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BEQUEATHED BY
&e0vge S^UUk^n $enrh
PROFESSOR OF
Getmanfc Xanouaged anö Xftetatutcd
IN THE
1896-1899.
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V5
Jahrbuch
479S9
des
Vereins für niederdentsche Sprachforschnng.
tJatirgaiig 1879.
V.
'i
BREMEN, 1880.
Verlag von J. Kühtmann's Buchhandlung.
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U. L. Fr. Kirchhof 4.
Druck Ton Diedr. Soltaa in Norden.
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Irürialt.
Seite
Die Sprache des deutschen Seemanns von A. Breasing 1
Wo de sele stridet mit dem licham. (Yisio Philiberti.) Von Wilh. Seelmann 21
Mittelniederdeutsche Osterlieder von K. Bartsch. . . 46
Lateinisch-niederdeutsche Hexameter von K. Bartsch 55
Jesu dulcis memoria. (Tagzeiten der heiligen Anna.) Von J. G. Müller . 56
Aus dem Gothaischen Arzeneibnche von KarlRegel 61
Erklärendes Wörterverzeichnis der Lttneburger Sülze von K. E. H. Krause 109
Anhang. Strassen, Oertlichkeiten, Kirchen etc. in Lüneburg, auch der nächsten
Umgebung, so \ie\ sie öfter genannt werden von Demselben . . . 167
Zum Fastnachtspiel Henselin von G. Walther 173
Die Sprache des deutschen Seemanns. Nachtrag. Von A. Breusing. . . 180
Zu Laurembergs Scherzgedichten von R. Sprenger 186
Zu Gerhard von Minden von R. Sprenger 188
Alte Kanoneninschriften aus dem 16. Jahrhundert von A. Menz 189
Errata und Nachträge zu Jahrbuch IV und V 190
Me Sprache des deutschen Seemanns.
In jedem Volke ist der Wortschatz der Seeleute wohl mehr als
irgend eines anderen techniscbea Berufs ein Gemenge aus den
mdartigsten Bestandtheilen. Und es miisste uns verwundern, wenn
[ nicht Bo wäre. In techmschen Fertigkeiten ist kein Volk so toH-
mmen und reich genesen, dass es nur zu geben und nicht auch
[empfangen gehabt hätte, alle haben von einander gelernt. Und
Hia der Schiffer durch seiuen Beruf zu einem Volke fremder Zunge
Eührt wurde und er hier ein ihm unbekanntes Gerätb, eia ihm neues
irkzeug kennen lernte, da eignete er sich mit der Sache auch den
men an. Es hat so ein vielseitiger Austausch zwischen den see-
Brenden Völkern stattgefunden und auch der Sprachschatz unserer
mtschen Seeleute hat sich aus dem Uriuchischen und Lateinischen,
) dem Itomanischen und Arabischen, aus dem Keltischen und Bas-
1, aus dem Finnischen und selbst aus dem Karaibischeu bereichert.
Um einige Beispiele gleich hier vorwegzunehmen, so stammt das
Port „Kalfaten" vom arabischen qalafa d. h. ein Schiff verkitten,
1 das Wort „Havarie" aus dem arabischen ivar d. h. Beschädigung.
- Für den schweren Hammer mit beiderseits flacher Bahn, den der
Iftutsche Bergmann „Fiiustel" nenut, braucht der deutsche Seemann
i Wort ,,Moker". Jakob Grimm erzählt , in seinem Berichte über
i finnischQ Heldengedicht Kalewala (wieder abgedruckt im 2. Bande
ber kleinen Schriften), daas es ihm. früher nicht möglich gewesen
die Herkunft dieses Wortes festzustellen ; nun aber zeige sich,
hnuischen Stammes sei, denn mou-kara bedeute maüeus
timus. — Wenn irgend ein Wort uns volksthümUch anheimelt, so
es das bbi den Seeleuten und durch sie in Niederdeutschland
lug und gebe „Tbrankrüsel". Mao brachte es früher mit dem
nderdeutachen Kroos für Krug in Verbindung, welches freilich auch
bnkler Horkuuft ist und von fremd her eingeführt scheint. Nach
■eigand stammt e^ vielleicht aus dem keltischen crwa, welches ein
pides Gefäss bedeutet. Neuerdings hat sich nun aber ergeben, dass
r Thraukrüsel direct über See zu uns gekommen ist; das baskische
rt ist criselua oder crtiselua, in der Bedeutung Lampe,
iamenllich Hängelampe. Von besonderem Interesse ist dabei die fast
iBSchliesslicbu Verbindung von Krüsel mit Thran. ßekannthch haben
Urade die Basken bereits seit dem 'J. Jahrhundert den Fang der
Siadndeotiob» J^hrbnob. V. 1
Thranlische geübt und sind darin die Lehrmeister der übrigen ^
geworden. So wird mit dem Thran der Rasken auch
Thrankriisel zu uns eingeführt sein.
Der Grundstock unserer Schiffersprache ist freilich stets deuta
geblieben, und so lange der Volkerverkebr sich noch in engen Greni
bewegte und so lange die Technik des Seewesens sich noch im i
fachsten Zustande befand, ist auch die technische Sprache der f
leute germanischen Stammes eine gemeinsame gewesen.
Schiff und ßoot ; Kiel, Bord und Deck ; Mast und Stag ; Rudi
und steuern; Segel mit Leich und Schote; Wind und Luf und Ld
sind Schifferausdrücke, die auch bei dem nnfachsten Fahrzeuge nictq
entbehrt werden können. Sie gehen deshalb auch in die vorhistorischaj
Zeiten zurück und müssen schon im Gebrauche gewesen se
Angelsachsen uoch au den deutschen Gestaden der Nordsee wohntd
denn sie haben sie in ihre neue Heimath mit hinüber genommM
und jedem der eben genannten Worte entspricht auch heute
englisches mit genau demselben Begriffe : ship, boat, keel, board, dt
masi, stay, rttddcr, to sieer, smV, leech, shect, tcitid, loof, lee. t
noch Jahrhunderte hindurch wird man sich mit diesem geringen i
deutschen Wortschätze haben begnügen lassen, denn auch der P
der Schiffe hat sich lange auf niedriger Stufe erhalten.
Es ist bekannt, dass die Deutschen der Urzeit sich das i
als schwimmendes Thier dachten und ihnen danach Kamen gj
Unter dem Worte Eber erwähnt Jakob Grimm im deutschen Wort
buche, dass die Benennung der Elbschiffe als Ewer, wenn dies '
das männliche Schwein bedeute, in die allerältesten Zeiten zurück^
greifen müsse, verhehlt aber seine Bedenken nicht. Freilich i
im Irrthume, wenn er meint, dass das Wort cvcr in dieser Bedeutui
im niederländischen nicht vorhanden sei. Nie. Witsen: Seheepsbo
eti Bestier, Amsterdam 1€90 fol. hat auf S, löi): De Vtaam
FleÜen, Tjcdicen, Evers, Arben, Krayers en Svauweii, sclioon j
landsmarders eijn, begecen zieh diktimal over eee, und auf S. 589 f
er, Evers seien hle'mB visschers schulten tot Enkhuisen. Ever t
sich also sowohl in Flandern als in Holland. Dass ever sonst n
der Verbindung cverswijn im niederländischen und cverswin im niedot
deutscheu vorkommt, thut nichts zur Sache. Auch wenn ever
Wildschwein bedeutete, könnte das kein Bedenken erregen,
unter dem Worte Esse findet sich im Mnd. Wörterbuche; De i
hedde dat rath mit einem schonen gemesteden everschwine beg
Hier kann doch nur von einem zahmen Schweine die Rede sein. Uni
wenn Jakob Grimm darauf hinweist, dass weder altnord. iöfm
angels. cofitr irgend die Bedeutung eines Fahrzeuges zeigen, f
dies doch nur für die uns erhaltenen Bruchstücke dieser Literaturefl]
und ist kein Beweis. Man würde auch in grosse Verlegenheit
rathen, wenn man für unsere deutschen seemännischen Ausdrückfly
Belege in Goethe, Schiller, Lessing u. a. w. suchen wollte. Man hal
mir gesagt, dass das betonte E in den beiden Worten Ewer
^K)cr uiclit denselben Laut habe, und dass diese deshaJb wolil nicJit
^Bleicbbe deutend sein köoneD. Ich möchte auch darin keine i^chwierig-
Btoit finden. In tausend Jahren künnten immerhin die Schiffer und
Väie Landleute darin auseinander gegangen sein, da Jene sich längst
K nicht mehr der Herkunft ihres Schiffsnameus bewusst gewesen sind,
■^ände diese Benennung allein, so würde der Einwurf vielleicht Ge-
1 "wicht haben. Aber nun finden sich auf der Weser und der Erna
I ^gleichfalls Tbieroamen für die Schiffe, Auf der Weser fahren Böcke
Kiiud Bullen, auf der Ems Mutten und Kuffen. Mutte ist bekanntlich
l'ein Mutterschwein, und Kuffschwein ist ein aUeu Niederdeutschen ba-
l.fauiDteB Kosewort der Kinder fiir das Borstenthier. Ich möchte auch
■die Lastschiffe auf dem Rhein, die Aake genannt werden, hierher
[«elien. Aak ist niederdeutsch auch der Wurm im I'inger und würde
FvoU das Stammwort ftir Egel sein, wofür Weigand eine griechische
■■Wurzel äk und ein lateinisches ac annimmt. Von Bedeutung für das
■.Alter der Schiffsnennung nach Thieren ist es, dass auf den Flüssen
I fistlich von der Elbe, wo die deutsche Colouisirung erst in historischen
■.Zeiten erfolgte, solche Thiernamen für Schiffe sich nicht finden. —
H'fieiegentlich will ich hier anführen, dass Diez und nach ihm Weigand
■tileii SchiSsuamen Kogge, der in dea alten hansischen Urkunden so
Bitft auftritt, vom französischen coque, spanischen coca und diese wieder
KfcaB dem lateiniacheu conc/ia ableiten. Ich sehe keinen Grund, wes-
■']ulb dieses Schiff nicht einen alt-nordischen Namen haben sollte.
B£ine grosse Rolle spielen diese Fahrzeuge in der Geschichte der
B'Kreuzziige und treten dabei in allen Urkunden, die zu meiner Kennt-
■giss gekommen sind, als Schiffe nordischer Seefahrer auf. Die grössere
^Wahrscheinlichkeit ist doch die, dass coque und coca von Kogge und
H&icht dieses Wort von jenen abstammt.
M. ^''^t als die germanischen Völker namentlich seit den Kreuz-
^Wfigen die südlichen Gewässer besuchten, lernten sie im Mittelländischen
KMeere eine höher ausgebildete Technik kennen und nahmen fremde
HSV^örter in ihren nautischen Sprachschatz auf. Gewisse Bezeichnungen
Bvnd Benennungen, die alle romanischen Völker schon aus dem Alter-
B;tbume mit hi^rübergenommen hatten, wurden, wenn nicht schon früher,
Häoch jetzt Gemeingut auch der geruauiscben Seefahrer. So Anker
K^it Kabel und Ankerboje mit Bojestropp. Anker ist aus dem latei-
H^ischen ancora und Kabel aus dem mittellateinischen capulutn ent-
^m&nden; hoja kommt schon bei Plautus und Festus vor, und von
HStropp finde ich in WinkeliiiaQu's Geschichte der Kunst, dass es als
Bpieuiisches Wort ittsotttto; in der Bedeutung ..Ivranz" von Festus
Hsnfgefubrt wird. Getlius hat das lateinische strupjius als „Band",
^töerade dieselben Bedeutungen vereint hat das Wort in der deutschen
Bcohiffersp räche : ein zu einem Ringe oder Kranze in einander ge-
f itoblungenea Rand. — Das Wort Kernen vom lat. remus Ruder hat
^vietbicht schon während der ersten Kriege unseres Volkes mit den
KBumern Aufnahme in unsere Sprache gefunden.
m Aber lange vorher, ehe die nordischen Völker von den mittel-
ländischen lernten, hatten bereits germanische Worte Eingang in i
romaiiisclien Spmcbeu gefunden. Und merkwürdigerweise haben da
roTuanischeu Völker die Benennuiig der wesentlichsten Schiffsthei
von den Germanen entlehnt, wJLhrend diese sieh begnügten, die NamM
vou allerdings nicht unwichtigen, aber doch für die Sdiithihrt nicq
gerade wesentlichen mecLanischen Vorrichtungen von den Rom
in die eigene Spräche aufzunehmeu.
Vom altnord, Kiulr, ahd. Kiol, d. i. nhd. Kiel, stammt <
' franz. guillc, das span. quUla, das ital. chiglia, trotzdem das lateiniscä
carina sieb den Romanen bot. — Vom altnord. mastr, d, i. ahd. n
stammt das franz. imit, das port. mastro, das span. mastil, wäbrei
in diesem Falle die Italiener ihr albero aus dem lat. arbor beibehielteij
— Aus dem altnord. l/iitr, nhd. Boot, stammt das jetzt veraltete iti
ImUo, das span. Ijatd und das franz. bateau. — Vom deutscheu Bori
ahd. horto, stammt das franz. bord, das ital., span. und port.
— Das deutsche Schote, altfries. akot wurde im franz. zu tcot odd
ecoitte, im ital. zu scotto, im span. und port. zu escote. — Das denteolu
Bugspriet, engl, bowsprü wurde franz. leaupre, und das deutsche Sta(d
engl, stay, franz. zu rlai und span, zu esiay. — Das franz. vaigrm
die Planken der Binnenwand des Schiffes, stammt von dem sehnet'
wägg und dän. vaeg, ä. h. Wand, welches auch in das niederländisch
als weeg übergegangen ist, wovon wir dann wieder das niederdeutsch
wegeruHff haben. — Das französische Wort varangites für die Fllfl
hölzer oder Hippen des Unterachiffs ist das schwed. wranger, d,
Krummhölzer — Die französischen Wörter babwd und iriborä, spi
estribord, sind von Backbord und Steuerbord hergenommen.
Es ist die gewöhuhche Ausicht, dass namentlich die franzöaisol
Sprache ihre eben genaunten Ausdrücke aus dem Niederländischei
entnommen habe. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschliesseffi
Die Aufnahme von Fremdwörtern für so wesentliche Theile des Schiff
für welche die eigne Sprache doch auch schon eigne Worte besitz69
musste, wie z. B. für Mast und Kiel, ist nicht durch einen blot
äusseren Verkehr zu erklären, um so etwas zu ermöglichen, :
sich das fremdo Schilfurvolk bä.uslich niederlassen. Und als die Noi
mannen die Normandie und Apuhen und Calabrien und Sicilien i
Besitz nahmen, da sind diese nordischen Schifferausdnicke in die ro-
manischen Sprachen eingedrungen. Sie haben schon Aufnahme ge-
funden, als die niederländische Schiffahrt noch von ganz untergeord^
neter Bedeutung war.
Erst zur Zeit der Kreuzzüge traten auch die anderen germ^l
nischen Völker in lebhafteren Verkehr mit den Romanen. Und naag
lernten sie im Miltelmeere mechanische Vorrichtungen kennen,
ihnen bis dahin fremd gebheben waren. Dass ein Flaschenzug Aed
alten Deutschen nicht bekannt gewesen ist, geht, abgesehen davon,
dass „Flasche" aus dem Italienischen stammt, schon daraus hervor^
dass CS ein zusammengesetztes Wort ist. Aber bereits die Grieche«^
hatten dieses Hebezeug unter dem Namen Tpo^a)-!« und
To. Tpi<57:a<7To; war ein dreischoibiger und eine -rp. ::oa'j'7t:x'7to; ein
mehrscheibiger Flaschenzug. Der deutsche Seemann nennt ihn Talje :
es ist das italienische Wort tafflia oder das portugiesische tdlha. Der
englische Seemann nennt es tacMe, Eben dies Wort hat nun auch
der deutsche Seemann in dor Verbindung: , .Mantel und Takel".
Hier bedeutet Mantel ein feststellendes starkes Tau. und Takel einen
Block mit Scheibe und laufendem Tau oder Läufer. Mantel ist das
italienische Wort amnnti^ das spanische amantillos, das portugiesische
amantilhos. Man liat lange vergebens nach der Herkunft desselben
gesucht, bis uns Biickh in seinen ., Urkunden über das Seewesen des
attischen Staates" (vgl. S. 151) gelehrt hat, dass es im Mittelalter
aus dem altgriccliischon Worte l;/.ivTs; verderbt sei. Takel ist das
italienische tacca = Kerbe, welches im portugiesischen zu tarjue wird.
Der Begriff von fafjlia und tarca ist derselbe : haben die beiden Worte
auch dieselbe QuelhjV Xacli Diez hat das italienische Wort taglia
sein unantastbares Ktyinon im luteinischon talm. Bei den römischen
Feldmessern heisst eine scissuw eine tnliahirn und. wie Dioz ferner
anführt, rechnet Iludorff auch thcclalura aus der ln.r Lony. hierher.
Kann dies geschehen, so ist auch der Sililuss berechtigt, dass unser
Wort Talje mit dem englischen turliv «lenselben Stamm luit, während
Weigand noch die Ableitung des Wortes Takel für dunkel erklärt.
Die Bezeichnung des Flaschenzuges als pjiikerbung oder Einschnitt
ergab sich aber aus seiner Gestalt ganz in derselben Weise, wie der
Körperbau oder der Leibschnitt eines Kleides durch das französische
Wort iailh bezeichnet wird. — In den ältesten Zeiten wurden die
Segel der Deutschen blos am Fuss(» oder rnterrandi^ mit Hülfe der
Schoten gelenkt. Von den Romanen haben alle germanischen Völker
gelernt, auch die Ualien zu richten und die dazu dienenden Taue die
Brassen genannt, franz. tcs hras die Arme, span. hrazas^ port. hrazos^
ital. braccly engl, hraces vom lat. hrachium. — l'nsere Seeleute nennen
einen spitzen eisernen Nagel einen Spieker. Als sie nun im Mittel-
meere lernten, wie man dort zum Befestigen des Tauwerks sehr
passend stumpfe Ilolzpflöcke verwandte, die ital. aiv^ifjlic heisseu,
führten sie dieselben ebenfalls ein und nannten sie: Kavielnägel.
Dies Wort wird, weil unverstanden, auf das grausamste verunstaltet ;
man hört jetzt von Karviel, Kofein, Kovien, selbst Kotfernägeln. —
Wenn unsere Seeleute von Spanien Wein holten, so sahen sie, dass
man die Fässer mit Keilen feststaute. Da nun im Spanischen ein
Keil cufio heisst, so werden bis auf den heutigen Tag diese Staukeile
von unseren Seeleuten Kuntjes genannt. — Vom spanischen trensa
kommt unser Trensen, d. h. die Furchen des schweren Tauwerks mit
dünnem Tau durch Umschlängeln ausfüllen. Getheertes Segeltuch,
welches zum Bedecken von Luken und anderen Oeffnungen dient und
im englischen larpauliny heisst, nennen wir Presenning. Es ist das
veraltete französische Wort imeeinte, d. h. Umhüllung oder Schurz.
— Erwähnen wir endlich noch die Worte „Kappen** vom französischen
couper und die „Pertürleine'*, d. h. das Tau, welches den Anker, ehe
man ilin fallen lüsst, unter dera Krahnbalken festbält oder trägt i
offenbar von dem französischen porteur abzuleiten ist, so ist dam
wohl die Zahl aller technischen Ausdrücke, welche die Sprache da
deutechen Seemanns aus der Fremde entlehnt hat, erachüpft.
Wägt man die Bedeutung der Worte, welche Germanen n&i
Romanen ausgetauscht haben, nach dem Gewichte, welches die dai
bezeichneten Gegenstände für die Schiffahrt und das Seewesen habafl
so lässt sich nicht verkennen, dass die Vergleicbung zu Gunsten da
germanischen Völker ausfallt.
Die englische Sprache hat von den Romanen auch noch andsi
technische Worte aufgenommen als die deutsche, und von diesen i
ich wenigstens eines hier erwähnen, weil sich daraus im Munde dfl
deutschen Seeleute an der Ostsee ein neues deutsches Wort f_ *"""
hat. Die Hebezeuge, welche der deutsche Bergmann von Altera 1
als Haspel und Göpel benutzt hat, und von denen jenes eine Winn
mit liegender Welle und dieses eine solche mit stehender Welle i
deutet, müssen dem deutschen Küstenbewohner unbekannt gewe«
sein. Als der Seemann sie bei den Romaneu kennen lernte, bildet
er sich dafür zusammengesetzte deutsche Ausdrücke und nannte
eine Bratspill, d. h. Bratspiudel oder Bratspiess, und das andere Gai
spill, weil man darum herumgeht. Für das letztere hat nun
tische Sprache das Wort capstan. Es stammt von dem spanisd
cabr'cstanle. Cabria heisst ein Bock, ein Krahn, eine Winde,
cahr'estante ist eine Winde mit aufrecht stehender Welle. Aus dem
englischen Worte capstan haben die Niederländer einen kaapslailäer
und unsere Matrosen an der Ostsee einen Kopfständer gemacht, eine
nicht unebene Wortbildung.
Neben allen den im Vorhergehenden aufgeführten Sachbenennung^
sind uns nun aber auch zwei Personalbezeichnungen aus dem MitteD
alter überkommen, von denen ea bis auf den heutigen Tag streitig istB
ob sie dera romanischen oder germanischen Sprachgebiete angehürenV
und die ein wahres Kreuz der Etymologen gewesen sind. Ich willf
beide einer etwas eingehenderen Besprechung unterziehen.
Das eine ist das Wort Pilot, Diez, die erste Autorität in Be-
zug auf romanische Philologie, hat darüber in seinem WcirterbucbeJ
(Ausg, 1878) das Folgende:
Piloto it.. sp. pg. desgl. it, püota, frz. pHote Lootse, Steuermann. I
Die niederländische Sprache hat pijloot und dies hält man für eine!
Zusammensetzung aus pylen, die Tiefe des Wassers messen, und lood, \
laot Blei, was aber noch näher zu prüfen sein möchte. Im franz.
deutet piloter Pfähle ins Wasser schlagen, pilot'is Grundpfahl,
piemont. und wallen, schlechtweg püot genannt. Aber logischer Zu-
sammenhang zwischen pilotis und pilote ist nicht abzusehen, wie sich
denn letzteres auch mit seinem derivativen e als ein dem itatien.
pUota identisches Wort answeiet; dieses aber hat einen fremdartigen
Anstrich, indem sein SufBs an idioia, epirota u. dgl. erinnert; roma-
, niBch wäre pilotto, püot. Soweit Diez, — Weigand hat unter dem
Worte Pilot: Steuermann, Lootse. Im 17. Jahrhundert der Pylote.
aufgenommen aus dem niederl. der piloot, welches entlehnt ist aus
franz. der piloff*, ital. der pilota. Wohor aber diese? Unter dem
Worte: Lootse findet sich dann ferner bei Weigand: Der Lootse ist
aus niederd. der loots, niederl. loods, loofs^ diin. loofs, schwed. lots;
und lootsen aus niederl. loothen, diin. lootse. Auch sagt man der
Lothsmann, niodord. looLwiann ; niodorl. loodsmav, engl, (wohl anders-
woher aufgenommen) loadsman, loadesman. Ob vom neuniederl. das
laod = Senkblei, die Tiefe des Wassers zu messen, und aus dem
niederländischen in das nordische und englische übergegangen?
Weigand verweist dann noch auf das Wort pilot, — Wir wollen
prüfen, ob die Angaben von Die/ und Weigand das Richtige treffen.
Das Wort Pilot taucht zuerst im Mittelländischen Meere auf und
findet sich in dem (^atalonisohcn (-onsulat der See, welches bereits
um die Mitte des i:J. Jahrhunderts abgel'asst ist. Uu^v heisst es im
Cap. CCV. (Pardcssfis; Us d'- Coutumrs dr ia mcr. Paris 1847. 4^,
IL pag. J2:j1), dass es Schiffer gebe, die nicht wüssten, ob sie voraus
oder zurück fahren müssten, noch überhaupt die See kennten ; deshalb
solle ein Schiffer, dessen Fahrzeug nach unbekannten Gewässern be-
frachtet sei, einen Piloto mitnehmen. Was mag nun hier unter Piloto
verstanden sein? Ein Bedürfniss von Lootsen in unserm jetzigen
Sinne, wo das Wort einen Wegweiser für enge, gefährliche Fahrwasser
bedeutet, besteht im Mittelländischen Meere gar nicht. Die grossen
Handelsemporien Konstantinopel und Alexandria, Messina und Palermo,
Venedig und Genua, Neapel, Marseille. Barcelona, Valencia, Malaga
liegen an offener See. Andererseits muss man bedenken, dass in
früheren Zeiten der Schiffer eigentlich nur der Schiftsherr war und
kein Seemann zu sein brauchte. Ulloa in seinen Convcrsnciones sagt
darüber: En lo antiffno cran dos mhiisterios seimrados, d de mandar
las embarcaciones // el dr dir'ujirlas. Los capitaucs tcnian el niando
ifUerior civil, economico y militar; ?/ los pilotos ernn los tjuc desempefiahan
la f)arte nautica en pilotaye y manlolna. So erklärt sich die Vorschrift,
dass ein Schiffsherr, der nicht selbst Seemann war, einen der Schiff-
fahrt kundigen Mann annehmen musste. von selbst, und man hat hier
nicht an einen Lootsen zu denken. Bei den Völkern des Mittel-
ländischen Meeres hat das AVort piloto keine andere Bedeutung gehabt
als die, die wir mit einem ,, befahrenen Seemann^* verbinden. Als
Columbus zu seiner Entdeckungsfahrt auslief, war der eine der Ge-
brüder Pinzon der Piloto mayor des (Jeschwaders. Auch der Nicht-
seemann begreift, wie widersinnig es wäre, für völlig unbekannte Ge-
wässer einen Lootsen anzustellen, der eben seinen Namen davon hat,
dass er von einem ganz bestimmton Fahrwasser eine j^enaue Orts-
kenntniss besitzt, um als Wegweiser dienen zu können. Und erwägt
man ferner, dass ein Wort gewiss längst im Gebrauche gewesen sein
nusste, ehe es in einem Gesetzbuche ohne weitere Krklärung ange-
führt werden konnte, so fallt schon damit die Behauptung zusammen,
dasB das Wort piloto aus dem niederländischen stammt. Erst nach
geh
zug
■ als
^b das
■ Lo(
H Ab)
■^ Wo
^^^^^ mal
dem Jahre tSUO kamen genuesische und venetianische Schiffe bm
Antwerpen und lernten in den nordischen Meeren eigentliche Looteeä
kennen. Denn hier lagen die Handelsplätze nicht, wie im Mitt^
meere an offener Seeküste. Hamburg und Bremen, Amsterdai
Rotterdam und Antwerpen, London und liristol, Rouen und Nante
und Bordeaux liegen tief im Lande an Revieren, deren Eingang dui
Sandbänke versperrt ist und wo die Möglichkeit des Einsegelns toi
der genauen Kenntniss der von Ebbe und Flut bedingten Wassertief
und GezeitstrÖmung abhängig ist. In dem von Koppmann heraui
gegebenen alten niederdeutschen „Seebuche" (Bremen, 1S76) hei»
ein Revier, wo man ortskundiger Männer bedarf, um einsegeln i
können, ,,Lootsmannswater", und es ist eben dieser Ausdruck Lootri
mann, der in allen nordischen Quellen des Seerechts wiederkehtfl
Der Ausdruck findet sich in den Jugemens d'Oi«wi, Art. 24 u. 25 j"
Lodenian (Pardessus 1. S. 340). Waterregt van Damme, Art. 24 a
Laedsage (Pardessus I. S. 38i). Kostümen van WestcapeUe, Art. i
als Leydlsman (Pardessus I. S. 392). Waterregf van Wisbi/, Art.
u. 2 als Leylsager (Pardessus 1. S. 463 u. 464). Waterregt i
Wishy, Art. 39 als Leytsman (Pardessus 1. S. 488).
In allen diesen Stellen entspricht das gebrauchte Wort genid
dem Begriffe, den wir mit dem Worte Lootsen verbinden. Neb^
ihnen werden Slürliede, Steuerleute, die das Schiff über See fubrei
noch besonders genannt. Und diese Steuerleute werden denn aaa
in den niederdeutschen nautischen Werken ganz richtig als Piloti
bezeichnet. Der berühmte Waghenaar in seinem am Ende des ^4
Jahrhunderts erschienenen ,,Spioghel der Seefahrt" nennt sich selbq
einen PHoten ofte Stuermaii. Nur weil die romanischen Völker
unseren Lootsen kein entsprechendes Wort hatten, gebrauchten sij
dafür ihr pilota. Die Franzosen freilich unterscheiden die
Tbätigkeiten eines Piloten einmal als Steuermann und das ändert
Mal als Lootsmann, und nennen den einen pilote kauiurier, d, h. Hocl
seelootsen und den anderen einen püote colier oder Kiistenlootsed
oder auch pÜoie lamaneur. Bei ihnen ist nämlich das normänniscbfl
lodeman in locmati, dieses in loananeur und dieses in das neufranzS^
aische lamatteur übergegangen und lamanage heisst bei ihnen
heute die Thätigkeit des Lootsen. Auch im Englischen hatte c
Wort pilot ursprünglich die beiden Bedeutungen als Steuermann i
Lootse, wird aber jetzt so gut wie auaschliesslicb im letzteren Sinnfl
gebraucht. Im Altenglischen hiess der Lootse loadsman und wem
zugleich der Nordstern als loadstar, d. h. Leitstern, und der Magnel
als loadstone, d. h. Leitstein bezeichnet wird, so besteht kein Zweifel
dies load von dem ags, hid, leiten, abstammt und dass das W«^
Lootse nichts anderes als Leitsmann bedeutet.
Ich kann hier die Bemerkung nicht unterdrücken, dass eine ^
Ableitung des Wortes pilot oder Lootse von den niederländischen
Worten peilen und }ood Niemandem einfallen kann, der mit den see-
männiscbeu Gebräuchen und Gewohnheiten bekannt ist. Es entspricht
dies genau dem lucus a uon lucefido, denn der Lootse lothct gar nicht ;
dazu braucht man einen zuverlässigen befahrenen Seemann, der die
gelothete Wassertiefe jedesmal laut ausruft. Und darnach richtet sich
dann der Lootse mit der Leitung des Schi£fes. Jede von diesen
Thätigkeiten nimmt ihren Mann so in Anspruch, dass beide nur mit
Nachtheil für die Führung des Schiffes in einer Person vereinigt
werden könnten. «
Ich erlaube mir noch eine kleine Berichtigung in Bezug auf das
niederländische Wort peüeHj von dem unser eAimederAeut&ches pegeln
jetzt bei den Seeleuten verdrängt ist, wie auch das altniederdeutsche
segelen durch das niederländische eeilen. Weigand sagt: peilen be-
deute mit dem Senkblei Tiefe und Grund des Meeres untersuchen,
auch mit dem Sextanten die Höhe der Sonne über der Mittagslinie
messen. Das eine ist ungenau und das andere unrichtig. Peilen
heisst ganz allgemein ,,messen^^ und man peilt den Strom, das Fahr-
wasser, die Pumpen und auch die Sonne. Aber die Untersuchung des
Meeresgrundes heisst nie peilen, sondern stets lothcn, und wenn mau
die Sonne peilt, so ist das nie eine Höhenmessung der Sonne ver-
mittelst des Sextanten, sondern stets eine Azimuthbeobachtung ver-
mittelst des Compasses.
Woher aber stammt das Wort Pilota^ wenn es nicht von peilen
und lood abzuleiten ist ? Scaliger, Menagius, Barth und andere haben
darüber die sonderbarsten Vermuthungen aufgestellt. Die lateinischen
Worte piltis^ pileum^ xiroreta und pedes velorum haben die Stammworto
sein sollen. Pilot sollte der Mann mit grossem Hute sein. Man
dachte an den SchifiFerhut rUo; des Odysseus und der Dioskuren, die
ja auch lat. pileati genannt werden. Und weil im Italienischen für
j)ilota auch pedota gesagt wird — so wird wenigstens der Steuermann
in der zu Venedig 1555 erschienenen Uebersetzung der Arte de
fuiuegar von Pedro de Medina genannt — so hat Bartolomaeus Cres-
centius in seiner Nautica mediterranea (1609) geglaubt, dies pedota
8ei aus pedotto und dieses wieder aus perdoctus verderbt, der Steuer-
mann sei ein sehr gelehrter Mann gewesen. Das sind sie nun aber
bis auf den heutigen Tag nicht, und ich bezweifle, ob die Ableitung
von pedota d. h. nach den italienischen Wörterbüchern Seewegweiser,
aus perdoctus aus sprachlichen Gründen zulässig ist. Mich hat die
Thatsache, dass die beiden Formen pedota und pilota neben einander
bestehen und die Bemerkung von Diez, dass das Suffix an idiota er-
innert, auf eine Vermuthung geführt, die ich hiermit den Sprach-
kundigen vorlegen möchte. Im Griechischen heisst das Steuerruder
7nr;86v und auch Trr.Xi^tov. Wenn sie nun auch nicht nachweisbar sind,
sollten nicht auch die Worte tt/.Xojtt.; und 7:y,Sx).uoTr,; als Bezeichnungen
des Steuermanns, wenn auch erst in nachclassischer Zeit, daneben
bestanden haben? Wie sich dann aus dem i^ioiT*/;; ein idiota^ so
hätte sich jedenfalls aus dem tt/.Swtt,; ein pedota bilden können. Ob
aber aus dem 7rr,Xa)'.(or/;; sich pilota entwickeln konnte, kann ich nach
meinen Sprachkenntnissen nicht entscheiden.
10
Ein anderes vielleicht noch räthselhaftercs Wort ist Matrose.
Es ist verhältnissmässig neueren Ursprungs und die englische Sprache
kennt es nicht, sie hat dafür saüor. In den niederländischen und
niederdeutschen Seerechtsurkunden, selbst bis zur hochdeutschen
SchifiFsordnung im Hanserecess von 1614 ist os mir nirgend begegnet.
Hier ist überall, wenn von der Mannschaft ausser dem Schiffer, dem
Steuermann, Bootsmann und Lootsmann gesprochen wird, nur von
Schiffsmann, Schiffsleuten, Schiftskindern, Schiffsvolk die Rede. Ohne
Zweifel stammt das niederländische Wort Matroos vom französischen
matelot. Aber auch dies geht nur bis zum 13. Jahrhundert zurück,
aus dem Littre eine Stelle anführt, wo das Wort nmthelot mit einem
th ohne s geschrieben wird, so dass Nicot's Deutung aus wz/?^ = Mast,
also ein am Mäste arbeitender, deshalb und weil das a kurz ist, von
Diez abgelehnt wird. Dieser spricht sich über die Etymologie wie
folgt aus: „Man wird es nMlmatta zurückführen müssen, einer der auf
der Matte schläft, mattarius, und vielleicht ist matelot (für materot) ge-
radezu aus mattaritis geformt, wozu matclas für materas eine schick-
liche Vergleichung bietet. Weniger empfiehlt sich die Deutung aus
ndrl. maat^ Kamerad, da das einfache Wort keinen Eingang in das
Französische fand. Die bretonische Form ist martölod,^^ In dem
Anhange von Scheler heisst es dann: „Bugg« fJRo»». ///, 155) em-
pfiehlt altnord. matunautr (entsprechend mhd. mas-genöze) Tisch-
genosse, ein besonders von den Schifisleuten gebrauchter Ausdruck,
die in verschiedene mötuneyti oder Tischgenossenschaften eingetheilt
waren. Diese Erklärung begünstigt die von Gaston Paris in einer
der Handschriften der Passion aufgefundene Form matlienotj'^ —
Weigand sagt unter dem Worte Matrose: „Wie mhd. der nuimer^
marnaere = Schiffsmann und mittell. marinarhis, franz. marinier^ so
ist das als Matrose zu uns überkommene nicderl. der matroos aus
franz. der matelot statt maferos, welches höchst wahrscheinlich aus
später lat. mnttiirms = Einer, der auf der Matte (lat. ^nattu = grobe
Decke) schläft, und die Matrosen und Seesoldaten schlafen auf Hange-
oder Hängematten. '^ — Um dieser Erklärung die Krone aufzusetzen,
leitet Littre das franz. Wort hamac aus dem deutschen Hangematte
her. — In Bezug auf diese Etymologien ist nun zunächst zu be-
merken, dass die Matrosen der Kriegsschiffe und Seesoldaten erst
seit dem 16. .Jahrhundert in Hängematten schlafen, dass also schon
dadurch die Erklärung des bereits im 13. Jahrhundert vorkommenden
Wortes matelot aus mattarius hinfällig wird, tls findet sich allerdings
in den Costumen der nordholländischen Seestädte Amsterdam, Ench-
huysen en Stavoren im Art. 2 §§ 5 und 6 folgende Stelle (Pardessus
I. S. 407): Hadde daer yemand Geld of ander Goed in syner Kisten
ende openbaerde dat niet eer men werpt ; ende die Kist (daer't Geld
in is) wordc dan overgeworpen in See, men sal se niet hoger rekenen
als dric Schilden alsoo vorre als sy beslagen is ; waer se onbeslagen
soo sal men se liera betalen na haerer Waerde, dat se waerd is. —
Waert Sake dat daer geworpen werde een Matte met een Bedde ofte
11
eenen Iloppesack, dat sal men rckcnen voor dric Schilden. Hier
kommt eine Matte vor, aber in die Matte war ein Bett eingewickelt
und der Schifimann schlief doch nicht auf der Matte, sondern auf
dem Bette. Nebenbei bemerkt war die Ausrüstung des Matrosen vor
ÖOO Jahren genau dieselbe wie heute. Wer Matrosen hat an Bord
eines Schiffes kommen sehen, der weiss, dass ein Jeder eine Eiste
nnd einen Sack mit sich führt und dass der letztere das Bett ent-
hält. Nur werden die Matratzen jetzt nicht mehr mit Hopfenzapfen
oder Hopfenkätzchen ausgestopft, was damals, wo jeder Haushalt sein
eigenes Bier braute und seinen eigenen Hopfen baute, noch möglich
war, sondern mit Seegras oder Buchweizendoppen, d. h. den Schalen
der Buchweizenkörner, und wenn es nicht anders sein kann, auch mit
Stroh, was in den alten Zeiten wegen der Feuergefährlichkeit ver-
boten war. Die Schlafstelle der Matrosen aber war bis zum 1 6. Jahr-
hundert auf Handels- und Kriegsschiffen und ist jetzt auch noch auf
Handelsschiffen so gut wie ausschliesslich eine Koje, da diese Ein-
richtung in Bezug auf die Benutzung des Raumes einen grossen Vor-
zug bietet. Erst als im 16. Jahrhundert auf den Kriegsschiffen auch
auf dem Zwischendeck Geschütze aufgestellt wurden, da musste zur
Bedienung derselben der Raum frei bleiben, und erst da kamen die
Hängematten auf. Hänge- oder Hangematte ist aber ebensowenig ein
deutsches Wort, wie das vorhin erwähnte Kopfständer oder das be-
kanntere Felleisen. Wie dieses aus dem franz. valise durch Anleh-
nung an Fell und Eisen entstand, so das W^ort Hängematte aus
Aaniaca, welches nach Pott der Caraiben-, nach anderen der Guarani-
sprache angehört. Aus den Mittheilungen der spanischen Geschichts-
schreiber im Zeitalter der Entdeckungen wissen wir, dass die Indianer
auf den Antillen ihr Nachtlager in der Weise herrichteten, dass sie
ein Geflecht mit den vier Enden an vier in die Erde gerammten
Pfählen befestigten und diese Vorrichtung hamaca nannten. Daher
kommt es, dass auch die Engländer ihre Hangmatten Jhammoclcs nennen.
Wäre eine solche Lagerstätte schon vor dem 16. Jahrhundert an
Bord in Gebrauch gewesen, die englische Sprache würde sicher nicht
das caraibische Wort dafür aufgenommen haben. Im 17. Jahrhundert
hiess eine Hängematte auch noch hangmak, vgl. Witsen: Adloude en
hedendagsche Scheepsbouw en Bestier, Amsterdam 1690. Erst später
ist daraus schliesslich Hangmatte geworden. Die Spanier bewahren
noch die ursprüngliche Form hamaca, Dass Littre das caraibische
Wort, welches als hamac auch in die französische Sprache Eingang
gefunden hat, aus dem deutschen Hangmatte abgeleitet hat, ist ein
komischer Missgriff gewesen. — Woher stammt denn nun aber das
Wort Matrose ? Ich möchte doch nicht mit Diez die Verbindung von
matelot mit dem niederdeutschen Maat^ Kamerad, ganz abweisen,
trotzdem das einfache Wort keine Aufnahme in die französische
Sprache gefunden hat. Freilich an das von Bugge herbeigezogene
altnordische matunatitr möchte ich auch nicht denken, denn hier ist
fnat = ahd. nuh nicht maat sondern Mahlzeit, das engl, mess^ und
12
t»Ki/««at(/»' das jetzt auf engl. Sdiiffen ganz gebräuchliche mess-ti
Wäre das altnordische Wort io die französische Spraclie eingedruDgi
so wäre dies sicher schon zur Zeit der Normannen geschehen,
daon wäre es doch schwer erklärlich, dass es erst im 13. Jahrhiindai.
auftaucht. Jedenfalls würden mich wohl die skandinavischen Sprachä
eine reinere Form aufbewahrt haben, statt das verderbte niedü
ländische Wort malroos aufzunehmen. Andererseits steht ea fest, i
in dem Worte mutelot der Begriff maat, Kamerad steckt. In
Vocalulairc des tertues de Marhie von Lescallier, Paris 1778,
findet sich im französisch-englischen Thcilo unter dem Worte mate&
die Verbindung Vaisaeau-matclot nnd wird mit a gooä companp ifccqi
übersetzt. Dieser Ausdruck für ein Begleitschiff ist auch noch jetj
in der französischen Marine gebräuchlich, In Fournier: Ilydrograpbi'
Paris 1643, Folio, findet sich im Inventairn des mots tt fa^ons t
parier, dont on use sur mer das Wort amatdoter mit der Erkläruid'
est assif/ner i'i ckacun qucUpte persoime ixntr sc sul/vcnir les t
autres et assisler conitnc frlrcs. Sollte nicht am Ende doch
älteste Form mathenot aus dem niederl. nvtat-genoot entstanden sei^
Es wäre das niederl. Wort allerdings ein Pleonasmus, aber
Niederdeutsche lieht solche Pleonasmen, vgl. sclrrp, dtfrover, äelfgi'a
hönspot u. a. Ja, ein dem tm'itgheiutt genau entsprechendes Wort last
sich im Niederdeutschen nachweisen. Im MittelniederdeutadH^
Wörterbuclie findet sich aus einer Urkunde vom Jahre 1360 (Haifl
Rec. III. S. 16) das Wort niate-gesdlc angeführt, also dasselbe
müt-ghenöt. Da nun auch in Zusammensetzungen mit dam Woi
ghenöte das t/he wegzufallen pflegt wie in vetnenote, kopenote, so Bte
wohl nichts im Wege, das französische Wort fnathenot von ein^
niederländischen tnnlctiole abzuleiten. Ich lasse diese Erklärung dal
gestellt sein, da ich mich zu einem Urtheile nicht berechtigt glaubl
Im Uebrigen ist es keine vereinzelte Erscheinung, dass ein niede;
deutsches Wort nach dem Durchgange durch das Französische
verderbter Form wieder Aufnahme gefunden hat. So ist aus de^j
niederdeutschen lüf das französische Wort lonvoyer und hieraus wiedei
das niederdeutsche lavceren entstanden.
Zur Bestätigung, dass in dem Worte Matrose der Begrifl" Goi
nossenschaft der wesentlichste ist. möchte noch angeführt werdesJ
dass das Collectivwort für die Matrosen im Niederdeutschen
heute ,, Janmaat" ist. Jan ist das hochdeutsche Hans, wie die
Hanswurst, Hansnarr u. a. und sonst auch niederdeutsch z. 1
Janhagel sich findet. Das Wort wird hochdeutsch auch angehänfll
wie in Prahlhans, und ich möchte fast glauben, dass die Wortbw
düngen Dummerjan, Grobian nicht, wie dies bisher die Meinung gtf
wesen ist, durch eine lateinische Endung -iamis sondern aus dem a
gehängten niederdeutschen Jan zu erklären sind; dummer Jan, grobe^
Jan. Im englischen heisst der Matrose : Jack tar d. h. „Jan Theer",
Unkenntniss der englischen Sprache ist Veranlassung gewesen, dass
m&n Jack lar fär tur-jackct genommen und so das abgeschmackte Wort
juTheerjacko" gebildet hat, eine Bezeichnung für die Seeleute, die wir
\ün doch ablehuen müssen.
Am Ende des Mittelalters, welches wir damit verlassen, vollüog
i aber noch ein Einfluss der franzijsiachen auf die niederländische
md niederdeutsche Schifferaprache, welcher verunstaltender auf die-
^be gewirkt hat, als es die Aufnahme von noch vielen Fremdwortern
^tte thun können, denn diese waren im Munde des Seemauns sicher
r Sprache assimitirt worden. Der deutsche Matrose besitzt dafür
wunderbare Fähigkeit. Man hört von unseren Seeleuten ein
Fahrzeug, welches ein Mittelding zwischen einer Brig und einem
~ Jiuner bildet, ganz allgemein eine .^Maufahrteibrig" nennen. Lange
labe ich gesonnen, woher der Name kommen möge. Da fand ich,
I die amtliche englische Benennung HermaphrodUehrig A. h. Zwitter-
rig aei, und so wurde mir die Bedeutung von Maufabrtei klar. Ein
ie Hermaphrodit darf man einem deutschen Matrosen gar
icht ansinueu. In Anlehnung an Kauffahrtei macht er es sich als
[an&hrtei mundgerecht; und anderen Fremdwörtern würde ea nicht
MBser ergangen sein. Am Ende des Mittelalters drang nun aber die
mzösische Endung age ein und da erhielten wir dann die wider-
ien Bastardworte: lechage für Leckschaden, slilage für Verschleiss,
}käage für Takelung und sogar tigm/e mit einem i stiitt ü für Zeug,
* >dl. tuig. Das Wisby'sche Secrecht hat die Endung age durch aze
idcrgegeben und schreibt für Segelung Segelaze, ein Wort, welches
reilich wieder abgestossen ist. Hoffentlich gelingt es uns, auch die
Q)rigeD wieder los zu werden.
Mit dem 16. Jahrhundert beginnt dann für die seefahrenden
Völker, namentlich die des Nordens, eine vollständige Umwälzung im
"" liiffsbau und zugleich in der Besegelung und Betakelung der Schiffe,
1 ganzen Mittelalter war es damit ziemUch bei dem Alten gebliebeu,
T den berühmten gestickten Teppichen von Bayeux, welche die
mdnng Wilhelms des Eroberers in England darstellen und bald
ich diesem Ereignisse angefertigt sind, haben die Schiffe nur einen
izigen Mast mit einem grossen Rahesegel, welches mir durch die
^oten an seinem Fusse gelenkt wird. Auf den Zeichnungen, die
[ch in den Handschriften von F'roissart'a Chronik aus dem 15. Jahr-
indert finden, haben einzelne der dargestellten normannischen Schiffe
ieben dem Hauptmaste auch noch einen kleinen Hintermast, aber
leide tragen nur ein einziges Rahesegel ohne Brassen; auch jetzt
loch wurden die Segel lediglich durch die Schoten gelenkt. Man
t&tte zwar während der Kreuzzüge die mannigfaltig gestalteten Fahr-
'es Mittelmeeres kennen lernen, Fregatten und Brigantinen,
uavßlen und Corvetten, Galeeren, Galeassen und GaUoten, Schcbecken
lad Tartanen und wie sie alle heissen mit ihrer verschiedenen Be-
istong und Besegelung, hatte sich aber nicht veranlasst gesehen,
ne heimatlichen Gewohnheiten und Einrichtungen mit den fremden
i vertauschen. Wie im Handel so auch in der Schiffahrt bewegte
i sich nach dem Herkommen der Väter, Erst durch die grossen
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Eutdcckungen am Ende des 15. und Anfange des 16. Jahrhunderts
wurde ein Wetteifer bei den seefahrenden Völkern hervorgerufen und
die Schiffahrt nahm einen ungeahnten Aufschwung. Sie war bisher
auf die Binnenmeere beschränkt geblieben und wurde jetzt eine
oceanische. Es ist hier nicht der Ort zu schildern, wie die Bedürf-
nisse und die Anforderungen an die Ausrüstung der Schiffe dadurch
gänzlich verändert wurden. Walter Ualeigh spricht sich darüber in
seinem Discourse on thc invention of Shipping folgendermassen aus:
Whosoever were the invmtors^ we find^ tliat every age had added some-
wluxt to ships and to all tlüngs eise. And in my own Urne the sJiape
of our Efiglish ships has been greatly bettered. It is not long since the
striking of the topnmst (a ivonderfully great ease to great shijjs both at
sea and Jiarbour) lutth been devised, We Jiave lately added the bonnet
and tlie drabbeler. To the courses we Jiave devised sttiddingsayles, top-
sayles^ tapgallant sayles, spritsayles. Das ist mit wenigen Worten ge-
sagt die Entwickelung des einmastigen Schiffs des Mittelalters zu
dem jetzigen stolz aufgezeugten Segelschiffe. Um die Segelkraft zu
vermehren, begnügte man sich zuerst damit, das eine grosse Segel
bei günstigem Wetter durch einen angereihten Streifen Segeltuch zu
verlängern. Ein solcher Streifen hiess allgemein Bonuet. Als dies
nicht ausreichte, setzte man über dem einen grossen Segel, welches
fortan das Untersegel (engl, course) hiess, ein zweites. Um dies aber
zu ermöglichen, musste der Mast verlängert werden und dies geschah
durch eine Stenge. Weil diese Stenge auf dem Top des fortan als
Untermast bezeichneten Mastes stand, wurde sie von den Engländern
Topmast genannt. Der Top des Untermastes trug aber im Mittelalter
wie schon zu den Zeiten der Römer einen Korb. Diesen Korb nannten
die Niederländer Mars und, weil die Stenge über diesem Mars stand,
hiess sie Marsstenge. Das Segel aber, welches jetzt über dem Unter-
segel geführt wurde, erhielt, der Benennung der Stenge entsprechend,
bei den Engländern den Namen topsail^ bei den Niederländern und
Niederdeutschen den Namen Marssegel. Längere Zeit blieb dies
Segel das einzige, welches über dem Untersegel angebracht war, und
somit das höchste. Daraus erklärt sich, dass das Etymologicum Lin-
guae teuionicae von Kilian Duffläus vom Jahre 1598 das Meers- (d. i.
Mars)seyl als veliim in summo mall fastigio bezeichnet. Als nun auch
dies nicht mehr genügte, setzte man auf die Marsstenge oder topniast
noch eine zweite Stenge, bei den Niederländern Bramstenge, bei den
Engländern topgallanirnast (ursprünglich topgarlandmast) genannt. Da
Bram, das Stammwort von verbrämen, soviel als schmückender Kand-
besatz bedeutet, so sagen Bram und gallant, d. h. üuirlande, ganz
dasselbe. Weigaiid hat hier eine Ungenauigkeit, wenn er Bram als
Obermast, d. h. Mast auf dem grossen Mast bezeichnet. Das Segel
erhielt eben als Verbrämung den Namen Bramsegel. Dann fand man,
dass die früher übliche Verlängerung der Untersegel durch ein Bonnet
wenig zweckentsprechend war, deshalb zog man es vor, bei günstigem
Wetter die Segel an der dem Winde zugewendeten Seite durch einen
15
Streifen Segeltuch, eine Leiste, niederl. hjst zu verbreitern und nannte
diese Beisegel im Niederländischen lystseils^ woraus durch euphonische
Verschleifung der Consonanten lyseils und im Niederdeutschen Useils
wurden, und hieraus entstand der deutsche Name Leesegcl, der mit
dem einfachen Worte Leh durchaus keinen Zusammenhang hat, denn
die Leesegel werden eben nicht in Leh gesetzt. Die Engländer nennen
sie studdingsails (sprich stunsaUs), ein Wort, dessen Erklärung noch
nicht mit Sicherheit festgestellt ist.
Von den Benennungen der Segel wären noch zu erwähnen:
Besän, Fock und Klüfer. Das erste W^ort ist italienischen Ursprungs.
Als die dreimastigen Schiffe in den nordischen Gewässern Aufnahme
fanden, zeugte man den Hintermast zuerst nicht mit einem Rahesegel,
sondern mit einem Ruthensegel auf, wie es die italienischen Schiffe
am Mittelmast führten, daher vela mesana. Dieses Wort übertrug
man, ohne sich um den Begriff zu kümmern, und so entstand das
englische mieeen und das deutsche Besän, und vom Segel erhielt der
Hintermast den Namen Besänmast. Die Franzosen brachten dies
Ruthensegel am Fockmaste an, und daher heisst dieser bei ihnen
mät de tnisaine. Es ist ein Irrthum, wenn im Deutschen Wörterbuche
von Grimm unter dem Worte Fock das Wort tnaisdn durch Focksegel
erklärt wird. Im Deutschen bedeutet Mesän immer dasselbe wie
Besan. Im Mnd. Wb. ist maisän nach N, Chythraeus richtig durch
velum ad puppim expansum wiedergegeben. Auch die Erklärung von
,,Be8än'' im Grimmschen Wörterbuche ist ungenau. Es ist nicht, wie
dort angegeben wird, das unterste Segel überhaupt, sondern das
unterste Segel am Hintermast. — Das Wort Fock ist wahrscheinlich
deutschen Ursprungs, kann aber, weil es sich im Englischen nicht
findet, wenigstens nicht uralt sein. Wir können es nur bis zum An-
fange des 16. Jahrhunderts zurückführen, vgl. Mnd. Wb. unter Ht-
ligger, Kilian kennt es als Focke : velum ad proram, Segel im Vor-
schiff. Je nachdem man es an der Rahe oder am Stage führte, hiess
es Breitfock oder Stagfock. Es soll mit den Worten fauchen =
blasen, anfachen = anwehen, Focher = Blasebalg dieselbe Wurzel
haben. — Das Wort Klüfer ist das schwedische Klyfvare, Spalter
d. h. Luftspalter. Sowolil dies Wort als das entsprechende englische
jü^ kommen erst im vorigen Jahrhundert vor.
Das Wort Leh hat die Grundbedeutung von niedrig, ist niederl.
lij, engl, fec, schwed. lä. Die dem Winde abgewendete und somit
niedergedrückte Seite des Schiffes heisst deshalb die Lehseite, im
Gegensatze zur Lufseite, d. h. der dem Winde zugewendeten und
deshalb erhöhten Seite. Kilian hat ganz richtig: lyde^ lye = latus
navis depressum; quod a vento deprimitur. Luf ist engl, loof oder
luff, dessen Wurzel auch in aloft = oben steckt, vgl. Rapp : Grund-
riss der Grammatik des indoeuropäischen Sprachstammes, 2. Band,
Nro. 190. Dass andererseits das englische Wort lee die Bedeutung
„unten" hat, beweist das Wort Üie lees, d. h. der Bodensatz. Und
im Deutschen ist das Wort Lebe = Niederung aus lach oder lege
16
mden, wie das Wort Höhe aus koch. Die Spirans ist deshalb
orgauisch, uud im Mittelniederdeutschen, wo man sich dessen noch
bewuBst war, schrieb man stets „j« /eAe" und nicht „im lee'\ vgl. das
Mttln. Wörterbuch. Den Zusammenhang des Wortes Leh mit lege
zeigt deutlich der Ausdruck Legertuall, d- h. das Ufer an der Leh-
seite des Schifles, engl, leeshorc, schwed. UUand. Den Gegensatz
bildet o^iperwall, im Mnd. Wb. opperland, d. h. das Ufer an der
oberen oder Lufseite des Schiffes. Weigand glaubt, dass der ur-
sprüngliche Begriff von Leh Schutz sei, und die Bedeutung Lehseite
des Schiffes als geschützte Seite erst von jenem abgeleitet wäre. Die
Ansicht beruht auf einem Irrtiiume. Dass das Wort Leh oder engl.
lee mit dem alts. hlea oder iUeo und mit dem ags. hteov oder kleo
identisch ist, soll nicht bestritten werden. Es handelt sich nur darum,
welche Bedeutung die ursprüngliche und welche die abgeleitete ist.
Nun beruht der Gebrauch, den der Seemann von den Worten luf
und leh macht, lediglich und allein auf dem Gegensatze von hoch
und niedrig. Wenn man dem Manne am Ruder befehlen will, dasa
er nicht mehr anlufen soll, so ruft man ihm zu: nicht höher I Und
wenn er nicht mehr nach Leh steuern soll, so sagt man ihm : nicht
niedriger! Und nimmt das Schiff die Richtung mehr nach Leh, so
sagt man: es fiLllt ab. Wie aus dem ursprünglichen Begriffe
„unterhalb" sich dann der Begriff Schutz und Obdach entwickelt, ist
leicht begrettiich. Wer unter einem Baume steht, betindet sich unter
dessen Schutze und Schatten, und wer das Land un der Luf- oder
oberen Seite des Schiffes hat, befindet sich selbst in Leh oder unter
dem Lande und wird von diesem vor dem Winde geschützt. Die
Lehseite kann eine geschützte, aber auch je nach der Sachlage die
gL'fährdete sein, und im Niederländischen heisst Jemanden „in ly
breiigen'^ Jemanden in Noth bringen. Bezeichnend ist auch die im
Mnd, Wb, unter /('■ angezogene Stelle : wo den Denschen und Lubscken
alles thojegen was und in der ieke weren, d. h, im Nachtheil waren.
Dass auch noch einige andere niederdeutsche Worte mit dem
Hauchlaute zu schreiben sind, ergiebt sich aus den Schwestersprachen.
So ist ,,Böh" zu schreiben, weil das Wort im Dänischen byge heisst.
Und man hat „geihen", d. h. ziehen, aufziehen, zu schreiben, weil
Segel aufgeihen im Schwedischen giga scglen heisst. Nebenbei bemerkt
möchte ich von diesem Worte geihen das Saiteninstrument Geige ab-
leiten, weil es mit dem Bogen gezogen wird. Weigand will es aus
dem franz, gigue entstanden sein lassen, wofür aber jeder Anhalts-
punkt fehlt, weshalb Diez denn auch die romanischen Worte gigue,
giga auf das mittelhochdeutsche gige zurückführt. — Das Wort Rahe
auf niederländische Weise Hd oder Uae zu schreiben, liegt gar kein
Grund vor. Im Mittelhochdeutschen wird es ruhe und im Mittel-
niederdeutschen Rah geschrieben. Nath. Chyträus z. B. in seinem
Nomendator saxonicus übersetzt antenna mit „een Rah". Die
bremische Gesetzgebung hat auch diese Schreibweise stets bei-
behalten,
17
Die Strickleitern an den Masten werden von den Seeleuten
Wanten genannt. Das Wort Want ist Gewebe, wie es in den hoch-
deutschen Wörtern Gewand und Leinwand und in den niederdeutschen
Wantrahro und Wantriter oder Wantsnider, d. h. Tuchhändler, noch
bekannt ist. Die Webeleinen aber dienen dazu, um das Want aus-
zuweben. Ebenso werden die gestrickten Handschuhe von den See-
leuten Wanten genannt, und bei den Fischern heissen die Schlepp-
netze Wanten.
Noch manche andere deutsche Wörter hat die Seemannssprache
erhalten, die uns im Hochdeutschen abhanden gekommen sind oder
nur noch in Zusammensetzungen auftreten.
Das Wort schricken, aufschricken heisst springen lassen oder
aufspringen lassen, ist also das Factitivum von schrecken, welches sich
in der ursprünglichen Bedeutung springen im Hochdeutschen nur noch
im Worte Heuschrecke vorfindet.
Die Taue, welche das Gerippe des Segels bilden, heissen die
Leichtaue, wie man im Niederländischen auch noch das Gerippe des
Schiffes het lyk van het schip nennt. Das Wort ist im Hochdeutschen
noch im Worte Leichnam vorhanden, ahd. Vikhamo^ wo das zweite
Wort dieselbe Wurzel wie Hemd und Himmel hat und Hülle bedeutet.
Leichnam ist also Gerippe mit Fleischhülle oder der ganze Körper,
und noch heute ist niederl. ligcJiam jeder Körper.
Das Wort Pflicht ist altfries. plicht^ d. h. Noth, Gefahr. So bei
Richthofen: en ple and cn plicht = in Noth und Gefahr. Daher
heisst der Nothanker Pflichtanker, und die Messstange, mit der man
auf flachem Wasser, wo man in Gefahr oder Noth ist, die Tiefe misat,
heisst plechtgaerde oder Pflichtgerte, d. h. Nothstange. Weiter hat
dann ^;IicA^ die Bedeutung : Obhut, Fürsorge, Verwahrung. So bei
Richthofen : an plicht nema = in Verwahrung nehmen. Davon erhält
denn auch der Raum, wo etwas verwahrt wird, die Benennung : Pflicht,
und man unterscheidet auf kleinen Schiffen eine Vorpflicht und
eine Steuerpflicht, je nachdem dieser Raum vorn oder hinten im
Schiffe ist.
Rank nennt der Seemann ein Schiff, wenn es sich leicht auf
die Seite neigt. Die Bedeutung ist: schwank oder biegsam und
findet sich im Hochdeutschen noch in dem Worte verrenken d. h.
verbiegen.
Das Wort „Schlag^^ in seinem ursprünglichen Sinne als eine
Bewegung nach einer bestimmten Richtung hin hat in Anwendung
auf die Fortpflanzung, wie z. B. in dem Satze : der Sohn schlägt ganz
nach seinem Vater, zu dem Worte Geschlecht und damit zu dem
Bogriffe Art geführt. So spricht man in der Viehzucht von einem
bestimmten Schlage. Der Seemann hat nun verschiedene Wendungen,
in denen sich der ursprüngliche Sinn ganz rein erhalten hat. Im
„Seebuche^^ heisst es VII, 13 : de sal nemen den slag van deme lande
d. h. der verfolge die Richtung des Landes. Wenn das Schiff beim
Aukerlichten sofort wie es Fahrt bekommt, eine bestimmte Richtung
NiederdontBchos Jahrbuch. V. 9
18
einhalten muss und man ihm diese nicht zu geben vermag, so sagt
man: man kann nicht „schlags^^ kommen. Beim Lavieren heisst der
Bug, über dem sich das Schiff der geraden Richtung zum anzusegelnden
Orte am meisten nähert, der „Schlagbug''. Und wenn das Schiff,
auch ohne dass es von einem seitlichen Winde dazu genöthigt wird,
sich aus Mangel an Gleichgewicht auf die Seite neigt, so heisst die
Seite, nach welcher die Neigung gerichtet ist, die „Schlagseite". Es
ist bei diesem Worte ebensowenig wie bei dem Worte : „verschlagen"
d. h. in eine verkehrte Richtung gerathen, an den Begriff verberare
zu denken.
Der „Warp- oder Werpanker", von Röding hochdeutsch irriger-
weise mit Wurfanker wiedergegeben, hat nichts mit werfen zu thun.
Wenn man ein Schiff verholen d. h. an einen anderen Ort verlegen
will, so bringt man einen Anker nach dem Orte hin und windet dann
sein Tau ein. Dies Einwinden heisst „warpen" oder „werpeu" und
das Wort Warp ist ahd. der tcarpj das Drehen. Hochdeutsch haben
wir noch das Gewerbe, d. h. Drehungspunkt. Ich kann hier nicht
unbemerkt lassen, dass Rödiugs Wörterbuch der Marine, eine sehr
fleissige und immerhin höchst verdienstvolle Compilation aus anderen
Wörterbüchern, doch in Bezug auf die Begriffsbestimmung der nieder-
deutschen Wörter und namentlich ihre Uebersetzung ins Hochdeutsche
nur mit Vorsicht gebraucht werden darf. So giebt er z. B. das
ndd. Word bewert d. h. durch das Wetter in einem Hafen festge-
halten, hochdeutsch durch „bewehrt", während es doch „bewettert"
heissen sollte. Und das ndd. hioi)cn segeln giebt er komischerweise
durch „Knöpfe (!) segeln'' wieder, statt durch „Knoten segeln". Bei
den mit Borg- zusammengesetzten Wörtern, wie z. B. Borgtau, Borg-
brassen, Borgspieren u. a. hätte er, um Missverstäudnisse zu ver-
hüten, bemerken müssen, dass dieses Borg nicht mit dem hochdeutschen
borgen = leihen zusammenhängt, sondern von dem ndd. borgen =
bürgen, Bürgschaft leisten, herkommt. Ein Borgtau ist ein solches,
welches zur Sicherung neben einem anderen angeschlagen wird, um
für den Fall, dass dieses brechen sollte, die Last halten zu können.
Borgbrassen sind Taue, wodurch die gewöhnlichen Brassen bei
schwerem Wetter verstärkt werden. Borgstücke überhaupt sind alle
die, die bei Verlust eines Stückes gleichsam als Bürgen, als Ersatz
eintreten. Ein wirklicher Kenner der niederdeutschen Seemannssprache
ist Röding nicht gewesen.
„Schlingern" nennt der Seemann das Hin- und Herschwanken
des Schiffes um seine horizontale Längsachse, während „Stampfen"
das Auf- und Niederschwanken um die Querachse bedeutet. Im hoch-
deutschen haben wir noch ,, schlenkern", d. h. hin und her schleudern,
als Factitivum von schlingern, und das ahd. slcngira ist Schleuder.
Es ist zu bedauern, dass das gute deutsche Wort schlingern mehr und
mehr dem englischen to roll weicht, da rollen doch eigentlich nur eine
Umdrehung in einer Richtung bedeutet, während in dem Worte schlingern
gerade die Bewegung nach beiden Seiten hin ausgesprochen ist.
19
„Warschauen", ndl. tvaarschuwen^ ist aus dem ahd. wara = Auf-
merksamkeit, Vorsicht und ahd. scuJian = scheuchen zusammengesetzt
und bedeutet eigentlich : zur Vorsicht warnend mahnen. Jetzt ge-
braucht man es überhaupt für: mittheilen zum Darnachrichten.
Das ndd. Wort getide, mhd. gezU, nhd. Gezeit bedeutet zwar auch
Zeit überhaupt, aber doch vorzugsweise eine regelmässig wiederkehrende
Zeit, z. B. die horae canonicae, und ist dann auch die Bezeichnung für
die Gesammterscheinung von Ebbe und Flut. Es ist unter unseren
Geographen die Meinung verbreitet, als ob das hochdeutsche Wort
Gezeit von Heinrich Berghaus erfunden, jedenfalls zuerst gebraucht sei.
Das ist in*ig; es tritt bereits im 16. Jahrhundert auf. Zuerst ist es
mir begegnet in Guicciardini : Beschreibung der Niederlande ; Frank-
furt, 1582, fol. pag. 17 ff. Dann im 17. Jahrhundert in: America
durch Zigler, bei de Bry; Frankfurt, 1617, fol. pag. 350. Im 18.
Jahrhundert findet es sich in Krünitz' Encyklopädie, s. v. 18. Tbl.
1779. Letzterer hat bereits die Gezeit, während Zigler noch dem
ndd. dat getide entsprechend das Gezeit hat. Ich verstehe nicht, wes-
halb man sich von manchen Seiten gegen den Gebrauch des guten
hochdeutschen Wortes sträubt, und möchte lieber sehen, dass sich
unsere geographischen Lehrbücher endlich einmal von dem Worte
Nippfluten, engl, neaptides^ lossagten, welches kein deutscher Seemann
und Küstenbewohner, wenn er nicht englisch kann, versteht geschweige
denn gebraucht. Man unterscheidet Springzeit und taube Gezeit in
ähnlichem Sinne, wie man leere, taube Schoten von denen unterscheidet,
die aufspringen, wenn sie voll und reif sind.
„Splissen'^, splisste, gesplisst ist wohl zu unterscheiden von
„spleisseu^^, spliss, gesplissen. Kilian hat richtig: splissen = rtidentufn
partes extremas absque nödo conjungere^ dagegen splitten^ spielten^ spiyten
= findere. Eine Splitt- oder Spleetflagge ist eine gespaltene Flagge,
wie die dänische, und darf hochdeutsch nur durch Spleiss-, aber nicht
durch SpHssflagge wiedergegeben werden.
„Halsen und Schoten" sind die Taue, womit die Unterecken der
Untersegel festgehalten werden. Der Hals ist das Tau, womit die
Vorderecke straff angezogen wird. Sollte es dieselbe Wurzel haben,
wie das ndd. halen oder holen^ altnord. hala, ahd. hdldn = ziehen?
Die Schote ist das Tau, womit die Hintcrecke loser gehalten wird,
um das Segel soweit schiessen zu lassen, dass es einen Schöss oder
Bauch erhält, also soviel wie Schöästau.
„Salung'* ist ein hölzernes Rahmeuwerk, auf dem der Mars ruht.
Hochdeutsch wäre das Wort: Sattelung. Im niederl. bestehen die
Formen saal und £;adel nebeneinander. Ueber Salung und Mars be-
findet sich zur Befestigung der Stenge das „Eselshaupt'^ Ich möchte
glauben, dass der ursprüngliche Name : Eselshuf gewesen ist, da diesem
die Gestalt genau entspricht, während man für die Bezeichnung:
Eselshaupt gar keinen Anhalt hat.
Woher kommen die Worte: Pardunen, Toppenanten, fieren,
schamfielen, Schandeck, Passat u. s. w. u. s. w. ?
2*
20
Vieles wäre noch über die Scliiffsaamen zu sagen, von dsj
freilich die meisten aller Erklärung epotten. So ist „Fregatte" nirgj
unterzubriogen, denn die Ableitung vou navis fabricala, also gezimm«
Schiff, die Öien giebt, ist doch kaum wahrscheinlich. Auch die BT
leitung von ,,Schuner" ist unsicher, Nur soviel ist gewiss, dasa
kein englisches Wort ist, da es in diesem l-atle nicht mit einem |
geschrieben würde. Die Holländer schreiben schoener, und d
shonert, und jenes schoen und dieses sho bedeuten „Schuh". Es 1
also gar kein Grund vor, dass wir nach dem Englischen: schoi
schreiben. Dagegen ist brig ein englisches Wort und durch Apd
pierung, wie die euglische Sprache diese liebt, aus brigantine entstancfi
Man sollte also auch im Deutgchen bei dieser Form bleiben. Esl
schwer begreiflich, wie man glauben konnte, dem Worte dadurch eim
deutschen Anstrich zu geben, dass man das g verdoppelte. Eij|
Auslaut mit doppelter Media bb, dd, gg kennt ja die deutsche Spra
gar nicht. Dann hätte man ,,Brigge*' schreiben müssen, wie dies
den bremischen Schiffsregistern noch im Anfange dieses Jahrhundd
geschehen ist. Ebenso hat man nur zwischen den beiden Formeal
und loi/ge zu wählen. Die letztere ist die ältere englische,' wie i
ja vor 200 Jahren auch noch suniic für sun schrieb, und '
englischen Worte dog und ftat/ im Deutschen zu Dogge und FlaJ
werden, so müssen wir das englische log durch Logge wiedergeU
An der Nordsee ist diese Sprach- und Schreibweise auch von altera
in Gebrauch gewesen. Dass man an der Ostsee logg schreibt,
daher, dass das erste hochdeutsche Lehrbuch der Steuermannskid
im vorigen Jahrhundert im schwedischen Pommern erschien und i
Verfasser die schwedische Schreibart logg annahm. Es kann (
doch nicht die Aufgabe unserer Marine sein, die Erinnerung da]
wach zu halten, dass Deutsche einmal schwedische Unterthanen |
wesen sind.
Ich kann nicht achliessen, ohne den Wunsch auszusprechen,
doch endlich einmal Sachverständige zusammentreten möchten, um i
Bere SchifTerspracho zu reinigen und die Rechtschreibung der nautisd
technischen Ausdrücke endgültig festzustellen. Nach Lage der Saq
dürfen wir dies freilich nur von unserer Admiralität erwarten.
BREMEN.
Breusing.
Ännierkuiig. Obiger vou Herrn Dr. Breusing, Director der SeefahrtMch«
in der fünften Jalirtsverswnmluiig des Vereins für niederdeutsche SprachforschM
KU Münster gehaltene Yorlrag, der bei'eita im FeuUleton der Weserzeitung geBtanil(_
bat. ist hier in üb erarbeiteter und erweiterter (iestolt, gevissernmssen eJs xweiU-
Auflage, sum Abdruck ifekonunen. D. B.
Wo de sele stridet mit dem licham.
(Visio PhiliberU.)
Einem frommen Einsiedler, der in einer manchen Handschriften
fehlenden Einleitung Philibertus genannt wird,' legt eine lateinische
Dichtung des 12. Jahrh. die Erzählung in den Mund, dass er in einem
Traumgesichte die Seele eines eben gestorbenen Mannes neben dem
Leichnam gesehen und die Vorwürfe gehört habe, mit welchen sie den
todten Leib überhäufte, er hätte all die Sünden verschuldet, für die
sie nun in der Hölle büsscn solle. Der Leichnam verteidigt sich
und schiebt alle Schuld auf die Seele, welche ihn beherrscht habe.
Während beide streiten, kommen die Teufel und führen die Seele zu
grausigen Strafen ab, die ihrer in der Hölle warten.
Seit Kar a Jan in seiner Frühlingsgabo für Freunde älterer
Literatur (1839) S. 85, Wright in The latin poems commonly
attributed to Walter Mapes (1841) S. 95, du Meril in den Poesies
populaires lat. anterieures au douzieme siecle (1843) S. 217 das la-
teinische Gedicht, die sogen. Visio Philiberti, herausgegeben und auf
seine Verbreitung über das ganze abendländische Europa aufmerksam
gemacht haben, sind Bearbeitungen desselben fast in sämmtlichen
germanischen und romanischen Sprachen bekannt geworden'*').
Englisch. Mitteleugl. Bearbeitungen sind drei gedruckt bei
Wright S. 334. 340. 346; je eine bei Mätzner Altengl. Sprachpr. 1,1
S. 92 und Anglia II, S. 229. An letzterer Stelle gibt Varnhagen eine
vollständige Uebersicht aller in engl. Sprache bekannten, wonach deren
Zahl sieben beträgt, davon ist eine in 6 Hss. erhalten.
*) Einige andere Dichtungen, in denen die Seele über ihre Sünden klagt oder
mit dem Leibe streitet, dürfen mit den oben verzeichneten nicht zusammengeworfen
werden, so lange kein Abhängigkeitsverhältnis erwiesen ist, so S. Hildeberti Queri-
monia et conflictus camis et spiritus (Migne Patrol. lat t. 171, vgl. Histoire litt de
la France XI, 357); ein ags. Gedicht bei Grein Bibl. der ags. Poesie I, 198; ein
nord. Yidroeda likams ok salar, in Prosa, in Hcilagra manna 80gur, udg. af Unger
(1877) S. 446. Moebius, Anaiccta norr. 2. Aufl. S. 260; ein deutsches Der geyst-
lich Bnchsbaum, Ph. Wackernagel, Kirchenlied 3 S. 167; ein altfranz. Gui deCam-
brai, Barlaam und Josaphat, herausg. von Zotenberg u. Meyer S. 162,26—279,7;
ein italienisches des Fra Bouvesin della Riva in den Berichten der Berliner Akad.
1851 S. 182. Wie es sich mit dem Druck bei Hain n. 14580 (Augsburg 1497) vgl.
0. 9782 verhält, kann ich jetzt nicht ermitteln.
22
Französisch. Bei Wright S. 310 u. 321; Keller Romvart
S. 127. Vgl. Hist. litt. 22,162*).
Eine italienische hat Mussafia in den Sitzungsberichten der
Wiener Akad., phil.-hist. Kl. 46 S. 168 herausgegeben.
Spanische haben 0. de Toledo in der Zeitschr. für roman.
Philol. II S. 40 und Ferd. Wolf in den (Wiener) Jahrbb. der Llt.
59 (1832) S. 30 veröffentlicht.
Eine mittelgriechische ist nach Wright S. 95 not. in
einer Cambridger Hs. enthalten.
Eine nordische in Prosa, Visio S. Pauli überschrieben, findet
sich im Gammel norsk homiliebog, udg. af Unger (1864) S. 190.
Eine schwedische ist in einer Upsalaer Dissertation gedruckt
Contentio inter animam et corpus. Rhytmi suethici e cod. ms. Holm,
praeside Schröder ed. Modigh. Holmiae 1842. 8. Ueber eine andere
vgl. Karajan S. 164.
Eine dänische hat nach einer Bemerkung auf S. 11 der eben
genannten Dissertation Molbech in Dansk Nye Magazin (1841 ?) her-
ausgegeben. Ueber einen Druck v.J. 1510 vgl. Karajan S. 163.
Eine mittelniederländische Bearbeitung ist in zwei un-
wesentlich von einander abweichenden Fassungen erhalten, die im
Theophilus uitgeg. d. Blommaert (1836 u. 1858) und im Belgisch
Museum uitg. d. Willeras II (1838) S. 60 gedruckt sind.
Von ober- und mitteldeutschen Bearbeitungen sind mir
bis jetzt folgende bekannt geworden:
1. Anfang: Ein guter man alz ich daz laz Vil lange ein einsidel
was 665 V. Karajan S. 98.
2. — Philibertus yn Frangrich alze ich lass. Haupt u. Hoff-
mann, Altd. Blätter IS. 114.
3. — Innachtes stil zu winter zeit Mit deinem slaf umbgeben.
700 V. Erlösung von Bartsch S. 311.
4. — Ich hain gehoirt van wisen luden. 240 v. Rieger in der
Germania 3 S. 400.
5a. — Hy vor einer winter zeit Geschach ein jemerlicher strit
608 V., den Schluss von v. 546 an machen Gebete an Christus und
Maria. Bei Karajan S. 123. Diese Bearbeitung, die einige Hss. dem
Teichner zuschreiben und die sich selbst v. 601 'der sele klag' nennt,
ist weit verbreitet gewesen. Sie ist ausser in der von Karajan be-
nutzten in vielen Hss. enthalten. Hoffmann, Altd. Hss. zu Wien S. 159;
Keller Fastnachtsspiele 3 S. 1380 n. 40; Baechtold Hss. aus Brit.
Museum S. 115; cod. germ. Monac. 714 (?); cod. Sangall. n. 1006;
ferner in einer Inkunabel (Berlin Bibl. Yg 4572) ohne T. 0. u. J.
15 Bl. 8 (mit Bildern, 24zeilig, Bl. 15 Ein Gebet von vnfer frowen).
5b. Das ist der feien clag. Getruckt zu Strassburg 16 Bl. 8.
(Berlin Yg 4476) Kürzung der vorigen, hergestellt durch Auslassung
*) Ueber eine vielleicht hergehörende provenz. Dichtung vgl. Bartsch Grund-
riss d. proY. Lit. S. 83.
23
von Versen z.B. G5-68. 133-136. Ul— U4. 436—443. 539—576
und kürzere Fassung der Schlussgebete.
6. Der Selen clag wider den abgestorbnen Lyb 152 v., auf den
letzten drei Blättern des Druckes Ein Tchone redt vnd widerred eines
Ackermans Basel 1547. 4. (Berlin Eq. 9344). Eine weitere und
freiere Kürzung der Teichnerschen Bearbeitung, von der ausser den
zwei ersten Versen nur wenig ungeändert aufgenommen ist. Die Seele
kommt zwei, der Körper einmal zu "Worte.
Neuhochdeutsch. Die Visio Philiberti hat sogar noch im
17. Jabrh. Liebhaber gefunden. Die Hamburger Stadtbibliothek be-
sitzt einen Druck: Der Verdammten Seelen Klag und Plag, Der
sicheren Welt und ihren ruchlosen Kindern zur Warnung, Aus dem
Lat. in gleiche Teutsche Verse übersezzet, . . . Durch Christian von
Stökken. Hamburg 1GG9. 4. In der Vorrede heisst es Nuper cum
scrinia mea converäurem ut solcnt domum mutaturi incidi insperato
in hosce quos vides Rhythmos ao 1038 Hamburgi impressos forma
ut vocant programinatis sub hoc titulo : Querela Dialogistica Animae
et Corporis damnati Pro poccatorum cordibus Anonymo quodam Authore.
Der Stil, die rührenden Reime und die Ortliodoxie in dem jetzt ver-
schollenen lG38er Druck Hessen Stocken zu wünschen übrig, er Hess
deshalb den lat. Text mit manchen Aenderungen neu drucken und
fügte eine Uebersetzung in 85 Strophen hinzu, deren erste so lautet :
Als in einer stillen Nacht Bei des Winters Zeiten, Ich mich durch
den süssen Schlaf Liess zur Ruh verleiten, Sah ich bald als im
Gesicht Einen Leib von weiten Der schon todt war, wüste nicht
Wie ich's sollte deuten.
Ein anderes Zeugnis für die Bekanntschaft mit der Visio Phili-
berti bietet die Tragoedia Von einem ungerechten Richter. Gedruckt
Heinrichsburg (d. i. Schloss Wolfenbüttel) 1592, neu abgedruckt in
Heinrich Julius von Braunschweig, herausg. von Holland (1855) S. 835
findet sich eine längere Stelle, welche so ziemlich ein Auszug aus
dem ersten Teile der Visio ist.
Die nachstehend zum Abdruck gebrachte mittelnieder-
deutsche Bearbeitung ist in zwei IIss. des 15. Jahrb., in der einen
ganz, in der andern teilweise erhalten.
(B) Die Berliner Hs. (Ms. germ. fol. 737), ein Sammelband
von Fragmenten, die Iloffmann von Fallersleben früher besessen hat,
enthält an letzter Stelle auf drei vielfach beschädigten Blättern das
Gedicht bis v. 342.
(H) Die Hannoversche Hs. P 84» (s. Bodemann, Hss. zu
Hannover S. 617), früher im Besitz des Klosters Marienstuhl bei
Egeln im Reg.-Bez. Magdeburg und i. J. 1473 u. 74 geschrieben,
enthält das Gedicht auf Bl. 410 — 417 vollständig, die Verse nicht
abgesetzt.
Eine Vergleichung beider Hss. ergibt B als die bei weitem bessere
Ueber lieferung, obwol sich nicht verkennen lässt, dass die dialektischen
EigentümUchkeiten der Vorlage in ihr getilgt sind, denn der Schreiber
24
von H hat sich auf Kosten des Reimes und Sinnes besonders in dei
ersten 150 Versen Fehler und Auslassungen zu Schulden kommen
lassen, welche seinen Text fast unlesbar machen. Es ergab sich I
hieraus die Notwendigkeit, soweit die Hs. B reicht, diese zum Ab-
druck zu bringen. Ihre durch äussere Verletzungen entstandenen
Lücken, die durch cursiven Druck erkennbar gemacht werden, sind
aus H ergänzt, aus der auch einige Stellen, welche in B fehlerhaft
scheinen, verbessert sind. Die Abweichungen von B, die in dieser
Weise der Abdruck erhalten hat, sind sämmtlich unter dem Texte
aufgeführt. Die zahlreichen Abweichungen von II sind v. 101 — 342
nur soweit es nützlich schien, dagegen v. 1 — 100 vollständig ver-
zeichnet, sofern es sich nicht blos um die orthographische Verschieden-
heit von s und z handelt. Für letzteres hat H stets s. Die Buch-
staben u und V sind nach ihrer heutigen Geltung gesetzt und die -
Abkürzungen aufgelöst. Lesungen, die nicht in einer von beiden Hss.
stehen, sind von dem gedruckten Texte gänzlich fern gehalten, doch
sind an einigen Stellen von dem Schreiber ausgelassene und durch
den Sinn bedingte Buchstaben oder Wörter innerhalb Klammem
wieder hinzugefügt.
Das Gedicht ist in lexikalischer Hinsicht durch eine Anzahl
seltener und sonst im mnd. nicht belegter Wörter merkwürdig, von
denen manche selbst Lübben, der die Hannoversche Hs. für das mnd.
Wörterbuch ausgezogen hat, nicht zu deuten vermag.
V. 9 dem was de ende vthgeghan H. Aus dem Zusammenhange
gebt hervor, dass ende hier die Bedeutung 'spiritus^ haben muss, es
also altnordischem andi spiritus, änd Atem, Seele gleichsteht. B hat
an dieser Stelle de zele. Vgl. mnd. Wb. I, 660b mit den ivorden gaf
he sinen ende up und Lübbens Vermutung dazu, welche unsere Stelle
bestätigt.
V. 21 wird der LeichnB,m vil unreyne lame in H srngeredei. lamen
setzt das mnd. Wb. gleich lem (Thon, Lehm), wahrscheinlich liegt
aber nur ein Schreibfehler für lame^ was B bietet, vor, wenigstens
passt diese Lesart in der Bedeutung ^gliederschwach^ allenfalls zu der
Stelle, wenngleich näher läge, an ein Substantiv zu denken. [Ein
Substantiv lame weist mir Lübben aus Hein van Aken, Wapene
Martijn IV, 873 nach. Oudemans Bijdr. erklären es 'gebrek'.]
V. 44 abisse ^Abgrund, a^ua'jo;'. Auftallig ist, dass dieses Wort
in H als Femin. gebraucht ist, Passional und ßother kennen es nur
als Mascul.
V. 181 hörn (: vwn) Forelle H. Dafür hat B eeorn^ es ist
also das Eichhörnchen gemeint.
V. 293 unreine greme nennt sich in H die Seele, in B fehlt das
letzte Wort, obwol es der Reim verlangt. Das mnd. Wb. vermutet, dass
greme aus lat. cremium (Griebe) entstanden sei, vielleicht wird man es
aber mit 'Schmutz, Unreinigkeit^ zu übersetzen haben, vgl. Kilian gre-
melen maculare inquinare und westvläm. grijm was mit mhd. und
niedd. räm gleichbedeutend ist ^sich auf- und ansetzender Schmutz'.
25
y. 408 Men muchte vtillen alle de kelefi (1. kele 'Kiele, Schiffe')
De dar stan an des meres relen H. Woeste im mnd. Wb. s. v.
relen setzt rele = reling = regeling, engl, railing. Es ist aber wol
einfach rel 'Wogenanschlag, Brandung^ anzusetzen, vgl. Kilian rel
Fland. Strepitus et Garrulitas; Oudemans rel gedruisch, geruisch,
geraas.
V. 464 siJc jjrisen na 'sich durch Erstrebung eines Zweckes
lobenswert machen'. Diese Stelle ist ein bestätigender Beleg zu dem
im mnd. Wb. aus Josef Tods. 2577 gegebenen.
V. 484 dyn Jcele Jclant (oder Jclanc, indem c und t palaeographisch
gleich sind). Es liegt näher dyn TcclcMane 'Klang deiner Kehle' zu
lesen als ein Iclant 'helltönend' anzunehmen.
V. 86. 244. 285. 396. 415 leghen 'liegen'. Es findet sich Zcflrew
in dieser Bedeutung im Kölnischen, vgl. Hagen Reimchr. 1005.1154;
ferner weist es Graupe, de dialecto march. (Berliner Dissert. 1879)
S. 5 aus mnd. in der Mark Brandenburg geschriebenen Urkunden nach.
V. 20. 214 jach. Das Präteritum von geen 'sagen' lautet mnd.
gewöhnlich gude^ woneben auch gede*) vorkommt. Die bisher unbe-
legte Form jach findet sich in B v. 214 und ist sicher auch v. 20
für zach herzustellen, letzteres ist entstanden, indem der Schreiber
fach für jach verlas. 11 hat an beiden Stellen sprah.
Bei Erklärung einiger dieser Wörter hat der Sprachschatz des
fränkischen zu ßate gezogen werden müssen, und es ist nicht un-
wahrscheinlich, dass sie nur innerhalb des fränk. Gebietes oder in
seiner Nachbarschaft gebräuchlich, inmitten Niedersachsens aber un-
bekannt gewesen und deshalb in B durch andere ersetzt sind. Auf
fränk. bzw. mitteld. Einflüsse weist noch anderes. So die Formen der
2. ps. sg. ohne auslautendes t in H : 71 dechtes, lOSrides, 173dede8,
252 storedes, 3 IG levedes, 322 kapes. Dieses t ist ins mndl. gar nicht,
ins kölnische selbst Ende des 15. Jh. noch nicht allgemein eingedrungen.
Ferner werden im mittelfränk. Reime rein wie 3 besach : brak, 120
droch : dok : noch : vlok, 267 blök : ok : vloch : soch, 357 unge-
miik : sach, 359 rep : lef, 474 nech : blek, 492 sprak : plach,
534 stof : up.
Diese Reime allein sind allerdings nur Beweis für mitteldeutschen
Einfluss und lassen unentschieden, ob an Thüringen, Hessen oder die
mittelfränk. Rheinprovinz zu denken sei, erst in Verbindung mit der
Anwendung jener nur aus fränk. Denkmälern belegbaren Vokabeln
und der v. 33 sich findenden Redensart 'zwischen Rhein und Meer'
entscheiden sie für Mittelfranken. Zu noch genauerer Bestimmung
dient vielleicht, dass 534 uf und aao. das prät. jach gebraucht ist.
Ersteies wurde in Köln und südlich davon geschrieben, nördlich von
*) Die Bemerkung Sprengers im Northeimer S<*hulprogr. 1879 S. 9 zu Gerh. 80,4
ist irrig, in der Hs. steht nicht (kden, sondern yheden^ ferner ist letzteres auch
sonst belogt, vgl. SachseDsp. Hs. D^ III Art. 14: 0/ de man an sines vorspreken
wort nicht ne gede, de teile bleve he ane schaden mit sines vorspreken worde
Höfer in der Germania 2S, 2 ; mnl. ghiede Grimm Gr. P 296.
26
Köln up allein. Das prät. jach ferner ist aus linksrheinischen Denk-
mälern, die nördlich der Mosel geschrieben sind, nicht zu belegen*').
Anderseits schützen das Gedicht vor dem Verdachte, dass es aus
dem Mittelfränk. einfach übersetzt sei, Keime wie 251 gute : vote,
280 klot : bot : grot, 31 G barate : strate; 370 scheiden (1. schellen?) :
hellen; 402 eten : beten : mede; 365 kanonike : monike; 625 open :
grapen, die ins mittelfr. umgesetzt aufhören würden Reime zu sein.
Das lässt sich also mit Bestimmtheit behaupten : in dem Ge-
dichte finden sich mittelfränk. Einflüsse. Wie diese zu erklären sind,
darüber lassen sich bei der geringen Menge der in Betracht kommenden
Reime nur Vermutungen äussern. Entweder liegt ein ursprünglich
mittelfränk. Gedicht in ndd. Umarbeitung und Erweiterung vor, oder
der Verfasser ist ein in Westfalen eingewanderter Franke, der niederd.
ohne vollständige Beherrschung der Mundart dichtete, oder das Ge-
dicht ist von einem Niederdeutschen verfasst, der in der Nähe der
firänk. Grenze lebte und dessen Mundart manches Fränkische aufge-
nommen hatte. Die letzte Annahme gewinnt dadurch an Wahrschein-
lichkeit, dass, wie wir sahen, das Gedicht auf rechtsrheinischem Ge-
biete entstanden scheint.
Aus vielen Entstellungen des ursprünglichen Sinnes geht hervor,
dass keine der beiden Handschriften Autograph des Verfassers ist;
zum mindestens aus einem gemeinsamen Fehler v. 191 (lies Neyn^
se sollen uppe dime Jurten brinnen : vonvynnm)^ dass beide, direct
oder indirect, von einer Abschrift stammen, die gleichfalls schon
fehlerhaft war. Unter diesen Umständen ist es ebcnsowol unmöglich,
einen dem Original nahekommenden Text herzustellen, als mit Sicher-
heit zu bestimmen, ob das Original, wie es fast scheinen möchte, in
gleicherweise wie Unser leven frouwen rosenkrantz im Hartebok die
Regel des vierfachen Reimes in v. 1 — 614 und strengeren Versbau
durchgeführt hat. •
Vierfachen Reim zeigt von den deutschen Bearbeitungen nur die
niederd. ; ausserdem findet er sich in der niederländ. Fassung. Beide
haben ihn, ohne von einander abhängig zu sein, nach Vorgang des
lateinischen Originals, das ihre unmittelbare Quelle war, angewandt.
Das nd. Gedicht unterscheidet sich von den ober- und mitteld.
durch freiere Behandlung des durch das lat. Original gebotenen Stoflfes,
der trotzdem ohne Abzug wiedergegeben wird, und durch h(')hercs
religiöses Pathos, es steht ihnen nach durch übergrosse Breite der
Darstellung und Masslosigkeit in den Verzweiflungsausbrücheu der
Seele und der Schilderung der Höllenstrafen.
Die nd. Dichtung ist nachweisbar in einer andern ähnlicher
Tendenz, durch Schilderung der Strafen von sündhaftem Leben abzu-
schrecken, benutzt worden. Dor aus Magdeburg und den J. 1490 — 1500
stammende Druck der Wolfenbüttler Bibliothek : Dit is de claghe vnde
♦) Vgl. Braune in Zachers Zeitschr. 4, 263. Fälle wie Hansens Mar. 508
stossen die Regel nicht um.
27
drofieuisse der vordüinudeii feien (vgl. Scheller S. 103; Götze Gesch.
d. Buchdruckerk. in Miigdeburg S. 60) enthält ein Gedicht von 115
Reimpaaren, das v. 1 — 50 den Anbruch des jüngsten Gerichts, v. 51 flf.
den Jammer des Leibes und der Seele und ihre Verdammung schildert.
Der Verfasser hat von v. 51 ab unser Gedicht als Quelle benutzt.
Ohne Reime und Verse zu entlehnen hat er einen Teil des Inhaltes
und den Gedankengang herübergenommen. Die Benutzung unseres
Gedichtes ist sicher. Dafür sprechen Einzelheiten, die durch ihre
Menge beweiskräftig sind, femer die der lat. Visio Philib. fehlenden
Verfluchungen, in welche die den Teufeln verfallene Seele gegen Gott
und alles was heilig ist ausbricht. Als Stilprobe seien folgende Verse
angeführt :
51 So spricket se to dem liue also
Nu stant up vnde wes vnfro
Du sundige lyff du vnreyne munt
Du bist arger wen eyn hunt
Der worme spyse du vnreyne sack
Vorvloket sy de sulfte dach
Do ick to dy wart gesandt.
81 Vn segge wur isz nu dyn grote tzolt
Wur- isz dyn sulver vn golt
Nu segge wur isz nu dyn grote goet
Wur isz dyn houart vnde homoet
119 Voruloket sy de myck gebaer
Vader moder suster gaer
Veruloket syn alle myne kinder
Ock alle myne vrunde vnde huszgesynde
Vorvloket sy loff vnde gras
Unde allent dat vp erden ye gewasz
142 Voruloket sy god vnde godes sone
Voruloket sy de hylge geyst
Unde alle syne wolleyst.
272 De duuel wert se beleyden
Vnde nemen se mit grotem schalle
Vnde voren se in de helle alle
Se bryngen legaten vn Cardinale
Darto Pewesze Bisschoppe ane tale.
Ueber die Kreise, in welchen diese Gedichte gelesen worden sind,
liegen auf den Vorsatzblättern der Hannoverschen Hs. und des Druckes
urkundliche Zeugnisse vor. Jene stammt aus einem Nonnenkloster bei
Egeln, dieser ist früher das Eigentum eines Nonnenklosters in Helm-
stedt gewesen.
28
I
^n eyneme iare dat ghescach M^Ot* H
dat ik an eyneme drome lach.
80 groten iamer ik besaach,
dat my van leide dat swed utbrach.
6 alzulken iamer en sach ik nee.
got dor zine namen dree
de gheve, dat id nummer ghesche!
ik sach eynen riken man,
deme was de zele ntgheghan.
10 de arme zele claghendes beghan,
dat ze nicht gudes hadde ghedan.
in der zulven stunde
de zele weynen beghunde,
dat zee nene stede en vunde,
15 dar zee rosten noch rouwen en künde,
wente zee sach al openbare
dat de diivele weren dare
de erer nemen wäre,
des blef zee stände by der bare.
20 se zach to deme lichamme
'eya, du unreyne laame,
nu mochstu dik vil wol scamen,
dat myne oghen muten tränen
dorch dine unreynen missedat. /^iö6
25 du werest ie böse unde quad,
des en schal diner nummer werden rad
de wile dat god icht eghens had.
ik byn de zele dynre],
du bist de lichame inyn[e],
30 ik mut iummer mid dy quinen
unde du myt my in der hellepine.
ia dat alle scrivere
üeberschrift in U Hima heuet an sik wo de sclc stridet mit dem licham —
1) dat dat B geschach H — 2) eyneme /f — 3) Vil groten iammer dar ik besach H
— 4) mik von lede— vthbrack -ff — 5) ik nu en sach // — 6) sine heren namen H
— 6) ik des nummer see if — 9) Dem was de ende vthgeghan H — 10) klage H
— 11) se na nicht H — 12) an der H — 18) wonen // — 14) en ne vunde B —
15) retten noch rouwen künde H — 16) openbar if — 17) duvel vuven her dar H
— 18) De orer nemen grote war H — 19) by dar bar if — 20) Se sprak H —
21) £ia vil ynreyne lame H — 22) machstu dy wol schämen H — 23) mote
kranen H — 24) vnreyne H — 25) Wente du H — 26) ene schal B dj H -^
27) got H ich B 'solange Gott irgend ein Eigentum hat^ d, h. ewig ? — 29—45 in
H Yfid de licham myn Du must myt my quinen Ynd myt my in der helle pinen
Eia dat aide scryue Twischen den rinc un dem merc Altohope weren De en
Bchrenen nicht de mynschen swere De arme sele liden mut Elia dat alle baruotcn
Ü8 aide pdig' ghoten Un aide grawe jvolghevoten Beiden de olden uü de junghen
Dat lesen unde sunghen Unde oat aide klocken klunghen Yn dat iu hadde tungen
De enbeden vns nicht vt' abissen Yns enhelpet vigilien edder missen.
29
twischen Ryn unde Mere
nu to hope weren,
35 de ne screven nicht de minsten swere,
de wy vil armen liden muten.
ia dat al de barvoten
brudere unde ere gbenoten
unde al de grawen wolghevoten
40 beide de olden unde de iungen
beide lesen unde zünghen,
unde alle klocken clunghen
unde allent dat ie hadde ^wnghen,
se ne beden uns nicht uter al^isBen.
45 uns en helpet vigilie noch zelemissen,
wi ne hebbet nicht so wisse
so de ewighen vordomenisse.
wach, wo hastu uns yoreghezeenl
dat dy alle leit mute gesehen I
50 nu mute wi to rugghe ^en
unde lasterliken van godes oghefi vlen.
wy, wat hastu ghedreven?
wente werestu bi gode hieven!
nu antwerde my vil even
55 unde bore, ik wil dy scult gheven.
god de wise unde de milde
de makede my na zinem bade,
nu byn ik eme worden wilde
unde vare under der duvele Schilde,
60 got de scop my na ziner lik
gar scone unde tertlik.
nu bin ik worden gar eyslich,
alle de schult de gheve ik dych.
nu antwerde my vil drade,
G5 wor umme ghevestu my de Stade,
dat ik ie zünde dede
na der duvele rade?
so war ik my to den zünden bod,
se weren cleyne efte grod,
70 de dedestu wol umme eyn loth
unde dachtest nicht uppe den bitteren doei.
83) tischen B — 39. 40) un aide grawen mofiike bmde olde ufi ionge B —
42) kocken jB — 44) uter H, in B scheint van gestanden su haben. — 45) en
fehU jB — 46) we enhebbet et nicht H — 47) Also— vordomnisse H — 48) Ach
wu hestu vns vorgheseen U — 49) moten gescheen if — ÖO) mote we hyr to
ruwe stan H vgl v. 150. — 51) lesterliken von H — 62) Owe— hastu H — 58)
Worumme enwerestu nicht H — 54) my fehlt H — 66) dik H — 66) got H —
67) na zines z . . . Ide J5 - 68) ik geworden gar eyslik U — 69—62) fehlen in H
— 63) de fehlt vor gheue— dik H — 66) Vommme JB — 68 Wor ik mik IT —
69) Uene efte H — 70) De dedestu umme H — 71) Vnd endechtes nicht den H,
30
du werest weldich unde rike,
so war du beghundest henne striken,
dar rcpen ze alle bcdelle to ghelike :
75 sta up hör ! wike wike !
wor zin nü dine knechte
de di volgheden rechte,
20 en weldich siechte?
lat ze DU vor dy vechten !
80 were der iennich zo ghedan,
de nu by dy wulde stan,
den helde ik vor eynen man.
nen, se willet dy af ghan.
wor zin nü dine starken veste
85 unde wat helpet dy nii dat allerbeste?
nu liggestu nu hir uppe dat leste
an eyneme snoden veste.
sprek nu, wo di dyn hus behaghet!
din nese di in den verst raghed. ^^^^^
90 da^ zy dem gode gheclaghed,
dat de dach tu wert bedaghet!
din hus is zeven vute lang
gemaket van einer olden bank.
leghestu nii hir icht lange,
95 du ghevest allen luden stank.
eia^ du vü unreyne as,
wat helpet nii din schone pallas,
de so 2anghe ghebuwet was?
nu wardet diner Zathanas.
100 din beddc lach to praalc
mit cüssen unde mit czindale.
nu ligghet twe strowische to male
under dineme hovede to grale.
war zind du dyne schone perde
105 de du beddest harde werde?
du kerest nu den nacken to der erde
72) mit den riken H — 73) Sakon berimiide en striken H — 74) Se repen
alghelike H — 75) Sta vp her höre wike ä *du warst (als Bitter) so mächtig u,
gewcUttätig, dasSy wohin du auch (mit deinen Knechten) aufbrachst, alles einander
zurief: 2^rück, flieht, flieht P Vgl, über uphor ^bei Seite, zurück^ J, Grimm, Gült,
Änz. 1850 S. 761 ; Woeste, Zachers Zeitschr. 5 S. 78. — 76) sint nu if — 77—79)
dafür H De hulpen herdc vechten — 80) Wer der eyn so getan ü dar B — 81)
fehU Jf — 82) ik wolde vor H — 83) willen diner al aueghau II — 84) Wor sint
nu dine alderbesten knechte II — 85) dat fehlt II — 86) Anlegestu hir up dat
leste H — 87) lies neste; In eyner snoden veste II — 88. 89) Sage wo din hoff
behage De nese an den verst raghet if — 91) wart /f — 92) sevcn vote H — 93)
Oemakent von eyner snoden bank II — 94) nu fehlt II — 95) luden schände //
— 97) dine B din schone pallas B — 98) bewised hast B — 99) Nu antwert se
sathanas H — 100) stunt to prale H — 108) hovede unde gralen B — 104)
fehlt H — 105) Des bistu harde werde H lies redest.
31
unde eyn bare is dyn gheverde.
du ridest eyne bare
to kerkhove zun der vare.
HO so wanne du körnest dare,
so nemed diner radden wäre
unde willet dine knoken gnaghen
unde din vlesch to hole draghen
mit eren unreynen craghen.
115 wy der iammerliken claghe!
wor zint nu dine sconen cleider,
de dar weren unser beider?
wach nu unde leider,
se weren io wider unde breider
120 wenne se iennich man droch.
nu dregestu eynen snoden doch,
he were umme dre pennighe düre noch.
des scholtu hebben minen vlok.
men scholde di vloken unde baten,
125 wente du drevest grothe unmate,
du ne woldest up der Straten
neuen armen man by di laten.
nu bistu armer denne iennich man.
din lif uine were en kan,
130 ia en kropel mochte di io slan,
deme du leide haddest ghedan.
nu zee, wat hastu beiaghed !
din wif hat di lichte vorcla^hed,
sut se eynen de eer behaghed,
135 ze nympt ene, dat zi di ghesaghed.
din wif dat du ghelovet hast,
de is myt groter ruwe vorlast,
komet eer aver en lever gast,
so is eer diner alzo en hast.
140 dine kindere unde dine vrunde
claghet dich vil körte stunde,
des ze crighen de punde;
se achtet cleyue uppe dine zünde.
du scolt des loven mich, ßilh
145 dat gut gripcn zee to sich,
se achtet leider cleyne uppe dich.
107) is fehU B — 108) rides H — 111) de wormen H — 113) fehU H —
115) clage Beide nacht vnd dage H — 120) dafür hat H Nu segge my vil arme
roth (!) — 122) eynen pennink H — 129) nene H — 133) lichte H dikke B — •
135) fehlt H — 136) de du J? — 137) groten ruwen lust H — 138) Kommet
er aner eyn ander garst H — 139) Se let se vmme di en yast H — 141) De
klaghen dj H — 142) Oppo dat se crighe U — 143) Se achten klene vp sine
Bande H — 145) Dat gelt rapen H — 146) cleyne fehlt B cleyne vp dik H.
32
ach, wo kastu uns vorghezeenV
dat di alle leit mute ghescheen !
DU mute wy to rugghe teen
150 unde lasterliken van godes oghen vlen.
wat helpet di nu din grote ghud?
wat helpet nii dich overmud ?
mochte ik id eyne stunden hebben gud,
darumme wolde ik weinen dat rode blud.
155 neyn, neyn, des mach ik wol vortyen,
ik müd weynen unde scrien
unde iummer god vormaledyen
unde zine leve müder Marien,
de wile dat ich ropen mach.
160 vorvluket si de zulve dach,
dat ik desse werlt ye ghesach!
dessen geistiken stach
den hebbe ik van di, unreyne as.
wat helpet di nu din speghclglas,
165 dat vor dinen oghen was?
du werest dar also en adamas,
nu bistu swart alzo en brand.
du streckest vute unde band,
men mach di stoten dor de want.
170 verloren is din hogheste pand.
eya, kundestu mi icht bewisen,
wor is nü din eddele spise,
de du vordedest tho unwisen?
du haddest to diner spise
175 peper unde safferan,
sedewar unde galighan,
enghewer unde aromatan.
in wine letestu dine spise stan.
du haddest gude kost ghekorn
180 Store, las unde de eddelen vorcn,
re, hasen unde dat ecorn.
alle de kost is nu verlorn.
du hast den wormen spise bereit,
se scolen di vreten, god weit,
185 dat si di lef edder leit,
se warden diner, ze zind bereit.
147) hestu H — 149) Nu mote we hir to ruwe stan H — 160) Vnd
iammerliken van gode vlen 7/ — 151) di fehlt H — 152) Vnd din grote ouermut JbT
— 155) leyder wol tighen H — 157) maledicn // — 162) Dissea ewichliken H
geistliken? — 167) swartcr wan eyn H — 169) lepen (!) dorch eyne want // —
171) fetkü H — 173) vordedes to vnwise H — 174) Ok haddesta H — 176)
galgegan H — 177) Ingeuer H cyromata B — 180) edel vorn H — 181) den
hörn R — 184) De schullen eten dat got weit //.
33
wor zind nu dine vorguldine spangben,
de dar pleghen to hanghen
an der huven bi dinen wangben?
190 sprecb den knechten to dat se di langhen.
neyn se scolen bernen uppe dime berten.
de not scoltu nummermer vorwynnen.
wi, dat du ie gbewunnest de vif zinne,
dat se so gar vorgbetten godes mynne.
195 wo bastu uns voregberaden V
dat du zist vorwaten !
de duvele komet drade
unde willen uns voren ere Straten
in de ewigben pine,
200 dar wy ewicb muten quinen. [4i2a
se lichame myn[e]
alle de scbult de synd dyn[e],
dat mocbstu prowen openbare.
dit scoldestu wol hewaren
205 vor dineme dode over druttich iaren.
nu müd ik van hjnnen varen^
de duvele mik van hynnen triven,
mannes bende mit den wiven
ne kundens nicbt to vuUen scriven
210 wor ik arme mogbe bliven.
Do de zele aldus ghesprak,
do brac de licbam unde sprak^
uppe der baren dar be lacb
be borde dat boved unde iacA:
215 '0 wi bude unde wapen!
ik bebbe gbar unsacbte slapen.
we is de micb wil straffen ?
ik borde eynen geist clapbcn
klenlicb so en kindelin,
220 id macb wol eyn sele zin.
bistu dat leve zele myn,
so antwerde deme licbame din!
ik liggbe bir uppe eyner baren
mit minen struven baren,
225 de ogben stad my to stare.
nu nymp miner vorder wäre.
187) gülden If — 188) fehU H -^ 194) fehlt J5 — 201) vgl 346. 28 und
Grimm gr, 4. 563. — 203^ Dat wart dy uu apenbart 11 — 204) hebben vorbewart B
— 20Ö) Wol ouer druttich iaren H Vor dinem dode , . . . B — 207) De duvele
willet van JB — 208) Mannes liende unde ok . , . . B — 212) bracht U —
214) und sprak H — 217) Wort de mik straffen H — 218) claffen H — 220)
fehtt H — 222) din Id is dy ok wol schyn 11 — 224) My sint straff myne baren H.
Niederdeutsches Jahrbuch. V. 3
34
eya zele, leve zele,
wes moicstu dinen licham so velßV
uns zind ghezend twe sapelle
230 Ute der grundelosen helle
mit pineu dorebgoten uude dorslagben.
de scole wy leider dragheu
bette to deme iungbesten daghe,
darua vornyet sich uuse plaghe.
235 wi hadden den erghesten deil uterkorn
wi muten iummcr zin verlorn.
wy dat wy ie worden gheborn!
du sprekest nu dor dinen torn,
dat id zi allebedille myn schult.
240 leve zele, have ghedult,
du mochst proven efte du wult,
id is werlikeu diu egheue schult.
uu zee, wo mochte ik zünde pleghon,
dar ik nu mut stille leghen
245 Ufide van mynes sulves wegen
nidd eyn let mach gheregen?
wente aldar ik levede
unde in der werlde svevede
unde na den zünden strevede,
250 dar ik nickt vor enbevede,
dat quam van diner gute.
du ^^oredest hende unde vote,
du ghevest autwerde unde grote.
du scJwldest van rechte de zünde buten.
255 du ^cMdest dat vore hebben bedacht, f4ii>h
dat di god mit ziner craft
sulven de schone hadde ghemacht.
dat is nu in dusser nacht
di to male vorstolen.
260 du bist noch zwarter den de kole.
du schalt den kummer dolen,
den de vorvlokeden dulden scolen.
ik bin hir angheresen:
mochte ik mit ghemaken wesen,
265 . . . anstu wal ghenesen,
wejrhken dat scal my vil lef wesen.
228) Ves B moghestu H — 229) fehU n — 230) Vt dem gründe lesen velc H
— 232) leyder beide draghen H — 233) Wento H — 234) Darna vomiget vnse plage H
241) fehlt H — 244) fehU B — 245) . . gglie . . an mynes sulves wegen B — 246)
gheroren B — 247) ghelevede B — 250) vorbevede B — 252) storedes H
— 257) ghemaket B — 258. 259) ... au desser nacht to male van dy Stolen B —
2G0) Du bist lik den swerten kolen H — 261) doghen B — 263) . . . byn eyn arm
reese B — 264) . . . e nich mit vredc wesen B — 265. 266) fehlen H,
35
ik ligghe hir zo en olmich blök
nochten gherne neme ik myn del ok.
Uot dat ich de zuAde nicht en vloch,
270 sint ik myne müder soch,
dat brochte mik de düvel an,
do de werlt unde myn vlesch my vorwan.
we dessen dren yienden künde wedderstan,
dat were to der werlde eyn salich man.
275 wo Bcalde ik my gheweren
unde myne sele gheneren,
went de leiden dre heren
stedes by my weren
unde wulden mich vorheren?
280 ik byn eyn arm lemesklod
ghemaket so dat god enbod,
min macht was mate grod.
ze, sele, al desse nod
have wy van diner weghen«
285 eya, sele, nu lat my ligghen
unde vare ! dat dy god gheseghene !
ik en kau de tunghen nicht lengher gheregen.'
Do rep de zele myd groteme weyne :
'0 wi und owe! dat alle steyne
290 unde ok de berghe alghemeyne
uppe my leghen alleyne !
dat wulde ik vor eynen wünsche nemen,
uppe dat ik unreyne greme
vor godes antlat nicht enquemo,
205 wante ik byn em ghar unneme/
ze gaf sich suluen manneghen slach,
vil Wide unde vil zide se ummesach,
to deme lichame ze over sprach
uppe der baren, dar he lach,
300 'vil unreyne as unde croden spise,
du hast mich nü mit uuprise
ghedelet van gode myueme amise.
war wult du mich nü henne wisen?
du sprekest: vare to gode wart.
305 neyn de vil eddele vart
267) wlmich holt H — 275) fcalde (sie) B fchal H — 272) vleisch schal
snnder wan H — 274) De were wedder de werlt H — 280) eyn armen lemenklot H
— 284) weghene B — 285) mik leghen H — 287) gheroren B 287) steht vor 286
in U -- 288) groteme iameren B — 290) fehlt H — 291) allemeyne alleyne B
— 292) fehtt II — eyne B — 293) greme fMt B — 295) unname B — 300) der
wormen spise H — 301) mit en to prise B — 302) meynen frunde U — 304)
vare B vorwar H,
3*
36
de hestu my leyder bewart.
ik wil Serien over dyne unart
wach unde wapen.
du woldest langhe slapen, [4i3a
310 du achtedest cleyne up de papen,
wat se gudes mochten k[I]apen.
to godes deaste was dy leide,
metten unde missen vorslepestu beyde.
des mute wy van hynne sceyden,
315 mit iamerliken oghen weynen.
du levedest myt barate,
du werest stolt uppe der Straten,
dat was ane mate.
des mostu zin vorwateu.
320 du woldest dikke ryden
to storme unde to stride,
nu iapestu so wyde,
du most den duvel vorbyten.
ruch is dyn hart,
325 dyn tenen ghel, dyn oghen swart,
du werest vormeten,
du wuldest wol drinken unde eten
mit allen de dar by di seten.
dines sceppers haddestu vorgheten.
330 du betest di io slan
de vetten hennen unde ok den han.
men moste dy ok van
den reygher unde den voysan,
de cleynen sneppen unde den kran
335 unde ok vil mannich raphon.
du lotest vorhouwen ok dyne scho,
wat mochte ik vil arme dar umme don?
id was my vil ynnichlikeu leit
dat du ye drevest aisulke dumheit.
340 wente io der werlde wisheit
dat is verloren arbeit.
do du haddest sulke macht,
do scholdestu up god hebben dacht,
so hedde got in dusser nacht
345 mit dy ghewesen in siner craflft.
306) hebbe wy vorzumed Haddestu my alleyne bewart B — 811) saghen B
kapen H vgl, 218, — 815) Ynd iammerlike schreygen vn weynen H — 316)
levedes H — 320) raken H — 322) Du kapes nu vp de siden U — 828) moch-
test H — 824) Vil ruch is nu din hart H — 325) oghen gel— tene swart H —
330) letest H to slan B » 331) hennen bi deme hauen B — 883) reich JET —
836) Du ghinghest mit dor houwen schoen H — 337) dar fehlt B — 842) Wend
du haddest aisulke macht womit B endigt.
37
nu böse licham mine
aide schult de sint dine.
aide papen twischen deme mere unde dem Rine
de enbeden uns nicht eynen dach vrijst:
350 dat erberme gode ihn crist!
de duvel komen mit orer list,
mut von hennen, bliff so du bist.'
Do de arme licham
sulke nod vornam,
355 sin herte von leide weneu began.
he richte sik up als he muchte unde sprak:
'myn sele, du my[n] grot unghemak/
Vil kummerliken he na or sach,
also eyn wiff sin stimme rep f4i3b
360 'sele du en deyst nu my nicht lefif,
dat du my sendest aisulken breff.
sal eyn hcre sin undcrdan dem knechte unde eyn fruwe
dat is dat my serc missehaghet. [der maghet
wur eyn maghet is boven der vrouwen,
365 dar mach men iamcr schouwen.
ik lovede dik in truwen,
dat wil uns beyde ruwen.
al dat uns is beide ghescheu.
dat alder hebbe we bey[de] gheseen.
370 du woldest straven und scheiden:
des mote wi mit den duvelen in de hellen.
du werest my to eyner vrouwen ghegeven
unde ik din maghet bescreven.
were we an sulker achte gebleven,
375 so mochte wo weideliken leven.
wan ik de sunde bedachte,
so werestu darua mit machte
by dage edder by nachte,
dat ik de vuUenbrachte.
380 du scholdest my truweliken vorstan,
wur ik to den sunden wolde gan,
dar werest du my io underdan,
dat segghe ik dy sunder wan.
de licham enkan by werliken dinghen
385 neyne sunde vullenbringhen,
et en si der seien wille.
myn arme is my also eyn spille.
ik kere wur ik my kere,
hir en is neyn man de my de worme kere.
362) lies !»al eyn fruwe sin undcrdan der maglict.
390 de myn vleisch alsus vorhereu.
ja dat ik vlote an dem mcre.
noch wolden se by my sin.
myn back dunket on eyn sote schriu.
se nu, leve sele myn,
395 is de schult dyn edder mynV
ik lege hir in disser laden von breden,
mochte ik al de werlt gheve[n],
ik reghede nicht eyn vingher.
nicht en . . rghe dat ringher.
400 du schalt dik nu beghinnen,
du schalt nu van hinnen,
de unreynen worme willen my eten,
ik beholde nicht eynen beten
unde den anderen al dar mete.
405 uu SU, leve sele,
der worme is so vele,
men muchte vullen alle de kelen,
de dar stan an des meres relen.'
De sele sprak: 4k sta dar ik stunt,
410 ik en wil noch nicht stillen mynen munt,
ik en see dik nicht mer wen to disser stunt
den boven der hellen grünt.
dar schal men uns bringen to bade
mit unsem stade.
415 nu leghe wedder an de lade
unde hebbe cleyne gnade
nu de wile, dat du best de macht.
sage my, wu hestu gedacht,
we gafi di [to] den wisen worden crafft,
420 de du my best vorghebracht.
dine bewundede lede
hebben herde wise rede,
de ik gerne vormede,
mochte ik sin mit vrede.
425 du hast an dusser nacht
vele wyser rede vorghebracht,
de en hestu nicht van diner macht
. nocht von diner tunghen crafft,
du makest dy sere reyne,
430 dat helpe[t] dy sere cleyne.
du sprickest dat wort alleyne,
darumme mochte ik wol weynen.
ik was dy to eyner maghet boschreven,
were we an sulker achte gebleven,
435 so muchte we ewichliken leven.
[41-Lq
39
des enhebbe wc nicht ghedan,
du werest [mij also underdan
unde ik dy al sunder wan,
des mote we nu mit schänden aflfgan.
440 du werest iunck unde geil,
de berch enwas ny so steil,
du en klummest one up unde nedder
beyde hen unde her wedder.
de schulde weren dine,
445 wan ik di woldo pinen
mit Tasten unde mit karinen,
so kemen de vrunde dine
unde beghunden di rat to gheven.
se spreken: du schalt langhe leven,
450 du schalt na den sunden streven,
leven vroliken unde balde.
wan du begunnest to alden
unde dine loke grisen,
so erst schaltu dik dar na prisen, r^^^j
455 dat du beginnest to wiseu
unde kere[n] dik to gode dyneme vrunde,
unde erwerflf denne sine hulde :
so is et noch wol to maten. —
alsus sint we beide vorraten.
460 nu we gherne wat ghudes deden,
nu ist leider alto late,
dat du my vele wolt schult gheven.
we mote[nJ lange mit leide leven.'
Ach. na su ianimcrliken sanghe
465 sach me orer twier wanghen
mit duscnt tränen behanghen.
ore oghen weren bevangheu
mit also grotem weyne,
et muchte erbarmen eyme steyne,
470 dat se worden also unreyne
also de duvel ghenieyne.
nochtan de sele nicht enswech,
to der laden dat se sech,
vor dem licham sc sik nedder nech:
475 'ach, wo bistu so rechte bleck,
war is gekommen dyn varve dar,
dyne oghen unde dyne schone har?
dyn antlat stunt oppenbar,
des nemen dusent lüde war.
456) lies amise vgL S02. — 468) weynen? vgl 288.
-.4
40
480 men hadde so schönes ny ghevundeu.
wor is dat schone von dinem munde,
de dar lachede to allen stunden?
owCj dat is [nu] vorswunden.
wor is dyn kin, dyn kelc klanc?
485 wor is dyn haut
de dar na want,
dat se mannighen ritter betwangk?
eia, dat nu so dure deghen
hir so iammerliken schal leghen!
490 din herte was io vorweghen,
wor men homodes scholde plegen.'
De sele swech, de licham sprak:
'do ik sulkes levendes plach,
do was my vi! leyde darnach.
495 nu kumpt et my to hus al up eynen dach.
do ik was an myne[m] junghen live
unde vroude plach to driven,
ik wende ummer to bliven.
ik sprak, man schal slan de schyven
500 de wile dat se lopen mach.
nu is aver komen eyn dach,
dat de sulve schyveslach
nicht lengher enlopen (!) mach. [iioa
owy, dat my ye so wol wart!
