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Full text of "Jahrbuch der Kaiserl. Königl. Central-commission zur Erforschung und ..."

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JAHRBUCH 



DER 



KAISERL KÖNIGL. CENTRAL-COMMISSION 



ZUR 



ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER BAUDENRMALE. 



1856. 



MIT 17 TAFELN UND 26 HOLZSCHNITTEN. 



-^ 




WIEN, 1856. 

IN COMMISSION BEI DEM KAISEEL. KÖNIGL. HOF- BUCHHÄNDLER WILHELM BRAUMÜLLER. 



AUS DER KAISERIiCH-KÖNIOLICIIEN HOF- OiD STAATSDRUCKEREI. 



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HARVARD 

FINE ARTS 

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3 JUN1978 



INHALT. 



Seite 

Vorwort \ 

I. ABTHEILUNG. 

Gesetiliehe Bestimmiuigen: 

I. Alleininterthänigster Vortrag des Handelsministers Freiherrn v. Brück vom 21. December 
1850 sammt der a. h. Resolution vom 31. December 1850 und den Grundzügen einer Instruction 
für die k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale .... 3 
n. Wirkungskreis der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. 

(Ministerial-Erlass vom 24. Juni 1853.) 10 

m. Wirkungskreis der Conservatoren. (Ministerial-Erlass vom 24. Juni 1853.) 17 

IV. Instruction für die Correspondenten der k. k. Central-Commission. (Erlass der k. k. Central- 
Commission vom 22. November 1854.) 27 

V. Instruction für die k. k. Baubeamten bezüglich der Erhaltung der Baudenkmäle. (Slinisterial- 

Erlass vom 24. Juni 1853.) 28 

Penonalstand der k. k. Central-Commission 35 

Vortrag, gehalten am 10. Jänner 1853 bei der Eröffnung der Sitzungen der k. k. Central-Commission 

von dem Präses derselben, Freiherrn Karl Czo er nig V. Cz er nh aus en 43 

Bericht über die Wirksamkeit der k. k. Central-Commission in den Jahren 1853 — 1855 . 53 



IL ABTHEILUNG. 

Abhandlungen und Berichte: 

I. Die römischen Alterthümer und deutschen Burgen in Siebenbürgen. Mit einer Übersichtskarte, 

von M. J. Ackner 3 

n. Über das im Jahre 1851 endeckte Hypocaustum und die Inschrift der Gens Barbia zu Enns von 

Joseph Arne th. Mit 8 Tafeln 51 

TTT . Bericht über die Grabhügel bei Lövö in Ungarn und die daselbst vorgekommenen Nachgra- 
bungen von Ed. Freih. v. Sacken. Mit 1 Tafel 73 

IV. Die Trajans-Inschrift in der Nähe des eisernen Thores von Joseph Arn eth. Mit 1 Tafel . . 83 
V. Bericht über einen archäologischen Ausflug nach Ungarn in den Jahren 1854 und 1855 vom 
k. k. Professor Rudolph Eitelbergerv. Edelberg. Mit 6 Tafeln und 26 Holzschnitten . .91 
Register 141 



VORWORT. 

Jjlit dem vorliegenden Bande beginnt die k. k. Central-Commission zur Erforschung und 
Erhaltung der Baudenkmale eine Eeihe von Veröffentlichungen , welche — in Erfüllung des 
§.23 der ihr von Seiner kaiserlich-königlich Apostolischen Majestät allerhöchst vorgezeichneten 
Instruction — theils einen Überblick ihrer Leistungen gewähren, theils wissenschaftliche 
Abhandlungen über historisch oder archäologisch wichtige Denkmale des Kaiserstaates 
enthalten sollen. 

Dieser Aufgabe entsprechend , zerfällt dieses Jahrbuch in zwei Abtheilungen. 

Die erste Abtheilung umfasst die auf die Gründung dieses kaiserlichen Institutes 
bezüglichen organisatorischen Bestimmungen, den Personalstand derselben, dann den von dem 
Präses der k.k. Central-Commission, KarlFreiherm v. Czoernig, bei der am 10. Jänner 1853 
stattgehabten Eröffnung ihrer Sitzungen gehaltenen Vortrag und den Bericht über die Wirk- 
samkeit der k. k. Central-Commission seit deren Activirung bis zum Schlüsse des Jahres 1855. 

Die zweite Abtheilung enthält wissenschaftliche Abhandlungen und Berichte, wobei 
sich die k. k. Central-Commission der wirksamen Unterstützung der rühmlich bekannten, 
verdienstvollen Gelehrten und Archäologen M. J. Ackner in Siebenbürgen , Joseph Arneth, 
Rudolph V. Eitelberg er und Eduard Freiherrn v. Sacken in Wien erfreute. 

Ein Blick auf den Inhalt der in der zweiten Abtheilung enthaltenen Abhandlungen und 
Berichte fuhrt zu der Wahrnehmung, dass darin die classisehe Alterthumskunde vorzugsweise 
gepflegt, dagegen das Gebiet des Mittelalters weniger betreten wurde. Dieses Missverhältniss 
in der stofflichen Auswahl ist aber lediglich dem zufälligen umstände zuzuschreiben, dass die 
künstlerischen Beigaben für einige, die mittelalterliche Kunst behandelnde, und zur Aufnahme 



VI 

in das Jahrbuch vorbereitete Aufsätze nicht rechtzeitig vollendet werden konnten. Es schien 
aber um so weniger gerechtfertigt, desshalb noch länger die Veröffentlichung dieses Werkes 
zu verzögern, als die inzwischen in's Leben gerufenen „Mittheilungen der k. k. Central- 
Commission" ohnediess der mittelalterlichen und speciell der christlichen Kunst eine 
besondere Aufinerksamkeit zuwenden und dadurch das Verhältniss einer gleichmässigeren 
Behandlung der verschiedenen Culturepochen einigermassen wieder hergestellt wird. 

Der nächste Band des Jahrbuches , welcher in einem kürzeren Zeitabschnitte zur Ver- 
öffentlichung gelangen dürfte, soll übrigens, wie die k. k. Central-Commission beabsichtigt, die 
Lücken ausfüllen welche der vorliegende Band in seiner stofflichen Beschränktheit noch offen 
gelassen hat. 

Wien, im Juni 1856. 



GESETZLICHE BESTIMMUNGEN. 



ALLERUNTERTHlNIGSTER VORTRAG 



DES 



HANOELSMINISTERS FREIHERRN V. BRÜCK 

UEBER DIE NOTIIWEXDIGKEIT EINER UMFASSENDEN FÜRSORGE ZUR ERHALTUNG DER BAUDENKMALE 

DI OESTERREICmSCHEN KAISERSTAATE. 



Unter die Verpflichtungen der Staats -Verwaltung gehört auch die Obsorge für die Erhaltung 
der Baudenkmale. 

Der österreicliische Kaiserstaat, ein Verein so vieler Völkerstämme , deren jeder eine 
eigene Geschichte hat, besitzt eine grosse Anzahl solcher Denkmale von besonderem Werthe 
und Interesse , welche oft kaum bekannt sind, und für deren Sicherung und Erhaltung keine 
Fürsorge getroffen ist. 

Der Zahn der Zeit hat den Verfall vieler derselben herbeigeführt, so wie nicht minder 
das nach materiellen Interessen gerichtete Streben des jetzigen Jahrhunderts der Erhaltung 
solcher Gegenstände gefährlich zu werden droht , wenn nicht deren Werthschätzung kräftig 
angeregt, und von der Staats-Verwaltung dem Gebote möglichster Schonung und Erhaltung 
der Denkmale durch Massregeln Rechnung getragen wird, welche geeignet sind, dem 
weiteren Verfalle derselben vorzubeugen. 

Da Euere Majestät dem meiner Leitung anvertrauten IMinisterium schon principicU die 
Erhaltung der Monumente zur Aufgabe zu stellen geruhten, so habe ich vorläufig an die 
Baubehörden die Anordnung erlassen, bei den vorkommenden Amtshandlungen darauf 
Bedacht zu nehmen. Diese Verfügung erfüllt jedoch den Zweck nicht vollständig, desshalb 
ich es für meine Pflicht halte. Euerer Majestät umfassendere Massregeln in Antrag zu bringen, 
da auch die Würde und das Ansehen der österreichischen Staats- Verwaltung es gebieten dürften, 
hinter so manchen zweckmässigen Einrichtungen des Auslandes in dieser Beziehung nicht 
zurückzustehen. 

Der Umstand, dass ein grosser Theil der Baudenkmale in katholischen Kirchen , Pres- 
byterien u. dgl. besteht, macht es wünschenswerth , sich bei der ins Leben zu rufenden 
Einrichtung der thätigen ^litwirkung und Beihilfe des katholischen Clerus zu versichern , auf 
dessen rege Theilnahme um so mehr gerechnet werden kann, als die Völker Oesterreichs ihm 
die ersten Anfänge der Bildung, so wie auch die weitere Entwickelung und Verbreitung 



4 Gesetzliche Bestimmungen. 

derselben zumeist verdanken , und es gewiss eine Ehrensache der katholischen Geistlichkeit 
sein wird , nacli dem Vorbilde ihrer Vorfahren auf dem Boden der Kunst und Wissenschaft 
auch in dieser Richtung erspriesslich fortzuwirken. 

Nicht minder erheischt das Verhältniss, dass so viele Gebäude, welchen die Eigenschaft 
von Baudenkmalen im Ganzen oder in einzelnen Bestandtheilen anklebt , zu Zwecken anderer 
Verwaltungszweige dienen, bei den zu treffenden Massregeln einvernehmlich mit den betheiligten 
Ministerien vorzugehen. 

Mit Rückblick auf die aus den Einrichtungen des Auslandes gewonnenen Erfahrungen 
und in Betrachtung der speciellen Verhältnisse des österreichischen Kaiserstaates dürfte es 
sich als das Zweckmässigste darstellen, die Erhaltung der Baudenkmale in die Hände 
des Staates zu legen, zur materiellen Ausführung aber die Beihilfe erprobter Fach-, 
männer aus allen Ständen zu gewinnen, welche in ihrem Wirken durch die Geistlichkeit, die 
Gemeindevertreter und den Lehrkörper unterstützt werden würden. 

Zu ersterem Zwecke wäre im Ministerium der öffentlichen Bauten eine Gentral-Conmaission 
zu errichten, welche unter dem Vorsitze des Sections-Chefs für öffentliche Bauten, unter 
Zuziehung von IMitgliedern der betheiligten Ministerien, der Akademien der Wissenschaften 
und der bildenden Künste, dann der General-Baudirection regelmässige Berathungen zu 
halten hätte. 

Diese Central-Commission , deren Wirksamkeit ich mir erlaube in dem beiliegenden 
Instructions-Entwurfe in allgemeinen Umrissen zu bezeichnen, soll über den Werth der Denk- 
male und die daraufverhältnissmässig zu verwendenden Kosten entscheiden, eine archäologische 
Statistik führen, Denkschriften veröffentlichen, die Resultate der Forschungen zur Bearbeitung 
einer Geschichte der Denkmale sanuneln , die Besorgung der Ueberschläge , die Zeichnungen 
und die Leitung der Conservations-Arbeiten veranlassen. 

Zur materiellen Ausführung des vorhabenden Zweckes hätte eine netzartige 
Verbreitung wirkender und controlirender Organe über alle Kronländer der Monarchie zu 
dienen. Zu diesem Ende wären an den geeigneten Orten in allen Kxonländern Conservatoren 
zu bestellen, welche in zweifacher Richtung zu wirken hätten: 

Unmittelbar durch eigene Forschung, über deren Resultate sie ihre Fachanträge an 
die Commission als das Central-Organ zu erstatten hätten. 

Mittelbar durch Erregung zur Theilnahme und Mitwirkung bei der Bevölkerung und 
durch die Bildung freiwilliger Vereine (Conservatorien). 

Alle Glieder der Central-Commission, so wie auch die Conservatoren und sonstigen Vereins- 
mitgUeder, würden, als mit Ehrenämtern der Wissenschaft bekleidet , unentgeltlich fungiren. 

Die Geschäfte der Central-Commission hätte die Bausection des Ministeriums zu besorgen. 

Die beantragte Einrichtung würde mit diesen Modalitäten ausser unbedeutenden Auslagen 
vor der Hand keine Kosten verursachen, und auch in Hinkunft nur beschränkte Geldmittel in 
Anspruch nehmen, welche übrigens bei dem Umstände, dass es sich dabei um die Förderung 
eines Staatszweckes handelt, aus den allgemeinen Staatseinnahmen zu bedecken wären. Am 
füglichsten würde in dieser Beziehung im Bau-Budget vorgesorgt werden, da die materielle 
Verwendung der Geldmittel von den dem Ministerium der öffentlichen Bauten unterstehenden 
Baubehörden ausgehen würde. 

Für den Fall Euere Majestät diesen Anträgen, welchen der Ministerrath beigestimmt hat, 
Allerhöchst Ihre Genehmigung zu ertheilen geruhen sollten , erlaube ich mir den Resolutions- 



OesetzUche Bestimmungen. 5 

Entwurf mit der ehrfurchtsvollen Versicherung beizufügen, dass ich es zu meiner angenehmsten 
Pflicht rechnen würde , diese Institution , welche ich im Interesse der Kunst und Wissenschaft 
bei Euerer Majestät anzuregen wage, zum kräftigen Gedeihen zu bringen, und mit allen mir 
zu Gebote gestellten Mitteln zu fordern, 
Wien 21, December 1850. 

V. Brück m. p. 

ALLERHÖCHSTE RESOLUTION. 

Ich genehmige zum Zwecke der Erhaltung der historischen Baudenkmale die angetragene 
Errichtung einer Central-Commission in Wien, sowie die Bestellung von Conservatoren in den 
Kronländern, und ermächtige Meinen Handelsminister, die Einleitung hierzu im Einvernehmen 
mit den betheiligten Ministerien zu treffen. 

Uebrigens finde ich zu erinnern, dass, wenn zu dem im §. 18 der vorliegenden Grundzüge 
der Instruction angedeuteten Fonde der Staatsschatz in Anspruch genommen werden wollte, 
liierzu Meine Genehmigung einzuholen sei. 

Wien 31. December 1850. 

Franz Joseph m. p. 



GKUNDZÜGE EINER INSTRUCTION 

FÜR DIE CENTRAL-COMMISSION ZUR ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER BAUDENKMALE. 

L ZWECK UND ZUSAMMENSETZUNG DER COMMISSION. 
§. 1. 

Die Staats-Verwaltung beabsichtiget, das Interesse für die Erforschung und Erhaltung 
der Baudenkmale zu wecken , die Privatthätigkeit der wissenschaftlichen Vereine und Fach- 
männer in den verschiedenen Kronländern hierfür rege zu halten und zu fördern , und die 
Forschungen der Einzelnen zu sammeln und zu veröffentlichen, um die historischen Denkmale 
unserer Vorfahren und der einzelnen Volksstämme allgemiein bekannt zu machen und zur 
Ehre des Reiches zu erhalten. 

Zur Erreichung dieser Absicht wird im IMinisterium für Handel, Gewerbe und öffentliche 
Bauten eine „Central-Commission f ür die Erforschung und Erhaltung der 
Baudenkmale" eingesetzt, und es werden an geeigneten Orten in den KJronländern zum 
gleichen Zwecke „Conservatoren" aufgestellt. 

§.2. 

Die Central-Commission besteht aus dem Sections-Chef derlVIinisterial-Bausection, welcher 
den Vorsitz führen wird, und aus dem Vorsteher der Architectur-Section der General- 
Baudirection. Femer aus zwei Vertretern des Ministeriums des Innern^); zwei Vertretern des 



^) Man hat im Allgemeinen von jeder Corporation zwei Vertreter angenommen, weil bei den aufliabenden anderen Dienstgeschaften 
die Stellvertretung eines Zweiten sehr hädüg vorkommen diirfle. 



6 Gesetzliche Bestimmungen. 

Ministeriums des Cultus und des Unterrichtes ^) ; zwei Vertretern der Akademie der Wissen- 
schaften*); zwei Vertretern der Akademie der bildenden Künste; endlich aus dem jeweiligen 
für Wien bestellten Conservator. 

§. 3. 
Bei besonderen Anlässen können auch Private Architecten , Künstler und Archäologen zu 
den Berathungen gezogen werden. 

§• 4, 
Die Berathungen der Commission werden in regelmässigen Sitzungen vorgenommen. 

§. 5. 
Die Geschäfte der Commission werden im Ministerium durch die Bausection besorgt. 

. §• 6- 
Die Wahl der Conservatoren in den Kronländem erfolgt über den Vorschlag der Central- 

Commission durch das Ministerium. , 

§.7. 

Sämmtliche Mitglieder, sowohl der Central-Commission als die Conservatoren, fungiren 

— als mit Ehrenämtern für die Wissenschaft bekleidet — unentgeltlich. 



II. DAS WIRKEN DER COMMISSION. 
1. DIE ERHEBUNG DER BESTEHENDEN DENKMALE. 

§. 8. 

Da das Wesen des Institutes zumeist auf der Privatthätigkeit beruhen soll, und die 
Regierung sich nur die Leitung , den Schutz und die mittelbare Unterstützung der Privaten 
und Privatvereine vorbehalten will , so gehört es zu den Hauptpflichten der Commission , die 
bereits vorhandenen Kräfte zu benützen, und an den geeigneten Orten wo möglieh neue ins 
Leben zu rufen. 

Die Commission soll daher mit allen bestehenden historischen und archäologischen Local- 
und Landesvereinen, wie auch mit Privaten, welche sicli für das Altcrthum, ihre Geschichte, 
Kunst und Denkmale interessiren und etwas zu leisten versprechen, in geschäftliche Berührung 
treten, und an allen Orten, wo es wünschenswerth erscheint, auf die Gründung neuer Vereine, 
oder die Einsetzung von Correspondenten hinzuwirken tracliten. 

§.9. 

Vornehmlich wäre die Geistlichkeit, als die Vertreter der kirchlichen Denkmale, zur 
kräftigen Beihilfe einzuladen, so wie das Lehrpersonale und die Gemeinde -Vertretungen wegen 
ihrer Einwirkung auf die Bevölkerung zur Erweckung der Achtung für die geschichtlichen 
Erinnerungen und Denkmale in den Bereich der Bestrebungen zu ziehen. 

§• 10. 
Durch alle diese Organe soll die Commission bemüht sein, von allen in der Monarchie 
befindlichen Denkmalen und ihrer Beschaffenheit die umfassendste Kenntniss sich zu verschaffen. 



1) In diesem Ministerium ist es jedenfalls nothwendig, den Cultus und den Unterricht abgesondert zu vertreten. 

-) Bei den beiden Akademien sind zwei Vertreter auch darum nöthig, weil man selten Archäologen und Architecten findet, die 
mehrere Baustyle zugleich vollkommen kennen. 



Gesetzliche Bestimmungen. 7 

§. 11. 

Die Resultate dieser Erhebungen fuhren zunächst auf die Beurtheilung des geschichtliehen 
Werthes der Denkmale , auf die Classificirung derselben in minder wichtige und in solche, 
an deren Erhaltung dem Vaterlande besonders gelegen sein muss, und auf die Bearbeitung 
eines Gesammtbildes , um den Reichthum an den verschiedenen Kunstdenkmalen im ganzen 
Reiche darzustellen. 

§. 12. 

Um die Zusanmienstellung einer solchen archäologischen oder monumentalen Statistik zu 
erleichtern, ist es nothwendig, dass die betreiÖfenden Eingaben und Berichte gleichartig 
verfasst seien. 

Die Commission hat zu diesem Ende ein Schema zu entwerfen , in welchem die charak- 
teristischen Merkmale der Baudenkmale, wie Kirchen, Grabmale, Schlösser, Kriegs- 
bauten u. s. w. , je nachdem ihre Errichtung in diese oder jene Epoche fällt, oder dieselben 
verschiedenen Volksstämmen angehören, zu verzeichnen sind. 

Die in anderen Ländern gemachten Erfahrungen haben aber gezeigt, dass diese von 
verschiedenen Privaten, Pfarrern etc. auszufüllenden Schemas bei der ungleichen Bildung 
der Berichterstatter, wenn sie ihren Zweck nicht verfehlen sollen, möglichst einfach sein 
müssen. 

In der Hauptsache handelt es sich darum: 

1. den archäologischen und architectonischen Werth des Objectes, 

2. den gegenwärtigen Zustand und 

3. die nöthigen Reparaturen nach dem Grade ihrer Nothwendigkeit zu bestimmen. 

§. 13. 
Nöthigenfalls wird das Ministerium Reisen durch Sachverständige vornehmen lassen, um 
die Kenntniss der Denkmale zu erweitern , den Zustand derselben zu erforschen, den Fortgang 
etwaiger Restaurationen zu prüfen, Ausgrabungen zu leiten, Verbindungen anzuknüpfen mit 
Gelehrten, Vereinen u. s. w. 

2. DIE SCHONUNG UND SlOHERU^'G DER DENKMALE. 

§. 14. 

Die Commission hat in Bezug auf die Sicherung der Denkmale die nöthigen Vorschläge 
zu machen, so wie populäre Belehrungen auszuarbeiten, um auf die Erhaltung der im 
Eigenthume der Gemeinden befindlichen Kirchen etc., in der Eigenschaft als Kunstwerke, 
hinzuwirken. 

Da man aber eine Sache nur schätzt , wenn man den richtigen Werth derselben erkennt, 
so gehört es zu den Pflichten der Commission und ihrer Organe, die Gemeinden, Pfarrer etc. 
über den Besitz ihrer Kunstschätze aufzuklären. 

Femer ist bei den Gemeinden dahinzuwirken , die nächste Umgebung der Monumente 
rein und frei zu halten, dieselbe zu planiren und angemessen zu verschönern. 

§. 15. 
Bei Neubauten, Eisenbahnanlagen, Staatsstrassen-Regulirungen etc. ist auf die Sicherung 
der Denkmale die möglichste Rücksicht zu nehmen, wesshalb bei Projecten, sobald der 
Bestand eines Denkmales dabei in Frage kommt, die Commission zur Begutachtung auf- 
gefordert werden soll. 



8 Gesetzliche Bestimmungen. 

§. 16. 
Wenn die Beseitigung eines Monumentes unausweichKch ist , so soll auf eine mögliche 
Versetzung desselben Eücksicht genommen werden, und ist auch diese nicht zulässig, so muss 
das Andenken wenigstens durch eine genaue Zeichnung erhalten werden. 

§. 17. 
Stehen Denkmale, wie z. B. alte Kirchen, Erlöster etc., in der Benützung des Staates als 
Magazine, Spitäler etc., so soll auch in diesem Falle die Commission befragt werden, wenn 
etwaige Reparaturen dabei vorkommen, damit diese mit wahrem Kunstsinne und im richtigen 
archäologischen Charakter vorgenommen werden. 

8. DIE KESTAURATION SCHADHAFTER DENKMALE. 

§. 18. 

Das Ministerium der öffentlichen Bauten wird für die , von der Commission als nöthig 
erkannten, Restaurations- Arbeiten an Baudenkmalen durch die Staats-Baubeamten die erfor- 
derliche technische Beihilfe gewähren; jedoch haben die Gemeinden und Privatvereine oder 
die Ministerien, in deren Ressort die Erhaltung des betreffenden Objectes gehört, für die 
Beischaffung der weiteren Mittel Sorge zu tragen. 

Unmittelbare Geldbeiträge für die Erhaltung der Monumente von Seite des Staates 
können regelmässig erst dann angesprochen werden, wenn einmal ein eigener Fond für diesen 
Zweck gegründet sein wird. 

§. 19. 

Aus den zeitweisen Erhebungen des historischen Werthes und des Bauzustandes der 
Denkmale so wie aus den von den Conservatoren einlaufenden Anträgen ergeben sich die 
nöthigen Arbeiten, über deren planmässige Vornahme die Commission dem Ministerium 
jährlich einen Vorschlag, bei Gelegenheit des mit Ende eines jeden Verwaltungsjahres einzu- 
sendenden Jahresberichtes, einreichen wird. 

§. 20. 

Wenn bei Anträgen über ein noch in der Benützung stehendes Baudenkmal nebst dem 
Kunstbaue auch noch andere Baulichkeiten mit im Spiele sind , so hat die Commission diese 
Kostenpuncte genau zu trennen , und es wird die Verhandlung mit dem Gutachten in archäo- 
logisch-baulicher Beziehung wieder jener Behörde zugeleitet, welche die Kosten des Nutzbauea 
zu decken hat. 

§.21. 

Die Voranschläge fär die Ausführung von Restaurations- Arbeiten sind durch die Com- 
mission zu begutachten, und wenn die Baubeamten hierzu einer eigenen Anleitung bedürfen, 
um den richtigen Baustyl zu erkennen, und solchen in seiner ganzen Eigenthümlichkeit beizu- 
behalten, so hat die Commission von Fall zu Fall die erforderlichen Belehrungen heraus- 
zugeben. 

§. 22. 

Eine weitere Sorge der Commission muss es sein , auf die Bildung befähigter Techniker 
für solche Zwecke zu wirken, und den Kunstsinn bei den Geistlichen zu wecken, da gerade 
sie es sind, welche die erste Gelegenheit haben, in den vielen Kirchen und Klöstern die 
kunstwidrigen Restaurationen entfernt zu halten. Die entsprechenden Anträge bei den betref- 
fenden Ministerien sind durch die Commission seiner Zeit vorzubereiten. 



Gesetzliche Bestimmungen. 9 

4. DTE LITERARISCHEN ARBEITEN. 

§. 23. 

Da das Institut vornämlich das Wirken der Privatkräfte in Anspruch nimmt , so ist die 
Veröffentlichung der Verhandlungen zu beobachten. 

Die Commission soll demnach Denkschriften herausgeben , in welchen sie die Resultate 
ihrer historischen Forschungen, die Statistik der Denkmale und den Jahresbericht über ihre 
Leistungen aufzunehmen hat. 

Ausserdem soll sie durch zeitweise zu veröffentKchende populäre Schriften den Kunstsinn 
der Bevölkerung zu beleben und deren Mitwirkung für die Schonung und Erhaltung der 
Denkmale rege zu erhalten trachten. 

§. 24. 

Alle durch die Commission erflossenen Belehrungen über die Schonung und Erhaltung 
der Denkmale sind durch die Landeszeitungen zu verbreiten. 

m. ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN. 

§. 25. 
Die Einwirkung auf die Errichtung von Conservatorien an den geeigneten Orten ist Sache 
der in den Ländern bestellten Conservatoren. 

§. 26. 
Die Central-Commission kann die nach und nach gewonnenen Zeichnungen sämmtlicher 
Denkmale im Ministerial-Bauarchive systematisch ordnen und aufbewahren lassen. 

■ §: 27. • 

Für die vom Ministerium an den geeigneten Orten aufgestellten Conservatoren wird die 
Commission eine Listruction auszuarbeiten haben, in welcher deren Wirken, ohne bevor- 
mundend oder störend in das Wesen der Privatvereine einzugreifen , möglichst genau vor- 
gezeichnet sein muss. 



Centr.-Comoi. für BAudenkmale. (Gesetz. Besiimni.) 



10 Gesetzliche Bestimmungen. 



II. 

WIRKUNGSKREIS 

DER K. K. CENTRAL -COMMISSION FÜR ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER BAUDENKMALE. 

GENEHMIGT MIT DEM ERLASSE SEINER EXCELLENZ DES HERRN 

HANOELSMINISTERS FREIHERRN V. BAUMGARTNER 

VOM XXIV. JVNI HDCCCLin. ZAHL 12M-H1I. 



A. ZWECK UND ZUSAMMENSETZUNG DER COMMISSION. 

EINSETZUNG UND ZWECK DER COMMISSION. 
§. 1. 

J.n der Absicht, das Interesse für die Erforschung und Erhaltung der historischen Bau- 
denkmale zu wecken, die Privatthätigkeit der wissenschaftlichen Vereine und Fachmänner in 
den verschiedenen Kronländem hierfür rege zu halten und zu fordern, und die Forschungen 
der Einzelnen zu sammeln und zu veröffentlichen , um die Denkmale unserer Vorfahren und 
der einzelnen Volksstämme allgemein bekannt zu machen, und zur Ehre des Reiches zu 
erhalten, haben Seine k. k. Apostolische Majestät mit der Allerhöchsten Entschliessung vom 
31. December 1850 die Errichtung einer Central-Commission für die Erforschung 
und Erhaltung der historischen Baudenkmale im Ministerium für Handel, Gewerbe 
und öffentliche Bauten, so wie die Bestellung von Conservatoren in den Kxonländern zu 
genehmigen geruht. 

Der Wirkungskreis der Central-Commission wird durch gegenwärtige, von dem gedachten 
Ministerium unterm 24. Juni 1853, Zahl 1256-HM., genehmigte Instruction festgestellt 

Zur Begrenzung des Wirkungskreises der Commission hat als allgemeine Bestimmung zu 
gelten, dass nur solche Bauwerke mit allen im baulichen Zusanmaenhange stehenden Neben- 
bestandtheilen als Baudenkmale zu betrachten sind, welchen notorisch ein künstlerischer 
oder historischer Werth eigen ist. 

ZUSAMMENSETZUNG DER COMMISSION UND STIMMRECHT DER MITGLIEDER. 

§. 2. 
Die Central-Commission zerfallt in ständige und zeitlich beigezogene Mitglieder. 
Als ständige Mitglieder sind zu betrachten: 

Ein Seotions-Chef des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten, welchen 
der Minister bezeichnet und welcher zugleich den Vorsitz führt. 



Gesetzliche Bestimmungm. 11 

Zwei Vertreter des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten. 

Zwei Vertreter des Ministeriums des Innern. 

Zwei Vertreter des Ministeriums für Cultus und Unterricht. 

Zwei Vertreter der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. 

Zwei Vertreter der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste in Wien, und der 
jeweilige für Wien erwählte Conservator. 

Den ständigen Mitgliedern reiht sich an , der zum Archivar bestimmte , den Verband* 
lungen beizuziehende jeweilige Vorsteher des Bauarchives im Ministerium für Handel, Gewerbe 
und öffentliche Bauten. 

Als zeitliche .Mitglieder sind jene sachverständigen Fachmänner anzusehen, welche 
die Central-Commission von Fall zu Fall zur Förderung ihrer Wirksamkeit den Verhand- 
lungen beizieht. 

Von den ständigen Mitgliedern werden die nicht besonders Bezeichneten durch die 
bezüglichen Ministerien, und rücksichtlich durch die Akademie der Wissenschaften ernannt; 
die zeitlichen Mitglieder hingegen werden von der Central-Commission berufen. 

In den Sitzungen der Central-Commission haben die ständigen Mitglieder eine entschei- 
dende, die zeitKchen Mitglieder mit Einschluss des Archivars eine berathende Stimme. 

Sämmtliche MitgKeder der Central-Commission fungiren — als mit Ehrenämtern für 
die Wissenschaft bekleidet — unentgeltlich. 

VEETHEILUNG DEE GESCHAFIR 

§. 3. 

Die Geschäfte der Central-Commission werden in allgemeinen Sitzungen verhandelt, 
welche regelmässig zweimal in jedem Monate abzuhalten sind. 

Bei besonderen Anlässen erfolgt die Berufung der Mitglieder durch den Vorsitzenden 
der Commission. Zu den Verhandlungen in den allgemeinen Sitzungen gehören insbesondere: 

Die Anträge zur Ernennung der Conservatoren imd die Benennung der Correspondenten. 

Die Eingaben an die Ministerien und die Correspondenzen mit anderen Behörden und 
Corporationen. 

Die Emennimg der Special-Commissionen und die Bezeichnung ihrer Aufgaben. 

Die auf die Aussendung von Keisenden bezüglichen Einleitungen. 

Die Schlussfassungen über die zur Verhandlung gekommenen wissenschaftKchen oder 
künstlerischen Gutachten imd Anträge. 

Die Entscheidung über die Veröffentlichungen, die von der Central-Commission ausgehen. 

Der Vorsitzende leitet die laufende Correspondenz und veranlasst in dringenden Fällen 
das Erforderliche, setzt jedoch die Central-Commission bei der nächstfolgenden Versammlung 
von dem Verfugten in Kenntniss. 

Zur Besorgung der laufenden Correspondenz ist durch die Central-Commission ein 
eigener Secretär aus den ständigen MitgHedem zu ernennen. 

Für Arbeiten von grösserem Umfange und für die technisch-künstlerische Beurtheilung 
von Gegenständen sind Special-Commissionen aus ständigen, und nach Umständen auch mit 
Zuziehung zeitlicher Mitglieder zu bilden, in welchen sämmtliche Mitglieder ein gleiches 
Stimmrecht haben, und den Vorsitz fuhrt das dem Zeitpuncte der Ernennung, oder bei gleich- 
zeitig erfolgter Emennimg, das den Lebensjahren nach älteste ständige Mitglied. 

2* 



12 Gesetzliche Bestimmungen. 

Andere besondere Arbeiten sind vom Vorsitzenden mit billiger Vertheilung den einzelnen 
Mitgliedern zu übertragen. 

Die Protokollführung besorgt ein vom Vorsitzenden zu berufender Beamte des Handels- 
Ministeriums. 

DAS MANIPULATIONS- UND ARCHIV-WESEN. 

§.4. 

Die Manipulation im Kanzleigeschäfte wird durch das betreffende Amt im Ministerium 
fiir Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten besorgt. 

Die einlaufenden Documente , Aufnahmen und Pläne jedoch , sowie die anzuschaffenden 
Werke und Zeichnungen sind im Ministerial- Bauarchive aufzubewahren, woselbst für diese 
Gegenstände unter der persönKchen Einwirkung des Archivars eine eigene Abtheilung mit 
besonderen Kegistem zu gründen und zu erhalten ist. 



B, DER WIRKUNGSKREIS DER COMMISSION. 

DIE ERHEBUNG UND CLASSIFICIRUNa DEE BESTEHENDEN BAUDENKMALE. 

§. 5. 

Sowohl durch eigenes Wirken als durch Vermittlung ihrer Organe wird die Central- 
Commission eine genaue Erhebung aller vorhandenen historischen Baudenkmale vornehmen 
und Verzeichnisse darüber anlegen. 

• §. 6. 

Die Resultate dieser Erhebungen fuhren zunächst auf die Beurtheilimg des geschichtlichen 
und künstlerischen Werthes der Denkmale, auf die Classificirung derselben in minder wichtige, 
und in solche , an deren Erhaltung dem Vaterlande besonders gelegen sein muss , und auf die 
Bearbeitung eines Gesanmitbildes einer monumentalen oder archäologischen Statistik, um den 
ßeichthimi an den verschiedenen Kunstdenkmalen im ganzen Reiche mit Leichtigkeit über- 
sehen zu können. 

Zur Erleichterung dieser Zusammenstellung sorgt die Central-Commission dafür , dass in 
der Aufnahme und Beschreibung der historischen Baudenkmale gleichförmig vorgegangen 
werde, und veranlasst die Abfassung und Veröffentlichung populärer, mit Zeichnungen erläu- 
terter Belehrungen, in welchen die charakteristischen Merkmale der historischen Baudenkmale 
imd ihrer Bauperioden so fasslich dargestellt sind, um dadurch auch in dem Fache minder 
bewanderte Personen zur Vornahme der nöthigen Erhebungen zu befähigen. 

DIE ERHALTUNG DER DENKMALE. 

Zur P^rhaltung der Baudenkmale gehört insbesondere die Beseitigung aller den Verfall 
oder die Zerstörung herbeiführenden Umstände. 

Bei Neubauten, Eisenbahnanlagen, neuen Strassenzügen etc. wird die Central-Commis- 
sion auf die Sicherung der Denkmale möglichste Rücksicht nehmen, wesshalb bei Projecten, 
sobald der Bestand eines Denkmales dabei in Frage kommt, die Central-Commission zur 
Begutachtung zu berufen ist, oder ihre Berufung zu beanspruchen hat. 

Die Central-Commission wird auf eine Versetzung jener Baudenkmale Bedacht zu nehmen 
haben, deren Beseitigung xmaus weichlich ist, — bei der Unthunlichkeit einer üebersetzung 



Gesetzliche Bestimmungen. 13 

wird sie aber wenigstens das Andenken an den Bestand durch eine genaue Aufnahme desselben 
in ihrem Archive wahren. 

DDE RESTAURATION DER DENKMALE. 

§. 8. 

Aus den zeitweisen Erhebungen des historischen Werthes und des Bauzustandes der 
Denkmale , .sowie aus den von den Conservatoren eingelaufenen Anträgen, ergeben sich die 
nöthigen Arbeiten, über deren planmässige Vornahme die Central-Commission (nach §. 16) 
dem Ministeriimi jährlich einen Vorschlag , bei Gelegenheit des mit Ende eines jeden Ver- 
waltungsjahres einzusendenden Jahresberichtes einzureichen hat. 

Alle Projecte fiir die Ausführung von Kestaurations-Arbeiten sind durch die Central- 
Commission, wenn sie darum angegangen wird, zu begutachten. 

In solchen Fällen, wo Ergänzungen eine gediegene künstlerische Durchfuhrung unbedingt 
erheischen, hat die Central-Commission die dahin abzielenden Anträge zu stellen. 

Stehen Denkmale, wie z.B. alte Kirchen, Klöster etc. in der Benützung des Staates, wenn 
auch in einer anderen, ihrer ursprünglichen Bestimmung fremden Widmung, so ist auch bei 
hier vorzunehmenden bedeutenderen Reparaturen durch die Central-Commission dahin zu 
wirken, dass diese Eestaurations- Arbeiten im richtigen Verständnisse des bestehenden Baustyles 
und ohne Beseitigimg oder Zerstörung wesentlicher, den historischen oder Kunstwerth bedin- 
gender Baubestandtheile ausgefiihrt werden. 

DAS AUFDECKEN BISHER UNBEKANNTER DENKMALE. 

§• ». 

Bei dem Aufsuchen oder der zufälligen Aufdeckung bisher unbekannter Ueberreste alter 
Baudenkmale, Gräber, antiker Strassen u. s. w., ist den Zerstörimgen oder Verschleppungen 
möglichst entgegen zu wirken. 

Die gefundenen, von den Baudenkmalen gewissermassen unabhängigen, jedoch damit im 
geschichtlichen Zusammenhange stehenden Gegenstände, wie alte Münzen, Geräthe, Waffen, 
Verzierungen etc., sind nach Massgabe der dafür bestehenden Gesetze §§. 395 — 401 des 
allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches und der Hofkanzlei-Decrete vom 28. December 1818 
(Allerh. EntSchliessung vom 19. August und 23. December 1818), vom 15. Juni 1846 (Allerh. 
EntSchliessung vom 31. März 1846) und 14. August 1846 zu behandeln, und dem k. k. Antiken- 
Cabinete im Wege der Central-Commission in Betreff der Erwerbung sammt allen darauf 
Einfluss nehmenden Umständen anzuzeigen. 

Auf den zufälligen Finder solcher , für das Studium des Alterthums und die ehemaligen 
Ortsverhältnisse oft höchst bedeutungsvollen Gegenstände ist durch die Organe der Central- 
Commission dahin zu wirken, dass diese Gegenstände weder unbeachtet gelassen, noch ver- 
schleudert werden. 

a DIE ORGANE UND GESCHÄFTLICHEN BERÜHRUNGEN. 

DIE CONSERVATOREN. 
§. 10. 

Die Hauptorgane der Central-Commission sind die Conservatoren , welche die Zwecke 
der Commission innerhalb des ihnen zugewiesenen Bezirkes zu fordern haben. 



14 Gesetzliche Bestimmungen. 

Sie werden aus den Freunden der Kunst und Archäologie gewällt. 

Ihre Ernennung erfolgt über Vorschlag der Central-Commission durch das Ministerium. 

Es wird denselben für die Thätigkeit ein Bezirk vorgezeichnet, dergestalt, dass das ganze 
Gebiet der Monarchie in solche zusammenhängende Bezirke getheilt ist. 

In der Ausdehnung umfassen diese Bezirke einzelne Ortsabtheilimgen, Oerter, Kreise oder 
auch Kronländer, je nach der Wichtigkeit des Bezirkes in baukünstlerischer Hinsicht und 
nach dem Vorhandensein geeigneter Personen für die Auswahl. 

Die Grösse der Bezirke kann geändert werden, nach Massgabe der Conservatoren. 

Die Obliegenheiten und Befugnisse der Conservatoren werden durch beiliegende Instruction 
festgestellt. 

DIE PRIVATVEREINE. 
§. 11. 

Die Central-Commission hat mit allen für ähnliche oder verwandte Zwecke bestehenden 
Local- und Landesvereinen in geschäftliche Berührung zu treten, und an allen Orten , wo es 
wünschenswerth erscheint, auf die Gründung neuer Vereine ihren belebenden und aufinun- 
temden Einfluss geltend zu machen. 

Die Geschäftsverbindung mit den erwähnten Vereinen, so wie mit den Privaten erfolgt 
durch die Conservatoren, welch' letztere überhaupt als Vermittler zwischen denselben und der 
Central-Commission zu wirken , und die beiderseitigen Zwecke möglichst zu fordern haben, 
wobei die Thätigkeit der Einen, und die einflussreiche Autorität der Central-Commission den 
Vereinen wie' den Conservatoren eine grössere Stütze verleiht. 

CORRESPONDENTEN, AÜSSENDUNG VON REISENDEN, HERANBILDUNG BEFimGTER TECHNIKER 

§. 12. 

Nach Mass des sich mehrenden Stoffes und des sich erweiternden Kreises der Verbin- 
dungen kann die Central - Commission auch künstlerisch und wissenschaftlich befähigte 
Individuen, welche sich den Ruf gründlicher Kenntnisse in der angegebenen Kichtung erworben 
haben, zu Correspondenten ernennen. 

Femer kann dieselbe Individuen mit Sendungen zur Erforschung und Aufiiahme von 
Baudenkmalen betrauen, insofern hierzu Geldmittel erforderlich sind, jedoch erst dann, wenn 
die bezüglichen Anträge und Auslagen die Genehmigung des Handelsministeriums erlangt 
haben. 

Hierbei hat dieselbe thunlichst auf die weitere Ausbildung bauwissenschafitlich und künst- 
lerisch gebildeter und auch sonst vorzügKch befähigter jxmger Leute fär die Zwecke der 
Commission hinzuwirken. 

GEISTUCHKEIT, LEHRKÖRPER, QEMEINDißVERTRETER. 

§. 13. 
Der Central-Commission liegt es ob, sich auf eine geeignete Weise mit dem Clerus in 
Verbindung zu setzen, um den bei dessen Mitgliedern von Alters her bewährten Kunstsinn 
wach zu erhalten und zu beleben , und sie für die Erreichung der Zwecke der Central-Com- 
mission in erster Reihe in Anspruch zu nehmen; da gerade sie es sind, welche die erste 
Gelegenheit haben, in den vielen Kirchen und Klöstern kimstwidrige Renovationen und 
Bauführungen entfernt zu halten; da ferner die meisten historisch, wie künstlerisch hervor- 



Gesetzliche Bestimmungen. 15 

ragenden Gegenstände ihrer Obsorge anvertraut sind , und sich auch am längsten in den ihrer 
Aufsicht unterstehenden Gebäuden erhalten haben. 

Eine gleiche Obsorge hat die Central- Commission auf die Verbindung mit dem Lehr- 
körper und den Gemeinde- Vorständen zu lenken, um auch deren Interesse für die Erforschung 
und Erhaltung der Baudenkmale zu gewinnen. 

BAUBEHÖRDEN. 

§. U. 

Die Baubehörden sind ebenfalls berufen , die Central-Commission und deren Organe in 
ihrem Wirken zu unterstützen; ihre Mitwirkung wird namentlich dort sehr erwünscht sein, wo 
noch kein Conservator für das Kronland ernannt ist, oder wo sein Bezirk so weit ausgedehnt 
ist, dass er zur Erfüllung seiner Obliegenheit der sachkundigen Beihilfe bedarf. 

Die beiliegende vom Handelsministerium für die Baubehörden erlassene Instruction regelt 
deren, zu diesem Zwecke in Anspruch genommene Thätigkeit. 



BERICHTERSTATTUNG UND VERÖFFENTLICHUNG. 

JAHRESBERICHT, RESTAURATIONS-ANTRÄGE, DRUCKSCHRIFTEN. 

§. 15. 

Die Central-Commission hat dem Ministerium am Schlüsse eines jeden Verwaltungsjahres 
einen Jahresbericht der Leistungen und eine planmässige Angabe der vorzunehmenden 
ßestaurations-Arbeiten zu unterlegen. 

Die erzielten Resultate der historischen Forschungen und sonstigen Erhebungen sind 
durch den Druck zu veröffentlichen. 

Die Central-Commission hat eine Statistik der vaterländischen Baudenkmale zu ver- 
anlassen, und auf deren Herausgabe zu wirken. 

Populäre Anleitungen für Pfarrer, Gemeinden etc., um die Erhaltung der unter ihrer Auf- 
sicht stehenden Denkmale zu sichern, und die Betreffenden über den Werthder in ihrem Bereiche 
befindlichen Kunstschätze aufzuklären, sind von der Central-Commission anzuregen und zeit- 
weise gemeinfassKche Belehrungen durch schriftliche Aufsätze zu veranlassen, um den Kunst- 
sinn auch unter der Bevölkerung zu wecken. 

Alle durch die Commmission erfliessenden Belehrungen über die Schonung und Erhaltung 
der Denkmale sind in die Landeszeitungen einzuschalten. 



D. BEISCHAFFUNG DER MITTEL. 

§• 16. 

Die Mittel für die Druckarbeiten, fiir die Anschaffung von Zeichnungen, Büchern etc., 
für die Aussendung von Reisenden und für vorzunehmende Ausgrabungen und dergleichen 
werden über Antrag der Commission von Fall zu Fall bei dem Handelsministerium angesucht. 

Unmittelbare Geldbeiträge für die Erhaltung der Baudenkmale von Seite des Staates 
können nur auf Grundlage einer Allerhöchsten Genehmigung angesprochen werden. 

Die Kosten der Reparaturen von Gebäuden haben die Eigenthümer zu tragen , oder sind 
von Privatvereinen, wo solche bestehen und sich dazu bereit erklären, aufzubringen. 



16 Gesetzliche Bestimmungen. 

Bei öffentKchen Baudenkmalen, bei welchen die nöthigen in Rede stehenden Erhaltungs- 
arbeiten nach den Belehrungen nicht schon in den periodischen Eestaurations- oder Adaptirungs- 
Anträgen enthalten sind, wird das Ministerium, in dessen Ressort die Erhaltung des betreffenden 
Objectes gehört, in Anspruch zu nehmen sein. 

Die von der Commission für die Restaurations- Arbeiten an Baudenkmalen nöthig erkannte 
technische Beihilfe ist bei dem Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten 
nachzusuchen. 



III. 
WIRKUNGSKREIS 

DER CONSERV ATOREN FÜR DIE ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER BAUDENKMALE. 

GENEHMIGT MIT DEM ERLASSE SEINER EXCELLENZ DES HERRN 

HANDELSMINISTERS FREIHERRN V. BAUMGARTNER 

VOM XXIV. JUNI MDCCCLIII. ZAHL 1256-H3I. 



ENTSTEHUNO DES AMTES. 

§• 1- 

JJamit für die Erhaltung der Baudenkmale im österreichischen Kaiserstaate in umfassender 
Weise Fürsorge getroffen werde, haben Seine k. k. Apostol. Majestät mit der Allerhöchsten 
EntSchliessung vom 31. December 1850 die Errichtung einer der Leitung des Ministeriums 
für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten unterstehenden Central-Commission in Wien, so 
wie die Bestellung der Conservatoren in den Kronländern anzuordnen geruht. 

Der Wirkungskreis der Conservatoren wird durch gegenwärtige Instruction festgestellt, 
welche von der Central-Commission entworfen und von dem gedachten hohen Ministerium 
unterm 24. Juni 1853, Z. 1256-HM., genehmigt wurde. 

' BESCHAFFENHEIT, UMFANG UND UNTERORDNUNO. 

§. 2. 

Die Conservatoren werden über Antrag der Central-Commission zur Erhaltung der Bau- 
denkmale von dem Ministerium für Handel , Gewerbe und öffentliche Bauten ernannt , und 
verwalten ihr Amt als ein Ehrenamt unentgeltlich. 

Sie sind der Central-Commission unmittelbar untergeordnet. Es wird ihnen zur Ausübung 
ihres Berufes ein bestimmt abgegränzter Bezirk angewiesen. 

ATTRIBUTE IM ALLGEMEINEN. 
§. 3. ^ 

Die Conservatoren bilden die Organe, durch deren Vermittlung die Central-Commission 
ihre Wirksamkeit über den Umfang des gesammten Kaiserstaates erstreckt. Alle diejenigen 

Cenir.-Comm. für Baudonkmiile. (Gesetz. Bestimm.) ^ 3 



18 Qesetzliche Bestimmungen. 

xVttribute, welche der Central-Gommission zum Zwecke der Erforschung und Erhaltung der 
Baudenkmale in der Gesammtmonarchie überhaupt zukommen , übergehen für den speciell 
angewiesenen Bezirk auf den Conservator innerhalb derjenigen Gränzen, welche in der gegen- 
wärtigen Instruction näher bezeichnet sind, 

OBLIEGENHEITEN. 

§•4. 

Durch die Uebernahme dieses Ehrenamtes legt der Gonservator sich die Verpflichtung 
auf, eine möglichst genaue Kenntniss aller in seinem Bezirke vorfindigen Baudenkmale und 
ihrer Beschaffenheit zu erwerben. 

Er wird sich ferner in die Kenntniss alles desjenigen .Materiales zu setzen haben, welches 
über die vorhandenen Baudenkmale eine geschichtliche Erklärung zu bieten im Stande ist. 

Er w^ird sich nicht bloss mit der Kenntnissnahme derExistenz jener historischen Baudenk- 
male begnügen, sondern nimmt auch die weitere Obliegenheit auf sich, sie nach seinen Kräften 
vor der Zerstörung zu schützen oder den Schutz für sie hervorzurufen. Er wird überhaupt seine 
Wirksamkeit und sein Bestreben dahin zu richten haben, dass die Liebe für die Erhaltung 
jener Schätze der Vorzeit durch Belehrung und insbesondere durch Verbreitung der Kennt- 
niss ihres historischen oder ihres Kunstw^erthes stets in weiteren Kreisen seines Bezirkes 
angeregt und wach erhalten werde. 

§.5. 

Der Gonservator übernimmt die Verpflichtung, ein Verzeichniss aller in seinem Bezirke 
befindlichen Baudenkmale, welche ein kunstgeschichtliches oder anderes wissenschaftliches 
Interesse an sich tragen, anzulegen und fortzuführen. 

Diese Verzeichnisse müssen der Gleichförmigkeit wegen nach dem festgestellten, im 
Anhange angeschlossenen Formulare verfasst und ausgefüllt werden. Wo dies anfänglich 
nicht möglich ist, hat der Gonservator nach Massgabe seiner Forschungen für die Ausfüllung 
aller Kubriken des Formulares die stete Sorge zu tragen. 

Auch wenn bei einem dem äusseren Erscheinen nach minder augenfälligen Bauwerke, 
Denksteine und dergleichen sich Volkssagen anknüpfen, Inschriften, plastische oder andere 
Ausstattungen damit in Verbindung stehen , deren Erhaltung aus dem Interesse für die Kunst 
oder für die geschichtliche Forschung wichtig erscheint, so sind auch solche Bauwerke mit 
Anführung dieser Momente in jenes Verzeichniss aufzunehmen. 

Zur Vervollständigung dieses Verzeichnisses hat der Gonservator von den vorhandenen 
Baudenkmalen getreue Abbildungen zu sammeln, und wo solche nicht bestehen, durch seine 
Vermittlung dieselben hervorzurufen. Ingleichen hat der Gonservator über die Eigenthums- 
Verhältnisse der historischen Baudenkmale erschöpfende Erhebungen zu pflegen, und überhaupt 
bei deren Beschreibung alles anzuführen, was zur vollständigen Kenntniss derselben noth- 
wendig erscheint und die Einwirkung auf ihre Erhaltung erleichtern kann. 

Der Gonservator wird die Baudenkmale in der Richtung zu classificiren haben, in wiefeme 
dieselben todte Baudenkmale sind, oder zur Erhaltung derselben Gonservirungs- Arbeiten 
dringend oder wünschenswerth erscheinen. 

Von den gedachten Verzeichnissen und Beschreibungen hat der Gonservator eine 
Abschrift der Gentral-Gommission in Wien einzusenden und spätere Vervollständigungen dieser 
Verzeichnisse periodisch nachzutragen. 



Gesetzliche Bestimmungen. 19 

§.6. 

Dem Conservator liegt die Sorge für die Ueberwachung und die Vermittlung zur Erhaltung 
der Baudenkmale seines Bezirkes ob. In den meisten Fällen wird sich die Vermittlung des 
Conservators auf die Erhaltung der Baudenkmale durch Verhinderung vor deren ganzen 
oder theilweisen Zerstörung zu erstrecken haben. 

Die Restaurationen der hierzu würdig erkannten Baudenkmale werden sich in der Regel 
auf die dauerhafte Erhaltung ihres dermaligen Bestandes, auf die Reinigung und die Befreiung 
Ton ihnen nicht angehörigen schädlichen Zuthaten oder Beiwerken beschränken. Sie werden 
sich auf die Herstellung oder Erhaltung der Eindeckung, Befestigung locker gewordener 
Bestandtheile, auf die Erneuerung des Bindemittels verwitterter Fugen durch Befestigung mit 
Mörtel oder andere Mittel, oder auf die Ergänzung solcher Theile ausdehnen, durch deren 
Mangel ein weiterer Verfall die Folge ist. Sie haben sich aber nicht auf die Ergänzung abgän- 
giger, in den Charakter oder den Baustyl eingreifender Bestandtheile zu erstrecken, selbst 
wenn eine solche Ergänzung in dem Geiste der Ueberreste vorzunehmen beabsichtiget würde. 
Diese letzteren Restaurationen gehören zu den selteneren Fällen. 

Wenn einem der Conservirung würdig befundenen Baudenkmale oder einzelnen Bestand- 
theilen desselben Verfall, Zerstörung oder eine, die historische oder künstlerische Bedeut- 
samkeit gefährdende Bauveränderung oder Restaurirung droht , liegt es in der Verpflichtung 
des Conservators, auf die Erhaltung desselben in seinem eigenthümlichen Charakter ein- 
zuwirken. Er hat daher vor Allem mit Beschleunigung und Eifer die Sistirung aller dasselbe 
gefährdenden Massregeln und die Entfernung der momentanen Gefahr anzustreben. Befindet 
sich das Baudenkmal im Privatbesitze , so hat er zu diesem Behufe sowohl des Eigenthümers, 
als das allgemeine Interesse nach MögKchkeit anzuregen, ersteren zur Erhaltung und Schonung 
des gefährdeten Denkmales zu bewegen , und demselben über die wünschcnswerthe Art und 
Weise der Erhaltung mit seinem Rathe an die Hand zu gehen. 

Untersteht das Baudenkmal einem der Verwaltungszweige des Staates, so hat der Conser- 
vator die schleunige Sistirung aller dasselbe bedrohenden Schritte, wenigstens bis zu dem 
Zeitpuncte, bis zu welchem die Erledigung seines an die Central -Commission zu erstattenden 
Berichtes herablangt, bei den betreffenden Behörden zu erwirken, die Erhaltung des Denk- 
males bei denselben motivirend anzutragen, und nöthigenfalls die Vermittlung des Statthalters 
oder Regierungs-Präsidenten des betreffenden Kronlandes in Anspruch zu nehmen. 

Eventuell hat derselbe , wo immer seine Schritte erfolglos bleiben , die Einwirkung der 
Central-Commission in Wien anzusprechen. 

Wenn die Restaurirung eines unter der Obsorge der Staatsverwaltung befindlichen Bau- 
denkmales nöthig ist , hat der Conservator der Central-Commission hiervon die Anzeige zu 
machen, und die etwa durch Fachmänner oder mit Hilfe der Bauorgane zu Stande gekommenen 
Vorschläge, Pläne und Zeichnungen sammt dem ungefähren Kostenbetrage der Central- 
Commission zur Einsicht und zur Genehmigung zu unterbreiten, und unter Beachtung der für 
die Zwecke der Conservirung oben angedeuteten Gränzen im steten Einvernehmen mit der- 
selben vorzugehen. 

Bei Baudenkmalen, welche eine bestimmte Widmung haben, es mag dieselbe die ursprüng- 
liche oder eine dem Gebäude fremde sein, und bei welchen entweder zum Zwecke einer 
besseren Benützung oder wegen des dauerhaften Bestandes Bau-Reparaturen oder neue 

3* 



20 Gesetzliche Bestimmungen. 

Zubauten vorfallen,.hat der Conservator sich mit den betreffenden Eigenthümern, Corporationen 
oder Behörden in ein freundliches Einvernehmen zu dem Zwecke zu setzen, damit er über den 
Umfang der beabsichtigten baulichen Veränderung in eine genaue Kenntniss gelange und 
dann dahin wirken könne, dass nicht unnöthiger weise Baubestandtheile beseitiget oder ver- 
ändert werden, welche in die Wesenheit zur Erkennung desselben als ein bestimmtes kunst- 
geschichtliches Baudenkmal eingreifen. 

Bei solchen baulichen Veränderungen hat vielmehr der Conservator dahin zu wirken, 
dass die dem Baudenkmale anhaftenden charakteristischen Bestandstücke in den Kreis einer 
verständigen, conservativen Bau-Reparatur mit einbezogen werden, und er hat sein Augenmerk 
darauf zu richten , dass die kunstgeschichtlichen Momente, und was damit im Zusammenhange 
steht, möglichst in ihrer Wesenheit unverändert erhalten werden. 

Insofern es nothwendig erscheint, hat der Conservator bei solchen Veranlassungen die 
Mitwirkung der Central-Commission in Wien anzusuchen. 

§. 8. 

Bei der Aufsuchung oder zufälligen Aufdeckung bisher unbekannter Ueberreste alter 
Baudenkmale, Gräber, antiker Strassen u. s. w. hat der Conservator nach Thunlichkeit Zerstö- 
rungen derselben entgegen zu wirken , oder Verschleppungen der einzelnen und getrennten 
Bestandtheile zu verhindern , und hierzu die Mitwirkung der Localbehörden in Anspruch zu 
nehmen. Die gefundenen, von dem Baudenkmale gewissermassen unabhängigen, jedoch damit 
im geschichtlichen Zusammenhange stehenden Gegenstände, wie alte Münzen, Geräthe, Waffen, 
Zierathen u. s. w., sind nach Massgabe der dafür bestehenden Gesetze, und zwar der mit Hof- 
kanzlei-Decret vom 28. December 1818, Z. 30182, bekannt gegebenen Allerhöchsten Ent- 
Schliessungen vom 19. August und 23. December 1818; der mit Hofkanzlei-Decret vom lö.Juni 
1846, Z. 19704, kundgemachten Allerhöchsten Entschliessung vom 31. März 1846; des Hof- 
kanzlei-Decrctes vom 14. August 1846, Z. 23154, dann der §§. 395 — 401 des allgemeinen 
bürgerlichen Gesetzbuches — zu behandeln, in so weit letztere nicht durch die obigen Aller- 
höchsten Entscliliessungen modificirt werden, und dem k. k. Antiken- Cabinete zur Acquisition 
im Wege der Central-Commission sammt allen sich darauf beziehenden Nebenumständen anzu- 
zeigen. In soweit aber dieses von der Erwerbung absteht und im Kronlande Museen sich 
voi-finden, sind diese zur Erwerbung des Fundes aufzufordern. Der zufällige Finder ist aber 
diesen Andeutungen gemäss zu belehren und zu bestimmen , dass er solche für das Studium 
des Alterthums und für das Interesse des Fundortes höchst bedeutungsvolle Gegenstände 
weder unbeachtet lasse noch verschleudere. 

Der Finder ist überdies zu belehren, dass er die gefundenen Gegenstände keineswegs 
unentgeltlich abzutreten habe, sondern ihm der wahre Werth von dem k. k. Antiken- Cabinete 
vergütet werden wird, welche Vergütung bei allen behaltenen Gegenständen wenigstens zehn 
Procent über den inneren Werth ausmacht, möglicherweise aber auch das Doppelte und Mehr- 
fache desselben betragen kann. 

Werden solche Aufdeckungen durch bauliche Anlagen des Staates gemacht, wie z. B. bei 
Grundgrabungen für Gebäude, bei Anlagen für Eisenbahnen oder neue Strassenzüge und 
dergleichen, so ist durch den Conservator auf die Bauleitungs-Organe im Geiste der für solche 
Fälle bereits bestehenden Vorschriften dahin zu wirken, dass die aufgefundenen, der Vorzeit 
angehörigen Gegenstände auf eine sichere Weise bis zu weiteren Verfügungen aufbewahrt 



Gesetzliche Bestimmungen. 21 

werden. Von dem Funde der zur Conservirung geeigneten Gegenstände ist der Central- 
Commission in Wien die Anzeige zu machen. 

§. 9. 

Der Conservator hat von allen in seinem Wirkungskreise liegenden Amtsliandlungen an 
die Central-Commission periodisch Bericht zu erstatten, die Resultate seiner wissenschaftlichen 
Forschungen derselben vorzulegen, und Anträge an dieselbe zu stellen behufs der Erreichung 
des in dieser Instruction vorgezeichnoten Zweckes. 

Bei diesen periodischen Berichten ist es dem Conservator unbenommen, die Central- 
Commission auch auf diejenigen Verfugungen aufmerksam zu machen und dieselben von 
seinem Standpuncte aus zu motiviren, welche der Förderung der ihr vorgestreckten Zwecke 
innerhalb seines Bezirkes besonders wirksam sein können; zugleich wird es ihm anheim gestellt, 
hierbei die etwa an die öffentlichen Behörden, Bau-Organe, Corporationen oder Gemeinden zu 
ertheilenden Instructionen in Vorschlag zu bringen. Er hat hierbei auch diejenigen Gegenstände 
aufzunehmen oder bei besonderen Anlässen der Central-Commission zur Kenntniss zu bringen, 
welche von einem allgemeinen Interesse sind und der Veröffentlichung durch die Central- 
Conmaission wichtig genug erscheinen, und dieselben mit vollständigen Beschreibmigen und 
Abbildungen zu erklären. 

BEFUGNISSE. 

§. 10. 

Der Conservator kann mit allen denjenigen Personen in eine nähere Verbindung und 
Correspondenz treten, von denen er in Folge ihrer bereits bekannten Thätigkeit eine rege 
Theilnahme für die Erforschung, Beschreibung oder Erhaltung der Baudenkmale zu erwarten 
berechtigt ist. Diese Verbindung dehnt sich auch auf die Landesbehörden , geistliche und 
weltliche Corporationen aus, zum Zwecke der Erlangung einer möglichst vollständigen Kennt- 
niss aller vorhandenen Baudenkmale , und Erweckung der nöthigen Theilnahme und Vorliebe 
für ihre Erhaltung. 

Passende Aufsätze in den öffentlichen Localblättern sind insbesondere dazu geeignet, die 
Aufmerksamkeit des Publicums auf die historischen und artistischen Ueberreste der Vorzeit in 
seinem Bezirke zu richten, die Mitwirkung fähiger Personen behufs der Verfassung der im 
§. 5 vorgezeichneten Verzeichnisse zu erlangen , und die Ueberwachung dieser Ueberreste zu 
sichern. 

In letzterer Beziehung wird der Conservator sein Augenmerk auch auf diejenigen Personen 
zu lenken haben und diese der Central-Commission bezeichnen , denen er die zeitliche Ueber- 
wachung \:on solchen Baudenkmalen empfehlen kann, die seinen eigenen Augen oder denen 
der öffentlichen Bau-Organe mehr entzogen sind, damit er von jeder an denselben eintretenden 
Veränderung zeitlich genug in Kenntniss gesetzt werde. 

Da es sehr wichtig ist, von allen der Erhaltung würdigen historischen Denkmalen auch 
getreue Abbildungen zu erhalten und zu sanmaeln, so hat der Conservator darauf hinzuwirken, 
dass sich geeignete Talente mit der Abbildung solcher Baudenkmale und ihrem Detail befassen, 
welche Abbildungen nach Zulass der Umstände veröffentlicht werden können. 

Es wird auch ein wichtiges Augenmerk des Conservators bilden, sich von den etwa vor- 
handenen Zeichnimgen merkwürdiger Baudenkmale Exemplare oder getreue Copien zu 
verschaffen, oder mindestens von dem Vorhandensein derselben Kenntniss und Vormerkung 
zu nehmen. 



22 Gesetzliche Bestimmungen. 

§. 11. 

Der Conservator unterhält die Vermittlung der Central-Commission mit den Local- und 
Landes- Vereinen fiir ähnliche Bestrebungen. Er tritt, wenn solche sich bereits gebildet haben, 
mit denselben in freundliche Beziehungen , und wirkt nach Kräften auf die Gründung und 
Organisation eines solchen Vereines , wo derselbe Erspriessliches leisten kann , ein. Er wird 
sich in steter Verbindung mit solchen Vereinen erhalten , und dort wo ein solcher die Ein- 
wirkung der Central-Conunission zur Erreichung seiner Zwecke für noth wendig erkennt, die 
Wünsche jener Vereine zur Kenntniss der Central-Commission zu bringen haben. 

Besonders dürfte es zunächst die Bestimmung der Local- und Landes-Vereine sein, den 
Sinn und die Achtung für die zunächst liegenden, mit der Landesgeschichte im innigen Zusam- 
menhange stehenden Ueberreste der Vorzeit in ihren Kreisen anzuregen, damit sich künstlerische 
und wissenschaftliche Kräfte denselben anschliessen , um mit ihrer Beihilfe Abbildungen und 
Beschreibungen ihrer Baudenkmale in weiteren Kreisen zu veröffentlichen. 

Dem Conservator liegt es ob, sowohl diesen Vereinen als überhaupt solchen Bestrebungen 
einzelner Personen fördernd an die Hand zu gehen , und im Falle die Unterstützimg der 
Central-Commission wünschenswerth erscheint , dieselbe zu ermitteln. 

§. 12. 

Alle Baubehörden des Staates sind angewiesen, den Conservatoren bei ihren Erhebungen, 
Aufnahmen und bei der Verfassung von Conservations-Elaboraten an die Hand zu gehen. 

Der Conservator kann sich zu dem Ende mit diesen Organen in das Einvernehmen setzen, 
und hat sich entweder an den Vorstand der Landesbaudirection oder unmittelbar an die ihm 
von der Landesbaudirection bezeichneten Organe seines Bezirkes zu wenden. 

In besonderen Fällen, wo die technischen oder künstlerischen Kräfte seines Bezirkes 
nicht ausreichen, wird sich der Conservator an die Central-Commission zu wenden haben. 

§. 13. 

Der Conservator hat in allen Fällen , in welchen er den Schutz oder die Unterstützung 
der öffentlichen Behörden in Ausübung seiner Berufspflichten anzusprechen in der Lage ist, 
und die Bezirks-Obrigkeiten diesen Schutz für sich nicht gewähren können, denselben bei dem 
Statthalter des Kronlandes oder dem Präsidenten der politischen Landesregierung anzusuchen. 

Dies hat auch dann zu geschehen, wenn er wahrnimmt, dass den Vorschriften bezüglich 
der archäologischen Funde in Gemässheit der Allerhöchsten Entschliessung vom 31. März 1846 
nicht die entsprechende Folge geleistet wird. 

In dringenden Fällen hat der Conservator das Eecht, die Einstellung einer beabsichtigten 
ganzen oder theilweisen Zerstörung eines unter der schützenden Aufsicht des Staates stehenden 
Baudenkmales unmittelbar bei den politischen Localbehörden zu veranlassen, wenn zugleich 
dabei Gefahr am Verzuge eintritt. Er hat hiervon gleichzeitig die begründete Anzeige an den 
Statthalter oder Landes -Präsidenten und eine gleiche- an die Central-Commission in Wien 
einzusenden, damit die Letztere sogleich die geeignete Verfügung treffen könne. 

§.14. 
Bei diesen und ähnlichen in seinem Berufe gelegenen Correspondenzen hat der Conser- 
vator sich eines eigenen Amtssiegels zu bedienen, welche Correspondenzen mit der k.k. Central- 
Commission, den Landesbehörden und gesetzlichen Vereinen die amtliche Porto - Freiheit 
innerhalb des Kaiserstaates gemessen. 



Gesetzliche Bestimmungen. 23 

§. 15. 

Wiewohl die Conservatoren, als mit Ehrenämtern bekleidet, ihre Dienste unentgeltlich 
leisten, so werden die baren Auslagen, welche ihnen durch die Ausiibimg ihrer ObKegenheiten 
und der ihnen speciell ertheilten Aufträge in besonderen Fällen erwachsen, im Wege der 
Central-Commission vergütet, jedoch haben dieselben bei Vorlage der Rechnung stets die in 
den einzelnen Fällen erhaltenen Bewilligungen der Central-Conmiission beizubringen. 

Eine nähere Regelimg dieser Verhältnisse durch die Central-Commission wird erst nach 
gemachter Erfahrung festgestellt werden können. 

AEUSSERE BEZIEHUNGEN. 

§. 16. 
Von der Amtswirksamkeit der Conservatoren innerhalb der ihnen in dieser Instruction 
vorgezeichneten Gränzen werden die k. k. Statthalter und Landes-Präsidenten der Kronländer 
und durch dieselben alle ihnen unterstehenden Landesbehörden und Aemter verständigt. 

KÜNFTIGE ENTWICKELUNG. 

§. 17. 
Modificationen des vorstehenden Wirkungskreises, sowie die Feststellung solcher Bestim- 
mungen, welche sich erst im Verlaufe der Zeit bezüglich der Amtsthätigkeit der Conservatoren 
als nothwendig zeigen, bleiben künftigen Verfügungen vorbehalten. 



ANHANG ZUM WIRKUNGSKREISE DER CONSERVATOREN. 

HOFKANZLEI-VERORDNUNG VOM V. MÄRZ MDCCCXII, Z. -^ 
AN SÄMMTLICHE LANDERSTELLEN. 

Vermöge der unterm 24. Februar und 2. November 1776, dann 14. Februar 1782 erflos- 
senen Verordnungen, besteht ohneliin die ausdrückliche Vorschrift, dass die von Zeit zu Zeit 
aufgefunden werdenden alten Münzen, von welcher Materie sie sein mögen, jedesmal hierher 
eingesendet werden sollen, um dergleichen Münzen , wenn sie noch nicht in dem k. k. Münz- 
Cabinete befindlich sind , gegen die Vergütung des innerlichen Werthes an dasselbe abgeben 
zu können. Da sich jedoch mehrfältige Fälle ergeben, wo auch ausser diesen alten Münzen 
noch andere Alterthümer und Denkmale aufgefunden werden, welche zur Aufstellung in dem 
k. k. Münz- und Antikcn-Cabinete geeignet sind, so wird demselben (derselben) hiermit auf- 
getragen, das Erforderliche zu verfugen und sich bei jeder Gelegenheit gegenwärtig zu halten, 
damit nicht nur in Gemässheit der obgedachten Vorschriften noch fortan alle alten Münzen 
und Medaillen, sie mögen in Gold, Silber oder Kupfer bestehen, sondern in Zukunft auch alle 
andern aufgefunden werdenden derlei Alterthümer und Denkmale auf gleiche Art hierher ein- 
gesendet werden. Als solche müssen vorzüglich folgende angesehen werden, nämlich: 

1. Statuen, Brustbilder und Köpfe aus Erz oder Stein. 

2. Kleinere Figuren und sogenannte Götzenbilder von edlen oder unedlen Metallen, 
Steinen oder von Thon. 

3. Waffen, Gef ässe, Lampen und Geräthe von Erz oder anderen Stoffen. 

4. Erhabene oder tiefgeschnittene Steine. 



24 Gesetzliche Bestimmungen. 

5. Steine mit halb erhabener Ai'beit (Bas-reliefs). 

6. Steine mit blossen Aufschriften und Grabmäler. 

Sollte es sich jedoch ergeben, dass eine Steinschrift oder Grabmal von bedeutender 
Grösse und Schwere aufgefunden würde ,' so ist vor derselben Einsendung ungesäumt eine 
vorläufige Anzeige mit einer kurzen Beschreibung oder Copie (Zeichnung) davon vorzulegen, 
um hier den literarischen oder artistischen Werth derselben beurtheilen zu können. Für die also 
eingesendet werdenden Alterthümer und Denkmale wird jederzeit nach der billigsten Schätzung 
und nach Mass des höheren oder niederen Grades ihrer Seltenheit der Werth ersetzt werden. 

HOFKANZLEI-DECRET VOM XXVIII. DECEMBER MDCCCXVIII, Z. ^? 

AN SÄMMTLICHE LAND ERSTELLEN MIT AUSNAHME VON MAILAND , VENEDIG UND ZARA. 

In Folge Allerhöchster Entschliessung vom 19. August und 23. December ^) wird dem 
Gubernium (der Regierung) aufgetragen, über die Ausfuhr und den Verkehr mit Kunstwerken 
und Seltenheiten folgende Bestimmungen zur genauen Nachachtung allgemein kundzumachen: 

1. Es ist von nun an in dem ganzen Umfange der Monarchie verboten: Gemälde, Statuen, 
Antiken, Münz- und Kupferstich-Sammlungen , seltene Manuscripte , Codex und erste Drucke, 
überhaupt solche Kunst- und Literatur-Gegenstände auszuführen, welche zum Ruhme und zur 
Zierde des Staates beitragen , und durch deren Veräusserung in der Masse der übrigen, in der 
Monarchie vorhandenen Gegenstände der Art eine schwer zu ersetzende Lücke und ein wesent- 
licher Verlust entstehen würde. 

2. Ein Versuch der Ausschwärzung solcher Kunstschätze wird mit der Confiscation des 
auszuführenden Gegenstandes, und eine wirklich stattgehabte Ausfuhr mit Erlegung des dop- 
pelten Werthbetrages des ausser Land gebrachten Kunstwerkes bestraft. 

3. Da es nie in der Absicht der Staatsverwaltung liegen kann, lebende Künstler in ihrem 
rechtmässigen Erwerbe zu beschränken, ihnen die Mittel zu höherem Verdienste und Gewinne 
zu benehmen, und dem Kunstfleisse auf irgend eine Weise Fesseln anzulegen , so versteht es 
sich von selbst, dass diese beschränkenden Verfügungen sich keineswegs auf Werke lebender 
Meister erstrecken dürfen. 

•i. Um den Besitzern der mehrgedachten Gegenstände ein hinlängliches Feld oflFen zu 
lassen, mit ihrem Eigenthume zu verfügen, wird der freie Verkehr im Innern der Monarchie, 
und daher auch der Verkauf und die Ausfuhr derselben aus einer Provinz in die andere frei 
und ungehindert gestattet. 

5. Die Entscheidung der Frage, ob ein oder der andere Kunst- und Literatur-Gegenstand 
unter die Zahl derjenigen zu rechnen sei, deren Ausfuhr verboten ist, steht der Landesstelle 
nach Einholung des Gutachtens derjenigen Akademie der bildenden Künste oder Bibliotheks- 
Direction zu, deren Wirkungskreis sich auf jene Provinz erstreckt. 

6. Die früheren Verordnungen über diesen Gegenstand sind aufgehoben. 

HOFKANZLEI-DECRET VOM XV. JUNI MDCCCXLVI, Z. ^^ 

AN SÄMMTLICHE LÄNDERSTELLEN. 

Um den Schwierigkeiten zu begegnen, welche sich der Erfahrung zu Folge bei Anwen- 
dung der bestehenden Vorschriften über elie Behandlung archäologischer Funde ergaben, sowie 

1) In der Urschrift steht irrthümlich : 19. September und 23. vorigen Monats d. J. 



Gesetzliche Bestimmungen. .25 

in der Absicht, die Bekanntwerdung und Erhaltung numismatischer und anderer antiquarischer 
Funde im Interesse der Kunst und Wissenschaft zu befördern, haben Seine k. k. Apostolische 
Majestät nach Inhalt einer an die k. k. Hofcommission in Justiz-Gesetzsachen erlassenen , und 
von da hierher mitgetheilten Allerhöchsten Entschliessung vom 31. März 1846 die nachste- 
henden Bestimmungen anzuordnen geruht: 

1. Hinsichtlich des Schatzes überhaupt, somit auch hinsichtlich archäologischer Funde, 
wird das Dritttheil, welches nach §.399 des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches für das 
Staats vermögen vorbehalten ist, von nun an aufgehoben; der Schatz ist daher ohne Abzug 
dieses Drittels zwischen dem Finder und dem Eigenthümer des Grundes zu gleichen Thcilen, 
und bei getheiltem Eigenthume des Grundes ist der auf den Eigenthümer des Grundes fallende 
Theil zwischen dem Ober- und Nutzungseigenthümer zu theilcn. 

2. Die Bestimmungen der §§. 395, 396, 397 und 400 des allgemeinen bürgerlichen 
Gesetzbuches bleiben zwar auch hinsichtlich des Schatzes und archäologischer Funde in Kraft; 
es hat aber von den, durch die bisherigen Vorschriften angeordneten Einsendungen solcher 
für die Wissenschaft wichtiger Gegenstände an öffentliche Sammlungen, und von einem Vor- 
kaufsrechte derselben abzukommen. 

3. Den politischen Behörden liegt es ob, von Funden numismatischer und archäologisclier 
Gegenstande, welche für die Wissenschaft oder Kunst von Wichtigkeit sein können, die Anzeige 
an die politische Landesstelle zu erstatten, damit diese die Verständigung der für solche Gegen- 
stände bestehenden öffentlichen Anstalten oder Vereine einleite. 

4. Durch das gegenwärtige Gesetz wird an den Vorschriften hinsichtlich der Ausfuhr von 
Kunstgegenständen und insbesondere hinsichtlich der durch das Hofdecret vom 28. December 
kund gemachten Allerhöchsten Entschliessungen vom 19. August^) und 23. December 1818 
nichts geändert. 

Von dieser Allerhöchsten Entschliessung wird die Landesstelle zur Darnachachtung und 
entsprechenden Kundmachungs-Veranlassung in die Kenntniss gesetzt. 

HOFKANZLEI-DECRET VOM XI V. AUGÜS T MDCCCXLVI, Z. ^^ 

' 1275. 

AN SAMMTLICHE LANDERSTELLEN. . 

Im Anhange zu dem h. o. Decrete vom 15. Juni 1. J., Z. 19704-834, womit der Landes- 
stelle die Allerhöchste Vorschrift über die Behandlung archäologischer Funde bekannt gegeben 
wurde, wird dieselbe über einen vom k. k. Oberstkämmereramte im Interesse des hiesigen k. k. 
Münz- und Antiken-Cabinetes geäusserten Wunsch angewiesen , die vorkommenden gedachten 
Funde möglichst zu überwachen , über die wichtigeren die Anzeige an das erwähnte k. k. 
Cabinet gelangen zu lassen, und die Finder — in soweit es ohne Zwang thunlich ist — zur Ein- 
sendung besonders interessanter und leicht transportabler Stücke zu vermögen. 



') la dem Urtexte steht irrth ii milch : 19. September. 



Ceotr.-Comm. für Baadenkmale. (Gesetx. Bestimm.) 



26 



Gesetzliche Bestimmungen. 



RUBRIKEN DES FORMULARES. 



Kronland: 



1. Benennung des Baudenkmales und sein Standort. 




2. Zeit der Erbauung, Name des Erbauers u. s. \v. 




3. Zeit der Abänderungen, Zuthaten und Erneuerungen. 




4. Ursprünglicher Zweck, Bau-Materiale und Styl des Bau- 
denkmales. 




5. Ausdehnung und Dimensionen desselben. 




6. Inschriften u. dgl., welche an demselben Torfindig 
sind. 




7. Jetzige Widmung des Denkmales, dessen Benutzer 
oder bisheriger Erhalter. 




8. Werth des Baudenkmales entweder vom baulichen 
oder historischen Standpuncte. 


• 


9. Bestehen Abbildungen und Beschreibungen ? Welche 
Urkunden oder Quellen geben näheren Aufschluss ? 




10. Jetziger Zustand, und ob die Erhaltung des dermaligen 
Zustandes gesichert ist. 




11. Classification in Beziehung auf die Würdigkeit der 
Erhaltung. 





Gesetzliche Bestimmungen. 27 



IV. 



INSTRUCTION 

FÜR DIE CORRESPONDENTEN DER K. K. CENTRAL- COMMISSION FÜR ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER 

BAÜDENKMALE. 

ERLASSEN VON DER K. K. CENTRAL-COMMISSION UNTERM XXTI. NOVEMBER MPCCCLIV. ZAHL 159. 



Uie mit Allerhöchster Genehmigung Seiner k. k. Apostolischen Majestät niedergesetzte 
Commission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale hat innerhalb des weiten 
Umfanges des Kaiserreiches eine eben so schwierige als belangreiche Aufgabe zu erfüllen, 
wenn sie dem Zwecke ihrer Gründung entsprechen soll. Ihr zur Seite stehen die Conservatoren, 
welche zunächst in den einzelnen Kronländern die Interessen der Central -Commission zu 
wahren, und die Aufträge derselben hinsichtlich der Erhaltung der Baudenkmale zu voll 
ziehen haben. Bei der Mannigfaltigkeit der in den verschiedenen Landestheilen vorhandenen 
Baudenkmale, und bei der noch wenig verbreiteten Kenntniss ihres Bestandes gewahrt jedoch 
die Central-Commission das Bedürfniss, die Unterstützung von Vaterlandsfreunden, denen 
das Bekanntwerden der in ihrer Umgebung befindlichen Kunstschätze und die Bewahrung 
derselben vor drohendem Verfalle oder vor der Verschleppung am Herzen liegt, für den Zweck 
der eigenen Wirksamkeit in Anspruch zu nehmen. 

Die Corrcspondenten sind die Organe , an welche sich sowohl die Central - Commission 
unmittelbar als auch der bezügliche Conservator wendet, um Auskünfte über vorhandene 
Baudenkmale oder andere auf die Erfüllung der Aufgabe der Central - Commission bezug- 
nehmende Verhältnisse zu erhalten. Der Correspondent ist auch berechtiget, ohne Aufforderung 
alle jene Wahrnehmungen, welche sich ihm in Bezug auf die Erhaltung von Baudenkmalen 
darbieten, so wie die Anträge hinsichtlich ihrer Erhaltung oder Beiträge zur Kenntniss des 
Bestandes derselben, an den Conservator, oder selbst auch an die Central - Commission un- 
mittelbar mitzutheilen, und es wird namentlich die Kenntniss der Baudenkmale wesentlich 
gefordert werden, wenn die Corrcspondenten es sich angelegen sein lassen, das Ihnen hierüber 
Bekannte an den Conservator mitzutheilen. 



28 Gesetzliche Bestimmungen. 



INSTRUCTION 

FÜR DIE K. K. BAUBEAMTEX BEZÜGLICH DER ERHALTUNG DER BAUDENKMALE. 

GENEHMIGT MIT DEM ERLASSE SEINER EXCELLENZ DES HERRN 

HANDELSMINISTERS FREIHERRN V, BAUMGARTNER 

V03I XXIV. JUNI MDCCCMII. ZAHL 1256-HM. 

WELCHE GJEGENSTÄNDE ALS BAUDENKMALE UND ARCHÄOLOGISCHE FUNDE ANZUSEHEN SIND. 

§. 1. 

JVXit der Benennung Baudenkmal werden alle Gebäude oder einzelnen Theile früherer 
Bauf ülirungen bezeichnet, die sich, ohne Zerstörung oder wesentlicher Veränderung, von ihrem 
ursprünglichen Standorte nicht versetzen lassen , und an welche sich entweder merkwürdige 
historisdie Erinnerungen knüpfen, oder welche an sich einen Kunstwerth besitzen. 

Sie unterscheiden sich dadurch von den archäologischen Funden, dass letztere aus- 
seliliesslich nur alterthümliche Gegenstände betreffen, und, ohne Nachtheil für ihren Bestand 
oder Werth, in Sammlungen übertragen werden können. 

DIE ERHALTUNG DER BAUDENKMALE IST DER UEBERWACHUNQ EINER EIGENEN, ZUM 
RESSOUT DES HANDELS-MINISTERIUMS GEHÖRIGEN CENTRAL-COMMISSION UND DEN IHR 

BEIGEOEBENEN CONSERVATOREN ZUGEWIESEN. 

§. 2. 
Seine k. k. Majestät haben durch die Allerhöchste Entschliessung vom 31. December 1850 
die Baudenkmale unter die Obsorge der Staatsverwaltung gestellt, und zur Durchführung der 
geeigneten Massregeln die Errichtung einer Central-Commission in Wien, und die Aufstellung 
von Conservatoren in den Kronländern anzuordnen geruht. Die Central - Commission über- 
wacht und leitet die Verhandlungen und Arbeiten zur Erforschung und Erhaltung der Bau- 
denkmale im ganzen Kaiserstaate; ihr sind die Conservatoren unmittelbar untergeordnet, und 
es übergehen auf dieselben die Functionen der Central-Commission innerhalb des ihnen zuge- 
wiesenen Bezirkes, Ausserdem sind noch insbesondere die Baubeamten des Staates verpflichtet, 
für die Baudenkmale erforderlichen Falles in der Art Sorge zu tragen, wie dies in dem 
Wirkungskreise der Conservatoren in den §§. 4 — 8 näher bezeichnet ist, und, in so weit dies 



Gesetzliche Bestimmim/jeii. 29 

ohne Abbruch für ihre ordentlichen Amtsgeschäfte möglich ist, haben sie sich allen Arbeiten zu 
unterziehen, welche zur Erreichung des der Central-Commission vorgesteckten Zweckes führen. 

I>EH WIRKUNGSKREIS DER CONSERVATOREN UEBERaEHT IN BESONDEREN FÄLLEN AUF DEN 

BEZIRKS-INGENIEUR. 

§.3. 
Nachdem die beabsichtigten Conservatoren nicht über alle Kronländer und deren sämmtliche 
Bezirke gleichmässig vertheilt sein können, so haben dort, wo noch keine Conservatoren bestehen, 
oder wo denselben zeitweilig bis zur Bestellung einer grösseren Anzahl von Conservatoren, ein 
so umfassendes Gebiet zugewiesen ist, dass sie in dem entfernteren Umkreise ihre Obliegenheiten 
nur zum Theile erfüllen können, die Baubeamten, namentlich die Bezirks-Ingßnieure, die Conser- 
vatoren in ihrem Wirken zu unterstützen, oder deren Obliegenlieiten zeitweise zu übernehmen, zu 
welchem Zwecke jedem Bezirksbauamte Ein Exemplar des Wirkungskreises der Conservatoren 
mitgetheilt wird. Die nähere Anregung werden in den einzelnen Fällen die Baubeamten durch 
die Conservatoren, oder wo diese gänzlich mangeln, von der Central-Commission erhalten. 

VERZEICHNUNG DER BAUDENKMALE. 

§•4. 
Abgesehen von den speciellen Fällen, in welchen die Baubearaten zur näheren Mitwirkung 
für die Zwecke der Central-Commission beigezogen werden, haben die Bezirks-Ingenieure auf 
Grund der gesammelten Erfahrungen und Localkenntnisse ein Ycrzeichniss aller Baudenkmale 
jedes Baubezirkes nach dem beigedruckten Formulare anzulegen, und die Rubriken sind, so 
viel thunlich, getreu auszufüllen. Diese Verzeichnisse hat die Bau-Direction jedes Kronlandes 
zu sammeln, und in dem vorschriftsmässigen Wege mit ihren Erläuterungen oder Bemerkungen 
der k. k. Central-Commission einzusenden. 

ARBEITSLEISTUNGEN DER K. K. BAUBEAMTEN. 
§. 5. 

Zum Zwecke der Würdigung und Erhaltung der Baudenkmale liegen den k. k. Bau- 
beamten sowohl aus eigenem Antriebe, oder dort, wo dieselben von den Conservatoren ein- 
geladen werden, folgende Arbeitsleistungen ob: 

a) Die Aufnahme und Anfertigung der Pläne oder Zeichnungen von solchen Baudenkmalen, 
die ihnen entweder bezeichnet worden sind , oder welche nach ihrem eigenen Ermessen 
als sehr bcachtenswerth sich darstellen. Diese Zeichnungen müssen ein möglichst treues 
Bild von dem gegenwärtigen Zustande des Baudenkmales geben, und nebst der Situation, 
den Grundrissen, Durchschnitten und Ansichten, auch so viele Details in einem entspre- 
chenden Massstabe enthalten, damit man sich von allen vorkommenden merkwürdigen 
Theilen eine richtige Vorstellung machen könne. 

Sollen die anzufertigenden Pläne und Zeichnungen einen wirklichen Werth haben, 
so müssen sie sorgfältig aufgenommen und angefertigt sein ; in den Profilirungen und 
Ornamenten ist der Charakter des Bauwerkes bestmöglichst wiederzugeben, und die 
Profile der Gliederungen und anderer auf die Wirkung des Bauwerkes Einfluss nehmender 
Details, sind in getreuen Contouren zu zeichnen. Ein besonderes Augenmerk der getreuen 
Aufnahme ist auf die Inschriften, Zahlen, besondere Zeichen und dergleichen zu lenken. 



so Gesetzliche Bestimmungen. 

Der Massstab zu diesen Zeicliniingen ist der vorschriftsmässige für Baupläne ; die 
Details sind nach Erfordemiss in einem grösseren Massstabe zu zeichnen. 

Bei Ausarbeitung der Pläne von bestehenden Baudenkmalen hat man sich mehr auf 
richtige Contouren zu beschränken, als zeitraubende und überflüssige Schattirungen daran 
vorzunehmen. Die Anwendung von Farben hat nur dann einzutreten, wenn die Sichtbar- 
machung der verschiedenen Bau-Materialien oder Bau-Perioden das Verständnias des 
Objectes erleichtert oder erheischt. 

Sollten solche Pläne eines Denkmales ganz oder theilweise bestehen, so hat sich der 
Baubeamte Copien zu machen, oder zu verschaffen, und sie nur im Gegenhalte mit dem 
Objecte zu verificiren. 

Wenn die verfügbare Zeit einem Baubeamten nicht gestattet, die vollständigen Pläne 
eines Baudenkmales in der oben angedeuteten Weise zu liefern , so genügt es vorläufig 
nur einzelne Skizzen oder Details zu zeichnen, und zur weiteren Vorlage abzuliefern. Er 
wird sich aber ein wirkliches Verdienst erwerben, wenn er darauf einzuwirken bemüht 
ist, dass sich andere befähigte Personen mit der Auftiahme solcher Baudenkmale befassen ; 
wobei den Verfassern der Zeichnungen das Recht zusteht, und auch gewahrt werden 
muss, die eigenen Zeichnungen mit ihrer Namensunterschrift, Datum und ihrem Domicile 
zu unterfertigen, damit bei besonderer Würdigkeit derselben die k.k. Central-Commission 
in die Lage komme, eine Anerkennung dieser Mühewaltung öffentlich auszusprechen. 

b) Die Anfertigung der Kostenanschläge für jene Bauherstellungen, welche wegen Erhaltung 
eines Baudenkmales aufgetragen werden. 

Derartigen Arbeiten haben sich die k. k. Baubeamten, wenn sie sonst in dem eigenen 
Wirkangskreisc nicht liegen, nur über Aufforderung der Conservatoren oder im Auf- 
trage der vorgesetzten Behcirde zu unterziehen. Sie müssen hierbei im Allgemeinen die 
im folgenden §. 6 ausgesprochenen Grundsätze und die allfälligen besonderen Andeu- 
tungen der Conservatoren beobachten. Sie müssen auch bemüht sein, bei den Bauanträgen 
eine verständige Oeconomie mit der möglichsten Solidität zu verbinden, damit das Bau- 
denkmal durch die vorgenommene Ausbesserung auf längere Dauer vor weiterem Verfalle 
gesichert bleibe. 

c) Die Ueberwachung oder Leitung und endlich die vorschriftmässige Verrechnung der 
genehmigten Erhaltungsarbeiten, wenn ihnen die Letzteren aufgetragen werden. 
Bei der Ueberwachung derjenigen Baudenkmale, welche Private, Vereine oder Corpora- 

tionen u. s. w. zum Zwecke ihrer Erhaltung vornehmen, hat die Einwirkung der k. k. Bau- 
Beamten sich nur auf jenen technischen Beirath zi> beschränken, welcher in dem Zwecke der 
I , Erhaltung gelegen ist; wenn ihm aber Eestaurations -Vorgänge bedenklich für den beabsichtigten 

i Zweck erscheinen, hat er den betreffenden Conservator davon zu unterrichten. 

Bezüglich des ökonomischen Theiles, d. i. Accordirung, Sicherstellung und Verrechnung 
der Bauarbeiten in Fällen, wo dem Baubeamten dieselbe übertragen wird, gelten in der Regel 
dieselben Vorschriften, wie fiir die ärarischen Bauführungen. 

Sollten Ausnahmen, z. B. ein Regie-Bau, oder die Vergebung an einen bestimmten, ver- 
lässlichen Accordnehmer nothwendig erscheinen, so ist dies gleich bei der Vorlage der 
Bauanträge anzuführen, gehörig zu begründen, und die Art der Durchführung des vorgeschla- 
genen Restaurations-Vorganges näher zu bezeichnen. 




Gesetzliche Bestimviungeii. 3 1 

ERHALTUNG DER BAUDENKMALE UND WORIN SIE BESTEHE. 

§.6. 
Die Erhaltung der Baudenkmale besteht in der Verhinderung ihrer theilweisen oder 
gänzlichen Zerstörung. Die Sorge für diese Erhaltung Hegt über Aufforderung der admini- 
strativen Behörde für alle unter öffentlicher Aufsicht stehenden Gebäude ohnehin in den 
speciellen amtKchen Verpflichtungen der Bezirks-Ingenieure, wornach hier nur anzugeben ist, 
was vom Standpunkte der künstlerischen Erhaltung aus vorzüglich zu beachten ist. Alle zu 
dem Zwecke vorzunehmenden Erhebungen oder Bauarbeiten werden sich in der Regel auf 
die dauernde Erhaltung ihres der-maligen Zustandes, auf ihre Reinigung und die Befreiung 
von den ihnen nicht angehörigen schädlichen Zuthaten oder Beiwerken beschränken. Diese 
Arbeiten werden daher vorzüglich die Herstellung oder Erhaltung der Eindeckung, die Befe- 
stigung locker gewordener Bestandtheile, die Erneuerung des Bindemittels in den ausgewitterten 
Fugen und die Ergänzung solcher Theile umfassen, deren Mangel einen weiteren Verfall des 
Baudenkmales zur Folge hätte. Sie haben sich aber nicht auf die Ergänzung anderer, in den 
Charakter oder Bau-Styl eingreifenden Bestandtheile zu erstrecken , selbst wenn eine solche 
Ergänzung im Geiste des ursprünglichen Bauentwurfes vorzunehmen beabsichtiget würde. Die 
letzt erwähnten Restaurationen gehören zu den seltenen Fällen , welche nur bei besonders 
wichtigen, noch immer in Benützung stehenden Baudenkmalen vorkommen können, und 
wobei sich die Baubehörden jedenfalls nach den ihnen diesfalls von den hohen Behörden 
zukommenden Weisungen zu benehmen haben werden. 

ENTDECKUNG VON BAUDENKMALEN ODER ARCHÄOLOGISCHEN FUNDEN. 

§.7. 
Jeder Baubeamte ist verpflichtet, von der Entdeckung eines Baudenkmales die Anzeige 

zu erstatten. Ist das Baudenkmal in einem engeren Kreise bereits bekannt gewesen, und ein 
baldiges Verderben desselben gerade nicht zu besorgen; so ist der Anzeige eine Aufnahme, 
Zeichnung oder Skizze des Denkmales, mit Rücksicht auf die Mitwirkung von Privaten laut 
§. 5 beizufügen, und das Bekannte über seinen Ursprung, seine spätere Entwickelung , den 
gegenwärtigen Zustand, die Benützung und das Eigenthum anzuführen. Ist jedoch eine baldige 
Zerstörung des Denkmales zu befürchten, oder ist es zufällig bei Mauerabbrechungen oder 
Erdbewegungen entdeckt, oder ist bei solchen Anlässen ein archäologischer Fund überhaupt 
gemacht worden, so ist die Anzeige unverzüglich zu erstatten, gleichviel ob die Arbeiten vom 
Staate oder von wem immer unternommen worden sind. Gleichzeitig sind die entsprechenden 
Massregeln , allenfalls mit Hilfe der politischen Behörden, zu ergreifen , um Beschädigungen, 
oder die Verschleppung des Fundes hintanzuhalten. Wo die Lage einzelner Gegenstände, wie 
z. B. in Grabstätten , wichtig ist , muss solche bis zur Ankunft des Conservators unverrückt 
erhalten, oder wenn dies unzulässig wäre, wenigstens durch eine getreue Zeichnung und 
Abmessung sichergestellt werden. Alle in dieser Beziehung den Conservator treffenden Oblie- 
genheiten gehen auf den k. k. Baubeamten dort über, wo kein Conservator besteht, und in so 
lange, bis zu dessen Anwesenheit an dem bezeichneten Objecte. 

§.8. 
Alle die Baudenkmale oder archäologischen Funde betreffenden Anzeigen , Erhebungen 
und sonstigen Correspondenzen sind von den k. k. Baubehörden oder einzelnen Baubeamten, 



32 



Gesetzliche Bestimmungen. 



zur Vermeidung jedes Geschäftsurazuges, an den betreffenden Conservator des Bezirkes, worin 
sicli das Denkmal befindet, mittelst Zuschriften zu leiten. Wo kein Conservator bestellt ist, 
erstattet der stellvertretende Bezirks - Ingenieur die diesfälligen Berichte an die unmittelbar 
vorgesetzte Behörde, welche sie im gewöhnlichen Dienstwege an die k. k. Central-Com- 
mission leitet. 

Auf demselben Wege gelangen wieder zurück: die Erledigungen auf alle Eingaben, sowie 
auch die nöthigen Belehrungen und Aufträge in Ansehung der Baudenkmale sowohl an die 
Baubehörden, als auch an die einzelnen Baubeamten. 

Die k. k. Landes-Bau-Direction nimmt aus den Geschäftsprotokollen Kenntniss von der 
diesfälligen Wirksamkeit des untergeordneten Personales. - 



33 



FORMULAR 



Kronland : 



1. Benennung des Baudenkmales, und sein Stand- 
ort. 




2. Zeit der Erbauung und Name des Erbauers. 




3. Zeit der Abänderungen, Zuthaten und Erneue- 
rungen. 




4. Ursprünglicher Zweck, Bau-Materiale und Styl 
des Denkmales. 




5. Jetzige Widmung desselben, sein Eigenthümer, 
Benutzer oder bisheriger Erhalter. 




6. Ausdehnung und Dimensionen des Baudenk- 
males. 


> 


7. Inschriften, welche an denselben vorfindig sind. 




8. Werth des Denkmales, entweder vom baulichen 
oder historischen Standpunkte. 




9. Bestehen Abbildungen oder Beschreibungen? 
Welche Urkunden oder Quellen geben näheren 
Aufschluss? 




10. Jetziger Zustand und in wie fem die Erhaltung 
des dermaligen Zustandes gesichert ist. 




1 1 . Classlficirung in Beziehung auf die Würdigkeit 
der Erhaltung. 





Centr.-Corom. für Baudenkinale. (Gesetz. Bettimm.) 



PERSONALSTAND 



DER 



K. K. CENTBAL-COMHISSION 



ZUR 



ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER BAUDENKMALE. 



5* 



BP^ 



^i 






V 



V 



t^ 




37 



FBÄSES 



FEEIHERE KAEL CZOERNIG VON CZERNHAUSEN, 

K. K.SECTIONS-CHEF IM MINISTERIUM FÜB HANDEL, GEWERBE UND ÖFFENTLICHE BAUTEN, RITTER IL CLASSE DES KAISERLICHEN 

ORDENS DER EISERNEN KRONE. 



KITGLIEDEB: 



Vertreter 
des k. k. Handelsministeriums. 



Vertreter des k. k. Ministeriums 
des Inneren. 



Vertreter des k. k. Ministeriums 
für Cultus und Unterricht. 



1. Mayern, Franz v., k. k. Ministerialrath , 

2. Jeweiliger Vorstand d. Architektur-Departements, unbesetzt, 

3. Reich, Karl Ritter v. , Doctor und Ministerialrath, 

4. Mayer, Bernhard Ritter v., Ministerialrath, Ritter III. Classe 
des kaiserl. Ordens der eisernen Krone, 

5. Thun-Hohenstein, Franz Graf v., Comthur des Franz- 
Joseph-Ordens , 

6. Hei der Gustav, Doctor der Philosophie und Älinisterial- 
Secretär, 

7. Arneth Joseph, Regierungsrath undDirector des k.k. Münz- 
und Antiken-Cabinetes , Ritter des k. Franz- Joseph-Ordens, f Vertreter für die k. k. Akademie 

8. Bergmann, Joseph v., k. k. Rath und Gustos des k. k.i der Wissenschaften 
Münz- und Antiken-Cabinetes, 

9. Rüben Christian, Director der k. k. Akademie der bilden- 
den Künste, Ritter des k. Franz Joseph-Ordens, 

10. Null, Eduard van der, Professor an der k.k. Akademie,^ 
der bildenden Künste , Ritter des k. Ordens der eisernen \ 
Krone III. Classe und des k. Franz Joseph-Ordens, , 

11. Camesina Albert, Conservator für die Haupt- und Residenzstadt Wien 

ABCHIVAB: 

Streffleur Valentin, Ministerial-Secretär im k. k. Handelsministerium. 

PBOTOKOLLFÜHBEB: 

Hoch Wilhelm, k. k. Ingenieur I. Classe. 



Vertreter für die k. k. Akademie 
der bildenden Künste. 



38 Personalstand. 



C0N8EEVAT0EEN IN DEN KEONLÄNDEEN. 



IIEDER-fiSTSRRSIOI. 

Camesina Albert , Conservator für Wien. 

Sacken, Eduard Freiherr v., Gustos im Münz- und Antiken-Cabinete , Conservator für den 

Kreis U.W.W. 
Keiblinger Ignaz, Capitular und Archivar des Stiftes Molk, Professor der Naturgeschichte, 

Conservator für den Kreis O. W. W. 

0BSR-08TKRREI0H. 

Stifter Adalbert, k. k. Schulrath in Linz. 

SALZBURG. 

Süss, Vincenz Maria, städtischer Leihhaus -Verwalter , Inhaber des goldenen Verdienst- 
kreuzes mit der Krone, zu Salzburg. 

STEIERIARK. 

Scheiger Joseph, k. k. Post-Director in Graz. 

KiRITHEI. 

Ankershofen, Gottlieb Freiherr v., Vorstand des historischen Vereines in Klagenfurt. 

KRAU. 

Codelli, Anton Freiherr v., k. k. Kämmerer und Vorstand des historischen Vereines zu 
Laibach. 

kOsteilaid. 

Kandier Peter, Doctor der Rechte, Ritter III. Classe des k. k. Ordens der eisernen Kjone. 

TIROL. 

E n z e n b e rg, Franz Graf v., k. k. Kämmerer, Conversator für den Kreis Unter-Inthal, in Schwaz. 
Tinkhauser Georg, Subregens im Seminarium zu Brixen, Conservator fiir den Brixner Kreis. 
Kögel Joseph Sebastian, Lehrer an der Realschule zu Bregenz, Conservator für Vorarlberg. 
Thun, Matthias Graf, in Trient. 

BOIIEI. 

Wocel Johann Erasmus, Professor der Archäologie, Conservator für Prag. 
Winaritzky Karl, Dechant in Moldauthein, Conservator für den Budweiser Kjreis. 



Personalstand. 39 

Slawik Franz, Bergwerks - Director und Hofbesitzer in Altgedein, Conservator für den 

Pilsener Kreis. 
Grüner Sebastian, pensionirter Magistratsrath und substituirender Bürgermeister in Eger, 

Conservator für den Eger Kreis. 
Günthner Johann, Dechant zu Eadonitz, Conservator für den Saazer Kreis. 
Akermann Joseph, Dom-Capitular in Leitmeritz, Conservator für den Leitmeritzer Kreiß. 
Euziczka V., Kaufmann und Fabrikant in Jungbunzlau, Conservator für den Bunz- 

lauer Kreis. 
Marek Anton, Dechant zu Libun, Conservator für den Jiöiner Kreis» 
Sliwka Anton, Ritter v. Sliwitz, Besitzer der Domäne Solnitz, in Königgrätz, Conservator 

ftir den Königgrätzer Kreis. 
Benesch Franz, Fabriks -Verwalter in Sukdol, Conservator für den Czaslauer Kreis. 
Kralort Franz, Doctor in Pilgram, Conservator für den Taborer Kreis. 
Euffer Adalbert, Dechant in Prag, Conservator für den Prager Kjreis. 
Beczecka Franz Rudolf, Religionslehrer zu Pisek, Conservator fiir den Piseker Kjreis. 
Schmoranz Franz, Baumeister in Chrudim, für den Chrudimer Kreis. 

HilREI. 

Sylva-Tarouca, Friedrich Graf, Abb^ in Brunn. 

8CILS8ISI. 
Rokita Fabian, Doctor, Krankenhaus-Director in Troppau, Conservator für den Troppauer 

Kreis. 
Schwarz Karl, Custos der Scherink'schen Bibliothek so wie des Museums in Teschen, für 

den Teschner Kreis. 

