: 
„Das linke Waagufer zwischen Bistritz und Sillein.“ (Jahrb. der k. k. geol. Reichs- 
anstalt. B. 15. 3. Heft). Babänek: „Die nördlichen Theile des Trentschiner Co- 
mitates.“ (Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 16. 1. Heft). 


[43] Die nördliche Arva. 243 


ähnlich, unterscheiden sich scharf von sichergestellten Eocensandsteinen und 
wechseln an zahlreichen Stellen mit Conglomeraten, die aus gemischten, 
vorwiegend krystallinischen Geschieben zusammengesetzt, ihrerseits den 
Upohlawer-Conglomeraten des Waagthales petrographisch analog sind. End- 
lich wurden an drei Punkten (im Dedina-Thale, im Lhota-Thale und 
westlich von Lhota) Inoceramenfragmente in den von mir hierherbezogenen 
Schichten gefunden. 

So berechtigt nach dem Gesagten die Abtrennung dieser Schichten als 
einer tieferen Etage von den höheren, eocenen Karpathensandsteinen er- 
scheinen muss, so unberechtigt wäre es, mit Bestimmtheit behaupten zu 
wollen, dass alle Schichten, die wir in der Arva als tiefere Etage der Kar- 
pathensandsteine zusammenfassen, der oberen Kreide angehören. Die Sand- 
steine des Neocomien, Sandsteine und Mergel des unteren Doggers und 
selbst Schichten des unteren Lias finden wir stellenweise in solcher petro- 
sraphischer Entwicklung auftreten, dass eine Auseinanderhaltung derselben 
von den tieferen Gliedern der Karpathensandsteine ohne Versteinerungen, 
oder sehr deutliche Lagerungsverhältnisse höchst schwierig und unsi- 
cher ist. 

Durch spätere Petrefaetenfunde, die selbst bei sorgfältiger Begehung 
eines Terrains doch immer die Sache eines glücklichen Zufalles bleiben, 
mag hier vielleicht in der Folge noch manches aufgehellt werden ; gegen- 
wärtig begnüge ich mich zu constatiren, dass in der Arva zwischen dem 
Arvaflusse und den Gebirgszügen der Kubinska hola und der Arvaer Magura 
eine tiefere, von der höheren, eocenen scharf zu sondernde Abtheilung der 
Karpathensandsteine entwickelt ist, die vorwiegend der Kreide angehört, 
in ihren tieferen Lagen aber auch noch stellenweise mit anderen, petro- 
graphisch nicht unterscheidbaren Schichten älterer Bildungsperioden in 
Verbindung stehen mag. 


Ill. Das Gebiet der eocenen Karpathensandsteine. 


Durch das eben geschilderte Klippenterrain erscheint das Gebiet der 
eocenen Karpathensandsteine in der Arva in zwei Hälften getheilt. 

Die südliche Hälfte, südlich vom Arva- und Oravitza-Flusse, bildet 
die nördlichen Vorberge des Tatra-, Proseöno- und Chod-Gebirges, tritt 
zwischen Zaskalja und Parnica auf das rechte Arvaufer über, und scheint 
bei Benyova Lehota mit der nördlicheren Partie wirklich zusammen zu 
stossen. Hierher gehörige Schichten sind am rechten Arvaufer zwischen Kubin 
und Zaskalja aufgeschlossen. Sie enthalten hier unbedeutende, nicht über 
2—3 Zoll mächtige Lagen einer unreinen Kohle, die ich hier nur erwähne, 
um in Folge mehrseitig an mich gerichteter Anfragen vor etwaigen Abbau- 
versuchen zu warnen. Betreffs weiterer Daten über Gliederung, Petro- 
graphie etc. dieses Karpathensandsteinzuges verweise ich auf die Mittheilung 
von Dr. v. Mojsissovics!) in dessen Untersuchungsgebiet der Zug seiner 
grössten Ausdehnung nach gehörte. 


') Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt. 1867. Nr. 11. 


244 ©. M. Paul. [44] 


Die nördliche Eocensandsteinpartie bedeckt weitaus den grössten 
Theil des Arvaer Comitates. Ihre Südgrenze ist bezeichnet durch das 
Vojenne-Gebirge (noch im Treneziner-Comitate) durch den Ukruchlica, 
Paroch- und Turkowa-Berg; beim letztgenannten Berge springt sie nach 
Süd bis an den Südfuss der Kubinska hola vor, und setzt von hier in der 
ursprünglichen nordöstlichen Richtung über den Cserny wrch bis an den 
Priszlop fort. Hier tritt eine zweite Horizontal-Verschiebung der Grenzlinie 
gegen Süd ein, indem die fernere Fortsetzung derselben durch den Gebirgs- 
zug der Arvaer Magura bezeichnet ist. 

Die genannten Berge und Höhenzüge bestehen alle aus demselben 
Gesteine, nämlich aus dem vorwiegend rein quarzigen, grobkörnigen, durch 
Aufnahme einzelner grösserer Quarzgeschiebe in Quarzeonglomerat über- 
gehendem Sandsteine, den wir als „Magura-Sandstein“ bezeichneten. Genau 
derselbe Sandstein findet sich jenseits der Niederung von Bobrow in der 
Fortsetzung der Streichungslinie des Magura-Zuges in den Thälern von 
Ober- und Unter-Lipnic, bildet den nördlichen Grenzkamm Ungarns gegen 
Galizien, den Höhenzug der Babiagura, und ist auch in der Mulde zwischen 
der Babiagura und Magura (im nördlichen Arvathale) vorherrschend ent- 
wickelt. In der Gegend von Polhora, namentlich die Lehne östlich vom 
Polhoranka-Bache zusammensetzend, findet man einen lichten, dünnblättrigen 
Mergelschiefer entwickelt, der mit dem Sandsteine innig zusammenzuhängen 
scheint, und in dieser Gegend meistens die niedrigeren Gehänge und Ab- 
dachungen zusammensetzt, während die Bergkuppen aus Magurasandstein 
bestehen. 

Was die Lagerung der Eocensandsteine betrifft, so beobachtet man 
in der Arva genau dasselbe Verhältniss, welches ich schon bei den Kar- 
pathensandsteinen des Treneziner Comitates nachwies!). Die Lagerung ist 
eine muldenförmige, indem die Schichten im Norden vorwiegend nach Süd 
und Südost, im Süden nach Nord und Nordost einfallen. In der Mitte der 
Mulde, wo im Ganzen flachere Schichtenstellung vorherrscht, beobachtet 
man freilich stellenweise sehr auffallende locale Störungen. So findet man 
beispielsweise zwischen Rapca und Zubrohlaw im Einriss westlich von der 
Strasse eine Wechsellagerung von Sandstein und Schiefer, welche unter 800 
aufgerichtet ist, und wenige Schritte davon nach der entgegengesetzten 
Richtung einfällt, und bei Rap£ica treten auf eine kleine Erstreckung Sand- 
steine auf, welche den tieferen, kalkigeren Karpathensandsteinen gleichen, 
so dass man versucht wird, hier einen Aufbruch von Kreidesandsteinen an- 
zunehmen, wie Babänek solche in den westlichen Theilen der Trencziner 
Karpathensandsteine beobachtete 2). 

Solche Anomalien treten aber wie bemerkt, nur ganz local und unter- 
geordnet auf, und die muldenförmige Lagerung ist im Ganzen in der Arva 
ebenso deutlich, wie im Treneziner Comitate zu constatiren. 

Von einiger praktischer Bedeutung in diesem Gebiete, dessen sterilen 
landschaftlichen und volkswirthschaftlichen Charakter ich bereits in der 
Einleitung mit einigen Worten skizzirte, ist die Salzquelle von Polhora, auf 


') Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 15. 3. Heft. 
?) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. B. 16. 1. Heft, 


[ 45] Die nördliche Arva. 245 


welche eine in letzterer Zeit rasch aufblühende Mineralbad-Unternehmung 
basirt ist. Dass man jedoch aus dem Auftreten dieser Quelle keineswegs auf 
ein Herüberreichen des Wieliezkaer Salzstockes schliessen dürfe, wie in der 
dortigen Gegend vielfach geglaubt wird, hat schon Foetterlet) nachge- 
wiesen. Die vielfach zur Erreichung dieses vermutheten Salzstockes in 
dieser Gegend eingetriebenen Versuchbaue haben nun natürlich zwar kein 
praktisches Resultat, dagegen für die theoretische Wissenschaft eine er- 
freuliche Vermehrung der im Karpathensandsteingebiete so ausserordentlich 
seltenen Petrefactenfunde ergeben, indem unter den von Herrn Bergrath 
Foetterle mitgebrachten Stücken eines mit Nummuliten „von der Halde 
des Schachtes I. an der Slana woda bei Polhora“ vorliegt 2). 


Ich selbst habe zwar in der Arva, in den Magura-Sandsteinen oder 
den dieselben begleitenden schiefrigen Schichten nirgends eine Spur von 
Nummuliten gefunden, doch beobachtete ich die Auflagerung derselben auf 
den, den Nordrand des Klein-Kriwan-Gebirges begleitenden Numuliteucon- 
glomeraten deutlich am Südgehängn des Martinezowa-Berges, NNW. von 
Revisnye. 


IV. Die Niederung von Bobrow. 


Durch die Linie Hladowka-Trstjenna-Usztya-Namesto im Süden, und 
die Linie Zubrohlaw-Jablonka im Norden ist eine Terrainsenkung einge- 
schlossen , welche von der schwarzen Arva als Hauptlluss in südwest- 
licher Richtung durchströmt, und durch Neogen- und Diluvialbildungen 
ausgefüllt ist. 

Das tiefste Glied dieser durchgehends fast horizontal gelagerten 
beckenausfüllenden Schichten ist ein grauer plastischer Thon, dem Wiener 
Tegel ähnlich, der namentlich an den tiefsten, durch Wasserläufe entblössten 
Stellen der Niederung zu Tage tritt, so am Gehänge der schwarzen Adler 
bei Jablonka, Osada und Usztya, ausserdem im Orte Bobrow, im Thale von 
Ober Lipnica etc. Ueber die nicht unbedeutende Braunkohlenführung dieser 
Schichte hat Herr Bergrath Foetterle bereits im Jahre 1851 genaue 
Untersuchungen angestellt, daher ich, um unnöthige Wiederholungen zu 
vermeiden, hier auf diesen Gegenstand nicht weiter eingehe, sondern auf die 
von dem Genannten darüber gemachten Mittheilungen verweise °). 

Ueber dem Tegel liegt Schotter, im östlichen Theile aus Geschieben 
von krystallinischen Gesteinen der Tatra (vorwiegend Granit), im westlichen 
Theile vorwiegend aus Karpathensandstein bestehend. Ueber diesem findet 
man stellenweise noch eine wenig mächtige Lehmablagerung, namentlich 
zwischen Bobrow und Jablonka entwickelt. 

Endlich sind noch die nicht unbedeutenden Torfahlagerungen zu er- 
wähnen, welche namentlich auf den nicht wasserlässigen, an den Flussufern 
entblössten Tegelflächen entwickelt sind, und östlich von Jablonka, bei 


!) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. B. II. 4. Heft. S. 157. 
?) Stur: „Wasserg. der Waag und Neutra.“ S. 70. 
F. Foetterle: „Braunkohlenabl. in der Arva.“ Jahrb. der k k. geol. 
Reichsanstalt. B. U. 4. Heft. S. 160. 


246 C. M. Paul. Die nördliche Arva. [46] 


Chizne, am linken Ufer der Arva und Polhoranka von Usztya his nördlich 
von Slanica, und an der Landzunge bei der Vereinigung ber beiden genannten 
Flüsse östlich von Nämesto ziemlich ausgedehnte Flächen einnehmen. 

Der Torf, der eine Mächtigkeit bis 9 Fuss erreicht, und von guter 
Qualität ist, wird mindestens in den westlichen, mir bekannten Gegenden 
der Niederung nur wenig verwendet, indem gewöhnlich nur die Coniferen- 
stämme, die darin enthalten sind, gesammelt, getrocknet und als Brenn- 
material benützt werden. Es bedarf jedoch wie ich glaube nur einer be- 
deutenderen industriellen Entwicklung, dieser Gegenden um den hier so 
massenhaft vorräthigen fossilen Brennstoffen eine entsprechende Verwerthung 
zu sichern. 

Das mehrfach erwähnte, in den Torfmooren dieser Gegend gefundene 
Elenngeweih soll sich gegenwärtig in der Bibliotheka Csaplovicziana zu 
Also Kubin befinden, doch gelang es mir nicht, dasselbe zu einer näheren 
Untersuchung zu acquiriren. 


II. Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhmi- 
schen Kreideablagerungen bei Wartenberg unweit 
Turnau. 


Von Prof. Dr. Ferdinand v. Hochstetter. 


(Mit einem Holzschnitt.) 


Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868. 


Ein mehrwöchentlicher Aufenthalt in der Kaltwasser - Heilanstalt 
Wartenberg bei Turnau im Herbste 1867 gab mir Gelegenheit, das für die 
Ablagerungen der böhmischen Kreide so klassische Terrain in der Umge- 
bung von Turnau kennen zu lernen und namentlich das geologische Profil 
näher zu studiren, welches ein Durchschnitt durch den Nordrand der Kreide- 
ablagerungen von den Abhängen des Kosakov in Nordost über Rodstein, 
Wartenberg, Gross-Skal bis zum Annaberg bei Wisker in Südwest bietet. 
Die zum Theile sehr auflallenden geologischen Verhältnisse , welche 
der Nordrand des Kreidegebietes am Fusse des Riesengebirges bietet, 
wurden von Jokely in einem Berichte vom 31. August 1858 berührt und 
durch eine Skizze erläutert !). Ich komme daraufzurück, weil ichzu wesent- 
lich anderen Resultaten gelangt bin, und mich bald überzeugt habe, dass die 
Auffassung der Kreideablagerungen in der Umgegend von Turnau und wei- 
terhin im Bunzlauer Kreise, wie sie von Jokely in seiner Abhandlung über 
die Quader- und Pläner-Ablagerungen des Bunzlauer Kreises ®) gegenüber 
den richtigen Ansichten früherer Beobachter gegeben wurde, eine irrige 
war, so zwar, dass auch die geologische Colorirung der Gegend auf den 
Karten der geologischen Reichsanstalt, da für dieselbe diese irrigen Voraus- 
setzungen massgebend waren, eine unrichtige wurde und daher sehr be- 
deutende Abänderungen nothwendig macht. Auch die Herren Paul und 
Wolf bei ihren Aufnahmen im Königgrätzer Kreise, und ebenso die Prager 
Geologen in ihrem zweiten von Prof. Joh. Krej£i verfassten Jahresberichte 
(für 1865 und 1866) hatten sich der Auffassung Jokely’s angeschlossen ; 
das Irrige derselben wurde jedoch durch die im Jahre 1867 von der natur- 
wissenschaftlichenLandescommission in Böhmen fortgesetzten Untersuchungen 


1) Jahrbuch der k k. geologischen Reichs-Anstalt. 1859, Verhandlungen. 
Seite 115. 

2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 12. Bd. 1861 und 1862. 
Seite 367. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 2. Heft- 39 


Ag Dr. F. v. Hochstetter. [2] 


vollständig erkannt, zumal da gleichzeitig sowohl Dr. Gümbel') als auch 
Dr. Schloenbach?) sich auf das erfolgreichste bemüht haben, in der Auf- 
fassung der Verhältnisse der böhmischen Kreideformation wieder die frühere 
gute Ordnung herzustellen und in die Parallelisirung der einzelnen Glieder 
derselben neue Klarheit zu bringen. Wenn ich nach den massgebenden Ar- 
beiten der beiden zuletzt genannten Forscher es trotzdem nicht für über- 
flüssig halte, diese Zeilen zu schreiben, so geschah es, weil der Durchschnitt, 
den ich erläutern will, jederzeit einer der wichtigsten sein wird für die Auf- 
fassung der Verhältnisse der böhmischen Kreideformation, und weil er ein 
überaus lehrreiches Beispiel abgibt, zu welchen Irrthümern eine falsche Prä- 
misse, selbst einen so geübten Beobachter wie Jokely, geführt hat. Zugleich 
mögen die folgenden Blätter eine kurze geologische Skizze der Umgegend 
des unter der Leitung Dr. Schlechta’s so bekannt und beliebt geworde- 
nen Bades Wartenberg geben. 

Mit vollem Rechte wird Wartenberg wegen seiner Lage als einer der 
anziehendsten Landaufenthalte gerühmt. Es verdankt den besonderen Reiz 
seiner Umgebungen der grossen Mannigfaltigkeit des landschaftlichen 
Charakters der Gegend. Das saftig grüne, wasser- und wiesenreiche Libunka- 
Thal, das sich von Südost nach Nordwest gegen Turnau erstreckt und hier 
mit dem Iserthal vereinigt, bietet zu beiden Seiten, rechts und links, die 
vollsten landschaftlichen Gegensätze. Links, an der Schattenseite des 
Thales, an welcher das Bad selbst liegt, der steile Absturz des Oberquaders 
mit einer romantischen Fels- und Waldlandschaft, aus der hoch oben einer- 
seits das Schloss von Gross-Skal, andererseits die Ruine und die Kapelle 
von Waldstein hervorblicken. Schattige Waldwege führen durch Felsen- 
labyrinthe — die sogenannte Felsenstadt -- und durch düstere Waldschluchten 
auf das Plateau des Oberquaders, das südlich überragt wird von dem Anna- 
berg, einem kleinen mit einer Kapelle gezierten Basaltkegel bei Wisker, 
südöstlich von der auf zwei hoch hervorragenden Basaltpyramiden kühn 
erbauten alten Burg Trosky, dem Wahrzeichen der Gegend. Rechts, 
jenseits der Hauptstrasse, die von Jidin nach Turnau führt, an der Sonnen- 
seite des Libunkathales, steigt das Terrain allmälig in der Form einer flach- 
welligen, von kleinen Thalfurchen durchschnittenen schiefen Ebene an. Der 
fruchtbare, sonnige Boden trägt üppige Klee- und Waitzenfelder, und Obst- 
alleen verbinden die an dem sanften Gehänge zerstreut liegenden Gehöfte. 
Seine Fruchtbarkeit verdankt der Boden an dieser Thalseite einer Löss- 
schichte, welche den Quadersandstein, der in den Thaleinschnitten zu 
Tage tritt, bedeckt. Gegen Nordost erhebt sich die schiefe Ebene höher und 
höher, bis sie bei Rodstein, Dubetzko, Wollawetz u. s. w., anderthalb 
Stunden von Wartenberg, plötzlich abbricht, und das Terrain nun terrassen- 
förmig gegen die Thalmulde abfällt, in welcher die Ortschaften Westez, 
Lochtusch, Leskov u. s. w. liegen, und jenseits welcher der mächtige und 
langgestreckte, zum Theil bewaldete Rücken des Kozäkov ansteigt, der 
mit seinen Ausläufern in nordöstlicher Richtung die Aussicht von Warten- 
berg: abschliesst. 


!) Dr. C. W. Gümbel: „Skizze der Gliederung der oberen Schichten der 
Kreideformation in Böhmen“, im Neuen Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1867. 
Seite 795. 

?2) Dr. U. Schloenbach: „Die Brächiopoden der böhmischen Kreide.“ 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. Seite 139. 


[3] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. 


Während die grotesken Felsformatio- 
nen des Quadersandsteines in der Felsen- 
stadt bei Wartenberg, die ihr Analogon in 
dem berühmten Felsenlabyrinth von Wek- 
kelsdorf und Adersbach, und in den Fels- 
mauern und Felsthürmen der böhmischen 
und sächsischen Schweiz haben, reiche Ge- 
legenheit bieten zu Beobachtungen über 
die unter dem Einflusse der Atmosphärilien 
und des strömenden Wassers vor sich ge- 
hende Verwitterung und Auswaschung der 
Felsmassen, so verdankt der achat- und 
olivinreiche Kozäkov seine Entstehung den 
plutonischen und vulkanischen Kräften des 
Erdinnern. Der Kosäkov war einst ein feuer- 
speiender Berg. Mitten durch die in einer 
früheren Periode der Erdbildung emporge- 
brochenen Massen von Melaphyr und Mela- 
phyrmandelstein, welche die Grundmasse 
dieses Gebirgszuges bilden, haben in einer 
späteren Periode unter echt vulkani- 
schen Erscheinungen basaltische Laven 
aus dem Erdinnern sich Bahn gebrochen. Ihre 
Ströme bilden den Gipfel des Berges. So 
erhebt sich jetzt dieser Melaphyr- und Ba- 
saltberg als eine Grenzscheide der sedimen- 
tären Bildungen. An seinem nordöstlichen 
Fusse bei Semil und Eisenbrod beginnen die 
rothen thonigen Sandsteine des Rothliegen- 
den und darunter der von kıystalliuischem 
Kalk und Quarz durchzogene Urthonschiefer, 
während an seinem südwestlichen Fusse 
sich die Quader- und Plänerschichten abge- 
lagert haben, die in südwestlicher Richtung 
auf der Linie über Westetz, hodstein, War- 
tenberg, Gross-Skal in ihrer Lagerungstolge 
einen für die Verhältnisse der bömischen 
Kreideablagerungen an ihrem Nordrande 
am Fusse des Riesengebirges sehr lehrreichen 
Durchschnitt bieten, den ich mir jetzt näher 
zu erläutern erlaube. 

Das tiefste Glied der Kreideschichten, 
welches unmittelbar auf dem Melaphyr- 
mandelstein des Kosakov aufliegt, ist ein 
feinkörniger, meist weisser Quadersandstein, 
der Unterquader, dessen 50—100 Fuss 
mächtige, steil bis zu 45° aufgerichtete 
Bänke mantelförmig, ungefähr bis zu 
1800 Meereshöhe, mit scharf ausgezacktem 
oberem Rande an die südwestlichen und 
westlichen Abhänge des Kosäkov angelagert 

33 * 


Nordost 


Kreideablagerungen ete. 


Iserthal Semil 


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Phyllit. 


Melaphyr. Rothlieg, 


Basalt. 


Melaphyr. 


Kreide- Ablagerungen 


Basalt. 


el 


3, Isersandstein. 


2. Unterplänermeigel. 


Unterquader. 


4, Oberquader. 


250 Dr. F, v. Hochstetter. [4] 


sind. Dieser Unterquader bildet mit senkrecht aufgerichteten, stellenweise 
sogar übergeneigten Schichten weiter nordwestlich die merkwürdige, viel- 
beschriebene Felsmauer, die sich bis Liebenau hinzieht, und zu welcher an 
der linken Thalseite der „dürre Felsen“, an der rechten Thalseite die 
bizarre Felsmauer von Klein-Skal gehört. An Versteinerungen ist dieser 
Unterquader arm; die einzigen erkennbaren Fossilien, welche ich darin ge- 
funden, sind Ostreaw (Exogyra) columba und Janira aeqwicostata. Von 
Pflanzenresten ist nirgends eine Spur. Es ist desshalb kein Pflanzenquader, 
wie in den westlicheren Gebieten bei Lippenz oder Perutz, sondern ein ma- 
riner Unterquader, der nur der Oberbank des Unterquaders bei Perutz ent- 
spricht. Die obersten Bänke dieses Unterquaders — und das haben sie mit 
der Oberbank des Unterquaders im westlichen Revier 1) sehr charakteristisch 
gemeinschaftlich — werden thonig und glaukonitisch, und in diesem thonigen 
Grünsandstein, wie er oberhalb Westetz, bei Prakov, Hamstein und Koberov 
am Fusse der Sandsteinfelsen in zahlreichen grösseren und kleineren Blöcken 
gefunden wird, kommen die Steinkerne von Exogyren am häufigsten vor. 
Diesen Unterguader nehme ich alsNr.6 des Schemas von Gümbel (A. a. 0. 
Seite 798), als Stufe des Pecten asper oder Haupt-Grünsandstein. 
Zwischen den Felsmassen des Unterquaders und der charakteristisch 
ausgeprägten und rasch ansteigenden 120—150 Fuss hohen Terrasse des 
Isersandsteines in südwestlicher Richtung liegt eine Nache Thalmulde, die 
sich von Hamstein angefangen in südöstlicher Richtung dem Fusse des 
Kosäkov entlang bis Rovensko hinzieht, und in der die Ortschaften Westetz, 
Lochtus, Leskov u. s. w. liegen. In den Brunnen und Wassergruben dieser 
Ortschaften sind lichtgraue Thonmergel aufgeschlossen, welche von Jokely 
als in die Thalmulde eingelagerter Pläner aufgefasst wurden. Es sind diess 
jedoch dieselben Mergellagen, die in dem ganz naheliegenden Iser-Thale am 
Ostausgange des Eisenbahntunnels bei Laucek in einer Mächtigkeit von circa 
20 Fuss deutlichzwischen dem Unterquader und Iser-Sandstein eingelagert er- 
scheinen, somit eine Zwischenschichte zwischen Unterquader und Iser-Sand- 
stein bilden, die ich als Unterplänermergel bezeichne. Petrefacten habe 
ich in diesen Mergeln nicht gefunden, jedoch gibt Gümbel (A.a.0.5.800), 
Inoceramen an, deren Formen sich der Art des I. labvatus und striatus an- 
reihen. So unbedeutend dieser Unterplänermergel erscheint, so ist er doch, 
wie es scheint, eine weit verbreitete und in demselben Niveau constant wie- 
derkehrende Schichte; denn bei Vergleichung meiner im Jahre 1856 bei Ge- 
legenheit der Aufnahmen in den westlichen Revieren der Kreideablagerun- 
gen in meinen Notitzbüchern gemachten Aufschreibungen fand ich, dass 


1) Bei Lippenz, Tauchowitz, Opotschna, Perutz, Libochowitz und an anderen 
Punkten des westlichen Kreidegebietes besteht der Unterquader constant aus drei 
Etagen: einer unteren, grobkörnigen Sandstein- und Conglomeratbank, einer thoni- 
gen und kohligen Zwischenbank, und einer oberen, feinkörnigen Sandsteinbank, die 
nach oben glaukonitisch wird und in Grünsandstein übergeht. Diess ist der tiefste 
Grünsandstein, der nicht zu verwechseln ist mit einem zweiten Grünsandstein, der 
dem Niveau der Plänersandsteine angehört, und in dieser Gegend über dem gelben 
Baustein und Exogyrensandstein liegt. Im östlichen Gebiet (im Chrudimer und 
Königgrätzer Kreise) zeigt der Unterquader, nach Herrn Paul (Jahrbuch XII. 
S.45;) ganz dieselbe Gliederung in 3 den obigen vollkommen entsprechenden Etagen. Auch 
hier wird die Oberbank des Unterquaders glaukonitisch und zu einem wahren Grün- 
sandstein. Dieser mit demselben petrographischen Charakter im Westen wie im 
Osten auftretenden Oberbank des unteren Quaders, entspricht nach meiner Ansicht 
der Unterquader von Klein-Skal, und vom Fusse des Kosakov. 


[5] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. Kreideablagerungen etc. 251 


auch bei Lippenz, Perutz, Libochowitz u. s. w. überall wenig mächtige 
thonige Zwischenschichten den Unterquader von dem höher liegenden gelben 
Baustein trennen '). 

Ueber dem Unterplänermergel lagert nun als drittes Glied der Iser- 
sandstein. Mit diesem Namen bezeichnen die Prager Geologen die bald 
mehr thonigen, bald mehr kalkigen daher mergelartigen , plattig oder 
plänerartig brechenden und leicht verwitterbaren, feinkörnigen Sandsteine, 
durch welche sich die Iser zwischen Klein-Skal und Turnau ihren Weg 
durchgebrochen hat, und auf welchen sich z. B. das Schloss Gross-Rohosetz 
erhebt. Dieser Isersandstein begleitet das Iserthal weiter abwärts bis 
Benatek; er breitet sich zu beiden Seiten des Thales plateauartig aus, 
einerseits bis zum Fusse des Leitmeritzer Basaltgebirges , andererseits 
bis zur Elbe, und indem er an manchen Punkten eine Mächtigkeit von gegen 
300 Fuss erreicht, bildet er sowohl durch Verbreitung als durch Mächtigkeit 
das Hauptglied im mittleren Gebiet der Kreideablagerungen. Die Eisenbahn 
hat diese Schichten bei Turnau und Sichrow in zahlreichen Durchschnitten 
blossgelegt, und besonders grossartig ist der Anschnitt, welchen die Eisen- 
bahnlinie bei Backofen gemacht hat. Hier wurden aus diesen Schichten 
grosse Quadern zum Eisenbahnbau gewonnen. Auf unserem Durchschnitt 
bildet der Isersandstein eine rasch ansteigende, circa 120— 150 Fuss hohe 
sehr charakteristische Terrasse, über die man aus der Thalmude am Fusse 
des Kosäkov bei Westetz, Lochtusch und Rovensko gegen Südwest aufsteigt. 
Im Allgemeinen ist der Isersandstein das petrefactenreichste Glied, jedoch 
petrefactenreicher an der rechten, als an der linken Iserseite. Bei der Mühle 
von Dubetzko in dem Thale gegen Laucek zu, habe ich in den tieferen 
Bänken eine kalkig knollige Schichte gefunden, aus der ich in kurzer Zeit 
folgende Fossilien gesammelt habe: Dradema (eine neue Species), Am- 
monites (eine grosse, aber für spezielle Bestimmung zu schlecht erhaltene 
Art), Panopaea gurgitis, Pholadomya, Arca glabra, Cucullea, Janira 
quinquecostata, Lima multicostata, Pinna, Ostrea sulcata, Ostrea (Exogyra) 
columba. 

Ueber dem Isersandstein, dessen oberste Bänke sehr kalkig sind und 
oft schneeweiss werden wie Plänerkalk, erheben sich auf der Linie unseres 
Durchschnittes bei Rodstein unmittelbar, ohne dass man ein Zwischenglied 
wahrnimmt, die Sandsteinfirsten des Oberquaders. Etwas weiter westlich 
jedoch bei Beseditz, und jenseits der Iser bei Borek und Woderad treten 
wenig mächtige, mergelige Zwischenschichten zu Tage, die ich als Ober- 
plänermergel bezeichne. Weiter südlich bei Dneboch am Fusse des Musky- 
berges (unweit Münchengrätz) sollen nach einer freundlichen Mittheilung 
des Herrn Prof. Krejc£i dieselben Mergelschichten am Fusse des Oberquaders 
und über dem Isersandstein zu Tage treten, und Bakuliten enthalten, so dass 
also der Oberplänermergel den Bakulitenschichten des westlichen Gebietes 
bei Priesen und Postelberg oder den sogenannten Priesener Schichten 
entsprechen würde. Ist dem so, so kann man auch über das Aequivalent 
des Isersandsteins nicht im Zweifel sein. Der Isersandstein liegt zwischen 


1) Ebenso erwähnt Herr Paul (A. a. O. Seite 454), dass im Königgrätzer 
und Chrudimer Kreise im Quadermergel (was hier Quadermergel genannt wird, ist 
nichts anderes als unser Isersandstein) sich eine untere dünnschiefrige, mehr thonige 
Abtheilung von einer oberen mehr sandigen unterscheiden lasse. 


252 Dr. F. y. Hochstetter. [6] 


Unter- und Oberplänermergel, muss also denjenigen Schichten entsprechen, 
welche in der Gegend von Postelberg zwischen den Unterplänermergeln und 
den Bakulitenschichten liegen, und dort als gelber Baustein (Plänersandstein) 
Exogyrensandstein, Grünsandstein und Plänerkalk entwickelt sind. So stellt 
sich uns der Isersandstein, den die Prager Geologen in ihrem zweiten Jahres- 
bericht über den Grünsandstein von Mallnitz und sogar über den Teplitzer 
Pläner stellen wollten, und denDr.Schloenbach in seiner neuesten gedie- 
genen Abhandlung nur den Hundorf- Strehlener Plänerschichten paralleli- 
sirt, übereinstimmend mit Gümbel (a.a.0.S. 806) als ein petrographisch 
gleichartiger, aber paläontologisch in tiefere und höhere Zonen gliederbarer 
Schichtencomplex dar, der in sich die Mallnitzer, Hundorfer und Wehlowitzer 
Schichten (Callianassen-Bänke) vereinigt. Und in dieser Auffassung wäre 
der Isersandstein vollkommen identisch mit dem Weissenberger Pläner bei 
Prag, von dem Gümbel gleichfalls nachgewiesen hat, dass er mehrere pa- 
läontologische Horizonte in sich begreift, und ebenso mit den Kieslingswalder 
Schichten. Alle diese Schichten sind eine und dieselbe, durch thonige 
Schichten nach oben und unten von den Quadern getrennte Entwicklungs- 
form des Pläners, und unter diesem Wort begreifen wir also ein stratigra- 
phisch und geotektonisch zusammengehöriges Ganze, dem der Plänersandstein, 
Plänerkalk und Plänermergel der westlichen Gebiete angehören. Ich für 
meinen Theil würde sehr bedauern, wenn die klare Dreitheilung der böh- 
mischen Kreide, die in den herkömmlichen Bezeichnungen: Unterquader, 
Pläner (inclusive Plänersandstein, Plänerkalk und Plänermergel) und 
Oberquader ihren ganz bestimmten und adäquaten Ausdruck findet, in 
der Nomenklatur dadurch verwischt würde, dass man nach dem Vorschlage 
Gümbel’s den Namen Pläner auf alle Ablagerungen ausdehnt. Ebenso 
wenig scheint es mir entsprechend, in dem Schema für die Gliederung der 
Ablagerungen die Bakulitenmergel, wie dies Güm bel thut, mit dem Ober- 
qnader zusammen als dritte obere Stufe zusammenzunehmen. Die Bakuliten- 
mergel schliessen sich wenigstens in der Natur auf's engste an den Pläner 
an; in der Gegend von Postelberg ist diese Verbindung eine so enge, dass 
jeder Versuch, die Bakulitenmergel vom Plänerkalk auf einer geologischen 
Karte scharf zu trennen, sich als unausführbar erweisen wird; eben so enge 
ist im Bunzlauer, Chrudimer und Königgrätzer Kreis die Verbindung des 
Oberplänermergels mit den tieferen sandigen Plänerschichten. Dagegen 
wo sie mit Oberquader zusammen vorkommen, wird man nie im Zweifel 
sein, wo man die Grenze ziehen soll. 

Der Oberquader bildet für sich das letzte und oberste Glied der 
Kreideablagerungen in Böhmen. Er ist ein, in der Regel feinkörniger, bis- 
weilen aber grobkörniger, im Uebrigen dem Unterquader ähnlicher Sandstein, 
dessen 60— 80 Fuss mächtige Bänke bei Rodstein und Kloko@, und ebenso 
jenseits der Iser sich über die Isersandsteinterrasse mit senkrechten Fels- 
wänden erheben, und eine zweite Terasse bilden, deren Oberfläche gegen 
Südost sich senkt und, gegen das Libunka-Thal flach abdachend, das von 
Löss bedeckte fruchtbare Ackerland bildet. In dem Steinbruche am Wege 
zwischen Laucek und Dubetzko enthält der sonst sehr versteinerungsarme 
Oberquader, der hier etwas eisenschüssig ist, Steinkerne von Inoceramus 
(die Form erinnert an Inoceramus Brongniarti), Janira (vielleicht guadri- 
costata), Lima und anderen undeutlich erhaltenen Zweischalern, und in den 
Felswänden bei der Praslavicer Kirche bemerkt man grosse Pinnen und 


[7] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. Kreideablagerungen etc. 259% 


eylindrische Steinkerne von Serpulen. Interessante Felsformationen zeigt 
die im Oberquader ausgewaschene, steilwandige Schlucht, die von Radvanovic 
gegen Stepanovic führt, das sogenannte „Kraxel-Thal.“ Höchst eigenthümlich 
sind hier die coulissenförmig hinter einander stehenden, in riesige Paral- 
lelepipede von 80 Fuss Höhe zerklüfteten Felsmassen und die bienenwaben- 
artige Auswitterung der Felswände. 

Derselbe Oberquader nun ist es, der jenseits der Libunka in der Felsen- 
stadt bei Wartenberg und den Felsenthürmen von Gross-Skal sich zum 
zweiten Male in grösserer Mächtigkeit mit einem gegen das Gebirge zu 
gerichteten Steilrand erhebt, und das vielfach von Schluchten durchzogene 
Sandsteinplateau zwischen Gross-Skal und Münchengrätz bildet, zu dem als 
südöstliche Partie die durch ihre Naturschönheit so berühmten Prachover 
Felsen bei Jicin, und als südwestlichster Ausläufer die Sandsteinfelsen bei 
Chlomeck unweit Jungbunzlau gehören. 

Aus der Thatsache, dass dieselben Sandsteinbänke, welche von dem 
Steilrande bei Rodstein angefangen, mit flacher Neigung sich mehr und 
mehr gegen das Libunkathal herabsenken, jenseits desselben bei Waldstein, 
Wartenberg und Gross-Skal mit einem Male wieder mit steilem Bruchrande 
anstehen, und in horizontaler Lagerung plateauförmig sich ausbreiten, geht 
mit Nothwendigkeit hervor, dass längs des Libunkathales vom Trosky bis 
Turnau eine Dislocationsspalte verlauft, durch welche die Continuität der 
Schichten unterbrochen ist. 

Nimmt man die Niveaudifferenz zwischen der Sohle des Libunka- 
Thales und dem Plateau von Waldstein oder Gross-Skal, die wenigstens 
350 Fuss beträgt, als das Maass der Höhe dieser Verwerfung, so sollte man 
nach der Mächtigkeit der verworfenen Schichten erwarten, dass an dem 
Bruchrande bei Wartenberg der unter dem Öberquader liegende Isersand- 
stein zu Tage trete. Dass dies nicht der Fall ist, erklärt sich daraus, dass 
der ganze Abhang bei Wartenberg durch abgebrochene und niedergerutschte 
Theile des Oberquaders verstürzt ist, wie ich es auf dem Durchschnitt dar- 
gestellt habe. Trotzdem lässt sich das obere Niveau des Isersandsteines 
auch an diesem Abhange in der Terrasse, auf welcher das Hegerhaus ober- 
halb des Bades liegt, und welche sich durch die sogenannte „Sahara“ bis 
zur Fahrstrasse nach Gross-Skal zieht, deutlich erkennen. In dieser Höhe 
auf der Grenze des Isersandsteines und des Oberquaders entspringt die 
Excellenzquelle, während die übrigen Quellen '!) in einem etwastieferen Niveau, 
unter dem verstürzten ÖOberquader hervortreten. Die grauen Thonmergel, 


1) Die Temperatur der Wartenberger Quellen habe ich mittelst eines Herrn 
Dr. Schlechta gehörigen Thermometers bestimmt. 


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Das Mittel aus diesen Zahlen 6°. 8 dürfte ee nahe der mittleren Jahres- 
temperatur von Wartenberg entsprechen. 


254 Dr. F. v, Hochstetter. [8] 


welche in den Wiesengründen bei Wartenberg zu Tage treten, und auf 
welchen die Eichen von Wartenberg so vortreftlich gedeihen, fasse ich daher 
nicht als Bakulitenschichten oder als Oberplänermergel auf, wie Gümbel 
und die Prager Geologen, sondern als Unterplänermergel, der unter dem 
durch den abgerutschten Oberquader verdeckten Isersandstein liegt. Wollte 
man diese Mergel als Bakulitenschichten nehmen, so müsste der Oberquader 
der jenseits der Jiöiner Strasse höchstens eine Mächtigkeit von 100 Fuss 
hat, diesseits der Dislokationsspalte auf einmal zu einer Mächtigkeit von 
wenigstens 300 Fuss anwachsen, was doch wohl nicht möglich ist. 

Die Ablagerungen der Kreideperiode in der Umgebung von Turnau 
bestehen also, wie wir gesehen haben, aus folgenden, concordant über ein- 
ander liegenden Schichten und Schichtencomplexen, die sich vollkommen 
naturgemäss, d. h. petrographisch, stratigraphisch und geotektonisch in drei 
Hauptstufen gliedern: 

1) Unterquader, 

2) Pläner: Unterplänermergel, 

Isersandstein (oder Plänersandstein), 
Oberplänermergel, 

8) Öberquader. 

Vergleichen wir nun mit diesen Resultaten die Auffassung Jokely’s. 
Der Hauptirrthum Jokely's beruht auf dem vollständigen Verkennen des 
Oberquaders. Es gab bei ihm nur einen Quader, und die mächtig ent- 
wickelten Isersandsteine, die zwischen dem Unter- und Oberquader liegen, 
betrachtete er als eine Zwischenlagerung im Quader und bezeichnete sie in 
in ihren sandigen Bänken ebenfalls als Quader, in ihren theils mehr thonig- 
theils mehr kalkig-sandigen Bänken aber als Quadermergel. So wurde der 
Plänersandstein zum Quadermergel. Das hatte zur Folge, dass auch die 
Lagerungsverhältnisse der thonigen Plänerschichten falsch aufgefasst wurden, 
indem ihr Niveau ohne Unterscheidung von unterem und oberem Pläner- 
mergel gleichmässig über den Quader, also auch über den Oberqua- 
der gestellt wurde. Wo also die Unterplänermergel unter den Iser- 
sandsteinen zu Tage treten, wie in der Thalmulde am Fusse des 
Kosäkov, da war nach Jokely’s Auffassung dieser Pläner nur angelagert, 
d. h. in die Mulde eingelagert, und wo, wie am Fusse des Musky-Berges 
bei Münchengrätz der OÖ berplänermergel unter dem Oberquader zu Tage 
tritt (vergl. den von Jokely von dieser Localität im Jahrbuch 1859, Ver- 
handlungen S. 115 gegebenen Durchschnitt), da war es nach seiner Auffassung 
derselbe, wieder nur angelagerte Pläner. 

Diese Auffassung verleitete weiter dazu, thonige Ablagerungen, die 
in einem um mehrere hundert Fuss höheren Niveau noch über dem Oberquader 
am Fusse der demselben aufgesetzten Basaltkuppen, wie am Musky (vergl. 
wieder den angeführten Durchschnitt) und Wisker, vorkommen, und wahr- 
scheinlich tertiären Ursprungs sind, gleichfalls für Pläner zu halten; am 
Chlomek bei Jungbunzlau endlich, wo es zweifellos war, dass die Ober- 
plänermergel von Oberquader überlagert werden, half sich Jokely damit, 
dass er den Oberquader vom Chlomek, der mergelige Zwischenlager hat, als 
Plänersandstein (S. 376 der angegebenen Abhandlung) mit zu seinem Pläner 
rechnete. Da somit vier verschiedene, in einem vierfach verschiedenen 
Niveau liegende Schichten als Pläner bezeichnet wurden, so begegnete 
Jokely den Schwierigkeiten, die sich nach seiner Auffassung für die Pläner- 


[9] Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhm. Kreideablagerungen ete. 255 


ablagerungen in so verschiedenem Niveau ergeben, mit der Hypothese, „dass 
nach beendetem Absatze der Quaderschichten und vor Beginn der Ablagerung 
des Pläners ein gewisser Zeitraum verstrichen sein musste, wo nicht allein 
jede Sedimentbildung unterbrochen war, sondern auch manche und örtlich 
nicht unbedeutende Zerstörungen in den Relieflormen der bereits, sei es nun 
unter- oder überseeisch vorhanden gewesenen Quaderschichten erfolgt waren, 
wo dann sich erst der Pläner auf dem so neu veränderten Meeresgrund unter 
den oben dargestellten Verhältnissen (d. h. in den verschiedenen Niveaus) 
niederzuschlagen anfing“ (8. 378). So konnte sich „der Pläner einerseits 
ringsum an die höheren Quadersandsteininseln anlagern, und auch über- 
greifend auf dem Quadersandsteine ablagern.“ (S. 114 des Berichtes vom 
31. August.) 

Indem dieser Auffassung gemäss die geologische Karte des Bunzlauer 
und Jiäiner Kreises, und auch des Königgrätzer und Chrudimer Kreises 
colorirt wurde, so sind also auf derselben mit einer und derselben Farbe 
für Quader drei wesentlich verschiedene und auf der Karte aus einander zu 
haltende Horizonte bezeichnet, nämlich: Unterquader, ein Theil des zum 
Pläner gehörigen Isersandsteins und der Oberquader; als Quadermergel ist 
ein Theil des Isersandsteines mit einer besonderen Farbe hervorgehoben, 
und mit der Plänerfarbe sind gar vier gänzlich verschiedene Schichten be- 
zeichnet, und zwar zwei, für welche die Farbe berechtigt ist, d.i. der Unter- und 
Oberplänermergel, und zwei andere Ablagerungen, für die die Farbe nicht 
angewendet werden kann, nämlich der Oberquader bei Jungbunzlau und die 
wahrscheinlich tertiären thonigen Ablagerungen am Fusse der Basaltkuppen 
über dem Oberquader. Diese Bemerkungen mögen genügen, um anzudeuten, 
welche bedeutenden und wesentlichen Aenderungen an der geologischen 
Karte des nördlichen Böhmens nothwendig sind. 

Nach meiner Ansicht müssten auf einer geologischen Uebersichtskarte 
zum wenigsten die drei, auch geotektonisch ganz charakteristisch hervor- 
tretenden Hauptstufen, als: Unterquader, Pläner, und Oberquader unter- 
schieden werden, während für eine detaillirte Specialaufnahme der böhmi- 
schen Kreide eine weitere Gliederung in wenigstens sieben Etagen, etwa 
nach folgendem Schema, nothwendig sein wird, wobei freilich die karto- 
graphische Trennung und Ausscheidung der Etagen in der Plänergruppe 
theilweise mit grossen Schwierigkeiten verbunden sein dürfte. 


Schema der Gliederung der böhmischen Kreide- 
ablagerungen. 


A. Unterquader. (Zone der Trigonia sulcatarıia und des Pecten asper, 
1 bei Schloenbach.) 

1. Pfanzenquader mit Kohlen, oder Perutzer Schichten (8 bei 
Gümbe)). 

2. Mariner UnterquaderundGrünsandstein, tiefstes Niveau 
der Exogyra columba (7 und 6 bei Gümbel), oder die Korycaner- 
Schichten, Oberbank des Unterquaders im Saaz-Leitmeritzer Kreis, 
Sandstein von Klein-Skal u. s, w. 

B. Pläner. 

3. Unterplänermergel mit Inoceramen (6 bei Gümbel 

zum Theil). 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 2. Heft. 34 


56 Hochstetter. Durchschnitt durch d. Nordrand d. böhm. Kreideabl. [10] 


4. Sandiger Pläner oder unterer Plänersandstein (Zone des 
Inoceramus labiatus und Inoe. Brongniarti, 5und 4 bei Gümbel, 
2 und 3 bei Schloenbach). Hierher gehören die Mallnitzer 
Schichten (gelber Baustein, Exogyrensandstein und Grünsandstein), 
die unteren Bänke des Isersandsteins und des Weissenberger Plä- 
ners, sowie ein Theil des sogenannten Quadermergels, auf den 
Karten der geologischen Reichsanstalt im Königgrätzer und Chru- 
dimer Kreise. 

5. Kalkiger Pläner, höchstes Niveau der Exogyra columba 
(Zone des Spondylus spinosus, 3 bei Gümbel, 4 bei Schloen- 
bach). 

a) westliche Facies als Plänerkalk (Teplitzer und Postel- 
berger Pläner). 

b) östliche Facies als oberer (kalkiger) Plänersandstein 
(Calianassa-Bänke). Hierher gehören die oberen Bänke 
des Pläners bei Wehlowitz (Melnik), des Isersandsteins, 
des Weissenberger Pläners und des Quadermergels im 
Chrudimer und Königgrätzer Kreis. 

6. Oberplänermergel (Zone des Imoceramus Cuvieri, 2 bei 
Gümbel, 5 bei Sehloenbach), Bakulitenschichten oder Priese- 
ner Schichten und thoniger Pläner im Bunzlauer, Königgrätzer und 
Chrudimer Kreis. 

C. Oberquader (Zone des Micraster cor angwinum, 1 bei Gümbel, 6 bei 
Schloenbach). 

7. Sandstein von Chlomek bei Jungbunzlau, Sandstein von Gross- 
Skal, der Schneebergkuppe, der Heuscheuer und der Adersbacher 
und Weckelsdorfer Felslabyrinthe u. s. w. 


IV. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka 
in Ungarn. 


Von R. Meier, 


k. k. Montan-Exspectant. 


(Mit 1 Tafel.) 


(Vorgelegt in der Sitzung am 31. März 1867.) 


Die Granitkette des Djumbjer zieht sich in ihrer Hauptrichtung von 
West nach Ost und theilt sich an ihrem westlichen Ende, vom Gyurkova 
Vreh aus, gabelförmig in einen nördlichen und einen südlichen Zug, die 
beide steil gegen einander abfallen und ein sehr enges, im Osten kesselför- 
mig abgeschlossenes Thal, Gyurkova Dolina genannt, bilden, in welchem 
der Bergort Magurka 561 Klafter über dem Meere liegt; er besteht aus 
einer kleinen Colonie von 30 Häusern, die ausschliesslich von Bergarbeitern 
bewohnt werden. ‘Der nördliche Zug setzt den Javorina Vreh zusammen, 
der südliche bildet die Jaszenaer Alpe, an deren Nordgehänge der Bergbau 
umgeht. Die höchsten Spitzen befinden sich im östlichen Theile der Kette, 
der Djumbjer erreicht 1077 Klafter Meereshöhe; nach Westen aber senkt 
sich das Terrain allmählig, so dass der Gyurkova Vrch noch 905 Klafter, 
die Jaszenaer Alpe jedoch nur mehr 830 Klafter Höhe hat. 

Während das Südgehänge der Jaszenaer Alpe sanft abfällt und wenig 
gegliedert erscheint, ist das Nordgehänge von fünf tiefen, vom Scheitel ge- 
gen das Thal zu convergirenden Schluchten zerrissen, die ihren Abschluss 
in dem Gyurkova-Thale finden, welches sich nach kurzer westlicher Er- 
streckung nach Nord wendet und dann Liptscher Thal heisst. Längs dieses 
Thales führt ein sehr schlecht erhaltener Weg nach Deutsch-Lipsche;; der 
zweite noch mögliche Ausgang ist ein ärarischer Weg, der in westlicher 
Richtung über die Latiborska-Höhe nach Osada führt. 

Fast parallel mit der Hauptrichtung der Djumbjer-Kette wird das 
Nordgehänge der Jaszenaer Alpe von drei bis jetzt bekannten goldhaltigen 
Antimonerzgängen durchsetzt, die unter einem Winkel von 20-30 Grad 
nach Süd einfallen und durch ein circa 50 und 90 Klafter mächtiges Zwi- 
schenmittel getrennt sind. Der Ausbiss ist nur an sehr wenigen Punkten 
wahrzunehmen, und er liegt bei dem südlichsten Gang am höchsten, bei- 
läufig 110 Klafter unter dem Scheitel der Alpe, schon in der Region der 
Krummholzkiefer. 

34 * 


258 R. Meier. [2] 


Das nachstehende von Nord nach Süd geführte Profil erläutert die 
oben angegebenen Verhältnisse und zeigt zugleich einige der wichtigsten 
Zubaustollen. 


Fig. 1. 
Profil der Jaszenaer Alpe. 


M. Magurka. R. Russegger Stollen. K. Killianstollen. MG. Magurka-Gang. S. Silberstollen, J. Joachim- 
stollen. E. Erzherzog Stefan Erbstollen. 


Nur der nördlichste Gang, nach dem Bergorte benannt, wurde bisher 
auf grössere Erstreckungen ausgerichtet und auch abgebaut, der Aufschluss 
beträgt 450 Klafter dem Streichen nach und 90 Klafter in die Teufe. Von 
den beiden noch bekannten, jedoch namenlosen Gängen, liegt der südlichere 
von dem Magurka-Gang westlich, schon ganz nahe am Rande des Granites, 
der andere aber östlich, und es kann die ganze Länge des untersuchten Ge- 
bietes mit 1000 Klafter angenommen werden. (Siehe Karte.) 

Dass aber die Erzablagerung nicht auf einen so geringen Raum be- 
schränkt war, beweisen die Schurfbaue, die Herr Bergrath Stur und ich 
bei einer Begehung an der Nordseite der Dechtarska Hola, ungefähr eine 
Meile nordöstlich von Magurka, knapp an der Grenze des Gneises gegen 
den Granit, gesehen haben. Eine grosse Anzahl alter, kleiner Halden, die 
sich theils in nordöstlicher Richtung, theils an dem Gehänge bis ins Thal 
hinab ziehen, zeigen ein gangförmiges Vorkommen von derbem Antimon- 
olanz vergesellschaftet mit Schwefel- und Kupferkies; auch der weisse 
Glimmer, der die Salbänder der Magurkaer Gänge charakterisirt, erscheint 
hier wieder. Es dürften dies dieselben Lagerstätten sein, die in Cotta’s 
Gangstudien unter Dubrova und Lubella als in Kalkstein auftretend, ange- 
führt werden. Auch südlieh von Magurka, bei Jaszena, setzen Gänge im 
(rlimmerschiefer auf, die derselben Gangformation angehören und nebst 
soldhaltigem Quarz auch Antimonglanz, Bleiglanz, Kupferkies und Blende 
führen. Ebenso sind auch in der östlicben Verlängerung derselben Gebirgs- 
kette bei Bisztra und Bötza ähnliche Gänge bekannt. 

Schon unter Bela IV. sollen eingewanderte Sachsen, die sich in 
Deutsch-Liptsche ansiedelten, in MagurkaBergbau betrieben haben ; Schlacken- 
halden, sowohl am Fusse als auch in beträchtlicher Höhe der Alpe, die 
jetzt schon mit einer beinahe 1 Schuh mächtigen Humusschichte bedeckt 
sind, sowie Mühlsteine von Granit, die an ihrer Oberfläche sehr bedeutend 
verwittert sind und die man am Ursprunge des 'Thales trifft, dürften aus 
jener Zeit herrühren. Später wird auch die Stadt Neusohl unter den Berg- 
bautreibenden angeführt. Im Jahre 1782 nahm das Montan-Aerar in Ge- 
meinschaft mit der Geramb’schen Gewerkschaft den verlassenen Bau auf, 
und betrieb ihn mit günstigen Resultaten ziemlich schwungvoll bis in die 


[3] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 259 


letzte Zeit; wegen plötzlicher Vertaubung der aufgeschlossenen Mittel 
wurde voriges Jahr der Arbeiterstand bedeutend vermindert, der Abbau 
fast gänzlich eingestellt und das Hauptaugenmerk auf neue Aufschlüsse ge- 
richtet. Die Geramb’sche Gewerkschaft besitzt 5/;, Antheile an den 19 
Grubenmassen und mehreren Schurfkreisen. 


Erst in neuerer Zeit wurden auch wieder an Private von Liptsche 
zwei Feldmassen verliehen. 


Der Granit der Jaszenaer Alpe besteht, wo er sich unverändert zeigt, 
aus Oligoklas mit Orthoklas, Quarz und dunklem Glimmer;; er ist ziemlich 
grobkörnig, und die bedeutende Menge des weisslich-grünen Oligoklases 
gibt ihm auch im Ganzen ein grünliches Aussehen; die kleinen rauchgrauen 
Quarzkörner sind nur spärlich vertreten, ebenso die mehr zu Bündeln ver- 
einigten Glimmerblättchen. Zuweilen trifft man Ausscheidungen von Ortho- 
klas in Krystallen oder mehr oder weniger breiten Streifen. 


Wenn der Granit nicht mehr frisch ist, zeigt sich der Glimmer braun 
oder messinggelb, und es tritt noch ein grünlichweisser Talk und ein bläu- 
lichgrüner Chlorit hinzu. In der Nähe der Gänge wird der Glimmer silber- 
weiss und ist auch mehr lagenweise vertheilt, in Folge dessen bricht der 
Granit mehr plattig und erhält ein geschichtetes Aussehen; auch sind Spu- 
ren von Schwefelkies und Antimonit im Hangenden und Liegenden der 
Gangspalte zu beobachten, die beide das Resultat einer Imprägnation zu 
sein scheinen. Auf welche Entfernungen sich diese Veränderungen des Gra- 
nites erstrecken, ist nicht bekannt, jedoch ist anzunehmen, dass sie mit der 
Ausfüllung der Gänge im Zusammenhange stehen. 


Die Erzgänge nehmen keinen gradlinigen Verlauf, sondern sie sind 
durch Klüfte bedeutend verworfen und von ihrer Richtung abgelenkt. Im 
Bereiche des Bergbaues ist der Granit von unzähligen Klüften und Sprüngen 
durchsetzt, die nach allen möglichen Richtungen streichen und verflächen, 
von sehr verschiedener Mächtigkeit sind und einen sehr ungleichen Einfluss 
auf die Gänge ausüben. 


Sechs dieser Klüfte, Kreuzklüfte genannt, sind aber von besonderer 
Wichtigkeit; sie haben ein mehr paralleles Streichen nach NNW. und ein 
west-südwestliches Fallen, auch durch die grössere Mächtigkeit sind sie 
vor den übrigen ausgezeichnet und für den Bergbau von grösster Bedeu- 
tung, weil sie den Magurka-Gang in sechs gesonderte Trümmer zertheilen. 
Den Zusammenhang dieser Klüfte mit den schon früher bei der Beschrei- 
bung des Terrains erwähnten Schluchten halte ich für unzweifelhaft, obwohl 
er sich auch auf der Karte, wegen den doch bedeutenden Schwankungen im 
Streichen und Fallen nicht direct nachweisen lässt. Die Kreuzklüfte strei- 
chen erst in den tieferen Horizonten ziemlich gradlinig, während sie gegen 
den Ausbiss vielfach gewunden sind; auch das Verflächen wird mit zuneh- 
mender Teufe regelmässiger und zeigt weniger Abweichungen. Im Allge- 
meinen varlirt der Fallwinkel von 25—35 Grad, die Mächtigkeit wechselt 
von 1/,—2 Fuss, nur ausnahmsweise wird sie grösser. 


Die Ausfüllungsmasse der Kreuzklüfte besteht zum grössten Theil aus 
zersetztem Granit; in dem mehr oder weniger zähen Letten liegen eckige 
(Quarzkörner und weisse Glimmerschüppchen, bisweilen auch grössere oder 


N 


260 R. Meier. [4] 


kleinere Granitbrocken von eckiger oder mehr runder Form. Auch ganz 
wenig mächtige Lagen eines sehr zähen Lettens ohne fremdartige Ein- 
schlüsse sind zu beobachten. Bisweilen erweisen sich die Kreuzklüfte auch 
als erzführend ; so wurde die dritte Kreuzkluft am Adolf-Stollen abgebaut, 
der Adel hielt aber nur wenige Klafter gegen den unteren Franzstollen an 
und setzte auch nicht in die Teufe. Gegenwärtig baut man am Leopoldi- 
Stollen ebenfalls eine adelführende Kluft ab. 


Die horizontale Entfernung der Kreuzklüfte ist sehr ungleich; sie 
wird von Ost nach West, in welcher Richtung man die Klüfte und die Gang- 
trümmer fortlaufend bezeichnet, grösser; die Abstände liegen innerhalb der 
Grenzen von 10—18 Klafter. 


Ueber die Erstreckung der Kreuzklüfte dem Streichen nach ist nichts 
bekannt, da die zwei noch bekannten südlicheren Gänge noch nicht im Be- 
reiche dieser Klüfte ausgerichtet wurden. 


Die übrigen untergeordneten Klüfte haben nur eine sehr geringe 
Mächtigkeit, sind meist steil aufgerichtet und manche von ihnen haben das 
Fallen der Gänge etwas geändert. 


Auf der Karte sind die Kreuzklüfte durch interpunktirte, die übrigen 
Klüfte durch strichlirte Linien angedeutet. 


Die Erzgänge sind im Vergleiche zu den Klüften viel unregelmässiger, 
die Mächtigkeit wächst von einer Gesteinsscheidung nach kurzer Er- 
streckung bis über 2 Klafter, um bald darauf sich wieder zu verdrücken ; 
ebenso verhält es sich mit dem Fallwinkel. Aus der schwebenden Lage biegt 
sich der Gang rasch um mehr als einen rechten Winkel um, so dass er öfter 
widersinnig einfällt und gefaltet erscheint. Der durchschnittliche Fallwin- 
kel liegt zwischen 20 und 30 Grad, die durchschnittlich Mächtigkeit be- 
trägt 1 Klafter. Wie bei den Kreuzklüften so ist auch bei den Gangtrüm- 
mern in den tieferen Horizonten das Streichen ein mehr gradliniges, wäh- 
rend die Unregelmässigkeiten im Verflächen auch in der Tiefe zu tref- 
fen sind. 

Die Ausfüllungsmasse der Gänge besteht vorherrschend aus Quarz, 
Antimonit und Granit. 

Der Quarz ist entweder weiss oder rauchgrau, sehr dicht, nur selten 
porös und zellig; oft erfüllt er die ganze Gangspalte oder er tritt nur unter- 
geordnet in grösseren oder kleineren Partien auf, die von Antimonglanz 
vielfach durchzogen und umhüllt sind; seltener erscheint er lagenförmig 
und vom Antimonit scharf getrennt. Immer aber enthält er Gold in äusserst 
fein vertheiltem Zustand eingesprengt und nur selten ist dieses in grösseren 
Partien entwickelt und mit freiem Auge sichtbar; auch hat man die Beob- 
achtung gemacht, dass der graue und schwärzliche Quarz goldreicher als 
der weisse ist, und dass mit zunehmender Teufe der Goldgehalt im Allge- 
meinen abnimmt. 


Der Antimonglanz ist meist dicht, bisweilen körmig und nur aus- 
nahmsweise ist er in Drusen nadelförmig als Federerz entwickelt; er bildet 
oft ganz derbe, scharf getrennte Lagen selbst bis 5 Fuss Dicke ohne ander- 
weitige Einschlüsse, meist aber minder mächtige Lagen und Schnürchen, 


[5] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 261 


die den Quarz und Granit durchziehen, oder er tritt in grösseren oder klei- 
neren Körnern eingesprengt auf, und enthält nur selten gediegen Gold. 


Der Granit nimmt bisweilen so überhand, dass er die Gangspalte, wie 
am sechsten Gangtrumm des Adolf-Stollens, vollständig erfüllt. Hangend 
und Liegend sind aber auch hier wie gewöhnlich sehr scharf durch lettige 
Lagen zu unterscheiden, und es scheint, als ob sich die Gangspalte getheilt 
hätte, und den ganz erzlosen, zusammenhängenden, sehr festen Granitkeil 
umschliessen würde. 


An der Ausfüllung der Gänge nehmen noch folgende Mineralien, 
jedoch in untergeordneter Menge, Antheil: Gold, Bleiglanz, Zinkblende, 
Schwefelkies, Kupferkies, Braunspath und Caleit; als secundäre Mineralien 
sind zu nennen: Antimonblende und Antimonocher, Kupfergrün und 
Kupferlasur, Talk, Chlorit und Speckstein. 


Das Gold ist grösstentheils an den Quarz gebunden, zumeist ist es 
fein vertheilt, und es vereinigt sich nur selten zu zackigen und körnigen 
Partien; es ist fast chemisch rein und enthält nur 0:01 0/. Silber. 


Der Bleiglanz wurde nur am oberen und unteren Franz-Stollen am 
fünften Gangtrumm in grösserer Menge gefunden, wo seine Mächtigkeit 
zwischen 2 und 3 Fuss wechselte. In feinen Schnürchen und in mehr oder 
weniger grossen Körnern tritt er im Quarz und Granit auf; er ist meist 
grossblätterig ausgebildet und ist silberhaltig. 


Die Zirkblende erscheint in feinen Schnürchen und schmalen Streifen, 
ist blätterig oder faserig und von gelblichbrauner Farbe. 


Der Schwefelkies bildet im derben Zustand 1—3 Zoll dicke, linsen- 
artige Körper, oder er ist in Quarz, Antimonglanz und Granit eingesprengt; 
er ist stets goldhaltig. 


Der Kupferkies erscheint fein eingesprengt, der Braunspath entweder 
lagenförmig oder auch wie der Caleit, krystallisirt. 


Antimonblende und Antimonocher, sowie Kupfergrün und Kupferlasur 
sind stete Begleiter des Antimonites. 


Fig. II. 
N Bern 


II wis 
REES 


a N 


Gr. Granit. Q. Quarz. A. Antimonit. 2. Braunspath. 


969 R. Meier. [6] 


Der Talk, Chlorit und Speckstein sind selten so mächtig, dass man 
sie als selbständige Gangart bezeichnen könnte, sie bilden meist die Salbän- 
der des Ganges und sind dem Granit und dem Quarz beigemengt. . 


B. v. Cotta hat in seinen Gangstudien zwei lehrreiche Profile veröf- 
fentlicht; eine nähere Bezeichnung des Ortes, dem sie entnommen sind, 
fehlt, wahrscheinlich gehören sie dem fünften Gangtrumm über dem Killian- 
Stollen an. 


Das Profil Fig. II. zeigt bei sehr flachem Fallen des Ganges eine 
lagenförmige, oben nicht ganz symmetrische Anordnung der Mineralien. 
Diese Unregelmässigkeit erklärt v. Cotta dadurch, dass der Quarz das 
älteste Glied der Ausfüllung sei, und nach einer späteren Erweiterung der 
Gangspalte sich erst der Braunspath gebildet habe. 


Eine solche lagenartige Bildung ist sehr selten zu finden, meist ist 
die Ausfüllungsmasse so beschaffen, wie sie nachstehendes Profil Fig. II. 
zeigt, das in geringer Entfernung von dem oberen, bei sehr steilem Einfal- 
len des Ganges, beobachtet wurde. 


Fig. III. 


Gr, Granit Q. Quarz. A. Antimonit. 

Der Aufschluss der Gänge erfolgt naturgemäss durch Stollen von der 
Nordseite aus, die aber wegen des widersinnigen Einfallens der Gänge mit 
zunehmender Teufe immer länger und kostspieliger werden. 

Der Magurka-Gang ist, von oben nach abwärts gezählt, mit folgenden 
Stollen angefahren, und dieselben haben, auf den Horizont des Eleonora- 
Stollens bezogen, nachstehende Tiefen eingebracht: 


Eleonora- Sollen... „0. U. Klalter, 
Oberer Fam 5 0.0... 0 Be 
Magurka- EEE REZENLENN 
Klintsoker- SE er rt 6 R 
Pillersdorf- ER en - 
Unterer Hana, 7... Bro TERN 
Adolf- FRE RE En 

- . . . . . . . ” 
ER en 0. 


Russegger 


[7] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 263 


Der Eleonorastollen ist am Ausbiss angeschlagen, und verfolgt nur 
das dritte Gangtrumm. Der Russegger-Stollen, der jetzige tiefste Einbau, 
wurde im Jahre 1850 angeschlagen und hat erst voriges Jahr im August 
mit einer Länge von 420 Klafter das dritte Gangtrumm erreicht. Dass zu 
seiner Vollendung ein Zeitraum von 18 Jahren erforderlich war, hat seinen 
wichtigsten Grund in dem Wettermangel; man sah sich genöthigt, vom 
Killian-Stollen durch ein Abteufen (Katharina Gesenk) den Horizont des 
Russegger-Stollens zu erreichen, und durch einen Gegenbau mit ihm zu 
löchern. Aber auch hier hatte man mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen ; 
die bedeutende Länge des Gesenkes, schlechte Wetter und eine grosse Menge 
zusitzender Wässer, die wegen der wellenförmigen Biegungen des Ganges 
nur mit grosser Mühe gehoben werden konnten, verzögerten bedeutend 
die Vollendung. 


Diesen misslichen Verhältnissen ist es auch zuzuschreiben, dass der 
Aufschlussbau nicht in dem Maasse vorschreiten konnte, als es der Abbau 
erfordert hätte, und dass, als sich die wenigen vorhandenen Mittel plötzlich 
vertaubten, das Bestehen dieses Bergbaues in Frage gestellt wurde. Man 
hatte gehofft, durch das Katharina-Gesenk das dritte Gangtrumm für den 
Abbau vorzubereiten, es wurde auf mehreren Horizonten durch Mittelläufel 
untersucht, und überall nur ein sehr goldarmer, jedoch sehr fester Quarz 
ohne Antimonglanz erbaut; erst in der Sohle des Russegger-Stollens zeigte 
sich das auf allen höheren Horizonten sehr edle Gangtrumm wieder bau- 
würdig, und es steht zu erwarten, dass in westlicher Richtung die Ver- 
edlung anhält, und sich dadurch die Zukunft des Werkes wieder freund- 
licher gestaltet. 


Bei der Ausrichtung der Gangtrümmer verfolgt man dieselben bis zu 
den sie verwerfenden Klüften, und da es sich gezeigt hat, dass hier alle 
Verwerfungen auf dieselbe Weise stattgefunden haben, so hat man die Klüfte 
immer nach derselben Richtung zu verfolgen, um die verworfenen Trümmer 
wieder zu erreichen. Das bei Verwerfungen allgemein angenommene Gesetz, 
dass das Hangende des Verwerfers in der Richtung der Fall-Linie nach ab- 
wärts gerutscht sei, und dass die Grösse der dadurch erfolgten Verschiebung 
von dem Winkel, den die Schaarungs-Linie mit der Fall-Linie des Verwerfers 
einschliesst, abhängt, findet auch hier seine Bestätigung. 


Aus dem bekannten Streichen und Verflächen des Ganges und des 
Verwerfers lässt sich aus einer einfachen Construction entnehmen, dass man, 
wenn das Hangende oder Liegende einer Kluft erreicht wird, dieselbe stets 
nach rechts zu verfolgen habe, um das verworfene Gangtrumm wieder an- 
zufahren. Die Grösse der horizontalen Verschiebung wechselt von 10 bis 
50 Klafter, und zwar ist sie im östlichen Theile geringer als im westlichen; 
die Sprunghöhe oder die Grösse der saigeren Rutschung liegt innerhalb der 
Grenzen von 20—-80 Klafter. 

Die äussere Figuration des Gehänges lässt von diesen bedeutenden 
Senkungen wohl nichts mehr erkennen, als eine ziemlich rasche, jedoch all- 
mälige Höhenabnahme des Terrains in westlicher Richtung. In welcher 
Reihenfolge und in welcher Richtung sich die Klüfte gebildet haben, lässt 
sich nicht angeben; die Verwerfungen erklären sich aber am leichtesten, 
wenn man die östlichste Kluft als die älteste, die westlichste hingegen als 
die jüngste annimmt. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 1. Heft, 35 


364 R. Meier. [8] 


Wegen der grossen Druckhaftigkeit der Ausfüllungsmasse der Kreuz- 
klüfte und des dadurch bedingten massenhaften Holzverbrauches, hat man 
schon seit längerer Zeit einen anderen Weg zur Ausrichtung der Trümmer 
eingeschlagen. Von dem Ende des durch den Zubau angefahrenen und aus- 
gerichteten Trummes wird ein Schlag derart getrieben, dass man die fol- 
genden Trümmer verquert oder doch durch kurze Querschläge erreichen 
kann; diese Art hat den Vortheil, dass man die kostspielige Erhaltung der 
Strecken in den Klüften umgeht, und die Förderung bequemer, leichter und 
billiger ist, hingegen den Nachtheil, dass die Untersuchung der Klüfte auf 
ihre Erzhaltigkeit unterbleibt. 


Die erste nach dieser Weise geführte Ausrichtung ist im Horizont des 
Adolf-Stollens, und Bräunerschlag benannt; er ist nach Stunde 19 geführt, 
und es hat sich diese Richtung günstig gezeigt, wesshalb sie auch auf dem 
tieferen Killian-Stollen beibehalten wurde. 


Die Länge der Gangtrümmer ist abhängig von der horizontalen Ent- 
fernung der Kreuzklüfte, und da diese untereinander fast parallel sind, und 
die Gangtrümmer beinahe senkrecht auf ihnen stehen, so sind diese beiden 
Dimensionen nahezu identisch und variiren, wie schon erwähnt, von 10 bis 
80 Klafter. Das erste und zweite Gangtrumm sind die kürzesten, und nur 
auf den Horizonten des Magurka- und Adolf-Stollens ausgerichtet. Das 
dritte und fünfte Trumm sind die edelsten und zugleich mächtigsten, wäh- 
rend das vierte nur stellenweise abbauwürdig ist, und sich besonders auf 
den tieferen Horizonten unedel gezeigt hat. Das sechste Trumm wurde bis 
jetzt nur auf Adolf-Stollen ausgerichtet, und erreichte man in westlicher 
Richtung einen tauben Granit-Keil; auf dem Horizonte des Killian-Stollens 
zeigt sich schon das fünfte Trumm in der Streichungsrichtung so vielfach 
gewunden und durch zahlreiche Klüfte verworfen, dass sich der Anfang des 
sechsten Trummes nicht constatiren lässt. 


Durch den oberen und unteren Silber-Stollen wurde nach kurzer Er- 
streckung ein Gang erreicht, über dessen Verhältnisse nichts näheres be- 
kannt ist, da diese Baue schon sehr alt und verbrochen sind; zu seiner 
weiteren Ausrichtnng wurde in letzterer Zeit beiläufig 20 Klafter tiefer der 
Zubaustollen nach Stunde ® ins Feld getrieben und gegenwärtig bis auf 
70 Klafter erstreckt; bei regelmässigem Einfallen des Ganges wird er 
eine Länge von 110—120 Klafter bekommen müssen, um sein Ziel zu 
erreichen. 


Der südlichste bis jetzt bekannte Gang wurde durch den Joachim- 
Stollen vom Ausbiss an verfolgt, und in einem 10 Klafter tieferen Horizont 
durch den Aloisia-Stollen wieder erreicht, und nach West ausgerichtet; auch 
5 Klafter unter dieser Sohle wurde er in einem Abteufen noch edel gefunden, 
der Bau musste aber wegen zu grossen Wasserandranges sistirt werden. Es 
wurde nun behufs weiterer Ausrichtung 40 Klafter tiefer der Ritterstein- 
Stollen angelegt und nach Stunde 24 getrieben; man hofite den 
Gang in 220 Klafter zu treffen, aber fast genau an dieser Stelle erreichte 
man eine nach Stunde 15 streichende und nach SSW. fallende Kluft, die 
man auch auf 10 Klafter, jedoch ohne Resultat verfolgte. Hierauf wurde 
der Schlag in der ursprünglichen Richtung noch um 40 Klaft. verlängert, 


[9] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 265 


und da auch dies erfolglos blieb, wurde beschlossen, die Kluft noch weiter 
zu verfolgen. 


Durch einen um 300 Klafter östlicheren Einbau, den Leopoldi-Stollen, 
erreichte man in 140 Klafter einen Gang, der wahrscheinlich identisch mit 
dem letztbeschriebenen ist; bei seiner östlichen Ausrichtung kam man auf 
eine Kluft, die unter 75 Grad nach Osten, also widersinnig gegen die 
Kreuzklüfte, fällt, aber dasselbe Streichen wie diese hat und nach beiden 
Richtungen vom Anfahrungspuncte Erze führt und deshalb auch abgebaut 
wird. In der westlichen Erstreckung wird derselbe Gang von der Liptscher 
Gewerkschaft ausgebeutet; sie benützt auch den Leopoldi-Stollen zur Ein- 
fahrt und Förderung. Die gemachten Aufschlüsse sind so hoffnungsreich, 
und die Masse der gewonnenen Pochgänge genügend, um das kürzlich neu- 
erbaute Pochwerk mit neun Eisen über die Sommermonate bestürzen 
zu können. 


Im Jahre 1841 fasste man den Plan, vom Südgehänge der Jaszenaer 
Alpe aus die bekannten Erzgänge durch einen Erbstollen zu verqueren, und 
dadurch zugleich das ganze südliche Terrain zu prüfen; nach Vollendung 
desselben beabsichtigte man auch die Förderung, Aufbereitung und Hütte 
an die Südseite der Alpe zu verlegen und eine Verbindung mit der Bries- 
Neusohler Strasse herzustellen, wodurch man eine bedeutende Ersparung an 
Transportkosten für die Abfuhr der erzeugten Producte und der Zufuhr der 
Lebensmittel erreicht hätte. Auch das mildere Klima wäre von grossem 
Vortheil für die Aufbereitung gewesen, indem dieselbe durch einen grösseren 
Theil des Jahres hätte im Betrieb erhalten werden können. 


Noch in demselben Jahre wurde im Gelfussova Dol, 269 Klafter unter 
dem Scheitel der Alpe, und 68 Klafter unter der Killian-Stollen-Sohle, an 
der Grenze des Granites gegen den Gneiss, der Erzherzog Stephan-Erbstollen 
angeschlagen und nach Stunde 24 erstreckt; in 980 Klafter sollte der 
Magurkagang erreicht werden. Der Stollenhieb wurde mit 3 Schuh Höhe 
und 6 Schuh Breite genommen, und zur Förderung gleich eine Eisenbahn 
eingebaut. Die Arbeit ging indessen nicht nach der gemachten Voraus- 
setzung von Statten; der Granit zeigte sich fast gar nicht zerklüftet und 
grösstentheils ausserordentlich fest, so dass der Feldortschuh mit 20 bis 
25 fl. bezahlt werden musste. Diese Erzcheinung steht ganz im Einklange 
mit der äusseren Beschaffenheit des Südgehänges, und es ist aus diesem 
Grunde auch die Vermuthung auszusprechen, dass bis zur Erreichung des 
Scheitels der Alpe, wo man den südlichsten Gang anfahren sollte, kein neuer 
Gang verquert werden dürfte. 


Das langsame Fortschreiten des Unternehmens liess es nothwendig 
erscheinen, die Gänge nochmals von der Nordseite her in kürzerer Zeit auf- 
zuschliessen, um nicht in die missliche Lage zu kommen, den Abbau aus 
Mangel an aufgeschlossenen Mitteln gänzlich einstellen zu müssen. Es 
wurde desshalb, wie schon erwähnt, 33 Klafter unter dem Niveau des 
Killian-Stollens der Russegger-Stollen angelegt, und der Betrieb des Erb- 
stollens, nachdem man ihn in neun Jahren auf 242 Klafter erstreckt hatte, 
eingestellt. 


Nachdem nun durch den Russegger-Stollen constatirt wurde, dass der 
Magurkagang auf diesem Horizont noch seine frühere Mächtigkeit besitzt, 
35 * 


266 R. Meier. [10] 


und bauwürdig erscheint, und dass, um eine saigere Höhe von 35 Klafter 
einzubringen, um welche der Erbstollen noch den Russegger-Stollen unter 
fährt, von der Nordseite ein ebenso langer Schlag nothwendig wäre, als 
der Erbstollen noch erstreckt werden müsste, so erscheint es zweckmässig, 
schon jetzt den Bau wieder aufzunehmen und zu vollenden, wenn das Be- 
stehen dieses Bergbaues nicht neuerdings gefährdet werden soll. Man würde 
auch in viel kürzerer Zeit, als diess von der Nordseite aus möglich ist, durch 
die Aufschliessung der beiden südlicheren Gänge Mittel zum Abbau be- 
kommen, oder im Falle, dass sich diese im Verflächen schon auf einem 
höheren Horizonte auskeilen, sich darüber Gewissheit verschaffen und einer 
möglicherweise eintretenden bitteren Enttäuschung vorbeugen. 


Die auf zwei Horizonten aufgeschlossenen Gangtrümmer werden durch 
ein Abteufen oder einen Ueberbau gewöhnlich in zwei Abbaufelder getheilt, 
und dann firstenmässig, gleichzeitig nach beiden Seiten hin, abgebaut. Zum 
Schutze der Strecken bleibt eine 1—1°/, Klafter mächtige Bergfeste zurück, 
auf welche der Versatz, gleichmässig mit dem Abbau vorschreitend, zu 
liegen kommt. Die Gesenke werden durch trockene Mauern gesichert, und 
dem Fallwinkel entsprechend, entweder Fahrten oder hölzerne Treppen 
eingebaut. Die Firstenstrassen werden sieben Schuh hoch getrieben, und die 
ganze Mächtigkeit des Ganges bildet die Breite der Strasse. Wenn kein 
Antimonglanz einbricht, ist das Mittel wegen des geringen Goldgehaltes 
meist nicht bauwürdig und wird in der Grube zurückgelassen. Nur das 
dritte und fünfte Gangtrumm sind gewöhnlich in ihrer ganzen Erstreckung 


bauwürdig. 


Die Herstellung der Zimmerung in den Firstenbauen wird von den 
Häuern besorgt, welche Arbeit zugleich in den Gedingssatz, der 3—7 fi. 
per Schuh beträgt, einbezogen ist; ferner sind die Häuer noch verpflichtet, 
eine Sortirung ihres gewonnenen Hauwerkes vorzunehmen. 


Die Gewinnung geschieht mittelst Bohren und Schiessen; als Spreng- 
materiale wird das gewöhnliche Sprengpulver verwendet, Haloxylin wurde 
noch nicht versucht, obwohl nicht zu zweifeln ist, dass seine Anwendung bei 
der oft sehr festen Gangfüllungsmasse von entschiedenem Vortheile wäre, 
und auch eine entsprechende Ersparung eintreten würde. 


Zur Förderung der erbauten Geschicke hat man auf den Adolf-, Killian- 
und Russegger-Stollen Eisenbahnen eingebaut. Die Schienen sind mittelst 
Laschen auf Längsträmen befestigt, die wieder durch Querbalken unter- 
stützt sind, was gewiss nicht als die billigste Methode bezeichnet werden 
kann. Die Grubenhunde sind von gewöhnlicher Construction mit eirca 
14 Cubikfuss Fassungsraum. Die Förderung wird von eigenen Hundstossern 
besorgt, und ihre Arbeit nach dem bestehenden Fördertarif bewerthet. 


Die Wettereirculation erfolgt auf natürlichem Wege durch die Strecken 
und vorhandenen Gesenke. Nur bei dem Betriebe der Zubaustollen ist man 
öfter bemüssigt, durch Wetterlutten und Focher den natürlichen Wetterzug 
zu unterstützen. 


Die Aufbereitung des gewonnenen Hauwerkes beginnt in der Grube 
und wird von den Häuern geschieden in Scheiderze, Pochgänge, Waschgänge 


[11] Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka. 267 


und taube Berge; die besonders reichen Goldanbrüche werden ausserdem 
noch separat ausgehalten. 


Für die weitere Aufbereitung der Waschgänge besteht eine Reibgitter- 
Wäsche, welche sechs Kornklassen erzeugt, von denen die zwei gröbsten 
Sorten auf Klaubtischen durch Buben in Scheiderze, Pochgänge und Taubes 
sortirt werden. Die Anreicherung der nächsten drei Kornelassen geschieht 
auf Handstauchsieben, welche Arbeit von Mädchen besorgt wird. Das feinste 
Product wird durch das Waschwasser weiter getragen, mit der Pochtrübe 
vereinigt, und weiter verarbeitet. 


Die Pochwerke sind in vier Etagen angelegt und benützen dasselbe 
Kraft- und Ladenwasser; jedes Pochhaus enthält neun Eisen, und je zwei 
Pochhäuser besitzen eın Schlämmlokale. Die Pochsohlen sind aus Granit 
hergestellt ; das Austragen erfolgt durch Schuber, und werden dieselben der 
Beschaffenheit der Pochgänge gemäss gestellt. Die erzeugte Pochtrübe wird 
in den Schlämmlokalen zuerst über Plachenherde geleitet, dann passirt sie 
zwei Reihen Mehlrinnen. Nach einer Stunde werden die Plachen abge- 
nommen, und die grossen hölzernen Bottiche abgewaschen; aus dem abge- 
setzten Mehl wird auf Lichertrögen das Gold ausgezogen. Die röschen Mehle 
welche sich in der ersten Reihe der Mehlrinnen abgesetzt haben, werden 
ausgestochen, in Gumpen aufgelöst, und über Goldlutten geleitet. Zur An- 
reicherung der entgoldeten röschen Mehle, sowie der milden Mehle aus der 
zweiten Reihe der Mehlrinnen, sind vier Stossherde vorhanden. 


Früher benützte man zur Gewinnung des Mühlgoldes Quickmühlen, 
die sich aber nicht bewährten, indem sich in Folge der antimonialischen 
Geschicke ein festes Amalgam bildete, und den Amalgamirungs-Prozess in 
einem weiteren Fortgange störte. 


Die jährliche Verarbeitung an Pochgängen kann mit 70— 80,000 
Centner angenommen werden. Die daraus erzeugten Schliche, sowie die 
Scheiderze werden gegenwärtig an Private zur Verhüttung verkauft. Früher 
wurden die Erze in eigener Regie, unter freiem Himmel auf offenen Herden 
in irdenen Töpfen ausgesaigert; die Darstellung des Regulus geschah in 
Graphittiegeln, die mit 18 bis 20 Pfund Antimonium crudum und den ent- 
sprechenden Zuschlägen gefüllt, und in Windöfen einer höheren Temperatur 
ausgesetzt wurden. 


Im Jahre 1859 betrug die Erzeugung 6083 Centner Antimonerz, 
10 Münz-Pfund Gold, und 5 Münz-Pfund Silber mit einem Keinertrag von 
31,608 fl.; von dieser Zeit an wurde der Gewinn immer geringer, und das 
erste Semester des Jahres 1867 ergab eine Einbusse von circa 8000 fi. 


In Folge dieses traurigen Ergebnisses fand im September vorigeh 
Jahres unter der Leitung des Herrn Oberkammergrafen, Freiherrn von 
Mednianszky eine Hauptbefahrung statt, und da mein Aufenthalt in 
Magurka in dieselbe Zeit fiel, und ich in Folge seiner freundlichen Erlaub- 
niss daran theilnehmen konnte, bin ich dem Herrn Baron zum grössten 
Danke verpflichtet; zugleich erfülle ich eine angenehme Pflicht, dem Herrn 
Bergmeister von Porubsky für die gastireundliche Aufnahme, sowie 
für die Bereitwilligkeit mit der er mir Auskunft ertheilte, weinen Dank 
auszusprechen. 


268 R. Meier. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka, [12] 


Das Resultat der Befahrung war, dass der Abbau zum grössten Theil 
eingestellt wurde, die Aufschlüsse am Russegger- und Leopoldi-Stollen, 
sowie die Vorbaue am Ritterstein- und Zubaustollen foreirt werden sollen, 
um die Einbusse auf ein Minimum herab zu drücken, und in kurzer Zeit als 
möglich wieder bauwürdige Mittel zu erreichen. Der Häuerstand wurde von 
75 auf 26: vermindert; es sollen jedoch die Arbeitslosen nach Thunlichkeit 
in Herrengrund Verwendung finden, bis sich die Verhältnisse wieder 
günstiger gestalten. 


V. Geologische Studien in den Tertiärbildungen des 
Wiener Beckens. 


Von F, Karrer und Th. Fuchs. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868.) 


Nr. I. Ueber die Tertiärbildungen bei Goys und Breitenbrunn am Neu- 
siedler-See. 


Von Th. Fuchs. 


Ein kleiner Ausflug, welchen ich im verflossenen Sommer von Bruck 
an der Leitha aus über das Gebirge nach Breitenbrunn am Neusiedler See 
unternahm, bot mir Gelegenheit an einigen Punkten Beobachtungen über 
den geologischen Bau der das Leitha-Gebirg umgebenden Tertiärbildungen 
zu machen, welche für die Kenntniss dieser für Wien so wichtigen Forma- 
tion einige interessante Resultate ergab, die ich mir im Nachfolgenden mit- 
zutheilen erlaube. 

Der erste Punkt, an welchem ich Untersuchungen anstellte, befindet 
sich auf der Anhöhe unmittelbar vor Goys, von wo aus die Strasse direct 
gegen die Niederung des Neusiedler See’s hinabführt. Hier befindet sich 
auf der Höhe der Hügelkette mitten im Gebiete des Leithakalkes in un- 
mittelbarer Nähe des hier aus dunklem, dichtem Kalkstein bestehenden 
Grundgebirges eine Gruppe von Steinbrüchen, welche die Tertiärbildungen 
bis in eine Tiefe von beiläufig 6 Klaftern aufschliessen, und deren näheres 
Studium dem an die in der Umgebung Wiens herrschenden geologischen 
Verhältnisse gewöhnten Beobachter eine solche Fülle sonderbarer That- 
sachen erschliesst, dass ihm dieser Punkt gewiss als einer der interessan- 
testen des Wiener Tertiärbeckens erscheinen muss. 

Da die Verhältnisse sich in den verschiedenen übrigens ohnedem sehr 
nahe bei einander liegenden Brüchen im Wesentlichen gleich bleiben, halte 
ich es für hinreichend, dieselben, mit Beiseitelassung der kleineren Auf- 
schlüsse durch die Schilderung des grössten und tiefstgehenden unter den 
Brüchen zu erläutern. 

In diesem Bruche nun findet man zu oberst eine Ablagerung von gro- 
bem, grusigem Sand, der mit Conglomeratlagen und Muschelbänken wechsel- 
lagert. Sand und Conglomerat bestehen theils aus Kalk, theils sind sie aus 
der Verwitterung granitischer Gesteine hervorgegangen. Diese Ablagerung 
ist theils lose, theils aber bankweise durch krystallinischen Kalkspath zu 


270 F. Karrer und Th. Fuchs. [2] 


überaus festen Steinplatten verbunden, welche durch das Glitzern des kry- 
stallinischen Bindemittels gewissermassen ein granitisches Aussehen erhal- 
ten. Wie erstaunt man nun, wenn man bei näherem Hinsehen anstatt der 
sicher erhofften Olypeaster und Panopaeen plötzlich Steinkerne von Conge- 
ria triangularis und Cong. Partschi, von grossen Cardien, von Melanopsis 
Martiniana und Bouei findet, und zwar in solcher Menge und so vollkom- 
mener Ausprägung, dass kein Zweifel bleiben kann, dass man es hier 
mit Congerienschichten zu thun hat. Das anfängliche Erstaunen wird 
jedoch noch erhöht, wenn man bei weiterem Suchen in denselben Schich- 
ten, mit den früher erwähnten Conchylien zusammen, abgerollte Nulli- 
poren, so wie gar nicht selten Scherben von Austernschalen findet, 
welche sich hier natürlich nur auf secundärer Lagerstätte befinden 
können. — In dem hinteren Theil des Bruches kommt in Mitten dieser 
Ablagerung eine Tegellage eingeschaltet vor, welche sich nach vorne 
auskeilt. Eine Schlemmprobe dieses Tegels lieferte nur etwas Sand, ohne 
eine Spur von Foraminiferen. Untersucht man nun in dem Bruche die tiefer 
liegenden Schichten, so findet man hier in dicke Bänke gesondert, ein fei- 
nes, lichtgelbes, zart tuffiges Kalkgestein, welches bei einem flüchtigen An- 
blick den feinen Varietäten des Kroisbacher Leithakalkes täuschend ähnlich 
sieht. Das Gestein enthält häufig eine kleine Serpula, die stellenweise förm- 
liche Knäule bildet, und nach einigem Suchen fand ich auch eine Gesteins- 
platte, die bedeckt war mit Ceritium pictum, rubiginosum, Trochus patulus 
und kleinen Bivalven. Neben diesen Anzeichen der sarmatischen Stufe fan- 
den sich in demselben Gestein aber auch die schon in den Congerienschich- 
ten erwähnten abgerollten Nulliporen, welche hier indessen so massenhaft 
auftreten, dass sie lagenweise zusammengehäuft, förmliche Bänke bilden. 
Daneben fanden sich vereinzelt auch vollständige Nulliporenknollen, so wie 
Austernscherben, Cellepora globularis, und in den benachbarten Brüchen 
selbst ästige Bryozoen, welche Funde mich begreiflicher Weise in nicht ge- 
ringe Verlegenheit setzten. Da jedoch alles weitere Suchen erfolglos blieb, 
setzte ich schliesslich meine Hoffnung auf zwei bankförmige Einlagerungen 
von Tegel, welche dem fraglichen Schichtensystem eingeschaltet waren, 
und aus deren mikroskopischer Untersuchung ich mir ein bestimmteres Re- 
sultat versprach. Diese Hoffnung bewährte sich denn auch auf das vollstän- 
digste. Ein paar mitgebrachte Tegelproben lieferten eine erstaunliche Menge 
von Foraminiferen, welche nach der Untersuchung des Herrn F. Karrer 
lauter für die Cerithiensande bezeichnende Formen darstellten. Er übergab 
mir davon folgende Liste: 
Bulimina Buchiana d’Orb. s. 
Uvigerina pygmaea d’Orb. ns. 
Discorbina planorbis d’Orb. ns. 
Truncatulina lobatula d’Orb. s. 
Dutemplei d’ Orb. ns. 
Pol ystomella crispa d’ Orb. h. 
P aculeata d’Orb. hh. 
ei regina d’ Orb. hh. 
I subumbilicata Oziz. hh. 
Fichteliana d’Orb. ns. 
Amphistegina Haueri d’Orb. s. (abgerollt.) 


[3] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 97 


Es kann demnach kein Zweifel mehr obwalten, dass wir es hier mit 
Congerien- und Cerithienschichten zu thun haben, welche sowohl petro- 
graphisch sehr eigenthümlich entwickelt, als auch in paläontologischer Hin- 
sicht durch die merkwürdig grosse Menge eingeschwemmter marıner Orga- 
nismen, theilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellt, in vollkommen con- 
cordanter Lagerung übereinander folgen. 

Wenn man aus dem Bruche heraustretend gegen das Grundgebirge 
zu geht, trifft man sehr bald festen Nulliporenkalk und noch etwas wei- 
ter dem Grundgebirge unmittelbar aufgelagert ein grobbankiges Conglo- 
merat mit Pecten, Nulliporen, Celleporen und förmlichen Bänken von Am- 
phisteginen. Beobachtet man nun das Einfallen dieser Schichten unter die 
sarmatische Stufe, so gelangt man zu der Ueberzeugung, dass eine geringe 
Vertiefung des Bruches hinreichen müsste, um auch die echten marinen 
Leitha-Kalkschichten zu erreichen, ja wenn man bedenkt, dass man in den 
tiefsten, blossgelegten Lagen des Bruches bereits ziemlich häufig wohlerhal- 
tene Exemplare der Amphistegina Haueri findet, ist es nichi unwahr- 
scheinlich, dass man die Grenze der marinen Schichten bereits erreicht hat 
und dass man in diesem einen Bruche alle drei Glieder der Wiener Tertiär- 
bildung in ununterbrochener Entwickelung in einander übergehend vor sich 
aufgeschlossen sieht. 

Ein zweiter bemerkenswerther Punkt sind die zum Kaisersteinbruch ge- 
hörigen sogenannten Zeindler-Brüche, wo man auf echtem Nulliporenkalk 
eine beiläufig zwei, Klafter mächtige Masse eines blauen Tegels aufgelagert 
findet, welcher Tegel durch zwei dünnere, eingelagerte Bänke von Nulliporen- 
kalk wieder in zwei ziemlich gleichmächtige Partien getheilt wird. In dem 
Tegel unterhalb dieser Nulliporenbänke war ich nicht im Stande, Con- 
chylien aufzufinden, und der Schlemmrückstand lieferte nebst vielem 
Schwefelkies nur einige schlecht erhaltene Exemplare von Amphistegina 
Haueri d’ Orb. 

In dem Tegel oberhalb der Nulliporenbänke hingegen fand ich nach 
längerem Suchen Abdrücke von Bivalven, welche vollkommen sarmatischen 
Arten, nämlich der Modiola Volhynica und dem Cardium obsoletum glichen. 

Von Foraminiferen fand Herr Karrer in grosser Menge die für die 
sarmatische Stufe bezeichnende Polystomella erispa und subumbilicata 
d’ Orb. nebst einigen Exemplaren von Truncatulina Dutemplei d’ Orb., welche 
übrigens auch schon in Cerithienschichten nachgewiesen wurden, und so 
vereinigt sich Alles, um kaum einen Zweifel darüber zu lassen, dass wir hier 
eine unmittelbare Auflagerung von Hernalser Tegel auf Leithakalk vor 
uns haben. 

Der dritte Punkt, an welchem ich Beobachtungen machte, sind die, 
sowohl wegen ihres feinen weichen Steines, als auch der ziemlich häufig in 
ihnen vorkommenden Fisch- und Säugethierreste wegen, seit langem be- 
kannten Brüche von Breitenbrunn. Ein besonderes Interesse erhielten die- 
selben noch, seit Prof. Suess in ihnen das häufige Vorkommen von Oerithium 
rubiginosum beobachtete, und die Ansicht aussprach, dass diese stets für 
Leithakalk gehaltenen Bildungen nicht Leithakalk, sondern Cerithien- 
schichten wären, und die in ihnen ebenfalls vorkommenden  Nulliporen und 
älteren marinen Conchylien nur eingeschwemmte Vorkommnisse auf 
secundärer Lagerstätte darstellten; eine Ansicht, die durch den Umstand 

Juhrbuch der k,k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18 Band. 2. Heft 36 


3723 F. Karrer und Th. Fuchs. [4] 


wesentlich unterstützt wurde, aass namentlich die Austern stets in sehr ab- 
serolltem Zustande vorkommen. 

Nach meinen Erfahrungen in den Brüchen von Goys zweifelte ich 
nicht im Mindesten mehr an der Richtigkeit dieser Ansicht und war nicht 
wenig überrascht, mich schliesslich doch zu der Ueberzeugung gedrängt zu 
sehen, dass die fraglichen Schichten denn doch nur gewöhnlicher Leithakalk 
wären, und die häufige Abrollung ihrer organischen Einschlüsse demnach 
mehr auf Rechnung der Brandung, als einer stattgefundenen Umschwem- 
mung zu schreiben sei. 

Was nun meine Beobachtungen selbst anbetrifft, welche ich zumeist 
in den Putz’schen und Win kler’schen Steinbrüchen anstellte, so bestehen 
die Resulte derselben in Folgendems 

Das Gestein selbst scheint aus der Zerreibung von Nulliporen, Bryo- 
zoen und Foraminiferen hervorgegangen zu sein, und ist nach dem Grade 
der Zerreibung von sehr verschiedenem Korn. Es finden sich sämmtliche 
Uebergänge von den gröbsten löcherigen Abänderungen bis zu dem feinsten, 
vollkommen dichten Stein, der keine Spur mehr von organischen Bestand- 
theilen erkennen lässt, und wegen seiner Zartheit und Weichheit namentlich 
zu feinen architektonischen Arbeiten verwendbar, deshalb von den Arbeitern 
„Bildhauer“ genannt wird. Stellenweise wird dieser „Bildhauer“ so weich, 
dass man grössere Stücke davon mit Leichtigkeit zwischen den Fingern zu 
einem mehligen Pulver zerdrücken kann. 

Dieses Material ist in dicken Bänken gesondert, welche mit leichter 
Neigung vom Gebirge ab, gegen die Ebene zu fallen. Im Allgemeinen sind 
die obersten Bänke die gröbsten, und nehmen gegen die Tiefe zu ein immer 
feineres Korn an, doch stellt sich unterhalb des „Bildhauers“ abermals ein 
etwasgröberes Gestein ein. Oberhalb des „Bildhauers“ sind dann Kalkschichten, 
zwei Lagen eines zähen grünlichen Lettens, an seiner Basis aber eine un- 
gefähr 1 Fuss mächtige Schichte blauen Tegels, in welchem man bei meiner 
Anwesenheit gerade Reste eines Halitherium-Skeletes aufgefunden hatte, 
eingeschaltet. Von Interesse ist noch eine Verwerfung von beiläufig zwei 
Klafter Sprunghöhe, welche in mehreren Brüchen aufgeschlossen ist, und 
die sich durch das Abbrechen der eingelagerten Letten und Tegelschichten 
schon aus der Entfernung bemerkbar macht, wobei noch der Umstand be- 
merkenswerth ist, dass nicht das gegen die Ebene, sondern vielmehr 
das näher am Gebirge gelegene Stück gesunken ist. Versteinerungen 
fehlen in den feineren Abänderungen des Gesteines vollständig, sie werden 
jedoch um so häufiger, je gröber das Korn. So fand ich in den gröbsten 
Varietäten : 

Nulliporen, einzelne Stämmchen oder ganze Knollen, abgerollt, ver- 
einzelt oder in Lagen angehäuft. Austern, abgerollt, vereinzelt oder ange- 
häuft, Bryozoen, abgerollt. — Pecten elegans Andrz., mehrere gut erhaltene 
nicht abgerollte Exemplare. Eine kleine Bivalve (Ervilia pusilla ?), förm- 
liche Muschelbänke bildend. Dazwischen Steinkerne von Oerithium rubigi- 
nosum, sehr häufig. Cerithium pictum, selten. Cerithium scabrum, häufig, 
sowie schliesslich noch ziemlich häufig eine kleine Bivalve, ähnlich der 
Diplodonta rotundata. 

Eine mitgenommene Tegelprobe aus der Tegellage unter dem Bild- 
hauer, lieferte beim Schlemmen eine Menge Foraminiferen, deren freund- 


[5] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 278 


liche Bestimmung ich Herrn Karrer verdanke, der mir davon folgende 

Liste übergab: 

Truucatulina variolata, d’ Orb. h. h.\ zusam. beinaheden ganzen Schlammrückstand 
hr lobatula, d’ Orb. h. h.\ bildend. Bezeichnend für Leithakalk. 

Polystomella Fichteliana, d' Orb. s. 

5 crispa, d' Orb. n. s. 

h aculeata, d’ Orb. n. S. 

Nach diesen Befunden kann es wohl als sichergestellt angesehen 
werden, dass der Kalk von Breitenbrunn nicht der sarmatischen Stufe an- 
gehöre, sondern alter Leithakalk sei, um so mehr, als ich von den aus- 
schliesslich sarmatischen Formen nie eine Spur zu entdecken im Stande 
war, und Cerithium rubiginosum und pietum auch schon anderwärts in den 
älteren marinen Schichten nachgewiesen sind. 

Kurze Zeit vor meinem Besuche, war in dem Steinbruche des Herrn 
Winkler, ungefähr 2:/, Klafter von der Oberfläche entfernt, im mittel- 
groben Gestein ein vollständiger Dinotherium-Schädel aufgefunden worden, 
der aber leider durch Mangel an Aufmerksamkeit bis auf fünf Backenzähne, 
welche ich für das k. k. Mineralienkabinet acquirirte, vollständig zerstört 
wurde. — Zur Vervollständigung muss ich noch hinzufügen, dass in den 
meisten Brüchen sich oberhalb des Leithakalkes noch eine Ablagerung von 
blauem Tegel vorfindet. Die Oberfläche des Leithakalkes scheint jedoch vor 
der Ablagerung dieses Tegels bedeutenden Erosionen ausgesetzt gewesen zu 
sein, sie ist unregelmässig wellenförmig und der Tegel nivellirend darüber 
gelagert. Eine solche Discordanz innerhalb der Tertiärformation, ist bisher 
in der Umgebung Wiens meines Wissens noch nicht beobachtet worden, und 
macht es nur um so bedauerlicher, dass es mir nicht gelang, die strätigra- 
phische Stellung dieses Tegels näher festzustellen, da selbst der Schlamm- 
rückstand nur unorganische Bestandtheile enthielt. 

Schliesslich möchte ich noch eines kleinen Bruches gedenken, welchen 
ich, auf der Rückfahrt von Parendorf begriffen, unmittelbar vor der Neu- 
siedler Mauth, hart an der Strasse bemerkte, und wo man auf Nulliporen- 
kalk eine ungefähr eine Klafter mächtige Masse blauen Tegels aufliegen 
sah. Der Schlemmrückstand dieses Tegels lieferte ausser sehr viel Gyps, 
fast nur Truncatulina lobatula d’ Orb. Daneben noch als Seltenheit Zrun- 
catuliına Boueana d’ Orb., Globigerina bulloides d’ Orb. und Polystomella 
crispa und gehört mithin zu den Tegeln des Leithakalkes. 


Nr. Il. Ueber das Verhältniss der Congerienschichten zur sarmatischen 
Stufe bei Liesing. 


Von Felix Karrer. 


Zwischen dem letzten Hause von Mauer, und den neuen Kellern des 
Brauhauses in Liesing sind längs des ganzen Abhanges, welcher gegen die 
Ebene zu abfällt, und hier den vulgären Namen „Steinmassel“ führt, eine 
Reihe von Steinbrüchen in den petrefactenreichen Kalken der sarmatischen 
Stufe angelegt. 

Die Ausbeute an Bruchsteinen ist gegenwärtig sehr bedeutend, und 


bietet wegen der fortgesetzten Blosslegung der mitten durch das ausge- 
36* 


274 F. Karrer und Th. Fuchs. 16} 


beutete Terrain, unmittelbar unter der Oberfläche des Ackerlandes ge- 
henden römischen Wasserleitung auch in archäologischer Beziehung einiges 
Interesse. 

Die den obenerwähnten Kellern zunächst und am tiefsten gegen die 
Risenbahn zu gelegenen drei letzten Brüche stehen gegenwärtig zum Theil 
ausser Betrieb, bieten aber bei näherer Untersuchung einige, mir nicht 
unwichtig scheinende Aufschlüsse über das Verhältniss der Congerien- 
schichten zur sarmatischen Stufe gerade an diesem Punkte. 

Ueber die Lagerung dieser Schichten bei Goys am Leithagebirge hat 
Herr Th. Fuchs ebenfalls an Ort und Stelle interessante Daten gesammelt, 
und in Nr. i unserer Studien mitgetheilt, und ich erlaube mir darauf 
hinzuweisen. Ebenso haben Herr Bergrath Stur und Herr Wolf über die 
Auflagerung der Oongerienschichten auf den sarmatischen, leider nicht ver- 
öffentlichte sehr werthvolle Beobachtungen am Durchschnitte der Hetzen- 
dorfer Verbindungsbahn gesammelt. Bei Liesing nun stellt sich das Schich- 
tenverhältniss nach den vorgenommenen genauesten Beobachtungen, in der 
auch in dem beigegebenen Durchschnitte bezeichneten Reihenfolge und 
relativen Mächtigkeit in folgender Weise fest. 


Er | — m — — — 
a Ä 3- + Galturschichte und 
Era Diluviutgerölle 
B 
U rin gel 
To ERB35 54 Rerüll zuik Ongeri2 ET ET 
JISS958S OSsas520%e angerjen.z] DR = PIRELZEZ 


LE a ar en ei It 


3 realer mit Felre efürlten der SETMOE Sue 
— ren zT — 


Aus dem Spiegel der in der Tiefe des Bruches angesammelten Wasser- 
masse erhebt sich zuerst: 

Eine 2 Fuss mächtige, sehr harte Kalkbank, mit wenig deutliche- 
Versteinerungen der sarmatischen Formation, nun folgt 

A bis 5 Zoll Tegel, dann eine 

A Zoll harte Kalkbank, wieder 

9 Zoll zum Theil sandiger Tegel, hierauf 


7] Gevl. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 275 


6 Zoll Kalkbank, und abermal 

4 bis 5 Zoll Tegel. 

Alle diese wechselnden Lagen enthalten die schlecht erhaltenen Reste 
der Bivalven der sarmatischen Stufe im Kalk, als Steinkerne, im Tegel 
zwar noch mit der Schale, aber fast durchgehends in so mürbem Zustande, 
dass sie bei der Berührung zerfallen, was dem bedeutenderen Sandgehalte 
des Tegels zuzuschreiben ist, welcher dadurch sehr wasserdurchlässig wird, 
und damit die Auflösung der Kalkschalen bedingt. Nun folgt eine 

11/, bis 2 Fuss mächtige Kalkbank mit zahlreichen Steinkernen der- 
selben Bivalven und auch mit Trochus podolicus d’ Orb.in einigen Exemplaren. 
Auf diese Bank folgt 

6 Zoll Tegel mit Bivalven, 

3 Zoll oolithischer mürber Sandstein mit ganz zerriebenen Petre- 
facten, hierauf 

4 bis 6 Zoll sandiger Tegel, endlich eine 

21), bis 3 Fuss mächtige, in ihrer unteren Partie zum Theil ein 
wahres Conglomorat bildende Kalkmasse mit vielen Bivalven, dann durch 

11/, Fuss eine oolithische, sandig mergelige Schichte mit Bivalven 
und Trochus podolicus, endlich eine 

1 bis 11), Fuss harte Kalkbank, die in ihrem unteren Theile sehr 
wenig Petrefacte führt, in ihrem oberen Theile aber ganz erfüllt ist mit 
den Steinkernen und Hohlräumen der Melanopsis impressa Krauss, welche 
in ihrer verticalen Verbreitung im Wiener Becken ziemlich weitgehend ist, 
indem sie aus den marinen Schichten von Niederkrugstätten und Weinsteig 
in die sarmatische Stufe von Pirawart, Nexing, Gaunersdorf, wenn auch als 
Seltenheit, hereintritt. Ihre horizontale Verbreitung beschliesst sie aber 
nicht, wie die übrigen sarmatischen Conchylien in unserem Becken, sondern 
findet sich noch weit im Westen in Baiern und Württemberg. 

Ueber ihr Auftreten im Osten berichtet Herr v. Hantken!t), dass er 
dieselbe in einer untergeordneten Schichte der sarmatischen Stufe, aber 
häufig bei Szomor angetroffen habe, sonst aber fehle sie dem ganzen übrigen 
Complexe der sarmatischen Formation an allen Orten. 

In dieser eigenthümlichen, durch das massenhafte Auftreten der 
Melanopsis impressa ganz deutlich charakterisirten Bank, kommen in ver- 
einzelten Exemplaren noch Trochus podolicus Dub., Cerithium pietum Bast. 
und Cardium desertum Stol.*), letzteres als Seltenheit bisher nur in den 
Congerienschichten von Stegersbach bekannt, vor. 

Damit schliesst die sarmatische Stufe. 

Mit der darauf liegenden dünnen Gerölllage beginnt ein neuer Schichten- 
complex, die Congerienstufe. Schon in der Geröllbank zeigen sich die Schalen 
und Hohlräume der Congeria Partschi O2j?., wenn auch sehr vereinzelt, 
darüber ruht 3 bis 4 Fuss mächtig Tegel, welcher an einigen Stellen durch 
ein 6 Zoll mächtiges Band rostbraun gefärbten Schotters aus Wiener Sand- 


1) Verhandl. der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1867. Nr. 1. S. 26 u. 27. 
?) Stoliczka, Beitrag zur Kenntniss der Mollusken-Fauna der Cerithien 
und Inzersdorfer Schichten des ungarischen Tertiär-Beckens. Verhandl. der zool. 


bot. Ges. in Wien. Jahrg. 1862. 


276 F. Karrer und Th. Fuchs. [8] 


stein durchsetzt wird, welches mit den Schalen der Oongeria Partschi aber 
ganz erfüllt ist. 

Diese Congeria ist schon früher nach Dr. Hörnes Angaben, unter 
anderem auch im Bachbette der Liesing nächst der Eisenbahn gefunden 
worden, gehört den Congerienschichten an; dürfte aber auch, nach den Be- 
obachtungen von ÜZjZek, eine tiefere Etage derselben kennzeichnen. Sie 
kömmt mit Congeria spathulata auch in Matzleiusdorf u. s. w. vor — nie 
aber zugleich mit Oongeria subglobosa. 

Drei bis vier Fuss mächtige Schottermassen des Diluviums und die 
Kulturschichte liegen als Decke darüber. 


Nr. Ill. Die Tertiär-Ablagerungen in der Umgebung von Pressburg und 
Hainburg '). 


Von Th. Fuchs. 


Zwischen Hainburg und Pressburg fliesst die Donau bekanntlich durch 
ein breites Thal, welches unter dem Namen der „Porta hungariae* be- 
kannt, auf der rechten Seite durch die Berge von Deutsch-Altenburg 
Hundsheim, Hainburg und Wolfsthal, die sogenannte Hundsheimer Berg-' 
gruppe, ober der linken Seite aber durch einen Hügelzug gebildet wird, 
welcher bei Pressburg mit dem Schlossberge beginnt, die Donau aufwärts 
ziehend, mit dem Thebner Kegel abschliesst und durch das von Blumenau 
nach Pressburg führende T'hal von dem Gemsenberg, dem eigentlichen An- 
fange der kleinen Karpathen, getrennt ist. 

Diese beiden isolirten Hügelzüge bestehen theils aus einem feinkör- 
nigen Granit, theils aus einem diehten, schwarzblauen, stellenweise Horn- 
stein führenden Kalkstein liassischen Alters. Untergeordnet erscheinen an 
der Grenze dieser beiden Bildungen Quarzite so wie dem Granite theils auf-, 
theils eingelagert verschiedenartige Phyllite und Gneisse. Um den Fuss 
dieser Hügel finden sich nun eine Anzahl tertiärer Ablagerungen, welche 
theils mit der tertiären Beckenausfüllung des Marchfeldes und der kleinen 
ungarischen Ebene zusammenhängen, theils aber vollkommen isolirt, dem 
Grundgebirge auflagernd , übrig gebliebene Reste einst zusammenhängen- 
der Tertiärablagerungen darstellen, und deren Beschreibung den Gegen- 
stand nachfolgender kleiner Abhandlung bildet. 


1) Von der auf denselben Gegenstand sich beziehenden Literatur erwähne ich 
nur folgende zwei Abhandlungen: 

1. J. Czjzek. „Geologische Verhältnisse der Umgebungen von Hainburg, 
des Leithagebirges und der Ruster Berge.“ Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. 
Jahrg. III. 1852. pag. 35. 

2. „Pressburg und seine Umgebung.“ Eine gelegentlich der Versammlung 
ungarischer Naturforscher und Aerzte in Pressburg im Jahre 1865 gedruckte Fest- 
schrift, in welcher der geologische Theil von Prof. Dr. Kornhuber bearbei- 
tet wurde. 

Einzelne zerstreute Notizen finden sich ausserdem in den „Verhandlungen 
des Vereins für Naturkunde zu Pressburg“, so wie in den Schriften der k. k. geol. 
Reichsanstalt. 


[9] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 377 


Pressburg selbst steht bekanntlich auf Congerienschichten. Zu wieder- 
holten Malen wurde bei Brunnengrabungen nach Durchfahrung der dilu- 
vialen Gerölldecke ein blauer Thon heraufbefördert, welcher charakteristi- 
sche Versteinerungen derselben, Congeria triangularis Partsch., Melanop- 
sis pygmaea Partsch., so wie Unionen enthielt, dagegen wurden die älteren 
Glieder der Tertiärformation, Ablagerungen der sarmatischen Stufe und der 
Leithakalkbildungen in der Umgebung der Stadt trotz der Nähe des Sand- 
gebirges bisher merkwürdiger Weise noch nirgends beobachtet. 

Das nächste Vorkommen von Tertiärschichten befindet sich hinter dem 
kleinen Ort Karldorf an dem Ausgange des kleinen Thälchens, in welchem 
das Dorf liegt, in das breite Blumenauer Thal. Dasselbe besteht in einer voll- 
ständig isolirten, dem granitenen Grundgebirge auflagernden Tertiärbil- 
dung, die einen ansehnlichen, tafelförmig abgestutzten Hügel bildet. Dieser 
Hügel besteht aus abwechselnden Schichten von gröberem und feinerem Gra- 
nitgruss und aus einem eigenthümlich oolithischen Kalkstein, welcher theils 
dicht ist, theilsaber aushohlen Körnchen besteht und blasig ist. Es hat hier den 
Anschein, als ob die Körnchen ursprünglich sämmtlich solid gewesen wären 
und das Hohlwerden derselben eine Folge der Auflösung des Gesteines sei. 
Auf dem Plateau des Hügels befinden sich zahlreiche Gruben und kleine 
Brüche, in welchen dicke Platten dieses Kalksteins zu Bauzwecken gewon- 
nen werden. Die Oberfläche dieser Platten ist oft förmlich bedeckt mit den 
Hohldrücken von Tapes gregaria und Mactra podolica, dazwischen finden 
sich auch Oardium plicatum und obsoletum, Ervilia podolica, Donax lucida, 
Murex sublavatus; sowie Nester von Oerithium rubiginosum und pietum, 
welche Vorkommnisse wohl keinen Zweifel darüber lassen, dass wir es hier 
mit einer Ablagerunz der sarmatischen Stufe zu thun haben. Um so mehr 
musste es mich überraschen, in demselben Gestein mehrere Exemplare von 
Celleporenknollen, so wie eine nesterweise vorkommende eigenthümlich zel- 
lige Kalkbildung zu finden, von der es sich schliesslich herausstellte, dass 
es inkrustirte Serpula-Convolute seien. 

Das Vorkommen von Bryozoen und Serpula in der sarmatischen Stufe 
ist für die Umgebung Wiens vollkommen neu, dagegen von Herrn Bergrath 
Stur aus Siebenbürgen und von Herrn Hantken aus der Umgebung von 
Ofen und Pest bereits mehrfach beschrieben worden, wobei ich nur bemer- 
ken muss, dass nach Herrn Hantken, dem ich die Stücke vorlegte, die bei 
Ofen und Pest in der sarmatischen Stufe vorkommende Serpula von der 
hier in Rede stehenden verschieden ist. Leithakalk gelang es mir hier trotz 
aller darauf gerichteten Bemühungen nicht aufzufinden, und hat es fast den 
Anschein, als ob die sarmatische Stufe hier unmittelbar auf den Granit auf- 
ruhen würde. 

Der nächste Punkt einer Tertiärbildung liegt hinter dem Dorfe Kal- 
tenbrunn, am Abhange des Kogels, und besteht aus einer isolirten Partie 
von Leithakalk. Bei Gelegenheit des Bahnbaues wurde in ihm ein Stein- 
bruch eröffnet, dessen gewaltige Schutthalde man von Weiten aus dem 
Walde hervorleuchten sieht. Der Leithakalk ist in diesem Bruche ungefähr 
in einer Tiefe von 7 Klaft. aufgeschlossen, und zeigt sich in dicke, gegen die 
Ebene zu fallende Bänke gesondert. Dietieferen Bänke stellen ein grobes Gestein 
dar,welchesausabgerollten Nulliporen und aus kalkigemMeeressand besteht, der 
seiner grössten Masse nach wohl aus Foraminiferen und zerriebenen Conchylien 


278 F. Karrer und Th. Fuchs. 140] 


gebildet ist, dazwischen finden sich bankweise eingestreut kleine Brocken von 
Quarzit und Thonschiefer, welche durch ihre Anhäufung stellenweise 
Conglomerate bilden. In diesem Gesteine finden sich zahlreiche Nulliporen- 
kugeln, deren rosettenförmige Durchschnitte allenthalben auf den Wänden 
und an der Oberfläche der Werkstücke sichtbar sind, ferner viele Bryozoen, 
namentlich Celleporen, Operculinen, Echinidenstacheln, Austern und grosse 
Pecten. Auffallend ist die ausserordentliche Häufigkeit von Krebsscheeren, 
so zwar, dass man fast kein Gesteinsstück von der Grösse eines Kinds- 
kopfes zerschlagen kann, ohne einige herausfallen zu sehen, so wie die 
grosse Menge von leider sehr gebrechlichen und schwer auszulösenden klei- 
neren Echinodermen, wahrscheinlich Echinolampas-, Schizaster- und Echinus- 
Arten, während ich in dem ganzen Bruche vergebens nach der Spur eines 
Olypeaster suchte. 

Nach oben zu wird das Gestein allmälig feiner, die Petrefacten selte- 
ner, und in der obersten Klafter schalten sich mehrere Bänke eines grünlich- 
grauen Lettens ein. Ausserdem befindet sich ungefähr in der Mitte der 
Höhe eine Lage von grossen Brocken von Thonschiefer und Quarzit, von 
der Grösse einer Faust bis zu einem Durchmesser von einem Fuss. Die 
ganze Ausbildungsweise des Leithakalkes hat die grösste Aehnlichkeit mit 
den Leithakalkbildungen von Kroisbach und Margarethen. 

Als nächster zu betrachtender Punkt stellt sich nun die berühmte 
Tertiärlocalität Neudorf an der March oder Theben-Neudorf dar, der alt- 
bekannte, oftgenannte Fundort der Austern, Pecten, der Fischzähne und 
Säugethierreste. Es sind hier eigentlich zwei Punkte, an denen die tertiären 
Ablagerungen blossgelegt sind; an dem einen, an den Sandgruben der Bahn, 
ist bereits die tertiäre Beckenausfüllung selbst aufgeschlossen, welche sich 
von hier aus unter der Decke von Flussgeschieben ununterbrochen durch 
das ganze Marchfeld erstreckt, während der andere Punkt, der sogenannte 
Sandberg viel höher gelegen, eine mächtige, vollkommen isolirte, dem 
Thebner Kogel angelagerte Ablagerung darstellt. 

Was den ersten Punkt an der Bahn anbelangt, so finden wir hier eine 
Reihe von tiefen Sandgruben , welche sich längs dem Eisenbahndamm hin- 
ziehen, und in welchen man überall den marinen Sand mit scharfer Ab- 
grenzung von tief rostgelb gefärbtem Quarzschotter überlagert sieht. Eine 
eigenthümliche Erscheinung in diesen Sandgruben bilden sonderbare Con- 
cretionen, welche theils noch im Sande stecken, theils aber durch Wegwa- 
schung desselben entblösst, frei zu Tage stehen oder lose umherliegen. Es 
sind dies kugelige Knollen von der Grösse einer Faust bis zu einem Durch- 
messer von 1!/, Fuss, welche mit breiter Basis aufsitzend, sämmtlich auf 
ihrer Spitze einen Knopf, und von diesem Knopf radial auslaufende Wülste 
zeigen, wodurch sie an die Bildung gewisser Spongien erinnern, nur mit 
dem Unterschiede, dass die Spongien in der Regel an der Spitze eine Ver- 
tiefung und von derselben radial auslaufende Furchen, nicht aber Wülste 
besitzen. Diese Conceretionen sind ausserdem stets tief violett gefärbt und 
meistens ausserordentlich hart, doch fand ich auch einige noch im Sande 
stecken, welche sehr weich waren und leicht in ein dunkles, sandiges Pulver 
verfielen. 

Petrefacte sind in den Gruben eben nicht selten, doch meist von sehr 
schlechter Erhaltung. Ich liess es mir angelegen sein, an Ort und Stelle ein 


[11] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 279 


möglichst vollständiges Verzeichnis derselben anzufertigen, welches ich 
vervollständigt durch die Ergebnisse einer von Prof. Suess in früheren 
Jahren an derselben Stelle vorgenommenen Aufsammlung in Folgendem 


wiedergebe, 


Oonus ventricosus Bronn. h. 
Ancillaria glaundiformis Lam. h. 
Olwa flammulata Lam. 
Cassis mammillaris Grat. 
Chenopus pes pelecani Phil. h. 
Fusus virgineus Grat. 
Pleurotoma Ruwei. Bell. h. 
Cerithium scabrum. 
Turritella bicarinata Eichw. hh. 
Monodonta angulata Eichw. hh. 
Trochus patulus Broce. 

„.  Celinae Andrz. 
Natica helieina Brocc. 
Oalyptraea Chinensis Linn. 
Teredo Norvegica Spengler. 
Panopaea Menardi Desh. h. 


Tellina planata Linn. 
Psammobia Labordei Bast. 
Venus eincta Eichw. 
Cardium hians Broce. 
Cardium sp. (C. fragile an multico- 

statum). 
Lucina columbella Lam. hh. 

„  trämsversa Dronn. hh. 

„...dentata Bast. h. 
Cardita Jouanneti Bast. 

»„  Partschi Goldf. 
Pectunculus pilosus Linn. hh. 


 Arca dilwiv Lam. 


Pinna sp. 
Pecten sp. (einige kleineBruchstücke). 
Ostrea digitalina Eichw. hh. 


Bemerkenswerth erscheint mir der Umstand, dass hier die Univalven 
den Bivalven gegenüber mehr zur Geltung gelangen, als dies am Sandberge 
der Fall ist, wodurch sich diese Fauna der Sandmolasse, wie wir sie am 
Sandberg oder in der Brumstube bei Eggenburg finden, entfernt und derje- 
nigen von Grund und Gainfahren nähert. Auffallend ist ferner das vollkom- 
mene Zurücktreten der Pecten, so zwar, dass ich nach zweistündigem eifrigem 
Suchen blos drei kleine Bruchstücke, noch dazu ganz junger Exemplare 
fand, während am nahen Sandberge doch gerade die Pecten- Arten die 
häufigsten Conchylien sind. Ebenso fand ich nichts von Fischzähnen und 
Knochenresten. 

Was nun den zweiten Punkt, den sogenannten Sandberg von Neudorf 
anbelangt, so möchte ich hier noch einmal hervorheben, dass derselbe mit 
den Tertiärbildungen der Ebene in keinem directen Zusammenhange steht, 
sondern eine vollständig isolirte, unmittelbar auf Kalke des Thebner Kogels 
auflagernde Ablagerung darstellt. Ueberall dringt an der Basis derselben 
der liassische Kalkstein hervor, um gegen die March und die Ebene eine 
ziemlich steile Stufe zu bilden. Der Ort Neudorf selbst steht auf diesem 
liassischen Kalkstein, der hier eine plattige Structur zeigt. 

Was den Schichtenbau dieser Ablagerung betrifft, der in grossen 
Entblössungen und tiefen Wasserrissen allenthalben auf das schönste bloss- 
gelest ist, so ist derselbe namentlich von Prof. Suess zu wiederholten- 
malen besprochen und beschrieben worden und kann daher wohl als allge- 
mein bekannt vorausgesetzt werden. Man überzeugt sich hier auf einem 
Gange aus dem Dorfe durch die Regenrisse auf die Höhe des Berges durch 
den Augenschein auf das vollkommenste, dass über dem Sande die Bänke 
des Nulliporenkalkes sich einstellen, zu oberst aber die Conglomerate lie- 
gen. Was jedoch bisher übersehen oder doch wenigstens nicht hervorgeho- 
ben wurde, ist der Umstand, dass auf dem ganzen Sandberge die Schichten 

Jahrbuch der k, k. geologischen Reichsanstalt. 186°. 18 Band, ?!. Heft, 37 


380 F. Karrer und Th. Fuchs, [12 ] 


keineswegs horizontal liegen, sondern vielmehr gegen das Gebirge, und 
zwar stellenweise ziemlich steil gegen dasselbe einfallen, in ganz ähnlicher 
Weise wie dies mit den Schichten des Leithakalkes von Maria Enzersdorf 
der Fall ist. Eine feruere eigenthümliche Störung im Schichtenbaue, welche 
man an den Sandbergen zu beobachten Gelegenheit hat, besteht darin, dass 
an einer Stelle die schwach gegen das Gebirge zu fallenden Schichten von 
einer mächtigen, jäh gegen die Ebene abstürzenden Schichtenmassen wie 
abgeschnitten erscheinen, eine Erscheinung, die wohl in einer Abrutschung 
von überlagernden Schichtemassen ihre Erklärung findet. 

Eine Erscheinung anderer Art, welche, obwohl im Allgemeinen keine 
Seltenheit, so doch gerade im Wiener Becken nicht häufig zu beobachten 
ist, besteht in Folgendem: Die zahlreichen, bald sackartigen, bald Bank- 
oder Platten-förmigen, sogenannten Sandsteinconeretionen, welche allent- 
halben lagenweise dem losen Sande eingelagert sind'!), werden von den 
Dorfbewohnern vielfach herausgearbeitet und zu Bauten verwendet. Ein 
solcher besonders grosser Sandsteinknollen war wahrscheinlich eben wegen 
seiner Grösse zerschlagen worden, und dieser zeigte in seinem Innern einen 
dunkelblauen festen Kern, in welchem die Conchylien frisch, glänzend, und 
theilweise selbst noch mit der Farbenzeichnung erhalten waren, während 
segen den Rand zu, so weit eben die Verwitterung von Aussen eingedrun- 
gen war, der Stein gelb, lockerer, die Conchylien aber matt, kreidig, theil- 
weise aber auch vollständig verschwunden waren. Diese Erscheinung scheint 
mir doch darauf hinzudeuten, dass diese sogenannten Concretionen keines- 
wegs secundär durch den Kalk der aufgelösten Conchylienschalen gebildet 
werden, sondern einem schon früher, wahrscheinlich gleichzeitig mit der 
Ablagerung vor sich gehenden Bildungsprocess ihren Ursprung verdanken, 
später aber an die Luft emporgehoben und den auflösenden Wirkungen der 
Atmosphäre ausgesetzt, sammt den in der Ablagerung eingeschlossenen Con- 
chylien der Auflösung anheimfallen. 

Die paläontologischen Vorkommnisse des Sandberges sind bereits von 
. verschiedener Seite zu wiederholten Malen geschildert und erst neuerer Zeit 
von Prof. Kornhuber in dessen oben erwähnter Arbeit über die geolo- 
gischen Verhältnisse der Umgebung von Pressburg übersichtlich zusammen- 
gestellt worden. Da ich für den Augenblick eine wesentliche Vervollständi- 
gung der daselbst mitgetheilten Liste zu geben nicht im Stande bin, be- 
schränke ich mich hier darauf, auf die grosse Häufigkeit von Cypraeain 
dem Conglomeratbruche hinzuweisen. 

Hiermit schliesst die Reihe der Tertiärablagerungen, welche man auf 
der linken oder Pressburger Seite der Donau zu beachten Gelegenheit hat, 
und wir gehen nun zur Besprechung derjenigen über, welche sich auf der 
rechten Donauseite am Fusse der Hundsheimer Gebirgsgruppe finden. 

Der erste Punkt, an welchem man eine solche antrifft, befindet sich 
unmittelbar hinter dem Dorfe Wolfsthal und ist durch einen ziemlich gros- 
sen Bruch aufgeschlossen, dessen Schutthalden man beim Austritte aus dem 
Orte, links auf der Höhe des Hügelzuges aus dem Walde hervortreten sieht. 


!) In der Regel durch und durch gelb, nur die Steinkerne von Conchylien 
enthalten. 


[13] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 281 


Die Tertiärablagerung, welche hier bis in eine Tiefe von 7 Klaftern 
aufgeschlossen ist, besteht aus groben Bänken eines oolithischen Gesteines, 
welche mit leichter Neigung gegen die Ebene zufallen. Der Oolith, aus 
Hirsekorn-grossen Bläschen bestehend, von merkwürdiger Gleichmässigkeit 
und oft wunderbarer Reinheit, erinnert an denjenigen von Karldorf, mit dem 
einzigen Unterschiede, dass dıe Körnchen bei Karldorf grösstentheils solid, 
hier sämmtlich als hohle Bläschen ausgebildet erscheinen. Diesen Oolith- 
bläschen findet man lagenweise Quarzsand beigemengt und in der Mitte 
der blosgelegten Wand sieht man eine beiläufig 17/, Klafter mächtige, 
blos aus Granitgruss bestehende Schichte, während sich zuoberst dem 
Oolith zahlreiche Muschelbänke einschalten, die fast ausschliesslich aus 
Ervilia podolica bestehen. Von Versteinerungen findet man im Oolith 
sonst noch folgende: Tapes gregaria hh., Modiola Volhynica hh., Mactra 
podolica h., Cardium plicatum, Cerithium rubiginosum h., welche Vorkomm- 
nisse die Stellung dieses Oolithes in die sarmatische Stufe vollkommen 
sicherstellen. Von Bryozoen fand ich hier nichts, dagegen allerdings die 
auch bei Karldorf vorkommende Serpula, und ausserdem noch in grosser 
Menge ein sonderbares räthselhaftes Gebilde, über dessen Natur es mir 
gelang ins Klare zu kommen. Es sind dies strauchartige, eigenthümlich 
zackig-ästige Kalkbildungen, welche entfernt an Nulliporen erinnern und 
welche theils knollen-, theils lagenförmig im Oolith auftreten. Unter an- 
dern fand ich einen grossen zerschlagenen Block von über 2 Fuss Durch- 
messer, welcher in seinem Innern als Kern einen Haufen von Modiola 
Volhynica enthielt, von welchem diese ästigen Kalkbildungen radial nach 
allen Seiten hin ausstrahlten. Nach einer mündlichen Mittheilung von Herrn 
Hantken kommen diese sonderbaren Körper auch in den Cerithien-Ooli- 
then der Umgebung von Ofen und Pest vor, doch war er über ihre eigent- 
liche Natur ebenfalls zu keiner festen Ansicht gelangt. 

Leithakalk gelang es mir trotz aller Bemühungen nicht im Liegenden 
dieses sarmatischen Oolithes aufzufinden , obgleich ich an mehreren Punk- 
ten die Grenze gegen den Granit zu überschritt und es hat hier ganz ent- 
sprechend dem Vorkommen von Karldorf den Anschein, als ob die sarma- 
tische Stufe unmittelbar dem Grundgebirge aufliegen würdet). 


Als nächstes Vorkommen einer Tertiärablagerung stellt sich nun die, 
in neuerer Zeit durch die Auflindung des schönen Halitherium-Skeletes 
berühmt gewordene Partie von Leithakalk-Conglomerat bei Hainburg dar, 
über welche Bergrath Stache bei dieser Gelegenheit nähere Details mit- 
getheilt hat. (Siehe Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 
1867, pag. 141). 

Es liegt diese isolirte Conglomeratbildung hinter dem Schlossberge 
hart am Wege von Hundsheim; sie ist durch einige Gruben aufgeschlossen 
und man sieht hier sehr unregelmässig geschichtete, aus Kalk und Quarzit 
bestehende Sand- und Conglomeratmassen, die theils lose, theils aber lagen- 
weise zu festen Bänken verbunden sind. 


1) Czjäek beschreibt 1. e. diese ganze Ablagerung von Cerithien-Oolith als 
Leithakalk und gibt an Venus, Peetunculus, Pecten und Austern gefunden zu ha- 
ben. Ich konnte von alledem keine Spur auffinden. 

37* 


282 F. Karrer und Th. Fuchs. [1 4] 


Zahlreich eingestreute Nulliporen, so wie Bruchstücke von Clypeastern 
lassen über die Stellung der Schichten nicht lange in Zweifel. 

In neuerer Zeit wurde in Hainburg auch noch an einem zweiten Punkte 
eine Tertiärablagerung erschlossen und zwar in der Nadelfabrik, wo man 
gelegentlich einer Brunnenbohrung aufLeithakalk und marinen Tegel stiess. 
Leider konnte ich den Punkt nicht mehr selbst in Augenschein nehmen, da 
ich erst unmittelbar vor meiner Abfahrt nach Pressburg durch die am 
Donau-Ufer angeschütteten Tegelmassen darauf aufmerksam wurde. Auf 
meine Erkundigung theilten mir die Leute mit, dass der Tegel eben aus 
einer Brunnenbohrung in der Nadelfabrik herstamme, dass man bei dieser 
Bohrung zuerst Schotter, sodann Felsen und hierauf den blauen Tegel durch- 
fahren habe, welcher bis in die 26. Klafter anhielt, wo man dann wieder 
auf Felsen gestossen war. Bei einigem Suchen fand ich in dem Tegel Nalli- 
poren, kleine Austern, Venus sp., Cardita scalaris Sow., Corbula gibba Oli, 
Pleurotoma spinescens Partsch., einen zerdrückten Spatangiden, so wie 
Pflanzen und Fischreste, worunter mehrere Melettaschuppen. Auf eine brief- 
liche Anfrage war Prof. Mürle so freundlich mir mitzutheilen, dass der 
Felsen, auf welchen man unmittelbar unter dem Schotter gekommen war, 
Leithakalk in einer Mächtigkeit von 4 Klaftern gewesen sei, und zugleich 
weitere Berichte über diesen Gegenstand in Aussicht zu stellen. Dieser ist 
seitdem auch in einer kleinen Mittheilung an die k. k. geologische Reichs- 
anstalt erfolgt, welche sich in den Verhandlungen vom Jahre 1867, p. 332 
abgedruckt findet und worin mitgetheilt wird, dass der Felsen, auf welchen 
man in der 26. Klafter im Liegenden des Tegels gestossen war, ebenfalls 
Leithakalk, jedoch nur in der Mächtigkeit von kaum einem Fuss, gewesen 
sei, worauf sodann abermals blauer Tegel folgte, so dass sich demnach das 
ganze Profil folgendermassen darstellt: 

1. Gerölle (Aluwv? Diw?) 5 Klafter. 

2. Leithakalk 3 Klafter 5 Fuss 9 Zoll. 

3. Blauer Tegel mit Austern, Corbula gibba, Cardita scalaris, Pleu- 
rotoma spinescens, Spatangiden, Pflanzen und Fischresten, Melettaschup- 
pen 17 Klafter. 

4. Grauer Leithakalk 11 Zoll. 

5. Blauer Tegel 2 Fuss 6 Zoll. 

Weiter unbekannt. 

Herr Karrer war so freundlich mir aus einem Schlemmrückstande 
des ersten Tegels die Foraminiferen zu bestimmen und mir folgendes Ver- 
zeichniss derselben zu übergeben. 


Glandulina laevigata d’Orb. ss. Globigerina bulloides d’Orb. ns. 
Cristellaria inornata d’Orb. ss. Discorbina planorbis d’Orb. s. 
Uvigerina pygmaea d’Orb. hh. (den Truncatulina lobatula d’Orb. ss. 
grössten Theil des Schlemmrück- A akneriana d’Orb. ss. 
standes bildend). Polystomella crispa d’Orb. ss. 
Bulimina pyrula d’Orb. ns. 5 flexuosa d’Orb. ss. 
» elongata d’Orb. ns. ’ obtusa d’Orb. ss. 


1) Das Zusammenvorkommen von Conchylien des marinen Tegels mit einem 
kleinen flachen Spatangiden mit Pflanzen- und Fischresten, und namentlich das 


fi 5] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des WieneiıBeckens. 283 


Nach dieser Liste steht dieser Tegel am nächste dem Tegel von 
Grinzing und Gainfahren, was sowohl mit den mitvorkommenden ÖConchylien 
als auch namentlich mit den Lagerungsverhältnissen vollkommen über- 
einstimmt. 

Während an den bisher auf der rechten Donauseitebetrachteten Punk- 
ten die Tertiärablagerungen immer nur in isolirten Parten vorkamen, trifft 
man endlich bei Deutsch-Altenburg auf die Randbildugen jener grossen 
Tertiärablagerung, welche von hier aus ununterbrochn die ganze Ebene 
ausfüllt. Unmittelbar hinter dem Park des Badehausesieht man das Ufer 
der Donau aus dicken Bänken eines braunen festen Sadsteines bestehen, 
welcher petrographisch grosse Aehnlichkeit mit Wiener andstein hat, aber 
durch das nestweise Vorkommen von Üer. rubiginosuw; sich sogleich als 
Cerithien-Sandstein zu erkennen gibt. Indem man nun »n hier fortwährend 
unten am Wasser stromaufwärts fortgeht, sieht man detlich, wie die festen 
Sandsteine sich allmälig in die Tiefe senken und sich oar ihnen loser Sand, 
und nach einiger Zeit ober dem losen Sande blauer Tegl einstellt, und man 
gelangt schliesslich an eine Stelle, wo in Folge foidauernder Unterwa- 
schungen frische Abstürze die Beckenausfüllung von di Oberfläche bis zum 
Donauspiegel in einer Höhe von beiläufig 7 Klafter bltlegen. 


Man sieht hier die ungefähr 6 Klafter mächti> Tertiärablagerung, 
die in ihrer unteren Hälfte aus losem gelben Sande, ı ihrer oberen aber 
aus blauem Tegel besteht, oben scharf abgeschnitten,iberlagert von einem 
beiläufig 1 Klafter mächtigen rostgelben Quarzschott‘ , in welchem man 
an mehreren Punkten noch die Fundamente der aln Römerbauten von 
Carnuntum bemerkt. Unmittelbar unter dem Schotteist der Tegel in einer 
Mächtigkeit von beiläufig 3 Fuss, schwärzlich gefärbt,chiefrig, und enthält 
undeutliche Fisch- und Pflanzenreste. Der tiefere Thl jedoch ist blau und 
enthält in grosser Menge Ervilia podolica. Ungefä' in der Mitte seiner 
Mächtigkeit findet man demselben eingeschaltet zwei rpulitenlager, welche 
ausschliesslich aus einer feinrunzeligen Serpula-Arivon der Dicke einer 
Rabenfeder bestehen. Diese beiden Serpula-Lager, wche durch eine Tegel- 
schichte getrennt sind, haben an der Stelle ihrer gissten Mächtigkeit zu- 
sammen ungefähr eine Dicke von 3 Fuss, nehmen ier von hier nach den 
Seiten zu rasch ab und scheinen sich fast vollständiauszukeilen. 


Im Sand unterhalb des Tegels fand ich Cerhium pictum, Mwurex 
sublavatus, Ivissoa inflata, Paludina sp., Cardium ooletum, Donaz lucida, 


Auftreten von Melettaschuppen, lassen auch eine anderDeutung des vorliegenden 
Schichtencomplexes zu. Man könnte darauf gestützt di Tegel für Schlier erklä- 
ren, und hätte dadurch nicht nur zum erstenmal das treten desselben im alpi- 
nen Theil des Wiener Beckens constatirt, sondern es we hier auch zugleich seine 
unmittelbare Ueberlagerung durch Leithakalk erwiesen.der zweite’ im Liegenden 
des Tegels vorkommende Leithakalk müsste sodann als n Aequivalent des älteren 
unter dem Schlier gelegenen Leithakalkes angesehen ween, als dessen Typus der 
Leithakalk von Zogelsdorf gilt. Diese Anschauungswei, so verlockend sie auch 
erscheinen mag, kann gleichwohl bei dem geringen ‚läontologischen Materiale, 
welches ihr zur Stütze dient, einstweilen nur mit derrössten Reserve ausgespro- 
chen werden, um so mehr als sie für die Auffassung d marinen Tertiärbildungen 
des alpinen Beckens von so entscheidender Wichtigkeiträre. 


Y8A F. Karrer und Th. Fuchs. [16] 


Ervilia podolica woraus hervorgeht, dass der ganze Schichtencomplex der 
sarmatischen Stuf angehört. 


Die Schichtufolge an diesem Punkte ist demnach folgende: 


1. Rostgelbr Quarzschotter (mit den Fundamenten von Römerbau- 
ten) 1 Klafter. 

2. Schwarze schiefriger Tegel mit undeutlichen Fisch- und Pflanzen- 
resten, so wie mit Yrvilia podolica 3 Fuss. 

3. Blauer p.stischer Tegel mit Ervilia podolica 1 Klafter. 

4. Serpula-hger 3 Fuss. 

5. Blauer plstischer Thon mit Ervilia podolica 1 Klafter. 

6. Loser geler Sand mit Murex sublavatus, Cerithium pictum, Car- 
dium obsoletum, Lnax lucida, Ervilia podolica 3 Klafter. 


Weitere Auf:hlüsse in den tertiären Randbildungen trifft man auf 
dem Wege nach Hndsheim. Kaum eine halbe Stunde von Deutsch-Alten- 
burg entfernt, siet man bereits links am Abhange des trostlos kahlen 
Kalkgebirges einigeBrüche über einander liegen. In dem unteren findet 
man gegen die Eber zu fallend, dicke Bänke eines festen Sandsteines, er- 
füllt mit Cardium »soletum, Cerithium pietum und einer kleinen Serpula, 
ähnlich derjenigen wn Karldorf. In dem oberen Aufschlusse hingegen fin- 
det man ausschliess>h Ostrea digitalina, diese aber in grosser Menge und 
in einer Bank zu einm wahren Ausserconglomerat zusammengehäuft. 


Die Verhältnis sind demnach hier dieselben, wie wir sie in der Um- 
gebung von Wien, amentlich längst dem Fusse der Kahlengebirge bei 
Brunn und Mödling annen, wo wir auch allenthalben die Brüche in den 
Cerithienschichten, ıd etwas weiter aufwärts die Brüche im Leitha- 
kalke sehen, 


Weiter auf da Wege nach Hundsheim fortschreitend, trifft man 
nach den Angaben ve CZjZek noch mehrere Brüche in festem Nulliporen- 
kalke, welche ich ind;sen aus eigener Anschauung nicht kenne, und des- 
halb unmittelbar zuriesprechung des letzten von mir untersuchten Auf- 
schlusses übergehe. } ist dies ein ziemlich grosser Bruch, welcher hinter 
dem Orte Hundsheim.rechts vom Wege nach Hainburg, beinahe auf dem 
Gipfel der Anhöhe sh befindet, welche von hier sich plateauförmig bis 
gegen Wolfsthal zu etreckt. 


Die hohe Lage «s Bruches machte es von Vorne herein wahrschein- 
lich, dass er sich im ithakalke befinde, und man wird in dieser Anschau- 
ung im ersten Augenbeke auch noch bestärkt, wenn man bei dem Eintritt 
in den Bruch zu oberseine Lage von mächtigen abgerollten Kalkblöcken 
von der Grösse eines Inderkopfes bis zu einem Fuss Durchmesser erblickt, 
welche lebhaft auf einanz ähnliches Vorkommen von Blöcken hier freilich 
krystallinischen Gestei: in den obersten Lagen des Leithakalkes von Krois- 
bach erinnern. Bei nirer Untersuchung findet man jedoch keine Spur 
mariner Organismen, ierall nur dicke, gegen die Ebene zufallende Bänke 
eines Kalksandsteines, relcher bald feiner, bald gröber, oder Conglomerat- 
artig ausgebildet, in dı Regel mürbe und tuflig, seltener etwas fester ist, 
und nichts als eine gsse Menge eines kleinen Mytilus und undeutliche 
Reste von Cardium enält. Dieser kleine Mytilus bildet in der unteren 


[17] Geol. Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Bickens. 285 


Hälfte des Bruches, in unsäglicher Masse übereinander gepesst, eine bei- 
läufig 5 Fuss mächtige Muschelbank von höchst eigenthümlihem Charakter. 
Es sind nämlich die Muschelschalen aufgelöst und das Birlemittel in so 
geringer Menge vorhanden, dass es bloss zarte Häutchen bildet und das 
ganze Gestein die Beschaffenheit eines erstarrten Schaums erhält. Der 
Hammer fährt bei jedem Schlage tief in die poröse Masse unc es ist äusserst 
schwierig ein Formatstück zu erhalten, weil das Gestein durdhaus nicht ab- 
springt und überall Schlagflecken bekömmt. 


Es erinnerte mich dieser Muschelkalk noch am meiten an einen 
ähnlichen aus den Brüchen von Goys am Neusiedler See, welcher in den 
dortigen Congerienschichten auftritt, und diese Aehnlichket drängte sich 
mir noch mehr auf, als ich Steinkerne von Gasteropoden arffand, welche 
grosse Aehnlichkeit mit solchen der Melanopsis Martiniana unl M. pygmaea 
hatten. Gleichwohl sollte sich der Sachverhalt schliesslich inders heraus- 
stellen. Ein Block mit zahlreichen gut erhaltenen Steinkerneı von Mactra 
podolica und Tapes gregaria löste das Räthsel. Ich fand dise Conchylien 
allerdings nur in einem losen Block, doch stammte dieser aigenscheinlich 
aus einer Schichte über der Muschelkalkbank, und da sich ir dem Blocke 
selbst der kleine Mytilus und das erwähnte Cardium ebenfals vorfanden, 
halte ich es für vollkommen sichergestelit, dass der ganze S:;hichtencom- 
plex weder zum Leithakalk, noch zu den Congerienschichten, sındern in die 
sarmatische Stufe gehört. 


Nr. IV. Conchylien aus einer Brunnengrabung bei Pötzlensdorf. 
Von Th. Fuchs. 


Im Frühlinge des verflossenen Jahres wurde unmittelbar vor Pötzleins- 
dorf, links von der Strasse die Errichtung einer Bade-Anstalt in Angriff 
genommen und zu diesem Zwecke ein Brunnen gegraben, welchsr bis in 
eine Tiefe von 10 Klaftern niedergetrieben wurde. Man durchfuhr bei dieser 
Gelegenheit fortwährend einen feinen gelben Tertiärsand, der lägenweise 
etwas thoniger wurde und auch einige dünne Lagen eines blauen Tegels ein- 
schloss, ohne indessen eine ansehnlichere Tegelablagerung oder das Grund- 
gebirge zu erreichen. In den tieferen Lagen enthielt der Sand eine grosse 
Menge wohlerhaltener Fossilien, welche von Herrn Karrer und mir, so 
wie vom Kabinetsdiener Franz Bratina bei wiederholten Besuchen der 
Localität aufgesammelt wurden, und von denen ich mir im Nachfolgenden 
ein Verzeichniss zu geben erlaube. 


Conus Mercati Broce. Terebra bistriata Grat. 
»  Fuscocingulatus Bronn. Columbella scripta Bell. 
„ ventricosus Bronn. hh. Cassis saburon Lam. 
Ancillaria glandiformis Lam. hh. »„  mammillarıs Grat. 
Voluta rarispina Lam. Buccinum coloratum Eichw. 
Mitra goniophora Lam. Strombus Bonelli Brocc. 
Ringieula buceinea Deh. Pleurotoma gramulato cincta Münst. 


Terebra fuscata Brocc. 3 ramosa Dast. 


286 F, Karrer und Th. Fuchs. [18] 


Pleurotoma Scheibersi Hörn. 
Cerithium vulgdum Brug. 
5 crendum Brocc. 


Turritella bicaiinata Eichw. hh. 


N Archmedis Brong. 
e vermceularis Brocc. 
Trochus patulhs Broce. h. 


Monodonta anyulata Eichw. hh. 


Deckel von Turbo rugosus. 
Natica redempa Mmicht. 
Nerita picta Fr. 

»  Gratelaıpana Fer. 
Rissoa costellita Grat. 
Psammosolencoarctatus Gmel. 
Corbula carinıta Duj. 
Tellina donadna Linn. 
Tapes vetula Bast. 

Venus umboraria Lam. h. 

». plicati Gmel. h. 

„.. .scalaris Bronn. 

»„ Dastroti Desh. 


Cardium Turonicum Mayer. h. 
5 sp. (fragile seu. multico- 
statum Broce.) 
Chama gryphina Lam. 
Lucina multilamellata Desh. h. 
„ .  incrassata Dub. 
„ . columbella Lam. 
„  tramsversa Bronn. h. 
„. dentata Desh. hh. 
Cardita Jouanneti Bast. h. 
»  Partschi Goldf. 
Pectunculus pilosus Linn. 


R obtusatus Partsch h. 
Arca dilwvii Lam. h. 
Pinna sp. 


Pecten adumeus Eichw, 

„  Besseri Andrz. 
Spondylus crassicosta Lam. 
Ostrea digitalina Eichw. h. 
Anomia costata Bichw. 
Nautilus (Fragment). 


Verglsicht man diese Fauna mit der typischen Fauna des Pötzleins- 
dorfer Sandıs, wie derselbe weiter oben hinter dem Friedhofe gefunden 
wird, so ergibt sich ein nicht unwesentlicher Unterschied. Von den daselbst 
in so grosser Menge vorkommenden Cytherea Pedemontana, Tellina pla- 
nata, Psanmobia Labordei und Lucina divaricata, fand sich in unserer Lo- 
calität nicht eine Spur, von Zucina columbella nur eine geringe Anzahl von 
Einzelklaypen vor. Umgekehrt ist dagegen die in unserer Localität häufige 
Lueina nultilamellata, meines Wissens im Sande hinter dem Friedhofe bis- 
her noch nicht gefunden worden. 


Ueberhaupt kommen an unserer Localität die Gasteropoden im Gegen- 
satze zu den Bivalven mehr zur Geltung und stellt sich das Verhältniss 
dieser beiden Gruppen ungefähr so wie in den Mergeln von Gainfahren oder 
in dem Sande von Grund, mit welchen beiden Faunen die unsrige überhaupt 
die grösste Aehnlichkeit besitzt. 


Es verhält sich demnach die Conchylienfauna aus dem Brunnen zu 
derjenigen des typischen Pötzleinsdorfer Sandes hinter dem Friedhofe in 
ganz analoger Weise wie bei Neudorf an der March die Fauna der Sand- 
gruben an der Bahn zu derjenigen des eigentlichen Sandberges. 


Ein Interesse anderer Art bietet das aufgefundene Fragment eines 
Nautilus, die erste sichere Spur dieses Geschlechtes im alpinen Theil des 
Wiener Beckens t). 


t), Nach einer mündlichen Mittheilung von Prof. Suess wurde bereits vom 
Bergrath Czjöek in dem Leithakalke von Wöllersdorf die Spur eines Nautilus, be- 
stehena aus dem Steinkerne einer Wohnkammer, aufgefunden, welches Stück indes- 
sen leider verloren gegangen ist, 


VI. Neue Reste von Squalodon aus Linz. 


Von E. Suess. 


Vorgelegt in der Sitzung am 21. April 1868. 
(Mit Taf. Nr. X.) 


Unser unermüdlicher Freund, Herr Karrer, hat im vergangenen 
Herbste bei einem Besuche der städtischen Sandgrube bei Linz einige werth- 
volle neue Reste des merkwürdigen, vor nicht langer Zeit von van Bene- 
den!) unter dem Namen Squulodon Ehrlichi unterschiedenen Thieres von 
dortigen Arbeitern erhalten. Diese Reste scheinen mir um so mehr einiger 
Bemerkungen werth, als sie gegenüber der gründlichen Darstellung van 
Beneden's einige Abweichungen erkennen lassen. Es lässt sich nach der 
Art des Fundes vermuthen, dass diese Stücke einem einzigen Individuum 
angehören. Die wichtigsten unter denselben sind : 

I. Ein loser Backenzahn mit dreieckiger Krone und stark nach rück- 
wärts gebogener Wurzel. Die vordere Kante der Krone zeigt an der 
Basis ein ganz kleines Schmelzkorn, darüber einen etwas grösseren Zapfen, 
dann einen noch grösseren, welcher jedoch noch nicht bis zur Mitte der 
Kante reicht, dann gegen die Spitze hin zwei sehr kleine runde Stellen, an 
denen die Zahnsubstanz unter dem Schmelz sichtbar wird und welche von 
der Abnützung zweier sehr kleiner Zäpfchen herrühren. Man sieht ferner an 
der Innenseite des Zahnes gegen die Basis hin in einiger Entfernung von 
der Kante eine unregelmässig ovale Abnützungsstelle von merklicher Grösse, 
an welcher ebenfalls Zahnsubstanz unter dem Schmelz entblösst wird, und 
eine weitere soiche Stelle liert theilweise ausserhalb der Krone, indem hier, 
knapp innerhalb des Endes der vorderen Kante, ein halbmondförmiger 
Ausschnitt der Schmelzschichte gegen die Wurzel hin erzeugt wird; wahr- 
scheinlich stand hier neben der Kante ein kleiner Zapfen, wie er an der 
Hinterseite des Zahnes sichtbar ist. In der Umgebung dieser Abnützungs- 
stellen ist auch die feine Ringelung der Schmelzoberfläche glatt abgeschlif- 
fen. Es rühren dieselben ohne Zweifel von den Zapfen des entgegengesetz- 
ten Zahnes her; zugleich ersieht man, dass die rückwärtige Kante der 
Backenzähne in beiden Kiefern gezähnt ist. 

Die rückwärtige Kante dieses Zahnes hat nahe an ihrer Basis 
einen kleinen Zapfen, und an der Innenseite sieht man hier ein kleines . 
Wärzchen neben demselben stehen; dann folgen zwei grosse und eine ganz 
kleine Abnützungsstelle gegen die Spitze hin, welche in gleicher Weise 


1) Recherches sur les Squalodons. Mem. Acad, roy. Belg. XXXV. 1865. 
« 
Juhrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt. 1863. 18. Band. 2. Heft. 38 


288 E. Suess. [2] 


abgenützt ist. Die Bildung von Zapfen ist also allerdings auch hier, wie bei 
den übrigen Squalodonten, an der vorderen Kante weniger ausgebildet, als 
an der rückwärtigen. 

Sehr merkwürdig ist die Verschiedenheit der beiden Seiten der Krone 
und der Wurzel. Die eine Seite, wohl die äussere, zeigt einen leicht aus- 
geschweiften Rand der Schmelzkrone, wie er bei ähnlichen Zähnen Regel 
ist, und eine tiefe Furche trennt die Wurzel in zwei Hälften, welche weiter 
oben sich völlig von einander scheiden und zwei selbständige Wurzelenden 
bilden. Die andere Seite des Zahnes zeigt dagegen eine Wölbung gegen die 
Basis der Krone; statt einer Mittelfurche läuft eine Wulst, gleichsam die An- 
deutung einer dritten Wurzel, — vonhieraus bleibt dieselbe nahe an der Basis 
durch eine leichte Senkung von dem Beginne der beiden anderen Wurzel- 
äste, namentlich durch eine merkbare Grube von dem rückwärtigen Aste 
getrennt; weiterhin verschmilzt dieser Wulst gerade mit dem rückwärti- 
gen Aste. 

Der vordere Ast trägt beiläufig 3 Linien über der Basis der vorderen 
Kronenkante eine buckelartige Aufschwellung und ist erst von da an merk- 
lich nach hinten gerichtet; diese Stelle bezeichnet den Kieferrand und lässt 
daher die von van Beneden erwähnte Dicke der Fleischmasse erkennen, 

Il. Ein zweiter loser Backenzahn zeigt ebenfalls eine dreieckige 
Krone, doch nur einen geringen Rest der Wurzel. Die Abkauung ist weiter 
vorgeschritten als bei dem ersten Zahne. An der Basis der vorderen Kante 
(welche sich insbesondere durch die zu erwähnende Anschwellung der Wur- 
zel als solche zu erkennen gibt), liegt ein kleines, unabgenütztes Schmelz- 
korn, und neben demselben ein zweites nahe der Basis der Krone; ich 
möchte nach der Sculptur schliessen, dass dies die Innenseite des Zahnes 
sei, das heisst jene, an welcher bei dem ersten Zahne die Spur der dritten 
Wurzel erscheint. Der zweite Zapfen an der vorderen Kante ist schon viel 
stärker und an seiner Spitze etwas abgenützt, und die Zahnsubstanz, welche 
an seiner Stelle sichtbar wird, deutet eine grosse längliche Abnützungsstelle 
an, welche sich schräge von hier gegen die Basis des Zahnes an seiner 
Aussenseite hinzieht. Gegen die Spitze hin folgt eine zweite Abnützungs- 
stelle, einem zweiten grossen Zapfen entsprechend, welche sich zu einem 
noch grösseren länglichen Raume erweitert, dessen Ende sich an einer 
Stelle mit der Abkauungsfläche des ersten Zapfens vereinigt. Auch die 
Spitze ist in gleicher Weise abgenützt, und da sich diese Fläche mit jener 
des obersten Zapfens ebenfalls vereinigt, entsteht aus der Confiuenz der 
kleinen Kauflächen eine eigenthümliche unregelmässige Figur, welche an 
der Aussenseite des Zahnes sich heraufziehend, die Stelle der oberen Zapfen 
an der vorderen Kante und die Spitze des Zahnes selbst umfasst. 

Ander rückwärtigen Kante zeigt sich zuerst ein kleines, an der 
Spitze abgenütztes Korn und gegen die Innenseite neben demselben ein 
zweites, fast unabgenütztes Schmelzkorn und noch ein kleineres, abgenütz- 
tes.. An der Kante selbst folgen dann drei runde Stellen, welche die Lage 
ebenso vieler grosser, abgenätzter Zapfen anzeigen; neben dem zweiten 
Zapfen steht gegen Innen ein kleines unabgenütztes Schmelzkorn; die Ab- 
kauungsfläche des dritten ist durch eine kleine zwischenliegende Abnützungs- 
fläche mit jener des vorhergehenden Zapfens fast verbunden. Endlich liegt 
an der Kante, knapp unter der Spitze, noch eine ganz kleine Abnützungs- 
fläche, von einem kleineren Zäpfchen herrührend. Zu all diesen verschie- 


[3] Neue Reste von Squalodon aus Linz, 89 


denen Angriffspunkten, an welchen die beiden entgegenstehenden Zähne 
beide Seiten dieser Krone abgenützt haben, treten noch folgende: An der 
muthmasslichen Aussenfläche derselben, in der Höhe des ersten grossen 
Zapfens an der rückwärtigen Kante und nicht sehr weit von demselben liegt 
eine kleine, längliche und ganz selbständige Stelle, an welcher die Zahnsub- 
stanz unter dem Schmelz sichtbar ist, und eine zweite Ähnliche findet sich 
viel näher an dieser Kante, doch an ihrem äusseren Abfalle zwischen dem 
zweiten und dritten Zapfen. Sie entsprechen oifenbar der Lage der Zapfen 
eines entgegenstehenden Zahnes. Man kann daher an dieser Krone i2—15 
Stellen unterscheiden, an welchen sie abgenutzt wird, indem die Zapfen der 
Kante auf die Flächen der entgegenstehenden Kronen treffend jeder eine 
selbständige Abnützungsstelle erzeugen und sich zugleich selbst in eine 
solche umwandeln. 

Man bemerkt an diesem Zahne keine Andeutung einer dritten Wur- 
zel ; beide Seiten der Kronenbasis zeigen sammt dem erhaltenen Stückchen 
der Wurzel nur die gewöhnliche Bilobation der Squalodontenzähne. Die 
buckelförmige Anschwellung an der vorderen Seite des vorderen Wurzel- 
astes ist sehr ausgesprochen, sie sitzt jedoch knapp an der Kronenbasis, 
uud nicht wie bei dem ersten Zahne eine Strecke weit von derselben. 

III. Das dritte Stück ist eine Kieferwandung von der Innenseite 
sichtbar, mit einigen Alveolen und einem insitzenden Backenzahne. Dieser 
hat eine höhere, schlankere Krone als die beiden anderen, und ist weniger 
abgenützt. An seiner vorderen Kante ist ein kleines Schmelzknöpfchen vor- 
handen ; über demselben folgen zwei Zäpfchen von mässiger Grösse, welche 
kaum ein Drittheil der Kante einnehmen und nicht abgekaut sind, und von 
da an ist dieselbe bis zur Spitze ohne Zapfen, genau wie bei den vorderen 
echten Backenzähnen anderer Squalodonten. Die Spitze bietet eine runde 
Abnützungsfläche. Die rückwärtige Kante zeigt zuerst ein sehr kleines, 
nicht abgekautes Zäpfchen, über demselben ein sehr kleines Schmelzkorn, 
dann eine länglich-rundeFläche von Zahnsubstanz, entsprechend dem ersten’ 
grösseren Zapfen, hierauf hinter einander zwei sehr kleine Schmelzkörner, 
dann den abgenützten Rest eines zweiten grösseren Zapfens; das obereDritt- 
theil bis zur Spitze ist wie an der Vorderseite des Zahnes ohne Zähnelung. 

Die Bilobation der Wurzel wird erst in einiger Entfernung von der 
Kronenbasis bemerkbar; erst in 30 mm. von derselben tritt die Gabelung 
ein. Sonderbarer Weise sind beide Wurzeläste ganz gerade, wie in 
Scilla’s Figur (Phocodon Ag.); sie divergiren ein wenig nach abwärts; 
ihre unteren Spitzen sind leider abgebrochen, so dass man nicht sehen 
kann, ob sie gegen einander gekehrt sind. Der ganze Zahn sitzt schief im 
Kiefer, so dass die vordere Kronenbasis höher über dem Kieferrande liegt, 
als die rückwärtige; ein Buckel an der Vorderseite der Wurzel ist nicht 
vorhanden, dafür aber eine bedeutende seitliche Anschwellung der vorderen 
Wurzelhälfte bei ihrem Eintritte in den Kiefer. 

Hinter diesem Zahne liegen in diesem Kiefer noch wenigstens drei 
Doppel-Alveolen und vor demselben wenigstens noch eine. Sie sind keines- 
wegs weit von einander entfernt, kaum weiter als in anderen Arten, und die 
letzten stehen vielleicht noch etwas näher an einander, als bei den vorde- 
ren. Schon die zweiseitige Abnützung des Zahnes II lehrt aber, dass keine 


grossen Zwischenräume zwischen den Zähnen waren. 
38 * 


390 E. Suess. Neue Reste von ‚Squalodon aus Linz. [#) 


Wenn nun Herr van Beneden als Merkmale für ‚das Sqalodon von 
Linz: gegenüber jenem von Leognan (8. 51 und 8. 69) anführt, dass bei 
dem Thiere von Linz die Abnützung nur an der vorderen Kante eintrete, 
die Zähne weiter von einander stehen und die Crenelirung beider Kanten 
eine gleichmässige sei, muss man wohl gestehen, dass an den vorliegenden 
Stücken diese Angaben nicht zustimmen. Im Gegentheile sind bei den 
Zähnen I und 1] beide Kanten abgenützt, bei dem Zahne III nur die rück- 
wärtige, es tritt bei allen drei Zähnen die Crenelirung der rückwärtigen 
Kante stärker hervor, und die Zähne sind nicht weiter von einander ent- 
fernt, wenn sie sich auch vielleicht nicht so nahe kommen, wie die letzten 
bei Sqwual. Grateloupi. Alle diese Erscheinungen nähern unsere neuen Reste 
bis auf einen gewissen Grad dem lange bekannten Squal. Grateloupi von 
Leognan, mit welchem die Vorkommnisse von Linz ursprünglich von Herrm 
v. Meyer für identisch gehalten worden waren, aber es wird wohl des Auf- 
findens einer grösseren Anzahl von Stücken bedürfen, bevor man den Grad 
der Variabilität zu beurtheilen im Stande ist, welcher den Vorkommnissen 
von Linz zukömmt. 

Von diesen Zähnen ist ZII am weitesten vorne im Kiefer gestanden, 
I weiter zurück und I/ noch weiter zurück; der letztere dürfte ein Unter- 
kieferzahn sein, ebenso möglicher Weise auch /1I. Die Andeutung der drit- 
ten Wurzel im Zahne I stimmt überein mit dem „Contrefort“, welches 
Gervais (Paleont. france. 2 Ed. pl. 8, Fig. 11a) einem Zahne des Squal. 
Grateloupi von St. Jean-de-Vedas nachgebildet hat, welches an den 3 ersten 
echten Backenzähnen des Stückes von Barie bekannt ist (Beneden p. 54), 
und welches wobl an denselben Zähnen des Schädels von Le&ognan nicht 
fehlt (Müller, Squalodonten. T. XXIV, Fig. 3). Es gehört der Innenseite 
des Zahnes an. 

Zum Schlusse sei hier noch erwähnt, dass das kais. Hof-Mineralien- 
Cabinet einen ebenfalls zu Squalodon gehörigen Zahn mit der Angabe 
„8. Miniato, Toscana?“ besitzt, welcher vor langer Zeit mit vielen tosca- 
nischen Fossilien hierher kam. Er ist fast ganz gerade, grösser als die Zähne 
von Linz, mit einem Contrefort an der Innenseite, auflallend tief ausge- 
schnittenem Schmelzrande an der Aussenseite der Krone, drei sehr starken 
Zapfen an der rückwärtigen und zwei kleineren an der vorderen Kante, wo- 
bei jedoch die Krone so hoch ist, dass hinten nahezu ein Drittel und vorne 
die Hälfte der Kante von der Spitze herab ohne Crenelirung bleibt. Der 
Kante ist, wie bei manchen Zähnen von Machairodus ein feiner Schmelz- 
faden aufgesetzt, der stellenweise noch eine feine Crenelirung zeigt. Dieser 
Zahn dürfte einer neuen Art von Squalodon angehören. 

Squalodon Ehrlichi mag nach allen diesem wohl als eigene Art be- 
stehen bleiben, steht aber jedenfalls Sgual. Grateloupi sehr nahe. Pachyo- 
don Catulli Molin (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften. 
XXXV. 1859. Seite 117 — 128) aus der Gegend von Belluno, konnte wegen 
der Unvollständigkeit der Abbildung nicht in Vergleich gezogen werden. 


VII. Ueber einige Mineralvorkommen in Swoszowice. 


Von Ferdinand Ambroz, 
k. k. Berg-Expectanten. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 18. Februar 1868.) 


Fast jede der in Swoszowice auftretenden Mineralspecies ı) , ist 
durch viele Varietäten vertreten, in dichten und anderen Aggregatsformen 
bis zu den reinst ausgebildeten Krystall-Individuen. Sie verdanken ihr Ent- 
stehen in den hiesigen tertiären Gebilden noch jetzt stattfindenden chemi- 
schen Vorgängen und Prozessen und können nach der Art und Weise ihres 
Vorkommensund mit Berücksichtigung der in dem Swoszowicer Grubenfelde 
fast überall verbreiteten, mit Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Gyps und 
anderen Salzen reichlich geschwängerten Grubenwässern als ganz junge 
Bildungen angesehen werden. 

Einen grossen Antheil an ihrer Bildung nehmen ohne Zweifel auch die 
in den Swoszowicer Tiefbauen an mehreren Stellen hervorquellenden Mine- 
ralwässer, bezüglich deren ich an die von Torosiewiez ausgeführte Ana- 
lyse des Wassers der Heilquelle von Swoszowice erinnere. Dieselbe hat eine 
Temperatur von 8:75° R. (75° mehr als die mittlere Temperatur des 
Ortes) und enthält in einem Apothekerpfund = 12 Unzen: 

a)An fixen Stoffen: 


Schwefelsaures Natron . . . . . . 1'880 Gran. 
Schwefelsaurer Kalk . . .....2630 „ 
Schwefelsaure Magnesia . . . . . 1276 „ 
Kohlensaurer Kalk, .... vo. ala 286015 

» Kohlensaure Magnesia . . . 2.0148 , 
Kohlensaures Eisenoxydul . . . . » 0.172 „ 
Thonenddnh „atalotrn Fnrdssaklii sh AO: 1, 
Kıeselsätrel. danmtssios ah Hahn 0 
Organische Substanzen . N 


Summe der fixen Bestandtheile.. 9-542 Gran. 
b) An flüchtigen Stoffen: 
Schwefelwasserstoff . . . . . 1:600 Cub.-Zoll. 
Freie Kohlensäure . . . . . 2.071 R 


Summe der flüchtig. Bestandth. . 3671 Cub.-Zoll. 


t) Das bisher über dieselben bekannt gewordene ist in Zepharovich's 
mineralogischem Lexicon verzeichnet. 


292 F. Ambro2, [2] 


Die geologischen Verhältnisse der Tertiärablagerung von Swoszowice 
wurden wiederholt, namentlich von Zeuschner (W. Haidinger's 
naturw. Abhandlungen III. pag. 171) eingehend geschildert, ich erwähne 
hier nur, dass die tieferen Schichten aus Bänken von festerem Kalkmergel 
bestehen, über welchen dünner geschichtete, weichere, mehr thonige Mergel 
folgen, denen die Schwefelflötze eingelagert sind. In einem südlich von 
Dwoszowice auf 76 Klafter niedergestossenem Bohrloche glaubt man mit 
der 56. Klafter auf Salzthon gestossen zu sein, welcher dem Hangenden 
der Wieliczkaer Salzablagerung entsprechen würde (v. Hingenau’s Berg- 
und Hütten-Zeitung 1855, Seite 41). 


Kalkspath. 


Die Swoszowicer Kalkspathe tragen durchgehends das Gepräge einer 
ganz jungen Bildung an sich, und die Krystalle lassen sozusagen noch die 
trübe Färbung ihres früheren Lösungsmittels erkennen, aus welchem sie 
niedergeschlagen wurden. 

Die charakteristische Form der Krystalle ist die des Skalenoeders R, 

Es finden sich zwar auch Combinationen mit Rhomboödern und Pris- 
men, immer aber herrscht die Hauptform des Skalenoöders vor. Die Kry- 
stalle sitzen entweder einzeln oder zu Drusen vereinigt auf einem bläulichen, 
festen und dichten Kalkmergel. Ihre Oberfläche besitzt nur geringen Glanz, 
ist meist ganz rauh, ohne dass hiedurch die 4—5 Linien hohen Individuen 
ihr zierliches Aussehen verlieren würden. Zuweilen sind die Skalenoöder 
nur mit einem kleinen Theile ihrer Flächen, meist nur mit ihren Mittel- 
kanten auf dem Gesteine angewachsen, in welchem Falle dann dieselben an 
beiden Enden ausgebildet sind. Oft durchkreuzen sich zwei oder mehrere 
und bilden dann stachelförmige oder büschelförmige Gruppen. Bei jenen 
Varietäten, deren Krystalle eine rauhe Oberfläche besitzen, sind die Kanten 
nur wenig zu unterscheiden, da zumeist die Flächen auch gekrümmt sind. 
Die Krystalle haben dann das Aussehen zweier mit der Basis aneinander- 
gefügter Kegel. 

Auch die bekannten Skalenoäder-Zwillinge mit oR als Zusammen- 
setzungslläche kommen hier vor. 

Die Farbe ist zumeist gelblichweiss und läuft alle Nuangen durch bis 
zum Braunen. Farblose, ganz wasserhelle Krystalle sind hier bisher nicht 
gefunden worden. 

Die rauhen und gekrümmten Oberflächen scheinen durch neue auf- 
lösende Einwirkungen hervorgebracht worden zu sein. Die Hohlräume, in 
welchen die Krystallisation des Kalkspathes erfolgte, sind durch die Spal- 
ten und Risse des angrenzenden Mergelgesteines den kohlensäurehältigen 
Wässern zugänglich, und in Folge dieses Umstandes dürfte es nur in selte- 
nen Fällen gelingen, Krystalle mit scharfen Kanten und ebenen glänzenden 
Flächen vorzufinden, da dieselben kaum entstanden, neuerdings den zerstö- 
renden Einflüssen der genannten Wässer ausgesetzt waren. 


Gyps. 


Der Gyps ist in Swoszowice so häufis, dass er gesteinsbildend auftritt 
und im südlichen Grubenfelde ein über 10 Klafter mächtiges Gebirgsglied 


[3] Ueber einige Mineralvorkommen in Swoszowice. 293 


im Wesentlichen zusammensetzt. Er bildet in demselben 1—2 Zoll mächtige 
Bänder von faseriger Textur, die Fasern auf den Schichtflächen senkrecht 
‚stehend. Das Zwischenmittel besteht aus einem erdigen, leicht verwitter- 
baren Thonmergel. Zuweilen nimmt der Gyps eine blättrige oder schuppige 
Textur an, und übergeht stellenweise in körnige bis dichte, halbdurch- 
scheinende, schneeweisse oder grauliche Massen, die in kopfgrossen oder auch 
bis 2 Fuss Durchmesser messenden Blöcken einbrechen. Die Bänder oder 
die nur höchstens 3 Zoll dicken Lagen des Fasergypses, sind oft gewunden 
oder sie verlaufen wellenförmig längs der Schichtung; nicht selten sind sie 
ganz verworren, wobei aber immer die faserige Textur die lothrechte Rich- 
tung beibehält. ‚Oft zeigen sie ın ihrem Verlaufe eine plötzliche Unter- 
brechung und setzen absatzweise tiefer oder höher fort, was wahrscheinlich 
“ durch lokale Senkungen oder durch die später erfolgte Contraction des 
erdigen mergeligen Zwischenmittels geschehen sein musste. 

Krystallisirte Varietäten kommen verhältnissmässig nur selten vor. 
Man findet sie nur an einzelnen Klüften, deren Wände mit zierlichen, wasser- 
hellen Krystallen bedeckt sind, und dürften dieselben ebenfalls zu den ganz 
jungen Mineral-Bildungen zu rechnen sein. 

Die Bildung des Gypses erfolgte zumeist nur in der Nähe der Mineral- 
quellen, durch die Einwirkung des in demselben enthaltenen und an der Luft 
aus Schwefelsäure oxydirten, schwefligsauren Gases auf den Kalkgehalt des 
Mergel. Die in Spalten des Nebengesteines auftretenden, kleinen wasserhellen 
Gypskrystalle erscheinen in der Combination —P.ooPo0.o0P. 

Die Flächen der Hemipyramide sind meist drusig, rauh und abge- 
rundet; die Pinakoidflächen sind perlmutterglänzend und vorwaltend aus- 
gebildet, daher auch die Krystalle ein diektafelartiges Aussehen besitzen. 

Die derben, körnigen und durchscheinenden Varietäten (Alabaster) 
kommen mitunter in grossen Stücken vor. In der Wroblowicer Kirche 
befindet sich ein Taufbecken, welches aus einem solchen Stücke ange- 
fertigt wurde. 


Schwerspath. 


Der Schwerspath kommt in einigen Grubenrevieren ziemlich häufig 
vor; er bricht besonders in den festen, bläulichgrauen Kalkmergeln des 
Laurenzfeldes ein, und dürfte sich, da der Tiefbau in diesem Grubenfelde 
rasch vorschreitet, in nächster Zeit bald eine reichere Ausbeute dieser 
Mineralspecies erwarten lassen. 

Die Wände der Kalkspathdrusen und des Mergelgesteines sind manch- 
mal mit netten Schwerspath-Krystallen bedeckt, und die feinsten Risse und 
Spalten des Nebengesteins damit ausgefüllt. 

Die Krystalle sind klein, oder sehr klein, und die grössten bilden 
1—2 Quadratlinien grosse, äusserst dünne glänzende Täfelchen, die in ver- 
schiedenen Richtungen auf der scharfen Kante aufruhen, und sich mannig- 
faltig durchkreuzen. Sie sind zuweilen mit den Pinakoidflächen über ein- 
ander gelagert, und bilden dann garben- und büschelförmige Gruppen, 
deren Oberflächen durch die hervorragenden Prismenkanten wie gekerbt 
oder gerippt ausseben. Die Farbe ist gelblichweiss, lichtbraun bis nelken- 
braun, letztere besonders bei den büschel- und garbenförmigen Varie- 
täten. 


294 F. Ambroz. [4] 


Säulenförmige, ganz wasserhelle Krystalle von der Combination: 


BOyPp 80.185 PlNSSPSo PS 78. BES 
zu Drusen aufgewachsen, wurden im Kuczkiewicz-Felde in einem schwefel- 
führenden Mergel angefahren. Ihre Länge beträgt 2—6 Linien, mitunter 
sind sie dick-tafelföürmig und kommen auch einzeln auf Drusen von Kalk- 
spathskalenoedern vor. 

Traubenförmige, auch nierenförmige, hiebei radialfaserige Aggregate 
erscheinen häufig; dagegen wurde der körnige oder dichte Baryt bisher hier 
nicht gefunden. Ausser dem Schwerspath scheinen hier noch andere zur 
Ordnung der Baryte gehörige Mineralspecies (? Witherit oder ? Stron- 
tianit) vorzukommen, deren nähere Bestimmung vorläufig noch nicht 
möglich war. 


Quartz. 


Der Quarz kommt in Swoszowice selten vor. Er tritt in den hiesigen 
tertiären Schichten gesteinsbildend nur sehr untergeordnet auf, und ist nur 
in den lokal auftretenden sandigen Mergeln und in den oberen Alluvial- 
schichten repräsentirt, wenn man von dem geringen Antheil, den derselbe 
an der Zusammensetzung nimmt, abstrahirt. Es ist natürlich, dass mir 
unter solchen Umständen ein interessantes Quarz-Vorkommen, das ich 
unlängst im Hedwigfelde, inmitten der Erzbaue bemerkte, nicht wenig 
auffallen musste. 

Das Vorkommen selbst besteht nun im Wesentlichen im Folgenden: 

Westlich vom Hedwigschachte im mittleren Abbauhorizonte wurde vor 
Kurzem mittelst einer Zubaustrecke in einer Entfernung von 20 Klafter vom 
Schachte ein Erzstock angefahren, der wie alle übrigen Erzstöcke einen 
linsenförmigen, mehrere Klafter im Durchmesser messenden, 5 bis 8 Fuss 
mächtigen Körper darstellt, welcher sich nach allen Richtungen zwischen den 
ihn umgebenden Gebirgsschichten allmählig auskeilt. 