505 wo cleyne dachte ik uppe desse vart,
dar ik nu bin hinghekart.
sele, dat scholdestu hebben bewart.
du scheidest my hebben ghecastiet
unde myn vleisch hebben gewiset,
510 dat ik mit tuchtcn hadde gescriet,
so heddes uns god ghebenediet.
nu was ik dy alto trut,
du heldest weldich dyne hut — —
hirmede is de sunder gheerghet.
515 io he des vley8ch[es] bat pleget,
io he mer na den sunden strevet.
nu lat we desse rede bestan,
id schal hir an eyn scheyden gan.
hedde we beyde wal ghedan,
520 dar muchte we levcn sunder wan.'
De sele sprak: licham, lat din claghen,
502) ilach ist zu tilgen und v, 503. 503 zusammenzuziehen. — 509) gewict?
614) Vor diesem verse scheint etwas ausgefallen zu sein.
^
41
we mote uuse pine unde plaghe
na den junghesten daghe
beyde alle like draghen.
525 me mut uns altolike scryven,
we moten ummer tosamen bliven,
neyn me mot uns noch entwey driven.
wat we deden an unsem live,
dat mote wy to hope boten
530 an henden unde an voten.
mit dusent worden wil ik dy groten,
wen ik rume dessen hoff
unde ik wil hebben orloff.
du most to der erden stoff,
535 an dem iunghesten daghe steystu wedder ufi.*
De sele kerede sik van der bare
an so iamerlike varc.
de licham nam er grote wäre
unde rep 'sele, bistu noch dare?
540 leve sele, sta noch eyne stunde,
wente ik von dinem munde
eynes dinghes wynnen künde.
saghe, is an der helle gründe
ok ie trost ghevunden?
545 hordestu dar ie äff lesen,
ich[t] dar ienich man moghe ghenesen
an hune[n| edder an resen?
hat men der heren ienighe schone,
de hir upsatten de gulde[ne] crone
550 unde gheven grote gherede to lone?'
De sele sprak 'nicht mer wen eyner bonen.' [4i5h
De licham sprak 'achtet me de[r] vorsten nicht,
de hir grote borgho hebben gesticht
unde hoghe muren hebben upghericht?'
555 'Altomale achtet men orer nicht.'
'Der deghen de hir riden unde weghen,
den de arme lüde under de[n] voten leghen ?'
'Nicht mer wen eyner valen schegen.'
'Wo is den kardinalen unde den papen,
560 dem patriarchen unde den praelaten,
de hir mit grotem barade
gan to der heren rade?'
'De duvele riden se to bade
also blot also eyn made.'
565 'Achtet men nicht der kanoniken
556) reden? yriiien und stritten,* — 560) den?
<
42
unde der witten monneke
mit den witten platten,
de under den voten draglien de läppen
unde up dem hovede de groten platten?'
570 'Nicht mer wen eyner bunten katten.'
'Achtet me nicht der wysen papen
de hir er tide clappen?'
'Also vele also eynen olden apen.
eynes dinghes bistu bericht,
575 de sint to sulker dusternisse gesticht,
dat se nummer nichtes nicht
dorven vragen umme ienich licht,
et wirt en ok bereit nicht.
se liden van dem duvel dwangk
580 unde van sik sulven groten stanck,
dat on kort dunket dusent iar lank.
men hört der anders neynen sank
wen owy unde ok owe.
se en hören nummermer
585 gloria tibi domine
noch dat sote wort Ave.
ore alderlevesten vrunde
grynen myt creme munde
also de groten hunde,
590 unde ok sint se unghebunde[n]
an voten unde an henden.
ore iammerlike pynen,
de se nu unde ewichliken liden,
dar enwart nummermer neyn ende.
595 me kan on neyne hulpe senden.
wente dar steit ghescreven also:
In Inferno
nulla est redemptio.'
'0 we, ik hebbe dy ghevraghet
600 unde du best my ghesaget, /^^^«
dat my herde ovel behaghet.
dat sy hüte gode gheklaghet,
dat we to mynschen ye worden gheboren !
we moten ewich sin verloren.
605 ik wolde dat gherne wilkoren.
dat ik der eyn were
eyn louwe edder eyn bere.
wan ik denne dot were.
672) tide horae canonicae. — 590) uu ghebuudcn ? — 594) der ? — 606) der
d^r eyn oder eyn der?
\
\
43
so were vorgan al myne swere,
610 80 storve de sele mit dem live.'
De sele rep 'wor schal ik arme bliven,
de duvel komen myt grotem kyve,
se willen mik von hinnen dryven.
o we unde owe, owe, owe!
616 licham, nu en se ik dik nummermer
wente to dem iunghesten dage,
so mut ik dik vor gherichte draghen.'
Na so iammerliken worden
quemen so ik horde
620 twene duvele dare
in also iammerliken vare,
de vlammen vloghen uth eren nesen
also dat vur ut der esen.
ore oghen standen en open
625 unde brande[n] also twene pekgrapen.
uth oren hoveden boven
brande it also eyn gloendich oven
von dem koppe wente in den nacken.
darby stunden on twene vurtacken
630 crum mychel unde grot.
swevel ut oren oren vlot,
ore tunge was eyn bretworm,
de rep unde makede manighen storm.
mit adderen unde mit slanghen
635 ore lif was behangen,
or anghesichte was gruwelik.
de sele rep so iemmerlik,
se rep Jesum 'fili dei
miserere mey!
640 erbarme di, leve here,
over my armen sele
dorch diner leven moter Marien ere!'
De duvel sprak ^du ropest nu to spade.
dat dik god nummer berade!
645 dik enkan neyn gnade gescheyn,
we moten dy von hennen ten:
dat du vordenet hast.
cum, du bist dar eyn leflf gast!'
se vorden se mit bitteren worden f4l6b
650 wente vor de helleporten.
638) oder rep: Jesu tili dciV
44
dar quemeu de duvele alle
unde entfanghen se mit groteme schalle,
de eyne rep 'wilkome her vrunt!'
de ander brak or up den rannt
655 unde schenkede or myt eyner schopen.
de arme selo beghunde to ropen
*o wy, wat rat schal werden myn?
vorvluket si de moder myn,
dat se my to der werlde ghedruch,
660 dat se my nicht dot ensluch,
do ik von orem live quam!
vorvluket sy Eva unde Adam,
dat se den appel eten
unde godes bot tobreken!
665 vorvluket sy er siechte allegader!
vorvluket sy myn mynschlike vader,
dat he myn vader ie ghevtrart!
we der iamerliken art,
dar ik nu bin hen ghekart/
670 De duvele spraken ^disse sank behaghet uns wol !
nu ik dat sulven spreken schol!
nu sink vaste vorbat,
dat dik de hilghen werden hat!'
De sele sprak unde rep:
675 'ik bin vorvluket
alle gnade is mik dure,
ik mut to dem ewighen vure.
ik wil al dat vordomen
dat ik kan ghenomen,
680 wente myner kan neyn rat werden.
vorvloket si hemmel unde erden,
man unde sunne
unde alle hemmelsche wunne!
vorvluket sy der sterne schyn
685 unde de mit gode wonende syn!^
De duvele spreken 'dat sint gude done,
noch schaltu eyn guth leth singhen,
so wil we dy to bade bringhen.'
De sele sprak ^uu mot ik eynes sanghes beghinnen,
690 des ik nummer vorwynne.
ik bin aller gode blint.
vorvluket sy Maria unde er leve kint!
wat scholde ik to der werlde schapen?
vorvluket sin de papen,
695 dat se iummer loven myt tunghen/
45
De duvele repen 'du best wol ghesunghen,
kum her in dat affgrunde!
dyne vorvlukende sunde [4t7a
schullen dik dumpen also sere,
700 dat du schriest iummer mere/
Alsus war de sele vorsenket
unde in dat affgrunde ghedrencket,
dar se nummermer schal rouwen
unde godes antlat nummer schouwen.
705 dar wart se wol entfanghen.
myt glodighen tanghen,
also de duvele pleghen to draghen,
dar wart se sere mede gheslaghen,
dat er arme gheist knakede,
710 de al von sulken eutwakede,
unde let iemmerlike sleghe
unde rep von groten herteleyde:
^miserere mey, deus!
gnade, here !' — Wo is my alsus gesehen,
715 wat hebbe ik iammers gheseen
an dissem riken armen!
here got, lat dat dik erbarmen,
dat de mynsche schal werden gheboren,
de myt den duvelen schal werden verloren !
720 we, wat schal dat gut to hope bracht,
dar god sulven wart umme vorwracht?
Nu bidde we altosamen
[got] dorch sine heren namen
dat he uns ruke mute gheven
725 unde eyn doghentsalich levent,
dat we by unsen tiden
moten also striden,
dat de hemmel unde erde
von uns ghesciret werde,
730 dat men alle daghe
neyne mere mote von uns saghen,
wo we up den ertrike leven.
des mote uns helpen Jhd Grist,
de alder werlde eyn losere ist
735 dorch synes sulves namen
Jhesus Gristus Amen.
Et sie est finis.
BERLIN. Wilh. Seelmann.
714) Hier nimmJL der Visionär seine eigene Bede wieder auf. — 724) sin riek?
Mittelniederdeutsche Osterlieder.
V-N *^N^N ^--* Ä,-fc^ ^ ■■
Wilhelm Müller hat in der Zeitschrift für deutsches Alterthum
1, 546 f. aus einer Hildesheimer Handschrift vom Jahre 1478 ein
mittelniederdeutsches Osterlied mitgetheilt, welches in etwas ab-
weichender Fassung Hoffmann von Fällersleben nach einer Hannoverschen
Handschrift des 15. Jahrhunderts in Pfeiffer's Germania 2, 164 f. ab-
drucken Hess.
In seinem verdienstlichen Programm von 1876 hat J. G. Müller
über den Inhalt der Hildesheimer Handschrift nähere Mittheilung ge-
macht (S. 9 f.) und daselbst auch einen buchstabengetreuen Abdruck
dos Liedes gegeben. Er bemerkt dazu: ^unter dem Liede ein Baum
voll von Vögeln auf blumiger Wiese mit der Ueberschrift : vrowe dich
tochter von syon, leve mere sage ik di.' Auch diese Worte klingen
wie der Anfang eines geistlichen Liedes und sind wahrscheinlich nichts
anderes als der Eingang einer niederdeutschen Fassung des aus einer
Klostemeuburger Handschrift in Wackernagcls altdeutschem Lesebuche
5. Ausg. 1177 f. gedruckten Liedes, welches hier beginnt
Vreu dich, tochter von Syon,
schone x)otschaft chumet dier.
du solt singen süezzen don
wol nah deines herczen gier.
Auch der übrige Inhalt der Handschrift ist beachtenswerth, so-
wohl die Miniaturen wie der Text. Letzterer besteht aus Betrachtungen
und Gebeten, ^die sich anlehnen an die kirchliche Feier von der Ostcr-
Vigilie bis zum Schlüsse der österlichen Zeit; aber den einheitlichen
Grundgedanken des Ganzen bildet die Vorstellung einer Vermählung
der gläubigen Seele mit ihrem auferstandenen Bräutigam in der öster-
lichen Communion, und dies Bild ist mit grosser Innigkeit und Le-
bendigkeit so durchgeführt, dass überall die kirchlichen Ceremonien
und mittelalterlichen Hochzeitsgebräuche wunderbar ineinanderfliessen'
(J. G. Müller S. 9).
Auf meinen Wunsch hat mir Herr Director J. G. Müller weitere
Mittheilungen aus der Handschrift gemacht, die ich hier, mit den
nöthigen Anmerkungen über die Lieder, veröffentliche.
Das erwähnte Osterlied bildet den Eingang und war bestimmt am
Ostersonnabend gesungen zu werden. Ebenso folgendes Lied, welches
durch die beigeschriebenen Noten deutlich als Gesang bezeichnet ist.
47
We schollen alle vrolik sin
to desser osterliken tyt
dar alle unse trost ane steyt*).
Das Lied ist völlig unbekannt^) ; leider ist nicht mehr davon in
der Handschrift mitgetheilt.
Es schliesst sich an dasselbe folgende Betrachtung:
du eddele brud Christi, in desser werdighen stunde desser
uterwelden nacht scholtu bedenken de twe werdighen offere, dar se
mede cyret vfi beghavet is vfi anders nen dach noch nacht in dem
jare. Alse we ghisterne beghinnen to none tyt, alse sik de sunne
wendet ufi de dach neghet, do offerde sik use heyland sinen hemmelschen
vader vor uns in den dot. liyr umme dit erste aventlike offer, dat
de modgr der hilghen kristeuheyt den hemmelschen vader offert an
de huchnisse des dodcs sines leven soncs, dat is de acbare pasche-
kerse. In hujus igitur noctis gratia suscipe, sancte pater, incensi
hujus sacriiicium vespertinum'"'^). Üat andere nachtlike offer is de
werdighe licham den me nu bcnedyen schal an de ere siner craftighen
upstandinghe, wente to allen tyden benedyet me den hilghen licham
an de ere sines dureu dodes; sunder an desser douweghen nacht so
wert he darumme benedyet, dat desse vromorghenstern is up gheghan
ufi heft US den dach der ewicheyt opent, also David secht 'bucinate in
neomenya tuba in insigni die sol. vre.' An dessen worden menet he
nicht mer dat we an user innicheyt betrachten, dat nen dach eddeler
si wan desse begherlike nacht. Ach wo dan is desse nacht, wo grot,
wo wunderlik, wo unbegriplik, der alle creatureu ere ufi lof gift, also
in den hemmelrike alse in den ertrike wert ere werdicheyt lovet.
doch enis nen creature nochsam in eren love, wente se heft us brocht
dat eddele speyghclglas , den hogheloveden***) paschedach. dar
umme gheve we er danknamecheyt, wente se heft us wedder brocht
to der ewighen salicheyt, dar we beschowen scholenf) den speyghel
der ewigen drevaldicheyt.
Zu dem Gebete Salutatio nobilissimi et delitiosissimi sepulchri
domini hat die Handschrift zwei Miniaturen, blumenbekränzte Sänger
darstellend, dazu die Inschrift:
Help US dat heylighen graf
dar got sulven inne lach
mit sinen wunden also her
werdichliken mote.
Es ist das bekannte Wallfahrts- und Kreuzfahrerlicd, dessen erste
Strophe bei Uhland, Volkslieder S. 79 ff. lautet:
In Gottes namen faren wir,
seiner genaden begeren wir,
*) Vielleicht an litV
*) [Es steht hochd. gedruckt in Ph. Wackernagels Kirchenlied, II, nr. 1121.
Anm. d. R.]
♦♦) Die lateinischen Worte sind mit Nnten yerpehen.
) Hs. hoghen loucden.
t) Hs. scholt.
48
das helf uns die gottes kraft
und das heilige grab,
da gott selber inne lag!
Kyrieleison !
Noch mehr stimmt die Fassung B iiberein:
Nu helf uns das heilige grab
und der sich durch uns dar in gab
mit sinen heren wunden:
dass wir zu Jerusalem funden
werden froliche etc.
Letztere Fassung aus Herzog Ernst D, wo offenbar die alten
Assonanzen beseitigt sind. Die vierte Zeile des niederdeutschen Textes
ist eraichÜicb unvollständig und entstellt. In Witzeis Psalter, eccles.
(Böhme, altd. Liederbuch S. 678) lautet der Text:
mit seinen fünf wunden also her:
frölich faren wir gen Jerusalem daher;
Leisentrit hat
mit sein heilig fünf wunden rot:
behüet uns herre vorm schnellen tot;
was deutlich eine Aenderung ist. Vielleicht ist die niederdeutsche
Zeile zu ergänzen: werdichliken mote wi gen Jerusalem.
Der zunächst folgende Text ist lateinisch, einmal ins Deutsche
übergehend: Veni ad me, hertelef, mines herten vroude ufi jubilus,
was wie eines jener zahlreichen lateinisch-deutschen Lieder klingt,
aber nicht mit Noten versehen ist.
Weiterhin folgt das bekannte und populärste Osterlied. Postea
populus cantat laudes resurgenti illud jocundum canticum
Grist is upstanden
van siner marter alle;
des schölle we alle vro sin,
got de wel use trost sin.
Kyriols.
Der Text ist mit Noten versehen.
Dann Vale noctis praeclarissiraae in aoternitato temporum por-
petuo celebrandae.
wunsame vrolike nacht,
du bist verluchtet alse de dach;
din wunsame schin
mote verluchten mines herten schrin,
dat ik mit vrouden uü mit soticheyt mote entfan
uü mit bernender leve beghan
den hoghen werden eddelen osterdach,
des min herte uü sele so lange begheret heft.
Post matutinas per Organa*).
lUuxit dies quam fecit dominus.
') liier eine Miniatur, eine Orgel vorstellcnil.
49
Ik enfa dik, clare osterdach,
mit aller miner sinne macht.
Advenisti desiderabilis*)
Du bist de erste vrouden schal
des koninghes sone van enghelant,
du bist alle godelik,
dar umme bistu so minnichlik
ufi gifst US dat ewighe licht.
Ante excellentissimum sacramentum
vere digna hostia**),
per quam fracta sunt tartara.
help US, wäre paschelam,
de du hüte van dode bist upghestan.
Am Schlüsse eines lateinischen Gebetes heisst es : Gif dat we
an diner paschelken werschop in uses herten blischop werdelken
moten mit di epuleren ufi in dinen love mit allen creaturen in disser
vroliken hochtyt sotelken jubileren. amen.
Die hier angeführten deutschen Texte sind sämmtlich unbekannt.
Zum Ostertage selbst enthält die Handschrift folgendes Lied
(oder Liedanfang):
Der vroude dach is upgheghan,
Crist van hemmein is upghestan,
We sint gheloset uü is us wol gheghan.
Auch dieses Lied ist unbekannt.
Zum Eingang dqr Ostermesse findet sich folgender interessanter
Abschnitt :
In mundanis nuptiis iieri solet ut sponsa decenter ornata pro-
cedat obviam nobili sponso de longinquo venienti ad locum nuptialibus
gaudiis praeparatum, secum habens ystriones et mimos***), qui can-
tibus et musicis instrumcntis jocundos reddant comitantes secum.
ita et tu, devota auima, sponsa Christi, compone diligentius ornare u. s. w.
Post hoc agitur processio sollempnis in memoriam illius pro-
cessionis, quam Christus rex gloriae rediens ab inferis cum exercitu
redemtorum celebravit, dum eos in paradisum exultationis introduxit,
tripudians et saliens, ducens symphoniam et choream pro liberatione tan-
torum filiorum, praecinens eis novum canticum, quod non decet promere
alium nisi immortalem dei filium post tam gloriosum triumphum.
Et nos scquamur laeti ac omni disciplina spiritali ornati magnificen-
tissimum imperatorem hanc cunaleni choream praecedentem et dicentem
Hur Jhesus springhet to voren an,
he let de brut an siner haut;
he is de den jubel kan,
jubilus is he genant.
♦) Mit Musiküotcii.
**) Mit Noten.
*♦*) Hs. mimores.
Niederdentflches Jahrbach. V.
50
•salich de den jubel wet,
de sele wert van minnen het
uü van hemmelscher spise sat.
Auch dies echt volkstümliche Lied ist anderweitig nicht nach-
gewiesen.
Die darauf folgenden lateinischen Verse 'Te agnum sine macula'
sind mit Noten versehen. Dann folgt das bekannte
Salve sancta dies toto venerabilis aevo,
qua deus infernum vicit et astra tenet,
mit folgenden ihren Inhalt wiedergebenden deutschen Versen, deren
erste beiden Zeilen an anderer Stelle mit Noten versehen wieder-
kehren, also einem Liede angehören.
Also heylich is desse dach,
dat en nen man vuUaven mach,
sunder de hethlich godes sone, de de helle tobrak ufi den leyden
duvel darinne baut; dar mede losede he de cristenheit. dat was god
sulven. Kiri.
Der Ostergcsang 'Also heilig ist der tag' ist bekannt. Vgl.
Wackemagel 2, Nro. 968—970; Hoflfmann, Kirchenlied* 114-115;
Wackemagel 4, 35.
Wiederum nach lateinischen Versen 'Ad hanc vocem o athlete'
(Hs. ad lethe) ein Distichon mit darauf folgenden deutschen Versen:
flccc renascentis testatus gratia mundi
omnia cum domino dona redisse suo.
Ik se de lentes tyt upghan,
mine oghen schowet wunne,
dar ik an de blomen gha
al mit bliden sinne;
min herte vrowet sik
jeghen der paschen minne.
Namque triumphanti post tristia tartara Christi
undique fronde nemus, gramina flore favent.
Dar ik an der vrowde sta,
min sele swevet an blischop
jeghen den pris des jares dar,
godes hoghe herschop.
pasche, bringhe uns an des hemels hof.
Legibus inferni oppressis super astra meantem
laudant rite deum lux polus arva freti.
vil eddele paschedach,
aller tyde bistu schal;
hoghe werde paschedach,
nu overvuUe üs alle,
ey wol üs, jümer scholtu stan
in diebus aeternis salve perennata*).
*) IIa. porhciiatji.
51
Qui crucifixus erat deus ecce per omnia regnat
dantquc creatori cuncta creata precem.
Din anbeghin is vroude,
dat ludet alle tunghen;
du bist aller blischop vul,
van di swevet wunder,
kum, herte, let vrowcn us
to allen stunden.
Eya modo jubilemus
laudem deo decantemus,
dicentes
Nobilitas anni, mensis*) decus, aura dierum,
horarum splendor, scripula puncta favent.
Ilerschop unde vroude
de drivet dine tyde;
we dik an den horten dricht,
de heft gude tyde.
o sote vrolike begherlike dach,
woldestu bi us bliven !
Darunter eine Miniatur, zwei geschmückte mit Grün bekränzte
Männer darstellend, mit der Inschrift:
Nu schölle we alle vrolik sin
to desser osterliken tyd
dar . . .
Offenbar wieder der Anfang eines Liedes, das anderweitig nicht
bekannt ist^).
So gehen die lateinischen Distichen mit dazwischen stehendem
deutschen Texte weiter, doch haben die folgenden Stücke keine poetische
Form oder doch nur vereinzelt Reime zwischen der Prosa.
Nach dem Distichon
Eripis innumerum populum de carcere mortis
et sequitur über quo suus auctor adit
heisst es dann :
He cledet se na sik mit eren schinenden clede uH set er up
dat hovetgolt, de brukinghe siner gotheyt, he trit mit er an enen
vroliken dans, he is aller vrouden crone; muste ik dine clarheyt
schowen, de dar het trinitas; he is aller vroude en osterdach**).
Ilinc tumulum repetens post tartara carne redempta
belliger ad coelos ampla trophaea refert.
We to desser werschop wel ghan,
de schal verlaten sin vaderlant,
ufi alle dat he erdescher luste han:
so mach he treden an des lammes dans
uA jummer singhen der enghele sangh.
♦) mcnsium US.
>) [S. oben S. 4
**) Das letzte sind wohl wieder Verse.
*) [S. oben S. 47. Aum. d. R.]
Dl
4*
52
koningh David de herpet den danz,
he herpet den wol na vlite,
da ü8 wol na verlanghen mach :
wat vroude is an hemelrike!
Maria, Maria, hönichsem,
Maria keyserinne,
help us^ eddele juncvrowe fin,
dat we den danz vulbringhen"^)
Reges terrae et omnes populi principes et omnes judices terrae,
juvenes ac virgines, senes cum junioribus, celebremus hanc excellen-
tissimam diem, in jubilo canentes intimo cordis desiderio
Also heylich is desse dach.
Am Schlüsse des weiterhin folgenden Gespräches zwischen spnosus
und sponsa heisst es:
pascha nostrum immolate et gloriiicate, miner sele verlanghet
so ser na di, o rex gloriae, wanne wultu in min herte komen? Si
moram facis, so bin ik gnadenlos, tu solus nosti quod dederis et
qualiter cor meum affeceris. ghif mi dat to ener ghave, dat ik di
to allen tyden an minem herten draghe. te paschalem regem sera
cordis claudo, te tollet mihi nemo, qui tecum mori opto. Tu sponsus
carissimus, mines herten vroude ufi jubilus, amicus fidelissimus, in
noden consolator optimus. tu mea laetitia, ane dik werde ik seidene
vro. ach weren nu alle mine lede harven unde seyden speie, ufi
mine kelen en bassune, ik wolde blasen extra et infra, me scheide
dat hören in coeli curia overlut to dinen eren, Jesu Christo, min
alderleveste brut.
Bei der Communion heisst es :
Epulare et die in laetitia cordis tui
Exultandi et laetandi tempus est,
pascha nostrum immolatus Christus est;
epulae deliciae,
coelicae divitiae,
stat al stille, stat;
trave mogecheyt,
sorge drovegheyt
ghat alle, ghat**).
Post completorium in auriflua die
alme deus sabaoth,
du bist al der werlde got;
bring us an den osterdanz,
dar US de vroude werde bckant***).
*) Die letzten acht Zeilen bilden zwei regelmässige Strophen.
**) Von Exultandi an mit Musiknoten.
**♦) Diese vier Zeilen mit Noten.
53
Vale, eddele osterdach*),
uterwelde paschedach,
begherlike clare sunnendacb.
den nen dach liken mach.
du bist wunnichlik un dar,
unde sote altemal,
du bist de wol schinende carbunkel,
den nen nacbt kan bedunckoren.
du bist cn wunsam paradys
un alle des jares ere Uli pris.
du bist aller enghele schal;
din schedinghe is mines herten kal.
De hemelsche koning heft dik van anbeghinne hilghet ufi heft
dik boven alle daghe lef ghehat, wente he alle sine not an di vor-
wunnen heft. hoghe eddele werde sote dach, woldestu bi us
bliven! dine schedinghe kan min herte nicht liden. du bist der
waren ewighen vroude en sote vorspel. o vrouden rike pasche dach,
bringe (us) an den hemelschen palas, dar we vrolike schowen mögen
Jesum den ewigen paschedach.
Antequam vadis ad quiescendum , tu electa sponsa regis
immortalis, prsepara te, ut possis cum sponso tuo regalem thalamum
introire, ut pauses suh umbra dilecti. Ecce jam ministri summi regis,
scilicet electi angeli, clamant per omnes plateas civitatis et dicunt.
'Venerunt nuptise agni et uxor ejus pr.'eparavit se.' Idcirco, o devota
anima, hodie uxor agni effecta, dispone te ad ista, quia ipsi sie libet
qui dicit 'Delicise merc sunt esse cum filiis hominum.' Et quia mos
est quod in nuptiis semper cum variis instrumentis musicorum sponsa
ducitur ad thorum sponsi, et ecce in nuptiali thalamo, scilicet virginei
cordis, quo sponsa sociatur immaculato agno, concurrit tota coelestis
yerarchia cum ymnis et canticis, cum lyris et cytharis ac universis
instrumentis musicis.
mit welker unsprokelkon wcrdiclioyt trit nu her regina Ber-
sabee, mater veri Salaraonis, ut introducat sponsam agni tilio suo vero
Salomoni in cubiculum suum. To desser brntlacht kumpt de ghanse
hemelsche**), de lutken kemerere, dede den brudeghäme vorghat ; dat
sin de lutken junghen ridderken ccntum quadraginta quatuor milia
innocentes. Desse treden vore mit eren witten blyantes clederen,
mit eren gülden halsbanden, mit eren witten bloyenden lilien krensen :
de dreghet de brutkersen ufi de güldenen torticien. Dar neghest volghen
de spellude, also cherubim un seraphim, mit eren harpen ufi seyden
speien, throni et dorainationes mit eren pipen ufi bunghen, principatus
et potestates mit eren trumpen ufi veddelen, virtutes et archangeli
mit eren lyren un bassunen, angeli mit eren ptifiken un scherleygen;
*) Das Folgende btimmt theilweise wörtlich mit den von Hoffmann a. a. 0.
S. 167 mitgetheilten Versen der Hannoverschen Handschrift überein.
.♦♦) fehlt yerarchie.
54
pr£elati et consiliatores, scilicet viginti quatuor seniores, cum aureis
thuribulis cytharis et phyalis aureis, principes provinciarum et duces
populi mit crucen ufi mit vanen, milites et barones scilicet martires,
inter quos egregius dux Mauritius et splendiferi socii ejus, cum armis
et yexillis ac scutis, episcopi abbates et doctores cum infulis et
baculis aureis, virgunculse, inter quas nobilissima regina Ursula cum
suis sodalibus undecim milibus, omnes ferentes in capite sertum*) rosse
et lilisB cum suis ardentibus lampadibus. Desse de helpen alte male
de brut leden, dar se se bringhen den koninghe, ufi helpen ok der
brut den hoghelaveden eddelen werdighen osterdach to lius bringhen
mit love ufi mit sanghe mit harpen un seydenspelen.
quam gloriose incedens hiec sponsa, quam mille saltibus saltat
coram sponso, coram agno, coram throno, quia quot dulces cogitationes
de corde suo hsec de terra mittit, tot saltus coram sponso facit. Cum
vero hsec electa sponsa pcrvenit ad tlialamum sponsi, prrcsentibus bis
Omnibus speciale cantat epithalaniium sponso immortali dicens cum
inexplicabili jubilo cordis ^Hic est dies magnus et prseclarus, in
cujus lumine gradiendo tendimus ad immortalitatcm. hodie intra-
vimus terram fluentem lac et mel.' sponsa olecta, trit nu in dat
konichlike stolte palas, in dat bloyendc wunnichlikc güldene palas dins
brudegames, dat he opcnt heft, do sin hofiichvletende herte opent
wart in die eximioe caritatis, quum exivit sanguis et aqua. Tunc
aperta est nobis janua regni. Ecce hfl>c est terra fluens lacte et melle,
quam hodie veraciter intravimus. Ecce hijr trit de sponsa in den
waren ewighen osterdach, hijr bringhet se to hus mit groter ere ufi
werdicheyt den eddelen vroliken paschedach. hijr schal se ok bruken
to ewighen tyden den ewighen waren levendighen osterdach, de sik
nummer in den avent neghen schal. Intrans vero sponsa, ecce sponsus
immortalis, rex pacificus Salamon, tenens sponsam inter amplexus et
gratulando eam alloquitur dicens 'Leva nunc oculos tuos, quibus
subtraxisti omnes delicias mundi propter me, et contemplare in spiritu
delicias et amoenitates cordis mei.' Wentc desse jeghenwardighe
verghenghelke paschedach jam tendit ad occasum: nu beschowe du
den ewighen sufienglans des ewighen osterdaghes.
Endlich wird zur Ehre der mater sponsi, der regina Hester, das
Lied ^Regina coeli^ gesungen.
HEIDELBERG. K. Bartsch.
♦} Hs. certum.
Lateinisch - niederdeutsche Hexameter.
Im Jahrbuch 4, 27 hat Lübben ^Aus dem Vocabelbuche eines
Schülers' Spruchverse mitgetheilt, von denen die ersten vier eine in
Reimpaaren abgefasste Uebersetzung der beiden vorausgehenden latei-
nischen Hexameter sind. Die drei folgenden Absätze aber sind, was
Lübben nicht beachtet hat, Hexameter und folgendermassen zu schreiben :
Munera da summis, yt wert vel regt, dat dar crum ys:
munera si non das, it wert vel crum dat dar regt was.
Qui multum vult borghen et non vult solvere sorghen,
iUe potest sterven, in paupertate vorderven.
Qui plus vult teren (juam sua bursa kan en veren,
post sequitur stelen, dar na hengheu up bi der kelen.
In dem dritten Verse muss das erste vult gestrichen werden, denn
eine weibliche Caesur ist in dieser Art von Hexametern unerhört; in dem
fünften hat Lübben gebessert kan em weren, aber auch sua
bursa wird schwerlich richtig sein, wahrscheinlich bursa sua,
dann ist aber auch wohl em weren nicht richtig gebessert, sondern
enberen; denn auch die Wortstellung kan em weren ist bedenklich.
Die beiden ersten Hexameter sind nicht unbekannt ; sie kommen
in mitteldeutscher Sprache in einer Zeisbergischen Handschrift (Ho-
meyer, Ilechtsbücher 2. Ausg. S. 1 ()5 f.) in folgender Fassung vor :
Munera da summis, so wert schlecht daz da krumm ist;
munera si non das, so wert krum daz da schlecht waz.
In oberdeutscher Fassung in einer Münchener Handschrift (cgm. 17827,
Catalogus 2, 3, 123) vom Jahre 1414 in mehr abweichender Form
auf Bl. 1
Qui caret nummis, den hilft nit daz er from ist;
sed qui dat summis, der machet siecht daz krom ist.
HEIDELBERG. K. Bartsch.
Jesu dulcis memoria.
Tagzeiten der heiligen Anna.
Das schöne, dem heiligen Bernhard von Clairvaux (doch wohl
mit Unrecht) zugeschriebene Lied findet sich mit seinem ausführ-
lichsten Texte bei Daniel thes. hymn. I. p. 227 unter dem Titel
jubilus de nomine Jesu und in etwas abweichender Gestalt unter dem-
selben Titel bei Fabricius poet. Christ, pag. 810. Es ist aber auch
als hymnologische Einlage für die geistlichen Tagzeiten verwandt, wie
noch jetzt im römischen Brevier am Feste des Namens Jesu (II. Sonn-
tag nach Epiphan.) und erscheint dann in mehrfach veränderter und
verkürzter Form. Besonders fand dies statt bei dem im spätem
Mittelalter beliebten officium de aeterna sapientia, für welches unser
Lied in die entsprechenden Theile zerlegt und mit einer passenden
Doxologie versehen als Hymnus den einzelnen Tageszeiten eingefügt
wurde. Mone (lat. Hymnen d. M. A. I. p. 329 f.) theilt aus einer
Frankfurter Pergament-Handschrift des XIV. Jahrh. den so bearbeiteten
Text mit, dessen Ueberschrift : cursus de aeterna sapientise nicht wie
Mone meint, auf das berühmte Buch Suso's von der ewigen Weisheit
sich bezieht, sondern sich aus dem eben Gesagten erklärt.
In dem Nachlasse des Bischofs Wcdekin zu Hildesheim ist eine
Pergament-Handschrift, welche in niederdeutscher Sprache de ghetyde
van unser leven vrowen, suverlike ghetyde van sunte Annen, de ghe-
tyde van der ewighen wysheit und de körten ghetyde des hilligen
cruces und noch einige Gebete enthält. Sprache und Schrift weisen
auf das 14. — 15. Jahrhundert.
In den Tagzeiten von der ewigen Weisheit nun steht die nach-
folgende niederdeutsche Uebersetzung unseres Hymnus, welcher der
beistehend gedruckte lateinische Text augenscheinlich zu Grunde
gelegen hat.
Ad matntinnm.
Ihesus, soite betrachtinge, t Jesu dulcis memoria
De wäre vroude is ghevende, dans vera cordis gaudia,
Mer boven honighes soticheit sed super mel et omnia
Gheit Jhesus toghewordicheit. dulcis ejus praesentia.
57
Nicht soitcrs jüment syngen en kan,
Nicht vrolikers jüment denken kan,
Nicht lustikers^) is ju ghehoirt
Dan Jhesus Xps dat ewighe woirt.
Jhesus, troister de^) trurigen,
He is zeer milde den biddenden;
De ene soket, den is he gud,
Do ene vyndet, kricht riken moit.
De^) ewige wysheit mytten vader,
Myt den hillighen geiste to gader,
In der hoghen drevoldicheit
Sy lofif unde glorie in ewicheit.
Amen.
(Horgenlove).
;^hesu,konynckzeer mynnentlick,
soticheit unsprekelick,
Du doist verbliden allen stryd,
Edel forfte zeer wünentlick.
De tungc en kans ghesprecken nicht,
To gründe en leret nicht de schrift,
De mynnende zeile kennet dat,
Wat sy Jhesura recht leif ghehat.
Jhesu, dyner mynnen braut
Maket my zeer van herten kranck;
In dy heb ick niyn luft alleen,
Du bist my hemelsch honichseem.
De ewige wysheit etc.
\JiKf
Jhesus mynne is weiden ryck,
Nicht soiters vynt men seckerlick;
Dusent werf is se leilliker
Dan wy ghesprecken jümermeer.
Jhesu, der engelon sunen schyn,
Lustlick sanck den oreu myn,
Den munde bistu honichseem.
Den herten biftu hemelsch wyn.
Unde*) Jhesu, ghif my to haut,
Dat ick voile der mynnen brant,
Lait my schouwen dyn anghesicht
Mit vrouden in den hemelrick.
De ewige wysheit etc.
^ 1. lustlikors. »; 1. der. ») 1. Di.
Nil canitur suavius,
auditur nil jocundius,
nil cogitatur dulcius
quam Jesus dei filius.
Jesu, spes poenitentibus,
quam pius es petentibus,
quam Bonus es quaerentibus,
sed quid invenientibus V
Aeterna sapientia,
tibi patrique gloria
cum spiritu paraclito
per infinita saecula.
In landibus.
Jesu, rex admirabilis
et triumphator nobilis,
dulcedo ineffabilis,
totus desiderabilis. .
Nee lingua potest dicere,
nee littera exprimere,
experto potes crederc,
quid sit Jesum diligere.
Amor Jesu continuus,
mihi languor assiduus,
mihi Jesus mellifluus
fructus vitae perpetuus.
Aeterna etc.
Ad primam.
Amor Jesu dulcissimus
et vcre suavissimus,
plus millies gratissimus,
quam dicere sufficimus.
Jesus, decus angelicum,
in aure dulce canticum,
in ore mcl mellifluum,
in corde nectar coelicura.
Jesu mi bone, sentiam
araoris tui copiam ;
da mi per poenitentiam
tuam videre gloriam.
Aoterna etc.
*) 1. Gudo oder Godi»,
58
^ote Jhesu, de mynne dyn
Spiset zeer wal dat herte myn:
Der spise en werde ick numer moide,
Want se ghift hunger den gemoide.
Wat de dy smaket, den hungert meer,
de dryncket*), den dorftet meer;
Doch nicht vor al begheert he meer
Dan JhesumChriftum synenheren®).
Dusent werf nu begheer ick dy;
Jhesu, waneer kumstu bi my?
Als ick myt dy mochte vrolick syn,
Verfullet weer de wille myn.
De ewige wysheit etc.
Ad tertinn.
Tua, Jesu, dilectio
grata mentis affectio,
replens sine fastidio,
dans famem desiderio.
Qui te guftant, esuriunt,
qui bibunt, adhuc sitiunt,
desiderare nesciunt,
nisi Jesum, quem diligunt.
Desidero te millies ;
mi Jesu, quando venies V
quando me laetum faciesV
me de te quando saties?
Aeterna etc.
!hesu, du gudertirenheit,
Den herten biftu vrolicheit,
Dyne gudheit hevet ghyn ghelyk,
Dyne myne byndet ray an dy.
My is zeer gud dat ick dy mynne
Unde buten dy nicht anders ghesynne ;
My selven to laten is my gud,
Di to deynen myt vryen moit.
Jhesu, aller soiteste here,
Na dy verlanget my so zeer') ;
Myn mynlich weynen eyschet dich
Myt groten ropen jamerlick.
De ewige wysheit etc.
Ad sextam.
Jesu, summa benignitas,
mira cordis jocunditas,
incomprehensa bonitas,
tua me stringit Caritas.
Bonum mihi, diligere
Jesum, nil ultra quaerere,
mihi prorsus deficere,
ut illi queam vivere.
Jesu, mi dilcctissime,
spes suspirantis animae,
te quaerunt piae lacrimae
et clamor mentis intimae.
Aeterna etc.
m^) aller ftede, war ick sy,
Wunsche ick Jhesum al by my;
Als ick en vynde byn ick vro,
Dan byn ick salich in vrouden ho.
Dama ummehelsen, küssen reyn,
Dat ghat boven allen honichseem;
Dan werd ick gantz mit Jhesus een,
Dat duert een tyd, de is zeer kleyn.
Ad nonam.
Quocunque loco fuero,
mecum Jesum desidero.
quam felix, cum invenero !
quam laetum, cum tenuero!
Tunc amplexus, tunc oscula,
quae vincunt mellis pocula;
tunc felix Chrifti copula,
sed in his brevis morula.
*) de dy dryncket, •) 1. here (: mere). ^ 1. sere. ®) oder In.
59
Dat ich nu soke yynde ick dan;
Dat ick begheer verkriglie ick dan ;
Van leiften byn ick worden kranck,
Mynherte bernet den soitenbrant^).
De ewige wysheit etc.
ihesus is klarer dan de sunne,
Soiter dan de balsem aller könne,
Soter dan soit du warlick bist,
Myn aller leveste Jhesu Christ.
Du bist allene der zeilen lust.
An dy bevynt de mynne rust;
Jhesu, du bist myn herlicheit,
Der gantzer werldc salichcit.
Jhesu, mester der gutheit,
Wy wachten dyner vrolicheit,
Du bist de born der myldichcit,
Des herten wäre lusticheit.
De ewighe wysheit etc.
iäjn vreden doistu dyno ghebode,
Dyn vrede tred boven alle ghemoide ;
Na vrede steit my al myn syu.
Des to ghebruken ick ghiricb bin.
Des hemels chor dat lovet dy.
Et dubbelt dyn loff zeer inneclick;
Jhesus vervrouwet al ertiyk.
He versonet myt gode mich.
Nu is Jhesus van heune ghevaren
To hemelryk to synen vader;
My is untvloten dat herte myn
Na Jhesus in den hemel syn.
De ewighe wysheit etc.
Jam, quod quaesivi, video;
quod concupivi, teneo;
amore Chrifti langueo
et corde totus ardeo.
Aeterna etc.
Ad vesperas.
Jesu, sole praeclarior
et balsamo suavior,
omni dulcore dulcior, '
prae cunctis amabilior
Tu mentis delectatio,
amoris consummatio,
tu, mea gloriatio,
Jesu, mundi salvatio.
Jesus, auctor clementiae,
totius spes laetitiae,
dulcoris fons et gratiae,
verae cordis deliciae,
Aeterna etc.
Ad completorinm.
Jesu in pace imperat,
quae omnem sensum superat,
banc mea mens desiderat
et illa frui properat.
Te coeli chorus praedicat
et tuas laudes replicat;
Jesus orbom laetificat
et nos deo pacificat.
Jesus ad patrem rediit,
coeleste regnum subiit;
cor meum a me transiit,
post Jesum simul abiit.
Aeterna etc.
^ 1. de soite brant.
60
Weniger gelungen, namentlich hinsichtlich der poetischen Form,
sind nachstehende Hymnen aus den Tagzeiten zu S. Anna.
Hymnus zur Mette:
Van ewicheit bistu verseen,
Van konynckliken gesiechte bifbu versehenen ;
To dynen love do up unse herte,
Up dat wy alle moghe spreken:
Du bist ene moder godes; moder, van dy is ghekomen uns salicheit;
make uns vry van allen sunden, o hillighe moder sunte Anna.
Een troistersche bistu der armen,
De up desser erden karmen;
Ghif ufi help uns allen troift,
Up dat wy moghen werden verlost
Van allen quaden. Amen.
Zu den laudes:
Nu lait uns gode loven.
6od almechtich hefiFt uns verkoren,
Syne ghenade hefft he uns ghesant
Van hyr boven al ist wal dat wy weren verloren^®).
In unser schult syn wy alle schuldich van beghinne des levens; alle
menschen sundighen dor de armoide, de dy is kundich: o here, unt-
farme di unser!
Anna, moder der hilligher moder,
Verlose uns nu uth al unsen noiden;
AI kranck is de menschelicheit,
Nicht en vermoghe wy ut unsen verdensten.
Olorie sy dy, here, de van der juncfrouwen gheboren bift, myt den
vader ufi den hillighen gheifte ewelike sunder ende. Amen.
Zur Vesper:
In vrolicheit so lait uns loven god,
De hefft alle uthferkoren,
Van wen dat he wolde sjm gheboren.
Dar en was ghyn creatuer so werdich, dat se god mochte untfanghen,
dan allene de juncfrouwe Maria.
Se is gheboren uth hoghen gheslechte
Als van konynghen unde profeten
Se is versehenen al klarlike.
Wante sunte Anna un Joachim
Un ander hillighen de gheslechte
De toenen se al erwerdich.
Glorie sy dy here etc.
*®) Vielleicht van hymele boven alle laut, an dat wi weren verloren.
61
Zur Gomplet:
Du bilt lovelich altyd,
Want groit is dyu prys;
Sterke uns in den love
Offer hande^^) to done in unsen gaven.
Mercke, o here, unse god, unse kranckeit,
Wante sundighe wy, dat is uns Icit;
To vulherden in guden werken,
Wy bidden dy, wilt uns dar in Sterken.
Et sy al van uns dat quad is,
Sterke uns dar in dat gud is,
Üp dat wy dy moghen deynen
Mit vulherdicheit, des wilt uns gunnen. Amen.
") 1. offerande.
HILDESHKIM. J. G. Müller.
Aus dem Gothaischen Arzeneibuche.
Zur näheren Feststellung des Verhältnisses, in welchem die zwei
Hauptschriften des Goth. Cod. zu andern mnd. Arzeneibüchern stehen
mögen, ist die vollständige Mittheilung einiger charakteristischer Ab-
schnitte derselben erforderlich, und ich will zu diesem Zwecke mit den
ersten Artikeln der ,,dudeffche arftedie'^ beginnen, die von
Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Augenübeln handeln.
fcl. 7a- I. De wedage des houedes, is de van kulde, So is dat
antlat blek vnde de oghen tränen em. Dar wedder nym
markfap Vnde make dat warm vnde beftrick^^) dat vorhouet
dar mede Vnde do dar ok van in de oren. — Eyn ändert
ys: des gelik do ok van der keruelen; Des wynters nym
droge merk vnde droge keruelen allike vele to famende ge-
puluert Vnde do dar to fukker vnde eth dat. — Eyn
ander. Nym eyn half ftoueken wyns vnde ene hantvul
faluien, eyn half lot galligans, eyn half lot loreberen, fede
fe in deme wyne vnde lat den vradem vmme dat houet
ß2
gan, dat du fweteft: dyt fchaltu vorfeden laten bet vp
eyn quartir, dar na^) make eyn plafter van deme fuluen
krude vp dat vorhouet vnde vmme de dunnynghe^^), vnde
ga denne flapen vnde decke dy denne to.
Is de wedage van hüte, So ys dat antlat rot vnde de
ogen gel, vnde*) lydet groten dorft. Dar wedder nym
rofenolye efte violen vnde beftrick^®) dat vorhouet dar
mede vnde de dunnynge, vnde drope dar wat van in
de oren. — Eyn ändert. Stot hufloek vAde do des
gelik alzo hir vor befchreuen fteit. — Eyn ander. Nem
wyfperyuen'), borgelen allike vele, dyt puluere vnde eth
yd myt fuckere.
Deme dat houet ftedes we deyt, de fuke het colera vnde
kumpt van ouerulodigen*^) ; dat bekenne alfus: de heft rode
oghen vnde enmach nicht wol flapen, Vnde ok enkan he
// fal, 7f»* de // funnen nicht wol anfeen, vnde de oren vulen eme
alle tid. Dar wedder nym etik myt fiolenolye vnde nette
dar enen dok mede, vnde flach den vmme dat houet vnde
vmme de dunnynge, vnde wenne de duck droghe is, fo
netto ene wedder vnde do alzo du erften*). — Eyn ander.
Nym poleyc vnde tempere de myt^j fiolcnolie edder myt
husloke vnde make dar eyn plafter af vmme dat houet.
Is dat denne de oghen geel werden. So nym eynes wcdders
leueren, fo fc vte deme weddere kumpt, vnde fla de fo het
vmme de oren vnde vmme dat vorhouet. Efte nym enen
hauen vnde werp') dat Ingewede enwcch, vnde fla den fo
warm vmme de oren vnde vmme dat houet, vnde beftrick")
de nezen vnde de oren myt fyolenolye, dat dar de fuke
nicht enbliue.
Weme de bragenkop we deit, de neme, wenn he flapen
geit, eyn half lot mufcaten, kobeben, galligan Iwelikes
eyn quentin, vnde fo vele poleyen, alzo des anderen alto-
*) In der Ildschr. na dar na; — quartir so viel als quartcr Viertel. (Mnd.
Wb. III, 390b.)
'b) über das hier mehrmals vorkommende dunnynghe (Schläfe) s. Mnd. Wb.
I, 690» und Mnl. Psalmen, Hymnen und Gebete, Goth. Progr. v. 1864 pap. 21.
') zu ergänzen: de. mynfclic.
') Die gewöhnliche Form des Wortes ist wypperijven.
*') dazu ist entweder zu ergänzen : etliende vnde drinkende, oder das Wort
ist ein Subst. (overvlodige schw. f. V) = overvhdicJteit Uebermass im Essen und
Trinken Mnd. Wb. III, 285, wie ein ähnliches in is id ome overclodich Wolf. MS.
23,8 fol. 86 (Mnd. Wb. III, 284) vorzuliegen scheint. In einem späteren Theile
unseres Buches heisst es von einer Herzkrankheit: Duffe fuke wert gerne den
vrouwen van ouervlodigen des blödes, dat dar is in inatrice fol. 94^, 11, und von
stetem Kopfschmerz : de fuke kumpt van ouerviodighen blöde fol. 87», 29, wo also
das Wort zuerst klar substantivisch und dann wieder adjectivisch gebraucht ist-
^) zu ergänzen: gedan hefft.
*) in d. Hd. myt myt,
') in d. Hd. teert.
1 1
6»
male ys, vnde puluere dyt tofameude vnde eth^), vnde dwage dat
bouet myt löge, dar byuot, andyuen vnde nachtschaden ynne
gefaden ys. — E y n a n d e r. Wedder mennigerleye wedaghe
des houedes nym bonenmeel vnde knoflok, wrif dat knofflok
vnde make dar eyn plafter^) vmme dat bouet. — Item, yfop
geftot vnde fyn fap warm gbemaket vp dat bouet gelecbt ys
ok gud. — Item, eyn krans van yferbarte gedreghen vp dat
ffl, Sa. bouet ^®) ys ok gud. — Zure^®'') // myt menen olye gemenget
vnde gewrewen*^) vnde dat vorbouet mede beftreken ys ok gud.
— Item, wegebrede geftot*^) myt creme läpe vnde eyn luttik
waters van eneme kynde, vnde plafter^*) dat vp dat vorbouet,
dat ys ok gud. — Item knuflok geftot vnde dat fap myt enen
doke des auendes, wen du ilapen geift, in de nufterken gedan
ys ok gud. — Item, Eyn gud krut, dat bet dyaltea, geltet
vnde vp dat vorbouet gelecbt ys ok gut. Melde des gelikes
ys ok gud. — Item, veltkomel an eticke ghefaden vnde ge-
wrewen^'^) vnde eyn plafter dar van gemaket vmme dat bouet
ys ok gud. — Item, Batbonye des gelik gemaket ys ok gud. —
Item, dyllenfaet in olye gefaden, vnde myt deme olye fmere**)
dat vorbouet vnde de dunnynghe, ys ok gud. — Item, polleye
eyne nacht vmme dat bouet gebunden vnde vmme de oren
ys ok gud. — Item, deyt dy dat bouet we in euer ftede,
So ftot knoflok myt pepere vnde befmere dar de ftede
mede, dat ys gud: dat fulue doen ok de blade, geftot
vnde vp de anderen fyden des houedes gebunden, men
nicht dar dy dat bouet we deit. — Item, Eyn ander:
nym eyn lot wyrock, eyn half lot duuenbores^*), meel van
körne eyn halff lot, vnde menge dyt tofamende myt deme
// fol. ßb' wytte van deme eye vnde make dar eyn plafter // van vnde
legge dat vp de^^) anderen fyden, dar dy dat bouet we
deit. — Item, rüde myt folte gewreuen ^^) vnde myt bon-
nighe vnde dat bouet dar mede beftreken ys ok gud. Des
gelik kobeben myt roienwatere gewreuen^''). — en ander:
^) zu ergänzen: ü oder dat.
") zu ergänzen: van.
*^ wofür mau vj) deme houet erwarten sollte.
*%) zure, 8ure f. Sauerampfer Mnd. Wb. IV, 478 fehlt imGoth. Progr. v. 1873.
") in d. Hd. ge ftot.
**) plafter rauss entweder mit uugenauer Coustruction, da vorher nicht nim
steht, als Imperativ von dem im Mud. Wb. III, 338 nicht belegten schw. v. pla-
steren genommen werden (= und lege das als Pflaster auf die Stirne), oder man
müste in der Constr. bleibend verbessern : vnde eyn xdafter dar van gemaket vp dat
vorhouet.
*') ein ebenso anakolutlusch eintretender Imperat wie unter ^').
<«) duvenhar Taubenmist (vgl. Mnd. Wb. II, 299^ 300»), ein öfters in unserem
Buche verschriebenes Arzeneimittel, ebenso wie die Exeremente anderer Thiere und
des Menschen.
^^) in d. Hd. d^n mit durchgestrichenem n.
") dieser richtigen Schreibung gewreuen steht oben die falsche getorcwen
gegenüber.
64
Nym dat fap van der fchelleworteswortel dor eynen dok
gedrucket ^^) vnde enen dok dar ynne genottet vnde in de
nezen gefteken, dat reniget dat houet. — Item, Alloe myt
eyn luttick etickes vnde myt rofenolye gewreuen ynde dat
houet dar mede beftreken is ok gud. — Item, "Wedder
de fteden wedaghe des houedes nym gummy, rüde, entcien,
boueswort allike vele vnde wrif dat myt guden wyne vnde
lat yd eyn luttick feden, vnde beftrick^®) dat houet dar
mede edder mack^®) eyn plafter dar van vp dat houet. —
Item, koles wortelen vnde wynrauens^*) rancken gebrant to
affchen vnde loghe dar van gemaket vnde dat houet dar
mede gewaffchen ys ok gud. — Item herteshorne gebrant
vnde myt rofenolye ghewreuen vnde dat houet dar mede
beftreken is ok gud. — en ändert: Nym yfop, yferhart,
melde, Bathonien, füren veltkomelen, wedewinden^) van
den bomen, wormeten, dyllenfaet, fchellewortelen, poUeyen,
merk, keruelen, vyolen, liuflok, poppelen, endyuien, nacht-
fchaden, faluyen, Jewelkes allike vcle, eyn lot, vnde Des
// fol, 9(1. anderen Jewelkes eyne halue // hantvul*^), fede dyt an
eticke vnde ftot dat cleyne, vnde lat den vratem vmme dat
vorhouet gan, dattu dar van fweteft; dama make eyn
plafter van deme fuluen krude vnde bynt dat vor dat vor-
houet vnde vmme de dunnynghe, dat fachtet fere vnde gift
guden flap.
II. De nicht Ilapen enkan, de neme wyt maenlaet**)
vnde byllenfaet vnde lattickfaet, Jewelkes eyn lot; Stot dyt
vnde do dar to vrouwenmelk, de eyn knechtken foget"),
Edder nym vor de melk vyolenolye vnde do dar to dat
wytte van deme eye, vnde make dar eyn plafter van vppe
dat houet vnde vmme de dunnynghe, dat gift guden flap.
— Item ein ander: nym wyt maenfaet**) vnde wyt billen-
fat, lattikfaet, wedewyndc*'^) van den bomen vnde ok cre
*•) in d. Hd. gedruncket.
^^) die gekürzte Form dieses Imperativs, der docli gewöhnlich make oder
maek geschrieben wird, ist ebenso bemerkonswcrth wie das oben dagewesene be-
strick ätatt bestrike.
^*) wenn man nicht wynrauensrancken alsCompos. schreiben will, wobei das
8 ein Bildungselemeut sein könnte, so setzt der Genit. wynrauens ein st. m. toyti-
raven (palmes) voraus.
■®) in d. Hd. dafür verschrieben wedewen.
") in d. Hd. hantouU.
"i das e in maen ist in d. Hd. über das a geschrieben.
'v fogen (säugen) steht in dieser häufig in unserem Buche wiederkehrenden
Formel (s. unten Amn. 83) für sugen (saugen), vgl. Mnd. Wb. IV, 284*» ; — die um-
gekehrte Vermischung der beiden Zeitwörter, nämlich dass das starke in der Be-
deutung des schwachen gebraucht wird, findet sich beim mnl. und neuags. stiken s.
Mnl. Psalmen, Hymnen u. Gebete, Goth. Gymn. Progr. 1864, pag. 28.
^*) sonst immer schwach wedetoynden.
65
faet, wytten fcherlingk, allike vele, ftot dyt vndo drucke
dat**) fap vth vnde nym eynen fwamp vnde fteck den dar
ynne, Wente dat fap aldeger yn den fwamp drincke*^);
So legge den fwamp in de funnen, dat he droghe, vnde
so fteck des fwampes wat in de nufterken, vnde make yo
dat vorbenomede plafter vp dat vorhouet vnde vmme de
dunnynghe, dat ys gud. — Item en ander: Nym wede-
wynden van den bomen vnde ftot dat, dattu dat fap dar
vth krygeft, edder dat fap van deme fade ; fteck dar eynen
/ fol, 9h. dok ynne, // dat he nat werde, vnde fteck dat in de nufterken.
^ Item, fede mynten myt eticke vnde legge de warm
vmme dat houet, edder bynt czegenkeze vmme de dunnynge,
vnde eth yo wyt maenfaet vnde drinck fyn fap, vnde legge
yo des fapes v^at vmme de dunnynghe. — Item, maenfaet
myt fyolenolye edder myt rofenolye gemenget vnde dat
houet dar mede beftreken, dat ys gud. — en ändert:
Nym bathonien, agrimonien, poUoyen, veltkomelen vnde duft,
allike vele, ftot dyt cleyne vnde fede yt in loghe, vnde
dwage dat houet dar mede vnde make dar eyn plafter
van vmme dat houet, dat ys gud. — Item, nym polleyen,
wyt maenfaet, wyt billenfat, lattickfaet, wedewynden van
den bomen edder ere faet, v^ytten fcherlingk, bathonien,
agrimonien^*), veltkomelen vnde duft, vnde ftot dyt to-
famende vnde drucke dat fap vth, vnde menge dat myt
rofenolye edder myt fyolenolye vnde myt vrouwenmelke, de
eyn knechtken foghe*^), make^^) van deffen cruden loghe
vnde dwa dy dar mede vp deme houede, vnde wanne dy
dat houet droge ys, So make eyn plafter van deme fape,
dattu hir vth gedrucket hefift, vnde legge dat vp dat houet
7 fol, 10<i' vnde vmme de dunnynghe, ok fteck des fapes // wat in de
nufterken myt enen lynen doke, dat gift guden flap.
III. Weme de oghen^®) vele tränen, de neme enes
verffchen ales gallen, yferhart vnde vennekelfwortelen,
make deffe krude fchone vnde make denne dat fap dar vth,
vnde meughe de gallen dar to vnde laet yd tohope wol
•*) in d. Hd. druncke dyt; — derselbe Schreibfehler in gedruncket, oben
Anm. 16. Da indessen dieses drunken noch einmal wiederkehrt (ftot fauenhom
vnde druncke dat fap vth fol. 45'», IG), und da unmittelbar nachher drinken im
?inne von ,8ich in etwas hineintrinken, hineinfliessen, eindringen' gebraucht wird
(wente dat Jap aldeger yn den fwamp drinckc)^ sowie auch unten fol. 19» Ahschn.
KXVI Anm. 118 in drinken, so bleibt doch sehr zu bedenken, ob dieses drunken
nicht als Factitivum von drinken im Sinne von ,durchsickern lassen, durchseihen',
aiifgefasst werden müsse, wofür ich freilich eine Unterstützung anderswoher nicht
beibringen kann.
*•) nach agrimonien steht noch einmal polleyen,
•') in d. Hd. maket mit durchgestrichnem t
*•) in d. Hd. oghe,
Kiederdeuttoheg Jahrbach. V. R
66
warm werden, vnde fyget^^) denne dor enen dok in ene
buffen vnde befmere de ogen dar mede. — Item, Nym
bathonion vnde vennekels wortelen, Sede de an watere vnde
legghe dar eyne ftulpe vp. Wenne yt wol gefoden hefl,
fo bore de ftulpen*®) vp : des waters, dat to der ftulpen
hanget van deme vrademe, des drope eynen dropen**) in
dat oge vnde myt deme anderen dwage dat antlat. Hir
huet dy, dat de ftulpe des waters nicht enrore. So werden
de oghen droghe. — en ander: Nym wegebreden edder
ekenlof vnde fede dat an eticke vnde lat den yratem an
de oghen gan, edder drope dyner egene tränen enen drapen
in dat oghe. — Item, ftot yferhartes wortelen edder blade
myt folte vnde myt wyne vnde bynt dat eyne'*) nacht
bouen vp de lede, dat droget ok gans fere.
Sequitur aliud.
IV. Weme de ogen fere tränen, de neme wytten maen
// föl, 10h. vnde alloe, ftot dat tofamende vnde do // dar to vrouwen-
melk, de eyn knechtken foget*'), make dar en plafter van
vp de ogen, dat vordrift dat tranent. — Item, nym wytte
rofen, ftot de mit deme wytte[n] van deme eye vnde do dar
violenolye to, vnde make dar eyn plafter van vp de ogen.
— Item, Sede eyn eyg aldore hart, nym den dodder vth
vnde wrif den myt rofenolye vnde myt rofenwatere vnde
legge dat vp de ogen ene nacht. — Item, brat eyn eyg
hart vnde nym den doder vth vnde berne den to affeben,
nym de affchen vnde menge de myt vrouwenmelke, de van
eneme knechtken foghen*^) fy, vnde make dar eyn plafter
van vp de ogen ene nacht, vnde beftrick de oghen jo myt
eneme fmaragdus edder myt eneme fophiro**). — Item, nym
droge wormote, petercillien, rüden, komen, alloe, huflok,
annis, yferhart, ftot dyt tofamende vnde do dar to dat
wytte van deme eye, vnde make dar eyn plafter van vp
de ogen ene nacht, dat vordrift dat blot vnde dat fwellent'^)
der ogen. — Item, nym verffche wormetenaffchen vnde
**) fyo^^ ™it Anlehnung des Fron. = ftyge yt.
^^) ftulpe ist also hier schwach, unmittelbar vorher stark, wenn dieses nicht
für ftulpen verschrieben ist.
'*) in d. Ild. drope, wobei dem Schreibor wohl nur der vorausgehende Imper.
drope noch im Sinne gelegen hat.
*') in d. Hd. eyn,
^^) in d. Hd. foghe, wobei das n des st. Part ergänzt werden muss ; die oben
Anm. 23 berührte activc Wendung erhält ihr volles Licht durch den passivischen
Ausdruck: ,Frauenmilch, die von einem Knaben aus der Brust gesogen sei', wie
oben: ,die ein Knäblein saugt'. Der Wechsel des ursprünglichen a in diesen Par-
ticipialformcn mit o ist in unserer Schrift nicht selten (soghen = saghen),
^*) die hier auftretende Heilkraft d er Edelsteine ist bemc^rkenswerth, vgl.
unten Anm. 122.
»*) in d. Hd. fwellet
67
kolen, maenfat, alloe vnde den dodere van eneme faden
eye, ftot dyt tofamende vnde do dar to rofenwater'*) vnde
vrouwenmelk, de eyn knechtken foge'"'), vnde rofenolye
vnde make dar eyn plafter van vp de ogen ouer eyne nacht,
dath fachtet fere, vnde henge yo vennekel^®) vor de ogen.
— Item, en ander: Nym vrouwenmelk, de eyn knechtken
U fdl.ll(^ foget, vnde rofen water vnde ma//ke dar eyn plafter van
vppe de ogen ene nacht, dat fachtet fere vnde vordrift
dat blot van den ogen. —
V. Wedder den fchemen der ogen nym fchellewort,
rüden, openen auerruden, vennekelfaet'*), Stot dyt to-
famende vnde wryngk dat fap vth dor enen dock^) in eyn
vat vnde lat dat fchiren^^), vnde do dar eyn luttik kamphers
to, de cleyne geftoten fy vnde dor eyn feue fichtet, vnde
do des enen drapen edder twe**) in*'), den morgen vnde
auent vnde den myddach. Werne du dyt yn de ogen deift,
des mynfchen houet nym in dynen fchoet vnde kere em
dat antlat vp, vnde drope em dat myt ener vedderen in
dat oge vnde lat ene denne liggen vp deme rugge, bet yt
vordroget fy. So drope em vrouwenmelk in de ogen, de
eyn knechtken foget. — Item, Bathonien gefaden**) in
watere vnde dwa dar de ogen mede, dat vordrift den
fchemen. — Item, dat verfche butte**) van eneme viffche
warm gemaket, vnde do**) dar to eyn cleyne honnyges
vnde olyes vnde lat dat tofamende fmelten vnde fchumet*^)
wol vnde drope des wat in de ogen. — Item eyn ander:
Sede rüden an watere*^), dat dat druddendel waters vorfede,
vnde drope des waters wat in de ogen, wen yd gefchyret
^) in d. Hd. rofen watere mit durchgestrichnem e.
'') vor foge steht foke roth durchgestrichen.
^ der Schreiber hat zuerst venneken geschrieben, dann fus dem letzten n
ein ü gemacht und das erste l durchgestrichen.
'•) in d. Hd. vennekel foet,
^^) verkürzt aus dok, wie oben (Anm. 18J mack und beßrick, [Das ck im
Auslaut bezeichnet wol keine Kürze, sondern ist, wie häufig, nur eine orthographische
Eigenthümlichkeit. Anm. d. R.1
<>) 8. Mnd. Wb. IV, 103b.
^*) in d. Hd. steht tioen mit durchgestrichnem n; der Schreiber hat ttoene
schreiben wollen, aber die alte richtige Masculinform ist ihm wohl schon obsolet
erschienen.
**) sc. in de ogen.
**) des Parallelsatzes wegen müsste man erwarten: aede bathonien, aber die
Construction ist oft ungenau in diesen Bcccpten; — ebenso müsste es in dem fol-
genden Absatz eigentlich heisscn: make dat verfche butte van eneme viffche warm
vnde do etc.
**) im Mnd. Wb. ist nur gebutte (Eingeweide der Fische) verzeichnet, U, 26»,
aber Dfb. Gl. gibt unter exentera neben gebutte, gepute auch das einfache put,
welches, wenn auch einem hd. Glossar entnommen, doch unserem butte entspricht
^) mit Anlehnung für schume yt
«7) vor watere hat der Schreiber zuerst wgne geschrieben, dann aber roth
durchstrichen.
6*
68
ys*®). — Item, uyin batlionieu, veiinekels wortelen, rüden,
fchellewortele, ouerruden apene, fede dyt in water vnde
// föl, 11^' dwage de ogen dar mede, // dat vordrift den fchemen. —
VI. De ogen to vorclarende vnde oyn mael to vor-
driuende : Nym rüden, vennickel, andiuyen, iferhart, fchelle-
wort, bathanyen, jewelikes II lot, ftot dyt vnde legge yd
den erften dach in wyn, Den anderen yn juncfrouwenpiffe,
Dar na berne yd an eneme helme*^) : de vratem, de dar
erften vth geit, de ys fo gud alzo fuluer, de ander alzo
golt, de drudde alzo balzam. — Item, Nym petercillien,
merk, vennekel, gele fwerdelen, annys, bathonyen, rüden,
yferhart, fchellewortes wortelen, jewelikes allike vele, ftot
dyt vnde legge yt den erften dach in reyne juncfrouwen-
nette, den anderen dach in wyu^®), den drudden dach in
efelsmelk, den verden dach berne yt an enen helme*®):
Wat dar af kumpt, dat ys alzo gud alzo balzam; de vor-
benomeden twe dingk vorclaren de ogen vnde vordelgen
dat mael. — Item, nym gronen merk, dat wytte van deme
eye vnde honnich, ftot dyt tofamende vnde wringk dat fap
vth dor enen dock**^) in eyn vat, vnde do dar wat kamphers
to vnde fla dat tofamende vnde wringk id denne dor enen
dok, vnde drope des wat in de ogen, dat ys ok gud. —
Item, eyn mael van den ogen to vordriuende.
VII. Eyn mael van den ogen to vordriuende, Is dat
oge beuallen*^). So nym holwort, de geflaten fy, eyn punt,
vnde befnyde de alreyne vnde do de yn eyn fteynkrus**)
vnde geit dar vp eyn ftoueken wyns vnde lat dat fo ftan
// /bZ. lJ3(i' III daghe, geet denne den wyn // äff vnde ftot denne de
holwort, vnde wringk fe^^) dor enen rcynen dok, dat yo
dat fap deger vth kame^) : bcholt dat fap, dat ander werp
wech vnde do dat fap an eyn kros^^) vnde lat dat claren,
**) vgl. oben: lat dat fckiren, Anm. 41.
^^) der eigcnthümliche, gleich nachher sich wiederholende Ausdrnck, welcher
sich aus hchn Handhabe, manubrium Mnd. Wb. II, 283'^ nicht erklärt, scheint viel-
mehr eine Fortbildung von Ml n. Kessel haken Wb. II, 177», JmcI, hoel, Mle
pendula, hale, hele, eyn luilen cacaba, cacabus Dfb. Wb. 422^ UG^ zu sein, aus der
Form Ihalcn entsprungen^ und den an dem Kesselhuken über dem Feuer hängenden
Kessel selbst zu bezeichnen, wie denn cacabus bei Dfb. a. a. 0. nicht nur mit
ketelhake, hael, sondern auch mit kar, eyn haffe der da sttdt, wallender Mfen,
ketel glossiert ist.
^) in d. Hd. wyne,
^*) beuallen bedeutet entweder «eingesunkenS oder passivisch: ,ganz von dem
Male bedeckt^ oder auch wohl nur: ,von dem Uebel befallen, krankS s. Mnd. Wb.
I, 304*, 305b.
^') das Wort erscheint hier als Neutrum, während es sonst Masc. ist, vgl.
Mnd. Wb. IV, 388*> stenkros m. Steinknig; — ebenso gleich unlon an eyn kroft,
yn eyn kros, yn eyn krus.
") vor fe steht in d. Ild. noch einmal /^, aber roth durchgestrichen.
''^) in d. Hd. vth kamen.
69
Vndü geit dat clarefte af vnde bcholt dat dickefto : So
nyni 111 lot tottigen^^) vnde Hot dyt clcno vp cnen ftcyii,
fo do dai- to dat dicke van deme fape der holwortcle vnde
wrif dat tofamende alzo varwe^^). So nym denne III lot
campKers vnde fcharuet^'), fo du cleneft kanft, vnde v^rif
dat dar mangk, dat yt fmelte ; fo do yt denne yn eyn kros^*),
fo iffet^*) rede : wenne du yt yn de^^) ogen deift, So legge
ene^^) vp den rugge vnde nym fyn houet in dynen fcboet
vnde fo thee em denne de lede van der fune^^) vnde drope
eme der faluen dar wat ynne, vnde lat ene denne fo ligghen
ene ftunde: dyt do des dages dryge, fo lange dat he funt
werde; — dat dunnefte^*), dat dy auerblyft®^), dar do
^) vor tottigen steht ein rotli dun^hstrichnes d: das Wort selbst ist, wie W.
U. Mieick zuerst richtifr erkannt hat, eine Umdeutscliung von tutia d. i. «^wesentlich
aus Zinkoxyd bestehende Abgänge bei metallurgischen Processen, — metallische
Brocken, die ein feines ^rraues Pulver geben, welches als Heilmittel für die Augen
noch jetzt gebraucht wird." Die dem verdf'iitschten tottigen zunächst zu Grunde
liegende Form tuttianj tucinn findet sich in den alten Glossaren: tucia, tutia
htUieraiich, ein stain (ü.^ et/ftc, tiUtian Dfb. gloss. 600<^; tucia hutteröky eyn steyn:
tuehia : tucian, eyn arstvdyc to den oghon Dfb. nov. gloss. 373^; dazu gibt Frisch
deutsch-lat Wb. II, 395^ ilie verhochdeutschte Form Tutzi und sagt zu dem Worte:
„tucia, spodium Graecorum, ein Art Metall undCadmey weiss und grau. Tutia ein
Morgenländisches Wort, und weil es zuerst aus Alexandria gekommen, heisst sie
noch Alexandrina, ist wie Schuppen oder Rinden formirt, inwendig gleich und
eben, aber aussen wie Nadel-Knöpfe als Chagrin, daher es bey einigen hotrytia
tutia heisaet.** Dasselbe muss gemeint sein, wenn es auf fol. 88^ 1. 13-20 unserer
HdBchr. im Buche des Meisters Bartholomaeus cap. XI heisst: Werne de oglien
rynnen van water e efte ran blöde, de neme thusiam, dat het calames steen, den
vindestu in der apoteken, enni haluen verdink, vnde make den gloiendicii negen tcarue
vnde leasche ene so dicke an guden wyne, vnde ho tostot ene denne to puluere, vnde
do dat puluer in de ogen, dat droget se ende maket ne gans ciaer. liier ist also
BOT Erklärung von thmia nicht tottigen, sondern calames steen gewählt, welches auf
iapis caiaminaris (in Dtl). gloss. 87)> c mit cadmia, calamitia gleichgestellt und durch
galmey, kaimei, siluerschume, sinter, cobalt glossiert, vgl. c<damina, Iapis calaminaris
Gralmei, Kalamintstein Nemn. 1,749) beruhen muss, so dass also hier eine Ver-
wechslung zweier verschiedener Stoffe bei der Verdeutschung durch calames steen
▼erliegt Eine andere auf calamina beruhende und, ¥ne es scheint gleichbedeutende
Form ist calmine, welche fol. 120^ unserer Hdschr. in dem Buch von den Heil-
wassern steht: liuta, agrinionia, madragora manibus testiculi, celidonia, myt suckcr
vnde fnyt calmine tosameiide gewreuen vnde dar af water gcmaket, dat water
schal men heten aqua dulcedinis oculorum, dat lieft craft an sik: weute dar is
neynerleyghe ouel in vrtrikv so grot noch so quad, dat de ogen to bernende pleget,
id enfy waraftighe medicine dar jegen, wo id al sulke is, dat men myt jennyger
arstedien vordriuen mach.
••) in d. Ild. varüe.
") angelehnt aus fcharue yt.
") vor iffet steht überflüssig ys.
*•) in d. Hd. den,
^) nämlich den Kranken.
•') vom Augapfel, s. d. ähnliche Stelle des Wfb. MS. im Mnd. Wb. IV. 473*.
•') in d. Hd. donneftu.
•*) in d. Hd. aiter bleyft.
i
70
eyn luttick kamphers to^), dat ys gud wedder de (ücbte
vnde wedder de myten^^), de yn den ogenleden fynt. —
Item, eyn ander : nym rulikes blomen myt vrouwenmelk,
de eyn knechtken^*) foget vnde wringe dat dor enen duk
Vnde do dat yn eyn krus^'), vnde drope dat ok in dat
oghe, dat vordrift ok dat mael^^) : dyt do fo lange, dat yt
vorgae®^. — Item, kampher gemenget myt vennekelfap,
dat drope vp dat mael fo langhe, dat yd dy vorga. —
Item, eyn ändert: drope ok menen olye vp dat mael, dar
// /bZ. 12b. II vorgeit yt ok van. — Item, mynffchenpyffe myt honnyghe
gefaden®^), vnde drope dat yn dat oge, dat vordrift ok dat
mael'*^). — Item, beme duuenbore vp enen gloyenden^^)
yferen, dat dar affohe äff werde, vnde mengbe de myt
eticke vnde laet yd drogben, vnde ftot eyn krude, dat het
bennep, vnde vennekel vnde drucke dat fap vth vnde
mengbe de affcben dar mede, vnde legge dat vp dat maeL
— Item, nym ener wytten duuen vorderen vlogel vnde
deck dar yn myt enem meffe^^), dat be blöde : des blödes
do vp dat mael. — Item, nym enes bazen gallen vnde
enes ales gallen vnde enes banen^^) gallen vnde mengbe
de dre gallen tobope, vnde menge dar^^) fo vele honnyges
to, alzo van den dren gallen wert, vnde laet dat tohope
wol warm werden vp deme vure vnde drope des wat in
de ogen, dat vordrifft dat mael. —
Diesen Anfangsartikeln der ,duderfohen arftedie^ lasse ich eine
Reibe von Abschnitten derselben Schrift folgen, welche entweder nach
ibrem Gegenstand oder nach ihrer therapeutischen Ausführung charak-
teristisch sind, besonders solcbe, in denen Würmer als Krankheits-
ursache angenommen werden, oder in denen thierische Stoffe als
Heilmittel vorgeschrieben sind.
") vor to steht schwarz durchgestricheu do in d. Ild.
**) das Wort ist im Mnd. Wb. III lOß» nicht in seiner eignen Form, sondern
unter mitse (kleine Mückenart) angesetzt, obwohl die Bclpgstcllc nur miihen enthält;
die Vorstellung, dass kleine Thiere, besonders Würmer, als Krankheitsursache in
den leidenden Körpertheilen vorhanden seien und herausgetrieben und gctödtet
werden müsten, kehrt in unserem Buche häufig wieder.
••) in d. Hd. knechten,
•^ vor mael steht mel, schwarz durchstrichen.
••) in d. Hd. vor gan.
^^) ebenso wie oben Anm. 44 ungenau construicrt, statt : sede mytijfchenpyffe mt^
honnygJie vnde drope etc.
^^ vor mcLel steht me ausgestrichen.
'*) in d. Hd. gloyeden,
'*) vor meffe ausgestrichen my,
^') vor hanen ausgestrichen holen gaU.
''*) vor dar ausgestrichen /.
71
i. Ißb. XV. Werne de wynbrauen^'*) vth vallen, de wryue
erften do fteden, dat fe blöden willen, vnde neme denne
beneken''^), de in deme honnyghe liggen, vnde berne de to
puluere vnde ftrouv^e dat vp de ftede, de du hefft gewreuen,
fo Waffen dy de hare wedder. — Item, eyn ander: Nym
enen ftylum^^) vnde fteck dar ene fnyggen mede dore vnde
nym dat water, dat^^) dar vth vluet, vnde beftrick de
oghenbrauen^*) dar mede, fo blyuen fy fittende, vnde dyt
enfchadet den oghen myt alle nicht. —
XVI. Wultu haer enwech bringhen, dat yt nicht wedder
waffe, fo nym eyn krude, dat heth duuenvoet, vnde berne
dat to affchen, vnde make dar loghe äff vnde dwage dar
dat houet mede, fo entvallen dy de haer. — Item, en
ändert : nym ekenloeff vnde de middelften borken van der
eken, vnde make dar loghe äff vnde dwaghe dar dat houet
fol. 17^' mede, "VTide wen yt droge ys, fo befmere yt myt // blöde
van euer vleddermus edder myt hundes melke; dar na
make eyn bat, men nym erften enen gronen loefvorfch
vnde berne den to puluere, vnde ftrouwe em dat vp dat
houet in deme bade: wan em dat houet gedwagen ys, fo
entvallet em dat haer. — Item, eyn ander: nym vnde
dode ene vleddermus vnde nym ere blot myt byllenfade
vnde emeteneyere vnde fwart manfaet, allike vele, ftot dit
tofamende vnde wringk dat fap vth vnde fmere dar dat
houet mede. — Item, eyn ändert: Berne fwynes knaken
to puluere vnde ftrouwe dat dar vp, fo entfallen dy de
har. —
XVII. Weme de hare vth vallen edder de worme ethen,
de neme lynfaet vnde berne dat to puluere, vnde ftot cy-
poUen vnde wringk dat faep vth, vnde menghe de twee
dingk tofamende myt olye vnde fmere dat houet dar mede,
fo beholden fick de hare. — Item, eyn ändert : buckes hörne
gebraut vnde myt olye gemenget vnde dat houet dar mede
gefmeret, dar waffen ok de haer af. — Item, eyn ändert:
nym petercillien vnde wrif de myt fwynes blöde vnde fede dit
an blanken wyne, vnde wringk yt denne dor enen dok in kolt
water vnde fammele dat vette bauen van deme watere, fo
'*) supcrcilium wynbrouwe, wynbraen, wymbrain Dfb. 6Qß^. mhd. lointbrä
hd. Wb. I, 231»; — die gewöhnliche nd. Form ist zwar brdn palpebrae Mnd. Wb.
414», ogenbraiij ogetibram n. sg. ogenbranen, ogenbramen plur. ibid. III, 219»,
er iu d. Hd. steht deutlich wynhrauen und weiter uuten oghenbrauen, und ich
11 daher die Form nicht äadern, mit der wol -brawen gemeint ist.
'^) die fast wörtlich übereinstimmende Stelle des Rostocker Arz. -Buchs s.
Qd. Wb. I, 332».
^^) mit dem lat. Worte scheint tttüs m. Nadel, Pfrieme, pinca Mnd. Wb. IV,
4a gemeint zu sein.
^^) dat in d. Hd. falschlich ausgestrichen.
72
nym denne enen dodder'^) van eneme fadene^®) eye, maftix,
komen, honuich^^) vnde i)uluer van den benekeu, de dat
honnich drcghen, vnde menghe dat altomale myt deme
wytten vnde fmere dar dat houet mede, fo entholden ßck
de bare. —
fol. 17h. XVIII. Wedder de lufe vnde v^edder de nethe nym
rüden vnde qwikfuluer, dat gedodet fy®*) myt nüchteren
fpekelen^'), vnde menghe dat tohope vnde fmere dat houet
dar mede. — Item, eyn ander: nym rüden, wormoten,
fchampponyen, lorberen vnde lufekrut, ftot dyt vnde fede
yt an loghe vnde dv^age dat houet dar mede edder de
cledere, fo vorgan fe, dat ys wys. —
XIX. Wedder de vloge^) nym eyn holt edder enen
erdenen grapen vnde befmere de myt deme vetten*^) van
deme voffe, vnde fette dat in dat bedde, dar krupen fe
alle na yn: dar na fo werp dat enwech. —
XX. Wedder de worme, de dat haer ethen, nym cy-
poUen vnde ftot de, vnde wringk dat fap vth vnde fteck
dar de borfte ynne vnde borfte dar dat haer mede, dat
vordrift fe myt alle. —
XXI. Wedder de wedaghe der oren nym wegebredenfap
vnde make dat warm vppe deme vure vnde drope dat in
de oren. — Item, eyn ander : nym enes buckes gallen vnde
vrouwenmelk, de eyn knechtken foget, vnde honnich, vnde
make dat warm by den viire vnde drope dat in de oren.
— Item, eyn ander: nym eyn krud, dat het dueft, vnde
ftot dyt vnde wringk dat fap vth, vnde do dar to vrouwen-
melk, de eyn knechtken foget, make dat warm vnde drope
dat in de oren. — Item, eyn ander: nym cypollen vnde
ftot de myt vrouwenmelke, de eyn knechtken foget, vnde
make dat warm vnde drope yt yn de oren. — Item, eyn
// fol. 18^' ändert: Stot yfop vnde // drucke dat fap vth vnde menge
yt myt menen olye vnde make yt warm vnde do dat in
de oren.
^^) in d. Hd. ist über das o ein kleines e übergeschrieben, was nach der
Schreibart des Buches doedder ergeben würde.
80) regelmässig wäre fadeneti.
8^) der Schreiber ist zuerst auf das folgende honnich übergesprungen und hat
weiter geschrieben dregen wide menghe^ dann aber den Fehler erkannt und diese
Worte roth durchgestrichen.
8') im Mnd. Wb. ist weder qnikfulver noch die hier waltende Bedeutung von
doden verzeichnet: quikfulver doden das Quecksilber tödten d. h. es seiner Flüssig-
keit berauben, es durch Reibung mit anderen Körpern in einen pulverartigen Stoff
verwandehi; — hier wird die Tödtung durch nüchternen Speichel vollbracht.
**) in d. Hd. fpecuUm,
8*) die hier auftretende Pluralforra ist unter vlo f. (pulex) Mnd. Wb. V, 277»
nicht verzeichnet; statt nym steht in der Ud. netiu
^) der Schreiber hat zuerst wytteti geschrieben, dies aber dann durchgestrichen
und vetUn an den Rand gesetzt
73
(Dieser Ah- De oreu don em vnderwylen we van gefuchte®^), dat dar
*^ä1"^*ä^ fo vlut. Dar wedder nym ene cypollen vnde ftot de dv^ers®^)
^swkd^erAr- vntwe**^), vnde hale fe vtli vnde ghut dar ynne mufkelen-
tikd gezähli.)o[yQ^^)^ de ys in der apoteken edder in deme krame, vnde
fette dat denne vppe de kalen vnde late yd feden : dar na
legge yt vp de oren, fo du yt heteft dogen mogeft. —
Item, eyn ander: Dym wormoden vnde fteynmynten, etlikc
hetent^) calamentum, vnde wachandelenberen vnde laluien,
vnde fede yt an watere an enen behenden ketele, dar du
vp fetten mogeft enon trecbter vnde laet den vratem dor
den trecbter in de oren gan. — Item, eyn ander: nym
cypollen vnde eyn krud, dat bet apene der wortelen*^),
vnde dat wytte van deme eye, dat bart gefaden fy, vnde
buflok: rtot dyt tofamende vnde backe yd wol an eneme
fcbapen vnde wrink dat fap deger vtb, vnde do dat fap
in ene cypollen, de vtb gebolet®*) fy, vnde fette fe vp dat
vure, dat fe^*) fede, vnde fette fe denne af vnde dropo em
denne des fapes^*) in de oren vnde bynt em denne de
braden cypollen dar vort vp, fo he dat heteft dogben
moghe; fachtet yt hir nicht af, fo ys dar eyn worm ynno
edder eyn fwel, dat bekenne hir by; de ftede fcbal wefen
roth vnde fwelleu vnde ys bet, deme belp aldus, alzo
. / fol. 18f>' wy // hir na leren : Wo men fwelle rypo maket. Men
fynt dar deffe fwelle^*) nicht, fo ys dar eyn worm ynne
funder twyuel, vnde anders nicht.
^) iu d. Hd. gefucJUoi, was zum Sing dat—dut nicht pasBt
*^) iii d. Hd. gegen allen Gebrauch twers, s. dwen, dtoars Mnd. Wb. 1, 613^.
^) in d. Hd. vnttwe, statt entwe.
*^) das sonst unerhörte Wort erklärt sich aus nuil. mufckeliat inofcus, muicus
Kil. 819«: eine etwas kürzere Form ist mnd. mufkele Moschus, Bisam, wovon hier
ein Präparat gemeint sein muss.
^) mit Anlehnung für heten yt.
*') dieser in meinen Pflanzennamen des Gotb. A.-Buchs übersehene Ausdruck
enthält wohl in seinem ersten Worte apene eine Umdeutschung von lat. ainum und
meint in seiner naiven Zusammenstellung (apene der worielen) die Wurzelpetersilie,
Apium hortense latifolium, maxima radico, hell, wortelpeterselie, dän. rodpersille,
pcrsillerötter, engl, the large rooted parsley; Nemn. Polygl.-Lex. der Natiurgcsch.
1, 382 ; doch fehlt dieser Yermuthung noch jeder sichere Anhalt, da die umgebildeten
Formen von apium sonst nur hd. epf, ephe, ephichy eppich, nd. eppe^ epp, eppech
lauten, s. Dfb. 40c, vgl. Lonicerus Krouterbuch Epff^ Gartenepff, Garteneppich fol. 264".
Man möchte geneigt sein eine Auslassung von mehreren Worten anzunehmen und
zu schreiben: apene [holwort mytj der toortelen.
^) es wäre das Leichteste in geholet einen Schreibfehler für gehalety geholet
anzunehmen; da aber das Adj. boU Mnd. Wb. I, 380^ „unterhöhlt, hohl" bedeutet,
so darf man wohl auch ein schw. Ztw. vt holten^ vt holen (= aushöhlen) ansetzen.
•') in d. Hd. nur dat fede, wobei der Schreiber von fe in das folgende gleich
anlautende Wort gerathen ist
^) solchen partitiven Genitiven pflegt sonst iu unserem Buche wat beigefügt
zu werden.
*^) vor fweUe steht fwe roth durchgestrichen.
r
^B Nummtr.)
74
XXtl. Is eyii worm in deme oi-e : nyta perricklof i
porrickfteyiie, ä&v kernen''^) ynne Tynt, vndo Hot liyt fc '
viidc do dar to lyeiiolye viidit wringt dat laj) dar *
vnde make yd warm vnde drope eme"") des wat in de c
fo rt«ruet he^^); fo wynne ene denne vth myt eneme I
hendeD dinghe^') edder fette em enen kop vp dat ore.
Item, nym encian, holwort, wormoden "*"), loerberen, ftert
myntet""), ftot dyt tofamende vnde wringk dat'"')
'th vnde drope des wat iu de oren, fo Reruet de wor^
— Item, is he ouer in ener anderen ftede, fo drope
ynae fcbamphonieu myt wyne gewreuen, dar ftemet {
ok van. —
Vor de olden doefheit nym ameteneyer'"*), geftot \
dar to gedan'"*) fwynesmyftzaep'"*) van enen borchfwjn
vnde fyet vnde do [dar to] dat vette enea ales vnde l
[vnde dytj tofamende gemaket vnde in dat ore gedro]
vordrift de olden dofheit'"^). —
XXIII. Ib eyn fteyn in dat ore gefallen'*") edder a
wat, fo nyge'"*) dat liouet vp de fuluen fyden vnde 1
era'"*} enen wyntkop"") jegeu dat ore vnde wriil fchai
"") zu kerne schwf. Mnd. Wb. II, 453i'.
*') nämlich dem Krankeu.
•») nämlich der Wurm.
") in d. Hd. dinghen, was doch wohl nur als Schreibfehler gelten, nicht |
schw. Dat, erklärt werden kann.
"*) in d. Hd. lem-modein.
"') in <i. Hd, ßegt tnynlen.
"') in d. Hd. ilgl, woku keine Veranlassung vorliegt.
"') die imgeheaerliche Form amefeneyer, welche deutlich in d. Ud. B
kann wohl nur in einer hochdeutschen Anwandlung des Schreibers, nicht aber in e
berechtigten mundartlichen Vorgang ibreu Grund haben ; s. oben f'ol. 17* Abs
XVI die richtige Form enietcneyere, ebenso unten fol. 19» Ahsclin. XXVI.
'") in d. Hd. gem.
'"*) Schweinemiüljauche, — die beiden letzten Theile des Compos, i
lauten mcssappe, vgl. mes Mud. Wh, IU, 78*" und aappe Jauche ibid. IV, 26, t
gewährt sacp, aap (SitCl, Brühe) im Qrunde denselben ficgrilf, und auch die Fol
nUet Blatt mes müuhte vielleicht noch anderwärta nachweisbar sein. 1
"") dieser kleine Abschnitt ist bo fehlerhalt geschrieben und schwankt ^
ungenau zwischen im|ierativiacher und participialer Construction, dass die g
Correclurcü und Ergäozungen für daa Verständniss unentbehrlich waren
folgende Artikel ist wie dieser in d. Hd. ungezühll, kann aber mit XXIU bezeicfa
werden, da der dann folgende Abschnitt als XXIIII gezählt ist.
'") in d. Hd. gefalle.
"") wie in sögen die ursprüngllclic ehifachc Bedeutung von «it^^n auftrat (i
oben Aiim. 23 u. 88), so wird hier umgekehrt das intraus. nlgfn (sich verueiÄ
grossen Mnd. Wb. III, 187') im Sinne des trans. neigen, negen [aeigen ibid. 1
gebraudit.
"™J nämlich deni Kranken.
'") icitMoii Schröpfkopf, sonst gewühnlitli kop (Mod. Wb. 11, 526i>) i
etugekop (ibid, IV, 447i>), ist eine hubschere Umdeutschung von ventosa als vitUtA
fitttus, fytahufi Dfb. 611>, unsere Form aber begegnet weder hier noch unter i
gistrun) od. flcLiotomum.
75
phonyen vnde puefte em eyn wenich in de nufterken, fo
wert ho pruftende vnde dat pruftent drift ene^^^) denne
vth vnde de wyntkop thuet ene denne na fik. — Item,
eyn ander: nym eyn rodeken'^*) vnde cleue dar wat lymes
to vnde wynne yt dar mede vth. — Item, ys eyn vlo edder
// fd. 19<^' eyn Ins in deme ore, fo fteck dyn haer in dat ore, // fo
geit fe dar ynne vnde komet vth, edder geit dyner egene
nette wat in dat ore, fo fteruet fe. —
XXIV. Werne de oren fufen, de neme myntenfap myt
honnyge gemenget vnde drope dat warm in de oren. —
Item, en ander: ftot lorberen vnde drucke dat fap vth
vnde drop dat warm In de oren. — Item, anders: nym
dat vette van deme pawen vnde drope dat warm in dat
ore, dat ys gud. —
XXV. Wedder de wedage der oren nym eyn krut, dat
heth duft, vnde fypoUen like vele, vnde nym enes buckes
gallen vnde vrouwenmelk"'), de eyn Imechtken foget,
Jewelkes fchal like vele wefen, vnde werke^^^) dat tofamende
vnde do dar honnich to vnde eyn luttik myrren, vnde
make dat warm vnde rore yt wol vmme, vnde drope des
wat in de oren, fo du yt heteft dogen machft. —
XXVI. De nicht hören kan, de neme emeteneyere vnde
ftote de in eneme mortere vnde neme fe vth, vnde ftote
denne bathonyen vnde lorberen vnde wringk dat iap vth
vnde do yt denne to den emeteneyeren, vnde wringk yt
oueral vth vnde make dat fap warm vnde geet yt yn de
oren, vnde lat ok de äderen achter deme ore"^). — Item,
eyn ändert : ftot huflok vnde wringk dat fap vth, vnde do
dar to dat vette van deme ale vnde make id warm. To
deme erften male drop dat in dat hefte ore"^) vnde kere
dat fulue ore vpwart, dat yd^^^) wol in drincke"®); des an-
deren dages edder des nachtes, fo do yd in dat andere ore
// fd. 19^' vnde kere id ok vp ; des drudden dages fo do yt in // dat
erfte ore, dar na do y t in dat andere ore : dyt do fo lange,
bet du gefunt werft. —
*") nämlich den Wurm, in d. Hd. eme.
"■) dieses Deminut. von rodt virga fehlt im Mnd. Wb. III, 495.
"•) in d. Hd. vrouwe m^lk.
*") werke wirke, knete; diese Bedeutung ron tcerken fehlt im Mnd. Wb. V, 684.
"^) dieser Artikel ist wiederum charakteristisch für den Stil unserer Schrift,
welche oft die angefangene Construction nicht festhält: wie wir oben (vgl. Anm.
12. 44. 106) die partic. und die imperativ. Wendung unvermittelt mit einander
wechseln sahen, so geht hier ohne Weiteres die dritte Purson des Conjunctivs in die
zweite des Imperativs über.
*") über dat hefte ore = das rechte Ohr vgl, Mnd. Wb. I, 285b und das da-
selbst angeführte, unserer Stelle fast gleichlautende Citat aus dem Rostocker Arznb.
(s. oben Anm. 76).
"2 nämlich dat fap und dat vette,
"•) im Mnd. Wb. ist indrinken, vgl. oben Anm. 25, nicht verzeichnet.
76
XXVII. Werne de iieze blodet vnde nicht entftan wil,
de enlchal fik nicht harde joerden^^®) vnde fcal nene enge
cledere ane hcbben vnde nem vers^^) fwyneshar vnde ruke"*)
dar to, vnde drucke dat fap vth vnde nette dar enen dok
ane vnde fteck den in de neze. — Itera, en ander: nym
en krude, dat het blotwort, vnde holt dat vor de nezen.
— Item, anders: Schelle droge honen, dat de halge alle
af kamen, vnde make van den kernen mel vnde puefte em
dat in de nufterken. — Item, eyn ändert: nym eynen
fteyn, de Jafpis**^) het, vnde legge ene vor dat vorhouet.
— Item, eyn ander : nym vnde berne rüden myt den wor-
telen to affchen^^*) vnde pufte em de in de nufterken. —
Item, anders: nym vnde berne dat fulue blot to pulaero
vnde towrif dat^**) vnde puefte em dat in de nezen vnde
holt em dat houet vp; vortmer entclede ene erften, dat he
naket fytte, vnde legge em eyn plafter vp dat vorhouet.
Iffet eyn man, fo legge em de clote in dat water ; iffet en
vrouwe, fo legge er eyn plafter vp de brufte van nacht-
fchaden, edder van enen eye dat wytte, vnde fprenge eme"^)
yo etick vp de brufte, yt fy man edder vrouwe. — Item,
is it eyn man vnde blöden em de nufterken in der luchteren
fyden, fo fette ene dale vnde lat ene myt den koppen vp
der mylten ; Blöden em ok de vordere nufterken, fo do dat
fulue vp der"^) leueren; Men iffet eyn wyf, fo**'') do dat
// fd. 20(i' 1/ fulue vp den bruften: Is auer de mynfche fo krank, dat
ho licht, fo laet ene yo myt den houede hoger liggen, wen
myt den voten, vnde do em, fo wy uu leren. — Item,
anders: nym lecm vnde menge den myt eticke vnde myt
nachtfchadenfape, vnde legge em dat vp dat vorhouet : dyt
ftoppet dat blot funder twyuel. —
'*^) das e ist dem o übergeschriebou ; die Schreibart mit j statt mit g findet sich
im Mnd. Wb. II, 133^ unter gorden (eiligere) uiclit.
***) vor vers steht in d. Ud. wer« durcligestrichen.
***) vor ritke ist r ruk ausgestrichen ; — die in unserem IJuclic öfter wieder-
kehrende Verbindung ruken to- (an etwas riechen) ist im Mnd. Wb. HI, 52G* nicht
angemerkt; vgl. ruke dar to rieche daran fol. 22^, 17. 35», 27. ruk dar tho fol.
35», 28. ruk dar to fol. 39», 26. 41 '»j 2.
"') vgl. oben Anm. 34.
«»«) in d. Hd. ajfche.
***) nach dat ein zweites dat ausgestrichen.
»») dem Kranken.
«>•) in d. Hd. de.
'*') vor fo steht dat ausgestrichen.
I I
77
fd. JSld' XXXI. Wedder de thenenworme, fint fe in den theneu,
nym lufekrut, to latiue gebeten fraphifagria, bertram vude
was, vnde menge dyt tobope vnde make dar kegelken"^)
af vnde kouwe de twyffcben den tenen, dat dodet de worme.
— Item, eyn ander : nym fwart byllenlaet vnde menge dat
myt Waffe, vnde make dar eyn liebt van vnde berne dat,
/Vrf. J^yb. vnde laet den roke dor enen trecbter yn // de tbene gaen.
— Item, anders: nym buflok vnde legge den vp de bozen
tbene, dar tbeen fik de worme ynne. — Item, men feebt,
dat got beft funte appolonien vorlenet"*), we fe alle dagbe
eret myt fynen beden vnde eren daeb valtet vnde dyt bet
lezet, dat em de tbene nummer grote noet endoen^'®). —
XXXU. Wultu ene boze tene wecb bebbcn etc. etc.
Item, anders : bolt dar vp dat vette van ener breden poggen,
fo vallet be vt ; dyt doen de berten vnde de groten deerte ;
de eten de poggen, fo entvallen en de tbene vor. —
XXXIII. Wo men bale tene fcbal vth ten: nym enes
raucns boer vnde fteck dat in de tbenen, dat brecket ene'^*)
vtb vnde Aicbtet de fericbeit. Dyt fulue deyt"*) ok dat
bregen van eneme rauene.
faf, 24n- XLVI. Wedder de wedage des balfes roep an fanctum
blafium, dat be dy to bulpe käme, vnde drink wyt bundcs-
baer, nucbteren vnde myt bere, vnde lat in der medianen ^^^)
edder vnder der tungen, dat ys gbud. —
XL VII. Wedder dat fwel an deme balze, dat beten de
meyftere fquinancia^**), dat ys dryerleyo: Dat ene apen-
*^ kegelken n. (kleines konisches Stück) war wohl ein technischer Ausdruck
für runde spitz gedrehte Stückchen einer festen Arzneigabe ; im Mnd. Wb. II, 438^
ist das Wort nicht verzeichnet
***) nach vorlenet steht noch einmal heft.
"®) hier folgt ein lateinisches Gebet und dann die im Goth. Progr. p. 11
unter byÜenwortele sowie im Mnd. Wb. IV, 531 gedruckte Stelle. Dass dem Worte
tene um des hier auftretenden Accusativs ene hozc tene willen auch das wei))l. Ge-
schlecht wirklich zuzuweisen sei, das kann man wohl kaum bezweifeln, da gleich nachher
folgt : vp de bozen tene, was auch als Acc. Sing, gemeint ist, weil darauf construiert
wini: fo vallet fe vth; aber ausserdem ist für das Wort bemerkcnswerth, dass
es in unserer Hdschr. nicht nur stark, sondern auch sehr häufig schwach gebraucht
wird z. B. in de thenen fol. 21i>, 29. in de holen (holen) tenen fol. 22», 1. 3. vp de
(henen fol. 22», 13. 20. de thenen Nom. PI. ibid. 10.
^*) man erwartet unmittelbar neben dem Plur. in d^ thenen statt ene viel-
mehr se zu lesen.
"«) in d. Hd. dyt,
^ mediana middelader, medianader, eyn oder mitten an dem arm, ein miüerin
Dfb. 3Ö8»; das völlig deutsch gestempelte Wort mediane schwf., welches weder hier
noch im Mnd, Wb. III, 60 verzeichnet ist, erscheint in unserem Buche sehr häufig.
'■*) ans gr. fm6Lf/r\: synanche, sinansis, sinancia, squinancia hälfzgeschwer,
das eepfUn im halfz, die bräune, daa welchen , eyn geswere yn der kelen, kelesucht
Dfb. 5360, vgl. angina ibid. 36».
78
baret fick nicht wol, doch deit yt rechte we van bynnen,
vnde dar fteruen de lüde vnderwilen van bynnen eneme
daghe edder bynnen twen odder bynnen dren dat
hogefte**^); — Item, eyn ändert, dat beten de meyftere
/ foh JSi^*' II quinancia^*^), vnde is ok eyn fwel in deme balze, wen
yd vtwart raet^*^) vnde dodet nicbt fo drade, alfo dat erfte
dodet; dyt bekenne hir by: de hals vnde de fchetele^'*)
vnde de ftrato"^) fint roet; fleyt dat fwel inwart vp de
langen, fo wert de mynfche dorde vnde fteruet drade ; —
Dat drudde fwel in deme balze, dat beten de meyftere ok
fquinancia^^^), dat bekenne bir by: de mynfche heft den
munt wyde apene, vnde de tunge henget eme vth deme
balze alzo eneme hunde; deme mynfchen mach men nicht
wol helpen. Deffe fwelle werden den luden gerne, wan
de mey kolt ys. Wedder de erften twe fwelle in deme
balze nym de maden, de dar krupen in der erden"*), vnde
ftot de in enen mortere, vnde fede fe myt olye vnde legge
fe vmme den hals, mer gif em erften dryakel drinken, dat
yt nicht vthwart enfla. — Item, en ändert: laet koppe
fetten twyffchen den fchulderen vnde nym***) denne
wypperyuen, olye, holwort, [vnde] ftot de krudc kleyne,
dat men dat möge drinken; Men gif cm erften driakel
drinken ; dar na nym lyn**^) vnde fede den myt olye vnde
fla em dat vmme den hals, vnde do dar yferhart to vnde
laet dat tofamende vp feden***). — Item, eyn ander: laet
*^) dat hogefte adv. höchstens, im äussersten Falle: im Mnd. Wb. II« 270
ist für diesen AdvcrbialbcgriiF uur to deme hogesten angeführt.
•**) aus gr. xuvdcYj^Tj (Hundsbräune), quinancia celesuht Dfb. 479^.
*^^) der dunkle Ausdruck scheint entweder durch Schreibfehler oder durch
Verschleif ong (raet = raket) zu rakcn intr. (kommen, gelangen Mnd. Wb, III,
416*) zu gehören; — die noch näher liegende Deutung: „aber es schwiert nach
aussen" würde man erhalten, wenn man raet als entstellt aus ravet annähme, von
einem Ztw. raven, roven, welches sicli zu rave, rof Wundschweiss Mnd. Wb. III,
428i>, 616* ebenso verhalten würde, wie saniare sweren zu sanies eiter, eeUer, rocf,
wundtschweifg Dfb. 611*.
***) schetele für schotele wie hd. schissel für schossel, schusaec scutella Dfb.
522b; vgl. aber die Bedeutung „Gaumen" Mnd. Wb. IV, 127^, wo die gleichlautende
BelegsteUc aus dem Rostock. Arzeneib. angeführt ist (vgl. oben Anm. 76. 116).
''*) strote, stroite, strate f. Kehle, Ourgel, Luft- und Speiseröhre Mud« Wb.
IV, 441b.
*^) man sollte den Namen quinancia hier erwarten, da von dieser dritten
Art erst die Symptome angegeben werden, welche bei den Alten zu der Benenonng
>t'jva*|yYi veranlasst haben.
'^^) in d. Hd. erften, wohl in Erinnerung au das unmittelbar vorher dagewesene
Ar erften verschrieben.
*^') nym steht nicht in d. Hd., kann aber hier nicht entbehrt werden.
***) vor li/n steht wifn ausgestrichen.
***) die einzelnen Sätze des Recepts sind schlecht geordnet; die Bereitung
des Mittels sollte erst ganz zu Ende geführt sein und die Gebrauchsanweisung
(vnde fla ein dat vmme den hals) müsste dann den Schluss bilden.
79
Tnder der tungen cdder in'*") der medyanen'"), edder
fette koppe twyffchen den fchulderen, fo nym fwalenpiiitiere"*)
vnde gif em dat nutten. — Item, nym ok nachtfcbaden,
lilien, i'j'pollen vnde vygeu, allike vele, fede dyt an czegen-
melke edder an eticke vnde legge eme dat vmme den
f fol. 35t- hals, dat brecket dat fwel. — Item, Eyn ander; // nym
Junge fwalen'*') vnde berne de to puluere in enem erdenen
gropen, de wol bewaret fy, dat dar nen vratem'") raoghe
?th gan,'vnde menge dat puliiermyt des myoTcben egenen'*')
hoer: des hores fchal fyn alzo grot alzo ene clt-yne walnut,
vnde wrif dat tofameade myt bere vnde gif em dat drinken,
vnde bertrik dat''*) buten myt dr}-ak6l, vnde legge vp dat
fwel nachtl'chaden, lilien myt erer wortelen, fypollea, vnde
yferhart vnde lumek'^') wol geftot vnde gefaden in czegen-
melk edder in eticke. — Item, ftoet ok halwort, wypperiuen
vnde ere wortelen kleyrio vnde wringk dat fap vüi, vnde
do yt in enen duk vnde lat den knoppen''*} yo loa, dat
fik dat puluer yo roren mogbe, vnde benge dat in beer,
vnde iffet bytter, fo do dar lacriffen to vnde drink dat
vnde anders neyo beer, vnde gif em yo dat fwalenpuluer
menget myt des mynfcben egenen haer'^') edder myt
dryakel; gif em dat nüchteren'"), vnde laet ok vnder der
tungen edder in der medianen edder myt den koppen
) vor in ist ausgestnchen vnder.
) ftealeapuiucre Scbwalbenpulver, dessen V(>rferdgung unten nilher he-
Hieben wird, ist itn Mnd. Wb. nkbt aufgefahrt.
"1 in d. Ud. fwale, w»s doch wohl nur aU Schreibfehler gelten kann.
[) in d. Hd. crcAen, während Bonst immer vratent od. vr^em begegnet,
T in d. Hd. egene.
') goneiDt ist wolil dal cßcne hoer, was aber auch wie oben (Anm. Hj)
*i hinler der Gcbrauclisanweiaung norhgeträgen wird.
'") in d. Hd. lum€l
) die hier an der Stelle des gewöhnliehC'n knii}! stm. nodue, Knoten (Mnd. Wb.
^fi04'>) erscheinende Form knappe schw, m kömmt sonst gewOlinlich nur in der
Teutung ,Knospe' vor ßnuppe, kat^pe Mnd. Wb. II, 506«, unten fol. 30» LVIIP' :
"pM krutmen onde knappen van poppHortenJ, aber Dfb. 382* gibt nnter nodua neben
p auch Knomte : in unserem Buche bedeutet knappe, knuppe nicht aovohl ,Enolen',
■ vielmehr ,inuiunmengeknilpfle Masse, in ein Tuch eingeknUpfies Krituterbtlndel',
^ auch Qor unvollkommen zu kiuilibe (Knorren, Erhöhung, Knoten auf der Haut
". Wb. n, 503''( stimmt. Die betreffenden Stellen sind: bi/nt yd vafte to by
I ktude «K[ie II tiwgerbreit im, dat dyt kritde enea vtHgeTbreyt rumes hthbe, fa
jt den hnoppen by enen (nore in ene kamie val ber» fol. 26'', 31. henye enen
ff^ten ICHOppen by den anderen fol. 26>, S. So nym den erften knappen vte
t htnshe, vnde henge denne eynen verffeken in de ftedt fol. 26», B. bynt den
at oajte by deme krude to vp tiee fingerbreit na, vnde henghe den knappen myt
« ftiore in ene kaunen vul bera fol. 52', 29, de» anderen dagtus henghe enra
R/c^ knappen by den ait'Jeren fol. &i\ 2. und unten Abscha, CLXIX fol. 66>>,
i dieselbe Procedur beschrieben ist
1 in d, Hd myl des egenen mynfchen harr.
) in d. Hd. nüchtere, aber das im Mad. Wb. nicht angeführte,
t vorkommende Adv, lautet sonst immer nüchteren oder nüchterne.
80
twyrfcheu den fchuldereu : kanftu des plafters nicht hebben,
dattu fcholdeft leggen vmmc den hals, fo nym des fuluen
mynfchen hoer vnde bynt eme [datj vmme den hals, vnde
torne dy nicht**^) vnde bade ok nicht to vro. — Item,
eyn ander: drinck wyt hundeshoer myt bere, vnde fede
wyt hundeshaer an bere edder an wyne, dat yt euen dicke
werde vnde bynt dat vmme den hals. —
^^^'%/>. V V^ V
fol, 27(^. LIV. Wedder de alre*^«), de heft vele hole, bade
vnde make fe reyne vnde make eyn plafter van heydon,
vnde make dar fo mannigen tappen yn van popplyoncnfalne,
alze de alre mennich hol heft, edder make de tappen van
benwelle, de geftot fy, vnde legge dat dar vp : dat do des
dages drye. — Item, heft he^^*) ok fo vele hole, dat du
in dat plafter fo vele tappen nicht maken kanft, dat fe to
rechte holden**') de hole des alren**®), fo make fo vele
tappen van heyden, dar nene**®) hole fcheue ynne fy, vnde
drucke de tappen vth an reynen watere edder an bere
vnde beftrik de myt popplionenfalue: dyt do des dages drye, —
LV. Wo men fweden'*®) maken fchal: nym hart, was
vnde pyk vnde do eyn ifiik in enen fchapen, de vp deme
vure ftat, vnde lat yd feden vnde fchumet wol, dat eyn
jewelk reyne wcrde'^"), vnde laet yt denne kolden, vnde
nym enes gewelkes*^*) likc vele vnde do yt tohope in enen
fchapen, vnde nym annys vnde ftot den cleyne vnde flehte***)
ene dor eyn feue, vnde do den dar to vnde rore yt wol
tohope vmme, vnde nym denne enen reynen dok vnde fbek
den dar ynne, dat he tomale nat werde, vnde make eno
vet myt verffchen fmolte vnde recke den dok dar vp vth
vnde laet ene alzo kolden; wenne du deffe**') antaften
wult, fo make de vyngere erften vet myt verffchen fmolte:
^^) damit wird auf einmal statt des Arztes der Kranke angeredet.
*'^) 8. Mnd. Wb. I, 59*; — das Wort ist hier zuerst als st. fem., dann
weiter unten als scliw. masc. gebraucht, denn es heisst nachher: de hole des alren,
— und dos vorhergehende heft he ist doch auch auf alre zu bezichen, wie
zuerst iie,
**^) die Wendung io rechte holden, welche ich im Mnd. Wb. weder unter
liohlen to- noch unter recJU erwähnt linde, bedeutet ^in gehörigem Stande und ricli-
tiger Ordnung halten*.
"*) in d. Ild ne, was durch die entsprechende Stcllo des Rost. Arzneib.
(Mnd. Wd IV, 88: m€ike also vele tappen van Jiede, dar neue seltene ane en fty)
zweckmässig berichtigt wird; zur Gleichheit dos Ooth. und dos Rostocker Arznci-
bnrhs vgl. ol)en Anm. 76. 116. 138.
»'^•) s. Mnd. Wb. IV, 488*.
»««) in d. Hd. wurde.
***) im Mnd. Wb. II, 101* nur geivelik, qewrUik joder.
*") in der Hd. fichthe.
*") sollte wohl eigentlich wie gleich unten heissen deffc fweden.
81
wor du deffe fweden vp leggeft, fo make fe erften warm
/. fd. ZT^»* vnde laet fe dar vp liggen // enen dach vnde ene*^) nacht,
vnde nym fe denne af vnde droge fe denne myt eneme
doke, vnde droge denne ok dat fwel edder de wunden
vnde legge de fuluen fweden^^^) dar wedder vp; fo lange
alze fe vulniffe to fik thut, fo lange ys fe gud. — Item,
deffe fweden helen vule wanden, hale wunden, boze wunden
vnde ok fwelle. — Item, nym verfch fwynesfmolt, hart*®*)
vnde was, laet eyn iflik fmelten by fick*®'') vnde fchumet
wol vnde do yt denne tofamende, vnde nette dar enen dok
ynne vnde make ene bret myt verffchen fmolte vnde
recke *®®) den dok dar vp vth : de wyle dat he heet ys, fo
wes rede myt eneme feue**®), dar ftot myrren"^) ynne:
fo"*) fichte de vppe der bouenften fyden vnde kere
ene"^) fnelliken vmme vnde fichte er*^^) ok wat vp de
anderen fyden, de wyle he het ys: deffe fweden fynt ok
gud to wunden vnde to fwellen vnde to fweren. —
LVI. Wedder de fiftelen"*), dat ys eyn fwer mit enen
engen munde vnde myt wyden gründen"*); de bekenne
hir by: dar geit wytte vulniffe vth, alzo water, dar vifch
ynne gewaffchen fy, vnde breket dor de äderen"^) vnde
dar geit ok vulniffe vth; — fo mennigerleye fy fyn, fo
mennigerleye behoueftu dar to. Na demc male dat de
hals vul äderen ys, fo mach men dar de viftelen nicht
bernen noch fnyden, hir vmme help eme alfus: make dat
// fol. 28(i' gat wyder [myt] demalaterre^''^) : Sint // dar vmme äderen
*•*) in d.
>") de fu
linff. una ¥nr d
Hd. (nien.
fuluen fweden erweist sich durch das nachfolgende se thut als Acc.
Sing, und mr dürfen danach fwede als schw. Femininum ansetzen.
'^ so ist wohl zu lesen statt har, das so absohit nicht gesetzt zu werden pflegt.
"^) ^ ßc^ für sich allein.
^^) in d. Hd. rechke.
»«•) vor feue steht ausgestrichen fene.
"*) in d. Hd. myrre, aber das Wort ist sonst immer schwach.
»") in d. Hd. fy.
^"^^ nämlich den dok, auf dessen beide Seiten die gestosscno Myrrhe aus-
gesiebt werden soll.
"•) von der Myrrhe; vor er steht ene ausgestrichen.
"*) fistele, vistele schw. f. fehlt im Mnd. Wb. ; vgl. fistula jintel, fissel, eyn
lopende loch off wonde Dfb. 237», mnl. fistel fistula, ulcus manans Kil. 116^
"^) grünt f. Tiefe, Bodon Mud. Wb. ü, 168»; hier die innere tiefe Wurzel
und Unterlage des Geschwürs.
"•) in d. Hd. anderen.
"^) das schwierige Wort demdlatcrre erscheint gleich fol. 28», 29 ¥neder in
der etwas erweiterten Stelle : niake dat gat wyder myt ener fweden [van] demala-
terre gemaket; ausserdem kommt es noch fol. 16a, 17. 19 vor: Hefftu hledderen
vnder den ogen, fo nym vyf lot honniges vnde iwe lot vygenmel, eyn half lot dema-
Jaterre, dat droge fy ; dyt ftot tofamende vnde menge yd tohope vnde do dar yn
malaterre vnde tat yt lankfum feden vnde do dar to dyt ptduer, dat men aldus
maket etc. Der Stoff wird also einmal zu einer fwede (vgl. Anm, 159), um den
NiedordoatschOB Jahrbuch. V. G
82
edder yune, fo do dar ynne vngentum ruptorium, dat
ys falue, de grofliken dodet; delTe durbaren falue, —
nym dar to erften affrodillenpuluer dar ynne, —
deffe faluen make aldus: Nym peper, berttram, auri-
picment^'®), allun, fennep, wytte fchamphonyen, ekeppelle,
flores eris"^), vngheluffcheden kalk^*®), des nym fo vele,
alze des anderen altomale, wrif dat vp enen fteyn***) vnde
Fistcigang za erweiterD^ dann zu einer Salbe, um die Augenblattern damit zu be-
streichen (weti des noet ys, fo make yi hy den vure warm vnde fmere de bleddercn
hir mede fol. IG«, 27 ff.) gebraucht, und man muBs dabei zunächst an mtüum terrae
crdapffel Dfb. gloss. 845^. Adriatica malum terrae Dfb. Nov. gloss. 9^ denken, was
auf die runde Holwurz (Aristolochia Clematitis) führen würde, da die alten Kräater-
büchcr diesen Namen übereinstimmend so erklären; so Louicerus fol. 162^: „Die
runde Hol¥rurtz wirdt genannt Aristolochia rotunda vnd Malum terrae ;** Garoli Glosi
rariorum plantarum bist. Antvcrpiae 1601 : „Haec porro planta Grecis apioroXo^ia
nuncupatur, — Romanis Plinio teste Malum terrae** (lib. IV. pag. LXXII sV);
Bock Kreuterbuch, Strassb. 1556: „Diolcorides, Theophraftus vnd auch der alt Ni-
cander nennen dife wurtzel (die rund Holwurtz) Melocarpon, Malum terre etc. —
Apuleius cap. XVIII gibt der Ariftolochie vil mehr namen, nent fie Ararezan,
Epheftion etc. — Opetin, Malum terre, Abfynthium rufticum vnd Scardian*^ (fol.
CCXCIIIb). Wenn nun auch die Benennung derselben Pflanze, welche in unserem
Buche ganz gewöhnlich holwort heisst, mit einem zweiten für sie gebranchlichen
Namen zwar auffallend, aber durchaus nicht ohne Analogie ist, so hat doch schon
die Umformung von malum terrae in das vorhersehende demakUerre grosses Be-
denken, indem man dafür etwa ein schw. f. malcterre erwarten müsste, und ander-
seits scheint auch nach sachverständigem Urthcil bei den vorliegenden pharmaceu-
tischen Operationen für demaUaterre nicht an eiuen vegetabilischen, sondern nur an
einen mineralischen Stoff gedacht werden zu dürfen. Ich schliesse mich daher mit
voller Ueberzeugung der sinnreichen Yermuthung Mielcks an, welcher schon nach
fachmännischer Beurtheilung des Zusammenhangs der betreffenden Rccepte in dema-
laterre den weissen Bolus voraussetzte, und gestützt auf Yal. Kräutermann Nenge-
machtes histor.-medicinisches Regnum Minerale, Frkft. 1726 pag. 174, sowie auf
Ph. L. Geiger Pharmacopoea universalis. Heidelb. 1835 P. I pag. 848. 521 auch
den Ursprung des Namens demulaterre in der Siegelerde von Malta (Terra St. Paali|
Terra sigillata Melitensis sive de Malta) gewiss richtig erkannt hat, indem aus de
Maita terra ohne Zweifel sehr leicht die Namensform demakUerre sich ver-
schleifen konnte.
^^^) auripigmentum, auripicmentum goltschum, huttrouch, auripicment, opriment,
operment Dfb. gloss. 68^.
<^^) nach Dr. Mielcks freundlichen Mittheilungen über diesen Ausdruck ver-
steht die heutige Chemie unter flores aeris od. fl^ores viridis aeris das essigsaure
Kupfer oder den GrünspankrystaU, Acetas Cupri crystallisatus, destillierten Grünspan
od. GrüQspaublumcn (s. Geiger Pharmac. univers. P. I. pag. 2 und Jourdan Pharm,
univ. Weimar 1882 Bd. I p. 630), während die alten Chemiker etwas anderes dar-
unter verstanden, wie aus Mich. Beruh. Yalentini Museum museorum, Frkf. 1704,
hervorgeht, wo es in dem Abschnitt über die Glockenspeise pag. 74 heisst: „Wenn
man sauber Wasser über die geschmoltzene Glocken-Speifz giesset, und ein eiserne
Platte über die Rühren, dadurch es fliesset, leget, so gerinnen von dem Rauch kleine
röthlicht gläntzende Körnlein, welche Flores Äeris genannt werden, deren bey dem
Hippocrate und andern alten Medicis offt Meldung geschiehet." Dass aber hiernach
mit flores eris etwas anderes als gewöhnlicher Grünspan gemeint sei, ist um so
wahrscheinlicher, als dieser in unserem Buche sonst immer spansgron genannt wird.