BUKOWIIA. 

Mikulitsch Andreas, Cameral-Bezirks-Baumeister in Czernowitz. 

DALHATIEI. 

Andrich Vincenz, Kreis-Ingenieur, Conservator für die Klreise Zara und Spalato. 

UI6KRI. 

Haas Joseph, Doctor, Domherr und Volkschulen -Inspector in Ofen, Conservator für das 
Ofher Verwaltungsgebiet. 

Fabry Ignaz, Bischof zu Kaschau, Conservator für das Kaschauer Verwaltungsgebiet ohne 
der Zips. 

Siemianowszky, Maximilian Ritter v.. Comitats -Vorstand in Leutschau. Conservator für 
die Zips. 

Fogarasy Michael, Titular-Bischof und Domherr zu Grosswardein , Conservator für das 
Grosswardeiner Verwaltungsgebiet. 

Bitnitz, Ludwig v., Domherr in Steinamanger, Conservator für das Odenburger Ver- 
waltungsgebiet. 

Keglevich de Buzin Johann, k. k. geh. Rath und Kämmerer, Gutsbesitzer im Bacser 
Comitat, fiir das obere Pressburger Verwaltungsgebict. 



40 Personalstand. 

8 tummer, Arnold v., Pfarrer zu Zohor im Pressburger Comitate, für das untere Pressburger 
Verwaltungsgebiet, 

W0IW0D80IAFT SERBIKH UHD DKM TEHEiER BAHAT. 
Bonaz Alex., Domherr und Statthalterei-Rath in Temesvär, Conservator für dieWoiwodina. 
Karaczonyi, Ladislaus v. Beodra, Gutsbesitzer in Beodra, Conservator für das Temeser 
Banat. 

siebeibOrgei. 

Reissenberger Ludwig, Gymnasial-Professor in Hermannstadt. 

Mökesch Martin Samuel, evangelischer Pfarrer in Fogarasch. 

Kövdri Ladislaus, Literat in Klausenburg. 

Keserü, Moses v. Barot, Domherr in Karlsburg. 

Cipariu Timotheus, Domherr in Blasendorf. 

Müller Friedrich, Professor am evangelischen Gymnasium A. C. in Schässburg. 

Fink Andreas, evangelischer Pfarrer in Marienburg. 

Pataki Paul, Professor am reformirten Gymnasium in Udvdrhely. 

Knöpf 1er Wilhelm, Doctor und Kreisarzt in Maros-Vasärhely. 

Müller Traugott, Pfarrer A. C. in Bistritz. 

Loreny Joseph, Magistratsrath in Broos. 

GROATIEH UHD 8LAY0HIEI. 

Kukuljivic Johann, Secretär der süd-slavischen historischen Gesellschaft und Landes- 
Archivar in Agram. 

6ALIZIEI UID LODOIERIEI. 

Popiel, Paul Ritter v., Gutsbesitzer, für die Stadt Krakau und deren Gebiet. 
Stranski, Ritter v., k. k. Rath und Üniversitäts-Bibliothekar in Lemberg. 



Personcdstand. 41 



CORRESPONDENTEN. 



Österreich. 
Widter Anton, zu Klein-Schwechat , für den Klreis U. W. W, 

SALZRURG. 
Mayer Matthias, Dechant und Pfarrer in Tamsweg, für Lungau. 
Bittersam Johann, Superior der Versammlung der barmherzigen Schwestern in der Erz- 

Diöcese Salzburg und Administrator der fürstlich Schwarzenberg'schen Kranken- und 

Versorgungsanstalt in Schwarzach , für Pongau. 
Wernspacher Joseph, Dechant und Pfarrer in Stuhlfelden, für Pinzgau. 
Schwarz Maximilian, Cooperator in Bemdorf, fiir das Flachland Salzburg. 

STEIERMARK. 

Macher Matthias, Doctor der Medicin und k. k. Districtsarzt in Stainz. 
Oroschen, Pfarrer in Prasberg. 

Seehann Moritz, fürstlich Dietrichstein'scher Grundbuchs-Beamter in Ober-Pettau. 
Pichl, Karl Ritter v. und Gamsenfels, Magistrats-Ober-Beamter in Radkersdorf. 
Rossegger Ruppert, Conventual des Stiftes Rain in Feistritz bei Peggau. 
Metzler Edler v. Ankenburg, Doctor der Medicin imd k. k. Bezirksarzt in Weiz. 

KiRITHEI. 

Rauscher Friedrich, Gutsbesitzer zu Ebenau, für Rosenthal. 

R a u p 1 Johann , Stadtpfarrer in Villach. 

Blumen feld Leopold, Landesgerichtsrath und Vorstand des k. k. Bezirksamtes in Spital. 

Kulnig Franz, Dechant in Seifnitz. 

Raun ig Johann, Bürgermeister in Griffen. 

Welwich Lorenz, Doctor der Theologie und infulirter Propst von Völkermarkt, Dechant und 

Pfarrer zu Tainach , für Tainach. 
Rauscher Johann, Dechant und Pfarrer in Gmünd, für Gmünd. 
Ab ermann Johann, Pfarrer in Kolbnitz, f ür Möllthal. 

Aichelburg, Hugo Freiherr v., zu St. Margarethen in Dellach, für Ober-Drauthal. 
Levitschnigg Barthnä, Doctor, Dechant und Pfarrer in St. Hermagor, für Ober- und 

Ünter-Gailthal. 
Überfelder Anton, Pfarrer in Tiffer, für Feldkirchen. 
Schellander Georg, Dechant und Pfarrer in Gurk, für Gurkthal. 
Rainer Joseph, Director der Rauscher'schen Gewerkschaften in St. Veit, für St. Veit. 
Fiala Anton, Bürgermeister in Friesach. 

CeDtr.-Comiii. für Baadenkmale. « 



42 Personalstand, 

Mörtlitsch Heinrich, Notar und Gutsbesitzer in Eberndorf, für Jauntlial. 
Münichsdorfer Hieronymus, Capitular des Benedictiner - Stiftes St. Peter in Salzburg, 

Decanats- und Propst- Administrator und Pfarrer in Krapfeld, für Krapfeld. 
Hermann Heinrich, Domherr in St. Andrä, für das Lavantthal. 

KRAIH. 

Costa Heinrich, Doctor und Director des k. k. Gefällenamtes in Laibach, für Ober-Krain. 

Gabryan Georg, Dechant und Pfarrer in Wippach, für Inner-Krain. 

Arko Bartholomäus, Propst in Neustadtl, für Ünter-Krain. 

Klun, Dr. Vincenz, Secretär des historischen Vereines für Krain, in Laibaeh. 

UI6ERI. 

Balassa, Anton Freiherr v., Gutsbesitzer in Kekkö, Neograder Comitat. 
Zip s er, Doctor^ Leiter einer Mädchen-Lehranstalt, in Neusohl. 

siebehbOrgki. 
Ackner Michael, evangelischer Pfarrer A. C, in Hamersdorf. 
Kemöny, Graf v., wirkliches Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften, zu Gerend 

bei Thorda. 
Miko, Graf Emmerich v., k. k. wirkl. geh. Rath, in Klausenburg. 

TIROL UID VORARLBERG. 

Giovanelli, Ferdinand Freiherr v., für den Brixner Kreis, in Botzen. 
Schöpf, Pater Bertrand, fiir den Innsbrucker Kreis, in Innsbruck. 
Zingerle Ignaz, k. k. Gymnasiallehrer in Innsbruck. 
Hellweger, Historienmaler in Hall. 
Vintler Joh. v., in Brunek. 
Messmer Peter, Professor, in Tirol. 



VORTRAG 

GEHALTEN AM 10. JÄNNER 1853 BEI DER ERÖFFNUNG DER SITZUNGEN 

DER KAISERL. KÖNIGL. CENTRAL-COMMISSION 



ZUR 

ERFORSCHUNS UNO ERNALTUNS DER BAUDENKMALE IN ÖSTERREICH. 



FREIflERRN KARL VON CZ0ERNI6, 

K. K. SECTIONS-CHEF UNO PBÄSES DEB CENTBAL-COKMISSION. 



6» 



45 



YORTRAG. 



Jxlit der Allerhöchsten Entschliessung vom 31. December 1850 geruhten Seine k. k. 
Apostolische Majestät über den Antrag des Ministeriums für Handel, Gewerbe imd öflfent- 
liche Bauten, zum Zwecke der Erhaltung der historischen Baudenkmale die Errichtung 
einer Central - Commission in Wien, so wie die Bestellung von Conservatoren in den 
Kronländem zu genehmigen. Nachdem die zur Ausführung dieser Allerhöchsten An- 
ordnung erforderlichen Einleitungen getroffen worden und die Verzögerung, welche aus 
der im Zuge begriffenen Organisirung der Bausection des Ministeriums entstehen konnte, 
durch den Abschluss derselben beseitigt erscheint, hat 8e. Excellenz der Herr Finanz- 
und Handelsminister Andreas Ritter von B a um g artner den Zusammentritt der Central- 
Commission und den Beginn ihrer Wirksamkeit veranlasst. Indem ich Sie demnach, meine 
Herren, bei unserer heutigen ersten Versammlung als die geehrten Mitglieder des neuen 
Institutes freudig begrüsse, welches sich den für die Pflege der Kunst und der Wissen- 
schaft bestehenden vaterländischen Anstalten würdig anreiht, erbitte ich mir die Erlaub- 
niss, den nachfolgenden Verhandlungen einige Betrachtungen über die Aufgabe, welche 
uns gestellt ist, über das Feld, auf welchem wir uns zu bewegen haben, und über die 
Mittel , die bei der Verfolgung des vorgesteckten Zweckes zu unserer Verfügung stehen, 
vorauszusenden. 

Gleichwie der gereifte Mann seine Erinnerung mit Vorliebe den Spielen und Bestre- 
bungen seiner Jugend, worin sich die Keime seiner spätem Lebensausbildung abspiegeln, 
zuwendet, eben so liebt es jedes zu einem gewissen Grade der Cultur gediehene Volk, seinen 
Lebensgang mittelst der aus den Zeiten seiner Entwickelung herrührenden Denkmale, seien 
sie nun geschrieben oder gemeisselt, zu erforschen. Insbesondere aber wendet es sein Interesse 
den aus den festen Grundstoffen der Erde gebildeten Monumenten zu, weil sie, aus dauer- 
hafterem Gefüge, weit über das geschriebene Wort hinaus in den Kreis der Sage reichen und 



46 Vortrag. 

weil sie nicht allein die staatlichen und socialen Zustände des Volkes darthun, sondern auch 
Zeugniss ablegen von der Pflege der Kunst, von ihren Anfängen, ihrem Aufblühen und ihrem 
Verfalle in den einzelnen Zeitabschnitten. Der Bestand eines Volkes wird nur durch dessen 
selbsteigene Ej-aft gesichert, aber seine Sitten sänftiget die Kunst, ohne die Kunst gedeiht 
nicht die Cultur, mit der Kunst entwickelt sich die höhere Ausbildung des religiösen Gefühles, 
und nur die Kunst bietet den Durchgang zur höheren Entfaltung des geistigen Lebens im 
Individuum wie im Volke. 

Diese Denkmale vergangener Zeiten sind jedoch fortwährend feindseligen Einwirkungen 
ausgesetzt, welche deren Bestand gefährden und ihren Verfall vorbereiten. Nicht allein die 
Zeit, diese furchtbare Zerstörerin alles Geschaffenen, ist es, welche täglich, ja stündlich an 
ihrer Vernichtung arbeitet; was den rauhen Hauch der Zeit überdauert, das zertrümmert oder 
untergräbt die geschäftig umstaltende, von mancherlei Interesse bewegte Hand des Menschen. 
Dennoch bedroht die Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit des Einzelnen die verbliebenen Eeste 
der Kunstthätigkeit der Vorzeit weniger als die durch die Lehren der Encyklopädisten 
entstandene, von dem in materiellem Streben befangenen Indifferentismus unserer Tage 
getragene Richtung einer falschen Aufklärung, welche in der Geschichte des Alterthums 
einen Kreis von fabelhaften Sagen, in dem Mittelalter die Blüthenzeit der Eohheit und Barbarei 
erblickt und den Zweck des Daseins in der Befriedigung eines mehr oder weniger raffinirten 
Sinnengenusses sucht. Der österreichische Kaiserstaat, in welchem so viele Nationalitäten in 
mannigfacher Stufenreihe künstlerischer und socialer Entwickelung neben einander wohnen, 
birgt einen grossen Schatz an Baudenkmplen aller Art in sich, deren Zahl und Bedeutung 
noch gar nicht genauer bekannt ist. Dem Wunsche der Gebildeten entsprechend, erkannte 
es die Regierung als ihren Beruf, der "Wirkung der zerstörenden Kjräfte auf diese Denk- 
male entgegen zu treten, sie möglichst zu erhalten und den Sinn für deren Verständniss 
und Erhaltung im Volke zu wecken. Die Ausübung dieses Berufes überträgt sie zunächst 
unserer Central- Commission, welcher demnach die Aufgabe vorgezeichnet ist, das Vor- 
handensein der Baudenkmale im weiten Bereiche des Kaiserstaates zu erforschen, sie zu 
beschreiben, auf ihre Erhaltung und wo erforderKch und thunlich auf ihre Wiederher- 
stellung bedacht zu sein und durch geeignete Darstellungen im Volke den Sinn und die 
Achtung für den Bestand dieser Denkmale als eines Gemeingutes der Gesammtheit zu wecken 
und zu pflegen. 

Das Feld, auf welchem sich die Central-Commission zu bewegen haben wird, ist durch den 
Wortlaut der Allerhöchsten EntSchliessung, welcher sie ins Leben rief, und die ihr gesetzte 
Aufgabe bezeichnet. Es gibt der Schöpfungen, in denen sich die künstlerische Thätigkeit ver- 
gangener Jahrhunderte noch heute abspiegelt, so mancherlei, dass wenn man sich auch nur 
im Allgemeinen auf die Producte der zeichnenden und bildenden Künste beschränken wollte, 
es beinahe unmöglich scheint, von einem einheitlichen Standpunkte aus deren Masse für ein 
ausgedehnteres Gebiet zu bewältigen und eine irgend welchen Nutzen schaffende Übersicht 
über dieselben zu gewinnen. Diese zahllosen Erzeugnisse der darstellenden Künste sondern 
sich jedoch gleichsam von selbst in zwei wohl von einander sich unterscheidende Gruppen, 
deren jede ihrer Eigenthümlichkeit nach eine besondere Behandlung in Anspruch nimmt. Es 
kommen nämlich hierbei vorerst die Leistungen in Betracht, welche der Übung einer einzelnen 
Kunst ihre Entstehxmg verdanken und mit dem Orte ihrer Hervorbringung oder ihrer Aufbe- 
wahrung in keinem unmittelbaren und untrennbaren Zusammenhange stehen, wie Zeichnxmgen, 



Vo7'trag, 47 

Gemälde, Schnitz- und Bildwerke, kunstvoll gearbeitete Waffen und Gegenstände des häus- 
lichen Gebrauches etc. Diese Kunstwerke lassen sich von ihrem Fundorte trennen und eignen 
eich zur Vereinigung in Sammlungen an den Mittelpunkten des wissenschaftlichen und Kunst- 
lebens, damit durch Anreihung gleichartiger Gegenstände eine lebendige Anschauung von 
dem Leben und Schaffen eines Volkes in einem gegebenen Zeitabschnitte gewonnen imd das 
Studium der Kunst gefordert werde. Hierbei erfolgen wieder weitere Sonderungen, je nach 
dem besonderen Zwecke, welcher der einzelnen Sammlung zum Grunde liegt, und es ent- 
stehen Gallerien von Gemälden und Sculpturen, Antiken- und Kunstcabinete, Sammlungen von 
Zeichnungen, Siegeln, Münzen und Medaillen, Museen, Waffenkammem, ethnographische 
Zusammenstellungen u. dgl. Alle diese Sammlungen unter eine gemeinsame Leitung zu 
bringen, wäre materiell kaum ausführbar, auch drängt kein nahes Bedürfoiss dazu, weil eben 
für die Aufbewahrung und wissenschaftliche Pflege solcher Kunstwerke schon specielle 
Anstalten bestehen, wobei jedoch in keiner Weise in Abrede gestellt werden soll, dass 
diese Anstalten nicht noch mancher Erweiterung fähig wären .und andere Vorkehrungen 
gegen die Zerstreuung und Verschleppung vaterländischer Kunstwerke getroffen werden 
könnten. 

Anders verhält es sich mit der Gruppe der eigentlichen Baudenkmale. Diese bilden ein 
mit der Örtlichkeit ihrer Entstehung innig verbundenes Ganze und können von derselben ohne 
gänzliche oder doch theilweise Zerstörung nicht getrennt werden. Sie sind über das ganze 
Land hin zerstreut ; um sie zu erforschen und vor Unbilden zu bewahren, bedarf es des Zu- 
sammenwirkens vieler vereinten Kräfte und der nachhaltigen Einflussnahme einer höheren 
Autorität. Ihr Studium aber wird gefordert durch die Aufzeichnung aller bestehenden und 
die Abbildung der vorzüglichsten dieser Kunstdenkmale sammt einer wissen schaflichen Er- 
örterung ihrer künstlerischen Bedeutung in zu veröffentlichenden allgemein zugänglichen 
Werken. 

Dass zu der Erreichung dieser Zwecke eine gemeinsame Leitung durch ein Central - 
Listitut unter der unmittelbaren Einwirkung der Regierung und eine von diesem Mittelpunkte 
ausgehende Anregung für die in gleicher Eichtung vorgehende Thätigkeit von Vereinen und 
Einzelnen in engeren Kreisen sehr förderlich erscheine, bedarf wohl keiner näheren Begrün- 
dung. Die Objecte dieser Thätigkeit gehören zu den erhabensten und anziehendsten, welche 
dem schaffenden Geiste des Menschen ihren ürsprxmg verdanken. Wie sehr auch jeder ein* 
zelnen bildenden Kunst die Fähigkeit und das Mittel innewohnt, ihren Schöpfungen den 
höchsten geistigen Ausdruck zu verleihen, der hehren Baukunst sind sie alle unterthan, und 
erst indem sie ihre Hervorbringungen den Gebilden der Baukunst unterordnen und sich als 
Glieder einem grossen Ganzen einfügen, erlangen sie ihre edelste Bedeutung. Oder vermöchte 
irgend eine andere Kunst in ihren Werken der Baukunst gleichzukommen, in deren Schöpfun- 
gen der Mensch räumlich und geistig sich am meisten der Gottheit zu nähern strebt, welche 
bestinmit ist, die Wohn- und Opferstätte des höchsten Wesens, wie auch immer die herrschende 
Vorstellung davon beschaffen sein mag, aufzurichten, welche dazu dient, der Pracht und dem 
Glänze der Mächtigen der Erde den erhebendsten Ausdruck zu verleihen und ihr Andenken 
für die kommenden Geschlechter dauernd zu verherrlichen ? Welcher andern als der Baukunst 
ist es gegeben, dass zur Ausschmückung einer einzigen ihrer Schöpfungen Künstler jeglichen 
Faches, Maler, Bildhauer und Bildschnitzer, Arbeiter in edlen Metallen, kostbaren Edelstei- 
nen und Elfenbein ganze Generationen hindurch in Thätigkeit erhalten und Schätze, welche 



48 Vortrag. 

vielleicht Jahrhunderte angehäuft, verwendet werden? In dieser Gruppe von Denkmalen 
ist aber nicht nur die höchste Ausbildung, sondern auch die grösste Mannigfaltigkeit vorhan- 
den, und nicht weise Beschränkung, sondern unternehmende Ausbreitung der eigenen 
Thätigkeit mag es genannt werden , wenn die Central-Commission sich anschickt, für die 
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale und aller dazu gehörigen Kunstwerke Sorge zu 
tragen. Bei den Völkern Osterreich's lassen sich alle Stufen der Culturentwickelung räumlich 
und der Zeitfolge nach in ihren Bauwerken nachweisen, gleichwie die ältesten Spuren dauernder 
Ansiedlung in Europa nicht minder als die Wanderzüge, welche die grosse Völkerbewegung 
im Mittelalter schlössen, ja über dieselbe hinausreichten, innerhalb der Gränzen des Kaiser- 
staates stattfanden. 

Fast alle Zeichen der Erinnerung, welche längst entschwundene Nationen so wie die vor- 
ausgegangenen Generationen der noch bestehenden in ihren Bauwerken zurückgelassen haben, 
finden sich in Osterreich wieder. Welch eine wundervolle Eeihe merkwürdiger Bauwerke 
bietet sich dem forschenden Blicke dar von den Grabhügeln, welche die Linien der fiühesten 
Völkerströmungen bezeichnen, und von den ältesten Schutzbauten der angesessenen Bevöl- 
kerung, den sogenannten Keltenringen, bis zu den stolzen Königsgräbem in Krakau, der 
einstigen polnischen Hauptstadt ; von den Substructionen Aquileja's, den einzigen Spuren des 
riesigen ümfanges einer der Hauptstädte der damaligen civilisirten Welt, und den Über- 
resten von Camuntum, der gewaltigen Kaiserstadt am fernen Donaulimes, so wie von den 
Spuren der Heerstrasse Trajan's an den Katarakten der unteren Donau bis zu den Amphi- 
theatern von Verona und Pola, als den zum Theile wohlerhaltenen Prachtbauten des römischen 
Luxus. Der wieder aufgedeckte Tempel in Brescia mit seiner -kostbaren Statue der Victoria, 
die Tempel und die goldene Pforte in Pola, der Perle des in unserer Zeit herrüberragenden 
Alterthums, geben nicht minder Zeugniss von dem Kunstsinne der römischen Vorzeit, wie das 
unvergleichliche Spalato mit seinem der Restaurirung entgegenharrenden kaiserlichen Paläste, 
in welchem sich um den zum Dome umgewandelten Jupitertempel und das Mausoleum Dio- 
cletians seit 1500 Jahren eine Stadt eingezwängt hat, wie die erst kürzlich aus dem Schutte 
hervorgezogene alte Stadt Salona, mit den Ruinen seiner Thürme, seiner Befestigungen, seiner 
Bäder und Tempel. Mit tausend Zungen spricht das Mittelalter zu uns aus den jener Zeit 
entstammenden Bauwerken, seien es die in Trümmer zerfallenen über alle Länder hin zer- 
streuten Burgen, wie die einst regem Kunstleben geöffnete königliche Burg Karlstein nächst 
Prag, oder der die gewaltige Krünunung des mächtigen Donaustromes überragende arpadische 
Königssitz Vissegrad, seien es die noch immer wohnlichen Fürsten- und Dynastenschlösser, wie 
das im einsamen Isergebirge auf einem Basaltkegel sich erhebende Friedland, die in die Ge- 
schichte des Erzstiftes tief verflochtene Veste Hohensalzburg, das Nord und Süd verknüpfende, 
im wonniglichen Etschlande herrschende Stammschloss Tirol, oder, wo Adria's Welle Deutsch- 
lands Boden küsst, das auf hohem Kalkfelsen thronende Schloss Tybein, an dessen cyklo- 
pischen Mauern des Meeres schäumende Wogen kraftlos sich brechen, seien es und zwar vor 
Allen die für Österreichs Geschichte so überaus merkwürdigen Kaiserburgen in Wien, Prag und 
Neustadt — der festen Schlösser in Linz, Brunn, Ofen, Graz und Laibach nicht zu vergessen. 
In der Po-Ebene von Ober-Italien bildete sich am frühesten das politische Leben der neueren 
Zeit aus, während der Kunstsinn und die Kunstthätigkeit daselbst nie ganz ausgestorben 
waren. Die vielen dort zur Herrschaft gelangten Fürsten strebten es einander an Prachtliebe 
zuvor zu thun und beschäftigten zahlreiche in ihren Dienst berufene Künstler; auf gleiche 



Vortrag. 49 

Weise wetteiferten unter einander die geldreichen Patricier der darauffolgenden städtischen 
Republiken. Die Bauwerke der Visconti zu Mailand, der Scaliger in Verona, der Carrara in 
Padua geben hiervon Zeugniss, wie nicht minder die ungezählten Paläste der Adelsgesehlechter 
und der Municipien in den ober-italienischen Städten, namentlich Palladio's Prachtbauten in 
Vicenza. Das gewaltigste Baudenkmal aller Zeiten und des gesammten Erdkreises aber prangt 
in der Lagune, wo sich auf künstlichem Grunde Venedig, die Stadt von Kirchen und Palästen 
gebildet, in unvergleichlicher Schönheit stolz aus den Fluthen emporhebt. 

und in diesem Heiligthume der Baukunst öffnet sich dem staunenden Blicke der Marcus- 
platz, dessen nächste Umgebung die Geschichte und die Baustyle von einem Jahrtausende in 
kunstreichen Denkmalen versinnlicht, welche mit fast Allem ausgeschmückt sind, was der 
bildende Geist des Menschen in edelster Form aus den seltensten Stoffen des Morgen- und 
Abendlandes mit einem durch Jiahrhunderte fortgesetzten Aufwände von Millionen zu schaffen 
vermochte. Der vor neun Jahrhunderten erbaute Marcusthurm erhebt sich, um keinen Zoll 
verrückt, noch heute schlank in die Lüfte und noch prangt, ein erhebliches Stück der Welt- 
geschichte in sich fassend, der an maurische Kunst mahnende Dogenpalast als das vielleicht 
besterhaltene Denkmal vergangener Jahrhunderte in seinem eigenthümlichen Eeize. Auch 
nach Deutschland verpflanzte sich der italienische Baustyl schon frühe und prägte seinen 
Charakter in den Bauwerken der österreichischen Hauptstädte, aus, wie in den königlichen 
und den Adelspalästen in Prag und in den Bauten zu Wien, welche die Epoche Kaiser Karl's VI. 
verherrlichten. In den Palästen von Mailand und Monza gibt sich die Kunstrichtung der 
neuesten Zeit zu erkennen, als deren geläuterter Ausdruck das reichste und geschmackvollste 
Baudenkmal unserer Tage, der Friedensbogen in Mailand anzusehen ist. 

Maimigfaltiger und praehtliebender noch als in den weltlichen Bauten Österreichs entfal- 
tete sich die Kunst in den zur Ehre und Anbetung Gottes errichteten kirchlichen Gebäuden, 
welche in allen Ländern des Kaiserstaates die Zeit und die Verhältnisse , unter denen sie ent- 
standen, beurkunden. Wenn die aus den frühesten Zeiten der Einführung des Christenthums 
herrührenden einfachen und schmucklosen Basiliken in Osterreich und Ungarn den Weg 
andeuten, auf welchem mit der Lehre des Heus der romanische Styl zu uns gedrungen, so 
erglänzt, andere Verhältnisse abspiegelnd, in der Überfülle der Pracht die Marcuskirche 
zu Venedig, bei deren Vollendung der byzantinische Bau, Dank dem Handelsflore der Vene- 
zianer und ihrer politischen Macht im Oriente, mit den kostbarsten Bildwerken, den 
seltensten Marmorsäulen und dem reichsten Goldschmucke ausgestattet wurde. Ernst und 
ehrwürdig blickt der hinamelanstrebende St. Stephansdom zu Wien, ein echtes Denkmal des 
gothischen Styles, auf die nachgebornen Geschlechter herab, und trauernd überragt der 
St. Veitsdom in Prag, ein Schatten seiner ehemaligen Pracht und Grösse, die ihn umgeben- 
den Ruinen, während, demselben Style, doch unter milderem Himmelstriche entsprossen, der 
Dom zu Mailand ungeachtet seines riesenhaften ümfanges, der ihm St. Peter zunächst den 
Bang unter den Kirchen der Christenheit anweiset, in blendend weissem Marmorglanze mit 
seinen tausend Spitzsäulen und der kunstreich durchbrochenen schlanken Kuppel leicht und 
heiter in die reinen Lüfte sich emporhebt. Nirgends anderswo vielleicht findet sich auf gleich 
beschränktem Baume eine solche Anzahl von Kirchen jeglichen Baustyls nach der mannig- 
fachsten Abstufung des Geschmackes und der Pracht als in der Lombardie und in Venedig. 
Von dem kunstlosen Baue der Karchen S. Michele und S. Teodoro in Pavia, von der dem 
neunten Jahrhundert entstamnlenden ehrwürdigen Metropole des heil. Ambrosius zu Mailand 

Ceotr.-Comin. für Baadeokmale. 7 



50 Vortrag. 

und dem kunstvollen Dome zu Monza, dessen Gründung auf Theodolinden , der ersten 
christlichen Longobarden-Königin, hinaufreicht, oder von der alterthümlichen KlircheS. Zeno 
in Verona — welch eine unübersehbare Reihe herrlicher, gottgeweihter Bauten — bietet sich 
dem Auge in jenem Lande dar, bis- zu der Kathedrale von Cremona mit ihrer dreifachen 
Fa9ade und dem höchsten Thurme Italiens , bis zu den auf der Höhe <fer Kunst stehenden 
Meisterwerken Palladio's in der Kirche del Redentore und S. Giorgio in Venedig, bis zu der in 
einfacher, erhebender Grösse alle anderen übertreffenden Klirche der heil. Justina inPadua und 
dem prachtvollsten kunstgeschmücktesten alten Gottestempel , der gleich Mailands Dome und 
Como's Kathedrale im gothischen Style angelegten Certosa beiPavia! Mitten unter Bauwerken, 
in welchen sich der italienische mit dem gothischen und byzantinischen Style theils unmerk- 
lich, theils seltsam vermengen, tritt der dem heiteren Himmel und der milden Luft entspre- 
chende romanische Styl vorwaltend auf, von der einfachen Rotunde bis zu den mannigfachen 
Combinationen der Renaissance wechselnd. Staunend aber gewahrt man oft in unscheinbaren 
Dörfern Kirchen, welche ihrem künstlerischen Werthe und ihrem Umfange nach die Zierde 
einer Hauptstadt bilden würden. Die Gesammtheit derselben auch nur oberflächlich zu erfor- 
schen und zu würdigen, reicht kein Menschenleben hin. 

Doch auch diesseits der Alpen erheben sich dem Allerhöchsten zum Preise grossartige 
Gotteshäuser, wie die beiden Kirchenstädte von Salzburg und Prag sie aus allen Jahrhunderten 
aufzuweisen haben, wie sie in den ehrwürdigen und zum Theile prachtvollen Bauten der 
Stifte und Klöster, namentlich in Osterreich, jene von St. Florian, Kremsmünster, Melk, 
Lilienfeld und Heiligenkreuz oder in der Krypta zu Gurkfeld zu bewundem sind, und wie sie 
von demselben Geiste der Frömmigkeit der Kirchenfürsten gefordert, Ungems berühmtestem 
Dome zu Kaschau folgend, noch heute zur Vollendung gelangen. — Wenn sich die Central- 
Commission die Erforschung und Erhaltung dieser Kunstschätze zur Aufgabe macht, so liegt 
die Aussicht nahe, dass so mancher derselben, welcher seitab von den grossen Verkehrslinien 
in einsamer Gegend sich birgt, an das Licht hervorgezogen, zur Kenntniss und Beurtheilung 
der Kunstfreunde gebracht und vor allzu frühem Verfalle bewahrt werden wird. 

Auf die ]\Iittel übergehend, welche der Central -Commission bei Verfolgung des ihr vor- 
gezeichneten Zweckes zu Gebote stehen, und von deren Ausgiebigkeit und geeigneter Be- 
nützung der Erfolg ihrer Bestrebungen zunächst abhängig bleibt, gewahre ich als die erste, 
aber auch als gewährleistete Bedingung des Gedeihens unsers neuen Instituts, die nachhaltige 
und erfolgreiche Theilnahme, welche Sie, meine Herren, mit Ihren umfassenden Kenntnissen, 
Ihrer vielfältigen Erfahrung und Ihrer Liebe zur Kunst demselben zuwenden werden. Es kann 
bei Ihren mannigfachen Berufsgeschäften ein fortlaufender Zeitaufwand billigerweise von Ihnen 
nicht in Anspruch genommen werden, doch sind die erfreulichsten Erfolge von Ihrer nach 
allen Seiten hin anregenden Thätigkeit, von der Mittheilung Ihrer Erfahrungen, dem Ergeb- 
nisse Ihrer speciellen Studien , der Beurtheilung vorliegender Leistungen und der Anleitung 
zum zweckmässigen Vorgange aller Jener, welche ihre Bemühungen der Verfolgung der 
gleichen Aufgabe widmen, zu erwarten. Die Central-Commissiön bedarf jedpch auch ausser- 
halb dem Schoosse ihrer Versammlung der Organe , welche für sie in den einzelnen Ländern, 
Bezirken und Städten des Kaiserstaates forschen, sammeln und in sonstiger Weise sich ver- 
wenden. Hierfür sind zunächst die über Antrag der Central-Commission von dem Ministerium 
zu ernennenden Conservatoren bestimmt, welche, unter den einsichtsvollsten und thätigsten 
Kunst- und Alterthumsfreunden der verschiedenen Kronländer gewählt, in ihrem engeren 



Vortrag. 51 

Kreise dieselben Zwecke verfolgen, wie die Central- Commission, auf deren Autorität sie sich 
stützen und deren Aug' und Ohr sie in ihrem Umkreise bilden. 

Es müssen jedoch die Central -Commission sowohl als die Conservatoren darauf bedacht 
sein , sich die Mitwirkung des kunstliebenden Publicums in ausgedehntester Weise dadurch zu 
sichern , dass sie die Theilnahme an ihren Bestrebungen im Volke zu wecken suchen imd dass 
sie, wo ein solches Interesse wach geworden, der Bildung von archäologischen Vereinen in 
engeren und weiteren Kreisen den Weg bahnen. Die Aufgabe der Central- Commission ist 
eine so umfassende, dass es der vereinten Kjräfte Vieler bedarf, um sie möglichst zu lösen; 
vorerst müssen die Baudenkmale in jedem einzelnen Landestheile genau erforscht und beschrie- 
ben sein, ehe an eine vollständige Zusammenfassung derselben für den Kaiserstaat die Hand 
angelegt werden kann. Hier ist ein offenes Feld ftir die Privatthätigkeit, deren Erfolge um so 
mehr gesichert sein werden , wenn sie da, wo die Beihilfe der Autorität erforderlich ist, durch 
die Einwirkung der Central- Commission unterstützt und gefördert werden. Wo der Zusam- 
mentritt zu Vereinen nicht gelingt, wird selbst die Berührung und die unterhaltene Verbin- 
dung mit einzelnen Kimstfreunden der Central-Commission erwünscht sein, wie sie denn keine 
ihr sich darbietende Gelegenheit zur Erweiterung ihrer Forschungen und Vervollständigung 
ihrer Mittel unbenutzt vorübergehen und sich insbesondere angelegen sein lassen wird, die 
hochwürdige Geistlichkeit, in deren Besitze sich die wichtigsten der Gottesverehrung gewid- 
meten Baudenkmale befinden, um ihre fördersame Theilnahme anzugehen. 

Vor Allem aber ist die Central-Commission angewiesen, die Beistellung der Mittel, um 
ihre Thätigkeit beginnen und verfolgen zu können, von dem Ministerium in Anspruch zu neh- 
men, welches sie ins Leben gerufen hat. Dieses wird in doppelter Richtung geschehen müssen, 
um sich die mitwirkenden Arbeitskräfte in dem erforderlichen umfassenden Masse, so wie die 
etwa nothwendig werdenden materiellen Mittel zu sichern. Wenn schon überhaupt, da es sich 
zunächst um Erforschung und Erhaltung von Baudenkmalen handelt, das Ministerium für 
öffentliche Bauten berufen war, die geeignete Vorsorge dafür zu treffen tmd durch den Aller- 
höchstgenehmigten Wirkungskreis des gedachten Ministeriums, lit. ^, §. 11 e, speciell zu der 
Leitung der Angelegenheiten , bezüglich der Erhaltung der Baudenkmale nach Massgabe der 
Allerhöchsten Entschliessung vom 31. December 1850 verpflichtet wurde, so liegt der innere 
Grund dieser Beziehung noch näher. Das Miuisterium für Handel , Gewerbe und öffentliche 
Bauten zählt in seinem Personalstande eine Reihe tüchtiger und ausgebildeter Ingenieur- 
Architekten, welche grösstentheils früher der Architektur- Abtheilung der bestandenen General- 
Baudirection angehörten ; ihm unterstehen die sämmtlichen Landes-Baudirectionen, die Kreis- 
und Bezirks-Bauämter sammt den Behörden für den Eisenbahnbau, welche mit ihrem technisch- 
gebildeten Personale ein Netz über das gesammte Gebiet des Kaiserstaates spannen. Die 
Absicht des Ministeriiuns ging nun dahin, die mit der Erfüllung der übrigen Berufspflichten 
vereinbarliche Mitwirkung dieses grossen, nach allen Seiten hin thätigen Körpers und seiner 
willkommenen und auch gewiss eben so bereitwillig dargebotenen Arbeitskräfte der Central- 
Commission zuzuwenden, eine ausgiebige Unterstützung, welche in der That des vollen Dankes 
der letzteren werth gehalten werden dürfte. Was die Geldmittel anbelangt, welche die Central- 
Commission für die Verfolgung ihres Zweckes in Anspruch nehmen wird, so dürften dieselben 
vorläufig, bei der Benützung der anderweitigen ihr zu Gebote gestellten Mittel , massige Sum- 
men nicht überschreiten, welche über Antrag der Central-Commission das Handelsministerium 
aus seinen Fonds bestreiten wird. 



52 Vortrag. 

Bezüglich des Aufwandes für grössere Herstellungen müsste, in so weit sie nielit einem 
anderen Fonde zur Last fallen, hierfür die besondere Allerhöchste Genehmigung erlangt werden. 
Ausgerüstet mit so umfassenden Hilfsmitteln schreiten war, meine Herren, vertrauensvoll an 
das Werk, dessen Ausführung uns übertragen ist. Und so wie unser Unternehmen auf der 
Grundlage der Wissenschaft ruht, die Pflege der durch die Liebe zum Vaterlande getragenen 
Kunst bezweckt, und hierzu sich der durch die Verwaltung gebotenen Mittel bedient, dürfen 
wir unter dem erhabenen Schutze Sr. kaiserlich -königlichen Apostolischen Majestät, unsere 
allergnädigsten, jedes patriotische Streben fordernden Monarchen, und unter der unmittelbaren 
Ägide Sr. Excellenz des Herrn Ministers Ritter v. Baumgartner, welcher nicht nur an der 
Spitze mehrerer ausgedehnten Zweige der Staatsverwaltung steht, sondern auch als frei- 
erwählter Präsident der ersten wissenschaftlichen Corporation des Reiches die höchste akade- 
mische Würde trägt, mit Zuversicht dem fröhlichen Gedeihen unseres Wirkens entgegensehen. 
Die Central-Commission ist nur die Spitze des Baues , dessen Fundamente in der Theilnahme 
aller Fachgenossen und Kunstfreunde beruhen, ihr Element ist daher die Öffentlichkeit, was 
sie verhandelt und beschliesst , fällt der allgemeinen Kunde und Beurtheilung anheim. Vor 
Allem wird sie sich damit zu beschäftigen haben, ihren eigenen Wirkungskreis fest abzugrän- 
zen; denn sind auch hierfür die Grundzüge gegeben, so steht es ihr doch zu, ihre Geschäfts- 
ordnung innerhalb derselben zu vervollständigen , oder wenn sie es für angemessen erachtet, 
über dieselben hinaus ein weiteres Feld der Thätigkeit zu betreten und diessfalls ihre Anträge 
an das Ministerium zu stellen. Eine zweite Aufgabe liegt in der Festsetzung der Instruction 
für die Conservatoren, deren Formulirung fiothwendig der Wahl der Conservatoren voraus- 
gehen muss. Endlich wird sich in formeller Beziehung das weitere Bedürfniss herausstellen, 
eine Anweisung für die Baudirectionen und deren technische Organe , in welcher Weise ihre 
Mitwirkung für die Zwecke der Central-Commission wünschönswerth erscheint, zu entwerfen 
und dem Ministerium vorzulegen. Doch hierüber so wie über die weitere Regulirung der Thä- 
tigkeit der Central-Commission haben Sie, meine Herren, den eödgiltigen Beschluss zu fassen; 
mir erübrigt nur noch, wie ich schliesslich ausspreche, die Verhandlungen der Central- 
Commission für eröffnet zu erklären. 



53 



BERICHT ÜBER DIE WIRKSAMKEIT 

DER 

K. K. CENTRAL-GOMMISSrON ZUR ERFORSCHUNG UND ERHALTUNO DER BAUOENRMAU 

IN DEN JAHREiN 1853. 1854 und 1855. 



Die geringe Sorgfalt, welche durch eine lange Beihe von Jahren in Österreich der Pflege 
und Erhaltung der Baudenkmale zu Theil wurde, war für die gebildete und wissenschaftHehe 
Welt des Kaiserstaates oft ein Gegenstand der Klage» Nicht ohne Grund blickte sie auf andere 
benachbarte Staaten, in welchen schon lange Institute ins Leben gerufen waren, welche mit 
jiationaler Pietät ihre Aufmerksamkeit auf die Erhaltung der sprechenden Zeugen einer längst 
entschwundenen Cultur gerichtet hatten und die mit dem Ansehen staatlicher Autorität den 
ernsten Bestrebungen der Gelehrten hilfreich zur Seite standen. Nicht ohne Grund war in dem 
grösseren Theile der Bevölkerung ein so geringes Interesse für die Schonung und Pflege 
ihrer classischen und mittelalterlichen Kunstdenkmale, eine so grosse Gleichgiltigkeit für die 
wichtigsten Factoren der Bildung und Gesittung vorhanden. 

Um nun einem Bedürfnisse zu entsprechen, welches sich in allen gebildeten Kreisen so 
lebhaft geltend gemacht hatte und das in der durch so mannigfache fruchtbare Schöpfungen 
sich auszeichnenden Neugestaltung Österreichs nicht unbefriedigt gelassen werden konnte, 
um ferner den historischen Erinnerungen der verschiedenartigen Völkerstämme des Kaiser- 
staates Eechnung zu tragen, um das religiöse Gefühl zu stärken und den kunstgeschichtlichen 
Bestrebungen der Gelehrten in und ausserhalb Österreichs die wirksamsten Hilfsmittel zur 
Gewinnung eines reichen imd erschöpfenden Stoffes an die Hand zu geben, sah sich schon im 
Jahre 1850 der damalige Handelsminister Freiherr v. Brück zu einem Vortrage an Se. k. k. 
Apostolische Majestät veranlasst, worin beantragt wurde: die Erhaltung der Baudenkmale in 
dieHände des Staates zu legen und zu diesem Zwecke im Ministerium der öffentlichen 
Bauten eine Central-Commission zu errichten, deren Wirksamkeit darin bestehen sollte , über 
den Werth der Denkmale und die darauf verhältnissmässig zu verwendenden Kosten zu ent- 
scheiden, eine archäologische Statistik zu veröffentlichen, die Resultate der Forschungen zur 
Bearbeitung einer Geschichte der Denkmale zu sammeln, die Besorgung der Überschläge 
lind Zeichnungen sowie die Leitung der Conservationsarbeiten zu veranlassen. 



54 Bericht 

Zur materiellen Ausführung des vorhabenden Zweckes und zur Unterstützung dieser 
Commission sollten an allen geeigneten Orten der Monarchie Conservatoren bestellt werden, 
welche in doppelter Richtung, und zwar unmittelbar durch eigene Forschung und mittelbar 
durch Erregung zur Theilnahme und Mitwirkung bei der Bevölkerung, sowie durch Bildung 
freiwilliger Vereine zu wirken hätten. 

Mit a. h. EntSchliessung vom 31. December 1850 genehmigten Se. k. k. apost. Majestät 
in AUergnädigster Würdigung der Anträge des Herrn Handelsministers Freiherrn v. Brück 
die Errichtung einer „Central-Commissi on zur Erforschung und Erhaltung der 
Baudenkmale", sowie die Bestellung von Conservatoren indenKronländem nach dem 
Inhalte der unter Einem vorgelegten Grundztige einer Instruction fiir die Thätigkeit der 
Central-Commission. 

Nachdem die zur Ausfuhrung der Allerhöchsten Anordnung erforderlichen Einleitungen 
getroffen waren, und die Verzögerung, welche aus der im Zuge begriffenen Organisation der 
Bausection des Handelsministeriums erwuchs, beseitiget wurde , veranlasste Se. Excellenz der 
Herr Finanz- und Handelsminister Bitter v. Bau m gart ner zu Anfang des Jahres 1853 den 
Zusammentritt der k. k. Central-Commission und den Beginn ihrer Wirksamkeit. 

Zum Vorsitzenden der Commission wurde der k. k. Sectionschef im Ministerium für Han- 
del, Gewerbe und öffentliche Bauten, Karl Freiherr v. Czoernig ernannt Die Mitglieder der 
Commission bildeten im Sinne der Allerhöchjst genehmigten Institution: zwei Vertreter des 
Handelsministeriums, worunter der Vorstand des Architekturdepartements, zwei Vertreter des 
Ministeriums des Innern, zwei Vertreter des Ministeriums des Cultus und Unterrichtes, zwei 
Vertreter der Akademie der Wissenschaften und zwei Vertreter der Akademie der bildenden 
Künste. Ebenso trat in die Eeihe der Mitglieder der für Wien bestellte Conservator. Endlich 
hatte noch an den Berathungen der zur Übernahme, Ordnung und Verwahrung der Acten, 
Zeichnungen, Bücher und Documente bestimmte Vorstand des Bau-Archives des k. k. Handels- 
ministeriums Theil zu nehmen. 

Am 10. Jänner 1853 eröffnete der neu ernannte Präses der k. k. Central-Commission 
Freiherr v. Czoernig die Verhandlungen mit einem längeren, die Wichtigkeit der Aufgabe 
des kaiserlichen Institutes oharakterisirenden Vortrage. 

„Gleichwie der gereifte Mann", heisst es am Beginne dieses Vortrages, „seine Erinnerung 
„mit Vorliebe den Spielen und Bestrebungen seiner Jugend, worin sich die Keime seiner spä- 
„teren Lebensaus bildung abspiegeln, zuwendet, ebenso liebt es jedes, zu einem gewissen Grade 
^der Cultur gediehene Volk, seinen Lebensglanz mittelst der aus den Zeiten seiner Entwicke- 
„lung herrührenden Denkmäler, seien sie nun geschrieben oder gemeiselt, zu erforschen. 
„Insbesonders aber wendet es sein Interesse den aus den festen Grundstoffen der Erde gebil- 
„deten Monumenten zu, weil sie aus dauerhafterem Gefüge, weit über das geschriebene 
„Wort hinaus in den Kreis der Sage reichen und weil sie nicht allein die staatlichen 
„und socialen Zustände des Volkes darthun, sondern auch Zeugniss ablegen von der Pflege 
„der Kunst, von ihren Anfängen, ihrem Aufblühen und ihrem Verfalle in den einzelnen 
„ Zeitabschnitten. " 

In grossen Zügen begränzte er sodann das Feld der Thätigkeit der Commission, er über- 
blickte die hervorragendsten mit den wichtigsten europäischen Culturepochen im Zusammen- 
hange stehenden Denkmale unseres Vaterlandes, die grossen historischen Erinnerungen, welche 
sich an jedes einzelne Werk knüpfen und ging sodann auf die Mittel über , welche der k. k. 



Bericht. 55 

Central-Commission bei Verfolgung des ihr vorgezeichneten Zweckes zu Gebote stehen und 
von deren Ausgiebigkeit und geeigneter Benützung der Erfolg ihrer Bestrebungen zunächst 
abhängig bleibt. — 

Drei Jahre sind seit jenem Tage, an welchem die k. k. Central-Commission ins Leben 
trat, verflossen ; sie werden wohl die denkwürdigsten ihres Bestände» bleiben , weil sie alle 
Beziehungen und Schwierigkeiten umfassen, welche bei der Gestaltung eines so grossen und 
eigenthünüichen Organismus in Frage kommen. 

Und wenn man, diess im Auge behaltend, in Betracht zieht , was sie geleistet und worin 
das Hauptergebniss dieses Zeitabschnittes besteht, so darf sie auch hoffen, dass sie dem kai- 
serlichen Vertrauen möglichst entsprochen, dass ihre Wirksamkeit keine geringe war, dass 
sie nach den verschiedensten Eichtungen und in allen Theilen des Kaiserstaates Spuren ihres 
Einflusses zurückgelassen, dass sie anregend und fördernd, schützend und belebend auf eine 
geläuterte Anschauung in Bezug auf die Wichtigkeit der Kunstschätze Österreichs , auf die 
Erhaltung sowie die Erforschung mehrerer der bedeutendsten Denkmale des Kaiserstaates 
hingewirkt hat. 

Die Leistungen der k. k. Central-Commission zerfallen nach der Beschaffenheit eines jeden 
derartigen Institutes in zwei Theile. . ' 

Der Eine bezieht sich auf die Gestaltung des eigentlichen Organismus, auf die Wahl und 
Constituirung jener Organe, durch welche und mit welchen sie ihre Aufgabe zu lösen ange- 
wiesen war und auf jene administrativen Anordnungen, welche erforderlich erscheinen, um an 
allen Orten das richtige Verständniss für das vorgesteckte Ziel herbeizuführen; der zweite 
Theil hat die thatsächlichen Erfolge der durch die k. k. Central-Commission angeregten und 
geschaffenen Organe zu berücksichtigen. 

In ersterer Beziehung war es die dringendste Aufgabe der k. k. Central-Commission mit 
Hinblick auf die Allerhöchst genehmigten Grundzüge der Instruction den Wirkungskreis, 
der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale festzustellen, 
sowie auch Instructionen für die zu ernennenden Conservatoren zu entwerfen. 

Nachdem noch in der Sitzung vom 10. Jänner 1853 einComitö, bestehend aus dem Herrn 
Präses der k. k. Central-Commission, Karl Freiherrn v. Czoernig und dem Herrn Grafen 
Franz Thun, Ministerialrath Reich, ßegierungsrath Arneth, Sectionsrath Sprenger 
imd Professor v. d. Null zu diesem Zwecke zusammengesetzt wurde, nahm die Versammlung 
in der Sitzung vom 31. Mäi 1853 mit den als nothwendig erkannten Modificationen die ihr 
vorgelegten Entwürfe an, welche sodann unterm 24. Juli 1853 die Genehmigung Sr. Excel- 
lenz des Herrn Handelsministers erhielten und durch eine Instruction für die k. k. Bau- 
beamten vervollständigt wurde, die gleichzeitig auf Anordnung Sr. Excellenz des Herrn 
Handelsministers ausgearbeitet und der k. k. Central-Commission unter Einem mitgetheilt 
wurde. 

Der nächste Schritt bezog sich auf die Ernennung der Conservatoren in den Kronländem. 
Unterstützt durch einen Erlass des Herrn Handelsministers, womit das Gedeihen des kaiser- 
lichen Institutes den Behörden sämmtlicher, Kronländer auf das Wärmste empfohlen und die- 
selben zu deren kräftigen Unterstützung aufgefordert wurden, wandte sich die k. k. Central- 
Commission im Juli 1853 an sämmtliche Länderchefs des Kaiserstaates zur Erstattung der 
entsprechenden Vorschläge, bezeichnete die Grundsätze, nach denen bei der Wahl der mit 
diesem Ehrenamte zu betrauenden Persönlichkeiten vorzugehen sei und sprach ihre Ansicht 



56 Bericht 

über die Abgränzung der Bezirke aus, für welche nach dem Masse der hierzu verfugbaren 
Kräfte Conservatoren aufeustellen wären. Durch die freundliche Mitwirkung der Herren Län- 
derchefs gelang es auch der k. k. Central-Gommission, dass bis zum Anfange des Jahres 1856 
in allen Kronländem die erforderlichen Conservatoren in Wirksamkeit getreten sind. 

Nur im lombardisch-venetianischen Königreiche trat bezüglich der Aufstellung der Con- 
servatoren eine Verzögerung ein, die wohl zum Theile in dem verspäteten Einlangen der 
Vorschläge, hauptsächlich jedoch in den besonderen Verhältnissen dieses Kronlandes ihren 
Grund hat. In den Städten des lombardisch -venetianischen Königreiches, dem Sitze der 
frühesten Cultur und dem Schauplatze derThätigkeit der berühmtesten Künstler, wird nämlich 
der k. k. Central-Commission die Lösung ihrer Aufgabe nicht durdi den Mangel, wohl aber 
durch die Überfülle der Baudenkmale schwierig gemacht. Abgesehen von der Stadt Venedig, 
welche an sich als das einzigste Baudenkmal der Welt dasteht, gibt es in diesem Lande eine 
Menge von, der Erhaltung bedürftiger Baudenkmale und Kunstschätze aller Art, wobei die 
Aufstellung eines Conservators in einer Delegation, ja selbst in einem kleineren Bezirke nicht 
hinreichen würde. Hierbei kommt noch in Erwägung zu ziehen, dass die wichtigsten Baudenk- 
male wie die Kirchen, grossentheils mit reichen Stiftungen bedacht sind, welche, so wie über- 
haupt das Kirchenvermögen unter der Verwaltung der Fabricieri stehen, deren Mitglieder die 
Kirchengutsverwalter, zum Theil den höchsten Ständen angehören und ihr Amt als ein Ehren- 
amt verwalten. Gegenüber diesen Kirchengutsverwaltungen dürfte es den einzelnen Conser- 
vatoren, welche mit keiner äusserlichen Macht ausgerüstet sind, in jenen Fällen nahezu 
unmöglich werden, den gehörigen Einfluss geltend zu machen, wo dieselben Anforderungen 
stellen würden, mit denen die Kirchengutsverwalter aus irgend welchen Gründen nicht ein- 
verstanden wären. Die Verbindung endlich, welche die einzeln stehenden Conservatoren mit 
der k. k. Central-Commission unterhalten, könnte wohl nur in Ausnahmsfällen rege genug sich 
gestalten um sie in ihrem speciellen Wirkungskreise unter so ganz verschiedenen localen Ver- 
hältnissen thatkräftig zu unterstützen. 

In wohlüberdachter Würdigung dieser umstände hatte auch die k. k. Central-Commission 
in dieser Angelegenheit die Meinung sachkundiger Männer eingeholt und sich zu dem Beschlüsse 
geeiniget, dass für die Erhaltung und Sicherung der Denkmale des lombardisch-venetianischen 
Köm'greiches eine besondere Vorsorge ausgemittelt werden solle. 

Auf Anregung des Herrn Präses der k. k. Central-Commission hatte die Versammlung in 
Übereinstimmung mit einem ähnlichen eingelangten Vorschlage des Präsidenten der k. k. 
Akademie der schönen Künste zu Venedig, Marchese Selvatico die Absicht, an Herrn Han- 
delsminister Ritter von Toggenburg einen Vortrag zu erstatten, um durch eine Aller- 
höchste Entschliessung zu erwirken, dass für das lombardisch- venetianische Königreich die 
k. k. Akademie der schönen Künste zu Mailand und Venedig mit der Sorge für die Erfor- 
schung und Erhaltung der Baudenkmale unter Oberleitung der k. k. Central-Commission 
betraut werden, in welchem Falle sodann jede Akademie eine besondere Conunission zusam- 
menzusetzen hätte, die unter dem Vorsitze des Vorstandes der Akademie die bezüglichen 
Geschäfte zu besorgen haben würde und welcher nach dem Gutbefinden der Commission auch 
andere kunstverständige oder wissenschaftlich gebildete Fachmänner beigezogen werden können. 

Diese Commission wäre bestimmt, den Vorschlag für die Ernennung der Conservatoren 
und die Bezeichnung der Orte ihrer Aufstellung und ihres Wirkungskreises im Wege der k. k* 
Statthalterei an die Central-Commission zu leiten, um auf Grund der bestehenden Instruction 



Bericht 57 

eine gleiche für die Conservatoren dieses Kronlandes mit Eücksicht auf die Beziehungen zur 
Akademie und' zur Central-Commission zu entwerfen und vorzulegen. 

Unter diesen Verhältnissen erreichte der Stand der Conservatoren am Ende des Jahres 
1855 die Böhe von 58 Köpfen, wovon auf Niederösterreich. 3 , Oberösterreich 1, Salz- 
burg 1, Steiermark 1, Kämthen 1, Krain 1, Küstenland 1, Tirol 5, Böhmen 14, Mähren 1, 
Schlesien 2, das Lemberger Verwaltungsgebiet 1, das Krakauer Verwaltungsgebiet 1, Buko- 
wina 1, Dalmatien 1, Ungarn 9, Woiwodschaft Serbien und dem Temescher Banat 2, Sieben- 
bürgen 11 und Croatien 1 entfallen. 

Zum Schlüsse des Jahres 1853 war die k. k. Central-Commission auch in die Lage 
gesetzt, mit der Ernennung von Correspondenten vorzugehen, nachdem sie sich über die 
Zweckdienlichkeit geeinigt hatte, das Netz der geistigen Organe in der Art auszudehnen, dass 
die Bestrebungen der k. k. Central-Commission wirksam unterstützt und den Conservatoren 
die Überwachung d^r Baudenkmale erleichtert werden könnte. > Die hier abgedruckte 
Instruction stellt die Grundsätze fest, nach denen die -Correspondenten ihre Thätigkeit einzu- 
richten haben. Am Schlüsse des Jahres 1855 befand sich die k. k. Central-Commission in 
Folge der getroffenen Einleitungen im Besitze von 41 Correspondenten, wovon auf Nieder- 
österreich 1, Salzburg 4, Steiermark 6, Kämthen 17, Tirol 4, Krain 4, Ungarn 2 und Sieben- 
bürgen 3 entfallen. 

Li Entsprechung des §• 15 ihres Wirkungskreises beschäftigte sich sodann die Com- 
missionim October 1853 mit der Herausgabe eines Jahresberichtes, worin die Leistungen 
des Institutes imd seiner Organe übersichtlich dargestellt und die erzielten Resultate der histo- 
rischen Forschungen durch grössere Abhandlungen von Gelehrten veröffentlicht werden sollten. 
Zu diesem Behufe wurde ein besonderes Comitd gewählt , das sich mit der Anordnung und 
Ansammlung des Stoffes, sowie mit seiner äusseren Ausstattung beschäftigen sollte. Im Jahre 
1855 waren die Einleitungen so weit gediehen, dass mit dem Drucke des Werken begonnen 
werden konnte und nur theils vorgefallene Hindernisse in der Anfertigung der Kunstbeilagen, 
theils der fortwährend in Aussicht gestellte Zuwachs an wissenschaftlichen Arbeiten , verzö- 
gerten dessen Erscheinen bis zu dem gegenwärtigen Zeitpuncte. 

Nachdem aber ein Jahrbuch wie das gegenwärtige immer nur das Organ grösserer und 
überhaupt solcher Forschungen bilden kann, die auf rein wissenschaftlichem Gebiete sich 
bewegen, und der Central-Commission von ihren Organen während des Jahres zahlreiche 
Notizen und Nachrichten zufliessen, die gleichfalls für die Öffentlichkeit bestimmt sind, jedoch 
Gefahr laufen, nach einem so langen Zwischenräume als ihn das Erscheinen, eines jeden Jahr- 
buches bedingt, zu veraltem, nachdem ferner ein Institut wie die k. k. Central-Commission 
zugleich in fortlaufender Berührung mit ihren Organen und der wissenschaftlichen Welt sein 
soll, um in ihre Wirksamkeit Einsicht zu gewähren, so wurde schon im Jahre 1854 die Heraus- 
gabe einer periodischen Schrift angeregt, die als Organ der k. k. Central-Commission den ihr 
vorliegenden Stoff in Bezug auf die Baudenkmale des Kaiserstaates in geeigneter Form zur 
Yeröffentlichung bringen soUte. 

Erst im Jahre 1855 jedoch gelangte diese Idee zur Eeife imd im November dieses Jahres 
wurde der Beschluss.gefasst, vom Jänner 1856 angefangen, unter dem Titel: „Mitthei- 
lungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der 
Baudenkmale*^ eine Monatschrift in der oberwähnten Eichtung erscheinen zu lassen. Der 
Präses der k. k. Central-Commission, K. Freiherr v. Czoernig übernahm die Leitung dieses 

CeDtr.-Comm. für Baudenkmale. 8 



58 Bericht 

Unternehmens. Mit der liedaction wurde der Wiener Magistrats-Beamte K. Weiss betraut, 
dessen literarische Leistungen zu den Erwartungen berechtigten, dass er die ihm übertragenen 
Redactionsgeschäfte zur Zufriedenheit führen werde. Die Betheiligung des sich für die archäo- 
logischen Forschungen interessirenden Publicums war eine ausserordentlich lebhafte und sie 
lässt erkennen, dass das Unternehmen der k. k. Central-Commission einen fruchtbaren Boden 
gefunden hat. Von dem ersten Hefte musste nach drei Wochen eine zweite Auflage veran- 
staltet und die Auflage der folgenden Hefte diesem Umstände angemessen erhöht werden. 
Demungeachtet ist gegenwärtig nur. ein geringer Vorrath der ganzen Aufläge vorhanden. 
Aber aucli von Seite der Gelehrten war die Unterstützung eine bedeutende, und es steht 
bei gleich fortgesetztem Eifer derselben in Österreich ein erfreulicher Aufschwung der Alter- 
thumsforschung in Aussicht. 

Um Wolters zur Verbreitung der archäologischen Kenntnisse beizutragen und in den ver- 
schiedensten Kreisen das Interesse für die historischen Denkmale zu beleben, hatte die Central- 
Commission im Bewusstsein der ihr gestellten Aufgabe noch andere Schritte eingeleitet. So 
beschloss sie im Juni 1853 ein Schreiben an Se. Excellenz den Herrn Unterrichtsminister 
wegen Einführung des archäologischen Unterrichtes in den öifentliehen Lehr- 
anstalteji zu errichten. 

Sie war ferner in dem genannten Jahre bemüht , eine Anleitung zur Verbreitung 
archäologischer Kenntnisse zu erlangen, und da ihr eine solche aus der Feder eines 
tüchtigen Gelehrten in Aussicht gestellt ist, so wird sie auch dieselbe allsogleich in Druck legen 
und für deren möglichste Verbreitung Sorge tragen, sobald sie in den Besitz derselben gelangt 
sein wird. 

Eben so eifrig liess sie sich die Gründung und Bereicherung der Provinzialmuseen 
angelegen sein und sie sprach in der Sitzung vom 14, Februar 1854 grundsätzlich die Bestim- 
mung aus, dass alle wichtigen Funde, welche in den Kronländern gemacht und zur Kenntniss 
der k. k. Central-Commission gebracht werden, dort, wo Museen und öffentliche Samm- 
lungen bestehen, auch daselbst aufbewahrt werden sollen, jedoch unter der natürlichen Voraus- 
setzung, dass die für archäologische Funde bestehenden Gesetze nicht alterirt- werden, und 
dass das k. k. Münz- und Antiken-Cabinet als Centralanstalt des Eeiches von. den gemachten 
Funden in Kenntniss gelangt, um im Wege der Verständigung und Entschädigung die* hier 
bestehende kaiserliche Sammlung auch fernerhin ergänzen und bereichem zu können. 

Zu diesem Theile der Wirksamkeit der k. k. Central-Commission gehört ferners die 
Anknüpfung von Verbindungen mit den historischen Vereinen der Kronländer, 
wodurch sie in den Besitz der verschiedenen Vereinsschriften gelangte, und seit der Heraus- 
gabe der „Mittheilungen" auch der literarische Verkehr mit den. hervorragenden historischen 
und speciell archäologischen Vereinen und Gesellschaften in Deutschland, Frankreich 
und der Schweiz, welcher sie in die Lage setzt, in fortwährender Übersicht mit den 
hervorragendsten Erscheinungen auf dem Gebiete der monumentalen Kunst und Alterthums- 
kunde zu sein. 

Endlich hat der Herr Präses der Commission für die Anlage eines besonderen Ar chiv e s 
der Baudenkmale Österreichs Sorge getragen , worin die einlangenden und angekauften Pläne 
und Zeichnungen, dann die vorhandenen Druckschriften der gehörigen Ordnung nach aufbe- 
wahrt werden. So gelangte die Commission bis zum Schlüsse des verflossenen Jahres in den 
Besitz von 400 Stück Plänen und Zeichnungen und 56 Druckschriften. 



Bericht . 59 

Was nun die eigentlichen Leistungen der k. k. Central-Commission in Bezug auf die 
Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale anbelangt, so ist hierbei der Wirkungskreis des 
kaiserlichen Institutes und die ihm zur Verfügung gestellten Mittel im Auge zu behalten. Was 
den Wirkungskreis der Commission betrifft, so muss erwähnt werden , dass das Wesen der- 
selben zumeist auf der Privatthätigkeit beruht und die Eegierung sich nur die Leitung, den 
Schutz und die mittelbare Unterstützung der Privaten und Privatvereine vorbehält. Sie hat 
durch Vermittelung ihrer Organe eine genaue Erhebung aller vorhandenen historischen Bau- 
denkmale vorzunehmen, auf die Beseitigung aller, den Verfall oder die Zerstörung herbei- 
führender Umstände hinzuwirken, bei Restaurationen auf das richtige Verständniss des beste- 
henden Baustyles und die Schonung aller wesentlichen, den historischen oder Kunstwerth 
bedingenden Baubestandtheile Einfluss zu nehmen und bei dem Aufsuchen oder der zufälligen 
Aufdeckung bisher unbekannter Überreste alter Baudenkmale den Zerstörungen oder Ver- 
schleppungen möglichst vorzubeugen. 

Li Bezug auf die Mittel wurde zwar der k. ki Central-Commission zur Deckung ihrer 
laufenden Ausgaben von Sr. k. k. apostol. Majestät über Antrag Sr. Excellenz des Herrn Han- 
delsministers eine besondere Dotation zugewiesen, rücksichtlich des Aufwandes für die Siche- 
. rung und Erhaltung der Baudenkmale sowie der sich ergebenden Eestaurationen sind die 
betreffenden Anträge Sr. k. k. apostolischen Majestät vorzulegen. 

Bei den Leistungen der k. k. Central-Commission müssen übrigens unterschieden werden : 

1. jene, welche in ihren eigenen Wirkungskreis fallen, dann 

2. jene, welche durch ihre Organe zu Stande gebracht wurden. 

Um daher die Übersicht zu erleichtern , aber auch die Verdienstlichkeit der betheiligten 
Landesbaudirectoren, Conservatoren und C^orrespondenten nicht zu schmälern, wird es am 
zweckdienlichsten sein, die Wirksamkeit 

1. der k. k. Central-Commission, 

2. der Landesbaudirectoren und 

3. der Conservatoren und Correspondenten 
abgesondert vorzuführen. 

A. WIKKSAMKEIT DER K. K. CENTRAL-COMinSSlON. 

Die erste Veranlassung zu einer directen Einflussnahme der Commission ergab sich bei 
Gelegenheit des Verkaufes zweier Flügel- Altäre des Stiftes Zwettl an einen Privat- 
Bilderhändler. Nachdem der Kunstwerth ders elben sachgemäss erhoben war, sistirte auf Antrag 
der Central-Commission das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht den gesqhehenen 
Verkauf, um zu verhüten , dass durch diesen Vorgang ein nicht unbedeutendes Kunstwerk der 
Öffentlichkeit entzogen oder gar in das Ausland verschleppt werde. 

Das Stift Zwettl übernahm sodann wieder den kleineren Altar gegen Eückersatz des 
Kaufechillings und stellte den grösseren, kunstreich geschnitzten Altar zur Verfügung der k. k. 
Central-Commission, um für dessen fernere Erhaltung Sorge zu tragen. Hierauf veranlasste die 
Commission unter Zuziehung eines ihrer Mitglieder dessen Zusammenfligung und provisorische 
Aufstellung in einer Capelle der Augustinerkirche und das k. k. Ministerium für Cultus und 
Unterricht erklärte sich bereit, die aufgelaufenen Kosten der Aufstellung pr. 1200 fl. aus dem 
Religionsfonde vorschussweise zu bestreiten. 

8* 



60 Bericht 

Da nun der k. k, Central-Commiesion daran gelegen war, dass der Fliigelaltar in der Nähe 
der Residenz bleibend aufgestellt werde, so war sie um so mehr erfreut, dass ihr Se. Durchlaucht 
der souveraine Fürst Alois von Liechtenstein das Anerbieten machte , den Altar in einer der 
Kirchen seiner Besitzungen aufstellen und dem Religionsfonde zu diesem Zwecke die vorschuss- 
weise bestrittenen Kosten pr. 1200 fl. rückersetzen zu wollen. 

Die k. k. Central- Commission machte von diesem Anerbieten Gebrauch und wurde später 
— nachdem der Verkauf abgeschlossen war — in die Kenntniss gesetzt, dass Se. Durchlaucht 
den Entschluss gefasst habe , mit diesem Altare die von Hochdemselben erbaute Kirche im 
Adamsthal in Mähren auszuschmücken. • 

In Folge eines von dem k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht im Jahre 1853 
abverlangten Gutachtens über die beabsichtigten Restaurationen an der Kathedrale zu 
Spalato sprach sieh die Commission dahin aus, dass das Bestehende erhalten, durch Ab- 
tragung der später angebauten Wohnhäuser das monumentale Gebäude freigestellt, der 
äussere Säulengang ergänzt, ein Oberlicht in der Kuppel wegen der noth wendigen 
besseren Beleuchtung hergestellt und die allfällig geringen Reparaturen ausgeführt werden 
sollen. 

Bei Gelegenheit der von dem k. k. Finanzministerium im Juli 1853 in Antrag gebrachten 
Eindachung des Augustus-Te mpels in Pola wurde anfänglich im Einverständnisse 
mit dem Baudepartement des Handelsministeriums nur auf eine Bleieindeckung mit Verwen- 
dung stärkerer Platten als sie früher bestanden haben, eingerathen. Als später im Jahre 1855. 
die ganze Verhandlung der k. k. Central-Commission durch das Ministerium neuerdings zur 
Begutachtung vorgelegt wurde, entschied sich die Versammlung für die inzwischen einge- 
langten Anträge des Conservators Dr. Kandier, denen zufolge das Gebäude in seiner 
räumlichen Anordnung den ursprünglichen Charakter erhalten soll und bevorwortete auch 
die weiteren bezüglichen Restaurationen an dem in Frage stehenden interessanten Bau- 
denkmale. 

VonSr. Excell. denHerrn Graf enKeglev ich wurde die k.k. Central-Commission im Jahre 
1853 auf diePfarrkirche zu St. Jäk aufmerksam gemacht. Nachdem ihr auch von anderen 
sachverständigen Kunstfreunden Nachrichten über den hohen Kunstwerth dieser romanischen 
Kirche zugekommen war, beschloss sie sowohl für eine entsprechende Restauration der Kirche 
Sorge zu tragen, als auch sich in den Besitz einer genauen Beschreibung lund Aufnahme der- 
selben zu setzen. In ersterer Beziehung wandte sich die Commission an die k. k. Statthalterei- 
Abtheilung in Ödenburg, um die als noth wendig erkannten Baureparaturen vornehmen zu 
lassen und wurde auch von derselben benachrichtiget, dass die bezeichneten Baureparaturen 
mit kunstgeniässer Sorgfalt vorgenommen worden seien. In letzterer Beziehung ersuchte sie 
Herrn Professor v. Eitelberge r, eine genaue Beschreibung und Aufnahme der Jäker Pfarr- 
kirche behufs deren' Veröffentlichung in dem Jahresberichte der k. k. Central-Commission zu 
veranlassen. Herr Professor v. Eitelbcrger begab sich hierauf in Begleitung des 
Herrn Architekten Hieser nach Jäk; beide erkannten in der erwähnten Earchö wirklich 
eines der bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerke Österreichs und Ersterer erklärte 
sich bereit, einen umständlichen Aufsatz für den Jahresbericht auszuarbeiten, welcher 
indess nicht bloss auf die Kirche von St. Jdk, sondern auf andere hervorragende kunst- 
geschichtliche Denkmale Ungarns ausgedehnt wurde, wie aus dem hier veröffentlichten 
Reiseberichte des Herrn Professors zu entnehmen ist. 



Bericht 61 

Zu einer sehr interessanten Aufklärung fiilirte ejn^ Entdeckung des Herrn k. k. Landes- 
baudirectors Menapaee in ünga-ni. Bei Gelegenheit einer im Jahre 1853 unternom- 
menen Dienstreise stiess letzterer bei: L ö vö i.mEisenlrurger Comitate auf 
Spuren römischer Grabhügel, femer auf Bruchstücke verschiedener antiker 
Gegenstände und auf Münzen, welche nach deüi Urtheile des Regierungsrathes Arneth 
aus dem für Unjgarn so wichtigen Zeitalter des Marcus^ Aürelius herrührten. Um sich 
von der Wichtigkeit des Fundes bestimmte 'Überzeugung zu verschaffen, aber auch die 
Aufdeckung der Gräber unter Aufsicht eines Sachverständigen veranlassen zu können, 
beauftragte die Gentral-Commission den Gustos des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes, 
Eduard Freiherrn v. S a c k e n , sich an Ort und Stelle zu begeben und über die gemachte 
Entdeckung Bericht zu erstatten. Das .wissenschaftliche Resultat dieser Reise hat Freiherr 
V. Sacken in dem Aufsatze niedergelegt^ welcher in dem Jahrbuche unter dem Titel: ^Bericht 
über die Grabhügel bei Lövö in Ungarn und die daselbst vorkommenden Nachgrabungen" 
veröffentlicht wurde. 

Im November 1853 durch ein Schreiben des kaiserlichen General-Consulates in Paris 
auf eine Erfindung der Herren Rochas und Delamagne aufmerksam gemacht, wodurch 
Kalksteine von Silex chemisch durchdrungen und dadurch eine sehr feste Über- 
bindung erzeugt wird, unterliess Äe Commission nicht, bei der Wichtigkeit des Gegenstandes 
sich hierüber näher zu unterrichten und Versuche anzustellen , um dieses Verfahren auch in 
Osterreich einzuführen. 

Nachdem die durch den k. k. Sectionsrath Sprenger angestellten Proben mit kalkhal- 
tigen Sandsteinen von einem günstigen Erfolge begleitet waren, b=emühte sich die k. k. Central- 
Commission "das angegebene Verfahren der Herren Rochas und Delamagne in weiteren 
Kreisen bekannt zu machen. 

Bei einer im Jahre 1853 beabsichtigten baulichen Veränderung in dem Cistercienser 
Stifte Schlierbach in Oberösterreich, sollte ein alterthümlicher , reich geschnitzter und 
getäfelter Plafond von beiläufig 30' Länge und 24' Breite, der noch ganz gut erhalten war, 
beseitigt werden und es stand auch zu besorgen, dass er aus dem Besitze des Klosters in. Pri- 
vatbesitz übergehen, werde. Nachdem die k. k. Central-Commission hievon inKenntniss gesetzt 
war, wandte sie sich an Se. Excellenz den Herrn Minister für Cultus und Unterricht, um die 
Erhaltung dieses Plafonds , wenn derselbe überhaupt einer Conservirung bedürftig befunden 
werden sollte, zu vermitteln. Durch Einflussnahme des Herrn Statthalters von Oberösterreich 
wurde sodann nicht nur bewirkt, dass dieser kunstreiche Plafond in dem Besitze des Klosters 
verblieb, sondern auch bewerkstelliget, dass derselbe mit möglichster Sorgfalt aufbewahrt wird. 
• Als im November 1853 die Commission inKenntniss kam, dass der Prager Stadtrath die 
Übertragung des alterthümlichen Wasserbehälters am grossen Ringe "der Alt- 
stadt auf den Karlsplatz beabsichtige, nahm sie die Dazwischenkunft des Herrn Statthalters 
von Böhmen in Anspruch, um die Translocation zu verhüten und dieses Bauwerk vor weiteren 
Beschädigungen zu bewahren. 

Aus Anlass eines von dem Herrn Statthalter für das Erzherzogthum Osterreich unter 
der Enns vorgelegten Restaurationsantrages der Denksäule „Spinnerin am Kreuze" 
beiWr. Neustadt wurde eingerathen, sich hierbei lediglich auf die Ergänzung jener Theile 
zu beschränken, welche das Denkmal vor w^eiterem Verfalle schützen , ohne in jene kostspie- 
lige Restaurirung einzugehen, wie sie in der Absicht der Stadtgemeinde Wr. Neustadt lag. 



62 Bericht. 

Um die auf der Schiffswerfte in Altofen vorhandenen Überreste römischer 
Bauten aufzunehmen, wurde dem Baudirector in Ofen, Herrn Menapace, im December 
1853 auf Antrag der Central-Commission von dem Herrn Handelsminister der entsprechende 
Vorschuss angewiesen, zugleich aber die nöthige Verfügung getroffen, damit die vorhandenen 
Alterthümer vor weiteren Zerstörungen bewahrt werden. 

Im Jänner 1854 lenkte der Präses der k. k. Central-Commission, KarlFreiherrv.Czoer- 
nig, die Aufmerksamkeit derVersammlungauf die Eu inen von Aquilejaund die dort vor- 
gefundenen, in ganz Europa zerstreuten Alterthümer. Er wies darauf hin, dass von diesen 
reichen Fundgruben antiker Cultur bisher, noch keine erschöpfende Beschreibung veröffentlicht 
sei und von dem Werke des Canonicus Bertoli sowie den hiezu gehörigen kritischen Erläu- 
terungen und Berichtigungen Cortenovi's, das eine umfasseiide Beschreibung anstrebte, 
nur der erste Band erschienen sei. Dagegen befänden sich im Besitze dea pros. Gynmasial- 
direetors in üdine, Abbate Jacobo P i r o n a die hinterlassen en Manuscripte B e r t o 1 i's ur^d C o r- 
tenovi's mit einer Menge von Beschreibungen und Zeichnungen, die noch Pirona durch 
eigene Arbeiten und Ansammlung alles dessen, was über die Ausgrabungen von Aquileja bis 
zum ersten Jahrzehend des laufenden Jahrhunderts bekannt geworden , so wie mit denhiezu 
gehörigen Zeichnungen bedeutend vermehrte. Sie habe nur eine bedeutende Lücke , nämlich 
die Beschreibung jener Ausgrabungen,- welche während der französischen Herrschaft in Italien 
und zwar vom Jahre 1805 bis 1814 über Anregung des gelehrten Kriegscommissärs Siauve 
unter der Aufsicht des Malers Leopoldo Z u c c o 1 o gemacht wordön seien. Den Bemtlhungen 
des Herrn Präses der k. k. Central-Conamission sei es indess gelungen, die betreffenden Acten 
sammt den aus 90 Blättern bestehenden Abbildungen und den dazu gehörigen Beschreibungen 
in dem Staatsarchive von Mailand aufzufinden, welche ihm auch von Seite der Statthalterei in 
Mailand zur Benützung mitgetheilt worden seien. 

Mit Benützung der Sammlung des Gymnasialdirectors Pirona, dann der Acten des Mai- 
länder Staatsarchives und des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes in Wien, könnte nach der 
Ansicht des Herrn Präses eine sehr vollständige Topographie und Beschreibung der Inschriften 
und sonstigen Alterthümer von Aquileja zusammengestellt werden. 

Auf Antrag des Herrn Präses beschloss nun die Commission die Herausgabe der Alter- 
thümer von Aquileja und ersuchte den Herrn Conservator von Triest, Dr. Kandier, die 
nöthigen Arbeiten bezüglich der Topographie des alten Aquileja zu übernehmen , Herrn Di- 
rector Pirona dagegen, sich mit der, für das Verständniss der römischen Cultur so wichtigen 
Zusammenstellung der Inschriften imd sonstigen Alterthümer der ausgebreiteten römischen 
Handels- und Fabriksstadt im Interesse der k. k. Central-Commission zu beschäftigen. 

In Bezug auf die Renovirung der Statuen auf d6r Prager Brücke wurde im Mai 
1855 von Seite des Ministeriums für Cultus und Unterricht ein Gutachten abverlangt, worauf 
der Conservator Wocel in Prag einvernommen, und auf Grund seiner Erklärung eine 
zweckmässige, dem Kunstwerthe der Figuren entsprechende Ergänzung und Renovation in 
Antrag gestellt hatte. 

Zu einer umfassenden und eindringlichen Verhandlung führte dieRestaurirung des 
Rathshauses und Brückenthurmes in Prag. Als nämlich im October 1854 die k.k. 
Central-Commission in die Kenntniss gelangte , dass der Prager Stadtrath bedeutende Verän- 
derungen im Aussem und Innern des Rathshauses beschlossen und auch schon in Angriff 
genommen habe, welche dem alterthümlichen Charakter desselben wesentlich Abbruch thue, 



Bericht 63 

wandte sich die Gentral-Gommission allsogleich an den Herrn Statthalter von Böhmen, um die 
Sistirung der Arbeiten zu erwirken und durch Intervention des Conservators von Prag und des 
Professors der Baukunst Herrn Grub er ein neues Restaurationsproject entwerfen zu lassen, 
welches dem Kunstcharakter dieses Bauwerkes nach allen Richtungen möglichst entspricht. 

Aus Anlass des Umbaues im Innern des zweiten Stockwerkes am linken Seitenflügel des 
liathshauses wurden 4 Fenster des linken Seitenflügels tiefei* gelegt, das alte mit einem Rund- 
bogen gezierte Einfahrtsthor übersetzt und zur Erzielung einer Symmeterie ein zweites gleiches, 
jedoch blindes Thor nebenan gebaut, femer waren noch andere wichtige Veränderungen im 
Innern des Rathshauses wie an der Fa9ade, welche nicht im Einklänge mit dem ganzen Bau- 
style und den historischen Erinnerungen dieses Bauwerkes standen, zu gewärtigen. 

Auf Anordnung des k. k. Ministeriums des Innern wurde nun im commissionellen Wege 
ein neuer Restaurationsplan entworfen, welcher mit Berücksichtigung der von d^r k. k. Gentral- 
Commission erhobenen Bedenken unterm 2. August 1855 von dem Älinisterium des Innern der 
Central-Gommission mitgetheilt wurde. Gleichzeitig wurde der Herr Statthalter von Böhmen 
aufgefordert, dass er auf die Stadtgemeinde den geeigneten Einfluss nehme, um dieselbe zur 
Annahme der gestellten Anträge zu vermögen, welche sodann unter der Oberleitung und dem 
Beirathe des Professors Grub er auszufuhren wären. 

Auf Anregung des Herrn k. k. Regierungsrathes und Directors des Münz- und Antiken- 
Cabinetes, Joseph Arneth, wurden Zeichnungen und Abklatschungen 1) Der Tiberius- 
Inschrift bei Poletin vom J. 34 nach Ghristi und 2) vonjener Inschrift Ogra di na gegen- 
über, welche Trajan im Jahre 101 nach Ghristi einhauen liess, gemacht. Ebenso wurde auch die 
Auj&iahme der Örtlichkeit bei Gzernetz eingeleitet, wo aller Wahrscheinlichkeit nach Kaiser 
Trajan die berühmte Brücke über die Donau schlagen liess. Eine wissenschaftliche Erläuterung 
dieser Objecte , um deren Abklatschung und Zeichnung sich insbesondere der Bau-Eleve im 
Ministerium der öffentlichen Bauten, Herr Beckmann, verdient gemacht hat, wurde vom 
Herrn Regierungsrathe Arneth in diesem Jahrbuche veröffentlicht. 

Bei diesem Anlasse muss insbesonders der freundlichen Wechselwirkung gedacht 
werden, welche Herr Regierungsrath Arneth zwischen der k. k. Gentral - Gommission und 
dem k. k. Münz- und Antiken -Gabinete bisher zu unterhalten bemüht war und wodurch 
Erstere in den Besitz einer grossen Zahl sachverständiger Gutachten über jene Funde von 
Münzen, Inschriften, Römersteine u. s. w. gelangte, welche aus verschiedenen Kronländern, 
und zwar vorzüglich aus Ungarn, Siebenbürgen, Mähren und Salzburg zu ihrer Kenntnis 
gelangten. 

Um ein getreues Abbild des historisch und heraldisch interessanten Plafonds des 
Rittersaales im 1. f. Schlosse Goldegg in Salzburg zu erlangen, setzte sich die k.k. 
Central-Gommission in den Besitz der von dem Maler Rissmayer ausgeführten und von dem 
Conservator Süss vorgelegten Zeichnungen und ersuchte zugleich den früheren Landesprä- 
sidenten, Seine DurChl. Fürsten Lobkowitz, Vorsorge zu treffen, dass der schadhafte Saal- 
tract zweckmässig eingedeckt werde. 

Da jedoch im Jahre 1855 aus den Verhandlungen hervorging, dass keine Aussicht auf 
eine neue Eindachung des Saaltractes, wegen deren bedeutenden Kosten und der thunlichen 
Benützung des Schlosses zu öffentlichen Zw ecken vorhanden sei, stellte die Gentral-Gommission 
auf Vorschlag des Herrn Landespräsidenten von Salzburg an das k. k. Finanz-Ministerium 
den Antrag,, den Plafond an das Salzburger Museum unentgeltlich abzutreten. 



64 Bericht 

Von dem deutschen Hause in Pilsen — einem der interessantesten Baudenkmale 
dieser Stadt — liess die Commission auf Anregung des Conservators Wocel in Prag 
Zeichnungen anfertigen und beauftragte den Conservator des Pilsner Ejreises, sich bei dem 
Magistrate der Stadt zu verwenden, damit das erwähnte zum Theile aus dem 13. Jahrhundert 
stammende Bauwerk in seiner ursprünglichen mittelalterlichen Form erhalten bleibe. 

Im September 1854 gelangte die Commission inKenntniss, dass die gothis che Kirche 
im Dorfe Rohoczna in Böhmen aufKosten derGemeinde reparirt wird und man unter dem 
fünf- bis sechsmaligen leicht ablösbaren Kalküberzuge zahlreiche Fresco-Malereien, welche, die 
höchste Aufmerksamkeit verdienen, gefunden habe. Da nun die Gemeinde trotz aller Gegen- 
vorstellungen die Übertünchung der Bilder vornehmen wollte, wurde der Conservator des 
Chrudimer Kreises, Herr Schmoranz; angewiesen, sich wegen augenblicklicher Sistirung jeder 
weiteren Arbeit in dem Presbyterium und derKirche zu Rohoczna an die politische Behörde zu 
wendein und nach vorgenommener Besichtigung der Malerei an Ort und Stelle ausfiLhrlichen 
Bericht zu erstatten. 

Auf Grundlage der mit besonderer Sachkenntniss und Genauigkeit ausgearbeiteten Be- 
schreibung der Kirche und der Fresco-Malereien zu Rohoczna liess die Commission Zeichnun- 
gen hievon anfertigen, und wirkte darauf hin, dass die Übertünchung der Malereien und eine 
entsprechende Restauration des Bauwerkes auf Kosten des Patronats und der Gemeinde 
bewerkstelliget wird. 

Durch einenBerichtdesHerm Conservators Tinkhauser inBrixen wurde die Commission 
auf eines der interessantesten mittelalterlichen Denkmale des Kaiserstaates, auf den Kreuz- 
gang zu Brixen, aufmerksam gemacht, der leider in der Neuzeit durch. eine nicht zu 
rechtfertigende Vernachlässigung gelitten hatte. Um über dessen Zustand in eine genaue 
Kenntniss zu gelangen, veranstaltete die k. k. Central-Commission durch die k.k. Landesbaudi- 
rection für Tirol und Vorarlberg amtliche Erhebungen und liess sich einen Kostenüberschlag 
der als noth wendig erkannten Restaurationsarbeiten vorlegen. Aus den über diesen Gegenstand 
gepflogenen Verhandlungen schöpfte die k. k. Central - Conmiission die Überzeugung, dass 
nicht nur eine Restauration dringend nothwendig sei, sondern auch die Wichtigkeit des Kunst- 
objectes selbst die Anwendung bedeutender Geldmittel zu seiner Reinigung und Erhaltimg ver- 
diene. Die Commission beschloss daher aus diesem Grunde im Wege der k. k. Ministerien des 
Handels und der Finanzen an Seine k. k. apostolische Majestät die Bitte zu richten , dass auf 
Kosten des Cameralärars die Restauration des Kjeuzganges in Brixen in Angriff genom- 
men werde. 

In BeÄug auf die von der salzburgischen Landesbaudirection beantragte Restauration der 
unter Erzbischof Sigismund III. im Jahre 1763 und 1773 mit einem Kostenaufwande von 
24:551 fl. 27 kr. errichteten Marienstatue in Salzburg wurde imDecember 1854 ein Gut- 
achten des Bildhauers Schaller aus München eingeholt und dasselbe dem k.k. Finanzministe- 
rium zur geneigten Bedachtnahme vorgelegt und auch unterstützt. 

Die Marienkirche zu Sedletz in Böhmen gilt als eines der hervorragendsten Bau- 
werke Böhmens, an welches sich überdiess vielfache historische Erinnerungen knüpfen. Den 
Werth dieses gothischen Baudenkmales erkennend, verfügte Seine k. k. apost. Majestät im 
Jahre 1854 dessen Restauration mit der prälirtiinirten Kostensumme von 12000 fl. 

Nachdem sich jedoch die bisher vorgenommenen Arbeiten hauptsächlich auf das Äussere 
der Kirche beschränkten und für eine würdige Ausschmückung des Innern noch mehrere 



Bericht. 65 

Restaurationen nothwendig erschienen , richtete die k. k. Central-Commission an Se. Durch- 
laucht den Fürsten Schwarzenberg als Patron der Kirche einschreiben, um denselben zu bestim- 
men , zu den Renovationsarbeiten im Innern der Kirche einen entsprechenden Beitrag zu 
leisten. 

Um die in Stein gehauene lebensgrosse Statue des Ritters Christoph Zoppelim 
Pfarrhofe zu Raggendorf in Nieder -Osterreich, welche früher in der Erde eingegraben und 
dem gänzlichen Verfalle preisgegeben war, der Nachwelt zu erhalten, nahm die Commission 
zu Anfang des Jahres 1855 die Vermittlung des Herrn Statthalters von Nieder-Osterreich 
in Anspruch, damit die genannte Statue dieses in der vaterländischen Geschichte so rühmlich 
bekannten Mannes auf einem geeigneten Platze an der Kirche aufgestellt und der Nachwelt 
erhalten wird, 

Auf Veranlassung des k.k. Rathes und Custos Bergmann wurde zu Anfang des Jahres 
1855 das heraldisch schön gearbeitete Wappen des Erzherzogs Maximilian IIL, 
Hoch- und Deutschmeister, die historisch denkwürdige Inschrift an der berühmten Ehrenberger 
Klause bei Reute oberhalb des Thores, durch welches der Weg nach Innsbruck führt, — dann 
die in Erz gegossene Inschrift am Portale des Caplanhauses auf der Fernstrasse, welche 
anzeigt, dass im Jahre 1543 unter Karl V. und Ferdinand I. eine Verbesserung d^r Strasse 
vorgenommen wurde, renovirt und beiden Inschriften sammt dem erzherzoglichen Wappen 
ein den veränderten Localverhältnissen entsprechender Platz eingeräumt. 

Die durch Professor van der Null vorgelegten Pausen von Initialen aus einem 
Chorbuche zu St. Peter in Salzburg, die durch den Maler Petzolt ausgeführt wurden, 
wurden mit der Summe von 30 fl. für das Archiv der Central-Commission angekauft. 

Die von der k. k. Landesbaudirection für Nieder-Österreich in Antrag gebrachte umfas- 
sende Restauration der Deutsch- Altenburger Kirche wurde auf den Zeitpunkt verscho- 
ben, wo die Central-Commission einen statistischen Überblick der gesammten noch vorhan- 
denen Baudenkmale der österreichischen Monarchie und eine genaue artistische und technische 
Aufiaahme derselben besitzt, mn sodann die wichtigsten einer Restauration vorzugsweise wür- 
digen Objecte bestimmen zu können. 

Aus diesem Anlasse erging übrigens an sämmtliche Conservatoren eine Aufforderung, 
vor Allem ein vollständiges Verzeichniss der in ihren Baubezirken vorkommenden, einer Be- 
achtung würdigen Baudenkmale zu verfassen und mit kurzgefasster Beschreibung vorzulegen. 

Aus einem Berichte des k. k. Schulrathes und Conservators Dr. Haas machte die Central- 
Commission die beklagenswerthe Wahrnehmung, dass ein Theil der höchst interessanten 
römischen Überreste bei Altofen bei Gelegenheit eines Neubaues durch die Indolenz 
eines Privaten gewaltsam zerstört wurde. Um ähnlichen Vorgängen zu begegnen, wandte 
sich die k. k. Central-Commission in dieser Beziehung an das k. k. Ministerium des Innern 
und erwirkte eine am Schlüsse des Jahres 1855 an die politischen Landesbehörden erflossene 
Verordnung, der zu Folge dieselben angewiesen wurden, die Zwecke der k. k. Central- 
Commission möglichst zu fordern und Verwüstungen von Baudenkmalen nach allen Kräften 
Einhalt zu thun. 

Ein Bericht des Conservators im Brooser Kreise Siebenbürgens, J. Loreny, bezeichnete 
das Vaida-Hunyader Schloss als eines der denkwürdigsten Baudenkmale Siebenbürgens, 
welches durch einen verheerenden Brand im April 1854 dem gänzlichen Verfalle preis- 
gegeben sei. 

Centr.-Cooini. für Baudenkmiile. 9 



66 Bericht 

Um die Restauration und entsprechende Verwendung dieses dem kaiserlichen Ärar 
angehörigen Schlosses zu bewirken, empfahl dasselbe die Central-Commission der k,k.sieben- 
bürgischen Statthalterei einer besonderen Beachtung und Berücksichtigung. 

Durch eine Note des k. k. Finanzministeriums gelangte die k. k. Central-Commission in 
die Kenntniss über mehrere beabsichtigte Restaurationen an der Stiftskirche in dem 
Kloster zu Neuberg in Steiermark. .Um sieh von dem Kunstwerthe dieses Baudenk- 
males zu überzeugen, verfügte sich eine Commission an Ort und Stelle. Ein Mitglied derselben, 
Herr Ministerialsecretär Dr. H e i d e r, erstattete im November 1855 über das Resultat der gemach- 
ten Wahrnehmungen Bericht, und auf dessen Grundlage wurde dem k. k. Finanzministerium ein 
entsprechender Restaurations- Vorschlag vorgelegt. Zugleich nahm die k. k. Central-Commis- 
sion die ihr durch den Architekten Lippert gebotenen Aufnahmen und Zeichnungen an , und 
bescldoss deren Publication in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission — nachdem 
Ministerial-Secretär Dr. Heider sich bereit erklärte, hiezü eine Beschreibung der Kirche und 
des Kreuzganges, sowie eine archäologische Erklärung seiner Details zu liefern , welche auch 
in dem ersten Hefte der IVIitth eilungen in dem Aufsatze: „Die symbolischen Darstellungen in 
der Klosterkirche zu Neuberg" veröffentlicht wurden. 

Am Schlüsse der Wirksamkeit der k. k. Central-Commission in den Jahren 1853 — 1855 
muss noch der bereitwilligen Förderung gedacht werden, deren sich die Bestrebungen der 
Commission von Seite der Herren k. k. Statthalter und Landespräsidenten der Kronländer 
erfreuten und unter denen vorzugsweise Se. Durchlaucht Fürst Karl Schwarzenberg, 
FZM. und Civil- und Militärgouverneur von Siebenbürgen, Se. Excellenz Herr Eduard 
Freiherr von Bach, Statthalter des Erzherzogthums Osterreich ob der Enns, und Se. 
Durchlaucht Fürst Lobkowitz, der frühere Landespräsident von Salzburg, sich ^uf das 
Lebhafteste betheiligten. 

B. WIRKSAMKEIT DER LANDES-BAUBEHÖRDEN. 

Nach Massgabe der Instruction beschränkt sich die Wirksamkeit der k. k. Baubeamten 
vorzugsweise auf die Unterstützung der k. k. Conservatoren bei Erhaltung der Baudenkmale 
und auf die thunlichste Förderung der Obliegenheiten der k. k. Central-Commission. 

Sie sind verpflichtet, für die Baudenkmale in der Art Sorge zu tragen, wie diess in dem 
Wirkungskreise der Conservatoren in deti §§. 4 — 8 näher bezeichnet ist. Übrigens gehören zu 
den Arbeitsleistungen der k. k. Baubeamten die Aufnahme und Anfertigung der Pläne und 
Zeichnungen von solchen Baudenkmalen , die ihnen entweder bezeichnet worden sind , oder 
welche sich nach ihrem Ermessen als sehr beachtenswerth darstellen, die Anfertigung von 
Kostenüberschlägen, welche wegen Erhaltung eines Baudenkmales aufgetragen wurden, und 
die Überwachung oder Leitung und endlich die vorschriftsmässige Verrechnung der geneh- 
migten Erhaltungsarbeiten. 

Li dieser Beziehung geben die Leistungen der k. k. Landesbaudirectoren folgendes über- 
sichtliche Bild: 
Der Landesbaudirector für das Erzherzogthum Österreich unter der Enns, Herr Gabriel 

Nodin, berichtete: 

über die in Deutsch- Altenburg befindlichen Kirchengebäude aus' dem 11. und 
13. Jahrhundert, und 



Bericht. 67 

den Bauzustand der ausserhalb Schwechat befindlichen Denksäule zur Erinnerung 
an das Zusammentreffen des Königs von Polen Johann Sobiesky mit Kaiser Leopold. 

Der Landesbaudirector des Erzherzogthums Osterreich ob der Enns, Herr Joseph Baum- 
gartner: 

über mehrere Bau- und Kunstwerke seines Baubezirkes aus der Römerzeit und dem 
Mittelalter. 

Der Vorstand der k.k.Landesbaudirection in Salzburg, Oberingenieur Herr Alois Puchberger: 
über die in den Jahren 1853 und 1854 unter dem Einflüsse der geistlichen Behörden 
vorgefallenen Restaurationen und die Marienstatue in Salzburg. 

Der k. k. Landesbaudirector für Steiermark, Herr Martin K i nk : 
über den Bauzustand des Schlosses Lamprecht; 

die Aufnahme aller interessanten Baubestandtheile der demolirten alten Burg in G r a t z ; 
über einen interessanten Grabstein zu Sekkau sammt Zeichnung, ferner über die 
Kirche zu Maria Rast und den Seitenaltar in der Kirche zu Maria in der 
Wüste bei Marburg. 

Der k. k. Baudirector für Krain, Herr Ed. Gintl: 

über die Ruinen der Klein veste zu Stein, die Veste des Raubritter Erasmus Lue- 
ger, die Wallfahrtskirche zu Ehrengruben und die Römer denkmale in Laib ach. 

Der Vorstand der k. k. Landesbaudirection für Tirol und Vorarlberg, Herr L..Li eb en e r : 

bezüglich der in den Jahren 1853 und 1854 bewirkten Restaurationen der monu- 
mentalen Bauten dieses Kronlandes, femer über die alte Nikolauskirche zu B In- 
des ch, und jene der gothischen Kanzel zuFeldkirch. 

Der Landesbaudirector für Böhmen, Herr Joseph Wachtel: 

über die Restaurationen an der Burg Karlstein und die Karlshofer Kirche 
nebst historisch-statistischen Notizen und 6 Stück Plänen ; 

über die an den Fondsgebäuden in Prag in den letzten zwei Jahren vorgenommenen 
Restaurations- und Erhaltungsarbeiten; 

über die Erhaltung des deutschen Hauses in Pilsen nebst einer Aufiiahme und 
Beschreibung dieses Bauwerkes ; 

über den Flügelaltar in der St. Peters- und Paulskirche zu Duban; 
über die Kirchen von Chudenitz und Laun, und nach Berichten der Baubezirks- 
ämter über die Baudenkmale in den Bezirken Brüx, Karolinenthal, Leippa, 
Eger, Kuttenberg, Tetschen, Leitmeritz, Reichenberg, Karlsbad, 
Plan, Tabor, Klattau, Pisek, Winterberg, Schlan, Smichov, Trau- 
tenau, Königgrätz, Jungbunzlau, Jicin, Deutschbrod, Leutomischl, 
Pardubitz, Neuhaus, Budweis, Beneschau, Pilsen, mit 32 Zeichnungen. 

Der k. k. Landesbaudirector von Mähren, Herr Joseph Seifert, erstattete Bericht: 

über die in den Jahren 1853 und 1854 vorgekommenen Restaurationen und die 
Errichtung eines gothischen Hochaltars in^er Mauritiuskirche zu Olmütz. 

Der k. k. Landesbaudirector des Krakauer Regierungsbezirkes, Herr Dr. Konrad Schenkl: 
über die Erhaltung der monumentalen Bauwerke von West-Galizien in den 
Jahren 1853 und 1854; 

•über ein interessantes Basrelief und einen alterthümlichen, reich geschmückten Thür- 
stock in dem CoUegium Jagellonicum zu Krakau; 

9* 



1 



68 Bericht 

über einen Gypsabguss der Bildsäule der slawischen Gottheit Swiantovid, ferner 
die Alt-Bielitzer Kirche in Schlesien und einige Fliigelaltäre im Teschner Kreise. 
Der k. k. Landesbaudirector von Dalmatien, Herr Joseph Peter DalBosco: 

über den Bauzustand der Kathedrale von Sebenico; die Ausgrabungen der uralten 
Stadt Salona und die in der Ausführung begriffene Wiederherstellung des zum 
Palaste des Kaisers Diocletian gehörigen Jupitertempels zu Spalato. 
Der k. k. Landesbaudirector in Mailand, Herr Elias Lombardini: 

über die in, den Jahren 1853 und 1854 in verschiedenen Städten vorgekommeneu 
Restaurationen monumentaler Bauwerke und insbesondere über den Dombau in 
Mailand. 
Der k. k. Baudirector in Venedig, Herr Johann Roggia: 

über die in den Jahren 1853 und 1854 vorgekommenen Restaurationen zu Vene- 
dig, Padua, Treviso, Vicenza und Udine. 
Der Vorstand der k. k. Gouvernements-Bausection, Herr Florian Menapace: 
über die Aufdeckung antiker Gräber bei Lö vö ; 

über den römischen Sarkophag und andere Alterthümer bei Alt-Szöny und 
Füritö auf dem rechten Donauufer gegenüber von Komorn, über ein Kloster 
bei Czakvär im Komorner Comitate, ferner über eine römische Colonie nächst 
Adony, im Stuhlweissenburger Oomitate und über Basrelief - Figuren im Wiesel- 
burger Comitate ; über 

Aufnahmen der römischen Wasserleitung * und der übrigen römischen Bauüberreste 
auf der Schiffswerft-Insel bei Alt- Ofen; er lieferte ferner: 

15 Zeichnungen bezüglich der römischen Grabhügel bei R 6 dies nächst Alsö- 
Lendva bei Baksa und bei Barabas, der Figuren, Ornamente, Denksteine und 
Inschriften im Präfectorats- und Hofrichtergebäude zu Alt-Ofen, und bezüglich 
der von einem Lendwaer Bürger gefundenen römischen Goldmünzen und der 
5 Sarkophage in der Gegend von Alt-Szöny; 

Berichte über archäologische Funde im Zalaer und Graner Comitate, bei O-Szöny 
und in Alt-Ofen und über die Ausgrabung von Bausteinen beiSzalavdrin Ungarn ; 
Zeichnungen und Pläne über den Donaustrom ober- und unterhalb Orso va; 
eine Übersicht der Restaurationen in Ungarn während der Jahre 1853 und 1854 
mit einer Reihe von Beschreibungen und Zeichnungen interessanter Baudenkraale 
. dieses Kronlandes ; 
einen Bericht über den Münzenfund bei Szala-Apathi, 

endlich eine Zeichnung und Beschreibung der als Ruine vorhandenen Kirche zu 
Zambeck. 
Die Vorstände der Baudirectionen zu Temesvdr, Herr C. Liedemann, und in Hermann- 
stadt, Herr J. Leutmetzer, legten gleichfalls Berichte über die in den Jahrenl853 und 1854 
in den dortigen Baubezirken vorgefallenen Restaurationen vor. 

C. WIRKSAÄIKEIT DER CONSERVATOREN UND C0RRE8P0NDENTEN. 

Mit Rücksicht auf den Wirkungskreis , welcher den Conservatoren und Correspondenten 
zugewiesen ist, kommt hier bei Beurtheilung ihrer Leistungen auch der Zeitpunkt, in welchen 



Bericht. 69 

die einzelnen Conservatoren ihre Functionen angetreten, und die localen Verhältnisse der ein- 
zelnen Bezirke in Betracht. 