Dieser Erzstock besteht seiner Hauptmasse nach aus einem lichtgrauen 
Mergel, in welchem der mit erdigen Bestandtheilen innig gemengte derbe 
Schwefel in Form von plattgedrückten Kugeln, deren längere Axe 1 bis 3 
Zoll lang ist, grösstentheils jedoch in hanf- bis erbsengrossen Körnern 
auftritt, die dieht an einander gereiht, lagerartige, zum Theil ganz derbe 
Schwefelmassen bilden. - 

Etwa zwei Fuss von der Sohle des Erzstockes, der auf dem fasergyps- 
führenden Thonmergel aufruht, bemerkte ich, dass die plattgedrückten 
Schwefelkugeln und die dicht eingesprengten Schwefelkörner zum Theil 
zerfressen,' und grösstentheils ausgewaschen sind, so dass nur die leeren 
Räume, die der Schwefel früher ausgefüllt haben musste, zurückblieben. 
Die Wände dieser Höhlungen sind mitunter noch mit einem mulmigen 
Rückstande des Schwefels bekleidet, der theilweise mit Quarz überzogen 
ist oder auf welchem einzelne Quarzkrystalle aufsitzen. Oft ist die ganze 
innere Wandung dieser hohlen Räume mit einer Quarzdruse bedeckt. Die 
Krystalle zeigen die gewöhnliche Combination P.P + oo und da sie 
grösstentheils mit einer Prismenfläche oder Kante auf ihrer Unterlage auf- 
sitzen, so sind sie an beiden Enden ausgebildet. Einzelne Krystalle zeigen 
vollkommen ebene glasglänzende Flächen und scharfe Kanten, die meisten 
sind jedoch mit einer bläulichweissen, an der Oberfläche matten, rauhen 


15] Ueber einige Mineralvorkommen in Swoöszowice, 295 


Kruste überzogen, die auf dem ersten Blick dem Chalzedon oder einer 
amorphen Quarzmasse ähnlich sieht. Dort, wo die Ueberkrustung der 
Quarzdrusen in einen grösseren Masse erfolgte, sind auch die ursprüng- 
lichen Krystallformen des Quarzes nicht mehr oder nur wenig kenntlich 
und die ganze Druse erhält dann das Aussehen eines trauben- oder nieren- 
förmigen Aggregates. Man sieht oft die gelbe Farbe des Schwefels durch die 
überkrustete Masse hindurchschimmern , wenn derselbe der Druse als 
Unterlage dient. 

In diesen Krusten wurde durch die Untersuchung des Herrn Karl 
v. Hauer Thonerde und Schwefelsäure nachgewiesen und hiernach auf das 
Vorhandensein von Alunit geschlossen. 

Nicht selten sind auch die vom Schwefel zurückgebliebenen hohlen 
Räume an den inneren Wänden mit sehr kleinen Kalkspathskalenoödern, 
bekleidet, die oft nur mit der Lupe wahrzunehmen und wie feine Na- 
deln gegen den Mittelpunkt der Höhlung gerichtet sind. 


Dieses eigenthümliche Vorkommen des Quarzes und theilweise auch 
des Kalkspaths in den hohlen Räumen des schwefelführenden Erzstockes 
deutet an, dass letzterer zersetzenden Einflüssen ausgesetzt war, die höchst 
wahrscheinlich durch die Swoszowicer Mineral- und Grubenwässer bewirkt 
worden sein mussten. 

Die westlichen Erzbaue im Hedwigfeld sind der Swoszowicer Heil- 
quelle am nächsten gelegen und zwar so, dass der grösste Theil der, der 
Heilquelle zusitzenden Mineralwässer, noch bevor der Tiefbau hierselbst 
eröffnet wurde, durch das Hedwigfeld seinen Weg nehmen musste, wobei 
in einigen Erzstöcken, die in dieser Richtung und in diesem Horizonte lie- 
gen, Zersetzungen und Umbildungen, theils durch Austausch der löslichen 
Bestandtheile oder theilweisen Absatz derselben, theils durch mechanisch 
bewirkte Auswaschungen leicht stattfinden konnte. 


Der in den besagten Erzstöcken vorkommende Schwefel ist natürlich 
nicht chemisch rein. Er ist mit erdigen Bestandtheilen mechanisch innig 
gemengt, wie diess schon die schmutzige, mehr oder weniger dunkle Farbe 
und das erdige Aussehen des Schwefels anzeigen. 


Dieser Umstand macht es möglich, dass die in einen solchen Erzstock 
eindringenden, reichlich mit freier Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Kiesel- 
säure, schwefelsauren und kohlensauren Salzen und organischen Substanzen 
gesättigten Mineralwässer, ja selbst zum Theil die Grubenwässer eine Zer- 
setzung und Auswaschung der Schwefelerze bewirken können. 


Die erdigen, mit dem Schwefel innig gemengten Bestandtheile wurden 
theilweise zersetzt, aufgelöst, während die Schwefeltheilchen im feinst ver- 
theilten Zustande von dem Gebirgsfeuchtigkeitsstrome mechanisch fortge- 
führt und in den Rissen und Spalten des Gesteines wieder abgesetzt 
wurden. 

Es wurde Eingangs angeführt, dass die Swoszowicer Mineralwässer 
Kieselsäure und Thonerde aufgelöst enthalten. Es dürfte ausser allem Zwei- 
fel liegen, dass die in den Höhlungen des ausgewaschenen, erdigen Schwefel- 
erzes vorkommenden Quarzkrystalle sammt deren später erfolgtem Ueber- 
zuge aus den Swoszowicer Mineralwässern herrühren, und in diesen Höhlun- 
gen als ganz junge Bildungen abgesetzt wurden. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1868. 18. Band, 2. Heft. 39 


296 F. Ambro2. Ueber einige Mineralvorkommen in Swoszowice. [6] 


Schwefel. 


Dem Vorkommen dieses Minerals verdankt der hiesige Bergbau seine 
Entstehung und bis jetzt seinen Bestand. 

Kıystallisirte Varietäten kommen in den meisten Erzbauen hin und 
wieder vor, doch sind sie selten mitspiegelglatten, ebenen Flächen und schar- 
fen Kanten ausgebildet; gewöhnlich sind sie an der Oberfläche zerfressen, 
rauh und skeletartig. Sie sind wegen ihrer ohnehin leichten Zerbrechlich- 
keit schwer zu erhalten, zumal nur eine mässige Erschütterung des Gesteins, 
auf welchem sie aufruhen, hinreicht, sie abfallen zu machen. 

Die Hauptform, der hier auftretenden Combination ist die einer rhom- 
bischen Pyramide, zu der sich in der Regel eine flachere zugesellt, deren 
Spitze durch das basische Pinakoid abgestumpft ist; indessen kommen auch 
Prismen und Drusen in Combination mit der Grundgestalt vor. 

Die reinsten Varietäten sind durchsichtig, ausgezeichnet ausgebildet, 
schwefelgelb bis honiggelb, besitzen einen Demantglanz, wodurch sie bei 
reicheren Anbrüchen in der Grube einen ganz besonders schönen Anblick 
gewähren. Die krystallisirten Varietäten kommen nur in Klüften der Erz- 
stöcke oder des benachbarten Gesteins vor; sie bilden Drusen oder finden 
sich vereinzelt aufgewachsen auf Kalkspath, seltener auf Schwerspath- 
drusen. 

In den durch Zersetzung ausgewaschenen Höhlungen des derb vor- 
kommenden Schwefels finden sich zuweilen einzelne Krystalle von Schwefel, 
meist skeletartig ausgebildet, welche eine jüngere Bildung zu sein scheinen. 


VII. Allgemeines Bild der Erzführung im siebenbür- 
gischen Bergbau-Distriete. 
Von A. Posepny. 
(Vorgelegt in der Sitzung vom 17. März 1868.) 


In der im 1. Hefte dieses Bandes, Seite 53, befindlichen Notiz habe 
ich den geologischen Bau der Gegend in kurzem Abrisse darzustellen ge- 
trachtet, und hierbei vorzüglich auf die Erkenntniss der Anordnung der 
jüngeren Eruptivgesteine in vier parallelen Zügen das Gewicht gelegt. 

Vergleicht man nun die Position der Erzvorkommnisse zu dem Ver- 
laufe dieser Züge, so stellt sich heraus, dass, ein einziges Vorkommen (Lu- 
minesti) ausgenommen, alle in die Eruptivgesteine selbst, oder in deren un- 
mittelbare Nachbarschaft fallen. Diese Züge müssen somit, ähnlich jenen 
des Banater und Nagybänyer Erzreviers, mit der Erzführung in einem ge- 
wissen Zusammenhange stehen. Die bestehenden und die aufgelassenen alten 
Bergbaue dieses grossen Erzrevieres finden sich in diesen vier Reihen an- 
geordnet, und zwar vorzüglich an dem SW-Abfalle dieser Züge, die meist 
als kegel- und domförmige Bergreihen aus dem übrigen Terrain hervorragen. 
Die Erzführung tritt nicht allein in den eruptivgesteinen auf, son- 
dern dehnt sich auch auf die angrenzenden älteren Eruptivgesteine und 
die sedimentären Gesteine ohne Unterschied des geologischen Alters aus, 
und zeigt in jedem dieser Gesteine gewisse Eigenthümlichkeiten. 

Die krystallinischen Schiefer enthalten Erzlagerstätten bei 
Offenbänya im Josefi- und Stefani-Felde, auf dem Kalkplateau der Baja 
rosia und an den Schürfen am Süd-Abhange der Paveloaja. 

Die Karpathengesteine bei Verespatak im Igreker, Vajdojaer 
und Cetier Revier, — bei Abrudtiell am Berge Herecheille, — bei Bucsum am 
Vulkoj und Botes, — bei Almäs am Fericiel, — bei Zalatna Quecksilber- 
stätten in den Bergen Dumbrava und Baboja. 

Die Jurakalke enthalten Braunsteinlagerstätten bei Glöd und 
bei Balsa. 

Im Augitporphyrite liegen die Bergbaue von Boitsa auf der 
. Nord- und Südseite (Vale mica) des Boitsaer Gebirgsstockes, von Füzes in 
dem Dreifaltigkeits- oder Troitza-Baue, von Trestia in dem Gebirge Mialu 
und Coltiu, und wahrscheinlich auch jene des Drajkaer und Hulpusier Ge- 
birges östlich von Boitia. Ferner treten in demselben Gestein Erzvorkommen 
von einem etwas abweichenden Charakter bei Podiele und Cazanesti auf. 

Im Dacit liegen die Bergbaue an den Gipfeln des Vajdoja- und 
Ceti-Berges, des Kirnik- und des Boi-Gebirgstockes in Verespatak, am 

39* 


298 A. Posepny. [2] 


Berge Frasen bei Abrudtiell, im Berge Contin bei Bucsum (im zweiten Zuge), 
Csertes Leopoldi und Hajtö bei Nagyag; die grösste Masse des Nagyager 
Bergbaues selbst Drajka uud Holpusni, und ein ansehnlicher Theil des Berg- 
baues von Boitsa (im Bereich des vierten Zuges). 

In den quarzfreien oder quarzleeren Andesiten liegt das Barbara- 
und Franzisci-Feld von Offenbänya (im ersten Zuge), die alten Schürfe auf 
Ruginosa, Tilie und Vurtopu bei Verespatak (erstere Localität liegt in der 
Nähe des Schwefelvorkommens an der Cicera), die Bergbaue vom Vulkoj (im 
zweiten Zuge), die Bergbaue von Dracjndaniasa und Jeznina bei Staniza, Dialu 
murmuntului beiDupa piatra, Dialu Ungurului, Dialu mare, Piatra sacca 
Kolofeni bei Almäs, Regina und Briasa bei Zalatna und die alten Baue von 
Dialu Stini bei Tekerö (im dritten Zuge); die Bergbaue an der Magura bei 
Csebe am Dimbu Talli bei Karacs, am Musacu und Dialu Fetii bei Ruda, am 
Cornicel, Tiva etc. bei Bukaresti, die Baue von Ruda Zdräholez und Vale 
Arsului, die von Magura boji bei Herzegan, des Berges Affen bei Kajniel, an 
Magura bei Toplica und Vale Fauragului bei Hondol (im vierten Zuge). 

In den Localsedimenten endlich liegen die Bergbaue von Orla 
Carpin Cetate in Verespatak, Bojision, Tuffe, Bujile albe, bei Abrudtiell 
Regina und Fatiabaja bei Zalatna und in den rothen Thonen und Conglo- 
meraten theilweise die Bergbaue von Magura, Vale Fauragului und 
Nagyag. Diese verschiedenen Vorkommen reihen sich zu einzelnen Gruppen. 

Aehnlich, wie sich z. B. am NW. Oberharz die Erzführung der Culm- 
schichten, des Devonkalkes des Iberges und des Grünstein- (?) Zuges von 
Altenau, trotz der gegenseitigen Nachbarschaft, sowohl was die Gestalt als 
auch die Beschaffenheit betrifft, verschieden verhält, eben eine solche Ver- 
schiedenheit herrscht in einer viel geringeren Fläche, z. B. bei Oflenbänya 
zwischen den Tellurklüften des Andesits, den Contactlagern zwischen Glim- 
merschiefer und Kalk, zwischen den Lagerstätten von Baja rosia und zwischen 
den Tellur- und Bleistöcken des Breccienterrains. Hingegen besteht trotz 
der Verschiedenheit des Gesteins auf mehreren Punkten eine gewisse Aehn- 
lichkeit des Vorkommens, wie z. B. bei den Goldklüften des Dacites, des 
Karpathensandsteines und des Localsediments von Verespatak. 

Häufig setzen die Lagerstätten aus einem Gestein in’s andere. Im Klei- 
nen lässt sich diess in den meisten Gruben beobachten, ist aber auch im 
Grossen wahrzuehmen, ‚so in dem continuirlichen Streifen der Bergbau zwi- 
schen Magura und Trestia, wo die Klüfte mit Beibehaltung der Richtung 
aus dem Andesit in den Augit-Porphyrit übergehen. Offenbar hängt eigent- 
lich die Erzführung nicht direet mit dem Augit-Porphyrit zusammen, son- 
dern ist an die Nachbarschaft des Andesitzuges, oder eigentlich an die mit 
seinem Auftreten zusammenhängenden Dislocationen gebunden. 

Bei der Betrachtung des Innern einer eruptiven Gesteinsmasse sind 
zwei Momente wohl aus einander zu halten. Die Verhältnisse, die aus dem 
Hervortreten des Eruptivgesteins selbst resultiren, möge dieses durch ein 
allmäliges Aufwärtsdrücken oder durch stürmische, sich mehrmals wieder- 
holende Katastrophen geschehen sein — und die Verhältnisse, welche nach 
dem Aufhören der treibenden, respective drückenden Kräfte dadurch her- 
vorgebracht werden, dass sich die der Oberfläche fremden Massen mit ihrer 
Umgebung so zu sagen in ein chemisches und mechanisches Gleichgewicht 
setzten. Dieses zweite Moment wird den Charakter der Setzung haben, die 


[ 3] Allgemeines Bild der Erzführung. im siebenbürgischen Bergbaudistriete. 299 


entstandenen Spaltungen, die schollenweisen Senkungen verursachten durch 
die Vermittlung des Wassers eine Communication mit tieferen Regionen, mit 
dem eigentlichen Heerde der chemischen Entmischung, und die in den eircu- 
lirenden Gewässern aufgelösten Stoffe konnten unter günstigen Bedingungen 
in den Spalten selbst nur in der Nachbarschaft zum Absatz gelangen. 

Die inneren Lagerungsverhältnisse der eruptiven Gesteinskörper der 
Gegend lassen meist auf ein allmäliges zur Ruhe kommen schliessen. Verespa- 
tak macht eine Ausnahme. Verhandl. 1867, Seite 99 ff. 

Stürmische unterseeische Ausbrüche mussten sich hier mehrmals 
wiederholen, und die Ausbruchsöffnungen, als auch die nach jeder Kata- 
strophe erfolgten Spaltungen wurden mit dem Bodenschlamm ausgefüllt, 
und dieser bei erneuertem Drucke von Unten gewaltsam in die neuen Spal- 
tenräume eingepresst. So hat hier das mit den Metalllösungen beladene 
Wasser einen viel complieirteren Weg vorgefunden, als in den meisten 
übrigen Localitäten. 

Wie in den meisten Bergbaubezirken, so ist auch hier eine gewisse 
Veränderung des Gesteines stets mit der Erzablagerung verbunden, welche 
Erscheinung der Bergmann die Bergartigkeit des Gesteines zu nennen 
pflegt. Einerseits besteht sie in der Auflösung des Gesteines, die sich bei 
sedimentären und eruptiven Gesteinen etwas verschieden offenbart. Die Ge- 
steine werden gebleicht, zerfressen und porös, zu knollenartigen Letten und 
Massen, oft sogar bis zur Plastizität aufgeweicht. Charakteristisch ist der 
darin auftretende eingesprengte Kies, sowie die vielen Rutsch- und Letten- 
klüfte, von welchen sie durchsetzt sind. Andererseits finden sich einzelne 
Partien dieses aufgelösten Gesteines durch hinzugetretene Kieselsäure ver- 
quarzt, und es entstehen verschiedene Varietäten von Hornstein, Quarzit und 
Jaspis. Die Auflösung scheint in der Regel der Verquarzung vorangegangen 
zu sein, häufig aber mit derselben gleichzeitig Platz gegriffen zu haben. Der 
Verquarzung fallen meist nur gewisse Gesteinspartien des Erdinnern anheim ; 
dieselbe reicht aber mitunter in ziemlich grossem Masstabe bis auf die Ober- 
fläche so z. B. bei Verespatak an der Piatra sorbului im Daeit, bei Bukaresti 
im Andesit, um Fericiel bei karpathischen Conglomeraten. Bei Bukaresti, 
theilweise bei Karaes und Czelse, sind die Verquarzungen metallhältig, 
und bilden unregelmässige (?) stockartige Körper innerhalb der nicht 
verquarzten Gesteine. 

Was die Gestalt der Lagerstätten dieser Gegend betrifft, so finden 
sich hier vielleicht alle bekannten Formen vertreten. Man hat sich gewöhnt, 
die mannigfaltigen Formen der Erzlagerstätten in gewisse Gruppen zu 
bringen; bei Detailstudien stösst man aber stets auf Schwierigkeiten, wenn 
es sich um Einreihung in das übliche System handelt. 

Die Erzführung zeigt sich überall, wo eine Wassercireulation möglich 
war, sie dringt unter günstigen Bedingungen in’s Gestein, folgt den wasser- 
dichten oder weniger wasserlässigen Schichten, besonders aber den offenen 
oder mit wasserlässigem Gesteine ausgefüllten Spaltungen und Hohlräumen 
jeder Form und Gestalt, mögen sie schon längst fertig gewesen sein, oder 
sich erst durch die kaustischen Einwirkungen der Gewässer selbst gebildet 
haben. Sie füllt die Räume, die wir nach ihren äusseren Verhältnissen Lager, 
Gänge, Stöcke etc. nennen, und imprägnirt bei allen Formen das hiezu ge- 
eignete Nebengestein. So finden sich in Ruda und um Vulkoj die mächtigen 
Gänge nach dem Harzer Typus; —in Verespatak, Boitsa, Füzes, Nagyag die 


300 A. Po$epny. [4] 


geringer mächtigen Gänge nach dem Freiberger Typus; — so bei Verespatak, 
Nagyag, Abrudtiell, Contin, die dünnen, kurz andauernden, Siebenbürgen eigen- 
thümlichen Klüfte; — bei Offenbänya und Verespatak, Lager zwischen zwei 
verschiedenartigen Gesteinsschichten ; — bei Verespatak, Offenbänya, Nagyag, 
Csebe etc. die mannigfaltigsten stockartigen und Contact-Lagerstätten. 

Am verbreitetsten sind spaltenförmige Lagerstätten. Herrschend 
ist die Richtung parallel der Haupterstreckung der einzelnen Eruptivge- 
steinszüge, also die Nordrichtung. Neben diesen beinahe deutlich aus- 
gesprochenen Nordklüften treten zuweilen senkrecht auf ihr Streichen 
Kreuzklüfte und verschiedene Systeme von unter sich parallelen 
Diagonalklüften auf. Das Andauern dieser erzführenden Spalten ist un- 
gemein verschieden, so kennt man in Verespatak solche, welche bloss einige 
Klafter ja sogar bloss einige Fuss fortsetzen, während die Vulkojer auf 400 
Klatter, die Rudaer (Mihely) sogar über 500 Klafter fortstreichen. 

Wie nun in allen Gangrevieren die fortschreitenden Aufschlüsse das 
Streichen in der idealen linearen Richtung auf ein in flachen Curven ge- 
krümmtes zurückführen, so verhält es sich auch in den uralten Gangrevieren 
dieser Gegend. Besonders zeigt dies die Gangart von Ruda in einem aus- 
gezeichneten Maasse. Aber selbst da, wo die Ausfahrungen nicht so ausge- 
dehnt sind, zeigt sich überall im Verlaufen der Spaltenrichtung die Tendenz, 
linsenförmige Gesteinskeile zu isoliren, wie dies im Grossen im NW. Harz- 
Bergreviere in einem so ausgezeichneten Grade aufgeschlossen ist. 

Man sollte vermuthen, dass sich im hiesigen Distriete, wo nichtge- 
schiehtete Gesteine vorwalten, Verwerfungen längs dieser Spalten durch 
Bewegungen dieser Gesteinskeile unter sich, schwer nachweisen lassen. 
Dieses ist nicht ganz so der Fall. Nebst der so gewöhnlichen Erscheinung 
der Rutsch- und Spiegelflächen finden sich zwischen den geschichteten 
und eruptiven Gesteinen mitunter ebene steile Grenzflächen, und an 
diesen Grenzen liegen steile glatte, eigenthümliche Gesteinskörper, welche 
eben eine solche Verwerfung, resp. eine langandauernde allmälige Bewe- 
gung verrathen. Besonders deutlich ist diese Erscheinung, an der Nord- 
seite des Kirnik bei Verespatak entwickelt. Nahezu horizontale Schich- 
ten des Lokalsediments sind durch eine steile, vom Kirnik - Centrum 
abfallende, zwei bis vier Klafter mächtige Zone vom Dacite scharf getrennt. 

Diese Zone besteht aus steilen parallelen Lagen von Thon und Sand- 
stein in den verschiedensten, lagenweisen Varietäten des Kornes und der 
Farbe. Sie wird von vielen Rutschklüften durchsetzt, und schliesst mit Erze 
ausgefüllte Spalten, die sogenannten Silberklüfte ein. Dieser Gesteinskörper 
entspricht somit dem sogenannten Gangthonschiefer der Harzer Bergleute. 

Diese steile Verwerfungszone ist hier auf 80 Klafter Höhe aufge- 
schlossen. Das Liegende ist Daecit, das Hangende Lokalsediment, und der 
zweite Flügel dieses Lokalsediments findet sich erst am Gipfel des Kirnik, 
somit im Liegenden in einer, die obige Anzahl von Klaftern übersteigenden 
Höhe anstehend. Es lässt sich somit selbst hier der Beweis liefern, dass mäch- 
tige Ganggesteine und mächtige Spalten überhaupt von grossen Verwerfungen 
begleitet zu sein pflegen. Da nun ähnliche Gesteine häufig am Contacte der 
eruptiven mit den Sedimentgesteinen auftreten, (ich erinnere an die soge- 
nannten Gangarten der Banater Erzlagerstätten), so lässt sich einerseits auf 
eine grosse Verbreitung dieser Erscheinung schliessen, andererseits aber das 
Auftreten solcher pelitisch klastischen Bildungen in sehr zahlreichen Con- 
taktlagerstätten begreifen. 


[5] Allgemeines Bild der Erzführung im siebenbürgischen Bergbaudistricte. 301 


Was nun die metallische Füllung der Lagerstätten dieses 
Distriktes betrifft, so ist dieselbe im Allgemeinen schon aus früheren Zu- 
sammenstellungen bekannt. Sie ist charakterisirt durch Vorwalten der edlen 
Metalle, Gold und Silber, und durch das Vorkommen der Tellur-Mineralien. 
Ihr Vorkommen ist von Offenbänya, Fatiabaja, Fericiel und Nagyag bekannt. 
nebstdem habe ich einen neuen Fundort und zwar von Tellurwismuth 
am Dialu Ungarului zwischen Almäs und Dupa piatra beobachtet. 

Der Feingoldgehalt des natürlich gediegen vorkommenden Goldes, 
resp. Goldsilbers wechselt bekanntlich je nach den verschiedenen Lokalitäten, 
und den verschiedenen Tiefen ; in letzterer Hinsicht in der Regel so, dass 
mit zunehmender Tiefe der Goldgehalt ein geringerer wird. Die meisten 
Vorkommen bewegen sich zwischen 15 bis 18 Karat, 62— 75 Procent. Das 
feinste Gold kam in Fatiabaja mit 99'/, Procent vor. Selbst in einem und 
demselben Reviere besitzt das Gold aus verschiedenen Gesteinen eine ver- 
schiedene Feine; und zwar zeigt das Gold aus dem Eruptivgesteine, aus 
dem Dacit und Andesit meist einen geringeren Feinhalt, als das Gold aus 
den Sediment-Gesteinen der Nachbarschaft, so hat z. B. das Gold aus dem 
Dacit 13 Karat oder 54 Procent, aus dem Lokalsediment 18 Karat 
oder 75 Procent, aus dem Karpathensandstein an 20 Karat oder 383 Procent, 
und das Waschgold des Thales soll sogar mitunter bis 22 Karat oder 
92 Procent steigen. 

Wo nun zweierlei Eruptivgesteine vorkommen, wie z. B. bei Boitsa, 
zeigt das Gold aus den oberen Bergbauen im Daecit 15 Karat = 62 Procent, 
während das aus den tiefer liegenden Bergbauen im Augit-Porphyrit 16 bis 
17 Karat oder 68 Procent zeigt. Danun die Erzführung eigentlich den Jüngeren 
Eruptivgesteinen angehört, so muss man annehmen, dass das Gold beim 
Uebergange an die nachbarlichen Gesteine stets silberärmer wird. 

Was die Genesis des natürlich gediegen vorkommenden Goldes 
betrifft, so ist auf Grund der, beim Silbervorkommen nachweisbaren Pseudo- 
morphose die Ansicht verbreitet, dass es auf eine ähnliche Art und Weise 
ein sekundäres Produkt gewisser Erze ist. 

Die in den Sammlungen aufbewahrten Goldstufen repräsentiren 
meistens nur das Vorkommen des jüngsten, auf Drüsen aufsitzenden Goldes. 
Dieses Vorkommen ist selbst im hiesigen Distriete ein verhältnissmässig 
seltenes, die Hauptmasse des erzeugten gediegenen Goldes ist aus einem 
sehr unscheinbaren Material gewonnen, aus Pochgängen, in denen es selbst 
dem geübtesten Auge selten sichtbar wird, und sich erst bei der mechanischen 
Aufbereitung zeigt. Ferner ersclieint es als ein bisher in den Sammlungen 
wegen seiner Unscheinbarkeit wenig oder gar nicht vertretenes Vorkommen, wo 
es im feinvertheilten Zustande für sich oder in Gemeinschaft mit anderen Erzen 
feine Schnüre und Lagen innerhalb der Gangmassen selbst bildet. In dieser 
Form muss man es für eine ursprüngliche Bildung erklären. Es wäre selbst 
bei Erzkrystallen, die gediegenes Gold eingeschlossen enthalten, sonst aber 
nicht im geringsten zersetzt sind, bei eingehenderem Studium schwer gewe- 
sen, in diesem Umstande eine Bestätigung obiger Ansicht zu finden. Die 
leichte Reduzirbarkeit der Goldlösungen, wie wir sie in unseren Laborato- 
rien wahrnehmen, dürfte vollständig hinreichen, das gediegene Vorkommen, 
welches gegen das mit Schwefel, Antimon, Arsen und Tellur vererzte so 
häufig ist, als ein schon ursprünglich gediegen gebildetes auffassen zu kön- 
nen. Da nun die Erzführung innerhalb des ganzen Erzdistrictes an dislo- 


302 A. Posepny. Allgem. Bild der Erzführung im siebenbürg. Bergbaudistricte. [6] 


kative Zonen gebunden ist, so musste die Cireulation der Mineralwässer dem 
speciellen Charakter der Dislokation angemessen eintreten, und innerhalb 
der Räume der regsten Cirkulation mussten die Metalllösungen auf irgend 
eine Art zu schwerlöslichen Verbindungen umgewandelt und fixirt werden. 
Wenn man nunvon dem, dem Golde eigenthümlichen gediegenen Vorkommen 
absieht, so sind für die meisten Lagerstätten die Schwefelverbindungen 
charakteristisch und nachweisbar die ursprünglichsten Formen. Stellt man 
sich die Frage nach ihrem Ursprung, so muss man sowohl nach dem 
Ursprunge der elekto-negativen, als auch der elektro-positiven Bestandtheile 
fragen. Das ist zugleich die Frage nach dem Ursprung der grossartigen, in 
den Erzlagerstätten aufgehäuften Schwefelmassen. 

Wennmannun dasthatsächliche Vorkommen des verbreitetsten Metalies 
im Gesteine, des Eisens zum Anhaltspunkte nimmt, und die übrigen Metalle 
aus dem Nebengesteine entstehen lässt, so müsste man dies consequenter 
Weise auch für den Schwefel annehmen. Die Versuche im Laboratorium, 
und das Studium der Jetztbildungen lassen uns über die Quelle des Schwe- 
fels nicht im Zweifel. 

Die Trennung beider Fragen ist noch speciell durch das Vorkommen 
im hiesigen Erzdistrikte motivirt, denn mitten unter Erzlagerstätten findet 
sich hier an der Cicera bei Verespatak (Verhandl. 1867, Seite 99.) der Schwe- 
fel gediegen, ohne Metalle vor. 

Die Metalllösungen würden für die Erzbildung verloren gegangen sein, 
wenn nicht ein Fixationsmittel hinzugetreten wäre, als welches wir mit 
Wahrscheinlichkeit die Schwefelwasserstoff-Exhalationen bezeichnen müssen. 
Als Entwicklungsheerd grosser Schwefelwasserstoffmassen können wir unter 
den massenhafter auftretenden Sulphat-Lagern — den Gyps oder andere 
salinäre Bildungen bezeichnen. 

Die Metalllösungen wurden an: den verschiedenen Linien ihrer Cir- 
kulation bloss auf jenen gewissen Punkten als schwer lösliche Schwefelver- 
bindungen niedergeschlagen , an denen Schwefelwasserstoff- Exhalationen 
vorhanden waren. Dieser Umstand scheint nun geeignet, das sporadische 
Auftreten eigentlicher Erzlagerstätten mit vorwaltenden Schwefelverbindungen 
zu erklären, einerseits also die Abhängigkeit von Erzlagerstätten zu salinären 
Bildungen anzudeuten , andererseits einen Fingerzeig auf den Heerd der 
chemischen Entmischung selbst abzugeben. 

Was nun den Ursprung der elektro-positiven Bestandtheile der Erz- 
lagerstätten betrifft, so stammen sie sicher aus dem Gestein, ob aber 
aus dem Nebengestein oder aus einem tiefer liegenden Gesteine , ist 
eine zweite Frage. Die Erscheinungen im hiesigen Erzdistrikte sprechen ent- 
schieden gegen die erstere Ansicht, denn die verschiedenartigsten Neben- 
gesteine haben trotzdem eine analoge Füllung und ein und dasselbe Gestein, 
z. B. der Karpathensandstein zeigt am Botes und bei Luminesti eine den 
übrigen ganz analoge Goldlagerstätte, während Baboja und Dumbrava eine 
reine Quecksilberlagerstätte aufweist. Dasselbe lässt sich auch in vielen an- 
deren Bergrevieren nachweisen, und man wird abermals darauf geführt, den 
Ursprung in einer tieferen Gesteinslage zu suchen. 


IX. Bemerkungen über den alten Gletscher des 
Traunthales. 


Von Dr. Edmund v. Mojsisovies. 
(Ueberreicht am 1. Juni 1868.) 


Weiun bisher nur vereinzelte ı) Nachrichten "über die Spuren alter 
Gletscher aus unseren Alpen, insbesondere den Nordalpen, vorliegen, so hat 
dies wohl zunächst seinen Grund darin, dass die jüngeren Schutt- und 
Schwemmgebilde im Allgemeinen die Aufmerksamkeit und das Interesse 
unserer Alpengeologen noch nicht in dem Masse zu fesseln vermocht haben, 
wie es beispielsweise bei den Geologen der West- und Südalpen der Fall 
war. Es hat dieser Umstand zunächst darin seine Begründung, dass die 
älteren Formationen überreichlichen Stoff zur Beobachtung und Untersu- 
chung darboten, zum Theil aber mag die geringere Vertrautheit der Mehr- 
zahl unserer Alpengeologen mit der heutigen Gletscherwelt der Hochalpen 
die Ursache davon sein. Wie dem auch sei, es bieten nicht nur unsere 
Hochalpenthäler zahlreiche schöne Beispiele alter Moränen, erratischer 
Blöcke, Rundhöcker u. s. w. dar, sondern es lassen sich auch, wie ich in 
den nachfolgenden Zeilen aneinem Beispiele zeigen will, in den bedeutenderen 
Thälern unserer Nordalpen die Betten alter Gletscher bis an den Aussen- 
rand gegen die Flysch-, beziehungsweise bis an die Neogen-Region verfol- 
gen, so dass es eine dankbare Aufgabe für Freunde der Geologie wäre, diese 
zahlreichen Nachweise zu studiren und zu verzeichnen. 

Auf den höheren Gebirgen des Salzkammergutes, namentlich auf dem 
Dachsteinstocke, hat bereits vor mehr als zwanzig Jahren der um die geolo- 
gische Aufschliessung dieser Gegend so hochverdiente Prof. F. Simon y 
zahlreiche unwiderlegliche Gletscherwirkungen, zu denen ich nur die Kar- 
ren nicht unbedingt zählen möchte, nachgewiesen 2), so dass ich mich be- 
gnügen kann, auf einige der hervorragendsten Gletscherablagerungen im 
Thallaufe der Traun selbst hinzuweisen, da dies meines Wissens bisher 
noch von Niemanden gethan worden ist. Ich beschränke mich auf den be- 
kanntesten und zugänglichsten Theil des Traunthales, auf die Strecke vom 
Ausflusse der Traun aus dem Hallstätter See bis zum Austritte derselben 
aus dem Traun- oder Gmundener See und übergehe die zahlreichen Glacial- 
erscheinungen des Aussee’r und Gosauthales vorläufig gänzlich. 


!) Von Simony, Morlot, Suess und Anderen herrührend. 
2) Haidinger’s Mittheilungen Bad. I. Seite 215 fg. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reich;anstalt. 1863. 18. Band 2. Heft. 40 


304 Dr. Edmund v. Mojsisovies. [2] 


Geht man von der am nördlichen Einde des Hallstätter See’s hefind- 
lichen Ortschaft „Am See“ längs dem linken Bachufer des Zlambaches 
aufwärts gegen St. Agatha, so gelangt man, bald nachdem man an dem klei- 
nen Arikogel, welcher. am rechten Ufer liest, vorbeigeschritten ist, zu einer 
hohen, von einem bewaldeten Rücken steil abfallenden Lehne, welche sich 
als ein Durchschnitt durch eine unzweideutige Moräne zu erkennen gibt. 
Man hat eine ungeschichtete Masse von Sand und Grus vor sich, welche 
kleinere und grössere an den Eeken wenig abgerundete und mit prächtigen 
Gletscherkritzen versehene Blöcke von weissem und liehtgrauem Alpenkalk 
umschliesst. Dunklere Kalke, namentlich Hallstätter Kalke, und andere 
Gebirgsarten fehlen. Dieser kleine Hügelzug, welcher nur als ein unbedeu- 
tender noch erhaltener Rest eines grösseren Moränenzuges angesehen wer- 
den muss, endet bereits bevor man die auf die Pötschen führende Post- 
strasse erreicht. Der Boden besteht weiterhin bis an die Theilung des Zlam- 
baches aus untertriadischen Schiefern, Letten und Kalken. Verlässt man 
jedoch in der an der Pötschenstrasse gelegenen Ortschaft Sarstein den Lauf 
des Zlambaches, um sich auf die Höhe über dem ersten steilen Anstieg zu 
begeben, so trifft man links im Walde hinter einer aufgelassenen Gypsgrube 
abermals auf einen Rest einer alten Moräne. Dieser ist durch eine schon ver- 
hältnissmässig ansehnliche Niveaudifferenz von der ersten vorhin erwähnten 
Moräne getrennt, und muss daher älter als diese sein. Obwohl die räumliche 
Erstreckung dieses Moränenrestes noch bedeutend geringer zu sein scheint 
als die jenes ersten, mit welchem er übrigens bezugs der Gesteinsart der 
Blöcke vollkommen übereinstimmt, so verleiht ein bei der ersten Moräne 
bisjetzt noch nicht constatirter Umstand diesem zweiten Rest doch ein besonde- 
res Interesse. Man sieht hier nämlich auch die tiefsten Partien der Moräne ent- 
blösst, welche dem rethen Marmor der Zone des Amm. tenwilobatus unmit- 
telbar auflagern und welche aus einer über 2 Klafter mächtigen, weissen, 
feinkörnigen, plastischen Masse bestehen, die gegen oben gelblich wird und 
nach und nach in die gröbere Masse der Moräne übergeht. Dieses aus fein- 
zerriebenem Kalksteine bestehende Gebilde ist als eine alte Grundmo- 
räne zu betrachten. Die heutigen Gletscher des Dachstein bieten ausrei- 
chende Gelegenheit die Richtigkeit dieser Ansicht zu erhärten. Namentlich 
kann sich Jedermann leicht davon überzeugen, welcher den Gletscherbach 
des Gosauer Gletschers auf der Strecke vom Gletscherthor bis zur Mün- 
dung in den hinteren Gosau-See beobachtet. Es ist ein trübes, milchartig 
aussehendes Gewässer, welches dem genannten See zugeführt wird und des- 
sen eigenthümliche Farbe hervorruft, die von der aller übrigen See’'n der 
Kalkalpen in so hohem Grade absticht. Schöpft man in einem Glase, am 
besten am Abend eines heissen Tages, Wasser aus dem hochangeschwolle- 
nen Gletscherbach und überlässt man dasselbe der Ruhe, so bemerkt man 
gar bald den Beginn einer Klärung der oberen Partien und nach Verlauf 
mehrerer Stunden hat die gesammte in der Flüssigkeit suspendirt gewesene 
Masse sich als dicker und verhältnissmässig sehr bedeutender Bodensatz 
niedergeschlagen, welcher sich ganz so verhält, wie die plastische 
Masse unserer alten Moräne, während das Wasser im oberen Theile des 
Glases vollkommen klar geworden ist. Im Becken des hinteren Gosau-See’s, 
welcher auch bezeichnend genug vom Volke „Kreide-See“ genannt wird, 
findet daher während der warmen Jahreszeit ein Niederschlag solcher fein- 
zerstossenen, aus der Grundmoräne des Gosaugletschers stammenden Kalk- 


[3] Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. 305 


masse als „Depöt remanie“ statt. Bereits vor längerer Zeit hat Simony, 
wenn ich nicht irre, auf mehrere an verschiedenen Stellen des Dachstein- 
gehänges befindliche ähnliche alte Kreidedepots aufmerksam gemacht, wie 
das unter unseren Augen sich bildende Depot des hinteren Gosau-See’s ist. 
In unserem Falle kann von einer derartigen Wiederumschwemmung des 
Materiales nicht die Rede sein, sondern wir haben es, wie die darüberge- 
lagerte, gekritzte Steine in Menge enthaltende Schuttmasse beweist, mit 
einer an Ort und Stelle abgelagerten Grundmoräne, wahrscheinlich aus der 
nächsten Nähe einer Seitenmoräne zu thun. 

Auf diesen alten Gletscherschlamm gründet sich eine kleine Indu- 
strie. Die plastische „Kreide“ genannte Masse wird geknetet und in würfel- 
förmige Stücke gebracht, welche durch Trocknen an der Luft eine gewisse 
Festigkeit erlangen. Die getrocknete, der Schreibkreide nicht unähnliche 
und abfärbende Masse wird in eigenen Mühlen gemahlen und gelangt so- 
dann in den Handel, um zu Glaserkitt oder Grundfarbe für Zimmermaler 
verwendet zu werden. Im Jahre 1866, als ich die Grube in Gesellschaft 
meines Freundes Prof. E. Suess zum ersten Male besuchte, wurde die 
jährliche Ausbeute auf 2500—3000 Centner veranschlagt; seither soll die- 
selbe bedeutend gestiegen sein. Der Preis für den Centner betrug 40 kr. 
ö. W. Derartige Gletscherkreide ist bereits von einigen Punkten in den 
österreichischen und bayerischen Kalkalpen bekannt und dürfte noch an 
vielen anderen Punkten an der Basis alter Moränen aufzufinden sein. 

Weitere Moränenreste finden sich vor dem Zusammenfluss der beiden 
Zlambäche, feruer vor der Mündung des Stambachgrabens in das Traun- 
thal und amlinken Traunufer gegenüber von Goisern. In den letzteren kom- 
men auch gestreifte rothe Kalkblöcke vom Aussehen des Hallstätter Kal- 
kes vor. Diese Moränen zeigen namentlich an den Rändern gegen das Ge- 
birge zum Theil eine Art Schichtung, welche durch die Einwirkung ent- 
weder seitlich mündender Bäche oder des Schmelzwassers des Gletschers 
selbst hinlängliche Erklärung findet. Von einer Terrassirung ist in diesem 
Theile des Traunlaufes noch nichts zu bemerken. Erst unterhalb der Engen 
von Laufen findet man zwei sehr wesentlich verschiedene Niveaux terras- 
sirter Geröllmassen, von denen die im tieferen Niveau dem gewöhnlichen 
Begriffe von Diluvialterrassen entsprechen und als postglacial betrachtet 
werden müssen, während die zu einem Conglomerat fest verbundenen Ge- 
röllmassen des höheren Niveaus wohl dem Begriffe der „alten Anschwem- 
mungen“, deren Bildung man ganz wohl auch als der Gletscherzeit angehö- 
rig ansehen kann, entsprechen. Von diesem älteren Diluvium kenne ich nur 
einen sehr beschränkten Rest am rechten Traunufer zwischen Laufen und 
Brunnleiten, mitten im Walde am Gehänge des Gebirges, an einer Stelle, 
welche ich, da mir speeielle Localnamen nicht bekannt sind, nicht näher 
zu bezeichnen im Stande bin. 

Eine reichliche Entwicklung von Glacialablagerungen zeigt noch das 
Thal von Ischl. Es sind da zunächst im Traunthale selbst die terrassirten 
und theilweise umgeschwemmten Ablagerungen des rechten Traunufers und 
die nur zum Theil, nämlich am Abhange gegen den Fluss terrassirten ech- 
ten Moränengebilde des linken Traunufers unterhalb Ischl am Fusse des 
Jainzen zn nennen. Ueber das Niveau der Terrassen des rechten Traun- 
ufers ragen an mehreren Stellen, so zum Beispiel am Südfusse des Hunds- 
kogels noch wellige Moränenhügel auf, und auf der or des Hunds- 


306 Dr. Edmund v. Mojsisovics. [4] 


kogels beiläufig im ersten Drittel der Höhe findet sich ein grosser 6—10 
Kubikklafter haltender, in zwei Theile zerborstener erratischer 
Block, welcher aus eisenschüssiger Rauhwacke besteht, wie sie ın der 
Gegend von Goisern ansteht. In früherer Zeit führte auf die Höhe der einen 
Blockhälfte eine hölzerne Stiege hinauf und oben befand sich ein kleiner 
Ruheplatz, auf welchen sich wohl noch viele Besucher Ischl’s aus früheren 
Jahren zu erinnern wissen werden. 

Das Thal der Ischl, welches bei Ischl in das Traunthal mündet, zeigt 
Glacialgebilde in weit grösserer Ausdehnung und besserer Erhaltung, als 
das Traunthal selbst. Ich kann in eine zu umständliche Detailbeschreibung 
hier nicht eingehen; ich erwähne nur, dass bereits in der Gegend von 
St. Gilgen erratische Spuren sich zeigen, und dass vom Austritte der Ischl 
aus dem Wolfgang-See bis in das Traunthal hinab sich eine nahezu un- 
unterbrochene Serie von Moränenablagerungen hinzieht. Hie und da bemerkt 
man die Spuren späterer Umschwemmung und Terrassirung, meist hervor- 
gebracht durch kleinere, durch die Schutimassen selbst aufgestaut gewe- 
sene Wasserbecken. In ihrer Oberflächenform und Gruppirung noch höchst 
charakteristische Moränenhügel liegen an der Nordseite des Ischler Calva- 
rienberges und rings um den Westabfall des Jainzen. Entblössungen finden 
sich an Strassen- und Wegeinschnitten allenthalben. Das erratische Gebiet 
reicht bis auf die Stufe von Lindau und bis zum Beginn des auf den Jain- 
zen führenden Dänenweges. Die höheren Niveaux desselben führen nicht sel- 
ten Quarzgerölle, Gabbrogesteine, wie sie am Wolfgang-See anstehen, und 
echt krystallinische Felsarten der Centralkette. Der verstorbene Bergrath 
Baron Ransonnet besass eine schöne Sammlung solcher, aus der nächsten 
Umgebung von Ischl, namentlich auch vom Baugrunde des neuen Actien- 
hötels stammender, krystallinischer Blöcke, von denen einige sehr ausge- 
zeichnete Politur und prächtige Kritzen zeigten. Im Traunthale oberhalb 
Ischl fehlen in den erratischen Ablagerungen die krystallinischen Gesteine 
ganz und gar, dagegen kann man dieselben das Thal der Ischl aufwärts bis 
auf die Höhen über St. Gilgen hinaus verfolgen, in welcher Gegend ich 
ziemlich ansehnliche, vollkommen eckige Syenitblöcke und Geschiebe von 
Glimmerschiefer gesehen habe. Es scheint daher, dass die krystallinischen 
Blöcke aus dem erratischen Becken des Salzachthales stammen. 

Ehe ich die Gegend von Ischl verlasse, muss ich noch des „Kohlstei- 
nes“ gedenken, eines mitten im Bette der Traun befindlichen mit einem 
Kreuze und mehreren Bäumen geschmückten Blockes, welcher im ersten 
Augenblicke ganz den Eindruck eines erratischen Bloekes hervorruft. Ich 
halte mich jedoch nicht für berechtiget, denselben als solchen zu erklären, 
und glaube vielmehr, dass er nur ein aufragendes Riff eines tithonischen 
Kalkes darstelle, wie deren mehrere in der nächsten Umgebung in verschie- 
denen Horizonten der Neocombildungen mitten in die Schichtfolge derselben 
hinaufragen. 

Auf der weiteren Strecke von Ischl bis Ebensee finden sich namentlich 
in Thalweitungen erratische Schuttbildungen in ziemlich bedeutender Aus- 
dehnung. An vielen Stellen, welche sich meist deutlich als ehemalige kleine 
Becken erweisen, ist die Masse entweder gänzlich oder nur zum Theil um- 
geschwemmt und terrassirt worden. Hier ist übrigens an einigen Punkten 
die Erkennung und Begrenzung des glacialen Schuttes dadurch erschwert, 
dass von den Seiten Schuttkegel in das Hauptthal hereinreichen. 


[5] Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. 307 


Wir gelangen über Ebensee zum Traunsee. Bereits im Ortsnamen 
„Ebene am See“ ist die Bodenbeschaffenheit des Thalgrundes in dieser Ge- 
gend ausgedrückt. Wie der Blick auf eine Specialkarte lehrt, ist es räum- 
lich ein bereits sehr ansehnlicher Theil des orographischen Seebeckens, 
welcher durch die Alluvionen der Traun in postglacialer Zeit mit Schutt 
ausgefüllt und der Herrschaft des Wassers entrückt ist. 

Die Configuration des Beckens des Traunsee’s ist zu bekannt, als dass 
ich in eine Beschreibung derselben eingehen sollte. Ich erinnere nur daran, 
dass der südliche Theil eingeengt ist durch gewaltige Massen von Alpen- 
kalk, welche steil gegen den Seeboden abfallen, dass sich weiter im Norden 
an den Alpenkalk die Flyschzone anlegt, welche in der nördlichen Hälfte 
des See’s die Ost- und Westufer desselben bildet. 

Im Norden des See’s auf der Strecke von Altmünster bis zum Bahn- 
einschnitt oberhalb Traundorf zieht sich eine Reihe niedriger Hügel hin, 
welche an den beiden Endpunkten die Flyschzone tangiren. Mir war schon 
vor mehreren Jahren die eigenthümliche Physiognomie und die Art der 
Gruppirung aufgefallen, welche mich, so oft ich Gmunden passirte, lebhaft an 
die Endmoränen mehrerer der grösseren heutigen Gletscher erinnerte. Au ch 
schien es mir von vorneherein nicht unwahrscheinlich, dass die an den 
Schweizer und italienischen See’n beobachteten Erscheinungen sich bei un- 
seren See’n wiederholen sollten. Um hierüber Gewissheit zu erhalten, nahm 
ich im Herbste 1866, als ich Gmunden wieder passirte, daselbst einen kur- 
zen Aufenthalt und beging die erwähnten Hügelreihen in ihrer ganzen oben 
angegebenen Erstreckung. 

Ich schicke der Beschreibung dieser Hügel die Bemerkung voraus, 

_ dass es mir jetzt ganz unzweifelhaft erscheint, dass dieselben sogar ziemlich 
wohl erhaltene Glacialablagerungen, und zwar zum Theil echte, intacte Mo- 
ränen, zum Theil nur wenig umgeschwemmte Moränen des alten Gletschers 
des Traunthales darstellen. Es empfiehlt sich die intacten Moränen, welche 
auch in ihrer Oberflächengestaltung die charakteristische Form der Morä- 
nenhügel bewahrt haben, gesondert zu betrachten. 

Als solche verhältnissmässig wohlerhaltene Moränen stellt sich die 
Reihe von Hügeln dar, welche in Hufeisenform zunächst den Nordrand des 
Traunsee’s umsäumt und wie schon oben erwähnt, vom Eisenbahneinschnitt 
bei Traundorf bis in die Gegend von Altmünster reicht. Die Stadt Gmunden 
selbst liegt innerhalb dieses Bogens zum Theil am Gehänge der Moräne 
des Kalvarienberges, zum Theil am Südfusse derselben. Die zahlreichen 
auf den Höhen von Gmunden gelegenen Landhäuser befinden sich sämmt- 
lich auf Moränen, welcher Umstand den Wassermangel an den meisten 
Orten hinlänglich erklärt, und zugleich vor kostspieligen und in vielen 
Fällen ziemlich aussichtslosen Bohrungen durch die Gesammtstärke der Mo- 
ränen warnen soll, wie solche in der letzteren Zeit ohne den geringsten Er- 
folg auf den Wahrspruch unwissender, Reclame treibender Projeetanten hin 
unternommen worden sind. Bohrungen an verschiedenen Stellen der Stadt 
zeigen, dass der Untergrund der Moränen, welcher von Schlier gebildet 
wird, ein welliges, sehr unebenes Terrain darstellt, welches noch viel zu we- 
nig gekannt ist, um mit einiger Wahrscheinlichkeit den Erfolg einer Boh- 
rung vorausbestimmen zu können. Denn es ist klar, dass man nur Seih- 
wasser der Moränen, aber kein ausciebiges Wasserdepot erschliessen wird, 
wenn man mit dem Bohrloch zufällig einen Wellenhügel des Schlier trifft. 


308 Dr. Edinund v. Mojsisovics. [6] 


Die Moränenhügel, weiche 150-—220 Fuss über das Niveau des See’s auf- 
ragen dürften, sind an zahlreichen Stellen durch natürliche und künstliche 
Aufschlüsse der Beobachtung geöffnet. Je nach der Lage haben Trümmer 
und Grus von Alpenkalken oder von Flyschgesteinen einen grösseren oder 
geringeren Antheil an der Zusammensetzung der Schuttmassen, so dass man 
die centralen Endmoränen von den lateralen Endmoränen leicht zu unter- 
scheiden im Stande ist. Allenthalben ist aber der Moräneucharakter auf 
das unzweideutigste ausgesprochen. Regellos und meist völlig ungesich- 
tet liegen mitten im feinsten Gruse grössere und kleinere Blöcke in den 
verschiedensten, die Moränenbildung bezeichnenden Stellungen. Man ist im 
Stande, sich eine reiche Sammlung aller.in den Alpen des Traungebietes, 
also jenseits des See’s vorkommender Varietäten von Alpenkalk, theils noch 
ziemlich eckig und nur wenig an den Kanten abgestossen, theils prächtig 
polirt und mit schönen Kritzen überzogen, in jeder Grösse bis zur Kubik- 
klafter und darüber haltenden Blocke, in kurzer Zeit anzulegen. Da und 
dort zeigt sich eine Art Schichtung, hervorgebracht durch locale Osecilla- 
tionen der alten Gletscher zunge. Wenn an solchen Stellen Lagen von Grund- 
moränenschlamm durchgehen, welche einen Theil ihres Kalkgehaltes im 
Wasser aufgelöst haben und dann, wie nächst Sarstein ein plastische Masse 
bilden, so wirken dieselben ähnlich wie eine Tegel- oder Lettenmasse bis 
auf einen gewissen Grad wasserundurchlässig und an solchen Stellen kommt 
es zu mehr oder minder ansehnlichen Wasseransammlungen, welche zu klei- 
nen Quellen Anlass geben können. 

In Bezug auf die Verhältnisszahlen zwischen Alpenkalken und Fiysch- 
gesteinen zeigt sich, dass in den Hügeln zwischen dem Traundurchbruche 
und den Flyschhöhen zunächst dem Eisenbahndurchschnitte die Gesteins- 
arten der Flyschzone weitzus überwiegen. Der Grus ist hier sehr 
erdig oder sandig, und die untergeordnet auftretenden Gerölle von Alpen- 
kalk oft mit einer Kruste solchen erdigen Flyschgruses überzogen, so dass 
es erst einer gründlichen Reinigung der Gerölle bedarf, um nicht nur Po- 
litur oder Kritzen, sondern überhaupt die Farbe des Kalkes zu erkennen. 
In den Schottergruben am Calvarienberge halten sich Flyschgesteine und 
Alpenkalke so ziemlich das Gleichgewicht; es scheint als würden die letz- 
teren schon in der Ueberzahl sein. Fortschreitend gegen die Umgebung von 
Altmünster nehmen die Alpengesteine zusehends an Häufigkeit zu, so dass 
nei Altmünster mindestens zwei Drittel der Masse aus Alpenkalken besteht. 
Hier sind schön polirte uud gekritzte Blöcke besonders häufig; an den Ab- 
hängen gegen den See und am See finden sich auch viele eckige Blöcke von 
Alpenkalk. 

Diese Art der Vertheilung berechtiget zu dem Schlusse, dass der 
Hauptstromstrich des alten Gletschers die Richtung auf das heutige Alt- 
münster zu hatte, da hier die alpinen Gesteine so sehr überwiegen, welche 
die Mittelmoränen über das vom Gletschereise erfüllte Seebecken herüber 
trugen. Ich habe die Gegend westlich von Altmünster nicht mehr began- 
gen; nach Lage der Dinge aber glaube ich kaum eine irrige Voraussetzung 
semacht zu haben, wenn ich annehme, dass in den Moränenresten, welche 
sich daselbst wohl noch finden werden, allmählig die Flyschgesteine wieder 
zunehmen werden. Leider verspricht diese Gegend nur wenige Beobachtungs- 
punkte, da sie dem Bau-Rayon von Gmunden, dem man so viele Aufschlüsse 
durch Anlage von Schottergruben verdankt, schon entrückt ist. 


Ka Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. 309 


Der so eben betrachtete innere Halbring von Moränenhügeln wird ge- 
gen aussen meist durch eine Vertiefung — Moränenthal — von dem im 
Norden folgenden Plateau getrennt. Man kann die Natur der dieses Plateau 
zusammensetzenden Schuttmasse am besten studiren, wenn man durch den 
tiefen Einriss der Traun, welcher jedoch noch nirgends den Schlier erreicht, 
flussabwärts wandert. Das Materiale und die Anordnung desselben an den 
meisten Orten ist noch echt glaciai. Noch bewahren die Alpenkalke ihre 
Kritzen und feine Politur, noch sind viele Massen völlig ungesichtet und 
ungechichtet. Nur da und dort scheint eine eingreifende Umschwemmung 
des Moränenmateriales, verbunden mit wirklich bankförmiger Lagerung des- 
selben, stattgefunden zu haben !). Es ragen aber über das Niveau der Ter- 
rasse noch vereinzelte Kuppen empor, welche wohl nur Moränenreste selber 
darstellen können. Der Eindruck, welchen dieser Theil des Plateaus auf 
mich gemacht hat, ist im grossen Ganzen der, dass nicht so sehr eine Um- 
schwemmung der Moränen hier erfolgte, sondern dass die Wasserfluthen die 
Unebenheiten zwischen den Moränenhügeln ausgeglichen haben und auf diese 
Weise die Schuttmasse bis zu einem gewissen Niveau terrassirt worden ist. 
Weiter traunabwärts hat man es ohne Frage mit völlig umgeschwemmten 
Glacialschotter zu thun. 

Es ist mir aufgefallen, dass die Schuttmasse des Plateaus ungleich 
mehr alpine Kalkblöcke enthält, als die dahinterliegenden letzten Moränen- 
hügel (Calvarienberg). Es ist wohl möglich, dass zur Zeit der Ablagerung 
dieser gegenwärtig terrassirten Moränen in Folge der grösseren Masse des 
vielleicht vorrückenden Gletschers die anderen lateralen mit Flyschgesteinen 
reichlicher beladenen Moränen etwas gegen Osten abgelenkt wurden. Es kann 
aber auch der Stromstrich des Gletschers etwas verschieden gewesen sein. 

Weit augenfälliger noch ist der Umstand, dass das Plateau an Höhe 
die inneren Moränenhügel bedeutend überragt. Dies erklärt sich sehr leicht 
durch das viel jüngere Alter der letzteren, welche aus einer der letzten 
Phasen der Eiszeit herrühren. Die Nivellirung der das Plateau bildenden 
Schuttmassen muss aber der Ablagerung der inneren Moränenreihe voran- 
gegangen sein; denn, wäre das nicht der Fall gewesen, so müssten nicht 
nur die Kuppen der Moränen abgenagt, sondern auch die Moränenthäler 
zwischen denselben ausgefüllt worden sein. A ber noch eine weitere Folgerung 
schliesst sich an die Niveauverhältnisse der inneren Moränen zu dem Pla- 
teau. Die Ablagerung des inneren Moränenbogens setzt nothwendiger Weise 
voraus, dass der Raum, auf welchem dieselbe erfolgte, bis zum Niveau der 
Moränenbasis wasserfrei war. Es musste daher bereits vor Ablagerung der 
inneren oder letzten Endmoränen ein Abflussdurchbruch durch das Plateau 
erfolgt sein, oder mit anderen Worten: der Wassercanal des Traunflusses 
unterhalb Gmunden muss zum grossen Theile älter sein, als die letzten, 
unmittelbar am See-Ufer abgelagerten Endmoränen. In diesem Sinne fallen 
daher die Schotterplateaux unterhalb Gmunden unter den Begriff des älte- 
ren Diluviums. 

Das oben eonstatirte Vorkommen von krystallinischen Geröllen in den 
höheren Niveaux des alten Gletschers des Ischlthales und das soeben ange- 
deutete Verhalten der jüngsten Moränen am Nordrande des Traunsee’s zu 


!) Stellenweise ist die Masse zu Conglomerat erhärtet, dessen Bindemittel 
Gletscherschlamm zu sein scheint. 


310 Mojsisovics. Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. [8] 


dem Diluvialterrain unterhalb Gmunden deuten wohl auf bedeutendere 
Schwankungen zur Gletscherzeit hin und es stimmen die Folgerungen, zu 
welchen uns die beobachteten Erscheinungen führten, überein mit den in 
anderen Gegenden, insbesondere der Schweiz, gemachten Erfahrungen. Ins- 
besondere möge hier an die Schieferkohlen von Dürnten und Utznach erin- 
nert werden, welche die bedeutendste Phase, eine Art Rubepunkt, während 
der Glacialperiode bezeichnen. Auf die Schieferkohlenbildung folgt die soge- 
nannte „zweite“ glaciale Bildung !), welche an Ausdehnung innerhalb der 
Grenzen der „ersten“ glacialen Bildung zurückbleibt. Die Parallelen erge- 
ben sich von selbst. 

Ich habe soeben den Ausdruck „Phase“ mit Vorbedacht gewählt, da 
mir eine derartige Auffassung der Verbältnisse (A. Favre, Heeru.A.) 
naturgemässer und ungezwungener erscheint, als Morlot’s Annahme zweier 
Gletscherperioden. 

Wir haben den alten Traungletscher zwei See’n passiren gesehen. Es 
ist daher zu erwarten, dass man die Frage stellen wird: welche Aufklärun- 
gen über den Zusammenhang des Gletscherphänomens mit der Existenz der 
Seebecken geben die im Traunthale beobachteten Erscheinungen ? Ich muss 
gestehen, dass ich diese Frage hier gar nicht berührt hätte, wenn nicht 
selbst die neueste Literatur zeigte, dass die abenteuerliche Aushöhlungs- 
theorie noch immerfort Anhänger und Vertheidiger findet, trotzdem schon 
wiederholt nachgewiesen worden ist, dass dieselbe vom physikalischen wie 
vom geologischen Standpunkte gleich unhaltbar ist. Ohne desshalb in eine 
neuerliche umständliche Besprechung mich einzulassen, bei welcher ich die 
von bewährten Forschern und besten Kennern der Alpen bereits erhobenen 
Einwendungen zum grössten Theile wiederholen müsste, bescheide ich mich 
mit Hinweisung auf die Thatsache, dass die Seebecken des Salzkammergu- 
tes auf das innigste mit dem Bau des Gebirges zusammenhängen und sich 
theils als Spalten, theils als Senkungen auf das unzweideutigste zu erkennen 
genen. Simony’s Tiefenmessungen der See’n lehren, dass die Tiefe im ge- 
raden Verhältnisse zur Breite steht; eine Thatsache, welche ebenfalls in 
directem Widerspruche mit der Aushöhlungstheorie sich befindet. Der 
Nachweis der Rückzugsphase von Dürnten und Utznach endlich beseitigt, 
wie ich glaube, auch die letzten Einwendungen, welche von Seiten der Aus- 
höhlungstheoretiker geltend gemacht werden, indem auch in der Nähe der 
See-Ufer befindliche ältere Terassen durch dieselbe die einfachste Erläu- 
terung finden. 

Ohne daher die Thatsache bestreiten zu wollen, dass gewisse kleinere 
Seebecken, namentlich im Hochgebirge (wofür viele Beispiele in den Alpen, 
wie in den Karpathen [Hohe Tatra] sich finden), im eigentlichen Sinne des 
Wortes Schöpfungen der Glacialzeit sind und auf die Bezeichnung Moränen- 
See’n, welche man ihnen beizulegen pflegt, wirklich Anspruch haben, können 
wir den grossen Gletschern der Eiszeit in Bezug auf die grossen Seebecken 
des Traunthales nur eine conservirende Wirkung zuerkennen, da sie die be- 
reits vorhanden gewesenen Becken von der Ausfüllung mit den grossen 
über dieselben hinweg bis in das Alpenvorland transportirten Schuttmassen 
bewahrten. 


t) Heer, Urwelt derSchweiz . Seite 532. 


— 


X. Die Erdölgruben in Böbrka bei Dukla in Mittel- 
galizien. 


Von J. Noth. 
(Vorgelegt in der Sitzung vom 31. Mai 1868.) 


Die Klobassa’schen Erdölwerke in Böbrka liegen am linken Ufer 
des Jasielka-Flusses in einer Einsattelung, deren höchster Punkt sich gegen 
110 Wien.-Fuss über dem Wasserspiegel in einer Entfernung von eirca 
3000 Fuss vom gegenwärtigen Flussbette erhebt. Nach Nordwest ist die 
Abdachung der Einsattelung sehr allmälig und mag im Durchschnitte 5° 
betragen ; sie geht hier schliesslich über in eine sich bis Krosno 1 Meile er- 
streckende Ebene; nach Osten dagegen zeigt dieselbe ein etwas steileres 
Einfallen in das Jasieika-Thal und ist von zwei Längenthälern mit der 
Richtung West in Ost durchzogen. 

Im Süden ist die Einsattelun durch die Grödiska Gora (GG in nach- 
folgender Abbildung) 1327:2 Fuss über dem Meeresspiegel, ungefähr 
40V Fuss über dem Jasielka-Thale begrenzt. 


Di 7 
UN 
REDE ÄLL 


FIR RIND! WELLE! 


— jr Sastellkufliess — Jord 


Der Berg GG fällt nach Norden und Osten sehr steil ab, zeigt aufge- 
richtete Schichten, deren Verflächen gegen Süden unter einem Winkel von 
48° erscheinen, hängt gegen Süd und West mit Gebirgszügen zusammen, 
und lässt an einigen entblössten Stellen den Karpathensandstein mit Zwi- 
schenlagen von gemeinem Kieselschiefer und Schieferthon erkennen. 

Die nördliche Begrenzung NN der Einsattelung bildet eine Erhebung 
von circa 200 Fuss über dem Fluss-Spiegel, an deren steilem südlichen 

Jahrbuch der &. k, geologischen Reichsanstalt, 1868, 18. Band, %. Heft. 


312 J. Noth. [2] 


Abhange Sandsteinblöcke SS lagern, während sich der nördliche Theil 
ebenfalls allmälig an die Ebene bis Krosno anlehnt. Auch der östlich steil 
abfallende Berg zeigt Gerölle, unter welchem zahlreiche Kieselschieferstücke, 
Hornstein, wie beim östlichen Abhange der Grödiska Gora auftreten. 

Zwischen beiden Erhebungen ist eine Sandsteinzunge M stehen geblie- 

ben, deren Schichten unter 450 gegen Süden einfallen, gebildet durch Aus- 

 waschung der sandigen und thonigen Schiefer in den Längenthälern. Im 
Norden und Westen schliesst sich die Zunge an den Rücken der Einsatte- 
lung an und ist mit einer Schicht Humus, mergeligem Thon, buntem Letten, 
Asphalt und Erdölrückständen bedeckt. Die Südseite ist aufgedeckt und 
zeigt die Sandsteinablagerungen. 

Die Ausfüllungsmasse der Thäler bildet entsprechend der Entstehung : 
angeschwemmter Sand, Gerölle, Sandsteinblöcke , — sandiger und thoniger 
Schieferletten, seltener Schwefelkies sehr häufig aber linsenförmige Thon- 
eisensteine einschliessend, — geschichteter Schiefer, welcher schon seltener 
thonige Sphärosiderite, dagegen 2—3 Zoll mächtige Thoneisenstein- 
schmitzen zeigt — hierauf der eocene Karpathen-Sandstein. 

In einer variablen Tiefe hört die Ausfüllungsmasse auf und es beginnt 
eine ursprünglichere, regelmässigere Schichtung des nunmehr vorherrschen- 
den Sandsteines feinkörniger Textur, während in den anderen Regionen der 
Sandstein grobkörnig ist, ja ein Conglomerat von Kieselstücken verbunden 
durch Sand. Dieser Sandstein ist häufig durchzogen von Kalkspathadern, 
oft vereinigt zu Drusen und namentlich in diesen Kalkspathdrusen, doch 
auch in allen Spalten und an fast allen Flächen lassen sich die Producte der 
trockenen Destillation von Kohlenwasserstofigasen erkennen, und zwar selten 
nur in unbedeutenden Mengen Erdwachs, -- häufig zähes, schwarzes Erdöl 
besonders aber Asphalt. 

Diese Destillationsproducte treten an vielen Stellen bis zu Tage. Be- 
sonders in dem nordwestlichsten Theile des ölführenden Terrains kannte 
man von Alters her die Asphaltlachen und verwendete das dickflüssige, zu 
Tage aussickernde Erdöl zuweilen als Schmiermittel für die Achsen der 
Räder. Beachtung schenkte man diesem Vorkommen erst, als das Erdöl 
Galiziens auch als Beleuchtungsmaterial gesucht wurde. Namentlich führten 
die bedeutenden, oberirdischen Spuren die Unternehmer auf den Gedanken, 
in der Nähe jenes Asphaltes Nachgrabungen nach Erdöl anzustellen. Obgleich 
nicht ganz ohne Erfolg, gewährten dennoch die um dieses Asphaltvorkommen 
im Westen, Norden und Süden angelegten Schächte, keine lohnende Aus- 
beute. Dagegen fand man in östlicher Richtung schon bei unbedeutenden 
Tiefen beträchtliche Mengen von Oel. Besonders lenkte die Kohlenwasser- 
stoffgas-Exhalation bei Iwoniez die Bergbau-Unternehmer auf die östliche 
Richtung, in welcher man bald einen Schacht nach dem andern in höchstens 
20—b0 Fuss Abstand unter einander anlegte. Es bewegte sich hier der Betrieb 
auf einem nur 100—200 Fuss breiten und 2—3000 Fuss langen Terrain. 

Anfänglich erschloss man das Oel ohne jede Bohrung, später grub 
man je weiter von dem Asphaltvorkommen ostwärts, um so tiefer bis das 
ungemein starke Ausströmen der Gase und der harte grobkörnige Sandstein 
das Graben zu gefährlich und kostspielig machte. Je weiter man in öst- 
licher Richtung die Brunnenanlagen ausdehnte, um so stärker traten die 
Gase auf, um so mächtiger wurde der Sandstein und um so bedeutender die 
Tiefe, bei welcher eine grössere Oelmenge gefunden ward. Es ist jedoch keine 


[3] Die Erdölgruben in Böhrka bei Dukla in Mittelgalizien. 313 


stetige Progression, in welcher die Tiefen zunehmen, auch entzieht ein 
Brunnen nicht immer dem vorhergehenden westlichen das Erdöl, weil man 
sich eben wohl noch in unregelmässig gelagertem Terrain bewegte aber in 
in der Streichungsrichtung der Schichten. 

Oft jedoch trat die Erscheinung auf, dass Schacht a dem Schacht b 
einen wesentlichen Theil der Oelausbeute entzog, ja oft verlor sich sogar das 
constante tägliche Förderungsquantum in einem Brunnen, welchen man der 
grösseren Production halber noch vertiefen wollte. 

Schon während der Abteufungsarbeiten werden 10 auch bis 40 garey 
Oel täglich gewonnen; — oft vermehrt, oft vermindert sich, ja verschwindet 
dieses Ausbringen. Sobald man durch Bohrung ein plötzliches Hervor- 
brechen einer grösseren Oelmenge zuweilen bis zu 2000 garey auf einmal 
erreichte, pflegte man die Bohrung einzustellen, das Förderungsquantum 
sank jedoch die nächstfolgenden Tage nach dem ersten Hervorströmen des 
Erdöles bis auf 1000, bis auf 500 garcy und erhielt sich alsdann 
Monate, oder Jahre lang auf 300-200 oder sank sogar bis 10 garey. 
So beziffert sich das Ausbringen von Erdöl aus sämmtlichen Brunnen 
in Böbrka in einem Zeitraume von ungefähr sechs Jahren 1861 bis 1868 
auf annäherungsweise 31/, Millionen garey, mithin (16 garcy gleich 
1 Zolleentner) auf 200,000 Zollcentner rohes Erdöl. Der Werth dieser Ge- 
sammtproduetion repräsentirt 1'/, Million Gulden, während durch Destil- 
lation der Rohproduete ein weiterer Betrag von 50°/,, also von hei- 
läufig 700,000 fi. erzielt worden sein dürfte, da der Preis des Raffinats 
sowie demgemäss auch derjenige des Rohöles ein viel höherer früher als 
gegenwärtig ist. Ein Centner Rohöl kostete in hiesiger Gegend in den Jah - 
ren 1866/8 im Durchschnitte 51/, fl., der Preis erster Sorte raffinirten 
Bergöls per Centner im Durchschnitte 12 fi. 

Bei Anlage neuer Brunnen fand man immer neue Quantitäten, bis man 
später die Schächte, welche fast keinen Oelzufluss mehr ergaben, wieder 
ausschlämmen und um weniges vertiefen liess. Die ersten Brunnen durchsenk- 
ten 6—10 Fuss Humus, Mergelthon und Asphalt-haltige Schichten von Sand 
oder Lehm; 10—60 Fuss bunten, bituminösen Schieferletten oder auch Schie- 
ferthon. Die späteren, respective tieferen Brunnen wurden gegraben nach 
Durchsenkung der obersten, sich in westlicher Richtung gleichbleibenden Ab- 
lagerung 60—120 Fuss und zwar theils bituminösen bunten Schieferletten, 
Thon- und Sandschiefern als vorherrschendem, theils in Sandsteinschichten 
als untergeordnetem Bestandtheil; 120-240 Fuss wurden endlich tbeils 
gebohrt, theils gegraben und gebohrt. Die Bohrung stets im vorwiegenden 
Karpathen-Sandstein. 

Es gelingt mir vielleicht später eine genaue Zusammenstellung der 
Mächtigkeiten von durchteuften Schichten in mehreren Brunnen zu geben; 
gegenwärtig kann ich mich nur auf die Thatsachen beschränken, welche ich 
bei meinem Besuche vorfand. Genaue Aufzeichnungen von früheren Arbeiten 
unterliess man, weil man eben grosse Mengen Erdöles gefunden, anderer- 
seitsaber in unmittelbarer Nähe ölführender Schächte erfolglos gegraben hatte. 
Man hielt a priori jedwede Combination für unfruchtbar, bezeichnete stets 
das Graben nach Erdöl als Lottospiel, jedes Bestreben nach einer rationellen 
Basis des Betriebes für überflüssig — um so mehr, als die sich beim Werke 
beschäftigenden Bergbeflissenen den allgemeinen Grundsatz aufgestellt hat- 
ten: trifft man auf annähernd horizontale Schichten, so erhält man beträcht- 
liche Oelmengen, bei steil aufgerichteten Schichten dagegen und wenn man 

41* 


314 J. Noth, Die Erdölgruben in Böhrka bei Dukla in Mittelgalizien. [4] 


von der östlichen Terrainrichtung, im welcher die ölführenden Schächte ge- 
legen sind, abweicht, hat man keine Aussicht auf Erfolg. In der That, 
erschienen diese Betrachtungen als gegründet; die in nördlicher und süd- 
licher Richtung von dem Hauptstreichen der die aufgeschlossene Oelaus- 
beute gebenden Linie, (die ich der Kürze wegen Hauptzug nenne) 
angesetzten Brunnen zeigten steil fallende Schichten meist thoniger 
Schiefer, häufig eisenschüssigen Salzthon, 4—3 Zoll mächtige Thoneisen- 
stein-Schmitze, bedeutende Oelgase, wesentliche Oelspuren, aber keine 
grössere Quantität Erdöl, wohl aber so wesentliche Mengen Wassers, 
dass man eben bei der primitiven Art und Weise des Oelbergbaues und 
den im Anfange beschränkten Mitteln der Bergbau-Unternehmer jene 
Anhaltspunkte und diese Hindernisse für zureichend erachtete, um ein 
weiteres Vordringen einzustellen. Traf man nicht auf das fürchterlichste 
Schreckniss aller Erdölgräber — das Wasser — so setzte man den 
Versuch an einigen Punkten fort, bis das Bohrloch, ohne Nachnahme- 
bohrer betrieben, zu stark verengt, ein weiteres Arbeiten verhinderte. So ist 
zum Beispiel ein Schacht 180 Fuss im thonigen Schieferletten gegraben, 
bei dem man nur sehr schwache Sandstein-Schichten mit steilem Fallend 
unter 620 gegen Süd durchsenkte. Schliesslich wurden die Gase zu 
stark, konnten nicht durch Anwendung zweier Ventilatoren bewäl- 
tigt werden, daher man mit 12 Zoll Bohrloch zu bohren begann. Nach 
40 Ellen Bohrung im weichen Schiefer und wiederholter Verröhrung hatte 
man zwar noch kein Oel erschlossen — aber die Technik langte nicht mehr 
aus für einen Weiterbetrieb — man stellte ein, da man ja bequemer in dem 
40 Fuss südlich gelegenen, zur östlichen Reihe gehörigen Schächte mehrere 
Hundert garey bei der Tiefe von ungefähr 180 Fuss aufgefunden hatte. Die- 
ser letztere Schacht wurde 174 Fuss gegraben, 14 Fuss abgebohrt. Bei Be- 
fahrung mehrerer Brunnen, welche nach ihrer Vollendung bedeutende Oel- 
quantitäten lieferten, beobachtete ich selbst die annähernd horizontale Ver- 
flächung (5—9° gegen Süd) der Schichten und wurde dadurch auf. die 
vielleicht irrthümliche Ansicht einer ölführenden Schicht oder eines in grös- 
sere Länge sich forterstreckenden Systems von Spalten geleitet, bevor 
ich nach Durchbrechung der Eingangs erwähnten Ausfüllungsmasse die ur- 
sprünglich tiefere und regelmässigere Schichtung antraf, deren durchschnitt- 
liches Einfallen gegen Süden 45 — 60° beträgt; “doch beobachtete ich auch 
840 Neigung, weil die Schichten oftmals um einen Kern aufgerichtet 
sind und erst in grösserer Entfernung von demselben und in grösserer Tiefe 
sich allmähliger verflächen, wie die beistehende Figur zeigt. 


GN) hall ARNSSEHT WER 


on) 


In den wechsellagernden Sandstein- und Schieferschichten ist der 
Sandstein in den oberen Regionen meist glimmerreich, in der Tiefe glimmer- 
arm, oft fehlt dieser Gemengtheil ganz. Der Kern A besteht aus schalig- 
concentrischem Sandstein. Oft zeigen auch einzelne Schichten (.D) welche nicht 
den Kern bilden, diese concentrisch-schalige Structur, und zwar sowohl die 
des glimmerreichen Sandsteines als die des sandigen Schieferthones. 


XI. Arbeiten in dem ehemischen Laboratorium der k. k. 
geologischen Reichsanstalt. 


Von Karl Ritter v. Hauer, 


k. k. Bergrath, 


(Ueberreicht am 1. Juni 1868.) 


Nr. I. Eisenstein von Kaden in Mähren. Zur Untersuchung 
eingesendet von der dortigen Eisenwerks- Verwaltung. 


1. Brauneisenstein. 


a) von Lazanky, b) von Bribislawitz, ce) von Weselko, d) von 


Poritsch. 
Gehalt in 100 Theilen: 
a. 

Krsslerdendasdsal) en: 67 
Thonerde . .erine.e 10 
Buy I... 0. 792 
IKenlensa Kalk... MR — 

Bar Magnesia ...0.:. .% Spur 
WERSSEr Ar. : HB: ee 134 


b. % d. 

36:5 72 63:3 
0.3 1'3 — 

541 795 315 

Spur = Y Manganoxydul. 
9:9 12:0 — 


Summe. . 1008 999 1000 103 


2. Angeblich Thoneisen- 
steine) von Bresitz. 


Gehalt in 100 Theilen: e. 
Erde le ae Kamen ein. 524 
ER L. doymaieiha kenne tat ehe 39-8 
Manganoxydul xl rranash. ra 
Kalk A RHRN 2°: um 
ERBE: 2° SE deijferhiascen nun age 0:8 
Wasspn.ar ln drei REISER 6:6 

Summe. . 996 


4. Grünstein mit Horn- 
blende-Verwitterung. g) Von 


Javory. 

Gehalt in 100 Theilen: g. 
Eselerdella:0t 1.0.6 = DEU 42:3 
ie mit nme 44 
VE ER ee aa 46:0 
NUR EVG | N ARNSDUT 
WAREN .:ER NEU. EICH, EN 


3. Bohneneisenstein f) 
von Jasinow. 


Gehalt in 100 Theilen: ir 
Kıeselerde u BE nn = 15°7 
EA en N 70:8 
Kalsrantlepnite seh) -mupeyle De Spur 
IVIISSCHÄMAMEIE RE. en a. 2 de on au 132 


Summe. . 


5. Magnet-Eisensteine. 


h) Von Telletzi, i) von 
Rokitna. 

Gehalt in 100 Theilen. h. 1. 
Kieselerdenaltal 10. MET. 295 554 
Dhomerda,a.usn.. ok \ahtaup Spur Spur 
Eisenoxyd-oxydul. . .. . 694 42:0 
Kalk SH UU I9MBAE, MA 04 13 
Magnesiätd.ı 07 SRSSKIER 05 10 

Summe. „. 998 997 


316 Karl Ritter v. Hauer. [?] 


6. Kalkstein von Kuklik als Zuschlag verwendet. 
Gehalt in 100 Theilen:: 


In, Saurenjunlöslich: Lye ae ., 1000 a en 07 
Lesliehe 'Thonerde,..” > ng. . 1. on en. 15 
EiSemonyd..t 000. See > 0) ee Spur 
Kohlens Kalles 1. Aug ARE 624 
SE Mas en. ehe .:3%48 
Summe . 99.4 
Der Gehalt an Eisenmetall beträgt in 100 Theilen der Roherze: 
a. 554 d. 22:0 g. 32:2 
b, 378 e. 27.8 h. 502 
c. 556 2 fi. 4478 i. 304 


Zur Verschmelzung wurden diese Erze geröstet und in folgendem Ver- 
hältnisse gattirt, welches sich auf die Menge des Ausbringens basirt : 


Von a. 6 Theile, oder 6'82 in 100 Theilen. 
” b. 20 » » 2272 „ > ” 


» € 6 » ” 6:82 „ ” » 
ER RENK ERS RE “ 
IR 1 ER 1 " 
EEE AR LR, EL. E R 
daR „. 14968 „u; x 
Pe el ua, Ä 
a er 2 nn » 
883 Theile 99:6 


Erz und 12 Theile Kalk. 


Nimmt man an, dass die gerösteten Erze im Durchschnitt wie- 
der etwa 4 Procent Wasser anziehen, so ist die Zusammensetzung der Erze 
in diesem Gattirungsverhältnisse die folgende: 


2. b. c. d. e. 5 g. h. i. Summe 
Eisenoxyd . . 596 12:98 591 136 653 1070 649 920 0:94 6070 
Kieselerde . . 050 875 053 277 860 226 596 378 1720 3436 
Thonerde. .. 006 007 009 — = -— 0:62 _ — 0:84 
Magsnesia. .. — — _ —- 03 — — 0:06 002 021 
Kalkerde ... — — _— _ —_ — 0:02 0:01 0:03 
Manganoxydul. — _ — 041 — — _ _—.— 0:21 
Wasser. .. . 027 09 027 018 063 054 054 054 0:09 3:98 
Summe. .... 683 2372 680 454 1593 1362 1362 1362 2:26 99-70 


Die Menge des metallischen Eisens in diesem Erzgemenge beträgt 
14:65 Procent. 


Es verhält sich ferner der Sauerstoff der vorhandenen Kieselsäure zu 
jenem der erdigen Basen wie 1785 : 0:52. 

Da für einen Holzkohlenofen erfordert wird, dass die Schlacke ein 
Bisilikat sei, wonach der Sauerstoff der Basen die Hälfte von jenem der 
Kieselsäure betragen soll, so fehlt noch in der ursprünglichen Zusammen- 
setzung der Erze ein Quantum der Basen, welches 8°4 entspricht, und dies 
wäre in Form von kohlensaurem Kalk ausgedrückt —= 53°2 Procent. 

100 Theile der gerösteten Erze in der angegebenen Gattirung bedür- 
fen demnach in runder Summe einen Zuschlag von 50 Theilen Kalk, um 
eine Bisilikatschlacke bei der Verschmelzung zu geben und es würde das 
Verhältniss des Eisens zu dem der Schlacke nahe 1: 1'4 betragen. 


[3] Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. Reichsanstalt. 317 


Nr. 1L, Mineralwasser von Gross-Ullersdorfin Mähren. 
Zur Untersuchung eingesendet von dem Bade-Arzte Herrn Dr. K. Maenner. 

Es entspringen daselbst mehrere Thermen, welche in zwei Bassins für 
Badezwecke gesammelt werden, aus denen das zur Untersuchung eingesen- 
dete Wasser stammt. 


a) Physikalische Eigenschaften. 


Das in wohlversiegelten und verkorkten Flaschen übersendete 
Wasser hatte keinen irgend prononeirten Geruch oder Geschmak. Das 
letztere ist leicht erklärlich wegen der sehr geringen Menge fixer Sub- - 
stanzen, welche dasselbe überhaupt aufgelöst enthält, und zudem befindet 
sich daruntur keine, welche schon in geringer Menge demselben einen cha- 
rakterisirenden Geschmack verleihen könnte. Was den Geruch anbelangt, 
so soll sich ein solcher an den Quellen nach Hydrothion bemerkbar machen 
und wirklich schied sich auch aus den nach der Füllung mit einer Lösung 
von arseniger Säure in Salzsäure versetzten Wassermengen etwas Schwefel- 
arsen ab. Die Menge desselben war aber eine sehr geringe. An freier 
Kohlensäure enthält das Wasser nur eine höchst geringe Quantität. 

Beim Stehen setzt es keinerlei Sedimente ab, ebenso bildet sich beim 
Kochen desselben unter Ersatz des verdampften Wassers durch destillirtes 
Wasser kein Niederschlag, es enthält daher keine an Kohlensäure gebun- 
denen Erden. 

Das speeifische Gewicht ergab sich = i'00024. 

In sämmtlichen übersendeten Flaschen zeigten sich suspendirte bräun- 
liche Flocken, die sich als aus organischer Substanz bestehend, ergaben. Die 
Reaction des Wassers auf geröthetes Lackmuspapier ist schwach aber doch 
deutlich alkalisch. Es rühst vom Gehalte an kohlensaurem Natron her. 


b) Quantitative Analyse. 


In einem Pfunde = 7680 Gran Wasser beträgt der gesammte fixe 
Rückstand 1'966 Gran. 

Dieses Gemenge fixer Bestandtheile besteht aus Kieselerde, Kalk- 
und Natronsalzen. Spurweise finden sich darin ferner Eisen, Magnesia und 
als zweifelhafte Spur Jod. 

Das quantitative Verhältniss der in bestimmbarer Menge vorhandenen 
Bestandtheile ist in einem Pfund Wasser das folgende: 


Schwefelsaurer Kalk. .. . 2. 21.2.8 0123 Gran, 
Schwefelsaures Natron. . . . 2 2 2.20% 0'268 „ 
UN]OERAbTIUInG = en ch 0343 5 
Köhlensaures Natron '... 21.9... 0'989 , 
Kaeselende.).iub lo. WON ne ae 0.188 „ 
Organische ‚Substanz u, “1,0% MH sans 0:024 „ 


Die Menge des Schwefelwasserstoffes aus dem erhaltenen Nieder- 
schlage von Schwefelarsen berechnet, beträgt 1'8 Cubikzoll in 1 Pfund 
Wasser. 

Die Menge der freien Kohlensäure betrug 2.6 Cubikzoll in der glei- 
chen Menge Wasser: 

Ob die Quelle im ursprünglichen Zustand als eine Schwefeltherme 
aufzufassen ist, oder ob Hydrothiongas sich darin secundär bildet, erscheint 


318 Karl Ritter v. Hauer. [4] 


fraglich. Die Möglichkeit für letzteres ist insoferne vorhanden, als die Ge- 
genwart von Gyps und organischen Substanzen durch die Analyse constatirt 
ist, welche letztere reducirend auf das Sulphat von Kalk wirkend, die Ent- 
wickelung von Schwefelwasserstoff bewirken könnte. 

Ebenso fraglich ist es aber auch, ob die im Wasser gefundenen orga- 
nischen Substanzen von den Quellen wirklich zu Tage gefördert oder von 
dem Wasser erst an der Oberfläche bei Berührung mit den Materialien der 
Fassung, durch hineingelangten Staub etc. aufgenommen werden, Ist dies 
letztere der Fall, und ist die Bildung von Schwefelwasserstoff wirklich eine 
secundäre, so könnte dies durch eine sorgsame Reinerhaltung des Wassers 
vermieden werden. 

Was den Gehalt an Jod betrifft, so war die Reaction, welche bei 
Prüfung des fixen Rückstandes der von 26 Liter Wasser herrührte, eine 
zweifelhafte, danach ist jedenfalls nur eine sehr geringe Spur einer Jodver- 
bindung im Wasser enthalten. 

Seiner Constitution nach gehört allen diesen Beobachtungen zufolge 
das Wasser dieser Quellen der Classe der indifferenten Thermen an, und 
gleicht im Betreff der ganz ausserordentlich geringen Menge fixer Stoffe 
dem Mineralwasser von Gastein. 

Die hier angeführten Daten beziehen sich auf das Wasser aus dem 
srösseren der beiden Bassins. Um zu prüfen, in wieferne das Wasser des 
kieinen Bassins in seiner Zusammensetzung damit correspondirt, wurden 
mit letzterem folgende Probeversuche ausgeführt : 


1 Pfund Wasser hinterliess nach dem Verdampfen einen fixen Rück- 
stand von 1'878 Gran. Die qualitative Untersuchung zeigte, dass er aus 
denselben Stoffen zusammengesetzt sei, wie das fixe Residum aus dem/Wasser 
des grossen Bassins. Die Menge des Schwefelwasserstoffes betrug kaum 
über 1 Cubikzoll in ein Pfund Wasser. 


Die Gesammtmenge der zur Bestimmung des Kohlensäuregehaltes be- 
wirkten Niederschlages von kohlensaurem Baryt ergab, dass noch etwas 
weniger freie Kohlensäure in diesem Wasser enthalten sein müsse, wie im 
vorhergehenden. 

Im Wesentlichen sind also die Quellen, welche zur Speisung des klei- 
nen Bassins dienen, identisch mit den übrigen. 


Nr. II. Bausteine aus den Brüchen in der Wüste beı 
Mannersdorfund von Hundsheim. Uebergeben von dem Pächter der 
Brüche, Herrn Franz Reder. 


Das specifische Gewicht des Hundsheimer Steines ergab sich = 266, 
jenes des Mannersdorfer Steines = 2'67, wonach ein Cubikfuss von ersterem 
1491/, Pfund, von letzterem 150 Pfund wiegt. Beide Gesteinsgattungen 
sind dicht, hart, und als entschieden gutes Baumateriale zu gebrauchen. 
Beim Auflösen in Säuren verbleibt nur ein sehr geringer Rückstand. Da das 
specifische Gewicht der dichten Marmorarten 2:6—2'8 beträgt, so dürften 
die in Rede stehenden Gesteine, was ihre Porosität anbelangt, nur sehr we- 
pig Wasser aufsaugen. Eine detaillirte Untersuchung des Mannersdorfer 
Kalksteines wurde übrigens schon früher in dem Jahrbuche 1865, Verhand- 
lungen Seite 119 angeführt. 


[5] "Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. Reichsanstalt. 


319 


Nr. IV. Hydraulischer Mergel von Kufstein. Eingesendet 
von den Herren Fabrikanten Kraft und Egger. 


a) Ungebrannter, b) gebrannter 
Gehalt in 100 Theilen: 2. 
KaeselerdeH . re: Sid error 18:2 
Knonerders ee 70 
Eisenoxyd- . 1:3 
Kohlens, Kalk . 72-4 
I SRIAPNESIAB u a. 0:2 
Alkali 0:5 
99-6 


Mergel. 


59: 8 (Aetzkalk.) 
0:3 
07 
Spur (Kohlensäure) 
99-8 


V. Liaskohle von Waidhofen ander Ybbs. a 


von Bi, Gottlieb Fabian. 


Asche in 100 Theilen 
Wasser in 100 Theilen . 

Redueirte Gewichtstheile Blei . 
Wärme-Einheiten 


. . . . 


sul, ta ee 


Aequiv. einer Klafter weichen Holzes sind Centner 


92 


Nr. VI. Eisenerze des Kronstädter Bergbaues. Eingesen- 


det von dem Verwaltungsrathe. Analysirt von Herrn Egmont 


Glasel, Vo- 


lontär im Laboratorium der k. k. geol. Reichsanstalt. 


Sämmtliche Proben stammen aus dem Teleker Eisensteinvorkommen. 


Nr. 1. von der 1. Klafter des Bauholzer Stollen. 
” 2. ” ” 3. n ” ” ” 
” 3. ” ” 10. ” ” b,] » 
” 4. ” $) 15. ” ” ” ” 
rd 3. ” n 20. ” n EL ” 
” 6. » 2] 25. ” ”„ ” ” 
” 7. ” br] 30. ” ” r;) ” 
” 8. ” ” 35. „” ” ” ” 
EI 9. „ 40, ” 
„ 10. Aus dem Glückauf- Feldmaass am Tage, neben Bauholzer Stollen. 
N angrenzend dem ärarischen Grubenfelde. 
REDEN Bauholzer Feldmaass übertags neben dem Fahrweg. 
” 13. ” 2) ” Feld ” $2) ” Kreuz. 
u ee n R hinter „ ” 
A, 5 5 Grubenfeld „ im Garten. 
le „ Irene-Feldmass 5 höherer Horizont. 
Er » Grubenfeld 5 vom tieferen Horizont. 
„18 „ „ Carolina-Feldmass 5 etwas unter der Kuppe. 
ih 2. er 4. 5. 6. % 8. 9. 
Bierslerde . . ... 1830 21:30 1530 28:50 12:10 13:10 14:06 12-36 23:39 
Thonerde . #90 1:30 Spur 0:30 080 Spur 254 369 411 
Eisenoxyd u. Osydul . 63:50 5874 73:84 30:74 49:12 42:67 41:50 56:06 13:52 
Manganoxydul 042 Spur 256 186 052 1:03 0:98 438 2:10 
Kalkerde . 430 780 220 820 930 900 1345 465 21:04 
Magnesia. . ..... Spur Spur 070 720 690 870 645 223 10:97 
Glühverlust, Kohlen- 
säure, Wasser 9:30 1260 640 20.90 22:00 25:10.20:33 17:36 24:04 
Summe . . 10022 100.74 10100 99:70 10974 99:60 99-81 10083 99-17 


Metallisches Eisen 44-45 


41-12 51:69 21:52 3329 29:86 29.05 
42 


3924 947 


320 Arbeiten in dem chemischen Laboratorium 
10. 11. 12. 13. 

Kieselerde . .. 1689 910 444 32:43 
Thonerde 293 08 114 0:66 
Eisenoxyd u. Eisen- 

oxydul 6414 5620 83:47 5532 
Manganoxydul 418 251 504 1728 
Kalkerde . 316 261 08 115 
Magnesia. .. . 159 658 Spur 0:68 
Glühverlust, Koh- 

lensäure, Wasser 756 2274 608 928 


Summe . 


der k.k. geol 
14. 15. 
20:45 17:69 
114 117 
63:62 64:07 
395 442 
Spur 2:32 
Spur 1:02 
954 1050 


. Reichsanstalt. [6] 
16. 17. 18. 
215 1461 2671 
3835 372 Spur 

6373 31:91 5843 
299 . 259 328 
170 1701 1:62 
090 610 162 

2570 24831 901 


. 10045 100:59 101:00 10080 100:70 10119 101:10 10075 100°67 


MetallischesEisen 4490 3934 5843 3873 4453 A485 4461 22-34 40-90 


Die hohen Glühverluste ergeben sich zum Theil auf Rechnung von 
Kohlensäure, da den Erzen (Brauneisensteinen) noch hie und da Spatheisen- 


stein beigemengt ist. 


Von Phosphor und Schwefel wurde in den Erzen nichts entdeckt. 


Taf. Vl. 


ss u.Mojsisovies: Osterhorn. 


Sue 


Hendelgraben 


Jahrbuch, der k. k. ‚geal . Reiehsanstalt 1868. ba.AUI. 


170° 


160" 


150 


ee See en 


nn Se er 


--r 


Dunkelknotiger Kalk m. Myt. minutus. 


Fest grauweisser Kalk. 


Dünnplattig harter fichtgrauer Kalk. 


Schiefer, Kalk-Knoten and kirotiger Kalk, Muschelreste, 


Schwarzer Schiefer. 
Schiefer und knotiger Kalk, Myt. minutus, 


Lichtgrauer Kalk. 


R S | | Lichtgrauer Kalk. 
a ee 7 Schwarzer Kalk, Megulodus h. 
u Schwarzer Schiefer. 
7 Ss up Grauer Kalkstein, wulstige Ablosungen. 
B3 Z = Schiefer, 


Lichtgrauer, etwas breccienartiger Kalk. 


Lichtgrauer, massiger, etwas breccienartiger Kalk. 
Schiefer. 
N 


Lichtgrauer harter Kalk. 
Schiefer, 2 E 


Harter lichtgrauer Kalk. m 


< Lebermorgel. 
Schiefer yryilus minutuschh. E 


ee er 
E Schwarzer knotiger Kalk. 
SE 


=, Lichtgrau. 
Schwarzer Kalk h 
Dunkler Kalk mit weissen Adern, dünnplattig. br 


=] E 


m 


as N 
Me N 
35. ne ; 
En u) Schwarzer Kalk, pn 
{ Su: F 
ee 
I = Schwarzer Kalk. e 
ne 4 
EZ =, Schwarzer Kalk. L] 
32 »; Megalodus, Myt. minutus. 7 
3. == Card. austriscum, grauer Kalk. y: 
€ Kleine Bivalven. ‚f 
E72 Grauer Kalk. 3 
= 
_ I 
Sen, x 
#3. a j 
j j 
FE u” —— Wechsel von Schiefer und schwarzem Kalk, * 
g | Fe ein — d x 
we = E Schwarzgrauer Kalk. ö 
“6: Harter dunkler Kalk. 9% 
Knotiger Kalk. Per 
#3. Dunkler knotiger Kalkstein, Pinna, Mytılıs = 
„2. — 
+7 \  Bichtgrau. re 
90: 2? Schwarzgrau. 
39- Anomiw alpina, Lumachelle, Taeniodon, 
38. _) Schwarzgrau,, Spuren v. Bivalven. 
DSF, 
32 7 = 
%: Seren Bivalven. 
e 6 
33. Lichtgran, 
Gebämdert. 


Ebene Flächen. 


350" 


0530' 


0520' 


0510 


°300' 


°480' 


o4r0' 


460’ 


450 


440" 


430' 


#10‘ 


410" 


2320 


380‘ 


370" 


„9 „LSK"WARTAASENZUL Sorte 


EO-(1T:) 17 eu = Sr Zn HI 


mumememmoonoogmdaid gelo] 'S910n g oyasıyyudıny : 


‚gegzumgeraa 


Dünngesch. blaugraner Kalk. ; 
Avic, contorta, EL End 


EN 


-/) Dunkler Kalk, Avic. contorta, T. gregaria, Nulliporen-ähnl, Bildungen. 
Kalkstein. 


N 6 Dun me 5 


a Ws Neue 


Knoten von Lebermergel in Schiefer. 


ei 


Schwarzer Schiefer. 


wa. Schiefer ıc. Lebermergal. 


„ Lebermergel, 


Lebermergel. I 


Lebermergel. 


99. 


Lumachelle, Tereb. gregaria. 


Lebermergel 
Taeniodon, Ay. contorta, Myt. minutus. 


Sehr wenig Lithodendren. 
Sehr menig Lithodendron. 


ı ‘ Blaugrauer Lithodendron-Kalk. 


Kalk ohne Vorsteinerungen. 


Kr K Blauschwarzer Lithodendron-Kalk. 


Gerv. inflata. 
Chemnitzia, Card. austrinc., Myt, minutus, Anomia alpina, 


9%. Bervillia inate, Lomachelle, Av. contorta, Cidaris Falgeri, 

= Gervillia influta b. . 
'Thoniger Schiefer, Ellipsoide von Lebermergel. ur. 
Knotiger Kalk, Avic. contorta, Pect. acuteauritus, 

Ay. contorta, Card. austriacum, wurmförmige Wülste. 
Liohter thoniger Schiefer 


93. N Kleine Bivalven. 


| Mogalodus h. 


92. N Lichtgrauer Kalk. 


Myt. minutus, 


DS DE % 
ein = Lichtgrauer Kalk. = RE 
5 Gerne Schwarzer Kalk. . 3 
Terebr. greguria. 3 


Schwarzer Kulk. 


| Selten vereinzelte Klappen von A’ 


Kalk und Schiefer. 


Avic. comtorta hh,, ( 


Kalk ohne Zwischenmittel, 


He ==. gregaria hh., Plicat 
= N Erstes Erscheinen v. 


I f Grauer Kalk ohne 


KıdK 


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840 3 
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*30° ! 


36Enzesfelder Schichten, 725. = 
Ze Fe 
1’ 6" Lager d. A. angulatus, /24 


zur Lager d. A. planorbis. /23. 


v 


2810" 


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2,08 uswumsnz 
=-- 2-2 --2--2- 22.22 - 2 ---- -- 28 -- -ogggonepd y agan eg 7 77 7 7 7-7 --- - -- 


»780' 


»730' 


2740" 


—, Dunkelgrau, Card. anstriacum, Plicat infuastriats, Tereh. kreguria 


730" 


“110 


700" 


090" 


Ban ae 


"Kendelbache, 


SG | 
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= Dünngesch. blaugraner Kalk. — 

Avic. contorta. > 


j an : 

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Zn 
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| F ae SE 

RN SI 7) Dunkler Kalk, Avit. contorta, T. gregaria, Nulliporen-ähnl. Bildungen. e 


Kalkstein. 
Knoten von Lebermergel in Schiefer. 


Schwarzer Schiefer. 


wa. Schiefer ıc. Lehermergel. 


201. Lebermergel, 


Lebermergel. 


Lebermergel. 


Lumachelle, Tereb. gregaria. 
a gemeen 22722 


'Taeniodon, Av. contorta, Myt. minutus. 
\ 
N | 
== Sehr wenig Lithodendren. 


8. = 
= - 7} Sehr wenig Lithodendron. 
5 | Blaugrauer Lithodendron-Kalk. ; 
5 = 
e 96. Kalk ohne Versteinerungen. 
E 98. = \) Blauschwarzer Lithodendron-Kalk. 
EN 5 . 
2 Gerv. inflata. 2 
‘, Chemnitzia, Card. austriac., Myt. minutus, Anomia alpina, 
j 3 
= 9%. Gervillia infate, Lnmachelle, Ay. contorta, Cidaris Falgeri. 
= Gervillia inflate h. E 
ö 'Thoniger Schiefer, Ellipsoide von Lebermergel. ® 
Knotiger Kalk, Avio. contorta, Pect. acuteauritus. 
- Av. contorta, Card. austriacum, murmförmigp Wälste, 
R Ne RTemenvalrens Lichter thoniger Schiefer 2 r 
93. SL, Dunkelgrau, Card. austriacum, Plicat intusstriate, Tereb. Kregurin 
> = © Megalodus h. 
92. h N | Lichtgrauer Kalk. 


a) 


. 
T. gregaria, Plic. intusstriata. y 
e = Hauptlager d. T. gregaria hlı., Gervil. inflata, Plic. intuss! ıata, 
Myt. minutus. Aviculs, Cidaris Kalyeri. 
390 FRE T. gregaria. 5 
— = Lichtgrauer Kalk. F 4 3 
# = = 1 rin Schwarzer Kalk. a 


%-  Terebr. gregaria, 


Schwarzer Kulk. 


} Selten vereinzelte Klappen von Avicnli 


Kalk und Schiefer, 


r 


; Pr ——— Knotiger Kalk mit thonigen Zwischen: 
> Taeniodon |. N 
ST A en rio, contorta, Peot. acateau 


NEE TEE 758 
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‚. Erschein. d. Pocten acuteauritus- 


370’ E 
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1 
1 
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I 
© ı 
I 
' 
1 
\} 
0850' ' 


‚Rother dünnplattiger Kalk mit knotigen Flächen. 


> 
2 (Adnether Schichten.) 
e 3 127. Orthoceras, Ammoniten. z 
E 
3 
Bi 
RES 
0840 = 
u 
“= 
= 
Ei 
Ü) v® 
u 
Be Donkelrother Adnether Marmor mit wenig Schichtentheilungen. 
\ 
fi 


? Leborbrauner Kalk. 
Wachsgelber Kalk mit Hornstein. 
Grauer knotiger Kalk. Lager des A. angulatus h., A. longipontinns. 
A. haqueus, A. conf, Kridion, Orthoceras, Nautil., T. punctata, Chemn‘ 
Zinkeni, Lima giganten. 


= 
3'6'Enzesfelder Schichten. Ft 
o re —— = 
= 


1° 6“Lager d. A. angnlatus. RS 


er Lager d. A. planorbis. 723. Grauer Kalk ohne Versteinerungen. 
. 


Im Zwischenmittel Fucoiden, Ganoid-Schupp. Bamk der Ostr. arietis. 
Im Kalk Lima gigantea, Spiriferina Walcotti h., T. punotata, T. perforata u. 8. W. 


Dunkelgrauer Kalk, Zwischenmittel von Mergelschiefer mit Fucoiden u. Ganoid-Schuppen. 


I 
1 
) 
l 
l 
I 
e810' I Wechsel von Mergelschiefer und Kalkbänken. 
! Fucöiden, Ganoid-Schuppen, T. punctats, Unic. cardioides, Pecten securis. 
1 
I 
5. | ‚Avic., Kosssenensis. 
I 
} 11. - Sandiger Mergelschiefer. 
: I Sn Kalk. $ ? 
00 ; 2 Mergelschiefer, kohlige Pfanzenspuren, Ganoid-Schüppen, Astarte. 
1 # ‚Psilonoti, Cucnllaea psilonoti, Arca. 
! 5 Kalk. 
o | 7 Mergelschiefer. 
ı Bituminöse Rinde, Fucoiden, Ganoid-Schuppen, Lima snccincta, Ostr. arietis. 
\ -Bituminöse Rinde mit Fucoiden, Gunoid-Schuppen,Plicatula, Avicula u. 8. w. 
790" 7 . 
E Fester dunkelgrauer Kalkstein. 
NS 
5 ES Hornsteinknollen über und unter der 58. Bank. 
B 
Et 
35 
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0770 | 
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\ 
| 29. Fester, dunkelgrauer Kalkstein. 
a ü 
n Die Mitte der Wand unzugänglich. 
1 
ı 
»160' ' 
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} 
B { 
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730! 1 
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° 740" 1 
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130 ! Fester lichtgrauer Kaikstein. 
ı 
I 
3 ı “ Schiefer und Lebermergel. 
| 
I Grauschwarzer Kalk, Peoten acuteauritus, Piuna. 
120" 
[ 
5 Lebermergel und Schiefer. 
{>} 
o e & 
8° 
a. 
x u Lichtgrauer Kalk mit Schiefermitteln. 
= es 13. Avio. Escheri, Aylo: Koensenensis, T. pyriformis, Wuldh. 
< 
B = Norica, Rhynchonella, Pinna. 
En 
H = ® Kalkplatten und Schiefer, 
< 
= = Rhynch. fissicostate. 
are & 2 
: 5 Kalkstein, Avic. Escheri. 
700 = Schwarzer Schiefer. 
1 Kalkstein. 
| a 
Ri | Schwarzer Schiefer. 
ER 
m Hauptlager d. Choristoceras Marshi. 
' 
ü 
0.690 \ Lebermergel. 
ü 
> Schwarzer Schiefer. 
> ı 
ı 
ı 
ü 
n ı 
680 UL 00 


Aricula Koessenensis, Taeniodon, Schwefelkies-Kügelchen. 
Erstes Auftreten r. Choristoc. Marshi. 


se = v Bl 
+ = r \ve- augrauer Lithodendron-Kalk. 
E$ R \ 2 : 
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iE E En Kalk ohne Vorsteinerungen,. ® 
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2 5 = -- Gerv. inflata. e 
= SR Chemnitzia, Card. austrinc., Myt. minutus, Anoı 
, RN 5 Dr 
H 2 v 9. N Gervillia inflata. Lonmachelle, Av. contorta, 
N e x u Gervillia inflatu Bi, v 
r " 3 I 'Thoniger Schiefer, Ellipsoide von ron 
1 = n 5 Knotiger Kalk, Avic. contorta, Pr 
TH! 4 d Ay. contorta, Card, austriacnm, wur 
N = se BE Kleine Bivalven. Lichter thoniger | R E nr 
. ; ==, Dunkelgrau, Card. a 
\ . 2 Megalodus h. \ 
| 4 9 Lichtgrauer Kalk. D 
j : P 3 5 730 
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n - > ar „ ? Versteinerungen nicht genau bekannt > 
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Schwarzgrau. u {} 
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X Anomiu alpinn, Lumschelle, Taeniodo x } . 120" 
Schwarzgrau,, Spuren. v, Bivalven. 1 
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1 Myt. minutus. 2 I: a L : 
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N Terebr. gregaria, E 
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3” Gebämdert 2 E 
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1 27. ' 
I ’ Avic. comtorta hh., Ger. °690' 
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! 1 Kalk ohne Zwischenmittel. 
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\ BE N D etaenitilun) Avic. contorta, Pect. 
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1 Mi ze > 
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\ —S, Kloina Bivalven in Menge, ei 
\ > =] Spuren: von Lithodendron. 5 
1 Spuren kleiner Bixulven, = 3 »660 
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fi Megalodus, Br x Myt. minutus, Avic. conto: 8 n 
! s. 2 E) Taeniodon. 2. 
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N . Schwarzgran. Bar E w 'Thoniger Schiefer, Lima? 5 = = > 
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' ”, 2 = ‚Ay. contorta. 0590. 
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' 2. er c = - —— + Knotige Kalkplatten, Myt Dr 
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’ Jahrbıroh, der k. k.geolog.Reichsanstalt /868 BandXM. Be, it E> ER Nor aha EST 


© - a En > Die Mitte der Wand unzugänglich. 
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Sehr wenig Lithodendron.” PRO 
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9. Sa N Blaugrauer Lithodendron-Kalk. — h 5 
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Gerv. infata. ı 
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Gerviltia infagn, Lumaökelle, Av. contra, Ci \ 
Gervillia inflate hi, 0740" I 
'Thoniger Schiefer, Ellipsoide von Leberm: r T 
Knotiger Kalk, Avic. contorta, Pect. \ 
Av. contorta, Card. austriacum, wurm! l) 
9 Kleine Bivalvon. Lichter thoniger g N r T 
93. N =, Dunkelgrau, Card. austriacum, Pli tu, Tereb. Rregurin \ 
E \ Megalodus h. ı 
9. Lichtgrauer Kulk. 730" \ 
N. \ Fester lichtgrauer Kuikstein. 
I’ Versteinerungen nicht genau bekanntı E \ 
Gervillia inflata 3 Se J In —— Schiefer und Lebermergel, 
ı 
1 Grauschwarzer Kalk, Pecten acnteauritus, Pinns, 
720" 
= 
g Lebermergel und Schiefer. 
{>} 
‘ u a z 
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inflata, Plic. intuss* sata, 8: 
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R Be: 5 5 Lichtgrauer Kalk mit Schiefermitteln. 
} | Bhtgraer u Schwarzer Kalk. = = 113 Avic. Escheri, Avlc: Koensönensis, T. pyriformis, Wuldh. 
un, 3 m Norica, Rhynchonella, Pinna, 
En 
E Bi Kalkplatten und Schiefer. 
Schwarzer Kalk. En Rhynch. fissicostata, 
f CH ‚ 
Selten vereinzelte Klappen von A ' "® Kalkstein, Avic. Escheri. 
0700. = 
\ Schwarzer Schiefer. 
' Kalkstein. 
1 
o ! Schwarzer Schiefer. 
N HUN In 
n Hauptlager d. Choristoceras Marshi. 
I 
‚ 
Bu " Lebermergel. 
r 
ı Schwarzer Schiefer. 
r3 l ‚Avicula Koessenensis, Taeniodon, Schwefelkies-Kügelchen. 
rnanibäen ü Erstes Auftreten v. Choristoc Murshi. 
Avio. contorta, Pact, ed Plicat. intusstriate. > ' , Rhynch, fissicostata, 
ZT. gregaria hh., Plicat intusstriata, Gerr. infuta, Erst. Erschein d. Pecten acuteauritus: 2e20. m = } ; 


Erstes Erscheinen v. Tereb. gregaria, Avicula. Dunkelgrauer Kalk. 
ie —E Pinna, 
Rh, subrimoss, Ayic. Kosssenensis, Pect. acuteauritus. 


Dunkelgraner Kalk. 
‚Schiefer, 


un 
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N 7) B 
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6 ie 7 HERR, a! 
I a 
Nicht genau bekannt. 


Eias lichterer Kalk. 
Schiefer. 


TOTOOTeeoneggtdng I9U9SRgy :odduıg 


m Wechsel von Schiefer und Kalk. 


r= Schiefer. Dunkler Kalk. 
650 Spirig. oxyolp08.  Lichterer Kalk. = 
Etwas lichtere Bank 
5 Dunkler Kalk. 
Spirig. oxycolpos h., T. pyriformis, Rh. fissicostata, Rh. subrimora 
Schwarzgrauer knotigor Kalk. 
3 264" 
} Festor grauer Kalk, DD — — — ——_ —_— — u L Durchschnitte v. Brachiopoden. 
, za N 0. = = Blaulich weisser Kalkstein. 
een 5 2 
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I a (ard. austriacum h. N = ! 
j 7 Nyt. minatus ©. 830! ! T 
Een Myt. minutus, Plic. intusstriata, n $ | 
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Ei u -— . Myt. minutus. Erstes Auftreten von Plicat. infusstriutu. " ) 
E | We 
“ = 0620, h “ / / 
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E b s | | Grauweiss lichter Lithodendron-Kalk. 
3 mug: {} \ 
= s Myt. minutus. 5 j \ nn 
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= 610° ie) 
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B 2 Bi 
5 s ; : 
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3 Bm 
= Pi ichwarzer Kalk. ’ En 
2 ten ormasae) 5 »600 SEES 
= Taeniodon. o S4 f 
9 x Myt. minutus, Avic. contorta B x / | 
3 Tasniodon. = N 
5 r © ’ 
E w Thoniger Schiefer, Lima? N c 3 : > 
3 ; Lumachelle. = \ } 
1, Myt. minutus, Card. austriscum. w \ 
2 Ay. contorta. 390. 4 y , 
E v Myt. minutfus, ER. > Yr z 
E iR Card. austriacum Taeniodon. N x > n er 
g 5 = w v. contorta,, \ 'rauweiss lichter Lithodendron. D 
E “ W > Harter schwarzer Kalk. 3 ! - 
is == Kalk u. Schiefer, Myt. minutus, Er N 
1 N EZ Schiefer. -. \ 
1 _ > Knotige Kalkplatten, Myt minutus- 0580" r 
1 Sa Erstes Erscheinen v. Aric, Contorta, {) x 
l mn Gerv. inflata hh. Erstes’ Erschein Bey Andata. {} f 
1 u 1 
o } N 
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0570" ) ? N 5 
Jahrbuch. der k. k.geolog.Reichsanstalt /868 Band XV. er E ee N ur - 


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Suess u. Mojsisovics: Osterhorn Taf. VII. 


080’ } 
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6 ! Rother Adnether-Marmor. 
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70‘ = { 
> ” x n _. 
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3 ER 7% # 5 . X & de Dunkelrother Crinoidenkalk, Schalentrümmer von Brachiopoden. 
° x. BEN ae SZ BASIENIITRT 
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4c \ r ( ; Gelb und rothgeiber Kalk, A. bisulcatus, A. Charmassei. 
4b 1 = ; Orthoceras, Rhynchonella. 
060' < i \ r } 
FE; ee Bräunlicher Crinoidenkalk mit eingeschlossenen Brocken von wachsgelbem Hornstein. 
a — m Tun Dan A. bisulcatus in Brauneisen. 
N YA En a nn A. Moreamus in Brauneisen. 
) “ . 
ag \ Beh / ü Grauer Kalkstein, Am. Moreanus h., Pect. Valoniensis. 


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Men Knotiger Kalkstein. 


’ 35 ! 
050 7 ee iR Lager des Amm. angulatus. 
{ Se 
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/ Bi J Harter grauer Kalkstein. 
3a | > F [ Lima gigantea h. 
o40' } , | i [ 
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Lgl 0 TUT, punctata. Lager des Amm. planorbis, A. Johnstoni. Ostr. arietis. 
° 2 Da Ur Eee T. perforata, Khynchonella. 
RO 2 1 u ers le u ap. punctata, L. gigantee h. 
2,€e [ 
030’ 2.4 n ER at T. punctata. 
a — ———y a Lichtgrauer Kalkstein, 7 Bänke zusammen 26 Zoll. 
30 2 T. punctata, L. gigantea h. 
re Be Eee 2 = 
o 25, _ k Bi 
2,a Ren ir Der 7 T. punctata, Lima gigantea. 
a: er 
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td ‚ Kalkstein, Lima gigantea, Pinna semistriata. 
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pn Mürbe braune Lage. 
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Fester grauer Kalkstein. 


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16 \, AN S Fester grauer Kalkstein. 
"RE Ba RE 
x ” > N 
1 „ Fl Fester grauer Kalkstein. 
N), y. f 
o0' "ODE Mürbe bituminöse Lage mit Fucoiden. 


Unterer Lies am Breitenberge. 1 Zoll — ı Millimeter. 


Jahrbuch der k..k. ‚geolag. Reichsanstalt 1868. Band. NH. 


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Jahrbuch der k.}, ge ol. Reachsunstalt Ba 


Suess: Squalodon von Linz 5 Taf.X. 


von $. Miniato 


Rud. Schönn nach d..Vat.gez.u.lith. Jahrbuch. d. k.k geolog. Reichsanstalt 1868.Ba AV. Liv. Anst.E Köke Wien. 


unter der Enns. 


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Saalfelden . 
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Zell im Pinzgau . 
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Wiener-Neustadt 1/40 
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Spital am Pyhın . 185] 
Mürzzuschlag . 140 
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I. Oesterreich ob urd Karte, 
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S. Sämmtliche Karten durch das k. k. militärisch-geographische Institut herausgeg 
dem Verlage desselben, wie auch in der Kunsthandlung bei A. Artaria, I. Kohlmarkt Nr. 9, zu haben. 
ie Karte XI., Banat, bei Artaria erschienen. 
Die geologisch colorirten Karten werden von der k. k. geologischen Reichsanstalt 
yandlang von A. Artaria auf Bestellung geliefert, auch werden schwarze Karten-geologisch colorirt. 


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22 B: 'Generalkarten im Maasse von 1 : 288.000 der 


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Umgebung von 


(In österreichischer Währung.) 


Ill. Steiermark und 
Illyrien. 


Schladming 
Rettenmann . . 
Bruck u. Eisenerz 
Mürzzuschlag . 
Grossglockner . 
Ankogel .. . 
Ober-Wölz . . 
Judenburg . » 
Gratz 
Ober-Drauburg 
Gmünd... .. 
Friesach . . - 
Wolfsberg . . 
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Villach u. Tarvis 
Klagenfurt . . . 
Windischgratz . 
Marburg . . . . 
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Caporetto u. Canale 
Krainburg . . 
Möttnig u. Cili. . 
Windisch-Feistritz 
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Laibach . . 
Weixelburg . 
Landstrass . . . = 
Triest. . 


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Möttling . . 
Cittanuova u. Pisino 
Fianona u. Fiume . 
Novi u. Fuscine 
Dignano ,... - 
Veglia u. Cherso 
Ossero .. » . . 


IV. Böhmen. 
Schluckenau 
Hainspach 
Tetschen . » 
Reichenberg 
Neustadtl 
Neudek 
Komotau . 
Leitmeritz . . . » | 
Jungbunzlau . 
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Braunau 


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Umgebung von 
Lugos bis zur Grenze 

— über die Grenze 
bis Karlsburg . 


Innerhalb der Grenze 


VIl. Salzburg ; 1 Blatt . 

Vill. Kärnthen, Krain und 

Istrien in 4 Blättern 

IX. Lombardie und Vene- 
dig in 4 Blättern 

— pis zur Landes- 

grenze 

— über die Landes- 

grenze 

X. Tirol und Vorarlberg 

in 2 Blättern. . 

X. Siebenbürgen ; Stras- 

senkarte in 2 Blät- 

tern, 60000 = 1 Zoll, 

bis z. Landesgrenze 

— über die Grenze 


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A. Speeialkarten im Maasse von 1:144.000 der Natur. 2000 Klafter 


1 Zoll. 


Brandeis . . 
Königgrätz . 
Reichenau 
Plan, 
Pilsen .„ . 
Beraun 
Beneschau . 
Chrudim u. Czaslau 
Leitomischel 
Klentsch . 
Klattau 
Mirotitz 
Taber 3... 

Deutschbrod 

Bistrau .. 

Schüttenhofen 
Wodnian . . x... 
Neuhaus ,„. , 
Zerekwe ... . 
Kuschwarda 
Krumau . ,; 
Wittingau . . 
Rosenberg . . 
Puchers. . 


„ Y. Ungarn. 
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Lednitz 
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Rosenberg u. Kubin) 
Käsmark u, Poprad . | 
Holitsch . . 
Trentschin . 
Kremnitz ... 
Neusohl ..... 
Dobschaü u, Tisovec 
Malaczka 
Tyrnau 
Schemnitz . . .. 
Altsohl SE 
Rima Szombath . 
Pressburg 
Neutra. ; ..... 
Bars u. Verebely . | 
Balassa-Gyärmath . || 
Fülek ... 
Miskolez. . 
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All. Banat in 4 Blättern] 
XII. Galizien, Lodomerien|| 
und Bukowina; Stras-| 
senkarte in 5 Blät- 
tern, 60000°— 1 Zoll 

— bis zur Landes- 
grenze . 

— über die Lündes-)) 
grenze 2. . «|| 
Steiermark in 4 Bl. || 
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Slavonien u. Militär- | 
grenze ;1 Bl» 6000° || 
—= 1 Zoll 
Croatien u, Militär- | 
grenze; ı Blatt | 
60009 1 Zoll, 

bis zur Grenze . - | 
— über die Grenze 
!XVII. Dalmatien in 2 Bl., 
60000 = 1 Zoll, , 


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Natur. 4000 Klafter = 1 Zoll. etc. 


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k. geolog. Reichsanstalt geologisch colorirten Karten. 


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halt 


. Studien über die Gliederung der Trias- und Jura-Bildungen in den 
östlichen Alpen. — Nr. II. Die Gebirgsgruppe des Osterhornes 
mit Taf. VI—-VII. Von E. Suess und E. v. Mojsisovics 

» Die nördliche: Arva; Von ©. M. Paul. ev... 
. Ein Durchschnitt durch den Nordrand der böhmischen Kreideabla- 


gerungen bei Wartenberg unweit Turnau. Von F. v. Hochstetter. 


(Mit einem "Holzschnitt, Sc, a an ee 
. Der Gold- und Antimon-Bergbau von Magurka ia Ungarn. Von 
R.’Mayer: (Mit Tate! IR) a. re ae | 


. Geologische Studien in den Tertiärbildungen des Wiener Beckens. 


Von F. Karrer und Th. Fuchs. 
‚ Die Tertiärbildungen von Goys und Breitenbrunn am Neusiedler- 
See von Th. Fuchs. | 
. Das Verhältniss der Congerienschichten zur sarmatischen Stufe 
bei Liesing von F. Karrer. 2 


. Die Tertiärablagerungen in der ee von Pressburg und 


Hainburg von Th. Fuchs. 


. Conchylien aus einer Brunnenausgrabung bei Pötzleinsdörf von 


Th. Fuchs 5 
. Neue Reste von Squalodon aus Linz. Von E. Suess. Mit Tafel X. 
. Ueber einige Mineralvorkommen in Swoszowice. Von F. Ambroi. 

. Allgemeines Bild der Erzführung im siebenbürgischen Bergbau- 


Distriche, Von FE POBePpny.. „u... ea erE ee 


. Bemerkungen über den alten Gletscher des Traunthales. Von E. 
V MOJBABOVIOB EN En Ra N ; 
, Erdölgruben in Bobrka bei Dukla in Mittelgalizien. Von J. Noth. 
. Arbeiten in dem chemischen Laboratorium der k. k. geologischen 
Reichsanstalt. Von K. R. v. Hauer 


Unter der Presse: 


JAHRBUCH DER K, K. GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


1868. XVIII. Band. 


Nr. 3. Juli. August. September. 


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re Ausgegeben am 30. September 1868. 


JAHRBUCH 


DER 


Sen KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


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 GEOLOGISCHEN. REICHSANSTALT. 


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JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


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'Mit Tafel XI. | 


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DRUCK DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION 


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FBEIWILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND, — 
a BEI F. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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Bei der Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt. ANen. Rn im 
fürstlich Lichtenstein’schen Palaste, dann bei W. Braumüller. Buchhändler des k.k 
Hofes, Wien, Graben Nr. 572, sind zu haben: 


Abhandlungen derk.k. geologischen Reichsanstalt. Band I. Mit 48 lithographirten Tafeln. 2 2of. Ta NEr. 2 
” ” n „ 2) In 1 I N RB E) ; ER NER 36 „ SOrT, 
on EL ZN Be Min BL Re, EDLER 
Der dritte Band der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende" Werk: 
Hörnes, Dr, M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeekens von Wien. Unter der Mit- 
wirkung von P.-Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Minerälien-Cabinetes. Nr. 1-10. 
Abhandlungen der k. Kk. geolog. Reichsanstalt. Band IV, Nr. 11—16. Mit 44 lithogr. Tafen. j 
Enthält: Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens v, Wien. Nr-11 &12.M. 11T. 6,.— 


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Andrae, 6. J. Dr. Beiträge zur Kenntniss der Eossilen Flora Siebenbürgens und "des Banates. 
Mit 12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der K. k. geologischen Reichsanstalt. 5, 84 


Ettingshausen, Dr. Const, v, Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandlungen vi Fa 
.... der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 5 lthographirten Tafeln » .. ..n.. nn LER 
„. Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den Abhandlungen der an 
K. k. geologischen Reichsanstalt. MED Utchographitten Tafeln ii. 1 Tas ES a 1 er 
„ Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Bias- und Oolithflora, "Mit ET WIE: 
‚ 3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt .. . 1 ERODNE, 
„ Die Steinkohlenflora von Stradonitz. Mit 6 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen v 
der.k..k Benlogischan’Relohsanstalt nl SEEN ae RR RA Re al OA N ie 
„.. Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel von Heiligenkreuz bei Kr emnitz, Mit 2 lithogra- ae, > 
phirten Tafeln. Aus.den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . ... . EEE N a 
„ Die tertiäre Flora von Häring in Tirol, Mit 81 en Tafeln. Aus en Abhandlungen N N? 
der k. k. geologischen Reichsanstalt , » » 2. 0... an a De LA TE 
„. Die Steinkohlenflors von Radnitz in Böhmen. Mit 29 Hithographirten Tafeln. Aus den 
Abhandlungen der k. K. geologischen Reiehsanstalt . . 2... 2 22.0. ER ar nm 
-. Haidinger, W, Naturwissenschaftl. Abhandl. Gesammelt und durch Subscript. herausgepeben LER 4 
II. Bd. 1848, in 2 Abth. m. 30 lith, Taf. 18 fl. 92 Nkr. III. Bd.1850, in 2 Abth. m. lith..33 Taf. 21 „ a 
IV ABBL I Be SO EN RE Sur De ee 
Berichte über die Mittheilungen von Eröunden: der Naturwissensehatien in Wien. GeamgzolE a TR 
und durch Subscription herausgegeben re KR RE 
Band BAT DE ET ERIHTEOLN ET N..Band 1849 2. ya ek 
IE ERBEN U N Kia a DAL ; NEE FABIO SEN RN. ke ne EL a 
ALTER NE RELSEB IE NUR 06 Al RN TEEN 1 HANEL eva WAT Se AB EUIN N eE EEN BER er 
EN LEBE ern ne RU Aa ao 2 . Re: Be a N A 
Jahrbuch der K. k. geologischen, Reichsanstalt, ; USDOMLEHIT REN LI ER RE 
4 AASERLPE ® KERN, 1859-1866 ae a reale ABS 
A Bert en n XVII, ELTERN Se 


General- „Register der ersten zehn. Bände. Nr. Ivon. 
” 1850 Dis Nr. 10 von 1859, des Jahrbuches der k. k, geologischen Reichsanstalt. Von A. F. 


Grafen. METSEeH al Tan KNIE RE IR Al ne dan. Me iahe A ER PRIR AN ERDE 7 dl 2.3 SER URE De DAR SR 
Verhandlungen der k. K. geologischen Reichsanätält. Jahrgan® TSOHE aA. 21... 1 AR Bu 
Kenngott, Dr, G. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren. 
1844— 1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt ... ... i 
» Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850. aaa 1851. tert ER 
„lage zum Jahrbuthe der K. K. geologischen ReichsanstaltiT . I... Nm LET 
"„ . Webersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem "Jahre 1852. Beilage ZU 
Jahrbucheder ®. K..g6e0logischen Reichsanstalt ii. Am a. Sa ne a ZEN 
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithographirten Tafeln. Aus den Abhand- I 4 
lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt ..... ..". BWELR Baier Re RL FAR "2, aa 
Morlott, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Tieonen und Judenburg 1 EIS de Sn Da RR ERROR 
Partsch, P., Katalog der Bibliothek des k. “x. Hof-Nineralien- -Cabinetes, Herausgegeben von En 
ki K.g6nlogischen Reichsanstalkkint. .. 412, SULmAnn 7a BET ae Ne U B RE RE Pe a 


Peters Dr. K, Beitrag zur Kenntniss der LagerunstrerHalikisse der oberen Kreidesehtchken an 
einigen Localitäten der östlichen Alpen. Mit 1 we aphirten Tafel. Aus den ER va 


der k. K..geolo&ischenReichsanstalt! =). nei... 1.0 Ivan dk ie 
Pettko, Joh, v. Die geologische Karte der,Gegend von Schemnitz. Mit Kinoerephirte Tafel. 
Aus den Abhandlungen der K. k. geologischen Reichsanstalt. . . . ».. 2... 2. ae 


Reuss, Dr. A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes.und des Aschergebietes in. 
Böhmen. Aus den Abhandlungen der k. K. geologischen Reichsanstalt. Mit I lithogr.. Karte 4 »,60 
Zekeli, Dr. F, Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Ab- 482 Bi r 
handlungen der k. K. geologischen Beichsanstalt Ale Fl Rz, Ba AT „60 
Uebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der K. K. Reue? Reichkanstat Bericht über die Kg ER ae 
. Jahre 1850—1852.. ... "un. nee. nen. ABS AR ee Selm 


Im Verlage der Beckschen a a en Buchhaudiung n 
in Wien ist erschienen: 


Geologische Vebersichtskarte der Oesterreichischen Monarchie, nach den NEN der k. K ge } 
Reichsanstalt bearbeitet von Franz Ritter y. Hau er. Blatt Nr. Westliche 
Subseriptionspreis für die ganze Karte (12 Blätter) . “ : 

Blatt V für die Subseribenten auf die ganze ‚Karte 


Blatt V’im Einzelverkauf: su. ur „Hal al re, N en 
Blatt VI Oestliche Alpenländer für die Subseribenten. “ht Ar Neal SICK 
BB RR im Einzelnverkaut . REN 160 Kan 5 NN KABEL nZ DER DENN ATI TE 


JAHRBUCH 


DER 
KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. 


JAHRGANG 1868. XVII. BAND. 


NR. 3. JULI, AUGUST, SEPTEMBER. 


Mit Tafel XI. 


ALTEN 
WIEN. 


DRUCK DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. 


IN COMMISSION 


BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES, FÜR DAS INLAND, — 
BELF. A. BROCKHAUS IN LEIPZIG FÜR DAS AUSLAND. 


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18. Band. 1868. J AHRBUCH I. Heft. 


DER 


KAIS. KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT. 


l. Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 


Von W. Ritter v. Haidinger, 


emeritirtem Direetor der k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 21. April 1868. 


Aus diesem irdischen Leben ist der einflussreiche Mann geschie- 
den, dessen Name den Beginn der Entwickelung unserer Fortschritte, in 
der Gründung der k. k. geologischen Reichanstalt bezeichnet. In einer 
Sitzung derselben muss wohl der Verhältnisse gedacht werden, welche 
in dem Leben des Verewigten zu diesem Ereignisse führten. Aber ich - 
glaube, dass mir die Pflicht obliegt, der einzelnen Vorgänge zu geden- 
ken, an welche sich die Thatsachen anschliessen. 

Noch unter der Regierung des Kaisers Ferdinand hatte der Fürst 
August Longin v. Lobkowitz den Grund zu unseren nun so reich ent- 
wiekelten Sammlungen für die geologische Kenntniss des Landes gelegt. 
Sie bildeten die Grundlage der letzten Arbeiten unseres Mohs, auf sie 
bezogen sich die Bestrebungen und Arbeiten unter meiner Leitung, be- 
reits von vielen rüstigen, und heute in ihrem Verdienste über die ganze 
Erde anerkannten Forschern unterstützt und gefördert. 

Da war es Ferdinand Edler Herr v. Thinnfeld, der unsere Stre- 
bungen, unsere Arbeiten, aber man darf sagen, auch im wohlverstan- 
denen Interesse des Vaterlandes, der Gesellschaft, in den höchsten maass- 
gebenden Kreisen vertrat, in dem ersten Ministerium nach der Thron- 
besteigung unseres Allergnädigsten Kaisers und Herm Franz 
Joseph I. zur Anerkennung brachte, und die Allerhöchste Ent- 
schliessung vom 15. November 1849 zur Gründung der k. k. geologischen 
Reichsanstalt gewann. 

Ferdinand Edler Herr v. Thinnfeld war am 24. April 1793 zu 
Gratz in Steiermark geboren, der einzige Sprössling aus der Ehe seines 
Vaters Ferdinand Edlen Herrn v. Thinnfeld mit Johanna einer gebor- 
nen Freiin v. Spiegelfeld. Nach dessen durch eine Erkältung bei 
einem Gebirgsausfluge frühzeitig, am 25. Juni 1795, herbeigeführten 
Tode, war letztere in zweiter Ehe mit Johann Freiherrn v. Hagen ver- 
bunden, einem gebornen Mecklenburger, der in der österreichischen 
Armee gedient hatte, zuletzt als k. k. Major, auch als Vormund den 
Besitz des Sohnes erster Ehe verwaltete, während auch aus der zweiten 
Ehe zwei Söhne, Johann und Gustav, und drei Töchter, Caroline, Marie 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft. 43 


392 W. R. v. Haidinger. [2] 


und Louise, erblühten. So umgab ihn ein lebhafter Familienkreis, im 
Winter in seinem Hause in Gratz, im Sommer auf seinem angestammten 
Besitze, dem reizend gelegenen schlossartigen Landhause nächst Feistritz 
bei Peggau, drei Meilen nördlich von Gratz, von Gärten umgeben, hier 
einen Zerrenn- und einen Streckhammer, in Waldstein am Uebelbach 
ebenfalls einen Zerrenn- und einen Streekhammer, umgeben von einem 
Grundbesitz von etwa 300 Joch, grösstentheils mit Waldbestand, diesseits 
und jenseits des Murflusses. 

Durch diese Besitz- und die ansehnlichsten Verwandtschafts- 
Verhältnisse mit den Familien v. Spiegelfeld, v. Fraydenegg, 
v. Lattermann, v. Ziernfeld, zu einer einflussreichen Zukunft, 
namentlich in den damaligen landständischen Kreisen schon durch die 
gesellschaftliche Stellung bestimmt, wurde auch seine Erziehung sorgsam 
geleitet, welcher sein lebhafter Geist entsprach. Auch der Pflege der kör- 
perlichen Entwickelung wurde reichlich Rechnung getragen. Einen kurzen 
Abschnitt in seinen Studien bildete ein Aufenthalt in der theresianischen 
Ritterakademie in Wien, der ihm jedoch durch den Mangel an freierer 


Bewegung auf das Gründlichste widerwärtig war. Die juristische Ab- 


theilung der Studien beschäftigte ihn dort, wie später noch an der Uni- 
versität zu Gratz. 

Es war dies eine Zeit lebhaftester Aufregung in einem Kreise 
junger Männer, welche der geistvolle, thatkräftige Julius Schneller, 
Professor der Geschichte in Gratz. seit dem Jahre 1806, um sich zu ver- 
sammeln wusste. Unter diesen Anton Prokesch, später Freiherr von 
Osten, nur um zwei Jahre jünger als Thinnfeld, geboren im Markte 
Peggau, dem Markte Feistritz jenseits der Mur gegenüber liegend. 
Prokesch’s Vater war daselbst Herrschafts - Verwalter, nach dessen 
Tode die Mutter in zweiter Ehe mit Schneller vermählt. Dann war 
Thinnfeld, der so hoffnungsvolle junge Graf Johann Chorinsky, 
Alois Öbersteiner, Ferdinand Freiherr v. Gudenus, Joseph Tunner 
und andere. 

Im Jahre 1810 die Gründung des steiermärkisch-ständischen Joan- 
neums durch den unvergesslichen Erzherzog Johann, der seine 
sämmtlichen Sammlungen zu demselben widmete, und auch sonst in 
freigebigster Weise zur Erhaltung beitrug. 

Hierher wurde unser Mohs berufen als Professor der Mineralogie 
und Custos. In den Jahren 1811 und 1812 machte er geologische Reisen 
in Steiermark und Kärnten und stellte die Mineralien-Sammlung auf. 
Im Winter war dessen erster Lehreurs über Mineralogie, bei dem auch 
ich als Zuhörer gegenwärtig war. Unter den Zuhörern Ferdinand 
v.Thinnfeld, Graf Chorinsky, Alois Obersteiner, v. Aicherau, 
Rauscher, Franz und Leopold Riepl, diese eben von der Schemnitzer 
Bergakademie zurückgekehrt, Graf Ignaz Attems, Sohn des Curators 
und Landeshauptmanns, er selbst ständischer Verordneter, Professor 
Hartnid Dorfmann von Admont, Med. Dr. Werle, Kreischirurg M. J. 
Ancker und andere. In seiner Eigenthümlichkeit bildete dieser Curs, 
der erste über Mineralogie für sich in Oesterreich, ein wahres Ereigniss. 

Ein wichtiger gesellschaftlicher Mittelpunkt für die strebsamen 
jungen Männer war das Haus des Grafen Chorinsky, und seiner Mutter, 
gebornen Gräfin Lodron, welche mit dem k. k. obersten Kanzler Grafen 


[3] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 323 


Franz v. Saurau in zweiter Ehe vermählt war. Bei Chorinsky fanden 
wochentliche Versammlungen statt, als „Lese- und Schützengesellschaft“, 
in welchen ein dem steiermärkischen landesüblichen Scheibenschiessen 
entsprechendes Bild mit Bolzenbüchsen sich darstellte. Auch ieh wurde 
eingeführt. Die Professoren Mohs, v. Vest, Leeb, Kudler nahmen 
ein- und das anderemal Theil, nebst den oben genannten der Schneller- 
und Mohs’schen Kreise waren noch junge Männer der Namen Leopold 
und Gottfried Grafen v. Welsersheimb, Graf Anton Lamberg, Frei- 
herr v. Hingenau (Vater unseres hochverehrten Freundes, des gegen- 
wärtigen k. k. Ministerialrathes O. B. Freiherrn v. Hingenau), Frei- 
herr v. Hackelberg, Obermayer, Graf Zeno Saurau und andere. 

Noch sollte ich zur Belebung des gesellschaftlichen Bildes, welches 
Gratz damals darbot, der Gräfin Purgstall gedenken, der Mutter des 
in jungen Jahren gestorbenen letzten Grafen v. Purgstall, die, eine 
geborne Cranstoun aus Schottland, zeitweise als Gesellschaft für ihren 
Sohn, eine Auswahl der jungen Männer, um sich versammelte. 

Billig werden hier auch die Namen der hochgeehrten Professoren 
genannt, der Admonter Stiftseapitularen Benno Kreil (später Abt) und 
Ulrich Speekmoser, nach langen Jahren noch mit Thinnfeld in 
Freundschaft verbunden. 

Da ich bei Mohs im Joanneum wohnte, hatte ich oft Veranlassung, 
mit den Theilnehmern an den Cursen in nähere Berührung zu treten, 
unter welchen immer Thinnfeld eine der hervorragendsten Stellungen 
einnahm. 

Aber dies war der Winter von 1312 auf 1313, der erste Bruch der 
Tyrannei durch die Elemente. Dann die Aufregung zum Freiheitskampfe. 
Graf Chorinsky trat im ersten Frühjahr für seine Besitzungen in preus- 
sisch Schlesien in die Landwehr ein. Er wurde in der Schlacht bei Kulm 
am 30. August verwundet und starb in Frag an seinen Wunden. Pro- 
kesch, Graf Gottfried Welsersheimb und andere traten in die 
Armee. 

Ich besuchte später im Sommer Thinnfeld auf seinem Landgute. 
Er besass auf demselben auch eine nicht unbedeutende Bibliothek, vor- 
waltend juridische und elassische Literaturwerke, wie sie sich nach und 
nach bei seinen Voreltern aufgesammelt, namentlich durch den Erbauer 
des Schlosses selbst, seinen Grossvater, ebenfalls des Namens Ferdinand 
Joseph, der unter andern die Rechte in Leyden studirte und sodann das 
Doetordiplom, vom 12. Jänner 1730 in Padua erwarb. Von der Kaiserin 
Maria Theresia wurde ihm, mit Diplom vom 1. Juni 1767 der Ritterstand 
mit dem Prädieate Edler Herr von Thinnfeld verliehen, im Land- 
tage am 8. April 1769 wurde er unter die steiermärkischen Landstände 
aufgenommen. Ferdinand Joseph und sein älterer Bruder Anton Balthasar 
Thinn erhielten schon in jungen Jahren, mit Diplom von 21. April 1731 
den Adelstand mit dem Prädicat von Thinnfeld. Deren Vater Johann 
Adam war es, der zuerst nach Feistritz übersiedelte, indem er das früher 
im Lamming-Graben bei Kapfenberg im Mürzthale gelegene Hammerwerk 
dahin überbaute. Das Verweserhaus aus dieser Zeit ist noch mit der Jahr- 
zahl 1692 bezeichnet. Der Name des Mathias Tinn, Hammerherrn zu 
Kapfenberg, des Vaters dieses Johann Adam, findet sich auf einem Grab- 
stein des Ortsfriedhofes. 

43% 


324 W.R. v. Haidinger. [4] 


Unsere Studien bei Mohs im Joanneum veranlassten es, dass wir 
als das Anziehendste die Bleibergwerke von Peggau und Rabenstein, 
von Thal bei Fronleiten besuchten. 

Im Jahre 1514 unternahmen wir mit Mohs und Leopold Riepl zu- 
sammen einen Ausflug auf die Saualpe, namentlich zu dem Fundorte der 
Zoisite und Zirkone. Mohs trennte sich zuerst, wir drei stiegen noch die 
Westseite hinab, nach den Hüttenberger Eisenwerken, namentlich der 
Löling. 

Für den Winter kam meine verewigte Mutter und Schwester nach 
Gratz, während meine Brüder Eugen und Rudolph ihre Reise nach Eng- 

‘land antraten. Im Frühjahre die Feste wegen des Einmarsches der Allüir- 
ten in Paris. 

Thinnfeld unternahm zahlreiche Alpenreisen, unter andern mit 
Franz Riepl eine Glockner-Besteigung, die freilich durch übles Wetter 
in dem letzten Augenblicke nicht vollständig gelang. 

Für den Herbst 1816 bereitete Thinnfeld sich zu einer Reise 
nach England vor. Meine Brüder hatten die ersten Arbeiten der Elbogner 
Porzellan-Fabrik im Frühjahre 1315 begonnen. Elbogen bildete nun für 
Mohs und mich einerseits und für Thinnfeld andererseits den Ver- 
einigungspunkt, um von dort zu Fuss über Johanngeorgenstadt und 
Annaberg nach Freiberg zu gehen. Noch hatte sich Adolph Lill (später 
als k. k. Schichtmeister in Schmöllnitz pensionirt) angeschlossen. 

In Freiberg lebte Werner damals noch, und empfing uns in seiner 
Sammlung. Da waren noch der hochbejahrte würdige Oberberghaupt- 
mann v. Trebra, Freiesleben, v.”Herder, Bekker, Brei 
haupt. Mohs führte uns durch drei Wochen, mit täglicher Grubenfahrt, 
durch einen umfassenden, wenn auch rasch abgewickelten Curs Berg- 
baukunde hindurch. Als wir von Freiberg Abschied nahmen, begleitete 
uns Thinnfeld noch nach den Zinnwerken von Altenberg und Zinnwald. 
Thinnfeld traf nun in Dresden mit dem Freiherrn Ferdinandv.Gudenus 
zusammen, mit dem er diese Reise ursprünglich verabredet hatte. Durch 
Deutschland nach England war das Ziel mit dem Rückwege über Paris. 
Namentlich nach Edinburgh war Thinnfeld durch die Gräfin Purg- 
stall in das Haus der Cranstouns empfohlen worden. Gegenstand 
der Aufmerksamkeit waren die gesellschaftlichen Verhältnisse und Zu- 
stände des Landes, aber auch namentlich die des Eisenwesens und der 
Bergbau-Unternehmungen. 

Nach der Zurückkunft von Mohs und mir nach Gratz traf August 
Graf Breunner, nach seinen in Schemnitz zurückgelegten bergakade- 
mischen Studien ebendaselbst ein, um das Wort unseres unvergesslichen 
Lehrers entgegen zu nehmen, wofür dieser ihm ein Privatissimum gab. 
Aber es war dies nur eine Einleitung zur Gewinnung unseres Mohs als 
Gefährten des Grafen Breunner für eine längere Reise nach Deutsch- 
land, England und Frankreich. Wir trafen uns diesesmal im November 
1517 in Freiberg. Ich blieb dort zurück, während die Reise des Grafen 
Breunner mit Mohs ihren Fortgang nahm. In England trafen sie noch 
mit Thinnfeld zusammen, und unternahmen unter andern den Ausflug 
in die Zinn- und Kupferbergwerke von Cornwall gemeinschaftlich. 

In Paris trifft Thinnfeld mit Paul Partsch zusammen, dem nach- 
maligen Custos am k. k. Hof-Mineralieneabinet. 


[5] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 325 


Nach Steiermark zurückgekehrt, im Jahre 1518 übernimmt Thinn- 
feld nun selbst die Verwaltung seines Besitzes, in Landwirthschaft und 
Hammerwesen. Er erfreute sich daran, sogar die Handgriffe geschiekter 
Arbeiter zu üben, und vermochte selbst die Eisenschienen und Zaine 
unter dem Streckhammer auszuschmieden. 

Freiherr v. Hagen war nun mit der Familie von Feistritz fortge- 
zogen nach Mauthstatt bei Röthelstein, wo er selbst ein Hammerwerk 
erworben hatte. Thinnfeld stand nun allein, und vorbereitet eine 
Familie zu gründen. Er besuchte Wien im Frühjahre 1820. Aeltere 
Freunde wwrden aufgesucht und Beziehungen erneuert. Sein Freund 
Franz Riepl war nun in Wien, hochverdient um Oesterreich durch seine 
spätere wirksame Theilnahme an dem Zustandekommen der ersten 
Dampf-Eisenbahn im Lande, der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. 

Friedrich Graf Wilezek ein Freund aus dem Aufenthalte im 
Theresianum, dazu die Bewegung in den Familien Chorinsky, Dobl- 
hoff, Mertens, mit welchen auch meine verewigte Mutter und 
Schwester seit Jahren freundschaftliche Beziehungen pflegten. 

Ferdinand v. Thinnfeld führte am 27. Mai 1520 meine nunmehr 
verewigte gute Schwester Maria Clara Sidonia geboren in Weinhaus 
bei Wien am 9. August 1797 zum Altar. Drei Söhne, acht Töchter 
entsprossten als Ehesegen der in gegenseitiger innigster Zuneigung ge- 
schlossenen Verbindung. Ein Sohn Karl und eine Tochter Hedwig 
gingen der Mutter voran in ein besseres Jenseits, diese folgte am 
16. März 1843. 

Ich hatte die Familie öfters besucht, so im Herbst 1320, dann auf 
einer längeren Reise begriffen im Juli 1326. Damals begleiteten -uns 
meine Schwester, Thinnfeld und eine seiner Schwestern, Caroline 
Freiin v. Hagen, bis Admont, und wir trennten uns auf der Alpe Kai- 
serau. Ich setzte mit Robert Allan und meinem Bruder Rudolph die 
Reise weiter fort, nach Triest u. s. w. Auf dieser mir wohl immer unver- 
gesslichen Reise hatten wir Seine kaiserliche Hoheit den durchlauch- 
tigsten Erzherzog Johann in seinem Industrialbesitze, dem Vordern- 
berger Hochofen aufgesucht, und waren dann später noch einmal mit ihm 
in Wildbad-Gastein zusammengetroffen. 

Ferdinand v. Thinnfeld war zeitlich in das öffentliche Leben ein- 
getreten, indem er in das Landständische Collegium bereits im Landtage 
am 21. December 1814 als Landstand introdueirt wurde. Es konnte nicht 
fehlen, hei seiner raschen Auffassung, seinem scharfen Urtheil, glück- 
lichem Gedächtnisse, seinen elassisch-literarischen, juridischen, wissen- 
schaftlich technischen Kenntnissen, seiner klaren Rede, unterstützt durch 
eine angenehme persönliche Erscheinung, dass sich ihm sehr bald ein 
leitender Antheil an den Geschäftsbeziehungen eröffnete. Er wurde in den 
Landtagen, am 15. December 1318 zum ständischen Ausschussrathe, am 
6. Mai 1823 zum ersten Male zum Verordneten gewählt. Wiederholte 
Wahlen zu diesem Vertrauensamte folgten am 16. October 18329, am 
3. Mai 1836, und am 24. April 1843. Seit 1327 versah er auch das 
Ehrenamt eines Kanzleidirectors. 

Durch freundliche Vermittelung des Schwiegersohnes des Verewig- 
ten, Herrn Geheimen Rathes und Präsidenten des k. k. Ober-Landes- 
gerichts in Gratz, Freiherrn Franz v. Lattermann verdanke ich einen 


326 W. R. v. Haidinger. [6] 


Ueberblick der Stellung Thinnfeld’s in den ständischen Beziehungen, 
welche zu sehr als ehrenvolles Charakterbild sich darstellt für ihn selbst 
und seine Umgebung im Lande, als dass ich nicht wünschen müsste, es 
vollinhaltlich hier wiederzugeben, und ich bringe daher hier meinem 
edlen Freunde und Neffen dafür meinen innigsten Dank dar. 

„Ferdinand edler Herr v. Thinnfeld nahm in den ständischen 
Collegien Steiermarks als Verordneter und Kanzleidirector eine hervor- 
ragende Stellung ein. Vielseitige Kenntnisse, klarer Verstand, erweiterte 
Weltanschauung, Ehrenhaftigkeit des Charakters, und Festigkeit mit 
Klugheit gepaart machten ihn zu einem einflussreichen Votanten in den 
Landtagen, so wie am Rathstische des ständischen Ausschusses und der 
Verordnetenstelle. Durch den Verein so vorzüglicher Eigenschaften stieg 
er denn bei seinen Mitständen allmählig immer höher in der Geltung, 
was sich auch in seiner viermaligen Wahl zum Verordneten des Ritter- 
standes und namentlich in der letzten derselben deutlich aussprach. Der 
Landtag hatte nämlich etwa ein Jahr vor diesem bei Seiner Majestät den 
Antrag gestellt, dass zur Wiederwahl eines Verordneten, nach dem 
Ablaufe seiner sechsjährigen Amtsperiode nicht mehr zwei Drittheile der 
Wahistimmen erforderlich, sondern dass hiezu schon die absolute Mehr- 
heit derselben genügend sei, dass jedoch diese Wahl nicht mehr von 
dem bezüglichen Stande allein, sondern für jeden der drei oberen Stände 
von diesen gemeinschaftlich vorgenommen werden soll. In der hierüber 
erflossenen Allerhöchsten Entschliessung vom 18. April 1343, welche 
kaum ein Paar Tage vor der auf den 24. April einberufenen Wahl-Land- 
tage eintraf, war nun wohl die erforderliche Stimmenzahl auf die absolute 
Mehrheit ermässigt, jedoch nicht erwähnt worden, ob wie bisher nur die 
Mitglieder des bezüglichen Standes, oder jene aller drei oberen Stände 
als Wahlkörper zu betrachten seien. Aus Vorsicht schritt man demnach 
zu einer gleichzeitigen Doppelwahl. In der Wahlurne, worin nur die Stim- 
men des Ritterstandes gesammelt worden waren, fanden sich hierauf für 
Thinnfeld 48 von 52, und in jener, wohin die Prälaten und Herren die 
ihrigen abgegeben hatten, 30 von 31 Wahlstimmen; so dass von allen 
drei oberen Ständen zusammen 78 von 83 Wahlstimmen zu seinen Gun- 
sten lauteten, und er somit jedenfalls auf die ehrenvollste Weise zum 
vierten Male zum Verordneten gewählt erschien. Bei solcher Werth- 
schätzung seiner Person ist es wohl begreiflich, dass während seiner 
Amtsführung kaum irgend ein wichtiger Gegenstand zur Verhandlung 
kam, wo seine Meinungs-Aeusserung nicht von nachdrucksamer Wirkung, 
ja häufig von entscheidendem Erfolge gewesen wäre. Insbesondere 
genoss er das Vertrauen des allgemein verehrten Landeshauptmannes 
Ignaz Grafen von Attems. Dieser, Thinnfeld’s Umsicht und Scharf- 
sinn hoch anschlagend, gesellte ihn häufig ständischen Commissionen 
bei, welche irgend eine erhebliche Angelegenheit in vorbereitende Be- 
rathung zu ziehen hatten, oder übertrug ihm specielle Missionen, deren 
Vollführung für Land und Landstände von höherem Belange waren“. 

„Ein wichtiges Ehrenamt bekleidete Thinnfeld ausserdem auch 
am ständischen Joanneum, dieser schönen Schöpfung des edlen Erzher- 
z0gs Johann. Der erlauchte Gründer desselben ernannte ihn nämlich 
schon 1325 zum Supplenten für Fälle der Verhinderung eines der drei 
Curatoren dieser Bildungsanstalt, nach dem Tode des Verordneten Johann 


[7] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 327 


Ritter v. Kalehberg aber im Februar 1527 zum wirklichen Curator, 
welche Ernennung auch mit Landtags-Beschluss vom 24. April desselben 
Jahres bestätigt wurde. Das Curatorium hatte die Bestimmung, diesem, 
der Bildung der Jugend, der Verbreitung von Kenntnissen und der Bele- 
bung der Industrie in Steiermark gewidmeten Institute unter der Ober- 
leitung des Stifters unmittelbar vorzustehen, und den organischen Ver- 
kehr mit den Ständen zu vermitteln. Zu diesem Behufe bestand eine 
eigene Geschäfts-Eintheilung für das Curatorium, der gemäss Thinn- 
feld alle Angelegenheiten in Betreff der Sammlungen der Mineralogie, 
der Botanik, der Zoologie, der Physik, der Chemie, der Mechanik und 
der Industrie zu besorgen hatte. Doch war sein Einfluss auch bei den 
übrigen Fächern von Gewicht, und er theilte mit dem würdigen Landes- 
hauptmanne und dem trefflichen und unermüdlichen Abte Ludwig von 
Rein, welcher zugleich die Stelle eines Studiendireetors der Anstalt 
versah, durch eine Reihe von mehr als 20 Jahren die schöne Aufgabe, die 
unmittelbare Leitung und Verwaltung derselben zu führen, und dieselbe 
immer gemeinnütziger zu entwickeln; wobei er sich das Vertrauen des 
Erzherzogs in hohem Grade erwarb, dass während dieser Zeit am Insti- 
tute wohl keine eingreifende Verfügung getroffen wurde, auf welche 
Thinnfeld nicht wesentlichen Einfluss genommen hätte“. 

Wohl darf ich an dem gegenwärtigen Orte unmittelbar das Wort 
eines hochverehrungswürdigen edlen Mannes anreihen, unseres liebens- 
würdigen Dichters Carl Gottfried Ritter v. Leitner, der seit 1824, 
während Thinnfeld’s Amtsführung bei den Ständen gedient, als Curator 
des Joanneums sein Nachfolger war, und nun als ständischer Secretär in 
Pension lebt: 

„Es ist übrigens nicht unbemerkt zu lassen, dass Freiherr v. Thinn- 
feld in seiner langen Dienstperiode als ständischer Ausschussrath und 
Verordneter bei allen wichtigen Landes-Angelegenheiten durch seinen 
klaren Verstand und Scharfsinn, seine Energie und Redlichkeitssinn 
wesentlich zum Wohle seines Vaterlandes hervorragend mitwirkte und 
das volle Vertrauen des Landes besass, in welcher Eigenschaft er auch 
von dem Höchstseligen Erzherzog Johann von Oesterreich durch sein 
besonderes Vertrauen ausgezeichnet wurde, und man kann von ihm mit 
Recht sagen: non sibi sed patriae viwit“. 

In diesen Stellungen hatte nun Thinnfeld zahlreiche Veranlas- 
sungen, nach vielen Richtungen nützlich zu wirken, und er hat sie getreu- 
lich gepflegt. Ein warmer Verehrer von Wissenschaft und Kunst, hatte 
er in manchen besonderen Zweigen ein tiefer gehendes Verständniss und 
sorgsame Ausbildung. So besass er eine gute Hand für das Fortepiano. 

Zahlreiche Berührungspunkte für nützliches Wirken bot der uner- 
müdliche Einfluss unseres unvergesslichen Erzherzogs Johann. 
Thinnfeld war stets zur Unterstützung seiner edlen, wohlwollenden 
Absichten und Arbeiten bereit. 

Thinnfeld nahm lebhaften Antheil unter andern an der zeit- 
gemässen Entwickelung der Benützung des ständischen Sauerbrunns bei 
Rohitsch als Kurort. 

Seine Stellung, in der Reihe der Curatoren des Joanneums zugleich 
und den ständischen Collegien veranlasste, dass er den eindringlichsten, 
oft leitenden Antheil nahm an den Verhandlungen, im Zusammenhange mit 


328 W.R.v. Haidinger. [8] 


dem Joanneum eine montanistische Lehranstalt, vorzüglich für das Eisen- 
hüttenwesen zu gründen, aber nicht mit der Localisirung in Gratz, sondern 
mit der Stellung in Vordernberg, dem Mittelpunkte der steiermärkischen 
Eisen-Industrie. Als die Unternehmung beschlossen war, begann man 
damit, dass einem hoffnungsvollen, wohl vorbereiteten jungen Manne, 
aus dem Kreise der steiermärkischen Eisen-Industriellen selbst, Peter 
(gegenwärtig Ritter v.) Tunner, damals fürstlich Schwarzenberg’schen 
Eisenwerks-Verweser zu Katsch nächst Murau, entsprechende Bezüge der 
Stelle in den ersten drei Jahren zugesprochen wurden, um sich durch 
eine .‚specielle Fachreise nach Deutschland, Schweden, England, Frank- 
reich die wünschenswerthen auf eigene Ansicht gegründeten Kenntnisse in 
‚dieser Beziehung zu erwerben. Der Erfolg zeigte die Zweckmässigkeit 
des Verfahrens. Die steiermärkisch ständische Lehranstalt trat nach seiner 
Rückkehr im Jahre 1838 ins Leben, eröffnet am 4. November 1838. 

Ein lebhaft theilnehmendes Mitglied war Thinnfeld auch in der 
Entwickelung des Lesevereins, des Industrial-Museums im Joanneum, 
der steiermärkischen Zeitschrift, hier selbst Anfangs in der Redaetion 
und mit Beiträgen, auch in der steiermärkischen Landwirthschafts-Ge- 
sellschaft, gleichfalls einem der Ehrenkränze unseres verewigten Erz- 
herzogs Johann. 

Von diesem edlen Prinzen war Thinnfeld hochgeehrt. Er war 
einer seiner Getreuen. In den männlichen Vergnügungen der Gebirgswelt, 
namentlich der Jagd, war er oft der Gast des Erzherzogs, so wie auch er 
in dem gastfreien Feistritz gewohnt war, zahlreiche Gäste um die Zeit der 
Jagden zu empfangen, unter denselben mehrfach durchlauchtigste Glieder . 
des Allerhöchsten Kaiserhauses. Ländlich sittlich lag auch das 
Scheibenschiessen — in Waldstein und anderwärts, stets in dem gewohn- 
ten Kreise. 

Unter den mancherlei Besuchen blieb auch der unseres hochver- 
ehrten Freundes Sir Roderick Murchison aus dem Jahre 1829 dort 
stets in lebhaftem Gedächtniss. 

Noch im Jahre 1838 kam Mohs nach Feistritz in Gesellschaft der 
Herren Gustav Rösler und Dr. Joseph Redtenbacher. 

Auch ich besuchte Thinnfeld’s in Feistritz bald nachdem ich als 
Nachfolger von Mohs die Arbeiten an der Mineralien-Sammlung der 
k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen begonnen hatte. 

Gelegentlich eines Aufenthaltes in Wien in ständischen Angelegen- 
heiten in Gesellschaft seines Schwagers v. Marquet im Jahre 1343 war 
Thinnfeld bei einer der Vorlesungen meines ersten Curses über Mine- 
ralogie an die von dem Freiherrn v. Kübeck einberufenen k. k. Berg- 
wesens-Praktikanten gegenwärtig, und sah mit vieler Theilnahme unsere 
Sammlung, die wir bereits k. k. Montanistisches Museum nannten. 

Im September wurde die Versammlung deutscher Naturforscher und 
Aerzte in Gratz abgehalten, unter der anregenden Theilnahme unseres 
edlen Erzherzogs Johann. Ich wohnte mit Heinrich Rose bei 
Thinnfeld. Unsere Stimmung war durch unsern Familienverlust vom 
vorhergehenden 16. März noch sehr gedrückt. 

Am 30. Juni 1846 unternahm ich von Feistritz aus in Gesellschaft 
der Herren Franz v. Hauer und A. v. Morlot die Besichtigung der 
Röthelsteiner Höhle. 


[9] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 329 


Ferdinand v. Thinnfeld war Subseribent der von mir gesam- 
melten und herausgegebenen „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen“, 
und zwar bereits im Ersten Bande, der am 18. August 1847 ausgegeben 
wurde. 

Aber nun der Beginn des Jahres 1848. Ueber Thinnfeld’s Antheil 
an den Bewegungen desselben freue ich mich nachstehend den Schluss 
der Mittheilung wörtlich vorzulegen, wie er sich an die früher ebenfalls 
wörtlich gegebene Schilderung seiner ständischen Beziehungen anreiht. 

„Unter diesen geräuschlosen, aber in jeder Richtung fördersamen 
Geschäftsführungen nahte endlich die politische Bewegung zu Ende 
der vierziger Jahre heran. Wie in Nieder-Oesterreich, so bildete sich auch 
in Steiermark im Jahre 1547 allmählig eine kleine, aber die tüchtigsten 
Männer vereinigende, liberale Partei im alten Stände-Körper, welche den 
Ideen der Zeit und den berechtigten Anforderungen derselben Rechnung 
tragend, die freiwillige Lösung des patrimonialen Unterthänigkeits-Ver- 
hältnisses und eine freisinnige Gestaltung der Landesvertretung anstrebte. 
Auch Thinnfeld schloss sich ihr aus Ueberzeugung an, und nahm an 
ihren Besprechungen den eifrigsten Antheil. Als nach der französischen 
Februar-Revolution die Aufregung immer mehr wuchs, beschloss diese 
Partei für den Frühlings-Landtag einen Reform-Antrag vorzubereiten, 
welcher dahin ging, an Seine Majestät die Bitte zu richten, Abgeordnete 
der Stände aller österreichischen Erblande nach der Residenz einberufen 
zu wollen, um gemeinsam über die tief erschütterte Finanzlage des 
Staats, über eine zeit gemässe Erweiterung der ständischen Repräsenta- 
tion auf den Landtagen und überhaupt alle jene Maassregeln zu verhan- 
deln, welche geeignet wären, das öffentliche Vertrauen nachhaltig zu 
kräftigen und zu sichern. Zum Wortführer in dieser wichtigen Ange- 
legenheit erkor man Thinnfeld; welcher durch eigene freisinnige An- 
sichten, und das Ansehen, welches er allgemein genoss, dazu vorzugs- 
weise geeignet erschien. So brachte er denn in der ständischen Aus- 
schusssitzung am 3. März 1848 einen von ihm ausgearbeiteten, derartigen 
Vortrag zur amtlichen Verhandlung, der nach reiflicher Erörterung an 
jenem Tage im ständischen Aussehusse und nachher am 15. März im 
Landtage zum Beschluss erhoben wurde, und gewiss wesentlich dazu 
beitrug, die aufgeregten Volksmassen, die auch in Gratz das Landhaus 
dieht erfüllt hatten, zu bescehwichtigen, und auch während der ganzen 
folgenden stürmischen Periode die Einflussnahme der Stände möglich zu 
machen. Als der ständische Landtag sich in Folge der Ereignisse per- 
manent erklärt, und sich allmählig durch die Vermehrung der Vertretung 
des Bürger- und Gelehrten-Standes zweekmässiger eingerichtet hatte, 
wirkte Thinnfeld bei dessen täglichen Verhandlungen thätigst mit, und 
unterstützte nachher auch den bald aufgetauchten Antrag, zur Erörterung 
der Grundentlastungs-, der Gemeinde - Ordnungs- und der Verfassungs- 
Frage einen eigenen provisorischen Landtag einzuberufen, welcher aus 90 
zu drei gleichen Theilen von den landtäflichen Gutsbesitzern, von den bür- 
gerlichen und den bäuerlichen Gemeinden gewählten Vertretern bestehen 
sollte. Auch als dieser am 13. Juni 1848 mit ministerieller Genehmigung 
zusammen trat, betheiligte sich Thinnfeld als Abgeordneter der Mon- 
tan-Industrie lebhaft an dessen Berathungen, konnte denselben aber nur 
bis zum 27. desselben Monats beiwohnen, indem er zwischenweilig in 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reiehsanstalt. 1868. 18. Band 3. Heft. 44 


930 W.R. v. Haidinger. N [10] 


seinem Wohnbezirke Feistritz zum Abgeordneten für den österreichischen 
Reichstag gewählt, sich fortan einem umfassenderen constitutionellen 
Wirkungskreise widmen musste, aus welchem er dann als Min'ster für 
Landeseultur und Bergwesen in Staatsdienste übertrat“. 

Thinnfeld war Mitglied der allerersten von den Ständen nach 
Wien entsendeten Deputation. 

Der Sommer allerdings war in Wien hinlänglich bewegt. Meine 
Familie war während der Zeit in Feistritz. Ich blieb bei dem k. k. Mon- 
tanistischen Museum zurück. Thinnfeld wohnte bei seinem alten, treuen 
Freunde Professor Leeb. An freien Tagen des Sommers liebte er es von 
Wien aus von Zeit zu Zeit einen grösseren Spaziergang zu unternehmen, 
auf welchem ich ihn gerne begleitete, so von Dornbach über den Tulbin- 
eer-Kogel und hinab nach Manerbach‘ dann wieder von Mödling über 
den Aninger nach Baden. Auf dem letztern war es, dass uns in Mödling 
ein Zeitungsblatt zufällig zur Hand kam, in dem in nicht ganz beifälligem 
Tone einer anders denkenden Partei von einem etwa möglichen Ministe- 
rium „Stadion-Thinnfeld“ die Rede war. Es war dies im September, 
und wird hier nur darum erwähnt, um anzudeuten, wie oft Gerüchte 
längst vor dem Eintritte der Ereignisse entstehen. Im Reichstage selbst 
hielt Thinnfeld an dem Grundsatze fest „Fortschritt aber nicht Um- 
sturz“, und stand allerdings in freundlichen Beziehungen mit dem Grafen 
Stadion. Er nahm näheren Antheil in den Verhandlungen über die 
Grundentlastungs-Frage. 

Nachdem Kaiser Ferdinand am 7. October Wien verlassen und 
sich nach Olmütz begeben hatte, wurde Thinnfeld als Mitglied einer 
Deputation an Seine Majestät gewählt. Er kehrte von dort nieht mehr 
nach Wien zurück sondern begab sich nach Feistritz. Er gab in der 
Gratzer Zeitung eine öffentliche unumwundene Erklärung seiner Beweg- 
gründe zu dieser Handlungsweise. 

Im November wurde Thinnfeld telegraphisch nach Olmütz be- 
rufen. Er wurde am 21. November zum Minister für Landescultur und 
Bergwesen ernannt. Die vorerwähnte Erklärung hatte namentlich Ver- 
anlassung zur Berufung gegeben. Nicht ohne einiges Zaudern hatte er 
sich zur Uebernahme der Aufgabe entschlossen, wo er der ausgezeich- 
neten Weise gedachte, in welcher Michael Layer, der auch sodann die 
Stelle als Unterstaats-Seeretär erhielt, unter den schwierigen Verhält- 
nissen der letzten Ministerien so wie früher unter Kübeck als Central- 
Bergbau-Direetor seit 1843 an der Spitze des Montanisticums gestanden 
hatte. Aber die, wenn auch im Reichstage kurze parlamentarische Lauf- 
bahn, die so klar hier im Vorhergehenden nachgewiesene Vorbereitung 
gerade für die Zweeke eines Ministeriums für „Landeseultur und Berg- 
wesen“ überwogen und die Arbeiten begannen, "wohl so lange der Krem- 
sierer Reichstag dauerte mit vielen Unterbrechungen durch die Reisen. 

Durch die ständische montanistische Lehranstalt in Vordernberg 
vorbereitet, hatten bereits durch das k. k. Ministerium der öffentlichen 
Arbeiten Verhandlungen stattgefunden, und erschien unter 21. September 
1848 die Bekanntmachung über die Eröffnung einer provisorischen mon- 
tanistischen Lehranstalt zu Vordernberg. Es erfolgte nun rasch am 
9. Februar 1849 (die Bekanntmachung wegen Errichtung der zwei k. k. 
montanistischen Lehranstalten zu Leoben, mit welcher die steiermärkisch- 


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11] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 331 


ständische vereinigt wurde und zu Pfibram. Es war dies um so weniger 
aufschiebbar, als schon im November 1848 die von Schemnitz geflüchteten 
Bergakademiker in Wien eintrafen, um möglicher Weise ihre Studien 
- fortzusetzen. Aber durch drei Monate waren die Lehrsäle geschlossen, an 
der Universität, an dem polytechnischen Institute. Unter Thinnfeld’s 
Schutze fanden die jungen Männer doch einigen Ersatz an unserem k. k. 
Montanistischen Museum. Von den 48 Zuhörern der am 20. November 
eröffneten Vorlesungen waren 19 k. k. Bergakademiker. Später wurde 
Tunner zum Director für Leoben ernannt, Professor Zippe von Prag 
als Direetor zur Einrichtung nach Pfibram berufen. 

Auch unser k. k. Montanistisches Museum stand nun unter Thinn- 
feld’s oberster Waltung. Er war genau mit allen unseren früheren 
Beziehungen vertraut. Aber gerade in der letzten Zeit hatten bei uns 
wichtige Ereignisse stattgefunden. Die Herren Franz v. Hauer und 
Dr. Moriz Hörnes hatten mit Subventionen der Kaiserlichen Akademie 
der Wissenschaften im Sommer 1848 eine Reise durch Deutschland, 
Frankreich, England unternommen, vorzüglich um in dem letzten Lande 
die Arbeiten der „Geologischen Landes-Aufnahme“ genauer kennen zu 
lernen, im Sommer 1849 eine vorbereitende Rundreise durch die west- 
lichen Länder des Kaiserreichs zur möglichsten Anwendung der gewon- 
nenen Erfahrungen. 

Einstweilen hatte ich unmittelbar nach den Märztagen ein Prome- 
moria verfasst: „Ueber die Stellung des k. k. Montanistischen Museums“ 
und ein Exemplar am 26. Mai an den Minister für öffentliche Arbeiten 
von Baumgartner, später ein Gleiches an E. v. Schwarzer einge- 
reicht, endlich ein drittes an den neuen Minister für Landeseultur und 
Bergwesen um Weihnachten 1848. Es war nur für allgemeine Uebersicht 
bestimmt, und wies nach, wie man ein&seits umfassendere Lehre daran 
zu reihen vermöchte, und wie die Anstalt zu nützlicher eigener Arbeit für 
geologische Landesdurchforschung sich verwenden liesse. Aber dies war 
in der allerersten Zeit der Vorbereitungen. Bald fand sich ein günstiger 
Augenblick, auf welchen ein Entschluss nicht ausbleiben konnte. Die 
dreijährige Periode für Franz Ritter v. Hauer als Assistent am k. k. 
Montanistischen Museum war zu Ende, es musste auf Neues vorgesorgt 
werden. Ich schlug eine Professur für Paläontologie am Museum vor. 

Hier war es, wo der Minister v. Thinnfeld zwischen Lehre und 
Arbeit für die. letztere sich gntschied, und die Verhandlungen eröffnete, 
wie sie endlich zur Gründung der k. k. geologischen Reichsanstalt führ- 
ten.. Ich habe eine ausführlichere Schilderung derselben in meiner 
Ansprache in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 
30. October 1360 gegeben. 

- Die Allerhöchste Entschliessung erfolgte am 15. November 
1349. Ich legte den Eid als Direetor ab am 1. December. Am 14. Decem- 
ber wurden Franz Ritter v. Hauer und Johann Czjzek zu k. k. Berg- 
räthen und Geologen, August Friedrich Graf Marschall zum Archivar, 
Franz Foetterle zum Assistenten ernannt. 

Unsere Arbeiten wurden rasch gefördert. Die öffentlichen Sitzungen, 
die Reisen begannen. Am 11. Juni erscheint das erste Heft unseres Jahr- 
buchs. Am 25. September ist die Wernerfeier. Das schöne Local des 
Fürstlich v. Liechtenstein’schen Palastes auf der Landstrasse wird 

A4# 


392 W. R. v. Haidinger. 112] 


dureh Minister v. Thinn feld auf zehn Jahre gemiethet, die Commission 
zur Besprechung über eine zeitgemässe Förderung auch der geographi- 
schen Arbeiten wird unter seinem Einflusse eingeleitet. Unter Thinn- 
feld’s Ministerium durfte ich schon am 6. September 1852 die ersten 
gewonnenen Karten-Seetionen zu 2000 Klafter auf i Zoll, an Seine k.k. 
Apostolische Majestät überreichen. Thinnfeld ermöglichte unsern 
Besuch der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Wies- 
baden, für mich, Franz Ritter v. Hauer und Constantin v. Ettings- 
hausen. Auch das 1. Heft von Dr. Moriz Hörnes „Fossilen Mollusken 
des Tertiärbeckens von Wien“ war 1851 erschienen, und wir waren noch 
so mancher Erleichterung in der Benützung der grossen Kräfte der k. k. 
Hof- und Staatsdruckerei gewärtig. 

In dem hüttenmännischen Laboratorium der k. k. geologischen 
Reichsanstalt begannen damals schon Patera’s Arbeiten über Silber- 
Extraetion und Uranbenützung. 

Rasch wurden damals unsere Sitzungsberichte veröffentlicht. Der 
Bericht über die erste der Sitzungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 
am 5. März 1550, bei welcher der Minister selbst gegenwärtig war, 
erschien nach drei Tagen, am 8. März in der Wiener Zeitung, der Bericht 
über die Sitzung am 13. März erschien am 21. Das war lebhafte Theil- 
nahme. — Was haben wir heute? — In der Fortsetzung derselben Wiener 
Zeitung haben wir am 16. April 1368 den Bericht der Sitzung der k. k. 
zoologisch-botanischen Gesellschaft vom 5. Februar nach 71 Tagen, am 
17. April den Bericht über die Sitzung der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt vom 18. Februar nach 59 Tagen, in dem Blatte vom 16. April 
selbst für die kaiserliche Akademie der Wissenschaften der Bericht über 
die Sitzung vom 26. März nach 21 Tagen! — Soll dies Fortschritt sein ? — 

Billig stellte ich wohl unsere eigenen Angelegenheiten in der k. k. 
geologischen Reichsanstalt in den Vorgrund meiner Mittheilungen. Das 
Programm des Ministeriums Thinnfeld trägt das Datum des 15. April 
1549 (Kraus, Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann des österreichi- 
schen Kaiserstaates II. Jahrgang, Wien 1849, Seite 196). In männlich- 
{reisinnig-verständiger Fassung gab es die Grundsätze der Verwaltung, 
die Organisation unter Layer als Unter - Staatsseceretär, den drei 
Seetionen unter Karl Ritter v. Kleyle, August Graf Breunner und 
Karl v. Scheuchenstuel. 

Unvergesslich ist das Gefühl des Aufschwungs, welehes den Beginn 
der Arbeiten des Ministeriums begleitete, im Bergwesen war Thinn- 
feld der Kraft und Erfahrung eines Layer, des Grafen Breunner, 
eines Karl v. Seheuchenstuel gewiss, welehem letztern insbesondere 
die Ausarbeitung der Organisation der k. k. geologischen Reichsanstalt 
übertragen war. Später begannen die Arbeiten für das Berggesetz, das 
unter Thinnfeld’s Ministerium, von Scheuchenstuel bearbeitet, 
nahezu vollendet vorlag, wenn es auch erst unter Baumgartner ver- 
öffentlicht wurde. Auch Peter (nun Ritter v.) Rittinger wurde damals 
in das Ministerium berufen. Für Landescultur wirkte der energische Karl 
titter v. Kleyle. Schon zu allem Anfange wurde namentlich in dieser 
Riehtung unser erstes chemisches Laboratorium eingerichtet, mit Dr. Ignaz 
Moser als Chemiker, in einem alten Gartengebäude, auf der Stelle 
wo jetzt die Heumarkts-Caserne steht. Der damals schon hochgefeierte 


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[13] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnield. 333 


Dr. Heinrich Wilhelm Pabst wurde von Hohenheim nach Oesterreich 
berufen, zur Einrichtung der k. k. höheren landwirthschaftlichen Lehr- 
anstalt in Ungarisch-Altenburg, die im Herbst 1850 eröffnet wurde. 
Auch Dr. Moser wurde bald dorthin versetzt. 

In einer von Thinnfeld berufenen Versammlung ausgezeichneter 
Vertreter der landwirthschaftlichen Interessen aus den Kronländern 
wurden viele zeitgemässe Fragen in diesen Beziehungen besprochen. Ich 
durfte es nicht wagen, tief in Erörterungen einzugehen, und vieles bleibt 
unvollständig, wo meine eigene Erinnerung nicht reicht, und doch die 
Zeit den Abschluss der gegenwärtigen Skizze gebietet. 

Unsere Arbeiten in der k. k. geologischen Reichsanstalt gingen 
wohlgeordnet ihrer lebhaften Entwiekelung entgegen, unter dem freund- 
lichen Walten des Mannes, der so tiefe Kenntniss und Theilnahme für 
alle Arbeiten innerhalb unserer Aufgaben hatte. Aber schon der Jänner 
1855 bringt eine Wendung. „Zur Vereinfachung der Geschäfte“ wird das 
Montanistieum mit dem Finanz-Ministerium vereinigt. Kurz vorher im 
Sommer 1852 war dem Minister die Würde eines k. k. geheimen Rathes, 
der Orden der eisernen Krone erster Classe am 18. Jänner 1853 ver- 
liehen, und Ferdinand, durch Diplom vom 3. October 1855 Frei- 
herr von Thinnfeld tritt in dieser Weise von Seinem Allergnä- 
digsten Kaiser und Herrn hochgeehrt und anerkannt in das Privat- 
leben zurück. 