'^) in d. Hd. klak; die Form vngheluffched statt vngeleffched stc^t auch
fol 87^ 18.
"*) in d. Ild. Jteyn fteyn.
83
werket^®^) myt^®^) fepen tofamende, vnde make dar weken
af vnde fteck de vp de grünt der viftelen^**), de fmeltet
dar ynne vnde dodet de fiftelen fachtliken vnd droget fe ;
dar na ftek dar ynne heyde, de yn eyges wytte genettet fy
vnde in olyc tofamende, edder foke hir na, wo men brant
helen fchal vnde vth theyn; men dyt fulue thut ok den
brant vth. Wen de vyftelen^®^) wyt ecker^®^) van fick gift
vnde dicke, fo ys fy doet, fo hele fe myt groner faluen
aueral vth, men fteck dar jo vlas yn, lik enen weken,
dat myt groner faluen gefmeret fy : wen du de weken dar
yn gefteken hefft, fo legge dar fweden vp. De gronen
faluen lere [wy] hir na maken: myt deffer faluen beftrick
de fiftelen vmme lank, men yo van verlinges to^®^). Is
de fiftelen ^®^) in deme vleiffche, fo make dat gat wyder
// fol. 2&^' myt ener fweden, [van] demalaterre"^) gemaket, // vnde
thee dat hudeken^^®) vp myt ener weken van der fiftelen
gründe beth to deme hale^®^), vnde fnyde denne de huet
vp deme hale^®^) entwe vnde fenke denne dar enen duk
ynne, [de in] eyes wytte genettet fy, vnde laet den dar
ynne wefen van deme auende bet in den morgen, dar na
ftrouwe aflFrodillenpuluer dar vppe edder ermodatten; wen
de wunde gedrunten ys, fo ys de fiftele doet, fo ftek dar
ene weken ynne van eyes wytten vnde beftrick fe myt
groner faluen, vnde hele fe, fo wy hir vor geleret hebben,
vnde hir vnder fchaltu drynken den wundendrank, de hir
na gefchreuen fteit. — Item, eyn ander, wo men de fiftelen
doden fchal: nym wegebreden vnde fcla^^^) dat myt wytte
van deme eyge vnde drope dat in de fiftelen, edder fteck
"*) vgl. wirken pinsere Fr. 2, 452».
*") in d. Hd. nym.
*^) in d. Hd. vp de grünt vppe de vtftelen, was doch keinen Sinn gibt.
'**) die Form ecJcer müsste als verschrieben für etter gelten, wenn nicht er-
laubt wäre sie vielmehr als eine (an ettcr aiigelchnte) Fortbildung von eck, ek, äk
n. Eiter, sanics Mnd. Wb. I, ()2i^> aozusehon ; auch das Ztw. eckeren eitern steht in
unserer Ild.: wcdder de wunden, de dar fioellen vnde nicht en eckeren fol, 67», 32;
die andere Form des Subst., ether Eiter, in der Stelle: .so wert he (sc. de dok) vul
van ethere fol. 1)8», 6.
»86) s^ Mnd. Wb. V, 241 1>, — van verlinges to von ferne her darauf zu.
"^ das Eindringen des schw. -n in den Xom. Sg. ist bemerkenswerth ; es
findet sich auch anderwärts in Yolksmundarten, namentlich in der bairischen und
thüringischen; vgl. unten materien Aum. 221.
*") hüdeken n. Häutchen fehlt im Mnd. Wb.
"•) hale für hole, zu hol n. Loch Mnd. Wb. H, 285; gemeint ist natürlich
die äussere Oeffnung der Fistel.
^^) der Anlaut fcl statt // tritt bekanntlich in diesem Stamme öfters auf, vgl .
eyne kö, de sei och mc in dat solt Mnd. Wb. IV, 226» ; auch sonst in unserer Hd. :
vnde f da dat wol tofamende fol. 58» 1. 4. fo fcla eyn wuUcn cleyt vmme fol.
62^, 1. Schon für das Althochd. stehen sclahan punirc, sclaho complodo, ich
mmene sclaho complodo bei Graff VI, 763. 766 als vereinzelte Varianten verzeichnet ;
vgl. Grimm gr. I', pag. 175; — die Bedeutung von slan ist: rühren, quirlen.
6*
yt dar yn myt ener weken van vlafTe : dyt do negen i
dat"'} dodet Ta'"). — Item, eyn ändert: bynt dar t
braden wynworpes"'*) pultier vp, dat dodet ok de vyfte
dyt puluer lere"*) hir na maken. — Dat is ok eyn rundlj
lik drank, de de fiftelen dodet vnde reynighet vnde I
fe van'*'') gründe vp: den dranck make aldus:
wegebreden myt [denj wortelen, ertbercnloef, fennepfif
Hiclite ladeken, fiolfln, tormentillen, wylde poppetenworte'
roden koeL reynevaon, eyn grot deel. Stot dyt cle]
vnde l'ede yt an guden wyne vnde wriagk yt denne (
enen dok, vnde do dar houaich to vode laet yt dar i
// fd. 291- vp reden, fo laet yt denne kolden vnde driok // dyt aa(
vnde morgen, fo lange dat do drank ciaer vte der ßlld
ga. — Item, eyn ander: ftot beuenellen vnde drncke i
faep vth, vnde nette dar eneu dok ynne vnde fteck detf
de virtelen, edder dropo yd in de fyftelen vnde bynt a
beuenellen fo geftot bouen vp, dat dodet ok de Efteles.f
LVII. Grone falue make aldus: Nym fchelwort, "
manwortelen""), affrodiUen, hanenkam, lauejtok, de i
ly ; dyt krude backe myt enen punde boemolyes vnde l
enen punde bücken*"") talges vnde laet yt fo ftan
tlage edder negene : dar na Fede yt an enen ketele,
dat'^') dat krude tomale fynke, So fyc et tomale dor endll
dok, vnde ys yt denne droge, fo do dar mer olyes vnde
talliges to vnde laet yd vp Feden; wen yt denne fyget ya,
fo do yd denne wedder yn eyn becken vnde do dar eyn
loet'^*) to, "Wen dyt wo! gefmolten ys, fo do dar to
wyttcB laweftockes vndo wyrokes eyn half loet, murcaten
eyn half loet, fpanrgron"'") I loet; er du dyt dar an deyft,
'") in d. lld. fo, was auf den imnachweisbaien Sinu von doden iotr. =
stcrliGn führen wOrde; deshcdb ist dat za scbreibeu.
»") ia d. Hd. fee.
■") dieses aus whitworp abgeschliffene toi/nworp (M&ulwurf) kommt sonst im
GcOth. Arzb, nicht vor; vgi. taipa. weiidewerp, winheorp, wantworp Dfb. gloss. Ö72>>; —
mnl. VHTtdwoTji, windusorni talpa Kit. p. 653*; winwarji, mndwoi-p Brcin Wb. 5, 2G9;
agB. vandeyrpe, oondeteorp; engl, wanl: nd. tcindworpe, mnwurp Nemn. 4, 1417;
die ursprüngliche Fonn wyatworp erscheint io unserem Buclie fol, 31'', 20. fol. M^, 3,
'") bei iere ist eniweder my za ergänzen, oder es ist der Arzt aU ungeredct
zu denken.
'"l in d. Hd. vor van noch einmal van durchgestrichen.
'**) evischen allt und man h»t die Ild. eine leere Stelle, auf welcher noch
ein Wort stehen könnte, dieselbe ist aber durch ein daran fgesetxt^s Kreiie vom
Schreibej' nachträglich für ungültig erklärt,
'»') in d. Hd. bet an.
'") hierbei fehlt die Angabe des Stoffes, talges? oder was sonst?
IM) ygi_ oijgß Ama. 179 zu ßores eria; — mit spatagran ist hier und an
andern Stellen unseres Buches (fol. 95>, 28 ro^en kopperrok, apansgron, atrimerU,
salgemme; fol. 100>, 18 ^atisgro» vnde ghebmnden aüitn; fol. 100", 27 twe loi
gpanigroiie ; fol. 114b, 31 apitiisgran) sicher dtta gewöhnliche Tiride oeris, die
Aerugo, der Grünspan gemeint, vj^l. viridc hispaourn, viridiapaocium sjuingrocn,
85
fo proue erften, eft yd fik the, fo do yd dar yn ; proue
ük, eft yd de varwe gewandelt hcbbe, dat yt [gron] ge-
worden fy, fo fette yt af vnde do dar tho alloe paticum
gepuluert, in olye, vnde beholt dat to dyner behof. Deffo
falue ys to allen wunden [gud]: dat boze vleifch vret fe
af vnde maket nye vleifch.
L VIII. Ene ander falue make alfus : Nym wylden lowe-
// fol. 29^' ftok, fchorfwortelen vnde de myd//delften borken van deme
elhome, fchelwort, poppelenblade, grone roggen, borwort,
helpe, poleyen, beenwellen, jewelkes eyn hantvul, vnde I
punt bucken*^^) talges, vnde I punt boemolyes, vnde nym
ok alandes wortelen, brunwort, papenplatten, jewelkes I
hantvul, vnde nym rughelen ene hantvul, vnde fcharue dat
clene vnde ftot yt, dat yt grofe*^^), vnde do yt an enen
ketel vnde laet yt feden myt deme talge vnde myt deme
olye; wert yt to drogo, fo do [dar] eyn verdendeP^*)
waffes vnde eyn punt vngefolten fmeres [to], vnde laet yt
feden vnde rore yt wol vakene vmme myt eme ftocke,
vnde fette yt dennc af vnde laet yt fo ftan drc dage vnde
dre nacht, vnde fede yt dennc anderwerue vnde ftot dyt
crude noch eyns, men geit denne dat natte af; wen dyt
crude wol geftot ys, fo wringk yt dor enen dok, dat dat
üap aldeger vth käme vnde dat dat krude droge werde,
fo lat dat fap fo ftan an eneme ketele, dat yt kolt werde ;
fo nym en mees*®') vnde ftek dar de falue mede*^) vp de
grünt: vluet dar water vth, fo fede dat fulue water myt
spaenfegroenf ^ßenesgrone Dfb. gloss. 622^, und Mnd. Wb. IV, 304» apatisgron,
ipangesgron, Aach an einer andern Stelle unseres Buches, wo es nur in Verbindung
mit Pflanzen erscheint (apansgrun, scharfladeken, hertram fol. 32<^, 18), mag es doch
wohl, da es in einem üusserlichcn Mittel g^en den Schorf steht, dasselbe bedeuten
und darf nicht von einer Pflanze, wie Gcnista tinctoria oder Spartium scoparium
▼erstanden werden, bei welchen beiden Nemnich (3, 32 und 4, 1331) die deutschen
Kamen G^rünling, Grüiu^ipan verzciclinet hat.
*^) hucketi adj. caprinus, vom Bocke Mnd. Wb. I, 443^; wie schon oben
bd der grünen Salbe.
»»*) vgl. Mnd. Wb. ü, 1541».
*^) die Form verdendel ist im Mud. Wb. V, 230b unter verdel Viertel, Quart
nicht verzeichnet, während 2;i7* das Ztw. verdcndelen neben verdelen aufgeführt
wird, vgl. hd. Vicriuel, nd. Vcnukl Frisch, II, 401i> ; quadrans, quarta pars, verndel
Dfb. Nov. gloss. 310. 311; — gemeint kann hier wohl nur eine Gewi chtsbczcichnung
sein, also ein Viertelpfund. In unserem Buche steht diese Form gewöhnlich (eyn
verdendeel f uckers fol. 43», 22. 69», 8. homolyes III verdendeel fol. 99^, 19. eyn
verdendeel van enen pande fol. 97*, 10. tyn verdendel van enetne daghe fol.
31^, 16), nur einmal verdeel : waffes vnde hartes jetcelkes eyn verdeel fol. 00», 27.
**•) sonst geschrieben mes (auch metset, messet, mest, mezces n. Messer Mnd.
Wb. III, 80*), aber unser mees braucht darum noch nicht vei'schrieben zu sein,
sondern kann sehr wolil in seiner Dehnung eine lautliche Nachwirkung der alten
zweisilbigen Form bewahrt haben, wie auch im folgenden Salbenrecept fol. 30*, 24
eyn nieeft statt mest steht; — daneben die gewöhnliche kurze Form : vp eyn meft
foL 111», 28. eyn meft fol. 3b'>, 2. dut meß fol. 381», 4. vp dat meft ibid., sowie
vp den meffe (Dat.) fol. 38^^ 8. myt enen meffe fol. 12»', 11. 57», 2. und einmal
auch das seltene mejfer: wente dat he (der Syrup) hanglve an dat inejfer fol. 111^, 1.
86
der falueu vndc myt demu drogen krude noch eyns fo
langheu*^^), dat dat water Jo vorfadcn fy ; wringk yt denne
dor^^^) euen dok, dat dat fap aldeger vth käme, fo werp
dat krude enwecb, vnde nym denne de langen roden madcn,
de in deme meffe krupen edder in den garden, dar brun
// foL 30<^* acker ynne ys*®^), ene gude hantvul, vnde waffche // de in
watere, dat de erde deger af kame^^®), vnde ftot fe denne
in enen mortere**^) myt fmolte, dat vngefolten fy, vnde
myt boemolye^^*) vnde fede yt dar mede eyne gude wyle,
wringk yt denne dor enen dok to der faluen vnde werp
dat ander denne enwech, vnde fette de faluen denne
wedder vp dat vur, dat fe fmelte^^^) vnde nym denne eyn
loet wyrok vnde eyn loet myrren vnde rore yd denne dar
mangk, vnde ftot denne eyn loet wytten*") kopperokes vnde
do dat dar to : deffe falue de is gud to fweren vnde to
wunden vnde to allerleye fericheit, vt experiencia docet.
LVIIP^^. Ene ander falue make alfus : Nym papenplatten,
eudyuien, borge[le]n, nachtfchaden, fyolen vnde elrene
knoppen vnde knoppen van popplionen*^^), redick, ribbewort,
jewelkes ene hantuul, ftot dyt krude wol vnde do yt yn
enen ketel, vnde do dar to I punt bomolyes, I punt bücken
talgcs vnde I punt vngefolten fmoltes, feet dyt tofamendc
vnde wrink yt denne vth, vnde ftot dat krude anderwerue,
fo laet dat faep kolt werden vnde ftek eyn meeft*^^) dor
de faluen to gründe : vluct dar water vth, fo do de faluen
wedder in den ketel vnde ok dat geftotte krude, vnde
lat dat feden, dat dat water aldeger vth fede, vnde wrink
yt dor enen dok, fo ys fe rede. Deffe falue helet wol
vnde vordrift dat fwel der wunden. Sequitur magis. —
'^) in d. Hd. vppe de, was im Hinblick auf das folgende vp de verschrieben
zu sein scheint für mede.
*^) die Adverbialenduug -en ist für dieses Wort im Mnd. Wb. sonst nicht
aufgeführt; unser langhen entspricht aber dem mhd. langen Ben.-Müller I. 93 1^
Lex. I, 1820, und darf also wohl als eine der vielen Besonderheiten unseres Buches
unangefochten stehen bleiben.
»^) in d. Hd. dar,
'^') gemeint ist wolil der Regenwurm, Lumbricus terrestris, wie oben fol. 24^
Abschn. XLVH: de maden, de dar krupen yn der erden; der Regenwurm hdsst
sonst einmal in unserm Buche mit einem verwandten Namen meddek : berne meddeke
to püluere in enenie er denen grapen vnde eth dat nüchteren fol. 41<^, 1, welche
Stelle mit dem aus dem Rost. Ai-zncib. im Mnd. Wb. HI, 49 zu dem Worte ange-
führten Beleg wörtlich übereinstimmt (vgl. oben Aum. 76. 116. 188); Nemn. 3, 439
gibt zu Lumbricus die deutschen Namen Meddik und Mattke,
'^ in d. Hd. kamen.
'^) in d. Hd. hoen ohje.
"«) in d. Hd. fmelthe.
'") wytten oder tcyttes, in d. Hd. steht icytte.
^'') es sind also hier zwei aufeinander folgende Abschnitte mit derselben
Nummer LVHI bezeichnet.
'*^) in d. Hd. poppUonien, aber das zweite i ist durchgestrichen.
87
■
l. 30b. LIX. Enti ander falue inake aldus : nym gron ywenloef
vnde poppelenbladc vnde rcyne fwynosfmer vnde hart*^*),
füdc dat fo lange, dat yt groue wert, fo wryngk dat dor
cncn dok in ene buffen, vnde deme fyne wunden we doen,
de fmero fe dar mede, fo fachten fe vnde helen. —
LXI"5). Wo men fmolt verffchen fchal: Nym folten
fmolt vnde lat dat feden, vnde fye dat dor enen dok in
eyn vat myt verffchen watere vnde laet dat kolden, fo
mochftu dat fmolt to der faluen don, war du fmolt to
behoueft. —
LXII. Werne de kancer wert vnderwylen van vthwen-
digen dingen, alzo van wunden, wan fe eyn dul arfte nicht
wol helen kan, edder dat de wunde kleyne ys, dat men
er nicht en achtet ; wen fe vorfumet wert, fo wert dat eyn
Cancer, vnde dat en heten denne neue wunden, men id
heten canceres edder fiftelen. — Underwylen wert de
Cancer van inwendigen dingen, alzo wan*^^) vulnisse tohope
vluet, dat dar af wert eyn fwel vnde wert vorfumet, dat
yt hart wert, dat eyn mynfche de ftede kume volen kan,
vnde dar hangen*") äderen to alzo arme in deme rechten
Cancer, vnde hir vmme dat dar äderen to hangen alzo
deme creuete de vote, fo het dat eyn Cancer. Ypocras
fprekt, dat de lüde, de dar haften*^®), dat de den Cancer
hebben, vnde fynt beter vngehelet wen gehclet, wente fe
foL Sla- fteruen // dar drade af*^*), mer fus mögen fe lange leuen ;
— wert de Cancer in euer vlefchfteden, fo ys he feker to
helende: Is yd eyn fwel van ener wunden**^) vnde nicht
alto olt, mer dat fik de materien**^) dar fammelt to enen
fwelle, fo legge dar fteynbreke vnde grutte vp, dat yt
reyne werde, edder weke yd alzo, wo men fwelle vnde
fwere ripe maket; breckt yd hir van nicht vp, fo fe doch,
wor fik de vulniffe fammelen wyllen: dar enjegen fnyd id
vp edder berne yd vp, vnde nette denne heden in deme
wytten van deme eye vnde ftek de dar yn. Item: Hefftu
'*^) es liegt hier doch wohl uicht die unserem Buche sehr geläufige nach-
lende Wortstellung vor (reines und hartes Schweineschmeer), sondern das Subst.
rty Iiars n. Baumharz Mnd. Wb. II, 210», welches auch sonst mit smölt zu-
mmen erscheint.
'**) die richtige Zählung wird hier durch Ueberspringung von LX wieder-
rgestellt.
***) m d. Hd. ohne Sinn van.
*"i in d. Hd. henge,
''^) hasten geht hier natürlich nicht auf die Eile in einem einzelneu Falle,
ndern auf das hastige, unruhige Wesen, welches also hier als ein Krankheits-
mptom bezciclinet wird.
'^*) nämlich von dem Heiluugsversuch.
"°) in d. Hd. vunden.
''^) das schw. -n im Nom. Sg. wie oben fistelen Anm. 187.
88
•
dy gebraut, fo thee den braut vtb vude helet^**) deune,
abso men fwelle vude fweren^*^) vth*'**) thuet vnde helet.
Werde de Cancer van euer anderen fake, alze van ener
wunden, de vorfumet were, vnde were an ener adergen
ftede. So en mochte men dar den Cancer nicht fnyden
edder bernen, — men help em alfus: Nym bordanenwor-
telen teyn loet, offentungen achte loet, fchelwort II loet,
quikfuluers Uli loet, hartes^^^), dat des genoch fy, olt
Tmer teyn loet, werket alfus: de wortelen ftot**®) in enen
moyfer**^, — dat do tofamende — , vnde puluere dat crude,
ok do dar to dat quikTuluer, fette yd vp eyn vure in enen
behenden kethel vnde fmelte yt myt deme harte; wen yt
gefmolten ys, fo menge yt to deme anderen tohope vnde
fyge yd denne vnde beholt yt denne to dyner behof, vnde
help eme hir mede vnde legge yt dar vp. Steruet
// fd. 31h' II he*^®) hir nicht van, fo make dyt puluer: Nym wytte
fchamphonien [vnde] hol wort, puluere dyt: wen des noth
ys, fo legge dat dar vp: wert he*^®) dar van gedodet, fo
legge dar heyden vp, de in eyes wytte genettet fy, vnde
helet**^) myt groner faluen al vth. Item, eyn ander:
Berne mynfchenhar in enen erdenen grapen vnde fette ene
in de erden, dat he fta enes vingers bret edder vere baten
der erden vngedecket, vnde legge dar denne ene dünne
borken vp, de vele clener hole heft; nym denne eynen
anderen erdenen grapen vnde ftulpe den dar vp, vnde legge
de erden denne wol dar vmme, dat dar neyn vratem mogd
vth gan : de ouerfte grape fchal fyn vul kornes, vnde legge
dar vuer vmme vnde lat [dat] dar vmme bernen eyn
verdendel van eneme daghe; — wat denne yn deme
nedderften grapen is, dar fmere den kancer mede, fo
"') das in helet aDgelehnte ä bezieht sich nickt auf ein einzehieB Wort
sondern auf den allgemeinen Begriff ,das Verbrannte*.
*") fwere ist hier schwach gebraucht, während es eben nocli stark erschien,
wie dies das Gewöhnliche ist, vgl. Mnd. Wb. IV, 491 J>.
••*) in der Hd. dt/t ohne Sinn, — der andere Thcil der Vergleichuug fordert
wieder vth theen vnde helen, oder das allgemein stellvertretende don, so dass dem
Schreiber dei/t vorgeschwebt haben mag, als er di/t schrieb.
'**) vgl. oben Anm. 214.
«««) in d. Hd. ßot fe,
'•') wie oben fol. 30» in enen mortere, so steht hier die andere Form moyscr,
8. Mnd. Wb. III, 122» morter mortariom und ibid. 124» moser, welches wie unser
mof/ser durch Verflüchtigung des r aus der Grundform morser erwachsen ist, vgl.
ahd. mortari, morsäri^ mhd. morscere, morser, aus lat. mortarium Lex. I, 2203;
— beide Formen kommen in unserem Buche noch weiter vor: in eneme martere
fol. 19», 18. 61^, 8. in enen mortere fol. 24^,15; in der Accus. -Verbindung in ene
mortere fol. 16^, 6 ist wohl mortere nicht als st. f., sondern ene als verschrieben
für enen aufzufassen; — in enen moysere fol. 92», 6. in enen moyser fol. 94^, 13.
fol. 169», 11. 26.
*'*) natürlich der Cancer, nicht der Patient.
^'") das angelehnte et, it wieder ohne bestimmte Beziehung: das Ucbel.
89
fberuet he. — Itein, eyn ander: nyin eyu welelken^^^) edder
eyn[en| wyiitworp^^M vudo do den in enen erdeji|en] grapen,
de wol bewarct fy, dat dar ncyn vratcm mogho vth gacn,
vnde fette ene vnder de erden, vnde böte dar eyn vucr
bauen vp, vnde wen dat vorbrant ys, fo bynt des puluers
dar wat vp ; des drudden dages dwa den Cancer myt wyne,
fo fberuet he; vnde pone^^*) yo nicht, ok en torne dy
nicht. —
LXII. Wedder de drose*^^): beftrick ene myt deme
flyme, dat vmme den beker***) edder vmme dat kroes*")
fyttet, dar du in gepiffet hefft: vorgeit [he] hir nicht van,
// fcl, 32<*' fo weke ene vnde make // ene rype, alzo men fwellen
vnde fweren deyt. Wil he dar van nicht vp breken, fo fe,
wor fik de vulniffe to hope thee, fo fnyt"^) ene edder
berne ene vp myt enen premen*'^, vnde nette heden yn
eyges wytten vnde legge de dar vp vnde ftek dar yn ene
weke, vnde hele [ene], fo wy leret hebben, wo men fwere
vnde fwelle helet. Vallet he auer gans vth, fo hele ene,
alzo wy hir na leren, wo men wunden helen fchal.
LXIII*^^). Wedder den fchorf, war he ys: Nym vnde
make koltgaten^^^) vnde beye den fchorf dar ynne, fo du
*«») B. Mnd. Wb. V, 095^.
"*) vgl. oben Aiim. 193.
*'') dem Zusammenhaoge uacb muss hiermit irgend eine schildlich aufregende
Bewegung oder Thätigkeit gemeint sein, aber ich kann ein Zeitwort ponen nirgend
woher nachweisen ; wenn ein Schreibfehler vorliegt, so darf man vielleicht pone in
P!/He, pine verbessern = strenge dicli ja nicht an, s. ptnm intr. sich abmühen,
sich anstrengen Mnd. Wb. III, 328^.
'^) drose Drüse, Drüsengeschwib-, Pestbeule ist zwar sonst Femin., aber in
diesem Abschnitt erscheint es durchaus als st. masc, auf welches nur mit ene und
he construiert wird : man muss daher entweder wedder den droae schreiben oder das
dastehende de drose in der allgemeinen Ankündigung als Plural betrachten, während
in der speciellen Ausführung der Sin<rular für die einzelne zu behandelnde Drüsen-
geschwulst, für das scrophulöse Geschwür ;xebraucht ist.
■•*) s. Mnd. Wb. I, 211» 212b; das Wort kommt sonst in unserem Buche
nur als Masshezeichnung vor (ci/nen hafuen bekcr vul Iwnniges fol. 3da, 26. enen
heker vul foltes fol. 64b, i. jj hekrr vul waUrs fol. :-J6'S lü. 64^, 2. vyf heker vul
waters fol. 36», 28. VII bekcr icnters fol. 101», 7), und die hier waltende Be-
deutung (Uringefass) ist bemerkenswcrth, ebenso wie bei dem gleich folgenden kroes
Krug, welches auch wie heker ein Gefäss von einem bestimmten Masse bezeichnet,
8. Mnd. Wb. U, 579.
"*) in d. Ild. vor /'ni/t ei-st Ji/ durch^'estrichen.
''•) premc sohw. m. Pfrieme, spitzes Eisen, s. Br. Wb. 3, 360. prene Mnd.
Wb. III, 374b.
''^) die Bezeichnung der Abschnitte ist ungenau, die beiden vorhergehenden
sind mit LXII bezeichnet.
"*) koUgate. koUgote schw. f. kalt bereitete Lauge s. Mnd. Wb. II, 520^.
136» ; fol. 32b, lo steht wieder an koltgateu, aber die kurz vorher (fol. 32b, o) auf-
tretende merkwürdige P'orm mgt warmer koUgatfiie scheint zu beweisen, dass unserem
Schreiber als Nom. des Wortes nicht koltgate schw. f., sondern koUgat^} (sc. löge)
st f., die kalt abgegossene Lauge, gilt.
90
dat lieteft dogcn m.aclift, viide laet ene^^^) dar lange noch
inne^*^) liggou, fo thut de fcborf vth; fo wynt ene in eneu
\YulIon dock vndc laet ene wol fwcten : dyt do fo lange,
wente dat du funt werdelt. — Item, eyn ander: nym
fpanfgrun**^), Tchorfladeken, bertram, ftot dyt vnde do dar
ok to dat fap van deme knofloke vnde legge dat dar vp.
— Item, eyn ändert: Stot roden fweuel, lynfaet vnde
duuenhaer vnde fede dat an wyne vnde legge yd dar vp.
— Item, eyn ander: menge vngeleffcheden kalk myt olye
edder myt olden fmere vnde legge dat dar vp. — Item,
anders : nym wek pyck, VI loet fweuels vnde III loet wyttes
wyrokes, redickes wortelen, alloc, jewelkes I lot, ßot dyt
tofamende vnde menghe yt myt bomolye vnde mit picke
// fd. 32b. vnde laet yt // tofamende vp feden, vnde fmere dar den
fchorf mede. — Item eyn ändert: nym alandes wortelen,
quikfuluer, fweuel, folt, wynfteyn, II doder van deme eye,
olt fmer, ftot dyt tofamende vnde waffche den fchorfl myt
warmer koltgatene^*®) vnde fla dar eyn wullen cleyt vmme,
dat he wol fwete ; wen denne de fchorf droge ys, fo fmere
ene dar mede. — Item, eyn ander: dwa den fchorf, dat
he blöden wille, an koltgaten, de warm fy, edder an diner
egenen piffen, vnde nym denne ekene affchen van der
borken vnde ftoet wynfteyn vnde ftrouwe dat dar vp, dat
helet vnde droget den fchorf. —
LXIin. Wedder den brant : legge dar vp ftratenhaer^*),
geft***) van bere, edder enen roen doder van eneme eye,*
dyt thuet den brant vth. — Item, eyn ander: nym heden
vnde nette de an wytte***) van deme eye vnde legge [dat]
dar vp, edder [nette] heden an deme dodere vnd in olye,
vnde [do] dat tofamende vnde legge yt dar vp. — Item,
eyn ändert: ftot atriment^*^) myt watere edder myt olye
vnde backe dat tofamende vnde legge yt dar vp. — Item,
eyn ander : nym ene verffche mues vnde the er af dat vel
vnde legge dat dar vp. — Item, eyn ander : nym dat wytte
van deme eye vnde fla dat tofamende myt meynen olye,
dat yd dicke werde, vnde legghe dat dar vp. — Item, eyn
M9^ der Wechsel iii der Bezeichnung des Kranken mit der zweiten und
dritten Person ist in diesem Absatz sehr wunderlich.
•*") nämlich in den Umschlägen.
•**) vgl. oben Anm. 199.
■*•) stratenhor Strassenkoth Mnd. Wb. IV, 428», wo indessen für den medi-
cinischen Grebrauch des sauberen Mittels kein Beleg gegeben ist.
•^') s. Mnd. Wb. II, 82J>, wo nichts vom Arzneigebrauch.
***) vor wytte steht in d. Hd. wyne ausgestrichen.
'^^j atramentarius lapis Atramcntstein, Dintenstein Nemn. 1, 5H1. atramentum,
atrimentum attrament, atriment, attriment ys swart erde dar me black van maket
Dfb. gloss. 57<^; in unserem Buche steht noch einmal atriment fol. 95% 28, sonst
atrimentum fol. 20», 14, atrymentum fol. 20by 9.
91
ander : nyni [hafeu V] luier viide büiiie dat to puluere
// foh 33ti' viide duuonliacr vndo // menge dat tofaraende vndc legge
yt dar vp. —
LXV. Beerfalue make aldus: fede eyn half ftoueken
dickes beres fo lange, dat dat druddel vorfaden fy, vnde
beftrick de[n] brant**^) dar mede; beftrik ok enen blauwen
wuUen duk dar mede vnde legge den dar vp, vnde dat
helet den brant funder vaer. —
LXVI. Wedder dat helfche vur**'j berne hafenliacr to
puluere vndo duuenhaer, vnde menghe dat tohope myt olye
vnde legge dat dar vp, dat dodet dat vur. — Item, eyn
ander: nym vnde wrif enen keze wol myt honnighe vndo
legge dat dar vp myt enen kolblade, beftrik ok dat fere
myt kattenblode, dat leffchet ok dat vur. — Item, eyn
ander: berne czegenhorne in der lochen***); de borke**^),
de dar vp fteit^^^), de fchaue af vnde ftot de myt eticke
vnde legge dat dar vp. — Item, wrif droge folt myt olye
vnde legge dat dar vp. — Item, eyn ander: nym fuluer-
fchuuen*^^), bligwyt^^^J, carianders faet, ftot dyt cleync
vnde do dar to etick vnde rofenolye, vnde werke dat tho-
famende*^') vnde legge dat dar vp. — Item, eyn ander:
nym carianders faet, dat geftot ys, vnde menge dat myt
'^) hrant als Krankheit, als brennende Hautentzündung ist im Mnd. Wb. I,
•114» nicht erwähnt.
'*') ß. Mnd. Wb. V, 563a: es muss mit diesem üebel ein sehr bösartiger tief
iu das Fleisch fressender Rothlauf gemeint sein^ denn es heisst davon in unserem
Buche in einem späteren Abschn. (jeghen dat helfche vuer fol. 97^, 19): dat vlefch,
d<U dar vorbrant is, dat varct lichtUken vth fol. 97*», 31. An einer früheren Stelle:
bynt ene (den Frosch) vp dat helache vur fol. 56*, 28; sonst to den wilden vure
fol. 109^, 8, und auch bloss dat vur fol. 33^, 11. 14. fol 36^ 6; vgl. ignis sacer
heisch vur Dfl). gl. 285^. ignis pcrsicus der nagend Siechtum, daz hellisch feur
Dfb. Nov. gl. 209*.
•**) vor lochen ausgestrichen logen; — lochcnc st. f. Flamme, loderndes
Feuer s. Mnd. Wb. II, 711»; unten stobt zweimal die volle Form lochene, doch habe
ich das hier stehende lochen im Texte beibehalten, da eine Kürzung des vielförmigen
Wortes nicht ausgeschlossen ist.
•*') gemeint ist die Kruste, die am verbrennenden Ilorne sich bildet, — eine
cigenthümlichc Verwendung des Wortes borke, das sonst nur die natürlich ge-
wachsene Baumrinde bedeutet.
•**^) vor vp iu d. Ild. vn durchgestrichen ; — dar vp steil sich darauf befindet.
"*) ebenso weiter unten fuhicrfchuuen, was doch wohl nur für fulverfchum
steht, an einer spiltereu Stelle fuluerj'choem, mit Hinneigung zum hd. au: ni/vi
heylen jerften, fuluerfchoein ende honnich fol. 68», 7 ; — s. litargirium schume,
suiu^schuem, siduersvum Dfb. gloss. 333^. lithargyrium Bleiglötte, Silberglötte,
Goldglötte Nemn. 3, 425; auch die unübersetzte Form hßargyn fol. 16^, 3 ist wohl
aus einer der lat. Varianten für lithargyrium (litargirum, litargicura, litargiton,
litarium, Dfb. 1. c.) entstanden.
•") auch sonst : bligwit I lot fol. 93^», 9. blggici/tte VI lot fol. 16^, 4. wat
hUgwiUcs fol. 68^, 7. III verdinghe bligwities fol. 99'>, 15. IUI lot bligwiUes
fol. 100*, 12; im Mnd. Wb. I, 359» ist das Wort nicht verzeichnet, vgl. cerussa
Miwit, blygwit Dfl). gloss 115<^'.
***) in d. Hd. tlhofammende.
]
roCenolye vnde legge dat dar vp, — Item, eyn
berne barenbaer, oll czegenbar in dei- lochene*'^)
fcbaue de borken af, de vp dorne borne van der locbeoi
wert, rtot dyt to puluer vnde menge dar to dyn 1
vnde kattenkloyt*^*), eyu roe eyg, folt, etick, beme M
// fol. 33li- rcbuuen*^'), blig//wyt, Corianders Tat, ftot dyt tofamei
dat men ftotcn macb, vnde do dar roleDoIye to vnde wa
yt wol tobope, vade laet yd ene l'tunde Fo rtaen '
legge dat dar vp, dat ftillet vnde dodet dat vur.
CXXXni. Deme de derme in deme*^") mechte t
dee fede knoflok myt geftotten fweuele vnde folt myt i
vnde leggbe dat dar vp, fo he dat heteft doghen mach*?
edder be Tede knutiok myt bücken talghe vnde legge (
dar vp, vnde drink alle dagbe kleuer myt wyne ghefaf
vnde berne bafenbaer to puluere vnde mengbe dat pul
myt honnige vnde eth dat. — Item, eyn ander: he 1
hafenbaer myt honaighe vnde etbe dal vnde drink i
drank, den wy Iiir vor lereden den luden, de bynnen ■
braken weren'**).
CXXXIIII. Wedder den vik"*) nym weghebreden, i
vode mynten, allike*^") vele, vnde ftot dyt vnde drucke i
fap vth vade make fos peperkorne maftix**') vnde do i
dar to vude drink dat neghon dagbe vmme nüchteren; i
blodet dy de vyk, fo fede vikblade myt czegenmelke i
dringk dat dre daghe vmme. —
•") 8. oben Anm. 248.
*") d^ iii (I. l]il. siebende tatlenkloi/t ist I
Hüglichkeit einer Entstellung aus kaltciMoet doch ii
Progr. 1873, p. 4.
'"} mau sollte erwarten dat, denn es ist bier im Gegensatz )
gellenden AbBchnitt CXXXII Is eyn mynfcke hjinnen tobraken offenbar der t
eines HodenbrucheB gemeint, bei velcbem von einem Eindringen in das Scrotum %
Rede sein nmss; — über «uidUe s. Mnd. Wb. III, 47b.
"') in d. Hd. machft. als ob vorher stände fo du.
*") der Ausdruclf bynnen tobraken sin inwendig zerbrochen sein l==
Bruch hüben), welcher auch an der Spitze des Abschnitts CXXXII steht (vgl. A
256), findet sich im Mud, Wb. I, 388 u. IV, 655» nicht.
"») 8. Mml. Wb. V. 2B1«.
•") iu d. Hd. alleke.
'") ich kann über diese Abkürzung nicht siclier urtheileu, doch möchte idi
glaubi'n, dfiss dieselbe moBtichata (ec. pipcris graua] betleutet, so daes hier mit
Mastiche iiberzrjgene oder sonst bearbeiteto Pfefferkörner zu verstehen wären ; die
y.xTriyv) der Griechen, das wohlri-echeude Harz der Pistacia Lentisciis, itömmt
unter der auch jetzt noch dafür übliclien Benennung mastCc (vgl. Nemn. 4, 1)92) in
unserem Buche mehrfach vor: imiUix fol, 16'', 2. 17», 27. 35^, 1. 100», 13. ma«(ie
fol. 126*, 12. Die alten (xlossaiien unterscheiden zwischen maittiehe harU, harft
und maatix bertram, mwut, mwsUeh, nui»lk Df b. glnss. 350°. tnaxlig Nov, gl. 248* ;
es bleibt daher zu bedenken, ob nicht auch uu einer oder der anderen Stelle unieres
93
CXXXV. Wedder de heuemoder. de wert van enen
wynde, de vorholen ys*^*), dar wedder nym piffen vth
// fcl. /J.9ft. enen ftalle, dar qwyk*^') ynne fteit, vnde do*") // de in enen
kethel vnde make fe warm, vnde make dar eynen wuUen
dok nath ynne vnde legge den vmme de fyden vnde vmme
dath dünne \\P^\ fo du dat hetelt doghen machft, vnde
do ok bomolye to der piffen in den ketel, vnde nym*®")
denne bothanyen vnde fchellewortes wortelcn vnde lilien
wortelen vnde godesvorghetene, ftot dyt krude vnde fede
yt an bere vnde fyghe yt der enen duk vnde laet yt kolden,
vnde do dar to gebrant herteshorn vnde drink dat vnde
lat bynne*®^) deme vothe vnder deme enkele de äderen, fo
vorgeit id dy. — Item, eyn ander : nym hundeshaer allike
vele^^®) vnde do dar to wek pick vnde fmelte id wol, vnde
rore yt tohope vmme vp deme vure vnde legghe dat vmme
dat lif, fo du dat heteft doghen kauft. — Item, eyn ander:
nym hart*®^ mynfchenhar vnde duuenhoer vnde czegenhoer
vnde honrehaer vnde vngeleffcheden kalk*^^) vnde menghe
dat tohope vnde fede yt myt fmere, vnde fla yt vmme dat
lif, fo du dat heteft doghen machft. — Item, eyn ander:
nym allerleye pyffen van queke*^*) edder van deren,
Buches mit tnastix, mastic das Mastixkraut, Teucrium Marum Nemn. 4, 1449 oder
CHnopodium vulgare ibid. 2, 1067 gemeint sein könnte.
*^ mit heuanoder ist hiemach eine schlimme Blähungskrankheit bezeichnet,
vgL Mnd. Wb. IT, 263«, hevemoder 3; collca grimme rnuater^ heuemoder Dfb.
gfoBS. 131b.
w») quek, quik n. Vieh Mnd. Wb. lü, 400».
***) auf der neuen Seite steht noch einmal vnde do,
^ dat dünne lif die dünne Körperstelle Ober den Hüften, die Taille, ist im
Mnd. Wb. I, 598^. II, 705. 706 nicht verzeichnet; es ist wohl dasselbe wie lanke f.
Mnd. Wb. U, 618«, auf welches sich dat lankovel die Weichenkrankheit unseres
Buches bezieht: de fweringhe van den lenden vnde dat langkouel fol. 123^, S.
tarfyen vnde lanhouel fol. 117^, 10. dat langkouel fol. 121«, 29. dat langkouele
fbl. 118^, 20; die einzige alte Glosse, welche sich mit unserem Worte (dal dünne
hf) berührt, ist Ipocuudera (= hypochoudria) daz donne vnder den rehen Dfl). gloss.
276^, sonst ypocondria weycke rihhe ibid. 11 ia gelancken, linden Dfb. Nov. gloss. 209^
•••) in d. Hd. mi/n,
^^ vielleicht nur verschrieben für bynnen, aber zwischem diesem und bin
darf doch wohl bynne als möglich gelten.
*^ düike vele ist ohne Beziehung : es muss vorher noch ein andres haer ge-
standen haben und ist etwa zu ergänzen vnde duuenJiaer,
'^ obwohl es der pharmaceutischen Weisheit des alten Meisters nicht wider-
sprechen würde hier hart (Harz) wie vorher wek pick und nachher vngheleffcheden
kalk den unsauberen Ingredienzien seines Umschli^^s beizumischen, so scheint doch,
nach der consequenten Verbindung der folgenden Subst durch vnde zu schlicsscn,
hart an dieser Stelle als Adj. verstanden und gleichmässig auf alle bezogen werden
zu müssen.
*^°) vor kalk in d. Hd. noch einmal kalk, roth durchgestrichen.
*^0 vgl. Anm. 263; die folgende specielle Ausführung soll offenbar das Wort
quek nur deutlicher erklären.
94
perden*^^), koyen^"), Twynen, fchapen, mynfchen*^*): do de
in enen kethel vnde laet yt^^^) wol het werden, vnde geit
fe denne in eyn kuuen vnde bade dar mede, vnde holt dat
liouet baten deme kuuen vnde ftoppe dat kuuen wol to,
dat du wol fweteft, vnde de wyle dattu badeft, fo nym annys,
olden olye vnde olde gefoltene bottere vnde olden fterken
/,' fol. 5Sb, etick, // Allike vele, fede dyt tofamende fo langhe, bat dat
yt euen dicke werde, vnde bynt dat myt enen wuUen doke
vmme dat lif, wan du vth deme kuuene kamelt, fo du dat
heteft dogen machft. — Item, eyn ander: nym botteren,
holwort, beueritten, jewelkes*^^) I lot, annys II loet^ flot
dyt cleyne vnde eth dat, vnde drink yo ber, dar batbanyen
ynne fy. — Item, eyn ander : Berne kolftrunke*'''') to affchen
vnde make de het in enen fchapen. — Item, eyn ander:
dode en"®) wolp, dat nicht older fy wen VIII daghe: dat
fede vnde eth dat. — Item, eyn ander: ftot grone ladeken-
blade vnde poppelen vnde fede de vnde bynt fe vmme dat
lif. — Item, eyn ander: fede lynfaet [vnde] gerftenkorne
an watere vnde beye de vote dar mede, vnde drink ruden-
fap myt wyne. —
CXXXVI. Wedder de poppolfyen^^^), de heten de meyftere
ictericiam^®^), ftot godesvorgeten vnde drynk dat fap myt
dyner egene nette. — Item, eyn ander: nym gele fwerdelen,
fafiferan vnde droge nachtfchaden, fede dyt an watere*^*)
vnde dringk dat. — Item, eyn ander: fede nachtfchaden
vnde drink dat fap. — Icterica dicitur quum
teres ict u^^*). — Vorgeit dy de fprake, fo foek hir
vore in deme boke: Deme de fprake vorgeit**').
"^•) vor perden ist van ausgestrichen.
"») s. die Pluralformen von ko Mud. Wb. II, 507^.
*^^) der Verf. hat wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass er durch seine
schlechte Coustruction die Menschen zum queke oder zu den d^en rechnet; man
hätte erwarten sollen: vnde ok van mynfchen.
*7S) yt (= das Ganze, alles zusammen) ist doch sehr auffällig, da gleich
wieder das genauere fe folgt.
•^*) vor jewelkes steht in d. Ild. vnde, offenbar unrichtig.
"') in d. Hd. kolftrucke.
*'*) in d. Hd. enen, wohl weil der Schreiber an den Wolf gedacht hat, statt
an welp, wolp n. das Junge des Uundes (Mnd. Wb. V, 066^), von welchem natürlich
hier allein die Rede sein kann und auf welches dann auch mit dat richtig fort-
construiert wird.
•'•) poppelsie, jmppelsie Apoplexie, Schlagfluss Mnd. Wb. III, 861^.
*«o) ictericia wird sonst mit gilwe^ gilbe, — gelmchte, de ghel zuke Dfb. Nov.
gloss. 208«. Gloss. 2880. glossiert.
•**) in d. Hd. toateren.
•**) diese Worte, welche wohl lauton sollten: ictericia dicitur, quum ter es
icttis, sind natürlich als etymologische Erklärung für die sonst nicht gewöhnliche
Bedeutung von ictericia gemeint, welches vielmehr selbstverständlich zu griech.
txTspo; (Gelbsucht), ixTeptx.ö; (gelbsüchtig) gehört.
««8) das hier citierte Recept steht fol. 'dS\ VI— 24, als Abschn. LXXTII
(Wemr de fprake vorgeit, de menghe etc.)
95
CXXXVII. Wedder de poppolfyen eth alle daghe guden
fennep. —
CXXXVIII. Den ram*»^) heten de meyftere thenafius;
dar wedder ftot rüden vnde leet de vnde bynt de vp de
ftede. — Item, eyn ander: nym annys, kamen, dillen,
grekespik*®^) vnde berne dat tofamende, vnde war dy de
// fd. Mf^' li ram thuet, dar laet den roek henne ghaen, des gelik
dot ok agrimonia. — Item, eyn ander : ftot grekes pick*®'*)
kerffen, polleyen, ylbp vnde duft vnde menge it myt hon-
nighe, vnde maketwarm vnde imere dat lif dar mede van
nedden bet to deme ende. —
De fpolwoime*^^) heten de meftere lumbrici: deme
mynichen gif III daghe alvmmc melk drinken nüchteren;
des Verden daghes ftot knuflok vnde fede den an guden
eticke vnde laet eme dat drinken, vnde make dar fulues
eyn plafter van vp den maghen, fo du^^'') dat heteft dogen
raachft, vnde fette dy*®*) an warme melk edder an warm
water*®*), vnde dat myt honnynge**^) fote maket fy, fo
ghaen fe tomale nedden vth na deme foten, fo gif em
ethen, dar he moghe van to ftole gaen. — Item, eyn
ander : ftoet kolfaet vnde wegebreden vnde dringk dat fap,
vnde make van wegebreden eyn plafter vp den magen. —
Item eyn ander : fynt de fpolworme in des maghen munde,
de wyle dat du nüchteren byft, fo fluek wat honninges*^):
na deme foten theyn fy fik vnde kamen to deme munde
"*) 8. ram, ramme Krampf Mnd. Wb. III, 416b; — die hier stehende wissen-
schaftliche Benennung thenasius (statt der gewöhnlichen apasmus krampe, raem, ram
Dfb. gloss. 544c. chram, kram, verftrüpffung Nov. gl. 344b) beruht auf griech.
TSive(i[jL6^ (Hartleibigkeit, Stuhlzwang), tenasmus, krampz, ewangk Dfb. 577b. ge-
Uwang Nov. gl. SGOb, und enthält also wieder eine Entstellung in Form und
Bedeutung.
'") grekesch peck Mnd. Wb. II, 142. colophouia krikenspech, crisbet, gesedan
harefhareuchDfh. gloss. 13Hb; in unserem Buche sonst noch: grekes pik fol. 40b, 10.
grekes pick fol. 54», 3. grekes pt/ck fol. 23^,27. 42^,7, auch in der Form colofonie:
en quarte colofonien fol. 101», 16; y, xo>.o^(»iVta (sc. 7;C<7(ia) hcisst schon bei
Hippokrates und Galenos dieser wohl aus dem Harz der Pinus maritima gewonnene
Stoff, das Kolophonium oder griechische Pech.
'*•) lumbricus spoelworm, aber auch regeniconn Dfb. gloss. 339». Mnd. Wb.
IV, 338«; vgl. oben Anm. 207.
w?) m d. Hd. du du.
*M) man könnte sich versucht fühlen zu erklären : sik setten an — sich einer
Sache völlig zuwenden, sich ganz beschränken auf — , hier also: nichts anderes
trinken als — , was sich einigemiassen mit sik setten to — seinen Willen auf etwas
richten, sich etwas vornehmen, und sik setten vp — auf etwas Bedacht nehmen,
sich mit etwas versorgen Mnd. Wb. lY, 199», berühren würde; aber es ist vielmehr
ganz eigentlich zu nehmen (setze dich in warme Milch oder in warmes Wasser).
^ in d. Hd. an warmen toatcre, was als Dativ zu dem vorhergehenden
Acc. an warme melk nicht stimmt
"^ diese nasalierten Formen von honnich (myt honnynge, wat honninges)
kommen in unserem Buche neben den regelrechten (honnige, Jwnniges) üitor vor.
96
vth. — Item, eyn ander: eth borgelenfaet nüchterne, dyt
do ftedes, fo fteruen ze. — Item, eyn ander: nym merk-
laet vnde knuflok, allike vele, ftot dyt tolamende vnde
fmere dat lif dar mede benedden vmme altomale, vnde
make dar eyn plafter van vp den maghen, lede ok aurinen*^*)
// foh i»4^*' myt bere vnde drinck dat beer nüchterne myt // worm-
krude, vnde make ene ok fpiende, Ib wy leret hebben, fo
kamen fe vt myt alle. —
CXL. Wedder de worme*^*) nym wyntworpe vnde berne
de to puluere yn enen nyghen erdenen grapen, de wol be-
waret fy, dat dar neyn vratem moghe vth kamen, vnde
waffche denne de ftede myt warmen eticke vnde ftrouwe
des puluers dar wat vp, fo vele alfo du twyflchen twen
vingeren holden kanit. — Item, eyn ander: nym grote
wytte blomen vnde berne de to puluere vnde ftrouwe des
dar wat vp, vnde jede loe an watere vnde waffche de
ftede dar mede. —
CXLI. Heft dy eyn fnake gefteken edder eyn ander
worm, fo nym vnde ftot bloetwort to puluere*^*) vnde geit
dar wat beres vp vnde laet dat ftaen ene ftunde, vnde
nym denne dat her vnde drink de helfte, de ander helfte
ftrik vmme dat fwel van verlinghes to, yo neger vnde
neger bet to der ftede, dar dy de worm gefteken heft,
fo varet de vorgiftniffe deger vth. — Item, eyn ander:
drink dryakel***) vnde ftrik ok dryakel van verlinges vmme
de wunden, jo neger vnde neger. —
CXLII. Heft dy oyn dauendich hunt ghebeten, fo dringk
dryakel vnde ftrik*^^) ok vmme de wunden dryakel, Jo van
verlinges, vnde legghe vp de wunden broet, dat myt
folte**^) ghewreuen fy. — Item, eyn ander: legge dar vp
// fol, r)5(i* eyne hut van ener breden poggen // ouer ene nacht. —
Item, eyn ander: dode den fuluen hunt vnde braet de
teueren vnde gif de deme fuluen mynfchen ethen, vnde
braet ok des fuluen hundes haer [vnde legge ytj vp de
wunden vnde laet dat dar vp ligghen. —
*•*) in d. Hd. aürinen,
*^) es leuchtet aus dem Inlialt des Rcceptes ein, dass hier mit wormc nicht
innere Würmer, sondern äusserlich verletzende giftige Thiere gemeint sind^ vgl. im
Anfang des folg. Abschnitts eyn fnake edder eyn ander worm.
»M) in d. Hd. pulwere,
•**) s. Mnd. Wb. I, 575». tiriaca, triaca driackelj driockel Ofb. gloss. BSö'»;
in unserem Buche kommt das Wort sehr oft vor: dryakel fol. 24*», 16. 25», 8. 19.
25b, 19. 26», 23. 20^, 1. 4. 12. 82^, 6. driakel fol. 24^ 21. 121% 25. 170»», 16. «yn
kleyne driakels fol. 170% 15.
••*) in d. Hd. gegen die Construction heftrik,
••*) in d. Hd. foUes^ was entweder in folie zu bessern, oder durch ein vorher
weggelassenes wat oder eyn kleyne zu erganzen ist.
97
CXLIII. Heft eyn mynfche vorgift*^^) in deme lyue, to
laet ryden eyn vet pert, dat yt fere fchume, fo nym denne
den fchum in I fchottelen vnde do to deme fchume'^^) like
vele foltes vnde twyge fo vele etickes vnde menge dat
tohope vnde drink dat, fo fpyeftu de vorgiftniffe vth, it
fyn pogghen edder fnaken. — Item, eyn ander: make den
mynfchen fpyende, fo wy geleret hebben; men is de
mynfche ftark, fo gif em des wat mere, den dar befchreuen
fteit, fo Yorlet he de vorgiftniffe altomale. Men wolden
fe*^®) hir nicht van altomale vth, fo jorde^ ene vul
vafte myt enen breden remen, dat em de dermo nicht
moghen dale fcheten, vnde henge ene vp mit den vothen
yn enen boem, dat eme dat houet henghe vp de erden ;
hefftu nenen boera, fo fette eyn holt in de erden IX vote
lank, dat yt fouen vote lank baten der erden blyue, vnde
make enen tobben'"*^) bouen in dat holt vnde bynt ene
dwelen in den tobben^^), mer gorde ene erften yo vafte,
— fo mot he de vorgiftniffe'®') vorlaten, dat fe ok ny fo
fol, 55b. qwat en was. // Men dyt hengent*®*) myt deme fpyende is
deme liue varlik. — Item, eyn ander: eth knuflok, dar
fteruen fe'®^) ok van. —
Darauf folgt die Operation des Gehirnwurmes (W edder den
orm, de in deme koppe ys) und die Ankündigung des Wurm-
gens (W edder den berfel vnde ander worme), welche
lide Stellen ich in dem Goth. Progr. 1873 p. 25. 26 und 1872
2 schon vollständig mitgetheilt habe (über bersel s. Mnd. Wb. I,
)3&); daran schliessen sich noch zwei nicht uninteressante Pulver-
cepte von fol. 55b^ 26 an.
«•0 8. Mnd. Wb. V,'356».
••*) in. d. Hd. fchumen,
*^) de vorgiftnisse ist hiernach schon vorher als Plural zu verstehen = die
ftigen Stoffe.
•**) über die Schreibung jorden für gorden, die wohl nicht als Schreib-
hler aufzufassen ist, vgl. oben Anm 119: de enfchal fik nicht harde joerden
1. 19b.
*®*) s. tobbe, tubbe hölzerner Stift, kurzer Zapfen Mnd. Wb. IV, 553^ hölzerner
agel, der durch einen Deichpfahl geschlagen wird Brem. Wb. V, 76, wohl ein
Itnerer Ausdruck.
^^ nach der gewöhnlichen Umständlichkeit bei solchen Angaben mflsste man
gentlich noch erwarten: vnde henge ene denne dar in vp,
*^) in d. Hd. der vorgiftnijfeny worin sowohl die schw. Form als auch der
ebrauch des Genitivs anstössig ist.
»•*) in d. Hd. henget.
••*) vgl oben: de vorgiftniffe, it fyn pogghen edder fnaken,
in«derdeuticliei Jahrbach. V, 7
d8
CXLV. Eyn puluer wunden to helende make aldus:
nym vnde berne eyne brede pogghen in enen nyghen erdenen
gropen vnde beware ene wol, dat dar neyn vratem"*) moghe
vth kamen, vnde berne dat vuer matliken dar vmme, dat
// /W. ößa» he'^^ yo mede droghe vnde werde kleyne. Dyt // puluer
helet alle grote wunden, wen men fe dar mede beftrouwet,
vnde de wunden fchal men waffchen myt reynen eticke,
de warm fy, vnde droghe fe dar na vnde ftrouwe denne
puluer dar vp; dyt do des wynters vnde des famers twye
vnde do yt fo langhe, bet dat de wunden heel werden;
dyt puluer helet wunden funder vaer. Is de wunde fo
enghe, dattu dat puluer nicht kauft in ftrouwen, fo nym
enen roen eyesdoder'®^) vnde menghe den myt deme puluere,
vnde nym denne heyden vnde make de dar nat ynne vnde
fteck den weken'^®) yn dat puluer, dat yt euen dicke
werde, vnde ftek den weken yn de wunden; Mer wen du
den weken vth thueft, fo reynighe yo de wunden myt
warmen eticke ; dyt fulue ys ok gud to fweren vnde jegen
de varue'^®) vnde jegen de fericheit. Des poggen leueren'®®^)
ftoppet dat blot vnde dodet de viftelen, wen men fe dar
vp lecht; de leuere gebunden vp ene wunden, dar fchot'^®)
ynne ys, dat thuet fe vth, dat fy dorne edder dyftele edder
yferen. — Item, ere leuere ghebunden vp den nauel dree
daghe vmme, dat ftoppet den blotgank^"). — Item, ere
leuere gebraut to puluere vnde vp dat mael ghelecht, dat
vordelget dat mael. — Item, eyn ander: fchere'**) den
«0«) das Geschlecht von 2^099^ wechselt zwischen fem. und masc. s. Mnd. Wb.
357^ und 868«, wo wieder eine der unsrigen gleichlautende Stelle des Rost. Arznei-
buchs angeführt wird, vgl. Anm. 207 (76. llü. 138).
^'') in d. Hd. eyers doder.
^ man sollte nach der sonstigen genauen Art der Anweisungen eigentlich
erwarten: vnde make dar enen weken van vnde fteck den yn dat puluer; zwar
ist die Stelle so zur Noth verständlich, aber dus zweimalige ftck den weken yn
bleibt sehr aufiallig, zumal da das Dickwerden des Pulvers nicht hierher gehört:
ich glaube daher, dass die gan/e Stelle eigentlich gelautet haben> wird: fo nym
enen roen eyesdoder vnde menghe den myt deme puluere^ dat yt enen dicke werde,
vnde nym denne heyden vnde make de dar nat ynne vnde ftck den weken yn de
wunden.
•^ ebenso geschrieben ist das Wort sonst = varwe (Farbe): ü beMdet
schone varue hauen alle aratedie fol. 5(5^, 6. aqua petralis nüchteren ghedruuken
maket dat beste blot vnde schone varwe in deme mynschen fol. 126<^, 32; — soll
nun varue eine Krankheit bedeuten, so wäre zu ergänzen bleke (od. quade) varue,
oder man mflsste das Wort als Umdeutschung von lat. varia (purpelen, rote, bladercn
Dfb. gloss. G07>) auffassen.
•Wb) über das n im Nom. Sing, des schwachen Fem. s. oben Anm. 187. 221.
^^^) Mnd. Wb. IV, 122^ ; aber, wie die Unterordnung von dorne edder dyftele
lehrt, in selir allgem. Bedtg. =: etwas Spitziges, eine Spitze.
^") rothe Ruhr Mnd. Wb. I, 364^; vgl. emorroydes bloutgang eyn sukt
Dfb. Nov. gloss. 749*.
'^*) 8. Mnd. Wb. IV, 77; hier ungewöhnlich entwey fchcren auseinander
tchneiden.
d9
pogghen entwey myt darmen'^^), alzo he ys, vnde bynt ene
vp dat helfche vuer. Sya herte maket gaden flap ynde
maket guden fwet: dat fwet vth^^*) funder twyuel.
56^' CXLVI. Puluer wedder den fpyttael'^*) : nym vnde
beme I flanghe to puluere, fo wy nu lereden van der
pogghen; dat bewaret dy vor'^*) den fpittal, wen du yt
eft'*^), he fy tokamende edder jegenwardich; — wo he
nicht vthkamen is, it beholdet dy dyoe jogent vnde be-
holdet fchone varue bauen alle arftedie. It maket clare
ogen, it vordrift dat vallent ouel^^®), yt fy jegenwordich
edder tokamende. It reniget dat houet, yt bewaret der
naturen vuchticheit, yt fterket alle fynne, yt bewaret de
lüde vor grote fukedaghe^^^) : Schorf vnde alle fukedaghe
wert hir mede vordreuen ; dyt fulue puluer mach eyn
jewelik mynlche wol ethen, men bcware dy dar ane, —
wentc dar fynt meunigcrleye fnaken, — dat du anders
nene en nemeft wen berchfnaken edder husfnaken. De
bekenne aldus : he fcal hebben enen wytten buek vnde enen
fwarten rugghe vnde ene ghele kryngelen^^) vmme den
hals , vnde de huet fchal gefchapen fyn, alfo eft [fe]
vlomen**^) hebbe: mer id fyn nene vlomen, mer de huet
ys alzo gefchicket na vlomen wyfe vnde likniffe'**). —
■<. ^ - . ^fc* .-»^s/* /X
60h. CLIII. De waterfucht heten de meyftere ydropifis:
bZ. 61a- II gif em to den erften eyn eximel, fo wy geleret hebben,
*") in d. Ild. dar men.
^^*) vth fioeten trans. ausschwitzea lassen, einen grQndlichen Schweiss
anaclien.
«") spetäl, sptUal, spittel nr. 2. der Aussatz Mnd. Wb. IV, 321»; — das Wort
:heint öfter in unserem Buche : is dat bloet wyt, dat betekent den fpyttael fol.
14. unter Aqua calamenta : it is gud jegen den fpyttael vnde plechken (wohl
pleclitenY), de den rrouwen hlyuen van eren kynderen fol. 116^, 11; vgl. auch
, unten Abschn. CLV mitgetheilt wird. Das Adj. spittelsch leprosus kommt
nfalls vor : du mofteft fpitteles werden dar af (von einer Berührung mit quaden
ie) fol. 48^, 25 ; bei der Elephancia heisst es von dem gefottenen Schlangentieisch :
et deme fpiUeljfchen mynfchen ethen fol. 93*, 11.
^'^) vor ist von dem Schreiher am Räude nachgetragen, doch würde auch
:aret dy den fpittal den guten Sinn geben : ^verhütet dir den Aussatz', s. Mnd.
). I, 314» nr. 3.
»") eft für etft; vgl. wen du ift Mnd. Wb. I, 748»>.
•") in d. Hd. ouer.
»") sukedage Krankheit Mnd. Wb. IV, 461«.
*") kringele schw. f. Ring, Kreis ist im Mnd. Wb. II, 571» nicht verzeichnet.
"») tlome schw. f. Fischschuppe Mnd. Wb. V, 282^.
^^) es ist wohl aus dieser hübschen Beschreibung einleuchtend, dass mit den
rhfnaken edder husfnaken (vgl. auch unten fol. 63» Abschn. CLV Anm. 352:
m berchfnaken edder enen husfnaken) die unschädliche Ringelnatter, Coluber
trix, gemeint ist, welche auch Ilausnatter heisst Nemn. II, 1120; keiner von
:ften beiden hier offenbar für dasselbe Thier gebrauchten Namen ist im Mnd. Wb.
240». II, 843«) aufgeführt.
7*
* ■* * -
''^
100
vnde gif em dat, fo id dar gofchreuen fteit'^') ; dar na des
Verden dages make eyn bat van poppelen, fprok vnde
heyde, negencraft, alhorne : dyt fede an eneme kethele tuI
waters vnde make denne ene bodene^^^) nat royt watere
vnde rtulpe fe denne vmme vp enen tegelfteu vnde beme
denne vnder de bodeme drogen elhorne, dat de bodeme
droghe werde vnde aldore het, vnde kere denne de bodeme
rafch vmme vnde hebbe alle dingk rede, vnde fette den
roeflP*^) fnelliken vp vnde deck fe vafte to, vnde get denne
dat water in de bodeme myt deme krude, vnde de mynfche
ftighe dar yn vnde fwete wol, vnde myt deme krude
fchal^^^) he fik wryuen, vnde dar na gif em in deme bade
dat eximel warm^^^) drinken, II lepel vul, vnde enen lepd
vul waters, dat gefaden fy, vnde ene lialue walnutfchelle*")
'") die gemeinte Stelle ist fol. 38», 20 Abächn. LXXXIIII : Eyn eximel make
difus: nym vennekels wortelen, petercilligen wortefcn, loweftockes toortelen^ redicke$
toortelen, aXlike vele, /tot dyt cleyne vnde do yt yn enen grapen, vnde do dar tp
dre lepel vul etickes vnde laet denne de helfte vorfeden vnde fyet denne dor enen
dok in eyn reyne vat vnde drucke yd aldeger vth, vnde nym denne eynen hakten
beker vtU honniges in enen fchapen vnde laet den fmelten vnde fyet dor enen dok
to deme anderen dinghe, vnde feile dtnne den fyrop (fol. y8*>) vp dat vuer vnde
lat ene feden vnde fchume ene wcl, vnde nym denne eyn meß vnde fmere em de
fyden myt botteren, vnde drope van deme fyrope wat vp dat meft, fo kere dat mtft
vmme : blift de drope behanghefnj, fo ys de fyrop gudf men vaUet de drope af^ fo
fede ene fo langhe, bet dat de drope hangende bliue vp den meffe: deffen fyrop
qiff den luden dree dage vmme, fo des morgens nüchteren vnde des auendes, wen
he flapen geit, jo to der tyd II lepel vnde I lepel vulfadens waters; — vgl. oximel^
oximeUum lionnich vnd cssig Dfb. gloss. 404^ = griech. o^'j]iO>&. Das hieraas
entstellte mnd. eximel ist zwar meistens unflektiert: eyn eximel fol. 102% 6. dat
eximel fol. 39% 10, oder hat fremde Form: II lepel eximvlUs fol. 111% 3. 112», 15.
eyn eximeUis fol. 111% 19, aber der Dat. wird ganz deutsch gebildet: to (my^
deme eximele fol. 61«, 22. 102<^, 16. van deme eximellc fol. 39^, 7. mit eximme
fol. 112% 13.
••*) Die Yermuthung im Mnd. Wb. I, 370, dass bod4ime nur eine NebeDform
zu bodene ist (ibid. 371«), wird durch den Wechsel der beiden Formen in unserer
Stelle völlig bestätigt, wo mit bodene und bodeme derselbe Gegenstand, nämlich
eine Badewanne, bezeiclinet wird; auch bodenrof (ibid. 381^) erkläit sich deutlich
durch den hier vorkommenden roeff, der eben nichts anderes sein kann als der auf
die Wanne gehörige Deckel, de bodenroeff.
»•») 8. Mnd. Wb. III, 515b.
"•) in d Hd. steht noch einmal krude fchal.
"^) in d. Hd. wram; das Adjcct. wann fehlt im Mnd. Wb. V, 606*.
'**) weder tocünut noch walnuifchelle ist im Mnd. Wb. V, 580*» verzeichnet;
in unserem Buche wird die Wallnuss oft als Mafz gebraucht ; des hores fchal fyn
alzo grot aUo ene cleyne walnui fol. 25*, 5. fafferan fo grot alzo eyn clene walnut
fol. 46b, 21. deffe puluers eyn walnut vul vp gehupet fol. 39% 9. ene halue walnut'
fcheUe vul botteren fol. 40*, 3. ene halue walnuifchelle vul eximeUis fol. 112^,1.
nym fo vele feelfmers alzo in ver lialue walnuifchellen gaen mach fol. 62*, 29. Die
äussere Grösse wird auch durch ein Tauben- oder Hühnerei gemessen: fo grot aUe
(fo) eyn duueneyg fol. 25 b, 29. 112% 16. alzo grot alze eyn j unk henneneye fol.
34b, 27. fo grot alze (alzo) eyn hynneneye fol. 66b, 15. 69% 13; auch die Eier-
schale als Mass: rudenfap ene eyerfchelle vul fol. 88b, 23. nym enen eyesdqp tml
mufcaten, enen vul fweuels fol. 69% 27. der fchal tohope wezen eyn eyesdope vul
101
vul vpgehupet des puluers efule minor, dat do to deme
eximele**^) vnde tho'*®) deme fadene water vnde gif em
dat drinken in deme bade vnde gif em eyn luttick fuckers
na riukeu, fo ftige he vth vnde ghae tlio bedde vnde late
fik warm to decken, fo wert he fwetende, fo geit em dat
water neddene dore. Dyt puluer efule minoris vindeftu to
fol. 61^' makende, dar wy geleret hebben, wo men // de lüde maket
to ftole gande*^®). So hebbe denne enen vngefoltenen
koken van roggenmele gebacken vnde legge em den vp dat
herte, fo he dat heteft dogen mach : dyt fterket eme dat
herte; vnder des lat feden ene olden henne, dat er dat
vleifch van den knaken valle, vnde plucke dat vleifch
deger af vnde ftot dat clene in eneme mortere, dat yt
werde alzo eyn pap®'^), vnde do denne de juchgen''*) dar
to vnde mengbe dat tohope, vnde wringk dat denne dor
enen reynen lynenen duk vnde do dar to eyn luttick v^nes
vnde fmoltes vnde lat dat denne tofamende vp feden : dyt
ethe he denne myt verffchen brode. Syn drincken fchal
dyt wefen: Stoet lorberen, bevergheylen^^*), dach vnde
nacht, feeblades wortelen, fede dyt myt bere vnde do dar
to wat fuckers vnde laet eme dat ftedes drinken. Des
anderen dages laet ene ouer*^*) fo baden vnde wrif ene
myt deme krude, dat he fere fwete, vnde laet ene des
drankes van der lorberen enen guden drunk drinken in
deme bade, dar na fla eme eyn wullen kleyt vmme vnde
laet ene fo to bedde gaen, dat he fwetende werde; dyt
66^, 6. do dar noch enen dop vul koles to jegen den dop iful hdUoori vnde
pperyuen fol. 66*>, 7. 8. roden koel vyf doppe vul fol. 66», 31 ; vgl. Mnd. Wb.
E>42. 633».
■"•) in d. Hd. vnde do tho.
''^) gemeint ist Abschu. XC, fol. 39^, 3 if. : De nicht kan to ftole gaen, de
ne eyn krude, dat het efelmyn^ vnde wytte wort etc.
'>!) Mnd. Wb. III, 300», wo wieder ein unserer Stelle ganz gleichlautender
1^ ans dem Rost. Arzneib. angeführt ist, vgl. oben Anm. 306.
»»«) B. Mnd. Wb. II, 410; vgl. unten fol. 62^, Abschn. CLV; lat em de
hghe drinken vnde myt der juchghe dwa he dat antlat vnde de hende.
•*•) B. bevergeil n. Mnd. Wb. II, 308^, wogegen unser Wort als schw. f. er-
leint; das animalische Castoreum heisBt aber in unserem Buche gewöhnlich
torie: gefaden myt caftorien fol. 118^ 25. 124b, 32. 126^, 1. myt caftorien
jfaden fol. 125», 28. myt caftorien gemenget fol. 126i>, 8; nur einn^^l steht
tergeel: fede lorberen vnde heuergeel an olden bere, dat fchal The drinken (nach
em kalten Trunk in die Hitze) fol. III b, 22; es möchte daher doch fraglich sein,
das deutsche Wort, besonders bevergeüe in unserer Stelle, wirklich das Castoreum
1 nicht vielmehr mitten unter Pflanzen eine Pflanze bezeichne, nämlich Ranun-
UB Ficaria (= Chelidonium minus, Scrophularia minor) Nemn. lY, 1129, das
igwarzen kraut der alten Kräuter bücher, welches in denselben auch immer Biber-
Uin genannt wird, s. Hieron. Bock Krcutcrbuch, Strafzburg 1556 fol. XLIII und
onh. Fuchs New Kreüterbuoch, Bafell 1613, Cap. CCGXXXUII; vgl. Gastorium
tergeyle, biberhode, biberwurz Dfb. gloss. 105» b.
w*) ouer = aver abermals Mnd. Wb. I, 186*.
102
do veer daghe ymme, des veften daghes laet em de äderen
by deme lutken vingere in der vorderen hant. Na deffeme
latende auer^^^) IUI daghe laet ene echter baden, alzo he
ere dede : in deme bade giff eme echter dat eximel myt
deme puluere, fo dar vor fchreuen fteit; fo laet ene dar
na wol fweten, dat he vul mode werde, dar na do em
// fd. ÖJSa- II eyn wullen kleit vmme vnde legghe [ene] to bedde, dat
he wol fwethe ; dar na legghe em den koken warm vp dat
herte vnde laue ene, fo du erften dedeft ; dar na laet eme
de medyanen in deme vorderen arme: des dages to vefper-
tyd laet eme in deme luchteren vothe; dar na ouer achte
dagen laet eme de medianen in deme luchteren arme, des
fuluen daghes to vefpertyd laet eme in deme vorderen
vothe, fo wert he funt. — Item, eyn ander: Berede eyn
bat vnde ftich^^®) dar yn, vnde laet dy in dat bat doen
gloyendige keferlinghe*^^) edder funderklote vnde geet dar
dyner egene nette vp, — de fchaltu ouerlank touoren ge-
fammelt hebben, — vnde lat dy wol wryuen myt ladeken-
fchichter''®), de geftot fy, dat du wol fweteft ; dar na ftoet
wynfbeen^'^j kleyne vnde fichte den dor enen dok vnde
menghe den myt fmolte vnde myt wyne, vnde laet dat
warm werden, vnde drink
yt
in deme bade vnde fwete
wol dar na; wen du vpfteift^^), fo ghae^^) fere dar na,
fo geit dy dat water dore, — fo erften eth wat vnde
drink vnde laet de medyanen in deme vorderen arme ; dar
na ouer IUI daghe fo bade echt, alfo du erften dedeft,
vnde bade fo langhe, dat du funt werdefb. — Item, eyn
•^) amgekelirt ist liier auer = ocer über, nach.
"•) ftich verkürzt für ftighe, wie heftrick für beftrikc, mach für make vgl.
oben Anm. 18.
"') keserlink, keselink m. Kieselstein Mnd. Wb. II, 457*>, 458», wo aber dieser
ärztliche Gebrauch nicht erwähnt ist, er steht dagegen unter aunderkloi Klumpen
Eisenschlacke Mnd. Wb. IV, 471 ^ wo wieder ein gleichlautender Beleg des Rost
Arzneib. angeführt wird, s. oben Anm. 331; zu sinder, sindcrklot Mnd. Wb. IV,
210^ wäre noch hinzu zu fügen: Calciton, Calchiton, resultat de ferro, quando pur-
gatur in fomace, sinder, sindel, sindterstef/n, sindtereysen Dfb. gloss. 89^. Calciton
sinther, Galchiton suluersundern Dfb. Nov. gloss. 66». In unserem Buche kommt
ein solches Schlackenbad noch vor: Wedd^ de kolden inffen: — nym vnde gloye
funderclote vnde huke dar auer, vnde geit dar etick vp vnde lat den warm werden^
vnde laet den vp ghaen vnder de cledere fol. 42», 5, und in dem Abschnitt GL VI We
dar fere is edder lam van der gicht, wo es heisst : bade den mynfchen myt funder-
kloten, vnde vp de funderklote geet etick edder wyn fol. 63^, 4.
"«) s. Goth. Progr. 1878 pag. 5. 6. Mnd. Wb. II, 611».
''*) in d. Hd. wynftene; das Wort kommt sonst nur in seiner richtigen Form
vor: nym ivytten wynfteyn (zu einem Pulver gegen Augenblattern) fol. 16», 21.
wynfteyn fol. 82^, 3. 12, ftoten wynfteyn fol. 87^ 23. geftotten wynflen fol. 95», 29;
vgl. Tartarum wynsteyn, wynheef, drosen van wyne, Tartarus wijnsteen, wynestene
Dfb. gloss. 674».
»*o) in d. Hd. do vp fteit.
•**) in d, Hd. ghaee.
103
ander: nym heyden, negenkraftes^ wortelen, fprokwyden,
rede dyt an eneme kethele vnde bade dar mede, vnde nym
fo vele feelfmers^^), alzo in ver halue walnutfchellen gaen
mach; dat make heet myt bere vnde drink dat, dar na
// fol. 62^- fwe//te wol ; wan du vormodet**^) bift, fo fcla^*) eyn wullen
cleyt vmme vnde gbae to bedde vnde fwethe wol, vnde
laet de medianen in deme vorderen arme, dar na des
anderen dages na middaghe to vefpertyd fo laet in deme
luchteren vothe. Is it auer eyn krenklik mynfche, fo nym
petercillieufaet, vennekelfaet, merkfaet, lobeftockes faet,
hertestungen, dyt ftot vnde do dyt in enen budel, vnde
legge den budel in enen erdenen grapen vul waters vnde
laet dat water alzomeer"^) vorfeden, vnde giflf eme deffen
dranck drinken in deme bade, mer he fchal ftedes drinken
vennekels laet myt wyne gefaden vnde anders nicht.
CLIllI. Wedder den dorft^^*) nym wytten engeuer edder
nym wytten fteyn in den munt, den de junge fwalen in
deme lyue hebben^^j, fo vorgeit he dy.
CLV. Wedder den fpittael nym vnde dode ene fwarte
katten vnde graf fe in de erden, dat fe vuel werde, vnde
laet fe**®) denne wedder droghen, fo berne dat to puluere
vnde etil dat. — Item, eyn ander: fede ene fuaken in
enen behenden kctbel vnde fede dar körne mede, vnde
dat körne vnde**^) dat water gif eener hynnen ethen vnde
drinken, vnde wenne denne der hynnen de vedderen vth
Valien van fik fulueu vnde van des kornes wegen, fo laet
de hennen kaken vnde gif fe deme feken ethen vnde lat
em de juchghe drinken, vnde myt der juchghe dwa he
dat antlat vnde de hende; darna late he de medianen
**•) 8. saJsmer, seUmtr Mnd. Wb. IV, 17». 185*», wo aber der ärztliche Ge-
brauch des Sechundsspeckes nicht erwähnt ist ; in unserem Buche kömmt das Wort
noch einmal in dem Abschn. Be nicht kan to ftole gaen vor : jnake feelfmeer warm
myt bere vnde drink dat fol. 40», 23.
**•) vormod€t adj. part. ermüdet, müde; s. vormoden Mnd. Wb. V, 406^.
»**) vgl. oben Anm. 190.
w») 8. Mnd. Wb. I, Cyl\
84«j offenbar ißt liier mit dorft nicht der natürliche Durst gemeint (Mnd. Wb.
I, 564»), sondern eine krankhafte Trockenheit des Mundes, der Fieberdurst, wie es
in einer späteren Schrift unseres Buches (Von den Heilwassern) heisst: Aqua en-
diuien, dat in funderlinghes kolende alle fake, — yt — vordrift de vorrateden
vuchtigen hittCy id vordrift dugelikens dorftens (für: defuke des dageliken dorftena?)
fol. 118», 19. Aqua ehiari, dat is watcr van adicke, id is van velen kreften, —
dyt water — vordrift daghelike dorfte vnde quad gefachte (in d. Hd. gefichte)
fol. 118b, 5.
"^ über die Steine im Kopf oder Leib der jungen Schwalben vgl. Mnd. Wb.
IV, 483*>, wo der betrcllende Beleg aus dem Host. Arzneib. wörtlich mit unserem
Buche fol. 46V, 1—6 übereinstimmt.
'**) in d. Hd. ene.
**•) vor vnd^ ist gif ausgestrichen.
104
// /W. ff5«. edder de leueraderen'^®) in deme vorderen arme. // Item,
eyn ander : nym enen fnaken vnde legge den in eyn luttik
vat vul wyns, vnde do dat vafte to vnde laet den wyn den
fnaken vorteren^^^) ; dar na drinke de feke den wyn vnde
riuke yo nüchteren gcvylet golt edder gepuluert, dat
helpet wol. — Item, eyn ander: berne ene flangen an
eneme erdenen grapen, de wol bewaret fy, dat dar neyn
vratem moghe vth kamen; wen de fnaken fynt wol gebrant,
— dat boret men an des grapen klänge wol, — fo laet den
feken des puluers ethen fo vele alfo eyn loet weget. —
Item, eyn ander: nym enen berchfnaken edder enen hus-
fnaken'**) vnde^^*) fange dat blot, vnde fnyd em ok den
czagel af vnde vntfa dat blot vnde werp dat ingeweyde
enwech, vnde fnyt ene to kleynen ftucken vnde feet ene
myt wyne vnde myt deme blöde fo lange, dat fik dat
vleifch fuluen wil delen, — fo gif deme feken dar van alle
dage alzo vele, alzo II loet weghen mögen, vnde laet ene
den wyn drinken, dar de fulue fnake ynne ghefaden ys;
dyt do de feke fo lange, bet dat he fyne huet vorwerpe,
vnde bringk ene in enen ftauen'^) vnde bade ene wol. —
Item, du fchalt ok fodannen'^^) fnaken feden myt II punt
olyes, vnde myt deme olye fchaltu ene fmeren in deme
flauen, beyde lif vnde antlaet ; kanftu fodanne fnaken nicht
hebben, fo nym enen adeber^^*) vnde eth den alfo, alzo
du den fnaken fcholdeft ethen; dyt vordrift ok den fpittal. —
fol 65b. 4. CLXVII. Wedder dat vallende ouel»") dringk gebrant
herteshorn myt wyne. — Item, eyn ander: berne to puluere
^ Kpatica leueraderef leuernader, Eilis, quedam vena, leberader Dfb. gloss.
203^ 118c.
'*') in sich auflösen.
**■) vgl. oben Anm. 332.
^^) in d. Hd. edder; es scheint übrigens noch ein grösserer Fehler in der
Stelle zu stecken: man sollte vor dem ersten Blutauffangen etwa erwarten: fnyde
eme dat houet af, — oder : fnyde eme dat lif vjp,
•") s. stave, stave m. Mnd. Wb. IV, 421.
SMJ die gleich nachher wiederkehrende Form fodanncy welche auf einer Zu-
sammenziehung aus fodanene zu beruhen scheint (vgl. sodariy 8od<inen, soden solch
Mnd. Wb. IV, 283^), findet sich aus guten Glossarien deutlich verzeichnet: Talis
aUogedaen, alsodanne Dfb. 572».
'^) von dem hier erwähnten merkwürdigen Genüsse des Storchfleisches an der
Stelle von Schlangenfleisch zur Heilung eines schweren Uebels steht unter adebar
im Mnd. Wb. I, 13 nichts; ein zweiter Fall dieser Verordnung in unserem Buche
wird unten Abschn. CLXVII Wedder dat vollende ouel fol. 65*>, 28 vorkommen.
^^) s. Mnd. Wb. III, 247i>; in unserem Buche gewöhnlich dat vallent ouel
fol. 66i>, 8. 108b, 29. 126«; 21 ; auch dat ouel, dar me äff mit fol. 126^ 6 und
dat grote ouel: toe dat grote ouel heft, drecht he duffe kar akter en hy fik, he en
vaU nicht van deme ouele fol. 171^, 28.
105
de belfte van enes wulues herten^^^ vnde drink dat, vnde
de anderen li elfte van deme herten, de eth, vnde make
van des wulues velle eynen remen edder eyn gordel vmme
de fyden. — Item, eyn ander : wen he geuallen is, fo dode
enen hunt fnelliken vnde gif eme des hundes gallen fnelliken
drinken warm, vnde des hundes herte^^^), leueren vnde
lunghen vnde allent, dat dar to ys, dat berne to puluere
vnde gif em des alle dage ethen, vnde des hundes blot
laet droghen vnde [he] nutte^^**) des alle daghe, vnde bynt
em pyonenkorue in enen dok vude henghe [em] den vmme
den hals. — Item, eyn ander : nym enen pauwen^^®^) vnde
fnyd den vp vp deme rugghen vnde nym de leueren an
eyn koelblat, berne dat tofamende to puluere in enen
erdenen grapen, dar neyn vratem möge vth kamen; dat
puluer gif em drinken, men helpet dat nicht, fo do yt
andere werue^^^) edder drudde werue^^^); dar na laet em
yn der luchteren hant. — Item, eyn ander ; nym vnde ftot
carianders^^^) faet, aquileyen, valerianen, fyneckeP^'), wringk
dat faep vth vnde gif em dat drinken, wen he ghevallen^^*)
ys. — Item, eyn ander: fede enes adebaren herte^®*) al
ghaer vnde laet em dat ethen vnde dat water drinken,
vnde do to deme watere pawenhaer, edder ys yt en man,
de drinkc catherhaer, edder ys yt eyn wyf, de drinke
kattenhaer myt wyne, — vnde ftot rüden vnde pufte em
// fol, 66i^' de in de nufterken. — // Item, eyn ander : wen de
mynfche'^^) ghevallen ys, fo fta to fynen voten vnde geet
em wygwater^^^) in de luchteren hant vnde fprek: „ik ghete
1*
'W) in d. 11(1. herte.
*»») iii d. Hd. Herten.
^ iu d. Hd. noite; da die Vorschrift durchaus an den ausführenden Arzt
gerichtet ist, so müsste man erwarten he nutte, doch sind solche Ungleichheiten der
Uonstruction in unserem Buche nicht selten, vgl. ohen Anm. 12. 44.
*"b) die regelmässige Form j^dioen s. oben fol. 19», Abschn. XXIV am Ende:
nym dat vette van deme paweny und in unserem Abschn. pawenhaer \ derselbe Laut-
wechsel findet auch in blawe, blauwe statt.
^^) in d. Hd. beide Male toerwe, was eben so unstatthaft ist wie das früher
vorgekommene gewrewen für getoreven,
^") in d. Hd. Cariandes.
^ ich berichtige hier die von mir früher (Goth. Progr. v. 1873, pag. 18) in
Bezug auf diesen Pflaozennameu ausgesprochene und von verschiedenen Seiten mit
Recht angefochtene Yermuthung, dass »t/neckel aus Senecio entstanden sein könnte,
während es ohne Zweifel näher lag, dabei an die in der alten Heilkunst als wunder-
kräftig betrachtete Sanicula (Sanicula ouropaea Nemn. IV, 1221) zu denken, deren
deutsche Namen sanickcl, sennickel bei Dfb. 51 la verzeichnet sind und die in den
alten Herbarien als Sanickel überall mit grossem Lobe erwähnt wird, vgl. Hieron.
Bock Kreuterb 1556 fol. CXCIII. Leouh. Fuchs New Kreuterb. 1543 Cap. CCLX.
'**) in d. Hd. gheevallen.
"«) vgl. oben Anm. 356.
^ in d. Hd. mynfchen.
'•^) s. wigelwater, wigwater Weihwasser Mnd. Wb. V, 709^, wo der umfasg-
106
hir in wygwater in den namen vnfes heren ihefu'^®) crifte,
de gheboren wart to bethlehem!** vnde geet em wigwater
vnder de oghen vnde fprek: „ik gete dy water vnder dat
antlat In deme namen des heren ihefu chrifti, de ghe-
martert wart to iherufalem!'^, fo grip den mynfchen by
fyneme gordele vnde thee ene vp in deme namen vnfes
heren ihefu crifti, de vp ftund van dode, fo holt den
mynfchen fo langhe, dat he fik vorfynne. Byftu to krank'**),
dat du ene allene nicht holden enkanft, fo nym enen to
dy, de dy helpe, vnde laet den mynfchen des mandaghes,
des myddewekens, des vrigdages vnde des fonnauendes Jo
ene hele myffen*^^) hören vnde laet den prefter funte Jo-
hannes ewangelium ouer em lezen. —
GLXVIII. Is eyn in dat houet gewundet, dat men em
dat bragen®'*) fuet, fo nym to deme ersten male fyndael'")
vnde legghe em dat negeft deme braghenkoppe vnde be-
ware em dat, dat em de wunde nicht nat en werde ; wil
dat bloet [nicht] entftan*^*^), fo ftille dat, alzo wy hir vore
geleret hebben, — fo niake em deffon drank, de hir na
fchreuen fteit. —
CLXIX. Eynen guden wundendrank make aldus: nym
enen eyesdop vul mufcaten, enen vul fweuels, eneu vul
myrren, enen vul engeuers, ftot dyt cleyne vnde flehte yt
dor eyn feue vnde menghe it tofamende auer^^^) enen hopen ;
fo nym denne roden koel, de kleyne geftot fy, vyf doppe
vul, [vnde] menghe den to deme anderen krude. Deffen
// foh 66b. koel fchaltu // Wynnen, wenne he erften beripet is, vnde
laet ene wol drogen, vnde heft de mynfche eyn fwel in
deme liue, fo do to deme vorbenomeden krude II dcel
holwort vnde III deel wypperiuen, der fchal tohope wezen
eyn eyesdope vul: wen yt cleyne geftot ys, fo do yt to
deme anderen krude vnde do dar noch enen dop vul
koles to jegen den dop vul holwort vnde wypperyuen ;
were ok de mynfche to hart, dat he nicht kan to ftole
gaen, fo do dar to eyn lot rebarbaren jegen dat ander
krude, vnde des krudes fchal wefen eyn markpunf'), dar
reiche Beleg aus dem Rost. Arzneib. mit der obenstehenden Stelle bis auf geringe
Varianten übereinstimmt.
•••) in d. Hd. tkü; statt chrifte steht nachher richtig clmftL
"•) krank hier in seiner Grundbedeutung »schwach*, wie oben fol. 62*», Abschn.
CLIII Is it auer eyn krenkUk mynfche ein schwächlicher Mensch.
*'•) vor myffen auagestrichen mynf,
'") in d. Hd. bragem.
"") 8. Mnd. Wb. V, 210»; das Wort kömmt noch einmal vor: drech (Hd.
drechi) des puluers (Hd. pultoers) toat by dyner hemode In enem fyndalesbudel
fol. Bl», 25; — vgl. Dfb. gloss, olosericum, scimo, scindera, sindo 395^ 618»», 536^
"»^) in d. Hd. nur in ftan ohne nicht
»^«) 8. Mnd. Wb. HI, 37».
107
du de rebarbaren to deift; wenne yt denne tohope ge-
menget ys, fo nym enen lynen duk vnde do dar des krudes
wat ynne, Ib grot alze eyii hynneneyge, vnde bynt den dok
vafte to by deme krude, vp dre uyngerbreit na, dat dat
krude vnder deme bände in deme doke loes fy; benghe
denne dat krude in ene kannen vul beres, dat ber fchal
de mynfche drinken, de gewundet ys, vnde anders neyn
beer; des anderen dages henghe enen verffchen [knuppen]^^*)
by deme erften vnde des drudden dages den drudden
knuppen; des veerden dages nym den erften knuppen vth
vnde henge enen verliehen in de ftede : dar helet de wunde
van vnde dat fwel vorgeit vnde de mynfche geit dar van
to ftole; — heft eyn mynfche inwort geblodet, dat blut
mot mytalle wedder vth. —
CLXX. Eyiie arftedye der wunden: geet dyner egene
nette dar wat yn, dar na fteck dar yn ene weke van
fpecke, vnde h'gge dar vort eyn plafter vp vnde laet dat
// fol, 67ii- dar vp // ligglien bet in den drudden dach, fo nym de
weken vth vndo waffche de wunden reyne, vnde do neue
faluen in de wunden, mer beftrik de weken myt der faluen
vnde ftek de in de wunden, vnde legghe dar vort eyn
plafter vp; dyt do twye des dages in deme famere, men
des wynters do yt nicht wen eyns, vnde bade nicht wen
in den veer daghen. Is he ok to fere gewunt, fo bade^'*)
he bet in den negenden dach, vnde nicht ere. —
CLXXI. Wert dy eyn knoke edder eyne fene entwe ge-
houwen edder altomale af gehouwen : To deme erften male
vulle de wunden myt duken vnde legge dar grutte vp;
fchaltu dar wat vt lezen, efte de knake tofpelkerf^) fy,
dat le.i vth vnde legghe eme^'*^) den fweden vmme den
ftrump^^®), de wy hebben leren maken. — Item, fla eme
vmme de fweden vnde vmme den ftrump enen dok, de in
eyeswytte geweket fy, firik ok van verlinghes to grono
faluen vmme de wunden, he fchal ok drinken den wunden-
drank, de hir vor fchreuen fteit, vnde hele ene fo vth;
blodet he ok, fo ftille em dat blot, alzo wy vore geleret
hebben. —
*^*) vgl. oben Anm. 152.
>") in d. Hd. bede.
^'^j wie in unserem »zerschellen, zerk rächen* der Begriff des heftigen Schalles
in den des Bruches übergeht, der mit einem solchen verbunden ist, so muss auch
dieses sonst unbekannte mud. tofpelkercn (zersplittern) aus S2)alk Lärm, 8i)alkeren
toben, prasseln Mnd. Wh. IV, oOü» erklärt werden, wenn man nicht etwa annehmen
will, dass Uijpelkeren für tofpeldcren verschrieben wäre, welches zu fpelderen ab-
gespaltene Holzstücke, Holzsplitter Mnd. Wb. IV, 311*» gestellt werden müsste.
*'') in d. Hd. ene; — für den ist sonst immer denne geschrieben.
'") 8. strump Stumpf Mnd. Wb. IV, 443».
108
CLXXII. Deme de fenen krumppen fyn*'*), de neme
holwortesolye II del, vngefolten fwynesfmolt eyn deel, lor-
berenolye vnde eyerfaluen^®^) tohope eyn del, menge dyt
tofamende vnde fmere'®^) dar de fenen mede, de dy***)
ghekrumppen fynt, vnde flae dar vor enen weffenen dok'®')
vmme: dyt do fo langhe, bei dat du funt werdeft. —
CLXXIII. Wedder*") de wunden, de dar fwellen vnde
nicht en eckeren®^^), nym faluyen vnde olt fpek vnde hacke
// fol. 67^' dat tohope cleyne vnde // fmere de weken dar mede vnde
legge des ok wat vp de wunden vnde nette enen lynen
dok an eticke vnde IIa den dar vmme. —
Die vorstehenden Mittheilungen aus dem Gothaischen Codex
werden mehr als hinreichend sein, um die erste Schrift desselben,
die Dudesche Arftedie, nach ihrer individuellen Besonderheit
deutlich zu kennzeichnen, und die wörtliche Uebereinstimmung einer
ganzen Anzahl von Stellen derselben (vgl. oben Anm. 76. 116.
138. 158. 207. 306. 331. 337. 347. 367) mit dem mir nur aus den
Belegen des Mnd. Wbs. bekannten Rostocker Arzheibuch berechtigt
zu der Vermuthung, dass dieses Buch mit dem ersten Theile der
Goth. Hdschr. sehr nahe verwandt, vielleicht sogar identisch sei.
Durch eine genauere Vergleichung der von mir mitgetheilten Stücke
mit dem Rostocker Codex wird sich ohne Zweifel die Gleichheit oder
der Verwandtschaftsgrad der beiden Schriften leicht feststellen lassen,
besonders wenn für die von mir hier nicht berücksichtigten Theile der
dud. Arsted. das vollständige Capitelverzeichniss derselben (Jahrb.
des Vereins für nd. Sprachf. Jahrg. 1877 pag. 6 — 12) und die aus
demselben abgedruckten Stellen (ebendas. pag. 16. 17. 19. 20^26)
hinzugenommen werden.
GOTHA. Karl Regel.
»»») 8. krimpen st v. Mnd. Wb. II, 570*.
•^ in d. Hd. eyer faluyen,
'"M in d. Hd. fwere.
•••) Uebergang von der dritten zur zweiten Person, — es sollte lieissen eme
und nachher: dyt doe he fo langhe, het dat he funt werde; vgl. oben Anm. 12.
44. 106. 115.
••*) im Mnd. Wb. ist nur wassen V, 611*, nicht wessen verzeichnet, auch
nur wasdök, nicht wassen (oder wessen) dok,
••*) in d. Hd. Dedder.; der Schreiber wollte eigentlich wohl schreiben; Deme
de wunden fwellen.
••*) 8. oben Anm. 186.
Erklärendes Wörterverzeichnis
der
Lüneburger Sülze.
Seit langer zeit ist ein erklärendes Verzeichnis der alterthüm-
lichen, zum theil längst ausgestorbenen technischen ausdrücke der
Lüneburger Sülze für mich ein frommer wünsch gewesen, seit ich vor
nunmehr 35 Jahren das jetzt in Saline umgetaufte salzwerk kennen
lernte, die arbeit sah, in den alten ,,sood^' stieg und in einem vorraths-
raume noch die sülzhius-wahrzeichen mit den häusernamen betrachten
konnte, dann bald dieses bald jenes unerklärliche hörte oder in hand-
schriftlichen Chroniken und aufzeichnungen fand. Dass ganz Lüneburg
in allem seinem leben noch durchtränkt ist mit den erinnerungen an
das alte sülzwescn und die reichen sülfmeister, konnte man erkennen,
als 1848 die neue freiheit zum aufspüren neuer Solquellen und zum
privaten salzkochen benutzt werden sollte. Später haben meine
specialgeschichtlichen Studien mich wieder an das salzwesen gefuhrt,
Staphorst's vielfach verderbte texte über die Hamburger pfannen-
theile oder sülzgüter, dann die urkundenbücher des klosters St. Michaelis
und der stadt Lüneburg machten eine künde der realen bedeutung
der sprachlich noch leichter zu erklärenden ausdrücke dieses hoch-
interessanten uralten betriebes fast nothwendig. Dass ich selber
einmal an eine solche arbeit gehen sollte, daran hatte ich nie ge-
dacht ; es lebte nur einer, der mit voller künde das werk hätte
schaffen können, der „alte Volger", der hochverdiente em. Director
der Realschule des Johanneums zu Lüneburg, herr Dr. Friedrich
Wilhelm V olger. Nun ist er am 6. März 1879 verschieden.
Die hauptkunde von der Sülze verdanken wir ihm doch, aber
er hat sie in kleinen, fiugblattartigen heften, die schwer zusammen
zu erhalten sind, verstreut: Origines Luneburgicae für das Braun-
schweiger Jubiläum, Neujahrsblätter und Osterblätter, die meist das
Loos aller kleinen Schriftstücke theilten.
Ich hatte mir ein register zu Staphorst (Hamb. Kircheng. I
Abth. 4, hier stets nur als Staph. citirt) ausgezogen, der doch immer
noch den reichsten, wenn auch vielfach entstellten stoff bietet ; darauf
hatte ich die Yolgerschen kleinen Schriften herangeholt, dazu mir
belege aus den urkundenbüchem, aus Schlöpke^s Chron. Bardew., etc. etc.
110
notirt, dazu auch die richtigen wie die fehlerhaften erklärungen, auch
aus letzteren entsprungene falsche lesungen. Da der erste kenner
todt ist, habe ich nun mein lockeres material verarbeitet. Die grund-
lage bildete und bildet noch der Staphorstsche auszug; statt der
urkundenbücher und der älteren Schriften habe ich aber, wenn schon
bearbeitungen aus ihnen vorlagen, diese als belege citirt, um nicht
zu sehr zu häufen. Jung de jure sal., Sagittarius, meist auch den
Schlöpke habe ich nicht angezogen, Sudendorf und die älteren Lüne-
burger urkundenbücher auch selten, v. Hodenberg's Verdener ge-
schichtsquellen (mit vielen falschen lesungen) ebenso, und das Walken-
rieder Urk.-B. gar nicht, das Mecklenb. nur für besondere namens-
formen der sülzhäuser. Sie alle waren z. th. in v. Hammerstein's
Bardengau benutzt, z. th. hatte Volger in den flugblättern originalere
quellen, wenn er sie auch nicht citirt; z. th. waren die stellen im
Mnd. Wb. ausgehoben. Nur der 3te band des von Volger heraus-
gegebenen Urkundenbuchs der Stadt Lüneburg, den das Mnd. Wb.
noch nicht benutzen konnte, habe ich ständig herangezogen. Ich
hätte meine ganze, nicht zur Veröffentlichung bestimmte arbeit ändern
müssen, wenn ich es hätte anders machen wollen, und dazu gebricht
es mir an mufze. Dies ist auch die Ursache, warum ich nicht die
,,Copie aus der bahrmeister buch" im hiesigen Universitäts-Archiv
n. 778, von den Doberaner Sülzgütern stammend, und das 1543
angelegte „Registrum Tertium der van der Molen" in der bibliothek
des Ver. für Mecklenb. gesch. und alt. in Schwerin (Lifch jahrb. 3,
B. 32 f.) noch durchgesehn habe. Ich wollte einen abschluss haben,
und ein besserer wird nach mir kommen.
Ein theil der Wörter ist lange ausgestorben, z. theil seit der
mitte des 16tcn jahrh. mit einer andern art der solschöpfung ver-
schollen, in masse durch das schon in demselben jahrh. eindringende
hochdeutsch nicht eigentlich über&etzt, sondern geradezu verderbt, ein
grosser rest mit dem ende des vorigen jahrh. zu grabe gebracht.
Es lebt kein mensch mehr, der die Sülze in alter form hat arbeiten
sehen oder in ihre uns seltsam scheinende rechenweisen eingeweiht
gewesen wäre. Einzelne technische ausdrücke haben sich nur in jener
verhochdeutschten form erhalten ; ich habe dann freilich das Lemma
nd. zu geben versucht, natürlich aber die belege hochdeutsch ge-
lassen; vollständig hochdeutsch gewordene habe ich einfach in ihrer
form da eingestellt, wo sie als nd. stehen würden; sie auszulassen
hielt ich für unrecht, da Vollständigkeit das grössere erfordernis schien.
Wie weitreichend für urkundliche arbeiten das interesse an der
kenntniss der Lüneburger Sülze ist oder werden kann, mag daraus
erhellen, dass, abgesehen von den gutem und rechten der herzöge
von Braunschweig-Lüneburg und der stadt Lüneburg selbst, 57 adels-
geschlechter am sülzgut betheiligt waren und noch im 17ten jahrh.
die folgenden klöster und domstifter, abgesehen von parochialkirchen,
pfannen- oder chorusgut besassen: Amelungsborn, Bardewäck, St.
Blasii in Braunschweig, Reinfeld, St. Michaelis in Lüneburg, Lüne,
Medingen, Ebstorf, Walsrode, Ramelsloh, Iseuhagen, Heiligentbai (zum
Lüneburger Gral gelegt), Altkloster, Walkenried, Distorf, Dambeck,
Michaelstein, Hiddensoe, Riddagshausen, Harsefeld, Doberan (zur
Universität Rostock), die zur kammer gezogenen Oldenstedt, Scharne-
beck, Wienhausen, die dorne und domcapitel und yerschiedene Stifter
zu Verden, Hamburg und Lübeck und sämmtliche Lüneburger
Hospitäler.
Ich habe geglaubt, dass bei beschäftigung mit Lüneburger ge-
schichte oder spräche es manchem, wie mir, erwünscht sein möchte,
ein gedrängtes verzeichniss der Lüneburger Strassen- und anderer
örtlichkeitsnamcn zu besitzen. Ich habe es mir 1850 angelegt nach
den heutigen namensformen; es ist unten dem sülz-wortschatze
angehängt. Wo sie mir vorkamen, habe ich die alten nd. formen
eingefügt, einzelne alterthümliche (Techt, Iflock) auch thunlichst mit
der sprachlichen erklärung oder mit parallelen versehen.
Afsetten, sv. die rente herabsetzen : ,setten se (de verbäte) up edder
af.' Staphorst Hamb. Kircheng. 1, 4, 860. Mnd. Wb. 1, 34.
Altoger, st. m., einer der sodescampane oder festen arbeiter am sode ;
vermuthlich aufzieher des ,al, adel^ des schmutzwassers aus dem
sode oder der fahrt nach der ältesten (s. Kempings sucke), zum
theil bis 1569 dauernden arbeitsweise. Staphorst 1, 4, 862. Volger,
Lüneb. osterbl. 1861, 4. 1862, 4. Bei Staphorst ib. 856 heisst
dieselbe durch den lohnsatz kenntliche person, vielleicht nach einer
änderung der arbeitsweise: drager, noch später gehört er unter
die znckenschlaeger. Zu äl, adel vergl. Mnd. Wb. 1, 14. 49.
Alnff scheden. „konde he des (das süsse wasser und die sole) dar
nicht deger und aluflf scheden" 1388. Volger Lüneb. ÜB. 3, 37.
Alverdinge, ein sulzhaus, s. Elverdinge.
Amen, vcramen, sw., eichen der solmafze Staphorst 1. c. 918. Mnd.
Wb. 1, 75. Die kumme wurden vor 1488 auf 850, später auf 825
stöveken geamt.
AmmePi st. m., eimer, 2 mafze für die sole : scalme juwelkem huse
uppe der zulten geten twe schock vorwaters to jewelker gote und
LX osammere und twe ammere to eringe dach und nacht und X
lutteke ammere der achte enen osammere maken, alse vele alse
syk der ammere to getende boret. 1389, Volger L. ÜB. 3, 62.
Staph. 1. c. 860 nennt 67 grote ammer, unde ein grot ammer holt
in sik 40 stöveken, item so heft he ock to 40 lütke ammer, der
maken achte einen groten, so kricht de sülffmester to jüweliker
flodt to einer pannen 84 grote ammer. An andern stellen: 72 grofze
und 110 kleine; dagegen s. 958: vor diesen ein grofz Ammer 40
stübichen hat gehalten (vor 1569), wollte itzo eine gate 3360 sto-
ueken sein. — Die flnt für eine pfanne und die gote für ein haus
112
von 4 pfannen sind gleich, die masse der sülze sind mit abergläu-
bischer genauigkeit erhalten; fest steht dafz 8 lütke ammer einen
osammer, später grote ammer genannt, ausmachten, und der grote
ammer 40 stoveken hielt; ferner die flut auch später noch 33 SO st.
Daraus ergibt sich : 1 lütke ammer = 5 st. und 1 gote = 84 grote
ammer; oder wenn 40 kleine = 5 grosse gegossen werden : = 79
grote und 40 lutke; die 67 bei Staph. sind daher bei den wieder-
holten Übertragungen verschrieben*), aber auch in der urk. von
1389 steckt zum mindesten ein irrthum: die twe schock vorwaters
sind 120 lutke = 15 grote ammer, diese mit den 60 osammern
und 2 irrungscimern ergeben: 77, statt X lutke müssen also 42
kleine oder mehr als 60 grosse gegossen sein, um 84 osammer zu
erhalten. Die seltsame rechnungsweise ergibt sich aus der früheren
unsicheren ergiebigkeit des sodes; die 2 schock und 60 kommen
erst sicher, dann wurde für irgend welche irrung ein aufmafz zu-
gegeben, darauf bei der vertheilung vorsichtig mit kleinen eimern
weiter zugemessen. Zu den Unkosten der sülfmeister wird im 17.
jahrh. gerechnet das halten der ^ladeamraer" (leitungseimer et
laden, ladung), ^saalammer" (soleimer), „boistammer^, ,waterammer'.
Staphorst 849. Mnd. Wb. 1, 73 v. amber und 3, 242 v. oseammer.
Ane, adv., = min; in den sülzberechnungen : IV2 wispel ane (min)
2 süst. Staphorst 861. Mnd. Wb. 1, 85.
Arbeideslade 1388 beim sode der neuen sülze. Volger Lün. ÜB. 3,
p. 37. Vergl. Mnd, Wb. 1, 124.
Argentnm Bremense eine sülzrente s. Bremer süluer.
Aringpenninge, Hamb. ÜB. 726, will Lappenberg in dringpennlDge
ändern, für ein trinkgeld ist aber 30 ^ auf 36 ß viel zu hoch,
cf. V. Hammerstein, Bardengau 139. Entweder arrlia oder ^^härings-
Efennige^. domas allecnm kommt in Lüneburg vor seit 1323;
oda all.; es ist das spätere kaufhaus, Volger L. ÜB. 3. p. 254;
ein jhäriogsstegeP dort ebenfalls.
Arskarve, f., name einer Sackgasse dicht vor der sülze in Lüneburg,
jetzt officiell ,HarzkehrtS Der platz davor heisst jetzt ;,Auf dem
Harz". Vergl. Korr.-bl. 4, 90.
AslOo, n., ist richtig erklärt Staphorst 854 : „asslohn ist dasjenige,
das man gibt den wegherren, da die saale hinläuft und geladen**),
dafür dafz sie den weg in wesende halten, bauen und bessern müssen.^
Ursprünglich also eine abgäbe für erhaltung der 10 hauptleitungen
(woge) und der von diesen abzweigenden nebenrinnen (ledinge), alle
von holz, in denen die beim sode eingegossene sole strack in die
pfanne strömte, wurde sie früh eine feste rente, die selbständig
ohne rücksicht auf die darauf ruhende last veräussert wurde. Für
*) Im Staphorst finden sich in den Sülznachrichten eine menge geradezu ver-
wirrender irrthümer.
**) d. h. geleitet, aus leden, st. v., geladen = geleitet nach analogie von let,
lede = Lade^ Laden; dasselbe Schriftstück braucht ,hidung* = Icitung.
113
die erhaltung der wege wurde dann anders gesorgt, und dieser
neuen leistung wegen wurden auch sie, abgetrennt vom ,aslön' ein
gesuchter besitz. Staphorst 974. Von den 54 sülzhäusem zahlten
die 3 neuesten diese rente (3 e% 8 ß jährlich) zum sode, 3 waren
frei, 1 zahlte ^U. Die berechnung des aslön war so: so viel
Schilling in der vlodc der freie chorus gilt, so viel ^ gilt das
aslön, — 1 /Ä -h 4 ß von den 12 ersten vloeden, von der ISten
von jedem ß 2 /v?», — 2 ^ -h 8 ß. 1571 ergab das vom hause
14e%3ß2/i?>. — Volger leitet das wort unrichtig von reinigen
ab. Vergl. Jahrb. 1875, S. 114. Mnd. Wb. 1, 133 v. asnen.
1364: proventus qui dicuntur asne; v. Hammerstein, Bardengau
589, also damals schon: aufkünfte.
Aumester, der aufseher der Ilmenau, der aus der inkumst des sodes
bezahlt wurde. Volger, Neuj -bl. 1862, 12. ,
Afdregemollie, sw. f., ,AbtragsmolIien^ Staphorst 849. Ungeld an
dio sülzer; sind es mulden zum salzabtragen aus den darren ? oder
ist es eine beim abtragen zu liefernde brühe, mollie?
AveDf s. m., die feuerstelle unter den Salzpfannen; im 17ten jahrh. oft
seltsam verdreht; so wird zu den ausgaben der sulfmeister ge-
rechnet: Offenmachen (aven maken), affensteine (avensteene). Stap-
horst 848. 849. Mnd. Wb. 3, 249.
Ayensolt, „Ayensaltz wird bezahlt von denen häusern Bernding und
Butzing^. Staphorst 856. Das wort ist aber nur ein misverständnis
für das späterhin nicht mehr verstandene Oversole.
Avergate, s. overgote.
ATersale. ^^Van den 4 hüsen: Berndinge (deren gab es 3) und
Butzinge wert alleine betalet van der aversale.^ Staph. 862.
Vergl. oversole. Mit overoke, Mnd. Wb. 3, 272, hängt es nicht
zusammen; dieses wird sein:
Averake, n?, wie vermuthlich im Hannoverschen stadtrecht an den
betr. stellen zu lesen ist, von averaken, afraken, abkratzen, aj)-
räumen, abniumsalz, denn an overoke = ofenrauch, kienrufz, als
nebenproduct dis salzsiedens scheint nicht gedacht werden zu
dürfen. — In Lüneburg: schlimsalz.
B.
Bar-, Beate- und allgemeine Collegiaten der Sulfmeister, Salzführer
und angehöriger geschlechter: so nannte sich halb platt-, halb
hochdeutsch 1616 das aus Sulfmeister- und Salzführerfamilien ge-
bildete Lüneburger Patriziat. Volger Neuj.-bl. 1862, 5.
Bare, f , ursprünglich bore, aber so früh in bare verändert, dafz
schon 1399 baarmestere vorkommt, und dann fest in dieser form
verblieben. Am 25. Febr. 1269 tritt Johann von Lüneburg ab:
domum (in veteri Salina) in qua funduntur sartagincs, quae Borae
vulgariter nomine nuncupatur, cum area et domo atque aedificiis l
quae juxta Boram praenominatam aedificata noscuntur. v. Hoden-
berg Lüneb. ÜB. St. Mich. 95 p. 74. Hodenberg hielt sie irrig für
Kiederdentsohea Jahrbuch. Y. g
ein „salzhaus*, Schlöpke's Chron. Bard. setzt das irrig auf j
es ist das gielzhaus, die bleischmelze für die salzpfanDen (sartagi
in dem letztere neu aus blei gegossen oder auch umgegossen wud
Volger, Lüneb. Osterbl. 18G1, 10. ,weiin man ausbrennet ii
Bar' Staph. 85G. Der nebenraum dieses hauses zum ablagen
geräthe hiefz wie in den sülzhä^scrn: balve. „Tonnen in die I{
der bar' Staph. 849. Der herzogliche aufseher der bare sd
zugleich die vogtrechte über die arbeiter der sülze bis 1269 n
zu haben, die nun vom barmeister geübt wurden, t. Hammel
318 f. Volger hielt das wort für alavisch, es ist aber das nft
deutsche bore, bare, hebung, tragung, im engl, bar, gericht. v. Ham|_
stein, Bardengau p. 607 verwechselt sie mit der sülzbude, irrtä
darin, dalz er den verkauf an die berechtigten, die späterea i
laten, für einen verkauf „an die gewerke" hielt. 1. c. a. I36.|
Bareknecbt, m.', arbeiter und giefzer in der bare; Volger ibidv
angiebt, sie hätten uralte, kaum erklärliche namen, als ichj
darum kurz vor seinem tode bat, schrieb er mir, seine schwS
hindere ihn leider zu suchen. Ich ünde nur: Pannenstriker, T
sieget, pannendreger und vaget. l
Barensolt, barensalz, eine abgäbe jedes sülzhauses ursprüngUch^
salz, später in künstUcb berechneter rente, zur erhaltung der bara<-^
Volger ib. 3, Staph. 848 und 853. Jedes der 54 häuser lieferte
jährlich 3 süs salz, nachher berechnete man den choruspreis rOD
St. Viti, Nativ. Marias und Martini, nahm davon '/it + ^ -Sf, der
solmeister hatte diese rente einzuziehen; sie brachte 166d 1 «^
15 ß 8 -?t schwer geld vom hause. Bei iStaph, 860 ist es wegen
der hebung durch den sotiueistcr irrig Birrnesttlt genannt.
Barmester, barlmagister, magister salinarius, der nächste gerichtsberr
der sülze, seit 1209 als uachfolger des herzoglichen beamten von
den sülfmeistern, d. h. den _pfannenpächtern, zur entacheidung von
Streitigkeiten und zur wahruug der rechte seiner Wähler gegenüber
dem BOtmeister und rath gewählt. Kr ist der oberste beamte über
die Sülzarbeiter, richtete auf den sültesteinen daher über Schelt-
wort, braun und blau, wofür er dem stadtvogte i & zahlte.
V. Hamm., 136. Er wechselte ähnlich wie die burgemeister im
rath, so dass es stets 4 (zuletzt 2) barmeister, die als ,olderlude*
galten (Staph. 982), und einen worthabendun oder regierenden bar-
meister gab. Volger, Lüneb. Osterbl. 1861. Neujahrsbl. 1862.
Der regierende barmester führte ein scepter, im 17. jahrh. wenigstens;
es war von silber, 5 fufz lang mit der figur des evangelJsten Jo-
hannes. Hü reditus solvuntur annuatim a magistris satinariis qui
vulgo dicuntur baarmeslere ex fructibus saline. 1399. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, 413. Die barimagistri waren mit renten betheiligt
bei der praepositur zu St, Johannis in Lüneburg, Staph. 877; mit
dem bauheirn der Stadt hoben sie das lagergeld der bolzhude, Ib.
857, mit dem bütemester schlugen sie den salzpreia für je 26 tage
einer vlod an die aalzbude, ib. 850. Von jedem verkauften chor
115
hatte ihm der kaufmann 4 zu zahlen ; beim kopenfahren ritt er
vor der kope an hervorragender stelle. In Büttner's Lüneb. Genea-
logien steht eine liste der barmeister; eine urkundliche von 1432
bis 1626 (protocoUe der sulfmester) liegt als ^^Copia aus der bahr-
meister buch^ im archiv der Universität Rostock n. 778, sie stammt
von Doberan. Lucas Lossius, ,Luneburga Saxoniae^ 1566, p. 107,
nannte die barmeister „Barones^.
Barmester-kaste, m., die von den barmeistern verwaltete kasse zu
allgemeinen zwecken der sülfmeister. Staph. 982, 983.
Bäte, f.; (den sulfmestern beden), dat se de bäte und vorwisinge des
yloutgutes so tideghen vor in dat (erratum: dar) jar schlichten
etc. = betrag und nachweis aufmachen. Volger, Lüneb. ÜB. 3, 344.
Vergl. Mnd. Wb. 1, 159.
baten: weestu wol wat dy des jares baten mach van dinem gude
= zu gute kommen. Staph. 861. Vergl. Mnd. Wb. 1, 160.
bedagen = endigen. Wanneer de vlode bedaget syn. Staph. 863;
es werden dann die endterraine der vlode aufgezählt. Vergl. Mnd.
Wb. 1, 164.
Beninge, Benninge, N. pr., Name eines der 54 sülzhäuser, unfraglich
nach dem Herzoge Benno, dessen bild in kupfer getrieben, wie die
merkbilder aller häuser, von mir noch 1849 in einem magazin der
sülze gesehen wurde, v. Hodenberg, Verd. G.-qu. I, 14; H, 89. 361.
y. Hammerstein I. c. 578. 583. 589; bekannt seit 1231, in noch
älterer form im Necrol. St. Mich.: Benniggehusen. Es mögen
sich gleich daran schliessen die häuser Bernding, ihrer 3; infra,
supra et perversum, ausser der alten rundreihung, mit besonderen
rechten und pflichten, anscheinend erst in der 2. hälfte des 12.
jahrh. entstanden, und nach dem alten hause Bernerdinge (1231),
Bernedinghe (Mekl. ÜB. IV, 2652), Berninge, Barnioge, Berdinghe,
im Necr. St. Mich.: Bardigge, Bardinge, Bardiggehns. v. Hoden-
berg und V. Hammerstein 1. c. Das bild ist ein bär, das wappen
der V. Behr, doch bin ich bedenklich, mit v. Hammerstein diesen
namen darin zu finden, eher die alten Bardonen. Bovinghe, Bo-
vinge Ib. von Bavo, Bovo? Breminge (Mekl. ÜB. II, 1003) kann
nur nach dem Bremer erzbischof benannt sein, bei Staph. irrig
Brenning; bekannt seit 1231 als Breminge (Leverkus Lübeck. ÜB.
72), bei v. Hodenberg II, 90 verlesen : Bremin, und I, 15 falsch
aufgelöst: Bremenses.
BSr, n., Bier ; als abgäbe der salzhäuser ,freitag ins herrenhaus^ d. h.
auf die küntje. Staph. 849. Bergeld, n., 1 B beim pfannengiessen
dem vogte, ib. 856. S. Bareknecht. Vergl. Mnd. Wb. 1, 237.
Beschehnsen (1231), Betzehnsen. Name eines sülzhauses, das nie
Beczinge, Betzinge genannt wird. v. Hodenberg ib. II, 90, I, 14,
im Necrol. St. Mich, aber: Botzenhusen. v. Hammerstein 1. c.
Etwa von Boto ? Ein Betzendorf liegt in der nähe Lüneburgs.
beseden, st. v., besieden; die sülfmeister allein hatten das recht, die
pfannen zu besieden, nicht die eigenthümer. Mnd. Wb. I, 267.
8*
116
Besedinge, gerundiv-subst., Besiedung: de pannen in besedinge hebben;
in besediuge don. Vergl. Staph. 860. 862.
Besem, st. m., besen. ,Beseme' zu halten gehört zu den ausgaben
des sülfmeisters; Staph. 849. Mnd. Wb. 1 , 268; natürlich zur reinigung
der siedehäuser.
Beteren, schw. v., auch hochdeutsch „damit bessert er sein gut^ d. h.
hebt den reinertrag der sülzrente. Mnd. Wb. 1, 299. Staph. 1. a
850 etc.
Beteringe, gerund. -subst., „Besserung^, Mehrertrag. 1383 : der sulten
brücken to beteringe ores sultegudes. Staph. 866. Mnd. Wb. 1, 300.
Betannet, adj. part., betunnet solt. Staph. 976 = in tonnen verpackt.