Die Ernennung eines Theiles der Conservatoren fällt gegen Schluss des Jahres 1854 und 
selbst in den Schluss des Jahres 1855 so, dass vielen der Männer, denen die so wichtige Ob- 
sorge fiir die Erhaltung der Baudenkmale übertragen w^urde, bisher ein zu kurzer Zeitraum 
gegönnt .war, um durch persönliche Überzeugung und tiefere kunsthistorische Studien sich mit 
dem Charakter und der Bedeutung der in ihrem Bezirke fallenden classlschen und mittelalter- 
lichen Denkmale näher vertraut zu machen , oder es fand sich in einzelnen Bezirken bisher 
kein ergiebiger Stoff, um auf die in denselben vorhandenen Baudenkmale zurückzukommen. 
Wie die Bildung im Allgemeinen nicht in allen Theilen des Kaiserstaates gleichmässig 
vertheilt ist, so hat auch die mittelalterliche Kunst und Cultur nicht überall sich gleichmässig 
entwickelt, und während an einzelnen Punkten oft eine Keihe der interessantesten Bau- 
denkmale zusammengedrängt ist, finden sie sich an anderen Orten nur sporadisch oder zer- 
stört durch ein Zusammentreffen politischer und religiöser Bewegungen. An Willen und Auf- 
opferung hat es den Conservatoren bisher gewiss nicht gefehlt — aber die Ergiebigkeit der 
Leistungen konnte nicht an allen Orten eine gleich grosse und bedeutsame sein. Mit welcher 
Hingebung und mit welchem wissenschaftlichen Eifer übrigens einzelne Organe der k. k. 
Central -Commission ihr Amt bekleidet haben, kann denjenigen nicht entgehen, die mit den 
archäologischen Schätzen des Käiserstaates näher vertraut sind. 

Im Erzherzogthume Österreich unter der Enns war der k. k. Conservator für Wien, Herr 
Albert Camesina bemüht 

für die Schonung eines Basreliefs bei dem Hause Nr. 715 am Hafnersteig in der 
inneren Stadt Sorge zu tragen. 

Auf seine Veranlassung wurde auch der Erhaltung zweier Fürstengräber bei 
St. Stephan und des Kreuzaltars bei St. Stephan, sowie der Kestauration der histo- 
rischen Denksäule bei Schwechat eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. 
Von dem Conservator für den Kreis V. U. W. W., Herrn Ed. Freiherrn von Sacken, 
liegt zwar aus seinem Baubezirke nur ein Bericht über die Restauration der Denksäule 
„Spinnerin am Kjeuze bei Wiener-Neustadt" vor, aber die k. k. Central-.Commission war wie- 
derholt in der Lage, dessen wissenschaftliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, welche ins- 
besonders bei der Aufdeckung der Gräber Löwö und 0-Szöny ehrenvoll hervortreten. 

Im Erzherzogthume Osterreich ob der Enns hat der Conservator Herr Adalbert 
Stifter 

eine ausführliche Beschreibung des interessanten Flügelaltars zu Käfermarkt und 
einen Bericht über dessen Restauration geliefert. 
In Salzburg entwickelte der Conservator Herr V. M. Süss eine ausserordentliche 
Regsamkeit und demselben verdankt die Commission ' 

ein Verzeichniss von 81 Burge'n und Schlössern in Salzburg, 

einen Kataster der römischen Baudenkmale dieses Kronlandes, 

einen Situationsplan der römischen Bauruinen auf den Lagerfeldern 

bei Salzburg, 

Zeichnungen der alten Wandgemälde in Nonnenberg und des Plafonds 

im Schlosse Goldegg, 

drei Berichte über seine Wirksamkeit in Bezug auf die Baudenkmale seines Bezirkes, 



70 Bericht. 

Berichte über die Restauration der Altargemälde zu Hallein, der Marienstatue in 
Salzburg, über den angeblichen Taufstein vor der Kirchenthüre in Soethal 
(einer Pfarre im Lungau), die Fibula in Pichlawangj ferner über die der Restau- 
ration bedürftigen Fresco- Malereien in der Hofstallschwemme bei dem 
Neuthore in Salzburg und über die Kirch enthür bei den Kapuzinern in 
Salzburg. 
In Steiermark ^ar von grossem Erfolge die Thätigkeit des Conservators Herrn Joseph 
Scheiger. Von demselben liegen zum Theile sehr ausführliche Berichte 
über die Abtragung der Stiege in der alteü Hbf bürg zu Gratz, 
den aufgedeckten Mosaikboden in Cilli, das Brustbild der Fürsten Dietrichstein im 
Musikvereinssaale in Gratz, dem Jupiteraltar in Pettau, einem Steintisch in 
Beerenbach, eine Sacristeithüre in Brück an der Mur, einen Mosaikboden in der 
Nähe des Marktes Florian, und über einen Münzenfund bei Lankowitz vor. 
Ferner übersandte derselbe 3 Geschäftsberichte über seine Wirksamkeit in den 
Jahren 1853, 1854 und 1855 und einen Kataster über die Baudenkmale des Juden- 
burger Kreises, Beschreibungen der mittelalterlichen Denkmale des Brucker Kreises 
und Reisenotizen über Ausflüge nach Aussee, Rottenmann, Mariazell, Kloster Neu- 
berg, Cilli, Saiz, Pettau und Wurmberg vor. 
Durch Vermittlung des Herrn Conservators Scheiger erhielt endlich die Com- 
mission auch einen Bericht des Correspondenten Herrn Seehann 

über die Chorstühle in Pettau, das Grabdenkmal Friedrich's von Pettau und 
die Kirche Maria Neustift bei M o n s b e r g. 
In Bezug auf Kärnthen verdankt die Commission dem Eifer und Verständnisse des 
Conservators G. Freiherrn v. Ankershqfen mehrere werthvoUe Arbeiten, und zwar wurden 
von demselben eingesandt: 

Zwei Geschäftsberichte über dessen Wirksamkeit in den Jahren 1854 und 
1855 und 

Berichte über Baudenkmale von mehreren Correspondenten, a) für Feldkirch, Herr 
PfaiTer Anton Überfelder, h) für Gmünd, Herr Dechant Johann Rauscher, 
c) fiir Villach, Herr Dechant Joseph Raupl, und d) für Karpfeld, Herr Dechant 
Hieronymus H. Münichs dorfer. 
Überdiess liegen Beschreibungen der Herren Pfarrer von Li ssereg und Viktring 
über Bauwerke der Umgebung ihrer Wohnungen vor. Von Seite des Herrn Conservators wur- 
den femer vorgelegt : Beschreibungen vmd Untersuchungen 

über Funde römischer Münzen und Anticaglien auf dem Helenenberg*, die Com- 
mende Rehberg, den Gurker Dom, Wandmalereien in Töltschach, die Über- 
reste der arn alfischen Pfalz Moosburg, das Landhausthor in Klagenfurt, den 
Lindwurmbrunnen in Klagenfurt, das Denkmal bei Malborgeth und die Aus- 
grabungen im Zollfelde. 
Von dem Conservator für Krain, Herrn Anton Freiherm von C odelli, wurden Bericht-e 
über Baudenkmale inOberkrain, dann von den Correspondentenfür Inner- undUnterkrain, 
dem Dechant in Wippach, Herrn Georg Gabryan und dem Propst in Neustadt, Bartholom, 
Ar CO, Beschreibungen der bemerkenswerthen Kirchen, Burgen, Denksäulen, Basreliefs, 
Epitaphen vorgelegt. 



Bericht. • 71 

Aus dem Küstenlande berichtete der Conservator Herr Dr. P. Kandier 

über ein Mosaik im Dome von Parenzo und über die Bestimmung des angeblich 
vor der Kirchenthüre imSeethale der L un g a u (Salzburg) entdeckten Taufsteines. 
Eine grössere Arbeit über die Römerdenkmale und die Lage der alten Stadt Aqui- 
leja steht noch zu erwarten. 
In Tirol forderte die Zwecke der Commission der Conservator in Schwatz Herr Franz 

Graf von Enzenberg. 

Er berichtete in Bezug auf die geschehene Verschleppung der historischen Denk- 
steine in Kufstein und die Restauration des Schlosses Ambras. 
Besonders ergiebig und werthvoll waren die Leistungen des Conservators in Brixen, Hm. 

Georg Tinkhauser. Von demselben wurden 

Berichte in Bezug auf die noth wendige Restauration des interessanten und verwahr- 
losten Kreuzganges in Brixen, ferner bezüglich des Taufsteines in der Kirche 
zu Riffian, der Zerstörung des Portales bei der Adaptirung der Kirche im Dorfe 
Tirol und Zeichnungen über die Flügelaltäre jzu WeissenbacK übersandt. 
Von demselben Herrn Conservator liegt auch eine Statistik der Baudenkmale 
in Brixen und eine kunstgeschichtliche Abhandlung über den Kreuzgang in Brixen 
vor, welche in den „Mittheilungen der k. k. Central -Commission" zur Veröffent- 
lichung gelangte. 
Nicht minder fleissig war der Conservator inBregenz, Herr J. S. Kögl, der 
Berichte über die Baudenkmale in Vorarlberg, 

über die Kirche zu Möggers und das darin .befindliehe byzantinische Crucifix, 
• über die Restauration der Martinskirche zu Ludesch und die Erhaltung des gleich- 
falls dort befindlichen interessanten Crucifixes und ferner Ansichten der Riedenburg 
bei B regen z und Notizen über* den Predigtstuhl zu Feldkirchen einsandte. 
In Böhmen betheiligten sich bisher an den Arbeiten der k. k. Central-Commission der 

Conservator für Prag, Herr Erasmus Wocel. Von demselben wurde vorgelegt: 

Ein Restaurations- Vorschlag bezüglich der Statuen auf der Prager Brücke; 
Gutachten über die Erhaltung der Brückenthürme in Prag, das deutsche Haus in 
Pilsen und das Stadtthor in Tabor, ferner die Restauration der Fresco-Malereien 
in der Kirche zuRohoczna, die Wandbilder der Stephanskirche in der Prager Neu- 
stadt und Berichte über ein Marmordenkmal in der Rathhauscapelle zu Prag, 
endlich über die Organisation der archäologischen Section des böhmischen Museums. 

Der Conservator des Pilsner Kreises Herr Franz Slawik übersandte 

eine geschichtliche Darstellung des deutschen Hauses in Pilsen ; 

Der Conservator für den Egerer Kreis Herr S. Grüner: 

Notizen über einen Denkstein dei* Kirche zu Eger und über die Ruinen der Juden- 
Synagoge zu Eger und die sonstigen Alterthümer der Stadt; 

Der Conservator des Bunzlauer Kreises Herr Vincenz Ruziczka: 

einen Bericht über die Kirche zu Winetz an der Iser, das ehemalige Cister- 
cienser-Kloster zu Münchengrätz, die Mohelniger Kirche und die Filial-Kirche 
zum h. Wenzel in Seytschin; 

Der Conservator für den Chrudimer Kreis Herr F. Schmoranz: 

eine mit Zeichnungen versehene genaue und sachgemässe Beschreibung der Kirche 



72 Bericht. 

und des Kreuzganges zu Rohoczna und einen Bericht über die werthvoUen 
Fresken in der Kirche zu Rostok ; 
Der Conservator für den JiCiner Kreis Herr Anton M a r e k : 

V 

Notizen über den Bestand der Zizka-Schanzen bei Horic. 
Der Conservator für den Czaslauer Kreis Herr F. Benesch: 

eine Beschreibung der Pfarrkirche zu Sedletz. 
Der Conservator für den Taborer Kreis Herr Dr. Franz Kral ort: 

eine Äusserung über den Bestand des Prager Stadtthores inTabor. 
Aus Mähren sandte der Conservator in Brunn, Abb6 Friedrich Graf von Sylva- 
T a r o u c a , einen Bericht über das Ergebniss seiner Reise in dem Kronlande ein. 

Aus Schlesien liegt von dem Conservator für den Teschner Kreis, Herrn K. Schwarz, 
eine Beschreibung des in Teschen befindlichen alten Thurmes vor. 

In Ungarn unterstützten die Bestrebungen der k. k. Central-Commission: 
Der Conservator in Ofen, Herr Dr. Joseph Haas, 

durch eine Zeichnung der Ruine bei Zsambeck, eine Beschreibung dreier römi- 
scher Steine in Altofen, der römischen Alterthümer in Terehazy und durch 

einen Bericht über die in Altofen vorgefallenen Zerstörungen römischer Alterthümer. 
Der Conservator des oberen Pressburger Verwaltungsgebietes, Herr Johann Graf yon Keg- 

levich de Buzin, 

durch eine Beschreibung der Burg Kap vdr und einen Bericht über die Römersteine 

zu Talarvär. 
Der Correspondent in Neusohl, Herr , Dr. Zip s er, durch die Beschreibung des Sacrament- 

häuschens zu Altgebrig und den Flügelaltar zu Neusohl. 
Aus der Wojwodschaft wurden von dem Conservator in Temesvär, Herrn Alexander 
Bonnaz, 

Beschreibungen der Schlossruirie bei Verschetz und des Thurmes bei Czakowa 

vorgelegt. 
Aus Siebenbürgen liegen vor von den Conservatoren : 

in Schässburg, Herrn Friedrich Müller, ein ausführliches Verzeichniss mehrerer 

in seinem Bezirke liegenden Kirchen und Burgen ; 

in Fogaras, Herrn Martin Samuel M ö k e s c h, Berichte über die in seinem Bezirke 

vorhandenen Bauwerke und über die Ausgrabungen bei Havicz; 

in Deva, Herrn Joseph L o r e n y , ein ausführlicher Bericht über den Zustand des 

Schlosses H u n y a d ; 

in Hermannstadt, Herrn Ludwig Reissenberger, ein Verzeichniss mehrerer in 

seinem Bezirke vorhandenen Kirchen, Burgen und Ruinen ; 
• in Blasendorf, Herrn Thimoteus Cipariu, die Lesung des Textes einer der in 

Siebenbürgen aufgefundenen römischen Wachstafel ; 

in Klausenburg, Herrn Ladislaus Köwary, ein Bericht über das Ergebniss zweier 

Grabungen bei Banffy-Hunyad und Zuthor, und 

von dem sehr verdienstvollen Correspondenten in Hammersdorf und dem rühmlich 

bekannten siebenbürgischen Archäologen Herrn Michael Ackner 

eine archäologische Karte von Siebenbürgen sammt einer wissenschaftlichen 

Erläuterung und ein Aufsatz über die in Siebenbürgen befindlichen Burgen und 



Bericht 



73 



römischen Denkmale, welche zur Veröffentlichung im Jahrbuche bestimmt 
wurden, 

Diese vorstehende Aufzählung der Leistungen der Conservatoren und Correspondenten, 
weit davon entfernt, auf Vollständigkeit Anspruch machen zu können, umfasst nur jene 
Leistungen, welche mit wenigen Worten angedeutet werden können; viele andere wurden 
dabei nicht berücksichtiget, namentlich nicht jene Bemühungen, welche, obgleich sehr belang- 
reich, mehr darauf abzielen, künftig bedeutende Ergebnisse herbeizuführen, wodurch sich 
die eifrigen Conservatoren Suess, Freiherr v. Ankershofen, E. Wöcel und Scheiger 
besonders hervorgethan haben. 

Wir sind nun am Schlüsse der Wirksamkeit der k. k. Gentral-Commission in dem erwähn- 
ten Zeitabschnitte angelangt. Manche Leistungen mussten unbesprochen bleiben oder sie 
konnten nicht erschöpfend geschildert werden, weil deren Abschluss bereits in das laufende 
Jahr fällt, andere wichtige Arbeiten wurden erst vor Kurzem in Angriff genommen und 
gestatten daher gleichfalls nicht darauf einzugehen, 

Im Ganzen genommen kann jedoch mit Befriedigung darauf hingewiesen werden , dass 
das Verständniss für die Aufgabe dieses kaiserlichen Institutes mit der immer regeren Theil- 
nahme der gebildeten Welt an den Traditionen der classischen und mittelalterlichen Kunst- 
erscheinungen wächst und der Bestand der k. k. Central-Commission an sich allein schon hin- 
reichte, um jene Fälle immer seltener zu machen, wo durch Unkenntniss oder Unachtsamkeit 
und Indifferenz Denkmale des Kaiserstaates argen Verunglimpfungen und Zerstörungen 
preisgegeben wurden. 



Ceotr.-Comm. für Baudeokmule. 



to 



ABHANDLUNGEN. 



Ctfatr.-ronini. fSr Baudenkmaie. (Ai>hiiti«lluug«>n.) 



I. 

DIE RÖMISCHEN ALTERTHÜMER 



rxi) 

BEI TSCHEN BURGEN IN SIEBENBÜRGEN*) 

MIT KIXKR UEBKRSICHTSKARTK 

VONM.J.ACKNER. 

muccoi-iv. 

SEINER DURC.'ILAUCHT DE.M HERRN 

K. K..FEI>I)ZEUOMEISTER, MILITÄR- UND CIVIL-GOUVERXEUR IM OROSSFÜRSTENTHUME SIEHENHÜKOEN 

KARL FÜRSTEN ZU SGHWARZENBP]R(} 

HOCHACHTUNGSVOLL GEWIDMET 

VIM VCIFASSEI. 

JJio römisclien Alterthiimer Siebenburgens, namentlich die Niederlassungen und Ansiedlungen 
der Römer, deren befestigte Lager (Castra) und Colonien sind bis jetzt fast durchgängig 



Vorstehende Abhandlung wurde der k. k. Central-Commission mit folgender Vorrede eingesendet: 

Schon die am 31. Dec. 18r>0 zum Zwe.cke der Erforschung und Erhaltung historischer Baudenkmale Allerhöchst genehmigte 
Errichtung einer Central-Commission in Wien, so wie die Bestellung von Conservatoren in den einzelnen KronLandern, erregte eine 
freudige Bewegung bei den Freunden der AUerthumskunde. Noch mehr gesteigert wurde diese Bewegung durch Sr. Durchlaucht 
des k. k. Herrn Militär- und Civil-Gouverneurs von Siebenbürgen F. Z. M. Karl Fürsten zu Schwarzenberg lebhaften Wunsch und 
energische Aufforderung: „dass die werthvoUen archäologischen Denkmale Siebenbürgens erhalten, und die Gelehrten des In- und 
Auslandes durch ihre Bekanntgebung in den Stand gesetzt "Arürden , sie zu erläutern; zugleich der Vorwurf kaltsinniger Gleich- 
gültigkeit gegen die ehrwürdigen Ueberrestc der Vorzeit, welcher den Bewohnern dieses Kronlandes oft, und nicht immer mit Unrecht 
<]^emacbt, zum Schweigen gebracht, und in allen Schichten derselben die Aufmerksamkeit auf dieselben hingeleitet, und mit ihrem 
Verständiüss auch der Sinn für ihre Schonung und Erhaltung geweckt und gepflegt werde; dass ferner den k. k. Cabineten InAVien 
rlie Gelegenheit geboten werde, jene archäologischen Stücke, die ein allgemeines geschichtliches oder kunsthistorisches Interesse 
haben, zu erwerben, und durch die Aufnahmein dasCentral-Museum des österreichischenKaiserstaates, ihrer Bedeutsamkeit gemäss 
zum allgemein zugänglichen Gemeingute der Wissenschaft zu erheben; dass endlich in dieser Richtung nicht nur die weltlichen und 
geistlichen Behörden und die wissenschaftlichen Vereine , sondern auch die einzelnen Befähigten dieses Kronlandes zur thätigen 
Mitwirkung aufgefordert werden, namentlich durch beschreibende Anzeige jeder zu ihrer Kenntniss gelangten interessanten Entdeckung 
auf diesem Gebiete, und durch Einsendung von Copien merkwürdiger Inschriften, Basreliefs u. s. w. für den Zweck ihrer Mit- 
theilung das k, k. Münz- und Antiken-Cabinet in Wien zu unterstützen". 



4 Abhandlungen. 

nur in den offenen Thälern der Hauptflussgebiete dieses Kronlandes , selten auf bedeutenden 
Anhöhen, nie auf hohen schroffen Bergen bemerkt worden. Wir finden sie in den anmuthigsten 



Diesem hohen Wunsche und der vorausgegangenen besonderen schriftlichen und mündlichen ehrenvollen Aufforderung von 
Sr. Fürstlichen Durchlaucht freudig zu entsprechen, beeilte ich mich eine von meinen in der Ausführung begriffenen siebenbürgisch- 
archäologischen Arbeiten zu beendigen ; Arbeiten, meist Sammelgegenstande, zum Theile aus den eigenen Reisenotizen und aus den 
von Zeit zu Zeit ausgeführten antiquarisch-autoptischen Forschungen geschöpft und zusammengestellt. Sie umfassen : aj Sieben- 
bürgens römische Alterthümer in Abbildungen und kurzen Beschreibungen; bj Siebenbürgens Goldreichth um, vom naturhistorischen 
Standpuncte betrachtet und aus der vaterländischen Geschichte und den alten Classikern erwiesen; cj Siebenbürgens römisch- 
dacische Münzen aus dem Zeiträume von Trajan bis Aurelian — neue Auflage mit Verbesserungen und Zusätzen ; — d) Sieben- 
bürgens römische Colonien und noch sichtbare Castra ; e) den Versuch einer Denkschrift fiir Erforschung und Erhaltung historischer 
Bau- und Kunstdenkmale Siebenbürgens ; fj Siebenbürgens gegenwartige archäologische Forscher und Sammler mit ihren anti- 
quarischen Sammlungen; endlich jr^ den Entwurf einer Karte von Siebenbürgen mit Bezug auf seine vorzüglich römischen Alter- 
thümer. Anfangs unschlüssig darüber, welche wohl von den voranstehenden, längst schon begonnenen, (leider noch) wegen 
mancher Hindernisse unvollendet gebliebenen Arbeiten wieder aufgenommen, ausgefertigt und Sr. Durchlaucht gewidmet und als 
würdig unterbreitet zu werden verdienen dürfte, glaubte ich letztere, die Karte, wählen zu müssen, indem diese sich im Allgemeinen 
auf alle angeführten Arbeiten bezieht oder wenigstens sie berührt, und die sämmtlichen bis jetzt bekannten Alterthümer beiläufig 
anzeigen soll. 

Diese Alterthümer oder historischen Bau- und Kunstdenkmale , welche ungemein häufig im Schoosse der Erde unseres Landes 
vorkommen, sind bekanntlich für die Geschichte Siebenbürgens von grossem Interesse und hohem Werthe, indem sie nicht nur der 
Wissbegierde und dem Nachdenken reichen Stoff und Nahrung geben, sondern auch den Mangel und Verlust schriftlicher Urkunden 
und annalistischer Ueberlieferungen ersetzen müssen. Wir sehen und finden diese ehrwürdigen Ueberreste der Vorzeit beinahe durch 
das ganze Kronland zerstreut und verbreitet, jedoch am häufigsten in den Kreisen von Hermannstadt, Karlsburg und Broos, namentlich 
an den grösseren Flüssen des Landes : am Alt-, Maros- und Szamosflusse, an der Strehl und grossen Kokel. Sie wurden ebenso früher 
wie gegenwärtig, da systematische Nachgrabungen bis jetzt nicht stattfinden, an der Hand des Zufalls entdeckt, selten gehörig gewürdigt, 
seltener Aufzeichnungen darüber verfasst, und bald erfolglos vergessen, um auf das Neue, zum zweiten, vielleicht zum dritten Male 
wieder entdeckt zu werden, wovon zumTheil selbst die derzeitigen auf hohe Gouvernements- Veranlassung eingesendeten antiquarischen 
Berichte über historische Baudenkmale aus einigen Kreisen den Beweis darbieten. Diesem Uebelstande, so viel möglich, zu begegnen, 
und auch geweihteren Forschern ihre diessf&lligen Studien zu erleichtern, wurde die Anfertigung einer Karte von Siebenbürgen, 
dem vormaligen Gentral-Dacien, mit Bezug auf seine römischen Alterthümer, als wünschenswerth und nothwendig erachtet, und von 
mir, vielleicht als etwas nicht ganz Ueberflüssiges, versuchsweise begonnen und theilweise vollführt; vollführt, um dadurch zugleich 
für mich und meine weiteren derartigen Unternehmungen, und auch für Andere — das wünsch^ ich wenigstens, — eine bequemere 
Uebersicht der bezüglichen bis jetzt bekannt gewordenen Entdeckungen, ohne mühsames und zeitraubendes Nachschlagen und 
Herumsuchen in den Werken, wo dieselben zerstreut vorkommen, zu erzielen, und bei archäologischen Studien dieselben vor Augen 
aufgerollt haben und benützen zu können. 

Um aber nun, wenn auch nur einigermassen , einen Total-Ueberbliok von den römischen Alterthüiuern Siebenbürgens zu 
bekonunen, schien es vor Allem erforderlich, in einer möglichst grossen, mit Schraffirung der Berge und Aufnahme der Orte wenig 
überladenen Specialkarte unseres Grossfürstenthumes, die betreffenden sämmtlichen antiken Gegenstände mit einer hervorstechenden 
Farbe einzuzeichnen. Zwar besitzen wir bereits solche kleine Karten von MarsigU, d^Anville, Sulzer, Mannert, Ukert, Neigebaur u. a., 
welche mit deren archäologischen Werken zugleich als Beilagen herauskamen und bekannt geworden sind , aber sie sind alle in so 
sehr beschränkter Fassung angefertigt, dass das Verhaltniss der Orte zu einander undeutlich wird, oft ganz verfliesst und ver- 
schwindet Zudem sind solche Werke selten, kostbar und nicht leicht zu erhalten. Auch wurden seit der Zeit, vorzüglich seit zwei 
Decennien, viele neue Entdeckungen gemacht, welche Berücksichtigung verdienen und gleichfalls aufgenommen werden musstcn. 

Bei der Angabe und Andeutung der gegenwärtigen oder dagewesenen archäologischen Gegenstände wählte ich achterlei mög- 
lichst passende Bezeichnungen, um dieselben auf dieser Karte anzuwenden. Es sind folgende: 

1. Die wahrscheinlichen Römerstrassen, mit einer punctirten Linie (....). 

2. Die römischen Heerstrassen, nach der bekannten Peutingerischen Tafel, mit zwei parallel laufenden Linien (=). 

3. Spuren römischer Ansiedlungen (Castra Stativa), durch Mauern und Eckthürme befestigte Lager, mit zwei horizontalen 
Doppelstrichen (zi). 

4. Die Fundorte von Geräthcn, Münzen, Waffen u. dgl. mit einem Puncte ( • ). 

5. Die Fundorte von Denkmalen, Gräbern, Inschriften mit einem Kreuz (f). 

6. Die Fundorte von römischen Meilensäulen mit ( P), 

7. Orte, wo archäologische Sammlungen sich befinden, schienen femer gleichfalls zweckdienlich in dieser Karte aufgezeichnet 
zu werden, und zwar blos die Sammlungen, die ich selbst gesehen, oder von welchen ich bis jetzt sichere Nachricht habe einziehen 
können ; denn Vieles in dieser Hinsicht ist leider zum Schaden der Alterthumskunde unbekannt und für die Wissenschaft nutzlos 
als ein todter Schatz verschlossen geblieben. Die Orte, wo solche Sammlungen aufbewahrt und auch zugänglich sind, bezeichnen 
wir mit einem Dreiecke (A). Endlich 

8. Die deutschen Burgen, deren einige — ihre Zahl ist bedeutend gross — wohl auch zum Theil den alten Daciern, Gothen 
und ganz anderen als germanischen oder deutschen Völkern zugeschrieben werden müssen, mit der gewöhnlichen Bezeichnung einer 
Burgruine (Ca)* 



M, J. Ackner, Römische Alterthümer in Siebenbürgen. 5 

und herrlichsten Thalebenen des Maros, Szamos und der Aluta, und in den lieblichen 
Weitungen einiger ihrer Neben- und Zuflüsse. Am zweckmässigsten und am natürlichsten 
dürfte daher auch die Bezeichnung der daselbst nachweisbaren archäologischen Gegenstände 
und Vorkommnisse nach den betreffenden Flussgebieten und Thalsohlen stattfinden, indem sie 
gleichsam von selbst in drei Hauptabschnitte zerfallen. Der vierte Hauptabschnitt kann wohl 
nur als eine unvollständige, versuchsweise Bezeichnung der an den südlichen und östlichen 
Gränzgebirgen vorkommenden deutschen Burgen in Siebenbürgen, im Sachsenlande, gelten. 



I. DIE RÖMISCHEN ALTERTHÜMER IM M AROS-FLUSSGEBIETE. 

Wir beginnen den Commentar unserer archäologischen Karte Siebenbürgens in kurzen 
Andeutungen nächst der« westlichen Gränze des Landes, unfern des Maros -Ausflasi^es nach 
Ungern. Auf dessen linkem Ufer aufwärts, bei Vetzel und Maros -N^meti, fällt zuerst das 
befestigt gewesene römische Castrum in die Augen. Seine Wälle erheben sich gegen fünf Fuss 
über die Erdoberfläche, bestehen jedoch blos aus dem Schutte der römischen Mauern, die sich 
bis zu Anfang dieses Jahrhundertes über zehn Fuss hoch erhalten hatten, und aus gehauenen 
Sand- und Kalksteinen bestanden. Damals ward die jetzige Landstrasse nach Arad in Angriff 
genommen und die Steine dieses alten Bauwerkes zur Aufführung einer Mauer benützt , um 
das steile linke Bergufer des nahen Marosflusses zu befestigen und zu sichern. Auf eine 
Länge von 1800 Fuss gegen Levnek sieht man die schönen Quadern des alten Römerbaues 
von Vetzel und M. N^meti zu dieser Schutzwand verwendet, und an einem Felsen die neue 
Inschrift von 1806, welche den Kamen desVandalen verewiget, der dieses Werk der Zerstörung 
vollbrachte. Auch ausserhalb dieses Castrums sind bedeutende Eeste alter Bauwerke, Quadern, 
Mauer- und Dachziegel, Gefässbruchstücke u. a. m. vorhanden, welche sich bis Maros- 
N(5meti hinauf erstrecken. Mehr als sechzig Inschriften , theils auf Altären und Marmortafeln, 
theils auch auf anderen künstlerisch angefertigten Bildwerken von Porphyr , Kalk- und fein- 
körnigem Sandstein, mit Auf- und Unterschriften, wurden hier seit früheren Jahren nach und 
nach ausgegraben. Sie werden jetzt mit vielen anderen Anticaglien im Palais und Parke des 
Grafen Gyulai, und hier die meisten dieses Ortes, ferner in Branyicska, auf dem Gute der 
Freiherrlichen Familie Josika, in Deva bei Dr. Fodor und bei der Witwe Väradi, so wie auf 
mehreren in der Nähe gelegenen Edelhöfen zerstreut aufbewahrt. Einige wurden wohl auch 
nach Wien, zur Ausschmückung der Vorhallen des k. k. Münz- und Antiken -Cabinetes, 
versendet. 

Dass übrigens aus dem angränzenden Banate herein hier ein Strassenzug, wie auch 
dermalen stattfindet gewesen, auf welchem ein Theil der römischen Legionen und Cohorten 
in den dacischen Feldzügen vorrückte, uhd hier bei Vetzel, wo sich das bis dorthin von den 
Gebirgen eingeengte Thal wieder erweitert, zuerst Posto fasste und lagerte, liegt ausser allem 



So viel über die Veranlassung zur Anfertigung dieser arch&ologischen Karte Siebenbürgens. 

Bei der huldreichen Entgegennahme der Sr. Durchlaucht gewidmeten Handzeichnung versprachen Hochdieselben zwei Copien 
daTon anfertigen zu lassen, um eine, nach Abgabe meines einzigen Exemplarcs, mir zu überlassen, die zweite, dadurch meiner 
Absicht der Forderung der Wissenschaft zu entüprechen, an den Herrn Director des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes, Regierungs- 
rath Ameth, zu übersenden. In Wien fand bei dem Herrn Regierungsrath Arneth und der k. k. Central-Commission für Erforschung 
und Erhaltung der historischen Baudenkmale die Karte so freundliche Aufnahme, dass Ton dort eine Zuschrift in den schmeichel- 
haftesten Ausdrücken an mich erfolgte , mit dem Wunsche, dass ich diese Karte mit einem begleitenden Texte versehen möchte', um 
dem ganzen Elaborate vielleicht die Bestimmung zur Aufnahme in das Jahrbuch der Central-Commission zu geben. Diesem hohen 
Wunsche gerne und freudig begegnend, habe ich demselben nach Möglichkeit in dem beigefügten Commentar zu entsprechen gesucht^ 



fi Ahhandlungen. 

Zweifel; auch sind die Spuren der alten Strasse hier und dort noch unverkennbar, aber von 
der neuen jetzigen Chaussde grösstentheils eingenommen und bedeckt. 

Anderthalb Meilen von Vetzel und M. N<5meti stromaufwärts liegt am linken Marosufer, 
unter einem hohen mit Schlossruinen gekrönten Trachytkegel, der Marktflecken Deva. Hier 
erblickt man häufig schon im Vorbeigehen verschiedene marmorne und porphyrne Monumente: 
Statuen, Säulen mit Capitälern, Inschrift-Tafeln und Altäre und mehr dergleichen, sogar in 
den Gassen, offenen Plätzen, Strassenecken, Höfen und Gärten. 

Ausserhalb Deva, auf der Strasse nach Broos, erscheint das Ackerfeld, über eine Stunde 
im Umfange, mit Bruchstücken altrömischer Mauer- und Dachziegeln, Kalkmörtel und Scherben 
aller Art gleichsam übersäet, und verräth unwiderruflich den Ort einer ziemlich grossen 
daselbst gewesenen blühenden Stadt. Oberhalb dieser Stadtüberreste , eine gute halbe Stunde 
von Deva in südlicher Richtung, erregt die Aufmerksamkeit des Forschers ein alter Stein- 
bruch, welcher einen isolirtcn , mächtigen Stock Trachytporphyrs von lichtgrauer oder auch 
röthlichw^eisser homogener Grundniasse, durch grosse Zähigkeit und Härte sich auszeich- 
nend, bildet. Dieser Fels mag wohl als ein Zweig und Ausläufer mit den hinter und bei 
])eva emporgehobenen Trachytgruppen im verborgenen Zusammenhange stehen. Spuren des 
Abbaues und der uralten technischen Benützung dieser Felsart sind deutlich zu erkennen. 
Noch liegen tief unten, wo ein kleiner Bach fliesst, ebenso am Fusse des Stockes, von 
Menschenhänden mit Schlägel und Kisen abgelöste ungeheure Massen , wie hoch oben viele 
angefangene und bis zur Hälfte ausgemeiselte riesige Quadern, Cylinder, Säulen, Platten, 
Sarkophage und Anfänge gewölbbogenähnlicher Formen. Ich denke kaum zu irren, wenn ich 
dafür halte, dass sich auf der Acropolis des waldreichen Muntscheler-Gredischtie einige 
grosse sehr ähnliche Platten finden, welche in diesem Steinbruche angefertigt und dort hinauf 
geführt worden sind. 

Als sehenswürdig nennen wir die in Deva derzeit aufbewahrten, antiquarisch -numis- 
matischen Sammlungen des Dr. F'odor und der Witwe Vtlradi, vorzügli(*h die der letzteren, 
welche sehr zahlreich und wichtig ist, und ihre antiken Gegenstände als Funde meist von 
Vetzel, Deva und aus der nächsten Umgegend enthält. 

Bevor wir die jetzige Cserna-Brücke auf dem vermeintlichen, am linken Marosufer hinauf- 
ziehenden Römerwege überschreiten, bemerken wir die an der Cserna hinauf bei Xandor, 
Unter-Pestes , Vajda-Hunyad und Gyalär vorkonmienden Alterthümer, die bei den ersteren 
zwei Orten in einer grossen Menge von Bruchstücken römischer Geschirre und Urnen 
bestehen, bei V. Hunyad in einigen Inschriftsteinen und x\ltären, und bei Gyalär in Spuren 
des Eisenbergbau-Betriebes und verschütteter uralter Eisensteingruben, bei deren Eröffnung 
sich menschliche Skelette, Gebeine von Pferden, römische Münzen und Bergeisen vorfanden. 

In nordöstlicher Richtung von der Brücke , unfern der Einmündung der Cserna in <len 
Marosfluss, bemerkt man, ausser der Unzahl von Bruchstücken römischer Mauer- und Da(*li- 
ziegel und Resten von dergleichen Gefässen und Urnen, auch die Spuren der Römerstrassc. 
welche bei Dddäts am kenntlichsten erscheint, wo sie sich dem Strome , gegenüber dem alten 
Schlosse zu Arany, nähert, bald unterhalb des Einfalles der Strehl. 

Am linken Ufer des rauschenden Strehlflusses führt die römische, streckenweise noch 
erhaltene und gut kenntliche Heerstrasse aus dem Hätzeger Thale herunter. Sie kommt von 
der Donau in das Banat, und aus dem Banate bei dem sogenamiten Eisernen Thore in dieses 
schöne Thal herein, woTrajan zuerst herüberstünnte, und gegen die Königsstadt Sarmizegethusa 



M. J. Ackiier. Römische Alterthümer in Siehenhilrgen, 7 

vordrang. Wenn wir die sichtbaren Reste der alten Strasse, die aus dem Banat über die Gränze 
führt, in östlicher liichtung verfolgen, so treffen wir beiBautzar auf Spuren alter Verschanzun- 
gen, und in dem von hier kaum eine Meile entfernten Bukova nicht minder auf Eeste alter 
Mauerweke, Ziegel und Scherben aller Art^ und nicht weit von hier am Berge Marmor 
(Dialu Marmura) auf einen längst aufgelassenen Marmorbrucli, in welcliem angefangene Säulen 
und architektonische und künstlerische Arbeiten der Homer, welche noch unvollendet geblieben, 
zu sehen sind. Der Marmor dieser Gegend ist von krystallinischer Beschaffenheit, w^ie der 
Marmor von Pentelikon. Die vorhandenen zahlreichen Reste, aus den Trümmern der nächsten 
Umgebung, erscheinen nicht geschwärzt, sondern wie mit goldfarbigem Roste überzogen, 
indem die Felsart des kohlensauren Kalkes stark mit Kieselsäure vermischt ist. 

Von dem Eisernen Thore anderthalb Meilen östlich entfernt liegt am Fusse des südliclien 
Hochgebirges und am westlichen Rande eines der anmuthigsten Thäler Siebenbürgens auf 
massiger Anhöhe Gredischtie (ungrisch Värhely). Ein armes, unansehliches , romanisches 
Dorf nimmt jetzt einen kleinen Theil des grossen Raumes über den weitläuftigen Trümmern 
der ehemaligen Königsstadt Sarmizegethusa und naclniialigen , zu Ehren Kaiser Trajans 
benannten Metropolis Ulpia Trajana (Aug. Dac.) ein, und ist blos, weil es von der grössten 
römisch-dacischen Stadtruine Siebenbürgens umgeben ist, und seine niedern armseligen Lehm- 
und Strohhütten auf die wohl noch manchen seltenen antiken Schatz verschliessenden Trüm- 
merhaufen hinsetzte, zur dermaligen Berühmtheit gelangt. 

Das Castrum am Östlichen und erhabensten Platze des Ortes, von denGredischtiern Csetate — 
Schloss, Festung — genannt, bildet einViereck imUmfange von 1200Toisen oder 3000 Schritten — 
Zwar sind von dem regelmässigen Quadrate nur noch drei Seiten, jedoch in starken und hohen 
Wällen und Mauern, kenntlich geblieben, eine Seite aber, die westliche, mit dem vierten rechten 
Winkel des Viereckes, durch die Hütten, Gärten und Falirwege der Anwohner eingenommen und 
zerstört oder bedeckt. Doch aus den drei Mauerlinien und übrigen Winkeln, die der Zeit durch 
ihre vorzügliche Festigkeit trotzend sich noch erhielten, ist leiclit zu ermessen, wohin die 
vierte Ecke und die fehlende Seite zu setzen sind. In diesem (90.000 Geviertklaftern in seinem 
Flächeninhalte betragenden) Räume des Castrums sieht man unstreitig die hervorragendsten 
Reste erhöhter Erd- und Steinhaufen und geöffneter Gewölbe, deren mehrere fort und fort 
entdeckt und durchbrochen werden. Ueberall liegen zerstreute Trümmer grosser Mauer- und 
dicker Dachziegel, Bruchstücke mannigfaltiger Gefässe, Urnen, Amphoren und einzelner 
kleiner Mosaikwürfel von Marmor und auch aus Thon verscliieden geformter und rotli- 
gebrannter Mosaikziegel. 

Das Amphitheater ist in der Nähe, jedoch an der nördlichen Aussenseite des Castrums; 
es misst im längsten Durchschnitte 450 Schritte, und seine elliptische wallartige Höhe 15 bis 
18 Fuss. Die noch vor zwei Decennien im Innern der Theaterrundung an den Wänden und 
längs der Arena halb verschütteten kolossalen Platten, Sitzstufen, Bänke, Karniese, die sämmt- 
lich aus weissem krystallinischen Marmor kunstvoll gearbeitet waren und unsere Bewunderung 
erregten, sind nicht mehr vorhanden; sie wurden weggeschleppt, vielleicht zerschlagen und 
sind bei den Kalköfen dem Feuer anheim gefallen. Leider musste ich bei der mehrmahgen 
Bereisung dieses Ortes selbst einen Zeugen von der Zerstörung mancher Säulen, Piedestaie, 
Capitäler und anderer werthvoUer marmorner Gegenstände abgeben, welche, zerschlagen 
und verkleinert zu den Kalköfen gebracht, dort aufgehäuft zum Kalkbrennen lagen. Von hier 
wurden mehrere Gesimse imd ein colossaler merkwürdiger antiker Kopf um geringen Preis, 



8 Abhandlungen. 

um einige Groschen, eingehandelt und gerettet. Am empfiudlichsten ergreift den Alterthums- 
freund der Schmerz bei der Wahrnehmung der theils ganz zerstörten, theils wieder ver- 
schütteten schönen Mosaiken. Die im Jahr 1823 nördlich ausserhalb des Castrums entdeckten 
zwei Mosaik^Fussböden , welche die Veranlassung und das Ende des trojanischen Kampfes 
bildlich darstellten , sind unter freiem Himmel dem Wechsel der Witterung Preis gegeben, 
jetzt gänzlich zerstört; kaum hier und da ist noch ein kleines färbiges Marmorwiirfelchen unter 
wuchernden Brennesseln und Disteln zu sehen. Die auf meine Anregung und unter meiner 
Aufsicht in dem Räume der Festung oder des Castrums im Jahre 1832 ausgegrabene mit einer 
Victoria und Siegeskränzen ausgeschmückte Mosaik ist, wenn auch nicht ganz vernichtet, doch 
wieder mit Schutt und gährendem Miste bedeckt. 

Die alte Stadt Ulpia Trajana behauptete einen bedeutend grossen Umfang, und umfasste 
in ilirem Bereiche, meines Erachtens, über zehn der jetzigen nächstgelegenen Orte, wo überall 
alte römische Reste von Bauwerken und antiken Gegenständen zufällig ausgegraben werden 
und an das Tageslicht kommen. Ich rechne nämlich vorzüglich zu diesen Orten: Hobitza 
Varliely, Brazova, Gur^ny, Ostrovel, Gross- und Klein-Pestiana, die beiden Ostro , Klopotiva, 
Kernest und Malomviz (Rudimora) und vielleicht auch das Dorf Demsus, dessen den Disunirten 
angeliöriges Kirclilein irrthümlich für einen altrömischen Tempel des Mars gehalten wurde, 
und nichts anderes ist, als ein zusammengestoppeltes Bauwerk des dreizehnten oder vier- 
zehnten Jahrhundertes im gothisch-byzantinisclien Style. Altrömisch ist allerdings das dabei 
verwendete Material zu nennen, aber durchaus nicht zum Zweck dieser Kirche vorbereitet und 
angefertiget , sondern aus der Nähe von Gredischtie, oder sonst woher, ohne Auswahl zu- 
sammengetragen und zu diesem Tempelbaue benützt worden. 

Noch muss ich hier eines Cippus oder einer isolirten achtflächigen Säule erwähnen, 
welche, sobald man Demsus verlässt, auf dem Felde reclits am Wege nach Gredischtie steht. 
Sie ist ganz aus Bruchsteinen des Urschiefers mit dem bekannten mit kleinen Ziegelstückchen 
vermischten römischen Mörtel zusammengesetzt, und nicht, wie Hohenhausen angibt, aus 
gehauenen Quadersteinen. Wohl hat der oben über die Säule herüberragende grössere Würfel 
(He viereckigen Vertiefungen, woselbst vielleicht mit Inschriften versehene Marmorplatten mit 
der Meilenangabe gewesen sein könnten. Die Säule hat achtzehn Fuss in der Höhe und vier 
Fuss im Durchmesser. 

Zu den diesfälligen Fundstätten sind übrigens nicht nur die kurz zuvor angeführten Orte 
zu rechnen, sondern viehnehr die des ganzen Hätzeger Thaies; denn es dürfte schwerlich 
daselbst ein bewohntes Plätzchen geben, wo nicht Spuren römischer Ueberreste bemerkt und 
derartige Sachen ausgegraben worden wären. Wenn einige Alterthumsforscher die Zahlen von 
112 ausgegrabenen Inschriftsteinen und gegen 120 gefundenen ander weiter antiken Gegenstände 
im Bereiche von Gredischtie und im Hätzeger TJiale überhaupt angeben, so ist diese Angabe 
noch immer zu gering ; denn wie Manches ist noch unbekannt und bei den Leuten verborg-en 
geblieben, und wie Vieles kann hoffentlich die Zukunft , bei den erfreulichen Vorkehrungen, 
welche auch in dieser Hinsicht getroffen werden, enthüllen, nachdem bisher nur der Zufall 
waltete ! 

Obschon von den transportablen antiken Funden fort und fort verführt und verschleppt 
wird, so begegnet das Forscherauge doch noch immer Zurückgebliebenem, und wir werden 
sowohl in Gredischtie als auch in den anderen Orten des Hätzeger Thaies, namentlich bei den 
Kirchen und in den Edelhöfen, von diesen ehrwü'rdigen Ueberresteu häufig überrascht. Dieselben 



M, J. Ackner. Eömische Alterthilmer in Siebenbürgen, 9 

scheinen übrigens von den hier hausenden Edelleuten , welche meist schöne zwischen den 
elenden Bauernhütten hervorragende Wohnungen besitzen , nicht so sehr wegen historischer 
Denkwürdigkeit, sondern nur als gute Bausteine beachtet zu werden. Den meisten derselben 
liegt blos der Erwerb der Nahrung am Herzen; Oekonomie, Feldbau und Viehzucht nimmt sie 
ganz in Anspruch. Eine rühmliche Ausnahme machen indessen Ladislaus Neoptsa, Stephan 
Pogony inPoglisa, Balint in Oläh-Brettye u. A., von welchen vorzüglich der erstere inFarkadin 
und Zaam eine grossartige Sammlung von Inschriften, Statuen, Statuetten un# mehr Anderem 
besitzt. Die Aufstellung dieser Alterthümer scheint jedoch Jiier weniger für den Zweck der 
Wissenschaft, als für den Glanz und die prachtvolle Ausschmückung der äusseren Gebäude 
des Edelhofes berechnet worden zu sein. Sie haben, namentlich in Zaam, in der unlängst 
vergangenen unglückseligen, anarchischen Zeitperiode von den Rebellen sehr gelitten. 

. Im Verfolge der ^Trajan-Strässe" — unter diesem Namen kömmt sie häufig in Sieben- 
bürgen vor — begegnen wir deren deutlich sichtbaren Spuren von den Trümmern Sarmize- 
gethusa's an, theilweise bei Gross-Ostrov(Ostrovumare), Poglisa, Kernyesd, durch Tötest, Näldtz 
bis Szinte Marie (Ör-Orlya-Boldogfalva). Sehr nöthig wäre es hier, wo lauter romanische Orte 
sind, auch die bei ihren Bewohnern gebräuchlichen und gangbaren Namen anzusetzen, denn 
mit dem Ungrischen kann man sich schwer ausfinden, falls man nicht einen der Ungern trifft, 
die doch ausser den ungrischen Edelleuten hier selten uns begegnen. 

Von Szinte Marie oder Boldogfalva führt eine Strasse zum Pass Vulkan, über welchen 
in dem zweiten römisch -dacischen Feldzuge Trajans das Centrum der römischen Armee her- 
einbrach, nachdem die weltberühmte Brücke über den Danubius erbauet war, ein Theil der 
Legionen dieselbe überschritten hatte, und sowohl gegen Crajova nach dem Eothenthurm-Passe 
als auch am linken Ufer der vereinigten Schyl hinauf bis Bombest , woselbst ein römisches 
Castrum, vordrang. Dies Castrum ist auf der linken Seite des vereinigten Schyl in der kleinen 
Walachei zwei Meilen von dem hohen Uebergangssattel des Vulkaner Gränzpasses entfernt. 

Bei dem Herabsteigen in die reizenden Schylthäler finden wir, drei Viertelstunden von 
der Vereinigung der zwei Schylflüsse aufwärts, am linken Ufer des ungrischen Schylflusses 
vor Meleje Reste alter Bauwerke, grosse behauene Steine, Dachziegel und Scherben. 

Auffallend sind die vielen runden Erd Vertiefungen bei Petrilla und sofort auf den süd- 
lichen Ufern der beiden Schylflüsse. Sie werden von Einigen mit dem problematischen Namen 
der Pyrrhus-Gruben bezeichnet, ohne darüber eine weitere Aufklärung zu ertheilen. Meine 
unmassgebliche Muthmassung habe ich in Schuller's Archiv, 1. Bd., 2. Heft, pag. 356, aus- 
gesprochen. 

Vor der Vereinigung der beiden Schylflüsse zwei Meilen nördlich, bei Banitza, bewundern 
wir mit Recht eine grossartige Marmorhöhle mit labyrinthischen Höhlenverzweigungen, und 
von einem kry stallhellen Wasser durchrauscht. Auf dem über dieser Höhle 'sich erhebenden 
Kalkberge kommen Trümmer eines alten Bauwerkes von behauenen Steinen vor, und auch 
unterhalb dieses Berges und der gejianntcn Höhle findet man solche behauene Marmorsteine, 
wie sie gewöhnlich in dieser Gegend zu den römischen Gebäuden gebraucht wurden. 

Von der Höhle westlich eine Meile entfernt erhebt sich über Krivadia auf dem Berge Dialu 
Babi, der Wasserscheide zwischen dem Strehl- und Schylthale, ein kolossaler runder Wart- 
thurm dicht am schauerlichen Abhänge eines gegen Nordosten senkrecht abgeschnittenen 
Kalkfelsens. In ungeheurer Tiefe hat ein beträchtlicher Wildbach sich eingegraben, welcher 
durch enge Marmorwände sich seltsam hindurch windend der Strehl zubrausend stürzet. Die 

Ctfntr.-Comiii. für ÜMudeukiniile. (Ahbaiidlung^en.) 2 



1 ^ ibhandlungen. 

Beschreibung dieses der Moles Hadriani zu Rom iiieht unähnlichen Baues will ich hier nicht 
wiederholen, indem dieselbe bereits im vorgenannten Archive und vom Ritter Neigebaur in 
seinem ;,Dacien" möglichst treu gegeben ist. 

Unterhalb des Dorfes Puj , zwei Meilen vomWachtthurme abwärts, findet man am rechten 
Stryfluss- oder kleinen Strehlarm-Ufer Trümmer von alten Gebäuden mit römischen Ziegeln in 
grosser Menge. Ebenso finden sich auch auf dem Wege von Csopea nach Szinte Marie Trümmer 
alter römischer Gebäude und Ziegel. 

Nach Szinte Marie (Or-Orlya Boldogfalva), welches am Valye-Lepusnyk liegt , der links- 
uferig in die Strehl mündet , zurückgekehrt , bemerken wir mehrere verschiedenartige antike 
Monumente und Inschriftsteine, sow^ohl im Hofe der adeligen Familie Kendeffi als auch bei 
der alten Kirche eingemauert, deren Bauart dem gothisch-byzantinischen Style anheimfällt. 

Kaum eine halbe Stunde von diesem Orte liegt der Marktflecken Hätzeg, wo man einige 
Altäre und Grabsteine mit Inschriften, Basreliefs u. m. a. fand. Der zur dermaligen Zeit 
gewöhnliche Fahrweg nach Hätzeg und in das Hdtzeger Thal bis zuin Eisernen Thore geht über 
den Sattel des nahen steilen Berges , welcher von der Einsattlung gegen Süden und bis an 
die Strehl einen immer höher sich erhebenden Ausläufer bildet , und wo er am höchsten , steil 
und fast vertical abgeschnitten ist, trägt die Kuppe hoch über dem tief unten liegenden Värällyä 
die Thurmruine , von demselben Material und in derselben Bauart , wie ähnliche römische 
Wartthürme sowohl in Siebenbürgen als auch auf den Sculpturcn der Trajansäule vorkommen. 

Eine halbe Meile von dem römischen Wachtthurme nördlich und abwärts von Värällyä 
finden wir auf dem rechten Ufer der Strehl in Romänisch-Brettye im Hofe der adeligen Familie 
Balint mehrere ausgezeichnet gut erhaltene Inschriftsteine gleich bei dem Eingange in das 
Wohngebäude. Sie sind gegen den verderblichen Einfluss der Witterung gut verwahrt, an der 
Aufgangsstiege eingemauert , und bequem zu sehen und zu lesen. Bewundernswürdig ist der 
schöne weisse Marmor der Monumente und die nette, vollendete Lapidarschrift, gleichsam im 
zierlichen Rahmen eingefasst. 

Eine Meile östlich von Romänisch-Brettye , bei Bosorod , liegen die Trümmer einer alten 
Stadt, von den nächsten Anwohnern Schidoveni, Judenstadt genannt, welche in Spuren von 
alten Wällen, in der Menge zerstreuter römischer Ziegel, besonders Dachziegel, und ver- 
schiedenartig geformter Scherben bestehen. 

Bei dem Dorfe Russ , auf der westlichen Seite des Strehlflusses , drei Viertelmeilen 
nördlich von Romänisch-Brettye, auf dem Weg nach Zejkfalva (rom. Streja), wo auch die 
römische Strasse an mehreren Stellen sichtbar wird, sieht man eine grosse Fläche mit 
Trümmern alter Bauwerke bedeckt; und bei dem Graben auf den dortigen Aeckem, besonders 
links von der Strasse, finden sich gleich unter der Oberfläche Mauer- und Dachziegel, 
Scherben verschiedener Gefässe, alles von altrömischer Form, und häufig auch dergleichen 
Münzen. 

In Betreff der alten Kirche des Dorfes Streja (Zejkfalva) können wir gleichfalls der Be- 
hauptung Hohenhausen's nicht beistimmen. Thurm und Kirche sind aus Bruchsteinen und 
nicht aus lauter Quadern, und im gothisch-byzantinischen Style, ähnlich jener von Szinte Marie. 
Einige Grabsteine mit den bekannten Inschriften und Reliefs verschiedener Figuren sind 
allerdings am Grunde in die äusseren Mauern eingesetzt, jedoch nur zufällig, weder dazu 
gehörig noch dazu bestimmt, und in gar keinem Zusammenhange, ausser etwa wie die andern 
Bruchsteine , mit dem Kirchbaue. 



M. J. Achner. Römische Alterihümer in SiebenbÜ7*gen. 



11 



Genau treffen die XII römischen Millien von „Sarmategte-^ bis „Ad Aquas^ der P. Tafel 
mit den vier Meilen von Gredisehtie bis Klein-Kalän , wo die warmen Bäder sind, zusammen. 
Die Heilquelle von 22 Grad R. Wärme entspringt auf dem linken Strehlufer, eine Viertelstunde 
südlicli vom Dorfe K. Kalän, aus einem isolirten in der Ebene sich etwa 18 bis 20 Fuss erhe- 
benden Travertin-Felsen. Mitten in die Oberfläche des Kalktuffgebildes ist ein 45 Fuss langes 
und 30 Fuss breites Bassin eingemeisselt. Die Wände desselben gehen senkrecht bis 18 Fuss 
tief herab und sind etliche Fuss hoch, mit dem Wasser der warmen Heilquelle angefüllt. Aus 
dem Bassin fiihrfc ein vier Fuss breiter in den Felsen gehauener Canal bis in die Ebene in 
einen Teich oder Sumpf, wo unfern dem oblongen steinernen ein cirkelrundes aus Holz 
gezimmertes Bad mit Bedachung, Gallerie und Nebengemächern eingerichtet ist. Wie würde 
sich der verewigte gute Mannert, welcher das Bad zwischen Hätzeg und Vayda Hunyad 
suchte, obgleich er hier keinen durch Heilquellen ausgezeichneten Ort als Ausländer kannte, 
gefreuet haben, wenn derselbe in seiner richtigen Bestimmung des Bades von einem Augen- 
zeugen bestärkt worden wäre! welches zu seiner Zeit nicht gethan zu haben, mir noch leid 
ist. Auf dem Felde zwischen dem Dorfe und dem Bade kommen bei dem Pflügen und Graben 
überall Scherben von den verschiedenartigsten Gefässen vor. In Kaldn selbst findet sich in 
einem ärmlichen Bauernhofe ein alter Keller von meist runden Fluss-Steinen gewölbt, zwölf 
Fuss im Quadrat betragend. Nahe dabei liegen mehrere Bruchstücke über drei Fuss durch- 
schnittlich dicker Säulenschäfte, das Capital einer Dorischen Säule, dessgleichen Marmorgesimse 
und ein verstümmelter Löwe. Von hier wenig entfernt eine noch zu Tage gehende römische 
Grundmauer. Auch in der weiteren Umgegend kommen viele Trümmer und Ziegel von alten 
Gebäuden vor. Dasselbe hat in dem und nächst dem Dorfe Sz. György, auf dem rechten Strehl- 
ufer stattgefunden. Die schon erwähnte Witwe in Deva bewahrt in ihrer Sammlung über 
hundert hier gefundene römische Silbermünzen. 

Noch sind am rechten Strehlufer bei Petr6ny die Spuren nicht zu verkennender römischer 
Ansiedlungen zu bezeichnen, bestehend aus Bruchstücken von Ziegeln, Gefässen und Urnen; 
auch alte Mauerreste sind noch daselbst zu sehen. 

Unfern der Einmündung der Strehl in die Maros treffen die Strassen von Hätzeg und 
Deva zusanamen und gehen vereinigt am linken Marosufer hinauf. Bei dem Einfalle der Strehl 
in die Maros, gegenüber an dem rechten Ufer nächst Aräny,. erhebt sich ein hoher Thon- 
schieferfels , auf welchem Reste einer im 17. Jahrhunderte zerstörten Burg liegen, in deren 
Substructionen sich römische Ziegel befinden, sonst aber keine Spur römischen Bauwerkes. 

Häufiger finden wir am linken Marosufer aufwärts bei Tordas und Broos , besonders bei 
ersterem, Bruchstücke von römischen Ziegeln, Scherben u. a. Anticaglien, bei dem letzteren 
Ueberreste römischer Opfergef ässe und Mauerüberbleibsel , namentlich bei den nahen Wein- 
bergen, über welchen eine emporragende Kuppe der Schlossberg, ungrisch Vdrhely, wala- 
chisch Holump (Olymp, Himmelsberg), genannt wird. Alles deutet hier auf eine bedeutende 
Niederlassung in der Vorzeit. 

Das Brooser Wasser, Stadt- oder Burgwasser (ungrisch Vdrosviz), welches unfern unter 
Broos in denMarosfluss fällt, kommt von den Muntscheler Gebirgen, woselbst mitten in einem 
Urwalde riesiger Buchen unter dem mächtigen Godjan, die am höchsten gelegene, noch 
ziemlich gut erhaltene merkwürdige Burgruine Siebenbürgens verborgen ist, und den Alter- 
thumsforscher nicht wenig überrascht. Aehnliche, obschon nicht so umfangreiche Trümmer 
liegen, wo nicht höher, doch in derselben Höhe nördlich jenseits des Wildbaches , Valye Albe, 



12 Abhandlungen. 

unter einem Urwalde zum Theile begraben. Diese Mauerreste werden Faule Albe genannt, 
Dergleichen bemooste Mauerreste altern auf mehreren der benachbarten Berge, nämlich auf 
den Kuppen von Csate, Oklos, La piatra Kossie und Muntsel, welche sämmtlich den Namen 
einer Festung (Gredistie) führen. 

Von dem neu angepflanzten Dörfchen Fiskal Gredist an, imThaleValye mike, erhebt sich 
der Berg Virtoszy über den Abhängen Mutya und Seszu Popilor, und von da die Kalkgebirge 
Kununy gleichsam unter einer Strahlenkrone, einem Kranze zackiger Marmorfelsen, gegen 
dessen Ende der Kulmya Aniesuluj gränzt. Hier an der steilen Westseite wild verwachsener 
Abhänge wurden die vielen griechischen Goldmünzen mit der Aufschrift des Königs Lysimachus 
BA2IAEQ2 AY2IMAX0Y, und andere mit K02QN beschriebene gefunden. 

Da ich diese Gegend, vorzüglich den Karpathengebirgsstock zwischen dem Schyl- und 
Marosthale, Hermannstadt und Hätzeg wiederholt und zuletzt auch mit dem Eitter Neigebaur 
besucht habe, so mussten wir uns bald überzeugen, dass von Virtosz oder Vurtope bisMeleja, 
namentlich die inmitten auf den hohen Bergkuppen im Urwalde verborgenen Schloss- und Stadt- 
ruinen, und die meisten daselbst gefundenen Gegenstände aus der alten Zeit, einen ganz anderen 
Charakter haben, als die im Flachlande und auch sonst in Siebenbürgen vorkommenden römischen 
Alterthümer. Hier sind mehr griechische und besonders Goldmünzen gefunden worden, mehr 
Festungen auf hohen, schwer ersteiglichen Bergrücken und Bergkuppen von abgerundeter 
Bauart, die Ziegel entweder viel grösser oder von anderer Form; die noch vorhandenen 
Ueberreste der alten Bauwerke haben in jeder Hinsicht einen ganz anderen Typus. Weiter 
unten, eine Meile abwärts von dem neuen Dörfchen, sind indessen in nordöstlicher Richtung 
schon wieder römische Gegenstände gefunden worden: zwei römische Inschriftsteine, über 
500 römische Silbermünzen, darunter viele Consular-Münzen und beinahe von allen Kaisern 
bis auf Trajan, jedoch ohne dessen Beinamen „Dacicus" ; sie scheinen daher noch vor Daciens 
Eroberung hieher gekommen zu sein. Die Mehrzahl ist von Vespasian, Titus und Domitian, 
welcher letztere von dem Dacer-König Decebalus den Frieden, wie bekannt, nur durch Zah- 
lung eines Tributs erlangen konnte. Die zwei Inschriften wurden in Neigebaur's „Dacien*^ 
bekannt gemacht. Da ich aber deren erstere, sowohl bei Neigebaur als auch im Archiv für 
siebenb. Landeskunde I. Bd., 11. Heft, 1844, nach wiederholter Lesung abweichend finde, 
so wird dieselbe hier noch einmal mit Genauigkeit aufgenommen: 

VICTORIA. 
AVG. PRO SA 
LVTE IMP 
ANTONINI 
AVG. M SA 
TIVS PRIS 
CVS LEGÄVS 
PIVS PR. PR. 

Dieser Irischriftstein wurde nicht nach Wien geführt , wie dessen Bestimmung gewesen, 
sondern bei dem Eisenhändler Friedrich Acker in Broos in dessen Hofraume an einer äusseren 
Ecke des Gebäudes halb eingemauert. 

Am Stadtwasser hinab werden bei Fel-Värosviz Bruchstücke von römischen Ziegeln und 
Geschirren, besonders an den beiden Ufern des reissenden Flusses entblösst und immer häufiger 
sichtbar. Auf der linken Uferseite desselben Wassers bemerken wir bald unter Also -Vdrosviz 



M. J. Ackner. Bömtsche Alterthümer in Siebenbürgen. 13 

ein stark befestigtes und gemauertes römisches Lager, noch grösstentheils ziemlich erhalten bis 
auf die östliche am Flusse gelegene Seite des Castrums , welche , den Wasserwogen ausgesetzt, 
sehr gelitten hat. Aus dieser und der Nachbargegend hat sich die Sage seit mehreren Jahren 
von kostbaren Funden verbreitet und erhalten. Von Romos oder E.ams, anderthalb Stunden 
östlich von Bros gelegen, wird erzählt, dass daselbst schwer goldene, einem Pfluge und 
Ackerwerkzeugen ähnliche Gegenstände gefunden und von dort weggeführt worden seien, 
weiter aber ist nichts darüber bekannt. Neulich fand man daselbst wieder mehrere antike 
Sachen von Bronze, von welchen der grösste Theil nach Pest gewandert ist, und nur der Rest 
blieb bei Dr. Lezai in Broos. Dieser Rest bestehet in grösseren und kleineren Armringen und 
aus einer 20 bis 24 Zoll langen eigenthümlichen Kette, deren Bestandtheile jedoch nicht 
runde, ovale oder eckige Glieder, sondern mannigfaltige Verzierungen in beweglicher Zu- 
sammensetzung vorstellen. Der Vorgenannte besitzt aus dieser Gegend , ausser einigen anderen 
Altorthümern , eine schöne Anzahl römischer Familien- und Consular- Münzen, auch Gold- 
münzen byzantinischer Kaiser und antike goldene Ringe mit geschnittenen Steinen, Intaglios 
und Campen, von Heliotrop, Carneol, Onyx u..s,w. Noch mehr ausgezeichnet und geordneter 
ist die numismatische antike Sammlung des Senators Joseph Loreni zu Broos. 

Von Broos zwei Stunden nördlich, gegenüber, auf der rechten Marosseite, am Fusse der 
reichen vaterländischen Erzgebirge, eine halbe Stunde über Gyogy entfernt, bei Feredö, spru- 
deln die Heilquellen, deren Lage mehr dem Hydata des Ptolomäus als dem auf der Peutin- 
ger'schen Strassenkarte angegebenen „Ad Aquas" entspricht. Wir erwähnen hier nebenbei der 
über Gyogy am sogenannten Mogura- Gebirge — diesen Namen führen übrigens unzählige 
Bergkuppen Siebenbürgens — gefundenen 24 Stück Schmucksachen und Münzen von Gold, 
welche im k. k. Münz- und Antiken-Cabinete in Wien aufbewahrt werden. 

Eine halbe Meile von den warmen Quellen, südwestlich unmittelbar am Thalrande des 
Marosflusses, nimmt man nicht minder häufige Spuren einer grossen römischen Niederlassung 
w^ahr, und gegen Csikmo (Zeugma, Ptol.) auch ein römisches Castrum. Dass dieses warme 
Heilbad schon in den frühesten Zeiten b enützt wurde , beweiset ein in Travertin gearbeitetes, 
etwa 24 Fuss durchschnittlich messendes uraltes Badebassin, das jedoch gegenwärtig nicht mehr 
mit dem warmen Wasser gefüllt werden kann, indem es 20 Fuss über dem Niveau der jetzt zu 
Tage gehenden warmen Quellen steht. Die reichlich sprudelnden Quellen scheinen immer tiefer 
in den Berg sich eingraben zu wollen und von Zeit zu Zeit einen niedrigeren Ausgang zu ver- 
schaffen, während die Kalktufflager in der Nähe der Thermen sich anhäufen und verbreiten. 

Von hier erhebt nordwestlich immer höher ansteigend sich der Bergort Nagyäg, eine der 
reichsten Goldadern Siebenbürgens, wie schon der ungrische Name es andeutet, welche die 
grössten Goldschätze seit 1747 liefert, nachdem hier, durch zufälliges Auffinden uralter, 
längst aufgelassener Stollen der Bergbau aufs Neue begann. Wir finden hier unbezweifelt römi- 
sche Stollen oder aus einer Zeit Gruben, die vor Anwendung des Schiesspulvers, mit Feueran- 
setzen betrieben wurden, indem unter deren Sohle sich viel sogenanntes Auslenken, Abteufen 
und Übersichbrechen blos mit Stahl und Eisen bearbeitet findet, von welchen einige Gänge auf 
Strecken von 10 bis 12 Klafter kaum die Höhe von drei Fuss haben, so dass man nur auf 
Händen und Füssen hinein kriechen, und eben so, ohne sich umwenden zu können, wieder 
herauskommen kann. 

Aehnliche Arbeiten des alten Bergbaues, wo nicht aus früherer, doch gewiss aus der 
Römerzeit, finden sich am Kajanelbach nächst Boitza, so auch amKörösfluss bei ßuda, Brad. 



14 Abhandlungen. 

Cs^be und Körösbänya (Altenburg), woselbst ein dortiger Bergverwalter mehrere alte römische 
Bergeisen aus diesen alten Stollen besitzt, deren eines derselbe mir für meine archäologische 
Sammlung überliess. Auf waldiger Anhöhe bei Ruda sind , nach Angabe des eben erwähnten 
Bergbeamten und der Huttmänner, nicht nur Spuren des altrömischen Bergbaues vorhanden, 
sondern auch neulich ein 4 Fuss hoher und 2 Fuss durchschnittlich weiter, aus Eisen gegos- 
sener Mörser mit doppelter Handhabe gefunden worden. 

Von diesen nicht zu verkennenden Spuren des römischen Bergbaues auf einem Erz- 
gebirgtheile der rechten Seite desMarosflussea kehren wir zur linken südlichen Seite desselben 
auf die alte römische Strasse zurück, und bemerken stromaufwärts nahe unter Alvinz, wo der 
goldführende Pienerbach sich in den Marosfluss ergiesst, Ueberreste einer alten Ansiedlung, 
und in Walachisch-Pien oder Olahpian, von wo der Goldbach eigentlich herabkommt, und wo 
auch derzeit noch die vorzüglichste Goldwäscherei Siebenbürgens ist, die Anzeigen alter 
römischer Goldseifen werke, in welchen Streitäxte, Lanzenspitzen, Scherben, Ziegel, kleine 
Hausgeräthe, Silbermünzen von ApoUonia, Dyrrhachium, Thasos, Maronea, und auch 
Schmucksachen, eine sehr schöne goldene Busennadel u. m. a. gefunden worden ist. Auch 
zeigen die zahlreichen in der Gegend vorkommenden Pingen, Vertiefungen, als Folge von 
früheren Schächten, dass die meisten der jetzigen Grubenfelder ausgebeutete Halden sind. 

Von hier westlich wurden im Jahre 1821 bei Krähendorf (Csora) verschiedene Gegen- 
stände antiken Geschmeides von Silber gefunden, welches im k. k. Münz- und Antiken-Cabinet 
in Wien aufbewahrt wird. 

Zwischen AI- Vinz und unter Varadgya, woselbst schon Säulenfiisse und andere antike 
Steine frei vor den Gehöften und Wohngebäuden liegen und in die Augen fallen , trifft mit der 
römischen Hauptstrasse eine vom Eothenthurmpass kommende Zweigbahn zusammen. Letztere 
ist theilweise, bei Talmes, zwischen Hermannstadt und Hamersdorf, bei Kleinscheuern , Klein - 
pold, Reussmarkt, Reichau, Mühlbach und Langendorf, noch sichtbar, jedoch nur mehr für 
den Forscher und Kenner als für den flüchtigen Beschauer, und fortwährend arbeiten Hacke 
und Pflugschaar an ihrer Zerstörung. 

Der Stadt Mühlenbach werden, ausser Anderem, mehrere dort ausgegrabene Inschrift- 
steine zugeschrieben. Seivert gibt vier unter Nr. 49, 52, 81 und 229 von hier an. 

Nächst Reichau grub man beim Strassenbaue einen mit Inschrift und Arabesken verzierten 
Grabstein aus, so wie eine Menge römischer und griechischer Silber- und Bronze-Münzen. 
Der beschriebene Marmor lehnt an der Thür der walachischen Kirche zu Reichau. 

Zwischen Reussmarkt, Klein- und Grosspold, sind ausser Anzeigen der Römerstrasse, 
auch Spuren einer grösseren Stadt sichtbar, die sich durch häufige Bruchstücke von Mauer- 
und Dachziegeln, Trümmer von alten Gebäuden und vielerlei Scherben von Gefässen und 
Urnen kund geben , und welche besonders während dem Pflügen und Ackerbaue sich häufig 
darbieten. Nach Seivert's Inschriftensammlung ist Nr. 173 bei Reussmarkt gefunden. Dess- 
gleichen ein grösseres Monument, welches als Eckstein an einem Privatgebäude an der nach 
Mühlenbach führenden Strasse angelehnt und in einem Kranze sieben Figuren vorstellt, dessen 
unterer Theil mit einer Inschrift in Verlust gekommen ist. Ein ähnliches aus demselben Grob- 
kalke angefertigtes Basrelief mit sechs Figuren wurde über dem gothischen Portale des 
Glockenthurmes zu Grosspold von der evangelischen Gemeinde eingemauert. In der Gegend 
zwischen Gross- und Kleinpold werden sehr häufig römische Münzen angetroffen. Merkwürdig- 
ist der Fall aus dem Jahre 1778, wo ein armer Landbauer aus Grosspold auf seinem Acker 



M, J. Ackner. Römische Alterthümer in Siebenbürgen. 



15 



die Handhabe, wie man vermuthet, von einer goldenen Urne oder von einem anderen Gef ässe 
fand. Sie war ihm für einige Kreuzer feil; allein Niemand war hier weder Alterthums-Lieb- 
haber noch Kenner davon. Zufall oder Kath führte den Finder mit seinem Funde in das 
Münzhaus nach Karlsburg. Der Goldeinlöser vermuthete gar nicht den Unverstand des Ueber- 
bringers, und zahlte ihm die entsprechende Summe, die aber so gross war, dass sich der arme 
Landmann alterirte , krank ward und starb. — Das Weitere bei den oben berührten Strassen- 
puncten, die im Altflussgebiete vorkommen, wird der bezügliche zweite Abschnitt enthalten. 

Nach Ulpia Trajana, der gewesenen Hauptstadt Daciens, bietet Apulum zwischen Karls- 
burg und dem rechten Marosufer, bei Märos Porto, Alterthums-Forschern das umfangreichste 
Trümmerfeld römischer Grösse dar. Wenn indessen die Anzahl 281 hier bis jetzt ausgegrabener 
Inschi'iftsteine, ui^d 70 bis 80 anderweiter antiker Gegenstände jene bei Sarmizegethusa im 
Hatzeger Thale überbietet, so glaube ich den Grund davon eben so im Baue der Karlsburger 
Festung und der stark befahrenen Commerzialstrasse als auch den nahe gelegenen Städten, 
Hermannstadt, Mühlbach, Karlsburg, Enyed, und den Alterthums-Forschern und archäologi- 
schen Sammlungen daselbst zuschreiben zu müssen. Mit der Graf Battyanischen Sternwarte 
und Bibliothek in Karlsburg ist auch ein antiquarisches Cabinet , welches vorzüglich Gegen- 
stände aus der nächsten Umgegend besitzt, verbunden. Auch der dasige Garnisons-Caplan, 
Thalson, hat manches Interessante gesammelt. 

Von Karlsburg drei Viertelstunden nordwestlich längs dem Ampoibache hinauf, nächst 
Kisfalud, finden wir unter einem Bergabhange, der sich bis Karlsburg hinzieht, eine römische 
Wasserleitung, aus grossen römischen Ziegeln bestehend, mit L . XHI bezeichnet, und einige 
Fuss tief unter der Erde. Von Kisfalud führte die alte Bergwerksstrasse wahrscheinlich, wie 
auch noch jetzt, am rechten Ampoiufer nach einer halben Stunde über den Bach auf die linke 
Seite , bei einem Marmorbruehe nächst Ampoitza vorbei , am linken Ufer fort bis Peti-ezan 
und Zalatna. Dass der Marmor in der Vorzeit benützt worden , ist nicht zu verkennen. Ihm 
gegenüber, auf schroffen Felsen bei Totfalva, sieht man die Beste eines alten Klosters 
(Castrum S.Michaelis). Eine unter dem Thore dieses Klosters gefundene merkw^ürdige Inschrift 
führt Joh. Seiv. Inscr. rom. unter Nr. 175 an. 

Ungefähr eine halbe Meile unter Zalatna, in der Nähe von Petrosan, blühte einst ein reich 
bevölkerter Ort, jetzt wird mit Pflug und Spaten dort gearbeitet; doch verrathen die Uneben- 
heiten und das Hügelige des Terrains und zahlreiche Steinhaufen den in der Römerzeit sehr 
bewohnt gewesenen Ort. Kölöseri behauptet in seiner Auraria, im Jahre 1717 daselbst noch 
Grundmauern, ganze Eeihen römischer Gebäude, die Richtung der sie durchziehenden Gassen 
und Sü'assen, ja selbst auf verschiedenen Plätzen Pfeiler, Säulen und Gewölbe von Wohnun- 
gen gesehen zu haben. Nach Dr. Reinbold's Aussage in Zalatna wurden vor wenigen Jahren 
noch Quadersteine, Säulen, Statuen, Inschriften, Ziegel von mancherlei Formen ausgegraben. 
Auch jetzt noch kommen bei veranlassten Nachgrabungen manchmal durch Zufall glückliche 
Funde an das Tageslicht. Zwischen Petresan und Zalatna bemerkt man am Bergabhange und 
am linken Ufer des Ampoibaches nicht minder grosse Strecken von römischen Substructionen, 
viele Trümmer dergleichen Dachziegeln. 

Zalatna und Altenburg (Abrudbdnya), drei Meilen von einander entfernt, behaupteten 
mit ihrer Umgebung schon von jeher und auch noch gegenwärtig den Ruf des siebenbürgischen 
Californiens. Dass zu seiner Zeit die Benennung dieser zwei Bergstädte im Allgemeinen 
schlechthin „ Auraria '^ (Goldgruben) die gangbarste gewesen, beweisen die unten angeführten 



1 6 Abhandlungen. 

und mehr andere Inschriftsteine; dass indessen auch eine zweite Bezeichnung der Orte mit 
demNamen „Alburnum" vorzüglich in Urkunden stattgefunden, hat Dr. Massmann durch seinei> 
Commentar über die in einer alten Goldgrube zu Verespatak gefundenen Gerat -Tafeln evident 
dargethan. Die alten Namen von diesen Städten Alb. majus und Alb. minus und Auraria 
magna s. major und Auraria parva s. minor können demnach nicht in Abrede gestellt werden, 
wenngleich sie mit den jetzigen N^wnen dieser Bergorte keine Aehnlichkeit mehr haben. Noch 
jetzt aber wird nach dem slavischen Idiom Zlato (Gold) Altenburg oder Abrudbänya von den 
Deutschen „Gross-Schlatten" und Zlatna (Zalatna) „Klein-Schlatten" genannt; so dass bei 
dem Wechsel der Völker und Sprachen immer der von dem daselbst reichlich gewonnenen 
Golde entlehnte Name blieb. Die Namen verschiedener montanistischer Beamten kommen 
daselbst theils auf marmornen Altären und Votivtafeln , theils auf Grabsteinen , Sarkophagen 
und grossen Ziegeln vor. Manche von diesen Alterthümern sind im Marktflecken zerstreut 
noch vorhanden , viele davon wurden weggeführt. Wir finden nicht nur die alten Namen der 
einzelnen Bergbeamten, Bergverweser, Bergbau-Directoren, Administratoren — Procuratores, 
Aurariarum, Quaestores Aurariarum, Duum — Trium — Quatuor — Viri A. A. A. F. F- 
Coactores etc. — in Stein eingegraben, sondern auch die Benennungen ganzer gesellschaft- 
licher Vereine — Collegium Aurariarum, Fabrorum, Hecatenorum, Dendrophorum , Negotia- 
• torum etc. — wieder. 

Die kaiserliche Procuratur der dacischen Goldbergwerke, gleich unserer ehemaligen 
Thesaurariusstelle, mochte schon von der trajanischen Regulirung der dacisch - römischen 
Provinz an in hohem Ansehen gestanden haben; rühmt doch schon Tacitus Agricola's aus dem 
Ilitterorden entsprossenes Geschlecht, das jene Würde bekleidete. Q. Axius Aelianus war 
unfehlbar der erste, der vom Trajan eingesetzte kaiserliche Procurator. Dem folgte, so wie 
man sie auf den jetzt entdeckten Inschriftsteinen liest : Q. Lusius Sabinianus , M. Scaurianus, 
T. Aur. Diocles, C. Aur. Attilianus, C. Sempronius Urbanus, Neptunius, Hermius, M. Ulpius, 
P. Macrinus u. a. Letztere findet man bald als Präfecten oder Propraetor der kaiserliehen 
Leibgarde und in der Folge auch in der Reihe der Kaiser. Noch vorher stieg Pertinaa auf 
fast gleiche Weise zur höchsten Würde , zum Kaiserthrone empor, nachdem er in Dacien zu 
verschiedenen Zeiten ansehnliche Aemter verwaltet hatte. 

So wie in Sarmizegethusa, Apulum und Salinae unverkennbare Ueberreste von römischen 
Bädern und Wasserleitungen gefunden worden , so hat man auch in Zalatna einen unter- 
irdischen Aquäduct entdeckt. An zwei von einander ziemlich entfernten Stellen ward man von 
demselben überrascht : zuerst an den Schmelzhütten, bei der Dampfmaschine , wo das frische 
Wasser zur Abkühlung benützt w^ird; dann mehrere hundert Schritte davon nordwestlich 
entfernt in dem Keller eines grösseren am Markte gelegenen Privathauses. Etwa fünf Fuss 
tief unter der Erde, mit grossen Bruchsteinen eingefasst, strömt in der angegebenen Richtung 
reichhaltig klares vortreffliches Trinkwasser. Unbekannt sind dessen Quellen, ebenso 
unbekannt dessen Ausmündung in den Ampoi , wenigstens vermochte mir bei meiner dortigen 
Anwesenheit Niemand darüber Auskunft zu geben. 

In Gross-Schlatten — - Altenburg, früher Alburnum majus oder Auraria magna — befindet 
sich gegenwärtig, ausser einem Magistrat, der Sitz der k. k. Bergverwaltung des Abrudbdnyer 
Reviers, Verespatak, Butsum und Kerpenyesh, so wie eine k. k. Goldeinlösung, die jeden 
Montag, der zugleich ein Markttag, die von den aus den Bergen herbeiströmenden Gold- 
sammlern einzelne Goldpartien gegen die stipulirte Bezahlung einlöset, und noch fortwährend 



M. J. Ackner. Römische Alterthümer in Siebenbürgen, 



17 



behauptet sich hier, wie früher, die Haupt-Goldeinlösung, welche die grösstcn Goldgefälle in 
Siebenbürgen gibt. Auf diese Aurileguli scheint eine im Weichbilde von Altenburg unlängst 
ausgegrabene römische Inschrift Bezug zu haben. Der Inhalt der Inschrift ist folgender: 

LVCI 

AVGVS 

IMP VERIA 

ARMENIA 

THRA 

MAXIMI 

LIB ET FAMILIA 

ET 
LEGVLI AVRARIA 

Das am Abrudflusse, der in den Goldfluss mündet, gelegene Grossschlattön kam zu seiner 
Berühmtheit lediglich durch die reichen Goldgruben des eine Stunde in nordöstlicher Richtung 
entfernten Verespatak. Nur wer die Spuren des alten Bergbaues gesehen, kann sich eine 
richtige Vorstellung davon machen, wie grossartig und mit welcher Kraft und Energie die 
Eömer in Dacien den Bergbau betrieben haben. Für den Archäologen gehört der Theil in dem 
Verhaue des Boj, welcher Csetate mare und Csetate mika genannt wird, zu den auffallendsten 
Erscheinungen, und mit vollem Rechte fragt man bei dem Besuche von Verespatak zuerst nach 
der merkwürdigen Csetate. Zu ihr hoch hinansteigend, wird der Forscher bei dem Anblicke der 
grotesken Felsmassen nicht wenig überrascht .und in Staunen versetzt. Sie sind von aussen 
und innen in die Runde gearbeitet, und können in der That mit einem grossen zerstörten 
Amphitheater verglichen werden, oder fiiglicher noch mit einem ausgebrannten Vulcane, 
dessen geschwärzter Krater den Himmel angähnt. Csetate mare und mika heisst in der 
romanischen Sprache die grosse und kleine Festung; und diesen Felsen gebührt der Name 
Festung um so mehr, da man nur durch eine einzige Öffnung an der Nordseite in die Csetate 
mare, und nur durch eine enge Schlucht in die kleine Festung gelangen kann. Der Blick in die 
Tiefe aus der Höhe, wenn man sie erklimmt, und das Innere selbst, wenn man hineinsteigt, sind 
Schauder und Entsetzen erregend. Alle Sinnesorgane des Eintretenden, zumal wenn es zum 
ersten Male ist, werden angegriffen : schon durch den Pulverdampf, der emporsteigt, noch mehr 
durch die überhangenden auf allen Seiten durchlöcherten Felsmassen, deren hohe den Ein- 
sturz drohenden Wände von den Huftritten der Saumrosse wiederhallen, und am meisten durch 
die in schrecklicher Tiefe geöffneten Schlünde, welche den Nahenden zu verschlingen drohen, 
während eine nasskalte Luft ihn anhaucht, und das dumpfe Klopfen der Bergleute, von Pulver- 
Explosionen unterbrochen, an sein Ohr dringt. Nicht ohne Schauer kann man hier den ver- 
wegenen Bergmann über schwindelnden Abstürzen sehen, wie er von einer Öffnung in die 
andere, oft auf unbefestigten Leitern , oft auf hingelegten einzelnen, eingekerbten Balken oder 
auf sparsam eingehauenen Fusstritten und hervorragenden Felsspitzen steigt , und , gleichsam 
in den Lüften schwebend, die Kluft, die er der Mühe lohnend erachtet, entweder anbohrt und 
mit Schiesspulver sprengt, oder mit Schlegel und Eisen bearbeitet. 

Leicht sind die Stollen und tiefern Schachte von alter und neuer Bauart zu unterscheiden. 
Die Mundlöcher der alten Arbeiten sind gewöhnlich im Ganzen in festes Gestein getrieben 
und in trockenen Mauern ausgeführt. Ihre Figur ist elliptisch. Dass diese altern Arbeiten 
theils einem sehr entfernten Zeitalter, vielleicht noch der urdacischen Dynastie, meistens 

Ceutr.-CoDim. für Bsudenkmale. (Abhandlangen.) 



l J^ Abhandlungeil. 

aber der römischen Zeitperiode angehören, beweisen die aller Orten deutlichen Spuren nicht 
nur des Feuersetzens, sondern auch die daselbst und in der nächsten Gegend häufig gefun- 
denen altrömischen Grubenlampen, Werkzeuge, Ilausgeräthe, Schmucksachen, Inschriften, 
Gefässe, Urnen u. m. a. Zwar ist auch von hier das Meiste der von Zeit zu Zeit gefundenen römi- 
schen Gegenstände verführt und zerstreutworden, doch bemerkt man im Orte noch viele einge- 
mauerte oder hier und doi-t an den Häusern liegende antike Steine. Vorzüglich ist dies der Fall 
bei der Wohnung eines wohlhabenden walachischen Insassen, welcher ein vollständiges 
römisches Portal als Thür und Thor zum Eingang in seinen Hofraum anbrachte und noch benützt; 
auch bemerkt man bei demselben mehrere Grabschrift-Monumente mit Figuren und Arabesken 
von halberhobener, doch nur gröberer Arbeit. Sie sind nebenan in die Mauer eingesetzt oder 
angelehnt, und auch als Sitze an den Wänden angebracht; ein kolossaler Sarkophagdeckel 
fällt besonders in die Augen. Der Eigenthümer dieses Hofes, durch unsere Nachforschungen 
bewogen, erzählte, dass er vor Jahren während des Pflügens auf seinem nahen Ackerfelde mit 
der Pflugschar auf eine mit grossen Quadern eingefasste Todten-Gruft gestossen, welche, 
ausser andern Kleinigkeiten, mehrere Urnen aus Thon, gläserne verkittete Gefässe und Flaschen 
enthalten ; aber bei der Eröffnung habe er blos Asche und Erde darin verschlossen gefunden, 
und Alles Liebhabern in Altenburg geschenkt. 

Am merkwürdigsten sind die zu verschiedenen Zeiten bei Verespatak in alten verschüt- 
teten Eömerschachten entdeckten Wachstafeln und Grubenbücher. Doch hatten blos die ersten 
drei Tafeln mit den vier Innern beschriebenen Ceratseiten das Glück in gute Hände zugerathen, 
und von Dr. Massmann in München entziffert und in seinem „Libellus Aurarius^ edirt, com- 
mentirt und publicirt zu werden; die anderen dünnen Blätter aus Holz in Klein-Octavform und 
auf beiden Seiten mit einer schwarzen Farbe beschrieben, sind durch Sorglosigkeit verschleppt 
worden und verloren gegangen. Von diesen hölzernen dünnen Blättern besitze ich durch die 
Güte eines Bergbeamten zwei Bruchstücke, welche fünf mit ziemlich verblasster dunkler Farbe 
geschriebene Zeilen enthalten. 

Auch im T-.aufe dieses Jahres stiess man zu Verespatak beim Versuche ein neues Goldlager 
zu erschliessen, während dem Eintreiben des Stollens in den Berg, unvermuthet auf einen römi- 
schen Stollen, der bei einem feindlichen Einfalle der Barbaren absichtlich und in Eile verlassen 
worden zu sein scheint, indem er mit Holzstämmen verrammelt und so künstlich verschüttert war, 
dass sein Eingang niemals erkannt worden ist. NachWegräumung des mit Schwefel überzogenen 
noch gesunden Holzes fand man auf dem Boden zerstreut „einige Dutzend Tabulas cereas*^ 
und einen aus demselben Fels gehauenen Feuerherd, worauf noch Asche und Kohlen lagen. 
Von diesen Tafeln wurden neun Stück dem Pester National-Museum übersendet, aber in einem 
Zustande, dass es unwahrscheinlich ist, aus der römischen Cursivschrift einen Sinn heraus zu 
bringen. Leider wurden diese Tafeln den ungeschickten Händen eines gemeinen Menschen anver- 
traut, um sie abzuscheuern und vom Staube zu reinigen, der dann ganze Zeilen ausgelöscht 
und obendrein die Unvorsichtigkeit begangen hat, die nassen Tafeln auf dem Ofen zu trocknen, 
wodurch das Wachs sich abgeblättert hat. 

Ohne Zweifel wollten jene Römer durch Hinterlassung dieser Urkunden ihr Eigenthums- 
recht an dieses Goldbergwerk erhärten und ausser Zweifel setzen, falls es ihnen selbst oder 
ihren Nachkommen geglückt wäre, in das Land zurückzukehren, was aber nicht geschah. 

Durch die Gewogenheit Sr. Durchlaucht des k. k. Militär- und Civil-Gouverneurs, F.Z.M. 
Fürst zu Schwarzenberg, konnte ich mehrere dieser Cerat-Tafeln sehen. Sie haben sowohl der 



M. J. Ackner. liömische Alterthümer in SiebetibUrgen. 



11) 



äussern Form nacli als auch der Schriftzüge, in soweit man sie noch wahrnehniea kann, 
auffallende Ähnlichkeit mit den Massmann'schen , und können als ein neuer Beweis von der 
Echtheit des von demselben herausgegebenen Triptyehon gelten. 

Von Verespatak 4 Stunden nordöstl. hinab liegt am rechten Ufer des schönsten und reichsten 
siebenbürgischen Flusses, des Aranyos oder Goldflusses, zwischen hohen Bergen undWäldeni, 
Offenburg (ungr, Offenbänya). Hier wird Gold und Silber und das europäisch berühmte*, 
Schriffctellur (prismatischer Antimonglanz, Mohs) gewonnen. Von dem römischen Bergbaue 
zeigen die Bergbeamten noch viele Spuren, aus alten Gruben bergmännische Werkzeuge : Keil- 
hauen, Bergkratzen, Schlägel, Säubertroge, Bergeisen, Breitkeile und Lampen von gebranntem 
Thon. In dem alten k. Emerici- und gewerkschaftlichen Nicolaistollen fand man noch die 
römischen Gänge, und in den Seitenwänden den Buchstaben D öfter wiederholt eingegraben. 

Bei Offenburg beginnen die deutlichsten Spuren von den alten römischen Seifenwerken und 
Goldwäschereien. Sie sind durch Hügel und Vertiefungen (Pingen) auf beiden Ufern des 
Goldflusses kenntlich, bei dem Volke durch mündliche Überlieferungen bekannt, und ziehen 
sich über Lupsa, Bistra, Toponfalva, Vidra u. s. w. weit bis an den Fuss des Biharer Gebirges 
hinauf; auch oben auf den Gebirgskuppen findet man Münzen und mancherlei Anticaglien. 
In der Nähe von Offenburg entdeckte man eine sogenannte Hurka oder Gold Waschbrett aus 
Kupfer, das sonst gewöhnlich nur von Holz zu sein pflegt. 

Von dieser Nebenstrasse zu den vorzüglichsten Erzgebirgen und Goldbergwerken des 
Landes kehren wir nach Apulum (Karlsburg), zur Hauptstrasse am Marosflusse zurück. Mit der 
letztern vereinigt sich eine auf der Peut. Tafel angegebene zweite Hauptstrasse, welche imGross- 
kokelthale herabfuhrt. Wir bezeichnen im Allgemeinen die Orte in den Kokeltliälern, wo mehr 
oder weniger römische Denkmale, Gräber, Urnen, Inschriften, Geräthe und griechische und 
römische Münzen, Waffen u. dgl. gefunden worden sind, und heben besonders hervor, wo 
deutliche Spuren römischer Niederlassungen und befestigter Lager erscheinen, und auch sonst 
Ausserordentliches vorgekommen ist. Von dergleichen Orten am Wasser herab kennen wir 
bis jetzt folgende : 

1. Korond, an Bache gleiches Namens und einem Zweige des kleinen Kokelflusses, wo 
Stahl- und andere Heilquellen zu Bädern eingerichtet worden sind. 

2. V4 Meilen von Korond hinab liegen AI- und Fel-Söfalva, zu beiden Seiten desselben 
Baches, nahe an einander, im Häromszeker Stuhle, von wo die im Jahre 1840 von Szeklern ent- 
deckten und in Arneth's archäologischen Analekten beschriebenen und zum Theil abgebildeten 
merkwürdigen Goldfunde herrühren. 

3. Firtus-Värallya, unter dem Berge Firtus, der die grosse von der kleinen Kokel s(*heidet, 
5 Stunden von Sz^kely-Udvarhely. 

4. Szent Mihäly, 3 Stunden von Udvarhely und 4 Stunden von Schässburg, mit vielem 
alten Gemäuer, Ziegeln mit LEG.VI.HIS. bezeichnet, und mit zwei Inschriften, weicheich der 
Güte eines Professors des Schässburger Gymnasiums verdanke, und, da dieselben unbekannt 

sind, hier mittheile: 

I..O. M. I. O. M. 

TVET TIV8 C. IVL. IVLIA 

. . EVERVS NVS PRAEF 

PRAEFCoHI CoHIIIIHISF 

VS EODOMRoM. 

L. M. V.S. L.M. 



3 ^ 



20 y] 

5. Tibod, eine Stunde von Sz6kely-Üdvarliely, am rechten Ufer des grossen Kokelflusses. 
Noch in diesem Jahre fand hier ein Szekler beim Graben in seinem Hofe über 800 silberne 
altrömische Kaisermünzen, die sämmtlich noch sehr gut erhalten sind. 

6. Sz^kely-Üdvarhely, dessen reformirtes Collegium eine massige Sammlung von aus der 
nächsten Umgegend zusammengebrachten Alterthümem, vorzüglich römischen und griechischen 
Münzen,, besitzt. 

7. Schässburg , welches seit langer Zeit eine nicht unbedeutende Fundgrube römischer 
Alterthümer war, vorzüglich jenes westlich , am linken Kokelufer auf einer Anhöhe, nahe 
gelegene sogenannte Burgstadel, wo bereits Mauerwerk, Bruchstücke römischer Ziegel, 
Scherben, Haarnadeln und Fibulen von Bronze, goldene Ringe mit eingravirten Figuren, 
griechische und römische Münzen, und auch zwei Grabsteine mit bereits bekannten Inschriften 
(Seifert, Xr. 212 und Nr. 258) vorkamen, und welches sich auch durch die im Jahre 1847 
vom Vereine für siebenbürgische Landeskunde veranlassten erfolgreichen Ausgrabungen neuer- 
dings bewährt hat. Die archäologische Collection des evangelischen Gymnasiums in Schäss- 
burg wurde von den Rebellen während der lezten anarchischen Zeit zerstört und ausgeraubt; 
doch fangen die dortigen Professoren rüstig an von Neuem zu sammeln. 

8. Pretai, Hetzeldorf und Tobsdorf, zwischen welchen man, doch näher den beiden letztern 
Orten , auf einer waldreichen Anhöhe , deren Eand das Grosskokelthal begrenzt, eine bedeu- 
tende Fläche von Wall und Graben umschlossen bemerkt; der Graben ist an einigen Stellen 
noch fast klaftertief, am meisten verwischt auf der gegen das Kokelthal gekehrten Seite. Dies 
Terrain wird der Hodoschwald genannt. Hier werden viele Sjcherben und Ziegel von 
zerstörten Bauwerken gefunden, was aber gegen Tobsdorf zu noch häufiger der Fall ist, 
woselbst auch römische Münzen und Waffen vorkommen. 

9. Mediasch, wo die Professoren des evangelischen Gymnasiums eine Sammlung von 
Alterthümern aus der Umgegend aufzustellen angefangen haben. 

10. Bässen, Völz, Taterloch, Dörfer, die zwischen den beiden Kokein liegen, wo im erstem 
Orte eine grosse Anzahl bronzener Waffengattungen , im zweiten ein noch ziemlich gut erhal- 
tener stählerner Stempel aufgefunden wurde, mit dem belorbeerten Kopfe des L. Verus imd mit 
der Umschrift: L. VERUS AUG. PARTH. MAX und auf der Kehrseite IMP. VIU. COS. HI. PP. 
Der Imperator zu Pferd , mit aufgehobener Rechten. Aus dem dritten Orte befindet sich ein 
kleiner zu den Hausgöttern gehörender Mercur aus Bronze in meiner Sammlung. 

1 1. Frauendorf, wo westlich von dem Orte, auf einer Anhöhe am linkenUfer des Gross-Kokel, 
verschanzte Lager, 120Fuss im Quadrate haltend, mit dreifachem Graben umgeben, zu sehen sind- 

12. Klein- Schelken und Absdorf (Czap , ungr. Tsitso Hodviläg) , wo überall Wälle und 
Reste alter Bauwerke, Bruchstücke von Geschirren , Urnen , dann bronzene Waffen , silberne 
und goldene Münzen (sowohl griechischer als römischer Präge) vorkommen. 

13. Feigendorf (Mikeszasz), wo an der grossen Kokel abwärts, gegen Donnersmarkt zu, 
Spuren der römischen Strasse bemerkt worden sind, und ausser Anderem auch der merkwürdige 
von Johann Seivert unter Nr. 251 bezeichnete Votivstein gefunden worden ist, mit der Inschrift: 

DEO SAR 

MANDO 

DEMETRI 

VS ANTON 

VOTVM ÜBE 

NS POSVIT. 



M. J. Ackner. Römische Alterthümer in Siebenbürgen. 



21 



14. Donnersmarkt am linken Ufer des Gross-Kokel, unweit der Vereinigung beider Kokel- 
flüsse ^ wo man von jeher römische Ziegel, Waffen, Urnen u. m. a. fand. Von hier ging wahr- 
scheinlich die Hauptstrasse über 

15. Besenyö und Blutroth, wo überall antike Gegenstände vorgekommen sind, und ver- 
einigte sich, nach der Peutinger'schen Strassenkarte , mit der ersten Hauptstrasse bei Apulum 
oder Karlsburg. 

Wenn wir längs der Maros stromaufwärts gehen, begegnen wir anderthalb Stunden 
von Karlsburg den Flecken Sdrd, wo viel altes Gemäuer von grossen Gebäuden, und ebenso 
grosse Substructionen aus 18 Zoll langen und 12 Zoll breiten Ziegeln vorkommen. Früher 
schon sind von hier mehrere Inschriften bekannt, und jetzt noch bemerkt man gehauene Steine 
vor den Bauemwohnungen auf der Strasse, so wie auch in dem benachbarten Igen. 

Von Sdrd eine Stunde nordwestlich bietet der ehemalige sächsische Ort Kjako viele Alter- 
thümer zur Schau dar. Das Sanctuarium der dortigen reformirten Kirche wurde ganz mit kleinen 
und grösseren Legionsziegeln (LEG. XIH.G.) gepflastert, und bei mancher armen Strohhütte ist 
ein behauener schöner Stein bemerkbar, der zu seiner Zeit irgend einen Theil eines grossen 
Prachtgebäudes ergänzte. Alle diese Alterthümer sind theils hier ausgegraben, theils auf dem 
Wege nachTibor, einem eine Stunde nordwestlich von hier im Gebirge gelegenen Dorfe, wo 
nicht nur viele römische Ziegel und Bauüberreste, sondern sogar die deutlichsten Spuren eines 
ehemaligen Castrums wahrzunehmen sind. Auch finden sich zwischen Krako und Untergald, 
eine halbe Stunde nordwestlich von jenem entfernt, Spuren der Römerstrasse, welche als „Via 
lapidea" in einer Urkunde vom Jahre 1346 als in der Nähe von Gdld gelegen noch erwähnt wird. 

Bei Diod, dann vorzüglich zwischen Tövis und Gross-Enyed, mit Einschluss des letztern, 
finden sich ausser den bereits bekannten Inschriftsteinen auch andere Anticagüen , besonders 
in Enyed, wo grosse Bruchtheile marmorner Gesimse und anderer architektonischer Gegenstände, 
die von römischen Bauwerken herrühren, in und vor Privathäusern liegen. Eine schöne, wichtige 
Sammlung von Alterthümem besass das reformirte Enyeder CoUegium, worunter, ausser vielem 
Anderen, eine Tabula aenea honestae Missionis sich befand; leider aber wurde hier Alles durch 
die neuen Vandalen zerstört und vernichtet. 

Nicht weit von Krako, Tibor und Tövis liegt in nördlicher Richtung Csaklia (Csetye). 
Diesem zunächst breitet sich unter einem hohen malerischen Felsabhange und rauschendem 
Wasserfalle ein ziemlich umfangreiches Feld aus , welches mit einer grossen Menge Trümmer 
von Urnen und verschiedenartigen Grabgefässen gleichsam übersäet ist , und wahrscheinlich 
eine der nächsten römischen Niederlassungen gewesen sein mag. 

Bei Ober-Vinz (Felvinz), am rechten Marosufer, vom Wege nach Földvdr aufThorda 
zu, sind, eine halbe Meile oberhalb des Dorfes in einem Thale, noch vor mehreren Jahren 
Inschriftsteine, eine dem Mythras geweihte, und zwei Grabschriften, dann 10 Zoll im Quadrate 
grosse Ziegel mit dem Stempel: LEG. V.MAC, und m. a. gefunden worden; so auch bei einer 
späteren Ausgrabung römische Dachziegel, Bruchstücke von Röhren aus gebranntem Thone, 
Scherben von grauen und rothen Gefässen, und die unverkennbarsten Spuren römischer Bau- 
werke, welche Spuren sich bis auf die westliche Höhe hinaufziehen, von der man Värfalva 
am Goldflusse erblickt. 

Neben dem Dorfe Sz^kely-Földvär, auf Ober-Vinz zu, finden sich auf einer grossen 
Ackerfläche, im sogenannten Thale Liki, die Spuren eines viereckigen Castrums, welches vor 
26 Jahren noch viel kenntlicher war. Die von hier eine halbe Meile westlich gelegene Kirche 



22 Abhandlungen. 

zu Ober-Vinz ist nach dem Zeugnisse der dortigen Kirchenniatrikel von den Ziegeln dieses 
Castrums erbaut worden. 

Von Földvär ist die Itömerstrasse auf der Feldmark von Gerend den Marosfluss auf- 
wärts sichtbar, so wie eine andere noch sehr kenntliche auch von den Römern befahrene 
Strasse, die über Harasztos, eine Meile nördlich von hier, nach Thornburg oder Vdrfalva 
geführt zu haben scheint, und mit dieser Niederlassung in Verbindung gewesen sein mag. Doch 
dürfte wohl auch eine Strasse von Ober-Vinz oder Miritzlo direct über Värfalva nach Thorn- 
burg gefuhrt haben. 

Das römische Castrum bei Värfalva ward durch den gelehrten Gescliiehtsforscher Joseph 
(iraf Kemeny bekannter. Dort , wo der Goldfluss aus den engen Felsengebirgen hervorbricht 
in das ofieneThal, welches in der ganzen Erstreckung von Thorda oder Thornburg bis zum Ein- 
falle in den Marosfluss am rechten Ufer von einem breiten Wiesengrunde , Trajanswiese (Prat- 
Trajan) genannt, begleitet wird, erhebt sich der letzte Vorberg am rechten Ufer über den Gold- 
fluss, nach allen Seiten steil abfallend, einüber 300 Schritte langes Plateau bildend, welches rings- 
um mit Wällen umgeben, und auf der ganzen Fläche mit Ziegelstücken und Gefässfragmenteu 
bedeckt ist ; eben so findet man dieselben auch mit verschiedenen andern behauenen Steinen ausser- 
halb der Wälle, besonders da, wo die Spuren einer gepflasterten Strasse nach dem Dorfe herab- 
führen. Die unitarische Kirche in Värfalva soll von Szeklern aus dem gediegenen römischen 
Materiale dieser alten Stadt noch vor der Reformation erbaut worden sein. Nicht gering ist die 
Menge bearbeiteter Steine, sogar mit architektonischen Verzierungen, Basreliefs, Inschriftsteinen, 
Ziegeln mit den Siegeln LEG. V. M. und vieles andere durch das ganze Dorf Värfalva ver- 
breitet, und auch in den nahegelegenen Nachbarorten Räkos und Kövend sowohl eingemauert 
in die Wände der Wohnungen, als auch vor denselben aufgestellt oder angelehnt. 