Es wird wohl billig erscheinen, wenn in dem gegenwärtigen Um- 
visse, in der k. k. geologischen Reichsanstalt, auch auf diejenigen ein- 
zelnen Punkte der Entwickelung des Lebens und der Wirksamkeits-Ver- 
hältnisse des Freiherrn v. Thinnfeld ein besonderes Gewicht gelegt 
wird, welche uns in dieser Anstalt mit demselben verbinden. Man sieht, 
dass er zu allen Zeiten desselben mit dem Gegenstande, mit den Per- 
sönlichkeiten, mit den Bedürfnissen des Landes, mit den Kentnissen der 
auf dieselben bezügliehen Arbeiten im In- und Auslande wohl vertraut 
war, so dass er also vollkommen vorbereitet war, dass er alle Eigen- 
schaften zur Uebernahme seines Amtes als Minister besass, und dass er 
rasch den Augenblick ergriff, um Nützliches für unser Oesterreich einzu- 
leiten. Für die Gründung der k. k. geologischen Reichsanstalt könnte 
man diese Lebens-Entwickelung eine wahrhaft providentielle nennen. 

Thinnfeld war es, der die Wissenschaft und ihre Anwendung in 
den damaligen höchsten Regierungskreisen erfolgreich vertrat. Rege 
Theilnahme nach allen Richtungen ist immer wünschenswerth. Ansichten 
wechseln, die erbittertsten Kämpfe, blutige Lösungen, mit dem Aufwande 
von Lebenszeit und Menschenleben, und von den Gegenständen, welche 
dasselbe erleichtern, gehen über uns hinweg, oft ohne auch nur eine 
Spur von Fortschritt zurückzulassen, am sichersten keinen, der dem 
unendlichen Aufwande entspricht. Hier hat unser Thinnfeld ein Denk- 
mal für wahren Fortschritt zurückgelassen, für wahren Fortschritt, 
der allein dem Leben Werth verleiht. 

Ich wäre ungerecht, gegen alle Theilnehmer an unsern Arbeiten, 
segen alle Freunde und Förderer derselben, von den ältesten Zeiten her, 
wollte ich sagen, Thinnfeld habe nicht schon so Manches vorbereitet 
gefunden; aber das ist eben sein grosses Verdienst in der Zeit und um 
unser Oesterreich, dass er ein Ganzes schuf, welches als aner- 


334 W.R. v. Haidinger. 14] 


kannte Einheit dastand. Dies ist die Geschichte so vieler Erfindun- 
gen und Entdeckungen, im rechten Augenblicke die rechte 
That. 

An den Anfang reihten sich seit seinem Abgange die Arbeiten an, 
die im Verein mit dem Beginne das Ansehen der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt bei den Fachgenossen fort und fort erhöhten, über die eivilisirten 
Länder der ganzen Erde. Reich wie während meiner Amtsführung meine 
hochverehrten jüngeren Freunde gestrebt und gewirkt und sich Erfolge 
gesichert, so darf ich wohl jetzt, unter der Führung meines hochverehrten 
Freundes und Amtsnachfolgers Franz Ritter v. Hauer, noch mehr den 
Ergebnissen ihrer Beharrlichkeit meine Anerkennng aus vollem Herzen 
darbringen, »wo der Fortschritt der wissenschaftlichen Stellung so 
glänzend vorliegt. 

Mit tiefem Schmerz nur berichte ich über den letzten Lebens- 
abschnitt unseres unvergesslichen Gründers. Es war ihm nicht beschieden 
in ruhevoller Würde, in der Erinnerung an sein ruhmvolles Wirken sein 
Leben zu beschliessen. Der Grund auf dem er fusste, schien zu weichen. 
Man kennt die Schwierigkeiten, welche in einer vor Kurzem erst verflos- 
senen Zeitperiode sich über unsere österreichischen Eisen-Industrial- 
Unternehmungen anhäuften, und die vielleicht am meisten gerade in dieser 
Abtheilung der Hammerwerke fühlbar waren. Fort und fort verschlim- 
inerte sich die Stellung, bis es zum Bruche kam und ein Ausgleichs- 
verfahren Platz greifen musste, das in dem in so vieler Rücksicht 
unglücklichen Jahre 1866 eintrat. 

Das Aeusserste für ein so lebhaftes heimatliches Gefühl, den von 
seinen Voreltern ererbten, durch ein langes Leben voll Genuss doppelt 
lieb gewordenen Stammsitz in seinen alten Tagen verlassen zu müssen, 
wurde noch glücklich — in seiner Art — durch den Umstand abge- 
wendet, dass eben Antonio Servadio, ein Schwiegersohn Thinnfeld’s, 
Gemahl seiner Tochter Sophie es war, der den Besitz des Hauses und 
ler Hammerwerke erstand. Aber der Schlag war zu schwer, um nicht 
den nachtheiligsten Einfluss auf seine Gesundheit zu üben. 

Erschütterad trat ein Todesfall in der Familie dazu, der Verlust der 
Sehwiegeriochter Emma, gebornenPfusterschmid v. Hartenstein, 
Mutter zweier Kinder, dem dritten entgegensehend, Gattin des Sohnes 
{iubert Freiherrn v. Thinnfeld, an einem rasch verlaufenden Halsübel. 

Thinnfeld selbst war den ganzen Winter an Brustbeschwerden 
leidend, die bei seiner abgehärteten Natur und gewohnten Körperkraft 
nur zu wenig von ihm selbst Beachtung fanden. Da- trat plötzlich Mitte 
März eine Steigerung des Uebels ein, die das Schlimmste besorgen liess, 
und Veranlassung gab, dass er die heiligen Sterbesacramente empfing. 
Nach einer Periode schmerzhafter Anfälle durch, vermehrte Exsudate der 
Lunge veranlasst, trat endlich im nahe vollendeten 75. Lebensjahre sanft 
das Scheiden ein, am 3. April 91/, Uhr Abends, die redliche Seele ent- 
schwebt zum Herrn! 

Die meisten Familienglieder, nahe stehende Freunde waren in dem 
ergreilenden Augenblicke gegenwärtig, nebst den genannten Hubert, 
Sophie und Servadio noch die Töchter Franeisca, Louise Freiin 
v. Lattermann, Antonie, Josepha Wimbersky, Marie verwitwete 
Dr. Moriz Heider, Henriette, Hauptmann Lehne. Der jüngere Sohn 


[15] Zur Erinnerung an Ferdinand Freiherrn v. Thinnfeld. 335 


Freiherr Friedrich v. Thinnfeld, k. k. Hauptmann, hatte nur drei Tage 
früher Feistritz im Dienste wieder verlassen. 

Am Sonnabend, dem 11. April, um 2 Uhr Nachmittags wurden die 
sterblichen Reste in der Hauscapelle eingesegnet und sodann in der 
Familien-Grabstätte zu Feistritz zur Ruhe bestattet. 

Viele trauernde Verwandte, Freunde und Verehrer, auch von dem 
nahen Gratz heraufgeeilt schlossen sich den zunächst stehenden Leid- 
tragenden auf diesem schweren Gange an, die Freiherren von Latter- 
mann, v. Richter, Ritter v. Fraydenegg, Wittwe Freiin v. Schal- 
ler, geborene v. Fraydenegg, mit Sohn Freiherrn v. Schaller, k.k. 
Hauptmann im Geniecorps, und Tochter, Louise Skubitz, geb. Freiin 
v. Hagen, Fräulein v. Ziernfeld, Graf v. Meran, ‘Dr. Werle, Graf 
und Gräfin d’Avernas, geborne "Gräfin Wilezek, Gräfin Franeisea 
Wilezek, drei Ritter v. Franck, Freiherr v. Apfaltern, und noch so 
manche, deren verehrte Namen in der so tief ergreifenden Stimmung 
nicht aufgezeichnet wurden. 

Auch die Bergmannswelt fehlte nicht in dem Kreise der Verehrer. 
Unter Anführung unseres hochverehrten Freundes und früheren Arbeits- 
genossen Paul irtmise &, dem wir so manchen werthvollen Beitrag ver- 
danken, waren es die sämmtlichen Bergknappen des Kuschel’schen 
Zinkbergbaues, welche in Uniform, mit ihrer sehr lobenswerthen Berg- 
musik ausgerückt, in dem Zuge die Erinnerung an den dahin geschie- 
denen Freund, Theilnehmer und Förderer ihrer Arbeiten, den Minister 
für Landeseultur und Bergwesen lebhaft zur Schau brachten. 

In unsern bergmännischen, in unsern geologischen Kreisen ist das 
Andenken an den rasch entschlossenen Gründer unserer k. k. geolo- 
gischen Reichsanstalt für immer mit dem Fortschritte der Wissenschaften 
in Oesterreich unvergänglich verbunden. 


Nachtrag. Als ich am 10. April, rasch nach dem Hinscheiden 
des Verewigten, begann, für die Sitzung des 21. die vorstehende biogra- 
phische Skizze zu entwerfen, musste ich vorerst dasjenige zusammen- 
stellen, was meine eigene Erinnerung mir darbot, so unvollständig es 
auch war. Die später erhaltenen freundlichen Mittheilungen gelang es mir 
wohl sodann an den entsprechenden Stellen einzureihen, wenn auch nicht 
ganz nach meinem Wunsche. Aber es war keine Zeit zur gänzlichen 
Umarbeitung mehr übrig, welehe namentlich für die Familien-Verhält- 
nisse des Verewigten wünschenswerth hätte erscheinen können. Nun 
liegt mir der Satz zur Revision vor, aber ich erhalte neuere vollständigere 
"Mittheilungen, für welche ich zu dem innigsten Danke verpflichtet bin, 
von der Freiin Franeisca v. Thinnfeld, Tochter des Verewigten, 
welche zwar zum Theil durch Feststellung einzelner Daten noch benützt 
werden konnten, aber doch noch Mehreres enthielten, das ich zur Erläu- 
terung des Vorliegenden, und zur Belebung der Schilderung überhaupt 
gerne hier noch anzuschliessen mich verpflichtet fühle. Sie sind sämmt- 
lieh der Familien-Urkunden-Sammlung in Feistritz entnommen. 

1: Aus dem Adelsdiplom der Brüder Anton Balthasar und Fer- 
dinand Joseph vom 21. April 1731 lässt sich entnehmen, dass der 
Vater dieser beiden (Johann Adam Thinn), „als ein gewester Ham- 


336 W.R.v. Haidinger. Zur Erinnerung an Ferd. Freih. v. Thinnfeld. [16] 


mersgewerk zwei Hammerwerke neu erbaut, und dadureh das ordinäre 
Markt-Geföhl merklich erhöhet, auch im vorigen Türkenkrieg Unser kais. 
Zeughaus mit Ankern, Stückkugeln und dem erforderlichen Schanzzeug 
versehen, wie auch zur Einrichtung und in Standsetzung unseres in Idria 
befindlichen Bergwerks sich sonderbar hat gebrauchen lassen.“ — Ferner 
dass auch des Vaters Bruder „wegen vielfältiger pflichtschuldigster Feld- 
Kriegs-Dienste in den Adelsstand mit dem Prädieat von Thinnfeld 
erhoben worden war, als Rittmeister beim Entsatz der Stadt Wien mit- 
kämpfte und sich sehr tapfer hielt, und nach überkommenen 29 Blessuren 
in der Action bei Dillingen sein Leben aufgeopfert“. 

Aber der ältere, Anton Balthasar starb ohne Kinder zu hinter- 
lassen, Ferdinand Joseph trat als Erbe der Besitzungen ein, und 
wurde als Gubernialrath nach Graz versetzt. 

2. Es heisst in Bezug auf diesen in dem Ritterstands-Diplome vom 
1. Juni 1767, unter seinen „sonderbaren Meriten“, dass er „viele Jahre 
als Regierungsrath in Mähren, dann als Gubernialrath in Innerösterreich 
in den wichtigsten und haiklichsten Geschäften, insonderheit aber bei 
Ausarbeitung des Codieis „Theresiana“ die besten Dienste geleistet, 
0.8. Wr 

Ich habe geglaubt diese Stellen auswählen zu sollen, welche in 
Verbindung mit den in der Skizze verzeichneten Angaben eine anzie- 
hende Entwiekelung der Stellung des Thinnfeld’schen Stammes zur 
Anschauung bringen. Mehr in das Einzelne gehende genealogische 
Nachweisungen wurden dem so hochverdienten Herrn Dr. Constant 
Wurzbaceh von Tannenberg für sein allen Freunden Oesterreichi- 
scher Geschichte so wichtiges biographisches Lexikon, zur Verfügung 
vorbereitet. 


A Bericht über die geologische Aufnahme im oberen 
Waag- und Gran-Thale. 


Von D. Stun. 


Vorgelegt in der Sitzung am 31. März. 


Einleitung. 


Für den Sommer 1866 wurde mir die Aufgabe, im Gebiete der 
oberen Gran eine geologische Special-Aufnahme durchzuführen. Das 
Aufnahmsgebiet war zwischen den Parallelkreisen von Slia& und Korit- 
nica eingeschlossen und aus der Gegend von Tajova und Neusohl 
östlich bis über Bries hinaus ausgedehnt. Gleichzeitig mit meinen Auf- 
nahmen im Gran-Thale war Herr H. Wolf mit der Special-Aufnahme der 
nördlich an mein Gebiet anschliessenden Gegend, zwischen Sucani 
und Hradek, südlich der Waag beschiftigt. Sein Unglücksfall auf dem 
ÖOhniste-Berge im Süden von St. Johann und Hradek machte es unmöglich, 
die Aufnahme jener Gegend mit wünschenswerther Genauigkeit durchzu- 
führen, und wurde die Vollendung der Special-Aufnahme der südlich 
der Waag gelegenen Theile der Karpathen meine Aufgabe für den 
Sommer 1867. 

Im Folgenden berichte ich somit über die Special-Aufnahme eines 
Stückes der Karpathen, welches durch die Orte Neusohl und Bries 
an der Gran, Sucani und Hradek an der Waag hinreichend bezeich- 
net sein dürfte. 

- Im Sommer 1867 wurde ich von dem Montan - Ingenieur Herrn 
R. Meier begleitet, dessen unermüdeter Eifer und bald erlangte Orien- 
tirung im Baue der Karpathen es ermöglichten, dass ich ihm das nörd- 
lieh von der Waag zwischen den Orten Rosenberg, Unt.-Kubin und 
Kralovan gelegene Stück meines Aufnahmsgebietes zur selbststän- 
digen Bearbeitung übergeben konnte. Der von ihm verfasste Bericht ist 
diesem meinen Berichte beigefügt. (Abhandlung III dieses Heftes.) 

Ueber die aufzunehmenden Gegenden an der Gran, die ich kennen 
zu lernen früher nicht Gelegenheit fand, lag vor: die »eologische Ueber- 
sichtskarte, im Sommer 1858 von Herrn k. k. Bergrath Foetterle 
gemeinschaftlich mit Herrn Professor Dr. &. A. Kornhuber ausgeführt, 
mit dem zugehörigen erläuternden Berichte '). 


1) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1859, X. Verh. p. 55. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft, 45 


338 D. Stur. [2] 


Für den nördlicheren Theil des Aufnahmsgebietes an der Waag 
hatte ich selbst die Uebersichtskarte geliefert, und die zugehörigen Er- 
läuterungen in meiner: Uebersichts-Aufnahme der Waag und Neutra 1) 
gegeben. Ferner lag mir über dieses Gebiet vor, die von Herrn H. Wolf 
im Sommer 1866 construirte geologische Karte nebst dem zugehörigen 
Berichte ?). . 


In das so bezeichnete Aufnahmsgebiet treten von SO. und ©. her 
zwei grosse altkrystallinische Gebirgsmassen ein, die Haupttheile des 
Skeletes dieser Gegenden bildend. Von SO. greift bis nach Rhonitz an 
der Gran das Vepor-Gebirge ein, dessen grössere Theile ausserhalb 
unseres Gebietes liegen und bis Detva, ferner in das Hügelland von 
Losonez und Rima-Szombath hinein reichen, und welches längs der 
Strasse von Bries über Theissholz nach Rima-Szombath gegen Osten 
eine entsprechende Grenze findet. 

Von Osten her tritt in der Gegend zwischen Boeza (Hradek S.) und 
Bries die Fortsetzung der Kralova Hola ins Gebiet herein, und bildet 
erst rein westlich streichend das Djumbir-Gebirge, dann eine süd- 
westliche Richtung verfolgend das Gebirge der Prasiva. Diese drei 
Gebirge zusammen bilden die Niznie Tatry. 

In der Verlängerung der Streiehungs-Riehtung der Pra$iva treten 
in der Umgegend von Herrngrund und Altgebirg aus dem Gebiete 
jüngerer Ablagerungen kleinere Partien von eozoischen Gesteinen, die 
man als Fortsetzung und Dependenzen des Prasiva-Gebirges betrachten 
darf. 

Eine vierte eozoische Gebirgsmasse ist ferner längs der Lubochna 
südöstlich von Rosenberg aufgeschlossen, die in ONO. Richtung bis in 
die südöstliche Umgegend von Sudani reicht, n WSW. Richtung bis an 
die Revuca nördlich von Osada ausgedehnt ist. 

Zwischen dem Vepor- und dem Niänie Tatry-Gebirge ist die Thal- 
mulde der Gran von Bries abwärts bis Neusohl vertieft. Die Gran 
gelangt durch eine schmale felsige Enge zwischen Bujakovo und Bries 
in unser Gebiet, nachdem sie in den östlicheren Gegenden, in der süd- 
lich von der Kralova Hola liegenden Mulde von Pohorella und Polomka, 
zu einem ansehnlichen Flusse angewachsen ist. 

Wenn man von den grösseren Mulden von Bries und Neusohl 
absieht, fliesst die Gran in unserem Gebiete bis Nemecka und Dubova 
in einer rein westlichen, von da bis Neusohl in einer südwestlichen 
Richtung, in einem verhältnissmässig sehr schmalen Flussbette, das 
abwechselnd muldige Erweiterungen und felsige Verengungen aufzu- 
weisen hat. In den ersteren liegen die bedeutenderen Orte der Gegend, 
wie Predajna, St. Andreas und Mezibrod, Lu£atin, Sl. Liptsche. Die Ver- 
engungen zwischen Bries und Vala$ska, die bei Brezova, St. Andreas, 
Lucatin und Priboj, verleihen der Gegend ein eigenthümliches Gepräge 
und manchen malerischen Punkt. 


1) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1860, XI. Verh. p. 17. 
2) Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt 1867, p. 85. 


[3] Bericht über die ge Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 339 


Dieses so beschaffene Flussbett der Gran ist, wenn man die anlie- 
gende Gegend ins Auge fasst, eigentlich eine in die grosse Thalmulde 
der Gran eingesenkte Rinne, die den Abfluss der Gewässer des Gebietes 
vermittelt. Erst wenn man aus dieser Rinne der Gran, die dieselbe 
zunächst begrenzenden Anhöhen ersteigt, erweitert sich der Horizont des 
Beschauers, und ist die Mulde der Gran im Norden von den Niznie Tatry, 
im Süden vom Veper-Gebirge begrenzt, zu übersehen. Für den östlicheren 
Theil des Gebietes ist die zwischen Bries und Rhonitz liegende Anhöhe, 
der Berg „Hnusno“ als ein solcher Aussichtspunkt zu bezeichnen, von 
dem aus man in einem prächtigen Panorama die eigenthümliche Tektonik 
des Gran-Thales studiren kann. Den westlichen Theil, die Umgegend von 
Neusohl, habe ich am zweckentsprechendsten vom Baranovo und dem 
Pansky Diel südlich bei Herrngrund übersehen können. 

Die letztgenannten Aussichtspunkte sind ferner auch noch darum 
von Interesse, als man von hier aus auch den weiteren Verlauf der Gran, 
von Neusohl abwärts, prächtig übersehen kann. 

Nach der sehr bedeutenden Verengung der Gran-Rinne, unmittelbar 
im S. bei Neusohl, wendet sich die Gran plötzlich rem südlich, und ver- 
folgt diese Richtung in einer weiten offenen Thalmulde bis Altsohl, wo 
sie abermals eine westliche Richtung einschlägt und aus dem Gesichts- 
kreise unseres Gebietes heraustritt. 

Aus der geringen Entfernung der nördlichen und südlichen Wasser- 
scheide des Gran-Thales folgt es, dass sie in unserem Gebiete nur unbe- 
deutende Zuflüsse aufnimmt. 

Auf der rechten Thalseite münden von Norden her in die Gran: die 
Bisträ (Strassenzug von Bries über Jaraba und die Certova svadba nach 
Boeza und Hradek), das Hnusno-Thal, die Waiskova, Jasena, Bukova, 
Sobotnica, Hiadlova, Mostenica, Luptica, Barandia und die Bistriea. Die 
Bistra zeigt eine erwähnenswerthe Eigenthümlichkeit. Unterhalb dem 
Eisenhammer von Bistro, im linken Gehänge, ist die Mündung einer Höhle 
offen, welche das Dolomitgebirge zwischen Bistra und Valasska durch- 
zieht, und bei Vala$ska an der Gran eine zweite-Oeffnung hat. Die Mün- 
dung bei Bistro liegt etwas höher als der Spiegel des Thalwassers. 
Daher ist es nöthig die Bistra etwas zu stauen, um ihre Wässer in die 
Höhle einfliessen zu lassen, die bei Valasska bei der andern Oeffnung 
der Höhle wieder an den Tag tretend, unmittelbar als Motor einer Mühle 
dienen müssen. Die Gewässer des Gebietes der Bisträ theilen sich somit 
bei Bistro in zwei Arme, wovon der eine am Tage in der Rinne der Bisträ 
an die Gran gelangt, während der andere Arm, die Höhle von Valasska 
durchströmend, an einer viel höheren Stelle in die Gran mündet. 

Die Bistrica mit ihren beiden Zuflüssen vom Sturee- und vom Her- 
manecpass veranlasst die beiden Strassenzüge: von Neusohl über Altge- 
birg und den Stureepass in die Liptau nach Rosenberg, und von Neusohl 
über Hermanec und den gleichnamigen Pass in das Becken der Thurocz. 

Auf der linken Thalseite empfängt die Gran noch oberhalb Bries 
das Wasser der Rohozna aus der Gegend von Polhora; oberhalb Brezova 
mündet in die Gran (Hron) der Hronec, welcher die Zuflüsse des 
Vepor-Gebirges: die Kamenista und Osrblianka, kurz vor Rhonitz in sich 
vereinigt hat. Die Lopejska und Predajnanska münden vereinigt bei 
Lopej in die Gran. Weiter abwärts folgen die Zuflüsse: Brusnanska, 


45 * 


340 D. Stur. [4] 


Lubietovska (Thal von Libethen) oder Hutna, Driekma, Plavno, Budi- 
slava und Moltanka. 

Ferner fliessen aus der Gegend von Tajova die vereinigten Ge- 
wässer der Riecanka Kordiesk& und Kralieskä durch die Stiavniea 
unterhalb Neusohl in die Gran. Bei Radvan mündet die Malachova, bei 
Badin die Badinska. Die letztgenannten drei Zuflüsse stammen aus dem 
in W. von Neusohl liegenden Trachyt-Gebirge. Endlich gelangen die 
(Gewässer unseres Gebietes im Mi@iner Thal, erst bei Slia&, und aus dem 
Pojniker Thal durch die Ocovska und Slatina bei Altsohl in die Gran. 

Zwischen dem Niänie Tatry- und dem Lubochnaer Gebirge liegt das 
Wassergebiet der Revuea. Die drei bedeutendsten Zuflüsse der 
Revuca: die eigentliche Revuca,.die Koritnieca und Luäna fliessen 
in dem kleinen Beeken von Osada zusammen. Die Revuca mit einer 
SW.—NO. Riehtung sammelt ihre Wässer aus der Umgebung des Sturee- 
Passes. Die Koritniea entspringt im Westgehänge der Pra$iva, und erhält 
aus jenem, einen voralpinen Charakter zeienden Thälchen, in welchem 
der junge Curort Koritniea liegt, einen bedeutenden Zufluss. Die Koritniea 
fliesst in einer rein nördliehen Richtung. Endlich sammelt die Luzna in 
OÖ. von Osada die Gewässer des Kessels von Luzna und führt sie in 
einer OW. Riehtung in das Hauptthal. Von Osada abwärts bildet das 
rein nördlieh fortlaufende Revuca-Thal eigentlich nur einen Abzugscanal 
für die bei Osada vereinigten Gewässer, indem es nur höchst unbeden- 
tende und nur zeitweilig bewässerte Gräben von seinen Gehängen auf- 
nimmt. 

Nördlich von den Niznie Tatry und nördlich von dem Lubochnae- 
Gebirge fliesst die Waag, die nördliche Grenze des hier zu besprechen- 
den Gebietes bildend. Die Waag, soweit sie unserem Gebiete von Hradek 
über Rosenberg nach Sucani angehört, fliesst mit einigen unbedentenden, 
Wendungen fast rein ostwestlich. Nur auf der Strecke von Lubochna 
über Kralovani und Krpelani weicht sie von dieser Richtung sehr bedeu- 
tend ab, indem sie genöthigt das Tatra-Gebirge nördlich umzufliessen, von 
Lubochna bis Stankovan nördlieh gerichtet ist, von da an abermals west- 
lich und nach der Vereimigung mit der Arva bei Kralovan südlich die 
Riehtung einschlägt. Die letzte Strecke von Kralovan ist durch grosse 
und plötzliche Biegungen ausgezeichnet. Die Waag fliesst von Hradek 
abwärts über St. Miklos bis Rosenberg in einem weiten offenen Thal- 
beeken. Bei Rosenberg vertieft sich die Waag rasch in eine schmale 
Schlucht, die je weiter abwärts, desto Teichlieher ausgeschmückt ist mit 
pittoresken Felspartien, die bei "jeder neuen un der Richtung den 
Wanderer überraschen. 

Wenn man von der Revuca, die im obigen beihrdeken ist, absieht, 
erhält die Waag aus unserem Gebiete nur kurze Zuflüsse, da von der- 
selben die Wasserscheide der Niznie Tatry kaum mehr als etwa vier 
Stunden Fussweges entfernt liegt. Sie sind sämmtlich mehr oder minder 
rein nördlich gerichtet. 

Der westlichste Zufluss der Waag in unserem Gebiete ist das 
Thalvon St. Johann, welches in den stlicheren Theilen des Djumbir- 
Gebirges und auch vom ‚Ohniste- Berge seine Gewässer sammelt. Es war 
am 31. August 1567 als wir, Herr Meier und ich, dieses Thal begingen 
und wünschten jene Stelle zu finden, an welcher unser Freund H. Woli 


[5] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 341 


ein Jahr früher verunglückt war. Wir erstiegen den Ohniste-Berg vom 
Sitden her nieht ohne Mühe auf einem kaum kenntlichen Fusssteige, den uns 
ein am Fusse des Berges beschäftigter Siovak, unter Warnungen vor der 
Bären-Falle, die um diese Jahreszeit gewöhnlich schon aufgestellt sei, 
gezeigt hatte. Lange suchten wir vergebens auf jener Stelle, die auf der 
Karte von Wolf bezeichnet war, um die Pyramide des Ohniste, nach der 
Bären-Falle, und es fehlte nicht an scherzhaften Bemerkungen, dass es 
wohl nur auserlesenen Personen gegeben sei in die Walle zu fallen. Endlich 
nach langer Mühe mussten wir weiter ziehen mit der Ueberzeugung, dass 
die Unglücks-Falie beseitigt, spurlos verschwunden sei. Wir schlugen von 
den wiesigen unbewaldeten Stellen des Berges einen Weg ein, der immer 
breiter und ausgetretener sich gestaltete und endlich in einen kleinen 
Wald eintrat. Bald darauf folgte eine vertiefte Stelle des Weges ein Hohl- 
weg, gleichzeitig eine Verschmälerung desselben. An der schmälsten 
Stelle sahen wir rechts und links knapp am Wege zwei Pfähle senkrecht 
stehend, an die beiderseits eine Art Verzäunung angelehnt war, die ein 
Ablenken vom Wege verhindern sollte. Ueberdies waren an die zwei 
senkrecht gestellten Pfähle noch, wie zufällig, zwei andere Pfähle so 
angelehnt, dass sie den Weg noch mehr einengten, und nur eine höchstens 
2—-3 Fuss breite Passage übrig liessen. Zwischen den letzterwähnten 
Pfählen, mitten im Wege, bemerkten wir eine Vertiefung, die durch ver- 
welktes, gelbliehgewordenes Moos, das der Erde beigemischt war, auffie). 
Wir hatten augenblicklich erkannt, dass wir vor der Bären-Falle stehen, 
doch waren wir so innig überzeugt davon, dass sie nicht aufgestellt 
sei, — da ja unsere Anwesenheit im Comitate allgemein bekannt war, 
und es an einem grässlichen Unglücke, weiches glücklicher Weise ohne 
nachtheilige Folgen vorüber ging, genügen konnte, — dass wir nach 
gehöriger Besichtigung der Vorrichtungen und Vorkehrungen bei der 
Bären-Falle eben im Begriffe waren über die Unglücksstelle hinweg zu 
schreiten. Doch erhob ich glücklicher Weise einen grossen Stein, und 
warf denselben mit aller Gewalt auf &ie bemooste Vertiefung. Wer be- 
schreibt unsere Ueberraschung, als in demselben Momente die Klappen der 
Unglücksmaschine aus dem Boden hervorsprangen und sich schlossen, 
und wir einsahen, dass wir beide durch diese Vorsicht von einem ganz 
sleichen Unfall gerettet worden sind, der vor einem Jahre unseren Freund 
an den Rand des Grabes gebracht hatte. Wir sahen noch an den Klappen 
deutliche Spuren jener Hammerschläge, die Freund W olf m Todesangst, 
wit kräftigem, nach Befreiung strebendem Arm der Maschine versetzte. 
Vergeblich war unsere beider Mühe die Klappen zu öffnen, indem wir 
nicht im Stande waren die viel stärkere rechtsseitige Feder, die die 
Klappen zusammenhielt, zu gewältigen und zu beugen. 

Weiter westlich folgt erst das kurze, nur den Kalkvorbergen ange- 
hörige Illanova-Thal. 

Bei St. Miklos mündet das Demanova-Thal in die Waag, 
welches in zwei weit verzweigten Armen seine Gewässer im Nord- 
gehänge des Djumbir sammelt. Dieses Thal ist m dem mittleren Theile, 
dort wo es den Kalkvorbergen angehört, reich an Höhlen, deren Ausgänge 
an mehreren Stellen der Wände zu bemerken sind. Die eine nur ist unter 
dem Namen Demanover Höhle bekannt und von den Umwohnern 
häufiger besucht. Dieselbe liegt unweit südlich von dem Nordrande des 


342 D. Stur. | [6] 


Kalkgebirges im rechten Thalgehänge. In einem einsamen Hause am 
Wege ins Demanova-Thal lebt der Wächter und Schlüsselaufbewahrer 
der Höhle. Man geht im Thale am Wege aufwärts, überschreitet bei dem 
nächsten vom OÖ. herabgelangenden Graben das Thalwasser, und ersteigt 
auf einem steilen Fusssteige die Wand des rechten Gehänges bis zu zwei 
Dritteln der Höhe derselben, wo sich der niedere Eingang in die Höhle 
befindet. Man tritt zunächst in einen grossen Raum, der von $. her eine 
grosse zu Tag gehende lichtspendende Oeffnung besitzt, und in N. sich 
sehr steil herabsenkt. Man steigt mit Licht versehen über eine mangelhafte 
Stufenreihe tief hinab und gelangt auf einen Sattel von Schutt, von 
welchem aus rechts (östlich), die eigentliche Haupthöhle, tief absteigend 
fortsetzt, und sich dann bald in S. schneckenförmig wendet. Vom Schutte 
des Sattels links (westlich) schlägt man den Weg ein und gelangt durch 
eine kleine Oeffnung in eine tiefere Seitenetage der Höhle, in welcher 
man sehr bald auf eisigem Boden zu einem gefrorenen Wassertropfenfall 
gelangt. Die dieken Säulen des Eises waren theilweise schon zerhackt 
und das Eis als Erfrischungsmittel nach St. Miklos weggetragen. Die 
Wände der bedeutenden Eiskammer sind ganz mit gefrorenen Wasser- 
tropfen und Eisnadeln überzogen, in denen das Licht unserer Kerzen tau- 
sendfach erglänzte. 

Nach kurzem Abwärtssteigen gelangt man an einen zweiten Eis- 
berg, über welchen man auf eingehauenen Stufen hinwegschreitet. Bald 
darauf gelangten wir aus der bisher besichtigten Seitenhöhle in die 
Haupthöhle, in welcher wir schneckenförmig erst in S., dann in W., 
endlich abermals in N. fortgingen, ohne bedeutend tief zu steigen. Meist 
sind es sehr hohe gothische Räume, die wir durchwandelten, etwa 
10 Klafter hoch, 4—6 Klafter breit, bald grösser bald kleiner. In dem 
nach West gerichteten Theile der :Höhle fällt eine konisch zugespitzte 
eylindrische Tropfstein-Säule auf, in O. gallerienartig verziert, in W. 
mehr einem uralten Lindenstamme ähnlich. Tropfstein-Bildungen sind 
selten. An vielen Stellen sieht man die Schichtung des Kalkes an den 
Höhlenwänden flach in NO. einfallend. Die Sohle der Höhle ist mit 
eckigem Schutt bedeckt oder überkrustet. Von der letzten besuchten 
Stelle, die in N. verlauft, sieht man den Höhlenraum abermals in W. fort- 
setzen, doch mussten wir umkehren, um unsere Excursion fortzusetzen. 
Es sei nur noch erwähnt, als Beweis für den Höhlenreichthum dieser 
Gegend, dass unweit von dieser Höhle aufwärts im Demanover Thale 
das ganze Thalwasser kurz nach der Vereinigung der beiden Arme des- 
selben in eine niedrige, an der Thalsohle liegende Oeffnung des rechten 
Gehänges verschwindet und nach einigen hundert Klaftern, viel stärker 
und reicher an Wasser, als grosse rauschende Quelle hervorbricht. 

Im Westen der Demanova folgt,ein ausserordentlich wasserreiches 
Gebiet. In SW. bei Laziste münden fast auf einem Punkte zwei Thäler 
in die Ebene. Das westlichere davon, die Velka, ist dadurch ausge- 
zeichnet, dass das Wasser derselben noch innerhalb des Gebirges wohl 
durch menschliche Nachhilfe in zwei Arme sich theilt, wovon der öst- 
lichere über Laziste nach Paludza, der westlichere unter dem Namen 
Dubrava nach Sokolde herabfliesst. 

Weiter westlich folgt das Klacaner Thal, dann die um Magurka ent- 
springende Lupelnicka (Deutsch-Liptscher Thal), Ludrova und die schon 
besprochene Revuoa. 


[7] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 343 


In die Waagenge unterhalb Rosenberg münden zunächst zwei durch 
ihren Reichthum an Versteinerungen bekannte Thälchen: Cernova und 
Bistro. Weiter unten bei Lubochna mündet das Lubochna-Thal aus einer 
reichlich bewaldeten Gegend ihr Wasser in nördlicher Richtung der Waag 
zuführend. 

Die Lubochna ist der westlichste von S. kommende Zufluss der 
Waag in unserem Gebiete. Da die Karten im Westen eben nicht mit der 
Wasserscheide abschliessen, sondern auch noch die östlichsten Theile 
der Ostgehänge der Thuroez auf denselben enthalten sind, erübrigt es noch 
längs der Westgrenze unseres Gebietes jene Zuflüsse aufzuzählen,, die 
theils direete, theils erst mittelst des Turiee-Flusses der Waag zufliessen, 
und deren Quellen noch unserem Gebiete angehören. Oberhalb Sudani 
münden in die Waag vereinigt die Podhradska und Stiavnicka. Weiter 
südlich folgen die Quellen der Bella, Necpalka und die der Blatnicer 
Thäler;; endlich die Gewässer vom Hermanecpass, sämmtlich dem Quellen- 
gebiete des Turiec-Flusses angehörig. 

Es erübrigt nur noch einen Ueberbliek über die Vertheilung und 
Verbreitung der Formationen in dem so topographisch zergliederten 
Gebiete zu geben, um daran die specielle Betrachtung der örtlichen Ver- 
hältnisse knüpfen zu können. 

Das Skelet der Gegend bilden die Eingangs erwähnten vier Grup- 
pen von eozoischen Gesteinsmassen des Vepor, der Niznie Tatry, des 
Altgebirges und der Lubochna. Zwischen diese Gebirgs- und Gesteins- 
massen und an dieselben lagern die jüngeren, vorzüglich der mesozoi- 
schen Zeit angehörigen Sandsteine, Schiefer, Kalke und Dolomite. Diese 
erfüllen namentlich die Thalmulde der Gran, das Wassergebiet der 
Revuca, und lehnen an den Nordgehängen der Niänie Tatry und der 
Lubochna, im südlichen Wassergebiete der Waag, das Kalkvorgebirge 
der älteren Massen bildend. Ausserdem treten zunächst Nummuliten 
führende Gebilde auf, die, zwischen den genannten Gebirgen übrigen 
Mulden ausfüllend, so die grosse Thalmulde der Waag von Rosenberg 
östlich, die Mulde der Lhota und von Mito im östlichen, die von SI. 
Liptsche im westlichen Theile des Gran-Thales. Nur sehr untergeordnet 
treten im Gran-Thale Gebilde auf, die man den Ablagerungen im Horner 
Becken vergleichen kann: im Beeken von Bries und im NO. von 
Neusohl. ‘Die jüngeren neogenen Ablagerungen sind im Gebiete der Gran 
reichlich vertreten durch ausgedehnte Massen von Trachyttuffen und 
Breceien, die von SOS. und SW. her in unser Terrain bis in die Nähe 
von Bries, nach Libethen, Pojnik, Mitina, und in ©. von Neusohl bis an 
den Hermanecer Pass hereinreichen, als Dependenzen des Altsohler 
und Schemnitz-Kremnitzer Trachyt-Gebirges. Als jüngste Gebilde, der 
Glacialzeit angehörig, erfüllen Schotter und Lehme die Thalsohlen des 
Gebietes, worin sie von den Alluvial-Gebilden unterstützt werden. 


l. Die eozoischen @ebirgsmassen. 


A. Das Vepor-Gebirge. 


In dem von mir untersuchten nordwestlichen Theile des Vepor- 
Gebirges treten folgende Gesteine auf. 


344 D. Stur. [8] 


Granit grobkörnig, reich an Feldspath und Quarz mit wenigem 
schwarzen Glimmer und porphyr artig eingewachsenen Orthoklas-Krystal- 
len. An der beobachteten Stelle in grossen Blöcken auftretend, ausser- 
ordentlich fest und zähe. 

Gneis tritt im Gebiete in drei Varietäten auf. Die eine Varietät 
ist granitähnlich feinkörnig, reich an Feldspath und Quarz mit wenig 
Glimmer, daher die Felsen und Blöcke an der Oberfläche fast blendend- 
weiss’erscheinen. Dieser Gneiss ist gewöhnlich sehr tief verwittert und 
die Oberfläche theils mit Blöcken desselben unverwitterten Gneisses 
bedeckt, theils von emporstehenden unverwitterten Felsen unterbrochen. 
An der erst kürzlich gebauten neuen Strasse von Rhonitz nach Sihla 
sieht man stellenweise in mehrere Klafter tiefen Einschnitten derselben 
immer nur noch den verwitterten, in Sand zerfallenden Gneiss. 

Die zweite Varität ist etwas reicher an Glimmer, dabei sehr deut- 
lich geschichtet und stellenweise schiefrig. Sie tritt nie in grossen Blöcken 
auf, ist aber auch weniger tief verwittert. 

Die dritte Varietät ist ein dünnflaseriger Gneiss, in welchem sehr 
häufig Orthoklas-Krystalle von sehr verschiedener Grösse, bis Zoll gross, 
porphyrartig eingewachsen erscheinen. 

Glimmerschiefer, mehr oder minder reich an Quarz und Quarz- 
linsen und daher bald fester, bald sehr leicht verwitternd, mehr oder 
minder vollkommen schiefrig. 

Thonglimmerschiefer, genau im der Beschaffenheit wie im 
Ennsthale, ist ein dem Vepor-Gebirge meines Gebietes eigenthümliches 
Gestein. 

Hornblendegesteine sind im ganzen äusserst selten, theils ist 
es feinkörniger Hornblendegneiss, theils ein sehr grobkörniges, meist 
tief verwittertes Aggregat von Hornblende-Krystallen. 

Körniger Kalk fehlt dem Vepor-Gebirge gänzlich. 

Die Zusammensetzung des Vepor- Behmzen aus den genannten 
Gesteinen ist eine eigenthümliche. Der centrale Theil des Gebirges um 
Sihla herum besteht aus dem granitähnlichen feinkörnigen Gneisse, der 
von da nach der Kamenista abwärts über Klementka bis an den Fuss des 
Obrubovanee ansteht, in nördlicher Richtung von Sihla bis über den 
Tisty Javor hinaus noch eine Strecke beobachtet wurde. Auf diesem 
Gneisse folgt die glimmerreichere schiefrige Varietät des Gneisses, eine 
breite Zone bildend, die von SW. in NO. streichend, den Raum zwischen 
dem Obrubovanee und Zakluki im Durchschnitte der Kamenista, und den 
des Kriznansky Grün im N. von Sihla einnimmt. Auf dem schiefrigen 
Gneisse folgt die Zone des porphyrartigen flaserigen Gneisses, den 
übrigen Raum des Gneissgebietes gegen die südöstliche Grenze des 
Glimmerschiefers einnehmend. 

Die südöstliche Grenze des Glimmerschiefers gegen das Gneiss- 
gebiet beginnt in W. des grossen Umbuges der Kamenista und zieht in 
nordöstlicher Riehtung am Repisko-Berg südlich vorüber, nach Medwed, 
Jergo, auf Kralikove Humna hinauf. Von dieser Linie in nordwestlicher 
Richtung folgt eine breite, ebenfalls von SW. nach NO. streichende Zone 
des Glimmerschiefers, die bis nach Triwodi (Dreiwasser) und Rhonitz 
reicht, und über das Siasovo bis in das Becken von Bries hintiber- 
streicht. 


[9] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran.Thale.. 345 


_ Hornblendegneiss habe ich an der Strasse nach Sihla, im Norden 
‘des Siroky Grün als Strassenmateriale verwendet gesehen, ohne dass es 
mir gelungen wäre, das Gestein anstehend zu finden. Das grobkörnige 
tief verwitterte Agregat von Hornblende-Krystallen habe ich in herum- 
liegenden Blöcken bei Krizno beobachtet, genau auf dem halben Wege 
von Sihla nach Balog. 

Dieses so beschaffene eozoische Gebiet wird in nordwestlicher 
Richtung von rothen Sandsteinen und Quarziten begrenzt; in südwest- 
licher Richtung wird es von den darauflagernden Trachyten, Trachyt- 
tuffen und Breceien des Vepor, der Polana und Bukowina bedeckt und 
abgeschlossen, und im NO. theils von den Horner-Schichten des Brieser- 
Beckens, theils von den Trachyttuffen und Breceien des Korenovo über- 
lagert. In östlicher und südlicher Richtung reicht das eozoische Vepor- 
Gebirge weit ausserhalb meines Gebietes bis an die Strasse nach Theiss- 
holz, und bis in das Hügelland von Losonez und Rima Szombath. 


Im Westen des Vepor-Gebirges in dem Gebiete südlich und östlich 
der Gran treten noch auf einigen kleinen durch jüngere Gebilde isolirten 
Stellen eozoische Gesteine auf, die ich als Dependenzen des Vepor- 
Gebirges betrachte und hier einzeln aufführe. 


Die Gneissmasse von Brezova ist dem Vepor-Gebirge zu- 
nächst gelegen. Dieselbe ist nördlich der Gran an der Mündung des 
Hnusno-Thales im Osten bei Brezova in einer kleinen Partie aufgeschlos- 
sen. Die grössere Masse desselben liegt südwestlich bei Brezova, und 
reicht bis in das Thal Lopejsk& und hinauf zur Wasserscheide in die 
Predajnanskä. Die Masse besteht aus einem flaserig-schiefrigen Gneiss 
mit braunem Glimmer, und ist von den Gesteinsmassen der Quarzite und 
deren Begleiter rundum eingeschlossen. 


Weiter nach SW. liegt das eozoische Gebiet von Libethen. 
Dasselbe bildet zwei durch Quarzite und Trachyttuffe getrennte Massen. 
Die westlichere ist in der Gegend „zur Linde“ im Osten von Libethen auf 
einem sehr beschränkten Raume aufgeschlossen. Sie besteht aus Thon- 
glimmerschiefer der von W. nach O. streicht und nördlich eimfällt. Unter 
dem Thonglimmerschiefer findet man auf kurzer Strecke des Hohlweges 
zum Hardikov-Maierhof einen sehr verwitterten Gneiss anstehend. 


Die östlichere Masse ist im Süden des Svatoduska-Berges im Peklo- 
Thale, das zum Wassergebiete des Brusno-Thales gehört, aufgeschlossen. 
Diese Masse besteht aus Thonglimmerschiefer, der alle Gehänge des 
Thales bedeckt, und besonders massenhaft auf den Halden des alten 
nun ganz verfallenen Bergbaues Svatoduska aufgehäuft zu finden ist. In 
dem hintersten Theile des Peklo-Thales, in der Kolba, sind theils den 
Thonglimmerschiefer-Schiehten eingelagerte Linsen reinen dunkelgrauen 
Niekelkobalterzes vorhanden, theils Iinsenförmige oder schiehtförmige, 
der Sehichtung des Thonglimmerschiefers eonforme Massen eingelagert, 
die aus Feldspath und Quarz, vorzüglich aus ersterem bestehen und in 
denen derb das Nickelkobalterz, und eingesprengte Kupferkiese er- 
scheinen. Diese Erze werden von einem neuen, im Sommer 1866, in dem 
ersten Stadium der Entwiekelung befindlichen Bergbaue unter der Leitung 
des Herrn Moriz Kellner, königl. ungarischen Hüttenverwalter in 
Libethen, untersucht und aufgeschlossen. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 3. Heft, 46 


346 D. Stur. 110] 


Wenn man von der Kolba westlich ansteigend die Wasserscheide 
erreicht hat, trifft man an einer Stelle der Kres- Wiese in den Maulwurfs- 
hügeln Stücke von Gneiss herumliegen, der in ähnlicher Weise wie in 
der westlicheren Masse im Liegenden des Thonglimmerschiefer an den 
Tag tritt. Dieser Gneiss ist dem Protogin sehr ähnlich, durch den Gehalt 
an einem dem Talk sehr ähnlichen Glimmer und ist dadurch ausgezeich- 
net, dass man in ihm wie es scheint krystallisirten Quarz in einzelnen 
Körnern, ähnlich wie im Rhyolith, eingestreut findet, die wenigstens 
im Durechschnitte theilweise von Krystallflächen begrenzt erscheinen. 
Der Aufschluss des Gesteins ist ein äusserst mangelhafter und das Ver- 
hältniss zum Thonglimmerschiefer nicht offen. In südöstlicher Riehtung 
folgt, unmittelbar bedeckend, der Dolomit. 

Als Fortsetzung dieser beiden Vorkommnisse von krystallinischen 
Gesteinen nach SW. erscheinen im Vodka-Thälchen, dann in dem 
obersten Theile der Driekina, zwischen Libethen und Povraznik ähnliche 
Gesteine aufgeschlossen, wie die Protogin-Gneisse der Kres-Wiese. 

In weiterer Verfolgung der südwestlichen Richtung findet man echte 
krystallinische Gesteine im Durchschnitte der Velka-Zolna, gerade in der 
Umgebung des Sauerbrunnens daselbst anstehend. Es sind das Gneiss 
und Glimmerschiefer-Sehiehten, die hier auf kurzer Strecke, zwischen 
den Quarzit-Gesteinen an den Tag treten. 

Zieht man längs der Velka-Zolna vom Sauerbrunnen Thal aufwärts, 
so trifft man an der Grenze der Quarzit-Gesteine gegen die weiter östlich 
herrschenden Trachyttuffe und Breceien der Polana, gerade dort, wo die 
Velka-Zolna in das Gebiet der Quarzit-Gesteine eintritt, eine grosse 
Menge, wie künstlich übereinander gehäufter Granit-Blöcke, die den Ein- 
gang ins Thal förmlich verdecken. Die Blöcke sind glatt abgewittert; ich 
konnte das Gestein nicht anstehend beobachten, und es ist das Auftreten 
der Granit-Blöcke um so räthselhafter, als in der ganzen Umgegend, über- 
haupt im Vepor-Gebirge, der Granit nur hier beobachtet wurde. 

Als letzte Fortsetzung dieser Reihe von isolirten Vorkommnissen 
der eozoischen Gesteine, ist jenes Vorkommen von Glimmerschiefer zu 
bezeichnen, welches bei Hrochot, bereits ausserhalb meines Gebietes von 
Herrn ©. M. Paul ı) beobachtet wurde. | 


B. Niznie-Tatry. 


Wie im Vepor-Gebirge fehlt auch in den Niänie-Tatry der körnige 
Kalk gänzlich, trotzdem die übrigen da vorkommenden Gesteine voll- 
kommen ähnlich sind den Gesteinen anderer eozoischen Gebirge. 

Die gewöhnlich vorkommende Varietät des Granites der Niznie- 
Tatry erinnert sehr lebhaft an den bekannten Granit von Mauthhausen. 
Ein Stück des Granites vom Djumbir, das von Herrn Wolf gesammelt 
vorliegt, ist von den Stücken des genannten Granites nicht zu unter- 
scheiden. Ein feines gleiches Korn, die Armuth an En Orthoklas- 
zwillingen, der Orthoklas weiss, der Quarz grau, der Glimmer aus- 
schliesslich dunkelfärbig, fast schwarz. Viel seltener ist in diesem Granite 
ein zweiter Feldspath, nämlich Oligoklas, und dessen Vorkommen um so 


1) Jahrb. der k. k. geolog, Reichsanstalt XVI, 1866, p. 178. 


[11] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 347 


schwieriger nachzuweisen, als in den mitgebraehten Stücken, beide Feld- 
_ spathe gleiche Färbung zeigen. 

Von einzelnen Stellen liegen aus der Niänie-Tatry Stücke von 
Granit vor, die von dem obigen im äusseren Ansehen und in der Be- 
schaffenheit verschieden sind. Sie fallen durch grünliche Farbennuancen 
‚des Gesteins, und durch Ausscheidungen eines grünen chloritischen 
Glimmers auf den Gesteinsklüften, auf. Sie enthalten entweder nur einen 
grünlichen matten Feldspath, der sehr selten glänzende Flächen zeigt, 
dann aber mit Sicherheit als Oligoklas erkennbar ist, und der sich an 
der verwitterten Oberfläche der Gesteine milehweiss färbt (Magurka); 
oder es tritt nebst dem grünlichen matten Feldspathe auch ein milch- 
weisser oder gelblicher Orthoklas, in porphyrartig eingewachsenen glän- 
zenden Krystallen auf (Granitmasse im Hiadler-Thale). 

Sehr verschieden erweisen sich bei näherer Untersuchung die 
Gesteine aus verschiedenen Localitäten des Gneissgebietes der Niznie- 
Tatry. Es sind theils Gesteine, die als normale Gneisse bezeichnet werden 
müssen, theils sind es aber auch sehr eigenthümliche Gesteine, die von 
den ersteren wesentlich abweichen. 

Die eigentlichen Gneisse enthalten weissen und dunklen 
Glimmer in grösseren oder kleineren Schüppehen, und das feinkörnige 
Gemenge aus Feldspath und Quarz zeigt häufiger gelblichweisse, seltener 
eine grünliche Farbe. Sie sind mehr oder minder grobflaserig (Sneska, 
rechtes Gehänge der Waiskova) oder feinkörnig (Viselniee bei Bries). 

Die anderen Gneisse enthalten einen talk- oder chlorit-ähnlichen 
Glimmer, der vorherrschend auftritt, dem Gestein eine grobflaserige 
schiefrige Structur verleiht, und dem die andern beiden Gemengtheile 
des Gesteins sehr untergeordnet sind. Man bemerkt ausserdem noch, 
etwa erbsengrosse Körner von Feldspath und Quarz in diesen Gesteinen 
eingewachsen, wovon der letztere nicht selten lichtrosa oder lichtviolett 
gefärbt erscheint. Je nach der Farbe des Glimmers erscheinen diese 
Gneisse licht grünliehgrau (Rücken der Prasiva) bis dunkelbraun (Prty, 
Bujakovo N., Bries NO.) gefärbt, und bieten im letzteren Falle das 
Ansehen vom Thonglimmerschiefer mit porphyrartig eingewachsenen 
Quarz und Feldspathkrystallen. 

Der Glimmerschiefer aus dem Südgehänge der Niznie-Tatry 
zeigt genau die Beschaffenheit des festen Glimmerschiefers aus der Cen- 
tralkette der Alpen. 

Die Hornblendegesteine treten nur in der Form von Horn- 
blende-Gneiss auf. Wo sie unverwittert und unverändert erscheinen, 
zeigen sie die gewöhnliche Beschaffenheit des Hornblende-Gneisses. (Wag- 
nar-Thal oberhalb des Bades, bei Bries nördlich). An andern Stellen ist 
die Hornblende des Gesteins mehr oder minder weit verändert, und 
zeigen sich in solchen Stücken kleine Adern von gelblichgrünen mine: 
ralischen Ausscheidungen, in welchen letzteren (Houcokovo, Bries W.) 
kleine glänzende Eisenkieskrystalle enthalten sind. 

Der Granit bildet den eentralen Kern der Niänie-Tatry, und ist 
somit vorzüglich an dem Gebirgsrücken, und von da durch die nördlichen 
Gehänge des Gebirges anstehend zu finden. Der grössere Theil der 
Granitmasse fällt in das nördliche Gehänge der Niznie-Tatry, wo der- 
selbe nur durch einen schmalen Streifen von Gneiss (vom Klataner-Thale 

, 46 * 


348 D. Stur. 12] 


östlich bis in das Gebiet des Demanova-Thales), von den jüngeren Gebilden 
des Vorgebirges getrennt erscheint, oder es lagern diese unmittelbar auf 
dem Granite (westlich vom Demanova- Thal, und bei Luzna). Im hi 
hänge dagegen überlagert der Gneiss, gleich in kurzer Entfernung von 
der Gebirgsgräthe, den Granit, und herrscht, von da, in einer dem 
Granite gleich breiten Zone, bis an das jüngere Vorgebirge des Gran- 
Thales. Nur im östlichen Theile des Gneissgebietes tritt nach den Unter- 
suchungen von H. Wolf auch Glimmerschiefer auf, in langen und 
schmalen Zügen, die von W. in ©. streichen. Ferner ist in diesem öst- 
licheren Theile des Gebietes ein ansehnlicher Zug von Hornblende- 
gesteinen bekannt geworden, der im NW. von Bries in einer SW.—.NO. 
Richtung aus der Gegend von Wiselnice über Houcokovo, Skalka, 
Käcka, auf den Paleniee-Berg hinzieht, und von da in zwei Arme getheilt 
bis an den Graben Harianovo (Bujakovo N.) verfolgt werden konnte. 

Interessant ist die Thatsache, dass sich die von Ost her über den 
Rücken der Niznie-Tatry zu verfolgende Granitmasse in der Gegend von 
Magurka in zwei Arme zu theilen scheint, wovon der eine nördlichere 
Arm, genau in der früheren OW. Richtung verharrend, das Gebirge im 
Norden des Luzna-Beckens zusammensetzt (Nad Hliniskom, Zelezno, Tlsta, 
Mogurka, Homolka), während der südliehere Arm eine südwestliche 
Richtung. einschlägt und den Rücken des PraSiva-Gebirges bildet. Der 
nördliche Arm stellt offenbar eine Verbindung her zwischen dem Lu- 
bochnaer altkrystallinischen Gebirge und der Niznie-Tatry. In der Fort- 
setzung der Richtung des Prasiva-Gebirgsarmes tauchen die Gneissmassen 
des Aitgebirges auf. Auch das rundherum von Gneiss umgebene kleine 
Granitmassiv der Horka zwisehen dem Mostenicer- und Hiadler-Thale 
ist als Fortsetzung des PraSiva-Granites zu nehmen. Dasselbe gilt wohl 
auch von dem Granite bei Mistrik, Koritnica SW. 

Untersucht man nun genauer die Gegend zwischen den beiden 
eben erörterten Armen der Niänie-Tatry, im Becken von Luäna, so über- 
zeugt man sich zur Genüge, dass in dieser Gegend kein Gneiss vor- 
handen sei, und dass hier die jüngeren Gebilde, vorzüglich die Quarzite 
unmittelbar auf dem Granite lagern. Die Theilung der Granitmasse der 
Niznie-Tatry gegen OÖ. in zwei Arme ist somit nur eine oberflächliche, die 
nur durch die Auflagerung jüngerer Gebilde auffällt; unter diesen in der 
Tiefe sind die Granitmassen beider Arme gewiss zusammenhängend 
untereinander sowohl als auch mit dem Granite von Mistrik, und es 
bleibt wohl kaum ein Zweifel darüber, dass auch die Granitmasse des 
Lubochna-Thales, obwohl gegenwärtig durch jüngere Gebilde vollkommen 
getrennt, eine direete Fortsetzung der Niznie-Tatry Granitmasse sei. 


C. Das Altgebirge. 


Im Durehschnitte der Bistrica im Westen von Herrngrund erscheinen 
längs der Poststrasse echte eozoische Gneisse aufgeschlossen, dig dann 
in einer nordöstlichen Richtung iiber die Höhen in das Thal Sandberg 
und in die Gegend südöstlich von Altgebirg streichen, und auch von 
Grubenbauten der dortigen Gegend, insbesondere im Ferdinands-Erb- 
stollen, angefahren worden sind. 

In der südwestlichen Fortsetzung des eben erwähnten Gneisszuges 
trifft man im Hermanee-Thale in der Umgegend der Papierfabrik den- 


[13] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 349 


‚selben Gneiss aufgeschlossen, jedoch nur an der Thalsohle, und sind die 

Gehänge in Klafterhöhe über der Strasse schon mit rothen Sandstein 
bedeckt. 

In der nordöstlichen Fortsetzung des Gneisses bei Altgebirg trifft 
man noch im Thale von Bukovee, dann am Hruby-Vreh östlich von Buko- 
vec, endlich nördlich bei Bullo Stellen, an welchen in sehr geringer Ver- 
breitung und unbedeutend aufgeschlossen eozoische Gmneisse bekannt 
- geworden sind. 

Endlich ist noch Gneiss und Hornblende-Gestein in den Gehängen 
des Liptscher-Thales unterhalb Balase (St Liptsche NW.) beobachtet 
"worden. 


D. Die Granitmasse des Lubochna-Thales. 


Diese Granitmasse ist, wie schon erwähnt, längs dem Lubochna- 
Thale, und zwar von der oberen Klause nördlieh über die untere Klause, 
die Jägerhäuser: Ciernava und Salatin, bis unterhalb der Mündung des 
Kracko-Thales (am Südfusse des Suchy-Vreh) aufgeschlossen. 

Sowohl auf der Strecke zwischen den beiden Klausen, als auch in 
der Thalstrecke südlich von Salatin ist die Granitmasse nur in der Thal- 
sohle und im tiefsten Theile des Gehfinges sichtbar, und ist hier von den 
sehr mächtigen triassischen Kalken und Dolomiten bedeckt. In der 
Mitte des Thales, bei Öiernavi, reicht der Granit auch hoch auf die Ge- 
hänge hinauf, erhebt sich auf der Wasserscheide gegen Sucani zu sehr 
ansehnlichen Bergen, die zwischen dem Klak und der Jarabinska-Skala 
liegen, und bildet, weiter westlich ziehend, die Quellen der Stiavnicka bis 
in die Nähe von Podzamska- Skiabina. Ganz ähnlich verhält sichs im Osten 
von Lubochna. Von Ciernavi erhebt sich der Granit in östlicher Richtung 
zu einem sehr ansehnlichen Gebirgszuge. Die Smrekovica-Spitze bildet 
dessen höchste Erhebung. Seine Ausläufer, an verschiedenen Stellen 
ziemlich hohe Berge enthaltend, die alle mit dem Namen Smrekovica 
bezeichnet werden, reichen bis an die Thalsohle der Revuca, nördlich 
von Osada, wo das Gebirge seinen Abschluss findet. 

Eine zweite viel kleinere Erweiterung des Aufschlusses der 
Lubochnaer Granitmasse ist im Gebiete der Thäler Kracko und Srupocko 
viSnie zu beobachten, im NW. von Salatin, wo man den Granit bis an den 
Westfuss des Nemecky-Kopee anstehend findet. 

Da bekanntlich die Gegend der Lubochna ausgezeichnete Waldun- 
gen im reichlichen Maasse besitzt, wiesige Stellen sogar nur äusserst 
selten sind, ist es erklärlich, dass die Granitmasse des Lubochna-Thales 
äusserst mangelhafte Aufschlüsse bietet. Oft ist man genöthigt nach den 
Glimmerblättchen in den Maulwurfshügeln zu sehen, um einigermaassen 
noch die Ueberzeugung zu erhalten, dass man im Gebiete des Granites ist. 
Der Granit der Lubochna ist übrigens gleich dem Granite des Djumbir. 


II. Die Thalmulde der Gran von Bries nach Neusohl. 
A. Die Quarzite und rothen Sandsteine. 
Die ältesten Gebilde, die im Gran-Thaie über den eozoischen Ge- 


steinen zunächst folgen, sind rothe Sandstein-Quarzite und Schiefer, die 
ich im Berichte über die Uebersichtsaufnahme der Waag und Neutra als 


350 D. Stur. [14] 


Repräsentanten des Rothliegenden hingestellt habe. Ich bleibe auch nach 
der Untersuchung des Gran-Thales bei dieser Annahme stehen, dass diese 
Gesteine von der Trias zu trennen seien, und dann liegt es wohl nahe, sie 
der Dyas zuzuzählen, wenn es auch bisher nicht gelungen ist, unzwei- 
felhafte Beweise in Versteinerungen aufzufinden. 

Das älteste von mir hierher gerechnete Gestein bilden Schiefer, 
die meist aus einem talkähnliehen Glimmer bestehen, und nicht selten 
Quarz in deutlich abgerollten Geröllen enthalten. Dort‘ wo sie höher 
krystallinisch erscheinen, und auf den Gneissen mit Feldspath und Quarz- 
krystallen unmittelbar auflagern, ist es sehr schwer zwischen den Gneis- 
sen und den Schiefern eine Grenze zu ziehen, und man ist geneigt in 
solchen Fällen, wenn deutliche Quarzgerölle fehlen, sie zu den eozoischen 
Gesteinen zu zählen. Doch bilden sie durch Aufnahme von häufigeren 
Quarzgeröllen einen so unmerklichen Uebergang in die gleich zu er: 
wähnende sogenannte körnige Grauwacke und durch diese in die Quarzite, 
dass es räthlich erscheint, diese Schiefer von den eozoischen Gesteinen zu 
trennen. Sie enthalten nur selten Lagermassen von Quarzit, der dadurch 
auffällt, dass seine Farbe eine mehr oder minder rein weisse ist, und röth- 
liche oder ziegelrothe Farben demselben fehlen. 

Ein höheres Glied dieser Grupße bilden die sogenannten körnigen 
Grauwacken und Quarzite. Die ersteren bestehen aus mehr oder 
minder reichlichen Quarzgeröllen, die durch ein talkiges Bindemittel zu 
einem mässig zähen, nach dem theilweisen Verschwinden des Bindemittels 
porösen Gesteine verbunden erscheinen. Die Quarzite zeigen das Binde- 
mittel aufs Geringste redueirt, und sind häufig körnige Aggregate von Quarz, 
die in seltenen Fällen durch eine nachträgliche Verkieselung des Gesteins 
nur noch homogener erscheinen. Die in den feinkörnigsten Quarziten 
nicht seltenen Einschlüsse von vollkommen abgerollten Quarzgeröllen 
deuten stets auf ihren Ursprung und Verwandtschaft mit den körnigen 
Grauwacken. Sowohl die Quarzite als auch die Grauwacken zeigen häufig 
sehr grelle rothe Farben. Auch sind nicht selten zwischen den Schichten 
der Quarzite sowohl als der Grauwacken, die gewöhnlich bedeutende 
Dimensionen zeigen, 3—4 Fuss und klaftermächtig sind, ziegelrothe mit 
grauen Schiefern wechselnde Sandsteine und Schiefer eingelagert, so 
dass man in dieser mittleren Etage der hier betrachteten Gebilde Gesteine 
eingelagert findet, die bald den tieferen Schiefern, bald den oberen Sand- 
steinen ähnlich sind, und auf eine Zusammgehörigkeit aller dieser Glieder 
zu einer Formation hindeuten. 

Das oberste Glied dieser Gebilde ist der rothe Sandstein, der nur 
selten verrucanoartig ausgebildet ist, oder in Schiefer übergeht, gewöhn- 
lich als ein feinkörniger, grelle Farben zeigender und gut geschichteter 
Sandstein auftritt. 

Diesem rothen Sandstein allein gehören an die Melaphyre der 
Grangegenden. 

Nur an einer Stelle meines Gebietes ist der Melaphyr so weit auf- 
geschlossen und unverwittert, dass es möglich war, davon grössere und 
brauchbarere Stücke zu sammeln, und an diese Stelle wurde ich von 
meinem hochverehrten Freunde Herrn Dr. Gustav Zechenter (gegen- 
wärtig in Kremnitz wohnhaft) geführt. Die Stelle ist ein Stück des Thales 
Bisträ, unterhalb Bistro, westlich von Bries und Valasska. Im tiefsten 


[15] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 351 


Theile des rechten Gehänges liegen daselbst grössere und kleinere Blöcke 
des Gesteins herum, von welchen ich die möglichst frischen auswählte. 

Vorerst interessirten mich jene Stücke, die eine mandelsteinartige 
Ausbildung zeigten, und von denen man noch am sichersten schliessen 
kann, dass man es mit dem eigentlichen Melaphyr zu thun hat. Die Hohl- 
räume des Melaphyr-Mandelsteins von Bistro sind bis 2 Zoll lang 
ellipsoidisch, an einem Ende zugespitzt, meis‘ flach zusammengedrückt 
und innen bald ganz ausgefüllt oder nur mit einer dünnen Kruste über- 
zogen, übrigens hohl. 

Die vollständig erfüllten Mandeln, meist von kleinen Dimensionen 
enthalten, entweder ein ölgrünes oder schwärzlich grünes Mineral, welches 
wohl ohne Zweifel Delessit sein dürfte, oder sie enthalten Kalkspath oder 
Achat. Der Kalspath der Mandeln ist späthig. Die mit Achat ausgefüllten 
Mandeln zeigen die bekannte umhüllende Schichtung, im innersten Raume 
krystallinischen Quarz. Sowohl die mit Achat als auch die mit Kalk 
erfüllten Mandeln lassen eine wenn auch sehr dünne Lage von Delessit 
erkennen, die zwischen der Ausfüllung und der Gesteinsmasse einge- 
schaltet ist. 

Die theilweise ausgefüllten Mandeln zeigen eine mehr oder minder 
dicke Schichte von Quarz ,‚ dessen Krystallspitzen in den Hohlraum der 
Mandel hineinragen. Auch unter dieser Quarzkruste liegt eine sehr dünne 
Lage von Delessit. 

Die Grundmasse des Melaphyr-Mandelsteins ist dieht, röthlichbraun 
(unrein violett). 

Neben den Stücken des Melaphyr-Mandelsteins fand ich Gesteins- 
Stücke, die ebenfalls eine röthliehbraun gefärbte, aber feinkörnige Grund- 
masse zeigen, und porphyrartig eingewachsenen Feldspath enthalten, der 
grünlichweiss und matt ist, und der, wenn auch nur selten, eine deut- 
liche Zwillingsstreifung beobachten lässt. Ausser den grünlichweisslichen 
Flecken des Feldspathes bemerkt man in diesem porphyrartigen Mela- 
phyr noch schwarzgrüne unregelmässig abgegrenzte Flecke, die wohl 
dem Delessit angehören. Auf einigen wenigen Stellen bemerkt man 
innerhalb des Delessits späthigen Kalkspath. 

Sowohl der Melaphyr-Mandelstein als auch der porphyrartige 
Melaphyr von Bistro braust stellenweise mit Säuren sehr lebhaft. 

An den andern auf der Karte angegebenen Stellen ist der Melaphyr 
so tief verwittert, dass man über dem Verwitterungs-Product desselben 
die Mandeln des Mandelsteins zerstreut herumliegend findet. Dies_ ist 
namentlich der Fall gewesen an der Localität Paseka, nördlich bei Sal- 
kova (Neusohl O.), wo ich theils Achat-Mandeln, theils Kalk-Mandeln 
gesammelt habe. Letztere bestehen aus körnigkrystallinischem Kalk, und 
findet man im innern dieser Mandeln den Raum zwischen den einzelnen 
Krystallkörnern mit einem grünlichen Mineral ausgefüllt, welches eben- 
falls Delessit sein dürfte. 

Es ist nicht zu zweifeln, dass auch Tuffe den Melaphyr des Gran- 
Thales begleiten, doch sind die Aufschlüsse ungenügend, dies ausführ- 
licher nachzuweisen. 

Ueber die Aufeinanderfolge dieser nun erörterten Gesteine und 
Repräsentanten des Rothliegenden in den Karpathen bietet den besten 
Aufschluss die Gegend von Brezova längs der Gran hinab bis Lopej. Au 


352 D. Stur. [16] 


der Mündung des Hnusno-Baches, im O. bei Brezova, steht Gneiss an, der 
noch innerhalb Brezova überlagert wird von den ältesten der in Rede 
stehenden Gesteinen: von den Schiefern. Ueber den Schiefern folgt ein 
breiter Zug, in welchem vorherrschende Quarzite mit körnigen Grau- 
wacken wechsellagern. Im Hangenden der Quarzite folgen im Thale von 
Brusno schön aufgeschlossen, doch auch bei Lopej und im Hnusno-Thale 
im Norden von Brezova (wenn auch an den letzteren Orten die Ueber- 
lagerungsstelle durch Dolomit bedeckt ist) die rothen Sandsteine, in 
welchen sowohl im Hnusno-Thale, unterhalb Hornia-Lhota, als auch im 
Bisträ-Thale, unterhalb Bistro, die Melaphyre und Mandelsteine eingefügt 
sind. 

Die hier dem Rothliegenden zugezähiten Gesteine findet man am 
mächtigsten dort entwickelt, wo sie sich an das Vepor-Gebirge anlehnen, 
somit in der Gegend von Rhonitz südwestlich über Libethen nach Pojnik 
und Micina. 

Ein mächtiger Zug dieser Gesteine, vorzüglich durch die unter- 
geordneten Quarzite gekennzeichnet, die stets aus dem abgerundeten 
Terrain emporragende, häufig nackte Felsen bilden, und daher leicht zu 
verfolgen sind, konnte auf der eben bezeichneten Strecke von Mitina bis 
Brezova, und dann aus der Gegend Viselniee bis an den Polom-Vrch, 
Bries N., nachgewiesen werden. Ueberall fanden sich über den eozoischen 
Gesteinen des Vepor-Gebirges sowohl an die grosse Hauptmasse als auch 
an die isolirten Vorkommnisse, die noch zum Vepor-Gebirge gezählt 
wurden, zunächst die Schiefer angelagert. Sie wurden daher sowohl bei 
Pojnikhufa, als auch bei Libethen, sehr mächtig zwischen Libethen und 
Rhonitz entwickelt gefunden. In letztgenannter Gegend wurden den, 
Schiefern eingefügte, tiefere Quarzite beobachtet, die sich durch reinere 
weisse Farbe von den oberen unterscheiden, und in unterbrochenem Zuge 
aus der Gegend von Trivodi längs der Osrblianka bis nordöstlich über 
Rhonitz hinaus verfolgt wurden. 

Südlich von den Schiefern und Quarziten findet man nur auf sehr 
untergeordneten Stellen die rothen Sandsteine anstehend, und zwar nur 
wo triassische Gebilde auftreten. Dagegen kommen nördlich von dem 
Quarzitzuge nur mehr rothe Sandsteine vor, und bilden letztere in dem 
Gebiete südlich der Gran und westlich von der Linie Libethen-Mictina das 
tiefste an den Tag getretene Gebilde. 

Nördlich von der Gran in der Gegend, von Neusohl Feind die 
tiefsten Aufschlüsse ebenfalls nur bis an den röthen Sandstein, der hier 
nur in geringen Vorkommnissen unter der Decke von jüngeren Gebilden 
hervortritt. 

Erst wieder im Gebiete des Alt-Gebirges trifft man sowohl die 
rothen Sandsteine, Quarzite und körnigen Grauwacken als auch die 
Schiefer aufgeschlossen. | 

Die Schiefer und Grauwacken sind an den Hauptzug der eozoischen 
Gesteine des Alt-Gebirges im O. angelehnt. Weiter nordöstlich erscheinen 
die Quarzite insbesondere bei Bala$e und sind von da nordöstlich in 
grossen Massen bis in das Becken von Luzna hinüber zu verfolgen. 

Es ist sehr wichtig hervorzuheben, dass in dem östlicheren Theile 
der Thalmulde der Gran, aus der Gegend des Hiadler-Thales, dureh die 
Thäler von Bukovec, Jasena, Waiskova, Hnusno und Bisträ, also längs 


[17] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 353 


dem ganzen Südabfall der Niznie-Tatry, nirgends die Quarzite, Grau- 
wacken- und Schiefer zu finden sind, ja dass auch der rothe Sandstein 
häufig fehlt, und dass auf dieser Strecke die verschiedenen Glieder der 
Trias, unmittelbar auf dem eozoischen Gebirge auflagern. 

Dagegen sind rothe Sandsteine und Quarzite, südlich am Djumbir, 
in sehr bedeutender Höhe der Niznie-Tatry, schon bei der Uebersichts- 
aufnahme von mir beobachtet worden. 

Das Fehlen der Schiefer und Quarzite auf dieser Strecke des Süd- 
abfalles der Niznie-Tatry, das sehr mächtige Vorkommen derselben am 
Westrande des Vepor-Gebirges und im Alt-Gebirge, ferner das Hinüber- 
greifen dieser Gebilde in das Becken von Luzna, alles dies scheint eine 
Verbreitung dieser Repräsentanten des Rothliegenden anzudeuten, die 
verschieden ist von jener der Trias-Gebilde, und scheint mir einen Grund 
abzugeben für die Abtrennung und Sonderung dieser Gebilde von den 
triassischen Ablagerungen. 

Es erübrigt nur noch die bekannt gewordenen Vorkommnisse von 
Melaphyr und Melaphyr-Mandelstein aufzuzählen. 

Das bedeutendste Vorkommen des Melaphyrs ist das im Bisträ- 
Thale, welches westlich bis ins Hnusno-Thal hinübergreift, und auf 
langer Strecke desselben an den Tag tritt. Weiter nördlich im rechten 
Gehänge der Bisträ sind noch zwei andere Punkte mit anstehendem 
Melaphyr bekannt geworden, der eine im W., der andere im NW. von 
Bistro. 

Erst wieder im Westen von Libethen tritt im oberen Theile der 
Driekina der Melaphyr auf, und ist daselbst das Gehänge eines kleinen 
Kessels, in dem mehrere Zuflüsse der Driekina sich vereinigen, bedeckt 
mit den Verwitterungsresten dieses Gesteins. 

Dann folgt im Gehänge der Paseka, gegen die Gran, von Priboj an 
bis Senice, im Norden von Salkova, ein schmaler Zug von Melaphyr- 
Gesteinen, in welchem ich Achat- und Kalk-Mandeln gefunden, und auch 
das Mitvorkommen von grünen und braunrothen Tuffen beobachtet hatte. 

Am äussersten östlichen Ende dieses Melaphyrzuges erscheint 
unmittelbar an der Strasse unterhalb Priboj ein grünes, ausserordentlich 
festes Gestein entblösst, welches zeitweilig zu Strassenschotter gewonnen 
wird. Es ist dies ein Tuff, dessen Grundmasse graugrün ist, und Körner 
von Quarz enthält, die graue oder häufiger röthliche Farben des Achates 
aus den Malaphyr-Mandelsteinen zeigen. Ausserdem enthält das Gestein 
vielspäthigen Kalk und Delessit, der dunkelgrüne Flecken bildend, 
am seltensten auftritt. f 

‘ Auf dem Fusssteige von Salkova nach Selec findet man diesen 
Melaphyr-Zug von rothem Sandstein überlagert; in den Gehängen unter- 
halb Priboj sieht man aber auch im Liegenden des Melaphyrs den rothen 
Sandstein entblösst, und ist somit der Melaphyr-Zug von Priboj eine 
Lagermasse im rothen Sandstein. 

Ein weiteres sehr kleines Vorkommen von Melaphyr habe ich am 
Friedhofe nördlich von Majer an der Hauptstrasse des Granthales im ©. 
von Neusohl verzeichnet. Kaum lässt sieh endlich das westlichste Vor- 
kommen des Melaphyrs bei Rudlova, wegen sehr geringer Ausdehnung 
desselben, auf unseren Karten ausscheiden. Wenn man von Neusohl 
thalaufwärts nach Rudlova fortschreitet, trifft man nämlich am linken 

Jahrhueh der k, k, geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 3. Heft, 47 


354 D. Stur. 118] 


Gehänge neben einem eocenen Conglomerate einen tiefen Einschnitt ins 
Gehänge, in welchem Melaphyr an den Tag tritt. Darüber lagernd folgt 
rother quarziger Sandstein, dann rother Sandstein und Schiefer im Hohl- 
wege kurz vor Rudlova mit NO. Fallen entblösst. 

Im Ganzen folgen die Melaphyr-Punkte des Gran-Thales in einer 
Reihe von O. nach.W. aufeinander, die so ziemlich parallel verlauft mit 
der Thallinie der Gran. 

Ich habe in keinem der hier aufgeführten Gesteine auch nur eine 
Spur von Petrefacten bemerken können. Dagegen sind diese Gesteine 
ausgezeichnet durch das Vorkommen von Erzlagerstätten. 

Die einst sehr wichtigen Kupferbaue in Herrmgrund und Alt- 
Gebirg !) sind nach den während meines Besuches in Herrngrund erhal- 
tenen Mittheilungen des königl. ungar. Bergverwalters Andreas v. Jure- 
nak ihrem Schlusse nahe gebracht. Alle Lagerstätten sind angebaut und 
neue werden gesucht, wobei eine Jährliche Zubusse von 10.000 fl. ö. W. 
aufzuweisen ist. 

Von den in älteren Berichten erwähnten, eine nordsüdliche Richtung 
zeigenden, drei sogenannten Gängen: Pfeiffer-, Herrngrunder Haupt-, 
Kugler-Gang, ist nur der Pfeiffergang noch zugänglich, die übrigen sind 
versetzt. 

Die Erze treten als solche im Gebirgsgestein auf, nämlich in der 
körnigen Grauwacke, in dem Schiefer, und sogar auch in den eozoischen 
Gneissen — ohne einer Gangart. Nur der Spatheisenstein war in der 
Region des Pfeifferganges gangförmig zu treffen, mit eingesprengten 
Fahlerzen, welche in diesem Falle sehr silberreich waren. Sonst traf man 
das Erz: Kupferkies und Fahlerz im Gestein, in der Form kleiner 
Kluftausfüllungen, dabei ist zu bemerken, dass das Fahlerz für sich selbst- 
ständig und ebenso der Kupferkies ungemengt mit ersterem vorge- 
kommen sind. 

Das Fallen der Erzregionen, wenn der Ausdruck erlaubt ist, war 
nicht vorherrschend ein westliches, sondern auch ein östliches, und der 
Reichthum zertrümmerte sich endlich so weit, dass man eigentlich in der 
ganzen Gebirgsmasse zerstreut Erze vorkommend findet, und von eigent- 
lichen Gängen zu Herrngrund keine Sprache sein kann. 

Die Lagerstätten der bekannten\Herrengrunder Arragone und 
Coelestine sind gegenwärtig unzugänglich. 

Sehr ähnlich diesem Erzvorkommen von Herrngrund ist das Kupfer- 
kies-Vorkommen in derselben Gebirgsart: der körnigen Grauwacke, in 
den Bergbauen zur Linde bei Libethen. Daselbst enthält die 
körnige Grauwacke Kupferkiese eingesprengt, die von den älteren Berg- 
bauen unberührt geblieben sind, oder auf die Halden geschüttet wurden. 
Diese Kupferkiese werden in neuerer Zeit sowohl unter Tags gewonnen, 
als auch auf den Halden herausgesucht und als Pocherze behandelt. 
Stufferze sind sehr selten. Wie in Herrngrund ist auch hier eine etwa 
20 Klafter mächtige Zone oder Region der kömigen Grauwacke kupfer- 
kieshältig. Namhaftere Erzlagermassen , überhaupt Gänge, fehlen somit 
auch hier. 


1) Fr. v. Hauer und Fr. Foetterle: Uebersicht der Bergbaue p. 45. 


£ e 
: = 


[19] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 355 


Endlich habe ich noch zu erwähnen, dass ich sowohl in dem Mela- 
phyr der Paseka, Salkova N., als auch im Driekina-Thale, alte Pingen 
und Halden bemerkt habe, deren Zweck mir ganz unbekannt geblieben ist. 


B. Die Ablagerungen der Triasformation in der Thal- 
mulde der Gran. 


In meinem Berichte über die Uebersichtsaufnahme im Wasser- 
gebiete der Waag und Neutra hatte ich, trotz mancher ausführlich 
besprochenen Thatsache, die dagegen sprach, anzunehmen mich gezwun- 
gen gefunden, dass es in den Karparthen nur einen rothen Sandstein 
gäbe. Dieser Fehler ist später bei den Detailaufnahmen dadurch gut 
gemacht worden, dass Bergrath Stache das Vorhandensein zweier ver- 
schiedener Horizonte mit rothen sandigen Gesteinen nachzuweisen im 
Stande war, wovon der eine, der rothe Sandstein, das oberste Glied der 
im vorangehenden Abschnitte abgehandelten Gesteinsreihe bildet, der 
höhere Horizont, bestehend aus rothen, überhaupt buntgefärbten Mergel- 
Schiefer, das oberste Glied der Triasablagerungen in den Karpathen 
ist, und gewöhnlich von dem Repräsentanten der rhätischen Formation, 
von den Kössener Schichten überlagert wird. 

Auch für die Gliederung der zwischen den beiden, rothe Gesteine 
enthaltenden Horizonten, vorkommenden mehr oder minder mächtigen 
Kalk- und Dolomitmassen, war ein fester Anhaltspunkt dadurch gewonnen, 
das Bergrath Stache bei Beczko in dem untersten Theile dieser Kalke, 
Retzia trigonella Schl. sp., Spiriferina Mentzelii Dunk., und Sp. rostrata 
entdeckt hat, durch welchen Fund das Vorkommen des Muschelkalks in 
den Karpathen sichergestellt war. 

Die sehr günstigen Aufschlüsse in den Trias-Ablagerungen der 
Thalmulde der Gran, und die eigenthümiiche, an die alpine Trias 
erinnernde Entwiekelung derselben, gaben mir Gelegenheit, nicht nur die 
oben erwähnten, in dem westlichen Karpathen-Gebiete gewonnenen 
Resultate hier bestätigt zu sehen, sondern auch neue Thatsachen zu 
beobachten, die eine eingehendere Gliederung der karpathischen Trias 


‘ermöglichen, und zugleich Anhaltspunkte bieten zu einer genaueren Ver- 


gleichung der karpathischen, mit der alpinen und ausseralpinen Trias. 

Das tiefste Glied der Triasformation im Gran-Thale bildet der 
Werfener Schiefer. Die hierher gehörigen Gesteine sind graue, 
grünlichgraue, gelbliche oder röthliche kalkige Sandsteine und Schiefer, 
die nur seltener grellrothe Farben und grobes Korn aufweisen, reich an 
Glimmerblättchen sind, und eine grosse petrographische Aehnlichkeit 
mit dem alpinen Werfener Schiefer zeigen. Wo sie auftreten, sind sie wie 
in den Alpen reich an Versteinerungen, wenn auch letztere hier nur 
selten wohierhalten sind. Aus dem Werfener Schiefer habe ich im Gran- 
thale folgende Petrefacten gesammelt: 

Ceratites Muchianus v. H.: Borovie bei Lopej NW. 

Naticella costata Münst.: Wasserscheide zwischen Pojnik-Lehota 
und Driekina, bei Sl. Liptsche SO. 

Myophoria costata Zenk. Stranie Brusno O.; Wasserscheide zwischen 
Pojnik Lehota und Driekina, bei Sl. Liptsche SO. — sonst im Werfener 
Schiefer der Alpen und im Röth der ausseralpinen Trias. 

47% 


356 D. Stur. [20] 


Myacites Fassaensis Wissm. Borovie bei Lopej NW.; MoStenicer 
Thal, Sl. Liptsche NO. 

Ausser den genannten sind nicht näher bestimmbare Reste anderer 
Arten von Bivalven vorhanden, die an die noch nicht genau untersuchten 
Petrefacten des Werfener Schiefers in Siebenbürgen erinnern. 

Ueber dem Werfener Schiefer folgt die mehr oder minder mächtige 
Masse von Triaskalken und Dolomiten, die von den bunten Keuper- 
Mergeln überlagert wird. An Stellen, wo diese Masse rein nur aus Dolomit , 
ohne allen Zwischenlagerungen anderer Gesteine besteht, hat man kaum 
einen andern Anhaltspunkt sie zu gliedern, als die häufig auftretende 
dünnere Schiehtung und dumklere Färbung des liegenderen Theiles der 
Dolomite, den man als Muschelkalk-Dolomit, von dem viel lichteren und 
diekschiehtigeren oder schiehtungslosen obertriassischen Dolomite unter- 
scheiden kann. Doch kommen Stellen vor, wo auch dieser Unterschied 
nicht auffällig ist, und in solehen Fällen habe ich es vorgezogen, die 
sanze Dolomitmasse als obertriassisch zu bezeichnen. 

Günstiger für die Gliederung der triassischen Kalk- und Dolomit- 
Ablagerung sind jene Stellen, wo der unterste Theil dieser Massen als 
Kalk oder dolomitischer Kalk erhalten auftritt. An solehen Stellen führt 
der meist dünnschichtige dunkle oder schwarze Kalk, mit weissen Kalk- 
spathadern und häufig ausgewitterten Hornsteinkügelchen, nicht selten 
Petrefaeten, die den Horizont, dem er angehört, mit hinreichender Sicher- 
heit feststellen und bezeichnen. 

Im Gran-Thale habe ich aus diesem Kalke ‚folgende Petrefaeten 
sammeln können. 

Ceratites nodosus de Haan. Tintovo-Vreh bei Ulmanka W. — Ein 
Stück der Wohnkammer wie es scheint, an dem drei ziemlich stark aus- 
gebildete Knoten erhalten sind. 

Terebratula vulgaris Schl. Jalsovee O., südlich von Neusohl. — 
Tintovo-Vreh. 

Terebratula angusta Schl. Tintovo-Vreh. — Ein Stück der kleineren 
Schale. 

Terebratula sp. — Felsen bei St. Jacob Neusohl N. — Eine Tere- 
bratel, die sowohl im Bau des Schnabels als auch der Stirne abweicht 
von den gewöhnlichen Formen der T. vulgaris, und die möglicher Weise 
einer neuen Art angehören könnte. 

Spiriferina Mentzelii Dunk. --- Mangelhaft erhalten. Tintovo-Vrch. 

Rhynchonella decurtata Girard sp.? — Mangelhaft. Felsen bei St. 
Jacob. 

Myophoria Goldfussii Alb. — Sehr zahlreich eine Schichte für sich 
einnehmend. Tintovo-Vreh. 

Lima sp. Tintovo-Vreh. 

Pecten discites Schl. — Felsen us St. Jacob. — Na Kramee, 
Herrngrund N. 

Encrinus lilüformis Lam. — Tiniöyoi Vreh. 

Für die Gliederung des Muschelkalkes im Gran-Thale in weitere 
Unterabtheilungen sind die zwei an Versteinerungen reichsten Fundorte: 
Tintovo-Vreh und Felsen bei St. Jakob leider nicht günstig. Man sammelt 
am letzteren Orte, namentlich am Fusse senkrechter Felsen, im Schutte der 
Wände. Doch ist aus den am Tintovo gesammelten Stücken eine reich- 


[21] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 357 


liche Gliederung des dortigen Muschelkalks zu errathen. Das Stück mit 
der Myophoria Goldfussii enthält neben hunderten von Stücken dieser 
Muschel kein anderes Petrefaet. Ebenso zeigt das Stück mit dem Cera- 
fites nodosus und jenes Stück, auf welchem der Kunerinus lilüformis in 
Hornstein versteint ausgewittert ist, nur die genannten Versteinerungen 
ohne Begleitung anderer. Das Stück mit der Terebratula angusta ist ein 
Krinoiden-Kalk, während das Gestein mit Terebratula vulgaris nur diese 
in zahlreichen Stücken führt. 

Nur an zwei Orten, bei St. Jakob, und am Jägerhause zwischen 
Priechod und BalaSe im Liptscher Thale, habe ich nebst dem schwarzen 
Muschelkalk auch andere Gesteine bemerkt, die dem Wellenkalk gleichen, 
und Durchschnitte von grossen Zweischalern zeigend, an die Wellenkalk : 
Schiehten mit Gervillia socialis erinnern. Doch sind aus unsern Stücken 
bestimmbare Petrefaeten nicht zu erhalten. 

An einer andern Stelle im Gran-Thale im N. von Nemce und 
Dubova sind allerdings zwei Glieder des Muschelkalks zu unterscheiden, 
wovon das obere Glied, petrographisch dem alpinen Reiflinger Kalk sehr 
ähnlich erscheint, doch erlaubt der Mangel an wohlerhaltenen Petrefacten 
keine weiteren Schlüsse. 

Aus den eben mitgetheilten Daten scheint nur soviel hervorzugehen, 
dass die: Myophoria Goldfussü, Ceratites nodosus, Encrinus lilüformis auf 
die verschiedenen Horizonte des (Haupt-) Muschelkalks hindeuten, 
während einige der oben angegebenen Arten den Wellenkalk zu bezeich- 
nen scheinen. Wir hätten hiernach in dem liegendsten Theile der über 
dem Werfener Schiefer folgenden triassischen Kalk- und Dolomitmassen, 
in unserem dunkeln oder schwarzen Kalk einen Repräsentanten des 
Wellenkalks und Muschelkalks zusammen. 

Trotz dem Funde von Ceratites nodosus an einer Stelle im Gran- 
Thale wäre die Annahme zulässig, dass die Gesammtmasse der Dolomite 
und Kalke, die an einzelnen Stellen überdies nur sehr geringe Mächtig- 
keit zeigt, nur den Muschelkalk repräsentire, dass Kalke und Dolomite 
eines höheren Niveau hier überhaupt fehlen, und die ganze obere Trias 
dieser Gegenden durch die bunten Mergel vertreten sei. 

Es war daher sehr erfreulich, im Gran-Thale zwischen dem oben 
besprochenen schwarzen Kalk, Muschelkalk und den höheren Dolomiten 
und Kalken ein Gebilde eingelagert zu finden, welches die Existenz 
obertriassischer Ablagerungen in dieser Gegend, im Liegenden der 
bunten Keuper-Mergel ausser Zweifel stellt. Dieses Niveau ist das des 
Lunzersandsteins. 

Es folgt nämlich über dem Muschelkalke oder dessen Dolomite eine 
mehr oder minder mächtige Ablagerung dunkler oder schwarzer, thoniger 
oder sandiger Schichten, die selten in der Form des Lunzersandsteins, 
häufiger als Reingrabner Schiefer entwickelt sind. 

Im Westen bei Neusohl, wo Sandsteine vorherrschen, fand ich in 
diesem Horizonte den Equisetites arenaeeus Schenk sammt dessen Oala- 
miten-Kern. Im Osten, nördlich bei Nemeeka und Dubova, sind in den 
als Reingrabner Schiefer entwickelten Gesteinen dieses Horizontes häufig - 
folgende Versteinerungen: 

Halobia Haueri Stur. Leda sulcellata Wissm, 

Leda elliptica Goldf. sp. 


358 D. Stur. [22] 


Aus diesen Funden geht wohl unzweifelhaft hervor, dass im Gran- 
Thale über dem Muschelkalke der Lunzersandstein unsere Letten- 
kohlengruppe der ausseralpinen Trias folge, und dass somit die über 
diesem Horizonte lagernden Dolomite und Kalke in die obere Trias hin- 
auf gehören. 

Als direete Bestätigung dieser Thatsache habe ich Funde von 
Versteinerungen aufzuführen in den obertriassischen Kalken der Gran- 
gegend. 

Chemnitzien, überhaupt Gasteropoden, die an die sogenannten 
Esino-Schnecken der alpinen. obertriassischen Kalke erinnern, habe ich 
nur am südlichen Rande meines Gebietes in einem dolomitischen Kalke, 
nördlich bei Hrochot, östlich vom Wege zu den Dubravicer Eisenstein- 
gruben gefunden, die eine genauere Bestimmung nicht zulassen. Ausser 
diesen alpinen Anklängen sind nur noch Crinoiden und Echiniden-Reste 
auf mehreren Stellen der obertriassischen Kalke gefunden worden, die 
wohl erhalten, eine sehr genaue und sichere Bestimmung zuliessen. Es 
sind folgende von St. Cassian bekannte Arten: 

Encrinus granulosus Münster. Auripigmentgrube bei Tajova NW. — 
Mündung der Bisträ, Brezova W. 

Pentacrinus propinguus Münster. Auripigmentgrube bei Tajova. 

Cidaris dorsata Braun. Auripigmentgrube bei Tajova. — Selecer 
Salas, Neusohl NO. 

Cidaris alata Agassiz. Auripigmentgrube bei Tajova. 

Cidaris decorata Münst. Auripigmentgrube bei Tajova. 

Cidaris Braunii Desor. Nemce NW., Neusohl NON. 

Diese Entwickelung der oberen Trias im Gran-Thale erinnert sehr 
lebhaft an jene im Gebiete der nordöstlichen Alpen, insbesondere auch 
das Vorkommen der Crinoiden und Echiniden in den Hangendkalken, 
an ähnliche Funde in den Opponitzer Kalken bei Lunz, dass es 
wohl sehr natürlich war, wenn ich auch noch nach dem so sehr wichtigen 
Wenger Schiefer-Niveau der Alpen im Granthale suchte. Es fehlen 
in der That petrographisch ganz gleiche Schichten auch dem Gran-Thale 
nicht, an jenen Stellen, wo die Entwickelung des Lunzer-Niveau die 
grösste Mächtigkeit erlangt hat, bei Predajna nördlich, wo zwischen den 
petrographisch dem Reiflingerkalke sehr ähnlichen obersten Schichten 
des Muschelkalkes und dem Reingrabner Schiefer schwarze dünne 
Kalkplatten auftreten, ganz ähnlich dem Wenger Schiefer, doch fand ich 
die charakteristischen Petrefacten hier nicht. 

Den Abschluss der Triasformation im Gran-Thale, überhaupt in den 
Karpathen, bilden die bunten-Keuper Mergel. Es sind dies meist 
in der Form von Dachschiefern entwickelte Schiefer, die grellrothe, grell- 
grüne und weissliche Farben zeigen, in einzelnen Handstücken auch 
bunt gefleckt sind. Die verschieden farbigen glänzenden und klingenden 
Schiefer wechseln bunt miteinander und enthalten Stellenweise 2—3 Zoll, 
auch einen Fuss mächtige Zwischenlagen eines gelblichweissen fein oder 
deutlich körnigen Dolomites, der durch seine Farbe und Festigkeit, ferner 
auch noch dadurch, dass die Blöcke äusserlich roth gefärbt erscheinen, 
von den verwitterten Ueberresten der rothen Schiefer, denen sie einge- 
lagert waren, sehr leicht zu unterscheiden ist von den tieferen Dolomiten, 
auch wenn man sie entfernt von ihrer Lagerstätte antrifft. 


[23] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 359 


Wenn es auch bisher nicht gelungen ist, in diesen bunten Keuper- 
Mergeln Petrefacten zu finden, so bilden sie doch durch ihre an allen 
Orten wiederkehrende, leicht wiedererkennbare petrographische Be- 
schaffenheit einen ausserordentlich wichtigen Horizont für die Gliederung 
der Kalkvorberge der Karpathen. An vielen Stellen der Karpathen, wo 
die obertriassischen mit den jüngeren Dolomiten nahe beisammen 
lagernd gefunden werden, bieten diese rothen Keuper-Mergel durch ihre 
grelle Farbe leichtauffällig, das einzige Mittel diese Dolomite von ein- 
ander zu trennen. Da im Hangenden derselben in der Regel unmittelbar 
die Kössener Schichten und die Liasablagerungen folgen, so haben die 
rothen Keuper-Mergel, als Anzeiger der genannten Ablagerungen benützt, 
die Entdeckung der meisten bis jetzt bekannten Fundorte der Kössener 
undLias-Petrefaeten in den Karpathen ermöglicht. 

Ueberblickt man die Gliederung der Trias in der Thalmulde der 
Gran, so drängen sich manche Thatsachen in den Vordergrund, die her- 
vorgehoben zu werden verdienen. Das unterste Glied der Trias, der 
Werfener Schiefer zeigt eine alpine Entwickelung. Ein Theil des Muschel- 
kalks zeigt insofern eine Aehnliehkeit mit dem alpinen, als er die Brachi- 
opoden des Recoaro-Kalkes führt. Der Fund an Ceritates nodosus und 
Myophoria Goldfussii zeigt, dass wenigstens der obere Theil des Muschel- 
kalkes der Gran verschieden ist von dem alpinen Reiflinger Kalk, und 
seine Entwickelung mehr die ausseralpine sei. 

Der Lettenkohlen-Horizont ist alpinisch entwickelt, ebenso die 
darauflagernden obertriassischen Kalke und Dolomite. Für die bunten 
Keuper-Mergel haben wir in den Alpen kein petrographisches Aequi- 
valent aufzuweisen. Die Ablagerung der Trias im Gran-Thale bietet hier- 
nach einen Wechsel von alpiner und ausseralpiner Entwickelung. 

Das örtliche Vorkommen der einzelnen Glieder der Trias im Gran- 
Thale bietet manche Eigenthimlichkeit und manche interessante Er- 
scheinung. 

Schon während meiner Uebersichtsaufnahme der Waag und Neutra 
habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass in den Westkarpathen der 
Werfener Schiefer fehle und erst an den Quellen der Waag nach- 
zuweisen sei. Vergebens sucht man nach diesem Gestein in der Gegend 
von Neusohl und im Westen und Norden von da bei Altgebirg, Herrn- 
grund, Tajova und am rechten westlichen Ufer der Gran südlich von 
Neusohl. In der bezeichneten Gegend liegt der Muschelkalk unmittelbar 
auf dem gewöhnlichen grellrothen, groben, quarzigen Sandstein, in dem 
nie eine Spur von Petrefacten vorkommt. Erst in den Gegenden östlich, in 
einiger Entfernung von Neusohl, bemerkt man zwischen demrothen groben 
Sandstein und dem Muschelkalk sich den petrographisch so leicht kennt- 
lichen, an Versteinerungen reichen Werfener Schiefer einschalten. 

Die erste derartige Stelle habe ich auf der Wasserscheide zwischen 
Neusohl und Pojnik beobachtet. Die Strasse von Salkova nach Pojnik 
verquert genau auf der Wasserscheide und südöstlich ein Stück des 
Weges nach Pojnik herab, grünliche Werfener Schiefer, in denen Spuren 
von Versteinerungen sehr häufig sind. Die Schichten liegen sehr flach, 
fast horizontal, daher zieht ein Stück der Strasse über der srünlichen 
Schieferschichte, die im Westen endlich vom Muschelkalk überlagert 
wird. Der weitere Weg hinab gegen Pojnik ist im Gebiete rother Schiefer, 


% 


360 D. Stur. [24] 


stellenweise vertieft, die eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Werfener 
Schiefer bei Oberhöflein in den Alpen, und auch schlecht erhaltene 
Myaeciten-Reste hie und da zeigen. Im weiteren Verlaufe verquert die 
Strasse von Pojnik den Muschelkalk und obertriassischen Dolomit des 
Drienok-Berges, und auch hier trifft man am Fusse der Muschelkalk- 
wand denselben grünlichen Schiefer entblösst, wie oben auf der Wasser- 
scheide. 

Ein weiterer Punkt des Vorkommens der Werfener Schiefer ist auf 
der Wasserscheide der Driekina gegen Pojnik-Lehota, durch das Auf- 
finden der Nuticella costata Münst. und der Myophoria costata Zenk 
sichergestellt. Derselbe erscheint um die dortigen Trias - Dolomite 
lagernd, über dem rothen Sandstein, dem der Melaphyr der Driekina ein- 
gelagert ist. 

Im MosStenicer Thale, nördlich von Sl. Liptsche, ist der Werfener 
Schiefer schon so mächtig, dass die Aufschlüsse des Thales in den unter- 
liegenden rothen Sandstein nicht hinab reichen. Bei petrographisch 
gleicher Beschaffenheit und Führung an Versteinerungen, die man als 
Myacites Fassaensis bezeichnen darf, fallen hier insbesondere Reste von 
grösseren Zweischalern auf. 

Auf der Anhöhe Stranie, von Brusno östlich aufwärts, ist die Ent- 
wiekelung der Werfener Schiefer sehr bedeutend. Hier wurde neben den 
gewöhnlichen Gesteinen des Werfener Schiefers auch jener gelbliche 
Sandstein getroffen, der aus den Alpen bei Kl. Zell von Ober-Wies 
bekannt !) ist, und auf der Anhöhe Stranie ebenfalls Myophoria costata 
Zenk. sehr zahlreich enthält. 

Am schönsten entwickelt, wenn auch nicht gut aufgeschlossen, ist 
der Werfener Schiefer nördlich bei Lopej unter dem Muschelkalke von 
Borovie. Hier sind nicht nur die Gesteine vom Mostenicer Thale voll mit 
dicht aneinander gedrängten Bivalven-Resten häufig, ich fand auch eine 
Platte mit Ceratiten-Resten, wovon das beste Exemplar als Ceraftites 
Muchianus v. H. bestimmt werden konnte. 

Sehr mächtig entwickelt sind die Werfener Schiefer im Westen von 
Jasei, und sind ferner noch im Bisträ-Thale, an der Ostgrenze der 
Kalke der Svibova und Sucha, und über den Melaphyren daselbst in 
einem schmalen Zuge nachgewiesen. 

Es mag wohl nur Zufall sein, aber.dennoch ist es auffällig, dass 
nur in jenen Gegenden in der Umgebung von Neusohl, wo die Werfener 
Schiefer nicht nachzuweisen sind, der Muschelkalk häufiger Petre- 
facten führt, während sie im östlichen Gebiete des Gran-Thales seltener, 
wenigstens nicht ebenso zahlreich beobachtet worden sind. 

Der westlichste, zugleich reichste Fundort an Muschelkalk-Petre- 
faeten ist der Tintovo-Berg, südlich über der Papierfabrik im Herma- 
necer Thal, westlich von Ulmanka gelegen. Im südöstlichen Gehänge 
dieses Berges, links vom Fusssteige, der von Riecka nach Ulmanka 
führt, habe ich gesammelt. Am halben Wege von der Wasserscheide 
nach Ulmanka. hinab bemerkt man im linken Gehänge des Thälchens 
vom Tintovo-Berge herabgerutschte Blöcke von schwarzen Kalk. Ersteigt 
man das aus rothem Sandstein bestehende Gehänge, so findet man sich 


!) Jahrbuch der geol. Reichsanstalt. XVI. Verh. p. 187. 


u u he TE Ze m in m A ne nn dm En SE en ad 


\ 


[25] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 361 


bald von einer grossen Menge von Blöcken des schwarzen Kalkes umge- 
ben, wovon einzelne, Petrefacte enthalten. Ich erhielt an diesem Fundorte: 

Ceratites nodosus de Haan. Myophoria Goldfussii v. Alberti. 

Terebratula vulgaris Schl. Lima s». 

5 angusta Schl. Enerinus liliiformis Lam. 

Spiriferina. Mentzelii Dunck. 

Wie schon erwähnt wurde, sind alle die genannten Arten in den 
verschiedenen Stücken des Kalkes vereinzelt vorhanden, und deuten auf 
eine reiche Gliederung des Muschelkalkes von Tıntovo. Doch ist der Auf- 
schluss mitten in einem üppigen Walde nicht geeignet, darüber Näheres 
zu ergründen. Denn im weiteren Aufwärtssteigen gelangt man über den 
zerstreuten Blöcken des Muschelkalks in den obertriassischen Dolomit, 
ohne den Muschelkalk aufgeschlossen zu sehen. 

Ein weiterer Aufschluss von Muschelkalk ist an der Bistriea 
unterhalb Ulmanka, gerade dort offen, wo sich die von Herrngrund herab 
kommende Strasse mit der Hauptstrasse vereinigt. Der Muschelkalk 
lagert hier auf rothem Sandstein, und bildet eine kleine Wand, deren 
Schichten nach SW. unter 35 Graden einfallen. An der Wand sind 
mehrere Stellen vorhanden, an denen der Enerinus liliiformis aus dem 
Kalke herausgewitter ist. Weiter Thal abwärts, noch vor St. Jacob erhe- 
ben sich an beiden Ufern der Bistriea steile Felswände von demselben 
Muschelkalk. Im Schutte der Wände der westlichen Thalseite findet man 
am häufigsten Blöcke mit der oben erwähnten Terebratel, die von der 
gewöhnlichen 7. vulgaris abweicht. Ausser dem fand ich Rhynchonella 
decurtata und Pecten discites Schl. Das Liegende des Kalkes ist hier nicht 
aufgeschlossen. Ueberlagert wird die westlichere Partie desselben vom 
obertriassischen Dolomit. 

Schön ist der Aufschluss des Muschelkalkes beiderseits der Mündung 
der Riecanka in die Stiavnicka, bei Tajova ©. Auch hier bildet der 
Muschelkalk kleine Wände mit seltenen Auswitterungen des Enerinus 
lilüformis, die auf rothem Sandstein aufliegen und vom obertriassischen 
Dolomit bedeckt sind. - 

Endlich fand ich noch östlich bei JalSsovece am Eingange des Thales 
einen kleinen Felsen von Muschelkalk mit Terebratula vulgaris. Im Han- 
genden des Felsens bemerkt man schlecht aufgeschlossen eine sehr 
geringe Lage vom Reingrabner Schiefer, und diesen vom obertriassischen 
Dolomit überlagert. 

Im östlicheren Theile des Gran-Thales sind Petrefaeten im Muschel- 
kalke gewiss sehr selten. Aus diesem Gebiete kann ich nur einen zweifel- 
haften Fund erwähnen, aus den Kalken im Norden von Nemecka, die 
die Stelle des Reiflinger Kalkes daselbst einnehmen, grau und reich an 
Hornsteinen sind. Ein einziger in Hornstein versteinerte® schlecht erhal- 
tener Rest eines Brachiopoden lässt sich nur zweifelhaft als Terebratula 
angusta Schl. deuten. 

Trotzdem sind die auf der Karte angegebenen Muschelkalke mit 
voller Sicherheit als solche zu bezeichnen, da sie zwischen dem Werfener 

‚Schiefer im Liegenden und dem Reingrabner Schiefer im Hangenden 
lagern. 

Die Gesteine vom Horizonte des Lunzer Sandsteins traf 
ich im Gran-Thale zuerst, westlich bei Neusohl, auf einer Excursion in 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18, Band, 3. Heft. 48 


362 D. Stur. [26] 


das Laskomer Thal, nördlich bei Podlavica, wohin mich mein hochver- 
ehrter Freund Professor Joseph Clemens in Neusohl begleitete. An 
der. bezeichneten Stelle sind steile, von Gräben und Rissen durchfurchte 
Dolomitgehänge entblösst. Der Dolomit ist bröcklig und dunkelgrau bis 
schwarz, und nur stellenweise ist noch eine dünne Schichtung desselben 
wahrzunehmen. Im Schutte eines der Gräben bemerkte ich einen dunkel- 
grauen Sandstein liegen, der dem Lunzer Sandstein ganz ähnlich war 
und nach wenigen Hammerschlägen fand ich Stücke von Equisetites 
arenaceus und dessen Calamitenkern in diesem Lunzer Sandstein. Durch 
den Riss, der die ganze Mächtigkeit des dunkeln Dolomits aufgeschlossen 
hat, die hier kaum mehr als 3 Klafter beträgt (das Liegende ist nicht 
sichtbar), hinauf geklettert, bemerkten wir im obersten Theile des Risses 
den Lunzer Sandstein kaum einen Fuss mächtig, darüber ‘in westlicher 
Riehtung einen weissen zu gelblichem Sande verwitternden, schichtungs- 
losen Dolomit als Hangendes des Lunzer Sandsteines und kaum zehn 
Sehritte weiter NW. schon den rothen Keuper-Mergel, die Kössener 
Schiehten und Fleckenmergel, somit die sämmtlichen Schichten, aus 
welchen die Gebirge der Thalmulde der Gran bestehen, hier auf einem 
äusserst kleinen Raume von wenigen Quadratklaftern, in Mmiatur bei- 
sammen in einer fabelhaft geringen Mächtigkeit und doch vollständig 
entwickelter Aufeinanderfolge. 

Vergebens suchte ich bei einer zweiten Exceursion in den Dolomit- 
Gehängen in NW. von Podlavica nach dem Lunzer Sandstein; diese 
Gehänge zeigen zu oberst den, den obertriassischen Dolomit überlagern- 
den rothen Keuper-Mergel, im Liegenden den Muschelkalk und rothen 
Sandstein an der Mündung des Riecka-Thales, aber auch nicht eine Spur 
vom Lunzer Sandstein. In einem vom Ostry-Vreh kommenden Zuflusse 
des Laskomer Thales fand ich im rechten Gehänge desselben an der 
Mündung eines Seitengrabens den Lunzer Sandstein etwas mächtiger, 
doch auch nur auf einem kleinen Raume aufgeschlossen. Bei Skubin süd- 
westlich ist eine bedeutendere Fläche mit Lunzer Sandstein bedeckt, 
doch die Masse auch hier sehr geringmächtig. 


Bei Kraliki am Südostfusse des Ortutny-Vrch, dort wo die Farbena- 
Woda in die felsige Rinne eintritt, unter dem ruinenähnlichen Felsen von 
obertriassischen Dolomit, fand ich den Lunzer Sandstein mit NO. fallen- 
den Schichten anstehend. Erwähnt habe ich bereits dessen Vorkommen 
bei JalSovce. 


Endlich fand ich später, im Osten von jener zuerst beobachteten 
Stelle des Lunzer Sandsteins, im Laskomer Thale (längs dem Fahrt- 
wege von Podlaviea durch den Laskomer bei den Pulver-Mühlen vorüber 
nach Neusohl), i@rechten Gehänge den Lunzer Sandstein fast in horizon- 
taler Lagerung aufgeschlossen. Im Liegenden den dunklen Dolomit, im 
Hangenden den obertriassischen Dolomit und sehr bald darüber die 
rothen Keuper-Mergel. 

Alle diese Vorkommnisse haben eine ausserordentlich geringe 
Mächtigkeit, die an keiner Stelle 3—4 Fuss übersteigt, gewöhnlich viel | 
geringer ist. 


Die östlicheren zu erwähnenden Vorkommnisse des Lunzer Hori- 
zontes zeichnen sich vorzüglich dadurch aus von den westlicheren, dass 


[27] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Gran- und Waag-Thale. 363 


hier der Lunzer Sandstein als solcher sehr selten vorkommt und statt 
dessen hier die Reingrabner Schiefer vorhanden sind. 

Die Stelle auf der Strasse von Salkova nach Pojnik, Neusohl O., 
enthält noch Lunzer Sandsteine, doch herrschen die Mergel bereits vor. 
Im Einschnitt zwischen Dubravica und Oravce, Pojnik S. ist der Rein- 
grabner Schiefer in seiner ganz charakteristischen Form entwickelt und 

zerfällt daselbst in kleine nagelförmige Stücke, wie der Partnach-Schiefer 
_ in den Alpen. Doch auch diese beiden wie auch die äusserst kleine Stelle 
in einem Seitenthälchen der Driekina am Borovy-Vreh zeigen nur geringe 
Mächtigkeiten der Ablagerung. 

Am besten und mächtigsten aufgeschlossen und entwickelt ist das 
Niveau der Lunzer Sandsteine auf der Strecke vom Hiadler Thale über 
St. Andreas, Nemecka bis Jasen und Lope). 

Auf der Strecke von Hiadel nach Mezibrod, dann von St. Andreas 
über Nemecka, Dubova, Zamostie bis an den Südfuss des Grable-Berges 
nordöstlich bei Predajna ist längs der Gran der Muschelkalk und dessen 
dunkler Dolomit aufgeschlossen, und aufruhend auf den Werfener Schie- 
fern von Stranie bei Brusno, von Borovie bei Lopej, und auf jenen, die 
im Westen von Jaseh die Mulde, am Südfuss des Cierny-Diel ausfüllen, 
mit fast horizontaler oder wenig geneigter Lagerung der Schichten. 

Diese aus Muschelkalk bestehende Plattform wird auf der ganzen 
erwähnten Ausdehnung überlagert von einer etwa 20—30 Fuss mächtigen 
Lage von Reingrabener Schiefer und dieser seinerseits von obertrias- 
sischen Dolomit. Die nachträglich erfolgten Denudationen haben die 
Decke des obertriassischen Dolomits, die von Hiadel östlich bis an das 
Bukovec-Thal in ihrem Zusammenhange erhalten ist, in dem östlicheren 
Theile so weit zerstört, dass hier nur mehr isolirte Berge, wie der Hra- 
disko-Berg im Osten bei Rastoka, und der Velky-Ziar südwestlich bei 
JaSeü, aus dem obertriassischen Dolomite bestehend, als Reste dieser 
dolomitischen Decke erhalten, dem Reingrabner Schiefer aufgesetzt er- 
scheinen. Auch der Calvarienberg von Predajna ist ein solcher auf dem 
Reingrabner Schiefer aufgesetzter Berg, der nur theilweise aus Dolomit, 
hauptsächlich aus Kalk besteht, dessen Auflagerung auf dem Reingrabner 
Schiefer, auf dem Wege vom Calvarienberge südlich herab, sehr schön 
aufgeschlossen ist. 

In Folge dieser Zerstörung seiner Decke ist der Reingrabner 
Schiefer in dem östlicheren Theile besser aufgeschlossen und zugänglich. 
Wichtig ist der Aufschluss längs dem von Nemecka nördlich, am Hra- 
disko-Berge vorüber ziehenden Wege. An einem tiefen Einschnitte des- 
selben, kaum mehr als hundert Schritte von Nemecka entfernt, ist der 
Reingrabner Schiefer mit flach nordwestlich unter den Hradisko-Berg 
fallenden Schichten aufgeschlossen, und enthält hier: die Halobia Haueri 
Stur ziemlich häufig, ferner die Leda elliptica Goldf. sp. und Leda sulcel- 
lata Wissm. Von letzteren sind theils noch die Kalkschalen erhalten, 
theils sind sie in Schwefelkies versteint, und findet man die Schalen der- 
selben an einzelnen Stellen des Gesteins in grosser Anzahl, zum Theil 
zerbrochen, angehäuft. 

' Ebenso schön aufgeschlossen findet man den Reingrabener Schiefer 

im Kessel von Rastoka, St. Andreas NO. Der zum Holiza-Berge westlich 

von Rastoka führende Weg verquert ausgedehnte Stellen des völlig unbe- 
48 * 


364 D. Stur. [28] 


ddeckten, in kleime nagelförmige Stückchen zerfallenden Reingrabner 
Schiefers, dessen Schichten hier mehr nach NO. unter dem Hradisko-Berg 
einfallen. Gleich westlich unweit des Ortes habe ich die Halodbia Haueri 
in ihm gefunden. 

Im. Nordwesten von St. Andreas zieht die Fortsetzung des Rein- 
grabner Schiefers vorüber und ist bei flacher Schichtenstellung sowohl 
die Auflagerung desselben auf dem Muschelkalk-Dolomit von St. Andreas 
als auch die Bedeekung durch den nördlich folgenden obertriassischen 
Dolomit sehr klar aufgeschlossen. Dasselbe ist der Fall zwischen 
Mezibrod und Hiadel. 

Im Osten von Jaseh und Lopej folgt das eocene Becken von Lhota 
genau in der östlichen Fortsetzung des Reingrabner Schiefers. Hier ist 
natürlich das Grundgebirge hoch überdeckt, und man sieht nur in der 
(regend, die „Pohorella“ genannt wird, im Norden von Hornia-Lhota, sehr 
dürftig aufgeschlossen die Reingrabner Schiefer, zwischen dem Muschel- 
kalke der Okozena und dem obertriassischen Kalke der Sucha. 

Erst wieder im Durchschnitte der Bisträ, südlich vom Melaphyr, 
erscheinen Reingrabner Schiefer, genau westlich von der Brücke, über 
welche die Strasse auf das rechte Ufer der -Bisträ übertritt, an zwei 
Stellen aufgeschlossen. Nördlich von den Reingrabner-Schiefern folgt 
erst Muschelkalk-Dolomit, gleich darauf der Melaphyr und Melaphyr- 
Mandelstein nebst grünen aphanitischen sehr festen Tuffen. Im Süden 
des Reingrabner Schiefers folgt obertriassischer Dolomit und gleich dar- . 
auf Fleckenmergel. Die Schichten fallen NO., und es scheint sowohl 
diese Schiehtenstellung als auch die mangelhafte Reihe der aufge- 
schlossenen Gesteine eine Schichtenstörang in dieser Gegend anzu- 
deuten. Da jedoch nur das Gehänge blossgelegte Schichten darbietet, die 
Höhe zwischen der Bistra und dem Hnusno-Thale von diluvialem Gerölle 
überdeckt ist, lässt sich die Art und Weise dieser Schichtenstörung nicht 
hinreichend genau ermitteln. Ich habe nur noch zu berichten, dass in dem 
an der Brücke im Gehänge aufgeschlossenen Reingrabner Schiefer eine 
zerdrückte Muschel vorgekommen ist, die als Cassianella gryphaeata 
fraglich gedeutet werden könnte. 

Dieser Reingrabner Schiefer tritt über die Bisträ und ist dann 
durch dıe Gegend „Potucky“ in das Thal von Valasska zu verfolgen und 
in diesem in bedeutender Mächtigkeit anstehend bis auf dessen Wasser- 
scheide nach Bistro. Derselbe Muschelkalk-Dolomit, der an der Brücke 
ansteht, ist im Liegenden der Reingrabener Schiefer bis Bistro zu ver- 
folgen, und trennt denselben von dem weiter im Liegenden folgenden 
rothen Sandstein und Melaphyr. Das Hangende des Reingrabner Schie- 
fers ist der lange und breite Zug von obertriassischen Dolomit, der von 
Valasska nördlich bis über Mito hinaus ansteht, und die östlichste trias- 
sische Dolomitmasse des Gran-Thales bildet. 

Das letzte noch zu erwähnende Vorkommen des Reingrabner 
Schiefers liegt südlich der Gran, und ist im Westen bei Rhonitz, auf dem 
Gebirgsrücken „Chwatimech“, in ebenso geringer Ausdehnung beobachtet 
worden, wie dies bei Neusohl der Fallwar. 

Die über dem Reingrabner Schiefer lagernden obertriassischen 
Kalk- und Dolomit-Massen sind unter den triassischen Gesteins- 
Arten am meisten verbreitet, und nehmen den grössten Theil der Ober- 


[29] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 365 


fläche des Terrains ein. Die Dolomite führen nur selten Petrefaeten, und 
diese sind gewöhnlich schlecht erhalten und unbestimmbar. So die 
Schnecken im Dolomite von Hrochot nördlich, und die bisher nicht 
erwähnten Durchsehnitte von kleinen Schnecken im Dolomite des Chwati- 
mech, Rhonitz W., die ich in der unmittelbaren Nähe der Reingrabner 
Schiefer daselbst gefunden habe. Zwar mit einer grösseren Sicherheit 
lassen sich einige Glieder des Enerinus granulosus Münster als solche 
in dem Dolomite erkennen, der am Einflusse der Bistra in die Gran über 
der Strasse ansteht, aber auch diese sind nicht hinreichend erhalten. 

Entschieden besser erhalten sind die Crinoiden- und Echiniden- 
Reste im Kalke. 

Am besten erhalten habe ich diese jedoch gefunden in der Auripig- 
mentgrube „Na bänocke“ am Kordiker Bach, im NW. von Tajova. 

In der Sohle des Thales, genau südlich vom Berge Sokolovo 
befinden sich die Auripigmentgruben. Die eben ausgenützte Grube war 
eine viereckige Vertiefung von etwa 5—6 Klafter Seitenbreite. Zu oberst 
sieht man in den Wänden der Grube entblösst ein Alluvium, bestehend 
aus Trachytgeröilen, etwa klaftermächtig. Unter dieser Decke folgt eine 
Ablagerung grosser, meist eckiger Blöcke, die ausschliesslich aus Kalk 
bestehen, der dem in einiger Entfernung anstehenden obertriassischen 
Kalke des Sokolovo ganz vollkommen ähnlich ist. Diese Blöcke bilden 
den tieferen Theil der Ausfüllung der Thalsohle. Bis zu jener Tiefe, die 
man mit den Auripigmentgruben erreicht, das ist 6—7 Klafter tief unter 
dem Wasserspiegel des Thalwassers, reichen die eckigen Kalkblöcke, 
und erreicht daher die Blockablagerung eine sehr bedeutende Mächtig- 
keit. Die Zwischenräume zwischen den grossen Blöcken füllen theils 
kleinere Blöcke, theils ein lichtgrauer, schwerlöslicher weicher Letten 
aus. Sowohl dieser Letten enthält das Auripigment !), als auch auf den 
Kalkblöcken findet man dasselbe aufgewachsen in Begleitung von Roal- 
gar ®) und Kalkspath >). Im Inneren der Kalkblöcke erscheint nur noch 
das Realgar in derben Massen. Es werden daher sowohl die Letten als 
auch die Kalkblöcke heraufgefördert und die reicheren Letten, als auch 
jene Theile der Blöcke, die reichlich mit Auripigment bedeckt sind, 
gesammelt, gewaschen zerkleinert und das gewonnene Auripigment in 
der nebenstehenden Mühle gemahlen und in den Handel gebracht, während 
die Kalkblöcke auf der Halde den Atmosphärilien ausgesetzt, vom Regen 
gereinigt, zum Studium des Vorkommens vorgerichtet liegen bleiben. 

An solehen noch ziemlich reieh mit Auripigment, Realgar und Kalk- 
späthen bedeckten Blöcken kann man deutlich entnehmen, wie viel von 
ihrer Oberfläche unterirdische Thalwässer aufgelöst und weggetragen 
haben, indem man die, die Kalkblöcke durchziehenden Kalkspathadern bis 
2 Zoll hoch über der jetzigen Oberfläche der Blöcke emporragen sieht. 
Dieser auflösenden Wirkung des Thalwassers ist es zu verdanken, dass 
auch die aus Kalkspath bestehenden Orinoiden- und Echiniden-Reste, die 
die Kalkblöcke der Auripigmentgrube reichlich eingeschlossen enthalten, 


— 


1) Quenstedt. Mineralogie 1855, p. 599. | 

2) V. Ritter v. Zepharovich, Mineralog. Lexikon, p. 45. — Bischof, Lehrb, 
der chem. und phys. Geologie Ill. p. 749. 

3) V. Ritter v. Zepharovich, ibidem, p. 94, 


366 \ D. Stur. [30] 


auf denselben theilweise sehr wohl erhalten herausgewittert zu finden 
sind. Die Halden der Auripigmentgruben, die in einer Reihe thalaufwärts 
nebeneinander folgen, boten reichliche Gelegenheit zum Sammeln soleher 
Reste und ich habe von da folgende Arten mitgebracht: 

Enerinus granulosus Münst. Cidaris alata Agussiz. 

Pentacrinus propinquus Münst. „.  decorata Münst. 

Cidaris dorsata Braun. 

Man findet in der That auch in dem Kalke des Sokolovo-Berges 
hie und da Querschnitte von den Crinoiden-Resten, doch erhält man sie 
durch Zerschlagen des Gesteins nie, oder durch die Atmosphärilien 
allein herausgewittert selten so vollständig, wie die sind, die ich auf. den 
Halden der Auripigment-Gruben sammeln konnte. 

Ich habe nur noch auf zwei Fälle aufmerksam zu machen, in 
welchen es mir gelungen ist, in obertriassischen Kalken Petrefaeten und 
zwar Echiniden-Reste zu finden. 

Wenn man aus der Gegend von Nemce westlich fortschreitend in 
das Gebiet des triassischen Dolomit im Norden von Sasova gelangen 
will, muss man eine Art Terrasse ersteigen, die aus triassischem Kalk 
gebildet wird. Nur der Abfall der etwa 4 Klafter hohen Terrainstufe 
besteht aus Kalk, in welchem ich die Cidaris Braunii Desor in einem 
Stücke gefunden habe. Die Aufschlüsse sind sehr mangelhaft, und zeigen 
zu unterst einen dunkeln Muschelkalk-Dolomit und einen liehteren ober- 
triassischen Dolomit, dessen Hangendes der erwähnte Kalk zu bilden 
scheint. 

Nicht besser aufgeschlossen ist die Umgegend des zweiten zu 
erwähnenden Fundortes von Echiniden-Resten. Im Norden von Selee 
liegt der Selecer Sala$ in einem kleinen Kessel, dessen Boden theilweise 
durch ein Grünlandmoor ausgefüllt ist. Der Rand des Kessels wird von 
obertriassischen Dolomit oder dolomitischen Kalk gebildet. Gleich rechts 
vom Eingange in den Kessel sind Kalkfelsen bemerklich, in deren Umge- 
bung ich ein graues Kalkstück fand, mit ziemlich wohl erhaltenen Stacheln 
der Cidaris dorsata Braun. Auch Stücke des Reingrabner Schiefers, 
ferner schwarzer Kalk mit Hornstein-Kügelchen sind gefunden worden, 
die es errathen lassen, dass hier unter dem obertriassischen Dolomite 
Reingrabner Schiefer und Muschelkalk vorhanden sind. 

Der lichte, meist schichtungslose obertriassische Dolomit 
verwittert äusserst leicht zu einem weissen oder gelblichen Sande, 
woraus folgt, dass das aus demselben bestehende Terrain abgerundet ist, 
und nur an geeigneten Stellen von Gräben und Rissen durchfurchte 
Gehänge zeigt. Felsige Partien sind äusserst selten, und nehmen, wo sie 
vorhanden sind, durch die Verwitterung täglich an Schroffheit ab. 

Um so auffallender erscheinen daher steile, felsige Partien im 
Gebiete dieses Dolomites und ziehen den Beobachter an. 

Die Erscheinung ist am auffälligsten im rechten Gehänge des 
Malachover Thales im Westen von Radvan, Neusohl SW., doch auch an 
vielen anderen Punkten, insbesondere des südlichen Gehänges des Gran- . 
Thales, zu beobachten. Man bemerkt daselbst schon von Ferne her mauer- 
ähnliche, senkrecht, aus dem abgerundeten Dolomitterrain aufragende 
Felsen, die bis zu 10 Klafter hoch, etwa klalftermächtig, hervorragenden 
Sehiehtenköpfen gleich, NWN. streichen, und jenseits des Malachover 


[31] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 367 


Baches auf dessen linken Ufer weiter noch fortsetzen. Die am Fusse der 
Felsen herum liegenden Trümmer deuten an, dass sie einst noch höher 
aufragten, indem sie dem Zahne der Zeiten besser widerstehen konnten 
‚als der Dolomit, der sie ursprünglich vollständig eingehüllt hat, und aus 
dem sie durch die Atmosphärilien herausgegr aben worden sind. 

Der erste Anblick lehrt, dass die Felsen aus einer Rauhwacke 
bestehen. Erst durch die bedeutende Schwere der Blöcke aufmerksam 
gemacht, untersucht man das Gestein sorgfältiger. Man findet, dass das 
Skelet der vermeintlichen Rauhwacke, die Wände der zelligen Hohl- 
räume derselben, nicht aus Kalk bestehen, sondern diese Wände dicht 
mit kleinen glänzenden Quarzkrystallen bedeckt sind. Ebenso sind alle 
Hohlräume in gleicher Weise mit Quarzkrystallen überkrustet oder aus- 
gefüllt. Es scheint, als wenn der Quarz allen Kalk der vorher echten 
Rauhwacke auf dem Wege der Pseudomorphose ersetzt hätte, während 
der dolomitische Theil der Rauhwacke unverändert geblieben, oberfläch- 
lich ausgewaschen, nur noch die Hohlräume zurückgelassen hat, die er 
einst erfüllte. ) 

Es ist natürlich, dass ein so verquarztes Gestein der Verwitterung 
ungleich stärker widerstehen musste, als der es umgebende Dolomit. 

Für die Frage, wie und woher die Kieselsäure gekommen sei, die 
die Rauhwacke verquarzt hat, scheinen jene Fälle sehr lehrreich zu sein, 
wo man an der Grenze der Trachyttuffe gegen die triassischen Kalke und 
Dolomite sehr oft letztere von Kieselsäure so stark imprägnirt findet, 
dass sie Hornsteinen gleichen. Bei minder weit vorgeschrittener Impräg- 
nation mit Kieselsäure findet man nur die Hohlräume und Klüfte des 
Gesteins mit Quarz ausgefüllt, die bei weiterer Verwitterung stehen 
bleiben und den Stücken ganz das Ansehen von Rauhwacken verleihen. 
Auch die besprochenen mauerähnlichen Felsen der verquarzten Rauh- 
wacke am Malachover Bache ragen in der nächsten Nachbarschaft der 
Traehyte und Trachyttuffe empor und erhielten aus den Kieselsäure- 
quellen des Trachyt-Gebirges ihren Quarz. 

Die bunten Keuper-Mergel bieten Gelegenheit, nur auf ihre 
Verbreitung bezügliche Beobachtungen anzustellen, da sie keine Petre- 
faeten führen, und in petrographischer Hinsicht sehr constant bleiben. Sie 
sind im Gran-Thale nur in unterbrochenen geringen Vorkommnissen zu 
finden. Da sie das oberste Glied der Trias bilden, sind sie meist nur an 
der Grenze der Trias gegen die jüngeren Gebilde aufgeschlossen. Am 
häufigsten trifft man sie in der nächsten Nähe von Neusohl zu Tage 
treten: im Norden der Stadt, am Fusssteige zur Stiavnicka, bei Radvan 
und in den Südostgehängen des Urpin. Erwähnt ist das Vorkommen der 
bunten Kenper- Mergel im Laskomer und von da nördlich bis an den 
Ostry Vreh. Eine Foriseßung dieses Zuges bildet weiter nördlich das 
Vorkommen der Mergel bei Herrngrund südlich. Ein langer Zug dieser 
Gesteine ist von Hornia bis Dolnia-Mi&ina bekannt geworden. Ausserdem 
noch kleine Stellen derselben bei Skubin und am verfallenen Kohlen- 
schacht bei Badin nördlich. 

Im mittleren Theile des Gran-Thales erscheint der bunte Keuper 
Mergel nur auf einer kleinen Stelle in der Driekina, Sl. Liptsche S. 

Im östlichsten Theile der Gran-Mulde zeigt die Gegend südlieh von 
Valasska diese Mergel in einem unterbrochenen Zuge bis auf den Berg 


368 D. Stur. [32] 


Chvatimech hinauf. Endlich im Süden von Bistro und oberhalb Mito 
sind die Keuper-Mergel auch beobachtet worden. 


C. Die rhätischen, liassischen, jurassischen und Neocom- 
Ablagerungen in der Thalmulde der Gran. 


Das in diesem Abschnitte zu betrachtende Hauptgestein, das eine 
sehr grosse Verbreitung im Gran-Thale besitzt und in der Regel einzig 
und allein vorhanden und nachzuweisen ist, ist ein schiefriger Kalk- 
mergel, den man gewöhnlich mit dem Namen Fleckenmergel zu 
bezeichnen pflegt. Aus den Alpen sowohl als auch aus den Karpathen ist 
es bekannt, dass solche petrographisch vollkommen ähnliche Flecken- 
mergel sowohl im Lias und Jura als auch im Neocom vorkommen, und 
dass dieselben nur durch die Vorkommnisse von Versteinerungen geson- 
dert und in die betreffenden Formationen eingereiht werden können. 

Im Gran-Thale fehlen dem Fleckenmergel in der Regel Versteine- 
rungen gänzlich, und er zeigt hier eine mehr schiefrigere Beschaffen- 
heit, glänzende Flächen, viele Kalkspathadern, überhaupt einen Erhal- 
tungszustand, welcher in anderen, sonst an Versteinerungen reichen 
Gegenden auch das gänzliehe Fehlen der Petrefaete mit sich führt. 
Allerdings sind auch hier Ausnahmen vorhanden und man wird geneigt, 
den Fleckenmergel z. B. des Urpin-Berges bei Neusohl für jurassisch, 
den des südlichen Gehänges des Laskomer für Neocom, die Flecken- 
mergel im Thale „Houtokovo“ bei Bries für typisch-hassisch zu halten, 
doch fehlen stets die Petrefacte zur Bestätigung der Annahme und 
Anhaltspunkte für die Trennung der Fleckenmergel in einzelne Forma- 
tionen. 

Gleichsam um nur anzudeuten, dass in dem Fleckenmergel nicht 
nur Neocom, sondern auch Jura und Lias zu vermuthen sei, sind nur 
vereinzelte Funde von Versteinerungen in dem Fleckenmergel vorge- 
kommen. Ausser Andeutungen von Ammoniten-Spuren, die auf Neocom 
hinweisen, habe ich im Alluvium des Nemcer Grundes, Nemce NW., 
Neusohl NON., ein röthliches Fleckenmergel-Stück gefunden mit einem 
Reste eines Aptychus lamellosus. — Auf dem Gehänge des Chvatimech- 
Berges oberhalb Rhonitz sieht man den gewöhnlichen Fleckenmergel in 
einen röthlichen schiefrigen Krinoiden enthaltenden Kalk übergehen, der 
an den Hierlatzkalk erinnert. Die Fleckenmergel an der Poststrasse west- 
lich bei ValaSska enthalten zwischen ihren schiefrigen glänzenden thoni- 
gen Schichten dünne Einlagerungen eines feinkörnigen grauen Krinoiden- 
Kalkes, der manchem Grestener Kalk sehr ähnlich ist. 

Aus diesen Funden und Erscheinungen habe ich gefolgert, dass 
der Fleckenmergel des Gran-Thales ein Vertreter sei von Neocom, Jura 
und Lias, und habe denselben auf der Karte mit der Neocom-Farbe 
bezeichnet, da ich dafür halte, dass die grösste Masse desselben eben 
dem Neocom entspricht. 

Daneben war es sehr wichtig jene Punkte hervorzuheben, von 
welchen in sicher bestimmbarer Form Lias-Ablagerungen, insbesondere: 
Hierlatz-Sehichten und Grestener Schichten vorgefunden wurden. Diese 
sind dort, wo es ihre gewöhnlich sehr geringe Mächtigkeit irgendwie 
gestattete, mit besonderen Farben ausgeschieden. 


[33] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 369 


Bei diesen Studien ist mir ein sehr inniger Zusammenhang der 
Verbreitung der Kössener Schichten mit dem Fleckenmergel-Gebiete 
aufgefallen, und daher theile ich auch die, das Vorkommen der Kös- 
sener Schichten im Gran-Thale betreffenden Beobachtungen in diesem 
Abschnitte mit. 

Ein hervorragender wichtiger Punkt, an dem es möglich ist, trotz 
der sehr geringen Mächtigkeit der Schichten-Complexe, dennoch das 
Vorkommen von Kössener, Grestener und Adnether Kalken mit Sicher- 
heit durch reichlich vorhandene Petrefaeten nachzuweisen, ist Herrngrund 
am Nordrande der Thalmulde der Gran. 

Ueber den Halden des Maria-Schachtes daselbst ist in dem Ge- 
hänge in südöstlicher Richtung auf den Pansky-Diel eine Reihe von 
anstehenden Felspartien zu finden, die Versteinerungen führen. Diese 
Punkte wurden vom k. Bergverwalter zu Herrngrund Herrn Andreas 
v. Jurenak entdeckt und so weit ausgebeutet, dass von den Vorkomm- 
nissen, wenigstens zu Tage, sehr wenig mehr übrig geblieben ist. 

Der unterste Fels zeigt etwa in einer Mächtigkeit von 3—4 Fuss 
einen dunkelgrauen Kössener Kalkstein, der wohl am reichsten an Ver- 
steinerungen ist und überhaupt den wichtigsten Fundort von Kössener 
Petrefaeten des Gran-Thales bildet. Eine sehr schöne Sammlung dieser 
Petrefacte, ein Geschenk des Herrn v. Jurenak an die Anstalt, enthält 
folgende Arten von diesem Felsen: 


Chemnitzia sp. Gervillia sp. 

Terebratula gregaria Sss. » praecursor Qu. 

Anatina sp. Lima Jurenaki n. sp. 

Schizodus cloacinus Qu. „  praecursor Qu. 

Cardinia sp. „  dupla Qu. 

Mytilus minutus Goldf. (ein Bruch- Peeten acuteauritus Sch. 
stück). „»  ‚Schafhäutli Winkl. 

Modiolia sp. „ conf. pilosus v. H. 

Pinna Meriani Winkl. (sehr schön Plicatula intusstriata Emmr. 
erhalten). Ostrea sp. 

Avicula contorta Portl. „  Haidingeri Emmr. 

» sp. Anomia alpina Winkl. 


Die Lima Jurenaki ist in der Form ähnlich der L. praecursor Qu. 
und besitzt eine glatte durchsichtige Schale, die in ähnlicher Weise wie 
die gemalten Terebratula vulgaris Exemplare von dunklen unregelmässig 
gestellten Radialstreifen gezeichnet erscheint. 

Die oberste Schichte desselben Felsens, von der ich an Ort und 
Stelle nichts mehr zu sehen bekam, bildet ein dunkler, grosse Glimmer- 
blättchen führender, rostbraun gefleckter Grestener Kalk. Aus diesem 
enthält ein unverwittertes Stück einen hinreichend gut erhaltenen Rest 
der Cardinia Listeri Agassiz; die verwitterten gefleckten Kalkstücke 
führen häufig die Gryphaea suilla Lam. und eine Ostraea oder Plica- 
tula, die nicht näher bestimmt ist. Ueber diesem Felsen ist im Gehänge 
auf dem Wege zum Pansky-Diel wohl nur sehr geringmächtig ein 
rother Adnether Kalk entblösst ganz von der Form der bekannten 
Kalke von Turecka. Ich habe in diesem Kalke den Ammonites Jamesoni 
Sow. in einem ziemlich sicher bestimmbaren Stücke gesammelt. Ueber 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1868, 18, Band 3. Heft, 49 


370 D. Stur. [34] 


dem Adnether Kalk folgen Fleckenmergel, und sind dieselben bis zur 
Spitze des Pansky-Diel hinauf anstehend. 

Um zu zeigen wie gering die Mächtigkeit dieser einzelnen Schichten 
bei Herrngrund ist, erwähne ich, dass längs dem Wege der die Adnether 
Kalke aufschliesst, abwärts gegen Herrngrund, vom Adnether Kalke an 
gemessen, in der zweiten Klafter schon der obertriassische Dolomit 
ansteht, und dass somit in dieser geringen Mächtigkeit die bunten Keu- 
per-Mergel, die Kössener Schichten, der Grestener Kalk und Adnether 
Kalk enthalten sind. 

Auf der Strasse unterhalb Herrngrund thalabwärts werden dieselben 
Schichten noch einmal verquert, und zwar Kössener Schichten, Grestener 
Kalk, Adnether Kalk und Fleckenmergel. Es ist nun auffallend, dass hier 
der Grestener Kalk als lichter Krinoiden-Kalk auftritt, häufige grosse 
Quarzkörner und ziemlich häufig den Pecten textorius Sow. enthaltend. 

Ausser bei Herrngrund sind die Kössener Schichten noch am aus- 
gedehntesten im Laskomer Thale, im NW. von Neusohl entwickelt. Sie 
bilden daselbst eine schmale, sehr geringmächtige Zone an der Grenze 
der Fleckenmergel des Laskomer Berges, gegen die bunten Keuper- 
Mergel des Laskomer Thales. Obwohl das Gestein sehr häufig Durch- 
schnitte von enthaltenen Petrefacten zeigt, kann ich doch von hier nur 
die Terebratula gregaria Sss. als sicher vorkommend nennen. In der 
nördlicheren Fortsetzung dieses Zuges wurden Kössener Schichten am 
Fusse des Ostry-Vreh beobachtet. 

Weiter südlich, westlich bei Malachov, Radvan W., ist eine kleine 
Strecke des Gehänges aus Kössener Schichten bestehend. In dem be- 
treffenden Gestein fand ich einen kaum hinreichend erhaltenen Peeten 
acuteauritus Sch. 

An noch einigen Stellen lässt sich das Vorkommen der Kössener 
Schichten wenigstens petrographisch nicht bezweifeln, so bei Neusohl im 
Norden, bei Kostivjarska südlich, im Thale von Pr$any abwärts (Krem- 
nicka W.). 

Weiter östlich im Gran-Thale fehlt jedoch eine jede sichere Spur 
vom Vorkommen dieser Schichten. 

Noch sind zu erwähnen Vorkommnisse von rothen Krinoiden- 
Kalken, die nach der Gesteinsbeschaffenheit und dem häufigeren Vor- 
handensein von Rhynchonellen in denselben als Hierlatz-Kalke mit 
Recht angesprochen werden können. Das bestaufgeschlossene Vor- 
kommen dieses Kalkes ist am Fusse des Ostry-Vreh. Man sieht dort erst 
die Kössener Schichten, darüber Flecken-Mergel theilweise roth gefärbt 
wie Enzersfelder Kalke mit westlichem flachen Fallen. Bald darauf folgt 
links vom Fusssteige eine kleine Anhöhe von einem rothen Krinoiden- 
Kalk mit Rhynchonellen. Bei einer späteren Exeursion bemerkte ich an 
der Wasserleitung der Drahtziehfabrik oberhalb St. Jakob einen Block 
dieses Kalkes, der offenbar von der Höhe herab hierher seinen Weg 
gefunden hat, und in dem ich eine ziemlich genau bestimmbare Ahyncho- 
nella Greppini Opp., die häufigste Rhynchonella des Hierlatz-Kalkes der 
Alpen, gesammelt habe. 

Am Urpin südlich von Neusohl und zwar auf dessen Westgehänge 
längs der Gran, wo die Schichten fast horizontal liegen oder östlich fallen, 
sieht man zu unterst dunkle grünliche Kalke, etwa den Grestener Kalk 


[35] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 371 


vertretend,, darüber meist röthliche Mergelkalke, die auf kleinen Stellen 
als rothe Krinoiden-Kalke ausgebildet sind. Darüber folgen erst die 
Fleckenmergel vom jurassischen Ansehen, endlich die Neocom-Mergel. 
Unterteuft wird das Ganze von bunten Keuper-Mergeln im Osten von 
Kralova. 
Ein weiteres ziemlich ausgedehntes Vorkommen eines rothen 
Krinoiden-Kalkes von der Form der Hierlatz-Kalke habe ich im Driekina- 
Thale und zwar im oberen Theile desselben !untersuchen können. Der- 
selbe ist von rothen, gewöhnlichen Adnether;Kalken begleitet und führt 
in einer Schichte ziemlich reichlich die Terebratula adnethica Sss. Da 
diese Terebratel in den Alpen in rothen Krinoiden-Kalken mit Ammonites 
margaritatus Brug. vorkommt, dürfte der rothe Krinoiden-Kalk der 
Driekina einem höheren Niveau angehören, und mit den ihn überlagernuden 
rothen Adnether Kalken dem mittleren Lias angehören. 

Ausser den eben erwähnten Funden habe ich nur noch ein Vor- 
kommen der rothen Adnether Kalke im Hiadler Thale im Westgehänge 
des Hradiste-Berges zu verzeichnen. 

Die Fleckenmergel zeigen in der Thalmulde der Gran eine sehr 
bedeutende Verbreitung und bilden einen wesentlichen Bestandtheil des 
Gebirges in diesem Gebiete. Ihr Auftreten ist von grosser landwirth- 
schaftlicher Bedeutung für die Gegend, indem, ähnlich wie im Algäu in 
den Alpen, auf den Fleckenmergeln im Gran-Thale, in den niederen 
Lagen Ackerbau betrieben wird, in den höheren subalpinen und alpinen 
Lagen das aus Fleckenmergel bestehende, meist flache oder abgerun- 
dete Terrain mit üppigen Wiesen bedeckt ist, auf welchen nach der 
Heuernte noch bis tief in den Herbst grosse Schafherden weidend herum- 
ziehen, den Thalbewohnern reichlichen Ertrag spendend an Materiale zur 
üblichen Kleidung und zur Bereitung des wohlbekannten Liptauer Käses. 

Im Norden der Gran bilden die Fleckenmergel einen mehr 
zusammenhängenden breiten Zug, der aus der Gegend von Neusohl 
nördlich bis Herrngrund, und von da östlich fast ununterbrochen vom 
Pansky-Diel über den Seleesky-Diel, Javorina, Vlacuchovo, Hradiste, 
Kochula, Dubina, Rakitini bis an den Cierny-Diel zu verfolgen ist. Erst 
nach einer Unterbrechung von Jaseh östlich bis an die Bisträ erscheinen 
die Fleckenmergel noch einmal im Norden von Bries und nehmen einige 
isolirte zusammgehörige Flecke des Terrains ein in der Umgegend von 
Mito, bei Bisträ südlich, bei Vala$ska und westlich davon am Ufer der 
Bisträ. Südlich der Gran, als unmittelbare Fortsetzung der Brieser 
Fleckenmergel, treten im Norden und Westen bei Rhonitz, auf dem 
COhvatimech, unbedeutende Vorkommnisse derselben Gesteine auf. 

Nach einer bedeutenden Unterbrechung zwischen Rhonitz und 
Brusno erscheinen bei Brusno, zwischen Libethen und Lucatin und süd- 
lich von Sl. Liptsche die Fleckenmergel in einer grossen zusammen- 
hängenden Masse. Weiter im Südwesten trifft man die Fleckenmergel in 
der Umgebung von Molta und Mitina anstehend, und den Urpin südlich 
bei Neusohl bildend. 

Endlich ist im Westen der Gran, zwischen PrSany und Badin, 
Kremnicka SW., eine Anhöhe mit Fleckenmergeln bedeckt. 

Nirgends zeigt die Ablagerung der Fleckenmergel sehr grosse 
Mächtigkeiten. Am Pansky-Diel und auf der Javorina, wo das Gebilde 

49 * 


PU D. Stur. [36] 


am mächtigsten entwickelt ist, besteht nur die oberste Decke des Gebirges 
etwa 200 Fuss diek aus dem Fleckenmergel. An den meisten übrigen 
Stellen ist die Mächtigkeit gewiss noch eine geringere. 

Obwohl es Stellen gibt, an denen die Fleckenmergel in regel- 
mässiger Lagerung über den bunten Keupermergeln folgen, wie dies 
namentlich im Laskomer Thale, am Urpin, bei Herrngrund der Fall ist, 
so sind doch auch zahlreiche Fälle vorhanden, die eine übergreifende 
Lagerung des Fleckenmergels nachweisen. Die auffälligsten derartigen 
Stellen sind die, wo der Fleckenmergel ohne irgend einer zwischen- 
gelagerten Schichte unmittelbar auf dem Grundgebirge dem Gneisse 
auflagert. Solche Fälle sind reichlich auf der Strecke vom Hiadler Thale 
quer durch die Sobotnieca und das Bukovec-Thal bis in die Rakitini, im 
nördlichen Fleckenmergel-Zuge zu sehen. 

Gut entblösst ist die Grenze des Fleckenmergels gegen den Gneiss 
im Gehänge der Dubina auf dem Wege aus der Sobotnica hinauf auf den 
Dubina-Sattel. Die südlichere Wiese der Dubina ist noch auf Flecken- 
mergel, die nördlichere Wiese zeigt schon Glimmer-Blättehen im Gneiss- 
boden derselben. Ebenso gut sieht man die Auflagerung des Flecken- 
mergels auf dem Gneisse am Wege von Rakitini, auf den Secovy-Vrch, 
im Westen des Cierny-Diel. Man steigt von einer Anhöhe aus Flecken- 
mergel etwa 10—12 Klafter tief herab in einen Sattel, und hat im 
Gehänge stets den gewöhnlichen Fleckenmergel in Sehichten-Köpfen 
hervorragend unter den Füssen bis auf den Sattel hinab, der schon aus 
schiefrigem Gneiss besteht, unter dem dann bald der granitähnliche Gneiss 
der Gegend folgt. 

Es ist wohl höchst merkwürdig, und diese Thatsache verdient 
gewiss allgemeine Beachtung, dass man weder hier im Gran-Thale, wo 
solche Ueberlagerungsstellen von Kalk, Dolomit und von Flecken- 
mergeln unmittelbar auf Gmeiss häufiger sind, noch in anderen Gebirgen, 
namentlich in den Alpen, wo solche Fälle auch vorkommen, auch nur 
eine Spur von einer Schichte wahrnimmt, die man als Grundeonglomerat, 
als Anfang der Bildung bezeichnen könnte, überhaupt kein Gestein 
findet, in dem wenigstens stellenweise ein oder das andere Korn des so 
sehr nahen Grundgebirges aufgenommen worden wäre, während man an 
anderen Stellen, wo mächtige Ablagerungen das Grundgebirge bedecken, 
z. B. in den Grestener Krinoiden-Kalken, Quarzgerölle so häufig findet, 
dass das Gestein stellenweise zu einem kalkigen Sandstein wird. 


Ill. Das Wassergebiet des Revuca-Thales. 


Das hier zu betrachtende Gebiet ist vom eozoischen Altgebirge, 
und jenem Arme der Niönie-Tatry, in welchem die Prasiva emporragt, 
gegen SO. abgegrenzt. Nach NO. und N. bilden die Granitmassen im 
Norden von Luzna, ferner die Granitmasse der Lubochna eine ent- 
sprechende Grenze. Nach Westen hin bildet allerdings erst die Sohle des 
Kessels der Thuroez mit ihren eocenen und neogenen Ablagerungen die 
Grenze des Gebietes auf der Linie: Podzamska-Sklabina, Bella, Necpal, 
Blatnitz, MoSovce, Bad-Stuben, — und reicht dieses Gebiet somit weit 
ausserhalb die Grenzen des Aufnahms-Terrains. Dasselbe enthält daher 
ausser dem Wassergebiete der Revuca noch grosse Theile des Wasser- 


zn 


[37] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 373 


Gebietes der Bistrica, der Lubochna ünd des Turiec-Flusses, indem es 
eigentlich die Wasserscheide zwischen den Genannten einnimmt. Immer- 
hin mag die Aufschrift dieses Abschnittes darin Rechtfertigung finden, 
dass der interessanteste Theil dieses Gebietes im Wassergebiete der 


_ Revuca liegt, und auch die.Begehung desselben am zweckmässigsten von 


Osada aus eingeleitet werden kann, wo die Hauptzuflüsse der Revuca 
ihre Vereinigung finden. 


A. Die Quarzite und rothen Sandsteine. 


Die ältesten Sedimentgesteine dieses Gebietes sind, wie im Gran- 
Thale, die Quarzite und rothe Sandsteine, die, wie früher angedeutet 
wurde, mit jenen des Gran-Thales in unmittelbarem Zusammenhange 
stehen. Sie sind längs der Südostgrenze des Gebietes, von der Papier- 
fabrik im Hermanec-Thale in nordöstlicher Richtung über Altgebirg, 
Bukovec, Motzo, längs dem Südfusse der Hiadlanka-Alpe nach Koritnica, 
und von da bis in das Becken von Luzna ununterbrochen anstehend zu 
verfolgen und erfüllen das letztgenannte Becken östlich bis nach Magurka, 
nördlich bis an den Mito-Vreh reichend. Im Norden des Gebietes, längs 
der Granitmasse der Lubochna, sind die rothen Sandsteine und Quarzite 
nur sehr selten aufgeschlossen, da sowohl im, östlichen Theile dieser 
Granitmasse, auf der Strecke von Osada bis Ciernava (Jägerhaus im 
Lubochna-Thale) der Trias-Dolomit, als auch auf der Strecke aus dem 
Lubochna-Thale bis nach Podzamska-Sklabina der Trias-Dolomit und 
der bunte Keuper-Mergel unmittelbar auf dem Granite auflagern. Nur 
in der Thalsohle der Lubochna, und zwar auf dem östlichen Gehänge 
zwischen der unteren und oberen Klause, auf dem westlichen Gehänge 
im Nordwesten bei der unteren Klause, treten an der unteren Grenze des 
Trias-Dolomites die Quarzite aufgeschlossen auf. 

Die hierher gehörigen Gesteine zeigen hier genau dieselbe Be- 
schaffenheit wie im Gran-Thale. 


“ 
B. Die Trias-Ablagerungenim Wassergebiete derRevuca. 


Die Werfener Schiefer fehlen diesem Gebiete gänzlich. Die 
obersten Schichten der als Rothliegendes betrachteten rothen Sandsteine 
sind hier überall sehr grobkörnig und quarzreich, und zeigen nirgends 
eine solche Beschaffenheit, dass eine Annahme, es seien auch die Wer- 
fener Schiefer in ihnen zu vermuthen, gerechtfertigt erscheinen Könnte. 

Auch das Vorkommen von Muschelkalk in diesem Gebiete ist 
nicht hinreichend erwiesen. 

Es ist kaum zu zweifeln, dass die auf den Sandsteinen auflagernden 
Kalke und Dolomite, die in isolirten Partien, einzelne unbedeutende 
Hügel bildend, auf der Strasse von Luzna nach Magurka in der Gegend 
der dortigen Wasserscheide in unserer Karte verzeichnet sind, dem 
Muschelkalke angehören. Insbesondere dürfte der dünnplattige dolo- 
mitische Kalk des Prevalec-Berges, in welchem am Gehänge gegen Ma- 
gurka Herr H. Wolf Petrefacten gesammelt hat, hierher zu zählen sein. 
Der plattige Kalk enthält daselbst reichliche Schneeken-Reste, die mit 
der Natica Gaillardoti Lefr., wie sie in Recoaro vorkommt, viele Aehnlich- 
keit zeigen. Doch sind sie durchwegs nur Steinkerne, die von den 
Atmosphärilien viel gelitten haben. 


374 D. Stur. [38] 


Sicher bestimmbare Stücke der Terebratula vulgaris Schl. hat Herr 
Wolf in einem Kalke gefunden, der zur Schotterung der Strsssenstrecke 
bei Unter-Revuca Verwendung fand, doch gelang es weder ihm noch mir 
die Stelle zu eruiren, an welcher dieser Kalk ansteht. 

Ich habe ferner die schwarzen Kalke, die in einem Zuge von Bullo 
über Motzo bis Bukovee verfolgt wurden, und auch am Fusse der Je- 
lenska-Skala wiederholt an der Herrngrunder Wasserleitung aufge- 
schlossen sind, als Muschelkalke angesprochen, ohne in ihnen Petrefacten 
entdeckt zu haben. Ich halte sie für Fortsetzungen jenes Kalkes, in 
welchem ich im Norden bei Herrngrund, auf der Höhe „Na kramec“ einen 
Pecten discites Schl. gefunden habe, wie im Früheren mitgetheilt wurde. 

Gesteine aus dem Niveau des Lunzer Sandsteines wurden 
in dem zu besprechenden Gebiete nur auf zwei Stellen entdeckt. 

Die eine Stelle befindet sich im Turecka-Thale im NW. bei Altge- 
birg. Dieses Thal schneidet sehr tief ein und entblösst im Gebiete der 
Neocom-Mergel die ganze Schichtenreihe des Jura, Lias, der rhätischen 
Formation bis auf den triassischen Dolomit. Im letzteren findet man ober- 


halb Hornia-Turecka den Reingrabner Schiefer kaum 3 Fuss mächtig 


eingelagert. Auch das Liegende desselben ist hier in Dolomit verwandelt, 
und es war des schlechten Aufschlusses und Mangels an hinreichenden 
Anhaltspunkten wegen nieht möglich, an Ort und Stelle den liegenden 
Muschelkalk-Doiomit von dem obertriassischen zu trennen. 

Die zweite Stelle zeigt den Lunzer Sandstein in ausgedehnterem 
Vorkommen anstehend, im Velka-Turecka-Thale, nördlich bei Mitter- 
Revuca. Der Eingang des Thales besteht beiderseits aus obertriassischem 
Dolomit. Erst weiter aufwärts erweitert sich das Thal und man findet am 
rechten Gehänge desselben bis ziemlich hoch hinauf, so wie auch bis in 
den hintersten Theil des Thales, wo es den Namen Ziare führt, den 
Lunzer Sandstein anstehend, während die linke Thalseite bis zur Magura 
hinauf aus Neocom-Mergeln besteht. Ersteigt man das rechte Gehänge 
der Velka-Turecka, so findet man ziemlich hoch oben den Lunzer 
Sandstein vom obertriassischen Dolomit bedeckt. Das Liegende des 
Lunzer Sandsteines ist hier nicht aufgeschlossen. 

Unter den triassischen Gesteinen findet man den obertriassi- 
sehen Dolomit am ausgedehntesten verbreitet. Besonders mächtig 
ist derselbe im Gebiete des südliehsten Theiles der Lubochna, dann im 
oberen Theile der Bella, in tief eingeschnittenen Gräben aufgeschlossen. 
Die Skalno-Alpe im Osten der Lubochna, Stefanova und Maly-Lysec, 
zwischen der Lubochna und Bella, endlich die Ziarna, Müdrähana und 
Hradiste zwischen der Bella und der Necpalka bestehen aus dem ober- 
triassischen Dolomit. 

Eine zweite Masse des obertriassischen Dolomites schliesst die 
Revuca zwischen Ober- und Mitter-Revuca auf, die mit dem Dolomite des 
Lubochna-Thales durch das Velka-Turecka-Thal zusammenhängt. Die 
bei Turecka im Nordwesten von. Altgebirg aufgeschlossene Partie des 
obertriassischen Dolomits, mit einer Lage von "Reingrabener Schiefer, 
wurde oben schon erwähnt. 

Endlich ist der obertriassische Dolomit längs der Quarzit- und 
rothen Sandstein-Zone vom Altgebirg in einem theilweise unterbrochenen 
Zuge ’zu beobachten, der durch eine auffällig geringe Mächtigkeit seiner 


[39] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 375 


Gesteinsmasse ausgezeichnet ist. Dieser Zug beginnt in SW. bei Her- 
manec am Vapenica-Berge, verquert daselbst das Hermanee-Thal, und 
ist in nordöstlicher Riehtung im rechten Gehänge der Bystriea bis an die 
Mündung des Turecka-Thales durch einzelne, aus dem Walde hervor- 
ragende Felsen angedeutet. Oberhalb Altgebirg verquert der Dolomitzug 
das Bystriea-Thal und zieht vorherrschend in Ost zur Jelenska skala, 
dann in nördlicher Richtung über Bukovee, Jörgallo und Sliatan, und ist 
im Süd- und Ostfusse der Hiadlanka-Alpe anstehend bis zum Curort 
Koritniea zu verfolgen. In weiterer nördlicher Richtung findet man noch 
unter dem diluvialen Schutt der Fedorka, im Westgehänge der Zlomiska, 
die letzten Vorkommnisse dieses Dolomitzuges aufgeschlossen. 

An keiner Stelle gelang es mir, in diesem Dolomite Petrefacten zu 
entdecken. 


Die bunten Keuper-Mergel schliessen auch im Gebiete der 
Revuca die Triasformation nach oben ab. Sie sind hier meist sehr vor- 
trefflich aufgeschlossen und leisten ausgezeichnete Dienste bei der Son- 
derung der jüngeren Schichten von den triassischen Gebilden. 


Vorerst sind sie in einem unterbrochenen Zuge, im Hangenden des 
obertriassischen Dolomits, im Tureeka-Thale, und nördlich bei Altgebirg, 
dann von der Jelenska skala über Jörgallo und Sliatan bis Mistrik, ferner 
am Westfusse der Hiadlanka am Curort Koritniea, und von da nördlich 
über Fedorka bis Luzna, und noch endlich am Mito-Vreh anstehend. 
Dann bilden sie eine fast horizontal lagernde Lage über dem Dolomite 
des Lubochna-Thales, die durch die zahlreichen tief eingerissenen 
Zuflüsse der Lubochna und Bella vielfach geschnitten erscheint und in 
Folge dessen vielfach gewundene Begrenzungslinien besitzt. So umsäumen 
die bunten Keuper-Mergel den Ost-, Nord- und Westfuss der Spitze des 
Velky-Rakitov, die aus jüngeren Ablagerungen besteht. Ebenso vielfach 
gewunden ist der Zug der Keuper-Mergel am Westfuss des Cierny-Kamen 
und der Ploska-Alpe, und im NO. Gehänge des Velky-Borisov. Man 
findet sogar rundherum um die Höhe der Javorina und des Sopron, in 
den Gehängen derselben die Keuper-Mergel anstehend. 


Ferner erscheinen die Keuper-Mergel in einem Zuge vom Neepaler 
Thale am Hradiste-Berge vorüber quer durch das Bella-Thal, dann vom 
Lysec-Berg an längs der Granitmasse des Lubochna-Thales bis nahe 
nach Podzamska-Sklabina die westlich liegenden Neocom-Gebilde der 
Thuroez von dem obertriassischen Dolomit und dem Granite des 
Lubochna-Thales trennend. 


Im Inneren des Gebietes der Revuca sind die bunten Keuper- 
Mergel an vielen Stellen beobachtet worden. So namentlich in der Umge- 
bung der Dolomitmasse, die zwischen Ober- und Mitter-Revuca aufge- 
schlossen ist: im Westen bei Ober-Revuca, dann westlich von Mitter- 
Revuca am Lieskovo, ferner im hinteren Theile des Seitenthales, das 
bei Unter-Revuca vom Süden in das Hauptthal mündet, bis an die Zvolen- 
Alpe und von da östlich zur Solisko-Alpe. Auch in dem tief einschnei- 
denden Turecka-Thale bei Altgebirge stehen die Keuper-Mergel zwischen 
dem obertriassischen Dolomite und den darauf folgenden jüngeren Abla- 
gerungen an. Endlich ist das Bystrica-Thälchen, das von der Velka-Krizna 
herabkommend vor Hermanec in das gleichnamige Thal einmündet, bis 


376 D. Stur. [40] 


an die Keuper-Mergel eingeschnitten und bilden diese im mittleren Theile 
des Laufes die Thalsohle des Thälchens. 

Die Gleichartigkeit der triassischen Ablagerungen des Revuca- 
Gebietes und jener des Gran-Thales, lässt kaum einen Zweifel zu, dass 
diese Ablagerungen, wenn auch gegenwärtig in keinem direeten Zusam- 
menhange befindlich, doch aus einem und demselben Meere abgelagert 
wurden, und ihr ehemaliger Zusammenhang später zerstört worden ist. 
Nieht nur die nahe aneinander gerückten Vorkommnisse, z. B. des Mu- 
schelkalkes der Anhöhe „Na Kramec“ bei Herrngrund, sowohl zu der 
Jelenska skala des Revuca-Gebietes als auch zu den Trias-Ablagerungen 
der Gran, die bis nach Herrngrund reichen, spricht dafür, sondern die 
Lage der Ablagerungen der Revuca auf einer Wasserscheide, insbeson- 
dere aber das Vorkommen der obertriassischen Dolomite auf der Hiad- 
lanka-Alpe, die nur durch einen Thaleinschnitt getrennt erscheinen von 
den gleichen Ablagerungen der Vlacuchovo-Alpe des Gran-Thales, liefern 
hinreichende Beweise dafür, dass der Zusammenhang in späteren 
Epochen erst zerstört und aufgehoben wurde. Auch an einem direeten 
Zusammenhange der triassischen Ablagerungen des Revuca-Gebietes mit 
jenen im Waag-Thale, und zwar auf der Linie Osada-Rosenberg bleibt 
kaum ein Zweifel übrig, wenn man berücksichtigt, dass zwischen dem 
Granit der Homolka, Luzna N. und dem Granite der Smrekoviea normal 
entwickelte Trias-Ablagerungen vorkommen, auf die ich weiter unten 
zurückkomme. 


C. Die rhätischen, liassischen, jurassischen und Neo- 
com-Ablagerungen im Wassergebiete der Revuca. 


Auch in diesem Gebiete erscheint es: zweckmässig, wie im Gran- 
Thale, die über der Trias folgenden Ablagerungen bis zum Neocom 
hinauf summarisch zu behandeln, trotzdem diese Ablagerungen sich hier 
leichter sondern, und in die betreffenden Formationen einreihen lassen, 
als dies im Gran-Thale der Fall war. Auch hier ist vorherrschend jener 
Fleckenmergel vorhanden, der dem Neocom angehört und ausgedehnte 
Theile des Revuca-Gebietes für sich einnimmt. Das grössere Gebiet des 
Neocom-Mergels umfasst die Gegenden zwischen Hermanee, Luna, 
Osada, Rakitov, Bori$ov und Krizna, somit das Wassergebiet der Revuca 
und Bystrica. Etwas kleiner ist das Neocom -Fleckenmergel-Gebiet, im 
Westen die Granit- und Dolomitmasse der Lubochna, das den Chlm, den 
Lysee und Tlusty-Diel, östlich von Bella und südlich von Podzamska- 
Sklabina umfasst. Diese beiden Fleckenmergel-Gebiete sind durch die 
Lubochnaer Dolomitmasse von einander getrennt, und nur ein schmaler 
Zug von Neocom-Gesteinen, der im linken Gehänge des Necepaler Thales 
vom Dedosovy-Grün zum Chlm-Berg hinzieht, stellt eine Verbindung 
zwischen den beiden Fleckenmergel-Gebieten her. 

Wie im Gran-Thale so auch hier erscheinen die jurassischen, 
liassischen und rhätischen Ablagerungen nur dort aufgeschlossen, wo 
entweder tiefere Einschnitte des Terrains durch die Mächtigkeit des 
Neocom bis in die unterlagernden Schichten eingreifen, oder wo an den 
Grenzen der Neocom-Gebiete gegen die Trias-Ablagerungen die ganze 
Schichtenreihe der Gebirgsmassen entblösst ist. 


[41] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 377 


Der letztere Fall findet Statt in ausgezeichnetster Weise längs der 
Grenze des Revucaer Neoeommergel-Gebietes, gegen den obertriassischen 
Dolomit der Lnbochna, auf der Linie: Osada, Rakitov, Ciernykamen, 
Ploska, Javorina, Sopron und .Borisov. 

Wenn man nämlich vom Lubochna-Thale ausgehend, die Anhöhen 
des Triasdolomites ersteigt und den Blick nach Süden wendet, bemerkt 
man einzelne, auf dem bewaldeten Dolomite aufgesetzte, steil geböschte 
und mit üppigen Wiesen bedeckte Berge, die eine auffallende Dachform 
besitzen, gigantischen Grabhügeln nicht unähnlich in die düstern, laut- 
losen Tiefen des Lubochna-Thales herabschauend und hoch emporragend 
dasselbe beherrschen. Ihre Basis besteht in den tiefsten wiesigen 
Theilen ihrer Gehänge aus dem, über dem Dolomite folgenden Keuper- 
Mergel, wie oben bereits angedeutet wurde, der grellroth gefärbt schon 
von weitem her durch die Grasdecke durchschimmert ünd in seinen 
Begrenzungen leicht zu verfolgen ist. Ueber dem Keuper-Mergel bestehen 
die dachförmigen Berge aus rhätischen, liassischen, jurassischen und 
Neoeom-Gebilden. Den bedeutendsten Antheil an der Zusammensetzung 
dieser Berge nehmen die Neocom-Mergel für sich ein. Geringere Mächtig- 
keiten zeigen die anderen genannten Schichten. Einzelne Stellen, insbe- 
sondere die nach Norden gekehrten Kanten dieser Berge sind mehr 
oder minder felsig und blossgelegt und erlauben in die sie zusammen- 
setzenden Schichten einen besseren Einblick, während die Gehänge mit 
Wiesen bedeckt, die einzelnen Schichtenreihen zu verfolgen nicht 
gestatten, auch häufige Rutschungen der Böschungen das mehr oder 
minder vollständige Ueberdeeken der tieferen Schichten durch die 
höheren veranlassen. 

Zuerst habe ich den westlichsten dieser dachförmigen Berge: den 
Velky Rakitov, von Osada aus besucht. Ich ging von Osada durch 
das Skalno-Thal auf die Smrekovica (Osada NW.) und verfolgte nun von 
der Granitmasse des letztgenannten Berges südlieh an der Skalno-Alpe 
den Weg auf den Rakitov. Auf dem Granite der Smrekoviea lagert unmit- 
telbar der triassische Dolomit, da ich weder hier, noch im Skalno-Thale, 
das an der Grenze der genannten Gesteine eingeschnitten ist, irgend ein 
zwischenliegendes Gestein bemerken konnte. Die Auflagerung des triassi- 
schen Dolomites auf dem Granite ist auf dem Wege vom Sattel zur Skalno- 
Alpe deutlich aufgeschlossen. Auch hier bemerkt man keine Spur von 
einem Granitgerölle in den unmittelbar auflagernden Dolomit-Schichten. 

An der Skalno-Alpe geht man fort im Dolomit, der insbesondere im 
Östgehänge dünnschichtig und dunkler gefärbt erscheint und hier wohl 
für Muschelkalk-Dolomit genommen werden könnte. Bis zu einem niede- 
ren Vorberge des Rakitov steht der triassische Dolomit an, und bildet 
auch den Vorberg selbst. Südlich vom letzteren folgt ein wiesiger tiefer 
Sattel, der grellroth gefärbt von Keuper-Mergeln eingenommen und 
von den nagelförmigen Verwitterungsstücken des Mergels reichlich 
bedeckt ist. 

Im ersten Anstieg vom Sattel südlich auf den Rakitov bemerkt man 
unmittelbar über den obersten Keuper-Mergeln dünnschichtige Kalke eine 
kleine Stufe bilden. Dieselben sind dunkelgrau und enthalten nebst 
der sehr seltenen Spiriferina. Emmrichi Sss. sehr häufig den Peeten 


acuteauritus Sch. 
Jahrbuch der k, k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18, Band. 3. Heft, 50 


378 D. Stur. [42] 


Ueber dieser ersten Stufe folgt eine ebenere wiesige Stelle, beste- 
hend aus einem schwarzen Glimmerschüppchen enthaltenden. Schiefer, 
der über den Kössener Schichten lagernd als Grestener Schiefer von mir 
aufgefasst wurde. Ueber dem Schiefer folgt eine zweite steil und zum 
Theile felsig geböschte, etwa klafterhohe Stufe von schwarzen Grestener 
Kalken. Dieser Grestener Kalk bildet ein weites Plateau, das unmittelbar 
nördlich am Rakitov ausgebreitet und mit Wiesen bedeckt ist, die in 
einer zweiten höheren Schieferlage wurzeln, die die Fläche des Plateau 
einnimmt, und aus lichtergrauem schieferigen Gestein besteht, das man 
von dem tieferen Grestener Schiefer durch die verschiedene Farbe leicht 
unterscheidet. , 

Willman die nun im Süden aufragende Rakitov-Spitze ersteigen, 
so ist man genöthigt, an dem eben erwähnten Plateau in einen Sattel 
herab zu steigen, und von diesem erst geht es auf die eigentliche Berg: 
spitze hinauf, auf einer scharfen Kante derselben, die folgenden Durch- 
schnitt zu begehen Gelegenheit gibt. 

Die tiefste Schichte, die in dem erreichten Sattel entblösst erscheint, 
ist der dunkle oder schwarze Grestener Schiefer, der am Nordrande des 
Plateaus auf den Kössener Kalken ruhend beobachtet wurde. Auf dem 
Grestener Schiefer lagert vorerst ein gelblichbraun verwitternder grün- 
lichgrauer Grestener Kalk, in dessen tiefsten Schichten ich einen leider 
ziemlich stark ausgewitterten Ammoniten gefunden habe, der aber mit 
hinreichender Sicherheit als A. psilonotus laevis Qu. gedeutet werden 
kann. Auf der Psilonoten-Bank folgt ein weisslich verwitternder, lichter 
grauer Kalk, der stellenweise als grauer Krinoiden-Kalk ausgebildet ist. 
In dieser etwa 3—-4 Fuss mächtigen Kalklage hat Herr W olf gesammelt: 

Cardinia Listeri Sow. Pecten textorius Sow. 

Lima gigantea Sow. 
Peeten und Cardinia sind häufig, die Lima giyantea, fast 3 Zoll lang, liegt 
mir nur in einem Stücke vor. 

Ueber diesen Thalassiten-Bänken folgt der grauere Schiefer, ohne 
Petrefacte etwa fussmächtig. Dieser wird von einem grünlichgrauen, 
nicht gut geschiehteten Fleckenmergel bedeckt, der eine Lage rothen 
Adnether Kalkes trägt, die abermals von Fleckenmergeln überlagert ist. 
Auf den so entwickelten, im oberen Theile petrefactenlosen Liasablage- 
rungen folgen erst grünliehgraue, dann rothe und röthliche jurrassische 
Aptychenkalke mit Hornsteinen, über welchen die Neocom-Mergel die 
oberste Spitze des Rakitov bilden. 

Steigt man vom Rakitov südlich herab in den zwischen dem Velky 
und Maly Rakitov befindlichen Sattel, findet man vorzüglich die jurrassi- 
schen Aptychenkalke roth und grünlichgrau gut aufgeschlossen, während 
die Lias-Ablagerungen mit Schutt bedeckt sind. 

Sehr schön übersieht man auf dem gemachten Wege die rothen 
Keuper-Mergel, wie sie vom Nordfusse des Rakitov um den Westfuss‘ 
herum, bis zum Südfuss, diesen Berg umsäumen und im Sattel am Maly 
Rakitov auf dem obertriassischen Dolomit, der den letzteren zusammen- 
setzt, auflagern, so dass der Rakitov, durch einen schmalen Streifen von 
Neocom-Mergel am Rakitovo Brdo mit dem grossen Neocom-Mergel- 
gebiete zusammenhängend, weit in das Gebiet des Lubochnaer Dolomites 
hinausragt. i : 


[43] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 379 


Ganz ähnlich der Form nach sind die nördlichen Vorsprünge des 
Ciernykamen und der Ploska-Alpe, doch sind diese weniger steil geböscht, 
mit diehten Wiesen bedeckt, und die Reihe der sie zusammsetzenden 
Gesteinsschichten nirgends blossgelest. Nur die rothen Keuper-Mergel, 
auf Dolomit lagernd, und darüber die Neocom-Mergel sind zu beobachten. 

Nördlich an der Ploska-Alpe liegt der nächste dachförmige Berg, 
dessen nördlichere Spitze Javorina, die südlichere Sopron genannt 
wird. Dieser Berg ist rundherum durch tiefe Einschnitte gesondert, von den 
umgebenden Höhen und von einer Zone rother Keuper-Mergel eingefasst. 
An der Südspitze und im Ostgehänge stehen Kössener und Grestener 
Kalke an; imWestgehänge sind rothe jurassische Aptychenkalke entblösst. 

Der westlichste der Dachberge ist der Bori$ov, der vorzüglich im 
Sattel am Ostfusse Entblössungen besitzt. Man sieht hier auf dem ober- 
triassischen Dolomite die Keuper-Mergel lagern. Sie enthalten in den 
untersten Schichten graugrüne und bräunliche Sandsteine eingelagert, die 
den Lunzer-Sandsteinen sehr ähnlich sind. Die mittlere Partie der Keuper- 
Mergel besteht aus sehr grellrothen Schiefern. In der hangendsten Schich- 
tenreihe erscheinen zahlreiche Einlagerungen des gelblichweissen Dolo- 
mites, wie im Gran-Thale. Avf den Keuper-Mergeln lagern erst Kössener 
Kalke, darüber folgen die schwarzen Grestener Schiefer, Grestener Kalke 
und die grauen Schiefer bedeckt von Flecken-Mergeln. Nahe zur Spitze 
hin findet man jurassische Aptychenkalke anstehend. Der oberste Theil 
des Berges besteht aus Neocom-Mergeln. 

Auch das Nordgehänge des Berges Borisov, das ich nicht unter- 
sucht habe, muss besonders Grestener Kalke aufschliessen, da ich tief im 
Bella-Thale unter dem Bori$ov, am Zusammenflusse der Harmanova und 
Borisova, herabgefallene Blöcke beobachtet habe, die aus Quarzkörner 
führenden Grestener Krinoiden-Kalken bestehen, und den Peeten textorius 
häufig enthalten. 

Am Südrande des Revucaer Neocom-Mergelgebietes sind juras- 
sische, liassische und rhätische Ablagerungen äusserst selten und unvoll- 
ständig aufgeschlossen. Dennoch habe ich hier einen merkwürdigen Fall 
zu besprechen, von einem Vorkommen von muthmasslichen liassischen 
Ablagerungen, die ausserhalb des Neocom-Gebietes mitten im obertriassi- 
schen Dölomite diesem unmittelbar auflagern. 

Wenn man vom Wirthshause am Südfusse des Sturee-Passes östlich 
über Moticko gegen Jörgallo fortschreitet, befindet man sich in einem 
Thale, das im obertriassischen Dolomit eingesenkt ist. Ueber die Lagerung 
dieses Dolomites erhält man volle Sicherheit, wenn man nach Südost 
das linke Gehänge des Thales ersteigt und das Liegende des Dolomites, 
den rothen Sandstein entblösst findet, während im rechten Gehänge auf 
dem Dolomit die Keuper-Mergel, endlich Neocom lagernd gefunden 
werden. Im weiteren Fortschreiten wird man nun bei den Häusern Jör- 
. gallo durch das unerwartete Erscheinen von einem blendendweissen oder 
röthlichen, theilweise schiefrigen Kalke überrascht, der hier mit steilauf- 
gerichteten Schichten ansteht. Im weiteren Verfolgen dieser Kalkfelsen in 
nordöstlicher Richtung verquert der Weg bei Sliacan den merkwürdigen 
Kalkzug, und man sieht da an dem weissen oder röthlichen Kalk bei 
steiler Schichtenstellung einen röthlich gelblichen Kalk sich anlehnen, in 
dem stellenweise Versteinerungen bemerklich werden, in einer Breccie, 


50* 


380 D. Stur. [44] 


die im ersten Augenblick sehr lebhaft an die Schichten des braunen Jura 
im Heininger Wald mit Peeten personatus erinnert: Bei näherer Unter- 
suchung bemerkt man, dass der die Breccie enthaltende Kalk zur Hälfte 
aus kleinen gelblichen, glashellen Quarzkörnern, die Muschel-Breeeie 
vorzüglich aus Bruchstücken von Brachiopoden und zwar Rhynehonellen 
und Spiriferinen besteht. Am nordöstlichen Ende des Kalkzuges erschei- 
nen endlich auch noch Quarzkörner führende schwarze Kalke, wie es die 
Grestener Kalke des Gran-Thales sehr oft sind, und Kössener Kalke, 
ganz von der Beschaffenheit jener bei Herrngrund. Ich kann daher kaum 
zweifeln, dass sie sämmtlich liassisch, die obersten etwa den Hierlatz- 
Schiehten entsprechen. Hervorzuheben ist, dass sie in der Sohle des Jör- 
gallo-Sliacaner Thales liegen und vom obertriassischen Dolomite rund- 
herum umgeben sind, der beiderseits auf den Gehängen höher hinauf- 
reicht als die Liaskalkfelsen. 