Binnenchoras oder Binuenchorasgnd, n., vergl. chor und chorusgud;
die pfannenrente, welche an die pfaunenherrn selbst von den
sülfmeistern, ursprünglich auf dem Lambertikirchhofe vor der salz-
bude, bezahlt wurde. Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 1861, 9. 16. Diese
rente musste für das vergangene jähr bis nächste lichtmessen be-
zahlt werden.
Bleck) n., der platz der sülze, die wiese, auf der ursprünglich der
sot sich fand: up de sülten de nu is, edder up ein ander bleek
(1388). Staph. 866. Vergl. Volger, Lüneb. ÜB. — De prato quod
jacet juxta salinam (1231) v. Hodenberg, Verd. 6.-qu. II, 89.
Vergl. : quod pratum dicitur vulgariter Segebades bleck« Schlöpken,
Chron. Bard. 251 (1304). Mnd. Wb. 1, 354.
Boerer, urspr. borer, st. m., der heber, nach Volger, Lüneb. OsterbL
1861, 4, einer der sodeskumpane, der das wasser aus dem sot hebt;
da dieses aber der oser thut, so ist borer vermuthlich ein bare-
knecht, der pannendreger.
Bogen voren. Lappenb. Hamb. Chron. 182 irrthümlich für kopen fahren.
S. kope.
Bfimwulle, f. Baumwolle nennt Staph. 849 unter den regelmälzigen
ausgaben der sülfmeister; vielleicht als docht?
Bona dneis, Hertogengnd, ist die dem herzöge Johann beim verkauf
der neuen sülze 1273 zugesicherte rente von 3 chor salz (d. h. in
geldrente) von jedem der 51 älteren sülzhäuser, die 3 Berndinge
zahlten je 4. Daher steht dies neue herzogengut im gegensatz
gegen die alte rente : oldevlotgud. Staph. 850 ff. Volger, Lüoeb.
ÜB. ad a. Chron. Bard. 237 f. (Staph. s. 864 sehr falsch.) Die
herzöge verkauften diese rente , forderten sie aber trotzdem
1442 aufs neue mit 200 chor. Pfannkuche, ältere 6esch. des b.
Verden, 171. v. Hammerstein, Bardengau 136, hat die abgäbe
nicht verstanden. Bona ducis sind das von ihm erwähnte wispelgut
= chorusgut.
Boninge, selten bonige, f. und n., meist als pl. Sicher von bonus, wie
böntche; die angaben Mittendorff's im vaterl. archiv für Nieder-
sachsen 1843, S. 158, Mnd. W^b. 1, 386, sind theils ungenau, theils
irrig; es hat nie 15 vlode gegeben, theoretisch allerdings 14, that-
sächlich nur 13. Die vlode begannen am 5. tage nach h. 3 kSnige,
117
sie endeten mit Luciae, 13. Dec. ; die zwischenliegende freie zeit
lagen die pfannen nun meistens nicht kalt; sie zerfiel in 3 theile,
von denen 2 zum nutzen der pfanncnbesitzer und der sülfmeister
regelmässig besiedet wurden, jede mit 2 gaten, also V2 viod. Die
zeit von Luciae bis jahresschluss (24. december) gab daher ein
nachgut: naboninge; die vom Jahresanfang, 25. Dec, wo mit der
vesperzeit das sieden wieder begann, bis Thomae Gantuar., 29. Dec,
kam den pfannenherrn nicht zu, die zeit im beginn des Jahres vor
den vloden aber gab wieder ein vorgut: vorboninge. Die böninge
(also pl. für beide) gehörten den ;,praelaten^, also ausser dem vlod-
gude, als besondere rente, yon der sie aber bau und besserung der
siedehäuser zu stehen hatten. Bei dem reichen ertrage der sülze
bürdeten sie aber bald diese Unkosten auf den enormen gewinn der
sülfmeister z. th. ab, und verkauften die boningerenten als sonder-
guter. 1273 verzichtete der herzog auf jeden antheil an den
boningen. Volger, Neuj.-bl. 1861. Staph. 844. 849. 857, 863.
Die rente aus den 2 boningen betrug für die praelaten je
2 cbor in geld, berechnet nach dem durchschnittskaufpreis des
chor salzes während dieser 2 zeiten im salzlager yor der sülze.
y. Hammerstein, Bardengau 136. to yewelker pannen enen hal-
ven wispel geten to vorboninge van der nyen zolen. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, 62. Naboninge blift aldus wanne me de lesten vlod
(die nominelle 14.) nicht tobringen kan, also dat dar en gans dach
edder mer an enbrikt. Wat denne goten werd, dat blift eyn na-
boninge. Ib. 3, 62. Ursprünglich gehörten die boninge dem herzog,
der als alter eigenthumsherr davon bau und besserung der häuser
stand. 1273 entsagte Johann, v. Hammerstein 136.
Borehufxen, Brochafzen, Brokhnsen (1231), Domus Brochhusen Mekl.
ÜB. IV, 2652, N. pr. eines sülzhauses ; vermuthlich nach dem Olden-
burger zweige Bruchhausen. S. Huninge.
Born, m., die süsswasserleitungen. v. Hodenberg 1. c. 2, 361.
y. Hammerstein 1. c.
Bornemaker, der aufseher der 3 für die sülfmeister, aber auch für
die Stadt geschafienen süsswasserleitungen. Der sötmeister musste
ihn bezahlen.
Bornesolt, misverstandene rente bei Staph. 860. Vergl. barensolt.
Der salzbrunne heisst nie born, nur sot, während in Braunschweig
und Magdeburg ,born^ gebraucht wurde. Mnd. Wb. 1, 398 v.
bomegut, bornetoffere.
Bornstige, die zum erhalten des süsswasserborns urspr. versottene
Btige, (s. d.)? später die entsprechende rente. Volger, Lüneb. ÜB.
3 p. 163. 164. Dass born auch der quell (spring) eines flusses sein
kann, beweist Basel, nd. Pass. 1511 Wiuterd. 193: de borne des
reveres.
Bofzelsing, 1583 irrig für Gosselsing. Staph. 960. S. Godes-
calkinge.
Brak; de brak an der betalinge heft. Volger, Lüneb. ÜB. 3, 447,
dem nicht rechtzeitig oder genügend seine rente gezahlt ist. Mnd.
Wb. 1, 412 f.
Brsnt, m. Spreke jemand mit recUte in sultegud, dat id des nicht
enwere, de dat eschede, da.t scolde me vorvolghen mit brenden utli
to thende nä dem olden sulterechte. a. 1400, Volger, Liineb. üß.
3, 447. Das ausziehen des brennenden scheitea unter der pfanne
ist das Symbol der besitzbahauptung. Ok en wille we des nicht
staden, dat me dat Bulterecbt mit den brendeu uttotbeode und
zolen (sole) to vorbedende jennewia — vortoghere. men wanne de
brende dryo ute togen sint na suiterecht, des rac boven dre ver-
teyn nacht nenewis vortogern scal, so sculle we ane vortoch den
Botmester beten, dat be de Bolen vorbede dar de brende so ute-
toghen sint, zo lange dat brekede gut etc. betalet werden. Ib. 343.
breken, ,dat brekede gut', a. brak. Unvortogheiides rechtes helpen
umme ein brekede gut. Volger ib, 343. Mnd, Wb. 1, 41S.
Bremer sfilver ^ Argentum Bremense. Item gift de sülfmester nth
juwelikem buse alle Jahr 28 & iu dat hospital tho Lübeck des
billigben geistes vor Bremer Mtilver. Staph. 659; irrig: es zahlten
nur 50 häuaer, 25 an den h. geist, 25 au St, Johanoia xa
Lübeck, in summa 29 «^ 8 ß Lüb. Staph. 852 giebt die irrige er-
klärung: es sei für erlaubnis an heil, tagen zu sieden oder gar fiir
einziehung des klosters Heiligentbai. Es heisst auch hertogen sfilrer
und war eine rente für ein (in Bremen vermitteltes?) capital, das
1276 dem herzöge gehörte, 1282 kam es an die praelaten. Volger,
Osterbl. 18til, 2.
braken. der sulten brokea to beteringe ehres sultegndes. — de
brnkinge der salen. 1383. Staph. 86G. Mnd. Wb. 1, 436. 437.
BnngpfanDe. 1583. Verlosen ('i*) für Gunkpanue s, d.
Bnte, f. 1. Der tausch der Salzpfannen unter den sülfmeistern bei
den Verpachtungen durch die pfannenherren. 2. Da immer ein
ganzes haus, 4 pfannen, von nur einem sülfmeiBter besotten werdem
durften, die streitvolle Zusammenlegung der geringeren besitzthümer
zur besiedung und ausbeutung. Dies hies ,in de bute gan',
3. Das amt, welches das zusammenlegen, besiedeu und austUeilen
des Überschusses an die päcbter, d. h. die sulfmeieter, besorgte.
4. Die wecbselzeit, in der zu verschiedenen zwecken, zum bebuf des
sodes etc. vom sotmeiater gesotten werden konnte, Volger, Liineb.
Neuj.-bl. 1861, 11. 1862, 1. 2. {Wer nicht 4 pfannen hat, der)
muss sein gut zur bäte gehn lassen. Staph. 842. .So is dar
achter eine leddige tydt von des hilligen Garstes dage an beth np
den dach Thomae; under der tydt hüten de sulfmestere mit den
hüsen, unde heth de BUthe. Staph. 863. Es ist die zeit vom
vesperschlag am ersten weihnachtstage bis 29. Dec, S. boninge.
Für die bute s. 2. war eine buteordeninge, beuteordnung, vorhanden.
Mnd. "Wb. 1, 462,
Btltecbor, m., beutechor oder beutewispel, eine von den sülfmeistern
in bestimmten häusern zu zahlende rente, deren zweck und verbleib
nnbekaDüt ist. Der beutecbor war = 9 J^. „Die häuser, so auf
3 laduog (leitungen) liegen, wie auch die 3 häaser Bernding, geben
keinen heutecbor; die häuaer, so auf 2 ladung liegen, geben einen
halben als 4 .% 8 ß, sn auf einer kdung liegen, einen ganzen als
9 J^." Staph, 855. Vermutblicb ging es an den hutemesler,
Bnte-frniitscliop, f. S. fruntschop, hemelike fruntscbop. Diese, eine
art weinkauf, zahlten die sülfmeiater den pfanneneigenthiimern für
den genuBs der stigen d. b. der extra-sole. Während aber dteseii
c. 60 .% gezahlt wurden, zahlte der sülfmeister, der von einem
andern eine pfanne buten wollte, da beide den werth kannten, bis
200 .&. das hiess beulefreundachaft. Stapb. 850.
Batemester, butimagister, der von den siilf meistern gewählte Vorsteher
der bute. Er und der barmeister schlagen den aalzpreis für die vlot
an die ealzbude. wonach sich die berechnung der rente des chorua-
guts richtet. Staph. 850. Die bedeutung fehlt im Mnd. Wb. 1, 463.
baten, schw. V., B. bnte. Mnd. Wb. l, 463.
Bnteschorns, m., oder bntencbonisgiit, d,, s. chor und binnencborus: die
von den pfannenhcrrn unter festhaltung des eigenthuras an den pfannen
veräusserte rente an salzeinkünften, die zuweilen den ganzen pfannen-
ertrag wegnahm. Sie wurde den renteninhabern vom sülfmeister
gezahlt. Ihr beBitz heisst wispelgut gegenüber dem pfaaneneigen-
thum oder pfannengut. Volger 1. c. Sie wurde nach feststellung am
Lucieutag erat ein volles jähr später am Lucientage ausgekehrt.
kntt«Ddl'egei', m., die sodesknechte zur reinhaltung des sodes, der
wege, der Gumma etc. Volger, I.üneb, Neuj.-bl. 18G2, 2,
' ' "mg, Bnttiughe, Buschinge, Butzinge (Mekl. ÜB. IV, 2652) N. pr.
[ eines sülzhauses mit eigenthümlicher läge: „bat die fahrt (canal)
Lauter dem schiffe". Staph. 841. Bei v. Hodenberg I, 14. 89, II,
|362 ist durchweg G für B verlesen: 1231 Gutschinge, Gutzinge.
t'Das faaus zahlte die rente oversole, die bei Staph. 874 aus
J'Butzing oversole verdreht ist in: „Bntzing Cover, Zollen" im
LüDeb. ÜB. 3, p. 163 in „Butziug, orerzolen" und in „Butzingover
wie". Vergl. oversole. Das redende büd des hauses war ein biitt.
. Hammerstein 1. c.
C Vergl. K.
, (als der chor salz gelt von tage zu tage, Staph, 84.5); das
DtUt chorns, das auch im mnd. aufgenommen ist. 1. Ursprünglich
kom- und salzmass des handele und der abgaben = scepel.
!ollrolle von 1340; 4 vel 6 chori qui proprio dicuntur schepell.
. Hammerstein I. c. 139 (cf. Lüneb. ÜB.) 2. Im salzbandel und
' Salzberechnung der wichschopel, wispel; der gemeine
1 oder chorus. Staph. b58. 843. Dieser chor fasst 3 plaustra
läer) oder 12 rump oder 24 schepel oder 36 süss. Ib. 850.
paza stimmt 847 : so mannich mark der wispel (chor) des kauf-
, 80 mannich 8 A gilt der scheffel; denn 24 X 8 -A geben
%1 <Mf. Süss ist urspr. die menge salzes, welche aus einer der tag-
120
liehen 13 besiedungen jeder einzelnen pfanne erzielt wurde. Die
angäbe bei Staph. 1, 4, 19, 1 chor = IV2 plaustra (1408) ist
irrig. Von jeder flöde kann gesotten werden 30 chor oder wispel.
Ib. 844. 3. Chor als rechnungseinheit des durchschnittsprcises des
Salzes (eines chor) in jeder vlod. Dieser wurde an die salzbude
angeschrieben, d. h. ^de vlod anschriwen^. Ib. 850. Die 13 vlode
gaben also 13 durchschnittspreise je eines chor, die nun kauf-
oder gemeine chor hiessen. Die summe aller 13 kopchor ergibt
also die ungefähre summe des rentwerthes eines chor für die ganze
siedezeit der 13 vlode. 4. Chor, grote chor, prelaten-clior heisst
die ebengenannte summe der 1 3 gemeinen oder kopchor. Da die
pfanneneigenthümer von den pächtern (sülfmeistern) die hälfte des
ältesten reinertrags der rohen besiedung erhielten und dieser für
jede pfanne zu 6 chor gerechnet wurde, so erhielt der pfannenherr
davon 3 kopchor, von einem hause zu 4 pfannen 12; seit 1273
kamen dazu die bona ducis mit 3 chor von jedem hause (4 chor
der 3 Berndinge). Jene 1 2 chor hiessen oldevlotgut; alle 15
zusammen hiessen c h r u 8 g u t oderrente, einzeln auch wispel-
gut. Der Jahresertrag eines hauses oder das chorusgut be-
steht also aus 15 prelatenchor, alle 54 häuser geben 810 + 3
(aus den 3 Berndingen) = 813 prelatenchor oder 10569 kopchor
oder kopwispel als summe der alten gesammten sülzrente für die
pfannenherrn. 1639 Luciae stellte sich der freie (s. d.) prelatenchor
auf 69 e% 4 ß, der unfreie (s. d.) auf 51 .% 4 ß. Auch der pre-
latenchor als rechnungseinheit wird für jedes haus in antheilsrechte
getheilt, die oft veräussert wurden und das wispel- oder buten-
chorusgut gaben ; auch er zerfiel in 1 chor = 3 plaustra = 6
halbe plaustra =12 rump = 24 scheifel = 36 süss. Das süss
als Vs6 prelatenchor war die kleinste sülzrente. 5. Kurzweg wurde
auch das ganze chorus- und wispelgut chorus genannt.
Staph. 850. 857. Vergl. Volger, Lüneb. Neuj.- und Osterblätter.
Chornshere, wispelhere, rentener, gewöhnlich nach ihrer mehrzahl
,p r e 1 a t e n^ genannt ; eigenthümer der salzhäuser, pfannen. (pannen-
here), des chorus- und wispelgutes. Vergl. Volger ib. Staph. 851,
Hillighen Ciaren gilde, eine der beiden alten fraternitaeten unter
den sülfmeistern. Sie hatte einen altar zu St. Nicolai.
Cluvinge, N. pr. zweier sülzhäuser : Cluuinge supra und Cluuinge infra
(1474) oder Cluvinge und aliud Cluvinge (1231); v. Hodenberg I. c.
II, 361, Staph. 910; niemals mit K geschrieben; vermuthlich nach
der (edlen?) familie der Cluver genannt, die wenigstens am sülz-
zoll noch freiheiten hatten, wenn sie auch keine Lüneburger burg-
mannen waren. Im Mekl. ÜB.: Inferior Cluvinge und Roderen
Cluvingen, wofür ^B a v e r e n*' =: supra zu lesen. In Cluvinge supra
lag das feuer ungewöhnlich „nach der kante".
Codesing, sülzhaus, Staph. 910 irrig Code Finge. Kadetzinge,
1231: Katschinge, Necrol. St. Mich. Kosinge, Kodesinge.
V. Hodenberg 1. c. v. Hammerstein 580.
121
Collectorie, f. 1. Die alte coUectorei, die besondere casse, in welche
die zum abtrag der stadtschulden nach dem praelatenkriege be-
stimmten abzüge der sülzrenten (hülfe) flössen. „Summa summarum
aller hulf der CoUectorie 13000. 300. 60 c% 5 ß« = 13360 J^ 5 ß.
1474. Staph. 957. Sie hiess auch Brunswikische CoUectorie, weil
sie die schulden der hanseunterstützung für Braunschweig in der
Btiftsfehde bestritt. 2. erhob man eine upsato von jedem bei den
weissladem verkauften chor seit 1598 für eine neue schuldentilgungs-
casse: die neue CoUectorei (8, 16, dann 20 ß vom wispel).
Die cassenherren hiessen collectoren. Volger, Osterbl. 1861, 6.
GOBtribntion (gespr. Contributschon) nannte man im 17. jahrh. die
ausser dem lohne den sülzeru gemachten Zuwendungen (ungeld):
^dem sieder (höder, vogte) sein ordinär lohn und contribution.
Staph 849.
St. Cyriaks-karspel. Die sülze mit der alten stadt gehörte zur Öt.
Cyriakskirche, welche unter dem Kalkberg (etwa an der heutigen
Wegekreuzung der abtei gegenüber) stand. Nach 1371 ging sie ein,
und ihr Sprengel wurde der klosterkirche zu St. Michaelis einver-
leibt. Vielleicht kam die sülze schon früher an St. Lamberti.
».
Degedigioge, f., de pannenhcre in der degediginge mit demjenen
de de pannen von em — hebben will. Staph. 860. Mnd. Wb.
1, 494.
Deiuge (Mekl. ÜB. II, 993), Beginge, Beyinge, N. pr. eines sülzhauses.
V. Hodenborg 1. c. v. Hammerstein 1. c. Staph. 480. 910.
D£l, m., u., theil; die gesonderten theile des sülzhauses. S. hüs.
Zuweilen kann auch dele, f., = flur gemeint sein. Mnd. Wb.
], 498. 499.
Denkweringe, Benkqaering, Benckqaerdinge, N. pr. eines sülzhauses.
Staph. 19, 481, 910. Thencqueninge, 1231: Tzenequeninge, Der-
queringe, Necrol. St. Mich.: Tanquininge. v. Hodenberg 1. c.
y. Hammerstein 1. c, trotz aller frühen Verdrehungen unfraglich
von Dankwin oder Dankmar; vielleicht dem Verdener bischof.
Dependal, ein theil des Grimmes im lehnregister von 1330/50.
V. Ilammerstein 141. Er gehört zu der sumpfigen niederung west-
lich des kalkbergs, die einen alten erdfall, von auslaugung des
salzes stammend, darstellt. Lüneb. ÜB. mehrfach. Korresp.-bl. IV, 55.
Dernetzinge, superior und inferior, Derneschinge (1231), Necrol. St.
Mich.: Dernesinge, Derncinge, n. pr. zweier sülzhäuser; später
(durch angliederungan dornitze?) Doruzinge, Dorntzinge, Dörntzinge
V. Hodenberg 1. c, v. Hammerstein 1. c. Staph. 487, Overn dorn-
sing ib. 961.
Ditmaringe, Ditmaring, Thitmeringe(l231), Thetmeringe, N. pr. eines
sülzhauses. v. Hammerstein, v. Hodenberg, Staph. 1. c. Thitma-
ringe, Detmeringe im Mekl. ÜB., unfraglich nach dem Verdener
bischofe oder dem Billunger Ditmar, Thietmar.
/
doSn, dfin, st. unregelm. v., Mnd. Wb. 1, 537. 1. Ertrag geben,
kosten; wat dat aolt des jares deit. — wat de wispel des dagB|
gedan tieft. Staph. 861. 2. austhun, verpachten: bo do men ^
nich up lange jähre in beBedinge. Staph. 862,
döf, adj-, waaserleer; Dove Söt, vor der sülze, vielleicht der söt,
früher die sole der neuen siilze aus der fahrt aufnahm. Ätn Don
Söt (am tauben sood) name des platzes.
DrAger, ein fiodesknecht, der als lohn vom Bülfmeister für jede (^
2 -S erhält. Staph. 856; darnach ist er der altoger (s. o.) and
der buttendreger (a. o.). Die dreger bilden sonst in ded
Städten das amt der bajuli oder portatores, in Rostock nannten i '
sich eine kuropanei. hatten eine rolle von 1490 und mussten da|
geschütz, die büchsen, führen. In Lüneburg galt der „dreger de ("'
karen tet" für nicht ehrlich. Volger, Neuj.-bl. 1863, 15.
Dfigger, m., einer der sodesknechte, dessen arbeit nicht nachweisbl
ist. Volger, Lüneb. Osterbl. 1861, 4. Der eigenname Dagge kom
in Meklenburg öfter vor. Vermuthlich ist aber der dügger nichtil
anderes als der tugger (b. d.).
E.
EbbetsiDge, Ebetachinge (1231), N. pr. eines sülzhauses, wohl nw,
Ebbeko; ob demselben, von dem das kloster Ebbekestorpe (Ebetorf
und das geschlecbt v. Estorf den namen fuhren ? Die v. Esto
und namentlich ihr zweig die Scacco, Schack, hatten sülzlehen l
burgmünner von Lüneburg.
Ebbinge, Ebbinghe, N. pr. eines sülzhauses, nach welchem Ebbo i
unbekannt, v. Hammersteiu und v. Hodenberg 1. c.
Ecbertinghe, Ecbertinge, bei Staph, 841 Egberding; ebenso, der namerf
geber Ekbert ist wol einer der Brunonen.
Edinge, Eding, ebenso. 1. c.
Ggeldike, byme; in dem sumpfbereich anter dem kalkberge.
Dependal.
fgen, 8w. V., so e e g e t be (der pfannenberr) alle jabr ein leidisch takal
van iDliken pannen, wanneer dat Jabr ummekümmt, und dann (du
sülfmeister) mit ehme rekent, Staph. 861 = sich zu eigen fordet'
(Überher), Ist es eschen?
Egendom, n., wente von anbeginne was (dat olde vlodgut) dat era
gut (d. h. die erste sichere anfkunft), dat de vörsten vom Eg^
domes wegen plegen tho hörende. Staph, 859,
Egetinge, N, pr. eines sülzbauses. I. c.
EFnge (1231), Eying, Eynge. N. pr. eines sülzhauses. 1, c. v. Hu
merstein macht auf den Ortsnamen Egendorp, Igendorp, lendon
aufmerksam nnd erinnert an den alten führer des LongobardoT
auszugs Ayo, Eyo.
Einharder, m., s. inbardor.
Etmeoowe, f., n. pr. desflusses, Ilmenau; im MA. stets mit a anlaut«
Der name ist unfraglich nicht slavisch, was Volger Or. Lun.
123
not. 5 ans dem rassischen Ilmensee schliessen wollte. Vergl. Elm,
Elmelohe (im Bremischen), Elmenhorst etc. Graff 1, 249. Förste-
mann namenb. IP, 517. In Schomakers (f 1563) ungedr. Lüneb.
Chronik heisst sie auch Luna (Lunawe ?) „by einem water die Luna,
nun tor tydt die Elmenawe genömet wert (fol. 3. des Ms. der frü-
heren ritterakademie z. Lüneburg). Ib. ad a. 1396 wiederholt: ,die
AweS ,paleden die Awe to'; noch jetzt oft nur ,die Aue^ Volks-
ableitung erklärt ^^Elmenau^ daher, dass die Elmenau aus elf nuen
entstanden sei : elben awen = Elmenau. Alle ihre nebenflüsse, wie
alle heideflüsse heissen Au. Bei den Slaven soll die Bmennu
Punsedal geheissen haben, v. Hammerstein 570; doch wohl ein
älteres miss Verständnis? Nach Graff würde Elmenowe auf elm,
ellm, die ulme, zurückzuführen sein. Graff 1. c. und 3, 864.
Elverding, s. AlYerdinge(l23 1), N.pr. eines sülzhauses. Elverdinge,Alvcr-
dinge, jetzt Alvern, kommt im Lüneb. als ortsname vor. v. Hamm. 1. c.
Emmer, s. Ammer.
Enpfängergeld, Staph. 848 unter dem vom sülfmeister zu zahlenden
ungeld. Es wird, da es neben andern löhnen etc. steht, ,entvenge-
gelt^ heissen sollen, eine beim anzünden des pfannenfeuers zu
zahlende lohnbeigabe.
Enning, Enninghe, 1231 (wol verlesen) Eminge, N. pr. eines sülz-
hauses. V. Hamm. 1. c.
Erderinge (1231), Erderinghe, Erdinge (Necr. St. Mich.), ebenso.
Eringe, gerund.-subst. ; twe ammere to erlüge. Volger, Lüneb. ÜB. 3,
p. 62. Vergl. ammer. „Zwei eimer überher^, also zur ausgleichung
von irrung; daher = erringe Mnd. Wb. 1, 727.
Everiuge, im Mekl. TJB. II, 1003 Eweringe. Sülzhaus nach dem burg-
mannengeschlechte der Everinge ; die örter Deutsch (wester) und
Wendisch (ostcr) Evern (Everinge) liegen dicht vor Lüneburg.
F. 8. V.
O.
Cranky Mnd. Wb. 2, 10. Darna dat dat solt sinen gank hefft (secun-
dum cursum salis). Staph. 860. = nach dem wechselnden preise.
Crastmester, Staph. 920 ff., »gastmeister bei der sulten' (ib. 927)
scheint immer, auch bei dieser letzten bezeichnung, der gastmeister
des hospitals zum h. geiste (auch kurz „des grossen h. geistes^)
zu sein. Der gr. h. geist hatte viele sülzrenten und enge Verbin-
dung mit den brüderschaften unter den söt- und sülzknechten.
Vergl. Mnd. Wb. 2, 17. Volger, Lüneb. ÜB. 3, Nro. 1250. 1264 etc.
Wallis Abriss etc.
Gate, s. gote.
Gave Godes (Gades), nachher hd. : gäbe Gottes, wird gern die im söt
zuströmende sole genannt. Vergl. Staph. 847.
Gelegenheit, f.; de düsse gelegenheit (der sulten) nicht wusste; Staph.
860 = den lop, gank der sulten, den brauch. Vergl. Mnd. Wb. 2, 40.
fieminge, N. pr. eiues sülzhauses, im Necrol. St. Mich, trrig Gremyngl
(wenn dieses nicht für Grevinge steht), sonst (jremingge und Gemigm
Letzteres gg ist nur die nasalirung fiir og, wie noch im 16. jabrlu
der Rostocker prof. Stange Staggius geschrieben wird, v, Hodei '
berg und t. Hammerstein 1. c. Bei Stapb. 852 irrig Gening.
fierardinge, Gherardinge, ebenso. I. c. 1231 Bererde nur verleset
(■esch]echter, zuerst als n, pl. für deo kreis der sülfmelsterfamiliei
der Theodorigilde, dann im 16. jahrh. m. sing, fiir jedes mitglie
derselben ^ sülz- oder sakjunker.
geteu, st. V.: 1. die aus dem sode gehobene, abgemessene sole in d
leitungen für die einzi^lneu siedehüuser ausgiesseii, durch ausgiesssw
ihnen zutheilen; scalme juwelkem busse uppe der zulteo geten tweT
schock vorwateres to jewelker gote etc. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p,
ß2. Der aotmester schwört: dat he baven dessen nascrevene plich;
tige gote nenerleye uiiplicbtige stige edder andere unredelke gotfl
geten wille. Ib. p. 63. to yewelker vlod gnet me de zulten ret
werue umme. Ib.; d. h. in jeder gote bekommt jedes haus reihe uia
4 X '/«■ desse nascreven plichtigen gote guet me ok andern luden
ib. p. 64. „gut me" ib. p. 163. 2. ein sakmass giessen, statt döB
dazu nüthigen sole: eneu balven wispel geteu to vorboninge, Ibj
p. 62. i
Geter, m., der sodeskumpau, welcher dieses giessen besorgt, Volgefl
Osterbl. 1861, 4. Staph. 862 (056 ist er durch Verwechselung t "
einem sülzer: seder [s. d.] genannt); er bekam von jedem hause 1
jede gote 8 ^^. Er goss nur am Tage, der nacbtgiesser biet
höder oder hüder. Im Mnd. Wb. 2, 89 ohne diese bedGutui__^
tilnsinge, im Mek). ÜB. II, 1265 Glusinge, N. pr. eines sülzhauseq
Glusiog hicss der ort des von Lüneburg viel besuchten jobannili
marktes, Artlenburg gegenüber, am rechten Eibufer : auch ein aui
gestorbenes rittergeschleeht. v. Hodenberg. v. Ilamnierstein. L i
Godescalcschinge (1231), aber im Necrol. St. Mich, Goslesinge, späte
allgemein (iosselsittge, N. pr. eines sülzbauses. 1. c. £s sott, iie$M
bezahlte dem kloster Lune ,Vraweostige' (s. d.). Staph. 840. 158ä
(verleseuV) Bosselsing. Staph. 960.
Gote, f., pl. de gote (dat synt de plichtigen gote), später pl. |
(Staph. 659. 862. 863), dann sing, de gate und hd. die gate.
ist ein fictives rechnuogamass für die zu vertbeilende sole =^
ammer (s. d.), seit 1569 rednzirt auf 6 kümme (s. kum). Jeda
haus erhielt in jeder der 13 vlode 4 gote, 1 gote also = 'U y\oi
oder 3 stige. Im Staph, 859 steht verkehrt 4 Üöte statt göte
L. Neuj,-bl. 1861, 6. 12. Beispiele vergl. v. geten. Man theitti
die gote wieder in 60 sal. — Plichtige gote siut alle, welche von
sotmeister für recbnung der pfannenherren oder nach gesetzlichafl
bestimmungcD abgegeben werden; andere würden unredelke goti
sein und unplichtige stige (s. d,), Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63.
2. gote = die solmasse einer gote : „Von der gate geladen
salz gewonnen) 7>/s eher, von 4 gateu 30 chor; 1422 aber von <
125
gate 9 chor/' Staph. 846. 847. — Auch als n. : in juwelikem goete.
Staph. 859. 862. Vergl. Mud. Wb. 2, 136.
Crowisch, f.; „de gowiscb juxta montem'^ v. Hammerstein 1. c. 312;
entweder die wiesen in der moorniederung der erdfälle oder die
Teche ?
Graal; hospital zum G. 1474 begonnen, 1504 von Bürgermeistern
vollendet, übernahm die Speisung der koldregerschen ; es war ausser-
dem siechenhaus mit einem pockenhause. Wallis Abr. der Reform.
Gesch. der Stadt Lüneburg.
Gravengelt, n., abgäbe der sülfmeister. Da graben- und wachtgeld
bei Staph. 849 zusammengenannt sind, muss es eine abgäbe für
die befestigung und bewachung der stadtwehr sein.
Graft, f., vgl. Mnd. Wb. 2, 137., der am ende des siedehauses von
dem etwas tiefer liegenden pfannenraume (halve) abgetrennte bretter-
verschlag, ein behälter für brennholz und geräth. Sie hatte einen
eingang von aussen und einen bedeckten niederstieg in die halve
(gunk). — Auch eine der kleineren Salzquellen hiess 6raft.
Orimm, m., Grimmo, in Grimmone, in deme Grymme, n. pr. der ver-
bürg oder eines vordorfes vor dem kalkberge vor Lüneburg, der
sehr häufig mit der unter demselben berge, vom Grimme durch eine
erdfallniederung und die sultwisch getrennten sülze genannt wird.
Lehnrolle von 1350/52 : ver voder eines rumpes mjm upper sulten unde
ein wisch in deme grimme borchlen. v. Hammerstein p. 140 f. Die
Lüneb. U.-Bücher. Im Grimme lagen die burgmannshöfe. v. Ham-
merstein p. 144 betont, dass neben den bürgen zu Hamburg, Dan-
nenberg und Bleckede gleich genannte örtlichkeiten desselben krie-
gerischen namens lagen. — In Hamburg, vor Schwerin und Rostock
kommt ähnlich der name Cramon vor. Korr.-bl. IV, 48. 55. Volger,
Or. Luneb. 44 not. 24 hält seltsamerweise „Grimm" für einen sla-
vischen namen. — Die salzausfuhr nach Verden ging bis 1369 durch
das Grimmen-, Orimmerenddr, 1369 wurde es vermauert, es lag
zwischen Suite und kalkberg vor der Salzbrücker Strasse, etwa wo
die heutige kurze Sülzwallstrasse liegt, und führte nach dem Grimm.
Lüneb. ÜB. St. Mich, und Volger, Lüneb. ÜB. öfter, v. Hammer-
stein 140. Volger, Or. Lüneb. 18. 45. Korresp.-bl. IV, 55. Der
eigenname Grimme, Grimmeke, kommt im 15. und 16. jahrh. in
Stade für eine linie des geschlechts von der Decken vor.
Grevinge, Grevinghe, n. pr. eines sülzhauses. 1402 wird verkauft: ein
wech auf der sülte genannt Grevinges wech. Volger, Lüneb. ÜB.
p. 389. Es ist aber kein wech, sondern die rente aus einer solen-
leitung (s. wech). Es ist kaum zu bezweifeln, dass der name von
grave, greve, graf stammt. Die nachgebornen Billunger waren
grafen; aber es hat sich im Verdenschen und Bremenschen der
titel gogrefe und grefe bis jetzt erhalten. Der erste königliche
beamte des Alten Landes zu Jork hiess bis 1866 grefe.
Grote segger, oversegger, s. segger.
Önrnma, f., immer mit art. ,de Gumma^; der wasserlauf vom kalk-
126
berge her und abzugsgraben der Lüneburger sülze für wildes and
unrath-wasser (anderwärts faule leite, faule grübe, golle genannt).
Neuj.-bl. 1862, 4. Vielleicht ist es stammverwandt mit Oamm,
Oamme, wie 2 todte Eibarme bei Zollenspiekor, und danach auch
deren sumpfiges marschgebiet (Vierlande), hiessen. Vergl. die karte
in Schlöpken, Chron. Bard. und H. W. C. Hübbe, Einige erläute-
rungen zur hist. topogr. ausbildung des Eibstroms und der Marscb-
inseln, Hamburg 1869. Da das wort jetzt gern für slavisch ge-
halten, die ausgestorbene Familie v. Gamm als altslavisch hinge-
stellt wird, führe ich als unzweifelhaft sächsisch das holz ,de
Oamme' bei Stöterlingenburg a. 1310. 1422 an. ÜB. Stöterlin-
genburg 65. 191. Vielleicht ist die berühmte dithmarsische „H&mme''
desselben Stammes. Ob die Gummowe bei Wismar deutsch oder
ein deutsch geformter wendischer name sei, ist mir nicht bekannt;
es ist ein bruch.
gnnk, m., der bedeckte gang in das sülzhaus von der graft, und
dessen Verlängerung im hause.
gunkpanne, f.; Iö83 (verlesen?) Bungpfanne, Staph. 961: die 2 an
den gunk stossenden pfannen. Die 4 pfannen jedes siedehauses,
die ursprünglich in einer reihe am ,wege^ lagen (woher die be-
zeichnung ^vordere' blieb), lagen später in 2 reihen einander gegen-
über (also rechts und links); die 2 am gunk liegenden hiessen
gunkpannen, die 2 anderen wechpannen; da diese pfannen
einzeln das eigenthum der sülzbesitzer bildeten, und auf die ein-
zelnen auch renten angewiesen wurden, so kommen die namen wie-
derholt in den Urkunden vor: Gunkpanne, ad sinistram, linke,
linkere, luchtere; ad dextram, dextra, rechte, rechtere, vordere,
obere; ebenso die wechpannen. Volger, Neuj.-bl. 1861, 6. Staph.
910 etc. Dainach ist Mnd. Wb. 2, 166 richtig zu stellen. Die
4 pfannen waren gleich gross, von blei, 3Vs fuss ins gevierte, 4
zoll hoch. Der gunk lag nicht immer gleich, ein siedehaus hatte
bis ins 17. jahrh. die 4 pfannen an einer seite, doch ist folgendes
Schema im allg. richtig:
c
a
2
1
d
b
2
graft
halve.
1 wech.
2 gunk.
a gunkpanne dextra.
b „ sinistra.
c wechpanne dextra.
d ,, sinistra.
Gut, göt, goud, n., das pfannen- und renteneigenthum an der sülze,
nicht eigentlich der salzertrag : „eres g u d e s in der rente uppe
der zulten. (1388) Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 62. Guedt edder
127
rente in der zulten. — Beteringe ores zultegudes, — de sulte
to Luneborg und dat sultgud; — de de rente und g u d e r up
der zulten tho Luneborg bebben (1385). Staph. 866. Der ertrag
überhaupt ist zultegud , soltegot; dieses ist stadtplichtig
oder ,vry'. Lüneb. ÜB. 3, p. 165; letzteres hiess 1390 so, wenn
es im alten besitz von praelaten war und keinen stadtschoss zahlte ;
seit dem praelatenkriege aber vrigot, vrige got, wenn die
im endlichen ausgleich den praelaten gütern aufgebürdete beisteuer
für Verzinsung der stadtschulden mit hauptstul abgelöst war, u n-
vrige gut, wenn die rente lasten blieb. — Swar g., licht g. (s.
licht). — Oltvlodegut (s. d.), Herteghengot, hertzogengut (s. bona
ducis), mantgut (s. d.). Volger, Neuj.-bl. 1861, 15.
Halve, f., der siederaum des sülzhauses, entgegengesetzt der graft.
Volger, Neuj.-bl. 1861, 6, Vergl. gunkpanne. Ursprünglich die
halbseite (up de halve = zur seite), der name stammt daher noch
aus der zeit der einreihigen pfannenlage. , Wasser aus der halve
tragen ; tonnen in die halve (zum ansammeln des Spülwassers, auch
der wegzugiessenden Mutterlauge)^ Staph. 849.
HaBBOver, N. pr. eines sülzhauses. 1231: Honovere. Honover, Hohen-
over, alta ripa kommt auch im Yerdischen und der Bremischen elb-
insel Hanöfersand vor. v. Hammerstein 58. 615 erinnert bei Ha-
nöfersand an Hanofra, Hnäfes scylfe.
Hare, nppe deme; jetzt Auf dem Harz, der platz vor der sülte, der
alte gerichts- und marktplatz. Volger, Orig. Luneb. 22. S. das
folgende.
HareB wird als eine ausgäbe der sülfmeister angegeben, also lohn für
reinigen. Staph. 849. — Es gehören dazu beide Wörter ,hare' Mnd.
Wb. 2, 207; = mor, morast, här, hör (Mnd. Wh. 2, 299). Vergl.
Harena Vrigborch = Horneburg bei Stade und Horeborg, Horborch,
Horebruch = Harburg (Hamb. ÜB. reg.), Horborch = Dreckhar-
burg bei Lüneburg. Sudendorf, ÜB. 1, 289, Horendorpe (Hardorf)
bei Stade, alle nach ihrer läge benannt. Dagegen gehört har-
geld Mnd. Wb. 2, 207 zu baren: schärfen, das geld für das
schärfen der pergamenter-messer.
H Mköhrt ^™' strassennamen. S. Hare und Arskarve.
Haveringe (1231), Hoveriuge, Hauringe, n. pr. eines sülzhauses, sonst
Henringe, auch im Necrol. St. Mich.; vermuthlich ist Henringe (nach
Heinrich?) der älteste und zuletzt gebliebene name, während es
Haveringe vielleicht nach den haverpenningen genannt ist. Das
haus gab vrawenstige.
flanerpenninge : Item in salina Lüneburg in decimo flumine (in der
10. vlode) dabuntur (dem probste von UUessen) V marce denariorum,
que vocantur hauerpenninge. v. Hodenb. Verd. GQ. 1, p. 10.
Offenbar war es eine später in rente verwandelte abhängigkeits-
128
recognitioD. Volger will heuer^miethpf. darunter verstehen, Neuj!3
l'?62, 9, doch irrig: die urk. müsste dann hurep, lesen.
flelli», f-, wurden melirere aalzquellen genannt, die man sich mit j
llelja, der Unterwelt, in gewissem zusammenhange dachte, nameji
lieh aber die zu Salzderhelden, welcher name daraus erat i
umgewandelt ist; früher castrum Helden, caatrum Zaiina, die H<a
Vergl. Havemaon, Gesch. von BraunscLweig-Lüneburg I, 427. X
dortigen burgmänner hiesseu van der Helle, ab inferno; sogar j
herzöge: hertich Erik van der Helle en grot rover der stratea i_
des copmannes (f 1427) Körner bei Grautoff II, p. 553. Auf ^
Lüneburger sülue weist der Spottname der salKfahrer: heljag
darauf hin, zugleich name des teufeis und des wilden Jägers, 1
mutblich aber kam der name auf die salzfubrleute von den kop0
fahrern (b. d.). Vergl. meine nachweise in Wolf, Zeitschr. t-M
Myth. 1, 288 flf. Zum vorkommen des Ortsnamens Heile ist i
zutragen die Helle in Oberneuland bei Bremen, die stra:
kleine Helle' in Bremen. Ab inferno, de iuferis sind auch Lubec
bürgemamen des 13. und 14. jahrh. Liib. ÜB. und Mantels,
Osterprogr. 1854, 21. Ein gewisses grauen vor dem betreten {
unterirdischen anlagen in Lüneburg lehrt auch Volger, NeujJ
18ßl, 3; die schauer nahmen vor dem betreten das abendou
wol nicht wegen der gefahr des einsturzes, sondern eher wegen i
ausströmenden tödtlichen kohlensaure, üeber heljäge
nachweise: Zeitschr. des Harzvereins 12, 12. Weinhold, das Chn
fest ein Wodansfest, vergl. Morgenbktt 1854 no. 1 S. Der boi
zu Heihaus zu Ostenbolz (?) soll dem heljäger zu Christabend l
kuh herauslassen.
flellineh, m., scheint im MA. trotz fast völliger verscbollenbeit i
name der sülzarbeiter auch in Lüneburg gewesen zu sein. Hallet,
eyn helliuch. Lüneb. Ms. von 1488. No. 82 der bibl. der frühöj
ritterakademie. Wolf 1. c. p. 289.
Uemelike rrnntBChop s. Icfmot. Volger, Neuj.-bl. 1861, 11, 12.
Hemmelfartsgelt erhielten die 3 sülzer vom eülfmoister. Staph.
Hertogcngnt s. Bona ducis.
Uerlogen kokensolt s. kokensolt.
Herfogen sülver s. Bremer sülver.
Himinete, himpte, m., neben dem scheffol und süs das eigentliche s
mass; 9(j hmipten waren 72 scheffej, der himpte also = ^4 acheffel,
96 gaben eine last. Volger, Neuj.-bl. 1861,7. Vergl. hemete Mnd.
\Vb. 2, 238. Das i ist alt: himpto, oiiis Hoffm., Findlinge 2, 154,
Hinrik, de krank« Hinrik, name einer der drei süsswasserleitungen
nach der stadt und der sülze, die der sötmeister uuterhalten musstc.
Neuj.-bl. 1862, 12.
Hinxtebeke (1231). Hengesteb«k0 (1261), später Hinxt, n. pr. eines
Bülzhauses, dessen warzeichen ein rosa war. v, Hodenbeig 1. c.
V. Hammerstein 1. c. 578. Vergl. 564.
HOder s. huder.
129
Holt, n. Die sülzhäuser verbrannten nur holz, eigentlich nur buchen-
holz. ^Wenn de faden 1 S» gelt, so kumpt to jüweliker süst einer
pannen 7 ^ holtes.^ Staph. 859. (d. h. für jede pfanne täglich
7 6 7 ^). Die sülze verbrannte jährlich mehr als 29000 faden
ä 216 cubikfuss. Volger 1. c.
Holtgelt; die 3 sülzer bekamen vom sülfraeister ausser lohn etc. be-
stimmtes salz und holz, letzteres direct von der hauung (,haue')
oder von der hude ; die abfindung dafür war für den faden von
der hauung 2 Jk, von der hude 2 «% 12 ß. Staph. 971. HoltkSp,
holtköpgelt ist dagegen der kaufpreis für den sülfmeister selbst.
HoltjageH; der herzogliche vogt zu Lüneburg, später zu Winsen an
der Luhe hatte das recht, zweimal im jähre, einmal ,by strotyden^
und einmal ,by grastyden' vor Lüneburg alles brennholz für den
herzog wegzunehmen (to jagen), das nach Lüneburg zum verkauf
geführt wurde. 1371 wurde das recht urkundlich von herzog
Wenceslaus geregelt. Sudeud. 4, 171. Das seltsame recht erlosch
erst im siebenjährigen Kriege. Gebhardi leitet es nicht unwahr-
scheinlich von dem anspruche der herzöge vor 1371 her, den be-
darf für ihren küchengebrauch auf der bürg vom markte den
unterthanen abzunehmen, welcher anspruch nachher auf die bürg
zu Winsen übertragen wurde, nun aber auf der landstrasse geübt
werden musste. Annalen der Churlande 8, 206 ff. v. Hammer-
stein, 132.
Holtlager, n., eins war auf der sülze selbst, das andere am wasser
auf der hude.
Hof, uppe Sunte Lambertes hove, dem kirchhofe der Lambertuscapelle,
später kirche, d. h. indersültebode, wurden die sülterenten
bezahlt. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 447.
HBvtsegger s. segger.
Hade, nolthnde, f., das holzlager am wasser. ;,Ein sülfmeister mag
zu seinem hause auf der hude stehen haben 100 faden, wer kein
sülfmeister ist, soll dort nicht länger haben als 6 wochen oder
gibt 2 ß für jeden faden zu der Stadt baue, diese fordern barmeister
und bauherr. Staph. 857. Vergl. Mnd. Wb. 2, 276.
Hader, später Hfider, dann HSder, m., name zweier verschiedener
nachtarbeiter. 1. HSder am sode, er vertritt nachts den Geter und
erhielt von jedem sülfmeister von jeder gote 9 ^, 2. HSder, ein
sülter; in jedem siedehause siedet tagüber der seder, nachts der
höder ; es gab deren also 54. Oefter werden die namen ver-
wechselt, so Staph. 846 : der höder (1. seder) versiedet des tages etc.
Vergl. Mnd. Wb. 2, 278 hoder.
Haginge (1231), im Meklenb. ÜB. II, 970. 993, III, 1960. 2107:
Hoginche, Hoginge, Hoynge, nachher Hoyinge (und daher irrig mit
Hoya zusammengebracht), 1583 wieder Hogingk. Staph. 960, n.
pr. eines sülzhauses; der name Hugold, Hungold, Hugo kommt im
Behr'schen geschlechte vor, es hiess so der bruder des bischofs
Hermann von Verden, v. Hammerstein 1. c. 60 nennt den namen
HiederdeuUohes Jahrbuch. V. 9
i'-
130
auch Gighingi, Hughingi (?) and denkt an die Gugingen der
Longobarden.
Hnlpe, f., gradezu = zweck: de sülifmestere hebben tho halpe tho
der bethalinge der wispel (folgt die menge der sole). Staph. 859.
Hnninge (1231), Huuinghe, Huneringhe (1220), n. pr. eines sülzhauses;
die nachrichten vom grafen Hun, dem Stifter Rastedes, machen
wahrscheinlich, dass das haus nach ihm hiess. v. Hammerstein 1. c.
Krause in Forschungen zur d. Geschichte 18, 379.
Hfts, n., das siede- oder sülzhaus; deren waren vor der mitte des
13. jahrh. 50, denen die vlode durch 10 holzrinnen (wege) gegossen
wurden. Dieses sind daher domus fluminales, vlodehüse, doch
wird das etwas spätere Eying trotz einiger abweichung wohl dazu
gerechnet. Die übrigen, die 3 Berndinge, heissen mensuales,
sie erhielten dasselbe mass soole, aber in anderer Ordnung, daher
hiess ihr mass und ihre aufkunft mantgut. Staph. 851. Für
den salzverkauf und die renteberechnuug theilte man die fluthäuser
in 10 dele, jeder del zu 5 häusern, davon werden alle tage ver-
kauft 5 chor ; dat wahret tein daghc umme. Und so wie diese chor
verkauft werden, so werden alle chor verkauft des tages uf der
sülzen. Staph. 847 ist ganz irrig, 801 fast richtig.
Hnttinge, Hnttinghe, n. pr. eines sülzhauses. Hnttingheswech, Volger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 418 (1399), vergl. wech.
J.
Impost, pl. imposten, m., die vom rath den sülfmeistern im 17. jahrh.
zu einer kriegskasse auferlegten abgaben, die nachher aber zu allen
stadtausgaben dienten.
Inharder, m., verhochd. einharder, der name zweier aufseher, welche
über die sole buch führten, den solstock der häuser unter auf-
sieht hatten und die sodeskumpane ablohnten. Volger, Neuj.-bl.
1862, 4.
InschSten, st. v., einschiessen ; vom allmählichen einwerfen der holzscheite
in den ofen unter den pfannen zur erhaltung gleichmässiger hitze.
Inschetersche, f., die heizerin; jedes sülzhaus hatte deren 2; sie er-
hielten neben ihrem lohn ;,drink-, kost- und sponegelt^. Staph. 849.
JnHgfemstige s. frauenstigc.
Jnnkernletter, m., Junkernlector, chorus domicellorum, der lector der
sülfmeister in St. Johanniskirche, so genannt erst am ende des 15.
jahrh. nach ausbildung des abgeschlossenen sülfmeister-patriciats.
K auch C.
Kampinge, Campinge, Kempinghe ; Staph. 840: Kempfing. N. pr. eines
sülzhauses.
Kampings, Kempings sncke, die sucke (s. d.) beim hause K. zum
abführen wilder wasser.
Käne. Kahne und looten gehören zu den ausgaben des sülf meisters,
Staph. 849. Da looten die hölzernen rechen sind, mit denen das
B sich in der sole niederschlagende salz gerührt wird, so mass auch
■ kiVti ein geräth des sülzhauses sein, Sie werden dem seder be-
I zahlt, in der liste Staph. 970 steht dafür: loeten stocke schiede etc.
I Ib. 855 wird die lieferung von 17 süss küchensak angegeben „als
I die »uf den känen stan und gemaket sein" d. h. fertig in natura
K zu liefern. Danach ist käu der aus „stocken und schieden^ ge-
m fertigte, über der pfanne beündliche, nach vorn geneigte, daher
■ kahnartige holzrost zum ablaufen der mutterlaugc aas dem darauf
I geworfenen salze, und zum trocknen des letzteren, das einer weiteren
P__ darruDg früher nicht unterworfen wurde.
HiBe, m., soltkäo, schiff zur ausfuhr des salzes im grossen ; navia
K qoae dicitor kaue. v. Hammerstein p. l'iü, wo irrig ,soltkanne' statt
K^ soltkane. Diese ausfuhr im grossen besorgten die ,soltvorer'.
HKrutsciiendik , KmUchendik , m., Karautschente ich , name eines
HT moorichten teiches an der sül/e, dessen unterirdischer durchbrach
■ 1623 fast auf ein jähr die sole verdarb. Volger, Osterbl. 1362, 27.
Runpen, st. v., die zweimalige eicbung (äminge) der solmasse, früher
W' der ammer, später der kumme durch den barmester. In Laueoburg
B kunp man den zoltschepel nach dem Lüueburger. Volger, Osterbl.
■ 1861, 16. Mnd. Wb. 2, 444 {wo Sudendorf).
Bcrt^iuisse, tor. Tor kerkmesse zahlten die barmeister dem stadt-
Wf TOgte jäbrlich 4 ä für das recht, das gericht über polizei vergehen
V auf der sulze auf den suitesteinen selbst zu hegen (nach 1370).
I Sobald ein tropfen Mutes geflossen, gehörte aber die sache vor den
H Tath. V. Hammerstein 318 f.
IXistet f. ; de kisten in der Mekelnborger Straten (to der Wismar).
Reimar Kock bei GrautoÖ' I, 493. Die grossen kisten zum lagern
des Lüneburger salzes standen leer seit eröffnung der Stecknitzfahrt.
Klappe, f., ventii, vermutblich in der solleitung. De oeseler de de
klappen maket. Staph. 850,
Knecht, m,, die arbeiter auf der sülte hiessen knechte: sodesknechte,
barekneehte, fabrtknechte, siilteknechte =^ sülter; sie tbaten sich
zu brüderschaften (beim h. geiste, bei S. Lamberti) zusammen.
Kneehtestige, f., ist eine ,plichtige gote', urspr. eine zum lohn der
sodesknechte gegebene und gesottene stige sole ; später eine zu
zahlende, veräusserliche sülzrente. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 64. 163.
Knnbbe, Knnbben, m. Knubben bernen, knubben zu verbrennen wird
unter das ungeld der sülfmeister gerechnet. Staph. 850. Es wird das
verbrenneu des nicht spaltbaren holzes sein, das man in der damaligen
fülle so am einfachsten wegräumte, Mnd. Wh. 2, 503 v. knobbe.
Kokensolt, n,, «rspr, salz für die küche; 1) für die herzogHche küche
in Lüneburg : hertoghen oder herteghen kokensolt:
Mnd. Wb. 2, 610. Jedes haus giebt dem herzöge (seit 1271) 17
süss „dat heet kokensolt", „wenn he dat eschen leih"; es war nur
für den wirklichen bedarf der küche und in natura zu liefern;
trotzdem wurde es bald in geld mit 2 wjS von jedem hause vom
Zöllner gefordert, dann auch als rente verkauft. Staph. 855. 860.
132
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 303. Lüneb. Osterbl. 1861, 2. 3.
1300 hatte der herzogliche vogt 17 süss küchensalz als leben.
V. Hammerstein 136. 2) Yewelker pannen is me (der sotmeister)
plichtig XII zues to kokenzolte, Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63, d. h.
so viel sole zu giessen, um 12 süss aus jeder pfanne (48 aus dem
hause) zu sieden für die küche der pfannenherrn oder praelaten,
d. h. „prelatenkokensolt'', daneben waren 4 rauchhfiner,
also von der pfanne 1 , zu liefern. Staph. 855. 860, wo aber gegen
die Urkunde 12 süss vom hause angegeben. 3) Aus einzelnen
pfannen noch kokensolt an 3 prelaten — V2 pfanne und 3 chor. Auch
nr. 2 und 3 kamen als reuten zum verkauf.
Kole, f. Die kolen als roste des sülzbrandes bildeten eine neben-
einnähme der sülfmeister. Volger, Osterbl. 1861, 9*).
Koldregersche, Kaaldregersche, f., das zum abtragen der asche aus
den sülzöfen und aussammeln der zum verkauf bestimmten kohlen
im festen dienst stehende weih. Jedes sülzhaus hatte eine kol-
dregersche. Staph. 849. Sie bekam ,kopfge Id' und salz; ersteres
vielleicht aus köpgelt (für kohlen verkauf) verderbt. Seit 1604
erhielten die koldregerscben kost aus dem prövener-hause der
neuen Gralstiftung; seit 1662 wurde dafür kostgeld gegeben.
Wallis 1. c.
Kolstige, f., urspr. eine stiege sole, deren salzertrag zu einer (nicht
bekannten) kohlenlieferung diente, vielleicht auch für den herzog-
lichen haushält, denn auf der sülze wurden keine kohlen gebrannt;
schon 1390 eine ^plichtige gote^, die nachher als rente von 2 tonnen
salz (12 c%) verkauft. Ende des 17. jahrh. nannte man sie „kohlen-
feuer", wozu Volger, Osterbl. 18G1, 9, nicht ein ? hätte setzen
sollen.
Koltleger, n., 1) Das kaltliegen der sülzpfannen, wenn der sülf-
meister eine sole versotten hatte und keine stige mehr kaufen
wollte ; in dieser zeit hatte der sotmeister das recht, zu bestimmten
zwecken zu sieden; daher auch 2) diese pflichtsiedung des sotmeisters,
zu der die pfanne hergegeben werden musste, wenn auch der sülf-
meister sonst weiter gesotten hätte. So erklärt sich Mnd. Wb. 2,
521. Die dort cit. Walkenrieder urk. ist = Volger, Lüneb. ÜB. 3,
p. 62. „ok gutme koltleger und stige to des zodes behoff^. Volger,
ib. p. 63.
Kolt liggen: ,der eine sülfmeister versüt (versiedet) seine sahle wol
ehe als der andere, so mag er deswegen nicht kalt liegen.'
Staph. 850. Volger, Neuj.-bl. 1861, 12.
KOp, m., vergl. Mnd. Wb. 2, 525 f. den kop ansetten; ,den salzpreis
an der sülzbude. Staph. 847. Vergl. v. hüs. Bei Staph. immer
verhochdeutscht. Es gab dreierlei k ö p , d.h. verkaufsweisen und
*) üeber den verbleib der enormen menge bester holzaschc von 216 jähr
aus jähr ein tag und nacht brennenden grossen feuern wird, obwohl es doch sicher
ein einnabmcposten war, nie etwas geäussert. Es beruhte darauf mit die seifen-
siedung Lüneburgs.
133
yerkaufsstellen : de kop up der sülten, aus der sülzbude war
kleinverkauf, de köp upmo zaude (in der weissladerei) geschah
nur nach ganzem ;,voder^, plaustrum; de kop ammo watere
nur nach ganzem chor. „Jeder chor zum kauffe wird 2 ß iVli ^
höher gerechnet als zum raum^ d. h. als wenn das salz zu
lager geht.
KOpe, n& dem und np dem. Strassennamen am wasser, „auf dem
kauf*^ (wohin die soltstrate führt) und „nach dem kauF, die
vom wasser zu jenem führt.
Kdpchorns und kOpwispel s. chorus.
K$ph&8, das kaufhaus, am wasser; andere jetzt auf der alten ,Hude'.
Kope, f., kufe (vergl. Mud. Wb. 2, 526), kommt als fass für sole oder
salz in den Urkunden nicht vor, muss aber des nachfolgenden
brauchs wegen vorhanden gewesen sein. 1850 (wol auch heute)
standen mit sole gefüllte kopen auf Schlittenkufen am Lüneburger
rathhaus zum feuerlöschen bereit. De kopen faren oder v o r e n
(Lappenb., Hamb. Chron. 182: bogen voren) s. d. f.
Kopenfaren oder -voren, n. ; kopenfarer oder -vSrer, bei den gerenden
poeten des 17. jahrh. (wie bei Joachim Burmester 1605) „kauflfen-
fülirer^ : das fastnachtspiel des fahrens (führens) der mit steinen
gefüllten schweren kufe durch die jüngsten sülfineister oder auch
den barmeister. Die lebensgefährliche, gewandtheit und stärke
fordernde fahrt der von den führern selbst, nicht von ihren im
vollen lauf vorwärts stürmenden rossen, gezogenen kope war von
teufelsmasken zu pferde, also s c h o d ü v e 1 n*), begleitet. Es stammt
daher wol der name heljager (s. d.). 1629 ist das fest zuletzt
gefeiert. Büttner, Genealogiae etc. lüneb. adel. patric. geschlechter,
1704, gibt den daherbrausenden zug in 2 kupferstichen, wie er sagt
nach über 100 jähr alten originalen; der lüneb. Alterth.- verein
hat sie in seiner Zeitschrift 2. wieder abdrucken lassen. Alle be-
Bchreibungen stammen aus Lucas Lossius' (Loss, Luchs) Lunaeburga
Saxoniae p. 108 „de cupa salinaria^ ; er nennt die fahrt cupam
rapere und giebt an, dass (zu seiner zeit) niemand sülfmeister
(coUega) oder barmeister (dominus salinae) werden könne, der nicht
die kope gefahren. Vergl. meinen aufsatz in Wolf, Zeitschr. f. d.
Myth. 2, 288 ff Volger, Lüneb. Fastnachtsbl. 1856. Volger, die
patricier der Stadt Lüneburg. 1863, p. 28. Hannoversches Magazin
1775 Stück 103. 104, wo die ältere literatur. Folgendes ist ein
auszug daraus:
1) Zu fastnacht jährlich gefeiert, wenn junge oder neue
sülfmeister da waren. — Keiner konnte sülfmeister werden,
wenn auch schon seine altern eine salzkothe besassen, bevor er
nicht die kuffe, kupe geschleift hatte ; ausgenommen, wenn er
schon bürgermeister gewesen.
♦) Zu den Städten, in denen schodüvel gelaufen wurde, gehört auch Rostock.
1563 erging das verbot: de intermittendis larvatorum discursionihus et irruptionibus
in domoB nuptiales.
134
2) Oft ist im jahro gefahren, wenn keine neue sülfmeisier da,
oft 2 — G mal. 1489 fuhren sogar 9 neue sülfmeister.
3) In ermangelung deren fuhren wohl 2 barmeister (1522
zuerst), oder 1 barmeister und 1 sülfmeister. 1547 litt der
stadtrath nicht, dass 2 barmeister fuhren, und diese entzogen
sich seit 1567 ganz.
4) Das abfahren geschah von der sülze, und dorthin zurück.
Als sehr kurze fahrt wird 1552 1 stunde genannt.
5) Es scheint in der ersten fastenwoche, am donnerstag
nach dem grossen fastelabend, nach dem Sonntage
Esto mihi, gehalten zu sein, zuweilen schon am montage
vorher.
6) Ausser der grossen kupe wurde früher noch eine kleine
geführt (bis 1543).
7) 1629 ist die kupe zuletzt geführt, theils wohl wegen
schwerer kriegszeiten, theils weil die nicht patricischen Stern
das recht der salzsiedung sich erstritten.
8) Das kupenfahren war lebensgefährlich, Unglücksfälle werden
angeführt.
9) Sagittarius sagt, zu seiner zeit sei der kupefahrer-tag noch
ein schulfeiertag gewesen („der kleine fastelabend''), es sei auch
gewöhnlich, dass an diesem tage nach geendigten öffentlichen
spielen von den obersten schülern der rathsschule zu St. Jo-
hannis eine komödie in vorsen aufgeführt sei. — Am ende
wurde die kupe auf einen grossen Scheiterhaufen geschrotet,
dieser mit feuer angesteckt, und alles zu asche gebrannt, um
das feuer aber von der gesellschaft ein tanz ge-
macht. — 2 hengste ziehen die kupe. — Die schüler von St.
Johannis liefen mit buchsbaum umwundenen spiessen
durch die Stadt (thyrsigeri) und sangen vor den häusem der
saizjunker.
Kop, m. = chor, chorus (s. d.).
Kop, m., vergl. Mnd. Wb. 2, 533 f aller prelaten de in den köre (kor 6.)
hored und des zodmesters und der vere radmanne de des jares in
dem köre (der sotmeister-wahl. kor 5.) wesen hedden. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 63.
Kopen, st. v., vergl. Mnd. Wb. 2, 537, officieller ausdruck von der
wähl des s6tmeisters: welkere ut dem rade des jares to sod-
mesteren koren werd. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63 (1390).
Kpndewingelt ; eine nebenzahlung an die 3 sülzer zu gewürzwein.
Staph. 849. Ich bemerke dazu, dass Mnd. Wb. 2, 580 krote?
(nach dem text kroy te : als kruyte zu lesen) auch nichts ist als
krüte, krüde: hete weggen oder andere gewürzkuchen.
Kam, m. oder n.? fast stets indeclin., einzeln pl. kumme, noch sel-
tener sing. kump. Mnd. Wb. 2, 593; ein grosses salzsolenmass,
am meisten genannt seit 1569, wo die sole zuerst direct in die kumme
gepumpt wurde; von dieser zeit an hörte die ammer-rechnung auf.
135
6 kum kommen auf eine gote; l kum wird gegossen in' 60 sale ;
auch früher schon eichte man die kumme, vor 1488 auf 850, später
auf 825 stöveken. Staph., Volger etc. Der sot lieferte täglich
130 kümme ä 120 cubikfuss. Neuj.-bl. 1861, 3. v. Hammerstein
p. 137 irrig: kämme.
KnmbSki das buch des stigenschrivers über die gelieferte solo
(die kümme). Neuj.-bl. 1862, 3.
Kumpan, m., die sodesknechte nannten sich sodeskumpane, bil-
deten mit dem namen auch ihre brüderschaften.
Knmpenye, f., geheime theilnahme. Der neue sotmeister muss schwören,
dass er niemand für seine rechnung sieden lassen wolle, noch
yenige kumpenye dar up heven wille. Volger, Lüneb. ÜB.
3, p. 63.
Kvnsty f., das von der rathsmühle (erst seit 1780) nach der sülze
gehende gestänge, welches die sole aus dem sode pumpt.
Kfintie, f., das versammlungshaus der barmeister, überhaupt der sülz-
behörden auf der sülze. Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 1861, 6. Vergl.
kundich, kundige rolle. Mnd. Wb. 2, 596. 1536 heisst sie ;,ge-
meines sülffmeister zunfthaus^. Staph. 982.
Ladeammer, eimer zum laden des salzes V wahrscheinlich aber ver-
dreht aus ledeammer, mit dem die sole in die leitung gegossen
wird. S. Ammer.
Laden, st. v., eine last aufladen, dann einen ertrag zum laden erhalten,
dann (im subst.) sogar vom ertrage selbst; bei Staph. 847 in hd.
verwandelt: hat man von einer gaten geladen 7Vs chor — man
hat von 2 gaten — 17 auch wol 18 chor laden können. Mnd.
Wb. 2, 611.
Ladinge, f., verhochdcutscht ladung: Anno 1422 — wart die ladung
besser, 9 chor. Staph. 84G. Ladung der saale = ertrag. Ibid.
Ladinge, f., ladent (V), wohl = Icdinge, ledent leitung, Zuleitung von
den ,wegen' oder hauptleitungen der sole; die häuser liegen auf 1,
2, 3 (Henring anscheinend auf 4) „ladungen^ oder „ladent^. Staph.
855. 929. 930 ff.
Last, f., als mass-summe des salzes : 1 last = 3 wispel = 12
tonnen = 72 scheffel. Auf ein schiff gehen 6V2 last. Staph. 848.
Volger. Doch rundete man auch ab: 52 süss salzes ist IV2 wispel
min 2 süss, das ist zusammen Vs (verdruckt lV2)last. Staph. 858,
wo doch 2 süss fehlen. Mnd. Wb. 2, 631 nur als gewicht.
Landeminm s. winpennink.
Leddieh, vergl. Mnd. Wb. 2, 644. Die zeit von dem ende der letzten
vlode (Luciae) bis zum beginn der ersten, 14 (10) tage nach
Trium regum. Van St. Luciae dach an beth to wynachten blifft
eine leddige tydt, (die naboninge v. Boninge); item so is dar
echter eine leddige tydt van des hilligen üarstes dage an beth
up den dach Thomae (v. Bute); item so blifft dar echter eine
136
1 e d d i g e tydt von St. Thomas dagc an beth des vöffteinden dages
na trium Regum (vorboninge v. Boninge). Staph. 863.
Lern, m., Staph., 84H. 849, hat unter den sülfmeisteraasgaben ,leim
treten vor die stige' und ,vor leim^ ; sie werden den sülzern als
ausserordentliche arbeit bezahlt; es muss sein ,yor lernen' und ,lemen
to treden vor de stige' d. h. für das anlegen oder verbessern des
lehmstiges, der gangflur.
Lestink, adj., der letzte. Item gifit ein juwelik hus des soetmeisters
fruwen in allen flöden 3 ^ unde darvan gift de soetmeister einen
groten ammer de heet lestingk. Staph. 860- Es ist der letzte
eimer der zur letzten (4.) gote jeder vlod überher gegeben wurde.
Daraus hat sich denn bei den praelaten folgendes missverständniss
ergeben: „die vierte gate zu jeglicher flot heisst die lozing (st.
lesting), davon gibt der segger (s. d.) einen emmer oben ein für
des soetmeisters frauen; daför giebt ihr jedes haus zur flot (also
für 4 emmer) 3 ^^ d. h. losingsgelt (st. lestinkgelt).
Staph. 855.
Lefmot, m., Lefmodicheit, f.; Mnd. Wb. 2, 681. Ein aufschlag auf
die alte pfannenpacht (das chorusgut = die hälfte des alten er-
trages), die der sülfmeister dem pfannenherrn zu zahlen hatte.
Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 1861, 11. 12. Gewöhnlich hiess sie
vruntschop (s. d), als auch diese sich zur festen rente (olde
1., olde vr.) gestaltet hatte, drängte der pfannenherr von dem
grössern gewinne dem sülfmeister noch eine neue, meist geheim ge-
haltene vruntschop ab, die hemolike vr., neben der noch andere
abgaben liefen: leidensche laken (s. o. ,egen'), geräucherte (dröge)
lachse, ale, Bortfelder rüben etc. Staph. 963.
Leichtes gut; fraglich, ob je plattd. , licht gut^ genannt, da es erst
seit 1621 vorkommt. Herzog Christian von Lüneburg gebot dem
kipper- und wipperunwesen gegenüber, dass der alte reichsthaler,
9 auf die Jk fein, d. h. der thaler = 2 <%) allein gelten solle.
Lüneburg gehorchte, obwohl es mit den Übereibischen Städten und
fürsten, auch Bremen und Verden, den thaler in 3 c% getheilt hatte;
der herzog gestattete aber, allen üborelbischen praelaten und Bremen
den reichsthaler zu 3 «% zu rechnen, den im lande Lüneburg etc.
aber musste er zu 2 «% gerechnet werden. Erstere erhielten daher
Vs weniger, ihr besitz hiess daher leichtes gut, das der letzteren
schweres gut. Auch als Hamburg nachher schwereren münz-
fuss hatte als Lüneburg, blieb dann diese für die sülfmeister vor-
theilhafte Zahlung. Volger, Neuj -bl. 1861, 16.
HiL Lichamsgilde tho Snnte Lamperte, die fraternitas Corporis Christi
der Sülzmeister in der St. Lambertikirche.
Lispnnt, n. Nach lispunt wurde das blei in der bare gerechnet.
Staph. 856. Mnd. Wb. 2, 702.
Lonschillink oder vlodegelt. Von jeder vlod giebt jedes haus dem
oser (den oseren?) bei dem sode 4 ß ;,das heisst lohnschilling^.
Staph. 848. 855.
137
Lop, m., Mnd. Wb. 2, 720 v. 16p 3. — wol sick versteit up den
loep der sülten. Staph. 8G0 sonst: de gelegenheit der s.
Loeseheschale, f., unter den Unkosten der sülfmeister Staph. 849,
vermuthlich nicht zum ablöschen der brande, sondern zum ab-
nehmen des salzes von den darren (kanen?). Vergl. schiplöschcn.
Loesegrabe, Loesegraben, m , der von dem sotmeistcr unterhaltene
abzugskanal der Ilmenau vom ,OIdebrügger dor^ nach Lüne hin.
Lose, Loese, küudigung des pfannenkontractes. Staph. 979.
Losinge, Losiuggelt s. Lestink.
Lote, f., hölzerne harken oder rechen zum salzrühren in der pfanne
und den darren. Staph. 849.
Loteringe (i231), Lotheringe, Lötering. N. pr. eines sülzhauses, in
dessen namen wohl Lothar steckt. Verlesen oder verschrieben
Noderinghehus. v. Hammerstein p. 142.
Lfibisehe zahlnng s. oversole.
Lndolwinge (1231), Ludolfinge, Ludolfing. N. pr. eines sülzhauses.
Wedekind, v. Hammerstein und Volger haben Ludolfingischeu besitz
an der Lüneburg nachzuweisen gesucht ; während Rillingischer dort
und an der sülze sicher ist.
Lfinebvrg, Lfine. Ucbcr den namen ist älterer streit bezügUch
seiner deutschen oder slavischen herkunft, seiner örtlichen haftung
und endUch seiner bedeutung. 1. Volger, Orig. Luneb., auch
Neuj.-bl. 1861, s. 8, denkt wie bei Ilmenau an slavischen Ursprung,
aber niemals waren die Slaven dort; das viel angerufene , Wendische
dorp^ in der nordostecke Lüneburgs an der Ilmenau zeigt deutlich,
dass es eine späte ansiedlung von arbeitern, schiffs- und fuhrknechten,
auch fischern ist (hart daran ist der ViskulenhoT, deren besitaer
nach ihrem besitz ursprünglich hiessen). Schon Manecke hat das
erkannt und v. Hammerstein, 71 folgte ihm; Volger aber beruft sich
dagegen auf die ,Wendische Strasse^ ; doch auch diese ist nur eine
ärmliche arbeiterstrasse, deren läge ähnlich wie der Tatergang die
spätere niederlassung beweist. Auch Wigger, Mecklenb. ann. p. 102
scheint mit Schafarik das w^ort aus dem slav. deuten zu wollen:
glin, glina etc., aber woher der ort vom ,lehm' oder ,thon' heissen
sollte, ist völlig unklar, und wenn Grupen, ant. Germ. 2, 230 =
„Glein Bohemis'^ angibt, so kann er an böhmische Tschechen nicht
denken, welche ein g nicht sprechen können und dafür h gebrauchen :
hrad = grad, die stadt. Dass Lüneburg noch bei den Wenden so
heisse, ist ein Misverständniss Förstemanns. Bischo f Boguphal von
Posen (vor 1253), der auch Bremen für slavisch hält, will es von
slav. luna, helles licht etc. ableiten, vergl. Wigger bei Lisch 27, 128
f. Luna, Lüne kommt in acht deutschen gegenden vor : Luneplate,
insel in der Unterweser; Lune. fluss, Altluneberg, Freschluneberg
im Bremischen, Lune, holz, und Lünen, vorwerk, im Verdeutschen
bei Rotenburg, Lünen oder Luntzen, Lunsen ebenda; Lunhusen
(Lanh., Linh.), in der alten grafschaft Stotel, Lünigsee, see im amte
Lilienthal (dorf Lünighausen daneben ist neuer anbau), Lühnen*
speken etc. Weitere nameii, darunter auch Lohn (Hliuni) an 1
Ems, bei Föi-stemaDn, namcub, 11-, MB und Graff 2, 221.
Vcrgl. Archiv des ver. für geach. zu Htade 6. 2h3. Üer 8ta_
lun, doch wohl auch bliun, ist also über das ganze Sachaenll
zwischeu Aller, Weser und Elbe verbreitet; für den beweis i
deutscbthums ist auch der personenname Luuemann. Lünem
heranzuziehen, In demselben gebiete kommt der stamm lu
fiills wiederholt vor: Luhe, nebenJluss der Ilmenau in rein !
scher gegend ; Luh, Luhe (in der karolingischen grenze zwiacl
Bremen und Verden: Lia, jetzt Luhe von Homeburg zur Elbe, d
Lapidea Lu (Steinkircben), Media Lu (Mittelnkirchen), Lühort,
hörne etc. 2, Wo haftete der name Hliuni (den v, Hammerstein i
Hluini lesen will) ? 795 kam Karl der Grosse „ad locum qui did
Hliuni", ad fluvium Albim; die stellen sind sorgfältig zusamn
gestellt bei Wigger 1. c. s. 3 f., vergl. v. Hammerstein 5. Volfl
Or. Lun. 3, 42. Das jetzige kloster Lüne liegt rechts der Hmet
dass Karl der Grosse in diese ecke zwischen den damals gn
losen paludes der unteren Ilmenau und Nectze sich sollte eingek)
haben, ist kaum denkbar, wir werden ihn links des Busses suof
müssen; dort lagerte er prope Uardunwib. Die ganze configurad
weist dann auf die gegend um den Kalkberg, der damals :
waldumgebeu einen ringwall zum schütze der umwohner tra
mochte, westlich von ihm ging es direct auf den altgekanoteD^
menau-übergang (Holstenfuhrl), der wieder zur Elbfubrt von Ertfif
bürg führte. Karl erwartete auf diesem wege den (unterwegs i
achlagenen) Obolritenfüraten Witzin. Da die «56 zuerst urkundl'
genannte bürg auf dem berge Luniburc heisst, so ist klar,
diese die bürg einer örtlichkeit oder gegend war, die Luni-Eliä
hiess oder geheissen hatte, Dass auch ein kleiner hof in
gegend rechts der Ilmenau 1172 denselben namen Lüne hatte, I
bei der oben nacbguwiesenen häufigkeit des namens im gebi
nicht aufiallen; schwerlich ist er aber dorthin erst auf das gut 4
kloBters St. Michaelis von dessen läge bei der Lüneburg übertra^^'
S. Koppmann im Korresp.-bl. 4, 70. Da königszoll vom salzTflrK|
ad Luniburc 956 schon bestand und zu einer königsgabe bedeute
genug war, so ist die sülze dort älter; ihr eigenname heisst fc
lieb ,Sulte' und so noch 1292 (v. Hammerstein in d. üeitsohr. da«
bist. Vereins für Niedersachsen 1857, lebnrolle, auch Lisch, jahrb.
23, 133), zum unterschied dann sulte ad (später in) Luniburc; vor
der burgorbauung aber vermuthlich in Luni. Achnlich Volger, Or,
Lun. 2. 4. 6 f., auch Grupen, Or. Germ. 2, 300; deren annähme,
schon 795 seien die Salzquellen bekannt gewesen, mir sehr fraglich
ist. 3. Die bedeutung des namens anlangend, kann nur negativ
behauptet werden, dass Volger's sehr vorsichtig angebrachte mei-
nung abzulehnen ist, in Hliuni stecke die bedeutung von salz;
Neuj -bl. )86t, 6. Or. Lun. 3, wo ein salz-öuss Luni in Indien aus
K. Kitters Geogr, v, Asien citirt wird. Keine der anderen örtlich-
139
keiten des Stammes lun in Norddeutschland hat etwas mit salz zu
thun. Sicher ist der ort auch kein ,sperling8nest^ oder ,si)erlings-
hausen" Korr.-bl. 4, 69 f., Gehören Illiuni und die anderen oben
angeführten namen zu hlü, hliu (Crecelius im Korr.-bl. 4, 52 f.),
wie es scheint, so passt die bedeutung tönen, rauschen für die
raschen heidbäche nicht schlecht, und ein theil der örter wenigstens
hat von diesen erst den namen erhalten. Sollte auch Schomakers
Luna = Elmenowe ein rest alter erinnerung und nicht eine er-
findung soin? Förstemann 1. c. 811 denkt auch an Weiterbildung
aus hleo (clivus), was wohl zu Lüneburg, falls ursprünglich der
Kalkberg Hliuni geheissen hätte, passt, aber nicht zu fiuss und
See. — Eine möglichkeit der deutung, falls der berg den namen
trug, bildet für diesen, nicht aber die gewässer, das ahd. und mnd.
lun, der riegel, die wagcnlünz, ags. Ijiiis. — Lun, Lunisas, lüna,
Inning, luninge sind bei Graff 2, 221. 222 und im Mnd. Wb. vor-
kommenden formen. Ein riegel ist der berg für die gegend. Und
ein ferneres der deutung harrendes wort ist der pflanzennamo
L u n e k e Mnd. Wb. 2, 749 für das wasserkraut bachbunge, Yeronica
beccabunga L., vielleicht auch Y. Anagallis. Ihm dankt der bach
Lüneskenbeke (1414 Lemsenbeck) seine benennung. v. Hammer-
stein 234. Eine andere form dieses namens ist 1 o m e k e *).
Lun ecke kommt als N. pr. vor.
Hantgut, n., 1389: in dem mantgude guet me zolen na sincr wise.
1390 ebenso: dem mantgude gut me zalen na syner wise. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 63 und 163. Volger, Lüneb. Osterbl. 1861, l
erklärt: ^das gut der gemeinen stadt^, wozu stimmen würde
mandegoet Mnd. Wb. 3, 22 z. 2. Doch ist auf der Lüneburger
sülze ofienbar mantgut das gut der domus mensuales (gegenüber
den fluminales, denen nach vlodcu gegossen wurde), manthüse, also
der 3 Berndinge. Vergl hüs und oversole.
Hark, f, münze, in den sülzrechnungen des 16. und 17. jahrh. stets
= iVj reichsthaler des damaligen geldes, seit 1690 = Va reichs-
thaler alte kassenmünze. Volger, Neuj.-bl. 1861, 16.
Marschalk. Der herzogliche marsehal, also nachher der erbmarschal
von Meding, erhielt vom sode : 2 viertel (varndel) honig, 1 J^
penninge und 12 süss salz. Dieses ist das einzige salz, das bis
heute noch in natura an berechtigte abgegeben wird.
Mekelgelt, n., ausgäbe der sülfmeister; eine maklergebühr? Staph. 848.
Meminge, N. pr. (1231, vielleicht verlesen: Menninge) Meckl. ÜB. 4,
2652 Mimminghe, ein sülzhaus.
Her, n., uppe dem mere, in mari, eine Strasse; schon wieder 1371.
Nach Thietmar entstand 1013 in der civitas Bernhardi ducis Liuniburg
*) Mnd. Wl). 2, 739. Das dort stehende lomotik ißt nicht = lomeke,
sondern lom-ötik, lomcken-etik.
140
dicta ein ungeheurer erdfall, dcsseu tiefe nachher ,das Meer' hiess,
durch auswaschung der sole. Die tiefste stelle muss die spätere
Nye sülte gewesen sein, die daran neu angelegte Strasse hiess
daher ,uppe deme Mere^ ein dortiges hrauhaus ;,clie Kuhle".
Heringe, f., eres gudes in der renten uppe der zulten meringe und
beteringe (1388). Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 62 = Walkenr. ÜB.,
vergl. Mnd. Wb. 3, 74.
Mese, meese, f. |,bf thale einer mate meese^, Staph. 976, sei in
ältester zeit das salz verkauft. S. Mnd. Wb. s. v.
Meten, st. v. : schepele dar dat solt werd mede gemeten. — dat
recht solt to metende. Volger, 1. c. 3, p. 413 (modii cum quibus
mensuratur sal. — jus salis mensurandi ib. p. 284). Das salz-
messerrecht wurde vom rathe verlehnt. S. moltmeter. Mnd.
Wb. 3, 83.
Hettinge, Mettinghe ; N. pr. eines sülzhauses ; der name wird wol zum
orte Medingen und dem geschlechte v. Meding gehören, über dessen
Zusammenhang mit der sülze vergl. v. Ilammerstein p. 143 f.
Modestorpe, der alte name des unteren Lüneburg, später nur noch
name des archidiaconats ; der hauptmarktplatz des salzes ,am sande'
gehörte zu Modestorpe, ebenso die kirche zu St. Johann und die
Oldebrügge mit ihrem uralten gerichtsplatze. S. v. Hammerstein.
Hollie, f. Mnd. Wb. 3, 115. S. afdregmollie.
Moltmeter, m., der beeidigte salzmesser; sein amt war ein einträg-
liches rathslehen. 1393: beiende de rad Henneken Varendorpe mit
dem moltmeter ammechte . . . unde desulve Henneke moste
Heimeten moltmeter, de da dor aflet, betalen XVI marc penninge.
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 195. molt scheint auf der saline
= scepel gewesen zu sein. Vergl. meten.
Hnnschinge (1231), Moncinghe (Mekl. ÜB. 3, 1961), Müntzinge,
Müntzing. N. pr. eines sülzhauses.
Hnskeler, musskeller, mussler. Staph. 856. 862 (an letzter
stelle irrthümlich: ,musskeller nachtl.S das letztere ist der ausge-
lassene nachwerper). Volger, osterbl. 1861, 4; einer der sodes-
kn echte mit nicht sicher nachweisbarer arbeit; vielleicht — da
grobschmiede später öfter genannt werden — der schmidt, der die
zum sode und der ,fahrt^ nöthigen beschläge und eisernen Ver-
schalungen lieferte. Vergl. muserie und musiseren, Mnd. Wb. 3,
140. 141. Er bekam 4 ß von jeder gote aus jedem hause.
jr.
Nabonittge, f., vergl. boninge, beispiele noch Mnd. Wb. 3, 146.
NatSger. Volger, Osterbl. 1 861 , 4, Neuj.-bl. 1 862, 4 ; Staph. 862 : n a g e 1-
t a g e r , 856 gar :nachtrager; nachzieher, einer der sodesknechte
ältester und schwerer arbeit, erhielt 4 ß von der gote und dem hause ;
da ein voruttager mit nur 3 da ist, so werden die beiden die sich
ablösenden aiifzicher der osammer aus dem sode sein, letzterer mit
tages-, ersterer mit nachtarbeit, also urspr. vielleicht: nachttoger.
141
Nawerper. Volger, ibid. Staph. 862 durch Verstümmelung nur
nachtl., 854 nachweher; er bekam von haus und gote l 0; er
hatte för das richtige laufen der in die holzrinnen (wege) gegossenen
sola in die siedehäuser zu sorgen.
Nie sfilte, nye sttlte. S. sülte. Noch heute „die Neue Sülze^.
Noderinghehfls s. Loteringe.
O.
Oldevlod^t, Oldevlodegot, n., auch olde vlotgut, die sülzrente aus
der ältesten weise der besiedung, vor den bona ducis. S. chorus-
gut. Diese Zahlung geht daher vor allen anderen. Staph. 859.
V. GUtmmerstein p. 139.
Oseammer, osammer, m., später erklärt grote ammer (s. d.), der
Schöpfeimer, den die o s o r gebrauchen. Mnd. Wb. 3, 242. Yolger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 02. Staph. hat osseammer.
Oseler, m., ^der die klappen macht". Staph. 859. Volger, Osterbl.
1861, 2, Neuj.-bl. 1862, 4 nennt ihn unter den sodesarbeitern (unter
den älteren ist er nicht), er hält die pumpen oder zucken in Ord-
nung, kann aber der alte ,suckler^ nicht sein, vielleicht aber der
tugger (s. d.) oder dügger. Von einem der ose Mnd. Wb. 3, 241?
Oser, m., von osen, schöpfen: der eigentliche solschöpfer am sode;
Staph. 855 nennt nur einen, der alle flöde 4 flödegeld vom hause
erbalte, da aber der name nicht im Verzeichnis der sodeskumpane,
die von jeder gote bezahlt werden, so ist o s e r der gemeinsame
name aller sotknechte, die ausser dem lohn von jeder gote noch
von der vlot (nach jeder 4. gote) gemeinsam ein vlodegelt erhielten.
Staph. 860: juwelik hüs gifft alle flöde 4 ^ (0?) den ossären
by dem sode tho lohne. — Ihre arbeit war sehr schwer, daher
wurde „vfeil man der grossen sodescumpans, die so gross und stark
sein müssen, aus Dittmarschen und Eyderstadt, da man sie mehren-
theils hergenommen, nicht mehr haben können*', 1569 die ganze
osearbeit abgeschafft und eine starke pumpe in den sot gesetzt.
Staph. 958. p]in ungefähres bild der arbeit der oser, wenn auch
nicht durchaus klar, giebt Lucas Lossius 1. c. p. 105:
Fons^) est antiquis tabulis suffultus') ab imo
et tabulis tectus, nisi qua subductus in altum
nocte dieque latex^) pendente adducitur urna^).
Urna est, quae veteri sursum suspensa conlumna
robore de duro, centum non mota^) per annos.
Gui velut Aethnaeus Polyphemus longus et ater
insidet, ingentem vectus qui subtrahit urnam,
quam levat e puteo descendens alter in altum^),
in domino^), clamans, urnam nunc toUite fratres.
*) 86t — ') gezimmer der fahrt. — ') hier die Bole. — *) oseammer. — *) in
100 jähren nicht vergehend. — ') ein oser Iftsst den ammer herab, der andere (up-
füller) fallt ihn. — ') Vielleicht ist : ,mit gade* der aufruf zum anziehen. —
142
Namque astant alii fratres sociique laboris®)
Corporibus vasti, semper fuligine nigri,
qui simul adjutant juxta salsuginis^) andam,
quae sua cuique cavis excepta canalibus^^) unda
His divisa^^j fluens fumosas currit in aedes").
Aehnlicb Nathan Ghytraeus (noch vor 1569) poemata. Rostock.
1579 fol. 161:
Vidimus hie etiam veteri sub tegmine fontem
antiquum^^), certo quem temporis intervallo
salsus aquae rivus, terrae per viscera^^) labens
implet, ut Arctois donet sua munera terris.
Hoc ubi senserunt*'*) curac quibus illa*^) repente
ad fontem accurrunt et nudi membra labores
incipiunt alii suprema in parte locati^^)
Funibus affixam demittunt desuper urnam^^)
Demissam complent alii^^), rursum ille repletam
Extrahit^^), hie alio effuudit^®) vacuamque remittit,
incumbens vicibus certis operi atque quieti.
Das n. pr. Ose bor n (Schöpfbrunnen) 1528 als personenname in
Stralsund. Lisch, Jahrb. 27, 53.
Oster- Wilbrot, -Weilbrot, -Wellbrot. Vergütung (4 0) an jeden der
3 sülzer zu ostern. Sta2)h. 970. 971. a. 1050; früher wol pasche-
w e 1 b r 1.
Oyergote, f., die über die 13 vlode und 4 gote boninge und die Pflich-
tigen gote oder stige auf verlangen der sülfmeister gegen bezahlang
zum versieden gegossene sole. Daher = oversole und = stige.
Overndornsing s. Dernetzinge.
Overoke. Mnd. Wb. 3, 272 vergl. averrake.
Oversegger, grote segger, hövtsegger s. segger; ein oberbeamter des
sodes, nicht wie Mnd. Wb. 3, 275,
Oversole, f., vielleicht auch oversale, n. plur., verändert in: aver-
sale und mehrfach verdreht (s. Butzinge) = übersole oder über-
sale (vom masse sal). Es ist die sole, welche ein sülfmeister in der
vlode mehr forderte und zahlte, um nicht kalt zu liegen, da er
seine 4 gote schneller versott als in 26 tagen. Diese übersole
wurde geliefert zu 20 s a l (Va gote), hiess daher auch stige.
Vergl. Staph. 958. In je 2 vloden konnten deren 7, im ganzen
jähre 49 versotten werden. Wegen der überzähligen sale kann
daher n. pl. oversale gebraucht werden. Solche oversole war
schon vor 1388 im hause Butzing eine feste rcnte; vergl. Butzing,
eigentlich gehören zu ihr auch die plichtigen stigen. Die nicht
plichtige oversole, d. h. den kaufwert der stige sole, hatten die
^) deutliche bezeichnung der „kumpanc", wol voruttager und natüger. — *) sole.
— **) die „wege". — ") Läinge. — ") die 54 siedehäuser. — *^ alter söt —
^*) fahrt. — ^^) sobald die sole zum eimcrfullen nachgestiegen. — ^^) die sodes-
knechte. — ") voruttager, natöger. — ") osammer. — ") oser, upfüller. —
") getcr. —
143
praelaten zeitweise der stadt zur Schuldenzahlung in früher zeit
überlassen ; der rath hielt sie dann fest; man nannte die einnähme
8 t i g e oder mendegut (mandegot Mnd. Wb.), welches von m a n t-
gut zu unterscheiden scheint. Als im 17. jahrh. der oversolekauf
aufhörte, erzwang der rath sich die Zahlung des stigegeldes von
2646 stigen (7X7X54) von den sülfmeistern. Da ein Lübecker
hauptstul davon abgetragen wurde, nannte man die abgäbe auch
(wol nur hd.) Lübische Zahlung. Volger, Osterbl. 1861, 1.2.
Offergelt, n., Zahlung der sülfmeister an ihre 3 sülzer ä 1 D zu
Weihnachten. Staph. 970 f.
P.
Panne, f., sartago; bei Lucas Lossius 1. c. cacabus. 1. Die grosse
bleierne pfanne zum salzsieden; jedes haus hat 4 pfannen, jede
pfanne siedet in 24 stunden 13 sode, jeder pfannensot giebt 1 süs
salz. Die pfanne wird aus blei gegossen in der bare, sie wog 254 ß.
2. Das eigenthum an der pfanne, recht auf einkommen von der
pfanne = pannengut, pangot. An jeder panne können 24 antheile
sein. Vi panne heisst 1 chorus, Vg antheil heisst voder, plaustrum,
^/s4 heisst rump. Die pfanne kann nicht geringer getheilt werden,
wol aber der chorus. Staph. 841. 842. 851. Obwohl der herr des
pannengodes eigenthümer der pfanne ist, gehört deren Substanz,
das blei, und ihre erhaltung doch dem sülfmeister. Staph. 848.
Selbst die pfanne besieden kann nur ein sülfmeister, und auch nur,
wenn er in eigenthum oder pacht 4 volle pfannen hat. VergL
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 162. Neuj.-bl. 1861, 6. 9. Mnd. Wb. 3,
297. Nathan, Chytr. 1. c. nennt die pfannen quadrata et plum-
bea vasa.
PannendM, n., eigenthum einer pfanne (panne 2), auch parte ge-
nannt : yslike panne edder parte Staph. 860. — Sott man in Büsum
salz aus darg wie auf Amrum, von wo darg und salz im Lüneburger
museum war, so wird das wort in der im Mnd. Wb. 3, 297 cit. stelle
dasselbe bedeuten.
Pannendreger, m., ein bareknecht (s. d.).
Pannengat, n., s. panne 2.
Pannenhere, m., der eigenthümer einer pfanne v. panne 2. Staph.
849. 852.
Pannenherschop, m., das eigenthum über die panne 2. Staph. 860.
Pannenrente, f., die rente aus den pfannentheilen. Volger, Lüneb.
ÜB. 3, p. 344.
Panstal, m., panstalium = panne 2. panstal a. 1080. v. Hammer-
stein 137.
Parte, f., pars = pannendel (s. d.).
Pennink, m (pannus, blechstück) = V12 schillink. Wegen des ver-
schiedenen werthes s. schillink. Der pennink theilte sich wieder in
2 scharf.
144
Pipe, f., die holzröhren der süsswasserborne ; Mnd. Wb. 3, 333. In
Rostock: pipenlegger, fistulator.
Plaustrum, voder; 1. als rechouiigseinheit der sülzrente = Vs chor
= 8 schepel oder 12 süs. Staph. 851. 2. als autheil des pfannen-
eigenthums = Ve panne (s. d.). 3. als theil des grossen prelaten-
chor (grote plaustrum) ist es Vs prelatenchor. Staph. 858.
Pleter-Prelaten, m., plurale tantum; plärrende praelaten. So nannte man
während des praelatenkriegs die dem rathe widerstreitenden und
die gemeinde zum aufruhr hetzenden auswärtigen, sülzgüter be-
sitzenden praelaten. Vergl. sämmtl. Lüneb. Chroniken der zeit, z. b.
Schomaker's ; Havemann, Gesch. v. Braunschw.-Lüneb., Volger,
Neuj.-bl. 1863 und 1864. — Mnd. Wb. v. pleter und pleteren.
Prälaten, m. pl., die praelaten; weil die mehrzahl der pfannenherrn
praelaten oder doch klöster, kirchen und stiftuugen waren, wurde
das wort gleichbedeutend mit sülzrentnern, pfannenherrn. Staph.
841. Ibid. 896 findet sich ein verzeichniss dieser berechtigten.
Prelaten-Chor, m., = grosser chor, s. chor.
K.
Rente, f., = chorusgut (s. d.). Sie wird Luciae berechnet „wann
der Calculus ist^. Staph. 973.
Rentener, m., prelate, chorushere etc. Staph. 850. 851, den rentener
und de dat wispelguet hebben Staph. 859, hier deutlich als inliaber
von binnenchorusgut.
Rokhon, Mnd. Wb. 3, 502. Jährlich 4 als rccognitionsabgabo von
allen sülzhäusern. Volger, Osterbl. 1862. 9. (Auch rökhane
kommt vor: [Pratje] Altes und Neues 12, i62). ßockpennige,
V. Hodenberg, Verd. Gesch.-qucUen 1, 11, ist eine abgäbe von
Lüneburgs häusern.
Ror, n., ,rore in dem die ueue sulte in die alte gestiiret^ Staph. 858.
Mnd. Wl). 3, 505 v. ror 2.
Rfim, m. und n., räum, salzraum, soltrum; die speicherräume zum
aufstapeln des salzes. ^^wird also jeder chor (s. köp) 2 H IVl^ ^
höher gerechnet als zum raum*^. Staph. 847. „der gewöhnliche
kauiF, wann das salz nicht zu räum gebracht''. Ibid. 848. Volger
mehrfach. — Einen räum verkaufen = das ganze lager. Mnd. Wb.
3, 527.
Rfimhnre, f.; miete des lagerraums : ;,vor ruhmhure, darinnen das
saltz wu*d geschüttet". Staph. 972. „Raumhaure**. Ib. 848.
Rnmp, m., 1. als mass: V4 voder = 2 schepel = 3 süs. Staph. 851.
Rump, schepel und süs sind wirkliche masse; daher auch ausgäbe
,vor die rümpe^ Ibid. 849. 2. kleinstes rcchnungsmass zur theilung
des chorusguts der pfanne = V4 plaustrum = ^/is chor = Vs4 panne.
Ib. 842. 843. Unum rumponem salis. Schlöpken Chron. Bard. p. 270.
3. rcchnungsmass zur theilung des grossen oder prelatenchor in
demselben Verhältnis: 1 prelatenchor r= 12 grote rümpe. Staph.
858. Vergl. Mnd. Wb. 3, 529. — Volger, Neuj.-bl. 1861, 7.
145
Hm (Z = weiches S),
Sabbata, n. pl. oder sunnavendc: alle 25 Sonnabende von Licht-
messen bis Jacobi giebt jedes haus 2 0, sollen machen 3 •% 2 ß ;
da aber 5 sabbata nach Lübeck in leichtem gelde (6 8.^ statt
6 D 10 ^) geben, sind es nur 2 <% 14 ß 8 /^ für das haus; eine
rente unbekannter herkunft im besitz von 5 praelaten. Staph. 852.
859. 963. Volger, Osterbl. 1861, 2. ,quatuor sunnavende' 1389
als herzogliches lehen; als rente gerechnet 1 tt^ auf 19 t^^ haupt-
stuhls. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 140. vifteyn punt gheldes des
ersten sunnavendcs up der sulten — negenteyn mark und ver
scilling pennig van dren sunnavenden up der sulten. 1330 — 1350.
V. Hammerstein 141. 142.
Sal, n., einzeln sol: das kleinste mass für die vertheilung der sole
am sode. 10 sal sind 1 kum, 60 sal kommen auf eine gote, 20
geben l stige. S. oversole. Staph. 846. Volger, Lüneb. Neuj.-bl.
1861, 6. 9 sale täglich werden gegeben von den 4 goten der vlod
in 26 tagen und 6 sale ungotheilt. 10 sale täglich machen in 26
tagen 4 gote und 1 stige etc. Man kann sieden tag und nacht
13 (12) sale, in der viode von 26 tagen 338, erhält aber in den
goten nur 240, kann also in stigen zukaufen zur vollen be-
aiedung 98.
Salammer. Staph. 849. S. ammer. Entweder überhaupt einer für
sole oder eimer, die ein sal fassen.
Sardok, Sardokengelt, ein lohntheil der 3 sülzer ä 12 und 10 ß.
Staph. 848. 970. 971. Mnd. Wb. 4, 26. Dazu: pannos griseos,
albos atque pannos dictos scordök. 1311. (Pratje) Bremen und
Verden 6, 141.
Säte, zate, f., festsetzung ; Satzung von sültegebrauch. Volger, Lüneb.
ÜB. 3, 62. Vergl. Mnd. Wb. 4, 28.
Säten, s. v., fest bestimmen. ,de bruckinge der salen (solen) under
sick zaten wo se willet. Staph. 8G6. Lüneb. ÜB. Mnd. Wb. 4, 30.
Sater, m. Düsse sater vulbort. Staph. 868. Volger.
Schalensolt. Schalensalz. Der küster der alten Cyriaci-kirche, in
deren sprengel ursprünglich die sülze lag, erhielt alle Sonnabende
von jedem hause eine schale voll salzes. v. Hammerstein 135.
Schalfahrt, f. 1. die seit 1412 bewirkte canalisirte Verbindung zwischen
Elbe und Schalsee in Mecklenburg, von Boizenburg durch die Sude
und Schale zur ausnutzung des Urwaldes an der Schale für die sülze
und zum export von salz durch Sude und Stör, Schweriner see
nach Schwerin und Wismar. 2. Die abgäbe der sülfmeister zur
beatreitung der kosten dieser Verbindung. , Schalfahrt pro choro
8 ß 3 .v^.' Diese hiess seit 1626 oder 1628 die „alte schalfahrt« ;
der .kästen^, in den sie äoss, dann ,alte schalfahrtscasseS
während eine ,n e u e s c h a 1 f a h r t s c a s s e' für neuere bedürfnisse
errichtet wurde. Staph. 848. 959. Volger, Neuj.-bL 1861, 4.
OsterbL 1861, 6 ff.
HUderdeutachei Jahrbuch. Y. IQ
146
Scharf, Scherf, n. = ^/g ^^ im salzverkehr selten genannt.
Schenke; der schenk bekam von amtswegen 12 süs salz. Das amt
hatten die v. Berge.
Scepel, m., Schepcl, scheflFel. Chori qui proprio dicuntur schepell.
V. Ilammerstein p. 139. 1. Das eigentliche salzmass: 3 süst maken
2 schepel, 3 süst maket 1 rump. Staph. 862. G schepel machen
1 tonne, 24 scheffel machen 1 wispel. Ib. 2. Die rente von 1
schefiel salzgut. 3. Der gcamte amtliche massscheifel. 4. Das
recht allein damit gegen eine abgäbe zu messen. S. moltmeter-
ammecht und soltmeter. De schepele dar dat solt werde mede
gemetcn edder dat recht solt to metende uppe der sultcn.
Volger, Lüneb. ÜB, 3, p. 413, vergl. p. 284. Mnd. Wb. 4, 73.
V. Hammerstein macht wegen des alt-longobardischen masses auf-
merksam auf Göttinger Gel.-Anz. 1860, Bd. 3, 1508.
Schepelrecht = soltmeterrecht.
Schicht, f., Ordnungszeit vom 25. December bis 29. December zwischen
vorbouingo und naboningc. ^auf jedes haus ohne die schiebt
sollen kommen und bezahlt werden jährlich 49 stige.* Staph. 845.
S. oversole. Es ist also die zeit der bute. War der sülfmeister
nicht im ,buten^ und wollte nicht kalt liegen, so konnte er die
sole in stigen kaufen; diese hiessen schichtstigen.
Schichten, s. v., Mnd. Wb. 4, 86. Abmachen, bezahlen. De sulf-
mestere sullet alle jar binnen der ersten vlod (10 tage nach trium
regum bis 5. Febr.) schichten alle betalinge. Volger, Lüneb. ÜB.
3, p. 447. Festgesetzt wurde später als termin Lichtmesse, aber
nur für binnenchorusgut. De bäte und vorwisinge des vloutgudes
— schichten (die rechnung aufmachen). Ibid. p. 344.
Schichtstige, f. S. vorher. Sie wurden jedem sülfmeister gegossen,
so viel er fordert; eine schichtstige ist gleich 2 einfachen stigen.
Staph. 844. 845.
Schillink, m., (solidus) bis 1690 = 41} alte cassenmünze oder Mekleab.
valeur; nach 1690 = 1 ß 6 ^^ derselben münze.
Schilsten (1350), dann Schiltsten, m., ,SchiIdstein^, früher ein dem
kalkberge und der sülze, über die ,sultwisch' hinüber, gegenüber-
liegender vorberg des kalkberges ; wie dieser aus gyps (und an-
hydrit) bestehend, jetzt bis unter die sohle weggebrochen. Es ist
das städtische gypswerk, während der kalkberg für die regieping
bearbeitet wird ; bei den mineralogen berühmt wegen der früher
gefundenen von denen des kalkberges abweichenden boraziten. Vergl.
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 154.
Schip, n., Mnd. Wb. 4, 99. 1. Das schiff, salzschiff = kane, zolt-
kane. 2. Die schiffslast, die ladefahigkeit und der inhalt. £n schip
zoltes. 3. Die schiffslast als mass. Auf ein schiff gehen 6Vs last
oder 78 tonnen.
Schip, n. „Butzing (das siedehaus) gehet die fahrt (die leitung der
sole zum sode) unter dem schiffe." Staph. 841. Hier kann nur
der innere hausraum gemeint sein. Vergl. kirchenschiff. Dazu ge-
147
hört die sülfmeisterausgabe : schiff rein zu machen. Ibid. 849.
Vergl. hären.
Sehipwech, m. 1389: en echipwecli dorch de mölen. Volger, Lüneb.
ÜB. 3, p. 146.
Sctiirboriii Schirbrnnue. 1 . Eine quelle bei Lüneburg. 2. Die daraus von
den sülfmeistern zur stadt und sülze geleitete siisswasserteitung ; noch
heute bestehend. Voiger, Nouj,-bl. 18G2, 12. Von achir, rein, klar,
Schiet s. siet.
Schock, u., twee schock vorwaters. S. ammer. Volger, Lüneb. ÜB.
3, p. 62. Es können nicht GO sein.
Schonenfarer. De verbäte wert gesottet iimme der scbooenfahrer
willen. Staph. 860. S. vorbate; sie wurde bcBtimmt zur zeit,
wann daa salz am höchsten stand. Vermiithlich kauften also die
schonenfarer um die zeit das häriogssalz.
Schwer gut s. leicht.
Seden, st. v. (men süt [aötj, Staph. 858 verhochdeutscht „manseudf,
aot, geseden). Das technische wort vom salzkochen: uppe der znlten
zeden. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. ß3. Mnd. Wb. 4, 164. — Es
ist nicht überall bekannt, dass aus seden, sot, das all genannte
wort s d a stammt.
Seder, m., der salzkocher; einer der 3 sultere; der seder siedet
tags, der hÖder nachts; seine Zahlung: Staph. 848. 970; er liefert:
lote, stocke, siede, ib. 849. Staph. 846 hat aeder und beider um-
gedreht, 856 aber ihn statt des geters genannt. Vergl. Volger an
mehreren stellen.
Segger, m., Mnd. Wb. 4, 172; die hier angeführten stellen auch:
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63. Er ist der beamte des sötmeisters,
k .hat die aufsieht über die bauarbeiten am sode und der fahrt, so
Wwie über das schöpfen und die verlheilung der aole, die er buchen
rlassen muss. Zur ausführung der sole-controle, die tag und nacht
Ciieeführt wurde, hatte er 2 unterbeamte : underaegger; daher
rbeisst er selbst auch „grote segger, hi>ftsegger, over-
iBegger. Volger, Neuj.-bl. 1862, 2. 3. „Der segger giebt einen
»einmer zur losinge (s. lestink) obenein. ' Staph. 85.'3. 1399—1788
^Jiatte die neue sülze einen besonderen oversegger.
fggerbfis, n., die Wohnung des overseggers auf der sülze.
hreuinge. N. pr. eines sülzhausea, v. Hodenberg, v. tiaramerstein
tl. c. Staph. 841.
lentiengelt, n., seit 1611 an den abt zu St. Michaelia bezahlt, da-
t mit er gegen die eingriffe des ratbes bei den weisslader-abgaben
lllioht protestire. Volger. Osterbl. 1861, 7.
■Inge, f. Die ersten sode folgen der b i e m i n g e der pannen.
äBt&ph. 861; sie dauern nur IVi, die andern je 2 stunden, so dass
r also die pfanne besonders scharf sieden muss. Das nicht zu findende
Ivort muss daher reinigung, Säuberung bedeuten; vielleicht von sem,
iBemende, binse? Mnd. Wb, 4, 186, 187. Also reinigung mit binsen-
pschrubbern ?
~"^ 10»
148
Zinkenbleser, m., ,dem ziukcnbläser von jedem Iiause^ sc. eine gäbe
dos sülfmeistcrs. Es ist der stadtmusicus. Staph. 849.
Slet, 8. Mud. Wb. 4, 234. loeten stocke siede. Stapli. 970. Zur
berricbtung der darren.
Slimsolt*). Scblimmsalz. unreines salz, Volger, Osterbl. 18G1, 9.
Sodersinge, Necrol. St. Micb.: Soderstingc, 1231: Suderstingc, Staph.
852 ; iSoldersing. N. pr. eines sülzliauses.
Sodesknechte = sodescnmpane oder oser. Volger, Osterbl. 1861, 4.
Sie hiessen upfüller, muskelcr, nawerper, voruttögor (uttöger), geter,
hüder (böder), natöger, altöger (dreger), tugger (diigger), suklcr,
wozu Vülger noch den bürcr (?) neuut. Staph. 856. 862.
Sole, f., das Salzwasser, Mud. Wb. 4. 287; auch bei Luc. Lossias
salsugo; 1368 aquae salinares. Volger, Liineb. ÜB. 3, p. 62. Van
der nycn und oldeu zolen (d. h. von der sole der alten und neuen
sülze). Ib. Später schrieb und sprach man statt sole, zole: aale,
saale, bei Staph. auch sahle; doch schon 1390: gut me zalen.
Volger, ib. 3, p. 163. 1383 erhielten die sülfmeister das recht,
überall um Lüneburg neue sole zu suchen und zu brauchen. Auf
der Lüneburger sülze nannte man sole (noch 1 850) nur die voll
gesättigte des sodes, während man die schwächeren quellen als
, wilde Wasser^ auspumpte und ablaufen liess. Das wort hängt sicher
mit ,soP, wasserloch, zusammen.
Solprovebök, n. ; der stigeschriver führte das solprovebök über
die gute (den gehalt) der von dem sotmeister gegossenen sole.
Volger, Neuj,-bl. 1862, 3.
Solstok, salstok, m., ein stock, der das jedem hause gelieferte mass
sole anzeigte. Volger, Neuj.-bl. 1862, 4.
8olt, zolt, zold, n., salz. Mud. Wb. 4, 288; darna dat seit sinen
gangk hofft (sccunduni cursum salis). Wat dat solt des jares deit
Staph. 860. 801. Nach solt heissen in der Heide oder deren nähe:
Soltowe (Soltau), Soltendike bei Bodenteich, Soltwedel, Soltquedel
(Salzwedel), nach den alten namensformen (Saltsenhusen etc.) aber
schwerlich Salzhausen, welches Volger, Or. Lun. 41, dazu rechnet.
Soltebode, zoltbode, f., einzeln auch sültebode, bode vor der zulten.
Die bude zum kleinverkauf des salzes am stegcl vor der alten sülze,
c. 1830 abgebrochen; in ihr wurden den praelaten die salzreoten
ausgezahlt; an ihr liesson barmester und butemester den gängigen
salzpreis für die laufende vlotzeit anschreiben, d. h. den cursum
salis. Verkauf ,vor der sülten' ist der verkauf in der bude.
S. soltlager.
Soltebrfigge. Soltbrüggerstrate. Das wasser vom süden des kalk-
berges strömte durch die älteste Stadt, seine überbrückung, die
soltebrügge, überschritt die alte Strasse von der sülte zum Grimmer-
dor (nach Verden); daher ihr name.
*) Die mut\erlauf;e wird nicht gouannt, si(> wurde vcrmuthlich als ,i'fil-
watcr' in die Gumma abgeleitet, einzeln vielleicht /um privat gebrauch abgegeben.
149
Salzjanker; ein name, der wesentlich erst im IG. jahrfa. für die sülf-
meisterfamilien gebraucht ist, nd. kommt er kaum vor.
SoltkRne, a. kirne. — 1301) in Stade: soltkän, m. ; der salzführer
und schififer: soltman, das thor, durch welches das Lüneburger
salz- kam : s o 1 1 d 6 r , platea salis, die daran stossende Strasse :
soltstrate, porta salis. Krause, beitr. 15 (im Stader progr.
1857). So It hake in Rostock, sie hatten mit den theerhaken eine
,rulle* von 1587, dann 1682.
Soltkoper; de soltkopere van der Wifzmar (bis c. 1395). Vergl.
Sehalfahrt. Idt hebben ock de soltkopere van der Wifzmar Bonzen -
borch — thovorn ein apen bleck — mit einer muhr ummetehen
laten. Reimar Kork bei Grautoff 1, 493.
Soltlager, soltleger, n., zunächst jedes salzlager, also besonders in den
,rumen*; dann aber lager zum verseilen in der salzbude: ,al8 der
kauf ist im s o 1 1 1 a g e r , als 2 chor vor der sülzen gelten.'
Staph. 849.
Soltlaken, n., Salzlaken, zum aufspannen in den känen, um die mutter-
lauge abtropfen zu lassen. , Salzlaken' und ,salzlaken waschen'
nennen die sülfmeister unter ihrem ungeld.
Soltmeni^er, m., salzverkäufer in Novgorod, wesentlich händler mit
Lüneburger salz. ,Grydnisse (hof) der soltmengere.' 133L Höhl-
baum, Hansisches ÜB. 2, p. 225.
Soltmester, m., wurden nach Volger auch die sülfmeister genannt.
Neuj.-bl. 1861, 13, jedenfalls misbräuchlich.
Soltmeter, m., nannte man später den moltmeter, dann hd. salzmesser
und danach das moltmeterammecht : salzmesserrecht und salz-
messeramt. „dem salzmesser sonnabends in den krug l Q.^ Staph.
848. Salzmessergeld ib. Volger, Osterbl. 1862, 9.
Soltrfim s. rüm.
Seltoehepel, das geeichte mass des molt- oder soltmeters. S. scepel.
Soltscbepelgelt, seit 1542 vom rathe den sülfmeistern auferlegte ab-
gäbe, von jedem verkauften wispel salz 2 ß, angeblich um die ge-
eichten messscheffel dafür zu halten. Volger, Osterbl. 1861, 5.
Soltstrate, urspr. die Strasse von der sülze NO. zur Ilmenau, jetzt
nahe der sülze = Sülzstrasse. Volger, Or. Lun. 15. Den namen
Salzstrasse hat noch das ende am wasser, nahe dem ,K6p'.
Solttonne, solttunne, f., tonne zur Verladung des salzes. Solt-
t u n n e n b d e k e r , ein besonderes böttcheramt, das die salztonnen
allein liefern durfte.
Soltforer, m., salzhändler, wie bokforer = buchhändler. Sie waren
grosskautieute, die das salz von den sülfmeistern ladungsweise
kauften und ausführten. Volger, Neuj.-bl. 1862, 4. 5. Sie rechneten
sich gern zu den sülfmeister-patriciern, gehörten aber nie zur
Theodori-gilde. — In Mecklenburg nannte man dagegen im 17.
jahrh. soltvorer, soltforer die fuhrleute, welche salz von
Lüneburg holten.
Soltwerk, n., gewöhnlich sulte. Ungelt an dem nyen zoltwerke
scaltne stan van der nyen zolen. Volger, Lüiieb. UH.
dat nye soltewerk (13S8). Ib. p, 37.
SVssling =^ scheffel. 72 sclieEfe! oder sössiiug. Volger, NeujJ
IbGl, 7; der name, weil der scheffel = Vs tonne? 1
Sot, m. odern. ? Die aiedung. Vnn den soden. In juwelykom nat^
lykea dage, dede bet't 24 stunde, werden 13 sode in juwelikem ll
— de eraten des morgens undc tho vespertydt endigen sik i
anderthalven stunde — de andern umme twe stunde. Stapb.
Das giebt freilieb '2b stunden. S. siminge. Aucii Stapb. 661 ne)
13 eöde, jeder sot jeder pfanae giebl I süss salz, jedes hausfl
24 stunden 52 süss salz, sind l'/a wispel min 2 süss, sind f
(rectius 'h) last. Dagegen p. 846: 8 söde geben auf 1 pfano«
SAt, zot, zod, zood, zoed, m., heisst nie Salzsiederei (Mnd. W1)o
297 sot 2), Boudern salzboru, in Lüneburg nur vom alteu und nej
salzborn (des 14. jahrb.) gebraucbti ,de olde z6d', ,de aye l"
Lateiniscb: ,,puteuH, fons, antiquus fons salinae" (1388), vetus ^
novus fons. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p, 56 und p. 62 c= Walk)
urk. no. 992. Die im Mnd. Wb. citirte stelle heisst in derl
urk. aquae salinares novi fontis ... in antiquam fontem
omnio deduci. Eine beschreibung des alten sodes von Lossius I
N. Cbytraeus s. v. oaer. Vergl. Volger, Neuj.-bl. 1861, 4. Die ^
sulte hatte 6 brauchbare, hochgradige quellen, die zusammen n
irdisch (fahrt) in den einen Brunnenschacht geleitet waren,
namen im späten hd. stehen bei Volger 1. c. Am christtage lA
wurde auch die neue soIquelle des ,nyen sodes' in den alten >|
geleitet. Seine erhaltung kostete viel, daher: de sodmester scal^
alle jar geten . . , to des z o d e s behoeff uppe dusent mark ]
ninge. Volger, Lüneb. ÜB. a, p. 62. Vergl. koltleger.
Boetmeister nimmt Thom. Cant, 29. Dec. um vesperzeit den
an', d. h. beginnt die gote der naboninge gieasen zu lassen \
siones vel distributiones facere). Staph. 845; ebenso an des '.
Garstes dage für die schichtstigen. 1388 geschrieben:
Volger, Lüneb. Uli. 3, p. 37 f. Der Lüneburger stolz war 'i
Spruch: Mons, pons, fons — die 3 quellen des reicbtbams:
berg, kauf brücke (kaufbaus), sot. Stapb. 858: scaturigo. Als j
nye eöt' einging, hiess er ,de dove aoet'.
gotlon, m., siedelohn. Stapb. 970.
Sfttmester, m., magister putei, Volger, Lüneb, Uß. 3, p. 56. Stä
870, niemals ein siedemeister (suiter, soder), wie Mnd. Wb. 4,1
annimmt; sondern der hoch angesehene erste beamte der 8^M
urspr. ein herzoglicher, dann nach 1228 von rath und praelaten in
einem köre gewählt, was die stellen im Mnd. Wb. ebenfalls be-
deuten. Er ist stets ein rathsherr, der für die dauer dieses amt«
aus dem rath austritt, er soll das eigenthum der pfannenherm am
sode wahren, wie die barmester das Interesse der aülfmeister ver-
treten. Sötmester, sodmester, zodmester, soetmester. 8taph. 959
soltmeister. De sodmester wan he to dem zode sweret. Volger 1, c.
151
p. 63. Der soctmeibtcr bekommt Tvom kuufmaiiii) pro choro 20 0.
IStupli. H48. Der soetmester giesst die ilödc und stigen. Ib. 844.
845, d. b. er hat den befühl und die Oberaufsicht über den segger.
Der soetuieister bekommt von jedem hause jährlich 14 ß vorbatc.
Ib. 840. Des sotmeisters frau (sotmestersche) bekommt von jeder
vlod und jedem hause 3 ,%**; lestinkgelt. Ib. 85.S. S. lestink. Eine
der Lüneburgischen patricierfarailien, wahrscheinlich lange im amte
des sodes gewesen, führte den namen : Magister putei, Sotraester,
sie starb nach 1441) im 15. jahrh. aus. Büttner, Geneal. Volger,
patricier, 37. Der kästen des sotmeisters hatte ganz bedeutende
einnahmen und ausgaben, die man dort nicht sucht; die spätere
sotmeistercasse war eine umfangreiche finanzverwaltung.
8ötvart, f. 1. Die vart, fahrt des sodes; s. u. 2. Register sämmt-
licher abgaben aller sülzhäuser und deren reuten. 1543: Der
zulten tho Luneborch zodvart. Lisch, jahrb. B. 3, 34.
Spilborn, m., der spillbrunne, eine von den sülfmeistern für stadt und
sülze angelegte süsswasserleitung, wie der schirborn und der kranke
Heinrich. — ,Aus ihm kommen die kleinen kinder.' Trotz der all-
gemeinheit dieser sage könnte hier eine anlehnung an die bedeutung
von ,spelen', .spilen* und das .spelkint' des Sachsenspiegels vorliegen.
S. Spiritus, gasthüs (spitel) toni hilligen geiste, ,de grote hillige geist'
(weil noch eine IS. Spirituscapelle, der kleine h. geist, am rathhause
lag): das hospital zum h. geiste unter einem gastmester, spitel-
mester, hospitalmcster, nahe der sülze, hing eng mit dieser zusammen
und diente wahrscheinlich ziemlich allein zur altersversorgung arbeits-
unfähig gewordener sülzer etc. Dafür durfte der gastmeister an
350 tagen des Jahres in jedem siedehause salz sammeln lassen,
dessen ertrag jälirlich zu 3-^ last berechnet, und jetzt abgelöst mit
860 <% gezahlt wird. Vergl. Volger, Osterbl. 1801, 8.