Von Värfalva gegen Toroczko, doch näher am letzteren Orte, finden sich ergiebige Eisen- 
gruben,, deren etliche noch von den alten Römern benützt wurden, wovon sich Spuren 
finden. Der dortige reformirte Pfarrer besass aus einem dieser alten Bergwerke einige 
römische oder griechische Wachstafeln und ein Triptychon, welche durch verschiedene Hände 
mit den römischen Cerat-Tafeln von Verespatak an das Pester National-Museum und von hier, 
wie bekannt, an Massmann gelangten, welcher letzteres für griechisch erklärte. Die anderen 
daselbst befindlichen römischen Denkmale und Inschriftsteine sind von dem Grafen Toroezkay 
von Thornburg herüber gebracht worden. 

Dass der gegenwärtige, Prätorialort Thornburg, ungrisch Thorda, zumTheil die alte römi- 
sche Salzstadt Salinae eingenommen hat, beweisen ebenso das Zutreffen der Grad- und Millien- 
Angabe des Geographen Ptolemäus und der Peutinger'schen Strassenkarte , als auch die hin- 
führende gepflasterte römische Strasse, die Ruinen des befestigten Lagers, die Spuren einer 
ausgebreiteten blühenden Stadt ausserlialb desselben , endlich die alten jetzt unter Wasser 
stehenden römischen Salzgruben , welche die Bewohner Daciens einst reichlich mit dem 
schönsten Krystallsalze versehen haben. Die gegenwärtig neben den alten errichteten 
neuen Salzwerke gehören nicht nur in Rücksicht des Gehaltes, sondern auch des Reichthumes 
zu den vorzüglichsten des Landes. Grundmauern, Wälle und Schanzen der zerstörten und ver- 
fallenen römischen Salzstadt liegen vorzugsweise bei dem sogenannten Alt - Thornburg auf 
einer Anhöhe, und lassen schon aus der Ferne ein längliches Viereck wahrnehmen, an 
dessen nördlicher Seite, nach Wol%ang Bethlen, bis über die Hälfte des siebzehnten Jahrhun- 
derts ein grosses steinernes Port«il mit einer kolossalen Minerva- Statue samnit dem Medusen- 



M, J. Ackner. Römische AlterfhUmer m Siebenbürgen. 



23 



Schilde sich erhalten haben sollen. Unverkennbar sind die Spuren einer Wasserleitung von 
den eine Stunde entfernten Quellen des vortrefflichsten Wassers bei Koppand. Die Zahl der 
hier entdeckten Votiv-, Grab- und überhaupt Inscliriftsteine belauft sich, wenigstens die bekannt 
gewordenen, auf 55 bis 60, und mit den anderen antiken (xegenständen : Statuen, Statuetten, 
Basreliefs, Hausgeräthen, Waffen, Schmucksachen u. v. a. auf 240, ohne die Münzen, von 
welchen Joseph Graf Kemeny allein in seiner Sammlung zu Thornburg 111 Stücke Consular- 
und 851 Kaiser- Münzen besitzt. Noch ist die Fundstätte nicht erschöpft. Jeder Wechsel der 
Jahreszeiten, insonderheit während des Ackerbaues und der Feldarbeiten, bringt und brachte 
von jeher durch Zufall aus dem grauen Alterthume Neues und geschichtlich WerthvoUes an 
das Tageslicht. Einiges wird von dem dortigen Adel in Empfang • genommen und in den 
nahe gelegenen Edelhöfen aufbew^ahrt, das Meiste in Gerend. 

Von Thorenburg ging ohne Zweifel eine das Maros- und Szamos-Thal verbindende 
Strasse über die sich dazwischen erhebende Wasserscheide nach Klausenburg. In der Mitte 
dieser Nebenstrasse , bei Ajton, führt Seivert unter Nro. 9 einen dort gefundenen Inschriftstein 
an. Der Verfolg dieser Strasse wird bei der Beschreibung des Szamos-Flussgebietes vorkommen. 
Jetzt kehren wir zur Maros zurück. 

Eine Stunde südlich von Földvär und dem diesem zunächst gelegenen, bereits erwähnten 
römischen Castrum gegenüber liegt am linken Marosufer Maros-Üjvär, gleichfalls eines der 
vorzüglichsten und reichsten Salzbergwerke Siebenbürgens, wo man auch Spuren alter 
Arbeit zur Salzgewinnung, Tagbaue, sogenannte Aufdeckarbeit, und selbst alte Werkzeuge 
gefunden hat : nicht minder ein altes Gewölbe mit römischen Ziegeln, einen Denkstein mit ver- 
ziertem Giebelfelde, worin sich Lyren und Weintrauben erkennen lassen, dessen Inschrift 
ausser DECVE — , nicht mehr leserlich ist. Häufig kommen Bruchstücke von verschiedenen 
Gefässen, Grab-ürnen, Münzen u. m. a. vor. 

Die Kirche von dem auf dem rechten Marosufer liegenden Maros -Bogat soll auf ein 
römisches Bauwerk gegründet sein. Auf dem linken Ufer der Maros, zwischen hier und 
Földvdr, finden sich, wie schon oben bemerkt, Spuren der Römerstrasse, vorzüglich auf der 
Feldmark von Getze, wo auch alte Gefässe von grauem und rothem Thone und andere Geräth- 
schaften ausgegraben worden sind. 

Auch weiter hinauf hat man auf dem rechten Marosufer bei Malomfalva Spuren römi- 
scher Bauwerke, Ziegel, Thongefässe und die alte römische Sti-asse wieder bemerkt, und zwar 
von letzterem Orte und Nyärädto auf beiden Seiten des Flusses bis Neumarkt (Maros-Väsär- 
hely), wo dieselbe der Stadt gegenüber auf dem rechten Marosufer, und eine zweite auf dem 
linken bei den Weinbergen der Stadt unverkennbar zu sehen sind. Seivert führt hier unter 
Nr. 150 einen Votivstein an, und Benkö vermuthet dort eine Stadt der Dacier oder Römer, 
wovon er noch deutliche Spuren bemerkt haben will. In der Graf Teleki'schen Bibliothek zu 
Neumarkt Tverden mehrere antike Gegenstände aus der nächsten Umgegend aufbewahrt. Ich 
selbst besitze von dort ein kleines y/\ Zoll grosses ägyptisches Götzenbild von Bronze, den 
Anubis oder Jupiter Ammon vorstellend; die rohe Arbeit lässt ebenso einen Widder- als Hunds- 
kopf auf männlichem Rumpfe erkennen. 

Vom linken Ufer der Maros werden von den Neumarkter Weinbergen angefangen die 
Spuren einer Römerstrasse am sichtbarsten über Jobbagyfalva, Csikfalva, Szt. Marton , Buza- 
häza auf das Kloster Mikehäza zu wahrgenommen, und werden auch vom Volke in ihrer 
Sprache schlechthin Trajanstrasse genannt. 



24 Abhandlungen. 

Bei dem auf der linken Seite des Nyaradtflusses liegenden Dorfe Mikehäza sind , ausser 
der vor etlichen Decennien sehr deutlich erkennbaren Römerstrasse , auch auf einer unfernen 
Anhöhe Überreste einer dort sogenannten Römerburg wahrnehmbar, wovon jedoch blos durch- 
wühlte und der Erdoberfläche gleichgemachte Mauerruinen und schanzformige Schichtungen 
des Terrains einen beträchtlichen Flächenraum einnehmen. In der Nähe von Mikehdza fand 
man bei der Aushebung eines tiefen Grabens, ausser anderen alten Gegenständen, römische 
Kupfermünzen, eiserne Pfeilspitzen, eine Streitaxt von Bronze, zugleich einen 2V2FU8S hohen 
und 2 Fuss breiten Stein in Form eines Altars, welchen die unverständigen Arbeiter zer- 
schlugen, und nur mit Mühe konnte man nach der Zusammensetzung der Trünmier lesen: 

IN HDD 

ADRASTIAE 

COLLEG 

VIRICIJVRIORVAl 

Graf Joseph Kemeny, welcher den Stein aufbewahrt, liest VTRICLARIORVlVf. Vgl. 
R. Neigebaur's Dacien p. 248. 

Von dieser Seitenstrasse zur Hauptstrasse der Römer zurückkehrend, finden wir auf der 
rechten Seite des Marosflusses bei Poka viel weitläufiges altes Gemäuer und die Spuren der 
Römerstrasse wieder , welche den Marosfluss aufwärts auf Deutsch-Regen (Szäs - Regen) zu 
geht, und vorzüglich bei Wajda Sz. Ivan noch sehr erkennbar ist. Nicht minder treten die 
Anzeigen dieser alten Strasse am linken Marosufer von dem sächsischen Orte Birk auf 
Deutsch-Regen zu unverkennbar hervor. Johann Seivert fuhrt in seinem Appendix Inscr. 
mon. rom. in Dacia, fünf Grabstein-Inschriften an, die bei Birk entdeckt wurden. 

Von Birk (Petelle) und Deutsch-Regen anderthalb Meilen in östlicher Richtung gleich 
weit entfernt, liegt am Görgenyflusse in anmuthiger Gegend zwischen Gebirgen und Wäl- 
dern Görgeny Sz. Imre, berühmt durch seine starke Bergfestung und als Soromeraufent- 
halt der siebenbürgischen Nationalfiirsten Johann Sigmund, Gabriel Bethlen ^nd Georg 
Rakotzi, deren Sommer-Lustschloss es war. Im Jahre 1708 liess der österreichische General 
Rabutin diese nach römischer Bauart mit zwei starken Ringmauern versehene Felsenburg so 
rasiren, dass nur die grauen Ruinen noch zu sehen sind. Schon früher soll hier eine römische 
Festung gewesen, und der neuere Bau von den genannten Fürsten auf alte Substructionen 
errichtet worden sein. Von diesem befestigten Orte gibt unter Nro. 85 Johann Seivert die 
schöne Grabschrift, welche der Primipilar Aureliüs Sabinus seiner unvergleichlichen Gattin 
Aurelia Priscilla gesetzt hat. 

Zwischen Görgeny Sz. Imre und Görgeny-Hodok, eine kleine Meile den Görgenyfluss 
aufwärts, bilden Erdwälle, die mitunter noch mehrere Fuss hoch sind und drei Eingänge 
wahrnehmen lassen, ein bedeutendes Oblongum oder Castrum, in welches eine noch sehr 
sichtbare alte Strasse führt. 

Bei Deutsch-Regen sind zwar, behauptet Ritter Neigebaur, keine römischen AlterthUnier 
gefunden worden, dennoch verdiene der Ort wegen der dort sehr sichtbaren Römerstrasse 
beachtet zu werden. Nach neueren Erfahrungen sind auch daselbst, freilich blos transportable 
alte Sachen : römische Münzen , Waffen , Urnen und mehr dergleichen entdeckt worden. Die 
Römerstrasse bemerkt man eine Viertelstunde unterhalb Deutsch-Regen am rechten Maros- 
ufer eine halbe Stunde weit; sie heisst hier schlechthin der gepflasterte Weg, und wird noch 
benützt; bei Sz. Ivdn wird sie, so wie schon erinnert, wieder bemerkt. Den Marosfluss 



M. J. Achner. Bömi^che Alterthümer in Siebenbürgen. 



25 



aufwärts kann man diese Strasse, die auch hier wie häufig anderwärts in den andern Landes- 
sprachen der Trajanweg genannt wird, bis V6ts verfolgen, besonders bei den eine Stunde von 
Deutsch-Regen gelegenen Salinen und häufigen Salzquellen, und sogar bis zu dem auf dem-^ 
selben Marosufer gelegenen 3 '/g Meilen entfernten Deda. 

Der Ort V6ts, mit einem im Mittelalter befestigten Schlosse, liegt 2^/^ Stunden ober- 
halb Deutsch - Regen am rechten Ufer des Marosflusses. Ausserhalb des Schlosses sieht 
man aber noch die deutlichsten Spuren eines römischen Castrums, von welchem die eine 
213 Schritte lange Seite auf jedem Ende die Substructionen eines Thurmes, und in der 
Mitte die Spuren eines grösseren Gebäudes erkennen lässt. Bei der im April 1847 durch 
den Ritter Neigebaur veranstalteten Ausgrabung in dem Walle des erwähnten Lagers fanden 
sich überall Bruchstücke römischer Ziegeln, besonders der hier nur in antiken Städten vor- 
kommenden römischen Dachziegeln, und in der ganzen Gegend häufig Scherben rother und 
grauer Gefässe von gebrannter Erde, worunter sich namentlich viele ganz flache Schüsseln 
auszeichneten. Durch den Garten bei diesem Castrum führt eine noch ganz sichtbare 
Römersti'asse auf Deutsch - Regen zu, und die damalige Nachgrabung ergab, dass diese 
Strasse gepflastert war. Von hier besitzt Ritter Neigebaur eine zierliche Lampe von 
Bronze, die vergoldet ist. In dem benachbarten Walde fand man die zu dieser Nieder- 
lassung gehörende Nekropolis. Unter den Wurzeln uralter Baumstämme sind vor etlichen 
Jahren über vierzig Todten- Urnen mit Asche gefüllt ausgegraben, aber leider in Stücke 
zerschlagen worden. 

Von Vdts 1 Meile längs dem linken Ufer des Marosflusses hinauf liegt Magyaro , wo 
altes Gemäuer und besonders kleine Mosaik - Ziegel von der häufig vorkommenden Form der 
Ziffer 8 vorgefunden werden. Eine Meile von hier nordöstlich , am Flusse noch weiter auf- 
wärts, auf dem rechten Ufer desselben, liegt das alte Schloss Deda, welches auf römischen 
Substructionen ruhen soll. 



IL DIE RÖMISCHEN ALTERTHÜMER IM ALTFLUSSGEBIETE. 

Unbestritten bleibt, dass der niederste auf der peutingerischen Strassenkarte angegebene 
Hauptstrassenzug über die gebaute weltberühmte Trajanbrücke, zwischen Egeta und Drubetis 
(Cladova und Csemetz), durch die kleine Walachei führt, unsei'er Gränze nahet, auf den Eng- 
pass des rothen Thurmes läuft, und in das siebenbürgische Altfluss- Gebiet hereintritt. Von 
Süden her, und bereits von der Einmündung d(3r Aluta in die Donau angefangen, ist auf dem 
rechten Ufer der ersteren die gepflasterte Römerstrasse, vorzüglich bei ßimnik, noch an sehr 
vielen Stellen sichtbar, und wird beim Aufgraben der Erde und bei Nachforschungen leicht ent- 
deckt, so wie man sie von jeher auf den ältesten Karten mit „Via lapidea Imperatoris 
Traiani" bezeichnet wieder findet. Auch die Walachaner nennen sie gegenwärtig noch Kalye 
Traianuluj (Trajan-Weg) , und weiter hinauf, oberhalb Eüneen, den alten Fusspfad auf dem 
linken Flussufer der Aluta: das Kömer-Thor (Poarta ßomanilor). 

Hier, am südlichen Fusse des Gebirges, und weiter an der Aluta herauf, näher gegen 
denEothenthurm-Pass zu, fallen einige nach montanistischer Weise in den Fels getriebene alte 
Stollen auf, in welchen bergmännische Werkzeuge, etliche römische Münzen und eine Gruben- 
lampe gefunden worden sind. Das dortige Steinreich, aus Gneiss, Glimmer- und Hornblende- 
!?chiefer bestehend, enthält Kupferkiese und nicht selten auch edlere Metalle. 

Cenir.-Coiaiii. für BaiidenkniHle. (Ahhandiungcn.) 4 



26 



Abhandlungen. 



Liisius, Kaiser Trajan's tapferster General, drang hier im zweiten Dacischen Feldzugo 
unaufhaltbar vor, und erstürmte die Verschanzungen des Königs Decebalus am Rothenthurm- 
Passe. Dieser Engpass wurde von mehreren Castellen, Thiirmen und Schanzen beschützt, die 
jedoch grösstentheils in Trümmer liegen, daher Vorsicht nöthig ist, um Aelteres, Römisches, 
nicht mit dem Neueren zu verwechseln. Römischen Ursprungs sind die auf dem linken Altufer 
nächst der Landesgrenze mit „Trajans- Pforte'^ bezeichneten Ruinen, so auch der starke Thurm, 
welcher am rechten Altufer vor der Einmündung des Lauterbaclis , eine Stunde von dem jetzigen 
Rothenthurm abgelegen, stand, der jedoch von den letzten grossen Fluthen untergraben und 
zum Theil verschlungen wurde. Dessgleichen war römischen Ursprungs ein massiver Thurm, 
der mitten im sächsischen Orte Talmesch (ich schreibe nicht Tälmäts, sondern Talmesch, wie 
die Inwohner und die Sachsen überhaupt den Ort nennen) sein unbedecktes Haupt empor hob, 
nun aber auch durch Feuer und Menschenhände der Vernichtung anheimgefallen ist. Einer viel 
späteren Zeit gehören die jedoch auch schon längst in Trümmer versunkenen Castelle und 
Schlösser, namentlich Strassburg (Ärxavia), Lauterburg und Landeskron, an. 

Zwischen Talmesch und dem Rothenthurm, am Berge, dessen auslaufender Gipfel die 
Trümmer der genannten Landeskrone trägt, kann man noch hier und da die Spuren der 
Römerstrasse, vorzüglich an der Hand des gelehrten jetzigen evangelischen Pfarrers von 
Talmesch, gut wahrnehmen. So auch unweit von Talmesch westlich, auf der linken Seite der 
jetzigen Fahrstrasse, in der geraden Richtung gegen Hermannstadt, treffen die Leute bei dem 
Feldbau oft zufällig auf die Spuren derselben. Eben so bei Hamersdorf , nahe am Dorfe gegen 
Salzburg zu, wo die Ackerbauern sich hüten müssen die Pflugschaar tiefer in die Erde zu 
senken, um nicht auf das Strassenpflaster zu stossen und ihr Ackerwerkzeug zu zerbrechen. 
Derselbe Fall tritt ein bei Kleinscheuern, bei Kleinpold und Reussmarkt, Reichau, und von 
Mülilenbach nördlich, wo die Strasse vor mehreren Jahren streckenweise am linken Ufer des 
Zekaschbaches zwischen den mit Früchten bebauten Aeckern in der Richtung nach Langendorf, 
und am letzteren Orte selbst, ganz deutlich zu sehen war. Das Strassenpflaster erscheint an den 
genannten Puncten stellenweise, manchmal dammartig erhaben und hervorragend. Längs dem 
Marosflusse bei Varagyä vereinigt sich dann, wie gesagt, dieser Nebenzweig ebenso mit der 
von Sarmizegethusa nach Apulum führenden, als mit der vom Rothenthurm-Passe im Altthale 
hinauf gehenden Hauptstrasse. Bei allen diesen Puncten, wo Spuren einer alten Strasse hervor- 
treten, sind noch viele andere Andeutungen vorhanden, welche nicht nur für den bezeichneten 
Lauf dieser Strasse, sondern auch f ür Ansiedlungen und römische Niederlassungen darneben 
sprechen, deren Ortslage von der Beschaffenheit des Terrains selbst geboten wurde. 

Der ehrwürdige Ukert würde w^ohl bei dem Anblick des Terrains lächeln, wenn er mit 
eigenen Augen sehen könnte, wie er diese Strasse von dem Rothenthurme über unwegsame, 
waklreiche Berge, über die Riesenburg (Hengebrig) bei Heitau, Orlat, Szelischt u. s. w. nach 
Karlsburg zu führen sich bemüht hat. Die Römer blieben bekanntlich, wo sie zwischen Thal 
und Berg wählen konnten, bei Ersterem.; so auch hier. 

In Beziehung auf andere Objecte bemerken wir auf dieser Route, insofern selbe zum Alt- 
flussthalgebiet gehört, noch Folgendes: 1. bei Talmesch, bei den dort erwähnten römischen 
Strassenspuren dürfen wir nicht übergehen ein Castrum, von dem jedoch nur eine Seite des 
Quadrates noch erhalten, die drei andern von den Wellen desZood, einem gewaltigen Gebirgs- 
flusse, weggerissen wurden; 2. bei Baumgarten, welches eine Stunde östlich von Hermann- 
stadt am linken Cibinufer liegt, Bruchstücke von alten Gefässen und Urnen, Waffen und 



M. J. Ackner. Bömiscke Alterthümer in Siebenbürgen. 27 

Münzen; 3. bei Hermannstadt und Hamersdorf spricht das reizvolle herrliche Cibinthal, 
umgeben von einer majestätischen Alpenkette, fiir das frühere Dasein einer grösseren römischen 
Stadt, deren Trümmer von der neueren deutschen Pflanzstadt bedeckt wurden. Bios an dem 
letztern , kaum eine halbe Stunde von Hermannstadt entfernten Orte , sind noch Mauer- und 
Dachziegel, so wie Substructionen alter Gebäude, wahrscheinlich zu der Stadt gehöriger 
Landhäuser , vorhanden. Bruchstücke verschiedenartiger alter Thongefässe und Urnen sind 
in einem waldumkränzten anmuthigen Thalgrunde hinauf und in dessen quellenreichen 
Nebenthälem sehr verbreitet; auch Münzen, römische und griechische, bronzene Waffenarten, 
Hausgeräthe, Hausgötter, selbst einen kleinen Hausaltar von Grobkalk, aber ohne Inschrift, 
lieferte diese Gegend; ferner fand man an den genannten Orten, ausser einigen marmornen 
Statuen, Statuetten und sonstigen Kunstsachen, mehrere zum Theile noch vorhandene 
Inschriftsteine, von welchen Joh. Seivert blos sechs, unter den Nummern 82, 105, 140, 161, 
205 und 253 anführt, deren wir jedoch von hier mehrere besitzen. Diese Bruchstücke von 
Thongeschirren und Grabumen und dergleichen erstrecken sich endlich 4. bis nach Klein- 
seheuern und Reussdörfchen , bis an die Wasserscheide nämlich , welche das Altthal von dem 
Marosthalgebiete trennt, und von dessen jenseits liegenden Theile bereits im vorigen Abschnitte 
Erwähnung geschah. In den genannten Orten, Kleinscheuern und ßemssdörfchen, kommen 
in Gräben und Wasserrissen antike Scherben häufig vor. 

Unentschieden bleibt übrigens der alte Name der römischen Ansiedlung oder Colonie 
bei Hermannstadt ; obschon mehrere Gelehrte versuchten ihn zu bestimmen , und bald unter 
Ziridava, bald unter Cedonie, bald unter Praetorio oder Castra Traiana u. s. w. gefunden zu 
haben glaubten. 

Nachdem wir noch auf die schönen archäologisch-numismatischen Sammlungen des Baron 
Bruckeiithal'schen Museums und des evangelischen Gymnasiums in Hermannstadt, und auch auf 
die derzeitige Privat- Antiken- und Münz-Collection in Hamersdorf aufmerksam machen, kehren 
wir von dieser Nebenstrasse und directen Verbindung des Marosgebietes mit dem Altfluss- 
g-ebiete wieder zu der Hauptstrasse des letztem zurück. 

Bei Girelsau oder einige tausend Schritte am rechten Altufer gegen Szakadat aufwärts muss 
wohl, nach Berücksichtigung der Meilenzahl auf der P. T. , Castra Traiana, gesetzt werden. 
Zwar ist es verschwunden , und hier nirgends eine Spur von dem Namen und einem Castrum 
zu finden und zu sehen; doch kann es immerhin da, wo der Fluss sich jetzt das Bett bereitet 
hat, gewesen sein, zumal wenn man weiss, mit welcher Gewalt manchmal dieFluthen des 
Altstromes einem See gleich sich aufschwellen und hier Verheerungen ausüben. Dass derselbe 
in frühern Zeiten näher an demFusse der südlichen hohen Karpathenkette geflossen, beweisen 
die noch sichtbaren erhabenen alten Uferüberreste, und auch mehrere mit Schilf und Kohr über- 
wachsene Teiche des alten Bettes, gewöhnlich mit dem Namen des „todten Altes" bezeichnet. 
Die häufigen aus den nahen Alpen herabstürzenden Wildbäche drängten, mittelst der Menge 
mit sich führender Gneis-, Hornblende- und Granitgeschiebe, nach und nach den Strom der- 
g-estalt weiter gegen die entgegengesetzte westliehe Molassen-Hügelreihe, bis derselbe endlich 
fast jede Spur der Niederlassung verschlang und verwischte. Doch deuten entdeckte alte 
Waffen und vorzüglich viele Bruchstücke irdener antiker Gefässe , di^ häufig in den Wasser- 
rissen und tiefer ausgewaschenen Gräben der nächst Girelsau westlich gelegenen Berge 
g^efunden worden, unfehlbar darauf hin, und dann auch ganz vorzüglich die kaum eine halbe 
Stunde von dort entfernte Nekropolis, welche den mit hohen alten Eichen beschatteten Kamm 

4» 



28 



Abhandlungen. 



des liergzuges und der Wasserscheide zwischen dem Harbach- und Altthale einnimmt. Unter 
hochstämmigen Eichen schaut, im Angesicht majestätisch zu den Wolken emporragender 
Alpenspitzen die bezeichnete Nekropolis in das reizvolle Altthal herab. Sie besteht aus 300 
Tödtenhügeln und vielleicht aus noch mehreren; denn einige sind, wahrscheinlich durch 
früliere Nachgrabungen Schätze suchender Menschen ganz zertheilt und verflächt. Diese Ruhe- 
stätte umfasst beiläufig ein 1800 bis 2000 Wiener Fuss langes und 400 Fuss breites Terrain in 
sechs mit der Karparthenkette ziemlich parallel laufenden Reihen von Tödtenhügeln. Die Form 
der Hügel ist kreisrund ; sie varüren aber in Hinsicht der Grösse 'ihres Umfanges und der 
Höhe: während einige derselben bedeutende Hügel bilden, verflachen andere, kaum merkhch 
si(»h über die Erdoberfläche erhebend. Alle sind von uralten Eichen umgeben oder besetzt: 
mehrere über der Mitte des Grabes mit einem viel hundertjährigen Eichstamme, welcher durch 
seine Beschattung ein heiliges Dunkel liervorruft. Gegen vierzig dieser Tumuli wurden zu 
verschiedenen Zeiten geöflfnet, und in der Mitte derselben am Boden, der mit dem Terrain, auf 
dem die Grabhügel errichtet, in horizontaler Lage ist, sind überall Spuren von Feuerstellen 
Holzkohlen, Asche, Bruchtheile verkalkter Knochen, grosse und kleine Urnen, Gefässe, 
gewöhnlich in zerbrochenem Zustande, von den Baumwurzeln durchwachsen gefunden worden: 
einige enthalten eine grosse mit Asche festgestampfte Urne , welche eine ganz kleine Unio 
gleichfalls mit Asche und verbrannten zaiten Gebeinen umfasst; ferner ergaben einige Grab- 
hügel blos Brachstücke verschieden geformter Gefässe; andere, grosse oder kleine wohler- 
haltene Vasen , flache Schalen, Fläschchen, Tassen, Deckel; überdies endlich, jedoch seltener, 
eiserne stark verrostete Pfeilspitzen, kupferne oder bronzene römische oder griechische Mün- 
zen (Antoninus Pius, Corcyra), ferner Schmucksachen, Arm- und Fingerringe u. s. w. 

Da der Altfluss zur Römerzeit bedeutend näher ain Fusse der Karpathen strömte, wie 
dessen alte Ufer es einweisen, so konnte damals dort auch kein Strassenzug stattfinden. Die 
zahllosen aus den Alpen herabstürzenden Gewässer und die Unzahl der darüber führenden 
AVege und erforderlichen Brücken, die so leicht von den vom Regen angeschwollenen AVild- 
bächen zerrissen werden, machten ihn unfahrbar und gefahrvoll. Die gebahnte Strasse musste 
daher am rechten Altufer hinaufgehen, und ward durch des Flusses westliches Vorrücken so 
sjmrlos verschlungen, dass sich blos merklich über dem Altspiegel höher gelegene Punkte 
mit Ueberresten römischer Gegenstände und Castra erhalten konnten. 

Von Girelsau besitze ich durch die Güte meines Freundes Johann Schuller, Pfarrers 
daselbst, eine ziemlich grosse sehr gut erhaltene Streitaxt von Serpentin, die dort ausgeackert 
wurde. Häufig finden sich diese Werkzeuge von Serpentin auch mit römischen Waffen vermischt. 
Ihre Form ist verschieden. Bald gleichen sie Streitäxten und Hämmern mit einem runden 
Loche für den einzusetzenden Stiel, bald einem Meissel und Keil. Ich besitze neun Stücke von 
dieser Waffengattung, jedes anders geformt. Wahrscheinlich sind sie altgermanischen Ursprungs. 
Das Landvolk nennt dieselben Donnerkeile. 

In dem Verfolge des westlichen oder rechten Stromufers aufwärts, finden sich Spuren 
und Sachen römischen Ursprungs zwischen Földvär und Mai-tinsberg, und bestehen in Waffen- 
arten, antiken Gefässbruchstücken und römischen Kaisermünzen, vorzüglich Goldmünzen, 
ilahcr auch der Platz der daselbst wahrnehmbaren Burgüberreste gegenwärtig „die Goldburg" 
genainit wird. 

Von hier IV4 Meilen entfernt in nördlicher Richtung bezeichnen wir in dem an römischen 
Alterthümern übrigens armen Harbachthale, bei Agnetlilen, einen mehrere Centner schweren, 



M. J. Ackner, Bömische Alter fkümer in Siebenbürgen. 



29 



o Fiiss hohen altarförmigen Grabstein, aus (lichtem Grobkalk gearbeitet. Als Koksteiu eines 
bürgerlichen Wohngebäudes eingemauert, dem Kirchencasteli gegenüber, auf der rechten 
Seite des Harbaehes, enthält er nachfolgende verstümmelte Inschrift : 

D. M. 

LICINIA 
AIATER — 

V J X 

A AV 

A\V8 

Desgleichen erwähnen wir hier der zu Gcsäss (Gez^s) von Agnetlilön nördlich zwei 
Meilen entfernten antiquarischen Sammlung des Freiherrn Michael Spleni, bestehend in einer 
3 Zoll hohen bronzenen Statuette des Hercules, aus einem bronzenen Schlüssel, aus einer 
Lampe mit drei Dochten von Terra Cotta, aus einem rothen Gefäss mit engem Halse, einem 
Lacrimatorium von Glas, grösseren und kleineren Streitäxten u. m. a. 

Von Martinsberg oder Pöldvär am rechten Altufer aufwärts liegt in einer Entfernung von 
anderthalb deutschen Meilen Kleinsch^nk. Hier hat man römische Mauer- und Dachziegel und 
Bruchstücke von alten Gefässen und Graburnen, dann sehr viele bronzene, silberne und selbst 
goldene Münzen und auch andere Geräthschaften gefunden. Weiter von Kleinschenk, eine 
lialbe Stunde am rechten Altufer hinauf, ist ein römisches Castrum auf dem fruchtbaren Boden 
einer sanften sonnigen Anhöhe, an dessen gänzlicher Zerstörung Pflugschar und Spaten fort- 
wahrend arbeiten. Noch trotzen die wenigen über der Erdoberfläche hervorragenden Eckthürme 
des stark befestigt gewesenen Lagers. Alte Mauer- und Dachziegel liegen hier und dort auf 
den Ackerfeldern zusammengehäuft im't Scherben und Mörtel vermischt, und deuten im stillen 
Ernste auf die merkwürdige verflossene Zeitperiode. Mehrere der in Kleinschenk gewesenen 
und verstorbenen Pfarrer besassen schöne Sammlungen dort ausgegrabener römischer 
Münzen jeden Metalles. Von dem zuletzt daselbst verstorbenen Pfarrer erhielt ich selbst, nebst 
einem mit MS bezeichneten Mauerziegel-Bruchstücke, auch eine hübsche Anzahl Kaisermünzen 
in meine numismatische Sammlung, zum Andenken des nun Verewigten. 

Eine deutsche Meile von Kleinschenk aufwärts liegt an dem linken Altufer der Markt- 
flecken Fogaräs, und auf der rechten Seite des Flusses gleich weit entfernt westlich, nachdem 
man einen Berg hinübersteigt, Schoorsch (Sdros). In beiden Orten sind römische Münzen und 
Waffengattungen gefunden worden: Aexte, Lanzen undWurfspiess-Spitzen, sichel- und meissel- 
artige Streitwaffen, Pfeilspitzen, ein Helm und ein Schwert, alles von Bronze und mit grünem 
edlem Roste überzogen, zumTheil leider auch nur bruchstückweise; dessgleichen verschiedene 
zierliche Ornamente von Metall, welche zum Hausrath gedient zu haben scheinen, ein Frag- 
ment von einer Fibula u. s. w. Von römischen Bauüberresten, woraus man auf römische 
Ansiedlungen schliessen könnte, wurden, meines Wissens bis jetzt, dort nichts entdeckt. 

Von Fogai'ds am Altfluss hinauf beträgt die Entfernung bis Galt und H^viz Sy« Meilen, 
wo sich von der Krümmung desselben eine breite, umfangreiche und zugleich eine der schön- 
sten Thalflächen Siebenbürgens entfaltet, südöstlich von hohen Kalkgebirgen, buntfarbigen 
Marmors, und schwarzen Basaltkuppen unikreiset. Koch ziemlich gut erhalten und deren 
Ueberreste noch deutlich sichtbar, sind die stark befestigt gewesenen Lager auf beiden Seiten 
des Altflusses bei Galt, und ein gemauerter Brückenkopf von der die einstmaligen beiden Lager 
und Zw^llings-Städte verbindenden Altbrticke, Pons vetus; doch ist nun letzterer^ der Brücken- 



^r-* 



30 



Abhandlungen. 



köpf, gänzlich zerstört, wegen seiner schönen Mauerziegehi und sonstigen brauchbaren Materials 
(vergl. Archiv des Vereins für siebenb. Landesk. Bd. L, Hft. III). Galt liegt eine Stunde von Reps 
entfernt unter dem Einfalle des Hamorodflusses auf dem steilen rechten Ufer, wo auf liohein 
Plateau, in den dermaligen Gärten eingeschlossen, bedeutende Bauwerke gelegen haben, wie 
zum Theile noch zu sehen, und woraus die grossen Quadern, Löwenfiguren, Inschriftsteine 
u. m. a. an der Kirche zu Galt entnommen, und auch an den Wohngebäuden des Ortes eingemauert 
worden sind. Von Galt gegenüber, etwa eine halbe Stunde entfernt, bei H^viz, auf der Ebene 
des linken Altufers und auf der Feldmark des letzteren Ortes, finden sich die über Mannshöhe 
noch erhaltenen Wälle einer 300 Schritte langen und gegen 233 Schritte breiten Festung. Auf 
der dem Flusse zugewendeten Seite erhebt sich gegen die Mitte des Walles ein grosser Tumulus 
von Trümmern, die diesen Wall überall mit Ziegeln und Kalk bezeichnen, so dass man sich 
leicht von einem grossen Thorgebäude, das hier gewesen, überzeugen kann. Auf der vom 
Eingang rechts gelegenen schmalen Seite erhebt sich gleichfalls in der Mitte, nach dem Innern 
verlängert, ein grösserer Schutthaufen, wie dies hier bei den römischen Castris gewöhnlich ist, 
und welches ich für das gewesene Praetorium halte. 

Zwischen diesem Castrum und dem Altflusse sind Spuren, rechts vor dem erwähnten Thore, 
von einem runden Bauwerke: am Flusse selbst Spuren einer 240 Fuss langen Mauer. Bei 
einer Ausgrabung in diesem Castrum fand man überall starke Mauern von Steinen, Ziegeln und 
Kalk, auch viele Dachziegel, mit Siegel aber keine. Nur eine zierlich geformte Lampe, oben 
mit dem Brustbilde eines Mannes und unten mit der Inschrift: „GMMTILS'^ wurde daselbst 
gefunden. Die Familie von Steinburg, Vater und dessen Sohn, haben sich dadurch rühmlichst 
verdient gemacht, dass sie die vorzüglichsten Alterthümer von hier gesammelt und aufbewahrt 
haben. Einige wenige sind wohl auch vom dasigen Orts-Pfarrer und auch von Andern beachtet 
und für die Wissenschaft erhalten worden. Da im Bereich auch dieser Ruinen stets eine Menge 
von Alterthümern gefunden worden, so mögen einige der wichtigeren, die mir bekannt 
geworden sind, hier einen Platz finden: Von Inschriften kennen wir blos vier oder fünf, 
die leider sehr verstümmelt sind. Deren erste, eine Votivtafel, vom Präfecten Donatus dem 
Aesculap und der Hygea gewidmet. Sie ist an der äussern Chormauer der Gälter evange- 
lischen Kirche verkehrt eingemauei*t ; die auf dem Kopfe stehenden Siegel sind nun überdies 
auch übertüncht. Die zweite Votivtafel ist dem Marc Aurelius Antoninus, unbestimmt dem 
altern oder Jüngern (Caracala) geweiht, und wird im Steinburg'schen Garten in Eeps auf- 
bewahrt. Desgleichen wird ein dritter Inschriftstein mit fast ganz erloschenen Buchstaben, 
blos mit einer verstümmelten Zeile ONIMFAN daselbst gezeigt. Die vierte Inschrift bezieht 
sich auf eine Brücke, wenigstens ist auf dem Steine noch PONTEM . . F zu lesen, vielleicht 
auf Ponte vetere (Pons vetus) der P. T. , und lehnt im Hofe des Majors Teuffer in H6viz. Die 
fünfte Inschrift, an einem altarfdrmigen Kalksteine, wurde durchSorglosigkeitder Art verdorben, 
dass blos einige Buchstaben, nämlich AF . . CS . am untersten Gesimse lesbar erscheinen. 
Das Monument steht zu Höviz in dem offenen Kaume eines Edelhofes. Drei sitzende und auf 
ihre Vorderfüsse gestützte Löwen, aus schwärzlichem, zähem und porösem Basalte angefertigt, 
bemerkt man auswärts am Hintertheile des Glockenthurmes , b,ei der evangelischen Kirche 
gleichfalls in Galt eingemauert. Ein Theil des steinernen Thores der bei Galt auf der Höhe 
gelegenen Festung, bestehend aus dem obern Theile einer 2y, Fuss dicken Säule, die aus dem 
Thürgerüste hervorspringt, wurde nach Reps gefuhrt, und daselbst im von Steinburg'schen 
Ziergarten neben andern Antiken aufgestellt. Ueberhaupt besitzt und besorgt der bereits oben 



M, J. Ackner. Bömiache Altevthilmer in Siebenbürgen. 31 

verdienter Weise belobte Moritz von Steinburg nicht nur selbst die meisten der aus diesen 
römischen Niederlassungen gesammelten antiken Münzen und anderweitigen Gegenstände, 
sondern hat auch viel Werthvolles davon an das Baron Bruckenthal'sche Museum in Hermann- 
stadt verehrt. Zu den vorzüglichsten Gegenständen hierunter zähle ich mit Recht eine fast 
12 Zoll lange, im ausgezeichnetsten Künstlerstyle gearbeitete Hand von Bronze, 9 Pfund 
schwer, welche in den ersten Decennien dieses Jahrhundertes in den Umgebungen dieser alt- 
römischen Niederlassung gefunden worden , und den Bruchtheil einer colossalen Statue bilden 
niuss, welche noch dort irgendwo vergraben oder in den Fluthen des Altflusses versunken 
liegt. Nicht minder ausgezeichnet erscheint dabei, ein S*/« Zoll im Durchmesser haltender 
Omphalos eines Schildes, welcher sich gegen 3 Zoll erhebt, umgeben von einem ^^/^ Zoll 
breiten flachen Rande, von Bronze, mit Silber platirt, und mit vergoldeten Figuren. Endlich 
verdankt das besagte Museum demselben noch eine Lampe von rothem Thone, unten mit dem 
Namen GASSI (Jul. Opus), zwei bronzene Streitäxte, Lanzen- und Pfeilspitzen, ein bronzenes 
Opfermesser, dergleichen Schlüssel, Fingerring u. m. a. Auch meine CoUection römischer 
Alterthümer erfreut sich durch dessen Güte, und durch Freundschaft des noch lebendöR evan- 
gelischen Orts-Pfarrers in Galt, mehrerer schätzbarer Gegenstände. Erwähnung verdienen von 
diesen: 1. eine 3 Zoll hohe Statuette von Bronze in vorschreitender Stellung, mit einfacher 
Helmbedeckung, im kurzen Waftenrock, umgürtet, ein leichtes Gepäck auf dem Rücken tragend, 
mit dreieckigem Schilde am linken Arme ; scheint in der rechten abgebrochenen Hand eine 
Lanze getragen zu haben; 2. ein Dianenkopf mit dem Halbmond über der Stirne; scheint ein 
Theil von der Verzierung einer Bronze -Vase gewesen zu sein; 3. ein kleiner Phallus ; 4. zwei 
Opfermesser, das eine von Bronze, das andere grössere von Eisen, sehr oxydirt; 5. Bruch- 
stücke eines metallenen Schwertes; 6. eine Pflugschar von Eisen, um die Hälfte kleiner als 
die jetzt bei uns gebräuchliche; endlich mehrere römische Kaisermünzen und andere unbe- 
stimmbare Sachen. 

In der Gegend des nahe bei Reps gelegenen sächsischen Dorfes Stein fanden sich schon 
mehrmals verschiedene römische Waffengattungen, z. B. eine Menge Streitäxte von der 
gewöhnlichen oder doch nur wenig abweichenden Form; dann Lanzen-, Wurfspiess- und Pfeil- 
spitzen, Bruchtheile von Schwertern, Alles von Bronze, so auch römische Münzen von korin- 
thischem Erze und Silber. Von dort hat meine Sammlung nicht unbedeutenden Zufluss 
erhalten. 

Auch im Markte Reps sind dergleichen antiquarische Gegenstände nicht selten zu Tage 
gefördert worden. Namentlich ist dies der Fall auf der rechten oder östlichen Seite des hohen 
Basaltfelsens, dessen Gipfel ehrwürdige und malerische Burgruinen krönen. Hier hat man auf 
den Aeckern der den Markt umgebenden Berglehnen viele römische Münzen und auch sonstige 
antike Sachen gefunden, und von Jahr zu Jahr, bei jeder wiederholten Bearbeitung des Feldes 
in der bezeichneten Gegend, mit Pflug und Spaten ausgegraben. Die bereits erwälmte, einen 
Krieger vorstellende bronzene Statuette meiner Sammlung ist liier ausgeackert worden. Moriz 
von Steinburg hat von hier ebenfalls Vieles erhalten, und besitzt bei dem, dass er schon 
Manches an vaterländische Museen und freundliche Alterthums-Liebhaber abgegeben , noch 
immer eine schöne und durch rastlose Aufmerksamkeit und Rührigkeit, besondex's aus der 
Umgegend sich fortwährend vergrössernde antiquarische Sammlung. 

Nächst Reps und weiter nordwestlich sind hier und dort auch Funde von römischen Alter- 
thümern, besonders von Münzen sporadisch vorgekommen, namentlich bei Mehburg, woselbst 



32 



Abhandlungen. 



unter der mit alten Eichen bekränzten sogen.innten Burg grieebische und römische Goldmün- 
zen ausgegraben wurden. Von den Burgüberresten ist übrigens hier wenig mehr wahrzuneh- 
men. — In dem zwischen Mehbui-g und Reps liegenden Orte Schweischer findet man sogar 
römische Mauer- und Gefässüberreste, die auf eine Römer- Ansiedlung deuten lassen. 

Von Heviz und Galt treffen wir erst, nachdem wir über vier deutsche Meilen am rechten 
Altufei* aufwärts zurückgelegt haben, wieder auf römische Alterthümer bei Bibarzfalva, wo 
nach Joseph Benkö 1, S. 548, eine altrömische Festung gewesen sein soll, und römische 
Urnen von Jahr zu Jahr ausgegraben worden sind. 

Von Bibarzfalva erreicht man das in südöstlicher Richtung am rechten Altufer gelegene 
Oltzeme schon mit drei Meilen, d. h. wenn man direct über das inzwischen sich erhebende 
Trachytgebirgc steigt, aber längs den weitläufigen Krümmungen des Altflusses um diese fels- 
reiche Halbinsel kaum nach 4 V2 Meilen. Nach Joseph Benkö's Bericht sollen auch hier Ueber- 
reste eines römischen Castrums gewesen sein. Allerdings nimmt man an beiden Enden dieses 
Dorfes auf den nahen Bergen Ruinen von Schlössern wahr, aber wenn Dr. Scheint in seinem 
Werke .,Land und Volk der Szekler'^ von hier gefundenen unleserlicli gewordenen Inschriften 
redet, so findet man, wie auch Ritter Neigebaur sich überzeugte, davon jetzt weiter keine 
Spur. Wohl aber kommen römische Kaisermünzen von Kupfer oder Bronze nicht selten vor. 
Des siebenbOrgischeu Gelehrten, Joseph Benkö's, Angaben verdienen um so mehr Beaditung, 
da derselbe als geborner Szekler und als reformirter Pfarrer in der Nähe von Bibarzfalva 
und Oltzeme im nachbarlichen Közdp-Ajta lange gelebt, und die beste Gelegenheit zur Durch- 
forschung dieser Gegend hatte. 

Von Oltzeme 2V^ Meilen in südlicher Richtung herab, nächst dem am rechten Lfer des 
Feketeügy-Flusses gelegenen Värhegy fand man vor einigen Jahren auf einem abgeplatteten 
sandigen Hügel eine Menge mit Erde und Asche gefüllter Graburnen, welche nach einer ge- 
wissen Ordnung reihenweise in die sandige Erde eingesetzt zu sein schienen. Sie wurden 
grösstentheils von den Landbauern zertrümmert, und blos ein Paar dieser Gefasse durch die 
gräfliche Familie Nemes, welche daselbst Besitzungen hat, nach Hermannstadt gebracht. 

Zwischen den rauhen Gebirgen und Bärenwäldern bei Torja bemerkt man allerdings sehr 
altes Mauerwerk, jedoch nichts Römisches, und am wenigsten an der am Büdös befindlichen 
alten luftigen Burg, der sogenannten Bälvänyos (Götzenburg), deren Ueberreste auf einem 
höchst steil emporragenden Trachytkegel ruhen, und wovon der IV. Abschnitt das Weitere 
enthält. 

Merkwürdig «ind die im Weichbilde von K(5zdi-Väsärhely 1845 ausgegrabenen Gerässe 
von Metall, welche dem k. k. Münz- und Antiken-Cabinete in Wien eingesendet, und auch dort 
ihrer zierlichen Form und der netten, von grosser technischer Fertigkeit zeugenden Arbeit 
wegen, als sehr interessant befunden wurden. Ich benütze eine der treuesten Beschreibungen 
derselben: Das grösste und besterhaltene dieser Gefässe ist ein kupferner Kochnapf mit Stiel, 
nach Art unserer Casserole, 9V2 Zoll im Durchmesser, GVs Zoll hoch und Ve Zoll dick. Der 
Boden des Gefässes ist nicht flach, sondern durch 6 parallel um einen Umbo laufende Kreise 
rinnenartig gefurcht, wahrscheinlich um auf der Unterlage nicht abzugleiten, oder damit die 
Flüssigkeit nicht so leicht abtropfe. Die Handhabe, TV/^ Zoll lang, endet in eine Scheibe, 
deren Mittelpunct durchlöchert ist, um das Gefäss an einen Nagel aufhängen zu können. Im 
Innern Umkreise dieser Scheibe ist innerhalb einer länglichen Vertiefung mit ]*echt lesbaren 
netten Lettern der Name des Verfertigers: TALIO.F(ecit), einpunzirt. Stärk beschädigt ist ein 



M. J. Ackner, Bömische Alterthümer in Siebenbürgen. 



33 



zweites Gefäss (in Form einer Kalpis), ebenfalls von Bronze und Spuren der Vergoldung an 
sich tragend; es hat am Boden öV^ Zoll, in seiner weitesten Wölbung lOYa Zoll, am Halse 
4 Vi Zoll und an der Mündung 6 Zoll im Durchmesser, woraus sich die schöne Proportion des- 
selben entnehmen lasst. Am Boden laufen ebenfalls um eine Scheibe mit erhöhtem Mittelpuncte 
1 2 parallele Kreise. Was dieses Gefäss besonders interessant macht , ist der Umstand , dass es 
aus einem Stücke ausgehämmert und auf der Scheibe gedreht ist. Das dritte Gefäss ist eine 
ziemlich tiefe bronzene Schale von Oy« Zoll im Durchmesser, mit 6 parallelen Kreisen am 
Boden , welche ebenfalls Spuren von Vergoldung zeigt. Merkwürdig ihrer reichen Silberplatti- 
rung wegen sind die drei übrigen Stücke, nämlich eine Schüssel V12 Zoll dick, von llYa Zoll 
im Durchmesser, und zwei kleine Pateren von 4:^/^ Zoll im Durchmesser, sämmtlich von 
Bronze. — Diese sechs Gefässe verdienen schon desshalb Beachtung, weil sie von der hohen 
technischen Fertigkeit der Alten in derlei Metallarbeiten Zeugenschaft geben. (Vergl. Wiener 
Zeitung, 1848, Nr. 86, S. 689, Beschreibung obiger Gefässe vom Director des k. k. Münz- und 
Antiken-Cabinets in Wien , ßegierungsrathe Jos. Arneth.) In den ungrischen Anzeigen „Magyar 
Academiai Ertesitö, IV. Ev., VI. Sz." findet man nebst einer Abhandlung über die bei K6zdi- 
Väsdrhely in Siebenbürgen gefundenen Gefässe auch treue Abbildungen derselben, worunter 
besonders die mit Arabesken verzierte Handhabe der Weinkanne (Kalpis, oenophorum) sich 
auszeichnet. Die Zeichnung lässt ein gehelmtes und bepanzertes männliches Brustbild , darüber 
ein Parazonium und darunter einen runden Schild , wahrnehmen ; ganz oben schliesst sich der 
Henkel mit zwei Delphinen, in deren Mitte eine Rose angebracht ist, an den Eand, und unten 
mit dem Medusenkopfe dem mit Weinlaub und Weintrauben umkränzten Bauch des Ivruges 
an. Die Weinlaubverzierung soll schon bei der Ausgrabung grossentheils gelitten haben und 
auch in Verlust gerathen sein. 

Von K6zdi-Väsärhely zwei Meilen den Feketeütgy-Fluss hinauf, gegen den Ojtos-Pass zu, 
finden wir bei dem am Beretzkpatak, V* Stunden oberhalb dessen Einfall in den Feketeütgy- 
Fluss liegenden. Marktflecken Beretzk, mehrere alte Schanzen und Wälle, in welchen man 
gestempelte römische Ziegeln ausgegraben hat. 

Der zwischen den Pässen Bodzau und Tömös liegende, derzeit nur als Reitweg benützte 
Pass, Altschanz, wird auch die Römer schanze genannt, es ist jedoch unentschieden, ob mit 
oder ohne Grund. 

Die Schlossruinen, unter dem Namen der Rakotziburg, am östlich in die Moldau fähren- 
den Ojtos - Engpasse , welchen man in 4 bis 5 Stunden von K6zdi -Väsärhely ersteigen kann, 
hält Dr. Scheint ohne Grund für ein römisches Bauwerk. Die daselbst zerstreut gefundenen, 
wenigen römischen Münzen und bronzenen Waflfenarten können noch nicht aJs Beweis dafür 
gelten. Die aus den Ueberresten noch wahrneiimbare Bauart der zerfallenen Burg gehört der 
neueren Zeit an. 

Im Bereiche von Wolkendorf am Burzenflusse, 17« Meilen von Kronstadt, wurden neulich 
alte Mauern von ziemlicher Ausdehnung entdeckt, welche gleichfalls für römische Substructio- 
nen gehalten werden; allein bis jetzt sind dieselben weder von Sachverständigen untersucht, 
noch darüber ein genauer Bericht bekannt und abgestattet worden. 

Nach des Cellarius und Hustius Vorgange ist Joh. Seivert geneigt, zwei römische Grab- 
inschriften nach dem drei Meilen von Kronstadt und anderthalb Meilen von Wolkendorf, längs 
dem Burzenflusse hinauf gelegenen Zörnescht am Fusse des Königsteines zu versetzen, und 
vv^ohl lässt es sich denken,' dass, wenn die Grabmonumente so zerstreut, wie bei Reichau, 

CeDtr.-Comm. für Baadenkoiale. (Abhandlungen.) 5 



34 



Abhandlungen. 



Agnethlen und hier vorkommen, dieselben von den hinterlassenen trauernden Freunden und 
Erben dort gesetzt wurden , wo die auf dem Monumente Bezeichneten ihr Schicksal ereilte, 
wenngleich keine Colonie oder Ansiedlung ihres Volkes daselbst stattfand. 

Erwähnung verdient ein aus Kupfer oder gemischtem Metalle gegossenes, mit drei Füssen 
und Henkeln versehenes Gefäss, das 1 1" hoch, in der grössten Bauch weite 8", von einem Kande 
zum andern durchschnittlich 5", die Oeffnung im Lichten 3" breit ist, halb Zoll dick und 8*/« 
Wiener Pfund schwer, ganz mit edlem Roste bedeckt, welches auf dem Abhänge des Zeidner 
Berges auf der Z^meschter Seite gefunden, und von dem Z^meschter Pächter Georg Duck vom 
Finder im Jahre 1847 für die bereits vorhandene archäologische Sammlung des Kronstädter 
evangelischen Gymnasiums angekauft wurde. 

Bei der Forschung nach den Spuren der historisch - vaterländischen Denkmale brachte 
ims deren sporadische Verbreitung bis zu den Urforsten des Landes hinauf, und zwischen die 
schroffen unübersteiglichen Gränzalpen Siebenbürgens, wo kein alter Strassenzug bemerkbar, 
kein Uebergang leicht möglich , und kein Ausweg weiter stattfindet. Um jedoch den vom 
Rothenthurm-Passe in das Altthal hereinführenden Hauptstrassenzug der Peutingerischen Tafel 
weiter fortsetzen zu können, wird es als nöthig erachtet, zu den einst stark befestigt gewesenen, 
bereits bezeichneten römischen Lagern bei H6viz und Galt zurückzukehren , und die Verbin- 
dung mit derimGrosskokelthale nach Apulum führenden Hauptstrasse zu ermöglichen, woselbst 
ebenso wie im Altthale nächst Kleinschenk, H6viz und Galt auch im Grosskokelthale bei K^ein- 
schelken und nächst Pretai und Hetzeldorf römische Castra und Ansiedlungen bereits fest- 
gestellt worden sind. 

Von Galt beträgt die Entfernung bis zu der Wasserscheide des Aluta- und Grosskokel- 
Thales wenig über vier deutsche Meilen, und erscheint auf dem rechten Ufer des Hamrudflusses 
in flacher, reizender Gegend über Hamruden, Katzendorf, Draas — der östlichste Gränzort des 
Sachsenlandes — Janosfalva, Szt. Peter, Szt. Päl sehr geeignet , bequem und auch leicht über 
die kaum merklich sich erhebende Begränzung der beiden genannten Thäler bei Kenös und 
Patakfalva bewerkstelliget werden zu können, obschon von Spuren einer alten Strasse bis jetzt 
hier meines leider beschränkten Wissens nichts bekannt worden ist. 



III. DIE RÖMISCHEN ALTERTHÜMER IM SZAMOS-FLUSSGEBIETE. 

So wie einerseits die römische Hauptstrasse mit ihren Alterthümern im Marosthale südlich 
mit der Hauptstrasse des Altflusses durch die Nebenbahn , zwischen Karlsburg und Hermann- 
stadt, in Zusammenhang tritt, so vereinigt sich dieselbe andererseits auch nördlich durch die 
Nebenbahn zwischen Thomburg und Klausenburg mit einer Strasse im Szamosthale und mit 
dessen Alterthümern. Schon auf diesem Nebenwege, welcher sich südlich von Klausenburg 
nach dem sogenannten Felek erhebt, fand man eine Kupfertafel mit Buchstaben in Silber, auf 
deren 9 Zoll grossem Fragmente nur noch Folgendes steht : 

...VS.AEL... 
. . . RORMIS . . . 
. . . RATIOC ... 
...D.D.D. 

Vgl. Hormayr, Archiv für Geschichte u. s. w. Wien 1825. 

Klausenburg selbst, eine altdeutsche oder sächsische Stadt, von deutschen Pflanzern 1178 
und 1192, wahrscheinlich auf römischen Ruinen und Substructioneh erbaut, seit dem 16. Jahr- 



M. J. Ackner. Eömische Alte?ikümer in Siebenbürgen. 



35 



hundert von den deutscheYi Gauen aus Veranlassung damaliger Glaubensstreitigkeiten getrennt, 
ist reich an merkwürdigen Alterthümern , jedoch unentschieden bis noch, welchen Namen 
während Korns Herrschaft die dacische Pflanastadt behauptete* Johann Seivert führt von hier, 
sieben Votiv- und Grabstein-Schriften an, welche Ritter ISTeigebaur mit noch dreizehn ver- 
mehrte, zumTheil aus der handschriftlichen Sammlung des Grafen Joseph Kem^ny. Darunter 
zeichnen sich vorzüglich aus, jene mit dem Jupiter Tavianus, ferner eine mit dem kaiserlichen 
(Augustalis) Augur von derColonieNapoca, und vor Allem die Bronzetafeln (Tabulae honestae 
missionis), deren eine im Enyeter CoUegium aufbewahrt wurde, und bei den letzten rebellischen 
Volksaufständen zu Grunde gegangen, jedoch in der Abschrift durch den Kitter Neigebaur 
erhalten, und von Dr. Henzen, Secretär des archäologischen Institutes inKom, zum ersten Male 
im BuUettino Nr. IX, Sept. 1848, veröffentlicht worden ist. 

Auf dem Marktplatze in Klausenburg , links vom Eingange in die Kathedrale , fand man 
beim Graben von Fundamenten zwischen altem Mauerwerk fünf kolossale Köpfe mit Helmen, 
einen Marmorkopf, auf dem blos künstliche Haar-Flechten sichtbar, schöne Basreliefs mit 
Figuren, einen Sarkophag, mehrere grosse Säulen, dann männliche und weibliche Statuetten 
von Bronze. Neben der walachischen Kirche wurden von einem Privaten, der dort ein fünf 
Fuss tiefes Fundament graben liess, nebst einer grossen Marmortafel mit vielen aufgezeichneten 
alten Namen, auch eine sechs Fuss hohe männliche Statue und eine drei Fuss hohe auf einem 
Stuhl sitzende bärtige Gestalt, von unförmlicher Arbeit, beide von Sandstein, am Schlüsse des 
Jahres 1846 gefunden. Mehrere Keliefs und plastische Kunstgegenstände wurden in dem einst- 
maligen Jesuiten-Kloster in dem Gebäude des ehemaligen Guberniums gefunden, und werden 
auch dort aufbewahrt; Einiges in der Bibliotheck des unitarischen Collegiimis, das Meiste bei 
Privaten und bei dem hohen A,del. 

Bevor wir den kleinen Szamosfluss abwärts verfolgen, müssen wir die, wenn gleich 
ausser dem Bereiche des Szamosflussgebietes, jedoch in Siebenbürgen liegenden alten üeber- 
reste am linken Ufer des reissenden Koros, einem directen Zuflüsse der Theis8,bei Sebes-Vär- 
allya bezeichnen. Diese alten Schlossruinen liegen acht Meilen westlich von Klausenburg, drei 
Stunden von Bänffy-Hunyad entfernt, unfern des Szekujoului-Baches, der in den reissenden 
Koros fäUt, auf einer Wiese links von der Landstrasse von Klausenburg nach Grosswardein. 
Hier fand man eine Statue, welche zur Baronin Josika nach Szenterke gewandert ist, femer 
viele römische Ziegel mit Siegeln, und im Jahre 1808 einen Grabstein mit folgender Inschrift: 

D. I. M. 

A.ELX.TATONI 

DEC.CoH.II.HIS 

VIX.AN.XI AEL 

IVLIANVS SO 

CER ET HER 

AET SILVANA CoN. 

BEMF.C. 

Diese Inschrift; wurde in Neigebaur's „Dacien" aus des Grafen Joseph Kem^ny's Hand- 
schriften abgedruckt. 

Von Klausenburg abwärts mündet linksuferig in den kleinen Szamos der Nadasbach. 
An diesem aufwärts begegnen wir jüngst entdeckten Alterthümern. Das k. k. Militär-Districts- 
Commando hat nämlich mit Bericht vom 30. März laufenden Jahres auf die im Bacser Unter- 



5» 



u 



3G 



Abhandlungen. 



bezirke befindliche sogenannte Trajanstrasse mit dem Beifügen aufmerksam gemacht, dass sich 
dieselbe durch diesen ganzen Unterbezirk über Bäcs, M. Nddos, M. Sdrd, 0. Köblös gegen M. 
N. Zsombor ziehe, einö starke Klafter breit, mit grossen viereckigen Steinen gepflastert, jedoch 
an den meisten Stellen in der Ebene schon mehrere Fuss mit Erde bedeckt. 

Gleichzeitig hat das genannte Districts-Commando angezeigt, dass bei dem Steinwerfen 
in der Ebene, zwischen Közdplak und Zutor, ein starkes sich weit ausdehnendes Mauerfunda- 
ment endeckt worden sei, welches die Spuren der dort gelegen sein sollenden Stadt Zuthor 
enthalten dürfte. Hiervon wurde ich den 10. April 1. Jahres gewogenst von der hohen Statthal- 
terei für den Zwek der entsprechenden Benützung bei der Seiner Durchlaucht dem Herrn 
Militär- und Civil-Gouverneur F. Z. M. Karl Fürst zu Schwarzenberg gewidmeten archäologi- 
schen Karte von Siebenbürgen in Kenntniss gesetzt. Da dieser Bericht aus Klausenburg merk- 
würdige, bis jetzt durchaus unbekannte alterthümliche Gegenstände berührt, die Sache jedoch 
eine strengere Erforschung und Beschreibung benöthigt, so wird bis zur genaueren Unter- 
suchung über Bedeutung und Umfang der angeblichen Eömerstrasse von Bäcs bis M. N. 
Zsombor, und der angeblichen Ruinen zwischen Közdplak und Zutor, diese neue Entdeckung 
hier blos vorläufig notirt. 

Von Klausenburg, fünf Stunden abwärts beiValäzut, am Borsabache, eine halbe Stunde 
vor seiner Vereinigung mit dem kleinen Szamos , wurden neulich durch den Bezirksvorsteher 
mehrere ausgegrabene Alterthümer dem Gouvernement in Hermannstadt eingesendet. Darunter 
zeichnen sich ein runder, metallener Spiegel, mit langem, zierlichem Stiele, ein nett gearbeiteter 
Armring von Bronze, und mehrere metallene Streitäxte, von der in Siebenbürgen gewöhnlich 
vorkommenden Gestalt, besonders aus. 

Von Valäzut südöstlich di-ei Meilen entfernt, liegt an den Quellen des Kosoknibaches 
Aranykut. Nach Timon Hungariae antiquae, S. 140, soll hier ein Stein mit der Inschrift: 
COL.TKAIANA VI entdeckt worden sein, und werden auch jetzt viele römische Ziegel und 
uralte Scherben gefunden. Die Gräfin Clotilde Käräcsi besitzt einen antiken Ring von dort. 

Von demselben Bache Kosokni westlich liegt drei Stunden von Klausenburg der Markt- 
flecken Kolocz mit ergiebigen Salzgruben und mit nachweisbaren Spuren des uralten Salz- 
bergbaues. 

Von Valdzut anderthalb Meilen nordöstlich, jenseits des kleinen Szamos, liegt der 
Marktflecken Szdk mit Salzgruben , die gegenwärtig nicht im Bau begriffen sind. Auch hier 
sollen bemerkbare Spuren des römischen Salzbergbaues vorkommen. 

Von Klausenburg am kleinen Szamos vier Meilen abwärts , auf dessen rechtem Ufer, 
anderthalb Meilen nordöstlich von Sz6k begrüssen wir die Armenerstadt Szamos-Ujvär, im 
Jahre 1726 von eingewanderten Armenern erbaut. Noch im Jahre 1542 liess Martin uzzi hier 
eine Citadello errichten^ daher diese Stadt auch die Namen Nova Arx, Castra nova, erhielt. 
Zum Baue des Schlosses und der Stadt wurden die Materialien von dem alten römischen 
Castrum genommen, welches eine Viertelmeile aufwärts bei den zu der Stadt gehörenden 
Weinbergen zu sehen ist, und in welchem sich, über 200 Schritt in der Länge und 180 Schritt 
in der Breite haltende Substructionen erhalten haben. Die angegebene Länge dieses noch 
deutlichen römischen Castrums geht längs des Mühlgrabens hin, die Breite auf den Szamos- 
fluss zu; die beiden andern Seiten sind weniger sichtbar, und scheinen wegen Terrainhinder- 
nissen kein regelmässiges Oblongum gebildet zu haben. Vor demselben sieht man noch die 
Spuren der zerstörten Häuser. Ausserdem wurde zum Bau der erwähnten Citadelle und der 



J. M. Ackner. Bömtsche Alterthümer in Siebenbürgen. 



37 



neuen Stadt auch das zwei Meilen von liier in der Kichtung nach Ilosvä gelegene Bergschloss 
Bälvänyos-Värällya verwendet, wo Ritter Neigebaur im Jahre 1847 Ausgrabungen veran- 
staltete, aber keine Spur römischer Bauwerke fand; vgl. dessen Dacien, S. 232. 

Nach den einheimischen Schriftstellern Benkö, Timon und Felmer Historia Transsilv. 
S. 49, und Bartalis Ort. Progr. Imperii Rom. in Dacia 1781 wurden die zwei nachfolgenden 
Inschriften hier gefunden : 

1. 

DOMINO ORBIS 

T. N, PERBARBAROS GENTES ARMIS 

RESISTENTES VHS PATEFACTIS N.C.P. 



IMP CAESAR 

D. NERV. 

INVICTO AVGVSTO 

FELICI 

SABIN A. V.l. 

NVMINI EIVS. 

Aeltere Alterthumsforscher , und vorzüglich die voranstehenden , wollen hierher die von 
Trajan gestiftete Colonie Napoca setzen , wogegen aber die angegebenen Maassen der Peutinger. 
Strassenkarte und die Gradbestimmungen des Geographen Ptolomäus streiten, welche bis 
noch als Hauptrichtschnur bei Constatirung römisch- dacischer Orte in Siebenbürgen gelten. 
Ausser den voranstehenden Inschriften wurden hier nach R. Neigebaur ausgegraben: ein drei 
Fuss hoher Stein mit einer weiblichen Gestalt und faltenreichem Gewände, zwischen zwei 
kleinen Säulen in einem Privatgebäude eingemauert; dann ein weiblicher Kopf in einer reich- 
verzierten Nische von zwei Fuss Höhe, gleichfalls eingemauert; femer ein Bruchstück einer 
Steinplatte mit einer Vase, aus welcher Zweige ranken, mit zwei sich erhebenden Schlangen, 
auch an einem Privathause angebracht. Bei der dortigen Regulirung des Mühlgrabens grub man 
eine mit menschlichen Beinüberresten angefüllte grosse Urne aus. Bei dem oben erwähnten 
Castrum unter den armenischen Weinbergen findet man endlich in dem alten Mauerwerke 
überall römische Dachziegeln u. m. a. 

Wenn bei dem von der Armenerstadt 1 V^ Meilen entfernt gelegenen Marktflecken Dees, 
unter dem Zusammenflusse des kleinen und grossen Szamos, und in der unstreitig reizend- 
sten Gegend des Szamosthales, bis noch, meines Wissens, keine Alterthümer vorgekommen 
und entdeckt worden sind, so muss dies, ich will nicht sagen der Indolenz, sondern nur dem 
Mangel an den daselbst angestellten archäologischen Forschungen zugeschrieben werden. 

Zwei Meilen am rechten Ufer des grossen Szamos aufwärts ging bis nach Also-Ilosvä 
die Eömerstrasse , deren deutliche Spuren auf dem rechten Ufer der Ilosvä , einen kleinen 
von dem hohen Czibles, der die Gränze zwischen Siebenbürgen imd Ungarn macht, kommenden 
Flusses, bis nach dem eine halbe Stunde entfernten Szamos erkennbar sind. Am linken Ufer des 
Ilosväer Flüsschens, eine halbe Stunde nordöstlich von Csicso-Keresztiir, findet sich zwischen dem 
Schlosse zu Ilosvä und dem Dorfe Keresztiir ein noch sehr kenntlicher, mitunter mannshoher 
Wall mit Trümmern von Mauerwerk und Ziegelstücken bedeckt , der zweihundert Schritt im 
Quadrate hat, an dessen vier Ecken man Spuren grösserer Bauwerke wahrnimmt; dasselbe 



38 



Abhandlungen. 



findet auf der nach Westen gewendeten Seite in der Mitte Statt, wo das Thor gestanden haben 
soll. Von hier aus findet man im Innern rechts, in der Mitte des südlichen Walles dergleichen 
Spuren, nach welchen man annehmen kann, dass dort ein grösseres Gebäude gestanden 
haben muss. Bei den im Mai 1847 von Ritter Neigebaur veranstalteten Ausgrabungen fand 
man hier eine Menge Ziegeln und Scherben mannigfacher Gefässe. Wie gegen sieben Fuss 
tief gegraben wurde, stiessen die Arbeiter auf sehr festes Pflaster von Ziegeln im grössten 
Ausmasse der in Siebenbürgen gefundenen, und auf eine fussdickeLage von unzerstörbarem mit 
Ziegelstückchen vermischtem Mörtel. Kaum hundert Schritte von dieser Festung finden sich 
auch oberhalb am linken Ufer des Ilosväer -Wassers weitläufige Trümmer einer alten Nieder- 
lassung, durch Ziegeln, Scherben und gerade Linien dergestalt bezeichnet, dass noch die 
Richtungen der Häuser verfolgt werden können. Auch im Thale unterhalb der Anhöhe 
kommen Trümmer alter Bauwerke vor, wo besonders Todten-Urnen gefunden worden sind. 

Bei den zuerst genannten Umwallungen, die durchaus Mauerwerk und an den vier Ecken 
grössere Trümmerhaufen zeigen, sind die meisten der fünfzehn, fast sämmtlich mit dem 
Namen der Ala Frontoniana bezeichneten Inschriften gefunden, und in R. Neugebaur's Dacien 
zum ersten Male veröffentlicht worden. Wir entlehnen von dort zwei der am vollständigsten 
erhaltenen Inschriften , von wekhen eine im Garten der Frau von Horväth in Ilosvä , und die 
zweite bei dem Grafen Bethlen zu Bethlen aufbewahrt werden : 

Nr. 4. 

IVLIAE MAMAE AV 

GVSTAE MATRI SANC 

TISSIMI IMP CAES 

SEVERI ALEXANDRI 

AVGET CASTRORVM 

SENATVSaVE ALA 

FRONTONIANA ALE 

XANDRINA EX 

aVESTVRA SVA 

DEDICANTE 
- DIO DOMITIA 
• - EG AVG PR PR 

Nr. 11. 

IMP. CAES MARCO 

AVRELIO ANTONINO 

PIO FELICI AVG PARTHICO 

MAX BRIT. MAX PONT MAX 

TRIB POT XVI COS IUI OPTIMO 

MAXIMO OPRINCIPI ALAI IVNGFRONT 

ANTONINIANA NVMINI. EIVS SEMPITERA. C. 

MERITO DEVOTA. 

Ausser den Inschriften fand man noch mehrere in Stein gearbeitete Reliefs, einen Sar- 
kophag, Urnen, Bruchstücke mannigfacher Gefässe, viele, drei Zoll im Durchmesser haltende 
zu Wasserleitungen bestimmte Röhren aus gebrannter Erde , mehr als fönfzig bronzene Streit- 
äxte, Bruchstücke von einem Metallspiegel, eine Fibula mit schöner eingelegter Arbeit, dem 
Email ähnlich, Fragmente von Glas, besonders von bunten Farben und schöner Zeichnung^ 



M. J. Ackner. Römische Alterthümer in Siebenbürgen. 



39 



Gold-, Silber und Kupfermünzen, ein eisernes wenig über einen Zoll grosses Kästchen, zwei 
Zoll lange und einen halben Zoll breite bisquitähnliche Mosaikziegel u. v. a. Die voranste- 
henden und noch mehrere andere archäologische Gegenstände werden in sorgfältigen Samm- 
lungen und an dazu geeigneten Localitäten, zum Theil bei der belobten Frau von Horväth und 
Stephan von Horväth in Ilosva, zum Theil bei dem Grafen Franz Bethlen zu Bethlen, und zum 
Theil auch bei Joseph von Torma in Keresztur aufbewahrt. 

Bei Szeszärma, einem Dorfe der innem Szolnoker Gespanschaft , am rechten Ufer des 
grossen Szamos, oberhalb der Mündung des Sajo, findet sich zwar eine sechzig Schritt lange 
und fünfzig Schritt breite, viereckige, mit Wassergraben umgebene Verschanzung , von wo 
Graf Franz von Bethlen eine bronzene Pfeilspitze besitzt; aber nach einer von R. Neige- 
baiur veranstalteten Ausgrabung ergab sich , dass sowohl das Mauerwerk als auch die 
anderen dabei gefundenen Ziegel- und Gefäss-Bruchstücke den mittelalterlichen Charakter 
verrathen. 

Szeszärma gegenüber, auf dem linken Ufer des grossen Szamos-Flusses, hat man die 
Spuren einer liömerstrasse bei Kots in der Richtung von Bethlen gegen das sechs bis sieben 
Meilen enfemte Rodna im Bistritzer Kreise wahrgenommen. 

Bei Kodna sind gold- und silberhaltige Erz- und Bleibergwerke , in welchen sich uralte 
Grubenbaue finden, die mit Schlegel und Eisen, und ohne Anwendung des Schiesspulvers in 
den Felsen gehauen sind. Zwar haben hier schon im dreizehnten Jahrhundert deutsche Berg- 
leute den Bergbau betrieben ; allein die alten Stollen sind nach den durch Neigebaur von 
alten Bergleuten eingezogenen Nachrichten durchaus denjenigen ähnlich , die in Schemnitz in 
Ungern als römischer Grubenbau anerkannt sind, da sich dort auch römische Inschriften befin- 
den. Besonders machte ein alter Aufseher in diesen Gruben auf die Absätze aufmerksam, die 
bei den römischen Bergleuten zur Bezeichnung der verschiedenen Zeiträume der gefer- 
tigten Arbeit gewöhnlich waren. Von hier besitzt Franz Graf von Bethlen einen golden en 
antiken Ring. 

Xoch müssen wir nachholend bemerken , dass auch auf dem linken Ufer des Sajo, in der 
Richtung von Bethlen nach Somkerek imd Sajo-Udvdrhely , eine halbe Meile entfernt , die 
noch wohlerhaltene Römerstrasse sich findet, welche nach dem drei Meilen entfernten Bistritz, 
oder dem neun Meilen entlegenen W6ts geführt haben kann. 

La der Umgegend der Stadt Bistritz, bei Burghallen (Vdrhely) und in der Nähe von 
Gross - Schogen (Nagy Sajo) hat man alte Ziegeln nach römischem Typus und oxydirtes 
Eisengeräthe, so wie Spuren einer römischen Strasse gefunden, welche mit jener oben ange- 
deuteten aus dem Gross - Szamos - Thale auf dem linken Ufer des Schajoflusses in östlicher 
Richtung hierher laufenden Strasse zu correspondiren scheint. Von Bistritz selbst gibt Johann 
Seivertin seiner Inschriften- Sammlung blös eine unter Nr. 196 stehende Inschrift, die man 
dort entdeckt hat, an. Ausserdem ist nichts bekannt von daselbst gefundenen Alterthümern. 
Erst neulich eröflfnete der hohen k. k. Statthalterei in Hermannstadt der Vorstand der k. k, Cen- 
tral-Commission für Erforschung und Erhaltung der historischen Baudenkmale , dass die ihr 
eingesendeten Gefässe, welche zufolge einer Zuschrift des evangelischen Stadtpfarrers A. C. 
Traug. Müller, in einem Garten der untern Vorstadt Bistritz, beim Ausheben der Gruben 
zum Setzen veredelter Obstbäume gefunden worden sind , wenngleich ohne innem Werth, 
doch dadurch ein Interesse gewinnen, dass sie die gleichen Zeichnungen an sich tragen, 
welche man von dem Strande der Ostsee bis in das südliche Europa hinab an den alterthüm- 



40 



Abhandlungen. 



liehen, den Gelten zugeschriebenen Gefässen vorfindet, und dass dieselben von dem k. k. Münz- 
und Antiken - Cabinete zur Aufbewahrung übernommen worden sind. Das evangelische Gym- 
nasium in Bistritz besitzt, ausser einer massigen Naturalien-Sammlung, auch eine noch im 
Beginnen begriffene alterthümliche CoUection , namentlich von römischen Silber- und Bronze- 
Münzen, welche sich sehr häufig bei Klein-Bistritz und bei Ruschma finden sollen. An letzte- 
rem Orte ist auch ein antiker goldener Ring gefunden worden. 

Im Bereiche des Sajoflusses fand man noch bei fünf deutschen oder sächsischen Ort- 
schaften nicht minder merkwürdige römische Alterthümer : 1. bei Eida, an einem Zuflüsse des 
Sajoflusses, zwei 6 Zoll grosse männliche Statuetten von Bronze; 2. beiWermesch, an einem 
andern Seitenzweige des Sajo, einen antiken Stierkopf, einen Legionsadler, die Hälfte eines 
Helmes und ein breites Schwert, alles von Goldbronze oder corynthischem Erze. Die gefundenen 
Gegenstände werden von den Grafen Paul und Franz Bethlen gesammelt und aufbewahrt. 
3. bei Csegö (Zagendorf) ein marmornes Grabmonument und mehrere Basreliefs , gegenwärtig 
iln Garten des Grafen Adam Vass aufgestellt; 4. in Kirieleis (Kerles) besitzt Graf Bethlen 
eine alterthümliche Sammlung aus dieser Gegend; endlich 5. bei Kallesdorf (Arok- Allya) die 
zu den grössten Seltenheiten gehörenden Räder in Bronze , die in einem Walde nach einem 
starken Regen im Jahre 1793 gefunden, und in den „archäologischen Analekten^ von Joseph 
Arneth, Wien 1851, beschrieben und abgebildet worden sind. 

Bei dem auf dem linken Ufer des grossen Szamosflusses gelegenen Dorfe Bethlen, 
welches ältere siebenbürgische Alterthumsforscher für die römische Colonie Parolissum halten, 
bemerken wir aus der, meist durch Findlinge in den Sajothälern und Bergen entstandenen 
antiquarischen Sammlung des Grafen Franz Bethlen , ausser dem problematischen in einem 
Ringe gefasst gewesenen Türkis mit dem eingravirten: „Ego sum Flagellum Jovis contra per- 
verses christianos", einen angeblichen dacischen Fahnenknopf, viele Waffen, Schwerter und 
Aexte, Pferdegebisse von Bronze, dann mehrere kleinere und grössere Statuetten von demselben 
Metalle, verschiedene kupferne Gefässe (diese vonBälvdnyos-Värällya), und römische Münzen 
über 800 Exemplare von jedem Metalle. 

Auf dem rechten Ufer des grossen Szamosflusses finden wir drei Viertelmeilen abwärts, 
zwischen Bethlen und Kudu, eine Verschanzung von 300 Schritten in der Länge, wo sieben 
goldene Esslöffel ausgegraben worden sind , und woselbst Ritter Neigebaur während seiner 
Nachforschungen im Jahre 1848 keine Spuren von Mauerwerk entdecken konnte; doch liegt 
unfern von hier, den grossen Szamos nach etwas weiter abwärts, das unbezweifelte bereits 
angegebene römische Castrum, zwischen Keresztur und Ilosvd. Noch muss bemerkt werden, 
dass von hier oder von Bethlen abwärts , auf dem linken Ufer des grossen Szamos , in Arpästo 
ein silberner Siegelring , mit eingelegten erhabenen goldenen Verzierungen und griechischen 
Buchstaben , vereinzelt gefunden worden ist. 

Unterhalb der Vereinigung des kleinen mit dem grossen Szamos , bei Dees , kommen 
meines Wissens, keine Spuren römischer Niederlassungen, oder auch nur anderer zufällig und 
zerstreut gefundener und bekannt gewordener antiker Gegenstände vor; und dies weder bei 
seinem nordwestlichen noch südwestlich gerichteten Laufe bis zur Stelle, wo sich der vereinigte 
Szamosfluss umwendet, und den entgegengesetzten Lauf ganz nach Norden nimmt. Hier 
an der Spitze der Umwendung des vereinigten Szamos, wo in denselben der aus Süden 
herabströmende Almasfluss am linken Ufer einmündet, treffen wir, etwa eine halbe Stunde von 
dieser Einmündung auf dem rechten Almasufer bei dem Dorfe Tiho , in der frühem Dobokaer 



M. J. Ackne7\ Bömücke Alterthümer in Siebenbürgen. 41 

Gespanschaft, noch ein römisches Castrum, welches von Ilosvd 8, und von der Armenerstadt 
6 Va Meilen entfernt ist. Auf einer massigen Anhöhe bei dem Dorfe Tiho sieht man einen vier- 
eckigen Wall , bestehend aus verfallenem Gemäuer von bedeutendem Umfange. In demselben 
findet man häufig römische Münzen, Ziegel, Säulenreste, behauene Steine, einen Ziegel mit 
dem Monogramm (IE)X bezeichnet. Eitter Neigebaur hat in seinem „Dacien" auch eine 
Inschrift, wie ich glaube zum ersten Male von hier veröffentlicht, welche wie folgt lautet: 

TIRANNVS 

MARCELl.VS 
LEV E. F. 

MANN VS 

MESTRINIVS E 

TIRMINVSZ 
ZVR TORZ 

PACVTIANVS 

MAXIAVVS D 
AVREUVS MAN 

NEVS PRIN 

CEPS POT 

Von Tiho drei Meilen in südlicher Eichtung hinauf, an einem Zuflüsschen des Almas- 
wassers, liegt im Vdlaszuter Bezirk des obern Kreises der ehemaligen Dobokaer Gespanschafk 
das Dorf Drag. In dem eine Stunde von diesem Orte entfernten Walde wurde von dem dortigen 
Gebirgsbache eine marmorne männliche Bildsäule mit den Attributen des Jupiters von natür- 
licher Grösse herausgewaschen. Die Statue befindet sich gegenwärtig im Besitze des John 
Paget, eines Schriftstellers und in Siebenbürgen wohnhaften und eingebürgerten Engländers. 

Endlich sind in der Krasznaer Gespanschaft, in dem äussersten nordwestlichen Winkel 
Siebenbürgens, zwei Ortschaften zu bezeichnen, wo man kostbare transportable Alterthümer 
fand,, namentlich Szilagy - Somlyo am Krasznaflusse, und in dem von diesem südlich zwei 
Meilen entlegenen Magyar -Valko am Beretyöflusse. Bei dem ersteren Orte fand man im Jahre 
1797 eine 203 Ducaten schwere goldene Kette mit daran hangenden Weinbauwerkzeugen, 
welche in dem k. k. Münz- und Antiken- Cabinete in Wien aufbewahrt wird. Bei dem zweiten 
Orte, Magyar -Valko, wurden dreierlei goldene Schmucksachen gefunden, welche in demselben 
k. k. Cabinete aufbewahrt liegen. 

IV. DIE DEUTSCHEN BURGEN IN SIEBENBÜRGEN. 

So wie die römischen Alterthümer, namentlich die römischen Lager und Niederlassungen, 
gewöhnlich die offenen Thalflächen und nur massige Anhöhen und Abdachungen an den 
grossem Flüssen Siebenbürgens in ihrer ganzen Erstreckung und in allen ihren Eichtungen 
einnehmen, so finden wir die deutschen Burgen durchaus, wo es nur sein konnte, auf den 
Gipfeln hoher Berge, und hauptsächlich auf den Vorgebirgen und amFusse der südlichen und 
ostlichen Gränzalpen gegen die Moldau und Walachei , dem eigentlichen Lande der Sachsen, 
welche in früheren Zeiten zur Beschützung der durch die wilden Völkerstürme höchst gefähr- 
deten und stets bedrohten Landestriche und Engpässe berufen waren. 

Von den deutschen Burgen Siebenbürgens können wir leicht, wenn wir die zum Theile 
mit Thürmen , Bastionen imd Wassergräben stark befestigten Earchen-Castelle mitzählen, über 
300 nachweisen, von welchen einige noch sehr gut erhalten, andere in Schutt und Trümmer 

Centr.-ComiD. far BnudeDkoisle. (Abhandlongeu.) 6 



42 



Abhandlungen. 



gelegt sind ; weitere , von welchen nur noch spärliche Ueberbleibsel von Mauerwerk und 
Wällen sich zeigen, und noch andere endlich, von welchen auf mehreren zu Schlössern sehr 
geeigneten Bergkuppen und mit Wald dicht bewachsenen Berghöhen nur die Benennung der 
Burg noch übrig geblieben ist. 

Man kann mit Kecht behaupten, dass der Bau der deutschen Burgen in Siebenbürgen 
gleich zu Anfang der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts, als die von den ungrischen 
Königen eingeladenen Deutschen in das verödete Land hereinkamen, rüstig begonnen hat. 
Auf dem Dubiae possessionis Solum, von raubsüchtigen Barbarenschwärmen umgeben, und 
fort und fort umstürmet, mussten die eingewanderten Colonisten bald bei der Vertheidigung 
des zum eigenthümlichen Besitz übernommenen Landes, und bei der Urbarmachung desselben 
auf Mittel denken, ihren Familien, ihren Weibern und Kindern Schutz und Sicherheit, und 
sich selbst Ruhe nach mühevollem Tagewerke zu verschaffen. Hohe Burgen wurden aufge- 
führt, deren plötzliches Entstehen dem ganzen Lande in der Folge den Namen gab. 

Die deutschen Burgen sind nicht von Adeligen erbaut; Bürger waren es, die sie erbauten. 
Kein Ritter hauste in ihnen, sie umfassten keinen Ahnensaal adeliger Geschlechter, ihre 
Trümmer erinnern nicht an den Stolz und die Macht der Feudalherrschaft; um ihre Habe 
besorgte Bürger und Landleute bauten in emsigem Fleisse und mit grossen Aufopferungen 
diese Schlösser, um in ihnen in den Tagen der Noth und Gefahr Zuflucht und Schutz zu 
finden. Sie fanden ihn, und diese Burgen gewährten oft später, bei drangsalvollen Zeiten, selbst 
fremden Nationen ein sicheres Asyl. 

Von diesen Bergschlössern beherrschten sie die Umgegend und den ganzen Landesstrich, 
und nachdem sie nach und nach an Zahl zunahmen, an Kraft erstarkten, behaupteten sie 
muthig sich auch im Flachlande. Blühende Städte, Marktflecken, Dörfer erhoben sich; die 
Städte wurden mit Mauern, Thürmen und Aussenwerken umgeben, die Märkte und Dörfer 
durch , um ihre Bethäuser und Kirchen angelegte Castelle gesichert. Die Burgen und Castelle 
bestanden meist aus einer oft doppelten, nicht selten dreifachen Ringmauer, mit hohen Thür- 
men, starken Basteien, Wassergräben, Fallgittern und Aufziehbrücken versehen. 

Unsere Bauern-Castelle und Bürgerburgen waren nicht nur in strategischer Rücksicht für 
die damaligen Zeiten sehr stark und fest, und zweckmässig zur Ueberwachung und Sicher- 
stellung dieser südöstlichen Landesstrecke Siebenbürgens gegen feindliche Anfälle und Streif- 
züge, welchen sie, wie gesagt, am meisten ausgesetzt, angelegt, sondern auch im Innern mit 
vielen kleinen Wohnkammem, gewölbten Kellerräumen zu einer zahlreichen, möglichst 
bequemen Aufnahme gebrechlicher, alter und schwacher, dann wehrloser und unmündiger 
Familienglieder eingerichtet. DieseBurgfestenstandenfrüher unter strenger Hut und Bewachung 
bürgerlicher, sich abwechselnder Zehentschaften. Auch jetzt noch sind dergleichen Castellane 
oderBurghüter, vorzüglich in dennoch zumTheile im erleidlichen Baue erhaltenen Burgen, und 
bei sämmtliehen Castellen, welche die Gotteshäuser des Sachsenlandes umschliessen , zu finden. 
So wie früher werden in manchen derselben, des Raubes und der Feuersicherheit wegen, die 
besten Habseligkeiten: Sonntags- und Feiertagskleider und andere Sachen von Werth, so wie 
nicht minder die aufbewahrbaren Nahrungsmittel: Brot- und Hülsenfrüchte, getrocknetes Obst, 
gesalzenes und geräuchertes Fleisch u. s. w. unter Schloss und Riegel hingelegt und aufbe- 
wahrt. Die kleinen Hütten, Gewölbe und Kästen in diesen Burgen waren fortwährend , selbst 
in friedlieh scheinenden Zeitläuften, im Falle eines plötzlichen Ueberfalles und unerwarteter 
feindlicher Belagerung verproviantirt, und die Bastionen und Thürnie mit Gewehren, Waffen- 



M. J. Ackner. Römische Altertkümer in Siebenbürgen. 43 

riistungen und Kriegsmunition versehen. Wasserbehälter und tiefe unzerstörbare Cisternen 
und Brunnen mit frischem gesunden Trinkwasser, Ross- und Handmühlen und dergleichen 
TJnentbehrliches fehlten dabei nie. 

So wie die ersten deutsehen Burgen und Capellen in der zweiten Hälfte des zwölften 
Jahrhunderts sich auf den Bergen erhoben, so vergrösserten und befestigten sich in den darauf 
folgenden Jahrhunderten die Städte, Marktflecken und Dörfer auf dem Plachlande immer mehr; 
die Städte mit Mauern, Basteien und Wällen ; die Märkte und Dörfer mit Castellen und Thür- 
men um ihre Gotteshäuser. 

Der Aufbau der meisten sächsischen Kirchen fällt in das fünfzehnte Jahrhundert, reicht 
zurück bis in die letzte Hälfte des vierzehnten, und in die erste Hälfte des sechzehnten Jahr- 
hunderts. Durch die Errichtung dieser Bauwerke hat sich die sächsische Nation früh schon 
die schönsten Monumente gesefet. Sie sind zugleich ein Beweis nicht bloss von Thatkraft und 
dem frommen Sinne unserer Altvordern, sondern zeugen nicht minder von ihrem geläutertea 
Gesehmacke und bewälirten Kunstsinn, der sich durch die schönen architektonischen Verhält- 
nisse und plastischen Beigaben an ihren zum Theile wahrhaft grossartigen Werken kund gibt. 
Selbst die durch Anlegung und Golorit ausgezeichneten Malereien der Kirchen- Wände und 
Gewölbe, das Laubwerk und die aus Lindenholz geschnitzten Arabesken der Portale und 
Gestühle sind meisterhaft zu nennen. 

Die alten sächsischen Kirchen, in Verbindung mit den Castellen, in welchen sie gewöhn- 
lich stehen, wurden bis jetzt wenig untersucht, obgleich ein würdiger Gegenstand historischer 
Forschung, und reichhaltiges Material zur Ergänzung und Aufhellung unserer mittelalterlichen 
Geschichte darbietend, wofern nur ein fähiger Geist mit gewandter Hand der Lösimg dieser 
Aufgabe sich unterzieht. Eines solchen einheimischen Verfassers erfreuen sich die beiden 
Aufsätze: „Die Schässburger Bergkirche" und „Die evangelisch - bischöfliche Kirche in 
Birthälm**. 

Die Bürgerburgen nehmen ihren Anfang bei Broos. Die mehr westlich gelegenen Schlösser bei 
Deva, unter dem Retgesat im Gebirge bei Budimora im Hdtzegerthale, bei Värällya am Berg- 
abhange des linken Strehlufers, und andere gehören nicht zu den deutschen oder Sachsenburgen; 
scheinen vielmehr vorrömische Bauwerke zu sein, welche jedoch im Laufe der Zeit mannig- 
fache Umbaue und Veränderungen erfahren haben, wogegen der Bau des starken, runden 
Wachtthurmes auf der Wasserscheide zwischen dem Strehl und den Schylflüssen, beiKrivadia, 
den Römern anheimfällt, so wie vieles Andere im Hdtzegerthale. 

Die deutschen Bürgerburgen sind, von Westen gegen Osten verfolgt, nachfolgende: 

1. Unstreitig beginnen sie, wie gesagt, bei Broos, und nebst dem zu seiner Zeit mit dop- 
pelter Ringmauer, mit Thürmen und Graben stark befestigten Kirchen-Castell ist ganz bestimmt 
auch die westlich sich erhebende Kuppe über den nahen Bröoser Weinbergen, wie es auch der 
ungrische Name Värhely, Schlossberg, andeutet, mit einer Burgfeste gekrönt gewesen. Ver- 
gleiche hierbei die „Denkwürdigkeiten von dem alten Väros und dem neuen Broos**, die bei 
Gelegenheit der Generalversammlung des Vereines für siebenbürgische Landeskunde, 1852 
erschienen sind. 

2. Zwei Stunden südöstlich von Broos entfernt sind bei Sebeshely unter dem Gebirge die 
Trümmer einer zweiten Burgfeste, und zwar, mit einem noch ziemlich gut erhaltenen gothischen 
Portale zu sehen. Denselben gegenüber bemerkt man gleichfalls auf einer Bergerhöhung, 
Kukuis genannt, Grundmauern eines runden Thurmes. 

0* 



44 



Abhandlungen. 



3. Dritthalb deutsche Meilen in östlicher Richtung von Sebeshely wird zwischen Deutsch- 
Pien (in Urkunden Villa Vulcani) und unter Csora an den sich von dort südwestlich erheben- 
den Bergabhängen eine Burg angegeben ; ob aber blos die Benennung eines Burgortes, oder 
auch sichtbare Spuren und Trümmer einer Burg noch vorhanden sind, darüber fehlen 
sichere Nachrichten. Wahrscheinlich wurde die Burg im Jahre 1438, wo Mühlenbach mit der 
ganzen Umgebung von den Türken und Tataren so ]itt und verwüstet ward, auch demolirt, 
sammt dem Kirchen-Castell von Deutsch-Pien, woselbst nur noch Spuren der Fundamente 
von der Ringmauer und von den Thürmen sichtbar sind. 

4. Besser hat sich die von der Stadt Mühlenbach dritthalb Stunden in dem südlichen 
Gebirge gelegene Burg bei Kleinsachsen (Szäsztsor) erhalten. Ueber einem hohen Felsenkegel 
auf der linken Seite des vorbeirauschenden, Goldsand mit sich führenden Sebesflusses , dem 
genannten Dorfe gegenüber, ragen, deutlich in die Augen fö^llend, die graulich-schwarzen 
Ueberreste der Ringmauer, eines Thurmes und mehr anderen zerfallenen Mauerwerkes empor. 

5. Mitten zwischen Mühlenbach und Reussmarkt, von jedem 1 V4 Stunden entfernt, jedoch 
von der Landstrasse weiter gegen das Gebirge hinansteigend, bei Reichau, findet sich auf 
einigen älteren Landkarten Siebenbürgens gleichfalls das Zeichen einer Burgruine, von welcher 
derzeit keine Spuren sichtbar sind. 

6. Bei Relling ist ein sehr festes schlossähnliches Kirchen-Castell; ausserdem sollen noch 
oben am Gebirgsrande Spuren von einer alten Burg vorhanden sein. 

7. Bekannter ist die Burg bei Urwegen. 

8. In Grosspold wurde die, inmitten des volkreichen schönen Ortes, von unseren wackeren 
Vorfahren mit doppelter Ringmauer und mehreren starken Thürmen aufgebaute Burg demolirt. 
Die neue evangelische Kirche, die von Mauern umschlossen im Inneren stand, ist nun fast 
ganz frei und sichtbar. Doch ward eine zunächst der vorbeiführenden Landstrasse isolirt her- 
vorragende massive Bastei nicht abgetragen, und bleibt unberührt als wohlverdientes Denk- 
mal vereinbarter Kraftanstrengung rüstiger Sachsen aus jenen drangsalvollcn Zeiten des 
Vaterlandes. 

9. Die Trümmer der alten Burg von Szelistye sind eigentlich mehr hinauf bei Tiliska zu 
suchen, und auf einem Felsen zu sehen, falls nicht auch im Gebirge des ersteren Ortes eine 
Burg gewesen ist, von der jedoch keine Spuren bekannt sind. 

10. Die Entfernung von Tiliska bis Orlat beträgt andertlialb Meilen. Auch hier ist früher 
eine sächsische Ansiedelung und Burgfeste gewesen. Der Felsenberg nächst dem walachischeii 
Orte, wie es scheint ein abgerissener Theil des nahen Urgebirges, auf dem linken Ufer des 
vorbeifliessenden Cibinwassers, wo gegenwärtig die Kalkbrüche des schönsten weissen Kalkes 
im Urkalkgestein eröffnet sind, wird als Burgort bezeichnet. In dieser Gegend soll um das 
Jahr 1327 der sächsische Ort Winsberg (Mons Cibinii) noch gcstand<5n haben. 

11. Nicht wenig interessant und lohnend ist es, von Hermannstadt aus die dritthalb Stun- 
den entfernten Reste einer zwischen Poplaka und Resinar auf hohem Gebirgsabhange ruhenden 
Burgfeste aufzusuchen. Von den Burgüberresten hat, ausser den Umwallimgen, den vielen 
Gruben und Vertiefungen, wo die Wohnungen gestanden haben mögen, sich äusserst wenig 
erhalten. Die gegen Mittag sanft abgedachte Hochfläche bildet eine lange, in der Mitte stark 
zusammengepresste elliptische Figur, deren südliche Längsseite gegen Resinar, und die 
nördliche gegen Poplaka gekehrt ist. Hier ist die Umwallung noch ziemlich hoch und mit 
tiefen in den Thonschiefer eingesenkten Gräben, aber mit moosigem Wurzel werk durchzogen, 



M. J. Ackner. ßömiscke Alterihümer in Siebenbürgen. 45 

und mit kräftigen Eichenstämmen überwachsen, ganz deutlich zu sehen. Auf der entgegenge- 
setzten Seite und an der östlichen Spitze, die wegen ausserordentlicher Steilheit unersteigbar 
erscheinen, ist die ümwallung verschwunden. Die schwindelige Höhe des schroffen Thon- 
schiefergebildes mag wohl von dem Spiegel des unten rauschenden Gebirgsflusses gegen 
2000 Fuss messen. Am westlichen Scheitelpunct der Ellipse der verfallenen Burgruine erhebt sich 
eine über 40 Fuss ansteigende rundliche Erhöhung, woselbst ein mächtiger runder Wartthurm 
gestanden zu haben scheint. Von Mörtel und Mauerwerk sind nur wenig Spuren zurückge- 
blieben. Der Kopf der Festung ist von dieser Seite mit dreifacher, starker und hoher Umwal- 
lung geschützt. Der Umfang der ganzen Burg misst über 1200 Schritte, und die Breite 70 bis 
80 Schritte. Im inneren Eayon sind zwei parallellaufende Reihen Vertiefungen und Gruben 
erkennbar. Die oberste Reihe zählt 26, die untere blos 20. Am umfangreichsten und tiefsten 
sind die an den beiden Enden sichtbaren. 

Da dieser Gebirgsabhang fast ganz aus Urthonschiefer , der blos hier und dort dem 
Glimmerschiefer sich nähert, und selten in ihm übergeht, zusammengesetzt ist, so könnten, 
wegen der milden Beschaffenheit der Felsart sehr leicht in dieselbe geräumige und wohnliche 
Behausungen eingetieft, und zur Aufnahme und als Zufluchtsort vieler Menschen eingerichtet 
werden, feindlichem Angriffe fast unerreichbar, oder doch im Nothfalle leicht zu vertheidigen. 
Die schützenden Wohnhütten sind längst verschwunden, zerbröckeltes Felsgeröll, mit dünnem 
Grase und üppigem Moose überwuchert, erfüllt die Gruben, und deutet auf ihre Stellen hin. 
Nur die mächtigen äusseren Wälle und Bollwerke sind noch so ziemlich gut erhalten, und ein 
lautsprechender Beweis von Anstrengung und Kraft rüstiger Menschenhände. Ausführlicher 
beschrieb ich diese Burgüberreste im Beiblatte der Kronstädter Zeitung 1850, Satellit Nr. 12, 
13 und 14. 

12. Eine von Hermannstadt in südlicher Richtung zwei Stunden entfernte Burg in Michels- 
berg wird von Hermannstadts Bewohnern häufig besucht, indem sie, durch einen der Freude 
und den Volksfesten gewidmeten Eichenwald hinführend, denselben zugleich eine der lieb- 
lichsten Gebirgspartien darbietet. Am unteren Ende von Michelsberg steigt ein fast ganz 
isolirter Gneisskegel, der durch einen krystallklaren Gebirgsbach vom nahen Urgebirge des 
sogenannten Götzenberges getrennt ist, gigantisch empor. Mitten am Ausgange des Thalgrun- 
des mit riesigem Fusse stehend, scheint er den Eingang in dasselbe, wo hinauf die Häuserreihen 
des volkreichen, von Wallnuss- und Kirschbäumen beschatteten und verborgenen Ortes sich 
ausbreiten, versperren zu wollen. Vieles an dieser Burg ist noch ziemlich gut erhalten, nament- 
lich die Ringmauer, die Thüren und Thore, dann im Inneren der Burg die Kirche mit zierlichem 
aus Grobkalk gearbeiteten gothischen Portale. Von den anderen Wohngelegenheiten daselbst 
sind nur wenige übrig, in welcher der betagte Castellan mit einem grossen Schäferhunde 
hauset. Die meisten sind dergestalt zerfallen und mit Gras und Moos bedeckt, dass man kaum 
die Grundabtheilungen davon wahrnehmen kann. So ist auch das Bassin, welches in den 
Gneissfels zur Auffassung und Aufbewahrung frischen Wassers tief eingegraben gewesen, mit 
Bruchsteinen angefüllt. Vor den letzten unglückseligen Zeitereignissen Siebenbürgens zeigte 
der alte Burghüter noch mancherlei alte Waffengattungen und "Kriegsrüstungen : Lanzen, 
Bogen, Pfeile, eiserne Feuerhaken, Schwerter, Fahnen u. s. w. Von dem ist nichts mehr zu 
sehen, ausser einem zufällig zurückgebliebenen langen tatarischen Schilde. Alles andere ist 
von den ungrischen Insurgenten weggeführt worden. Unverantwortlich ist der Raub. Die 
Anschauung dieser alten Kriegswerkzeuge erregte an Ort und Stelle beijedem Besucher, 



46 



Abhandlungen. 



deren sich wegen der Nähe Hermannstadt's oft viele hier einfinden, immer eigenthümliche 
Gefühle und Gedanken über die kriegerischen alten Zeiten des Vaterlandes. Sie gehörten zu 
den ehrwürdigen Denkmalen und Urkunden der Sachsengeschichte aus einer bewegten drang- 
salvollen Vergangenheit. 

13. Bei dem von Hermannstadt dritthalb Stunden südlich entfernten, in Hinsicht seiner 
wunderschönen Lage höchst anmuthigen Gebirgsorte Heitau werden drei Puncte, zum Theile 
mit noch ziemlich kenntlichen Schlossruinen bezeichnet. Die erste auf dem bekannten Götzen- 
berg, über dessen Gipfel nach Marienburg's Geographie zu Tröster's Zeiten Schlossruinen sich 
befunden haben sollen. Der zweite Platz befindet sich auf einem östlichen Ausläufer des 
Götzenberges, auf einem bewaldeten Bergrücken, der erst sich sattelförmig vertieft, dann zu 
einer kegelförmigen Spitze erhebt, und bald in steiler Abdachung im Thale des Heltauer 
sogenannten Hinterbaches verschwindet. Diese Kuppe wird von den Heltauern mit dem 
Namen der Höngeburg (Hünenburg) bezeichnet. Von dem Fusse derselben fuhrt ein Weg, gut 
genug zur Noth mit einem Ochsengespann befahren zu werden, in schneckenförmigen Win- 
dungen und in Laubgängen von Buchen, durch deren dichtes Gezweig nur einzelne Sonnen- 
strahlen eindringen, bis auf den Platz, auf welchem die Sage sie versetzt hat. Kein Zweifel, 
dass auf dieser Stelle eine Burg gestanden. Alte Leute von Heitau wissen sich noch zu erinnern, 
dass an einem und dem anderen Puncte das Mauerwerk kennbar herausragte, und wollen 
sogar von Bruchstücken steinerner Rinnen gehört haben, die man in der Nahe des Platzes 
gefunden. Von dem ist j^tzt zwar keine Spur mehr. Alles ist mit einem Buchenwalde bedeckt, 
zwischen dessen Stämmen hindurch nur verstohlene Blicke in die Gegenden möglich sind ; 
aber die Ringmauern derselben sind an den wallförmigen Erhöhungen des Bodens in einem 
weiten Kreise kenntlich genug; im inneren Eaume desselben finden sich Vertiefungen, wie sie 
in den verfallenen Ruinen von Schlössern gewöhnlich vorkommen, und wenn man an einigen 
Stellen die Erde aufgräbt, stösst man auf Bruchstücke, die unläugbare Spuren ihrer Verbin- 
dung durch Menschenhand an sich tragen. Der Weg selbst, der zu dem Burgplatze hinauffuhrt, 
scheint uralt, und um der Burg willen angelegt worden zu sein. Von einer dritten Burgstelle end- 
lich auf der mit Weingärten bedeckten Bergspitze, welche in der Hügelreihe zwischen Heitau 
und Westen weithin sichtbar emporragt, und von den Anwohnern mit der verwandten Benennung 
„Höngbrich" bezeichnet wiyd, ist bis jetzt noch nichts bekannt, als die Volkssage von den 
drei brüderlichen Riesen, welche die zwei letztgenannten Hünenburgen mit der Burg auf der 
sogenannten Landeskrone bei Talmesch in einen mythischen Zusammenhang bringt. Vergl. 
Transsylvania, Beiblatt zum Siebenbürger Boten, Nr. 70, 1844. 