Im Innern des Revucaer Neocom-Mergelgebietes kommen auf 
mehreren Stellen Aufschlüsse vor, die durch die Mächtigkeit der Mergel 
bis an die Liegendschichten reichen. Unter diesen ist der Aufschluss 
im Tureeka-Thale bei Altgebirg schon sehr lange her bekannt durch 
das Vorkommen von Cephalopoden in den Adnether Kalken daselbst. 
Wenn man von Altgebirge aus nach Turecka den Thalweg verfolgt, so 
erreicht man kaum hundert Schritte von der Mündung aufwärts die West- 
grenze des um Altgebirge herrschenden rothen Sandsteines. Auf dem 
rothen Sandstein bemerkt man in der Thalsohle obertriassischen Dolomit 
in sehr geringer Mächtigkeit aufgelagert. Es ist dies der schmale Zug des 
obertriassischen Dolomits, der aus der Gegend von Hermanee ziehend, 
hier das Tureeka-Thal, oberhalb Altgebirge aber das Bystriea-Thal, ver- 
querend zur Jelenska skala zieht, und das grosse Neocom-Mergelgebiet 
im Südosten desselben einfasst. Auf dem Dolomit folgt ebenfalls in sehr 
geringer Mächtigkeit rother Keuper-Mergel, begleitet von petrographisch 
unzweifelhaften Kössener Kalken, die unmittelbar vom Neocom-Mergel 
bedeckt werden. Die Schichten fallen bis hierher stets deutlich in NW. 
Nun folgt rechts und links den Thalweg aufwärts Neocom-Mergel, fast in 
horizontaler, überhaupt wenig geneigter Lagerung, bis zu dem bald in 
das Hauptthal vom Norden einmündenden  Seitenthälehen. Am rechten 
Mündungsufer des Thälchens ist ein Kalkofen ins Gehänge eingebaut, 
und wohl auf den gleich im Rücken desselben anstehenden Kalk berech- 
net. Dieser Kalk ist dunkelgrau und gehört nach den häufigen Durch- 
schnitten von Versteinerungen wohl ohne Zweifel den Kössener Schichten 
an. Seine Schichten fallen aber nach SW. steil ein und werden von einem 
rothen Kalke, der stellenweise Krinoiden, auch Spuren von Ammoniten 
enthält, überlagert, der seinerseits unter die bisher anstehenden Neocom- 
Mergel einfällt. 

Im Liegenden der Kössener Schichten folgt gleich der Keuper- 
Mergel, und bald darauf sieht man den obertriassischen Dolomit anstehen. 
Das Turecka-Thal schneidet somit durch die ganze Mächtigkeit der 
Flecken-Mergel bis an den Dolomit ein. Man geht nun durch Unter- und 
Ober-Turecka im Gebiete des Dolomits. Oberhalb Ober-Turecka wurde 
im Dolomit die schon erwähnte Einlagerung des Reingrabner Sehiefers 
mit nach NW. fallenden Schichten beobachtet. Bald darauf erreicht man 
die Westgrenze des Einschnittes im Dolomite und. man sieht über dem 


% 


[45] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 381 


Dolomit erst die Keuper-Mergel, dann Kössener Kalke mit NW. einfallen 
folgen. Von da an ersteigt der Thalweg ziemlich steil das linke Ufer der 
Turecka, und längs dem Wege ist ein unbedeutender Aufschluss in dem 
rothen Adnether Kalk, von welchem wohl ohne Zweifel das Materiale in 
unserem Museum stammt. 

Es sind da rothe Mergelkalke in 5—4 Zoll dicken Schichten, die 
flach in NW. einfallen, auf einer Strecke des Weges von etwa 3—4 Fuss 
Länge anstehend. Die in den Kalken vorkommenden Cephalopoden sind 
wie zu Adneth meist sehr schlecht erhalten und schwer zu bestimmen. 
Ich habe. an Ort und Stelle darin den Ammonites Jamesoni Sow., den 
A. Normannianus d’Orb. und einen nicht bestimmbaren Heterophyllen 
gesammelt, nebst einem Bruchstücke eines grossen Nautilus. Unsere 
Sammlung enthält von diesem Fundorte nach den Bestimmungen des 
Herrn Directors Dr. Franz Ritter v. Hauer !): 


Ammonites stellaris Sow? Ammonites Davoei Sow. 
r Nodotianus d Orb. Be tatricus v. Hauer. 
ö Normannianus d’Orb. a fimbriatus Sow. 
e Suessi v. Hauer. Nautilus striatus Sow. 
F raricostatus Zieth. Orthoceras sp. 


4 Jamesoni Sow. 

Das unmittelbare Hangende ist durch den Thalschutt verdeckt. Im 
weiteren Verfolge des Thales fand ich die Neocom-Mergel anstehend, die 
von da aufwärts bis zur Spitze der Velka Krizna herrschen. Dennoch 
muss auch jurassischer Aptychenkalk im Turecka-Thale anstehen, da in 
demselben Herr Andreas v. Jurenak ein rothes Hornstein-Kalkstück 
gefunden und mitgetheilt hat, auf welchem ein Aptychus latus erhalten ist. 

Im Westen vom Turecka-Thal ist ein von Nord nach Süd gerich- 
tetes Thal: die Bystriea, Hermanee N., wie schon oben erwähnt wurde, 
bis an. die rothen Keuper-Mergel eingeschnitten. Ich gelangte in dieses 
Thal von den Höhen der Smrekovica, Malä- und Velka-Krizna herab- 
steigend. Die genannten Höhen bestehen aus Neocom-Fieckenmergel, 
unter weichem im Herabsteigen zur Thalsohle der Bystrica in tief ein- 
greifenden Rutschen, in welchen grosse Theile der Alpengehänge abreis- 
sen und ins Thal hinabgleiten, rothe, jurassische Hornsteinkalke zum Vor- 
schein kommen. Eine ganze Reihe soleher Anflüsse ist im Südgehänge 
der Kriöna längs dem Fusssteige zu sehen. Im weiteren Hinabsteigen 
über Sehutt- gelangt man an die Thalsohle der Bystrica, und hier findet 
man zu unterst die rothen Keuper-Mergel anstehend in Wechsellagerung 
mit den gelblichweissen Dolomitbänken, darüber folgen, ohne dass man 
‚Kössener Schichten mit Sicherheit erkennen könnte, thonige dunkle 
Mergel, die schiefrig sind, Belemniten enthalten und den Grestener 
Schiefern angehören könnten. Die nächst höheren Schichten sind die 
rothen Adnether Kalke, ganz von der Form der Tureckaer Cephalopoden- 
Schichten. Ammoniten sind darin wo möglich noch schlechter erhalten 
‚als in Turecka. Ich habe nur ein besser erhaltenes Stück mitgenommen 
von einem Ammonites raricostatus Zieth. Ueber dem Adnether Kalke 
folgen nun die nicht weiter unterscheidbaren Fleckenmergel. Sehr schön 
sind die Aufschlüsse insbesondere im rechten Gehänge des Thales etwa, 


1) Denkschr. d. kais. Akademie der Wissenschaften. XI. 1856 p. 74. 


382 D. Stur. [46] 


in der Mitte seiner Länge, das meist felsig ist und in einer fast senk- 
rechten Wand die erwähnte Aufeinanderfolge der Schichten deutlich 
sehen lässt. An einzelnen Stellen der Wände bemerkt man im oberen 
Theile der Fleckenmergel rothgefärbte Schichten, die den jurassischen 
Aptychen-Kalken entsprechen; an anderen Stellen treten diese nicht 
besonders hervor. Ueber den Fleckenmergeln folgt endlich, eine felsige 
Wand bildend, der weiter unten zu besprechende Karpathen-Dolomit. 

Die weiteren Vorkommnisse von liassischen und jurassischen Ge- 
steinen im Innern des Revucaer Fleckenmergel-Gebietes sind um den 
triassischen Dolomit von Mitter- und Ober-Revuca gruppirt. 

Im Westen von Ober-Revuca schliesst die tief eingeschnittene 
Zelena-Dolina ziemlich gut diese Schichten auf. Der Ort ist an der Mün- 
dung des genannten Thaleszwischen hoch emporragenden Dolomit-Felsen 
situirt, die, je weiter ins Thal, enger aneinander treten und nur einen 
schmalen Ausweg den Gewässern gestatten. 

Bis zum nächsten von Norden her einmündenden Seitenthale steht 
der triassische Dolomit mit sehr steil aufgerichteten, nach West fallenden 
Schichten an. Im Seitenthale lagern die Keuper-Mergel auf dem Dolomit. 
Auf diesen folgen im Hauptthale Kössener und Grestener Kalke in viel 
flacherer, fast horizontaler Lagerung. Die höheren Lias-Schichten sind 
nicht aufgeschlossen und folgen bald darauf wohl nur in herabgerutschten 
Blöcken rothe Aptychen-Kalke und die rothen Knollenkalke, letztere von 
der Beschaffenheit wie in der Velka Rakitova-Dolina, im Norden von 
Mitter-Revuca. Weiter aufwärts folgen wiesige Stellen des Thales, die 
schon aus Fleckenmergel bestehen. 

Eine weitere, dieselben Lagerungsverhältnisse erläuternde Stelle 
liegt im Gehänge „Nad Lieskovim“ im Westen von Mitter-Revuca, am 
Fusssteige von diesem Orte zum Cierny kämen. Verfolgt man diesen 
Fusssteig, so verquert man vom Velka Turecka-Thale aufsteigend erst 
den schon erwähnten Lunzer Sandstein, den darauf lagernden Trias- 
Dolomit und die Keuper-Mergel mit flach in West fallenden Schichten. 
Nun folgt ein geringer Aufschluss eines gelblich röthlichen Kalkes, der 
sehr lebhaft an den Enzersfelder Arieten-Kalk erinnert. Zwei Stücke 
davon, die ich da gesammelt habe, enthalten Reste eines Ammoniten, der 
wohl der A. spiratissimus Qu. sein dürfte. Im Hangenden gelangt man 
gleich darauf in Fleckenmergel, 

Das Seitenthal, das, von derZvolen-Alpe herabkommend, bei Unter- 
Revuca in das Hauptthal mündet, bietet Aufschlüsse derselben Schichten 
in seiner ganzen oberen Erstreckung. Seine Tiefenlinie zieht nördlich an 
der Zvolen-Alpe vorüber und wendet sich jenseits dieses Rückens mehr 
in ©. zur Solisko-Alpe im Gebiete der Koritniea. Längs dieser Linie tritt 
wiederholt der obertriassische Dolomit in beschränkten Partien an den 
Tag, und mit ihm auch die darauf lagernden Schichten: Keuper-Mergel 
und Grestener Kalke, auch jurassische Aptychen-Kalke — doch stets 
in Folge der Schiehtenstörungen und nachträglichen Abrutschungen der 
Gehänge, unter höchst verwiekelten Verhältnissen. Ich will nur erwähnen, 
dass Herr Wolf in der Umgegend der Zvolen-Alpe einen weisslichen 
Krinoiden-Kalk gesammelt hat, der vollkommen ident ist dem Grestener 
Kalke des Velky Rakitov und auch Cardinia Listeri Sow und Pecten tex- 
torius Sow. reichlich enthält, 


[47] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 383 


Noch einen merkwürdigen Aufbruch der unter den Fleckenmergeln 
lagernden älteren und zwar jurassischen Schichten will ich erwähnen, 
welcher eine deutlichere Gliederung der jurassischen Aptychen-Kalke zu 
entnehmen erlaubt, und deswegen wohl interessant ist, Dieser Aufbruch liegt 
in der Velka Rakitova Dolina im NW. zwischen Mitter- und Ober-Revuca. Ich 
hatte bei Osada eine Wasserwehre aus einem rothen Marmore gebaut 
bemerkt und besuchte bald darauf den Steinbruch, aus dem das Materiale 
geholt wurde, in der Velka Rakitova Dolina. Am Eingange in die Rakitova 
ist ein zu gelblichem Sande zerfallender obertriassischer Dolomit an- 
stehend. Vom Eingange eine Strecke thalaufwärts befindet man sich im 
Flecekenmergel. Erst nach einer starken Biegung des Thales erblickt man 
weiter oben Felsgehänge mit flach lagernden Schichten. Die tiefsten ent- 
blössten Schichten bestehen aus jurassischem Hornstein-Kalk, der in 2 bis 
3 Zoll dieken Schichten mit schiefrigeren Zwischenlagen wechselt. Das 
Gestein ist grellroth, auch grün und grau, reich an Hornsteinen. Die 
Schichtflächen sind eben, wenn auch wellig gebogen. Das Ganze gut und 
ausgezeichnet schön geschichtet, zeigt 1—1'/, Klafter Mächtigkeit. 

Ueber dem Hornstein-Kalk folgt ein röthlicher oder weisser, glim- 
merreicher Marmor, ein Ammoniten-Kollenkalk, ohne deutlicher Schich- 
tung im Kleinen und in mächtige Pänke gesondert. Jeder einzelne Knollen 
dieses Kalkes dürfte einem Ammoniten angehören, doch sind die Formen 
gänzlich entstellt und unbestimmbar. Der Knollenkalk wird weiter aufwärts 
im Thale von einem dunkelgrauen Kalkmergel überlagert, der Hornsteine, 
aber keine Petrefaeten führt. Erst auf diesem Mergel folgt der gewöhnliche 
Neocom-Fleckenmergel. 

Es erübrigt nur noch über die Verbindung des Revucaer Flecken- 
mergel-Gebietes mit den anliegenden Gebieten derselben Gesteine einige 
Worte zu sagen. Bereits erwähnt ist die direete Verbindung des Revucaer 
mit dem Turoezer Fleckenmergelgebiete durch den Zug, der vom Dedo- 
Sovy Grün zum Chlm-Berg hinzieht. Von der Kriöina am Fusse der Smre- 
kovica zweigt sich ein zweiter solcher Verbindungzug ab, der in süd- 
westlicher Richtung über den Holy Kopee ziehend, das Neocom-Mergelgebiet 
bei Ceremosno in der Thurocz mit dem Revucaer verbindet. Mit dem 
Fleekenmergelgebiet des Granthales besteht zwar keine directe Verbin- 
dung, doch hat eine solehe ehemals zwischen der Hiadlanka-Alpe und der 
Vlaeuchovo-Alpe gewiss bestanden. Auf der Linie Osada- Rosenberg 
treten die Neocom-Mergel bis in die Enge zwischen dem Granite des 
Homolka-Berges bei Luzna, und jenem der Smrekovica, und sind sowohl 
imlinken, als auch im rechten Gehänge der Revuca längs der Strasse an- 
stehend. Trotzdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass auf dieser Linie eine 
direete Verbindung mit dem Fleckenmergel-Gebiete der Waag stattgefunden 
hat, da die weitere Strecke der Revuca bis in die Gegend von Bielypotok 
nur ältere Gesteine aufzuweisen hat, und die Lagerung eine solche An- 
nahme nicht zulässt. 

Im Thuroczer Fleckenmergel- Gebiete habe ich nur einen Punkt zu 
erwähnen, an welchem im Bella-Thale im Norden vom Hradiste-Berge 
Kössener Schichten anstehen t). Im oberen Theile des Bella-Thales steht 
ohertriassischer Dolomit an. Bei sehr flacher Lagerung folgen auch hier 


1) Waag und Neutra, |. c. p. 112. 


- 


384 D. Stur. [48] 


über demselben die Keuper-Mergel und über diesen die Kössener 
Kalke. Das Streichen der Schichten ist em westöstliches, dem Bella-Thale 
nahezu paralleles, daher hat man eine lange Strecke hindurch in beiden 
Gehängen die Kössener Kalke anstehend. Dieselben sind voil von Dureh- 
schnitten der enthaltenen Petrefacte, doch sind letztere nur schwer vom 
Gestein zu trennen. Terebratula gregaria Sss. und Avicula contorta Portl. 
sind unter dem mitgenommenen Materiale sicher zu bestimmen. Früher 
hatte ich darin auch die Ostrea Haidingeriana Emmr. gesammelt. 

Der Fleckenmergel beider Gebiete enthält, wie im Gran-Thale, nur 
äusserst selten Petrefacte. In dem über den Kössener Schichten folgenden 
Neocom-Mergel des Bella-Thales habe ich einen unbestimmbaren Ammo- 
nitenrest entdeckt. Herr Wolf hat am Suchy-Vreh , nördlich von der 
Krizna, Ober-Revuca W., einen Aptychus Didayi Coqu. gefunden, Dies 
sind die bisher gemachten Funde an Petrefacten in dem Fleckenmergel- 
Gebiete der Revuca. Trotzdem geht aus der Lagerung dieser Mergel 
über den jurassischen Aptychen-Kalken, die an'so zahlreichen Punkten 
beobachtet wurde, mit Sicherheit hervor, dass wenigstens der untere 
Theil ihrer Mächtigkeit dem Neocom angehört. Ueber die Grenze des 
Neocom gegen die jüngeren Schichten wird im folgenden Abschnitte das 
Bekannte mitgetheilt. 


D. Der Karpathen-Dolomit im Gebiete der Revuca. 


Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Kreide-Gebiete der 
Gran und jenem der Revuca besteht, wie schon angedeutet wurde, darin, 
dass im Granthale jener Dolomit fehle, den ich in meinem Berichte über 
das Wassergebiet der Waag und Neutraals über dem Neocom vorkommend 
angegeben, und oft kurzweg Neocom -Dolomit genannt habe, während 
dieser Dolomit, seit der erwähnten Uebersichtsaufnahme: als Karpathen- 
Kreide- und Cho6-Dolomit bezeichnet — im Wassergebiete der Revuca 
vorhanden ist. | 

Ein weiterer Unterschied stellt sich zwischen den beiden Mergel- 
gebieten auch noch darin ein, dass im Granthale jene eigenthiümlichen 
Kalkmergelschiefer ebenfalls fehlen, die im Revuca-Gebiete, auch in den 
südlich der Waag gelegenen Vorbergen der Niznie Tatry fast allerorts 
zwischen dem eigentlichen Neocom-Mergel und dem darüber folgenden 


‚Karpathen-Dolomit beobachtet wurden. 


Aus diesen Unterschieden scheinteinerseits eine Störung in der Auf- 
einanderfolge der Ablagerungen die zwischen den Fleckenmergel und den 
Kalkmergelschiefer hineinfällt, andererseits eine Zusammgehörigkeit des 
Kalkmergelschiefers zum Karpathen-Dolomit hervorzugehen. 

Ich habe in dem obenerwähnten Berichte gezeigt, dass in jenen 
Gegenden der Waag und Neutra, in welehen der Fleckenmergel reich ist 
an Versteinerungen, es mir nicht gelingen konnte die drei Etagen, aus 
welchen der Fleckenmergel Petrefacten enthält: nämlich das Neocom, Urgo- 
nien und Aptien, von einander zu scheiden, da hiezu die petrographische 
Beschaffenheit des Fleckenmergels keine Anhaltspunkte biete und die 
Petrefaeten dergenannten Etagen in unseren Mergeln gemischt neben- 
einander vorkämen. Es ist auch seitdem bei den Specialaufnahmen nicht 
gelungen, diese Trennung durchzuführen, . 


' [49] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 385 


Bei den Aufnahmen, über die ich gegenwärtig berichte, hatte ich 
diesem Gegenstande meine Aufmerksamkeit zugewendet und ich fand 
auch eine Trennung des Neocommergels in die drei Etagen als undurch- 
führbar. Nur eine Stelle wurde mir im Revuca-Gebiete: im Velka Rakitova- 
Thale bekannt, an welcher ich über dem jurassischen Aptychen-Kalk und 
Knollenkalk an der Grenze gegen den Neocom-Mergel dunkle Mergel- 
schichten mit Hornsteinen kennen gelernt habe, die petrographisch von 
den Liegend- und Hangendschichten auffallend verschieden, den tieferen 
erst in neuerer Zeit besonders durch Pietet’s Arbeiten bekannten Schichten ° 
mit der Terebratula diphyoides entsprechen könnten. Uebrigens suchte 
ich in diesen Schichten vergebens nach Petrefacten, und fand sie an keiner 
andern Stelle wieder. 

Aber im hangendsten Theile der Neocom-Mergel, dort wo diese vom 
Karpathen-Dolomitüberlagert werden, treten petrographisch eigenthümliche 
sehr dünnschichtige Kalkmergelschiefer auf, diereich sind an Kalkspath- 
adern und sehr leicht wieder erkannt werden, trotzdem sie in Farbe und 
im Gehalte an Kalk von Ort zu Orteinem bedeutenden Wechsel unterworfen 
sind. 

Bisher wurden nur an zwei Stellen in diesen Kalkmergelschiefern 
Petrefaeten beobachtet. Die eine Stelle befindet sich am linken Ufer der 
Arva, gegenüber Parnica. Es ist dies dieselbe Stelle, an welcher Bergrath 
Foetterle in den liegenderen Schichten nebst echten Neocom-Petre- 
facten den Pfychoceras Foetterlei Stur und Pt. gigas Stur gesammelt 
hat. Ueber diesen Neocom-Mergeln folgt der dünnschichtige, klingende 
Kalkmergelschiefer, in einer etwa 30 Fuss mächtigen Masse. Im han- 
gendsten ‚Theile derselben fand ich einen verkiesten schön erhaltenen 
Ammonitett, der mit dem A. Dupinianus d’Orb. (Gault) verwandt aber 
dadurch verschieden ist, dass seine Rippen weniger gewunden, ins- 
besondere über dem Rücken ohne einer Biegung nach vorne verlaufen. 
Dr. Schloenbach hält, in einer unter der Presse befindlichen Notiz, 
diesen Ammoniten für ident mit dem A. Austeni Sharpe aus der unter sten 
Abtheilung der Cenomanen-Kreide Englands. 

Die zweite Stelle an der Petrefacte, in der Kalkmergelschiefer 
gefunden wurden, liegt genau auf der Wasserscheide der Kubin-Lucker 
Strasse im Norden von Bad-Lucky in der Liptau. Die Kalkmergelschiefer 
liegen daselbst im Liegenden des Cho& Berg-Dolomites und: sind längs 
der die Wasserscheide anstrebenden Strasse wiederholt aufgeschlossen. 
Der glückliche Finder von Versteinerungen und zugleich unser freundliche 
Führer auf dieser Exeursion, Herr k. k. Staats-Ingenieur Anton Nade- 
niezek in Unter-Kubin, hat auch hier, wie an manchem andern Orte, in 
unserm Kalkmergelschiefer einen zwar flachgedrückten aber ziemlich 
vollständig erhaltenen Ammoniten gefunden, den ich mit dem im Gault 
vorkommenden A. splendens Sow. zu identifieiren wage. Im Liegenden 
des Kalkmergelschiefers erscheinen bald darauf das Lucker Thal abwärts 
dieselben P£ychoceras führenden Neocom-Mergel wie bei Parnica. 

Diese Funde lassen mit Sicherheit vermuthen, dass die fraglichen 
Kalkmergelschiefer dem Gault oder Albien angehören. 

Für die Feststellung des Alters des über den Kalkmergelschiefern 
lagernden Karpathen- oder Cho&-Dolomites fehlen bisher sichere Anhalts- 
punkte. Doch scheint der Umstand, dass in dem Karpathen-Dolomit 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 3. Heft. 51 


386 D. Stur. [50] 


stellenweise Einlagerungen des von mir sogenannten Sipkover Mergels 
vorkommen, eine günstige Gelegenheit zu bieten, wenigstens Muthmas- 
suügen über das Alter desselben aufzustellen. 

Seitdem es gelang den vor vielen Jahren von Bergrath Foetterle 
entdeckten Fundort des Ammonites tardefurcatus Leym. wieder zu finden, 
ist sowohl von mir als nachträglich auch von den Herren ©. M. Paul 
und A. Nadeniczek ein reiches Materiale des Gault-Schiefers von 
Krasnahorka gesammelt worden. Die sorgfältige Bestimmung der leider 
nur in verdrückten Abdrücken vorhandenen, somit nicht vollständig heraus- 
lösbaren Petrefacten hat gezeigt, dass die nach den ersten Funden im 
ganzen sehr arme Fauna folgende Arten enthält: i 

Fischreste, Schuppen und Wirbel. 

Belemnites sp. 

Ammonites mammillaris Schloth. 

» Velledae Michelin. 

h Mayorianus d’Orb. 

ä tardefurcatus Leym. 

= sp. sp. drei verschiedene nicht näher bestimmbare Arten. 

Inoceramus concentricus Park. 

Die Fauna erweist den Schiefer von Krasnahorka als ausser allem 
Zweifel dem Gault angehörig. 

Mit diesem Krasnahorkaer Gaultschiefer, der hier mit groben Con- 
glomeraten, bei Bielitz-Biala mit dem Godula- Sandstein Hohenegger's 
wechsellagert, ist nun der Sipkover Mergel des Karpathen-Dolomites 
petr ographisch ganz ident. Auch der von mir im Sipkover Mergel gefun- 
dene Inoceramus dürfte mit dem oben erwähnten ident sein. Den leider an 
allen Punkten des Sipkover Mergels erwiesenen Mangel an Versteiner ungen 
theilt derselbe nicht nur mit dem gleichen Schiefer im Godula-Sandstein, 
in welchem ich bei Bielitz-Biala keine Spur von Organismen finden konnte, 
sondern auch mit den anderen Lagen des Krasnahorkaer Schiefers, der 
ausser an der ausgebeuteten Stelle nirgends weiter auch nur eine Andeu- 
tung von Petrefacten entdecken liess. 

Aus dieser Auseinandersetzung resultirt für das Wassergebiet der 
Revuca folgende Reihenfolge der jüngsten daselbst auftretenden Schichten 
von oben nach unten: 

Karpathen-Dolomit. 

Sipkover Mergel: als Einlagerung im Dolomit, die e fehlt. 

Karpathen-Dolomit. 

Kalkmergelschiefer mit dem A. splendens Sow. 

Fleckenmergel: das Aptien, Urgonien und Neocomien umfassend. 

Dunkelgraue Mergelschiefer mit Hornsteinen im Rakitovo-Thal. 

Rothe Knollenkalke und Aptychenkalke. 

Es fehlt eine jede Andeutung von Ablagerungen der oberen Kreide, 
nicht nur im Gran-, Revuca- und dem untersuchten Waag - Gebiete, 
sondern in der ganzen Umgegend, indem Bildungen der oberen Kreide 
erst ausserhalb des Klein-Krivan-Gebirges und des Mintov auftreten, 
diese Gebirge aber noch genau die obige Reihe ihrer jüngeren Schichten 
darbieten. 

Diese Thatsache im Zusammenhange mit der geringen Mächtigkeit 
des Kalkmergelschiefers mit dem A. splendens, die selten mehr als ein 


[51] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 387 


paar Klafter beträgt, und in Folge dessen gewiss die gesammte Mächtig- 
keit des Gault nieht umfassen kann, da der Godula-Sandstein (Gault) 
ausserhalb der Karpathen bei Bielitz-Biala und in den Beskiden sehr 
bedeutende Mächtigkeit besitzt — ferner mit der petrographischen Aehn- 
lichkeit des Sipkover Mergels, mit dem Krasnahorkaer Gaultschiefer 
eombinirt — lässt die Annahme als plausibel erscheinen, dass auch der 
Karpathen-Dolomit sammt dem Sipkover Mergel noch der Etage Albien 
einzureihen sei als eine Aequivalente, Bildung mit dem Godula-Sandstein. 

Das örtliche Vorkommen des Karpathen-Dolomites gibt zu mancher- 
lei Beobachtungen Gelegenheit. 

. In Hinsicht auf die Verbreitung desselben im besprochenen Gebiete 
ist zu bemerken, dass der Karpathen-Dolomit hier in mehreren mehr 
oder minder grossen Massen auftritt, die untereinander in gar keinem 
Zusammenhange stehen. 

Die grösste dieser Dolomitmassen liegt im Westen des Revucaer 
Fleckenmergel-Gebietes und reicht von Hermanee nördlich bis an das 
Necpaler Thal, und fällt flach ab in die Sohle des Thuroczer Kessels bis 
an die Orte Blatnie und MoSovce. Zunächst an dieser liegt östlich die 
Dolomitmasse des Sturec-Passes, von Ober- Revuca südlich bis Jelenska 
jenseits des Passes ausgedehnt. "Im Norden der Sturecer Dolomitmasse 
liegt der Ciernykamen, ein Kalkberg von sehr geringem Umfange. Die 
vierte Masse des Karpathen-Dolomites lagert in der Umgegend von 
Osada. Die fünfte Dolomitmasse ist etwas grösser als die des Cierny- 
Kamen, und nimmt einen Theil des Quellengebietes der Koritnica im 
Westen des Curortes Koritnica ein. 

Die grosse Thuroczer Dolomitmasse bildet eine flach liegende 
Decke über dem Neocom-Fleckenmergel des Revuca-Gebietes. Der oben 
erwähnte Zug von Neocom-Mergel, der von der Semrekovica abzweigend 
südwestlich bis CeremoSno reicht, beweist dass unter der Dolomitdecke, 
der Mergel flach lagernd weit hinab in das Becken der Thurocz reicht, 
und somit auch dort, wo die Aufschlüsse der zahlreichen Thäler nicht 
durch die ganze Mächtigkeit des Dolomites reichen, unter dem Dolomite 
vorhanden ist. 

Auf der östlichen Grenzlinie dieser Dolomitmasse gegen das 
Revucaer Neocom-Gebiet hatte ich seit meiner Uebersichtsaufnahme 
zuerst Gelegenheit gefunden, zu dem Zwecke sorgfältige Studien durch- 
zuführen um mir selbst die Gewissheit über die Auflagerung des Kar- 
pathen-Dolomites auf dem Neocom-Fleckenmergel zu verschaffen, trotz- 
dem diese von mir zuerst ausgesprochene Lagerung, wenn auch anfangs 
auf vielen Widerspruch stossend, nach und nach bei den Speeialauf- 
nahmen allerorts bestätigt wurde. Die beste Gelegenheit bietet zu diesen 
Studien die Umgegend von Hermanec und das Bystrica-Thal im Norden 
des genannten Ortes. Daselbst sieht man insbesondere am Kalkofen und 
nördlich davon wie oben schon ausgeführt wurde, über der ganzen Reihe 
der Schichten vom Keuper-Mergel aufwärts bis zum Neocom-Mergel den 
Karpathen-Dolomit lagern in einer so klar überzeugenden Weise, dass 
man an dieser Thatsache nicht weiter zweifeln kann. Sehr schön ist diese 
Auflagerung ferner zu sehen in der Umgegend der Smrekovica, westlich 
an der Velka Krizna. Die Höhen der Smrekovica werden eben von den 
felsigen Schichtenköpfen der von Westen his hierher reichenden Dolomit- 

51* 


388 D. Stur. [52] 


decke gebildet, deren Schichten flach gelagert nach Westen fallen. Sie 
liegen hier einen Aufsatz, eine deutliche Stufe bildend,-auf dem Neocom- 
Mergel, der von da östlich bis auf die Kriöna und noch weiter hin reicht 
und ebenfalls sehr flach gelagert ist. Wendet man den Blick nördlich in 
die Tiefen der Dedosovska Dolina, so sieht man die dem Fallen gemäss 
schief sich fortziehenden Wiesflächen des Neocom-Mergels bis an die 
Thalsohle hinab reichen und über diesen die felsigen Schichtenköpfe des 
Dolomits emporragen, so dass man auf stundenlangen Strecken die Auf- 
lagerung des Dolomits auf den Neoeom-Mergeln von diesem Standpunkt 
übersehen kann. An der Bystrica, dann an der Strasse von Unter- 
nach Ober-Hermanec, ferner in dem sich an der Smrekoviea abzwei- 
genden Mergelzuge, nicht minder am Ostfusse der Smrekoviea selbst, 
sind unmittelbar im Liegenden des Dolomits die Kalkmergelschiefer 
vorhanden. Dagegen habe ich nirgends im Gebiete der Thuroezer Dolo- 
mitmasse die Sipkover Mergel entwickelt finden können. 

Die Dolomitmasse des Sturee-Passes sendet nordwestlich über den 
Östry-Vreh und den Suchy-Vreh bis zum Dedosovy Grün hin einen Dolo- 
mit-Zug ab, der mit der Thuroczer Dolomitmasse eine Verbindung her- 
stellt, die nur eine sehr geringe, unbedeutende Unterbrechung erleidet. 
Im Gebiete dieser Masse habe ich vorzüglich an zwei Stellen die Auflage- 
rung des Dolomits sehr klar aufgeschlossen gefunden. Die eine Stelle ist 
die Majerova Skala, Altgebirg N. Wenn man von der Krizna aus in süd- 
westlicher Richtung den wiesigen, breiten, abgerundeten Rücken verfolgt 
auf dem Wege der zur Majerova Skala führt, gelangt man an eine hohe 
senkrechte Wand des Karparthen-Dolomits, die sich hier plötzlich über 
dem Neocom-Mergel erhebt, und die Schiehtenköpfe des flach auflagern- 
den Dolomites deutlich entblösst zur Schau bietet. Von Altgebirg aus 
übersieht man sehr deutlich den weiteren Verlauf der Dolomit-Schichten, 
die von der Majerova Skala stets felsige Partien bildend östlich sich im 
Gehänge flach hinabsenken und unterhalb Jelenska an die Sturee- Strasse 
herab gelangen. Hier kann man sehr deutlich im Liegenden des Dolomits 
die Gault-Kalkmergelschiefer entblösst sehen, unter welchen erst der 
Neocom-Fleckenmergel folgt. 

Die zweite Stelle, geeignet über die Lagerung des Dolomites voll- 
ständigen Aufschluss zu gewähren, befindet sich im Ribov-Thale, dessen 
unterer Theil im Karpathen-Dolomit eingeschnitten ist. Oberhalb Ribov 
erscheint in der Thalsohle der flachlagernde Neocom-Mergel, der Dolomit 
tritt in Felsen auf die Gehänge und steigt langsam hinan die Höhe der 
Krizna, einerseits zur Majerova Skala, andererseits in nordwestlicher 
Richtung auf die Wasserscheide gegen das Sucha-Thal, daselbst einen 
der Majerova Skala ganz ähnlichen zweiten Felsen bildend, der eben so 
deutlich dem Neocom-Mergel aufgesetzt erscheint. 

Auf der Strecke von Jelenska zum Wirthshause am Sturee und noch 
weiter hinauf ist Gelegenheit geboten, petrographische Studien über den 
Karpathen-Dolomit anzustellen. Die tiefsten Schichten desselben sind 
dunkelgrau bis schwarz, dünnschichtig und sehr reich an Hornsteinen. 
Wäre die Lagerung des Dolomits über dem Neocom nicht klar aus- 
gesprochen, so könnte man sich versucht fühlen, diesen untern Theil des 
Karpathen-Dolomits mit den vielen Homnstein-Knollen nach seinen petro- 
graphischen Merkmalen für Muschelkalk-Dolomit zu erklären. Die han- 


[53] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 389 


senderen Dolomitmassen zeigen keine Schiehtung, zerbröckeln sehr leicht 
und sind liehtgrau. Am nördlichen Gehänge der Sturec-Strasse bemerkt 
man wiederholt Einlagerungen des Sipkover Mergels im Karpathen-Dolo- 
mit. Die. grösste dieser Einlagerungen befindet sich unmittelbar oberhalb 
des Strassen-Einräumerhauses von den untersten Serpentinen der Strasse 
aufgeschlossen. 

‘Der Öierny Kamen ist der Hauptmasse nach ein aus schwarzem 
weissaderigem Kalke bestehender Berg. Am Südfusse desselben längs 
dem Fusssteige auf die Ploska-Alpe ist das Liegende des Kalkes schön 
aufgeschlossen. An quelligen Stellen ist theils durch Auswaschungen, 
theils durch Rutschungen in Folge der Wasserundurchlässigkeit des 
Bodens das Gehänge daselbst gut entblösst und zeigt, dass das Liegende 
des Kalkes von den Gault-Kalkmergelschiefern gebildet wird. Dieser 
Kalk muss somit dem Karpathen-Dolomite entsprechen. Uebrigens sind 
nicht alle Theile des Berges aus Kalk zusammengesetzt. Namentlich in 
den westlichen Gehängen tritt der Dolomit vorherrschend auf. 

Die Dolomitmasse im Osten des Ourortes Koritniea fällt nach allen 
Seiten mit steilen Wänden ab und charakterisirt sich dadurch trotz ihrer 
relativ sehr tiefen Lage als eine über dem Neocom lagernde jüngere 
Gesteinsstufe aus. 

Vor allen bisher erwähnten Karpathen-Dolomitmassen des Revucaer 
Gebietes ist die bei Osada ausgezeichnet durch eine mächtige Einlagerung 
der Sipkover Mergel, die eine regelmässig entwickelte Lage bilden, 
welche diese Dolomitmassein einen liegenden und einen hangenden Theil 
sondert. Der liegende Theil des Dolomits tritt an den Rändern der Masse 
zum Vorscheine, eine fast kreisförmige Zone bildend. Innerhalb dieser 
äusseren Dolomitzone tritt der Sipkover Mergel zu Tage, eine sehr flach 
und muldig gelagerte, etwa 10 Klafter mächtige Lage bildend, auf welcher 
der obere Theil der Dolomitmasse in einzelnen Bergen aufgesetzt erscheint. 
Dem oberen Dolomite gehören an: der Berg „Na Jamäch“ im SO., der 
Ziar-Berg im N. und der Honiacy Vreh im NW. von Osada. Die gegen- 
wärtige Trennung der genannten Berge in drei isolirte Dolomitmassen 

ist wohl Folge von der Entstehung der Thallinien der Koritnieaund Luzna. 
Die Sipkover Mergel bei Osada enthalten nicht selten 2—3 Zoll 
dicke Schichten eines feinkörnigen braunen Sandsteines. Vergebens war 
das eifrigste Suchen nach Petrefaeten sowohl in dem Schiefer als auch im 
Sandstein, und: man kann wohl beide Gesteine bei Osadaals versteinerungs- 
los betrachten. 

Jede der besprochenen Dolomitmassen zeigt ihre Eigenthümlichkeiten. 
Die Thuroczer Masse enthält keine Sipkover Mergel; die Sturecer Masse 
lässt eine Annahme zu, dass sie mit der vorigen in direetem Zusammen- 
hange stand, enthält "aber Einlagerungen des Sipkover Mergels; der 

Cierny Kamen besteht aus Kalk; die Koritnieaer Dolomitmasse hat keine 
Sipkover Mergel; in der Osadaer Masse sind die Sipkover Mergel sehr 
mächtig. Diese Eigenthümlichkeiten, verbunden mit der Isolirung der 
Massen durch weite Gebiete, in denen der Dolomit gänzlich fehlt, lässt das 
Vorkommen dieser Dolomitmassen räthselhaft erscheinen. Es ist kaum 
anzunehmen, dass grosse Theile dieser Dolomitmassen zerstört und weg- 
geführt worden sind und auf diese Weise ihr Znsammenhang aufgehoben 
worden ist, — da man sie sowohl auf Wasserscheiden (Sturee- Masse) als 


390 D. Stur. [54] 


auch an Stellen erhalten findet, wo, wie bei Osada, mehrere Zuflüsse der 
Revuca sich vereinigen und in geschützteren Lagen dieselben gänzlich 
fehlen. 


IV, Die Vorberge der Niznie Tatry und des Lubochna-&ebirges südlich der Waag. 


Dieser Abschnitt ist der Betrachtung eines langen, ziemlich breiten 
Zuges von Vorbergen der Niznie Tatry und des Lubochna-Gebirges 
gewidmet, die vorherrschend aus Kalken und Dolomiten zusammengesetzt 
aus der Gegend von Sucani in der Thuroez über Rosenberg, Ludrova, 
Klacani, Laziste, Illanova, St. Johann bis Hradek, von O. in W. ziehend 
auf einander folgen und südlich von den genannten Orten und der Waag- 
liegen. Es ist dies, wie gesagt, ein Zug von Vorbergen, denn die zahlreichen 
im eozoischen Gebirge entspringenden Zuflüsse der Waag haben die 
ehemals zusammenhängende Kalkzone, die dem Granitgebirge vorgelagert 
war, in zahlreiche getrennte Theile zerschnitten, und in einzelne Berg- 
massen gesondert, deren einstiger Zusammenhang freilich auch trotz dieser 
Isolirung noch jetzt klar und deutlich in die Augen fällt. 

In der erwähnten Reihe von Vorbergen liegt dem Beobachter eigent- 
lich der Südrand eines grossen Beckens aufgeschlossen vor, welches 
zwischen den eozoischen Granitmassen: der Niznie Tatry und des 
Lubochna-Gebirges im S., der hohen Tatra im O. und des kleinen Krivan- 
Gebirges im W. eingeschlossen, in nördlicher Riehtung mit dem grossen, 
ausser den karpatischen eozoischen Massen ausgebreiteten Meere durch 
eine lange Reihe von geologischen Epochen in directer offener Com- 
munication gestanden hat. Die genannten Vorberge bestehen nämlich aus 
dem Ausgehenden, den Schichtenköpfen der in den angedeuteten Becken 
abgelagerten Schichten, die denselben Formationen angehören, wie die 
bereits beschriebenen Ablagerungen der Revuca und des Gran-Thales t). 


4A. Die Quarzite und rothen Sandsteine. 


Auch im Waagthale bestehen die ältesten sedimentären Schichten 
aus Quarziten und rothen Sandsteinen, die in petrographischer Beziehung 
ganz dieselben sind wie die der beiden beschriebenen Gebiete. 

Von Quarzit sind vier bedeutendere Massen hervorzuheben. Im 
Westen wird die Granitmasse des Lubochna-Gebirges von mächtigen 
Quarziten eingesäumt, und zwar von Zabava im Revuca-Thale an west- 
lich längs dem ganzen Nordrande des Granites bis an das linke Gehänge 
der Lubochna. Am mächtigsten und am besten aufgeschlossen ist diese 
Quarzit-Partie im Kra@ko-Thale am Fusse des Suchy Vreh, Lubochna S. 

“ Weiter östlich, im Norden der Luznaer Granite, bildet der Quarzit 
einen breiten Zug, der sowohl am Südfusse der Cervena Magura als auch 
längs den Zuflüssen, die von dem genannten Berge in östlicher Richtung 
der Lupcanska zueilen, vielfach in felsigen Partien zu Tage tritt. 

Im Liegenden dieses Quarzites ist bei der Klause im Luptanska- 
Thale ein glimmerschieferähnliches Gestein aufgeschlossen, das aus sehr 
dünnen Quarzitschichten besteht, deren Flächen mit Glimmer bedeckt 
sind. In jenen Fällen, wo es röthlich gefärbt erscheint, was jedoch nur 


1) Waag und Neutra 1. c. p. 112. 


[55] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 391 


selten beobachtet wird, ist es von manchen, dem Quarziten eingelagerten 
Schiefern nicht zu unterscheiden, und mag dasselbe auch als tiefstes Glied 
des Quarzits zu jenen älteren Schiefern gehören, die im Gran-Thale vor- 
kommen, und als die tiefsten Schichten des Rothliegenden beschrieben 
wurden. 

Die dritte Masse des Quarzits erscheint im N. der Dechtarska hola 
südlich von Klatan und wurde von da quer durch die Thäler südlich von 
Laziste bis an den westlicheren Zufluss des Demanover Thales verfolgt. 
Zwischen dem Demanover und St. Johanner Thale ist nur an der Demen- 
talova-Alpe der Quarzit anstehend. 

Die östliche Quarzitmasse des Gebietes bildet den Okruhly Vreh 
im hinteren Theile des St. Johannes-Thales. Hier fällt die local sehr ver- 
schiedene petrographische Beschaffenheit des Gesteins in die Augen. Man 
findet hier Uebergänge aus dem Quarzit einerseits in grobkörnigen rothen 
quarzreichen Sandstein, andererseits in rohe grobe Melaphyr-Tuffe, ohne 
weiteren Aufschluss über das Verhältniss dieser Gesteine zu einander. 

Im Osten des Revuca-Thales sind die einzelnen Quarzitzüge durch 
einen mehr oder minder mächtigen Zug von rothem Sandstein, der ohne 
Unterbrechung vom Mito-Berge, im Norden von Luzna quer durch die 
einzelnen Thäler bis an den Okruhly Vreh im St. Johanner Thale zu verfolgen 
ist, unter einander in Verbindung gebracht. Nur an der Ostgrenze des 
Gebietes ist im rothen Sandsteine Melaphyr beobachtet worden und zwar 
am Nordflusse des Okruhly Vreh, südlich vom Ohniste-Berge. Das hier 
sehr dürftig aufgeschlossene Vorkommen des Melaphyrs bildet das west- 
lichste Ende jenerzahlreichen Vorkommnisse dieses Gesteins am Nordfusse 
der Hralova-Hola im Gebiete der obersten Waag. 

Westlich von der Revuca sah ich nur am westlichsten Ende der 
Granitmasse der Lubochna, am Fusse des Brloänica-Berges, rothen Sand- 
stein auf dem Granit gelagert. 


B. Die Trias-Ablagerungen südlich der Waag. 


Nördlich an die stellenweise sehr schmale Zone der rothen Sand- 
steine und Quarzite, die an die aozoischen Massen angelagert sind, folgt 
eine breite Zone der Triasablagerungen, die die südlicheren und höheren 
Theile der Vorberge zusammensetzen und somit die Hauptmasse derselben 
bilden, während die jüngeren Ablagerungen nur die nördlichen Gehänge 
den Abfall der Vorberge gegen das Waagthal einnehmen. 

Diese Zone von Triasablagerungen Ist aus derselben Schichtenreihe 
zusammengesetzt wie die Trias im Granthale. 

Der Werfener Schiefer, bestehend aus grünlichen, grauen und 
röthlichen kalkigen Sandsteinen und Schiefern, enthält am Südfusse des 
Ohniste-Berges zahlreiche Durchschnitte von Myaeites fassaensis Wiss, 
und die Naticella costato Münst. Ich bemerke es gleich hier, dass der Wer- 
fener Schiefer nur am Südfusse des Ohniste-Berges, also an der östlichen 
Grenze meines Gebietes auftritt, und westlich vom St. Johanner Thale 
nirgends beobachtet wurde, im westlichen Theile des Gebietes somit 
die Triaskalke unmittelbar auf rothem Sandstein lagern, wie dies auch 
im Wassergebiete der Revuca der Fall ist. 

Im Muschelkalk ist eine Reihe von Fundorten von Petrefacten, 
die längs dem Nordfusse der Nizie Tatry vertheilt sind, entdeckt worden. 


392 D. Stur. [56] 


Der östlichste, zugleich reichste Fundort an Muschelkalk-Petrefac- 
ten liegt südlich von St. Miklos im Demanova-Thale an der Grenze des 
Kalkes gegen den rothen Sandstein, dort wo sich die Sohle dieses Thales 
zu erweitern beginnt, nördlich unweit von der „Hore Luckami“ genannten 
Stelle. Wenn man nämlich vom Norden her aus dem Waagthale kom- 
mend, das Demanova-Thal aufwärts fortschreitet, gelangt man nahe am 
Südrande der Kalkzone zu einer Gabelung des Thales in zwei Arme. Wir 
verfolgten den östlichen Arm und kamen bald darauf an eine steile, aus 
Muschelkalk bestehende Wand von geringer Höhe und Ausdehnung, 
an deren Fusse eine nur spärliche Schutthalde lagerte, die offenbar nur 
von der Wand herabgefallene Stücke enthalten konnte. In der Sehutt- 
halde bemerkte ich fünf verschiedene, petrographisch leicht trennbare 
Varietäten des Muschelkalkes, die verschiedenen Schichten angehören 
mögen, über deren gegenseitiges Lagerungsverhältniss jedoch keine 
Beobachtung gemacht werden konnte: 

1. Dolomitischer Krinoidenkalk, lichtgrau, sehr porös, mit zahl- 
reichen ausgewitterten Gliedern des Encrinus liliformis Lam. und einem 
Steinkern der Retzia trigonella Schl. sp. | 

2. Dolomitische Muschelbreccie, bestehend fast nur aus einzelnen 
Schalen oder den Bruchstücken derselben. Die Petrefacte sind in diesem 
Gestein allerdings sehr fragmentarisch erhalten, dennoch dürfte das Vor- 
kommen folgender Arten darin als sichergestellt erscheinen: 

Terebratula vulgaris Schl. EIhynchonella decurtata Girard. sp. 

Retzia trigonella Schl. sp. „4 Mentzelii Dunk. 

Spiriferina fragilis Schl. sp. Lima sp. 

s Mentzelii Buch. sp. 

Die Spiriferina fragilis und Sp. Mentzelii sind als die häufigsten 
Arten dieses Gesteins zu bezeichnen. 

3. Schwarzer Krinoidenkalk, der ausser den Krinoiden-Resten nur 
noch zahlreiche einzelne Schalen von Spiriferina Mentzelii B. sp. enthält. 

4. Schwarzer Kalk mit weissen Kalkspathadern enthält die folgen- 
den Petrefaete zerstreut in seiner Masse: 

Spiriferina fragilis Schl. sp. Retzia trigonella Schl. 

n hirsuta Alberti. Pecten discites Schl. sp. 

Die zweite und dritte Art sind in diesem Gesteine häufiger als die 
anderen. 

5. Dunkelgrauer Kalk mit häufigen Durchschnitten grosser Zwei- 
sehaler und kleinen Bruchstücken anderer Schalenreste enthält eine kleine 
Schneeke, wahrscheinlich eine Trochus-Art. Trotz der Häufigkeit seiner 
Reste gelang es mir nicht, von dem Zweischaler solche Stücke zu erhal- 
ten, die eine Bestimmung desselben möglich gemacht hätten. 

Von diesen Gesteinen erinnert nur der unter 3. aufgeführte Krinoi- 
denkalk an unsere Reiflinger Kalke. Die übrigen, namentlich aber die 
unter 2. und 4. beschriebenen Gesteine würden wegen den darin vorkom- 
menden Spiriferina hirsuta und Rhynehonella decurtata wohl nur mit dem. 
unteren Theile des Muschelkalkes, bei uns mit Recoaro, vergleichbar er- 
scheinen. Die letztere Annahme findet noch darin eine Stütze, dass die 
den Fundort bildende Wand dem untersten Theile der Triaskalke hier 
angehört, indem nur noch eine Lage von Dolomit und Rauhwacke dieselbe 
von dem unterlagernden rothen Sandstein trennt. 


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[57] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 393 


Der nächste Fundort von Muschelkalk - Petrefaeten liegt westlich 
im Klacaner Thale. Wenn man von Klacan ausgehend das Thal südlich 
verfolgt und dann in den östlicheren Zufluss desselben einbiegt, erreicht 
man sehr bald den Südrand der Kalkvorberge. Wir verfolgten von den 
daselbst gelegenen Schafhütten einen schief in Südost aufsteigenden Fuss- 
steig, um auf die Dechtarska-Hola zu gelangen. Derselbe führte uns bis 
auf den Sattel hinauf an der Grenze der Trias gegen den rothen Sand- 
stein. Die tiefste triassische Schichte hier ist ein Dolomit, der nur in 
Bröckeln herumliegt. Grössere Stücke davon enthalten ausgewitterte 
Glieder des Enerinus lilüformis ziemlich häufig. Das Gestein zeigt viele 
Aehnlichkeit mit dem im Demanova-Thale unter 1. aufgeführten Gesteine. 

Einen weiteren Fund an Muschelkalk-Petrefacten habe ich in einer 
wenig aufgeschlossenen Gegend, genau. am Uebergange von Luzna nach 


_ Deutsch-Liptsche gemacht. Man erreicht auf dem bezeichneten Wege, 


der von Luzna nördlich durch ein Thal, später östlich am Fusse der Cer- 
vena Magura fortzieht, zwischen dem Salatinka und Prislop den Sat- 
tel, von welchem man ins Luptscher Thal hinabsteigt. Die Umgegend 
dieses Sattels war noch vor kurzem mit einem schönen Hochwalde be- 


deckt, dessen letzte Reste die Gegend kaum mehr zu schützen im Stande 


sind vor den atmosphärischen Einflüssen, die hier gerade die Grenze 
des rothen Sandsteins gegen die Trias-Dolomite und Kalke in unbarm- 
herziger Weise aufzuschliessen beginnen. In der Halde eines solchen eben 
erst beginnenden Einrisses fand ich Stücke eines dolomitischen Kalkes 
herumliegen, die durch sehr reichliche Auswitterungen der Glieder des 
Encrinites lilüiformis Lam. ausgezeichnet sind. Das Gestein erinnert an 
das des Klacaner Thales, und den unter 1. aufgeführten Krinoiden-Kalk 
im Demanova-Thale. Der betreffende Einriss schliesst hier die untersten 
Schichten der Trias-Dolomite auf. 

Die bisher erörterten Funde wurden in den tieferen Schichten des 
Muschelkalkes gemacht. Die höheren Schichten sind hier theils nicht er- 
reichbar, theils nicht aufgeschlossen, theils auch desswegen nicht nach- 
zuweisen, weil in dem bisher erörterten Theile des Zuges der Triasge- 
steine die Lunzer Sandsteine fehlen, und hier auf dem Muschelkalke unmit- 
telbar Kalke und Dolomite der oberen Trias folgen, die petrographisch 
keine auffallende Verschiedenheit von dem darunter liegenden zeigen. 

In dem westlicheren Theile des Gebietes, vom Ludrova-Thal bis 
an den Granit der Lubochna und jenseits der Lubochna bis gegen Stiav- 
nicka hin ist der Lunzer Sandstein vorhanden, und dadurch die Trennung 


=. der obertriassischen Dolomite und Kalke vom Muschelkalke erleichtert. 


Nur im Revuca-Thale, südlich bei Zäbava, etwa am halben Wege 
zwischen Osada und Biely-Potok, treten unter den Gesteinen des Lunzer 
Niveau’s flach in Ost fallende Felsen von schwarzem Muschelkalk an den 
Tag, die rundherum vom Lunzer Sandstein umgeben und überlagert sind. 
Sie werden als bestes Materiale zur Beschotterung der Strasse verwendet 
und sind in Steinbrüchen aufgeschlossen. Es sind das schwarze Kalke, 


reich an weissen Kalkspathadern und Ausscheidungen von Hornstein, 


sanzvon der Form des Muschelkalkes im Norden bei Neusohl und St. Jakob. 

Uns gelang es allerdings nur in einem Kalkblocke Reste eines Zwei- 

schalers zu finden, die, so weit ihre Erhaltung es erlaubt, als Stücke der 

Schalen der Gervillia socialis gedeutet werden könnten. Es ist aber höchst 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 3. Heft 52 


394 D. Stur. [58] 


wahrscheinlich, dass jene Gesteinsstücke, reich an Terebratula vulgaris, 
die Herr Wolf in den Strassenschotterhaufen bei Unter-Revuca gefunden 
hat, aus diesen Steinbrüchen entnommen waren, da auf der ganzen 
Strassenlinie diesseits des Sturee-Passes nirgends ein Steinbruch bekannt 
ist, der im Muschelkalk betrieben wird. 

Oestlich von den eben besprochenen Muschelkalkfelsen taucht im 
Ludrova-Thale, unter dem daselbst herrschenden Lunzer Sandstein am 
linken Gehänge, im Ostabfalle des Velky Brankov ein ähnlicher Fels her- 
vor, der aus einem dünnschichtigen Hornsteinkalke gebildet wird, der 
dünne schieferige, thonige Zwischenlagen enthält. Die Lagerung ist im 
Ludrova-Thale ganz klar aufgeschlossen. Man gelangt von Ludrova süd- 
lich im Thale aufwärtsschreitend aus dem Neocom-Gebiete, jurassische, 
liassische und rhätische Schichten verquerend, in das Gebiet des ober- 
triassischen Dolomites, dessen hangendste Schichten sehr regelmässig vom 
bunten Keuper-Mergel überlagert, etwa unter 35 Graden nördlich einfal- 
len. Nachdem man die Mächtigkeit des Dolomites verquert hat, erweitert 
sich das bisher felsige Thal, am Bache sieht man unter dem Dolomite den 
Lunzer Sandstein anstehend und dieser bildet nun die wiesigen Gehänge 
des Thales bis zu dessen Theilung in zwei Arme. Kaum hat man in den 
westlicheren Arm eingelenkt, so erscheint im linken Gehänge ganz in 
der Thalsohle ein Felsen aus dem erwähnten Hornsteinkalk unter dem 
Lunzer Sandstein. 

Setzt man in der südlichen Richtung die Untersuchung des Durch- 
schnittes fort, so findet man, dass das Thal, sich allmählig erhebend, den 
tieferen Schichten nach und nach entrückt und man gelangt aus dem Lun- 
zer Sandstein in den obertriassischen Dolomit, findet diesen an der Cer- 
vena Magura vom rothen Keuper Mergel und den Fleckenmergeln über- 
lagert, so dass dem Beobachter kein Zweifel bleibt darüber, dass der 
erwähnte Hornsteinkalkfelsen als Liegendes des Lunzer Sandsteines dem 
Muschelkalk angehören müsse. Die in Zwischenschichten des Hornstein- 
kalkes gefundenen Petrefacten sind nun von grosser Wichtigkeit. Das son- 
derbarste darunter ist ein Belemnit, der von Dr. Schloenbach als echt 
anerkannt wurde. Die anderen Petrefacten, die da mit vorkommen, sind 
in Folge dessen, dass der Schiefer, der sie enthält, schiefgedrückt er- 
scheint, verdrückt und fragmentarisch. Ein Bruchstück eines Ammoniten 
lässt sich auf A. Studeri v. H. zurückführen. Ein zweites Stück eines Am- 
moniten erinnert an eine im Reiflmger Kalk des Gstettenberges bei Lunz 
vorkommende Art, die daselbst neben A. Studeri gefunden wurde, in 
ähnlicher Weise verdrückt, wie die beiden Exemplare im Ludrova-Thale. 
Ausserdem ist noch ein Brachiopode in den Zwischenschichten des Horn- 
steinkalkes gefunden worden, der zunächst mit der Spiriferina Mentzelii 
vergleichbar erscheint. Unsere Mühe, an der wir nicht sparten, wurde 
leider durch bessere Funde nicht gelohnt, ich bin daher nicht in der Lage 
das Vorkommen eines Belemniten im Muschelkalke mit besseren und 
sichereren Gründen zu unterstützen als die eben auseinandergesetzten 
sind. Die Annahme einer jüngeren Schichte hier ist nicht möglich, da das 
Vorkommen bekannter, Belemniten enthaltender Schichten des Lias, Jura 
und Neocom, auf stundenweite Entfernungen erst nachweisbar ist. 

Die Muschelkalke von Zäbava findet man am jenseitigen linken Ufer 
derRevuca am Fusse der Granitmasse der Smrekovica auf einem schmalen 


[59] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 395 


Quarzitzuge aufgelagert, und kann man von da längs dem Nordrande 


_ der Lubochnaer Granitmasse dieselben Muschelkalke in nordwestlicher 


Richtung über den Prislop, Dvorisko und Chovanova bis in das Gebiet der 
Lubochna verfolgen. Nach einer Unterbrechung erscheint wieder der Zug 
des Muschelkalkes am Fusse des Suchy Vreh, Lubochna S. und ist von 
da in südlicher Riehtung im linken Gehänge der Lubochna bis auf den 
Klak-Berg, und von da in westlicher Richtung bis an die Stiavnicka zwi- 
schen Podzamska-Sklabina und Stiavnicka zu verfolgen, auf welcher 
Strecke derselbe insbesondere den Brloznicea-Berg bildet. 

Sowohl auf der Strecke zwischen dem Revuca- und Lubochna-Thale, 
als auch westlich von Lubochna wird der Muschelkalkzug vom Lunzer 
Sandstein überlagert und ist somit hier leicht zu trennen von dem ober- 
triassischen Dolomit. 

In diesem westlicheren Theile des Muschelkalkes gelang es mir nir- 
sends Petrefacten zu finden, da derselbe hier grossentheils in Dolomit 
umgewandelt erscheint. Ich erwähne nur noch, dass der Muschelkalk 
südlich am Suchy Vreh im Lubochna-Thale sehr reich ist an eckigen und 
theilweise abgerundeten Quarzstücken » wovon die grössten beobachteten 
etwa haselnussgross sind. Stellenweise ist dieses Gestein so ausgebildet, 
dassman es als einen Sandstein mit kalkigem Bindemittel ansprechen und 
mit jenen, Quarzkörner führenden Kalken der Grestener Schichten im 
Gran- und Revuca-Thale vergleichen möchte. Zu bemerken ist nur noch, 
dass diese Muschelkalk-Schichten hier nieht unmittelbar am Granite, son- 
dern auf dem Quarzite lagern, und dass die liegenderen Schichten weni- 
ger reich sind an den Quarzgeröllen wie die mittleren, wenigstens in dem 
von mir beobachteten Aufschlusse. 

Betreffend die Gesteine des Lunzer Sandstein-Niveaus 
habe ich mitzutheilen, dass die Ausbildung derselben in der Form der Rein- 
grabener Schiefer nicht bemerkt wurde, dass hier überhaupt Sandsteine 
vorherrschen. Diese sind graubraun oder grünlichgrau, feinkörnig und 
treten meist nur in etwa 2—3 Zoll dieken Schichten auf. Mit den Sandsteinen 
wechseln nicht selten etwas dunkler gefärbte Schiefer, die leicht auswittern 
und die Schichtung des Sandsteines besser ersichtlich machen. Eigenthüm- 
lich sind dem Lunzer Sandstein des Waagthales Zwischenschichten von 
gelblichgrauen Kalkmergeln, die ähnlich wie die Fleckenmergel des Lias 
dunkler gefleckt sind. Die Form der Flecken lässt auch hier annehmen, dass 
sie von Fucoiden veranlasst werden, wornach der Lunzer Sandstein des 
Waag-Thales ein marines Gebilde wäre. Spuren von kohligen Theilen, 
wie im alpinen Lunzer Sandstein stets welche vorhanden sind, fehlen hier. 

Ausserdem erscheint noch ein zweites eigenthümliches Gestein im 
besprochenen Zuge des Lunzer Sandsteins: ein grober Quarz-Sandstein, 
den Quarziten des rothen Sandsteins nicht unähnlich. Derselbe wurde im 
Osten der Lubochna, im obersten Theile des Bistro-Thales beobachtet in 
umliegenden Blöcken, die schwer verwittern und daher auffällig sind. 
Viel häufiger ist dieses Gestein im Westen der Lubochna zu finden, wo 
auch der Muschelkalk sogar Quarzkörner aufnimmt und zu einem förm- 
lichen Sandstein stellenweise ausgebildet erscheint, wie oben gesagt 
wurde. 

Namentlich auf der Strecke vom Klakberg westlich ist dieser Sand- 
stein häufig im Gebiete des Lunzer Sandsteins in Blöcken herumliegend 

52%* 


396 a D. Stun. [160] 


beobachtet worden: so am Ursprunge des Podhrader Thales nordwest- 
lich am Fusse des Klakberges, dann in den Zuflüssen des Podhrader 
Thales südlich von Podhradje, am häufigsten jedoch in einer kleinen mul- 
digen Stelle, südlich am Lazi-Berge im Osten bei Stiavni@ka, endlich auch 
noch unmittelbar bei Stiavnicka im Norden der grossen Kalktuffablage- 
rung daselbst. 


Die dem Lunzer Sandstein eigenthümliche Erscheinung, dass überall 


dort, wo derselbe ansteht, auch üppige, vorherrschend an Gräsern reiche 
Wiesen sich auf demselben einstellen, bringt es mit sich, dass seine Um- 
gebung wenig Aufschluss bietet. Daher kommt es, dass ich keine 
Stelle bemerkt habe, an welcher über die Lagerung dieses Quarzsand- 
steines sicherer Aufschluss geboten wäre. Das Vorkommen der Blöcke 
im Gebiete des Lunzer Sandsteins nöthigt vorläufig zur Annahme einer 
Zusammengehörigkeit derselben. 

Ueber den obertriassischen Dolomit und Kalk habe ich 
kaum mehr zu berichten, als dass derselbe im Osten über dem Muschel- 
kalk, im Westen über dem Lunzer Sandstein in einer zwar wechselnden, 
aber stets bedeutenden Mächtigkeit lagert. Man findet diesen Dolomit in 
allen den Zuflüssen der Waag durch eine bedeutende Strecke hindurch 
aufgeschlossen. Seine Schichten fallen stets mehr oder minder flach in 
Nord. Im Demanover und St. Johanner Thale herrscht der Kalk vor, in 
den westlicheren Theilen der Dolomit, ohne dass sich dieselben gegen- 
seitig ausschliessen würden. Ich habe keine Petrefaeten darin gefunden. 

Die Keuper-Mergel in derselben petrographischen Beschaffenheit 
wie an der Gran und Revuca treten in einem nur wenig unterbrochenen 
Zuge längs den Vorbergen auf und trennen als die obersten Schichten 
der Trias diese Formation von den jüngeren Ablagerungen. Aus dem 
Verlaufe des Zuges der rothen Keuper-Mergel ergibt sich somit auch die 
Nordgrenze der Triasablagerungen. Das westliche Ende des Zuges be- 
ginnt am Käcka-Berge der Velka Borova, südlich bei Stiavnicka in der 
Thuroez, an der Grenze zwischen Dolomit und den Kössener Schichten 
und Flecekenmergeln daselbst. Weiter ist der Zug der Keuper-Mergel in 
einem Seitenthale und im Hauptthale bei Podhradje gut entblösst, und 
wurde von da ins Nol&over Thal und an der Magura, und am Kratky 
Vreh vorüber in das Lubochna-Thal bei Hutti fast ununterbrochen und in 
bedeutender Mächtigkeit verfolgt. 

Von Hutti in der Lubochna bis an die Revuca in südöstlicher Rich- 
tung ist der Keuper-Mergelzug nur streckenweise beobachtet. So am 
Nemecky Kopee, und von da an der Magura quer durch das Bistro-Thal 
bis in den Sattel südlich an der Tlsta, dann im Cernova-Thale aus der 
Thalsohle bis zum Berg Halini, ferner im Westen und im Süden von Vlko- 
linee am Lieskovy Vreh und von da bis an die Mündung des Hlboka- 
Grabens in die Revuca. 

Jenseits der Revuca ist der Keupermergelzug ununterbrochen quer 
durch die ganze Reihe der Zuflüsse der Waag bis an die Mündung der 
Velka oder Dubrava beiLaziste zu verfolgen. An der Velka nimmt der Zug 
eine nordöstliche Richtung an, und steht unmittelbar an der Mündung des 
genannten Thales an, so dass von da an bis an das Demanova-Thal der 
rothe Keuper-Mergel die Nordgrenze der Vorberge gegen das eocene Becken 


“ 


[61] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 397 


der Liptau bildet und unmittelbar von den Nummulitenkalken und Sand- 
steinen ohne einer Vorlage von Fleckenmergeln überlagert wird. 

Von der Mündung der Demanova in die Ebene wendet der Keuper- 
Mergelzug plötzlich in Südost, wurde noch im hinteren Theile des Illa- 
nova - Thales vollkommen entwickelt beobachtet, fehlt aber schon im 
St. Johanner Thale — und mit dessen Ausbleiben tritt die Schwierigkeit 
der Trennung der obertriassischen Dolomite von dem karpatischen Dolomite 
hier in voller Bedeutung auf, wie ich weiter unten auseinandersetzen werde. 

Das örtliche Vorkommen der Trias-Ablagerungen an der Waag will 
ich nur in einem Falle näher besprechen, an jener Stelle, wo, wie ich 
schon erwähnt habe, diese Ablagerungen mit denen an der Revuca in 
direeter Verbindung stehen. An anderen Stellen des Nordgehänges der 
Niznie Tatry streichen die. sämmtlighen Schichten von rothem Sandstein 
und Quarzit angefangen aufwärts, parallel dem Nordabfalle dieses Gebirges. 
Am westlichen Ende desselben Gebirges biegt aber der rothe Sandstein um 
den Homolka-Berg des LuZnaer Granites nach Süd um und gelangt, so 
in die Mulde von Osada und in das Gebiet der Revucaer Trias-Ablage- 
rungen. Ganz ähnlich wie der rothe Sandstein verhält sich auch der ober- 
triassische Dolomit. Das Fallen der Schichten am Nordabfalle nach Nord 
wendet sich am Mito-Berge, an der Cervena Magura und an der Homolka 
in Nordwest und West. 

Aehnlich ist das Verhalten der gleichen Schichten am Ostende der 
Lubochnaer Granitmasse. Das Streichen der Schichten aus NW. in SO. 
und das Fallen derselben in NO. in der Gegend des Dvorisko, ändert an 
der Revuca in ein Südstreichen und Ostfallen. 

An den Muschelkalkfelsen bei Zäbava liegen die Schichten flach, 
fast horizontal. Wendet man sich von da südlich, so fällt der Lunzer 
Sandstein sowohl als auch der obertriassische Dolomit noch innerhalb der 
Enge zwischen den Granitmassen der Lubochna und der Niänie Tatry 
nach Süd in das Revucaer Trias-Becken, geht man von Zäbava nördlich, 
findet man den Lunzer Sandstein und den obertriassischen Dolomit nach 
Nord fallen in das Trias-Becken der Waag. Aus dieser muldigen Lage- 
rung der Schichten in der Enge zwischen den beiden Granitmassen, und 
aus der Thatsache, dass der Wendepunkt des Schichtenfalles in Nord 
gegen die Waag und in Süd gegen Osada, eigentlich schon ausserhalb der 
erwähnten Enge stattfindet, scheint deutlich hervorzugehen, dass trotz- 
dem die Luznaer Granitmasse an die der Smrekovica sehr nahe gerückt 
erscheint, durch dieses enge Thor die triassischen Ablagerungen der Re- 
vuca und der Waag in direeter Verbindung stehen. Dies scheint jedoch 
nur für die Schichten bis zum obertriassischen Dolomit zu gelten, denn der 
Keuper-Mergelzug streicht nördlich bei Zabava ohne aller Störung quer 
durch das Revuca-Thal. 


C. Dierhätischen, liassischen, jurassischen und Neocom- 
Ablagerungen in den Vorbergen südlich der Waag. 


Nördlich an die breite Zone der eben beschriebenen Trias-Ablage- 
rungen schliesst unmittelbar an eine ebenso breite Zone der Fleckenmergel 
nebst den übrigen Gesteinen der rhätischen, Lias-, Jura- und Neocom- 
Formation, die auch im Gebiete der Waag summarisch behandelt werden 
sollen, 


398 | D. Stur. [62] 


Die Südgrenze dieser Zone fällt genau zusammen mit dem Zuge 
der Keuper-Mergel, dessen Verlauf im Vorangehenden erörtert wurde. 
Die Nordgrenze dieser Zone bilden in der Thuroez die eocenen Ablagerun- 
gen, dann der Karpathen-Dolomit der Fatra; auf der Strecke Lubochna- 
Rosenberg reicht das Fleckenmergelgebiet, so weit es hier zur Sprache 
kommt, bis an die Waag; von Rosenberg bis an das Sliacer Thal wird 
diese Zone vom Karpathen-Dolomit der Umgegend von Ludrova, vom 
Sliater Thal östlich bis Lazi$te von den eocenen Ablagerungen der Liptau 
gegen Norden abgegrenzt. Bei Laziste, vom Velka-Thale bis an die De- 
manova, tritt die Zone der Fleckenmergel nicht an den Tag und wird 
hier der Keuper-Mergel unmittelbar vom eocenen Sandstein überlagert. 
Am Ausgange der Demanova in die Ebene am rechten Ufer des genann- 
ten Thales beginnt der Zug der Fleckenmergel wieder sichtbar zu wer- 
den, und erweitert sich derselbe zwischen dem Karpathen-Dolomit der 
Umgegend von St. Johann und den triassischen Dolomiten sehr ansehnlich 
im oberen Theile des Illanova-Thales, aus dessen Gebiete derselbe sehr 
verengt bis an das St. Johanner Thal verfolgt wurde, wo er sein östliches 
Ende erreicht. 

Die petrographische Beschaffenheit der Gesteine, überhaupt die all- 
gemeinen Verhältnisse dieser Zone sind genau dieselben wie in den Ge- 
bieten der Gran und Revuca, und ich kann mich unmittelbar zu den ört- 
lichen Verhältnissen des Vorkommens der hierher gehörigen Ablagerun- 
gen wenden. 

Im Westen des Gebietes, noch innerhalb der Thuroez, ist die Zone 
der Fleckenmergel im Thale von Podhradie und im Nol&over Thale am 
besten aufgeschlossen. Bei Podhradie ist diese Zone sehr schmal zwi- 
schen dem Keuper-Mergelund dem Nummulitenkalke, auf dem die letzten 
Reste der Ruine kaum noch sichtbar sind, eingeengt. Man sieht daselbst 
über dem Keuper-Mergel erst ziemlich mächtig die Kössener Schichten 
folgen, dann kaum mit Sicherheit nachweisbare Grestener Kalke und 
darüber unmittelbar die Neocom-Mergel. Die Schichten fallen flach in NW. 
und ziehen nordöstlich durch den oberen Theil des Konskuo-Thales in 
das Nolöover Thal, wo ausser der eben erörterten Schiehtenreihe auch 
noch rothe Kalke auftreten, die sicherlich wenigstens im liegenderen 
Theile, dem Lias angehören, da in den dortigen rothen Kalkmergeln 
Herr Karl Griesbach Belemniten und den A. Zetes Orb. v. Hauer ge- 
funden hat. 

Im Osten der Lubochna am Nemecky Kopee und auf der Mogura 
tritt der Karpathen-Dolomit ganz heran an die obertriassischen Dolomite 
der Lubochna. Zwischen diesen beiden Dolomiten bemerkt man am Süd- 
fusse derrgenannten Berge die Keuper-Mergelsehr mächtig entwickelt, die 
Zone der Fleckenmergel jedoch so eingeengt, dass man hier nur noch die 
Kössener Schichten mit Terebratula gregaria Sss., die die Spitze der 
Magura bilden, mit Bestimmtheit nachweisen kann. In der Fortsetzung 
des Zuges in Ost hat man im Durchschnitte des Bistro-Thales westlich 
an der Tlstä Gelegenheit über dem Keuper-Mergel auch die Neocom-Mer- 
gel entwickelt zu sehen und wir fanden darin den Ammonites Astierianus 
d’Orb. und den A. Morelianus d’Orb. 

Im Durehsehnitte des Cernova-Thales (Rosenberg SW.) ist an der 
Grenze zwischen dem Keuper-Mergel und dem Neocom kein hinreichend 


[63] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 399 


eingreifender Aufschluss; nur aus den im Schutte daselbst umliegen- 
den Stücken schliesst man, dass auch hier Kössener Kalke, Grestener 
Kalke und jurassische Aptychen-Kalke vorhanden sein müssen. 

Die Gegend der Anhöhe Haliniim Westen von Vlkolinee bot uns man- 
cherlei Schwierigkeiten bei der Aufnahme. Wenn man von dieser Höhe, 
dieaus Neocom-Mergel besteht, im Südgehänge derselben herabsteigt, so 
verquert man im Liegenden der Neocom-Mergel erst rothe und grünliche 
Jurassische Aptychen-Kalke, dann einen aschgrauen bröckeligen Dolomit 
in einer einige Klafter mächtigen Lage, endlich gelangt man zum Wege 
herab, der nach Vlkolinee führt und einen dünnschichtigen Sandstein auf- 
schliesst, der mit gefleckten Kalkmergeln wechselt und von einem schwar- 
zen dünnplattigen Kalke mit Hornsteinen unterlagert wird. Da wir damals 

es war die zweite Excursion im Waag-Gebiete) die Reihenfolge der 
Schichten noch nicht vollständig kannten, lag es nahe, die Möglichkeit zu- 
zugeben, dass der erste unter dem Aptychenkalke folgende Dolomit ein 
Dolomit des Grestener Kalkes sei, und dass die Sandsteine den Greste- 
ner Sandstein vertreten. Bei sorgfältiger Untersuchung des längs dem er- 
wähnten, nach Vlkolinee abwärts führenden Wege sich darbietenden 
Durchschnittes hatten wir Spuren des rothen Keuper-Mergels im Hangen- 
den des vermeintlichen Grestener Dolomites entdeckt und hieraus die 


. erwähnte Reihe der Schichten dahin gedeutet, dass unter dem Neocom- 


und Jura-Aptychenkalk der Keuper-Mergel lagere, in Folge dessen der 
obere Dolomit als obertriassischer Dolomit, der Sandstein als Lunzer 
Sandstein und der darunter lagernde Kalk mit Hornsteinen als Muschel- 
kalk aufzufassen sei, und dass die zwischen dem Keuper-Mergel und 
Jurakalk fehlenden Schichten, durch die hangenderen verdeckt, über- 
haupt unzugänglich sind. Spätere Untersuchungen auf anderen Punkten 
des Zuges haben diese Annahme wiederholt bestätigt. 

Im rechten Gehänge der Revuca, südlich von Bielypotok (Rosen- 
berg S.), findet man wieder Gelegenheit, die Zusammensetzung des Flecken- 
mergel-Zuges zu studiren ı). Dieses Gehänge gestaltet sich nämlich von 
Bielypotok südlich sehr steil, einer Wand gleich, an welcher die Schich- 
ten hinreichend vollständig entblösst sind. Der nördlichste Theil des stei- 
len Gehänges zeigt anstehende Neocom-Mergel, mit etwa unter 45 Graden 
nördlich fallenden Schichten. Unweit südlich von Bielypotok fanden wir 
auf den vorspringenden Schichtflächen des Mergels in zahlreichen Exem- 
plaren den Amm. Astierianus d’Orb. | 

Unter dem Neocom-Mergel treten, genau im Osten des Rovny Diel, 
ohne dass wir die jurassischen Aptychen-Kalke anstehend bemerkt hätten, 


- diekschichtigere Mergelschiefer, die fest sind und sich von den hangen- 


deren dadurch unterscheiden, dass sie beim Zerschlagen in rhombische 
Stücke leicht zerfallen, während sie nach den Schichtflächen nur mit 
Mühe spalten. Dem obersten Theile dieser Mergelschiefer entnommene 
Stücke enthielten Ammoniten. Die häufigere Art darunter ist der Ammo- 
nites communis Sow. Die zweite Art ist sehr selten und dürfte es der 
Ammonites Lythensis v. Buch. sein. 

Gleich südlich von diesem Aufschlusse der oberliassischen Mergel- 
schiefer mündet in das Hauptthal ein Seitengraben, dessen Schuttkegel 


1) Waag und Neutra p. 111. 


400 D. Stur. [64] 


die Reihe der Schichten auf eine kurze Strecke unzugänglich macht. Der 
Schuttkegel enthält hauptsächlich Neoeom-Mergel, doch auch sichere 


Jurassische Aptychenkalke. Diese müssen somit jedenfalls zwischen dem 


Neocom- und den oberliassischen Mergelschiefern durchziehen. 

Im Süden des Schuttkegels ist das Gehänge nicht vollständig ent- 
blösst, um im Anstehenden über die Reihe der Schichten ins Klare zu 
kommen, deren Gesteine im Gehängeschutt reichlich vorliegen. Unter 
den Blöcken fallen vorerst auf schwarze Grestener Kalke mit Peeten tex- 
forius; dann entkalkte, daher sandig aussehende Gesteine mit Austern- 
schalen wohl von Gryphaea suilla ; ferner eckig zerbröckelnde schwarze 
Mergelschiefer, auch wirkliche Sandsteine, die sämmlich zu Grestener 
Schichten gehören, ‚und sehr lebhaft in petrographischer Beziehung an 
den Durehschnitt am Nordfusse des Velky Rakitov des Revuca-Gebietes 
erinnern. Im Liegenden dieses Schichteneomplexes erscheinen Kössener 
Kalke, endlich der sehr mächtige Keupermergel. 

Im Ludrova-Thale, so lange es eine breite Thalsohle besitzt, sieht 
man in den Gehängen die Neoeom-Mergel mit Aptychus Didayi reichlich 
entblösst. Noch vor der bedeutenden Verengung des Thales, die bald 
darauf folgt, erscheinen die nächst älteren Schichten aufgeschlossen und 
zwar vorerst rothe und grünliche, Hornsteine führende, jurassische Kalke, 
dann röthliche und rothe Liaskalke mit Ammoniten, worunter am häufig- 
sten der A. Nodotianus d’Orb. sein dürfte nebst einem grossen Nautilus, und 
Belemniten. Unter den rothen Liaskalken erscheinen Grestener Kalke und 
in eckige Stücke zerfallende Grestener Schiefer, auch Sandsteine, end- 
lich, ohne dass Kössener Kalke beobachtet werden konnten, die Keuper- 
Mergel. 

Unter ganz ähnlichen Verhältnissen wird der Fleckenmergel-Zug in 
den beiden zunächst folgenden Thälern, die bei Stiavnica sich vereinigen, 
verquert. 

Vom Sattel Prislop zwischen Luzna und Deutsch-Liptsche, hinab ins 
Lup&anska-Thal und hinaus’bis an den Nordrand der Vorberge begehtman 
folgenden Durchschnitt 1). Den obertriassischen Dolomit vom Prislop ab- 
wärts verquerend gelangt man ins Hauptthal und findet hier sowohl im 
linken als rechten Gehänge die rothen Keuper-Mergel den Dolomit über- 
lagernd anstehen. Ueber dem Keuper-Mergel erhebt sich steil im Nord die 
Liptscher Magura. Der Südfuss derselben besteht zu unterst aus Kössener 
Kalken, die reichlich enthalten: 

Terebratula gregaria Sss. 
Spiriferina uncinnata Sch. 
Avicula contorta Portl. 


höher hinauf folgen nacheinander Grestener Kalke, Lias-Fleckenmergel, . 


und ohne dass die jurassischen Aptychenkalke sichtbar wären, Neocom- 
Mergel, letztere den höheren Theil der Magura für sich einnehmend. 

Im Durchsehnitte des Kla@aner Thales hat man vom Eingang in 
dasselbe bis über dessen Theilung in zwei Arme hinaus Neocom-Mergel 
mit flach nördlich fallenden Schichten. Erst einige hundert Schritte, den 
östlicheren Arm aufwärts schreitend bemerkt, man unter dem Neocom 
Hornsteine führende jurassische Aptychenkalke und sehr bald darauf, 


1) Waag und Neutra ]l. ce. p. 114. 


[65] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 401 


ohne eine Spur von Lias-Fleckenmergeln die Grestener Kalke und 
Schiefer ziemlich mächtig entwickelt. Im Liegenden der Grestener Schich- 
ten folgen Kössener Kalke in etwa füssdicken Schichten, mit schiefrigen 
Zwischenlagen, die die: 

Terebratula gregaria Sss. und 

Anomia alpina Winkler 
reichlich enthalten, und weiter im Liegenden von rothen Keuper-Mergeln 
unterlagert sind. 

Wie schon erwähnt wurde, ist auf der Strecke vom Velka-Thale bis 
zum Demanova-Thale der Fleckenmergel-Zug nicht sichtbar. Im rechten 
Gehänge des letztgenannten Thales, am Austritte desselben aus den Vor- 
bergen in die Ebene, bemerkt man über dem obertriassischen Dolomite 
ein kleines Fleckehen von rothem jurassischen Aptychenkalk, welcher 
von geringmächtigen Neocom-Mergel und dieser vom Karpathen-Dolomit 
überlagert wird. Von da an ist der Fleckenmergel-Zug über den Wänden 
des obertriassischen Dolomits bis auf den Sattel ins nächste Illanova- 
Thal östlich zu verfolgen. 

Im hinteren Theile des Illanova-Thales ist der Neocom-Flecken- 
mergel sehr bedeutend mächtig, mit flacher Schichtenstellung und bei sehr 
deutlicher Ueberlagerung durch den Karpathen-Dolomit des Poludniea- 
Berges, klar aufgeschlossen. Dort wo der Fusssteig aus dem Illanova- 
Thal östlich zur Rakoviea abzweigt, gelangen vom Westen her ins Thal 
herab unter dem Neocom zunächst jurassische rothe Kalke, Grestener 
Kalke, und besonders mächtige Kössener Kalke mit Anomia alpina Winkl. 
unterlagert vom Keuper Mergel und obertriassischen Dolomit. Sämmt- 
liche Schichten streichen östlich und sind bis auf den Sattel Rakovica zu 
verfolgen. Vom Sattel östlich wurden nur Neocom-Mergel weiter in Ost 
fortstreichend bemerkt, die sich auf dem Wege zum St. Johanner Thale 
ganz auskeilen müssen, da sie im letzteren nicht mehr beobachtet 
wurden. 

Die hier erörterten localen Verhältnisse des Fleckenmergel-Zuges 
von Stiavnicka an bis an das St. Johanner Thal, zeigen, obwohl stets 
dieselben Schichten in gleicher petrographischer Ausbildung aufge- 
schlossen erscheinen, insofern eine grosse Abwechslung, als bald diese 
oder jene Gruppe von Gesteinen vorhanden ist, bald fehlt. Es lässt sich 
wie es scheint nicht annehmen, dass an allen Punkten, die untersucht 
wurden, die nicht beobachteten Schichten, in der That entwickelt 
seien, und dass sie von jüngeren Schiehten, überhaupt von Schutt über- 
deekt und unzugänglich seien. Auch ein Ausbleiben einzelner Schichten 
in Folge von Schichtenstörungen ist für manche der Localitäten nicht 
annehmbar. Vielleicht hat eine ursprüngliche ungleichmächtige Ablage- 
rung einzelner Schichteneomplexe an verschiedenen Stellen, am Rande 
des Beckens, den man hier eigentlich vor sich hat, wenigstens theilweise 
dazu beigetragen, dieses wechselnde Auftreten und Ausbleiben einzelner 
Gesteinsgruppen mit zu veranlassen. 

Bevor wir unsere Aufmerksamkeit jenen Aufschlüssen zuwenden, die 
entfernt vom Rande, in der Mitte des Fleckenmergel-Gebietes die tieferen 
Schichten der Beobachtung zugänglich gemacht haben, muss ich einen 
Fall besprechen, der ähnlich ist jenem Vorkommen von Lias- Gesteinen bei 
Jörgallo und Slia&an im Osten des Sturee-Passes, das bei der Beschrei- 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft. 93 


402 D. Stur. [66] 


bung des Revuca-Gebietes, erörtert wurde. Dieser Fall findet statt am 
Dvorisko-Berge oder Siprun westlich von Bielypotok, südwestlich von 
Rosenberg, an der Nordgrenze der Granitmasse der Lubochna in der 
Gegend der Smrekovica. Man findet hier nämlich quer über triassische 
Schichten eine rundherum von ähnlichen Ablagerungen gänzlich isolirte 
Masse von Lias-Gesteinen aufgelagert. 

Ob der Beobachter nämlich durch das Bistro-Thal südlich herauf 
wandernd, oder von dem manche Schwierigkeiten bietenden Halini-Berge 
die Gegend des Dvorisko untersucht, verlässt derselbe im ersten Falle 
schon am Fusse der Kozie Chrbty, im zweiten Falle am Südgehänge der 
Halini das Gebiet der Fleckenmergel und der Liasablagerungen und 
gelangt in die, zwischen den genannten Bergen und dem Granite der 
Lubochna durchziehende Zone der Trias-Ablagerungen. Und zwar ver- 
quert der Beobachter gegen Süden fortschreitend:: 1. den obertriassischen 
Dolomit, der den obersten Theil des Bistro-Thales einnimmt und das 
Gehänge der Halini bildet, dann 2. den Lunzer Sandstein der auf der 
Wiese Magyarova an allen entblössten Stellen sich als anstehend zeigt, 
auch auf dem Wege nach Vlkolinece aufgeschlossen ist, 3. den Muschel- 
kalk der aus der Gegend von Zäbava über den Prislop herauf zieht und 
unter dem Lunzer Sandstein der Magyarova-Wiese, in den Gehängen 
gegen die Lubochna hinab, dann auf dem Osniea Sattel sehr schön in 
felsigen Partien aufgeschlossen wird und vorherrschend als Dolomit auf- 
tritt, endlich 4. den rothen Sandstein der nur geringmächtig entwickelt 
ist, dann weissen körnigen Quarzit, in etwa 15 Klafter betragender 
Mächtigkeit, der auf dem die Osnica mit der Smrekovica verbindenden 
Sattel felsige Partien bildend auf dem Granite der Smrekovica unmittel- 
bar auflagert. 

Es konnte uns daher in der That mit Recht überraschen, als wir, die 
Gegend des Halini-Berges untersuchend, den obertriassischen Dolomit 
und Lunzer Sandstein verquert hatten und auf den Muschelkalk-Dolomit 
kamen, das Erscheinen eines röthlichen oder weisslichen Kalkes, der 
stellenweise Krinoiden enthielt und in grossen Blöcken auf dem Muschel- 
kalk-Dolomite herum lag. 

Spätere Untersuchungen haben uns gelehrt, dass hier auf der 
Wasserscheide zwischen den Zuflüssen der Revuca und der Lubochna, 
auf einem der höchsten Punkte der Gegend, eine von Süd nach Nord, 
zwischen Halini und dem Osniea-Sattel gedehnte Masse von Lias-Gesteinen 
vorliegt, die im Norden den Lunzer Sandstein, im Süden den Muschel- 
kalk-Dolomit zur Unterlage hat und fast rund herum durch steilgeböschte 
oder felsige terassenartige Gehänge abgegrenzt ist. 

Diese Masse besteht vorzüglich aus drei verschiedenen Gesteinen. 
Das auffallendste darunter ist ein sehr fester mittelkörniger Quarzsand- 
stein mit quarzigem Bindemittel, der wenigstens in den mitgebrachten 
Stücken mit Säuren nicht braust. Er besteht in einem Stücke aus eckigen 
und abgerollten Quarzkörnern, die sehr fest zu einem förmlichen Quarzit 
verbunden sind, ein anderes Stück zeigt vorherrschend abgerollte Quarz- 
gerölle, etwas Feldspath und Glimmer und sieht in kleinen Partien des 
Stückes ganz granitisch aus. Das wichtigere Gestein ist ein schwarzer 
srober Krinoiden-Kalk, der stellenweise viel Quarzkörner enthält, und 
auch einen kleinen Brachiopoden führt, den Dr. Schloenbach für 


[67] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 403 


Terebratula perforata Piette hält, die auch in unseren Grestener Kalken 
vorkommt. Das dritte Gestein bilden nun sehr verschiedentlich aus- 
sehende rothe, röthlichgraue, und röthlichweisse Kalke, die vorherrschend 
als Krinoiden-Kalke ausgebildet sind und ebenfalls stellenweise so viel 
Quarzkörner enthalten, dass wenn man sie mit Säuren nicht versucht, 
man geneigt ist, sie für rothe Quarzite zu erklären. Diese Gesteine 
erinnern sämmtlich lebhaft an die Gesteine des Nordgehänges der Tatra 
in Galizien, die unter dem Namen: Pisanä-Quarzit in die Wissen- 
schaft eingeführt wurden, doch suchten wir vergeblich nach Belemniten 
in ihnen. 

Ueber die Lagerung und Aufeinanderfolge dieser Gesteine fanden 
wir nicht hinreichende Aufklärung. Am Westfusse des Dvorisko am Fuss- 
steige von der Magyarova-Wiese zum Osniea-Sattel findet man allein den 
Quarzsandstein aufgeschlossen, offenbar und unzweifelhaft als das tiefste 
Glied dieser Ablagerung, das auf dem Muschelkalk-Dolomit lagert. Im 
Aufstieg zur Spitze des Dvorisko folgen die schwarzen Grestener Kalke, 
dann die rothen Krinoiden-Kalke. Auf der Südostseite vom Osniea-Sattel 
aufsteigend erreicht man zuerst die. schwarzen Krinoiden-Kalke mit 
Austernstücken und der Terebratula perforata, dann schwarze Kalke mit 
mergeligen Zwischenlagen, in dünnen nach SO. steil fallenden Schichten, 
endlich wie es hier erscheint, unter die eben erwähnten fallend, die rothen 
Krinoiden-Kalke. Aus der an diesen beiden Orten beobachteten Lagerung 
ist somit das Verhältniss der schwarzen und rothen Krinoiden-Kalke 
nicht klar. 

In südöstlicher Richtung und ebenso in nördlicher, sieht man die 
Anhöhen fast ganz bewachsen und nur stellenweise treten Felsen oder 
grosse Blöcke eines oder des andern der erwähnten Liasgesteine an den 
Tag ohne weiteren Aufschluss über deren Aufeinanderfolge zu geben. 

In dem südöstlich von der Dvorisko-Spitze liegenden Theile dieser 
Ablagerung ist der darunter liegende Muschelkalk-Dolomit schön aufge- 
schlossen und man sieht da wie derselbe bei ganz flacher Lagerung die 
Unterlage der Liasgesteine bildet. 

Die bisher erörterten Verhältnisse betreffen ausschliesslich Stellen 
am Südrande des Fleckenmergel-Zuges, an denen unter den Neocom- 
Mergeln die tieferen Schiehten an den Tag getreten sind. In der Gegend 
zwischen Rosenberg und Lubochna ist die Lagerung der Schichten des 
Fleckenmergel-Zuges eine sehr flache, die Fleckenmergel reichen hier 
vom Granitgebirge weit hinaus in das Innere des Beckens über die Waag 
hinüber und der tiefe Einriss der Waag von Rosenberg abwärts durch- 
schneidet die Mächtigkeit der Mergel bis in die Liegendschichten, und 
gibt Gelegenheit, diese weit vom Rande des Granitgebirges zu beob- 
achten und zu untersuchen. 

Schon in meinem Berichte über Waag und Neutra habe ich diesen 
durch den Einriss der Waag veranlassten Aufschluss an der Mündung des 
Bistro-Thales !) beschrieben und durch einen Durchschnitt erläutert. Was 
ich Ergänzendes neuerdings beobachtet habe, soll hier mitgetheilt sein. 

Man geht von Rosenberg, Waag abwärts im Neocom-Mergel, in 
welchem im linken Gehänge des Cernova-Thales auf dem Fusssteige, 


 L. e. p. 109—110. 
53* 


404 D. Stur. [68] 


der in den gleichnamigen Ort führt und eine kleine Anhöhe ersteigt: 
nach den früheren und den neueren Funden folgende Arten vorkommen, 
Ammonites Juilleti Orb. 
" Nisus Orb. 
e; Neocomiensis Orb. 
Toxoceras obliquatus Orb. 
Aptychus angulocostatus Peters. 

Unter dem Neocom erscheint kurz vor der Mündung des Bistro- 
Thales, rother jurassischer Aptychenkalk, wechselnd und unterlagert von 
grünlichen hornsteinreichen Kalken, in denen wir diesmal trotz fleissigen 
Suchens keine Aptychen, überhaupt keine Versteinerungen finden konnten, 
während ich bei’der Uebersichts-Aufnahme Aptychen darin bemerkt 
hatte. 

Am linken Ufer des Bistro-Thales, gleich an der Brücke die über 
das unbedeutende Wasser desselben führt, sind flach in Südost, also 
unter die oben erwähnten Aptychen-Kalke einfallende Fleckenmergel 
entblösst mit schlecht erhaltenen unbestimmbaren Ammoniten, die man 
als eine ungenügend aufgeschlossene Andeutung der obersten Lias- 
Fleckenmergel vielleicht auch der A. Murchisonae-Schichten nehmen 
kann. Weiter abwärts zieht die Strasse in Nord gewendet an den be- 
kannten Kössener Schichten vorüber. Schwarze 1—3 Fuss dicke Schichten 
von schwarzgrauem Kalk sind das Hauptgestein dieser Localität, in 
welchem man kaum eine Spur von Petrefaeten bemerkt. Nur in den 
mergeligen Zwischenschicehten sind die Petrefacten reichlich vorhanden 
und werden aus dem leichtverwitterbaren Gestein desselben durch den 
Regen herausgewaschen und zum Sammeln vorbereitet. Eine von diesen 
petrefactenreichen Schichten fällt durch ihre etwa einen Fuss betragende 
Mächtigkeit besonders auf. Die oberste Lage des darunter liegenden 
Kalkes, etwa 2 Zoll dick, enthält auch Petrefacten, doch wittern sie aus 
derselben nur sehr unvollständig aus. Ebenso ist die unterste Partie der 
hangenden Kalkschichte, reicher an Petrefacten, während die übrige 
Masse des Kalks wie gesagt kaum Spuren davon enthält. 

Die Fauna der Kössener Schichten des Bistro-Thales, besteht nach 
der früheren und der neuerlichst unternommenen Aufsammlung der Petre- 
facte aus folgenden Arten: 


Chemnitzia sp. Pecten acuteauritus Sch. 
Terebratula gregaria Sss. Gervillia praecursor Qu. 
Waldheimia norica Sss. Ostrea Haidingeriana Emmr. 
Spiriferina uncinnata Sch. Plicatula intusstriata Emmr. 


Ehynchonella cornugera Sch. Megalodon triqueter Wulf. sp. 

Lima praecursor Qu. 

Unter den genannten ist die Terebratula gregaria am häufigsten. 
Minder häufig, aber doch vorherrschend sind ferner Sp. uncinnata und 
Ostrea Haidingeriana. Die übrigen Arten sind viel seltener. 

Verfolgt man die Strasse weiter thalabwärts, so verquert diese die 
in NW. flach einfallenden Schichten schief, und man gelangt in hangen- 
dere Schichten, die aus fast ganz gleichen dunklen Kalken bestehen 
und mit eckig bröckligen dunkeln Mergelschiefern wechseln. 

Die letzteren enthalten keine Petrefacte. In den Kalken bemerkten 
wir aber glatte Austern-Schalen, die der Gryphaea suilla Lam. entsprechen 


[69] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 405 


dürften. Diese hangenderen Schichten erinnern an die oben geschilderten 
Schichten des Velky Rakitov im Revuca-Gebiete, und wurden für Greste- 
ner Kalke genommen. 

Im weiteren Hangenden ist leider kein Aufschluss vorhanden. Längs 
der Strasse folgt Schotter aus Granitgeröllen. Auf dem Fusssteige, der 
den Bug der Strasse abschneidet und über die Anhöhe führt, die unmit- 
telbar über den Kössener Schichten sich erhebt, sieht man über den 
beschriebenen Schichten fast unmittelbar Neocom-Mergel mit Aptychen 
anstehend;; hier fehlen somit die Schichten des Lias entweder ganz oder 
sie sind doch unzugänglich. 

Erst gegenüber der Mündung des Komiatna-Thales folgt im linken 
Waag-Ufer ein Aufschluss des steilen Gehänges, und hier steht der 
Jurassische Aptychenkalk, in rothen und grünlichen an Hornstein reichen 
Schichten mit sehr flachem südlichem Einfallen an. Ein Aptychus lamello- 
sus wurde in diesen Schichten gefunden. Waag abwärts senken sich die 
jurassischen Aptychen-Kalke bald unter das Niveau der Strasse und 
herrscht wieder der Neocom-Mergel tiefer abwärts bis nach Gombäs, wo 
er vom Karpathen-Dolomit überlagert wird. Die das Bistro betreffenden 
Details am rechten Ufer der Waag, wolle der freundliche Leser im Be- 
richte des Herrn Meier nachlesen. 


D. Der Karpathen-Dolomit in den Vorbergen südlich der 
3 Waag. 


Nördlich vom Fleckenmergel-Zuge oder auf den Fleckenmergel 
aufgesetzt, folgt die Zone der Karpathen-Dolomite. Diese bilden eigent- 
lich keinen zusammenhängenden Zug, wie dies bei den bisher abgehan- 
delten Schichtengruppen der Fall war, sondern sie kommen in einzelnen 
grösseren oder geringeren Massen vor, die isolirt von einander vereinzelt 
dastehen, die höchsten Partien einzelner hervorragender Berge oder 
ganzer Gebirge darstellend. 

Die Karpathen-Dolomite fehlen dem Vorgebirge auf der Strecke 
von Sliat bis Laziste und sind somit, wie der Fleckenmergel-Zug, in zwei 
Partien getrennt. Die westlichere beginnt bei Slia@ in der Gegend von 
Ludrova und ist von da westlich, südlich der Waag, bis an die Fatra in 
‚einzelnen isolirten Massen zu verfolgen. Im östlichen Theile des Gebietes 
erscheint der Karpathen-Dolomit in einer einzigen zusammenhängenden 
Masse, welche das Gebirge der Poludnica südlich von St. Miklos und 
St. Johann zusammensetzt. 

Im westlichen Theile des Dolomit-Gebietes sind fol- 
gende Massen des Karpathen-Dolomites hervorzuheben. 

Die östlichste liegt zwischen dem Sliater und Ludrova-Thale. Die 
Schichten derselben fallen flach in Nord ein und werden im Norden vom 
Nummuliten-Kalke überlagert. 

Gleiche Lagerung zeigt die nächstwestlichere Dolomitmasse zwischen 
dem Ludrova und Revuca-Thale. Die Auflagerung dieser Masse auf dem 
Neocom-Mergel von Bielypotok, bei flacher Schichtenstellung ist ausser- 
ordentlich klar im Gehänge der Revuca aufgeschlossen. 

Eine weitere Dolomitmasse bildet den Ziar im Südwesten von Rosen- 
berg. Diese Masse ist im Norden, Westen und Süden vom Neocom-Mergel 
umgeben. Auch im Osten dürfte dies der Fall sein, doch scheint in Folge 


406 D. Stur. [7 0] 


einer Abrutschung eines grossen Theiles dieser Dolomitmasse im Osten, 
der unter dem Dolomite lagernde Neocom-Mergel so verdeckt zu sein, 
dass nur eine geringe Partie desselben unter den Dolomit-Trümmern an 
den Tag tretend verzeichnet werden konnte. Die Schichten lagern flach, 
und die Neocom-Mergel den Dolomit unterteufend, fallen im Norden süd- 
lich, im Westen östlich, im Süden, wo die Schichtenstellung am steilsten 
sich gestaltet, in Nord. _ 

Im Westen des Ziar-Berges sind zwei isolirte Felsen von Kar- 


pathen-Dolomit dem Neocom-Mergel aufgesetzt, die man mit dem Namen: 


Skalie bezeichnet. % 

Südwestlich von Cernova erhebt sich, hoch auf den Neocom-Mer- 
seln aufgesetzt ein langer scharfer Rücken aus Karpathen-Dolomit, 
Kozie Chrbty genannt. Diese Masse liegt ganz horizontal auf den flach 
lagernden Fleckenmergeln. An der Nordspitze derselben liegt ein kleiner 
isoliter Dolomitfels, wahrscheinlich ein herabgestürztes Stück der grossen 
Masse. 

Die Dolomitmasse der Nemecky-Kopee und der Magura wurde 
bereits als sehr nahe an die Trias-Schichten gerückt geschildert. Im 
Norden davon liegt die Dolomitmasse des Velky Smrekovee, ebenfalls 
ganz flach dem Fleckenmergel aufgesetzt. 

Die westlichste Dolomitmasse gestaltet sich zu einem ansehnlichen 
Gebirgsstocke und setzt die eigentliche Fatra zusammen. Diese ist im 
Osten, Norden und Westen von der Waag umflossen, und südlich durch 
den tiefen Sattel: Velka Fatra, über welchen die alte Strasse einst aus 
der Thuroez nach Lubochna führte, von dem südlich folgenden Gebirge 
gesondert. Zu dieser Dolomitmasse gehören als ergänzende Theile der- 
selben, vorerst die Dolomitpartie südlich bei Lubochna, die durch das 
Lubochna-Thal von der Hauptmasse getrennt ist, ferner der Dolomit der 
Havrana-Skala, nördlich von Gomba$, und die nördlich bei Ratkovo un! 
westlich bei Sutovo liegenden Dolomitmassen der Mala Fatra (Sattel im 
Westen von Kralovani) beide durch die Waag von der Hauptmasse abge- 
schnitten. r 

In keiner von diesen Dolomit-Massen wurde der Sipkover Mergel 
beobachtet. Dagegen haben sämmtliche erwähnte Massen zur unmittel- 


baren Unterlage, jene, im vorangehenden zu Gault gezählte Kalkmergel- 


schiefer mit dem A. splendens Sow. Diese Unterlage ist namentlich gut 
entwickelt um die Ziarmasse, zwischen dem Ziar und Skalie wo in 
diesem Schiefer ein Fucoide ähnlich dem Chondrites intricatus St. häufig 
ist, ferner bei Vlkolinec, wo die Mergelschiefer dunklere bituminöse 
sandige Schiefer enthalten mit kohligen Theilen die von Fischresten 
abstammen dürften. 

Die östliche Partie des Karpathen Dolomites südlich 
von St. Miklos und Hradek bot, wie schon angedeutet wurde, in sofern 
grosse Schwierigkeiten bei der Aufnahme, als jene, die einzige Sicherheit 
bei der Unterscheidung des Karpathen-Dolomites vom obertriassischen 
Dolomite bietenden Schichten: der Fleckenmergel und der Keuper Mer- 
gel, östlich vom St. Johanner Thale fehlen und hier somit an der Grenze 


unseres Gebietes andere Verhältnisse zu herrschen beginnen, die weiter. 


östlich erst klarer ausgeprägt, vorzüglich darin wesentliche Verschie- 
denheit zeigen, dass in diesem östlichen Gebiete die rothen Keuper- 


[71] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 407 


Mergel fehlen. In Folge dessen mögen unsere Untersuchungen an der 
östlichen Grenze zu einem abweichenden Resultate geführt haben von 
den in der Nachbar-Seetion erlangten. 

Aus den nachfolgenden Mittheilungen, die unsere Beobachtungen 
enthalten, wird es hervorgehen, dass unsere Auffassung auf die in 
unserem Gebiete gebotenen Thatsachen gegründet ist. 

Es wurde bereits erwähnt, dass im Durchschnitte der Demanova, 
im rechten Gehänge an der Mündung des genannten Thales, auf dem 
obertriassischen Dolomite eine kleine Partie rother Aptychenkalke lagert, 
über welcher Neocom-Mergel folgt, und von dem Dolomite östlich von 
Pau£inä-Lhota überlagert wird, der somit der Karpathen-Dolomit sein 
muss. Verfolgt man im Westen dieses Dolomites den Weg nach Plostin 
in nördlicher Richtung, so trifft man sehr bald eine Einlagerung des 
Sipkover Mergels, in welchem der Weg häufig tief eingeschnitten ist, 
die von einem zweiten Dolomite, der den Rohacka-Berg südlich bei 
Plostin bildet, überlagert wird. Die Schichten fallen durehaus flach nörd- 
lich. Dieses Verhältniss erinnert sehr lebhaft an die Karpathen-Dolomit- 
masse bei Osada, wo der Sipkover Mergel den Dolomit ebenfalls in zwei 
Lagen sondert. 

Den nächst östlieheren Durchschnitt in dem zu betrachtenden Dolo- 
mit-Gebirge begeht man längs dem Illanover Thale südlich von St. Miklos. 
Aus früheren Mittheilungen ist es bekannt, dass über dem obertrias- 
sischen Dolomit der Dementalova-Alpe, welcher auf Muschelkalk (Dema- 
nova-Thal, Gegend „hore Luckami“) und Quarzit lagert, unter den 
Homolky- Bergen: rothe Keuper-Mergel, Kössener, Grestener Schichten, 
rothe Aptychenkalke und Neocom-Mergel in der angegebenen Reihe 
folgen. Der Neocom-Mergel ist im mittleren Theile des Illanova-Thales, 
etwa eine Stunde entlang des Thalweges mit flach lagernden Schichten 
entblösst und in deutlichster Weise vom Dolomite der Poludniea über- 
lagert. Weiter thalabwärts folgt endlich auch in der Thalsohle die Ueber- 
lagerung des Neocoms vom Dolomit, welcher letztere nun eine Strecke 
hindurch in den Thalwänden, flach nördlich fallend, ansteht. Einzelne 
Schichten des dunklen plattigen Dolomits enthalten Ausscheidungen und 
förmliche Lagen von Hornstein, der rosenroth oder grünlich gefärbt 
erscheint. Im Süden des Rohacka-Berges gelangt über einen Sattel der 
Sipkover Mergel ins Illanover Thal herab, und überlagert den eben ver- 
querten Dolomit. Die Mächtigkeit des Sipkover Mergels verquert man bis 
an die Mündung des Seitengrabens Majerska. Die untersten Lagen sind 
kalkig, enthalten kleine Fischschuppen und rothbraune Zeichnungen, die 
von Fucoiden abstammen könnten. Die mittleren Schichten des Sipkover 
Mergels bestehen aus dem Mergel allein, die obersten wechseln mit 
dünnschichtigen dunkelbraunen Sandsteinen. Sie enthalten keine Ver- 
steinerungen. Auf den Sipkover Mergeln lagert die zweite Dolomitlage, 
und ist diese von Nummulitenkalken überlagert. 

Einen weiteren Durchschnitt kann man aus dem hinteren Theile 
des I}lanova-Thales im Ostgehänge der Poludnica, auf einem Fusssteige 
begehen, der über die Rakovica-Wiese, durch ein Thal herab nach 
Zäavaznä-Poruba führt. Als Ausgangspunkt der Beobachtung dient hier 
‚dieselbe Reihe der Schichten vom Keuper Mergel bis zum Neocom, die 
im oberen Theile des Illanova-Thales ansteht. Auf dem Neocom lagert der 


408 D. Stur. [72] 


Dolomit der Poludnica der auf dem Fusssteige häufig entblösst eine 
breceienartige Structur zeigt. Auf der Rakovica-Wiese sieht man den 
Sipkover Mergel anstehend, der mit flach nördlich fallenden Schichten im 
einer zungenförmig verlängerten Masse aus dem Thale bis hierher reicht, 
und demselben Zuge angehört, den man im Illanova-Thale verquert. 

Ein Fusssteig führt nun von der Rakoviea ununterbrochen über 
Sipkover Mergel herab gegen St. Johann. Verfolgt man den westlicheren 
nach Poruba hinab, so gelangt man in ein tief eingeschnittenes Thal, 
welches durch die Mächtigkeit der Sipkover Mergel den unten lagernden 
Dolomit aufschliesst. Tiefer unten geht man wieder über dem Sipkover 
Mergel bis vor Poruba hin. Hier folgt über dem Sipkover Mergel der 
höhere Dolomit, der von der Rohacka ber die Demetierka hiöher zieht 
und im weiteren Fortlaufe den Hradek-Berg im SO. von St. Johann bildet. 
Auf dem Dolomit lagert bei Poruba Nummulitenkalk. 

Bei einer so volltindieen Gleichartigkeit der Durchsehnitte länes 
der Demanova, Illanova und von Rakovica nach Zävaznä-Poruba konnte 
man wohl mit Recht hoffen, dieselben Verhältnisse auch im St. Johanner- 
Thale aufgeschlossen zu finden. Im Aufstieg von Uhorskaves auf die 
Terasse von St. Johann hinauf, sieht man das diluviale Granitgerölle auf 
einem bröckligen Dolomite lagern. In St. Johann sieht man die nörd- 
liehsten Häuser auf einem Sipkover Mergel aufgebaut, der im Südwesten 
bei‘St. Johann einige Anhöhen zusammensetzt. Erst im Liegenden dieses 
Sipkover Mergels folgt der Dolomit des Hradekberges. Dieser Mergelzug 
von St. Johann muss daher ein hangenderer sein und ist derselbe im 
rechten Gehänge des Thales östlich bei St. Johann sehr schön entblösst. 
Im Liegenden des Hradek-Berg-Dolomites folgt der von Ilanova an, süd- 
lich bei Poruba, östlich ziehende Sipkover Mergelzug, und ist im rechten 
Gehänge, südlich der Kameniea in den daran südlich folgenden Sattel zu 
verfolgen. Von da an verengt sich das St. Johanner Thal nach und nach 
zu einer schmalen Schlucht, in welcher wir anfangs den tieferen Theil des 
Karpathen-Dolomites verquerten, bis zu dem Längsthale, welches von der 
Bukoviea her ins Hauptthal mündet. An dieser Stelle hofften wir die 
Neocom-Mergel vom Ilanover Sattel zu verqueren, doch bemerkten wir 
davon keine Spur, und fanden das Hauptthal hier bald sehr felsig, bald 
mit Wald bedeckt. Südlicher von da, wohl schon gewiss im triassischen 
Gebiete sahen wir wiederholt im Gehänge Schutt von Sandstein und von Mer- 
geln, doch konnten wir wegen Mangel an Petrefaeten nicht unterscheiden, 
ob uns Lunzer Sandsteine und Reingrabner Schiefer oder Sipkover Mergel 
und Sandsteine vorliegen. 

Endlich im Westfusse des Ohniste Berges erscheint schwarzer weiss- 
geaderter Muschelkalk, und im Südfusse desselben Berges unter diesem 
Kalke, echter Werfener Schiefer, mit Naticella costata Münst. 

Dieses Vorkommen diente uns als Basis der weiteren Untersuchung. 
Wir erstiegen den Ohniste-Berg und verfolgten von da nördlich eine 
Durebschnittslinie, die nahezu an der Grenze unseres Gebietes, mit dieser 
parallel verläuft. 

Der Fuss des Ohniste-Berges besteht aus schwarzem Muschelkalk, 
der Berg selbst aus dunkelgrauem Kalk. Auf dem Wege von da zum 
Slema-Berg, bemerkten wir im Aufstieg auf den letzteren eine schmale 
Einlagerung von einem mit Sandstein wechselnden Mergelschiefer, in 


[75] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 409 


welchem wir trotz der geringen Menge des ganz zerbröckelten Gesteins 
eine Spur einer Halobia Haueri fanden, und denselben daher für Rein- 
grabner Schiefer erklärten. Im Nordabfalle des Slema-Berges, der aus 
Kalk besteht, folgen Dolomit-Schichten, erst senkrecht stehend, dann sogar 
mit südlichem Einfallen al eine Unregelmässigkeit, die in diesem, mit fast 
ausschliesslich wenig < geneigter flacher Schiehtenstellung begabten Gebirge 
sehr auffällig ist. Da im darauf folgenden Sattel südlich am Bukovica- 
Berge keine Fleckenmerzel, wie zu erwarten war, sondern flach gelagerte 
Sipkover Mergel folgten, mussten wir die oben beobachteten Dolomit- 
Schichten als Karpathen-Dolomit auffassen. 

Von diesem eben erreichten Sattel ging ich erst nordwestlich zur 
Smrekoviea hin, über wiesige wenig aufgeschlossene Stellen, und 
fand auf diesem. Wege ein Stück Neoeom- Mergel, sonst einen Kalk mit 
rothen und grünen Hornsteinen, der dem im Liegenden des Sipkover Mer- 
gels im Manor, Thale folgenden Hornsteinkalke sehr ähnlich war. Beide 
Fälle beweisen, dass man hier im jüngeren und nicht im triassischen 
Gebiete sich befindet. 

Vom Sattel Bukovica hinab durch das Thal „hore poto&ia“ geht man 
durch ein Karst Thal, das trocken ist, und dgssen Wasser tief unter dem 
Gerölle fortfliesst. In dieser Spalte steht Kalk und Dolomit an, der über 
dem Sipkover Mergel des Bukovica- Sattels lagern dürfte, Jenseits der 
Spalte folgen wiesige Stellen überdeckt von Mer geln, die von den Sipkover 
Mergeln nicht zu unterscheiden waren. Es war aller dings nicht festzu- 
stellen, ob diese Mergel über dem eben verquerten Kalke und Dolomite 
lagern, wo jedoch in ihnen die Schichten entblösst waren, zeigten sie ein 
nördliches häufiger als ein südliches Fallen. Auf diesen Sipkover Mergeln 
lagert ein Dolomit, dermit jenem auf der Kamenica einen Zug bildet. 

Hiernach wäre der Sipkover Mergel bei „hore pototia“ die direete 
Fortsetzung des von Illanova über Por uba und St. Johann verfolgten Zuges. 
Der Dolomit des Kamenica-Zuges zeigt namentlich in den nördlichen 
Gehängen an der Waag, vom Kalkspath ausgefüllte etwa zwei Linien 
im Durchmesser messende Röhren, die entweder von Korallen oder Fueoi- 
den abstammen. Er zerfällt überdies äusserst leicht zu einem ganz feinen 
Sande. 

Von da an längs dem linken Ufer der Waag bei Podturnia vorüber 
zur Uhorskaves sieht man den St. Johanner Zug der Sipkover Mergel 
entblösst, reich an Sandstein-Einlagerungen, und überlagert von demselben 
Dolomit, der am Wege vor St. Johann beobachtet wurde. 

Noch ein Durchschnitt, der diese Mergel und Dolomite aufschliesst, 
und längs dem rechten Waagufer, von der Hradeker Brücke über die Belä, 
nördlich bei Podturnia vorüber aufgeschlossen ist, fällt in das von mir 
untersuchte Gebiet. 

Dieser Aufschluss beginnt erst am linken Ufer des Benedikova 
Thales gegenüber der Waag-Brücke von St. Johann. Das steile Gehänge 
zeigt einen anstehenden bröckligen Dolomit, der von Nummuliten-Kalken 
überlagert wird. Dieser Dolomit steht nun ununterbrochen an bis unter- 
halb Podturnia, dort wo der Weg nach St. Peter von der Strasse 
abzweigt. Von da an ist das Gehänge weniger hoch und besteht bis 
zur Hradeker Brücke hin aus Sipkover Mergel. Gleich im Liegenden des 
Dolomites bemerkt man im Sipkover Mergel eine 3—4 Klafter mächtige 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft: 54 


410 D. Stur. [74] 


Einlagerung von einem bräunlieh-grünlichgrauen feinkörnigen Sandstein. 
Im tieferen Theile der Sipkover Mergel sind Sandsteinlagen selten und 
sehr dem Mergel untergeordnet. Die Mergel zeigen stellenweise eine 
menilitartige Absonderung oder Zerklüftung, und fallen aus ihnen grosse 
kugelige Stücke heraus, die erst wieder in kleine Bröckeln zerfallen. 
Solche kugelige Stücke haben einen muscheligen Bruch und spalten nur 
schwer nach den Schichtflächen. Trotzdem diese Mergel auf mehr als eine 
ı/, Stunde Weges im Gehänge ununterbrochen entblösst sind, und Mühe 
nicht gescheut wurde, fanden wir nicht eine Spur von Versteinerungen in 
denselben. Der hangendere Theil der Sipkover Mergelist steil aufgerichtet, 
meist mit dem Einfallen in Nord; nur an einer kleinen Stelle mit sehr 
steilem Südfallen. Der liegendere Theil gegen die Belä-Brücke hin liegt 
fast ganz flach. J 

Aus dieser Darstellung der Verhältnisse geht unzweifelhaft her- 
vor, dass der westliche Theil des südlieh von St. Miklos und Hradek 
liegenden Dolomites bis an das St. Johanner-Thal hin,über dem Neocom- 
Mergel des Illanover Thales lagert, somit dieser Dolomit sammt den 
ihm eingelagerten Mergeln, jünger und als Karpathen-Dolomit und 
Sipkover Mergelaufzufassen, sei. Der unzweifelhaft echte Sipkover Mergel, 
diesem westlichen Theile des Dolomites eingelagert, zieht vom Rohacka- 
Berge an quer durch das Illanova-Thal, südlich bei Zäbava und dem 
Hradekberg vorüber ins St. Johanner Thal, und setzt von da südlich vom 
Kameniea-Berge ununterbrochen bis ins Thälchen „Hore potodia“ an unserer 
östlichen Grenze, und spricht unzweifelhaft dafür, dass sich die im Illanova 
Thale und südlich von Poruba so klar aufgeschlossenen Verhältnisse bis 
an die Ostgrenze unseres Gebietes fortsetzen. Es istnun sehr wohl denk- 
bar, dass eben hier ein Abschluss der bisher verfolgten Züge plötzlich 
erfolgt, und etwa, wie in der Osadaer Karpathen-Dolomitmasse, nicht ohne 
einer kühnen Wendung der Grenzen, die das Vorkommen des Karpathen- 
Dolomites hier ebenfalls zu einer beckenförmig gestalteten Masse 
abschliessen, wie diese durch die auf unserer Karte dargestellte Vereini- 
sung des Illanovaer Mergelzuges mit dem des Bukovica-Sattels, ange- 
deutet ist — und dann könnten allerdings unmittelbar daran östlich wie 
bei Osada, Trias-Ablagerungen anstossen, wie dies aus den Unter- 
suchungen des Bergrathes Stache hervorzugehen scheint. 


V, Die tertiären und diluvialen Ablagerungen im Gebiete der oberen Grau 
und Waag. 


A. Die älteren tertiären Gebilde. 


Die älteren tertiären Ablagerungen kommen in dem untersuchten 
Gebiete in drei von einander vollkommen getrennten Partien vor, wovon 
jede für sich eine eigenthümliche Entwicklung zeigt. Die eine Partie 
bildet den südlich der Waagliegenden Theil der Liptauer Mulde von Rosen- 
berg östlich über Deutsch-Liptsche bis St. Miklos. Die zweite Partie ist 
der nordöstlichste Theil der tertiären Ausfüllung des Kessels der Thuröez. 
Die dritte Partie der älteren tertiären Ablagerungen gehört dem Gran- 
Thale an, 


[7 5] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 411 


In der Liptauer Mulde besteht das Tertiär aus zwei Gliedern. 
Das untere Glied führt reichlich Nummuliten, und ist bald als Sandstein, 
bald als Conglomerat, oder endlich als ein sandiger Kalk entwickelt. Das 
obere Glied besteht aus Sandsteinen und Mergelschiefern, die untereinan- 
der wechsellagernd stellenweise sehr mächtig sind, In den letzteren 
wurde bisher,kein Petrefact gefunden. 

Die Nummuliten führenden Gesteine treten nur am Südrande der 
Mulde in einer schmalen oft unterbrochenen Zone auf, die am rechten Ufer 
der Revuca südlich bei Rosenberg beginnt und über Ludrova, Ober-Slia£, 
Klacan, Laziste, PloStin, Ilanova und Zavazska-Poruba, dann jenseits der 
Waag bis nördlich bei Podturnia zu verfolgen ist. An allen entblössten 
Stellen sieht man diese Nummuliten-Schichten mehr oder minder flach in 
Nord einfallen und das obere Glied: die Sandsteine und Mergelschiefer | 
unterteufen, welche letztere das zwischen der Waag und den Nummuliten- 
Gesteinen eingeschlossene Hügelland bilden. 

In der Thuröezer Mulde ist das Tertiär aus drei Gliedern 
zusammengesetzt, und zeigt hierin die grösste Uebereinstimmung mit dem 
Tertiär der Arva-Mulde. Bekanntlich findet man in der Arva, überhaupt 
am Nordabfalle des Cho& und Prosecno-Gebirges, wie auch längs dem 
Nordabfalle der Tatra in Galizien über den Nummuliten führenden Gesteinen, 
die hier wie in der Liptau die tiefsten tertiären Schiehten sind, zunächst 
einen Scehichteneomplex lagern, der ausgezeichnet ist durch die Führung 
reichlicher Fischreste, und der früher mit dem Namen der Menilit- 
schiefer belegt, jetztauch Amphisylenschiefergenannt wird !), daer 
neben Resten von Meletta und Lepidopides auch das Amphisyle Heinrichü 
Heck) enthält. Erst über dem Amphisylen-Schieferfolgtin dem bezeichneten 
Gebiete der Sandstein und Mergelschiefer, der hier sehr mächtig ent- 
wickelt, sehr bedeutende Gebirgszüge, für sich allein zusammensetzt. 

Nun in der Thuröez habe ich den Amphisylen-Schiefer, unter dem 
Schuttkegel von Ratkovo westlich von Krpelani, an einer Stelle anstehend 
gefunden, die am rechten Ufer von der Waag beständig unterwaschen 
wird, und dadurch die vom Schuttkegel bedeckten älteren Schichten zum 
Vorschein kommen. Man sieht da von der Waag beständig bespülte 
Amphisylen-Schiefer, überlagert von Mergeln und Sandsteinen, die sehr flach 
lagernd in Süd einfallen. Am linken Ufer der Waag, östlich bei Krpelani 
folgen die tieferen Nummuliten-Gesteine, die da an den Dolomit der 
Fatra angelagert erscheinen. Dieselben bestehen aus einem feinkörnigen 
Conglomerate aus Kalk- und Dolomitgeröllen, welches auf dem Wege zum 
Uebergange Fatra ins Lubochna Thal bis an die Wasserscheide stellen- 
weise in felsigen Partien ansteht. {. 

VonKrpelani abwärts über Nolcava und Stiavnicka, ferner von Skla- 
binka abwärts über Jasena bis Bella sind die oberen Sandsteine und 
Mergel herrschend. In diesem Gebiete tritt bei Podhradie der Nummu- 
liten-Sandstein auf, den Schlossberg daselbst bildend. Auch auf dem 
Wege von Bella zum HradiSte-Berge im SO. von Velke Jeseno bemerkt 
man auf dem Neocom eocene Conglomerate aufgelagert, über welchen 


1) E. Suess, Untersuchungen über den Charakter der österr. Tertiär-Ablage- 
tungen. I. p. 33. 
2) Denkschr. der Wiener Akademie 1849. 


54* 


412 D. Stur. [76] 
Meletta-Schuppen führende Schiefer folgen, an deren Grenze gegen den 
Hangend-Sandstein man auf dem bezeichneten Wege eben fortschreitet. 

Eine wesentlich andere Zusammensetzung zeigt das Tertiär in der' 
Gran-Mulde. 

Im Norden von Sl. Liptsche ist das älteste Glied des Tertiär an der 
Gran in der Form von Conglomerat entwickelt, das hier durchgehends 
lichtgraue oder weisse Farben zeigt und aus Geröllen der obertriassischen 
Kalke und Dolomite fast einzig und allein besteht. Das Liegende dieses 
Conglomerates bilden die Gesteine der Trias und des Rothliegenden, die 
dasselbe rundherum umgeben und beekenförmig abschliessen. Nur an 
zwei Stellen des Beckens, in einem Graben nör dlich bei Sl. Liptsche habe 
ich, wie es scheint, tiefere Schichten unter dem horizontallagernden Con- 
slomerate gefunden, die in einem Falle aus sandigem Thone mit Geröllen 
von Quarz und krystallinischen Gesteinen, im andern Falle aus einem 
sandigen grünlichen Lehm, der eine grellroth gefärbte etwa 2 Zoll mächtige 
Lage enthielt, bestanden haben — Alles dies so unvollständig entblösst, 
dass ich nicht ganz ausser Zweifel blieb, ob die letzterwähnten nicht 
nachträgliche Einlagerung seien in später entstandenen Einrissen des 
Conglomerates. 

An mehreren Stellen des Beckens, namentlich aber südlich vom 
Peniazky-Berge (265 Klafterüber der Meerestläche), dort wo der von Prie- 
chod nach S!. Liptsche führende Weg mit dem von Podkonice kommenden 
sich vereinigt, sind zwei Steinbrüche in dem Conglomerate eröffnet, die etwa 
300 Schritte auseinander stehen. In beiden Steinbrüchen suchte ich ver- 
gebens nach Petrefaeten im Conglomerate. Südlich vom südlicheren der 
beiden Steinbrüche, etwa in einer Entfernung von 5V Schritten, erscheint 
am Wege eine tief ausgefahrene Stelle, die einen mürben Nummulitenkalk 
aufschliesst. Sowohl dieser Kalk, als auch die aus diesem entstandene 
lehmige Ackerkrume enthält in grosser Menge Nummuliten. Es ist dies 
dieselbe Stelle, von welcher uns Herr Prof. D. Lichard, Redacteur der 
landwirthschaftlichen Zeitung „Obzor“ zu Ungr. Skalitz, im Jahre 1866 
Nummuliten eingesendet hatte ı), worunter Nummulites Lucasana Defr. und 
N. perforata Orb. An Ort und Stelle fand ich auch die N. complanata Lam., 
die mit den genannten nur selten vorkommt. Die Umgegend dieser Fund- 
stelle ist ein unaufgeschlossenes Ackerland, im dessen Gebiete das Ver- 
hältniss des Nummuliten-Kalkes zu dem Conglomerate nicht offen ist. — 
Doch nach der Lagerung des Conglomerates und der Situation der Fund- 
stelle ist anzunehmen, dass der Nummuliten-Kalk entweder auf dem Con- 
glomerate zu oberst aufsitzt, oder den obersten Schichten desselben ein- 
gelagert sei. 

Eine zweite muldige Ablagerung dieses Conglomerates habe ich in 
der Gegend zwischen Hornia und Dolnia-Lhota, nördlich bei Lopej unter- 
suchen können. Das Vaiskova-Thal, oberhalb Dolnia-Lhota durchfliesst 
das Becken. Das Conglomerat besteht ebenfalls aus kleinen Kalk- und 
Dolomit-Geröllen, die durch ein kalkiges Bindemittel verbunden sind; doch 
ist sowohl die Oberfläche der Gerölle, als auch das Bindemittel gr ellroth 
gefärbt. Wenn man insbesondere an nassen Tagen auf der Hauptstrasse 
längs der Gran bei Predajna und Lopej fährt, sieht man von Ferne schon 


1) Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1866. XVI. Verh. p. 57. 


[7 7] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 413 


die Oberfläche des Beekens dunkelroth übertüncht, und hofft daselbst die 
rothen Sandsteine anstehend zu finden. Nach genauerer Untersuchung 
findet man, dass es das Bindemittel ist, welches den aus dem Conglo- 
merate entstandenen Ackerboden so grell färbt. Auch hier liegen "die 
Schichten flach, nahezu horizontal. Es gelang mir nicht im Gebiete dieses 
Conglomerates Petrefaete zu finden, doch halte ich dafür, dass es desselben 
Alters sei, wie das Conglomerat von Sl. Liptsche, und dass dessen Farbe 
den rothen Sanilsteinen, die im Süden des Beckens unter dem Conglo- 
merate anstehen, entnommen ist, 

Eine dritte kleine Mulde desselben Conglomerates liegt im Osten 
bei Mito, nördlich von Bries. 

Ausser dem habe ich noch Nummuliten führende Kalke, Conglomerate 
und Sandsteine auf anderen Stellen der Gran-Mulde beobachtet, doch 
sind diese Vorkommnisse gegenüber den erwähnten verschwindend klein, 
überhaupt von sehr geringer Ausdehnung. Solche sind: Der Öech- Vrch, 
auf der Wasserscheide zwischen der Gran “und der Driekina, Sl. Liptsche 
S.; drei Stellen bei Pojnik Lhota, zwischen Libethen und Pojnik; nörd- 
lich von Majer in der Paseka, östlich bei Neusohl; zwei Stellen am linken 
Ufer des Rudlova-Thales, nördlich bei Neusohl, endlich vier Stellen im 
Südwesten bei Tajova im "Gebiete des Kraliker Wassers. 

Unter diesen will ich nur jene Stelle hervorheben, die im Örte Ru- 
dlova den Nummuliten-Sandstein anstehend zeigt. Der Aufschluss ist leider 
sehr beschränkt und befindet sich in einem kleinen Graben am oberen 
Ende des Ortes, der aus SO. nordwestlich zieht. Im untersten Theile des 
Grabens sieht man eine etwa fussmächtige Sandsteinschichte entblösst, 
in welcher Petrefaete vorkommen. Sie sind durchwegs als Steinkerne, 
und auch diese selten ganz, und meist abgerieben zu erhalten. Herr 
Fuchs, Assistent am Hof-Mineralien-Cabinete, der die Freundlichkeit 
gehabt hat dieselben durchzusehen, glaubt annehmen zu können, dass 
einige von diesen Steinkernen folgenden Arten angehören: 

Natica angustata Gratel. 

„ erassatina Desh. 

Chemnitzia costellata Desh. sp., 
und schliesst daraus, dass dieser Sandstein dem Niveau von Weinheim, 
Gaz, Gomberto, Oberburg angehören dürfte, 

Verfolgt man weiter aufwärts den Graben, so findet man in den 
Gehängen einen gelblichen scharfen feinen Sand anstehend, der das 
Gehänge zusammensetzt und unter dem Diluviallehme, im Osten und 
Norden dieser Stelle noch auf mehreren Punkten des Rudlova-Thales an 
den Tag tritt. An der tiefsten Stelle des Sandes habe ich eine kleine 
Nachgrabung veranlasst und darunter ein Kohlenflötzchen anstehend 

gefunden, welches in früheren Jahren durch einen jetzt gänzlich verfallenen 
Stollen aufgeschlossen worden war, etwa 2 Fuss mächtig, doch sehr 
schiefrig und nicht abbauwürdig befunden wurde. 

Das Liegende der Kohle, überhaupt die Schichtenfolge vom Sande 
bis zu dem petrefaetenführenden Sandstein ist hier nicht aufgeschlossen. 
An andern Stellen, bei Kincelova und Nemce findet man unter dem Dilu- 
viallehme braungelbe Mergel sehr dürftig aufgeschlossen ohne Petrefacte. 
Im NW. bei Nemce sieht man endlich unter den genannten Mergeln oder 
Sanden, braune, an die Amphisylen-Schiefer erinnernde Mergel in Wechsel- 


414 D. Stur. [78] 


lagerung mit schiefrigen, in dünnen Platten brechenden Sandsteinen 
anstehen, die den am Uplazlia bei Bries vorkommenden und gleich zu 
besprechenden Gesteinen ganz ähnlich sind. Ich fand auch in dieser keine 
Spur von Petrefaeten. So viel ist sicher, dass diese zwischen dem Rud- 
lova- und Barandia-Thale unter dem Diluvium an den Tag tretende, sehr 
dürftig aufgeschlossene Gesteine über dem Sandstein mit Natica crassa- 
tina lagern. Ueber die Aufeinanderfolge derselben ist hier jedoch keine 
Beobachtung möglich. 

Erst wieder bei Bries und zwar südlich davon am linken Ufer der 
Gran, in der Gegend genannt „Uplazlia“, findet man diese Schichten an- 
stehend, und hier ist es möglich auch ihre Reihenfolge mit grösserer 
Genauigkeit zu eruiren. 

Das tiefste anstehende tertiäre Glied besteht hier aus einem grob- 
körnigen plattigen Sandsteine mit Nummuliten und Opereulinen, der mit 
einem ebenfalls plattigen, sandigen, gelblichen, im frischen Bruche grauen 
Mergelschiefer wechsellagert, welcher letztere Schuppen der Meletta 
crenata Heckel und Pilausenreste führt. Nach den mir vom Herrn Cipkay 
in Bries freundlichst mitgetheilten Aufschreibungen über ein im Südfusse 
des Uplazlia abgeteuftes Bohrloch ist die Schichtenreihe des Nummuliten 
und Önereulinen führenden Sandsteins und Meletten-Mergels folgend 
zusammengesetzt: 

Alluvium 5’ 

Sandiger Schlamm 1’ 

Mergelschiefer mit 12 Zwischenschichten von kalkspäthigem Mer- 
gelschiefer 230 0’ 4" 

Milder Sandstein lichtgrau 

Conglomerat 5 

Mergelschiefer N 

Conglomerat ln 

Mergelschiefer 

Conglomerat 

Gesammttiefe des Bohrloches 290 2 1”. 

Obwohl von den hier verzeichneten Schiehten die Proben nicht 
mehr erhalten waren, glaube ich dennoch annehmen zu können, dass die 
23 Klafter mächtige Ablagerung von Mergelschiefer eben dem Nummuliten 
und Opereulinen führenden Sandsteine und dem mit ihm wechsellagernden 
Meletta-Mergelschiefer entspreche, die am linken Ufer der Gran unmittel- 
bar bei der Granbrücke, und von da längs dem Fusssteige südlich über 
die Uplazlia-Anhöhe und jenseits derselben im Uhliska-Bache anstehend 
zu beobachten sind. An letzterer Stelle, unweit unterhalb der Mündung 
des Bohrloches habe ich mehrere Platten dieser Gesteine aus der Bach- 
sohle ausgehoben gefunden und darin die oben erwähnten Nummuliten, 
Opereculinen, Fischreste und Pflanzen gesammelt, die somit den obersten 
Lagen des 23 Klafter mächtigen Schichten-Complexes angehören. 

Die im Liegenden vorkommenden Conglomerate habe ich zu Tage 
nirgends anstehend gefunden, dieselben dürften ohneweiters den Oon- 
glomeraten des Beckens von Sl. Liptsche und von Lhota entsprechen. 

Ueber dem Nummuliten-, Opereulinen- und Melettareste führenden 
Schichten-Complexe folgen nun bei Bries noch jüngere tertiäre Schichten, 
die man im Osten der Anhöhe Uplazlia, am Wege hinab zum Breznec- 


K 9] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 415 


Bach am besten aufgeschlossen findet. Die Kuppe, überhaupt der oberste 
Theil des Uplazlia besteht aus einer Sandablagerung. Grober scharfer 
Sand enthält hier Bänke von groben Geröllen aus krystallinischen Ge- 
steinen (Trachytgerölle fehlen gänzlich). Manche Gerölle, namentlich die 
von Gneiss sind sehr gross. Die kleineren sind verwittert und zerfallen 
beim Anschlagen in eckigen Sand. 

Unter dem Sande mit Geröllbänken folgen gelbe Mergel oder 
Letten, die das Gehänge bis an die Sohle des Breznee Baches ein- 
nehmen. Am rechten Ufer des Breznee sieht man unfern eines Bienen- 
hauses die verwitterte Halde eines Stollens, mittelst welchem im Liegen- 
den des obenerwähnten Lettens ein Flötz einer schlechten Kohle eigent- 
lich eines bituminösen Kohlenschiefers aufgeschlossen wurde, das seiner 
schlechten Qualität und geringer Ausdehnung wegen jedoch nicht abbau- 
würdig war. In dem, unmittelbar auf dem Kohlenschiefer liegenden Letten 
hat Dr. Zeehenter Pflanzenreste bemerkt, die wegen leichter Ver- 
witterbarkeit des sie enthaltenden Gesteins nicht aufbewahrt werden 
konnten. 

Schon an der Mündung des Breznee Baches stehen die Meletta- 
Mergelschiefer und Sandsteine an, h. 4 streichend und in SO. einfallend, 
unterteufen sie die Kohlenschiefer. 

Aus diesen Beobachtungen lässt sich folgende Schichtenreihe der 
tertiären Ablagerungen bei Bries zusammenstellen: 

Sand mit Geröllbänken. 

Mergel und Letten. 

Bituminöser Kohlenschiefer. 

Meletta-Mergelschiefer, Nummuliten und Opereulinen führender 
Sandstein. 

Milder Sandstein. 

Conglomerat wechselnd mit Mergelschiefer. 

Alle die hier erwähnten Schichten wurden auch im Rudlova-Thale 
in einer mehr oder weniger abweichenden Beschaffenheit gefunden. Das 
tiefste Glied daselbst führt Petrefacten aus dem Niveau von Oberburg 
und Gomberto. Hieraus würde nun folgen, dass die Meletta führenden 
Schichten den Amphisyle-Schiehten der Karpathen und dem Meletta- 
Niveau von Prassberg, — der Kohlenschiefer des Gran-Thales etwa der 
Kohle von Sotzka entspreche und die darüber folgenden Mergel, Letten 
und Sande etwa den Horner Schichten parallel zu stellen seien. Leider 
sind in den obersten drei Gliedern bisher keine Petrefaeten gefun- 
den worden und sind diese Schichten des Gran-Thales überhaupt so 
unvollkommen aufgeschlossen, und die vorhandenen so weit von einander 
anstehend zu finden, dass genauere Resultate zu erzielen, hier zu den 
Unmösglichkeiten gehört. 

Immerhin bringt das Resultat, dass die tiefsten tertiären Schichten 
mit Nummuliten in den Karpathen, nach den Petrefaeten von Rudlova, in 
das Niveau von Weinheim, Gaz, Gomberto, Oberburg fallen, eine beach- 
tenswerthe Thatsache zur Kenntniss. 


B. Trachyte und Trachyttuffe des Gebietes. 


Inden von mir untersuchten Gran-Gegenden erscheinen die Trachyte 
und Trachyttuffe in drei von einander getrennten Gebieten. 


416 D. Stur. [30] 


Das westlichste Gebiet, im Westen von Neusohl, gehört dem Ost- 
abhange des grossen, im Osten von Kremnitz liegenden Trachytgebirges, 
dessen, die Westgrenze meines Aufnahmsterrains bildender Hauptkamm 
vom Hermanec-Pass beginnend, südlich bis an die Grenze zwischen Buca 
und Jalna bei Heiligenkreuz in einer nordsüdlichen Richtung zu verfol- 
gen ist. 

Der Ostabfall dieses Gebirges bis an den Lavrin-Berg (537° M. H.) 
herauf wurde von mir untersucht und dessen Beschaffenheit ähnlich gefun- 
den, wie die des Westabfalles, über welche Bergrath Stache ausführlich 
berichtet hat). Dieser Ostabfall besteht nun bis an die Orte Kordiki, 
Kraliki, Pr$ani und Badin aus dem grauen oder andesitischen 
Trachyt:), der in felsigen Partien, die eine gut entwickelte plattenför- 
mige Absonderung sehr häufig zeigen, an den genannten Orten plötzlich 
steil aufragt und auch die mehr kuppenförmigen Höhen des Rückens zu- 
sammensetzt. 

An das steil abfallende Gebirge des grauen Trachytes lehnen sich 
sanftere Gehänge an, die südlich von Tajova bis in die Gegend von 
PrSani, Rakitovee und Badin reichen, und aus Trachyttuffen bestehen. 
Diese Tuffe darf man allerdings oft genug Breceien nennen, namentlich 
in Lagen, die näher dem Gebirge liegen. Doch sind gut geschichtete, aus 
feinerem Detritus des Trachytes bestehende Tuffe häufig zu sehen. 

Dies ist namentlich bei dem sogenannten Steinkohlenschachte der 
Fall, der in einem zwischen Dolny-Rakitovee und Badin situirten Graben 
westlich von Rakitovee zu finden ist. An Ort und Stelle sieht man noch 
die letzten Spuren eines Schachtes und tiefer herab die eines Stollens, 
die beide, nach den sehr geringen ganz verwitterten Halden zu schliessen, 
kaum einige Klafter Tiefe haben konnten und mittelst welchen ein gewiss 
nur unbedeutendes Flötz eines durch erdige Beimengungen sehr schlech- 
ten Lignits nachgewiesen wurde. Am Bache unterhalb dieser Schurfe sieht 
man Trachyt-Breecien und Conglomeratschichten mit ungeheuren Geröl- 
len von Trachyt, wechselnd mit feineren Tuffschichten. Die letzteren sind 
sehr untergeordnet, daher wohl auch das Lignitzflötz keine bedeutende 
Mächtigkeit erreichen konnte. 

Im Schachte scheint man unter den Breceien und dem Flötz unmit- 
telbar den Dolomit des Grundgebirges erreicht zu haben, da derselbe den 
grösseren Theil der Halde bildet. 

So wie hier, ist die Mächtigkeit der Trachyttuffe an anderen Stellen 
' dieser Gegend eine verhältnissmässig sehr geringe. Die Trachyttuffe über- 
decken in einer geringen und wechselnde Mächtigkeiten zeigenden Decke 
das Grundgebirge, doch so unvollständig, dass allerorts unter dieser 
Decke das letztere an den Tag tritt, und in dieser Gegend eigentlich 
weder das Grundgebirge noch die Decke aus Trachyttuffen und Breceien 
irgendwo aufgeschlossen erscheint, welcher Umstand die Aufnahme 
mühsam macht, ohne einen entsprechenden Lohn für die Mühe zu 
bieten. 

Das zweite Trachyt- und Tuffgebiet meines Aufnahms-Terrains 
umfasst die nördlichere Hälfte des grossen Trachytstockes der Polana, 


1) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XV. 1865, p. 318. 
2) L. c. p. 318. 


[8 1] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 417 


welcher zwischen Libethen und Detva ausgedehnt ist. Die südlichere 
Hälfte der Polana wurde von Herrn Karl M. Baul untersucht !). 

Der graue oder andesitische Trachyt, aus dem der Kern des Gebir- 
ges besteht, kommt in der nördlichen Hälfte der Polana nur auf zwei 
Stellen anstehend vor. Von der Polana- Spitze setzt nämlich der graue 
Trachyt stets den im Osten der Hrochocka sich erhebenden Gebirgs- 
rücken bildend, in nordwestlicher Richtung fort über die Bukovica hinaus, 
bis in die Gegend Trikopee, und bildet somit den Bukovieca- Bergrücken 
auf der Wasserscheide zwischen der Kamenista und der Hrochocka. 

Nördlich von der Bukovica sieht man an einer zweiten Stelle den 
andesitischen Trachyt anstehen, und den Vepor-Berg bilden. 

Die ganze übrige Masse des ausgedehnten Trachytgebirges des 
Vepor, dessen letzte Ausläufer bis auf den Skalolom Vreh bei Libethen, 
ferner auf dem Umwege im Süden bei Hrochot vorüber bis Hormia Mitina 
reichen, besteht fast ausschliesslich aus Trachytbreeeien, die näher an 
die Trachyt-Punkte aus sehr grobem eckigem Materiale bestehen, ent- 
fernter von diesen, allerdings etwas feiner, immerhin noch zu roh zusam- 
mengesetzt sind, als dass man auf dieselben einen andern Namen als 
Breceien anwenden könnte. Erst in den äussersten Ausläufern, so nament- 
lieh in den Steinbrüchen na Zävoze bei Libethen sind Gesteine zu finden, 
die man Tuffe nennen darf, die immerhin nur als untergeordnete Lagen 
den Breecien eingeschaltet erscheinen. 

In den genannten Steinbrüchen enthält eine Tufflage nicht selten 
Reste von Platanus aceroides Goepp. Diese Blätter sind in ähnlicher 
Weise zusammengerollt, wie ich dies bei den gleichen Blättern im Trachyt- 
tuffe des Scheibelberges bei Handlova ausführlicher beschrieben habe >). 
Im Osten des königl. ung. Hochofens zu Libethen am Posatek-Schacht 
findet man im Gebiete des Trachyttuffes einen feuerfesten Thon, der da 
häufig gegraben und in Töpfereien verwendet wird, der nicht selten 
Stückehen eines Lignits enthält. Ueber die Lagerung dieser Gebilde ist 
in dem dortigen sehr rutschigen Terrain keine sichere Beobachtung mög- 
lich, doch ist nach dem Mitgetheilten höchst wahrscheinlich, dass auch 
hier, wie am Steinkohlenschachte bei Rakitoveec, den feineren Trachyttuf- 
fen ein gewiss unbedeutendes Lignitflötzchen eingelagert ist. 

Das östlichste dritte Trachytgebirge liegt im Süden und Südosten 
von Bries und nimmt daselbst den höchsten Theil des GebirgesKorenovo 
ein, dessen Südfuss am Cierny Hronec aus krystallinischen Gesteinen 
besteht. Es fehlt diesem Gebirge der Trachyt, und ist es nur aus Trachyt- 
breecien zusammengesetzt. Das Nordgehänge des Korenovo gegen das 
Becken von Bries hinab ist mit ausgedehnten gebüschreichen Wiesen, die 
dem Trachytgebirge in den Grangegenden eigenthümlich sind, be- 
deckt. Bei vollständigem Mangel aller tieferen Aufschlüsse liesse sich aus 
den vollkommen abgerundeten Trachytgeröllen, die in den Wiesen einzig 
zu finden sind, auf die Beschaffenheit des Untergrundes kaum ein sicherer 
Schluss ziehen. Doch fällt dem Beobachter eine eigenthümliche Erschei- 
nung in diesen Wiesen auf, dass nämlich ganze grosse Theile der Berg- 
lehnen, insbesondere beinasser Witterung, abreissen und bei kaum bemerk- 


1) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVI. 1866, p. 173. 
2) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVII. 1867, p. 112. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 3. Heft. 55 


418 D. Stur. [82] 


barer sehr langsamer Bewegung der abgerissenen Massen in tiefere Lagen 
hinabrutschen und oft mit üppigsten Wiesen bestellte ebenere Stellen mit 
Schutt und Trachytgeröllen überdecken, die bald wieder, oft ohne jede 
Nachhilfe durch Menschenhand, in üppigstem Grün prangen. Diese Er- 
scheinung kann nur darin ihren Grund haben, dass diese nur mit einer 
dünnen Decke von Trachyttuffen und Breceien versehenen Gehänge einen 
wasserundurchlassenden Untergrund haben, der benässt, bei der bedeu- 
tenden Neigung der Gehänge, ein Hinabgleiten der darauf ruhenden Massen 
ermöglicht. In der That findet man an den frischen Stellen soleher Rutschen 
Stückchen eineseisenschüssigen Thones, dernach Mittheilungen desHrn. Dr. 
Gustav Zechentner in früherer Zeit, mittelst eines Stollens zur Fabriea- 
tion von Thonwaaren, in der „Babinec“ genannten Gegend des wiesigen 
Gehänges gewonnen wurde, somit unter der Decke von Trachyttuffen und 
Breeeien ansteht. Da solehe von Brauneisenstein gefärbte Thonlagen 
auch in dem unter dem Sande des Uplazlia liegenden Mergel vorkommen, 
ist es möglich, dass dieselben auch hier vorhanden sind und die Unter- 
lage der Trachyttuffe bilden. Im höheren Theile des Korenovo-Gebirges 
liegen die Tuffe unmittelbar auf krystallinischen Gesteinen. 

Ueberblickt man die in den drei erwähnten Trachytgebirgen ge- 
machten Beobachtungen, so fällt vor allem, namentlich im Polana-Trachyt- 
stoeke, die Lage des Trachytes und dessen Tuffe und Breceien auf, die, 
eine Decke bildend, ohne eine ältere tertiäre Zwischenschichte auf dem hoch 
erhobenen Grundgebirge des Vepor unmittelbar lagern und rundherum, 
im angezogenen Falle namentlich gegen Westen, Norden und Osten, von 
der tiefen Einsenkung der Gran und deren Zuflüssen isolirt erscheinen. 
Wenn es nicht geleugnet werden kann, dass wenigstens ein Theil der 
Tuffe, insbesondere jener, der in unserem Gebiete Lignite enthält, unter 
Mitwirkung von Wasser, und zwar von süssem Wasser abgelagert wurde, 
erscheint es geradezu räthselhaft, dass in der erwähnten Tiefenlinie der 
Gran nirgends auch nur eine Spur dieser Tuffe zu finden ist, ja dass die 
Tuffe überhaupt nirgends die Gran erreichen und in ziemlich weiter Ent- 
fernung von derselben bei Micina, bei Libethen und im Korenovo-Gebirge 
zurückbleiben, ohne dass einer Weiterverbreitung derselben ein bemerk- 
bares Hinderniss entgegenstünde. An ein totales Verschwinden dieser Ab- 
lagerungen durch nachträgliche Denudation ist nieht zu denken, da man 
die Trachyttuffe an solehen Stellen, wo das Diluvium vollständig erhalten 
ist. zwischen diesem und den darunter liegenden tertiären Ablagerungen 
nicht findet, auch das Diluvinm dieser Gegenden keine Trachytgerölle 
enthält, während es in Trachytgegenden einzig und allein fast nur aus 
Trachytgeröllen besteht. 

Für die Altersbestimmung der Trachyttuffe der untersuchten Ge- 
senden habe ich keine andere Beobachtung machen können, als die, dass 
der Trachyttuff im Steinbruche Na Zävoze bei Libethen den Platanus 
aceroides enthält und’ dadurch eine Parallele gezogen werden kann zwi- 
schen diesem Tuffe und dem des Scheibelberges bei Handlova, der über 
marinen neogenen Ablagerungen lagernd, dem Niveau der Cerithien- 
Schichten angehört '). Das gänzliche Fehlen der Trachytgerölle in der 


1!) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVII. 1867, p. 112. 


[33] Bericht über die geol. Aufnabme im oberen Waag- und Gran-Thale. 419 


Geröllbank des Sandes am Uplazlia bei Bries sprieht entschieden dafür, 
dass die Trachyte erst nach der Ablagerung dieses Sandes in dieser Ge- 
gend an den Tag getreten sind. 

An die Erscheinung der Trachyte und ihrer Tuffe und Breceien ist 
das Vorkommen von Eisenerzen in der untersuchten Gegend 
gebunden, deren Gewinnung und Verwerthung für die Umwohner eine 
Lebensfrage bildet. 

Diese Erze sind Brauneisensteine. Sie kommen nur dort vor, wo 
die Trachyttuffe in einer unmittelbaren Berührung mit den obertriassischen 
Dolomiten und Kalken stehen, sind durch Umwandlung der letzteren ent- 
standen und nachträglich theilweise verkieselt worden. Beide Processe, 
der der Umwandlung des Kalkes und Dolomites in Brauneisenstein und 
der Process der Verkieselung sind deutlich nachzuweisen, und sind von 
einander unabhängig, der erstere früher, die Verkieselung erst nachträg- 
lich eingetreten. 

In der Jamesna, dem Hauptbaue der Gegend, der für den Hoch- 
ofen zu Libethen die Eisensteine liefert, ist das Vorkommen des 2—3 Fuss 
bis zu 3 Klafter mächtigen Erzlagers an der Grenze des Trachyttuffes 
gegen den obertriassischen Dolomit deutlich aufgeschlossen. Wie ein mit- 
genommenes Stück zeigt, grenzt die Erzlagerstätte gegen den Trachyttuff 
sehr scharf ab, indem an dem Tuffe unmittelbar das Erz in seiner gewöhn- 
lichen Beschaffenheit ansteht, während die Grenze gegen den Dolomit 
ganz unregelmässig ist. Es greifen nämlich die Erze der Lagerstätte bald 
tiefer, bald weniger tief und ganz unregelmässig in die Masse des Dolo- 
mites ein, und nimmt in dieser Richtung das Erz an Gehalt immer mehr 
ab, bis man endlich durch den eisenhältigen Dolomit in ganz unveränder- 
ten Dolomit gelangt. Wenn man nun aus der Region der Abnahme 
des Eisengehaltes herausgeschlagene Dolomitstücke untersucht, so 
findet man, dass der zerklüftete Dolomit stets eine weitere Verän- 
derung erlitten hat, als der feste, indem die Klüfte als Zuführungscanäle 
der verändernden Flüssigkeit gedient haben und ihre Wände stets hältiger 
sind, als die unzerklüftete Masse. Die Veränderung des unzerklüfteten 
Dolomits scheint in Folge einer gänzlichen Durehdringung des Gesteins 
durch die verändernde Flüssigkeit erfolgt zu sein. Darauf scheinen con- 
centrische gelbe oder braune Ringe hinzudeuten, die das Gestein auf sei- 
nen Bruchflächen zeigt und die, ganz abgesehen von der etwaigen Schich- 
tung des Gesteins, abwechselnd hältigere und weniger eisenhältige 
Partien des Gesteins anzeigen. Im Centrum der Ringe sind nicht selten 
gänzlich in Brauneisenstein umgewandelte Partien des Dolomits einge- 
schlossen. Ob die verändernde Flüssigkeit dureh besondere zufällig vor- 
kommende Zuführungscanäle, in die gänzlich veränderten Partien des Do- 
lomits geführt wurde und von da aus in die übrige Masse des Gesteins 
eindrang und die coneentrischen Ringe erzeugt hat, ist mir nieht gelun- 
gen, sicher zu erweisen. 

Dass der Process der Verkieselung im Ganzen erst nachdem die 
Hauptmasse des Dolomits bereits gänzlich umgewandelt war, überhaupt 
unabhängig von der Umwandlung in Brauneisenstein aufgetreten ist, be- 
weisen jene Fälle, wo der-unveränderte Dolomit verkieselt und entweder 
gänzlich in Opal umgewandelt erscheint, oder doch seine Klüfte mit Kie- 
selsäure erfüllt sind, ferner jene Fälle, die sehr häufig sind, wo in Klüften 


55 * 


420 D. Stur. [34] 


oder Hohlräumen und Drusen des Brauneisensteins die Kieselsäure in 
der Form von Chalcedon oder Hyalith auftritt. 

Die Thatsache, dass der Dolomit nur in der Nähe der Trachyttuffe in 
grossen Massen in Brauneisenstein umgewandelt ist, spricht dafür, dass 
sowohl der Eisengehalt, als auch die Kieselsäure von den Trachyten 
herrühren. 

Es ist natürlich, dass von den Fortschritten der beiden erörterten 
Processe die Brauchbarkeit der Eisensteine selbst abhängig ist. 

In der Jamesna scheint die Verkieselung nur local zu sein, und da 
das Erzlager sehr mächtig ist, scheint die Zukunft des Baues so ziemlich 
gesichert zu sein. Allerdings sind die Erze verhältnissmässig schwer 
schmelzbar, liefern aber ein Eisen, welches seiner ausserordentlichen 
Güte wegen berühmt ist. 

In Pojnik Huta verquert der Hauptstollen erst einen in NW. fal- 
lenden Schiefer des dortigen rothliegenden Zuges, in dessen Hangendem 
der Dolomit folgt und erst auf dem letzteren, oder eigentlich in den 
obersten Theilen desselben die unregelmässige 1—5 Fuss mächtige Erz- 
lagerstätte, die von der sogenannten Lagermasse, dem Trachyttuffe der 
Gegend bedeckt wird. Also auch hier erscheint der Brauneisenstein an 
der Grenze des Dolomits gegen den Trachyttuff, und es scheint als bilde 
das Eisenerz hier die Ausfüllung von Vertiefungen im Dolomit, worin die 
bekannte Unregelmässigkeit dieses Lagers begründet sein dürfte. Hier 
fand ich die Chalecedone und überhaupt die Imprägnation durch Kieselsäure 
nicht auffallend häufig. Dagegen scheint häufig Stilpnosiderit mit dem dorti- 
gen Brauneisenstein vorzukommen und dessen Werth sehr herabzumindern. 

Das Vorkommen der Erze am sogenannten Posatek-Schacht im 
Westen von Libethen ist genau dasselbe wie in Pojnik huta. Die nördlich- 
sten Ausläufer des Trachyttuffes der Pohorella und des Skalolom bedecken 
hier den Dolomit und erfüllen seine Unebenheiten. An der Grenze beider 
erscheinen die Brauneisensteine in sehr wechselnder Mächtigkeit und sind 
nicht besonders reich an Kieselsäure. 

Merkwürdig ist das Vorkommen von Brauneisenstein im Dubravieca- 
Schacht, in dessen Gebiete keine Dolomite und auch keine Trachyte vor- 
kommen, sondern erst in einiger Entferuung davon anstehen. Der Braun- 
eisenstein scheint hier auf Klüften im Quarzite vorzukommen, ist stark 
verkieselt und enthält phosphorsaure Eisenerze. 

Die Entstehung dieser Eisensteine muss nach dieser Auseinander- 
setzung in eine sehr junge Epoche fallen, da sie erst nach der Ablagerung 
der Trachyttuffe erfolgen konnte. Ob diese Entstehung mit der Ablage- 
rung der BlatuSa-Erze in Croatien während der Congerienstufe !), die Ver- 
kieselung derselben mit der Ablagerung des Süsswasserquarzes von Hlinik 
u.s. w. ?) nach der Congerienzeitzusammenfalle, lässt sieh nicht behaupten, 
wenn auch diese Annahme sehr nahe zu liegen scheint. 


©. Die diluvialen Ablagerungen und die Kalktuffe. 


Die diluvialen Ablagerungen der untersuchten Gegenden der 
Waag und Gran bestehen aus Schotter, Sand und Lehm. Der Schotter und 


1) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XII]. 1863, p. 520, 
2) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVII. 1867, p. 86. 


\ 


[85] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale. 491 


Sand besteht meist aus Gesteinen des betreffenden Wassergebietes und 
ist somit örtlich sehr mannigfaltigen Variationen seiner Beschaffenheit 
unterworfen. Bald ist es ein Kalk-Schotter, Granit- oder Trachyt-Sehotter 
und Sand, bald sind die Gerölle verschiedenster Gesteine nebeneinander in 
ihm zu finden. In Lagen, die vom Gebirge sehr entfernt sind, besteht endlich 
der Schotter, nachdem auf dem Wege alle leichter zerstörbaren Gesteine 
zu Sand zerrieben und weiter getragen wurden, aus Quarz und Quarzit- 
geröllen, und nachdem an diesen Gesteinen das Grangebiet insbesondere 
sehr reich ist, fällt auch der Reiehthum dessen Schotters an Quarz und 
Quarzitgeröllen sehr bald auf. 

Der Lehm ist schwer, braungefärbt und überdeekt gewöhnlich in 
einer mehr oder minder dieken Schichte die Schotterfelder und macht sie 
der Cultur zugänglicher. 

Die Ablagerungen des Diluviums sind keinesfalls so schön terrassirt, 
wie man dies in den Alpen zu sehen gewohnt ist. Sie zeigen sämmtlich 
eine hügelige Oberfläche. Sie haben allerdings häufig genug terrassen- 
förmig geböschte Ränder und Abfälle dort, wo sie von Flüssen angenagt 
werden, aber ihre Oberfläche ist stets hügelig und nicht flach. 

Jene im Steinfelde von Wiener - Neustadt so schön entwickelte 
Form der Schuttkegel scheint sich hier namentlich vor den mit sehr engen 
Ausgängen versehenen Thälern der Velka und Demanova im Waaggebiete 
einzustellen. Doch bleibtman hier in der That im Zweifel, ob man sich nicht 
auf einem alluvialen Sehuttkegel bewegt, da die grossen Granitblöcke nur 
mit einer dünnen Humusschichte bedeckt sind und die auf diluvialem 
Schotter stets vorhandene Lehmdecke fehlt. 

Im Gran-Thale steigen die diluvialen Lehine mit Quarz und Quarzit- 
geröllen, insbesondere im unteren Theile sehr hoch an. Dies gilt nament- 
lich von der Dubrava zwischen dem Hiadler und MosStenicer Thale. Sehr 
hoch liegt das Diluvium bei Pojnik und bei Micina auf der Wasserscheide 
zwischen den gleichnamigen Thälern und dem oberen Gran-Thale. Noch 
höher steigtes an gegen das Kremnitzer Trachytgebirge in der Gegend Kor- 
diki und Kraliki, westlich bei Tajova, wo es ausschliesslich aus Trachyt- 
geröllen besteht, die meist sehr bedeutende Dimensionen zeigen. 

Schwierig ist die Altersbestimmung der vielen Kalktuffe, die 
von den häufigen Kohlensäure-Quellen des Gebietes abgelagert wurden, 
und die Feststellung, ob und welche darunter dem Diluvium angehören. 
Letztere Frage kann wohl erst dann beantwortet werden, wenn es gelin- 

gen wird, die in manchen Kalktuffen häufig vorkommenden fossilen 
Pflanzenreste genau zu untersuchen. 

Man gelangt nicht selten zu Zweifeln, wenn man in die Lage 
kommt zu bestimmen, ob eine Kalktuff-Ablagerung einer Kohlensäure- 
‘Quelle, oder einem Wasser seine Entstehung verdankt, welehes atmo- 
sphärische Kohlensäure aufgelöst enthielt. Denn beide zeigen eine und 
dieselbe Ablagerungsform. So ist z. B. die Thalsohle des Thälchens, in 
welchem der in Neusohl sehr beliebte Sauerling bei Mictina ge- 
schöpft wird, mit einer horizontalen über eine Klafter mächtigen 
Kalktufflage ausgefüllt, in die der mit sehr spärlichem Wasser versehene 
Bach tief eingefressen ist. In der Sohle des Baches befindet sich die etwa 
eine Klafter tiefe, 3 Fuss weite, brunnenartige Vertiefung, in welcher der 
jetzt benutzte Säuerling sich sammelt. Die Kohlensäure fliesst im Ganzen 


499 D. Stur. [56] 


spärlich und intermittirend, das Wasser ist klar und setzt fast keinen 
Tuff ab. Ueber der Quelle ist ‘der die Thalsohle ausfüllende Kalktuff auf- 
geschlossen und ist horizontal geschichtet, die einzelnen Schichten sind 
bald thoniger, bald okeriger Tuff, und wechseln ohne Regel unterein- 
ander. Auf der horizontalen Oberfläche des thalausfüllenden Kalktuffes 
sind einige auffallende, etwa 4—5 Fuss hohe konische Hügel zu ‚bemer- 
ken, die ebenfalls aus Kalktuff bestehen und gewiss ehemaligen Mün- 
dungen von Sauerbrunnen entsprechen. Sie sehen äusserlich bereits ganz 
abgestorben aus, die Tuffschichten sind trocken und so löcherig, dass 
man voraussetzen möchte, es müsste das Quellwasser, wenn eines vor- 
handen wäre, wie durch ein Sieb durch die Tuffschichten ausfliessen. 
Diese Ruhe der Hügel ist doch nur scheinbar. Einer der Hügel, früher 
gewiss durch lange Zeit hindurch oberflächlich unthätig, da auf dem- 
selben ein alter Weidenbaum Wurzel gefasst hat, wurde auf der Höhe 
durch Menschenhand beschädigt. Ein bedeutendes Stück der obersten 
Tuffschichte wurde herausgebrochen, und dadurch eine Oeffnung ge- 
macht, durch welche das Wasser des Säuerlings an den Tag trat, und 
überfloss. Das Wasser wird seither durch einen sehr gewaltigen Kohlen- 
säure-Strom, der laut röchelnd durch die Oeffnung enteilt in fortwährender 
Bewegung erhalten, bis die gemachte Oeffuung durch weiteren Absatz 
von Kalktuff geschlossen wird. 

Nun hier, wo der Bach ein äusserst geringes Gefälle besitzt und 
wenig Wasser führt, wo ein ausgezeichneter Säuerling unter dem thal- 
ausfüllenden Tuffe bekannt ist, und auf der horizontalen Fläche des Tuffes 
Quellentuffhügel von der ausgezeichnetsten Form vorkommen, ist man 
wohl nicht im Zweifel anzunehmen, dass die Säuerlinge des Thälchens 
ehemals so reichlich geflossen sind, dass der von ihnen heraufgeförderte 
Kalktuff die ganze Thalsohle ausfüllen konnte. Ganz dasselbe nimmt man 
ohne weiters im Lucker Thale an, trotzdem auf der Tufffläche keine Tuft- 
hügel zu sehen sind, da hier gegenwärtig noch der Säuerling reichlich 
fliesst, überdies warm ist. Doch nicht an allen Punkten findet man die 
Sache so klar ausgesprochen. 

Auch in jenen Fällen, wie am Fusse des Sturec-Passes, wo von 
Jelenska aufwärts über Moticko hinauf bis nahe nach Jörgallo, und im 
unteren Theile des Bukovec-Thales terrassenförmig ansteigende mächtige 
Kalktuff-Ablagerungen vorliegen, über welche gegenwärtig noch ein 
starker raschfliessender, von Ort zu Ort sehr steiles Gefälle besitzender 
Bach rauschend dahin fliesst, bleibt man nicht im Zweifel darüber, dass 
der Kalktuff von diesem Bache abgesetzt wurde. 

Hat man aber wie bei Zäbava im Revuca-Thale oberhalb eher 
eine kolossale Kalktuffmasse vor sich, die bis zu einer bedeutenden Höhe 
über der 'Thalsohle die Gehänge einnimmt, eigentlich ganze Vorberge 
bildet, die am Quarzite angelehnt mit flachen Wiesen gekrönt sind, 
findet man weder Spuren von einem Säuerling, noch gewaltige rasche 
Bäche, von entsprechender Grösse, überdies die Beschaftenheit der Haupt- 
masse des Tuffes, verschieden von jenem Tuffe, der gegenwärtig von den 
Bächlein der Umgegend abgelagert wird, so hat man eine sehr schwierig 
zu lösende Aufgabe vor sich. Der alte Kalktuft bei Zabava ist gelblich, 
mit nur wenigen Löchern und Hohlräumen versehen, daher viel 
dichter und speeifisch schwerer als gewöhnliche Kalktuffe. Er ist in der 


[87] Bericht über die geol. Aufnahme im oberen Waag- und Gran-Thale.. 423 


That älteren Kalktuffen, namentlich auch jenem des Eichkogels im 
Wienerbecken sehr ähnlich, doch habe ich in ihm keine Petrefacten be- 
merkt, die das Alter desselben ausser Zweifel stellen würden. In der Um- 
gegend dieses Kalktuffes wird nur noch an dessen südlichem Ende und 
an der Mündung der Hlboka Kalktuff abgelagert, an beiden Orten von 
kleinen Bächlein, denen man den Ursprung der alten Kalktuffmasse 
nicht zumuthen kann. 

An letztgenannter Stelle fand ich die Bildung des Kalktuffes in 
einer eigenthümlichen Weise eingeleitet, die erwähnenswerth ist. Das 
kalkhältige Wasser hat hier Gelegenheit, über flache, wenig geneigte 
Gehänge zu fliessen, und dieselben feucht zu erhalten. Dort wo der 
Zufluss und die Verdunstung des Wassers sich das Gleichgewicht halten, 
setzt sich der Kalktuff ab und bildet einen freilich nur langsam anwach- 
senden Damm, der nach und nach höher wird, bis 7 Fuss hoch und 
6 Fuss breit werden kann und hinter sich einen kleinen See aufhält, 
welcher fortwährend langsam überfliessend den Damm so lange höher- 
wachsen macht, bis der Druck des angesammelten Wassers, im Damme 
irgenwo ein Loch zum Ausflusse herausnöthigt und den See abfliessen 
macht. An der Mündung des Hlboka-Thales sind etwa 7—8 solcher ent- 
leerter und im Wachsthum begriffener abgedämmter Teiche zu sehen, die 
nebeneinander und hintereinander auf der Tufffläche der Thalsohle folgen. 
Die innere Wand der stehen gebliebenen Kalktuff-Dämme ist traubig, die 
äussere mit moosähnlich gestaltetem Tuff überkleidet. 


VI. Schluss. 


Schliesslich erübrigt es, die Reihe der Schichten, aus welchen das 
untersuchte Gebirge aufgebaut ist, aufzuzählen und dieselbe mit den nöthi- 
gen Bemerkungen zu begleiten. 

Alluvium. 

Kalktuffe. 

Diluvium : Lehm. 

Schotter. 
Tertiär, sarmatische Stufe: Trachyttuff. 
Trachyt. 
Homer Schichten: Sand mit Geröllbänken 
Mergel und Letten 
Bituminöser Kohlen- 
schiefer 
Sandstein und Mergelschiefer an der 
Waag und Arva. 
Amphisylen-Schiefer: Nummuliten und Opereulinen führender 
Sandstein und Mergelschiefer mit 
Meletta-Schuppen und Pflanzen. 
Oberburg, Gomberto:: Nummuliten-Kalk-, Conglomerat-, Sand- 
stein. 
Kreide, Gault: Karpathen-Dolomit und Sipkover Mergel. 
Kalkmergel-Schiefer mit A. splendens Sow. 
Neocom-Mergel (Aptien, Urgonien, Neocomien). 
Niveau der T. diphyoides: Dunkelgraue Mergel-Schiefer mit 
Hornsteinen im Rakitova-Thale, 


an der Gran. 


494 D. Stur. [83] 


Jura: Rothe Knollenkalke und Aptychenkalke. 
Zone des A. Murchisonae: An der Brücke im Bistro. 
Lias: Obere Lias-Fleekenmergel. 
Rothe Adnether Kalke. 
Grestener Kalke — Schiefer — Krinoidenkalke mit Quarz- 
körnern — Quarzite. 
Rhätische Formation: Kössener uichtene 
Trias: Bunte Keuper-Mergel. 
Obertriassischer Kalk und Dolomit. 
Reingrabner Schiefer und Lunzersandstein. 
Muschelkalk: Schichten mit Ceratites nodosus, Myophoria 
Goldfussiüi, Enerinus kilüfor mis. 
Sehiehten mit Spiriferina hirsuta und rare 
conf. Gaillardoti. 
Werfener Schiefer. 
Rothliegendes? Rother Sandstein und Melaphyr nebst Melaphyr- 


Mandelstein. 
Quarzit und sogenannte körnige Grauwacke. 
Schiefer. 
Krystallinische Gesteine : Thonglimmerschiefer. 

Glimmerschiefer. 
Gneiss. 
Hornblendgesteine. 
Granit. 


Wie innerhalb der Ahle fehlt auch im Innern der Karpathen der 
Löss. Ebenso fehlen die Süsswasserquarze und die Ablagerungen der 
Congerienstufe, und ich habe zu erwähnen Gelegenheit gefunden, dass es 
annehmbar erscheint, die Verkieselung der Brauneisensteine mit den 
Süsswasserquarzen, die Ablagerung der Brauneisensteine selbst mit den 
Blatusa-Erzen der Congerienstufe in eine Parallele zu stellen. Durch die 
Trachyte und Trachyttuffe ist die sarmatische Stufe repräsentirt. Dann 
fehlt aber in unserem Gebiete jede Spur jener Ablagerungen, die.die 
marine Stufe des alpinen Theiles des Wienerbeckens charakterisiren, 
somit die Ablagerungen vom Leithakalk bis zum Badener Tegel. 

Aus jener Gruppe von Ablagerungen, die ich in der Gegend von 
Bries mit den Horner Schichten parallelisire, sind bisher keine Petrefaeten 
bekannt. Auch die gleichzeitigen, in petrographischer Beziehung so sehr 
verschiedenen Sandsteine und Mergelschiefer, die in sehr bedeutender 
Mächtigkeit an der Waag und Arva über dem Amphisylen-Schiefer folgen, 
haben bisher keine Petrefacte geliefert. Besser charakterisirt sind die 
Schichten vom Niveau des Amphisylen-Schiefers, die bei Bries mit einem 
Sandstein wechsellagern, der nach der Untersuchung von Bergrath 
Stache neben echten Nummuliten auch Opereulinen enthält, eine Er- 
scheinung, die bisher weder in dem karpathischen Amphisylen-Schiefer, 
noch zu Prassberg in Steiermark bemerkt wurde. Mit den Nummuliten 
führenden Kalken, Sandsteinen und Conglomeraten, die nach den bei 
Rudlova gefundenen Petrefaeten in das Niveau von Oberburg und Gom- 
berto fallen, schliesst das Tertiär in meinem Aufnahmsgebiete nach unten 
ab. Es folgt eine grosse Lücke in derReihe der Ablagerungen, indem hier 
die tiefsten tertiären und die Schichten der oberen Kreide fehlen. Aus der 


„ 


[89] Bericht über die geol. Aufnahm.im oberen Waag- und Gran-Thale. 425 


Thatsache, dass in dem Neocom-Mergel der Karpathen die drei Etagen: 
Aptien, Urgonien, Neocomien, vertreten sind, folgt, dass die über dem 
. Neocom-Mergel lagernden Kalkmergelschiefer und, die Karpathen-Dolo- 
mite mit den dem Krasnahorkaer Schiefer ähnlichen Sipkover Mergeln dem 
Gault angehören. Die nur im Rakitova-Thal beobachteten dunkelgrauen 
Mergelschiefer mit Hornsteinen, könnten möglicher Weise dem Niveau der 
T. diphyoides entsprechen, um so mehr als das Vorkommen dieses Petre- 
factes früher schon, an einer Stelle der Karpathen von mir beobachtet 
wurde t). 

Die rothen Aptychen-Kalke, die nur an einer einzigen Stelle eine 
Gliederung in zwei petrographisch zu unterscheidende Schichtgruppen: in 
den Knollenkalk und den darunter lagernden Aptychenkalk beobachten 
liessen, habe ich kurzweg jurassische Aptychenkalke genannt, da bisher 
noch jeder Anhaltspunkt fehlt, sie in die durch dieselben repräsentirten 
Schichten zu zerlegen. Die Zone des A. Murchisonae ist, wie es scheint, 
nur im Bistro-Thale, vertreten. 

Ich habe darauf aufmerksam gemacht, dass in der Schichtenreihe 
vom Neocom herab bis zu den Kössener Schiehten, in der Verbreitung 
derselben eine grössere Zusammengehörigkeit dieser Schichten ausgeprägt 
erscheint. Nur die Grestener Kalke zeigen an zwei erörterten Stellen 
eine abweichende Verbreitung, indem sie in das Gebiet der Trias eingrei- 
fend beobachtet wurden, in diesen Fällen aber auch durch eine abweichende 
petrographische Beschaffenheit, insbesondere durch den Inhalt an Quarz- 
körnern, ausgezeichnet sind. In der rhätischen Formation sind in dem un- 
tersuchten Gebiete die Dachsteinkalke nicht entwickelt. 

Die Entwieklung der Trias zeigt in den aufeinander folgenden 
Schichtgruppen abwechselnd bald mit der alpinen, bald mit der ausser- 
alpinen Trias eine nähere Verwandtschaft. Die Werfener Schiefer sind 
nur in dem südöstlichen Theile des Gebietes vorhanden, während sie in 
dem nordwestlichen fehlen. Eine vom Ohniste-Berge im St. Johanner-Thale 
nach MoStenica und Hornia Micina im Gran-Thale gezogene Linie bildet 
die nordwestliche Grenze der Werfener Schiefer in den Karpathen unseres 
Gebietes. Die unter dem Werfener Schiefer folgenden Gesteine zähle ich 
aus angegebenen Gründen zum Rothliegenden, obwohl ich keine Petre- 
facte aus den betreffenden Gesteinen aufweisen kann. 

Einige der eozoischen Gesteine zeigen allerdings eine eigenthüm- 
liche Entwicklung, andere stimmen aufs genaueste mit solchen echter 
eozoischer Gebiete. Auffallend ist das gänzliche Fehlen der körnigenKalke. 


1) Waag und Neutra l. c. p. 85. 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft 


z1 
(er) 


[90] 


426 D. Stur. Bericht über die geol. Aufn. im oberen Waag- u. Gran-Thale. 
Inhalt. 
Seite 
Kinleitung! Wenn. a 2 Be ee LETTER SUSE Er ABLE [1] 337 
Orographischer Theil. 
Die: 'Thalmulde der, Gran air 7 212,2 ern it 121288 
Das. Wasserzebiet der nestase ....4. 0.00 ae en a n 340 
Die. Maazı' 2: rn N. .‘, BE ON [4] 340 
Geologischer Theil. 

1: Die ieozoischen 'Gebitgsmassent . 1.1.1 2.011 WI) AR End 
A.'Das Vepor-Gebwae wi se af. ee ee ee UEELE; 
B. Die Nüunie Tateyere 2.7.0.0... Ele a . . ...1120],,846 
C. Das Altgebirge. .. . . ER N NER 4. . 12] 348 
D. Die Granitmasse des Lubochna- Thales Ä a 13]. 7349 
II. Die Thalmulde der Gran von Bries nach Neusohl 13] 349 
A. Die Quarzite und rothen Sandsteine ä 13] 349 

B. Die Ablagerungen der Triasformation in der Thalmulde der 
Gans 20. . [19] 355 

C. Die rhätischen , "liassischen, jurassischen und Neocom- Abla- 
gerungen in der Thalmulde der Gran . 2 2 2 2222 .. 32] 368 
III. Das Wassergebiet des Revuca-Thales . . UNE ie 36] 372 
A. Die Quarzite und rothen Sandsteine . . Ss 
B. Die Trias-Ablagerungen im Wassergebiete des Revuca-Thales en 275 

C. Die rhätischen, liassischen, jurassischen und Neocom-Ablage- 
rungen im Wassergebiete der Revuca . . . u 
D. Der Karpathen-Dolomit im Gebiete der Reyuca . .*. ni, 384 

IV. Die Vorberge der Niznie Tatry und des Lubochna- ce südlich 
dersWVaasr ns er... i : . [54] 390 
4A. Die Quarzite und rothen Sandsteine SE NALDRER STEREEEER ER 54] 390 
B. Die Trias-Ablagerungen südlich der Waag . . . ..... 55] 391 

C. Die rhätischen, liassischen, jurassischen und Neocom-Abla- 
gerungen in den Vorbergen südlich der Waag . ..... 61] 397 
D. Der Karpathen-Dolomit in den Vorbergen südlich der Waag Kos) 405 

. V. Die tertiären und diluvialen Ablagerungen im Gebiete der oberen 
Gran und Waag .. ÄIHRE TE RLREFEN getan. SER REAL ELENE 74] 410 
A. Die älteren tertiären Gebilde Wr . . [74] 410 
B. Die Trachyte, Trachyttuffe und Breecien des Gebietes . ll is 
C. Die diluvialen Ablagerungen und die Kalktuffe . . .... 84] 420 
Yıl ;Schluns Nest ae 5 2 4. 0b ne Dan Meer = RER HER .",1801,.0423 


ne 


ll. Die geologischen Verhältnisse des Terrains zwischen 
Rosenberg, Kralovany und Kubin. 