Sponegelt, n., spönegehl, wird den inscheterschen bezahlt als neben-
vergütung. Staph. 841)
Spnth, m. oder n., salzmass der ältesten zollrolle Stettins (1291?)
vermuthlich meist für Lüneburger salz : ,de sputh salis 1 denar'.
Blümcke im Progr. des Stadtgymn. zu Stettin, 1871), p. 2 und 10.
Da sputh, nach der abgäbe zu rechnen, = 3 scheftel oder
Vx tonne ist, und das Spundloch der tonne deren hälfte bezeichnet,
ist wol spunt zu lesen.
StAn latent = ausfallen lassen. So leth men nu de veerteynde fluth
staen. Staph. süO. Vergl. stän i). Mnd. VVb. 4, 300.
Stegel, m., ein Übergang über den graben vor der sülze nach Lam-
bertikirchhüf, an ihm lag die soltbode. S. solterecht.
Sterthnsen. Necrol. St. Mich.; 1231: (verlesen) Sterchusen oder
Stercohusen, später stets Start, Stardt. N. pr. eines sülzhauses,
wol nach der läge am äussersten ende. Vergl. Start, stert Mnd.
Wb. 4, 391. Kin Meding'scher burglehnhof auf dem kalkberge
hies 1335 S ter t eshagen, wo! auch nach der endlage. v. Hara-
merstein 143.
152
Stig, m., die gänge im oder zum sülzhause, die mit stocklagen und
lehm gemacht wurden, welche der seder für besonderen lohn zu
liefern hatte : vor die stiege stocke auch leim zu treten. . Staph. 849.
Stige, f., urspr. die zahl 20 ; dann 1. der guss von 20 sal oder Vs
gote oder V12 vlode. Staph. 841. 843. 2. Die sole, welche zu 20
sal ausser der gewöhnlichen vlode gegossen wird, und zwar a.
plichtige stige für die renteigenthümer derselben oder zu
sülzzwecken; diese waren 1388—1390: vogedestige (s.u.), vruwen-
stiege (s. u. vrowenst.), kolstige (s. 0.), bornstige (s. 0.), knechte-
stige (s. 0.), Butzing oversolen (s. Butzing und oversolen), Yolger,
Lünob. ÜB. 3, p. 64 u. 163. b. unplichtige stige oder köp-
stige, die jeder sülfmeister zur vollen besiedung seiner pfanne
sich giessen lassen konnte; dies ist die overgote oder oversole (s.
d.). Die kopstige, d. h. der preis ihrer sole, wird vom sülfmeister
an den sötmeister für den Lüneburger rath bezahlt. Die in der
Schicht oder bute gelieferten köpstigen Messen schichtstige
(s. d.). Staph. 843. Die unbeholfene berechnung der kosten, des
roh- und reinertrags der stige s. bei Staph. 845. Wegen der Zahlung
für die stadt heissen die köpstige: dat gemeene, mene statgut oder
mene gut. Vergl. Volger an verschiedenen stellen. S. Mnd. Wb.
4, 400.
8tigek6pgelt, stigenköpgelt, n. Alle stige müssen dem soetmeister
bezahlt werden, ausgenommen die pfannen . . . der probstei Lüne
für 4 (?) stige (s. vrowenstige). Der soetmeister zahlt dafür dem
rathe abschlagsweise jährlich stigcköpgeld 240 <%. Staph. 846. 848.
Irrig wird daflir einzeln der name termine gebraucht (s. u.).
Stigeschriver, m., beamter des sotmeisters, führte buch über die ge-
lieferten stige und die sole (kumbök), über deren Salzgehalt (sol-
provebok) und war aufseher über die bauarbeiter etc. Volger,
Osterbl. 1862, 3.
Stok) m., stocke s. unter slet und stig.
Stotelrftm? Volger nennt im Osterbl. 1861, 9 unter den sülfmeisterkosten
die ausgäbe für ^^Stösselraum''. Ist es der räum zum verpacken in
tonnen? An kleinstossen des salzes ist nicht zu denken, denn bei
scharfem kochen krystallisirt dieses so klein, wie das Lüneburger
in den handel kommt (das s. g. buttersalz); um für die theilweise
nachfrage nach „grobsalz^ zu sorgen, d. h. nach den grossen,
muttcriauge haltenden und daher schärfereu krystallen, wird
solches heute durch langsame siedung für diesen bedarf eigens
hergestellt.
Stoveken, n., das mass zum eichen der solgefässe, früher der ,ammer^
(1 gross ammer hält 40 stoveken. Staph. 843. 848), später des
,kum' : ein kumm hat 840 stübichen, seit 1488 nur 825 stübichen.
Als solmass diente das stoveken nicht, sondern das ,snl^
Sturen: die neue sülte — wird unter der erde in rhoren in die alte
sülte gestüret. Staph. 858. Es sollte heissen : die sole der neuen
sülte. Vergl. Mnd. Wb. 4, 453; = leiten.
153
Snkke, znkke (mit weichem z) ist aus dem 16. jahrh. nachweisbar,
hängt daher nicht mit tukken, zucken, zusammen, sondern mit sugcn:
die saugpumpe ? Kempings sucke, eine pumpe am hause Kemping,
zu deren erhaltung 8 häuser 9 e% beisteuerten: Deginge, Ebbetzinge,
Breminge, Edinge, Thenqueringe, Müntzinge, Sodersinge und Kem-
pinge. Es ist fraglich, ob diese sukke eine der Salzquellen in den
söt pumpte oder wildes wasser beseitigte, was wahrscheinlicher.
Staph. 856. — Seit 1569 hatte der söt selbst ebenfalls eine sukke
statt des bisherigen osen's erhalten. Volger, Osterbl. 1861, 26.
Staph. 982.
Snkler, m., der arbeiter an der sukke, der aufpumper. Einer heisst
suckler in den Brokhusen ; die gute Brokhusenquelle war durch
eine fahrt in den söt geleitet ; also wird er jene durch wegpumpen
des wilden wassers haben schützen müssen. Er wurde zu den
sodeskumpanen gerechnet und erhielt von jedem hause in jeder
gate 3 ^. Staph. 856. 862.
Suite, znlte, f., nicht salsugo (sole, auch fleischsülze, salsucium, sau-
cieschen), sondern sali na: antiqua salina, nova salina, und so
stets in allen Lüneburger Urkunden und Schriften; stets f., nie n.,
in der stelle bei Korner 96d (Mnd. Wb. 4, 463) steckt ein fehler;
es ist zu lesen: unde ok dat sultegud to Luneborg syk sere
Torergerde. Es ist immer die fabrica salis, die saline, daher auch
öfter n. pr. von salzwerken, z. b. Sülte, jetzt Sülze in Mecklenburg.
Guedt edder rente in der zulten (1383); de sulte tho Luneborg
etc. Staph. 866 (auch Volger, Lüneb. ÜB. 2) up de zulten de nu
is. Ibid. Redditus in antiqua salina. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 56.
Juwelkem huse uppe der zulten etc. (1388). Ib. p. 62. Die sülte,
hd. sülze, bekam den namen ,alteS als herzog Johann einen neuen
brunnen (sot, puteus), fand, und ein neues sülzwerk: nova salina,
nye zulten, für seine eigne rechnung anlegte. Nachdem er sie aber
1269 verkauft hatte, wurde die sole in den sot der alten sülze
(1388) gesteuert; der brunne und der stadttheil heisst aber noch
heute ,Neue Sülze'. Ein im 13. Jahrhundert auftretendes sülf-
meister- und patriciergeschlecht nannte sich ,de Salina', ,apud Salinam',
,van der Suiten'; es erlosch um 1416. Büttner, Geneal. Volger,
Patricier 37.
Snltebrugge, f. Diese sülzbrücke führte über die Gumma auf den
Lambertikirchhof, dort war neben der sultebrugge das sülzgericht.
S. suiterecht.
8alted$r, n. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 39. Or. Lun. 18.
Snltegnd, Znltegud, n., die rente der pfannenherrn oder auch der
Stadt. Vergl. Mnd. Wb. 4, 463 : und die oben cit. stellen : Bete-
ringe ores zultegudes; de zulte to Luneborg und dat zultgud undo
de der Stadt zultegoed is. Redditus in antiqua salina. redditus
salinares (1388), dat mene zultegud (1388) = die gesammtrente
aller berechtigten. Spreke aber jemand mit rechte in sultegud.
= sulterente.
154
Snlteuiner, f.. ein tbeil der Iiiituburgtir sladttnauer; .achter der
sitl teiniier', ^Hinter der äüli^inituer'', Strasse daliiuter; sie läuft
von der sUlzc zum kalkbcrge.
Snlter, ni,, sülzer, knechte des sülfmeisterB zum sifdeii im süizliiius«;
auch = suUfknechte. In jedem hause waren 3; der seder (3. 0.)
zum sieden am tage, der liüder oder hüder (s. o.) bei naclit und
der voget (s. u.) zum holzliauen etc. Ihr lohn: Staph. 970. 84A
und 818. Die 16'2 sulter hielten durch brüderächaften einen testeu
Zusammenhang. In Lüneburg hiessen sie nie solter (Mnd. Wb.
4, 288), obwol der name ia Hannover galt; dies würde in Lüneburg
einsatzer, pokler (Leriugssolter) bedeuten. Das letztere ist auch
wohl 1623 „unser salinator" des Hamburger domcapitels, dem 14
tonne gut wintersalz in natura nach Hamburg zu liefern sind.
Staph. 9(J5.
Sslttirecht, n. Sprcke aber jemand mit rechte in aultegud, dal id
des nicht enwere, de dat eachede, dat scolde me vorvolghen mit
brenden uth to thende na dem olden suiterechte. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 447. II). p. 343. 344, S. das verfahi-en oben
V. braut. Das alte sülzgcricht wurde, ehe es an den rath kam,
vom herzoglichen vogte gehegt auf dem platze neben der 1376 noch
vorhandenen sultebrugge, auf den sultestenen am stegel. v. Harn-
merstein 607 und die cit. stelle aus Sudendorf, ÜB. I, no. 6OJ:
sind de vrowe sprikt up sulteghud, dat in der atadt rieht lieht
{also salz oder geld), so schal se komen to den stcnen vor der
sulte unde vorderen dat mit der stad rechte. — Das überreichen
dos vom pfannenherrn ausgezogenen braodes {taedaj war die offen-
kundige Übergabe des eigeiithums; v. Ilammerstein 607 nennt diese
laeda eine kerze; p. GO*^ aber fackeln,
SultercDtenei', m. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p, 447. 464 = chorusherr,
pfannenherr, praelat; auch einfach dafür rentener, ib, Das ver-
zeiehniss aller berechtigten praelaten e. Volger, Neuj.-bl. 1861, 8,
die Hamburger intraden Staph. 969.
Sultescriver, m., s. Mnd. Wb- 4, 463; ebenso Volger, Lüneb. ÜB. 3,
p. 63. IfiO (1390). Er ist der spätere vlodacbriver (s. u.),
nachdem vermuthlich der at igeschr i ver (s. o.) besonders aaa-
geschieden war.
Soltestene, pl., s. sulterecbt. Noch 1453 waren sie sichtbar, neben
ihnen am stegel stand die soltbode. Volger, Or. Lun. 26. v. Ham-
merstein 1, c. und p. 318.
Sottestrate, „Sülzstrasse", vom rathhaus ab, neben der ^Neuen Sülze"
vorbei nach der sülze; wo sie durch „A-Itstadf und üarbrüterBtr.
scheidet, hcisst der platz ,an den ver örden', „An den fier
Orten".
Snitewall, m., der Sülzwall ond die sülzwallstrasse: vom ^üUthor
nach dem Rolhen (roden) Thor).
Salfmester. m.; der ausdruck ist im Mnd. Wb. 4, 465 irrig gedeutet,
schon Staph. 84! erklärte ihn vollkommen richtig „cjuasi selbst-
15&
meräter, doss sie sieden können und dürfen", und nennt die erklä-
rung ^süli^meistßr' (sultemester) eine Verdrehung; ebeusü hatte
man es, durch den uamen sal/junker Ferfiihrt, in soltiuester um-
gedeutet. In der laugen reihe der sülzdocumente heissen sie nur
Bulfmester, siilfmester, nach der analogie und in derselben bedeutuDg
von §u!fhere, sulveshere. Nach altem herkommen konnten die prau-
laten und auswärtigen eigeiithümer des sUlzgutes nie selbst sieden,
sondern es hatte sich eine feste korporation von theib (privat-)
eigenthümern, iLeits pächtern gebildet, von zunft- oder gildenartiger,
noch durch bruderacbaften gefestigter art, die das recht behauptete,
die besiedung der sühhäuser allein vornehnien zu dürfen; die eigen-
\ thümer der pfannen mussten sie ihnen zur beeiedung einthun, vcr-
I pachten, und seit alter zeit war diese pacht (oltvlodegut) eine feste
irent« geworden. Diese pfannenpächter wurden so siedcherren.
^staunten sich als eigne herren „sulfra est e r e", ihre „knechte"
' i „sulter", ihr gildehaus die „küntje", ihre olderlude die
^pbarmeste^e•' . Allmählich schlössen die reich gewordenen familten
B^ch in strenger ausschliessung. in engc-r wechselbeirath -zusammen,
Bie allein sassen im rathsstuhl der ätadt, ans dem wieder der ,söt-
neister' gewählt wurde, der Vertreter der rentnerrechte : so wurden
üe snlfmeister fast alieinherr.en der süke, soweit der rath sich ihrer
feutzuug nicht bemächtigte. Im anfang des 15. jahrh. war so factisch
I patriderthum der süU'meister fertig und beheiTSchte atadt und
pül/e. Bei der restauration, nach der abwerfung dieses regimentes
Hin praeiateukriege, schlössen diese familien sich noch enger in der
■ Theodorigilde (vergleichbar der Lübecker cirkelbriiderschaft) zu-
»ammen und schlössen jeden andern vom pfannensiederechte und
.vom rathe aus, nun nannte man sie auswärts und darauf sie sich
£ern selber: sülzjunker und salzjunker, woher denn auch
Verdrehung ihres alten namens. So sicher aber kannten die
Braelateu noch im 16. und 17, jahrh, das einfache alte pfannen-
paohtverhältniss, dnss man den salzjunker als sülfmeister „colonus
idcr conductor" der salzpfanneTi nannte; Staph. 972, ebenso:
nlzkocher, sahlensieder. Ib. 974. Vergl. Volger in den Neuj,-
ind Osterbl. 1861 — 1864; Volger, patric, Staph. an vielen stellen;
Bire Unkosten: Staph. 848 — CiG2. 97U. Auf latetn heissen sie: rec-
^■ores salinae (d. h. der siilzhäuser) qui vulgo zulffmestere di-
Kountur. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 50, Staph. 871. Die formel
fcon 1396 bei Sudendorf (Mnd. Wh. 1. c) ,We rad und sulfmestere'
^oeruht darauf, dass dieses die beiden satenden parteien sind. —
Eine liste aller sulfmeisterl'amilien bei Volger, patric, 3ti,
"neistereassa, aus der sie ihre gemeinsamen ausgaben bestritten, un-
bcheinend erst im 17, jahrh, so genannt. Zur tilgung der kosten
pr<3er sotzukke wird der harmeisterkasteu genannt, beide wol identisch.
""neisterEliafthaas. „In ihrer gemeinen sulffmeister xunfthause,"
^ Staph, 982. Es ist die küntje.
' nnavende s. sahbata,
156
Sii8, n., indeclin., zus, zues, zuess, süst. 1. Das kleiuste handelsniass
für salz auf der sülze : .'(6 s u c s s sind 1 chorus, 3 s u e s s sind
2 schcffel. 2. Das kleinste rechnungsmass für die reute (aber nicht
für die pfannentheilung). Stapli. 851. 859. 800. Jedes sal sole
giebt l süss salz, jedes haus in 24 stunden 52 süss salz. —
XII zu es to kokenzolte (1388). Volgcr, Lüneb. ÜB. p. 63 v. Ham-
merstein p. 136 ff. S. 135 übersetzt er falschlich „das s. g. Süsse''.
1192 in der Schenkung kaiser Heinrichs VI. an den bischof von
Verden heisst es: medietas salinae de sustiis. v. Hodenberg,
Verd. G.-q. II, p. 54. Das werden die sus oder süs sein. Aus
sestarius?
T.
Tal, f., zahl, mass. ;,bi thale einer mate^ ist in ältesten zeiten das
salz vorkauft, nicht in tonnen ; also stets aufgemessen. Staph. 976.
Termine, m. pl. Die rente von den unfreien pfannen und dem un-
freien chorusgut, d. h. die nach dem praelatenkriege für die Stadt
aufgelegte, nicht durch hauptstuhlzahlung gefreite rente, mussten
die sulfmeister von der sulzrente der rentener abziehen und in 4
terminen : Viti, Mariae geburt, St. Andreae und Invocavit an den
rath einzahlen. Daher hiessen diese Zahlungen ,t er m i n e^ Staph.
970. Volger, Neuj.-bl. 1861, 16. Zuweilen wird der name auch
für die stigenbezahlung: stigeköpgelt, gebraucht. Staph 848.
Theodorigilde, der eng geschlossene sülfmeisterfamilienzirkel, das pa-
triciat der Stadt Lüneburg; gestiftet nach 1456 und genannt nach
dem h. Theodorus, weil an dessen tage, 9. November, der alte rath
1456 wieder eintrat. Volger, patric. 14.
Tide, f., to den veer tyden wert nicht gesaden. Staph, 861. Es
ist Quatember, quatuor tempora.
To, praep. in ei genthüm lieberen gebrauch: so mennigen Schilling de
wispel gelt to der floedt, so mennige 3 ^^^ dat voder und so men-
nigen penning de rumpe. Staph. 862. Vergl. Mnd. Wb. 4,
552 sp. 1.
TobriDgen, st. v., ausser den gewöhnlichen bcdeutungen: zu ende
bringen, voll aufbringen, voll machen. ,De leste (14.) vlod to-
bringen.* Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 62. Vergl. Mnd. Wb. 4,
555 tobringen II, wo aber nur üble bedeutung angegeben.
TokomeD, st. v., ausser den gewöhnlichen bedeutungen: anfangen, be-
ginnen: Des achten dages darna alse de vlod (s. d.) toquam.
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 447. Wan de ander vlod tokumpt. Ib.
Die bedeutung ist zu entwickeln aus Mnd. Wb. 4, 567 tokomen 1.
Tolle, tollen, tolne, m., der zoll an der sülze, salzzoll; dieses the-
lonium, teolonium wurde schon a. 956 von kaiser Otto I. bei der
gründung des klosters St. Michaelis diesem geschenkt; später hatten
die herzöge den ,tollen^ an der sülte, nachher auch den tollen an
der nyen zulten. S. die betr. ÜB., Volger in denNeuj.- etc. blättern,
derselbe Or. Lun, 1861, v. Uammerstein. 1681 berechnete der
157
sülfmeister für ein haus jährlich die Zahlung von 21 J^ sülzzoll.
Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 18()2, i). Kein salz-, sondern ein allge-
meiner zoll war dagegen der herzogliche zoll in der ßeckerstrate,
der frühere Bardowiker. v. "Hammerstein 77 und 144. Von seiner
hebestelle hat die in die gr. Beckerstrasse mündende Zollstrasse
den namen. Einen 4. salzzoll erhoben aber die herzöge von Sachsen
(Lauenburg) in Lüneburg selbst; vielleicht den der bequemlichkcit
wegen von Esslingen (Tollenspiker, Zollcnspieker an der Elbe) hier-
her verlegten Esslingen v. Hammerstein 138. 200. Vergl. Mnd.
Wb. 4, 571.
Tolnbode, f., die zollbude vor der sülze. Ene stenen tolnbode by der
sulten. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 400.
Tolner, m., Mnd. Wb. 4, 571, der herzogliche zoUner zur erhebung
jenes tollen; er erhob auch die herzoglichen sülzrenten, z. b. das
kokensolt (s. d.).
Tonne, tunne, f. 1. Das gefäss, die tonne, zu verschiedenem gebrauch:
zum salzverpacken, in die halve, in die bare ; diese letzteren lieferte
der 3. suiter (vogt). Staph. 849. 2. Das gemäss oder salzquantum :
1 tonne == 6 scheffel = ^U wispel = V^i« last. 78 tonnen gehen
auf 1 schiff. Staph. 848. — Das wort sack, sacke kommt in
den sülzurkunden nicht vor, da die heutige sackverpackung erst an
die stelle der alten tonnen trat, als die neue einrichtung der darren
eine erheblich stärkere trocknung des salzes ermöglichte.
Torf, m., Mnd. Wb. 4, 585. Wer die gewaltigen häufen des brenn-
torfs auf der Lüneburger sülze gesehen, wird dieses wort hier er-
warten; es steht aber in keinem älteren documente, da erst 1745
dort der erste versuch mit torfbrennen gemacht wurde. Volger,
Osterbl. 1862, 30.
Travesolt, (Volger, Osterbl. 1962, 23 j, im gegensatz gegen Bayensolt,
im mittelalter das Lüneburger salz, weil es, durch den Stecknitzgraben
seit 1391 in menge nach Lübeck gebracht, von der Trave ab zur
Verschiffung nach den hafenplätzen und häringsplätzen der Ostsee
kam. Man glaubte, und glaubt zum theil noch heute, dass nur mit
Lüneburger salz sich der häring halte, wie man es in Holstein und
Mecklenburg noch jetzt für allein geeignet zur butterbereitung hält.
Daher heisst es buttersalz. Lüneburg hielt für diesen handel in
Lübeck das Lüneburger haus, dessen einküufte und erhaltung dem
sotmesterkasten zukamen.
Tngger, m., nach einigen Verzeichnissen ein sodeskumpan, möglicher-
weise, da er in älteren listen nicht vorkommt, der sukler des
sodes (seit 1569), also der soleauspumper. Vergl. oben dügger, der
auch in den älteren listen fehlt; der name wäre dann nicht von
,sugen^, sondern von ,tukkcn, tokken^ herzuleiten; doch ist das frag-
lich, da die arbeit des tugger's und dügger's nicht angegeben wird.
Er erhielt von jeder gate von jedem hause den hohen lohn von
8 /A, den nur der lohn des nachtgiessers (höder's) um 1 /^ über-
trifft. Staph. 862.
Ildiflge, I'dinglie, n. pr. eines sülzbauses. v. Hodeuberg und v. Hai
merstein 1. c.
Vlingbe, lllinge, ebenso. Das redende hauszeichen war eine efl|
(ule).
Unbetnnnet, adj. ,Lß8o und unbetunnet' sei früher das salz verfahr^
Staph. 976.
Ilnplicht, f., ausgäbe und abgäbe. De andere 15 wispel (nach ad
gäbe der 15 wispel rente, nach alter berechnung der sülzrente i
13 vloden) behalt de Bülffmeister, dar ateiht de alle unplicbt :
Staph, 859, Mnd. Wb. 5. ß7,
üpsate, f. 1. Jede neue aufläge von abgaben für die stadl. 2. Di^
abgäbe aelbat; nachher hd. ,auf8atz'. So wurden z. b. di
willigungen der sützrentener an die stadt von 1383 und 138
nannt; dann wieder die 1453 versuchte aufläge, die später etil
geändert durchgesetzt wurde. Dies war eine ,upsate up de panoJ
„aufsatz auf die pfannen". Im 15 und 16. jahrh. wurde wiederhfl
eine ,up3ate' auf die weissladereien, also auf den grosshan '
salz, zum theil sehr drückender art gelegt, „Aufsätze, abgahj
vom salzhandel." Volger, Osterbl. 18ßl, 5, 16. 1862, 26. Stiq
mullis loc. Mnd, Wb. 5, 125 (2)).
Upsetten, sw. v. l. Vom aufschlagen der rente: de verbäte (
se up edder af. Staph. 850. 2. Vom auferlegen der upsate (a. i
„Wer den (1453) aufgesetzten bauptstuhl aufzahlet, dessen pfan
ist froy." Mnd. Wb. 5, 129.
Upslager, m., einer der ban;kn«chte. Beim pfannengiessen bekom
er von jeder pfanne 1 A. „ufschläger". Staph, 856.
Upfiiller, m,, einer der sodeakurapane oder oser. Staph. 862.
füUer", ib, 856, Er bekam von jedem hause für jede gote 5
Upwerper, npwarper, m,, Staph. 848 nennt unter dem ungeld
sülfmeister; ^auffwerfergelt" ; Volger, Osterbl. 1H61, 9 „aufwerf^
lohn''. Da für ein haus füra ganze jabr nur 6 J>^ gerechnet werdf|
so wird es eine art trinkgeld beim aufladen des sakes sein.
Üt, praep., men betalet ut jüwi'Iiker panneu 2 wispel, Staph. 8J
F'.benso renle ut enem huse.
ütberneti, .wenn man ausbrecinet in der bar, von einem Lisspfid
3 "".' {zabluug des sülfmeister s), Staph. 856. FJs ist das umgiesn
der pfanaen gemeint.
Ütgän, st. V., Mnd. Wb. 5, 151. Wat vor unplicht geit utem ht^
nnde paunen. Staph, 859.
Ümn, st. V., mit brenden uth to thende {139(i. 1400). Volgi
Lüneb. CB. 3, 447. 343. 344. Vergt. brant und sulterecS
Üttfiger, m., nach Volger, Osterbl. 1861, 4, ein sodeskumpan ofl
oser, sonst wird er voruth tager, Staph. 862, oder gar vorufl
Loyer, Staph, 856, genannt. Er zog duu osammer aus dem sod^
F uud V.
vademe, m., das cubikraaas dea hoUas, GXCXG fusB, nach
|i dem auf der sulte gerechnet wurde. Mud. Wb. 5, 184. ,Da3 haus
l^fordert zu voller bekochung per jähr 600 faden, thut auf 54 hüiraer
32400 faden. Ötaph. 857.
', f. I. Die unterirdischen horizontalen, mit zimmerwerk gestützten
feitnngeu aus den 6 quellen in den söt; auch die rohrleitung der
flyen Bulte' in den alten söt. '2. Auch gelegentlich die ver-
uDg unten im sode selbst. Staph, S46. Volger, NGUJ.-bl.
l.
rtkoecht, id., die bauarbeiter, graber und zimmerleute an der
Ibid.
rtneiiter, m., der haumeisti>r der varten und des sodee, dann auch
* siilzbautea iiherhaupL Nach austellung eines baumeisters im
,7. jahrh, wurde jener dessen untergebener, gcwissermasaen der
JpoUer', Ibid.
■tclATentsgelt, n., i zwei besondere Zahlungen der sülfmeister an
[Iteagelt, n., l die 3 süber. Staph. 849. 970 f.
mge, Staph. 852: Velning, n. pr. eines aülzhauses. v. Hodenberg,
. Hammerstein l. c. Velinge, Velgen, dorf im geh Ebbekestorpe.
, Bammersteiii 244.
leh, adj., Mnd. Wb. 5, 244 üben. Süss, im gegunsatz gegen sole;
i heissen die verschun watere: wilde wasser. Dat versehe water
>aii der zolen scheiden und bringen. — dat twee man dat versehe
r van der zolen vortheen edder vortreden können. 1388. Volger,
r-Lüneb. ÜB. 3, p. 37.
lut, m., Mnd. Wb, 5, 253 v, vime, holzhaufen. Ein sülfmeister
n auf der sültzen 200 faden holz in vienen stehen haben.
ih. 857.
I, st. V., Mnd. Wb. 5, 272; fliessend sein, zu leichtflüssig, wüs-
g sein; von der sole also: nicht gesättigt. Verhochd. bei Staph.
: ob sich die flöde der sule etwas verminderte, oder ob sie zu
ehr flöte {um genügend gesotten zu werden). 8G0: de flöte
■ Bale wat vorminrede an dem sode, oder ofte se to sehr flöte.
, f., auch vlodc; nicht == boninge, wie Mnd. Wb. 5, 265 (4.),
. Der zufluss der sole (a. v. vleten). 2. Ein bestimmtes mass, in
Bstimmtcr zeit regelmässig vom sötmeister jedem hause zu liefernde-s
lass sole : es heisst vlot, vlode, weil ea in die wege (rinnen) ge-
eoaaen wird und den häuseru zuströmt. Die vlot beträgt 4 gote
P bitmen 26 tagen (s. gote), ea werden deren 13 gegossen, der theorie
I nach sollten es 14 sein, statt der 14. traten später die 2 boninge,
Ljede =^ 2 gote ein. Vlode und boninge sind daher ganz ver-
I- schieden. 3. Die vom ertrage der vlot kommende rente; die 13
r .vlode geben das chorus- oder wispcigut, und in ihrem alten rech-
fcnungsbe trage (ohne die bona ducis) dat olde vlodegut oder olt-
it; grade im gegensatz gegen die rente der boninge. 4. Vlot
160
heisst nachher auch die terminszeit von 26 tagen, und der pl. die
vlode: die zeit aller 13x26 tage vom 10. Januar bis Luciae. Vergl.
Volger, Neuj.- und Osterbl. an vielen stellen. Staph. 848: ;,I3 vlöde
werden den sülfmeistern gegossen von wegen der praelaten, jede
floht 26 tage, also dass in 26 tagen die gantze sülze umbgcgossen
wird.^ Eine liste der vlotzeitenanfiinge ibid. (noch mit dem cisio-
junus), eine liste nach den endtagen p. 863. Sie dauern nach
unserm kalender 1. 10. Jan. — 5. Febr. vesperzeit; 2. 5. Febr.
vesp. — 3. März ; 3. 3. März — 29. März ; 4. 29. März — 24. Apr. ;
5. 24. Apr. — 20. Mai ; 6. 20. Mai— 15. Juni; 7. 15. Juni— 11. Juli:
8. 11. Juli — 6. Aug. ; 9. G. Aug. — 1. Sept.; 10. l. Sept — 27. Sept.;
II. 27. Sept. — 23. Oct; 12. 23. Oct. -18. Nov.; 13. 18. Nov. —
13. Dec. — Darauf folgte: Naboninge: 13. Dec. vesperz. bis
Jahresende, d. h. 24. Dec. ; bute, schichte vom jahrsanfang,
25. Dec. vesperzeit, bis 29. Dec. ; vorboninge 29. Dec. vesp. bis
10. Jan. — Von jeder floede bekam der rath 22 ß 2 ^. Staph. 856.
— Ib. 859: juwchk hus hefift 4 pannen (als druckfehler steht: flöte),
und juwelikem huse werden gegeven 4 goete (verdruckt: flöte), dat
het eine floet. — Ib. 860: so worde der tydt juweliker floet aver
2 dage vorkörtet, und worde de 14. floedt nicht gcscheen, woon
sik de sale vorminnerde edder vortögerde. — Hiervon (den 4 gotcn
der vlode) betalet de zulfmester vlote (d. h. die rente), vorbate
und allerleye ungelt. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63. vorholdene
vlode edder paniienrente betalen. Ib. p. 344.
Vlotgelt, vlodegelt, n., ist die bezahlung der oser, s. lönschillink.
Vlotgut, n., Mnd. Wb. 5, 286. De bäte und vorwisinge des vlout-
gudes. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 344. Enen halven wispel zoltes
vlotgudes (1390. Ibid. s. 182. Es ist der name des alten chorus-
oder wispelgutes, 12 chor vom hause, vor einführung der bona ducis,
als neuer rente von 3 chor vom hause. Später hiessen daher jene
12 chor oldevlotgut (s. d.).
Vlothus, n., 51 vlothüse, doraus fluminalcs stehen gegenüber den 3
Berndingcn als domus mensuales, denen die vlot nicht in gewöhn-
licher weise gegossen wurde. Staph. 859. 851. Die mensuales
zahlten 4 statt 3 chor bona ducis.
Vlotschriver, der alte ,zultescri ver^ er muss den (täglich an der
salzbude angeschriebenen) salzpreis anschreiben, daraus den durch-
schnittspreis der vlot, und danach die ganze rente berechnen.
Volger, Neuj.-bl. 1862, 3. Er ist beeidet, diese arbeit jährlich neu
zu machen. Staph. 857.
Voder, n., plaustrum. 1. Ein bestimmtes mass salz. 2. Die ent-
sprechende theilrente des chorus. 3. Als grosses plaustrum oder
voder: der entsprechende theil des praelaten- oder grossen chor (s,
d.). 3 foder (verdruckt: faden) sind 1 wispel. Staph. 858. 2 foder
salz (rente). Ib. 853. Vergl. Mnd. Wb. 5, 292 (wo aber die pehs-
voder nicht fuder, sondern Pelzfutter sind).
Vogel, vaget, m. 1. Der herzogliche oder stadtvogt, der auch das
aültegericht hegte bia ende des 14. jalirh. ; er bezog tiir sein amt
^s fürstliches lehen 17 süs salz aus jedem hause und noch 1 chor
Balz, auch abgaben vom gericht. v. Hammersteiu p. 349. CÖ7.
Volger, Neuj.-bl. 1SG1, U. 2, Der unterste der 3 sulter, der die
aufsieht über das siedehaua, aber nicht über das sieden hatte, holz
M^uuen und reinigen musste, Staph. .S48. 84!). Vielleicht gab es
^Hiuen 3. vogt als einen der bareknechte; 1-5t4 wurde beschlossen,
^^Benn mau pfannen gicsse, dem vogtc nicht mehr biergeld 7.u geben
^■äs I a. Staph. 856.
Vogedestige, f., als ,plichtige gote' 138S. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 64,
Ks ist die oben v. voget 1. giinannte lehenrente von salz, diR den
namen behielt, als sie läiigät als rente in anderen bänden war.
Vergl. stige. 1243 bekam der vogt VZ denarü für 1 chor salz.
V. Hammevstein 60ö. 3 kummo vogt&lign gab 1276 der herzog Jo-
hann dem kloster Lüne. v. llammerstein 137.
Volqnerdinghe, Volquarding, 1231 Volkwardinge (mit übersehener
abhrev. Volkwarde). N. pr. zweier aulzhäuser: supra und infra,
V. Hammerstein, v, Hodenberg I. c. Staph, !^41. Kin Johannes de
Volquardiiige kommt vor v. Hodenberg, Verd. G.-q. 1. 11.
Vorbate, f,; 1. eine 2te rente der pfanneiiherren, die sie bei besserung
der ertriignisse, da die chorusrente einmal fest geworden war, den
sülfmeistern auferlegten; mit den boningen hat sie nichts zu thun.
Auch sie wurde eine feste reote, neben der man dann wieder eine
neue (s. vruutachop) einführte; sie bestand schon vor 1388: hiervon
betak't de zulfmester vlote, vorbate und allerleye ungelt. Volger,
I>üneb. ÜB. 3, p. 63. Im Osterbl. 1862, 29 heisst sie geradezu
(annenpacht, „Vorböte ist das rechte ordinarium, so man von den
üannen gibt." Staph. 857. Sie wurde jährlich dem pfannenhenn
Kzahlt, richtete sich aber nach dem schwankenden marktpreise
Pes salzcs, wie das chorusgut. Sie wurde um Michaelis festgesetzt
ler reihe nach von einem der klüster St. Michaelis, Scharnebeck
pnd Lüne mit 6 sülfroeisteni und nnch diesem ansatz von allen
I gleichraüssig Jacobi bi'Ziihlt. 1030 trug sie für ein haus:
fi& A^. Staph. 849. Sie hiess auch vormede {vormiethe, vor-
ieier)und vorhure. Volger, Neuj -bl. 18(il, 10. Staph. 848.973,
. Eine feste abgäbe von 14 von jedem hause an den sötmester.
taph. 849. Auch sie scheint vormede /.M heissen. Mnd. Wb.
[311.
Msinge s. boninge.
Ttrder ^^ rechts, dexter. s. gunkpanne. ,vordere wechpanne'. Volger,
Liioeb. ÜB. 3, p. 472.
Vorholden, st, v., vorenthalten, nicht zahlen. Mnd. Wb. 5, 369 (3.).
De zotmester scal deme, de sodane betalinge vorholt — de zolen
vorbeholden. — vorholdone vlode edder pannenrente betalen.
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 347. 344.
Varhure s. vorbate. Mnd. Wb. 5, 373.
Vormede, vormiethe, vormeier s. vorbate, Mnd. Wb. 5, 404.
162
Vortun, st, Y. Mod. Wb, 5, 472, In etw&s anderer bedeutung als
1.: dat twee man dat versehe water van der aolen vortheen
edder vortreden können, also dat de zole gut blive. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 37 (1388); es ist directes wegziehen, auf-
ziehen aus der fahrt zum wegschaffen.
VortredeR, st. v., s. vorten: das wilde wasser durch treten in die
höhe bringen uud fortschaffen, also durch ein tretrad (1388), wie man es
in alten kranen findet. — In Stade war eine genosseuschaft der
,krantreder', krantreter, iiftei' verdreht in kranträger.
Voputtager, vornthoyer, m., sodeskumpan. a. üttoger.
Vopwater, n., twee achok vorwaters to jewelker gote. Volger,
Lüneb. ÜB. 3, p. 62, gleich dem cit. in Mnd. Wb. 5, 498. Eb ist
in der älteren zeit der noch nicht erreichten Sicherheit des genü-
genden ständigen aolezuflusses das mas9 an soIe, welches jedem
hause zuerst mit Sicherheit gegossen werden konnte und sollte.
Vorwising«; de bäte und vorwisingo dos vloutgudes. Volger,
Lüneb. ÜB. 3. |). 344. Zu vorwiaen, Mud. Wb. 5, 507, aber
nicht = vorwiasinge, ib. y08, = Ausweisung, Zuweisung.
Vorworden, sw, v. Hierümme schall sick de pannenhere ?or vor-
wurden der hemeliken friindtschop (einer abgäbe) mit deme etc,
Staph. 860: sich sichern, sicher ausmachen.
Vredesehillink, m. Mnd. Wb. 5, 524. In Lüneburg bekam der
vogt den vredeschiJling. vom verkauften suitegut auf dem sultesten
l ß. V. Hammerstein (j08. Volger, Neuj.-bl. 1862, l», nennt ihn
, Friedegeld', v. Hammerstein 608: solidus coiifirmationis 1220.
Vrij adj., vri gnt, frig gut s. rhorusgut. 1. Von stadtsehos freies
(praelalen-) gut, gegenüber dem ,plichtigen gude', daher auch ,un-
plichtich gut'. 2. Nach dem praelatenkriege: vri gut, wenn die
upsate durch Zahlung des hauptstuls abgelöst, das gut gefreiet ist;
unfrig gut, wenn die reute nicht abgelöst wurde, ätaph. 842.
Vridage, m. pl-, eine salzrente von der aüite, unbekannter herkunft,
3 praelaten erhielten zu Jacobi und Martini von den sülfmeistern
aus jedem hause I fuder sakrentc, diese wurde nach dem tages-
preise an der aalzbude berechnet, Volger, Lüneb. Osterbl. 1861,
2. 9. Staph. 848. 853. 859. An letzter stelle ist jährlich l fuder,
statt 2, irrig angegeben : von Jacobi beth tho Martini gifft ein
juwelick hus ein fodor, dat beten fryedage. Sicher ist das wort
, freie tage', nicht Freitage zu erklären; die rente wird aus söden
an koltlegcr-tagen ursprünglich bewilligt sein.
Vrien, sw, v,, Mnd. Wb. 5, 532 (sub 3,), s. oben vri. Die zülzrente
durch Zahlung des hauptstuls von der upsate freimachen; daher
gefriet gut = vrig gut. Staph. 882. 908. „wol nver sine pannen
frien wolde". Ib. 895.
Vronwenstige, vruwenstige, frauenstige, jungfernstige, f, ; den kloater-
nonnen zu Lüne waren vor 1388 von den praelaten 50 stige sole
bewilligt, die nicht als salz, sondern auch als rente bezahlt wurden;
diese stige galten nicht als overaole, kamen also davon in ab-
»choiing. In Volger, Lüneb, ÜB. 3, p, 64 (vpuwenstige) und 163
Trird sie unter die ,plkhtignn gote' gerechnet. Vergl. Stapb. 846.
Volger, Osterbl. ISfil, 2.
Vrnntscbop, f. Beim steigen der siilteeinniihmen tiir die sülfmeister
hatten die pfannenherren zuerst die vorbate oder vormede zu
»der alten rente als jahresabgahe geschlagen ; dazu wurde dann bei
neu Verpachtungen als eine art ztibusse zum weinkanf 1. ,dte vmat-
8cbop' gelegt; auch diese wurde eine jährliche, durrh überbot heim
verpachten steigende rente, bis die sülfmoisterzunft ihre höchste
bühe festsetzte. Volger, Ncuj.-bl. 1661, 11. Nominel galt sie aber
immer als extraordinarinm. .Froundachafft ist ohngefehr des Jahres
60 L% min oder mehr von einer pfannen, wie sich dessen die prae-
tlaten mit den siiltzmeistern v e ■'gleichen ' Stnph. 6.'>7. 2. Die sülf-
meister untereinander, welche den wertb kannten, gaben beim
,buten' über mehr, an 200 ^, a. bute vruntschop; Volger I, c,
hält sie irrig für die heimliche freundschaft, sie mag aber gelegeot-
licb so genannt sein, weil sie vor den praelaten geheim gehalten
wurde, 3. Neben der vruutscliop wurden noch andere .nebenver-
ehrnngen, beiverehrungen' gegeben, endlich auch eine geheime ein-
malige bezablung für die zeit der pfannenpachtung ; dieses war die
hemelike vrnntschop, vorweg auf einige juhre zu zahlen;
Staph. 861; und den praelaten wurde zu deren erhöhung gerathen,
nicht auf längere Jahre in besiedung zu thun. Ib. 860. 9G5. 974.
1681 berechnete der aülfmeister die gesaminte vruntschop auf
800 J^ Tür das haus oder 200 % für die pfanne; 1623 verpflich-
tete sich ein püchtor jährlich zu T>0 J^^ 1630 zu 230 ~% von der
pfanne. Staph. 965. U78.
Vülammer, Tfilammergelt. Unter den intraden des obersten suiters
(seder's) wird 1650: „jedes quartal F u I lammer gelt .1 U" ge-
^L nannt. Staph. 970. Da der suiter mit dem solefiillen nie etwas zu
^1 thup hatte, kann es nur vülammer zu lesen sein, eimer zum
Hp^ fortschaffen des faulwaascrs, vielleicht der mutterlauge.
^wAle oawe, f., vermuthlich im zusammenhange mit der Gumma, heute
^K „Knge Strasse", die Verlängerung der Backerstr. nach der Kuhstr.
B Sie ist 1373 in Keppensen's liod von der instiginge genannt,
"Vfilendik. Der 3. suiter (vogt) bekam 1650 unter seinen einnahmen
.für die vaulen tuch jährlich 1 ^', Staph. 971, Es ist nur über-
tragen ans ,vor de vülcndiike' ; aufwisch-, feidel-, feudel-, feul-,
feiltücher, auch feul, feil, m. in jetziger spräche. Es gehört zu
jVÜlen', Mnd. Wb, S, 553, aber in der bedeutung „achmutz besei-
tigen". Brem. Wb. I, 384 v. feudel. holl. vuile doek. Kramer,
N. Woordenb. Aufl. 3. 555.
ifaclitgelt, n., 8. grabengfilt,
Wntf f., want^elt, n. Kleidung, geld für kleidung, erhielten die
salter: der seder jährlich 1 ,% 10 ß, der Loedcr Uad der rogt
jeder 1 ^ 2 ß. Staph. 970. 97t.
Waterammer, m., s. ammer.
Watergote der Lüiieb. Urk. hat mit gote {a. a) nichts zu thun, son-
dern ist pl, von watergot, n,, wassergut = Überschwemmungswiesen,
fischwehre etc. v. Hammerstein 193.
Watertoger, watertager, waterteher, ni., ein sodeskuinpan ; er erhielt
von der gote von jedem hause I Jfy. Staph. 86G. 8G2. Er scheint
die leitungen des susswassers busorgt zu haben und ist dann der
spätere bornemaker. Dasselbe: „wasserleiter", leitungsauTseher ist
,watertoger' in Zeitschr. d. bist. Vereins f. Nieders. 1870, 140, wozu
Mnd. Wh. 5, 616 ein ? setzt.
Waterwecb, m., waterweghe und schipvore, Volger, büneb. ÜB, 3,
p. 203 sind die Wasserwege für schifle; schiffsgräben etc., nicht
etwa wege {s. u.) der siilte.
Wech, m. l. name der bölzernen IG hauptrinnsale für die am söt
gegossene sole zu den sicdebäusern. ,10 wege sind auf der süken,
und zu jedem geboren gemeiniglich 5 häuser' (also urspr, 50). —
Diese 10 wtge führten zu Miintzinge, Eminge, Mettinge, Loteringe,
Ecbertinge, Kcmpinge, Ebhinge {womit Woltersinge und via quarta
(4. ledinge) domua Henringu verbunden), Grevinge, Huttinge, Brock-
huaeu. Staph. 855. v. Hammersteiu 577. Volger, Lüneb. IIB. 3,
p. 472. Von diesen wegen führten zu einzelnen häusern 3^4 le-
dingen. /u ihrer reinigung wurde urspr. das asne, aslön, gegeben;
Asiühn bekommen die wegeherrn, dafür sie den ,weg- bauen
und bessern müssen. Staph. «54. Als aslön rente, ohne rücksicht
auf die wegebessorung, geworden, wurde für die ,wege' gesotten;
„auf die wege kochen". Staph. 974; auch das betrachteten
die „wegehcrrn" bald als einnähme. Nathan Chytraeus 1. c.
p. 161 salsus humor rectus eo (in die biluser) de fönte canalibns.
2. So wurde ,wcch' die rente vom wege, die verkäuflich war.
Unter den von Otto dem kiude herstammenden Verdener lehea:
Item de quadam v i a (auf der sülte) ij marce denariorum. v. Hoden-
berg, Verd. (i,-q. 1, 11. ScLon am 7. Jan. 1296 wird via (Jre-
vinge verkauft. Lüneb. ÜB. (St. Michaelis) nr. 153. v. Iloden-
berg erklärt das falsch „Strasse Qrevinge". Solche verkaufe bei
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 489 a. 1402; p. 154. Der ,wech' war
eine feste rente von 30 »% geworden. 3. Die leituug in den Büla-
häusern selbst. S. wechpanae.
Wechpanne, f., die 2 pfannen am ,wege' im siedehause; die erklärung
8, V. gunkpann. In späterer zeit falsch ausgelegt: ,die mit dem
unere eines s. g. wcges beschwerte pfanne. Staph. 910.
Wechsedelgelt, wechsedep^elt, n., ein lohn der 2 siedenden sülter
(seder und hüder) für das sieden auf die wechrente, „Wegsiede-
geld auf quartal.'' Staph. 849. ,\Vech8iedergeld alle quartal (dem
seder) 5 0= 1 ■% 4 ß' (dem höder ebensoviel). Ib. 970. 971.
Wecbbere, m., wegeherr, besitzer des ,wegea', urspr. sicher der in-
l liaber des bauses, zu dem di(
i Staph. 857.
Wcisslader, weissladerei.
hatiptrinne führte, später der rentener.
weissladerbuch, weissladerkasten. Diese
meines wissene nur in Ld. formen erhaltenen wörter sind sicher
sehr alt, kommen abttr erst wegen der upsate- Streitigkeiten Beit
S, witlader.
ld im Bode. .das werk in
i
15t)!) in Urkunden vor.
Werk, u., der ganze bau iu den fahrten
der fahrt recht fassen." Staph. 846.
Wettepennink, m. In Hcbluepken Chrun. Bard. 276 kommen a. 1339
wettepenniuge vor, die nicht g«richtsabgabe zu sein scheinen;
etwa die wispenuinge?
Wikscepel, wicbschepel s. wispel. Mud. Wb. s. v. v. Hammerstein
513. Es ist das wikmuss, d. Ii. atadtmass.
Wilbrot, welbrot, weilbrot. Eine usterausgabe an die sülter für
osterbiot. Stapb. 970. 971. Vergl. wigL-lbrot. Mnd. Wb. 5, 709.
Hoffmann v. FallerKl., Findl. I, 158.
'isachten. Wynachten gift eyajüwiilik sülfmeitter ut jüweüker pannen
1 A Staph. 856. Er ist das „Offergelf Weihnachten 1 ß jedem
der 3 anlter. Ib. 970. 971.
inpenniDg, m., weinpfennig, laudemium ; ob nicht ursprunglich von
winnen'? ,der weinpfennig, wenn jemand von ein oder andern seite
atirbet'; 1583 für ö''/» pfannen bedungen für 100 »f. ötaph. 963;
1039 für die planne 500 ^f, sonst 3, 4, 5 und mehr 100 «/.
Ib. 851.
Wippe, f., der uralte sfhweugel am sode zum soleaufziehcn bis 1569,
wo die Kucke angelegt wurde. Volger, Osterbl. 1662, 26,
Wisclipanite, auch wispanne, f., wurden die pfannen genannt, von
denen die wisch- oder wispenniüge zu zahlen waren. Staph. 910.
Wischpenninj^e, wispenninge, m. pl. Abgabe von der wisch, sultc-
i wisch {s. d.j, auf welcher die sulte angelegt war; entsprechend dem
1 worttins, ,census nrearum' ; Otto puer hatte sie 1231 dem bi-
R Bchofe von Verden abgetreten, mit der ähnlichen recognitionsabgabe
■ des obereigenthuras ,haverpenDinge' (s. d. und v. Ilammcrstein 1. c).
Allmählich erlosch die bedcutung, uud man nannte sie wispcn-
ninge, wisapen ninge, endlich wei sspfen nige. Witpen-
nigo kommt aber niclit vor ; ob wettepcnnigbe dazu gehört? Staph.
8J8. Item gifft ein jüwelik hufe wischpenning, dat eine min dat
andere mehr. Staph. 860. Sie wurden Jacobi bezahlt und richteten
sieb in der hübe nach der zahl der „ladungen", leitungen, auf denen
das haus lag. Ib. 85 4. 929 ff.; von 937 an ist stets für wisspen,
verdruckt: wiapel. Vergl. Volger, Or. Lün. 46,
ispel = chorus (s, o.) 1. Ein raasa, 1 wispel = 4 tonnen = 24
Bcheffel etc. Staph. 84y. 857. Ib. 861 steht eine falsche berech-
nung (498 w. 8 süa statt 488 w. 8 s. und für die ganze sülte der
ertrag 25904 w. statt 26364), 2. Rente = chorus; auch grole
WJBpel =: grote oder praelutenchor.
166
t. SUpliH
is ist also (
1 wispelgut.
859. Es ist also
ipetgoud to der
Wispelaren, m. pl., wispulares, die eigenthürner vo
972 (mit völlig verderbter interpunction).
Wispelgnt = chorusgut. Stapli. S44. 848. 850,
auch = butenchorUBgut. Dat en jewelk sin
andern vloud vor in dat jar brukelken und unvorhinderd upbi
moglie. Volger, Liineb. ÜB. 3, p. 344. Spätet wurde nur binnen-
chorusgut bis Licbtmessen, butenchorusgut aber eist bis Luciae
des folgenden Jahres bezahlt.
Witlader, m,, weisstader. So hiessen die '2 lagerhalter der sülf-
meister in den Verkaufsstellen in der Stadt, ob nach der weissen
färbe des salzes? Die häuser gehörten den sülfmeistern (Volger,
Osterbl. 1861, 4 ff., Neuj.-bl. 1861, 7), man nannte sie hochdeutsch
„w e i s s 1 a d e V e i", darnach scheint ein verbum w i 1 1 a d e n be-
standen zu haben. „Am Sande" war der verkauf für das land nach
fuderu, am wasser nach lasten; der verkauf war etwas theurer, als
im ,räm', d. h. als wenn ein ganzes lager gekauft wurde. Sie
buchten ihre verkaufe in den weissladerbüchern; ihre kassen
hiesa ,weissladerkasten'. Staph. 847. 982. 983.
Witte; 4 penninge waren 1 wittc, der Schilling hatte 3 witten; die
kleinsten silbermünzen. Staph. 862. Später waren sie iuMeckh
bürg von kupfer; die grossherzoglichen, wie die städtischen voi
Rostock und Wismar sind bis zur einführung unserer reichsmün;
geschlagen.
Woldersinge, Woldertinge, 1231; Walderschinge. N. pr, eines si
hauses. Staph. 841, v. Ilodenberg, v. Hammerstein 1. c.
Worttios, m. ; ,census arearum wortins' von den 200 hÜusern Lüni
burgs gab Heinrich der Löwo 1190 an bischof Tammo von Verden
als ereatz für verwüstetes kirchengut in Bardowik. Diese bildeten
die nächste nachbarachaft der sulte ; denn der beutige ,,Sand" ge-
hörte schon zu Modestorpe; die sulte selbst zahlte den worttins
nicht; ebensowenig die nach dem falle Hardowik'e im 13. jahrh.
neu angebauten Strassen, da die herzöge Lüneburg heben wollten.
Volger, ür. Lun. 19.
Es können noch hierher gerechnet werden:
Bordinc. navis que vocatur bordinc, quo ducit sal vel fruges. Hai
ÜB. 1, nr. 687. (transs. v. ]t»93). In der Ostsee fasste ea et
1 last salz, ßlümcke im progr. des stadtgymn. zu Stettin 1879 p.
Vergl. Mnd. Wb. I, 392.
Grave, m. 1391 wart angefangen de gravo to maken twischen MoIqI
und der Eimenouw. Grautoff, Liib. Chrun. I, 493. Ea ist dm
Stecknitzkanal, der den salzbaudel nach Lübeck führte, und der aiq
kosten der sülze gebaut wurde.
p
f Strassen, örtlichkeiten, kirchen etc. in Lüneburg, auch der
nächsten Umgebung, soweit sie öfter genannt werden.
Die augBPrhalb der Stadt liegciideu sjud iu ecltige liJamniern cingeBchlosEeii.
Abtei (des klosters St. Michaelis), [Abtsholz, des a bbe t e 8
olt saf dem Kriteberge, ausgerottet 13S)6, Volger, Liineb. IIB, 3,
p. 314, nacblitT war .Jerusalem" dnrauf gebaut, dann Telt-
bercli, Zeltberg.] Hei der Abtsuiiilile, Abtsmiible und Wasserkunst.
Bei der Abtspreriletränke. [Algier; neuer Spottname der kleiirea an-
baue im winkfl der Ilmenau und des sülz-torfgrabens.] Alte Brücke
(Olde brügge, auch Golibrügge, GobbrÖk, die statte des
alten gohgerichta zu Modeatorpe oder tor O.-B. v. Hammerstein 311
und sonst. Volger, Or. Lun. Zwischen 1566 und 15S1 kam die brücke
an den rath, nicht das- gericht. 1698 heisst sie nach einer abgäbe von
korngarbeu ,die Brücke mit den brückenbunden'. Die von v. Ham-
merstein 312 genannte Gubbrük ist dieselbe). Altenbrücker : Mauer
(hinter der), fbor, Thorstrasse, Wall. Altstadt (Oldestad, älteste
Strasse Liiueburgs, von der „bohlen l^ke" (St. Michaelis) bis zu den
Vierorten. Die erkennbar älteste stadt war: Oldcstad und Soltbrüggerstr.
mit der querverhindung der Olingerstr. lieber die nächste erweiterung
B. u. V. Sülzviertel). Amliofi' 131)7. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 360 in
der regeste ; anscheinend ein Irrthum für am Ilöpte, gegenüber
Zollcnspieker. Audreasklrche s. Ihiligenthal. [Antonicitpelle, vor
dem Bardüwiker thor, jetzt Antouikiicbhof.] Apothekenstrasse (,,ap-
teker" kommen iu L. im 14. jahrh. vor). Arskarve, alter volksthüm-
licber namc eines sackes vor der sülze, oHiciell jetzt ,Harzkehrt'.
pVergl. 8. 112 und Korr.-bl. 4, 48. 55. [Aschenknle oder Ililttengraben,
theil des früheren Stadtgrabens vor dem Gralwalle.] Awe, vule
.we, B. 163, heute ,Enge Strasse'.
Bardowieker: Maaer (hinter der), Strasse, Thor, Wall. Bärge,
amme; jetzt ,Am Berge'. Bnnm, am; Baamhausbrticke. Becker-
strasse, Grosse und Kleine, erstere die ältere, letztere urspr. neben-
gasse nach dem Sande. Volger, Or, Lun, IH. '2'i. Benedict, „am"
und ,,beim St. B," Das St. Benedictliospital, zum Benedictinerkloster
St. Michaelis gehörig, seit 1127; au die jetzige stelle 1787 vom Mich,
bauhofa verlegt. Wallis, Abr. der reform.-geschichte der st. Lüneburg.
IBenesholte, Bcmsholte, Böhmsholz früher hof, jetzt holz an der west-
licheü laodwehr.J Blauer Couvent, Coiivent der blauen Beginen seil 121
(Das haus an der Oonventstr. 1566 vom rath verkauft. Walti)
Tom by der Bomknlen. i:ni. Schomaker ad a. Brotbenken, i
Brnnnen, hinlcr dem. [Bnnteilburg, nahe der Landwehr auf dem »
nach Bardowik,] Bnrmeisterstrasse, nahe dem rathhuus ; dienstwohnl
des niagiater civium, eines uiiterbeamten.
Cyriaci-kirche, unter dem Kalkberg, ihr Sprengel war Altestadt
mit der siilzo und dem Grimm; erbaut vor 1193, nach 1.171 dem
Mich.-kloBter einverleibt, erwähnt bis 1454. Wallis. Volger, Or. Lud.
bat die sprcngelverhältnisso n;ieb 1371 verkannt.
Düukwerlshof oder Doppeleritciies Gotteshaus (hospital). am
Scbweinemarkt bis IS05. Wullis. [Uackmiide, alter namc des Iiofe»
Wiilschenbrok au der Ilmenau; etwa audi das Dortiniit v, 1292?
Ztschr, d<!8 bist. V. f. Nieders. 1857, s. 1125. Lisch, jahrb. 25,147.]
[Uependal, theil des Grimmes 1330/50. S. s. 121. v. tlamnierstein 141.J
Doven Sood, am. Der dove Süd ist ein rest der t'abrt des nyen sodes
,auf dem Ilare'. Vergl. s. 12'2.
[Bgeldike, byme; tbeil des Grimmes oder duneben. Vergl. b. 122.
V, Ilaramcrsteiu Hl, 1330/50.] fike, s. link- f'.ke. Eng« StrassP, neuer
name der Vulen Aue. Vergl. s. 163. [NB. Eg^erdes holt am Zellberge,
a. 1398, Liineb. UD. 3, nr. 1449 scheint kein ortsuanie zu sein.]
St. (iertruden-capelle, jetzt Rotheulhorskirchhof. Yolgrr, Or.
Lun. 24. Ulockenhans (die städtische geschiitzgicsserei, arsenal).
Glockenstrasse. GOdkengang (an der Salzbruckerstr.). Gohbrügge
8. Altenbrücke. [Gericht auf dem fioheberge vor dem Altenbrücker
Thor ist nur eine andere malstätte desselben gerichta vor der stadt.
V. Hamnierstein 313.] Gosebriuk, 1235 noch ausserhalb der mauer.
[Gosefanrg, am wege nach Bardowlk an der landwehr.] Gowisch juxta
montem. v. Hitmmerstein 312. Ist mons der Kalkberg, so konnte es
die Teche sein, kaum die sumpfige sülzwiese. Vielleicht unter dem
GohebergeV Gral, am (s. 125); Gralstraase, GralwslI. Grapen-
giesaerstrasse (alte Verlängerung der Altstadt, noch zur alten stadt
gehörig). Grimm, der, im. S. 125. Gumma, f., s. 125.
Uafenwall. Hare, uppeme, s. 127. Alter name der platzes vor
der Sülze (Altmarkt?), jetzt ,auf dem Harz'. Volger, Or. Lun. 22.
HarEkehrt s. Arskerve. [Hasenbiirg, südlich vor L., am Rotescbleusen-
bach.] Heilige Geist, hospital und kirebe, Heil. Geist-Hof, Zuerst
12ö7. Wallis. S. 123 v. gastmcster. Heilige Geist-kapelle, am
rathhause, am Ochsenraarkte, seit 1247; bis aiir reformalion war dort
goltesdienst vor der rathssitzung. Wallis. Heilige Geist-Strasse,
späterer name der Wullenweberstr. HHligbendal, Heiligenthal, sanc-
torum vaUis, Praemonstratenserkloatcr, urspr. 1314 zu Kirchgellersen,
1319 verlegt nach Siebelingsborstel (jetzt Heiligenthal), 1383 in L. am
Wüsten Word, wo es schon 13G9 hof und kapelle hatte. 1385
wurde die kirehe (Andreas, Laurentii et Augustini, damals das höchste
gebäude der stadt) errichtet. Lüneb. ÜB, Wallis. Ueringsbiide, das
kaufhaus, Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 254. Heringsstegel.
1«9
1 der holen Eke, unbebauter platz bis 1371, dann mit dem vom
_ltalkberg verligti-n St. Michaeli skloater besetzt. [Hnde, f., di;r holz-
lagerplatK vor der »tadt,] Hüttengrabea n. Asclieukule.
[Jernsaleni s. Abtsbolz.] |Jetemor, Yctemör 1389, geborte zum
Grimm. I Iflock, hdi, d. b. am itlök, ivenlök, t-pUi-n. S. Koi'resp.-bl.
4. i;iü. Johanniskirche, älteste, schon dem dorfe Modestorpu anRe-
bürendo Verdeiiscbe arcbidiaconiitskirchc. Am Johanniskirchhofe.
St. JäPpeusbiok vor der Altstadt, 1397. Volger, Lüueb. UH, 3, p 357,
Kaland (l'rateruilas kalendarum Sti. Spiritus et bcatae Mariae
Virginia: dat> grosso K.-bnus kam Kum Johanneum, das kleine ct.
Rodi'ngaiig, auch Sassenhaus). Kaland, hinter dt>m. Kalandstrasae.
Kalkber^, 95G einracb ,I,iiiniburc', nachher .mons' ; slälti; der bnrg
und des Michuelisklosters bis 1371. [Kalteninoor, Huf Ü^tl. von dem
Allenbriicker tbor, mit dem quell des !^ebie^bo^us.] Kaniurheilbergt
Volger, Or. Luii. 12, Die thiere wurden von den Mönchen gezogen.
K.atzeustra88e (Ivattenstr.), die nordliclistc der alten stadt, der name
führt auf die kriegsmaschinen (kalten), die dort verwahrt wurden ;
vergl. die beiden Katthugen in RoBtuclv. Kauf (Küp), kaufplalz an
der Ilmenau: „auf dem K." und „nach dem K." Kanfhans s. Ho-
ringsbodo. Kanfhansbrückc. (Kerkherenkamp, St. Jobannis, vor dem
Rothen thore, 1369. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 30S.] Klostergang.
Klosterhof (St. Michaelis). KoUestrate in einem Hede aus dem prae-
latenkriege ist wubl die Koltmaniist passe. Konventstrasee s. Blauer
Konvent. [Korf; sufaäferei des Heil. Geistes, dicht vor der Stadt voi-
dem sülztbor, der sülüe gegenüber, .achter dem« korve', I3y7 ; noch
in diesem jahrh. | Kran, auf dem fischmarkte : cran civitatis, 1340.
[Kpit«berg, der Kreideberg, der das Abtsholz trug, 13X9 ff.] Kuhle,
die; braubaua auf dem -Meere. S. 140. Knhstrasse. Kunst, die,
= siilzgestängc. 18. jabrb. [Kyvetsmdr; zwischen dem Grimme und
Meinbornieshope. 1 396. Dort liegt der ,Moorg.irten'. j
St. Lambertikapelle, seit I2G9 bekannt, der tburm der kirclie
war auf der statte der altt'u salzzollbude auf dum Hare erbaut; noch
1494 bt'isst sie ausdrik-kltch kapelle. Am St. Lamberti Kirchhof.
Langeiihof, au der Salzbrückerstr., eine v. Wittorfsche armenstiftung.
IiOsskiile, f., in der Ilmenau; der lachsfang, überhaupt die Uscberei
in der Ilmenau, war fürstlich. Ende der vierziger jähre wurdi' ein
stör in der Lasitkule gefangen. [Lemkamp achter deme Korve, 139G.]
Lindenberg. Lindenbergher Dor, 1330/50. v. Ilammeistein 14'2.
Mit dem Grimmer Thore um 1309 eingegangen. Volger, Or. Lun.
19. 45. [Lösegraben, von oberhalb der rathsmüble bis vor Lüne.]
[Liine s. 137.] Lfiner Brücke, nova (!) pona, 1346. Volger, Or.
Lun. 23. 47. [Liiuer Damm vom thor nach Lünel. Lfiner: Mauer,
Dfühle, Hühlenhof, Strasse, Thor (vniva novae (!) pontis), Thor-
strasse, Wall.
Marienplafz. 1229 Marienkapelic erbaut am Gosebrink, 1235
Barvoten, d. h. Franciskaner Mindorbrüdern als kloster verlieben;
~l655 überliessen die 3 letzten es dem rathe gegen leibrente. Das
170
kloster ist abgebrochen ; am platze das werkbaus und die rathsbi-
bliothek. Markt, Nener Markt. Marstall ; an der Bardowiker Mauer,
gebort jetzt zur Zuckerfabrik. Auf dem Meere, s. 150. Der erdfall
von 1031 reichte vom Marionplatze bis Altstadt uod Rüfkuble von
N. nach S. und von dem Michaeliskloster bis zur Sulzstrasso (Neueo
Sülze). In seinen tiefen fanden die herzöge später die soIquelle ihrer
nyen eulten. 1373 war sein rand „auf dem Meere" wieder bebaut.
[Heiubornieshope, 1396, ein holz, später Meinekenbop, im 18. jabrli.
ausgerottet; am Kyvetsmor, dem Grimme gegenüber.] Am St. Mieba-
elis Kirchhof. Modestorpe, der älteste tlieil der pfarre zu St. Jo-
hannis an der Alten Brücke, namentlich unten am Sande. Der name
schwindet mit dem aufgehen des dorfes in die Stadt Lüneburg Tor
der mitte des 13. Jahrb., und bleibt nur am arcbidiaconatstitol haften
bis 1445. Die illteste namensform ist Miiddexiorp, 1174. v. Hoden-
berg, Verd. G.-q. 2, 47, Vergt, v. Hamracrstoin 217. [Münkegarten.]
Au der Münze, Mfinzstrasse.
Nie brü^ge, Nova (!) pons; Nienbrüpger dör, valva novac (I)
pontia. S. Lüne. Upme NicB Markede, Nener Markt, novum forum.
Neue Strasse s. unten Olingerslr, Nie Snite s. Iü3; Nene Sülze,
jetzt gartenraum mit dem ,neuen^ sode und baulicbkeiten ; auch di'r
nördliche theil der Sülzstrasse. Nenes Thor, nordwestl. des Kalkbergs,
nach 1369 statt der eingezogenen Grimmer und Lindenberger Tbore.
[St. Nicolai Hospital, dicht vor Bnrdewik, aber in I-ünoburgiscben be-
sitz gekommen,] St. Nicolai Kirche, 140G als kupelle erbaut, pfarr-
kirche seit 1451. Erste lutherische kirche 15'2U. Wallis.
Ochsenmarkt. Oldenbriigge s. Altenbrücke. * Oltugerstrasse,
eine der 3 allerültesten Strassen; später Obere Oliuger genannt;
nachher wurde sie in den erdfall nach dem Meere als Nie Strate
verlü.ngert, diese heisst aber houte, nachdem noch eine Neue Strasse
ihr fast parallel angelegt ist, Untere Olingerstr., in den kirchen-
registern aber Oldenie ^ Alteneuest r. Volger, Or. Lun. 1 5 nimmt
an, dass „Altneue" der gegensatz gegen die , neueste neue' sei, viel-
leicht steckt in dem worte aber ein ähnliches wie in der früheren
Kostocker Olderaakenyes träte =; Oltboter-, Alttlickerstrasse. Overste
Hole, 1399, die rathsmühle.
[Pampelerskamp (Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 187 betont, dass er
nicht Pompelersh. heisse, wie Lüneb. ÜB. St, Slidi. 780 bat), 1391
vor dem Uotben Thore.j [Papenborg an der landwehr nach Bar-
dowik.] Fapenstrasse ; li'Jd ein ,godcshüs in der papenstrate'.
Rackerstr., der racker ist der frohuer. Rathsmühle. Reitende
Dienerstrasse, purallel der Burmeisteratr., nahe dem Marstal! [Reppeu-
stedingcr, Reppenstederstr., durch den Grimm, v. llammersteiu 141,
143. Reppeustede ist ein nahes gehüft,] Ritterstrasse. Roden-
gang, das frühere kleine kalandsbaus hinter der Altenbrücker Mauer.
Rosenstrasse (die läge macht einen roseugarten nicht wahrscheinlich,
vielleicht fübri die .AbtspferdetrÜDke-, ihre fortsetzung, auf ,Rosae8tr.'
Rothe: [Bleiche], Maner (hinter der), [Schlensr, ScblensenbachJ,
Strasse, Tbor, Wail; nd. natürlich ,R»de' elc, welches Volger, doch an-
scheinend ohne bcgründung, von ,roden^ ableiteo will, weil der wald
bis dorthin gereicht habe. Gottesbaus (Hof) zum rothen Hahn; dar-
nach die Kothe Hahustrasse. Rübekuhle, auf der; bis hierher reichte
südlich der grosse erdl'all. Nd. jetzt Rßfköi, Verschiedene erklärungen
sind versucht Korresp.-bl. 4, 48, 55 f. In der nahen vogtei Ameling-
hausen liegt der grosse wald Ui'ifkämer, Haubkammer, es kommt aber
im 17 jabrh. in der „Schede" des gofa Sakbausen, vogtei Garlstorf
die Repenknhle und in der ,scliedc' der Egeatorfer holiiung 1691 die
Reveknille vor. v. Hammerstein 239. 3L3.
Salz brück erstr. S. s. 148; der sie durcliHiessende wasserlauf
(worüber die Soltebrügge führte, lief vielleicht zur Vuleu Aue. Sali-
strasse. S. 149. Saud, der; arcna, früher zu Modestorpe gehörend.
Sasfienhaus, hinter St. Jobunniskircbhof, freiwohnungen vom Kaland
her. Wallis. Hckarmbecker Hof. Scheerenschleiferstr. [Schilstein,
jetzt Schildstein, s. 146. J Scblägertwiete, Korr. -hl. 4, 46, 56. Die
angeBebenen Ueper wohnten gewiss nicht iu einer twiete, vielleicht ist
es aber ursprünglich nur ein gang zu den reperbabneu. Diese liegen
jetzt vor der Stadt. [Schnellenherg, v. Meding'sches gut innerhalb
der landwebr, der einzige noch vorhandene burgmannsbof.] SchrangeDf
am. Sehrangenstr., obere, untere. Schröderstr. Sood, s. s. 150;
der grosse, de dove, nie, olde. Sterteskagen ,up dem büs to Lune-
borch', ein v, Meding scher burgmannsbof uuter dem Kalkberg, 1335
an kl. St. Michaelis verkauft, v. Hammersteiu 143 (vielleicht die stelle
des jetzigen Benedict). Stintmarkt. Snlte, Sülze, alte, neue; Sülte-
strate, Sülzstrasse, Snltesteeue, Siiltedflr, Sülzthor, s. 153. Sülz- oder
Torfgrahen {18. jahrb,), Sülzmaner, Sülzthorstr. Siilzviertel: dieses
umfasst so ziemlich die alte Stadt, vor dem Zuwachs duruh den aubau
nach der zerstiirung Uardowiks, wenigstens noch dem wortzins-erlass
von 1247. Vergl. Volger, Or. Lun. 14. 19. Sülzwall. Sülzwallatr.
(altes Grimmer Thor). Schwein emarkt.
Tatergang (an der yalzbrückerstr.), Tatenvall ; wohl nach dem
octe Todendoren, nacbber Tatern. v. Ilammersteiu 510. Techt, an
der, auf der; der alte iiame heisst aber Teche; liJ92 scult (d. h. ab-
gäbe) supra Teche. Zeitachr, f. Mieders. 1H57 s. 19. Lisch, jahrb. 25,
142 (wo die erkläruug irrig). 1450: in der vogedie to Amelingbuaen
uppeder Tecbe (rentei der vogtei in Lüneburg an der Tecbt). v. Ham-
mersteiu 334 f. jVogedye uppe der Tecbten- gehört am ende des
15. jahrb. Kur grossvogtei Winsen. Ibid. 131. Herr Dr. F. Lindner
macht mich aufmerksam, dass es ableitung von ags. tihhian (tihian, teoh-
gian, teohian), statuere, decernere, deliberare, cogitare sein werde; wurzel
tih, indurare, testem producere, primitiv tihan = zeihen, anklagen. Das
würde lür einen gerichts- und vogteiplatz gut zutreflen, auch die form kein
bedenken erregen. Im nd. haben wir denselben stamm. Vergl. Scham-
baeh 229 v. ti, Hei Försteraann, uamenb, II*, 1432 findet sich Techen-
gowa, Thellinge; ob ähnlich zu deuten? Die erkläruug Korr.-bl 4, 56
ist unhaltbar. Dicht vor Lüneburg kommt der name Dacbtmünde,
172
ein gut an der Ilmenau ohne irgend welche miindung (jetzt Wilscben-
brofe), vor. Lisch t. l-, 147, Zeitschr. f, Niedersachsen I.e. Ebenfalls
ganii nahe liegt der ort Dac h t m i s sc 11 : &ie scheinen nicht zu Teche
2U gehören ; auch nicht daa n. pr. Tocbt: Uodulphus Tocht. v. IIodcD-
berg, Verd, G.-qu. 1, 15. Letzteres erinnert eher an tehea, toch,
tagen, tucbt, prugt^nitum, genus. — [Teltberch s. Abtshol/.] Timpfo,
im, Korr.-bl. 4, 4«. 5G. Torfgraben s. Süizgraben. Trockener Grabea,
vor dem Taterwull, nimmt jetzt das wasser vom siideii des kalkborgs
auf, das früher durch die Salzbrückerslr. floss.
Verdener flof. Veer örde (Veer Ören, Vierörten), Korr.-bl. 1. u.:
Btrassenkreuzung der Altstadt und ihrer Verlängerung, der Grapen-
giesserstr., dur<;h dio Sülzstr. [Vininge, f., Viuingsbnr^, v. llaDimer-
stein 142. 1395: blek und rüm ; 13119: hIIu de blecke uud rnnie
Sie halte westlich vom Zeltberg gelegen, am wegc nach Ochtmisseu.]
Finkstrasse, Am FiBchmarkt (rechts der Ilmenau auf dem Werder).
Viskulenbof, der bot' des alten hauses der Viskulen an der tjaizstr.
am Wasser, hart am .Wendischen Dürfe', vielleicht einer von jenem
geschlecbte veranlasston ansiedelung. Fleischschrangen mit budeu =
schraiigeii. Vale Ane, mitten in dem strassunzuge KuhstraHse, Vulc
Aue, Ilackerstr., 1373 vüle ouwe im liede Keppensen's, s. ]63; vor-
muthlich nahm sie das Salzbrücker wasscr auf und lief nach dem
,Roden döre' zu; jetzt: Enge Strasse.
Wagestrasse. ,WaII bei der -Stadtmauer', ,vallum [irnpc mumm',
1349 von deu v. Schwerin Jem rath übergeben; um Grimmer tbore.
V. Hammerstein 140. Es ist der alte burglchnhol' der grufen von
Schwerin rJU2 bei Lisch, jahrb. SÜ, l.'i3. WandfAi'berstrHSse. Wand-
bans 1390. [Wandrahm, am; jetzt jenseits des Ldsegrabens an der
oberen Ilmenau.] [ Weidegarte D, der äülze gegenüber, etwa an der
Btelle des alten Korf.J Wendische Dorp; hart am Viskulenbufe; über
das aller s. 137 f. v. Lüneburg. Wendische Strasse, in den klein-
arbeiterquartieren zwischen Salzbrückerslr. und Taterwall; keine alte
ansiedlung. Werder 1346. s. oben Kran. Windtierg, am. [Wine-
btittel, hof vor Lüneburg, westlich der Vininge.] Woltenweberstrasset
in der alten Stadt, Verlängerung der Salzbrückerslr., jetzt Heiligf
Geist-Str. Volger, Or. Lun. 15. Wöste Wort, 14 jahrh., jetzt:
,nach dem' und ,auf dem W&sten Ort'. Zeltberg, s. Abtsholz. Ziegen-
ort, am. Korresp.-bl. 4, 48 will es von sike, Niederung, ableiten,
gewiss ist aber Ziegenzucht iu unsern slädten alt, weidetrift der ziegeu
findet sich öfter ; ich kenne sie noch von Schartzfeld unterem llara.
Zoilstrasse; vergl. s. 157.
ROSTOCK.
K. E. H. Krause.
Zum Fastnachtspiel Henselin.
(Ndd. Jahrbuch III, 9.)
Ks werden sich wohl mehr Beispiele in der mittelalterlichen
Litteratiir finden lassen von der im Henselin dramatisch durchgeführten
Vorstellung einer Nachfrage nach einer personiHcierten Tugend, die
ubhanden gekommen sei. ächon Thoniasin stellt im Wälechcn Gast
die Treue als eine Person dar, die aus allen nach der Reihe aufge-
zählten Ländern der Christenheit habe weichen müssen. Der Fort-
schritt, eine nach der verlornen vergeblich unternommene Nach-
forschung zu erzählen, lag nahe als einfaches poetisches Mittel, den
Eindruck des Gedankens zu verstärken. Wie hoch man aber grade
die Rechtfertigkeit stellte, wie man sie sich als Cardinaltugend des
Borgers dachte, das zeigt unter anderm ein kleines Gedicht aus dem
16. Jahrhundert, das Lappeuberg Hambg. udrsächs. Chroniken S. LIII
aus einer hamburgischen Handschrift mitgetheilt hat: Vier Mauern und
ein Thurm bilden die Stärke jedes Reiches; ,de erste mure ia de
rechtferdieheyt', die zweite Liebe und Einigkeit, die dritte Schutz der
Witwen und Waisen, die vierte strenge Handhabung des Gerichts,
und der Thurm ist die Gottesfurcht.
Ein Dichter, der ganz vorzüglich solche Persouilicationen von
Tugenden und Lastern Hebt, ist Hans Saclia. Von seinen Gedichten
behandeln zwei ähnliche Vorstellungen, wie das Spiel von der Recht-
ferligkeit. Sie liegen mir vor in dem Druck: Ein Gesprech mit einem
Waldbrudcr, wie Frau Treu gestorben rey, Mer, die vntertrückt
Fraw Warheyt, (Holzschnitt: Der Waldbruder und Hans Sachs vor
dero Sarge der Frau Treue in einer runden Kapelle.) Ein drittes,
nicht in dem Titel genanntes Stück ist angefügt: Die gefangen göttin
Ceres. Am Schluas: Gedruckt zu Nürnberg, durch Georg Merckel,
auffm ncwen Baw, bey der Kalckbütten. 1554. 4".
Im Gespräch erzählt der Dichter, im Verdruss über die Falsch-
heit der Welt habe er den Waidbruder, den treuen Eckhart, besucht.
Der habe ihn klagend zur Leiche der Frau Treue geführt. Sie sei
gestorben, weil Regenten und Theologen nicht ernstliche Mittel gegen
ihre Krankheit angewendet hätten. Nun erst versteht Sachs den ver-
wahrlosten Zustand der Welt und schliesst:
Dieweii Frau Treu ist todt.
Such fie fort hin bey Gott,
RCQ L.ubecK
i
Wie König David Tpricht :
Da finstu treu vnd gricbt.
Da bleibst ewig vnd jmmer;
Bey der weit finstus nimmer,
Sie ist entwicht vnd arck
An haut, Imr, pein vnd niarck;
Derhalb vil vngeraachs
Ist IdinfTtig, fprirlit Hans Sachs.
Noch mehr erinnert an. dan Lübecker Spiet daa zweite Sti
Die vntertrückt Fraw Warheit. deasun Hergang noi-h dazu nach Lübeck
verlegt ist. Dieses Märe beginnt:
Als zu Liiweck inn Sachfen
. . Ich ein Jüngling erwachfen
Gieng an der Sog fpacieren
Im Hewmonat refieren ;
Weyl die Sonn war im Lewen,
Iren fchein thet erheben
Mit straymen vber hayrz,
Das mir aufsprach der Fchwayf?
Nun war der See gantz stil :
Da äel mir ein, ich wil
Mich in dem See erkülen.
In der See zieht ihn ein Seeweib in den Abgrund, wo sie ihn
7.U einem krystallenen Bau an eine Bettstatt fuhrt, auf der die Frau
Wahrheit liegt mit zerkratztem Angesicht, zerschlagen und wand,
mager und bleich, und mit einem Schlosse vor dem Munde. Der
Dichter erfährt, sie sei von ihrem Vater Jupiter, wie er wohl schon
aus dem Luciim wisse, auf die Krde gesandt worden. Zuerst sei sie
zu den Bauern gekommen : .
Dacht die pauren find fchlecht, ^
WarhalTtig vnd gerecht, IH
Bey den ich wonen wolt; "
die hätten sie aber bald mit Schlägen vertrieben. Ebenso sei es ihr
dann nach der Reihe gegangen in der Stadt bei den Kaufleuten, den
Kindern, den Frauen, den Handwerkern, den Knechten und Mägden,
auf dem Gerichtshause bei den Advocaten und auch beim Richter,
am Hofe beim Hofgesinde, den Räthen und sogar beim Könige, im
Tempel bei den Geistliehen. Da habe sie Städte und Felder gänzlfcli
verlassen und sei bei ihrem F'reunde Philaliteus im Walde in einer
Einöde 1232 Jahre geblieben, bis Mercur ihr gemeldet, dass
Jovis Het aufzgeschickt dife zeyt
Die recht Götlich warheyt;
Sagt, ich folt wider kern
Zun Menschen, würdn mich ehrn.
Allein jetzt sei es ihr erst recht schlecht gegangen.
man ihr ein Schloss vor den Mund geschlagen.
Schliesslicli habe
gebuaden und io
die See gesenkt. Da haben Jovis und Apollo sie durch die Nympfaa
in dieses Gebiluäe bergen lasi^CD, bis dass die Zeit der Welt zu Ende
ginge, wo dann die Wolt die Wahrheit werde hören müssen.
Wie aehr beliebt nbcr grade in Lübeck die Vorstellung gewesen
aeiii muss, welche im Hcnselin dramatiüit^rt vorliegt, darüber habe ich
kürzlicli ein merkwürdigem /eugniss gefunden. In dem Buche ^Die
beglückte und geschmückte Stadt Lübeck d. i. Kurtze Beschreibung
der Stadt Lübeck. Lübeck, verlegts [und, nach der Vorrede zu
schiiesaen. auch „verfafzts-J .loh. Gerb. Krüger. 1697." S. 182—185
heisst es folgcndermassen :
„Nördlich ist ans Rathhaufz, jedoch als ein sonderlich Gebäude
[diej unten mit schönen Schwibbogen gezierte Oantzeley mit
untersehiedlichen AufTgüngcn, da mnn im ersten vom Rathhause her
die Gemächer der IlHn Secretarien und Cantzelisten, wie auch die
grosse und kleine Commission-Stube findet.
„Vorn an ist unter andern ein alUJemählde, so wieder renovirt,
in unterschiedlichen Schildereyeu zu sehen, darinnen die Nachfrage der
verlohrnen Gerechtigkeit angestellt in folgenden alten Reimen,
so wol zu betrachten.
I.
„God gröte ju, Allerhilligste Vader up Erden,
Ick foeke de Uechtferdiggeyt mit groten Begerden.
druff wird geantwortet:
Fründ. de Uechtferdiggeyt ys woll in myner Gave,
Doch nich tho fynden hyr, soeke se ans Kayfera Have.
2.
Herr Kayfer Eddel oock hochgebaren,
De Uechtferdiggeyt isz my verlahren,
In Juwen Have isz grot Gesynde,
Yck hape dat ick se dar wcdder vynde.
3.
Gott grote ju Frauen van Adel unde groten Werden,
Ick foeke de Uechtferdiggeyt tho Fothe unde tho Perden.
Antwort :
Ach gode Fründ, desz sy van Uns bericht.
Van de Uechtferdiggeyt wet wy aver nicht.
4.
God gröte ju Hylligeu Veder, de iy Gade denen,
Ick l'oeke de Uechtferdiggeyt yra guden ntenen.
Antwort :
Fründ, unse Levend wert uns hart ende auer,
De Uechtferdiggeyt soeke by dem armen Buer.
God gröte ju erlicken Buren iitherkaren,
Ick foeke de Uechtferdiggeyt, de nu ifz verlahren.
Antwort :
Wat wi armen Buren hebben van Er gehört ?
De Richters droge se tho Grave recht vort.
6. Die Rechtfertigkeit spricht : ^H
All byn yck doht und gy Hirhters nu mj begraren, ^H
Gy möthen alle ynt Richte Gades do ick ju laden. ^H
Da Chriätus de rcchtferdige Richter wil geven ^M
Den Quaden den Doht, den üoden Ewig tho leven." ^M
Die Uebeilieferung scheint ziemlit^h treu zu sein; nicht völlig,
denn Rechtferdiggeyt, nich, vprlahren, jy, iitherkahren, doht, Doht
werden eher der Orthographie des 17., denn des I(i, Jahrhunderts
angehören, und ende statt undo wird Druckfehler aein. Die Sprache
aber ist gutes Niederdentsch, und die Schreibung drögö verbürgt
uns einigermassen Akribie der Copierung. Höchstens darf man an-
nehmen, dass ,van adel unde grotcm werde : tho fothe unde tho
perde' xu lesen sei, und kann man zweifeln, ob ,in myner tiavo' da-
gestanden habe und nicht vielmehr ,in mynem Lave', wie im Henselin.
Wenigstens gicbt dies einen guten, jenes keinen passenden Siun. Und
derselbe Reim lobe : hofe findet sich bereits im Gothaer Gespräch
(Germania 18,4ti0), Aach ,van de' statt ,van der' wird von Krüger sein.
Anderer Anklänge an das ndd. Spiel, wie an das md. Gespräch
sind mehrere: ,allerhilligste vader up erden' erinnert an ,hylge vader
unde werdigeste up erden' im Henselin und an , heiligster vnter' im
Gespräch; ,yck hape dat ick J'e dar wedder vynde' an , finde ich by
uch die gerechtikoyt' ; ,ick soeke de rechtferdiggeyt tho fothe unde
tho perdü' an ,na der rechtferdicheyt wy reyfen, ryden unde gan';
,acb gode friind, desz sy van uns berichl' an ,früud, desz bisz von
mir gantz bericht'; ,frürid unfe levend wert uns hart unde suer' an
,frunde Christi, uoder vele horiam sy wy vorplicht' ; ,wat wy armen
buren hebben van er gebort V' an ,hebbe wy van der rechtferdicheyt jü
gehord' und ,hahe ich von der gerechtikeyt ie geliord' ; ,de richters drögen
86 tho grava recht vort' an ,dan sie wird uf dieffen tag begraben'.
Ich denke, die Coritinuität der Ueberlieferung, der Zusammenhang der
Fassung in den Untersciiriften der Gemälde sowohl mit dem ndd. Spiele,
als auch mit dem md. Gespräche liegt auf der Hand.
Ich habe bereits aus dem Wahrscheinlichkeitsgrunde einer Ent-
wickelung vom Gespräche zum Drama und nicht der umgekehrten, so
wie speciel aus einer Stelle des Henselin geschlossen, dass das Stück
jünger und von jenem abhängig sein müsse. Welche zeitliche Stellung
werden wir aber nun diesem Bilde und seinen Inschriften anzuweisen
haben? Ich möchte glauben, dass erst das Spiel und zwar seine
Auöuhrnng, die ich [Jahrb, 111, 33) ins Jahr 1484 gesetzt habe, Anlass
zur Herstelluug der Gemälde gegeben hat. Der umgekehrte Weg der
Veranlassung eines Dramas durch Gemälde ist an sich unwahrscheinlich.
Einen Zeitpunkt, vor welchen die Verfertigung der Gemälde fallen
muss, bieten uns die Unterschriften des ersten und des vierten. Nach
der Einführung der Heformatinn in Lübeck, also nach 1530, kann der
Rath seine Kauzelei nicht mehr mit einer Darstellung des Pabstes als
Hauptes der Cliristenheit und .allerheiligsten Vaters auf Erden' haben
schmücken lassen, noch mit Mönchen als ,heiligen Vätern'.
Die Sprache der Verse bestätigt die Unmüglichkeit einer späteren
iatieruQg, giebt aber keine Möglichkeit einer näheren Bestimmuiig
Her Zeit, vor welche wir die Bilder nicht setzen diirften. Man mochte
vielleicht die Thatsacbe, dass hier die kurzen o offener Silben bereits
zn tonlangen a geworden sind, gegen einen frühen Ursprung der
Bilder an^hren. Allein einmal wissen wir nicht, ob nicht der Ver-
fasser der beglückten und geschmückten Stadt Lübeck nach der bei
Copierung alter Schriftstücke damals allgemein angewandten Methode
have, gebaren, verlaren, hape, Gade, crkaren statt der vorgefundenen
hove, geboren u. s. w. gesetzt hat. Aber wenn auch jene moderneren
Sprachformen wirklich original wären (und ist die Lesart ,in myner
Gave' richtig, so müssen wir dits scliüii annehmen), so würde das so
gut wie gar nichts beweisen. Es ist freilich in den Litteraturwerken,
welche auf der Wende des 15. JahrhuiiduitB in Lübeck erschienen
sind, durchweg jenes alte o bewahrt; aber aus Urkunden und aus
den lübiaclien Chroniken wissen wir bestimmt, daas der Uebergang
des o in a schon zu Anfang des 15. Jahrhundert« begann und gegen
Ende desselben allgemein int Gebrauch war. Wenn nun auch die
BncUdruckereien sich beflissen, die alte Aussprache durch ihre Pro-
ducte zu schützen, so brauchen wir eine solche Alterthümelei darum
doch nicht für den Rathsscbreiber oder den Maler, von deren einem
die Orthographie jener Verse herrühren wird, anzunehmen.
iln dem Henselin liest man gegen den Schluss (Jahrb. lll, 22):
Üi del'i'em ghedichte inachmen nemen (dem dat belevet) etlike sproke
ade figuren, de up laken to malen eftc andere kainer myt tho tzyren;
iide de bylde scholcn ghemalet wefen unde gheschicket, so alse de
|{roke luden, to vothe unde nicht rjden eft varen, men tho vothe
werencie beden iillen, wor sc konien unde na der rechtferdicheyt
sgen, unde scbolen den geck Henselyn by sick hebben in geckes unde
oren klederen. Dadurch scheint der Ursprung jener Gemälde, sowie
die Zelt ihrer Herstellung erklärt zu sein; und da der Druck des
Henselin, wie Wiechmanu nachgewiesen, nicht vor 1497 und wahr-
scheinlich nicht gar lange danach stattgehabt hat, so raüssten die
Gemälde zwischen 1500 und 1530 gesetzt werden. Dem widerspricht
aber, dass die letzte Schilderei einen anderen Schluss der Fabel
zeigt, als der Henselin, nämlich jene auch im md. Stück begegnende
Bestattung der Kechtfertigkeit, und dass die Verse, welche nur einen
Fragcr kennen, bei allen Anklängen doch nicht dem Henselin entlehnt
sind. Auch macht die Aufforderung im Henselin, Scenen des Spieles
bildlich darstellen zu lasseu, den Eindruck, als ob sie durch eine
bereits vorhandene Darstellung veranlasst worden wäre. So würde die
Polemik gegen das Reiten und Fahren verständlich. Der Satz ,de up
Jien to malen | efte andere kamere myt tho tzyren', dessen Schwierig-
Eeit durch meine S. 22 versuchte Erklärung nicht beseitigt ist, konnte
'dnrch einen Druckfehler entstellt sein, und eine Ergänzung von ,unde
' ichte' nach dem Zcilenende (,und Gerichts- oder andere Zimmer
mit zu zieren') würde einen passenden Sinn herstellen.
Sind die Bilder nicht durch den Henseliu hervorgerufen worden,
dann sicher schon durch dua Spiel von 1484- In den Unterschriften
der Bilder wird, wie in der md. Erkundigung, jede Frage und jede
Antwort in einem Reimpaare gegeben; nur an den Kaiser werden vier
Verse gerichtet, und die Antwort fehlt, wahrEcheinlich weil kein Platz
mehr war. Diese auffallende Ausnahme wird erklärlich, wenn die
Unterschriften entlehnt sind, nämlich eben jenem Fastnachtspiel,
welches dem md. Fragespiel noch viel naher gestanden haben muss,
als der Henseliu. Dieses Stück wird man als eine ziemlich freie Be-
arbeitung des 1484 aufgeführten Spieles anzusehen haben, die vielleicht
in den ersten Jahren des 16, Jahrhunderts zur AuBührung gekommen
ist. Die Entstehung unserer Schildereien aber wird man also wohl
zwischen 1484 und ca. 1500 zu setzen haben.
Zu einigen sprachlichen Bemerkungen fordern die Verse noch
auf. Begerde in der Anrede an den l'abst ist nicht rein niederdeutsch.
Begorde ;= begirde ist mhd. Ndd. uud ndl. heisst das Wort begeerte.
Der Keim fordert aber die hd. Form*). Da liegt die Vermuthung
nahe, dass die Verse nach bochdeutsuhL-m Muster gedichtet, vielleicht
nur übersetzt seien. Der Gothaer Text kann für diese Stelle nicht
zu üruude gelegen haben, da in ihm nichts ähnliches vorkommt. Be-
denken gegen eine solche hd. Vorlage erregt dagegen die 4. Strophe:
denen und menen können im Hd. als , dienen und meinen' nicht gereimt
haben. — Das ,all' in Strophe 6 heisst natürlich soviel wie ,wenngleich'.
— Einen hübschen Beleg einer nicht seltenen syntaktischen Eigen-
thümlichkeit mittelalterlicher Rede, der Coiistructio «tcö ^idivoj, bietet
die folgende Zeile: gy mötheu alle ynt richte Gades do ick ju luden.
— Uebcr recht vort, nndd. rechtfoorts, „grado jetut, eben jetzt" vgl.
Mndd. Wb. IV, 434, — Wegen des unreinen Reimes in Str. (! siehe
die Anmerkung.
Das alte Gemälde soll aus unterschiedlichen Scfaiidereien be-
standen haben; das wird wohl heissen sollen, dass das Gemälde in
mehrere Felder getheilt gewesen, und zwar, nach der Zahl der vom
Verfasser des begl. u. geschm, Lübeck auch nummerierten Uuter-
*) Mit Annahme eines unvollkommene u UeimOB ist iiiclit gcholfiii. Im Neu-
liaifadciilechfin würde ein solulier Reim erden : erten nicliU imlTällit^ea haben, wnbl
aller im Niederdeutschen. Ich mein'? nämlieh bemerkt zu hal)en, dasa man im Moilil.,
wenn mau sich Reimfreihciteii gestattet, einerseits die tönend>-n (Hedine, Iiencs)
Mitiauter verschiedener Articnlaiion, sowohl Muten und Spiniuteu je für sith, lUti
auch selbst beide Classen mit cinauder, im Reime eiaonUer gleiclistoltt, niidereneita
die tunlüBCQ (Tenui's, Fortes) untereiuander reimt, dass man dagegeu das Keinen
von töuenden mit lotJnaea vermeidet, während im Nealiochdeulachen die meiaten
conannantiseh unreinen Reime auf einer Gleichstellung des tönenden nnd des ton-
lusen Consonanten einer und derselben Artieulatiunsi-eilie bcruheu. M&n prQfc «■ B.
nur die von Sprenger in der Germania 21, 3'>3 aufgeKllhlten Keimfreiheiten dm
mndd. Flos unde Blankflos : kein Heim mit Gleichstellunff von lünendem und tüulnsem
Cunsoiianten findet sich da. Der Grund dieser vergchiedeuen Anschauung über Er-
Lrikglichkeit oder Unerträglichkeit unvollständiger Reime musa ofTenbar in der grösseren
oder geringeren Fähigkeit der beiden Dialekte, tonlose und tönende Conaouanten ü _
der Aussprache zn floudern, gesucht werden.
Schriften zu schliesseu, in sechs: auf riiiifoii die Nitcbfrage durch einen
iiuncius. wie ihn die üolLaer Uebüi'licfiü'ung nenut, uuf dem letzten
vielleicht die Uechtfertigkeit selbst, personiäciert, im Sarge ruhend
und von den Richtern /.a Grabe getragen, mit dem jüngsten Gerichte
im Hintergründe. Oder iiätte die Darstellung dieses letzteren etwa
dio Zahl der Bilder auf sieben abgerundet? Nach Lappenberg, Die
Miniaturen z. Hamburg. Stadtrechte v. J- 1497. S. 23, mussten
Bilder, welche das jüngste Gericht darstellten, in den Ländern, wo
das Sachsenrecht galt, auf jedem Rathhause über dem Sitze der Richter
hangeu. In welchem Gemache der Kanzlei jenes Gemälde sich be-
funden, giebt das hegl. u, geschm, Liiheek freilich nicht an. Aber
die Gerichtastube befand sich in diesem Gebäude, s. v, Melle, Gründ-
liche Nachricht von Lübeck. 3. Aufl. 17b7. S. 27.
Üb diese Bilder erhalten sind, darüber habe ich nichts erfahren
können.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die drei bis jetzt
bekannten Behandlungen des StolTes bezügUch ihrer Anordnung und
Rollenvertheilung. Während wir im Gothaer Gedichte acht, im Heu-
st'lin zehn Stände oder, wie man damals sagte, State der Welt ver-
treten hnden, hat der Maler sich mit richtigem Kunstgefuhl auf die
Darstellung weniger, nämlich fünf, beschränkt. Jenes nid. Gespräch
lässt den Boten mit seiner Krage bei der Frau beginnen und dann
von unten, von den Bauern an, die Stände der Christenheit, mit einem
Abstecher zum Juden, bis zu Kaiser und Papst durchgehen und zum
Schluss sein Hed bei den Gelehrten uud hei den Alten versuchen. In
mtgegengesetzter Ordnung fuhrt das Drama die um Auskunft angegan-
men Personen vor vom Papste bis zu den Bauern herunter; nach-
I sich dieser Gang durch die bürgerlicheu Stände vergebhch er-
kiesen, werden noch vereinzelte Versuche mit den Geistlichen, den
jfchwelgern, den Frauen und den Möacheu gemacht. Welche Stände
lud Lebenskreise hat sich nun der Künstler von denen der beiden
Dichtungen gewählt'/ Mit sehr richtigem Tacte diejenigen, bei welchen
1 vor allen Uechtschafieuheit odi.'r, um einen biblischen Ausdruck
i brauchen, Gerechtigkeit erwarten darf: die beideu Vertreter der
|eistlichen und der weltlichen Ordnung der Welt und drei Kreise
■ menschlichen GescUschurt, welche durch ihre Lebensstellung und
^benswcise vor den schweren Versuchungen der grossen Welt ge-
ibützt scheinen. Die Anordnung steht der des Henselin näher, als
feuer des md, Gi'dichtes. Vor beiden Dichtungen zeichuen sich dio
Verse des Gemäldes und wahrscheialich dieses selbst durch einen -
^ücklichcn satirischen Zug aus: die Richter sind die Bestatter der
tecbtfi-rtigkeit.
HAMBURG.
C. Wallher.
Die Sprache des deutschen Seemanr
Nachtrag.
Der die ersten Seiten dieses Bandes füllende Vortrag durfte sich
kein weiteres jiiel stecken, als über den Wortschatz unserer Seeleute
im Allgemeinen zu orientiren; nur wenigen Worten, wie Lotse und
^latrose, konnte eine dngebeiidere Untersuchung gewidmet werden.
Soll die Ktyraologie unserer nautischen Ausdrücke gründlich und er-
schöpfend behandelt werden, so kann dies nur durch ein besonderes
Werk in Gestalt eines Wörterbuches geschehen und dazu müssen die
Beiträge von vielen Seiten kouamen; die Kriiftc des Einzelnen reichen
dazu nicht aus. Nieniaud fühlt lebhafter als ich, dass meine Sprach-
keuntniase keine spracliwiasenschaftUche sind, und ich weiss recht wohl,
dass ein solcher Mangel nur zu leicht auf die Bahn unhaltbarer Ver-
muthungen und Behauptungen gerathen läast. Um so freudiger habe
ich es begrüsst, da^s ein Mann wie Herr Professor MüHeuhofF, dem in
diesen Dingen auch nach der nautischen Seite hin wie wohl keinem
zweiten in Deutschland ein Urtheil zusteht, meinem Versuche, der
meines Wissens der erste in seiner Art ist, seine Theilntihme geschenkt
und die Güte gehabt hat, mich über einige Punkte aufzuklären, in denen
ich, freilich nicht immer durch eigene Schuld, fehlgegriffen habe. Auf
Grund seiner Mittheilungen will ich hier an meinen Vortrag wieder
anknüpfen und die Gelegenheit benutzen, auch noch einige andere
Fragen zu besprechen. Die Worte des Herrn Prof. MüUenhoff sind
durch Anführungszeichen hervorgehoben.
,S. 2. Die mir von Jugend auf wohlbekannten Kwer, in denen
ich noch die Elbe hinauf nach Hamburg und hinab nach Kuxhafen
gefahren bin, sind ganit gewiss nicht nach dem itver (spr. äwerj aper
benannt. Das e in iver ist eiu ganz anderes, dasselbe wie in See,
Lee. Mich dünkt, im Mittelndd. Wb. bei Lübben I, 710» ist die sichere
Erklärung gefunden."
Als Horr Dr. Walther in Münster hei der Discussion, die meinem
VorlrugiJ folgte, dieselben liedi^nken wie Herr Prof. M. erhob, konnte
ich mich noch nicht von dem Gedanken trennen, dass so gut wie die
Weserscbiffe Böcke und Bullen und die Emsscbiife Mutten und Kuffeu,
so auch die Elbsdiiffe Ever auf Thiernameu ^zurückzuführen seien, da
ja auch J. Grimm sich nicht gerade dagegen ausgesprochen hatte.
Ich werde meine Ansicht nun nicht mehr aufrecht erhalten können.
^Hpa Mndd. Wb. ist, wie mir das schon früher bekannt war, Ever auf
^^B8 Wort envare zu rückge führt, welches eich in einer vlamischen Ur-
kunde V. J. 1252 tiudut. Das in spüteren Hamburger Urkunden vor-
kommende enmr würde ohne weitere Verbindung, uud wenn es nicht
als Hchiffsbenennung aufträte, mit einfarbig zu übersetzen sein, aber
an dieae Bedeutung ist hier nicht zu denken. Die genannte Urkunde
sagt: Navis, quac dicÜnr cnvarc, qiute habet remex retro pendetis, debel
comiti 4 den., si remcx in lalere paidi'at, comitt 2 den. Lässt sich
hienach dem Wort« eiioare ein bestimmter Sinn unterlegen? Man
könnte im ersten Augenblicke geneigt sein, retnex durch Remen zu
übersetzen, so dass die naiHS, qitae habet remex retro penäens ein Fahr-
^j,eug wäre, weli^hes durch Wrickeu furtbewegt würde, und das Wort
^BMture als „Einfuhrur" wäre damit erklärt. Aber das andere Schiff,
^^■elcbes seitbch gerudert wurde, niüsste dann doch wenigstens zwei
^HEenien geführt haben und dazu passt der Begriff Einfahror nicht.
^tJder konnte man das Wort in dein Sinne auffassen, diiss das Fahr-
zeug von einem einzigen Manne gerudert wurdeV Dem widerspricht
aber, dass das Schiff, welches si^in Ruder hinten hat, den doppelten
Iil bezahlt, also das weitaus grössere sein muss. War zur Bewegung
I kleineren SjchiHes seitliches Uuderu uothwendig, so konnte das
issere Bicherlicb nicht durcb Wrickeu bewegt werden, da durch das
Etere eine weit geringere Kraft ausgeübt wird. Es wird demnach
%ex wohl das gulKrtiaculum das Steuerruder bedeuten. Bekanntlich
rden in alten Zeiten alle Schifle, auch die Seeschiffe, durch Remen
der Seite gesteuert uud hierauf, um dies gelegentlich zu erwähnen,
sind die Ausdrücke äteuerbord uud Backbord zurückzuführen. Auf
den Schiffen, die nur mit einem einzigen Rt'men gesteuert wurden,
tnusste für den Mann, der nicht links war sondern den Remen mit
^^^sr rechten Hand führte, dieser au der rechten Seite des Schiffes
^Hb^eu, so dass der Steuermann der linken Seite den Rücken kehrte.
^^nivon erhielt jene Seite den Namen Steuerbord, diese den Namen
^^Bhckbord. Erat spät im Mittelalter kamen die jetzigen Steuerruder
^^Bftf, die am Hintersteven mit Zapfeu in Ringe eiugehängt sind. Und
^^B diese Zeit, wo die grossen Schiffe bereits mit einem solchen festen
^^Bader versehen waren, während die kleinereu, wie das ja auch jetzt
^^Kicb Wühl geschieht, durch einen Reinen an der Seite gesteuert wur-
^Hbn, fuhrt uns jene Urkunde. So erklärt äich auch der Satz, den
^HKeHelbe einige Zeilen später hat: Niiuis qitae dicUar hegboth, quae habet
^^■tfro annulos ferreoa, defjit comiti 4. den., si vero retro annulos ferreos
^^■M habiterit, drbet comiti 2 den. Das grössere Heckbuot h^t eiserne
^^Knge am Hintersteveu, um das Ruder einzuhängen. Für die Bedeu-
^^Kng des Wortes envare haben wir aber damit nichts gewonnen. Darf
^^Bbd an abd. far, mbd. var = Stier denken? Und was könnte dann
^Bh bedeuten?
^Ht Ich biu bei Landleuten mehrfach der Ansieht begegnet, als ob
^^■e Thiernamen der Schilfe von der Gestalt derselben aU einer thier-
^Hnnlichen hergenommen seien. Es widerspricht das der seemänniBcben
ADschauniig. Wo es sidi um Spotttiaint-'n handelt, wie sie im Kin^f
Bl. IV. S 86 erwülint werden, können dieselben nicht von wiiklich*^^
Seeleuten herrühren, bei denen mir solche nie vorgekommen sind,
Man pflegt wohl ein liingsamcs Schiff eine alte Karre, und ein plumpes
Schiff wegen seiner Gestalt einen Backtrog, oder auch einen Tuffel
(Pantoffel) oder auch einen Holschen (Holzschuli) zu nennen, wie die
Franzosen ein solches ebenfalls mit sabot z» bezeichnen pflegen. Man
hat auch wohl Schiffe Kameele und wiederum das Kamoel das Schiff
der Wüste genannt, aber dabei ist doch nicht die Gestalt für die Ver-
gleichung massgebend gewesen. In jenem Falle benannte man sie
nach dem FibeJvei'se: „Kameele trugen grosse Last". Bekanntlich
hiesgen so die grossen Prame, die in der Südersee zur Hebung an
die grossen Ostindien fahrer gelegt wurden, um sie über die Untiefen
der Pampus nach Amsterdam bringen zu können. Wenn aber in der
Urzeit die Schitl'e mit Tliiernamen belegt wurden, so geschah dies,
weil sie in der Anschauung des Seemanns als belebte Wesen aufge-
fasst wurden. Er sah sie in ihrer schaukelnden Bewegung auf den
Wellen, wie sie an der Woge hinaufsteigen und hinabsinken, wie sie
mit dem Kopfe zu nicken scheinen. Bei Homer heissen die Si-Iiifie
deshalb die Rosse der Salzsee. Und die Deutschen wühlten die Be-
nennungen nach den Hausthieren, die im Lauf eine springende Be-
wegung machen, wie Böcke, Bullen, Schweine. Man sagt auch wohl
von einem Schiffe, welches leicht auf den Wogen tanzt, es liegt wie
eine Ente auf dem Wasser. Sollte damit das sonst rüthselhafte Wort
Kahn zusammenhängen? Im Französischen heisst canc eine Ente und
nach Weigaud ist altn. kuiii der Schnabel. Ich würde dann doch
nicht mit Diez der Ansicht sein, tlass Schiff die Urbedeutung und
Ente der abgeleitete Begriff wäre. EigeuthUnilich ist das Zusammen-
treffen des Wortes mit canoa, welches von Columbus bei den Wilden
schon vorgefunden wurde, und woraus das franz. canot und das eugl.
caiioe stammt.
„S. 3. Kogge ist gewiss nicht ein altnordisches Wort, da altn.
(isl.) huijgf regelmässig nur ein hanseatisches, sächsisches Seeschiff
bedeutet. Ob freilich das Wort aus dem Itomanischen stammt und,
wie schon Ducange vermuthete, vom lat, concha herkommt, will auch
ich nicht behaupten, vgl. Grimms DWb. 5, 1565."
Ich hatte das Wort alt-nordisch nicht im engereu Sinne der
Sprachwiesenschaft gebraucht, sondern nur damit sagen wollen, dasB
der -Name nicht von den südeuiopäi sehen, romanischen Völkern ent-
lehnt, sondern von alterslier bei den nordeuropäischen, germanischen
in ticbrauch gewesen sei.
„S. 4. Verführt durch unser ,Kiel' vermengen Sie zweierlei.
Ahd. kid, ags. ccvl, altn. liioll (kjöll), im Plur. kiolar, mhd. kiel ist
das alte Seeschiff, in dem die Angeln und Sachsen nach England
giengen ; altn. kiölr (kjölr), im Pinr. kilir ist ahtl. und mhd. IcU, unser
Kiel in Federkiel und Schiffskiel, {an den sich die Rippen setzen, wie
die einzdoen Rispen an den Federkiel) und dies liegt den rooianiBchen
Wörtern zu Grunde,"
Meine Gewilhremäuiier waren Siez und Weigand. Jener bat:
Chiglia it. sp. quUla, fr. quillc Kiel des Schiffes, vom ahd. hiaf, altn.
hiölr; dieser: Mhd, der kiel, ahd. chiel, chiol, clwol, ags, ci-ol, altn.
hiÖU, auch von dem ganzen Schiffe gebraucht.
„S. S. Ist Iliru Krkliirung von Lotse richtig, wie ich nicht be-
zweifele, 80 muss das Wort aus dem Eoghsdien herübergenommen sein."
Es ist das um so wahrscheinlicher, als zur Zeit der Abfassung
der JtigemeRS d'Olrron, worin das Wort meines Wissens zuerst auf-
tritt, Oleron unter der Botmitseigkeit der Engländer stand, weshalb
diese denn auch die Jugemens als eine nationale Rechtsquelle be-
trachten. .
,,S. 10, Das altn. mütanautr, ia älterer Form matuiiaHtr liegt
ganz gewiss dem franz. mathmot (nuitelot) zu Grunde. Dass das Wort
biet erat im 13. Jahrhundert auftritt, thut nichts zur Sache. Ahd.
(mbd.) gettös heisst eigonttich einer Jer mit mir zusammenisst, wie
Geselle, der mit mir iu einem IIuusc (sal) wohnt, mötr (»Uitu) nautr
Speisegenosse ist in Wahrheit nicht viel mehr, als Genosse und
vaisscau-matiiot kann daher sehr wolil u gooil Company keepcr sein
u. dgl. ra. Das vereinzelte mnd. nuUe geselle, wenn man es mit Ihnen
als Compositum nimmt, kann niuht in Dctracht kommen, weil es eben
ganz vereiuzelt dastclit. Auch tnüt = mate ist ahd. ginuieso, mhd.
getnazsc = genÜ2, der mit mir speist, aber mit dem Simplex kommen
Sie nicht zu mathcnot."
Nach den Mittheilungen Koppmauns im Korr. Bl. IV. S. !)-'> ist
allerdings das Compositum malc-gcsvlle des Mndd. Wb. aufzugeben.
Meine Vermuthung, dass dem Worte viatfusiiot ein uiederl. tiiatenote
— nicht etwa das Simplex tmit — zu Grunde liegen möge, wird frei-
lich dadurch nicht hinfällig, denn immerhin bleibt bei der Annahme
der Entstehung uns mutunautr das Uätlisel, warum die scandiuavtschen
Sprachen nicht die reinere Form, die vorhanden war, bewahrt haben
sollten, statt die verderbte ndl. matrös auf/.unehmen. Ich weiss auch
nicht, woher Bugge die Nachricht hat, dass die Schiffsmannschaft iu
miiiunegti eingetheilt war. So wenig wie jetzt bei der gewaltigen
Menge von Auswanderern, Tausend und mehr, die ein Schiff befördert,
eine Theilung in Tischgenossenschaftcu nothwendig ist, so wenig wird
ea in alter Zeit bei den Seeleuten der Fall gewesen sein. Wenn es
sich um Theilung der Arbeit oder una eine Eintheilung in Wachen
handelte, läge die Sache anders. Aber gerade das Essen und Trinken
ist an Bord stets eine gemeiuschaftliche Angelegetdieit. Und daher,
dass wahrscheinlich mi.-hrere zu gleicher Zeit aus einer Schüssel asson,
wird doch das. Wort nicht kommen. Wächter leitete auch noch das
im afr. auch bei duu Seeleuten gebrUuchlichu »in» = Mahlzeit aus
dem goth. mttt^, altn. mali; ahd. mursr, im Plur. mcsl ab. In den
Jugemens d'Oleron Art. "Jl (Panh'ssus I. "pag. 33R) heisst es, dass
wenn ein Schiff im Ilafou liegt, nur zwei Matrosen zur Zeit an Land
gellen und iLre Speisoration mitnehmen dürfen : p&rter ti» mis.
Dk>z bat nHcligi'wicsen, dass vth aus d(;m kt. missum, it. me3S0 I
stammt. Und im Art, 1 der JugemenB hi'JEBcn diu Mutrosen les e
liaignons de la ni:ef und nicbt etwa les compaignons du mis. Aberij
fühle micli nicht berechtigt, dvr Ansicht des Herrn Prof. M, entgegi
zutreten.
bS. 15. Dass Luf und Leb auf dem Gegensatz von Hocb und
Niedrig beruhen will ich gorn glaubon, oder würe nicht unmüglich.
Aber engl, loof und ndl. lovf weisen auf ein ursprüngliches ö und das
niederd. hiv scheint demnach entlehnt, und an einen Zusammenhang
mit alfift ist nicht sobald zu denken. F^ngl. lee und ndl. lij, ndd. lee
dagegen weisen auf einen alten Diphthongen zurück. Eine Erklärung
MUS dem Germanischen linde ich für die beiden Wörter ■ nicht, wie
lange ich sie auch im Auge gehabt und gesucht habe, die auf Sicher-
heit Anspruch machen könne. An Uije (h'g waler \x. dgl.) ist bei let
nicbt zu denken."
Es wurdü demnach audi das Wort leger icall A. h, das Ufer in
Leb nichts mit lee zu thun haben, obgleich die begritflichc Verbindung
auf der Hund liegt, wie das engl, letuhort dies ja auch ausdrückt.
Wäre dies Wort nicht, ich hätte an das mhd. Ir, ulid. hlio, alts. hli4,
Mfd gedacht, welches hiutversthoben zu cl'nms stimmt. In einer, frei-
lich unsicheren Stelle ist 16 = übel, wie das ndl. hj, und dir (jen.
lewes h eis st leider.
„S. 1 7. Dass HanilKchuhe bei den Seeleuten noch Wanten
heissen, ist athr interessant, Das ist düs uralte tcnnt (oder ivanta
fem.) Grimms Ucchtsalterth. S. 152, altn. eötlr, fr/, yatit. Aber die
Wanten am Maat können ntclits mit ivuttt, wände im Pliir. gemein
baben."
Aber das Want wird doch ,,ausgewebl'', wie der technische Aus-
druck beisst. Die Haupttaue bilden den Aufzug und die „Webeleinen"
den Einschlag. Wenn ich irgend etwas für sicher gihalton, so war
es das, dass Want Gewebe bedeute. Sollte man bei den Seeleuten,
deren Sprachgefühl durch den steten Verkehr mit fremden Völkern,
schon ehe es sich recht ausgebildet bat, schwere Einbusse erleidet,
nicht voraussetzen dürfen, dass manche Worte unorganisch gebildet
werden V
Zu den Namen der Segel, die ich besprochen, will ich noch
hinzufügen, dass ich ivla mesava einfach nach Jal erklärt habe als
la volle du mät du milieu, dass das Segel aber gerade als Ruihensegel
auch daron seinen Niimen erbalten haben kann, dass ein solches nur
im die eine Hälfte der Rahe ungescbhigen und dann die Nock (Spitze)
der anderen Hallte niedergeholt wurde, so dass die Rahii schräg nach
oben stand und das Segel die Gestalt unserer jetzigen Gaffelae
erhielt. Es wäre dann velu taeeatia mit Halbsegel zu übersetzen. .
Zum Glossar des „Seebuchs" möchte ich mir folgende Bemerkt
gen erlauben :
konfers ist nicht Verkehrsort und hängt weder mit cowücrjj
Hsch mit confLirc zueammeD, eondeni' mit dem franz. couvert, engl.
Kotiert und bedeutet eine gedeckte, geschützte Rbede. In den Jugemens
d'OleroD heisat es im Art. 15 {Pardessus I. pag. 334): Une ntxf est
en ung cotiverl amarre etc. Da» « ist eingeschoben wie in lanterne
für lateriie.
meyland steht dem ei/latnl gegenüber. Dhbs mtyUmd nach Deecke
im Mndd. Wh. grünei Land bedeuten hoII, will mir nicht einleuchten,
da der Gegensatz von Küaiid doch nicht Grünland sein kann. Wenn
die Erklürung von Kiland als Einland, die Weigand vorzieht (vgl.
übrigens Grimms DWb,), berechtigt ist, sollto da nicht Meiland das
Meinlaiid d. h. das gemeine Land =: terra inijtns sein. Es findet
sich im Seebuch freilich an einer Stelle die Form mei/eluiid, aber das
könnte auf einem MisvcrstUndnis den Abschreibers beruhen, der den
Ausdruck meyland sich nicht anders zu erklären wuyste, als dadurch,
dass er ihn von meiV», meiyen = mühen ableitete.
pri/scn möchte ich nicht vom franz, Subst. prise ableiten und
als nehmen auffassen. Es wird vom franz. priser, mhd. pri-scu, dem
mittel!, prvliari = schützen, rühmen herkommen und bedeutet in den
Verbindungen, in denen es im Seebuche vorkommt, soviel wie vor-
ziehen. Wir sagen ja auch in demselben Sinne: Ich lobe mir das
Burschcnleben.
rode ras steht im Glossar unter rot = roth. Es kommt aber
■ain franz. roder, lat. rotare her, im Kreise umherlaufen. De stroetn
^K*!/et tloT al nint ummc und is gehctcn dut rocde ras.
^B /um Schlüsse möchte ich noch mit wenigen Worten eine Frage
Httprechcn, der sieb unsere Zeitungsliteraten bemächtigt haben, um
^■ne Vorschrift unserer Marine zu bemängeln. Sie betrifft das Ruder-
^Bmraando. Im Englischen beisst das Ruder thc rudder und der Hand-
Hpff desselben thc keim; im Französischen beisst das Ruder Ic gouvernail
H|d der Handgriff desselben la harre. Wenn also im Engl, porl Ihe
^BlN-' und im Franz. bahord la Imrre! kommandirt wird, so babtn die
^■orte ihre wirkliche Bedeutung; der Handgriff wird nach Backbord,
^Bo das Ruder nach Steuerbord gelegt, und das Schiff weiclit nach
Hnuerburd aus. Wenn aber ein deutscher Schiffsjunge an Bord
^Boimt, so muss er erst lernen dass links so viel wie rechts und rechts
^B viel wie links bedeutet, denn auf deutschen Schiffen bedeutet das
^bmmando: Backbord Ruder! dass das Ruder nach Steuerbord, und
^■8 Kommando: Steuerbord Ruder! dass das Ruder nach Backbord
^^^egt wird. Auf eine mir unbegreifliche Weise ist nämlich dus alte
^■titscbe Wort Helm für den Haudgriß' des Ruders unseren Seeleuten
^wloreii gegangen, obgleicli unsere Turfschiffer noch das Wort Helm-
^Hk beibehalten liaben. Die Admiralität ist nun der Ansicht gewesen,
^B jeder vernünftige Mensch theilen muss, dass es besser ist, wenn
^Bka 80 viel wie links und rechts so viel wie rechts bedeutet, und
^Bt deshalb vorgeschrieben, dass das Kommando: Backbord Ruder!