14. Bekannter sind die in einer der schönsten Landschaften Siebenbürgens auf hohem 
Bergabhange bei Talmesch mit gleich schönem Namen bezeichneten Ruinen der Landeskrone. 
Ein unfern gegen Südost stehender Zwillings-Berggipfel erhebt sich nächst dem Einfalle des 
Cibinflusses in den Altstrom, beinahe zu derselben Höhe, die Wartburg genannt, oben mit 
Wällen und Schanzen versehen. 

15. Die Burg bei Rakowitz, von den Anwohnern Tsetatye genannt, ist im Vorgebirge 
(Branis) in der Richtung g^ig&DL den Surul, drei Stunden von Rakowitz entfernt. Der Weg bis 
dahin ist durchaus nicht der beste und schwer zugänglich, im Walde unter hohen Buchen bei- 
nahe nicht fahrbar, eine Stunde weit bis an den Ort der Burg kaum zu Puss ersteigbar. Die 
kegelartige, aus weiter Entfernung sichtbare steile Kuppe ragt hervor aus einem waldreichen 
Gebirgsrücken, der mit der Hauptgränzgebirgskette von Ober-Sebis bis gegen den Fuss des 



M. J. Achner. Bömische Alterthümer in Siebenbürgen. 47 

Avrisel parallel läuft, und von dem Hochgebirgszuge getrennt wird durch einen tiefen 
Abgrund, welchen einerseits die Frecker (Valye Avriculus), andererseits die Sebiser Hoch- 
wasser (Valye Sebes) durchrauschen. Der Kegel ist abgestutzt, und bildet ein mit hundert- 
jährigen Buchen und niederem Strauchwerke überwachsenes massiges Plateau, das im Durch- 
schnitte 100 Schritte misst^ und von einem 300 Schritte gezogenen Walle und Wallgraben 
kreisförmig umgeben ist. Unter diesem, etwa 15 Fuss tiefer, nachdem der Kegel an Umfang 
schon bedeutend zunimmt, umkreiset denselben eine beiläufig 700 Fuss lange zweite starke 
Umwallung, mit ziemlich breitem, jedoch gegen Nordosten stellenweise, wegen Steilheit des 
Bergabhanges, unterbrochenem Walle. Ausser diesen noch genau kenntlichen Schanzen oder 
Wällen und Wallgräben, die aber von den nach Schätzen suchenden Menschen sehr durch- 
wühlt erscheinen, bemerkt man keine anderen Ueberreste, kein Mauerwerk, keinen Ziegel und 
keinen Mörtel. Die Nachgrabungen, um die Goldschätze aufzufinden , welche der Sage nach 
hier aufgehäuft verborgen liegen sollen, zeigen sich in tiefen verlängerten Schluchten, die fast 
alle nach einer Richtung, und zwar in radialer nach dem Mittelpuncte der Festung, bewerk- 
stelligt worden sind. Die Erhebung der Bergkuppe möge, gleich jener des Götzenberges bei 
Heitau, etwas mehr als 4000 Fuss Seehöhe betragen. Der Kern des Kegels besteht aus einem 
Homblendegebilde, welches theils plattenförmig abgesondert hervortritt, theils in Polygonen 
bricht. Von diesem Gesteine glaubt man indessen in den unlängst aufgegrabenen Vertiefungen 
einem Mauerwerke nicht unähnliche Felsstücke, ohne Mörtel künstlich zusammengelegt, 
wahrzunehmen. • 

Auf dem oberen Burgplatze, zwischen alten Riesenbuchen hindurch, wird das Auge von 
den herrlichsten Aussichten wunderbar angezogen, nicht nur durch den Blick in das schöne 
grossartige Altthal, sondern auch auf die majestätischen Gränzgebirgs-Kolosse. Der Avrisel, 
der Surul, der Budislav, der Negoy erscheinen mit ihren weissen Schneefeldern und Wasser- 
fällen dem Auge überraschend nahe zu sein. Die Abhänge dieser Bergspitze verlieren sich 
übrigens tiefer abwärts in das Dämmerlicht hoher Buchenwälder und in ein unheimliches 
Dunkel verborgener Schluchten, welche von Hochwild und reissenden Thieren bevölkert sind. 

Die zuletzt bezeichnete Burg ist hier auf der linken Alutaseite die einzige, welche zur 
Mitbewachung des nahen Rothenthurm-Engpasses erbaut und besetzt wurde. Weiter östlich 
scheinen der breite Strom und die von ihm westlich gelegenen, stark befestigten Kirchen-Castelle 
der einzelnen sächsischen Orte und Marktflecken dem Sachsenlande zur Vertheidigung gedient 
und Sicherheit gewährt zu haben. 

Im Osten, gegen Petschenegen und andere Raubvölker, erhoben sich die Felsenburgen bei 
Reps und Sommerburg, und die burgähnlichen Castelle bei Galt, Homorod, Draas u. a. Als 
Rückhalt dieser Stellung die Burgen von Stolzenburg, Burgberg, Kirchberg, Mehburg 
und Kaisd. 

Bemerkenswerth sind die nordöstlich weit vorgeschobenen Burgen des Mikoischen Wal- 
des, welcher sich bis an den Schwefelberg, Büdös, erstreckt, und die an denselben angränzende 
Burg, Bdlvänos (Götzenburg). Der genannte Wald soll, nach Aussage des verewigten Her- 
mannstädter Rectors, Johann Binder, fünf alte Burgruinen entlftilten. Mehr besucht wird die 
Bdlvänos. Vom Büdös durch ein enges Thal getrennt, erhebt sich südöstlich ein 300 Fuss 
hoher Berg, von zwei Seiten mit der trachy tischen Bergkette zusammenhängend, auf der 
Nordseite mit Wald bedeckt, auf der Südseite mit ausgebreiteter Wiesenfläche, dort mit Süss- 
wasser-, hier mit säuerlichen Stahlquellen. Inmitten dieses Berges steigt ein ziemlich hoher 



48 



Abhandlungen. 



Trachytkegel beinahe senkrecht empor, von dessem Gipfel die grauen Ruinen der Bälvänos 
herunterschauen. Der Kegel ist von Buchen und Birken mit Zwischenräumen umgeben. Die 
Besteigung ist äusserst beschwerlich, indem der Berg von allen Seiten steil abfällt, und über- 
dies mit den von der alten Burg herabgerollten beweglichen Steinen übersäet ist. Die Ruine 
hat über 200 Schritte im Umfange, die Mauern sind klafterdick, und die Bauart ganz wie bei 
den altdeutschen Burgen. Auf der Nordseite scheint der Eingang, vielleicht auch die Einfahrt 
gewesen zu sein, jetzt ganz verschüttet. Ein ziemlich langer und breiter Gang führt zwischen 
Mauern, die zum Theile noch stehen, gegen Süden hinauf zu einem zweiten Thore, wovon noch 
Ueberreste vorhanden, und durch dasselbe in das Innere der Burg. Hier standen mehrere Ge- 
bäude, die jetzt in Schutt- und Steinhaufen verwandelt, von Buchen, Birken, Hollunder und weissen 
Weiden überschattet sind. Die Spur von einem verschütteten Brunnen ist deutlich zu erkennen. 
Auf der höchsten Stelle des Burgplatzes erhebt sich ein noch fast vollständig gebliebener vier- 
eckiger Thurm, gegen 50 Fuss hoch, 36 Fuss lang und 24 Fuss breit; die Mauern desselben 
sind weit dicker als die der anderen Bauwerke; er ist oben ganz offen, muss aber mit Woh- 
nungen und Gewölben, deren Zahl und Einrichtung unbestimmt ist, besetzt gewesen sein, 
indem ungeheuere Stein- und Schutthaufen die Wohnstätten bedecken. Schiesslöcher sind keine 
bemerklich, kann also nicht in späteren Zeiten erbauet worden sein. Ob die Oeffnung in die 
Mauer, durch die man jetzt hineingelangt, die wirkliche Thür in derselben gewesen, oder ob 
der Eingang unter der Erde stattfand, bleibt unentschieden. Die Aussicht neben diesem Thurme 
ist unvergleichlich. Auf eine« Seite Wälder und Gebirge, auf der anderen Felder und Thäler, 
im Osten das nahe mit Dörfern besäete Häromszdk, in dessen Mitte die Thürme von Keszdi- 
Väsärhely hervorragen, im fernen Süden ein Theil vomBurzenlande, begränzt von Butschetsch 
und Königstein. 

Gross war die Anzahl der zur Selbsterhaltung gegen Cumanen und Petschenegen, später 
zur Beschützung der östlichen Pässe von Bodsau, Temes und Törzburg zunächst errichteten 
Burgen und Schlösser, welche das gegenwärtige Burzenland oder der Kronstädter District 
umfasst. Von Kronstadt selbst kennen wir noch drei Burgfesten: 

Eine in noch sichtbaren Trümmern auf dem 1200 Fuss hohen Gehänge des Felsenberges, 
Capellenberges , an dessen Fuss das heutige Kronstadt sich ausbreitet; sie war bis in die 
letzte Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts eines der stolzesten Denkmale altdeutscher Ver- 
theidiger gegen feindliche Einfälle. 

Die zweite erhob sich über den 150 Fuss hohen sogenannten Gesprengberg, und bestand 
aus einem für die damalige Zeit starken Rondell, mit Graben und gegen Westen angebauter 
halbrunder Bastei, wie die noch sichtbaren Reste es darthun. 

Von der Stadt gegen Nordost endlich steht der 240 Fuss hohe Schlossberg oder St. Mar- 
tinsberg, und auf seiner Spitze aus der alten Burg eine seit 1553 hervorgegangene viereckige 
Festung mit vier Bastionen, mehreren Wohnungen und Casernen, dann Casematten, einen 
43 Klafter tiefen Schöpfbrunnen, Wall und Graben. 

Dicht über dem schönen Marktflecken Rosenau erhebt sich auf hohem Kalkfelsen eine zu 
ihrer Zeit starke, uneinnehmbare vierte Burg mit kräftigen Thürmen und einem gegen 
80 Klafter tiefen; in das Jura-Felsgebilde eingehauenen Brunnen. 

Unfern von Rosenau werden am Burzenflusse die Ueberreste der Eulenburg ange- 
geben, einer viereckigen Befestigung, welche im Jahre 1345 durch die Tataren zerstört 
worden ist. 



M. J. Ackner. Römische Alterthümer in Siebenbürgen. 49 

Eine vor anderen merkwürdige sechste Festung ist die von Kronstadt in südöstlicher 
Richtung vier Stunden entfernte Törzburg (Dietrichstein) am Eingange und zur Beschützung 
des Passes gleichen Namens. Erweislich ward dieselbe im Jahre 1212 durch den Kreuz- oder 
deutschen Ritter Theodoricus zuerst als ein Bollwerk von Holz angelegt, dann später aber von 
Kronstädter Sachsen im Jahre 1311 auf einem Felsengipfel nach alter Art ziemlich stark und 
fest aufgebaut. Sie wird gegenwärtig von einem Castellan bewohnt und von Trabanten 
beschützt. 

Nicht weniger merkwürdig ist die bei dem von Kronstadt westlich zwei Stunden ent- 
fernten Marktflecken Zeiden gelegene Schwarzburg, deren graue Ueberreste an einem südlichen 
Felsenabhange des hohen Zeidnerberges noch bemerkbar sind. Bedeutend muss ihr Umfang 
gewesen sein, nach Timon. Epit. Rer. Hung., welcher angibt, dass diese Burg dem Stephan, 
einem königlichen Prinzen Bela's IV., als Dux Transsylvaniae, wegen einer mit seinem Vater 
entstandenen Misshelligkeit bis zur Aussöhnung zum Aufenthalte gedient habe. 

Eine andere achte Burg war diejenige, welche Heldenburg genannt wurde, und wahr- 
scheinlich ihre Benennung von dem zwei Stunden entfernten Dorfe Heldsdorf, zu welchem 
dieselbe gehört, erhalten haben mag, indem die dahin sich flüchtenden Heldsdörfer aus ihrem 
Orte manche feindliche Anfälle heldenmässig abwehrten und zurückschlugen. Die Burg lag 
gegen Krissbach, gleichfalls auf hohem und schroffem Felsen, welcher noch ihre Mauer- und 
Thurmüberreste trägt. Vergl. Siebenb. Quart. Sehr., VH, S. 230. 

Bei dem dritthalb Meilen von Kronstadt entfernten Marktflecken Marienburg finden wir 
ferner am östlichen Ende eines von Westen her sich erstreckenden Bergzuges ein mit Mauern 
umschlossenes kleineres Castell. Grösser war die von der ersten Bevölkerung des Burzenlandes, 
den deutschen Rittern, erbaute, derzeit nur noch durch ein Thor mit der Aufschrift „Porta 
latina" und Mauerüberresten am westlichen Rande des Berges erkennbare alte Burg. Vergl. 
Marienburg's Geographie, S. 352. 

Endlich erwähnen wir noch der beiläufig fünf Stunden von Kronstadt östlich bei Nydn 
gelegenen alten zerstörten Kreuzburg (Crucburg). Sie wurde zu Anfang des dreizehnten Jahr- 
hunderts gegen die Cumanen im jetzigen Szeklerlande von den deutschen Rittern, den dama- 
ligen Besitzern des Burzenlandes, erbaut. Noch heutigen Tages wird von den benachbarten 
Sachsen in Terklau Ny^n die Kreuzburg genannt. Vergl. Sieb. Quart. Sehr., VH, S, 236. 

Voranstehende wenigen Bruchstücke von den siebenbürgischen deutschen Burgen, deren 
Mangelhaftigkeit ich nur zu sehr fühle, übergebe ich mit dem Wunsche, dass die ehrwürdigen 
ueberreste derselben bald einen tüchtigen jüngeren Bearbeiter finden, und schliesse mit den 
eigenen Worten dessen, welchen ich dazu wünschen möchte : ^Ehe wir von dem gastlichen 
Reps und seiner hohen Felsenburg, der schönsten des Vaterlandes, Abschied nehmen, sei es 
uns noch erlaubt, den Wunsch auszusprechen, dass eine Geschichte und historische Ausbeute 
unserer Burgen, eine sehr beachtenswerthe Aufgabe für den vaterländischen Forscher, nicht 
mehr allzulange auf sich warten lasse. Die Mauern zerfallen, der Mörtel mit der kündenden 
Inschrift rieselt ab, die Sage schrumpft zusammen, und die papiemen Urkunden vermodern 
in Laden und Archiven. Auch der natürliche einfache Sinn für eine unbefangene Auffassung 
der Dinge nimmt mehr und mehr ab, und eine sentimentale Gefuhlsschwärm^rei tritt an seine 
Stelle, in die wir oft als Kinder, unserer Zeit unbewusst, mit hineingezogen werden, oder eine 
Geistesrichtung, der diese Reste der Vorzeit nur als willkommenes Material zu neuen, prakti- 
schen Bauten erscheint. Alles Grosse, was auf Erden gesehielit, lehnt sich an das warme 

Centr.-Comm. für BnodeDkmale. (AbbnndluDgen.) 7 



I - 



I 



50 Abhandlungen. M, J, Ackner, Römische Alterthümer in Siebenbürgen, 

Bewusstsein einer lebensvollen Vergangenheit an. Friedrich der Grosse und Napoleon wi 
Bewunderer der plutarchischen Helden, und in der classischen Literatur der Deutschen ^ 
der Hauch von Hellas und Italien belebend über die Schöpfungen der germanischen In 
lichkeit hin. Was für Schöpfungen werden unserem sogenannten praktischen Zeitgeiste 
keimen? Wenn ihr daher abtragen wollt die Burgen, die eure Väter mit hartem Schw« 
aufgebaut, so lasst doch wenigstens eine Mauer, einen Thurm noch stehen, dass die Spitze 
Berges nicht gar so kahl hinabschaue in die Thalfläche." 



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lEBER DAS IM JAHRE i851 ENTDECKTE HYPOCAÜSTUM 

DIE INSCHRIFT DER GENS BARBIA ZU ENNS 

VON JOSEPH ARNETH. 



I. DAS HYPOCAÜSTUM. 



(NHT \m TAFELN.) 



hiiu Hypocaustum nennt man jenen gewölbten Ort, der unterwärts durch einen Herd geheizt 
wird, und zwar nicht bloss bei Bädern, sondern auch bei Wohnungen. Es ist dieses griechische 
ins Lateinische übertragene Wort abgeleitet von 67ci (unter) und xa(u), attisch xdo): fut. xatSaai, 
heizen, xaiordc geheizt, öicoxatiorpa ein Herd, ein darübergelegenes Gemach zu heizen; folglich 
ist Hypocaustum ein unterirdisches Heizgemach. 

Einer der gelehrtesten Männer und verdientesten Archäologen, der k. k. Schulrath und 
Professor, Canonicus Regularis von St. Florian, Herr Joseph Gaisberger *) erhielt in den ersten 
Tagen Septembers des Jahres 1851 von dem Cooperator in Enns, Herrn Wieser, einem gleich 



'} Von demselben sind erschienen : A) Philosophisch-archäologische Abhandlungen und Auftätze : Ist das Studium des classischen 
Alterthums auch noch in unseren Tagen unentbehrlich für die Zwecke der wissenschaftlichen Erziehung. (Jugendfreund, österr., 
1S34, Nr. 40 — 41.) — Ueber die Ausgrabungen römischer AlterthOmer zu Schlögen und die Lage des alten Joviacum. (Beitrage 
zur Landeskunde fQr Oesterreich ob der Enns. I. Lieferung 1840.) — Germanische Alterthümer. (Musealblatt 1840, Nr. 2.) — Aus- 
grabung römischer Alterthümer zu Linz. (Musealblatt 1841, Nr. 20 — 21.) — Römische Sepulchrahnonumente. (Zeitschrift des 
Museums Francisco-Carolinum 1843, Nr. 1 — 3.) — Lauriacum und seine römischen Alterthümer. Mit acht lithographirten Tafeln. 
Linz 1846. — Die Oräber bei Hallstatt im österreichischen Salzkammergute. Mit neun lithographirten Tafeln. Linz 1848. — Ovilaba 
und die damit in nächster Verbindung stehenden Alterthümer. Mit vier Tafeln. (Denkschriften der philos.-hlster. Classe der kais. 
Akademie der Wissenschaften, Bd. III, 1852.) — Römische Inschriften im Lande ob der Enns. Linz 1863. — Oeschichte des Gym- 
nasiums zu Linz. (Zeitschrift des Museums Francisco-Carolinum 1855.) 

B) Numismatisoh- historische Aufsätze und Abhandlungen: Medaille auf die Ankunft der Kaiserin EUisabeth Chiistina zu Linz 
1713. (Musealblatt 1840, Nr. 9— 10.) — Medaille auf Gottfried Bessel. (Musealblatt 1840, Nr. 22.) ^ Der Krieg um die spanische 
Erbfolge, insoweit das Land ob der Enns dessen Schauplatz ward. (Zeitschrift des Museums Francisco-Carolinum 1842, Nr. 1, 2, 
3, 7, 8. 9, 10, 25, 26, 27, 28.) — Der Aufstand des baierischen Landvolkes gegen die Kaiserlichen im Jahre 1705, insoweit das 
Land ob der Enns dessen Schauplatz ward. (Zeitschrift des Museums Francisco-Carolinum 1843, Nr. 32^36.) — Geschichte des 
Klosters der Elisabethinerinnen zu Linz. Linz 1846. — Erinnerungen an Franz Ser. Freindaller. (Theologisch-praktische Quartal- 
schrift I. Bd., 2. Hft. 1848.) — Sämmtliche Quartalberichte über das Museum Francisco-Carolinum vom Juli 1835 — Juni 1839 
im österreichischen Bürgerblatte und die Artikel: Zur Chronik des Francisco-CaroUnum^s im MusealbUtt 1839 — 1841. Vergl. Alma- 
nach der kais. Akademie der Wissenschaften vom Jahre 1854, S. 292. 

7* 



52 Abhandlungen. 

eifrigen Seelsorger, wie den Wissenschaften ergebenen Geistlichen, ein Schreiben, in dem ihm 
bekannt gemacht wurde, es seien ganz nahe bei Enns mehrere Gräber und auch eine Ruine 
unter der Erde entdeckt worden, aus der schon mehrere Säulen herausgezogen wurden. 

Da ich eben in St. Florian weilte, hatte Herr Prof. Gaisberger die Güte, mir das Schreiben 
des Herrn Wieser mitzutheilen. Wir beschlossen so bald als möglich von St. Florian nach Enns 
zu gehen. Da aber sämmtliche Entdeckungen im fetten Ackerboden lagen und dem Himmel 
mächtiger Regen entströmte, Herr Prof. Gaisberger aber durch den Anfang der Scliulen zu 
Linz gehindert war, sich selbst nach Enns zu begeben, eilte ich, sobald die Felder einiger- 
massen zugänglich waren, allein dahin, um die Entdeckungen in Augenschein zu nehmen. In 
der Kirche von St. Lorenz wartete ich auf Herrn Wieser, der mich zu den Ausgrabungen zu 
geleiten versprach. 

Es gibt nicht bald einen merkwürdigeren Ort als dieses Earehlein des heiligen Laurenz. 
Bevor man es betritt, sieht man im Panorama die Thürme von St. Florian ragen, hat vor sich 
gegen Norden die Granitberge, zu deren Füssen die mächtige Donau ihre Fluthen rollt, gegen 
Osten die Stadt Enns, auf einem grossen Schlierhügel hingebaut, an dessen östlicher Abdachung 
die Enns ihre klaren Gewässer in die Donau trägt. Die Kirche des heil. Laurenz stammt nach 
dem Mittelschiff und der schmäleren Abseite (Apsis) zu urtheilen, aus dem dreizehnten Jahr- 
hundert; vermuthlich ist sie an der Stelle gebaut, wo der älteste Bischofsitz in Oesterreich 
aufgerichtet worden war, nämlich jener des Bischofs von Lorch, der wahrscheinlich, wie Enns, 
durch die Avaren im Jahre 737 zerstört wurde. Ausser der Bauart der Kirche selbst, fesseln in 
derselben einzelne Trümmer von bemalten, vermuthlich aus dem 15. Jahrhundert herrüh- 
renden, Glasscheiben in den hohen Fenstern der Südseite. Der aus dem 15. Jahrhundert 
stammende Chor — an einem der äusseren Strebepfeiler ist die Jahreszahl 1474 angebracht — 
weiset eines der schönsten und zierlichsten Sacramentshäuschen, vom Jahre 1480, welche Zahl 
eine Gestalt, vielleicht der Bildhauer, auf einem Streifen hält. Lässt sich dieses Sacramentshäus- 
chen auch nicht mit den prächtigen in den Kirchen zu Nürnberg vergleichen, so ist es doch ein 
wahrer Ausdruck sinniger Frömmigkeit und grosser Technik; denn die Engel, welche das 
Schweisstuch und den Rock Christi halten, sind vortrefflich gearbeitet. Im Hintergrunde der 
Kirche ist ein Communicantenaltar, an dessen Seite abermals ein kleines Sacramentshäuschen 
für das Ciborium vom nämlichen Jahre steht, wie jenes im Chore. Sonst fallen in der Kirche noch 
manche sehr alte Grabsteine aus dem 14. Jahrhundert auf, die leider alle, das Kirchenpflaster 
deckend, der Verwetzung durch das Daraufgehen ausgesetzt sind. Solche Steine sind mehr 
oder minder Monumente, welche, wenn möglich, ausgehoben und an die Wand gestellt werden 
sollen, wie schon hie und da, und namentlich bei den Schotten in Wien geschehen ist. 

Ein besonders merkwürdiger Schmuck der Kirche des heiligen Laurenz ist auf der nörd- 
lichen Abseite die Begräbnisscapelle der Schärfenberge. Bernhard von Schärfenberg steht auf 
seinem Cenotaph von rothem Marmor in voller Eüstung, in der rechten Hand eine Fahne, in 
der linken einen Helm, wahrscheinlich als Feldhauptmann von Oesterreich ob der Enns, der 
er 1476 geworden^), abgebildet in ganzer Manneskraft, gestorben 1513; und zum schauder- 
haften Gegensatze liegt auf der Tumba der Leichnam des auf der Wand in hoher Kraft pran- 
genden Mannes, ebenfalls in rothem Marmor ausgehauen, herum Schlangen, Eidechsen, Kröten, 
von denen eine selbst im Leibe des Verstorbenen sich eingenistet. Aehnliche* Vorstellungen 



J) Hoheneck, Qcnealogic, II, 300, 301. 



e7. A7'neth. Hypocatcstum zu Enns. 53 

sind im 15. bis 16. Jahrhundert nicht selten, z. B. der Todtentanz Holbein's in Basel *), die 
dances macabres ou de morts in Frankreich *). Eine fast gleiche wie in Enns sah ich in Baiern, 
unweit Nördlingen. Neben den Monumenten des Bernhard von Schärfenberg, Siegers gegen 
die Böhmen bei Grein 1478, aus deren Beute er das beste Pferd erhielt, der Sohn des Kaisers 
jedoch das weisse^), ist noch jenes seiner ersten Gemahlin, einer gebornen Starb emberg, welche 
1489 starb; ferner sind noch zwei Denkmale der Schärfenberge in dieser Capelle '*), dann 
auch Lanzen und Fähnlein. 

Nachdem ich mich auf diese Weise in der Kirche umgesehen und im kleinen Raum 
zusammengedrängte Monumente aus dem 13., 14., 15. und 16. Jahrhundert geprüft hatte, 
erschien aus Enns herbeigeeilt Herr Wieser, mit dem ich nochmals die merkwürdige Kirche 
durchschritt und auf dem Gottesacker ein schönes ewiges Licht — das freilich einer Restau- 
rirung bedürfte, um ferneren Unbilden des Wetters widerstehen zu können — besah. Ferner 
besichtigten wir die weite Fläche, auf der Lauriacum stand, und die mich an jene, wo Aquileja 
war, erinnerte. „Bald" sagte Herr Wieser, „sind wir beim Hypocaustum". 

Nach wenigen Minuten, in denen man auch die Stelle, in welcher das Praetorium des 
Lagers stand, beobachten konnte, waren wir vor dör Oeffnung angelangt, die ein Pferd beim 
Ackern veranlasste. Es war in der That ein überraschender Anblick , in dieser Vertiefung 
stehend, ein sehr weit sich erstreckendes Gewölbe auf kleinen Säulen ruhend, zu erblicken, 
worüber seit so vielen Jahrhunderten der Pflug ging. Es fielen mir sogleich die Verse ein: 

... et tempus veniet, quum finlbus illis 
Agricola, incurvo terram molitus aratro, 
Exesa inveniet scabra robigine pila, 
Aut gravibus rastris galeas pulsabit inanis 
Grandiaque cffossis mirabitur ossa sepulcris. 

denn um die Zeit, in welcher der Dichter sein unsterbliches Gedicht vom Landbau, woraus 
diese Verse genommen sind ^), mit wahrhaft dichterischer Begabung schuf, drangen die römi- 
schen Heere in unsere Gegenden , und unterwarfen ihren Gesetzen und Gewohnheiten die 
Bewohner desselben. Ich suchte in der Mitte einer so schönen Natur, auf so fruchtbarem 
Boden, umgeben von Beweisen der merkwürdigsten Natur- und Geschichtsereignisse, und 
selbst eines der ansprechendsten der letzteren, Alles, was in meinen Kräften stand, anzu- 
wenden, um die wissenschaftliche Benutzung sowohl, wie die für jeden Gebildeten anzustre- 
bende Bereicherung seiner Kenntnisse zu befordern. Von meiner Abreise gedrängt, glaubte 
ich unter anderen zu dem Mittel meine Zuflucht nehmen zu sollen, die vor allen anderen 
geeignet sind, die öffentliche Aufmerksamkeit auf einen solchen derselben nicht unwürdigen 
Gegenstand zu leiten, deshalb schrieb ich folgenden kurzen Aufsatz, um den neuen Fund 
bekannt zu machen , der zu den merkwürdigsten Gegenständen Ober-Oesterreichs gehört. Der 
Aufsatz erschien sogleich nach meiner Einsendung in der Linzer Zeitung Nr. 217, S. 894 in 
folgender Art: 



') Frenzel und Schlotthauer , Todtentanz 1831, 1832. — Fiorillo, Oeschichtc der zeichnenden Künste in Deutschland; IV. — Naglcr, 

Kfinstler-Lexikon, Art H. Holbein. 
2) Du Sommerard. Les arts au moyen äge, V. 156. — Album, 6 S^rie, pl. XXII. XXXVI. 
5) Preuenhnber, AnnaL Styriens. , 129. 

*'} Dr. Eduard Freiherr v. Sacken. Die Kirche St. Laurenz in Lorch. Wien 1852. 
^) Virgil, GeoTgicon, 1.493 — 497. 



54 



Abhandlungen. 



„Jeder gebildete Österreicher kennt den Namen der alten römischen Stadt Lauriacum. 
Sie lag im Dreieck, welches die Donau und die Enns vor ihrer Vereinigung bilden. Zwischen 
der monumentreichen Kirche St. Laurenz und der Strasse nach Mauthausen, ganz in der 
Nähe des Meierhofgartens des Fürsten Auersperg, wurde im August d. J. durch Zufall einer 
der auffallendsten Beweise der Existenz der alten Stadt Lauriacum entdeckt. Dieser Beweis 
besteht in einem 4 Schuh unter der Erdoberfläche befindlichen Gewölbe, welches, soweit man 
bis jetzt urtheilen kann, von einem Hypocaustum — unterirdischen Beheizung — eines d^r 
ausgedehntesten Bäder herrührt. Ein Raum von mehr als achtzig Klaftern Ausdehnung scheint 
auf Säulen zu ruhen. Die bis nun ausgegrabenen und die sichtbaren Säulen, alle von Granit, 
welcher in dieser Gegend nur auf dem Knken Donauufer vorkommt, haben eine Höhe von 
4 Schuh und stehen von einander 2 Schuh entfernt, lieber diesen Säulen ist ein Gewölbe 
von Ziegeln, von denen viele mit der Schrift LEG. IL bezeichnet sind, wodurch sie 
sich als Arbeit der zweiten italischen Legion, welche in dieser Gegend ihr Standquartier 
hatte, zu erkennen geben. Unter diesem Ziegelgewölbe ist ein Estrich von gestossenen Ziegeln. 
Der bis nun aufgedeckte Raum von ungefähr 8 Klaftern hat 24 Säulen zum Vorsjchein 
gebracht, woraus man schliessen kann, dass eine grosse Anzahl noch vorhanden sein müsse. 

Es ist bekannt, dass auf solchem Estrich in Bädern nicht selten die schönsten Mosaiken 
ausgeführt wurden, wovon herrliche in Rom, in den Bädern des Titus, des Diocletian und ins- 
besondere jene vortrefflichen des Garacalla mit der Fechterschule, unwidersprechliche Zeugen 
sind. Dieser Estrich und diese Mosaiken wurden durch das im Hypocaustum angebrachte 
Feuer erwärmt. 

Die Mosaiken von Salzburg, von Siebenbürgen, die Funde aller Art an Münzen, an 
geschnittenen Steinen, an Pasten, Bronzen und Inschriftsteinen beweisen eine hohe Gultur der 
Römer, selbst in den vom Mittelpuncte entferntesten Theilen des römischen Reiches. Vieles in 
den BequemKchkeiten des Lebens war ihnen bekannt, was wir nur nachzuahmen brauchen 
oder worauf wir erst kommen müssen. 

Bei Betrachtung von Werken einer mehr als fünfzehnhundert Jahre von uns getrennten 
Zeit, die vermuthlich seit dem 8. Jahrhundert gänzlich zugedeckt waren, fühlt man das Lehr- 
reiche der Geschichte, deren Kenntnisse einen so grossen Zeitraum zu beleben im Stande sind. 

Im österreichischen Italien, in Istrien, Croatien, Ungarn und Siebenbürgen , in anderen 
Theilen von Unter- oder Ober-Oesterreich , in Salzburg befindet sich, so viel mir bekannt ist, 
keine Merkwürdigkeit dieser Art, welche daher einen nicht unwichtigen Beitrag zu den Resten 
des römischen Lauriacums bildet." 

Diese Worte, den Abend vor meiner Abreise ohne diessfällige Bücher, bloss aus dem 
Gedächtnisse und nur in der Absicht geschrieben, die Aufmerksamkeit darauf zu leiten, sind 
bisher in keinem Puncte als irrig befunden worden. 

Ich verschwieg das berühmte Hypocaustum zu Altofen, welches von Stephan Schönvisner, 
einem ausgezeichneten Gelehrten aus der an berühmten österreichischen Männern der Wissen- 
schaft so reichen Periode der Kaiserin Maria Theresia , vortrefflich beschrieben wurde , des- 
halb, weil mir von glaubwürdigen Männern gesagt wurde, es sei dieses Hypocaustum ganz 
vernachlässigt. Später, am 23. November erfuhr ich von einem Freunde der Wissenschaften, 
welcher sie durch Einfluss und Theilnahme fordert , Folgendes : 

„Einer jener Zufälle, die uns unwillkürlich an eine Art von second-sight erinnern, führte 
mich in denselben Stunden, in denen mir Ihr Schreiben überbracht wurde, nach Altofen, wo 



J. Arneth. Hypocaustiim zu Enms. 55 

ich das von Schönvisner ^) beschriebene Caldarium besuchte. Ich kann daher Ihre Anfrage aus 
eigner Anschauung und frischer Erinnerung beantworten : Der Zugang zu demselben, der 
sich mitten in einer der frequenteren Strassen befindet, ist durch ein steinernes Häuschen, das , 
in der Regel verschlossen ist, geschützt, so dass ausser der Feuchtigkeit, die durch die Erde 
eindringt — jetzt wohl auch durch das etwas schadhafte Dach Eingang findet — keine absicht- 
liche oder zufällige Beschädigung stattfinden konnte. Eine wesentliche Veränderung dürfte 
daher seit Schönvisner wohl kaum damit vorgegangen sein ; ich benütze übrigens diesen Anlass 
im Wege der Kammer als vormaligen Grundherrschaft, auf die Ausbesserung des Daches und 
die Erhaltung dieser interessanten Reste .einzuwirken." — Zugleich wurde mir berichtet, dass 
auf der Donau-Insel, wo eine Schiffswerfte der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft war, und 
welche früher ohne Zweifel mit dem Ufer, wo Aquincum stand, zusammenhing, ein Caldarium 
entdeckt worden sei; so auch im Weissenburger Comitate inCsurgö, einer Besitzung des Grafen 
Georg Kdroly^), das Estrich bei ersterem ist mit Ziegelplatten bedeckt, deren einige in das 
Museum gelangt sind , und mit einer Art rustica , wie sie in den Massmann'schen tabulis ceratis 
vorkömmt, eine Inschrift enthalten, die ganz leserlich, aber durch Unterbrechung ihrer Folge 
ohne Sinn, ist. 

Nach diesem zu urtheilen ist das Hypocaustum in Altofen eines der best erhaltenen, so 
wie es gewiss eines der best beschriebenen ist; sonst sind noch gut beschrieben das zu Buxon- 
ville und zu Lichtenberg bei Zweibrücken im Elsass^), zu Badenweiler^), überhaupt die in den 
Rhein-, Neckar- und Moselgegenden ^) vorkommenden, so auch zu Rottenburg am Neckar 
unweit Tübingen*^), zu Saint Cernin (Departement de la Corr^ze) in Frankreich^). Ausser 
diesen ist mir aus einem vorzüglichen Manuscripte von Anton Roschmann — Inscriptiones 
Romanae etc. — bekannt geworden, dass auf den schon vor dreihundert Jahren lebenden aus- 
gezeichneten Tiroler, den Dichter Johannes Putschius, die Ueberbleibsel bei Nussdorf einen 
80 grossen Eindruck machten, dass er sang: P. 2. 1. 2. c. 13. 

Hinc nos de Carnis in Norica venimus arva 

Et legimus forti Teutona regna pede 
Utque Dravi potamus aquam , Loncina videmus 

Moenia^ Romanaque atria facta manu 
Nunc Romanorum palatia demiramur. 

Roschmann fand jedoch im Jahre 1746 nichts mehr vor, was mit dem Dichter Putschius 
einigermassen im Einklänge wäre, er sah nichts mehr als nach Abräumung der fruchtreichen Erde 
die unterirdische Beheizung des Gewölbes; auf einigen Theilen desselben waren Mosaikarbeiten 
aus weissen Steinen mit schwarzen Linien und auf anderen solche mit schwarzen Steinen und 
weissen Linien; ich sah femer aus dem angeführten Roschmann'schen Manuscripte, das wahr- 
ßcheinlicli bald auf Kosten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften veröffentlicht werden 



') De ruderibus Laconici oaldariique romani etc. Budae 1778. 4. 

*) Zu Csopaik bei Füred wurde 1849, nach einer Mittheilung des dortigen Gutsbesitzers Johann Kösa, ebenfalls ein Caldarium 

entdeckt. 
^) Schoepflin, Alsatia ülustrata. Colmariae 1751, p. 539. 

*) Sehuch, Privat- Alterthümer der Römer, 639. — Hirt, Geschichte der Baukunst, m., 247, tab. XXIV. 
^) Braun, Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden in den Rheinlanden, 11., S. 42, Vf., S. 115. 
^ Jaumann, Colonia Sumlocenne. 
^) Limausin, Observations et m^moires de la soci^t^ des antiquaires de France, XIX., 393. 



56 



Abhandlungen. 



wird, dass auf den Ruf, ep seien zu Nussdorf bei Lienz in Tirol Ruinen antiker Gebäude ent- 
deckt worden, vom Kaiser Franz im Jahre 1753 der Architekt Joseph Anton Nagel dahin 
. abgeschickt wurde, welcher eine Aufnahme davon machte und selbe, nachdem er sie dem 
Kaiser gezeigt hatte, Hrn. Roschmann zuschickte; aus derselben geht hervor, dass es gleichfalls 
ein Hypocaustum sei, welches mit Mosaik überdeckt war. In Salona in Dalmatien wurde ein 
ähnliches gefunden, wie ich aus dem Plane des alten Salona des Hm. Professors Lanza sah, 
doch wurde dieses bald wieder zerstört. Das Volk im Gebirge ist immer phantasievoller als in 
der Ebene, daher sieht der Tiroler in den Gewölben, welche den Mosaikboden tragen und 
deren Säulen selten über zwei Schuh hoch sind, Wohnungen für Zwerge — das Zwergen- 
gebäu — die Zwergenstadt, wie schon Roschmann berichtet und B. Weber — das Land Tirol, 
n, 161 — erzählt, dass Zwerge oft bei Nachtzeit aus ihren Gruben steigen und den späten 
Wanderer necken. 

Der Plan befindet sich noch beim genannten Manuscripte Roschmann's in der Bibliothek 
des Ferdinandeum's. Er sieht dem in der Beilage befindlichen von Hrn. Niedermayer verfertigten 
bei Enns sehr ähnlich. Herr Niedermayer hat sämmtliehe Zeiclmungen und auch Beschreibun- 
gen mit dem grössten Fleisse zu Stande gebraclit. 

Von den Prachtbädem in der Hauptstadt der damaligen Welt , von denen des AgrippaM, 
des Nero ^), des Titus^), Caracalla^)^ Philippus, Diocletian, Constantin, von denen zu Pom- 
peji*) und von den Bädern überhaupt*^), so wie von der Methode ihrer Heizung Umgang neh- 
mend und diese Gegenstände Technikern vom Fache überlassend, will ich nun den Fortgang 
der Untersuchungen zu Enns nach ämtlichen Älittheilungen erzählen , welche von Hrn. Profes- 
sor Gaisberger und dem Gustos des Linzer Museums, Hrn. Ehrlich, unterzeichnet sind. 

Die nächste Umgebung von Enns bietet in geognostischer Beziehung die Ablagerungen 
des älteren Diluviums, dessen Bänke vom Conglomerat sich bis zu einem massigen Hügel von 
905 Fuss über die Meeresfläche am St. Georgenberge erheben, worauf die Stadt gebaut ist. 
Vom Gewässer des gleichnamigen Flusses durchschnitten, finden sich auch diese Bildungen an 
dem Ufer desselben biosgelegt; vom Süden her in Form einer Terrasse wird diese in nördlicher 
Richtung gegen das Alluvialland niederer und erscheint nun mit einem Höhenunterschied 
von 23 Fuss über den jungen Anschwemmungen in einer ebenen Fläche, deren schon von 
Natur aus günstige Lage die Römer in ihrer norischen Provinz bei dem Standquartiere in 
Laüriacum zur Anlage eines Castrums wählten , von welchem die Gräber zum Theil gegen die 
Stadt- und Donauseite erhalten und sehr gut erkennbar sind. 

Sind gleich an mehreren Orten dieser classischen Gegend Ueberreste ^us der Römerzeit 
aufgedeckt worden , wie z. B. auf dem südlichen Gehänge des nahen Eichberges durch Herrn 
Cooperator Wieser in Enns bei zwanzig Gräber, im Meierhofe des Hrn. Vorauer ein wohler- 
haltenes Monument u. s. w. ; so war doch immer der Platz innerhalb des bezeichneten Castrums 
derjenige , worauf die meisten Funde besonders in Münzen gemacht wurden. 

Hier sank am 23. October 1850 auf einem zur Pfarrei gehörigen Acker ein Pferd etwas 
ein, wodurch die Wölbung eines römischen Grabes durchbrochen wurde. Im Juli 1851 führte 



>) Dio Cassius Uli. 27. 

'), 3) Antiche camere Esquiline. 

*) Blouet, Thermes de Caracalla. Introduct. VIII. 

*) Gell, Pompejana. 

ß) Baccius de thermis. Oronovius, thesaurus antiquit Rom. XII. 280. — Becker, Qallus III. 49. 



J. Arn etil. Hypocaustum zu Enns. 57 

eine ähnliche Veranlassung auf den benachbarten, mehr östlicheu Feldern des Hrn. Fürsten . 
von Auersperg zur Entdeckung eines anderen interessanten Gegenstandes, nämlich eines 
Hypocaustums. 

Die darauf vom Herrn Fürsten eingeleiteten Aufgrabungen v^aren von den folgenden 
Vorkommnissen begleitet. Auf der zuerst aufgedeckten Stelle in einem Umfange von vier 
Quadratklaftem kam man auf einen bloss aus Lehmmasse roh geformten Feuerherd , worauf 
sich Asche und Geschirrtrümmer befanden ; anstossend an den Herd zeigte sich ein von den 
Säulen getragenes Gewölbe, wovon die vorhandenen Ziegel %^/^ Zoll lang, b^/^ Zoll breit, und 
— der Länge nach — auf einer Seite ly^ Zoll, auf der anderen 1 Zoll dick sind. Sie sind fest 
und aus einer gleichförmigen, feinen Lehmmasse geformt, zum Theil ohne Bezeichnung, theils 
auch mit dem Stempel LEG H I versehen. Drei Stücke fuhren nebst diesen noch mit irgend 
einem scharfen Instrumente in die noch weiche Masse nur flüchtig geschriebene, noch unent- 
ziflferte Aufschriften. Andere Ziegel fanden sich in etwas grösseren, quadratischen Platten; ein 
einzelner schuberartig mit oben an jeder Seite angebrachten Ansätzen, unten entsprechende 
dreieckige Ausschnitte, wie zu irgend einer Abschliessung vorgerichtet ; ferner einzelne Frag- 
mente von Wärmeleitungsröhren. 

Das auf den Säulen ruhende Gewölbe war zum Theile eingestürzt und durch die veran- 
stalteten Arbeiten gewann man 74 Säulen, sämmtlich aus Granit — 24 derselben bestehen aus 
einem Stücke, die meisten aus zwei — die Höhe der Säulen sammt den Capitälern beträgt 
3' 4", der Durchmesser des Säulenschaftes 13". Uebrigens fand sich bei der Anwesenheit der 
Herren Gommissionsmitglieder am 8. October der ganze Platz bereits wieder geebnet, die 
OeflBiung geschlossen, die Säulen, Ziegeln u. s. w. sorgfältig aufbewahrt. 

Nach am 8. Octqber veranstaiteter sorgfältiger Untersuchung stellte sich hervor: der 
Untergrund ist Diluvialsehotter und Sand, darüber eine Art Estrich von 6 Zoll Dicke aus 
einer kalkigen Lage bestehend, dann eine von grobem Geschiebe mit wenigen Ziegeltrümmerp, 
über diese wieder eine Kalklage, die oberste Fläche darstellend, worauf der Sockel der Säule 
ruht. Die Bogenhöhe vom Estrich bis zum Scheitel des Gewölbes beträgt 3' 8", die Entfernung 
der Säulen 2' 1". Das Capital der Säulen trägt eine 6" starke Wölbung aus Ziegeln; dieser 
aufliegend eine 9" mächtige Lage eines aus Kalkmasse und vorherrschend kleinen Ziegelfrag- 
menten, so wie aus einzelnen Rollsteinen zusammengesetzten künstlichen Conglomerats u. s. w. 
Eine Säule wurde auch aus Ziegeln gemauert vorgefunden. Ueber der Fläche des Estrichs 
liegt drei Schuh mächtig die Dammerde, welche auch an der Oberfläche des betreffenden 
Ackers sich durch eine sanfte Wölbung von der gewöhnlichen Ebene anderer Aecker unter- 
scheidet. Die Ausdehnung erforschte der fürstliche Gärtner von 80 Klaftern gegen den Wall 
der Stadt in der Länge, 18 Klaftern in der Breite gegen den fürstlichen Garten. 

Der Herr Statthalter des Landes ob der Enns würdigte die eben bezeichneten Ruinen 
dreimal seiner Aufmerksamkeit, und der Herr Fürst Auersperg gewährte bereitwillig die 
Erlaubniss, die archäologische Untersuchung fortzusetzen, wozu das hohe Ministerium der 
öffentKchen Bauten im Sinne der allerhöchsten Entschliessung über die Erhaltung der Bau- 
denkmale vom 31. December 1850 die Einleitung traf. Die Untersuchungen wurden vom 
10: November bis 6. December 1851 fortgesetzt, deren Ergebnisse in Betreff der Ausdehnung 
und Verzweigung Blatt I ausweiset. Aus den daselbst aufgefundenen und sehr sauber auf 
8 Tafeln gezeichneten Gegenständen sind sehr wenige von besonderem Werthe. Dass eine 
starke Beheizung stattfand, beweisen die noch vorhandenen mächtigen Aschenschichten. Die 

Centr.-Comm. für Bsudeokmaie. (Altbnnclluiigen.) 8 






58 



Abhandlungen, 



bis jetzt dort aufgefundenen Münzen rühren von Gallienus, Aurelianus, Nunierianus, Valen- 
tinianus her, also von 254 bis 375 nach Christi Geburt. 



ERKLÄRUNG DER BEILIEGENDEN TAFELN. 



T. Situationsplan der Umgebung des Hypocaustum : 

a) Umwallung des Castrum in fast viereckiger Gestalt zu Maria am Anger bei Enns; 

b) Lage des ausgegrabenen Hypocaustmn. 

II. Der Grundriss des aufgedeckten römischen Bauwerkes: 

a) ein Theil des noch bestehenden Heizungsraumes mit auf Säulen ruhendem Gewölbe 
und darüber befindlichem Estrich; 

b) eine 18' lange OeflFnung, in welcher die Wärmeleitungsröhren aufgeführt waren, und 
einzig an dieser Stelle noch ausgearbeitete zum Vorscheine gekommen sind ; 

c) ein geschlossener Raum von 3® 5' 6" Länge, und 2^ Breite, aus welchem 

d) der Rauchabzugscanal ins Freie führte; in diesem Räume waren Säulen von halber 
Höhe, wahrscheinlich aus Mangel des Vorrathes zur Stützung des Gewölbes verwen- 
det , und zur Erlangung der gehörigen Gewölbshöhe, wie bei den ganzen Säulen , mit 
gothischen Bögen versehen; bei der Abschlussmauer nächst den verzeichneten 6 Säulen 
dürften zu Folge des dort getroffenen vielen Flammrusses Leitungsröhren, wie bei b 
bestanden haben ; 

e) gleichfalls ein ganzer Raum, 3® 1' 6" lang und 1^4' 9" breit, zu welchen aus dem anstos- 
senden grossen Räume sich eine niedere überwölbte 

f) Oeffnung zeigte; keine Säulen fanden sich in diesem mehr vor, dagegen aber noch 
Spuren des Gewölbansatzes und des an der Mauer klebenden Estrichs vorhanden sind ; 

g) zeigt wieder einen besondem Raum, jedoch sind an der Ecke schon wie sonst an 
anderen Stellen keine Säulen zum Vorschein gekommen; eine weitere Aufdeckung 
hinderte hier die gelagerte Masse des ausgehobenen Materiales. 

h) Bei h wurde eine kreisförmige Mauer aufgedeckt, die in der Verfolgung einen Halb- 
kreis bildet, an diesen stosst 
i) der Raum ^, welcher nach den an den zwei langen Seitenmauern ersichtlichen Wie- 
derlagem überwölbt war. Die eine der zwei Seitenmauem bildet gegen die Quermauer 
4' 6" entfernt eine Ecke, aller Wahrscheinlichkeit einen Eingang in die Beheizungsiocale, 
weil an der Kreismauer der einen Seite ein erhaltenes vollständiges 

k) Mauerwerk k sichtbar ist; die entgegengesetzte Seite aber zerstört, sohin die Weite 
und Höhe der Oeffnung nicht zu ermitteln. 

l) Bei / führt die Mauer in gerader Linie von der Hauptecke des grossen Raums ; weiter 
aufwärts fort ist eine bestandene Quermauer erkenntlich, welche jedoch gleich vielen 
anderen Stellen bis auf den Boden-Estrich abgebrochen ist. Dass in der Nähe dieser 
Räume angearbeitete Wärmeleitungsröhren oder vorzüglich Heizungen bestanden 
haben, beweisen die in dem Räume i und 

rn) der Stelle m aufgefundenen ganzen Röhren und eine Masse derselben Fragmente, 
welche mit einem Legionszeichen (Blatt III, 11) versehen sind. 

n) An der Stelle n waren ebenfalls solche Röhren und Stücke gelagert, die übrigens viel- 
seitig unter dem Bauschutte , der in Folge der Zerstörung schon mehrmals umgearbeitet 
worden ist, häufig zum Vorschein kommen und die auf die vielfache Verwendung und 
Bestehung derselben hinführen; 



J. Arneih. HypocaiLstmn zu Eniis. 59 

o) der 28" lange Canal, in welchem viele versunkene Stellen bestehen, die zurVermuthimg 
fiihren, dass in demselben viel Wasser abgeleitet und dadurch der Grund viel aufge- 
weicht wurde; dieser Canal ist im Lichten 15" weit mit Ziegeln gepflastert, und mündet 
in einen grösseren, 24" weiten, 16" tiefer liegenden quer auf 
p) diesen führenden Canal j? ein; zunächst dieser Stelle liegt ein grosser 

u) Granitstein mit u bezeichnet, 5' lang, 2^ breit und V/^ dick, mit einer künstlich einge- 
arbeiteten Vertiefung versehen, daher er zu einem besondern Zwecke gedient haben 
musste ; 
. q) bildet einen besondem Localraum mit zwei aufgefundenen halben Säulen, erstreckt 
sich ebenfalls wie der grosse anstossende Raum in den forstlichen Garten hinein, daher 
die Forschung und Aufdeckung hier beschränkt, nicht weiter ausgedehnt werden konnte; 

r) ein voller compacter Mauerkörper, auf welchem ein Thurm gestanden zu haben scheint. 

s) In diesem Räume, dessen Seitenmauern theilweise bis auf den Grund abgetragen sind, 
ist vorzüglich Asche mit Kohle und Flammruss in Schichten — eine bereits 2' hoch 

— unterbrochen mit verbranntem Bauschutt, Ziegelstücken abgelagert, und scheint 
dieses Locale vorzüglich zu diesem Zwecke bestimmt gewesen zu sein. 

t) Bei t befindet sich unter der gegenwärtigen Erdoberfläche 27" tief ein geschlagener 
Estrich ordinärer Qualität, ausserhalb der Mauer; derselbe dürfte zur Ableitung des 
Regen- und Schneewassers , oder auch zur Erhaltung eines reinKchen Vorplatzes um 
das Gebäude gedient haben. 

v) Die beiden Mauern v sind rückgelassene Bestandtheile und führen zu keinem genügen- 
den Aufschluss des einstigen Baubestandes; es liegt auch der Urgrund höher als an 
anderen Stellen, nur dass zwischen demselben eine 9" hohe Lage Asche vorgekommen ist. 

w) An der Stelle w wurde bei der Aufdeckung 4' 9" tief wohl auf einen Estrich gestossen 

— er war ordinärerer, gröberer Gattung — aber gegen das Gebäude zu schon zer- 
stört gefunden. Auf diesem Estrich befand sich jedoch eine bereits 6" hohe Lage 
Flammruss, über selbem Bauschutt mit kleiaeren Ziegelstücken in gemengter Weise. 

x) Bei X wurde zur Forschung in Bezug der Ausdehnung des Gebäudes eine Aufdeckung 
gemacht, es zeigte sich aber nach Wechsel weiser Anschüttung in einer Tiefe von 
5' Schotter als Naturgrund. 

y) Auf dem Platze y ist der ausgehobene Schutt anliegend den aufgedeckten Räumen 
7' bis 8' hoch gelagert; auch jene Stelle darunter, wo im vorigen Jahre jene 74 Säulen 
in einem kleinen Räume, fürstlicher Seite, gewonnen wurden; jedoch dürften sich noch 
Mauern herum befinden, welche Räume schüessen und im Grundrisse mehr ein Ganzes 
ausserhalb des fürstlichen Gartens bilden würden. 
HL Stellt von Nr. 1 — 11 die auf verschiedenen Ziegeln vorgekommenen Legionszeichen 
und Nr. 12 ein besonderes Zeichen einer Ziegelei dar (Figulina Sexti Apronii?), Nr. 13 
Stämpel auf der Aussenseite des Bodens einer Schale. 
IV. Ziegel mit Aufschriften, letztere 10" im Quadrate. 

1. Apronii?; 

2. Nonis Sept. . . . ; 

3. 4. bis jetzt noch ungelesene römische Cursivschrift auf zu Enns gefundenen Ziegeln, 

im Museum zu Linz ; 
5. 6. Cursivschrift auf vor längerer Zeit zu Enns gefundenen Ziegeln, im Schlosse zu Enns. 

8* 



J 



60 



Abhandlungen. 



V. Vorgekommene verschiedene Ziegelgattungen', als: 
Nr. 1, konischer, an zwei Seiten aufstehender Ziegel, welche Gattung auch zwischen den 
Röhren der Wärmeleitung angewendet war ; 

2. eine besondere Gattung, deren auch viele ohne den mittleren Einschnitt vorkommen, 
sie dürften einen anderen Zweck als den vermeintlichen Schluss der Wärmeleitungs- 
öffnungen gehabt haben ; 

3. 11. Leitungs-und Rauchröhren, erstere mit zwei Seitenöffnungen, letztere ohne dieselben; 
4. ein gewöhnlicher Mauerziegel ; 

7. ein Gewölbziegcl; 
5. 6. 9. Pflasterziegel; 

8. Hohlziegel; 

10. Flachdachziegel. 

Es wurden auch gefunden : 
1. 2. Oellampen mit bezeichneten Rückseiten; 

3. ein Theil eines kleinen Gefässes ; 

4. eine auch mehrseitig zerbrochene Schale aus feinem rothen Thon. 

Diese Gegenstände in verschiedenen Tiefen im Räume i und an der Halbkreismauer 
getroffen und zwar 1, 3 und 4 am letzten Arbeitstage, 5. Juni 1852. 

Fragmente von Töpfergeschirr, in verschiedener Form, Grösse und Qualität, wurden viele 
Gattungen gefunden, auch die Farben unterscheiden sich merklich von einander; an einigen 
Stücken ist weisser, und auch weisser und schwarzer reiner Flusssand in die weiche Masse 
eingedrückt, dadurch zu einem besonderen Ansehen gestaltet und geformt ; leider aber ist von 
diesem Allen nichts wohl Erhaltenes getroffen worden, was durch die schon längst voraus- 
gegangenen Umarbeitungen zur Gewinnung des Materials auch bereits nicht mehr möglich 
sein konnte. 

An alten Münzen wurden 119 Stücke gefunden verschiedenen Gepräges, grösstentheils 
aber sehr oxydirt und dadurch viele unkenntlich. Am häufigsten sind dieselben bei der Auf- 
deckung des Canals, 18 — 24" tief unter der gegenwärtigen Erdoberfläche gelegen, ganz 
wahrscheinlich die damalige Oberfläche des Terrains, welches aus der Grundlage und der in 
späterer Zeit erfolgten Anschüttung deutKch erkennbar ist. 

Einige aufgefundene Glasfragmente beurkunden eine- grosse Feinheit desselben, so wie 
sich noch gefällige Formen erkennen lassen ; auch ein unter dem Schutte getroffenes muth- 
massliches Henkelstück hat eine ganz dunkelblaue Farbe. So wurde auch Glasschmelze, 
beinahe zwei Zoll dick, gefunden, woraus angenommen werden dürfte, dass hier eine Glas- 
fabrik bestanden habe, wo die Römer ihre Producte erzeugten. 

Auch auf Thonlampen kommen die Stempel ihrer Fabriken vor, als GRESCES ^) — 
VIBIANI, Stempel, die auch darum merkwürdig sind, weil von beiden je vier Stücke im 
k. k. Cabinete vorhanden sind. 

Meines Erachtens ist bei den Ausgrabungen bei Enns zu sehr nach Fundgegenständen 
gegraben worden. Es hätte sich mehr gehandelt, dem Plane des Vorhandengewesenen nach- 
zuforschen, und diese ferneren Untersuchungen zu überlassen, das Gefundene aber zu 
erhalten, nämlich das Feld nicht umzugraben, damit diese oder jene Anticaglie aufgedeckt 



1) Oaisherger, Lauriacum tab. VIII. 9. (Gefunden am 5. Juni 1852.) 



J. Arnetk. Hypocaiustum zu Enns. 61 

werde, sondern das Hypocaustum zu erhalten und dessen Ansieht zu ermöglichen. — Sollten 
etwa in der Nähe noch weitere Verzweigungen mit dem schon entdeckten Hypocaustum vor- 
gefunden werden, so halte ich es für zweckmässiger, nicht auf eine ähnliche Art wie geschehen, 
umzugraben, sondern die Entfernungen, hiemit die Ausdehnungen der zum Heizen bestimmt 
gewesenen Räume zu erforschen und bloss einen Zugang oflFen zu erhalten, wie dies in Ofen 
seit einem Jahrhundert geschieht. Die über den Alterthümern befindliche Erde kann zum 
Ackerbau fruchtbar verwendet werden, wie die Erde bei Nussdorf unweit Lienz in Tirol, 
welche das Hypocaustum zudeckt, schon vor einem Jahrhundert sehr fruchtbar befunden wurde. 

Zum Schlüsse dieses kleinen Aufsatzes glaube ich noch die Vergleichung zwischen den 
Säulen und ihren Gewölben auf Blatt VI zusammenstellen zu sollen , die zu Enns ^) und 
St. Florian *) in Oesterreich ob der Enns, zu Ofen ^) in Ungarn, zu Lienz *) in Tirol und zu 
St. Cemin ^) in Frankreich aufgefunden worden sind. In Enns wurde ein Capital einer Säule 
gefunden, die aus feinem Sandstein gearbeitet ist' und sehr an jene erinnert, welche im nahen 
St. Florian gegenwärtig noch unter dem Hochaltare stehen. Da der Bau bei Enns wahr- 
scheinlich aus dem dritten oder vierten Jahrhunderte nach Christi Geburt herrührt, so ist wohl 
anzunehmen, dass auch das in dieser Ruine gefundene Säulencapitäl nicht viel jünger sei. 
Diese Annahme stimmt sehr mit der Sage überein , dass SevQrinus sowohl bei Enns , wie bei 
St. Florian ein Bethaus gehabt habe ; daher die Annäherung dieser Säulenstyle für die Hypo- 
these spricht, dass die erste Gründung St. Florians aus der Zeit des h. Severinus stamme. 

Im Ganzen beweisen überhaupt die Funde an der Donau von Regensburg ^) (Reginum), 
über Passau ^) (Batava castra), Schlögen *) (Joviacum), Enns (Lauriacum), den ganzen Strom 
entlang ^) bis zum Ausflusse ins schwarze Meer , femer jene Funde von der Donau um 
Sirmium und Taurunum hinab bis Sophia (Serdica), Hadrianopolis, Constantinopel nach Asien, 
durch ganz Kleinasien am Tiger, Euphrat bis nach Ostindien auf der Küste Malabar, wo in 
Tellicherry *®) ein so bedeutender Fund römischer Goldmünzen gemacht wurde , aus denen 
die letzte von Caracalla vom Jahre 215 n. Chr. Geb. stammt, dass zur Zeit der römischen 
Herrschaft eine Verbindungslinie von Regensburg über Constantinopel bis Ostindien bestand 
und auf dieser unermessenen Länderstrecke der Handel wie die Legionen sich hin und her 
bewegten. Septimius Severus wurde bekanntlich in Stein am Anger zum Imperator ausgerufen ; 
sowohl von ihm, sowie von seinem Sohne Caracalla stammen in unseren Gegenden dA^ meisten 
Meilensteine, folglich beweisen diese, wie die Funde überhaupt allein schon, die angedeutete 



J) cf. Blatt VI, 4, 5, 7. 

2) cf. Blatt VI, 6, 

») cf. Blatt VI, I, 2. 

^) cf. Blatt VI, 8, auch Blatt VII nach der Aufnahme Nagfö und die hier folgende Beschreibung desselben aus Roschmann^s ange- 
führtem Werke : AA) Parastados, partim fornicem sustinentes, altam pedem unum, poUices undecim ubi cruces parastidibus adpo- 
sitae sunt, fornix integra est, in rcliguis vero dllapsa. — Fornicibus his incumbit pavimentum, seu lithostrotum ex lapillis qua- 
dratis marmoris albi et nigri, iis duntaxat in locis, quae punctis notata sunt. Hoc igitur lacunar, ne terrae humoribus dissoWeretur, 
istis fornicibus impositum fuit — BB) Pavimentum musivum sine Ibrnicibus. — C) Gradus ex lapidibus dolatis. — D) Lapis excisus, 
binis tympanis impositus.etc. — ££) Supra lacunar paululum eminens. — F) Frons. — QG] Canales ex muris. 

*) cf. Blatt VI, 3. 

*; Kaiser, „der Gber-Donau-Krcis im Königreiche Bayern," Abschnitt III. — v. Hefner, das römische Bayern. 

"*) Die Uünzfunde um Passau, insbesondere die schönen Münzen von Diocletian. 

^1 Gaisberger, über die Altcrthümer zu Schlögen und die Lage des alten Joviacum. 

') Schön visner, Romanorum iter per Pannoniae ripam. Commentarius. 

'^) Journal of the Asiatio Society of Bengal 1851. N. V. Arneth. Sitzungsberichte der philos.-histor. Classe der kais. Akademie der 
Wissenschaften, IX. Bd., S. 573 etc. 



62 



Abhandlungen. 



Herrschaft unter Septimius Severus und seinem Sohne von Regensburg in Baiern bis Tellicherry 
in Südindien. 

Da solche Verbindungen zu einer Zeit vorhanden waren, in welcher die Mittel, selbe 
herbeizuführen doch nur geringe gewesen sind, so muss eine Nach Weisung des gewesenen 
Vorhandenseins uns um so mehr auftnuntern, die Wege wieder in den Gegenden zu betreten, 
auf denen unsere Väter vor mehr als anderthalbtausend Jahren schon gewandelt waren. 

Dieser Weg von Regensburg bis Widdin ist bezeichnet durch eine Menge Städte, die aber 
alle keine Münzen schlugen, von Widdin an — dem münzreichen Viminacium Gordian's HL, 
beider Philippe, des Trajanus Decius, Hostilianus, Trebonianus und Gallienus — fangen manche 
Städte an mit sehr schönen und manclimal zahlreichen Münzen zu prangen, als Nicopolis ad 
Istrum, worauf die Donau ganz herrlich personificirt abgebildet ist, so erscheint insbesondere 
auch der Handel häufig durch Mercurius personificirt, so dass Nicopolis am Ister eine der 
münzreichsten Städte ist, von der das k. k. Münz- und Antiken-Cabinet allein 189 *) mit den 
mannigfaltigsten Vorstellungen aufbewahrt, welche uns einen deutlichen Begriff von der 
Wohlhabenheit dieser von Trajan gegründeten Stadt, von den Zeiten des Antoninus Pias bis 
Gordianus III. eingeschlossen, geben. So bewahrt das k. k. Münz- und Antiken-Cabinet noch 
vorzügliche Münzen von den Städten des illyrischen Dreieckes ausser denen am Laufe der 
Donau , noch im Innern des Landes , vom Volke der Aravisker -) (um Raab herum) von den 
Städten Callatia am schwarzen Meere, von Dionysopolis, Istrus, Marcianopolis, Odessus, Ser- 
dica, Tomi — dann vortreffliche Zeugen uralter Cultur von den Städten in Thracien: Abdera, 
Aenos, Anchialus, ApoUonia, Bisanthe, Bizae, Byzantium, Cypsela, Deultum, Hadrianopolis, 
Maronea, Mesembria, Nicopolis am Nestus, von dem Volke der Odrysier, von der Stadt Pautalia, 
Perinthus, Philippopolis, Plotinopolis, Sala, Topirus und Trajanopolis ; der Blüthe, welche die 
Münzen auf dem thracischen Chersones und den angränzenden Inseln beweisen, zu geschwei- 
gen, und besonders wenn man noch die herrlichen Münzen der Könige von Thracien, des 
Volkes von Epirus, seiner Städte und Könige, seines Orakels von Dodona, mit Hinzugabe derer 
von Dalmatien, betrachtet, so muss man über die hohe Cultur staunen, welche schon die 
Griechen in diesen von Gott gesegneten Ländern anpflanzten, die Römer fortsetzten, die Bar- 
baren umwarfen und die Türken ausrotteten. Man kann hoffen, dass im gegenwärtigen Kampfe 
in diesem und um dieses Dreieck endlich das Christenthum siegreich hervorgehen werde ; denn 
obschon die christliche Bevölkerung die zahlreichere ist, so ist sie doch die unterdrückte, 
misshandelte, über ein halbes Jahrtausend treibt der Türke in diesen Sitzen einer uralten, 
durch das Christenthum erneuten Cultur sein unmenschliches Handwerk ; die türkische Macht, 
obschon sie vor mehreren Jahrhunderten in Serbien durch Joh. Hunyady am IT.October 1448 
am Amselfelde, in Epirus durch Skanderbeg von 1442 — 1462 und bei Lepanto am 7. Oeto- 
ber 1571 von Juan d'Austria gebrochen wurde, blieb doch im Besitze des grössern Theils dieser 
Läilderstrecke. 

Diess konnte geschehen, weil die europäischen Mächte zur Zeit dieser Siege und insbe- 
sondere bald darauf mit sich im Kampfe zu emer grossen Anstrengung, wie sie die Kreuzzüge 
hervorbrachten, nicht mehr fähig waren. Diese Länder, der Stammsitz der europäischen Völker 
und ihrer Bildung, wurden der europäischen Völkerfamilie und ihrer Gesittung entrissen. Der 



^) Arneth, Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften , IX. Bd., 897 — 907. 
■i) Arneth, römische Milit.-Diplome. S. 72, 73. 



J. Arn etil. Denkmale der Gens Barbia. 63 

Albanese, unter Skanderbeg ein tapferer Streiter für das Christenthum, ist jetzt einer der 
tapfersten Soldaten für den Islam. Europa suchte nach und nach eine neue Heimath über dem 
Meere, weil es zu schwach war und zu schwach sein wollte, um das Nahe dem Feinde abzu- 
ringen. Das fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, welches den Römern so viel nachahmte, 
vergass die Wege, welche die Römer schon gebahnt hatten ; denn diese gingen auf der Appi- 
scheu Strasse von Rom nach Brundusium, fuhren auf der kaum breiteren Meerenge als der 
Canal zwischen Frankreich und England aus Italien an die entgegengesetzte Küste , und auf 
der Strasse von Dyrrhachium nach Thessalonica und Byzanz. Von Dyrrhachium führte schon 
vor den Römern ein Handelsweg bis an die Donau und über dieselbe nach Siebenbürgen und an 
die Ostsee (wenigstens sind die vielen Münzen von Dyrrhachium und dem nahe, nur etwas 
südlicher, gelegenen Apollonia aus dem zweiten Jahrhunderte vor Christus, die in Siebenbürgen 
zahlreich gefunden werden, hiefür die Belege). 

Als ich im Jahre 1840 Einiges über das älteste Orakel in Europa — über jenes von 
Dodona^) — der Oeffentlichkeit übergab, besprach ich die Thatsache, dass Ferdinand I. schon die 
Wichtigkeit der Donau für Oesterreich einsah ; ich besprach mit diesem auch die mittel-euro- 
päischen Interessen überhaupt und nicht bloss der Donau, sondern aller an derselben südlich 
liegenden Länder, und äusserte den Wunsch, diese möchten den europäischen Verhältnissen 
zurückgegeben werden; nach 14 Jahren gürteten alle christlichen Völker das Schwert um, 
um den in der europäisch-asiatischen Türkei schmachtenden Christen Menschenrechte und 
Freiheit in Ausübung ihres Gottesdienstes zu bringen. Wer wird nicht in die schon von den 
Kaisern Karl V. und Ferdinand I. gehegten Wünsche einstimmen ? 

II. INSCHRIFT DER GENS BARBIA ZU ENNS. 

(MIT I (\nil.) TAFEL.) 

Die schon von Kurz und mehreren besprochene Inschrift ist folgende : 

JVBARBIO 
AFGRAO>ELA^N 
LXXVETCOMI 
NIATFPVPA 
AWLX-TBARB 
lAAF-aVINTO 
MILLEGXVAPO 
ANNXVHSS. 
FBARBIVSADIVTOR 
FBARBIVSIVSTVS 
GBARBIVSAPTVS 
BARBIATERTIA.BARBIA 
HOSPITABARBIA 
SATVLABARBIA 

LVCIAF-ET-FILIAE 
p. p. 

Ober dieser Inschrift ist innerhalb eines Gesimses der Kopf der Medusa, von welchem 
unten zwei Schlangen ausgehen, worauf zwei Tauben picken; oberhalb des Gesimses zwei 
Federthiere mit langen Hälsen, wie Schwäne, gleichfalls Futter pickend, solche Thiere zwischen 



') Uebcr das Tauben-Orakel von Dodona. Wien 1840. 



64 Abhandlungen. 

zwei Leisten unterhalb des genannten Gesimses und oberhalb der Schrift, am imtersten Ende 
der Inschrift ein Basrelief, worauf zwei Jäger ganz in Mäntel gehüllt, welche auf eine Art 
enden, wie die phrygische Kopfbedeckung aussieht ; beide stützen sich auf Lagobolen, zwischen 
ihnen steht ein Strauch und am Boden ein Hund. 

Da der letzte Herausgeber dieser merkwürdigen Inschrift, Herr Schulrath und Professor 
Gaisberger — Lauriacum und römische Inschriften im Lande ob der Enns — seine aus- 
gebreitete Gelehrsamkeit nicht auf das Vorkommen der Gens Barbia auf Inschriften und 
Monumenten überhaupt ausgedehnt hat, diese Familie aber in der österreichischen Monarchie 
weit verbreitet war, zudem die gangbarsten Handbücher ') von ihr ganz schweigen, da ferner 
zwei sehr merkwürdige Monumente mit derselben im unmittelbaren Zusammenhange stehen, 
so glaube ich eine Zusammenstellung der Denkmale , worauf die Gens Barbia vorkömmt, in 
geographischer Ordnung von Süden nach Norden hier versuchen zu sollen. 
Denkmal der Gens Barbia zu Neapel im Museum Borb. *) : 

DM. 
LSALVIOPVDENTIMILITI _ 
EX CLASSE PRAET- MIS • DE • III 
CONCORDIA NATBESSOVIXIT 
AN • XXXV- MILIT- ANN • XVI 
BARBIVS CRESCENS VETER- EX 
CENTVRIONIB • EI VSD • CLASSIS 
HERESBJWFECIT 

"'^'^')= T- BARBIVS-TL-ASCI^ 

BARVIA TLPROTA 
L- FABIVSL LHOMVNCIO 

FABiA • L • L • Thais • mater 

dann in Rom im Hause des Franciscus Procarius *) : 

DM- 
P BARBIVS PFPAPIRIA POE 
TEV • lONE MAXIMIANVS MI 
LES-C0HV-PR-Stl-XI1IIEX7 
MONNI • VIXIT ANNOS XXXIII 

DIES-VAMICO ET CONTVBERNALI BENE MERENTI 
C-FANNIVS RES (ti) TVTVS HERES 
EIVS FACERE CVRAVIT 
Dieser Barbius war aus der Tribus Papiria von Pettau in Steiermark gebürtig u. s. w. 
Auf dem Capitol: A- BARBIVS EPINICVS 

A • BARBIVS • EPAPHRODITVS 
Am Fusse des Capitols *) : D • M 

EVVODO 
PVBLICO 
RVBRIANO-AB 
OPERA PVBLICA 
ET FORTVNATAE 
DELICIO- BARBIA 
SECVNDA-FEC 

>) Orelli, Inscriptionum Latin. Select. amplisBima coUectio. — Smith, W., Dictionary of greek and roman Biography etc. — Pauly, 
Real - EncyklopSdie der AltertbumB-wissengchaft ii. s. m. A. — *) Mommgen, Inscript. Reg. Neap. Nr. 2669. — 3) Eodem loco 
Nr. 2995. — *) Apianus , Inscript, sacro 8. vetustatis. IngoUtadü 1534. COLI ef. Orut DXXXIU. 8. — *) Grut. DCXXIV. 6. 



J.Arneth. Inschrift der Oens Barhia zu Enns. 65 

Auf dem Berge Coelius ^) : 



In Praeneste^): 






BARBAELIVS MARIVS 
L BARBI ASCLEPIA 
LBARBIALEXAND 

ELAVIAERVFINAE 

M- BARBI -FASTI 

CONSVLARIS 

PATRONICOLONIAE 

PRAENESTINORVM 

FILIAEOPTIMAE 

MERITAE • PRAENESTIN 

ZuAssisi»): . ö'ß- 

POST-MIA\ESIVS-CFTMIMESIVSSERT-FNERCAPIDASCFRVF 
NERBARBIVSCFCCAPIDASTFCN-VVOLSIENVS-TF MARONES 
ÄVRVM • AB • FORNICE • AD • CIRCVM • ET- FORNICEM • CISTERNAJWa • D • S • S • FACIVNDVM • COIRAVERE 

Zu Salona *) : 

P • AOy I VS • SCAE VAE • ET • FLAVI AE 

FILIVS 

CONSIETDIDIAE 

NEPOS 

BARBI ET DVRICIAE 

PRONEPOS 

SCAVRA 

QVAESTOR • DECEAWIRATI VA\ 

LITIVJW • IVDICANDARVM 

TRIB • PLEB • AEDIL • CVRVL 

IVDEX • aVAESTIONIS • PRAETOR- AERARI 

PROCONSVLE • PROVINCIAM 

C YPRVAV • OBTIN VIT • VI AR • C VR 

EX • VRBE - EX • S • C • IN • aVINQVE 

COS - ITERVA\ - EXTRA • SORTEAV 

AVCTORITATE - C - CAESAR • ET - S • C- 

MISSO • AD • COMPONEND VM • STATVM 

IN • RELiaWM- PROVINCIAE • CYPRI 

FECIALIS • CONSOBRINVS • IDEMa- 

VIR • FIJV VIAE • CONSI • FILIAE • SCAPVLAE 

NEPTIS • BARBI • PRONEPTIS • SIMVL - CVM 

EACONDITVS 
Auf der anderen Seite : 

FLAVIA • CONSI - ET - SIÄIAE • FILIA 

SCAPVLAE • ET - SIMIAE • NEPTIS • BARBI 

ET- DVRICIAE • PRONEPTIS • CONSOBRINA 

EADEMa- VXOR- P- AGVII -SCAEVAE 

CONSI • NEPOTIS • BARBI • PRONEPOTIS 

CVM-EOCONDITA 

') KeUennuin, VigUum Roman. Utercala duo, VI, 2, 69, Nr. i, 60— 61. 
*) Oniter, CCCLXXIV, 2. 
') Gniter, p. CLXVn, 8. 

*^ Qrater, p. CCCLX, 3. Apianus, inscriptiones sacrosanotae Tetiwtatis. Ingolstadt 1934, CCCLXX. 
l.VnIr.-Comn. fSr BuDdenknMlr. (Abhandlangeii ) r, 



66 



Abhandlungen. 



7i\jL Ravenna ^) : 



Zu Este-): 



Zu Vicenza ') : 



Zu Aquileja *) ; 



femer *) 



femer *): 
femer'): 



DM 
MBARBI- FRONTON 
iilCAST 
NDELM 
V-AXLII 
M-A-XXII M-ANHESTI 
RVFVS 
EXEAD-IER 
BAVPC- 

MTVDICIOPF 

ROMMARCELLO 

BARBI A • M • F • SEC VND A 

SIBIETVIRO 

a-BARBIVSa L 

THALLIVS 
liini • «J» VIR 

AVGVSTAL 
T-FI 

LM 

PVBLICII 
FIDELISET 

BARBIAE 
PHOEBADIS 

LA\ 

L- BARBI 

MERCATORI 

ETGAVILLIAE 

NIGELLAE 

IN FRPX INAGPXXX 

TI- BARBI V 
INGENV 

P- BARBIO PRIAVIGENIO-nnri VIRAaVI 
BARBI! • CHRESIMVS • ET • DONATA 



Zu Cividale wurden Töpferarbeiten mit der Bezeichnung BARB aufgefunden, als: BARB. 
AGATOCL, BARB. TIRO, welche Namen, weil sie nur auf Ziegeln vorkommen, für unbedeu- 
tend gehalten werden könnten, es jedoch nicht sind, da auch ganz ähnlich T. VETT auf Ziegeln 



>) Spreti, Ravenns, 222, 96. 

*) FurUnetto, A. Lapidi Patavine, p. 280. 

») Gruter, CCCLXXIV, 3. 

*) Bertoli, Aquileja, 180, CXCIII. 

6) BertoU, 1. c. 180 , CXCH. 

6) BertoU, L c. 266, CCCLVI. 

1) Jahrbücher der Literatur 1820, Bd. 52, Nr. 102. 



J. Arneth. Inschrift der Qens Barbta zu Enns. 



67 



und in der schönen Inschrift T. VETTEDIVS ^) vorkommt. So viel bekannt, ist in Cividale 
kein wichtigeres Monmnent mit dem Namen eines Barbius vorhanden. 

In Istrien in Villa nova (bei Cittanova) *) ist eine merkwürdige Inschrift, die Widmung 
eines Tempels der jungfräulichen Proserpina ausdrückend, gefunden worden. 

IVNONIFERON . . 
BARBIAL-F-SECVN- . . 
AEDEM-SIGNVMPOR. . 
CVS-D-P-S-P- 

In Triest findet sich der Name der Barbier häufig auf den Denkmalen, worunter wohl 
das merkwürdigste das leider entzweigeschnittene auf beiden Seiten der Haupteingangsthüre 
in den Dom daselbst ist, worauf acht Büsten, von denen zwei durch das Entzweisägen zu 
Grunde gegangen sind *) , angebracht waren : 



L- BARBIO 


L- BARBIO 


LBARBIO 


LFLVCVI.1,0 


LF|||DDAEO . 


SPFRVFO 


PA' I KONI 




FILIO 


L- BARBIO 
L-L-FAVSTO 
FILIO 


BARBIA 
PHILOSTATA 
SIBIETSVIS-FIERI 
IVSSIT 


L- BARBIO 
LL'FELICI 
FILIO 


TVI,I.IAE-BOtF 


FILIAE 


BARBIAE 


SECVNDAE 


OFIÄTAE-LL 



Diese Inschrift befindet sich xmter den zwei weiblichen Büsten der unteren Reihe. 

Das Verhältniss in dieser Eeihe von acht Büsten ist durch das unter der ersten stehende 
Wort PATRONI bezeichnet, wodurch der Herr angegeben wird; unter der dritten, vierten und 
sechsten steht immer FILIO und unter der fünften SIBI FT SVIS FIERI IVSSIT, so dass 
also die freigelassene Barbia Philostrata dem Sohne ihres Herrn und den übrigen Kindern 
dies Monument zum Grabmal setzen liess. 

Ausser diesem ist im Dome ^) noch : 

RBI 

RIDIN 

BARBIVSE . .. 
CHARISTVS 
CVMSECVNDPAT 

Im November 1846 ^) stiess man bei Eröffnung eines Canales vom Dome, — dem ehema- 
ligen Capitol — auf eine alte, eine Wiener Klafter dicke, Umfangsmauer des CapitoFs: 
ausserhalb dieser Mauer auf dem Abhänge gegen die Stadt zu fand man eine Säule mit einer 



^) Arneth y Denkschriften der k. Akademie der Wissenschaften I. 
^) Furlanetto, Le antiche lap. patav., p. 30. 

8' 



Carli, Delle antichitii Italiche, 11, 110— 112. ^ Kandier, Inscrizioni etc. deir Istria, Nr. 64. 
^) Kandier, Inscrizioni Romane deU' Istria, Nr. 66. 
*) Ulstria 1846, Nr. 76, 77. 



9 * 



68 Abhandlungen. 

stark zerstörten Inschrift , worauf deutlich BAEBIVS so wie mehrere Spuren des Wortes : 
BAEB u. s. w. sichtbar sind, wie auch auf Töpferarbeiten der Name BARBI mehrmals vorkommt, 
als: BARBIVS LL EVARISTVS '). 
Im Museum zu Triest *) : 

DM- 
L- BARBIO 

RVFO 
L- BARBI A 

PROBA 
COIVGI-ET 
POM 
Unfern Triest in der Nähe von Monfaleone ist folgender merkwürdige Stein ') : 

L'TITIVSL 

LIBGRAPTVS 

ETBARBIAPAVLINI 

V • E • SIBI • ET • PRIMITIVO 

DELICATO ANNVII 

ET GRAPHICE ET 

DAPHNOFILIS 

L MINFPXVI 

INAGRPXX 

LIB-ET-LI 
HMHNS 

Ein schönes Monimient desselben Namens findet sich in Laibach. Ich trage nämlich kein 
Bedenken, für die in Laibach im Jahre 1836 gefundene Bronzestatue die im k. k. Cabinete 
befindliche von Laibach gekommene Inschiift als deren Basis anzunehmen ; selbe heisst*) ; 

MTITIO MF 

CLTI- BARBIO 

TITIANO 

DECVRIONI 

EMONAE 

>LEG-II-ADIVTRIC 

ITEM • LEG • X • FRETENS 

HASTATOINCOHI 

LEG-II-TRAIAN 

EXCORNICVLAR 

PRPR 

LARTIA-VERA FILIO 

PlISSIMO-L-DDD 

Der Herr Gustos des dortigen Museums war so gütig, den Abguss des Kopfes dieser 
Bronzestatue der kais. Akademie der Wissenschaften einzuschicken, dessen Zeichnung hier 
beiliegt (Taf. VIII). Nach dieser Zeichnung zu urtheilen, gehört die Statue ins dritte Jahrhundert 



1) Kandier, Inscrizioni Bomane dell' Istria, Nr. 573, 623. 
*) Kandier, \. c. 219. 
») BertoU, Aquileja, 223, CCLXXTV. 

*) Ameth, Beschreibung der zum k. k. Münz- und Antiken-Cabinete geliSrigen Statuen, Büsten, Beliefs etc., S. 37, und dessen 
archäologische Analekten. Sitzungsberichte derk. Akademie der Wissenschaften 18öl, Bd. VI, 196 — 214. 



J. Arneth. Inschrift der Gens Barhia zu Enns. 69 

unserer Zeitrechnung, welcliem Jahrhunderte diese Art die Haare zu tragen eigen war. Das 
Ganze verräth nicht mehr eine so hohe Kunst wie die Statue im unteren Belvedere, worauf der 
Name eines Barbius als des Widmenden, welche dem Augusteischen Zeitalter anzugehören alle 
Zeichen an sich trägt; auch darum bin ich der Ansicht, dass diese Statue ein Bildniss des 
Germanicus, jene aber des Titius Barbius Titianus sei. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die 
Statuen auch an den Orten gemacht wurden, an denen sie gefunden wurden. 

In Steiermark, im Cillier-Kreise, fand der Herr Pfarrer Knabl ') nördlich von Trifail auf 
der Aussenseite der St. Katharinen-Filialkirche folgende Inschriften unter drei Büsten : 

BARBIV 
S-CVPITV 

ANLX 

LNINASA 

VXANLIM 

Eben so merkwürdig ist das Vorkommen dieses Namens auf der Bronzestatue des Ger- 
manicus — wie ich glaube — im k. k. Münz- und Antiken-Cabinet. Diese Statue wurde 1502 ^) 
bei Maria -Saal in Kärnthen , eine Stunde nordöstlich vom Zollfelde auf dem Hellenen- 
oder Magdalenenberge gefunden; in derselben Gegend, hatte Baron von Ankershofen am 
23. Jänner 1852 mir zu schreiben die Güte, wurde im J. 1843 ein Greif von Bronze gefunden 
und noch immer andere römische Gegenstände ®). Die Statue trägt die Inschrift: 

A • POBLICI VS • D • L • ANTIOC 
TI • BARBIVS • a • PL • TIBER 

Auch auf dem Schilde, der bei dieser Statue gewesen sein soll, kommt der Name BAR- 
BIVS zweimal vor *), wie folgt: 

M • G ALLICINVS • VINDILLE • L- 
BARB • L • L • PHILOTERVS • P • R- 
CRAXSANTVS • BARBI • P • S- 

Den meisten Glanz erhielt der Name der Gens Barbia durch eine römische Kaiserin , die 
höchst wahrscheinlich, aber bis zur Stunde noch immer nicht gewiss, die Gemahlin eines der 
ausgezeichnetesten der römischen Imperatoren, des vom Jahre 222 bis 235 nach Christi Geburt 
herrschenden Severus Alexander war. Die Geschichte verschweigt ihren Namen ganz, nur auf 
Münzen ist derselbe erhalten. Die Münzen im k. k. Öabinete sind folgende : 

1—6. SALL BARBIA ORBIANA AVG Kopf der Orbiana. 

Rv. CONGORDIA AVGG Goncordia sitzend, in der rechten Hand eine Schale, in der 
linken zwei Füllhörner; eine in Gold aus dem Museum Tiepolo *) in das k. k. Cabinet gekom- 
men, die ich übrigens für unecht halte; fünf in Silber, unbedeutend unter sich verschieden, eine 
mit Erz gefuttert. 



*) Mittheilungen des historischen Vereins für Steiermark 1851, S. 154. 

2) Apianus, Inscript. CCCXCVn, CCCCXIV. — Lambec, Caes. II, CVIU, Fol. 674. — Arneth, Statuen, Büsten etc. S. 166. 

') Carinthia 1843, S. 61. 

*) Apianus, 1. c. CCCXVII. — Gruterus DCCCCLXXXIX. 

^) Musei Theupoli numismata antiqua etc. 239. 



1 



70 Abhandlungen. 

7 — 13. Die nämliche Vorseite. 

Kv. CONCORDIA AVGVSTORVM. Concordia sitzend; drei in erster Grösse, vier in 
zweiter, in Bronze. 

14 — 16. Die nämliche Vorseite und Inschrift der Rückseite, aber: ein Kaiser und eine 
Kaiserin geben sich die Hände ; drei erster Grösse in Bronze. 

17. Die nämliche Vorseite. 

Rv. VENVS VIGTRIX. Venus stehend, in der rechten Hand einen Helm, in der linken 
die Lanze, zu ihren Füssen ein Schild ; Silber, aber mit Bronze gefüttert *) . 

18. Bios die Vorseite, da die Rückseite vertieft nur die Vorseite darstellt. 

Diese sind die wirklichen echten Münzen der Sallustia Barbia Orbiana im kaiserlichen 
Cabinete, die ich überhaupt abermals einer erneuten Prüfung unterzogen habe. 

Ich bin ganz mit Eckhel ^) einverstanden, der gegen Khell *) behauptet, der silberne 
Quinarius, der aus der Sammlung Ariosti in das kais. Cabinet gekommen ist, und den Khell 
so hoch rühmt, sei unecht. Eckhel und Neumann Hessen ihn jedoch in der Hauptsammlung 
des Cabinetes liegen, was ich aus Achtung fiir alle drei Gelehrte gleichfalls that, jedoch den 
nothwendigen Zusatz machte ;,spurius" *). 

Durch die Unechtheit der Münze fällt also das von Khell so schön geführte, auf die 
Annahme der Echtheit gestüzte Argument, dass die Sallustia Barbia Orbiana die Gemahlin des 
Severus Alexander gewesen sei. Der richtige Tact, den Eckhel besessen, hat ihm schon die 
Vermuthung eingegeben , dass der Medaillon in der Sammlung Tiepolo etwa unecht sein 
könnte, wie so viele andere Medaillons. Dieser Medaillon, den Fundi im Museum Tiepolo^) 
beschrieben, ist seitdem mit dem kais. Cabinet vereinigt und zuverlässig unecht; was also 
Mionnet ®) auf 300 Francs schätzt, ist das Product eines kaum glücklichen Betrügers. 

Es müssen daher die w^enigen Münzen und Medaillons, die noch übrig sind ^), worauf 
sich die Behauptung stützt, Sallustia Barbia Orbiana sei bestimmt als Gemahlin des Severus 
Alexander anzunehmen, einer sehr aufmerksamen Prüfung unterzogen werden. 

Somit bleibt es blosse Veimuthung, dass Sallustia Barbia.Orbiana Gemahlin des Severus 
Alexander gewesen ; diese Vermuthung stützt sich auf die Gleichartigkeit des Kopfputzes der 
Orbiana mit jenem der Mamäea, auf die ähnlichen Fabriken beider, femer auf die grosse 
Gleichartigkeit der Gesichtszüge jenes Kaisers, der auf den Münzen der Orbiana mit der Inschrift 
CONCORDIA AVGVSTORVM der Kaiserin die Hand reicht, mit jenen des Severus Ale- 
xander. Da aber der Raum auf diesen Münzen für eine deutliche Ausprägung der Gesichtszüge 
zu klein war, so bleibt die Aehnlichkeit und sichere Benennung doch nur Vermuthung. 

Ebenso wenig sicher ist die sonst so lehrreiche Inschrift zu Valencia in Spanien ®) : 



i) Eckhel, Sylloge I, p. 104, Us MINERVA, so auch D. N. V. VII. 285; auf diese Leseart mich stützend, folgte ich ihr: Arneth, 

Synopsis numorum romanorum , p. 148, Nr. 3, doch mit Unrecht; denn als ich diese Münze abermals prüfte und sie mit besser 

erhaltenen der Mamaea verglich, entdeckte ich die irrige Leseart Eckher». 
2; Eckhel, Doctrina numorum veterum. VIL 285. 
3) Khell, Suplem. ad Vaill. p. 147. 

Arneth, Synopsis numorum romanorum , p. 147, Nr. 141. 
ö) Mus. Theupol. H. 804. 

®) Mionnet, de la Raretö des medailles Romaines, p. 376. — Mionnet, 1. c. 370 — 371. 
^) Lenormant, Tresor de numismat. Iconogr. Rom. p. 88, pl. XLYII. An der Echtheit der von Monges Iconographie Rom. in, 203, 

pl. 52, Nr. 8, aufgeführten Münze ist vielleicht um so mehr zu zweifeln, als sie Lenormant 1. c. nicht wieder beschreibt. 
«) Gruter, CCLXXIV, 2. 



J, Arn etil. Inschrift der Gens Barbia zu Enns. 7 1 

GNAEAE 
SEIAE- HEREN 

MAE • SALLVSTIAE • BARBIAE 
ORBIANAEAVG- 
CONIVGIDOMI 
NINOSTRIAVG- 
VALENTIN! VE 
TERANI-ET- 

VETERES 

Es wird aus allem Gesagten klar, wie viel Licht die Geschichte durch die Numismatik 
und Epigraphik noch zu erwarten hat. 

Auch die Venus -Statue, die ihr zugeschrieben wird, ist doch nur versuchsweise so 
genannt; Visconti^), der sie gestochen mittheilt, äussert sich sehr behutsam; aus den Linea- 
menten des Gesichtes, welche ihm Aehnlichkeit mit denen der Kaiserin zu haben scheinen, 
glaubt er der Statue den Namen Sallustia Barbia Orbiana geben zu können. — Der Haarputz 
auf der Statue und auf den Münzen ist sich gar nicht ähnlich, da überhaupt jener dör Sallustia 
Orbiana auf den Münzen nicht der Venus zukommen könnte. Auf der Statue fliessen lange 
Locken auf den Hals herunter, indess die Haare auf den Münzen sorgfältig gesammelt sind. 

Sehr sicher tritt Graf Clarac ^) auf, indem er in der Unterschrift auf den gestochenen 
Tafeln sagt: Venus (Sallustia Barbia Urbiana) etc. Vorsichtig war der ausgezeichnete Archäologe 
Labus ^) bei der Beschreibung des Museums von Mantua, wo er sich folgendermassen äusserte: 
Ritratto incognito, attribuito a Sallustia Barbia Orbiana. Ich schliesse mich gerne einem so 
gelehrten Interpreten des Alterthumes an, indem er sagt: Noi perö che piü volte accuratamente 
quest' effigie osservammo, istruiti da Temistio filosofo che „imagines veteris artis ad admiran- 
dum indigent tempore acuratisque oculis", non vi ravvisammo quell' identitä di fatezze che la 
scienza, per chiarirne il soggetto, richiede; quindi senz' apertamente disdire Topinione altrui, 
confessiam ch'esso ci h incognito. In der That ist zwischen der Statue, welche Visconti mit- 
theilt und der Büste von Mantua gar keine Aehnlichkeit ; ich pflichte daher um so mehr der 
Aeusserung des Herrn Labus bei, als der obenangeführte Medaillon aus Tiepolo ^) sicher 
unecht ist und er von den Gelehrten immer als Hauptbeweis fiir den Satz angesehen wird, 
dass Sallustia Barbia Orbiana bestimmt die Gemahlin des Severus Alexander gewesen sei. 

Die Gesichtszüge der Barb. Orbiana sind insbesondere auf den Silbermünzen immer sehr 
jugendlich ; dass sie an einen Kaiser verheirathet war, beweisen die Münzen mit CONCORDIA 
AVGVSTORVM, auf welchen sie einem Kaiser die Hand gibt, und welche als Vermählungs- 
niünzen zu betrachten sind. 

Meines Erachtens sprechen folgende Gründe für die Annahme, dass Sali. Barbia Orbiana 
die Gemahlin des Severus Alexander gewesen sei: die Aehnlichkeit des Haarputzes der Sallustia 
Barbia Orbiana mit dem Haarputze der Mutter des Severus Alexander der Julia Mamaea ; 
femer die Münzen, deren Rückseiten die Inschrift CONCORDIA AVGVSTORVM und die 
Vorstellung enthalten: ein Kaiser und eine Kaiserin geben sich die Hände, auf welchen man 



1) Visconti, Museo Pio Clementino II, tav. LH, p. 100, 101. 
^ Musöe de Sculpture IV, pl. 609, Nr. 1349. Texte I, IV, p. 95, 96, Nr. 1349. 
3) Museo della R. Accademia di Mantova III, 211, pl. XXXIV, 2. 

^) Auf die Unechtheit des Aureus aus dieser Sammlung habe ich schon in Ameth, Synopsis numorum romanorum etc., p. 148, auf- 
merksam gemacht. 



72 Abhandlungen. J. Arneth, Inschrift der Gens Barhia zu Enns. 

doch, ungeachtet des kleinen Raumes der Münzen, die Züge des Imperators als jugendlich 
gewahr wird, die also dem Severus Alexander mehr als dem Trajanus Decius zukommen, für 
dessen Gemahlin sie häufig angesehen wurde. — Gegen die Annahme, dassS. Barbia Orbiana 
die Gemahlin des Severus Alexander gewesen, spricht vielleicht blos der Umstand, dass auf 
sehr wohlerhaltenen vortrefflichen Medaillons nur Severus Alexander mit seiner Mutter, nicht 
aber mit seiner Gemahlin vorgestellt erscheint, und dass die Schriftsteller, die sogar drei 
Gemahlinnen des Severus Alexander auffuhren, darunter nicht die S. Barbia Orbiana nennen, 
welche auf Münzen, wenn schon nicht häufig, doch öfter vorkommt. 

Am Schlüsse dieser Abhandlung glaube ich noch bemerken zu sollen : 

Ist der Medaillon, den Lenormant^) in Holzstich mittheilte, und den schon Mionnet") be- 
schrieben hat, zuverlässig echt, so ist die Frage entschieden, dass Sali. Barbia Orbiana die 
Gemahlin des Severus Alexander gewesen sei, denn der Medaillon trägt die Umschrift: IMP. 
SEV. ALEXANDER. SALL. BAEBIA OEBIANA. Beider Brustbilder, unten: AVGVSTL 

Rv. CONCORDIAE AVGVSTORVM. Der Kaiser und die Kaiserin opfern in Gegenwart 
eines Kriegers und zweier Frauen auf einem Dreifusse, welcher vor einem Tempel steht, in 
dessen Mitte eine Statue sich befindet. 

Ich würde keinen Zweifel an einem Medaillon hegen, den zwei so gelehrte und geübte 
Männer wie Lenormant und Mionnet veröffentlicht haben, hätte ich nicht die Medaillen und 
Münzen , worauf sich die Vereinigung Alexander's und Orbiana's bis nun stützte , für unecht 
befunden, es demnach möglich wäre, dass auch dieser Medaillon zweifelhaft sein könnte, und 
dies um so mehr als er Mongez und Clarac entgangen zu sein scheint. 

Die Züge der Sali. Barbia Orbiana , die mehrere Jahre Kaiserin gewesen zu sein scheint, 
sind noch ganz gut auf den Münzen gearbeitet, es ist in denselben viele Bestimmtheit. 

Ifth würde bei diesem Namen nicht so lange verweilt sein, gäbe er nicht Veranlassung 
zum tieferen Einblicke in die römische Geschichte des Anfangs des dritten Jahrhunderts. 

Die römischen Soldaten hatten am Ende des zweiten Jahrhunderts nach dem von ihnen 
ermordeten tugendhaften, in jeder Beziehung vortrefflichen Helvius Pertinax den Septimius 
Severus zu Sabaria zum Imperator ausgerufen. Mit Ordnungssinn regierte Severus, mit eben 
so viel Talente im Guten wie im Bösen, in diesem letzteren von seinem Sohne Caracalla, der 
sich vom Jahre 211 — 217 alle Grausamkeiten gestattete, übertroffen. Eine Verworfenheit in 
allen heiligen wie menschlichen Dingen zeigte Elagabalus vom Jahre 218 — 222, bis endlich 
der hoffnungsvollste Jüngling des damaligen Rom's Severus Alexander in seinem 17. Jahre Kaiser 
wurde. Die ganze römische Welt schien froh aufzuathmen, dass endlich wieder Tugend, Sitte 
und Recht die Herrschaft bekommen. Severus Alexander war mit den besten Schriften dös 
Alterthums vertraut, er verehrte jede menschliche Grösse, war mit den Bildnissen der ausge- 
zeichnetsten Männer umgeben und scheint durch seine treffliche Mutter mit dem Christenthume ^) 
bekannt gewesen zu sein. Ist es die Gens Barbia — von der Mitglieder ebenfalls in die schon 
christliche Zeit gehören, wie auf dem Monument zu Triest zu ersehen — die diesem so bedeutenden 
Imperator eine Gemahlin gegeben, so wird dieses Geschlecht und die Denkmale, die sich näher oder 
ferner darauf beziehen , um so merkwürdiger. Der hoffnungsvolle Imperator wurde in seinem 
30. Lebensjahre und im 14. seiner Regierung bei Mainz, 235 nach Christi Geb., mit seiner Mutter 
von aufrührerischen Soldaten ermordet ; von Sallustia Barbia Orbiana schweigt die Geschichte. 

') Tr^aor de Numisra. Iconogr. rora., p. 88, Nr. 6. — ^) De la rarete des m^daillos roni., 1827, I, 371. — 3) Tillemout, Hlstoire des 
empereurs, ITI; 158. 



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BERICHT ÜBER DIE GRABHÜGEL BEI LÖVÖ IN UNGARN 

UND 

DIE DASELBST VORGENOMMENEN NACHGRABUNGEN. 

VON D. EDUARD FREIHERim V- SACKEN. 

(MIT WN£R TAFEL.) 



Im Sommer 1853 erstattete der Herr Landesbau -Director von Ungarn, F. Menapace, an die 
k. k. Central- Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale Bericht über die 
Auffindung einer bedeutenden Anzahl von römischen Grabhügeln bei Lövö im Zalaer 
Comitate, imd es wurden mehrere bei Abgrabung solcher Hügel behufs des Strassenbaues 
gefundene Gegenstände, als : Fragmente von Lampen, Ziegeln, Estrich, so wie einige Münzen 
eingesendet, welche entschieden römischen Ursprung bekunden. 

In Folge dessen von Seite der k. k. Central- Commission, so wie von der Direction des k. k. 
Münz- und Antiken-Cabinetes beauftragt, die Anlage und Natur dieser Grabstätten genauer zu 
erforschen und zu untersuchen, ob und in welcher Art allenfalls Nachgrabungen anzustellen 
wären, die eine Aussicht auf lohnende Funde bieten dürften, begab ich mich am 15. October 1853 
nach Steinamanger (der berühmten römischen Colonie Claudia Sabaria). LnHofß der bischöf- 
lichen Residenz sind mehrere römische Monumente aufgestellt, welche Zeugniss von der einstigen 
Grösse und Bedeutung der Stadt geben, besonders mehrere Säulenschäfte aus Granit, 2 Fuss 
4 Zoll im Durchmesser, die einem sehr grossen Bauwerke angehören mussten ^), femer ein kolos- 
saler Minerven- Torso (die ganze Figur hatte nach den Proportionen desselben eine Höhe von 
9 Fuss), ein riesiger Torso des Hercules, eine schöne Ära mit Mars, Fortuna und Bacchus in 
Relief, endlich trefflich gearbeitete Gesimsplatten und Säulenfässe, alles von weissem Marmor. 

Herr Canonicus Bitnitz besitzt auch eine schöne Sammlung von hier gefundenen römischen 
Gefässen, Gegenständen aus Bronze, Bernstein u. dgl., so wie von Münzen aus der Kaiserzeit, 
die beweisen wie blühend die römische Colonie gewesen sein muss. 

Der Herr Bezirks -Ingenieur W. Schwanberg in Steinamanger gab mir mit der bereit- 
willigsten Zuvorkommenheit die zur Ausführung meines Auftrages nöthigen Schreiben und 
sorgte für meine Weiterreise über Könnend nach Lövö. 



1) Ganz ähnliche SKulenschJifte liegen merkwürdiger Weise neben der Kirche Ton JAk. 
CeDtr.-Comm. fQr Biiadeokiiiale. (AbhaDdlnngea.) 10 



7 4 AbJuindlungcn. 

Dieser kleine Flecken, 5 V4 Meilen von Steinamanger entfernt, liegt in einer Thalmuldc, 
welche sich zwischen zwei parallel von Osten nach Westen laufenden, niedrigen Hügelketten 
befindet. Im Thale läuft das Flüsschen Zala in der Richtung gegen Osten. Beiderseits auf den 
Anhöhen sind zahlreiche Grabhügel, die jedoch eine verschiedene Gestalt und Anlage zeigen. 
Die meisten befinden sich am Abhänge der südlich von Lövö sich hinziehenden Hügelkette, 
am rechten Ufer der Zala, zu beiden Seitemder neu gemachten, nach Baksa führenden Strasse. 
Hechts von derselben sind die Anhöhen ganz kahl und bestehen aus Lehm und aufgeschwemmtem 
Schotter, durch das nach starken Regengüssen herabströmende Wasser sehr zerrissen und 
durch tiefe, unregelmässige Einschnitte coupirt, zwischen denen mannigfaltig gestaltete 
Schotterhügel, in denen sich auch versteinerte Knochen von vorweltlichen Elephanten fanden, 
aufgeschwemmt sind. Man hat hier Mühe die künstlich gemachten Hügel von den durch die Natur 
gebildeten zu unterscheiden, erstere charakterisiren sich nur durch eine mehr zugespitzte Form 
und das Vorkommen von Bruchsteinen, Man kann zweierlei Gattungen unterscheiden: abge- 
gränzte von runder Grundform, 6 — 10 Fuss hoch, vereinzelt, jedoch nicht regelmässig stehend, 
meistens oben mit einer Vertiefung , welche auf einen in ihnen angelegten hohlen Kaum, der 
erst später wieder verschüttet wurde, deutet — und längliche, am oberen Ende sich etwas erhe- 
bend, 3 — 4 Fuss hoch, 12 — 14 Fuss lang; diese befinden sich ziemlich am Gipfel der Anhöhe. 
Von den Hügeln der ersten Gattung wurden die meisten (bei dreissig) durch den Wegmeister 
Hrn. Kamler theils behufs der Strassenführung ganz abgegraben, theils aufgedeckt und durch- 
wühlt, da sie eine grosse Menge von Bruchsteinen, mitunter von bedeutender Grösse enthielten, 
welche sich bei dem Mangel von gutem Matcriale trefflich zur Pflasterung der neuen Strasse 
eigneten. Manche enthielten nach der Aussage Kamler's 15 — 20 Karren Steine; es ist theils 
Sandstein, der eine Stunde von Lövö, bei Szdlomvär häufig vorkommt, theils vulkanisches, 
sehr verwittertes Gestein aus der Gegend um Güns und wahrscheinlich von dort her zum Bau 
der Gräber zugeführt. 