(Bericht über die Sommer-Aufnahme 1867.) 


Von R. Meier, 


k. k. Montan-Expectant. 


Das mir vom Herrn Bergrath Stur zur selbstständigen Aufnahme 
überlassene Terrain hat die Form eines Dreieckes, dessen nördliche 
Kante die Arva, die südliche die Waag und die östliche die Rosenberg- 
Kubiner Strasse oder der Dubova- und Jesenova-Bach, von denen der 
erste bei Rosenberg in die Waag, der andere bei Kubin in die Arva mün- 
det, bildet. Von einiger Bedeutung sind nur noch der Komjatna- und 
Zassko-Bach, die mit den beiden früher genannten fast parallel fliessen 
und resp. in die Waag und Arva münden. Die Wasserscheide ist ein 
wenig hoher, nach N. und S. sanft abfallender Rücken, der einen beque- 
men Uebergang aus dem Waag- ins Arva-Thal vermittelt und desshalb 
auch für eine neu anzulegende Eisenbahn als Uebergang in Aussicht ge- 
nommen wurde. 

So scharf das genannte Terrain hydrographisch getrennt ist, bildet es 
in geologischer Hinsicht doch kein abgeschlossenes Ganze, sondern die 
Fortsetzung der nördlichen Kalkzone der Djumbjer Kette, die ihrerseits 
in dem Klein-Krivan ihre westliche Verlängerung findet. An seinem _west- 
lichen Ende ist der Granitstock des Klein-Krivan von einer tiefen Spalte 
durchsetzt, in welcher die Arva sich ihr Bett ausgewaschen hat und plötz- 
lich von ihrem westlichen Laufe nach $. umbiegt und sich mit der Waag‘ 
bei Kralovany vereinigt. An den schmalen, abgerissenen und gesunkenen 
Granitstreifen legt sich unmittelbar die Kalkzone an, und es fehlt hier, wie 
an der ganzen Nordseite der Djumbjer Kette, die Zone der krystallini- 
schen Schiefer. 

Obwohl das Terrain nur eine Fläche von eirca 1'/, Quadratmeilen 
einnimmt, ist es doch in seiner geologischen Zusammensetzung ausser- 
ordentlich mannigfaltig, und es sind die meisten in den Karpathen über- 
haupt vorkommenden Formationsglieder hier zu finden ; die ganze Fläche 
ist Kulturland, aus dem die Neocom-Dolomit- und Nummuliten-Kalk- 
Felsen hervorragen. Der Aufschluss ist sehr gering und die Schichten 
meist nur in dentieferen Wasserrissen entblösst; nur an dem linken Arva- 
Ufer, vis-A-vis von Parniea, sind die Neocom-Mergel an einem steilen Ge- 
hänge auf beiläufig 300 Klafter entblösst und sehr petrefactenreich. 

96 * 


428 R. Meier. [2] 


Diese Stelle hatte schon bei der Uebersichts-Aufnahme das scharfe 
Auge des Herrn Bergrathes Fötterle entdeckt, und aus seiner Aufsamm- 
lung war es schon damals Herrn Bergrath Stur möglich, zwei neue Spe- 
cies von Ptychoceras (P. Foetterlei und P. gigas) auszuscheiden und zu : 
benennen; dieselben sind schon im Jahrbuche der k. k. geologischen 
Reichsanstalt, Bd. XI, in’ der „Uebersichts-Aufnahme des Wassergebietes ‚ 

N 
h 


der Waag und Neutra von D. Stur“ beschrieben. Bei einem Besuche, 
mit dem uns der Herr Director Dr. Franz Ritter v. Hauer beehrte, wurde 
dieser Punkt wieder besucht und eine bedeutende Menge sehr wohl erhal- 
tener Petrefacten gesammelt. 


Fig. 1. j 
h 
w 1 v. 
Arva-Fluss Okruhla Skala Dubrava-Bach 
91% | i 
Page: 1 % 
; 
| 


1. Granit. 2. Rother Sandstein. 3. Dolomit. 4. Rothe Keuper-Mergel, 5. Kössener Schichten. 6. Liassische ; 
Fleckenmergel. 7. Rothe jurassische Kalke. 8. Neoeom-Mergel. 9. Karpathen-Dolomit 10. Amphisylen- 
Schichten. 11. Eocene Sandsteine. 12. Nummuliten-Kalk und Nummuliten-Conglomerat. 

Das vorstehende Profil möge zur besseren Uebersicht der Aufeinan- 
derfolge der Schichten dienen und das Nachstehende erläutern. 

Der Granit des Klein-Krivan ist kleinkörnig, enthält dunklen Glim- 
mer, rauchgrauen Quarz und weisslich-grünen Feldspath, der zum Theil 
triklinisch ist, welche Eigenschaften auch der Granit der Djumbjer Kette 
zeigt, so dass wohl auf die Zusammengehörigkeit Beider geschlossen 
werden kann. 

Auf den Granit folgt unmittelbar eine sehr gering mächtige Zone 
eines grellroth gefärbten, sehr feinkörnigen Sandsteines mit vielen ein- 
gestreuten Glimmerblättchen und kugelartigen Ausscheidungen von Feld- 
spath; da dieselben Schichten anderweitig mit Melaphyren und Mandel- 
steinen wechsellagern, zählt sie Herr Bergrath Stur zu dem Rothliegenden. 

Darauf folgt ein schmutzig gelblich grauer Dolomit, der am Waag- 
Ufer am Granit aufliegt und die tiefsten Partien des Gehänges bis gegen 
Stankovany bildet. 

Ueberlagert wird derselbe von den rothen Keuper-Mergeln, die sich 
schon von Ferne durch ihre rothe Farbe auf den Feldern bemerklich 
machen; sie ziehen in einer schmalen Lage ebenfalls bis gegen Stan- 
kovany einerseits, andererseits bis gegen die Dirova-Mühle, wo sie, wie 
die höheren Glieder unterden Neocom-Mergeln, verschwinden. Bei Parnica 
sind auch Spuren von Keuper-Mergeln zu beobachten, die hier zwischen 
Neocom-Mergeln und Neocom-Dolomit hervortreten. 

Auf die Keuper-Mergel folgt ein dunkler Kalk, der den Kössener 
Sehiehten angehört und zahlreiche Durchschnitte von Petrefacten zeigt. 

Weiter im Hangenden trifft man die als Fleckenmergel benannten 
Liasgebilde in einer etwas mächtiger entwickelten Zone; sie zeigen zahl- 
reiche Reste von Fucoiden. An der Mündung des Komjatna-Baches und 


[3] Die geol. Verh. d. Terrains zwischen Rosenberg, Kralovany.u. Kubin. 499 


am Arva-Ufer bei Parniea treten dieselben Schiehten noch einmal hervor 
und bilden an dem ersten Punkte eine steile Wand, deren Schichten von 
OÖ. nach W. streichen und flach nach N. einfallen; auch hier sind sie von 
Neocom-Mergeln überdeckt. 

Darauf folgen rothe jurassische Aptychen-Kalke, wieder als sehr 
schmale Lage; auch an den noch bekannten Fundorten der Fleckenmergel 
treten sie auf, sowie an mehreren Punkten im Komjatna-Thal und an stei- 
len Uferstellen der Arva. An der Strasse von Likavka nach Vala$ska Du- 
bova, am linken Gehänge des Dubova-Baches, sieht man rothe Kaike mit 
nördlichem Streichen und östlichem Fallen hervortreten, in welchen Herr 
Bergrath Stur den Aptychus lamellosus fand. 

Alle diese Formationsglieder bilden inel. des Granites einen kaum 
500 Klafter breiten Streifen, der bei der Dirova-Mühle beginnt, von N. 
nach S. streicht, sich aber dann nach ©. wendet und so theils das Ge- 
hänge der Arva und theils der Waag bildet. 

Von bedeutend grösserer Entwiekelung sind die nun folgenden Neo- 
com-Mergel, sie überlagern die jurassischen Kalke und ziehen sich in 
einem 1/, Meile breiten Streifen zuerst nach Süd und wenden sich dann 
nach Ost. Wie schon erwähnt sind dieselben bei Parnica sehr schön 
aufgeschlossen, und es streichen die Schichten von N. nach S. und fallen 
beiläufig unter 40 Grad nach O.; auch sieht man hier sehr deutlich die 
Ueberlagerung durch die Meletta-Sehichten. In den hangendsten Schichten 
fand Herr Bergrath Stureinen in Schwefelkies umgewandelten Ammoniten: 

Ammonites Austeni Sharpe nach Dr. Sehloenbach's Bestimmung. 

Die nächst tieferen Schichten zeigen einen grossen Reichthum von 

Ptychoceras gigas Stur 
5 Foetterlei Stur 
und es findet sich in seinem Berichte die Vermuthung ausgesprochen, dass 
die den genannten Ammoniten enthaltenden Sehichten dem Gault ange- 
hören. 
In den liegenden Sehichten fanden wir: 


Aptychus Didayi Cog. 
Ammonites Oryptoceras d’Orb. 


. Grasianus d’Orb. 

n Morelianus d’Orb. 
a Astierianus d’Orb. 
= Nisus d’Orb. 


DR 2 
Belemnites sp. 
Ancyloceras Emerici d’Orb. 
5 conf. dilatatum d’Orb. 
" pulcherrimum d’Orb. 
Brachiopoden. 


Der Karpathen-Dolomit ist kuppenartig dem Neocom-Mergel in 
vielen einzelnen, getrennten Felspartien aufgesetzt, und ragt ebenso auch 
aus den eocenen Sandsteinen empor; er bildet die höchsten Punkte im 
ganzen Terrain und steile, sehr zerrissene Felsen. Die bedeutendsten 
davon, sowohl an Höhe als auch an horizontaler Ausdehnung, sind die 
Okruhla Skala, der Havran- und Blieska-Berg. 


‘ 


430 R. Meier. Die geol. Verh. d. Terrains zwischen Rosenberg u. s. w. [4] 


Wenn man bei Parnica am linken Arva-Ufer thalabwärts geht, sieht 
man im Flussbett schwärzliche, dünn-geschichtete Schiefer, die nach 
S. streichen und sehr flach nach O. fallen. Herrn Bergrath Stur war es 
alsbald gelungen, gut erhaltene Schuppen der 

Meletta crenata Heck. 
zu finden, wonach diese Schiefer als Amphisylen-Schiefer zu bezeichnen 
sind. Später sammelte an derselben Stelle Herr Ingenieur Nadeniczek 
und fand einen Fischrest von der Form des 

Lepidopides leptospundylus Heck., 
den er uns nebst anderen Stücken freundlichst für die Sammlung anbot. 
Bei der weiteren Verfolgung dieser Amphisylen-Schichten ins Liegende 
sieht man deutlich, wie sie von den Neocom-Mergeln in der schon ange- 
deuteten Weise unterteuft werden; es ist bemerkenswerth, dass hier die 
an anderen Punkten entwickelten Zwischenglieder, der Nummuliten-Kalk 
und der Karpathen-Dolomit, fehlen. Die Amphisylen-Schiefer traf ich nur 
noch am Fusse des Komjatna-Berges in sehr geringer Entwiekelung, wo 
sie auf dem Nummuliten-Kalk aufruhen, wie dies aus dem Durchschnitt 
zu ersehen ist. 

Der Nummuliten-Kalk wurde nur an 2 Punkten getroffen ; bei dem 
Dorfe Komjatna als eine etwas ausgedehntere Felspartie, die durch ihre 
fast senkrechten Wände und durch die kubischen Stücke, in die sie sich 
bei der fortschreitenden Verwitterung trennt, von der Ferne sehr einer 
Ruine gleicht, ferner bei Rosenberg in 2 pyramidenartigen Säulen von 
beiläufig 1 Klftr. Durchmesser mit 4 Klftr. Höhe. Beide Vorkommnisse 
ragen aus den eocenen Sandsteinen empor, und sind theils Conglomerate, 
theils Kalke mit breccienartiger Structur; die Conglomerate bestehen aus 
erbsengrossen Dolomit-Geröllen, die durch ein kalkiges Bindemittel fest 
verkittet sind. 

Der nordöstliche Theil des Gebietes besteht aus eocenen Sand- 
steinen, in denen vielfach mehrere Zoll mächtige Kohlen-Einlagerungen 
auf grössere Entfernungen zu beobachten sind, auch zahlreiche Reste 


von verkohlten Pflanzen. Diese Sandsteine legen sich zum grössten Theil 


auf die Neocom-Mergel auf, nur bei Rosenberg sieht man sie den Neocom- 
Dolomit bedecken. 

Als recente Bildungen sind zu erwähnen die kleinen Kalktuff-Ab- 
lagerungen bei Herboltova und die Alluvionen der Arva von Kubin bis 
gegen Parnica. 

Schliesslich fühle ich mich noch verpflichtet, Herrn Bergrath Stur 
für die steten Bemühungen und Belehrungen zur Erweiterung meiner 
Kenntnisse und Auffassung, sowie für die Bestimmung der Petrefacte 
den tiefgefühltesten Dank auszusprechen. 


IV. Geologische Uebersichtskarte der österreichischen 
Monarchie. 


Nach den Aufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt, bearbeitet von 


Franz Ritter v. Hauer, 


Blatt X. Dalmatien. 


‘Nur ein gegen Südosten zu immer mehr an Breite abnehmender 
Küstenstrich mit den vorliegenden Inseln ist es, den das kroatische Küsten- 
land und weiterhin Dalmatien am Westsaume des grossen illyrischen Drei- 
eckes einnimmt, Ohne natürliche geographische Grenze im Osten, bildet 
dieser Landstrich auch in geologischer Beziehung nur ein Bruchstück, 
dessen Verhältnisse erst nach einer genaueren Durchforschung des Hinter- 
landes vollständig ins Klare zu bringen sein werden. So lebhaft ich aber 
gewünscht hätte, auch hier mit der geologischen Darstellung über die 
Landesgrenzen hinüber zu greifen, so musste ich doch darauf verzichten. 
Die wichtigen und überaus werthvollen Untersuchungen, welche vor mehr 
als einem Vierteljahrhundert die Herren A. Boue& und M. A. Viquesnel 
in der europäischen Türkei durchführten, regten nicht, wie man wohl hätte 
erwarten sollen, zu weiteren Unternehmungen an, und eine etwas 
genauere geologische Aufnahme der an Dalmatien angrenzenden Gebiete 
in Türkisch-Kroatien, Bosnien, der Herzegowina u. 8. w., unsere wie es 
Peters inseiner schönen Arbeit über die Dobrudscha so richtig bezeichnet, 
natürliche Aufgabe, liegt uns leider noch nicht vor. 

Aber auch über die auf Blatt X zur Darstellung gebrachten Gebiete 
besitzen wir, abgesehen von der Südspitze von Istrien und den Inseln des 
Quarnero, bezüglich welcher uns die im Jahre 1859 ausgeführte Detail- 
aufnahme von Dr. G. Stache vorliegt, nur Uebersichtsaufnahmen. 

Dieselben wurden im Jahre 1862, und zwar im nördlichen Theile, 
dem kroatischen Küstenlande, durch die Herren Fr. Foetterle als Chef- 
und Herrn Dr. F. Stoliezka als Sectionsgeologen, dann im südlichen 
Theile in Dalmatien durch mich und Herrn Dr. G. Stache durchgeführt. 
Als freiwillige Theilnehmer an den Arbeiten hatten sich den ersteren 
HerrM.Lepkowski, denletzteren aber Herr Dr.K.Zittel angeschlossen. 

Die wichtigsten Vorarbeitungen, namentlich in Bezug auf Dalmatien, 
lieferten auch hier wieder die Mittheilungen von P. Partsch in seiner 
Publication über das Detonationsphänomen auf der Insel Meleda, so wie 
einige neuere Beobachtungen von Lanza, von Schlehan, von Lipold 


432 Franz R. v. Hauer. [2] 


u. s. w., während bezüglich der quarnerischen Inseln, insbesondere auch - 


die neueren Mittheilungen von Lorenz hervorzuheben sind. 

Die früheren geologischen Karten, auf welchen Dalmatien mit zur 
Darstellung gebracht ist, liessen kaum die doch ziemlich bedeutende 
Mannigfaltigkeit voraussehen, welche die geologische Zusammensetzung 
des Landes darbietet. 

Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass im Allgemeinen die 
gleichen Verhältnisse, wie sie für die südöstlichen Ausläufer der Alpen bei 
Besprechung desBlattes VI unserer Karte geschildert wurden, auch weiter 
hin nach Süden fort in der südlichen Hälfte des kroatischen Küstenlandes 
und in Dalmatien zu beobachten sind. Hier wie dort folgen in der Regel 
auf die noch in grosser Mächtigkeit entwickelten Gebilde der Triasfor- 
mation, unmittelbar die Gesteine der Kreide- und weiter der Eocenfor- 
mation, welche die Hauptmasse, namentlich der dalmatinischen Küsten- 
gebiete, zusammensetzen, und deren Vertheilung eine Reihe paralleler von 
NW. nach SO. streichender Wellen erkennen lässt. 

Die Triasgebilde, so wie die an einigen Stellen noch unter den- 
selben zum Vorschein kommenden Gesteine der Steinkohlenformation, sind 
als in Aufbruchspalten zu Tage tretend zu betrachten, und dürften wohl 
in weit grösserer Verbreitung noch in Türkisch-Kroatien und weiter in 
den östlich gelegenen Hinterländern nachzuweisen sein; insbesondere 
möchte man erwarten, sie am Rande der ausgedehnten Masse krystallini- 
scher Gesteine entwickelt zu sehen, welche nach Bou&’s geologischer 
Karte der europäischen Türkei von den Bergen Kotlenik und Jako in 
Serbien nach SSO. ausgebreitet sind über Moesien und Macedonien bis 
an das ägäische Meer, und deren Verbindung mit den krystallinischen 
Gesteinen der Mittelzone der Alpen durch die krystallinischen Inseln von 
Peterwardein, der slavonischen Gebirge, dann von Moslavina und von 
Agram angedeutet wird. 

Abgesehen von den bereits genannten Formationen sind auf unserer 
Karte im südlichen Theile des kroatischen Küstenlandes und in Dalmatien 
nur noch einige isolirte Vorkommen als jurassisch ausgeschieden, deren 
Altersbestimmung aber, wie sich später zeigen wird, noch keineswegs als 
befriedigend sicher gestellt betrachtet werden kann, dann einige mit 
Süsswasserschichten erfüllte jüngere Teertiärmulden. 

Noch sei es gestattet, die Vertheilung der älteren Gesteinsgruppe 
(Kohlenformation und Trias) im Gegensatze zur jüngeren (Kreide und 
Eocen) mit wenigen Worten anzudeuten. 

Von den zwei südöstlich streichenden Zügen älterer Gesteine, Karl- 
stadt-Novi und Laybach-Kulpa-Gebiet, die wir bei Betrachtung des 
Blattes VI unserer Karte bis an dessen Südrand verfolgt hatten, tritt der 
östliche bei Sturle und Novi auf das Gebiet von Türkisch-Kroatien hin- 
über, und konnte unsererseits weiter nicht verfolgt werden. 

Der westlichere erscheint in der Umgegend von Jezerana, Paska- 
draga und Janjagora in grosser Breite am Nordrande des Blattes X, 
theilt sich aber gegen Süden zu sogleich in mehrere durch Kreidegebilde 
von einander getrennte Arme, von denen nur der mittlere in dem Pli$iviza- 
Gebirge, einer Fortsetzung des Kapella-Gebirges, weiter nach Süden fort- 
setzt. In geringerer Breite verfolgt man ihn über Blata, Rude, Bilopolje 
nach SO. Südlich vom letztgenannten Orte erlangen die älteren Gesteine 


g 


| 


[3] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 433 


wieder eine sehr grosse Verbreitung, und bilden einen Knotenpunkt, von 
welehem aus ein mächtiger noch weiter westlich gelegener Zug, das 
Velebith-Gebirge nahe am Ostsaume des Canale die Morlacea nordwärts 
fortstreieht bis in die Nähe von Zengg, dann ein Zug nach Süden über 
Knin bis zur Ebene von Demis, und südöstlich von dieser weiter bis 
Sign zu verfolgen ist, während nach Osten zu die älteren Gebilde in 
voller Mächtigkeit über die Landesgrenze hinüber fortsetzen nach Tür- 
kisch-Kroatien. 

Getrennt von diesen Hauptzügen beobachtet man aber überdies 
Aufbrüche der älteren Gesteine in der östlichen Umgebung von Zengg, 
dann zwischen Bilopolje und Bihat, endlich in der Umgegend von Ver- 
licea nördlich von Sin). 

Weiter nach Süden fehlen auf der ganzen Strecke von Sinj bis 
nahe an die Bocche di Cattaro am Festland von Dalmatien die älteren 
Gesteine, eine sehr merkwürdige Andeutung ihres Vorkommens bieten 
aber der Gyps und das Eruptivgestein der Insel Lissa; einen ausgedehn- 
teren Zug von Triasgesteinen endlich entdeckten wir im südlichsten 
Theile von Dalmatien, in den Umgebungen der Bocche di Cattaro und von 
Castel Lastua. 

Wir wollen nun wieder die einzelnen auf dem Gebiete der Karte 
unterschiedenen Gebilde eingehender betrachten, und zwar etwas aus- 
führlieher da ja bisher bezüglich unserer Aufnahmsarbeiten in Dalmatien 
nur ganz summarische Berichte veröffentlicht worden waren. 

1. Kohlenformation. In drei von einander gesonderten Re- 
gionen erscheinen die Gebilde der Steinkohlenformation in dem auf 
Blatt X zur Darstellung gebrachten Gebiete. 

In der westlichen Umgebung von Novi bei Tergove bilden dieselben, 
als südliehster Theil des noch auf österreichischem Staatsgebiete gelege- 
nen Zuges Karlstadt-Novi eine mächtige Bergmasse, über welche wir 
insbesondere den Herren Stur und Suess eingehendere Mittheilungen 
verdanken. Die herrschenden Gesteine sind feinkörnige, graue gelb ver- 
witternde Sandsteine, dann Schiefer, oft in der Form von Dachschiefern 
entwickelt. Die ersteren herrschen in dem westlichen Theile des ganzen 
Gebietes, die letzteren dagegen im Osten. Von organischen Resten kennt 
man nur die neuerlich von Suess erwähnten Pflanzenabdrücke aus dem 
Schiefer von Gvozdansko, die nach den ersten Bestimmungen, das Vorhan- 
densein der Dyasformation erweisen sollten. Die genaue Untersuchung 
eines weit reicheren uns inzwischen von Herrn A. Schönbucher einge- 
sendeten Materiales durch Herrn D. Stur hat aber bewiesen, dass die- 
selben einer höheren Stufe der Steinkohlenformation angehören. 

Die Erzlagerstätten von Tergove sind an das Gebiet der Schiefer 
gebunden und fehlen der westlichen aus Sandsteinen bestehenden Ge- 
birgspartie gänzlich. Es sind linsenförmige Lager die hauptsächlich 
Spatheisenstein und Kupferkies, und mehr sporadisch auch Bleiglanz 
und Fahlerze führen. Ungeachtet. ihrer absätzigen Natur und mannig- 
facher Störungen, bieten sie doch auch nach den neuesten Mittheilungen 
von Andrian bei rationellem Grubenbetriebe begründete Aussicht auf 
Gewinn bringenden Abbau. 

Die zweite Region, in welcher die Steinkohlengebilde zu Tage 
treten gehört dem westlichsten, dem Canal di Morlacca parallel streichen- 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft, 57 


434 Franz R. v. Hauer. [4] 


den Zuge älterer Gesteine an. Nach den Untersuchungen von Foetterle 
bilden dieselben hier eine mehrfach unterbrochene schmale Zone die 
parallel der Küste von NO. nach SW. streicht, und der sich im südlich- 
sten Theile ihres Auftretens, eine etwas mehr östlich gelegene Parallel- 
zone zugesellt. — In der westlichen Umgebung von Gospit, in der Mitte 
der Längenerstreckung der ganzen Zone ist derselben entlang eine 
srossartige Verwerfung zu beobachten, denn während in SW. auf die 
Gesteine der Steinkohlenfermation in normalem Schichtverbande erst die 
Werfener Schiefer, dann die höheren kalkigen Gesteine der Triasfor- 
mation folgen die das Velebith-Gebirge aufbauen, stossen in NO. in einem 
um 3000 Fuss tieferen Niveau die Triaskalksteine unmittelbar an die 
Kohlensandsteine an. 

Weiter im N. und S. dagegen verzeichnet unsere Karte zu beiden 
Seiten der ältesten Gesteinszone erst die Werfener Schiefer und dann die 
Triaskalke. 

Was die Gesteinsbeschaffenheit betrifft, so herrschen namentlich in 
den nördlichen Theilen des ganzen Zuges hauptsächlich nur Sandsteine 
und grobe Quarz-Conglomerate, in welchen namentlich zwischen Brus- 
sane und Ternovae (Gospie wsW.) und bei Radu@ (St. Roch NW.) 
schwarze Schiefer bis zu mehreren Fuss mächtig eingelagert sind. Eine 
gewisse Aehnlichkeit, welche namentlich die Conglomerate an einigen 
Stellen mit den Verrucano-Conglomeraten darbieten, liess die Alters- 
bestimmung so lange als zweifelhaft erscheinen bis es Foetterle gelang, 
an einer Stelle zu Pilar bei St. Roch im südlichsten Theile des Zuges 
Petrefacten zu entdecken. Es treten daselbst graue Schiefer mit Einlage- 
rungen von schwarzem Kalkstein auf, welehe schon in ihrer petrographi- 
schen Beschaffenheit völlig mit den Gesteinen des Nötschgraben bei 
Bleiberg übereinstimmen. Dieselben enthalten nun aber auch zahlreiche 
organische Reste, und zwar die Schiefer Spiriferen, Produeten, Belle- 
rophon und Bivalven, die Kalksteine dagegen grosse Crinoiden-Stiel- 
glieder. 

Noch endlich habe ich eine, wenn auch nur sehr wenig ausgedehnte 
Partie von Kohlenschiefer, unmittelbar an der Landesgrenze nördlich von 
Knin bei Rastel Grab zu erwähnen, woselbst wir zusammen mit unteren 
Triasgebilden schwarze Schiefer in Verbindung mit bunten breecien- 
artigen Sandsteinen fanden, in denen ein kleines Flötzchen schwarzer 
slänzender Pechkohle, so wie Spuren von Pflanzen-Abdrücken einge- 
schlossen waren. 

2. Untere Triasformation. Die erste Nachweisung des Vor- 
kommens der alpinen Triasformation in Dalmatien, konnte ich selbst 
nach Stücken unverkennbaren Werfener Schiefers mit bezeichnenden 
Petrefaeten liefern, welche im Frühjahre 1852 durch die Herren 
G. Schlehan und 6. Rösler an die k. k. geologische Reichsanstalt 
eingesendet worden waren. Dieselben stammten aus dem. Buttisnizza- 
Thale bei Knin. (Jahrbuch 1852, Heft 1, $. 193.) Partsch hatte die 
hierher gehörigen rothen und grauen Sandsteine und Sandstein- Schiefer, 
die in schiefrigen Kalk mit glimmerigen Ablösungen übergehen, und die 
kleine Quarzkrystalle, dann Eisenglanz-Schüppehen enthalten und oft 
Gypsmassen einschliessen sehr wohl beobachtet, auch theilweise ihr Vor- 
kommen auf einer Manuseript-Karte, die im k. k. Hof-Mineralien-Cabinete 


[5] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 435 


aufbewahrt wird, angedeutet, er betrachtete dieselben jedoch als Ein- 
lagerungen in den jüngeren Kalksteinen. Weitere Mittheilungen über das 
Vorkommen der Werfener Schiefer namentlich in der Umgebung von Sinj 
und Much lieferte später Lanza, erst unsere Aufnahmen aber liessen 
die weite Verbreitung erkennen, welche dieselben auch in der südlichen 
Hälfte des kroatischen Küstenlandes und in Dalmatien besitzen. 


Wie in allen alpinen Gebieten besteht die untere Triasformation 
auch im südlichen Kroatien und in Dalmatien aus Werfener Schiefern, die 
hin und wieder noch von den Grödner Sandsteinen unterteuft werden, 
dann aus höher gelegenen mehr kalkigen Gesteinen; diese Schichten sind 
an mehreren Stellen sehr petrefactenreich entwickelt, so dass es bei 
detaillirteren Profilaufnahmen sicherlich gelingen wird, eine weitere 
Gliederung derselben durchzuführen. 


Insbesondere in dem langen Zuge unterer Triasgesteine im Vele- 
bith-Gebirge scheint nach den Mittheiluingen Foetterle’s eine grosse 
Analogie mit den Verhältnissen in Südtirol zu herrschen. Als unterstes 
Glied erscheinen bei Brussane (Ternovae SW.), bei Citluk und St. Roch 
Grödner Sandsteine; als Vertreter der Seisser Schichten werden schwarze 
Kalksteine und Dolomite betrachtet, welche bei Brussane den Werfener 
Schichten eingelagert sind, und eben so die daselbst etwas höher folgen- 
den sandigen grauen Kalke:, welche Posidonomyen enthalten. Campiler- 
Schichten endlich mit Naticella costata, Avicula, Myaciten u. s. w., sind 
westlich bei Pazariste, bei Ostaria, bei Po@itelj und bei St. Roch in der 
Form von dünn geschichteten glimmerreichen Sandsteinen entwickelt. 


Ueber diesen sämmtlichen, auf unserer Karte als Werfener Schiefer 
verzeichneten Gebilden folgt, jedoch nur stellenweise, dünn geschichteter 
schwarzer Kalk (namentlieh bei Brussane, Citluk und St. Roch) und 
weiter eine mächtige Masse von dunkelgrauem zuckerkörnigem Dolomit, 
der mit grauem oft splittrigem Kalke wechsellagert. In dieser meist 
undeutlich geschichteteten Dolomit- und Kalkmasse, in welcher Foet- 
terle Crinoiden auffand ist wohl sehr wahrscheinlich auch der Virgloria- 
Kalk mit vertreten; jedoch fehlt es an Anhaltspunkten, um denselben mit 
Sicherheit auszuscheiden, und so wurde die ganze Masse auf unserer 
Karte als Guttensteiner Kalk verzeichnet. 


An zwei Punkten, südlich bei Pazariste, dann bei Ostaria werden 
die Werfener Schiefer von Melaphyr durchbrochen, der namentlich am 
ersteren Orte die Schiefer vielfach verändert hat. Einen dritten, aber im 
Gebiete der Kreidekalke befindlichen Durchbruch von Melaphyr verzeich- 
net unsere Karte an der Strasse bei Heiligen-Kreuz, östlich von Zengg. 
Das Gestein ist von Melaphyrtuffen umgeben und hat die umgebenden 
Kreidekalke in ihrer Lagerung weiter nicht gestört. 


Einen näher an der Küste gelegenen Aufbruch älterer Triasgesteine, 
der durch die Gebilde der oberen Trias von dem Hauptzuge der Ersteren 
getrennt ist, beobachtete Stache im nördlichsten Theile von Dalmatien an 
der Südwestseite des Velebith-Gebirges. Sie bilden einen von SO. nach 
NW. streichenden Zug in der langen thalförmigen Einsenkung zwischen 
Vlascograd und dem Mali-Golie. Als tiefstes Glied des Aufbruches erschei- 
nen rothe Schiefer und Sandsteine, die mit grünlichen, gelblichen und grauen 
Sehiehten abwechseln. Einzelne Lagen sind reich an Myaeites Fassaensis, 

57 * 


436 Franz R. v. Hauer. [6] 


Avicula Venetiana u. s. w. Ueber denselben folgen beiderseits regel- 
mässig die unteren Trias-Dolomite und Kalksteine. 

In dem Eingangs erwähnten östlicherem Zuge älterer Gesteine, in 
der Plisivica sind die tiefsten Glieder der unteren Trias, die Werfener 
Schiefer verhältnissmässig nur sehr untergeordnet vertreten. Kleine Auf- 
brüche derselben entdeckte Foetterle bei Bilopolje und Velasie, wo sie 
wie gewöhnlich als grüne und rothe Schiefer mit Myac. Fassaensis, Avi- 
cula Venetiana, Naticella costata u. Ss. w. entwickelt sind. Die Hauptmasse 
des Zuges besteht aus den älteren und jüngeren Triaskalken und 
Dolomiten. 

Erst in dem stidlichsten Theile der kroatischen Militärgrenze, in der 
Gegend, in welcher sich die älteren Gesteine des Plisivica und des Vele- 
bith-Gebirges zu einem gewaltigen Knoten vereinigen, beobachtet man 
wieder zahlreiche Aufbrüche von Werfener Schiefern, von welchen ich 
aber nur nach den Nordsüdlich streichenden Zug von Vrello hervorheben 
will, welcher nach den Beobachtungen von Foetterle in dem tiefen 
Kessel, in welchem die Zermagna entspringt, als unterstes Formations- 
glied die rothen Sandsteine der Werfener Schichten erkennen lässt. Ueber 
diesen folgen dann an den steil ansteigenden Gehängen ziemlich dunkle, 
etwas sandige, halbkrystallinische, schiefrige Kalksteine, aus denen der 
prachtvolle Ceratites Liecanus Hau., nebst zahlreichen anderen Fossilien : 
Cer. Cassianus, Turbo rectecostatus u. Ss. w. stammen. 

Nach Dalmatien treten die unteren Triasschichten in mehreren 
Zügen in der Gegend nördlich von Knin über die Grenze herein über. — 
Der westlichste ist eine Fortsetzung des Zuges von Vrello, und besteht 
aus Werfener Schiefern, die aber bald unter den überlagernden Kalk- 
steinen verschwinden. Der zweite östlichere Zug endet am Nordfuss des 
Debelo-Berdo NW. von Knin. In der südlichen Partie dieses Zuges, in 
den Umgebungen von Zunie, Milievic u. s. w. beobachteten wir Gesteine 
vom petrographischen Typus der schiefrigen und mergeligen, oft mit 
Tuffen in Verbindung stehenden oberen Triasgesteine der Alpen; Petre- 
facten gelang es uns bei dem leider sehr flüchtigem Besuche der Gegend 
nicht aufzufinden, ihre Stellung schienen, aber diese Schichten deutlich unter 
den hier ebenfalls entwickelten Virgloria-Kalken einzunehmen. In der 
Nähe von Milievie soll im Gebiete dieser Schiefer im 18. Jahrhundert 
Silberbergbau betrieben worden sein. Die Schlucht, in welcher dieser 
Bergbau bestand, zeigte uns die eben erwähnten mergeligen Schichten, 
welche hin und wieder von ganz feinen Eisenkies-Schnürchen durchsetzt 
waren. 

Weiter nach Süden fort setzt der östlichste Zug der unteren Trias- 
gesteine, der vom Rastel Grab an der Landesgrenze nach Süd zu verfol- 
gen ist durch das Buttisnizza-Thal bis Knin und weiter bis nahe an die 
Ebene von Dernis. Charakteristische Werfener Schiefer, stellenweise 
Petrefacten führend, dann dunkle Kalke und Rauchwacken der Gutten- 
steiner Schichten setzen diesen Zug zusammen, der überall an die Thal- 
niederung gebunden scheint, in dieser selbst aber oft durch überlagernde 
Diluvialgebilde verhüllt wird. In der nördlichsten Partie dieses Zuges in 
der Umgebung von Rastel Grab beobachteten wir auch wieder Gesteine 
vom petrographischen Typus der Cassianer- oder Raibler-Schiehten ohne 
jedoch bei der Kürze der uns in diesen so schwierig zu bereisenden 


[7] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 437 


Gegenden zur Verfügung stehenden Zeit, ihr Verhältniss zu den benach- 
barten Gebilden weiter untersuchen zu können. 

Weiter abwärts im Buttisnizza-Thale sind die Werfener Schiefer an 
beiden Thalseiten entwickelt, sie fallen nach NW. und werden zunächst 
von Guttensteiner Kalken und Dolomiten überlagert, über welchen helle 
obere Triaskalke folgen. Im SO. dagegen scheinen die letzteren unmittel- 
bar an die Werfener Schichten zu stossen, auch wieder eine Verwerfung 
andeutend, wie eine solche an dem Westrand der Ebene von Gospi& con- 
statirt wurde. 

Entlang dem von West herabkommenden Seitenthal des Torrente 
Dosnica hängt der untere Triaszug des Buttisnizza-Thales, mit dem früher 
erwähnten westlicheren Zuge zusammen. 

Südlich bei Knin schliessen sich den unteren Triasgesteinen unmit- 
telbar helle mitunter breccienartige, halbkrystallinische Kalksteine an, 
die uns, wenn sie auch keine bezeichnenden Fossilien lieferten, von den 
weiter im Norden die untere Trias überlagernden oberen Triaskalken 
abzuweichen schienen, und die wir als Kreidekalke verzeichneten. 

Besonderes Interesse in diesem Theile des Zuges erregt der Monte 
Cavallo südlich bei Knin, den schon Fortis als vulcanisch bezeichnete ; 
Partsch, welcher der Meinung war, Fortis habe die Gesteine der Wer- 
fener Schichten für Laven angesehen, scheint selbst nicht an die Stelle 
gekommen zu sein, an welcher ein wirkliches Massengestein die untere 
Trias durehbricht. Sie befindet sich abwärts von dem Sattel, über welchen 
die Strasse den Berg übersetzt gegen Knin zu, und zwar dicht neben der 
Strasse. 

Das Gestein besteht nach den Untersuchungen von Dr. G. Tscher- 
mak aus Hornblende, Kalkfeldspath und einem Zeolith, und wäre vor- 
läufig als Diorit zu bezeichnen. — In den dunklen Kalksteinen des Monte 
Cavallo fanden wir Naticella costata, in den rothen und grauen Werfener 
Schiefern undeutliche Petrefaeten. 

An den Rändern der Ebene von Dernis treten keine Triasgesteine zu 
Tage, sie sind aber hier wohl sicher nur durch die Tertiär und noch 
Jüngeren Gebilde verhüllt, und die mächtige Partie älterer Triasgesteine, 
die aus der Gegend östlich von Kljake über Much (Mu£) bis an die grosse 
’Ebene von Sinj fortstreicht, ist unzweifelhaft als eine direete Fortsetzung 
des Zuges von Knin zu betrachten. Die Verbindung wird sogar durch 
eine, aller Wahrscheinlichkeit nach der unteren Triasformation angehörige, 
kleine Gypspartie angedeutet, welehe südlich von Miocie (Dernis O.), 
rings umgeben von Tertiärgebilden zum Vorschein kommt, und aus röth- 
lichen und grünen von Gypsadern durchzogenen Mergeln besteht. Schon 
Partsch führt aus der Gegend von Much glimmerige Kalksteine und 
Schiefer an, die nach Nord einfallen. Wir selbst hatten an derselben 
Stelle Gelegenheit die Aufeinanderfolge der Schichten etwas genauer zu 
beobachten. 

Südlich von Much breitet sich eine schmale mit Alluvial- und Dilu- 
vialgebilden erfüllte Ebene aus, die mit der Ebene von Dernis in Verbin- 
dung steht, und welcher die von dort nach Sinj führende Strasse folgt. 
Südlich wird diese Ebene von einem Zuge von Eocengesteinen begrenzt, 
denen weiter im Süden die Kreidekalke folgen. Im Norden erheben sich 
aus ihr unmittelbar die Triasgesteine, die bei regelmässigem Nordfallen 


438 Franz R. v. Haueı. [8] 


der Schichten in den Seitengräben sehr schön blosgelegt sind. Das 
unterste Glied bilden rothe glimmerreiche Werfener Schiefer mit Myaeites 
Fassaensis, etwas höher sind denselben dunkel gefärbte Kalkschiefer 
eingelagert, die nach oben mehr und mehr an Mächtigkeit zunehmen, so 
dass die sandigen Schiefer nach und nach beinahe völlig zürücktreten. 
Sie enthalten eine Unzahl von sehr wohl erhaltenen Fossilien, von denen 
einzelne Arten in bestimmten Schichten vorwaltend vertreten zu sein 
scheinen, so dass es bei einer Detailaufnahme hier wohl sicher gelingen 
wird die ganze Formation noch weiter zu gliedern. Neben den zahlreichen 
Ceratiten aus der Gruppe des C. Cassianus sind unter diesen Fossilien 
insbesondere nach Turbo rectecostatus, Naticella costata, Gervillia ef. 
socialis u. 8. w. vertreten. Ueber diesem Schichteneomplex folgt Vir- 
gloria-Kalk und weiter obere Trias. 

Auch weiter nach Osten am Weg von Neorie nach Sinj fand Stache, 
in den auf Werfener Schiehten ruhenden Guttensteiner Kalken, Avicula 
Venetiana, Naticellen u. S. w. 

Das östliche Ende des Triaszuges von Much gegen die Ebene von 
Sinj ist wieder durch das Hervortreten beträchtlicher Gypsmassen be- 
zeichnet, welche in der nördlichen Umgebung des genannten Städtehens 
an zahlreichen Stellen unter den jüngeren Tertiärschichten hervortreten. 
Vielleicht ist auch die Salzquelle die sich nach Fortis bei Han östlich 
von Sin) nahe an der Cettina befinden soll, mit der Triasformation in Ver- 
bindung zu bringen. 

Die Ebene von Sinj ist in nordwestlicher Richtung zu verfolgen bis 
in die Nähe von Verlieca, und in der Umgebung dieses Ortes sind wieder 
die Werfener Schiefer in mächtiger Entwiekelung zu beobachten. Nördlich 
bei Verlieca zeigen sie ein Einfallen der Schichten nach SW. Südlich von 
Verlieca bei Podosoje finden sich bedeutende Gypsstöcke; auch einen 
räumlich sehr beschränkten Durchbruch eines melaphyrähnlichen Erup- 
tiv-Gesteines das Bleiglanzspuren enthielt, hatten wir Gelegenheit hier zu 
beobachten. Die letzteren fanden sich auch im zersetzten Werfener Schie- 
fer selbst und wurden Veranlassung zu einigen Schürfungsversuchen, die 
jedoch weiter keinen befriedigenden Erfolg hatten. 

Noch endlich ist das Vorkommen von Gypsmergeln und des mit 
denselben in Verbindung stehenden Eruptiv-Gesteines, welches Dr. G. 
Tschermak als Diallagit bestimmte, bei Comisa auf der Insel Lissa zu 
erwähnen. Nähere Nachrichten über dieses Vorkommen, welches aller 
Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls der unteren Triasformation beigezählt 
werden muss, habe ich jüngst in unseren Verhandlungen (1367, 8. 89) 
gegeben, auf die ich hier wohl verweisen darf. 

3. Virgloria-Kalk. Dass dieses Gebilde unter den auf unserer 
Karte als Guttensteiner Kalk verzeichneten Massen vielfach mit vertreten 
sein möge wurde schon früher erwähnt. Bezeichnende Petrefacten, und 
zwar solche, welche durch ihre Brachiopoden sich den Recoaro-Schichten 
anschliessen, fanden wir jedoch nur an zwei Stellen in Dalmatien, an denen 
demnach auch der Virgloria-Kalk besonders ausgeschieden wurde. Die 
erste dieser Stellen befindet sich nordwestlich von Knin bei Zunie am 
Nordfuss des Debelo Berdo. Hier fanden wir in einem ziemlich dunkel- 
grau gefärbten, halb krystallinischen Kalksteine, der zahlreiche Horn- 
stein-Auswitterungen zeigt, ein deutliches Exemplar der Spiriferina fra- 


[9] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 439 


gilis. Unter diesem Kalkstein liegen nördlich von Zunic die schon früher 
erwähnten schiefrigen und mergeligen Schiehten, die ungeachtet ihres 
abweichenden petrographischen Charakters, doch dieser Stellung wegen 
als untere Trias betrachtet werden mussten; über den dunklen Kalk- 
steinen folgen hier deutlich die hellen Kalksteine des Debelo Berdo, die 
wir als obere Triaskalke verzeichneten da wir am Ostfuss des genannten 
Berges, südlich von Milievie eine ziemlich reiche Anzahl Fossilien, dar- 
unter bestimmt auch solche von obertriassischem Charakter auffanden. 
Unter den aufgesammelten Stücken, die theilweise aus losen Blöcken 
stammen befinden sich aber auch, und zwar in hellweissem Kalksteine 
von ganz gleichem petrographischen Typus Retzia trigonella und andere 
unzweifelhafte Brachiopoden des Virgloria-Kalkes. 

Die zweite Stelle, an welcher unsere Karte Virgloria-Kalk ausschei- 
det, ist der Triaszug von Much zwischen Dernis und Sinj. Zunächst über 
den hier entwickelten petrefaetenreichen Guttensteiner-Kalken folgen helle 
Dolomitbänke, darüber bei Ogorie, Kalksteine petrographisch völlig gleich 
jenen vom Debelo Berdo, mit Brachiopoden. Herr Dr. Schlönbach, der 
es freundliehst übernahm die Brachiopoden beider genannten Localitäten 
genauer zu untersuchen, theilt mir die folgende Notiz über dieselben mit: 

„Unter den Brachiopoden vom Debelo Berdo liessen sich fol- 
gende Arten erkennen: 

Terebratula vulgaris Schloth. sp. — 6 Exemplare. 

n angusta Schloth. sp. — 6 


” 


# sp. nov., der vorigen ähnlich — 3 Exemplare. 
Retzia trigonella Schloth. sp. — 2 Exemplare. 
» (2) quadricostata Laube. — 2 Exemplare. Ist wohl einem 


anderen Genus zuzurechnen; speeifisch mit dem Cassianer Typus über- 
einstimmend. 

Spiriferina hirsuta Alberti sp. — 1 Exemplar. 

» Mentzeli Dunk sp. — 3 
»  fragilis Schloth. sp. — 1 

Rhynchonella sp. nov. — 1 Exemplar. 

Von Ogorie liegen nur folgende Brachiopoden-Arten vor: 

Retzia (?) quadricostata Laube. — 1 Exemplar. 

Spiriferina hirsuta Alb. sp. — 1 Exemplar. 

Es ergibt sich aus diesen Bestimmungen der auffallende Umstand 
des Zusammenvorkommens einer Art, Retzia (?) quadricostata, die man 
bisher nur aus den Schichten von St.. Cassian kannte, mit echten und 
weitverbreiteten, charakteristischen Muschelkalkformen, wie namentlich 
Terebratula vulgaris, Retzia trigonella, Spiriferina fragilis ete. Uebrigens 
scheint die Brachiopoden-Fauna der Schichten von Set. Cassian überhaupt 
in Wirklichkeit nähere Beziehungen zu den älteren triadischen Brachio- 
poden-Faunen zu zeigen, als man in neuerer Zeit gewöhnlich annahm“. 

4. Obere Trias. Nur unter einer Bezeichnung, als Hallstätter Kalk 
sind die sämmtlichen im südlichen Theile des kroatischen Küstenlandes 
und in Dalmatien verbreiteten oberen Triasschiehten auf unserer Karte 
zusammengefasst. Wir mussten es den späteren Detailuntersuchungen 
überlassen, weitere Unterscheidungen durchzuführen, zu welchen es, wie 
schon unsere flüchtigen Beobachtungen erkennen liessen, an Anhalts- 
punkten nicht fehlen wird. 


” 
” 


440 Franz R. v. Hauer. [10] 


In dem Zuge der Plisiviza, im östlichen Theile des kroatischen 
Küstenlandes bestehen die oberen Triasschichten wie aus den Beobach- 
tungen von Stoliezka und Foetterle hervorgeht meist aus körnigem 
Dolomit; seine Abgrenzung gegen die unteren Triaskalke und Dolomite 
ist wohl noch ziemlich unsicher. Bezeichnende Petrefacten liegen aus 
dieser Gegend nicht vor. 

In dem Zuge des Velebith folgt nach den Beobachtungen von Foet- 
terle über dem mit splittrigen Kalkstein wechselnden Dolomit, der bereits 
beiBesprechung der unteren Trias erwähnt wurde, regelmässig geschich- 
teter dunkelgrauer bis schwarzer Kalkstein, der in der Gegend südwest- 
lich von Gospie auf eine lange Strecke, von Bakovaz und der Satorina 
angefangen bis über Mali-Hallan hinaus den Hauptrücken und den grössten 
Theil der westlichen Abdachung, sowie östlich von dem Zuge der noch 
älteren Gesteine eine Reihe mehr isolirter niederer Kuppen, die sich in 
der Gospicer Ebene emporheben, bildet. Die Schichten fallen beiderseits 
normal von den älteren Gesteinen des Aufbruches ab, — Diese Kalk- 
steine enthalten zahlreiche Petrefaceten, eine Chemnitzia, Bivalven, dann 
insbesondere bezeichnend eine Ostrea, welche in wulstförmigen langen 
Durehschnitten an den Bruchflächen der Gesteinen, sichtbar wird und für 
sich allein ganze Schichten zusammensetzt. 

Wohl mit vollem Rechte bezeichnet Foetterle diese Petrefaeten 
führenden Gesteine in seinen Aufnahmsberichten als Raibler Schichten, 
sie stimmen aller Wahrscheinlichkeit nach mit deu Schichten überein, die 
Stache in den Gebirgen südöstlich von Laibach (Erl. zu Blatt VI, 
p. 30) als solehe ausschied. 

Ueber die oberen Triasschichten in dem südlichsten Theile des 
kroatischen Küstenlandes, in dem Knotenpunkt der durch die Vereini- 
gung des PliSiviza und Velebith-Zuges gebildet wird, liegen mir keine 
näheren Angaben vor. | 

In Dalmatien, in der Gegend nördlich von Knin, besteht die obere 
Triasformation vorwaltend aus licht gefärbten Kalksteinen, wie wir sie 
zu beiden Seiten des Buttisnizza-Thales, dann am Debelo-Berdo nord- 
westlich von Knin beobachteten und aus hellen Dolomiten die wir insbe- 
sondere im Thale der Zermagnia an der Grenze gegen Kroatien antrafen. 
An der Ostseite des Debelo-Berdo, nördlich von dem einzeln stehenden 


Hause Stanig, fanden wir in dem lichten Kalksteine nebst den schon 


früher erwähnten Muschelkalk-Brachiopoden mehrere Arten von Gastro- 
poden und Bivalven von evident obertriassischem Habitus. Auch über sie 
verdanke ich Herrn Dr. Scehlönbach eine genauere Untersuchung, bei 
welcher derselbe die nachstehenden Arten erkannte: 

Pecten Margheritae Hau. — 3 Exemplare, von denen namentlich 
das kleinste einem gleichgrossen Hauer’schen Originale vom Sasso della 
Margherita zum Verwechseln gleicht. 

Pecten sp. nov.? — 2 Exemplare von geringer Grösse, welche sich 
durch die in regelmässigen Abständen auftretenden, starken concen- 
trischen Anwachsringe auszeichnen, zwischen denen sich jedesmal wieder 
einige feinere befinden. Sie stimmen mit einigen kleinen Exemplaren 
unseres Museums überein, welche auf den gleichen Gesteinsstücken mit 
Pecten filosus Hau. sich befinden und zwischen Gross-Holzapfel und Klein- 
Wintersbach bei Lunz gesammelt sind. 


[11] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 441 


Hinnites cf. denticostatus Klipst. sp. — 1 Exemplar. Das vorliegende 
Exemplar stimmt weniger genau mit der Laube’schen Abbildung der 
Cassianer Art als mit einem von Bergrath Stur in unserem Museum be- 
zeichneten Stücke aus den „Reingrabener Schichten“ von Wandau überein. 

Avicula cf. caudata Stopp. — 1 wegen seiner unvollständigen Er- 
haltung nicht mit voller Sicherheit bestimmbares Exemplar einer kleinen 
flachen und glatten, nur mit deutlichen diehten Anwachslinien verzierten, 
Avicula. 

Natica cf. pseudospirata d’Orb. — Auch dieses Exemplar lässt in 
Bezug auf Vollständigkeit seiner Erhaltung zu wünschen übrig, wesshalb 
ich auf seine Bestimmung keinen zu grossen Werth legen möchte; die 
Form der Spindel und der Verlauf der Anwachslininien passt indessen 
genau auf die genannte Art. 

Chemnitzia subcolumnaris Mü. sp. — Ein gut charakterisirtes Exem- 
plar. 

Pleurotomaria Johannis Austriae Klipst. — Ein Exemplar, welches 
ich nicht von dieser bei St. Cassian ziemlich selten vorkommenden Art 
unterscheiden kann; nur scheint bei dem etwas grösseren dalmatinischen 
Exemplare der Spiralwinkel etwas spitzer zu sein, als bei derLaube’schen 
Abbildung. 

Pleurotomaria cf. delicata Laube. — 3 Exemplare einer zweiten, 
der eben erwähnten sehr nahestehenden Art, die sich von derselben aber 
durch weniger stark vorstehende Spiralleisten unterscheiden, erinnern so 
ausserordentlich an Laube’s PI. delicata, dass ich nieht anstehen würde, 
beide zu identifieiren, wenn nicht die bedeutenden Grössenunterschiede 
(die dalmatinische Form erreicht die Dimensionen der stark vergrösserten 
Laube’schen Figur 5 auf Tafel 27) eine genaue Vergleichung der feinen 
Ornamentirung erschwerten“. 

Aber auch an Anzeichen des Vorkommens von anderen Schichten- 
gruppen der oberen Trias in diesem Gebiete fehlt es nicht. Die mergeligen 
Gesteine beim Rastel Grab sowie jene in der Umgegend von Zunie nörd- 
lich vom Debelo-Berdo wurden bereits früher erwähnt. Die letzteren sind 
zwar ihrer scheinbaren Stellung unter dem Virgloria-Kalke wegen auf 
unserer Karte als Werfener Schichten verzeichnet, doch aber wäre eine 
genauere Untersuchung derselben zur sicheren Ermittelung ihrer geolo- 
gischen Stellung keineswegs überflüssig. Etwas weiter westlich vor der 
Höhe von Otton zeigte sich aber auch über dem Virgloria-Kalke eine 
Schichte eines grünlich gefärbten Tuffgesteines, ganz ähnlich der be- 
kannten Pietra verde der Venetianer-Alpen. An der Strasse, welche über 
das Plateau südlich von Debelo Berdo führt, fanden wir östlich von Smugia 
wieder die dunklen gut geschichteten Kalksteine mit Chemnitzien und 
Ostrea (Perna?) Durchschnitten, eine offenbare Fortsetzung der analogen 
Gesteine des Vellebith. Sie fallen nach Süd, liegen also auf den hellen 
Hallstätter Kalken des Debelo-Berdo. — Noch endlich ist hier ein sehr 
eigenthümliches Gestein zu erwähnen, welches wir am Südrande der 
ganzen in Rede stehenden Partie, nördlich bei Knin, beobachteten. Die 
Strasse, die von der Stadt in nordwestlicher Richtung nach Kroatien hin- 
überführt, steigt aus der Ebene von Knin zunächst über conglomeratische 
wahrscheinlich der Kreideformation angehörige Kalksteine hinauf auf das 
Plateau. In der ersten weiter folgenden Einsenkung nun zeigen sich 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1868. 18. Band. 3. Heft. 58 


442 Franz R. v. Hauer. [12] 


dünngeschichtete helle Kalksteine die mit Lagen von schwarzem, Hornstein 
wechseln, so dass die anstehenden Gesteinswände völlig gebändert er- 
scheinen. Wahrscheinlich sind diese Schichten, in denen wir keine Ver- 
steinerungen aufzufinden vermochten, ident mit den weiter zu beschrei- 
benden Halobia-Kalksteinen von Castel-Lastua. 

Noch endlich ist im nördlichen Theile von Dalmatien eine mächtige 
Masse von oberen Triasgesteinen im Svilaja-Gebirge nördlich von Much 
ausgeschieden. Diese Einzeichnung gründet sich darauf, dass wir von 
Much aus in nördlicher Richtung bis über Ogorie hinaus dies Gebirge 
verquerend über den früher bereits erwähnten Virgloria-Kalken in mäch- 
tiger Entwicklung helle Kalksteine und Dolomite mit Spuren von globo- 
sen Ammoniten, dann in den Wasserrissen, namentlich in dem Thale von 
OÖgorie, von den Höhen herabgeschwemmte Stücke des grünen Tuffge- 
steines, der Pietra verde, antrafen. Die Nordgrenze dieser Triasgesteine 
erreichten wir nicht, sie musste ganz willkührlich gezogen werden, da wir 
an unserem nächsten Wege weiter im Norden an der Strasse von Verlicca _ 
nach Sign nur mehr die gewöhnlichen Kreidekalke beobachteten. Gewiss 
zu den interessantesten Aufgaben aber, unter den vielen welche sich in 
Dalmatien noch darbieten, wird der einst die Detailuntersuchung des 
Svilaja-Gebirges zu zählen sein. 

In dem mittleren Theile von Dalmatien, so weit Blatt X unserer 
Karte reicht, fehlen die oberen Triasgesteine; um so überraschender 
war uns daher ihr Auftreten im südlichsten Theile des Landes (Blatt XI), 
wo sie in nicht unbedeutenden Partien, und zwar ohne von älteren Trias- 
gesteinen begleitet zu sein, zu Tage treten. 

Zuerst lernten wir dieselben in der Umgend von Castel-Lastua süd- 
östlich von Budua kennen, wo die tiefsten an der Küste aus dem Meere 
emporragenden Felspartien sowie die Scoglien Katie und Domenica aus 
einem hellgefärbten, meist muschlig breehenden sehr hornsteinreichem 
Kalksteine bestehe, nvon dem einzelne Bänke beinahe ganz und gar aus 
Schalen der Monotis salinaria und der Halobia Lommeli gebildet sind. Sie 
sind deutlich geschichtet und fallen wiedersinnisch nach NO. ein. Horn- 
steine bilden sowohl knollenförmige Ausscheidungen in den Kalksteinen 
als auch selbstständige mitunter mächtige Lagen; ausserdem findet man 
hin und wieder weichere mergelige Zwischenlagen. 

Eine zweite höher im Gebirge liegende Zone der gleichen weissen 
Kalksteine und zwar mit Monotis lineata Münst. in grosser Menge fanden 
wir südwestlich beim Castel-Preseka, ihr schliesst sich im Süden ein 
Melaphyr-Durchbruch an, dem weiter gegen Livade zu Tuffgesteine vom 
Typus der Cassianer oder Raibler Schichten folgen. In diesem südlich- 
sten Winkel des Landes, den wir leider bei heftigem Regenwetter durch- 
wanderten, wird bei genauerer Untersuchung gewiss noch viel Inter- 
essantes zu entdecken sein; auf unserer Karte erscheint er ganz als der 
oberen Trias angehörig bezeichnet. 

Die bei Castel-Lastua auftretende Zone von oberem Triaskalk lässt 
sich aber nun wie es scheint mit wenig Unterbrechungen verfolgen bis in 
die Gegend nordwestlich von Castel-Nuovo.. Was Lipold in seinen 
Durchschnitten aus der Umgebung von Cattaro als hornsteinreichen Krei- 
dekalk bezeichnet, gehört ihr wohl sicher an, denn die petrographische 
Uebereinstimmung dieser Gebilde mit unserem Halobia-Kalkstein ist eine 


[13] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 443 


vollständige. In dem Durchschnitte von Budua nach NO. beobachtete sie 
Lipold in Verbindung mit „Grünsandsteinen“, wahrscheinlich einer 
Fortsetzung der Tuffgesteine von Livade, — in seinem ‘zweiten Durch- 
schnitte bilden sie in nahezu senkrecht stehenden Schichten den Mt. Golis 
nordöstlich von Bazdan. — Beim Fort Trinita, südlich von Cattaro ver- 
querten wir selbst wieder die Zone an der Strasse nach Budua, ihre Ge- 
steine treten insbesondere unmittelbar südlich am Strassensattel charak- 
teristisch entwickelt zu Tage, während sich nordseits Breeeien und Conglo- 
merate anschliessen. Aus den Letzteren mögen die „Spuren von Rudisten“ 
stammen, welche Lipold veranlassten, die ganze Zone der Kreideforma- 
tion zuzuweisen. Weiter gehört der Trıas-Zone der Vermac-Berg NW. 
von Cattaro an dessen Schichten, wie aus Lipold’s Durchschnitt hervor- 
geht, an der Bergspitze nahezu schwebend erscheinen, während sich am 
Ost- und Westgehänge die Schichten steil geneigt und wie abgebrochen 
an den mittleren Theil anlehnen; der schmale Canal Le Catene ist von 
den vorspringenden Triaskalksteinen eingeengt, und nochmals beobach- 
teten wir dieselben, aber mit etwas abweichenden petrographischen 
Charakteren, nördlich von Castel nuovo am Südgehänge der höher an- 
steigenden Kreideberge. Die durchwegs nördlich einfallenden Schichten 
bestehen hier theilweise aus muschlig brechenden roth oder bunt gefärb- 
ten, mitunter auch breccienartigen Kalksteinen, theils aus körnigen Dolo- 
miten, theils endlich aus gelblich grauen hornsteinreichen Kalksteinen, in 
welch letzteren wir wieder, wenn auch nicht eben viel, Spuren von Petre- 
facten — Cassianerformen — auffanden. An Ort und Stelle glaubten wir 
Cidaris dorsata, dann Pleurotomaria radiata zu erkennen; ein mitge- 
brachtes Stück enthält ein deutliches Exemplar der Porcellia cingulata 
Münst. Ein Stück mit Halobia Lommeli aus der Gegend ober Castel 
nuovo sahen wir in einer Sammlung in Cattaro. 

Noch endlich ist zu erwähnen, dass im Süden von den Eocengestei- 
nen, welche sich südwestlich an unsere Triaszone anschliessen, an mehre- 
ren Stellen an der Küste nochmals die hellen Triaskalke hervortauchen. 
So in Castel nuovo selbst, wo sie das Fort Spagnuolo tragen, dann 
beim Eingang in den Canal Le Catene und bei Budua. 

5. Juraformation. Sichere Anhaltspunkte für die Annahme des 
Vorkommens von Formationsgliedern, die im Alter zwischen die obere 
Triasformation und die Juraformation zu stellen wären, im südlichen 
Theil des kroatischen Küstenlandes sowohl als in Dalmatien, fehlen bis- 
her. An einigen Stellen in den südlichsten Theilen von Dalmatien und 
zwar bei Ledenice nordöstlich von Risano, dann wieder in der Einsattlung 
die nördlich vom Castel Preßeka (Castel-Lastna SO.) gelegen ist, beobach- 
teten wir wohl dunkelgraue, mergelige Kalksteine mit Spuren und Durch- 
schnitten von Petrefacten, die uns an Ört und Stelle den Charakter der 
rhätischen Kössener Schichten darzubieten schienen, doch müsste es 
gewagt erscheinen auf diese unsichere Beobachtung hin das Vorkommen 
- der genannten Formation, die in den nördlich anschliessenden Gebieten 
nirgends nachgewiesen wurde, als constatirt anzunehmen und auf der 
Karte einzutragen. 

Aber auch die Juraformation selbst konnte nur an wenigen isolirten 
Stellen ausgeschieden werden, und für die meisten derselben ist die Be- 
stimmung nicht mit Sicherheit festgestellt. 

58 + 


444 Franz R. v. Hauer. [14] 


Von diesen Punkten fallen zwei, der eine bei Begovorazdolje 
(Fiume OÖ.) und der zweite bei Drezniea südöstlich vom ersten noch auf 
das Gebiet des Blattes VI, unserer Karte. Am ersteren beobachtete 
Stoliezka grauschwarzen dichten Kalkstein mit Ammoniten, ähnlich 
dem A. Erato und A. polyplocus, am letzteren einen splittrigen etwas 
dolomitischen Kalk mit kleinen Peeten und einer Opis, verwandt der 
O. lunulata. 

Weiter im Süden folgt dann das Vorkommen bei Lapa& im Liecaner 
Grenz-Regimentsbezirke, woselbst Foetterle einen hellbräunlich grauen 
Kalkstein mit planulaten Ammoniten entdeckte. 

In Dalmatien ist zunächst der schon seit längerer Zeit bekannte 
Fundort von Jura-Petrefaeten am Lemesch-Berge südwestlich bei Ver- 
lieca zu erwähnen. Wir besuchten denselben von Verlicea aus. An der 
Strasse, namentlich bei Dubrave zeigen sich wohlgeschichtete gelb- 
braune Kalksteine, die durch Caprotinen-Durchschnitte sich als untere 
Kreide zu erkennen geben. Sie fallen deutlich nach Norden und unter 
ihnen tauchen südlich von Dubrave die Jura-Schichten, gelbliche dünn- 
geschichtete, plattige, meist mergelige Kalksteine, mit zahlreichen 
Hornsteinausscheidungen hervor. Sehr selten nur fanden wir darin Ver- 
steinerungen, einen Ammoniten aus der Familie der Planulaten, dann 
Aptychen. Von derselben Stelle sahen wir in Zara eine Terebratula 
diphya. Längst bekannt sind von derselben auch fossile Fische. 

In der Umgebung von Verlicea tritt aber die Juraformation auch 
noch an anderen Punkten zu Tage. Von einer Einsendung von Herrn 
J. Schlehan bewahrt unser Museum eine ziemlich reiche Suite von 
Fischen, mit der Localitäts-Bezeichnung Chievo, die Kner als durchge- 
hends zu der bisher nur aus Kreideschichten bekannten Gattung Chiro- 
centrites zählt. 

Von derselben Localität stammen ferner glatte und gefaltete 
Aptychen, Lumbricarien, auch Spuren von Ammoniten. Gestein sowohl 
als Petrefacten erinnern auffallend an die lithographischen Schiefer von 
Solenhofen. Wir passirten Chievo am Wege von Knin nach Verlicca, 
und fanden in der nächsten Umgebung des Ortes Eocen-Conglomerate. 
Dieselben füllen den Grund eines Spaltenthales aus, von welchem die 
Schiehten einerseits am NO. Gehänge des Kosiak nach SW. und ander- 
seits gegen die Dinara zu nach NO. einfallen. Die steilen Gehänge des 
Koziak bestehen aus plumpen Kalkmassen, an welchen man von der 
Thalseite die Schiehtung nur undeutlich sieht, an der Dinara dagegen 
zeigt der untere Theil der Gehänge dünngeschichtete Bänke, wohl sicher 
die Juraschichten, der obere dagegen wieder die dieken Lagen des 
Kreidekalkes. — Weiter enthält die Einsendung des Herım Schle- 
han sowie die Sammlung von Lanza planulate Ammoniten mit der 
Localitäts-Bezeichnung Jagodscha Draga bei Verlicca dann Serlienizza, 
Sorgente Cettina; Funde, die erkennen lassen, dass die Juraformation 
hier eine ziemlich weite Verbreitung besitzt. 

Zweifelhafter ist das Vorkommen von Jura-Schichten auf der Insel 
Lesina. Die dünn geblätterten Kalkschiefer bei Verboska, die zum Dach- 
deeken gebrochen werden, und aus welchen der vonHeckel beschriebene 
Chirocentrites microdon stammt, fallen, wie wir an Ort und Stelle beob- 
achteten, nach Nord und liegen concordant den sich unmittelbar im Süden 


[15] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 445 


anschliessenden der Kreideformation angehörigen Radioliten-Kalken auf. 
Wenn sie auf unserer Karte dennoch als Jura bezeichnet sind, so veran- 
lasste dazu nicht nur ihre grosse petrographische Analogie mit den Jura- 
schichten am Lemesch-Berge, sondern insbesondere auch der Umstand, 
dass Lanza auch hier die Aptychen und planulate Ammoniten auffand. 
Auch aus Lesina liegen übrigens Angaben über eine weitere Verbreitung 
der plattigen fischführenden Schichten vor. Nach Fortis finden sich 
sowohl im Hafen von Zukovo nördlich von Citta veechia in einem weiss- 
lichen Kalkschiefer, der zum Dachdecken dient, als auch bei Verbagn 
östlich von Citta veechia in einem Marmorbruch fossile Fische. 

Ganz anderer Art sind die im südlichsten Theile von Dalmatien 
(Blatt XD) als Jura ausgeschiedenen Gebilde. 

Nördlich von Castel nuovo, hinter dem Zuge der dort entwickelten 
oberen Triasschichten, an dem unter dem Namen Kameno bekannten 
Plateau, fanden wir helle dichte Kalksteine, völlig vom Typus der Stram- 
berger-Schichten, an den abgewitterten Flächen mit zahllosen Durch- 
schnitten von Nerineen und anderen Gastropoden. Gelang es auch nicht, 
bestimmbare Exemplare aus dem Gestein zu gewinnen, so kann ich doch 
kaum bezweifeln, dass wir es hier mit wirklichen Stramberger Kalken zu 
thyn haben, denen dann weiter der unteren Kreide angehörige Caprotinen- 
Kalke folgen. 

Weitere bezüglich ihres Alters freilich noch sehr zweifelhafte Par- 
tien von Jura?-Gesteinen scheidet unsere Karte östlich und westlich vom 
Golfe von Risano aus. Die erstere dieser Partien besteht aus hellgefärbten 
Kalksteinen mit höchst eigenthümlichen Brachiopoden, die wir am Wege 
von Risano nach Ledenice kurz vor der Quelle Smokovacz verquerten. 
Gegen West liegen denselben Kreidekalke mit Rudisten-Durchschnitten 
vor, nach Ost weiter gegen Ledenice zu folgen die schon erwähnten 
dunklen theilweise etwas mergeligen Schichten, die an Kössener Schichten 
erinnern, dann weiter wieder Kreidekalke. Die westliche Partie haben 
wir nicht besucht, wir zeichneten das Vorkommen nach Handstücken ein, 
die wir von Herrn G. Zulich in Cattaro erhielten, Kalksteinen auch 
wieder mit sehr eigenthümlichen Brachiopoden. 

Grössere Züge von Jura-Gesteinen endlich zeigt unsere Karte west- 
lich von Cattaro an der Südseite und südöstlich von Cattaro an der Nord- 
seite des Zuges der Trias-Kalke. Diese Züge bestehen aus rothem sehr 
hornsteinreichem dünngeschichtetem Kalksteine, die vollkommen den 
rothen Aptychen-Kalken der Alpen gleichen. Insbesondere bei Castel- 
Lastua sahen wir deutlich ihre Auflagerung auf die weissen eben so horn- 
steinreichen Halobien-Kalke. Uns selbst gelang es nicht, Fossilien darin 
aufzufinden, doch entdeckte Lipold beim Fort Stojanovie nördlich von 
Budua den bezeichnenden Aptychus lamellosus. 

6. Kreideformation. Die grössten Flächen in der südlichen 
Hälfte des kroatischen Küstenlandes sowohl wie in Dalmatien nimmt die 
Kreideformation ein. Sie tritt in dem ganzen Gebiete als ein beinahe nur 
aus Kalksteinen bestehendes Gebilde, mit durchweg den gleichen Charak- 
teren, auf welche wir schon (Erläuterungen zu Blatt VI, p. 33) in den 
zunächst nördlich anschliessenden Gebieten in der nördlichen Hälfte des 
kroatischen Küstenlandes und im Karst kennen gelernt haben. Unschwer 
ist es aus den vorliegenden Daten zu erkennen, dass auch mit Ausnahme 


446 f Franz R. v. Hauer. [16] 


der Fischschiefer von Comen, die weiter im Süden bisher nicht aufge- 
funden wurden, die drei dort unterschiedenen Glieder, der neocome 
Caprotinen-Kalk als tiefstes, darüber der Radioliten-Kalk und als höchstes 
Glied der weisse Hippuriten-Kalk entwickelt sind, doch aber reichen 
diese Daten nicht hin, um, wie es für die nördlichen Gegenden geschah 
das unterste neocome Glied von den oberen auf der Karte selbst auszu- 
scheiden. 

Im kroatischen Küstenlande unterschieden die Herren Foetterle 
und Stoliezka zweiGlieder, einen unteren Kreidekalk der grau gefärbt, 
feinkörnig oder dicht ist und häufig flachmuschligen Bruch besitzt. Er 
wechsellagert oft mit Dolomiten und dolomitischen Breeeien. Von Petre- 
facten wurde darin sehr wenig Deutliches gefunden, Rudisten, darunter 
hie und da erkennbare Caprotinen. An einigen Stellen, namentlich nörd- 
lich bei Zengg, dann bei Kuttierevo am Sattel zwischen Zavalje und 
Bielopolje werden als eingelagert dem Kalkstein Foraminiferen-Bänke 
angegeben. An den uns vorliegenden Stücken von diesen Localitäten 
beobachtet man kleine, wie es scheint concentrisch schalige, Körperchen 
die an den Stücken von Zara durch ihre dunkle bräunliche Farbe scharf 
abstechen gegen das hellgraue Grundgestein und an ausgewitterten 
Flächen vorragen. Deutliche Foraminiferen-Struetur vermochte ich an 
keinem derselben wahrzunehmen. | i 

Diese Abtheilung der unteren Kreidekalke umfasst wahrscheinlich 
die Caprotinen-Kalke sowohl als die Radioliten-Kalke, während was von 
Stoliezka und Foetterle als oberer Kreidekalk bezeichnet wird, 
dem Hippuriten-Kalk entspricht. Hier wie weiter im Norden ist derselbe 
hell weissgrau bis schneeweiss gefärbt, feinkörnig oder dicht, so dass er 
stellenweise die schönsten Marmor-Arten bildet. In den tieferen Lagen 
treten auch roth und weiss gefleckte Breccien-Marmore auf. 

Als Hauptverbreitungs- Bezirke des weissen Hippuriten-Kalkes 
werden bezeichnet: die Umgegend von Poville (Zengg N. auf Blatt VI), 
dann ein Streifen am Ufer des Canale di Morlacca von Lukovo (Zengg S) 
südlich fort bis an die Grenze von Dalmatien, sowie die Inseln Arbe und 
Pago, dann im Inneren des Landes die Gegend zwischen Petrovosello 
und Zavalje östlich von der Plisiviza, und zwischen dem letzteren 
Gebirge und dem Vellebith der Gebirgsstock der Stara zwischen Bunie und 
Gospie. 

An der Südspitze von Istrien und auf den Quarnerischen Inseln sind 
nach den Untersuchungen von Stache nur die beiden oberen Glieder’der 
Karst-Kreideformation mit Ausschluss des Caprotinen-Kalkes vertreten. 

Die tiefere dieser beiden Gruppen besteht aus vorwaltend schmutzig 
grau gefärbten sehr oft dolomitischen Kalksteinen. Sie nimmt weit grössere 
Verbreitungs-Bezirke ein als die obere, ein hellweisser, röthlich oder 
gelblich gefärbter, oft zuckerkörniger Hippuriten-Kalk. 

Dieser letztere bildet eine breite Zone an der Südostseite von 
Istrien, die nach Norden zu fortsetzt und allerorts an der Grenze gegen 
die in der nördlichen Hälfte von Istrien. so mächtig entwickelten Eocen- 
gebilde zu beobachten ist. Auf den Inseln Cherso und Veglia, sowie auf 
den kleineren Inselgruppen bilden die Hippuriten-Kalke wiederholte von 
NW. nach SO. streichende Parallelzüge, die sich meist den dort ent- 
wickelten Zügen der Eocengesteine anschliessen. Im oberen Niveau dieser 


2 Serie er = 


EEE 


1 7] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 447 


Stufe tritt auf Veglia ein langer Zug von bunten Breceien-Marmoren auf, 
welche für architektonische Zwecke ausgebeutet werden. 

In Dalmatien selbst endlich findet man an zahlreichen Stellen im 
Gebiete der Kreideformation bezeichnende Petrefacten, welche das Vor- 
handensein aller drei Stufen der Formation erkennen lassen, ja sogar 
Andeutungen von dem Vorkommen eines vierten noch älteren Gliedes 
geben. 

Die Hochgebirge an der Ostgrenze in dem mittleren Theile des 
Landes, wie beispielweise die Dinara, hatte Partsch zusammen mit den 
bereits früher besprochenen Triaskalkstemen als eine ältere Formation, 
als Alpenkalk von den Kreidekalken (die er als Jurakalke betrachtete) 
getrennt. Bezüglich der Grenzen selbst aber, ja der Frage überhaupt, ob 
ein Unterschied zwischen beiden wirklich zu machen sei, blieb er selbst 
unsicher. In der That fanden wir in den Kalksteinen der Dinara selbst, die 
wir von dem Grenzhause Uniste-Lazzareti aus erstiegen, kleine Capro- 
tinen und Durchschnitte von Rudisten, und hatten daher keine Veranlas- 
sung, dieselben von den anderen Kreidekalksteinen zu trennen. Ebenso 
wenig Merkmale boten uns aber zu einer derartigen Trennung die Kalk- 
steine der Hochgebirge in der Umgebung von Cattaro; auch hier fanden 
wir in dem Schutt am Fusse der sogenannten Leiter, d. i. des steilen 
Fusspfades der von Cattaro an die Grenze von Montenegro hinaufführt, 
im Kalkstein einen Hippuriten, sowie an mehreren Stellen der Umgebung 
Rudisten. 

Als wahrscheinlich älter nun wie die Caprotinen-Kalke, aber doch 
der Kreideformation angehörig, dürfte ein Theil jener dünnplattigen, im 
Lande überall zum Dachdecken verwendeten Kalksteine zu betrachten 
sein, von welchen jene, welche Fossilien von jurassischem Typus ein- 
schliessen, bereits früher besprochen wurden. Ebenfalls mit der Fundorts- 
angabe Mt. Lemesch bewahren aber nun unsere Sammlungen einige 
Arten von Ammoniten, welche wenngleich unvollkommen erhalten, kaum 
zweifeln lassen, dass dort auch Neocom-Schichten vom Typus der Ross- 
felder-Schichten entwickelt sind. Ein Stück gehört wohl sicher zu Amm. 
Astierianus d’Orb., ein zweites ist jedenfalls nahe verwandt mit A. Car- 
teroni d’Orb. und liesse sich nur etwa durch einen weiteren Nabel (noch 
etwas weiter als bei den von Pietet gegebenen Abbildungen) dann durch 
zahlreichere Rippen am Rücken unterscheiden, ein drittes Stück endlich 
schliesst sich nahe an A. rarefurcatus Pictet an. 

Bei der Unsicherheit, die gerade in neuester Zeit bezüglich der 
Abgrenzung der untersten Kreide gegen die höchsten Juraschichten 
herrseht, würde es mehr als gewagt erscheinen, nach den sehr unvoll- 
kommenen uns vorliegenden Materialien bestimmen zu wollen, was von 
den in Rede stehenden dünngeschichteten Kalksteinen der einen und was 
der anderen der genannten Formationen angehört. Hier sei nur noch bei- 
gefügt, dass wir die dünn geschichteten Kalksteine auch östlich von Mioeie 
auf dem Plateau in mehreren an der Strasse befindlichen Steinbrüchen, 
ferner nordöstlich von Sinj an der Strasse nach Beli-Breg, endlich auf 
der Insel Lissa südlich von der Stadt bei Vino-Polie antrafen, ohne jedoch 
hier organische Reste aufzufinden. 

Was nun die Caprotinen-Kalke betrifft, so scheinen sie in den nörd- 
licheren Landestheilen mehr auf das Innere des Festlandes beschränkt 


448 Franz R. v. Hauer. 18] 


zu sein. So beobachteten wir sie insbesondere auf der Dinara, dann östlich 


von der Ebene von Dernis in der Umgegend von Sinj. Die mehr gegen 


die Küste gelegenen Landestheile so wie die Inseln scheinen durchge- 
hends nur den höheren Kreidelagen, dem Radioliten- und Hippuriten- 
Kalke anzugehören. Weiter im Süden fanden wir Caprotimen-Kalke auf 
der Insel Laeroma bei Ragusa, dann insbesondere in der Umgegend der 
Bocche di Cattaro, so nördlich von Castelnuovo, bei Ledenice nördlich 
von Risano, beim Fort Dragail u. s. w. 

Die zahlreichen Punkte im ganzen Lande, von welchen Radioliten 
oder Hippuriten bekannt geworden sind, würde es zu weit führen hier 
aufzuzählen, um so mehr als gerade die Allgemeinheit ihrer Verbreitung 
erwarten lässt, dass bei genaueren Detailstudien noch viele neue zu den 
schon bekannten hinzukommen werden. Auch hier ist übrigens leicht zu 
erkennen, dass die höchste Schiehtengruppe der eigentliche Hippuriten- 
kalk, aus vorwaltend hellen zu architektonischen Zwecken vorzugsweise 
verwendbaren, oft marmorartigen Kalksteinen besteht, während im Be- 
reiche der Radioliten-Schichten häufig dolomitische Kalksteine auftreten. 

‚Als Beispiele des Vorkommens der Ersteren mögen angeführt werden 
Verhpolje SO. von Sebenico an dem Nordrande des Zuges der Eocen- 
gesteine, welcher von Sebenico in südöstlicher Richtung fortstreicht, von 
wo die schönen von Lanza beschriebenen Hippuriten stammen, dann 
an dem Südrand der gedachten Eocenzone der Rasine-Berg NW. von 
Castel-Andrea und Boraja, NW. von Trau, die Gesteine am Rande der 
Ebene von Dernis bei Mioeie, der Kusak-Berg an der Strasse von Sinj 
nach Spalato, die Insel Bua, die Steinbrüche bei Lesina, auf Curzola, 


oder weiter im Süden die Gesteine am Rande der Eocenzone westlich bei - 


Dragail, NNW. von Cattaro. 

An manchen Stellen sind die Gesteine, namentlich der unteren und 
mittleren Kreidezone der Karstgebiete und Dalmatiens bituminös, diese 
Kalksteine schliessen aber auch die meisten der seit Alters bekannten, in 
allen geologischen Beschreibungen Dalmatiens erwähnten Lagerstätten 
von Asphalt ein. Nur an einer Stelle bei Glinigrad auf Sabioncello fanden 
wir auch das unterste Glied der Eocenformation, die Cosina-Schichten 
asphaltführend, die übrigen von uns besuchten Asphalt-Localitäten ge- 
hören der Kreideformation an. Theils sind an denselben Kalksteine von 
den bituminösen Substanzen völlig durchdrungen, theils sind die letzteren 
in mächtigen Massen selbstständig ausgeschieden. An folgenden Punkten 
wurden derartige Vorkommen bisher beobachtet. 

An den Südostgehängen der Dinara, wo wir am Wege von Uniste- 
Lazzareti zur Spitze des Berges mehrere von Asphalt durchdrungene 
Kalksteinschichten passirten, — bei Subidolaz nördlich und bei Porto- 
Mandoler westlich von Trau, — auf der Insel Bua wo Fortis sowohl als 
Partsch das Abtropfen von flüssigem Erdpech in einer Höhle im Kalk- 
stein beobachteten, welch letzterer, wie aus der Beschreibung von Fortis 
hervorzugehen scheint, der Nummuliten-Formation angehört. — Am Berge 
Mossor östlich von Spalato und von hier. weiter südöstlich an mehreren 
Punkten bis gegen den Cettina-Fall bei Duare; unter diesen Punkten 
namentlich auch Dolaz-Medio, dessen Asphaltstein sich durch grossen Ge- 
halt an bituminöser Substanz auszeichnet — Neresi und Scrib auf Brazza. 
— Vergoraz, SO. von Imoschi; die reichste bisher bekannte Fundstelle, in 


[19] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 449 
welcher der Asphalt in reinen Massen im Kalkstein eingelagert vorkommt, 
deren Mächtigkeit bis zu mehreren Klaftern angegeben wird. So viel wir 
bei den sehr unvollkommenen Aufschlüssen an Ort und Stelle entnehmen 
konnten, schien der Asphalt ein unter etwa 45° nach OSO. fallendes 
Lager zu bilden, dessen Hangendes und Liegendes durch Kreidekalk 
gebildet wird. Kleinere und grössere Brocken des Kalksteines liegen in 
der Asphaltmasse eingeschlossen. Auch hier beobachtet man ein Herab- 
tropfen von flüssigem Erdpech in den Drusen des Asphaltgesteines — 
 Ponique auf Sabioncella. 

Eocenformation. Der Charakter der Eocengebilde in dem gan- 
zen südlich an den Karst und Istrien sich anschliessenden Gebiete im 
kroatischen Küstenlande, den Inseln des Quarnero und in Dalmatien 
bleibt der Hauptsache nach derselbe wie er bereits in den Erläuterungen 
zu Blatt VI unserer Karte (S. 34) geschildert wurde. Die drei Haupt- 
gruppen, die dort unterschieden wurden, die der Cosina-Schichten, des 
Haupt-Nummulitenkalkes und des oberen vorwaltend aus Plattenkalken, 
Conglomeraten, dann sandigen wnd mergeligen Gesteinen bestehenden 
oberen Eocen sind auch hier im Allgemeinen gut zu unterscheiden und 
eben so ist namentlich weiter gegen Westen in den Küstenstrichen und 
auf den Inseln ihr Auftreten als muldenförmige Ausfüllung langgezogener 
von NW. nach SO. fortstreichender Wellenthäler in der Kreide deutlich 
zu erkennen. Die Configuration der Küsten und der Inseln selbst ist 
unverkennbar durch diese Anordnung im Schiehtenbaue bedingt. 

Was die Verbreitung der Eocengesteine betrifft, so sind dieselben 
östlich von dem äussersten Zuge der älteren Gesteine (Vellebith-Gebirge 
Knin, Much, Sinj) nur sehr untergeordnet entwickelt. In der breiten 
von Kreidegesteinen erfüllten Landschaft zwischen dem Vellebith und der 
PliSiviza finden wir nur bei Bunie nordöstlich von Gospit einen wenig 
ausgedehnten Zug von Eocengesteinen bestehend aus Nummuliten-Kalk 
als Unterlage, über welchem sandige Gesteine folgen, und weiter im 
SO. östlich von dem Triaszuge von Knin trafen wir an der Strasse von 
Verlicca gegen Knin einige mit Conglomeraten ausgefüllte Mulden, die 
wohl der oberen Eocenformation angehören dürften. Westlich von dem 
erwähnten Triaszuge sind die Eocengesteine allenthalben verbreitet, und 
insbesondere in dem nördlichen Theile von Dalmatien zwischen Dernis 
im Süden und dem Canale di Morlaeca im Norden auf eine weite Strecke 
hin allein herrschend. 

Das unterste Glied der Eocenformation, die Süsswasser-Fossilien 
führenden Cosina-Schicehten, während sie in Istrien und im Karst südlich 
bis in die Gegend von Fiume herab allerorts regelmässig an der Basis 
der Nummuliten-Kalke entwickelt sind, stellen sich weiter im Süden nur 
mehr als ein local entwickeltes Gebilde dar, welches auf weite Strecken 
gänzlich fehlt. So beobachtete sie Herr Dr. Stache zwar auf der Insel 
Lussin, konnte sie aber in den Eocenzigen der anderen istrischen und 
der quarnerischen Inseln, auf Veglia, Cherso, Arbe, Pago u. s, w. eben 
so wenig entdecken, wie in den nördlichsten Theilen des dalmatinischen 
Festlandes. Sehr charakteristisch entwickelt sind sie dagegen wieder in 
der Umgebung von Sebenico, Scardona, Dernis, dann auf der Insel Bua 
bei Trau, auf Lesina und an der Nordspitze der Halb-Insel Sabioncello, 
dem südlichsten Punkt, an welchem wir sie überhaupt antrafen. An allen 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 3. Heft 59 


450 Franz R. v. Hauer. | [20 h 
genannten Orten sind sie durch vorwaltend bräunlich gefärbte, meist 
mergelige Kalksteine mit Süsswasser-Fossilien vertreten, die auf Sabion- 
cello, wie schon erwähnt, sehr reich an Bitumen sind. Kohlenflötze sind mn 
diesen südlicheren Gebieten in den Cosina-Schiehten nicht bekannt, 

Bezüglich der Nummuliten-Kalke, des mittleren Gliedes der ganzen 
Formation, ist wenig weiteres beizufügen. Sehr allgemein verbreitet in 
dem gesammten Gebiete, in welehem überhaupt die Eocenformation ent- 
wickelt ist, behalten sie auch allerorts die gleiehen Charaktere bei. Auch 
in Dalmatien findet man, wo die Schichtenfolge deutlich entwickelt ist, zu 
unterst Borelis-Kalke, welche nach oben in die eigentlichen Nummuliten- 
Kalke allmählig übergehen. 

Die höheren über dem Hauptnummuliten-Kalk folgenden Eocen- 
schiehten zeigen in den verschiedenen Gebieten grössere Abwechslung. 

In den nördlichen Theilen von Dalmatien, namentlich in der weiteren 
Umgegend von Zara, beobachtete Stache zunächst über dem Haupt- 
nummuliten-Kalk einen Complex von mergeligsandigen und conglome- 
ratischen an Nummuliten und Orbituliten reichen loseren Schichten mit 
sehr zahlreichen Petrefaeten, darunter Lucina gigantea, Cerithium gigan- 
teum, CO. cornu-copiae, Korallen, Bryozoen u. s. w., welche den auch in 
Istrien (Erläut. zu Blatt VI, S. 34 e. «) über dem Nummuliten-Kalk 
zunächst folgenden Schichten entsprechen, und mit dem Parisien des 
Pariserbeckens in Parallele zu stellen sind. Ueber diesen Schichten aber 
nun folgen in Dalmatien an der Stelle des istrischen Tassello oder Maeigno 
zunächst festere mergelig-sandige Plattenkalke die weiter nach oben hin 
und wieder vereinzelte Nummuliten führende Bänke und Conglomerate 
aufnehmen und endlich allmählig in sehr grobe, diekbankige, nur aus 
Kalkfragmenten bestehende Conglomerate übergehen. Einem der der- 
artigen eocenen Plattenkalke gehört sehr wahrscheinlich ein Kalkmergel- 
Fragment mit einem Fischabdruck an, welches unlängst Herr Professor 
Unger von einem nicht näher bezeichneten Fundorte von der Insel 
Lesina nach Wien brachte. Kner erkannte in demselben einen Cypri- 
noiden, der in keinem Falle älter als tertiär sein könne. In ganz ähnlicher 
petrographischer Beschäffenheit wiederholen sich demnach die dünnge- 
schichteten, häufig Fische führenden, zum Dachdecken verwendbaren 
Kalkmergel im Jura, der Kreide und dem Eocenen. 

Diesen höheren Eocenschichten gehören aber wohl auch die be- 
kannten Kohlenflötze des Monte Promina an. Als Unterlage der kohle- 
führenden Schiehten beobachtet man zunächst am Westrande der Ebene 
von Dernis Conglomerat in mächtigen gegen den Promina zu einfallenden 
Bänken. Wahrscheinlich eine Fortsetzung dieser Bänke bilden die Conglo- 
merate von Dernis selbst, unter deren Einschlüssen wir auch Borelis- und 
'Nummuliten-Kalke auffanden, die demnach jünger sind als der Nummu- 
liten-Kalk, und wohl den eben erwähnten Conglomeraten des Parisien 
entsprechen. Weiter folgt nun das System der Mergelschiefer und Sand- 
steine, welches die Kohlenflötze einschliesst und den oben erwähnten 
Plattenkalken entsprechen mag, und über diesem liegt die mächtige 
Masse der oberen Conglomerate, welche die höheren Theile des impo- 
santen Monte Promina zusammensetzt. In den werthvollen Mittheilungen, 
welche Herr Friese im Jahre 18355 über die Bergwerks-Industrie von 
Dalmatien veröffentlichte (Wien bei F. Manz), wird als die liegendste 


[21] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 451 


Schichte der Gesteine des Promina, noch unter dem unteren Conglomerat, 
Nummulitenkalk angeführt, dem mächtige Lager von Thoneisenstein ein- 
gebettet sind. 

Wahrscheinlich genau die gleiche Stelle wie die Kohlen des Monte 
Promina nehmen die Flötze ein, welche in neuerer Zeit bei Dubravica 


nördlich von Scardona aufgeschlossen wurden. Sehr schön kann man an 


der Strasse von Scardona nach dem genannten Orte die Folge der 
Schichten: Nummuliten-Kalk, Borelis-Kalk, Cosina-Schichten, krystalli- 
nischer Hippuriten-Kalk dann tieferer Rudisten-Kalk erst in absteigender, 
dann östlich von dem hier durchstreichenden Zuge der Kreidekalke, 
wieder in aufsteigender Reihe verfolgen. Ueber dem Nummuliten-Kalk 
folgen nun weiter Conglomerate in Verbindung mit Sandsteinen und 
Mergeln, welch letztere die zwei durch ein taubes Zwischenmittel von 


6 Klafter Mächtigkeit getrennten Flötze einschliessen. 


Weiter nach Süden zu nehmen aber nun die höheren über dem 
Nummuliten-Kalk folgenden Eocenschichten wieder mehr und mehr den 
Charakter des gewöhnlichen Flysch an. So bildet z. B. der Monte-Marian 
westlich bei Spalato ein aus dem Sandstein hervorragendes Riff, und 
nördlich davon bis zur Kreidegrenze ist daeses Gestein die herrschende 
Gesteinsart, wenn gleich auch hier noch mächtige Conglomeratbänke, auf 
welchen unter anderem das imposante Fort von Olissa erbaut ist, dem 
weicheren Sandsteine eingelagert erscheinen. 

Ebenso sind dann in der Umgegend von Cattaro , wo die oberen 
Eocenschichten in ziemlicher Mächtigkeit entwickelt sind, dieselben in 
der Form von dünngeschichteten Sandsteinen, die mit Mergelschiefern 
alterniren ausgebildet. In dem Zuppa-Thale südlich von Cattaro führen 
sie undeutliche Ueberreste von Pflanzen, auch Kohlenschnüre, die wieder- 
holt zu Schürfungen Veranlassung geben. 

Neogenformation. Die hierher gehörigen in kleineren und 
grösseren Mulden und Thaltiefen vorfindlichen Gebilde sind durchgehends 
Süsswasser-Ablagerungen und wohl im Allgemeinen mit der jüngsten 
Stufe der Tertiär-Ablagerungen des Wiener-Beckens, den Congerien- 
Schichten in Parallele zu stellen. 

Die nördlichste dieser Partien verzeichnet unsere Karte bei Janja- 
gora NO. von Ottocat, wo thonige Gebilde eine kleine Mulde ausfüllen. 

Der Rand einer zweiten in einer Ausweitung des Unnathales aus- 
gebildeten Tertiärmulde, auf welcher Bihae in Türkisch-Oroatien liegt, 
erscheint südlich von der genannten Stadt auf unserer Karte. Diese 
Mulde wird nach den Beobachtungen von Foetterle von einer aus 
älterem Kreidekalk bestehenden Terrasse eingeschlossen, Am Rande der 
Mulde sowohl als in ihren mittleren Theilen erscheinen die Tertiär- 
Sehiehten, weisse Kalkmergel mit Süsswasser-Fossilien,, die petro- 
graphisch den Kalkmergel-Bildungen, welche in Kroatien eine so weite 
Verbreitung erlangen, gleichen. 

In der weiten Niederung von Gospie scheinen Tertiär ablagerungen 
gänzlich zu fehlen; in ziemlich ausgedehnten Partien beobachtet man sie 
dagegen wieder in der Ebene von Dernis, ferner bei Verlieca und in 
der grossen Ebene von Sinj. 

Am Östrande der mit tiefer Dammerde bedeckten und gut ange- 
bauten Ebene von Dernis treten dieselben als niedere Hügelreihen zu 

59* 


459 i Franz R. v. Hauer. [22] E 


Tage. Es sind meist hellgefärbte weiche Mergel in sanft geneigten 


Schichten, die an einigen Stellen, namentlich an der Strasse bei Mioeit, 
dann wieder bei Parcie zahlreiche vortrefflich erhaltene Süsswasser- 
Schnecken, Melanopsiden, gefärbte Neritinen, an letzterer Stelle auch 
eine congerienähnliche Bivalve einschliessen. Hin und wieder beob- 
achtet man dunkel-bräunlich gefärbte Mergel mit Kohlenschnürchen. 

Das ausgedehnteste Vorkommen von jüngeren Tertiärgebilden in 
Dalmatien ist das in der weiten Cettina-Ebene in der Umgebung von 
Sinj, welches in nordwestlicher Richtung in dem hier schon weit mehr 
eingengten Cettina-Thale ununterbrochen zu verfolgen ist bis gegen Kol- 
jane und als dessen weitere Fortsetzung die Mergelschichten bei Verlieca 
zu betrachten sind. An der Strasse von Verlieca nach Sinj stiessen wir 


auf die hierher. gehörigen Gebilde zuerst westlich von Dragovi@ beim | 


Eintritt des Flusses in eine aus Kreidekalk gebildete Enge. Es zeigen 
sich hier bräunlich gefärbte Süsswasser-Kalke in Verbindung mit erdig 
sandigen Mergeln, in welchen Abdrücke und Steinkerne von Melanopsiden 
analog jenen von Miocit zu beobachten sind. 

In der Enge selbst stehen nur Kreidekalke an, "aber schon bei 
Rastek wieder lehnen sich dieTeertiärschichten an dieselben an, erlangen 
in der kleinen Thalweitung bei Ribafice mehr und mehr Ausdehnung und 
lieferten uns an der Strasse südöstlich vom genannten Orte in dem auf- 
gelösten theils hellweiss, theils durch kohlige Substanz dunkel gefärbten 
Sande eine reiche Ausbeute von Fossilien. Weiter bilden sie in bald 
lockeren, bald festeren Schichten einen fortlaufenden Zug entlang der 
Strasse, der sich gegen Ervazze zu mehr und mehr ausbreitet und an der 
Strasse erst bei Kovo nördlich von Sinj durch die Gypsmassen und Trias- 
gesteine theilweise unterbrochen wird. — Die Ebene von Sinj selbst wird 
von den Tertiärgebilden rings umsäumt,. Auch hier sind es vorwaltend 
Mergel mit Süsswasser- und Landschnecken, die hin und wieder Braun- 
kohlenflötze einschliessen. Kohlenausbisse, die man uns westlich bei Sinj 
selbst zeigte, schienen von keiner grossen Bedeutung. Mehr Beachtung 
verdienen aber die Vorkommen bei Turiake südlich von Sinj. Hier sah ich 
einen bei 6 Klafter tiefen Schacht abgeteuft, der von oben bis unten in mit 
Kohlenschiefer verunreinigtem Lignit von allerdings sehr untergeordneter 
Qualität offen stand, Die Schichten zeigten ein Fallen nach NO.; die ganze 
Mächtigkeit des Flötzes war noch nicht durchsunken. Im Hangenden 
zeigte sich weicher Mergel mit denselben Petrefaeten wie bei Ribarice. 

Diluvium und Alluvium. Mannigfaltig sind die Verhältnisse, 
unter welchen Gebilde der jüngsten geologischen Epochen in den Küsten- 
gebieten und auf den Inseln der Karstländer und Dalmatiens auftreten. 
Die fheils thonigen, theils sandigen und Sehottergebilde, welche den 
Untergrund der übrigens wenig zahlreichen und meist wenig ausgedehn- 
ten Thalkessel und Ebenen des Festlandes bilden, die eigenthümlichen 
Sandablagerungen auf mehreren Inseln, die Ablagerungen der sogenann- 
ten Terra rossa, welche meist an die Spalten und Trichter der vielfach 
zerklüfteten und von Höhlen durchzogenen Kalkgebirge gebunden sind, 
und weiter die Spalten ausfüllende Knochen-Breceie, deren Bildung 
unzweifelhaft mit jener der Terra rossa in Verbindung zu bringen ist, — 
die Bohnerzgebilde, die Kalktuff-Ablagerungen u. s. w, bieten noch sehr 
viele Aufgaben zu eingehenden Studien. 


’ 
vi 


Me 


[23] Geologische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. 453 


Wir selbst konnten bei der flüchtigen Uebersichts-Aufnahme des 
Landes allen diesen Gebilden nur eine geringe Aufmerksamkeit zuwen- 
den, und auch hier muss ich mich wohl auf wenige Andeutungen über 
dieselben beschränken. 
= Die Hochebene von Gospi@ wird nach den Beobachtungen von 
Foetterle durch thonreiche Schotter-Ablagerungen die meist aus Quarz- 
seröllen bestehen, gebildet; zu diesen treten in den südlicheren Gegenden 
südlich von Po£itelj auch viele Geschiebe von Werfener Schiefern, dann 
Thon und Brauneisensteinen. Die weiter im Osten gelegene Ebene von 
Corbarien dagegen zwischen Bunie und Udbina ist mit losem Flugsand 
erfüllt. — Ueber den Untergrund der mit tiefer Dammerde bedeekten 
Ebene von Dernis, sowie jener von Sinj liegen mir keine Beobachtungen 
vor. Die Ebene von Imoschi sowie jene des Nareuta-Thales besteht aus 
kalkigem Lehm, welchem bisweilen Schichten von kleinen Kalkgeschie- 
ben eingelagert sind. — Die kleine bei 2000 Fuss hoch gelegene Ebene 
von Dragail endlich zeigt stellenweise gute schwarze Erde, stellenweise 
Sand, der gerade bei dem Fort Dragail selbst in horizontalen Schichten 
anstehend zu beobachten ist. 

Von hohem Interesse ist die Schilderung, welche Lorenz von der 
Sandablagerung auf der kleinen Insel Sansego, der südlichsten der Quar- 
nerischen Inseln gibt ?). Auf einer wenig über den Meeresspiegel emporra- 
senden Masse von Kreidekalk thürmt sich zu beträchtlichen Höhen Sand 
auf, der völlig ungeschichtet ist, und in seinem Inneren keine Spuren organi- 
scher Ueberreste enthält. Die Schichtung, die man bei der Annäherung an 
die Insel zu erkennen glaubt, gibt sich bei näherer Untersuchung als eine 
künstliche Terrassirung zu erkennen, und die zahlreichen Gehäuse von 
Landschnecken, die man oberflächlich im Sande stecken sieht, findet man 
niemals tiefer im Inneren und erkennt bald, dass sie durchgehends jetzt 
lebenden Arten angehören und durch Regengüsse u. s. w. in den leicht 
beweglichen Sand oberflächlich eingehüllt wurden. 

Analoge Sandablagerungen beobachtete Lorenz auch auf den 
nördlich von Sansego gelegenen Inseln Unie, dann Canidole majore und 
minore. 

Aber auch viel weiter im Süden auf den dalmatinischen Inseln 
beobachtet man wiederholt ganz analoge Sandgebilde, so in den Niede- 
rungen und Thaltiefen auf der Insel Curzola u. s. w. Was ich von der- 
artigen Sandablagerungen gesehen habe, schien mir als Flugsand zu 
deuten, der vom Meere ans Ufer geworfen und dann von den Winden 
weiter ins Innere geführt wurde, während Lorenz für den Sand von 
Sansego und der benachbarten Inseln ein tertiäres Alter in Anspruch 
nimmt und der Meinung ist, derselbe sei durch am Meeresgrunde ent- 
springende Quellen zu einem Haufen aufgewirbelt und dann mit sammt 
seiner Unterlage über den Wasserspiegel emporgehoben worden. 

Die so allgemein in den Karstgebieten verbreitete Terra rossa, ein 
rother eisenschüssiger Lehm, auf vielen der Kalkplateaux die einzige 
eulturfähige Bodenschichte darstellend, ist so vielfach verbreitet, dass es 
unthunlich erscheinen würde, auf die einzelnen Punkte des Vorkommens 
besonders hinzuweisen. — Bisweilen beobachtet man in Verbindung mit 


1) Petermann Mitth. 1859, S. 92. 


& 
nt 


454 F. R. v. Hauer. Geolog. Uebersichtskarte der österr. Monarchie. [24] 4 


dem rothen Lehm wirkliche Thoneisensteine und es ist durchaus nicht 
unwahrscheinlich, dass dieselben wenigstens theilweise mit: den der 
Congerienstufe angehörigen, Eisenstein führenden Lehmen in Krain 
(Erläut. zu Blatt VI, S. 36) in Parallele zu stellen sind. 

Auch die einzelnen Localitäten, an welchen Knochenbreceien in den 
Spalten der Kalkgebirge beobachtet wurden, aufzuzählen würde hier zu 
weit führen. Dieselben bestehen aus Kalkfragmenten und Knochen- 
trümmern, die durch ein weiss-rothes oft sehr eisenreiches Kalkcement 
verbunden sind ; bezüglich weiterer Angaben über dieselbe darf ich hier 
wohl auf die genauen Beobachtungen von Partsch so wie auf die 
späteren von Steenstrup verweisen. 

Das an vielen Stellen am Boden der Kalkkessel und in Thälern 
vorkommende Bohnerz muss wohl auch mit den rothen Thonen überhaupt 
in Verbindung gebracht werden. Der bekannteste Fundort dieses Gebil- 
des ist die Insel Bua. 


V. Kleine paläontologische Mittheilungen. 
Von Dr. U, Schloenbach. 


Dritte Folge (Nr. IV, V, VI und VI.) 
(Hiezu Tafel XT.) 


(Siehe Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt 1367, XV, 4. Heft, p. 589 ff. 
und 1868, XVIII, 1. Heft, p. 139 ff.) 


Ueberreicht am 15. Juni 1868. 


IV. Veber Belemnites rugifer Schloenh. sp. nov. aus dem 
eocenen Tuffe von Ronca. 


Taf. XI, Fig. 1. 


So wie ich vor nieht langer Zeit, eine ältere Beobachtung eines 
Veteranen unserer Wissenschaft bestätigend, das öfter behauptete, aber 
eben so oft wieder geleugnete Vorhandensein von Belemniten in der 
Gosauformation der Nordalpen eonstatiren konnte !), bin ich heute in der 
Lage, für eine zweite Behauptung desselben Geologen, welche das Vor- 
kommen von Belemniten in eocenen Bildungen betraf, und deren Richtig- 
keit bis in die neueste Zeit von der grossen Mehrzahl der Fachgenossen 
ebenfalls angezweifelt wurde, in so fern eine neue Bestätigung zu bringen, 
als mir zwar nicht von demselben Fundorte, aber doch aus unzweifelhaft 
eocenen Schichten der östlichen Alpen sehr deutliche Belemniten-Reste 
vorliegen. 

Es war im Jahre 1529, als Bou&:) in seinen Bemerkungen über 
die damals von ihm zur Kreideformation gerechneten grünen Sande des 
Kressenberges in den bayerischen Alpen ausdrücklich hervorhob, dass 
dort Belemniten vorkämen ; dieselbe Angabe machte er im gleichen Jahre 
noch in einer anderen Arbeit). Wieder waren es, wie bei dem Gosau- 


1) Jahrbuch der geol. Reichsanst. 1867, p. 589. Seitdem habe ich kürzlich aber- 
mals zwei Exemplare jenes Belemniten bei Muthmannsdorf unweit Wiener- 
Neustadt in Begleitung von Mmoceramus Cripsi, Cyclolites hemisphaerica etc. 
gefunden. 

2, Geogn. Gem. von Deutschland p. 339 und 575. 

3) Bull. des Sciences, juin 1829, p. 329. 


456 U. Schloenbach. | [2] 


Belemniten Sedgwick und Murchison 1), die 1832 zuerst Zweifel 
an der Richtigkeit .der Behauptung Bou&’s aussprachen, und erst nach- 


dem durch neu aufgefundene Belemniten-Reste aus der Gosauformation 


seine Angaben in Betrefi dieser sich bestätigt hatten, kam Bou& 18422), 
wenn auch weniger bestimmt, auf die Möglichkeit zurück, dass auch sen 
Citat von Belemniten aus dem Kressenberge eben so dereinst Bestätigung 
finden würde. Indessen blieb Murchison auch später ) bei seinen ein- 
mal ausgesprochenen Zweifeln, und da man fand, dass die Kressenberger 
Eocengesteine auch Petrefacten aus älteren Formationen auf secundärer 
Lagerstätte führten #), so legte man den angeblichen Kressenberger 
Belemniten keinen grossen -Werth bei, und erst 1852 und 1854 betonte 
Schafhäutl;s) wiederholt das Vorkommen einer von ihm als Bel. com- 
pressus bezeichneten Belemniten-Art im tertiären Grünsande des Kressen- 
berges, indem er durch diese Art und eine Reihe anderer aus denselben 
Schichten eitirter Petrefaeten den Beweis führen wollte, dass die Kressen- 
berger Eisensteine einer älteren, als der Tertiärformation angehörten. 
Hierauf herrschte in der geologischen Literatur längere Zeit hindurch 
Schweigen über diesen streitigen Punkt, bis im Jahre 1862 Gümbel in 
seiner „geogn. Beschreibung des bayerischen Alpen-Gebirges“ (Seite 590) 
sich dahin aussprach, der von Schafhäutl aus den Eisenerzen des 
Kressenberges als B. compressus eitirte Belemnit „stamme nachweislich 
aus dem Kreidemergel des benachbarten Pattenauer-Stollens, und müsse 
daher bei Aufzählung der Versteinerungen aus den Nummuliten-Schichten 
ausser Betracht bleiben“. Indessen hatte Schafhäutl in seinem gleich- 
zeitig verfassten, aber etwas später zur Publication gekommenen Werke 
„Düdbayern’s Lethaea geognostica“ (1863, p. 212 und 213) ausser „Bel. 
compressus“ auch „Bel. mucronatus“ aus den von ihm in die Kreidefor- 
mation gestellten Eisenerzen des Kressenberges angeführt und genauer 
beschrieben, auch ein Fragment eines Exemplars der letzteren Art aus 
diesen Schichten abgebildet. Nicht lange nach dem Erscheinen dieser 


Arbeit, die mit dem Resultate schloss, dass die Kressenberger Schichten 


in die Kreideformation gehörten, veröffentlichte Gümbel ®) eine kritische 
Revision der von Schafhäutl beschriebenen Arten, in der er die Unrich- 
tigkeit der Schafhäutl’schen Formationsbestimmung der Kressenb orger 
Eocengesteine von neuem nachwies und hinsichtlich der Se haf- 


häutl’sehen Belemniten, als Ergebniss seiner eigenen Untersuchung der - 
, 


betreffenden Original-Exemplare mittheilte, dass das als B. compressus 
bestimmte Fragment sich kaum als Stück einer Belemniten-Scheide mit 
Sicherheit erkennen lasse, viel weniger aber als eine jurassiche Species 
bestimmt werden könne. In Betreff des von Sehafhäutl. e. t. 56, f. 3 
abgebildeten Fragments, welches mit Stillschweigen übergangen zu haben 
Schafhäutl ihm (im neuen Jahrb. 1865, p. 786, 787) mit Unrecht vorwirft, 
bemerkt Gümbel, dass dasselbe „ein deutliches Stück eines belemniten. 


1) Transact. Geol. Soc. Lond. 2, III, p. 34. 

2) Bull. geol. Fr. XII, p. 155. 

3) Quarterly Journ. Geol. Soe. V, p. 216, 217. 

4) Vergl. Schafhäutl im neuen Jahrb. 1846, p. 695 und geogn. Unters. 1851, 
p- 64. 

5) Neues Jahrbuch 1852, p- 166 und 1854, p. 538. 

6) Neues Jahrbuch 1865, p. 129 ff. 


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ne Sn um 


[3] Kleine paläontologische Mittheilungen. 457 


ähnlichen Körpers sei, welches als zu Belemnitella mucronata gehörig zu 
bezeichnen ihm jedoch vollständig unthunlich scheine, da es sicher nicht 
einmal als Belemnitella erkannt werden könne“. Er erinnert dann weiter 
an das bekannte Vorkommen belemnitenähnlicher Körper wie Beloptera 
ete. in alttertiären Schichten, und weist ausserdem auf die Möglichkeit 
hin, dass das fragliche Stück sich in den Eisensteinen auf secundärer 
Lagerstätte befinden und ursprünglich aus den nur 4000 Fuss entfernten, 
belemnitenreichen Senonschichten herrühren könne. Diesen letzteren 
Andeutungen gegenüber beharrt Schafhäutl t) nicht nur bei seiner Be- 
stimmung des auf t. 56, f. 5 gezeichneten Stückes als Belemnitella mucro- 
nata, sondern betont auch, dass dasselbe, wie seine äussere Beschaffen- 
heit zeige, nicht als auf seeundärer Lag yerstätte befindlich zu betrachten 
sei. Den letzteren Punkt zugegeben, würde es sich also nur noch darum 
handeln, ob man der Bestimmung Prof. Schafhäutl’s oder dem Urtheil 
Bergrath Gümb el’s über dasselbe Stück mehr Zutrauen schenken will 2). 

‘ Als wahrscheinliehstes Resultat aller dieser Erörterungen scheint 
sich mir folgendes zu ergeben: 

Es sind allerdings aus den Kressenberger Eocen- 
Schiehten Reste von sehr belemnitenähnlichen Körpern, 
vielleicht sogar wirklich von Belemniten, bekannt gewor- 
den, die sich anscheinend dort nicht auf secundärer, 
sondern auf ursprünglicher Lagerstätte befinden; ob die- 
selben aber als zu Belemn. mucronatus oder einer anderen 
bereits aus seeundären Formationen bekannten Art ge- 
hörig bestimmt werden dürfen oderaber etwaalseine neue 
Arinbetrachtet' werden müssen, liess sich bis jetzt noch 
nicht entscheiden. Auf diesen letzteren Punkt werde ich weiter 
unten noch zurückzukommen Gelegenheit haben. 

Vie! weniger unsicher ist die Sachlage in dem mir vorliegenden 
Falle. Zu Anfang dieses Jahres erwarb die geologische Reichsanstalt eine 
reiche Sammlung von Petrefaeten aus den vicentinischen Tertiärbildungen, 
über welche Th. Fuchs :) einen kurzen Bericht veröffentlichte. Unter 
diesen Sachen erregte sofort ein grosses wohlerhaltenes Fragment eines 
Belemniten von Ronea die allgemeine Aufmerksamkeit und erst jetzt 
erinnerte man sich, dass im Museum der Anstalt bereits aus früherer Zeit 
ganz ähnliche Fragmente, die auch schon damals als solehe erkannt 
waren, aufbewahrt wurden. Bei näherem Nachsehen stellte sich denn auch 


1) Neues Jahrbuch 1865, p. 786. 

2) Zu der Zeichnung in Südb. Leth. geogn. t. 56, f. 3 möchte ich mir die Be- 
merkung erlauben, dass mir die aus derselben sich ergebende stark konische 
Form der Scheide, deren äussere Begrenzungslinien ganz parallel zu dem 
inneren Grenzlinien gegen die Alveole gezeichnet sind, sehr auffallend er- 
scheint, wie ich solches nie bei einem erwachsenen Belemniten gesehen habe. 
Uebrigens erlaube ich mir gegenüber Prof. Schafhäutl's Ausspruche : 8° 
wiss aber hat ihn (nämlich den Alveoliten von Bel. mucron.) Keiner in einem 
Zustande solcher vollkommenen Erhaltung gesehen, wie er sich in meinem 
Exemplare findet“, die Bemerkung, dass es gewiss heutzutage nur wenige nord- 
deutsche Geologen gibt, die nieht zahlreiche ungleich vollkommenere und 
besser erhaltene "Alveoliten von Bel. mueron. gesehen ‚hätten, als die Abbildung 
in Südb. Leth. geogn. zeigt. 

3) Verh. der k.K. geol. Reichsanstalt 1868, Nr. 4, p. 80 ff. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft. 60 


458 U. Schloenbach. [4] 


sogleich heraus, dass jene älteren, kleineren und dies grosse neue Stick 
generisch und speecifisch vollkommen ident waren. Der vortreffliche Frhal- 
tungszustand und der Umstand, dass die Ausfüllungsmasse der Alveolen 
ganz dem grauen harten Tuffe von Ronca entspricht, der die rein marine 
Conehylien-Fauna führt, lassen nicht den geringsten Zweifel, dass die 
betreffenden Stücke sich hier wirklich auf ursprünglicher Lagerstätte 
befinden. 

Ich gehe nun zur Beschreibung der drei fraglichen, mir vorlie- 
genden Körper über. Zwei derselben gleichen einander, abgesehen von 
der Grösse, in allen ihren Charakteren so vollständig, dass ich sie bei 
der Beschreibung zusammenfassen kann. 

Es sind nahezu walzenförmige Körper, bei denen weder das obere, 
noch das untere Ende vollständig erhalten, das obere mit dem grössten 
Theile der Alveole versehene, überdies seitlich etwas verdrückt ist. Das 
grössere Exemplar hat eine Länge von 70 Mm., im Querdurchschnitt senk- 
recht gegen die Axe einen grössten Durchmesser von 12 Mm., recht- 
winklig gegen diesen einen kleineren Durchmesser von 11 Mm. Bringt 
man die Quetschung am oberen Ende, in Folge deren der Unterschied 
zwischen dem grösseren und kleineren Durchmesser bedeutender er- 
scheint, in Abrechnung, so dürften diese Zahlen für die ganze Länge — 
am oberen Ende in der Mitte und unten — kaum merklich abweichend 
sein. Bei dem kleinen Exemplar sind dieselben beziehungsweise 50, 9 
und 3 Mm. Von dem oberen Ende her laufen zwei einander gegen- 
überstehende seichte Depressionen gegen das untere Ende allmählig 
schwächer werdend herab, ganz ähnlich, wie bei Belemnites mucronatus '); 
auch stehen dieselben, wie ich bei letzterer Art beschrieben, nicht ganz 
diametral einander gegenüber, sondern sind symmetrisch, mehr nach einer 
Seite genähert, und erst in ihrem weiteren Verlaufe gegen die Spitze 
treten sie einander fast diametral gegenüber. Von den zwischen diesen 
Depressionen liegenden Theilen des Umkreises ist der kleinere in der 
Mitte stark abgeplattet, während der grössere mehr gleichmässig gewölbt 
bleibt; auf diese Weise erhält der Querschnitt fast die Form einer sehr 
kurzen, am Stielende stark abgeplatteten Birne. — Von einer tieferen 
Furche oder gar einer Spalte wie bei Bel. mucronatus ist bei unserer Art 
keine Spur zu bemerken; auch die Dorsolateralfurchen fehlen. Dagegen 
ist die ganze Oberfläche dicht mit unregelmässigen Längsstriemen oder 
Runzeln bedeckt, von denen jede einzelne selten eine längere Strecke 
ununterbrochen fortläuft; am stärksten markirt sind dieselben längs der 
den beiden Endpunkten des grössten Querdurchmessers entsprechenden 
Seiten, sie haben hier ganz das Aussehen der geritzten Rutschflächen, 
denen man bei Gletscherbildungen und auch sonst nicht selten in der 
Natur begegnet. — Die Struetur der Scheide ist die gewöhnliche aller 
Belemniten, sie besteht aus concentrisch über einander befindlichen 
Lagen strahligen Kalkspaths, der in der Apicallinie am leichtesten ver- 
wittert. 

Die Alveole, deren Querdurchschnitt nicht ganz kreisrund, sondern 
sehr kurz eiförmig entsprechend der Birnform des Querschnittes der 
Scheide ist, besitzt eine verhältnissmässig ungewöhnlich grosse Länge, 


1) S. Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1867, XVII, p. 592. 


ng Fa 


az 


[5] Kleine paläontologische Mittheilungen. 459 


indem ihr Scheitelwinkel nur etwa 9 Grad beträgt. Sie reicht bei dem 
srössten Exemplare, bei welchem oben an der Bruchstelle die Dieke der 
Scheide zwischen der Alveole und der Aussenseite noch fast 2 Mm. 

beträgt, bis zu etwa 53 Mm. Länge herab. Die Kammerwände sind zer- 
stört und die Höhlung mit körniger, gegen die Spitze hin krystallinischer 
Gesteinsmasse, worin auch einzelne Foraminiferen enthalten sind, aus- 
gefüllt. 

Das dritte mir vorliegende Exemplar ist ein viel näher an der Spitze 
entnommenes Fragment, welches fast genau stielrund ist und eine Länge 
von 30 Mm. bei 7 Mm. oberem und nicht ganz 5 Mm. unterem Querdurch- 
messer besitzt; die konische Form ist hier also schon sehr ausgesprochen, 
dennoch dürfte die Spitze immerhin noch wenigstens um die gleiche 
Länge entfernt gewesen sein. Durch mehrere Querbrüche, zwischen die 
sich auf einer Seite Gesteinsmasse eingeschoben hat, erscheint das Exem- 
plar leicht gekrümmt, während es im unverletzten Zustande offenbar ganz 
serade war. Von der Alveole ist oben keine Spur mehr vorhanden. Die 
eigenthümliche Oberflächen-Beschaffenheit und die Strucetur der Scheide 
ist ganz wie bei den beiden anderen Stücken. 

An der Zugehörigkeit dieser Körper zur Sippe Belemnites in dem 
Sinne, wie dieselbe bis jetzt aufgefasst wird, kann nach der obigen Be- 
schreibung wohl kein Zweifel sein; eben so wenig aber daran, dass die- 
selben mit keiner bisher bekannten und beschriebenen Art speeifisch 
übereinstimmen. Die schlanke Form der Scheide, die seichten Furchen, 
welche auf derselben vom oberen Ende herablaufen, der Mangel der 
Dorsolateral-Linien, die ganz eigenthümliche Beschaffenheit der Ober- 
fläche, die ungemein schlanke Alveole und der eiförmige Querschnitt der- 
selben, bilden eine Gesammtheit von Merkmalen wie sie bei keinem ande- 
ren Belemniten in solcher Weise bekannt ist. Ganz besonders auffallend 
aber ist die grosse Verschiedenheit dieses ersten, genauer bekannt wer- 
denden tertiären Belemniten von den ihm im geologischen Alter am 
‚nächsten stehenden der oberen Kreideformation. Keine Spur zeigt derselbe 
von dem bei fast allen jenen vorkommenden Spalt am Alveolarende, keine 
Spur der ihnen allen eigenthümlichen Dorsolateral-Linien und sonstigen 
Gefässeindrücke, keine Spur von jenen auffälligen Besonderheiten im Bau 
der Alveole u. s. w. In allen diesen Beziehungen scheint sich vielmehr 
unsere Art mehr an ältere Formen, wie z. B. Belemnites acuarius anzu- 
schliessen, welcher indessen andererseits, abgesehen von anderen Merk- 
malen, schon durch seine ungemein kurze Alveole wieder leicht zu unter- 
scheiden ist. Die Oberflächen-Beschaffenheit unseres eocenen Belemniten 
scheint unter den bis jetzt beschriebenen Formen einzig in ihrer Art dazu- 
stehen; nur Orbigny hat bei Belemn. latus, Pal. Fr. Oret. I,t. 4, 1. 1,2, 
so wie bei Belemn. mueronatus, ibid. t. 7, f. 1—3, namentlich bei letzterem 
etwas entfernt daran Erinnerndes abgebildet. 

Nachdem hiermit das Vorkommen einer neuen Belemniten-Art in 
den eocenen grauen Tuffen von Ronea unzweifelhaft festgestellt erscheint, 
entsteht die Frage, was man über dessen Verhältniss zu den von anderer 
Seite aus ähnlichen eocenen Schichten angeführten zu denken habe. In 
dieser Beziehung sind zunächst die Angaben vonBou& so wenig specielle, 
dass es unmöglieh ist, sich danach ein Urtheil zu bilden, wenn man nicht 
die anscheinend leider nieht mehr vorhandenen Originale vor Augen hat, 

60* 


460 U. Schloenbach. 16] 


auf welche jene Angaben sich stützten. Man ist also lediglich auf die Mit- 
theilungen von Schafhäutl !) und Gümbel?) angewiesen, welche die 
von ihnen untersuchten Exemplare aus dem eocenen Gründsandsteine des 
Kressenberges genauer beschrieben haben. 

Es handelt sich dabei besonders um zwei Stücke, das von Schaf- 
häutl als Bel. compresus bezeichnete und das in der Lethaea auf t. 56, 
f. 3 dargestellte, als Bel. mucronatus gedeutete. Zunächst werden wohl 
von vorn herein die meisten Paläontologen mit Bergrath Gümbel ein- 
verstanden sein, wenn er das Vorkommen jurassischer Arten wie Bel. 
compressus auf ursprünglicher Lagerstätte in den eocenen Kressenberger 
Gesteinen für etwas Unglaubliches hält, und namentlich wenn er sagt, dass 
ein rudimentäres Stückchen einer Scheide, wie das von Prof. Sehaf- 
häutl beschriebene, ein schlechter Beweis für eine solche Anomalie sei. 
Anders stellt sich aber die Sache, wenn es sich um die Frage handelt, ob 
das rudimentäre Stückchen mit einer in analogen Schichten, wenn auch 
an einer anderen Localität vorkommenden Art specifisch übereinstimmen 
könne. In dieser Beziehung ist die Schafhäutl’sche Bemerkung, dass 
der Querbruch des betreffenden Fragments „ein ziemlich breit gedrücktes 
Oval, also eine sehr eomprimirte Gestalt mit hervorragendem Rücken; 
wie in Quenstedt’s Cephalopoden Taf. 24, Fig. 19 b“ sei, von der 
grössten Wichtigkeit, denn dies passt ganz genau auf unsere Art von 
Ronca. Ich möchte es daher für im höchsten Grade wahrscheimlich halten, 
dass Schafhäutl’s Bel. compressus vom Kressenberge mit 
unserer neuen Art, Belemnites rugifer von Ronca speci- 
fisch übereinstimmt. Darüber, dass dieser Belemnit nicht mit dem 
echten jurassischen Bel. compressus zu identifieiren ist, braucht wohl nach 
der obigen Beschreibung kein Wort mehr verloren zu werden. 

Unter den von Professor Schafhäutl als Bel. mucronatus gedeu- 
teten Stücken aus den Eisenerzen des Kressenberges kann hier nur das 
auf t. 56, f. 3 abgebildete berücksichtigt werden, da nur über dieses von 
ihm nähere Angaben vorliegen und er im neuen Jahrb. 1865, p. 786 auch 
nur auf dieses Exemplar zurückkommt, indem er auf die anderen selbst’ 
kein Gewicht mehr zu legen scheint. Auf einen sehr auffälligen Charakter, 
welchen dies Stück nach der Zeichnung zu besitzen scheint, und der mir 
noch bei keinem anderen Belemniten in solcher Weise vorgekommen ist, 
habe ich schon oben bei Gelegenheit der historischen Einleitung aufmerk- 
sam gemacht. Aber auch die übrigen Merkmale dieses Stückes, wie sie 
in Prof. Schafhäutl’s ausführlicher Beschreibung erscheinen, sind so 
eigenthümlicher Art, dass ich es danach für sehr bedenklich halten muss, 
einen mit solchen Merkmalen ausgerüsteten Körper mit Bel. mucronatus 
zu vereinigen. Namentlich gilt dies in Betreff der Spalte, deren Bau 
wesentlich anders beschrieben ist, als dieselbe bei Bel. mucronatus sich 
zeigt und von den übrigen Autoren beobachtet ist. Der Umstand, dass 
„der innerste keilförmige Spalt (oder vielmehr wohl die denselben aus- 
füllende Masse) mit seiner Schneide in den Rand der Alveole hineinragt“, 
könnte fast zu dem Gedanken veranlassen, ob dieser „Spalt“ dessen 


1) Südbayern’s Leth. geogn. p. 212, 213 und Neues Jahrb. f. Min. ete, 1865, 
p. 786, 787. 
2) Neues Jahrb. f. Min. ete. 1865, p. 151. 


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Er 


‘ 


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[7 ] Kleine paläontologische Mittheilungen. 461 


Spitze nach des Autors Vermuthung vielleicht die Function eines Sipho 
vertreten haben könnte, nicht möglicherweise einem zufällig auf. mechani- 
schem Wege entstandenen Bruche entspräche. Auch die aus der mikro- 
skopischen Untersuchung der Alveole abgeleitete Annahme, „dass die 
Zwischenräume zwischen den Scheidewänden der Alveole nicht leer, 
sondern mit einer schwammigen porösen Masse ausgefüllt gewesen“ 
seien, ähnlich einem Badeschwamme, lassen sich wohl nicht recht mit den 
Resultaten vereinigen, zu denen man in Bezug auf das Wesen der Belem- 
niten nach allen bisherigen Beobachtungen gelangt ist. Als Resultat 
dieser Erwägungen scheint sich mir, in Uebereinstimmung mit Gümbel, 
weicher das Original ja selbst untersucht hat, zu ergeben, dass es 
unthunlich sein dürfte, den fraglichen Körper als zu Belemnitella muero- 
nata gehörig zu bestimmen; eben so wenig dürfte derselbe aber zu Bel. 
rugifer zu rechnen sein: Es möchte sich daher empfehlen, Prof. Schaf- 
häutl’s ‚Bel. mucronatus aus dem eocenen Grünsande des 
Kressenberges bis auf Weiteres als ein Problematicum zu 
betrachten, und von vollständigeren Funden Aufklärung über den- 
selben zu erwarten. 


V. Bemerkungen über Sharpe's und Sowerby’s Belemnites lanceo= 
Iatus und über Sowerby's Bel. granulatus. 


In dem mir so eben zukommenden 3. Hefte des „neuen Jahrb. für 
Min. ete.“, Jahrgang 1868, macht Herr Professor Geinitz gelegentlich 
des Referats über Nr. I dieser kleinen paläont. Mittheil. folgende sehr 
richtige Bemerkung: „Belemnites lanceolatus Sow. (Min. Conch. t. 600, 
f. 8, 9), welchen Dr. Schloenbach bei dieser Gelegenheit mit erwähnt, 
ist von Belemn. verus Mill. nicht verschieden“. Ich möchte mir erlauben, 
hierzu zur Erklärung hinzuzufügen, dass in meiner betreffenden Notiz, wo 
ich die Ansicht aussprach: „die Merkmale, auf welche Sharpe seine Un- 
terscheidung von Bel. lanceolatus und mucronatus gründete, schienen 
nieht stichhaltig zu sein“, die Autor-Bezeichnung „Sow.“ durch einen 
Druckfehler statt „Schloth.“ steht, da Sharpe sich an der dort eitirten 
Stelle nicht auf Bel. lanceolatus Sow., sondern auf B. lanceolatus Schloth. 
bezieht. Da übrigens schwer mit Sicherheit zu eruiren sein dürfte, was 
Schlotheim 1813 und 1820 unter Bel. lanceolatus verstanden hat, so 
hatte ich bei meiner in Rede stehenden Notiz nur jene Formen im Auge, 


‚die Sharpe in seinem bekannten, leider unvollendet gebliebenen Werke 


als Belemnites lanceolatus bezeichnete und die, wie schon ein flüchtiger 
Blick zeigt, gewiss nicht mit Bel. verus Mill. ident, sondern wohl nur eine 
Varietät von Bel. mueronatus sind, während der echte Sowerby’sche 
B. lanceolatus allerdings sehr leicht von letzterem zu unterscheiden ist. 

Ferner möchte ich bei dieser Gelegenheit noch darauf hinweisen, 
dass esnach Sowerby’s Abbildung (Min. Conch. t. 600, f. 6 der deut- 
schen Ausgabe) fast scheint, als stellte dessen Bel. granulatus nicht, wie 
man "bisher stets angenommen hat, den echten Bel. quadratus Blainv. 
dar, sondern gerade die von H&bert hiervon unterschiedene Art, welche 
K. Mayer kürzlich als B. Merceyi beschrieb. 


462 U. Schloenbach. [8] 


1. Poiyptychodon ®wen vom Dniestr-UÜfer bei Onuth in der 
Bukowina. 


Taf. XI, Fie. 2. 


Unter den von Herrn Otto Freiherrn von Petrino vor Kurzem an 
unser Museum übergebenen Petrefaeten ') befand sich auch ein Saurier- 
zahn, dessen Bestimmung mir von Herrn Bergrath Stur anvertraut wurde. 
Da ich sogleich erkannte, dass derselbe dem noch so ungenügend be- 
kannten, obgleich ziemlich weit verbreiteten, interessanten Genus Polyp- 
tychodon Ow. angehörte, so schien es mir nicht uninteressant, an dieser 
Stelle einige speciellere Bemerkungen über denselben mitzutheilen. 

Das vorliegende Exemplar, über dessen Fundort von Stur an der 
eitirten Stelle nähere Angaben gemacht sind, ist ein in seinem oberen 
Theile ziemlich wohlerhaltener Zahn, von dessen Wurzel jedoch nur ein 
geringes Fragment vorhanden ist. Derselbe misst von seiner Spitze, von 
der nur ein sehr kleines Stück abgebrochen ist, bis zur Basis 35 Mm., 
von welcher Länge auf der äusseren Seite 32-5 Mm., auf der inneren nur 
25 Mm. mit Schmelz bedeckt sind, so dass der übrige Theil wohl als 
Anfang der Wurzel zu betrachten ist. Die Breite beträgt an der Basis 
12 Mm., die Dieke (d. h. der Durchmesser von der inneren nach der 
äusseren Seite) 10 Mm.; am abgebrochenen oberen Ende betragen diese 
Dimensionen noch 4, resp. 3 Mm. Die Form des Zahnes ist, wie schon 
aus diesen Angaben hervorgeht, eine konische, und zwar eine gekrümmt 
konische, so dass bei einem Längsdurchschnitte die der Aussenseite ent- 
sprechende Begrenzungslinie convex, die der Innenseite entsprechende 
aber schwach concav erscheint. Dagegen ist die Aussenseite im Quer- 
durehschnitt viel flacher gewölbt als die Innenseite. Gleichzeitig findet 
sich die feine Längsstreifung, welche die Zähne von Polyptychodon 
charakterisirt, auf der Aussenseite nur an der Basis, wo im halben Um- 
kreise von der Wurzel etwa 30 feine Streifen ausgehen, die unregel- 
mässig gegen die Spitze hin aufhören, so zwar, dass die längsten kaum 
6 Mm. erreichen und auf dieser Seite etwa 25 Mm. von der Spitze ab der 
Zahn ganz glatt ist. — Anders ist die innere Seite des Zahnes beschaffen. 
Hier stehen nicht nur an der Basis die Längsstreifen noch dichter als auf 
der Aussenseite, sondern eine geringe Anzahl derselben, etwa sechs, sind 
sogar noch an der Spitze bemerkbar. Zwischen der Basis und der Spitze 
wird diese Streifung durch unregelmässiges Aufhören einzelner Streifen 
immer weniger dieht. Diese Erscheinung würde noch augenfälliger sein, 
wenn sich nicht hie und da die Streifen auch wieder durch Einschaltung 
neuer vermehrten. Die ganze Streifung ist übrigens so fein, dass es nur 
einem scharfen Auge gelingt, den Verlauf derselben ohne Anwendung 
einer Loupe in seinen Details zu erkennen. 

Man hat bisher meines Wissens nur zwei Arten von Polyptychodon, 
nämlich P. continuus Owen und P. interruptus Ow. bestimmt unterschie- 
den. Die Unterscheidung derselben gründete sich hauptsächlich darauf, 
dass bei erstgenannter Art die Streifen fast alle ohne Unterbrechung von 


1) Verh. d. geol. Reichsanst. 1868, Nr. 9, p. 201. 


E 


[9] Kleine paläontologische Mittheilungen. 463 


der Basis zur Spitze laufen sollen, während bei der zweiten eine grosse 
Anzahl derselben zwischen der Basis und der Spitze aufhören. Es würde 
hiernach unzweifelhaft unsere Art dem Po/yptychodon interruptus anzu- 
schliessen sein. Indessen wurde andererseits — namentlich von H. 
v. Meyer — darauf hingewiesen, dass „diese Abweichungen bisweilen 
so unbedeutend sind, dass es schwer fällt sich für die eine oder andere 
Species zu entscheiden, wesshalb es möglich wäre, dass die beiden Species 
in eine zusammenfielen“. Mag dem aber auch sein wie es wolle (was 
jedenfalls erst in Zukunft mit grösserem Materiale sich wird entscheiden 
lassen), der Zahn vom Dniestr-Ufer stimmt mit keiner der typischen 
Formen beider Arten genau überein, sondern schliesst sich am nächsten 
einem Exemplar von Kehlheim an, welches H. v. Meyer in den Paläonto- 
sraphica VI, 1856, t. 2, f. 16 dargestellt hat. Der gelehrte Kenner fossiler 
Wirbelthiere bemerkt zu dieser Abbildung, 1. e. p. 5, es sei möglich, dass 
der betreffende Zahn (an dem das basale Wurzelende ganz fehlt) eben- 
falls von Polyptycehodon herrühre, obschon er nicht ganz mit den diesem 
Genus beigelegten Zähnen übereinstimme. „Denn bei ihm befindet sich“, 
fährt er fort, „die Streifung eigentlich nur auf der eoncaven Seite“ ete. 
Auch die Gestalt stimmt genau mit derjenigen unseres Zahnes vom 
Dniestr, ferner sind bei beiden die Streifen feiner, als bei den meisten 
anderen, und wenn letzterer unten eben so weit abgebrochen wäre, wie 
ersterer, so würde auch bei ihm die convexe Aussenseite von Streifen 
ganz frei sein. Dass diese Zähne eben so zur Sippe Polyptychodon gehö- 
ren, wie die übrigen, scheint mir also nach Untersuchung unseres Exem- 
plars kaum mehr zweifelhaft; eine andere Frage aber, die mit so gerin- 
gem Materiale nieht entschieden werden kann, ist die, ob dieselben 
eine von Polyptychodon interruptus verschiedene Art bilden. 

Die erste Angabe, welche sich auf Polyptychodon-Zähne bezieht, 
machte Graf Münster bereits im Jahre 1834 ı), indem er mit kurzen 
Worten einige aus dem Grünsande von Regensburg erhaltene Saurier- 
zähne beschrieb. Nachdem sodann im Jahre 1540 Owen?) nach gene- 
risch hiermit übereinstimmenden Resten aus der englischen Kreidefor- 
‚mation die Sippe Polyptychodon aufgestelit hatte, in der er später >) die 
beiden Arten P. interruptus und continuus unterschied, theilte H.v. Meyer 
seine Bestimmung jener ihm vom Grafen Münster übersendeten Zähne 
als Polypt. interruptus mit»). Nicht lange nachher wurden ähnliche 
Zähne auch in dem cenomanen Grünsande von Langelsheim am Harz 
entdeckt, welche H. v. Meyer als P. interruptus bestimmte 5) und über 
deren Lagerstätte Ferd. Roemer nähere Mittheilungen machte ®). Im 
Jahre 1852 wurde von mehreren Seiten fast gleichzeitig über weitere 


1) Neues Jahrb. 1834, p. 539. 

2) Odontography II, p. 19; reprodueirt von ihm selbst in Second Report of the 
Brit. Assoc. 1841, p. 156, 190; ferner in Dixon’s Geology and Foss. of the 
Tert. and Cret. Foss. of Sussex, p. 378 etc. 

3) Hist. Brit. foss. Rept. IV, p. 156, 201 ete., und Monogr. Brit. foss. Rept. III, 
Cret. Form. 1851, p. 55 ff. 

%) Neues Jahrb. 1848, p. 469. 

5) Neues Jahrb. 1851, p. 75. 

6) Neues Jahrb. 1851, p. 312; s. auch F. Ulrich im Bericht über d. 1. General- 
versammlung d. Clausthaler Vereins Maja, 1852, p. 12. 


464 U. Schloenbach. [10] 


Funde von Zähnen dieser Sippe in Deutschland berichtet; A. Wagner ti) 
hatte ein in der OÖberndorfer’schen Sammlung befindliches Exemplar 
aus dem Grünsande von Kehlheim an der Donau untersucht, welches 
wahrscheinlich zu P. interruptus gehörte, während Beinert:) in dem 
cenomanen Quader von Raspenau in Schlesien ein als P. continuus 
bestimmtes Stück gefunden hatte, und Beyrich im Anschlusse an dessen 
Notiz das Vorhandensein eines sehr ähnlichen Exemplars im Univer- 
sitäts-Museum zu Berlin eonstatirte, welches nach seiner Ansicht aus 
den cenomanen Sandsteinen von Löwenberg oder Plagwitz stammte. 
Nicht minder reich an Mittheilungen über diese interessanten Zähne 
erwies sich das Jahr 1853, indem zunächst Wagner :) das bereits 
bezeichnete Exemplar von Kehlheim, sowie ein weiteres dem Professor 
Schafhäutl gehöriges von Regensburg genauer beschrieb, und H. 
v. Meyer) über Exemplare von denselben beiden Fundorten berich- 
tete, und endlich auch Eiehwald 5) ein neues Vorkommen im Eisen- 
sandsteine von Kursk constatirte, welehes er zunächst mit P. inter- 
ruptus verglich, ohne jedoch bei der viel bedeutenderen Grösse 
der russischen Exemplare deren Identität mit den westeuropäischen 
für wahrscheinlich zu halten. Seit dieser Zeit finden sich weitere 
Angaben über diese Sippe ziemlich spärlich. Im Jahre 1856 stellte H. 
v. Meyers) alle Beobachtungen, die er über die zu dieser Sippe 
gehörigen Zahnreste gemacht hatte zusammen und gab genaue Abbil- 
dungen von fast allen Exemplaren, die ihm vorgelegen hatten. Einen 
neuen, aber nur fragmentarischen, ebenfalls derselben Sippe zugehörigen 
Zahn beschrieb Pietet 1858?) aus den mittleren Neocom-Schichten von 
Ste. Croix, ohne sich über dessen speeifische Bestimmung zu entscheiden. 
Endlich gab Owen s) 1860 Nachricht von neuen Funden von Polyp- 
tychodon-Resten aus dem Lower Chalk von Dorking, welche aus Schädel- 
und Kiefertheilen und Zähnen bestanden, und von anderen Resten, aus 
dem Upper Green Sand von Cambridgeshire und aus dem Grünsand von 
Kursk in Russland, die er untersucht hatte und die ihn in Verbindung 
mit seinen früheren Untersuchungen zu dem Resultate führten, dass 
Polyptychodon ein grosser meerbewohnender Krokodilier gewesen sei. 
Die neueste auf das Vorkommen von Polyptychodon bezügliche Angabe 
machte Renevier im December vorigen Jahres »), indem er einen zu dieser 
Sippe gerechneten Zahn aus dem Gault (Albien) von Cheville in den 
Alpen des Canton Waadt beschrieb, ohne die Species bestimmter fest- 
stellen zu können. Ausserdem scheinen keine neuen Funde mehr gemacht 
oder vielmehr über solche Nichts mehr bekannt geworden zu sein; 
wenigstens ist es mir nicht gelungen, in der mir zu Gebote stehenden 


1) Münch. gelehrt. Anzeig. XXXVIJ, p. 25. 

2) Zeitschr. geol. Ges. IV, p. 529 mit Holzschnitt. 

3) Abhandl. königl. bayer. Akad. VII, 1, p. 259, t. 3, f. 1—5. 

4, Neues Jahrb. 1853, p. 164. 

5) Bull. Mose. XXVJ, 1. 

6) Paläontographica VI, 1, p- 3 ft. 

7) Pietet, Camp. et de Trib. Deser. foss. Ste. Croix I, p. 39, t. 5, f. 1. 

8) Ann. et Mag. Nat. Hist. 1860, 3 ser. V, p. 68. 

9 Bull. Soc. vaud. Sei. nat. IX, p. 390 (Notices g6ol. et paleont. sur les Alpes- 
vaud. V, p. 116). 


[11] Kleine paläontologische Mittheilungen. 465 


Literatur andere derartige Mittheilungen aufzufinden, als Reproductionen 
des bereits früher Bekannten in Lehr- und Handbüchern. 

Bezüglich der Verbreitung der Sippe Polyptychodon ergibt sich 
hieraus, dass dieselbe bis jetzt in England, in der westlichen Schweiz, in 
Bayern, im nordwestlichen Deutschland, in Russland und nun also auch 
in der Bukowina nachgewiesen ist. Ihre verticale Verbreitung erstreckt 
sich, wie es scheint, fast durch die ganze Kreideformation, indem dazu 
gehörige Reste im Neocom, im Gault und in mehreren Abtheilungen der 
oberen Kreidegruppe angegeben werden. 


vll. Ammonites Austeni Sharpe von Parnica bei Unter-Kubin 
(Ungarn). 


Taf. XI, Fig. 3 


1854. Ammonites Austeni Sharpe, Deseript. of the Rem. of foss. 
Moll. found in the Chalk of England (Palaeontogr. Society), p. 28. t. 12, 
£.l..2. 

Unter den Ammoniten der Kreideformation, welche bis jetzt von 
unseren Geologen von ihren Aufnahme-Touren in Ungarn mitgebracht 
worden sind, zeichnet sich derjenige, welcher den Gegenstand dieser 
kurzen Notiz bilden soll, und welcher mir von seinem Finder, Herrn Berg- 
rath Stur, zur näheren Untersuchung und Bestimmung freundlichst über- 
geben wurde, nicht nur durch seine schöne Erhaltung, sondern auch durch 
. das Interesse aus, welches das Vorkommen dieser Art in mehreren Bezie- 
hungen zu erregen geeignet scheint. 

Das mir vorliegende einzige, in Schwefelkies verwandelte Exem- 
plar, welches nur noch einen geringen Theil der Schale erhalten zeigt, 
stimmt so vortrefflich mit dem kleineren der beiden von Sharpe abge- 
bildeten Exemplare überein, dass an der Identifieirung des ungarischen 
Vorkommens mit dem englischen wohl kaum zu zweifeln ist; nur wenige 
. der stärkeren Rippen des englischen Exemplars zeigen eine etwas stärkere 
Neigung nach vorn, als sie bei dem ungarischen vorkommt, während die 
meisten ganz wie bei letzteren verlaufen. Die Dimensionen des ersteren 
sind folgende: 

Ganzer Durchmesser des Gehäuses . . . Er era Min: 

Weite des Nabels . . oh: 

Höhe des letzten Umgangs i in der Windungsebene a 
von der Nath bis zur N 


” ) 2 

ea i A RN 

Höhe des vorletzten Umgangs. von der "Nath bis zur 
Siphonallinie . . . . a 
Höhe des freien Theils des vorletzten Umgangs rl Hall OR 
’ „ vorvorletzten Umgangs . . - 35 „ 
Dicke des letzten Umsanek systeme, 
“ „ vorletzten Umgangs . . td 


Das Gehäuse ist also, wie sich aus diesen Zahlen entnehmen lässt, 
von ziemlich bedeutender, mehr als die Hälfte der Windungen betra- 
gender Involution und besitzt einen mässig tiefen Nabel. Die Windungen 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 3. Heft. 61 


466 U. Schloenbach. 1 2] 


steigen von der Naht steil an, wenden sich dann in flacher etwas abneh- 
mender Wölbung gegen die Siphonal- (Bauch-) Seite, welche letztere 
selbst gleichmässig rund gewölbt ist; die Mundöffnung erscheint auf 
diese Weise eiförmig. Während die innersten Windungen fast ganz glatt 
zu sein scheinen, besitzt die äussere etwa 13 stärkere, leicht geschwun- 
gene und nur sehr schwach, namentlich an ihrem Anfange über der Naht 
gegen vorn geneigte, radiale gerundete Rippen, welche beiderseits von 
einer seichten Furche begrenzt werden und fast gerade über die Sipho- 
nalseite gehen. Zwischen diesen stärkeren Rippen befinden sich 5—8 
schwächere, die in der Regel erst etwa in der Mitte der Seite beginnen 
und dann stärker werdend über die Bauchseite ununterbrochen verlaufen, 
auf deren Mitte sie wieder schwächer sind. Hie und da gabeln sich auch 
wohl einzelne dieser Rippen oder es zweigt sich eine schwächere von den 
stärkeren ab. Die ausserordentlich fein zersehlitzte Lobenlinie, deren 
Verfolgung, abgesehen von dem Frhaltungszustande, welcher das Präpa- 
riren derselben an den nicht deutlichen Stellen kaum erlaubt, durch den 
Umstand sehr erschwert wird, dass die bis an das Ende der letzten Win- 
dung reichenden Kammerwände ziemlich gedrängt stehen und in Folge 
dessen die tief eingeschnittenen Lobenspitzen vielfach in die Sättel der 
vorhergehenden Kammerwand eingreifen, konnte nur zum Theil deutlich 
erkannt werden. Da indessen Sharpe, obgleich er das Vorkommen 
unserer Art in England als häufig bezeichnet, die Loben nicht gekannt 
zu haben scheint, oder wenigstens nichts davon erwähnt, so habe ich 
davon gezeichnet, soviel sich mit Sicherheit feststellen liess. Die Stelle, 
von der das in f. 3 e abgebildete Stück entnommen ist, wurde beif. 3 a 
mit x bezeichnet. Der Siphonallobus ist nicht bekannt. Der erste Lateral 
ist sehr schmal und lang und läuft in eine feine Spitze aus; an der Naht- 
seite besitzt er vier unter Winkeln von etwa 45° gegen ihn geneigte, mit 
feinen Aestchen besetzte stärkere Zweige. Im Grunde zwischen ihm und 
dem zweiten Lateral erhebt sich noch ein etwas schwächerer fünfter 
Zweig. Der zweite Laterallobus ist verhältnissmässig breiter und kürzer, 
auch weniger regelmässig gebaut; er besitzt auf der Siphonal , wie auf 
der Nahtseite nur je zwei stärkere Zweige, welche auf ersterer Seite viel 
näher bei einander stehen, als auf letzterer. Zwischen dem zweiten und 
dritten Lateral steht ein ziemlich langer dünner dritter Zweig; der dritte 
Lateral selbst ist dünn und lang und besitzt nur wenige Zweige. 
Ammonites Austeni schliesst sich in seinen allgemeinen Verhältnissen 
sehr nahe an Amm. planulatus Sow. an, mit dem er in England nach 
Sharpe in den gleichen Schichten vorkommt; er unterscheidet sich von 
demselben leicht durch seine starken Radialrippen, an deren Stelle 
A. planulatus nur Furchen besitzt, so wie durch die wenig geneigte Rich- 
tung der Rippen, während dieselben bei der Sowerby’schen Art eben so 
wie die Furchen stark gegen vorn sich wenden und auch stärker geschwun- 
gen sind; auch die Loben beider sind verschieden. Fast noch näher, als mit 
Amm. planulatus, ist Amm. Austeni mit Amm. Matheroni Orb. verwandt. 
Orbigny’s Abbildung dieser letzteren Art auf t. 48, f. 1, 2 im ersten 
Bande der Terr. eret. der Pal. franc. unterscheidet sich von unserem Exem- 
plar, abgesehen von der viel bedeutenderen Grösse, nur durch grössere 
Regelmässigkeit und geradere Stellung der Berippung, durch die schon 
über der Naht beginnenden feineren Rippen, durch die geringere Anzahl 


1 3] Kleine paläontologische Mittheilungen. 467 


der stärkeren Rippen (8), welche je viel zahlreichere kleinere zwischen 
sich einschliessen, so wie endlich durch die nicht eiförmige, sondern ellip- 
tische Mundöffnung; auch die Wölbung über der Naht ist bei der fran- 
zösischen Art lange nicht so steil. Ausserdem liessen sich etwa noch mit 
Amm. Austeni vergleichen Amm. latidorsatus Mich., der indessen ungleich 
dieker ist und viel stärker geschwungene, nach vorn gerichtete Rippen 
besitzt, und endlich Amm. Dupinanus Oro der sich ebenfalls durch 
seine sichelförmig geschwungenen, auf der Siphonalseite stark gegen vorn 
gezogenen Rippen. 

Ueber das Vorkommen dieses Ammoniten hat mir Herr Bergrath 
Stur auf meine Bitte folgende Notiz mitgetheilt: 

Die Arva entblösst an ihrem linken Ufer gegenüber von Parnica, 
Unter-Kubin WSW. ein Profil, welches schon seit längerer Zeit in Folge 
der Funde des Pfychoceras Foetterlei Stur und Pt. gigas Stur durch Berg- 
rath Foetterle in der Literatur bekannt ist '). Die tiefsten mit Sicher- 
heit erkennbaren Schiehten des Profiles sind liassische Fleckenmergel, 
typisch entwickelt. Ueber diesen folgt eine geringmächtige Lage von 
jurassischen Aptychenkalken, und darauf die Neocom-Mergel, die in ihrer 
ganzen Mächtigkeit nur unbedeutende Abweichungen in der gewöhnlichen 
petrographischen Beschaffenheit zeigen. In der unteren Hälfte dieser 
Neocom-Mergel fanden wir: 

Aptychus Didayi Coqu. 
Ammonites Cryptoceras Orb. 

2 Grasianus Orb. 

A Morelianus Orb. 

2 Astierianus Orb. 

5 Nisus Orb. 
Ancyloceras Emerici Orb. 

» conf. dilatatus Orb. 

pulcherrimus Orb. 

„In der oberen Hälfte der Neocom-Mergel fällt neben diesen vorzüg- 
lieh die grosse Individuenanzahl der beiden obgenannten Pfychoceras- 
Arten auf. 

„Auf dem Neocom-Mergel folgt ein dünnschichtiger, klingender, Kalk- 
mergel-Schiefer in einer etwa 30 Fuss mächtigen Lage, der dunkelgrau 
ist, überhaupt in angegebener Weise petrographisch wesentlich abweicht 
von dem Neocom-Mergel, auch in sich selbst häufiger wechselnde Ge- 
steinsbeschaffenheit zeigt, als dies in dem Neocom-Mergel der Fall ist. 
In der obersten Partie dieses Kalkschiefers nun fand ich den 
verkiesten Ammoniten. 

„Dieser Kalkschiefer tritt fast an allen bisher untersuchten Punkten 
zwischen dem Neocom-Mergel im Liegenden und dem Karpathen Dolomit 
im Hangenden auf. Im Luker-Thal wurde in diesem Schiefer vom Herrn 
Staats-Ingenieur Nadeniczek ein Ammonit gefunden, den ich für den 
Ammonites splendens Sow. halte, wonach der Kalkschiefer dem Gault 
zuzuweisen ist. 


1) D. Stur: geol. Uebersichtsaufnahme der Waag und Neutra. Jahrb. der geol. 
Reichsanst. XI, 1860, pag. 103. 
61* 


468 U. Schloenbach. Kleine paläontologische Mittheilungen. [14] 


„Diese Annahme wird ferner noch durch die Thatsache unterstützt, 
dass in dem Neocom-Mergel der Karpathen, Cephalopoden aus den drei 
Orbigny’schen Etagen Neocomien inf., Urgonien, Aptien !), häufig vor- 
kommen, in ihm somit Schichten bis zum Gault hinauf vertreten sind, die 
über ihm liegenden in Sprache stehenden Kalkmergel-Schiefer somit in 
der That nicht älter als der Gault sein können“. 

Sharpe führt als Fundorte seiner englischen Exemplare des Amm. 
Austeni den Upper Green Sand von Dorking und den Grey Chalk von 
Surrey, Kent und Sussex an, welche Vorkommnisse der Cenomanstufe 
der Kreide, und zwar erstere wenigstens der untersten Abtheilung dieser 
Stufe angehören, Es würde also dies Vorkommen von dem unsrigen nicht 
erheblich abweichen, da man weiss, dass Amm. splendens überall in dem 
höchsten Niveau der zum Gault gerechneten Schichten unmittelbar unter 
der Cenomangrenze vorkommt, und dass sein Horizont mit den unteren 
Cenoman-Schiehten mehrere Arten gemeinsam führt. Hiernach würde es 
sich also nur darum handeln, ob man die oberste Lage des Kalkschiefers 
von Parnica, in welcher Bergrath Stur das vorliegende Exemplar von 
Amm. Austeni gefunden hat, als oberstes Niveau des Gault betrachten 
oder bereits zum Cenoman stellen soll — eine Frage, die erst nach Auf- 
findung mannigfaltigeren Materials von der betreffenden Stelle bestimmt 
wird entschieden werden können. Jedenfalls aber ist der Fund eines 
Ammoniten, der den nordöstlichen Karpathen mit England gemeinsam, in 
den zwischenliegenden Ländern aber noch nicht nachgewiesen ist, von 
nicht geringem Interesse. 


2) 1.>c.p. 181. 


Schloenbach ‚kl.pal. Mitth., 3 Folge. 


4b 


Bud. Schonn n.d. Nat. gez.u.lith 8 hilh Anst. K Koke, Wien. 


1.Belemnites rußifer Schloenb. nov.sp. 
2.Polyptychodon sp. 


3.Ammonites Austeni Sharpe. 


Jahrbuch d.k.k. ‚geolog. Reichsanslalt. /868. Bd.2 VI. 


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Windisch-Feistritz- 
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Landstrass . . . 
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Laas u. Pinguente 
Möttling 
Cittandovau. Pisino 
Fianona u. Fiume . 
Novi u. Fuseine . . 
Dignano 
Veglia u. Ohlerse, 
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IV. Böhmen. 
Schluckenau . : 
Hainspach . . » » 
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1125| 1175]  |VII. Salzburg; 1 Blatt 
1125| "5175 VIN. Kärnthen, Krain und 
1125| 5125 - Istrien in 4 Blättern 
1125| 5125 IX. Lombardie und Vene- 
1125| 3125]. dig in 4 Blättern 
1125) 2125; — bis zur Landes- 
1125| '6|. grenze 
1125|. 6). — über die Tianden. 
1125| 1150 grenze .. 
i X. Tirol und Vorarlberg 
1125| 3125 in 2 Blättern . . 
j N "U. Siebenbürgen; Stras- 
1125|, 5/75] |  senkarte in 2 Blät- 
1125} 4. "tern, 60000 — 1 Zoll, 
1125| 3150 bis z. Landesgrenze 
1125|. 1175 — über die Grenze 


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50] 31 Neuhanst sam Sn 
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37 |..\ Rosenberg . .. . 
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2 Trstjenna u.Nämestö 
6 Uednteaan te va 
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8 Rosenberg u. Kubin 
9 Käsmark u. Poprad 
14 Holitsch .'s MR 
15 Trentschin - . 
16 Kremnitz 
17.4 Neusohliia, ur Aus 
18 |2 Dobschauu, Tisovec 
7 24.59 Malaczka » Rt 
1 25 g MYTDAU, 4 Aa e Zar 
1 26 |2\ Schemnitz 
BERATEN AltSchL. aan 
6 28|5 | Rima Szombath. : 
4 35 |P Pressburg : 
= 36 Neutrala Irene 
6 37 Bars u. Vereböly - 
6 38 Balassa-Gyärmath - 
6 39 Fülek ä 
T 40 MiSKOLZEI SH a 
4 50 Gran 
5 51 Waitzen‘. . 
5 52 Erlauimek va: 
6 53 Mezö Kövesd. 


XI. Banat in 4 Blättern 
XI. Galizien, Lodomerien 
und Bukewina; Stras- 


1125) 4/50 senkarte in 2 Blät- 
—zelen tern, 60000 —=1 Zoll 
Sn — bis zur Landes- 
grenze ANNE 
Shan -3Rl:.. _ über die Landes- 
! grenze .. 
4\.| 60|- IV. Steiermark in 4 Bl. 
XV. Slavonien u.. Militär- 
grenze; 1 Bl. 60000 
| =1Z01.” 
8..." 20]. XVI, Eroatien und Militär- 
| grenze; 1 Blattı 
8 :] 34 60000 — 1 Zoll, 
| bis zur Grenze. . 
61.1 30 — über die Grenze 
XVII. Dalmatien in 2 Bl., 
60000 = 1 Zoll . . 
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121. 
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Karten durch das k. kK. militärisch-geographische Institut herausgegeben und in 
el e wie auch i in der Kunsthandlung bei A. a I. Kohlmarkt Nr. 9, zu haben. 


Bei der Direction der k. he ‚geologischen Reichsanstalt. Wien, Lone u 
fürstlich Lichtenstein’schen Palaste, dann bei W. Br a Et er. Buchhändler des k.k 
. Hofes, Wien, Graben Nr. 572, sind zu haben: 2 


Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band TI. Mit 48 ee: ten Tafeln Buche 25.f. 12] 

n n..rin n ” „ 1. „ 18 Mi n» 7:86, 80 m 

j „ II „ 22 » r 7 «81m 52m 

Der dritte Band der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende" Werk: Au Tr 

Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien, Unter der Mit- Be, 
wirkung von P. Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10. Ps 

Abhandlungen der k. K.. geolog. Reichsanstalt. Band IV, Nr. 11—18. Mit 67 lithogr. Tafem. pr a 

Enthält: Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken d. Tertiärbeckens y. Wien. Nr. 11 &12. Mimi, 

x es = n er 5 = ine NS TA 17 LO 


me 


” ” ” 2. ” "» » n.n n ET nr DÜNN. 
Andrae, GC. J: Dr. Belt zur Konufniss. der fossilen Flora Siebenbürgens und des a hr 4 I; 
Mit 12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 5, Re . 
Ettingshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandlungen u 
der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 5 lithographirten Tafeln „. ».  . „u. re RE Bi 
Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pfanzengeschlecht. Aus den Abhandlungen der MA 
k.k. geologischen Reichsanstalt. Mit 2ithoegrapbirten Tafeln ... %, Sn le ee STADT 
Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithflora. Mit N 

' 3 üthograpkirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . "up: Kizr a 
Die Steinkohlenflöra von Stradonitz. Mit 6 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen ie n 
der k. k. geologischen Reichsanstalt . . ....e. er en. SE FE es s 
Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel von Heiligenkreuz bei Kremnitz' Mit 2 lithogra- - k 
phirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k..geologischen Reichsanstalt . ...... 1, 6 e% 
Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 Ben Tafeln. Aus den Abhandlungen { Pr 


n 


” 


» 


der k. k. geologischen Reichsaustalt . . .». . . - See 1, 22 
» Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 "thographirten. Tafeln. Aus den \ En) 
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. .. . »» 2.2. 2 20. . 13, an 


Haidinger, W. Naturwissenschaftl. Abhandl. Gesammelt und durch Subseript. herausgegeben 2 aA 
U. Bd. 1848, in 2 Abth. m. 30 lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. III. Bd. 1850, in 2 Abth.m.lith. 33 Taf. 21, — 5 
IV. „ 1851,,3 „ EEE RR a rn FR EEE ae eio "ee RE RR: PS 
Berichte über ie Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. ‚Gesammelt re 
und durch Subscription herausgegeben 


T. Band 18474. 7.0. un 0:60, NK V. Band 182 De 

I. „1847 0.202 BB RE BE ET, ; 
I m 18 2... 0. I - n RR EEE a ee 

IV. AS ET 28: DO", 


Jahrbuch der k. K. Seolrie chen Reichsanstalt, 1850,18 Fr ae 
N IV, 1859-1866 De na re Fa 
VIE. XV, 1867. m. 1868. Wr re ne 


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"1850 bis Nr. 10 von 1859, des Jahrbuches der K. k, geologischen Reichsanstalt. "Von A.F. }1 
Var a a a RN TTS EOR 
Verhandlungen derk. k. geologischen Beichsanstalt. Jahrgang 1867 u. 1868 RER Ne, do 
Kenngott, Dr, G. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 
1844— 1849. Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt: . 7... 2% 8::578 
Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. "Bei- hs 
lage zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . .. A ee Rs 2, 6 
Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre. 1852. Pallsgn 'zum . VER ‚ 
N Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt. .. - . - 2. er 2 N 
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten von Swinitza. Mit 4 lithographirten Tafeln. Aus den Abhand- BUKHE 
'. lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . x. 2.2... ET TE RN 2, 12 „u 
Morlott, Av. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg ... . . .. .. EN ‚ 
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von der a ” 
k. k. geologischen Reichsanstalt  . .. - «ne... 220m ue nn, ET ESTER 3 2 7 
Peters Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lägerungsverhältnisse der oberen Kreideschichtn an 44 
einigen Localitäten der östlichen Alpen. Mit 1 lithographirten Tafel. Aus aan u har 2 
derk.k. geologischen Reichsanstalt ea, NIT Ah h N ee 
Pettko, Joh. v. Die geologische Karte der Gegend von Schemnitz. Mit fi ithographirten Tafel. a 
Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt ... 2. 2. "sr una emg Bi 5 
Reuss, Dr, A. E. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes ER ER, 
Böhmen. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit J lithogr. Karte 7% MAHDET., 
Zekeli, Dr. F. Die Gastropoden der Gosaugebilde. Mit 24 NOERRDER EN. Tafeln. Ausden Ab-ı 
handlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . } > SEEN N N, 5 60 
Uebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bericht über die; ug?" 
Jahre 1850—1852 . Ne Fe TR a Re Ä 


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' Im Verlage der ekkchen Universitäts- Buchhandlung a Holae j 
in Wien ist erschienen: _ et Rn 


. Geologische Vebersichlakaste der Desterreichischen Monarchie, Kieh den Aufnahmen der k. k. eovan 
Reichsanstalt. "bearbeitet von Franz Ritter v. Hauer. 


Subscriptionspreis für die ganze Karte (12 Blätter). u... 2.0 nee» . 

. Blatt V Westliche naht für die Subseribenten auf die ganze Karte . . 
Blatt V % = 5 imEinzelnverkanfus Ir re Bin 
Blatt VI ‚Oesttiche Alpeuländer für die Subseribenten . . 2... 2. ze... 
Blatt VI _, j im Einzelnverkauf. ». .».. . 2.005. 
Blatt X. Dalmatien, für die SuDseribentea il.) Haut un ehe; Maren Eule at ae 
Blatt X ». „im Einzelnverkauf. . ... 0 en ne 

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18. Band. 1868. J AHRBUCH IV. Heft. 


DER 


KAIS. KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT. 


l. Die geologische Beschaffenheit der Herrschaft Häl- 
mägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 


Von D. Stun, 


(Vorgelegt am 30. Juni 1868. Vergl. Verhandlungen Nr. 10. S. 225). 


Mit einer geologischen Karte Taf. XII. 


Hydrographie des Gebietes. 


Die zur Herrschaft Hälmägy gehörigen Güter-Complexe liegen 
im Wassergebiete der Fejer- (Weisse-) Körös imW. und NW. von Körös- 
Bänya, im nordwestlichsten Theile des Zaränder Comitates. 

Die Fejer-Körös, aus der Gegend von Körös-Bänya vom SO, her- 
kommend, durchfliesst die Herrschaft in einer nordwestlichen Richtung, 
und theilt den Güter-Complex in zwei fast gleich grosse Theile, in einen 
nördlichen Theil, der von der Körös bis an die Nordgrenze des 
Zaränder Comitates reicht, und in einen südlichen Theil, der in 
westlicher Richtung bis an die Comitats-Grenze, in südlicher Richtung 
bis an die Wasserscheide des Maros-Flusses ausgedehnt ist. 

Aus dem nördlichen Theile der Herrschaft erhält die Körös 
folgende Zuflüsse. Der westlichste, das Vidra-Thal, entspringt in der 
Gegend nördlich bei Vidra, und mündet mittelst des Lazurer Thales in 
die Körös. Oestlich an das Vidra-Thal schliesst das Wassergebiet dreier 
kleiner Thälchen an, die bei Maguliesa in einen Bach sich ver- 
einigen und ebenfalls in das Lazurer Thal münden. Die sämmtlichen drei 
Thälchen von Maguliesa entspringen in der Gegend des Ortes Gross aus 
dem Gyalumare-Gebirge. 

An die bisher erwähnten Zuflüsse der Körös schliesst sich östlich 
unmittelbar das Wassergebiet des Lazurer Thales an. Die 
namhaften Gewässer dieses Thales entspringen zum grossen Theile aus- 
serhalb der Grenzen der Herrschaft und des Comitates im Biharia- 
Gebirge, dessen bis 5.338 Fuss über der Meeresfläche messenden 
Höhen über der oberen Waldgrenze in eine alpine Schneeregion hinauf- 
ragen, und mit Wiesen und Krummholz bedeckt, noch während unseres 
Aufenthaltes in Hälmägy, somit Mitte Juni, von bedeutenden Schnee- 
feldern erglänzten und dem landschaftlichen Bilde der Gegend ihren 
Reiz verliehen. Aus dem quellenreichen Biharia-Gebirge entspringt ins- 
besondere jener Zufluss des Lazurer Thales, an dessen Mündung in das 
Lazur-Thal an der Comitats- und Herrschaftsgrenze, von Rezbanya aus 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 62 


470 D. Stur. [2] 


das Dolya-Pochwerk gebaut wurde, welche Thatsache, sowohl für die 
Reichhaltigkeit als Nachhaltigkeit dieses Wassers ein Zeugniss abgibt. 
Der zweite namhafte Zufluss des Lazur-Thales, das obere Lazur-Thal, 
bildet die nördliche Herrschaftsgrenze, und entspringen dessen Gewässer 
nur am linken Ufer im Gebiete der Herrschaft aus dem Grenzgebirge und 
von der Dolya. Das obere Lazur-Thal verlauft in einer OW. Richtung. 
Unterhalb des Pochwerkes wendet es in eine SW. Richtung um. Dort wo 
das Lazur-Thal aus dem Gebirge heraustritt liegt der Ort Lazur. Weiter 
unten liegen am rechten Ufer des Lazur-Thales die Orte Maguliesa 
und Csues. Dort wo die Strasse bei Csues das Lazur-Thal verquert, ist 
eine Cireular-Säge aufgebaut, deren Motor eben das Wasser des 
Lazurer-Thales bildet. Unterhalb des letzteren mündet das Lazur-Thal 
in die Körös, nach dem es, wie schon erwähnt wurde, die Bäche von 
Maguliesa und Vidra aufgenommen hat. 

Der nächst östlichere Zufluss der Körös entspringt einer kessel- 
förmigen Vertiefung des Terrains, in welcher die Orte Mermesd und 
Bogyesd liegen. Der Bogyesder Bach führt ein unbedeutendes Wasser, 
das überdies zeitweilig, während der trockenen Jahreszeit zum Theil 
oder ganz versiegt. | 

Weiter östlich folgt ein ziemlich wasserreiches Thal, das Thal 
von Brusztur. Dasselbe entspringt an dem Dolya-Gebirge, und fliesst 
anfangs, wie das Lazur-Thal, OW., wendet aber bald in eine südliche 
Richtung um, in welcher es bis nach Hälmägy verharrt, und erst von da 
abwärts wieder westlich fliessend, vis-A-vis von Tysza in die Körös 
mündet. In diesem Thale liegt noch innerhalb des Gebirges der Ort 
Brusztur. An dem Austritte des Thales aus dem eigentlichen Gebirge 
liegen die Orte.Krisztesd und Banyesd. Am Umbug des Thales in 
West befindet sich der Marktfleck Nagy-Hälmägy, zugleich der 
grösste Ort und Mittelpunkt des Gebietes. 

Oestlich vom Bruszturer Thale liegt das Wassergebiet des Voz- 
docser Thales. Zwei sehr bedeutende Seitenthäler, Valje Meesesk 
und Valje Bajesk, die beide am Rotondo entspringen, bilden die 


Quellen dieses Thales. Beide genannte Seitenthäler fliessen ebenfalls 


zuerst ostwestlich, während das Hauptthal eine nordsüdliche Riehtung ein- 
nimmt, und dort wo es aus dem Gebirge heraustritt, bei Kis-Hälmägy, in 
West umbiegt um mit dem Bruszturer Wasser vereinigt in die Körös zu 
münden. Unterhalb der Vereinigung der beiden Seitenthäler, liegt im 
Hauptthale der Ort Lunksora, tiefer abwärts, der Ort Vozdocs, end- 
lich an der Ausmündung des Thales aus dem Gebirge der Ort Kis- 
Hälmägy. 

An das eben besprochene Thalgebiet schliesst östlich unmittelbar 
an das Szirber-Thal. Die äussersten Quellen desselben liegen am 
Westfusse des Gaina-Berges. Auch dieses Thal, wie die bisher erwähnten, 
fliesst von der Gaina am Fusse der Csora und Runk ostwestlich, und 
wendet sich erst am Fusse des Runk in Süd, beim Austritte aus dem 
Gebirge abermals in West, und mündet bei Kis-Hälmägy in das Vozdoeser 
Wasser. In dem nordsüdlich gerichteten Stücke des Szirber Thales liegt 
der Ort Szirb. 

An das Wasssergebiet der bei Hälmägy sich vereinigenden Gewäs- 
ser schliesst südlich an das Gebiet des Thales von Pojenar. Nur die 


[3] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmagy im Zaränder Comitate in Ungarm. 471 


Quellen dieses Thales liegen noch im eigentlichen Gebirge östlich von 
Kis-Hälmägy. Der weitere Verlauf desselben gehört dem Hügellande an. 
Im mittleren Theile dieses Thales liegen die Orte Csohesd und Poje- 
nar. Bei dem Orte Oesiesor mündet .das Pojenarer Thal in die Körös. 

Südlieh von Pojenar folgt das kurze Thälchen von Protuna, an 
dessen Mündung in die Ebene der Körös der Ort Pr otuna liegt. 

Oberhalb des Protuna-Baches mündet bei Ternova das Obersia- 
Thal, dessen Quellgebiet eine bedeutende Ausdehnung besitzt. Am 
Westfusse der Gaina, also in gleicher Gegend mit dem Szirber Bach liegt 
der Ursprung desselben. Bis nach Lyauz hinab hat es eine nordsüdliche 
Richtung, unterhalb des genannten Ortes wendet das Obersia-Thal lang- 
sam in West, und mündet, wie gesagt, bei Ternova in die Körös. Am 
Austritte des Thales aus dem Gebirge liegt der Ort Obersia. Tiefer 
abwärts folgen die Orte Dobrotz, Lyauz, Tiulesd, Tomest und 
Stea. Am linken Ufer erhält dieses Thal keinen irgend, wie bedeutenden 
Zufluss. Am rechten Ufer münden in das Obersia-Thal der Tiulesder-, 
Ternoviezaer-, Steaer- und Strimbaer-Bach, und südlich von Strimba noch 
zwei kleine Bäche. Diese sämmtlichen Zuflüsse entspringen in dem 
zwischen Hälmägy und Tomest gelegenen Hügellande. 

Das östlichste vom Norden her an die Körte gelangende Wasser 
des nördlichen Herrschafts-Gebietes, der Riskulitza-Bach, hat seine 
Quellen in dem nordöstlich von Obersia liegenden Gebirge. Der Haupt- 
zufluss des Riskulitza-Baches ist dieDrzana, die an der Magura-Obersi 
entspringt und bei der Kirche von Riskulitza in das Hauptthal mündet. Im 
Osten der Dröana folgen noch mehrere Zuflüsse des Riskulitza-Baches. In 
dem Kessel, der diese Zuflüsse alle vereinigt, liegt der Ort Riskulitza. 
Von Riskulitza abwärts ist das Thal ziemlich eng, und hier liegt der Ort 
Baldoveny. Am Ausfluss des Thales in die Körös-Ebene est der Ort 
Riska, nördlich bei. Körös-Bänya. 

Aus dem südlichen Theile der Herrschaft erhält die Körös 
folgende Zuflüsse: 

Bei Unter-Vätza mündet in die Körös das Kasanyesder Thal. 
Das Hauptthal selbst hat von Kasanyesd an bis Vätza eine westliche 
Richtung. Südlich von Kasanyesd zeigt das Hauptthal eine Wendung in 
Süd und dann in Ost. Es erhält von allen Seiten her aus zahlreichen 
Seitenthälern reichlichen Zufluss und ist überhaupt ein an Wasser reiches 
Thal. Die bedeutendsten Zuflüsse münden bei dem Orte Kasanyesd in das 
Hauptthal, und zwar aus dem NO. her das Kodri-Seitenthal, dessen Quel- 
len am Kapu Kodri liegen, vom SO. her das Kornyetu-Seitenthal, welches 
‚zwischen den Höhen Kornyetu und Magura-Vetzi entspringt. Während 
unserer Aufnahme war der Kasanyesder Bach dureh ein grosses Gewitter, 
das sich in der Umgegend der Magura-Vetzi entladen hatte, so gewaltig 
angeschwollen, dass wir an einer Stelle, wo das Wasser in verengter 
Rinne schnell dahin floss es nicht wagen konnten, den Bach zu Ross zu 
übersetzen. Doch schon nach zwei Tagen war der normale Wasserstand 
wieder eingetreten. Etwa eine Viertelstunde Weges vor der Mündung des 
Thales liegt der Ort Ober-Vätza, an der Mündung selbst liegt am linken 
Ufer der Körös der Badeort Unter-Vätza. 

Bei Baszarasbasza mündet in die Körös das Thal von Preva- 
leny. Zwei grössere Zuflüsse desselben, die Baszarabicza und Csun- 

62* 


472 D. Stur. | [4] 


gäny, sammeln im Westen an der Comitats- und Herrschaftsgrenze, in den 
Gebirgen Magura-Csungäny und Kapu-Kodri, die Gewässer dieses 
Thales. Im Csungänyer Seitenthal liegt der Ort Csungäny, unterhalb 
dem Zusammenfluss des Csunganyer und Baszarabieza - Seitenthales 
liegt im Hauptthale der Ort Prevaleny, an der Mündung des Thales in 
die Körös endlich der Ort Baszarabasaza. 

Die übrigen Zuflüsse der Körös aus dem südlichen Theile der Herr- 
schaft sind nur unbedeutende Gräben. Bei Czermura mündet der gleich- 
namige Bach Üzermura. Bei Tysza münden auf einer Stelle zwei 
Thälchen in die Körös, die Valjemare und Valjemika. Zwischen 
Tysza und Lyäsza liegt die Ausmündung der Valje-Rega. Diese er- 
wähnten Thälchen haben ihren Ursprung in dem Gebirge Tyegusul. 


Orographie des Gebietes. 


Örographisch ist die Herrschaft Hälmägy in drei Gebiete einzu- 
theilen, nämlich in zwei Gebirgs-Gebiete, die durch ein niedriges Gebiet 
von Berg- und Hügelland von einander gesondert sind. 

Das Berg- und Hügelland, etwa 1200 Fuss über der Mochei 
fläche erhoben, gehört jener Einsenkung an, in welcher die Körös in einer 
südost-nordwestlichen Richtung dahin Hiesst. Es ist dies das niederste, 
tiefste Gebiet der Herrschaft, dessen Boden-Beschaffenheit und mildes 
Clima dasselbe für landwirthschaftliche Zwecke am geeignetsten erschei- 
nen lassen. Allerdings ist dieses Gebiet sehr gegliedert, und ist die ur- 
sprünglich zusammenhängende hügelige Fläche durch die Körös, und die 
in die Körös mündenden Thäler in einzelne Stücke zerrissen, die durch 
grosse Vertiefungen des Terrains von einander gesondert sind, und auf 
das Niveau der Körös bezogen, als namhafte Hügel und Berge sich dem 
Beschauer präsentiren. Doch fallen dem Fremden die in allen Gehängen 
dieses Gebietes reichlich vorhandenen Obstgärten auf, die, trotzdem 
ihnen die geringste Pflege zu Theil wird, reichliche Früchte auch an 
solchen Baumarten tragen, die ein mildes, südliches Clima nothwendig 
fordern, und stehen als Zeugen da für die Annahme, dass dieses Berg- 
und Hügelland in allen Zweigen der Landwirthschaft einen bedeutenden 
Aufschwung zulässt und für die angewandte Mühe reichlichen Erfolg 
spenden kann. 