Hwtan auch wirklich bedeuten solle, dass das Ruder Backbord gelegt
Bferd; es hat dies zugleich den gar nicht hoch genug zu bchätzendeu
Vortheil, dass Ursache und Wirkung zu sanimeti fallen. Wird das Ruder
Bac^kbord gelegt, so weicht diis Schiff nach Backbord aus. und wird
PB Steut'rbord gelegt, so weicht das Si;hiff nach Steuerbord aus. Da-
durch werden die früher so leicht möglichen Missveratändnisse ganE
ausgeschlossen, dt^nn auch das Kommando durch Handzeigen stimmt
mit dem Kommando durch Worte überoin. Man sollte glauben, nur
der baare Unverstand könne sich gegen eine solche Vorschrift aus-
sprechen. Aber auch die sogenannte technische Kommission soll mit
allen gegen eine Stimme — es wird diu des Vertreters der Marine
gewesen sein — abgelehnt haben, dass fortan links so viel wie links
und rechts so viel wie rechts bedeute: in der Handelsmarine soll der
Unsinn so lange aufrecht erhalten bleiben, bis aticb die anderen See-
staaten ihr Ruderkommando geändert haben. Aber die haben ja ein
ganz richtiges Kommando ! Wollen sie auf den Vortheil verzichten,
dass Ursache und Wirkung, dass Wort- und Haudkommando zusam-
meDfaUen, so ist das ihre Sache. Sollen wir uns daium dessen be-
geben V Wenn nach Verlauf einiger Jahre unsere KauffaUrtcimatrosen
durch den Marinedienst erst einmal gelernt haben, welche grossen
Vorzüge das hei der Marine eingeführte Kommando hat, dann wird
man nicht begreifen, dass es überhaupt je hat Widerstand &ndi
können.
BREMEN.
Breusing.
Zu Laurembergs Scherzgedichten.
In folgendem gebe ich einige bemerkungen zur neuesten ausgt
der gedichte von W. Braune. Halle, Niemeyer, 187ü,
I.
II, 369. up dat nu kond Varan Tort&ssen dit Gebreck,
uud driveu wech den Stank van dem verborgen Dreck,
ward he gedrungen, raet tho söken allenthalvc»,
mit dSrbar öhl und Safft, mit kösteliken Salven,
the överduvelen den echnöden vulen Gast,
de ehm und andern mehr dced sÖlken 5veriast.
Zu V. 373 vermisse ich bei Braune eine erklilrung des wortes
gast im glossar oder in den anmerkungen. Es ist aber deutlich,
dass hier nicht das hochd. gast = hospes gemeint sein kann.
Gast ist vielmehr synonymum von stank. Das wert gehört zum
. V. gisu ^ gäbre. Der böse geruch uotsteht ebeu durch [■iiiiruiig.
Hochdeutsch tiudet sich die t'oiDi gast (s. Weigaud 1'. Uli unter
gäsuUuu); mnd. findet sich dus adj. gusterich (Mnd. \Vb. II,
14), »uch iiit das substuntiv in dem compositum gaathämel, uu-
-flätiger mensch (Schambach s. HO] noch jetzt im nd. erhalten. Vgl.
^ ich Schmeller-Fr. I, 1210.
, 32i). Hyrniit so toch he Joes: ein Wort twe Eilen laiick,
Bald twischun syne Tene hiTÜoet under de Banck.
Ebenso bezeichnet Josef von den sieben Tudsüuden v. 711111 das
'omieren : So blifft he iiggende in dorn woze, vor siuem
munde en roze, des ia wol ener guden t-lenlaiigk. Ebenso
ist zu fassen HeiiiiekeKuccht str. lü: eoes armes lauck spriick
hey en worl. Vergleiche; Ä. Lübbeii, Germania XXIII, 445.
III.
^BTachwort 60. Wat hülp diit ick allyd da.r sete bi dem Hoeck.
^H Und endlyk werden koud uiii hochgelehrt Fautast.
^V, Wahrscheinlich schwebt Laureinberg v. 1, 22 aus Brandts
^narrenschiff: wer vil studirt wirt ein fantast vor. Das
^^>nc!i wurde bekanntlich ins niederdeutsche übersetzt uud •/.. b. auch
vom dichter des Reinecke Vos, wie Zarncke Z. f. d. A. 9, 3Ö0 nach-
gewiesen hat, benutzt.
Zum schluss noch drei spähnchca zum dritten Scherzgedicht:
V. I7y. Pasie. Diese form des frz. page als cigenname
weist das diesjährige GÖttiiiger adressbuch auf.
z. V. '2'20. des Jungeus up der Bors war auf die be-
merkung zu II, 101 zu vcrweisuu.
z. V. 410. bek rüden. Es ist wohl das bestreuen mit speze-
reieu (s, Mnd. Wb. unter krit) gemeint.
NOUTHEIM.
R. Sprenger.
Zu Gerhard von Minden.
49, 16. luer dat rind dat ek im nam
dem wive van dem Vorwerke,
de heft als ik dat merke
mi dit tobracht unde öre vlök,
de hevet enen stricketes dok
unde kan ein luttek van den bök . .
spricht der an Bauchweh leidende Wolf. Dass mit bök = swarte
bök, Zauberbüchcr gemeint sind, ist deutlich. Dass aber auch das
,ge8trickte Tuch' zur Zauberei gedient habe, vermutete schon Lübben
(Mnd. Wb. IV, 434). Zur Sicherstellung dieser Vermutung hier ein
Beleg aus Johannes Paulis Schimpf und Ernst. Es hoisst
dort unter dem Kapitel vom Aberglauben St. 79*): ^Vor Zeiten gab
es fahrende Schüler im Land, die trugen gern gestrickte
Netze um den Hals und besch.... gern diu Leute. ^ Dass diese
gestrickten Netze zur Zauberei und nicht, wie Junghans meint, zur
Aufbewahrung der, oft gestohlenen, Lebensmittel dienten, geht aus
dem Zusammenhang hervor.
NORTHEIM. ' R. Sprenger-
\
^) Leider kann ich nuf nac)i de^ Ausgabe von Junghans in Reclam's
yniv^rsalbibliothek eitleren.
Jte Kanoneninschriften aus dem 16. Jahrhundert.
Zur Zeit des Sclimalkaldischen Krieges, im Jahre 1530, liess
■ Rath der Stadt Bremen, welche in der Gegenpartei des Kaisers
md, ans den besten Glocken der Pfarrkirchen Kanonen giesseu.
ich A. Storck, Ansichten der freien Handelsstadt Bremen etc., oinera
, welches vollständig vergritfen sein dürfte, sind folgende In-
iriflen, weiche auch gleichzeitig die religiöse Seite des Krieges be-
lli, vorhanden gewesen:
In angcst bringestu de tienden dien
oft orer schoon noch so vele gyn
wo du nien holdest up diner sidt
Gerechte sacke unde Godt mit diet.
Up dine macht gaer nichtes wage
An diner swackheit nicht verzage
Godt is alleine de averwindt,
vor em besteit geen menschenkint.
Bi Oades wordt wage lif und bludt
vor dine Er alle have unde guet
Dine Frigheit di nicht nemen laet
Wuitu bestaen, dat is min raet.
Catbarina.
Den Fienden tho scaden
Moütb Godt beradeo
Des Mestera kunst
Is sosth umbsunst.
Weitere Inschriften aus alten Zeiten verrathen eine kriegslustige
Man gab den Kanonen Namen und die zugegebeneu Verse
tairachen ihre Gesinnung aus, waren also gleichsam personificirt.
'i standen in Reib und Glied und redt^ten von Tod und Vernichtung:
Schärpe Grete bin ick gebeten
Wan ick lache, dat ward den Viend verdreten.
-Scbarpe Mfitze Burlebus
tbu eiaen ßnA in thu andern us.
Martha.
Martha is de Name inyn
van Art kann ick nicht stille sin
Und wo mi Viend 7or ogen staen
Laet ick min eichen in se {
Ick bete de swarte Raven
Wen min Ei drapet
Strecket do Klawen,
Ick bete de Kukuk
Den min Ei drucket
Dem geit de bück t
Margiireta is myn name
Wen ick mya fyndo sehe lierkiinien
So do ick se frundlicb gröten
Dnt se verleren hende und voten,
Mynen freundt ick Nncbtigal mit Gesänge wecke
Mynen fiendt mit minen Klang ick Bcbrecki?.
. Menz.
Errata und Nachträge zu Jahrbuch IV und V.
. I. Plauta St. Planta.
Den Woifgangk Homm-'acben holzsehiiltt besitzt jetzt Ale
Rostocker liniv.-bibl. in einem neuen Abzüge; die ciini h, Mings
llebciidea kruiikea haben oflenbar die pocten, varioke. — Dia
aohrift lau.tet : Almccbtigor barmherziger rwif^cr got sieh
uns an mit den äugen deiner barmbertEij^keit und veilcicb ima
das wir durch dz furbitten und verdtnen des beiligen iiei'chtigen
lancti Mini vor der sorglichen krauckheü der hlnltera harmhert-
cigiiob werden beschirmet dnri^b Christum unsern Herren. Amen.
Der heilig bcit-htiger Sanctiis Minus wirt iu wclscbm
lande angerulTt und gebettcn filr dii* prausämlicb kranckheit der
bbtttcm in welisoh genaut malii franUota, Wolfgangk hainer.
Rostock,
parentum st. paratum.
I
Niederdeutsche Denkmäler.
Band I.
Das Seebnoh
Karl Koppmann.
Mit eilior üaiitischen Einleitung
Arthur BroiimltiK.
Hit Glossar
<'hrlMtoph Waliher.
Preis: 4 Mark,
Niederdeutsche Denkmäler.
Band II.
Gerhard von Minden.
Von
W. Seelmaun.
Preis: 6 Mark.
Jahrbucli
des Vereins für itiederileDtHche Hprachforschnng.
Jahrgang 1S75. Preis: 3 Mark.
„ IST«. „ 4 „
„ 1S77. „ 4 „
„ 1878. „ 4 „
Korresponinzlilalt ies Tereiis Tir jiedtrieülsclie SpracliforscliiDä.
. Jahrgang. (Ulal 1876— Ulai 1877.) Freis: 2 Mark.
3. Jahrgang. <I8T7.) Pma. 2 Mark.
S. „ (1878.) „ 2
4. „ (1879.) „ 2 „
Bremen. J. KUtitmann's Buchhandlung.
Jabrbuch
des
Vereins tlir Diederdentscbe SpracMorscbüDg.
Jahrgang 1880.
VI.
BREMEN.
Verlag von Hinricus Fischer.
1881.
Druck Ton Diedr. SolUa In Norden.
Inhalt.
Seite
Fastnachtspiele der. Patrizier in Lübeck von C. Wehrmann 1
Ueber die Labeker Fastnachtspiele von G. Walther 6
Amt Buschmans Mirakel von Wilhelm Seelmann 32
Die niederdeutschen, noch nicht weiter bekannten Handschriften der Bibliothek
zu Wolfenbüttel von A. Lübben 68
Tractaet inholdende vele kostelycke remedien off medecynen weder alle krancheyt
der Peerden von Heinrich Deiter ^ . . . . 74
Marien Rosenkranz von K. Bartsch 100
Ein historisches Kirchenlied Abraham Meyer's vom Jahre 1569 von C. Walther 114
Dei Hauäm von Hein r. Carstens 119
Datt Broudbakk'n 121
Ein lateinisch-deutsches Yokabelbuch von 1542 von H. Holstein. . . . 123
Zur mnd. visio Philiberti von R. Sprenger 130
Bockshorn nm R. Sprenger 134
Braunschweigische Fündlinge von Hänselmann.
I. Kalenderorakel 135
n. Fragment eines Dramas von Simson, mit Glossar von G. Walther 137
Etwas über niederdeutsche Familiennamen von A. Lübben 145
¥
Fastnachtspiele der Patrizier in Lübeck.
In einem Adminiatrationsbach der Lübeckiscben Zirkelgesellschaft
findet sieb ein Verzeichniss von Faatnachtdicbtern und Fastnacbtspielen,
welches sich über die Jahre 1430 bis 1515, wenn gleich nicht ohne
Lückeii, erstreckt. Die ersten Eintragungen bis 1484 siad von einer
and derselben Handschrift, offenbar der eines Schreibers. Andere,
jetzt nicht mehr erhaltene Aufzeichnungen liegen ihnen zu Grunde
und sie sind in dem genannten Jahre zusammen gestellt. Für das
Jahr 1474 fehlen die Angaben, entweder in Folge eines Versehens
des Schreibers, der mit dem Jahre 1475 eine neue Seite anfing, oder
weil das Material fehlte. Für 1485 ist eine Lücke. Von 1486 bis
I49C haben die Verwalter selbst das Verzeichniss fortgesetzt, dann
trat wieder eine lange Unterbrechung ein. Erst Heinrich Kerkring,
der im Jahre 1515 in die Zirkelgesellschaft aufgenommen wurde, hier
erkennbar an seiner Handschrift, von der auch sonst Proben vor-
liegen, erwarb sich das Verdienst, das Versäumte, so weit er konnte,
nachzuholen. Man sieht es an dem leeren Räume auf den Blättern,
dass er die Absicht hatte, die Lücken, die er aus Mangel an Angaben
für den Augenblick lassen musste, auszufüllen, aber er ist nicht dazu
gekommen. Das Verzeichniss reicht nur bis 1515. Es ist durchaus
wabrschi'inlich, dass die Fastnachtspiele damals nicht schon aufgehört
haben, denn es ist gewiss, dass die rastnachtlustbarkeiten bis 1537
fortdauerten und bis dahin nur einmal, 1535, „dorch a/f'wesende der
brodere hosett uyrors halvett" ausfielen. Dagegen ist es nicht wahr-
scbeiulich, dass solche Spiele schon vor 1430 bestanden. Vielmehl'
ist es glaublich, dass Mitglieder der Gesellschaft, die sich während
des Aufruhrs von 140S bis 1416 in Süddeutschland aufhielten, sie
dort kennen gelernt haben und die Sitte nach Lübeck verptlanzten*).
Sie ist der Zirkelgesellschaft eigen geblieben, andere Corpo-
rationeu haben sie nicht nachgeahmt und sie ist nicht ohne Schwierig-
keit durchgeführt worden.
Vor allem war os schwer, immer Dichter zu linden. Freiwillig
wurde das Amt nicht übernommen, sondern die Schaffner der Gesellschaft
I
IHwlanlsulKihai Jahrbacb
wählten in jodcra Jahre vier Fastnaclitdichter, von welchen zwei fSr
die Herbeischaffung eines ätiickes, zwei für die Aufführung zu sorgen
hatten. Ei-stere Aufgabe war entschieden die schwerere, und fs musstc,
falls man sich nicht verständigea konnte, durch das Looä oder durch
Würfel entschieden werden, wem sie zufiel. Unter den Dichtern finden
sich nicht bloss Solche, die der Gesellschaft erat später beitraten,
vermuthlich jüngere Anverwandte älterer Mitglieder, sondern, wenigstens
in der ersten Zeit, auch Ei]i;!elne, die niemals in die Gesellsclmft iiuf-
genoiumen sind. Man darf also wohl schliessen, daas es nicht leicht
war, immer geeignete Persönlichkeiten zu finden, und dass man bis-
weilen auch die Hülfe von Nichtmitgliedern in Anspruch nehmen
musste. In ihren Aufnahmen war die üeaellschaft immer sehr
behutsam.
Indessen hat auch hier, wie in andern Fatlcu, allmähliche Ge-
wöhnung einen Einfiuss ausgeübt. t49fl wurde festgesetzt, dass die
zwölf jüngsten Brüder verpöichtet seien, au dem Fustnachtspiel theil-
. zunehmen; wer zu dieser Zahl nicht mehr gehörte, konnte austreten,
„80 verre alse he lie/fi de oldcste vasteUtvetides dichter ycweset «nde de
vorrede unde de achterrede //cvoret vor sich''''. Es wird hinzugefügt,
dass die Gesellschaft es ihm Dank wissen werde, wenn er länger Theit
nehme. ,,Wyl eti dar lenger hooen speien unde de hledinghe holden, des
wj/llen em de sdschop danck weten." Dio Dichter waren übrigens nicht
verpflichtet, ein Stück selbst ku verfassen, sie sollen „dichten edder
dic/Uen taten". Beides wird also vorgekommen sein. Interessant ist
auch die Bestimmung, dass die bei der AufFubrung Dethciligten mit
den ihnen zugewiesenen Rollen und Reimen zufrieden sein sollen. Es
gab also schon damals Rivalitäten. Termin für die Ablieferung der
Rollen war der Sonntag vor Klein Fastnacht. Letzterer Tag war der
Donnerstag vor der Fastnachtwoche, im Gegensatz dazu biess der
Fastnacht Sonntag Gross Fastnacht.
Zur Aufführung dienten „de hovede mtdc de horch"'. Man wird
sich unter horch ein hölzernea, auf Rädern ruhendes Gerüst zudenken
haben, unter hovede Zugthiere. Im Jahre U5S geschah es, dass die
Burg auf der Strasse umfiel, und es wird erwäiint, dass von den
vierundzwanzig Personen, die sich auf derselbL'U befanden — sechzehn
Frauen und acht Männern ~ keine eine Verletzung erlitt. Daraus
lässt sich ein ungefährer Schluss auf die Grösse ziehen. Die Gesell-
schaft bezahlte für die Ausrüstung der Burg jährlich 5 .%, ausserdem
für Fackelträger [lAasdregere] 8 ß, das war aber gewiss nur ein Zu-
schusB aus der Gesellschaftskasüe und wird die Fastnaehtdichter von,
vielleicht ziemlich bedeutenden, Ausgaben aus eigner Tasche nicht
befreit haben. Es pflegte im Mittelalter so zu sein. Der erwähnte
Unfall ereignete sich am Valentinstage, dem 14. Februar, im Jahre
1458 zugleich Fastnachtdieustag. Das ist ein Grund zu der Annahme,
dass an eben diesem Tage die Aufführung des Spiels stattfand. Um-
züge der Burg wurdeu aber, nach einer Aufzeichnung von 1505, an
den drei Fastnachttageii, Sonntag, Montag und Dienstag gebalten, und
es ist ferner gewiss, dasa die XirkelgeBellüchaft am Üiotistug eiiie
feierliclie Zusammenkunft hatte, bei welcher es fiir alle anwesenden
Mitglieder Pflicht war, zu erscheinen.
Die Dürftigkeit dir übrig gebliebenen Nachrichten gestattet es
leider nicht, ein klareres Bild zu entwerfen. Immerhin aber wird schon
die Ueihe der Titel Interesse erregen und Aufmerksamkeit verdienen.
Die Stoö'e waren, wie man sieht, zum Theil sehr verschiedenartigen
Sagenkreisen entnommen, die also auch hier bekannt waren und durch
die Darstellung noch bekannter wurden. Daneben zeigt sich eine
merkwürdige Tendenz, zu nioralisiren, die immer mehr und schliesslich
ganz überwiegend hervortritt. Die Derbheit, welche man als einen
Qothweudigen Bestandtheil der Fastnacbtspiele zu denken gewohnt ist,
scheint dabei wenig nur Anwendung gekommen zu sein, und man
wird unter den Spielen mehr dramatische Scenen, als im eigentlichen
Sinne des Wortes dramatische Stücke zu verstehen haben. Prolog
und Epilog haben, wie sich aus einer oben angeführten Notiz ergiebt,
nicht gefehlt.
1430.
1431.
1432.
1433.
1434.
1435.
1436.
1437.
1438.
1439.
1440.
1441.
1442.
1443.
1444.
1445,
1446.
1447,
I44Ö.
1449.
1450.
1451.
1452.
1453.
Namen der Fastnacbtspiele.
Do der godynnen de sparwer gegeven wart.
de twe truwen kumpans ; rex Baldach.
Weatval was sines vaders son,
de krake.
Salomons erste gerichte.
den olden man.
[nichl angegeben./
de helle vode vor Orimolt.
de viff dogede.
de smede,
dat lucke radt.
de truwen schencken.
der schänden hovet.
kran, valke vnde stute*).
radeke den heger spisede.
Alexander Anteloe.
wo de lauwe van dem stole stot wart.
older unde joget nicht bke woch.
de ses Senaten de slagen werden.
Koning Karl steken vor mit Ollegaste.
de neuen danck vordende(n) mit dem esel, he reet effte ginck,
deme wulve eyn wiff geveu wolden.
de konjngh Artus hoveden brandes wis**).
) Baa Wort läsBt aick vielleicht auch stare, slale oder sture leBen.
) Keller, Fiksiii acht spiele um dem füDfüdmteii Jnlirh. Bd. i. Nr. 127.
1454. van dem gülden vluse dat Josoen wan.
1455. van Paris van Troe unde vau den dren nakeden juncfrowen. |
1456. wo de jungelinck de juncfruweti kussede.
1457. wo de 3 recken de juncfruwen myt manheyt utli der helle
1458.
1459.
1460.
1461,
1462.
1463.
1464.
1465.
1466.
1469.
1470.
1471.
1472.
1473.
1474.
1475.
1476.
1477.
wo man myt valeken plogen scal.
wo de arme ridder myt woldaet des kouynges dochter vorwarft.
vau Amylgas unde Amycas*).
van des keysers dochter unde van des konynges sone vao
Jherusalem, den gülden aren.
van dem olden wyve, de den duvel bantb.
den affgot myt eyuer sule.
eyn Moryanen koning, de[n] wuschen see wyt, men he bUet
like swai't.
eyn konyng unde eyne konigynne unde gude win(e) de kau
wunder wercken.
van der olden werlt, van der nyen werlb unde van der recht-
verdicheyt vnde siner dochter truwe unde eynem broder war-
heyt unde rame mate.
van koniugk Alexander, wo he by vormetenheit vil in de bände
der koninge van Morlande, de syn angesiebte hadden gemalt
laten, darby se ene kanden; in dem apil was eyn drake, darby
de junge koningh van Morlande wolde Alexander overvallen na
inholde der historien.
van der konyginnen vnn Frankriken, wo se besecht wort van
dren doren, worumme se moste uth dem lande. De syn : men
kan de doren nicht al vordriven.
van twen kouygen, de eyne was kersteu, nnde de andere was
beyden, vude de kersteu koniugk de behelt den strit.
van den dren getruweu, de ene wolde starven vor de anderen,
vnde ok van eynen olden wyve unde van den dnwele, de fochten
tosamende umme eynen schal, de begraven was, unde dat olde
vrifT vorwan den duvel unde slocb en uude bantb en sere.
vau eyner eiliken fruwen, de hadde vele anlaghe unde blfl
doch stanthafftich iu eren.
van deme perde upp der borch.
Alexaander wolde wyuneu dat paradi».
(nicht angegeben. J
wo Virgilius mit voraichticbeyt de wisen vormetenen ovei
unde dat fraude in tucht allemanne batet.
van der mate, wo de vader den soue lerde.
wo eyn keyser syne keyserione vorsoken leet, eff se eme triml
were, unde vant se erentvast unde wart darane slagei
van deme olden manne.
Btö2
1483.
1484.
1485.
van eynen keyser, de sat eyn richte, efft de vrouwen werdich
sint golt to drpgende, e£fte de riddere.
van der truwe unde warheyt, ene wolde vor de andere slarven.
van dren dogeden ; dat erste, iat men dencke, ende mot de
last dregen, ock sctil mo woldaet nicht vorgoten, unde dat ock
wies rat beter ia wen grpte staicke.
van der leve, wo de nemant rechte foron konde, befaalven ene
juncfruwe, de was genomet de love, de vorde se rechte na uth-
wisinge des speis.
wor de rechte adel ione is, also entiiken in den dogeden.
van der rechtverdicheyt.
l nicht angegeben.]
van der warheyt. wo se in der werlde alderwegen vorstoth unde
vorschaven ward unde doch noch int ende wedder hoch vor-
baven unde ghoeret wart, deme se grote rikedage unde gbetukke
tho brachte.
en iderman in synen sack.
wor walt ia, dar is it recht ute.
dre puncte holden cyn lant yn eyn gud bestant, alse wol vor-
seen, underachet unde truwe.
wer beter were der olden wisheit, wen der jungen sterke.
van overdaede der forsten unde heren.
van der eendracht.
tys vorkert, dat plach syn.
van deme steden frede.
de leve vorwynt alle dyuck, der weddersprek der pennynck,
de love wort ghesocht unde nicht gefunden.
van der undanknamicheit.
twyer byater.
van droegherie unde wockerie.
woe de adel vorleydet wart van den schelken ueth der garden.
dat lucke is nnstede nndc wanckelbar.
wor frede ys, dar ys tjod mede.
van der kostticheyt.
wor frede, leve unde eendracht is, dar so is ene stadt wol
vorwareth.
de love wort in allem State ghesocht unde nicht ghefunden,
LÜBECK,
C. Wehrraann.
Ueber die Lübeker FastnacMspiele'^
Wie das Drama in den Litteratureu anderer Nationen diejenige
Dichtungsart ist, welche am «pätesten zur Entwickelung gelangt, so
auch in der deutseben. Von den beideu Gattungen des Dramas, welche
das Mittelalter kennt, dem geistlichen Spiet und dem Fastnachtspiel,
ist jenes bei weitem früher ausgebildet. Es dankt seinen Ursprung
der Kirche. Geistliche haben die ersten geistlichen Spiele, welche in
lateinischer Sprache abgefasst waren, und auch die meisten der späteren
deutsclien gedichtet. Die Stoffe dieser Schauspiele waren bibliHche
und legendische. Ihr Zweck war, dem Volke die heiligen Geschichten
einzuprägen. An die Kirchenfeste werden sie geknüpft, besonders an
die hohen Feste der Weihnacht und des Osterfestes mit Einschluss
der Passionszeit.
Im Gegensatz dazu sind diu
her üblichen weltlichen Vergnügi
Diesem Ursprünge entsprechend,
Zahlungen, die Stoße verschieden!
Wörter dramatisiert. Nicht blos
! Fastnacbthpiele aus den von Altera
mgen der Fastnacht hervorgegangen.
sind in ihnen Schwanke und Er-
" Sagenkreise, ßiithsel und Sprich-
: die heiteren, komischen Seiten des
gewöhnlichen Lebens werden dargestellt, auch die ernsten und feier-
lichen, wie z. B. Gerichtsverhandlungen, werden persifliert. Der Thoren
Bind in diesen Stücken so viel; dass es fast auSailt, wenn einmal bloas
einer Person die Rolle des Narren ausdrücklich 2ugetheilt ist. Die
einzelnen Stände mit den ihnen eigenthümlichen moralischen Gebrechen
bieten erwünschten Stoff, keiner mehr als der von den Städtern wegen
seiner Ungeschliffenheit und EinfHlt geringgeschätzte Stand der Bauern.
Das Umgekehrte, die Verspottung der Bürger durch Bauern, findet
nicht statt; denn, während die Pöege des geistlichen Dramas nicht auf
die Städte beschränkt war, so ist hingegen das Fastnachtscbauspiel
ihre Erfindung und bleibt ihre litterarische Domäne. Laien, Bürger,
Handwerker sind die Verfasser. Die Namen derselben sind freilich
fast sämmtlich unbekannt; aber die beiden durch ihre Productivität
hervorragenden Nürnberger, deren Namen uns überliefert sind, Rosen-
blüt und Folz, gehören diesen Lebensphären an : jener war Wappen-
*) Dieser Aufsutz ist in der JaliresverEammlung des Vereins zu Uildesheim
Pfingsten 18S0 vorgetragen wordeu. Hier erscheint er etwas vermehrt uod wenig
Ter&oderL
dichter, die8<;i- Barbier; und die BescbaiTenbeit der übrigen Stücke lässt
die Verfasser in veiwaiidten Kreiseu suchen. Der massige Bildunge-
gnid dieser Diclitcr ollfenbarb sich in Jer wenig künstleriscbeD Anlage
uud Ausführung der dramatiscbeu Verwickelung, iu der possoubafti
und derben Schilderung der Verbältuisse, in der Roheit des Stiles
und in dem unflÜthigcn iJialog.
Die umfangreichste Sammlung solcher Stücke verdanken wir dem
Kleisse Adalberts von Keller. Dieselbe, unter dem Titel „Faatuacht-
Bpiele aus dem fünfzehnten Jahrhundert" in 4 Bünden (Bibliothek des
Utterar. Vereins in Stuttgart, Ed. 2ri— 30, 1853 und Bd. 46 [Nachlese],
18&ä) veröÜentlicbt, begreift die stattliche Zahl von 132 Nummern,
von welchen aber nur drei -in niederdeutscher Sprache abgefasst sind.
Von den 12^ hochdeutschen Spielen kommt der Löwenantbeil auf
Nürnberg, ein so bedeutender, dass dagegen derjenige anderer Städte,
wie Bamberg, Augsburg, Ingolstadt, Basel, Luzern u. s. w., verschwindeud
gering bezeichnet werden ktiiiu. So erschien denn bisher das nicht-
geistliche, das heitere Drama des Mittelalters als ein Vorzug Ober-
deutschlands, vor allem aber als einer oberdeutäcben Stadt, wenn
Dicht gar Erfindung, so doch ganz voraehraliches Kigeuthum. Nieder-
deutschland dagegen schien des Fastnachtdramas so gut wie entbehrt
zu haben. Die Zahl der erhaltenen ist allerdings gering.
Von den durch Keller mitgetheilten niederdeutschen Stücken steht
oius in Beziehung zu Lubek. Es ist eigentlich nur ein Zwiegespräch,
das den Titel führt Ein Vastelaveiiäes Spil va» dem Dode unde
dem Lhoenäe, gedichtet dörch Nicolaus Mercatoris, nach
lioedeke (Jrundriss z. üescbichte d. deutsch. Dichtung 1, 298 einen
Kolsteiner. Fs ist in einem Drucke vom Jahre 1576 erhalten, den
ächeller Bücherkunde d. Saseisch-niederdeutsch. Sprache S. 479 nach
den Lettern für einen lübekischen hält, Dass dies Stück oder die
Urform desselben jedoch weit älter sei, vermuthlich aus dem 15. Jh.,
hat tioedeke erkannt, was durch den glücklicben Fund eines lübekischen
Gesprächs zwischen Leben und Tod v. J. 1484 Mantels in den Stand
gesetzt ward zu bestätigen: s. Ndd. Jahrbuch 1, 54. 2, 131. 3, 161.
— Das zweite Stück, Burenbcdregerie, gleichfalls nur ein Dialog,
wird von Goedeke nach oder in die Gegend von Wolfenbüttel gesetzt.
Es kommt darin der Ausdruck Tie für Marktplatz des Dorfes vor,
welches Wort den binnenländischen Dialekten des Sächsischen westlich
der Elbe eigenthümlich ist. — Das dritte Stück Wo men böfe
Frouwens frlm makcii la» wage ich keiner bestimmten Gegend
zuzuweisen, da beweisende Anspielungen und Beziehungen fehlen und
Sprache und Reime keine Entscheidung ermöglichen. Anlage und
Ausl^hruug dieses Stückes sind gar nicht übel und auch der Dialog
stellt es den besseren hochdeutschen und niederländischen Spielen
gleich. — Einen Theil eines Fastnacht Spieles werden wir wahrschein-
Ucb auch in dem Fragment sehen dürfen, welches Hänselmann 1859
in einem Gildebuch des Wollenweberamtes v. J, 1520 zu Röbel in
Meklenburg entdeckt und Lisch in den Jahrbüchern des Vereins für
Ige H
m
Meklenburgische Geschichte und Alterthumskimde 27 (1862), 279
veröffentlicht hat,
Der Nachtrag Spangenberg's zu Scheller's Bücherkunde, io der
AUg. Lit-Ztg. V. J. 1827, mit dem mich Dr. Seelmann's Freundlich-
keit bekannt gemacht hat, verzeichnet No. 91 Sp. 734 nach einem
Druck von 1596 ein Stück, das aber nach Goedeke Grundriss 1, 301 nur
Uehersetzung oder Bearbeitung von einem Fastnachtspiel Nicl, Manuet's
sein kann: Ein schön nye Spill van Elfabe Knaben unde Hans
Spelmann, van erem ekeliken Gerichtshandel, gar lustich
und kortwylich tho lefen ttnde anthohören.
Ein von Keller Bd. 30 S. 1474. 46 S, 335 nur angeführtes, aber
nicht mitgetheiltes Stück, Historie vaH dem Papyrio praetextato,
gedichtet 1551 in Lübek von Matthaeus Forchem, der nach seinem
Namen ein Oberdeutscher zu sein scheint, lassl sich nicht füglich
unter die mittelalterlichen Fastnachtapiele rechnen. Ebensowenig der
nach Woestc's Entdeckung {Ztschr. f. dtsch. Phil. I, 215) von einem
Bado aus Minden gedichtete Clatves Bur (her. v. A. Hoefer 1850),
der für die Reformation eifert, und des Gerhard von Haverland Ge-
nteine Sicht der Praedicattten tho Soist (her. von L. F. v. Schmitz
Her Soester Daniel. Iö48), ein gegen die Reformation in Soest strei-
tendes Drama, und des Borchart Waldis in Riga gedichtete und am
Faslelabend 1527 aufgeführte Parabel vam verlorn Ssohn (her. v.
A. Hoefer 1851): nicht so sehr wegen der Zeit ihres Ursprunges, als
darum, weil sie bereits unter dem Einfluss zweier Facloren der Neuzeit,
des Humitnismus und der Reformation, entstanden sind. So hat z. B.
Forchem, wie er angiebt, seinen Stoff den Noetes Atticao des Gellius
entnommen; einem Dichter des 15. Jhs. würde wahrscheinlich das
Schachbuch des Jacobus de Cessolia oder eine deutsche Bearbeitung
desselben als Quelle gedient haben, einem Niederdeutschen wohl die
niederdeutsche des Meister Stephan, welche in Liefland zwischen 1354
und 1376 verfasst und in Lübek gegen Ende des 15. Jahrhunderts
gedruckt ward.
Noch ganz in der Weise mittelalterlicher Dramendichtung ab-
gefasst ist ein Spiel, welches der Bischof Jobann IV. von Hildesheim
in der Fastnacht des Jahres 1520, seinem im vorhergehenden Jahre
von ihm bei Soltau beF^iegten aufsässigen Stiftsadel zum Hohn, von
Bürgern seiner Stadt au&ühren liess. Ich meine den von Lüntzel in
der Zeitschrift des Museums I, 220 f edierten Scheven Klot*), ein
Fastnachtspiel, das ganz besonderes Interesse in Anspruch nehmen
darf, weil es ein Stück Zeitgeschichte auf die Bühne brachte. Das
Stück verdient eine neue kritische Ausgabe, und die Redaction des
Ndd. Jahrbuches hofft, dass es gelingen möge, in einem der nächsten
Jahrgänge dieser Zeitschrift eine solche vorzulegen. Da es uns ein
*) Zum Namea vgl, die ndl. SpricliiTörter: hy uierpter niil een scheve cloal
in, hy ean mel mü een scheve cloot schielen; Meijer Oude tidrl. sprettken en <]
u/oorden. Groningen 1836 S. 46.
erwünschten Bild von der Compoaition der mndd. Fastnachtspiele ge-
währt, so gebe ich, meiBt mit Lüntzel'B Worten, kurz den einfachen
Inhalt itu. Der Held des Stückes ist ein Brillenniacher, mit dem der
Bischof gemeint ist. Während sonst Brillen Betrug bedeuten und
einem Brillen verkaufen ihn betrügen heisst, wird hier die Brille als
das vohlthätige Instrument gedacht, welches uns richtiges und genaues
Sehen ermöglicht. Me foi« (o enkede dor den bril sein, Dat love ik
nicht to minem hufe, sagt dor eine der zehn ,boven\ in welchen der
Adel dargestellt wird. Die Buben können bei ihren büsen Zwecken
die klärende Brille nicht brauchen, noch sie andern gönnen; sie hassen
deshalb den Brillenmacher und verbünden sich gegen ihn. Der eine,
als Apostel verkleidet, lockt ihn in ihre Mitte und sie stechen ihm
die Augen aus. Ein Wunder giebt sie ihm wieder und lässt jenen
erblinden, worauf der ßrillenmacher ihn ins Wasser stösst. Das ist
die ganze Handlung. Dazu kommen dann ein exponierender Prolog
und ein monierender Epilog. Dass das Drama seinen Namen nicht
vom Sujet, sondern von einer nebensächlichen Zuthat, dem Treiben
des Klotes oder Balles erhielt, und dass eine solche ergötzliche und,
wie es nach einer alten Notiz scheint, zum Hänseln der Zuschauer
dienende Spielerei nicht fehlen durfte, erklärt sich eben daraus, dass
das Spiel ein Fastnachtspiel war.
Dies Stück liefert den Beweis, tisss man auch in Hildesheim
Fastnacht dramen gekannt hat. Ich glaube, es wird nicht das einzige
gewesen sein, das hier zur Aufiiihrung gelangt ist. Nehmen wir dazu
die oben erwähnten Spuren der Existenz solcher Spiele in Röbel, einer
kleinen Stadt, in Wolfenbüttel, in Soest, in Riga, in Lübek, erwägen
wir, dass andere Spiele erhalten sind, die nur zufällig sich be-
stimmten Städten nicht zuweisen lassen, so dürfen wir wohl schliessen,
dass an der Pflege dieses Zweiges der Utteratur sich mehr nieder-
deutsche Städte betheiligt haben und dass vieles nur verloren sein
wird. Es wäre z. B. auffallend, wenn eine politisch und litterarisch
so Busgeiteichnete Stadt, wie Braunschweig, nicht zur poetischen Aus-
bildung der Fastnachtsbelustigungea sollte fortgeschritten gewesen sein,
Lübek's Beispiel zeigt, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben dürfen,
einmal durch einen oder den anderen glücklichen Fund in den Stand
gesetzt zu werden, solche Vermuthungen zur Gewissheit zu erheben,
das heisst, den Beweis für die einstige Existenz mancher solcher Stücke
führen zu können. Dass Stücke selbst noch werden aufgefunden
werden, scheint mir nicht so glaublich. Solche ephemere Litteratur
ist wohl nur ausnahmsweise aufbewahrt worden. Dass aus Nürnberg
soviel erhalten worden, ist offenbar vor allem die Folge davon, dass
zwei Männer den Anbau dieser Dichtung sich zur Lebensaufgabe und
zum Beruf gemacht haben. Ganz anders wird es in den meisten an-
deren Städten hergegangen sein. Wie anders z. B. in Lübek die
Stücke zu Stande kamen, darüber hat uns Herr Archivar Wehrmann
io seiner Einleitung berichtet.
Dass Lübek sich durch Cultivierung des t'astnachtsdramas vor
den übrigen niederdeutacbcn Städten ausgezciclinet hatte, nul' diese
JuteroBsuiife Tlmtsaihö die Aufinui-ksamkeit ziierat gelenkt zu haben,
ist das Verdieiwt Deccke's. Im Jahre If?-15 hatte er im ll). Uandu
der MekleDburgischen Jahrbücher , Historische Nacbtichteu von dem
lübeckischen Patriziat' gegeben und darunter auch mehrere über die
FaBtDacbtsverguiiguogeii derselben, so S. M2 aus einem alten Buche
eines Henrich Kerkring (Verzeichniss von denen adelichen Fümilien
der Zirckel-GeselUchaft in Lübeck. Lübeck, l(i«9) eine Liste von 3ti
Titeln der Stücke in mangelhafter hochdoiitsdier Uebersctzuug mit-
getheilt. Dieser Aufsatz scheint jedoch ziemlich unbeachtet geblieben
zu sein und ist nicht genügend ausgenutzt worden. Wenn bereits
aus jener Zahl Lübek's rege ßilheiligung au der [''astnachtsdichtung
erhellte, so tritt jetzt durch die dankenswerlbe Puhlicierung sämmt-
lieber erhalteuen Titel ein solcher lieichthnm zu Tage, dass einmal
die bisherige Ansicht von der Armut Korddeutschlands an Erzeug-
niesen dieser Litteraturgattuiig als eine durchaus irrige erwiesen wird,
andererseits I.Ubek's Bedeutung auf diesem Gebiete aufs glänzendste
hervortritt. Und diese Reihe von 73 Stücken ist nicht einmal er-
schöpfend, wie der Herausgeber in der Einleitung nachweist: es ist
nur Zufall, dass uns die Stücke der nicht verzeichneten .labre nicht
genannt sind. Muss man auch vielleicht annehmen, dass in dem einen
oder dem anderen Jahr das Spiel unterblieben Ist, so stellt sich doch
die Summe aller bis zum Jahre 1537 in Lubek gegebenen Fastnacht-
spiele auf ungefähr hundert, eine so grosse Anzahl, wie sie sich
vielleicht selbst für Nürnberg nicht wird nachweisen lassen.
Den Titel eines 1037 gegebenen Stückes bat uns der lübische
Chronist Reimar Kock aufbewahrt, aus dem Deecke die betreffende
Notiz ausgezogen hat. Allerdings nennt er die Zirkelbrüder nicht,
sondern spricht nur allgemein von ,eUiktn\ welche ,ene Borch im
Vastelavcnde gttnaket uiirfc toyertchteV hätten; aber wahrscheinlich sind
diese Mitglieder der Bruderschaft gewesen, und jedenfalls haben wir
dies Stück den übrigen lübekischen zuzurechnen. Gespielt, si^i, sagt
Kock, die .Historie van Ammon und Mardacheus- (Uaman und
Mardnchai), und ,ei« behrprawesl (Bierprobst), lin Mameluke' haben
die ,Vorre<le' oder den Prolog dieser .Tragedie' gehalten, .derhalve»
vele van den predigern unde lohorern des Evaiii/plii mere dai'an hedrow^
alse verfrouwct worden,' Aus diesem Berichte ersieht man deütlti
die Richtung der neuen Zeit, welche gar bald die alten Fastnai
spiele durch die lateinischen Schulkomödien verdrängte.
Die über ein Jahrhundert fortgesetzte, fast in keinem Jahre
unterbliebene Pflege der Komödie in Lübek war nur durch eine Cor-
poration möglich. Wie kam aber diese überhaupt zu dem Anbau
des litterarischen Gebietes? Der Herr Herausgeber hat uns darüber
eine höchst ansprechende Vermuthung gegeben. Einige Bedenken
muBs ich jedoch dagegen geltend macheu. Sieher werden den
Lübekern nicht die bei allen germanischen und romanischen Volkers
des Mittelalters verbreiteten Lustbarkeiten der Fastnacht gefelfl
ro wt
9
ben, 80 das Schodüvel Ifq^en, welches dem oberdeutschen Schembart
tfc» entspricht. Das liraunschweigiscbe Schichtbook (hrag, vouHünBel-
mann in den Chroniken der deutschen Htadto. Itraunschwg. Chr.
Bd. II). zwar eine späte Quelle, belegt diese Mummerei als Ergötz*
lichkeit zur Fastnachtzeit bereits für das Jahr 1203 (S. 305). Dass
damit andere Vergnügungen verbunden waren, z. B. was für unsere
Untersuchung wichtig ist, das Treten des Schwertreigens und unter
Umständen das Wetteifern in Spottgedichten, zeigt das Schichthook
an anderen Stellen (S. 332. 336—338). An welche Fastnachte-
belustignng sich in Lübek das Fastnachtsdrama angelehnt haben
mag, verräth vielleicht der Name der Bühne: Horch Vastclavendsborck.
Der Name scheint in Siiddeutschland als Bezeichnung der ganzen
Bühne völlig unbekannt gewesen zu sein. X>a88 bisweilen ein Theil
der Bühne, worunter sich nach dem Xusammcnhange der Stücke meist
auch die Darstellung einer wirklichen Burg als Scenerie denken lasst,
htirg castrum oder palalhim genannt wird (Wackernagel fiesch. d.
dtüch. Litter. 2. Ausg. v. Martin S. 304 A. 23), kommt hier nicht
in Betracht.
Der Name Horch weist deutlich auf einen Zusammenhang des
iübischen Fasttiachtdramas mit früheren Fastnachtspieien hin, in
welchen eine Burg die Hauptdecoration bildete und die hauptsüchlich
in Darstellung eines Kampfes bestanden. Liegt es da nicht nahe,
auf den Kampf zwischen Winter und Lenz zu rathenV Vgl. J. Grimm
Mythol. 2, Au8g. S. 724. Freilich wird man einwenden, dass F'ast-
nacht nicht grade in jedem Jabre die passende Zeit ist, um diesen
Streit, der doch mit Besiegung des ersteren enden musste, darzustellen.
Das ist richtig: und ich glaube auch, dass diese erste Ankündigung
des Frühlings ursprünglich nicht eben an die Fastnacht geknüpft
gewesen sein wird. Aber, wie Wackornagel Gesch. d. dtsch. Litter.
S, 40Ü scharfsinnig bemerkt, .durch die langen strengen Fasten, die
der Äuferstehungsfeier vorangiengen, waren die Lustbarkeiten, mit
denen einst das Volk den FrühÜngsbeginn und zugleich den Beginn
eines neuen Jahres bi-gleitet hatte, von der rechten Stelle verdrängt
und zum Theil genöthigt worden, erst in den christlichen Ostern wic-der
hervorzubrechen: ein noch grösserer Theil aber warf sich auf den
letzten und die letzten Tage vor der Fastenzeit.' Zur Bestätigung
dieser Ansicht dient die Thatsache, dass das Schodüvel lopen nicht
bloss zu Fastnacht, sondern auch zu Weihnacht und zu Ostern stalt-
faad; s. d, Mmld. Wb.*) Und jenes selbe Kampfspiel muss anderswo
auf Ostern verlegt sein, das bezeugt der Name Pascheburg, der an
mehreren Localitäten haftet, so in CrrÖmitz in Holstein, in Itzehoe
*) Der Schwerttnnz ward in Norden glnnd um Weihnncliten aufgeführt
(HDllenhoff in äea Festgaben für Homeyer 1871. S. IST), dugegea zu Fastnacht in
Nürnberg (S, 119), in Schweden (S. 122), in Huasen (3. 123) in Hildesheim (MQllen-
hoffm Saupt'a Zischr. lö, 10), in Brügge (Koppmaan im Ndd. JB. 1876. S. 105),
in Kunpen (drs. in den Hans. Oscbbl. 1675. S. 264).
12
neben der eigeiiHichen ,Burg', no eiuem Bergvorspi'ung über der alten
Schaumburg bei Rinteln, und tJie Stelle in einem historischen Liede
über die Braunschweigische FeEide von 1492 und H!)3 (Zeitschrift
des histor. Ver, f. Niederaachsen. 161)3. S. 233): ,Braunschweig ist
kein Pascheburch', sondern, wie es dann heisst: ,ea ist bemeuret und
begraben'. In Lübek dagegen wird dieser Wettstreit der beiden
Jahreszeiten, wie aus dem Namen Fasielavendshorch xu schliessen ist,
eine Fastnachtslustbarkeit gt^worden sein , und ein Zusammenhang
zwischen ihm und dem späteren Fastnachtsdrama wird sich nicht ab-
weisen lassen.
Dass sich ans den mannigfachen Vergnügungen, welche zu Fast-
nacht günge waren, den Mummereien, dem Schwerttanii, der Dar-
stellung eines Kampfes, den Scherzreimereien und spöttischen Wechsel-
reden, selbständig und ohne Anstoss von aussen ein Schauspiel
entwickeln konnte, lässt sich niclit verkennen. Ist in Lübeck fremder
Einrtuss wirksam gewesen, so liegt der Frankreichs und der Nieder-
lande besonders nahe. Mit diesen Ländern verkehrten die Hansen
seit lange ; und ein, grosser Theil der Kaufleute lebte jedes Jiihr eine
Zeit lang und manche hatten als .Gesellen' Jahre lang in Brügge
zugebracht. Hier war das Schauspiel, auch das komische, eher ent-
wickelt, als in Süddeiitschland. In den Niederlanden erstehen gegen
1400 die Kamers der Redert/kers oder der Gheselleti van der Retorike,
üu deren Lebensäusserung auch das Schauspiel gehorte. In der nieder-
ländischen Sprache findet sich auch als bis heute dauernder technische
Ausdruck jenes Burg in Schottwburg für Schaubühne, Theater wieder.
Auf solche Einwirkung aus Flandern ist auch vielleicht Kurückzu führen,
dass man im Jahre 1454 in Lübek die Jasonsage zur AuÖuhrung
bringt, welche ein Jahr vorher Philipp der Gute in Ilyssel oder Lille
hatte darstellen lassen; s. Cholevius Gesch. d. dtsch. Poesie nach
ihren antiken F.lementen I. S. 147. Haben die Lübeker wirklich die
Anregung zu ihrer Fastnachtsdichtung während ihres Exils von
1408 — 1416 in Süddeutschland erhalten, so haben sie das hochdeutsche
Fastnachtsdrama doch nur in seiner Kindheit kennen gelernt- Denn
diese Dichtungsart ist, was die hochdeutsche Litterntur betrifft, ein
Product des V\. Jahrhunderts, wie Keller Bd. .^0 S. 1075. 4G S. 291
nachgewiesen hat. Jedenfalls ist dann die Fntwickelung des LUbeker
FastnachtBpiels durchaus selbständig vor sich gegangen. Während
das süddeutsche die alten Sagenstoffe vernachlässigt, finden wir,
gleich von vornherein, in unscrm Register dieselben ziemlich vertreten.
Jene Bauernkomödien fehlen : wir kennen davon in niederdeutscher
Sprache überhaupt nur jene Burenledrcgerie und das RÖbeler Frag-
ment, An Processkomödien hat Lübek eine, 1-479, hervorgebracht.
Unter den übrigen ursprünglich niederdeutschen Stücken gehört keins
diesem Genre an. Die Neigung zum Moralisieren, auf welche der
Herausgeber als den Lübeker Spielen eigenen Charakter aufmerksam
macht, ist den süddeutschen Spielen fremd. Man möchte glauben, dass
diese Neigung in der Ausführung der Stücke nicht so stark hervorgetreten
ai
13 ^
als sie sieb, nach den Titeln zu schliessen, in der Wahl der Themata
:eigt hat. Doch ein Vergleich des einzig erhaltenen FastDachtspiels
[er Liibeker Patrizier mit dunen der Keller'schen SammluDg zeigt den
grossen Unterschied und beweist, dass die Titel einen richtigen Ein-
druck von der Beschaffenheit der Stücke geben.
Dies erhaltene Stück ist der Henfelin oder das Spiel Van der
reehtferäicheit, welcliea ich nach einem ungefähr um das Jahr 1500
zu Beizenden llibekischcn Druck im Jahrbuch III. (1877) pnbliciert
habe. Im vorstehenden Verneichnisä erächeint ein Stilck Van der
rcditverdicheyt zum Jahre 1441. Während ich anfänglich angenommen
habe, dass dasselbe uns in dem Drucke vorliege, muüs ich jetzt, wie
ich im Jahrbuch V. (1879) auBeinaiidergesetzt habe, vermuthen, dass
dieses gedruckte Stück eine Bearbeitung jenes ist, welclio, vielleicht in
einem der ersten Jahre nach 1500, wo das Verzeichniss Lücken hat,
auch aufgerührt sein mag. Die unbestreitbare VortrefQichkeit dieser
zweiten ßedaction wird veranlasst haben, dass das Stück gedruckt
und so der Nachwelt überliefert ward, .ibgesehen von diesem einen
Stüeke muss sich unsere Beurtheilung des lübischen FasLnachtsdramas
auf das Stückeveizeicbniss als Material beschräokeLi, das uns zum
.Theil nur magere Titel bietet, allein uichtsdestoweniger, wie der Her-
.nsgeber mit Recht bemerkt, aller Beachtung werth ist.
Bevor ich zur Betrachtung dieser Titel übergehe, muss ich noch
bemerken, dass die Partie, welche von der Hand eines Schreibers
herrührt, nicht fehlerfrei überliefert ist. Einige Schreibfehler, welche
auf der Hand Hegen, stelle ich gleich vorweg zusammen. 1446 ist
Mexander unde Äntdoie zu lesen, 1451 vordeiiäe, 1464 den statt de,
^G5 gudc win, 146ti einer dochter, und 1452 wird de zu Anfang des
llitels zu ergänzen sein.
Mustert man das Register der 73 Titel ein wenig genauer, so
drängt sich einem bald die Bemerkung auf, dass es in zwei gründlich
verschiedene Theile zerfällt. Die Grenze giebt ungefähr das Jahr 1478
mit dem Titel van deine olden manne, welcher als den olden man
zufällig auch am Anfange des ersten Abschnittes, 1435, erscheint,
In dem einen Abschnitte, der ungefähr die fünfzig ersten Jahre um-
fasst, wird regelmässig der üegcnatand, die lü'zähiung, welche darge-
stellt worden ist, angegeben; in dem andern, der die letzten dreissig
bis vierzig Jahre begreift, wird fast ausnahmslos die sittliche Idee
mitgeth-jilt, welche durch die Handlung zum Ausdruck gekommen war.
In dem ;rsten Zeiträume gelangen verschiedene mittelalterliche und
antike Sagenstoffe zur Aufführung ; doch treten sie allmählich zurück
vor neuen romanhaften und novelleuartiguu Stoffen, ganz entsprechend
der Entwickelung des litte rariachen Geschmackes bei den abendlän-
dischen Nationen im fünfzolinteu Jahrhundert. Zugleich offenbart sich
bereits gegen Ende dieser ersten Periode die bald, in der zweiten,
unbeschränkt herrschende Geschmacksrichtung auf das Lehrhafte,
so in den Vorwürfen der Stücke aus den Jahren 1466, wo die gute
alte Zeit und die verderbte neue Zeit einander gegenüber gestellt und
I
I
RecbtBcb:ifFeuheit, Treue, Wahrlieit und Miisslialten empfohlen werden,
uud 147(), wo der Vater nach der Weise des Königs Tirol, des Wins-
beken oder des DitiderläDdischen liitters (Ivausler Deukm. andrl. Spr.
u. Litt. 3, 182) seinen Sohn Weieheit lehrt und zwar vornohmlich
die letzte jener vier, die im Mittelalter bekaniitiieb vor allen übrigen
geschätzte") Tugend der mäte oder ini'ise; so in der Hlnzufiigung dM
,Sinne8' nu den Titeln von 146S, dass die Thoren sämmtlicb zu vi
treiben uiimöglicb sei, von 1475, dass Freude in Zucht und Ehrbi
keit jedermann von Nutzen sei.
Gegeu das Ende des 15. Jahrhunderts weicht die Freude am
Stoff dem Drange nach Belehrung, nach Ileformierung der Sitten und
Besserung der Zustande: daher so viele Sentenzen, so viele Sprich-
wörter in den Titeln. Auch in dieser letzten Phase des Lübeker
Fastnachtspiels spiegelt sich dns geistige Bild jener Zeit, welche die
Reformation vorbereitete, wieder. War raun gegen Ende der ersten
Periode nicht mehr mit einer Handlung zufrieden gewesen und hatte
1470 zwei ziemlich heterogene zu einem Spiele verknüpft, so geniigt
den Dichteru jetzt bald nicht mehr eine Lehre; 1481, 14Sd und
1514 schärfen sie gleich drei ein. Da ein Drama, mag es noch so
einfach sein, doch das Knochengerüste einer Handlung verlangt, so
ist anzunehmen, dass uns in den meisten Titelangaben dieses Zeit-
raumes die dargestellten Stoffe nur verschwiegen sind. Mit dieser
Annahme soll nicht geleugnet werden, dass das eine oder das andere
Spiel vielleicht eher auf den Namen eines Dialoges als eines Dramas
Anspruch gehabt haben mag. Doch denke ich mir diesen Fall nur
als Ausnahme; denn einer Corporation liegt es nahe, nach einem
Stoffe zu suchen, der vielen Mitgliedern eine Theilnahme am Spiele
geslattel. Hatte mau sich aber einmal gewöhnt, den Wertb der
Spiele mehr in der Tendenz, als in der dargestellten Handlung zu
finden, dann hielt man es natürlich auch für angemessener, nach dem
Zweck und nicht nach dem Mittel die Stücke zu benennen. Wenn
in den Angaben von 1468 und 1475 bloss der ,Sinn' mitgetheilt
worden wäre, wer würde auch nur ahnen können, dass man in jenem
Jahre eine der verschiedenen Relationen von der Verläumdung einer
französischen Königin, in diesem ein Kapitel der VirgiUussage aufs
Theater gebracht habe? So mag denn in diesen Titeln noch mancher
ältere oder jüngere Erzählungsstoff als unhebbarer litte rarhistorisi '
Schatz stecken.
Allerdings ist ausser dem nackten Dialog und dem auf ein«
wirklichen P'abel aufgebauten Drama noch eine dritte Conception
möglich, die Allegorie. Diese Art der poetischen Fassung war gegen
Ende des Mittelalters besonders beliebt; und dass man sie auch iu
Lübek gepflegt, scheint mir aus mehreren der letzten Titel deutlicli'
hervorzugehen, z. B. aus dem gereimten vom Jahre 1495: de l\
de«n
•ai^H
;her
ine^l
. 2, 206 u. Wackornagel Geach. t
vorwynt alle dinck, der weddersprck der pennj/nck. Ich maclK
iu der Itüspiecliuug der einzclm^n Titfl mit diuaem Stücke den An-
fang, weil an ihm iilleiti ein oberdeutscher EintlusB nachweisbar er-
scheint. WörtLicli übersetzt heisst der Titel: Die Liebe überwindet
alle Dinge, der widerspricht der Pfennig. ,Weders})rek' nehme ich
also als eine nicht ga.U7. »eltene, auf nachlässiger Rede beruhende
flächtigc Schreibung statt ^weddvrsprekt'' . iJaa erste ,der* bezieht sich
auf diu Lieht?. Das zweite ^thr vor /iKinii/nch ist aber nicht die
niederdeutsche, sondi-ru die hcx^hdentäche Form des Artikels. Der
Schluss auf eine hochdeutsche Quelle, ein hochdeulaches Vorbild, auf
den man so geführt wird, findet eine Bewülinmg durch den Nachweis
eines hochdeutschen Gedichtes uA'enliar identischen Inhalts durch
Gervinus in der Gesch der di^utsch. Dichtung. 4. Aufl. 11, 200.
Es existieren nämlich iu einer Heidelberger Handschrift allegorische
Gedichte eines I'oeten, der sich als einen armen elenden Knaben und
mit dem Zunamen Schabab bezeichnet, darunter eins ,von der Liebe
und dem Pfennig', dessen Inhalt Gervinus mittheilt, „weit dies Werk-
chen, ein Lieblingsstück des IG. Jahrhunderts, veräudert und mehr-
mals (so in Frankfurt von Job. Spieas 1580) gedruckt ward." Es
behandelt die Erfahrung, „dass das sittige innerliche Leben der alten
Zeit mit dem äusseren rohen Erwerbstrieb der neuen vertauscht ward,
dass die Liebe, welche die Menschen gegeneinander, zur Gerechtig-
keit, zu Verwandten, zu Gott haben sollten, nun einzig und allein auf
den Pfennig gefallen war," ,Hier streiten sich Lii^be und Pfennig,
und der letztere vertheidigt seine Sache mit grosser Beredsamkeit."
„Zu gutem Ende stusst der Pfennig die Liebe von einem Steige in
den Bach, der Dichter aber rettet sie. Sie führt ihn zu ihrem Ge-
zeite, wo die Tugenden nach einander den Pfennig verklagen." Ich
zweifele nicht daran, dass der so van Gervinus angegebene Inhalt
dieses Gedichtes und der des Lübeker Stückes sich ziemlich decken
werden. Da aber Gervinus ?cn einem anderen Gedichte desselben
Schabab angiibt, es sei im Jahre 1549 geschrieben, so kann seine
Allegorie nicht das Lübeker Stück von 1495 veranlasst haben.
Beide werden auf ein älteres Gedicht zurückgehen, das nach der
hochdeutschen Form ,der' im lübekischen Titel wohl ein hochdeutsches
gewesen ist*).
Die Allegorie tritt ferner hervor in den Spielen der Jahre 1480:
Von der Treue und Liebe, die für einander sterben wollten; 1486:
wieder ein Spiel von der Wahrheit, aber wie sie in der Welt aller-
wegen Verstössen und vertrieben, doch schliesslich von einem hoch
erhoben und geehrt ward, dem sie grossen Reichthum und Glück
brachte; 1482: Von der Liebe, welche niemand recht führen konnte,
als eine Jungfrau, genannt der Glaube; 14S4: das bereits besprochene
*] Id anderer Wdac ist die PersoniScirung des Pfenniga ntg alten, wdtge-
1, wellkundigpQ Mftnnea verwcrthct von Siicbenwirt, h. d. Ausg. v, PrimiiBer.
1 1827. Nr. XXIX von dem lihtiining.
Spiel ?on der Nachforschung nach der Rechtschaöenheit ; 1496 und
1515: eiiie ähnliche bei allen Ständen vergeblich angestellte Nachfrage
nach dem Glauben,
In der ersten Periode des Fastnachtspiela lässt sich nur e i n
Spiel dieser (lattung, das oben erwähnte vom Jahre I46ß, mit
Sicherheit nachweisen. Doch vermuthe ich, dass wir auch in dem
von 1445 eine frühe Spur derselben erkennen dürfen: radehe den
heger spifede. In diesem Titel liegt ein Wortspiel. Eadckc ist die
Koseform der mit rad- beginnenden Personennamen und zugleich
icherzhafte Benennung eines Menschen, der Rath weiss oder zu
Rathe hält. In letzterer Bedeutung will es z. B. verstanden werden
in des Neocorus Ditmarscher Chronik, hrsg. v, Dahlmaun, I, 205:
und 100 khn ok dat land is, fo konde it sik ane anderer lande, wen
i allein Rateken vtwes gcve, eigneren; was Dahlmaun richtig erklärt:
in man nur Rath, öeberlisgung anwendete, nur zu Uatlie hielte,
Schulze Holst. Idiotikon III, 2S7 sagt über diesen Ausdruck: „raaden^
ratlien ; daher Rutatjc. Dies Wort wird im Holsteinischen personifiüiert
wie der Rather gebraucht. Raatje is äod, es fehlt an Rath, Ueber-
legung (der liather ist fort), es geht zu viel auf. Ik wiU R. mal
fragen, ich will's in Ueberleguug uehmeu. " Danach mag Radeke ur-
Bprüuglich ein Name des Reichthum spendenden Hauskubolds, des
bekannten Niss Puck sein. Auch das Wort heyer ist doppeldeutig.
Es bedeutet sowohl den Vogel Häher, als auch den Heger d. h. den
Sparsamen. Daher von einem Verschwender die Redensarten: em
is de heger eniflagen (Brem. WB. II, 61 Ij, und: den Is de iieger ower
den barg etogen (Schambach üÖttingcn-Urubenhag. WB.) und andere.
In dem Titel des lübischen Stückes scheint sogar die Wortstellung
mit Absicht so gewählt, dass der Satz doppelsinnig sein und beides
heissen kann: Radeke fütterte den Häher, und: Radeke, welchi-n
Heger ernährte. Der moralische Siaa ist klar, die Art der drama-
tischen Ausführung bleibt dunkel.
Die Benutzung sprichwörtlicher Redeweise, welche dieser Titel
zeigt, findet sich auch sonst, so 1458: wo manmgt valeken plogen
acal, wie man mit Fohlen pfliigeu soll; in welchem Stücke etwa die
Lehi'c eingeschärft ward, dass man stets die rechten Mittel energisch
anwenden, uder die, dass man die Jugendzeit ausnutzen müsse. Be-
sonders häutig begegueu uns die Sprichwörter in der zweiten Periode.
llHl: ende mot de last drcgcn, das Ende muss die Last tragen,
d, h. das Ende krönt oder stürzt das Werk. Vollständiger gicbt
Borchart Waldia im Verlorn Son das Sprichwort : dtU anbegin heft en
god behagen, dat ende möt de last dragen (Ausg. v. Hüter S. 33 V. 366 f.).
Dieselbe Fassung und ähnliche aus vielen Quellen bei Suringar, Heinr.
Bebel'a Prooerbia comnmnia. 1876. S. 128 u. 516. Bemerke nswerth
ist das -Fehlen des Artikels im Titel, als ob das oder, wie mau im
Niederdeutschen sagt, der Ende personi&ciert gedacht ist. — 14T7:
en iderman in sinen sack. Die Sprichwörtersammlung des Antou
TuuniciuB V. J. 1514, ueu hrsg. von Hofl'maua v. Fallerslcben 1870,
drückt diese Erfahiung so aus (no. 125): tce en is nicht Uok in synen
aak? wer weiss nicht für seinen Beutel, Vortheil zu sorgen? Aehn-
liche Aussprüche, wie: „es denkt, zieht ein jeder in seinen Sack;
jeder l'iillet seinen Sack; alles in seinen Sack stopfen, haben wollen;
alles nur in meinen Sack;" s. man bei Wander Sprichwörter-Lexikon
III, Sp. 1810, No. 50. Sp. 1817, No. 207. — 148«: wer walt is,
dar is it*) recht ute, siient leges itUer arma. In derselben FaBsuag
kann ich das Sprichwort sonst nicht nachweisen. Denselben Sinn hat
das nindl. als ghcwelt eomt, so es äat recJit doot, das mndd. als gewnlt
humpt, so ys dat recht doet; s. Suringar Bebers Prov. Comm, S. 13
u. 187. Wander Sprw.-L. I, Sp. 1648 No. 115. Aehnlich sind: daar
geweld heerscht, £wijgen de wetten, trraf u, Dietherr Dtscbe Rechta-
aprichwörter S. 4 No. 58 ; und das noch gebräuchliche Gewalt (Macht)
peht vor Rfcht^ ebenda S. 390 No. 566. S. 528 No. 330. — 1493:
'( ys vorkerl, dat plach syn fasse ich ata einen die modernen Sitten
geisselnden Spruch: was einst Recht war, ist ee nicht mehr; was einst
unrecht war,' gilt jet/t als erlaubt. Es ist vielleicht nicht bloss sprich-
wörtliche Redensart, sondern auch Anfang eines Liedes; wenigstens
enthält das Antwerpener Liederbuch v. ,1. 1544 unter No. 148 een
oudt liedaken, welches mit den Worten Tis al verheert dat plach te
eijn {Ansg. v. Iloffmann v. Fallersleben 1855 S. 221; desselben Ndl.
Volkslieder 1856 S. 223) beginnt und die Klagen eines Jünglings um
Beine gestorbene Geliebte ausspricht. Wegen der Oonslruction von
jAegen ohne io s. Mndd. WB. 111, 343. Mhd. WB. II, 497. — 1498:
twyer hyster. 'J'wyer ist trotz des verlängerten Vocals dasselbe
Wort im Niederdeutschen, welches im Hochdeutschen ,zteir\ also ,zwei-
,1, zweifach'; h'ister, ein nocb allgemein bekanntes Wort, bedeutet
■irrt, vom rechten Wege abweichend, verwirrt, verkehrt'. Die Kedens-
ist also zu übersetzen : doppelt verwickelt oder schlimm. In
diesem Sinne wird sie auch verwendet in der Lübiscben Chronik,
hrsg. V. ürautoff II, 411), z. J. 1482: alfo stnnt de fake twyger byster.
Interessant ist, da^a nach Schambach WB. der Mundart der Fürstentb.
Göttingen n. tirubenbagen 1858 S. 238 sich der Ausdruck ,ek stüe
in twier bisler' oder ,et is mek in Iwier bister^ (ich bin unschlüssig,
in Verlegenheit, was ich thue) bis heute erhalten bat. — 1503: war
fredfi, dar ys God mette, wo Friede ist, da ist auch Gottes Beistand,
eine gereimte Sentenz, welche keiner Erklärung bedarf, höchstens
einer Rechtfertigung der Auffassung den Wortes ,god' Im Abdruck als
,Oott' und nicht als ,Gut'. Sprachlich ist zu bemerken, dass gut,
l/onnA, im Mndd. fast durchstehend ^gud\ nicht ^od- lautet, Und
den Lübeker Dichtern, deren 'fromme Absichten so deutlich hervor-
leuchten, ist wohl zuzutrauen, dass sie auch hier dem Volke eine
*) ,ii' für den Artikel isl im Mnd. nicht selten. Ursprünglich nur Wieder-
. B der proklitisclicu Ausaiirftche des Ariikels hat es, wie der Vocal neigt und
Rr neoniedeTUUiiliache Artikel het beweist, zur Coufiindieruag mit dem perHüalichen
Hioinei) geÄlhrt.
höhere Lehro haben einprägen wollen. Läiignen lüsst sich j«
niclit,
i mit der Annalim« liea Wiirtus ,Gul' in diesem Satze i
anschauliche Dramatisierung sich eh;;r denken Ulsat, als mit jener
Auflassung des Wortes i^e ,Gott'.
Diese Patrizier, in deren Hunden das Regiment der Stiidt Lubok
Ing, haben ihrC Lobenstelluug offenbar ernster genommen, aU maii
dH3 von den städtischen Geschlechtern und Regierungen des Mittel-
alters zu glauben gewohnt ist. Aus einer anfänglich zu ihrer und
ihrer Mitbürger Ergötzlichkeit getrolTeneu Eiuriuhtuiig wird allmählich
ein Institut, dossen Zweck mehr und mehr diu Veredelung des Volkes
wird. Die meiiHchlichen und bürgerlichen Tugenden werden empfehlens-
wertb dargestflit : Wolilthun (wddael) U5i), Treue HlHi. HSO. I4.'i!l,
l-'reundestruue 1431. U42. 1470, eheliehe Treue 1471. 1477, Wahr-
heit 14G6. 1480. 1486, Rechtschaffen hcit I4GÜ. 1484, Zucht 147.'>.
Dankbarkeit 1481, Liebe 1482. 149ö. 1514, Glaube I48l>. U'Jfl. 15IS,
Kintracht 1432. lö!4, Friede 1491, 1503. 1514, Masslialten 14Ö6. 1470,
die Weisheit der Alten, kluge Ueberlegung und YorsicBl 147ö. 14S1.
1489'^. 1490. Gestr.ift werden dagegen Kgoismus und Habsucht 1487.
1495, Betrug und Wucher 1499, irevle GewaltthÜtigkeit 1488, Un-
dankbarkeit 1497, eitle Prachtiiebe 1505. Den Edelleuten wird vor-
gehalten, worin der rechte Adel bestehe (1483); man scheut sich nicht,
der Fürsten und Herren Willkür und llechtsbruch zu tadeln (1491),
Und als am 17. Febr. 1500 bei Duseuddüvelswarf unweit Hemming-
fitede das zur unberechtigten Unterwerfung Ditmarschens ausgezogene
Heer des Königs Hans von Dänemark und des Herzogs Friedrich von
t5chleswig-Hul:ttein, die Blüte ües uordelbingischen Adels und die durch
ihre bereits in anderen deutschen Luadschaften verübten Freveltliateii
berüchtigte ScJIdnerbatide, die grosse oder schwarze Garde, von den
fruilieitliebenden Bauern vernichtet worden waren, da jubelte Liibek
über diesen glorreichen Sieg der mit ihm Verbündeten und spottete
der Fürsten und des Adels zu Fastnacht durch Auffühniug des Spielos :
tvoc de adel vorlfijdct wart va» den scheinen ucth der yardcn.
Dieser Hohn bat die Fürsteu, wie sie sagten, mehr verdrOHScn, als
der Schaden, den sie erlitten hatten**).
Doch nicht aliein den Spieleu der zweiten Periode ist dieser
Hang zum Moralisieren eigen. Schon gleich unter den ersten Stücken
begegnen einige ernsteu Inhalts. Wie schon Martin (W. Wackernagel
Ueechichte der deutsch. Litteratur. Th. I. 2. Auff. v. E. Martin.
*) You den drei Maximen, nacb welchen die Regierung eines Landes gefUbrt
wpnien solle, tool vorseen, undcrscheet tinde truwe, ist unter der zweiten
walii-scheinlicli richtige und klare Beurtbeilung der Angelegenheiten m verstcheo.
**) Waiu Si:h]csttif;-IlDlBtGiiiB Oeschiclite 11, Sit. Im Vortroge liatlu ich irr-
tliilmlich gemeint, dam dies FostnacliUpiel uiiabhQn!;ig vun dem Ausgang der Schlulil
geUiulitet und die Fürsten vor ihi'ein Unternehmen xu wuneti aufgcfulirt sei. Allein
der FasiuaclitdienBtog fiel im Jahre 1500 aul' deu Ü. März, iu zwei Tagen konnte
die Botseliaft von der Niederlage in Lüliok sein, und man hatte vierzehn Tage 2 "
HUT Viirlierntiiiig (icr ilrauiatisohen IiarstelJiiii!,'.
19
. 403) bemerkt hat, der nur nach iler ersten Hälfte der Titel m
«er Dcecke'arhen Miltht-iliiug urtheileu konnte, uuterachiedea sich die
LabekiT S'iiii-le durch diesen ihren ernsten Chiinikter von den süd-
deutschen. Mag man das auch theilweise auf Rechnung der ver-
schiedenen Volksthünilicbkeit setzen müssen, der Hauptgrund lag
augenscheinlich anderswu, nämlich in dem verschiedenen liildungs-
stände der Dichter, dessen Verschiedenheit wiederum auf ihrer unter-
schiodUrhen Lebeiistcllung beruhte. Nacli den vorliegenden Titeln zu
urtheiU-n darf man sieb die lübischen Patrizier auf der Höhe der
mittelalterlichen Bildung denken. Wie uns das in ihrem Bestreben
entgegentritt, den ethischen Gehalt des Dramas zu steigern, so nicht
minder in der Fülle der Sujets, welche sie zu dramatisieren ver-
suchten. Weshalb uns manche dieser verborgen bleiben müssen, habe
ich oben bemerkt. Aber auch diejenigen, welche in den Titeln an-
gegeben werden, bieten noch genug schwer zu lichtende Dunkelheiten.
Nur einige kann ich möglichst summarisch besprecben.
Am teichtesten machen es uns die Titel, welche Personennamen
Dntballen : so der von 1434, der einzige, welcher einen der Bibel
entnommenen Stofl nennt: Salomoiis erstes richterliche
■ Urtbeil (1. König. 3, 10 ff.) Die^e biblische Krzählung ist auch
in dem umfangreichen niederdeutschen Mysterium des Arnold Immessen
(unter dem Titel .Der Sündenfall' von SchÖnematin. Hanover 1855
herausgegeben), aber in ernster Auffassung dargestellt. Das Lübeker
^piet wird wahrscheinlich mehr Aehnlicbkeit mit dem hochdeutschen
Fastnachtspiel ,Von König yalomon und Markolfo' (Keller No. 60.
Bd. 29, a. 523) gt'liabt haben, in welchem das bekannte Urtheil des
Königs als Hebel verwendet wird für die Entwickelung des gnomischen
Wettstreites zwischen ihm und jenem bäurischen Tölpel. So mag
auch dem Lübeker Spiel der Tbor Markolf oder Morolf, dessen haus-
backenen Mutterwitz das Mittelalter der Weisheit Salomo's entgegen-
zustellen liebte, nicht gefehlt haben.
Ein wichtiges Zeugniss dafür, dass den Lübekern die Nibelungen-
sage nicht fremd gewesen ist, gewährt uns das Stück von 1438: de
helle unde vor Crimolt, die Hölle und Fniu Kriemhild. Die
Namensform, aus der hochdeutschen Entstellung CrimhoU geÜosscn,
welche MüUenboff (Hiiupt's Zeitschr. f. Dtscb, Altertbum 1*2, 360) aus
dem 14. Jahrhundert nachgewiesen bat, zeigt den Einfluss ober-
deutscher Dichtung auf die spätere tiestaltung der Nibelungensage in
Niederdeutscbland; und wir finden hier eine Spur des Weges, auf
welchem das im dänischen Volksliede voiiiommendo ,fru Kremold' uach
dem Norden gelangt sein mag; s. MüUenboff in Haupfs Ztscbr. 12,301.
Dass Kriemhild hier mit der Hölle zusammengostetll wird, stimmt ganz
zu den harten Urtbeilen des späteren Mittelalters über sie, 'die übele,
die vertane', welche in W. Grimm Die Deutsche Heldensage. 2. Aufl.
von Müllenbüff (1867) geBummolt sind.
Auch die Artussüge war den Lübekern bekannt , denn 1453
stellten sir einen Abschnitt aus derselben vor: de fconifttgh Artus
I
hovf.äen hrandes wis. Leitler ist dieser S&tz klärlich vcrdcrU
überliefert. Es stellt ,htnicdeH' da; man kiiniitc demnach, da. ii und
n HJch in der Schrift dos 15, Julirliunderts häufig nicht tintersdieideu
lassen, auch ^koncdcW lesen und ühersctzen: die den König Artiui
höhnten. Der gewöhnlichen Auflassung von Artus' Charakter ent-
sprikhe diese Lesung eben nicht. Wahi'scheinlicher ist also ,hovfdt
za lesen: der König Artus hielt festlichen Hof. Neben dem gebräuch-
licheren ,AflwVe«' belegt das Mndd. WB. auch Jiovcn'' in dcräelbeu
Bedeutung. Mit ,hr<i'^tdes wis' weiss ich nichts anzufangen. Möglich
ist, dass ein Eigenname darin steckt. In den mir bekannten Per-
sonen- und Ortsnamen der Artussagen habe ich keinen finden können,
welcher eine passende (Joujectur an die Hand gäbe. Unter den hoch-
deutschen FastnacUtstiicken befinden sich drei Dramatisierungen von
Artussagen: das Spiel mit der Krone (Kuller No. 80 ßd, 29, S. G.'i4),
das von Lunetcn Mantel (No. f<l S. G64) und das von dem Trinkhorn
(No, 127 Itd. 46, S. 183). Die Anlage ist in allen dreien dieselbe:
die genannten drei Gaben sind Zauberinstrumente, welche nur von
solchen sich gebrauchen lassen, die ihrer ehelichen VerpHiübtuiig
treu geblieben sind. Im zweiten Stück wird auch die Königin UincTra,
im dritten der König Artus nicht verschont. In einer Erzählung von
Haus Sachs, König Artus mit äer cliehrechei'hrück (Goedeke üruudrisa
[. 34ü) ist diu ungefährdete lletretung einer von Virgil erbauten
zauberischen Drücke das Kriterion der ehelichen Treue. Eine dieser
Erzählungen oder einen ähnlichen Stoß' mag auch das Lübeker Spiel
behandelt haben. Es scheint das einzige gewesen zu sein, welches
diesem Sagenkreise seinen Vorwurf entlehute.
Uie Sage von Karl dem Grossen hat das Stück vom Jahre 1450
veranlasst: koninrj Karl st^ckm vor mit OUcgatiU: Es ist die
im Mittelalter beliebte Kr>;ählung, nach welcher Karl einmal nachts,
himmlischem Befehl folgend, mit einem von ihm früher geächteten
und seitdem durch ßauli sich rächenden und uähienden Kittei* auf
Stehlen ausging und dadurch eine gegen sein Leben geplante Ver-
schwörung, sowie die Treue des verbannten Küubers entdeckte. Drei
Itedacttonen dieser Sage sind in vier Bearbeitungen auf uns ge- ■
kommen: eine niederländische (hrsg. von tloll'mann v. Fallersleben
Ilorar. Brh/icae IV), welche, ins Niederrheinische umgesetzt, in das
um fang reiche Gediclit von Karl dem Grossen, Karlmeinet (fol. 375 ff.
in der Ausgabe von Keller. 1858) übergegangen ist, eine mittd-
deutsche (s. Buch in l'feifl'cr's Germania IX, IIÜO ff) und eine däniscJls
(3, J, Grimm im Museum f. .ilttltsche Lit, u, Kunst II, 2211 *). In
der mitteldeutschen wird Karl bi?fohlen : dn fotl sielen g>hi ; die nieder-
ländische gei)rftaclit den Ausdruck : stnri op, Card, end^ varrt ntclm,
dessen sich iiuch Jan van linendale oder de Klerk im Leekenspieghel
*) nie Historie vnn Knre! endt Elei/wit in SehPÜflr's BQclicrknnda der
SuBiscli-Niedenl. Sprache S, 119 No, 498 (Punitcr A&Düleii der altern Dtarh, Litte
1798 S. 47 No, 83) ist nidil iu niedcrdPiilspliiT. Bnn<|prn in nieaerlüiidischer ""
(d. h. Laieiispicgi;! . 111, 17, 133; s. Ilofl'manu S. II) bodioiit: mi;n
leest, dal Cattle vaer sielen. Danach mochte ich vcrmuthitn, duss die
Worte unseres Titels ,ste]cen vor' ein Irrthum des Schreibers statt
,stelen vor' sind. Karl stach d. h. känpftc allerdings mit Elegast
bei ihrer Begegnung, aber ausgefahren d. h. ausgegangen war er
nicht dazu, sondern zu stehlen. Ist die Lesart recht, so rauss man
aus dieser Nebensache des Gedichtes eine oder die Hauptsache des
Stückes gemacht haben. — Die Form des Namens Olhgast scheint
sonst nicht vorzukommen. Im mndl. Gedichte lautet der Name
Elegast, in der ndrrh. Ueberaetzung ebenso oder Eligast, in der md.
Ilecension Ellegasl; dagegen nennt das dänische Volksbuch ihn Alegast,
auf welche als Ültere Foim unser Ollegast zurückgeht. Wenn der
Name Elegast Ellegast, worauf Grimm hingewiesen hat und woran
nicht zu zweifeln sein wird, auf die vollere Form Elvegast, hd, Elbegast
zurückgeht, wie der Meisterdieb in Albrecht's jüngerem Titurel heisst,
dann muss Ategast Algast auf ein gleichdeutiges Alvegast Alf gast
zurückgeführt werden. Durch Assimilicrung des f oder v war also
der erste Bcstandtheil des Namens gleichlautend geworden mit der
Contractiou des adal- m anderen Personennamen. Dies al- ist aber
im Mittelalter bisweilen als ald- aufgefasst worden und musste sich
dann nach einem ndd. Lautgesetze in old- wandeln, So erklärt sich
die l'orm OUegast. Die Ursache zu dieser Entstellung lag vielleicht
in dem Namen, unter dem sich Karl vor dorn Diebe hehlt, Adelbrecht
im mndl. Olbreckt im md. Gedichte. Jedenfalls zeigt die späte Ent-
wickelung (Mlegast, dass die äage in einer jüngeren ndd. Bearbeitung
dem Fastiiachtsdiehtcr vorgelegen bat. Und für die dänische Recension
dürfen wir wohl wieder, wie bei Kremold, den Ursprung in Nieder-
aachsen suchen^).
Zum kerliugischen Sagenkreise gehört auch das Stück vom Jahre
14(18: van der honyg'muvn van Frankriken, wo ft he f echt wart
VUH (Iren dorcn, worttmme fc mofte uth dem lande; denn es ist
gemeint die Verliiumdung der üalie, der sagenhaften Gemahlin Karl's,
darch drei ,Schülke", velcho im Karlmeinet fol. '216 ff. erzählt wird.
Der mit ihr .besagte' Ritter beweist dort seine und der Konigin Un-
schuld durch einen Zweikampf, worauf die Ankläger hingerichtet
werden. Während also im Karlmeinet die Lüge bald entdeckt und
bestraft wird, die KÖuigiu darum im Lande bleibt, wird sie im Drama
hingegen verbannt. Dieser Zug stimmt zu der jüngeren Entwickelung
A*tr Fabel, der Historie von der Königin Sibille von Frankreich, in
welcher jedoch, soviel ich aus Wolf Ueber d. beiden ndl. Volksbücher
V. d. Königin SibÜlc u. v. IIüou v. Rordeaux (1857), v. der Hagen
Ucsamm tubenteuer (I, 1850 S. CIV) und Itartsch lieber Karlmeinet
(I8BI S. :i8) erkennen kann, dio Dreizahl der Schälke fehlt. Dass
aller die Schälke oder Diebe, wie sie im Karlmeiuet auch genannt
*) UeliriffPiis knniint lUegant aiirli im Ndd. vnr: ein liBiiiionTBcher Üürgi-r
fölirt .tuu Zunaineii Eleghaat (;t. 135ö. Nilr.siiciis. Ztschr. 1870 S, 52).
I
werden, im Stücke zu Thoreii gcworJen sind, uud diibs eine so naire
Lehre, man könne die Thorcn nicht ganz vei-treiben, aus der Ge-
Bchichte gezogen wird, das spritiht für einen heiteren Ausgang di's
Stückes, so dass es wohl mit der Rückkehr der gerechtfertigten [''iiratin
geendigt haben mag.
Nicht bloss an die hervorragende Gestalt Karl's des ürosson,
auch an andere Kaiser haben sich bekanntlich vereinzelt Sagen ge-
heftet; so an den in Sachsen verhassten Heinrich IV eine übele, wie
er nämlich die Treue seiner Gemahlin habe durch einen Ritter auf
die Probe stellen lassen. Die Kaiserin fingiert Nachgiebigkeit, um
Gelegenheit zu finden, den Ritter durch eine schmerzliche und schimpf-
)iche Behandlung zu bestrafen. Anstatt des Ritters kommt aber der
Kaiser, der denn in der Hunkelheit mit den Schlägen abgefertigt
wird, welche jenem zugedacht waren. Die Sage ist alt, wird auch
bei anderen Völkern von anderen erzählt. Bei v. der Hagen Go-
sammtabenteuer II (1850) S. 105 No, XXVil wird dieselbe in einem
bd. Gedichte auf einen Ritter aus dem Osterlande übertragen. Aber
schon die Pühlder Annalen und danach die Sächsiacbe Wclt-
chronik des v, Repgau {hrsg. v. Weiland, Hannover 1S77. S, 184)
knüpfen sie an den Namen Heiorich's IV; während der I.übeker
Detmar (Chronik des Franciscaner Lesemeisters Detmar, hrag. v.
Grautoflf I [1829] S. 17) sie von seinem Sohne Heinrich V berichtet.
Dieser letzteren Durelellung werden die Zirkelbrüder sich ange-
schlossen haben, als sie im Jahre 1477 aufführten: wo et/u heyfcr
fyne keyferintic vorfoien leet, cff sc emc trutec were, unde
vatit se erentvaft undc wart daranc fla</en.
So wie man hier in die freilich gefälschte deutsche Geschichte
griff, so könnte vielleicht das Spiel von J463 : den affgot myt et/ncr
sule aus der sächsischen geschöpft sein. Wenigstens weiss ich einen
antiken Stoff, an welchen man zunächst zu denken geneigt wäre,
nicht nachzuweisen, der in diesem Stücke zur Darstellung gelangt
Kein könnte. Ich möchte daber beinahe verrautheu, dass mit dem
Abgotle die Irminsäule gemeint sei.
Dass man jedoch auch die Geschichte des Alterthums benutzte,
ersehen wir aus dem Stücke von 1440: de ses Senaten de fla/fen
tvorden. ,Sctiatcn'' steht, wie sonst nicht selten, z. B. in der sächsi-
schen Weltchronik, für .Senatoren'. Welche Niederlagen der Römer,
ob die durch Hannibal, oh die durch die Cimbern und Teutonen, ob
irgend andere gemeint sein mögen, weiss ich nicht zu sagen.
Mehr als die antike Geschichte, ist die antike Sage herangezogcu
worden; im Jahre 1454 die Argonautenfahrt : van dem- ffutdeu
vlufe dat Jofoen wan, 1455 des Paris Urtheil : van Paris van
Troe linde van den dreti nakeden juncfruwen, 1472: van dcmc
perde uppe der horch, womit meines Krachtens die Eroberung von
Troja gemeint ist. Weniger glaublich ist mir, dass unter dem Pferde
das eherne Riesenross zu verstehen sei , welches nach der schon
ßoccnccio bekannten Volkssage (s, Comparetti Virgil im Mittelalter,
übers, v, Dütscliku S, Üi)8) Virgil gegtissi'ii liiil)eii soll, ilainit dessen
Anblick oder Berührung tlie tiüapolitEini sehen Pferde von dem Senk-
rücken und anderen Krankheiten heilo. Vgl, auch Genthtj Leben und
Fortleben des Virgilius, S. 71. v, der Hagen Briefe in die Hetmnth.
S. ISO. Schade ist, dasa uns nicht durch irgend eine nähere An-
gabe der Nachweis einer Dichtung ermöglicht wird, welcher diese
antike Sagen entlehnt waren; sie können aus Herbort's von Fritzlar
Liet von Troye oder aus Jacob's van Maerlant Lied van Troyen
genommen sein, die Erzählung von dem hölzernen Pferde auch aus Ilein-
rich's von Veldeke Eneide (hrsg. v, Ettmüller 1852), deren in Mastrichter
Niederdeutsch ahgefasstes Original (s. Braune in Üöpfner's und Zacher's
Ztschr. f, dtsche Philologie IV. l.sT.S, S. 249) aber schwerlich den
Lübekern vorgelegen haben kann, da^s nach geschehener Umschreibung
ins Mitteldeutsche verloren gegangen zu sein scheint. Freilich brauclien
die Lübeker nicht gerade ein deutsches Epos benutzt zu haben; es
kann ihnen ebensogut die gegen Ende des 13. Jhs. verfasste Historia
ßestructionis Troie des Guido de Columna die StoGTe geliefert haben.
Ob dieselbe ihnen jedoch schon in einer niederdeutschen Uebersetzung,
von der ein Druck aus dem Ende des 15. Jhs. (Historie van der
verstoringc der stat Troya; s. darüber Scheller S. 78 No. 383 u.
Lappenberg Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Ilnrnburg. 1840.
S. 9) erhallen ist, verständlicher gemacht war, ist wiederum weder
zu lüugnen, noch zu beweisen.
Der Zauberer Virgil, von dem das Mittelalter ao viel Wunder-
bares zu berichten liebte, war auch bei uns im Norden früh bekannt.
Ob zwar einem Chorherrn in Bremen, der zu Anfang des 13. Jhs.
lebte (Brem. ÜB. I S. 132 f. No. 111 f,), sein Name Virgilius nach
ihm oder ob nach dem römischen Dichter beigelegt ist, kann zweifel-
haft scheinen; allein ein lübekisoher Chronist schon des 12. Jhs.,
Arnold v. Lübek (1. 4, c. 19; in den Monum. Ilist. Gcrman.), er-
zählt nach einem Reiseb riefe Konrad 's von Querfurt, des Bischofs
von Hildesheim und Kanzlers Kaiser Ileinrich's VI, von den Wunder-
werken des Virgil, welche Neapel aufzuweisen habe, .\bgesehen von
dem Volksbuch vom Meister Virgilius, das eine Ifirmliche Biographie
des Zauberers aus den von ihm umlaufenden Wuudergeacbichten zu-
sammengestellt hat, ist eins seiner Abenteuer als von deutschen
Dichtern behandelt oder erwühut, hervorzuheben : es ist die bekannte
Erzählung, wie ihn seine Geliebte in einem Korbe in ihre Wohnung
aufzieht, um ihn in halber Höhe Illingen zu lassen und am nächsten
Morgen dem Gespötte der Stadt preiszugeben ; s. Wackeniagel Gesch.
d. dtscb. Litt. I S. 284. v. der Ilagen Gesammtahenteuur HI S.
CXXIX. Roth in Pfeiffor's Germania IV (1859) S. 257. Douh weder
auf diesen Schwank, noch auf eine andere der überlieferten Gi.'schichten
wage, ich den Titel des lühischen Stuckes vom Jahre 1475 zu deuten:
wo Virgilius mit vorfichticheyt detaifen vormetcne» overwan,
uiide dat fraudc in tucht nllemannc batet. Ob des Johannes ah
AUa Silva Historia Laciuii, i[ui fuil- discipidus Viri/ilii, eine Version
der Geschichte der sieben weisen Meister, in welcher Virgil
Hauptrolle spielt (s. MuBsatia in den Sitzungsberichten der Wial
Akademie, philoe.-histor. Cl. XLVIII, 1864. S. 246), den Stoff ge"
liefert haben kann, vermag ich in I'>maugelui)g der nur P^nlscheidung
nöthigen Litteratur nicht anzugeben.
Während die Virgilsage nur den Namen dem Alterthumo ent-
lehnt, sonst aber ein mittelalterliches I'roduct ist, so ist der Kern der
mittelalterlichen Älexandersagc antik, aber überwuchert von modernen
Auswüchsen, welche jedoch dem Geschmack der Zeit am meisteu zu-
sagten. "Wenigstens drei solcher fabuloaen /usätxe haben die Liibeker
aufgeführt: 1446 Alexander junde} Anteioc, die hübsche Er-
zählung, wie der Zwergkünig Antiloie, durch seine Tarnkappe allen
ausser Alexander unsichtbar, diesem die Schälke an seinem Mofe
durch Backensire iche, welche er ihnen appliciert, kundthut. Eine
sonstige niederdeutsche Behandlung dieser Sage ist nicht nacUgewiosen ;
hochdeutsche und mitteldeutsche sind aufgefunden worden; s. /ingerle
in Pfeiffer'a Germania XVIII (1 h73), 220. Wackernagel Gesch. d. dtsch.
Litt. 1 S. 219. — Die beiden Abschnitte der Alexandersage, welche man
1467 und 1473 darstellte, sind aus dem Alexnnderliede des Pfaffen
Lamprecht (hrsg. v. Weismann. 1850. V. 5360 und V. 6446) be-
kannt. Dieses Gedicht kanu dem ersteren Stucke aber nicht zu
Grunde gelegen habi-n, denn in dem spil weis eyn drakc^ darbg
de junge koningh van Morlande wolde Alexander overvallcn
na inholde der hislorien; davon aber steht nichts im Gedichte,
und der Ausdruck Jiislorie' liisst auch eine prosaische Vorlage ver-
muthen. Es ist dies das einzige Mal. dass man sich auf eine Quelle
beruft. Welche es gewesen sein kann, weiss ich nicht nach;!uweisou;
es ist mir nicht gelungen, in den mir zugänglichen Quellen oder in
den von Weismann seiner Ausgabe des Pfaffen Lamprecht angehängten
li tte rarhi stör i sehen Excursen über die Älexandersagc und in Zacher's
trefflicher Schrift Pseudocallisthcnes. Halle, 1867. eine Spur des
Drachen zu linden. Der von I^appenberg Zur Gesch. der Buch-
druckerkuDst in Hamburg S. 10 besprochene Incunabeldruck ,Vou
Alexander deme groten Koninge', welcher Darstellung die Histor'ia de
jireliis des Archiprcshyter Leo (s. Zacher S. 1U8) zu Grunde liegt,
kennt ihn ebensowenig wie das Original. — Wegen der sinnigen Sage,
welche man 1473 nur Darstellung brachte: Alexfander wolde
tof/nneii dal imradis, verweise ich auf das Alexandri Miiifiii Iter
ad Paradifum ed. Zacher löÜV. und Zacher Pseudocall. S. 140 ff.
Im Jahre 1433 führte man ein Stück des Titels de krakc auf.
Krake ist sowohl die Bezeichnung einer Schiffsgattung (s.Mudd. WB.),
als auch der Name des fabelhaften Seeungeheuers (s. Hildebrand in
Grimm's WB. V, l'J76), welches durch seiue Grösse und die ße-
schaÖenhcit seines Rückens die Schiffer zu ihrem Verdorben glauben
lässt, an ihm als einer Insel landen zu können. Nachweise über
&ühe occidenlalische Spuren dieser aus , Tausend und eine Nacht'
bekaunten Sage hat /acher Pseudocall. S. 117 ff. gegeben und darauf
jewieaeti, dase aiu iu die Legendo vom heiligen Braridaii aufge-
imen worden ist. Einen lateinischen Text und drei deutsche [tc-
arbeitungen dert^elbeii bat Carl Schrödei' Sanct Braiidan. 1871. her-
ausgegeben. Die Erzählung vom Kraken tindet sich dort in allen vier
Texten, im lateinischon S. 10, im hochdeutBchen Gedichte S. 54. im
niederdeutschen S. 129, in der hochdeutschen Prosa S. 165; vgl. dazu
Schröder auf S. XII u. H. 3S). Kchröder setzt das hochdeutsche Ge-
dicht ins 12. Jahrhundert. Das niederdeutsche ist nach ihm S, XV
eine UeberBetzung des hochdeutschen. Wenn ich recht vermuthe, dass
in dem Titel des lübekischen ätäckes jene Kabel genannt ist, so
würde dies wohl als das friiliBte Zeugniss für den Namen Krake
gelten dürfen. Das Spiel mag mehr ein Aufzug als ein wirkliches
Drama gewesen sein.
Thiere auf ihre Uühne zu bringen, scheint den Lübekern weder
schwierig noch unaestbetisch gewesen zu sein: sie werden iu den
Titeln mehrerer Stücke erwUhnt. Selbst Thierfabeln scheinen sie auf-
geführt zu haben: 1447 uio de lautoe van dem stole stot wart;
1452 /de/ deme wulve eyn toiff geven wolden. Daes mit dem
Löwen im ersteren Stücke Heinrich der Löwe gemeint sei zu glauben,
verbietet das Wort ,stiU', mit dem doch nur der Thron gemeint sein
kann. Im Reinuert (hrsg. v. Martin I, 2245. II, 2249J und danach
im Reineke (21ti7) erziüilt der I-'ucbii dem Löwen von einer Ver-
schwörung der Thiere, welche einst wider diesen bestanden, aber von
ihm vereitelt sei; allein es wird angedeutet, dass dies r^^ine Ertinduug
des Fuchses gewesen, der sich dadurch der ihm vom Löwen zuer-
kannten Todesstrafe entziehen wollte. Aus dem Titel des I.übeker
Stückes darf man wohl auf eine vorhanden gewesene Kabel von einer
ausgeführten Revolution der Thiere gegen ihren König schliessen, und
ebenso aus dem des anderen auf eine solche, welche die Vermählung
legrim's zum Gegenstande hatte.
Ganz besonders gefallen zu babeci scheinen Erzählungen von der
i: 1431 de twe trumen kumpans, rex lialdavh; 1442 de
fruwen schencken; 14Gij vati Amylt/us undo Amycas; 1470 van
den dren i/etrtiweti, de cnc wolde siarvcn vor de anderen de.
Bei dem ersten und dritten dieser Stücke ermöglichen uns die Namen
zu bestimmen, welche der vielen Verherrlichungeu, die der Treue in
der mittelalterlichen Literatur gewidmet worden sind, gemeint seien.
In dem Titel von 1431 ist der Zusatz re.i: Baldaclr) bemerkenswertb;
denn in allen occidentalischen Bearbeitungen dieser Erzählung {a. W.
Grimm in Ilaupt'a Ztachr. XIII 11805] S. 185) werden die beiden
Freunde, wenn überhaupt ihr Stand angegeben wird, als KauHeute
oder als Ritter bezeichnet; so sind es in den Gcsta liotmitiorum
Bagdad und Aegypten, in des l'etrus Alfonsi Bisciplhia
ebei
") In der Handsclirift sind nach jedem Titel die Dirlitcr ilcs Stfinkea imge-
n; rex Batdach ist hinter den Namen der Dichter vom Jalire U3I n»cligelr»geu,
Uach ist bebutiutlich Bagdad.
chrmills und diinHcb im t^cbaelcEpil dou Steiihan fül. GU Kauflw^H
iius Bagdad und Acgypten, bei Thomas CantimpiateDsia ciu morgoH
lätidischer und ein christlicliGr Kaufmann, in dem niederländische!^
Gedichte ,Van tween ghefellcn die de voer andren sterve» itK'Wcn'
(Denkmäler altudl. Sprache u. Litt, hrsg. v. E. v, Kausler III, IS66,
S, 165) Kaufleute aus Brügge und Bagdad. Es scheint demnach den
Lübekern eine unbekannte Quelle zugänglich gewesen zu sein. — Die
Geschichte von Amylgus (sprich g wie j) und Amycas erzählt der
lübische Chronist Korner; Pfeiffer hat sie samt anderen Erzählungen
desselben in der Germania nbdrucken lassen (s. oben S. 4 Anm.)-
Aus ihm könnten die Fastnachfsdichtcr ihren Stoff genommen haben :
nur erregt die Verschiedenheit der Namen Bedenken, welche dort
Amclius und Amictts lauten, Träger dieser Namen erscheinen auch
in Urkunden, besonders der eratere sehr oft, was für die allgemeine
Verbreitung der Erzählung spricht, öm nur speciell Lubisches an-
zuführen, 90 finden wir z. B. um 1307 einen Amicus im Lübeker
ürkundenbuch II, ti. 1044, einen Amelius Amüitts Milius Ludiow
1383 — Uli ebenda IV S. 4GS. 541. V S. 2G5, 428. — Für die
anderen beiden Stücke bin icU ausser Stande Quellen mit Sicherheit
nachzuweisen. Die beiden Schenken könnten an die Erzählung von
Konrad von Würzburg, Engelhard und Engeltrut, denken lassen, in
welcher die beiden Freunde Engelhard von Burgund und Dietericli
von Brabant am Hofe des Königs Frute von Dänemark in Dieusten
stehen ; allein des mittelhochdeutschen Dichters Werk war schwerlich
iu Norddeutsc bland bekannt. Aber auch in dem Roman von den sieben
Meistern handelt die letzte der in diesem Rahmen gegebenen Er-
zählungen vornehmlich von der Treue, welche einander zwei Jünglinge,
Alexander und Ludwig, beweisen, die am Hofe des Kaisers Titus als
Truchseas und Schenke dienen. Die gleich zu besprechende Scala Coeli
lies Johannes Junior giebt einen Auszug aus dem LUjct de Septem
tiiipientibtis. Dieser Auszug ksinu aber den Lübekern uicht Quelle ge-
wesen sein, da Johannes Junior gerade den Zug von der Freundesti'Gue
ausgelassen hat; s. Goedeke in Beufey's Orient und Occidcnt III (18GG),
■120, In mbd. Sprache sind zwei Bearbeitungen dieser Historia de
l'cptcm sapicutihus auf uns gekommen. Die eine ist abgedruckt in den
von A, Keiler 1846 herausgegebsnen Altdeutschen Gedichten S, 15,
Die andere, Dyocletiauus Leben von Haus dem Büheler in Poppela-
dorf bei Bonn 1412 verfasat, hat gleichfalls Keller 1841 nach einer
hochdeutschen Hnndschrift ediert. Ob die Lübeker den Diocietian iu
dem ursprünglich etwa niederrheinischen Texte gekannt haben? Oder
lag ihnen die lateinische Historia de fcplem sapientihus vor?
Eine ungemein oft, in den verschiedensten Sprachen und bei fast
iiUen europäischen Völkern bearbeitete Erzählung ist die 145) auf-
geführte: de neuen danck vordendc mit dem esel, ke rcct efftv
giHCh; sie handelt von dem Vater und dem Sohn, die es keinem
recht machten, ob der eine oder der andere auf dem F,8el ritt, oder
ob sie ihn leer vor sich her trieben. Die älteste deutsche Varati^f
^^pierung dtuHcr waliiscLeiiilicti aus dcui Onent stunimt'iKleii Fubet
Bpt die des Beruer l'redigermÖDchea Bonei- (ca. Io30— 40) iii »einer
,I'>lelsteiii' genannten Fabelaammlung (hrsg, v. Fm, I'feifler. 1844).
Aus ihm haben die Lübeker sicher nicht geschüplt, eher wulil, wiu
ich nach Goedeke's gründlicher Untersuchung (in Benfey's Orient und
Occident I, 531) und nach Gottschick's Abhandelung (üöpfner u.
Zacher, Zeitschr. f. dtsche Philologie XI, 32i) vermutlien mochte,
aus der Scala Codi des Predigern! öncht-s Johannes Junior, der in der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebte. Seines Buches erste Aus-
gabe ist zu Lübek bei Brandis im Jahre 1476 erschienen: es mag
also sehr wohl handschriftlich bereits 1451 in Lübek vorhanden gu-
^F^ Ueber die meisten übrigen Titel kann ich Ihnen keine litterarischen
^■hjhweise bieten, höchstens ziemlich vage Vermuthungen aufstellen.
Hper von 1432 Westval was sines vaäcrs fon macht den Kindruck,
^^h ob es der Anfang eines Liedes wäre. Uebrigeuä war Wcstfal
bereits damals ein nicht seltener Familienname in LilbL'k, und unter
den Dichtern der frühsten Stücke erscheint melirmals ein Hans Westval,
— 1435 den oldcn man und 1478 van dente oldeti 7nanne: viel-
leicht eine Schilderung des Alters mit seinen Vorzügen oder Nach-
theilen'r' — Die eselbrngge (1436) ist gewiss falsch von Kerkring
gedeutet als ,der Aufzug wie der HsH ein Bein Stricht'. Der Titel
paast eher zu der Geschichte in Boccaccio's Decamerone (IX, Tag, \i.
Geschieht*; in Witte's Uebersetzuug. 1830. HI, 170), welche ich
Ihnen mit Liebrecht's Uebertragung der Inhaltsangabe in Iimdoi)s
^^islori/ of Fidion gehe; Zwei junge Leute ziehen nach JerusaJeni,
^Hwi König Salomo um Rath zu fragen, da der eine zu wissen wünscht,
^^ne er sich Liebe erwerben, der andere aber, wie er ein böses Weih
^^m besten regieren könne. Dem zweiten räth Satumo, er solle sich
an die Gänsebrücke (potite all' oca) hegeben. Indem sie an die
Brücke dieses Namens kommen, treffen sie dort eine Anzahl Kara-
wanen und Maulthiere, von welchen letzteren eines, da es sich stör-
risch zeigt, durch seinen Herrn mittels eines Stockes vorwärts ge-
trieben wird. Da nun auf diese Weise Salomo'a Rath erklärt ist, m
befolgt ihn der. welcher ihn erhalten hat, und zwar mit vollkommenem
Erfolge. Der Name der Brücke ist für die Entwickelung der Fabel
vollständig irrelevant ; er wäre aber vortrefflich durch den sprechenden
Namen Eselbrücke ersetzt, sobald man die Erzählung von jenem
ursprünglich vorausgesetzten Local loslöste. Fs ist aber sehr frag-
lich, ob Boccaccio 143C in Lübek bokiinnt gewesen. Die erste
hochdeutsche Uebersetzung von Steiuhöwel kam erst 1472 iu Ulm
heraus. .
^_ Drei, vier oder sieben Kiirdinaltugenden sind bekannt; die Zahl
^■fUnf in der Angabe des Spieles von 143'J de viff dogedc ist, wenn
^Bäeicb ebenfalls an sich eine typische, doch in dieser Anwendung eine
^Ko seltene, dass ich sie nur zweimal aus der älteren Litteratur nach-
^neisen kann. In einem englischen Gedichte ,Herr Gawein und der
griiue Hitler' urliUH Gaweiii oiiien Schild mit uiiiem goldenen Fiiiif-
eck auf rothom Grunde. „Eingehend erürtert der Dicliter die Be-
deutung dieses Symboles; als die fünf Tugenden, welche er unaus-
gesetzt übt, werden genannt : Aufrichtigkeit, Treue, Reinheit, Courtoisie
und Mitleid" ; b. Ten Brink Gesch. der engl. Litt. I. 426. Der um .1300
lebende Meistersinger Regenbogen zahlt fünf Tugenden auf, deren
eine reine Frau pflegen aolle : weibliche P^hro, Zucht, Bescheidenheit,
Kenschhcit und Milde; s. v. der Hagen Minnesinger II, 30'.).
Die beideji Spiele von 1440 de smcdc und 1441 dat luckc
radt mögen wiederum, wie ich für den Kraken bereits vermuthete,
mehr allegorische Aufzüge, als -wirkliche Dramen gewesen sein. Doch
könnten auch wirkliche Stücke gemeint sein. In dem Spü vo» dem
hersogen von Surgund bei Keller I, 1G9. No, 20 kommt ein Glücksrad
vor, auf dessen Entscheidung der Antichrist sich verlässt, das ihn
aber als Betrüger unten zeigt. Andere litterarische Nachweise s. in
W. Wackernagela Aufsatz über Glücksrad und Gluckskugel, Ilaupt's
Ztschr. VI, 134, — Der Titel von 1443 der schänden kovct klingt
an die bekannte Redensart von einem Schamlosen an, dase er aller
Schande und Scham den Kopf abgebissen habe. — Das Stuck von
144H aldcr unde joget nicht lilce wach erheischt für das Wort
,M'OCÄ', das noch nicht ins Mndd. Wb. hntto aufgenommen werden
können, eine Erklärung. In Richey's Iditicon llaniburgenl'u 1755.
wird es durch ,unrubig , schlaäos' übersetzt; Uühncrt Wb. der
Pommerschen und Rügischen Mundart 17äl. dagegen erklärt es
durch .verwegen , stolz in guten Tagen', was unserm Titel eineo
vcrstiindliehen Siim geben würde. Möglich ist auch, dass es nicht
mehr bedeutet, als dass Alter und Jugend utcht gleich thatkräftig
sind*).
Die Stücke von 1456 wo de juttgelinck de juiicfruiven
ktif'l'ede und von 1457 wo de ü recken (Kerkring übersetzt: wie 3
Rehe!) de Juncfruwe» myt munheyt uth dar hellt wunnen
scheinen märchenartige Stoffe behandelt zu haben. Der crslerc Titel
lässt an das Märchen von Dornröschen denken. Freilich ist nicht
zu leugnen, dass er Raum für manche Idcntiticierungcn lässt, Sieg-
fried und Brünhild werden zwar nicht gemeint sein. Aber so ist
n. B. in einer Episode des lüirlmeinet (fol. 156 — 215), der Liebes-
geachichti; von Godin und Üric, ein Kusu, welchen Gudin der Oric
wider ihren Willen listig raubt, ein für die Futwiekelung wichtiges
Ereigiiiss. Allein es müssto zuvörderst nachgewiesen werden, dass
die lAibcker den Karimcinot oder doch eine andere Darstellung dieses
Abschnittes aus ihm gekannt bähen oder gekannt haben können.
Ueber die novellenhal'ten Stoffe der folgenden Jahre w^iss ich
noch weniger zu sagen, höchstens dass der Titel des Jahn
*) Das Zeitwort «mgen wird ii
gelassen, ttbermülhiR seiu', als In iIrdi
jecliv Kpek l'ür .Qberniiilhig, Irfcli, vcj
Hamburg nucli sowo1i1 im Sinne y
vnn ,uiiruliig schlateu' gebraucht, das J
vegfO'.
MJO de arme ridder ntyt tooldnet des konynffeR doehter vor-
warf! so /icmlich (laa aitj^Gilcultit hiiben konnte, was in einem mlid.
Uedichte bei v. der Hagen (i es aramtaben teuer I, 101 No. 0. aus-
riJhrlicIi zu lesen steht, oder in einom anderen, ebenda III, 197 No. 64;
■lass in »lern Spiele von 1471 van cyncr erlihen vruwen, de haddi-
vfle anlaijhe (Nacliateliiuig, Versuchunf;) unde blceff doch stanl-
haffiich in eren die bekannten ISegebenheiten der Creseentia xa
vermutlien s<?in dürften, welche den Liihekern z. B. aus der Süchaischen
Weltchronik {Ausp. v. Weiland S. 139) bekannt gewesen sein mögen,
oder die ähnlichen Schicksale einer Kaiserin in den Gesta Jiontanorunt;
und dass der satirische /ug, wie ein altes Weib dem Teufel überlegen
ist tind iiin bindet (14ti'2. 1470), an das tfuot instnachtspU hei Keller
No. 57 erinnert, in welchem die Teufel, die ein altes Weib in die
Hülle holen wollen, vor ihr und dreien ihrer unholden Genossinnen
die Flucht ergreifen müssen.
Bl'I diesen Titeln noch mehr, als hei den durch Namen oder
souatwie markierten offunhart sichj dasa nur eine eingehendere For-
schung zam Nachweis der einitelnen Kithula führen kann. Es gehört
zur vollstiindigen Lösung solcher Aufgabe eine innige Vertrautheit,
nicht nur mit der poetisolien und chronikalischen, sondern auch mit
der erbaulichen LitttTutur dea Mittelalters. Und man darf sich nicht
mit dem Resultat begnügen, das Sujet eines Spieles angeben und in
anderen Schriften nachweisen zu können; sondern das Ziel der For-
schung inuas sein, diejenige litterarischc Quelle zu finden, aus welcher
naeli dem Wortlaute des Titels, nach der Kntstehungamt des Stückes
und eventuellen sonstigen (iründen der Lübeker Dichter seinen Stoö'
geschöpft haben kann oder wahrscheinlich geschöpft hat. Da et) mir
nicht möglich war, mehr als einiger Titel Schwierigkeiten zu lösen,
so musstc meine Aufgabe sich vor allem darauf einschränken, auf die
grosse Bedeutung dieser mageren Titel für die Culturgeschichte,
seunächst natürlich für die lubekische, hinzuweisen. Bei einer voll-
ständigeren Bewältigung dur Üttenirlkistorischen Seite dieses Ver-
zeichnisses wird sich auch der Werth desselben für die niederdeutsche
Litteraturgeschichte deutlicher herausstellen, ich will zum Öchluaa
versuchen, dies an einem recht deutlichen Beispiele zu zeigen.
Im Jahre 1444 apielte man: kran, vttlke unde stute. Das
letzte Wort ist undeutlich; der Schreüier scheint ungewias gewesen
zu sein, weil er weder die Fabel, noch das Wort al^tre als Thier-
iiamen kannte; denn im Lübeker Dialekte heisst dieser Vogel sprrr.
Da die beiden ersten Namen aber die von Thieren sind, so las und
schrieb der (Jopist, wenngleich unsicher, den eines ihm bekannten
Thieros von ühnlichem Klange. Dass jedoch slare das einzig nich-
tige ist und in der Vorlage gestanden haben muss, beweisen eben
die beiden anderen Thiernamen. Es sind die Beinamen dreier Helden
eines epischen fiedichtes, das nach dein hervorragendsten derselben
den Titel Cratte führt. Der Dichter war ein hildesheimischer Ritter,
der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte, des ßerthold v,
Holle; 3. Bertliüld von Holle hrsg. v. Bartsch, isrjS,
Die tieschichte Crane's oder Gayors, Sohnes des Küniga von
Ungarn, ist eine Erzählung von der Treue, der Treue des Lehns-
mannes gegen seinen Fürsten und der Treue der Frau gegen ihren
(ieliebten. Ihren wahren Stund verhehlend, hahen sich die drei Ge*
seilen, Irayol und Agorlin, äohn des Herzogs von Oesteneioh, und
Agorlot, Sohn des Herzogs von Baiern, in den Hofdienst des Kaisers
begeben, wo Gayol bald die Neigung der Prinzessin Acheioyde ge-
winnt. Sie gieht dun Dreien ihre Beinamen. Als der Kaiser von dem
Verhältniss seiner Tochter zu einem der Freunde Kunde bekommen,
schreibt er einen Tumei aus und setzt für den Sieger, falls er fürst-
licher Herkunft sei, seiner Tochter Hand als Preis an, doch soll
dieser freie Wahl bleiben, einen anderen zu wühlen. Crane, nach
Ungarn heimgekehrt, um sich /.um Turnier zu rüsten, findet anstaptt
Reines verstorbenen Vaters den früheren Mnrschalk Assundin als
Herrscher, weicher ihm sofort sein angestammtes Keich zurückgiebt.
Um die Treue der Geliebten zu prüfen, lasst Gayol den Assundin als
König auf dem Turnier erscheinen und tritt selbst als dessen Mar^chalk
auf. Auch Falke und Stare sind gekommen, aber in ihrem wahren
Stande. Beim Tjostieren kämpft Assundin in Crane's an den Kranichen
erkennbaren Rüstung wacker mit; aber den Preis des Tages erringt
Crane in jenes königlicher Waff«nkleidung. Nach dem Kampfe tauschen
die beiden wieder unbemerkt die Itollen. Als der vermeinte König
erklärt hat, er sei verheiratet und wünsche, die Jungfrau möge freie
Kur haben, wählt sie ihren Geliebten, obschon sie ihn nur für einen
königlichen Diener hält, zu iiirem Geniahlo, was der Kaiser, da er
ihren Kntschluss nicht zum Wanken bringen kann, mit Enterbung und
Landesverweisung bestraft. Jetzt, da Crane die Liebe Anheloyde'a als
probehaltig erfunden hat, entdeckt er sich, und eine reiche Hochzeit
beschliesst die erste Hälfte des Gedichtes. Aus diesem Abschnitte
muss der Gegenstand des Inbischen Stückes entnommen sein ; denn
die fernere Erzählung schildert Kämpfe des jungen Königs zu Ehren
seiner Gemahlin, die sich wenig zur dramatischen Behandlung eignen.
Auch verschwinden Falke und Stare vom Schauplatz. Der skizzierte
Inhalt des ersten Theües wurde sich wohl selbst noch zu einem mo-
dernen Drama gestalten lassen. Dem mittelalterlichen Publikum bot
er gewiss ohne bedeutendere Aenderungen, als höchstens dio der Ver-
kürzung, eine angenehme theatralische Unterhaltung.
Von einer anderen Dichtung Berthold's von Holle, dem De-
mantin, konnte Bartsch in seiner Ausgabe nur geringe Fragmente
mitthcilen, Seitdem ist das Gedicht fast vollständig wiedergefunden
und von demselben Gelehrten 1875 ediert worden. Den Inhalt
bilden die Schicksale des jungen Fürsten Deraantin von Antrinn,
Der erste Abschnitt schildert sein Liebes verhältniss zu der schönen
zwölfjährigen Sirgamot, die ihm aber vom Vater verweigert wird. Er_
jeht in die Fruindo und erwirbt n,uf einem Turnier durcli seiuc Ge-
^hickliclilceit und Tapferlcoit don von der Königin von England aus-
gesetzten Kampfpi-ei», finen Siierber äamt c-iuem Kranze, welche er
suincr Siigamot sendet. Seinu weiteren 'i'liaten und Schicksale gehören
niebt hierlicr, mit Ausnahme scim^r «ndliuheu Vereinigung mit dei'
Verlobten. Angesichts der ThMsache, dass die Lübuker einem anderen
Gediclite DerUiold'a ein dramatisches Sujut entlehnt haben, und der
mohrfach belegten Fehlerhaftigkeit in der L'eberlieferung der frühsten
Titel durch einen unwiääi:nilen Schreiber meine ich nicht zu gewagt
zu conjicieren, wenn ich annehme, dass der erste Titel, der vum Jalav
1430, do der ijodytinen de sparwer gvytvtu wart ein Verderbniss
^odynnen' etwa statt ,niaijedyHeH' oder ,mey<:dipittt^ aufwisen und jene
Erzählung von üemantin und Sirgamot bezeichnen möchte. Ich wenig-
stens weiss von keiner antiken Mythe, noch von einer mittelalterlichen
Sage, in welcher einer Gottin ein Sperber zu Theil ward. Mittel-
alterliche Erzählungen, in welchen Sperber eine Rolle spielen, giebt
ea allerdings mehrere; allein sie scheiuuu sich nicht zu dramatischer
Verwerthung zu eignen. Sollte sich meine Vermutbung als nicht
stichhaltig erweisen, so wäre am chesti'n noch an eine Episode der
Krzähluug von der schönen Melusine ku denken.
Ziehen wir also das Uesultat. so änden wir, dass sicher ein,
vielleicht gar zwei ihrer Sprache nacli sehr wohl als niederdeutsch
7.a bezeichnende Gedichte aus dem Anfange des dreizehnten Jahr-
linnderts noch im Anfange des fünfzehnten den Liibekern Stotfe fiir
ihre Stücke geliefert haben, also zweihuudert Jahre laug gelesen
worden sind, Gedichte, von deren Existenz mau Jahrhunderte lang
nichts gewusst hat, deren eines mau bis vor kurzem verloren geglaubt
bat. Mir scheint dieser Üeitrag zur Geschichte der niederdeutschen
Litteratur, der sich aus zwei Titeln unseres V^erxeichuisses ergiebt,
ein nicht gering zu schätzender und der mehr Funde hoÜ'ea iässt.
Ich aber weiss einen in Hildesheim gehaltenen Vortrag nicht besser
abschliessen zu können, als mit diesem Nachweis dessen, was das
'Üibeker Eastniiclitspiel dem .Stifte Ilildesheim zu verdanken gehabt hat.
HAMBURG.
C. Walther.
Arnt Buschmans Mirakel.
Auf dem BuBclimaniishofc bei Meiderich, einem kleinen Städtchen
zwischen Ruhrort und Kssen, geht es um, wie die in der Nachbarschaft
wohnenden Liiudleiite erzählen. Doch nur von alltäglichem Spak,
mit dem die Phantasie des Landmannes jedes einsame Gehöft, jeden
alten Bau zu bevölkern pflegt, weiss die dortige Sage zu berichten,
und ganz verschollen ist Hie Kunde jener Geistererscheinung, welche
i. J. 14^7^38 hier stattgefunden und ein ganzes Jahrhundert I "
durch die Aufmerksamkeit eines grossen Teiles von Deutechl
erregt hat.