Ausser Gefässen mit verbrannten Knochen wurden mehrere Glasfläschchen (sogenannte 
Lacrimatorien), Geschirre von grauem, schlecht gebranntem Thon und einige Lampen gefunden; 
von den letzteren hat eine am Boden einen Faunskopf mit Widderhörnern in EeKef , andere 
haben die Aufschrift: AGILIS F und FESTI in hoch erhabenen Buchstaben von reiner Form, 
scharf ausge.drückt. Die Lampen sind ebenfalls aus grauer, sandiger Erde, äusserst dünn am 
Boden. Die Gestalt der in den Grabhügeln befindlichen Kammern, die aus Steinen aufgebaut 
waren, konnte, da sie meistens ganz verschüttet waren, nur durch besondere Sorgfalt beim 
Nachgraben erkannt werden. Ich liess einen dieser Schotterhügel mit Behutsamkeit aufdecken, 
indem die obere bei 2 Fuss dicke Schichte von Lehm und Kies weggeräumt und zugleich von der 
Seite hineingegraben wurde. Es zeigte sich ein aus Bruchsteinen aufgescliichtetes Mauerwerk, 
das sich bei weiterer Nachgrabung als eine 9 Fuss lange, 8 Fuss breite Grabkammer erwies; sie 
mochte eine Höhe von 3 Fuss gehabt haben und war oben mit Ziegeln von bedeutender Grösse 
(tetradora) bedeckt , welche stufenartig , einer gegen den andern vorragend gelegt gewesen und auf 
diese Art die Bedachung der Kammer gebildet zu haben scheinen; wenigstens zeigte sich keine 
Spur einer Gewölbung. Zwischen den Steinen der Umfassungsmauer war wenig Mörtel, daher 
sie auch eine geringe Festigkeit besass und grösstentheils eingestürzt war. Zu diesem kleinen 
Gebäude, in das man ursprünglich leicht hineinkriechen konnte, führte ein schmaler Zugang 
an der Westseite , gebildet durch zwei niedrige 2 Va Fuss von einander entfernte Mauern aus 
zusammengelegten Steinen ohne Mörtel. Im Innern der Grabkammer fanden sich zahlreiche, 




Freih. v. Sacken. Grabhügel bei Löv6\ 75 

glasartige Schlacken mit eingeschmolzenen Kiesstücken, was auf eine durch sehr starkes Feuer 
bewirkte Verbrennung hindeutet. Nach Hinwegräumung der Erde und des Schuttes stiess ich 
auf den Fussboden des kleinen Baues, der aus einer weissen Estrichmasse von Kalk mit 
gestossenen Ziegeln vermischt bestand. Dieser Boden, der fast bei allen römischen Bauwerken 
vorkommt, ruhte auf einer Substruction von Bruchsteinen, war aber durch die Nässe und das 
Gewicht der darauf lastenden Erdmasse sehr schadhaft und bröcklig, am Rande zeigten sich 
Spuren einer gemalten Einfassung von grünen Blättern zwischen zwei braunen Linien. In der 
ülitte müssen mehrere Gefässe, zum Theil mit verbrannten Gebeinen angefüllt, und Lampen 
gestanden sein, die jedoch, alle zerbrochen waren. Scherben und halbverkohlte Knochen 
waren in Menge vorhanden. 

Wir sehen also hier die erste Art von Gräbern: vier- 
eckte, aufgemauerte Kammern, auf deren Boden die 
Urnen und Gefässe standen. Die Bedeckung mit Erde 
seheint nicht absichtlich gewesen zu sein und die Grabgebäude 
dürften sich frei über den Boden erhoben haben. 

Nach der Aussage des Wegmeisters Kamler waren die 
Hügel, welche er schon früher abgraben liess von ähnlicher Art 
und Anlage. 

Die länglichen Hügel der zweiten Gattung, die sich an der 
Berglehne von Norden nach Süden hinziehen, scheinen allge- 
meine Begräbnissstätten vielleicht für weniger Bemittelte gewesen zu sein. Ich liess 
zuerst am nördlichen Ende eines solchen, wo er sich etwas höher erhob, hineingraben; in einer 
Tiefe von iy2Fuss fand sich ein grosser Topf aus schwarzer Erde, wenig gebrannt, von sehr 
auegebrauchter Form mit schmaler Basis, 1 y^ Fuss im Durchmesser haltend, -ganz mit Erde und 
verkohlten organischen Ueberresten angefüllt; man konnte wie von den übrigen Gefässen aus 
der weichpn, nassen Lehmerde blos die Scherben hervorziehen, jedoch war die ursprüngliche 
Form noch ganz deutlich zu erkennen. Im Kreise herum waren 10 Töpfe gestellt von ver- 
schiedener Form: ausgebaucht, flaschenartig mit Henkel, schalenförmig, becherartig etc., aus 
verschiedenem Thon gefertigt, schwarz, dunkelroth, hellroth, gelblich, ganz weiss, endlich 
eine sehr schöne Glasurne von bauchiger Form, oben eingezogen, mit dickem, flachem Rande. 
Diese 80 wie mehrere der Gefässe waren mit verkohlten Knochen und einer intensiv schwarzen, 
fetten, weichen Masse angefüllt. Der Länge des Hügels nach wurde in sehr unbedeutender 
Tiefe eine Menge von Töpfen in Scherben und mehrere Glasurnen gefunden; die Knochen- 
Ueberreste in letzteren hatten eine helle Farbe und waren mehr calcinirt als verkohlt; sie 
scheinen vor der Berührung mit dem Feuer (vielleicht durch Asbestleinwand) geschützt 
gewesen zu sein. Lampen, Münzen oder dgl. wurden nicht gefunden. 

Wir haben hier eine zweite Art der Bestattung, wo die Gefässe mit denver- 
brannten Ueberresten einfach eingegraben wurden. 

An der linken Seite der neuen nach Baksa führenden Strasse, östlich von dem beschrie- 
benen kahlen Terrain, ist ein herrlicher Wald von uralten Buchen, der sich über eine Stunde 
in der Richtung gegen Osten ausdehnt. Auch hier ist der Boden von zahlreichen Gräben 
durchschnitten, welche unten bedeutend tief und breit sind, gegen die Höhe der Abdachung 
hinauf aber sich verlieren. Man trifft hier eine ausserordentliche Menge von Hügeln, wohl 
gegen zweihundert, theils von sehr ausgezeichneter abgegränzter Form, theils unregelmässig 

10* 



76 Abhmdlungepfi. 

in einander fliessend; bei letzteren lässt sich wegen der Unregelmässigkeit des Terrains über- 
haupt schwer entscheiden, ob sie alle künstlich gemacht oder durch Ablagerung gebildet sind. 

Fast bei jedem der abgegrenzten Hügel, welche mitunter reihenweise und ziemlich in 
gleicher Distanz von einander sich erheben, steht eine mächtige Buche, welche daher eben so 
wie die Hügel in Reihen stehen. Eine solche Regelmässigkeit findet oft bei 5 — 6 Hügeln Statt. 
Das Aufgraben wird durch die Bäume wegen ihrer gewaltigen Wurzeln sehr erschwert, ja oft 
ganz unmögKch, wenn man nicht das Abrutschen und den Sturz des Baumes gefährden will, wie 
es bei Abgrabung des grössten und regelmässigsten dieser Hügel geschah, wobei die Arbeiter 
fast verunglückt wären. Die Höhe und der Durchmesser der Hügel sind nicht gleich; erstere 
beträgt 5 — 9 Fuss, letzterer variirt zwischen 3 und 4 Klaftern. Es lassen sich wieder zwei Gat- 
tungen unterscheiden: vollkommene von zirkelrunder Basis, kegelförmig und abgerundet, 
ohne Spur einer Vertiefung , und solche, welche oben eine 2 — 3 Fuss tiefe runde Grube zeigen. 

Von der ersteren Gattung wählte ich den die ausgeprägteste Form zeigenden und liess 
ebensohlig mit dem umgebenden Boden eine Rösche bis über die Mitte des Hügels graben. An 
der Peripherie waren grosse Bruchsteine (wieder Sandstein von Szälomvär) herumgesetzt, bloss 
zusammengelegt, nicht gemauert, vielleicht um dem Hügel an seiner Basis mehr Festigkeit zu 
geben. ImUebrigen bestand derselbe bloss aus Dammerde ohne einen einzigen Stein, offenbar 
zugeführt und zu einem Hügel aufgeworfen, was der Umstand beweist, dass man in einer Tiefe 
von 5 Fuss und darüber einzelne Ziegelstücke, Holzkohle, Bruchstücke von Gefässen vorfand, 
jedoch ganz zerstreut und vereinzelt, wie sie zufällig in der zugeführten Erde vorhanden waren. 
In einer Tiefe von 6 Fuss (der ganze Hügel war 8 Fuss hoch) kam eine Schichte von blauem 
Lehm, darunter eine bedeutende Quantität jener pechschwarzen fetten Masse, welche durch 
Verbrennung von animalischen Substanzen entsteht, vermischt mit Stücken halbverkohlter 
Knochen. Aber weder Töpfe, Lampen, noch Holzkohlen kamen zum Vorschein, ich liess die 
angelegte ßösche in der Mitte bedeutend erweitern und so tief graben bis der Schotter des 
Untergrundes zum Vorschein kam, aber es fand sich nichts. Offenbar wurden die von der 
Verbrennung des Leichnams bleib endenReste ohne Gefäss auf einen abgestutz- 
ten Erdhügel gelegt und dann mit Erde überschüttet, bis der Hügel eine kegelförmige 
Gestalt und die für ein solches Denkmal gewünschte Form hatte. Dies wäre also die dritte 
Art des Begraben s. 

Hierauf schritt ich zum Oeffnen eines der oben eingesunkenen Hügel, des grössten von allen ; 
der Durchmesser an seiner Basis betrug 5 Klafter ; zur Seite stand eine majestätische Buche. Ich 
liess oben am Rande der eingesunkenen Stelle, wo also noch stehendes Mauerwerk vorhanden 
sein musste, senkrecht in die Tiefe graben. Es zeigte sich aus den zahlreichen Bruchsteinen, von 
denen viele behauen, zum Theil plattenförmig und regelmässig an einander gefügt waren, dass 
das eigentliche Grab aus einer kleinen runden Kammer von ungefähr 3 Fuss Höhe bestand, 
oben mit Bruchsteinen überwölbt. Es fanden sich Stücke vor, an denen deutlich zu erkennen 
war, dass sie zu einem Gewölbe gehörten. Dieses war aber eingestürzt, daher die ganze Grab- 
kammer, deren äussere Umfassung sich noch deutlich erkennen, auch theilweise biossiegen 
liess, mit Erde und Steinen angefüllt war. Von Ziegeln fand sich keine Spur, dagegen kamen 
grosse Mörtelbrocken, grössere Mauertheile, welche durch den vortrefflichen Mörtel so fest 
waren, dass sich die einzelnen Steine kaum loslösen Hessen, Stücke von Kalk u. dgl. zum 
Vorschein. Je tiefer hinab , desto grösser waren die Steine. Nach möglichster Hinwegschaffung 
der Erde erwies sich das Grabgebäude als ein runder Raum von 7 Fuss Durchmesser, die Mauern 



Freih. v. Sacken. Grabhügel bei Lövö. 77 

aus woMgefugten Steinen 2 V2FU8S dick, bis zum Anfange des Gewölbes beiläufig 3 Fuss hoch. 
In der Mitte war der aus zwei Lagen bestehende Estrich-Fussboden noch ziemlich erhalten ; die 
untere Lage desselben bestand aus Kalk mit etwas feinem Kiessand vermengt, die obere hatte 
eine starke Beimengung von Ziegelmehl, wodurch sie ein lichtrothes Aussehen erhielt. Auf 
diesem Boden in der Mitte lagen mehrere bei 2 Fuss im Quadrat haltende Steine, unten flach^ oben 
halbrund. Unter diesen war die eigentliche Begräbnissstätte» Es kamen nämlich unter den 
erwähnten grossen Steinen zwei viereckige Vertiefungen von 3 ^/^ Fuss Länge, 2 Fuss Breite und 
2 Fuss Tiefe zum Vorschein, mit der schmalen Seite neben einander liegend, durch eine kleine, 
1 y, Fuss breite Mauer getrennt. Sie waren inwendig mit einer feinen dicken Mörtelschichte 
überzogen, auf dieser eine Lage Kalk mit zierlicher Malerei bedeckt, theils Streifen von 
abwechselnd weisser, grüner und rother Farbe, theils Ranken mit spitzen hellgrünen Blättern 
und rothen Blumen. Trotz der grossen Nässe, welche das ganze Erdreich hatte, wären doch 
die Farben trefflich erhalten und so intensiv, als ob sie erst kürzlich aufgetragen worden wären ; 
durch den Zutritt der Luft verloren sie jedoch bald ihre Frische. 

In einer dieser Vertiefungen fand man reichlich verkohlte Gebeine, zum Theil noch ganz 
kenntlich (so ein Becken- und Schenkelknochen und Stücke der Hirnschale) , jedoch ohne Topf, 
in der anderen, die besonders schön ausgemalt war, wieder halb verbrannte menschliche lieber- 
reste , Scherben eines Thon- und eines Glasgefässes nebst dem Bruchstücke einer eindochtigen 
einfachen Lampe ohne Schrift. — Unter dem wohlgeglätteten Boden waren Steine als Sub- 
struction gelegt unmittelbar auf dem geröllartigen Untergrund. Der Erdhügel ist offenbar 
künstlich aufgeworfen, denn die in ihm befindliche Dammerde unterscheidet sich deutlich von 
dem umliegenden Lehmboden. Hier sehen wir also eine vierte Art von Grabstätten: 
eine ausgemauerte tiberwölbte Grabkammer, in der ausgemalte Vertiefungen 
zurAufnahme der Ueberreste des verbrannten Körpers angebracht wur- 
den, das Ganze mit Erde überdeckt. 

Die Anhöhen nördlich von Lövö, am linken Ufer der Zala, welche sich ebenfalls von 
Osten gegen Westen ziehen, gegen Häshägy zu sind sie wieder ganz kahl und von Gräben 
durchschnitten. Es finden sich hier ebenfalls zahlreiche Grabhügel reihenweise von Norden 
gegen Süden gesetzt; es sind oft 5 — 6 genau in einer Linie und in gleicher Entfernung von 
einander. Ihre Grösse ist verschieden, bei 4 — 6 Fuss Höhe beträgt der Durchmesser 12 — 24 Fuss ; 
auf vielen sind junge Birken und Wachholderstauden, was die Nachgrabung sehr erschwert. 
Mehrere sollen durch den gewesenen Gouverneur von Fiume, Herrn v. Kasbar, geöffnet 
worden sein, aber wie es scheint, wurde die Nachgrabung ohne rechtes System unternommen 
und die Hügel wurden nicht ganz durchsucht. Man soll dabei Töpfe, Lampen und Münzen 
gefunden haben. 

Ich liess auf dieser Seite drei noch unberührte Grabhügel von recht bestimmter Form 
aufgraben und zwar wieder durch eine ebensohlige Rösche den ganzen Hügel durch und 
zugleich in der Mitte von oben herab, so dass die darin befindlichen Gegenstände gefunden 
werden mussten, denn diese kommen immer nur in der Mitte oder an der Peripherie vor. Die 
beiden grösseren erwiesen sich wieder als künstlich aufgeworfene Erdhügel ohne Steine; in 
einer Tiefe von 3 Fuss kamen einige Scherben eines Thongefässes von ungebrannter, nur getrock- 
neter, schwarzer, sandiger Erde und ein Glasumen-Fragment zum Vorschein. Es hat fast den 
Anschein, als ob diese Bruchstücke nicht von einem ganzenhier befindlichen Gefässe herrührten, 
da sich bei allem Nachsuchen nur 4 — 5 kleine Stücke vorfanden, sondern mit der Erde als 



78 Abhandlungen. 

Scherben liieher geworfen wurden. Noch etwas tiefer war eine grosse Menge von verkohlten 
Knochen, fetter schwarzer Masse von verbrannten Leichen und viele Holzkohlen nebst Stücken 
vermoderten Holzes. Der letztere Umstand macht es wahrscheinlich, dass die Leichname 
(offenbar waren es mehrere) hier verbrannt und dann mit Erde bedeckt wurden. Dies 
ist die einfachste Art des Begräbnisses ohne alle Zuthat, vielleicht für ärmere Leute. 

Im dritten kleineren Hügel fanden sich wieder in seiner Mitte vier krugartige Gefässe 
aus gut gebranntem röthlichen Thon, mit schmaler Basis und weitem Halse. Sie waren ganz 
angefiillt mit den Ueberresten verbrannter Leichen, die sehr vollständig verbrannt worden 
sein müssen , denn es waren fast gar keine kennbaren Knochenreste dabei , sondern nur jene 
schwarze schmierige Masse, wie sie auch in den anderen Gräbern vorkam. Bei jedem Topf 
befand sich eine kleine, einfache, eindochtige Lampe aus grauem Thon, ohne Schrift Unter 
diesen Gefässen fand sich im Hügel nichts mehr als reine Dammerde. Vielleicht war hier die 
Begräbnissstätte einer Familie, denn die vier Töpfe waren regelmässig gelegt, so dass sie ein 
Kreuz bildeten und die Hälse einander zugekehrt waren. 

Ich habe somit von jeder Hügelgattung einen oder zwei öffnen lassen, und bei jedem 
waren nicht unbedeutende Verschiedenheiten wahrzunehmen. Ich glaube kaum, dass weitere 
Nachforschungen besondere Eesultate ergeben würden, sondern es dürften sich die angegebe- 
nen Umstände mit einigen Variationen auch bei den übrigen Hügeln wiederholen, denn ihre 
ganze Anlage , die Uebereinstimmung in Form und Lage weist darauf hin , dass sie ziemlich 
aus einer Zeit und von einem Volke herrühren, und bei diesem scheint es nicht Sitte gewesen 
zu sein, den Verstorbenen vielerlei Gegenstände ins Grab mitzugeben. Um dies festzustellen, 
wäre es aber immerhin interessant noch einige Hügel öiFnen zu lassen. Der Wegmeister, Herr 
Kamler, zeigte grosses Interesse dafür, und da er nun die Weise, wie dabei vorzugehen ist, 
kennt, und ich ihm die zu beobachtenden Massregeln und Vorsichten erklärte, so dürfte er 
gehörig instruirt sein, um bei Aufgrabung neuer Hügel zu erkennen, ob sie den anderen 
ähnlich sind, oder ob sieh etwa neue Erscheinungen herausstellen, die dann näher und wissen- 
schaftlich untersucht werden könnten. Auch hat Herr Kamler zwei sehr brave deutsche Arbeiter 
(sogenannte Einräumer) , die sehr behutsam und sorgfältig bei Nachgrabungen . zu Werke 
gehen. — Wenn auch bei der von mir unternommenen Nachforschung wenige Gegenstände 
von Belang- gefunden wurden, so bleibt es doch interessant, die verschiedenen Arten der 
Todtenbestattung bei einem einst mächtigen, längst von diesem Boden verschwundenen Volke 
daraus kennen zu lernen. In keinem Gebrauche spiegelt sich die eigenthümliche Gesittung und 
der Charakter eines Volkes so lebendig ab , als in der Art und Weise , wie es seinen verstor- 
benen Angehörigen und Freunden die letzte Ehre erweist. Es kommt nun in Frage, welchem 
Volke unsere Grabhügel angehörten, ob den Römern, welche seit Augustus die Herren 
Pannoniens waren, oder den schon früher hier wohnenden Pannoniern. 

Ganz ähnliche Hügel mit denselben Vorkommnissen sind über ganz Deutschland ver- 
breitet; sie sind jünger als die sogenannten Hünenbetten (in denen nur Steinwaffen vor- 
kommen), aber älter als die Grabstätten mit unverbrannt beigesetzten Gerippen. Die Germanen, 
die Gelten und die verwandten illyrisehen Stämme hatten in frühen Perioden die Sitte des Ver- 
brennens der Verstorbenen, eine Sitte, die höchst wahrscheinlich aus Asien, dem ürsitze aller 
dieser Völkerschaften, stammt. Die Bestattung der Ueberreste geschah in Hügeln , die passend 
den Namen „Brandhügel" (im Gegensatze zu denen mit unverbrannten Gebeinen) erhielten. 
Sie sind dreifacher Art, indem die Urnen 



Freih. V, Sacken. Grabhügel hei Lövö. 79 

1. theils in blosser Erde; 

2. theils in einer aus Steinplatten zusammengestellten Kammer; 

3. theils in einem aus Bruchsteinen gemachten Gewölbe aufgestellt wurden ^). 

Die ausserordentliche Uebereinstimmung in der Hauptanlage wie in allen Nebenumständen 
der Gräber von Lövö mit denen in Nord- und Süd-Deutschland^), Illyrien, Croatien^) etp., 
die entschieden nicht römischen Ursprungs sind, spricht dafür, dass sie nicht von den Römern, 
sondern von den zum illyrischenVolksstamme gehörenden Pannoniern herrühren *). Dazu kommt 
noch der gänzliche Mangel von Münzen als Beigabe für die Ueberreste der Verstorbenen, 
welche in den. Gräbern der Römer (z. B. in Petronell, Brück an der Leitha,.an so vielen Orten 
Italiens) niemals fehlen. Die Gefasse aus grauem, nicht gebranntem, sondern nur ge- 
trocknetem Thone sind ebenfalls von den römischen, meist gut gebrannten, rothen verschieden. 
Dagegen ist es wieder auffallend, dass entschieden römische Fabrikate in den Lövoer Hügeln 
gefunden wurden, wie die Lampen mit römischen Inschriften, die Glasurnen, manche Töpfe, 
der Estrich - Fussboden. Alle diese Umstände zusammengefasst erklären sich aber leicht: die 
rohen, wenig gew^erbfleissigen Pannonier^) kamen, als die Römer vdn ihrem ganzen Lande 
Besitz nahmen, mit ihnen in Berührung, erhandelten ihre Fabrikate, liessen sich wohl auch 
von ihnen bauen, oder lernten doch ihre Art und Weise, die sie als zweckmässig anerkennen 
mussten, dabei blieben sie aber doch ihren angestammten Gebräuchen getreu, was ihnen die 
Römer gern gestatteten. Sehr natürKch kam es so,' wenn hier eine Colonie oder Nieder- 
lassung der Römer war. Eine solche bestand nicht in einer Vertreibung der ursprünglichen 
Einwohner aus ihren Wohnsitzen und ausschliesslicher Besetzung durch die Eroberer, sondern 
nur in einer starken Militärbesatzung und Einführung einer Anzahl römischer Colonisten, die 
abgesondert von den Einheimischen , die in ihren Wohnungen blieben , aber sich den Gesetzen 
ihrer Herren fügen mussten , wohnten. Die Besiegten verloren wohl ihre politische Unabhän- 
gigkeit, durften aber ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche beibehalten; auf eine sehr kluge 
Weise wussten die Römer sie allmählig davon abzubringen, und indem sie ihnen ihre Cultur 
mittheilten, knüpften sie sie fester an Rom. 

Dass an der Stelle des heutigen Lövö eine römische Colonie oder wenigstens Mansio 
bestand, beweisen die im Orte selbst gemachten Funde. Man sieht hier an vielen Stellen 
Spuren von unter dem Boden verborgenem Mauerwerk, das hie und da an der Oberfläche zum 
Vorschein kommt; viele Häuser des Ortes sind mit den Steinen dieser Gemäuer, die sich 
weithin erstrecken und aufzahlreiche Gebäude schliessen lassen, gebaut. Besonders ist es ein 
am nördlichen Ende des Marktes gelegener unbebauter Platz von circa 40 Klafter im Quadrat, 
wo allenthalben Mauerwerk unter der Oberfläche des Bodens gefunden wird; es müssen hier 
mehrere Gebäude gestanden sein, wie sich aus den zahlreichen Ecken, welche die Mauern 
bilden, schliessen lässt. Leider ist der Boden stark durchwühlt und schon ein grosser Theil 
dieser Fundamente herausgenommen und zum Bau von Häusern verwendet worden; das 



*) Vergl. Klemm, Handbuch der germanischen Alterthumskunde, S. 108 ff. 

2) L. D. Hermann, Maslographia, p. 90. — Schulze, Nachrichten von den in Sachsen gefundenen Todtentöpfen. — Reuseh, De 
tumulis et urnis sepulcralibus. — Schneider, Beschreibung der heidnischen Begräbnissplätze zu Zilmsdorf. I. 

3) Arneth, Archäologische Analekten. 

*) In der Gegend von LÖvö, zwischen der Mur und der Rab, wohnte eines der bedeutendsten Volker Pannoniens, die Jas i. (Plinius 

bist. nat. IIX, 25, 28, 'la^Jioi bei Ptolemaeus II, 15, 2.) 
*) Vergl. Dio Cassius, XLIX, 36. 



80 Abhandlungen. 

Comitatshaus in Sdla-Egerszegli ist ganz daraus gebaut. Es lässt sich also nicht einmal der 
Grundplan biossiegen oder mit Sicherheit angeben. Vor ungefähr neun Jahren wurde ein sehr 
merkwürdiger Inschriftstein gerade in der Mitte dieses Raumes gefunden. Es ipt eine Platte aus 
gelblich weissem steierischen Marmor (vomPacher-Gebirge) von 2 Fuss 1 Zoll Höhe, 2 Fuss 4 Zoll 
Breite, offenbar Bruchstück eines grösseren Steines, denn oberhalb sieht man den üntertheil eines 
ausgemeisselten Rahmens, der vielleicht ein Relief (mit einer Darstellung des Hercules?) ent- 
hielt ; unter diesem ist eine schöne Blattverzierung im schönsten römischen Style von 4 Va Zoll 
Breite. Eine Leiste trennt sie von der Fläche des Steines, welche die Inschrift hat: 

AlAVRELIVS 
ANTIMP- D 
HERCVLI 
POSVIT 

(Marcus Aurelius Antoninus Imperator Deo Herculi posuit) auf jeder Seite ein Jüngling in 
kurzer Tunica, wie es scheint eine Mütze auf dem Kopfe, auf einen Stab gestützt, in flachem 
ReKef , von sehr guter Zeichnung und Ausführung , aber stark beschädigt. Die Inschrift hat 
den guten Charakter der frühem Kaiserzeit, ist aber sehr flüchtig. 

Wir haben also hier einen Votivstein des Kaisers Marc Aurel vor uns, den er selbst 
dem Hercules setzen liess; es scheint daraus hervorzugehen, dass der Kaiser persönlich 
hier anwesend war und den Stein aufzustellen befahl, denn sonst würde der Name wohl im 
Ablativ stehen, nämKch unter der Regierung Marc Aurel's. Dies ist auch sehr wahrscheinlich; 
denn dieser Kaiser begab sich bei dem grossen Aufstande der Quaden und der mit ihnen ver- 
bündeten Völkerschaften am linken Donau-Ufer im Sommer des Jahres 178 nach Christi Geburt 
von Rom nach Camunt (dem heutigen Petronell) , wo er durch drei Jahre verweilte , um die 
Kriegsoperationen selbst zu leiten. Da die aus Italien an die Donau nach Carnunt führende 
Strasse aber — wie aus dem Folgenden sich zeigen wird — das heutige Lövö berührte, so 
erklärt es sich, dass der Kaiser hier etwas verweilte und aus irgend einem besonderen Anlasse 
dem Gotte Hercules einen Votivstein errichten liess. 

Was nun die erwähnten Ueberreste von Gebäuden anbelangt, so sind sie unzweifelhaft 
römischen Ursprungs. Die quadratischen grossen, trefflich gebrannten Ziegel, der kalk- 
reiche, mit kleinen Ziegelstücken gemischte Mörtel, die dabei gefundenen Scherben von Töpfen 
und Schalen aus Terra sigillata, besonders aber die obige Inschrift, sind Beweise dafür. Ich 
liess an einigen Stellen nachgraben, fand aber nur Mauerwerk aus sehr gut gebrannten Ziegeln 
(tetradora) und regelmässig geschlichteten Bruchsteinen. Es zeigte sich der sehr interessante 
Umstand , dass einige dieser Mauern , die sich durch ihre grössere Dicke als Umfassungsmauern 
von Gebäuden erwiesen, auf Piloten ruhten, diese waren noch ganz erhalten, dünner als 
die heut zu Tage gebräuchlichen, unten zugespitzt und mit Theer überstrichen, um der Fäulniss 
mehr zu widerstehen. Ferner zeigten sich Spuren von Gewölben und Theile von Estrich-Fuss- 
böden, die nach den kleinen regelmässigen Eindrücken an ihrer Oberfläche zu schliessen, mit 
Mosaik belegt waren. 

In Lövö und seiner nächsten Umgebung wurden auf den Feldern beim Graben u. s. w. 
verschiedene römische Münzen zerstreut gefunden. Die ältesten sind eine Bronze- Münze 
von K. Hadrian, aus dessen drittem Consulat (zwischen 873 und 891 der Stadt, oder 121 
und 138 nach Christi Geburt), und eine schöne, trefflich erhaltene Silbermünze von Antoninus 
Pius, aus seinem 24.Tribunat vom Jahre 161 nach Christi Geburt. Die anderen sind aus der 



Freih. v. Sacken. Grabhügel heiLövö. 81 

späten Kaiserzeit von Valerianus, Aurelianus, Licinius, Constantinus L Magnus, 
Constantinus IL, Gonstantius 11. 

Alle diese Umstände lassen keinen Zweifel übrig, dass hier eine Niederlassung der Römer 
gewesen sei; es ifdigt sich nun, welche von den vielen, deren Namen auf uns gekommen 
sind, hier zu suchen sei, denn aus den Überresten von Gebäuden und der grossen Anzahl 
von Grabhügeln geht hervor, dass es eine bedeutendere Ortschaft war, die bei der Genauigkeit 
der geographischen Werke der Alten gewiss nicht mit Stillschweigen übergangen wurde. 

Die Hauptstrasse, welche aus Italien nach Pannonien und an die Donau führte, daher von 
der grössten Bedeutung war, da sie bei allen Heerzügen und Unternehmungen gegen die 
jenseits der Donau wohnenden feindlichen Völker benützt werden musste , ging von Aquileja 
über Aemona (Laibach) , Claudia Celeja (Cilli) , Poetovio (Pettau) nach Claudia Sabaria (Stein- 
amanger), welche Stadt durch die Strasse und die grosse Frequenz derselben auf eme hohe 
Stufe des Wohlstandes gehoben wurde. Die Strasse ging dann weiter nach Flavia Augusta 
Scarabantia (bei Ödenburg), wo sie sich in zwei Wege theilte, deren einer nach Vindobona, 
der andere nach dem bedeutenderen Carnuntum führte. Es war diess die zweckmässigste 
Strassenfahrung, weil die unwegsamen steierischen Gebirge umgangen wurden, und das ganze 
Land von Pettau herauf fast eben ist. Gerade in der Strassenfahrung muss man den praktischen 
Sinn und richtigen Tact der Römer bewundem; es lässt sich selten wo eine bessere finden, 
daher auch die gegenwärtigen Poststrassen gewöhnlich eben so geführt sind, wie es die alten 
Eömerstrassen waren. Bei dem starken Verkehr auf der erwähnten Route entstanden zahl- 
reiche kleinere Ortschaften als Stationen und Mansionen. So gibt das Itinerarium Antonini 
(p. 262) an: 

Iter aPoetovione Carnunto M. P. CLXXIIII 

HaUcano M. P. XXXI 

Salle M. P. XXX 

Sabaria M. P. XXXl 

Scarabantia M. P. XXXIIII 

Carnunto M. P. XXXVin. 

Dass Poetovio das heutige Pettau sei, ist nach den dort gefundenen römischen Monu- 
menten ausser allem Zweifel; eben so ist es sicher, dass Halicanum oder Alicanum nahe am 
Übergänge über die Mur, in der Nähe des heutigen Mura Szerdahely stand, womit auch 
die im Antoninischen Itinerar angegebene Entfernung in gerader Linie übereinstimmt, nämlich 
31.000 Passus = 24.109 Wiener Klafter = 6 Meilen + 109^ 

Die Entfernung von Halicanum nach Salle^) des Itinerarsvon 30.000 Passus =c. 5V4 Meilen 
trifft genau mit der von Szerdahely nach Lövö zusammen, so wie die weitere Angabe von 
Salle nach Sabaria 31.000 Passus = 6 Meilen genau die Distanz von Lövö nach Steinamanger 
bezeichnet. Nach dem Antoninischen Itinerar ist also an der Stelle des heutigen Lövö der 
römische Ort Salle zu suchen. Dasselbe Resultat ergibt sich aus den Angaben des Ptole- 
maeus (Opus geograph. II, 15, 4). Er nennt unter den von der Donau entfernten Ortschaften 
Ober-Pannoniens zuerst laka^ und zwar: 2'dXa.X'^,/./i'(;,(J^., also seine Lage 38® 20' der Länge, 
46' 15' der Breite. Savaria aber bezeichnet er: X^,7'.|x''c.rr/ = 38' 20' Länge, 46' 40' Breite. 
Beide Ortschaften liegen also unter derselben Länge, Sala aber um 25 Minuten südlicher. Diese 



1) Der Codex BlandinianoB und der Codex Longolianus haben Seile. 
Centr.-Comm. für Bandenkmale. (AbhandJangeo.) 1 1 



82 Ahhandlungen. 

Umstände treffen ganz mit Lövö zusammen, welches gerade südlich von Steinamanger lii 
und zwar um 24 Minuten, also von derAng^ibe des Ptolemaeus um 1 Minute abweichend, 



= 



nicht in Betracht kommen kann, da die Messungen der Alten nicht so fein waren. Auch na 
den Aufzeichnungen der Geographen von Ravenna (IV, 19) war Salle an der Stelle von Lö^ 
Dennoch waren die Angaben verschiedener Gelehrten sehr unbestimmt. Ph. Cluverius Iii 
Fürstenfeld für das alte Salle; ßeichard (Orbis antiquus), der auch die Lage Halicanu! 
nicht richtig angibt, indem er es fälschlich zwischen Arrabo und Vicesimum setzt*), lässt { 
Strasse von Halicanum nach Sabaria einen grossen Umweg gegen Osten machen und se 
Salle an den östlichen Punkt, an die Stelle des heutigen Szalab^r; Mannert (Geographie d 
Griechen und Römer III, S. 763) und nach ihm Muchar (das römische Norikum I, S. 26! 
geben es (warum?) westlich von Lövö an. Erst durch die gemachten Funde lässt sie 
in Übereinstimmung mit den erwähnten Angaben der Alten mit Sicherheit d 
Lage Salle's an der Stelle von Lövö bestimmen. Sala kommt in einer zu Szöijy h 
Komom gefundenen Inschrift vor (Kätancsich, Istri adcolae I, p. 397, Nr. CLXXXIX 
es ist der Grabstein eines Veteranen der dritten Ala der Thracier, als dessen Geburtsort Sa 
bezeichnet wird, worunter aber vielleicht die Stadt Sala in Thracien zu verstehen ist, obwo 
die Provenienz ftir das pannonische Sala spricht. Die Inschrift lautet : 

D- A\- 
C-IVL-CEL 
LVPERCO DOJÄO 
SALAVETEXDEC 
ALAEmTHRÄVIXIT 
ANN--CIVLCAN 
DIDIANVSBF-LEG 
LEG-I-ADIP-F- 

NEPos avi 

ET HERES 

AVON 

PIENTISSIMO 
F- C 

eine in mehrfacher Beziehung interessante Inschrift. 

Nach einer Mittheilung des Herrn Ingenieurs -Assistenten, Wenzel Schaff er, 
Sala - Egerszegh wurde vor mehreren Jahren in der Nähe des Ortes Also - Lendva^ 
ÖYa Meilen südlich von Lövö gegen Szerdah6ly, beim Pflügen eines Feldes ein römische! 
Grabstein mit Inschrift, am Rande mit zwei Säulchen, oberhalb mit drei Köpfen in 
Relief verziert, gefunden. Auch sollen dort ungefähr dreissig Grabhügel sein, denen bea 
Lövö ähnlich. Über Beides versprach Herr Schaffer, welcher von Seite der k. k. Landes-l 
baudirection mit der Aufnahme und Vermessung der Gegend um Lövö beauftragt ist, nähere! 
IVIittheilung. Es ist nach dem letzterwähnten Funde nicht unwahrscheinlich, dass der 
römische Ort Halicanum in der Nähe gestanden sei, wo dieses Denkmal gefunden 
wurde, was auch mit der Distanzen- Angabe des Antoninischen Itinerars übereinstinamt. 



. 



^) Vergl. Forbiger, Handbuch der alten Geographie, III, S. 480. 



I 



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83 



IV, 

DIE TRAJANS-INSCHRIFT 

IN DER NÄHE DES EISERNEN THORES. 

VON JOSEPH ARNETH. 

(MIT EINER UTHOGRAPHIRTEN TAFBL.) 



Unter den Zeugen der römisclien Herrschaft an der Donau schienen mir seit Langem drei 
Monumente vorzüglich wichtig: 

1. Die Inschriften bei-Poletin *). 

2- Die Inschrift Ogradena gegenüber *). 

3. Die Brücke auf der Trajans-Säule zu Rom *). 

Über 1 und 3 werde ich berichten, sobald ich sammtliche Inschriften werde erhalten 
haben. 

Schon im Jahre 1833 bat ich die in die Gegend des eisernen Thores zur ßegulirung der 
Donau entsendeten OflGciere, mir von der berühmten Trajans-Inschrift 2. eine Copie durch 
Abklatschungen zuzusenden *). 

Da diese Bitten unerfüllt blieben , so wiederholte ich sie an Se. Durchl. den k. k. FZM. Fürsten 
Karl Schwarzenberg, der durch mannigfache Sendungen archäologischen Inhalts aus Sieben- 
bürgen seine rege Theilnahme am k. k. Münz- und Antiken-Cabinete wie an den archäologischen 
Studien überhaupt an den Tag legte. Se. Durchl., selbst daran verhindert, übertrug die ErftQ- 
lung dieser Bitte an Se. Exe. den Herrn k. k. FML. Grafen Coronini. Von Sr. Exe. wurde 
ich durch Abklatschungen,* welche Hr. Lt. Hain verfertigen Hess, der zwei ersten Zeilen dieser 
so interessanten Inschrift erfreut. Die Schönheit der durch die Abklatschung sichtbar gewor- 
denen Inschrift erweckte um so mehr den Wunsch, auch noch die übrigen Zeilen so gut als 
möglich zu erhalten. Der Hr. FML. Graf Coronini verliess das Land um das eiserne Thor, um 



1) Griaelini, Beschreibung des Temesvarer Banates. Wien 1780, S. 287, XXIV, XXV, Taf. IV. 

2) Griselini, I. c. S. 289, XXVI, Taf.V. 
•)) Columna Trajana, 260. 

*) S. W. Jahrbücher der Literatur, 1837, Bd. LXXX, S. 221 *). 

11 



84 Abhandlungen. 

in die Moldau einzurücken. Fast gleichzeitig wurden vom k. k. Ministerium des Handels und 
der öffentlichen Bauten Ingenieure zur Kegulirung der Donau am eisernen Thore entsendet: ich 
ersuchte desshalb den Präses der dem k. k. Ministerium der öffentlichen Bauten unterstehenden 
Central-Commission zur Erhaltung der Baudenkmale, Freiherrn v. Czoemig, eine abermalige 
Abklatschung dieser schönen Inschrift ihrer ganzen Ausdehnung nach zu veranlassen. 

Zur Erreichung dieses Wunsches gab ich Folgendes für die k. k. Herren Ingenieure zur 
Beobachtung zu Papier, um diesen überschickt zu werden. 

In Betreff der Verfertigung von Copien der Inschriften: 
. Um ein deutliches Bild — Facsimile — einer Inschrift zu erhalten, nehme noian nicht zu 
starkes, weisses, gewöhnliches ungeleimtes Druckpapier. Dieses wird mittelst eines in Wasser 
getauchten Schwammes benetzt, bis es ganz weich ist, dann auf die Inschrift gelegt und mit 
einer nicht zu harten Kleiderbürste so lange geschlagen , bis das Papier in die feinsten Vertie- 
fungen eingedrungen ist. Sollte das Papier hie und da reissen , so wird ein anderes kleines 
Stückchen darauf gelegt und nochmals geschlagen. Hierauf nimmt man einen zweiten Bogen 
desselben Papieres, der trocken sein muss und mit gewöhnlichem Buchbinderkleister oder 
leicht gekochter Stärke mittelst einer weichen Bürste oder eines Pinsels überstrichen wird. Mit 
demselben bedeckt man den ersten Bogen, der sich auf der Inschrift befindet. Er wird ebenfalls 
so lange mit der Bürste geschlagen , bis er sich mit dem ersten Bogen fest verbimden hat. 

Sobald das Ganze vollkommen getrocknet ist, wird es sich leicht ablösen lassen und kann 
abgenommen werden. Diese Abdrücke sind so gut wie Gypsabgüsse, lassen sich pressen, rollen 
u. s. w., ohne dass ein Buchstabe undeutlich wird. Bei grossen Inschriften bedeckt man das Ganze 
zuerst mit feuchtem Papier, wobei die Bogen an ihren Gränzen über einander hinwegreichen; 
dann erst kommt die zweite Lage darauf. So können Abdrücke von den grössten Inschriften 
gemacht werden. Ich verdanke dieses Verfahren grösstentheils Hrn. Professor Seyffarth *). 

Es ist ferner zu untersuchen, ob diese Inschrift in lebendigen Fels gehauen oder ob sie auf 
einer besonderen eingelassenen Tafel eingemeisselt ist ; ob die Siegesgöttinnen, die Delphine, 
die Verzierungen am Rande , in deren Mitte ein Adler , vertieft oder erhaben gearbeitet sind. 

Auch ist zu untersuchen, ob unter der Inschrift wirklich eine menschliche Figur, welche 
die Tafel zu halten scheint, wie solche Hr. Väsärhelyi *) im Jahre 1834 meines Wissens zuerst 
gezeichnet hat, wirklich eine Gestalt oder nur ein Spiel der Phantasie sei. 

Zur Beantwortung dieser Anfrage erhielt ich durch die k. k. Central-Commission vom k. k. 
Baueleven Hrn. Karl Beckmann im Mai v. J. folgendes Schreiben: 

„So gerne auch dem Auftrage, die Abklatschung der Trajanstafel Ogradena gegenüber 
auch auf die Einrahmung und die Figuren auszudehnen, nachgekommen worden wäre, so 
konnte diess leider dennoch nicht bewerkstelliget werden, da namentlich die Bildhauerarbeiten 
ziemlich stark beschädigt sind , daher an den äusserst scharfen Steinecken das Papier augen- 
blicklich riss ; weil ferner die Einrahmung der Tafel nahezu 4 Zoll , die Figuren ebenfalls 
2 bis 4 Zoll über den Untergrund vorstehen, daher eine bleibende und unveränderte Abfor- 
mung aus blossem Papier nicht möglich ist. Der schmale, kaum 4 Fuss breite Treppelweg und 
die bedeutende Höhe der Tafel (mehr als 2 Klafter über dem Erdhorizonte) trugen ebenfalls 



1) Der mir sowohl schriftlich davon Mittheilung als auch auf Gedrucktes aufmerksam machte. Gewerbebiatt für Sachsen 9. Sept 
1842, S. 431. 

2) In seinem trefflichen Berichte vom 15. December 1834, Tafel E, wo er sagt: „Trajanstafel am serbischen Ufer bei dem Wasser- 
sturze Kozla zwischen Berzasko und Swinicza.'' 



r 



J. Arneth. Die Trajans-lnschrift in der Nähe des eisernen Thor es. 85 

zur Vermehrung der Schwierigkeiten wesentlich bei, und überdiess standen die zur zufrie- 
denstellenden Lösung der Aufgabe nöthigen Mittel nicht zu Gebote." 

„Um jedoch dem gegebenen Programme einigermassen zu entsprechen, wurden von einigen 
der besterhaltenen Sculpturen Gypsabgüsse angefertigt" *). 

Die Beantwortung der die Trajanstafel bei Ogradena betreffenden Fragen geschieht nun 
kurz in folgender Weise : 

„Die Umrisse einer männlichen Figur, welche die Tafel trug, sind bei sorgfältiger Betrach- 
tung noch wahrnehmbar. Die Tafel sammt allen Verzierungen und Sculpturen ist ferner ganz 
aus lebendigen Fels ausgehauen, und mit Ausnahme der vertieften Inschrift sind alle Bild- 
hauerarbeiten en relief gearbeitet. " 

„Schliesslich wird über die Abklatschungen noch bemerkt, dass nach mehrfachen Versuchen 
sich das stärkere Papier als zweckentsprechender herausstellte , dass ferner auf der Trajans- 
tafel gegenüber von Ogradena einige auf der Zeichnung angegebene Buchstaben noch mit 
ziemlicher Deutlichkeit sich erkennen lassen, obgleich in der Abklatschung keine Spur der- 
selben vorhanden ist. Diess rührt daher, dass die vertiefte Rinne der prismatisch ausgehauenen 
Buchstaben roth bemalt ist, und diese feinen Farbenstriche in dem mehr verwitterten Theile 
der Tafel wahrnehmbar sind." 

Diesen Bericht begleiteten sehr gelungene Abklatschungen der berühmten Inschrift. 
Unendlich war meine Freude, ein Monument des grossen Trajan an der Donau so getreu vor 
mir zu haben, als ob ich vor demselben stünde, und in einem Räume, wo so viele herrliche 
Denkmale dieses ausserordentlichen Mannes aufbewahrt werden; z. B. an Münzen: 116 in 
Gold, 285 in Silber, 443 in Bronze, folglich eine Summe von 844, welche bloss in Rom geprägt 
wurden, die vielen nicht gerechnet, welche ihren Ursprung griechischen Städten verdankten. 
Diese 1 Klafter 2 Schuh 7 Zoll lange und 4 Schuh 7 Zoll hohe Inschrift mit in den ersten 
zwei Zeilen V/^ ZpU langen Buchstaben, welche so vortrefflich gearbeitet sind, dass sie wirk- 
hch Kunstproducte genannt werden können, las ich vermuthlich nach so vielen Jahrhunderten 
zum ersten Male, wie ich hoffe, richtig, die vier ersten Zeilen folgendermassen : 

IMP • CAESAR • DI VI • NERVAE • F 

NERVA • TRAIANVS • AVG • GERM 

PONTIF • MAXIMVS • TRIB • POT • ün 

PATER • PATRIAE • COS • fin 

MONT- 



Obwohl es schon für einen Gewinn anzusehen ist, von einem Monumente, welches von 
einem so grossen Manne herrührt, auch nur '/s richtig zu interpretiren , so konnte ich doch 
Hm. Beckmann mein Bedauern nicht genug ausdrücken , dass von der fünften und sechsten 
Zeile nur kaum Andeutungen auf der Abklatschung zu finden waren. Herr Beckmann gab zu, 
dass ihn allerlei Umstände hinderten, auf diese sehr verwitterten Zeilen alle Sorgfalt zu ver- 
wenden. Der Fels, in welchem die Inschrift eingehauen ist, ist Dolomit-Kalkstein, daher gär 
sehr der Verwitterung ausgesetzt, so dass manchmal abgefallene Stücke unten aufzulesen sind. 
Die Schrift und die Vorstellung des oberen Theiles sind durch den Vorsprung geschützt, 
woran der Eegen nicht so anschlagen kann, wie in den tieferen Theilen; auch pflegen Fischer 
häufig Feuer an dieser Stelle zu machen, und so zum gänzlichen Ruin beizutragen. 



1) 1. Delphin, 2. Blatt des Frises . 3. Eckblatt, 4. Adlerflügel. 



86 Abhandlungen. 

Ich bat Herrn Beckmann neuerdings, bloss von den letzten * zwei Zeilen einen Abklatsch 
zu versuchen, weil es gar angenehm wäre, wenn es unseren Tagen gelänge, eine Inschrift 
richtig zu lesen , die vielleicht seit den Zeiten des Trajan, d. h. seit etwas mehr als siebzehn- 
hundert Jahren, nicht mehr vollständig gelesen wurde, ein Wunsch, dessen Erfüllung um so 
nöthiger erscheint, da das Monument tagtäglich seiner gänzlichen Vernichtung entgegengeht; 
ich bat desshalb Herrn Beckmann nur die etwa hie und da erhaltenen Spuren von Buchstaben, 
die sich zerstreut erforschen lassen, mit Beobachtung der Distanzen einzusenden, damit es mir 
etwa gelingen könnte, daraus einen Sinn herzustellen. 

Am 2. Juni schickte Herr Beckmann seine erneute mühsame Arbeit von der Inschrift des 
Trajanus dem Herrn Präsidenten der k. k. Central- Commission ein, welcher mir sie übergab. 
Nach dieser neuen Angabe liess ich in beiliegender Tafel Nr. 1 die Schrift ausfüllen, um dadurch 
zu zeigen, wie sie jetzt erscheint; ich gebe sie nur, um das Bild zu zeigen, welches nun bei 
sehr aufmerksamer Betrachtung zum Vorschein kömmt. 

Nr. 2 der Tafel stellt in den rothen Buchstaben, die nunmehr bei grosser Aufmerksam- 
keit lesbare Inschrift und in schwarzen Buchstaben meine vorgeschlagene Ergänzung vor. 

Sie ist auf beiliegender Tafel Nr. 2 vorgestellt, ich glaube sie folgendermassen zu ergänzen: 

IMP • CAESAR • DIVI • NERVAE • F 
NERVA • TRAIAN VS • AVG • GERM 
PONTIF- MAXIMVS TRIB- POT. ilfl 
PATER • PATRIAE • COS • liTT 
MONTIS • T. • FLyVII • ANFRACt BVS 
SVPERATIS • yiAM • PATEFECIT 

Da es bei dieser Ergänzung wesentlich darauf ankam , festzustellen , ob das erste 
Wort der fünften Zeile wirklich so zu lesen und ob das letzte Wort der gleichen Zeile 

wirklich mit AN beginne, so schrieb ich desshalb an Herrn Beckmann, und erhielt die 

Antwort: 

„Die von mir eingesendete Zeichnung der Inschrift der Trajanstafel wurde nach einer 
genauen geometrischen Aufnahme angefertigt, so dass jeder einzelne Buchstabe, namentlich 
aber jeder der zwei letzten Zeilen genau nach Form, Grösse und Lage gemessen wurde. Es 
correspondirt daher die Stelle , auf welcher in der Zeichnung ein Buchstabe oder die Spur 
eines solchen sich verzeichnet findet, genau mit jener auf der Steintafel, da ich bei der Arbeit 
gleichfalls von dem Grundsatze ausging, dass nicht so sehr die einzelnen unzusammenhän- 
genden Spuren, als vielmehr die Kenntniss ihrer gegenseitigen Lage und Entfernung von einem 
derselben zur Entzifferung jener zwei Zeilen beitragen könnte, wesshalb der Zeichnung auch der 
Massstab beigefugt wurde. . . . Nach der angestrengtesten Aufmerksamkeit gelang es mir, die 
feinen, wie von einem dünnen Grabstichel herrührenden einzelnen Ritze zu verfolgen und aus 
denselben die in der Zeichnung angegebenen Buchstaben zu entziffern. Die Auffindung dieser 
Spuren wurde übrigens nur dadurch möglich, dass an den Stellen, wo jene Buchstaben sich 
befanden, Ijieilweise noch die rothe Farbe bemerkbar ist, mit welcher die vertiefte Rinne aller 
Buchstaben der Inschrift bemalt wurde. Für die Richtigkeit der Wörter MONTI und AN 
kann ich unbedingt bürgen." .... 

Ich glaube nunmehr hinreichend dargethan zu haben, dass eine Abklatschung des unteren 
Theiles der Trajanstafel unmöglich zur Entzifferung der Inschrift beitragen kann , indem die 
erwähnten kaum bemerkbaren Spuren um so weniger auf der Abklatschung darstellbar sind 



r 



J. Arneth. Die Trajans-Inschrift in der Nähe des eisernen Thor es. 87 

und zwischen den Kauhigkeiten des Steines selbst bei einer deutlicheren Wahrnehmbarkeit 
verschwinden würden. 

Ich glaube demnach auf das Gewissenhafteste mir die Kenntniss über das Aussehen und 
den Grad der Erhaltung der vorliegenden Inschrift verschafft zu haben, und bin den Behörden 
sowohl ^vie Herrn Beckmann und Herrn Oberlieutenant Kuppel wieser, welcher das FiguraHsche 
auf der Tafel Nr. 1 zeichnete, fiir die grosse dabei gehabte Mühe sehr dankbar. 

Diese Inschrift gewährt in der That einen Einblick in den so grossen Krieg, den Trajan 
gegen Decebalus führte, wie Beide alles ergriffen, was zum Siege fuhren konnte. Nicht Gebirge, 
nicht Ströme hielten diese Männer ab , sie bändigten sie und machten die Natur dienstbar wie 
die überwundenen Völker. Diese Inschrift könnte in Zukimft wirklich zu den Abbildungen 
der Trajanssäule als Ergänzung hinzugefügt werden. 

Ich gehe zur Auslegung der oft erwähnten Inschrift. 

Die ersten zwei Zeilen sind für sich klar: 

Imperator Caesar divi Nerrae filius 
Nerva Trajanus Augustus Germanicus 
Pontifex Maximus tribunitiae potestatis quartum 
Pater Patriae Consul quartum 
Montis et fluvii anfractibus 
Superatis viam patefecit. 

Die dritte Zeile trägt, wie aus der Abklatschung erhellt, offenbar das Jahr IIII der tribu- 
nicischen Gewalt, welche mit dem Jahre 101 nach Christi Geburt übereinstimmt. Die vierte 
Zeile enthält offenbar die Worte PATER -PATRIAE und das vierte Jahr des Gonsulates, wel- 
ches dermassen mit dem vierten Jahre der tribunicischen Gewalt zusammenfällt, dass auf Münzen 
die Zahl der TR-P* öfters mangelt und mit der Zahl COS.IIII ergänzt wird ^). Die fünfte Zeile 
ist allerdings die schwierigste , wenn aber MONTI . . und L . . II und AN unläugbar sind, so 
kann wohl die oben angegebene Leseart MONTIS ET FLVVII ANFRACTIBVS nur wenig 
Zweifel unterliegen. Die gewaltigen Durchbrüche der Gebirge und des Flusses zeigt die 
Gegend von Ogradena meilenweit aufwärts und abwärts bis nach dem eisernen Thore; also 
kann das solche Naturereignisse, wie sie in dieser Gegend geschehen sind, schön bezeichnende 
Wort Anfractus (Durchbruch, alsAnfractus des Livius 4, 44: Levis armatura etiam per anfrac- 
tus jugi percurrere) angewendet werden ; denn so beschreibt Väsdrhely im oben angeführten 
Berichte diese Gegend: 

„Hier sind, wenn ich das eiserne Thor einstweilen bei Seite setze , die grössten Schiff- 
fahrtshindemisse. Der Eingang der Stromenge, welche eine halbe Stunde unterhalb Plavische- 
vicza beginnt und bis nahe Ogradena auf eine Entfernung von 4500 Klaftern fortzieht, ist 
unter dem Namen Kazan bekannt. Beiderseits von steilen Felsenbergen begränzt , bietet diese 
Stromenge einen überraschenden Anblick dar; sie ist bei 100 Klafter breit, die engste Stelle 
aber nur 85 Klafter, was jedoch an Breite abgeht ersetzt die Tiefe, die hier 10 bis 30 Klafter 
beträgt." 

„ Alterthümliches bietet der jenseits sichtbare Treppelweg Trajans dar, welcher gegenüber 
von Szirinya in den steilen Berg eingeschnitten ist. Der trajanische Weg ist an mehreren Stellen, 
namentlich in den Strömungen zwischen Plavischevicza und Ogradena, in namhaften Strecken 



1) Eckhel, Doctrina VI, 414. 



88 Abhandlungen. 

sichtbar.*^ Auf der Tafel Nr. 1 zeigen die oblongen Vertiefungen die Spuren der Bäume, 
welche dazu dienten, den Treppelweg zu halten. 

Ahnlieh wie Väsärhely äussert sich auch Domer ^). ,,Der mächtige Strom, zu einer maje- 
stätischen Grösse angewachsen, ist plötzlich in einem kaum 80. Klafter breiten Felsencanal 
eingeengt. Die Ufer schroff und steil, zu einer ungeheueren Höhe emporstrebend, vielfach 
zerrissen und zerklüftet." 

Die sechste Zeile zeigt mit grösster Wahrscheinlichkeit zuerst das Wort SVPERATIS ; 
denn nach überwundenen Biegungen , Durchbrüchen , Windungen der Berge und des Flusses 
(Anfractibus superatis) , hat Trajan den Weg geöffnet , viam patefecit , wovon bloss der Buch- 
stabe E noch sichtbar ist, wie aber Nr. 2 der Tafel zeig*, durch die eingefügten Buchstaben 
passend ausgefüllt wird. 

GESCHICHTE DER TRAJANS-INSCHRIFT. 

Die erste Kunde davon scheint schon vor fast 300 Jahren La^ius gehabt zu haben, 
denn er schreibt ^) in pontis ruderibus: 

lAVP • CAESAR • DJVI • NERVAE • PILI VS • NERVA TRAI AN VS GERM • PONT • MAX • TRIB • POTEST 
AusLazius hat sie hundert Jahre später Fabretti ^) genommen. Marsigli *) gab in Beziehung 
der übrigen prächtigen Ausstattung seines Werkes einen nicht sehr ansprechenden Stich dieser 
Inschrift — fast hatte er einen Ziegel (tab. 13) ungleich schöner dargestellt als diese so denk- 
würdige Inschrift; er las sie: 

IMP • CAESAR • DIVI • NERVAE • F 

NERVA TRAIANVS AVG-GERM 
PONTIF • MAXIMVS • TRIB • P • IUI 
PAT- • '• 



Marsigli Hess darunter stechen: „Lapis petrae montis insertus ad ripam Danubii in 
parte Serviae, duas horas supra Orsovam, ad principium viae excavatae in rupe montis." 
Es ist aber diese Äusserung in so ferne nicht genau, als es keine in den Felsen eingelassene 
Tafel ist. 

Obschon diese Inschrift durch Lazius, Fabretti, Marsigli bekannt gemacht war, sagte 
dennoch Caryophilus *) : Trajanum viam in viva rupe excisam aperuisse prope Danubium 
montium difficultatibus sublatis ut indicat marmor nuper detectum in Orsavia. 

IMP-CAESARDIVl-NERVAEF 
NERVA -TRAIANVS • AVG • GERM 
PONT • MAXIMVS • TRIB • POTEST 
PATERPATRIAECOSP-P 
MONTl • D BV 

S ATI 
Es ist daher kaum zu bezweifeln, dass Caryophilus von unserer Inschrift Kenntniss gehabt 
habe, denn er hat sie fast ganz genau gegeben, nur erweckt der Ausdruck: marmor nuper 



^) Das Banat. Pressburg 1839. S. 108 und 109. 

^) Comment. Reip. Rom. Franoof. ad M. 1598. 

3) De Oolumna Trajani. Romae 1690. Cap. Vm, p. 233. 

^) DanubiuB Pannonico-Mysicos. Hague 1726. T. ü, t. 53. 

^) De Tbermis Heroulaneis. Vindob. 1737. p. 33. 



r 



J. Arneth. Die Trajans-Inschrift in der Nähe des eisernen Thor es, 89, 

detectum in Orsavia die Vermuthung, es sei ein vereinzelter Insehriftstein, der in Orsova 
gefunden worden wäre, indess die wahre Inschrift in lebendigem Fels gehauen ist, wohl 
in der Nähe von Orsova, aber gegenüber auf serbischem Ufer, also durch die Donau getrennt. 
In der Leseart des Caryophilus ist keine Jahresbestimmung, und unbegreiflich P*P noch- 
mals gesetzt, nachdem schon PATER PATRIAE ausgeschrieben vorgekommen ist. 

Der verdienstvolle Griselini ^) las die Inschrift sehr wenig richtig, und öbschon zweimal, 
doch immer unrichtig, den Marsigli tadelnd, auf S. 289 

lAVP • CAES • D • NERVAE • FILI VS 

NERVA • TRAIAN VS • GERM 

PONTAVA- . - . 



und auf Taf. V 



lAVP- CAESAR DIVI NERVAE F 
NERVA TRAIANVS AVG GER 
PONMAXT P 

M . . . 



Was nun 8. 289 und 290 folgt, ist fast alles unrichtig, denn Zamosius ^) hat diese Inschrift 
keineswegs veröffentlicht und Fabretti konnte sie daher nicht aus diesem, sondern, wie er selbst 
sagt, aus Lazius nehmen. Caryophilus schlug nicht vor, wie Griselini meint, DIRVPTIS MON- 
TIBVS zu lesen, sondern MONTIVM DIFFIGVLTATIBVS SVBLATIS. 

Unter den von Eckhel gesammelten Inschriften ^) befindet sich eine Copie der Trajans- 
Inschrift von „C. F. de Magdebourg del." imterzeichnet, jedoch ohne Jahreszahl. Es ist 
nicht unwahrscheinlich, dass Magdeburg an der durch Lauterer im J. 1789 veröffentlichten 
Navigationskarte der Donau von Semlin bis zum Ausflusse in's schwarze Meer mitgearbeitet 
habe. Die nicht unmerkwürdige Aufiiahme der Gegend (die Gestalten darauf sind sehr 
mittelmäsöig gezeichnet) enthält die Inschrift folgendermassen: 

IMP- CAESAR DIVI NERVAE F 
NERVA TRAIANVS AVG GERM 
PONT-MAXIMVS-TRIB- POTEST 
PATER- PATRIÄ- COS P-P 
MONTID- • * BV 
S--ATI ..... 
Väsärhely las auf der im Jahre 1834 gemachten ungemein schönen Aufiiahme dieser 
Gegend die Inschrift ^) : 

IMP • CAESAR • DIVI • NERVAE • F 
NERVA TRAIANVS: AVG GERM 
PONTIF MAXIMVS TRIB- • • • 



^) GescMchte des Temesvarer Banates, Wien 1780, S. 289, Taf. V. 
^) In antiquae Daciae analectis. Francof. ad M. 1598. 
') Grösstentheils aus Manuscripten bestehend im k. k. Cabinete. 

*) VAsÄrhely, Bericht, mir gefälligst Tom Ministerium des Handels und der öffentlichen Bauten mitgetheilt. Taf. E. 
Centr.-Comm. für Baadenkmale. (Abhandinngen.) \% 



♦90 Abhandlungen. 

Neigebauer ^) sagt: Hier ist gefunden worden: 

1. Namentlich, in dem benachbarten Dorfe Termisan oder Gradina eine Marmorplatte mit 
Genien und Delphinen mit folgender Inschrift: 

IMP- CAESAR DIVI NERVAEF 
NERVA TRAIANVS • AVG • GER 
PONMAX-T- ••?••• 

M ' • • • 



Die Beilage zu Nr. 134 der Allgemeinen Zeitung vom 13. Mai 1856, S. 2138*) sagt: 
„Es findet sich an dieser Strasse, gegenüber von Ogradena, eine in die Gebirgswand einge- 
hauene Inschrift (welche man die Trajanstafel nennt) lautend : Trajano Caesare Auspice Ponti- 
fice maximis trib. p. o. XXXVI, Legio mi, Scyth. cum Macedonica". 

Hier sind fast ^o viele Irrthiimer als Worte ; — denn hier sind irrig zwei Inschriften an 
verschiedenen Orten zu einer zusammengemengt. Der Anfang hat Einiges von der Inschrift 
der Ogradena gegenüber befindlichen Trajanstafel , der Schluss Einiges von der Inschrift bei 
Poletin, die unter Tiberius gemacht wurde. 

Durch die auffallende Verschiedenheit der Ortsangaben und der Leseart dürfte die Umständ- 
lichkeit gerechtfertigt sein, mit der ich glaubte ein so interessantes Moniunent behandeln zu 
sollen; denn alles ist wichtig, was einen so ausgezeichneten Mann angeht, wie Trajan war. 

Von Trajan, dem hervorragendsten der römischen Imperatoren, ist es schwer, wenig zu 
sagen; Alles, was von diesem Manne herrührt, trägt den Stämpel der Grossartigkeit. Er war 
in der That der Atlas, auf dem die damalige Welt durch neunzehn Jahre (von 98 — 117 n. Chr.) 
ruhte. Selten begegnet man einem in allen Verhältnissen des Friedens und des Kxieges so 
grossen Manne, wie Trajan, in der Weltgeschichte. Desshalb ist es wohl Pflicht, nichts, was 
von ihm kömmt, mit Gleichgiltigkeit zu behandeln. 

Alles ist femer wichtig, was im Zusammenhange mit der Geschichte unseres grossen Vater- 
landes steht, zu der ich wünsche einen Beitrag geliefert zu haben. 

Sollte diese Arbeit einigen Beifall finden und das Verlangen erwecken, die Monu- 
mente am Donaustrome kennen zu lernen, der endlich so glücklich ist, die Aufmerksamkeit 
aller Welt auf sich zu leiten, so werde ich im Verlaufe der Zeit, wenn dasMateriäle der 
Inschriften bei Poletin, von denen ich bisher nur eine vortrefflich abgeklatscht erhielt, ver- 
vollständiget sein wird, die römischen Inschriften bei Poletin und die Untersuchungen über die 
Trajansbrücke veröffentlichen, damit der Danubius, der jetzt wieder beginnt sich durch eine 
grössere materielle Benützung zu verherrlichen , auch auf die alten Römer aufmerksam mache, 
die besonders an seinem unteren Laufe die blühendsten Städte ^) erbauten, um so aufzumuntern, 
dass die Gegenwart oder die nahe Zukunft wieder zu erstreben trachte ähnliche Dinge aufzu- 
richten, die schon waren, welches Streben die Wissenschaften mächtig fSrdern kann. 



1) Dacien. Kronstadt 1851. S. 110. 

2) Arneth, Sitzungsberichte der philo80ph.-hi8tor. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, 1852, IX. Bd., S. 880, nach der 
dort niedergelegten Beschreibung prangt insbesonders Nicopolis am Ister (Donau) mit 153 Münzen. 



Arneth. TrajanHinschrin andfr Doimu. 




]MPCAES/\RDlVrNI:R\An^F I 
NERVATRAIANVSAVGGERM i 
PONTIP'MAXIMVSTRlB'POTliri I 
PAT E R-^PATRIAE ''COS ^nu 
MONTIS^'FLVVII ^ANFUClBVS 
SVPERAnS VIAMPATEFEC IT 



s 



La. 



■: ,;.,-;. \n.H . 



91 



BERICHT 



ITBEB EINISN 



AECHAOLOGISCHEN AUSFLUG NACH UNGARN IN DEN JAHEEN 1854 UND 1855. 



VOM 



PROFESSOR R. EITELBER8ER V. EDELBERO. 



Die nachfolgenden Blätter enthalten einen Bericht über jene mittelalterlichen Baudenkmale 
Ungarns (zwischen der Donau und Drau), welche ich in zwei kurzen Ausflügen im Jahre 1864 
und 1855 besichtigt habe. Sie gehören fast ausschliesslich dem romanischen oder Übergangs- 
style an, und bezeichnen eine für jene Gegenden nicht unbedeutende Bauthätigkeit , die mich 
um so mehr überraschte, je weniger die Nachrichten inländischer oder ausländischer Schrift- 
steller eine solche erwarten Hessen. Ich zweifle gar nicht — und es sind mir aus allen Gegen- 
den Ungarns bestimmtere Nachrichten zugekommen — dass sich auch im übrigen Ungarn 
interessante Monumente aus dem romanischen und gothischen Style vorfinden, und dass selbst 
in den von mir durchstreiften Gegenden noch Denkmale der Art vorhanden sind, die zu besuchen 
mich Mangel an Zeit verhindert hatte. Mögen diese Zeilen Veranlassung sein, dass diese bald 
beschrieben werden und zur Kenntniss der Kunst- und Alterthumsfreunde gelangen möchten. 
Ich erfülle eine angenehme Pflicht, wenn ich allen jenen Freunden mittelalterlicher Kunst 
welche mich freundlichst unterstützt haben, meinen Dank öffentlich ausspreche ; insbesondere 
aber bin ich Sr. Exe. dem Herrn Bischof von Weszprim Dr. Johann Ranolder dem hoch- 
herzigen Förderer der Kunst und Wissenschaft in Ungarn, femer dem hochw. Herrn Bischof 
von Fünfkirchen Georg Girk, dem hochw. Herrn Erzabte vom Martinsberg Michael Rim 6 ly, 
dem Archivar des Stiftes Martinsberg P. Maurus Cimar, dessen Bearbeitung von Fuxhofer's 
Monasteriologia alle Freunde ungrischer Klostergeschichte baldigst durch den Druck ver- 
öffentlicht zu sehen hoffen, und dem rastlos thätigen k. k. Schulrathe und Conservator Dr. 
Michael Haas in Pest zu Danke für die vielfache Förderung verpflichtet, welche dieselben 
meinen Bestrebungen haben angedeihen lassen. 

Wien am 1. April 1856. 

12* 



92 Abhandlungen. 



Ungarn und die südöstliclien Donauländer gehören zu jenen Gebieten, deren mittelalterliche 
Denkmale fast ganz unbekannt sind. Wenige von ihnen sind beschrieben, die meisten Beschrei- 
bungen sind an und für sich ungenau, oder von einem Standpunkte aus , der weit entfernt ist, 
auch nur den ersten Anforderungen der Alterthumskunde nach ihrem jetzigen Stande zu genü- 
gen. Werke, wie das von f)r.Em.Henszelmann in magyarischer Sprache herausgegebene Werk 
über den Kaschauer Dom sind einzeln stehende Erscheinungen auf dem Gebiete der ungri- 
schen und siebenbürgischen Denkmalskunde. Man braucht nur einen Blick zu thun in Werke, 
wie Kugler's Kunstgeschichte, ßosenthal's Geschichte der Baukunst, oder in Sammelwerke, wie 
die Agincourt's, Gailhabaud's u. a. m., so wird man sich überzeugen, dass wie alle Länder an 
der mittleren und unteren Donau, so auch Ungarn in dieser Beziehung fast eine terra incognita 
ist, und dass das gebildete Europa von manchen Ländern ferner Welttheile besser unterrichtet 
ist, als von den Ländern, die fast im Mittelpunkte Europa's, an einer der ersten Wasserstrassen 
und in der Nähe jener Länder liegen, an welche sich die Geschichte der christlichen CiviHsation 
durch Jahrhunderte fast ausschliesslich geknüpft hat. 

Es kommen freilich mancherlei Umstände zusammen , welche diese Unbekanntschaft hin- 
länglich erklären. Die isolirte Stellung, welche Ungarn seit mehreren Jahrhunderten einge- 
nommen hat, die eigenthümlichen Bevölkerungs- imd Verfassungszustände, welche diese Iso- 
lirung der Selbsterhaltung wegen zu einer Art von Staatsmaxime erhoben haben , die grossen 
Kriege, die Ungarn im 16. und 17. Jahrhunderte theilweise verheert, theilweise unter Botmäs- 
sigkeit barbarischer Völker gebracht haben, alle diese Umstände haben dazu beigetragen, 
Ungam's Verbindung mit den Culturbestrebungen des westlichen Europa zu erschweren und 
den Gebildeten des Landes die Mittel zur Kenntniss des eigenen Vaterlandes nach allen Kich- 
tungen hin und zur Einsicht in den jeweiligen Stand der Wissenschaft zu entziehen. 

Dabei darf man nicht vergessen, dass im übrigen Europa und insbesondere im österrei- 
chischen Kaiserstaate ein lebhafteres Interesse, ein Bestreben nach tieferem und wissenschaft- 
lichem Verständnisse für die Baudenkmale und Kunstformen des Mittelalters erst in den letzten 
Jahrzehenden an den Tag trat, und erst in der jüngsten Zeit Anstalten in das Leben gerufen 
wurden , die für Verbreitung von archäologischen Kenntnissen und Bekanntschaft mit den 
vaterländischen Denkmalen eine Zukunft in Aussicht stellen. Soviel aber in dieser Beziehung 
auch in einzelnen Kronländem des österreichischen Kaiserstaates zu wünschen sein mag, so 
viel Denkmale noch unbeachtet liegen und in das Bereich der Kunstgeschichte erst herein- 
gezogen werden müssen, so dürfte es doch wenige Länder geben, deren Denkmale entweder 
so ganz und gar unbekannt sind, wie die Ungarn's, oder woran sich im eigenen Lande so viele 



B. Eitelberger v. Edelherg. Bericht über einen Ausßug nach Ungarn. 93 

unrichtige Vorstellungen über die Zeit ihrer Entstehung und dem Style, welchem sie ange- 
hören, knüpfen. 

Diejenigen Denkmale, welche ich bei meinen leider nur kurzen archäologischen Ausflügen 
in Ungarn in den Jahren 1854 und 1855 kennen lernte, — im Ganzen brachte ich nur wenige 
Wochen in Ungarn zu — haben mich nicht bloss von der Unrichtigkeit der herrschenden 
Ansichten über dieselben überzeugt, sondern auch davon, dass Ungarn bedeutendere und inte- 
ressantere Kunstdenkmale besitzt, als man im Lande selbst weiss. Freilich liegen diese Denk- 
male nicht so dicht gedrängt an einander, wie es auf dem Gebiete des ehemaligen deutschen 
Reiches, wie es in Italien, Frankreich, England u. s. f. der Fall ist. Der Reisende muss sich in 
Ungarn auf grosse Geduldproben gefasst machen , weite von Cultur noch wenig berührte 
Strecken durchwandern, bevor er an ein interessantes Denkmal gelangt; und dort angelangt, 
hat er zwar auf alle mögliche gesellschaftliche Comforts zu rechnen, aber auf literarische : 
Guiden, Stadtgeschichten, Museen u. s. f. fast gar nicht, wenn er zu literarischen Unterstützungen 
nicht eine Menge von Anekdoten, Sagen, unrichtigen Vorstellungen aller Art zählt, die sich 
bei jedem einigermassen hervorragenden Denkmale in nicht geringer Zahl einfinden. Diese 
einzeln und zerstreut liegenden Denkmale, die' bisher fast gar nicht beachtfet wurden, sind 
gleichsam Ansätze zu einer Cultur, die in ihrer Ausbildung theils durch äussere Umstände 
gehemmt, theils dutch die verschiedenartigen Culturzustände der Völker, welche Ungarn 
bewohnen, und durch den Charakter der herrschenden Nation erschwert wurde. 

Zu den am meisten verbreiteten Irrthümem dürften folgende gerechnet werden. Vorerst 
bringt man jedes ältere Denkmal mit Stephap dem Heiligen in Verbindung. Wo 
immer eine alte Kirche existirt, und wäre diese auch in entschiedenen spät-romanischeil 
oder gothischen Formen, immer heisst es, das Denkmal sei vom heiligen Stephan. Dieser Zug 
der Ungarn hat etwas rührendes und poetisches. Der heilige Stephan ist Ungarn nicht bloss 
ein Individuum, er repräsentirt, man kann sägen, eine Idee; eine ganze Reihe von Begriffen 
findet in ihm ihren Mittelpunkt oder ihre Stütze. Die deutsche Nation hat keinen christlichen 
Nationalheros, der zugleich Landesheiliger wäre, an den sich eine solche noch immer leben- 
dige Idee knüpfen würde.. Wie ist ihr Karl der Grosse, der einzige, der sich mit Stephan 
dem Heiligen vergleichen liesse, und in seiner welthistorischen Bedeutung weit über dem ersten 
christlichen Könige Ungarn's steht, wie ist ihr Karl der Grosse fremd, unlebendig geworden? 
Wie lebendig, wie tief mit den nationellen Anschauungen des ganzen Volkes ist der Cultus des 
heiligen Stephan in Ungarn, und wie anders steht es mit dem Cultus Karl des Grossen, des 
Bonifacius, Leopold des Heiligen und anderer Apostel und Helden des Christenthums in 
Deutschland? Wie ist in Ungarn die Phantasie immer und immer noch beschäftigt, das im 
Volke lebende Bild des grossen Königs auszuschmücken , und dasselbe , wenn auch nicht zu 
erweitem — die Menschen sind auch an der mittleren Donau phantasieärmer und kälter gewor- 
den — so doch wenigstens so zu erhalten wie es ist? Mit den Kunstdenkmalen allerdings, 
wie sie jetzt existiren, hat der heilige Stephan wenig melir zu thun. Auch von den kirchlichen 
Denkmalen, die ursprünglich ohne allen Zweifel von diesem grossen Könige gegründet worden 
sind, ist kaum eines mehr, selbst nur in bedeutenderen Trümmern vorhanden. Die meisten sind 
im Laufe der Zeit meist in Folge kriegerischer Ereignisse, die an den grossen Donauebenen 
sich zugetragen haben, zerstört, umgebaut und wieder zerstört und wieder erbaut worden, so 
dass vom ursprünglichen Baue meist nichts mehr übrig bleibt als die Erinnerung. Das letzte 
interessante Denkmal aus der frühesten christlich-magyarischen Zeit ist bei dem Graner 



94 Abhandlungen. 

Dombau zerstört worden, mit einer Gesinnung, von der man nicht weiss, soll man an ihr mehr 
den Mangel an Pietät für das Heilige, oder an Ehrfurcht für das Historisch-ehrwürdige tadeln. 
Lange Zeit sind die letzten Überreste des letzten Stephan'schen Monumentes als überflüssiges 
Baumaterial an den Ufern der Donau gelegen. 

Ein anderes in Ungarn verbreitetes Vorurtheil, allerdings ganz anderer Art, ist das: es 
existire in Ungarn nichts mehr» Die meisten Denkmale, so heisst es in sehr verbrei- 
teten an und für sich auch lesenswerthen Werken ungrischer Geschichte , die meisten Denk- 
male habe eine dreimalige Verwüstung aufgezehrt; was der verheerenden Fluth der Mongolen 
entgangen, verödete, verfiel oder verlor sich unter dem 150jährigen Druck der Türken, in den 
sogenannten Kuruzzen-Kriegen späterer Zeiten, und was noch übrig blieb, verschwand unter 
Joseph IL bei der Aufhebung der Klöster, oder ging aus Nachlässigkeit zu Grunde (Mailath, 
Geschichte der Magyaren II, 268). Man sollte nun nach diesen Berichten glauben, in Ungarn 
existire entweder gar nichts mehr, oder das Wenige, welches noch existire, werde von denen, 
die über die josephinischen Massregeln ohne alle politischen Neben- oder Hintergedanken 
entrüstet. sind, desto sorgsamer bewahrt, desto eifriger beschrieben und erforscht. Die nach- 
folgenden Zeilen werden zeigen, dass trotz den Türken, den Kuruzzen und dem Josephinismus 
noch Vieles in Ungarn vorhanden ist, das am allerwenigsten von Einheimischen gering geach- 
tet zu werden verdient, und wohl berechtigt sein dürfte, einen Platz in der allgemeinen Kunst- 
geschichte einzunehmen. Vieles ist zerstört worden , woran weder Türken noch die Josephini- 
schen Massregeln, sondern Indolenz oder Neuerungssucht Schuld sind. Es ist aus diesen 
Motiven geschehen, was an vielen anderen Orten der Monarchie geschehen ist. Man hat schöne 
romanische oder gothische Fenster ausgebrochen, und Glasfenster mit modischer Holzeinrah- 
mung eingesetzt, man hat im Inneren der Kirche alte Chorstühle und Schnitzaltäre als Gerumpel 
bei Seite geschoben, um barocken Stühlen xmd Altären Platz zu machen, Steinpfeilerund 
Fresken übertüncht, um die Karche so hell zu machen, wie einen Tanzsaal oder ein Fabriks- 
locale; — man hat in Ungarn, wie überall, vergessen, dass man mit jedem Steine, den man 
ohne Grund von einem mittelalterlichen Baue abbricht, ein Stück jener historischen Traditionen 
vernichtet, deren der Staat wie die Kirche bedürfen. 

Endlich niuss noch eines Vorurtheiles erwähnt werden, das ein eben so verbreitetes als 
tief eingewurzeltes ist. Es betrifft den Ursprung und Charakter der Bauten Un- 
g^arn's. Es heisst, die ältesten Baumeister waren Byzantiner, die meisten älteren Baudenkmale 
seien byzantinisch. Dass darunter die Baumeister und Bauten nicht begriffen sein können, 
welche im gothischen Style gebaut sind, geht schon aus der Natur der Sache hervor. Auch mit 
den byzantinischen Baumeistern dürfte es ein ganz anderes Bewandtniss haben, als man in der 
Regel glaubt. Wahr ist es, dass Ungarn mit dem oströmischen Reiche in sehr engem Verbände 
gestanden, wahr ist es, dass von dorther Prachtgeräthe aller Art, Prachtstoffe herübergekommen, 
wahr auch, dass einzelne Baumeister von Byzanz her nach Ungarn gerufen worden sind. Aber 
falsch ist es, allgemein zu sagen, die meisten. Baumeister in Ungarn waren Byzantiner. Die 
Monumente sprechen entschieden dagegen. Fast alle Monumente, welche den Byzantinern 
zugeschrieben wurden, sind im Charakter des sogenannten romanischen Styles. Sie zeigen alle 
jene Verschiedenheiten und Formen, in Ornamenten aller Art, wie in der Grundlage, welche 
den romanischen Bauwerken Mitteleuropa's eigen ist. Sie haben eine entschiedene Verwandt- 
schaft mit den Werken in den benachbarten deutschen Kjponländem des österreichischen Kai- 
serstaates, Capitäle, Ornamente, die wir in Niederösterreich, in Kämthen, im Salzburgischen 



B. Eitelberger v. Edelherg. Bencht über einen Ausflug nach TJngar7i, 95 

wiederfinden, treffen wir in ganz Ungarn zwischen der Drau und der Donau verbreitet. Die Zahl 
der Denkmale im romanischen Baustyle auf diesem Gebiete ist weder gering, noch sind ihre 
Überreste^) unbedeutend. Sie verdanken ihre Erhaltung grösstentheils dem geringen Culturleben 
in Ungarn. Dieses hat in Österreich (z. B. in Wien, Salzburg und St. Polten) , in Deutschland 
eine Menge bedeutender romanischer Bauten zerstört, um späteren wachsenden Bedürfnissen 
durch grössere Bauwerke zu entsprechen. In Ungarn blieben mehr davon erhalten, als ich 
nach den Nachrichten ungrischer Schriftsteller vermuthete, Sie sind eine Zierde des Landes. 
Diese Bauformen sind weder byzantinisch noch national-magyarisch. Ihr Ursprung ist der 
Westen Europa's, ihre höchste Ausbildung erhielten sie am Rheine, so dass einer der einsich- 
tigsten und geistreichsten Forscher auf dem Gebiete der Architektur, von Quast, der Ansicht 
ist, diesen Bauformen könne im höheren Grade der Beiname von deutschen Formen gegeben 
werden, als der gothischen. Die Erkenntniss, die aus der Einsicht in die künstlerische Natur 
der mittelalterlichen Baumonumente hervorgeht, dass es auch im Mittelalter im innigsten gei- 
stigen Verbände mit Mitteleuropa gestanden, dass dieselben Bauformen, dieselbe Kunst- 
anschauung an der unterenDonau herrschte, wie an der oberen und demRheine, ist ein entschie- 
dener Gewinn für Ungarn. Was hätte auch Ungarn gewinnen können und sollen von einer enge- 
ren Verbindung mit dem byzantinischen Osten ? Man kann in Byzanz die Technik bewimdem, 
die sich Jahrhunderte lang festhielt, fortbildete, man kann dem Luxus, den Geldmitteln, die 
fiir Bauten, Prachtgeräthe, Monumente aller Art in reichlichem Masse vorhanden waren, seine 
Anerkennung, seinen . Antheil an der Kunst nicht versagen. Aber das Kunstleben, ein fort- 
Ächreitendes, lebendiges, durchgeistigtes war im Mittelalter nicht im Osten Europa's, sondern 
in Mitteleuropa und im Westen. Die Richtung des Kunstlebens ging von Westen nach Osten, 
und nicht von Osten nach Westen. Die Monumente von Martinsberg , Fünfkirchen , Weszprim, 
Zämbek, Jäk, Kronstadt u. s. f. sind die Stationspunkte für die von Westen nach Osten wandernde 
Kunst, zur Zeit als die Kunst den Traditionen des romanischen Styles folgte , die Francis- 
canerkirche in Pressburg, die Pfarrkirche in Ofen, der Kaschauer Dom, die Karchen zu Bartfeld, 
Leutschau u. s. f. sind ihm Stützpunkte für die Zeiten des gothischen Styles. Die durch 
unzweifelhafte Kunstdenkmale beglaubigte Wanderung der Kunst von Westen nach Osten, die 
lebendige Erkenntniss, Ungarn gehöre auch auf diesem Felde in die Reihe jener Völker, die 
an den Fortschritten mittelalterlicher und christlicher Denkungsweise warmen Antheil genom- 
men, kann jedem Ungarn nur erfreulich sein, um so erfreulicher, als gegenwärtig alle jene 
Hemmnisse und Schranken auf politischem Gebiete weggefallen sind, die Ungarn so häufig und 
so lange verhindert haben, von den Fortschritten modemer Cultur in Wissenschaft, Kunst und 
gesellschaftlichem Leben vollen Nutzen zu ziehen. Die Verbindung Ungarns mit Mitteleuropa 



^) Es ist in diesem Berichte zwar nur von Monumenten die Rede, welche aus gehauenen Werksteinen, also aus dem solidesten 
Materiale ausgeführt sind. Aber Ungarn hat auch Holzbauten, welche im vollsten Masse der Aufmerksamkeit der Kunst- 
freunde werth sind. Es hat sich in diesen Holzbauten, die meist in den Theissgegenden au%efuhrt sind, ein eigenthümlicher 
Thurmbau entwickelt, der zwar im innigsten Zusammenhange mit den Thurmanlagen des w^esteuropäiscben Kirchenbaues im 
Mittelalter steht, der aber in seinen hochaufstrebenden Verhältnissen, und einer Art Gallerien am Ende des eigentlichen Thur- 
mes und seinen langgestreckten Thurmspitzen ganz charakteristisch, und sicher keine Erfindung erst der letzten Jahrhunderte 
ist. Offenbar ist diese Art von Thurmanlage aus dem Bedürfnisse entstanden, auf den weiten Theissebenen einen fernhin sicht- 
baren Punkt zu bilden. Von diesen Bauten, Thurm- und Kirchenbauten, sind dem Vernehmen nach manche sehr alt. Bei der 
Seltenbeit alter Holzbauten überhaupt, sollten diese charakteristischen Kirchen nicht der Vergessenheit anheimfallen. Auch die 
nordöstlichen gebirgigeren Theissgegenden scheinen nach Berichten von Reisenden, die mir zukamen, eigenthümllche und alte 
Holzbauten zu besitzen, die der Aufmerksamkeit der Freunde der Baukunst liiemit empfohlen sein sollen. 



96 Abhandlungen. 

ist nicht immer gehörig gewürdigt worden. Ihre Bedeutung in das gehörige Licht zu stellen, 
verhinderten am meisten politische Leidenschaften. Sie war schon vor den Zeiten Karl des 
Grossen vorhanden, sie ist von Stephan dem Heiligen als Mittel der Cultur benützt worden, 
wie fast von allen späteren hervorragenden Königen, bis auf die grosse Kaiserin Maria The- 
resia herab. Die Verbindung mit dem Osten dauerte nur eine kleine Zeit und war, wie 
die mit Italien *) und Frankreich, mehr stoss- und ruckweise ; die mit den deutschen Stämmen 
war ununterbrochen, nachhaltig und von bedeutendem Einflüsse, besonders auf dem Gebiete 
der Kunst und der Kunsthandwerke. Um aber die inneren Gründe der Verbindung Ungarn's 
mit dem deutschen Reiche und dem übrigen Westen Europa's gehörig zu würdigen, muss man 
sich erinnern, dass die katholische Kirche des Mittelalters eine Gleichartigkeit der Bildung, 
eine Wechselseitigkeit geistiger und Culturinteressen erzeugt hat, welche den Verkehr mit dem 
Westen eben so .erleichterte und begünstigte, als sie den mit dem Osten und mit Byzanz 
erschwerte. Erst zur Zeit der reformajorischen Bestrebungen im 16. Jahrhunderte hatte sie 
zwar manchen Grund, dem Westen gegenüber vorsichtiger und misstrauischer zu werden, aber 
auch eben so grösseren, die Wechselseitigkeit katholischer Interessen Ungarn's und des deutschen 
Reiches in jeder Weise zu fordern und zu stärken. Dem Osten gegenüber war ihre Lage immer 
so, dass sie von dorther nur zu fürchten hätte. Ein mächtiges griechisches Reich im Osten ist 
für Ungam's katholische Kirche gefährlicher, als ein mächtiges Türkenreich. Aber selbst 
schwache Reiche waren immer mächtig genug, den Malcontenten Mittel und Wege zur Förderung 
ihrer Pläne an die Hand zu geben. Dürfen wir uns daher wundern, wenn wir auf unseren 
Wegen zur Erforschung der kirchlichen Kunstdenkmale Ungarn's fast durchweg romanische, 
d. h. mit Mitteleuropa auf Einer Stufe der Kunstformen stehende Denkmale treffen und byzan- 
tinische nur in kleineren untergeordneten oder untergegangenen Werken? 



IL 

MARTINSBERG (MONS SACER PANNONIAE). 

Unter den mittelalterlichen Denkmalen, die ich kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und 
die ausführlicher zu behandeln und mit Plänen, Detail und Zeichnungen zu erläutern mir 
vielleicht später vergönnt sein dürfte, nimmt die vielgepriesene Erzabtei des Benedictiner- 
Ordens Martinsbjörg den ersten Rang ein. Der Reisende besucht sie am besten von Gönyö oder 
von Raab aus. Wer von Gönyö aus den Martinsberg besucht, dem tritt gleich der Charakter 
Ungam's in scharf markirten Zügen entgegen. Die Strasse führt über einen Theil der Donau- 
ebene , die nach Süden zu von den Ausläufern des Bäkony waldes begränzt wird , über eine 
Reihe von Puszten. In wenigen Stunden steht der Martinsberg, der berühmte Tricollis Pano- 
nicae vor den Augen des Reisenden , dessen Gipfel von den mächtigen Kloster- und Kirchen- 
anlagen des altehrwürdigen, Behedictinerstiftes gekrönt sind. Das Gebirge, auf dem der 
Martinsberg sich in einer Höhe von 460 Fuss erhebt, erstreckt sich in die Donauebene hinein. 
Von keinem Punkte übersieht man einen grösseren Theil Ungam's, als von der Höhe desMar- 



^) Vasari spricht davon an mehreren Stellen seines Werkes j^W.^ de* piü excellenti Pittori etc.'' Stellen, die bis jetzt nicht 
gehörig gewürdigt wurden. 



R. Eitelberg^er v. Edelberg, Bericht über einen Ausßug nach Ungarn. 97 

tinsberges. Der Schneeberg bei Wien, die Pressburger Karpathen, die Graner und Schemnitzer 
Gebirge begränzen den Horizont in weitem Kreise. Die ganze Donauebene mit eilf Comitaten 
liegen wie auf einem Plane dem Beschauer offen. Eine reichere, fruchtbare grössere Ebene ist 
wohl selten in Mitteleuropa zu überschauen. Und welche Geschicke entschieden sich auf dieser 
Ebene, von den Hunnen und den Zeiten Karl des Grossen bis auf Napoleon und die letzte 
Belagerung von Komorn? Dieser Martinsberg umfasst, wie sein lateinischer Name zeigt, drei 
Hügel, wovon der grössere Theil das Kloster mitderdemh. Martin geweihten Kirche, ein zweiter 
den Kalvarienberg und ein dritter eine vom vierzehnten Erzabte Cölestinus (1709 — 1722) 
der heiligen Maria geweihte Begräbnisskirche der Benedictiner enthält. In der im Kloster 
bewahrten Urkunde des heiligen Stephan heisst der Martinsberg: mons supra Pannoniam ; doch 
Hartvicus nennt ihn schon: „mons sacer," das zweite Buch Decretorum S. Ladislai nennt ihn: 
„mons sanctus"^, dort haben die „Optimates-^ einen Gonvent unter diesem Könige abgehalten. 
Die heilige Sage Ungarns bezeichnet diesen Berg alö die Stätte , an dem der h. Martin 
häufig gebetet habe, und Sabaria als den Ort seiner Geburt, wobei wir unentschieden lassen 
wollen, ob unter Sabaria ein später zerstörtes Ortchen bei oder am Martinsberge oder Stein am 
Anger zu verstehen sei. Jedenfalls soll nach der Legende der h. Martih in seinen Jugendjahren, 
bevor er Pavia besucht hat, den heutigen Martinsberg zu seinem Aufenthaltsorte gewählt haben, 
wenn der schon in seinen früheren Jahren (in seinem zwölften Jahre kam er nach Italien) vom 
Drange nach Gebet und Einsamkeit Erfüllte von Sabaria aus den Mons Pannonicus besuchte. Die 
Sage erzählt ferner, Karl der Grosse habe, von der Heiligkeit des Ortes erfüllt, an der Stelle, 
wo der h. Martin — der berühmte Martinus Turonensis — weilte, nach der Besiegung der 
Avaren eine Kirche dem Heiligen zu Ehre errichtet. — Auf den. Boden der Thatsachen kommen 
wir mit Geysa, dem Vater des heiligen Stephan. Jener gilt mit Eecht als Stifter, dieser als 
Vollender des ersten Klosters*). Die Urkunde, welche sich noch im Besitze des Klosters 
befindet, und mit der einem solchen Documente geziemenden Pietät bewahrt wird, lasst über 
diese Thatsache keinen Zweifel. Sie ist auf Pergament geschrieben, mit dem Monogramme des 
Königs versehen, die einzige, welche gegenAvärtig noch in Ungarn von den neun dem heiligen 
Stephan zugeschriebenen Diplomen in Original vorhanden ist. Kein Priester naht sich der 
Urkunde, ohne das Monogramm des heil. Königs demüthig zu küssen. Die Urkunde, in Fdjer's 
Codex diplm. Hungarico abgedruckt (1853 genau facsimilirt) , ist aus dem Jahre 1001, und 
enthält für uns die wichtige Stelle : „Quo circa omnium sanctae Dei ecclesiae fidelium nostrum- 
que praesentium atque futurorum sollers comperiat intentio, quod nos interventu, consilio ef 
consensu Domini Anastasii Abbatis de Monastcrio S. Martini in Monte supra Pannoniam sito, 
ab genitore nostro incepto, quod nos per Dei subsidium ob animae nostrae remedium 
pro stabilitate regni nostri ad finem perduximus, talem concessimus libertatem etc.*^ 



*) Hartvicuß in seiner Vita Stefani regis (ed. Endliclier) l. c. : Sed quoniain Pannonia beati pontificis Martini nativitate glo- 
riatur, cuius eciam patrocinantibus meritis vir Christo iidelis, ut jam dictum est, de hostibus victoriam reportaveret nichil ex 
rebus eorum ad opus sui reservans; in loco cum theophilis consilio, juxta fundum sancti presulis, in loco qui sacer mons 
dicitur, ubi sanctus Martinus, cum adhuc in Pannonia degeret, orationis sibi looum assignaverat, sub .titulo ipsius monasta- 
rium constituere cepit, possessionibus et redditibus cunctisque sufficienciis ditavit, et ipsius suflfragio domitorum deciraacionibus 
simile fecit episcopiis, constituens ex omnibus eorum facultatibus tarn stricte decimas dari, ut si cui decem liberos habere 
contingeret, decimam prolem Martini cenobio daret — — „c. 7. Astericus abbas cum suis honorifice susceptus, ad radicem 
montis ferrei cenobium sub titulo sancti patris ßenedicti construxit, ubi usque hodie congregacio monastcrialis, disciplina 
regulari poliens etc.** 

Dieser Astericius „qui et alio nomine Anastasius dictus esf* kam mit anderen Mönchen , von denen zwei Eremiten aus 
Polen %varen. 
CeDtr.-Coiiim. für Bnudeukmale. (Abhandlungen.) i:) 



98 Abhandlungen. 

• Von den Bauten aus den Zeiten des h. Stephan selbst existirt gegenwärtig, viel- 
leicht mit Ausnahme von geringen Unterbauten, nichts mehr, noch weni- 
ger von denen, welche von Karl dem Grossen aufgeführt worden sein 
sollen. 

Die' Kirche und das Kloster litt die mannigfaltigsten Schicksale schon in der nächsten 
Zeit nach Stephan dem Heiligen. Sie wurde schon theilweise in den Unruhen von Vatha zer- 
stört. Eine für die Baugeschichte des Klosters wichtige Urkunde Bela's II. aus den Zeiten de» 
Abtes David (1137 — 1146) aus dem Hause Seines (Szines) gibt über spätere Zerstörungen 
näheren Aufschluss. Es heisst daselbst: „quondam.etenim eadem ecdessia divino judicio com- 
busta, nostro vero tempore (1137) studioso labore et impensis David a nobis constituti ejus- 
dem loci Abbatis reparata meliorata et amplificata etc." 

Eine andere für die Baugeschichte wichtige Urkunde datirt aus den Zeiten des Königs 
Andreas IL aus dem Jahre 1222. Es heisst daselbst: „Monasterio beati Martini de sacro monte 
Panoniae, quod pridem combustum et funditus destructum et per Uros Abbateni 
(von 1206 — 1244) opere laudabili reedificatum est; in die consecrationis ejus cui cum 
/•onjuge nostra"... weiter^heisst es: ^ad reedüicationem in nuUo juvissemus abbatem etc.*^ Aus 
dieser Stelle geht hervor, dass unter König Andreas'II. dieses Kloster verbrannt, gänzlich 
zerstört , von neuem consecrirt werden musste, und dass die Kosten des Wiederaufbaues vom 
Kloster allein bestritten wurden. Der Neubau wurde zur rechten Zeit vollendet. Bei der Con- 
secration der Kirche, die im Jahre 1222 nach der Rückkehr des Abtes von Rom vorgenommen 
wurde, war der König mit seiner Gemahlin Jole, der Tochter des orientalischen Kaisers Peter, 
gegenwärtig. Sie wurde mit aller Pracht begangen. Den Antheil des Abtes an dem Neubaue 
drückt auch ein anderes Actenstück aus dem Jahre 1226 aus, dessen Anfang also lautet: 
„Notum sit Omnibus has literas inspecturis, quod Ego Uros dictus, Abbas S.Martini de S. 
Monte Pannoniae vicesimum annum gerens in administratione, licet indignus tarnen laborans, 
et officinalium domorum quae cömbusta, et destructa totaliter erant etc." — Das Kloster sollte 
bald in Gelegenheit kommen, die Festigkeit seiner Bauten zu erproben. Als die Mongolen im 
Jahre 1241 Ungarn verwüstend durchzogen, konnte ihrer Macht niemand widerstehen, als der 
tapfere Vertheidiger der Grauer Veste, der Spanier Graf Simon, Stuhlweissenburg mit seinen 
Sümpfen und der Abt von Martinsberg Urias, der im Jahre 1206 seinen Posten eines 
Abtes von Tihäny mit den des Abtes von Martinsberg vertauschte, ein Mann, gleich erfahren 
in Staatsgeschäften wie in den Künsten des Krieges. Der Martinsberg war damals eine voll- 
ständige Festung. Noch bis auf den heutigen Tag trägt er Spuren der Befestigung in den 
Ringmauern mit den Schiessscharteii, den Gräben u. s. f. Die neue allerdings sehr bequeme* 
Strasse, die jetzt hinaufführt, hat dem Kloster viel von dem Charakter einer Veste genommen. 
Die Zeiten sind glücklicherweise andere geworden. Der Krummstab hat der Selbsterhaltung 
wegen nicht mehr nöthig das Schwert zu führen. Den Antheil des Klosters an diesem Kriege 
erzählt Eogerius in der Geschichte des letzteren, die den Titel fuhrt: Carmen miserabile *). 
Die Sage sehreibt dem besonderen Schutze des heiligen Stephan die Rettung dieser drei Orte 
in dem Kampfe gegen die Mongolen zu. 



'} 40. (|). '292 ed Endlicher) et cuin ad Albam rcgiam civitatem accederent, que est paludibus circiimscpta ^ cum e«set iA disso- 
lucione nivis et glacici nequierunt eam occupare et cum castrum sancti Martini de Panonia expugnarent, abbate ee viriliter 
defpndente, fuerunt subito reuocati. 



Ti. Eitelbe?'ge?' v. Kdelbe7*g. Bericht übe?- einen Ausßug nctoh Ungarn. 09 

Wenige Jahre nach der Vertreibung der Mongolen starb der Abt Urias. Die ältesten 
Theile der Kirche, wie sie jetzt existiren, dürften aus der Zeit dieses Abtes herrühren. 

Einen kleinen Beitrag zur Bau- und Klostergeschichte geben zwei Grabsteine. Einer der- 
selben reiht dem Abte Siegfried eine Stelle in der Baugeschichte des Klosters an. An und für 
sieh ist er eine durch Kunstfertigkeit wenig hervorragende Arbeit des vierzehnten Jahrhun- 
derts. Er trägt die Umschrift: ANNO MCCCLXV V. IDVS MAKTII SIGFRIDVM ABB ATEM 
COETVS FRATRVM TVMVLAVIT ISTVD QVI CLAVSTRVM LAVDABILITER REPARAVIT. 
— Diesem Grabsteine gegenüber ist der andere für die Klostergeschiehte niclit unwichtige 
für die Baugeschichte ganz bedeutungslose, er hat die Umschrift: ANNO DOMIXI MCCOLXXII 
DIE S. MARTINI OBIIT ABB AS LADISLAVS DICTVS CVDAR. 

Eine bedeutende Stelle in der Baugeschi(»hte des JMartinsberges nimmt die Zeit des grossen 
Königs Matthias Corvinus ein. Leider verlässt uns jetzt die Chronik des Klosters. Die Bulle des 
Papstes Leo X. vom Jahre 1514 weiset uns deutlich auf den Grund, warum die Annalen des 
Klosters verstummten. Das Kloster hatte durch 70 Jahre keinen Abt und wurde durch guber- 
natores, tutores und administratores verwaltet. Dagegen zeigt uns der Kreuzgang die Zahl 
1486 und übereinstimmend damit Bauformen, sowohl im Kloster als in der Kirche, von denen 
wir sogleich sprechen werden. 

Mit dem Anfange des 16. Jahrhunderts wurden die inneren Angelegenheiten geordnet. 
Das Kloster erhielt wieder einen Abt in der Person des Matthäus, und dieser zugleich den 
Titel eines Erzabtes , den seit 1 500 alle Abte vom Martinsberg führen. 

Um das Jahr 1533 wird ein Klosterbrand aufgeführt. Umfang und Grösse des Brandes 
lässt sich nicht mehr constatiren. 

Der nächste Erzabt , der sich um den Kirchenbau verdient gemacht hat , war Aegidius 
Karner (1699 — 1708). Von ihm rührt die sogenannte porta speciosa, d. h. eine in rothem 
Marmor ausgeführte Pforte vom Kreuzgange in die Kirche her, und die aus demselben Mate- 
riale gearbeiteten Eingänge in die Krypta. Die Capitäle der Säulen und der Fries sind ver- 
«ifoldet; das Ganze ist offenbar mit der Intention gearbeitet, den älteren Bauformen des 
Klosters so nahe zu kommen als möglich, und so weit es das Verständniss mittelalterlicher 
Architektur in den damaligen Zeiten gestattete. Aus derselben Zeit und der des Erzabtes 
Benedikt (1722 — 1768) stammen viele Altäre, von den^n mehrere zeigen, dass die damals 
der religiösen Malerei sich widmenden Künstler mehr geleistet haben als die meisten Künstler 
in unseren Tagen, welche gegenwärlig ungrische Kirchen schmücken. Unter dem Erzabte 
Daniel (1768 — 1801) wurde ,. nachdem der alte Bau durch ein Erdbeben im Jahre 1763 
bedeutend erschüttert worden war, ein Neubau projectirt. Noch existiren die Pläne dazu. 
Archäologen und Kunstfreunde werden nicht bedauern, dass sie nicht zur Ausführung kamen. 
Am 14. November 1786 wurde das Kloster aufgehoben, im December desselben Jahres das 
Kloster den Commissären Joseph Graf Brunswick und Karl lUos übergeben. Manche (TCgen- 
stände von Kunstwerth sollen in jener Zeit in Verlust gerathen sein. 