Die einzelnen Theile, in welche das Berg- und Hügelland zerfällt 
liegen zwischen den Sohlen jener Bäche und Thäler, die von Norden her 
in die Körös münden. 

Das südöstlichste Stück des Berg- und Hügellandes liegt zwischen 
dem Riskulieza- und Obersia-Thale. Weiter nordwestlich folgt das Stück 
zwischen dem Obersia-Thale und Hälmägy, welches wohl ein Bergland 
genannt zu werden verdient, weil sich in demselben südlich von Pojenar 
die Magura Oesi zu einer bedeutenden Höhe erhebt, und es durch 
viele tief eingeschnittene Bäche, die in das Obersia-Thal münden, sehr 
gegliedert erscheint. Im NW. von Hälmägy liegt ein weiteres Stück des 
Berg- und Hügellandes, welches zwischen dem Bruszturer und dem 
Lazurer Thale eingeschlossen ist, und im ganzen genommen sich als ein 
1140 Fuss über der Meeresfläche erhobenes Plateau präsentirt, in welchem 
der Bogyesder und Mermesder Bach entspringt und eingesenkt ist. Im 


[5] Die geol. Besch. d. Herrsch. Halmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 473 


NW. des Lazurer Thales liegt das nordwestlichste Stück des Berg- und 
Hügellandes, das durch sehr viele tiefe Einschnitte in einzelne Theile 
zerschnitten erscheint und verhältnissmässig in nördlicher Richtung am 
höchsten ansteigt (Gyalu mare, 1986 Fuss über der Meeresfläche), in dem 
es die Wasserscheide gegen Kristyor bildet. 

Die das Berg- und Hügelland in einzelne Stücke trennenden Thal- 
sohlen sind fast alle verhältnissmässig breit genug, und bieten theils zu 
Aeckern, theils zu Wiesen verwendetes Terrain. Insbesondere gilt dies 
vom Obersia-Thale und von der Niederung von Hälmägy (810 Fuss über 
der Meeresfläche). Der flache Theil des Lazur-Thales ist reichlieher mit 
Schotter erfüllt, dennoch ist seine Sohle (906 Fuss über der Meeresfläche) 
ebenfalls mit Wiesen und Aeckern bedeckt. 

Die Körös selbst fliesst in tausendfachen Serpentinen, die von dem 
ausserordentlich geringen Gefälle derselben zeugen, in einer verhältniss- 
mässig schmalen Vertiefung des Berg- und Hügellandes, in einer Art 
Kanal, welcher den Abfluss der Gewässer des ganzen Gebietes vermittelt. 
Beide Gehänge der Körös sind meist steil, an einzelnen Stellen unter- 
halb Lyasza sogar felsig. Die flache Thalsohle der Körös ist, soweit sie 
von Ueberschwemmungen sicher ist, mit Aeckern bedeckt. 

ImNO. des Berg- und Hügellandes liegt das nördliehe Gebirgs- 
Gebiet der Herrschaft. Die höchste Erhebung dieses Gebirges dürfte im 
Östen in dem Berge Gaina (4698 Fuss über der Meeresfläche, südwest- 
lich am B. Munesel unserer Karte) vorliegen, welcher mit den an ihn 
zunächst gerückten Bergen Rotondo, Munesel und Arszury ein selbststän- 
diges Gebirge bildet, das durch einen niederen Sattel, der sich gegen den 
Romuna-Berg abzweigt, mit dem Biharia-Gebirge zusammenhängt. Die 
Gaina ist schon dadurch als ein Mittelpunkt des östlicheren Theiles des 
nördlichen Gebirges charakterisirt, dass sämmtliche aus dieser Gegend 
herabfliessenden Thäler im Gaina-Gebirge ihren Ursprung nehmen, und 
die Thäler, mögen sie im unteren Theile welche immer Richtung _ein- 
schlagen, in ihren oberen Theilen sämmtlich zur Gaina convergieren. So 
ist der oberste Theil des Lazur- und Brusztur-Thales, die beiden Seiten- 
Thäler von Lunksora und der obere Theil des Szirb-Thales in Ost nach 
der Gaina hin gerichtet. 

Vom Gaina-Gebirge reichen die Abzweigungen desselben zwischen. 
den einzelnen Thälern bis in das Berg- und Hügelland, bis nach Lazur, 

'Hälmägy, Obersia und Riskulieza hinab, indem sie auf diesen Strecken 
langsam an ihrer Höhe einbüssen und nahezu unmerklich in das Berg- und 
Hügelland übergehen. 

Einer andern Abzweigung des Biharia-Gebirges gehört der westlich 
vom Lazurer Thale liegende kleine Theil des nördlichen Gebirges an, 
dessen höchster Punkt, der Gyalu mare, 1986 Fuss über der Meeres- 
fläche erhoben ist, und dessen Verbindung mit dem Biharia-Gebirge im 
Westen jenes Zuflusses des Lazur-Thales eingeleitet ist, an dessen Mün- 
dung das Pochwerk im Lazur-Thale liegt. Die Ausläufer des Gyalu mare 
reichen bis Lazur, und Gross liegt am südwestlichen Gehänge des Gyalu 
mare. 

Im SO. des Berg- und Hügellandes liegt das zweite, südliche 
Gebirgs-Gebiet. Dasselbe erhebt sieh fast unmittelbar aus der Thal- 
sohle der Körös, theils stufenweise, theils plötzlich zu einer ansehnlichen 


474 D. Stur. [6] 


Höhe, welche zwar die des nördlichen Gebirges nicht erreicht, dennoch 
aber sehr namhaft grösser ist, als die der höchsten Erhebungen im 
Berg- und Hügellande. 

Die höchsten Erhebungen des südlichen Gebirges liegen an der 
westlichen Comitats-Grenze und im Süden an der Wasser 'scheide gegen 
die Maros. An der Westgrenze liegt die Magura-Csungäny, der Capu- 
Kodri und Pietroszo. An der Wasserscheide gegen die Maros sind der 
Tartaroa-Berg und der Vurvu-Strineny zu nennen. 

Diese Gebirgsrücken entsenden in östlicher und nördlieher Rich- 
tung Ausläufer zur Körös hin. Während sich diese Ausläufer zwischen 
dem Kasanyesder und Prevalenyer Thale nach Baszarabasza hin lang- 
sam abstufen und ab:enken, erheben sich zwei Ausläufer, und zwar der 
südlich vom Kasanyesder Thal und der im Norden vom Prevalenyer Thal, 
zu ansehnlichen Gebirgen, die gegen «ie Körös vortretend, als selbstän- 
dige Gebirge auffallen. 

Südlich vom Kasanyesder Thal ist es die Magura-Vetzi, die 
rundherum durch tiefe Einsenkungen isolirt ist von dem Strineny-Gebirge 
der Maros-Wasserscheide. Nördlich von Prevaleny findet man im Osten 
der Magura-Osungäny südwestlich von Uzermura das Tyegusul-Gebirge 
ähnlich isolirt, welches in massiger Erhebung bis an die Körös heran- 
tritt, und mit meist steilen Gehängen zur Sohle derselben herabfällt. 
Unterhalb Lyäsza wird dieses Gebirge von der Körös durchbrochen. 

Sowohl das nördliche als auch das südliche Gebirge ist von ausge- 
dehnten, geschlossenen Waldungen bedeckt, in welchen in zwei Drit- 
theilen der Herrschaft, die eben abgeschätzt wurden, auf einem 
Areale von etwa 24.000 Joch über eine Million Klafter 
sehlagbares Holz vorhanden ist. 


Communications-Linien. 


Dieser eben erst constatirten Thatsache gegenüber, wird mau wohl 
zunächst die Frage stellen, welche Communicationsmittel dieser Gegend 
zu Gebote stehen. 

Vorerst dureh,ieht eine Hauptstrasse das Gebiet der Herrschaft. 
Dieselbe verbindet den Mittelpunkt der Herrschaft, den Markt Hälmägy 
in südöstlicher Richtung über Körös-Bänya, Bräd und den Gyalu mare, 
mit Deva (mit landesüblichen leichten Fahrgelegenheiten eine etwa 
12 Stunden in Anspruch nehmende Strecke) respective mit der Maros, und 
den Landes-Hauptpoststrassen in der Richtung nach Hermannstadt und 
Karlsburg. In nordwestlicher und westlicher Richtung führt diese Haupt- 
strasse von Hälmägy über Vidra, Pleskutza, Buttyin (entweder über 
Boros-Jenö oder über Silingyia) nach Vilägos und Arad (mit landesübli- 
chen leichten Fahrgelegenheiten eine etwa anderthalb Tage in Anspruch 
nehmende Strecke). 

Diese Hauptstrasse ist innerhalb der Herrschaft gegen Körös-Bänya 
bis Brad gut gebaut und hat kaum namhaft schwierige "Stellen in dieser 
Riehtung zu passiren. Auch die Strecke von Brad zur Wasserscheide der 
Maros am Gyalu mare ist nicht besonders schwierig. Vom Gyalu mare zieht 
diese Strasse bergab zur Maros hin. . 

Viel schwieriger ist die Hauptstrasse in der Richtung nach Arad, 
und insbesondere schwierig innerhalb der Herrschaft selbst. Gleich von 


[7] Die geol. Besch. d. Herrsch. Halmagy im Zaränder Comitate in Ungarn. 475 


Hälmägy an erstrebt sie über einen steilen Berg das Plateagı von Bogyesd 
(Hälmäagy liegt 510 Fuss, das Plateau von Bogyesd 1140 Fuss über der 
Meeresfläche, die Strasse muss somit auf einer Streeke von 600 Klaftern 
330 Fuss Höhe ersteigen). Von diesem Plateau steigt sie sehr tief hinab, 
um bei Lyäsza den Bach von Bogyesd zu verqueren, ersteigt abermals 
den nördlicheren Theil des Plateaus, um sehr tief hinab zum Lazurer 
Thal zu gelangen. Von da geht es wieder Bergauf über die unbedeutende 
Anhöhe von Usues in das Vidra-Thal hinab, und von da an folgt der 
höchste Pass, über welchen die Strasse an einen Zufluss der Körös, und 
diesen hinab vor Pleskutza zur Körös selbst gelangt. Diese Strasse ist 
überdies schlechter gebaut, und war auch während unserer Anwesenheit 
viel schlechter erhalten als die Strasse nach Deva. 

Von dieser Hauptstrasse zweigt sich zunächst bei Ternova eine 
kurze gute Strasse ab, die bis zum Badeorte Unter-Vätza führt. Ferner 
ziehen von Hälmägy aus, einerseits über Pojenar und Strimba auf den 
Prislop nach Körös-Bänya, andererseits über Ternavieza und Tomest 
nach Körös-Bänya landesübliche Strassen. In neuerer Zeit wird die ehe- 
mals in Gebrauch gestandene Strasse von Hälmägy über Bogyesd, Mer- 
mesd, Maguliesa, Lazur, Gross nach Kristyor, Vasköh und Belenyes an 
der Schwarzen-Körös, diesseits von Gross umgelegt, indem sie von Csuces 
an, längs dem linken Ufer des Lazur-Thales zum Wirthshaus von Lazur, 
und von da am rechten Ufer desselben Thales auf dem Rücken des Ge- 
birges bis Gyalu mare geführt wird. 

Trotzdem diese Strasse schon an zehn Jahre im Bau begriffen ist, 
gibt es noch viele Stellen diesseits Gross, wo man die neue Strasse von 
der alten nicht zu unterscheiden im Stande ist, und die Befahrung dieser 
Strasse nur mit grosser Kraftverschwendung möglich ist. 

Wenn man von der kurzen Strassenstreeke nach Unter-Vätza 
absieht, so haben die andern erwähnten Zweigstrassen keine besondere 
Bedeutung für die Herrschaft. Die Strasse über Lazur und Gross hinaus, 
obwohl sie die Gegend mit einem angrenzenden grossen Thalgebiete in 
Verbindung bringt, berührt nur einen kleinen Theil der Herrschaft. 

Ausser den genannten, sind im Gebiete nur noch landesübliche 
Wege vorhanden. Dieselben sind kaum je mit Brücken versehen, und 
ziehen den Thälern nach, von einem Gehänge zum andern so oft über- 
tretend, als hierzu irgend ein unbedeutendes Hinderniss Veranlassung 
gibt. Auf diese Weise ist man genöthigt, Beispiels wegen sei es erwähnt, 
auf dem Wege von Unter-Vätza nach Kasanyesd, der etwa eine Meile be- 
trägt, wenigstens 50mal den Fluss zu überwatten, was, namentlich bei 
hoch angeschwoilenem Wasser, eine lebensgefährliche Aufgabe ist und 
die Communication durch das Thal ganz unmöglich macht. 

Bei sogestalteten Umständen in Bezug auf die Fahr-Strassen, ver- 
dienen die Wasserstrassen des Gebietes volle Beachtung. 

Die aus dem nördlichen Gebirge herablangenden Gewässer des 
Lazur-, Brusztur-, Vozdoes- und Szirb-Thales sind an sich schon so 
namhaft, dass sie in feuchterer Jahreszeit, insbesondere im Frühjahre, 
zur Herausförderung des Holzes aus dem Gebirge in das Berg- und 
Hügellandgebiet, somit zur Hauptstrasse oder zur Körös, mit geringer 
Nachhilfe und Reinigung der Flussbette, verwendet werden könnten. In 
gleicher Weise gilt dies vom Prevalenyer und insbesondere vom Kasa- 


476 D. Stur. [8] 


nyesder Thaleam südlichen Gebirge. Viel ausgiebiger liesse sich diese 
Kraft ausbeuten durch den Aufbau von Klausen, zu welchen sich in jedem 
der genannten Thäler sehr geeignete Stellen finden. So im Lazur-Thale 
in der Enge unterhalb des Pochwerkes, im Brusztur-Thale in der Enge 
unterhalb dem Dobrinul, im Lunksora-Thale in der Enge oberhalb der 
Mündung der Valje-Bajesk u. s. w. — und mittelst welchen, so wie dies 
z. B. im Lubochna-Thale in den Liptauer Karpathen stattfindet, entweder 
täglich zu bestimmten Stunden oder in grösseren Zeitintervallen durch 
die ganze warme Jahreszeit Holz geschwemmt werden könnte. 

Die Körös selbst hat allerdings ein geringes Gefälle und beschreibt 
einen ausserordentlich langen Weg, bis sie in Gegenden gelangt, wo 
Holz einen besseren Absatz findet. Doch habe ich an der Eisenbahn in - 
Gyoma, also vor Szolnok, in der Körös Brennholz schwemmen gesehen. 
Mittelst Klausen würde man im Stande sein das Wasser der Körös zu 
erhöhen und den Transport wenigstens innerhalb des Gebirges beschleu- 
nigen können. 

Diesen natürlichen Communications-Mitteln und den trockenen 
Strassen, die die Gegend aus alten Zeiten überkommen hat, bringt die 
Neuzeit eine ausserordentliche Aushilfe. Wenn auch nicht durch das 
Gebiet der Herrschaft, so doch nahe südlich vorüberziehend, wird in der 
nächsten Zeit die Arad-Carlsburger Eisenbahn eröffnet werden, die längs 
der Maros, Siebenbürgen mit dem Flachland Ungarns verbindet. 

Mittelst der gegenwärtig erbauten Strasse gelangt man in kürzester 
Zeit von Hälmägy aus zur Eisenbahn-Station Deva in etwa zwölf Stunden 
mit leichter Gelenheit. Mit schwerer Fracht ist die Strecke in doppelt so 
langer Zeit kaum zu befahren. 

Berücksichtigt man den Umstand, dass man kaum irgend einen von 
den Erzeugnissen und Rohprodukten der Gegend von Hälmägy und 
Körös-Bänya nach Siebenbürgen einführen wird, sondern für Obst, Käse, 
Holz ete. stets der Bedarf im Flachlande grösser sein wird, dagegen ins- 
besondere Frucht leichter und billiger vom Flachlande eingeführt werden 
kann — so wird es einleuchten, dass eine jede andere Strasse der beste- 
henden vorzuziehen ist, die die Gegend von Hälmägy mit einer west- 
lieheren, dem Flachlande näheren Station. der Bahn verbindet. Auch ist 
der Umstand zu berücksichtigen, dass man zur Station Deva über die 
Maros nur mittelst einer Ueberfüuhr gelangen kann, die bei Hochwässern 
mehrere Tage hintereinander nicht statthaben kann, und die Communiea- 
tion in sehr empfindlicher Weise stört, somit durch diesen Umstand ohne- 
hin gezwungen sein wird zur nächsten Station Braniszka, Maros abwärts, 
also westwärts zu fahren. 

Eine solche Strassenlinie, die in viel kürzerer Zeit etwa n 5 —6 
Stunden zurückgelegt werden könnte, und zugleich Hälmagy überhaupt 
das Herrschaftsgebiet mit einer viel westlicheren dem Flachlande näheren 
Station in Verbindung bringen würde, gehört zu den Möglichkeiten. Diese 
Strassenlinie müsste vom Badeorte Unter-Vätza ausgehen, und über 
Kasanyesd, am Tartaroa-Berg der Maros-Wasserscheide vorüber, nach 
Boganyesd, Cerbia und Zam ziehen, welch’ letzterer Ort zugleich Eisen- 
bahnstation ist. Diese Strassenlinie hätte mit keinerlei besonderen Schwie- 
rigkeiten zu kämpfen, und hätte einen Sattel zu überschreiten, der, wenn 
nicht vie! geringer, gewiss nicht höher liegt als der Gyalu mare bei Bräd. 


[9] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungam. 477: 


Diese Strassenlinie auszuführen, liegt gewiss nicht nur im eigent- 
lichsten Interesse der Herrschaft, sondern auch ebenso hoch im Interesse 
des Comitates. Denn nicht nur für Hälmägy und die Herrschaft allein, 
sondern für die ganze Umgegend von Hälmägy und Körös-Bänya, also 
für den grössten Theil des Comitates wäre dies ein leichterer und kürze- 
rer Weg nach dem Flachlande Ungarns. Allerdings würde die Herrschaft 
das Holz des südlichen Gebirgs-Gebietes besser verwerthen können, was 
in ihrem Interesse liegt. Wieviel mehr würde aber dabei das Comitat selbst 
profitiren, wenn die Umwohner der Gegend, durch den fortwährenden 
Transport des Holzes nach Zäm, eine tägliche reichliche Erwerbsquelle 
finden würden, welche die andere Strasse nach Deva nie bilden wird, 
indem der Transport des Holzes auf diesem Umwege gewiss zu kost- 
spielig ausfallen müsste. Selbst im Interesse des Hunyader Comitates 
liegt es, aus gleichen Ursachen, diese Strassenstrecke möglichst zu 
unterstützen. 

Durch diese Strassenlinie wäre allerdings für die Waldungen des 
südlichen Gebirges ein Verschleissweg eröffnet. 

Für die Waldungen des nördlichen Gebirges bliebe trotzdem die 
Ausbringung und Verwerthung wie früher bestehen. Die Terrain- und 
hydrographischen Verhältnisse sind nicht derart beschaffen, dass man 
auf der wohlfeilen Wasserstrasse die Holzmassen z. B. bei Väcza con- 
centriren könnte, um sie von da dem weiteren Verkehre zu übergeben. 
Denn die sämmtlichen wasserreicheren Thäler: Szirb, Vozdocs, Brusztur 
und Lazur, die die grösste Masse des Holzes aus dem nördlichen Ge 
birge herauszubringen haben, münden erst weit unterhalb Väcza in die 
Körös, und es bliebe nichts übrig, als diese Holzmassen per Axe nach 
Väcza oder mit der Körös nach abwärts zu bringen. 

Immerhin, wenn auch das werthvollere Holz alles glücklich in den 
Handel gebracht werden würde, bleiben im Gebiete noch brauchbare 
Holzmassen in Ueberfluss, die nicht nur den Bedarf der Gegend decken, 
sondern auch noch für Zwecke von industriellen Unternehmungen ver- 
wendet, somit verwerthet werden könnten. 

Vor dem Jahre 1848 haben solehe industrielle Unternehmungen 
innerhalb des Herrschafts-Gebietes bestanden, es hat der Bergbau geblüht, 
es haben Pochwerke, Kupfer- und Eisenhütten die durch den Bergbau 
gehobenen Schätze der Erde weiter verarbeitet, dabei ist Holz verbraucht 
worden und haben die Umwohner viel namhaften Nutzen aus diesen 
Unternehmungen gezogen. Leider hat eine sehr zu bedauernde Kata- 
strophe durch Menschenhände alle diese der Umgegend und dem Lande 
nützlichen Unternehmungen so weit zerstört und vernichtet, dass kaum 
noch die letzten Spuren von Ruinen der Hüttengebäude sowie verwitterte 
gras- und waldbedeckte Halden die Stellen andeuten, wo ehedem die 
rege Thätigkeit des Berg- und Hüttenmannes gewirkt. Mit schwerem 
Herzen geht der verarmte Umwohner auf diesen Ruinen herum, die frü- 
heren Zeiten herbei wünschend. 


Geologische Beschaffenheit des Bodens. 
Die geologische Beschaffenheit des Bodens, dem die verschiede- 
nen Erze, die die Grundlage der erwähnten Unternehmungen gebildet 


haben, entnommen wurden, soll im Folgenden auseinandergesetzt werden. 
Jahrbuch der k. k, geologischen Reichsaustalt. 1868, 18. Band. 4. Heft. 63 


478 D. Stur. 110] 


Eine ganze Reihe verschiedenartiger und verschieden alter Ge- 
steine setzt die Erdkruste im Gebiete der Herrschaft Hälmäagy zusammen. 

Die ältesten darunter sind die krystallinische Schiefer-Ge- 
steine, und unter diesen ist das Hauptgestein des nördlichen Gebirges 
der Thonglimmerschiefer. Es ist dies ein schwarzer oder schwärz- 
lichgrauer, häufig auch graugrüner oder mehr oder minder lebhaft grüner 
glänzender, meist sehr leicht spaltbarer Schiefer. Derselbe ist gewöhnlich 
von häufigen weissen Quarzadern durchzogen und enthält in einer Masse 
nicht selten linsenförmige oder knotenförmige Ausscheidungen von 
reinem weissen Quarz, die stellenweise zu sehr bedeutenden, auch 
über Hundert Centner schweren Massen entwickelt sind. 

In diesem Thonglimmerschiefer treten in untergeordneter Weise als 
Einlagerungen auf: Kalk in der Form von körnigem, weissen dünnschich- 
tigem Marmor, und Hornblende-Gesteine als grobfaserige Aggre- 
gate aus dunkelgrüner bis schwarzer strahliger Hornblende, in welchen 
eingesprengt, brauner Granat und Magnet-Eisenerz vorkommen. 

Die zweite Gruppe von Gesteinen, die im Alter von Thonglimmer- 
schiefer nicht wesentlich abweichen dürften, bilden die auf der Karte mit 
einer besonderen Farbe ausgeschiedenen dioritischen Gesteine, 
welche zugleich innerhalb des Herrschaftsgebietes, ganz allein vorkom- 
men, ausserhalb des Gebietes aber und zwar insbesondere bei Illyo und 
Soborsin mit Syeniten und Syenit-Porphyren in inniger Zusamm- 
gehörigkeit auftreten. 

Es sind dies graulichgrüne oder mehr oder minder dunkelgrüne 
hornblendereiche Gesteine, die bald deutlich körnig sind, bald dieht und 
schiefrig auftreten. In den körnigen Stücken erkennt man die Bestand- 
theile des Gesteins, das aus grüner Hornblende in körnigen oder kurz- 
säulenförmigen Individuen, und aus einem grünlichen, triklinoedrischen 
Feldspath besteht. Das Ansehen dieses dioritischen Gesteins ist ein 
fremdartiges und von den gewöhnlichen Hornblende-Gesteinen des kry- 
stallinischen Schiefers, vorzüglich durch die körmige oder kurzsäulen- 
förmige Beschaffenheit der Hornblende, und dadurch verschieden, dass 
mit den körnigen Gesteinen, schiefrige und aphanitische Varietäten vor- 
kommen, wie man solehe im altkrystallinischen Gebirge nie zu sehen 
bekommt. 

Von einer wirklichen Schiehtung der dioritischen Gesteine glaubt 
man hier und da Spuren zu sehen, wobei die schiefrige Varietät mit der 
körnigen wechsellagert. An vielen andern Stellen sieht man eben so deut- 
lich wieder, dass diese Gesteine keine eigentliche Schichtung zeigen, und 
dass das körnige Gestein in abgerundeten Stöcken dem schiefrigen apha- 
nitischen Gestein eingefügt vorkommt, etwa wie Ausscheidungen eines 
körnigen festen Gesteins in der dichteren feinkörnigen oder aphanitischen 
leichter verwitterbaren Grundmasse. In Folge der leichteren Verwitterbar- 
keit des aphanitischen Gesteins erscheinen die Gehänge des Gebirges 
mit den abgerundeten Stücken des körnigen Gesteins überdeckt. 

Eine dritte Gruppe von Gesteinen, die im Gebiete der Herrschaft 
eine bedeutende Ausdehnung besitzen, bilden der Augitporphyr, die Tuffe 
desselben, und die mit diesen auftretenden Kalke. 

Der Augitporphyr zeigt meist dunkelgrüne, braungrüne und roth- 
braune Farben, ist sehr stark und tief verwittert und zeigt in einer dunkeln 


11] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmagy im Zaränder Comita:e in Ungarn. 479 


Grundmasse eingewachsene, schwarze Punkte, die starkverwitterten 
Krystallen von Augit oder Hornblende angehören. Nur selten beobachtet 
man Stücke des Augitporphyrs, die eine Mandelsteinstructur zeigen. Die 
vielen Klüfte des Gesteins sind von dünnen Kalkspathhäutchen über- 
krustet. Das Gestein zeigt eine Zerklüftung in grosse eckige Blöcke, und 
diese wieder eine concentrisch schalige Absonderung, so dass man in 
den entblössten Gehängen Durchschnitte sowohl der Zerklüftung, als 
auch der kugeligen Absonderung zugleich sehr häufig beobachten kann. 

Dem Augitporphyr untergeordnet treten lichtgrüne geschich- 
tete Tuffe auf, die besonders reich sind an Linsen und Adern von grell- 
rothem Jaspis. Diese Tuffe zeigen von Ort zu Ort eine sehr verschiedene 
Beschaffenheit. Die auffallendste Modification erleiden sie an Stellen, wo 
diehte weisse oder graue Kalke in ihnen theils in Blöcken, theils in 
Schichten auftreten. Ich will hier gleich die Beobachtungen über die 
Beschaffenheit der Tuffe mittheilen, die ich oberhalb der Mündung des 
Kasanyesder Baches in einer Entblössung am linken Ufer der Körös zu 
machen Gelegenheit hatte. 

Dort, wo man auf das rechte Ufer des Kasanyesder Baches übersteigt, 
tritt der Augitporphyr ganz nahe heran bis zum Mühlgraben und man 
ist genöthigt, auf dem Augitporphyrfelsen herumzusteigen, um an die 
Körös zu gelangen. Am Ufer der Körös weiter fortschreitend bemerkt 
man im Gehänge Augitporphyr-Tuffe, die sowohl Kalk als Quarz in klei- 
nen Geröllen enthalten. Weiter Körös aufwärts, mündet ein Seitengraben 
heraus. Steigt man in diesem aufwärts, so sieht man erst Augitporphyr 
anstehen, dann bemerkt man Lagen von zweierlei schiefrigen Gesteinen. 
Das eine ist roth, zeigt häufig zerdrückte Schichten und mit Eisenglanz 
überzogene Rutschflächen, und erinnert sehr lebhaft an Werfener Schiefer. 
Das andere schiefrige Gestein ist dem ersten petrographisch verwandt, 
nur ist es dunkelgrün und hat keine mit Eisenglanz belegte Rutsch- 
flächen. Diese Schiefer lagern auf dem Augitporphyr, indem sie ziemlich 
steil in SW. einfallen. Ueber den Schiefern folgen Tuffe mit Quarz und 
Kalkgeröllen. Auf diesen Tuffen lagert, weiter aufwärts an der Körös 
ein etwa 3 Klafter mächtiges Kalklager. Der Kalk ist grau, dicht, stel- 
lenweise kieselreich, diekschichtig und wechselt mit Schichten einer 
Kalkbreceie, die in dünnen Lagen eingeschaltet erscheint. Ich konnte in 
dem Kalke keine Petrefacte bemerken, da die Wände der Schichten mit 
Kalkflechten dicht überzogen sind. 

An einer andern Stelle, über den Eisensteinbauen la Greu Fontini 
enthalten die Tuffe grosse und kleine Kalkblöcke, die gewöhnlich reich 
sind an Auswitterungen von Korallen, und die vollständig ähnlich sind 
jenen Kalkblöcken, die man bei Riskulieza findet, auf die ich gleich 
zurück komme. Einige der Blöcke sind conglomeratartig und erinnern 
an die Stramberger Kalk-Conglomerate, von denen sie nur dadurch ver- 
schieden sind, dass auch Quarzgerölle in ihnen neben den Kalk und 
Petrefacten-Fragmenten enthalten sind. 

An der beschriebenen Stelle an der Körös folgen über dem Kalk- 
lager, welches jedoch horizontal nicht mehr als 15 Klafter ausgedehnt zu 
sein scheint, da man es weder thalauf- noch thalabwärts fortsetzen sieht, 
wieder Augitporphyr und Tufflagen, so hoch man das Gehänge entblösst 
findet. 

63 * 


480 D. Stur. [12] 


Auf der Spitze der Magura-Vetzi bemerkt man einen andern Kalk 
in Berührung mit den Augitporphyr - Tuffen. Es ist dies ein weisser 
oder gelblieher, mittelfeinkörniger krystallinischer Kalk, 
der auf der Spitze des Berges in horizontalen oder wenig geneigten 
Lagen, über den Augitgesteinen lagert und Zwischenlagen der Tuffe 
enthält. Derselbe ist dadurch von besonderer Wichtigkeit, weil in ihm 
Spath- und Magneteisensteine auftreten. 

Kalke, die jenen in den Augitporphyr-Tuffen vorkommenden 
Kalken, ganz ähnlich sind, treten auch selbständig auf ohne Begleitung 
der Augitgesteine. Nach den in ihnen an andern Stellen in Siebenbürgen 
aufgefundenen Petrefaecten gehören sie zu den jurassischen, in neuester 
Zeit in die tithonische Etage gestellten Stramberger Kalken. Im Gebiete 
der Herrschaft treten sie im SO. von Riskulitza auf. Sie zeigen dieselben 
Auswitterungen von Korallen und andern Petrefacten, wie die Kalkblöcke 
der Tuffe auf la Greu Fontini, und enthalten auch, wie diese, reichlich in 
die Kalkmasse eingebackene Quarzgerölle. 

Die örtlichen angegebenen Verhältnisse, unter welchen der Augit- 
porphyr und die ihn begleitenden Gesteine auftreten, insbesondere das 
Vorkommen von jurassischen Kalkblöcken und von bedeutenden Kalk- 
schichtmassen, die den Augitporphyr-Tuffen conform eingelagert sind, 
scheinen die früheren Annahmen über die Gleichzeitigkeit der Augitpor- 
phyre mit den jurassischen Kalksteinen vollständig zu bestätigen. Auch 
mit diesen Angaben ist die grosse Mannigfaltigkeit der den Augitporphyr 
begleitenden Gesteine bei weitem nicht erschöpft, da jede Stelle die man 
speciell untersucht, neue Eigenthümlichkeiten dieser Gesteine bemerken 
lässt. Bei Ober-Väeza zeigt das linke Gehänge des Kasanyesd-Thales 
sehr schön entblösst die Augitporphyre und Tuffe. Es scheint hier als 
wechsle der Augitpophyr mit Tufflagen. Während die letzteren leicht aus- 
wittern, erhält sich der Augitporphyr länger und bildet felsigere, rauhe 
Stellen im Gehänge, deren kugelförmige Protuberanzen, eben den concen- 
trisch schaligen Absonderungsformen des Augitporphyrs entsprechen. 
Dies ist übrigens die einzige Stelle gewesen, an der die Augitporphyr- 
Gesteine blossgelegt bemerkt wurden. Gewöhnlich ist der Augitporphyr 
in Folge seiner ausserordentlich leichten Verwitterbarkeit entweder be- 
waldet oder mit üppigen Wiesen überdeckt. 

Die nächst jüngere Gesteinsgruppe, die im Gebiete der Herrschaft 
in bedeutender Ausdehnung auftritt, bilden: Sandsteine, Mergel- 
schiefer und Mergelkalke. 

Die Sandsteine sind bald grobkörnig, bald feinkörnig. In den 
grobkörnigen Sandsteinen, ist man leicht im Stande die Bestandtheile, aus 
welchen sie zusammengesetzt sind, zu unterscheiden. Es finden sich darin 
vorzüglich erbsengrosse bis haselnussgrosse Gerölle und eckige Stücke 
von Quarz, ferner Bruchstücke von Thonglimmerschiefer, überhaupt von 
krystallinischen Gesteinen. Diese sind durch ein kalkigthoniges Binde- 
mittel zu einem Sandstein verbunden, welcher oberflächlich nicht sehr 
fest ist, da das Bindemittel von den Athmosphärilien gewöhnlich aufge- 
löst, und der Zusammenhang der Theile gelockert erscheint; im Innern 
ist jedoch der Sandstein bläulich gefärbt und sehr fest. Der feinkörnigere 
Sandstein ist nur durch die Kleinheit der Bestandtheile und durch den 
Gehalt an Glimmerblättehen verschieden, sonst ganz gleich zusammenge- 


le | 


[13] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 481 


setzt. Beide Sandsteine erscheinen in etwa 1—3 Schuh mächtigen 
Schichten und sind zu Bausteinen vorzüglich geeignet. 

Die Mergelschiefer zeigen eine grosse Verschiedenheit in ihrer 

Beschaffenheit. Sie sind in verwittertem Zustande gelblichbräunlich, frisch 

läuliehgrau, durch kohlige Theile mehr oder minder dunkelgrau bis 
schwarzgefärbt, gewöhnlich ausgezeichnet gut geschichtet, und in grosse 
1—3 Zoll dicke Platten spaltbar, welche wenn der Kalkgehalt des Ge- 
steins namhaft ist, zu Platten und Pflastersteinen sehr gut verwendbar 
sind. Es liessen sich gewiss bei gehöriger Auswahl der Schichten aus 
diesen Mergelschiefern eben so gut brauchbare hydraulische Kalke 
erzeugen, wie aus den Gosau Mergeln der Alpen oder aus dem Wiener 
Sandsteine. 

Die Mergelschiefer enthalten nicht selten Mergelkalke einge- 
lagert, die durch reichlichen Kalkgehalt ausgezeichnet sind und gewöhn- 
lieh in 3—4zölligen Schichten vorkommen. 

Ich will gleich hier beifügen, dass die Mergelschiefer und Mergel- 
kalke, dort wo sie mit Trachyttuffen in nahe Berührung treten, häufig 
stark verkieselt, überhaupt verändert erscheinen und in diesen Fällen 
aphanitischen oder auch basaltischen Gesteinen gleichen, indem sie dun- 
kelschwarzgrün oder bräunlich schwarz gefärbt erscheinen. Die unver- 
ändert gebliebenen Glimmerblättehen und die erhaltene Schichtung 
führen den Beobachter zur Erkenntniss ihres Ursprungs. 

Es gelang an mehreren Stellen in den Mergelschiefern und Sand- 
steinen Petrefacten zu finden, die hinlänglich sicher das Alter dieser Ge- 
steine dahin feststellen, dass sie der Kreideformation angehören, und 
dass sie zunächst ident sind mit den Mergeln der Gosauformation in den 
Alpen. 

Im linken Gehänge des Lunksora-Thales, oberhalb der Kirche 
Lunksora, dort wo der Thalweg steil das Gehänge ersteigt, sind die 


' besterhaltenen Petrefacte gesammelt worden, und zwar: 


Astarte laticostata Desh. Ostrea proboscidea Arch. 

Limopsis calva Sow. sp. Trochosmilia complanata M. et H. 

Janira quadricostata Sow. sp. 

Die Erhaltung dieser Petrefaete ist eine eigenthümliche. Es ist 
nämlich fast der sämmtliche Kalk der Schalen aufgelöst und weggeführt, 
und es sind nur die Hohlräume und Abdrücke der Petrefacte zurück- 
geblieben. Trotzdem ist die Bestimmung dieser Petrefacte eine leichte 
und genaue, um so mehr als aus denselben Gesteinen besser erhaltene 
Stücke derselben Arten, von zwei andern Fundorten vorliegen, nämlich 
von Odvos und Konop !) aus dem Arader Comitate, die beweisen, 
dass genau dieselben Kreide-Schichten wie dort, auch bei Hälmägy 
vorkommen. 

Die oben angegebenen Petrefaecte wurden nahe an der unteren 
Grenze des Sandsteineomplexes gesammelt, stammen somit aus den 
untersten Schichten desselben. 

An zwei andern Stellen des Lunksora-Thales wurden gleichfalls 
Petrefacte beobachtet, und zwar im Grenzgraben zwischen den Gemeinden 


1) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. XI. 1860. Verh. p. 149; XI. 1861—62 Verh. 
p. 15. XIH. 1863 Verh. p. 281. — Verhandl. der k. k. geol. Reichsanst. I. 1867, 
p. 294. — Verhandl. II. 1868, p. 37. 


489 D. Stur, [14] 


Vozdoes und Lunksora im Osten des Hauptthales, in einem groben Sand- 
steine ein Abdruck einer Auster; ferner im Seitengraben der von Ost 
her oberhalb der Kirche Lunksora in das Hauptthal mündet im fein- 
körnigen Sandsteine ein Bruchstück eines Pecten und eine 
Rhynchonella. ? 

Es ist nicht zu zweifeln, dass bei gehöriger Aufmerksamkeit man 
auch an andern Stellen des Sandsteingebietes Petrefaete entdecken wird, 
da die Gesteine durchwegs genau dieselben bleiben in den verschieden- 
sten Theilen der Verbreitung dieser Formation. 

Die nächst jüngere Gesteinsgruppe, die sowohl in den beiden 
Gebirgs-Gebieten, als auch im Gebiete des Berg- und Hügellandes in 
bedeutender Ausdehnung auftritt, wird aus Eruptivgesteinen der Tertiär- 
zeit und den zugehörigen Tuffen und Breecien gebildet. Und zwar ist es 
die Gruppe der grauen oder andesitischen Trachyte, die hier auftritt. 

Der andesitische Trachyt selbst ist nur auf drei kleinen 
Punkten, bei Kis-Hälmägy, am Rotondo und auf der Gaina beobachtet 
worden. 

Viel häufiger und zu dem Vorkommen des Trachyts unverhältniss- 
mässig ausgedehnt sind die zugehörigen Tuffe und Breeeien. 

Die Tuffe sind selten von der Form und Feinheit der Palla doch 
nähern sie sich sehr oft derselben. In diesem Falle sind sie dünnschich- 
tig gelblich oder bräunlich, und enthalten nicht selten als Zwischen- 
schichten von kohligen Theilen geschwärzte Tuffschiefer, oder auch 
schmale Einlagerungen von Kohle. Der letztere Fall ist am weitesten aus- 
gebildet im Westen von Prevaleny an der Baszarabieza, wo am rechten 
Gehänge, unweit der Mündung dieses Thales, den pallaartigen Tuffen 
mehrere kleine Flötze von Lignit eingelagert erscheinen. Das 
mächtigste Flötz, das beobachtet wurde, hat etwa 1 Fuss Mächtigkeit, 
die anderen Flötzchen sind 2—3 Zoll mächtig. Der Lignit enthält Stücke 
von Holzstämmen und Aesten, ist jedoch in seiner Hauptmasse zu sehr 
mit Tufftheilen verunreinigt, so dass derselbe abgesehen von seiner sehr 
unbedeutenden Mächtigkeit, an sich schon unbrauchbar erscheint. Die 
den Lignit zunächst umgebenden, braungefärbten Tuffschichten enthalten 
Pflanzentrümmer nicht selten. Mit Bestimmtheit konnte ich hier nur den 
Glyptostrobus europaeus Al. Br. erkennen. 

Am häufigsten enthält der Tuff in seiner feineren Grundmasse eckige 
Stücke von Trachyt, die bald nur zollgross, bald faustgross und noch 
viel grösser erscheinen. Je häufiger die Trachytstücke im Tuffe auftreten, 
desto grösser werden sie, das Bindemittel tritt zurück und man hat die 
Breceien vor sich, die gewöhnlich sehr diekschichtig sind und mit den 
feineren Tuffen wechsellagern. 

Wir haben nur an einer Stelle in den feineren Tuffen einen ganz 
kleinen Steinbruch, im Protuna-Graben eröffnet gesehen, wo der Tuff als 
Baustein in grossen Platten und Quadern gebrochen wird. 

Dass der Trachyttuff an vielen andern Punkten der Herrschaft als 
ein brauchbarer Baustein gefunden und verwendet werden kann, beweist 
unter anderen jene Entblössung die im heurigen Frühjahre, im Osten von 
Ocs an der Hauptstrasse, bei einer Rectification derselben gemacht 
wurde. An der bezeichneten Stelle, ersteigt die Strasse einen kleinen 
Sattel. Im Südgehänge des Sattels wurden nun durch die Strassenarbeiten 


[15] Die geol Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 483 


die Tuffe der Gegend entblösst. Sie fallen flach in NO., und sind zum Theil 
pallaartig. Zu oberst sind die Tuffe bräunlich, und wechseln mit braun- 
schwarzen, von kohligen Theilchen geschwärzten Lagen, die auch hier 
Trümmer von Pflanzenresten enthalten. Weiter im Liegenden folgen 
2—3 Zoll dicke Schichten eines pallaartigen, gelblichen Tuffes, in welchen 
Spuren von der Physagenia Parlatorii Heer nicht selten sind. Unter- 
diesen liegen endlich feste, feinkörnige Tuffsandsteine in 3—4 Fuss 
mächtigen Schichten, die gewiss insbesondere zu Quadern und andern 
Sorten von Bausteinen sehr gut verwendbar sind. 

Die nächstfolgende Gruppe von geschichteten Gebilden besteht aus 
Tegel, Sandstein und Schotter der Congerienstufe der 
Neogen-Formation. 

Der Tegel, meist wohlgeschichtet, von kohligen Theilen gewöhn- 
lieh dunkler gefärbt, auch gewöhnlich viel sandiger als im Wiener Becken 
bildet den Hauptbestandtheil dieser Gruppe. Schon aus früheren Unter- 
suchungen ') sind aus diesem Tegel Petrefacten bekannt vom Fried- 
hofe bei Hälmägy, von Osues und von Lyasza, und zwar: 


Congeria subglobosa Partsch Melanopsis Bouei Fer. 
n spathulata Partsch . pygmaea Partsch. 
Cardium sp. k Nerita Grateloupana Fer. 


Melanopsis Martiniana Fer. 


Mit dem Tegel, wechsellagert in etwa 2—3 Fuss mächtigen Schich- 
ten, ein lockerer, bräunlicher, glimmerreicher, feinkörniger Sandstein, in 
dem keine Petrefacte vorkommen. An den steilen, vollkommen entblössten 
Gehängen im Westen bei Halmägy sieht man schon von Ferne her, die 
Sandsteinschichten aus dem Tegel hervorragen, in flacher, schwach in 
Nord fallender Lagerung. 

Als ein höheres Glied der Gruppe findet man auf dem Tegel einen 
äusserlich braunen, innen bläulichen Lehm aufgelagert, welcher oft Lagen 
eines groben Schotters enthält, dessen meist aus Quarzit bestehende 
Gerölle bräunlich gefärbt rsch einen. Es liegt nahe, diesen Schotter für 
Belvedere-Sehotter zu erklären. 

Diese Gruppe von Gesteinen setzt vorzüglich das Gebiet des Berg- 
und Hügellandes zusammen. 

Nächst jünger als die der Congerienstufe angehörigen Gebilde ist 
ein Gestein zu nennen, welches nur einen ausserordentlich kleinen Theil 
des Gebietes, kaum einige Quadratklafter Raum, einnimmt. Es ist dies 
der Süsswasserquarz, der Ueberrest der Thätigkeit einer ehemali- 
gen Kieselsäure-Quelle. Das Gestein enthält, wie an allen andern Punkten, 
wo es bekannt geworden ist, Reste von Pflanzen. Hier habe ich nur Reste 
von Phragmites Ungeri Stur 2) darin bemerken können. Der Süsswasser- 
quarz ist hier ziemlich stark porös und verdient als ein brauchbares 
Materiale für zusammengesetzte Mühlsteine Beachtung. 

Endlich sind noch die jüngsten diluvialen und alluvialen Ablage- 
rungen der Bäche und Flüsse des Gebietes zu erwähnen, die aus Schotter 
und Sand bestehen, deren Bestandtheile aus den Gebirgsgesteinen der 


1) Fr. v. Hauer und Dr. Guido Stache. Geologie Siebenbürgens p. 549. 
?2) Beitr. zur Kenntn. der Fl. der Süsswasserquarze u. s. w. Jahrb. der k. k. 
geol. Reichsanstalt 1867. XVII. p. 137. T. III. f. 4—8. 


484 D. Stur. [16] 


Wassergebiete der betreffenden Gewässer entnommen sind, und folglich in 
verschiedenen Thalgebieten verschieden zusammengesetzt sind. 

Nach dieser Auseinandersetzung ist somit das Gebiet der Herr- 
schaft aus folgenden Gruppen von Gesteinen zusammengesetzt: 

I. Thonglimmerschiefer mit Kalk-, Hornblende-Gestein- und Quarz- 

Einlagerungen. 

II. Dioritische Gesteine, ausserhalb des Gebietes von Syenit und 

Syenitporphyr begleitet. 

III. Augitporphyr, und dessen Tuffe mit Einlagerungen von dichten 

Kalken, und darauf gelagertem körnigen Kalk. 

IV. Jurassischer (Stramberger) Kalk. 

V. Kreide-Sandstein, Mergelschiefer, Mergelkalk. 

VI. Trachyt und Trachyttuff. 
VII. Tegel, Sandstein, Lehm und Schotter der Congerienstufe. 
VII. Süsswasserquarz. 

XI. Diluviale und Alluviale Ablagerungen der Thalsohlen. 

Von diesen Gruppen gehören die Gesteine der ersten Gruppe den 
eozoischen Formationen an. Das Alter der dioritischen Gesteine ist kaum 
wesentlich verschieden vom Alter der ersten Gruppe. Der Zusammen- 
hang mit Syeniten und Syenitporphyren, ferner der Umstand, dass die 
Augitporphyr-Gebilde und die Kreide-Sandsteine von Soborsin auf den 
dioritischen Gesteinen aufgelagert erscheinen, nöthigen zur Einreihung 
dieser Gebilde in die ältesten Formationen. Vorläufig und auch nach den 
jetzt gemachten Beobachtungen, erscheint es zweckmässig das Alter des 
Augitporphyres, nach den älteren Feststellungen, als etwa gleichzeitig 
mit den jurassischen (Stramberger) Kalken, anzunehmen. Ich gestehe, 
dass ich in den Kreide-Sandsteinen keine Spur von Geröllen der Augit- 
porphyr-Gebilde bemerken konnte, obwohl beide im Gebiete der Herr- 
schaft, nahe aneinander gerückt erscheinen. Das Alter des Sandsteins, der 
bei früheren Untersuchungen, in Ermangelung von Petrefacten als eocener 
Sandstein aufgefasst wurde, ist nach den gefundenen Petrefacten ausser 
Zweifel als der oberen Kreide angehörig festgestellt. 

Die Trachyttuffe, haben keine, ihr Niveau sicherstellenden Petre- 
facte geliefert; dennoch darf man nach der Erfahrung in andern Gebieten, 
und nach der Aehnlichkeit der Tuffe mit der Palla, annehmen, dass die- 
selben der Cerithien- oder sarmatischen Stufe des Neogen angehören. 
Sicher festgestellt ist das Alter der Congerien-Tegel, Sandsteine und 
Lehme. 

Nicht wohl zu unterscheiden sind die diluvialen von den alluvialen 
Ablagerungen im unserem Gebiete. Unterhalb Hälmägy ist die Schotter- 
fläche sowohl gegen den Bruszturer Bach, als auch gegen die Körös 
terrassirt. An vielen anderen Punkten ist dies weniger deutlich der Fall. 
Insbesondere dürfte es gewagt sein, im Thal der Körös das Diluvium 
vom Alluvium zu trennen, da die Körös ihr Bett stets erhöht, in Folge 
dessen ihren Lauf wechselt, und oft in der Lage ist, das Diluvium mit den 
Jüngsten alluvialen Ablagerungen zu überdecken. 

Die oben gegebene Reihe der das Gebiet zusammensetzenden Ge- 
steine ist in Hinsicht auf die Reihenfolge der Gesteine in Siebenbürgen 
und im Biharia-Gebirge sehr lückenhaft. Es fehlt in unserem Gebiete 
jede Spur von Gesteinen der Steinkohlen, Trias- und Liasformation. Im 


[1 7 Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 485 


nördlichen Gebirgsgebiete, wo insbesondere nach den Untersuchungen 
von Professor Peters im Biharia-Gebirge, in den älteren Karten, Ge- 
bilde der Steinkohlenformation angegeben sind, die später als Trias- 
Sandsteine gedeutet wurden, liegt über dem Thonglimmerschiefer unmit- 
telbar der Kreide-Sandstein und Mergelschiefer, in sehr regelmässiger 
flacher, fast horizontaler, man möchte sagen in gänzlich ungestörter, 
ursprünglicher Auflagerung. Eben so fehlt das Eocen, und vom Neogen 
der ältere marine Theil. Was man in älteren Karten als eocenen Sandstein 
bei Lunksora, Vozdoes, Szirb und. Obersia eingezeichnet findet, ist eben 
der Kreide-Sandstein. 

Die Verbreitung dieser Gesteinsgruppen und der einzelnen Gesteine 
im Gebiete der Herrschaft, ergibt sich aus der Betrachtung der geolo- 
gischen Karte. 

Folgende Erläuterungen mögen dienen einen Ueberblick dieser 
Verbreitung zu gewinnen. 

Das nördliche Gebirge besteht im nördlichen Theile desselben 
aus Thonglimmerschiefer, im südlichen Theile aus Kreide-Sandsteinen. 
Das ganze Gebiet des Lazurer Thales, von Lazur aufwärts, das Gebiet 
des Bruszturer Thales von Brusztur nördlich, eben so das Gebiet des 
Vozdoes-Thales, insbesondere in Valje Mecsesk, besteht aus Thonglimmer- 
schiefer. 

Der Thonglimmerschiefer lagert im Lazurer- und Vozdocser Thale 
nahezu horizontal mit sehr flachem südlichem Fallen. Häufig sind die 
Schichten wellig gebogen, doch im Grossen flach gelagert. Im Bruszturer 
Thale dagegen unter dem Dobrinul und thalabwärts, sind die Schichten 
des Thonglimmerschiefers steil aufgerichtet und fallen in O. oder SO. 

Gegenüber der grossen Verbreitung des Thonglimmerschiefers 
erscheinen die Vorkommnisse des körnigen Kalkes und der Hornblende- 
Gesteine verschwindend klein. Das erste Vorkommen von körnigem 
Kalk wurde im Gebiete des Vozdocs-Thales in der Valje-Bajesk beob- 
achtet. Das Kalklager ist kaum 4 Fuss mächtig, liegt fast horizontal, und 
fällt flach in West ein. Im Liegenden desselben ist der Thonglimmer- 
schiefer grünlich. 

Das zweite Vorkommen von körnigem Kalk wurde am Südost- 
fusse des Dobrinul im Brusztur-Thale beobachtet. Das Lager ist hier 
wenig aufgeschlossen, und wird begleitet von dem einzigen bekannt ge- 
wordenen Vorkommen von Hornblende-Gestein des Gebietes, 
welches letztere, da es Magneteisensteine enthält, Schürfungen auf diese 
Erze veranlasst hat. 

Viel häufiger findet man im Thonglimmerschiefer den Quarz ver- 
breitet. Es fehlen nicht Stellen, wo man den Quarz anstehend beobachten 
kann. Am häufigsten sind solche im Thale Bajesk, namentlich westlich 
bevor man zum körnigen Kalk gelangt, am mächtigsten jedoch im Brusz- 
turer Thale am Fusse des Dobrinul. Viel häufiger sieht man den Quarz in 
losen Blöcken in den Sohlen des Lazur-, Brusztur- und Vozdoes Thales. 
Im Brusztur Thale, unter dem Dobrinul sind die Quarzblöcke so häufig, 
dass sie einen Dritttheil der Menge der Gerölle des Thales ausmachen. 
Diese Blöcke liegen seitdem sie aus dem Thonglimmerschiefer herausge- 
wittert und herabgefallen sind Jahrhunderte lang im Thale, den Athmos- 
phärilien ausgesetzt. Sie sind in Folge dessen rein milchweis, von einst 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 64 


486 D. Stur. [18] 


darin enthaltenen Eisentheilen vollständig befreit, und würden als ein sehr 
erwünschtes Materiale zur Glasfabrikation, Beachtung verdienen. Manche 
dieser Blöcke sind 2—3 Klafter lang, 1 Klafter hoch, und 2—3 Schuh 
dick, und enthalten einzelne davon gewiss an hundert Centner Quarz. 

Die südliche Grenze des Thonglimmerschiefers, gegen den Kreide- 
sandstein verläuft aus der Gegend von Lazur, südlich bei Brusztur vor- 
über, zur Kirche in Lunksora und von da durch die Valje-Bajesk, süd- 
lich vom Valje-Mecsesk auf den Rotondo. Sehr schön sieht man die Auf- 
lagerung des Kreide-Sandsteins auf dem Thonglimmerschiefer in Valje- 
Bajesk. Wenn man aus dem genannten Thale, das durch die Kreide-Sand- 
steine bis an den Thonglimmerschiefer eingeschnitten ist, nördlich auf den 
Rücken Gluga hinauf steigt, sieht man über dem flach lagernden Thon- 
glimmerschiefer sehr bald im Gehänge aufwärts, die Sandsteine und 
Mergelschiefer der Kreide, ebenfalls in ganz flacher Lagerung folgen. Wo 
immer bis zum Gluga-Rücken hinauf die Schichten-Köpfe der Kreide- 
gesteine aus dem Gehänge hervorschauen, sieht man sie fast horizontal 
lagern. Es ist zu erwähnen, dass wir auch noch östlich am Dobrinul auf 
dem Thonglimmerschiefer eine kleine Partie von Kreide-Sandstein und 
Mergelschiefer lagernd gefunden haben. 

Die südliche Grenze der Kreidegesteine reicht bis nach Krisztesd, 
Vozdoes, Szirb, Obersia und bis zu dem Sattel herab der von Riskulieza 
nach Bulzest führt. Wo immer in diesem Gebiete die Schichtenstellung 
aufgeschlossen ist, fallen die Sandsteine und Mergelschiefer flach und sehr 
regelmässig südlich. Schön ist dieses Verhältniss aufgeschlossen im 
Vozdocs-Thale südlich von der Lunksora Kirche im linken Thalgehänge, 
dann an jener Stelle, nördlich von derselben Kirche, wo an der Grenze 
gegen den Thonglimmerschiefer, somit in den untersten Schichten der 
Kreide-Mergelchiefer die oben angegebenen Petrefacte gesammelt wur- 
den. Nicht minder schön ist der Aufschluss im Seitenthale des Szirber 
Thales, im SW. von Runk, wo man in flacher Lagerung, mit südlichem 
Schichtenfall die Kreidegesteine, fast Schichte für Schichte entblösst 
sieht. Hier sind neben Mergelschicfer-Platten, die als Pflastersteine sehr 
zweckmässig verwendet werden können, auch solche anstehend, die zur 
Erzeugung von hydraulischem Kalk brauchbar sind. 

Ausser dem Thonglimmerschiefer, und den Kreidegebilden nehmen 
auch noch Trachyte und Trachyttuffe an der Bildung des nördlichen 
Gebirges Antheil. Trachyttuffe sind vorerst an zwei Stellen am Südrande 
dieses Gebirges anstehend, und zwar auf der Strecke von Lazur nach 
Gross, und von Krisztesd über Vozdoes, Szirb bis Obersia. In der süd- 
licheren Tuffpartie steht ein geringes Vorkommen von Andesit-Trachyt 
am Ausgange des Vozdocser Thales nördlich bei Kis-Hälmäagy aufge- 
schlossen. 

Diese zwei Tuffpartien zeigen den Trachyttuff in sehr bedeu- 
tenden Mächtigkeiten und in einer zusammenhängenden Masse. Ausser 
dem trifft man den Trachyttuff noch in einzelnen kleineren Partien sehr 
häufig, namentlich auf den von der Gaina gegen Szirb und Obersia herab- 
ziehenden Rücken auf den Kreidegesteinen aufgelagert. Es sind dies 
wahrscheinlich die letzten Reste einer ausgedehnten Decke von Trachyt- 
tuffen, die ehedem die Kreidegesteine überlagerte, und nachträglich bis 
auf diese geringen Reste ganz zerstört und weggeführt wurde. Auf der 


[19] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 487 


Karte sind, da sie eine bedeutendere Ausdehnung besitzen, nur zwei solche 
Trachyttuff-Partien ausgeschieden, und zwar auf der Cshora im NO. 
von Szirb, und auf dem Arszury im SO. der Gaina. 

Ausser dem bereits erwähnten Trachyt bei Kis-Hälmägy steht der 
Trachyt noch auf dem Rücken nördlich von Gaina, und nördlich unter der 
Spitze der Gaina an. An beiden Stellen ist es ein an Feldspath reicher, 
daher auffallend grauer Andesit-Trachyt. Die die Spitze der Gaina bil- 
denden Sandsteine und Mergelschiefer, die in Süd einfallen, sind auffal- 
lend verkieselt. 

Das südliche Gebirgs-Gebiet der Herrschaft Halmagy ist 
aus wesentlich andern Gesteinen zusammengesetzt. 

Der südlichste Theil dieses Gebirges, der Kern desselben, der 
zugleich die Wasserscheide gegen die Maros bildet, besteht im Pietrosz 
und von da südöstlich auf den Kornyetu, und bis auf die südliche Herr- 
schaftsgrenze aus den dioritischen Gesteinen. Man sieht über dies die 
dioritischen Gesteine am linken Ufer des Kasanyesder Baches bis auf den 
halben Weg nach Vatza anstehen. 

Das Gebirge Magura-Vetzi wird aus den Augitporphyr-Gesteinen 
gebildet, und zwar besteht die Hauptmasse desselben aus Augitporphyr 
in Wechsellagerung mit dessen Tuffen. Die Spitze der Magura-Vetzi ent- 
hält Schichten des weissen körnigen Kalkes mit Zwischenschichten des 
Tuffes. Endlich steht an der Körös, südlich von der Mündung des Kasa- 
nyesder Baches der dichte Kalk wechselnd mit Breccien-Kalken, im Ge- 
biete der Tuffe an. 

Der nördliche Theil des südlichen Gebirges, der Kapu-Kodri, die 
Magura-Osungany und das Tyegusul-Gebirge, somit der ganze bedeu- 
tende Theil dieses Gebirges von Kasanyesd an nördlich über Baszara- 
basza, Ocs, Tysza bis über den Durchbruch der Körös bei Lyasza hinaus 
besteht aus Trachyttuffen und Breeeien. Die älteren Aufnahmen haben 
angenommen, dieses Gebirge bestehe aus Trachyt, und haben auch neuere 
Untersuchungen mit Funden von Andesitgeröllen in der Gegend diese 
Angabe bestätigen zu müssen geglaubt '). Dennoch hat uns ein Weg 
nach Baszarabasza, Prevaleny, auf die Magura-Csungany, zum Kapu- 
Kodri und hinab nach Kasanyesd gelehrt, dass dieses Gebirge in der 
That nur aus Trachyttuffen und Breceien bestehe, in welchen an der 
Mündung der Baszarabieza in das Prevaleny-Thal, schwache Lignit- 
flötzchen anstehen, wie dies schon im Vorangehenden ausgesprochen 
worden ist. 

Der nördliche Theil des Berg- und Hügellandes, von 
Hälmägy nordwestlich hin, ist sehr einfach gebaut. Das Berg- und Hügel- 
land besteht auf dieser Streeke aus Ablagerungen der Congerien-Stufe, 
Tegel und Sandstein, über welchen local eine Schichte des gelben Lehmes 
mit dem Quarzschotter vorkommt. Diese Gebilde lagern am nördlichen 
Gebirge auf den Trachyttuffen oder unmittelbar auf den Kreidesand- 
steinen ; längs der Körös haben sie den Trachyttuff des Tyegusul-Gebirges 
zur Unterlage, so unterhalb Hälmägy, bei Lyasza und nördlich davon, 
wo die Trachyttuffe über die Körös auf das rechte Ufer derselben her- 
übergreifen. 


1) Jahrb. derk. k. geolog. Reichsanstalt XVIII, 1868, p. 56. 
64% 


488 D. Stur. [20] 


Der südliche Theil des Berg- und Hügellandes, von 
Hälmägy südöstlich bis Riskuliea, ist mehr eomplieirt. 

Vorerst greifen die Augitporphyr-Gebilde von Vätza in östlicher 
Richtung über den Prislop bis nach Sztea und fast bis Riska, indem sie 
die Wasserscheide zwischen der Körös und dem Obersia-Thale bilden. 
In neuerer Zeit wurde im Südgehänge des Prislop an der Hauptstrasse, 
mittelst einer Rectification der Strasse das Gehänge entblösst, und 
dadurch der Augitporphyr in diesem Berge sehr schön aufgeschlossen 
und nachgewiesen. 

In der östlichen Fortsetzung dieses Augitporphyr-Vorsprunges in 
das Berg- und Hügelland, findet man von Baldoviny an nordöstlich, im 
Süden von Riskulitza einen erhabenen Berg, die Magura, welche aus 
Jurassischem (Stramberger) Kalk besteht. Ein kleiner Theil dieses 
Kalkes bildet auch schon auf dem rechten Gehänge des Riskulieza- 
Baches einen kleinen malerischen Felsen, der mit einem weissen Kreuze 
geziert ist. 

Ausser dem Augitporphyr und dem Kalk von Riskulitza ist zunächst 
an der Bildung des Berg- und Hügellandes der Trachyttuff in hervor- 
ragender Weise betheiligt. 

Zunächst besteht die Anhöhe zwischen dem Prislop und der Magura, 
bei Valje mare aus Trachyttuff. Ferner ist die Magura-Oesi fast von Häl- 
mägy an angefangen bis an das Obersia Thal, bis Tomest, Sztea und Pro- 
tuna ebenfalls aus Trachyttuff zusammengesetzt. Es sind somit nur die 
niedereren Theile dieses Gebietes von Kis-Hälmägy über Trnavieza nach 
Tiulest, Lyautz und Riskulitza, aus den Congerien-Schichten gebildet, 
während von Hälmägy über Ocsisor, Oes, Baszarabasza bis Vätza und auf 
dem nördlichen Gehänge des Prislop, über den Trachyttuffen kleinere Theile 
des Terrains mit dem Congerien-Lehm und Sehotter-Ablagerungen bedeckt 
erscheinen, die man als letzte Reste einer ehemals verbreiteteren Decke 
aus diesen Gebilden betrachten darf. 

Der Süsswasserquarz kommt am südlichen Gehänge der 
Magura-Oesi vor, in einer Gegend, genannt Dobrotyn im Norden von 
Baszarabasza am rechten Ufer der Körös. Die Stelle bildet eine Vertie- 
fung im Gebiete des Trachyttuffes. Ich sah den Süsswasserquarz nur in 
Bruchstücken um mehrere schachtartige Vertiefungen herum liegen. Ob 
dieser Süsswasserquarz früher schon etwa zu Mühlsteinen gewonnen 
wurde, ob überhaupt diese Vertiefungen zum Zwecke der Gewinnung des 
Stisswasser-Quarzes angelegt wurden, konnte ich nicht eruiren. 

Ueber die diluviale und alluviale Ausfüllung der Thalsohlen erübrigt 
zu bemerken, dass dieselben erst innerhalb des Berg- und Hügelland- 
Gebietes namhafte Breite und Ausdehnung zeigen, und im Gebirge 
selbst, eng und schmal, den Ueberschwemmungen ausgesetzt sind. 

Von diesen das Gebiet der Herrschaft zusammensetzenden Gestei- 
nen sind mehrere als nutzbare Gesteine hervorzuheben. 

Vorerst ist es der Quarz im Thonglimmerschiefer Gebiet, als vor- 
zügliches Materiale zur Glasfabrikation. Die ungeheuere Menge der zum 
Theil kolossalen Quarzblöcke, die in den Sohlen des Lazur-, Brusztur- 
und Vozdocz-Thales, vollkommen gereinigt und ausgelaugt herumliegen, 
die man somit nur aufsammeln und zusammenzutragen braucht, ist allein 
hinreichend, einen nahmhaften Bedarf dieses Materiales auf eine lange 


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[21] Die geol. Besch. d. Herrsch. Haälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 489 


Reihe von Jahren zu deeken. In einem Gebirge wo hundert Centner 
schwere 3—4 Schuh mächtige Quarzblöcke in den Thahlsohlen herum- 
liegen, wird es nicht schwer sein Quarzlager anstehend zu finden, um sie, 
wenn das von der Natur vorbereitete Materiale aufgearbeitet sein wird, 
abzubauen, und auf diese Weise das Bestehen der Glasfabrikation an 
Ort und Stelle, auf unbestimmte Zeit hinaus zu sichern. Auch wurden 
oben schon solche Stellen, wo Quarz ansteht, angegeben, und sind in der 
Nähe der schweren Quarzblöcke gewiss leicht zu finden. 

Ferner ist es der Kalk als Materiale zur Erzeugung des Aetz- 
kalks. Der Kalk kommt sowohl im nördlichen als südlichen Gebirge 
nicht in grossen Massen vor. Im nördlichen Gebirge steht derselbe an 
im Valje-Bajesk, nordöstlich von Lunksora, und im Brusztur-Thale am 
Fusse des Dobrinul, nördlich von Brusztur; an beiden Orten in gering- 
mächtigen Lagern. Im südlichen Gebirge auf der Spitze der Magura-Vetzi 
ist der körnige weisse Kalk in grösseren Massen vorhanden, doch ist die 
Stelle sehr hoch im Gebirge und ziemlich unzugänglich. 

Der am linken Ufer der Maros, südlich von: der Mündung des 
Kasanyesder Baches, bei Vätza, anstehende Felsen von diehtem Kalk, ist 
obwohl nicht bedeutend, für den Localbedarf, in der Nähe des Bades 
werthvoll. 

In grossen Massen steht bei Riskulieza, auf der Magura der 
Kalk an, und ist diese Kalkmasse hinreichend gross, nicht nur den Be- 
darf der Herrschaft zu decken, sondern auch die Umgegend von Körös- 
Bänya, mit ausgezeichnetem Aetzkalk zu versehen. Man wird hier nur die 
Vorsicht zu gebrauchen haben, jene Blöcke des Kalkes zur Verarbeitung 
auszuwählen, in denen möglichst wenig oder gar keine Quarzgerölle vor- 
kommen, was an angewitterten Kalkstücken sehr leicht zu bemerken ist. 

In einer Gegend, in welcher man die aus Stein und Ziegeln gebau- 
ten Häuser, noch ohne besondere Mühe zählen kann, und in welcher das 
Holz anderweitig Verwendung finden soll, als einzig und allein zum Auf- 
bau kleiner unansehnlicher Hütten, die jeden Augenblick Preis der Flam- 
men werden können, ist die Frage nach Bau-Materialien eine natür- 
liche. Für Bausteine eignen sich vorzüglich zwei Gesteine des 
Gebietes, der Kreide-Sandstein und der Trachyttuff, die so 
vertheilt vorkommen, dass sie an jedem beliebigen Orte der Gegend leicht 
Verwendung finden können. Es ist natürlich, dass die oberflächlichen, 
verwitterten Theile dieser Gesteine unbrauchbar sind, diese somit wegge- 
räumt werden müssen, um zu frischen unverwitterten Schichten gelangen 
zu können, die gewiss zweckentsprechend befunden werden dürften. 

Für die Ziegelfabrikation geeignetes Materiale liefert der 
Tegel und der gelbe Lehm der Congerien-Stufe, der wie oben ange- 
geben im Berg- und Hügelland des ganzen Gebietes vorhanden ist. Am 
schwierigsten dürfte es fallen den nöthigen Quarzsand herbeizuschaffen, 
da Sandlager nicht bekannt geworden sind. Hier sind zwei Wege offen, 
sich solchen zu verschaffen. Entweder wird man den lockeren Sandstein, 
der dem Tegel eingelagert vorkommt, einer schnelleren Verwitterung 
zuführen, oder ihn zerkleinern, was bei seiner minder festen Beschaffen- 
heit nieht schwierig ist; oder man wird in den Thälern die aus dem 
Kreidesandsteine entspringen, z. B. im Szirb- und Obersia-Thale, in den 
Alluvionen nachsuchen müssen, wo die Möglichkeit vorliegt, bereits 


490 D. Stur. [22] 


gewaschenen, folglich reinen Quarzsand, der aus der Zerstörung des 
Kreidesandsteines entstanden ist, zu finden. 

Endlich ist noch der Süsswasserquarz unter den Gesteinen 
zu erwähnen, welcher zur Erzeugung zusammengesetzter Mühlsteine Ver- 
wendung finden könnte. 


Die Erzniederlagen. 


Weit wichtiger und werthvoller sind die in den, das Gebirge unse- 
res Gebietes zusammensetzenden Gesteinen vorkommenden Erznieder- 
lagen, deren Segen vor dem Jahre 1348 durch einen lebhaften Bergbau 
gehoben, und weiter verarbeitet und verwerthet wurde. Wer es zu beur- 
theilen versteht, wie schnell sich selbst überlassene, wenn noch so aus- 
gedehnte Bergbaue in kurzer Zeit verbrechen und zu Grunde gehen, der 
wird voraussehen, dass wir nach 20 Jahren, nachdem die berg- und hüt- 
tenmännischen Etablissements der Gegend gewaltthätig zerstört worden 
sind, nur noch die letzten Spuren dieser Unternehmungen finden konnten. 
Unsere Untersuchung musste sich grösstentheils mit gänzlich verwitterten 
Halden, mit Aussagen von Leuten begnügen, die als Arbeiter an den 


betreffenden Punkten ehemals beschäftigt waren, und es gehörte nur zu. 


den Ausnahmen, wenn alte verbrochene Stollen, deren Mundlöcher bis 
über zwei Drittheile vom Gebirgsschutte verräumt waren, noch theilweise 
befahren, und das Anstehen der Erze in denselben constatirt werden 
konnte. 

Folgende Zeilen enthalten jene Beobachtungen, die zu machen 
uns die Umstände erlaubt hatten, betreffend die Beschaffenheit der Erz- 
lagerstätten und deren Vorkommen, welchen Herr R. Meier, k. k. Mon- 
tan-Ingenieur, vorzüglich seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet 
hatte. 

Die Erzführung tritt in den meisten Gesteinen auf, die im obigen 
als gebirgbildend aufgezählt und erörtert worden sind, und zwar im Thon- 
glimmerschiefer und dessen Begleitgesteinen, in den dioritschen Gestei- 
nen, im Gebiete des Augitporphyrs und dessen Tuffen, in den Kreide- 
Sandsteinen und Mergelschiefern, und in den Trachyttuffen. Mit der Erzab- 
lagerung geht Hand in Hand zugleich eine Veränderung der Gesteine; die- 
selben sind mehr oder weniger aufgelöst, gebleicht, und porös auf grös- 
sere oder geringere Entfernungen verquarzt und mit Kiesen imprägnirt. 

Die Art des Erzvorkommens ist entweder gang- und stockförmig, 
oder lagerartig; mehrfach jedoch zeigt sie keinen ausgesprochenen Cha- 
rakter. Ueberall wo eine Wassereirkulation möglich war, setzte sich das 
Erz bei günstigen Bedingungen, in den schon vorhandenen Hohlräumen 
und Spalten des Gebirgsgesteins ab. 

Wenn man die metallische Füllung der Lagerstätten in Betrachtung 
zieht, so lassen sich dieselben unterscheiden in Eisenstein-, reine 
Kupfererz-, Blei und Kupfererz-, und Schwefelkies-Lager- 
stätten. 

Das Vorkommen der Eisensteine, sowohl in der Art des Auf- 
tretens als auch in der Gattung der Erze ist ein verschiedenes, an ver- 
schiedenen Stellen des Gebietes. 

» 


ne en Ze 


[23] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmagy im Zaränder Comitate in Ungarn. 491 


Südlich von Ober-Vätza im Gebiete des Augitporphyrs und dessen 
Tuffe, liegt eine, selbstständig aus dem Terrain emportretende Anhöhe 
„la Greu Fontini“. Auf dem Wege dahin sind Augitporphyr-Tuffe sehr 
schön aufgeschlossen. Die Anhöhe selbst ist bedeckt von zahlreichen 
kleinen Vertiefungen, Schächten, deren Halden zum grössten Theile aus 
Brauneisensteinen und Tuffstücken bestehen. Die Brauneisenstein- 
Stücke sind dicht oder zellig und porös, äusserlich meist von Eisenoxyd 
roth gefärbt, innen ochergelb. Verkieselungen sind nur sehr selten zu beob- 
achten, und wo sie auftreten, erscheint der Quarz meist nur in kleinen Kör- 
nern und geringmächtigen Lagen. Von Kalk, oder andern Beimengungen 
und Verunreinigungen des Brauneisensteines, wurde hier nichts bemerkt. 

Ein zweites Vorkommen von Brauneisenstein, ganz ähnlicher Art 
befindet sich im Westgehänge der Magura-Vetzi am „Vurpoduluj“ östlich 
oberhalb Kasanyesd. Auch hier zeigt eine selbstständig aus dem Terrain 
aufragende Anhöhe aus Augitporphyr-Tuff, reichliches Vorkommen des- 
selben Brauneisensteins. Die Entstehung des letzteren aus den Tuffen 
ist an diesem Orte leicht nachzuweisen. Einzelne Stücke des noch grünen 
Augitporphyr-Tuffes zeigen nämlich längs den Sprüngen und Klüften des 
Gesteins, eine theilweise Veränderung desselben in Brauneisenstein. Bei 
andern Stücken reicht diese Veränderung tiefer in die Gesteinsmasse, und 
lässt sich an noch andern Stücken bis zu gänzlicher Umwandlung der 
Tuffmasse in Brauneisenstein verfolgen. Die in dem Tuffe vorhanden 
gewesenen Quarze und Jaspis-Schnürchen, enthält natürlich auch das 
gänzlich in Brauneisenstein umgewandelte Gestein noch, doch ist diese 
Erscheinung hier, wie auf „la Greu Fontini“ sehr selten. 

Welche Mächtigkeit diese beiden Erzvorkommnisse haben, ist nir- 
gends zu entnehmen. Die vielen Abbaupunkte auf „la Greu Fontini“ 
lassen eine doppelte Erklärung zu. Entweder ist die Metamorphose des 
Tuffes nirgends in bedeutende Tiefen eingedrungen, da man daselbst 
Erze von minderer Qualität fand, oder hat man es bequemer gefunden 
das Hauwerk aus seichteren Gruben herauszuschaffen. 

Wesentlich verschiedener Art sind die Eisenstein-Vorkommnisse, 
die man auf der Höhe der Magura-Vetzi entdeckt hat, und die östlich 
und südlich von der Spitze des genannten Berges gruppirt sind. Es ist 
dies der Hauptmasse nach, ganz dichter oder sehr feinkörniger Magnet- 
Eisenstein, dessen Lagerstätte, nach Aussagen eines Arbeiters an 3 Fuss 
mächtig ist, und der zum Hangenden und Liegenden körnigen Kalk 
hat. Die Stücke des Erzes, die wir auf den Halden fanden, bestätigen 
insoferne diese Aussagen, als man an einigen davon, sowohl den Magnet- 
Eisenstein als auch den weissen, roth und braungeaderten körnigen Kalk 
nebeneinander sehen konnte. Die Grenze zwischen Kalk und Magnet- 
Eisenstein bildet an allen diesen Stücken eine 1/,—1 Zoll dieke Lage von 
dichtem oder feinkörnigem Spatheisenstein, welcher letztere sowohl in den 
Kalk als auch in den Magnet-Eisenstein, fast unmerklich, und ohne einer 
scharfen Grenze übergeht. Die Begrenzungen des Magnet-Eisensteines 
gegen den Spath-Eisenstein, und die des letzteren gegen den Kalk sind 
so weit man nach den vorliegenden Stücken urtheilen kann ganz unregel- 
mässig. Der Magnet-Eisenstein bildet Protuberanzen, die tief in den Spath- 
eisenstein eingreifen. Ebenso verhält es sich mit dem Spatheisenstein in 
Beziehung auf den Kalk. Es lässt sich daraus schliessen, dass diese Erz- 


492 D. Stur. [24] 


lagerstätten keine eigentlichen Lager, sondern Imprägnationsmassen der 
verschiedensten Form bilden dürften. Wie man nämlich im kleinen den 
körnigen Kalk von feinen, gerade und krumm verlaufenden Adern durch- 
schwärmt sieht, von welchem aus die Kalkmasse bald mehr, bald weniger 
reich mit Eisentheilen imprägnirt erscheint, so dürften die Erzlagerstätten 
auch im Grossen in unregelmässiger, ungleich bedeutender Mächtigkeit 
auftreten. Die Gruppirung der Einbaue auf die Erzlager in einem Bogen 
im Osten und Süden um die Spitze der Magura-Vetzi scheint für diese 
Auffassung zu sprechen. Man hat nämlich auf „la Vurtop“ im NO. von 
Magura-Vetzi, dann auf „la Valeo“ im Osten, ferner auf „Floriani“, „la 
Nuc“ und an einem fünften Punkte, im Süden von Magura-Vetzi mittelst 
jetzt gänzlich verfallenen Stollen, das Vorkommen von solchen Magnet- 
eisenerz-Lagerstätten nachgewiesen. Die grösste Mächtigkeit scheinen 
nach Mittheilungen von Arbeitern, die Lagerstätten auf Vurtop und Valeo 
gehabt zu haben. Die Erze an sämmtlichen besuchten Punkten sind voll- 
kommen gleich. 

Im nördlichen Gebirge sind Eisenerze in krystallinischen Gesteinen 
nur im Brusztur-Thale vorhanden. Hier ist es abermals ein von den bis- 
her erwähnten verschiedenes Erz, das im rechten Gehänge des Thales 
oberhalb der Kirche von Brusztur in einem Seitenthälchen, durch einen 
verfallenen Bau aufgeschlossen war. Die auf der Halde liegenden Erz- 
stücke bestehen hauptsächlich aus Lagen von Eisenglanz, der theilweise 
in Brauneisenstein umgewandelt erscheint, und aus Lagen von krystalli- 
nischem Quarz, die unregelmässig und in etwa halbzölliger Mächtigkeit 
mit einander wechseln. In den quarzreichen Lagen brausen einzelne 
Stellen, die mit Kalk erfüllt sein dürften, sehr lebhaft. Bei fortgeschrittener 
Verwitterung des Gesteins, bemerkt man in den quarzreichen Lagen 
zerfressene, ausgewitterte Stellen die dem weggeführten Kalke ent- 
sprechen dürften, und die besetzt sind mit Brauneisenstein und kleinen 
Quarzkrystallen. Auch die durch die Umwandlung des Eisenglanzes ent- 
standenen Brauneisensteinmassen, sind reichlich von feinen Quarz- 
kryställchen durchzogen. Magnet-Eisenstein dürfte in den Erzstücken ein- 
gesprengt vorkommen, da sie auf die Magnetnadel lebhaft wirken. 

An einer zweiten Stelle des Brusztur-Thales südöstlich vom Dobri- 
nul, bemerkt man längs einem schmalen Lager eines weissen krystalli- 
nischen Kalkes im Thonglimmerschiefer, Einlagerungen von einem Horn- 
blende-Gestein, welches aus grobfaseriger, dunkelgrüner bis schwarzer 
strahliger Hornblende besteht, in welcher eingesprengt brauner Granat 
und Spuren von Magnet-Eisenerz vorkommen. In der Hoffnung hier 
bessere Eisensteine zu erschürfen, hatte man mehrere kleine Schächte 
abgeteuft gehabt, auf deren Halden das erwähnte Gestein herum liegt. 

Die reinen Kupfererz-Lagerstätten treten nur im südlichen 
Gebirge, in den dioritischen Gesteinen auf; die wichtigsten Einbaue 
darauf, befinden sich südwestlich von Kasanyesd in den Seitenthälern 
Kaprilor und $z. Kereszt, und sind die wichtigeren folgend be- 
nannt: St. Anna, Baila Poptyilor, Francisca und Ludovica. 

Das vorherrschende Erz ist der Kupferkies, der auch als der Erzeu- 
ger der übrigen Kupfererze anzusehen ist. Der Kupferkies erscheint in 
derben Massen von krystallinischem Gefüge; er ist bisweilen rinden- 
förmig von Azurit und Malachit umgeben und enthält Kupferpecherz in 


[25] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zärander Comitate in Ungarn. 493 


schwarzen glänzenden Punkten eingesprengt. Ebenso tritt der Buntkupfer- 
kies auf. Der Malachit erscheint hauptsächlich in den höheren Einbauen 
und ist auch hier das Nebengestein mehr zersetzt, und sind die Erze von 
kaolinartigen Massen und von Kupferschwärze begleitet. Der Kupferkies 
erfüllt die Sprünge und Klüfte des Gesteins, die meist von geringer 
Mächtigkeit sind, und auch kein Anhalten im Streichen und Fallen zeigen. 
Der Einbau Baila-Poptyilor, der befahren werden konnte, zeigte die 
angeführten Verhältnisse. 

Man verfolgte vom Mundloche gegen Nord eine erzführende Kluft, 
die aber nur auf circa 6 Klafter dem Streichen nach anhielt, dann wen- 
dete man sich nach NO., einer andern Kluft nach, die sich aber auch 
nach kurzer Erstreckung an Mächtigkeit bald verminderte, jedoch im 
Feldort noch edel zu beleuchten ist. Die erste Kluft wurde überdies noch 
durch ein Abteufen, die zweite durch ein Ueberhöhen dem Verflächen 
nach aufgeschlossen. 

Der Kupferkies wird ausserdem noch von Schwefelkies und Quarz 
begleitet. Nicht alle Klüfte sind mit Erzen, sondern einige auch mit Letten 
ausgefüllt. Das Erzvorkommen muss als ein sehr absätziges bezeichnet 
werden. Zu bemerken ist noch, dass alle Einbaue entweder nach Nord 
oder nach Süd getrieben sind. 

Die Bleikupfererz-Lagerstätten sind dem nördlichen 
Gebirge eigenthümlich. In diesen Lagerstätten tritt zu dem meist seltenen 
Kupferkies als vorherrschendes Erz der Bleiglanz hinzu. Als gewöhnlicher 
Begleiter dieser beiden wird Schwefelkies beobachtet, und zwar in der 
Regel als Hauptbestandtheil der Lagerstätten. 

Diese Erzlagerstätten brechen sowohl in dem krystallinischen Thon- 
glimmerschiefer, als auch in den Kreidesandsteinen und den Trachyt- 
tuffen ein, somit in Gesteinen sehr verschiedenen Alters und verschie- 
dener Beschaffenheit ohne ihren eigenthümlichen Charakter zu verändern. 
Die Entstehung dieser Erzlagerstätten ist somit von einem sehr jungen 
geologischen Alter, und muss in die Zeit nach der Ablagerung der 
Trachyttuffe verlegt werden. 

Es fällt dem Beobachter ferner eine eigenthümliche Erscheinung 
bei dem Besuche dieser Erzlagerstätten auf, dass an jenen Stellen, wo nicht 
nur das Gebirgsgestein von den Erzen imprägnirt erscheint oder diese 
die Klüfte und Spalten des Gesteins allein ausfüllen, sondern auch eine 
Gangausfüllungsmasse vorhanden ist, diese häufig eine dem Rhyolith 
ähnliche Beschaffenheit zeigt. Am besten ausgebildet fanden wir diese 
Gangausfüllungsmasse im Südgehänge der Osora im Szirber Thale. 
Das röthlich grau gefärbte Gestein, besteht aus einer felsitischen 
Grundmasse und enthält porphyrartig eingewachsene, sechsseitige silber- 
weisse Glimmertafeln. Quarz findet man auf den mitgebrachten Stücken 
nirgends ausgeschieden, doch ist das Gestein reich an Quarz, und beson- 
ders reich daran an jenen Stellen, wo die Gangausfüllungsmasse nur 
geringe Mächtigkeit zeigt. 

Die Aehnlichkeit dieser Gangausfüllungsmassen mit rhyolitischen 
Gesteinen, im Zusammenhange mit der Thatsache, dass die in Betrach- 
tung stehenden Erzlagerstätten sehr Jungen Alters sind, scheint dem 
Gedanken Raum zu schaffen, dass man die Entstehung der durch diese 
Erzlagerstätten ausgefüllten Spalten und Klüfte, in die Zeit der Rhyolith- 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Hett. 65 


494 D. Stur. [26] 


Ausbrüche zu verlegen habe, nach welcher erst die Füllung der Erzlager- 
stätten erfolgen konnte. Die Gangausfüllungsmassen zeigen nämlich, 
sowohl in Klüften als auch in einzelnen Krystallen dieselben Sulphurete 
wie die Erzlagerstätten selbst. 

Auf die Blei-Kupfererzlagerstätten sind uns folgende Einbaue be- 
kannt geworden: im Szirber Thale, oberhalb Szirb, im rechten 
Gehänge und am Südfusse der Csora; im Vozdocser Thale, am 
Nordfusse der Csora (in der Valje-Bajesk) und an der Grenze 
„wischen den Gemeinden Lunksora und Vozdoes; im obersten: 
Theile des Bruszturer Thales; an der Dolya; endlich im Lazur-Thale, 
ineinemSeitenthale oberhalbLazur und weiterobenim Haupt- 
thale am linken Gehänge desselben. 

Im Szirber Thale, oberhalb Szirb, ist ein Stollen im rechten 
Gehänge an der Grenze des Trachyttuffes gegen den Kreidesandstem 
eingetrieben und die Erzvorkommnisse im letzteren Gesteine angetroffen 
worden. Auf der Halde fanden wir Erzstücke, die Kupferkies in Beglei- 
tung von Buntkupfererz, Malachit, Bleiglanz und Schwefelkies enthalten. 
Die Gangmasse ist ein dichter Quarz und das Nebengestein ebenfalls mit 
Kiesen imprägnirt. 

Während der Untersuchung der Halde, brachte uns ein Romäne 
einen mit Kiesen imprägnirten Trachyttuff, nach Angabe von einer süd- 
licheren Stelle im linken Gehänge des Thales, also näher bei Szirb. 

Das Südgehänge der Csora ist mit drei Einbauen in verschie- 
denen Horizonten geprüft worden. Die Kreidegesteine, die in den tieferen 
Theilen des Gehänges einzig und allein anstehen, fallen etwa unter 30 bis 
35 Graden in Ost ein. Das oben als Gangausfüllungsmasse beschriebene 
Gestein mit sechsseitigen weissen Glimmertafeln scheint hier das erz- 
führende Gestein zu sein und verquert in der Form eines sehr steil in 
West einfallenden Ganges die Kreideschichten. Wir bemerkten darin: 
Kiese in einzelnen Krystallen und Schnürchen von Bleiglanz und Kupfer- 
kies. Letztere sind sehr selten, somit erscheint diese Lagerstätte sehr arm. 

Nur der im Gehänge am tiefsten angeschlagene Einbau konnte, 
obwohl auch nur mit grösster Mühe und nicht geringer Gefahr, befahren 
werden. Der Stollen ist einem 3 Fuss mächtigen Erzstreichen nach in 
nördlicher Richtung getrieben; nach ungefähr 4 Klaftern erreichte man 
eine 2 Fuss mächtige Lettenkluft, längs welcher sich das Erzstreichen in 
äusserst geringe Mächtigkeit auf 3 Klafter fortschleppt, dieselbe dann 
verlässt und sich in mehrere Trümmer auflöst. Das nördlich streichende 
Trumm ist das mächtigste; es wurde noch einige Klafter nach Nord ver- 
folgt und auch durch ein Ueberhöhen geprüft. 

Der nächst höhere Einbau war schachtartig auf demselben Gange 
angelegt, während der stollenartige Einbau im höchsten Horizont weiter 
westlich eingeschlagen ist. 

Im Nordgebirge der Csora, im Thale Bajesk, bemerkt man in 
der Thalsohle die letzten Spuren einer Halde, auf welcher grosse Erz- 
stücke herum liegen. Ueber der Halde ist kaum noch bemerkbar das fast 
ganz verschüttete Mundloch eines Stollens, der in Süd eingetrieben war. 
Die über einen Kubikfuss grossen Erzstücke bestehen theils aus der 
oben beschriebenen Gangausfüllungsmasse, theils aus Sandsteinen und 
Mergeln der Kreideformation, die hier in beiden Gehängen mit fast hori- 


[27] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 495 


zontal lagernden, etwas in Süd einfallenden Schichten anstehen. Die 
Erze zeigen reichlich eingesprengten Bleiglanz nebst Kupferkies, vielen 
Schwefelkies und Quarz, Kupferkies meist in untergeordneter Menge. 
Das Vorkommen ist ein gangförmiges und durchschneidet fast senkrecht 
die horizontal liegenden Kreide-Schichten. 

An der Grenze zwischen den Gemeinden Vozdoes und Lunk- 
sora, am rechten Ufer der Valje-Vozdoes ist ein Stollen nach Stunde 9 
auf ein gangförmiges Vorkommen von Schwefelkies und Bleiglanz auf 
. 20 Klafter Länge erstreckt worden. Der Gang setzt in Trachyttuff auf 
und fällt steil nach Nordost. Die Gangmasse ist ein weisser, zelliger, 
verwittert leicht zerreiblicher Quarz, der in frischem Zustande mit Säuren 
aufbraust, somit von Kalk durchdrungen ist. Die Gangmasse ist haupt- 
sächlich mit Schwefelkies imprägnirt, enthält aber auch Bleiglanz in 
geringen Mengen. Auch im Nebengestein erscheint m den Klüften und 
Sprüngen Schwefelkies eingesprengt. 15 Klafter höher im Gehänge 
befindet sich auf demselben Gang noch ein Stollen, der durch Firsten- 
strassen mit dem unteren Einbau durchschlägig ist. Nach Aussagen der 
Arbeiter sollen an einer Stelle, durch die Auffahrung von 2 Klafter Feld- 
ort an 400 Centner Pochgänge erzeugt worden sein; der Gang war an 
3 Fuss mächtig, verdrückte sich jedoch bald auf eime normale Mächtig- 
keit von einigen Zollen. 

Auch am linken Ufer wurde im Grenzgraben der genannten Ge- 
meinden, durch einen kurzen Querschlag derselbe Gang erreicht und 
nach beiden Richtungen dem Streichen und Verflächen nach, jedoch ohne 
Erfolg ausgerichtet. Hier zeigte die Gangausfüllungsmasse theilweise 
dieselbe Beschaffenheit, wie am Südfusse der Csora. 

Für die Verarbeitung der Pochgänge hatte man ein Pochwerk mit 
sechs Eisen- und zwei Schlämmherden angelegt, das zur Zeit unseres 
Besuches schon verfallen war. 

Der Bergbau in Dolya, im obersten Theile des Brusztur-Thales, 
ist unter allen der entwickeltste. 

Nach den Mittheilungen, die Herrn Prof. Peters!) von dem 
k. k. Bergamte zu Rezbania geworden sind, kommen in den Lager- 
streichen der Dolya vor: silberhaltiger Bleiglanz und Blende, wenig 
Kupferglanz, dann Kupfer- und Eisenkies, Weissbleierz, Linarit und 
Caledonit. 

Die Erze brechen in einem feltspathreichen, krystallinischen Thon- 
glimmerschiefer ein, der mit zahllosen Nestern und Wülsten von Quarz 
durchzogen ist. Die Erze sind fernier bald reichlich, bald in so geringer 
Menge vorhanden, dass nur Schnürchen und Einsprenglinge die Verbin- 
dung mit den reicheren Stellen herstellen. 

Die bekannten drei Lagerstöcke sind auf drei Horizonten, in einer 
Teufe von vielleicht 60 Klaftern aufgeschlossen worden. 

Die Mächtigkeit dieser Lagerstöcke beträgt im Durchsehnitte nur 
4 Fuss, erweitert sich jedoch stellenweise auch auf zwei und drei Klafter. 
Der östlichste Erzstock wurde durch Tagschächte abgebaut und reichte 
nur bis auf den ersten Horizont. Der Stollen am dritten Horizont, der auf 


1) Karl F. Peters: Geologische und Mineralogische Studien aus der Umgegend 
von Rezbänya II. Theil, p. 83 und 85. 


65* 


496 D. Stur. [28] 


ungefähr 80 Klatter erstreckt wurde, zeigt in der 40. Klafter in einem 
angelegten Ueberhöhen ein reicheres Einbrechen von Kupferkiesen; es 
ist dies auch jene Stelle, wo nach der Reduction des Verflächens der 
erste Lagerstock zu erwarten wäre. Von dem zweiten Lagerstock, den 
man durch diesen Einbau auch hätte verqueren müssen, zeigt sich keine 
Spur; es ist nur an den beiden Strecken-Ulmen, so wie am Feldort eine 
gleichmässige Einsprengung von Kupferkies und Bleiglanz, sowohl in 
dem Schiefer- als auch in den Quarzwülsten zu beobachten. Es scheint 
daher gerechtfertigt, dass die reichen bekannten Lagerstöcke nur in eine. 
verhältnissmässig geringe Teufe niedersetzen. 

In einem, vom Osten her, vom Dobrinul herabkommenden Seiten- 
thale des Lazur-Thales, nördlich vom Orte Lazur, ist im linken 
Gehänge ein sechs Klafter langer Stollen, nach Stunde 10, eine linsen- 
artige Quarzeinlagerung im krystallinischen Schiefer verfolgend, getrie- 
ben. Diese Quarzlinse enthielt Bleiglanz mit nur sehr selten auftretendem 
Schwefelkies und Kupferkies, theils in grösseren, theils in kleineren 
krystallinischen Partien unregelmässig eingesprengt und es werden gleich 
am Mundloch des Stollens etwa 5 Centner des Erzes gefunden und 
abgebaut. 

Gleich beim Stollen-Mundloch wurde einer reicheren Stelle nach, 
ein Abteufen getrieben; der Adel hielt aber auch hier nicht an, wie am 
Feldort, das ganz im Tauben steht. Der Schiefer fällt lach nach Ost und 
ist in der Nähe der Quarzeinlagerungen, deren noch mehrere thalaufwärts 
zu beobachten sind, in mannigfacher Weise verdrückt und gewunden. 

In demselben Seitenthale, 50 Klafter thalabwärts, soll noch ein 
Einbau gewesen sein, von dem jetzt keine Spur mehr wahrzunehmen ist. 

Im Lazur-Hauptthale, am Westfusse des Dobrinul, befinden 
sich zwei Stollen auf geringmächtigen Quarzgängen, die in krystallini- 
schen Schiefern aufsetzen. Der nördlichere Stollen ist der längere und 
auf seiner Halde zeigen sich nebst eingesprengtem Schwefel-, Kupfer- 
kies und Bleiglanz, im Thonglimmerschiefer noch kleine Linsen, die 
hauptsächlich aus Feldspath bestehen, und neben Schwefelkies und 
Kupferkies, auch Arsenkiese, und diese in geringen Spuren Nickel- und 
Kobaltkies führen. Der Stollen selbst war verfallen und konnte nicht 
befahren werden. 

Unter den reinen Schwefelkies führenden Lagerstätten 
ist zuerst das Schwefelkies-Lager an der Mündung des Sa. 
Kereszt-Thales, südwestlich von Kasanyesd, im südlichen Gebirge 
zu erwähnen. Das Lager ist auf eine Erstreekung von 30 Klaftern, durch 
vier stollenartige Einbaue, die jedoch verbrochen sind, aufgeschlossen, 
und zwar in der Sohle des genannten Thales. Es war nicht zu ermitteln, 
wie tief diese Stollen in das linke Gehänge eimgedrungen sind. Nach 
Angabe eines Arbeiters ist die Mächtigkeit des Kieslagers so bedeutend, 
dass die Stollen ganz im Schwefelkies getrieben werden, und mittelst 
derselben weder das Hängende noch das Liegende erreicht worden war. 
Immerhin ist es wahrscheinlich, dass das Kieslager dem dioritischen 
Gesteine eingelagert und sehr flach in Ost geneigt sei, da die aufeinander 
folgenden Stollen von Ost, in West immer um ein Geringes höher an- 
gelegt sind. So viel ist sicher, dass hier Schwefelkies in namhaften 
Mengen vorkommen müsse, da auch auf der Halde bedeutende Vorräthe 


[29] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 497 


davon vorhanden sind. Der Schwefelkies ist weder von Quarz noch von 
einem andern Minerale verunreinigt, und verwittert auf der Halde, obwohl 
theilweise zu Staub zerfallen, gar nicht. 

Das Ausbeissen einer reichen Schwefelkies-Imprägnation sahen wir 
ferner im linken Gehänge des Kasanyesder Thales, in einem Seitenthale 
unterhalb der alten Kupferhütte, zwischen Kasanyesd und Ober Vätza, im 
Gebiete der dioritischen Gesteine. Wir hatten, wie bemerkt, an dieser 
Stelle keine Kupferkiese beobachtet. Nachträglich erhielten wir durch 
einen Romanen, nach Angabe von derselben Stelle, auch Kupferkiese 
führende Erzstücke, deren Vorkommen daselbst, obwohl es möglich ist, 
von uns nicht verbürgt werden kann. 

Auch dem nördlichen Gebirge fehlen bedeutende Schwefelkieslager 
nicht. Wir erhielten nämlich von einem Romanen Stücke von ganz ähn- 
lichem Schwefelkies, wie jener von Sz. Kereszt ist, vom linken Gehänge 
des Bruszturer Thales vis-a-vis dem Eisenglanz-Vorkommen daselbst, 
nordöstlich von der Kirche von Brusztur. Das Lager soll so mächtig sein, 
dass ein Mann in einer Stunde daselbst leicht mehrere Centner des 
Kieses erzeugen könnte. 

Es ist natürlich, dass wir an sämmtlichen eben erwähnten Punkten, 
wo Erzniederlagen auftreten, auch Erzstücke, so gut wir sie eben auf 
dien Halden oder in den Bauen selbst, erhalten konnten, gesammelt haben 
und es wurden, von den hoffnungsreicheren Stellen, Proben an das 
k. k. hüttenmännisch-chemische Laboratorium , Herrn k. k. Bergrath 
Adolph Patera, zur Untersuchung und Bestimmung des Metallhaltes 
derselben, übergeben. Das mitgebrachte Material war durchaus nicht 
reichhaltig an Erzstücken und es konnte keine Auswahl der Proben der 
Art getroffen werden, dass man durch die Untersuchung die Maxima des 
Gehaltes an Metall von jeder Lagerstätte zu erhalten, erwarten durfte. 
Folgende Abschrift des mir von Herrn Bergrath Patera übergebenen 
Haltzettels, enthält die betreffenden Resultate der Untersuchung. 


Brauneisenstein von La Greu Fontini 


bei’Ober-Vatza .  : - . .„ Eisenhalt 56-16 Percent. 
Mag neteisenstein von n Vor top, aufMagura 

Vetzi beib Ober-Vätza ». .'. am uuBisenhalt'62"4 N 
Brauneisenstein mit Eisenglanz von 

Brusztur nördlich im rechten Gehänge . . Eisenhalt 36:04 ,„ 
Kupferkies von Baila Poptyilor in Kasa- 

ugerd .“ Hei: . „rs Kupferhalt 12 n 
Kupferkies von der Franciska- Grube, 

in Rasanyesdı. tus. mh Anden: Kupferhalt 15 S 


* Silberhalt Spur 
Kupferkies von der Franeiska-Grube, 


Nr. 2 in Kasanyesd .. & . . . Kupferhalt 13-6 ; 
Kupferkies mit Bleig lanz von Valje-Ba- 
Jesk am Nordfusse der Osora . . . . . Kupferhalt 0-8 h 


Bleihalt 4 A 
* Silberhalt 00-25 Münzpfund. 


*= Das Silber von der Franeiska-Grube Nr. 1, dann das vom Nordfusse der Üsora, 
endlich das vom Seitenthale in Lazur ist nicht unbedeutend goldhältig. 


498 D. Stur. [30 


Gangstücke aus dem Ueberhöhen, im tiefsten 


Stollen der'Doya. 2... „en 92. Küpferkalt dd 2 oDereeur 
Bleiglanz vomunteren Bergbau, im Seitenthale 
von Lazueg Em De... Bleilallneass 


Ph] 

* Silberhalt 0-09 Münzpfund. 
Arsenkies, oberer Stollen des oberen Berg- 
baues im Lazur-Thale . . . . . wenig Kupfer, kein 
Kobalt und Nickel. 
Kupferkies von einem Seitengraben 
zwischen Kasanyesd und Ober-Vätza Kupfer- 

gehalt 20-3 Percent. 


Es wurde der Brauneisenstein nur von la Greu Fontini unter- 
sucht, und es schien überflüssig auch den von Vurpoduluj zu probieren, 
da derselbe den von la Greu Fontini vollkommen gleich ist. 


Wenn man auch von dem Brauneisenstein mit Eisenglanz 
von Brusztur absieht, weil er schwer schmelzbar sein dürfte und auch 
einen geringeren Eisenhalt (36 Pere.) zeigt (der doch immerhin noch 
namhaft ist), so bleiben noch die Brauneisensteine von la Greu Fontini, und 
die von Vurpoduluj, — ferner die Magneteisensteine der Magura-Vetzi (auf 
fünf verschiedenen Stellen aufgeschlossen), deren Eisenhalt ein sehr bedeu- 
tender ist, und welche vor dem Jahre 1848 zu Ober-Vätza verschmolzen 
wurden und zur Begründung einer Eisenindustrie Veranlassung gaben. 
Die Nachrichten stimmen alle überein, dass zu Ober-Vätza ein sehr 
gutes Roheisen erzeugt wurde, was auch aus der Qualität der Erze her- 
vorgeht, welche die beste, und baar aller schädlichen Verunreinigung ist. 
An sämmtlichen Einbauen liegt ein bedeutender Vorrath an Erzen vor, 
indem die respectiven Halden ganz und gar aus brauchbarem Eisenstein 
bestehen, zum Beweise dessen, dass die Baue nicht wegen Mangel an 
Erzen, sondern in Folge der wiederholt erwähnten Katastrophe auf- 
gelassen worden sind. 

Betreffend die reinen Kupfererzlagerstätten ist zu bemerken, dass 
aus denselben drei Proben (Baila Poptyilor und zwei Proben von der 
Franeiska-Grube) untersucht wurden und diese Erze einen Kupferhalt 
von 12—15 Perceent ergeben haben. Eine vierte Probe, angeblich aus 
dem Seitenthale zwischen Kazanyesd und Ober-Vätza, von einer Stelle, 
wo wir jedoch nur eine Imprägnation von Schwefelkies beobachtet haben, 
zeigt sogar 20-8 Pere. Kupferhalt. Sollte der Fundort der letzteren Probe 
nicht richtig angegeben sein, so steht so viel fest, dass auch diese uns 
übergebenen Erzstücke nur aus dem südlichen Gebirge stammen können 
und dass daher der Kupferhalt der Kupfererzlagerstätten zwischen 12 bis 
20 Percent schwankt. Eine Probe hat eine Spur von goldhältigem Silber 
ergeben. 

Bei diesem reichlichen Gehalte der Kupfererze, kann somit nur die 
Frage aufgeworfen werden, ob die Erzlagerstätten reichhaltig genug sind 
an Erzen, um die Gewinnung und Ausbringung derselben als vortheilhaft 
erscheinen zu lassen. 

Die Einbaue auf die Kupfererzlagerstätten sind sämmtlich so weit 
verfallen, dass nur eine Strecke der Baila-Poptyilor befahren werden 
konnte. Nach den in dieser Grube gesammelten Erfahrungen, wurde 


[31] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmagy im Zaränder Comitate in Ungarn. 499 


oben das Erzvorkommen als ein sehr absätziges bezeichnet. Doch dürfte 
diese Unternehmung nicht hinreichen, um über die Bedeutung dieser 
Lagerstätten abzuurtheilen, um so mehr, als auf vielen von den unter- 
suchten Halden, fast sämmtliches Gestein als kupferkiesführend bezeich- 
net werden muss. Auch sind die Einbaue selbst durchwegs als unbedeu- 
tende Schürfe zu bezeichnen, die eben nur den Beweis liefern können, 
dass das Gebirge an sehr vielen Stellen Kupfererze führt. Uebrigens hat 
im Kasanyesder Thale, unterhalb dem Orte eine Kupferhütte bestanden, 
die die in den Kupfererzlagerstätten des Kasanyesder Thales gewonnenen 
Erze zu verschmelzen hatte, welche Thatsache für die hinreichende Reich- 
haltigkeit dieser Lagerstätten sprechen dürfte. Leider ist mit der Zer- 
störung dieses, sowie anderer herrschaftlicher Gebäude, jedes sichere 
Zeichen über die Thätigkeit dieser Hütte verloren gegangen. 

Von den Blei- und Kupfererzlagerstätten wurde vorerst vom Nord- 
fuss der Csora eine Probe untersucht, die 0-8 Pere. Kupferhalt, 4 Pere. 
Bleihalt und 0-025 Münzpfund Halt an goldhältigem Silber ergab. Die 
Erzstücke, die als Rest einer kleinen Halde übrigblieben, sind auffallend 
gross, somit die Lagerstätte selbst mächtig, doch offenbar zu wenig 
untersucht, im Ganzen von der Beschaffenheit der Lagerstätte zu Dolya. 
Von der Dolya selbst wurden Erzstücke aus dem Ueberhöhen im tiefsten 
Stollen untersucht, und obwohl hier die Lagerstätte auf eine geringe 
Imprägnation mit Kiesen redueirt ist, in denselben doch noch 0.9 Pere. 
Kupferhalt erwiesen. 

Es ist bei diesen beiden Erzlagerstätten der Umstand zu berück- 
sichtigen, dass dieselben von Rezbänya aus verwaltet und eigent- 
lich nieht aus Mangel an eigenen Erzen aufgelassen wurden. Ihre Auf- 
lassung ist dem Falle von Rezbänya zuzuschreiben. Es ist ferner die 
Thatsache zu beherzigen, dass der Nordabfall der Dolya in das Lazur- 
Thal bisher gar nicht untersucht wurde, und dass im Südgehänge selbst 
mit dem tiefsten Stollen nur ein Theil der Teufe der Dolya aufgeschlossen 
worden ist. 

Die Bleiglanz-Lagerstätte im unteren Einbau, im Seitenthale von 
Lazur, ist ausserordentlich arm an Kupfer- und Eisenkies, welche nur 
stellenweise eingesprengt erscheinen. Die von da untersuchte Probe zeigte 
36:5 Pere. Bleihalt und 0-09 Münzpfund Halt an nicht unbedeutend gold- 
hältigem Silber. Der Einbau, der auf diese reichhaltige Lagerstätte 
eröffnet wurde, zeigte ein sehr absätziges Vorkommen des Bleiglanzes, 
und es wurde der Betrieb desselben aus der Ursache aufgegeben, weil 
das, wie die Untersuchung zeigt reichhaltige Erz, nur so billig abgelöst 
werden konnte, dass die Transportskosten kaum gedeckt wurden. Wie 
gesagt, das Resultat der Untersuchung der Probe ist so günstig, dass 
eine Wiederaufnahme einer Aufschürfung dieser Lagerstätte wohl gerecht- 
fertigt erscheint. 

Das Vorkommen des Arsenikkieses im Lazur-Hauptthale war 
im ersten Augenblick der Untersuchung an Ort und Stelle wichtig er- 
schienen, wegen der Möglichkeit, dass auch hier wie an andern Orten, 
der Arsenikkies von Niekel- und Kobalt-Kiesen begleitet sein dürfte. Die 
erste im Laboratorium unserer Anstalt ausgeführte vorläufige Unter- 
suchung einer Probe, schien dahin zu führen, dass insbesondere am Mit- 
vorkommen von Nickel nicht zu zweifeln sei. Die im k. k. hüttenmännisch- 


500 D. Stur. [32] 


chemischen Laboratorium durchgeführte Untersuchung einer zweiten 
Probe zeigt keine Spur, weder von Nickel noch von Kobalt. 

Hierzu muss bemerkt werden, dass von diesem Kiesvorkommen nur 
eine sehr geringe Menge vorlag, und zur ersten Probe, die reichsten 
Theile des Mitgenommenen verwendet wurden. Ferner verdient hervor- 
gehoben zu werden, dass sowohl das Gebirgsgestein, als auch die feld- 
spathreieheren Linsen desselben, überhaupt das ganze Vorkommen so 
sehr ähnlich ist dem von der Kolba bei Libethen !) wo die Niekel-Kobalt- 
erze sehr hoffnungsreich erschürft worden sind, dass bei den bedeutenden 
Preisen dieser Erze eine Wiederaufnahme der Untersuchung der Lager- 
stätte in dieser Hinsicht sehr am Platze erscheinen dürfte, 

Eine Untersuchung des reinen Schwefelkieses schien überflüssig da 
derselbe bekanntlich 53 Pere. Schwefel enthält, und gewiss geeignet ist 
zur Fabrikation der Schwefelsäure verwendet zu werden. 

Aus der Auseinandersetzung über die Erzniederlagen des Gebietes 
der Herrschaft Hälmägy geht hervor, dass diese Gegend reich begabt ist 
an mancherlei Erzlagerstätten. Reiche Eisenstein-Lagerstätten, auf die 
vor dem Jahre 1848 eine Eisenindustrie basirt wurde; reichliche Kupfer- 
erz- und Bleiglanz-Lagerstätten, silber- und goldhältig wovon die ersteren 
in der Kasanyesder Hütte, die letzteren zu Rezbanya verarbeitet und 
verwendet wurden, und auch durch die eben ausgeführten Untersuchungen 
als reichhaltig erwiesen sind; ferner Lagerstätten von reinem Schwefel- 
kies zur Schwefelsäure-Fabrikation verwerthbar; endlich berechtigte 
Hoffnung auf eine Lagerstätte von Nickel- und Kobalterzen. 


Die Beschaffenheit des Bodens in Beziehung auf den Fortbe- 
stand des Waldes. 


Wir sind bei vorangehender Betrachtung der gegebenen günstigen 
Verhältnisse des Herrschaftsgebietes, von der Thatsache ausgegangen 
dass in dem abgeschätzten Theile der Waldungen über eine Million 
Klafter schlagbares Holz vorhanden ist und dass diese Holz- 
masse verwerthet werden solle. Wir müssen nun zum Schluss abermals 
zum Walde zurückkehren als zur Grundbedingung alles zu erhoffenden 
Aufschwunges der Gegend. Wenn die Communicationen alle hergestellt 
sind, und das werthvollere Holz, alles durch geregelte Verbindungen 
dem Handel übergeben wird; wenn der Bergsegen andauert — und 
industrielle Unternehmungen zu voller Blüthe bringt, bleibt immer noch 
die Frage zu beantworten übrig: sind die gegebenen Verhältnisse von 
der Art, dass man mit Zuversicht erwarten kann, dass der Wald bei 
sorgfältiger Pflege des Nachwuchses, bei zweckmässiger Eintheilung 
der Schläge, überhaupt bei geregelter Wald-Wirthschaft, im eigenen 
Werthe und als Grundbedingung der industriellen Unternehmungen, fort- 
bestehen könne? 

Diese Frage stellt sich eigentlich dahin: ist die Beschaffenheit 
des Bodens, in welchem der Wald wurzelt, eine derartige, dass diesem 
die nöthigen Nahrungsmittel auf eine lange Reihe von Jahren gesichert 
bleiben ? 


1) Jahrb. d. geol. Reichsanst. XVII. 1868, p. 345, 


[33] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmagy im Zaränder Comitate in Ungarn. 501 


Im nördlichen Gebirgsgebiete bilden den Untergrund: die 
Thonglimmerschiefer und die Kreide-Sandsteine und Mergelschiefer. 

Die Thonglimmerschiefer verwittern allerdings nicht sehr tief, sind 
somit gewöhnlich nur mit einer geringen Verwitterungskruste bedeckt, 
die einen zähen, groben, an Quarzkörnern reichen, mässig günstigen 
Boden bildet. Sie sind im Ganzen keine sehr festen Gesteine und sind dünn- 
schiefrig. Es ist aber zu beachten, dass die Thonglimmerschiefer fast 
horizontal lagern, und dass das senkrechte Herabdringen der Wurzeln in 
ihrem Gebiete mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist. Man wird 
daher aus dieser Ursache, dann weil die relative Erhebung des Gebirges 
im Thonglimmerschiefer-Gebirge am höchsten ist, insbesondere die nörd- 
lichen Lagen der Thäler von Lazur, Brusztur und Vozdocs, in der Folge 
der Zeit mit Nadelhölzern bepflanzen, und auf diese Weise nicht nur 
den gegebenen Boden zweckmässiger ausnützen, sondern auch dem Be- 
dürfnisse an dieser Holzgattung, welche gegenwärtig im Gebiete der Herr- 
schaft gar nicht vorkommt, abhelfen. Wir sahen von Gyalumare aus, in 
dem nördlich an das Herrschaftsgebiet grenzenden Gebirge, welches 
ebenfalls aus Thonglimmerschiefer besteht, schöne Nadelholz-Waldungen 
stehen, als sicheren Beweis, dass solche auch innerhalb des Herrschafts- 
gebietes möglich sind. 

Die Kreidesandsteine und Mergelschiefer sind aus den Trümmern 
des krystallinischen Gebirges entstanden und haben überdies ein kalk- 
hältiges Bindemittel. Sie verwittern sehr tief und sind meist mit einer 
reichlichen Verwitterungskruste überdeckt. Der noch unverwitterte Unter- 
grund ist wasserundurchlässig, daher an flachen Theilen der Rücken, 
die übrigens im Gebiete nicht häufig sind, nasse Stellen entstehen. In 
Folge der Wasserundurchlässigkeit des Bodens ist es für die tieferen 
Gegenden sehr zu wünschen, dass das Sandsteingebiet möglichst bewal- 
det bleibe, da in Fällen, wo grosse Wassermengen bei Gewittern und 
Wolkenbrüchen auf dieses Gebiet niederfallen, der geringste Theil davon 
vom Boden aufgesaugt werden kann, und diese dann über die Gehänge 
in die Thäler, und durch diese in die Ebene sich ergiessen, grosse Mas- 
sen von Geröllen mit sich führend und überall Verwüstung und Verhee- 
rung verbreitend. Das Gebiet der Kreide-Sandsteine ist in Folge ihrer 
Zusammensetzung ein natürlicher Waldboden, geeignet für jede Art Holz- 
gewächse, wie dies von den Gebieten des Wiener und Karpathen-Sand- 
steines gilt und allgemein anerkannt ist. Vorzüglich gedeihen auf diesem 
Boden gemischte Waldungen, aus Buchen, Eichen und Nadelholzgattungen. 

Die Trachyttuffe sind im nördlichen Gebirgs-Gebiete nicht sehr aus- 
gedehnt. Sie sind genau von derselben Beschaffenheit wie im südlichen 
Gebiete. 

Das südliche Gebirgs-Gebiet derHerrschaft besteht aus den 
dioritischen Gesteinen, den Augitporphyren und zugehörigen Tuffen und 
Kalken, endlich aus den Trachyttuffen. 

Die dioritischen Gesteine sind dadurch, dass sie vorherr- 
schend schiefrig sind, der Verwitterung ziemlich leicht zugänglich, die 
auch auf bedeutende Tiefen hinabreicht. Sie saugen das atmosphärische 
Wasser sehr leicht auf. Der Umstand, dass zwischen den schiefrigen 
Theilen feste Knollen des viel härteren körnigen Gesteins enthalten sind, 
die fast gar nicht verwittern, bringt es mit sich, dass der aus der Verwit- 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 66 


502 D. Stur. [34] 


terung der dioritischen Gesteine entstehende Boden zwar sehr grobsteinig, 
übrigens aber dem Waldstande sehr günstig ist. Da das Gestein nicht ge- 
schichtet ist, ist den Wurzeln der Bäume die Möglichkeit geboten, nach 
allen beliebigen Richtungen tief in den Boden einzudringen. Daher bilden 
die dioritischen Gesteine eine ausgezeichnete Unterlage für alle Laub- 
holzgattungen, vorzüglich aber für die Eichen, die in Folge der trockenen 
Lagen langsamwüchsig und um so werthvoller werden können. Wir sahen 
Eichen, Buchen und Weissbuchen in schönen Bäumen in diesem Gebiete. 

Der Augitporphyr und dessen Tuffe sind so tief verwittert, 
dass es bisher nicht gelungen ist, in den gewöhnlichen Entblössungen des 
Terrains ein unverwittertes Stück des Augitporphyrs zu erhalten, um 
die noch nöthigen Bestimmungen seiner Beschaffenheit in frischem unver- 
wittertem Zustande vornehmen zu können. Weil das Gestein selbst immer 
dunkelfärbig ist, zeigt auch die aus der Verwitterung der Augitporphyr- 
Gebilde entstehende Erde dunkle Farben. Weil dem Boden die nöthigen 
Bestandtheile nicht fehlen, selbst Kalk in den Mandelsteinen und in den 
Klüften des Gesteines reichlich vorhanden ist, erscheint es ziemlich natür- 
lich, dass auf dem Augitporphyr-Gebiete die Vegetation, insbesondere auf 
den Wiesen der obersten Lagen sehr üppig ist. Mit der tiefen Verwitter- 
barkeit des Gesteins ist eine tief eingreifende Auflockerung desselben 
verbunden; auch der entstandene Boden ist wenig bündig. Daher ist es 
zu wünschen, dass nur die flachen Theile des Gebietes zu Wiesen oder 
Aeckern verwendet werden mögen, die steileren Gehänge aber mit mög- 
lichst diehten Waldungen bedeckt bleiben, indem durch Regengüsse 
sämmtliches Erdreich leicht weggewaschen wird, so dass tiefe Einrisse 
in dem Boden zu entstehen pflegen, die das der Vegetation günstige Erd- 
reich bei der steilen Neigung des Gehänges fast für immer verloren ge- 
hen lassen. Man sieht ein Bild einer solchen Verwüstung im Süden von 
Ober-Vätza, wo die steilen Gehänge kaum hie und da einem Birken- 
gebüsch hinreichenden Halt bieten. 

Uebrigens gedeihen auf dem Augitporphyr-Gebiete alle Laubholz- 
gattungen. In trockenen Lagen sind Eichen vorherrschend. 

Der grössere Theil des südlichen Gebirges, besteht aus Trachyt- 
tuffen und Breceien. 

Die Breceien sind durch und durch lockere Gesteine, die das Was- 
ser sehr leicht aufsaugen; die Trachyttuffe, namentlich die Pallaartigen 
feineren sind wasserundurchlässig. Wenn daher das eine Gestein das 
Wasser aufsaugt, behält es das andere durch lange Zeit. In Fällen, wo 
die Breeeien, wie dies gewöhnlich der Fall ist, vorherrschend die 
höheren Theile des Gebirges zusammensetzen, ist es allerdings der Fall, 
dass die höheren Lagen an Wassermangel leiden, indem das atmosphä- 
rische Wasser durch die Breceien schnell durchdringt, und durch die 
Thalsohle das Gebirge verlässt. Im Gebiete der Herrschaft ist dies 
weniger der Fall; und daher in den Waldungen des Trachyttuff-Gebietes, 
trotz des geringen Wassers, das in den Thalsohlen fliesst, überall in Folge 
eines günstigen Feuchtigkeitszustandes, eine üppige Vegetation zu 
sehen. 

Obwohl diese Tuffe und Breecien durch und durch aus grossen 
oder kleinen Theilehen des Trachytes zusammengesetzt sind, verwittern 
sie dennoch nicht leicht von selbst; können aber durch geringe Mühe, 


[35] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarm. 503 


da sie nicht hart sind, aufgelockert werden. Sie geben einen liehten san- 
digen Boden, der insbesondere grasreichen Wiesen sehr günstig ist, Es 
gedeihen übrigens auf den Trachyttuffen anderer Gebiete alle Laub- und 
Nadelholzgattungen. Wir sahen die Buchen auf den Trachyttuffen des 
Herrschaftsgebietes so kolossal gross, wie kaum je auf einer andern 
Stelle. Besonders geeignet scheint der Boden für Cultur von Ahornen zu 
sein, da wir die prächtigsten Stämme derselben, besonders die Rücken 
dieses Gebirges reichlich bedecken sahen. 

Aus dem Vorangehenden folgt, dass die Bodenbeschaffenheit der 
beiden Gebirgsgebiete, denen fast ausschliesslich das Waldgebiet der 
Herrschaft angehört, für die Erhaltung und den Fortbestand 
des Waldes eine im Ganzen ausserordentlich günstige 
ist. Felsige Stellen fehlen durchgehends. Die ungünstigsten Bodenver- 
hältnisse bietet der Thonglimmerschiefer; doch wird auch dieses Gebiet 
durch Nadelholzbestände mit hinreichend grossem Ertrag ausgenützt 
werden können, da hier ein langsamwüchsiges, daher werthvolleres Holz, 
und eine Hoizgattung überhaupt, die dem Herrschaftsgebiete fehlt, erzeugt 
werden kann, wodurch der Ertrag auf gleiche Linie gestellt werden 
könnte mit andern Gebieten. 


Das Berg- und Hügelland in seiner Eignung für landwirth- 
schaftliche Zwecke. 


Das Berg- und Hügelland ist eigentlich kein natürliches Wald- 
gebiet, sondern durch seine Lage und die Bodenbeschaffenheit seines 
grösseren Theiles für landwirthschaftliche Zwecke besser geeignet, und 
als solches auch benöthigt. 

Wenn man von dem Kalkberge Magura bei Riskulieza absieht, der 
vielleicht am zweekmässigsten mit Schwarzföhren bewaldet werden sollte, 
besteht das Berg- und Hügelland aus den Gesteinen der Congerienstufe, 
Trachyttuffen und aus Augitporphyr, die Thalsohlen aus diluvialen und 
alluvialen Lehm-, Sand- und Schottermassen. 

Die Gebilde der Congerienstufe, die Tegel und Lehme können 
unmittelbar, ohne irgend einer Vorbereitung, mit dem Pfluge angegriffen 
und in Ackerland umgestaltet werden, denn sie treten schon im uneulti- 
virten Zustande als Weideflächen und Wiesenland auf. Doch muss man 
gestehen, dass sie namentlich für Aecker keinen besonders geeigneten 
Boden abgeben. 

Der Tegel sowohl als der Lehm, der letztere als das natürliche 
Verwitterungsproduct des ersteren, sind beide wasserundurchlässig, und 
in dieser ihrer Eigenschaft ist ihre Ungunst für den Ackerbau begründet. 
Sie saugen das Wasser sehr schwer auf: und lassen dasselbe eben so 
schwer fahren. Der aus ihnen entstehende Boden ist theils nass und kalt, 
theils nach vollständiger Austrocknung ausserordentlich hart und trocken. 
Dennoch ist es möglich diesen Boden durch Drainage-Anlagen, und 
dadurch zu verbessern, dass man ihm Sand in grösseren Mengen zu- 
führt. Zu dieser Verbesserung sollte man eben die günstigsten Stellen 
wählen, etwas geneigte flache Theile, wie es insbesondere die Wiesen 
zwischen Lyasza und Csucs sind. Die so verbesserten Gründe sollte 
man mit besonderer Rücksicht auf Futterkräuter ausbeuten, denn ins- 
besondere für den Kleebau dürften sie sich vorzüglich eignen, und 

66* 


504 D. Stur. [36] 


dadurch der Viehzucht, die hier gewiss eine Zukunft hat, zu einem Auf- 
schwung emporhelfen. Ein Theil des Berg- und Hügellandes, insbesondere 
das Plateau zwischen Lyasza, Bogyesd und Hälmägy, verspricht, auch bei 
Anwendung aller Bodenverbesserungs-Mittel, wenig Erfolg. 

Dieser Theil des Berg- und Hügellandes bietet die Erscheinung von 
langsamen Rutschungen ganzer Gehänge und ausgedehnter Lehnen in einer 
gewiss nur sehr selten so grossartigen Weise. Wenn man von Hälmägy aus 
den Blick nach West wendet, erblickt man den steilen Abfall des Bogyes- 
der Plateaus. Man bemerkt in demselben eine Art Terrassirung des Bodens. 
Der Abfall des Plateau bildet kein abgerundetes, gleichmässig geneigtes 
Gehänge, sondern der Abfall besteht aus einer Reihe von Stufen. Hinter 
jeder Stufe bemerkt man eine senkrechte, nicht bewachsene Wand, die 
ehemalige Rutschfläche, längs welcher ein Theil des Plateau abgerissen 
und tiefer hinabgerutscht ist. 

Dass diese Rutschungen in der That existiren, beweist jener Fall 
einer Rutschung im Norden der Poststrasse, der vor einigen Jahren statt- 
fand. An dieser Stelle befindet sich im Gehänge des Plateau ein Keller, 
welcher sehr geräumig ist, und mehrere Seitenhallen hat. Durch die 
erwähnte Rutschung ist nun eine solche Seitenhalle des Kellers mit dem 
Gehänge herabgerutscht und unzugänglich geworden. 

Dieser Fall beweist, dass durch die bereits stattgefundenen Rut- 
schungen, die einen bedeutenden Theil des Plateau. verschlungen haben, 
das Gleichgewicht noch nicht hergestellt ist, und man kann überdies auf 
dem Plateau einige neue, erst im Anfange der Rutschung begriffene Risse 
des Gehänges beobachten. Dieselbe Erscheinung ist übrigens auch im 
Norden der Strasse bei Bogyesd zu sehen, wo man ebenfalls stufenweise 
erfolgte Einsenkungen des Bodens bemerkt, und wo ganze grosse Theile 
des Erdreichs nach Bogyesd hinab in langsamer Bewegung befindlich sind. 

Der erörterte Theil des Terrains bietet ein höchst verwahrlostes 
Aussehen, ist mit niedrigem Birkengebüsch bewachsen, und dient im übri- 
gen als ein sehr schlechter Weideplatz. Hier scheint es am zweckmässig- 
sten, entweder das Birkengebüsch zu schützen und einen Birkenwald 
daraus zu ziehen, oder Eichen hierher zu pflanzen, da auf demselben 
Boden im Norden von Bogyesd ein prächtiger Eichenwald vegetirt. Man 
würde in Folge der Zeit hier nicht nur viel Holz erzielen, sondern auch den 
Boden vor weiteren Rutschungen dadurch schützen, das der Einfluss des 
atmosphärischen Wassers, durch den schirmenden Wald gemildert würde. 

Ueber die Trachyttuffe und Breceien wurde im Vorangehenden mit- 
getheilt, dass wenn sie auch von selbst nur schwer verwittern, sie durch 
geringe Nachilfe der Menschenhand hierzu leicht zu bewegen sind und 
einen lichten Boden geben, der derselbe ist, wie jener in der Hegyallya, 
wo die berühmtesten ungarischen Weine wachsen. Es wäre daher am 
natürlichsten, die ebenen Theile des Trachyttuff-Gebietes zu Aeckern, die 
steileren sonnigen Gehänge- zu Wein und Obstgärten zu verwenden. Das 
milde Klima, die sehr tiefe Lage der ganzen Gegend, der üppig vorkom- 
mende Nussbaum, und die in den Gebüschen in langen Ketten hin und 
her rankende wilde Weinrebe, sprechen für den Erfolg einer solchen Un- 
ternehmung. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem im Berg- und Hügel- 
lande vorkommenden Augitporphyr, der einen tiefgründigen schwarzen 
Boden erzeugt. 


[ 37] Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 505 


Die warmen Quellen in Unter-Vätza. 


Endlich darf ich nicht versäumen, noch auf eine seltene und werth- 
volle Gabe der Natur, auf die im Herrschaftsgebiete in Unter-Vätza vor- 
kommenden warmen Quellen aufmerksam zu machen. 

Nach der neuesten Analyse !) von Peter Schnell (1856) enthält 
das Wasser in einem Pfunde — 7680 Gr.: 


Koblensanzer Kalkan 2. 29004822. 
n Mate nenne. 00350), 
% Bisenoxyaul iv. neun... 101229), 
Schwefelsaurer Kalk . MER REN REN. 1 7D6D. N, 
R Ra KINN Eye RE AIRES Den 9 "DONE N, 
H Naomi NE men LNOFAZAAN,, 
EnoNatergma RM SUN ZLOANG, 
Chlormaemiaom: 4 run en. 42.4055), 
KRiegelsaure =... . 0:3270 


ER TBNE SU LE # 
Summe der Bestandtheile. . 8:1669 Gr. 

Die Menge des Schwefel-Wasserstoffgases wird in dieser Analyse als 
unbestimmbar angegeben. Die Temperatur des Wassers der einen Quelle 
wird auf 290 R., der zweiten auf 270 R. angegeben, während Koch) die 
Temperatur mit 250 R. bestimmt hat. Während unseres Aufenthaltes 
. zeigte die kältere 19 —20° R., die wärmere Quelle aber 26° R. Wärme. 

Obwohl gegenwärtig die Menge des Schwefel-Wasserstoffgases, die 
die Quelle ausathmet, eine sehr geringe ist, erscheint sie dem Geologen 
als Rest und Beweis einer früher in dieser Gegend regeren derartigen 
Thätigkeit des Erdinnern von Wichtigkeit. Sie lieferte wohl das Fixa- 
tionsmittel für die in der die Gebirgsgesteine durchziehenden Gebirgs- 
feuchtigkeit enthaltenenMetalllösungen. Die früherenSchwefel-Wasserstoff- 
Quellen gaben dem Gebiete den unterirdischen Segen, die Sulphurate der 
Metalle, indem sie die metallische Füllung der oben beschriebenen Erz- 
niederlagen veranlassten. Gegenwärtig sind sie als Heilquellen von aner- 
kannter Wirkung für den leidenden Theil der Bevölkerung von Wichtig- 
keit. Wenn den Forderungen der Jetztzeit entsprochen wird, dürften 
sie auch für den Besitzer einen namhaften Nutzen abzuwerfen, und 
überhaupt den Wohlstand der ganzen Umgegend zu begründen ge- 
eignet sein. 

Die Quellen entspringen am linken Ufer der Körös, unterhalb der 
Einmündung des Kasanyesder Baches, auf der horizontalen Fläche einer 
Terrasse, welche die Körös und der Kasanyesder Bach, hauptsächlich 
wohl der letztere gemeinschaftlich aufgeschüttet haben. Die Quellen ent- 
‘“ springen somit nicht unmittelbar aus einem felsigen Grunde, sondern im 
Gebiete der Alluvionen der genannten Wässer, welche vorzüglich aus 
sandigen und schotterigen Lagen bestehen, in welchen Wässer jeder Art, 
ohne besondere Schwierigkeiten eirculiren, steigen und fallen können. 

Die Situation der Quellenpunkte bringt es mit sich, dass das aus 
dem Kasanyesder Thale herausfliessende Bachwasser, da es oberhalb 
des Bades in die Körös mündet, viel höher gelegen ist, als die Bassins 


1) Prof. Dr. Sigmund: Uebersicht der bekanntesten zu Bade- und Trink- 
Curanstalten benützten Mineralwässer Siebenbürgens p. 71, 1860. 
2) E.J. Koch: Die Mineralquellen des österr. Kaiserstaates p. 414. 


506 D. Stur. [38] 


der Bäder. Es ist somit natürlich, dass das unterirdisch im Alluvium 
dieses Thales fortwährend durchsickernde süsse Wasser auch die Terrasse, 
auf welcher das Bad steht, durehdringen, somit auch bis zu den Quellen 
gelangen, dieselben der Qualität nach verdünnen und ihre Temperatur 
namhaft herabmindern kann. Ein weiterer Umstand, dass nämlich der 
Kasanyesder Bach, insbesondere zur Zeit plötzlicher Regengüsse, sehr 
viel Schutt mit sich bringt, und den Schuttkegel an seiner Mündung 
fortwährend erhöht, bringt es mit sich, dass nicht nur das Wasser des 
Kasanyesder Baches von Tag zu Tag höher fliesst, sondern es wird auch 
das Wasser der Körös, durch den fortwährend wachsenden Schutikegel 
des Kasanyesder Thales zurück gestaut, in seinem ohnehin langsamen 
Fliessen aufgehalten, und der Druck der süssen Gewässer auf die Bad- 
Terrasse fortwährend vermehrt und der oberwähnte Uebelstand ver- 
grössert. 

Als einen Beweis für diese Angaben, dass nämlich die süssen Ge- 
wässer des Thales bis zu den Bassins gelangen, und das Wasser der 
Thermen namentlich bei hohem Wasserstande zeitweilig namhaft ver- 
schlechtern, betrachte ich die obigen, so sehr von einander abweichen- 
den Angaben über die Temperatur der Thermen. Nicht minder wichtig 
in dieser Richtung ist die Thatsache, dass die obere zur Mündung 
des Kasanyesder Baches näher stehende Quelle, zu welcher somit die 
süssen Wässer den kürzesten Zutritt haben, die kältere, überhaupt die 
schwächere ist. Auf dieselbe Ursache ist zu reduciren ferner die Erschei- 
nung, dass im Winter der unterhalb der Quellen befindliche Theil der 
Terrasse sich wärmer darstellt, als die Gegend oberhalb der Thermen, 
näher zum Kasanyesder Bach. 

Die sandig schotterige Beschaffenheit der Terrasse, in welcher die 
Bassins vertieft sind, bringt es ferner mit sich, dass nicht nur das süsse 
Wasser eindringen, sondern auch das Thermalwasser ungehindert unter- 
irdisch entweichen kann, woraus wohl einzig und allein die geringe 
Ergiebigkeit der Quellen herzuleiten sein dürfte. Die Bassins sind in der 
alten guten Zeit so gebaut worden, dass man auf die Wasserundurchlässig- 
keit derselben nicht die geringste Rücksicht genommen hat. Obwohl die 
Füllung der Bassins bis zum Normalstande von 3—3!/, Fuss eine verhält- 
nissmässig sehr schnelle ist, steigt das Wasser in den Bassins während 
der Tageszeit, wo gebadet wird, nicht höher, trotzdem die Abflussröhren 
des Thermalwassers verstopft werden. Freilich rinnt auch in dem allge- 
meinen Abflusscanal, trotz der verstopften Abflussröhren, fast den ganzen 
Tag hindurch dieselbe Thermalwasser-Menge ab und wird eine noch 
grössere Menge desselben durch die sandig schotterigen Schichten der 
Terrasse einen Ausweg finden. 

Aus dieser Darstellung der Verhältnisse, unter welchen die Ther- 
men von Unter-Vätza an den Tag treten, folgt unmittelbar die Art und 
Weise der Abhilfe, die gewiss eine namhafte Verbesserung der Quellen 
nach sich ziehen wird. 

Vorerst ist es nöthig, eine Regulirung der Mündung des Kasanyes- 
der Baches in der Weise durchzuführen, dass seine Gewässer, statt dass 
sie wie gegenwärtig die Körös aufwärts in Krümmungen zu fliessen genö- 
thigt werden, auf dem kürzesten Wege zur Körös zu gelangen vermögen. 
Mit dieser Umlegung des Kasanyesder Baches müsste gleichzeitig eine 


\ 
: 
7 
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[ 39] Die geol. Besch. d. Heırsch. Halmägy im Zaränder Comitate in Ungarn. 507 


Sicherung der Terrasse, auf welcher das Bad steht, vor Wegschwem- 
mung und Ueberschwemmung, welche letztere bei Hochwässern stattfin- 
det, und vor Durchdringung durch süsse Wässer, Hand in Hand gehen. 

Da die zwei kleinen Bassins ihrer geringen Räumlichkeit wegen den 
gewöhnlichen jetzigen Bedürfnissen nicht genügen, wird man bei den 
nöthigen Neubauten ausser auf die Aufsuchung der eigentlichen Mündung 
der Quellen, welche einige Klafter nördlich, unterhalb der Bassins liegen 
dürfte, vorzüglich auf die Fassung der Quellen und auf die Sicherung 
derselben vor dem Eindringen der süssen Wässer Bedacht nehmen 
müssen. 

Und wahrlich, eine solche gründliche Umgestaltung verdient der 
Badeort Unter-Vätza. Die anerkannt heilkräftigen Quellen treten mitten 
in einer schattigen Au der Körös an den Tag, die mit geringer Sorgfalt 
zu einem prachtvollen Park umgestaltet werden kann. Sowohl das Thal 
der Körös vom Bade aufwärts, als auch das Kasanyesder Thal, bieten 
dem Besucher sehattige Spaziergänge, prachtvolle Aussichtspunkte in die 
nahe Umgegend, in die entfernteren waldigen Höhen und auf die im 
Norden sich erhebenden mit glänzenden Schneefeldern bedeckten Alpen 
des Biharia Gebirges. 

Die gegenwärtigen Communicationen, bestehend aus der Haupt- 
strasse des Gebietes und einer sich von dieser abzweigenden kurzen gut 
erhaltenen Strasse nach Unter-Vätza, verbinden den Badeort mit der 
nächsten Umgegend. Gelingt es die vorgeschlagene neue Strasse von 
Unter-Vätza durch das Kasanyesder Thal an die längs der Maros vor- 
überziehende Eisenbahn nach Zäm auszuführen, so wird der Badeort auch 
entfernteren Besuchern zugänglich, dem grossen Verkehre offen stehen 
und dadurch auch einer besseren Zukunft entgegen sehen. 

Aus dem Vorangehenden geht es hervor, dass das Gebiet der 
Herrschaft Hälmagy mit allen möglichen Schätzen von der Natur reichlich 
ausgestattet sei, und dass es hier nur eines schaffenden und unterneh- 
menden Geistes bedarf, um in dieser Gegend ein ungeahntes reges 
neues Leben zu erwecken, dessen Segnungen nicht nur den materiellen 
Wohlstand der Gegend, sondern gewiss auch eine Veredlung der Bevöl- 
kerung nach sich ziehen müssten. 


508 D. Stur. Die geol. Besch. d. Herrsch. Hälmägy u. s- w. [40] 
Inhalt. 
Seite 
Hydrographie des Gebietes , uanayn 9. .... a . td 
Orograpiie des Gebieten am)... bu oe SEEN h 472 
Gammiunieations-Tanien Au sr DL EL 0 STR ae [6] 474 
Geologische: Beschaffenheit des7Bodens .. 2... 2... mis erunen [9] 477 
Die krystallinischen Schiefer-Gesteine . . . . . ya ee 10] 478 
Die dioritischen Gerteme ua a an kei) 2 ee ae Be nal h ho 478 
Der Augitporphyr und die Tuffe und Kalke desselben . . . 11] 479 
Die Sandsteine, Mergelschiefer und Mergelkalke der Kreideformation 12| 480 
Der andesitische Trachyt und die Tuffe desselben . ...... 14] 482 
Der Tegel, Sandstein und Schotter der Congerien-Stufe. ... . 15] 383 
Der SOSSWanserquanzy . DU LEN er 2a ehe ee 14| 483 
Die diluvialen und alluvialen Ablagerungen . ......... 14) 483 
Uebersicht der das Gebiet zusammsetzenden Gesteine . 16] 484 
Die Verbreitung dieser Gesteine im Gebiete der Herrschaft . 17] 485 
Im'werdlichenr Gepwge, N 2.0.0.0 Ts 17] 485 
Imsudlichen Gebiruen. y. wu. = une) SILSR ARE NE EHE: 19] 487 
ImBere mgskiueellande 2 4°... 2.00 0 Ran a RR Ne 20] 488 
NUVZBALONWTERTEIDEHIM NER N A SEE NEN IR APR 0 21] 488 
Erraniggerlägen ıı. „A.Hna mas BE AEENIIE (Share. RABEN DREHTE, 22] 490 
Diseusteine ae este ja 6. te de a nee 22] 490 
Brauneisenstein auf „la Greu Fontini“, auf Vurpodulu) . .... 23] 491 
Magneteisensteme auf der Magura Vetzi.. . 2. 0. un ne 23] 491 
Eisenglanz im Bruszturer-Thale.. .. . 2 “TER RZ ARE 23] 491 
Magneteisen eingesprengt im Hornblendegesteine im Bruszturer 
TDHalST ae ale Aa he pe 24] 492 
Reime. Kupferkieslsaperstatten, ... 0.004 ohne ee 24] 492 
Im) Kupmlor und »7. Kereszt-Thale ... ....0. un. ln 24] 492 
Bler- und Kupfererz-Bagerstätten . . 2. ZT RN TEEN ER 25] 493 
Im Sanber AEhalehnen..!l a N TEN En 26] 494 
In südlichen !Gehänge: der Csora . .. 1... 2,0% 3% DI) Ber ©! 
Im, Nordeehänee derÜsora ., , -.. u wu 1m darge die ve am ee 26] 495 
An der Grenze der Gemeinden Vozdocs und Lunksora . . |27] 49 
WervBerebaumm Dolya 2... 5 N TS N 27) 495 
Bleierze in Seitenthale des Lazur-Thales .. ...... ..14.221128) 7486 
Nickel-Kobalt, Arsenkiese im Lazur-Hauptthale. . . . 2 2 2 2 2 2.2. 28) 496 
Schwelelkies Lazemsbasgen‘ 2. Ni. d.res ne nern 1128] 0A 
Im PSzRerenze halle’ .. 1... 2 RE ae ee 28] 496 
Im Seitenthale unterhalb der alten Kupferhütte im Kasanyes- 
ÜerIhalpane ee Vena 9 EN Baer Ha [29] 497 
Im Brusztur-Thale. 
Analysen, der JErzer ee lau... 2.00 00 Ka Tee ee . [29] 497 
Die Bodenbeschaffenheit in Beziehung zur Waldeultur und der Erhaltung 
ES aldlOS. 2 ee. 42a. 2 PER a Eee 32] 500 
Das Berg- und in seiner Eignung für landwirthschaftliche 
Zwecke... en a... 2 ee een See [35] 503 
Die warmen Quellen in Unter-Vätza, deren Lage, und Angabe der Mittel 
zur. Abhilfe tlernDebelständer. .. .. ... “1. Deren 37) 505 


II. Die geologischen Verhältnisse der Matra. 


Von Ferdinand Freiherrn v. Andrian. 


(Reisebericht für 1866 — Erste Abtheilung.) 


Die .Matra tritt als isolirter Gebirgsstock am Nordrand der grossen 
ungarischen Ebene, 7—8 Meilen südöstlich vom Schemnitz-Kremnitzer 
Trachytstocke und in fast gleicher Entfernung östlich vom Gran-Waitzner 
Stocke auf. Räumlich am nächsten steht ihr das gänzlich ungleichartige 
Bückgebirge, dessen äusserste Ausläufer im Osten bei Sirok undBakta 
direct an jene der Matra anstossen. 

Die Gliederung dieses Gebirges ist in geographischer nnd geologi- 
scher Beziehung einfach. Ein zusammenhängender Bergrücken zieht sich 
in flacher Krümmung von Ost nach West, zwischen den Ortschaften 
Verpelet und St. Marie im Osten und Pasto im Westen hin. Wir fin- 
den dessen östlichste Erhebung, den Bonahalomberg, bei den erst- 
genannten dieser Ortschaften am rechten Abhang des Tarna-Thales, wel- 
ches am Nordabhange der Nagy Gallya, eines der höchsten Gipfel im 
westlichen Theile der Matra entspringt, und einen grossen Theil des 
Nordrandes sowie den Ostrand der Matra umsäumt. Der westliehste Aus- 
läufer der Matra ist der in das breite Zagyva-Thal bei Paszto abfallende 
Muzlai tetö. 

Die Contouren des Matrakammes bilden ein vielfach gebrochenes 
System von Spitzen und Einsattelungen. Die bedeutendsten Höhen der- 
selben sind von West nach Ost: Der Muzlai tetö, die Nagy Gallya 
(508 Klafter), der Kekes (531 Klafter), Saski, Nagy Sokorez, Pal Bik, 
Sederies Var, Gazos kö, Bonahalom. Ihre verticale Ausdehnung nimmt 
vom Kekes besonders rasch gegen Osten ab, so dass der Bonahalom nur 
mehr 191 Klafter misst. 

Während der Hauptkamm gegen Norden keine grosse Ausdehnung 
zeigt, da die nicht mehr zum System der Matra gehörigen Sandsteinhöhen 
des nördlich anstossenden Tertiär-Gebietes dicht an denselben heran- 
reichen, zweigen sich nach Süden zahlreiche Ausläufer des Hauptkammes 
mit einer durchschnittlichen Kammhöhe von 1200 bis 2000 Fuss ab. Am 
weitesten nach Süden vorgeschoben erscheinen die Ketten des Nagy 
Harsas und des Apezinagy hegy, welche eine südliche Abzweigung 
des Muzlai tetö in einer Höhe von 1248 Fuss bilden. Oestlich davon 
treffen wir die Stöcke Kisbück, Nagybück, welche südlich an die 

Jahrbuch der k, k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft, 67 


510 Ferd. Freih. v. Andrian. [2] 


Nagy Gallya anschliessend gegen Solymos und Orossi abfallen. Ihre 
mittlere Kammhöhe dürfte 1800--2000 Fuss betragen. Vom Kekes, der 
höchsten Spitze der Matra zweigt sich dagegen der vielfach zerrissene 
Zug desHollosköab, als dessen südlichster Ausläufer der charakteristische 
östlich von Gyöngyös weithin sichtbare Saarhegy angesehen werden kann. 
Weiter nach Osten zu sind die Kämme des Hegyes, des Magoshegy, des 
Elsöhegy zu verzeichnen, welche oberhalb der Ortschaften Markas, Do- 
moslo, Felsö Nana aufsteigen. Wie die verticale Erhebung, so nimmt auch 
die horizontale Ausdehnung dieser Seitenglieder nach Osten zu stetig ab, 
so dass sich im Ganzen folgende Dimensionen des ganzen Matrastockes 
ergeben: Die Längsaxe vom Bonahalom bis zum Muzlai tetö misst in 
gerader Linie 41/, Meilen. Die grösste Mächtigkeit desselben im Westen, 
wie in der Mitte beträgt 2 Meilen. Von Gyöngyös gegen Osten ver- 
sehmälert sich die Kette auf durchschnittlich eine Meile. Es gehört folg- 
lich die Matra zu den kleinsten Trachytstöcken Ungarns, da abgesehen 
von dem grossen Homona-Szigether Zug, der Schemnitz-Kremnitzer Stock 
von Nord nach Süd 7 Meilen, von Ost nach West 9 Meilen misst. In ver- 
ticaler Beziehung steht die Matra nicht sehr bedeutend gegen den Schem- 
nitzer-Kremnitzer Stock zurück, sie übertrifft dagegen um etwas den Gran- 
Waitzner Stock, dessen grösste Höhe der N. Hideghegy 456 Klafter misst, 
während der Kekes 531 Klafter erreicht. 

Nach Süden fällt die Matra unmittelbar in das ungarische Tiefland 
ab. Eine diesen Uebergang vermittelnde Hügelzone ist durch die tertiären 
Randbildungen bei Pata, welche auch in Buchten in das Innere des Ge- 
birges eingreifen, schwach angedeutet. Dieselbe zieht sich von Pata über 
Tarjan und Orossi bis Gyöngyös. Zwischen Gyöngyös und Verpelet ist 
diese Zwischenzone nicht zu beobachten. Nach Osten, zwischen Reesk 
und Verpelet, verbindet sich die Matra unmittelbar mit den letzten isolir- 
ten Ausläufern des Bückgebirges und den tertiären Randzonen des 
letzteren. 

Die Matra ist bekanntlich ausschliesslich aus Trachyt und Trachyt- 
tuffen zusammengesetzt. Aeltere Sediment - Gesteine als Reste eines 
älteren Festlandes treten im Bereiche dieses Gebirges nirgends hervor. 
Nur am NO. Rande desselben, am Darmoberge (SO. Reesk) und am 
Kokutberge bei Sirok treffen wir die vorhin erwähnten Schollen des Bück. 
Sie treten im Bereich der nordsüdlichen Biegung des Tarnabaches und 
deren nördlichen Fortsetzung, des Terpesbaches, auf, welche Flächen ein 
verhältnissmässig breites Senkungsgebiet — die geologische und geo- 
graphische Ostgränze der Matra — darstellen. Orographisch von dem 
Hauptkamme der Matra getrennt ragen noch zwei isolirte Trachytkegel, 
zwischen Verpelet und St. Marie unmittelbar aus der Sohle dieser Ebene 
hervor. Die neogenen Sande und Tegel, welche nach den Aufnahmen von 
Herrn K. Paul eine grosse Ausdehnung in dem nördlich daran anstos- 
senden Gebiete gewinnen, beobachteten wir gleich unterhalb des Csakankö6, 
am Pal bük, oberhalb Ohutta, sowie bei der Szucha Hutta. Geologisch 
bedeutsam durch ihre Zusammensetzung aus Grünstein-Trachyt sind noch 
die Ketten des Vorösvar, des Vörös Agyag, welche wir als die nördlich- 
sten Ausläufer der Trachyt-Kette zu bezeichnen haben, wenn sie auch 
durch die überlagernde Zwischenzone der Miocengebilde von derselben 
getrennt sind. 


[3] Die geologischen Verhältnisse der Matra. 511 


Dabei wiederholt sich die uns von den andern trachytischen Stöcken 
Ungarns bekannte, schon von Beudant und sämmtlichen späteren 
Beobachtern t) hervorgehobene Thatsache, dass die Breecien und Tuffe 
an räumlicher Entwickelung sämmtliche Glieder der Trachytformation 
bedeutend übertreffen. Besonders deutlich findet man dieses Verhältniss 
auf der Osthälfte des Hauptkammes der Matra ausgesprochen. Wo irgend- 
wie günstige Aufschlussverhältnisse vorhanden sind, gewahrt man, dass 
nur einzelne feste Trachytklippen aus der Masse der Breccien hervor- 
ragen. Solche sind der Gazoskö, der Pal Bück, der Kekes u. s. w. Im 
westlichen Theile zieht sich ein, wie es scheint, zusammenhängender 
Trachytkamm von sehr wechselnder Breite vom Kekes über die Nagy 
Gallya bis in die Nähe der Puszta Agosvar. Daran schliessen sich im 
Süden die zahlreichen trachytischen Kuppen Ovar, Muzlai tetö, Som- 
hegy, der Stock des Kishegy, des Nagy Lipot, dessen südlichster Aus- 
läufer der Saarhegy bildet. 

Für eine genaue Abgrenzung von Trachyt und Trachyt-Breceien 
ergeben sich in der Matra dieselben erschwerenden Verhältnisse, wie sie 
anderwärts im Kremnitz-Schemnitzer Stocke, im Gran-Waitzner Gebirge 
u. Ss. w. von verschiedenen Beobachtern hervorgehoben worden sind. Wo 
kein tektonischer Anhaltspunkt für eine Trennung gegeben ist, wie hier, 
da die Breccien an der Zusammensetzung der Kämme und Spitzen des 
Gebirges einen ebenso grossen Antheil haben, wie die festen Trachyte, 
und wo überdies ein grosser Theil des höheren Gebirges mit Wald und 
einer mächtigen Humusschichte bedeckt, fast gänzlich deutlicher Auf- 
schlusspunkte ermangelt, lässt es sich schlechterdings nicht entscheiden, 
ob die herumliegenden Trachytblöcke den Breceien oder einer anstehenden 
festen Trachytmasse entstammen. Da man jedoch unwillkürlich geneigt ist, 
grössere Trachytblöcke von festem Trachyt abzuleiten, wo man keinen 
ausdrücklichen Beweis vor sich hat, dass dort Breecien anstehen, so darf 
man wohl vermuthen, dass günstigere Aufschlussverhältnisse und detail- 
lirtere Begehungen eine noch bedeutendere Ausdehnung der Breccien con- 
statiren werden, als sie auf unseren Karten dargestellt ist. 

Im Gebiete des festen Trachytes der Matra lassen sich die- 
selben grossen Gruppen festhalten, welche von Richthofen, Stache, 
Szabö und mir in den anderen Trachytstöcken Ungarns bereits nach- 
gewiesen wurden. 

Grünstein-Trachyt. Das Auftreten dieses Gesteins ist an der 
Nordseite der Matra auf einen niedrigen aber sehr charakteristisch aus 
dem tertiären Hügellande hervortretenden Bergrücken beschränkt, welcher 
zwischen den Ortschaften Reesk, Dereeske, und Timsö liegt. Der östliche 
Theil dieser von zahlreichen Thalspalten durchfurchten Erhebung heisst 
die Lahotza, der westliche der Fejerkö. Die Abhänge des letzteren endigen 
einige Schritte oberhalb der Ortschaft Timsö. Während diese den linken 
Abhang des Tarnobaches bildenden Berge von dem eigentlichen Matra- 
kamme abgetrennt erscheinen, vereinigen sich der Vörösvar, der Vörös- 
agyag, welche als die südliche Fortsetzung der Lahotza und des Fejerkö 


1) Dr. Stache: Die geologischen Verhältnisse der Umgebungen von Waitzen 
Jahrb. der geol. Reichsanst. 1866, pag. 291 ff. 


WE 


512 Ferd. Freih. v. Andrian. [4] 


angesehen werden müssen, näher mit dem Hauptkamme. Sie stossen im 
Süden an die andesitischen Breceien, ohne dass sich eine direete Ueber- 
lagerung derselben nachweisen liesse, was theilweise durch die sehr 
mangelhaften Aufschlüsse, theilweise aber und zwar vorzugsweise durch 
die Ueberlagerung von miocenen Mergeln und Sandsteinen bedingt ist, 
welche überall sich an die Flanken des Grünstein-Trachyts anlehnen und 
ziemlich weit an denselben hinaufreichen, so dass nur die oberen Theile 
desselben unbedeckt hervorragen. 

Ueber die petrographische Deutung dieses Gesteins liegen die ver- 
schiedensten Ansichten vor. Von den älteren Autoren Thownson, Kitai- 
bel wurde es den Basalten eingereiht, erst Beudant machte auf 
die Analogie desselben mit dem erzführenden Grünstein von Schemnitz 
aufmerksam. Er führte aus, dass dasselbe auch bei ganz schwarzer Farbe 
und feinkörniger Structur doch stets den für die trachytischen Grünsteine 
so charakteristischen grünen Stich zeige, dass der starke Kiesgehalt die 
Analogie mit jenen Gesteinen noch vermehre, dass endlich die hier vorwie- 
gend porphyrische Structur beim Basalt nur selten und in anderer Aus- 
bildung sich beobachten lasse. 

Herr Hofrath W. v. Haidinger hat in seiner „Note über das Vor- 
kommen von gediegen Kupfer zu Recsk bei Erlau in Ungarn 1)“ diese 
Auffassung bestätigt. Er beschreibt das Gestein, in welchem das Kupfer 
auftritt, als Diorit, der „freilich nicht in dem Zustande der ausgezeich- 
neten Schemnitzer und Kremnitzer Diorite“ ist. 

Herr B. v. Cotta gab 2) eine genaue Beschreibung des Gesteins, 
welches in dem Fluthgraben des Bergwerksteiches ansteht, welche wir 
hier folgen lassen, da sich derselben für dieses Vorkommen nichts weite- 
res hinzufügen lässt: „Die Gesteinsmasse besteht hier vorherrschend aus 
dichtem Felsit von gelblicher oder auch etwas grünlicher Färbung (spee. 
Gewicht ungefähr 2-58). Darin liegen zerstreute Krystalle einer plagio- 
klastischen Feldspathes (Oligoklas : ? Labrador?) grünlichschwarzer Horn- 
blende und weit weniger eines schwärzlichbraunen Glimmers. Hiernach 
würde das Gestein am besten einem Hornblendeporphyrit entsprechen“. 

Nicht bloss die petrographische Ausbildung des Gesteines von 
Recsk, auch die geographische Stellung desselben ist geeignet, in Bezug 
auf die Deutung desselben Zweifel zu erwecken. Es befindet sich eine gute 
Viertelstunde entfernt von den letzten wiederholt erwähnten Ausläufern 
des Bückgebirges, dem Darnohegy und seines südlichen Endpunktes an 
der Kökut Puszta, ‚welche hier aus grünen Thonschiefern mit Diabasen 
bestehen. Zieht man ferner den Umstand in Betrachtung, dass die ersten 
Funde von gediegen Kupfer aus dem Baj patak stammen, an dessen Aus- 
gange diese Culmschiefer anstehen, so wird der Zweifel, ob man es mit 
Diabasen der Culmformation oder mit jüngeren Eruptivgesteinen zu thun 
habe, gerechtfertigt. 

Zu der Deutung des Gesteines von Recsk als Grünsteintrachyt musste 
vor Allem die unverkennbare Aehnlichkeit desselben mit manchen, wenn 
auch nicht mitden verbreitetsten Typen des Schemnitzer Grünstein-Trachyt- 
zuges bestimmen. Es sind jene, welche in dem Kohutower Thale zwischen 


1) Jahrb. d. geol. Reichsanst. I. p. 145. 
®) Clausthaler Berg- und Hüttenm. Zeitung 1866. S. ce. ff. 


[5] Die geologischen Verhältnisse der Matra. ; 513 


Pukanz und Königsberg in grosser Mächtigkeit anstehend beobachtet 
werden. Der ganze Complex ist von Herrn Bergrath Lipold in dessen 
neuester Arbeit über die Erzlagerstätten von Schemnitz zu den Daeiten 
gerechnet worden, wenn sie auch nicht immer quarzführend sind. Ander- 
seits ist der allgemeine Habitus der von Herrn Bergrath Dr. Stache aus 
dem Bückgebirge gesammelten Diabase gänzlich verschieden von dem der 
Reesker Gesteine. Die ersteren sind sämmtlich feinkörnig aphanitisch von 
dunkelgrüner Färbung, welche sogar jener der Culmschiefer in manchen 
Fällen ziemlich ähnlich ist; die zahlreichen Kalkspathtrümmer, welche 
sie bei der Kökut Puszta führen, die schalsteinartigen Modificationen, 
welche sogar bei dieser kleinen isolirten Partie wie im Grossen als stete 
Begleiter der Diabase auftreten, verleihen denselben ein eigenthümliches 
von dem des Recesker Gesteines verschiedenes Gepräge. 

An der oben angeführten Gesteinsbeschreibung von Herrn B. 
v. Cotta bleibt nur wenig nachzutragen. Die einzige Stelle, an welcher 
das Recsker Gestein in einem ziemlich frischen Zustande beobachtet 
werden kann, ist die oben erwähnte im Fluthgraben des Werkteiches bei 
Recsk. Herr Camillo Kauffmann, Director der Matraer Union, hatte die 
Güte, auf meinen Wunsch, die nöthigen Sprengungen zur Gewinnung grös- 
serer Massen anstellen zu lassen. Dabei zeigte sich, dass an diesem Ge- 
steine zwei Modifieationen hervortreten, welche sich in den einzelnen Stü- 
cken scharf von einander abscheiden. Die lichte Grundmasse der einen 
scheint wesentlich aus Feldspath und Quarz gebildet, ohne dass jedoch 
letzteres Mineral in Körnern ausgeschieden zu beobachten wäre. Die aus- 
geschiedenen Feldspath-Krystalle sind noch frisch, glasglänzend und zei- 
gen sehr deutliche Streifung. Schön ausgebildete Hornblende-Krystalle lie- 
gen sparsam in derselben verstreut. Die andere Modification stellt sich als 
ein mehr homogenes Gemenge von Hornblende und Feldspath mit dunkel- 
grüner Färbung dar, aus welchem zahlreiche grössere und kleinere 
Kıystalle von gestreiftem Feldspath und einzelne Hornblende-Krystalle 
hervortreten. Charakteristisch für beide Modificationen in gleichmässiger 
Weise ist das Auftreten von dunklem Glimmer in sechsseitigen Säulen- 
aggregaten. 

Der Güte des Herrn Bergraths Ritter ©. v. Hauer verdanke ich die 
Analysen sowohl des ganzen Gesteines als des daraus ausgeschiedenen 
. Feldspathes ı). Das Gestein braust, wie die meisten Grünstein-Trachyte 
und Daeite, stark mit Säuren, ohne ausser einer ziemlich beträchtlichen 
Verwitterungsrinde, anderweitige Spuren von Zersetzung aufzuweisen. 
Durch verdünnte Säuren liessen sich daraus extrahiren: 


Kohlensaurer Kalk. . . . . . 2. 494 Pere. 
Kohlensaure Magnesia \\.; „u... 3:25 0, 
Kohlensaures Eisenoxydul. . . . 734 „ 


Summe . 15:53 Perc. 


% 
Die Resultate der Analyse sind in folgendem angegeben und zwar: 
a) die empirisch gefundene Zusammensetzung und 5) die nach Abzug der 
kohlensauren Salze und des Eisenkieses berechnete in 100 Theilen. 


1) Verh. der k. k. geolog. Reichsanstalt 1867, p. 144. 


514 Ferd. Freih. v. Andrian. [6] 


a) b) 

Kieselsäure . ” . . . ... 53-68 64-41 
Thonerde.. .. .. sans. 28217.49 20-84 
Disenoxydul.. . ame 7220,..0.92 1-62 
Kalkvın.n 2 2%. e 6=1[5 4-14 
Magnesıa... Be 2-71 1-39 
Kalt „on een. 1:28 1:53 
Natron‘. rn. a ‚388 4-64 
Bisenkies, Cage. 1-20 
Glühverlust: ... Amen 8:06 Wasser 14 69 

100: 30 100.26 


Die Dichte beträgt 2-607. 

Herr von Hauer betrachtet a) als ein in Zersetzung begriffenes 
Gestein, dessen Normalzusammensetzung durch 5) repräsentirt wird, 
woraus "sich ihm die Uebereinstimmung desselben ergibt, mit den meisten 
Daeiten, welche von demselben und Herın v. Sommaruga unter- 
sucht wurden. In diesem Falle würden wir jedoch die Menge von Eisen- 
oxydul, Kalk und Magnesia im Vergleiche zu den bereits vorhandenen 
Analysen zu niedrig erhalten, und wir müssten annehmen, dass nach a) 
diese Stoffe zugeführt worden seien. Auch stimmt a) besser mit der 
Zusammensetzung des Feldspathes, welcher der mineralogischen Be- 
schaffenheit des Gesteins nach weitaus das Uebergewicht hat. 

Die Zusammensetzung des Feldspathes ist nach Karl v. Hauer in 
100 Theilen: 


Kissekamreni pn sin» 2 rei 
Thonerde se mE RRRENL 26ER 
Bisenosyoalemana a: une 
KRalkıı Mel u... ee ee 
Maenesia Ir ee. een et 
Kal Vera N RER 
NabEOmIe ER 
Glühveruse rss rasen 

99-31 


Durch verdünnte Säure liessen sich aus dem Feldspath 2-93 Pere. 
kohlensaures Eisenoxydul, ein wenig Kalk und Spuren von Magnesia 
extrahiren. Herr v. Hauer betrachtet dieselben als Reste von Grund- 
masse; doch lässt sich, wie mir scheint, nicht wohl die Annahme eines 
Verwitterungsprocesses, welcher nur die Grundmasse und nicht auch die 
eingeschlossenen Krystalle betroffen hätte, begründen, und es ist wohl 
wahrscheinlich, dass man es hier mit einem nicht mehr ganz unversehrten 
Feldspathe zu thun hat, wenn auch das Aussehen desselben noch ziemlich 
frisch ist. 

Die 12 von Herrn K. v. Hauer ausgeführten Analysen von Feld- 
spathen aus ungarischen Eruptivgesteinen haben dargethan, dass der in 
den Andesiten, Daeiten und Grünstein-Trachyten vorwiegend ausgebil- 
dete Feldspath ein Mittelglied zwischen Labrador und Oligoklas ist; 
dessen Existenz nicht, wie man früher anzunehmen geneigt war, auf die 
Untersuchung unreiner und zersetzter Oligoklase zurückgeführt werden 
kann. Ein Theil derselben nähert sich unverkennbar dem Labrador, wie 


, 


[7] Die geologischen Verhältnisse der Matra. 515 


jener aus dem Andesit von Cziffar, während die Zusammensetzung des 
Oligoklases in speciell trachytischen Gesteinen niemals erreicht wird. 
Unter sich sind die Glieder dieser Reihe, wie es scheint, durch alle mög- 
lichen Zwischenglieder verbunden. Der Feldspath von Reesk gehört den 
basischen Gliedern der bis jetzt bekannten Reihe an. Diese Untersuchun- 
sen bieten also eine wichtige Stütze für die Ansicht Herrn Tscher- 
mak’s über die Constitution der Feldspäthe. Rammelsberg hat es 
als nothwendige Consequenz jener Anschauung hervorgehoben , dass 
sowohl die Menge des Kalks als das Verhältniss zwischen Kalk und den 
Alkalien einer bestimmten Kieselsäuremenge entspreche. So wie derlei 
eonstante Relationen aus der grossen Anzahl der von Rammelsberg 
zusammengestellten Analysen hervortreten, lassen sie sich auch, mit ge- 
ringen Ausnahmen aus Herrn v. Hauer’s Analysen herausfinden, wie 
nachfolgende Tabelle zeigt, in welcher Kali und Natron, Kalk und Mag- 
nesia zusammengefasst sind: 


Nas:1Ca | Sauerstoff | Gestein. Fundorte. 


EN A 0,867 3.1:,9°8 Szaska (Syenit) 
452.211 V42r23,2 0.0 Hodritsch (Syenit) 

Be BA Sebesvar (Daeit) 

2 re! RR HEN no Nagy-Sebes (Daeit) 
19 BE ER >) Pereu-Vizelului (Grünst.-Trachyt) 
4-09 21 1 IRRE RBB >, Szaska (Grünstein-Trachyt) 

1 1326 4,2:.18.20°8 Ilowa (Daeit) 

1 7: 230764 Deva (lichter Trachyt) 

3. 1788 1 Wa Recsk (Grünstein-Trachyt) 

1 : 1.94 0:881:-3.2.6-19 Cziffar (Jüng. Andesit) 


Wenn demgemäss auch keine scharfe Abgrenzung zwischen Labrador, 
Andesin und Oligoklas möglich sein kann, ist es vielleicht zweckmässig, 
die Bezeichnung Andesin für jene Mittelglieder festzuhalten, deren Verbrei- 
tung in den Trachyten schon so bedeutend ist. Nach der von Herrn Las- 
peyres ausgeführten Analyse eines gestreiften Feldspathes aus der Lava 
von Mayen und Niedermennig !) zu urtheilen, dürfte sich dieselbe noch 
bedeutend grösser darstellen als sie bisher angenommen wurde. 

Es ist bereits von Herrn B. Cotta hervorgehoben worden, dass 
das Gestein von Recsk nur selten in frischem Zustande zu beobachten 
ist, und deswegen der Interpretation besondere Schwierigkeiten berei- 
tet. Dieser Bemerkung kann man nur in vollstem Grade beistimmen. Der 
erste Anblick, welchen die Lahotza auf dem Wege zwischen dem Timsö’er 
Bade und dem Bergwerke bietet, ist sehr sonderbar. Man beobachtet 
lauter Gesteine von weisser Farbe, etwas blätteriger Textur, und einer 
porphyrartigen Structur, aus denen a priori gar nichts zu machen ist. Da 
wo die Strasse auf das kleine Plateau zwischen beiden genannten Punkten 
hinaufsteigt, beobachtete ich zuerst ein Gestein, welches als Grünstein- 
Trachyt sich deuten lässt; es enthält weisse zum Theil gelblich gefärbte 
Feldspath-Krystalle, an denen übrigens die Streifung nur noch sehr selten 
erkennbar ist; auch röthliche Feldspathpunkte, die vielleicht einen zweiten 


1) Zeitschr. der deutschen geol. Ges. 1866. S. 329. 


516 Ferd. Freih. v. Andrian. [8] 


Feldspath andeuten, sind zu beobachten, ferner die früher erwähnten 
Glimmersäulehen und sehr wenig Hornblende. Die Grundmasse ist dun- 
kelgrau mit einer röthlichen Verwitterungsrinde. Darauf folgen unmit- 
telbar milde Gesteine von bläulichweisser Farbe mit zahlreichen, der 
Form nach erhaltenen, aber ganz mürben und umgewandelten Feldspath- 
Krystallen. Sie nehmen einen ziemlich bedeutenden Theil des hier aufge- 
schlossenen Durchschnittes ein. Noch weiter gegen das Bergwerk zu fol- 


gen blaue und weisse stark verkieselte Gesteine mit einer hornsteinarti- 


gen Grundmasse, welche noch überdies von dünnen Quarzadern durch- 
zogen ist. Die Feldspath-Krystalle von weisser Farbe scheiden sich in 
scharfer Begrenzung von derselben ab. Auch mächtigere Hornsteingänge, 
welche viel Schwefelkies führen, sieht man darin. Auf den Abhängen be- 
gegnet man dazwischen hin und wieder Stücken von besser erkennbarem 
Grünsteintrachyt. 

Die östliche Fortsetzung der Lahotza, welche vom Werke abwärts 
gegen Reesk zu aufgeschlossen ist, zeigt dieselben Verhältnisse noch 
deutlicher. Während die oberste Spitze der Lahotza als authentischer 
Grünstein-Trachyt angesprochen werden muss, beobachtet man an den 
unmittelbar darunter vollständig entblössten Abhängen den oben erwähn- 


ten bläulichweissen blätterigen, theilweise ganz aufgelösten Trachyt. Der-' 


selbe ist von zahlreichen mit Alaunkrystallen bekleideten Klüften durch- 
zogen; auch feste Quarzknollen stecken in grosser Menge darin. Aus 
demselben treten überdies mehrere theils horizontale, theils schwach ge- 
neigte kurze Platten des Grünstein-Trachyt, durch festere Consistenz aus 
der aufgelösten Trachytmasse bankartig hervor. Eine möglichst genaue 
Untersuchung der Begrenzungsflächen von beiden Gesteinen überzeugte 
mich, dass dieselben nicht in einander übergehen, sondern dass sie 
scharf gegenseitig abgegrenzt sind. Da die Anordnung derselben sich mehr 
der Lagerform als jener der Gänge nähert, ist es nicht wohl möglich, an 
eine spätere Durchsetzung des Grünsteins durch die Trachytmasse zu 
denken. Am besten passt noch die Annahme von Linsen oder einer (beim 
Grünsteintrachyt häufigen) grosskugeligen Absonderung, deren Kerne 
jene Platten darstellen würden. Die ganze Erscheinung stellt folgender 
Holzschnitt dar. 


Fig. 1. 
GT $ 
n al D-- f 
t 2 BR % - 
Se ann Ko Dar L 
& UNE ir 3 ur N ” 
CORE MD 


Südabhang des Lahotza. 
a. Frischer Grünstein-Traehyt. 5. Zersetzter Trachyt. ce. Hornsteingang. 


Gleich daneben ist der blaue Trachyt weit ähnlicher dem Grün- 


stein-Trachyt, seine Grundmasse hat noch häufig einen grünen Stich, Feld- 
spath, Hornblende, so wie schwarzer Glimmer, erstere schon ziemlich stark 
angegriffen, liegen darin von derselben scharf abgesondert. Die ganze 
Masse wird hier von grossen, unregelmässigen, weissen Flasern durchzo- 
gen, welche scharf geschieden von derselben, sich auf das unregelmässigste 


4 

. 

{ 
2 
“el 


[9] Die geologischen Verhältnisse der Matra. 517 


in der blauen Masse vertheilen, bankförmig mit derselben alterniren und 
sie endlich ganz auskeilen. Sie lassen sich folglich nur als eigenthümliche 
Erstarrungsmodification der blauen Trachytmasse ansehen. Eine gleiche 
Deutung scheint den zahlreichen Einschlüssen von feinkörniger Struetur 
zuzukommen, welche überall in der blauen Trachytmasse beobachtet 
werden, und für die Grünstein-Trachyte und Daeite Ungarns und Sieben- 
bürgens, so charakteristisch sind. In der weissen flaserigen Masse setzt 
ein 1 Schuh mächtiger Hornsteingang auf, welcher 3—4 h. streicht, und 
54 Grad nach NW. verflächt. Der mittlere Theil der Lahotza endigt in 
einer niedrigen aber sehr charakteristisch hervortretenden Kuppe aus 
Grünstein-Trachyt. 

Der östlichste Theil der Lahotza reicht bis zu den Ortschaften 
Reesk und Dereeske. Er ist durch das Ret-Kertthal von dem Haupt- 
stocke abgetrennt. Auch hier sind analoge Verhältnisse zu beobachten. 
Folgende Durehschnitte stellen die häufigst vorkommenden Fälle dar. 

Fig. 2. Fig. ie 


6_ Pr Bess: dl) eG 
WE, Io; AN Pi fl) ll Mi N 3 


Rechtes Ufer des Retkert-Thales. a. Frischer Grün- Linkes Ufer des Retkert-Thales. «a. Grünstein- 
stein-Trachyt. 5. Zersetzter Grünstein-Trachyt. Trachyt. 5. Zersetzter Trachyt. 


Eine mit Herrn Camillo Kauffmann, Direetor der Matraer Union 
ausgeführte Begehung des Kammes gab uns die Ueberzeugung, dass auch 
am Kamme die blauen und weissen Trachyte überwiegen, und der Grün- 
steintrachyt nur linsenförmig darin auftritt. 

Aus den angeführten Beobachtungen leitet sich mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit die Annahme ab, dass die blauen und weissen Trachyte ein 
Zersetzungsproduct des Grünstein-Trachyt sind. Die Ursache zur Bildung 
desselben scheint in dem Schwefelkies zu liegen, von welchem das Ge- 
stein der Lahotza ganz durchdrungen ist. Nach der Ermittelung von Herrn 
K. v. Hauer beträgt die Menge des in dem frischen Gesteine von Reesk 
enthaltenen Schwefelkieses 1'20 Procent, sie muss bei anderen Partien 
desselben noch als höher angenommen werden. In den beschriebenen Auf- 
schlüssen beobachtet man denselben nur verhältnissmässig selten zu 
grösseren Massen concentrirt, er erscheint im Gegentheil stets in ziem- 
lich gleichförmiger Weise durch die ganze Gesteinsmasse vertheilt. 
Dieser Aggregationszustand ist aber bekanntlich eine wesentliche Be- 
dingung zur Einleitung eines Oxydationsprocesse. Dazu tritt noch ein 
ungewöhnlich hoher Gehalt an Einfach-Schwefeleisen, welcher nach den 
gründlichen Erfahrungen von Herrn Kauffmann eine Schwierigkeit für 
die Verhüttung der Erze im Hochofen bietet, und einen bedeutenden Zu- 
schlag von Schwefelkies erforderlich macht. 

Die innige Verknüpfung dieser Verhältnisse mit der in der Gegend 
von Parad beobachteten und auch wiederholt beschriebenen Alaunbil- 
dung geht schon daraus hervor, dass die Gesteine der Recsker Gruben in 
frischen Aufschlüssen sich als dunkelgrüner, porphyrartiger Grünstein- 
Trachyt zu erkennen geben, dass sie aber zu bleichen beginnen, sobald 
eine Strecke einige Zeit dem Zutritt der Luft ausgesetzt ist. Es lassen sich 
mit Leichtigkeit Handstücke sammeln, deren Ränder vollständig einem 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 68 


518 Ferd. Freih. v. Andrian. 110] 


in Säuren ausgelaugten Trachyt gleichen, während der Kern die ur- 
sprüngliche Färbung des Gesteins noch ganz wohl erkennen lässt. Alle 
Quellen, welche dem hier beschriebenen Stocke entströmen, sind stark 
alaunhaltig, und die Bäder von Parad beziehen ihre Speisung lediglich 
von den Wässern, welche einem oberhalb des Bades gelegenen 
Stollen entströmen und in einigen Reservoirs ausserhalb der Grube noch 
weiter concentrirt werden. Nach einer Analyse von Herrn Prof. 
Kletzinsky sind im Badewasser in 1000 Theilen 3-36 Pere. an festen 
Bestandtheilen enthalten, und zwar: 


Schwefelsaures Eisenoxydul . . . . . . . 244 
Schwefelsaure Thonerde . . . ...2..2.0.,045 
Schweielsauren Bay.) 1... 220 21029 
Schwefelsaure Magnesia '.. . . ...2....2..0:03 
Schweielsaures Kalt a. 1... 2: DR 
Kieselelerde An an 1 3 2... 222 92 90:01 

3:36 


Es lassen sich hierin mit Leichtigkeit jene Stoffe erkennen, deren 
Wegführung die oben angedeuteten Veränderungen in dem Ansehen des 
Gesteines von Recesk bedingen musste. 

Von Interesse für die Beurtheilung dieses Zersetzungs-Processes 
ist auch die von Herrn K. v. Hauer ausgeführte Analyse eines Feld- 
spathes aus den blauen zersetzten oben beschriebenen Trachytvarietäten. 
Die Feldspath-Krystalle sehen verhältnissmässig frisch aus, und fallen 
leicht aus der grusigen Grundmasse heraus. Ein Theil derselben ist von 
weisser Farbe, während andere gelblich gefärbt erscheinen. Ihre Zu- 
sammensetzung ist in 100 Theilen: 

Weisser Feldspath. Gelber Feldspath. 
N a On Et 


Kieselsänre: 7 Ins... 55:63 56-28 
Thonerder Ace ont .u.1.2674 26-46 
Kalkerden N BE 2.2978 9-85 
Magnesiar A en... 0pur Spur 
Kal ro Be 
NABONn LAU ENEER 1: 244:750:08 Be 
GlühyerHlati sr le 20.107 az 
99-91 


Das Sauerstoffverhältniss von KO: R,O,: Si O0, ist = 1:0: 3: 7-1 
Eine Vergleichung der Resultate dieser Analysen mit den aus dem früher 
beschriebenen, frischeren Feldspathe erhaltenen zeigt, dass das Eisen als 
schwefelsaures Eisenoxydul vollständig, und überdies etwas Magnesia und 


etwas Natron weggeführt worden sind. Die Kieselsäuremenge musste 


folglich relativ grösser werden, während die Menge der Thonerde ganz 
gleichgeblieben ist. 

Nachdem sich aus dem Vorhergehenden der Zusammenhang der 
Alaunbildung mit den verschiedenen Verwitterungsstadien des Rescker 
Grünstein-Trachyts ergeben hat, so liegt es nahe, den Wechsel zwischen 
verwitterten und unverwitterten Partien auf die Vertheilung des Eisen- 
kieses in diesem Gestein zurückzuführen. 

Die Gesteine des Fejerkö, welcher die westliche Fortsetzung der 
Lahotza darstellt, und dessen Ausläufer oberhalb des Ortes Timsö in 


[11] Die geo.ogischen Verhältnisse der Matra. 519 


das tertiäre Hügelland auslaufen, sind mit denen des eigentlichen La- 
hotzerberges identisch, sowohl was die porphyrartige Structurals was die 
tief eingreifende Zersetzung betrifft. Sie sind nur dadurch etwas ver- 
schieden, dass man fast in jedem Handstücke freien Quarz in Körnern 
beobachten kann. In dem Gesteine der Lahotza sah ich denselben nicht; 
nur einzelne Chaleedonnieren, welche das Product späterer Infiltrationen 
sein mögen, konnte ich dort beobachten. Das Gestein des Fejerkö ist 
also Dacit. Herr Bergrath Lipold hat bei seinen Speeialstudien über 
die Schemnitzer Erzlagerstätten die interessante Thatsache nachge- 
wiesen, dass das Auftreten der Dacite im Grossen vorzugsweise an die 
Grenzen des Schemnitzer Grünstein-Trachytstockes gebunden ist). 
Dieselbe lässt sich auch in Bezug auf das Auftreten des Daeits der 
Matra behaupten. Gangförmiges Auftreten von Daeit in Grünstein-Trachyt 
konnte ich nicht beobachten. 