Einem frommen Ackermannasohn mit Namen Arnt Buschman ~
offenbarte sich auf jenem Rauerhofe viele Nächte hindurch der Geist
eines Verstorbenen, der nicht zur Ruhe kommen konte, ehe nicht ge-
wisse der Kirche gelohte Messen gelesen, Wallfahrten vollbracht,
Almosen verteilt waren. Bei seinen Lebzeiten hatte er sie gelobt,
der Tod ihn überrascht, bevor er seine Gelübde erfüllt. So war
seine Seele in die Gewalt des Teufels gekommen, und Arnt, der die
bedauernswerte von ihren Qualen erlösen will, kann erst nach grossen
Anstrengungen Kenntnis von jenen Gelübden empfangen, indem er
dum Teufel, der die Seele nicht lassen möchte, mit Weihwasser unter
Anrufung Christi zu Leibe ruckt. Da erst kann der Geist sagen,
was seinem Seelenhcile Not tue, und seinem wiesbegierigen Befreier
in langen nächtlichen Unterredungen über das Schicksal der Seelen
nach dem Tode, die schrecklichen Strafen, welche der Entheiligung
des Sonntags, den Verstössen gegen die Fasten usw. folgen, Auskunft
geben und allerlei Geheimnisse offenbaren. Schliesslich ermahnt er
Arnt in einer letzten Unterredung, als er von ihm Abschied nimmt,
schreiben zu lernen und seine Unterredungen zu Nutü und Frommen
seiner Mitmenschen aufzuzeichnen. Dieser Aufforderung ist Arnt
nachgekommen und hat den Inhalt der mit dem Gcapenste gepflogenen
Gespräche niedergeschrieben, so gut er sich ihrer zu erinuern ver-
mochte. Denn sein Gedächtnis war schwach geworden und sein Geist,
wie angedeutet wird (vgl. 8. 34 n. I), von der Ververnis und Angst,
welche er bei den Geistererscheinungen ausgestanden hat, später j
stört gewesen.
Diese Begebenheit und der Inhalt vieler Untenedungea werden
in einem Berichte mitgeteilt, der schwerlich auf vollstiindiger F)r-
dichtutig beruht, sonderu insoweit glaubwürdig /.a tteia scheint, als
man annehmen muss, das» in der Tat jener Amt auf dem liusch-
mannshofe Geisterunterredungeu gehabt zu haben meinte und die
übrigen Hofbewohner an dieselben glaubten. Letztere werden wenig-
ütens zu Knde des Bericiites unter ausdrücklicfaer Nennung ihrer
Namen als Zeugen, die man befragen kunne, aufgeführt, und zwar
findet sich diese Stelle in den zwei ältesten Handschriften, welche in
zeitlicher und örtlli-her Nähe der Begebenheit niedergeschrieben sind,
nämlich t. J. 1444 und 1440 zu Wesel und Hamm,
Schwierig ist die Beantwortung der Frage, ob und wieweit jener
Bericht, wie er in Handschriften und Drucken vorliegt, von Arnt
strlbst vcrfasst sei. Auf der einen Seite kaiiu die Aufiorderung des
Geistes, ihn seihst zu schreiben, die Bemerkung, dass Arnt nicht alles
liabe niederschreiben kiiancn, dahin gedeutet werden, ilass der Be-
richt sich als Amts eigene Aufzeichnung ausgebe. Anderseits lüsst
sich entgegnen, dass von Arnt in dritter Person gesprochen wird,
auch dass es schwer glaublich ist, dass das Buch von einem bomo
illiteratus jener Zeit verfasst sei. Zwischen beiden Folgerungen ver-
mittelt die Annahme, dass nach Amts mündlichen Erzilhlungen uud
schriftlichen Versuchen irgend ein Kleriker das ganze vcrfaast hat.
Vollendet ist die Schrift nach der Angabe ihres lateinischen Ueber-
Setzers i. J. 1444.
Es liegt ferner die Frage nahe, wer jene Geistererscheinungen,
welche die Bewohner des Buschmannshüfes so oft erschreckten, in
Scene gesetzt habe. Der Bericht seihst lenkt den Verdacht, bei dieser
frommen Betrügerei mitgewirkt zu liaben, auf den cap. ti u. i'>. ge-
uannteu Hinricus, den Begleiter Amts auf seiner Wallfahrt nach
Aachen, den einzigen, der dem Erscheinen des Geistes ohne Angst
und Erschrecken beiwohnt. Seine Beziehungen zu anderen Personen
weisen ferner auf die übrigen Teilnehmer, er ist der Bruder des
Pastors vou Meiderich, der Hausgenosse dos Dechanten an der
Apostelkirche in Köln. So wird erklärlich, warum Arnt vom Geiste
zu jenem Dechanten gesandt wird, und das llütsel leicht gelöst, dass
der Geist über Amts b)rlcbnisse in Köln unterrichtet ist. Hinge-
wiesen sei auch noch auf des jetzigen Pfarrers von Meiderich Oraehers
Bemerkung, dass nichts leichter gewesen sein kann, als vom nahen
Kloster Hamburn aus auf dem einsamon und zwischen Büschen ver-
steckten Buschmannshofe — diesen Namen führt das Gehöft noch
heute — die nächtlichen Geistererscheinungen in Scene zu setzen.
Die Lehren und Unterweisungen, welche Arnt zur Verbreitung
unter den Lesern seines ihm aufgetragenen Schriftchens empfängt,
empfehlen fast durchgängig und heben so sehr die äusseren Werke
als Seelenmessen, Kircliengehen, Almosen nsw. hervor, dass als Haupt-
zweck der Schrift bezeichnet werden muss: die Pflege der äusseren
Uyerke dadurch in höliorcs Ansehen zu setzen, dass eine untrügliche
34
Stimm» aus dem .Teini'its fiir sie (■intritt. flrrcbera Vermutung, dasa
liierdurcli den Wirkungen di-r von den Brüderschafteii des gpint-ia-
samen IjGl>eiis ausgehenden Bcshebungcii entgegeugewirkt werden
sollte, lüast sich nielit begründen, wcun auch gut ku ihr stimmt, das«
zwei Jahre vor der Geistere racheiniing in dem henuebbatten Wesel
und /wanzig Jahre frülier in Köln Brüderbäusor gestiftet waren*).
Die Tendenz des Mirakels kann deshalb nidit gegen die Hriider-
sdiafti'n gerichtet gewesen sein, weil diese sich überhaupt nicht iui
(iegensat/e zu den kirrhÜchen Lehren von d<T Werkheiligkeit und
den äusseren Heilsmittehi befunden haben. l'Vrner richtet sich cap.
29, welches das Möuchsleben behandelt, trotn der gebotenen Gelegen-
heit durchaus nicht gegen die Krüdersr harten, sondern ist ganz in
ihrem Sinne goach rieben.
Die Heranziehung eines Geistes, der einem Menschen Lehren
gibt oder seine Seela lortführt, um ihr die Wunder der Snliöpfung.
die Freuden di'S Himmels, die Sehrecken der Hülle /.u zeigen, war
kein neuer Gedanke. Zwei Sfhriften können genannt werden, welche
dem Urheber und Verfasser des Mirakels bekannt waren und ihn
mehr oder weniger angeregt uud bceinHusst haben. Die visio Tunilali,
ein in' jener Zeit viel gelesenes und oft Übersetztes Buch, wird im
letzten Capitcl des Mirakels empfohlen, sie war das Vorbdd für die
cap. STi ß. geschilderte Fahrt des Geistes zur Hülle und zum Himmel,
Die andere Öehrift, diu KrzühJung von dem Geist des Bürgers Cinidu,
weicher acht Tage nach dem Tode seiner Wittwe als Gespenst er-
scheint und in ähnlicher Weise wie Amts Geist beschworen ähnliche
Reden wie dieser hält, scheint dagegen für den ersten Teil des Mi-
rakels nützlich gewesen zü setn.
In demselben Jahre, wo Arnt sein Mirakel zu Rüde geschrieben
haben soll, nümlicb 1444, erfulir dasselbe bereits eine Übersetzung ins
Lateinische, die sehr trou und sehr wörtlich ist. Der Uberhet;i:cr war
ciu Weselseher Kleriker Jobannes de Easendia*'). Derselbe
hat seiner Üiiersetzuiig nicht allein Anmerkungen, welche einzelnen
Aussprüchen des Geistes Lehren der Kirchenväter ent gegen hiilten, bei-
gclu^t, sondern auch als Einleitung eine mit Aufgebot acholastisclier
Gelehrsamkeit geschriebene Untersuchung über die zweifelhaflen
l'unkte in dem Buche Amts vorangestellt. Darüber dass dem Amt
ein wirklicher Geist erschienen sei, hegt er indessen nicht den ge-
ringsten Zweifel, seine Bedenken sind nur durch einige Stellen erregt,
welche er nicht mit den kirelilichen Lehren in Einklang findet, or
urteilt, dass diese Aussprüche auf den Einlluss des Teufels, der ja
nouli Macht über den Geist hatte (vgl. cap. 3J, zurückzuführen seien
•) H. J. Qrälier, Geschichte von Meidrrich (1877J, S. 20.
**) Joliannes vuu Ksseii ist iLiiBBcrdciii iioib hU Verlosser (>inFT historiti hclli
a ('arolu M, roiilra Suones gcsti bekainit. Als Prnviiiclal SRines l>nh-na crscbeiul
IT in einer von ihm UM in HrcmPU iinstrcslelllfn rikiinde, Vgl. Srheidt, UibliuÜief
Li^'r. (iüpiring. I (IVöm), S. isxij.
1 empfiehlt im Übrigen die S<'.hrift, weil sie (Ion Irliiubjgi^n an-je-
jhme und belehrende l.cctüre biete.
Ausser ins Lateinische ist Arnt» Buch ins Nii'derlünilische über-
bt und in verschiedene deutsche Mundarten umgeschrieben. Hier-
■ und über ihre grosse ßetiebtheit bis zur Uefurmation belehrt das
Tiachfolgoiide Vcrüeiehuia von Handschriften und Drucken. Es Üisst
sich annehmen, dass noch ausserdem sich in Bibliotheken oder Ar-
chiven unbekannte Handschriften oder Drucke üuden werden,
A) Handschrift HU der tiymnasialbibliutiiek zu Cobleuz,
einat im Besitz des in dieser Stadt 1465 verstorbenen Dominikaners
Heinrich Kaltisen, der vordem (—14*24) deutscher Generalinquisitor
und seit 1452 Erzbischof von Dronthcim gewesen war, vgl. Dronke
im Herbstprogramm des Coblenzer üymniisiuraa v. J. 18.^2, Unter
anderen von Dronke a. a. 0. vertue ich neten Stücken enthält die Hs.
die lateinische (ibersetzung des Johannes de Essendia, nebst der
Einleitung desselben, (ieäthrieben ist dieser Teil der Handschrift
i. J. 144fi').
Bj Berliner Ms. germ. Quart. 404 auf Bl. 1—40, in mittel-
niedird. Sprache, zu Ende geschrieben im Dezember 1446. Dieser
Text ist nachstehend zum Abdruck gebracht. In der Ha. folgen ihm
vou gleicher Hand und in gleicher Mundart geschrieben die Visio
Tundali und Uowido von Alkcti.
*) Dif Eittkilunß iit äbtrachrirbeti Incipit ilclerminacio qiinrundam iliibiU-
bilium circa acta seu dir.ta per siiiriuim hi Meyt^rirk quam deridit fratcr Jolianiiea
de Eueaclia ordiiiis tit'aeilir.utoriiDt conveatua Weaaliensi» sacre theoli^e profesaor,
Bl. SSe hieUt ilie Einleilang falgmtle b'Ulle liaac iiaaia tractatiitn de Arnoldo in
teuUmico soriptiim in latiuuiu tmnstuli, humilitati <^t limplicilati rusticane, piout in
trutojiico lateiittt, stilnin Intiimm adopcans . prout potiii iategritatuni vcrboruiu ei
maxiine Ncntentiaruin oiiüervavi, iiu ex trauslacione ipsa vel alferrein vel uuferrein
diibiiun aliquuil . . . [Tirum ex gpaüa in HinL'riek BpirJtus pussit Huiri iiuod l'uerit
lianiiB vd malus y Quntl liißril malus prnliaLur, nani iüe spiriliis rerte iudirBtur
malns ijui vel maliim pnimovet vel retraliit a liniio, scd utriiuiiiue illc facit apiritus
iKilur <)iila oitia«« riericns et puiiperes ti'rre (.'liveDsin rmidit de malicU auapectoi
dum iul«t missaa C-oloiiie dumtuxat relebrari atqae iliidein eleinoHinati dumtaxtt
erogari quasi in pulriu pro])Lnquiori aine Tructu fierent capilnlo Uli" et V". . .
Die Eitüeitung icldUsat bl. 340 Bciam in marginc aliqua noUhn quae farieni ad
aliquorum a|i«rfiorcm in teil igen rlam. Araeu 1446 llrbani Amen.
Die Übernettufig beginnt Incipit uarracin de spiritu qiiodam iu villii Meierirk
jiixta opidum Dnysliorob dunatiis Clivensis apparente auno diii, M'* qiiudringentesimn
ti'i-cesimo aeplimo in vigili» beati Martini episcopi sub munnu noveuhri naque ad
diem asceiisionii domiDi prnxime seijaenlem pinribua ficibus ... In dicta pitrni-hi»
olim vir quidam dives fuemi mortniia ante annna quadragiata ])ra>'rati tomporis . . .
tiif »chiieMt tni( Jen Worten ^'nclum est auLem istud anno dni, M( 'CCCXXXVii
•ed depost anno Mcccexliitü Arnoldns bcc conscripsit et in noinia redegit. iiaia
ontem lioc tempore Arnoldn« scriliere uescivit, utiam post lii'c cum apirilii gesia
seniua yniagiDa«?ionem rrtr« mnmoriam Icsqh habuil, qnuminus ca singula ad niemo-
riam revocare nequieliAt. in biüniun autpoi LranalaU est Im' de ipiritn narrario
per t'ratretn Jiihaniiem de EsBendla. siuTe tfarolo^ie profeasorem conviintiiB WMali^Dsia
ordiniB praedicatoruin Aniio dni Mccccxliiij ipso dii> beati Martini epiacopi Den ait
laua et hnnor ipii perpeliiiia est et senipitirniis.
f!) IIa. des Ilr. Pfarrer II. .1. (iraeber in Meidoricli,
4H lil. 12". Dieselbe PiithÜlt auf Hl. l— .^7 tüo lat. flbersctzuiiB,
Hl. 37 — 4H (iio I'iinluitung des Johiiimes de Esaeiidift. Diu Marginal-
beinerkuugeii dus let^itorcii lutt der Schreiber Ibrtgcdassen , neben
schlechter eil bietet diu nicht viel jüngere II». oft bessere l^eBartcii
ala die Coblenner.
U) IIs. mit niittelfränkiachem Text, 2-1 Bl. 4". Iier-
r'iihreud küü der Abttii II a in b o r n , früher in UrentaiiuB Itesitz.
Einige Mitteilungen aus derselben sind licrmania 11, 412. 114 ge-
{{eben, vgl. (Wagners) Archiv 1 (1H74) (iri2. Beginn: In den yaren
VHS hören ihn xati na aynrc geburt do man acreilf
E) Hs. des Vereins für Kunst und vaterländiarhe Altertümer
in Kniden bietet anf Bl. 1—45 eineu KweJton mud. Text. Vgl,
Josef, Von den Todsünden, hcrausg, von Babucke S. I und Mnd.
Wtbch r. ö. V.
I'') IIs. dus Hr. Professors AI. Kei ff ersehe idt in Greifs-
wald, 22 Ift. 4", n icder f riin It ist li. Üeber dieselbe hat der
frühere Itusitiier A. Kaufmann Germania 11, 4tl berichtet und
daselbst cap. 21 mitgeteilt.
Die Drucke zeigen die Sprache ihrer Hntstehungsorte.
(() Harlein [Jac. Bellaert um liü'd, nach Von der Lin(b
- 28 Bl. 4.
lil. 7" Dit is diit boec van aront bol'man [ tfolsschnUl / lil, }o
Hier begint een mirakel dat gesciedu Tt iaer | üs herS M. cecc. eü
xxxiij in die maet notiemlier T | een dorp ghehietcii meyeric in den
landi! van cle | uo by een ftat gheimcmt doefl)«rch. Bf. üSn srlUiesat^
Gheprent tot haerLem in hoUant.
Hj Delf |(Jhr. Snellaert um 1490] 30 Bt. 4. Vgl. Campbe
Annalus nr. 350. _
lil. 1" Van ureut bosmun fllolsschnittj lil. .2« Hier begint een
mirakel dat geschiedo int | iaer üs lierö M. cccc. en xxxüj. in die
maet no | ueber in ee dnrp gehet« meyeric indP lade vR | Iceue bi
een Stadt genaet doesborcli | Hl. .'Ifi" sc/dicsst Ohejn'endt tot delf
in Ilollant.
I) IStrassburgV vor oder 1500J 3(i Bl. 8. Scliwabacher
Letter, 30 Zeilen.
ISl. ll> [llolzsrhHiUj 3a I)iß j|'t cyii groß niirackel von got vö
ey I nö goyft der offenbarte ficli eynü jungen go | feilen vä fagete
groß wonder zeychen was | pin er leyt vml wie jme zu heltfen was
Das Krate Capittel | Bl. UO sc/ilicsst vud da zwnfchcn | was xxvj.
Wochen,
K) Straasburg 1500. 24 Bl. 8.
lil. la Dia ift eyn groß mirackul von got | vnd einem geyftder
offenbarte | l'ich eynü iungon gol'ellen der was genant Arnolt büft-b-
inä. I [llolsschniltj JH. .<?/« scldre.s.'it vnd do zwifcIiC was | fecha vnd
7.v/enl7.ig Wochen. AMEN, j (iptruckt zu StraObürg | Anno doiniiti._
M. ccccf.
'"4
■;. eü
den
^B Kl)) Stiassburg M. HUptuH:' {erste Ausgab« düs J,) 150i3.
^■3 Bl. 4. Vgl. Panzer Zusätiie zu den Antialen S. Uli.
^K Anfawj Dis ist aiii groD inirackel vü aim Gcyst vii Ariiult
^Bvscltmau. Am Ende Mathis Hupfoü' in dem Jarc so niä zalt naiib
^DJbristus gepurt IVf. ccccc. vnd in dein fSaftcn.
^K L) Strassburg, M. Hüpfuff (zweite Ausgabe des J.) 15UJ.
^■ft lil. 4, Vgl. Weller Ilepert. typogr. nr. 330.
^H^ Das ilt ein groD mirac | kel vü eim geil't vn Arnolt burcbmim,
^BpAJt<£&' Straßburg vü Matthis hüpf | vff in dem jare fo luä zult
^Hpch I Cristus geburt. M. ccccc. | vnd in dem Fiinfften Jare.
^m M) Cöln, Heinrich von Nuys 1500. 28 Bl. 8. Vgl. Wellor
^flt- 523.
Van aniolt boschma \ vnd herich fyine aide | vadcr. SMuss
(jedruckt zo Collen vp dem EygeKlejn by myr Henrich vä Nuyß.
Anno M. ccccc. IX. [IlohschniäJ
IN) Lübeck 1510. Vgl. I.appenberg, Zur Goßchichte d. Iluelidr.
(1840) S. 120.
j Van Arend Hußmanu unde van einem Gheiltc eyn gruot niirakel
liat gescheeu is in einem Dürpe gheheten Meynryk in dem Laude Cleve
hy eyner Stadt genömet Dußborch. Läbeck 1510,
0) CöId, Heiurich von Nuys 1514. Vgl. Norrenberg, Köln.
Literaturleben (1873) S. 27.
Van arnt buschman | vnd henrich syn aide ! vader der geist
eyn | Schluss Vnd id is gedruckt tzo Coelleu al offenbair | Üo mau
schrieff MCCCCC vnd xiiij jair | By myr Henrich vau Nuyss vp den
Ejrgelatcin.
P) Strassburg, M. Hüpfuff 1515. 24 Bl. fS.
Bl. la Dis ift ein groö mirac | kel vö eim geylt vn Arnolb
lirchman. \ j Holzstock von K.j Hl. Ma schliesst (ietruckt vnd volendet
StraQ: I bürg von Matbis büpt'utl:' in du | jar da mau zalt nach
> [ ftus geburt. M. ccccc. | vnd. xv. Jar.
Q) Cöln, Kniffter {1515—20?) 20 Bl. 4.
BL 2a VAu Arnt burch= | man vn Henricb Tym alden vader
t«m I Geyat, Eyn wunderlich Myrackell, dat gel'cbyet [ ys yn dem land
nn Cleue by Üüyß= | berch tzo Meyerich. | [lloUstihnÜtj Gedruckt
ip fent Marcellus ftrairien. | Bl. 20 schliesst Gedruckt vfiT synt
jKarcellen TtraiHen | by Seruais Kruffter.
Diese Zusammenstellung lüsst erkennen , dass das Miruki:!
Li'uts seiner Zeit eins der beliebtesten Bücher den ganzen Rhein
entlang gewesen ist, der Absatz, dea es fand, reizte zu schnell lEul'
eiuander folgemleu Nachdrücken , erst die Rufurmation mit ihrer
gegen die Überschätzung der äuBseren Dingo und gegen jede ausser-
biblisclie Ofi'eubaruiig gerichteten Tendenz kämpfte dagegen an und
schuf im eigenen wie gegnerischen Lager eine Fülle neuer für das
Volk bestimmter Bücher, welche die ältere Littcratur mit über-
raschender Schnelligkeit verdrängten. Nicht eine einzige Ausgabe hat
()aB Mirakel mehr erfühlen. Wie man aulproteeUtitischer Seite über
Hiebes uiid ähnliche Schriften tirteüto, zeigt eine AuBserung Agricolas,
Sprichw. n. ^2, Bücher wie der Ritter Tundalus, Patrik und Amt im
Niederlande habe der Teufel gi'raacht. Anfiihning verdient auch eine
von CreceliiiB Germania 13, 444 mitgeteilte Stelle aus einem Hriefe
V. J. 1533, worin von einem auB Westfalen gebürtigen Lieei:tiaten der
Theologie berichtet wird, dessen ganzes theologisches Wissen aus
Tundalus, Arnold Buschman, den veor uteraten, Brandan, Patrik, dem
Seelentrost u. ü. trivialibus nugi» et fabnlis geschöpft sei.
Bemerkenswert aber nicht auSallig ist es, dass fast alle Hand-
schriften und Drucke aus rheinischen Gebieten stammen. War doch
hier vorzugsweise zu Hause, was Deutschland an Visiunslitteratur be-
sitzt, und weit mehr wie in Baiern, was nüchstdem in dieser Litteratur
fruchtbar gewesen ist. Am Mittelrhein findet die Vision des Tundalus
zuerst dichterische Bearbeitung. Das Werk der Mechthild von Magde-
burg wäre verlöre;!, wenn nicht Basier es uns erhalten hätten. Bei
Bingen und in der Grafschaft Spanheim wirkten Hildegardis und
Kttsabet von Schönau, in Heisterbach schrieb Caesarius sein grosses
Mirakelwerk, in Köln lebte Norbert, in den Niederlanden Gertrud
von Oosten, Marie von Oeguies, Marie von Hl. Troud, Christine von
ypern, T.uitgard von Tongern, Busch, Henrik Mande usw. Wie eine
ansteckende Krankheit ergreift um 1400 die mit Visionen verbundene
religiöse Verzückung die Mouohe und Nonnen des Niederrheins.
Diese Visionen sind ja freilich ganz anderer Art wie das Mirakel
Amts, aber sie zeigen immerhin, wie erregt das religiöse Bedürfnis
am Rhein war und zu welchem Wunderglauben es geneigt machte.
Die Handschriften und Drucke*) stimmen, soweit "ich sie vur-
gleichcn oder aus mitgeteilten Tcxtpruben beurteilen konte, von ge-
ringen Willkiihrlicbkeiten. Missverständnissen oder Druckfehlern ab-
gesehen, ziemlich wörtlich mit einander überein. Nur B zeigt einige
auffällige Abweichungen , durch welche dieser Text allen übrigen
gegenübersteht.
Von den Missverständnissen, welche begegnen, verdient einer be-
sondere Erwähnuni^. Im '21. Cap, ist die Rede von den , guten llolden',
jenen kleinen eltischen Wesen, deren Gedächtnis noch in vielen Sagen
der Rheinproviuz, Westfalens, Oldenburgs fortlebt. Die Strassburger
•) Von den vt^rzeichiietiri Testen Imbe ich A B C I K I. O P Q beuutzeB
künneu, lüc BeiiulKiuig von C verdanke ich iln* besonderen (ieHklligbcit des Ur
Pfarrer Urueber-Meiderich, Mitteilungen über E F G der Kreundlichkeit der
Hm, hüb bea -Oldenburg, ReifferBC hei d t-Greifswald, Feit -Lübeck. Wo
N üu Ütiden ist, weiBB ich iiicljl xu Bitten, G findet sich in Laberk, II im llHag,
1 P in Berlin, K iti Berlin »ud Hamburg, Kb tu NeufUdt a. d. Aiacb, L in ZQrieli,
M in Gotha, II in Kidn (Stadtarchiv), (j in Berlin und Emden, ausserdem in xwei
Privatbibliotbeken. jNitchtrliglicb habe ich von Hm. Prof. Rciffcracheidt noch die
Nacbricht erhalten, Aass aurh in der Bonner tTniversitätv-Bibliotbck eine Hnud-
»chrift des Mirakels vorhaudpn sei. Von einer Kopenhagener Handschrift, in
piederdeutscber Sprache Bcbrieh mir Dr. Jellinghaus.]
H9
Drucke bieten hm diuäer bttillu ilit- i/ol holt x'tnl, dec }Iiirit.-mer Dnu-k
in dcm^ulltL'ii Cu|iitul für hilitjn hUden zwuimal lidliodvn (hfideii ist
watirEctit;iriii(!)i itus Iioudeii, iidl, = liulduu veHcsuii). V,^ inuss uIho
sowul ilim 8tnisshurgerii wio dem Ilarlemi;!' Seiner der AbergluubL'
von den guten Holden oder iniiideatuns diuse Bezeichnung uiibckaunt
gowesen sein
Die Strsssburgyr Drucke I K P (and vennutUdi aucli L) zeigen
neben ortbograpbisuhen oder mundartlichen Abweiebungen volUtUndige
IJbt-Teiustimmuug, von dem Ursprung) icbun Texte des Mirakels enl-
fernen'sie sieb um meisten. Nachweisbar ist P {uml 1//) von K, dieser
von I abgeleitet, iiämbcb Ca]). 29 haben K P den Dnickfelilür nU
uUen tüle» \l richtig mit allen ItUcn/, I K den Druckfehler mciH»lc
teyl ITur meiste teil/ gemeinsam.
Da3s H Nachdruck von ü ist, orgebeu schon diu obeu mitge-
teilten Anfänge, welche beide die fulbuhe Angabo 14U3 statt 1437
enthalten.
Die Cölnischen Drucke bieten alle denselben Wortlaut, dialectiacb
atimmen sie dagegen nicht ganz mit einander iiberoin. Zu tiruude
liegt ihiieu wahrscheinlich ein verloren gegiingeuer Cüluiscber Druck
des 15. Jahrhunderts.
Die mir aus K mitgeteilten Stellen geben keinen Auftscbluss übir
die Stellung, welche diese Handschrift einnimmt. Die Sprache ist
rein niederdeutsch, der Text scheint frei von groben Miss verstand ni-ssen
zu sein, ganz genau stimmt er weder vAim lateinischen noch zu irgend
einem deutschen Texte. Die Capitnlangabe fehlt, doch soll am Itande
augemerkt sein, welchen Inhalt die einzelnen Abscbnitto haben.
Die IIa, B stimmt fast von Wort zu Wort mit F, sie weicht
' von dieser und andern Handschriften und Drucken durch folgende
Besonderheiten ab.
B ist ohne die Capiteleintcilung. welche («usser E) alle übrigen
Vexte zeigen.
f in B ändcn sich ferner einige lungere Abschnitte am Kndc,
• velche die übrigen Texte in Cap. G und 37 bieten, vergl. die Uunicr-
bung zu Cap. ?>'J des Abdrucks.
Diese Abschnitte künten recht wolil überhaupt t'cblen, besonders
der erste macht den Eindruck eines s])iitcreu Zusatzes, er berichtet
Begebenheiten, welche Amt erst lauge nach der Gesponstererscheinui
erlebt hat.
Drittens verdient Erwähnung, dass in B Arnt cap. ü u. ü. in
erster Person von sich redet.
Man kann das Fehlen der Capitelüinteilung damit erklären, dass
siu der Sühreibur der Hs, B ausgelassen habe. Man kann deniselbeu
zumuten, dass jene verstellten Abschijitto von ihm aus Versehen aus-
gelassen und an anderer Stelle naehgutrageu seien. Es ist schliess-
lich wenig aufTälHg, wenn in einer Schrift, wo Arnt so oft redend
titugefübrt wird, sich ein 'ik' einmal am falschen Urte einschleicht.
I
40
Aber es kann aurli eitio ändert: Möglichkeit, welche Mtles
zugleich erklärt, hier vorliegen, nämlich, dasa D auf eine Abschrift
des Mirakels zurückgeht, dio genommen war, ehe dasselbe die letzte
Redaction erhalten hatte, welche allen übrigen Überlieferungen zu
Grunde liegt.
Das Städtchen Meiderich, der Schnuplatz des Mirakels, liegt in
einem Gebiete, deseen Mundu.rt nicderdoutEchen Consonantstand, im
übrigen aber den Übergang des in Köln gesprochenen Mittelfränkisoben
zum Niederländischca zeigt. In dieser Mundart, der übrigens auch die
in der lateinischen t'bersetzuDg sich findenden deutschen Wörter
(witto vrowen, hiligc holden, Bosman) entsprechen, muss man sich
also das Mirakel ursprünglich abgofasst denken. Von den aufgezählten
Texten steht demnach in mundartlicher Beziehung F der Urschrift
näher als alle übrigen, in Hezug auf treue Wiedergabe des ursprüng-
lichen Sinnes scheint dagegen F anderen Texten und besonders 1)
nacb zustehen.
Der nachfolgende Abdruck gibt den Text wieder, wie er sich in
der ältesten deutschen Handschrift, der Berliner, findet. Die Schreibung
ist nur darin geändert, dass u und v geschieden sind. Hinzugefügt
sind die Interpunction, die Capiteleinteilung und die eingeklammerten
F^rgänzutigen. Die Abkürzung uu ist im Abdruck als und wieder-
gegeben.
In |deui namen) unses leven heren Jesu C'risti. ^^|
[Hir]*) beginnet eyn schone myrakel van eyneme geistu, Id geschach
in deme lande van Cleve under denie kres(em]e van Collen by [eyner]
Bt[at] geheiten Dusberch in cyncm dorpe ge|heiten Mei|eriko |indom
yare uuses heren] dusent [veirhnndcrt und X\XVH in dem mant ge-
heiten Dovember. I
[cap. 1.] Dar [was eyn rike man gestorven in vortiden und
hadde doet gewesen XL yar min XH weken und syn nanie was ge-
heiten Heinjrich Buschman und plach eyu ackerman to wesen. It
geBchafch] op sunte Mertins avent in dem vorgescroven yaro, dat
eyns ackermannes sone dar de perde aelve solde halen uto der weide
und was eyn yunck knccht vikii viß und twintich yaren und sin uame
was geheiten Arnd Huschman van deme selven gcslechte, unde dnssc
vorgescreven Arnt wondo myt eyme ackermanne geheiten Hernt
Buschman. Des avend[e3 sunjte |MJertyns, als vorgeacr. is, do du
[sulve] dach undergenck, r[uaDi |emej eyne gosteltnisse to eynes groten
hundes, und de leit, oH' he in deme drecke geweitert were, und was
vael van hare und de bunt dranck op Arnde vorgescreven, eff ho en
*) Daa erste Blatt ilcr Handschrift ist stark licschädigt. Dio niüusbar _
wordeneu Stellen sind nach Haaegabe der Hs. F ergänzt und durch Klaro meni
bcxeichuet. -«^
eyn
pTond
wolde biten. l)o btuif Arut stände uncl wort scrc voivurt und stoicli
vor sidi dat teikeu des hilgen Icruces], Do bleift' dat dijr (darj
stände und anckcde als eyn kraiick mensche, und do gonck Amt viirt
»inen wuch, und id em do vort mer to quam und sncLede alsc vyn
kranck mensche lüde und leit als cyn hunt. Dyt vergenck sick wol
ueghenteyn wecken, dat Arnt yo tor wecken eyns elfte twighe dussc
figureu sach und wort dar van sere ververt, als id den noch wol
kundich ia, dar he do mede wende, und mer vele gudor lüde, de des
eyn deil mede |bl. 2] saghen und horden.
[cap. 2.| Do genck Arnt to dem pastore geheiteu her Joban
Dinslaken und clagede eme sine noit, als he ock alreide dicke
id vele gedän hadde. Do sprack her Johan vorg. 'Id is cyn geist,
du meist ene besweren.' Do antworde Arnt 'Des en kan ick nicht
gedön ummc ververnisse willen.' Dar na op sunte Benedictus avent
in der vasten, do was Arnt spade uppe deme hove, und als Arnt in
dat hua wolde gan, do quam de geist und vorgeuck Arnde dat lius
und genck eme so na, eff he ene nedertrecken wolde. Uo bloiff Arnt
van nodes weghen stände und sprack 'Ick ghebeido dij bij der mucht
Jesu Cristi unses lieren, dat du ray seggest din gebreck.' Do sprack
de geist 'Van der macht Jesu Cristi wart ick eyn crcature' und vort
myt dem worde badde sick de geist gewandelt ute des bundes ge-
steltnisse und scheyn als eyn groit alt man und sprack myt heiser
stemme alse eyn kranck mensche 'Ich bin eyn geist eyns cristen-
menschen als du bist, und ick was dincs vader aldervader und ick was
geheiteu Hinrich Buachman' und myt den worden wort he amcchtende
und verswant als eyn scheme. Dar na op den derden dach quam he
weder oppe de selven stede und oppenbarde sich Arnde in groter pino
»uchtende und carmeude und was gestalt als eyn mensche, und sine
cledere waren dunckergra, als ick in der nacht [gleaeyn künde, un<l
waren der erden to male gelich, und he sprack to my myt groter
hasticheit 'Soke rat und kortc my de pine' und myt dem worde wua
lie aver verswunden, dat ick eme nicht en vragede, wes eme noit
wero. Und vort so quam de geist vake [bl. 3.] weder und russchcdu
biy Arnde hin, off men dar risere op der erden hene toghc, und quam
uck und schuddc dat hus, dar Amt ynne sleip, dat id buvedc, dat
do hushere Bernt Buschman und I''ige sin husvrouwe opstonden van
enne bedde und hadden angest, dat de geist dat hus umniewerpen
wolde, und se spracken to Arnde, dat he upstondo und geuge tu
wisen presteren rait van ene to krighenc. Mer Arnt en kundu dar
ueyno prestere bij brengen, de eme hulpen. Sus dreiri' (tu geist vele
Wunders, mer de böse geist en leit deme geiste nicht »eggen sin gu-
breck, und so was Arnt in groter noit und sine t'runde myt eme.
Üppe dat lesto genck Arnt to Collen van rade der preisterc. dat hu
dey doctores mochte vragen umme rait, mer se en künden omo nicht
geraden, dar umme dat de geist nicht en hadde gheeisschet und gc-
sacht na der besweringbe, wat dar men eme mede heipeu mochte.
Do ArBt to Collen gewesen hadde winte o[»pe den derden dach, du
Dam he orlefi' und genck buin«. Do Iiq ijuum bij Diisseldurp oppe
dat vhH, dar quam omo cyu [treater tu, de was gL'clidut myt s<-)ioiieii
Witten clüidürou und was eyn to male Echoen lierlicii prcstcr, dat it;k
des also Dicht na schnven en kan, und Arnt de wort viTv^rt vau
wunder und cn dorste deu prester nicht an»ccD, und de selvc preBter
siimck to Arnde 'Hebbe gud&n troist ! ik wil dij sejjgen, wu dat du
denio goiüte helpon salt myt der genade godea.'
[cap. 3.] Do sprack Arnt 'Leve here, sint yu de saku wul
kundicbV hebbc gy id van my to Colnc gehurtV Do sprack de prest«r
'[d is de geist van Hinrich Ituscbmanne, mer de boiiu geist en \ot
emi! nicht aeggen sin gebreck. Du salt giin heme [bl. 4| to Meyde-
rike und boren morgen oppn den bilgcn sundacli dey inysse, unil du
bore van dem begynnc winte to dem ende und ganck also vro in du
kcrcken, alse de preister dat wiwatcr seghcnt, und als dan de mysse
nte is, so nyin des wiwaters wot in eynem krois myt dij und ganck
iu der tokommenden nacht op den hÖS' und beswere den bösen geiat,
dat he den cristengeist lata ute siner gewalt, und vort myt der'ljU'
sweringe störte dat wiwnter oppe dun gciat, so sal du böse gcist
rumen und de criaten aal dij aeggen ain gebreck' uud myt dem wordu
blcilf de prester atande und aprak 'Gank to hus! du en salt nicht
mer vragen, du salt myt denic namen Jesu Cristi alle dinck verdriven/
Do bleiff Arnt staude und woldo mer vragcii und woldc eno eck bet
beaeon. Do sprak de preister to dorn anderen malo 'üanck und do
als ick dij gesacht hebbe! und als du dat gediin hcvest, also dij dat
gebort to done, so wille wij noch wol mer to samene apreken.' Do
genck Amt sinen wech, doch so aach ho weder umrao, do was du
preister verawunden. Do merckede Arnt, dat id eyn myracke! was
van gode, wente bynnen der corten tijd so en künde sich neyn mensche
vorberghen oppo der stede.
fcap, i.\ Do genck Arnt vort to hua und dede als cme geleret
was, und des sundagea in dem iivinde to neghcu uren do gunck Amt
oppe den hoD' und uam dat wiwater myt sich, uud do geist quam.
Do sloch Arnt vor sich dat teken des hilgen cruces und sprack do
'Ich beaweru dij, bosc geiat, do dar bist bij dem cristeogeiste, bij
dem vadcre und bij demc sone und btj deme hilgeu geiste, dat du
dar van rumcst!' und myt den worden so warp Arnt dat wiwater
oppe den geiat. Do galt de böse geist |bl. 5) eyn greselich geludt
als eyn donnerslach und gatF vur van sich alse blixem, und Arut de
wort sere vorvert, dat he nedervel op der erden uud was vau sich
selvcn gekomen. Und do he weder to sich selveu quam, do sprack
de geist Anide an und sachtü 'Arnt, staut op! ick wil dij nu seggen,
WCS my noit is.' Do quam .\rnt ichteswat weder to siucu synutiu
und sprack myt grotcn vrtichten und al bevcnde 'War mede mach
ick dij hclpenV' Do sprack de geiat myt alte sclioner stemme 'Da
»alt my dertich mysse laten losen, der solt vcir wesen van unser leven
vrouwen, vijlf seilemysse, negen van den neghen koren der hilgeu
eugele, twelve van den hilligen apostelen. Und du saltmyti
43
to Aickeii gaii, da iuk scliuldich w»s, do ick starfT, van gulo&le wegen,
nud du salt godf to eren und iny to hulpc so vl'Iu iilmyäHi'n epindeu
und glK'ven als Jesus ChristuH wundcii hadde, du Lc an dttui ci'uue
atarfT.' Do sprack Amt 'Ick eiiweit nicht, wu velu dat der liilguu
wunden was.' Do sprack de geist 'Du salt ucmuii »(.■» und twiotidi
Reyuoldos gülden und drey Colscho witte peniiincgo*] und ganck to
Collen und koip dar liroit mcdu unde gitf eyme yuwoliktsu mcnsclieii
eyn broit van eyme Colscbon murkuu '*) und dan is der alinyeiiun
genoich, und ganck vor de kercken, dar de armen lüde de altnysseu
bidden, dar gifl' dat broit. Und de derticb mysse saitu ock to Collen
laten lesen, und ganck tu dem prcdikcr cloister. AI» du dar körnest,
deu ßirsten preister, den du dar sust, dem lait lesen de vijf seilumyssc
tmd giff eme seven witte pennyngtie, und ganck dan to dun mynnir-
broderen to deme gardyane und lait eme lesen duy uogen mysso van
den negen koren [bl. tl] der bilgen engelen und giÜ' eme ncglien
Colsche witte pennincge und ganck dan to unser leyvtn vrouwen bro-
deren, dar dat grote schone beide unser vrouwen steit in der kapclk'u.
Welk preister de dar mysse leset vor dem beide, deme lait lesen dty
twelff mysse van den Iwelff bilgen apüstelcn und giff eme twellT witUi
pcnnynge/ Do sprak Arnt 'Unse pastoir was begerende, dat be der
myase ock wot don mochte umme godes willen.' Du sprauk de geist
•So lait eme lesen do veir mysse vhu der reyuen miiget Marien.'
|cap, 5.1 Dusse myase vforden nlle gedan, als van dem gcislc
itgesacht was. Amt do genck to Collen to den preistereu, ulöe du
;bt hadde, und vrageile, wat dat se ncmen woldea van den
mysaen, und Arnt sachte ene alle sake vau dem geiste. Do spiack
ein iuwelicb preister, dat he gheve, wat dat he wolde, suy wolden »e
gerne dön. Do gaff ene Arnt dat gelt, also do gcist gesprocken
hadde, und gaff ock vort de allemyssen, und do Arut dat broit he-
talen solde, do en hadde Amt dat broif^^*) nicht dun lialff. Du
merkede Amt wol, dat eme itat gelt geuomen was, eer dat lie utgenck.
Do koßte Arnt broit van der heltfte myt dem geldo und gulT dat
umme got und genck weder tu bus und ginek oppo den holf. Tuhaiit
i|uam de geist und sprak to Arnde 'Bedrove dij nicht mcr umme dat
gelt, mer ganck morgen, »Is de sunne opgeit, op dat velt vor den hoH',
so we dij dan eirstcn tu komet und bevut eyue btlcii in der haut, de
heft dat gelt in sincr kisten in eyneni roden huilelu und hu were des
gerne quijt, unde alse ho id weder ghevet, so tu melde sinur nicht,
meu solde ene anders na rechte richten.' Des morgens genck Atnt
^F *] G accipiaa viginti cex HorpunsKc^uoldi et trcs allms l'oluiiii-tisus. .1 uci'i-
^ntn XXVI florcnoH Reviiolili et mx albos (.'uku., Uniieficn lUe Rnu(lliritn:rkitng qtim
■^BilUB florenua val.'bat .XVIII allios Col,, unua nllnia XII miiunis, UiU Mamma est
I.f!7a, in Wirllichkeä ergibt die Summe ütiHS HeUer. J K 1' iifii.irii /.-eine UM-
»Utnmt somlern die Zahl Her Wanden ChrinU ir i^t Beeilst ii sunt sc i'lish lindert Uii<l
techa unH secbszig als vil heller mit du umb brot isehca.
**) A Ü unius mauri O eyDeia CGIechen hallcr.
^ •*•) lies gelt.
opps d»t velt, und dej [bl. 6] mau quam inyt dm- biluu und
wolde dat gelt weder legen, daf hc dat gcnomen li^iddc. Du sprack
Arnt to dem manne 'Wu bistu an dat gelt gekomeii.' Du sprack liu
'Ick horde dat gelt klingen, do du id in de kisten lecbtest. Do de
kiste oppen bleiff, do wolde ick sein, wat id were. Do bedroich my
de böse geist.' Do Arnt dat gelt weder hadde, do genck he to dem
geistc und vragede, wu he id vort holden solde. Do sprack de geist
'Gauck to Collen to dem bocker, deme di» de twe gülden ghevpst vor
broit und do eme dat gelt tosamen, dat bc dar broit vor geve, und
dan so is id wol betalt, wante de becker is eyn rechtvetdich man.
Und gauk dau vort to her Jahanno, degbene to den aposten, unsem
jiastore, und segge, dat he de veir mysse van unser vrouwen wol ge-
dan hebbe, und he hevet er vyve gedan.' Do dat Amt her Jolianue
sachte, do sprak her Johan vorg, de pastoir 'Gode sij loll und dem
geiste ewighe raste! de geist seget war, ich dede vijö mysse, op dut
id de better worde, wente wij alle gebreckelich siul.'
|cap. I>.] Do genck Amt weder to hus*). Do solde Amt noch
Akenvärde don, dar umme genck he do oppe den hoff und woldc
gerne hebn gewetten, off he allene solde gän. Üo (]uam de geyst
als cyn groit alt man, alse he to kommende plach, und sprack to
Arnde, er he eme vragede 'Du Salt eynen gesellen hebn, de myt djj
to Aken gän sal, und als da reide bist, so is he oclt reide,' Do
dachte Amt in syme synne, wat he deme gesellen to lone solde gbeveu,
Do sprack de geist oppe Arndes gedancken, alse he vele piftch to
douü vor und na 'Du salt bij eme don in allen saken als du woldcst,
dat he dij dede, off du [bl. 8| eme deynedes in sulker maten, und
so saltu ock oppe deme weghe und alle tijd dön, du salt van dj-me
eveneu menseben anders nicht seggen, dan du woldcs, dat he dg
dede, und als du wot kopen wolt, dat machatu wol diughen suuder
argulist, mer betale so, als du schuldich bist, und alse du mysse
vindest to hörne, do boro yo, und als du to Aken gekomen bist, so
höre mysse und gitf din offer, als dar gewontlich is van kerssen und
van almyssen to dem altarc/
[cap. 7.) Item so deden Arnt und siu geselle als vorg. is. Se
oflerden twe cleyne kerssen und gelt to dem altare und geveu ock
armen luden wot umme godes willen, item Arndes geselle was des
pastores broder van Meyderike und wonde to Collen myt dem pastore
tu den apostelen unde sin tiame was Htnricus geheiteu, utid den
Saude sin broder de pastoii- to Mederike oppe den hoff to Arnde, op
dat he verneme und verhordc alle gelech van deme geiste, und dar
was dem knechte Hinricus wol to, oppe dat be wunder lioreu und
seyii mochte. Und do ho oppe den hoff quam, do entfruchtede cmo
nicht vor dem geiste als anderen luden, de Amt myt dem vorg.
knechte dat' bij brachte und hadde. Do quam do geist und oppcn-
barde sich Arnde und Hiurico und dede eno kuudlch, dat Hinricus
•) Vgl zu cap. 39.
■Tda
ha
sej
var
■ibei
' in
__iyt Arnde to Aken solde gan als vorg. is. Do Bprack Arnt to dem
l^ste 'Sin liere en lievet emo nidit orleff geglicven vorder to gnnde
ilan hijr op du^^sen liofl.' Üo sprack de geist 'He hefft orleftgenoicli,
weilte sin liere gerne seghc sincr kcrspelslude licste, wantc lie moit
gode dar rede vor glieven.'
[cap. 8.] So begnnde wij de Akenvairt myt grotem |bl. !t]
lite und myt sorgca, und de böse geist dede uns vele verdreites,
FeBStilde wij gelt, uns wort uior weder, dau uns bordo, und wanner
dat wij Icrden, so wolden uns de lüde myn reekenen, dan wij vortert
hadden. Kn hedde wij uns nicht so vlitliken selvcn gewart myt to
seyne, so hedde kost und arbeit verloren geweiat. iJat quam &l to
van demc bösen geiste. Item dn Arnt Hinricus sin loen wolde geven,
do spraek Hinricus 'Ick cn wil anders neyn loen dan godes lot>n.'
> Bcheiden se sick oppo dem wogbc, Hinricus toicb to Collen to syme
reu und dede syme bereu alle diiick wol kundicli, und Arnt toidi
in siue beymode und genck den aveut oppo den boffund vragede den
geist, off de bedevart wol gedan were. De geiat sprak 'Öe sint be-
talet nauwe als mcn dat golt wegliet.' Do spraek Amt 'Sint dusse
varde su nauwe betalt, so en werde» er nicht vele wol betalt. Do
spraek de geist 'Du beveat war geaprocken." Do vragede Arnt <Ien
geist, wat men dan den seilen na mochte don, dat io wis were. Do
antworde de geist 'Myssen, almy^sen, vasten und yunicb gebet, wan
dat do myssen geschein myt recbter andacht und de »Imyssen van
rechlvenitgheme gude und dat vasten und beden van reynen ynnigcn
luden geschut effte ock van luden, de in warer penitencien levet und
yunicb aint to gode, dat is wisse behalden.' Do vragede Arnt umme
dat afHait, dar de hilgen kereken und de hilgcu stede medo begiftiget
sint, off dat ock so wol to krigene stonde den nienscben, de des be-
gerden. De geist autworde 'Dey wäre truwige mensche de in der
penitencien is, dem wert afflait dubbel,' Do geist spraek ock 'Du
Halt wetten, mochte ick also langhe in vleischc und in blöde vereyueget
sin als du bist, dat ick op unsen kerckhoff gonghe und spreke myt
ynnigher [bl, 10 1 andacht: o got, liere, verbarme dij over my na
dincr groten barmherticheit, — dan were ick quijt vnn allen pinen.'
|cap. II. I Do spraek Arnt 'Id sint vete lüde, de straffen nny
und seggpn, id sij tegen den hdgen golaven, du en sjjst neyn war-
batllich geist.' Do antwordß de geiat 'Dat eirste punte des hilgen
cristen gcloven is: ick gelove in got vader, almecbticii schepper
henelrikes und ertrikes. Sint dat nu got almechtich is und ock
barmhertieb, so cu is dat neyn wunder, dat got cymo geiate sine
pino let corten.' Do vragede Amt 'Wu bistu an dusse genade komen,
dat du dij mer oppenbarest dan ander getate.' De geist spraek 'Is
was noit, dat ick niy oppenbarde in dussemo kersjiele, mer du salt
wetten, dnt id nicht gesclieyn en is van uiyme verdenste, sunder alleue
nmnie sake willen, de gode bekant aint, und id en mach allen geisten,
de in noden sint nicht bcscbein, dat se sick oppunbaren na ermc
,4ode, dat is rechtvenlicheit, wante (juemen dan vele seile weder, so
ficbege ock voIr h^Hreginge van Afn bösen geisten, wante id is gt-
sprof^keii van gnie: Du on aalt (illen geisteii nicht gelovrn.' Ho
sprack Amt: 'War umine hev«t dij got an my gpacliicket, sint tlem
innlp dat du noch negher viundo lievost dan myV Do autworde de
goist 'Dat saket sick van dynie vadere. Do ich sterven solde, dr>
hailde ich cne tn male leifT und lie my to male truwe was in allen
fiakeii, niid do hadde ick noch gelt und silver, Dat gaff ick eme, dat
he des wot ummo got geven solde und dat ander to siner noitrofft
hebii. Do slarff din vader, rr hc dat helalde. Hedde he noch ge-
levet, MO snlde he my to linlpe komen sin myt mysaen und niyt al-
myasen.' Do vragcde Arnt 'Hevet niyn vader dar otik pine |bl. 1I|
van, dat beides nicht eii betahic, he hadde doch groit gut, do he
atarf.' De geiat sprack 'Ya, he hevet dar grote pine umme hat wol
vijß' und Lwintich yare und bevct in den pinen gheropen ; wee dem
menschen, de slck liopen Iho erven myt riker lüde sterven.' Do sprack
Arnt 'Sal he ock behalden werden myt gode?' De geist sprack 'Ya
he sal to gode komon in der tijt als eyn man stervet, de dyme vadere
dertich gülden schiildich was und wolde eme eynen valschca eyt
awerfii, dat he eme nicht schuldieh en wt're, Do sprack din vader:
ick en wil ueynen valschen eyt vor myn gelt, ganck to hua, ick wil(t)
gode bovelen de untruwe de du my deist. De man aal dan dines
vader pine liden tn siner pine vor de dertich güldene, und dan is din
vader wol betalt.' Mit den worden woit de geist suchtende als eyn
kranck mensche van pinen und verswant vor Arndes oghen als eyn
rouck van dem vure.
löip. lO.j Des anderen avendes do genok Arnt weder op den
holT, rio vragede he den geist, olTlie ock noch pine hedde. 'Ja' sprack
de geist 'ick hebbe noch grote pine und aal er noch eyn deil tiden
sees daghe winte diit do mysseu alle godaen sint, und dan is ok de
pine vergan.' Do sprack Amt 'War weirstu dey eiraten nacht, do
du van dyme lichamo gescheiten wersV Do sprack de geist 'Ick was
op der stodc, dar myn husrrouwe starff, dar wort ick eiraten gepincget
nii dem dode. Dat quam also to. Do myn husvrouwe gestorveu was,
do stont myn gelt under dem hedde, und als ick ae to gravu bracht«?
in groten unmode, do quemen myner kindcr eyn deil und stalen my
myn g>dt, und des krcieh ick so groten my^smoit, dat ick myner aynne
wot quijt wort und wort so kranck, dat [bl. I2j ick myn leven cortede
wol vijtf jare, de ick na mochte hebben gelevet und hedde penitencie
gedaen und were dan selich geworden und selich gestorven.' Do
vragede Arnt 'War sin de kindere gebleven, de dij diu gelt stelen?'
Do sprack de geiat 'Se aint iu grotor pine und se ropen wec wee
und wee.' Do vragede Arnt 'Umme wat sunde hcvestu so lange in
pinen gewesen?' Do aprack de geist 'Umme drigerleie sunde willen.
Do ick was van ein und twintich jaren alt, do dede ick eyne sunde
myl. unkiuischeit, de dar reip in den hemel wreck herc wreck, und
der sunde en haddi> ick umme scliemede willen nicht degher ut ge-
hichtet, dnt se de pri'ster so groit kund'' voratan, alse se groit waa.
Un.l
nuigf
I
■und ick liadilß i^ynen sniic manrk myiien anderen sonen, de betrunede
eyns armen niaunes docliter und liehelt sny lo der ee. Dat kerde ick
mannighe tijt, dut se nicht in e<diUcliop i'n soUleii äiii, und irM licdde
gerne geseyn, dat bo se achter weghen gelaten hedde und hedde ejus
riken inaunes dochter geiiomen, uier myn soue bebclt se tegen myuon
willen und got dede enie giotc hulpe, dat be mer cre und gudi^s waii
na der werldi: lope dan alle niyne andtu'en kindere, und des liinders
cn woldi' ick nicbt iiLfitin vor sniido, dat is harde an my gopiueghft.
Und ork so liadde ick twclfl' gülden ontfangen van oynie manne in
le testainente, de solde ick armen luden ghcven, und dat leit ick
igedan wol twe und twintich wecken, und de twelfi gülden weren
it dem gelde, dal niy gt-atolen wort van mynon kynderen, ala vorg,
und ninme des geldt-s willen mostestu de tilniyssen tu Collen gheven
(alse vorg. is). Anders cn Imdde ick nicht so grote sunde gedan, dnr
ick [bl. i'd\ umine winte nppe duasc- tijt in pinon bedden motcn »esen.'
[cap. 11,] Itein do vi-agede Arnt 'War umnie uppenburdeütu dij
my als eyn hunt to dem eirsten uad nicht als eyn niinschey' Do
spFiik de geist 'In dem eirsten mynes levcns do levede icli als eyn
hunt, und do ick van twintich jarcn was, do wort ick unkusch und
levedü als ick dachte in vcleu sundcn, ick plach des hitgen sundagbes
to eten vor der niysso und placli vcle to danssene und nicht vele tor
hilgcu kerckeii to ghiinde, dat was allet eyns hunden leven oIVte eyn
tieistelicb luven. Item do ick van dertich yaren was, do nam ick
eyne echte busfrouwen und levedo do wot mer als eyn mensche, uad
dar umrae oppeiibarde ick my eirsten alsc eyn hunt und nu als eyn
neUBche und hebbe dar ock noch wot pino all. leb badde alse grote
pine, do ick eirsten gestorven was viiii sunden, dar Lucifcr ummc ute
4«ne hemele gestoteu wart, und ock timmo anderer sunde willen, und
<ie pine gcnck to hant ummo. Ick Be wol gebicbtet hadde und »olde
penitencie bebn gedan vor de sunde, budde ick nochtant lengcr ge-
ievet.' Do vragede Arnt 'Wat sunde waren dat, dar Lucifer umme
verstoten wort?' De geiat antworde 'Hoverdigbe und bait. Do ick
van viff und twintich jaren alt was, do wort ick boverdicb und hleill'
so wol dertich yare, er dat ick penitencic dcde.' Do vragede Arnt
'Wat was din LoverdigbeV Do sprack do geist 'Ick leit'my vcrweut
ciciden und leit schou maken myt langen suabben*). Ich leit rocke
muken myt verwenden knopen und kogeten myt vden sterlen und
Wohle yo myt den meisten gesein wegen na der werlde lope, und ick
hadde my dar ock lo gegbeven, dat ick des duvela speel pbicb to
Oven, dat was dobbelen, [bl. 1-tJ worptafelen und buselen und dat
hadde ick wol seven yare gedaen, eer dat ick all' leite, und hedde iek
I
I
*) A C indiicbar vcsLibiis siiperbia et preriosis diilccis cum lougis roBtriB
et iuiliieliiir luitkis nuri[>sc nnilalitt ruiiiiciis fractiliatig volcns re|>utari cum m&iorihiis
Bt-cuuiliiDi cursiiin seculi — Ich lieas micli enui'Dturlir.h cleydpu, ich lycss
, Mbocn nmfbcn mit iniiglieu BiiriiHc-ri. Ich lyrss rneckii miiichrn myt verwcinilfa
P knuillcD. Ich lypss kiip-plcii iiiucljcn myt vyll sii)lv:i-k'ii.
id noch eyn yar lenger gedaon, so woldo my got oppe dem spelc doit
hebn Inten slaon und darto solde ick pwelichen hcbn vcrdomet ge-
wesen.' Do vragede Amt 'Wat sundere werden meist vordomet':''
Do antworde de geist 'DoitsLegerc und dobbeler und ander sundere
dar na dat so grot sint in aunden und bisunder, de ere eigbenen
ktndero dodeo effte des geliken, de werden alle verdomet, und vort
wokener, hoverdighe und imkuBclio lüde.' Do vragede Arnt 'Wat is
woker?' Do antworde de geiat 'Dat dey hillige kercke vor wocker
heldet, dat is woker vor gode, und wene dat de hilge kercke to bamie
({»et, de ia vor gode in denie banne, und wene dat de hilge kercke
abaolveirt myt rechte, de is ock absolveirt vor gode.' Do vragede
Arnt 'äinl ock wol so grote sunde, der man nicht gehcteren en kan ?'
Do Hprack de geist 'Dat eyn mensche unsen lieren got anderworlF
cruBchede, begcrde he genade van gode, got wohle se eme gerne ver-
ghevpn. Were ock eyn preister, de eyme sundere sine bicht nicht
hören wolde und gheveu eme rait na siner macht, de preister ver-
tornde gode mer dan de ene anderworff cruschcde." Item do vragede
Arnt 'Wu mach eyn mensche sich best vor sunde bowarenV De geist
sprack 'ISwigen und wikcn van den sunden, dat is dat beste. Vor dut
dobbelspeel dar saltu vor wikeo recht offt dar eyn aij, de diiieu doit
gesworeu hebhe, wante de doit der seile is in dem dobhelspele und
vort in anderen speien, dar got mede vertegon wert. Und alle de
({bene, de dobbelspeel elf ock andere speie, dar men gelt mede vor-
luset, ophalden, de werden an lyve [bl. 13| und an der seile arm und
Wf-rdeu dan gepineget myt den sunden, de dar ropen in den hemel.'
[cap. 12. 1 Item dar na wart de geist also kraiick, dat he nicht
sprecken en künde, und verswant, und dat overgenck deme geiste wot
nogen worve na dem, dat ene Amt anderworS besworen hadde, und
ho seghedo, be moste alle pine hebn wiute dat de myssen alle gedan
wcren. Des anderen avendes quam he alle tijt weder und was geslatt
als eyn alt man und genck bij Arnde oppe der erden als eyn mensche,
und als Amt vort genck dor de portün, so genck de geist beneven
eme dor den tuyn, und dar van so cn gaff de tuyn neya brocke»
eß'te kraken van sich, mer ho genck so üchtliken dar dorch alse de
sunne dar Hat glas. Do vragede Arnt, wo de grote licliam were, den
hü hedde. De geist sprack 'Dat en is ueyn licham, id is van den veir
elementen.' Do segede Arnt 'En hevestn neynen licham, wu machstn
dan so schone sprako liebnV Do antworde de geist 'Des menschen
sprake dat is de geist des menschen, alse de geist van des menschen
lichame geschoiden is, so mach he des de clarer spreken, und alse
eyn geist ueyne pine on hevet, so kan he alle sprake wol verstau und
is ock also snel alse de dancken des menschen, wanner dat it godes
wille is, und is ock so starck alse eyn dinck, dat nicht vergän eii
mach, wu veie dat de sele gepineget wert. Wan dat de pine eyn
ende hefft, so is de seile gelike gesunt, und alle dinck de gescheiii
sint, de sint er wol bekant, alle schriffte und prophecien van den
prophnten sint er wol bekant, nnchtaut dat dn inensohe in Byrne
levetie nngeleret lievet gewest.' Do vragede Amt na eyme manne,
de sin aldervader hadde gewest, war (ie[s] seile were. De geist
sprack 'He is, dar he Sfhuldich is to wesen. My eii is nicht [bl. 16]
orleff gegheven van alle» geisten to aprecken, my ia georlevet van
my selven to sprecken, wes meii my vraget.' Do sprack Arnt 'Segge
my doch umme godes willen van myme aldervader und van anderen
seilen, dar ick na vmge. wer ae in demo hemele sin eöle in der helle.'
Do antworde de geist 'li-k knn wol si-ggen wat dat got wil, und wes
dat he nicht en wil, des en mach ick nicht seggen. Diu aldervader
18 in dem vcgevure und sal to godc komen und he weit wol, wu
lange dat he liden sal, oS em« neyn ^ut na en wert gedän, dar de
tijt der pine mede gekortel werde.' Do sprak de geist vort an 'Alle
de ghene de dat hilge sacrament und dat Inlge olie in erme testen
entrangen myt warme ruwen und clarer bicht na erer macht, de en
solon nicht van gode gcscheiilen werden in dem jungesten daghe, se
mögen wol in dat vegevur komeu na eren sunden.'
[cap. 13.J Do Hprack oek de geist 'Ick en kan oppe duaae tijt
nicht mer gesprecken' und wart sere kmnck. Do vragede Amt 'En
mach ick dij nicht helpen, dat id wot beter werde?' Do sprack de
geist 'Ja, btdde vor my!' Do vel Arnt oppo arue kne und sprack
'0 hilge got, giff dusseme geiate barniherticheit und allen geJovygen
seilen!' und sprack vort drey palernoater und drey aveniarien, und
de geist schein ock, oft' he op sinen kneigen sete, und alse Arnt eyn
patemoster ute hadde, so sprack de geist amen. Do dat gebet ute
was. do sprack Arnt 'Kwige raste sij allen gelovygen seilen I' do
sprak de geiat amen. Do atont Amt op und vragede dem geiate,
off id ock ichteswat beter were. Do aprak de geist 'Gode sij ewige
ere und dij ewtch loen van gode! nn bin ick wol geapiaec' Do
vragede Amt 'Van wat sunden quam dij nu de pine?' Do antworde
de geist 'Van myner hoverdii' wegene, dat ick stiirck und geaunt was
in myme levene und nort alt aclite und achtentich jare und hadde
[bl. 17| ock groit gut na der werlde lope, und des nicht so vele
umme got en gaf! ala ick schuldich was, und alse ick in de kercken
quam, so wolde ick sitten an dem hoge^ten ende und sochte eyne
sachte stede, und als men dat hilge sacrament opborde, so en kneigede
ick nicht dan op eynen kneige und nicht op beiden kneigen, als ick
schuldich was, und ahe de namen Jhesus etft Maria genomel worden,
so en neich ick nicht, als ick schuldich waa. Und dat ick rike was
van wertliken gude, dat gafi my got umme drigerleige sake willen,
Ick was warhaß'tich in mynen worden, myn ja wa? ya, myn neyn was
neyn. Und wat dat ick der hilgen kercken schuldich waa van
teynden oß' van anderer schult und ock wertliken luden, dat ptach
ick to betalen, als ick hedde gewolt, dat men my liedde gedän, wau
men my wot achnidich was. Do ick eyn junck man was van dertich
jaren, do was ick nnchlant arm van wertlikem gude und ick plach
alto groten arbeit to done, raer id en halp my nicht und dat was
kjayner sunde schult. Iih plach des hilgcn dagea to arheidi-n, wat ick
to rione hadäe, bod>>n to fienden, dat dede ick op den hilgen Bundaoh
und kopeiiBchop to hnndelen, Ich plach eck myti körn in to voren
iu dem bowcde op dm hilgen dath nnd plach ock des hilgen dages
1o dobbelen und to dantzen. Hijr hadde ick alle dey teyn gebodf
godea mede gebrocken und dar unime so wort got lornich op my, «ant«
ick des hilgen dages gut wolde wynnen, und he leit niyn gut dar umme
vergaen inyt grotem uugeiucke. Ich wart gevangen und geschattet und
dat weder ersloicli myn körn, de inort sloich myii have doit perde
koygft, ilat ick so arm wort, itat ick ute deme lande woldc gäu, op
dat ick dar nicht veracheniet en worde, wan dat ick broit solde bidden.
[cap. 14.] Und do ick aus arm wort, do gcnck ick to uosem
])astore und cüigede eme myn grote ungelucke. I>o Eprack de pastoir:
Dat is alle diner groten sunde schult, dat [hl. 18] du den hitgrn
dach nicht en virest, dat du dar gut wult wynneu myt quaden speien
und myt arbeide. Do antworde ich weder dem pustore: Ick plege
doch de aposteldage to viren und de groten hochtide Do sprack de
pastoir: id en is neyn groter vire dan de hilge sundach. Woltu Beiich
im lyvo und an seile wesen, so halt de teyn gebode und vijr den
hdgen sundach golich dem hilgen kei'stesdaghe van allen saken gut
to wynnen*), Do ick dat horde, dat it des schult was myn grote
ungelucke, do sprack ick myne bicht van alle dem arbeide der hilgen
dage und dede penitencie und virde do mer und leit ock van dem
quaden speie, und dar na en starff my myne have nicht mer und ick
wort do rike van gude und sal ock nu hebii dat ewige gut bi.j godt*,'
Do vragede Amt 'VVu hette de pastoir, de dij so bekerdeV Do ant-
worde de geist 'He is geheiten fanctus Adolphus, he quam na dem
dode oppe den derden dach myt groter vroude to gode und ock myt
groter geselschop, de alle siindere badden gewesen, de he bekart
haddc myt siuer billigen lere, dat se penitencie gedan badden und
waren siner verbeidende in penitencien und in vrouden, dar sc got
gewiset hadde siner to beidende. Und so is id ock myt den preisteren,
de quade exempele geven den luden myt giricheit hoverdigen und
unknscheit und myt quaden speiende. Alle de lüde de na eren quaden
exempelen in pine komen, de verbeiden ock der preistere, winte dat
se ock sterven und vareu dan myt groter pine in pine to samene'
und do myt dem worde wort de geist kranck.
[cap. 15.| Des anderen avendea quam de geist weder oppe de
sclven Btede. Do vragede Arnt 'War umme oppenbarestu dij my iner
des nachtes dan des dages?' De geist antworde 'So lang« als ich
nicht pn mach komen to gode, so bin ick in der nacht, dar umme so
«ippenbarc ick my meist in der nacht.' Do vragede Arnt 'Wu lange
saitu noch pine liebii?' De geist aprack 'Noch two dage und twe
[h]. 19] nachte winte dat de myssen alle gedaen sint, so kome ick
to godf.' Do vragede Arnt 'En mach ich dij nicht helpeii, dat du
dusse twe dage und nachte neyne pine en drovest lidenV hebbe ick
*) L quiescens ah omnilius opehbi
mjn levendige*) yu affliiit verdeaet, Jos ghcve ick dij so vele als du
wolt. Do sachtu de geist 'Giff niy de» aflates twe (luge, dat du In
niyddage verdeynedeat, so en bebove ick nicht mer.' Do vragfitr
Amt 'War mede verditym^de ick to mitdage afflait?' Du antwordc
de getst 'Do du de twe armen lude over dat water voirdest uinmc
godes willen,' Do aegede Arnt 'Dat gcve ick dij in den nainen mises
leven heren Jesu Cristi.' Do sprak »I« giist 'üode sij alwege ere
und dij ewich loeii van gode! nu en h<-bbe ick noyne pine mer, du
bin ick g<.-suDt vaii allen pioen iles vcgevurs.' Item dijt afflatt vant
sieh in dusser wiae, Amt solde des mytdagos myt eyme pi-tdit lidcn
over de Rure, so queinen dar twe unne pelegryme und baden Arnde,
dat he se overvoirde umaie godeg wülun. Do nam er Arut eyoen
achter sick oppe dat pert und vorde ene over und reit do und lüildy
den anderen. Do sprack Arot to deme geiste 'Bistu nu reide, dattu
to gode varest, im du neyiie pine mer en Levest'i" Du aprack de
geist "Na dusaen Iwen dageu als de mysse alle gedan sint.'
[cap. 16.] Do vragede Amt 'Off ick nu atorvi^ were ick daii
ock in Sunden'?' De geist antworde 'Wanner dat de üuude sint gc-
bichtet und alse de mensche dar genoich vor dön wil, so siut de
sunde allen creaturen bedecket und got en wil er nicht oppenbaren,
so cu kan ich dij dar nicht van bescheiden. War dat du nicht van
gescheideu en bist myl bichtene, dat is kunt in dem hemcle und in
der pine.' Du vragede Arnl 'Wat is dat. dar ich geyne bicht van
geaprocken en bebbe?' Do antworde de geist 'Dallu diuen eveneii
cristenen menschen belachet hevest und des hilgen dagcs umme den
kerckholf beve^t gaen kallen uiider der hilgen my^se und dal du dine
kogelen hevest lateu hackeU-n, off du vK-igen woldes, und des [bl. *20]
hilgen dagea pleges to speien umme beir, dattu drunckest myt der
geselgchop' und dar to iiomedc de geiat noch vi-le sunde, de noch
vele kleiner werm, dat id wunder were to schriveu, und wat dat Arnt
gebiclitet badde, dar en wiste de geist nicht van to seggen. Do
vragede Arnt 'Bin ick ock de euode aiiderwor£f schuldich to biclitennc,
de ick eyns gebichtet h<--bhe?' Do sprack de geist 'Ja, als de peni-
tencie nicht gedan en were. Wanner dat de war (t)ruwige mensche
komet und hevet vele doitsunde gedan uud bichtet der eyn deü und
hevet der anderen vergeten uud woUle se gerne bichten, ofl he se
wiste, dem menschen wert vau dem preistere cleyne penitencie gesät
und van gode eyu lanck vegevur und he mach noch wol na dem d^-de
to gode komen sunder vegevur, so verne als he na dem bichten levet
•M lange, dat he vele guder wercke dot und glievet almyssen und
geit vele to der hilgen kerckcu »ftlait to lullende, wante umme den
hilgen kerekhoff und op hilgen steden dar mach eyn mensche afflail
haien van sinen sundeu als eme de hilge kercke seget, alle de tijt
wert eme gereckent vor penitencie.
[cap. 17.] Do vragede Arnt 'Dedestu ock rechte bicht, do du
•) levendaae?
I
5ä
sterven aoldest?' Do antworte ilc geiat 'Hodde ick rechte kicht ge-
sprocken, so en hedde ick nicht alsus lange sunder troiat in pinen
gewesen, und ao en hedde mj ock de böse geiat nicht mögen pinen,
mer so hedde my myn engel geiiomen, do ick starff, und hedde m}-
gevoirt in dal vegevur ulf war my got hedde willen hebben nnd my
ock eyne aeker lijt geaat, wu lange ich solde hebn geleden, unde
alae my gude wercke na weren gedän, de hedde ho vor gode gebracht
uude hedde my dan hoger ute den pinen gehaven van deme hovede
winto au den hals und so hoger und hoger winte an de vote und dar na
in den hemel. Do ich sterven solde, do vrageden my myne kindere,
off ich dat hilge sacrameul hebn wolde, do sprack ick ya. Do de
preiater quam myt deme hilgen aacramente, do quam my eyne |bl. 21.)
wrake van mynen grolea sunden, dat ick nicht en künde gesprecken
und dat quam my dar. van : wanner dat yemant tegen my mysdaeo
hadde, deme en wolde irh nicht vergheven, und wanuer men my to
aprack, so awelcli ick und eu wolde eme nicht autweren, und so wa»
dat paternoster tegen my, in dem dat iuh nicht vorgeven en wotde. Do
aprack de pasloir, do he aach, dat ick nicht gesprecken en künde:
Hinrich, begerstu des hilligen sacramentca und des hilgen olies, so
ala vor dij dat teiken des hilgen crucea! Do tekende ick my myt
dem hilgen cruce. Do sprack my de pastoir vor de gemeynen bicht,
dat ich myne aunde bedencken aoide, und de pastoir bekande myn
barde herle wol, dat ich nicht sprecken en wolde, do ich wol ge-
gprocken hedde, und he sprak mede iu der bicht: ich ge?e my
Bchuldich, dat ich dicke gesprocken bebbe, dar ich swigen aolde, und
dat ich dicke hebbe geswegen, dar ick achuldich was to sprecken.
Do horde ich wol, dat he myn harde leven rorde, und do kretch ich
groten ruwen vor myne aunde. Do gaff he my den hilgen Ucham
unaes leven heren Jesu Criati und dat hilge olie und he troiste my
do woi und segede, dat ich my nicht en leite hekoren van dem boaem
geiste, dat ick tjeyne bicht en künde apreoken, und sachte my: alle
de ghene de dat hilge sacrntaent entfengen in ccmc lesten myt be-
ruweuisae erer aunde, der is dat ewighe leven bij gode.' Do sprack
de geiat vort an Dat bevanl ick war. lledde ick do de genade nicht
gekregen, so en were ich na nicht aulich geworden effte nummermere.'
[cap. 18,1 Do vragede Arnt '\Vu helle de pastoir?' Do ant-
worde dey gelst und aachte 'He helte Uiselbertua, got sij sin troist!'
Do vragede Arnt 'Is he ock nach in pinenV 'Ja' sprack de geist
'He is na in pinen und be weit wol, dat he verioist sal werden na
velen yaren, anders ao is ain pine der hellppine gelich.' Do vragede
Arnt "War medc hevet be de groten pine verdenet?' Do antworde
de geist 'He hevet vele mer der wcrlde gedenet dan gode, he hefft
den hoirsam der hilgen kercken vake und vele gebrocken, [bl. 22]
he plach syme kerapele quade exernpele to geven myt giricbeit unde
myl unknscheit und he plach to gebeiden de hilgen dage to viren
und brack ae selten myt arbeide und myt körne in to vorne. So
lerden sine kerspelslude van enie, dat se des geliken deden und
spraken: he is giiich und uukuysch, nochtant so were he gerne to
gode, wij don ock also wante wij en kunneu nicht beter wesen, dan
he is. Also Icveden silier kerepelslude oyn deil na eme und sint ock
in siner pine-' Üo vragede Arnt 'En macli men dem pastore nicht
helpen ute der pine W Do sprack de geiat 'Men maeh de pine wol
corten, als ich dij vorgcseget hebbe, myt myssen almyssen ynnegeii
gebeden und myt anderen atidate.'
|cap. 11). I Do vragede Arnt 'Kn dedeu dij dine kindere neyn
gut na?' Do iintwordc de geist 'Ach des was my vele to cleyne,
Wat ick vor gedan liadde, dat bevaiit idi, nnd ich hadde grote pine
umme myner kinder willen, dat ick eiie groit gut gelaten hadde und
sey deiiden dat myt grotem kyve und vergeten myner dar raede, und
got gonde myr der genade, dat ick my oppenbarde, dat mync kindere
wol dachten, dat ick in groten^ pinen were, und do hadde ich ua
eyne nichteu, de geiick myt wichgelige umme, dar to geugen myne
hindere und baden se, dat se my laden solde und vragen my, wu id
umme myne sake were. Do sprack myn uicLte : dat wil ick gerne
doen, wante he hevet dat wol verdenet tegen my, und loet my weder
to kumen, und se tnende, id were al myt gode. Und in den worden,
dar se my mede loit, quBm de böse geist to er in gesteltnisse als
ich plach to gane op erden und leit, off he myne cleidere ane hedde,
und se munde, dat se vele seile myt sulken worden hedde to gode
gebracht. Und de böse geist sprack myt er; leve nichte, ick bin
noch in groten pinen, Do vragede se und sprack: leve frunt, war
mede mach men dij helpen V Do antworde de hose geist: du salt
niyneu kinderen seggen, dat se my mallicb eyne Akenvairt gaeu und
laten iny liegen Bcilemysse leseu und de quater tempore na vasten
eyu jar to watere und to [bl, 23 1 brode und geven*) negen witte
alraysseu in der qualer tempore. Und dat leit myn nichte don, und
id en halp my nicht, waute id tegen de gebot der hilgeu kercken
was. Do dat yä,r umme kumen was, do quam de hose geist weder
und sprack to er; leve niehte, id is wol vullenbracht, nu vare ick to
gode. Und dat dede do myn nichte kundtch niynen kinderen, dat
ick myt gode weaen solde. Do en dedeu my myne kindere neyn gut
mer na, mer dat gemeyne gehet der hilgen kerekeii quam my mede
to staden, sunder uicht so sere als den seilen, de luttcrliken gebichtet
hadden vor erme dode. So dicke ala eyn mysse gedan wort, dar
hadde ich al myn deil äff.'
(cap. 20. 1 Üo vragede Amt 'Sint de mysse van allen preisteren
gelicke gut gehoirty' Do antworde de geist 'Got is dar al gelike
groit unde mechtich in eyuer yuweliken mysse, mer se en is alten
menschen nicht gelike gut gefaoirt, so vere alse se wetten, dat sc
levet tegen dat gebot der hilgeu kercken. Und se en is ock deti
seilen nicht so gut als eynen reynen preisters mysse, waute got gerne
reynen deyuereu hoirt, und alse eyn preiater sine bicht gedaeu hefft
*] erogHbuut in piiis demogiiias u
triliceoa siw ullios punes.
UD<} wit waie peuitencie dort, dan is ock de mysse gut.' Do viagede
Arnt 'Is ock dat den seilen gut, diit men offert to dem nltare?' Du
antworde de geist 'OfTer to de^m altare to brengen dut is almysse
und dat ia den seilen to ncile nutte myt der hilgen mysae, als
id van rechtverdigemo gude is. iJarna is id ock vor gode gut «ml
19 ock de beter, dat id wert gelacht, dar de hüge mysse iegen-
wordich is, und it is den prt-i»tereii böse, wan dat se dat offur nicht
en verdeynen, also se schuldich sint rayt vigilien und myasen. Und
wan se des nicht en behoven, so solden se id umme got ghevcn, so
weren ae darvati vrtg und lois,'
fcap. 21.]*) Do vragede Arnt 'War ia din nichte gebleven, de
so plach to wichgelien?' De geist antworde 'Se is noch in pineu
und se weit wol, dat se to gode komen sal, wante se mende, id en
were neue wichgelie. Se plnch rechte bicht to apreckene und so
underwisede den pastoir also dat he er orlefF gaff to wickende, und
dat wert in eme to male harde gepineghet. Und de bösen geiste de
mGD- heilet witte vrouwen effte hilge holden dey quemen [bl. 24] to
er und sachten, dat se de hilgen holden weren, de under der erden
woueden und under den schonen bomen und under den krusen busachen
und notneden ere der stedo vele in der lüde hove, dar se woneden,
und sachten ere, dat se de lüde warnen soldo, dat se ere stede reyne
beilden, so solde id ene wol gaen an erer nenngo. Und dat dedo
myu nichte den luden kunt, und we des dan geloffte, dat de bösen
geiste de guden holden weren. und deden ene ere, dar kregen dan
de boeeu geiste macht over. Wanncr de lüde dan dat vcraumeden.
dat den bösen geisten de ere nicht to eren willen en gescha, so
quemen de duvele dan und deden den luden schaden an erer neringe
umme eres uiigeloven willen, dnrto ock an der lüde kindere , und
wan dan de lüde in schaden und in verdreit quemen, so gengen se
dan na der wichgelerschen und uemen myt er rait, wu id bijr umme
mochte wesen, dat ene ere neringe so to nichte worde und wu dat
eren kinderen mochte gescbein wesen, do antworde dey wichgelersche:
ich wil beseyn, wu dal id dar umme sij. Sa quemen dan de bösen
geiste to er und spreken: uns en wert nene ere gedaen und ere
kindere hebn unse wonynge unreyne gemaket, se soldeu des donerstages
*) Ah Probe wie Johannes von Esuen iiberneUl dient folgendes: QvPBJvit
ArnolduB Ubi est neptis tua BortileRB quae aic divinnabat Respoadit spiritos :
Ailhuc deiiuetur iu peuis et certilicMUt est quod ad deum pervcalet, putaliat. eDim,
quod BUtt pracücu tian essent supersticioBii et {luram tonfeEsiouem cuusuevit facerc,
et pastor eam ad talia licenüiivit, Sei hoc gmviBsiine iu ipso pnstore puoitur et dure.
Et Spiritus maligrii qui dicantur peiiHJeB vnlßo liilige holden vcl witte vrowen
[G Witten vrouwen] veneruut od eam dicenUB se eBse doninas ulbus quae nah
leri» moraiitur buli frondoaia et pulchriB biisuis et arburibuR criB|)ia exprimeado et
dCBJgaandu mulu loca similia ia curtibiis buminani aita, in quibua ee liabitare dicc-
bant. Diüebaat eciam nepti mee, at avisaret homineG, quod loca babitacionis dictaram
dominamm munda coDservareut, qnia sie in aetibns et nefforiis Biiis prosperare
meiebuntur. Die entsprechende Stelle aus /> ist nebst Varianten aus F und
Germania 11, 41i von Kimfmann, aus y Germ. 17, 77 von BiTlinger,
Mnd. Wb. VI. s. v. hohlen non Lübben mÜgeteiU.
den aveiit vro to beddc' gän iiucl maken dat hfls sclioiie und beruidvn
de tafelea myt schöner spise, dat wij eten; dan soidu id eoe wo] j;än
in allen saken. Und dat dede de wichgelETSche dan den luden kun-
äicb, uud dat de lüde also dedeii, so leiten se de ludci dan ungepineget
und so kregen de bösen geiste de lüde in ere gewalt, der se myt
anderen saken nicht krigen en künden. Nota bene: item alle de
Lghene, de gaen na wichgclien of wichgelie doen. de galt ute der ge-
■tiralt godes in de gewalt der bösen geiste, und welich pastoir witlikun
Flu sycie kerspele de let gescheyn, de is ock under der macht der
bösen geisle.' Do vragede Ami 'Wat geiste sint de guden holden?
BJnt id ock duveleV Do antworde de geist 'Id sint alle verstoten
geiste und siut eyn deils ute Lucifers köre, des sint se deste kun-
stiger wunder t« done." Do sprack Arnt 'Wat böte ia dar weder?"
De geist fbl. 25] antworde 'Warhaftich gelove, dat got boveu al is,
dar men alle böse geiste mede verdriven mach. De böse geist en
mach dem menschen nicht mer dön dan be verdeynt. Wanner eyn
meoBche quaden geloven hevet effte dat he sine vire brecket, so let
eme got wol wes bescliein, dat he viren moit, w.tute alle gchodc moten
gehalden sin vor effte na in pinen.'
[cap. 22.] Do vragede Arnt 'Komet alle geiste to gode, de sick
op erden oppenbaren in pinen ?' Do itntworde de geist 'Neyn, Ich
bekando eyuen man op erden, de plach arme lüde tu verdrucken
und besloich eyne gemeynheit, eynen kamp dar der armen lüde have
to weiden plach, darna starfF de rike man und wort gepineget oppe
deroe kampe drei jare lanck, so aere dat dar wunder gescach, he
brande alse eyn groit buscli und na den dren jaren wort he begravcn
Id de helle. Ock so bekande ick eyneu man, de böse was und wort
doit geslagen van sinen vyanden unrl he solde nochtant achte yare
gelevet hebn, er he naturliken dodea gcslorven were. De was oclc
do achte jare in pinen und quam darna in groter pinc,' Do vragede
Arnt na anderen steden dar du lüde ock wot plegen to seyne, wat
dat dat were. Do suchte de geist van somygen hiden, der eyn deil wol
eeslich iare doit hadden gewesen, dat id wunder was, und id waren
Lde meiste deil ackerlade gewest und hadden malHck ander er eyn
Fdem anderen sin laut »ft' gewunnen uud gesttden und ock ander sake
Fgedan und waren de meiste deil oppe den steden, dar ^e de sunde
gedän hadden. Do vragede Arnt na eynem manne, de eme to mal«
na was unde hadde myt siner husfrouwen vele kindere, war dat sine
seile were. Do antworde de geist 'He is nach in grotcn pinen und
— sal na velen iaren tn gode komen, und lie is bewilen btj syme sone
■rHinrike und dudet eme sine kindere, wan dat se de cristenheit hebn.'
K)o vragede Arnt 'War umme let eme got de machte Do antworde
[ dey geist 'Wan dat got den menschen plaget, dat is siner sunde
schult efft siner alderen suntle, dat he er gut hevct, elte id is des
schult, dat ene got to sick liebben wil Unime drigerleige [bl. 2G]
sake willen plaget got dicke den menschen, und so is id ock myt
f fiinrike, dat de geist sine kindere dodet: umme siner sunde willen
56
lat he
-4
[inriob
und umme einer aldeien suiidtt willen. He an pleget gode nicht tu
Vruchten, he heftt gerne knechte, de des hilgen düges wot i;len und
vureu to holte. De heldet he leyver dan de vasten willen und gän
to kercken, und he eu doit dem geiste neyii gut na ab he üchuldtch
is to done, wante ho was »in naturlike vader unde hadde eine gut
gedaen. Umine dusser sunde willen ao let got dem geiste de kiudere
doden, und he hefft er iiu teyn gedodet ab so cristen geworden weren
und sal se alle doden de sin liusfrouwc noch krigen mach, it eii sij
sake dat ho penitencie do. Ok so hevet de geist de macht, dat he
eine an sin lifi' mach tiiäten unde vermanen ene eyns, dat he
kranck sal werden, od he sterven solle, mer he sal weder op kom
sunder he moit dar eyn teikeo äff behalden alle sine levendaghe, ^
men an eme seyn sal.'
|cap. 23.] Item dat gesclm dar na dat dusse vorg. Hinri
wart geroirt van dem gei»te. <le sin vader gewest hadde, und wart
so kranck, dat ene de arsten uvergheven. I)o dachte Arnt wat dat
he van dem geiste gelioirt hadde, dat id eme alao gaen solde, wert
dat he nicht van den sunden en leite. Do genck Arnt to Hinrike
und sachte eme, dat lic nicht sterven en solde, und sachte eme ock
de sake, war id eme her ijueme und war umme dat de kindere storven.
Do he dat wair vant, dat he weder gbenas, do virde he mer de hilgen
dagbe und dede syme vader gut na unde sint hevet eme got ner
kindere verlent, de sint levendiiih gebleven. Und Hinrich hevet eyn
teiken vau dem geiste hehalden, dat he hevet stedeshen, o£F eme sore
vreiac, und dat teiken beheldet he sin leveu. Do vragede Arut
'Wrecket got ock sinen hilgen sundach an der lüde kindere?' Do
Bprak de geist 'Nicht allene over de kindere, mer ock over gut, perde
koige und ander gut, dar wrockct got sinen hilgen sundach an, dat
meu sprecket: wij willen uusc koin op eynen houp [hl. 27| setteu!
wachte wij oppe den mandach, so wert id aliet to nichte. Meu solde
umme alle der werlde gut nicht eyn gebot godes breckeu! wert dat
eyn mensche eyn gebot godes hreke und mochte dar so vele gudes
mede wynnen. alse alle de werlt iniie hevet, und de mensche dau
dat gut umnie got ghevc, de tneu^che en mochte nicht to gode komen,
hey en heddc eirsteii ruwen und hicht gesprocken und dede penitencie
vor de sunde, Were ock eynich mensche godo syme scheppere also
truwe, dat he eyn gebot nicht hreckeu en wolde, dat he alle der
werlde gut darmede wynnen mochte und glieven dat umme got, den
menschen hedde got to male leid' und der truwe en wil got nicht
lange ungelonet lalen. Ock so geit de hilge sundach boven all»
liilge dage, wante got sine grote wunderwerckw alle oppe den hilgeu
sundach hevet gedau, und men sal den hilgen sundach viren van der
eyner mydderuacht winte to der anderen.'
[cap. 24. 1 Item do sprack Amt to dem geiste "Ich wolde, dat
du my eyn teyken woldes glieven, weme ick dusse wunderwercke van
dij sechte, dat he des geloii'te.' Do sprack de geist 'Is was my noit,
dat ich my dij oppenbarde umme cortinghe willen myner pine,
I
57 ^
teikeu to geven, des en is my nicht noit. Ick en wil dij nicht sfggen,
dat legen den hilgoii cristengeloveD is. Wey is iiiclit geloveii en wil
nix'h i?u kun, de wachte, winte he geloveu viude, als ick gedaeii bobbe.
Ich eil wolde den gebodeti gode» nicht geloveu, nii heb ick geloveu
vunden. De cristengelove steit dar an, dat meu gelove, dat got is
in bände der preistere bedecket in tigiiren brodes und wyiies. 80 ist
ock verdenstelich, dat meii gelovet godea wuiiderwercken, de he al-
mecbtich is to doiie, und des is uoit, dat men den worden godes ge-
love. Id en in neyn gebot van gode dat men den geisten gelaven
solle, und dar unime is gesprocken wey dat allen geisten gelovet, de
wert bedrogen, und uck 50 is geacreven: wilt se Moyses und den
pi'opheten nicht geloveu, so en gelovet se den doden numroer mere,
unde dar umme so en mach ick neyii teikeu geven und id is dij und
ock den gheneu, dey myt dij hebu geseyu und geboirt, |bl. '26| ge-
uoich iu pineu geoppenbairt, lUt du und se wol to mögen seyo, dat
gij na dem dode nicht in groter pine en komeu-' Item Arnt de
vragede 'Hedde eyn menscbo eyne sunde gedaen und en dorste der
uiclit bichten van seliemede weghen, mochte be so vele bij dick selven
nicht d6n dar vor, dat ae eme got vergeve aunder bichtenV l>«
sprak de geist 'Ocb, dat i^ nl des duvels drotcb! so plach ick ock
tu done 1 dat is alle vor gode doit, wante it tu mncb nicht heipi'U,
off meu preistere krigen kan. Hedde eyn mensche alle sin levendige
wol gedaen und dede op dat leste eyne duitsunde und etorve dar
yoiiB Bunder ruwmi und hiebt, he moste jo in de helle, mer he
en hedde nicht dan eyne pine in der belle, und dey hundert doit-
Hunde heft gedän, de bevet uck hundert pine in der helle, äo lonet
got alle dinck ua rechlverdicbeit. I>esgeliken so cu blivet neyn gut
ungelouet'
[cap. 25.] Dar mede sprack dt; geist 'Ick inoit wanderen inync
pek'grimasien , aunder du salt oppe den derden avent weder oppc
ÄoBse stede komen und du salt eyn uge tho binden, dat du nicht
>niede en seist de wile dat ick dan m^t dij aij und aprccke myt dij.'
Do vragede Arnt 'War saltn dusse twe dage heue varen'/ bevestu ock
weno myt dij?' Do sprack de geist '-Ja ick sal mynen cngel myt my
hebn, de sal iny vorgaen und ick sal seen alle de pine der ver-
doraedeu seilen und sal ock seen de mannichvoldigen piue der vege-
vure und sal darna seen de grotun vroude der selighen seilen.'
Item alse Arnt iner vragen wotde, so quam eyn schtn als eyn sunnen-
blick und was vort myt dem geiste enwech. Do quam Arnt oppe den
derden avent weder oppc de aelveii stede und dede myt dem ogen als
eme de geist hevoleu hadde und genuk oppe dem hove, dat id wol
mjtuauht was, er dat de geist wedur quam. Und Amt bestont to
iwivelen, dat de geist nicht mer weder en wolde komen und wante
sich ummc und wolde to hus gaen. Do quam de geist und sprack
'Vrage my, wes du wolt!' Üo bleilf Amt stände und wart aere ver-
vert und en dorste nicht sprecken, wante de geist en quam nicht als
he vor plach to körnende, Ilc eu was nicht to sejTie, wante he
was als de dare suitue und dat Icit und scheya also ciarc, dat he
Dicht ea künde ^^CEein vor der groten jbl. 29] clarht'it, so dat Amt
dat eyn oge dat em ungebunden was dat iras cmo duncker geworden,
dat bc dar nicht mede en sach winto op den ttynden dach na dem
dage. Do sprack de geist na dem anderen male 'Vrage my !'
|cap. 26.] Do sprack Amt myt grotcm vruchten 'War hevestu
alsus lange gebleven und wat is dusse clarhoit?' Do sprack de geiet
'Wat du sust dat is de genade Jesu Cristi, ich en mach my nu nicht
Hier oppenbaren als ick plach to done. Ich bin nu gecledet myt dem
cleide der ewigen vroude und bin gespiset vor den ewigen hunger
und bin gedrencket vor den ewigen dorst. Do du dlj umme kerdes
to dem huse, do was ick nochtant ho vcrne van dij als eyn stark
man mochte wanderen van Adams tljden wiote op duBse tijt, und ick
was an der etede, dar ick sach dat gebenedide nngcsichte Jesu Cristi
und ich fia ock alle dinck, dat in bemele und in erden geschacb, und
was noch so verne van dem gebenedidcn angesiebte Jesu Cristi, als
eyn starck man hedde mögen gaen bynuen alte velen yaren. Und eu
lait dij des nicht verwunderen, wante de mau de rike was und wort
begraven in de helle, de sach ute der helle op in den bogesteu hemel
und sach den riken Lasarum in Abrahams schote, dey oppe der erden
arm was gewcst, dat eyn lanck wei:h is. Und tck such ock in der
stede alle bedroffnisae der seilen und sach to gode vort alle vroude,
und de vroude de ick sach to beiden siden boven und beneden tegen
eyn ander de was so groit, dat alle der werlde wisheit cn künden er
nicht ut verataen. Item ich sach dat Cristus Jesus gelijck was eyme
vorsichtigen rechtwiscr, dat Le alle dinck na dem dode to rechte
wisede. Ich sach, dat de guistlike lüde gewcst badden van nnbegynue
eres levens wint oppe dat ende, dat he de satte in dal hogeate koir,
dar he selvcn ynne is. Und dar na satte be de lüde van staten li>
staten, dar na dat se gewest liadden, und deilde se dorch de negben
köre der bilgen engele und de lüde van cleynen verdenste und du
hoverdich gewest hadden und sich bekerden vormyts penitencJen. de
satte be na erme verdensto in dat nederste koir. Und so is id ock
myt den kinderen, de yunck sterven und hebben de hilgeu dope eut-
fangeii, de komet ock in dat nederste koir. Und de got bogher wil
hebn, den let be grnter pine liden, er se sterven, wante we ncyne
sunde en hevet gedän, de en darf nene pine liden na dem dode, nier
bü moit alle pine bfschouwcn er he to gode kome. Und so ist |bl.
30] ock myt den verdoraedeii seilen, de seyn eirst alle vroude, eer
dat se in de pine komen.'
[cap, 27.] Do vragede Amt 'liekentes du ock wene in der pinu
efte in vroudeni" Do sprack de geist 'Ya! eyn geist de to gode
komet de en darf nicht viagen, he bekennet alle dinck und he is ock
so anel als dey dancken des menschen. Ich sach wu dat de lüde
oitniodiger hadden gewest op ertrike, wu dat sii hoger in vrouden
wereu, und wu dat se hoverdiger gewest hadden und böser op erden,
wu se deiper in pinen waren. Und de hoverdigen de myt pinen und
I
I
penitencien in vroude weren kumen, de warten in der tusdersteii vroiids
und de was nochtaiit so groit, dat se nicht en künden geloven, dat
got groter vroude hebbe, und de seile de böget ein in vrouden, de
wetten wol, dat er vroude groter is.' Do vragede Amt dem geiste
vort und sprack 'En machstu my nicht eeggen, war dat ick viireu aal
na dem dode und wa lange ich levcn sal?' Do antworde dcy geiBt
'Welken stait dattu verdeynst, diir saltu varen und dania dat du
gode deynest, darna saltu leven. Sunte Fmticiscus de wile ho
nochtant wertlrch was. do en was h« nochtant der mynnesten vroude
nicht werdich, iner na wart he werdich der meisten vrouwede, wante
ick sauh ene in der iegenwordicheit Jesu Cristi, He hadde eyn schone
cruce in sinen handen, dar nicht äff en is to spreckene van eyme
menschen. So mach ock eyn mensche de wile dat be levet ver-
deynen, dat he wol boger komen mncb, dan bey hedde gedan off he
ynuck gestorven were.'
[cap, 2s.] Do sprack Amt 'Sal ick ock dar loen vor hebbeii,
dat ick dine pine gekortet hehbe und wo groten anxst geleden'/' Do
sprack de geist weder 'Du und alle de gbene dey den gcisten ere pine
körten dat wert ene allet gelonet ia der ure des dodes.' Do vragede
Amt 'Mach ick ok den worden wol gelovin, de du my seghedes, do
dey hose geist nochtant bij di.j wasV Do »ntworde de geist und
aprack 'Den worden en saltu nicht geloven, wol dat dar gude wort
mede waren. Wanner dat de böse geist gude wort ut ghevet, so
wolde he den menschen to male gerne bedreigen, und dar werden
vele lüde mede bedrogen, dat se geloveu an dat w:iirseggen, dat dey
boae geiste dryven dor der wichgelieu rait. Dat gelerdc lüde wich-
geliehoicke hebn und gheven rait myt water segene effte royt eynigeu
anderen saken, dat sich de lüde leift sollen gewynnen effte baten,
[hl. 31] wu dat äu wichgelie gescliein mach, de siu alle gescreven
utc demc boicke des levens in dat boick der verdomcden seilen. Kff
se nicht weder en keren vevmyts penitencien, so sint so alle ver-
domet. Und wey dat de boicke behelt und en wil er nicht versturen,
dem en mach de penitencie nicht bclpen wante de boicke noch mer
seile mogepi doden.'
[cap. 29.] Do vragcdo Amt 'Wat states mochte ick annemen,
dar ick gode bebegeÜch ynne wordeV Do sprack dey geist 'In aller-
leie State, de nicht verbodcn en ia in der hilgen scrift, mach meii
selich werden. It were groit verdreit, de eynon orden aniieme, den
he nicht halden en mochte, winte oppe dat ende dat ene got balde.
Welick mensche dat eynen orden annenie, den he seghe dat hey nicht
gehalden en werde van den ghinen, de dar ynnc weren und genghe
dan dar in. de mensche dede als eyn, de dem anderen volgede in
den putte und wil sick mede verdrencken. So were id bettor, dat
he dey hilltgen echtschop anneme und levede des arbeides siner
hande, so mochte he komen le godo in dat koir der echten lüde,
dan de dat hogeste koir verdeynen solde und en helde des orden
nicht.' Do sprack Amt 'Comet ock vele ackerlude in pine, de groten
nicnt
brbeit doenV Do antworde du geist 'Id U inyt allen luden darna dat
Kie de teyii gebode godes haldeii, Ich hebbe vele ackerludc in ptneii
' gesfin und nicht vejc; in der meisttüi pine. De rovere dey se plegeu
to versturen de nemeii ok erer suiide vele, und dey heb» de iiieisU'n
pine, und ock so heb ick wol doitslegerc geaeyn de vele lüde to un-
recbtö doit geslagen hadden und de hadden ock alle der lüde pine,
de Vau Aen to uurechto vormordet nereii, und de meisten pine hadden
de gbeue, dt^y groit orlugbe üp gehaven badden, dat dorpe und stede
verbrant worden und de lüde tn uorechte doit geslagen worden, dey
säten iu alte groten pinen. Und ick bebbe ok alte grote pini; gübal
umme bernens wiDen Do ick van vijff und twiiiticb iaren alt was,
do wort ick mede verbodet op eyne reise, dar wij branden vele huse.
Dar was ick al niyt den eii'Bten und Stack de huser mede an. Du
was dar eyn bus mede, dat horde der bilgen kerckon to, dar atack
ick eyn hus so na bij an, dat der kercken hus aiede brante. Dar
vor leit ich alte grote pine lange tijt, wante [bl. 'd2] ick dar nicht
geuoich vor gedan en hadde myt penitencien.' ^"
(cajj. 30,] Do vragi'dc Amt 'War umme quemestu op do
pine to liden und nicht in dat vegevurV Do aotwordo de geist
ich scheiden aolde van myme licham, do quainen de boscn geiste
dcden my kunt, dat ick in doitsunden were und en heddo neyuo bicbl
gesprocken, und sc uemen myner seile war und woldeu my in de
helle voren. Do i^uam de engel godes und kerde de bösen geiste van
my winte so lange dat sich lijü' und seile schedde, und so wort vort
dat ordel over my gegeven, dat ick in dat vegevur soldc eyuc tijt
lunck fiunder tale, und dar solden my de bösen gelste pinegcu, so
lange winte ich genoich gedaen hedde vor de sunde. Do bat de
reyne juucfrowe Maria vor my und de grote sunte Jacob, dat ick
oppe der erden bleve, dar ich de sunde plach to done, und dal luy
dar nicht dan eyn böse geist pinegcu en solde. Und dat wurt ene
getwidet van gode, dat ick oppe der erdeu solde bliveu. Und do
Schede sich lijff und seile, du enliV'nck my myu engel und hedde my
node verlaten, mor id en inocbte my nicht baten, und gaff my dem
bösen geiste, de my ijuaderi rait to gbeven plach, dat he uiy reyuo
muken solde myt groten ])inim/ Do vragedc Arnt 'Wat denstee beddestu
gedan der werden iuncfrouwen Marien und deme guden sunte Jacob,
dat de so vor dij badenV Du geist antworde 'Ick plach eren avent
t" vaston to beir und to hrode und eren dach to viren boven alle
andere hilge dage, vor den claiuen denst heb ick groit ioen entfangen.
Sunte Jacob den hadde ich gekoren vor eynen vorsprekeu in der tijt
wan dat ich sterven uuldo und riarumme erde ich ene mer dan de
anderen apostelu. Und so macii eyn yuvelich apostel vor den menschen
bidden in dem dode.'
[cap. 31.] De vrageile Arnt 'En woldeatu icht, dal du mocbtes
levenV Do sprack de geist 'Ick woldo vil leyver beruen in dem
vegevure winte oppe den jungesten dach, aU got wil richten over da
levendigeu und over de doden, eer ick nach eyns den doit liden 8ol4ft
6t
und de vorvemisB«, de ick do leit.' Do vragede Amt 'Komet ok vele
geistliker lüde in pine de orden hebben ?' Do antwordc de geist 'De
geistliken lüde, preistere und nunnen und andere geistlikc lüde, en
hebii na dem dode neyne pine, dt* eren orden recht halden. Mcr aey
moten Girat alle plne besein, er dat se to gode romen und dar varet
86 de en^el [bl 33] vrig sunder jiin«-. Und gciatlike lüde de eren
(irden gübrncken liebt uiyt liovcrdij'e, myt giricheiL und myt unkuscheit,
de werden gepineget sunder barmherticheit, off ae nicht penitencie eu
hebn gedan.' Do vragede Amt 'Wu lange sa! de werlt nach stän?'
Do antworde de geist 'Des en mach neyn geiat wetten sunder got
allene und in dem so en is neymant, de des begere to wettene. Dn
got an dem t-ruce startT vor unse schulde, dat was tnydden in der
werlde. Do weren so vele menschen op erden iils vor effle na to
eyner tijt gewest Uevet off kamen mach. Dar bij 80 mach men
dencken, wu lange dat dey werlt staen mach.' Do vragede Arnt
'Wanner sal Endek^rst geboren werden?' Do antworde de geist
'Wanner dat iii gode behaget, so wert he geboren, und alle siike und
dinghe solen geacbcin als de propheci« .sprenket.'
[cap. 32-1 Und do sprack de geist vort to Arnde 'Du soldeat
vragen na arsedien, de dij iioit weren, und iaten gode myt ainen ver-
borgenen Silken unbi'koiet. De geiste de to gode comen de wetten
alle arsedige und sin gelich den alden vorsichtigen arsten,' Do sprack
KAmt 'ich bin an myme lichame kranck, giffmyrait!' Do sprack de
Hftiat 'Dat 3ey ick wol, dat du tobrocken bi^t an diner rechteren
^mden' und sprak vort to Arnde 'ick en nieyne nicht den licham, ich
^neyne de seile, dey dar allewege levet. Wat dat de licham begert
vor arsedie dat is der seile vaken eyne doitwunde, gheve ick dan
rait tegen de seile, so were ick eyn böse arste. Wanner de seile
gesunt w.rt, so sal ock de licham gesunt werden, und dat sal gescheyn
in dem jungesten dage. Als Jesus Cristus de doden licham van nichte
weder doi:l opstaen und ghevet dan weder to samrne HS und seile,
wey dar eyne gesunde seile hevet, de sal dan so schonen lijff to der
seile hebn, dat des neyii herte ut deneken en mach, wol dat de
lichame alt und kranck sint gewesen off cleyne kindere gewest sint,
dat en is in der tijt neyne scbelinge.
[cap. 33.] Do vragede Arnt 'Wu mach ick an der seile gesunt
werden?' Do antworde de geist 'Halt de teyn gebode godcs und
wea oitmodich, rechtverdich und barmhertich und wes darto duldich
in allen verdreite! hebbe got leiff boren alle dinck und do dyme
'en menschen als du woldes, dat he dij dede, so werstu gesunt an
und an seile." Do vragede Arnt 'Mach ich ock wol siechte cleder
il. 34] dregen, de geverwet sin, sunder sunde?' Do antworde de
ist 'Off dar neyne hoverdige mede en is offte neyn ordeu, dem id
verboden is.' Do sprack Amt 'Mach ich ock don seidenspel aunder
annde?' Do antworde dey geist 'Ja, als it gode to eren geschut!
'an ment den luden doit und godes dar mede vergebet, so is it
ude, und alse men speiet, so sal men der vroude Jesu Cristi mede
gedencket*), eo ie id wol daet.' Do vragedp Amt 'Wat is dat
wjsseste Ißven raede to gode to komenV' Do antworde de geidt weder
'Alu tiyn mensche levet in eyner guden gewoiitheit, dat he gode in
syine herten droget to allen tiden, wan id eme ovele geit, dat he dan
den gebenediden Diimen Jesu Cristi anropet, wan he dan stiTven sal
und eme dat berte brecken wil, so komet eme dan sine gude ge-
wonbeit, dat be dan ropet off dencket: got waldes, so komcti dan de
guden engele und entfarigen mie dan in godes gewalt. Alse de böse
mensche sterben sal, so komet eine sine quade gewonde, dal he quait
deucket eder spreket, so komet de bösen geiste und entfnnget enu
in er gewalt, alse se ene ao vinden. Dur umme Bai men gut leren
nnd leriin so sterven myt gud<?n wercken.'
[ciip. 34.] Vort Bpi-ack de geist 'Wal dn vrageu weit, dat make
mit! leb sal vari-n in godes numen in vrouden sunder tale.' Do
vnigede Arnl 'War saltu varea, in dat paradijs ot' in den herae)?'
Do antworde f\<i geist 'Ich sal varen in de selven stede, dar Jesus
Ci'istus Adam und Even voirde myt erer gesetscbap, do he se nam
Ute der vorgL'bcrgf'te der belle, und waren siner dar beidende, dat
he se myt sich to bemele vorde. Dar sal ick vorbeiden op den
teyndcn dach na duaseme dage und sal dan varen in dat derde koir
der bilgen i'ngale und e:il dar dan seyn dat bilge gebenedigede an-
gesiebte Jesu Cristi unses heren van ewon to ewen. Und als ick
dar gekomen bin, so salin weder aeyn myt dem ogen, dat dij ver-
dustiTt Wert van der groten clairbait dey du nu sust. wante dal oge
moit dij dualtT blivi^n winte op d(.'n teyndeu dach.' Do vragede Arnt
iiver na eynie manne, de sin vrunt plach to wosene, war dat sine
seile W'-Tu. Do antworde de geist 'Ich sach ene in dem köre, dar
ick in sal varen, uude hey en baddc na dem dode nicht lange pine.
Hey was seven nre in dem vegevure und quam daina in den heniel,'
Do vragede Amt 'War med« badde be de groten genade verdeyniy
lipy was doch eyn Ibl. 35 1 ackerman und moste doch ock wijff und
kindere besorgen.' Do antworde de geist 'He wus oilmodich, he was
rechlverdicli, bc was barmberticb, be was gedutdicb in alme liden,
hey slarff myt groter begeringe to gode und so is he selich ge-
worden,' Do vragede Amt ok na eyner vrouwen, de badde langbe
tijt eyne wedewe gewesen, war dat ere seile mochti' wesen. Do
sprack de geist 'Sey is in dem acbteden köre der bilgen ongele neisl
den juncl'rouwen und wert dar georet myl groter vroude, wante au
plach de bilgen kiTcken to cren myt er^-n almyssen und cleynoden.
So befft se verdent, dat se glieeret wert gelicb den presteren, de
godi.' nayt ynnicheit hebn gedeynt und bebt vake mysse gehalden
van gotliker lev« wegen und niibl van gebode. De preistere
werden geaat in de iegenwordicheit Jesu Cristi, wante se eren willen
der bekoringe gebrocken bebt und bc'ht vulb-ubraeht den willen
Cristi Jesu.'
*) lies geiieni'kpu.
63
J^cap. 35.] Item de geist epractc vortan van so vele geaaden,
dey Gaen verdeynen mochte ia der bilgen mysse, dem sine sunde leit
werea, dat id wunder is to sprecken, van den presteren, de myt
innicheit mysse singen eff lesen effte de to der myase deynen. Item
in dem cirsten sprack de geist 'Do wair ruwige mensche vindet in
der myssf alle siner seile selicheit. Wanner dat de wair ruwige
mensche sprecket \u der mysse: here Jesu Criatus. wl's my armen
sunderc barmberlich umme diner graten barmherticheit willen! dey
worde boret got leyver dan alle der engele saiick in dem beuii-le.'
Unde he sacbte vurtan van vele verdeosles, dat in der mysse ia to
verdeynen, dat des eyn deil unbegripelicb ia to spreckene, dat men
wol vindet in vulen boickcn der hilgen lerer, und darumme heft dat
Amt laten we(<en*| und ock wol mer puncte, de in dem bilgen dwan-
gelio gescreven steit {'.) cleirliken. Ilmn Arnt sachte 4ck b^bbe my
gelovet to sunte Jacob to Cumpestellen umme der ververnisse willen,
de ich eirsten myt dij haddi;, op dat sunte Jacob vor my bide unse[nj
here got, dat ich van dij erloist worde myt leyve.' Do aprak de
geist 'Alle gelofl'te maket schult, daL moit gt;halden werden.' Do
vragede Arnt 'Mach ich my nicht ander botu latL'n setteu, dat ich des
nicht gaen en droffleV Do sprak d>: geist 'Dat en is nicht georlcvet
»an den paweaseu äff to nemen drey pelegrimasien «Ia Jherusalem
Rome und Conipestelle den, de se sehen wanderen mögen, anders
soldo meu jo radea plegen myt der billigen kercken.'
[cap. 36.] Item do sprak Arnt 'Ick [bl. 36] eu mach nicht
vi'le Tasten, witnner dat ick wandere of arbeidc' Do antworde dey
geist 'So et lyves notroft uud vaste io van sundenj' Do vnigede
Amt "Wu sal men den vrigdach vasten?' Do antworde de geist 'Eyn
yuwelich na siner maclit! de best doit, de sal best vindeu. De id
vermochte an lyvi; und im gude, de solde deci vrigdach vasteii nUe
men de veirtieh dage gebut to vaateu und eyn yuwelich mensche sal
ock mede vasten na des landes gude gewonte, dat he neyno quade
exemple en ghevu. und men mach ok woi eten na des landes aeden,
off id den hilligen cristenen geloven bevet und is underdaen dem
puWfsae.' Du aprack de geist vortan 'VVat dat du gode und den
hilligen gelovet heveat, dal betale ala du eirsten machst, eer dat dij
got mane, und nym ock in dtnen ain, dattu gode deyuest den morgen
vro. und en alape nicht so lange, dat dij de sunne beschine uppe dem
bedde iu sunden, wante Jhesus Criatus vro vor uns gewaket hevet
B* *) Die ialeinische UebcrseUnng hat Kt (|Uin Ap valore misaae Brriptum est
Kl varÜB docUribus idco Arnnlduit hiiiuBmodi »rrihcre omiiit, et similiter multa alia
^^ae in aliis librJH a sactia tradita sunt acribcre noliiil ne forte diceretur hoc ex
älÜs Hbria mcndicatum vpI extractum und hiermit uhereituttimmend Q Vnd yd ateyt
iu eilicbcn bfichtn gcschrevcn, iint fd die hil^ lerer (gesprochen haven, dai'unib
was des gein noiit hfe tzo Brlirjven vnd noch vil ander aachen die in den hilgen
bAcberen und Euangetio geaclireveo elaiot. vnd fjnt hier tiifigelaifaen iip dat
iiniemant denrke, dat dyt hoich «j nh anderea hScIieren zo samen ftelesen und sy
b^et also vain geist gesprochen worden.
und brnck sine raste vro, oppe dat he uns vro brechte in de ewigen
rastp. He wort vro geboren in der myddernacht, he en wolde nicht
beiden, dat de Hunne hedde gesclienen, lie begunde ock vro to mydder-
nacht sin hilge bitter liden und passien an, oppe dat he una to
mytdage verloisl hedde van dem ewigen dode, he stont vro weder op
van dode, oppe dat wij vio sinen doit bedencken sollen. Alk- de
ghent;, de gerne lange ^lapen aU nien mysso hören solde. de sint den
vijff gpcken juncfrouwen gelicb, de lange gealapen hadden und en
konden ere lampen nicht bereiden, do de brudegam quam. I>o hadden
de wisen iuncfruuwen er op gewesen und waren alle reide und gengen
myt dem brndegame in, und de dore wort to geaioten, Do de vijff
gecken iuncfrouwen quameu und kloppeden vor de dore, do wort ene
geantwort: Ick en bekenne juwer nicht. Do bieven se in dusterniase,
Hijr umme so mach men wol vro myase don den morgen und nicht to
mytdaghe, wante unaea heren meiate pine to teyn uren ende nam.
Darumme ao sal men dey mysae to teyn uren al gedaen hebben, id
en were ooitsake., dat men darna beide, und men solde nicht beiden
na der lüde lange alapen, wante de ure des dodes nicht lange
en beidet*).'
[cap. 38 I Do sprack de geist vortan 'Alle de wort de ich dij
gesacht liebbe, de sint dij gesacht van der barmhertirheit godes dij
tor lere, und vort den ghenen, de gerne to gode weren, den saltu se
gerne |b! 37] kunt doen, dey se van ynnicheit gerne hören," Do
segede Arnt 'Ich bin alte kruuck van der ververnisse, de ick myt dij
beblie geleden, dat ick neyne synne en hebbe alle dinck na to seggene.'
Do aprack de geist 'Wat ich dij aegge, des en sal dij **) nicht ver-
geten dey wile daltu levea, und du aalt der vcrverniase wol genesen
op en wenich, dat du godea myrakel mede behaldes in dyme herten,"
Do sprak Arut "Of my gut der genade gonde, dut ich nach lerde
schnven und lesen, mochte ick alle aake wol acriven, de ich van dij
gesein und gehoirt hebbe.' Do antworde de geist 'Ja, dat ia grote
woldait, de aiuen evenen kerstenen warnet vor der helle pine, and
darmede warnet he ock aich aelven. Und salt van der genade Jesu
Cristi wol so lange leven, dat du wol salt scriven, wat de wille godes
is van unson saken. Mer de bösen geiste willen dij hinderen, war
se mögen, und willen dicke dij versturen, dat du wunder salt merken
myt dem scriven.' Item dat geachach , als de geist gcBprocken
hadden. Do Arnt des achrivena begunde, do wort he so aere ver-
sturet van der bekoringe des hosen geiates, dat id nicht en is to
apreckene, und als Amt scriven wolde wat dat he op eynen avent
hadde gehoirt, so brachte de böse geist io wot in den wech, dat
Arnt van dem achriven lateu moste, so dat Arnt der puncte nicht
so bij eyn gescriven en künde, also ae gesprocken waren.
[cftp. 89.J Item do Arnt und de geist in der leaten nach
*) cap. 37 folgt aU Teil des cap. 40.
•*) lies salt du.
E
samcu gesprocken haddan do spr&ck äa geist 'Ick begere orleff
_^ my nicht wey en see, dem id tiinder were und dem id nicht ge-
orlevet en were,' Do sprak Amt 'Wanner id gode und dij bohngut,
so vare in goiies iiamen!' Do antworde de goist 'llode sij alwcge
pre und einer gebenedideii looder Marien und allen uterkornen geiaten
und dij sij ewich loeii van godc ! wanner dat id dij allerbest geit, so
dancke gode alternieist, und alse dij got liden to sendet, so dancke
gode sines lidens, und behalt alle tijt in dyrae synne, wat dat dij
got heSl laten oppeubarun.' Darna sprak de geist '(iode aij loÖ' in
dt'r liogede der heniele und in den enden der erden!' uud was vort
niyt eyme ogenblicke enwech to gode. Und Arnde was dat oge duster
geworden, dar he de clarheit mede sach van dem geiste in der testen
nacht- Do de geist to gode was, do dede Arnt dat oge op, dat eme
(If geist hadde lititen to binden in der lesten nacht, und sach dar-
incde. Do wiis id schone dach geworden und de lüde op dem hove
weren opgeataeu und wolden aeen, wu id umme Arnde [bl. 3n| wen-
und weren ock vort dar, do de geist van danne was, und leiden
Arnde to hus und is was oppe den selveu dach, als Jesus Cristus to
hi-mele voir, und Arnde bleiff sin oghe duster winte oppe den hilgen
pinxstdarh. Do nien dat hilge sacrament opborde, do sach he dar-
medc dat hilge sacrament.
*) Item do Amt de almyssen solde gheven, do was eroe dat gelt
halff gestolen, als biji' vor steit, do quam de geist und lerde Arnde:
wanner dat he wot verlöre, dat lie dan eynen geist solde laden rayt
dren worden, dey ock oppe dem vorg. hove in pinen is, und sal dar
also lange gaen, winte nien lest worve dat hilligodöm to Aken toghet,
dau so solde he to gode komen. Dat hadde de geist verdeynt, dat
he wandageB pelegryme geschynnet hadde, de in der Akenvai't to
AJteu wolden gan. Und den geist mach Arnt laden, wanner dat hey
wot vorlüren hevet, dat eme selven aaegeit eS'te van verluse, dat in
syroe bevele is, dar he antworde moit vor gheven. Und anders so
en mach he dem geiste nicht vragen, alse eme de selige vorg. geist
verbodeu hevet bij sinen vijS synnen, und he sachte Arnde dat de
geifit to male böse were umme der groten pine willen, dey he hedde.
Also ene Amt ledet, so komet de geist in groter hasticheit als eyns
*) Der liier folgende ÄbichiiiU bildet in A F L M (vermutiick auch den
_ . jen Texten) den ersteii Teü des 6. GapUels. Den in B ergähUen Begebtn-
^'kfäen fügt der InUiniache Text noch folgende hima: iBÜus eipcrimentum pat'iit
quum in p.trnchiki suu Meyr^rick a. d. MCCCCXLIII res vftriac in eectefia propter
gueiras dttpositae et iiide siilitrartac nulln JDdnstriA poterant inveniri . . . Arnotdua
diclo modo djdidit per ipsiiio spiritiim ciuorsam deTcncrtint. Et cum accuaoiii per
Amoldam renuo dJRiarum alilatores nolleat restitnere ncganti'R factum fevjt Ar-
■ aoldus praeitentibus aliis tidi; liignis afferrc bona illa ei cistia et aliis quatuor locis
hi repoaita eraut et occultii per dic^tns sacrilegoa. similiter cum in peregrioaciooein
1 S< Jacobum iti llispania existent) abtati ftiissejit ex veBlimeDtia suig XIII Soreni
lATjt Anioldus dictum spirituiu el mox in momcnto affuit et taliter Ipsum mfor-
«Tit, quod pecuDiam suam recuporavit. Dirae Angaben finden sieh auch in F Q,
■e fehlen in B I K P.
menschen stemme anci seget eme, war ilat gut gebleven sij, dar he
ene amme rraget. Und otT eya ander mensche wol de wort wiste,
so en künde he doch dar «eynen geist mede geladon.