Gleich nach dem Regierungsantritte Kaiser Franz II. wurde die Wiederherstellung 
lies Klosters emsig betrieben, und trotz der mannigfachen Kriegs wirren schon im Jahre 1802 
vollzogen. Chrysostomus Nowak, vordem Abt von Bdkony-Bdl, einer der thätigsten Männer 
für die Wiederherstellung des Ordens, wurde am 25. April desselben Jahres Erzabt 
vom Martinsberge. Von diesem Abte rühren die neuen Altäre der hh. Benedikt, Ladislaus, 
der heiligen Jungfrau Maria in der Krypta und der Capelle des heil. Stephan her. In 



100 . Abhandlungen. 

diesem Jahrhunderte sind verschiedene mit grossen Kosten ausgefiihrte Bauten unternommen 
worden, und zwar 1824 — 1832 der Bau der Bibliothek durch den Wiener Architekten 
Engel und den Pester Architekten Pakh, und durch den letztgenannten Architekten der Thurm- 
bau und zugleich die Erweiterung der Kirche. Glücklicherweise .wurde an den alten Theilen 
nichts berührt. Mit Ausnahme der Tünche, die mit der Zeit wohl verschwinden wird, um den 
lierrlichen mittelalterlichen Steinbau in seiner ursprünglichen Reinheit hervortreten zu lassen, 
ist nichts geschehen, was für den alten Bau in seinen wesentlichen Theilen nachtheilig sein 
könnte. Die Neubauten sind leider in einem Geiste unternommen , der von dem , welchen die 
mittelalterliche Architektur durchdringt, weit entfernt ist. Sie sind nüchterne Bauten in dem 
antikisirenden Style, wne ihn fast alle Bauten, welche in jener Zeit in Wien wie in Pest aus- 
geführt wurden, wiedergeben. Es fehlte nicht so sehr an religiöser Wärme, als an künstleriscliem 
Vorständnisse der Aufgabe, welche bei einem solchen Baue zu lösen wäre. 

Die alten ehrwürdigen Baudenkmale am Martinsberge sind gegenwärtig in den besten 
Händen. Die Intelligenz und die Pietät der Besitzer von Alterthümern sind überall der wirk- 
samste Schutz für dieselben. Der gegenwärtige Convent, an dessen Spitze seit 1842 Herr 
Michciel Rimöly als Erzabt steht, ein Mann gleich ausgezeichnet durch seine Güte des Herzens 
als seinen in den schweren Stürmen der letzten Jahre bewährten Patriotismus, zählt so viel 
intelligente Glieder, Avelche lebendigen Sinn für die Kunstdenkmale des Älittelalters , für »die 
Hinterlassenschaft ijjrer Vorfahren haben, dass man in der Beziehung beruhigt sein kann. 
Stünde es nur überall so gut in unserem an Monumenten so reichen und in dieser Beziehunof 
so wenig gewürdigten Vaterlande! 

Aus diesen auf schriftlichen Documenten beruhenden Daten ergeben sich einige nicht 
unwichtige Anhaltspunkte für die Monumente selbst, die wir nur in einer flüchtigen Skizze 
behandeln werden. 



III. 

Von dem alten Baue aus den Zeiten des Abtes Urias sind gegenwärtig drei Bautheile 
übrig: die eigentliche Kirche, die Krypta und grossentheils noch der alte Kreuzgang 
(Quadratura). Theile, die älter wären, als vom Ende des 12. und vom Anfange des 13. Jahrhun- 
derts dürften bloss in den massigen Unterbauten der Krypta und des Chores zu suchen sein. 

Bei dem Baue der Kirche und des Klosters müssen mancherlei Umstände in Betracht 
gezogen werden ; vorerst der, dass über alten Fundamenten und auf gegebener Grundlage 
umgebaut wurde, und dann die Eigenthümlichkeit des Bodens. Kloster u-nd Kirche liegen auf 
einer Bergeshöhe, ausgesetzt dem Wind und Wetter. Man musste in jeder Beziehung sich einer 
enge begränzten Ortlichkeit fügen. Bausteine sind in nächster Nähe nicht im Überflüsse vor- 
handen. Diess erklärt, dass die Kirche nicht vollkommen von Westen nach Osten orientirt ist: 
diess erklärt, die starke Fundamentirung, die Abwesenheit von Thürmen in der Grundanlage 
(keine weitere Nachricht leitet auch auf Thürme); diess erklärt endlich manche Eigenthümhch- 
keit des Grundplanes selbst. 

Die Kirche selbst ist dreischiffig ; die Vorhalle und das alte Portal sind durch den Neu- 
bau des letzten Jahrzehends vollends verschwunden. Vom alten Bau ist am Haupteingange 
keine Spur mehr. Doch hat die antikisirende Kunst des neunzehnten Jahrhunderts sich so 



i?. Eitelberge?' ?*. Edelberg. Bericht Übe)' einen Ausßug nach Ungarn. 101 



Figur 1. 



deutlich ausgesprochen, dass auch das unkundigste Auge sogleich wahrnimmt, wo der alte 
Bau des 13. Jahrhunderts anfängt, und der Neubau aus unserem Jahrhunderte aufhört. Die 
alte Vorhalle liegt vier Schuh tiefer als die Kirchenschiffe, und diese ß'/j. Schuh tiefer als das 
Presbyterium. Der Chor, die Kirchenschiffe und die Vorhalle sind durch Stufen, die schon im 
alten Baue vorhanden gewesen sein müssen, getrennt, so zwar, dass ein Theil des älteren 
Baues und der Neubau am tiefsten liegt; höher liegt das Mittelschiff der Kirche und die 
Seitenschiffe, und wieder höher liegt der Chor. TerrainschAvierigkeiten scheinen auf diese Anlage 
geführt zu haben. 

Der Grundriss (Fig. 1) zeigt eine gewölbte Pfeilerbasilica im Übergangsstyle , ohne 
Querschiff, mit einem in geraden Linien abgeschlossenen Chor, welcher im Laufe der 
Zeiten wesentliche Verände- 
rungen erlitten hat. Die Chor- 
nischen der Seitenschiffe lie- 
gen mit diesen selbst in glei- 
cher Höhe, der Chor des 
Hauptschiffes aber liegt, wie 
dasPresbyterium oberhalb der 
Krypta, und hat in der gothi- 
schcn Bauperiode ein neues 
Gewölbe erhalten. Die Ge- 
wölbe des Hauptschiffes, so 
wie der Seitenschiffe, die Pfei- 
ler, die Halbsäulen und die 
Ornamente sind sämmtlich 
aus Einer Zeit , und stimmen 
ihrem Charakter nach mit 



vielen ungrisehen Bauten aus 
dem 13. Jahrhunderte, sowie mit den Bauten der Nachbarländer (der Klosterkirche Heiligen- 
kreuz in Niederösterreich , der Wiener St. Michaelkirche u. a. m.) überein. Die Verhältnisse 
der Kirche sind keine unbedeutende. Die Länge der Kirche ist über 82', die Breite des Mittel- 
schiffes an 20', die der Seitenschiffe an 10', der Abstand eines Pfeilermittels vom anderen 12'. 
Diesen Zahlen entsprechen auch die Höhenverhältnisse , bei denen natürlich auf die verschie- 
denen Lagen der Bodenfläche Rücksicht genommen werden muss. 
Die Höhe des Mittelschiffes ist 44', die der Seitenschiffe über 
217^7 die Höhe des Presbyteriums 37' 4", die der alten Vor- 
halle 48'. 

Sämmtliche Pfeiler der Kirche sind gleich profilirt und haben 
eine gleiche Anlage sowohl ihrer Grössenverhältnisse, als ihrer 
Ornamente (Fig. 2). Sie sind mit Halbsäulen versehen, die 
dem Gewölbesystem in den Haupt- und Seitenschiffen entspire- 
ehen. Die Basis der Säulen ist wesentlich die attische, nur ist 
der untere Torus etwas vorspringend, die Hohlkehle tief einge- 
schnitten, und die Säulenfüsse, insbesonders die grösseren, sind 
mit einem schön gezeichneten lilienartigen Eekblatte versehen. 




Fig. 2. 




102 



Abhandlungen. 



Die Säulenprofile gehören zu den schönst profilirten aus jener Zeit, und bezeugen eine in 
jener Zeit in Ungarn nicht geringe Stufe der Kunstbildung. Die Capitäle zeigen das ein- 
fache Blattoniaraent (in der Krypta ist das gerollte Blattomament vorherrschend), wie es in 
allen späteren romanischen Bauten der Donauebene vorkömmt. Über die kleineren Capitäler 
ist eine einfache Deckplatte, bei den grösseren eine doppelte angebracht, als Lager für die 
Scheide- und Gewölbegurten. Ein horizontales Gesimse, weichet die ganzen Pfeiler verbände, 
wie bei den rheinisclien Bauten (den Domen zu Mainz, Speier, Worms, der Martinskirche zu 
Worms u. s. f.), ist nicht vorhanden. Der Mangel desselben, so wie der entschieden ausgespro- 
chene Spitzbogen in den Arcadenbögen zeigt entschieden den Charakter der Übergangsperiode. 
Durch die verschieden abgestuften Spitzbögen, w^ie sie auf den grösseren und kleineren Säulen 
der Pfeiler in den Arcadenbögen ruhen, erhalten diese selbst ein reicher gegliedertes maleri- 
sches Ansehen. 

Das Gewölbe des Hauptschiffes, mit Ausnahme des äussersten Theiles am Presbyteriuni, 
welches mit einem gothischen Sterngewölbe aus späterer Zeit überdeckt ist, besteht aus sechs- 
getheilten Gewölben (die Gewölbeangabe des ersten Holzschnittes ist im Mittelschiffe nicht 
richtig), ähnlich dem Gewölbesystem zu H.Kreuz, in der Frauen-Abteikirche zu Caen und der 
Stiftskirche zu Limburg a. d. Hardt u. a. m., nur mit dem Unterschiede, dass in letzterer 
Kirche der Spitzbogen schärfer ausgesprochen ist. Die Diagonalrippen sowohl als die Schild- 
und Scheidebögen ruhen auf Säulenbiindeln , und zwar die Rippen des Gewölbesystems auf 
den grösseren Halbsäulen, die Schildbögen auf kleineren Halbsäulen. Die Säulenbiindel sind in 
der Höhe der Arcaden entweder einfach abgefasst oder mit Consolen versehen, die tlieils aus 
Menscheuköpfen, theils aus Blattornamenten gebildet sind. Bei dieser Gelegenheit sei auch 
bemerkt, dass an diesen Säulen und an einem oberen Pfeilcrcapitäle sich die einzigen figura- 
lischen Ornamente vorfinden; nirgends zeigt sich eine Thiergestalt, wie sie rein-romanischen 
Bauten , nirgends ein Anlehnen an antike Capitälformen , wie es den früh-romanischen Bau- 
perioden eigen ist. Die Gurten sind einfach profilirt, im Mittelschiffe wie an den Seitenschiffen. 
Die Gewölbe in den Seitenschiffen sind einfache Kreuzgewölbe , die Diagonalrippen sind ein- 
facher, die Qücrgurten sind stärker profilirt, breiter und massiger gehalten. 

Es mus ferner bemerkt werden, dass alle Pfeiler 
von gleicher Stärke sind , mit Ausnahme des Pfeilcr- 
paares, an welches der Neubau und die Thurmanlago 
aus diesem Jahrhunderte sich anlehnt. Diese Pfeiler 
sind etwas stärker (und zwar nach der Längenrichtunjr 
der Kirche) und haben zwei kleine Halbsäulen mehr. 
Es dürfte sich daraus der Schluss ziehen lassen, dass 
diese Säulen Träger von Gurten der Kirchen- Vorhalle 
gewesen sind. 

Eineil besonders beachtenswerthen Tlieil der 
1 Kirche bildet die K rypt a (Fig. 3). Sie liegt unter dem 
Chore des Mittelschiffes. Zu beiden Seiten desselben 
fuhren zwei mit marmornen Thürverkleidungen verse- 
hene Stiegen in die Krypta. Bei diesen Thürverklei- 
dungen aus dem 17. Jahrhundert hat man die roma- 




nischen Bauformen so treu als 



möglich 



nach<?eahmt. 



7?. Eitelb erger v. Edelberg, Bet'icht über einen Ausflug nach Ungarn. 



103 



Ich erwähne dioss ausdrücklich, weil ein solches Bestreben,, altehrwürdige Formen zu erhalten, 
in Ungarn nicht vereinzelt ist, ein Bestreben, das immer sehr aelitenswerth ist, wenn auch die 
Architekten den Intentionen der geistlichen Bauherren niclit immer vollkonmien nachzukommen 
vermachten. Die Krypta ist dreischiffig, hat eine Länge von 31', eine Breite von 18'Y" und eine 
Höhe von 10' 2", Sie ist geradlinig abgeschlossen, durch drei Fenster erleuchtet. Schmale 
Fenster an der Seite stellen eihe Lußverbindung mit den Seitenschiffen der Oberkirche her. 

Von einer eigenthümlichen Schönheit sind die sechs Säulen (Fig. 4), auf welchen die 
Gewölbe der Krypta ruhen. Sie haben eine achteckige Unterlage, die sich dreimal abstuft: auf 
derselben erhebt sich der Säulenfuss, der in ähnlicher, nur etwas ^h"^^ 4. 

schärfer profilirter Weise die Elemente des Säulenfusses der Ober- 
kirche wiederholt. Wie der Säulenfuss, so ist auch das Capital 
reich gegliedert. Das Blattornament am Capitäle, so wie die Glieder 
an Capital und Basis zeigen an und für sich schon die Zeit des Uber- 
gangsstyles: noch deutlicher sprechen dafür die Gewölbe. Es sind 
Kreuzgewölbe mit stark erhöhten lancettähnlichen Spitzbogen. Die 
Gewölberippen, sowohl die zarten Diagonalrippen als die starken 
Scheidegurten , gehören der genannten Periode an. 

Die Pfeiler der Oberkirche laufen mit ihrer ganzen Gliederung, 
ihren Halbsäulen und dem eigenthümlichen Säulenfussc in die Krypta 
hinab. Es kann bei keinem Einsichtigen der geringste Zweifel 
obwalten, dass die Gewölbe der Krypta, welche in die Wand einge- 
setzt sind, erst gebaut worden sein können , nachdem Wand und 
Pfeiler vollendet gewesen sind ^). Es ist nur desswegen nöthig, dieses 
zu erwähnen, weil im Lande vielfach die Ansicht verbreitet ist, als ob sich in der Krypta 
Bestandtheile eines älteren Baues erhalten hätten, 
der mangelnden Einsicht in die Bauformen der 
vorgothischen Zeit entspringt. Die Krypta gehört 
im Gegen th eile zu den jüngeren romanischen 
Baubestandtheilen des Klosters. 

Nicht minder intei'essant als die Krypta 
selbst sind auch .zwei Nischen , die theils zur 
Aufbewahrung heiliger Gelasse, theils zu deut- 
lich genug ausgesprochenen geistlichen Func- 
tionen gedient haben. Die in der beigedruckten 
Abbildung (Fig. 5) gezeichnete hat in der Mitte 
ein schönes Becken (Fig. 6), das in der Mitte 
mit einem Loche zum Abflüsse des Wassers be- 
stimmt war. 

Die Consolen, welche als Gurtenträger der 
Krypta an der Seitenwand dienen, sind aus 




Diess ist ohne Zweifel ein Irrthum, der aus 

Figfur 5. 




') Dieselbe Ansicht hat auch Dr. Henszelmann mit dem Werke: Magyar haidan es Jelcii, Pest 1847, p. 37, ausgesprochen. 
Eben so richtig ist die dort angebrachte Bemerkung, dass der rothmarmorne Stuhl mehr den Ort bezeichnet, wo der Stuhl des heil. 
Stephan einst gestanden haben mag, als den Stuhl selbst. In unserem Grundrisse der Krypta ist dieser Ort mit der kleinen Nische 
in der Wand zwischen den Stiegen bezeichnet. 




104 Abhandlungen. 

Blattornamenten gebildet; an einer einzigen sind auch Menschenköpfe angebracht. Die Kirche 

hat im Laufe der Zeiten wesentliche Anbauten und einige Veränderungen im Inneren erlitten, 

Figur 6. weniger die Krypta. Mit Ausnahme der Karner'schen Eingänge ist dort nichts geschehen. 

Die Kirche hingegen hat Zubauten ujid Veränderungen erfahren, unter denen einige' 

hervorgehoben zu werden verdienen. Dahin gehört das gothische Sterngewölbe 

im Presbyterium , die gothische Capelle des heil. Benedict, die spätere Capelle 

des heil. Stephan und andere für die Kunstgeschichte und Archäologie weniger bedeutendere. 

Zu den besonders hervorzuhebenden Eigen thümlichkeiten der Martinsberger Kirche 
gehören die Zellen, welche, oberhalb der Seitenschiffe angebracht, den alten Benedictinern zur 
Stätte für geistliche Betrachtungen dienten. Gegenwärtig sind sie kaum mehr zugänglich, seit- 
dem der neue Chor und der neue Thurm gebaut worden ist *). — Die Kirche befindet sich, wie 
alle älteren Klosterbauten, in der Mitte der Klosteranlage. Sie hat daher keine schöne Total- 
•ansicht. Die Ansichten sind desshalb nur von den Schmalseiten möglich, von denen eine durch 
den modernen Thurmbau verdeckt ist, die andere hingegen den alten Bau deutlich hervortreten 
lässt. An dieser Seite tritt schon ein bestimmtes System von Pfeilern als Widerlagern auf. 
Ferner ist ein romanisches Fenster erhalten , hoch und schmal , geschmückt mit Kundstäben, 
von denen einer mit Capitälen, Säulenfüssen und viereckigen Sockeln versehen sind, und 
breiten Gurten zwischen den Itundstäben. Auch die stark abgeschrägten Fenster an den Absi- 
den sind aus der Zeit des romanischen Baues. Die Mauerdicke (die Mauer ist wie die ganze 
Kirche aus Steinquadern) ist eine enorme: die Tiefe des genannten Kirchenfensters ist an 
4 Schuh, die der Absiden aber 5 Schuh. Die hohe Lage des den Stürmen so sehr ausgesetzten 
Klosters mögen diese gewaltigen Massen haben räthlich erscheinen lassen. 

An der Südseite steht die Kirche durch die sogenannte Porta speciosa mit dem Kloster in 
Verbindung. Diese Thüre, die von der Kirche in das Kloster führt, ist ebenfalls ein Werk des 
Abtes Kamer, aus rothem Marmor erbaut, und in den Säulen, in den Kundstäben und Hohl- 
kehlen, welche um das Tympanum herumführen, so wie in dem Fries, der die Säulen mit den 
Nischen verbindet, eine nicht misslungene Imitation des alten Thores aus einer Zeit , die sonst 
ganz von barocken Ideen beherrscht war. Der an die Südseite anstossende Kreuzgang (die 
alte sogenannte quadratura) zeigt das Jahr 1486, die Zeit, in der er umgebaut worden sein 
mag, wohl mit Benützung älterer Theile, welche sich in kleineren Ornamenten erhalten haben. 
Die Stelle des alten Refectoriums, das in den Kreuzgang mündete, bezeiclmet eine Inschrift, 
welche lautet: „A memoria hominum ad annum usque 1734 hie fuit ingressus in refectoriuni 
• gradibus circiter quatuor situm profundius, quod occidentem versus, ubi nunc praelatura est, 
protendebatur, et capacitatis totius monasterii hoc exiguo quadro continebatur, usque dum Deo 
adjutorio sensim ad ampliora exaedificandum fuisset." 

Noch muss einer Abbildung des Martinsberges aus dem 16. Jahrhunderte erwähnt werden, 
die uns das Kloster mit Festungsmauern und Thürmchen aller Art versehen zeigt, ohne jene 
becjueme Auffahrt, die man erst der jüngsten Zeit (der Kaiser Ferdinand's I.) verdankt. Die 
Abbildung ist jedoch zu ungenau, um für die Baugeschichte Aufschlüsse daraus zu erwarten. 

Schliesslich erwähne ich noch zwei Dinge : erstens, dass der Martinsberg ein sogenannter 
l()(*us credibilis gewesen sein, Siegel besondere Bedeutung hatte (noch ist ein cingeblich in das 



*; Ähnliche Zellen sollen siel? auch zu Deaki bei Selye, einer vom Abte Uros (1228) erbauten Kirche, und in der ehemaligen Abtei- 
kirche von Lebeny bei Raab befinden. 



If. Eitelbei^ger v. Edelberg. Bericht über einen Amßug nach Ungarn. 105 

13. Jahrhundert hinaufsteigendes Siegel vorhanden) .und zweitens besitzt der Martinsberg 
in seinen Sehätzen ein Gewand, welches der Königin Gisela, der Gemahlin Stephan des 
Heihgen, zugeschrieben wird. Dieses Gewand verdient die vollste Aufmerksamkeit aller 
Freunde byzantinischer Kunst. Es hat ganz die Form des ungrischen Krönungsmantels 
(der casula Sti. Stephani), ist aber leider in einem solchen Zustande, dass es in seiner ganzen 
Ausdehnung nur sehr schwer gezeigt werden kann. Der Theil, welcher mir freundlichst gezeigt 
Avurde, war hinlänglich, umi die Identität der Kunstformen und der Darstellung mit dem Krö- 
nungsmantel dazuthun. Ich gestehe, weder einen Stoff, noch eine Arbeit der Art je gesehen zu 
haben. Der Stoff (mir scheint er ein Schafwollstofi') ist dünn, wie unsere feinsten Frauenstoffe, 
dunkelfarbig, die Figuren und Ornamente mit den Namen scheinen farbig darauf gedruckt, so 
dass es wie ein Muster für die Stickarbeiten des wirklichen Königsmantels erscheint. Die Con- 
tourewsind ein tiefes Üothbraön, die Perlen u. dgl. in weisser Farbe. Für die Kunstgeschichte, 
noch mehr für die der Gewerbe von Byzanz ist dieser Mantel, der natürlich mit religiöser Pietät 
bewahrt wird, hö'chst bemerkensw^erth. 



IV. 

H. KREUZ AM VEKTEÖ-GEBIRGE , NAGY-KÄROLY, Ll^BENY, STU HLWEISSENBUR G. 

Der Weg vom Martinsberge nach Stuhlweissenburg führt über einen mehr durch die 
(reschichte als durch Kunstdenkmale ausgezeichneten Weg. Die Strasse geht über Szt. Mör, 
einem m neuerer Zeit berühmt gewordenen Städtchen. Dort hat der Banus von Croatien 
dem ungrischen Führer Perczel ein für die kaiserlichen Waffen siegreiches Treffen 
geliefert. In der Gruft der dortigen Kapuzinerkirche liegt der Leichnam des unglücklichen 
Grafen Lamberg einfach und ohne alle weitere Erinnerung a-n den Moment und die Ereignisse, 
denen der Graf in Erfüllung seiner Pflichten zum Opfer fiel. Szt. Mör liegt an der Höhe des 
Vdrtes-Gebirges, das, bedeckt mit den Ausläufern des Bäkonywaldes, eine fiir die Geschichte 
der Kunst, sehr interessante Ruine in sich schliesst, die Überreste nämlich des alten Benedic- 
tinerklosters H. K r e u z am V ^ r te s - G e b i r g e. Schon im verflossenen Jahrhunderte musste ein 
Verbot bekaimt gemaclit werden, diese Ruine als Steinbruch, und zwar zum Baue von neuen 
Kirchen auf Esterhdzy'schc^n Gütern um Totis, zu benützen. Ein nicht unbedeutender Theil des 
Klosters ist auf diese Weise zerstört worden. Die Überreste scheinen dem romanischen Style 
anzugehören. 

Noch sollen im verflossenen Jahrhunderte, so erzählt Fuxhofer \), von dem aus Quader- 
steinen gebauten Kloster und der Kirche ürnanicnte aller Art vorhanden gewesen sein'^). Sie 
gehörte den Benedictinern, soll aber später den Dominikanern übergeben worden sein. Wie 



') Monasteriologia hungarica. Weszprimi 1803. I, p. 215. 

*) Dieses Kloster am V^rtes-Gebirge war nicht das einzige, welclies unter dem Titel ^U. Kreuz *• den Benedictinern angehörte. 
Eine andere Abbatia S. Crucis de T6lky, nahe bei IVst, wurde im dreizehnten Jahrhunderte gegründet. Eine dritte 
zum h. Kreuz in der Nähe Gran's ist seit Tököly's Zeiten verlassen, später an Gran übertragen, 1776 theilweise zur Gründung 
des Bisthumes ^'eusohl verwendet worden. — Eine Cistercienser- Abtei zum h. Kreuz, deren Gründung man in das Jahr 1201 
verlegt, ist schon vor den Türkenkriegen wieder verschwunden. Die Ruine der Abtei am V^rtes-Gebirge ist nicht die einzige 
interessante in Ungarn. Es gibt deren noch mehrere sehr beachtenswerthe von Kirchen, von denen wir nur mehr schriftliche Nach- 
richten übrig haben, und die erst im verflossenen Jahrhunderte zerstört wurden, wie die Kirche in Sz^k, wo noch bedeutende 
Überreste einer grossen gothischen Kirche übrig waren, die für Jie neue Pfarrkirche benutzt wurden. 
Ceiitr.-Coniro. flir Kaiideiihiuale. (Abhuiid hingen.) 14 



106 



Abhandlungen. 



viel von den Ruinen gegenwärtig noch vorhanden ist, weiss ich nicht aus eigener Anschauung 
zu sagen, sie sollen aber, mündlichen Berichten zufolge, bedeutend genug sein, um die 'Auf- 



Figur 7. 



merksamkeit der Alterthumsfreunde darauf zu 
lenken. 

Ich benütze diese Gelegenheit , um von meh- 
reren anderen Bauten zu sprechen, die meist im 
romanischen Style erbaut sind , und von denen 
sich nur mehr Nachrichten und Überreste erhalten 
haben. Hieher gehört die Kirche zu Nag y- 
Käroly, die vor wenigen Jahren wegen Bau- 
fälligkeit abgerissen wurde. Ich theile hier zwei 
Abbildungen mit, welche ich wie die de# Lei- 
dener Kirche der Freundlichkeit des Architecten 
der Föther Kirche, Herrn Ybel in Pesth ver- 
danke, den Grundriss (Fig. 7) und den Durch- 
schnitt (Fig. 8). Die Kirche erscheint als ein drei- 
schiffiger romanischer Bau mit drei Apsiden 
und zwei Thürmen an der Fa9ade des Portales; 
letztere scheint bedeutende Veränderungen in 
— späterer Zeit erlitten zu haben, wenigstens zeigt 
der Grundriss kaum eine Spur mehr einer roma- 
nischen Portalanlage. Die Pfeiler der inneren Kir- 
che, von denen wohl nur die zwei oberen ihren alten 
., Charakter beibehalten haben, sind ähnlich jenen 

j i ^ in Jäk. In den Seitenschiffen bemerkt man abge- 

fasste Säulen als Gurtenträger. — Eine andere wichtigere Kirche ist die zu Lei d en (Löbeny) in 

der Nähe Raab's. Gegründet im Jahre 1209, 
war diese Kirche ein Theil der Benedictiner- 
Abtei h. Jacob (AbbatiaS. Jacobi L6benyenis), 
die im Jahre 1595 von den Türken theilweise 
zerstört wurden. Sie kam später in den Besitz 
der Jesuiten und ist gegenwärtig Pfarrkirche 
des Ortes. Die Zeichnungen haben dess- 
wegen eine besondere Wichtigkeit , weil sie 
die Gleichförmigkeit der Bauformen in Ungarn 
in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundertes 
deutlich darthun , und Anhaltspuncte für 
.Vergleichung mit der Jäker Kirche darbieten. 
Der Grundriss (Fig. 9) zeigt eine dreischiflSge 
Kirche mit zwei Thürmen an der Fa9ade, drei 
rund abgeschlossenen Apsiden und zwischen 
den Thürmen eine Art Vorhalle. Die Seiten- 
schiffe haben Kreuzgewölbe über einer qua- 
draten Grundlage, die Pfeiler haben eine 




Figur 8. 




B, Eitelberger v. Edelberg, Bericht übe?' emen Aicsßug iiach Ungarn, 



107 



mit dem Gewölbesystem in Verbindung stellende Anlage von TIalbsäulen. Die Fenster 
an den Seitenschiffen und den Apsiden haben die regelmässige romanische Anordnung: 
die Strebepfeiler nach Aussen sind in voller Har- Figur 9. 

monie mit der Gewölbeanlage im Inneren. — Die 
Fa9ade (Fig. 10) zeigt die romanische Portalanlage 
mit der rundbogigen Portalhalle und der romanischen , 
Säulenstellung im Inneren der Halle, Schaft- und I 
Capitälornamente wie bei Jdk, mit dem Eundbogen- 
frieseund den romanischen ßundbogenfenstern in den 
Thurmmauern. — Von den drei Apsiden der rück- 
wärtigen Seite der Kirche (Fig. 11) ist die mittlere 
Apsis höher, grösser und reicher geschmückt, als die 
Seitenapsiden, und mit einem Rundbogenfriese unter 
dem Kranzgesimse des Daches geschmückt. Die 
Anordnung hat viel Ähnlichkeit mit jener Anord- 
nung der Jäker Kirche. Auch ist die Leidnerkirche 
wie die von Nagy-Kdroly und am Martinsberg ein 
Quaderbau. 

E. Vähot bringt eine interessante Abbildung 
einer anderen romanischen Kirch^e in seinem mit 
Kubinyi herausgegebenen illustrirten Werke ^). Es 
ist diess die Kirche zu Apätfalva*) (die ehe- 
malige Cisterzienser- Abtei Beel trium fontium). Nach 
der Schlacht bei Mohacz wurde das Kloster von den 
Geistlichen verlassen. Von dem Kloster selbst existirt gegenwärtig .nichts mehr. Die Kirche 
selbst litt viel durch die Türken, und nur Weniges hat sich von dem alten Baue erhalten. 
Der gegenwärtige Bau scheint grösstentheils aus dem Jahre 1720 herzustammen. Es wird 
behauptet, dass der alte Bau von dem Erlauer Bischof Cletus im Jahre 1232 unternommen 
worden sei. Die Bauformen, welche die Abbildung bringt, widersprechen dieser Angabe 
nicht. Sie zeigen drei Portale im Rundbogenstyl; eines davon ist gegenwärtig vermauert. 
Das mittlere Portal ist grösser uiid besonders ausgezeichnet durch ein sehr schönes Blatt- 
ornament, welches das gegenwärtig nackte Giebelfeld umgibt, und eine Säule im inneren 
Portalraume. Die Säule ist glatt, das Capital zeigt ein ungewöhnlich schönes Blattornament. 
Auch die im romanischen Style entworfene Fensterrose soll von sehr schöner Arbeit sein. 
Aus der Zeichnung ist diess nicht zu entnehmen. Von byzantinischen Bauformen zeigt sich 
keine Spur, sie sind rein romanisch. Von den Bausteinen des Klosters wurde die Kirche zu 
Szt Mdrton gebaut. 

Ein andere im romanischen Style gebaute Kirche ist zu Deutsch -Pilsen (Börsöny) 
Von ihr gibt eine allerdings wenig eingehende Nachricht N. Szerelmey in seinem in ungrischer 
und deutscher Sprache veröffentlichten Werke: ^Ungarns Vergangenheit und Gegenwart^ 
(Pest bei J. Beimel 1847), die Sage schreibt diese Kirche dem heil. Stephan zu. Bela rief aus 




^) Magyar-es erd^ly orczay k^pekben. Pesth 1854, 4. Heft, S. 86. 
2) Fuxhofer 1. c. I. p. 206. 



14* 



108 



AbliantUungen. 



Fißrur 10. 



den oberen Bergstädten deutsche Bergleute nach Börsöny. Das Kirchlein des heil. Stephan ist 
aus Quadersteinen, der Thurm (mit Ausnahme der Spitze), die Apsis mit einem einfachem Rund- 
bpgenfries), drei einfache ßundbogenfenster sind noch erhalten. Die Zeichnung in dem ange- 
führten Werke ist aber nicht der Art, dass maii 
auf das Zeitalter des Baues schliessen kann. 

Die ältesten romanischen Bauformen, die 
mit Sicherheit auf die Zeiten des heil. Stephan 
hindeuten, sind die in der alten, gegenwärtig 
leidef zerstörten Kirche zu Qran. Die Capitäle 
haben theils eine entschiedene Verwandtschaft 
mit antiken Capitälen , theils eine solche Forai 
oder solche Thierorüamente , welche mit den 
bekannten Denkmalen aus jener Zeit genau 
übereinstimmen. Die zwei achtseitigen Poly- 
gonsäulen, welche den äussersten Rundbogen, 
des Portales getragen haben, ruhten auf liegen- 
den Löwen. Die alte Graner Kirche hat dem 
jüngster Zeit vollendeten Prunkbaue weichen 
müssen — von ihr sind nichts mehr übrig als 
Trümmer. 

Wohin man übrigens in Ungarn sieht, 
_^_ trifft man Spuren einer bedeutenden baulichen 




iäl^L jJll 



Thätigkeit aus früheren Zeiten. So ist Ödenburg reich an Monumenten der gothischen Periode, 

nicht ganz arm an romanischen Baudenkmalen. Volle Beachtung verdienen sowohl die 

Michaelskirche mit der Jakobs- 
Figur 1 1 . 

capelle und die Benedictinerkirche. 
In der Michaels- wie in der Benedictiner- 
kirche finden sich die Formen der Gothik 
des 15. Jahrhunderts. Der interessan- 
teste romanische Bau ist die Jakobs- 
capelle.' Sie ist ein achteckiger Bau mit 
einer kleinen mit drei Seiten abgeschlos- 
senen Apside. Von jeder der acht Ecken 
geht eine Gurte aus , die in einem aus 
Weinlaub verzierten Schlusssteine zusam- 
mentreffen. Das Profil der Gurten ist aus 
dem Achtecke construirt. Als Dienste 
dieser Gurten fungiren kleine Säulchen 
mit rundem Schafte, einem im romanischen 
Stylö üblichen kleinen Blattornamente und 
einer einfachen Basis mit Wulst und Hohl- 
kehle. Der Eingang zu dieser Capelle ist 
von der Nordseite, der Altarraum gegen 
Osten. Das Portale hat Halbsäulchen mit 




B, Eitelberge?' v, Edelberg. Bericht über einen Awsflug noöh Ungaim. 109 

Blattornamenteu und im Tympanum, einen Baum zwischen zwei Drachen in der im romanischen 
Style wiederkehrenden Gestalt. Die Aussenseite ist mit neuem Anwurf verkleidet, die- Bedachung 
neu. Sie dient gegenwärtig als eine Art Rumpelkammer. Von nicht geringer Bedeutung sind die 
eben erwähnten gothischen Bauten, die Michaels- und Benedietinerkirche. Diese Werke ver- 
dienen eine eingehende Beleuchtung. Sie repräsentiren die Kunst der zweiten Hälfte des 
ftinfzehnten Jahrhunderts. Insbesontiers sind es die Thürme, die, vollendet erhalten, beachtens- 
werth sind. — Die Capelledes heil. Johann desTäu fers ist in ihrem gegenwärtigen 
Bestände ein Werk aus dem Jahre 1484. Die Inschrift vom Jahre 1214 ist wahrscheinlich zur 
Erinnerung an den alten Bau in späterer Zeit verfertigt. Auch in der Umgebung von Öden- 
burg , Wändorf, Matersdorf u. sl f. sind gothische und romanische Bauten *). — Kehren wir 
nun nach dieser Abschweifung ^ur Berichterstattung selbst zurück. 

In wenigen Stunden ist man von St. Mör in Stuhlweissenburg (dem Alba regia des 
Mittelalters, Sz^kes Föhervar mag., Bialigrad slav.), einer Stadt, an die >?ich die grössten Erinne- 
rungen anknüpfen, von Stephan dem Heiligen bis Matthias Cor\^nus. Begräbniss^tadt, Krönungs- 
stadt und Residenz der ungrischen Könige, ist sie von ihrer ehemaligen Pracht und Grösse zu 
einem einfachen Provinzialstädtchen herabgestiegen, seit den Zeiten der Türkenkriege und seit 
der Zeit, als die grösseren Städte sich aus der Mitte des Landes unmittelbar an die grossen Wasser- 
und Verkehrstrasaen ziehen, vön^denen Stuhlweissenburg durch seine Lage abgeschnitten ist. 
Während meines kurzen Aufenthaltes an diesem Orte habe ich die wenigen Denkmale, welche 
noch existiren, in Augenschein genommen; geringe Reste ehemaliger Herrlichkeit. Von dem 
kirchlichen Prachtbau Stephan des Heiligen ist nichts mehr da, als zwei Überreste von 
Oranitsäulen vor der Städte und am Marktplatze und die Beschreibung des Hartvicus. Wenn 
erstere wirklich der alten Basilika zuzuschreiben sind, was erst noch genauer untersucht werden 
miisste, so würde man sich unter derselben — und diess ist übereinstimmend mit dem Charakter 
der Bauten jener Zeit — keinen Kolossal- wohl aber einen Prachtbau vorzustellen haben. Gleich 
nach seiner Krönung hatte der h. Stephan zu Stuhlweissenburg, dort wo er von einem Heiligen 
durch die Taufe zum Heiligen geweiht worden war, beschlossen, einen der h. Jungfrau Maria 
geweihten Tempel bauen, und reichlich mit Privilegien auszustatten. Kirche und Stift wurden 
unmittelbar dem apostolischen Stuhle untergeordnet, in Anwesenheit des Königs durfte nur der- • 
jenige Bischof, dem es derselbe im Einverständnisse mit dem Probste und dem Capitel übertragen 
würde, feiern, wenn aber der König abwesend wäre, kein Bisehof sich anmassen, ohne Bewil- 
ligung des Probstes und seiner Brüder, Messen dort zu lesen, oder irgend eine Handlung 
bischöflicher Gewalt auszuüben^). Die für die Kunstgeschichte bedeutende Stelle des Hartui- 
eus^) verdient in weiteren Kreisen bekannt zu werden: „In ipsa regalis sedis civitate quae 
dicitur Alba, sub laude et titulo ejusdem virginis perpetue famosara et grandem basilicam opere 
niagnitico coelaturis in chori pariete distinctis pavimento tabulis marmoreis strato, construere 

^) Siehe das Progamm des Ödenburger Obergymnasiums 1853 — 54. Die ^Mittiieilungen der k; k. CJeut^al-C^uluni^8ioM" haben 
im Junihefte 1856 einen grösseren Berieht über die Michaelskirche und Jakobskirche in Ödenburg gebracht. 

^) Fessler. Die drei grossen Könige der Hungarn. Breslau 1808. S. 101. Katona historia critica. Pest 1789, Tom. I, p. 113. 

3) Mit' dieser Stelle des Hartvicus (p. 173 ed. Endlicher) stimmt auch die Legenda minor S. Stefan! regis (ed. Endlicher) über- 
ein, wo es p. 175 heisst: sub titulo sancte Marie gloriose virginis in Alba civitate, que ob specialiCatem nobilitatis sue nomen 
accepit, templum instauravit, ubi inter plurima distincta gemmarum colore peromatar phylacteria, primo ex purissimo auro 
fabricata in opus sanctuarii intulit.*^ Aus der Stelle des Hartvicus darf nioht geschlossen werden, dass diese Kirche eine 
Basilica im engeren Sinne des Wortes war. Die Klteren und die neueren kirchlichen Schriftsteller Ungarns gebrauchen daö 
Wort ^basilica^ im weiteren Sinne, und nennen z. B. die Martinsberger Kirche auch eine Basilica. 



110 Abhandlungen. 

cepit; quam qui vidit, veritati teetimonium perhibet verborum nostrorum innumerabilia pallio- 
rium et paramentorum ibi esse geirera; tabulas circa altaria plures, auro'purissimo fabricatas: 
lapidum series pretiosissimum in se continentes , ciborium arte mirabili supra Christi mensam 
erectum cameram omni genere vasorum cristallinorum , onicliinorum , aureorum , argenteorum 
pleniter refertam." Von allen diesen Kostbarkeiten ist nichts vorhanden. Die Kirche selbst 
war bei dem Tode des Königs noch nicht consecrirt ; sie wnirde um den Leichnam des Königs 
bestatten zu können , feierlich eingeweiht , des Königs Leichnam in einem marmornen Sarko- 
phag in der Mitte der Barche bestattet.^) Oft soll man bei Nacht Engelsmelodien gehört haben, 
oft verbreitete sich ein wunderbarer Duft in der Kirche. — Sie brannte mehr als Einmal ab, und 
litt viel in den Kämpfen zur Zeit des Mathias Corvinus. Aus der Beschreibung des Bonfinius 
(Dec. VI, p. 500 A. ed. Colon. 1690) scheint hervorzugehen, dass sie mit Thürmen versehen 
war. Sie ging im Jahre 1601 zu Grunde. Die Türken sprengten dieselbe in die Luft. Ursprüng- 
lich war dieselbe in der Weise der Basiliken mit einer einfachen Holzdecke bedeckt. Unter 
König Karl Robert (1308 — 1342) wurde sie tiberwölbt und das ganze Dach mit einer 
Bleidecke versehen. Bei dieser Gelegenheit muss der Bau wesentlich verändert worden sein. 
Eine Krypta scheint nicht vorhanden gewesen zu sein. Die letzten Ueberreste des alten Domes 
(die Fragmente einer Capelle) sind im verflossenen Jahrhunderte in einen Pferdestall verwan- 
delt worden. Die Prachtliebe des Königs Stephan und der Grossen des Reiches lässt sich aus der 
Menge von Geräthen und Gewändern entnehmen, die aus jener Zeit erwähnt werden. Besonders 
belehrend ist in dieser Beziehung und fiir die Zeit Stephan des Heiligen auch das Verzeiohniss 
der Kircheneinrichtung von Pöcsvarad und für die Zeiten des Mathias Corvinus der Bericht 
des päbstlichen Gesandten über die Kleiderkammor des Königs, in der er so viel kostbare 
Kleider mit Gold, Edelsteinen und Perlen geschmückt, so viel gewirkte Tapeten, soviel kunst- 
reich gearbeitete goldene und silberne Gefässe sah, dass er glaubte, fünfzig Männer vermöch- 
ten nicht sie wegzutragen^). Aus dieser altungarischen Prachtliebe ist zu erklären, dass bis auf 
den heutigen Tag in Ungarn (besonders in der Zips) das Gewerbe der Gold- und Silberarbeiter 
schwungreich betrieben wird. 

Von den Königsgräbern, die mit den Fundamenten der alten Kirche von dem bischöf- 
lichen Garten überdeckt sind, wurden erst vor wenigen Jahren zwei wieder gefunden. Die 
Überreste sind im Pesther Museum, sie werden Bela III. und seiner ersten Gemahlin Anna 
zugeschrieben. Herr Dr. Johann Erdy, Gustos der Abtheilung für Alterthümer im ungri- 
schen National-Museum gibt davon in dem früheren Werke des F. von Kubinyi und Em. 
Vähot (I, S. 68) ausführliche Nachricht. Die Sarkophage, bestehend aus nach Innen zu 
polirten, nach Aussen zu rohen Marmorplatten wurden einfach unter dem Boden des Hoch- 
altars versenkt, in der Weise, wie Pray von dem Grabmale der Margaretha in der Kirche 
auf der Hafeninsel erzählt. 

Von mittelalterlichen Denkmalen fand ich ausser einigen Grossbauten nichts, als die 
Ueberreste des alten Ofnerthores, eine Inschrift, so wie zwei sehr verwitterte in Nischen ange- 
brachte Büsten in denselben. Sie verdienen der Aufinerksamkeit und Pflege der Bürger 
Stuhlweissenburgs besonders empfohlen zu werden. Die Inschrift lautet : PRO SALVTE IMPP. 



') Hartuicue 1. c. 186 „et quoniam ecclesia beatissime virginis ab ipso constructia nondum erat dedicata, inito oonsilio statuant 

pontitices priue basilicam sanctificare, deinde corpus terre commendare.'* 
2) Mailath's Geschichte der Magyaren. Regensburg 1852, I, p. 314. 



B. Eitelberger v. Edelber g. Bericht über einen Ausflug nach Ungarn, 111 

LEP. T. SEVERI ET. M. AV. — REL. ANTONINI. AVGG. Rechts und links finden sich 
auf dieser Tafel zwei geflügelte Genien dargestellt, von denen der eine einen Ölzweig, der an- 
dere Ähren in der Hand hält. Ihr von wenig kunstgeübten Händen gearbeitetes Costüm wird 
mit Unrecht auf die Kleidung der Einwohner bezogen. Diese Tafel fand sich schon zu 
Zeiten Cuspinians, der 1498 dieses Denkmal mit anderen Denkmalen des Severus und Anto- 
nin gesehen hat^). Manches mag noch versteckt und vergraben sein, die Zeit und das immer 
mehr wachsende Kunstverständniss werden dieses noch ans Tageslicht ziehen. 

Das kunstgeschichtlich interessanteste Monument in der alten Königsstadt ist die kleine 
Annacapelle. Sie ist nur 24 Schuh breit, 28 Schuh lang und aus dem Achteck abge- 
schlossen. An den Wänden steigen bis zur Höhe* des Gewölbes als Gurtträger zierliche, eben- 
falls aus dem Achteck regelmässig sich entwickelnde Pfeiler herauf (die Breite einer der Pfei- 
lerflächen ist an 9 Zoll) um die zart profilirten Kippen eines schönen Stemgewölbes aufzu- 
nehmen. Der ganze Bau ist ein Steinbau, zierlich und elegant; leider aber schmälert eine neue, 
blendend weisse Kalkübertiinchung den Eindruck der Formen. Der Bau trägt ganz den Cha- 
rakter des gothischen Styles und dürfte in die Zeit des Mathias Corvinus, in das fünfzehnte 
Jahrhundert gehören. 

Ein anderes, allerdings in das Bereich der Alterthümer nicht gehöriges Werk, das aber, 
und mit Eecht in Stuhlweissenburg mit Pietät behandelt wird, sind die Fresken von M aul- 
pertsch in der Seminarskirche. A. S. Maulpertsch (geboren zu Langmarger am Boden- 
see 1724, gestorben zu Wien 1796), gehört zu jenen Künstlern, die eine ausserordentliche 
Fruchtbarkeit und sowohl in der Öl- als Frescomalerei eine ganz respectable Technik entwickelt 
haben. Die ungrischen Kirchen sind häufig von seiner Hand verziert. Insbesondere die tech- 
nische Fertigkeit muss wohl beachtet werden und ein verdienter Kunstkenner hat bei Gele- 
genheit der Fresken eines Tirolermalers nicht mit Unrecht erwähnt, dass man vorzugsweise 
in Tirol die Technik der Freskomalerei vollkommen übte, während man in München sich quälte, 
dieselbe erst zu entdecken. Von Maulpertsch wird im Chore ein Crucifix gezeigt, woyan man 
den Seelenausdruck, den der Künstler hineinzulegen wusste, besonders bewundert. Werke von 
ihm sind in Ungarn in Raab, Waitzen, Komorn u. m. <i. 0. 

Ein merkwürdiger Überrest aus den Zeiten des alten Glanzes ist in der Nähe von Stuhl- 
weissenburg zu Pä Iota. Ein mächtiger Steindamm aus Quadern gebaut, an manchen Orten 
4 — T) Klafter hoch, zeigt in Übereinstimmung mit der ganzen Umgebung, die Grenze eines 
ehemaligen Teiches, der einst der Fischteich des Königs Mathias Corvinus gewesen sein soll. 



V. 

WESZPRIM. 

Zu den durch kritische Geschichtsforschung noch wenig aufgeklärten Theilen der ungri- 
schen Geschichte, gehört jener, welcher Weszprim und Alles was mit WeszpriiA . im Zu- 
sammenhange steht, das Leben der h. Gisela u. s. f. betrifft. Ob dieser Ort schon zu Eömer Zeiten 
bestanden, ob er das Ptoirfa des Ptolomaeus gewesen, oder das nach der Unterjochung der 

*} Uj magyar Muzeum 1851. VIII. 



112 Abhandlungen, 

Avaren durch Karl den Grossen gegründete Weissenbrunn, wie ungrische Geschichtschreiber 
wollen, ist nichts weniger als gewiss. Desto wahrscheinlicher ist , dass in jener waldreichen 
Gegend der Kampf ausgefochten wurde, der den Sieg des Christenthums in Ungarn entschied. 
In der Erzählung jenes Kampfes mischen sich Sage und Geschichte. Der heidnische Kupar 
herrschte in jener Stadt, welche die Ungarn Vesprön nennen. Stephan , damals noch Herzog, 
belagerte sie, einer seiner Grafen, Vecellinus, tödtete Kupar im Gefechte in jenem Thale, das 
noch heut zu Tage das Thal des Todes heisst. Stephan Hess Kupar's Leichnam viertheilen, 
und sendete einen Theil nach Gran, den zweiten nach Raab, den dritten nach Weszprim, den 
letzten nach Siebenbürgen *). Weszprim ^) hatte daher begreiflicherweise für das siegende 
Christenthum in Ungarn und für jene Institutionen, die sich an dasselbe anschlössen, eine be- 
sondere Bedeutung. Wir finden sohin Weszprim in der Eeihe jener Städte, welche von Stephan 
dem Heiligen zu Bischofssitzen erkohren waren. Der Bau der Kirche an dem neuen Bischof- 
sitze wurde mit Eifer ergriffen und die Kirche, dem heiligen Michael gewidmet, im Jahre 1099 
consecrirt. Mit diesem Baue verbindet die Sage eine andere Entstehung des Namens der Stadt 
^Einmal-, so erzählt diese, „mangelten der Königin während des Baues der Kirche die Geld- 
mittel. Nachsinnend, auf welche Art es ihr möglich wäre, weiter zu bauen, senkte sie das Auge 
zu Boden. Und wie sie so niedersah, fiel ihr Blick auf das überaus kostbare Pelzkleid das sie 
eben trug. Wozu der Prunk für den verweslichen Leib, lispelte sie vor sich hin, nahm das 
Kleid und sprach: ,,Vesz pr6m^ d. h. fahre hin (mein Pelzkleid). Das dafür gelöste Geld 
weihte sie zum Weiterbau und seit jenem .Tage führt die Stadt den Namen Weszprim ** ^). 

Noch gegenwärtig geniesst in Folge des lebhaften Antheils der ersten ungrischen Königin 
der jedesmalige Bischof von Weszprim besondere Ehrenrechte, insbesondere des Titels eines 
Kanzlers der Königin von Ungarn. Die Domkirche war glänzend ausgestattet. Bonfinius 
berichtet: sie war mit wahrhaft königlichem Kostenaufwande gebaut und mit derselben waren 
die reichlichsten Einkünfte verbunden, damit sowohl der Bischof als. auch die übrige Geist- 
lichkeit^ anständig leben könne. Dem Gotteshause schenkte Gisela viele aus dem feinsten und 
lautersten Silber gearbeitete Heiligenbildnisse, sowie Gefässe, die mit Edelsteinen besetzt, und 
Messornate, welche aus Gold gewebt waren. König Ladislaus vermehrte die Kirchenschätze 
und die Einkommensquellen des Bischofs und der Domherren. Die Kirche wurde in der 
Zeit der Türkenkriege zerstört. Von alten Bauüberresten findet man in Weszprim mehrere, die 
beachtungswerth sind : 

Erstens die sogenannte Gisela-Capelle, die als ein T'berrest des ehemaügen Domes be- 
trachtet wird. 

Zweitens: Einzelne, dem alten Dome angehörige Überreste von Säulenbündel, Scheide- 
bögen und Gewölbeansätzen an der Mauer einer Domherren wohn ung. 

Drittens: Den jetzigen Dom mit seiner Krypta, endlich 



*) Nach Hartuicus und Turotzius bei Katona.. I, p. 716. . 

^) Bezeichnende Stellen über Weszprim befanden sich iii des Annnymi ßelae regis notarii de gestis Hungororum p. 43 (ed. 
Endlicher). Es ist daselbst von einem castrum Bessprem die Rede, welches die römischen Soldaten besetzt hielten. — Hartui- 
cus (p. 174 ed Endlicher). Auch wird dort der vielen Wohlthaten und Geschenke gedacht, welche von ..Gysla" ausgehend, der 
Kirche zugekommen sind, der Kreuze, Qefasse und Paramente „opere mirifico facta vel contexta" , die noch bis heute vor- 
handen sind npre cunetis tarnen domus episcopatus Bezprimensis, quam ipsa a fundamento ceptani, omnibu» sufficientiis ad 
servicium dei, in auro vel argento, vestimentisque multiplicibus nobiliter adornavit". 

3) Ranolder, Elisabeth Herzogin von Baiern. Wien bei Seidel, 1854, p. 61. 



E. Eitelberger v. Edelherg. Bericht über einen Ausflug nach Ungarn. 



113 



Viertens : Ruinen einer kleinen Kirche , die gegenwärtig als Gartenmauer eines beschei- 
denen Bürgerhäu Sehens in der untern Stadt dient. Alle Bauformen , die in diesen Denkmalen 
vorkommen , sind entweder im gothischen oder romanischen Style. Es sind keine Überreste 
vorhanden , welche die Ansicht rechtfertigen, dass die St. Michaelskirche eine glückliche Mi- 
schung des altchristlichen Basilikenstyles mit dem oströmischen Gewölbebau gewesen sei. Die 
geringen Überreste, welche am Domherrenhofe von dem alten Bau des Michaeldomes vor- 
handen sind — zwei zierliche Säulenbündel mit Kapitalen, welche aus Plattformen und phan- 
tastischen Thieren in ähnlicher Weise, wie man sie in vielen romanischen Bauten Ungarns und 
der Nachbarländer sieht, gebildet sind, gehören der romanischen Periode an *). 

Ein ungleich besser erhaltenes , zugleich sehr interessantes Denkmal ist die sogenannte 
Giselacapelle. Der Zusammenhang, in welchem diese Capelle mit dem alten Dome selbst 
gestanden ist, dürfte gegenwärtig ohne Untersuchungen über die Fundamente des Domes nicht 
mehr festzustellen sein. Im verflossenen Jahrhunderte befand- sich diese Capelle in einem 
sehr verwahrlosten Zustande. Der Bischof J. Koller versah sie im Jahre 1772 mit einem 
Portale und sorgte für eine Eestauration des Innern, wie folgende Inschrift am Portale sagt: 
SACELLUM HOC QUOD A BFATA GISELA SANCTI STEPHANI PRIMI REGIS APOSTO- 
LICI CONJUGE CONDITÜM ESSE TRADITUR DIV DESOLATVM IGNATIUS KOLLER DE 
NAGY-MÄNYA EPISCOPVS WESPRIMIENSIS PRIORI 
FORMAE ET NITORI RESTITVIT ATQVE ALTARE CHRI- 
STO DOMINO PRO NOBIS CRVCIFIXO DICATVM CON- 
SECRAVIT DIE X. MENSIS APRILIS ANNO MDCCLXXII. 
Die Capelle liegt eingeklemmt zwischen modernen Ge- 
bäuden, dem bischöflichen Palaste und der früher er- 
wähnten Domherrenwohnung, so, dass sie der Sonne 
wenig, der Feuchtigkeit desto mehr zugänglich ist. Dazu 
kömmt noch, dass der Fussboden der Capelle tiefer 
liegt, als der an derselben anstossende Domplatz. Als 
der gegenwärtige Bischof sein Hirtenamt antrat, war eine 
seiner ersten Sorgen sich diesem ehrwürdigen Monumente 
zuzuwenden, welches unter der Einwirkung der Feuchtig- 
keit bereits zu leiden begann. Er liess das Gebäude rei- 
nigen und durch eine wohlangebrachte Luftströmung den 
ferneren Einfluss der Feuchtigkeit abwehren. 

Die Capelle (Fig. 12) selbst ist klein. Ihre Länge ist 
etwas über 42 Schuh , ihre Breite über 10^ /^ Schuh , ihre 



Figur 12. 




*) Die ältesten die Weszprimer Domkirche betreffenden gedruckten Urkunden führt Fejer 1. c. p. 289 vom Jahre 1009 und I. 
p. 448 aus dem Jahre 1082 auf; in letzterer zählt König Ladislaus die Güter der Kirche auf, bestätiget und erweitert sie. 
Das Original soll sich im Weszprimer Domarchive befinden. Ausführlich© Nachrichten von der Geschichte des Weszprimer 
Domes erwartet man in dem W^erke des Domherrn Beke, dessen Drucklegung man der Munißcenz des gegenwärtigen 
Bischofs Dr. A. Ranolder verdankt. In dem Weszprimer Thale befand sich ehemals ein griechisches Nonnenkloster. 
Von diesem Nonnenkloster sind gegenwärtig keine Überreste mehr vorhanden. Was in Weszprim als solches gehalten wird, 
gehört einer viel späteren Periode (dem 16. oder 17. Jahrhunderte) an. Dieses „Monasterium Sanctissimae Dei genitricis 
Metropolitanum in Vessprem« wird den Stiftungen des h. Stephan beigezählt. Die Stiftungsurkunde war in griechischer 
Sprache abgefasst, vom Jahre 1025, und ist von Coloman im Jahre 1108 erneuert, abgeschrieben und übersetzt worden, siehe 
Q. Szerdahelyi „Diploma graecum S. Stefani regis monialibus Coenobii Veszprimienois datum, a Colomanno renovatum, nunc 
primo integre et vere, ex aiitographo editum. Budae 1804." F6jer 1. c. I, 318. II, 46. 
(Centr.-ComiD. für Baadenkmale. Abhandlungen.) ^h 




114 Abhandlungen. 

Höhe 12 Schuh 8 Zoll. Sie ist mit drei einfachen rundbogigen Kreuzgewölben überdeckt, 
welche auf einfachen, mit einer Nische und einem Blattornamente versehenen Consolen ruhen. 
Die Profile der Gurten sind einfach abgefasste Vierecke und sämmtlich von gleicher Stärke und 
Profilirung. Nur die Scheidegurte zwischen dem ersten Kreuzgewölbe, welches den Altar- 
raum überdeckt, tritt stärker hervor, wodurch der für -den Altar bestimmte Raum einem 
Quadrate näher kommt. Die Gurten wie die Gewölbekappen waren ursprünglich bemalt, doch 
ist von der alten Bemalung dieser Theile nichts mehr zu sehen. 

Bei der Restauration im verflossenen Jahrhundert, in dem man kein besonderes Ver- 
ständniss für die Kunstformen des Mittelalters hatte,. wurden diese Theile mit sehr nüchternen 
Ornamenten bedeckt. Von der Ornamentik des Gewölbes ist nichts übrig geblieben, als die mit 
Basreliefs verzierten Rosetten, welche sich in der Mitte der Quergurten und der Diagonalrippen 
befinden. Es sind deren fünf, und zwar im Altarraume eine segnende Hand mit einem Nimbus 
Fig. "13. umgeben, in der Mitte (Fig. 13) der grösseren Quergurte ein Lamm mit 

der Fahne. Das Kreuz an der Fahne ist gleichschenkelig, und hat sowohl 
je an den vier Ecken als in der Mitte einen Nagel, wie man es in byzan- 
tinischen Kreuzen aus jener Zeit findet und wie sie in Ungarn sehr beliebt 
gewesen sein mögen. Der Kopf des Lammes sowohl als das ganze Lamm 
ist mit einem Aureole umgeben. Der Kopf ist gegen den Altarraum zuge- 
wendet, die Rosette ist bei weitem die grösste, sie hat 1 Vg Schuh im Durch- 
messer. Die dritte Rosette zeigt einen in seinen Schweif sich beissenden 
Drachen, umgeben von einem romanischen Blattornamente; die vierte Rosette zeigt ein ein- 
faches Blattornament, die fünfte eine einer Rose ähnliche Verzierung. 

Eine ganz besondere Beachtung verdienen die Gemälde auf den Wandflächen zwischen 
den Scheidebögen der Gewölbe. Die Zahl der Wandflächen ist sechs, auf jeder Langseite drei. 
Die Fensterwand hinter dem Altare, in welche im verflossenen Jahrhundert wahrscheinlich 
ein grösseres Fenster eingebrochen wurde , war ebenfalls bemalt. Von der ursprünglichen 
Bemalung dieser drei Wände ist verhältnissmässig wenig mehr übrig, aber dieses Wenige ist 
hinreichend genug, um uns eine deutliche Vorstellung von dem Style und dem Kunstwerthe 
der Malerei zu geben. Es ist sicher nicht nothwendig, auf die Bedeutung solcher älterer Wand- 
malereien für die Kunstgeschichte aufmerksam zu machen, da es bekannt ist, wie wenig Gemälde 
wir aus jenen Zeiten überhaupt besitzen, wie verschiedenartig der innere Werth dieser Über- 
reste ist. Auf zwei dieser so seltenen Wandgemälde macht dieser Bericht aufmerksam, über 
andere nicht minder interessante Wandgemälde, die am Nonnberge in Salzburg, wird an 
einem andern Orte gesprochen werden. Diese Wandgemälde repräsentiren drei verschiedene 
Richtungen der Kunst. In Fünfkirchen zeigt sich römisch-antikes Element, in Salzburg die 
Richtung germanischer Kunst aus den Zeiten der Karolinger; die Wandgemälde Weszprims 
sind ihrem Kunstcharakter nach spätestens Werke des 12. oder 13. Jahrhunderts. Ob eine 
einheimische, oder was wahrscheinlicher ist, eine fremde Künstlerhand sie ausgeführt hat, muss 
vor der Hand unentschieden bleiben. 

Auf jeder der genannten Flächen befinden sich je zwei Apostel in Lebensgrösse über 
5 V2 Schuh. Am besten erhalten sind die Figuren auf den zwei ersten Wandflächen, auf der 
linken Seite vom Eingang aus. Der erste Apostel ist ohneJFussbekleidung und ohne Bart, eine 
jugendliche Gestalt. Die rechte Hand ist wie zum Segnen erhoben vor der Brust, die hnke 
Hand hält eine Rolle. Er ist bekleidet mit einer Tunika und Pallium. Die Tunica von blauer 



J?. Eitelberger v, Edelberg. Bericht über einen Ausßug nach Ungarn. 



115 



Farbe, geht bis an die Knöchel, das rothe Pallium ist in der Art einer Toga, über die linke 
Schulter geworfen, unter den rechten Arm hindurchgezogen , so dass der rechte Arm und die 
Schulter unbedeckt bleiben. 

Der zweite Apostel zeigt eine ältere bärtige Gestalt, die Haupthaare sind gescheitelt und 
fallen nach rechts und links gegen das Ohr. Die rechte Hand segnet ebenfalls, die linke hält 
eine Kolle. Über den Knöcheln sind deutlich Spuren einer Fussbekleidung, Tunika und Pallium 
zeigen andere Motive, als an der vorhergehenden Gestalt. Die Tunika ist rothbraun, das Pallium 
blau. Auch die Apostelgestalten an der nächsten' Fläche sind ziemlich gut erhalten. Es steht 
wieder eine unbärtige, die rechte Hand gegen die. Brust zu haltende Gestalt, neben einer 
älteren bärtigen Gestalt, deren linke Hand in den Mantel eingehüllt ist. Beide Figuren sind 
bekleidet, beide wieder ohne alle weitere Symbole, die Farbe der Kleider, so weit sie 
deutlich erkennbar ist, ist wieder vorherrschend blau und roth. Diese vier Apostelfiguren 
haben einen in einer Art Stukaturarbeit ausgeführten Nimbus, der ursprünglich ohne 
Zweifel vergoldet war. 

Die Figuren sind lang und gestreckt (7 — 8 Kopflängen), die Bewegimg der Finger steif, 
ebenso die der.Füsse. Das Colorit ist lebhaft, hellere Farben waren aufgesetzt, der Fleischton 
röthKch, die Gesichtsfarbe vorherrschend gelblich, doch ist die Zeichnung des Kopfes, die 
Behandlung des Faltenwurfes, wenn auch conventionell und typisch, nicht ohne Verständ- 
niss. Der Hintergrund zeigt keine Spuren einer Vergoldung. 

Die anderen acht Apostel, sowie Maria und Johannes an der Altarwand haben nur wenig 
Spuren alter Zeichnung und alten Colorits. Sie sind im verflossenen Jahrhundert nicht bloss 
übermalt, Maria und Johannes neu gemalt worden, sondern man hat ihnen auch die bekannten 
Apostelattribute in die Hand gegeben. 

Die wenigen Consolen, die sich als Gurtenträger an den Wandflächen befinden, zeigen 
einen Plinthus mit abgestumpften Ecken, und unterhalb den- 
selben Blattornainente sehr einfacher Art, in der Weise 
der romanischen Kunst. 

Neben der Giselacapelle ist ein kleines altes Gemach 
ohne alle weitere Merkwürdigkeit , als ein im romanischen 
Style gehaltenes sehr einfaches Fenster. Es mag ehemals 
zu demselben Zwecke gedient haben, als in unseren Tagen, 
wo es eine Art von Sakristei ist. Überreste eines älteren 
Baues zeigt ferner die jetzige Domkirche. Derjenige 
Theil der Domkirche, der in seiner gegenwärtigen Form am 
meisten Interesse gewährt, ist ohne Zweifel die Krypta 
(Fig. 14). Sie ist dreischiffig, hat eine Länge von mehr als 
41 Schuh und eine Breite von 22 Schuh. Die Eingänge 
und die dem Eingange nahe liegenden drei Gewölber gehö- 
ren einer sehr späten Zeit (der Zeit nach dem Türken- 
kriege) an. Anders ist es mit den Pfeilern und den Gewöl- 
ben des andern Theiles. Die Zahl der Pfeiler ist acht, 
sie theilen (je zu vier) die Krypta in drei Schiffe, sind 
schlank, aufstrebend imd schön construirt. Sie sind acht- 
eckig, die Basis ist ein ebenfalls achteckiger, etwas vor- 

15* 



Figur 14. 




116 Abhandlungen, 

springender Plinthus, welcher sich mit den säulenartigen Pfeilern durch einen Rundstab und 
eine Hohlkehle verbindet. Die Seite des Achteckes ist 5V2 Zoll, die Höhe des Pfeilers über 
7 Schuh. Die Höhe der Krypta 14 Schuh. 

Die Säulen sind ohne Capital. Die Gewölbrippen, die aus dem Achtseiten emporsteigen, 
verlaufen flach in den Pfeilerflächen. 

Das Gewölbe ist ein spitzbogiges Kreuzgewölbe, sämmtliche Rippen, die Quergurten, wie 
die Diagonalrippen sind gleich j)rofilirt. Die schlanken Pfeiler und die zarten stark aufstre- 
benden Rippen sichern der ganzen Krypta einen heiteren belebenden Eindruck. Die Dicke einer 
Rippe ist 6V4 Zoll bis 2 Zoll und zwar durch eine flache Hohlkehle abgefasst. Die Breite 
derselben ist 9 Zoll. 

Die Consolen, von welchen die Gewölbrippen aus der Wandfläche aufsteigen, sind 
sehr einfach, dreiseitig zugespitzt und versehen mit einem Plinthus und einer Hohlkehle, 
ohne alles weitere Ornament. Der Abschluss der Krypta ist dreiseitig. Die Kirche selbst ist 
dreischiffig, das Mittelschiff höher als die Seitenschiffe; sie war einst theils im Übergangs- 
theils im rein gothischen Style und ist später umgebaut worden. Für ersteren zeugen die Pfeiler- 
Arcaden, so weit sich aus ihrem gegenwärtigen Zustande ein Schluss auf die früheren" machen 
lässt. Von dem alten gothischen Bau ist nur mehr das Presbyterium übrig; es zeigt ein gothi- 
sches Kreuzgewölb und einen Chor-Abschluss wie die Krypta. 

Wenn aus der einfachen Betrachtung, ohne auf geschichtliche Nachrichten über den Bau, 
die mir nicht zur Verfügung stehen, ein Schluss auf die Zeit erlaubt ist, in welche der Bau 
zu setzen ist, so würde er in das vierzehnte Jahrhundert zu setzen sein. 



VI. 

FELSÖ-ÖRS. 



Zu den interessantesten Bauten Ungarns gehört die Kirche zu Felsö-Örs (Ober-Örs)*) 
auf der Strasse von Weszprim nach Tihany gelegen. Ich hatte nur wenig Stunden Zeit, um 
mich mit diesem Denkmale zu beschäftigen, das unerwartet vor mir lag. Doch war diese Zeit 
hinreichend, um die bedeutendsten und am meisten charakteristischen Theile zu notiren und 
insbesondere den Thurm genauer aufzunehmen , der den Keisenden seiner Eigenthümlichkeit 
wegen schon von ferne auffällt. Die Kirche hat in allen Theilen den Charakter des früh-roma- 
nischen Styles; doch hat sie bedeutende Veränderungen im Laufe der Zeit erlitten. Anbauten 
an den beiden Langseiten, ein neues Gewölbe im Hauptschiffe, natürlich auch einen neuen 
Dachstuhl. Die Kirche war ursprünglich wahrscheinlich dreischiffig , mit Pfeilerarkaden und 
Emporen; doch lässt sich gegenwärtig der ursprüngliche Zustand schwier erkennen. Die Strasse 
zwischen Weszprim und Tihany ist mehr als einmal von Kriegsereignissen schwer heimge- 
sucht worden; die Kirche von Felsö-Örs hat sicher am meisten unter den Einfällen der Mon- 
golen, den Kriegen unter JVIaximilian I. und Johann Zopolya gelitten. Dire gegenwärtige 
Erhaltung verdankt Bie vorzugsweise der massiven Bauweise, die bisher den Unbilden der Jahr- 
hunderte Trotz bot. Die Sage schreibt diesem Orte einen frühen Ursprung zu. Er soll von dem 



^) In älteren Schriften wird es Wrs, Urs, Vrs, Eurs, Ers und Eörs geschrieben. Die Wurzel des Wortes soll der slavischen Sprache 
angehören. Die Mittheilung über die Geschichte der Probstei Felsö-Örs verdanke ich der Güte des hochw. Herrn Probstes Köve«. 



i?. Eitelberger v. Edelberg. Bericht über einen Ausßug nach Ungarn. 



117 



Sohne des ehazariselien oder kumanischen Führers Urs , Örs (Eörsius-Ursus), einem der sieben 
Führer, gegründet worden sein, welche die Magyaren über die Kar'pathen geführt haben. Am 
Tojo (Tio oder Tijo), oder wie andere wollen, am Seyo oder endlieh in ora Saviensi soll er sich 
gelagert haben, und von da weiter vorgedrungen sein. Die verschiedenen Ortsnamen Örs in 
Ungarn haben zu den verschiedensten Auslegungen über den Sitz und den Zug des Urs Anlass 
gegeben. Dass die Erzählung mit den sieben Heerführern wenig historische Basis hat, dass 
zwischen der Einwanderung der heidnischen Magyaren , ihrer Christianisirung und dem Kir- 
chenbau mehrere Mensehenalter liegen, ist ebenso bekannt, und nur für die mythische Zeit 
der Genealogie des fürstlich Bäthyanischen Hauses mag dieses und der Streit , ob Örs der 
vierte oder siebente Führer der Magyaren war, vom Werthe sein. Soviel ist gewiss, das Ge- 
schlecht der Bdthyani führt auch den Titel „de Felsö-Örs", übt das Patronatsrecht seit vier 
Jahrhunderten (1455) aus, und darf stolz darauf sein, den Namen seines Geschlechts auf einen 
so merkwürdigen Bau und eine so interessante Sagengeschichte zurückführen zu können. Wer 
die poetische Beweisführung des Ursprunges der fürstlich Bäthyanischen Familie kennen ler- 
nen will, wird ein in Hexametern geschriebenes Werkchen zur Hand nehmen müssen, das in 
Pressburg 1778 erschien und den Titel führt: j,Origo et Genea- Figur i5. 

logia illustris Bathyaniorum gentis deducta a Georgio Sklenar 
Dioec. Strigon pres." 

Die ältesten Nachrichten der Probstei Felsö-Örs reichen 
bis zu dem Jahre 1258 zurück, wo die Maria-Magdalenakirche 
schon einen Probst und einen Priester hatte. Beide fungirten als 
Zeugen bei der Einweihung des St. Michael- Altars in Weszprim. 
Im Jahre 1314 finden wir einen Weszprimer Domherrn Martinus, 
als Praepositus de Urs. Zwischen den Jahren 1431 — 1437 ist 
ein Probst Ladislaus Väsvarin, ebenfalls Domherr von Weszprim. 
Die grösste Bereicherung erhielt die Probstei von Johann Corvinus , dem Sohne des Königs 
Mathias Corvinus, im Jahre 1490. Die Probstei liegt, wie die 
Kirche, auf einem Hügel, und ist schon in ziemlicher Entfernung 
sichtbar. 

Der Thurm liegt an der Westseite der Kirche. Er ist aus 
gehauenen Steinen ausgeführt, die in der Nähe des Ortes gebro- 
chen worden und ein treffliches Materiale abgaben. Der Grund- 
riss (Fig. 15) zeigt eip Quadrat, jede Seite über 24 Schuh lang, 
die Mauern sind an der Westseite über 6 Fuss dick. 

Das Portale der Kirche ist an der Westseite des Thurmes 
(Fig. 16) angebracht, die Thurmhalle dient zur Vor- und Ein- 
gangshalle der Karche. 

Die Westseite des Thurmes mit dem Portale ist ausserdem 
noch besonders durch seine Gliederung und Ornamentirung cha- 
rakterisirt. Er hat zwei Stockwerke. Das untere Stockwerk ist 
an den beiden Seiten mit Lisenen verziert, die sich an einen über 
die Breite des Thurmes laufenden sehr einfachen Consolenfries 
organisch anschliessen. Oberhalb dieses Frieses laufen ein Zahn- 
schnittornament und ein grösserer und zwei kleinere Rundstäbe. 




Figur 16. 




118 Abhandlungen. 

Durch dieses Ornament ist das erste Stockwerk vom zweiten geschieden. Das zweite Stockwerk 
hat ähnliche Ornamente, an den Wandenden Lisenen, die sich mit einem schönen Rund- 
bogenfries verbinden, oberhalb desselben das Zahnschnittornament und zwei breite durch eine 
Hohlkehle getrennte, stärker ausladende Eundstäbe. Wie die Westfront des ersten Stockwerkes 
durch das Portale, so ist die des zweiten Stockwerkes durch Fenster eigenthümlich geschmückt. 

Die ganze Breite und die halbe Höhe des zweiten Stockwerkes nehmen die Fenster ein, 
die Fensternischen sind ganz einfach. 

Eine eigenthümliche Verbindung haben aber diese Fenster durch drei Flachgiebel und 
Halbsäulen, die an die Fensterseiten so angebracht sind, dass die Giebelenden auf den Capitälen 
ruhen. Diese sind einfache Würfelcapitäle ; ein kleiner Rundstab und eine Plinthe bilden den 
Säulenfuss. In der Mitte der Säule ist ein breiter Wulst, der dort, wo zwei Säulen an einander 
stossen , zuerst jede Säule einzeln und dann beide zugleich wie mit einer breiten Gurte ver- 
bindet. Ahnliches Ornament kommt in deutschen und französischen Bauten der früh-romanischen 
Periode, wenn auch selten vor. Diese Giebelverzierung, wie diese Gurten, geben dem Thurm 
ein charakteristisches Gepräge. 

Über dem mittleren dieser drei Fenster ist ein einzelnes in gleicher Weise ornamentirtes 
Fenster angebracht, das mit seinem Flachgiebel sich an den Rundbogenfries anlehnt. 

Das Portale selbst ist sehr einfach ; es ist durch einen einfachen Giebel , der mit seiner 
Spitze sich an das Consolenornament anlehnt und mit seinem Ende auf zwei Säulen ruht, ab- 
geschlossen; die eigentliche Portalnische zeigt zwei Säulen mit ziemlich stark vorspringenden 
Capitälen, die sich mit dem Friese verbinden, die beiden Säulen setzen sich als Rundstäbe um 
die Portalnisehe, die zwei äussersten Säulen als Flachbogen. Das Giebelfeld ist gegenwärtig 
ohne alle Verzierung, wohl aber der Raum zwischen dem Friese oberhalb des Thürsturzes. 
Auf diesem ist in sehr roher Form ein Kopf mit einer Bischofsmütze mit einer segnenden Hand, 
und einem in einfachen Blattornament ausgehenden Bischofsstabe, und zwei Engeln, einer der- 
selben hält ein offenes Buch , es ist der Act der Benediction dargestellt. 

Das Ornament am Friese zeigt schreitende Löwen und Vögel. Doch ist es, wie das Blatt- 
ornament der Capitäle und der Säulenfuss in wenig conservirtem Zustande und übertüncht, 
und von sehr primitiven, um nicht zu sagen, rohen Formen. Die Thurmhalle zeigt ein Kreuz- 
gewölbe, die sehr einfach profilirten Gurten ruhen auf Ecksäulen, die ein rohes, nicht zu stark 
ornamentirtes Würfelcapitäl und einen auf einem hohen Sockel stehenden Säulenfuss zeigen. 

In der Thurmmauer gleich beim Eintritte führt eine kleine 2 Schuh 4 Zoll breite Stiege 
in das erste Stockwerk des Thurmes. Zwischen dem Hauptschiff und der Apsis ist eine Art 
von Presbyterium angebracht, das mit einem alten Kreuzgewölbe , ruhend auf sehr einfachen 
Consolen (sie bestehen aus einer Plinthe und einem Würfelcapitäle), das in seiner Construc- 
tion und Ornamentirung mit dem der Thurmhalle übereinstimmt. Die Thurmhalle ist IIV2 Schuh 
breit, und IIV2 Schuh hoch; die Länge des Hauptschiffes 25 Schuh, das Presbyterium 
15 Schuh, die Apsis 9 Schuh. Die Breite des Hauptschiffes über 20 Schuh, des Presbyteriums 
I8V2 Schuh, die grösste Breite der Apsis 13 Schuh. Die Apsis ist rund abgeschlossen. 

Das Dachgesims ist ziemlich stark ausgeladen, mit einem Rundstabe versehen, unterhalb 
welchem Zahlschnittornamente und ein Eundbogenfries laufen 5 letzterer lehnt sich an die 
Lisenen der Wand-Enden an. 

Für die Geschichte der Kunst ist jene Gegend nicht ohne Interesse, es dürften sich in den 
Gebirgen am Plattensee noch manche bisher nicht bekannte' kirchliche und weltliche Bauten 



R. Eitelherger v. Edelberg. Bericht über einen Ausflug nach Ungarn. 119 

finden. Die Steinmetze, welche in den Gebirgen treffliches, leicht zu bearbeitendes und 
dauerhaftes Material fanden, scheinen sich in jenen Gegenden schon sehr früh angesiedelt zu 
haben. Sie fanden nicht bloss in Kirchenbauten, sondern auch in jenen Burgen eine entspre- 
chende Beschäftigung, welche heute noch mit ihren Ruinen das ganze Gebirge nördlich vom 
Plattensee zieren. Viele unter diesen Burgen verdienten die volle Beachtung einheimischer 
Archäologen, als: die Burg Sümegh, die ehemalige Residenz der Weszprimer Bischöfe, die Burg 
Tatika, Szigliget u. s. f. 

Wenige Gegenden des österreichischen Kaiserstaates mag es geben, die so reich an Natur- 
schönheiten, so begünstigt vom Klima sind, als die nördlichen Gegenden am Plattensee mit 
ihren herrlichen Weingebirgen, ihren vulcanischen Gebirgen und mit Burgen gekrönten Fels- 
spitzen. Möchte der Hauch der allesbelebenden Cultur auch jene gesegnete Gegend berühren, 
und diese bald mit den oberen Donaugegenden und mit deutscher Cultur in engere Ver-^ 
bindung bringen. 



VII. 

TIHAXY. 



Das eilfte Jahrhundert war dem Benedictinerorden in Ungarn günstig. Fünfzehn Klöster 
sind in jener Zeit entstanden, die wesentlich dazu beitrugen, Cultur und Wohlstand im Lande 
zu fördern. Unter diesen Klöstern befand sich auch das Kloster, welches von König Andreas 
im Jahre 1054 im neunten Jahre seiner Regierung an der Erdzunge, die tief in den Plattensee 
hineinragt, errichtet wurde, und zwar in der Nähe des Ortes: „qui vulgo dicitur Tychon" oder 
wie Föjer schreibt „Thycchon super Balatin." Das Kloster wurde reichlich ausgestattet; wir 
finden in der Urkunde ^) auch einige Handwerker, die mit demKloster in Verbindung stehen, und 



^) Die betreffende Stelle in der Stiftungsurkunde Fuxhofer 1. c. I. 113 lautet: Sunt igitur aratra 20, cum 60 mansonibus, vini- 
tores cum vineis 20, equites 20, piscatores 10, agazones 5, bubulcl 3, pastores ovium 3, subulci 2, apiarii 2, coquinarii 2. 
sutores 2 , fabri 2 , aurifex 1 , dolatores 2 j molendinarii cum molendinis 2 , tornMor 1 , vestimentorum ablutor 1 , cerdo 1, 
ancillae 10. 

Die Stiftungsurkunde des Klosters Pecsvärad vom Jahre 1015 erwähnt ähnliche Verhältnisse: „Item ministris, qui 
serviunt cum equis et curribus 409, vinitoribus 110. aratoribus 36, apiariis 12, tributariis ferri 20, piscatoribus 30, et fabris. 
10, praeparatoribus casorum ad cellarium 6, tornatoribus 12, pistoribus 9, coquis 9, figulis 3, coriariis 6, pistardiis 5, auri- 
ficibus 5, carpentariis 8, molendinariis 4, opilionibus 13, agazonibus 3, subulcis 3, ministris hospitum 3, ministris infirmorum 
4, piilsatoribus 5, balneorum servituti deputatis, quos a stuba stubarios vocare possemus 6, quorum omnium militum videlicet 
ministrorum quoquo et caeterorum cujus cumque ordinis ^mancipiorum loca. Ausserdem wurden 200 Soldaten dem Kloster 
gegeben, n^l^os talem redegimus militiam , ut si forte in religionem suboriatur seditio, ad Monasterii armata, manu con- 
currant custodiam, et Abbati regalem visitanti praesentiam 12, cquit^s servitium studeant exhibere ministri quoque, qui ser- 
viut cum, equis 156.** Ebenso interessant zur Würdigung der socialen und künstlerischen Bedürfnisse der Klöster ist die 
Ausstattung des Klosters. Es heisst in derselben Urkunde: Altaria his decoramus ornamentis \idllicet 29 casulis, dalmaticis 
14, tuniois 18, cappis 60, palliis altarium 27, martilibus 29, palliis ad coperiendum sedilia 4, albis 50, camisüs 22, cortinis 
de pallio 10, et aliis 40, tapetibus ante altaria 10, crucibus 9, plenariis 7, altaribus tfd viam 5, thuribulis 4, candelabris 6, 
caücibus 11, batautibus 12, urceis 4, de argento, stanneis 3, stolis et manipulis 30, libris vero, quibus praecipua fulget in 
ecclesia authoritas, dicitur bibliotheca, in duobus voluminibus nocturnialibus 4, antiphonariis 5, actionariis cum evangelüs 2, 
missalibus 6, psalteriis 4, gradualibus 5, regulis 2, baptisteriis 2, glossarlis 3, omeliarum volumine uno, 40 literarum volu- 
minibus, equis 129, vaccis 84, ovibus 1464 porcis 132, caporis 92. 

Übrigens ist bekannt, dass die Benedictiner Künste und Kunsthandwerke selbst trieben, jedoch wurde dafür gesorgt, dass 
der Preis, wenn die Werke verkauft wurden, wohlfeiler gegeben wurden „ut in omnibus glorificetur Dens" und: ne subrepat 
avaritiae malum. Ebenso galt es als Grundsatz: Artifices in Monasterio non poterant artes exercere, nisi Abbas jussisset, 
et cum omni humilitate exercere debeant. 



120 



Abhandlungen. 



dem Klosterverbande angehörten , einen aurifex , zwei fabri , zwei dolatores , einen tomator 
u. s. f. Die bewegten Schicksale dieses Klosters machen erklärlich, dass gegenwärtig von dem 
ältesten Bau wenig Spuren mehr vorhanden sind. Es wurde bis zu den Türkenkriegen 
von Päpsten und Königen reichlich ausgestattet; besonders unter Ladislaus L (im Jahre 1095) 
und Andreas IL Noch im Jahre 1417 erhielt es von Kaiser Sigismund, unter dessen Beglei- 
tern am Constanzer Concilium sich der Abt von Tihany Demetrius befand, das jus gladii und 
1456 das Recht jeden Sonntag einen Markt, sowie Jahrmärkte zu Pfingsten und Maria 
Himmelfahrt abzuhalten, 1276 wurde es dem Säcularclerus übergeben, 1327 jedoch als Klo- 
ster wiederhergestellt. 1684 wurde es in eine Feste verwandelt, zweimal belagert, bei welcher 
Gelegenheit es niederbrannte. Seine Lage macht es zur Vertheidigung besonders günstig; die 
Türken vermochten es nicht zu nehmen. Kaiser Leopold L restaurirte es gewissermassen 
wieder, und unterstützte es, wie später Kaiser Joseph I. 

Bedeutende bauliche Veränderungen scheinen sowohl unmittelbar nach der Türken-Inva- 
sion, als durch die Äbte Willibald (f um 1740), und seine Nachfolger Augustin L6cs (f um 
Figur 17. 1760), Samuel Vajda (f 1792) vorgenommen worden zu sein. 

P^^iFl p^r:?^ Der Ivirchenbau in seinem jetzigen Zustande rührt von den 
erstgenannten zw^ei Äbten her. Die Kirche ist der heiligen 
Maria und dem heiligen Bischöfe Anianus dedicirt. 

Ein Bild des alten Baues, aber nur ein «ehr unvollständiges, 
gibt uns gegenwärtig noch die Krypta (Fig. 17). Sie ist, 
wie die Kirche und Krypta am Martinsberg, horizontal 
abgeschlossen, und scheint, insbesonders, w^as den omamen- 
talen Theil anbelangt, schon zur Zeit des ersten Baues in den 
Details nicht vollendet. Sie ist dreischiffig und hat eine Länge 
von 27' 8" und eine Breite von 23' 6". Die Schiffe sind durch 
je drei Säulen, auf w^elche die Kreuzgewölbe ruhen, getheilt. 
Jene (Fig. 18) sind von der einfachsten primitivsten Form. 
Die aus massiven Steinen 5' 9" hohen, an 2" dicken und run- 
den Säulenschäfte ruhen auf einer einfachen viereckigen Phnthe von 2' 6" Breite und Länge 
und 7" Höhe. Eine gleiche Plinthe befindet sich statt eines Capitäls zwischen dem Gewölbe 
und den Säulenschaften. Von irgend einem Ornamente, irgend einem weiteren verbindenden 

Gliede zwischen dem Schafte und dem Fusse oder dem Gewölbe ist 
keine Spur vorhanden. 

Eben so findet sich nirgends ein architektonisches Glied an dem 
Gewölbe, keine Gewölbrippen. Die Gewölbträger an den Wänden sind 
einfache, eben so schmucklose viereckige Plinthen. Das Gewölbe ist ohne 
Gurten, massiv gemauert und ruht mit seiner ganzen Breite auf den Seiten 
des Capitäls. Die Krypta ist mit einem Kalküberwurfe überzogen, und von 
fast barbarischer Hand mit einer Art von Wandgemälden im verflossenen 
Jahrhunderte bedeckt. In seinem jetzigen Zustande macht sie einen 
sehr beengenden Eindruck und zeigt grobe Spuren der Vernachlässi- 
gung , trotzdem , dass sie der Sage nach ein ungarisches Königsgrab 
beherbergt. Es befinden sich nämlich in dieser Kirche zwei fast ganz 
gleich grosse Marmorplatten , von denen Eine ganz imd gar ohne Ver- 




Figur 18. 





i?. Eitelberger v. Edelberg, Bericht über einen Ausflug nach Ungarn. 121 

zierung ist, die andere aber eine crux apostolica zeigt. Die Platte ist 6' lang, V/^ breit. 
Das Kreuz (Fig. 19) in einer einfachen Umrahmung im Eelief zusammen, bedeckt die ganze 
Fläche. Man hielt diesen Grabstein für das Grabmal des Stifters des Klosters, König Andreas, 
da seit den Zeichen Stephan des Heiligen, das apostolische Kreuz ein Ehrenzeichen des 
jedesmaligen Königs von Ungarn „des Apostolischen" war, das er sich, bei feier- ^^^ ^^' 
liehen Aufzügen, von einem Bischof vortragen zu lassen berechtiget war. 

Eine ganz eigenthümliche Erscheinung in der nächsten Nähe von dem Kloster 
sind die zahlreichen Überreste von Einsiedler- Wohnungen (remente lakas), wie sie 
die Katholiken nennen. Die in jener Gegend zahlreich vorhandenen Akatholiken 
nennen sie leäny lakas, früher wurden sie auch Uroskö (ureskö), leere Steine 
genannt. Die Nordostseite der Halbinsel , bestehend aus einem schönen rothge- 
färbten Conglomerat, steigt ziemlich steil, oft 50 Klafter hoch, vom Plattensee auf, 
und bildet ein hügeliges, im Südwesten flach gegen den See laufendes Land. In 
der nordöstlichen Wand sind nun eine Reihe von Höhlen, die wohl theilweise 
ursprünglich vorhanden gewesen sein mögen, die aber durch menschliche Hand 
erweitert und offenbar zu bestimmtem Gebrauche tauglich eingerichtet worden sein 
mögen.. Man versetzt die Zeit ihres Gebrauchs für kirchliche Zwecke in die Zeit 
der Tartareneinfälle. Im verflossenen Jahrhunderte hat man in diesen Zellen 
zwei männliche Gerippe gefunden, ohne weitere Spuren eines Grabmales. Auch 
gab es damals eine ziemliche Zahl von solchen künstlich erweiterten Höhlen, die gegen- 
wärtig bei der grossen Sorglosigkeit, mit der man fast in ganz Ungarn alle Denkmale 
behandelt, schon eingestürzt sind. Einigen von den noch erhaltenen droht in Bälde 
dasselbe Schicksal, einige sind aber noch in ziemlich gutem Zustande vorhanden. Von 
den zwei grösseren verzeichnete ich die inneren Raumverhältnisse. Sie sind sämmtlich sehr 
unregelmässig, die. Zahlen drücken nur im Allgemeinen die Grösse der Räume aus. Eine 
von den grösseren hat zwei Gemächer, wovon das erste, dem Eintretenden zuerst sich zeigende, 
15' 7" Breite und 12' Länge und eine kleinere Nische hat; die Felsen wand, die ein Gemach 
von dem andern scheidet, hat eine Dicke von 3'. Das zweite Gemach, welches durch eine in 
den Felsen gehauene Thüre mit dem ersteren in unmittelbarer Verbindung steht, hat eine Breite 
von 3' 4" und eine Länge von 13'. Es ist nach aussen durch eine aus dem Felsengestein roh 
aufgeführte Mauer, in der drei Fensteröffnungen sich befinden, geschlossen. Die Höhe derFelsen- 
gemächer schwankt zwischen 7 — 9'. Eines von den Fenstern ist regelmässig gehauen, aus 
zwei grossen, nach aussen und innen kreisrund abgeschlossenen Steinen, welche nach der ]\litte 
zu sich verjüngen, beiläufig wie bei Burgen und Befestigungen des 14. Jahrhunderts. Es lag zer- 
trümmert im Schutte unter dem Gestrippe vor den Felsenwohnungen. Die zweite von diesen, 
Wohnungen hatte zwei Gemächer, eines von 14' , das andere an 20' Länge, ihre Breite ist 
12'. Sie sind von einander durch eine V/^ dicke, theilweise künstliche Mauer geschieden, 
imd hatten drei Offnungen nach aussen. Was die zweite Wohnung interessant macht, ist eine 
am Eingange gelegene Nische von 6V2' Länge und 4' Breite, innerhalb welcher sich eine Ver- 
tiefung von 5V2' Länge und IVg' Breite befindet; ausserdem im kleineren Gemache eine Nische, 
die zugleich zur Aufbewahrung heiliger Geräthe gedient haben soll. Über ihre Bestimmung 
gibt die Regel des heiligen Benedict einigen Aufschluss. Nach der Regel des Ordens der Be- 
nedictiner sind die Glieder desselben zeitweise zu Betrachtungen in der Einsamkeit besonders 
aufgefordert, um in diesen durch einen höheren Grad der Vollkommenheit zu glänzen. Einzelne 

Centr.-Comm. für Baodenkmale. (Abhandlung^en.) 16 



122 Abhandlungen, 

von den Gemächern mögen als Oratoiyen gedient haben, wieder andere als Capellen oder als 
Orte für Einzelne zu stillen Betrachtungen. Diese Zellen , oder besser Oratorien , ähnlich der 
berühmten Zelle des seligen Briccius, den Zellen im Monto-Cassino, liegen im Geiste des älteren 
Benedictiner-Ordens. Sie finden sich, wie früher erwähnt, an einigen Orten selbst in der 
Kirche. Uiigarn hat davon 'mehrere sehr interessante Beispiele am Martinsberg, in Lib6ny 
u. a. 0. m. 

Diese Zellen- in den Klöstern des Occidentes, wie sie sich in den Benedictiner- Klöstern, 
welche aus ihren Instituten „officinaevirtutum et seminaria perfectorum" machen wollten finden, 
sind jenen orientalischen Lauren ähnlich, welche die Anachoreten oder Eremitaner bewohnten, 
imd von denen in den ältesten Zeiten die des heil. Sabas, des h. Hilarion, des h. Euthymos und 
die ihres Gründers des heil. Chariton, und in unseren Tagen die erst jüngst beschriebenen 
am Berge Athos die berühmtesten sind. Diese Grotten bei Tihany haben die auffallendste Ähn- 
lichkeit mit den Grotten von Fontgombaud im Departement de l'Indre, von denen A. Lenoir^) 
Nachricht gibt. 

Die Felsen-Oratorien bei Tihany liegen reizend. Sie empfangen täglich den ersten Morgen- 
strahl. Stille und weihevolle Ruhe herrscht um ihnen. Vor den Füssen des Beschauers liegt 
der Balaton in seiner grössten Breite (von fast 2 deutschen Meilen) , auf der nördlichen Seite 
umkränzt von den Ausläufern des Bäkony- Waldes , an der südlichen von der Ebene, die sich 
ferne an dem Horizonte verliert. Die östlichen Ufer erblickt das Auge kaum, man glaubt in eine 
Meeresbucht zu sehen. — Die Ufer sind gut bevölkert, ihnen steht eine schöne Zukunft 
bevor; reizende Villen werden die Waldabhänge, an denen ein südliches KJima herrscht, 
schmücken, wenn die modernen Culturstrassen, die Eisenbahnen in die Nachbarschaft dieses 
merkwürdigen Landsees führen werden. Dann wird, und die Zeit scheint nicht fern zu sein, 
der See seine fast unheimliche Stille verlieren, auf der jetzt ein Dampfschiff sich nur selten 
erblicken lässt und noch seltener ein Segelschiff 5 ein reicheres Leben, eine geistigere Regsam- 
keit wird sich zeigen, und jene Cültur wird an den Ufern Platz greifen , die das ehrwü;rdige 
Grab eines Königs und die Wohnungen frommer Priester, die stillen Behausungen im Felsen 
mit grösserer Achtung betrachten und behandeln wird, als die gegenwärtige. , 

Es sei mir erlaubt, nur flüchtig noch einer anderen Kirche zu gedenken, die am entgegen- 
gesetzten Ufer des Plattensees steht, die Pfarrkirche von Köszthely *). Sie wird in Ungarn 
für eine der ältesten Kirchen des Landes gehalten, ist aber im früh-gothischen Style. Die Jah- 
reszahl 1397, die sich auf einem alten Wartthurme dort befindet, dürfte das Jahrhundert richtig 
bezeichnen, in dem auch die Kirche entstanden sein mag. Sie ist einschiffig, hat eine Länge von 
mehr als 22 Klaftern, im Presbyterium eine Breite von 56 Schuh,im Hauptschiffe von 80 Schuh. 
An den Wänden steigen von 16 zu 16 Schuh aus dem Achteck construirte Pfeiler, welche ein 
schönes, in den Schlusssteinen mit Wappen verziertes Kreuzgewölbe aufnehmen. Die Pfeiler 
des Presbyteriums sind mit Nischen, die mit Baldachinen abgeschlossen sind, zur Aufnahme 
von Statuen versehen. Auf der Wandfläche über dem Bogen, welcher das Hauptachiff vom Pres- 
byterium scheidet, ist eine Inschrift angebracht, die aber, da die Kirche ganz übertüncht ist, 
nicht leserlich ist, nur das Wort DIVX ist deutlich. Eine besondere Zierde und eine auffallende 
Verunstaltung finden sich an der Fa^ade der Kirche. Erstere ist ein herrliches gothisches 



^) Architecture monastique. Paris imprimerie nationale, 1852, p. 7, Holzschnitt 7. 

2) F6jcr, 1. c. Th. IV, V. I, p.*313, bringt eine Urkunde von 1244, in der Bela der fratribus den domo Teutonica hospit&üs S. 
Maria, unter anderen auch die Terras Keszterley (Keszthely) übergibt. 



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Radfenster, aus zwölf gleichförmigen, dem Dreipass ähnlichen gothischen Masswerksgliedern 
gebildet, im Durchmesser von mehr als 2 Klaftern. Es ist im reinsten gothischen Style und wie 
behauptet wird, aus Einem Stucke gearbeitet. Letztere ist eine zugebaute Vorhalle mit dorischen 
Säulen, Die Kirche ist mit einem ehemaligen Klosterbaue verbunden durch einen ausgedrück- 
ten spitzbogigen Gewölben gebildeten Gang, der massiv gebaut^ einem älteren- Baue ange- 
hören mag. Die Kirche von K^sthely, wie die von Tihanyist von Westen nach Osten orientirt. 



VIII. 
piJnfkirchen. 

Wenige Städte Ungarns haben so grossen Anspruch auf Beachtung als Fünfkirchen. Gele- 
gen in einer der fruchtbarsten und gesegnetsten Gegenden Ungarns, der Baranya, am Abhänge 
des Metschek beherrscht Fünfkirchen durch seine Lage die ganze Ebene, welche durch 
die Donau und Drau gebildet werden. Für alle, welche von Westen oder Südwlesten aus 
gegen die Donau vordrangen, war die Beherrschung dieses Landstriches von Bedeutung. Die 
Eömer herrschten in diesen Gegenden fast fünf Jahrhunderte ; die Salzburger Erzbischöfe, 
lange Zeit die äussersten Vorkämpfer der katholischen Kirche im Westen, haben, wenn anders 
in diesem Punkte den Quellen zu trauen ist, bis in jene Gegend ihre Macht ausgedehnt; die 
Ostmark Karl des Grossen wird bis zu den angedeuteten Gränzen der Baranya verlegt, und 
selbst die Türken haben sich in dem wohlgelegenen gutbefestigten Fünf kirchen länger gehalten, 
als an vielen andern Punkten; ihre Herrschaft dauerte daselbst 143 Jahre. Die Zeit König Lud- 
wigs und Mathias Corvinus bezeichnete den Höhepunkt der Blüthe für Fünfkirchen. Aus allen 
diesen Perioden sind in den Bau- und Kunstdenkmalen Fünfkirchens unzweifelhafte und nicht 
unbedeutende Überreste vorhanden. Sie sind im Lande selbst viel zu wenig gekannt und ge- 
würdigt, ausserhalb Ungarns ganz unbekannt, trotzdem, dass sie eine weit über die Gränzen 
des Landes hinausgehende Bedeutung haben. Insbesonders wichtig sind sie für die Geschichte 
Salzburgs. Noch ist der Antheil, den Salzburg an jenen Gegenden hat, nicht über allen Zweifel 
erhoben. Eine genaue Untersuchung der Denkmale — sie wird bei einer anderen Gelegenheit 

stattfinden, wo auch die entsprechenden erläuternden Tafeln werden gegeben werden 

dürfte vielleicht dazu beitragen, in die dunkeln Partien der Geschichte Fünfkirchens und der 
Umgebung vom fünften bis zum eilften Jahrhundert einiges Licht zu bpngen. Für Deutsch- 
land und die Förderung deutscher Cultur hat der ganze Landstrich bis auf den heutigen Tag* 
seine grosse Bedeutung. Sie wird nun, wo durch die Eisenbahn Fünfkirchen an die Ufer der 
Donau gerückt wird, erhöht. Die Geschichte der deutschen Einwanderung in jener Gegend 
festzustellen , ist für Kunstdenkmale eben so wichtig, als die Eroberungs- und Colonisations- 
züge der Römer *). In Fünfkirchen sind bis zum Ende des 17. Jahrhunderts vier verschiedene 



1) Es dürfte nicht uninteressant sein , einige hierher gehörige Daten zu erwähnen. Einheimische neuere Geschichtsschreiber erzählen 
schon von deutscher Einwanderung vor der Eroberung des Landstriches durch die Magyaren. Im Jahre 1181 hatten die 
Deutschen ihre eigenen Richter; in einer Urkunde aus der Zeit Bela's lU, wird ihrer Vorsteher (major hospitum) erwähnt. 
Unter Maria Theresia siedelten sich viele in der Baranya an. Alle Gebildeten sprechen in Fünfkirchen magyarisch und deutsch. 
Trotzdem, dass drei Nationalitäten nebeneinander wohnen, herrscht ununterbrochen, auch während der letzten Wirren, Friede unter 
denselben. Man rechnet in der Volkszählung von 1860 in der Baranya 252580 Einheimische, und darunter 121792 Magyaren, 
82700 Deutsche und 43522 Slaven, 3280 Juden und 1286 Zigeuner. Siehe Dr. M. Haas' Qedenkbuch der königUchen Frei- 
stadt Fünfkirchen, S. 98 und 99. 

16* 



124 Abhandlungen. 

Kunstperioden in den Monumenten nachzuweisen; eine, welche sich an römische Caltur 
anschliesst, die zweite und dritte in den Bauten romanischen und gothischen Styles nachweis- 
bar, die sich an die benachbarte deutsche Cultur anschli essen , und die \derte aus der Zeit 
der Türken. 

Die römischen Denkmale Fünfkirchens, wahrscheinlich des Sopianae^) der Römer, des 
Geburtsortes des Kaisers Maximus *) , — von Sopianae theilte sich die von Mursa ausgehende 
Strasse nach Carnuntum und Bregetium —7 sind gegenwärtig noch sehr zahlreich und theüs von 
Schönvisner, theilsvon Koller beschrieben und erläutert. Von diesen Denkmälern aber, 
die am Ende des verflossenen Jahrhunderts noch vorhanden waren, sind manche zu Grunde 
gegangen, manche ungenau beschrieben und erläutert, manche neue sind wieder hinzugetreten 
und bei einigen sorgsamen Nachforschungen und Nachgrabungen müsste sich noch eine grosse 
Zahl von Denkmalen vorfinden. Unter den neu hinzugekommenen verdient vor Allem ein^ 
Mosaik erwähnt zu werden, die in ihrem Kunstwerthe und der Zeichnung nach auf ziemlich 
gleicher Stufe mit den Salzburger Mosaiken und manchen ähnlichen spätrömischen Werken steht, 
von dem sich ein Fragment im Besitze des Pester Museums, ein anderes in dem Besitze eines 
Fünfkirchner Domherrn befindet. Die Ausbeute für Inschriften wäre in dieser Gegend keine 
geringe. 

Bei weitem wichtiger und für die Kunstgeschichte und Kunstarchäologie bedeutender sind 
die Denkmale aus der römisch-christlichen Zeit. Leider hat man gerade solchen Denkmalen in 
dem letzten Jahrhundert wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und dafür den römischen, zwar fiir 
Geschichte und Geographie wichtigen, für Kunstgeschichte nur in seltenen Fällen bedeutenden 
Monumenten fast ausschliesslich die literarische Theilnahme zugewendet. So ist es gekommen, 
dass in der . Erklärung der mittelalterlichen Monumente eine Reihe von Irrthümern sich einge- 
schlichen hat und dass nicht wenige von ihnen zu Grunde gegangen sind. Wenigstens ist es 
mir nicht mehr gelungen , einen , mit einem altchristlichen Monogramme versehenen Stein- 
sarkophag, den Koller ^) noch kannte, aufzufinden. 

Das hervorragendste Monument altchristlicher Kunst ist ein unterirdisches Sacellum, 
dessen ganzer Kunstcharakter es als ein Werk spätestens der ersten Hälfte des fünften Jahr- 
hunderts n. Chr. bezeichnet, d. h. der Zeit, nach welcher Attila mit seinen Hunnen diese Gegend 
verwüstet und jeden Bau der Art unmöglich gemacht hatte. 

Dieses Sacellum befindet sich am Domplatze und wurde im Jahre 1780 bei dem Nieder- 
reissen des über denselben gebauten Sackmarissen Hauses entdeckt. Der Zustand, in dem es 
damals sich befand, kann ein vorzüglicher genannt werden. Das Haus schützte es vor dem Ein- 
dringen der Feuchtigkeit. Seit der Zeit aber, als das Haus, um den Domplatz geräimiiger zu 
machen, niedergerissen wurde, sickerte immer mehr und mehr Feuchtigkeit durch, ergriflF das 
Mauerwerk, und der sogenannte Kalkkrebs droht dieses, in seiner Art in Mitteleuropa einzige 
Denkmal in einigen Jahren ganz zu zerstören, obwohl schon Manches geschehen ist, dem rasch 
vorschreitenden Übel zu steuern. 