Im Hagymasthale hat man ebenfalls meistens blaue und weisse 
Gesteine, nur selten treten noch etwas frischere Varietäten zu Tage. 
Am rechten Abhang desselben ist der Hegyes aus einem feinkörnigen 
Quarzgestein zusammengesetzt, dessen Analogie mit den alaunführenden 
Gesteinen des Mont d’or und dessen bedeutender Alaungehalt schon von 
Benudant nachgewiesen wurde. Es ist meistens dicht, mit flachmusche- 
ligem erdigem Bruch, und enthält viele Drusen, welche meistens mit 
Quarzkrystallen bekleidet sind. Alunitkrystalle sah ich nicht. In der 
Mitte der Höhe trifft man eine mächtige, eisenschüssige Breceie desselben 
Gesteins. Es ist soviel mir bekannt, nie technisch verwendet worden. Die 
Alaunsiedereien von Parad befanden sich im oberen Theile des Hagymas- 
thales, und waren auf die Zersetzung eines stark schwefelkieshaltigen 
Quarzgesteins berechnet (S. Beudant voyage en Hongrie II, 9). 

Noch bleibt mir übrig, die Erzlagerstätten des Grünstein-Trachyts 
von Recesk im Allgemeinen zu besprechen. Detaillirtere, für eine techni- 
sche Beurtheilung massgebende Angaben wurden von mir bereits an 
anderem Orte gegeben ?). 

Als ich zuerst die Gruben von Recsk in freundlicher Begleitung des 
Herrn Camillo Kauffmann befuhr, traf ich überall die Unterscheidung 
zwischen dem „kiesigen Porphyr“ und dem „Hangendschiefer“, welcher 
vorzugsweise das Material der Alaunbildung abgeben sollte. Es fällt 
indessen nicht schwer, sich zu überzeugen, dass die sogenannten Hangend- 
schiefer nichts anders sind als sehr zersetzter Grünstein-Traehyt, der bald 
dieht aphanitisch ist, bald deutliche porphyrartige Ausbildung besitzt. Er 
zeigt öfters schalige Absonderung und eine Menge Rutschflächen. Auch 
das Hangende ist gänzlich von Kies imprägnirt. 

Dieses Gestein bedeckt oder umhüllt vielmehr einen Stock von 
kiesigem Grünstein-Trachyt, welcher ganz mit Schwefelkies imprägnirt ist, 
und dessen Grundmasse ausserdem mit Beibehaltung einer noch ziemlich 
gut erkennbaren grünen oder blauen Färbung hornsteinartig ist. Eine 
tiefeingreifende Verkieselung ist der zweite metamorphosirende Process, 
welcher die Masse des Reesker Grünstein-Trachyts betroffen und ihr 
dadurch ein etwas von dem Charakter der Schemnitzer Grünsteine ver- 


1) Verh. der k. k. geolog. Reichsanstalt S. 15. 
2) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 8. 332 ff. 


3) Oesterr. Zeitsch. für Berg- und Hüttenwesen. 1866. S. 406 ft. 
68% 


520 Ferd. Freih. v. Andrian. 112] 


schiedenes Aussehen gegeben hat. Es kann keinem Zweifel unterliegen, 
dass diese Verkieselung in eine weit frühere Epoche, und wahrscheinlich 
nicht viel später, als die Ablagerung des Grünstein-Trachytes selbst fällt. 
Die Kieselsäure tritt in diesem Falle als Bestandtheil der Grundmasse 
auf, so dass dieselbe am Stahle Funken gibt. Sie ist darin theils gleich- 
förmig vertheilt, theils in zahlreichen Adern und Schnüren ausgeschieden. 

Solche Gesteine beobachtet man nicht bloss in der Grube, sondern 
auch am Kamme der Lahotza in verschiedenen Varietäten. Ausserdem 
treten auch Hornsteingänge und Knollen, von mitunter bedeutenden 
Dimensionen in der Grundmasse, von derselben scharf abgesondert, auf. 
Bei grösserer Mächtigkeit zeigen. diese Hornsteinpartien eine zellige und 
bänderige Structur, wobei die Wände der Drusen mit Krystallen von 
Quarz, Bleiglanz oder Silbererzen, (z. B. Enargit) ausgekleidet erscheinen. 
Ein solches Mittel ist jenes, welches 11 Klafter unter der Sohle des Ka- 
tharinastollens innerhalb des sogenannten Erzlagers aufgeschlossen 
wurde. Am Kamme der Lahotza treten solche Quarzpartien in ziemlicher 
Mächtigkeit an mehreren Stellen zu Tage. Man beobachtet endlich auch 
eine ausgezeichnete Breecienstructur, bei welcher in einer quarzigen Grund - 
masse sehr gut erhaltene Stücke von Grünstein-Trachyt vertheilt sind. Alle 
diese Modificationen sind auch am Veresvar in mannigfacher Weise ent- 
wickelt. Die schon von Beudant beschriebene „breche silieieuse“, welche 
bei den ehemaligen Alaunwerken ansteht und einen ganzen Hügel ein- 
nimmt, der sich fast bis ins Hauptthal erstreckt, scheint ebenso mit den 
zersetzten Grünstein-Trachyten des Hagymas-Thales in Verbindung zu 
stehen, wie jene so eben beschriebene. Wenigstens fand ich in den mit 
zahllosen Gypskrystallen bekleideten Halden der nunmehr aufgelassenen 
Werke eine beträchtliche Menge von dichten grünen und schwarzen Ge- 
steinen, welche ganz dem Hangendschiefer der Reesker Gruben gleichen. 

Die Haupterzmittel der unmittelbar beim Werke gelegenen Grube 
finden sich theils im „kiesigen Porphyre“ theils an der Grenzscheide des- 
selben gegen den Hangendgrünstein-Trachyt. Das letztere ist aufdem oberen 
Georgstollen, und auf dem Katharinastollen der Fall. Die in der Regel 
unabbauwürdige Masse des kiesigen Grünstein-Trachyts erscheint da in 
etwas reicherem Erzgehalte, wo grössere Verkieselung in der Form von 
Hornstein-Gängen oder Putzen auftritt. 

Die „schwarze Kluft“, welche von NW. nach SO. ziemlich parallel 
dem Hauptstreichen des kiesigen Grünstein-Trachytstockes gerichtet ist, 
und ziemlich saiger nach SW. fällt, scheint mir das Centrum der am stärk- 
sten verkieselten Zone zu bilden. Wenige Klafter im Hangenden dersel- 
ben wurde die Kupferstrasse angefahren, ein zwar kurzes Mittel, welches 
aber durch einen grossen Reichthum an guten Kiesen und gediegen 
Kupfer eine gute Erzausbeute gegeben hat. Die Ausfüllungsmasse der 
Erzmittel besteht.aus Zersetzungsproducten des GrünsteinTrachyts. Die 
Erzmittel selbst führen Schwefelkies, Kupferkies, Fahlerze, besonders in 
den oberen Horizonten, als Hauptbestandtheile, zu welchen in sporadi- 
scher Ausbildung Tennantit, Kupferblende !), Enargit, (nur auf einem 
Mittel von zelligem Quarz des Katharina-Stollens), Bleiglanz, Zinkblende, 
gediegen Kupfer und Kupferschwärze hinzutreten. 


1) Nach Angabe des Herrn v. Dobay in Dobschau. 


[13] Die geologischen Verhältnisse der Matra. 521 


Um das Gesammtbild der Erzformation von Recsk zu vervollstän- 
digen, füge ich hier noch einige bei der Befahrung der übrigen Gruben 
gesammelte Notizen bei, welche in die früher eitirte Arbeit nicht aufge- 
nommen wurden. 

Die Grube Gabe Gottes befindet sich am Westabhang der La- 
hotza, der Mündung des Pikpatak gegenüber. Der Stollen ist in nordsüd- 
licher Riehtung getrieben. Das Gestein ist ein sehr authentischer porphyr- 
artiger Grünstein-Trachyt, ziemlich fest, mit häufigen Hornblende-Kıy- 
stallen. Die Abhänge über Tage sind ganz weiss; man beobachtet im 
Stollen gut den Uebergang des weissen in das feste Gestein. Man hat 
in der 37. Kluft Letten mit reichen Fahlerzen abgebaut. Die Natur der 
Lagerstätte liess sich nicht sicher eruiren. 15 Klafter weiter findet sich 
ein zweites, von zelligem Quarz begleitetes Erzmittel, in welchem zuerst 
die Enargite aufgefunden wurden. In dem zersetzten Grünstein, welcher 
dahinter ansteht, hat man einen 20 Klafter mächtigen Gang von dunklem 
Hornstein aufgeschlossen, welcher zwar eingesprengte Erze führt, aber 
unabbauwürdig ist. Nördlich davon steht ein von einer Menge unabbau- 
würdiger Klüfte durchzogener Grünstein-Trachyt, der im Feldorte über- 
dies viele dunklen Hornsteinadern führt, an. 

Der Stephan-Schurf ist in derselben Schlucht oberhalb der 
„Gabe Gottes“. Man hat hier auf einem 4 Schuh mächtigen, 1'/, Klafter 
hohen und 21/, Klafter langen Putzen, 400 Centner Fahlerze mit einem 
Maximalgehalte von 48 Loth Silber und 40 Pfund Kupfer erbeutet. Das- 
selbe ist ringsum von Letten umgeben und ebenfalls von vielen Klüften 
durchsetzt. 

Der Orezy Stollen hat schon Daeit, welcher ganz mit Schwefelkies 
durchdrungen ist. Der sehr regelmässig von SW. nach NO. getriebene 
Stollen hat eine Menge sehr steil fallender, und in allen Richtungen 
streichender unabbauwürdiger Klüfte, in der 78. Kluft einen 10 Klafter 
mächtigen Hornstein-Gang mit Eisenkiesen und Fahlerzen verquert. 

Inden „Gute Nachbar-Stollen“ ist ein verworrenes Kluftsystem 
aufgeschlossen, welches hauptsächlich Bleiglanz, Fahlerz, Kupferkies 
und Blende in einer theils quarzigen, theils lettigen Gangsmasse enthielt 
und grösstentheils verhauen ist. Ob dasselbe eine regelmässige Lagerstätte 
bildet, oder nur Imprägnationszonen, nach der Auffassung von Herrm 
B. v. Cotta, konnte ich nicht eruiren. Man hat in einer Länge von 
50 Klafter 3 Erzmittel der gennanten Beschaffenheit angefahren, welche 
aber dem Streichen sowohl wie dem Verflächen nach nur wenige Klafter 
anhielten. Sie liegen in der Streichungsriehtung des Stollens NO.— SW. Auf 
andern Querschlägen sind mehrere Klüfte ohne Resultat verfolgt worden. 

Auf der Grube Egyeseg hat man zwei Gänge den einen mit einem 
Streichen von O. nach W. und nördlichen Verflächen, den anderen mit 
nordöstlich bis südwestlichen Streichen aufgeschlossen. An dem Schaa- 
rungspunkte derselben fand sich ein Erznest, welches’12 KlIf. lang, 3 
Klafter hoch und 2—3 Schuh mächtig war. Es enthielt hauptsächlich 
Fahlerz in einer hornsteinartigen, zum Theil drusigen Gangmasse. 

Der westliche Zubau-Stollen ist auf dem äussersten Ausläufer 
des Fejerkö angeschlagen und in südnördlicher Richtung getrieben. Man 
beobachtet hier mehrere, theils mit Letten, theils mit Quarz und Hornstein 
ausgefüllte Klüfte, welche wohl überall Spuren von Fahlerzen führen, 


529 Ferd. Freih. v. Andrian. [14] 


aber im Ganzen unabbauwürdig sind. Kieselige Partien sind auch hier 
häufig und die Association von Quarz, Schwefel und Kupferkies überall zu 
beobachten. Das Gestein enthält zahlreiche Quarzkörner, etwas Hornblende 
und grüne Glimmersäulchen in der grauen Grundmasse eingesprengt. 

Am Südabhang der Matra beobachtet man an den Bergen Vilagos 
und Kisbük Gesteine, welche wohl zum Grünstein-Trachyt gerechnet 
werden müssen, obgleich sie von dem Typus des Reesker Gesteines 
nicht unbeträchtlich abweichen. Die eigentliche Porphyrstruetur erinnere 
ich mich nicht beobachtet zu haben. Es sind meistens ganz dunkelgrüne, 
braune oder schwarze Gesteine mit feinkörniger, öfters mit rothen Strei- 
fen durchzogener Grundmasse, zahlreichen fest eingewachsenen Körnern 
eines gelblich weissen bis gelben Feldspathes, einer gelblichen oder röth- 
lichen Verwitterungsrinde und einem eigenthümlichen flachmuscheligen 
Bruch. Im Grossen beobachtet man dieselben öfters in kugeliger Abson- 
derung. Nahe dem Ende von Orossi treten mit diesem Gestein in Verbin- 
dung weisse und blaue Gesteine auf, welche lebhaft an jene von Reesk 
erinnern. In der kleinkörnigen Grundmasse liegen zahlreiche kleine noch 
theilweise ziemlich frische Körner und Krystalle von gestreiftem Feld- 
spath und von Hornblende; Glimmer fehlt ganz. Das Gestein wird ober- 
halb Tarjan ganz dicht, plattig und ausserordentlich kurzklüftig, nur ganz 
kleine Feldspathkrystalle tauchen aus der Grundmasse heraus. 

Im oberen Theile des Orosser Thales setzen in dem letzterwähnten 
Gesteine vier Gänge mit parallelen, von Süd nach Nord gerichteten Strei- 
chen und einem Verflächen von 90 Graden auf. Ihre Mächtigkeit beträgt 
bis zu 1'/, Klafter. Die Gangmasse ist ein ausgezeichnet bänderig und 
drusig ausgebildeter Quarz; die Erze sind Fahlerz, gold- und silberhal- 
tiger Bleiglanz, Kupferkies, Schwefelkies und Zinkblende. Der Durch- 
schnittsgehalt des Bleiglanzes, ist 1—2 Loth Silber, 16—17 Denar Gold 
und 20—55 Pfund Kupfer per Centner. Der Peter-Pauligang ist auf eine 
Länge von 200 Klafter aufgeschlossen. 

Aelterer Andesit. Gegenüber der Mannigfaltigkeit, welche der 
Kremnitz-Schemnitzer Trachytstock, und der von Herrn Bergrath Stache 
kürzlich beschriebene Waitzner Stock !) aufweisen, ist die Matra einför- 
mig ausgebildet. Es fehlen hier die reichgegliederten Reihen der von 
Stache unterder Bezeichnung „ächte Trachyte“ ausgeschiedenen Ge- 
steine, welche sogar in dem an Grösse ziemlich der Matra gleichkom- 
menden Waitzner Stocke in rothen, braunen, weissen, zum Theil granat- 
führenden Varietäten auftreten. Das ausschliessliche Vorherrschen der 
Andesite ist eine der hervorstechendsten Eigenthümlichkeiten der Matra. 
Dieselben unterscheiden sich dem allgemeinen Habitus nach nicht von 
den analogen Gesteinsgliedern der anderen Gebirge. 

Eine Abtrennung von einzelnen Unterabtheilungen, welche etwas 
mehr sein sollen, als petrographische Typen, ist sehr schwierig durch- 
führbar. Die Vergleichung der von Herrn Raekiewiez im westlichen, 
von mir im östlichen Theile der Matra gesammelten Stücke, ergibt 
zwei Varietäten des älteren Andesits, deren gegenseitige Altersbezie- 
hungen noch zu eruiren sind, wenngleich der Analogie aus andern Tra- 


1) Dr. G. Stache: Die geol. Verh. der Umgebung von Waitzen, Jahrb. der k. k. 
geol. Reichsanstalt 1866. 8. 291 ff. 


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N 


' [15] Die geologischen Verhältnisse der Matra. 523 


chytterrains nach, die Annahme, dass die erst zu beschreibende derselben 
das ältere sei, nicht aller Begründung entbehrt. 

An den Hauptkamm der Matra lehnt sich. eine Reihe von Bergen, 
welehe nicht ganz die Höhe des Hauptkammes erreichen. Obwohl diesel- 
ben nieht mit einander zusammenhängen, lässt sich diese Klippenreihe, 
welche zum Theil schon im Bereiche der Tertiärbildungen liegt, und, 
durch dieselben vielfach bedeckt wird, von Somhegy im Osten bis an 
den Nordabhang der Nagy-Galeya im Westen verfolgen. Der Csakankö, 
wahrscheinlich auch der Varhegy, welcher schon in den Hauptkamm 
hinein fällt, der Kislipot gehören zu denselben. Dass diese Randzone 
noch ziemlich weit in das Hügelland von Resck fast bis an den Grün- 
stein-Trachytstock sich ausdehnt, beweisen die isolirten Schollen, 
welche auf der Strasse zwischen Csevieze un Timsö aus den marinen 
Tegeln hervortreten. 

Das Gestein dieses Zuges ist ein grünlicher Andesit von theils 
mittelkörniger, theils ganz feinkörniger Textur. In dem ersteren Falle, am 
Gjurkeberge besteht dasselbe fast gänzlich aus einer kleinkrystallinischen 
Feldspathmasse, über deren Homogenität wohl nur mikroskopische 
Untersuchungen entscheiden können. Aus derselben heben sich zahlreiche 
lebhaft glänzende Krystallllächen eines gestreiften Feldspaths sehr 
deutlich heraus. Hornblende-Krystalle treten ganz sporadisch auf. Die 
feinkörnigen Abänderungen besitzen einen unregelmässig splitterigen 
Bruch, eine Grundmasse, welche ebenfalls vorzugsweise aus Feldspath 
besteht, und sparsame Krystalle von triklinem Feldspath und Horn- 
blende. Der Totalhabitus dieses Gesteins zeigt Aehnlichkeit mit manchen 
Varietäten von Grünstein-Trachyt. Es wurde im vorliegenden Falle zur 
Andesitreihe gestellt, weil der geologische Zusammenhang und die 
petrographischen Uebergänge in die dichten oder grobkörnigen gemeng- 
ten Varietäten des Hauptkammes der Matra nicht wohl zu verkennen ist. 

Sehr ausgezeichnet ist der grüne Andesit am Somhegy aufge- 
schlossen. Er ist in der Nähe des Gipfels dieses Berges in ziemlich 
parallel von Ost nach West streichende, senkrecht stehende Bänke abge- 
sondert. Innerhalb jeder Bank herrscht eine schalenförmige Anordnung, 
welche so stark entwickelt ist, dass man kein flaches Formatstück 
schlagen kann. 

Die Normalvarietät des schwarzen Hornblendeandesits ist auf dem 
Kamme der Matra vertreten. Die Grundmasse derselben ist theilweise 
ganz schwarz, wie bei den steilen Felspartien, welche aus dem tertiären 
Nordrand der Matra aufsteigend, den Gazoskö zusammensetzen. Zwischen 
dem Remetehegy und dem Kekes wird dieselbe grau, so dass der 
gewöhnlichste Typus der Andesite hergestellt wird. Der Feldspath ist 
ziemlich reichlich entwickelt. Streifung habe ich mehrfach daran beob- 
achtet. An dem Gestein des Kekes dagegen, wo die Feldspathpunkte 
sehr zahlreich, aber sehr klein, auch meistens nicht mehr frisch sind, 
konnte ich keine Streifung wahrnehmen. Hornblende ist sehr häufig, 
Augit in einzelnen Krystallen zu beobachten. Die Gesteine, welehe man 
zwischen dem Kekes und der Nagy-Gallya beobachtet, gehören sämmtlich 
diesem Typus an. 

- Es sei noch bemerkt, dass ich an den vielen Aufschlüssen der un- 
mittelbar an die Matra anstossenden Glieder der sarmatischen Stufe 


524 Ferd. Freihb. v. Andrian. [16] 


nıemals Einlagerungen von Andesiten beobachten konnte. Im Hagymas- 
thale durchsetzt ein mächtiger Andesitgang die Sandsteine und Mergel. 
Ob derselbe den älteren oder jüngeren zugehört, wage ich nicht zu 
entscheiden ; es ist aus diesem Grunde aus diesem Vorkommen kein 
Schluss auf die Eruptionszeit des Haupttheiles der Matra zu ziehen. 

Jüngerer Andesit. Ich habe bereits in der Beschreibung der 
"Gegend von Schemnitz angedeutet, dass jene Varietät des Andesits, 
welche von Beudant als „trachyte semivitreux“ beschrieben wurde, 
wohl als ein der Zeit seiner Entstehung nach von den älteren Andesiten 
verschiedenes Glied der Andesitreihe aufzufassen sei. Diese Ansicht 
gründete sich besonders auf den innigen Zusammenhang dieser Varietät 
mit den Tuffbildungen am südöstlichen Ende des Schemnitzer Trachyt- 
stockes, welche für jünger als die Hauptmasse der Schemnitzer Andesite, 
und mit ächten Cerithien-Schiehten (sarmatische Stufe nach Suess) 
gleichalterig erklärt werden. 

* Dasselbe Gestein zeigt sich besonders deutlich am Südabhange der 
Matra zwischen Gyöngyös und Pata entwickelt, und zwar unter tektoni- 
schen Verhältnissen, welche lebhaft an jene der Partien von Benedek 
und Heiligenkreuz im Schemnitzer Gebirge erinnern. Es treten bei Gyön- 
gyös ausser dem durch seine isolirte Lage weithin sichtbaren Saarhegy 
noch mehrere Kuppen auf, welche die Matra nach Süden zu gegen die 
Ebene begränzen, und dem Terrain zwischen Solymos und Veresmart ein 
sehr individualisirtes Aussehen verleihen, da sie ohne Zusammenhang 
unter sich unmittelbar aus dem oberen Plateau auf welchem die Bene 
Puszta steht, wie angelehnt an den Hauptstamm, aufsteigen. Der hervor- 
ragendste dieser Berge ist der Dobozo. Im westlichen Theile der Matra 
muss ich jene isolirten Berge hinzurechnen, welche vom Muzlai teti an- 
gefangen nach Süden bis zum Mulato hegy in die ungarische Ebene hin- 
reichen. 


Fig. 4. Zur Beurtheilung der Lagerungs- 
Sr N N Verhältnigse der Jüngeren u, zu 
I den Breceeien möge folgender Dureh- 

IMS schnitt dienen, welcher unmittelbar 
ı P” an der Strasse zwischen Szurdo-Püs- 

Ä RN pöki und Pata beobachtet wurde. 

Strasse zwischen Szurdo-Püspöki und Pata. a. E 

Schwarzer Andesit. 5. Trachyt-Breceie. Aehnliche Durehsetzungen und 

Zwischenlagerungen von Andesiten in den Breceeien wiederholen sich an 

den meisten Punkten, welche günstige Durchsehnitte darbieten. Sie schei- 

nen nur durch die Annahme erklärt werden zu können, dass die Eruptio- 
nen dieses Gesteines während der Ablagerung der Breeeien und zum 

Theile nach derselben stattfanden. 

Die petrographische Ausbildung des jüngeren Andesits der Matra 
zeigt nicht minder grosse Analogie mit den an den gleichen Gesteinen 
des Schemnitzer Trachytstockes beobachteten Erscheinungen. Es wie- 
derholt sich hier der häufige Wechsel zwischen rother und schwarzer 
Färbung der Grundmasse, besonders schön an einem Gesteine vom Saar- 
hegy, welches einem Gange der Breeeien angehört. Am Saarhegy, am 
Dobozo u. s. w., beobachtet man ferner sehr deutlich perlitische Struetur, 
welehe, wenn sie auch nicht so vollkommen ausgebildet ist wie an den 
Rhyolithbildungen des Hliniker Thales, doch unverkennbar jenen analog ist. 


[17] Die geologischen Verhältnisse der Matra. 525 


Dazu tritt noch die lithoidische Ausbildung der Grundmasse, welche 
bereits von Beudant beschrieben wurde, ohne dass der genannte For- 
scher es wagte, dieses Gestein, eines innigen Zusammenhanges mit den 
Andesiten halber, dem Trachytporphyre oder irgend emer andern seiner 
Abtheilungen einzureihen '). 

Diese Texturbildungen scheinen darauf hinzuweisen, dass wir es 
hier mit einem Mittelgliede zwischen Andesit und Rhyolith zu thun haben, 
dessen Stellung schon von Herrn Professor Szabo durch die Bezeichnung 
„andesitischer Rhyolith“, auf das Gestein des Tokayer Berges ange- 
wandt, angedeutet wurde. Aus dem Umstande, dass dasselbe schon an 
dreien der Trachytstöcke Ungarns nachgewiesen wurde, erhellt.wohl die 
Nothwendigkeit, auf dasselbe bei ferneren Untersuchungen Rücksicht zu 
nehmen. In theoretischer Beziehung ist es nicht ohne Bedeutung wegen 
seiner vermittelnden Stellung zwischen der v. Riehthofen und andern 
bisher scharf getrennten Trachyttypen, den Andesiten und den Rhyo- 
lithen. In Anbetracht der nahen chemischen Beziehungen zwischen man- 
chen Daeciten und Rhyolithen, und den erwähnten Analogien in den Aus- 
bildungsformen von jüngerem Andesit und Rhyolith dürfen wir wohl vor- 
aussetzen, dass die Processe, welche die Bildung jener verschiedenen 
Typen bedingte, in einer weit engeren und mannigfaltigeren Wechsel- 
beziehung stehen, als man bisher annehmen konnte. 

Beudant gibt an, dass der „Trachytporphyr“ und der „trachyte 
semivitreux“ in einem gewissen Antagonismus zu einander stehen; dieser 
Satz passt jedenfalls besser auf die Matra als auf das Schemnitzer Ge- 
birge, aus welchem es hervorgegangen. 

Die mineralogische Zusammensetzung der jüngeren Andesite ist noch 
nicht genügend aufgeklärt. Man weiss zwar aus den Untersuchungen 
von Herrn v. Hauer, dass in dem (mit mehreren dieser Gesteine identi- 
schen) Gesteine von Cziffar der eine der Feldspäthe ein sehr basischer 
Andesin ist, welcher sieh von allen untersuchten am meisten dem Labrador 
nähert; von dem grünlich gelben Feldspath hingegen, welcher zuweilen das 
Aussehen von Sanidin hat, nach der Analyse von Herrn Molnar durch 
seinen hohen Gehalt an Natron als Albit charaeterisirt ist, konnte ich trotz 
vieler Bemühungen keine dieses wichtige, noch einigermassen isolirt dar- 
stellende Resultat bestätigende Analyse erhalten. In den betreffenden Ge- 
steinen der Matra tritt dieser ziemlich zurück gegen den Andesin. Dass 
die schwarze Grundmasse der jüngern Andesite hauptsächlich Augit führt, 
wird bereits von Beudant erwähnt?). In neuerer Zeit hatHerr Tscher- 
mak kleine Säulen von Augit in einem Gesteine von der Fajsat Puszta 
beobachtet, welches hieher gehört. Man hat jedoch nur sehr selten Gele- 
genheit, sich ohne Beihilfe des Mikroscops über das häufige Vorkommen 
dieses Gemengtheiles Gewissheit zu verschaffen, da in den meisten Fällen 
die Grundmasse ganz dicht und homogen und ausgeschiedene Krystalle 
äusserst spärlich zu beobachten sind. 

Herr Molnar, Baron Sommaruga, Herr v. Hauer haben Ana- 
Iysen der Varietäten des Tokayer Berges und von St. Benedek geliefert, 


1) Eine poröse Ausbildung der Grundmasse ist ebenfalls sehr häufig, und es 
gewinnt dadurch die ganze Masse oft ein schlackiges Ansehen. 

2) Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt Nr. 4. S. 74. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4, Heft. 69 


526 Ferd. Freih. v. Andrian. [18] 


welche unzweifelhaft darthun, dass dasselbe eine dem Andesittypus ent- 
sprechende Zusammensetzung besitzt. Aus diesem Grunde scheint mir der 
von Prof. Szabo gewählte Name für diese Varietät, nicht ganz dem 
v. Richthofen u. a. festgehaltenen Begriff von Rhyolith entsprechend, 
da der letztere doch immerhin eine hohe Silieirungsstufe voraussetzt, und 
der Gehalt an Quarz kein constanter ist. 

Ich habe zwei Varietäten aus der Matra untersucht und zwar eine 
dichte schwarze mit Sphäruliten von Dobozo (a), und eine etwas feldspath- 
reichere (mit weissem Feldspath) vom Holloskö-Berge (6). Die Alkalien- 
bestimmung von 5 hat Herr Fellner freundlichst übernommen. Die Zusam- 
mensetzung ist in 100 Theilen. 


Dobozo Holloskö Dobozo _Holloskö 
Kalk . ...7 734 ° 6:62  Magnesia . 258° 116 
Kieselsäure . 57:35 bu2aır Kal. Ba 2-92 
Thonerd . . 19-83 11-57: Natron : 2-86 2:97 
Eisenoxyd . . 7:28 10-86  Glühverlust 1-15 1:17 


100-38 100-92 

Diese Gesteine sind also etwas basischer als die diehte säulen- 
förmig abgesonderte Varietät von der Kussa hora bei St. Benedek, welche 
Herr v. Sommaruga analysirt hat), sie stimmen dagegen ziemlich 
gut mit der schlackigen Varietät desselben. 

Rhyolith und Rhyolithtuff. Das einzige mir bekannt ge- 
wordene Vorkommen von massigem Rhyolith ist der Kishegy bei 
Solymos. Die Matra verhält sich in dieser Beziehung ganz gleich mit dem 
Gran-Waitzener Stock, welcher ebenfalls nur einen rhyolitischen Kegel 
aufweist, den Neograder Schlossberg 2). 

Der Rhyolith ist in den dortigen Steinbrüchen als eine felsitische 
Masse aufgeschlossen, welche sehr regelmässig in dünne Platten von 2 
bis 6 Zoll Mächtigkeit abgesondert erscheint. Dieselben liegen ziemlich 
horizontal. Die Stücke, welche ich daselbst sammelte, zeigen eine fleisch- 
rothe Farbe und eine sehr poröse Textur. Die Poren zeigen nicht selten 
bänderförmige Anordnung. Quarz ist nur selten und zwar in ganz kleinen 
Körnern ausgeschieden, und hie und da ein schwarzes Glimmerblättchen. 
Feldspathkrystalle konnte ich nicht beobachten. 

Der Kishegy fällt nach Süden gegen Solymos und die ungarische 
Ebene, nach Westen gegen das langgestreckte und von niedrigen Hügeln 
begrenzte Solymoser Thal ab. Gegen Norden legen sich diekgeschichtete 
Tuffbänke mit verkohlten Pflanzenresten daran, in welchen ich jedoch 
keine Bruchstücke von Trachyt wahrzunehmen vermochte. Es ist eine 
gelbe sehr verwitterte Feldspathmasse. Gegen Osten zieht sich bis an 
die Nordwestausläufer des Saarhegy ein ziemlich ebenes Plateau, wel- 
ches zwar die Ebene sehr merklich überragt, dagegen bedeutend unter 
dem Niveau der vulkanischen Tuffe-des Saarhegy bleibt. Dasselbe be- 
steht aus feinen weissen rhyolithischen Breecien. Bruchstücke und Binde- 
mittel sind eine weisse feinkörnige, sehr leichte, Bimssteinähnliche Masse, 
die ersteren ganz eckig. Nur selten gewahrt man in der Grundmasse 


1) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt 1866, p. 471. 
2) Dr. G. Stache: Die geol. Verh. der Umgeb. von Waitzen. Jahrb. der k. k. 
geol. Reichsanst. 1866, p. 306. 


[19] Die geologischen Verhältnisse der Matra. "527 


einige Punkte von Feldspath und einige Glimmerblättehen. Darin liegen 
eine grosse Menge von Hornsteinknollen, häufig in unregelmässigen 
Schichten darin vertheilt. Auch die weissen Bruchstücke sind oft ganz 
oder theilweise verkieselt. Aus der Mitte des Plateaus ragen weithin 
sichtbare Klippen von theils zelligem, theils breceienartigem Süsswasser- 
quarz heraus. Man trifft sie auch an grossen abgerundeten Felsen mit 
spiegelnder Oberfläche auf dem Plateau liegend. Die zelligen Varietäten 
sind reich an krystallirtem Quarz. 

Nach Westen setzen die Rhyolithtuffe fort, ebenfalls an dem Süd- 
rand des Gebirges über Orossi und Gyöngyös-Tarjän. Besonders an dem 
letztgenannten Orte sind sie gut aufgeschlossen. Sehr wahrscheimlich ist 
der Zusammenhang derselben mit den Tuffen von Pata, welche dort ein 
niedriges Plateau zwischen dem Havas und dem Gerenceberg zusam- 
mensetzen. An der letztgenannten Localität beobachtet man viele Stücke 
eines porösen Rhyoliths und noch mehr von buntgefärbtem Süsswasserquarz. 

Westlich von Pata befindet sich zwischen den Bergen Nagy Ha- 
vas, Janos Var und Varhegy eine Bucht, in welcher die Bimsstein- 
tuffe in flachen langgestreckten Rücken entwiekelt sind. Sie enthalten 
dieselben Feuersteinknollen wie bei Gyöngyös. Ausserdem viele unbe- 
stimmbare kleine Muschelreste, unter denen die Schuppen von Meletta 
durch Hrn. Stur mit Sicherheit erkannt wurden. Die zahlreichen Reste 
einer kleinen Muschelart, welche damit in ziemlieher Menge auftreten, er- 
wiesen sich als unbestimmbar. Doch lässt sich wohl ziemlich sicher anneh- 
men, dass man es hier mit dem oberen der durch Melettaschuppen cha- 
rakterisirten Horizonte zu thun habe, oder mit jenen Gebilden, welche, 
am Nord- und Ostrande der Matra weit verbreitet, gegenwärtig der sar- 
matischen Stufe beigezählt werden. Diese Massen werden nach den Auf- 
zeichnungen von Hrn. Raczkiewiez in der Nähe von Suezi und in der 
Bucht von ächten Congerienschichten überlagert. 

Nicht weniger klar ist die Stellung der Rhyolithe und ihrer Tuffe zu 
den Ablagerungen der sarmatischen Stufe am Nordrande der Matra ausge- 
sprochen. Man hat im Ba) patak von oben nach unten folgendes Profil: 


Grober Sandstein und N Een 
Dunkle Mergelschiefer . . , Nabe) Zoll 
Grüne feste andteine mit weissem (Glimmer . ehe) 5 
Braumer Merselschiefer . . ... „.N.u..; Rs ® 
Weisser Sandstein. . . . Ve 5 
Conglomerat mit Kohlenspuren® En 2a Al Du 
Rhyolithtuff . . 1'% Schuh 


Der Rhyolithtuff ist hier als feste Breceie mit zahlreichen Bruch- 
stücken von Bimssteinen ausgebildet. An anderen Stellen im Baj patak 
beobachtet man unter denselben und auch dazwischen dünngeschichtete 
Lagen von grünlichem Perlit. Die Lagerung ist, wohl in Folge localer 
Störungen flach gegen Norden geneigt. 

Von dem Thale des Baj patak gegen Osten nehmen die Bimsstein- 
tuffe an Ausdehnung und Mächtigkeit zu. Der Kisvar mit seinen schroffen 
von einer Ruine gezierten Contouren bildet den Mittelpunkt einer zusam- 
menhängenden Masse von Bimssteintuffen, welche den ganzen Ostrand 
der Matra bis gegen Verpelet hin umsäumen. Am rechten Abhange 
des Tarnabaches, am Südfusse des Darnohegy, südlich von Sirok, 

69* 


528 Ferd. Freih. v. Andrian. Die geolog. Verhältnisse der Matra. [20] 


endlich am Nordfusse des Halaskohegy lässt sich deutlich beobach- 
ten, dass dieselben auf den Sanden und Tegeln der sarmatischen Stufe 
lagern. Die aus Bimssteintuff gebildeten Anhöhen überragen um ein Be- 
trächtliches die sedimentären Hügelzonen. 

Unterhalb des Siroker Schlosses sind sie ungeschichtet feinkörnig, 
von unzähligen theils eckigen theils abgerundeten Bimssteinfragmenten 
erfüllt. Die weiche zerreibliche Grundmasse enthält viele Blättehen von 
schwarzem Glimmer. Letzterer sowie zahlreiche Feldspath- (Sanidin-) 
Krystalle liegen auch vielfach in den Bimssteintrümmern ausgeschieden. 
Ausserdem sind zahlreiche, eckige Bruchstücke von dichtem schwarzem 
Andesit in der Grundmasse vertheilt, woraus schon Beudant das höhere 
Alter der Andesite gegenüber den Rhyolithen gefolgert hat. 

In derselben Beschaffenheit beobachtet man die Rhyolithtuffe in 
den grossen Steinbrüchen hinter der Kökut Puszta aufgeschlossen. Sie 
sind in-horizontale 1-—2 Schuh mächtige Bänke, welche auch bis auf 
Klüfte von 2—3 Zoll sich zusammendrücken, abgetheilt. Dazwischen 
treten hier feste Rhyolithmassen, oder vielmehr dieselben Tuffmassen 
erscheinen in einzelnen Partien durch die Infiltration von Kieselsäure als 
feste splitterige Gesteine. Beide Modificationen lassen sich nicht von ein- 
ander trennen, sie treten meist in derselben Bank durch Uebergänge deut- 
lich verbunden auf. Die Natur der Bruchstücke lässt sich dabei noch sehr 
wohl erkennen. Die Ueberlagerungen von lockerem Bimssteintuff auf der 
kieseligen Rhyolithmasse, welche man in dem oberen dieser Schlucht 
beobachtet, schien mir nicht durchgreifend zu sein, denn man hat ab- 
wechselnd lockere und feste Tuffe im Grunde des Thales. Bei der Ret- 
kertmühle scheint jedoch der kieselige Rhyolith einen zusammenhängen- 
den Stock innerhalb der lockeren Tuffe zu bilden. Perlitische Einschlüsse, 
wie sie so schön am Pünkösd hegy bei Erlau vorkommen, habe ich an 
den genannten Localitäten nirgends beobachtet. 

Bei Bacta, der Ostgrenze meines Terrains, bei Szoläth, sowie auf 
der Strasse zwischen Szoläth und Sirok, fand ich die Bimssteinbreeeien 
theils unter den Sandsteinen und Mergeln (Bakta), theils zwischen den- 
selben. Sie treten dort sowohl in festen Massen als in Schichten, welche 
durchwegs von lockeren Bruchstücken gebildet sind, auf. 

Zur Vergleichung sei auf die Beobachtungen des Hrn. Bergrath 
Stache und K. Paul, welche die östlich und nördlich anstossenden 
Gegenden beobachtet haben, hingewiesen. Das durch Hrn. Prof. Szabo 
beobachtete Vorkommen von Bimssteintuffen in denselben Schichten bei 
Pest ı), die Vergesellschaftung dieser und ähnlicher Bildungen mit Schich- 
ten der sarmatischen Stufe bei Heiligenkreuz, und in den Tokajer Ge- 
birgen geben einen festen Anhaltspunkt für die Altersbestimmung der 
Rhyolithe und werden es vielleicht ermöglichen, eine der bedeutendsten 
Niveauveränderungen Europa’s, welche den Einbruch. des sarmatischen 
Meeres bedingte, mit der vuleanischen Thätigkeit in Mitteleuropa und 
‘Asien in Zusammenhang zu bringen. 


1) Suess. Ueber die Bedeutung der sogenannten brackischen Stufe. Sitzungsb. 
der kais. Akademie der Wissenschaften 1866, p. 18. 


he 


Ill. Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 
Von D. Stun 


Vorgelegt in der Sitzung am 15. December 1868. 


Mit zwei Tafeln und einem Holzschnitte. 


Durch die geologische Aufnahme und Beschreibung der Umgegend 
von St. Cassian des Ferdinand Freih. v. Richthofen ') und durch die 
ihrem Ende sich nahenden paläontologischen Arbeiten über die Fauna 
der Schichten von St. Cassian des Dr. Gustav 0. Laube) wurden erst die 
so höchst interessanten und eigenthümlichen Ablagerungen der Trias in 
Süd-Tirol dem Geologen zugänglicher gemacht. Ersterer hatte, zu einer 
Zeit, wo kaum noch die Grundlinien der Gliederung unserer an verschie- 
denen Punkten so sehr verschieden entwickelter Trias festgestellt waren, 
mit einer glücklichen Beobachtungsgabe ausgerüstet, den überraschend 
mannigfaltig gegliederten Aufbau der Trias-Gebirge in der gesammten 
Umgegend von St. Cassian im grossen Ganzen so richtig aufgefasst, und 
in seinem grossen Buche eine so colossale Menge von Beobachtungen und 
Ansichten aufgestappelt, dass ihm gewiss noch auf eine sehr lange Zeit 
hinaus die Bewunderung aller Jener gesichert bleibt, die nach ihm diese 
Gegenden bereisen werden. Durch die Arbeiten des letzgenannten wird 
die Fauna der Schichten von St. Cassian vergleichbar mit den Fossilien 
anderer abweichend entwickelter Schichten der Trias unserer Länder, und 


‚obwohl diese Arbeiten noch nicht beendet sind, liessen sich doch schon 


manche Thatsachen aufzählen, deren Feststellung nur durch dieselben 
möglich geworden war. 

Gleicher Wunsch und dieselbe Absicht brachten mich in den letzten 
Tagen des heurigen Sommers in die Umgegend von St. Cassian, wie vor 
mehreren Jahren nach Raibl in Kärnten 5). Es war auffallend, dass weder 
zur Zeit der Aufnahmen in der Umgegend von St. Cassian, noch späterhin, 
trotzdem nach und nach durch reichliche Einkäufe von Versteinerungen 
eine sehr namhafte Sammlung der St. Cassian-Fauna in unserem Museum 
zusammengebracht wurde, selbst auch nicht in jener neuesten Aufsamm- 


1) Ferd. Freih. v. Richthofen: Geogn. Beschreibung der Umgegend von Pre- 
dazzo, St. Cassian und der Seisseralpe in Süd-Tirol. Gotha 1860. 

2) Gustav C. Laube: Die Fauna der Schichten von St. Cassian I, I., III. in 
den Denkschr. der kais. Akademie Bd. XXIV., XXV., XXVIIL 1865—1868, 

3) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt. 1868. XVII p. 71. 


530 . D. Stur. [2] 


lung von Gesteinsarten und Petrefakten, die Dr. G. C. Laube in Süd- 
Tirol veranstaltete 1) — auch nur eine Spur von jener Fauna heimgebracht 
wurde, die seit den Aufnahmen v. Richthofen, aus den Reiflinger 
Kalken bekannt geworden war. Und doch passt die Beschreibung die uns 
v. Riehthofen von seinen Buchensteiner Kalken gegeben 2) so voll- 
kommen auf die Reitlinger Kalke. Freilich hatte v. Riehthofen die 
Buchensteiner Kalke für obertriadisch erklärt, und stets auf den innigen 
Zusammenhang derselben mit den Wenger Schiefern hingedeutet, auch 
nur globose Ammoniten nebst Halobia Lommeli daraus aufgeführt. Wenn 
man auch durch die seither gemachten Erfahrungen berechtigt war, an 
der Giltigkeit und Genauigkeit dieser Bestimmungen zu zweifeln, so 
wollte doch die Sache an Ort und Stelle besehen und richtig gestellt 
werden. 

Wie aus meiner oben eitirten Arbeit erhellt, waren Zweifel über die 
Identität des Wenger Schiefers von Raibl und jenes von Wengen und 
Corfara ausgesprochen worden. Diese Zweifel konnten erst dann einige 
Berechtigung erlangen, wenn es gelang an einer andern Stelle, z. B. bei 
St. Cassian, nachzuweisen, dass über einer Schichtenreihe, wie die von 
Kaltwasser s), aphanitische grüne Schiefer mit Hornsteinkalken (wohl 
Wenger Schichten), Schichten mit Cardita erenata M. (St. Cassian-Cardita- 
Schichten), erzführender Kalk (Schlern-Dolomit) noch eine zweite Schich- 
tenreihe folge, nämlich die von der Scharte bei Raibl#) — kurz, wenn es 
gelang, sicherzustellen, dass die Lagerung des Wenger Schiefers über 
dem erzführenden Kalke, so wie sie sich in der Scharte präsentirt, auch 
die natürliche und richtige sei. 

 v. Riechthofen’s Darstellungen jener Verhältnisse, unter welchen 
der Schlern-Dolomit in Süd-Tirol auftritt, wo derselbe isolirte, oft nach 
allen Richtungen mit steilen Wänden abfallende Riffe bildet, die hier auf 
Mendola-Dolomit oder Reiflinger Kalk, dort auf den tieferen oder höheren 
Partien der Tuffe von St. Cassian auflagern, so dass sich dem Beobachter 
oft unabweislich die Meinung aufdrang, ein Theil der Tuffe sei dem 
Dolomit nebengelagert, somit gleichzeitig mit diesem — liessen erwarten, 
dass ähnliche Erscheinungen, wie die sind, die ich über die gegenseitige 
Stellung des erzführenden Kalkes des Fünfspitz in Raibl, zu den Raibler 
-Schiefern des Kunzen Grabens 5) beschrieben habe, in der Umgegend 
von St. Cassian nicht selten zu beobachten seien, und zur Aufklärung 
des letzterwähnten Falles dienen können. 

Weiters war mir unter den von Dr. Laube mitgebrachten Gesteins- 
stücken eines, von der Buchensteiner Alpe, aus dem Liegenden der Schieh- 
ten mit St. Cassian-Versteinerungen aufgefallen, das mit voller Sicherheit 
zur Hoffnung berechtigte, dass in der Umgegend von St. Cassian auch 
der Reingrabner Schiefer mit der Halobia Haueri, somit das Niveau des 
Lunzer Sandsteins vertreten und nachzuweisen sei. 


1) Gustav ©. Laube: Geologische Notizen aus der Gegend von St. Cassian. 
Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt 1868, p. 118. 

2) v. Richthofen |. ce. p. 64. 

8).1D. ‚Sur 126. )p.) 106, 

4) L. ec. T. I. Durchschnitt vom Königsberg durch den Kempfer Bach zum Alpl. 

9) L. ce. p. 89, 


[3] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 531 


Endlich schien es höchst wünschenswerth, die Fauna der rothen 
Raibler Schichten des Schlern-Plateau’s in einer wo möglich reichhalti- 
seren Sammlung in unserem Museum vertreten zu sehen, um genauere 
Bestimmungen der einzelnen Arten, die bisher auf Grundlage unserer frü- 
heren Aufsammlung, wohl nur oberflächlich und mangelhaft sein konnten, 
zu erzielen und hierdurch zur genaueren Feststellung des Horizontes die- 
ser so eigenthümlichen Ablagerung beizutragen. 

Diese speciellen Fragen hatte ich mir für die Exeursion nach 
St. Cassian gestellt. Herr Montan-Ingenieur R. Meier, hat sich mir ange- 
schlossen, und mich mit seinem andauernden Fleisse freundlichst unter- 
stützt. Unser Aufenthalt daselbst konnte leider nur einige Tage in 
Anspruch nehmen, es war daher geboten, wenn wir Einiges zur Lösung 
dieser Fragen beitragen wollten, jenes Gebiet für unsere Begehungen zu 
wählen, von dem v. Richthofen sagt, dass es am regelmässigsten ent- 
wickelt sei und von grossartigen, die Klarheit der Verhältnisse beeinträch- 
tigenden Störungen am meisten verschont wurde. Wir haben somit in den 
Tagen vom 6—14. September von der Eisenbahn-Station Waidbruck aus- 
gehend, erst das Grödner Thal, die Seisser Alpe und den Schlern von 
St. Ulrich aus begangen, sind über das Grödner Jöchl nach Corfara 
übersiedelt, und haben von da in nördlicher Richtung im Abtei-Thal 
St. Cassian, Heiligenkreuz und Wengen besucht, in südlicher Richtung im 
Gebiete des Livinallungo-Thales in die Gegend von Buchenstein, Pieve 
und St. Johann in Cherz einen Streifzug unternommen, und sind schliess- 
lich wieder über das Grödner Jöchl zu unserem Ausgangspunkte Waid- 
bruck zurückgekehrt. Unser Aufenthalt daselbst wurde von prächtigem 
Wetter unterstützt, eine Begünstigung die hervorgehoben zu werden ver- 
dient; denn kaum hatten wir zum zweitenmale auf dem Rückwege das 
6790’ hohe Grödner Jöchl hinter uns, brach auch ein ungünstiges Wetter 
ein, in Folge dessen das Grödner-Jöchl mit einer blendend weissen 
Schneedecke überdeckt wurde, die dasselbe diesseits des Winters gewiss 
nicht wieder verliess. 

Bevor ich an die Besprechung der Begehung und an die Mitthei- 
lung der gewonnenen Resultate schreite, muss ich mit einigen Worten 
eines Umstandes gedenken, der uns in der Umgegend von St. Cassian 
und Corfara äusserst unangenehm berührte und überrascht hatte. Bei der 
meist milden und leicht verwitterbaren Beschaffenheit jener Gesteine, auf 
denen die Dolomit-Riffe dieser Gegenden aufgesetzt sind, war es wohl 
natürlich zu finden, dass diese Gehänge sämmtlich und ohne Ausnahme 
mit Wiesen bedeckt oder bewaldet sind. Auch aus der Wasserundurch- 
lässigkeit der meisten dieser Gesteine war zu erwarten, dass die flacheren 
Theile dieser Gehänge mit sumpfigen und grünlandmoorigen Stellen 
bedeckt sein dürften, dass somit überhaupt die Gegend keine grossar- 
tigen Aufschlüsse bieten dürfte, wie etwa jene in dem so schön auf- 
geschlossenen Raibler Thale sind. 

Wir haben aber ausser diesen von vorne herein zu erwartenden, 
für den Geologen gewiss nicht erfreulichen Erscheinungen ferner noch 
gefunden, dass die gesammten wiesigen, mehr oder minder geneigten 
Gehänge in einer zwar sehr langsamen, aber an verschiedenen Stellen 
ungleich raschen Bewegung, von der Höhe hinab gegen die Thalsohlen 
befindlich sind. Diese Bewegungen geben sich in zweierlei Formen dem 


532 D. Stur. [4] 


Beobachter zu erkennen, die oft miteinander eombinirt, mitunter unab- 
sehbare Verwüstungen anrichten. Ein Wiesenfleck in einer langsam abfal- 
lenden mässig breiten Thalsohle, der im vorigen Sommer noch mit einer 
continuirlichen Grasfläche bedeckt war, erhält heuer nach den verschie- 
densten Weltgegenden gerichtete zahlreiche Sprünge, die den Rasen in 
kleine Stücke zerreissen und in den Rissen den Untergrund allenthalben 
an den Tag treten lassen. In einiger Entfernung thalabwärts erst werden 
die Spuren der Bewegung des obersten Theiles des Bodens sichtbar, 
wo man die solehergestalt vorbeiziehenden Wiesen bald an einer unver- 
rückbaren Erhöhung des Terrains sich aufstauen und falten, oder über 
st.ilere nackte Gehänge in einzelnen Schollen in die Tiefe hinabgleiten 
sieht. Den andern Fall hat man am häufigsten dort vor Augen, wo der 
Rand des sumpfig- wiesigen Plateau’s mit steilen in das Thal abfallen- 
den Gehängen endet. Hier iindet man in der Regel Aufschlüsse und Ent- 
blössungen jener Schichten, die den obersten Theil des Plateau’s zusam- 
mensetzen, die mitunter 20—50 Fuss Höhe erreichen. Der Beobachter 
findet leicht Gelegenheit, die Entstehung dieser Entblössungen zu studi- 
ren. Sie entstehen durch Rutschungen ganzer grosser Theile der Ränder 
des Plateau’s, und zum Beweise dessen findet der Beobachter — am Fusse 
der Entblössungen das hinabgerutschte Materiale aus dem das Gehänge 
früher bestand, in einer leicht an seinen Formen erkennbaren Masse dem 
wiesigen Terrain aufgesetzt — im Rücken der Entblössung dentliche 
Spuren des Beginnes neuer Rutschungen, die sich in langen, mit der Ent- 
blössung parallelen, mehr oder minder breiten eontinuirlichen Rissen 
kundgeben, die oft schon so weit gediehen sind, dass es wohl nur noch 
des Gewichtes des Beobachters bedürfte, um eine solche Rutschung vor 
den Augen desselben in Scene zu setzen. 

Die Folgen dieser Rutschungen und Bewegungen der Boden-Ober- 
fläche sind in der That grossartiger, als es im ersten Anblick den An- 
schein hat. Man findet zuerst nur äusserst selten die tieferen Schichten 
der Tuffe und ihr Liegendes entblösst. Die ganzen Gehänge bis hinab zur 
Thalsohle sind mit einem Schutte bedeckt, der meist nur aus den jüng- 
sten und obersten Schichten der Tuffe zusammengesetzt ist. Um über die 
Mächtigkeit und Ausdehnung dieses Schuttes einen einigermassen annä- 
hernden Begriff zu geben, brauche ich nur zu erwähnen, dass selbst jener 
Schutt, der die Mulde von Corfara ausfüllt, und zu dessen Erklärung 
v. Riehthofen einen kleinen See anzunehmen sich genöthigt fand t), 
den fortwährenden Rutschungen und Wanderungen der Oberfläche der 
Gegend seine Entstehung verdankt. Auf dem Wege von St. Cassian, süd- 
lich auf den Prelongei Berg, längs welchem nicht ein einziger Aufschluss 
bis auf die unterliegenden anstehenden Schichten reicht, trifft man ganze 
grosse Waldantheile, von mehreren Jochen Flächenraum, welche in einer 
derartigen Wanderung begriffen sind. 

Es ist wohl natürlich, wenn selbst Bäume und Waldtheile auf der 
Höhe der bewegten Oberfläche des Terrains mit dem Untergrunde fort- 
wandeln, dass diese Bewegung auch die zufällig auf die Wiesen gefal- 
lenen Gegenstände, namentlich die Felsblöcke ergreift. Diese Blöcke, 


1) L. c. p. 220. 


[5] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 533 


insbesondere die Kalk- und Dolomit-Blöcke, die durch ihre abweichende 
Beschaffenheit von dem Untergrunde hier als Fremdlinge jedem Beobach- 
ter auffallen, und wohl auch schon als aus der Tiefe mit heraufgerissene !) 
Kalk- und Dolomit-Blöcke dargestellt worden sind, die die Alpenwiesen 
bedecken und oberflächlich auf den Grasflächen liegen, sind sehr geeignet 
dazu, um zu messen, welche langen Wege ein und derselbe 
Theil der Grundoberfläche im Verlaufe der Zeit durch- 
wandert. 

Der westliche Fuss des Set Sass (siehe die Ansicht IV auf Tafel XIV) 
ist weit und breit von wiesigen Flächen der St. Cassian-Schichten umge- 
ben. Diese sind am Fusse des Berges in einem weiten Felde mit eolossalen 
Schuttmassen bedeckt, dieaus den nach und nach von den steilen Wänden 
herabgefallenen Dolomitblöcken der verschiedensten Grösse zusammen- 
gesetzt sind. Der Untergrund ist wie überall, so auch hier in Bewegung 
und man sieht hier die Risse der abrutschenden Theile in langen krummen 
Linien um so deutlicher hervortreten, als der längs den Risslinien hervor- 
tretende braune Untergrund gegen die blendendweisse Schuttfläche grell 
absticht. Die so erst in grosse Theile, dann tiefer’im Gehänge in kleinere 
Schollen zerrissene Schuttfläche löst sich weiter vom Fusse des Set Sass 
in einzelne Blöcke auf, die die Oberfläche der Wiesen erst zahlreich, 
weiterhin zerstreut bedecken. Wir waren nicht wenig erstaunt die äusser- 
sten Vorposten der wandernden Dolomit-Blöcke des Set Sass auf dem 
Wege von Corfara in das Livinallungo-Thal knapp über dem Absturze 
zu finden, der in das Selvanathal hinabführt. Diese Blöcke hatten einen 
wenigstens eine halbe Meile langen Weg vom Set Sass her zurückgelegt, 
im Gebiete einer mässigbreiten und sehr langsam fallenden Sohle eines 
am Somes-Berge entspringenden Zuflusses des Selvana-Thales, dessen 
Gewässer so gering sind, oder gänzlich unter der beweglichen Oberfläche 
fliessen, dass das Thälchen kein Wasserrinnsal besitzt. 

Die Umwohner und Besitzer dieser Wiesengründe sind sich dieser 
‚Bewegungen der Oberfläche des Terrains wohl bewusst, denn sie sehen 
ja fast täglich, wie die von ihnen mit senkrechten Wänden aufgebauten 
hölzernen Heuhütten nach und nach eine schiefe Lage erhalten und wohl 
auch von der ursprünglichen’Stelle weggerückt werden. Sie suchen durch 

‚schwere Steine, meist Granitblöcke die Grenzen ihrer Besitzungen, ins- 
besondere aber die Gemeindegrenzen zu fixiren. Die zugehauenen, und 
mit Jahreszahl 2) versehenen Grenzsteine aus Granit sind wohl ohne 
Schwierigkeit als solche zu erkennen, die die um ihr Eigenthum besorgte 
Menschenhand hierhergestellt hat. Schwierig mag es fallen die unbehauenen 
Grenzsteine, die eben so gut wie die behauenen aus dem Hauptthale hier- 
her gebracht wurden, auf ihrer Wanderung wirklich als solche wieder 
zu erkennen und sie nicht für erratische Blöcke zu erklären. 

Man wird hier wohl die Einwendung einschalten wollen, es müssten 
auf diese Weise grosse Theile der Gehänge vollkommen von aller 
Vegetation entblösst werden, und andererseits müsste die grosse Masse 
des ins Thal hinablangenden Sehuttes die Thalsohlen endlich ganz 
ausfüllen und Alles was da lebt überdecken und verwüsten. Es ist als 


1) Siehe in v. Richthofen |. ce. p. 70. 
2) v. Richthofen I. c, p. 106. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt,. 1868, 18. Band. 4. Heft. 70 


534 D. Stur. [6] 


ein glücklicher Umstand für die Umwohner die Thatsache hervorzuheben, 
dass die Bewegung der Gehänge eine zumeist sehr langsame ist, die 
sich nach Jahren erst in ihren Resultaten zu erkennen gibt. In Folge 
der leichten Verwitterbarkeit der Gesteine ist die Pflanzendecke, begün- 
stigt von ausgiebiger Feuchtigkeit der Athmosphäre, bald im Stande die 
entstandenen Risse der Wiesenflächen auszubessern und unkenntlich 
zu machen. Im Gegensatze zu jenen Gegenden, in welchen die Pflanzen- 
decke nie erneuert wird, wo im Kampfe ums Dasein die saftigeren 
Gewächse untergehen, und endlich einige wenige Grasarten, mit dem an 
Nahrungsmitteln sehr arm gewordenen Boden zufrieden, die Wiesenfläche 
für sich allein in Anspruch nehmen — ist hier durch die Bewegung des 
Bodens ein stets freier, noch nicht oceupirter Raum vorhanden für die 
üppigste Entwicklung der Pllanzendecke, auch aus jenen Samen, die unter 
dem überwuchernden Rasen unter den gewöhnlichen Umständen nur 
schwer zur Entwicklung gelangen könnten, hier aber durch die Zerreis- 
sung desselben an die Oberfläche, in Verhältnisse gebracht werden, die 
die Keimung derselben begünstigen. 

Eben desswegem haben auch die in den Thalsohlen fliessenden 
Gewässer hinreichend Zeit, die in jedem Augenblick an ihren Rinnsalen 
anlangenden Schuttmassen anzunagen und sie unmerkbar zu entfernen 
und so die stete Veränderung des Schuttes der Beobachtung unzugäng- 
lich zu machen. Es gibt aber auch Stellen, wo die an der Thalsohle anlan- 
genden Schuttmassen in keinem Verhältnisse stehen zur Kraft der Thal- 
wässer und solche Stellen sind wohl sehr geeignet die Grossartigkeit des 
ganzen Phänomens recht anschaulich vor die Augen des Beobachters 
zu stellen. 

Nördlich von St. Leonhard im Abtey-Thale, dort unterhalb wo der 
Gaderbach über eine steile Stufe des Terrains in einem gewaltigen Was- 
serfalle herabstürzt, gelangt ein in der Gegend von Pescol entspringender 
Wildbach zum Hauptthal. Sein Gebiet ist reich an steil geböschten Rut- 
schungen, wie man dies von Heiligenkreuz aus recht gut übersehen 
kann. Diese versehen den Wildbach stets mit reichlichem Schutt. Von 
Zeit zu Zeit mögen es hier wohl auch bedeutendere Bergstürze sein, die 
in vereinigter Kraft mit häufigeren Gewittern, den Wildbach einen colos- 
salen Sehuttkegel aufbauen liessen, der bis an die jenseitige Thalwand 
reichend, den gewaltigen Gaderbach bis an den Fuss des Wasserfalles 
zu stauen vermag. Die thalaufwärts, aus der Gegend von St. Martin und 
Wengen vorüberführende Strasse zieht etwa eine Viertelstunde Weges, 
schief, steil aufwärts, über den Schuttkegel. Doch ist diese Strasse in einer 
steten Umlegung begriffen. Kaum hat man sie wieder fahrbar gemacht, 
als bald der Gaderbach, den Schuttkegel unterwaschend, ein Nachrücken 
der Schuttmassen und auch der darauf befindlichen Strasse veranlasst, 
oder der Wildbach selbst, neue Schuttmassen herabbringend, die Strasse 
hoch überschüttet, und so stets neue Ausbesserungen an derselben 
nöthig macht. 

Es ist auffallend, dass keiner von den von uns besuchten Orten 
auf diesem beweglichen Gebiete, welches mit der Verbreitung der 
Schichten von St. Cassian zusammenfällt, stehe, und die bleibend bewohn- 
ten Häuser der Badioten, die alle sehr stattlich, geräumig, reinlich und 
freundlich aussehen auf den älteren Schichten, namentlich auf Wenger 


[7] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 535 


Schiefer, Augitporphyr und dessen Tuff, auf Buchensteiner-Kalk und den 
tieferen Schichten aufgebaut erscheinen. 

Die Ursache der langsamen Wanderung der Gehänge ist wohl 
zunächst in der Wasserundurchlässigkeit des Untergrundes und in der 
meist bedeutenden Neigung der Gehänge zu suchen. 


1. Waidbruck, Gröden und St. Ulrich, Kuetschena-Thal, Solschedia, 
Geisterspitzen. 


Mit der Brenner Bahn unserer Endstation Waidbruck zueilend, 
hatten wir erst bei Brixen, nachdem wir die Granitmasse von Brixen von 
Grasstein abwärts verquert, sorgfältiger zu beobachten angefangen, so 
weit dies im eiligsten Fluge möglich war, und bemerkten von unterhalb 
Brixen angefangen bis nach Klausen und abwärts einen schwarzen 
Thonschiefer mit etwa unter 35 Graden in Süd fallenden Schichten, 
deren Flächen schwarz, graphitisch glänzend, von blendend weissen, dün- 
nen und langlinienförmigen Quarzadern durchkreuzt werden. Dieser Thon- 
schiefer erinnert sehr lebhaft an die Gailthaler Schiefer im oberen Gail- 
thale. Vor Klausen sind bekanntlich diesem Schiefer die Diorite eingelagert. 

Unterhalb Klausen beginnt sehr bald ein gänzlich verschiedenes 
Gestein in den Gehängen anzustehen. Es ist dies der typische Thon- 
glimmerschiefer mit einer Unzahl der oft erwähnten gelblichen Quarz- 
schwielen, die als Linsen dem Gesteine eingefügt, die häufigen Kniekun- 
gen seiner Schichten mitmachen, genau wie jenseits des Brenners. Die 
Schichten liegen im grossen Ganzen nahezu horizontal in flachen Wellen, 
die wohl häufiger das flache Südfallen, aber auch ein flaches Nordfallen 
nicht selten abnehmen lassen. Uns erschien schon beim ersten Anblick 
der Unterschied dieser beiden Gesteine, des Thonschiefers und Thon- 
glimmerschiefers so gross, dass wir unsere Verwunderung nicht unter- 
drücken konnten über die Nichtbeachtung dieses Umstandes. 

Es war uns nicht gestattet, das Verhältniss des Thonschiefers zum 
Thonglimmerschiefer festzustellen. Das natürlichste erschien, denselben 
als dem Thonglimmerschiefer aufgelagert zu betrachten. Derjenige, dem 
die Verhältnisse der Schichtenstellung in der Centralkette einigermassen 
bekannt sind, wie der Fall am Südfusse der Granitmasse der Cima d’Asta 
wird wohl aus der Schichtenlage allein das Alter der Gesteine nicht 
bestimmen wollen. 

Von Waidbruck, das Gröden-Thal aufwärts bis in die Gegend von 
St. Peter, sieht man an allen Stellen, die anstehendes Gestein zeigen, den- 
selben Thonglimmerschiefer in ganz gleicher Beschaffenheit wie zwi- 
schen Waidbruck und Klausen. Dieser bildet hier, soviel zu entnehmen, 
die mit mächtigen Schuttmassen überdeekten Gehänge gestatten, das 
Liegende des rothen Quarzporphyrs. Aus der Gegend von St. Peter wen- 
det das Grödner Thal in SO., und man verquert längs desselben die aus 
kolossalen Blöcken bestehenden Schuttmassen von Porphyr, endlich den 
Porphyr selbst, der mit sehr steiler oder senkrechter Wand aus den 
Schuttmassen emporsteigt. Aus dem Engpasse zwischen hohen Porphyr- 
wänden heraustretend, erblickt man das muldenförmig erweiterte Gröden- 
Thal mit St. Ulrich und seinen geräumigen, freundlichen Villen ähnlichen 
Häusern. Auf dem Porphyr lagert Grödner Sandstein, und die Strasse 

70* 


536 D. Stur. [8] 


zieht im letzteren, unweit dessen Grenze gegen den Porphyr, bis nach 
St. Ulrich in langsamer, anhaltender Steigung. 

Unbeschreiblich schön erscheint dem fremden Wanderer das Pano- 
rama, das sich beim Verfolgen dieses Weges vor dessen überraschten Augen 
nach und nach entfaltet. Im Norden wird hie und da der Nordrand des 
Porphyr-Plateaus mit der Reschötz-Capelle sichtbar, im NO. entfaltet sich 
nach und nach das Kuetschena Thal mit dem rechts darüber (im SW.) 
sich erhebenden Pitschberg und Solschediaberg, die beide steil in das 
Thal abfallend, eine ununterbrochene Reihe von Aufschlüssen zeigen, die 
nach ihrer Färbung zu unterst den dunkelrothen Grödner Sandstein, in 
der Mitte der Gehänge die grau gefärbten Schichten von Seiss, über die- 
sen die grellrothen Campiler Schichten, und darüber die weissen Wände 
aus Mendola-Dolomit und Buchensteiner Kalken entblössen, letztere die 
Solschediaspitze bildend. Die genannte Reihe der Gesteine verquert ober- 
halb St. Ulrich das Hauptthal und tritt auf die rechte (südliche) Seite 
desselben, um von da in westlicher Richtung, in theilweisen Aufschlüssen, 
den Verlauf, insbesondere des in Felsen anstehenden Buchensteiner Kalkes, 
quer durch die Puflerschlucht, gegen Castelruth, recht klar und deutlich vor 
dem Beobachter zu entfalten. Was hinter diesem Schichtenzuge verborgen 
theilweise in grünen wiesigen Gehängen und bewaldeten Höhen sichtbar 
wird, ist jene Schichtenreihe, die man nach dem Orte St. Cassian benannt 
hatte, die überragt wird von dem riesig zackigen Langkofl und dem 
plattigmassigen Pordoi Gebirge. 

Meiner Gepflogenheit getreu, auf die Liegendschichten des Lunzer- 
sandsteins die Bemühungen um die Gliederung unserer Trias zu basiren, 
haben wir beschlossen, zuerst die Grundlagen dieses prachtvollen vor 
unseren Augen sich entwickelnden Panoramas kennen zu lernen. 

Wir gingen von St. Ulrich durch das Kuetschena Thal aufwärts 
erst nordöstlich, dann vom östlicheren Arme desselben in östlicher Rich- 
tung steil aufwärts in den Sattel, der den Pitsch-Berg mit der Solschedia 
verbindet, erstiegen den Solschedia-Berg, und folgten später dem wellig 
fortlaufenden Grat desselben hin bis an den Fuss der Geisterspitzen. 

Aus dem Gebiete des Grödner Sandsteins, welcher unweit der Kirche 
St. Ulrich, im linken Gehänge des Thales aufgeschlossen ist, das Kuet- 
schena Thal verquerend, gelangten wir an die Grenze des genannten 
Sandsteins gegen den Perphyr und gingen im rechten Gehänge über an- 
stehenden und in grossen Blöcken herumliegenden Porphyr bis an jene 
Stelle, wo wir in den östlicheren Einfluss des Thales einlenkten. Hier 
folgten rasch nach einander rother Quarzporphyr, Grödner Sandstein und 
die Seisser Schiehten. Sehr bald verdeckte ein ziemlich mächtiger Schutt 
das anstehende Gebirge, und wir wandten, in Ermangelung aller Auf- 
schlüsse, unsere Aufmerksamkeit diesem Schutte zu. Derselbe bestand 
aus sämmtlichen Gesteinsarten, die in den vor uns liegenden Gehängen 
anstehen. Uns interessirten vorzüglich alle jene Blöcke, die aus den Vir- 
gloriakalken und den Bucheusteiner-Kalken stammen konnten, und wir 
fanden auch sehr bald, Herr Meier in einem schwarzen Kalke dasselbe 
Petrefakt, welches Dr. Laube aus der Gegend von St. Jacob unter dem 
Namen des Bellerophon peregrinus unserer Sammlung einverleibt hat, ich 
selbst, in einem etwas liehteren Kalke, den Ceratites binodosus v. H. Der 
erstere Fund stellte ausser Zweifel dass, da im Gebiete des Kuetschena 


[9] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 537 


Thales die Cassianer Schichten nirgends anstehen, dieses Petrefact den 
den Muschelkalk vertretenden Schichten entnommen sein müsse. Letzterer 
Fund liess uns sicher hoffen, dass wir im Verfolgen unseres Weges, die 
Reiflinger Kalke antreffen müssten. 

Der Weg führte uns fortwährend über den gleichen Schutt in den 
Sattel an der Solschedia. Kurz bevor man in das Gebiet des Sattels ge- 
langt, erreicht man anstehende Schichten. Man verquert zuerst die 
oberste Partie der Seisser Schichten, die ausserordentlich 
reich sind an Petrefacten der Werfener Schiefer-Fauna. Dann folgten die 
grellrothen Campiler Schichten, hier nicht besonders mächtig 
entwickelt und auch insoferne nicht so vollständig aufgeschlossen, als 
längs dem Fusssteige die oberste Partie dieser Schichten so mit Schutt 
bedeckt ist, dass sowohl die Grenze gegen das Hangende, als auch der 
unterste Theil des Hangenden, eigentlich des Virgloria-Kalkes 
unzugänglich bleibt. Was wir über den Campiler Schichten zunächst als 
aufgeschlossen beobachten konnten, war ein dünnschichtiger schwarzer 
Kalk mit Hornsteinen, Virgloria-Kaik, etwa 4—5 Fuss mächtig. Dann ver- 
querten wir etwa 30—40 Fuss mächtig, einen löcherigen gelblich 
weissen Dolomit, den Mendola-Dolomit. Dann folgte eine m den 
steilen Wiesen nur theilweise entblösste, bedeutendere Masse der 
Buchensteiner Kalke. Die untersten Lagen dieser Kalke sind 
dunkel, fast schwarz, höher ins Hangende hinauf lichter grau und 
allenthalben reich an Hornsteinen. Es gelang auch hier trotz schiechten 
Aufschlusses einige Ammonitenstücke zu finden. Häufig waren die Flächen 
der schiefrigen dunklen Zwischenlagen ohne Hornsteine, bedeckt mit der 
Jugendform emer Halobia, ähnlich der Avicula globulus Wissm., die 
übrigens auch in den knotigen Schichten vorkommt. Aeltere Exemplare 
dieser Muschel konnte ich hier nicht entdecken. 

Im Hangenden der Buchensteiner Kalke sticht gegen die obersten 
lichten Hornstein-Kalkschichten ein schwarzer oder dunkelgrüner kalk- 
hältiger Augitporphyrtuff sehr grell ab, derin etwa 1—2 Zoll dieken Schich- 
ten mit sehr dünnplaitigen klingenden Tuffschiehten, die voll sind von sehr 
grossen Exemplaren der echten Halobia Lommeli, wechselt. Diese W en- 
ger Schichten sind hier etwa 3 Fuss mächtig und werden von einer 
unregelmässig entwickelten, sehr verschiedene Mächtigkeiten in ihrem 
Verlaufe zeigenden Lage einer Breccie bedeckt, die aus Bruchstücken 
der Buchensteinerkalke, des Augitporphyrs und der Tuffe des letzteren 
zusammengesetzt ist. Sie ist 2—6 Fuss mächtig und wird’von der hier 
hangendsten und letzten Schichte, einer mächtigen Platte des Augit- 
porphyrs, die auf dem südlichen Gehänge der Solschedia häufig entblösst 
erscheint, überdeckt. 

Auf der höchsten Spitze der Solschedia und längs dem Grat dieses 
Berges westlich und östlich von da, ist der Buchensteiner Kalk sehr 
schön aufgeschlossen. Während nämlich der südliche Abhang dieses 
Berges mit dichtem Rasen bedeckt, flach abfällt, bildet der Nordabhang 
desselben eine steile fast senkrechte Wand, deren oberster zugänglicher 
Rand den Buchensteiner Kalk prächtig entblösst. Die von Hornstein- 
knollen knotigen Kalkbänke wechseln in der hangendsten Partie mit 
dünnen Kaikschiefern und etwa 2—3 Zoll dieken ganz schwarzen Kalk- 
platten, die vollkommen ebene Schichtflächen zeigen. In diesen fanden 


538 D. Stur. [10] 


wir auch erwachsenere Exemplare der hierin sehr häufigen Halobia 
die grössten nahezu zollbreit, von der Form der Halobia Moussoni M. 

Im Hornsteinkalk selbst fanden wir mehrere Ammoniten, drei Ar- 
ten Globosen, die an Arieten erinnernde Art von Reifling und 
Schilpario, den Ceratites binodosus v. H. und eine unvollständig erhaltene 
zweite Halobia, die wohl nur die Halobia Sturi Ben. ') sein kann. 

Längs dem Grat der Solschedia östlich fortschreitend, hat man 
oft Gelegenheit, an den vorspringenden Theilen der nördlich abfallenden 
Wand dieses Berges, die Reihenfolge der Schichten zu beobachten, die 
stets die gleiche bleibt: Buchensteinerkalk, Mendola-Dolomit und Virglo- 
ria-Kalk, Oampiler und Seisser Schichten. Von den genannten ist der Vir- 
gloriakalk nur im westlichen Theile des Berges an der Basis des Men- 
dola-Dolomits in einigen wenigen Bänken zu erkennen, und scheint im 
östlichen Fortlaufe der Schichtenreihe ganz zu fehlen. Ferner wird es auf- 
fallend, dass die im westlichen Theile der Solschedia beobachtete Mäch- 
tigkeit des Buchensteiner Kalkes, die die durchaus gleich bleibende 
Mächtigkeit des Mendola-Dolomits übersteigt, oder wenigstens ihr gleich 
ist, je weiter in Ost, immer geringer wird. Am westlichen Fusse der 
Geisterspitzen ist die Mächtigkeit des Buchensteiner Kalkes merklich 
geringer, und es wird dieser Kalk hier nicht mehr von den Wenger Schie- 
fern, von der Breceie, die überhaupt nur im westlichsten Theile der Sol- 
schedia bemerkt wurde, und von der Augitporphyrplatte überlagert, son- 
dern es folgt unmittelbar über dem Buchensteiner Kalke ein Dolomit, 
der den Fuss und die obere Masse der Geisterspitzen bildet. 

Es ist leider unmöglich dieses merkwürdige Verhältniss, das 
Geringwerden der Mächtigkeit der Buchensteiner Kalke, das Ausbleiben 
der Wenger Schiefer und des Augitporphyrs, und das Auflagern des die 
obere Masse der Geisterspitzen bildenden Dolomites unmittelbar auf dem 
Buchensteiner Kalk, weiter in Ost direkt zu untersuchen, da vom west- 
lichen Fusse der Geisterspitzen an östlich die Wand dieses Gebirges folgt, 
an welcher jene Theile, die Aufschlüsse bieten, ihrer Steilheit wegen 
nicht begangen werden können. (Siehe die Ansicht III auf Taf. XIII.) Doch 
lässt man dem Auge um so lieber freien Lauf, diese Verhältnisse zu ver- 
folgen, als die Wände der Geisterspitzen ganz nackt sind, und man die 
jeder Schichtengruppe eigenthümliche Form und Farbe, auf sehr bedeu- 
tende Entfernungen noch mit voller Sicherheit zu erkennen im Stande 
ist. Während man somit im Vordergrunde auf der Spitze der Solschedia 
über dem Mendola-Dolomit den Buchensteiner Kalk noch in sehr bedeu- 
tender Mächtigkeit vom Wenger Schiefer und dem Augitporphyr bedeckt 
sieht, gewahrt man im östlichsten Theile der sichtbaren Wand der Gei- 
sterspitzen über dem Mendola - Dolomit den Buchensteiner Kalk nur 
mehr in einer beiläufig auf ein Drittel redueirten Mächtigkeit unmittelbar 
vom Dolomit überlagert. Die liegenden Schichten: Mendola-Dolomit, 
Campiler und Seisser Schichten und der Grödner Sandstein, mit Ausnahme 
des Virgloria-Kalkes, sind auch im östlichen Theile der Geisterspitzen _ 
mit normalen Mächtigkeiten, wie längs dem Verlaufe des Kuetschena- 
Thales vorhanden. 


t) Dr. E W. Benecke: Ueber einige Muschelkalk-Ablagerungen der Alpen. 
Geogn. paläont. Beitr. II B. Heft 1 p. 55. T. 4. F. 9—11. 


a 


1 1] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 539 


Nach diesen Feststellungen sucht man unwillkürlich auch nach An- 
haltspunkten, auf die man eine sicherere Bestimmung des auf dem Bu- 
chensteiner Kalke auflagernden Dolomits, der die Geisterspitzen bildet, 
basiren könnte. Einen solchen Anhaltspunkt findet man auch sehr bald im 
Süden der Geisterspitzen. Hier sieht man über dem ungeschichteten Dolo- 
mite, wohlgeschichtete Dolomite lagern, genau so wie im Pordoi-Gebirge. 
Es sind wohl genau dieselben Schichten wie jene plattigen Kalke und Do- 
lomite, welche wir späterhin die Unterlage der rothen Raibler Schichten am 
Schlern bilden sehen werden. Auch sieht man in der That diesen geschich- 
teten Dolomiten einen Zug der rothen Raibler Schichten aus der Gegend 
der Forcella bin zum Sobatschberg aufgesetzt, sowie man dieselbe Lage- 
rung der rothen Raibler Schichten auch am Puezberg, von St. Maria in 
Gröden, durch das Wolkensteiner Thal erblickt. Aus diesen Beobach- 
tuns:n folgt mit hinreichender Sicherheit, dass der ungeschichtete Dolo- 
mit der Geisterspitzen genau dieselbe Stellung einnimmt wie der Schlern- 
Dolomit, und somit obertriadisch sei. 

Vom Fusse der Geisterspitzen verfolgten wir jenen Weg, der im 
Südgehänge der Solschedia, im Osten und Süden des Pitschberges, ober- 


-halb St. Christina und unterhalb St. Jacob nach St. Ulrich führt. So wie 


im Südgehänge der Solschedia, ist auch im Osten des Pitschberges ge- 
wöhnlich der Augitporphyr anstehend. Bei den untersten Heuhütten und 
der Alpenhütte am Ostfuss des Pitschberges bemerkten wir auch das 
Liegende des Augitporphyrs, die Wenger Schichten. Gleich darauf folg- 
ten, sehr schön entblösst, die Reiflinger Kalke, die von da schief hinab 
auf den untersten Theil des linken Gehänges des Tschisler Thales fort- 
ziehen. Den Mendola-Dolomit fanden wir hier geringmächtig und nicht so 
ganz charakteristisch entwickelt wie im Nordabhang der Solschedia, und 
in dessen Liegenden einen schwarzen Kalk, der in etwa fussmächtigen 
Bänken längs dem Wege eine Weile hindurch aufgeschlossen, und petro- 
graphisch jenem Kalke ganz gleich zu sein schien, in welchem wir Bellero- 
phon peregrinus im Kuetschena-T'hale fanden. Im weiteren Verfolge des 
Weges liegen im Südfusse des Pitschberges grosse Unregelmässigkeiten 
in der Stellung der Schichten vor, die sich wohl nach sorgfältigerer Un- 
tersuchung einzig und allein auf wiederholte, ungleichweit gediehene 
Rutschungen des Gehänges des Pitschberges redueiren liessen, und die 
auf den vorhandenen Karten weder im Terrain noch in der Colorirung 
auch nur annähernd richtig dargestellt sind. 

Einige hundert Schritte vor der Kirche St. Ulrich, auf dem Fuss- 
steige der von St. Jacob dahin führt, bemerkte Herr Meier einen 
grossen Pflasterstein aus Augitporphyrtuff, der wohl aus der Gegend von 
St. Christina hiehergebracht wurde, auf welehem ein ganz vollständiger 
Gaumen eines Fisches erhalten war. 


Il. Pufler Schlucht, Seisseralpe, Cipit-Bach, Schlern-Spitze, Klamm, 
rothes Schlern-Plateau, Frombach. 


Die nächste Exeursion galt dem Schlern, und bot uns zunächst in 
der Puflerschlucht noch einmal Gelegenheit, die tieferen Trias-Schichten 
zu verqueren. Der Weg zur Puflerschlucht zieht über Grödner Sandstein, 
auf dem am Eingange der Schlucht schon die Seisser Schichten folgen. 


540 D. Stur. 1 2] 


Die Wände dieser Schlucht erheben sich fast senkreckt westlich auf den 
Puflatsch, östlich auf den Pitz. In Folge dieser Steilheit sind mehrere 
Rutschungen und Brüche der Gehänge entstanden, die die Schichtenreihe 
Seisser, Campiler Schichten und Buchensteiner Kalke mehrere Male zur 
Beobachtung gelangen lassen. Hierbei ist hervorzuheben, dass in allen 
diesen wiederholten Aufschlüssen weder von Mendola-Dolomit, noch von 
Virgloria-Kalk auch nur eine Spur zu entdecken ist. Man gelangt end- 
lich von Pufl an höher steigend zur letzten höchsten Entblössung der 
Campiler Schichten, die auch hier unmittelbar vom Buchensteiner Kalk 
bedeckt erscheinen. Gerade an der Stelle, wo der Weg auf die rechte 
Thalseite übertritt, sieht man an einer kleinen Wand über dem Buchen- 
steiner Kalke die untersten Augitporphyrtuff-Schiehten etwa 3 Fuss 
mächtig und fast horizontal lagern. Sie enthalten die echte Halobia Lom- 
meli, genau so wie die gleichen Tuffe auf der Solschedia und vertreten 
hier den Wenger-Schiefer. Ueber diesen untersten Schichten des Wenger 
Schiefers folgt eine etwa 4 Fuss mächtige Lage von Augitporphyr, die 
abermals bedeckt ist von den gleichen Wengerschiefern. Erst über dieser 
zweiten Lage von Wenger Schiefer erhebt sich die grosse sehr bedeutende 
Augitporphyrmasse des Puflatsch. Man verquert nun aufwärts steigend 
die Mächtigkeit des Augitporphyrs bis zu jener Stelle, wo die zwei Arme 
des Puflerbaches sich vereinigen. Hier beginnen nun abermals dünnplat- 
tige sandige Schiefer, die die Halobia Lommeli in grossen Exemplaren nicht 
selten enthalten, den Augitporphyr zu überlagern und als oberste Lagen 
des Wenger Schiefers die Grundlage zu bilden, auf welche die die Seisser 
Alpe zusammensetzenden Gebilde folgen. 

Sobald man nun das Gebiet der von da südlich, westlich und öst- 
lich weit ausgedehnten Seisser Alpe betritt, hören mit einem Male alle 
Entblössungen auf. 

Wir schritten in gerader südlicher Riehtung auf den Rücken der 
Seisser Alpe zu, und gingen über horizontale oder sehr wenig geneigte 
Wiesenflächen, die bis auf die sehr kleinen Rinnsale der aus den sumpfi- 
gen moorigen Stellen entspringenden Gewässer mit einem dichten Rasen 
bedeckt sind, und so gut wie gar keine Aufschlüsse offenlassen. Von der 
Höhe der Seisser Alpe wandten wir uns der Cipit- (Tschapit-) Alpe zu, die 
oberhalb der Vereinigung des Cipit-Baches mit dem Ochsenwald-Bache 
steht. Auch auf dieser Strecke fanden wir nur in einigen wenigen Rissen 
und Entblössungen der Wiesenflächen unbedeutende Aufschlüsse. Erst am 
Cipit-Bach sahen wir die interessanten Blöcke des Cipit-Kalkes '), die je- 
doch nicht nur hier in der Umgegend der Alpe oberflächlich auf den 
Wiesen herumlagen, sondern auch weiter südwestlich in der Richtung 
zum Grunser Büchl hinauf überall, und je höher hinauf immer zahlreicher 
die Wiesen bedeekten, so dass es den Anschein hatte, sie müssten auf 
der genannten Höhe erst anstehen, und in die tieferen Lagen nur durch 
eine unwillkürliche Wanderung gelangt sein. 

Ich fand auch in der Umgegend der Cipit-Alpe nur in einem etwa 
hundert Klafter langen Graben, der zwischen dem Cipit-Bache und 
Ochsenwald-Bache situirt ist, einen bedeutenderen Aufschluss und zwar 
über die zunächst über dem Augitporphyre und den ihm untergeordneten 


1) v. Richthofen I. ce. p. 69. 


[13] Eine Excursion in die Umgegend von t. Cassian. 541 


Wenger Schiefern folgenden Schichten. Dieser Graben mündet gerade 
dort in den Ochsen-Waldbach, wo den letzteren der Fusssteig auf den 
Schlern übersetzt. Gleich von der Mündung desselben angefangen, etwa 
durch den unteren dritten Theil des Aufschlusses sind horizontale oder 
wenig geneigte Schichten eines Gesteins anstehend, welches dem Rein- 
grabner Schiefer in jeder Beziehung ähnlich ist. Nur einige wenige 
Lagen sind grünlich, enthalten abgerollte Feldspathkörner, und erinnern 
an Tuffe, wie sie in den schon aufgeführten Wenger Schiefern häufig 
sind. Das gewöhnliche Gestein ist der schwarze Reingrabner Schiefer, 
ausgezeichnet durch muscheligen Bruch, glänzende Rutschflächen und 
durch das leichte Zerfallen seiner Masse in kleine nagelförmige Stücke. 

Diese Schiefer enthalten gleich vom untersten Theile des Auf- 
schlusses an, 2—3zöllige, seltener 1—3 Fuss dicke Kalkschichten, die 
in grosser Zahl und in sehr geringen Abständen dem Schiefer eingela- 
gert sind. Die Kalkschichten enthalten nebst Trümmern von Augitpor- 
phyr und von Tuffen, Bruchstücke von Echiniden, namentlich Cidariten- 
Stacheln. In den durch das darauffliessende Wasser ganz aufgeweichten 
Reingrabner Schiefern bemerkte ich hier keine Petrefacte. 

Ueber der ganzen Mächtigkeit des Reingrabner Schiefers folgten 
bis zu den Hütten der Cipit-Alpe die regenerirten Tuffe v. Richtho- 
fenst) die dieser Forscher nur im Frombache an einer Stelle beobachtet 
hatte, die aber sowohl in allen Zuflüssen des Frombaches, wie wir auf 
unserem Rückwege Gelegenheit hatten zu sehen, als auch hier in bedeu- 
tender Mächtigkeit anstehen, und als ein regelmässig auf dem Rein- 
grabner Schiefer aufgelagertes Schichtgebilde aufzufassen sind. Mit den un- 
tersten geringmächtigen Schichten dieser groben dunkelgrünen Tuffe 
wechselt noch einige Male der Reingrabner Schiefer, zum Beweise einer 
innigen Zusammengehörigkeit beider Gebilde. Fast in der obersten Partie 
dieser Tuffe, die das Gepräge eines Conglomerates an sich trägt, kommen 
Versteinerungen nicht selten vor, und zwar Stücke der Pachycardia ru- 
gosa, deren weisse Schalen auf dem dunkelgrünen Grunde dem Beob- 
achter schon von Weitem auffallen. In den von v. Richthofen vom 
Frombach mitgebrachten Stücken dieser Schicehte fand ich ausser der 
Pachycardia rugosa auch ein hinreichend sicher bestimmbares Stück 
eines grossen Exemplares des Ammonites floridus Wulf. sp. 

Ueber den Tuffen mit Pachycardia folgen in der Richtung zum 
Grunser Büchl und zur Höhe der Seisser Alpe, die wir eben verlassen 
hatten, die höheren Horizonte der Cassianer Schichten, die wir leider 
auf unserem Wege nirgends namhaft entblösst fanden. 

Verfolgt man nun von der Mündung des Grabens, der die Reingrabner 
Schiefer aufschliesst, den Fusssteig auf den Schlern, so schreitet man 
aufsteigend erst über die Reingrabner Schiefer, dann über die Tuffe von 
Frombach, und findet auf den letzteren, ohne dass man nur eine Spur 
höherer Schichten entdecken könnte, unmittelbar die Dolomitmasse des 
Schlern aufgesetzt. 2) Der Fusssteig führt fortwährend aufsteigend, schief 


1) l. c. p. 91 und 9. 

2) BeiHauenstein lagert nachv. Richthofen die Masse des Schlern-Dolomites auf 
den Buchensteiner Kalken genau so, wie die der Geisterspitzen; weiter nord- 
westlich sogar unmittelbar auf dem Mendola Do!omit I. ce. p. 183. 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 71 


542 D. Stur. 14] 


über die nordöstliche Wand des Schlern. Man hat auf diesem Wege fort- 
während einen ungeschichteten gelblichweissen Dolomit vor Augen, der 
reichliche Hohlräume zeigt. Dass diese Hohlräume zum grossen Theile 
wenigstens von Petrefaeten herrühren, deren Formen bis zur Unkennt- 
lichkeit verändert sind, dafür spricht ein von uns beobachtetes Stück des 
Schlern-Dolomits, welches wir etwa in der halben Höhe der Wand fanden, 
und welches ganz voll war von solchen Korallenresten, wie jene sind, die 
wir mit dem Namen Lithodendron zu bezeichnen pflegen. Sowohl im 
Querschnitt als auch im Längenschnitt, war dieses Petrefact am Gestein - 
blocke sichtbar, doch waren es nur mit Dolomitkrystallen ausgekleidete 
Hohlräume, die sich im Dolomite erhalten haben. 

Bis an jene Kante, mit welcher die Wand des Schlern endet, um in 
das flachwellig fortlaufende Plateau überzugehen, sahen wir den Schlern- 
Dolomit ungeschichtet. Das Plateau selbst bietet vielfache Schwierigkei- 
ten für die Beobachtung. Dasselbe ist, wie gesagt, uneben, enthält Vertie- 
fungen und Erhabenheiten, die obwohl ganz nackt, die Reihe der vor- 
kommenden Schichten nicht klar entnehmen lassen. Sobald man nämlich 
das Plateau erreicht, bemerkt man überall wohlgeschichteten Dolomit. 
Auf diesem folgen nördlich vom Fusssteige dickschichtige, rothgefleckte, 
poröse dolomitische Kalke, die unmittelbar vom obersten, weissen dünn- 
schichtigen Dolomit mit Megalodon, der die Spitze des Schlern bildet, 
überlagert werden, während man am verfolgten Wege und südlich davon 
auf jenem Theile des Plateau’s, der sich zu den Rosszähnen hinzieht, auf 
dem geschichteten Dolomit einen rothen oder violetten Lehm mit Bohn- 
erzen aufgelagert findet ohne einer weiteren Bedeekung. Wir suchten 
hier vergebens nach Petrefaeten, nicht eine Spur davon liess sich in den 
grellfärbigen Thonen entdecken. 

Wir überstiegen nun die Spitze des Schlern, die aus dem weissen, 
klingenden, dünngeschichteten Dolomit mit Megalodonresten besteht, und 
bemerkten erst hier das westlich vor uns liegende rothe Schlern-Plateau, 
den berühmten Fundort der Petrefacten der rothen Raibler Schichten t). 

Um zu diesem rothen Plateau, welches von der höchsten Spitze des 
Schlern durch die Klamm:) gesondert erscheint, zu gelangen, mussten 
wir den südlichsten obersten Theil der Klamm südlich umgehen. Die 
Klamm ist ein von Süd in Nord gerichteter Einriss, der sich sehr rasch 
vertieft, und die den Nordabhang des Schlern bildende Dolomitmasse in 
zwei ungleiche Theile trennt. Beide Wände dieser Schlucht sind ganz 
nackt, vollständig entblösst, und lassen einen Blick zu in die Beschaffen- 
heit des Schlern. 

Der von der Schlernspitze her Ankommende sieht vom südlichsten 
Ende der Klamm nördlich hin längs der linken Wand der Klamm steile 
theilweise mit Schutt bedeckte Gehänge, die die das rothe Schlernplateau 
bildenden Schichten aufschliessen. Schon der erste Schritt auf dieses Ge- 
hänge lässt bemerken, dass der Schutt reichlich Petrefaeten führt. Der 
vor unserer Ankunft in dieser Gegend gefallene Regen, hatte den rothen 
Lehm möglichst abgewaschen und das Aufsammeln der Petrefacte sehr 
begünstigt. Wir fanden in namhafter Zahl alle die bisher von da ange- 


I 1.E. D.. 95 — 97. 
2) ]. c. p. 184. 


[15] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 543 


führten Arten von Natica, Chemnitzia, Pachycardia, Cardinia, Myophoria, 
Modiola und auch manches Neue, namentlich Cephalopoden und zwar 
Arten von: Belemnites, Orthoceras, Aulacoceras und Ammonites, kurz eine 
reiche und interessante Fauna, auf die ich in einem späteren Abschnitte 
zurückkommen werde. 

Diese Fauna gehört den obersten, das rothe Plateau einnehmenden 
Kalkmergel-Schichten an, die mürbe und sehr verwitterbar sind. Es ist 
zu bemerken, dass viele der Petrefacte, die offenbar eine längere Zeit 
hindurch den Athmosphärilien ausgesetzt waren, nicht grellroth, sondern 
gebleicht aussehen, und in diesem Zustande die einzelnen Stücke kaum 
zu unterscheiden sind von Petrefacten der Corbula-Schichten bei Raibl. 
Auch die einzelnen Gesteinschichten selbst sind innen geblich, und nur 
aussen rothgefärbt. Andere dagegen sind alierdings auch im frischen 
Bruch roth, und diese enthalten in allen Fällen in ihrer Masse sehr 
kleine Bohnerzkörnchen eingeschlossen. Die aus diesen Schichten ent- 
nommenen Petrefacte sind ebenfails roth und werden nach längerer Auf- 
bewahrung in den Sammlungen greller roth, wie dies bei Vergleichung 
der frischen von uns gebrachten Sammlung mit jener die v. Richthofen 
an demselben Fundorte gesammelt, in die Augen fällt. Hieraus dürfte 
man vielleicht den Schluss ziehen, dass sämmtliche Gesteine des rothen 
Schlernplateau, reich an Brauneisenstein, ursprünglich gelblich bräunlich 
waren und erst in Folge einer Umwandlung eine grellrothe Farbe anneh- 
men und gleichzeitig zu Lehm verwittern während nur die aus grobkör- 
nigem Kalkspath bestehenden Schalen der Petrefacten erhalten bleiben. 

Ich hatte wohl erst dann, nachdem wir die lange Reihe der Ge- 
hänge und Aufschlüsse der linken Wand der Klamm, sorgfältigst abge- 
sammelt hatten, der rechten Wand der Klamm meine Aufmerksamkeit 
zugewendet. Und diese Wand, mit welcher das höhere Plateau der 
Schlernspitze in die Klamm abfällt, bietet ein höchst interressantes Bild 
dar, das unwiderstehlich zur genaueren Betrachtung derselben drängt 
(siehe Ansicht V auf Tafel XIV). 

Der südlichere Theil der Wand, vom Beginne der Klamm nördlich 
hin (in der rechten Hälfte unserer Ansicht), der dem Beschauer viel näher 
liegt als die Schlernspitze und die, die nördliche Fortsetzung derselben 
bildenden zackigen Dolomitspitzen (in der linken Hälfte unserer Ansicht), 
besteht von der Sohle der Klamm aufwärts bis zu einem Niveau etwa 
100 Fuss unter dem Schlern-Plateau, aus ungeschichtetem, gelblich- 
weissem Schlern-Dolonit (u. D.) auf welchem in fast rein horizontaler 
Lage wohlgeschichtete, gelb und roth gefleckte, an Hallstätter Marmore 
erinnernde dolomitisehe Kalke oder Dolomite (g. K.) folgen. In der Mäch- 
tigkeit dieser kann man drei Gruppen an der verschiedenen Dicke der ein- 
zelnen Schichten unterscheiden, indem die mittlere auffallend dünner ge- 
schichtet erscheint, als die untere und obere Gruppe. Die mittlere Gruppe 
fällt noch dadurch auf, dass sie eine Augitporpliyrmasse (A.) einschliesst, 
die nach oben hin in der Wand einen convexen Querschnitt bemerken 
lässt und mit breiter Basis gerade auf der Trennungsfläche auflagert, 
welche die untere von der mittleren Gruppe scheidet. Auf diesen drei 
Gruppen von Kalken und Dolomiten folgt die am grellsten roth gefärbte 
Lage (r. R.) der rothen Raibler Schichten, dieselbe Lage, in welcher wir 
eben am Rande der linken Klammwand die Petrefacte gesammelt hatten, 

71% 


544 D. Stur. [16] 


Diese grellrothe Schichte bildet genau den obersten Rand des Schlern- 
Plateau’s und wird weiter westlich hin von dem geschichteten, weissen 
Dolomite mit Megalodon, der die höchste Spitze des Schlern bildet, 
überlagert. 

Es ist nun höchst wunderbar zu sehen, dass von dieser bedeuten- 
den Schichtenreihe, die der Beobachter in dem näheren Theile der Schlern- 
wand so klar vor sich sieht, auf dem entfernteren Theile der Schlern- 
wand (in der linken Hälfte unserer Ansicht) keine Fortsetzung zu be- 
merken ist. Dort reicht der ungeschichtete Dolomit (u. D.) aus der Tiefe 
der Klamm bis zu den äussersten Spitzen der Zacken und bis zum Rand 
des Plateau’s, und man sieht auf dem nördlichsten Theile des Plateau’s im 
Norden der höchsten Spitze des Schlern, über dem ungeschichteten Do- 
lomite unmittelbar denselben Megalodon-Dolomit lagern, der auch die 
höchste Schlernspitze bildet. 

Leider war es uns nicht gegönnt, die Ansicht der Klamm von Nor- 
den her, etwa von Seiss aus, zu geniessen, um feststellen zu können, 
in welcher Weise die unter der rothen Lage folgenden rothen geschich- 
teten Kalke gegen die hölıere Wand des ungeschichteten Dolomits abge- 
grenzt erscheinen. 

Auf diesen Umstand hat v. Richthofen wiederholt hingewiesen t) 
und die Thatsache, dass der ungeschichtete Dolomit, die wohlgeschichtete 
rothe Schichtenreihe überragt, dahin gedeutet, dass die rothen Schichten 
ein Analogon jener Ablagerungen sind, die man auch heute noch an der 
Leeseite der Atols sich bilden sieht, und dass die mächtige Dolomit- 
Masse des Schlern, die diese Ablagerungen trägt, ein Korallriff sei. Die 
Funde an Cephalopoden, die wir in den rothen Schichten machten, dürften 
dem ersten Vergleiche kaum schaden; die Thatsache aber, dass wir ohne 
es speciell mit besonderer Aufmerksamkeit und Mühe verfolgt zu haben, 
Reste von einem grossen Korallenstock im Schlern - Dolomit bemerkt 
hatten, somit Hoffnung vorhanden ist, dass diese häufiger darin vorhan- 
den sind, als man bisher annahm — diese Thatsache bestätigt die 
Annahme, das Schlern-Dolomitmassiv sei als ein Korallriff aufzufassen. 

Am Rückwege sahen wir in der linken Wand der Klamm die rothe 
Schichtenreihe ähnlich aufgeschlossen wie auf der rechten Wand, in einer 
Mächtigkeit von 100—120 Fuss. Oben die grellrothe Schichte, dann die 
obere dicker geschichtete, die mittlere dünnschichtigere und die untere 
dickschichtige Gruppe. Auch hier enthält die mittlere Gruppe eine lang- 
gedehnte Lage von Augitporphyr, die auf der Oberfläche der unteren 
Gruppe flach aufgelagert und ausgebreitet ist. Uns war es nicht möglich 
eine Verbindung dieser Augitporphyr-Lage etwa mit einem Gange zu _ 
bemerken; die schiefe Stellung unseres Standpunktes dieser Wand gegen- 
über gestattete überhaupt keine Sicherheit der Beobachtung. 


III. Das Grödner Jöchl, 
Vom Schlern zurückgekehrt wanderten wir von St. Ulrich in Gröden 


über St, Christina nach St. Maria und Plon (auch Plunn und Plan). Von 
der Kirche St. Maria aus geniesst man in nordöstlicher Richtung einen 


1) 1. c. p. 299. 


[17] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 545 


8 

prachtvollen Anblick des Hintergrundes des Wolkensteiner Thales, wo 
man in der Gegend des Puez-Berges, wie ich schon bei der Besprechung 
der Geisterspitzen angedeutet habe, über dem ungeschichteten Schlern- 
Dolomit, der die untern zwei Drittel der Wände bildet, die geschichteten 
Kalke und Dolomite der Klamm und darüber die rothen Raibler Schichten 
gelagert, ganz deutlich entnehmen kann. Wir hatten bis hierher die Grund- 
lage des bei St. Ulrich entfalteten Panoramas verquert, und gingen nun 
neuen Thatsachen entgegen. 

Bei Plon, am Scheidewege, einerseits über die Sella nach Campi- 
dello, anderseits über das Grödner Jöchl nach Corfara, wo der bisher 
gute Fahrweg aufgehört, musste unser Gepäck auf den Rücken eines 
starken Pferdes umgepackt werden, und nun eilten wir durch das Puri- 
sol-Thal dem Grödner Jöchl zu. Wir waren überrascht von den 
schwierigen geologischen Verhältnissen des betretenen Thales, die von 
Richthofen') im Ganzen sehr einfach darstellt. Wir fanden das Thal, 
insbesondere das linke Gehänge desselben, mit grossen Schollen von 
Augittuff, Werfener Schiefer, und Reiflinger Kalk in wirrer Regellosigkeit 
erfüllt und bedeckt. 

Nach dem von v. Richthofen gegebenen Durchschnitte über das 
Grödner Jöchl) hatten wir auf unserer Wanderung-auf diesen Uebergang 
nichts Besonderes zu erwarten, und hatten uns der Betrachtung der colos- 
salen Formen des vor uns aufragenden Pordoi-Gebirges ganz hingegeben. 
Aehnlich wie die Geisterspitzen im Guerdenazza-Gebirge, erscheinen auch 
in dem westlicheren Theile der Nordwand des Pordoi-Gebirges eolossale 
unregelmässig geformte Obelisken aus Schlern-Dolomit, die bis zu ihrer 
Basis fast hinab, vom Stocke des Gebirges getrennt, vortretend, gigan- 
tischen Wachposten des Gebirges ähnlich sehen. Unserer Lage gemäss, 
tief im Thale am Fusse des Gebirges, schienen uns die Obelisken die 
Höhe der Schlern-Dolomitwand bedeutend zu überragen. Weiter östlich 
hatten wir die Wand des Gebirges ganz nackt vor uns. Ein an 200 Fuss 
tief herabstürzender Wasserfall; dessen klarer Quell in einen feinen, nur 
bei günstiger Beleuchtung erkennbaren Staubregen aufgelöst, die Felsen 
und den Schutt benetzte, lenkte abermals unsere Aufmerksamkeit auf die 
Wand. Wir sahen die Wand hier in zwei Stufen getheilt, wovon die 
untere aus geschichtetem dolomitischen Kalk bestehend, in der Nähe des 
Wasserfalles kaum merklich vortritt, doch in der Richtung zum Grödner 
Jöchl, immer mehr und mehr Absatzflache gewinnt, die von immer 
grösseren und mächtigeren Schuttmassen bedeckt erscheinen. Am weite- 
sten nach Nord vorgerückt bemerkt man diese untere Stufe gerade in 
der Gegend des Ueberganges selbst. Die höhere Stufe der Wand besteht 
aus Schlern-Dolomit, der völlig ungeschichtet erscheint, und bedeckt ist 
von einer dritten Stufe, die jedoch von uns nicht gesehen werden konnte, 
von geschichteten dolomitischen Kalken der Schlern-Klamm und von 
rothen Raibler Schichten, 

Während nun die untere Stufe gegen das Grödner Jöchl hin immer 
mehr und mehr gegen Norden vortritt, behält die ungeschichtete Wand 
ein fast ganz gerades OW. Streichen, und in Folge dessen bemerkt man 


DK c.,,p./ 198: 
2) l. c. p. 196. 


546 D. Stur. [18] 


auf der unteren Stufe, gerade dem Uebergange gegenüber, eine bedeu- 
tende Absatzfläche entstehen. Gleichzeitig bemerkt man, dass die anfangs 
etwa 150 Fuss mächtige untere Stufe in Ost hin an ihrer Mächtigkeit 
nach und nach sehr bedeutend abnimmt, indem sich entweder die unteren 
Schichten auskeilen oder die Schichten an Dicke abnehmen, so dass die 
Mächtigkeit dieser unteren Stufe, dort wo sie am weitesten in Nord vor- 
tritt, gegenüber dem Grödner Jöchl nur mehr höchstens 3—4 Klafter 
misst. (Siehe die Ansicht II auf Taf. XIII.) 

Diese höchst merkwürdige Stelle eilten wir in der Nähe zu besehen, 
und fanden, dass hier die westlicher so sehr mächtige Stufe des ge- 
schichteten dolomitischen Kalkes, in blockartige rundliche Kalkmassen 
aufgelöst erscheint !), die sehr stark senkrecht zerklüftet sind, in ihrer 
inwendig braungelben Farbe, und in ihrem Aeusseren an die Blöcke des 
Cipit-Kalks der Seisser-Alpe erinnern. Zwischen den vollkommen von 
einander isolirten Kalkmassen sieht man die Zwischenräume von Kalk- 
mergeln ausgefüllt, die jenen dert. Cassianer Schichten ganz gleich sind. 
Bemüht man sich nun vor allem die blockartigen Kalkmassen in ihrem 
Streichen in Ost und West zu verfolgen, so bemerkt man wohl bald, dass 
sie keine horizontale Linie einhalten, sondern nach beiden Richtungen hin 
sich stets an der Basis der unteren Stufe finden lassen. Auch bemerkt 
man, dass je weiter nach einer oder der andern Richtung hin, die Anein- 
anderfügung der Blöcke eine innigere wird, so dass man die anfangs 
ganz isolirt stehenden Massen weiterhin so mit einander verschmolzen 
sieht, dass nur noch hier und da die ursprüngliche Form der Massen, 
durch die Verwitterung der Wand angedeutet erscheint, diese aber nach 
und nach ganz in wohlgeschichtete Kalkbänke übergehen, doch in der 
Art, dass nicht alle Blöcke in eine Schichte verschmelzen, sondern die 
tieferen in die tiefsten fast horizontal fortlaufenden Schichten, die höheren 
in hohere Schichten die oberste Lage der blockartigen Kalkmassen in 
die oberste Schiehte der unteren Stufe übergeht. — Die Sache sieht sich 
etwa so an, als trete eine jede höhere Schichte um einen oder mehrere 
Blöcke weiter nach Nord über die nächst tiefere Schichte vor, wodurch 
das Vordringen der unteren Stufe gegen Nord, und gleichzeitig das Ge- 
ringer werden ihrer Mächtigkeit hervorgebracht wurde. 

Die Basis, auf welcher dieses Vordringen der unteren Stufe bewerk- 
stelligt wurde, bilden Schichten von St. Cassian. Diese bestehen aus 
Schichten des bekannten oolitischen Cardita-Gesteins mit häufigen Cida- 
riten - Resten, in Wechsellagerung mit gelblichen Mergeln und Kalk- 
mergeln. Auf diesen lagert nun sowohl der Vorsprung als auch die übrige 
Masse der unteren Stufe des Pordoi-Gebirges. 

Ueber den Blockmassen des Vorsprunges der unteren Stufe bemerkt 
man schon von Ferne her, auf jener erwähnten Absatzfläche der unteren 
Stufe, in der Form eines abgerundeten Hügels, eine weitere Ablagerung 
aufgesetzt, die unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir fanden 
hier auf den fast horizontal liegenden, Kalkschichtflächen, Schichten 
von Mergeln und Kalkmergeln, ebenfalls horizontal, aufgelagert, die mit 
einander wechselnd, eine Mächtigkeit, von etwa 30 Fuss erreichen 
dürften. Die Mergeln sind gelblich, und senkrecht zerklüftet. Die Kalk- 


1) v, Richthofen |. ec. p. 302 nach De la Be£che. 


i 


[19] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 547 


mergeln sind dunkelbraun, ähneln dem Cardita-Gestein, und sind voll 
von Bruchstücken von Cidariten-Resten. In den östlichen Gehängen sieht 
man deutlich die Schiehtung des Hügels, und man ist im Stande hier die 
volle Sicherheit sich darüber zu verschaffen, dass man eine ganz normal 
abgelagerte, auf der ursprünglichen Ablagerungsstätte befindliche Schich- 
tenreihe vor sich hat. Auf der Oberfläche des Hügels südlich gegen die 
Wand der zweiten Stufe fortschreitend, findet man den aus Cassianer 
Sehichten bestehenden, etwa 50 Schritte langen und ebenso breiten, Hügel 
mit seiner Ablagerung bis an diese Wand hinreichen. Doch bemerkt man 
gleichzeitig, dass die horizontalen Mergelschichten des Hügels an die 
Wand anstossen, und nicht etwa unter die zweite Stufe der Wand, unter 
den Schlern-Dolomit einschiessen. Dass dieser Anstoss in der That 
wahr ist, dass die Schichtenreihe des Hügels nicht zwischen die beiden 
Stufen eingelagert ist, davon kann man sich ebenfalls genügend über- 
zeugen, wenn man die Trennungslinie der beiden Stufen verfolgt, und 
widerholt in den Wänden Entblössungen findet, die zeigen, dass der 
ungeschichtete Schlern-Dolomit dem Kalke der unteren Stufe überall 
unmittelbar, ohne einer Zwischenschichte aufgelagert sei. 

Bei einer späteren Excursion, die wir, von Corfara aus auf die 
Praelongei-Wiesen unternahmen, fand ich Gelegenheit, von der Anhöhe 
Le Fraine eine zweite Ansicht des Grödner Jöchl’s zu zeichnen, wie sich 
dieses dem in Osten stehenden Beschauer präsentirt. (Siehe die Ansicht I 
auf Taf. XIII). Diese Ansicht enthält sämmtliche Elemente, die nöthig sind, 
um einen Durchschnitt längs einer von Nord in Süd verlaufenden Linie 
durch das Pordoi-Gebirge zeichnen zu können. 

Rechts hat der Beschauer das aus Schichten von St. Cassian, den 
sogennanten sedimentären Tuffen (T.) gebildete Grödner Jöchl vor 
Augen. Die Tuffe unterteufen die aus dolomitischem geschichteten Kalke 
(g. K.) bestehende tiefere Stufe des Pordoi-Gebirges. Diese Stufe sieht 
der Beschauer von Ost in West, also in der Richtung zum Grödner Jöchl, 
an ihrer Mächtigkeit nach und nach abnehmen, bis sie am Jöchl selbst 
nur mehr aus einer Reihe von blockartigen Kalkmassen zusammengesetzt 
erscheint. 

Links ragen über der unteren Stufe die senkrechten Wände der, 
aus ungeschichtetem Dolomit (u. D.) bestehenden zweiten Stufe, die 
ihrerseits bedeckt ist von geschichteten Dolomitmassen, die wohl jenen 
der Schlern-Klamm entsprechen. Südlich am Grödner Jöchl sieht der Be- 
schauer endlich den bedeutenden Vorsprung der unteren Stufe vor der 
oberen, und jenen grünlich bewachsenen braunen Hügel, der so grell 
gegen die weissen Kalk- und Dolomitwände absticht, aus Cassian-Schich- 
ten aufgebaut ist, und der unteren Stufe aufgesetzt erscheint, unmittelbar 
von der senkrechten Wand der oberen Stufe überragt. 

Diese beiden, in der Natur wirklich wundervollen Bilder, ergreifen 
die Aufmerksamkeit des Beschauers mit einer solch unwiderstehlichen 
Gewalt, dass derselbe unbekümmert um die Unbeweglichkeit der todten 
Gesteinsmassen, die Felsen Leben anzunehmen glaubt und zu sehen 
wähnt — wie über ein schiefes Gehänge der sich eben bildenden sedi- 
mentären Tuffe, die Kalkbänke der unteren Stufe vermittelst grosser 
blockförmiger Korallenstöcke, vorgeschoben werden, und das Gehänge 
endlich überragen — wie über dieser Stufe, eine zweite ungeschichtete 
Masse, ein mit senkrechten Wänden versehenes Riff, der jetzige Schlern- 


548 J D. Stu. [20] 


Dolomit, sich aufthürmt — wie endlich um dieses erst aufragende Riff 
herum die Bildung der Tuffe fortwährt, auch am Fusse des Riffs, auf 
jener Absatzfläche der unteren Stufe eine Bildung eingeleitet wird, deren 
Schichten das nöthige Materiale, theils vom Schlamme und Bestandtheilen, 
die die See führt, theils von den Abfällen der Riffe, empfangen. 

Ich erinnere mich nicht, je einen zweiten Aufschluss gesehen zu 
haben, der in solcher überraschender Weise, eine so grosse Menge klarer 
und unzweifelhafter Andeutungen über die Bildung und Entstehung des 
Gebirges dem Beobachter dargeboten hätte, wie eben der Aufschluss 
am Grödner Jöchl. 

Der kleine aus St. Cassian-Schichten aufgebaute braune Hügel auf 
der Absatzfläche der untern Stufe, setzt ausser allem Zweifel die That- 
sache, dass es Kalkmassen gebe, die mit senkrechten, oder überhaupt 
steilen Wänden aufsteigend gebildet wurden, wie die Nordwand des 
Pordoi-Gebirges, und dass diese Wände, abgesehen von einer gewiss nur 
geringen Abwitterungskruste, die ursprünglichen Abgrenzungsformen 
dieser Kalkmassen bilden. 

Wäre dem nicht so, und wollte man behaupten, dass die Dolomit- 
masse des Pordoi-Gebirges ursprünglich eine viel ausgebreitetere Decke, 
die etwa mit den benachbarten Dolomit-Gebirgen zusammenhing, gebildet 
habe, und die steilen Ränder seien die Folge von Abwitterung und Weg- 
führung des hier vorhanden gewesenen Materials, so wäre das Vorhanden- 
sein des kleinen Hügels am Grödner Jöchl absolut unmöglich. Da aber 
eine Kalkmasse mit senkrecht aufsteigenden Wänden nach unsern bishe- 
rigen Erfahrungen nicht anders entstehen kann, als unter der Mitwirkung 
organischen Lebens, so beweist der kleine Hügel am Grödner Jöchl, dass 
eben der Schlern-Dolomit des Pordoi-Gebirges, der veränderte Rest eines 
Korallriffs sei, wie der gleiche Theil des Guerdenazza-Gebirges, des Lang- 
kofl’s, des Schlern u. s. w., trotzdem es bisher nur einmal gelungen ist 
Spuren von Korallen in diesen Dolomitmassen zu finden. 

Der kleine Hügel am Grödner Jöchl stellt ebenso die Möglichkeit 
ausser Zweifel, dass es zwei in petrografischer Beschaffenheit vollkommen 
verschiedene Ablagerungen geben könne, die fast gleichzeitig, neben- 
einander so gestellt sein können, dass ihre gegenseitige Grenze von einer 
senkrecht aufsteigenden Fläche gebildet werde. Man darf sich eben nur 
einen Fall vorstellen, wo neben der aufragenden Wand eines Korallriffs, 
die Ablagerung unseres Hügels am Grödner Jöchl, nicht wie da unter- 
brochen, sondern in einer etwas rascheren Weise fortgesetzt wurde 1), 
und die Folge davon müsste im günstigen Falle genau ein gleiches Ver- 
hältniss sein, wie jenes ist, das ich aus dem Kunzen Graben von Raibl 
beschrieb und kartographisch darstellte :), und welches uns Prof. Suess 
in einem meisterhaft gelungenen Bilde fixirt hats), wo der erzführende 
Kalk des Fünfspitz und die Raibler Schichten längs einer senkrecht auf- 
steigenden Grenze aneinander stossen. Im Angesichte der Verhältnisse 
am Grödner Jöchl, sind wir im Stande dieses damals unerhörte und wun- 


1) Siehe in v. Richthofen geogn. Beschr. den Durchschnitt auf pag. 187, am 
"Fuss des Blatt-Kofels. 

2) Jahrbuch der geol. Reichsanst. 1868. XVIII. p. 87 und 89 unten. 

3) Ebenda 1867. XVII. Tafel XIL. 


[21] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 549 


derbare Verhältniss, in die Reihe der wenn auch seltenen, doch ganz 
natürlichen Erscheinungen zu stellen. 

Nieht minder wichtig sind die Folgerungen, die man aus der Be- 
schaffenheit der unmittelbaren Unterlage des braunen Hügels am Grödner 
Jöchl ziehen kann. Die Thatsache, dass die einzelnen Schichten der un- 
tern Stufe mittelst grosser block förmiger Kalkmassen, die dem an Korallen 
reichen Cipit-Kalk ') sehr ähnlich sind, über die nächst älteren Kalkschich- 
ten vorgreifen, gibt die Möglichkeit zu, dass eine Kalkmasse, die 
ursprünglich auf einer sehr geringen Basis aufsass, diese Basis in Folge 
des Wachsthums sehr erweitern kann. Auch scheint dieser Fall dafür zu 
sprechen, dass dieses Fortschreiten und gleichzeitige Erweitern der Kalk- 
massen nicht nur auf uralter fertiger Unterlage, sondern auch über einer 
Unterlage, die eben erst in Bildung begriffen ist, statthaben kann. Letz- 
teres scheint namentlich am Grödner Jöchl in der That stattgefunden zu 
haben. 

Dieser Fall wirft das nöthige Licht namentlich auf jene Erschei- 
nung, die schon v. Riechthofen wiederholt angegeben hat, dass z. B. 
der Schlern-Dolomit am Westrande des Schlern auf Mendola-Dolomit oder 
auf Reiflinger Kalk aufsitzt, am Nordostfusse zunächst auf Augitporphyr- 
tuffen, weiter in südöstlicher Richtung auf den Tuffen mit Pachycardia 
rugosa, und so fort immer auf jüngeren Unterlagen aufruht. Nach den am 
Grödner Jöchl aufgeschlossenen Verhältnissen ist man berechtigt diese 
Erscheinung dahin zu deuten, dass der Schlern-Dolomit nicht an allen 
Punkten seiner Basis gleichzeitig sich zu bilden begann, sondern auf den 
älteren Gesteinen, dem Mendola-Dolomit und Buchensteiner Kalk zuerst 
aufsass, und seine Basis erst später erweiterte, nachdem die eben sich 
bildenden Augitporphyrtuffe vom Niveau der Wenger Schiefer und die 
folgenden jüngeren Ablagerungen nach und nach die nöthige Unterlage 
hierzu geliefert haben. Es ist somit seine Masse nicht nur in verticaler 
Richtung, sondern auch an seiner Basis, in der Richtung vom Westfusse 
desselben zu den Rosszähnen hin, an verschiedenen Punkten von sehr 
verschiedenem Alter, womit auch die sehr ungleiche, in der Riehtung vom 
Westfusse des Schlern zu den Rosszähnen hin, in stetem Abnehmen 
begriffene Mächtigkeit im innigen Zusammenhange steht. 


Schlern 
Völs Klamm Spitze Rosszähne 


| 
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j 
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j 
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1 
j 


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W ANZ 


1. Rother Quarz-Porphyr. 2. Mendola-Dolomit. 3. Buchensteiner Kalk. 4. Wenger Schichten. 5. Sedi- 
mentäre Tuffe. 6. Schlern-Dolomit. 7. Rothe Raibler Schichten. 8. Weisser dünnplattiger Dolomit 
mit Megalodon-Resten. 


Wollte man sich dieses Verhältniss der Altersverschiedenheit des 
Schlern-Dolomit graphisch darstellen, müsste man seine Masse durch 
horizontale, oder mit dem Schlern- Plateau parallele Schnitte, in Platten 
zer schneiden und diese als altersgleiche Elemente dieser Masse betrachten. 


1) v. Richthofen Il. ce. p. 69 und 302. 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 22 


550 D. Stur. [22] 


Es ist einleuchtend, dass durch diese Schnitte, die schief aufsteigende 
Basis der Schlern-Dolomitmasse in gewissen Abständen getroffen wird 
und diese bezeichnen die verschieden alten Theile deren Basis. ° 

Die Verhältnisse im unteren Theile des Kunzen-Grabens bei Raibl ı), 
bilden einen hierher gehörigen speciellen Fall. 

Im Verfolge des Weges vom Grödner Jöchl hinab über Colfoseo 
nach Corfara fiel uns besonders auf jener Zug eines Dolomits, der von 
unterhalb des Jöchls, bis über Colfosco hinaus und am Fusse des Sosander 
Felsens durch die weisse Farbe seiner Masse, die gegen jene des tiefdun- 
kelgrünfärbigen Gehängesabsticht, leicht verfolgbar ist. Wie aus dem von 
v. Richthofen gegebenen Durchschnitte von Colfosco zum Krespena- 
Kofl hinauf?) hervorgeht, ist dieser Dolomitzug den Eruptivtuffen, Conglo- 
meraten und jenen Breccien, die wir an der Solschedia unter der Augit- 
porphyrplatte kennen lernten, untergeordnet, gehört somit in das Niveau 
der Wenger Schiefer. Bekanntlich sindauch dem Wenger Schiefer von Raibl 
Dolomit-Schichten zwischengelagert. Es verdient dieser Fall somit her- 
vorgehoben zu werden als solcher nach welchem schon das Niveau des 
Wenger Schieferdurch bedeutende Kalk- und Dolomitmassen vertreten sein 
kann, die man, wenn der Wenger Schiefer nicht zwischengelagert erscheint, 
von höheren obertriassischen Dolomiten nicht im Stande ist zu trennen. 
Hierher gehören namentlich jene Fälle, wo der Schlern-Dolomit unmittel- 
bar über Muschelkalk folgt, somit hier auch das Niveau des Wenger- 
Schiefers durch Schlern-Dolomit vertreten wird. 


IV. Corfara, St. Cassian, Praelongei-Berg, Set Sass, Livinallungo. 


In Corfara angelangt, suchten wir unmittelbar thalabwärts jenen 
Aufschluss des Wengerschiefers zu finden, welchem das Schieferstück 
mit der Thinnfeldia Richthofeni n. sp.) entnommen sein konnte, welches 
v. Riehthofen aus dieser Gegend mitgebracht hatte. 

Wir verquerten auf diesem Wege zunächst einen Augitporphyr, 
dann fanden wir im Liegenden desselben, durch im Schutte enthaltene 
Stücke, den Wenger Schiefer angedeutet, gerade an der Grenze gegen 
tiefer folgenden Muschelkalk und Werfner Schiefer. Da hier imLiegenden 
keine Ausbeute zu erwarten war, wandten wir uns dem Hangenden des 
Augitporphyrs, zu und hatten bald im Osten des Ortes Corfara in steilen 
Gehängen, die mit Aeckern bedeckt sind, die obere Partie der Wenger 
Schiefer anstehend getroffen. An einer Stelle, unmittelbar dem Augitpor- 
phyr aufgelagert, fand ich die Wenger Schiefer reich an Halobia Lommeli, 
die in sehr grossen Exemplaren dieht die Flächen des Gesteins bedeck- 
ten. Weiter im Hangenden, im Gebiete eines Ackers folgten sehr dünn- 
schiefrige Wenger Schiefer, auf deren einer Platte ich jenen Farren fand, 
(den ich unter dem Namen Neuropteris conf. Rütimeyeri Heer aus dem Wen- 
ger Schiefer von Raibl aufgeführt habe. Unsere Ausbeute wäre übrigens 
auch hier eine geringe geblieben, wenn nicht in einem an den erwähnten 
Acker anstossendem Hause die Bewohner desselben, wohl auf eine An- 
eiferung von Seite v. Richthofen’s, bei Gelegenheit einer Steinbruchs- 


1) D. Sturl. e. p. 89—%. 
2) ve Richthofen 1. ce. p. 221 
37D, Starke. polls, 


Mr 


[23] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 551 


anlage aus welcher man den ganzen Bedarf an Material zum Baue eines 
neuen Hauses gewonnen, jene Stücke des Wenger Schiefers bei Seite 
gelegt hätten, die reichlich mit Petrefacten belegt waren. Hier erhielten 
wir Platten, auf denen ausser der Halobia Lommeli, der Ammonites Arche- 
laus Laube, Ammonites Wengensis Klipst., Ammonites n. sp. mit Sichel- 
tippen, wovon mehrere in ganz regelloser Weise diehotomiren, endlich 
die im Wenger Schiefer von Raibl so häufige Acanthoteuthis bisinuata Br. 
vorkommen. An Pflanzen hatte ich die Neuropteris conf. Rütimeyeri 
Heer ih einem sehr schönen Exemplar erhalten. Ferner sah ich auf einer 
srossen etwa 6 Fuss langen, 3 Fuss breiten und 4 Zoll dicken Platte ein 
sehr grosses etwa 3 Fuss langes Segment des Pferophyllum giganteum 
Schenk, das ebenfalls dem Wenger Schiefer von Raibl eigenthümlich ist. 

Unmittelbar im Südosten bei Corfara beginnt bereits jenes rutschige 
Gebiet mit der Eingangs ausführlich besprochenen wandernden Ober- 
fiäche der Wiesen. Wir schlugen von Corfara einen zwar auf unseren 
Karten eingetragenen, aber in der Natur nicht existirenden Weg ein, über 
die Höhe „Le Fraine“ nach St. Cassian, und steuerten auf den einzigen in 
dem wiesigen Gehänge, schon von Corfara her sichtbaren Aufschluss los. 
Wir fanden hier sandigkalkige Schichten, schwarze Kalkmergel mit 
Halobia Haueri und graue sandige Schiefer in Wechsellagerung, somit die 
Vertreter der Reingrabner Schiefer von der Cipit-Alpe, oder des Lunzer 
Sandsteins. Die schwarzen Kalkmergel mit der Halobia Haueri weichen 
nur im grösseren Gehalte an Kalk von dem gewöhnlichen Reingrabner 
Schiefer ab, erinnern an jene schwarze Kalke, die ich im Durchschnitte 
der Raibler Scharte ı) über dem Wenger Schiefer beobachtet hatte, und 
enthalten ausser einem nicht hinlänglich erhaltenen kleinen Ammoniten 
noch ziemlich häufig Pflanzenreste, doch in schlechtem Erhaltungszu- 
stande. Sicher zu erkennen vermag man darunter denselben Pflanzenrest, 
den ich auch bei Kaltwasser am Nordfusse des Fünfspitz in den dortigen 
Tuffen über dem Wenger Schiefer häufig fand, der einer Araucaria oder 
Voitzin angehört. In den sandig kalkigen Schichten fanden wir einen Amm. 
Aon Münst. Die sandigen Schiefer sind petrografisch den dünner geschich- 
teten Zwischenschichten des Lunzersandsteins vollkommen ähnlich. 

Nach der auf der Cipit-Alpe aufgeschlossenen Reihenfolge sollte 
über diesem Schichteneomplexe der Tuff mit der Pachycardia rugosa 
folgen. In der That gibt auch v. Riehthofen nach den Beobachtungen 
von Herrn Feuerstein®) auf dem Pizberge, der Anhöhe Le Fraine, 
Raibler Schichten an. Wir suchten leider vergebens nach diesem Vorkom- 
men. Mag die Angabe auf der Karte unrichtig eingetragen sein, von uns 
daher das Vorkommen nicht auf dem rechten Flecke gesucht worden sein, 
oder mag hier vorher ein Aufschluss offen gewesen sein, der zur Zeit 
unseres Aufenthaltes wieder vollkommen mit Rasen bedeckt war, wir 
fanden keine Spur davon,’obwohl wir kaum irgend einen noch so geringen 
Aufschluss unbesichtigt g gelassen haben. 

Von den Wiesen Le Fraine verfolgten wir, über dieht begraste oder 
bewaldete Gehänge, die Richtung nach St. Cassian. An der Grenze gegen 
die Wenger Schiefer und Augitporphyre der Gegend, fanden wir einen 


1) l. c. p. 74, Tafel I. 
2) 1. e. p. 220. 


552 D. Stur. [24] 


geringen Aufschluss im Niveau des Lunzer Sandsteins, und hatten hier 
etwa in klafterhoch entblösstem Gehänge eine Wechsellagerung von dun- 
kelgrünen Reingrabner Schiefer mit grauen Sandsteinen und grünen von 
Feldspathkörnchen gelblich getupften Tuffen. Im Liegenden folgten die 
Wengerschiefer bis nach St. Cassian hinab. 

Von St. Cassian wandten wir uns südlich durch das Gebiet des 
Peccol-Baches auf den Praelongei-Berg oder die sogenannten Stuores- 
Wiesen. Auf diesem Wege sahen wir auch nicht einen einzigen brauch- 
baren Aufschluss, der uns über die Zusammensetzung des begangenen 
Gebietes belehrt hätte. Hier sahen wir die wandernden Wiesen und Wäl- 
der, die schief stehenden Hütten, fanden stellenweise den Untergrund tief 
aufgelöst und einzelne Schafe der hier herumwandelnden spärlichen ein- 
samen Heerden versunken im bodenlosen Schlamme. Erst auf der Höhe 
der Stuores-Wiesen, am Beginne dieser endlosen Rutschungen, konnten 
wir wieder festen Untergrund betreten. Hier folgten von West in Ost, zum 
Westfusse des Set Sass hin mehrere Entblössungen hintereinander, die 
jene Schichten aufschliessen, die das Plateau des Praelongei-Berges zusam- 
mensetzen. 

Die tiefsten hier aufgeschlossenen Schichten sind gelblich graue 
Kalkmergel, wechselnd mit Cardita-Gestein und einem feinkörnigen gelb- 
lichweissen Oolith, der in etwa zolldieken Schichten auftritt. Die verwit- 
terte Oberfläche der Aufschlüsse zeigt diese Gesteine nur in kleinen 
Bröckehen. Dazwischen fallen auf viele ausgewitterte Kalkspathadern. 
Kaum je sieht man eine 5—4 Fuss mächtige Schichtenreihe der Mergel 
entblösst. Auf der gelblich grauen Verwitterungsfläche findet man nun 
die in den Mergeln vorkommenden Petrefacte vom Regen herausgewa- 
schen herumliegen. Sie sind im Ganzen so ausserordentlich selten, dass 
unsere Ausbeute, die Frucht des sorgfältigsten und fleissigsten mehrstün- 
digen Suchens, aus nicht mehr als einer Hand voll dieses kostbaren Ma- 
terials bestand. Wir fanden hier 14 Arten im Ganzen, darunter die 
Cardita crenata, Nucula lineata und N. strigillata am häufigsten. 

Sobald man den oberen Rand dieser tiefsten Aufschlüsse erstiegen, 
erblickt man in einiger Entfernung, näher zum Set Sass, zwei weitere 
Aufschlüsse auf dem Rücken Praelongei, der die Wasserscheide zwischen 
St. Cassian und Cherz bildet. Der tiefere westlichere Aufschluss zu dem 
man zunächst gelangt, besteht aus gelblich weissen Kalkmergeln, die sehr 
leicht zu einem weichen Kalkthon verwittern, auf dessen Oberfläche kleine 
braune Knöllchen von Brauneisenstein von Ferne schon auffallen. Auch 
die hier oberflächlich herumliegenden Petrefacten sind in Brauneisenstein 
versteint, welcher als Steinkern zum Vorschein kommt, sobald die Petre- 
facte ihre weisse leicht abfallende Schale verloren haben. Wir fanden hier 
im Ganzen 20 Arten Petrefaeten, darunter mehrere Arten, die auch im 
tieferen Aufschlusse häufig sind. Die Fauna dieses Aufschlusses zeichnet 
sich besonders dadurch aus, dass hier Cephalopoden, insbesondere kleine 
sehr zierliche Ammoniten vorherrschen, insbesondere 

Orthoceras politum Kl. Ammonites Eryx M. 
” elegans M. Olydonites nautilinus M. 

Ammonites Busiris M. 
und andere, deren vollständige Aufzählung weiter unten folgt. Die Bruch- 
stücke von Kalkspathadern fehlen hier, dagegen fallen Splitter einer 


[25] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 553 


äusserst feinkörnigen Muschel-Breceie auf, mit Schalen der Gervillia 
angusta M. 

Die Spitze des in Ost folgenden nächsten Hügels zeigt abermals ein 
verwittertes gelblichweiss gefärbtes Gehänge, in vollständig gleichem 
Mergel, wie der eben erwähnte ist. Hier fanden wir wieder die Bruch- 
stücke der Kalkspathadern, aber auch nicht die Spur eines Petrefactes. 

Von dieser Erhöhung der Wasserscheide hat man nur noch eine 
ganz kleine Einsattlung zu überschreiten, um den Fuss des Set Sass zu 
erreichen. (Siehe die Ansieht IV auf T. XIV.) 

Im steilen Gehänge des Westfusses des Set Sass sieht man zunächst 
plattige 3—4 Zoll dieke, graue Kalkmergel anstehen, die auffallend viele 
Crinoiden- und Echiniden-Reste, namentlich Enerinus cassianus Laube 
und Cidaris dorsata Br. enthalten und lebhaft an die Megalodon-Bänke im 
Eisengraben bei Raibl erinnern. Auf einer Platte von dieser Stelle sieht 
man Bruchstücke von Halobia Lommeli neben solchen der Monotis sali- 
naria br. 

Auf diesen Kalkmergelbänken ruht ein Dolomit, die Hauptmasse 
des Set Sass bildend, der unten ungeschichtet (D), oben sehr deutlich 
geschichtet erscheint (g. D.). Ueber dem geschichteten Dolomit bemerkt 
man die rothen Raibler Schichten folgen in ähnlicher Weise, wie in der 
Scehlern-Klamm. Doch ist allerdings nicht zu läugnen, dass diese Schich- 
ten im Gehänge des Set Sass tiefer hinab reichen (siehe die mit r R be- 
zeichnete Stelle), als diess nach der Neigung der Schichten des darunter 
lagernden Dolomits bei regelmässiger Schichten-Stellung erwartet werden 
dürfte. Ich halte auch dafür, dass die rothen Raibler Schichten in der 
That durch eine einfache Rutschung des Gehänges in ihre gegenwärtige 
Lage gelangt sind. Doch ist die Rutschung im Ganzen so unbedeutend 
und diese Erscheinung in der Umgegend überhaupt so ausserordentlich 
häufig, dass es mir als überflüssig erscheint, diese Thatsache durch Ver- 
werfungen im eigentlichen Sinne des Wortes zu erklären '). 

Die rothen Raibler Schichten des Set Sass bestehen aus folgenden 
Gesteinen. Aufdem Dolomit lagert erst eine rothgefärbte Kalk-Breceie, etwa 
in drei bis vier fussdicken Lagen. Darüber folgen rothe sandige Tuffe, die 
mit Säuren in Berührung, nur dort etwas aufbrausen, wo Bruchstücke von 
Muschelschalen darin vorhanden sind. Diese sind von violetten und grün- 
lichen Mergeln mit Bohnerzen überlagert und das Ganze bedeckt von dem- 
selben weissen, klingenden, geschiehteten Dolomit (g. D.), der die Schlern- 
spitze bildet. Ich fand in den rothen sandigen Tuffen die Myophoria 
inaequieostata Klipst. in mehreren Exemplaren. 

Von jener Stelle, an welcher wir die rothen Raibler Schichten am 
Set Sass anstehend gefunden haben, ging ich längst der Wand des Berges 
südlich hin, um das am Südfusse der Set Sass-Spitze von Dr. Laube 
entdeckte Korallriff zu besichtigen, von woher der Entdecker mehrere, 
sehr interessante, insbesondere an Korallenstöcken reiche Gesteins- 
stücke mitgebracht hatte. Was mich durch ein colossales Dolomit-Sehutt- 
feld, das sich unter der Spitze des Set Sass ausbreitet, einen äusserst 
mühsamen Weg dahin zu machen bewog, während Herr Meier die An- 
sicht des Berges skizzirte, war die so auffallende Verschiedenheit der 


1) v. Richthofen |. c. p. 102. 


554 D. Stur. [26] 


Gesteinsstücke von diesem sogenannten Korallriff, von allem dem was wir 
im Gebiete der rothen Raibler Schichten des Set Sass-Gehänges an 
Gesteinen fanden. Denn nach der Ansicht des Berges, die sowohl auf der 
heutigen Exeursion, wie auch auf dem Wege vom Grödner Jöchl herab 
uns stets vor Augen lag, war'es als ausgemacht zu betrachten, dass das 
Korallriff nur durch eine Senkung in die jetzige Lage gelangen konnte, 
und dasselbe als eine Fortsetzung der rothen Raibler Schichten des Set 
Sass-Gehänges in Süd zu betrachten, so wie auch der unterlagernde 
Dolomit ein herabgesunkener Theil des die Set Sass-Spitze bildenden 
geschichteten Dolomites sei. Es lag die Möglichkeit vor, dass nebst den 
rothen sandigen Tuffen, hier eine Schichte reich an Korallen entwickelt 
sei, die wir im Westgehänge des Set Sass nicht bemerkt hatten. Doch 
fand ich an Ort und Stelle eine wohlgeschichtete Schichtenreihe ent- 
wickelt, die den geschichteten Dolomitbänken conform aufgelagert, Kalk- 
bänke enthält, in denen grosse und kleine Bruchstücke von Stöcken ver- 
schiedener Korallenarten nebst Bruchstücken von Muschelresten einge- 
backen erscheinen, und in Allem, namentlich aber im Reichthum an Cida- 
riten-Resten, im Vorkommen der Gervillia angulata M. Avicula Gea Orb. 
der Myophoria Chenopus Laube und anderen Arten sehr lebhaft an die 
im Thörl und Torer Sattel bei Raibl anstehenden Schichten erinnern. Ich 
bemerkte überdies keine Spur von den rothen Gesteinen, die ich eben im 
Gehänge verlassen, an dieser Stelle. 

Bei der Begehung des Livinallungo-Thales fanden wirGelegenheitjen- 
seits des Praelongei-Berges dasLiegende der St.Cassian-Schichten kennen 
zu lernen. Vom Uebergange Le Sforzelle südlich hinab am linken Gehänge 
des Selvana-Baches gingen wir fortwährend über Wiesen ohne jeden Auf- 
schluss. Bei den Häusern, die oberhalb der Mündung des Tie-Baches 
stehen, ist Augitporphyr und dessen Tuff anstehend, hier das Niveau der 
Wenger Schiefer vertretend. Die Halobia Lommeli ist hier sogar in diek- 
schichtigen Tuffen bemerkt worden, in welchen man sonst nur selten eine 
Spur davon findet. Auf den vorliegenden Karten fanden wir die Grenze 
des Buchensteiner Kalks nicht richtig eingetragen, indem wir erst jen- 
seits des Tie-Baches, dessen Mündung noch ganz im Augitporphyrtuff 
vom Niveau des Wenger Schiefers eingegraben ist, am Wege gegen Corte 
hinab den Buchensteiner Kalk anstehend trafen. Im Liegenden des letz- 
teren bemerkten wir nur eine schmale Lage eines dolomitischen Kalkes, 
den man dem Mendola-Dolomit gleichstellen kann, und gleich darauf 
folgten Campiler Schichten und in diesen das Conglomerat, welches 
v. Riehthofen sonst nur in littoralen Gegenden, am Nordramde der 
Südtiroler Trias, bei Campil, an der Solschedia u. s. w. beobachtet 
hatte '). 

Der weitere Weg über Livine, Pieve, nach Andraz führte uns so 
ziemlich im Gebiete des Muschelkalks abwechselnd an dessen Grenzen 
nach oben zu den Wenger Schiefern, nach unten zu den Campiler und 
Seisser Schichten. Während wir aber in dem von uns verfolgten Gehänge 
nur äusserst unvollständige Entblössungen dieser Schichten fanden, boten 
uns die rechten Gehänge des Livinallungo-Thales und das linke Gehänge 
des Buchensteiner Thales, prachtvolle, für uns leider unzugängliche Auf- 


I), Re, DO 


[27] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 555 


schlüsse, die uns allenthalben die Reihenfolge: Buchensteiner Kalk, 
Mendola-Dolomit,, Virgloria-Kalk, Campiler und Seisser Schichten klar 
vor Augen stellten. 

Auf dem Rückwege, den wir über St. Johann und Varda durch das 
Campolungo-Thal nach Corfara einschlugen, fiel uns insbesondere auf 
die colossale Entwicklung der Augitporphyrtuffe bei Varda und von da 
aufwärts bis ganz nahe hin zum Uebergange. Wir verquerten hier Augit- 
porphyrtuff, Kalk-Breceien (wie auf'Solschedia), dann eine mächtige Lage 
eines grauen ungeschichteten Kalkes, darauf lagernde Breceien, Augitpor- 
phyr und Tuff, in einer Reihenfolge und Entwicklung, die sehr an das 
Gehänge bei Colfosco !) erinnert. 


V. Heiligenkreuz im Abtei-Thale. 


Der Begehung der Umgegend von Heiligenkreuz hatten wir einen 
Tag unseres Aufenthaltes in Corfara gewidmet. Wir hatten beabsichtigt 
jenen Weg einzuschlagen, der auf unseren Karten jenseits von Mada be- 
ginnend, schief nach Nordost das Gehänge ersteigend, nach Heiligen- 
kreuz angegeben ist. Doch fanden wir diese Angabe nicht richtig, ver- 
folgten aber dennoch die erwähnte Richtung, über steile, unwegsame, 
nasse Gehänge mühsam aufwärts steigend. Wir hatten endlich die Ter- 
rasse, die den Fuss der Wand des Heiligenkreuzer Kogels bildend, von 
Nord in Süd bis oberhalb St. Cassian zu verfolgen ist, und auf welcher 
auch die Kirche von Heiligenkreuz steht, gerade dort erreicht, wo die 
Quelle des Heiligenkreuzer Baches in einem kleinen Kaar entspringt. 
Bis hierher fanden wir nicht einen einzigen Aufschluss, der uns über die 
Beschaffenheit des Gehänges Belehrung geboten hätte, welches von 


- hohem Schutt des einstens in Wanderung begriffenen Gebirges über- 


deckt erscheint. Die Gehänge des Kaars, eigentlich einer Mulde, die 
nach Westen offen ist, und deren Grund ebenfalls in deutlich sich beur- 
kundender Bewegung begriffen ist, sind etwa 30 Fuss hoch entblösst, 
und wir waren überrascht, hier genau dieselben gelblichgrauen Kalk- 
mergel mit den etwa zolldicken Oolithschichten in ganz gleicher Art ver- 
wittert zu sehen, wie jene auf den Praelongei-Wiesen südlich von St. 
Cassian. Ich fand in diesem Gehänge eine einzige Muschel, die Nucula 
lineata, nach welcher allein es nicht möglich ist, mit Sicherheit zu be- 
stimmen, ob diese Mergel noch in das tiefere Niveau mit Cardita erenata 
oder in das höhere gehören, das durch reichliche Cephalopodenreste aus- 
gezeichnet ist. 

Von diesem Kaar liegt einige hundert Schritte entfernt in nordöst- 
licher Riehtung die Kirche von Heiligenkreuz. Die bis zur Kirche zurück- 
gelegte Strecke bot uns keine Gelegenheit zur Beobachtung, da sie mit 
Schutt bedeckt ist, der grossentheils aus dem Dolomit des Heiligen- 
kreuzer Kogels besteht. 

Oestlich oberhalb der Kirche findet man erst rechts (südlich), dann 
links von einem breiten schön beschotterten Wege, der an den Fuss des 
Heiligenkreuzer Kogels führt, zwei Aufschlüsse in den sogenannten 


Bl se. Br 221. 


556 D. Stur, [28] 


Heiligenkreuzer Schichten, die dreierlei Gruppen dieser Gebilde unter- 
scheiden lassen. 

Die liegendste Schichtenreihe ist rechts vom erwähnten Wege in 
einem etwa 12—15 Fuss hohen Gehänge doch nur unvollständig ent- 
blösst. Es sind dies die eigentlichen Heiligenkreuzer Schichten, Kalk- 
mergelplatten mit unebener knotiger Oberfläche, auf welcher meist in 
grosser Zahl Petrefacte herausgewittert sich finden lassen, insbesondere 
die Anoplophora Münsteri, Avicula Gea, das Bactryllium canaliculatum 
und die Pfychostomen. Ein Block enthielt die Cardinia problematica, ein 
anderer, Reste von Myophoria Chenopus Laube. Die unvollständige Ent- 
blössung liess uns nicht Unterabtheilungen dieser Schichtenreihe fest- 
stellen. 

Das Hangende dieser Schiehtenreihe ist weiter östlich längs dem 
Wege aufgeschlossen, ein röthlicher Kalk, in dieke Bänke gesondert, 
deren Flächen auffallend häufig bedeckt sind mit Resten des Pentaerinus 
Sanctae Crucis Laube. Dieser Kalk bildet eine kleine Felsgruppe unmit- 
telbar rechts am Wege, ist etwa 12 Fuss mächtig und unterteuft in Nord 
streichend, links vom Wege die folgende dritte Schichtenreihe, die aber- 
mals in einer kleinen Mulde, in welcher die Quelle von Heiligenkreuz 
entspringt, und zwar im Ostgehänge derselben aufgeschlossen ist. 

Die Basis des etwa 12 Fuss mächtigen Aufschlusses bildet der 
röthliche Kalk mit Pentacrinus Sanctae Crucis. Darüber folgen zunächst 
srünliche und violette Mergel mit Bohnerzen, die sogenannten rothen 
Raibler Schichten, bedeckt von einem gelblichgrauen Sandstein mit Koh- 
lenbrocken, auf welchem jene mit Kohlenbrocken gespickte, grobe san- 
dige Muschel-Breceie lagert mit Ostrea Montis Caprilis, die die grösste 
Masse der Schichte bildet. Diese oberste Schichte ist vom plattigen Kalk 
oder Dolomit überlagert. Auf einer Stelle oberhalb St. Cassian, dann im 
Norden von der Heiligenkreuzer Kirche sahen wir die Heiligenkreuzer 
Schichten vom geschichteten Dolomit des Heiligenkreuzer Kogels über- 
lagert. 

Von Heiligenkreuz verfolgten wir bei der vortrefflichen Quelle 
vorüber den Weg nach Wengen hinab. Das Abwärtssteigen von der 
Terrasse von Heiligenkreuz wollte gar kein Ende nehmen, und wir wur- 
den von der ungeheuren Tiefe der Schlucht um so mehr überrascht, als 
aus unseren Karten es nicht zu errathen war, dass der Gaderbach von 
St. Leonhard abwärts sich so sehr vertieft. Wir fanden die Verhältnisse 
des Wenger Thales, den Mittheilungen v. Riehthofen’s ı) entsprechend, 
um so schwieriger, als jeder grössere Aufschluss fehlte, und man fast in 
jeder kleineren Entblössung andere und wieder andere Schichten antraf 
in buntem Durcheinander. 


VI. Schluss. 


Bei einer früheren Gelegenheit?) habe ich aus dem Vorkommen der 
Anoplophora Münsteri im Eisengraben und des Ptychostoma Sanctae Cru- 
cis am Torer Sattel in den Schiehten mit Corbula-Rosthorni und aus dem 


..c. p. 204. 
ahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt XVII. 1868. p. 112. 


8 m 
N 
le 


[29] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 557 


Vorkommen des Bactryllium canaliculatum, der Avicula Gea Orb., ferner 
der Ostrea Montis Caprilis, Perna Bouei und der Corbis Mellingi in den 
Heiligenkreuzer Schichten, den Schluss gefolgert, dass die Heiligen- 
kreuzer Schichten und die Schichten mit Corbula Rosthorni einem und 
demselben Horizonte entsprechen. 

Nach den bei unserem Besuche in Heiligenkreuz gemachten und 
den älteren Funden, stelle ich die Fauna dieser Schichten folgend zu- 
sammen: 

Aus der mit Kohlenbrocken gespickten Muschel-Breeecie lie- 
gen vor: 

Corbis Mellingi v. H. 
Perna Bouei v. H. 
Ostrea Montis Caprilis Klipst. 

Der röthliche Kalk enthält: 


Pentacrinus Sanctae Crucis Laube. 
Cidaris conf. Hausmanni W. 
In den eigentlichen Heiligenkreuzer Schichten, in der liegendsten 
Gruppe des östlich von der Heiligenkreuzer Kirche aufgeschlossenen 
Schichtensystems, wurden bisher gesammelt: 


Anoplophora Münsteri Wissm. sp. Myophoria lineata Münst. 

Cardinia problematica Klipst. sp. 5 Chenopus Laube. 
Avicula Gea d’Orb. Ptychostoma Sanctae Crucis Wiss. 
Hoernesia Johannis Austriae Klipst sp. = gracile Laube. 
Myophoria elongata v. H. Ri pleurotomoides Wiss. 


Die so bereicherte Fauna dieser drei Schichtengruppen, scheint 
ebenfalls für die erste Annahme zu sprechen, denn sie ist nur aus sol- 
chen Arten zusammengesetzt, die bis jetzt nur im Niveau der Corbula 
Rosthorni gefunden, oder doch vorzugsweise häufig in diesem Niveau ge- 
troffen wurden. Ferner darf ich nieht unterlassen zu erwähnen, dass 
selbst das Gestein der Heiligenkreuzer Schichten, namentlich der Kalk- 
mergel mit dem Bactryllium canaliculatum zum Verwechseln ähnlieh ist 
mit den gleichen Stücken vom Thörl Sattel bei Raibl. 

Dieser Feststellung gegenüber ist die Thatsache von grosser Wich- 
tigkeit, dass in Heiligenkreuz über dem röthlichen Kalke mit Pentacrinus 
Sanctae Crucis, und unter der Muschel Breceie mit Ostrea Montis Caprilis, 
die grünlichen und violetten Mergel mit Bohnerzen eingelagert vorkom- 
men, die allenthalben mit den sogenannten rothen Raibler Schichten, wie 
ich im Vorangehenden am Set Sass und am Schlern die Gelegenheit 
fand dies zu erwähnen, aufzutreten pflegen. Hiernach scheint es ausge- 
macht zu sein, dass die rothen Raibler Schichten, dem Niveau der Cor- 
bula Rosthorni und nicht den eigentlichen Raibler Schichten mit der 
Myophoria Kefersteini entsprechen. 

Am Set Sass bestehen die rothen Raibler Schichten vorerst aus den 
grünlichen und violetten Mergeln und Thonen mit Bohnerzen, dann aus 
den rothen sandigen Tuffen und der rothen Kalk-Breceie. Die violetten 
Mergel mit Bohnerzen ausgenommen, hat das Set Sass somit ganz eigen- 
thümliche Gesteine aufzuweisen. Die von uns in den rothen sandigen 
Tuffen gefundene Myophoria inaequicostata Münst. sp., als ein dem Niveau 
der Corbula Rosthorni am Thorer Sattel sehr häufiges Petrefact bekannt, 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868, 18. Band. 4. Heft. 73 


558 D. Stur. [30] 


bestätigt die Annahme, dass auch diese rothen Schichten vom Set Sass 
in das gleiche Niveau mit den Heiligenkreuzer Schichten gehören. Die 
Angabe v. Riehthofen’s, dass am Set Sass auch die Myophoria Kefer- 
steinii (eigentlich die M. Okeni Eichw.) vorkomme, ändert an dieser An- 
nahme nichts, denn die letztere ist auch vom rothen Schlern-Plateau be- 
kannt, und wird bei dieser Localität ausführlicher besprochen. 

Am ‚Südfusse der Set Sass-Spitze steht die Fortsetzung der rothen 
Raibler Schiehten vom Gehänge des Set Sass in ganz abweichender 
Form. Die roihen Gesteine fand ich hier gar nicht, dafür sind Kalkmer- 
gel, ähnlich den Heiligenkreuzer Schichten entwickelt, und reich an Ko- 
rallenresten, wie manche Gesteinstücke vom Torrer Sattel. Die Fauna 
dieser Schichten besteht nach den bisherigen Funden aus folgenden 
Arten: 


Isastrea splendida Laube. 
Cidarıs dorsata Br. 

„ Hausmanni Wissm. 
Avicula Gea Orb. 


Myophoria Chenopus Laube. 
Pecten tubifer Münst. 


Loxonema arctecostata Münst. 


Temnotropis bicarinata Laube. 


Gervillia angulata Münst. 

Auch in diesem Verzeichnisse sind jene Arten, die anderswo bis- 
her gefunden worden, am häufigsten im Niveau der Corbula Rosthorni. 

Abermals anders und eigenthümlich entwickelt findet man die 
rothen Raibler Schichten am Schlern, und zwar auf verschiedenen Stellen 
des Plateaus verschieden. Rechts vom Fusssteige, genau östlich von der 
Spitze, fanden wir dieses Niveau durch röthliche, diekschichtige, poröse 
dolomitische Kalke vertreten; links vom Fusssteige, somit gegen St. Cy- 
prian und in der Richtung zu den Rosszähnen sahen wir nur die verstei- 
nerungslosen grünlichen und violetten Lehme mit Bohnerzen; am Süd- 
ende der Klamm sammelten wir in gelblichen Kalkmergeln einige Petre- 
faete; am Westrande der Klamm sind grellrothe, an Bohnerzen reiche 
Kalkmergel aufgeschlossen, eine reiche Fauna enthaltend. Es gelang uns 
hier folgende Arten zu sammeln: 
Belemnites sp. Loxonema nodosa Münst. sp. 
Orthoceras alveolare Qu. „  arctecostata Münst. sp. 
Aulacoceras reticulatum v. H. Macrocheilus variabilis Münst. 
Ammonites cymbiformis Wulf sp. Pleurotomaria turbinata Hörn. 
Natica Althusü Klipst. Phosarus concentricus Münst. sp. 

„  conf. cassiana Münst. »  Pyrulaeformis Kl. sp. 


Ptychostoma pleurotomoides Wissm. 
Chemnitzia conf. subscalaris Münst. 


- multitorguata Münst. 
n similis Münst. sp. 
> alpina Eichw. sp. 


Holopella sp. 
Loxonema lateplicata Klipst. sp. 
obliquecostata Klipst. sp. 


” 


Corbis Mellingi v. H. 
Pachycardia rugosa v. DH. 
Cardinia problematica Kl. sp. 
Myophoria n. sp. 

»„ Okeni Eichw. 

„  elongata v. H. 
Richthofeni Stur. 


” 


Modiola obtusa Eichw. t) 


1) Nouveaux Mem. de la Soe. imp. des natur. de Moscou IX. 1851. p. 129. Taf. 1. 
f. 8. — Vergleiche in Dr. Fr. Nies: Beitr. zur Kenntn. des Keupers im Stei- 
gerwald. Würzburg 1868. p. 40 — wo diese Art auch in der Bleiglanzbank 


vermuthet wird. 


[31] Eine Exeursion in die Umgegend von St. Cassian. 559 


Hörnesia Johannis Austriae Kl. sp. Pecten sp. 
Pinna sp. Korallen. 

Dieses Verzeichniss der Fauna der rothen Raibler Schichten des 
Schlern begleite ich mit folgenden Bemerkungen: 

Von dem Belemniten liegt leider nur ein Mittelstück des Körpers 
mit einem Theile der Alveole vor, und es ist weder das obere, noch das 
untere Ende desselben erhalten. Dr. Schlönbach hält dafür, dass man 
dieses Petrefact, soweit seine Merkmale erhalten sind, zu Belemnites 
stellen müsse. 

Von der Chemnitzia alpina Eichw. sp. ‘) liegen zwei möglichst voll- 
ständige, etwa 10 Zoll lange, an der Mündung einen Durchmesser von 
etwa 4 Zoll zeigende Exemplare vor, die wohl darüber keinen Zweifel 
lassen, dass diese Art verschieden sei von der Chemnitzia Rosthorni 
Hörn. Die Art vom Schlern nimmt viel schneller an Dicke zu, und sind 
die in zwei Reihen stehenden Knoten der Schale in der Jugend schon 
zwei bis dreimal so gross, als die der erwachsenen Individuen der vergli- 
chenen Art. 

Myophoria n. sp., ähnlich der M. decussata Münst?), doch dadurch 
verschieden, dass die Radialfurchen vor den concentrischen Falten vor- 
herrschen, wodurch die übrigens sehr unvollständig erhaltene Schale ein 
ganz verschiedenes Ansehen gewinnt. 

Myophoria Okeni Eichw. Von dieser Muschel lagen bisher nur zwei 
sehr unvollständige Stücke in unserer Sammlung, und auf diese basirte 
die bisherige Bestimmung dieser Art und die Identifieirung mit der M. 
Kefersteinü Kl. Uns gelang-es von dieser Muschel etwa 30 verschiedene 
Stücke zu sammeln. Mehrere davon sind so vollständig erhalten, dass 
noch die feine Streifung der obersten Schalenschichte vorhanden ist. 
Diese Myophoria vom Schlern - Plateau unterscheidet sich genau so, wie 
die Myophoria aus der Bleiglanz-Schichte bei Hüttenheim s) von den 
Raibler Exemplaren der Myophoria Kefersteinii dadurch, dass der dritte 
Kiel der linken Schale in der Regel nur angedeutet ist, und dass die 
zahlreichen Radialstreifen der rechten Schale fehlen, während die Merk- 
male der Hüttenheimer Art und der vom Schlern - Plateau so vollständig 
übereinstimmen, dass vorläufig wenigstens an eine Trennung nicht zu 
denken ist. Als ich für die Hüttenheimer Art den Namen Myophoria Sand- 
bergerivorschlug, konnte es mir noch nicht bekannt sein, dass sie ident sei 
mit jener am Schlern, die schon früher von Eichwald *) Myophoria Okeni 
benannt war, mein Vorschlag daher zurücktreten muss vor dem älteren 
Namen. 

Myophoria Richthofeni Stur, ähnlich der M. lineata Münst.5), doch 
gewölbter, höher und kürzer, und dureh die viel gröbere concentrische 
Streifung, (im ganzen nur 12—15 Streifen) auf den ersten Blick von der 
letztgenannten verschieden. 


1) Nouveaux Mem. de la Soc. imp. des natur. de Moscou IX. 1851. p. 125. 
Taf. 979, 

2) Dr. G. ©. Laube: Die Fauna der Schichten von St. Cassian. II. p. 58—59. 
Taf. XVII. £. 6. 

3) Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt XVII, 1868, p. 119. 

4) N en Mem. de la Soc. imp. des natur. de Moscou. IX. 1851. p. 126. T. I. 
BE 

6), Dr. Lauberl; ce. p. 59: Taf. XVII. £. 7. 


73# 


560 D. Stur. [32] 


Betreffend die Erhaltung sämmtlicher Petrefaete des Verzeichnisses, 
muss ich bemerken, dass sie in der Regel schlecht erhalten sind, und 
wenn auch darunter von einigen sehr gute Exemplare vorliegen, die 
Gesammtheit dennoch der sicheren Bestimmung der Arten grosse Schwie- 
rigkeiten entgegenstellt. 

Das Verzeichniss enthält vor allem solche Arten, die von ander- 
wärts aus dem Niveau der Corbula Rosthorni, vom Thörl und Torer 
Sattel und von Heiligenkreuz bekannt sind. Es fehlen auch nicht An- 
klänge an den Hallstätter Marmor, mit welchem man nach der Gesteins- 
beschaffenheit, und wenn man nur die Cephalopoden berücksichtigen 
würde, die rothen Raibler Schichten des Schlern-Plateau parallelisiren 
müsste. 

Ferner liegt die Pachycardia rugosa häufig von der Schlern-Klamm 
vor, die somit durch eine sehr bedeutende Reihe von älteren Schichten 
bis hierher aufreicht. Ausserdem enthält das Verzeichniss vorherrschend 
Arten von St. Cassian, über deren Horizont leider bis jetzt nichts Bestimm- 
tes bekannt ist. Endlich eigenthümliche Arten, die nur von dieser Loca- 
lität vorliegen, und die Myophoria Okeni, die auch im Auslande in der 
Bleiglanz-Schichte von Hüttenheim, also beiläufig im Niveau der Corbula 
Rosthorni vorkommt. 

Aus dieser Interpretation der Fauna der rothen Raibler Schichten 
des Schlern-Plateaus ist es klar, dass ich bei einer früheren Gelegen- 
heit !) durch die älteren Angaben über diese Fauna zu einem Fehler ver- 
leitet worden bin, indem ich eine Aehnlichkeit zwischen dieser und der 
Fauna der Megalodon-Schichten in Raibl zugab. Die Chemnitzia alpina 
Eichw. hat sich, wie die sämmtlichen andern Gastropoden-Arten, als voll- 
ständig verschieden erwiesen von jenen der Megalodon-Schichten. 

Andererseits sehe ich jetzt in der Fauna der rothen Raibler Schich- 
ten einen Beweis geliefert für mein Vorgehen an derselben Stelle 2), wo 
ich die Parallele zwischen der Bleiglanz-Bank und dem Niveau der 
Myophoria Kefersteinii in Raibls) nicht zugeben konnte, und ich nach 
Gründen, die dort angegeben sind, das Niveau der Myophoria Kefersteinü 
in Raibl, viel tiefer hinab in den obersten Theil der Lettenkohle und in 
den Grenz-Dolomit, beiläufig verlegte. Gegenwärtig ist die Sache so weit 
gediehen, dass man mit Sicherheit weiss, dass bei uns im Niveau der Corbula 
Rosthorni, eine der Myophoria der Bleiglanz-Schichte vollkommen gleiche 
Art, die Myophoria Okeni am Schlern-Plateau vorkomme, und man jetzt 
mit um so mehr Recht eine Gleichzeitigkeit der Beiglanz-Bank mit den 
Schichten der Corbula Rosthorni voraussetzen darf, als beiden zwei oder 
sogar drei Arten gemeinschaftlich sind, in diesem Falle also die Bänke mit 
M. Kefersteinii in Raibl von mir in das richtige tiefere Niveau mit Recht 
gestellt wurden, — dass ich die Gegenbemerkungen des Herrn Professor 
F.Sandberger in unseren Verhandlungen als durch die Thatsachen be- 
antwortet betrachten darf. Gegenwärtig darf es mir gleichgültig erschei- 
nen, ob die Myophoria in Raibl, am Schlern und in der Bleiglanz-Bank, 
als zu einer Art gehörig betrachtet, oder in zwei Formen getrennt wird, 


1. c.p. 11. 
2) 1. e. p. 121. 
3) F. Sandberger: Verhandl. der k.k. geol. Reichsanst. 1868. p. 190—192. 


[33] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 561 


nachdem ich erwiesen habe, dass das Niveau der Bleiglanz-Bank in den 
rothen Raibler Schichten des Schlern-Plateau, und in den Corbula-Schich- 
ten des Torer Sattels, und nicht in den Raibler Myophorien-Bänken zu 
suchen sei, und der aus der Vermengung dieses Niveaus resultirende 
Fehler jetzt unmöglich geworden ist. 

Die rothen Raibler Schichten bei Heiligenkreuz, am Set Sass und 
am Schlern-Plateau, als ein vorläufig möglichst sicher festgestellter Hori- 
zont, dessen Aequivalente in den Schichten mit Corbula Rosthorni bei 
Raibl, in der Bleiglanz-Bank von Hüttenheim ausser den Alpen vorliegen, 
sollen uns als Ausgangspunkt für die weiteren Betrachtungen dienen. 

v. Richthofen hat die gleichen Schichten auch noch im Pordoi- und 
Guerdenazza-Gebirge gesehen und eingezeichnet. Uns schien es, soweit 
unsere vom Thal aus gemachten Beobachtungen richtig sein können, dass 
die den genannten Gebirgen aufgelagerten, plattigen, wohlgeschichteten 
Dolomite, die von der Ferne röthlich gefärbt erscheinen, eben denjenigen 
Schiehten in der Schlern-Klamm (gk) gleichzustellen seien, die die rothen 
Raibler Schichten (rR) tragen (siehe die Ansicht V auf Taf. XIV), dass 
somit in den genannten Gebirgen die rothen Raibler Schichten nicht an 
der Grenze des Schlern-Dolomits gegen die geschichteten Dolomite, son- 
dern über den letzteren zu suchen, und diese geschichteten Dolomite 
somit noch jedenfalls obertriadisch seien. 

Im Hintergrunde des Wolkensteiner Thales, inder Gegend des Puez- 
Berges, schien es uns von St. Maria aus, als sähen wir den grünlich und 
röthlich gefärbten Streifen der Raibler Schichten erst über den geschichteten 
Dolomiten folgen, welche Vermuthung hier zu dem Zwecke mitgetheilt 
wird, um in der Zukunft eine Entscheidung hierüber zu veranlassen. 

In Heiligenkreuz sind die Aufschlüsse leider nicht von der Art, dass 
man die Reihe der Liegendschichten vollständig in Evidenz stellen könnte. 
Es sind daselbst zunächst unter den Heiligenkreuzer Schichten jene 
gelblichgrauen Mergel der St. Cassian-Schichten, mit Nucula lineata, in der 
Ursprungsmulde des Heiligenkreuzer Baches anstehend beobachtet. Wenn 
auch die unmittelbare Ueberlagerung dieser Gebilde nicht offen ist, so 
viel ist sicher, dass hier im Liegenden der Heiligenkreuzer Schichten 
grössere Dolomitmassen, wie jene am Set Sass fehlen. Auch fanden wir 
weder im Schutte noch anstehend, eine Spur von Gesteinen, die im Lie- 
genden der Heiligenkreuzer Schichten (Corbula-Schichten) als wirkliche 
Vertreter der Myophoria-Bänke in Raibl, mit einiger Berechtigung gedeutet 
werden könnten. 

Was im Liegenden der gelblichgrauen Nueula-Mergel bis hinab in 
das Thal nach St. Leonhard ansteht, fanden wir auf unserem Wege nicht 
Gelegenheit, genauer festzustellen. Nach den Untersuchungen v. Richt- 
hofen’s sind es eben die sedimentären Tuffe, überhaupt die tieferen Ab- 
theilungen der St. Cassianer Schichten, endlich die Augitporphyre und 
Tuffe vom Niveau der Wenger Schiefer, der Muschelkalk und die Werfener 
Schiefer, die das Gader Thal in seinem Verlaufe nach und nach auf- 
schliesst. 

Im Durchsehnitte von Heiligenkreuz fehlt somit der Dolomit, und die 
bekannte Unterlage der Heiligenkreuzer Schichten bilden die Mergel- 
Schichten von St. Cassian mit der Nucula lineata, die auf den tieferen 
Abtheilungen der St. Cassian-Schichten lagern. 


\ 


562 D. Stur. [34] 


Am Set Sass werden die rothen Raibler Schichten vom Dolomit un- 
terlagert, dessen oberer Theil geschichtet, der untere Theil ungeschich- 
tet ist. Dieser Dolomit lagert auf Kalkmergel-Bänken vom Ansehen der 
Megalodon-Schichten von Raibl. Als das Liegende der letzteren sind tie- 
fere Abtheilungen der St. Cassian-Schichten anzunehmen, doch hierüber 
kein Aufschluss bemerkt worden. Dass die Unterlage der Megalodon- 
Schichten, jene von uns beobachtete, gelblich weisse Kalkmergel mit der 
so zierliche Cephalopoden-Arten enthaltenden Fauna, des östlichsten 
Theiles der Praelongei-Wiesen nicht bilden können, geht daraus hervor, 
dass man von der Anhöhe, auf welcher diese anstehen, abwärts steigen 
muss, um zum Fusse des Set Sass an die liegenden Kalkmergel-Bänke des 
Dolomits zu gelangen. Die gelblichweissen Kalkmergel liegen in einem 
Niveau mit dem Dolomit, und können daher entweder nur gleich alt oder 
Jünger als der Dolomit sein. Beide ruhen auf älteren St. Cassian-Schich- 
ten und erheben sich über diesen als gleichzeitige Gebilde nebeneinan- 
der, ohne sich überlagern zu können. 

Auf dem Schlern sieht man unter den rothen Raibler Schichten und 
den geschichteten Kalken die ungeschichtete Dolomit-Masse zu einer ko- 
lossalen Mächtigkeit angewachsen. Diese Dolomit-Masse lagert von der 
Gegend der Rosszähne her je weiter westlich auf immer älteren und älte- 
ren Schichten. 

So gegenüber der Cipitalpe auf den Tuffen der Pachycardia rugosa, 
weiter unten auf den Augitporphyr-Tuffen, bei Hauenstein auf Buchen- 
steiner Kalken, endlich auf Mendola-Dolomit, kurz diese Dolomitmasse 
ist von sehr verschiedenem Alter in ihren verschiedenen Theilen (siehe 
den Holzschnitt pag. 549 [21]) ein Aequivalent aller jener Schiehten, die 
zwischen dem Muschelkalk und den rothen Raibler Schichten anderswo 
eingeschlossen erscheinen. 

Es liegen somit dem Beobachter in der Umgegend, die den Gegen- 
stand vorliegender Zeilen bildet, zwei verschiedene Schichtenreihen vor. 
Beide beginnen über dem Buchensteiner Kalk und enden mit den rothen 
Raibler Schichten. Die eine reichgegliederte Schiehtenreihe besteht aus den 
verschiedenen St. Cassian-Schiehten, die, wie wir wissen, ohne die 
Mitentwiekelung des Dolomits bei Heiligenkreuz die rothen Raibler 
Schichten trägt. Die andere Sehiehtenreihe, die obgleich sie äusserlich 
garnicht gegliedert erscheint, dennoch aus verschieden alten, übereinan- 
der gethürmten Elementen zusammengesetzt ist, bildet der Schlern-Do- 
lomit, der ebenfalls, wenn man den Westfuss des Schlern im Auge hat, 
ohne ein Miterscheinen der St. Cassian-Schichten in der Klamm, die rothen 
Raibler Schichten trägt. Die erste Reihe ist vorzüglich aus rein unorga- 
nischen Sedimenten zusammen gesetzt und tritt vorzüglich als die Unter- 
lage der zweiten Reihe auf. Die zweite Reihe, als Resultat eines üppigen 
organischen Lebens, erhebt sich überall schroff und abgegrenzt über der 
sedimentären Unterlage. 

"Wenden wir zunächst der sedimentären Reihe unsere Auf- 
merksamkeit zu. Sie ist so ausserordentlich reich gegliedert, und.an ver- 
schiedenen Punkten so verschieden entwickelt, dass es gewiss noch man- 
cher eingehenderen Untersuchung bedarf, bis es gelingen wird, diese 
Mannigfaltigkeit vollständig nach allen Richtungen hin zu bewältigen. 
Die Schwierigkeiten, mit denen man hierbei zu kämpfen hat, sind doppel- 


[35] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 563 


ter Natur, vorerst die locale Entwickelung der Schichten, die nach den 
verschiedenen Umständen die theils die Beschaffung des Materials, theils 
die räumliche Ausdehnung der Schichten zwischen den einzelnen Koral- 
lenriffen bedingten, hinderten oder beförderten, sehr verschieden aus- 
fallen musste, dann das bekannte Wandern der Gehänge, verbunden mit 
dem Auftreten meist nur unbedeutender, sehr mangelhafter Aufschlüsse. 

Vorläufig sind in der Gliederung der St. Cassian-Schichten folgende 
Anhaltspunkte gewonnen. 

Der tiefste Theil der St. Cassian-Schichten ist schon seit langer 
Zeit unter dem Namen der Wenger Schichten bekannt. Diese Schich- 
ten-Gruppe beginnt über dem Buchensteiner Kalk mit einer Lage von 
Kalk- oder Tuff-Schiefer, dem wohlbekannten Wenger Schiefer (Solschedia, 
Puflerschlucht), enthält an verschiedenen Stellen eine verschieden bunte 
Reihe sehr verschiedener Gesteine: Augitporphyr, dessen Tuff und Wen- 
ger Schiefer, Kalk-Breceie, ungeschichtete Kalk- und Dolomit-Massen, und 
endet in der Regel noch mit Wenger Schiefer (Pufler-Schlucht), welcher 
stellenweise ganz allein für sich die ganze Schichtenreihe bildet. In der 
obersten Partie dieses Wenger Schiefers gelang es uns bei Corfara im 
Osten des Ortes folgende Petrefacte zu finden: 


Acanthoteuthis bisinuata Br, Halobia Lommeli Wissm. 
Ammonites Archelaus Laube. Neuropteris conf. Rütimeyeri Heer. 
5 Wengensis Klipst. Thinnfeldia Richthofeni Stur. 

5 N. SP. Pterophyllum giganteum Schenk. 


Auf unseren Wanderungen fanden wir nirgends auch nur eine An- 
deutung einer Wiederholung dieser; Schichten in höheren Horizonten ; auch 
vor uns hat kein Beobachter einen solchen Fall beobachtet. Allerdings 
kömmt die Halobia Lommeli am Set Sass, imLiegenden des Dolomites noch 
einmal, wie v. Riehthofen') sagt, massenhaft vor, doch ist sie hier von 
Monotis salinaria Br. begleitet in ganz fremdartigem Gestein, ein Fall, der 
jenem im Hallstätter Marmor analog ist. Somit darf man wohl jeden 
Zweifel über die Identität des Wenger Schiefers aus der Gegend von St. 
Cassian mit jenem der nordöstlichen Alpen und dem von der Scharte bei 
Raibl vorläufig als unbegründet zurückweisen. Die erste Ausbeute der 
Petrefaete des Wenger-Schiefers vonCorfara hat nicht nur sichere Andeu- 
tungen von dem Vorkommen derselben Flora, wie in der Scharten-Klamm 
bei Raibl, sondern auch derselben Fauna ergeben und namentlich das Auf- 
treten der Acanthoteuthis bisinuata Br. im Wenger Schiefer von Corfara 
constatirt. Weitere Aufsammlungen, wenn sie solange fortgesetzt würden 
wie in Raibl, dürften die Identität dieser beiden Horizonte noch weiter 
begründen. Jene Fälle, wo innerhalb des Wenger Schiefers, wie bei Col- 
fosco, bedeutende Kalk- oder Dolomit-Massen auftreten, die von einem 
Theile des Wenger Schiefers unterlagert, vom andern überlagert werden, 
darf man auf die Verhältnisse in Kaltwasser und in der Scharte bei Raibl 
nicht anwenden, denn bei Kaltwasser lagern unter dem erzführenden 
Kalke und über dem Wenger Schiefer die Schichten mit Cardita erenata 
und mit der Pachycardia rugosa?), deren Horizonte noch über dem Wen- 
ger Schiefer liegen. Hieraus folgt weiter, dass die Lagerung in der 


4) 1. c. p. 223. 
2, Jahrb. d. geol. Reichsanst. 1868, XVIII. p. 106. 


564 D. Stur. [36] 


Seharten-Klamm ?) keine einfache Auflagerung sein kann, sondern das 
Resultat einer gewaltigen Schichtenstörung sein muss. 

Ueber dem Wenger Schiefer folgt zunächst ein Schichten-Complex, 
den ich mit dem Reingrabner Schiefer vergleiche, und den wir an 
drei verschiedenen Stellen erkannt haben: im Graben an der Cipit-Alpe, 
oberhalb Corfara, und südwestlich von St. Cassian. Bei Corfara fand sich 
in diesem Schiehteneomplexe die Halobia Haueri ein. Hiernach sowohl, 
als nach der Stellung unmittelbar über dem Wenger Schiefer, darf man 
diese Schichtenreihe mit jenem unteren Theile des Reingrabner Schiefers 
in Parallele stellen, in welchem die Halobia Haueri allein auftritt. Doch 
darf ich nicht vergessen zu erinnern, dass die Halobia Haueri auch noch 
im Hauptsandstein der Lunzer Schichten mit Ammonites floridus Wulf sp. 
(Hammerschmiede im Türnitz-Thale, Klein Zell), ferner am ursprünglichen 
Fundorte in Raingraben bei Rohr, unmittelbar im Liegenden des Peeten 
filosus v. H., endlich im Zögers-Bache bei Lilienfeld in einer Schichte mit 
Pecten filosus und Nuculä sulcellata Wissm. vorkomme, dass somit in die- 
sem Schichten-Complexe der St. Cassian-Schichten, nicht die ganze Mäch- 
tigkeit des Lunzer Sandsteins, sondern nur eben der unterste Theil des- 
selben gegeben ist und daher ein bedeutender Theil der höherfolgenden 
St. Cassianer Schichten noch dem Umfange des Lunzer Sandsteins an- 
gehöre. 

Ueber dem Aequivalente des unteren Theiles des Reingrabner Schie- 
fers folgt jener grüne, grobe, oft conglomeratartige Tuff mit Pachycardia 
rugosa und Ammonites floridus Wulf sp. der an der Cipit-Alpe, im From- 
Bach, überhaupt auf der Seisser Alpe, als ein durch Gesteinsübergänge 
und Wechsellagerung mit dem Reingrabner Schiefer verbundener Schich- 
ten-Complex dem letzteren aufgelagert erscheint. Aus dem häufigen Vor- 
kommen der Pachycardia rugosa, deren tiefster Horizont hier vorliegt, 
schliesse ich, dass dieser Tuff mit der das gleiche Petrefact in Unzahl ent- 
haltenden Schichte bei Naplanina:) in Parallele zu stellen sei, somit hier 
das Niveau zunächst unter der Myophoria Kefersteinü-Bank von Raibl 
angedeutet sei. Der Ammonites floridus erscheint hier gleichfalls zum 
ersten Male, eine Bestätigung der obigen Annahme bildend, und etwa das 
Niveau des Lunzer Haupt-Sandsteins mit den Halobia Haueri und Ammo- 
nites floridus führenden Einlagerungen des Reingrabner Schiefers andeu- 
tend. Die Verschiedenheit zwischen den beiden Gesteinen mag Veranlas- 
sung sein, dass die Halobia Haueri hier fehlt, und statt ihr ein anderes 
Petrefaet mit kräftiger Schale vorkommt. 

Was nun über dem Tuffe mit der Pachycardia rugosa folgt, sind die 
eigentlichen Schichten von St. Cassian, denen ausschliesslich 
die eigenthümliche Fauna entnommen ist. Diese müssen noch die Schich- 
tenreihen vom Lunzer Hauptsandstein aufwärts, die Schiefer mit den 
Flötzen der Lunzer Kohle, die Einlagerung der muschelführenden Schie- 
fer innerhalb der Flötze bis hinauf zu den Opponitzer Schichten, d. h. die 
sämmtlichen Niveaux von derMyophoria-Bank inRaibl bis zu den Schich- 
ten mit Corbula Rosthorni — Kurz den oberen Theil der Lettenkohle bis 
zur Bleiglanz-Bank umfassen. 


1,1: c- P.. 28. Tar rt 1. 
2).L c..p. 141. 


[37] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 565 


Dieser Theil der St. Cassian-Schichten ist in Folge der erwähnten 
Wanderungen der Bodenoberfläche am schwierigsten zugänglich und am 
unvollkommendsten aufgeschlossen. Uns gelang es hier nur zwei Hori- 
zonte mit reichlich vorkommenden Petrefacten zu fixiren: einen tieferen, 
im Abfalle des Praelongei-Berges hinab gegen St. Cassian, und einen 
höheren auf dem Rücken dieses Berges westlich unweit vom Fuss des 
Set Sass. 


In dem tieferen Horizonte fanden wir in gelblichgrauen Mergeln 
folgende Arten: 


Cidaris Römeri Wissm. Niso subpyramidalis Orb. 
Koninckina Leonhardi Wissm. sp.  Macrocheilus variabilis Klipst. 
Rhynchonella quadriplecta Münst. Murchisonia Blumii Münst.* 


Cardita erenata Münst. * Dentalium undulatum Münst. 
Nueula lineata Münst. * Pleurotomaria radians Münst.* 
„ strigillata Münst.* Ammonites sp. 


Holopella Lommeli Münst. sp.* 


In dem höheren Horizonte im Westen am Set Sass kommen in den 
gelblichweissen Mergeln vor: 


Encrinus Cassianus Laube. Pleurotomaria radians Münst. 
Cidaris alata Ag. Bactrites undulatus Münst. 
Rhynchonella quadriplecta Münst. Orthoceras elegans Münst.* 
Koninckina Leonhardi Wissm. sp. n politum Klipst.* 
Cassianella gryphaeata Münst. Ammonites Busiris Münst.* 

” decussata Münst. R Eryx Münst* 


Nucula lineata Münst.* 3 bicarinatus Münst. 
A strigillata Münst.* R Aon Münst. 

Pachycardia rugosa v. Hauer. * Phylloceras Jarbas Münst.* 

Gervillia angusta Münst.* Clydonites nautilinus Münst.* 


In diesen Verzeichnissen sind die mit * bezeichneten Arten an ihrem 
Fundorte häufiger als die andern. 


Diese beiden Petrefacte führenden Kalkmergel umfassen gewiss 
wenigstens an Ort und Stelle nur die höchsten Horizonte der St. Cassian- 
Schichten. Zwischen dem tieferen Horizonte und den Tuffen mit Pachy- 
cardia rugosa liegt noch eine mächtige Schichtenreihe, in welcher die 
verschiedenartigen sogenannten Cardita - Gesteine, gross - oolithische 
Kalkmergel mit Cardita erenata, ferner der Cipit-Kalk und die von Ort 
zu Ort so sehr verschiedenen Bänke mit Cidariten-Stacheln einzureihen 
sind. Hier ist noch gewiss vieles ganz neu zu entdecken, und die ganz 
localen Entwicklungen einzelner Horizonte zurecht zu rücken. 

Bei der Aufsuchung der Aequivalente der beiden obersten Petre- 
facten führenden Horizonte der St. Cassian-Schichten, muss man wohl 
zunächst die geologische Karte der Gegend befragen, und sich die Ver- 
breitung der jüngsten Schichten gegenwärtig halten. 

Die rothen Raibler Schichten sind in der Regel als Decke der 
Dolomit-Berge beobachtet, somit im ganzen nur local auf den Korallen- 
riffen auftretend. Auf jener bei weitem grösseren Fläche, die von der 
Seisser-Alpe bis St. Cassian und von Wengen bis an das Livinallungo-Thal 


ausgedehnt und von St. Cassian-Schichten eingenommen ist, fehlen die 
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band, 4. Heft 74 


566 D. Stur. [38] 


rothen Raibler Schichten gänzlich. Da es unmöglich ist, dass während 
der Ablagerung der rothen Raibler Schichten, auf der weiten Fläche der 
Verbreitung der St. Cassian-Schichten, ein Stillstand eingetreten sei, so 
muss ein Theil der obersten Schichten von St. Cassian, sowohl den rothen 
Raibler Schichten entsprechen, als auch noch die über dieser Ablage- 
rung, z. B. am Schlern und am Set Sass bekannt gewordenen weissen 
klingenden, dünnschichtigen Dolomite vertreten. 

Wenn man von diesem Standpunkte aus die Thatsache betrachtet, 
dass die St. Cassian-Mergel mit der Cephalopoden Fauna westlich am 
Westfusse des Set Sass, am Rücken des Prälongei-Berges, ebenso hoch 
sich erheben, wie etwa die rothen Raibler Schichten am Set Sass, findet 
man in diesen Niveau- Verhältnissen die Gleichzeitigeit dieser Gebilde 
ausgedrückt, wie ich schon oben bemerkt habe. Hiernach wäre man 
geneigt, wenigstens den höheren Horizont, etwa als den Vertreter der 
Raibler Schichten anzusehen. 

In Heiligenkreuz, wo die rothen Raibler Schichten auf St. Cassian- 
Schichten ruhen, findet man nur die gelblichgrauen Mergel entwickelt, 
die man für die Vertreter des tieferen Horizontes mit Cardita crenata 
erklären möchte. Die Mergel mit der Cephalopoden-Fauna wurden nicht 
bemerkt. Leider hat uns der Mangel an vollständigeren Aufschlüssen ge- 
hindert, sicherere Resultate zu erzielen. 

Eine Stütze für die Annahme, dass die obersten St. Cassian-Schich- 
ten die Vertreter der rothen Raibler Schichten bilden, finde ich noch 
darin, dass in den letzteren eine grosse Menge echter St. Cassianer Arten 
gefunden wurden. Dasselbe gilt von den Corbula-Schichten bei Raibl, wo 
unter anderm die Koninckina Leonhardi Wissm. sp. in den obersten 
Schichten vorkommt. 

Ist dem so, und sind die obersten Horizonte von St. Cassian als 
Aequivalente der Corbula-Schiehten anzusehen, so ist gerade jener Theil 
der St. Cassian-Schichten, der dem Schichten-Complex unter den Oppo- 
nitzer Kalken und unter den Corbula-Schichten entspricht, in St. Cassian 
noch zu studiren, und hier sehr wichtige Resultate von Detailunter- 
suchungen noch zu erwarten. 

Ueber die zweite der sedimentären parallele Schichtenreihe, über 
den Schlern-Dolomit, bleibt wenig zu sagen übrig. Es gibt Stellen, 
wie am Westfusse des Schlern und an den Geisterspitzen, wo die ganze 
sedimentäre Schichtenreihe durch den Dolomit vertreten wird. An 
andern Stellen hat das Wachsthum der Korallenriffe viel später begonnen, 
und an diesen Stellen, wie im Pordoi-Gebirge und am Set Sass, vertritt 
der Dolomit verhältnissmässig nur einen geringeren, oberen Theil der 
sedimentären Schiehtenreihe. Von den beiden gennanten hat der unter- 
suchte Theil des Set Sass entschieden zuletzt zu wachsen begonnen. 

Doch wie es aus den Verhältnissen am Schlern und am Grödner 
Jöchl bestimmt hervorgeht, dass das Wachsthum der Korallenriffe in jeder 
beliebigen Zeit beginnen konnte, wird man auch ein Aufhören des 
Wachsthums in jeder beliebigen Zeit zugeben müssen, das ja ebenso 
gut durch Umstände bedingt werden konnte. 

Dies scheint auch häufig genug stattgefunden zu haben. So haben 
die ungeschichteten Kalk- und Dolomitmassen innerhalb der Augitpor- 
phyrtuffe der Wenger Schichten, erst während der Ablagerung dieser 


[39] Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. 567 


Schiehten zu wachsen begonnen, und sind, wahrscheinlich durch die Aus- 
brüche des Augitporphyrs an ihrer Fortbildung gehindert worden. 

In dieser Weise dürften sich vereinzelte geringere oder auch ganz 
gewaltig entwickelte Kalk- und Dolomitmassen innerhalb des Umfanges 
der einzelnen unterschiedenen Schichten als local untergeordnet auffassen 
und in die bekannte Reihe der Schichten einreihen lassen. 

Aus den Beobachtungen, die ich über die Buchensteiner Kalke an 
der Solschedia und in Livinallungo zu machen Gelegenheit fand, und aus 
den Petrefaeten, die ich in diesen Kalken entdeckte, folgt der Schluss, 
dass diese Kalke ident sind mit den durch ihre eigenthümliche Fauna 
ausgezeichneten, und erst später nach den Aufnahmen v. Riehthofen’s 
in Süd-Tirol bekannt gewordenen Reiflinger Kalken. 

Stellt man nun in Folge dieser Feststellung den Buchensteiner 
Kalk aus dem Umfange der oberen Trias hinweg in den Muschelkalk, 
so ist auch hier in Süd - Tirol, und zwar schon durch die Arbeiten 
v. Riehthofen’s die Trennung unseres Muschelkalks in zwei sehr ver- 
schiedene Horizonte !) in den des Virgloria Kalks und den des Reiflinger 
Kalks festgestellt gewesen. Diese beiden Horizonte sind, wo sie beide 
übereinander entwickelt auftreten, in Süd-Tirol wie an mancher andern 
Stelle der Alpen überdies von einer mächtigen dritten Ablagerung, durch 
den Mendola-Dolomit, von einander getrennt. 

Es mag in der That schwer fallen an Stellen, wo in Folge ihrer 
eigenthümlichen Verbeitung der Reiflinger Kalk und der Wenger Schiefer 
fehlen, und der Schlern-Dolomit unmittelbar auf dem Mendola-Dolomit 
lagert, die Grenze beider anzugeben. Es mag auch wahrscheinlich er- 
scheinen, dass an eben solchen Stellen wegen Mangel an auffälligen 
Grenzen, die Fauna des Schlern-Dolomits in das Niveau des Mendola- 
Dolomits von v. Richthofen mit Unrecht herabgezogen worden war, 
was zu untersuchen, in der von uns besuchten Gegend, nicht möglich 
ist — an jenen Stellen, wie auf Solschedia und im Livinallungo, wo der 
Reiflinger Kalk entwickelt ist, ist die Dreitheilung des Muschelkalkes voll- 
ständig klar. Ich kann nicht unterlassen zu erinnern, dass eine ähnliche 
Dreitheilung auch im schlesischen Muschelkalk vorliegt, und hier eben- 
falls der, den mittleren Muschelkalk vertretende über dem Niveau der 
Myophoria orbieularis Br. folgende Dolomit, als Vertreter der Anhydrit- 
gruppe, den Wellenkalk von dem oberen Muschelkalk sondert. Ferner 
darf ich nicht unterlassen auf die neuerlichst festgestellte Thatsache hin- 
zuweisen, dass nämlich eine der Halobia Moussoni unserer Reiflinger 
Kalke, sehr ähnliche oder mit dieser sogar idente Art, die Halobia Ber- 
geri, ausser den Alpen, beiläufig im Niveau der Cyeloides-Bank 2), somit 
mitten im oberen Muschelkalk Deutschlands gefunden wurde. Gestützt 
auf diese Thatsachen, und auf die auch von v. Riehthofen wiederholt 
hervorgehobene Beobachtung, dass die Reiflinger Kalke auf allen Stellen, 
wo sie von Wenger Schiefer überlagert werden, durch die Beschaffenheit 
der schiefrigen, kalkigen, dunklen Zwischenschichten, die im Reiflinger 
Kalk beginnend, nach oben hersehend werden, und als Wenger Schiefer 
endlich den knotigen Kalk gänzlich verdrängen, mit dem Wenger Schiefer 


!) Verh. der k. k. geol. Reichsanstalt 1868, p. 172. 
2) Verh. 1868, p. 402. 


T4* 


568 D. Stur. Eine Excursion in die Umgegend von St. Cassian. [40] 


und durch diesen mit den Aequivalenten des Lunzer Sandsteins, sehr 
innig verbunden sind, und zwischen beiden somit kein Glied fehlen 
kann, glaube ich auch heute noch mit Recht die Ansicht festzuhalten, 
dass der Reiflinger Kalk als der Vertreter des oberen Muschelkalks zu 
betrachten sei. 

Zum Schlusse habe ich noch das Hangende der rothen Raibler 
Schichten zu erwähnen. Ich halte die weissen dünnschichtigen Dolomite 
mit Megalodonten, die die rothen Raibler Schichten am Schlern, auf dem 
Set Sass und bei Heiligenkreuz überlagern, mit den Hangend-Dolomiten 
um Raibl für ident, somit für obertriadisch. Die Grenze dieser Dolomite 
nach oben hin gegen die rhätische Formation, zu bestimmen fanden wir 
gar keine Gelegenheit. Auch halte ich diese Ausführung für sehr 
schwierig und einer eigenen Begehung und Bearbeitung würdig; denn 
in den höheren, meiner Ansicht nach rhätischen Horizonten dieses Dolo- 
mites werden Petrefacten wie Megalodon triqueter, Dicerocardium Jani, 
Cardita multiradiata, Avicula exilis, Turbo solitarius eitirt, während in 
den tieferen, noch obertriadischen Lagen, Reste von kleinen Megalodon- 
Arten von einem sehr schlanken Dicerocardium, von Perna oder Avicula 
(sehr ähnlich der A. ewilis und in gewöhnlichen Fällen, wo es unmöglich 
ist das Schloss zu erhalten, äusserlich kaum von Perna Bouei zu unter- 
scheiden) endlich von Turbo, dem Turbo solitarius sehr ähnlich, nebst 
Chemnitzien und andern Petrefaeten vorkommen, die bisher nur mit tria- 
dischen verglichen werden konnten. 

Bei der gewöhnlich sehr schlechten und fragmentarischen Erhal- 
tung der Petrefacte in den Dolomiten wird man die vorhandenen Unter- 
schiede wohl erst aus massenhaft gesammeltem Material richtig erkennen 
und fassen können. 

Nach dem, was wir in der Umgegend von St. Cassian gesehen haben, 
sind wenigstens am Schlern und Set Sass die Hangend - Dolomite sehr 
geringmächtig; nicht mächtiger dürften sie im Guerdenazza- und Pordoi- 
Gebirge ausfallen. Bei Heiligenkreuz wird die Schichte mit Ostrea 
Montis Caprilis nur von einer geringen Lage des Hangend-Dolomites 
unmittelbar überlagert, über welcher erst in einiger Entfernung östlich 
sich der Dolomit des Heiligenkreuzer Kogels erhebt, der somit eine 
andere Verbreitung zu besitzen scheint, und möglicher Weise in der 
That schon rhätisch sein könnte. 


IV. Geologische Studien in den Tertiärbildungen des 
Wiener Beckens. 


Von F. Karrer und Th. Fuchs. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 1. December 1868.) 


V. Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berehtoldsdorf 
bei Wien. 


Von Felix Karrer. 


(Mit Tafel XV.) 


Berchtoldsdorf, in der Volkssprache Petersdorf, liegt südlich von 
Wien, und ist mittelst Eisenbahn (Station Liesing) in einer Stunde zu 
erreichen; die geographische Entfernung beträgt 1'/, Meile. 

Unter der Buchtvon Berehtoldsdorfaber verstehe ich speciell 
jenen Theil des zu diesem Markte gehörigen Terrains, welchen im SW. 
die Abhänge der vorderen Föhrenberge, die sogenannten Sonnenberge, 
(auch als Bierhäusel-Berg und kalter Waidberg auf den Karten bezeich- 
net) begrenzen, die aus jurassischen Kalken und Dolomit, sowie aus 
Gosau-Formation bestehen. 

Im SSO. wird die Bucht dureh einen gegen den Hauptplatz des 
Marktes vorspringenden Kamm der vorderen Föhrenberge, den Haidberg 
vulgo Leonhardiberg ') (jurassischer Dolomit, zum Theil Gosau-Conglo- 
merat), an dessen Abhang knapp ein Bauernfahrweg ins Gebirge führt, 
abgeschlossen; im NNO. aber durch das in Rodaun einmündende Thal 
von Kaltenleutgeben mit dem Wasserlauf der dürren Liesing oder des 
Kaltenleutgebner Baches, beziehungsweise durch den Zugberg und Ro- 
dauner Schlossberg jurassischer Dolomit mit anliegenden Leytha-Con- 
glomerat). 

Im NO. ist dieses Terrain von dem nördlichen Theil der Berchtolds- 
dorfer Hochstrasse eingerahmt, und es umfasst sohin sowohl diesen, als 
die oberhalb ganz nahe am Randgebirge gelegene neu angelegte Sonnen- 
bergstrasse, sowie die vollständige, zwischen beiden liegende zumeist 
aus Weingärten bestehende Partie. 


1) Auf diesen Berg ist im Garten der Villa Grünauer im Jahre 1864 im Dolomit 
ein Brunnen gesprengt worden, der bei 150 3’ Tiefe einen stets gleichbleibenden, 
nie versiegenden Wasserstand von 3 Fuss Höhe besitzt. 


570 Felix Karrer. [2] 


Die ganze Bucht misst bei 1400 Schritte, d. i. 560 W. Klf. in der 
Länge, und etwa 700 Schritte, d. i. 230 W. Klf. in der Breite. 

Die Tertiärbildungen dieser Bucht sind es nun, welche ich, angeregt 
durch die vielen neuen Aufschlüsse, die zahlreiche Brunnenschachte bei 
den dort entstandenen Neubauten lieferten, seit längerer Zeit einem näheren 
Studium unterzogen habe, und ich glaube, dass dieser neue Beitrag zur 
Vervollständigung der Kenntniss des Wiener Beckens nicht unwillkommen 
sein dürfte. 

Ich befolge hierbei die Ordnung, dass ich die Resultate in Kürze 
voranstelle, und die Detail-Untersuchungen, auf welche sich erstere 
stüzen, folgen lasse. 

Unmittelbar die Jura und Gosau-Gebilde des Randgebirges überla- 
gernd, erscheint, wie bekannt Leitha-Conglomerat, das sanft gegen die 
Ebene fällt. Es ist eine zusammenhängende Zone, welche an zwei Punkten 
aufgeschlossen ist, und eine selbstständige, in der Jetztzeit nicht 
mehr mit den Leythakalk - Bildungen der Umgebung zusammenhängende 
Partie bildet. 

Sie ist nämlich einerseits durch den Haidberg, anderseits durch den 
Einschnitt des Kaltenleutgebner Thales vollkommen von den Leitha-Con- 
glomeraten im Süden und Norden getrennt. 

In dem Conglomerate unserer Bucht liegt jener, den Wiener Geolo- 
gen seit langer Zeit bekannte und von den auswärtigen Freunden bei 
geologischen Ausflügen stets besuchte, eben jetzt im bedeutenden Abbau 
begriffene Steinbruch, (h), welcher neben den Resten zahlreicher Ostreen, 
Pecten und Echinodermen !) grosse Blöcke von Gosau-Kalk eingeschlos- 
sen führt, die ihrerseits ein reines Conglomerat der Schalen von Actaeonella 
depressa und gigantea sind, welches überdiess von zahlreichen Bohr- 
gängen tertiärer Saxicaven durchsetzt wird. 

Vor einigen Wochen habe ich aber auch Rippenstücke von Halia- 
nassa, aus den höchsten Schichten dieses Bruches, gesammelt. 

Dieses Leytha-Conglomerat setzt sich in NNW. als schmaler Streif 
am Rodauner Schlossberg wieder fort, tritt vor Kalksburg, als ein, an 
das Randgebirge gelehnter Abhang (i), mit bedeutendem Petrefaeten- 
Reichthum, namentlich an Echinodermen, auf, und erscheint südöstlich 
gleich ausserhalb Berchtoldsdorf in einem langen, zusammenhängenden 
Zuge schön aufgeschlossen unweit des Felsenkellers von Brunn und bei 
Maria - Enzersdorf. 

An beiden letztgenannten Orten ist es aber vorwaltend Nulliporen- 
kalk, bald fester bald lockerer, der mit Lagen von wahren Muschelbänken 
(aber nur Steinkernen) wechselt. Zu oberst sieht man, namentlich bei 
Maria-Enzersdorf, eine Bank eines feinkörnigen, fast ganz aus zerriebe- 
nen Nulliporen, Muschelschalen und Foraminiferen (Amphistegina, He- 
terostegina, Alveolina) bestehenden Gesteins, das mit jenen von Marga- 
rethen und Kroisbach im Leythagebirge die grösste Aehnlichkeit hat. 
Darunter liegen die Muschelbänke, ganz in der Tiefe aber harter blau- 


1) So z. B. zahlreicher Olypeaster, von welchen Clypeaster Partschiüi Mich. vor- 
herrschend ist. Aber auch (1. altus und intermedius fehlt nicht, und in neuester 
Zeit sind von Herrn Fuchs und mir noch Cl. gibbosus und Cl. Seillae, die 
sonst selten sind, daselbst gefunden wurden. Erstere ist aus Kalksburg, Baden 
und Wöllersdorf, Letzterer aus Kemencze bekannt. 


[3] Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien. 571 


gefärbter Nulliporen-Kalk mit Massen Heterosteginen auf den mergligen 
Schichtflächen. 

Kehren wir zur Bucht von Berchtoldsdorf zurück, so scheint es, dass 
das Leytha-Conglomerat sich dort nicht sehr weit gegen die Ebene fort- 
setzt, sondern bald auskeilt. Unmittelbar an dessen Grenze, zum Theil 
auch dasselbe überlagernd, und die ganze Bucht ausfüllend, finden wir 
aber einen ziemlich sandigen, daher sehr leicht schlemmbaren Tegel, der 
an vielen Punkten an der Oberfläche zu Tage tritt; so in der Hochstrasse 
und in einigen Gärten der Sonnenbergstrasse. 

An andern Punkten wird er aber, wie später gezeigt werden soll, 
noch vom Diluvialgerölle überlagert. 

Dieser Tegel enthält zahllose Petrefacte; er ist es vornemlich, der 
aus den eingangserwähnten Brunnenschachten zu Tage kam, und Anlass 
zu meinen Untersuchungen gab. Gegen das Randgebirge nimmt er an 
Mächtigkeit ab und lagert dort, wie schon bemerkt, auf dem Leytha-Con- 
glomerat, gegen die Ebene nimmt er aber so bedeutend an Stärke zu, 
dass er in mehr als 20 Klafter in dem Brunnen der Hochstrasse noch 
nicht durchfahren wurde. 

Seine Oberfläche ist aber durch die Einwirkung der seinerzeitigen 
Errosion eine vollkommen unebene, mannigfach gewellte. Der darüber 
gelegte Diluvial-Schotter wechselt daher von Null Mächtigkeit aufwärts 
bis zu vier und mehr Klafter, je nachdem ein Hügel oder eine Einsen- 
kung im Tegel sich befindet. 

Unter dem Schotter kommt des nichtdurchlassenden Tegels wegen, 
natürlich immer mehr oder weniger Grundwasser, welches an manchen 
Punkten auch nutzbar gemacht wird. Oft liegt aber, wie erwähnt, der 
Tegel schon als Humusdecke in zersetztem Zustande an der Oberfläche 
zum Bedauern der Gartenbesitzer. 

Seine Gesammtfauna aber reiht ihn entschieden in die Stufe der 
höheren marinen Tegel, indie Zone dersogennanten Gain- 
fahrner Mergel ein, wovon nebst Grinzing, Niederleis, vor Allem 
Kostej und Lapugy wahre Hauptrepräsentanten sind. Es ergibt sich dies 
ganz unzweifelhaft aus den folgenden vielfachen Details des vorliegenden 
Berichtes. 

Unter diesem Tegel liegt eine ebenfalls verschieden mächtige, 
keinesfalls aber sehr starke Bank, von durch Kalk imprägnirtem Thon 
oder Mergel (verhärtetem Tegel), der sogenannte Stein der Brunnenar- 
beiter, nach dessen Durchstossen dann zumeist hinreichendes Wasser 
erscheint, indem damit wieder eine Wasserschichte erreicht ist, die auf 
darunter liegenden Tegel langsam vom Randgebirge abfliesst. 

Ueber die Beschaffenheit und die Mächtigkeit dieser darunter lie- 
genden Tegellage fehlen vorläufig alle Details, indem tiefere Brunnen, 
namentlich artesische, bisher nicht gebohrt wurden. 

Die Steinbank selbst führt aber gleichfalls Petrefacte, auch sie 
zählt noch zu den Gainfahrner Mergelschichten. 

Ich habe, um diesen kleinen Aufsatz nicht ungebührlich zu verlän- 
gern, mich natürlich auf eine verhältnissmässig beschränkte Anzahl von 
Brunnen beschränken müssen, habe aber die Auswahl so getroffen, dass 
die untersuchten Schachte wo möglich nahe an den Grenzen des bespro- 
chenen Terrains und in der mittleren Durchschnittslinie gelegen waren, 


572 Felix Karrer. [4] 


wobei mich der Zufall durch die Lage der neu angelegten Brunnen, und 
die Möglichkeit frisches Untersuchungs-Material zu bekommen, wesentlich 
begünstigte. 

Voran stelle ich nun die Resultate, welche bereits vor längerer Zeit 
einschlägige Untersuchungen des Herrn Reichsgeologen Wolf und mir 
selbst geliefert haben, ihnen folgen dann die neueren Beobachtungen. 

Schon im Jahre 1860 überbrachte mir nämlich Stoliezka aus 
einem Brunnen des nördlichen Theiles der Hochstrasse eine kleine Partie 
Tegel, der eben vollkommen hinreichte, um einige interessante Auf- 
schlüsse zu geben. Der Brunnen ist 8 Klafter tief und gehört zum Hause 
Nr. 97 der Hochstrasse (a). 

Der Tegel liegt hier ganz nahe an der Oberfläche, also so zu sagen 
zu Tage, und wurde im Nebenhause Nr. 96 bei einer Bohrung von 
18 Klaftern noch nicht durchfahren. 

Merkwürdiger Weise liegen diese beiden Häuser gerade in der 
Verlängerung einer gegenwärtig, also sieben Jahre später im Entstehen 
begriffenen neuen Quergasse, an deren Ausgangspunkt, der so ziemlich 
mitten in unserem beschriebenen Terrain liegt, ich ein wahrhaft bril- 
lantes Materiale aus einem Brunnenschacht (vis-A-vis vom Hause Nr. 
382) gesammelt habe, welches ich später ausführlich behandeln will. 

Ueber das Materiale des Hauses Nr. 97 habe ich bereits Bericht 
erstattet und zwar in meiner Brochure „Ueber das Auftreten der Foramini- 
feren im marinen Tegel des Wiener Beckens“ !); doch bin ich genöthigt, 
zur Vervollständigung des Aufsatzes hier ausführlicher wieder darauf 
zurückzukommen. 

Bei der aus diesem Anlasse nun folgenden Aufzählung der im be- 
sprochenenen Tegel aufgefundenen Petrefacte werde ich zur Verglei- 
chung ihres Vorkommens im tieferen, marinen Tegel von Baden den 
Buchstaben B., für das Vorkommen im Gainfahrner Mergel Gf., für jenes 
in Grinzing Gr., für das Auftreten im Leythakalke von Steinabrunn St., 
und für Nussdorf N. beisetzen; die Stufe der Häufigkeit aber mit hh für 
sehr häufig, mit h für häufig, mit ns für nicht selten, mit s für selten, mit 
ss für sehr selten ausdrücken. 

Die Mollusken-Fauna soll so vollständig als möglich gegeben wer- 
den, dagegen werde ich bei den Foraminiferen, welche jedenfalls die 
Ersteren an Zahl weit überragen, mich dahin beschränken müssen, nur 
die häufigeren Formen und dann einige der selteneren anzuführen, in so 
weit es nämlich erforderlich ist, um den Typus der Fauna festzustellen, 
da es sich hier eigentlich doch nur um ihren geologischen Werth und 
nicht um eine monographische Schilderung derselben handelt, und in die- 
ser Weise soll auch bei den übrigen Verzeichnissen vorgegangen werden. 

Die geringe Quantität Tegel aus dem Hause Nr. 97 gestattete vor- 
erst nur festzustellen, dass Bryozoen selten, dagegen Entomostraceen 
häufig vorkommen; Eschara moniliformis Edw. und Cypridina coronata 
Rss. verdienen genannt zu werden. Die Mollusken-Ausbeute war gleich- 
falls eine äusserst geringe, sie beschränkte sich auf: 


1) Sitzungsb. der kais. Akad. der Wissensch. XLIV. Band Jahrgang 1861, pag. 
435 und 436. 


5] Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien. 573 


Ringicula buccinea Desh. . .. . . .B.hh Gf.s St. s 
Dentalium incurvum Ren. . .».... .B.h — St. hh 
Dorbule gibbo,. Dies usE381. 9.) ll Sal. B. hat Gl. hi Gr. hi St 

Lima inflata Chemnitz. . . . . . . . Grussbach, Grund ss — 

Pecten eristatus Bronn. . ». » » » . .B.hh Gf.sGr.sKostej, Lapugy. 


Dagegen zeigten sich Massen von Foraminiferen, darunter: 


Plecanium abbreviatum Orb. sp. h . 0B..h — N.h 
Biloculina simplex Orb. ss ıB. 8 — N.h 
Spiroloculina excavata Orb. ns SB. h —_ St. s 
Quinqueloculina Buchiana Orb. ns B. hy86r.ns N.h 
5 Akneriana Orb. ns B. hr6r.'s N. ns 
Lagena Haidingeri Cxiz. ss . .B. s _ — 
Nodosaria ( Dentalina) elegans Orb. sp ss B. h = N.h 
Nodosaria consobrina Orb. sp. s . VB. — — 
„  acuta Orb. sp. ss . . B. ns — — 
Glandulina laevigata Orb. ss . „NeB.h _ _ 
Cristellaria calcar var. cultrata Orb. sp. . B. hh — N. s 
Pullenia bulloides Orb. sp. ns sB.h — N. s 
Sphaeroidina austriaca Orb. ns . “B.H — — 
Uvigerina pygmaea Orb. ns . B. hh — 2 
Bulimina pyrula Orb. ns “B. ns Gr! N. ns 
»„ pupoides Orb. ss . „B.s 962218 N. ns 
„  ovata Orb. WB.’s — N.h 
» Buchiana Orb. ns . „B.s — — 
Textilaria carinata Orb. ns . .B.hh Gr. ns N.h 
Globigerina bulloides Orb. hh . B. bh — N.h 
5 triloba Rss. hh . .B.ns Gr. ns N. 8 
Truncatulina Schreibersii Orb. sp.ss .B.h — N.h 
n Dutemplei Orb. sp.hh. . B.h Gr.ns N.h 
u lobatula Orb. ss . vB. namlar.es N.h 
„ badensis Orb. sp. ss BD. ms — — 
Pulvinulina Partschiana Orb. sp. ss . B.h — N.h 
Rotalia Soldanii Orb. ns . B.is — N. ns 
Nonionina communis Orb. hh . . B. ns — N. ns 
3 Soldanü Orb. hh nn ehr N.h 
Polystomella Fichteliana Orb. s . »B.s Gr48 N. ns 
” crispa Orb. s . B.ns Gr.h N. hh 


Dieses Resultat bestimmte mich damals, diesen Tegel von Berch- 
toldsdorf im Gegensatze zu den Nulliporen- Mergeln und Sanden mit häu- 
figen Amphisteginen und Heterosteginenals Badener Tegel zu bezeich- 
nen, der zwischen 40—90 Faden Tiefe zur Ablagerung gelangt sein 
mochte. 

Man umfasste nämlich damals unter diesem Namen die echt mari- 
nen blauen plastischen Thone des Wiener Beckens im Gegensatze zu 
den Nulliporen-Mergeln. 

Seit dieser Zeit aber haben eingehende Untersuchungen und de- 
taillirte Studien gelehrt, dass man in diesen beiden Zonen noch weitere 
Abstufungen anzunehmen berechtigt sei. So hat man von den Nulliporen- 
Mergeln die Zone der Bryozoen-Sande trennen müssen, und den marinen 
Tegel in eine tiefere Facies; den eigentlichen Tegel von Baden und 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. ir) 


574 Felix Karrer. [6] 


Möllersdorf, und eine höhere Facies die Tegel von Grinzing, Kostej, La- 
pugy oder die Mergel von Gainfahrn scheiden gelernt, und diese präecisir- 
teren Abtheilungen sind wohl noch nicht die letzten. 

Die vorangeführte Fauna beweist nun, dass der Tegel dieser Hoch- 
strasse eben dieser höheren Facies angehört. 

Wohl sind zu dieser Behauptung die sparsamen Molluskenreste 
kaum hinreichend, denn dieselben zeigen sich sowohl im unteren Tegel 
von Baden häufig, als auch mehr oder minder frequent in den höheren 
Tegeln von Gainfahrn und Grinzing, ja sogar im echten Leythakalk von 
Steinabrunn. Allein anders verhält es sich mit der Foraminiferen-Fauna, 
die weit zahlreichere Arten darbot. 

Hier sehen wir dietypischen Badener Formen wie sie die Fa- 
milien der Nodosarien, Cristellarien, Lageniden, Lingulinideen ete. bie- 
ten, so gut wie gar nicht, oder doch äusserst sparsam vertreten; ebenso 
fehlen die Typen der eigentlichen Nulliporen-Mergel, die Massen 
von Amphisteginen, Heterosteginen, Discorbinen und Polystomellen. Dage- 
gen sind reichlich die Uvellideen, durch Plecanium, die Polymorphinideen 
durch Uvigerina und Bulimina, die Globigerinen durch Globigerina 
und Truncatulina, die Polystomelliden durch Nonionina repräsentirt; 
Familien und Genera, von denen namentlich einige nur in solchen Abla- 
gerungen gemein sind, die keiner sehr grossen Tiefe entsprechen, und 
die gerade die häufigsten unter jenen Rhizopoden sind, die ich in allen 
untersuchten anderweitigen Proben dieser höheren Facies der marinen 
Tegel vorfand. 

Sehr schätzenswerthe Daten zur Kenntniss der Tertiärablagerun- 
gen bei Berchtoldsdorf hat ferner H. Wolf in einem Bericht über Brun- 
nengrabungen t) dortselbst gegeben, und ich muss zur Vervollständigung 
meines Bildes, obgleich die berührten Punkte nicht eigentlich unmittel- 
bar in der von mir begrenzten Bucht liegen, darauf ebenfalls besonderes 
Gewicht legen. 

Es wird zuerst in diesem Berichte ein Brunnenschacht am Teiche 
nächst dem Türkenkreuz auf dem Wege gegen Brunn erwähnt. Daselbst 
wurde bei 10 bis 12 Fuss Tiefe eine Bank Leytha-Kalk von 1 bis 2 Fuss 
Mächtigkeit mit Conus Dujardini, Spondylus crassicosta und Venericardia, 
jetzt Cardita Jouanetti durchsetzt, und darunter mariner Tegel mit Arca 
dilwvii und Turitella turris bis auf 15 Fuss durchfahren. Diese beiden 
Petrefacte zählen aber gerade in den Mergeln von Gainfahrn zu den häu- 
figsten Vorkommnissen, und ich glaube daher um so mehr mit Grund an- 
nehmen zu dürfen, dass auch diese Tegel der höheren Facies angehören, 
als ja die Localität in ziemlicher Höhe über der Ebene, gar nicht weit 
vom Randgebirge liegt. 

Ein zweiter unweit befindlicher, besonders interessanter Brunnen 
liegt noch näher dem Randgebirge in einem der letzten Häuser im südli- 
chen Theile der Hochstrasse von Berchtoldsdorf, und zwar im Hause 
Nr. 255, dem Börsensensalen Herrn Werner gehörig. Dieser Brunnen 
wurde zufolge Berichtes des Hrn. Wolf bis zur 18. Klafter gegraben, 
und von da bis zur 28. Klafter gebohrt, wobei 4 Klafter schon im Grund- 
gebirge sitzen. 


1) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanst. Jahrg. X. 1859 V. p. 31 und 32. 


[7] Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien. 575 


Folgende Mollusken ohne nähere Angabe ihrer Häufigkeitsverhält- 
nisse fanden sich darin vor: 


ss Gf.s St. ss 
Gh St. hh 
hh Gf. hh Gr. hh St. hh 


Buccinum Philippi Mich. 
A, semistriatum Brocc. 
Chenopus pes pelicani Phil. 


Pyrula rusticula Bast. - s Gf.s — — 

Pleurotoma dimidiata Broce. . . h —_— —_ 
5 Neugeboreni Hörn. ss —_— — _ 
M rotata Brocc. hıhh G.s — _— 
> cataphracta Broce. hYsch, '——- "St. 88 

Turritella bicarinata Eichw. . —  Gf. hh Gr. h St. hh 
a turris Bast. Gf. hh Gr. h St.h 


„  Archimedis Brong. . ss Gf. hhGr. s St. hh 


Natica Josephina Risso — 6f.s — Ss 
„  millepunctata Lam. . h' "Gr. hh‘ '— "St. hh 
Corbula gibba Oliv. . . h’ 566. hGieh Sch 


Venus multilamella Lam. ( Cythere - ru- 


gosa quond.) ss. "Gf.nsGr.ns  — 


ae are wi SU FRWTTFHTN 
er 


Venus Dujardini Hörn. . — Gf.h — Enzesfeld h 
Pectunculus pilosus Linn. ss G£.h — Sthh 
Cardita rudista Lam. . Ss #GL. hi Gr. h 
Isocardia cor Linn. . — 6f.s — St.ss 
Arca diluvii Lam. h Gf.hh Gr. h St. hh 
Pinna tetragona Broce. Nie 20, D. SBUsGen N SLR 
Pecten aduncus Eichw. (quond. a — G6f.hGr.h Leythakalk 
Spondylus erassicosta Lam. . . — Gf.ns — Sth 
Gryphaea navicularis Bronn. (alias Ostrea 

nanenlamis Br0CC.) ... : - .:.. _— ! ? ? 
Ostrea digitalnaEichw.. . ». ». » 2. — e e 14 
Flabellum ceuneatum Goldf.. . ». » » . — —_— — — 


Schon bei flüchtiger Betrachtung dieser Liste drängt sich sogleich die 
Beobachtung auf, dass die meisten Arten zwar auch in dem tieferen marinen 
Tegel von Baden vorkommen, aber nur 7 bis 3 sind dort häufig; dagegen 
kommen sie fast alle auch in den höheren Schichten von Gainfahrn eben- 
falls vor, aber schon sind es hier 13 bis 14 Species, welche sogar als 
besonders bezeichnend gelten und zugleich häufig sind; sowie es nicht 
minder auffällt, dass eine grosse Zahl auch dem echten Leythakalke 
eigen ist, Ja 10 bis 12 sind auch dort häufig. 

Es geht daraus hervor, dass wir hier Formen vor uns haben, welche 
zwar auch in grösseren Tiefen leben, aber ihren eigentlichen Wohnsitz in 
höheren Niveaus, selbst nahe dem Ufer haben. Wahre Vertreter der tie- 
feren Tegel, namentlich die Pleurotomen, sind hier dagegen sehr spar- 
sam vorhanden. 

Obgleich mir leider von diesem Punkte keine Foraminiferen zur 
Disposition standen, so geht doch aus der nicht unansehnlichen Zahl von 
Gastropoden und Bivalven ganz unzweifelhaft hervor, dass wir es auch 
hier mit eigentlichem Gainfahrner Mergel zu thun haben. 

Zurückkehrend zum eigentlichen Gebiet unserer Betrachtungen, muss 
ich vorerst zweier Brunnen, die im Hause Nr. 44 (Hm. Quirsfeld 

75% 


576 Felix Karrer. [8] 


gehörig) im nördlichen Theile der Hochstrasse sich befinden, Erwäh- 
nung thun. 

Der erste davon, im Hofe gelegen, obgleich 22 Klafter tief in einer 
geringen Lage von Diluvial-Schotter und darunter liegendem Tegel gegra- 
ben, lieferte kein Wasser. Der zweite dagegen im Garten, daher etwas 
näher dem Gebirge zu befindlich, ergab bei 22 Klafter, wobei 4Klafter in 
Schotter, der Rest in Tegel gearbeitet sind, hinreichendes Nutzwasser. Es 
erklärt sich dies wohl durch die sehr variirende Mächtigkeit der Tegel- 
schichte, die zwischen dem Diluvial-Schotter und der Steinbank liegt, 
selbst bei kurzen Distanzen, ‘und durch die jedenfalls gegen die Ebene 
zunehmende Dicke der besagten Tegellage ; sowie auch daraus hervorgeht, 
dass der Tegel an vielen Punkten vielfach denundirt sein musste, als sich 
der Diluvial-Schotter darüber lagerte. 

In dem zweitnächstgelegenen Hause des Herrn Weinberger in 
der Hochstrasse Nr. 46 haben sich besonders interessante Aufschlüsse 
ergeben. 

Herr Weinberger liess im Herbste verflossenen Jahres in dem 
an seinen Garten unmittelbar anstossenden Weingarten einen Brunnen 
anlegen, derselbe wurde 6/, Klafter tief abgeteuft (5) die ersten 9 Fuss 
davon befanden sich in Diluvial-Schotter, und nachdem diese durchfahren 
waren, kam das erste Wasser. 

Im Frühjahre aber verstürzte der ganze Brunnen in Folge fortwäh- 
renden Zusitzens grosser Winter-Feuchtigkeit. 

Man schritt hierauf zur Anlage eines neuen Brunnens, zwei Klafter 
ungefähr höher davon (d‘). Hier betrug der Diluvial-Schotter aber schon 
bei 5 Klafter, man arbeitete nicht weiter, sondern begnügte sich mit der 
darunter gewonnenen Wassermenge. 

Es ist dies ein weiteres Beispiel der so rasch wechselnden Mäch- 
tigkeit der Schotters selbst in der unbedeutendsten Entfernung. Da der 
Tegel, welcher aus dem zuersterwähnten Schachte zu Tage kam, mir noch 
zur Disposition stand, so habe ich eine nähere Prüfung desselben vorge- 
nommen, und darin nebst zahlreichen Schwefelkieskrystallen in nicht 
geringer Menge Petrefakte anegetroffen. 

Bryozoen sind wohl selten, dagegen sehr schöne Ostracoden-Arten, 
sowie Cidaritenstachel sehr häufig, von Bivalven aber wurden folgende 
gefunden. 


Pinna sp? an. WIR Rome‘. . ziemlich viel’ Bruchstückenden 
Faserschale. 

Pecten cristatus Bronn.s . . . . . .B.hh Gf.sGr.sKostej, Lapugy. 

Ostrea foveolata Eichw. . . . . . . . in zahlloser Menge. 


Ich muss übrigens schon hier bemerken, dass ich die genaue Be- 
zeichnung der sämmtlichen Mollusken, von denen hier und im Folgenden 
Erwähnung geschieht, den Bemühungen der Herren Fuchs und 
Auinger verdanke, kann aber nicht unerwähnt lassen, dass mir speciell 
die Ostreen noch der tief betrauerte Director des k. k. Hof-Mineralien- 
Cabinets Dr. Hörnes kaum zwei Tage vor seinem so unerwarteten Ende 
mit gewohnter Liebenswürdigkeit bestimmte. 

Weit zahlreicher erscheint aber das Verzeichniss der Foraminiferen, 
die ich in den geschlemmten Rückstand auffand. Dieser besteht fast nur 
aus Schalen dieser Thiere, aber im Vergleich mit dem Resultate aus den 


[9] Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien. 577 


Proben anderer in der Berchtoldsdorfer Bucht gelegener Brunnen, ist bei 
der enormen Individuenanzahl die Menge der Arten eine weit geringere. 
Es sind darunter bemerkenswerth: 


Plecanium abbreviatum Orb. sp.h. . .B.h — . —- \Nh 
. deperditum Orb. sp.h . . .B.s — —  \Nns 
Biloculina bulloides Orb.ss . . . . „in Kostej und Wieliezka ns 

Spiroloculina excavata Orb.ss . . . .B.h — .—  N.ss 
Quinqueloculina Akneriana d’Orb.ss. .B.h Gr.ns — N.h 
foeda Rss. ss . !B. iiGeichin St 8 

Glandulina laevigata Orb. ns . . B.ns _— --— 
Cristellaria semiluna Orb. ss . 6: B.n8 —_— — — 
Cristellaria imperatora Ficht. et Moll. ss B. ns —_— 0 _ 
Sphaeroidina austriaca Orb. ss . DB: B —0—o = 
Polymorphina acuta Orb. h 200 —.— Ns 
Uvigerina pygmaea Orb. hh sB. bh Mn. bon =yaN.h 
Bulimina pupoides Orb. hh “B. subenslsilu U Nyns 
»  Pyrula Orb. hh »B.n8 Ges.) —N. o8 

„ ovata Orb. ns u. — 
Teztilaria carinata Orb. hh .B.hh Gr.ns,— N.h 
Truncatulina Dutemplei Orb. sp. hh . .B.h Gr.ns — N.h 
= Schreibersü Orb. sp.s .B.h — .— .Nh 
Ungeriana Orb. sp.ss .B.h —  — Ns 

nleinulinh Boucana Orb. sp. ss B.h =. Nah 
Discorbina planorbis Orb. sp. s — Gr.h. —.N.h 

Rotalia Beccarü Orb. sp. hh B. ns — St.hh 

Nonionina Soldaniüi Orb. hh 0 Gr. hh — N.h 
5 communis Orb. hh... . .B.ns un N.88 
Dans NOTE N... = — — Nm 
Amphistegina Hauerin. Orb.iss Wr. B: 8 Gnmshhu =Sw N. /hh 


Abermal sehen wir hier mit Entschiedenheit nur die Fauna der 
höheren marinen Tegel entwickelt in den zahlreichen Plecanien, Bulimi- 
nen, Truneatulinen, Rotalien und Nonioninen, zwar nur in wenigen Arten 
aber in Massen von Individuen, bei gänzlichem Fehlen aller Nodosarien, 
Lingulinen ete. und einer verschwindend kleinen Anzahl von Cristellarien. 
Merkwürdiger Weise fehlen auch die Polystomelliden und Amphistegina 
Haueri ist nur als Spur vorhanden, was wohl nur als locale Erscheinung 
betrachtet werden kann, die höchstens in der noch etwas grösseren Ent- 
fernung dieses Punktes vom Randgebirge ihren Grund haben könnte. 

Verlassen wir die Hochstrasse, um unsere Untersuchungen in der 
etwa 160 Klafter oberhalb, also höher und nahe am Randgebirge liegen- 
den Sonnenbergstrasse fortzusetzen, so muss ich gleich im Eingange 
eines Brunnens erwähnen, der im letzten ganz nahe am Haidberg befind- 
lichen Hause dieser Strasse gelegen ist (ce). Leider muss ich mich hierbei 
lediglich auf die Angaben des Brunnenmeisters Herrn Lenz in Berch- 
toldsdorf beschränken. Nach dessen Bericht war hier die Schotterlage 
unbedeutend, der Tegel wenig mächtig, und darunter erreichte man das 
Leytha- Conglomer at. 

Ganz genaue Beobachtungen aber war ich in der Lage an einem 
Brunnenschacht unweit des Hauses Nr. 380 anzustellen, welcher nur 
240 Schritte, d. i. 96 Klafter unterhalb eines aufgelassenen Bruches im 


578 Felix Karrer. [10] 


Leytha-Conglomerat und 450 Schritte, d. i. 180 Klafter über der Hoch- 
strasse, somit ganz nahe am Randgebirge im vorigen Jahre gegraben 
wurde (d). 

Zuerst kommen hier2 Klafter Diluvial-Schotter, bestehend aus ecki- 
gen Stücken von Dolomit und abgerundeten Br ocken von Kalkstein und 
Gosau-Sandstein, dann folgte, 9 Klafter mächtig, sandiger Tegel, hierauf 
verhärteter Tegel, die (Steinbank) und dann erreichte man reichliches 
Wasser mit etwa 4 Klafter Steigkraft. 

Im Ganzen wurden also 11'/, Klafter durchfahren und wenn man 
bedenkt, dass dies keine unbedeutende Tiefe ist, dass ferner das Leytha- 
eonglomerat nur etwa 90 Klafter davon entfernt, aber in einen nicht un- 
bedeutend höheren Niveau mit sehr geringem Fall ansteht, so scheint es, 
dass dieses keinesfalls sehr weit gegen die Ebene fortsetzen kann, weil 
es sonst im besprochenen Schacht wahrscheinlich erreicht worden wäre. 

Aus dem Tegel habe ich nun folgende Mollusken-Reste gesammelt, 
über deren Häufigkeit jedoch, da ich im Ganzen nur weniger Exemplare 
habhaft werden konnte, keine Bemerkung beigefügt werden kann. 
Es sind: 


Cassis Saburon Lam. - . ». .... .B.hh Gf. hhGr, hh St. s 

Turrüellasp. „ . UM BEMASpUr 

Natica millepunctata un BB, =. B.il\ \(Gulh St. hh 

Dentalium incurvum Ren... ... .B.h — 00, St. hh 

Venus fasciculata Rss. . ME u... — Ginsern ns Stine 
„. „Dujardıni Horn. 0. Ben... Geh — 

Isocardia.cor Linn. : : . sin. .... Gh ah | St.Vss 

Cardium turonicum Mayer . . - - Gf.h — Sth 

Nucula'Mayeri Horn.” . .VARkEr. .... Crshac Grund h 

Arca diluvin‘ Lam. U RR... Beh GH. hh Gr. hh St. hh 

Pecten ceristatus Bronn. . » . .» -» . .B.hh Gf. ss Gr. ss St. ss 
„ "solarium Dam.! ‚2.0... „ Horner Schichten 

Ostrea foveolata Eichw. . . . . wieder in Menge 


Neben diesen entschiedenen Vertretern höherer Niveaux fanden 
sich nicht selten verdrückte Reste von Echinodermen, Stücke von Krebs- 
scheeren, und in dem geschlemmten Rückstande noch zahlreiche Cida- 
ritenstacheln, Massen sehr schön erhaltener Ostacoden, einige Bryozoen 
und Foraminiferen in Menge, nebst häufigen Krystallen von Schwefelkies. 
Die Auswahl der Foraminiferen ergab folgendes Resultat: 


Plecanium deperditum Orb. sp. ns... . .B.s = nl N. ng 
n abbreviatum Orb. sp. ns. B.h un ENG 
Triloculina consobrina Orb. ss. —_ — 0. N.h 
Quinqueloculina Buchiana Orb. ss . B: hirtGr.ms N.h 
n Akneriana Orb.ss . .B.h Gr.s N. s 
5 foeda Rss. ns. . 1 1 Bar eh St. s 
Lagena clavata Orb. ss . B. ss Wieliezka. ss 
Nodosaria hispida Orb. ss le |ı. —_— 0 — 
- (Dentalina) consobrina Orb. 
sp. Sm: =... Dims —0o — 
„ » Boudana Orb. sp. s B. ns — —_ 


n » elegantissima Orb. 


sp. ss la. .Biuch BER Lu NH 


[1 1] Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien. 579 


Cristellaria inornata Orb. sp.ss. .» » -B.h N.s 
Polymorphina problema Orb. sp.ss. . . B.ns Gr.ns N. ns 
n gibba Orb. sp.ss . „ B. n8 JGrens N.h 
Uvigerina pygmaea Orb. s . »B.. baGr sh N.h 
Bulimina pyrula Orb. hh „ B. ns? 36r.8 N. ns 
» pupoides Orb. hh . „ B. u H6r.8 N. ns 
ovata Orb. ns 0 — . — \Nh 
Virgulina Schreibersü Cziz. s. . .Bns — — 
Bigenerina agglutinans Orb. ss u — — Nas 
Textilaria carinata Orb. hh .B.hh Gr. ns N.h 
Globigerina triloba Rss. ss . -B.ns Gr.ns N. ns 
5 bulloides Orb.s. ... -Bh — — Nh 
Truncatulina Dutemplei Orb. sp.hh . .B.h Gr.ns N.h 
5 lobatula Orb. hh . B.ns Gr. ns N.h 
" Boucana Orb.i33 u... — —  — .Nns 
N variolata Orb. D.85 . » >» — — Ns 
Discorbina complanata Orb. sp.hh .. — _— — N. ns 
a planorbis Orb. sp.ns. ... — Grh N.h 
Pulvinulina Boucana Orb. sp. s . SB.ih _: — N.h 
Rotalia Beccarü Orb. sp. hh B.n —_ — St. hh 
» Brognartii Orb.ns . =B.h — . —- \Nh 
Nonionina Soldanii Orb. s ..—  6Grh N.h 
4 communis Orb. hh . :B sl nme Ns 
5 gmnosa Orbins.s. na). — — 0. — No 
Polystomella Fichteliana Orb.hh ... — Gr.s N. ns 
- en8Da Orb. hin. WEN EB. 08 ech N. hh 
r obtusakORb. ss a, hl nl. 2 le = in ==V N.8 
Amphistegina Hauerü Orb. hh ... .B.s Gr.hh N. hh 


Noch ausgeprägter, weil ein grösseres Material vorliegend, weiset 
die Foraminiferen-Fauna die Natur dieses untersuchten Tegels nach: 

Die Badener Typen fehlen wieder nahezu ganz, die Buliminen, 
Truneatulinen, Nonioninen u. s. w. sind sehr häufig, noch treten aber in 
Menge Polystomellen und Amphisteginen hinzu, lauter Anzeichen, dass 
wir hier die Formen der höheren marinen Ablagerungen vor uns haben, 
ja dass wir uns schon ganz nahe den Uferbildungen befinden. 

Im Verfolg der Sonnenbergstrasse und zwar gerade am Eingange 
der mittleren in die Hochstrasse führenden Quergasse, an deren entge- 
gengesetzten Ende sich der bereits beschriebene Brunnen des Hauses 
Nr. 97 befindet, hatte ich Gelegenheit ein vortreffliches Material aus einem 
eben vollendeten Brunnenschacht zu erlangen (e). Der Schacht, im Ganzen 
6 Klafter tief, durchsank zwei Klafter des oft erwähnten Diluvialschotters, 
dann folgte gelber, endlich blauer Tegel. 

Die Petrefakte, die ich daselbst sammeln konnte, sind sehr zahl- 
reich, überdies habe ich zwei Zentner Rohmaterial schlemmen lassen und 
auch diesen Rückstand geprüft. 

An Mollusken-Resten allein gewann Z folgende 67 Arten, darunter 
drei die als neu gelten werden: 

Ancillaria glandiformis Lam. ss: . .- - B. hh Gf£f. hhGr. hh St. Eh 
Columbella subulataBell.s .....Bs 6Gf£h — Sth 
Buccinum semistriatum Broce. h. . ‚B. 8. Gh :Stehh 


580 Felix Karrer. [12] 


Buccinum costulatum Brocc..s. .». .. .B.h — —- ss 
Chenopus pes pelicani Phill.s. . . . .B.hh Gf.hhGr. hh St. hh 
Murex spinicosta Bronn ss...» ...B.hh Gf.s — _ 


Ranella!sp- Juo. ssH. 2... ae al — 
Fusus virgineus Grat.ss. .. 2... — GEh hh Gai hh St. bh 
„. movd. space: NET A ee: . dieselbe Artauchin Soosu. Szobb 
Cancellaria Nysti Hörn. s . . 2... — —-— .— 8.8 
5 nova spen-ss le. — —— _ 
Pleurotoma festiva Dodr.s. .. . . .Bhh Gf.s — Sth 
% obtusangula Broce.s . . .B.h —-— .—- 8.8 
» anceps Eichw. ss . . ». . .B.ss — 0 — 8.8 
e incrassata Duj. ss. .» » . „B.s8 — — Sth 
Cerithium vulgatum Brug. var.ss . .. — 6Gf.sGr.s St.hh 
> spina. Partsch ns WE: -.... B.88 — — 
5 scabrum Olivi s . — —  — Sthh 
u perversum Linn. ss . - 0 — — 8.8 
Turritella Riepeli Partsch ss . SB.:h Gisbert 
5 turris Bast. h . „B-b . G£hhiGr..hhıSt. h 
N Archimedis Hörn. h .B.h Gf.hhGr.s St.h 
u subangulata Brocc. ss . . .B.s Gf.sGr.s Sts 
Vermetus arenarius Linn. ns . .„B.s «GEibh Geh Sich 
n intortus Lam. ss . .  — :6f.hhGr.h St.h 
Odontostoma plicatum Mont. ss . « D.:8 — 88 
Hyala vitrea Mont, ss 0 — Gr. ss St. ss 
Turbonilla gracilis Broce. ss . . „B. sur GEB 88 
R lactea Linn. ns (durch Iefveys 
von gracilis getrennt) . . B ss OR DS 
4 subumbilicata Grat. ns . B. s —.— 8.83 
A Pygmaea Grat. s B. s —_— 0 — 8.8 
3 pseudoauricula Grat. ss In den italien. Tertiär-Lagern. 
n aberrans Rss. ss . In Wieliezka. 
nova spec. 88 . ee _—0— _ 
Actaeon semistriatum Fer. ss . .B.ss Gf.ss — — 
Natica millepunctata Lam. ss . .. »B. hl GE: bh St. bh 
n helicina Broce. ns . „Bi:hhune nr sin Dei 
Nerita Proteus Bon. ss rt —  -—imLeythakalk 
Chemnitzia minima Hörn. ss ‚Bass —_— — 
Eulima polita Linn. ss . Bu. «Bo 81 Ges ui. mSbuh 
Odostomia Seillae Scacchi ss . . .» . . B.ss — .— 8.8 
Rissoa Lachesis Bast.ss. . . . . . .B.hh Gf.hh — St. hh 
„0 NGletho Hörnnesu VRR. 21 Böis8 ES 
„ Sulzeriana Risso ss . . . . . . auf Rhodus. 
Aloania (gd. Rissoa curta Du). s . -» » — — .— 8.8 
Alaba (gd. Rissoa) costellata @Grat.s . — 6f.h — Sth 


Amnicola (gd. Paludina)immututa Frfld.hh sonst in den Congerien-Schich- 
ten und der sarmatischen Stufe 
sehr häufig. 

Calyptraea chinensis Linn.s ..:.:.. — 6£h — Sth 

Capulus hungaricus Linn. s -. -» -» -» :» — —.— 8.58 

Bulla miliaris Brocc. ss ». » -» -: :...—- 6f£s — Sts 


[13] Ueber die Tertiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien. 581 


Bulla conulus Desh. ss 
Dentalium incurvum Ren h . 
Corbula gibba Olivi hh 2 
Pholadomya alpina Math. ss . 


Venus multilamella Lam. hh 
„  umbonaria Lam. hh . 


Circe minima Mont. ss . 
Isocardia cor Linn. ns . 
Cardium papillosum Poli. s . 
Erycina ambigua Nyst. ss . 
Arca diluviü Lam. hh . 

„ didyma Brocc. 
Lima inflata Chem. ss . 


Pecten ceristatus Bronn. ns . 
„ elegans Andrz. ss . 
Ostrea foveolata Eichw. hh 

Anomia sp. juv.$ . 


.B.s G£ss — Sts 
sB.h — — Sthh 
=. B.h# Gsihi6r. bh, Sl 
. Sievring s. Enzesfeld s. Neudorf 


a.d.M.s. 


u, B. SEGEL n8 Gr 
. . Grund, Pötzleinsdorf, Eggen- 


burg, Kalksburg. ns 


®B:h —  — $Sthh 
ERS ern St.sg 
— INN SEB 


. im marinen Sande ss 
.B.h. G£f.hhGr. hh St. hh 
. . Jaromiereic, Niederleis. ss 
. Grund, Grussbach, Gaudern- 


dorf. s 


.B.hbh Gf.sGr.s — 


—  Gf. hhGr. hh St. hh 


Von Serpula sp. liegen i in grösserer Menge Bruchstücke vor. Der 
geschlemmte Tegel lieferte aber in seinem Rückstand zahlreiche sehr 
schöne Bryozoen, in grosser Anzahl prachtvolle Ostracoden, ziemlich viel 
Cidariten-Stachel, und zahllose Foraminiferen-Schalen, wobei ich die Be- 
obachtung machte, dass die Artenzahl auch hier im Verhältniss zur Menge 
eine beschränktere sei. Es sind nach gemachter Auswahl folgende: 


Plecanium abbreviatum Orb. sp.ns. . . B.h — — \Nh 
n depertitum Orb. sp. h.. uB.8 —  —- \Nn 
> Mariae Orb. sp. hh . birh ne er 
»  Mariae Orb. sp. var. inerme. ss, in Wieliezka. ns 
Clavulina communis Orb. ss #B.,8 — — Mh 
Biloculina bulloides Orb. h . . in Kostej und Wieliezka. ns 
" clypeata Orb. ss . EB:h — — Nh 
Bi simplex Orb. h WB. 8 — .—- \Nh 
5 tenuis Karr ss . . in Kostej im Banat. ss 
> scutella Karr ss . . dessgleichen 
Spiroloculina excavata Orb. ss “B.h Ze LÜ zug 
Triloculina gibba Orb. ss . — — — N.mSth 
5 consobrina Orb. s. _ — — \Nh 
n inflata Orb. hh . — — 0 — N. h'St. h 
Quinqueloculina Hauerina Orb. ns . B. nsniGrass Ei N.s 
h Haidingerü Orb.nsB.ns — Gr.ss — sh 
„ Akneriana Orb. hh B. RG NN EU Nisns Steh 
n Ungeriana Orb. ss .B.h — — NsSth 
n peregrina Orb. s DB. s == N) 
„ Boueana Orb.h. . _ NG 
a Dutemplei Orb. s . 0 al FuNHE 
5 Schreibersü Orb. ss Sb. h —_— —  St.s 
n Josephina Orb. ss. . . B. 8 RE EN EN 
» foeda Rss hh . „B..s0 8'Grıhr = —.8% 8 


Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 76 


582 Felix Karrer. 114] 


Quinqueloculina lucida Karr. ss. . . . In Kostej ss 


n Lachesis Karr. ss . . dessgleichen 
Alveolina Hauerii Orb. ss .B.ns Gr.ns — N.s 
Lagena clavata Orb. ss . .B.ss Wieliezka ss  — 
Nodosaria hispida Orb. ss . sB.h En > 
= rudis Orb. ss . .Bs —- -—- — 
& elegans Orb. sp, ss . B.h _ ı- N.h 
” pauperata Orb. sp. ss . .Bns — — — 
> Boueana Orb. sp. h ‚Bns — — — 
5 guttifera Orb. sp. ss - . Bes — — — 
N acuta Orb. sp. ss N . B. ns 
trichostoma Rss. sp. hh . ln Möllersdorf ss. ss 
Glandilins laevigata Orb. s ; IB:ch _— 
" undulata Karr. ss . In Kostej ss 
Cristellaria calear Orb. sp. ss FBrhh — tr NS 
5 inornata Orb. sp. ss . .B.h —- — Ns 
e similis Orb. sp. ss . BB — — Ns 
Pullenia bulloides Orb. sp. ss . #5. /h e— — Ns 
Uvigerino. pygmaea Orb. hh B.h _— — — 
Bulimina pyrula Orb. hh . .B.ns Grs —uvN.ns 
» pupoides Orb. hh . Bis Er En WEN uns 
„  ovata Orb.s. IB. 8 = — 'N.h 
Textilaria carinata Orb. s . .B.bh Gr.ns — N.h 
. pectinata Rss. ss BR Zn Don 
Globigerina bulloides Orb. h .Bhh — — Nh 
5 triloba Rss. s . . nuBims VGr ns NG 
Truncatulina Dutemplei Orb. sp. Rh. .‚Bh Gens — Nh 
7 lobatula Orb. h . + B ns Gran WEN 
n mediterranensis Orb.ss . . — — . —- Ns 
Pulvinulina Bouecana Orb. sp. ns .B.h — —- \Nh 
- Hauerii Orb. sp. ns _ =) enN.n8 
Discorbina complanata Orb. sp. hh . — — — Nn 
a obtusa Orb. sp. ss ..—_ —  — N.ns 
Rotalia Beccariü Orb. sp. hh .Bnss — — Sthh 
Nonionina communis Orb. hh . ‚B.ns nk. ns 
n Soldanü Orb.hh . 2 (een 
Polystomella Fichteliana Orb. ns . B: 8 GEH Nein 
) crispa Orb. ss ..B ns GEh — Nhh 
Amphistegina Haueriü Orb.ss ....Bs Gr.hh — N.hh 


Ueberbliekt man die vorstehenden zwei langen Listen von Petrefae- 
ten, so bemerkt man unter den 67 Mollusken besonders häufig solche 
Arten, die in Gainfahrn vorwalten, so Buceinum semistriatum, die dort 
herrschenden Turritellen-Species, Vermetus arenarius, Corbula gibba, Venus 
multilamella, die allein in Gainfahrn etwas häufigere Isocardia cor, Arca 
Diluvii ete. 

Die 36 Arten, die auch in Baden und zwar 17 davon häufig vor- 
kommen, sind in überwiegender Zahl hier sehr selten oder doch selten. 

Von den 31 Arten, die mit 17 häufigen in Gainfahrn und von den 
16 die mit 10 häufigen in Grinzing auftreten, sind, wie gesagt, die meisten 
die hier vorherrschenden Formen. 


[15] Ueber die Te rtiärbildungen in der Bucht von Berchtoldsdorf bei Wien» 583 


Ferner sehen wir weitaus die grösste Zahl, nämlich 45, und zwar 
darunter 24 häufige im Leytha-Kalk von Steinabrunn heimisch. 

Diese Betrachtung lässt sonach keinen Zweifel, dass die Mol- 
lusken-Fauna uns den Typus der höheren Facies des marinen Tegels 
darstellt. 

Sieht man weiter auf das Resultat, welches die Untersuchung der 
Foraminiferen lieferte, so gelangt man zu demselben Schlusse, wie bei allen 
vorherbesprochenen Proben. 

Nodosarien'), Glandulinen, Lingulinen, Cristellarien sind sehr selten; 
ganz fehlend oder sparsam vertreten sind ferner die hervorragendsten 
Badener Miliolideen, dann die Orbulinen und Globigerinen, endlich man- 
geln oder erscheinen selten alle entschiedenen Leythakalk-Typen, so Ola- 
vulina communis, Verneulina spinulosa, Discorbina planorbis, Polystomella 
crispa, Amphistegina Hauerüi, Heterostegina costata etc. 

Wir bewegen uns nur in den häufigen, zu hunderten vorkommenden 
Miliolideen der höheren Zone, in zahllosen Buliminen, Truncatulinen 
ete. Besonders zahlreich erscheint Discorbina complanata, Rotalia Bec- 
carii, Nonionina communis und Nonionina Soldanü u. s. w., lauter For- 
men, die alle, und in ihrem Häufigkeits-Verhältniss zusammengefasst, 
gegenüber den selteneren Vorkommnissen nur den aus den Mollusken ge- 
zogenen Schluss mit Entschiedenheit bestätigen. 

Dieser Punkt, den ich soeben ausführlich behandelt habe, befindet 
sich so ziemlich mitten in dem von mir im Eingang begrenzten Terrain, 
wenigstens was die Longitudinal-Richtung anlangt, sonst aber etwas mehr 
gegen das Randgebirge aus der Mitte gerückt. 

Schreitet man an ihm vorüber, um in das Kaltenleutgebner Thal zu 
gelangen, so passirt man den grossen Steinbruch (h) im Leytha-Conglo- 
merat, der Anfangs ausführlich besprochen wurde. 

Der bei dem dortigen Hause des Steinbruchbesitzers befindliche 
Brunnen (f) hat ebenfalls, nach Aussage des Brunnenmeisters Herrn Lenz, 
unter dem Tegel das Leythaconglomerat zu Tage gebracht, wodurch con- 
statirt würde, dass wirklich der obere Tegel an dieser Stelle auf dem das 
Ufer einsäumenden Leytha-Conglomerat liegt. 

Schliessen wir mit einem kleinen Blick auf das erste zur rechten 
Seite gelegene Haus der Sonnenbergstrasse Nr. 346, Herrn Zinke ge- 
hörig, so konnte ich auch hier aus eigener Anschauung constatiren, dass 
in dem dortigen Brunnen (g) unter dem Schotter gleich der Tegel, und 
unter diesem die verhärtete Tegelbank, beide mit den charakteristischen 
Versteinerungen der höheren marinen Stufe aufgeschlossen wurde. 

Ueber der Hochstrasse aber liegen in nordöstlicher Richtung, diesen 
Tegel überlagernd, langgestreckte Hügelreihen, welche aus den Abla- 
gerungen der sarmatischen Stufe (Sand und sandigem Kalkstein) beste- 
hen, die sich bis Liesing sanft gegen die Ebene fallend erstrecken, und 
dort, wieich inmeinen Bericht „über das Verhältniss der Congerien-Schich- 
ten zur sarmatischen Stufe bei Liesing“ 2) des näheren nachgewiesen 
habe, von den Congerien-Schichten überlagert werden. 


1) Nur Nodosaria triehostoma Reuss eine sehr seltene Möllersdorfer Art scheint 
dem höheren Tegel besonders eigen. 
2) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1868. Nr. 2. p. 273 et seq. 
76* 


584 Felix Karrer. [16] 


Die beigegebene Ansicht soll zur Erläuterung dieser Verhältnisse 
dienen. Sie ist vom Haidberg also aus Süd-Südost aufgenommen und 
zeigt im Norden in langen Bogen die abgerundeten Berge des Wiener 
Sandsteins als äusserste Grenze. Daran reihen sich bis in den Vorder- 
grund die Kalke und Dolomite der Kalkzone, wohin der Zugberg, die 
Föhrenberge mit ihren Abhängen, den Sonnenbergen, gehören. 

Den Vordergrund selbst nimmt die Bucht von Berchtoldsdorf mit 
den Tertiär-Ablagerungen ein. 

Hart am Dolomit und der nicht blosgelegten Gosauformation liegt 
das Leytha-Conglomerat an zwei Punkten aufgeschlossen; der Buchstabe 
h bezeichnet die Stelle, wo in dasselbe die Gosaublöcke mit den Actaeo- 
nellen eingeschlossen sind, als Fortsetzung im Hintergrund der Buch- 
stabe © den petrefactenreichen Steinbruch bei Kalksburg. 

Der ideale Durchschnitt durch die Bucht selbst zeigt als oberste 
Lage den verschieden mächtigen Diluvial-Schotter, darunter den höheren 
marinen Tegel, dann die Lage verhärteten Tegels, die Steinbank, und 
darauf wieder Tegel. 

Die im vorstehenden Berichte besprochenen Brunnen sind mit ihren 
Tiefen-Verhältnissen ebenfalls eingezeichnet, und durch die Buchstaben 
a bis g, sowohl hier als im Texte fixirt worden. Die Stellung der sarma- 
tischen Stufe zu den älteren marinen Ablagerungen ist daraus gleichfalls 
ersichtlich. 


VI. Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 


Von Th. Fuchs. !) 
(Mit Tafel XVI). 


Für den Geologen, welcher das Tertiärgebirge des Wiener Beckens 
vorzugsweise aus der Umgebung von Wien selbst kennt, bieten die ter- 
tiären Ablagerungen der Umgebung von Eggenburg viel des Neuen und In- 
teressanten. In der That besteht auch ein tiefgreifender Unterschied zwi- 
schen der Ausbildungsweise dieser Ablagerungen in diesen beiden Ge- 
bieten. Diese Verschiedenheit spricht sich aus in der Art des Auftretens, 
in der Beschaffenheit des herrschenden Materials und in der Fauna. Was 
die Verschiedenheit in der Art des Auftretens und in der Beschaffenheit 
des Materiales anbelangt, so ist dieselbe ohne Zweifel einzig und allein 


1) Von der einschlägigen Literatur erwähne ich nur folgende drei Arbeiten: 

Johann CzZjZek. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen 
von Krems und vom Manhardsberg (Beilage zu dem siebenten Band der 
Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissenschaften). 

Dr. Fr. Rolle. Ueber die geol. Stellung der Horner Schichten in Nie- 
derösterreich. (Sitzungsber. der kais. Akademie der Wissensch. XXXV]1. 1859.) 

E. Suess. Untersuchungen über den Charakter der österreichischen Ter- 
tiärablagerungen. I. Ueber die Gliederung der tertiären Bildungen zwischen 
dem Manhart, der Donau und dem äusseren Saume des Hochgebirges. (Sitzungs- 
berichte der kais. Akademie der Wissensch. LIV. 1866.) 


[117] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 585 


bedingt von der verschiedenen Beschaffenheit des Gebirges, welches in 
beiden Gegenden die Küste des alten Meeres bildete. 

Bei Wien wurde das Ufer von Gloggnitz angefangen bis zum Leo- 
poldsberg von dem steilen Abfall eines Gebirges gebildet, das dem grös- 
seren Theil seiner Ausdehnung nach aus Kalkfelsen, in der kleineren aus 
sandigen und mergeligen Gebirgsbildungen, dem sogenannten Wiener 
Sandstein oder Flysch bestand. Die natürliche Folge davon ist, dass die 
tertiären Ablagerungen bereits in geringer Entfernung vom Ufer eine be- 
deutende Tiefe erreichen und Auflagerungen desselben auf das Grund- 
gebirge selten zu sehen sind. 

Anders verhält es sich damit bei Eggenburg. Das Ufer wurde hier 
von einem flachen, sanftwelligen Gebirge gebildet, das ausschliesslich 
aus Urgebirgsarten bestand, und sich nur ganz allmählig in die Tiefe des 
Meeres senkte. In Folge dessen besteht das Tertiärland auch aus Abla- 
gerungen von geringer Mächtigkeit, welche sich gleiehförmig weithin über 
das flachhügelige Land erstrecken. Fast in jedem Hohlwege, in jedem 
etwas tiefer einschneidenden Regenriss ist das Grundgebirge erschlossen 
und die Schichtenfolge der tertiären Ablagerungen in ihrer ganzen Mäch- 
tigkeit blos gelegt, ein Umstand, der die Anstellung stratigraphischer Un- 
tersuchungen so sehr begünstigt, dass es leicht begreiflich wird, dass die 
ersten Versuche einer genaueren Gliederung der älteren marinen 
Ablagerungen des Wiener Beckens in dieser Gegend ihren Anfang 
nahmen. 

Was nun die Verschiedenheit des Materiales anbelangt, aus wel- 
chem die tertiären Ablagerungen sich in den beiden vorerwähnten Gebie- 
ten aufbauen, so sind auch diese aus dem eben Gesagten leicht verständ- 
lich. Kalkfelsen liefern bekanntlich bei ihrer Zerstörung keinen Sand oder 
Thon, sondern sie zerfallen in kleinere unregelmässige Stücke. Daher 
erklärt es sich auch, dass in den tertiären Ablagerungen der Wiener Ge- 
gend, wenigstens in dem hier vorwiegend in Betracht kommenden Gebiete 
des Kalkgebirges, die Conglomerate eine so grosse Rolle spielen, denen 
dann so häufig die mächtigen Bänke reinen Nulliporen-Kalkes eingelagert 
sind, welche eben in ihrer Reinheit Zeugniss dafür ablegen, dass das 
Wasser selten von Sediment getrübt wurde. Von feineren Sedimenten 
finden wir vorwiegend Thon, welcher in der Trübung des Wassers auch 
aus grösserer Entfernung herbeigetragen werden kann, während Abla- 
gerungen von sandiger Beschaffenheit hier entschieden in den Hinter- 
grund treten. 

Vollständig anders verhält sich die Sache wieder bei Eggenburg. 
Urgebirge liefern durch die fortgehende Verwitterung fortwährend grosse 
Mengen von Sand und Thon, und ganz diesen Verhältnissen entsprechend 
bestehen die tertiären Ablagerungen hier in der That auch ausschliesslich 
aus Thon und Sand, während sowohl Conglomerate als reinere Kalkbil- 
dungen, welche in dem Wiener Gebiete eine so hervorragende Rolle spie- 
len, vollständig fehlen. 

Wenn man dem Vorhergehenden nach glauben sollte, dass in Folge 
der erwähnten Verhältnisse, die Tertiärbildungen des besprochenen Ge- 
bietes eine grosse Einförmigkeit zeigen müssten, so findet sich diese Vor- 
aussetzung in der Natur doch nicht bestätigt. Im Gegentheile macht sich 
unter den Ablagerungen, sowohl in Bezug auf ihr Material, als noch 


586 Th. Fuchs. [18] 


mehr in Bezug auf ihre Fauna, sogar eine nicht unbedeutende Mannig- 
faltigkeit geltend, und man unterscheidet vor allen Dingen bald zwei 
Ablagerungsarten , welche ihrer leichten Kenntlichkeit, ihrer weiten 
Verbreitung und der Beständigkeit ihrer Eigenschaften wegen bei der Be- 
urtheilung des Schichtenbaues in gewisser Hinsicht als leitend angesehen 
werden können. Es sind dies die Ablagerungen, welche ich nach dem 
Materiale aus welchem sie bestehen „die Ablagerungen aus grobem“ und 
die „Ablagerungen aus feinem Sande“ nenne, und welche ziemlich 
übereinstimmen mit den von Prof. Suess aufgestellten Abtheilungen 
der Schiehten von Eggenburg und der Schichten von Gauderndorf. 

Die Ablagerungen von grobeu Sand bestehen zum grössten Theile 
aus grünlichen Quarzkörnern, welchen mitunter noch Reste von halbzer- 
setztem Feldspathe beigemengt sind. Sie sind von weisslicher oder grau- 
licher Färbung und enthalten stets Lagen von unregelmässigen Knollen 
von hartem Sandsteine, welche sich häufig zu unregelmässigen Bänken 
verbinden. Was die organischen Reste anbelangt, welche sich in diesen 
Schichten finden, so sind dieselben sehr mannigfaltig. Es finden sich 
häufig Echinodermen, Bryozoen, Balanen, einzelne Nulliporen, Lamna- 
zähne, Rippen von Halitherium und eine reiche Fauna von Mollusken. 
Unter diesen Mollusken sind namentlich Bivalven häufig, als Pecten, 
Ostrea, Panopaea, Pectunculus, Tapes, Cytherea; doch finden sich auch 
Gastropoden, namentlich Turritellen, sowie mehr vereinzelt stets Pyrula 
rusticula, Pyrula condita, Fusus Burdigalensis, Murex Partschiü, Calyp- 
traea Chinensis ete. Die meisten dieser Vorkommnisse kommen gelegent- 
lich in grossen Anhäufungen bankweise vor. So gibt es Bänke, welche 
erfüllt sind von Echinolampas Kleinii, von Balanen, und yon verschie- 
denen Bivalven. Andere Bänke bestehen fast ausschliesslich aus Austern, 
Peeten oder Bryozoen, und bei Zogelsdorf wird in grossen Brüchen ein 
Gestein gewonnen, welches zu ziemlich gleichen Theilen aus Sand, 
Bryozoen und Nulliporen besteht. Diese Ablagerungen sind es, welche 
Prof. Suess unter dem Namen der „Schichten von Eggenburg“ 
begreift. 

Wesentlich von diesen Ablagerungen verschieden sind nun die Ab- 
lagerungen von feinem Sande. Sie bestehen auseinem sehr gleiehmässigen, 
äusserst feinen, häufig etwas thonigen Sande der ebenfalls häufig Lagen 
von unregelmässigen Knollen aus demselben Materiale einschliesst, die 
sich jedoch nur selten zu Bänken vereinigen. Die Farbe dieser Schichten 
ist verschieden: grau, grünlich, dunkel-orange oder lichtgelb; in letz- 
terem Falle gleichen diese Ablagerungen von Weitem oft täuschend dem 
Löss. Die Fauna, welche wir hier finden, ist von der vorhergehenden 
vollständig verschieden. Von Echinodermen, Balanen, Bryozoen und Nul- 
liporen ist hier keine Spur zu finden. Von Gastropoden kommt fast nur 
Turritella gradata und Cerithium plicatum vor, wogegen Bivalven in 
grosser Anzahl von Arten und Individuen auftreten und es ist mir in der 
langen Reihe von Ablagerungsarten des Wiener Beckens keine bekannt, 
in welchem die Bivalven in dem Masse alle übrigen Organismen verdrängt 
hätten als gerade in diesen feinen Sanden. 

Was nun die Arten von Bivalven anbelangt, welche sich in diesen 
Schichten finden, so ergibt sich auch hier noch ein grosser Unterschied 
von der Bivalvenfauna der vorerwähnten groben Sande. Von den dort so 


[19] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 587 


häufigen Austern, Peeten und Peetuneulus fand ich hier nie eine Spur, 
dafür tritt aber hier sehr häufig eine Gruppe von Formen auf, welche sich 
durch eine äusserst zarte Schale auszeichnen und dadurch der Fauna 
dieser Schichten ein eigenthümliches Gepräge geben. Es sind dies fol- 
gende: Tellina planata (das bezeichnendste Conchyl dieser Schichten), 
Tellina lacunosa, Solen vagina, Polialegumen, Psammobia Labordei, Lucina 
divaricata. Neben diesen finden sich sodann noch folgende Arten: Mactra 
Bucklandi h. h., Venus islandicoides. h. h., Lutraria sanna. h. h., Lutraria 
latissima, Tapes vetula h., Cytherea Pedemontana, Panopaea Faujasıi, 
Arca Fichtelii. hh. 

Diese Schichten sind es, welche Prof. Suess unter dem Namen 
der Muggel-Sande, der Tellinen-Sande oder der Schichten von Gaudern- 
dorf begreift. 


Grobe Sande = Schichten von Eggenburg. 
eme,s, 0, „ Gauderndorf. 


Zwischen diesen beiden so bestimmt charakterisirten Ablagerungsar- 
ten findet sich nun an einzelnen Stellen ein Schichten-System eingeschaltet, 
das von unbestimmter materieller Beschaffenheit sich in paläontologischer 
Hinsicht dadurch auszeichnet, dass es die bezeichnendsten Arten der 
zwei vorher geschilderten Schichtengruppen in’ sich vereinigt. Als häu- 
figste Fossilien treten in diesen Schichten Tapes vetula und Turritella 
gradata auf, und es liegt gewissermassen schon in diesen beiden Arten 
der Misch-Typus ausgedrückt, welcher diese Schichten charakterisirt. Denn, 
wenn auch beide Arten allerdings sowohl aus den Eggenburger als auch 
den Gauderndorfer Schichten bekannt sind, so erreicht doch Tapes vetula 
in den Eggenburger, Turritella gradata dagegen in den Gauderndorfer 
Schichten ihre grösste Entwickelung. Zu den in Rede stehenden Schichten 
rechne ich die von Turritella gradata und Tapes vetula erfüllten blauen, 
sandigen Thone im Liegenden des Sandsteincs der Brunnenstube, so wie 
die sandigen Schichten, welche in dem bekannten Aufschlusse hinter Gau- 
derndorf rechts von der Strasse zwischen den Sandstein-Bänken im Han- 
genden und den feinen Tellinen-Sanden im Liegenden eingeschaltet sind, 
und deren Fauna von Prof. Suess in seiner Anfangs erwähnten Abhand- 
lung Seite 11 eingehend geschildert ist. 

Es genügt, das dort gegebene Verzeichniss durchzulesen, um sich 
von der Richtigkeit meiner Bemerkung zu überzeugen, und es wird auch 
zugleich begreiflich, dass gerade diese Schichten es sind, welche einen 
so erstaunlichen Reichthum, eine so überraschende Mannigfaltigkeit an 
Fossilien beherbergen. 

Ein ferneres eigenthümliches Element, welches nicht wenig dazu 
beiträgt den Tertiär-Ablagerungen der Umgebung von Eggenburg einen 
besonderen Reiz zu verleihen, sind die’mächtigen Bänke von grossen, 
zuweilen riesigen einmuskeligen Bivalven, welche in dem Gesammtbilde 
des geologischen Baues dieser Gegend eine so hervorragende Rolle spie- 
len. Die Arten, welche solche Bänke zusammensetzen sind hier haupt- 
sächlich folgende drei: Ostrea crassissima, Mytilus Haidingeri und Perna 
Rollei. 

Diese Arten treten bald je für sich allein, bald in den verschieden- 
sten Weisen mit einander vergesellschaftet auf. In Bezug auf das Sediment 


588 Th. Fuchs. [20] 


sind sie nicht besonders wählerisch, doch scheinen sie im Allgemeinen 
mehr thonige Ablagerungen vorzuziehen. 

Schliesslich muss ich hier noch einer Schichte gedenken, welche 
zwar nur von einem einzigen Punkte her bekannt ist, trotz dem aber eine 
besondere Bedeutung hat, ich meine die Bank von Cerithium marga- 
ritaceum und Cerithium plicatum, welche im sogenannten Judenfried- 
hofgraben oberhalb der dort so mächtig entwickelten Austernbänke 
auftritt. 

Was nun die gegenseitigen Lagerungsverhältnisse der im vorher- 
gehenden im einzelnen geschilderten Schichten-Systeme anbelangt, so 
lässt sich hierin bald eine gewisse Gesetzmässigkeit erkennen, welche 
in folgenden einfachen Verhältnissen besteht: 

Wie bereits eingangs erwähnt wurde, finden sich die tertiären: Abla- 
gerungen in der Umgebung von Eggenburg ausgebreitet über ein flach 
wellenförmiges, aus krystallinischen Massen bestehendes Grundgebirge. 
Hierbei zeigt sich nun alsRegel, dass auf den Rücken der einzelnen Wel- 
lenzüge dem Grundgebirge unmittelbar die groben Sande von Eggenburg 
mit ihren Echinodermen, Balanen, Bryozoen und Pecten-Bänken aufgela- 
gert sind, während dort, wo diese Ablagerungen von grobem Materiale 
über ein Thal zu streichen beginnen, sich unter ihnen die feineren Sedi- 
mente der Tellinen-Sande und die Bänke der grossen Bivalven ein- 
stellen '). 

So sieht man auf einem Gang auf der Strasse nach Pulkau hinter 
Eggenburg die groben Sande unmittelbar auf dem Granit liegen; sowie 
man aber in das kleine Thal von Gauderndorf kommt, stellen sich unter 
ihnen die feinen Tellinen-Sande ein. Ebenso liegen die groben Sandmas- 
sen mit Echinolampas Kleinii, Bryozoen und Peeten-Bänken auf der An- 
höhe hinter Gauderndorf und in der Nähe des Himmelreichs-Wirthshauses 
ohne Zweifel unmittelbar auf dem Grundgebirge; so wie man sich aber 
dem Thale von Gauderndorf nähert, stellen sich auch hier unter ihnen die 
Tellinen-Sande ein. Dieselbe Erscheinung sieht man sich wiederholen, wenn 
man einen Spaziergang auf der Horner Bezirkstrasse über die Anhöhe 
zum Juden-Friedhofgraben macht. Auf der Anhöhe liegen die Eggenbur- 
ger Schichten mit Peeten und Balanen unmittelbar auf den krystallini- 
schen Schiefern, während sich im Einschnitte des sogenannten Juden- 
Friedhofes unter ihnen die Austernbänke einstellen. Ganz dasselbe sieht 
man endlich auf dem Wege von Klein-Meisseldorf nach Maigen. (Siehe 
Fig. 7.) 

Es hat demnach den Anschein, dass zur Zeit der Ablagerung das 
feinere Material sich vorzugsweise in den Vertiefungen ansammelte, wo 
sich auf den thonigen Sedimenten die mächtigen Bänke von Austern, Myti- 
lus und Perna ausbreiten, die feinen Sande aber voll steeken von Tellinen, 
Solen, Polien, Psammobien, Lutrarien und anderen sandholden Bivalven, 
während sich auf den Rücken des welligen Untergrundes der grobe Gruss 
mit Balanen und Bryozoen anhäufte, der sich jedoch in dem Masse als die 


1) Die einzige bedeutendere Ausnahme von dieser Regel machen eigentlich nur 
die Tellinensande an den beiden Enden des langen Eisenbahneinschnittes 
zwischen dem Schindergraben und Kühenringer Thal, welche an diesen beiden 
Punkten ungewöhnlich hoch zu liegen kommen. 


A 


[21] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 589 


Thäler von dem feineren Sediment allmälig ausgefülit wurden, schliess- 
lich auch über diese hinweg erstreckte. In einem schematisirten Profile 
würden sich diese Verhältnisse demnach folgendermassen darstellen: 


Erosionsthal. 


Gr. Grundgebirge. a. thonige Ablagerung mit Austernbänken. d5. Tellinensande. 
Eggenburg. 


Am constantesten in Bezug auf ihre Lagerung sind die Schichten 
von Eggenburg, weniger diejenigen von Gauderndorf und die grossen 
Muschelbänke. Denn, wenn die letzteren auch in der Mehrzahl der Fälle 
die Basis der Ablagerung bilden und somit unter den Tellinen-Sanden 
liegen, so gibt es doch auch wieder Fälle, wo sie über denselben auftre- 
ten. (Siehe Mytilus-Bänke im Thale von Kühenring.) 

Aus der vorangegangenen Darstellung ist wohl zur Genüge,ersicht- 
lich, dass ich die im einzelnen geschilderten Glieder des besprochenen 
Tertiärgebirges nicht für chronologische Elemente ansehe, d. h., dass ich 
nicht von der Ansicht ausgehe, ihre Verschiedenheit sei bedingt durch 
eine allgemeine geologische Veränderung in dem besprochenen Gebiete, 
dass ich vielmehr in den vorhandenen Bildungen das Resultat eines unter 
stationären äusseren Verhältnissen vor sich gerangenen Sedimentations- 
processes erblicke, woraus sich von selbst als weitere Folge ergibt, dass 
gewisse Partien von grobem Sande gleichzeitig entstanden sein müssen 
mit gewissen Ablagerungen von feinem Sedimente an "einem anderen 
Punkte, wenn auch allerdings in allen Fällen, wo eine direcete Ueber- 
lagerung verschiedenartiger Schichten stattfindet, an diesem Punkte die 
unten liegenden etwas älter sein müssen, als die an diesem Punkte 
über ihnen liegenden. 

Ebenso folgt daraus selbstverständlich, dass ich in der Verschie- 
denheit der vorher geschilderten einzelnen Faunen nicht die Folge einer 
Veränderung in der gesammten Meeresbevölkerung, sondern nur die ein- 
zelnen, näheren Bestandtheile einer und derselben Meeresfauna zu er- 
blicken vermag, so zwar dass die Tellinen-Fauna der Gauderndorfer 
Schichten die Fauna des feinen, die Fauna der Eggenburger Schichten 
mit ihren Eehinodermen, Balanen, Bryozoen und Neitheen hingegen die 
Fauna des groben Sandes darstellt. 


Zur Begründung dieser Anschauung weise ich nur auffolgende That- 
sache hin: 


1. Dass diese beiden Faunen mit so grosser Beständigkeit an ein 
bestimmtes Sediment geknüpft sind. 

2. Dass auch in den jetzigen Meeren Tellinen und Solenarten die 
charakteristischen Bewohner des feinen Sandes sind, während Balanen, 
Bryozoen und Echinodermen den gröberen Detritus vorziehen. 

3. Dass von den für eine gewisse Schichte bezeichnendsten Arten 
eine oder die andere zuweilen als grosse Seltenheit in der anderen 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 17 


c. Schichten von 


590 Th. Fuchs. [22] 


Schichte auftritt. (Tellina in dem groben Sandstein der Brunnstube, Ostrea 
lamellosa in den Tellinen-Sanden am Wasserleitungstunnel bei Eggenburg..) 

4. Dass Ablagerungen vorkommen, in welchen die bezeichnendsten 
Arten der beiden vorerwähnten Schichten gleichzeitig neben einander 
auftreten. (Muschelbank zwischen Eggenburger Schichten und Tellinen- 
Sanden hinter Gauderndorf.) 

5. Dass Ablagerungen von ganz analogen Verhältnissen in der Um- 
gebung von Wien von jeher nur für Facies angesehen worden sind. 
(Sande von Neudorf, grobe Sande mit Peeten, Austern, Echinodermen, 
Balanen, Bryozoen und Nulliporen, analog den Schichten von Eggenburg, 
Sande von Pötzleinsdorf, feine Sande mit Tellina planata, Psammobia La- 
bordei, Lucina collumbella, divaricata, inerassata, Cytherea, Pedemontana, 
Venus umbonaria analog den Schichten von Gauderndorf.) 

Nachdem ich nun im Vorhergehenden versucht habe, den Charakter 
der Tertiärablagerungen der Umgebung von Eggenburg in ihren Grund- 
zügen zu skizziren, gebe ich im Folgenden eine Reihe von Profilen, welche 
ich während meines Aufenthaltes aufzunehmen Gelegenheit hatte, und die 
zur näheren Begründung des bisher Gesagten dienen mögen. Ich befolge 
dabei die Ordnung, dass ich zuerst diejenigen Profile bespreche, welche 
durch die Eisenbahnarbeiten auf der Linie Eggenburg-Maigen aufge- 
schlossen wurden, hierauf die Aufschlüsse in der Umgebung von Gau- 
derndorf, und schliesslich diejenigen, welche man an der Horner Bezirks- 
strasse und im Kühenringer Thal antrifft. Eine Ausnahme von dieser Rei- 
henfolge mache ich nur für die Brunnstube und die Entblössung am Be- 
ginne des Wasserleitungstunnels in Eggenburg, welche ich wegen ihres 
Zusammenhanges mit den bei der Station aufgeschlossenen Schichten i in 
einem mit den Aufschlüssen an der Eisenbahn behandle. 

1. Perna-Bank im Schinder-Graben (Taf.XVI. Fig. 1). Unmit- 
telbar östlich von der Stadt am Fusse des Kalvarien-Berges im sogenannten 
Schinder-Graben, war bereits seit langer Zeit das massenhafte Vorkom- 
men von einer grossen Perna-Art (Perna Rollei. Hörn.) bekannt, ohne dass 
man über die Lagerungsverhältnisse dieses Fundortes etwas genaueres 
zu erfahren im Stande gewesen wäre. 

Zur Zeit meiner Anwesenheit jedoch waren in dieser Gegend zur 
Gewinnung von Material für den über den Schindergraben führenden 
Eisenbahndamm, mehrere Materialgräben eröffnet und in einem derselben 
das tertiäre Lager mit der Perna-Bank in voller Mächtigkeit bis auf das 
Grundgebirge so günstig aufgeschlossen worden, dass man den Schich- 
tenbau dieses Lagers auf das Vollständigste studiren konnte. Man sah 
hier zu unterst ungefähr in einer Mächtigkeit von 5 Zoll aufgeschlossen 
mürben, verwitterten Granit anstehen und über demselben ziemlich steil 
nach Osten einfallend folgende Schichtenreihe: 

1. Ein Lager von grösseren und kleineren Granitbrocken, ohne 


Peirefaete, Saar: 3 le 2 ent lee BR ZEN 
2. Granitgrus mit Perna . . DAR 
3. Lager von Granitbrocken init Blöcken bis zu einem ı Fuss 

Darehme ohne Petrefacten . . . DET RL tr 
4. Grusiger Sand mit Perna und anderen Bivalven EHER ER ı 


5. Grober Grus mit dem Hauptlager der Perna, nach oben 
zu allmählig mergliger und ärmer an Muscheln . ......4 , 


[23] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 591 


(Nach Süden zu wird diese Schichte noch gröber und enthält Gra- 
nitbrocken; im oberen Theile schaltet sich hier ein Conglomerat 
aus Granitbrocken ein, welches grosse diekschalige Austern und 
einen grossen breitrippigen Pecten, wahrscheinlich Pecten Holgeri 
Gein. enthält.) 

6. Feiner gelber Sand mit Luecina divaricata h., Trochus 
patulus, Turritella gradata, Calyptraea Chinensis, Üerithium 
N VEN en. Rs UNEE 

7. Löss horizontal gelagert, vorne beinahe vollständig auskeilend 
nach hinten zu in Folge des steilen Einfallens der marinen Schichten 
schon in geringer Entfernung 3 Klafter mächtig. Enthält Reste von Kle- 
phas primigenius. 

Wie aus den Anmerkungen zu den einzelnen Schichten hervorgeht, 
ist die Schichtung in dieser Ablagerung eine ziemlich unregelmässige 
und nach den Seiten zu rasch sich verändernde, wie dies bei der unmittel- 
baren Nähe des Ufers wohl nicht Wunder nehmen kann. 

In den Sandschichten 4 und 5 kommen zwischen den grossen 
Massen von Perna Rollei noch zahlreiche andere Fossilien vor, von wel- 
chen ich folgende notirt habe: Lueina incrassata h., Tellina strigosa (nicht 
planata) h., Ostrea lamellosa h., Spondylus sp., Lucina divaricata. Pecten 
substriatus, Oerithium ef. Moravicum, Balanus sp., Explanaria astroites, 
Heliastraea sp. In den untersten Schichten der Ablagerung, namentlich 
in den sonst versteinerungslosen Conglomeraten von Granitbrocken, 
fanden sich nach den Angaben von Herım Zelebor grosse Massen zum 
Theile riesiger Rippen von Halitherium. 

2. Brunnstube. In der in der Brunnstube aufgeschlossenen 
Schichtenreihe lassen sich in erster Linie zwei Abtheilungen unterscheiden: 
eine obere, welche aus grobem lichtgrauen Quarzsandstein, und eine 
untere, welche aus feinsandigem blauen Thone besteht; an der Grenze 
zwischen beiden entspringen die zahlreichen Quellen, welche die Stadt 
Eggenburg mit Wasser versorgen. In den feinsandigen blauen Thonen 
findet sich beinahe nichts als grosse Mengen von Turritella gradata und 
Tapes vetula. Der grobe Sandstein hingegen beherbergt einen grossen 
Reichthum an Mollusken und vorzüglich ist es eine ungefähr in der Mitte 
der Wand auftretende Schichte, welehe vollständig mit den Steinkernen 
von Bivalven erfüllt ist und welche den wesentlichen Theil des von Prof. 
SuessalsMolasse-Schiehten bezeichneten Schichten-Complexes ausmacht. 
Oberhalb dieser Bank ist der Sandstein ärmer an Fossilien und enthält 
hauptsächlich nur Austern und Peeten. (Peeten-Schichten nach Prof. 
Suess). Eine Vorstellung von dem Charakter der in diesen groben 
Sandsteinen eingeschlossenen Conchylien-Fauna mag folgendes Verzeich- 
niss geben: 


Bivalven. Bivalven. 
Ostrea lamellosa Brocc. Tapes Basteroti Mayer. h 
Ostrea lamellosa Bross. hh Tellina lacunosa Chemn. h 
Pecten Rollei Hörn, hh Cytherea Pedemontana. Agass. h 
Panopaea Faujası Bast. hh Lutraria rugosa Chemn. h 
Pectunculus pilosus Linn. hh Cardium multicostatum Broce. h 
Tapes vetula Bast. hh Dosinia orbicularis Agass, 


77* 


592 Th. Fuchs. [24] 


Bivalven. Gastropoden. 

Cardita crassicosta Lam. Turritella vermicularis Broce. hh 

„.  scabrieosta Micht 4 cathedralis Brong. h 
Abca umronata Lam. a gradata Menke h 
Pecten Beudanti Bast. Pyrula condita Brong. 

»  Holgeri Gein. „  rustieula Bast. 

„  Malvinae Dub. Fusus Burdigalensis Bast. 

„  substriatus d’Orb. Murex Partschii Hörn. 

„ palmatus Lam. Calyptraea Chinensis Linn. 


Anomia costata Bronn. 
(Venus Basteroti Desh. Tellina sp. 

cf. strigosa Dm. Thracia sp.) 

3. Entblössung am Beginne des Wasserleitungs-Tun- 
nels bei Eggenburg. Unmittelbar vor dem Orte Eggenburg am Be- 
sinne des Tunnels, welcher die Quellen der Brunnenstube in die Stadt 
leitet, findet man in ziemlichansehnlicher Mächtigkeit die Tellinen-Sande 
von Gauderndorf anstehen. Sie sind von gelblicher Farbe und gleichen 
aus der Entfernung täuschend dem Löss. Conchylien sind sehr häufig. 
Ich notirte folgende: Turritella gradata hh., Panopaea Faujasi hh., 
Polia legumen hh., Tellina planata h., Arca Fichteli h., Venus islandi- 
coides h., Venus umbonaria, Maetra Bucklandi, Tapes vetula, Thracia sp. 
(cf. plicata Desh.), Cardium cef., Turonicum. Cardium Hoernesianum. 
Calyptraea Chinensis. Hier war es auch, wo ich das einzige Mal in typi- 
schen Gauderndorfer Tellinen-Sanden einige Exemplare von Ostrea lamel- 
losa auffand. Das Liegende dieser Sande bildet der Granit, auf dem 
Eggenburg steht. Im Hangenden folgen die Bänke von grobem Sandstein. 

4. Einschnitt zwischen dem Schindergraben und Kü- 
henringer Thal. (Taf.XVI. Fig. 6). Der Eisenbahn-Einschnitt, welcher 
sich vom Schindergraben bis zum Kühenringer Thal erstreckt, ist in seiner 
ganzen Länge in tertiäre Schichten eingeschnitten, wodurch ein eben so 
ausgedehntes als lehrreiches Profil hergestellt wird, welches man am 
zweckmässigsten vom Kühenringer Thal aus gegen den Schindergraben 
vorschreitend studirt. Indem die Schichten anfangs gegen Osten ein- 
fallen, gelangt man auf diese Weise von den tiefsten Lagen anfangend 
in immer höhere Horizonte. Als tiefstes Glied, und zwar wie aus der 
Beobachtung der nächsten Umgebung wohl zweifellos hervorgeht, dem 
Granite des Kühenringer Thales unmittelbar aufgelagert, findet man einen 
ausserordentlich gleichmässigen und feinen, etwas thonigen grauen Sand, 
welchem lagenweise unregelmässige harte Knollen oder Muggeln aus 
demselben Material eingelagert sind. Die Conchylien sind weiss und 
kreidig. Als häufigstes Conchyl findet man Tellina planata und nächst 
derselben Mactra Bucklandi. Ausserdem kommen noch vor: Tellina lacu- 
nosa h., Solen vagina h., Panopaea Faujasi h., Thracia sp. cf. plicata, Desh. 
h., Cytherea Pedemontana, T apes vetula,Lutraria rugosa, Cardium Turo- 
nicum, Cardium Hörnesi, Lueina divaricata, Lucina dentata, Arca Fichteli. 
Von Gastropoden fand ich, mit Ausnahme der ziemlich häufigen Turritella 
gradata und des Cerithium plicatum, ein einziges verdrücktes Exemplar 
einer Pleurotoma, welche der Pl. intorta sehr nahe steht, jedoch einer 
neuen Art anzugehören scheint. Wir haben hier ein Beispiel von Gaudern- 
dorfer Sanden in vollkommen typischer Ausbildung vor uns. Dieselben 


[25] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 593 


dauern eine ziemliche Strecke weitan, bissich endlich eine Tegel-Lage ein- 
stellt,welche eine Bank von Ostrea lamellosa enthält. Oberhalb dieser Au- 
sternbank ändert sich der Charakter der Ablagerung vollständig. Anstatt 
des feinen grauen Tellinen-Sandes tritt eingrober Sand mit Bryozoen und 
Balanen, mit Peeten Rollei und Malvinae, mit Pectunculus pilosus, Panopaea 
Faujasi und Tapes vetula auf. Die Bryozoen und Balanen kommen ent- 
weder vereinzelt vor, oder sie treten nesterweise oder in Lagen zusammen- 
gehäuft auf; dabei finden sich in dem groben Sande ebenfalls lagenweis 
geordnete Knollen von festem Sandstein, sowie zusammenhängende Sand- 
steinbänke, welche sich durch ihr krystallinisches Bindemittel auszeich- 
nen. Gegen die Station zu nehmen die Bryozoen immer mehr überhand, 
und an der Station selbst findet man Bänke, welche fast ausschliesslich 
aus Bryozoen bestehen. Ueber diesen Bryozoen-Bänken ändert sich der 
Charakter der Ablagerung abermals. Die bisher gegen Osten einfallen- 
den Schichten legen sich allmählig horizontal, und nehmen vollständig 
das Ansehen des Molasse-Sandsteines aus der Brunnstube an, mit welcher 
auch die Fauna vollständig übereinstimmt. Ich notirte mir folgende 
Arten: Panopaea Faujasi h. h., Tapes vetula h. h., Tapes Basteroti h., 
Pectuneulus pilosus h , Cytherea Pedemontana h., Pecten Rollei h., Dosinia 
orbicularis, Arca umbonata, Ostrea lamellosa, Turitella gradata h., T. ca- 
thedralis. T. vermicularis, und es ergiebt sich hieraus auf das Bestimm- 
teste „dass hier die Bryozoen- undBalanen-Schichten unter 
dem Molasse-Sandstein liegen“. Indem wir nun vollends an den 
Rand des Schindergrabens herantreten, werden die Verhältnisse sehr 
eigenthümliche. Unterhalb des Molasse-Sandsteins stellt sich ein feiner 
gelblicher Sand ein, welcher in grosser Menge Turritella gradata enthält, 
während unterhalb dieses Sandes wieder der Tellinen-Sand mit Tellina 
planata, Mactra Bucklandi und Cerithium plicatum, ganz mit demselben 
Aussehen wieder hervortritt, wie wir ihn Anfangs beim Kühenringer Thal 
getroffen haben. Der ganze Schiehten-Complex ist jedoch allenthalben durch 
lokale Senkungen gestört, wodurch die Oberfläche der Ablagerung ein 
wellenförmiges, wie errodirtes Ansehen bekömmt, und in den dadurch ent- 
standenen Mulden liegt nivellirend ein blauer Tegel mit vielen Rostflecken 
und weissen Kalkausscheidungen, welcher erst wieder von Löss über- 
lagert wird. 

Es kann wohl kein Zweifel darüber sein, dass die vorerwähnten 
groben Sandsteine mit dem Molasse-Sandstein der Brunnenstube, die unter 
ihm liegenden gelblichen Sande mit Turritelta gradata aber mit den 
blauen thonigen Sanden der Brunnstube identisch sind, welche dasselbe 
Conehyl in so grosser Menge führen. Wenn wir aber von unserem Stand- 
punkte aus unsern Blick auf die zunächst liegenden entsprechenden Partien 
in der Brunnstube werfen, sehen wir sogleich, dass dieselben um ein Be- 
trächtliches tiefer liegen. Es scheint demnach, dass die Ablagerungen der 
Brunnstube eine Senkung erfahren haben, und dass wir hier am Rande 
des Schindergrabens auf den vielen lokalen Senkungen, eben auf der 
Verwerfungslinie stehen. 

5. Erster Einschnitt jenseits des Thales von Kühen- 
ring. (Taf. XVI. Fig. 5). Auf Granit lagert gegen Westen zu einfallend 
eine ziemlich mächtige Masse blauen Tegels mit einer Bank von Ostrea 
crassissima; darüber Löss. 


594 Th. Fuchs. ; [26] 


6. Zweiter Einschnitt jenseits des Thales von Kühen- 
ring. (Taf. XVI. Fig. 4). AufG@mneiss lagert gegen Osten einfallend blauer 
Tegel, welcher zu unterst eine Bank von Mytilus Haidingeri und darüber 
eine Bank von Osfrea crassissima einschliesst. Darauf folgt ein feiner in 
der Tiefe orangegelber, weiter oben grauer Sand mit Venus islandicoides, 
Polia legumen, Arca Fichtelü, Cardium Hörnesianum, Pseudoliva bruga- 
dina, Turritella cathedralis , darüber Löss. Wir haben hier also als tiefstes 
Glied Mytilus- und Austernbänke und darüber Sand von Gauderndorf. 

7. Einsehnitte bei Stoekern. Nach einer Reihe von Ein- 
schnitten im Urgebirge trifft man in der Gegend von Stoekern unmittel- 
bar vor Klein-Meisseldorf auf zwei in geringer Entfernung hinter einander 
liegende Einsehnitte, in denen wieder Tertiärbildungen aufgeschlossen 
sind. Im ersten Einschnitt sieht man auf Glimmer-Schiefer gelagert und 
gegen Westen einfallend, blauen Tegel mit gelben Rostfleeken und 
weissen Kalkausscheidungen ohne Petrefaete; darüber gelben Sand mit 
Ostrea lamellosa, Pertuneulus pilosus und Turritella cathedralis, darüber 
groben weissen Sand mit Muggeln, mit Ostrea lamellosa und Pecten 
Rollei. 

Im zweiten Einschnitte fmdet man offenbar als Fortsetzung der 
vorhergehenden Schichtenfolge zu unterst eine beiläufig 2’ mächtige 
gelbe Bank, welche fast wie ein Conglomerat von trefflich erhaltenen 
Steinkernen aussieht. Das herrschende Conchyl ist Cytherea Pedemon- 
tana. Ausserdem finden sich Cardium multistriatum h. h. (riesige Exem- 
plare), Cardita calyculata h. h., Peetunculus pilosus h. h., Anomia costata 
h. h., Peeten Rollei h. h., Panopaea Faujasi h., Cardium spondyloideum, 
Cardium hians, Cardium Turonicum. Von Gastropoden finden sich ziemlich 
häufig Fusus Burdigalensis, Pyrula rusticula und Turritella vermieularis. 

Ausserdem fand ieh noch mehr vereinzelt: Murex sp. (ein riesiges 
Exemplar, wahrscheinlich M. Aguitanicus), Pyrula condita, Pleurotoma 
ramosa, Pleurotoma cf. asperulata, Pseudoliva Brugadina, Cancellaria sp. 
Trochus patulus. Turritella cathedralis, Turritella gradata, Helix Turo- 
nensis?, — eine Fauna, bei welcher die Menge von Gastropoden und 
ihre Aehnlichkeit mit der Fauna von Grund höchst auffallend ist. Ober- 
halb dieser Bank folgte wieder ein grober weisser Sand mit Muggeln 
und Bänken, in denen ich nur Pecten Rollei fand. Diese Schichten liegen, 
wie bereits erwähnt, ohne Zweifel ober den Schichten des vorhergehen- 
den Einschnittes. Sie selbst liegen Anfangs vollkommen horizontal und 
neigen sich nur später etwas gegen Meisseldorf. 

8. Einschnitte jenseits vonKlein-Meisseldorf und 
Materialgraben im Thale von Maigen. (Taf. XVI. Fig. 7.) Unmittel- 
bar hinter dem Orte Klein-Meisseldorf trifft man den Thalabhang hinauf- 
steigend auf der Höhe des Plateau’s in einem ziemlich langen Einschnitte 
unmittelbar dem Gneiss aufgelagert einen groben weissen Grus mit 
Muggeln und Peeten Rollei. Links davon in den Amkern ist ein kleiner 
Bruch in demselben Gestein. 

Dieser grobe Sand hält nun eine Strecke weit an, bis sich endlich 
im Thale von Maigen unter ihm eine mächtige Sandbildung mit Bänken 
von Ostrea crassissima einstellt, welehe durch einen gewaltigen Material- 
graben aufgeschlossen einen prächtigen Anblick gewährt. Man sieht hier 
an einer beiläufig 4 Klafter hohen Wand abwechselnde Schichten von 


[27] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 595 


gelbem und grünem Sand, blauem Tegel und mächtigen Austernbänken. 
Die Schichten sind wellenförmig gebogen, vielfach auskeilend, und von 
Verwerfungen durchsetzt. Unmittelbar im Hangenden finden sich die 
oben erwähnten groben Sande mit Peecten Rollei, im Liegenden ohne 
Zweifel unmittelbar der Gneiss des andern Thalabhanges; doch ist die 
Grenze daselbst nicht aufgeschlossen. 

9. Wenn man Eggenburg auf der Pulkauer Strasse verlässt, sieht 
man bald ausserhalb des Ortes auf dem Granit die groben Sande liegen. 
Dieselben dauern bis gegen Gauderndorf an, wo unter ihnen die feinen 
Tellinen-Sande hervortreten, und man folgendes Profil aufgeschlossen 
sieht (Taf. XVI. Fig. 3.): 

a) Granit, als Grundgebirge, darüber folgt: 

1. Grober Sand mit undeutlichen Bivalven. 

2. Feiner gelber Sand mit Tellina planata, Tellina lacunosa, Polia 
legumen, Thraciu sp. (ef. plicata Desh.), Lima inflata. Turritella gradata, 
Cerithium plicatum (Schichten von Gauderndorf). 

3. Bänke von grobem Sandstein mit Bryozoen und Balanen (Schich- 
ten von Eggenburg). 

10. Indem man den Einschnitt, in welchem Gauderndorfliegt, passirt, 
sieht man bald rechts von der Strasse eine Sandgrube, in welcher lose 
Sandmassen von einem System unregelmässiger Bänke überlagert werden. 
In dem losen Sande macht sich schon von Weitem eine braunrothe Lage 
bemerkbar, welche bei näherem Hinsehen fast ausschliesslich aus Con- 
chylien u. z. aus Tapes vetula, Tapes Basteroti und Turritella gradata 
besteht. Wir befinden uns an einer seit lange bekannten und vielfach 
ausgebeuteten Localität, aus welcher der grösste Theil der von Hörnes 
unter der Bezeichnung „Gauderndorf“ beschriebenen Mollusken stammt. 
Die Schichtenfolge ist hier folgende (Taf. XVI. Fig. 2): 

Zu unterst sieht man einen feinen, grünlich grauen Sand, der an 
seiner oberen Grenze eine Lage von Muggeln enthält. In diesen Muggeln 
und theilweise auch im Sande findet man: Tellina planata h. h. Tellina 
lacunosa h., Solen vagina h., Tapes vetula, Mactra Bucklandi. Es ist dies 
die typische Fauna des Tellinen-Sandes von Gauderndorf. Auf diesen 
feinen, grünlich grauen Tellinen-Sand folgennun in einer beiläufigen Mäch- 
tigkeit von 5 Schuh lichte grobe Sande, welche in ihrer Mitte jene oben- 
erwähnte brennrothe Muschelbank einschliessen, welehe an der Stelle 
ihrer grössten Mächtigkeit beiläufig 3 Schuh misst. Diese Sande mit 
der Muschelbank können als ein Typus jener Ablagerungen betrachtet 
werden, von denen ich Eingangs erwähnte, dass sie zwischen Tellinen- 
Sanden und Eggenburger-Schichten eingeschaltet, die bezeichnendsten 
Fossilien beider Schichten in sich vereinigen. Man überzeugt sich sogleich 
von dieser Thatsache, wenn man das Verzeiehniss durechliest, welches 
Prof. Suess, der in diesen Schichten zu wiederholten Malen, mit serupu- 
lösester Aufmerksamkeit sammelte, in der Eingangs erwähnten Arbeit auf 
Seite 11 von den Vorkommnissen dieser Ablagerung giebt. So finden 
wir von Arten, welche sonst für die Gauderndorfer Tellinen-Sande bezeich- 
nend sind: Tellina planata, Tellina lacunosa, Solen vagina, Polia legu- 
men, Mactra Bucklandi. Von Arten, welche sonst vorwiegend oder aus- 
schliesslich in den Eggenburger Schichten vorkommen : Tapes vetula, 
Tapes Basteroti, Pentunculus pilosus, Arca umbonata, Pyrula rustieula, 


596 Th. Fuchs. [28] 


Fusus Burdigalensis, Balanen, Zähne von Lamna und Gaumenstücke von 
Myliobates. Interessant ist ferner in der zum grössten Theile aus Tapes 
vetula, Tapes Basteroti und Turritella gradata bestehenden Muschelbank 
das häufige Vorkommen von Perna Rollei, Myiilus Haidingeri, Cerithium 
plicatum, sowie das vereinzelte Auftreten von Cerithium margaritaceum, 
einer der seltenen Fälle vom Auftreten dieser Conchylien über den Tel- 
linen-Sanden. 

Ueber diesen losen, groben Sanden folgt nun ein System von unre- 
selmässigen Bänken von grobem Sandstein mit Pecten, Ostreen, Balanen 
u.s. w. Vorzüglich ist es die unterste Bank, welche eine grosse Menge 
verschiedener Conchylien und namentlich von Bivalven enthält. Ich notirte 
von hier Panopaea Faujasii hh., Pectunculus pilosus hh., Ostrea lamellosa 
hh., Tapes vetula h., Cytherea Pedemontana h. Pecten Rollei h.. Dosinia 
orbieularis, Turritella cathedralis, gradata. T. vermicularis, Balanus sp. — 
Die oberen Bänke sind ärmer an Fossilien. Es finden sich hauptsächlich 
Pecten und Austern. Zu oberst befindet sich eine Bank, welche fast aus- 
schliesslich aus Peeten besteht. Diese groben Sande setzen sich ziemlich 
weit gegen Norden und Westen fort, wo sie auf der Höhe des Plateau’s, 
unmittelbar auf dem Urgebirge liegen. Die harten Bänke werden in 
einem ausgedehnten Bruche gewonnen, und in der Nähe des sogenannten 
Himmelreich-Wirthshauses finden sich in denselben in grosser Menge 
Bryozoen, namentlich Celleporen und Echinolampas Kleinüi '). 

11. Horner Bezirksstrasse. Auf dem Wege nach Horn unweit 
der Stadt Eggenburg findet man auf Granit gelagert und gegen Süden 
einfallend folgende Schichten (Taf. XVI. Fig. 8): 

1. Sandiger Lehm mit einer Bank von Osirea crassissima und Myti- 
lus Haidingeri. 

2. Feiner gelber Sand mit Venus islandiecoides, Lutraria sanna, Polia 
legumen, Arca Fichtelii (Gauderndorfer Schichten). 

3. Bänke von grobem Sandstein mit Peeten, Ostrea, Cardium, Tur- 
ritella gradata, Turritella vermicularis, Trochus patulus (Eggenburger 
Schichten). 

12. Entblössungenim Kühenringer Thal. Im Kühenringer 
Thal finden sich auf der linken (südlichen) Seite zwei interessante Ent- 
blössungen, hervorgerufen durch die Unterwaschungen des Baches. Bei 
der ersten Entblössung (Taf. XV1. Fig. 11) sieht man zu unterst Sande von 
Gauderndorf und darüber eine mächtige Ablagerung von grobem Grus 
mit Muggeln. Dieser Grus ist erfüllt mit riesigen Exemplaren von Myti- 


1) Diese Darstellung unterscheidet sich einigermassen von der Beschreibung, 
welche Prof. Suess auf Seite 9—15 seiner im Eingang erwähnten Schrift von 
dieser Localität gibt Dieser Unterschied ist jedoch zum grössten Theile nur 
ein scheinbarer und in dem Umstande begründet, dass Professor Suess in 
der Unterscheidung untergeordneter Schichten viel weiter ging, als ich es 
für meine Zwecke für nöthig erachtete, so wie ferner darin, dass er die 
Tellinensande nicht mit jenem Nachdrucke von den übrigen Schichten trennte, 
als ich es meiner Anschauungsweise nach zu thun, für nöthig hielt. Die 
einzige wesentliche Abweichung liegt nur in dem einen Punkte, dass Prof. 
Suess an der Basis des ganzen Schichtensystems eine Pernabank angibt, 
von welcher ich trotz des eifrigsten Suchens nicht eine Spur aufzufinden 
im Stande war. Dagegen ist Perna Rollei allerdings in der rothen Muschel- 
bank (also über den Tellinensanden) sehr häufig. 


[29] Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. 597 


lus Haidingeri. Ferner finden sich Ostrea lamellosa, Pecten sp. (wahr- 
scheinlich P. Holgeri) und Olypeaster. Darüber folgt Löss. 

Bei der zweiten Entblössung (Taf. XVI, Fig. 10) sieht man von unten 
nach oben folgende Schichten: 

1. Feiner grauer thoniger Sand mit Lutraria sanna, Venus islandi- 
coides, Lucina (cf. L. incrassata), Arca sp., Turritella gradata (Gaudern- 
dorfer Schichten). 

2. Gelblich grauer Sand mit einer Bank von Mytilus Haidingeri und 
mit Venus islandicoides. 

3. Bank von blauem Mergel mit Ostrea lamellosa (Basis der Eggen- 
burger Schichten). 

4. Löss. 

In diesen beiden Entblössungen finden wir abermals, und zwar in 
dem einen Falle sogar Bänke bildend, Mytilus Haidingeri über Gaudern- 
dorfer Schichten. 

13. Judenfriedhofgraben. (Taf. XVI, Fig. 9.) Der sogenannte 
Judenfriedhofgraben, ein tiefer Regenriss westlich vom Dorfe Kühenring 
ist seit langem bekannt wegen der riesigen Exemplare von Osfrea cras- 
sissima, welche hier in zwei mächtigen Bänken, einem gelben sandigen 
Lehm eingelagert, vorkommen. Das Liegende des Lehms ist ohne Zweifel 
das Urgebirge. In Hangenden kommt eine feste Bank vor, welche voll- 
ständig erfüllt ist mit den Steinkernen von Cerithium margaritaceum und 
plicatum. Darüber folgt höchst wahrscheinlich der gelbe Sand mit Pecten 
Beudanti, P. palmatus, P. substriatus, Balanen und Lamnazähnen, welcher 
oberhalb des Judenfriedhofgrabens durch die Horner Bezirksstrasse auf- 
geschlossen ist und hier unmittelbar auf krystallinischem Schiefer ruht. 

Ich kann die Arbeit nicht schliessen, ohne eine, wenn auch nur 
kurze vergleichende Betrachtung anzustellen über die Beziehungen der 
Fauna der tertiären Ablagerungen der Gegend von Eggenburg zu jener 
der Umgebung von Wien, wobei ich, Rücksicht nehmend auf die ein- 
zelnen Glieder, die gesammte marine Fauna eines jeden Gebietes als 
einheitliches Ganzes ins Auge fasse. 

In der That ist hier unter der Voraussetzung, dass wir eben nur 
diese beiden Gebiete mit einander vergleichen, der Unterschied ein 
ziemlich bedeutender und scharfer. Eine Reihe von Arten, welche in der 
Umgebung von Wien zu den häufigsten Vorkommen gehören, sucht 
man vergebens in der Umgebung von Eggenburg (Conus ventricosus, 
Aneillaria glandiformis, Venus multilamella, Venus plicata, Arca diluviü, 
Turritella turris, Turritella biearinata), sowie umgekehrt eine Reihe bei 
Eggenburg sehr häufiger Conchylien bisher noch niemals in der Umge- 
bung von Wien gefunden worden sind (Pecten Rollei, Pecten Beudanti, 
Mactra Bucklandi, Venus islandicoides, Turritella gradata, Cerithium pli- 
catum). 

Von besonderem Interesse ist die Wahrnehmung eines gewissen 
Vicarirens von Arten in der Weise, dass unter ähnlichen Verhältnissen 
andere Arten bei Eggenburg auftreten und andere bei Wien; eine That- 
sache, die noch mehr hervortritt, wenn man nicht auf das Vorkommen 
überhaupt, sondern mehr auf das häufige Vorkommen in einer 
Gegend Gewicht legt. Eine Vorstellung über dieses Vicariren mag fol- 
gendes Verzeichniss geben: 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 78 


598 Th. Fuchs. Die Tertiärbildungen der Umgebung von Eggenburg. [30] 


Eggenburg. Wien. 

Ostrea lamellosa Broce. Ostrea crassicostata Sow. 
Pecten Holgeri Sein Pecten latissimus Broce. 

„ Rollei Hörn. „ aduncus Eichw. 

„  Beudanti Bast. »  Besseri Andrz. 

„  Malvinae Dub. (seltener bei „  elegans Andrz. (selten auch 

Wien.) bei Eggenburg.) 
Venus islandicoides Lam. Venus Dujardinı Hörn. 
Lutraria sanna Best. Lutraria oblonga Chemn. 
Cardium Hörnesianum Grat. Cardium hians Broce. (seltener auch 
Arca Fichtelii Desh. bei Eggenburg.) 
Arca diluviü Lam. 
Turritella gradata Menke Turritella turris Bast. 
-, cathedralis Brong. (selten 1: bicarinata Eichw. 


auch bei Wien 

Die Bedeutung dieser Liste wird noch dadurch erhöht, dass die 
meisten der angeführten Arten in ihrem Gebiete zu den häufigsten Vor- 
kommen überhaupt gehören. 

Diesen eigenthümlichen Thatsachen gegenüber muss sich wohl von 
selbst die Frage aufdrängen, wie wir dieselben aufzufassen, in welchen 
Umständen wir den wahren Grund dieser auffallenden Verschiedenheit 
zu suchen haben. Sind es wirklich Faunen verschiedenen Alters, die wir 
vor uns sehen, oder lassen sich selbst diese tiefgreifenden Verschieden- 
heiten noch aus localen Verhältnissen erklären. So verlockend es nun 
auch sein mag, bei dieser Gelegenheit in eine nähere Betrachtung 
dieses interessanten Gegenstandes einzugehen, kann ich mir doch 
nicht verhehlen, dass bei der einschneidenden Wichtigkeit, welche die 
Beantwortung dieser Frage für die Auffassung des Wiener Tertiärgebir- 
ges hat, bei dem engen Zusammenhange, welcher zwischen ihr und 
gewissen grossartigen, geologischen Erscheinungen anderer Art zu beste- 
hen scheint, das von mir im Vorhergehenden besprochene Terrain eine 
doch gar zu ungenügende Basis bildet. Ich halte diese Reserve hier 
um so mehr für geboten, als die berührte Frage bereits zu wieder- 
holten Malen Gegenstand der Untersuchung Seitens der ausgezeichnet- 
sten Forscher gewesen ist, und eine weitere Klärung derselben wohl nur 
auf Grundlage vielseitiger umfassender Studien angestrebt werden kann. 

Zum Schlusse fühle ich mich noch verpflichtet, Herrn Ingenieur 
Bäumel in Eggenburg, welcher die bei den Erdarbeiten an der Bahn 
aufgefundenen Fossilien mit grossem Eifer für die Sammlung der k.k. 
geol. Reichsanstalt sammelte und welcher mich bei meinen Untersuchun- 
gen auf das zuvorkommendste und wirksamste unterstützte, hiermit öffent- 
lich meinen besten Dank zu sagen. 


V. Paläontologische Notizen über Lias-, Jura- und 
Kreide-Schichten in den baierischen und österreichi- 
schen Alpen. 


Von Prof. Dr. K. Zittel. 


(Vorgelegt in der Sitzung am 15. December.) 


1. Mittlerer Lias der Allgäuer Alpen. 


Durch die fleissigen Aufsammlungen des Herrn Anton Falger in 
Elbigen-Alp, sowie die Abhandiung des Herrn Escher von der Linth 
ist das Bernhards-Thal am Süd-Abhang der Herrmanns-Karl-Spitz und 
der Mädeler Gabel zu einem der viel genanntesten Punkte der westlichen 
Alpen geworden. Ich habe mich im vergangenen Jahr bei einem längern 
Aufenthalt im Allgäu bemüht, aus den sogenannten Fleckenmergeln oder 
Allgäu-Schiefern eine grössere Anzahl von Versteinerungen zu gewinnen, 
um über das Alter und eine mögliche Gliederung dieses enorm mächtigen 
Schiehten-Complexes Aufschluss zu erhalten. 

Escher und Gümbel haben an zahlreichen Punkten der Allgäuer 
und Nord-Tiroler Alpen nachgewiesen, dass über dem festen Kalkstein 
mit Megalodon scutatus eine vielleicht 100 Fuss mächtige Masse von 
rothem knolligem Kalkstein mit Hornsteinlagen folgt, welcher zuweilen 
Ammoniten des unteren Lias enthält. 

Dieses Gestein findet sich auch im Hintergrund des Bern- 
hards-Thales und Herr Falger besitzt daraus einige wohlerhaltene Ver- 
steinerungen. 

Darüber folgen sodann die grauen, schieferigen Fleckenmergel, 
deren Mächtigkeit, selbst unter Annahme einer muldenförmigen Umbie- 
gung der Schichten, immerhin ganz gewaltig ist. 

In der Gegend von Oberstdorf, bei Spielmannsau, Birksau u. a. 
Orten, wo dieselben Schiefer reichlich entwickelt sind, findet man höchst 
selten organische Ueberreste. Im hintern Bernhards-Thal dagegen und 
zwar in der nächsten Umgebung der Kahrhütte, enthalten sie zahl- 
reiche Ammoniten und sehr häufig Inoceramus Falgeri Mer. 

Die sehr steil aufgerichteten Schichten gestatten unbedenklich auch 
das Aufheben der in den Schutthalden liegenden Exemplare, welche bei- 
nahe immer aus den unmittelbar daneben anstehenden und zum Theil 
unzugänglichen Bänken stammen. 

18 * 


600 K. Zittel. [2] 


Die unten verzeichneten Arten sind entweder aus anstehendem 
Gestein gewonnen oder aus den Halden, welche eine beträchtliche Strecke 
über die Kahrhütte hinauf reichen und seitlich von einem Schneefeld be- 
grenzt werden. 

Inoceramus Falgeri ist das leitende Fossil der Fleckenmergel. Ich 
fand ihn auch noch viel weiter unten im Bernhards-Thal in den steilen Ge- 
hängen am rechten Ufer des Baches, dort aber nur von sehr wenig andern 
Arten begleitet. 

Petrographisch lässt sich über den grauen Schiefern mit Inoceramus 
Falgeri im Bernhards-Thal kein weitererHorizont abscheiden, und ebenso 
wenig habe ich bis jetzt im Fleckenmergel aus den Allgäuer Alpen Fossi- 
lien gesehen, die das Vorhandensein einer jüngeren Lias-Stufe wahr- 
scheinlich machten ı). 

Im vorigen Winter erhielt ich durch einen Sammler eine Anzahl 
Cephalopoden aus festem Fleckenkalk von Schattwald-Voikenbach bei 
Hindelang, die sich bei näherer Untersuchung theilweise als identisch 
mit den im Bernhards-Thal gefundenen erwiesen. Auch /noceramus Fal- 
geri, welchen Oppel schon an verschiedenen andern Punkten bei Hinde- 
lang gesammelt hatte, war in mehrfachen Exemplaren in der Sammlung 
vertreten, so dass ich kein Bedenken trage, die Fleckenkalke vom Voi- 
kenbach mit den mergeligen Schiefern des Bernhards-Thales für identisch 
zu halten. 

Abgesehen von einer Anzahl von Formen, die entweder wegen man- 
gelhafter Erhaltung oder als unbeschrieben nicht in die Liste aufgenom- 
men werden konnten, enthielt die Ausbeute der beiden Localitäten fol- 
gende Formen 2): Fucoiden (verschiedene Formen), ferner: 


Pylloceras Loscombi Sow. Sch. Ammonites cf. arietiformis Opp. Sch. 
Mimatensis Hauer (non 5 Algovianus Opp. Sch. 
Worb. ) Sch. B. - Kurrianus Opp. B. Sch. 
> striatocostatum Menegh. 5 ibex Quenst. B, 
Sch. (A. Partschi Stur ) 5 Centaurus d’Orb. Sch. 
Ammonites Davoei Sow. B. ” binotatus Opp. B. 
a brevispina Sow. B. h Jamesoni Sow. B. Sch. 
5 Maugenesti d’Orb. Sch. = stellaris Som. B. Sch. 
" cfr. submuticus d’Orb. B. K Masseanus d’Orb. Sch, 
Sch. : retrorsicosta Opp. Sch. 
, hybridus d’Orb. Sch. cf. Lyn® Opp, Sch. 


Belemnites verschiedene Arten aber ne simabar B. Sch. 
5 cfr. orthoceropsis Menegh. (grosse Alveolitenfragmente) B. 
Inoceramus Falgeri. Merian. B. Sch. Avicula Sinemuriensis d’Orb. Sch. 


Mit Ausnahme des unterliasischen Ammonites stellaris gehören 
sämmtliche genannte Arten dem mittlern Lias, und zwar vorzugsweise 
dessen unterer Hälfte an. 


1) Gümbel eitirt dagegen aus denselben nebst einer Reihe unter- und mittel- 
liasischer Arten auch A. radians, Comensis, Erbaensis und bifrons; und ebenso 
führen Escher von der Tinth und Merian einige Formen des oberen Lias in 
ihrem Verzeichniss der Versteinerungen von Elbigen- Alp auf. 

2) Die mit 3. bezeichneten Arten stammen aus dem Bernhardsthal, die mit Sch. 
von Schattwald-Voikenbach. Die Bestimmungen sind theils von Dr. Waagen 
theils von mir selbst ausgeführt. 


[3] Paläontol. Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten u. s. w. 601 


Es ist sehr wohl möglich, dass an einzelnen Punkten auch Verstei- 
nerungen des obern Lias in den Fleckenmergeln vorkommen, die Haupt- 
masse derselben wird jedoch nach den Aufschlüssen im Bernhards-Thal 
jedenfalls dem mittlern Lias zugeschrieben werden müssen. 

Oppel hatte diesen Gebilden der baierischen Alpen mehrere Jahre 
hindurch gleichfalls seine Aufmerksamkeit gewidmet, und war offenbar 
zu einem Ähnlichen Resultat gelangt. In den paläontologischen Mitthei- 
lungen Bd. I., p. 138 findet sich über die Fundorte des Ammonites Algo- 
vianus folgende Bemerkung: 

„Er kommt in den dunkeln, schieferigen Gesteinen vor, welche 
durch Am. margaritatus charakterisirt eine mächtige Zone über den hel- 
leren Mergeln mit Inoceramus Fulgeri bilden und in jenen Distrieten (zwi- 
schen Iller und Lech) die oberste Abtheilung von Gümbels Allgäu-Schie- 
fern darstellen.“ 


2. Oberer Dogger. 


Durch den Sammler Tschau in Merligen erhielt ich vor einiger Zeit 
eine reichhaltige Suite von Versteinerungen aus der Stoekhorn-Kette 
in der Nähe des Thuner Sees. Unter denselben befand sich eine Suite 
von der Plattenheide, die sich sofort als den Klaus-Schichten ange- 
hörig erkennen liess. Das Gestein ist von grauer Farbe, mergelig, mässig 
hart; die Fossilien nicht gerade glänzend erhalten, aber doch in bestimm- 
barem Zustande. Ich erkannte darunter folgende Arten: 

Phylloceras Kudernatschi Hauer. sp. Ammonites Martinsi d’Orb. 


>, Hommairei d’Orb. sp. $ cfr. arbustigerus d’Orb. 
4 Zignodianum d’Orb. sp. 4 fermifex , Zitt. (v8l. 
N subobtusum Kudern. sp. unten) 

Ammonites tripartitus. Rasp. Belemnites alpinus Ooster. 
A Humphriesianus Sow. Posidonomya alpina Gras. 
n rectelobatus Hauer. 


Ausserdem unbestimmbare Exemplare von Terebratula, Arca und 
Lima. 

Mit Ausnahme von Belemnites Alpinus Ooster, Ammonites Humphrie- 
sianus Sow. und des unsicher bestimmten Am. arbustigerus kommen sämint- 
liche angeführten Arten auch an der Klaus-Alpe vor. 

In Studer’s Geologie der Schweizer Alpen (2. Bd., p. 43—45) 
finden sich nähere Angaben über die genannte, sowie einige gleichaltrige 
Localitäten, nebst einer reichen Liste der daraus entstammenden Verstei- 
nerungen. Auffallender Weise enthält diese eine Reihe von Arten aus 
dem untern Oolith, Bathonien und Callovien, und zwar bemerkt Pictet, 
von welchem die Bestimmungen theilweise herrühren, dass einzelne der 
von ihm untersuchten Stücke zugleich unterjurassische und Oxford-Am- 
moniten einschliessen. 

An derCorreetheit der Bestimmungen darf bei einem so scharf tren- 
nenden Paläontologen, wie Pietet, nicht wohl gezweifelt werden, und man 
hätte also hier das Faetum, dass die Faunen des untern Ooliths bis zum 
Callovien in einer Schicht beisammen liegen. 

Die Plattenheider Versteinerungen erregten mein specielleres In- 
teresse, als mir Herr Ober-Medieinal-Rath v. Fischer, dessen Bemühun- 


602 K. Zittel. [4] 


gen um die Paläontologie der Alpen man schon so viele schöne Materia- 
lien zu verdanken hat, freundlichst eine Anzahl prachtvoll erhaltener 
Cephalopoden aus dem Briel-Thal bei Gosau zur Untersuchung anver- 
traute. Sie befinden sich in einem harten, rothbraunen, eisenschüssigen 
Kalkstein, mit welchem sie auf einer und zwar der nach oben gekehrten 
Seite gewöhnlich innig verwachsen sind. Das Gestein erinnert durchaus 
an die Klaus-Schichten bei Hallstatt und bildet nach der Mittheilung 
meines Freundes v.Mojsisovies einen im Dachsteinkalk liegenden iso- 
lirten Fetzen von geringer Mächtigkeit. 

Die untersuchten Stücke der Fischer’schen Sammlung vertheilen 
sich unter die 9 im Nachstehenden beschriebenen Arten: 

Phylioceras Kudernatschi Hauer sp. Beiträge zur Kenntniss der 
Heterophyllen, p. 44. (Amm. heterophyllus var. Kudernatsch. Abh. 
d. k. k. geol. Reichsanstalt I. 2. Abth. p. 6. Taf. 1. Fig. 5--9.) 

Es liegen 11 theils beschalte, theils als Steinkern erhaltene Exem- 
plare vor, von denen das kleinste 80, das grösste 200 Millim. Durchmesser 
besitzt. Sie stimmen vortrefflich mit Kudernatsch’s Abbildung und Be- 
schreibung überein und lassen sich von Phylloceras heterophyllum am 
leichtesten durch die kleineren und viel stärker gespaltenen Sattelblätter 
unterscheiden. Die charakteristische Form des ersten Seitensattels habe 
ich in meinem Aufsatz über Phylloceras tatricum !) nach einem grossen 
Exemplar beschrieben; auf den inneren Windungen ist der kleine Ein- 
schnitt der beiden grössern Blätter nicht sehr deutlich zu bemerken, und 
es entspricht alsdann die Form des Sattels mehr der von Kudernatsch 
gegebenen Abbildung, an welcher jedoch der Secundär-Lobus des inneren 
Blattes zutiefgezeichnet ist. Hauer führt als weiteres Unterscheidungs- 
mittel von Ph. heterophyllum eine geringere Anzahl von Seitensätteln an; 
ich finde jedoch, dass Ph. Kudernatschi wie alle typischen Heterophyllen 
regelmässig 9 Seiten-Loben und die entsprechende Zahl von Sätteln besitzt. 

Auch der Verlauf der feinen Rippen auf der Schale stimmt im We- 
sentlichen mit Ph. heterophyllum überein. Es liegen mir vom letzteren 
Stücke vor, bei welchem diese Rippchen ebenso geradlinig über die 
Ventral-Seite laufen, wie bei der von Kudernatsch abgebildeten Form. 

Als einziges entscheidendes Erkennungsmerkmal bleibt demnach 
nur die Beschaffenheit der Loben-Zeichnung übrig. 

Untersucht man Steinkerne oder sprengt man die sehr dicke Schale 
ab, so bemerkt man eine mässige Anzahl seichter, breiter Furchen, welche 
am Nabel beginnend, unter leichter Neigung nach vorn die Ventral-Seite er- 
reichen und als schwache Einschnürung über dieselbe verlaufen. An be- 
schalten Stücken sind diese Furchen des Steinkerns zuweilen durch wenig 
erhabene, wulstartige Anschwellungen auf der Ventralseite angedeutet, 

Phylloceras Hommairei d’Orb sp. (Ammonites Hommairei d’Orb. Pal. 
fr. terr. Jur. p. 474. pl. 173.) 

Auch von dieser Art habe ich 10 schön erhaltene Stücke vor mir, die 
an Grösse die bisher auf der Klaus-Alm gefundenen weit übertreffen. Das 
vollständigste derselben besitzteinen Durchmesser von über 100 Millimeter. 

Kudernatsch’s Beschreibung des Am. Hommairei von Swinitza 
passt vortrefflich auf die vorliegenden Exemplare, während d’Orbigny’s 


1) Derselbe wird im nächsten Hefte des Jahrbuches erscheinen. 


[5] Paläontol. Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten u. s. w. 603 


Abbildung durch den weiteren Nabel und die tiefer herabreichenden 
Wülste etwas abweicht. 

Phylloceras Zignodianum. d’Orb. sp. (Ammonites Zignodianum. d’Orb. 
Pal. fr. terr. Jur. I., p. 493. Pl. 182.) 

Wenn sich bei der vorhergehenden Art kleine Differenzen von dem 
d’Orbignyschen Typus hervorheben liessen, so stimmen die -+ vorhan- 
denen Stücke von Phylloceras Zignodianum in ihren äusseren Merkmalen 
auf das genaueste mit der Abbildung und Beschreibung in der Paleontologie 
francaise überein. Ist die dieke Schale erhalten, so bemerkt man von dem 
zungenförmigen Vorsprung der Seiten-Furchen kaum etwas, dagegen 
lässt sich ihr allgemeiner Verlauf auch auf der Schale durch eine Rinne 
verfolgen, die an der Ventralseite in eine tiefe Einschnürung übergeht. Die 
Zahl der Seiten-Furchen scheint nur zwischen 5 und 6 zu schwanken. 
Der erste Lateral-Lobus endigt an sämmtlichen von mir untersuchten 
Stücken aus verschiedenen Schichten und Localitäten triphyllisch, und 
nieht, wie d’Orbigny angibt, diphyllisch. Dieselbe Bemerkung machte 
auch Kudernatsch bei seinen Exemplaren von Swinitza. 

Auch bei dieser Art fällt der bedeutende Durchmesser auf, der sich 
an den vorliegenden Stücken zwischen 100 und 130 Millim. bewegt. 

Lytoceras adeloides. Kudernatsch (Ammonites adeloides Kudernatsch. 
Abhandlungen der k. k. geol. Reichs-Anst. I. Bd. 2. Abh., p. 9. t. 2. Fig. 
14—16.) Es mag auffallend erscheinen, dass ich ungeachtet v. Hauer’s 
genauen Beobachtungen (Jahrb. d. k.k. geol. Reichs-Anst. I. Jahrg., 
p. 53), abermals auf die Bezeichnung Adeloides zurückgehe. 

Die Uebereinstimmung der vorliegenden bei Swinitza, im Briel-Thal 
und an der Klaus-Alm ziemlich häufig vorkommenden Form mit Lyt. Eude- 
sianum aus dem unteren Oolith von Bayeux ist in der That ganz ausser- 
ordentlich gross. Ich habe vergeblich nach Unterschieden in der Loben- 
Zeichnung oder in dem Umriss und der Evolution der Umgänge gesucht, 
dagegen fällt es auf, dass bei Lyt. Eudesianum, wie bereits Hauer be- 
merkt hat, die Buchten an den hervorragenden Lamellen stets viel mehr 
genähert und zahlreicher sind, als bei Zyt. adeloides. An den beiden vor- 
liegenden Stücken der ersten Art zähle ich durchschnittlich 6 solche 
Buchten, während die Stücke vom Brielthal in der Regel deren nur 3, sel- 
tener 4 erkennen lassen. Ich lege auf dieses Merkmal einiges Gewicht, 
da dasselbe auf eine gesetzmässige Entwickelung hinzuweisen scheint. 
Bei Lyf. cornucopiae, der nächstverwandten und nächst älteren Art, stehen 
die Buchten sehr enge, bei Zyt. Kudesianum rücken sie etwas weiter aus- 
einander und bei Zyt. adeloides schwindet ihre Zahl auf 3—4 herab. So- 
lange man in der Paläontologie den Grundsatz aufrecht erhält, zeitliche 
Abstufungen von Formen, die offenbar in genealogischem Zusammenhang 
stehen, als besondere Arten ohne Rücksicht auf die Stammform zu be- 
zeichnen, muss Lytoceras adeloides Kudernatsch als eine „gute“ Species 
angesehen werden. 

Das grösste der in der Sammlung des Herrn Ober-Medicinalraths 
v. Fischer befindlichen Stücke erreicht den riesigen Durchmesser von 
350 Millim., die übrigen schwanken zwischen 120 und 200 Millim. 

Ammonites macrocephalus Schloth. 

Das einzige 165 Millim. grosse, eng und tief genabelte Stück dieser 
unverkennbaren Art zeichnet sich durch etwas verschmälerte Ventralseite 


604 K. Zittel. [6] 


aus, stimmt aber vortrefflich mit Exemplaren aus Geisingen überein. Das 
hiesige Museum besitzt ein als Am. macrocephalus bezeichnetes Stück aus 
dem Grossoolith von Tuffardiere in Deux Sövres, das sich von der Oallo- 
vien-Form durch viel weiteren Nabel und sehr grobe Faltung der Wohn- 
kammer unterscheidet. Mit diesem lässt sich unser Exemplar vom Briel- 
Thal nicht vergleichen. 

Ammonites anceps Rein. 

Nach der kräftigen Entwieklung der Knoten der innern Windungen 
stelleich drei sehr charakteristische Stücke zu dieser Art, obwohl sie ihrem 
ganzen Habitus nach ebenso gut zu Am. Rehmanni Opp. gehören könnten, 
der sich nach Oppel durch das Fehlen der Knoten auf den innern Um- 
gängen unterscheiden soll. Die Trennung der beiden Arten scheint mir 
sehr zweifelhaft; sicher ist aber jedenfalls die Übereinstimmung der 
Brielthaler Form mit den grossen Exemplaren aus den ausseralpinen 
Macrocephalus-Schichten, welehe allgemein unter dem Namen A. anceps 
in den Sammlungen liegen. 

Ammonites subcostarius Oppel. Pal.Mitth. I, p. 149, t. 48, Fig. 2 a. b. 

Ein einziges, aber schön erhaltenes Stück von etwa 120 Mill. Grösse 
gehört zu dieser Art, welche sich, wie aus Hauer’s Bemerkungen (Jahrb. 
d. k.k. geol. Reichsanst. I., p. 53) mit Bestimmtheit hervorgeht, auch bei 
Swinitza findet. Ammonites subcostarius istsehr schwierig von einer ganzen 
Reihe verwandter Formen zu unterscheiden und stehtinsbesondere A. subra- 
diatus, aspidoides und fuscus sehr nahe. Als charakteristisches Merkmal 
lässt sich die breitere, weniger zugeschärfte Ventralseite mit einem 
aufgesetzten Kiel, sowie die langen und schmächtigen Loben-Körper her- 
vorheben. Ammonites fuscus, welcher nach Dr. Waagen’s Untersuchun- 
gen mit Am. bisculptus Opp. identisch ist, unterscheidet sich bei überein- 
stimmender Schalen - Verzierung durch scharfe Ventralseite mit aufge- 
setztem Kiel und Am. subradiatus durch die breite, kiellose, gerundete 
Ventralseite. Ammonites aspidoides endlich besitzt in seinen sparsamen 
entfernt stehenden Sicheln ein augenfälliges Merkmal. 

Ammonites ferrifex n. sp. (Ammonites Erato Kudern. (non d’Orb.) 
Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. I. Bd. 2., p. 10, t. 2. Fig. 4—8). 

Diese Art verdient eine neue Benennung, denn sie unterscheidet 
sich ebensowohl von Am. Erato wie von A. oolithicus d’Orb. Vom ersteren 
sehr leicht durch die viel stärker gewölbten Seiten den niedrigeren und 
breiteren Querschnitt der Mündung und abweichende Loben-Zeichnung; 
vom letzteren, wie dies bereits Hauer nachgewiesen, durch die ganz 
eigenthümliche Beschaffenheit des Aussensattels und ersten Seitensattels. 
In der äusseren Form stimmt die alpine Art ganz mit A._oolithicus d’Orb. 
überein, scheint jedoch auf der Schalenoberfläche glatt zu sein. 

Dr. U. Schloenbach hält seinen A. psilodiscus für identisch mit 
der vorliegenden Art. Für Fig. 7 und 8 bei Kudernatsch mag diese Ver- 
muthung berechtigt sein, die diekere Hauptform unterscheidet sich jedoch 
sehr leicht!), und gerade diese befindet sich in einem 8 Mill. grossen Exem- 
plar vom Briel-Thal in der Sammlung des Herrn von Fischer. 


1) Auch Schloenbach identificirte nur Kudern.’s Fig. 7 und 8 und betonte die Ab- 
weichungen von Fig. 4 und 5. (Schloenb., jur. Ammon., p. 31.) Die Red, 


[7] Paläontol. Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten u. s. w. 605 


Ammonites Banaticus n. sp. Syn. 1852. Ammonites triplicatus var. 
banatica Kudernatsch, Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanst. 1. Bd. 2., p. 15 
Taf. 4, Fig. 1—4. 1858. Ammonites calvus Opp. (non Sow) die Juraforma- 
tion, p. 550. 

Diese dem Ammonites funatus Opp. sehr nahe stehende Art wurde 
von Kudernatsch aus dem Eisenoolith von Swinitza unter dem Namen 
A. triplicatus var. banatica beschrieben und abgebildet. 

Ihre charakteristischen Merkmale bestehen in Folgendem: 

Schale flach, scheibenförmig, evolut, mit weitem, wenig vertieftem 
Nabel. Jeder Umgang bedeckt etwa die Hälfte des vorigen. Der Quer- 
schnitt der Mündung variirt, wie Kudernatsch gezeigt hat, nach dem 
Alterszustand sehr bedeutend; kleine Exemplare sind verhältnissmässig 
dick, niedrig und breitmündig;; mit zunehmender Grösse wird die Höhe 
immer stärker und dadurch die Form der ganzen Schale flacher. (Bei den 
20 vorliegenden Stücken aus dem Briel-Thal ist dieHöhe des Querschnittes 
stets grösserals die Breite, währendnachKudernatschbeiSwinitza auch 
dicke Stücke von grösserem Durchmesser vorkommen. Ammonites tripli- 
catus Quenst. (A. funatus Opp.) zeichnet sich stets durch rundere und 
dickere Umgänge aus. 

Charakteristisch ist die Verzierung der Schale, welche von Kuder- 
natsch gut abgebildet, aber weniger gut beschrieben wurde. Die Rippen 
richten sich nur wenig nach vorn, spalten sich im sogenannten Normalsta- 
dium in 3 bis 4 Aeste, deren Vereinigung mit der Hauptrippe übrigens nur 
selten zu beobachten ist. Gewöhnlich erscheinen sie als kurze Neben- 
rippen zwischen den kräftigen, am Nabel mit einer Anschwellung begin- 
nenden Hauptrippen eingeschaltet. Ganz grosse Exemplare werden, wie 
Fig. 3 und 4 bei Kudernatsch zeigen, auf der Wohnkammer glatt. 

Vereinzelte Einschnürungen der innern Umgänge finden sich auch 
an den Stücken aus dem Briel-Thal. 

Die Loben-Zeichnung entspricht ziemlich der von A. funatus, nur 
sind die Sättel etwas weniger fein zerschlitzt, der erste Seiten-Lobus viel 
kürzer und der Naht-Lobus etwas länger, als bei jenem. 

Oppel hat diese auch im ausseralpinen Callovien vorkommende Art 
mit Ammonites calvus Sow. aus Ost-Indien vereinigt, die Sowerby’sche 
Abbildung stellt jedoch einen planulaten Ammoniten dar, dessen Rippen 
schon bei geringem Durchmesser aufhören, sich zu theilen und dessen 
nn enererung überhaupt von der des Am. Banaticus erheblich ab- 
weicht. 

Schloenbach (Palaeontographica XI. Sep.-Abz. p. 39) bezeich- 
net die vorliegende Form als wahrscheinlich zugehörig zu Ammonites pro- 
cerus Seeb. Dies ist gewiss nicht der Fall; die norddeutsche Art zeichnet 
sich durch ihre dick aufgeblähten, hochmündigen Umgänge, durch die ge- 
raden, wenig angeschwollenen und nur in 2—3 Aeste getheilten Rippen 
und durch den stark vertieften Nabel aus, und schliesst sich viel enger 
an Am. arbustigerus d’Orb., als an Am. funatus Opp. an. 

Vergleicht man sehr grosse Exemplare des Am. Banaticus mit 
solchen von gleichem Durchmesser des A. procerus Seeb., so reducirt sich 
die Aehnlichkeit derselben auf ein sehr bescheidenes Maass. 

Im Briel-Thalund wie esscheint auch bei Swinitza übertrifft A. Bana- 
ticus alle damit vorkommenden Ammoniten an Häufigkeit. Bemerkens- 

Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1868. 18. Band. 4. Heft. 79 


606 K. Zittel. [8] 


werth für den neuen Fundort ist das Fehlen kleiner Ammoniten-Arten und 
auch die auf der Klaus-Alm so häufigen Brachiopoden sind nur durch 
4—-5 unbestimmbare Exemplare vertreten. 

Der Vollständigkeithalber wäre noch eine der Perna quadrata d’Orb. 
nahestehende Schale zu erwähnen. 

Obschon die von Hrn. v. Fischer ausgebeutete Localität nur 9 sicher 
bestimmbare Arten geliefert hat, so verdienen diese doch eine besondere 
Berücksichtigung, da sie mit vollster Sicherheit das Vorhandensein echter 
Callovien-Schichten in den Salzburger Alpen documentiren. Von den 9 
angeführten Arten finden sich: 


Phylloceras Hommairei d’Orb. sp. Ammonites anceps Rein. 
® Zignodianum d’Orb. sp. # subcostarius Opp. 
Ammonites macrocephalus Schloth. e Banaticus Zitt. 


ausserhalb der Alpen in der Zone des Ammonites macrocephalus, die 3 
übrigen sind in ihrem Vorkommen auf die Alpen beschränkt. Soweit bis 
Jetzt bekannt, hätten wir es demnach im Briel-Thalmit einer reinen unver- 
mischten Callovien-Fauna zu thun. 


a.) = “ Ausseralpines 
BE = = Vorkommen 
Phylloceras Kudernatschi Hauer p.|\ + | + | + | + — 
„ disputabile Zitt. (— A 
TatrieusKud.nonPusch)| + + | + | — — 
5 Hommairei d’Orb. sp. ..| + + | + | Callovien 
n Zignodianum d’Orb. ” + | — | + | + | Callovien und höher 
3 haloricum Hauer sp. » +1 +1-|1— —_ 
sub obtusum Kud. sp.. +I1+|—- | + _ 
Lytoceras adeloides Kud. sp....... ee _ 
Ammonites tripartitus Rasp. ...... + | — | — | — | Bathonien und Callovien 
5 fuscus Quenst. (= A. 
bisculptus Opp.) ...-:: + | + | — | + | Bathonien 
r subcostarius Opp..-.... — | — | + | + | Callovien 
5 Truellev %Orb.. .....2% + | — | — | — | Schichten mit Amm. Par- 
kinsont 
e ferrifer Zatt ,.....: +1 | +|+ 
n macrocephalus Schloth..| — | — + | — | Callovien 
n N ee. - | -|—-|+ ‚3 
n anceps Rein.......... — | — | + | — [| Callovien 
s rectelobatus Hauer !)...|\+ | + | — | + _ 
n dimorphus d’Orb....... + | — | — | — [| Schichten mit Amm. Par- 
kinsont 
> Martinsi d’Orb. ....... +|+|I-|- desgl. 
5 Brongniarti Orb. ....\—- | + | —- | — desgl. 
5 aurigerus Opp. (A. con- 
volutus parabolis Kud.).| — | — | — | + | Bathonien 
5 Banaticus Zitt. (A. calvus 
Opp. non Sow.)........ — | — | + | + | Callovien 


1) Ich halte diese Art aufrecht, da die Rippen auf der Centralseite schon bei 
mässiger Grösse sehr viel kräftiger und breiter werden als bei A. Deslong- 
champsi d’Orb. 


Paläontol. Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten u. s. w. 607 


m. 
eo) 
I 


Bei der Beschreibung der einzelnen Arten habe ich öfters Gelegen- 
heit gehabt die Klaus-Alm, sowie Swinitza zu erwähnen. Es ist unver- 
kennbar, dass die Ablagerung im Briel-Thal in naher Beziehung zu den 
sogenannten Klaus-Schichten steht, und ich habe zur Ermittelung derselben 
sämmtliche im hiesigen Museum, sowie in der Sammlung des Herrn Ober- 
medieinalrath v. Fischer befindliche Cephalopoden der Klaus-Schichten 
untersucht. Alle übrigen damit vorkommenden Fossilreste konnte ich 
übergehen, da sie keine Anhaltspunkte zum Vergleich bieten t). 

Die voranstehende Tabelle gibt eine Uebersicht der an der Klaus- 
Alm und an der Mitterwand am Hallstätter See, im Briel-Thal und bei Swi- 
nitza im Banat vorkommenden Cephalopoden. Die letzte Rubrik enthält die 
Angabe des geologischen Horizontes der auch im ausseralpinen Jura 
vorkommenden Arten. 

Mit Ausnahme des Ammonites macrocephalus und anceps finden 
sich, wie man sieht, alle übrigen (also 7) Arten vom Briel-Thal auch bei 
Swinitza, und zwar mit genau übereinstimmenden Eigenthümlichkeiten. 
Da nun am eisernen Thor die Brachiopoden, Bivalven und Gastropoden 
ebenso sehr unter der Masse der Cephalopoden verschwinden und aus- 
serdem auch die Gesteinsbeschaffenheit beider Localitäten grosse Aehn- 
lichkeit aufweist, so wird die chronologische Gleichstellung derselben 
keinen ernstlichen Widerspruch finden können. 

Mit der Klaus-Alm hat Briel-Thal 5 (also etwas mehr als die 
Hälfte) und Swinitza 9 (über ®/,) aller Arten gemeinsam. Während jedoch 
imBriel-Thal die auch ausserhalb der Alpen vorkommenden Arten ausnahms- 
los dem Callovien angehören, mengen sich in Swinitza A. fuscus Quenst. 
und Ammonites aurigerus Opp.) aus Bath-Schiehten bei, undan der Klaus- 
Alm wird die Zahl der Callovien-Arten (3) von denen aus der Zone des 
Am. Parkinsoni und dem Bathonien um das doppelte (6) überwogen. 

Nach diesen Resultaten ist man genöthigt, Briel-Thal und Swinitza 
in das untere Callovien zu stellen, während für die Klaus-Alm angenom- 
men werden muss, dass daselbst entweder mehrere, bis jetzt nicht unter- 
schiedene Etagen zur Entwicklung gelangten, oder dass eine einzige 
untheilbare Schichte das Aequivalent der Parkinsoni-Schichten, des Ba- 
thonien und des unteren Callovien von Nord-Europa darstellt. 

Soweit sich die Sache bis jetzt beurtheilen lässt, scheint für eine 
Gliederung der Klaus-Schichten wenig Hoffnung vorhanden zu sein. Die- 
selben sind wenig mächtig, und die bis jetzt gesammelten Versteinerungen 
geben durch die Art ihres Vorkommens wenig oder keine Anhaltspunkte 
für eine Trennung in 3 Stufen. 

Es muss nun auffallen, dass die innige Verbindung der Zone des 
Am. Parkinsoni, des Bathonien und der Macrocephalus Schichten so über- 
aus häufig zu beobachten ist. 

In Schwaben hat Quenstedt dieselbe mit gewohntem Scharfblick 
längst erkannt, und in seinem braunen Jura = ein ziemlich genaues Aequi- 
valent der sog. Klaus-Schichten abgeschieden. Dieselbe Erscheinung wie- 


1) Genauere Angaben über das Vorkommen von Klaus-Schichten und deren 
Fauna finden sich in Oppel’s Aufsatz über jurassische Posidonien-Gesteine 
der Alpen. Zeitschrift der deutschen geol. Gesell. 1863. p. 188. 

?) Vielleicht auch A. psilodiscus. Schloenb. A.iaurigerus Opp. unterscheidet sich sehr 
schwierig von A. curvicosta Opp. aus dem Callovien. 


79* 


608 K. Zittel. [10] 


derholt sich im ganzen Krakauer Gebiet, sowie wenigstens theilweise im 
badischen Oberland, der West-Schweiz, der Franche-Comte und m Burgund. 

Schon oben habe ich Studer und Pictet’s Bemerkungen über den 
Dogger der Stockhornkette angeführt. Nicht minder beachtenswerth 
scheinen mir Bachmann’s Studien über die Glarner Alpen. 

Am Oberblegisee finden sich zahlreiche Versteinerungen in einem 
eisenschüssigen Gestein, welche ausserhalb der Alpen theils im Bathonien, 
theils in den Parkinsoni-Schichten vorkommen. „Da nun“, sagt Bach- 
mann, „alle diese Arten am Glärnisch aus einer bloss 1 Fuss mäch- 
tigen Schicht stammen und in derselben nebeneinander liegen, so sind 
hier mehrere, anderwärts getrennte Zonen mit einander verschmolzen ; 
der Eisen-Oolith entspricht demnach dem Parkinsoni-Bett und dem gan- 
zen Bathonien“. 

In den Süd-Alpen scheinen die Posidonomyen-Gesteine mindestens 
die Zone des A. Parkinsoni und des Bathonien, vielleicht sogar noch Callo- 
vien-Schichten zu repräsentiren. 

Angesichts dieser Thatsachen wird man zugestehen müssen, dass 
die genannten 3 Zonen nur eine verhältnissmässig untergeordnete Bedeu- 
tung in der Reihenfolge der geschichteten Ablagerungen beanspruchen 
können. 

Eine definitive Gliederung der Sediment-Gebilde wird unsere heu- 
tige provisorische überhaupt erst dann zu ersetzen im Stande sein, wenn 
durch Untersuchung ausgedehnter Länderstrecken die wesentlichen Bau- 
steine unseres geologischen Gebäudes vom architektonischen Zierrath 
geschieden sein werden. 


3. Oberer Malm im Salzkammergute. 


Die ersten sicheren Angaben über das Vorkommen des Maims in den 
österreichischen Alpen finden sich in Hauer’s berühmter Abhandlung 
über die geognostischen Verhältnisse der nordöstlichen Alpen). Es werden 
darin hellgraue Kalke mit Ammonites oculatus, inflatus, Zignodianus (?) 
und Planulaten von mehreren Punkten erwähnt, deren Lagerungsver 
hältnisse in damaliger Zeit ungenügend bekannt waren. 

Durch Mojsisovies?) wurde die Kenntniss dieser Gebilde wesent- 
lich gefördert. Das Auftreten von oberjurassischen, der Zone des Am- 
monites tenuilobatus angehörigen Schichten, wird an verschiedenen Punkten 
des Salzkammergutes constatirt, und insbesondere aus einem marmorarti- 
gen grauen, oder röthlich gefleckten Kalkstein des Zlambachgrabens bei 
S. Agatha eine Reihe charakteristischer Versteinerungen namhaft gemacht. 

Herr v. Fischer liess an derselben Stelle längere Zeit sammeln 
und gelangte in den Besitz einer werthvollen Suite, die er mir freundlichst 
zur Untersuchung mittheilte. 

Ich erkannte darin folgende Arten: 

*Phylloceras polyoicos Ben. sp. *Ammonites compsus Opp. hh. 
(Am. cfr. Zignodianus bei Moj- * 5 Strombecki Opp. ss 
sisovics) 3) ss. 

1) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt IV. Seite 771. 


2) Ebendaselbst Verhandlungen 1868. p. 128. 
3) Nach freundlicher mündlicher Mittheilung von Mojsisovics. 


[11] Paläontol. Notizen über Lias-, Jura- und Kreide-Schichten u. s. w. 609 


*Phylloceras tortisuleatum d’Orb. * Ammonites trachynotus Opp. s- 


sp. hh. “ y acanthieus Opp. h. 
Phylloceras cfr. Kocht. Opp. ss. 5 n bispinosus Ziet. 8. 
*Lytoceras efr. Adelae d’Orb. s. (= 4. iphicerus. Opp.) 


Ammonites cfr. microplus Opp., dieker Ammonit, mit zahlreichen nah »- 
stehenden Knoten über der senkrecht einfallenden, ziemlich hohen Na ‘.. 
fläche. Durch viel breiteren Querschnitt und grösseren Durchmesser ven 
der Oppel’schen Art verschieden. 


Ammonites Uhlandi Opp. s- * Ammonites Herbichi Hauer s. t) 
n, polyplocus kein. h. si „ efr. transitorius Opp. 
Ei R cfr. Achilles d’Orb. hh. Belemnites sp. s. 


Terebratula, sehr ähnlich 7. Bouei Zeuschn., aber durch eine schwache 
Furche zu beiden Seiten des zurückgebogenen Stirnwulstes auf der 
grossen Schale unterschieden. 

Mit Ausnahme von A. Herbichi, efr. transitorius, efr. Achilles, cfr. 
microplus, Phylloceras polyoleos und Lyioceras efr. Adelae finden sich 
die übrigen Arten im ausseralpinen Jura, und zwar in der Zone des Am. 
tenuilobatus. 

Die Uebereinstimmung mit den Südtiroler Acanthicus-Schichten ist 
indess noch weit auffallender, wie die Liste ergibt, in welcher alle den 
Nord- und Süd-Alpen gemeinsamen Arten mit * bezeichnet sind. 


4. Obere Kreide im Allgäu. 


Nicht ganz 10 Minuten von Oberstdorf entfernt, am linken Ufer der 
Stillach, die sich einige hundert Schritte weiter unten mit der Breitach 
vereinigt und nun als Iller weiter fliesst, erhebt sich ein kleiner Hügel, 
Burgbühl genannt. Auf seinem Gipfel geniesst man eine herrliche Rund- 
schau über das imposante Bergpanorama von Oberstdorf und das südlich 
gelegene liebliche Iller-Thal. Ehe man den Burgbühl erreicht, sieht man 
rechts und links von der Stillach isolirte Flecken eines dunkelgrauen, 
schieferigen Gesteins auftauchen, welches auf Gümbel’s Karte als See- 
wer-Mergel verzeichnet ist. Versteinerungen konnten in demselben nicht 
gefunden werden; da sie aber petrographisch etwas von den in der Nach- 
barschaft schön entwickelten echten Seewer Mergeln abweichen und 
wahrscheinlich das Hangende des Burgbühl-Gesteins bilden, so werden 
sie wohl schon zum älteren Flysch gehören. 

Am Burgbühl selbstwurde nach dem grossen Brande im Jahre 1865, 
welcher fast ganz Obersdorf zerstörte, ein Steinbruch angelegt, und ein 
Theil des Dorfes ist mit dem daselbst gewonnenen Material wieder auf- 
gebaut. 

In dem jetzt verlassenen Bruch sieht man ein überaus hartes, dun- 
kelgrünes, glaukonitisches Gestein in mächtigen, geneigten Bänken an- 
stehen, das bei flüchtiger Betrachtung den Eindruck eines melaphyrartigen 
Eruptivgesteins macht. Bei Untersuchung mit der Loupe erkennt man in 
der sehr dichten schwarzen, basaltähnlichen Grundmasse eine Menge 
Quarzkörner mit gerundeter und matter Oberfläche , sowie zahlreiche eben- 
falls rundliche stecknadelkopfgrosse Glaukonit-Partikeln. Auf den etwas 


1) Nach freundlicher mündlicher Mittheilung von Mo jsisovics. 


610 K. Zittel. Paläont. Notizen überLias-, Jura- u. Kreide-Schichten u. s. w. [12] 


verwitterten Schichtflächen oder auf der rostbraunen Decke von Blöcken, 
welche längere Zeit der Einwirkung der Luft ausgesetzt’ waren, erkennt 
man die einzelnen eingeschwemmten Körner schon mit unbewaffnetem 
Auge. Man hat es mit einem festen Sandstein zu thun, für welchen der 
in der Nachbarschaft verbreitete Gault-Sandstein offenbar vorzugsweise 
das Material geliefert hat. 

Ich hielt das Gestein anfänglich auch für Gault, konnte aber bei 
wiederholten Besuchen nie eine Spur von Ammoniten entdecken, nach 
welchen man sonst nicht lange vergeblich sucht. Auch belehrte mich das 
eigenthümliche Aussehen der allerdings sparsamen und mangelhaft er- 
haltenen Versteinerungen sehr bald, dass hier nicht an untere Kreide zu 
denken sei. 

Eine schlecht erhaltene, der Ostrea lateralis verwandte Auster, 
grosse tellerförmige Spongien und eine Terebratulina findet man ziemlich 
häufig, alle andern Sachen dagegen sind sehr selten. 

Im Ganzen erhielt ich folgende Arten: 

Oxyrrhyna oder Otodus. Ein grosser glänzender Zahn, leider mit 
abgebrochener Basis, so dass eine sichere Bestimmung unmöglich ist. 

Pycenodus, Zahn. 

Spondylus sp. ind. 

Ostrea cfr. lateralis Schloth. 

Terebratulina chrysalis Schloth. 

Retiscyphia sp. ind. Grosse tellerförmige Trichter, von welchen mir 
ganz ähnliche Stücke aus der Mucronaten-Kreide von Lüneburg vorliegen. 

Echinocorys vulgaris Breyn (Ananchytes ovata Lam.) 

Das Vorkommen dieses charakteristischen Seeigel ist für das Alter 
des Oberstdorfer Grünsandsteins entscheidend. Die Herrn Cotteau und 
Loriol, denen ich meine Exemplare vorlegte, bestätigten die Richtigkeit 
der Bestimmung. 

Weitere Aufsammlungen bei Oberstdorf halte ich für ziemlich hoff- 
nungslos. So dürftig nun auch meine Ausbeute sein mag, so genügt sie 
doch, um die Existenz der obersten Kreide in unseren westlichen Alpen 
nachzuweisen, und zwar in einer bis jetzt ganz einzig dastehenden petro- 
graphischen Entwicklung. 


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Geologische Karte der Umgegend von Hälmaßy. 


von D. Stur. 


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Jurassischer Kalk 


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Congerien Tegel u. Sandstein == Kalk im _Augitporphyr 
Trachyt Dioritische Gesteine 
Trachyttuff Krystallinische Schiefer 


Jahrbuch d.kk. geologischen Reichsanstalt 1868 BaXVII. 


altes Iochwerk 


8 


TE 


Taf_Mi 


Eisensteine 


Kupfererze 
Blei und Kupfererze 


Kohle 


Geister-Spitzen 
* 


Pissada Sp. 


Grödner Jöchl 


* - z . 
I. Ansicht der Fissada Wand im Osten des Grödner Jöchls. Il. Ansicht der Pissada Wand am Grödner Jöchl. Il. Ansicht der Geister- Spitzen. 
22) 
Slandpunct: Westlich um Grödner Jöchl. Standpunct : Solschedia , NV von St. Ulrich in Cröden.. 
un Ungeschichteter Dolomit - gR beschzchteterKalk.T Sedimentäre Tuffo. £ Porphyr._G Grodner Sandstein. $: Seissen Sch - € Campier Sch. Mi Mendola Dolomal_R Buchensteiner Kalk_W Wenger Sch... 4. Augilporahrr. uD, Ungeschiokteter Dolumil F 


Jahrb. der k k geolog. Reichsanstall /803. Band. 18 Autogr dlith. Änst. v. E Reke, Wier. 


Schlern Spitze 


Sett Sass 


ER V Ansicht der Schlern- Spit d in di T 
Sa sans cohiigee nsicht der Schlern- Spitze und dessen in die Klamm abfallender Wand. 


Standpunet: Auf dem rothen Schlern Plateau, W.d Klamım.. 


‚al. Geschichteter Holomit._ r A Rothe Raibler Sch... gk. beschichteter Kalk... A. ÄAugitponphyr _ wD. Ungeschichteter Dolomit 


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00 Standpunct: Stuores Wiesen des Prelongei Berges, Slassian S. 


EN, Besehü k ‚Dolomit._rK. Rothe Raibler Sch.-_D. Schlern, Dolomit.- T' Sedimentäre Tufle. 
Autogr. d, ll Anst. v.E. Koke, Wien. 


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Schlern Spitze 


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BE io:Klamım Ahfallender Wand. 


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Standpunct : Auf dem rothen Schlern Plateau, W.d Klamın.. 


‚gD. beschichteter Dolomit._ 7 Kuthe Raibler Sch. ‚gk. bes L RE A . Augitporphyr.._ uD. Ungeschichteter Dolomit 


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Autogr. d. lilh, Anst. v.F.Koke, Wien . 


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Sett Sass 


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1. Ansicht des Sett Sass- Gebirges 


Standpunct: Stuores Wiesen des Prelongei Berges, Slassıan Ss: 0 f 


4 9). Geschickteter Dolomit.. AR. Rothe Raibler Sch... D. Schlern Dolomit.-. T’ Sedimentare Tuffe. 


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2 Ansicht der Tertiär-Bucht von Berchtoldsdorf \ 


vam Haidberge aus aufgenommen. 


Jahrbuch den k.k. geolog. Heichsanstalt 1868 Bd. XV. Autogr.d. iih.Anst.u E Köke, Wen, 


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Th.Fuchs. Tertiär-Bildungen von Eggenburg. Bi 


Profil hinter Gauderndorf. Profil vor Gauderndorf. 94; 


Nör. d. Bahn. 


» . Be ss 
Zweiter Einschnitt westl. EEK: La 5 ß 
Thale ven Kühenring RL 7, a 2 ge Erster Einschnitt westl.vom Thale 
v. u nri . z 2 h “ F 
es r von Kühenring. 


dv. Kl. Meisseldon? 


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Eisenbahneinschnitt 


bei E£genburg. 


chichten, Unter denselben kominem wieder 


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FA die Sande von Fauderndorf zıım Vorschein, weich ; i Km: : NE 
@ ade von Fauderndorf zıım che E Profil zwischen Klein Meisseldorf u. Maigen. 


man indessen an diesen Purukte nicht: sieht 


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Preeten. Beud. palm ‚Bolanus. Pogenb Joh.) 
ler. margar. Cer.plx. 


Ostr. erass. = 3 Erad.frus m Muggeln. 
EG > My&, Haid.‘ riesto, ' 
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str. lamell. Peoten ; algert ei 


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Clypeaster, . 


Zuirsanna (gr Seh, 
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Profil des Judenfriedhafgrabens. 


Thal v.Kühenring, links zweite Entblössung. Thal v. Kühenring ‚links erste Entblössung, 


Jahrbuch. der k k geolog. Reichsanstalt. /868. Ba. AV. 


vi aktreich ob und 
ir unter. der Enns. 2: 


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Karte 


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se ontliche Karten durch das k. k. militärisch- 
De desselben, wie auch in der Kunsthan 
ie Karte XI, Banat, bei Artaria erschienen. 
Die 'geologisch 'eolorirten Kar 
handlung v on A. Artaria auf Bes 


tellung 


(In Data SIOREENDER Währung,) 


Schw.| Color. 
Karte 


IM. Steieımark und 
Illyrien. 


Schladming. . , . 
Rottenmann ... 
. Bruck u, Eisenerz . 
. Mürzzuschlag 
Grossglockner . 
‚Ankogel . .... 
Ober-Wölz.. . 
Judenburg - . 
GIB TEEN 
Ober-Drauburg . 
Gmünd‘ „ul. 70% 
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Wolfsberg . ... 
Wildon 
Villach u. Tarvis . 
| Klagenfurt . 
Windischgratz 
Marburg 


Caporetto u. Canaie 
Krainburg Er 
Möttnig u. Cili . .- 
Windisch-Feistritz 
Görz 
Laibach 
Weixelburg 
Landstrass‘. .... . 
Triest 
Laaas on. Pinguente 
Möttling 
Cittanöovau. Bieino £ 
Fianona u. Fiume . 
Noviu. Fuscine. . 
Dignano 
Veglia u. Cherso 
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IV. Böhmen, 
Schluckenau . 
Hainspach .... 
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Reichenberg 3 
NeustadilN N u... 
Neudek 
Komotau 
Leitmeritz . ..... 
Jungbunzlau . - 
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Braunau, .... 
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Lugosbis zurGrenze|| 1/25 

— über die Grenze] 
bis Karlsburg 


Innerhalb d. Grenze 


1125| 450 


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Salzburg; 1 Blatt 
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Kärnthen, Krain und 
Istrien in 4 Blättern 
IX. Lombardie und Vene- 
dig in 4 Blättern 
— bis zur Landes- ! | 
grenzen...» i 
— über dieLandes- | 
grenze .. 
Tirol und Vorarlberg 
in 2 Blättern’ . 
XI. Siebenbürgen; Stras- | 
senkarte in 2 Blät-| | 
tern, 60000 =1 Zoll, | | 
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bis 2. Landesgrenze & 
— über die Grenze | , 


2000 Klafter 


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| reisverzichnis der von der " k geolog, Reichsanstalt Benloch eolorirten Karten | 


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1 Zoll. 


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B. Generalkarten im Maasse von 1: 288. 000 der Natur. 4000 Klafter = 1 Zoll. ete. 


Karte | 
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Brandeis.. . . ... 415018 
Königgrätz . . . . 4150 
Reichenau . !. . 4150 
Plan na AR: 
Pißen HIT 41. 
Beraunı Nele * 5150 
Beneschau .,.. +. ..4|50 
Chrudim u. Oaslau 41-1 
ni Leitomischl Al: 
o,)) Klentach „N ., 21% 
A Klattanı Ma nenn 5 - 
Aı/ Mirotlizii nie 4150 
ANTRDOT ee LS 31500 
M | Deutschbrod ... . 250. 
EI BIaetran HA an 115015 
> | Schüttenhofen 3. E 
"Wodıan'. Inaken 4150 
Nexhausi’.. ls 4150 
Zerekwe ..... .%% 11251 
Kuschwarda .. . a. 
KTUMATI EN 5150 
Wittingau & ‚4150 
Rosenberg - . ... 1] - 
Puchers nun. 1] - 
Y. Ungarn ‚152] - 
Caca 1]70 
Trstjennau. Nämest6 1170 
ESAnzt RN RT 2 » 
Sillein N 5150) 
Rosenberg u. Kubin 5175 
Käsmark u. Poprad 5/75 
Holitsch a EN 3... 
Trentschin - . . . 550 
Kremnitz . 5175 
„« ]Neusohl . .. .. 5175 
= Dobschauu. Tisovec dl - 
sp/ Malaczka .. ... 4). 
8/ Tymau „..:,. öl - 
oN Schemnitz . ... . 450 
SD AMSBRLEN ILS En 4. 
5 |Rima Szombath.. . 4]. 
P | Pressburg ... 51» 
NOHraL.H res 1/80 
Bars u. Vereböly . 2/50 
Balassa-Gyärmath - 3/50 
Fülek u 2W; 
MIBKEOTOZ HU Re 3 - 
Gran x 31505 
Waitzen . . Dlee 
Erlau 31, 
Mezö Kövesd. 21. 
XI. Banat in 4 Blättern] 4]20] 8 
AM. Galizien, Lodomerien 
und Bukowina ; Stras- 
senkarte in 2 Blät- 
tern, 60000 = 1 Zoll 
— bis zur Landes- 
grenze - 1150|, 91. 
— über die Landes- 
grenze .. . 452] 12 
XIV. Steiermark in 4 Bl. 4| - | 36 
XV. Slavonien u. Militär- 
grenze; 1 Bl. 6000° 
: —iL Zoll 28). 150]... 2150 
IAVI. Croatien und Militär- 
grenze; 1 Blatt 
60000 — 1 Zoll, 
bis zur Grenze . . 50] 4150 
— über die Grenze 501 6. 
XVII. Dalmatien in 2 Bl., 
60009.-— 1 Zoll . . | ıl. 4 


geographische Institut herausgegeben und in 
dlung bei A. Artaria, I. Kohlmarkt Nr. ‚9, zu haben. 


ten werden von der k.k. geologischen Reichsanstalt und der Ba 
geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch eolorirt. 


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' Abonnenten für das J ahrbuch RS Ta 


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