Dieses Sacellum ist aus Ziegeingebaut, die mit dem Zeichen der zweiten Leg. Adj. versehen 
sind , und mit einem Tonnen-Gewölbe gedeckt. Die Breite desselben ist 8' 6", die Länge 9' 6", 



i) Itin. Anton p. 232, 267. 

2) Ammianus Marc. 28, 1. 

3) Prolegomena in historiam episcopatas Quinque-ecclesiarum. Posonii 1804, p. 31. 




R. Eitelberger v. Edelherg. Bericht über einen Aasßug nach Ungarn. 125 

die Höhe 7' 6". Der Eingang desselben ist schmal , vor demselben befindet sich eine kleine 
Vorhalle, gerade so breit und lang, dass eine Person sich in derselben bewegen kann , sie 
hat eine gleiche Höhe mit dem Sacellum, eine Breite von 1' 6" und eine Länge vou 3' 8". An 
der rechten Seite der Vorhalle ist ein Mauervorsprung angebracht , gross genug , um sich auf 
demselben -niederzulassen. Von Malereien habe ich in der kleinen Vorhalle nur sehr undeut- 
liche Spuren wahrnehmen können. Von den Gemälden in dem Sacellum existirt noch soviel, 
dass man im Stande ist, sich ein ziemlich vollständiges Bild von dem Cyklus der Bilder zu 
machen mit denen es geschmückt war. Es sind alle Theile des Sacellums bemalt , die Fläche 
dem Eingange gegenüber, die Eingangsfläche, das Gewölbe und die beiden Wände, auf welche 
sich das Gewölbe stützt. Diese fünf Hauptflächen sind unter einander durch ein aus geraden 
Linien bestehendes Ornament geschieden, die bald dicker aufgetragen, vorherrschend roth und 
gelb bemalt sind. Die Hauptfläche, dem Eingange gegenüber , hat eine kleine mit einem rothen 
einfachen Bandomamente verzierte Nische, oberhalb welcher in einem ebenfalls rothen kreisrun- 
den Ornamente das Christusmonogramm (Fig. 20) in grüner Farbe ausgeführt pig. 20. 
ist. Rechts und links stehen zwei bärtige Figuren mit der Tunica und dem 
Pallium bekleidet, von denen Eine eine Schriftrolle in der Hand trägt. Jede 
von ihnen streckt eine Hand dem Christusmonogramme entgegen, offen- 
bar hinweisend auf die erlösende und befreiende Macht Christi. Die rechte 
Wandfläche ist in drei Fächer eingetheilt. Das mittlere Feld war schon 
zur Zeit der Entdeckung zerstört, die beiden anderen Felder waren zu 
jener Zeit vollständig erhalten; gegenwärtig sind nur mehr schwache 
Spuren übrig. Das dem Eingange nächste Feld stellte wahrscheinlich die heiligen drei Könige 
dar, es sind bloss die Füsse mit grünen enganliegenden Beinkleidern und Schuhen übrig. Das Feld 
in der Nähe der Rückwand stellte Noah mit der Arche dar. Dieses Feld ist kaum deutlich 
zu sehen. Die linke Wandfläche scheint nur in zwei Felder, in ein grösseres, das schon zur 
Zeit der Entdeckung unkennbar war, und in ein kleineres eingetheilt gewesen zu sein. Jenes 
stellte die Geschichte des Jonas dar; von dieser Vorstellung sind noch deutliche Spüren 
vorhanden. 

Die Gewölbsdecke ist in drei Felder getheilt, zwei kleinere, die mit geraden Linien ein- 
gefasst und mit sehr einfachen Blatt- und Blumenarabesken ausgefüllt sind, und einem mittleren 
grossen. Dieses zeigt in dem Mittelpunkte des Gewölbes ein rothes Christusmonogramm, der 
Form nach ganz dem früher erwähnten gleich , mit einem Lorbeerkranze und herabhängenden 
Festons geschmückt. La den- vi er Ecken sind in Kränzen vier Köpfe, zwei weibliche und 
zwei männliche angebracht, von denen zwei ganz gut erhalten sind. Sie haben etwas Portrait- 
artiges an sich. Zwischen je zwei Köpfen sind zwei Pfauen angebracht. 

Die Wandfläche am Eingänge ist mit einfachen Ornamenten, rothen und gelben Linien 
und Arabesken verziert. 

Zur Zeit als dieses Monument entdeckt wurde, war der Eingang vermauert, in der Mitte 
desselben fand man Gebeine eines Verstorbenen und in der Nähe der Capelle eine Reihe von 
dreizehn römisch-christlichen Grabdenkmalen mit Ampeln, Namenszügen u. s. f., die aber durch 
die Sorglosigkeit der Zeit fast gänzlich verloren gingen. 

Die Bedeutung dieser Capelle scheint mir ausser allen Zweifel; sie diente als Grabcapelle. 
Fast alle Vorstellungen, die man in derselben findet, Jonas, die Arche Noah's, die Pfaue und 
Fische sind in deutlicher Beziehung zu dem christlichen Glauben an die Unsterblichkeit der 



126 Abhandlungen. 

Seele und die Auferstehung^). Das Gerippe, welches (ob mit oder ohne Sarkophag, wird nicht 
gesagt) in der Mitte der Capelle gefunden wurde, scheint, wenn es sich, was nicht mehr zu 
beweisen sein dürfte, ursprünglich darin fand, auf dasselbe hinzudeuten.- Die Handbewegung 
der beiden Figuren auf das Christusmonogramm drückt deutlich genug die Bedeutung des Ortes 
aus. Ob man, wie Koller unter den Gestalten in der Toga und dem Pallium die Apostelfürsten, 
Petrus und Paulus, unter den Köpfen an der Decke bestimmte Heiligenbilder zu suchen habe, 
ist nicht über jeden Zweifel erhaben. 

Die einheimischen Schriftsteller setzen diese Capelle mit den diokletianischen Verfolgun- 
gen in Verbindung und behaupten , sie hätten als Zufluchtsort für gottesdienstliche Versamm- 
lungen gedient. Mir scheint jedoch dieses Denkmal mit den diokletianischen Verfolgungen in 
keinem Zusammenhango zu stehen. Die Zeit der Erbauung derselben ist ohnehin nicht so fest- 
gestellt, dass man sich ohne weiteres auf sie berufen kann. Auch trägt das Gebäude gar nicht 
die Spuren eines Noth- und Dürftigkeitsbaues an sich. Es scheint vielmehr zu Zeiten entstanden, 
wo man ohne irgend eine Gefahr von Verfolgung den christlichen Glauben bekennen durfte. 

Die malerische Ausführung ist al fresco. Ihrem Kunstcharakter nach stimmt sie voll- 
kommen mit den antiken römisch- heidnischen und römisch- christlichen Wandgemälden der 
spätem Kaiserzeit überein. Die Wahl der Farben, der weisse Hintergrund, auf den die Figuren 
und die meist in hellen Farben ausgeführten Ornamente sich befinden, ist ganz geeignet, für 
die Verbreitung von Helle in einem durch keine Öffnung erleuchteten Raum. Die Ausführung 
zeigt eine sichere kunstgeübte Hand , und ist ohne alle Ängstlichkeit, fest und bestimmt. Ins- 
besonders ist ein gut erhaltenerweiblicher Kopf an der Decke geeignet, uns einen nicht unvor- 
theilhaften Begriff von der Kunsttechnik Nieder- Pannoniens in jener Zeit beizubringen. Die 
Blatt- und Blumen-Ornamente sind flüchtig behandelt. 

Nicht minder interessant ist die Domkirche Fünfkirchens. Das Interesse, das wir an 
diesem Denkmale haben, ist ein doppeltes , ein allgemein geschichtliches und ein kunsthisto- 
risches. Ersteres steht in Verbindung mit sehr dunkeln Partien der österreichischen Kir- 
chengeschichte , insbesondere mit der Geschichte des Salzburger Sprengeis im neunten 
Jahrhunderte. Die frühesten Nachrichten finden sich in dem Anonymus de conversione 
Bojoariorum et Carantanorum *). Stefan der Heilige fand wohl schon eine Kirche vor, als er 



^) Die alten Christen erblickten in der Erzählung von Jonas ein Symbol der Auferstehung Christi, nach den Worten des h. MathaeusXU, 
39, 40. ''2ff;rfip »fk^ tJv 'Iwvaj ev t^ xoCkiq, toö xt^tovj rpec^ ' >5fJLS/3af xal rpfifV vuxraj, ovrwg iazan 6 utoj toO av^potirou x. r. X. — 
Die Vorstellung, wie sie auf dem Fünfkirchner Monumente vorkömmt, zeigt Jonas in dem Momente, wie er von dem Meerunge- 
thüm verschlungen wird ; vid. Tertullian de resurrectione carnis c. 48. — Das Gemälde mit der Vorstellung Koah^s ist nicht mehr 
so erhalten, dass man davon eine Beschreibung machen könnte. Wenn es richtig ist, wie der früher erwähnte Berichterstatter 
über das Fünfkirchner Denkmal sagt, dass Noah mit der Taube dargestellt ist, so ist die Beziehung auf die Auferstehung klar. 
Schon in den Katakomben Roms kommt Noah mit der Taube in dieser Beziehung vor. Im Allgemeinen bezog sich das Symbol der 
Arche Noah's auf die Kirche. Das Symbol des Pfaues als Sinnbild der Unsterblichkeit, indem er seinen reichen Federschmuck im 
Winter verliert, im Frühling dagegen wieder erhält, und sein Fleisch nicht der Verwesung unterworfen seii^ soll (Bottari H, 
p. 121, Augustinus de civitate Dei 21, 4) kömmt schon, wie das der Fische, in den ältesten römischen Katakomben vor. Die 
Beziehung des letzteren Symbols auf den Namen Christi, die Christen und die Taufe, ist bekannt. Es wird daher in den ältesten 
christlichen Grabdenkmälern das Symbol des Fisches als ein Zeichen, dass ein Christ begraben sei, angewendet Am bezeichnet- 
sten ist die Stelle des TertuUianus de bapt. I: „Nos pisciculi secundum tx^w nostrum Jesum Christum in aqua nascimus.* Die 
Anwendung dieses Symbols ist daher an diesem Monumente deii^ich. Ob die andere Vorstellung die heiligen drei Könige betraf, 
oder drei Jünglinge im Feuerofen , ist jetzt wohl nicht mehr sicher zu stellen. 

"^) Wattenbach, der diesen Anonymus trefflich im XI. Bande. der Pertzischen „Monumenta Germaniae historica", herausgegeben 
hat, macht bei der betreffenden Stelle folgende Bemerkung (p. 12, Anm. 57): „Si hoc loco Fünfkirchen supra Bettobiam, Pettau, 
interpretari licet, magnum sane dictionis Privinae ambitum habebimus.*^ Wattenbach scheint offenbar gar keine Nachrichten von 
den Baudenkmalen Fünfkirchens gehabt zu haben, sonst würde er Quinquebasilica nicht an dem ganz unbedeutenden Orte in 
der Nähe Pettau^s gesucht haben. 



i?. Eitelher g er v. Edelberg. Bericht über einen Ausßug nach Ungarn. 127 

nach der Christianisirung der Magyaren hier ein Bisthum gründete. Die Geschichte Fünf- 
kirchens war eine , bewegte ^ mehr als einmal ward der Dom ein Raub der Flammen. Als 
Saloraon und Geisa am 27. März 1064 daselbst ihr Versöhnungsfest feierten, verbrannten 
nebst vielen anderen Gebäuden Kirche und Palast. Im Jahre 1201 wurde die Kirche 
unter Coloman I. wieder restaurirt. Im Jahre 1303 scheinen in der Kirche eine Reihe von Ver- 
änderungen vorgenommen worden zu sein. Sie beziehen sich, so weit sie gegenwärtig noch in 
dem Baue ersichtlich sind , vorzugsweise auf das Einfügen gothischer Fenster. An der Mauer- 
wand oberhalb eines solchen Fensters in der Chor-Apsis findet sich die Inschrift 1303 LABORE 
MAGISTRI DEMETRI LAPICIDE. 

Im Jahre 1500 soll Bischof Sigismund Ernst die Absicht gehabt haben, die Kirche mit 
Gemälden zu verzieren. Er wandte sich desswegen an den Papst Alexander VI. und bat um 
den Maler Jakob aus dem Orden der Benedictiner. Ob dieser Maler je nach Fünfkirchen 
gekommen, ist nicht gewiss , aber in der Halle des südöstlichen Thurmes (dem sogenannten 
Archiv) sind Überreste alter Fresken, die an die ältere Florentiner Schule ihrem Kunstcliarakter 
nach erinnern. Nach dem Tode Ludwig des Grossen brannte Fünfkirchen nieder, ebenso nach 
der Schlacht von Mohacs (29. Aug. 1526). Bei dem letzteren Brande blieb die Domkirche ver- 
schont. Am 20. Juli 1543 besetzten die Türken Fünfkirchen und verwandelten die Domkirche 
in einen Stall, die ganze Anlage mit den anstossenden Gebäuden benützten sie als Castell. 
Im Jahre 1631 beschädigte der Blitz einen der Thürme; die Türken stellten ihn wieder her, 
wie eine türkische in Stein gehauene Inschrift *) im Innern des Thurmes zeigt. Die Herrschaft 
der Türken dauerte bis 1686 *). In demselben Jahre wurde die Kirche gereinigt und durch den 
Bischof Grafen Franz Nesselrode geweiht. Seit dieser Zeit hat die Kirche mancherlei Verän- 
derungen erlitten, im Jahre 1704 litt das Gewölbe durch Bomben; die gewaltsamsten Verände- 
rungen geschahen in diesem Jahrhundert, wo man es unternahm sie zu restauriren. Man über- 
trug im Jahre 1805 diese wichtige Leistung einem Pester Architekten Pollak, zu einer Zeit, 
wo selbst die tüchtigsten Architekten Deutschlands zu einer solchen Arbeit nicht vorbereitet 
waren. Damals fing man erst an, mittelalterliche Baustyle zu studiren, und die Baudenkmale 
jener Zeit genauer zu untersuchen. Hätte man zwanzig Jahre gewartet oder haben warten 
können, so wäre die Eestauration zweifelsohne eine befriedigendere geworden. Man hat zwar 
selbst damals sich bemüht, den alten Bauformen treu zu bleiben, und zu einer Zeit, wo noch 
Anderloni Aind Vignola auf allen Zeichnenschulen und Kunstakademien ausschliesslich 
studirt wurden, in der Krypta das romanische Würfelcapitäl bestmöglichst copirt, aber der 
mittelalterliche Charakter des Gebäudes wurde durch einen neu-gothischen Fa9adenbau nach 



^) Diese Inschrift lautet in der Übersetzung bei Koller: 
Initium sumpsit per Ahmedom 
Aga Belgrado anno hegyrae 1041. 

^) In Fünfkirchen und seiner Nähe (Siklos, Sigeth u. s. f.) finden sich noch eine Reihe von Denkmalen aus der Zeit der 
Türken. Die Zeit der Türkenherrschaft war nicht zu lange, als dass sie nicht Spuren ihrer Thätigkeit in Bauwerken hinter- 
lassen haben. Ein alter Stadtplan von Fünfkirchen zeigt yierzehn Moscheen. Die einzigen Überreste aus dieser Zeit verdienen 
der Zerstörung entzogen zu werden. An vielen Orten Ungarns sind die Mlnarets verschwunden und gegenwärtig dürften nur mehr 
zwei vorhanden sein, das in Fünfkirchen und ein zweites in Erlau. Zwei der Fünfkirchner Moscheen sind in Kirchen verwandelt 
worden. Die Stadtpfarrkirche ist eine ehemalige Moschee mit einem schöneli und kühnen Kuppelbau. (Die lichte Höhe der Kirche 
14^3'.) Die Franciscanerkirche ist ebenfalls einst Moschee gewesen und zeigt im Äussern und im Minarete einfache aber schöne 
Ornamente. Die bischöfliche Binderei ist eine wohlerhaltene Moschee, die auch noch die innerliche bauliche Einrichtung deutlich 
zeigt. Es wäre ein Act der Barbarei diese Denkmale der Türkenzeit , wenn sie auch nur mehr geschichtlichen als Kunstwerth 
haben, zu zerstören. 



128 Abhandlungen. 

der Süd-Seite, d. h. der Seite hin zerstört, wo die Kirche dem Beschauer am bedeutendsten 
entgegentritt, die Thürme wurden auf ein gleiches Mass gebracht, mit Zinnen versehen. Gegen- 
wärtig gibt nur noch die Choransicht mit den drei Apsiden ein treues Bild des romanischen 
Baues und theilweise noch die Fa9ade. Im Innern der Kirche hat die Kalktünche den alten 
Steinbau ganz überzogen, so zwar, dass jede Erinnerung an die Zeit verschwunden ist, wo 
die Kirche ihrer glänzenden Ausstattung wegen den Beinamen der „ Aurata" erhielt. Bei diesen 
Restaurationen, die fast zwanzig Jahre dauerten, gingen wahrscheinlich eine Reihe von Denk- 
malen zu Grunde, die Koller noch kannte. Glücklicher Weise hat man das Grab König 
Peter's nicht gänzlich zerstört und den Gedanken aufgegeben, die Krypta zu verschütten. 
Wenn diese Restauration als nicht glücklich bezeichnet werden muss, so ist dabe'i wohl Rücksicht 
darauf zu nehmen, dass. die Intention, insbesonders von Seite der Geistlichkeit, die beste war, 
und dass man mit sehr geringen Ausnahmen in ganz Ungarn auch bei neueren Kirchenbauten 
künstlerische Interessen zu wahren nicht gewohnt ist. Es ist aber zu hoffen, dass auch in dieser 
Beziehung ein Umschwung der Ideen eintreten und man in den entscheidenden Kreisen dann zur 
Ansicht kommen wird , dass Kirchenbauten und Restaurationen den bedeutendsten Künstlern 
übergeben werden müssen, wenn man die geistigen Interessen der Kirche mit der geistigen 
Bewegung auf dem Gebiete der Kunst in Einklang setzen will. Entlässt die Kirche die Kunst 
aus ihrem Dienste, dann darf man sich nicht wundem, wenn die Kunst andere Wege geht und 
andere Tendenzen vertritt, als jene, welche die Kirche zu vertreten berufen ist. — Koch 
immer aber gehört der Fünfkirchner Dom zu den interessantesten Bauten Ungarns. Der Bau 
selbst bietet dem Forscher Schwierigkeiten eigenthümlicher Art dar , die ich hier nur andeute, 
indem ich mir einen eingehenderen Bericht über denselben vorbehalte. Der Dom selbst wird 
von vielen als der Überrest eines römischen Castrum praetorium gehalten. Er liegt auf einem 
Punkt, der die ganze Gegend beherrscht. Er ist in sehr frühen Zeiten und bis in die späteste 
Zeit als Castell benützt worden , und hat erst in unseren Tagen seine castellartigen Vorbauten 
verloren. Auf einer Stadtansicht, aus der Zeit der Türken vom Jahre 1683, sieht man den befe- 
stigten Bischofssitz mit Basteien, Wall und Graben ; in der Karte designaz Pre uer vom J. 1763 
wird noch die arx et residentia episcopalis mit ihren Befestigungen angegeben. Unter den 
ungarischen Schriftstellern sind es vorzugsweise Szaldgyi und Koller, welche die Ansicht 
vertheidigen, dass die Kirche schon zu den Zeiten der Römer als ein Castell benutzt wurde, 
Ersterer spricht sich darüber folgendermassen aus*): „Verum Castelli Eomani simulacrum est 
templum principis Dei Petri in arce, opus vere conspicium, et magnitudine omnia Hungariae 
templa exsuperans, e sectis formae quadratae lapidibus, egregia arte non tam aedificatum, 
quam e castello Romano in formam sacrae aedis conversum. Indicia haud dubia hujus rei sunt: 
quadratae turres e sectis lapidibus , quae totius molis latera, ad quatuor angula cingunt, nuUö 
quod sciam in templorum Christianorum exemplo. In fronte templi arcus diversi, nunc materia 
repleta , supter pavimento validissimi muri, atquae ita ducti, ut his nihil unquam esse potuerit, 
cum rationibus templi commune. Cum et subterranei aquae ductus, infra templum luculentis- 
sima vestigia non pridem detecta. . Molem istum, uti figura sua castelli magis quam templi 
similem, Romanis aliquando habitatam fuisse, ostendunt inscriptiones quaternae, non multis 
abhinc annis, cum terra ex arce egeretur, humo efossae, nunc in atriolo (Veteris) EpiscopaUs 



*) De statu ecclesiae Pannoniae L. IV, o. II, p. 261. 



R, Eitelh erger v. Edelberg. Bericht über ^inen Ausflug nach Ungarn. 129 

in parietes insertae, quarum in una nomen est Legionis 11. Adjutricis : In una militis Legionis III 
Italicae." 

Diesen Gründen fugt Koller noch andere hinzu. Insbesonders ist es die Auffindung 
eines römischen Ziegels mit der Inschrift QVADRIBVR, welche ihn bestimmt in der Fünf- 
kirchner Kirche die Überreste eines römischen Castells zu erblicken. Er ergänzt diese Inschrift 
Quadriburgium, und versteht darunter Yierthürmige Castelle, deren es in IJngarn im vierten 
und fünften Jahrhundert christlicher Zeitrechnung mehrere gegeben haben soll. Der Ziegel 
selbst ist verloren gegangen. Die wichtigsten Anhaltspunkte finden Szaldgyi und Koller 
in den Unterbauten des Domes, dem Steinbaue, einem Theile der Fa9ade und einem Thurme, 
und der Anordnung der Thürme selbst. Die Anordnung der Thürme, deren Zahl vier ist, ist 
nämlich der Art, dass sie an der Langseite der Kirche angelehnt sind, und zwar zwei der Art, 
dass sie zugleich die Fa9ade verlängern, zwei am Ausgange der Seitenschiffe von den Apsiden. 
Diese Anordnung ist eine ganz andere, als bei romanischen Bauten des Mittelalters üblich ist, 
wo die Thürme in der Verlängerung der Seitenschiffe liegen. Doch gibt es wieder magyarische 
Schriftsteller, welche in den ThOrmen Anbauten aus den Zeiten König Bela's erblicken, die 
Behufs von Befestigungen unternommen worden sind. Die Untersuchungen sind gegenwärtig 
dadurch erschwert, dass durch die PoUak'schen Restaurationen der grösste Theil der Fa9ade, 
die Südseite der Kirche und sämmtliche Thürme wesentliche Veränderungen erlitten haben, 
und werden erst dann zu einem befriedigenden Resultate geführt werden können, wenn genaue 
Aufnahmen vorliegen werden. 

Die Kirche selbst, wenn man von ihren späteren Zubauten aus der barocken und modernen 
Zeit absieht, ist eine frühromanische Pfeilerbasilica- mit drei Schiffen und drei rund abgeschlos- 
senen Apsiden und ursprünglich horizontaler Decke. Sie ist der grösste Bau im romanischen 
Style, den Ungarn, so weit ich es kenne, besitzt. Die lichte Höhe des Hauptschiffes ist 69', 
die der Seitenschiffe 42', die Breite des Mittelschiffes über 30' , die Länge des Mittelschiffes 
bis zum Chorabschlusse 115'. Sechs Pfeilerpaare trennen das Hauptschiff von den Seiten- 
schiffen. Die Pfeiler sind quadratisch, mit einem durchlaufenden Gesimse und Basamente, in 
den Ilauptformen nach antikem Vorbilde gegliedert; an einigen wenigen Pfeilern ist eine 
Halbsäule an jeder Seite angebracht. Die Pfeiler haben bis zum Karnisse eine Höhe von 28 V/, 
die Seitenfläche ist 5'. 

Die Arcadenträger haben, wie die Mauern und Gewölbe, zu verschiedenen Zeiten schwere 
Veränderungen erlitten. Ursprünglich mit einer einfachen Holzdecke versehen, sind später 
mehr als einmal Gewölbe aufgesetzt worden, die sich aber nicht erhalten haben. Bloss über 
dem Presbyterium steht ein gothisches Gewölbe , dessen Bau in das vierzehnte Jahrhundert 
gesetzt werden kann. Die Ornamente, die sich im Innern an Capitälen und Gurtenträgern 
erhalten haben, sind meist frühromanischo Blatt- oder Th ier Ornamente , in der typischen 
Weise des älteren romanischen Styles. 

Das Presbyterium liegt höher, als der andere Theil der Kirche, unterhalb desselben liegt 
in der ganzen Breite der Kirche eine Krypta. Sie ist fünfschiffig, gebildet theils durch die 
aus der Oberkirche hinab reichenden Pfeiler, theils durch Säulen, die mit einfach abgefassten 
Würfelcapitälen und einem attischen Fusse versehen sind. Die Kreuzgewölbe und die Gurten- 
bögen sind zwar in ihrer Hauptanlage alt, sind jedoch in neuerer Zeit wieder hergestellt und 
theilweise modificirt worden. Die Apsiden haben in ihrer Aussenansicht noch den roma- 
nischen Charakter sowohl im Sockelgesimse, als im Dachgesimse, das mit einem durch- 

Centr.-Comm. fiir Bauilenkmale. (Abhandluug^cn.) 17 



130 Abhandlungen. 

laufenden Zahnschnitt und Rundbogenfries verziert ist. — Fenster aus der romanischen 
Periode sind nur in der Krypta vorhanden ; die oberen Fenster an den Apsiden und an der 
Fa9ade sind gothisch, aus dem vierzehnten Jahrhundert. 

Das Portale der Westseite im Charakter des romanischen Styles ist sehr einfach, niedrig, 
im Verhältniss der grossen Anlage der Kirche und mit einer rundbogigen Portalnische ver- 
sehen. Die Thürme sind viereckig, mit Geschossen, die mit Lisenen und einem Rundbogen- 
friese abgeschlossen waren, und romanische Fenster mit Säulchen zwischen den Bogennischen 
besitzen. Die Thürme haben aber in der letzten Zeit bedeutende Veränderungen erlitten. 

Ein sehr interessantes Monument besitzt die Krypta in dem Grabe König Peters. 
Es ist theilweise zwar zerstört, mit eigenthümlich barbarischen Gestalten und schwer zu 
deutenden Gruppen versehen. Wir behalten uns vor, auf dieses originelle, wenn auch künst- 
lerisch wenig bedeutende Werk , wie es scheint einheimischer Sculptur, bei einer ausführ- 
licheren Beschreibung des ganzen Domes zurückzukommen. 

Fünfkirchen ist nicht arm auch an Denkmalen anderer Art, welche entweder der Zeit 
römischer Herrschaft oder der christlichen Zeit angehören. Sie verdienten einer grösseren 
umfassenderen Darstellung und sind theilweise schon in dem oft angeführten Werke von 
Koller veröffentlicht. Einige von denen, welche Koller beschreibt, sind im Laufe der 
letzten fünfzig Jahre verschwunden , andere haben sich noch erhalten, mehr durch Zufall als 
durch die Sorgfalt der Menschen. Zu erster en ist insbesondere ein christlicher Sarkophag aus 
Stein zu rechnen, der zu den interessanteren Denkmalen dieser Reihe gehört; aus der Reihe der 
letzteren hebe ich nur Eines hervor, das im Jahre 1 7 7 3 gefunden wurde und der Vergessenheit 
entzogen zu werden verdient. Es befand sich zu der Zeit als ich es sah in einer ebenerdigen 
Kammer des bischöflichen Palastes, und ist gegenwärtig ebenso wie eine römische Marmorplatte 
mit Portrait imd zwei Delphinen, welche damals im Hofe lag, ohne allen Zweifel schon an einem 
würdigen Orte aufbewahrt, an denen es in Fünfkirchen in keiner Weise fehlt Der Stein selbst 
ist viereckig, und hat eine Höhe von SV« Schuh und eine Breite von IV2 Schuh. In die Fläche 
des Steines sind die Conturen einer männlichen Gestalt eingegraben mit einem Nimbus um das 
Haupt und Armen, welche wie beim Acte der Benediction ausgebreitet sind. Sie ist bekleidet 
mit einem langen, bis auf die Fiisse gehenden Unterkleide, das um die Lenden gegürtet, am 
Halsrande mit einem Ornamente verziert ist; über dieser Tunica ist ein Mantel. Die Formen 
der Zeichnungen sind roh und unbeholfen , die Züge des Gesichtes missgestaltet. Um diese 
Figur läuft ein Band mit einer nur in wenigen Buchstaben zerstörten Inschrift: f NVLLüS 
MIRETV(R) VT HVIC CVß BENEDICTIO DE(TV)R. Oberhalb des Kopfes ist der Name lAOB, 
lACOB, zu den Füssen der Name ESAV zu lesen.. 

Diese Inschrift ist von Sallagius in die römisch-christliche Zeit versetzt worden. 
Koller spricht schüchtern seinen Zweifel gegen die Ansicht des Sallagius aus, der mir in 
mehr als einer Hinsicht gerechtfertigt erscheint. Der Grund , wesswegen ich dieses Denkmal 
hier anführe, ist die Seltenheit jener Monumente, auf denen die Namen Jakob's und Esau s in 
dieser Weise und mit Beziehung auf die Benediction auf einem Grabmonumente angeführt 
werden. Der Gegensatz zwischen Jakob und Esau, vermöge welchem Jakob das Judenthum, 
Esau das Heidenthum, Jakob die Auserwählten, Esau die Verworfenen bedeutet, findet in dem 
Briefe des heil. Paulus an die Römer (9.13) seinen Ausdruck und seine tiefere Begründung. 
In der Nähe von Fünfkirchen sind zwei Orte, welche einigermassen die Aufmerksamkeit 
der ungrischen Kunstfreunde verdienen, der kleine Ort Mänfo im Metschekgebirge und das 



i?. Eitelherger v. Edelherg. Bericht über einen Ausflug nach TJngaim. 131 

Schloss Siklos, südlich von Fünfkircben, unfern der Drau gelegen. In Mdnfo ist ein kleines 
gothisches Kirchlein ohne alle grössere Bedeutung, an welches sichjwie bei den meisten ungri- 
schen Kirchen in gewissen Gegenden die Sage knüpft , dass sie vom heiligen Stefan erbaut 
ist. In dieser Kirche befindet sich ein Taufstein, der seiner wahrscheinlich metallenen Inschrift 
beraubt, sehr alterthümliche Formen zeigt und vor Zerstörung bewahrt zu werden verdient. 
Der Taufstein ist ohne alle Ornamente , eine oben und unten mit dreieckigen Flächen abge- 
kantete Kugel und ruht auf einem achteckigen Sockel, dessen Ecken ebenfalls abgekantet sind. 

Interessanter ist das Schloss Siklos. Es ist gegenwärtig Staatseigenthum und wirdtheil- 
weise zu einem Gefängnisse benützt. In demselben befindet sich eine schöne elegante Schloss- 
eapelle im gothischen Style, wohl erhalten, sowohl im Innern als im Äussern und sehr leicht 
in ihrem ursprünglichen Zustande wieder herzustellen. Es befinden sich darin noch die Wappen 
der Garay und Perenyi. Dieses Schloss hat so wie durch seine sehr schöne Lage und seinenBau 
eine besondere Berühmtheit durch die Gefangennehmung des Königs Sigismund erlangt. Sigis- 
mund's Gefangennehmung fand im Jahre 1401 Statt. Der Prior Emerich Bobak von Krann und 
der Erzbischof Johann Kanysa von Gran, die an der Spitze der malcontenten Adelspartei standen, 
forderten den König am Ofner Schlosse auf, sich gefangen zu geben. Man übergab Sigismund 
dem Nikolaus Gara, nachdem dieser seinen Sohn und Bruder zu Geissein gestellt hatte, zur 
Bewachung auf dem Schlosse Siklos. Nikolaus und Johannes Garay , die Söhne des früheren 
Palatins Nikolas Gara, scheinen sich, wie Aschbach ^) vermuthet, nur dess wegen bei der 
Verschwörung betheiUgt zu haben , um Sigismund wo möglich zu retten. Die Gefangenschaft 
dauerte achtzehn Wochen. Zu Prahe wurde am 27. October 1401 die Urkunde gegenseitiger 
Verzeihung und unverletzlichen Friedens unterzeichnet. 

Man zeigt noch die Gemächer, in denen Sigismund gefangen gehalten wurde. Auf einem 
Gesimse eines Kamins sind die Worte eingegraben : 

MISIT DOMINVS MISERICORDIAM SVPER ME ET ERIPVIT ME DE MEDIO CATVLI LEONVM 

DORMIVI CONTVRBATVS. 

Dieser Kamin aber mit dcyr Inschrift ist aus einer späteren Zeit, der Zeit der Renaissance 
und dürfte frühestens in die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts zu setzen sein. In 
Siklos befand sich einst ein berühmtes Benedictinerkloster. Fuxhofer fand noch Überreste 
von Einsiedeleien, ähnlich denen, welche bei Tihany erwähnt sind. Er beschreibt sie folgen- 
dermassen (1. c. p. 213): „Siklosiensis monachi eremum suam in praedicto Trinitas (einem 
Landgute der Benedictiner bei Kozdny), habuerunt. Rudera ejus vel arte decem dehinc annos 
alta adhuc extabant. Monstrabant aedificium in quadro, et latera ejus ad triginta duas orgias 
protenta in piano elevationi. Eons in medio consistens hodiedum aquam continet. Eorte septem- 
trioni ob versa fuit, e cujus regione ad ccntum octo passus ecclesiam habuit, sedecim orgiarum 
longam vero novem". 



1) Qeschichte des Kaisers Sigismund. Hambarg 1838. I. Bd., p. 123, dort findet sieh eine eingehende kritische Behandlung der 
Vorgänge, welche die Gefangenschaft und Befreiung Sigismund^s herbeigeführt haben. 



17* 



132 Abhandlungen. 

IX. 

SZT. JAK. 

Eines der interessantesten Baudenkmale Ungarns ist die ehemalige Abtei — gegenwärtige 
Pfarrkirche von Szt. Jäk. Wenige Kirchen dürfen sich einer so schönen Anordnung des Planes 
derThürme und der Apsiden, eines so eigenthümUchen Portals und einer verhältnissmässig so 
guten Erhaltung insbesondere der äussern Theile rühmen. Diese Erhaltung hat es allerdings 
ganz eigenthümlichen Umständen zuzuschreiben. Als die Türken im J. 1532 von Güns zurück- 
geschlagen wurden, ergossen sie sich auf ihrem Rückzuge plündernd und verheerend über die 
ganze Gegend, zerstörten bei dieser Gelegenheit auch das Kloster und die Kirche von 8t. J4k, 
so zwar, dass diese Kirche in so hohem Grade in Vergessenheit kam, dass selbst der fleissige 
Geschiehtschreiber der Klöster Ungarns Damian Fuxhofer wenig sichere Daten von der Ge- 
schichte jÄk's beizubringen weiss , trotzdem dass Jdk der Geburtsort dieses fleissigen Mönche 
gewesen ist, und auch der verdiente Archivar Fr. Maurus Cimar am Martinsberge, dessen im 
Manuscripte vorhandene Umarbeitung der Fuxhofer'schen Monasteriologie eine Reihe wichtiger, 
neuer Daten enthält, in Bezug auf St. Jdk nichts Neues beizufügen vermochte. Dazu kömmt 
noch, dass dieser kleine Marktflecken abseits von der Strasse liegt, welche von Steinamanger 
nach Warasdin fuhrt, daher nur sehr selten von Reisenden besucht wird. So blieb die Kirche 
zwar unbekannt, aber sie entging auch dem Schicksale vieler anderen Kirchen, reichen Abteien 
und vielbesuchten Städte, deren alterthümlicher Schmuck der Baulust des 17. und 18. Jahrhun- 
derts zum Opfer fiel. Das arme Jdk mit einer Bevölkerung, die kaum 1300 Seelen über- 
steigt, abgeschnitten von allen grossen Verkehrstrassen, mit Steinamanger nur durch einen 
Feldwec in Verbindung , hat eben durch diese Ungurlst des Schicksals Ungarn eine Perle der 
Architektur erhalten. Aus der späteren für das Bauwerk selbst ganz unbedeutenden Zeit hat 
sich ein Wappen aus dem Jahre 1663, das sich gegenwärtig amEingange der Umfangsmauer 
des Friedhofes befindet, und in der nach dem Türkenkriege erbauten Gruft ein Grabmal 
vom Jahre 1693 sowie der Sarg des Abbas de S. Georgio de Jdk Karatsonyi erhalten. 

Bei diesen spärlichen historischen Nachrichten über Jäk's Vorzeit ist ein Denkmal 
aus römischer Zeit ausserordentlich auffallend. Auf dem Friedhofe , der die Kirche umgibt, 
liegen, durch ihre eigene Schwere tief in den Boden gesenkt, zwei Trümmer von den Säulen- 
schäften aus ägyptischem Granit ganz in derselben Art, wie sich solche in Steinamanger finden, 
welche Se. Excellenz Herrn Grafen Joh. Keglevich zur Vermuthung brachten, dass die 
Colonia Claudia Savaria sich bis Jäk erstreckt habe. 

Bei so spärlichen Nachrichten, wie die welche über Jdk vorhanden sind, dürfte es vielen 
Lesern angenehm sein, den vollständigen Bericht Fuxhofer's *) kennen zu lernen. Er gibt zu- 
gleich ein Beispiel von der Art und Weise, wie man im verflossenen Jahrhundert die Ge- 
schichte trieb, wie man geneigt war, dort wo genaue Nachrichten fehlen , Vermuthungen und 
Hypothesen hinzustellen. Trotzdem enthält er auch einige nicht uninteressante Daten über den 
Zustand der Kirche im verflossenen Jahrhundert, und dess wegen geben wir ihn nicht ungern in 
seiner vollen Ausdehnung. Er lautet : 

Abbatia Jakiensis S. Georgii militis et martyris. 



1) Monasteriologia rcgni hungariae. Weszpriiui 1803. 1, p. 174 — 170. 



i?. Eitelberger v. Edelberg. Bericht über einen Ausßug nach Ungai^n. 133 

I. Jakiensis Abbatia tribus Hungaricis milliaribus recidit a Ndmetli-Ujvär Sabariam versus 
peraeque incomitatu Castri Ferrei. Tempus fundationis rescire non potui, qüamquam ut rescirem 
tutissimas vias ingressus sim. Sedplurimaapudnosscriniaavarasunt, avariimminant, si suadocu- 
menta pandere debeant. Inde est, quod tarn diifieilis evadat Hungariae historia, tarn saeraquam 
etiam profana. Vulgaris opinio et communis narratio est, eam a St. Stephano fundatam, quod 
equidem , ut asseram negemve , nuUum habeo certum instrumentum. Sed quieumque struetu- 
ram ecclessiae, et monasterii mecum vidit, facile consentit, opinationi vulgari tantundem tribu- 
endum esse, ut eam primae aetatis fundationibus aseenseamus, 

II. In protocoUo S. Martin tenuis admodum occurrit memoria Abbatiae Jakiensis. Anno 
1515 Matthaeus Archi-Abbas ofiGcii admonet Abbatem et conventum Jdkiensem, quod fugiti- 
vum monachum, contra regulam sine dimissionalibus recepissent. b) De tempore g»utem funda- 
tionis, aut fundatore ipso nihil prorsus in eo extat. Sed si in re obscurissima hariolari licet, 
fortassis fundatorem Jdkiensis Abbatiae Jdky um, ex stirpe Veczelini oriundium, statuere possu- 
mus. Jam supra, in deductione Abbatiae S. Demetrü e Keza, et Thurozio videmus Veczelli- 
num Radonem genuisse. Roda Miskam Martinum , Martimus Opus , Opus Jäky , genuere. Si 
vero opinino isthaec subsistit, paulo post Csatariene monasterium, quid Martinus Jdkii avus 
fundaverat fundatum fuisse etiam Abbatiam Jakiensem pronum est arbitrari. Ac proin, quemad- 
modum omnia iacentium monasteriorum rudera, apud vulgus Templariorum fuisse creduntur 
ita passium veteris fundationis S. Stephano attribui solent, quarum certa origo latet. Tali per- 
suasione etiam Jakiensis abbatia fundatio S. Stephan! a vulgo dicitur. Nobilissima ecclessia 
quae adhuc primaeva extat, vixque in Hungaria alicui secimda est, vetus aevum, et praepoten- 
tem qualise locuplete Veczellini stirpe Jäkyus fuit , fundatorem commonstrat* Extus singulo 
pene lapide figura quepiam animalium, spectorum, ciradarum, gothico labore, vel maxime in 
frontispicio, insculpta est. Frontispicium tale est, cui equidem in Hungaria par viso reperias. 
Introitus qui per medium frontispicium ad ecclesiam ducit, utrinque lapideis et concinnis colum- 
nis stipatur, quae supra portam assurgentes, superne in rotundum girantur , concavumque effi- 
ciunt , sub quo 50 personae semet contra pluvium tutari possint Latera introitus cingunt 
duodecim Apostolorum totitem simulacra, cujusqunque viri staturam aequantia, Super omnes in 
medio adparet , Princeps Apostolorum salvator mundi , et demum altissimum frontispicii spa- 
tium occupat statua B. M. V. Binae turres ad latera eminent et miram ecclesiae conciliant gra- 
tiam, videnturque per longissima intervalla in amplo eo, circum Sabbariam piano. Iter agenti 
per viam postalem interdum perdimtur, tum iteruin iucundam oculis faciem ostendunt, quas 
per vices laeto lusu semet abscondunt explicantque iterum. 

m. Interna ecclesiae facies parum, aut nihil de hodierno ecclesiarum cultu habet, Icon 
S. Georgii in primaria ara picta est, repraesentatque sanctum Martyrem, hastam in fauces dra- 
conis immergentem. Haec recentioris aevi videtur. Caeterum prae omni moderano ornatu est 
veneranda antiquitas, testis primae Ghristianorum simplicitatis sanctae. Ecclessiae adiunctum 
erat monasterium, quod dum minoribus essem, integrum adhuc stetit, tecto quidem destitutum 
at facili impendio reparabile Anno. 1758 ultimo vidi patriae meae vetustissimum Benedic- 
tinae monumentum. Audio abinde omnia materialia reliorsum deportata, et ex iis 
novam abbatialem residentiam exaedificatam. 

IV. Abbatia adhuc realis est, conferturque iure patronatus per seniorem fratrem Commi- 
tum Erdödy de Monyoroker^k junioris lineae, uti Csatär. Alternative tamen ita, ut binis vici- 
bus junior linea, quae in Jdk possessorium habet, tertia vice linea senior V6piensis Abbatem 



134 A bhandlungen. 

praesentat. Abbas habet in Jäk amplum possessorium, praeterea integras possessiones pura«, 
Magyar-Keresztes et Tothfalva (secundum karabinzkym etiam Leoszäd in ftuvio Pinka molem, 
et in promontoriis Vdshegy, et Keresztesviueas sat amplas. 

Aus dieser Beschreibung Fuxhofer's geht Mehreres hervor; erstens, dass diese Kirche, 
die kaum ihres Gleichen in Ungarn hat, an der Spitze des Giebels mit einer Marienstatue ver- 
ziert war (diese ist jetzt nicht mehr vorhanden) ; zweitens , dass im ersten Jahrzehen des 
verflossenen Jahrhunderts von dem alten Klosterbau noch Einiges vorhanden war, und 
endlich drittens die völlige Ungewissheit Fuxhofer's über die Geschichte dieses Klosters. 

BESCHREIBUNG DER KIRCHE. 

Die Kirche selbst, von Osten nach Westen gerichtet, steht nach alter Benedictiner- 
Gewohnheit frei auf einem Hügel, an welchen der Ort selbst sich anlehnt. Sie ist ein massiver 
Quaderbau und trägt sowohl im Grundrisse als in den Aufrissen und im Innern die Kennzei- 
chen des romanischen Styls. Sie hat (siehe Tafel I) drei Längenschiffe ohne Querschiff, ein 
höheres Hauptschiff und zwei niedere Seitenschiffe; jedes von diesen Schiffen ist mit einer 
runden Apsis abgeschlossen. Die Apsis des Mittelschiffes springt über die Apsiden der Seiten- 
schiffe hervor, wodurch die Rückseite einen malerischen Abschluss bekömmt. 

An der Südseite hat die Kirche einen kleinen viereckigen Anbau, dessen ursprüngliche 
Bestimmung, nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden kann. Gegenwärtig ist dieser Theü 
überbaut und dient als Kornkammer für ein grösseres landwirthschaftliches Etablissement, 
das sich jetzt an der Stelle befindet , wo früher das Kloster gestanden hat. Das Äussere der 
Kirche hat ausserdem keine erheblichen neueren Zubauten. Wenn man durch das an der 
Westseite gelegene Hauptportal in das Innere der Kirche eintritt, so gelangt man in 
eine Vorhalle, die sich durch die ganze Breite der Kirche erstreckt. Sie ist durch die mäch- 
tigen Thurmmauem und Thurmpfeiler gebildet, an welche sich gegen das Innere der Kirche 
Halbpfeiler anlehnen. Das Innere der Kirche zeigt die durch drei Pfeilerpaare gebildeten 
Schiffe, von denen das mittlere mit einem der neueren Zeit angehörigen Tonnengewölbe überdeckt 
ist. Im Innern der Kirche sind vom alten Baue nur das Gewölbe der Thurm- oder Vorhalle, die 
Pfeiler des nördlichen Seitenschiffes und die Pfeiler der Vorhalle erhalten. Die alten Gewölbe 
selbst, sowohl in der Vorhalle als im Presbyterium, sind gedrückte spitzbogige Kreuzgewölbe 
mit kräftig profilirten breiten Gurtbögen und ebenfalls massig gehaltenen Diagonalrippen, und 
einem starken mit Blattornamenten verzierten Schlusssteine. Der Schild- und Gurtbogen am 
Presbyterium ist als Dreiviertel-Rundstab profilirt; die Diagonalrippen und die Gürtbögen ent- 
wickeln sich organisch aus den Pfeilern, die des Presbyteriums ruhen auf Halbsäulen, welche 
mit Blattcapitälen verziert und in der Mitte durch rund profilirte Gurten unterbrochen sind. 

Das nördliche Seitenschiff zeigt besondere Eigenthümlichkeiten, sowohl im Innern 
als im Äussern. Eine einigermassen aufmerksame Betrachtung des äusseren Theiles (siehe 
Tafel V) zeigt einen vollständigen Mangel an Penstern, der wohl dadurch zu erklären ist, 
dass man die Nordseite als Wetterseite betrachtete und sie desswegen gänzlich verschloss; 
auch ist auf den ersten Blick klar, dass die Lisenen der Mauer des Hauptschiffes und die an 
die Stelle der Lisenen an der Wand des Seitenschiffes tretenden Säulenbündel nicht in derselben 
Linie liegen, und dass insbesondere diese letzteren vorspringenden architektonischen Glieder 
des Seitenschiffes in gar keiner Beziehung stehen zum Pfeiler- und Gewölbebau im Innern 
des nördlichen Seitenschiffes. Aber auch dieses Innere selbst zeigt eben in diesem nördlichen 



ß. Eitelberger v. Edelberg. Bericht über einen Auffing nach Ungarn. 



135 



Seitenschiffe ganz besondere Eigenthiimlielikeiten , welche aus Umbauten späterer Zeit her- 
rühren , denn die Rippen und Gurten der Gewölbe der Seitenschiffe sind nicht ordenth'ch pro- 
filirte, sondern rohe im Viereck zugehauene ; die Gurt- und Diagonalbögen haben kein ordent- 
hches Auflager, die Scheitel der Gewölbe liegen weder unter einander, noch mit der Axe 
der Apsis auf einer gleichen Linie, während die Pfeiler selbst, in so weit sie noch erhalten 
sind, in ihrer Construction und Ornamentirung einen sehr feinen Geschmack beurkunden- 
Das Gewölbe des nördlichen imd jenes des südlichen Seitenschiffes ist wahrscheinlich eine 
Restauration aus der Zeit nach den Türkenkriegen; das Tonnengewölbe des mittleren Schiffes 
ist ein Werk der neueren Zeit. 

Auch die Pfeiler im Figur 21. 

Inneren der Kirche 
(siehe Tafel VI, Fig. 1) 
haben vielfache Verän- 
derungen erlitten; nur 
wenige sind aus alter 
Zeit. Sie waren acht- 
seitig, mit acht Halb- 
säulen, einem durch- 
laufenden Gesimse ver- 
sehen. Am besten er- 
halten sind die Pfeiler 
der Vorhalle. An dem 
nördlichen Pfeiler der- 
selben befindet sich als 
Capital ein treffliches 

Ornament (Fig. 21) aus gewundenen Schlangen gebildet, welches zu den schönsten gehört, die 
mir aus dem romanischen Style bekannt sind. 

Die Arcadenbögen sind gegenwärtig nicht mehr in ihrem alten Zustande; sie scheinen, 
wenn wir einer Andeutung an dem letzten Pfeiler des südlichen Schiffes folgen , spitzbogig 
gewesen zu sein. Die Mauern des Hauptschiffes sind theilweise noch im alten Zustande. Sie 
zeigen Überreste von Säulenbündel, die als Gewölbedienste angebracht waren. 

DIE HAUPTFAgADE UND DIE NORDSEITE DER KIRCHE. 

Die Fa9ade (Tafel II), der imposanteste Theil der ganzen Kirche, zeigt die Thürme, das 
Portale und den Giebel der mittleren Mauer. An dem Portale sind mannigfache Verände- 
rungen vor sich gegangen. Das Dach und der Portalgiebel wurden erhöht und etwas verscho- 
ben, die Rund- und Doppelfenster theilweise vermauert, ein grösseres Fenster im oberen Chor 
oberhalb der Vorhalle eingebrochen. An der Stelle der alten Marienstatue steht ein Kreuz. 

Die Thürme selbst sind viereckig, aus drei Stockwerken gebildet, welche, wie die Abbil- 
dung hinlänglich deutlich zeigt, durch breite Lisenen an den Ecken und durch horizontal- 
laufende Gesimse, welche mit Zahnschnitt und Rundbogenfries, theils mit Kugelomamenten, 
theils mit Blatt- und Thiergestalten geschmückt, geschieden sind. Die Thurmspitze und das 
Gesimse unter derselben ist aus späterer Zeit. Die Thurmfenster zeigen in den Hohlkehlen 
das Kugelomament; die schlanken Säulchen haben ein Blattornament und einen hohen Sockel. 




136 



Abhandlwigen^ 



Figur 22. 



An der unteren Thurmfläche sind in Nischen Thiere angebracht, wovon nur eines mehr (ein 
über einer Schlange schreitender Löwe) deutlich erkannt werden kann. Die Fa9ade hat wie 
die ganze Kirche ein breites Sockelgesimse. 

Die Seitenansicht des Thurmes gibt Tafel V ; sie ist nicht abweichend von der Westseite 

derselben. Dieselbe Tafel gibt auch ein deutli- 
ches Bild der Auflösung der Nordfa9ade und 
der Eigenthümlichkeiten , von denen so eben 
gesprochen wurde. Sie theilt mit den Apsiden 
die Abtheilung der Wandflächen durch Halb- 
säulen und ein horizontales Gesimse. Ganz 
eigenthümlich ist eine Felderabtheilung durch 
zwei Halbsäulen und ein zwischen denselben 
angebrachtes. Hautrelief (Fig. 22), dessen Be- 
deutung ich nicht anzugeben vermag. Es ist 
von ungewöhnlicher Formenschönheit und 
stellt einen bärtigen bekleideten Mann vor, 
dessen Haupt mit einem Kranze bedeckt ist 
" und dessen Hände zwei mit den Schweifen in 
N einander verschlungene Drachen am Halse 
-^ halten. 




r=^^tnyyi- 



ll^^'E^'^-c 






DAS PORTAL (Tafel IH). 

Ohne Zweifel der " interessanteste Theil der Kirche ist das Portale. Das Portale springt 
aus der Wandfläche der Fa9ade etwas vor und ist in einer Weise angeordnet, welche diesem 
Baue selbst eine bleibende Stelle in der Kunstgeschichte sichern dürfte. Das Portale ist mit 
einem aus Ziegelsteinen gebildeten Giebel gedeckt , der in seiner ursprünglichen Form wohl 
etwas tiefer, d. h. näher an den Scheitellinien der Nischen lief, in welchen sich Christus mit 
den Aposteln befinden. In diesem mit einem flachen Giebel gekrönten Vorsprunge befindet 
sich die Portalhalle. Den Gesetzen des romanischen Styles folgend, stufen sich die Seitenwände 
des Portales in je sechs Rechtecken ab. In jeder dieser Nischen befindet sich über einem 
gemeinschaftlich durchlaufenden Sockel eine mit Basis und Capital versehene Säule. Die 
Säulenschäfte sowohl als die vorspringenden Rechtecke sind mit Ornamenten reich geschmückt. 
Über den Capitälen läuft in gleicher Linie mit dem horizontalen Thürsturze ein breiter Fries, 
der niit seinen Blattornamenten und Thieren, wie ein Band, den ganzen unteren Raum zusam- 
men schliesst. Die ersten zwei Säulen, die etwas kürzer sind, stützten sich, wie es so 
häufig bei romanischen Portalen vorkömmt, auf schreitende Löwen. Auf dem Friese ist ein 
kleiner Abacus , auf welchem die obere Portalhalle ruht. In dieser setzt sich die in den Sei- 
tenwänden ausgeführte Architektur fort, so zwar jedoch, dass in ganz organischer Weise 
Rundbogen und Spitzbogen abwechseln. Die Bögen, welche sich über den drei Säulenpaaren 
an der Thüre anschliessen, sind rundbogig construirt; die anderen Bögen, welche aus den drei 
vorderen Pfeilerecken entspringen , sind aus dem Spitzbogen construirt. Die Rundstäbe, welche 
sich gewissermassen aus den Säulen entwickeln, sind ganz glatt, ohne alle ornamentale Ver- 
zierung; dieEcken zwischen den Rundstäben hingegen haben in der Portalhalle dieselben Orna- 
mente, welche sie an den Portalseiten haben. Das Tympanon oberhalb dem Thürsturze ist mit 



7?. Eitelber^er v. Edelberg. Bericht über einen Aicsßug nach Ungarn. 137. 

einer Reliefverzierung, die ursprünglicli bemalt gewesen scheint, verziert, vorstellend Gott 
Vater mit der rechten Hand segnend, in der linken Hand ein Buch haltend, und eingeschlos-^ 
sen in einen eiförmigen Nimbus; zu- beiden Seiten befindet sich ein Engel. Die ganze 
Portalnische ist mit einem massenhaften Mäanderomamente umgeben, das sich auch um den 
Sockel des ganzen Vorbaues anschliesst. 

Der zwischen diesem Mäanderornamente und den äusseren Linien des Vorbaues übrig- 
gebliebene Raum ist auf eine sehr schöne Weise benützt. In der unteren Steinfläche ist an 
jeder Seite, und zwar in der Hohe des Frieses über den Säulen, eine Nische angebracht, in 
denen sich zwei verstümmelte Gruppen befinden. Eine davon stellt eine bekleidete weibliche 
Figur (ohne Kopf) sitzend vor, zwischen ihren Füssen steht ein ebenfalls bekleidetes Kind, das 
sich mit der linken Hand an den Fuss anlehnt. Diese Figur dürfte Anna mit Maria vorstellen. 
Auf der anderen Seite befindet sich in verstümmelter Weise ein über einen Löwen sich lehnender, 
mit einer kurzen Tunica bekleideter Mann , wahrscheinlicherweise Simson als Jjöwentödter. 

Die obere Fläche ist durch eilf Nischen durchbrochen, zu denen offenbar noch die zwei 
iänderen Nischen gehören, welche sich in der Wandfläche der Fa9ade hart an dem Vorsprunge 
befinden. Diese Nischen, unter einander getrennt durch kleine Säulen, oben bekrönt durch 
eine Art von* Kleebogen, sind geschmückt mit den Statuen Christi und den zwölf .Aposteln. 
Christus selbst, mit der rechten Hand segnend, mit der linken Hand ein offenes Buch haltend, 
nimmt die obere Nische ein. An der Spitze des Giebels ist ein kleines Doppelfenster angebracht. 

Die Anordnung des Portals gehört zu den reichsten und schönsten, welche wir kennen. Die 
eigenthümliche und organische Verbindung des Rundbogens und des Spitzbogens in der Portal- 
halle sucht ihres Gleichen und lässt den Mangel bestimmter Jahreszahlen über die Zeit des Baues 
doppelt schmerzlich empfinden. Da die Verbindung des Spitzbogens mit dem Rundbogen eine 
ursprüngliche ist, nicht eine spätere Zuthat, so wird dadurch das kunstgeschichtliche Literesse 
an diesem Portale wesentlich erhöht. Die oberen drei Spitzbögen nehmen der Portalhalle 
das massenhafte Drückende, welches manche Portale haben, wo viele Rundbögen neben einander 
vorhanden sind. Das Aufsteigende der Spitzbögen steht mit dem breiten Räume der Portal- 
öffhung in Verbindung, macht einen freien heiteren Eindruck, während die schönen Ornamente, 
insbesondere aber die Nischen mit Christum und den Apostelgestalten zu diesen Eindrücken noch 
den des Reichthums der Ornamente hinzufügen. 

Zu dem kömmt noch hinzu, dass die Ornamente selbst nicht bloss in ihrer höchst vollen- 
deten technischen Ausführung, so weit wir diese noch erkennen können, keinen Wunsch unbe- 
friedigt lassen, sondern dass sie auch in ihrer Reihenfolge von Aussen nach Innen eine wohl- 
überlegte Abwechslung zeigen, so zwar, dass die äusseren Ornamente (der Mäander, die Band- 
rolle) schwerer und massiger erscheinen, die verschiedenen in der Mitte stehenden Zickzack- 
omamente sich an diese anschliessen und endlich ein zartes Blattornament in der Nähe des 
Portales sich entwickelt. Ebenso sind auch die Ornamente in ihren Ansätzen und Ausgängen 
ausserordentlich schön gezeichnet, so zwar dass man zur Überzeugung kömmt, dass ein 
denkender Künstler bei der Anlage thätig war. 

In allen diesen rein künstlerischen Beziehungen übertrifft das Portal zu Jdk das Riesen- 
portal am Stephansdome in Wien^). Eine Vergleichung zwischen beiden liegt sehr nahe. Die 



')Siehe Melly „Das Westportal des Domes zu Wien. Wien 1850;** und über die Tuilner Capelle das Werk von Ernst und Oescher: 

„Baudenkmale des Mittelalters im Erzherzogthume Österreich.*' 
Centr.-Comm. für Bniidenkniaie. (Abhandlungen.) ig 



.138 



Abhandlungen, 



Ornamente an den Säulen kehren grossentheils an beiden Portalen wieder (auch die Drei- 
königs -Capelle in Tuln hat dieselben Ornamente wie Jäk), ebenso Simson der Löwentödter, 
die Löwen selbst an der Fa9ade. Das Wiener Riesenportal ist in seinen räumlichen Dimensionen 
natürlich viel grossartiger und gewaltiger, aber der stark vorspringende Spitzbogen nehmen 
dem Riesenportale und der Säulenstellung im Innern den schönen Totaleindruck, den die offene 
breite Portalhalle in Jdk hervorruft. Das Portal der Stephanskirche hat etwas Schweres und 
Gedrücktes, das in der Anordnung des Grundplanes selbst liegt. Auch in der technischen Ausfüh- 
rung der Ornamente ist das Jäker Portal, wozu th eilweise auch das Materiale beitrug, überlegen. 

Es dürfte wenige Kirchenbauten geben, an denen der omamentale Theil mit so grossem 
Geschmack gedacht, und mit so schöner Technik ausgeführt ist. Es gilt diess nicht bloss vom 
Portal , sondern auch von der ganzen Kirche in allen ihren Theilen. 

Die Figuren in den Nischen des Portales stellen, wie erwähnt, Christus mit den zwölf 
Aposteln dar. Sie sind nur theilweise alt, die meisten in späterer Zeit ergänzt und über- 
arbeitet. Zu ersteren gehört die Christusgestalt. Sie ist mit der erhobenen rechtenHand segnend' 
dargestellt, das Haar gescheitelt und flach, rückwärts über die Schultern herabrollend, und 
vollbärtig. Der Kopf ist ohne Ausdruck; der Nimbus mit dem Zeichen des Kreuzes. Zu seiner 
Rechten ist Petrus, die zweite zu seiner linken Johannes. Dieser ist ausschreitend dargestellt, 
mit einer langen Tunica ohne Mantel, der Kopf ist neu. Die anderen Aposteln sind sänuntlich 
mit Mantel und Buch, ohne weiterem Symbol, wenn man das Schwert bei Paulus ausnimmt 
Die Höhe der Figuren ist 5', die Proportion gedrungen und kurz, der Kopf zur Gestalt wie 
1:6. Oberhalb der Rundbogen des Portales ist ein Affe im Blattomamente angebracht, der in 
späterer Zeit eingefügt ist. 

Die alten Säulen sind sämmtlich mit Ornamenten versehen, wie bei dem Portale des 
Wiener Stephansdomes. Einige sind verstümmelt, einige sehr wohlerhalten, und von vor- 
trefflicher Ausfuhrung. 

Der Thürsturz ist aus späterer Zeit Die Portalstufen haben in neuerer Zeit mancherlei 
Veränderungen erlitten. 

DIE CHORANSICHT (Tafel IV). 

Nach dem Portale ist ohne allen Zweifel der Chor mit den drei Apsiden der schönste 

Theil der Kirche. Es dürfte überflüssig sein, in eine 
detaillirtere Beschreibung desselben einzugehen, da die 
Tafel IV eine deutliche Ansicht derselben liefert. 

Die Apsiden sind gut erhalten, nur die Figuren 
haben sehr gelitten, so dass einzelne fast ganz unkennt- 
lich geworden sind. Sie mögen wohl auch durch den 
Umstand gelitten haben, dass sie von vielen Einge- 
borenen als Überreste der heidnischen Zeit gehalten 
werden. Man bemerkt unter den Figuren an dem mitt- 
leren Fenster der grösseren Apsis zwei affenartige 
Thiere, von denen Eines einen Menschenkopf unter 
seinen Füssen hält, schreitende Thiere über den Capi- 
tälen, eine Reihe von sitzenden Figuren, meist ohne 
Köpfe und bekleidet, eine andere sitzende Figur, die 



Fisrur 23. 




i?. Eitelherger v. Edelherg. Bericht über einen Ausflug nach Ungarn, 139 



gefesselt ist und eine Kugel 
zw isehen den Füssen hält, in 
der Art wie es im Mittelalter 
üblich war, und endlieh 



Figur 24. 



an 



einer dem Beschauer der 
Tafel IV nicht zugekehrten 
Seite eine thronende Figur 
mit einem Scepter in der 
Hand und zwei Thierköpfen, 
als Ornament eines sehr nie- 
deren Thrones (Figur 23). 

Zur Verdeutlichung der 
Ornamente fügen wir Figur 
24 das Dachgesimse und den '^^^''^""^ 
Fries der mittleren Apsis, Figur 25, 
dieselben Glieder der beiden anderen 
Apsiden an, und bemerken nur, dass 
sich diese Ornamente auf einer 
Reihe von ähnlichen Denkmalen Un- 
garns , Niederösterreichs und Steier- 
marks wiederholen. 

Figur 26 folgen zwei Capitäle 
der Halbsäulen an den Apsiden, die 
in ihrer reicheren Ornamentik und in 
den beregtenBlattformen den Charak- 
ter der späteren romanischen Zeit 
aussprechen. 

Einen ganz vorzüglichen 
wohlthuenden Eindruck macht 
die Gliederung der Wandflächen 
durch die Halbsäule und die hori- 
zontale Gurte, und die reich aus- 
geschmückten mit Zickzackorna- 
menten und der Kugelhohlkehle 
versehenen Fenstern. Bei einer 
Dach-Restauration dürfte beson- 
ders auf Erhaltung der Kranz- 
gesimse und des Rundbogenfrieses 
an der Mauerfläche der Hau^^t- 
und Seitenschiffe zu sehen sein. 




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F!-liSi*'-!'"'5! 



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Figur 25. 






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DIE RUNDCAPE L Li:. 



In der Nähe der Kirche befindet sich eine Rundcapelle (Tafel VI, Fig. 2, 3), die 
gegenwärtig in einem ziemlich herabgekommenen Zustande sich* befindet, ohne Zweifel aber 



18* 



140 



Abhandlungen. 



mit dem ICirchen-Baue gleichzeitig entstanden ist. Sie igt mit dem Eingange gegen Süden, d.h. 
gegen den Ort gerichtet, wo ursprünglich das Klostergebäude stand. Sie besteht aus vier runden 
Apsiden, die von drei Seiten durch theilweise erhaltene Fenster (Fig. 5) erleuchtet sind; die 
vierte Seite dient zugleich als Stiegenhaus, Das Portal der Kirche ist einfach ein Rund- 
bogen, das Tympanon (Fig. 4) zeigt ein Lamm mit dem Kreuze, in einem kleebogenartigen 
Ornamente und als Füllornament zwei in den Flügeln sich beissende Schlangen. Die Ausfüh- 
rung ist viel roher, als sie an der Kirche wahrgenommen wird. 

Auf dem Friedhofe, der die Kirche und die Capelle umgibt, liegen noch zwei grosse 
Säulentrümmer von ägyptischen Granit, von demselben Steine, wie solche Trümmer in Stein- 
amanger gefunden werden, die, nach der Meinung Einiger, von einem alten römischen Bau 
herrühren, der in dem Hügel, auf dem die Kirche steht, begraben sein soll; nach der 
Meinung Anderer sind sie Überreste und zugleich Zeugniss der Ausdehnung des alten Sabaria, 
und wieder nach anderer Meinung sind sie bei dem Klosterbau von Steinamanger hieher 
transportirt worden. — Auch befindet sich auf dem Friedhofe ein Stück weissen Marmors, der 
von den Landleuten abgeschabt und als Heilmittel bei Wunden , insbesondere bei Pferden, 
gebraucht werden soll. 

Die erste Mittheilung über diese Kirche verdankt die k. k. Central-Commission der Güte 
Sr. Excellenz des kunstfreundlichen Herrn Graf Johann Keglevich, nunmehrigen Con- 
servators, der über dieselbe sich in einem Briefe an den Regierungsrath Herrn J. Arneth, 
Mitglied der Central-Commission, aussprach; die Aufnahme und Detailzeichnungen sind von 
dem Architekten Herrn J. Hieser. 

Schliesslich theile ich einige Mas »Verhältnisse der Kirche mit. Sie sind folgende: 



Länge des Mittelschiffes 16^ 

„ der Seitenschiffe 10^ 5' 6" 

Breite der ganzen Kirche 8^ 3' 

Seite des Thurmviereckes IM' 6" 

Stärke der Thurmmauer 5' 6" 

Mauerdicke der Seitenschiffe .... 4' 

Höhe des Thurmes (ohne Spitze) . . 13' 2' 



Höhe des oberen Portalgiebels .... 9' 3' 

„ „ Portales. 6*^ 

„ bis zum ersten Rundbogen ... 3' 5' 9" 

p „ „ zweiten „ ... 3' 4' 6" 

,. „ „ dritten „ ... 2' 3' 6" 

„ des Mittelschiffes . . 7M' 3" 

- derSeitenschiffe bis zum Gesimse 3® 5' 9" 



Über die Zeit, in welche der Bau der Kirche gesetzt werden kann, eine Ansicht in 
Zahlen auszusprechen , scheint mir bei dem Abgange aller documentirten Nachrichten und 
bei der geringen Bekanntschaft mit den ungarischen Bauten ein nicht zu rechtfertigendes 
Unternehmen; doch ist die Vermuthung eine nicht unberechtigte, wenn man sie, ihrem Styl- 
charakter nach, in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts s.etzt. 



ÜBERSICHT DER TAFELN. 



Tafel I. Grundriss. 

„ II. Fa^ade. 

„ III. Portalaneicht. 

- IV. Cboransicht. 



Tafel V. Nordsi^te. 
„ VI. Fig. I Querdurchscbnitt der Kirche, 
Fig. 2 — 5 Rundcapelle. 



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REGISTER. 



. A) Über die in den Abhandinngen nnd Berichten vorkommenden Personen, Orte nnd Sachen. 



Abdera. 62. 

.Absdorf. 20. 

Xbte von Martinsberg. 97, 99. von Tihany. 
120. 

Abrudb&nya. 15.17. 

Acker, Friedr., EisenhSndler in Broos. 12. 

Aegidius Kamer, Erzabt von Martins- 
berg. 99. 

Aelianus. 9. 16. 

Aenos. 62. 

Agnethlen. 28. 

Ajton. 23. 

Alburnum. 16. 

Aisd-Isoivd. 37. 

A 1 s 6-Lendva (Halicanom). S2. 

Altenburg. 15. 17. 

Altflussgebiet R8m. Alterthtimer. 25.* 

Altofen. Hypocaustum. 54. 

Aitschanz. 33. 

Alvinz. 14. 

Amphitheater bei Gredischtie. 7. 

Amselfeld. 62. 

Anchialus. 62. 

Andreas, König. 119. 

Andreas 11. 98. 120. 

Ansiedlnngen, röm., in Siebenbürgen. 6. 
7. 8. 10. 11. 14. 15. 21. 22. 27. 33. 36. 40. 

Ansie^lnngen, rom., in Ungarn. 79. 

Antonini itinerarium. 81. 

AntoninuB Pitts. 62. 

Apatfalva. Roman. Kirche. 107. 

Apollonia. 62. 63. 

Apostolisches Kreuz in Tihany. 124. 

Apulum. 34. 

Apulum bei Marcs Porto. Inschriften. 15. 

A q u i 1 e j a. Gens Barbia. 66. 

Ar&ny. 11. 

Ar&nykut. 36. 

Aravisker. 62. 

Archäologische Karte von Siebenbür- 
gen. 4. 

A r c h ä o 1 g i s c h e Sammlung, siehe Samm- 
lungen. 

^rpisto. 40. 



Assisi. Gens Barbia. 65. 
Attilianus G. A. 16. 
Augur. 35. 
Auroria. 15. 16. 

B d c z e r Unterbezirk. Trajansstrasse. 

Bäder, römische, in Siebenbürgen; siehe 
Heilquellen. 

B&lvdnos. Burg. 47. 

BÄlvÄnyos-Varallya. 37. 

Banitza. 9. 

Bartfeld. 95. 

Bässen. 20. 

B4thyani, fürstl. Geschlecht. Fels6-Örs. 
117. 

Batthyani*sche Sternwarte und Biblio- 
thek in Karlsburg. 15. 

Baumgarten. 32. 

Bautzar. 7. 

Beckmann Karl. 84. 

Bela U. 98. 

Bela in. und dessen Gemahlin. Gräber in 
Stuhlweissenburg. 110. 

Benedict, Erzabt v. Martinsberg. 99. 

Benedictiner Klöster in Ungarn: Mar- 
tinsberg, 97; Heiligenkreuz am Y^rtes- 
gebirge, 105; Heiligenkreoz bei T61ky, 
105; Heiligenkreuz bei Gran, 105; Lei- 
den (L^beny), 106; Tihany, 119; Miklos, 
131 ; JAk, 132. 

Beretzk. 33. 

Bergwerke, römische, in Siebenbürgen. 
6. 13. 14. 15. 17. 18. 19. 22. 23. 25. 
36. 39. 

Besenyö. 21. 

Bethlen, Graf Paul und Franz. 38. 40. 

Bethlen, Wolfgang. 22. 

Bethlen (Dorf). 40. 

Bibarzfalva. 32. 

Birk. 24. 

Bisanthe. 62. 

Bistra. 19. 

Bistritz. 39. 40. 

Bizae. 62. 



Bombest. 9. 

Bonifacius. 93. 

Börsöny ( Deutsch - Pilsen ) in Ungarn, 

roman. Kirche. 107. 
Bosorod. 10. 
Brad. 13. 
Brandhügel der Germanen, Gelten und 

lUyrer. 78. 79. 
Branyieska, Gut der freiherrl. Familie 

Josika. 5. 
Brazova. 8. 
Brett ye (romanisch). 10. 
Broos.ll. 43. 
Broos er Kreis. Reichthum an Alterthü- 

mem. 4. 
Brück a. d. Leitha. 79. 
Brücke auf der Trajanssäule in Rom. 83. 
BrukenthaTsches Museum. 27. 
Bukova. 7. 
Burgberg. 47. 
Burgen, deutsche, in Siebenbürgen ; deren 

Bezeichnung a. d. archäol. Karte 4; 

deren Erbauer, Bedeutung im Mittelalter. 

42. 
Burgen in Ungarn, Sümegh, Tatika, 

Szigliget. 119. 
Burghallen (Varhely). 39. 
Burgruinen: bei Ardny, 11; in den 

Muntschelerbergen, 11. 
Burzenland. Burgen. 48. 
Buzahiza. 23. 
Byzantinische Bauten (angebliche) in 

Ungarn. 94. 95. 
Byzantium. 62. 

Callatia. 62. 

Garacalla. 61. 

Garnunto. 81. 

Caryophilus. 88. 

Castra, römische in Siebenbürgen: 
Marcs - N^meti. 5. Yetzel. 5. Gredisch- 
tie. 7. Rothenthurmpass. 26. H6viz. 30. 
Talmesch. 26. Görgeny Sz. Imre. 24. 
Görgeny Hodok. 24. Mikeh4za. 24. 



142 



Begister. 



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y&rfalya. 22, Girelsau. 27. Oltz^e. 32. 
Bibarzfalva. 32. Krako. 21. Liki-ThaL 
21. Yerespatak. 17. Gsikmo. 13. Bom- 
best. 9. Kleinaohelken, Pretai u. Uet- 
zeldorf. 34. Keresztar. 40. Isolvi. 40. 

Castra, römische, in Ober-Österreicii. 38. 
56. 

Gelten. Begräbnissweise. Brandhügel. 78. 
79. 

Oeltische Gefasse. 40. 

Cernin (Saint) in Frankreich. Hypocau- 
stum. 61. 

Ohrysostomus Nowak, Erzabt v. Mar- 
tinsberg. 98. 

Cippus, in der Nähe von Demsus. 8. 

Gistercienser-Klöster in Ungarn. 106. 
Apatfalva. 107. 

Cividale. 66. 

Colomanl. 127. 

Constantinopel. 61. 

Coronini, Graf. 83. 

Croatien. 79. 

Csaklia. 21. 

Cs^be. 14. 

Osegö (Zagendorf). 40. 

Csikfalva23. 

Gsikmo. 13. 

Gsopaik. Hypocanstum. 55. 

Gsurgö. Hypocaustum. 55. 

Gypsela. 62. 

Gzoernig, Karl Freih. v. 84. 

Dalmatien. 62. 

Daniel, Erzabt von Martinsberg. 99. 

Drag. Jupiter-Bildsäule. 41. 

Draas. 34. 

Draas. Burg. 47. 

Decebalus, König. 26. 

Deda. 25. 

D^d^ts. 6. 

Dees. 37. 40. 

Demetrius, Abt v. Tihany. 120. 

Demsus. Dorfkirche. 8. 

Denkmale, deren Bezeichnung aus der 

archäol. Karte. 4. 
Denkwürdigkeiten von dem alten VA- 

ros und dem neuen Broos. 43. 
Deultum. 62. 
Deutsche Einwanderer um Fünfkirchen. 

123. 
Deutsch-Pien, Burg. 44. 
Deutsch-Pilsen (BÖrsöny) in Ungarn, 

roman. Kirche. 107. 
Deutsch-Regen. 24. 
Deva. Sammlung römischer Alterthümer. 5. 

Römische Monumente dieses Orts. 6. 

Steinbruch, alter. 6. 
Dialu Babi. 9. 
Diocles T. Aur. 16. 
Di od. 21. 
Dionysopoiis. 62. 



Dodona. 62. 

Donau, deren Wichtigkeit für Österreich. 

63. 
Donauinselbei Altofen. Hypocaustum. 55. 
Donnersmarkt. 21. 
Dyrrhachium. 63. 

Eida. 40. 

Einsiedler- Wohnungen in Tihany. 121. 

Engel, Architekt. 100. 

Enns. ^ypocaustum. Inschrift der Gens 

Barbia. Laurenzer ^Kirche. 52. 
Enyed, alte Bauüberreste. Tabula aenea 

honestae Missionis. 21. 
Enyter Gollegium. 35. 
Epirus. 62. 

Erzäbte in Martinsberg. 99. 
Este. Gens Barbia. 66. 
Eulenburg. 48. 
Euphrat. 61. 

Farkadin, Sammig. röm. Alterthümer d. 
L. Neopta. 9. 

Feigendorf. 20. 

Felk. 34. 

Fels5-Örs. 116. 

Felvinz. Mythras-Inschrift. 22. 

F e r e d ö. Heilquellen. 13. 

Ferdinand I., Kaiser. 63. 

Firtus-Varallya. 19. 

Fiskal. Gredist. 12. 

Fodor, Dr., in Deva; dessen Sammlung 
von Alterthümern. 5. 

Fogaras. 29. 

FöldvÄr. 28. 

Fontgombaud. Grotten. 122. 

Frauendorf, 20. 

Fresken: zu Stuhlweissenburg, 111; Fünf- 
kirchen, 127. 

Fnnfkirchen. 95. 123.,GrabeapeUe. 124. 
Domkirche. 126. 

Galt. 21. 34. 40. 47. 

Gallienus. 62. 

Garay, adel. Geschl. 131. 

Geisa. (1064) 127. 

Gens Barbia. Inschrift zu Enns. 63. 

Gerät he, deren Bezeichnung a. d. ar- 
chäol. Karte. 4. 

Gerend. 22. 

Germanen. Begräbnissweise. Brandhügel. 
78. 79. 

Gesas s (Gezes). Sammig. Sculpturen, Ge- 
räthschaften. 29. 

Groskokelthal. 34. 

Geysa, Vollender des ersten Klosters In 
Martinsberg. 97. 

Girelsau. Castra Trajana. 27. 

Girk, Georg. 91. 

Gisela, Königin von Ungarn. 112. Gisela- 
capelle in Weszprim. 112. 113. 



Glasfragmente, röm., Hypocaustum 
bei Enns. 60. Lövö. 74. 

Goldburg. 28. 

Goldseifenwerke, römische. 14 19. 

Goldwäschereien, alte, in Siebenbür- 
gen. 19. 

Gordianus III. 62. 

G örgeny Sz. Imre. 24. 

Görgeny Hodok. 24. 

Gothische Kirchen in, Ungarn. 94. Go- 
thischer Styl. Fünfkirchen. 124. 

Gothische Kirchen in Ungarn. Michaels- 
kirche u. Benedictinerkirche inÖdenburg. 
108. K6szthely. 122. Manfo. 131. Siklos. 
131. 

G r a b des Königs Peter in Fünfkirchen. 130. 

Grab des Abbas de S. Georgio de JÄk Ka- 
ratsonyi. 132. 

Grabcapelle in Fünfkirchen. 125. 

Gräber, römische, in Siebenbürgßn, deren 
Bezeichnung a. d. archäol. Karte Sieben- 
bürgens. 4. Nekropolis. 27. 

Gräber. Girelsau. 28. 

n Ober-Österreich. 56. 

y, ■ Lövö 73 u. ff. 

„ der Germanen, Gelten, Illyrer. 79. 

Grabsteine in Martinsberg. 97. 

Gran er Dombau. 94.^ 

Gredischtie. Grösste römische Stadt- 
ruine 7. 8. 

Griechisches Nonnenkloster in Wesz- 
prim. 113. 

Grosspold, Burg. 14. 44. 

Grossschogen (Nagy Sayo). 39. 

Grubenbücher (alte) in Yerespatak. 18. 

Gureny. 8. 

Gyalar. 6. 

György, Sz. 21. 

Hadrianopolis. 61. 62. 

Halicanum. 81. 82. 

Hamersdorf. 27. 

Hamruden. 34. 

Harasztos. 22. 

H Ä s h d g y. Grabhügel, röm. 77. 

Hdtzeg. 10. 

Hdtzeger Thal. Röm. Heerstrasse. 6. 

Heerstrassen, rÖm., in Siebenbürgen 

deren Bezeichnung a. d. archäol. Karte. 4. 

6. 7. 8. 9. 10. 14. 20. 2i; 22. 23. 24. 25. 

26. 36. 37. 38. 39. 
Heers trassen, röm., nachPannonien und 

an die Donau. 81. 
Heiligen kreuz am Vörtesgebirge. 104. 
Heilquellen bei Feredö. 13. 
Heldenburg. 49. 
Hei tau, drei Burgen. 46. 
Hermannstadt 27. 
Hermius.l6. 
Hetzelsdorf. 20. 34. 
H^viz. 30. 31. 



Eegisterl 



143 



H i e 8 e r J. ArcMtekt 140. 

Ho itza. 8. 

Hodosohwald. 20. 

Holzbauten in Ungarn. 95. 

Homorod. Burg. 47t 

HorvÄth,F. V. 37. 

HoBtilianns. 62. 

Hünenbetten. 78. 

Hunyady, Joh. 62. 

Hypocausta zu Enns. Etymologie des 
Wortes Hypocaustum. 61. Beschreibung 
des Ennser H. 54. Fundort; ämtl. Erhe- 
bungen. 56 u. 8. f. Erklärung der 7 Ta- 
feln. 58. 

Hypocausta in Altofen. 54. 61. Auf der 
Schiffswerftinsel beiAltofen, 54; in Csurgö, 
54 ; in Gzopaik, zu Buxenyille, Lichten- 
berg, Badenweiler, am Rhein, Nekar, a. 
d. Mosel, zu Rottenburg, Saint Gernin, 
Kussdorf in Tirol, 55. Salona, 56. 

Igen. 21. 

Illyrische Völker. 78. 79. 

Inschriften, deren Bezeichnung aus der 
archäol. Karte. 4. römische» 8. 12. 17. 19. 
20. 24. 29. 30. 31. 34. 35. 37. 38. 41. 
bei LÖYÖ. 80. 

Inschrifttafel in Ungarn : Stuhlweis- 
senburg. 111. Weszprim. 113. Fünfkir- 
chen. 127. 130. Mislos. 131. 

Inschriften bei Poletin u. Ogradena. 83. 
Anfertigung y. Gopien der Inschriften. 84. 

Isolv^. 37. 

Xstrus. 62. 

Itin er arium Antonini. 81. 

J&k, St. 95. 132. 

Janosfalva. 34. 

Jasi. 79. 

JobUgy falva. 23. 

Joseph I., Kaiser. 120. 

Joseph n., Aufhebung der Klöster. 94. 

Juan d'Austria. 62. 

Jupiter TaTianus. 35. 

jfcaist' 47. 

Kajanel-Baoh. 13. 

KaUn (Klein-). 10. 

Kalesdorf. 40. 

K a r 1 d. Grosse. 93. Kloster Martinsberg. 97. 

KarlRpbertl, König y. Ungarn. 110. 

Karl V. 63. 

Karlsburg: Bathyanische Sternwarte, 

Bibliothek und Antiken-Gabinet. 15. 
Karlsburger Kreis. Reichthum an röm. 

Alterthümem. 4. 
Karpathengebirgsstook. 12. 
Karte, archäologische, y. Siebenbürgen. 

4. 
Kasohau. 95. 
Karatsonyi, St Oeorgio de J^. 132. 



Katona. 109. 
Katren dorf. 34. 
Kegle Yich> Graf Johann. 140. 
Kenös, Thal. 34. 
Keresztür. 37. 38. 
Kernyesd. 8. 9. 
K^szthely. 122. 
Kezdi-y^lsirhely. 32. 
Kirohberg. 47. 

Kirchen, alte sächsische; deren Erbau- 
ungszeit. 43. 
Kirieleis. 40. 
Kisfalud. 15. 
Klausenburg. 35. 
Kleinasien. 61. 
Kleinpol d. 14. 26. 
Kleinsaohsen (Szisztsor). Burg. 44. 
Kleinsoheuern. 14. 
Klein-Schelken. 20. 34. 
Kleinschenk. 29. 
KlopotiYa. 8. 

Kloster, altes, in Totfalra. 15. 
Köblös. 36. 
Koller, J., Bischof. 113. 
Kolocz. 36. 
Korond. 19. 
KörösbÄnya. 14. 
Körösfluss. 13. 
Kots. 39. 
Krähendor£ 14. 
Krako. 21. 

Kreuzgänge. Martinsberg. 104. 
Kronstadt, drei Burgen. 48. 
Kronstadt. 95. 

Krypten. Martinsberg. 103. Weszprim. 
• . 115. Tihany. 120. Fünfkirchen. 129. 
Kudu. 40. 
Kukuis. 43. 

Kununy -Kalkgebirge. Lysimachus. 12. 
Kuppelwieser, Oberlieutn. 87. 

LadislausL, König Yon Ungarn. 120. 

Lager, römisches. 7. 12. 20. 22. 30. 40. 

Landes kröne, Burg. 46. 

Laib ach. 68. 

Langendorf. 14.26. 

Leiden (L^beny), röm. Kirche. 106. 

Leo X., Papst. 99. 

Leopold der Heilige. 93. 

Le p old I., Kaiser. 120. 

Lepanto. 62. 

Leutschau. 95. 

L i enz (Nussdorf) in Tirol. Hypocaustum. 61. 

Liki, Thal. 21. 

Lore her Bischofsitz. 52. 

L ö Y ö , Ausgrabungen, 73 ; römische Grab- 
hügel, 73 ; röm. Golonie, Mansio, 79 ; In- 
schrift, 80 ; Gebäudeüberreste; 80. 

Ludwig der Grosse. 117. 

Lupsa. 19. 

Lusius, röm. Feldherr. 26. 



Magyar-Valko. 41. 

Magyaro. 25. 

MalomfalYa2d. 

MalomYiz. 8. 

M&nfo. 130. 

Mansio. 79. - 

Marcianopolis. 62. 

Marcus Aurelius Antonius. 80. 

Maria-Saal. Gens Barbia. 69. 

Marmor- Berg. 7. 

Maronea. 62. 

Maros-Fluss. Reichth. an Alterthümern. 
5. 

Mar08-N6meti. 5. 

Maros-Pogi^t. 23. 

^Maros-ÜjvÄr. 23. 

Martin der HeiHge. 97. 

Martinsberg. 94. 96. Benedictinerklo- 
ster 8. Kirche. Baugeschichte, Schicksale 
des Klosters. 97. 98. Grabsteine. 99. Be- 
schreibung der Kirche. 100. 

Martinsberg. 28. 

Marton (Szt.). 23. 

Math aus, erster Erzabt y. Martinsberg. 
99. 

Matthias GorYinus. 99. 109. 110. 117. 

Maulpertsc h^s Fresken in Stuhlweissen- 
burg. 111. 

Mediasch. 20. 

Mehburg. 31. 47. 

Meleje. 9. 12. 

Michelsberg, Burg. 45. 

Mikeh&za. 24. 

MikoTscher Wald. Burgen. 47. 

Misembria. 62. 

Monfalcone. Gens Barbia. 68. 

Mens sacer Pannoniae. 97. 

Monte Gassin o. Zelle 'd. sei. Briccius. 
122. 

Mosaik-Fussb öden bei Gredischtie. 8. 
Magyaro. 25. 

M o s ai k e n in Salzburg, Siebenbürgen. 54. 

Mühlenbach, röm. Strasse. 14. 26. In- 
schriftsteine. 14. 

Müller, A. G. T. 39. 

Muntscheli-Gebirge. Godjan. Burg- 
ruinen. 11. Röm. Bauüberreste. 11. 

Münzen beim Hypocaustum in Enns. 60. 
Römische und griechische. 61. 62. 

Münzen, deren Bezeichnung a. d. archäol. 
Karte. 4. 

Münzen im Karpathengebirgsstook zwi- 
schen dem Schyl- und Marosthal. 12. 
Lysimachus. 12. Yespasiau. 12. Titus. 12. 
Domitian 12. Decebalus. 12 ApoUonia. 14. 
Dyrrhachium. 14. Thasos. 14. Maronea. 14. 
Sallustia Barbia Orbiana. 71. bei Lövö. 30. 
Hadrian, Antoninus Pius, Valerianus, Au- 
relianus, Licinius» Gonstantinus I. und IL, 
Magnus, Gonstantius. 80. 

My thras, Inschrift bei FelYinz. 22. 



144 



Register. 



Nadasbach. 35. 

NAdos. 36. 

NagyK4roly, roman. Kirche. 106. 

Nag 7 dg, Bergort. 13. 

N&ldtz. 9. 

N4ndor. 6. 

Napooa. 37. 

Neapel. Oens Barbia. 64. 

Nekropolis. 27. 

NeptaniuB. 16. 

NesBelrode, Graf Franz, Bischof. 127. 

Neamarkt. 23. 

Nikopolis ad Istram. 62. 

Nonnen-Kloster, griechisches in Wesz- 

prim. 113. 
Ny^n. Kreuzburg. 49. 

Odessus. 62. 
Odrysier. 62. 
Oedenburg. Michaelskirohe, Jakobsca- 

pelle, Benedictiner Kirche. 108. 
Ofen. 94. 
Offenburg. 19. 
Ogradena. 83. 
Oltz^me. 32. 
OlÄh-Brettye. 9. 
OUhpian. 14. 
Orbiania, Sallustia Barbia , (lemaün des 

Imperators Severus Alexander. 69.70.71. 
Orlat. Burgen. 44. 
Ostindien. 61. 
Ostro. 8. 9. 
Ostrovel. 8. 

Pakh. 100. 

Pdl, Szt 34. 

P4Iota. 111. 

Pannonier. 79. 

Parolissum. 40. 

Passau. 61. 

Patakfalva. 34. 

Pautalia. 62. 

P6csvArad. 119. 

Per^nyi. 131. 

Perinthus. 62. 

P e s t h e r National-Museum. 110. 

Pestiana (Gross- und Klein-). 8. 

Peter, König. 128. 

Peter, Szt. 34. 

Petr^ny. 11. 

Petrezan. 15. 

Petrilla. 9. 

PetronelL Gräber. 79. 

Petrosan. 15. 

Pettau (Poetovio). 81. 

Philippopolis. 62. 

Plotinopolis. 62. 

Poetovio. 81. 

Poglisa. 9. 

Poka. 24. 

Poletin. 83. 



Polyak, Architekt. 127. 

Poplaka. Burg. 44. 

Portal zu St JAk. 136. 

Praeneste. Gens Barbia. 65. 

Pressburg. 95. 

Pretai. 20. 34. 

Puj. 10. 

Pyrrhus-Gruben bei Petrilla 9. 

Räder (Bronze), röm. 40. 

Rakotziburg. 33. 

Rakowitz. Burg. 46. 

Ravenna. Gens Barbia. 66. 82. 

Regensburg. 61. 62. 

Reich au. 14.26.44. 

R ellin g. Burg. 44. 

Reps. 31. 

Resinar. Burg. 44. 

Reussmarkt. 14. 26. 

Rim^ly, Michael. 91. 

Rim61y, Erzabt von Martinsberg. 100. 

Rimnik. Römerstrasse. 25. 

Rodna. 39. 

Rom. Gens Barbia. 64. 65. 

Rom. Trajanssäule. 83. 

Romanischer Baustyl in Ungarn. 94. 
95. 124. 

Romanische Kirchen in Ungarn: Mar- 
tinsberg. 100. Nagy Kiroly. 106. Leiden 
(L6beny). 106. Apatfalva. 107. Deutsch- 
Pilsen (Börsöny). 107. Ödenburg, Jakobs- 
capelle. 108. Felsö-Örs. 116. Fünfkir- 
chen. 129. St. JÄk. 134. 

Römerthor. 25. 

Römische Cultur. 54. 

Römische Gul tu r in Fünfkirchen. 124. 

Romos. 13. 

Rosenau. Burg. 48. 

Rothenthurmpass. 25. 26. 47. 

Ruda. 13. 14. 

Rundbauten in Ungarn: Jakobscapelle 
in Ödenburg. 108. St. JÄk. 140. 

Russ. 10. 

Sabin! an US. G. Lusius. 16. 

Sacramentshäuschen^St. Laurenz. 52. 

Sajo-UdvÄrhely. 39. 

Sala.62. 

SAla-:iägerszegh. 80. 

Sall-e. 81. 

Salona. Gens Barbia. 65. 

Salzburg (siebenbürgisch). 20. 

Salzburgs Antheil an der Kunstentwick- 
lung in Ungarn. 123. 

Sammlungen, archäologische , deren Be- 
zeichnung auf der archäologischen Karte 4. 
in Branyicska. 7. Deva. 5. Farkadin. 9. 
OlÄh-Brettyie. 9. Zaam. 9. Potglisa. 9. 
Karlsburg. 15. U6viz. 30. Gez6s 29. Her- 
mannstadt. 27. Mediash. 20. Steinaman- 
ger. 73. Kronstadt. 34. Bistritz. 40. 



SArd. 21. 36. 

Sarkophag in Fünfkirchen. 130. 

Sarmizegethusa. 6. 

Sacellum, unterirdisches, in Fünfk. 124^ 

Scanderbeg. 62. 

Scarabantia. 81. 

Scaurianns M. 16. 

Schässburg. 20. 

Schaffer, W. 82. 

Schanzen, alte. Bautzar 7. KLScheiken. 20. 

Scharfenberg, Bernhard t. 53. 

Schärfenberger Begräbnisstelle. 52. 

Schidoyeni (Judenstadt) bei Bosorod. 10. 

Schlögen, 61. 

Schoorsch (S&ros). 29. 

Schwarzenberg, Fürst Karl. 36. 83. 

Schweischer. 32. 

S c h e 8 h e 1 y , Burgsveste. 43. 

Sebes-Var&llya. 35. 

Septimius Severus. 61. 

Serdica. 62. 

Seyerus Alexander. 69. 72. 

Sigismund, König. 131. 

Siklos. 131. 

Sirmium, röm. Funde. 61. 

Söfalva (AI- und Fei-). Goldfunde. 19. 

Somkerek. 39. 

S o p i an a (Fünfkirchen). 124. 

Sophia. 61. 

S p 1 e n i , Michael Freiherr v., antiquarische 
Sammlung. 22. 

Stein Dorf. Waffen und Geräthschaften. 3 1 . 

Steinamanger: Colonie Claudia Sabaria. 
73. Römische Monumente. 73. Canoni- 
cus Bitnitz. 73. 

Steinburg, Mor. v., Sammlung antiquari- 
scher Funde. 30. 31. 

Stephan der Heilige. Über die ihm zuge- 
schriebenen Kirchenbauten Ungarns. 93. 

Stephan der HeiUge. 109. 110. 111. 124. 

Stolzenburg. 47. 

Strehl-Fluss. Reichthum an Alterthü- 
mem. 4. 

S t u hlw eissenburg. Nachrichten über den 
alten Dom.l 10. Königsgräber. 1 12. Annaca- 
peUe 111. Fresken des Seminarkircfce. 111. 

Sümegh.119. 

Szamosfluss. 34. 

SzamosUjvir. 36. 

Sz^k. 36. 

Sz6kely-UdvArhely. 23. 

Szelistye. Burg. 44. 

Szendahelyi. 113. 

Szent-Mihaly. 19. 

Szerdahely. 81. 

Szerelmey N. 107. 

Szesz&rma. 39. 

Szigligct. 119. 

Szilagy-Somlyo. 41. 

Szinte Marie. 9. 10. 

Szöny. 82. 



f 



Register. 



145 



Tafeln von St. JAk. 140. 

Talmes. 14. 

Taimesch. 26. 

Taterlüch. 20. 

Tatika. 119. 

Taufsteinin MÄnfo. 131. 

Taurunum. 61. 

Tellichery. 61. 62. 

Thessalonica. 62. 

T h o r n b u r g. 22. 

Thra eis che Könige. 62. 

Thracischer Chersones. 62. 

Tibod. 20. 

T i e p o 1 0. Museum. 70. 71. 

Tiger. 61. ' 

Tihany.119 

Tiho. 40. 41. 

Tomi. 62. 

Tobedorf 20. 

T o p i r u 8. 62. 

Toponfalva. 19. 

Tordas. 11. 

Toroczkay. Graf. 22. 

Toroezko. 22. 

Tötest. 9. 

Totfalva. 15. 

Torzburg. 49. 

Traj an. Kaiser. 90. 

Trajana. Gastra bei Girelsani. 27. 

Trajansbrücke. 25. 

Trajans-Inschrift, deren Ge8chichte.88. 

T r aj> n s - 1 n 8 c h r i f t. 83. Beschreibung der 

Tafel. 85. Lesung der Inschrift; 85-— 87. 
Trajansmünzen des Wiener Münz- und 

Antiken-Gabinets. 85. 
Trajanopolis. 62. 
Trajanspforte. 26. 
Trajansstrasse. 7.36.89. 



Trajanswiese. 22. 

Trajanus Decius. 62. 

Trebonianus. 62. 

T r i e s t. Gens Barbia. 67. 

Trifail. Gens Barbia. 69. 

Tsetatye. Burg. 46. 

Türkische Denkmale in Fünfkirchen. 127. 

Ulpia Trajana. 7. 8. 

Ulpius. M. 16. 

Ungarn. Mangelhafte Kenntniss seiner 
Kunstsclvitze. 92. 94. Ursprung und Gha- 
rakter der Kirchenbauten. 94. Berührung 
mit Mitteleuropa. 96. 

Unter-Pestes. 6. 

Urbanus. Sempronius. 16. 

Urias. Abt t. Martinsberg. 98. 

Urwegen. 44. 

Vajda-Hunyad. 6. 

Valencia. Gens Barbia. 70. 

YAradTs Sammlung in Deva. 5. 

VÄrÄllya- 10. 

YaUzut. 36. 

Varh^ly. 7.8. 

VArfalva. 22. 

VÄrhegy. 32. 

VÄrosviz(Fel-). 12. 

Varosviz (Also-). 12. 

VHsiirhelyi. 84. 

Yass. Graf Ada«. 40. 

Yerespatak. 17. 18. 

Yets. 25. 

Vetzel. 6. 

Yicenza. Gens Barbia. 66. 

Yietra. 19. 

Villa nova. 67. 

Virtoszy. Berg. 12. 



Völz. 20. 
Vulkan. Pass. 9. 

Wach st afein in Yerespatak. 18. To- 
roezko. 22. 

W a f f e n , deren Bezeichnung auf der archäo- 
logischen Karte. 4. 

Wajda. Sz. IvÄn. 24. 

Wandgemälde in Weszprim. 114. Funf- 
kirchen. 125. 

Wartburg in Siebenbürgen. 46. 

Wartthurm an dem Berge Dialu-Babi. 9. 
Bei VirAllyd. 10. Taimesch. 26. 

Wasserleitungen, römische. 15. 16. 

Wermesch. 40. 

Weszprim. 94. 111. 113. 

Wieser. 51. 

Widdin. 62. 

Winsberg. 44. 

Wolkendorf. 33. 

Ybel. Architekt. 106. 

Zaam. Sammlung röm. Alterthümer des 
Lad. Neoptsa. 16. 

Zalatna, alte Bergwerksstrasse. 15. Gold- 
gruben. 15. röm. Wasserleitung. 16. 

ZsAmbek.94. 

Zeidner. Berg. 34. 

Z ei den. Burg. 49. 

Zejkfalva. 10. 

Ziegel, römische, beim Uypocaustum in 
Enns. 60. 

Zirnescht. 33. 34. 

Z 8 m b o r. Trajansstrasse. '3 6. 

Zuthor. 36. 



B) Über die in den Abhandinngen und Berichten angeführten Schriftsteller und Werke. 



A c k n e r, J. 3. 
vAnderlo ni. 127. 

A n'k e r s h f e n, Freih. v. 69. 

Anonymus de conversione Bojaoriorum 
et Garantanorum. 126. 

Appianus. 64. 65. 

Archiv des Vereins für siebenb. Lan- 
deskunde. 37. 

Arn eth , J. 19. 33. 40. 61. 62. 63. 67. 70. 71. 

Aschbach. 131. 

Augsburger Allgem. Zeitung. 1856. 90. 

B a c c i u 8. 56. 
Bart all 8. 37. 
Becker. 56. 
Beke. Domherr. 113. 
Benkö. 23. 32. 37. 
Bertoli. 66. 68. 



Bleuet. 56. 
Bonfin ius. HO. 
Bottari. 126. 
Braun. 55. 

G a m e r e Esquiline, antiche. 56. 
C i m a r, Maurus P. 91. 132. 
Gl UV er ius Ph. 82. 
Codex Blandinianus. 81. 
Codex Longolianus. 81. 

Di o Gas s ius. 56. 79. 

D o r n e r. 88. 

Du Sommerard. 53. 

Eck hei. 70. 87. 89. 
Eitelberge r, Rudolph v. 9 1. 
Erdy, Joh. Dr. HO. 



Ceutr.-Comm. fQr Baudeolcmnle (Ahbandluiigeo.) 



Fabretti. 88. 
F^jer. 97. 113. 119. 122. 
Felmer. 37. 
Fessler. 109. . 
Fiorillo. 53. 
Fenzel. 53. 
Fundi. 70. 
Furlanetto. 66. 67. 
Fux hofer. 105. 119. 131. 

Gaisberger, Josef. 51. 56. 61. 

64. 
Gell. 56. 
Gewerbeblatt für Sachsen v. J. 1842. 

84. 
G r i 8 e 1 1 n i. 83. 89. 
G r o n V i u s. 66. 
G r u t e r. 65. 66. 70. 

\\) 



146 



Register. 



Haas, Mich. Dr. 91. 123. 

Hartvicuß. 107. 109. 110. lU. 

Hefner. 61. 

Henszelmann, Em. Dr: 92. 103. 

Hen z en, Dr. 35. 

Hermann, L« D. 79. 

Hirt. 66. 

Hoheneck. 62. 

Hohenhausen. 10. 

Hormayr. Arohiv. f. Geschichte. 34. 

Jaumann. 55. 

Jahrbücher der Literatur. 66. 
Journal of the Aaiatic Society of Bengni 
61. 

Kaiser. 61. 

Kitancsich. 82. 

Kandier. 67. 68. 

Kellermann. 65. 

Kem^ny. Graf. 22. 24. 

Khell. 70. 

Klemm. 79. 

Koller. 124. 126. 127. 128. 130. 

Kölöseri Auroria. 15. 

Kronstädter Zeitung. 1850. 45. 

Kub6nyi. 107. 

Kurz. 63. 

Labus. 71. 

Lanza. 56. 

Lauriacum. 54. 

Lazius, W. 88. 

Lenoir, A. 122. 

Lenormajit. 70. 72. 

Lezai in Broos. 13. 

Limausin. 55. 

Linzer Zeitung v.J. 1851. 57. 

L' Istria. 1846. 67. 

Livius. 87. 

Lo r en i, Joh. 13. 



MaiUth. 84. 110. 

Mannert. 10. 82. "^ 

Marienburg. 49. 

Marsigli. 88. 

Massmann, Dr. 16. 18. 

Melly, Ed. Dr. 137. 

Mionnet. 70. 72. 

Mittheilungen der k. k. Centralcommis- 
sion zur Erf. und Erh. der Baudenk- 
male. 109. 

Mommsen. 64. 

Mongez. 70. 

Muchar. 82. 

Münz- und Antiken-Gabinet, k. k. 62. 

Na gl er. 53. 
j Keigebaur. Ritter t. 10. 12. 24. 25. 35. 

37. 40. 41. 90. 
Neumann. 70. 
Niedemayer^s Zeichnungen des Hypocau- 

stum bei Enns. 56. 

Ödenburger Gymnasialprogramm vom 

J. 1854. 109. 
Oreili. 64. 

Pauly. 64. 

Peutinger'sche Tafel. 11. 19. 21. 22. 25. 

27. 36. 37. 
Plinius. 79. 
Pray. 110. 
Preuenhuber. 53. 
Preuer, Ign. 128. 
Ptolomäus. 22. 37. 79. 81 und 82. 
Putschius, Joh. 55. 

Ranolder, A. Dr. Bischof. 93. 112. 113. 
Reichard. 82. 
Reusoh. 79. 
Rogerius. 98. 
Roschmann, A. 5.5. 



Sacken Ed., Preih. v. 63. 78. 
Scheint, Dr. 32. 33. 
Schöepflin. 55. 
SchÖnvisner. 55. 61. 124. 
Schuller^s Archiv. 9. 
Schulze. 79. 
Schuch. 55. 
Seivert^slnschriftensammlung. 14. 15. 20. 

23. 27. 28. 33. 85. 
Siebenbürger Bote. 1844. 46. 
Siebenbürgifiche Quartiil-Sohrift VIL 

49. 
Schlothauer. 53. 
Smith, W. 64. 
Schneider. 79. 
Spreti. 66. 
SzaUgyi. 128. 

Tacitus. 16. 
Tillemont. 72. 
Timon. 36. 37. 49. 

Uckert 26. 

VÄhot, E. 107. 110. 
VÄsÄrhely. 90. 
Vasari. 96. 
Venus. 71. 
Vignola. 127. 
Virgilius. 53. 
Visconti. 71. 

Wattenbftoh. 126. 

Weber, Beda. 56. 

Wiener Jahrbücher der Literatur. 83. 

Wiener Zeitung. 1848. 33. 

Zamosius. 89. 






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Denkmalpflege in Wien 

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