[cap. 40. J ItL-m allo Je geiie de dijt boick lesen, de aollen
wetten, dat alle sake van dem geiste mer dan halff sint ungcscreven
bleven, wante Aint to kranck van nieraorien is geworden und van
ververnisse, dat he 13 nicht annemen en künde al to soriven, vat
Wunders dat de snlige geist al liadile gesoynj do he in den derden
dach iite was nnd quam in der lesten nacht wt'der niyt groler clar-
heit und liaddo gi-seyn alle pine und alle vroudo, dat my unmogelich
is to sA'iven und allen mcnsi'hen kunne"^). item opjie sunte Merlins
avent begniide dljt iiiyrakel vau deni geiste und nnm lyn ende oppe
unses heren hemelvartdach, so dat id stont wol sees und twintiirh
wecken.
'*) Item 80 vragede Amt dem geiste in vortijden ntanck anderen
worden, wu men sick mochte seghenen vor sinen vianden. Do ant-
woide de geist 'Men sal sich segonen des morgens wan men npsteit
und slaen drey cruce vor sich und sprocken Jbesns Nasarenus rex
Judeorum, de mensche mach dorch sine viande gacn sunder hinder
[bl. 39] elfte verdreit. sey sin sichlich off unsichticb.' Item iil ge-
achach op eyne tijt, als Amt stont und sprack myt dem vorg. geiste.
dat sich so groit unwcder orboiff myt winde und reggene und dat
stont winte op den anderen dach. Do vragede Amt dem geiste,
war van dat grote unweder wcre. Do sprak de geist 'Id heft sich
bynnen dusser uren eyo meuache selven gehangen und eyue vrouwe
er egeu kint gemordet. Dat wil got plagen over vele creaturen, so
leit is gode dey doit des sunders, den he sich selven doit.' Item do
Arnt myt dem geiste sprack, do was to Meidorike eyne aide vrouwe,
de woi negenteyn yare wedewe gewest badde, dey wort to male kranck
recht efft se sterven solde. Do vragide Arnt dem geiste off se nicht
weder genesen mochte. Do sprak de geist 'Ja! unse here got he0l
er leven verlenget eyn tijt van yareu und wil er ock aterckede gheven
eres lyvea myt den .jaren, dat se eme deyne, alse sey gedaen Uevet.'
Do vragede Arnt 'Warumme verlenget er got ere leven?' Do sprak
de geist 'Se heft wol negen seilen ere pine gekortet, der eyn deil
noch wol fieven jare in der pine aoldeu hebn gewesen, d<-y se heflt
erloist myt erme gebede und almysseu, und liytt se ock laten spisen
myt der hilgen mysse in der pine. So bebt de seile gode vor se ge-
beden, dat se so lange sal leven und so vele peniteucie dön, dat se
na dem dode vrig to gode vare.' üo vragede Arnt 'Wat penitencien
sal se donV' Do antworde dey geist 'äe pleget gerne myt ynnicheit
to beden nnd to vasten nnd almysseu to gheven und se höret sunderliken
gerne mysse. De tijt wert jil vor penitencie gereckent vor gode.
*) lies to kundigen.
%
Do sprak de geiat vortau 'üasae wort en do der wedewen nicht kunt,
■ dat BS sick nidit werdich en achte lo gode to komen aunder ptne,
^^vante nlle hnverdige dancken nederen aick selveti vor gode etc'
^V *) Item were wpy de dusser historion nicht geloven eii konde,
^Bde mochte gtveu in dat vorg. dorp Meidei-ike und vragen Hernt Uuscb-
^Btoanne und Fien sine husfrouwen, watite id geschach op erme hov«
^Vfald se id nck mede scghen und horden, vortmer Hinr. Pasman ere
^^^necht und vort dat ander husgesindp, de id ock atlfi mede wol ver-
namen, und vele anderer lüde van hüten, de Amt dar bij ledde, aln
myt Damen Hannes Buschmnn van Bergen, Kvert BuHChmans sone und
Arnoldus Lakom Borchardus sone und lltnrieus des paatoirs hroder
van Meyderike, de myt Arnde to Aken was gegän. Duasen is id
allen wol kundtch. Item nk ro sohle men Hinrich Buschmanne vragen
|bl. 40| hemeliken van den kinderen, de eine d(>y geiat gedodet hadde,
der teyne wan. und wu eme Arnt kunt dede alle sake, war umme dat
de geist dat dün mochte etc.
Item so solde Arnt noch gescreveii hebn van den gudeu menschen,
de gerne almyäsen geven, wu dat de got wedor apiset in der ure des
dodes, dat hedde to male lanck geworden, wante dat loen unbegripelich
is to spreckene. lind so iat ock wederumme myt pinen den ghenen,
de arme lüde verdrucket und tegen de warheit dön. Wu groit dat
ere pine sal wesen, diit were wunder to spreckene. Item de geist
sprak, solde eyn meueche to gode komen, so moste he halden de teyn
gebode godes. Flijr möge wij uns na richten, hebbe wij se gebrocken,
dat wij bichten und dou penitencie. In der leyve Jesu Cristi Amen.
Hijr lieft dijt myrakel eyn ende
goi beware un» vor dat ewige eilende.
Scriptum üt complelum per mc Johanni» de HSrhusen, olericuii Hammniiensis,
dfttiim annn dm, M° quailriugentnimo quadragesimo acxto ilomlnira proxima nnie
fcstuin iiBtivit&tis domini noslri.
ßeifj
(Die S. 37 Anmerk. frw(1hnle Handschrift ist, wie mir Herr Prof. AI.
emcheid noch iiachtriiglich mitteilt, niederdeutsch a/igefaxst und hrßiulet
der Äug. von Arnfwaidl sehen Bibliolhek in Hannover.]
iERLiN. Wilhelm Seelmann.
,. 7 „ „ „ I»elt
*J Dor hier nacLIolgende Abschnitt findet sich mu* in A B C
Die niederdeutschen, noch nicht weiter bekannten
Handschriften der Bibliothek zu Wolfenbüttel,
Den ehrenvollen Auftrag, den mir die Versammlung urisires
Vereins zu I'tingsten 18R0 in Ilildeslieim ertheilte, habe ich in der
Kweiten Hälfte des Munats Juli nach besten Kräften auszuführen vüt-
sucht. Der Auftrag bestand darin, die herzogliche Bibliothek zu
Wolfenhüttel zu besuchen und in ihr nach bisher noch unbekannten
niederdeutachen Sprachdenkmälern zu forschen. Durch die zuvor-
kommende Freundlichkeit, welche mir die Rtbliotheksbeamten bewiesen,
bin ich, unbeschadet der Gründlichkeit, rascher zum Ziele gekommen.
als ich erwarten durfte. Alle niederdeutsche Handschriften, welche
die Bibliothek bewahrt, habe ich mir nach Anleitung der Katalogu
vorlegen und durch meine Hände gehen lassen, um ihren Inhalt
prüfend zu durchmustern. Das Resultat meiner Untersuchungen war,
daß nur wenig unbekanntes sich vorfand und dieses wenige auch nur
untergeordneten Wert hatte. Die Wolfenbütteler Bibliothek, die ja
nicht versteckt liegt, sondern im Gegentheil eine der bekanntesten
und am meisten benutzten ist, bietet dem später Suchenden ein bereits
abgeerntetes Feld dar, wo nur einige Ähren liegen geblieben sind, die
noch Körner enthalten.
Im folgenden gebe ich ein Verzeichnis der Schriften, die ich als
noch nicht bekannt angetroEfen habe. Ich lasse aber alle die vielen
Gebetbücher weg, die weder für den Theologen noch für den Sprach-
forscher von Interesse sind, da sie gewöhnlich dieselben Gedanken in
denselben Redewendungen enthalten, und nur dann von einiger Be-
deutung werden, wenn sie metrisch abgefaßt sind.
Sanctoruin (erstes Blatt dtfeet). Hü: be-
vnses heren . . . Von sunte Andreas, de efn
was. 388 Bl. Es fehlen mehrere Blätter
Mscr. Nov. nr. 316. Fol. Ac
gynnet sek dat lydi
broder aunte Pete
(Bl. 13—51).
„ „ nr. 635. 16. Cato. Der Cato beginnt f. 43 un<i endet f. S3
des Manuxcripts.
Anfang: Cnlho was cyn vromer man
Der sich der wyslieit wale veraan et
Ende: Hie hait dis boechelyn ent
Got VHS sjnen hilghen vreden seit dt.
Die SjTarhe int gemisekt.
tir. 973. 4. J38 Bl. Enthält t. Nüderd. EiMugtUenle^te f.
l—iJ. 3. Niedtrd. PostiUe f. i8—nn. Die Sprache dieser PostiUe
igt indes mfhr kochd.: es iind ttur niederd. Wörter und t'ormett
eingemengt.
nr. 113S. 4. Enthält 1. Die FaMion. Exifiudit maaum t't arripuit
glitilium etc. He reckede de linot vp vade Ecbikkede dat swert cic.
3. Ilir liciict sik de niartir Xpi au etc. 3. Hir Leuet sik aji de
hitlicheyt, da de here wolde werken dat grotc werk Toeer nr-
losiDge. 4. Uir heuet sik an purabolea S^onionis to dude vudn
luden aldus. 6. Zeno (Bruchstück bia v, 159).
mst. Mscr. ur, ise. Ful. Compendium tlieuIogiBe palrU Thomae de Argeutina.
3S8 Bl
Anfang: hyr begiut sik coapendium theoloyce vcrit&tis vude
18 cyn kort uutte bok viui der liilgcn schritt der warheyt vode
heft in eick seuea lioke.
Si-hltiss: Dat vorlene »tib Jhesus yn ewicheil. Amen.
nr. 325. Fol. 239 Bl. Der seelcn troet. (Voltttändigate Ifii. von
dem t. g. kleinen Seelentruat.)
Anfang: Der sele trost liciit aii Lilgher lere vnde an beterynghe
der hilfiea Bcryft, wente lykcr wys also de lichatn etc.
iSVWiMs : Van der vormaiiinge des eiigels karde lie wedder to
Galilea vnde woiiede an eyiier Htad de keyt Nazar^th. Amen.
nr. 430. Fol. 1. Hir beghiot de prologus in deme boke Tun dcme
letieiide vnsea keren . . vnde is to iiinle de not eli-. Vaken vude
lange bebbe ek in niyneti synne gedacht to makendü in dudescher
aprake ute dem latine eyn bok von demo leuende vatea heren etc.
Schlusg: hir endiget eek dat bouk van denie tauende vueee heren,
gescreuen na ayner gebort M° CCCC°, d^rna in deme sei vnde
Toftigeatea iare.
3. Paisio Nicodemi. In deme namen vnfz bereu dut ewangelium
bescrift vnfz Nicodcmus vnde de was etc. Schbtss: tHnita est bec
passio Nieodemi per me iohaunem wisen ekricum moguntiue ufern.
nr. 442. Fol.. Varia biblicn. £nri» niederd. 1. Loblied auf
Chrittui. 2. Überseliung des hohen Liedes,
nr, 471. Fol. (Marientpiegel). Hie über intytulatur csuticum
eauticoruni. Na dem male dat etc. Anfang: Dyt buk Marieu
spege! het II Dar men wat sut orer wenlicheit. Sckltisg: Explicit
apeculum marie. {Aus d. .f. 1437.)
nr. 704 in 4°. 1. hir heuet sik an de goystlike bedudinge der
hilgen vieff feste, i'. (h)ir beuet sik an de wise vnde lere wo
men bewaren Bcal in reynicheit der ynnewendighen myoschen etc.
3. (h)yr heuet sik an de viuutschop vude <lc strid twischen den
von Babilonien vnde den vnn Jbesiis . . dyt bokelyn bescbrift uns
de sotc lerer Berahardus vnda sccht also: 4. hire begynnet Sek
dat leuent der hilgen jnncfrau.wen saute Agncten, also ot bescreueii
is van Bunte AmbroBio. 5. Passio Juliuue Virginia. Ot was eyu
eddel Senate, de beet eleusinus etc. 6. Dut leuent der b. junc-
frouwen sunte Ifausten. Also de böse keyaer Mflüiminian regneredc,
so was do eyn hillicb eddel juncfrowe glieheteii fausla eio.
7. Brief da Job. de Hamborch (Kartliauser Mönche») an die
Nonnen ordinis beate Brigitte monasterii prope Reualem (ülitr
mönehinchea Leben, a. 1435). 8. Spegel der »amwitticheit (von
Marijward Kreraon vt dem latine in iludesche gesettet). Folgen
noch einige Blätter: mennygbeu lejgo bekoi7nghe 1yd eyn mynsche etc.
1. Mcliora suut ubera tnu. vino etc. Beter i
bri
. Oebele.
. ur. 8li3. 4. l)iil iKick in jfhi'heili'n de reytziiige der Icile, (Über-
xeUung dr» lal. stimtiliis amiiris ton Uoua Ventura,)
nr. 89<. 4. 287 Hl 1, (Leben Christi f. I-Tia), Anfang: N»
heue we nn dit gfrolen |{ In dcme vil ouer »oteii |{ In ileme ffrunt-
scop ny voriiarff etc. Auf der inner« Seife des Vorsetiblattta steht:
Tan den dogheden vade vbd der kyntbeyt vases hcren viide van
Bunte ilseben leuent. Sckltiss: des mote vos helpen ihus criat
Dorcli den dit buk gemaket ist. 3. Tun deme disrhe (f. 56 — 60^)
Eyn Aach in hymmelrike stad De Tele der soteu spise bat. Ein
rike wert Bittet da.r ouer, 3. Tan aunte maria maKdalenen
(f. 601'— 73^). (Klach vnsi» heren hymmelvart || dal gesinde gar
TOrBendet wart. Sc/iluns: dit sulue is dat beste blad Tade dit bok
ok al liir ud gad, Amen. 4. hir beuet sek vnaer frowen ctagbe
(f. 73^-89*). Anfang: Ik sad allcne an eynem dagbe || Tnde daebie
an de grote ctage etc. Schluss: des lielpe vna god hir na Todf
miuia gratia plena. 5. (G)od hei gbeglieiien dpu myaschcD seupo
ghaue de» hilgen geystes etc. (f. yi''—'J3^). G. Dit buk bet snnte
Marien leuent (f. 95—309). Maria moter kunuinginne Älter werlde
loaerinne Torlie my vrowe aolkc aynne Dat ik des bokes begbynne.
Sehliiiis: Marien leuent glieyt hir va Nu belpe vs dat kjnt JbesQS,
7. Dit is sunte Elizal>elen passie (f. 211—257). Schluns: Et sie
eat (inia anno domiui m° qnadriDgcntesimo nono per me binrii-um
de banateyn.
nr. 9S7. 4. Mariciilebtn des Meitter Philipp. Maria tnoler
koniginne Alder werlt eyn loserinne etc. (Vgl. nr. 694 nr. 6 untl
Nscr. Aug. lH, 20, 1.)
nr. 107S. 4. 7. Gebete. 3. bir begynt Bik uyn geistlikc ouingr
(dtfect).
nr. 1084. 4. 1. Hyr begvnnet dat veirde bök v&u der nafolginge
Xpi. 2. Gebete.
nr. 1136. 4. 1. de tide des b. fnicea. 3. BruchMück einer ijeiU-
liehen Unterteeigutiif. 3. 'Ihrot. JVortdie h. Gebete (ouinge). 4.
bir beghynnet dat l-cuent v»n a. Ilseben der bilgen wedewen. De
konningk van Tngern was eyn vorate etc. 5. Gebete. 6. bir be-
ginnet aik dat Ijdent vnses beren. 7. Legeiidenartigeg. 8. Gebelt
im Miiria: frauwe dy, gudea telerinnc elc. 9. Gespräch ttoisehen
dem sponaus (('hristim) w. dfr apousa. 10. Gespräch iwiaehen
Tod H. Leben.
nr. 1137. Breularium. Jhiri«: dusse anquencli'U ple(^ht meu tbo
aingbeude in dem dugbe vude iu de ere vnaer lenen vrouwen.
Aue firaeclaiit maria alella ctr. Gregrut (aic!) aistu marin scbintMule
meres Sterne Eyn vtirkoren godes derne etc.
nr. 1142. Myatiaehe Erkläriing des Iloheniiedea, Gebete, Medi-
lalioneu etc.
nr. 1162. 8. Anfang: dut ia gbetogUen vtb dem boyke vita
domini dat alder nuttest vnde dar van aynt gkescreufo vele capitieL
nr. 1184. 8. hir heghynnen eek de seuen drofrisse voser leuen
vrowe elc. Ferner Oebete u. l'nssionen.
nr. 1189, 4. 1. St. Bertihards Lehre an eine^ni/frau (excerptntn).
Dal was to ene male pyiie iuncfrnuwe etc. 3. dyt boeck leret, wo
men wol Bteruen kunnc. 3. Dat boik der lesien noii. Anfang:
Du crtatene aele eftr menarbe ga salii'bliki'n van dmaem iamerdale.
SchluKs: Hyr endiget dat boiek der leaten noit. Got acipper aller
creature beware vna vor den ewigen doit. anni) M' CCCC' LXIL
4. Passion. 5. Van. siinte eynwoldo vnde aunte joest aynen brodere
eyn gud beyt. ff. Gebete. 7.- Dyt ia de loue der npoatele. S.
Sunie Anrelmua vrngbe. Anfang: 'ä. Anrelmiis de dar was ejii
erzebiacop to kantollenberghe de bell ghclaieu an syoer acril
welk DivnsRhe unlet ileme dnile, cirme arli.i] ine vrogben etc. 9, Ge-
bete, 'tu. Theol BHrachtuni/. Diit achudc to enur tid, ilut dr
milder der borniherticbeit ginck lo oreni beuediedeo buIku kiiule
vude Bprack lo ome etc. II. (de G.cuea vrouden der Maria). Vroiiwe
di maria du eddele vrucht Diner grotea ei'e vnde iuncvrowelliker
lucht. Dat du bist iii werdicbcit dar Verböget bouen alle der
Igel schar etc. 12. dit ia, wo sek ejn myosche in synai lesten
; bebLeu acal. 13. byr begbyunet ^ek vnde ia de ert^edie weder
de ewigen kraucliejrt (so. der xel«). Och merket duue wort gar
wdI myt ynniebeit leue auBter wente ilat ia de Bcbonate ertzedje,
dede vppe ertrike iu quam. 14. liyr becbynnet aek crux fidelis to
dude. JS. hec sunt, dut is dat we beden to holdenß den de diir
in den cloater wanen, nahest den bogesten bode. IG. byr beginnet
de merteltide vnsea heren. 17. hjr hcghynnet aek aue praeclarti tu
dude. 18. Siluester de bilgbe paupB secht dat to rome Byn VII
houetkerken, 19. ek wil my Togcn di so ua amice tandero propera
lillium coTivallium, bin ek leff, niyn alderleueste leff bo kum, lilliiim
coavallium etc.
älmat. Mscr. ur llse. 4. (TJarw tatein. versus memorialea von A— H). Quum
iiicbil vtilius humane credo Baluti Quam mornm (hier fdilt mal ein
Wort), nosce modoB et morihua vtj. Noch dem male dat der
mynBclieyt nicht beter en ia Wen gode ücde, dat is wis, So schaltu
keunea gude «ede Vnde to brukeDde subieu mede. Schlitsu: discas
aeruire, Bi via ad alta venire Sepe dat vdu dies qiiod totua dcoegat
aimuB. Wultu koiiien in grotcu staed, So lere wol denen dat is
myu xLi Dat mach dy wenleu vjipe den dach Dat dy nicht mer
besehen ea mach. Et sie eat finiB a." m° cccc" Iii.
ur. 1206. 1. Des Bonnauendes in 4ler beachemeriiige leg etc. 1'. dyt
ig eya auuerlick uiwisinghe, wu eyn myuache bichten Bohal. 3. Van
der nut der missen. 4. AIbo aprikt de lerere vnde de paupB gbe-
heten de dridde innoceotiuB. De miage heuet mer doghet etc.
nr. 121 1. Tobie bock (eu Anfang Jefect).
nr. 1212. 4. Homilien. Anfang: di'B ersten sondages an deine
aduente lea leue mynsche, nu Bcboltii bedenken etc. Schlusi: na
gudea bort duaent verbunden iur au dem pinitauende iu den
XXXII vorwar (1432).
nr, 1213. AreiitibmJi, erat kochii, später nieder d. Von ver-
schiedenen Händen (Anfang und Ende defect).
ur. 1333. 4. 1. Dyt bok ia Tiindabis gheiumt vude si'hal eynen
juwelken snniler syn l>ekanl, de Heh siurr sundc wil bt^Iieuen vnde
na gotliker lere leueo etc. (Nur die Einleitung in Versen).
2. Von 8, Paula. 3. Oenpräch zwischen der Seele u. dem toiUen
Leibe. In eyncn Jare dat gescarb Hat erfc un eraea drom^ lach
So groten jamer dat icli Bach Diit myck van leydo dnt sweüi vtb
brack etc. Schluss: duth ya der selc elage Ood vorlate ras alle
vnee plage. Amen. (cf. Mscr. Aug. 41, 1 visio cujnsdam magistri
de corpore et anima describenB metricc confli.'tuui aeu diapu-
taliouem inter atiimam et corpus mortunm.) 4. Ach goil dorch
d;n gewer Ervulle al myn bejjer Ilyr vp dusger erden wyth Dat
ick bebolde mynen strytb etc. 3. byr begynuet de bedudinge der
billigen myssen. 6, £yn fruchtbar lere, wo mc sick hebben schal.
7. Allerlei geistliche Sitehen, i. B. innighe lere van ejnem geyat-
liken roaenkrantze etc. — hegende: dat was eyu vnwerdii^h rad-
manues BOne in evner grotea stail etc. — tyde vnn S. .innen.
8. Gespräch mischen Leben u. Tod. dat leurnt. We bistu gru-
welike dcger. Du brammeat recht bo eyu pantbeger Du bist vul
worme utide alangen Werne mucli na dy vorlangen. Am HMusf:
Bartholomäus Gotban impreiiBit in Lubt'ck. ü. Eyu meyster aprickt
nlsua: geliker wysB ahe ilc krnnclieyl is in deme lichamR alio ftc
W, Salomoii loerdc Bynen soiicii alsus, IL up i-ync tyd vraRedc
s. DerDhanhig Cristum, wnik sin hemclikeste vnde viuhekuuilestF
lideilt were. iJ?. Diit is vie eyDem boke gliebcten de naToIginge
Critti ejn capittel. IH. liir brgyaunt sik Euuerlike vnde nulte len,
im I. berolmriluB ej'ue iuncfruwen ghehctoii truta lerede. J3. hyr
na voIgb<?n de aeupii hniict edder doctsundeii myt oren docbleren.
14. de teyn gebode roii euer korlen vtbl«gging(^.
.. MBCr. nr. 1251. (Sammtlland. Lat. u. drtiUeh.) k. van seB uulten
punrteii. /. Sermon, god vader cyii inid dtMB boiip etc. n. clan-
Blnim virtutum. Anfan//: Eyn lenipel vnde eyn cloater fyu Bowel
uod in deme lierti>n syn De in dochcdeii gerne vyl leuen In der
bertr wyl )ie dusBe amuiPcVite ghcueri etc. o. clnuatram gpiritnale.
I>e bilglie gheyst hndde vple vt erkoren schone dorhtere eW,
T. l>it lioik wisrt wt van der kiiiiBl wol to «nriiende.
„ nr. 137ä, kl. t^. Suiite AnszülmiiB vragLeD thn dude Tolglien bir
iia. l'c eoEDineudaiiio to diidc. Vronwcatii di des dnt du sterucat
in d> mc criBti<neti luueii ? Jn. DokeniieBtu dca dnt du also wol nichi
gbpleuet niBO du scliiddi-st ? J«. ÄWi/hks; de (sc. Bunde) vorghit
i-ni dorrli dyncr barmhertii'.bcyt willon in Xi« deme lieren. Ameu.
'. Äug. lü, 2(i, 7 in 4°. J. (iBtP lilier imilulalur medel» anime viilnerali>)
1'. dnt bokeliu redet myt lesende van dcu festen dnt jor ouer vnile
proneBt wedergang tn lunde lietft It gediclitet.
,, ]!t, 26, 8 in 4«. Hir hcfl sik au eu elfinc bock gfhetcn de vor-
smHck vnde vorkosl de* lieniniplscben paradisea «lau vaii deme
tydeiide vnde wo de inynBcbe wol sierueti uiucbtc,
„ 23, 27 in 40. (Samiii elband.j L'. K(f imcn bonum eojilra pcstileurtiiiii.
Dease art/edige ia gud weddcr dat ineyne sleruen (1 SU, 4. l)e
godlieid in oer trinitat |{ nieiiich wunderlik ding gsBcliapen had 1| an
Bunueii mannen aterne Bibyn || in allen creaturen de du Biu etc. . . .
des (weil wir die Macht der Planetev tiicht kennen) wil ik mit
groter werde || dorcli bede eyiier juncrkl'rowen fyo || lo dude nioken
eyn bokelin, der planeten wacht etc. (G BL)
„ 23, 22 in 4". — Von f. 2'I3 an: Suiierbia, liouard. Celera dum
sperno, metam Iransceudere quero. Conde ek alle lüde uuer wynnen
myt iiöuard uocliten were ek eherne liogber ilat is myn rad. Inolie-
dieutia, viihorsam etc. — Voti f. 300 nii: lieichte. — f. 305:
exteiidit nuuinm et urripnil etc. vnde toi^li dat swert. dal he dodede
den sonc etc. Ferner: van dem lydcnde Cristi sprikt s. AugustiDDB
elc. Anilirosiua sprikt . . . .Iliproniiriiis siirikt etc.
„ 29, H in 4". 1. Hir bejjbyiil .ui t!f lirniifke des laudes vnde der
Btad Luneborgh (v. J, l::!l l''J'!i. Ai'liunj: In dfine iiaraen des
vadrrg etc. . . Wente nm :il|i lIh'i ]ii< !■ wub; bnndelinge, dede ghe-
Bcheen syii, nicht to ni.ili> in ilr> liLiii.s< lu^liben ne kan Rto, Auf
a liläOern Ut noch Clun-u/ciUsJic.-. ii.i<idiixiigl. (Ei int nicht die
hei iMlinit Scr. rer. Bninsv. III, 1T2 •ilxjedTucl-te Vhronih.) 3.
Denedicti ahliatia r^uja monachonnii. Lateinisch mit deuüeher
Übereeteung (eaiiileiweise).
„ KO, 8 in i\ Kngetlins rroiieke. 1. Mesier Vincentius in dsme am-
begynne syns behea elc. Sfhlitng: iu disaemp iare sint des vorlopen
CXXX iar dal de kristeiihcyt dal hilge laut lesiea besät. Do wu-t
diiEBe eroneke gemakct van menier Dydcrtk EDgelbufz vnde dar na
gescrciien anno domini MCCCCXXXv (ton einer andern Hand)
geendet. Bl. 1—404. — 2. Hegiila Lttjriirum. Bl. 404—433 (v. j.
Ii35). — H. dnt is van dej- kuuat to sleruejide. — 4. van derae
paler noWer. ~- r,. vnn eynen saiighen leuende, — G. von eyner
hilghen ranlnerinnen. — 7. van houeschen reden, (cf. ." ' "
nr. .?/;' ;.. 35e, ti. <Juellany. zum M„d. WB.)
^Mbcf. Aug. 35, 22 io i". Die vier Eoangrlinn (l'rrgam- Hs.). Rr^iH-rr : hoe
meu clc ewftiigelium Tindeu niai-h.
(Mai) . . . theug.
Tan an^er vroutveii.
Dit 1% dat bofc der gheboerten etc. Schluet: GhescniiHu iul iacr
ons herreu M CCCC en.le XXI. (mehr nicikrl).
[41, I iu 4". Incipit viBJo cujusdam magistri eU'.
Noctis aub sileiitio tempore brumali
Di'ditLiB qiiodiinimoilo sompao gpiritiiali
Corpus careDB video spiritu vitali
De quo mihi visio fit eub t'orma tali etc.
(cf. Murr. IIebri.1t. 1233)].
5ß, 8 in 4*. 1. Hier begiiiC de eerste Btuet als vau Adams tiUeu
tot dat Noe in der arken etc. (ichlieiKl mit dem J. S64). Bt 1—82.
— 2. een coUC'-toriuni dat vcrgadert is vten boecken Vinct-nlii etc.
B\. 83—86. (Mehr nieilerl)
(iO, 15 ip 4". SammeHxind. Darin Bicardi Byoonyma (itrtUi'inisiii,
l>ibo[ etc.). — £1'» anderes plautarium. Allerlei niedicnmiun,
Medii'inalia pro eqnia cnnscruaudis.
28, 10. Fol. Twedrachi . , der prolaleo mit drrae radf. (\fiiere
Hu. Mine lies 16. Jh.)
S-1, U. Fol. Von S. iy—94. Chronekeu ilei' graiieschop v^n
Holsteu vnde iho Scho*enb«reb ; von Leerbeke (S. ^luelleiiaiig.
tum Mnd. WS.). — chronica . . vou der fundation des atifies
Hildesheiin (mit hiatm: Liedern). — Der Haudet von der Stifln-
fehde reimesteeiKe.
8t, 10. Fol. Ilir licgyiit sik de galter Dauites to dude vudc t^n
iowelk salmc mit einer vorreilc (dolh is ile psnlter mit der glosi'l.
57.5 m
i'ag. !ni, 5. Fol. Colmistlies Kecht. SUdrr Statuten. Itoiiociiir
Zuiiriro)1eti. Sehr juiiye Hs.
2iii', 8 in 4', To laue vnd eren dei' eddelcn vod wolgeboren
liroue to OUcnboreh vnd Delmcnhont is vorgeuameu «tmpt to
settcD und bearhriiien dal regimciit in eddelea greuen Jnnans,
wo de dessp greiiDscJuip Olilciiborch bi sineii ijden IicIFl giTegt'ret.
n St.
Macr. Blaukeiib. 121
127, a. Fol. 1. Dyt boük ya den vnghelikerdeu luden bereyl
Vnde het ejn spegbel der mjnBlikeu salicheyt. St. !—;,>. —
^. Theolog. Siirüche. .ille myuscben de gott lefT haeii Vnde
ere eyghene aalicheyt kont^n voralan De mit truwcu ytiiiichliken
lieden etc. (bis Bl. S3»). — 3. F.yn anitegyn aller salicheyt la
de vruclite (rodei de ewy^e wyesbeit. Salomon Bprickt; Aller
wyBheyt fuiidament pte. (bis Bl. Sil»/ E* fährt fort : meyater,
du lereat niy vromede kmist, lere my, dat ik dogetaam werde.
(bis Bl. 87). — 4. l.iidolplms de Suchen (?) Itinerarium in
Terram sauoiain; Änfuiig: gudor lüde is rcte de etc. .'ichlusa:
van der stad Barutb madi cyn mm vlh keren tbi> hus ward iu
welk laut dat lic nil, dat beuelc yk malke na aynem wille
(bis Sl. 111). — 5. liyi' bcsjunel der leyeii doctriiial. Anfang:
Eyn bok gbeacrcnoii an lirabant dudisch quam to miner baut
Myt meunyglier guden lere eli;, SMusi: vnde van alle vnsen
vyendcn wo) bevrcde So dat we komen salicblike In syu ewige
hemmelrike (bis BL 15«;, — 6. de stiohtinge des herrigdomes to
I.uueborch (Chronit bin I4I4).
Mscr. Blaiikeub. nr. I'J7 in 4". Chronik. Anfang: Hera Hwineke Boecksenn den
gehöret diu jegenwardig« bock etc. a, 1575. Änfant)- Nk dem
Remeiiien regenvnll offlB wiilrkenbrftke de vmme suDÜe willeOD
der rnjoRcfaeu iau Niie tydmiu geathciin is etc. Vom Ü. 73
andere Hand and hochdevUnh. Die Chronik geht bis
1
Die DruckBchriften zu untersuclieii liatte ich keinen Grund, da
ititi ja anderweitig bekannt sind; uul^eideui wiinli.' diose Untersuchung
einen Zeitaufwand erfordert Laben, der für einen fremden Beüucber,
wie ich war, in keinem richtigen Verhältnis zu dum zu erwartenden
GeTfinne gestanden hatte.
1880. Auguat.
A. Lübben.
Traclaet inholdende vele koslelycke remedien ofl
medecynen weder alle krancheyl der PeerdeivJ
Der in nd. Sprache von einer Hand geschriebene Miscellan-«
kodex Nro. 56 der Handschriften, welche Eigentum der Gesellschaßi
ftir bildende Kunst und vaterländische Altertümer -/.u Kmden sind,
enthält gegen Ende eine Abhandlung über die Bereitung und An-
wendung einer grossen Anzahl von Mitteln gegen Pferdekrankheiten
unter der Überschrift: Volgftet een schoon traclaet inholdciide vde
kostelyclx remedien off medecynen weder alle hrancheyt der Pcerden,
Om to tcetcn u-oe dätmen een peert handele» sali datmen sal lateii
stryckm ee^i seker liunst. Dieser Traktat, dessen Inhaltsangaben fast
alle wie der Gesamttitel mit roter Dinte geschrieben sind, stammt,
wie aus der unter einem andern Artikel über die Wiedertäufer ange-
führten Jahreszahl 151)4 hervorgellt, aus der Mitte des XYl. Jahr-
hunderts, dürfte jedoch buchst wahrscheinlich die Kopie eines älteren
Manuscripts aus dem XV. Jahrhundert sein, da abgesehen von andern
eine solche vorkommt mm den Itterhreef van Appinye Damme f/ej/euen
in den jare 1337, dessen nd. Original dem Ende des XV. Jahrhunderts
angehört. Neben den erwähnten Schriftstücken ist noch namentlich
dat Vrifsen landtrecht hervorxuheben, welches auf IDÜ Blättern du
gröüsteu Teil des codcj: auBmat;Lt. Dieser wird, weil aucL der übrige
Inhalt sich auf Frieslaiid be/.ieht und uns die Sprache ebenfalls dortliin
verweist, ohne Zweifel in Kriesland entstanden sein und deranacb auch
unser Traktat, welcher unter Beibehaltung der Orthograiilnc und
luterpunktioD, nachdem die wenigen Abkürzungen, welche sich finden,
^leseitigt sind, im Folgenden wiedergegeben wird.
^P WanneeV een Peerdt ghestreken ') ys, soe moetet negen dageu
stille staen ende der wylcn dattet stille staet up den Stalle, soe
moetment alle daghe eenniael smereii met ransonen*), Item nimpt
eenn //'. 55''/ pundt oldea russels') vnd een halff oert rueue olys nnd
snieren daer dat peerdt den atreken mit uegcn dagen lauck des dages
fcns. und d:ier na soe moetmen dat peerdt alle daghe ein stonde
in dat water laten vnd so balde alst den eersten niael wt den water
kompt soe nyni warm scbenckbeer vud wassche hem vnde kemmet
den ersten mael die rouen schooni afl" vnd wasschet dan ciaer mit
schenckbeer vnd werp daer dan steen kaick in dye wal gepuluert
gedroncht vnd vngelescht is. Item kanstu geen steenkalck krygen soe
nim boeckcn assche, maer die steenkalck ys die beste, Item hoe idt
kolder in den tyt ys wo idt heter ys, item raeu moet dat peerdt
ootk wal wachten dattet nicht by den beenen en kome to byten,
anders w ert verduruen, Item oock hoet meer swelt hoe idt beter ys.
Item wannien een peert wil laten stryken dat moet gescheen in der
atlganck van des maens, und dit nioetmen al«o lange doen alst heel
ys, daer bouen moetmen oiek liaer salue hebben dattet haer weder
wasset. Item oft niet wal heelen woldt soe nim heel puluer vnd warpl
daer in, wil dat niet helpen soe nim ander puluer die beter ys want
he ys //'. 3€ti] mannigerleyk, Ofl' die leesf) niet diep genoech ghe-
steken were, so nim spacne groen vnd warp daer inne alst gepuluert
ys dye sal dat heel iu vreten soe lange als du meenst alst best ys.
Item nim oick hars vnd was terpeityu vnd honnich vngepynicht ^1
vnd smelte dat to samcn vud latet dan kolt worden, vnd daer steeck
dat yser inn, als ment laet stryuken, Item oiok nim toe den spath
vnd snith hem die hnidt vp kruyswys, und bint daer up swine mes,
dre dage soe ist heel.
tVann een spat.
Item noch van een spath des peerts, soe siilmen dat peerdt
nt'derleggen up die zyde vnd binden hem vast die voeten tho hoepe,
und netten dan dat spath mit koldt water, vnd nim dan oen heet
yser vnd nicht tlm heet dattu hem die huydt niet en verbransle vnd
-holdt daer iip vnd teppe dat haer daiv äff, vnd heette dat yser noch
') geatricheii uud (l»Ler vu'l«lxt ati der
uivh vergl. I.übben Sind. WB. uuter rnmese, —
'<T li'fil. — ') unbearbeitet, d. b. rulj.
eru iieite dpi' tteine. — ■] Bftren-
= SchwpiüefeU. — *) vergt Miid,
eens vod holdt up dye huidt datsee root worde, so liouwe daer up
mit een vlime ') und iieet tho decp, so iiitn wegebreede bladeii vade
cruys wortelen vud stootssc klcyii, und teggese daer up mit een doeck
BO lange dattet goet wordt,
Van fallen oft' Leest,
(f. 36l>} Wiiiiiieer een peerdt wtgbedreuen gallen heeft oft
wtgedreuen leeat, oft doergaende gallen ofte einich gebieck an den
beiieu van rydent haluen geswollcn ys off aweldt, so nimpt een korste
van een roggenbroodt und dat wal hcet gebradeii myt branden n'j'nn,
vnd holdt Lern dat daer op alsoc lieet dree oft vier mael so wordt
idt beter,
Vau Am »eliienii,
As een peerdt in olden tyden gbestrekeun glieweest, vud dattet
niet toe degen gbestrekeun ys, soe dattet weder oploopt als meut
rydt, so nitn wyu lieffen oÖte Dioereu*) geheett-n vud due daer lun
wat spaetiache seepen, watt stilts und wat branden wyun, vnd wat
scapen vngeP) vnd sedet dat Um samen vnd dat heoi daeromme
gheBlagen heel, dre oft vier niiiel alle dage wat viirsclies so salt
wal beterenn,
Vau den selae»,
Ofte nimpt ouck potheerde ende doe daertou eeii meugel vol
wius heffen vnd ses eyer dat witte vnd meuge dat tho hope wal, vad
slach hem daer vmme, all legen dat liaer, [f. .3?aJ ^M
Van den seinen, V
Nimpt Lyn olye, olie vaiin Baien ^), vtid dye tbo hope gesmoltei^^
vnd smeert daermit alat vuytb water konipt^ vud lioldet alte dagbe een
verendeel in dat water, hoe kolder io beter so sult wal weder slaacken,
Van een gliestreken peert,
Als een peert gbestreken ys, vnd tyt ys tlio snieren so nim
XXV eyer vnd slae die in een kanne wyna vnd slae dat vnder ein-
ander soe lange als dat kort ys, vud smeer hem dat up die beenen
in de strekeu, alst tydt ys so lauge als dye tyt vmme gekomen ys
vnd latent dan int water gaen alst lydtys, dit doet men in ouerlandt,
Van een spat des peerts,
Item van een peert '') dem spat hevet den snydt die huydt
cruyalinghe vnd bint daer up swinemes dree dagben lanck,
Vaiiu den Leest,
Wann een paart dem leest hevet vnd grooth jf. STbJ vuyth den
varschen ^) gelopen ya, den Siilmen stro hacki'iin vad wryiien mit een
kamen stocke, vnd nemeu dan een off twee hete eyeren an stucken
vnd holden die daer dan beet up ulae so wall gebraden sint, vud
^n
') = vleteme, vergl, Mnd, WB,
= Talg. — *) kleitier HafeDort t
se. dal. — ') sfi. wiindeu.
~- ') der Ausdruck ist liiei' iiocb in Qebraudi.
[dlii'li von Nantes, verj;!. MnJ. WB. unter B "
77
nemen dan een stucke leers soe groot als die leest j9 vnd drupen
daer eerst heet hara up den leest, vntle binden dat leer dan daer up
oft omme, vnd latet dan daer mede gaen, mer en leest die oldt 7s
so cbere dye hacken ') vnd menge olde pisse mit spaens gruen vnd
soldt, edick vnd ballick daer heet up gobonden acbl dagen lanck, die
• leest behoeuet men niet to barnen de voergaet aimderbarnen.
Teim sflnen Remedie
Item nym oick, dat niL't hclpL-n eu wolde den leest salnu-n
schiTun vnd wrymm vnde nenicn twee oft dryn pyerenn die beet gp-
bradon sint vnd leggent daer up al hiet, toe broken vnd daer up
geholden vnd dan salmen leer daer up binden niith ijeet hars, Auerat
een leeat die oldt ys den salmen scheren vnd hicken vnd wryuen vnd
mengen oldt leem die van een muir gheschauet ys vnd mit etick ge-
nicnget vnd bintet daer up, latct gaen soe salt guet wordiMir», /f. ,1SnJ
Van den selDenn leest
Item noch vann een peerl dat eun leest heeft, den satmen dat
haer afl scheren als den baert vnd den leest offiloppen mit een
hamerken, sn lange als den lepst affgaet, so salraent mit ener vlimen
dnorslaon vnd drucken dat bloet daer wth mit een spongie, dan nim
nctclen wortelen vnd bewinde die mit liei^mden vnd leggesc in dat
Iat all heet, dat wentet uffgact vnd dann smeert soe isset gutdtli vnd
IM anderen dages so holdet int water vnd waswbet sclionnn,
Noch van den seinenn
' Item een leest salmen mit biandc^nde hoidt wrynen, vnd barnent
i|er na mit een heet yser,
Vann vernangheun
Wann een peert veruangen ys dat salmenn doenn laeten*) den
voet, vnd wasschen hem «die beenen in den bloede tegens dat haer
upwaerts vnd latent in dre daghenn niet voele drincken,
Een ander knnst,
Noch soe wat peerdt dat in den weder veruanghenn ys, soe doe
aldus, bint dat peert datt ff. ci8l>] houet by der eerden, vnde barne
lynen doeck onder dye nose so dat hem die roke in den nose come
so lange alsmen een messe li?aen mach so ghaet dat weder wth die
hoede^), hyeran salstu dat peert marckeii, die oren sint hem kolt vnd
hem drupet die nuae, vnd mi'n sal hem doen laten an de rechter
'de sinen hals, vnd an Am voete,
Noch van vernaugbenn,
Item noch soe sick een peerdt veruanghen heeft, so nemet ene
_ laerte wjnetick, vnd latet daer wat viouwenkrenckts id est de men-
struo in doen, oock veer loot dreakels *) oock twee loot bolwortels *),
•) das GchaokU' -
arittolochiae.
') Hnut. — ') Theriak,
oock om eeneu baluen stuuer on^hepynichdcn honich vnd wat bHkfl-
laer') vnd aoeueiiboom*), dit wal tho Iioope getempert vnd gemenget,
vnd gif d&ii dat peürt in, mcn ytlicke mate xya gustalt, vnd laot dat
peert doon^) up beydeii zyden ainei' borst, vnü laet dat bloet lopea
in weyten meel, vnd dos daer in xx eyer vnd een ([uaert honnich.
vnd smeert dat peei't onnor zyn borst, vnd latet stacn een eetraapl
sundor eten vnd drincken so Salt beteron,
Vanii vernangeDD vaut water
Wnn een pwrt voriianghen ya vant watpr dat malmen liaosticli
door de noBP ati'ki'n mit een jf. HÜa/ priem ist aakp dattet een nacht
hepfl gehndt sr>e salnienn an boyden holten bnucn die krifen dnen
latfn, lioe dat vnnr mt'ylyt meer bloet, ioe beter,
Nocli van verannghen
ItMn wnnt ocn pceit vernangen ys van etben dat ya hem quader,
dat Halmen donn laten an den wangen, <?dder lieeftet lange gehadt
dattel. verkoldel ys, dattet niet eten cn macli soo salment ryden dattet
warnf wnrdde ende dattet niet staden en mach, so salraen weder die
viiet voer latenn vnd bindet daer solt up, vnd latet niet vele theenn
soe wordet gnet,
NorIi van denn seinen water.
Wan penn peert veniangen is, vant water oft vann Laostich
drinckenn, soe latet lielpen ioe ecr ioe beter, want ioet langer staet
ioet quader wordt, vud soe scliuit hem dat bloet na den vorsten
benenn vnd voetenn, vud wantet dan staet ouer twee daghen snc
voerhardet flat bloet in den koten*) vnd voeten, vnd swelt om de
borst vol quadcs blödes, soe wort dat peert lam vnd ioet langer ioet
quader, Item laet dat peert eerstmael doen^) binnen den vorstenn
voeten ten eynde in den stralfnn vud latet wal bloedenn vnd alst
wal wth gebleut ys, soe doe bem daer bolus mit ander dingen //". 39''j
in gberaenghet, vnd wal bewaret dattet niet nat en wordt, dat droghet
vnd lielet wal, Oock salstu dat peerdt doen laten an beydie borsl-
aderen vnd latiiii so wal bloeden vnd smeer hem dat bloet vm borst
vnd ghebucht, beeneu vnd kooten alder weghen, vnd laetet dan nicht
to veel bloedenn. Item oC dye aderenn niet stillen woldenn van bloede
ao Bette hem up elcke aderenu knipen dan latet weder op denn stal
guenn vud uim een spiut buecken asschenn vnd daer een emmer vol
waters up gegoten vnd onder ein ander geroert vnd bewint hem die
beenen mit zeelen, van hoy gedreiet ende dicht by den anderen ge-
wonden van den voeten bes ant gebochte vnd beghuet bem mit die
looge van die asschen tussclien die beenen, vnd dat hoy in elck
vorndeel van een stunde alle dago bes in den derden dach, soe
doe hem weder afl", vud latet int water gaen acht daghen lanck alle
') Lorbeeren. — •) Sadabaum (Sabiua), — ') IIa. : doe dat peert latea. |lBt
das nicht richtig, wie S. 77 doen latenn, achrüpfen lassen? dfiii in der hekannfn
Bedpuludg (= bpfehlen, lassen) und latea — nur Ader lassen. S. Miid. WB, b. v.
A. 1-.] — *) ^ HufpQ. — ') Ha.: doe dat peert eeretmael laleu.
\S stonde lanck, soe worden liem die borst vnd beeneti
vnd smuc. Item wautu dit peert aus wult doen laten als
van dusseu voerscreupu dinghcn, dat moctineii doen des morgens eer
dat peirdt driiickel, Oft koinpt idt dy toe passe up eiiicni tniddacli
nft aueiidt, diiltct haestich /f. 40nJ des morgens offauents van drincken
veruangGD woidt, vnd woldest niet gecnie wachten wente des morgens
vm versuimens wille, soe en moehment nii't voort doenn laten alst
gedninckon tiecft, Men moetet eerst laten staon vyffedder ses stuiidi'n
rnd <;een oick cftet guet teeken js, Item alst peert nuy gelaten js
id weder up den stall ys, soe latet staen soeuen edder acht stondeii
drini^ket, vnd latt^t hem hoj eten, Als desae sliinden vmme knmen
so gitf hem enen dranck in als voerst van veruangen, Nim wat
beuergheill vnd gemenget mit een halif kruea wineticks, vnd dat tim
samcn in een emmer vull waters, vnd roake dye lye warm, vnd daer
nick twee off drye gaspen ') weyten seemel in vnd oick een weyuich
hnis ingedaen vnd laet hem dat bekaiis^i vuytdrineken vnd ghuit liem
des maels van d»t watcr boiien up syn kruise, vnd decke hem een
paer bedde dekenen ouer dat he wal warm stne, Ilem aus ein dranck
gitf hem twee oft drymael in, dan laet hem voortaen vann dat semel
liriTicken soe vneio alst hem lustet, vnd des maels een wfynich warm
ghemaect achte dagcn hinck, Ilem giff hom [f. 4lVij Beuergcill doch
wall insunder drincken ei'ns oft tweemaell, maer dit ys beste, Item
di'sae ghedranckc is denn peerden guedt daer mögen ae wal weder
na eten, vnd oick ist hem goet datsse hem niet woderan veruangen,
want een peerdt dat eens veruanghen ys dat pleecht ghemeentlycken
WmsX weder tbo kryghenn,
V VaBD vinerenn.
^ Wan een peerdt die viueren iiL'uet soe snyt een criuya onder in
synen swansen een handt breet vann syn hindersten, vnd oock een
crnys int eynde dat die äderen wat omtwee komen, vnd wath bloedenn,
daer komenn äderen tho hope.
kNoch van den viner
Item een peert dat die viueren heeft achter den oer, dat heeft
onderlycke ghelaet zyn ooren tue schudden, soe salmea dye viueren
döorsnyden mit een vlime vnd grauten die kornken daer wth vnd
atpken daer soltb in, vnde stecket door die noese dattet pruist vnd
rydet een weynich soe wordet gesontt,
Vanu wondenn to heelenn.
Item of een peerdt gesteken wölt of gestoten, dat dye wende
binnen veniuylt wäre [f. 41"/ soe moetmen dye wonde up snyden,
daer nae datsse dann gestalt ys, vnd nimpt dan ongfaeleschte kaick
vnd doe dye inn die wouden, off nim oick puluer dye van alluyn ge-
brant ys, und doe den daer inn, die vreeth dat vuyle vleysch') daer
^^
') soviel n
t dpr Hand fassen kann. — ') beinalie. — ') Hs. : vleych.
IHIPII,
Tuytli, mer die puluer yB dye mechtichste nimpt dann bondes dr«
vod alllioerenn ') thoe hopen, vnd stootsse kleyn, rnd parsUsc *
dat Wüter daer vujtii, vnd die blöder doe in een kanne beere,
luetase wel tbo bope seedenn vnd bt^tte dan den pecrdc alle dai{^
daermede dye wenden, daer na nimpt voort dat water dal vnyt <
blader geparst ja, vnd spoettet^) dye wunden daer wal niedfi,
heelet wall,
Nofh vann wonde, _
Item wann eon peertlt een wontJe gesteken ys soe nimpt koper
roet vnd vletende water vnd alluyn, vnd doet dat in eenen pot vnd
dan waltoeged ecket, dat daer gbeen waseni') wth en kome, vnd latel
seeden soe lange dattet )j;aer versoedon yf, dan nimpt dat water vnd
spuytet in dye wonde, nimpt dan noek ander salue. nimpt rnodi'n
bolua vnd lionnicb vnd sdiapeii //'. 4tl'l vngel vnd oiie van Itaien.
vnd dat wal tlio boope gesodenn, vnd ioet meer gearbeydt ys
bedter ys. Item ys die wonde boc gestalt datmeno daer wekenn
in Btekenn, so make dan woken van bede, vnd beamoerso mit
aalue vnd steekese inn dye wondenn,
Vann vnil vieesfli in dir wonde.
Een peert dat vuil vleesrh in die wonde lionft, uff dat liye wuniie
stincket soe warp spaena groen daer in vnd wa^^sclie dyi*
mit et ick,
Wann een seer uiet beelenn ru will.
Als een penrt een zeer heeft dat niet heelen en will, boc salin
nemen padden stoelen*) vnd barnen dye tot puluer, den jiuluer wu
in die wonden hct heelt wal,
Noch thoe een wonde tbo helenn,
Nim taonnicb vnd II loot spaens groen vnd II loot alluyn. II 1
Bolus. II loot olie vann bayen, vnd sedet dat tbo aamt'n,
gby weken vann maken,
Vanu een peert dat ghesclioten ys,
Wann een peert geschoten ys datraen dye ff. 42<*/ pyle uiet 3
winnen mach, hoc nemet een Itreuet vnd stoot die cleyn vnd bai|'
smeer vnd dat daer up gedaen. dat trcckese bem wtb,
Vann een sadel wonde
Toe een sadelwunde is guet bekedes landen^) vnd swynj^
butten*), vnd bamerslach, vnd steenkalck besunder gbepulueriaeert fl
drughet wall,
') = Holunder. — ') spülen.
Gegenden liüpperstoile Eenaimt
Noch tot ePD wniiile
Itfm top een periiea wunde nimpt lionidi, spghenn melrk, woitoii
mpel, menget tsamen viul liapr mit warck wp geleclit hd liiclt-t wnll,
Tenn siiluen, nimpt olie mit sperk vi»! IcRghet up dye wnnden dan
nimpt puluer van zwpuel vnd vann gdliflsen steen M, vnd atmye den
^n de wunde.
1^ Vau wilt vlees in de wnnde.
^B Item welck peert diit nilt vlecs in de wunden heuet dtter doe
^Hpaens groen in vnd witssrhe de wunde mit wyn daer netteictm in
^Hiest^oten eint,
^H* Van swellinghe Am pei-ts,
^^n Item een peert dat gebrciken ys oftn datt openn swpllnnn heeft,
I off ander zweren die uyet heeleii willen, snp nimpt Barchspeck*)
[f. 42f'J vnd Bchrcmpe dat in de lochen vant vnir dattet veth daer
vnyt loope tho hoepe, in vletende water vnd laet dat kolt werden
dan doet inn een kiinne vnd aedet tho hope ein weynich vnd latet
dan koldt wordene soe ist guede salue tho peerdcii wuiidenn mede
tho heelen, Item nim otck olie van Baienn vnd o)il^ van kleyun säet
gealagen die tho boepe gesodenn, vnd. smeert daer den leeden mede
dat geateken ys gheweeat soe recken die aderpn weder vnd hette die
äderen bock wall,
Vann zwellinge an de nostrick
Dat saitu vann binnen rfonr doen mit eenen vlime, vnd sraeert
mit 9wel aalue soe salt beter wordeno,
Vann alderliande worm toe bneteuo.
Off siek die worm heginde Iho vermeereiin meer dansae plechtenn
tho doen soe saimenn dat peert halde doen laten an de aderenn
tnsgchen den houede vnd den hals, vnd an heyde zydenn, soe vele
als dat mach hlnedenn dann salnienii dat peert leggen een harenn
Zeel an de wangenii dat snimen vnkcn voort Ireckcnn ouer twee
daghenn, vnd men sali des [f. 4S"j auents vnd morgens rueren, vnd
by wylenn niclit vele rydenn,
Noch vann worm remedie
Item off dessenn worm soe niet en vergheit vnd desse humoren
Bick vormeeren soe nim gheschaeffde zweuel soe salmen dat vieis vnd
haidt upsnydenn oucrianck vnd suecken went datmen den worm off
kleren vindt vnd aclirappenn off mitten nagelenn dattet wal wtkome
vnd nim dann witte vann een eye vnd doe dat daer inn vnd latet
twee dagen staen vnde soe wasachet alle dagho mit witten wyne
alsoe dicke daermede ghenet vnd mit hoemolye verbunden soe lange
dattet ghenesen zy, vnd ya dat peerclt ghesneden aoe warpet daer
in ongelesschede kaick, in de wunde soo groot vnde stoppet daer up
boom wulle, dat dye puluer nyet wtli eu valle dat sali die worm
I
') Zinkvilriol. -
^orgBchweiD" hei Bat,
') = bnrctiapeck v
D TFrsdinitteneaSthweiQe, welche«
verteren in IX daghen, wentf» ilalt he wtgcnomen ys, daer na macbmen
dat peerdt wal rydenii, TDd settet np tue stall dattet sliecne kruyden
enn etile int erste wantmen mach ') glwent* worm verdryuen milh
kruyden, oftn lu't ly sake datsse stucken an de beeneii hebbenn, dye
ay vellen salmen scrempen //'. i.!''/ raet eon gloeyent yaer, dye äderen
die voor die borst sinnen weiite tae die voeten vnd mit runde hneuen
daer salmen diit peerdt mede harnenri als die nderenn sweren, dattet
peert rüstet,
Vauii denn vle^hendeun tvorm
In den houede salmen dat peei-t (doent laten an beyden wangben
vnd men sali under die knienn (vnd) vnder die keelen leggen, een
hären zeelken vnd vaken rueren vnd henetten mit pisse soe verswindt
die worm,
Noch van den wnrm,
AU een peert vele weltert*) vnd byt syn eghen zyden vnd dye
buyck voele clouwet mit <iye voetenn vnd syne hären upwaert staen,
dat beeft denn worm in dye buyck daerse hywylen an ataruen, Item
nimpt syn haer gehaecket vnJ wal gemenget mit eryte, dat sal ge-
puluerizeert syn, giff dat peert dat tbo etenn mit bauer oft' staet
knuffloock mit mustaert') saedt vnd mit etick geraenget vnd gifft hem
dat in den hals vnd rydet diit wenich, dacrnae komense *) achter äff,
Van den wni'in in de mtigbe [f. 44n]
Item pen peert dat wnrmen in de magbe heeft werpt sirk vaken
vmme vnd kan niet staen iip zyn beenen soe nim hamerslach, etick,
eyer mitten schalen oft scbitlen vnd menget tho samenn, giB' den
peerde in, so staruet die wnrm.
Iyn9
Vann den bnickbetn der worm,
Item beeft een peert dye buicbeet orte den worrera in den
aoe nemet knuyflloock mit etii^k gestooten vnd kryt tNamen gemeugel
gifl dat denn peerde in, vnd latet sachte ryden ein weinich dattet nii^t
en legge so ist guedt,
Wann een worm nn zyn honet thuet ^)
Item een peert dat dye wnrm voeran zyn liouet thuit dat ya
eenderhunde worm tusscben tvlei^ieb, die worm die huyien maeckt
heft, dye ualmen donr l)arnen mit een beet yscr vnd dat dye wonde
ys alsoe kleyn als een vinger diuk vnd steken daer wierootk in in
cleenenn stuckenn in de wunde vnd barnen dye mit een Iieet yaer
dat dye roeck gae in dye worm gater nldus sal die worm gevangben
wesen, mit een beet yaer BOe dattet ren toike.n holdt int vell, vnd
dattet vleis nicht doer en gae in dat Icecken, vnd alat negen daghenn
giiestaenn beeft dat [f. 44bj dye braut grnedt ya, so nim pntuer dye
gebraten ya van peerdea ribbe vnd vann peerdea hmiet vnd spaena
') glieen»— miurb in li. Hm. zweimal. — *) Birti wäkt — ') Mil „Muslert"
bezpichuei nwu noch jetzt Senf — ') -f. liii' Würmer. - ') wächst [V zieht? A.Ü^'
grnen vnd kruyt dat g(<liF>(!ton ys pr^nrt^ nnauell, mach ment krygen
vnd wprpen dye piiliier, in die gatpn als vorrlan ya mit wyrinetick
dit doet so lange aUt gcnei^scn ys, voert sne ys da<>r aldcrhande
vorm tnsschen vel vnd vlesclip die coinoD vaun verhniden bloet, dye
«nrni swelt vnd lieht up die adcrenn an wat lodenn dat licm dye
worm ys, het sy an die borst oft an thoiiet ofl an de bepnen hy sy voer
oft achter, soe salmen hnm dye äderen korton, dye dat nyet en kan dye
sal die voet vegen als he kann sonder bloeden, vnd veghen onder dat vnd
slae daer mit een vlime in dattet zeer bloeden. vnd henet builen an dat
been daer dye worm sidt. den salinen äff anyden mith een mes, vnd
baden eerst dye gaten mit warm waler vnd niith wynn, dan nimpt spaena
groenn vnd holwortel vnd wat knmins') wai ghepiiluert doet dat in dye
galer hent dattet beel ys, vnd weerl sake dat dye worm inl lyff in dat
gi-srole in de buyck oft in der dunneghen *) aoe salnien dracbleii maken
niet iu die voetenn maer alsnien naist kan, mer wantmen den worm
meeat mach vangen mit vuir salmen doen, {f. 45"/
Van deu worm bnyteti ant lyff,
Item als een peert wormen heeft buyten ant lyft', soe salmen
nemen twederhande wortelenn vnd sloolen dye in wynetiek vad giS
hetn int lyff dan salmen twee cleyne wortelenn radya nemeiin, vnd dye
cmiswya recht voer zynn houet geateken tusschen vel vnd vleis, soe
aalt genesen, Ende dut salinen oick doeji denn worm dye in den
line sint,
Vann mArnn oirJi^],
Item een pePrt dat marnn oir.b ya den worpe vuytb denn nuese
al up den besten zyde, ys den peerde dat orIib verhettet van slaen
off vann wryuen soe laet hem die tempel ader tusaehen oren ende
ooghe, vnd make bem een draeht van sins seine? haere an de nuessen
ende dat voerscreuen haer alle dage gLiroeret up vnd neder, dan nimpt
alluynn vnd glas gepulnert, dann in een sleeff gedroghet, vnd dann
weder ghepnluert den voerscreuen puluer den peerde alle dagbe in den
onghen gheblasenn vnd laet dat peert in ghenenn wynt koemeu, vud
laet bem die voerscreuen dracht vuyt nemen binnen XIIII dagen,
Vann vluise der ooglienn. ff. 4rib)
Maket ayroep vann roede uiiriiD vnd van huislooek vnd van
eyloeff vnd vann alluynn wytb gemaket van wyne vnd doet hem int
uigbe doer einen »yden doeek,
Vann boose warekenn der oogheu
Item een peert dat syn oghenii vakenn weder warekenn vnn
bette, den aalmenn die tempell ader kDttenn honen dye oghenn vnd
enyth dat vel alsoe wtb dat daer inn gaenn mach een wecki', vnd
bint die ader midden tbo hope vnd snyden die äderen midden enticee
alae bnnden ys vnd latenn die bant blynenn an dat ouerate.
') Cm
') Schlafen. — ') tnoudäugig.
Vann tsslne reinedye
Een peert lUt ghebetenii ys, ist dattet ogR ya, off soe vperj
si een beholdoii heeft soe snidet die ader benedcn den oghe t
als see gebondenn ja vnde bettet mit lauwenn wynn off mit laa»
water, vnd nemet een ganse vcer viid stryoket in den oge hoifl
mit huialoock ghi'wrongen doer eenen doeck vnd alament oge r
belpen mach, me blaset daer in puluer vann susatum-ien end affmeot
Vnd witb van den eye, vnd nnaket dann een syroep van gengeuer')
' vnd safFeraenn, coperroot, vilinge van coper"), achauinghe vann thin,
with van eyeren vnd weyte [f. 4^"} aeniell, ditb wtgemaf'ckt mit
vynetick vnd int oge gedaen soe wordt idt beter,
WiiD ecD peert een vel np sya ooge beert
Wann ei'n peert een vel np zyn oge heeft soe nim gingeuer vnd
galigaen ^) vnd stootsse wal kleynn vnd ein romer glaa wal kleyn
gestoten vnd ghestouet doer ein doick vnd menget desse dryderbande
tho hoepe, vnd den peerde inn zynn ogen gbeblasen, so lange dattet
vel off ys, soe wordt idt beter, Item tenn seinen nim die dielen fiat
ya glaa, galle, eylnoff, eyerschillenn, gengeuer, dit thnsamen gepuluert
vnd ghesyft, vnd dat int oghe geblasenn,
Eein ander t^ii sulnen,
Item to ein oge, nim rasewater, gepuluerden gengeuer daer inne
gedaen, vnd dat mit een veder int oge gedaen, vnd nim zeepe vnd
botler, vnd doen hem in de ooren, dit ys oick goet voer maeaogicb,
Nerh tenn oghe.
Wen een peerdt ein atrancknge lieuet, sno make hem soedaene
puluer, nim muHscIielen dye liy den water üggen vnd barnen se, vnd
treck ae denn ouersten hast nff. dat ander bchotdt, dann nim »"itten
gingeuer toe, vnd onck ff. 4f!'>J gbeleatenn steenn, vnd legge in wyno
negen stonden, daer na nim den ateen, vnd make dye veer tlm samenu
vnd stootae tot puluer gesift doer enen doeck, desse puluer ia goet
ten ogen,
Tot een vly des neclis.
Item nimpt glas vann i-ner lumpen vnd atoot wal, vnd menget
mit olye vnd nemo ooek wedewinden aap die dre tho samenn ge-
menget vnd dat aap wth denn dree aalstu weder vuyth wryuenn, daer
vann doe int ngenn, Ten seluen salmenn een schelle barnenn tho
puluer vnd int oghe geblasenn.
Wann eenn peert niet stallen kann,
Hiertegens nimpt zwerdel, dat ys waterwortel, adick dat ys
wilt viedder wortel oiier mcnnigr- euenn vele hladenn vnd niarck
hladenn, desse kmyden to samenn gestolenn vnd in aeboon vlete water
gbesoedenn, vnd dat water aalmen den peerde in gheuenn vnd dan
ieydet äff vnd rydet iippet droge dattet zweet, vnde wryuet hertlick
') Ingwsr
") Ku|hler feile. — ") Calgaiilwurrel.
etiQ onder denn buyck hj dem leessi^henD mit eenen ruodeD holte,
daer na sette dat puerdt //. 47»] tip den btal, daer peerden plegen
to staeau, vuJ ducket wel viui: oft ses dageii liiiick dan laet dat
peerdt wedergaeun in de weyde, vnd niin aap van huudes ribben,
id est, ribbvoet, in vlieten water gbesudeun, daer dea peerdes schotc!
niede gewassclieun des dages twemael a1 warm. Noch van stallen vnd
wen eeu pecrt niet stallen mach, soe uim vier oft viuc sipelenn, vnd
braetssQ heet, vnd holtsse den peerde nae einander heet voor int ge-
schoto vnd boo ealt wal stallunu,
Vann Bcbiuel beenn'),
Item heuet een peert cen sciuulbeen soe iiim een groen esseben
holdt, vnd barne daer aaseben afT dyu bint daeriip, vnd daer na
wryuet mit een griieii essuhen baldt, vnd bint dan dye assche weder
op 8oe vergaet idt bem,
Van deon seinen,
Item wat peert dat eon sduelbeen beeft den barne die buidt
datsse rioipet vnd legge daer dann gebranden spaens gruen up, dye
sali bem wech vreten,
Noch van den selueu //'. JTbf
Üat peerdt salmen nederleggbcu vnd gbeten dar kallick water
op dat sciuelbeeu, vnd een beet yser daer op geboldenn sou salmonn
dat haor vuyt treukenn, vnd dye liuidt mit dat yser eeu weinich
scrempun, so nim redelick roelicken *), vnd zeelattick, vnd wegheblader
all euen voele, vnd die gbestot dat bint opt scinelbeen eeueii nacht
wann dyo buidt dau weder open ys, vnd weder zeer go salmeun daer
8olt vnd Bpaens gruen in warpen,
Noch van deu seluenn.
Item ten scinelbeen, nim tbyn oft XU sypelenn vnd braetsse
heedt vnd see daer nae einander biet np geboldenn, dan snydt dye
huidt up, vud warp daer etlycken puluer in, het sali syn rotten cruit^)
oft spaens groen, laet idt oick syn tyt int water gaen, so laugo als
idt genoecb ys, dan belet weder toe
Vann krappenn*),
Item een peert dat leuendige krappen heeft loepen in syu kne
off anders waer, uoe waschet met wyuetick, vnd aaluet mytt salue vnd
mustaert vnd with van een eye vnd galle ') van een [f. dS"] swynn,
vnd dat daer dau thu samen opgelecht,
Vann een verboghet peert
Wann een peerdt verbuget ys so steeck een hareii ncel vann
Byns seines haer denn peurdo tusscheu vel ende vleusclic by denn
vprbüege, vud smuert dat peerdt mit liuudessmeer oft mit biioiu olye
. euer aebt dagun, salmen hem doen laten an dun spatli ader,
' ') vergl. MdJ, WB. unter scliiveibtu. — ') Schafgai'be. — ') Arseuik. —
) Krebse [V]. — ') vau -galle iii J. Ils. UupiHilt.
Item een peerdt dat verböget ys dat laut bueBtich swemmei
water alst ;ildat;r luecste maub, iner nipn salt aldereerut latenu ^
de burtit iidei' up beydmi zydeiiu vtid stekenn hcm oft tweu uft irjt |
haereii zeelon up dye üelut.' zydt iu de borst, dacr hut Itiiickt tussufaen
vell viid vlutjHch, vtide niakü hem oyck eeu ander gatb, iu de borst
tubscliL'u vel vud vieetiuh, viid nimpt daii eeoen blaesebalck, viid blast
hem di(! boret vul wiuls, vud dat dati toegeueyt al dichte, nitnpt dan
olye van bayen, lyu olye, boemolye, viid russel, dat tho äamen gt-
BDiolttnii viid daer dye boi'st Iieet niede ghet>meerdt, dauii tiiuipt eeii
luych schapü velt und dat um dye borst gebunden, dat dye borst
warm //". 48IjJ blyue drye dagheii lauck dau nimt dat vel weder off
vud dun dye baren seelen alle dagheu voort toeglien tyii dagheu
laock dat dye wonde wel draget, vud dat peerdt om deu audereu
dauh mede gboswemmet ') int water soe wordt idt gbesout,
Item off dat voerscreuea badt uiet belpen wolde soe uimt goldt
wortele, naclitscLade vud wegebreedeu nortelen, huodos draffeerdt
popeleun'), alssem^), byuoet*), murren toppeu'^), vnd aelboreun, dye
btgder mit dye wurteleuu vnd dit tho saraeu iu vlctende water ge-
Koden, off int hier in dbetile, vud daer mede gebadet alle dage vnd
eicki's daer ua gesmeret. Item uimpt olie vauu bayeu vud olie van
lynzael vud boem olie to üaiiien gesodeu, vnd daer mede gBämefit,
uuerst dit Ladt is wal soe guet,
Tegens denn worni int lyff
Item uimel esscben barrick") vnd cyer scbillau vnd peper, dit
tsamiu gestoten mit wyuetiek ghiff huni int lyff, Item hamer slach is
daer oyck goet tbue, Ualigaeu kleyu gesueden vud ghesodenu iu
wyun vud dat den peerde iiit lyff gegeueu lye warm, dat ys oiek goet
tegeuu denu worui, //'. iU'>/
Noch vaun worm im lyff
Item soe nim eycr uiitb dye si-hillenu vud peper lycka vel«,
gewreueu vud mit etick geuiviigt-t tu hope warm ghemaeckt, vnd gift
dem peerde iut lyö',
Vaun breecksHel des perdeH,
Item du salt weten dat breectisel dryerley wyä ys. De erste
heuat aiek au deu bellen tuüscbeu dye beide knieu vud deu houcdu,
vnd dye heet wolÖ, edder hollüh tdder de wras wolff. Den saltu be-
kennen alsoe, au de stede daer hy lecbt woi'dt ein kuilu alse ein
note vnd ruiget »ick die huidt vud yoeckt ciuck dat peerdt dat'r deu
suitu aldus vei'dryüen, nimpt twee bücke remeu vnd biut dat beuedun
vnd buueu vast daer he licht, soe wort dat bloet den worm to baiils
benomeu, soe barne hem mit'j een gloyeude yser, vnd riue hem daer
in spaens groeu, vudt bindt dye woude went ouer dre daguou sUoe
machatu oick boeser beeu, Dat ander breecBsel heet sick^J in den
') Hb. : ghesmemüt. — ') l'up|iulkuosiiL'ii [V I. liumJesJriiff, eerdtpopeltin, althua,
I. .Mild. WB. n. V. pni.|H;|PN, A. I,.]. - ') Abaiuib. — ') Aitemisi«. — ') Spilaen
iBlülen). — •) Kiudtj, - ') lls,; uii. - ■*) Ua. ; sich. -*""
El
tzogel iegen deu schote dal bekeiit maa alsue, dat sick dat peert wryuet
vm die womle vnd kluuwet sick an deu si^hutt; viid vormarckstu denn worm
daer als ToergeBcreiiuii ya, vad niin daii spaens grouiin dys gepuluert
ys vüd //*■ 40l>] büsenu saedt gepuliiert, vnd dat daer iu gt'siroyt allö
dage wath, V edder Yl dagen lanck soti starft dye worm dau machment
woder Ihoe lieeleu, viid ist dat du dye worm versumest soe wordt
dje worm ouer all vud wtbreket sick vnd vermeret sick, dau doe
alsoe, Barne die stedc daer liy liebt mit ecu lieet yaei- vnd niiu dan
;estoten brosbecii ') vnd epaens gruen vnd aweuel, dat daer in gedäen,
iff dat oock uibt un belpe so nim ahsem aap soe vele dat men daer
SD lyncn laeckenii in mach netten, vnd stoppe dye stede die du
lebrant heft vnd stoppet als voerscieuen ys, dann dat lynen laken
n dat aap g(?nijttet als voerscreuen vnd wyndt dat peerdt dat laken
mme zyn lytl'. daer sick dye wurm verboldt, soeuen daegen lantk allen
agea dat laken Bens genattet soe starft dye worm vau bitterbeyt des
kps vnd wardt weder gbesuut,
' Vann mnycken *) des peerdts,
Item wan een peert muucket soe uimpt ciaer koyeu pisse vnd
wal gesodenn vnd claor ghescumet vnd wal gesoltenu, vnd daer
dagen dye muycken raede ghewussclien und gbebadft //'. 50«/
Noch een reniedie vann drosen der perden,
Itum noch wan een pL'crt muickt mü uimpt wat vieteiis waters
Farm gemaket vnd wat spaeiiache seepe, vnd daer med« gt^wasscben
Ue dage eens.
Noch vau muickeu des peerdts,
Item nimpt sclione barck^), kleeu gehouwen ende siedet mit
'lieteude water wal, vnd gheuet d;it waler viin deu barrick vnd suidtli
dt all ander mael, vnd soltet wal, vud daer die muycken alle dagen
BUS mede gbewusscheun,
Noch een ander veiii mnyckeii,
Item noch wuii ecu pucrdl muycket soe holdt alle dageu iu
^rukeitu adell^) vnd dau tu niacll spaeus grueu in gewurpeu, so
ing als het genoech ys, und wall gewachtet,
N'och vann moickenn,
Item nim gruen eken looff vnd ächelte dye uuerste hast Htf vnd
im den anderen hast vnd daor tou gedaen brummelea loofT^J v[id
ekebuugbe "), vnd dat tho hope gesodenn in vielen waler vnd
wasschehem daer medc don nuiicke allu dage cens, of du gheeu eukun
loeff krygun kündest, sue uimpt wat spaeusche zeepe vnd //, öt^/
_wyuotick vud make dat tlio houpe warm vud dattet toehoepe menget
^vordt, vnd smeer daer die muickon medu, soe vergaet se, maer dal
Hhnder ys beter, daer verghaetsse best vann,
^B ') Wac!iliuldi:rljL'oii'iiV — ') Mmtku (Kraiiklieii), — ') — barrick (Eiclieti-
^■iiidi;). — *) MiatjauLbu, — ') üroiubcereubliiticr. — ') Veruuiuu beccabuuga.
V'auD spruiveno vnd swellenn,
Witiiii dtu pycrdt spruwut uft' het zy ghezwolltn up zyn kotea
van Riuickes baluen oft ist geswuUoii vau zynu hoütuaäck, off is dodi
vuyt geluopeu vtume zyu kutuii vuu staut tialueii, off Iieeft idt doch
under itlycke zwcIliDgu, »o iiimpt ktuys wortel, alseu eude naclitscluideon,
wegebreedtiQ ende biuoet, e^rt populenii eude toppmi vauu tielhoren,
liultwoi'teleiiu eucl huudts dralT, vud suydt dit iti bicr wal, vnd dacr
bettu dessü swelÜngü iiitdo soe lauge als iuw duiicket guedt sut; salt
betercjiiti, Item dussu voeiacieueii kiuydcu tuuetmuii wiimen tuascheu
dye twee viiser licuet' viouwen mit dye wortele» viid bladcii beide,
want Büß vroo ala die twe ouser lieuer vroLiwemi voerby sinth soe
tuycbt dye inacbt vau den kniyden iti de wurteleuL. Aiiderg van
mrylyt uff ulät begiut toe watiseiiu bent tbu duu tweeu licuen vrouwi
soc ys dye macht in den blaJenu, //'. ülnj
Ein and«i' vanii sprutvenn
Item wann een pcerdt spi'uwet sou uemet seepe vnd smeert dat
peerdt daer mede, vnd wasscbet dat bynnen veertheen vreu weder
<jff, nimpt ballick vnd loggen meel al eueii voele vnd warpe daer iii
toe twee dagen eeus vnd wusschet erst reiue de» maels, vud wat^ ■
dat vueracreveu puiiit daer in vud bewaer dat peerdt voer liggen ■
geneetit idt
VAnn droesenn des peerdt«,
Item wann fcu peerdt droeBet Boe uimpt t'euigreeck') vud legget
in wynetick vud luetsse nal weekenn vnd giftse dati dye peerde des
maels als du votrcst teiu koruen in deu liauer gemenget vnd wacht
dat peerdt wal warm,
Noch vaun drosena,
fi'uigreefk krygeii kondeat eoe nim weiten kl4
n water vud giff hem dat alle daghe wat vaa j]
tdat
feder
är iü
-i
iggel
) des
./acht
I
Off du ghfieue
vud doe dye in war]
soe Salt beterenn,
Een ander vau dreesenD,
Noch wan cuu puerdth droset so uim een hueiider kiop, dst
gliedoodet ys vud lalet dan ff. öllij drougbeun, giff hem denn tho
ethen soesalt beter wordeun,
Xoch ein ander van drosen
Wanuaer ecn peerdt drohet vnd lieeftse au denn hatü, vud die
drose binuenn zwelluiin so kaut gudlickoun etbeu eude driucken, soe
nimt oldt zwynun smolt vnd sypel vnd tho sameu in eeun gurst.ütrofi
wype, vud brandet iut vuir, vud legge hem dat heele up die droes«u*)
een dach vud soeuen uacliteii, boe nim een vlime vnd slaeet dour,
vnd wisschet oner deu auderi,'u daub mit biedeuu vud voerwaert dal
gat wal open dat dye atter^) daer vuytb loope,
') fueuuu tira
>) Us,
') Eiter,
89 1
Noch een Rnder van drosenn.
WaDD^er etil pftrilt droset sot^ inoutriieu daer ua sitn. vnd het
will hem gHi'Tiu (lourbicktjiin liet sy dann up wat {ilaetsse ilattet zy,
vod« algtimeeiitlykcini onder dL'n hals voüi-Hammelt sick gheerne, oft
sit;k Uli ouder deu bale voersauiiuelde, »ue gitT hem feuigietüik Iho etmi
iia desse voerscreueu puuten, vnd wachte dat voerücrcueu peert wal
warm gedeckt, vud wachtet wal dattet lüet vele mes ouder hem hebbe.
viid ulWt io» soii wyt waerti dat »iuk itiet bewarmeu künde »ot; maket
h«ni dat water warm dattet drincken »all //. 5U(i/ soe salt wtwarpen,
vud oftet niet ioe soe wtwerpeii koiide vnd dattet nocli wyder wordde,
vnd ghy dat gw^er ganie doer badden, so euierot eerst mith beeth
russel, vud des linderen dagem so niut een wassB keersse, vud barnu
•lal baer oö liet swel mit die keersse, vud des darden dage», doet
bem doer und laetet staenn eeu oft li dageu so« salt wal drageu,
vDd walltet hem datin draecbt eoe wasschet hem dau mit warm hier,
vud Buieert allen maleu mit swel salue, vud dau salt betereuu,
Wanu een peerdt vervroreDn ys,
Item eeu peerdt dat veivrorenu ya, vnd heft een warp wt die
noseu vnd veel slacht op dyu ribbeu, deu salmpu een warp ouder den
buyck leggenn, vnd deukent mit een slaeplakeu vnd daer up een
deekeu up dattet i^weete vnd stuuet dat peerdt mitb heet gesodeu
garsten in eeiien sack, uuer zyn bouet dichte tue gedeckt vnd warm
gbestouet, vnd dat peerdt welwarm gebuldenn in den huisse, soe be-
gint die vurst van binnen thou brekeun,
Vann spruwe des peerdts //'. a^iij
Item wann een peerdt die spruw« beuet in de munde, ^u nim
etick vnd »uldt, nacbtscaden vnd kruys wortelenu, vnd stuet die tho
hope klein, mitb dat natli dat daer äff kompt daer wassebeu beui die
mnndt mede sutj salt wal hielenn, Item een peerdt dat dye spruwe
beuet in den munde, dat salmen daer by marckenn dat peert ys beet
in denn munde, vnd laet') als roet vleiscb in den munde,
Noch vann sprnwenn,
Ilem weick peerdt dat gebreck heuet in den muude als van
spruwe, den salmen mit solt vnd wynetick wasschen denn mundt vud
mith hounich vnd mitb stotf vann luoldt '), vnd atrycket hem die
zeerenn mitb denu seinen stoff, mit eenen doeck gewoudenn, daer ghy
dye wunde mede wasschet, mer die aderenn vuder die tunge salmen
laeteu welcke spruwe komet van quade bitten dat dye mundt niet
ge hauen t ys,
Vann hontve des peerts,
Item wallt lueu denn peerde deu liouw will laten snideii, dat
müctinen doeu int leste vann dye maneii vnd oyck des morgheiis
//'. dS"/ tier dat peerdt drinckct, vnd oock alst guedt teken ys, vnd
soe balde als hem dye bouw gesnedeuu ys, so nimpt botter ende sotdt,
■J Kidtchse ['4
vnd wryff bem op dye sneede, dan lejdet weder up den stull, vnd latet
staeu, dan iiim uugepynicht hoiinicli vnd wal terpentynn dat tbo bope
geBOÜL'ii vud smetr daiT dann allu duege vp den liuiiwsetr däl heelet
lieiii wall, Item tiimpt oock wyu vud wusscbe tsni oick diu oughenu
byweleu mede, dat klaert die uügeuu wall, dit due soe lange als by
lieel siiinenn. Item wafht dat puL'rdt ioe wall iitlitu gfte ti'in dagenu
dattet iiiet in de windt kome,
VanD nostrick ailereu tne kortenii,
Item licuet dat peerdt ander gticbrti^k, in de oogbenri in aderenn,
B(i Inet hem die jiderenti iii de noestrick kortenn, vnd steck daer
soldt vnd bütter in, vnd daer iiae, w^sscbet myt wyun, so salt bieten,
Olf Hick een peerdt hadde ^etredeu ofl' ^estoteu up die koerne.
Wann stck eeti peerdl btiel't getreden iu de küerne an du vuet,
soe uimpt ruedt vud süldt, //'. 5o'''/ vnd dat wittu varin eeu eye vnd
dat tho sameu gbeslaglieou alt kordt vud dat daer up gelecbt vud bj
tydeuu vervarsuhet,
Noeli tom tredt,
Item uimpt sebapen tallich, kuctallicb, was vnd liars, vnd vtigi>-
piüicht bunnich, VEid boeni olye tsaineii gesodt-n vnd w:il yearbeydet
vud dann daer up gelecbt,
Noch lom tredt,
Item ruedeu bolus gepuluert vud mit wynetk-k ghemeiiget eiieii
dieke, den tredt «erst geruymtit, dan nim puluer vaun allu'ynu gebrant
vud daer iii geworpun, vud daer dan die sülue up gestreckenn uff daer
vuill vleys in were, »ue doe daer spueu» grueu )u, suu lauge dattet
genoeeb ys,
Nouh tum tredt,
Item toa eueu tredt, uimpt wynetiok ruodeu bulus vnd gi^brauden
alluyu vud eys doer') vnd slai^t tsamen korJt, vnd daut up geleul
mit warek.
Als een peerdt quade lioeiieu heeft
Iteni uimt wilh wieroock vud terpeutyu hars vnd wa&i scbi
vugell, Bwyue [f. äi"/ amoldt sweuel vud bottyr taauien gestool
vnd gcsudenn dan gbiet idt in een ardeu put vnd latet koli
daer smeert die voeteun mede vnd haldtsse wal druoghe,
VV'elck peerdt dat die lioeueu dwinj^eu,
Item wek'k peerdt dat die boeuen dwingeu off besteidt tu ver
dorren aoe uimpt rundereu me» vud duel daer toe rugguu krotmeu
vud laet wal tbo samen seeden vud uemet marrieli vud legget im
up den voudt drie dageu vnd drye nachtun aoe biudet tue mit dueki
soe wordt idtb gueth,
Vauu een Hpoldeuu voeth.
Keu 2>eerdt dat een spootdeu voet heel't nun uim beete tirada
rueueu vnd biutse daer up vuerthieu uacbteu laaok, soe krimpet vnd
gcitsse tho hoepe,
■) = Düiter.
udeü
I
er-
leu
Lda
Vann eegel hoeff'l,
Een peerdt dal pl'U cgel hutfF hccft, soe riiüjpt pick, teer, vnd
weuel, vnd GiiiultL't dat tlii> B»meii vnd ätneeit daer nitede, vuil uock
t wbU mit oMk pbse gewussdieit vud dye eerst warm {•heinaecket,
Vaiin hagel hoeff //'. ri^bj
Itein up die haeghel boefl' gelecht liarde piok mit Luedeii dree
I dngeu laiiük dan Diuipt off, daii niinpt olye off klyein mit suldt of
F mit etick Ktarik genienget, ameeiet ^anr inede. Item ist hagel hoeuich
■soe wasschet eerst mith Inege, dann alst dioge ys, soe giiit warm
fpick daer op, vnd den andereu dach soe treeket bem dat haer daer
l'aff mit een kieiu tange vnd iiict met die bloete Kandt soe lange alst
^ gans bloot ys, dan slaet mit der vlimen doer vnd Uet wal wtbloeden
vpid wal wtgestrfken vnd gedruct dair na roggen broodt geaoeden
mit soldt vnd watur. dat daer omme geslugeu twee daghüii lanek, daer
nne wassche die btede mit warm watpr, vnd laut dan biet piek in
koldt water lüepen vnd dat biiit daer up soe aaU betereiin viid hielen,
VaDn steenii gallenn
llem uimpt bara vnd wicrooek vnd vngel dat daer in gedropeiin,
[■r eerst wal «tligeiieecbt, vnd wachtet wal druigho,
Wanu een peerdt gewrenget ofte gebroken ys.
Ist gebrokeuu vnder den sale oft ghe^wollenii, ist gezwuUeuu
wa»tti:het mit soldt vud water soe voert als du den sadell uff
fttiimpäl, vud legge [f. öö"] hem daer voert op alduü, uim wynn heffen
■<Vnd daer tue soldt. dat daer warui up gelecbt, kaustu geeu wyu beffeu
ikrygeuu, su nim leemni mit etick gemeuget, maer dye wyohefi ys
Mieter^ Ist ouci'st gebroketin süti wass^het ueck tcr gtuudt mit suldt
itnd water eena. dau smeert mit boter, vnd doe daer iu puluer iu,
^ dye wal heelt, Off nim golt wortele vnd gruisc dat water daer in dat
lieeli't wal, Ist ouerst iu dye meytyt, soe uim gausse dreck vud parsse
dat waler duer wth, vnd spuite hem dat water daer iuu, dat lieelct
wal, Uff nim buudes dratT vnd toppeti vann alhorn vnd grueset waler
^Ldaer vuyth, dut beelet wal, Off nim juuge eckelenn ") vud stoedt dat
^f «ater daer vuyth, vud spoite dat in de wunde, dat belet wall,
H Noch alst gewrenget ys,
^M , Iteui een prerdt dut gewrenget ys, vud dat uiemaiidt heeien
^RflcHQn, daer niachmen iu veriuoeden tho brukeue beeneu, dau saluien
^P dat zeer wyde up snideii vud laeteii diu aderun bieel oftet peerdt
wurdt duol, vud snideii oick alledat vuile vleys daer vuyth, vnd to
brukene beeueii siut se daer iiiue vud badeut mith [f. öäfr/ ghesodeuu
loe, vnd uimpt eeueu uyewen ardeu put vnd daer in gelesschede kallick,
vnd bonuiub toe gebraut vnd dicht toe gedeckt mit ceueu aerdcuu
iderscU') vud boueu geladen mit eeueu stecu ofte sehiuewerdt up ge-
riieueu, dye pol ys root als vuir soe ist guedt den puluer warp ouer
•) Jgelliuf. -
: Eckcru, Kiclielu. — 'j Deckel [dekselVJ.
den anderen dach id de wunde, vnd watmen mitter loe alle dagen n
äff wHBScbien kann dut salinen lateii sJltt'nn vud dotrut uicht bloedel
rnd watibchent nat! mit wynctick vud wurp puluur weder in vnd i
veerthien dagen vud nachten als dye wunde gedrogct ys, soe Bulm
dye wunile smertn mit ongesolteiin gausaen smolt, all beett,
WattDter eeu peerdt nicht etrn of driDck«n «nn mach,
Item oft' ecn peerdt nicht eten eil konde dattet staet kauwenn,
ouer die faauer oft hoy soe lieei't idt gebreuk in den mundt, soe
moetmen bem dye suiuel latenn utekeii vnd daer solt in gewreuen des
morgene al eert drincket vnd latet daer u]> staen vastcn flry edder
vier stunden vft oick gebreck hadde vann de memmekens ') soe
moetmensse körten vnd daer suldt iu gestrukea, Oftu uyek gebreck
hadde van de vinnen soe inoulnieu hem dye kamen mit ueii vi
doerslaenn, vud daer aoldt in ghewreueu. Oft oick jf. äGnJ gtbn
badde van de sprnwe äoe doet daer raet toe als voerscreueu ys
de spruwenn, desse dingeuu moetmen den peerde doeu des morgens
eersse drini:kenn vnd latense daer uae dree oft vier litundun vasten dat
ys hem guet, Item dit moetmen uick doenu daer nae dattet teekeu
ys des peerdes, bet zy in de taiiden ofte iu der voelenn,
Off eeu peerdt haestich ki-anck worde vnd uiet eten künde
ItL'm off een peerdt haeitticb sieek worde vud nicbt eten kui
soe sich bem eerst na denn munde, ol't bem dye oick vucblich
ist aake dat dye mundt drooge ys dat eu ys geen goet teekenn,
nimpt voort soidt vud water vnd wasschu bem dye mundt daer
soe wortse hem weder vuchtich, oft uinit wit vann een eye
bonnich gemenget vnd strycke hem iu den mundt soe werdt bem deu
mnnt weder vucbtii.b vnd doe hem terstondt enen tboem an gestreken
mith soidt, vud laet hem daer up staeu kauwen soe wurdt hem den
mundt weder vucbtich. Item laet dat peerdt oeck een weynich rydt
vnd laet bem wat soltes in de uostrick blasen dattet pruititet, sui
wal beteren. Item oft dat peerdt noch niet pruisten eu kund«
geeneu vuchtenn mondt hadde, soe heuet ander gebreck [f. Sdlf^
voele wordt ua denn ooren off Jdt dye viueren oick heeft, soe laet
hem belpen, Item such oock toe off dat peerdt oick veruangen ys,
srie laet bem oick voort belpenit, Edder off idt auder gebreck hadde
bet were dan vann hoender veren edder wormen, oft" dattet gbi
were, off dattet uiet orten künde off' vanu stallen, uff ander gebri
soe luet bem helpeu voort,
Een kuDst dye probeert ys,
Item wann een peerdt ghtjen hauer ctcuii maeli bue beuet gä
bret-'k vann biuneun des tyucs vauu otiyckL'u sakeun, soe uimpt poka
VBun berinck vnd doense in ueiieu schonen potb vnd laelsse seedul^
up die helleste ynd schumesse wal scboone dan laetsse koldt wordtil
ec k
) mamilLkC.
Ivnd giffap ilcnn peerde in den lyun Tnd rydet daer een weynich nae
fdattet warm worde vnd settet idt dann wfder up den atBÜ, vnde
Istet een wylp daer nae vasten, dat'r na salt wall etlienn mopen, '
Vaun hals swellinghe
Item Pen peenit dat ilye hals swuUe ist dattet niet etilen knn
Boe ruyme hein dyt^ mundt midtti soldt vnil etick vnd nini seinen sap ')
Tiid honnjch vnd dat with vann ecn pyc, ihph [f. (iVa] ghe dat taameu
in wyn, vnd ghifl hem dalt int Ijff ein tydt lanck alle daghe watli,
,aoB ist giiedt, Item ein peerdt dat Lardt lacht soe nim enen goeden
Iteker vull enticiaen, vnd lepetl vul solta, dat to aamen genienget vtid
ein weynirh warm gemaeckt vnd gift dem peerde int l3ff, drye dagen
lanck vnd des veerden daghea slae hem die apoer ader,
Heert een peerdt kPAUcklieyt van binnen,
Item heeft een peerdl idtzlycke kranckte vann hinnen nae die
gheatalteiiisso, soe nimpt een quaerte wyns, vnd oni een oert onge-
pynicht honnich, vnd wat seinen, vnd dat thu saemen gesodenn up
die helleste, latet dan koldt worden vnd giff dan den peerde int lyff,
Marckt wal thoe,
Item nitupt oick nae der ghcstaltenisae der sakenn een mengel
Tommye, vnd wat ongepynichden honnich vnd make dat to tarnen warm
ynd giftet hem int lytV soe salt heter worden tbis guet tho swelUnge
in den hals off int lyff nS ienirh waer vann bynnenn,
Vann kullen dye gezwollenn lynn //". .07'-/
Item soe nimpt gruen loock, vnd legge dat up enen heeten
«teen vnd doe dat peerdt daer ouer staenn dat hem die roeck au de
kullen sliicbt, aoe make een merk van heeden vnd vlas mit amolte
Tnd doenn hem ouer die kullen soe wortet gesont,
Een peerdt dat syn scharlit hanght
Item een peerdt dat ?;yn achaclit toe zeer hanget vnd niet up
Iiaelen kau, soe baede hem die achacht mit hier vnd wal to paaae
lauwe vnd bindet mit een lynendoeck den schacbt all doer warm mit
lynzaet dat ghesodenn ya dattet toe gader hanget vnd bindet hem an
den buyck vnd an den rugge soe dattet hem niet en hanghe aoe
trecket hem weder,
Noch van Bchaclit wth toe laten
Itom een peerdth weicke den achachl heoft vuytgelatenn vnd
1 kansse nicht weder in kryghenn, aoe aalmen uemen dry roggen arenn
L Tnd steken dye in heeten tallich, vnd ateken dyo aeren in des peerta
kjachacht voer int gheachoote, vnd salase vuyth harnen vnd sali dat
I peerdt laten gaenn in een wyden stall, soe tuytet den schacht aeluen
T weder inn,
') Salbeiauszug.
94
Tlioe rnydiglie peerdenn, [f. r.Raj
It.i'm mPn sali ni'men efn nieii(?elnii nlys, vod alsoR vni^Ie swpuel
als eon eye grootli, vnd Hisae vele alluynn, viid menget tsnnn
Bmeert diier inetie,
Heeft sick e^D peerdt verkliclit
Item want nirk een petrt in den lendeim verklicht bouet, so>
nim ru»8pl vikI weyteii klyeiiii vnil dut taamen ghesnili'n vnd slaei
dat daer allhlet mit plaestercnn vninie dr'' dagen ende drfe nachten,
vnd nimpt oeck olyo van bayenn vnd lyn ■dyf, vod daer mede ge
smeert sne xalt al beter wordenn,
Vann di«k(! koetenii
Item Pen pecrdl dat een dicko glipswull-'n knete beret, daer any^j
äff an elcker syden aisoe brett als cen gülden, vud ateket hem onderi
denn ffitlocke dath vpII wth mit een gloyendc ysier, vnd geniaket all
een keerse pype viid smeret all Viitli, vnd laetent ataen veerlbien'
dagen all stille vnd men salt rydenn in koedreek vnd dau badent in
warm water-, niaer liet sal eeiat gelaetenn ayn an der lester ader
beneden dye kotenti au "beydpn zyden, vnd smeert mit den bloede soe
ist gnedth, [f. üSbJ
Nocil eeun peerdt dat sirk v«rklicht hff«ft
Item reu peert dat aick verkhcht henet, soe nim lyn ') zaefr"
vud zeedet dat in beer vnd oldt russel vnd sp.ienscbe zenpe vnd suir
deech, een bantffuU solta mit wyn etick, dat taamen gbemenget vnd
ghpBodenn vnd bint lieni daer iiji, vnd by tydenn vernarschet,
Hiiir inach iiifn vinden dat pulner to laaken daer men wnudeu mitli
mach drugen vnd heelenn,
Item gebrandenn alluyn vud gepulnert, ys goedt toe allenn
wunden mede tbo heelenn vnd thu druigen, item nimpt glas gepuluert
dat ya guedt tn einen broke, dut mit een auele gedacn ya oick tbo
aderenn Beeren, Item bekede^i tandcnn gepuluert, dyc zyn guedt to
varaehen woiiden vnd ander ;(ceien, Item nimpt stolV van bracke ge-
maeleu, vnd wal gepuluert dye ys guedt tot allen zeeren beaunder to
broke, Item nimpt ongepynicht honicli vnd drulget in dye sunne to
pulner dat druegct vnd heelet wall, /f. 59"J Item desse putuer ys
guet in de wundeu wan see eerst w:U gehantieert synnt, itlicke uae
t-iyne, Itüm nimpt glas vnd hamerslaoli vnd kallick, vnd stoet idtlyeke
byaunder, vud siehtot doer eenen doeck vnd daii ghemengct tu boepe
vnd dye puluer ya guedt tho nghen Beerte, in de rugge vann broke,
Wann xick een peerdt verseket heeft
Soe nim weitenn klyim vnd leem, laet dat peert daer alT drincken
alle niiu'll soe lange dattet beter ya, vud nim gruen ekeu looff vud
gruen ala^em vnd gifl' hem vakenn tbo etbonn soe -Halt beti-reun,
■brneideu") liauer vnd vann aUehande water
I
I
1 uye hoey.
') (? !. gliplinieiiien = gelimeiden, prbitzl? A. LJ
Vann kold« pisse,
Nimpt Pen loot Ini'bprreii diit ya haniilccr ecn liekor wyns ntf
jllpt bir
■firmet tli
Im üanien, vni
d gift den peprdp int Ij'ff,
I
\aii raapeinn,
int du wilflte con iHSp diklue niakenn, soe /f. 59^j nimpt olie
vann hayeu vml gruen hnem olye viid gheatotean awunel, vnd gebrandeu
alluynii vnd dye doer van ceu j-ya vnd ghestoolen hollworttel vnd tboe
hoepe gestndenu, daer inede Hhesmnprt alle dage Pens, soe idl guedth,
Wann «en prerdt die voM toe vofile ve^ßt ys,
Itoni off hcm dat yaspr tho na licht vann hpslacha hallten vnd
■ttet daer an hinrkt, soe alae hem tlat jaer wath los, dann nimpt
■in rou ey vnd een hantlfol solta, vnil slae hem dat in den voet, vnd
,tet staen eenen dach vnd Pen niLcht, dit doe twee oft diy mael na
len anderenn, so salt beterenu,
Vann voeruaughen,
Item dat steit toe besorgen dat hem dat lenent ooek aolde ver-
igen, aoe laet die voeteuu wa] vegenn, soe kriL-htet leueiit ruyni
od legget alle dagcnn daer eeo guhlcii plaeatt^r up vnd wachti^t dan
wale geameert soe aalt betereun,
Ein peei't dat sick up ein ader getreden beeft
Item een peerdt dat sick u]i een ader ghetredenn beeft, oft waer
het zj-, oft dat sitk up oen ader geroeret heeft waer bot /.y, soe
[f. llOaJ nimpt wyn hi^ffeun daer toe gedaen gebranden wynn, vnd
aolt, vnd roggen meet vnd aes eyer vnd apaenache zeepp dat tho aaemen
beet ghemaect vnd alaet duer vinme, vnd laet idt slaeti dree dagenn,
alle dage wat veracha,
Vann honeHJerte des petirts.
Ein pport datlel houet sieck ys, dat kompt van enpr ader die gheit
van der nuese kruese off dir ader saitu ftldus stoppen, legge dat peert
up den ruggen. off op dye /ydt, vnd glieet hem dye onrenn vull honichs
Tode bindet se vaste tho vnd latet daer mith ataen so salt boterenn,
Van den fielaeu remedye
Item weh'k peerdt dat houet aceck ys, dan hem toe slagenn
gestoten ys, van wat aakenn dat angecouien ya, so sallu nemen
redick wal gedurret, vnd seedcn see wesr al euen vele, dat taamen
wal geatooteii tot puliier vnd mit wyno gemenghet vnd gift den
peerde dan inn soe aalt beterenn
Vann vorlat«nn,
Item Pen peerdt dat voerlatL-u ya, nimet olye van bayttnii ende
hoem olye vnd hae.ulecr olye dat tsamon gemenget vnd smcert mede
om zyim borst, soe droget mit eeri heet yaer so satt betören, /f. f'O^j
Van honet nieckte
Item nim grootc nmenten een pot voll laetsse drooge worden dan
pulueresp doer eiien doeck, vnd gift den peerde daer van thoe drincken,
H
Wan eeii uenrt hoemler vrrfiti j^erten Iieeft,
Soe ia dat peerat sepck vnd marliK-loos vnd steit toe bnü
singen vnd mach niet etlten, soe laet tor sinndt dnt peei-t ecn weyaicfa
rydfiii vrid wasaclipt liem dye ton^e mit solle vnd water vnd doe hem
wat solts in den noalrirk dattet piuissche vnd dattet nyck nrte soe
Salt beterenn, Oft idl niet orten künde sne giff hem oen dranck isum
dattft orte vnd ioet ineen ortet, ine idt beter ys, mM
Wfllck [leert ilat die roere heeft. ^
WVlck peert dat die loere lieeft, so nim ilat iiigewejde van enpr"
hinnen altoe malen sonder dje leuer vnd hacke dat, vnU gilT den
peerde int lyfT vnd daer na gtft hem vele ihn ethenn vud weyninh [o
drincken hinnen Xilll dagenn vnd dn eu salt dat pperdt nicht rjden
bynnen XIIll dugen, Item welck peerdt dat velu eten mach vnd nicht
vei'duwen kann, den giff ingeweyde vnnn visschen int lyflF, soe salt
he'tprenn, ff. fU"/
Weick peei-t verstopt ys vnd nicht eten kniiti
Soe iiiinpt speck cen vinger lanck vnd dicke vnd slroye dat
schoeten acrnment also datmen dath speck niet aeen en mach vnd
steke den pperde achter int eynde soe aalt beteren, Off krychenen die
kleen vann banden ys vnd van armen vnd smeer hem den arm wel
mit veth, vnd laet hem achter iti tasten soe veer als hy kann vnd warpen
den ortb vuyt vnd Rtekenn daer dat speck dann in soe sali beterenn,
Vanii Dränen,
Item een peert dat wyth oft breedt draeft mit tlenn beenen deo
salmi'n die haken an den yser huiten nederslaenn vnd binnen laeteDft<
staen, Endw desgelycx een peert dat enghe draelt, den aalmen d]
hakp binnen nederslaenn, ende hnylen laeten atai'n.
Vann een swcll ofle venne,
Wann een peert een swel oft venne herft dal meii mil geen
ameren verdrjuen kann aoc nimpt een heet yaer vnd harne daer een
gath inn, vnd make dann een weke van thouw, vnd steke dye in ge-
smulten riissel vnd daer nae in resiael gesteken vud steeck dat in
dat gath, vnd dattet van sick ff flll-/ seluen soe wt valt vnd daer
na niyt warmen wyn gewaaschen, vnd daer nae ingeworpen goedeuu
ateeii kaick gepulnert of spaens gruen die sali wech vretenn soe lange
dattet genoech ya, ane laetet weder thne heelenn,
Vann «en haer Haine tho makenn,
Nimpt vngepynicht honich vnd tejpentyn vnd waa tho hope een
weynich gesodenn,
Vann den snlnenn,
Nimpt yser hardt vnd niaddeleuen nllicke voele dat gedruiget vnd
gepulueriKoert vnd gemenget mit honnich, wejiiich gesodenn vnd waaschep
hem smaels mit warm wynn alsment ameren will. Item een doeralagenn
bloet galle salmen vmme slaenn varsch heet broot enen dach lanck
dau gesaluet midi oldt smeer ende hars ende witte rusael,
97
Vann vareiin Aen peerts,
Die Kalmen snidcii alsnini aUlpr iiaist kann vnd wassclien aee des
maels mit wnrm perilc meh^k, ilan nimpt eenn jongen hondt, vnd doe
dye in eenen aerden pnt viid die dichte tne gedeckt, vnd setteot upt
vair vnd latent hardi.' hradonn dan alsne gcpultioriiteert, vnd dat
poluer [f. ßSa/ doe dner dos maels inn alst gewusschpnn ys.
Ein alliier vnnnt Hflne.
Item nimpt herinck pekel vnd wat terpentynn, russti, vnd huis-
loock, dat tho saniea wal gcatheydct vnd genndenn. vnd daer plaesters
Tan gemaect vnd daor up geli'clit dat liiidet vnd druiget wall,
Pnlner oui mil vl«is wth tA haleBii.
Soe nimpt witte oalamyo vnd tho wrjuet dath,
Tfafl Ternnnslienn pnerdenn,
Tho voruangen peorden nimt een loot pcprr vnd voor penen
bnbants atuuer soeuen hoem, oen stp. safFraenn, o<m Rtuuer quick-
auluer, een Iialue kanno elicks, vnd makc dfsso materip vnder ein-
, ander kleen ende oftct snke wcpre, dat sy dat cjuicksiluer dapr niet
jheeme vnder en haddo. soe nimt danr voer twep loot witte gengeuer,
Bid twe loot barulepr,
Vann pt^erdi^n die nploop«ii sint np Kynn dobhenu.
Soe nemot lynnaedt vnd sccdet dat in molck dattt't effen en stucken
ratet, 8oe legget hem dacr up nnc ho.ct alst lydnnn mach,
Van denn snlnpnn, {f. fi3i-J
Soe nemot gheelen locm eudi> wynetirk eud alapt hem daer vmme,
Wann een peet-dt die knten dieke xtvelt otf xla^henn sint.
Soe nemet rlat dicko van menssrhen piesp dat vndpr int piss-
Ith licht vnd slae hem daor warm vmme,
Thoe die Vineren,
Nemet versschpn menselipn diock soe warm als vann pnen
bensche komett vnd ateeckpl liem den in don h:ils, vnd lioldet hem
dan den kop vp,
Di> ewpilr Il'iff/r rh-r Srit/' isl mihrsrhrii^hnt. jf. fi.l'ij
hfCbens hitte, oplopin^«^ ende wen dye peei-den van di-n zadel
<^edrnct mach wesen.
Neempt een pont fynne weyten bloomen, acht loiit teipentyna,
: loot hoonichs, een lialfl dozyn pyer, VIU l'iot rode holus. ende
, halff mengt'leu goeden etieks, vier loot mastick gtstriti-n, Ende dit
[ to saraen in «po nudpr Rpmenghet ende alaop koldt up het gebreck
den peerde gplpclit, vnd tPKfns het hai'r np gewreuen, nall
ireren vnd gpnesenn,
Te^ens peerden die rernaup;en zyiin.
Eernstlyck salmen het peert op toemen cude alzoe XXIIll vreu
ien toem Inten ataen end salmen hem daer na ryden, dat het
warm wardt ende slaen alsdan hct peoit don «der an beydpn zjden
T&n den hörst, Ende dat solue blnet vfin den ader salmen ontfan^^eD
in Pen kctrl, daer toe auldy lu'inpn dree pont weyteii blnemen ende
een dozynn oyeren, Kon halft' pnndt terpentyns. oen halff pnndt
lionnichs, een halff pont rnede holus, acht lont uanguis draconis, acht
loot niaiitirk, acht lont wieroock, nen hantffol gestooten solts. ende
daer too een mcnpelen mocder van wyn, Knde dit al to satnen {je-
puliierizeei't oft gestooten mit dat voerscipuen hioet alaoe colt in een
ander Rhealagen, Kndo dan siildy [f. f/.V'j neinen vier aefffeggen van
laecken, ende binden lieet poerdt alle dyo vier voet mit die zelffeggeu
van laecken bouen bot knye, ende nemen alle die materye ofle
plaeaterye ende strycken het peerdt van den hoeuen bna tot dye borst
daer mit tegena het haor an den schuft ende sehulder bhiden, ende
achter van Rheij'cken op die cruyzen, ende late het aelue also« dan
droghen an, ende laten liet pccrdt ulso späceren twee vren des daghea,
een vre vner middach vnd een vre nae middach, Knde eeus des daghe-s
driiirken gegeuen, mit een weynieh meela doeh diit het peert nJet sat
fü drincke, Knd laten dye planster alsoe lange daer up btyiien, ter
tydt ghy seen ault dut het betert, Knde als gliy seet dat het betert.
zoe sult ghy maecken een badt, ende nemen twee potten off kannen
etirka, twee kannen becrs, vier kannrn watera, renn hanliioll alssem,
een hantuol hyuoet, een hantfol zelue, een weynich rozemarynn, een
roezekaenk, een groot hantunU iiatts, Een halff pont aluyns, ende zieden
het altozameu in een aeckür, hen dat het vierendeel iugeaoden ys,
daer raede zuldy dat peerdt twee maela daechs smorgens eens,
tsauonts eens, doer nat maeckenn off haden, zoe hyet als ghy v handt
daer inholden /f. 64iiJ cnent, ende deze badinge sult ghy aoe lange
doen, als het van nooden iiynn,
Desse kunat ia zeker, et sepissime prohatum est,
Vui to luaken eeii saliie voer ee» peert dat glieschoert, bestücket,
g«»<laghfD die zenneti verkrninnen ys cet., Knd ni^k ys dyt goet
voer die di-Aze,
Soe suldy nemen vier loot olye van liayen vier loot poepelioen,
vier loot dyalte, vier loot agiippe, vier loot macedonye, twee loot
spyck olye, vier loot goede boom olye, vier loot oly vann caroilleu,
Dit al tlio sanien koldt in den anderen gemeuget ende geroert, ende
ameren het peerdt daer mede daer het gebreck ya. sne lange dat t
handt warm ghewordcnn ya,
Vann alle wnnden end zworeii woiideit »ff der gelyckfln, een zaiye
tho maken,
Neempt een halff mengelen hoeuniclis dye heelffte zoe veel wjn-
eticka, een loot alluyn, een lont coperroot, ende seedea dat tlio sameu
aoe langhe dat het kleeft [f. €4^] up v nagel. ende waertet wel dat
niet öuer Inepe, Kude alset soe ghesodeu ya soo autdy nemen dry
loot spaens gruen, ende doen dat alsdati noch daer inne, ende latent noch
99 .
een wyle daer mdde siedenn, Ende doen dat alsdann coldt in dje
wunde, tsall genesen, Ende öfter soe veel vuyl vleesch in dye wende
were dattet nyet vuyth en quame, zuHy daer by nemen voer enen
stau€r ofte twee goodon starekenn branden wyn na gelegentheit, ende
een loot späens gruen vnd maken daer een kleyn salfikenn vann. zoe
sal het vuyl vleesch wth comen,
•
Om een hären salne off hoeue
Eerst so suldy nemen een pont oldt rossel, een pondt vngels,
een pont schaepongell, een raengel roue oly, een halflf mengelen
teer, een halflf mengelen hoenich, een halflf pondt terpentyns, een
pondt with barst, dat altesamen gesoden in een pot, een quartir van
een ure, Ende daermede colt ghesmeert ende het zall maeckenn een
gesmyde houe,
Omme een qnade oeghe,
Om water toe maecken voer een quaet oighe gestotenn ofte ge-
slagenn, nimpt een mengelenn wyns, ende maeckt het soe heet dat
het brant [f, 65] daer toe een hantvoll wynn ruyt, vnd neempt twee
loot suyker kandye een weynich zoldt, laet het onder denn anderen
sieden een halflf vre, alsdann suldyt met een schonn doeck rontomme
den oghen ooek daer inne zoe ghy moecht lauw, oflf warm wasschen
ende het sali curerenn —
EMDEN, 1880. Heinrich Deiter.
7*
Marien Rosenkranz.
, Niederdeutsch.
Das nachfolgend mitgetheilte mystische Mariengedicht verdanke
ich dem Freiherrn von Hardenberg in Metz, in dessen Besitz die
Handschrift sich befindet. Es sind acht Blätter einer Handschrift des
15. Jahrhunderts, Baiimwollenpapier, in Octav, eine Lage bildend.
Der obere Rand ist theilweise weggeschnitten, doch fehlt nie mehr
als eine Zeile. Der äussere Rand der Blätter ist ebenfalls um ein
weniges beschnitten, die nach dem Zusammenhange leicht zu ergänzenden
Randbemerkungen habe ich, durch Klammern bezeichnet, vervollständigt.
(la) De dyt jag • .
De ny enward vnde nicht vorgeyd
De nam in er eyn vleschen kleyd
Noch blef ze reyne maghet
5 Eyn bardun schicket sik in de schiebt
Des don is zuter ghehuret nicht
Den strickede dar in her nathael
So dat em nicht en note entfel
De tempert den ersten ton
10 Hyr werd yn dyssf'n edeln schad
De ander doghet roze ghesad
Dat is de rechticheyd vor war
Den vliget her iarech in de schar
Vrisch mank de roseken vron
15 De dessen harband vppe drecht
De blef juncvrow vnde sad in echt
5 Am Rande links v, rechts Bard&n p^ c(antus)
7 links nachael b^ ge^
12 rechts Justicia 2« (virtus)
13 links iarech 6°^ ge^
15 links (8peci)fica^ virginis
101
Doch ward de reyne vruchtbar
God vader zone heyliger gheist
Godliken schflpen se myd wlleist
20 God kyndekens ghynk ze swar
AI in der regheo meldet sik byr
De ander steyn ghenennet zaphir
De heft de rechticheid vndbräd
Her enoch knappet dessen band
25 Des he sik sterk vormad
Des meres sterne wonet hyr by
Dat dysse kröne vorluchtet sy
Matuzalem de aide man
Den andern sterne wand he dar an
(ib)
Vp eren locken zo vterweld
God seluen in der iuncvrowen speld
Do gabriel sprak ane
Dar bed se noch den namen af
35 Do er dat heyl aldar beklaf
Des hyd se noch ane we
De satüreye rechter gute
De is de ander wurte z&te
Her lamech gift se hyr to lede
40 Er röke sutet alle stede
De blumeken ouer al
Ach tripel du möst volger wesen
Du bist de doue vterlesen
Her noe heft dik lef ghehad
45 Dat he dik yn düt krentzelyn knad
Du jfibilerest so hal
Se ys de griine goddes angher
Des goddes kindes gink se swangher
Wol vertich weken al meyst
50 De hemmeldow heft ze begoten
21 links y
22 rechts Saphirus 2^ (lapis)
24 links (eno)ch 7» ge»
26 rechts Stella m(ari8)
28 matüsale 8» ge^
31 links (specificatio vir)g(ini8)
33 lies ave
37 rechts saturey 3* spes
39 links (lamech) 9°^ ge^
42 rechts tripel 2® jcäc^ (1. cantas)
44 links (noe 10°^) ge^
47 links (specificacio) virg'
102
Dar er de vrucht is van vndsproten
Wen du dat rechte vorsteyst
De drüdde rose hed de leüe
So ik las yn der doghet breüe
55 Arfaxat schorte se gantz vast
Se priset so wol des krantzes ast
Er doghet is nicht kleyn
Sardonix is so wol gheslacht
De steyn heft aller lyue macht
(2a) Den heft ghekedet her caynan
De kan dar nummer komen van
He vnd de lyue sind eyn
Se is der enghel b;fderyn
Se is der sunder trosteryn
65 Se vortriüed alle leyd
Myd erem blude reyner kuscheyd
Vorseghelde se de wäre godheyd
De dyssen louekrantz treyd
De leydesterne vter maten
.70 Schud viinken klar in alle Straten
Yn des sapp^llekens vmmelop
Her saie wenede d;^ssen knop
To loue der reynen vrucht
Her eher slod den spykenard
75 Syn doghet ny vorwnnen ward
AI yn der krönen vmmevang
Syn roke dor alle blüuien hen swang
Der uiaghet yn eren tucht
Se is gracia plena ghenand
80 Her gabriel er den natuen vand
Do he de bodesüb warf
Wen wy se rüpen jnnighen an
De vüUen gnade se vns wol gan
Wy er nü bede> vordarf
53 rechts karitas 3^ virtus
55 liuks (arfaxat) 11» ge^
58 rechts zardonix 3^ lapis
60 links cayuä 12™ ge^
BS liuks specific virginis
69 links v', rechts ftella du(ctrix)
72 links zale 13^ ge»
74 links (eb)er 14» ge», rechts 8pikena(rd 4*) spes
79 links speci^ virginis
103
85 Det qüart holt tili sinen suten klang
Over aldes bogeis vmniegaug
(2b) Her phales sub de liute ge . . apan
Gescijüet Testiughe nucb iten liao
So wnlikeu lud er sang
90 De verde doghet roae hur tred
Barmhertiüheyt de trütinnc lied
Her ragan lieft se mütich ghevest
Id aller liopenc steid se best
Se tröstet al vmmelang
95 So dtilgliet vna ul awaren pin
Du aller leueste juncvrow tQyn
De doghet wyl by dik ayii
Wead wy dik vnse suudo klaphen
Du lest VHS iiünimer van dy iagbea
100 Du bringhest vna bulpe ackin
Smaragdua vinkelt iu der doghet
De steyn den krautz zo wal vurhughet
Burniherticheyt is vm wol küud
Des spüudet ho ok dyt vyrde spünd
105 Her aeroth byndet dyd buud
De guldun drat bealiiighet geroe
Vorbad de glaritze inarghensterue
Her nuthur tocb dat kedeken tu
Se kündet deu daub des inorgheus vrö
110 Se vyret niinainer iieyii »tünd
Se ia wyngarde vjin engady
Se ya de büah ber moysy
De vnder dem beude aü beüet
De krautz ie er ao wttl ghegad
115 Dat ny neyn krana lo prise zo atad
De wyl dat iemuii leüet
Her thare was deü wol voreüuneD
De v^rde wurte beft lie wnuen
(3b) Dat ya de cyuamünu>k(;n amacg
86 rechts Qnart (3^ i:uiitus)
B7 Der Bcbluss ahm bt'schmtten, iiiiBichw. links (lö" ge)* phales
91 rechts niiä {= misQticonün) 4' virUiB
92 links irAgaa \6)"< go«
95 links (Bpeeiticacio) virgiuis
Ifll rechla smaragilus i'' Inpi^
106 links (Bcrot.h IT)" ge»
107 rechts stelln matiitiu» 4> Stella
WS links (nnthör) 18'" gu»
III links (npccificuno) virgitiis
117 links (ni"r)e 19'n ge"
119 de unleserlicli. rethis cjuumöa i* Bp(ecie6)
104
120 Er roke der krönen nü enbrag
Dar ynne he ewicb blyft
Dat sik ny alder neghest hyr vind
Dat is dat alder süteste qüind
Dat quinkel^ret so louesam
125 De patriarche her abrahain
Dat bewyset wal de scrift
Dat ewangelium hyr begiud
Dyt rord dik juncvrow vnde dyn kind
Vor dan iüwer twygher bord
130 Dat ik de leede vorbad slute
Des help myk juncvrow roseu trüte
Des ewangelien word
De vefte doghet roze is gröd
Neyn doghet rose buter vndspröd
135 Dat is de hylghe loue so sterk
He tzird des krantzes zirkelwerk
Dat scaffed her ysaac
Her Jacob myd dem calcedone
Vorlüchted he den krantz so schone
140 Dat is de vefte steyn erkoren
He hcft sik to dem loüen ghesworen
Se prisen des hemmeis dat
äe is de rose van ihericho
Se ys de. sedverbom van lybano
145 De zÜ8 ghecrentzet her verd
Se ys dat vl^teken van ebron
Dat dochterken myldo van syon
Se ys eyn maghet vormerd
(3b) Dat souensternte hyr volghen mud
150 Syn glantz tred houch bouen würes glüd
Dat ys de vefte sterue so stold
Er gymmeu schud se blanker wen gold
Dat slang her jüdas 'de held
De lylie wid kan sik nicht halden
123 rechts Quind 4^ cät^
125 links habraham 20^ ge»
127 links speciticacio virginis, rechts h' incipit über gen(eracioni6 secandum
ewaugelium
135 rechts tides 5» virtub
137 links ysaac 21™ ge»
138 liuks 22*>* gu^ Jacob, rechts caicidonius 5^ la(piB)
143 speciti" virginis ^
149 rechts sebtistellm 4« Stella
163 liuks (Judas 23)°" ge^
154 rechts album lilium 5» spes
105
155 Se leed den roke wyde spalden
Se ys dat vefte edel krüde
Her phares is er rechte düde
Nach desses krautzes gheweld
Se is god vaders eyn koren brud
160 Se is god kyndes inüneken trud
Des heylghen geystes besliid
De enge} sind er al vnderdan
Neyn maghet ward ny zo wol ghedan
Der doghet is se eyn sprüd
165 Juncvrowe dat ik nicht ensuaiie
De scrickel note dat octaüe
De klinghet wal nach seydon sanghe
Her esrom scref se hyr to klanghe
Den krantz vorwelüet se vrish
170 De seste doghet rose is breyd
Wy godde dat is de myJdecheyt
Her oram künde nicht lenger beyden
He halp den krantz dar myd bereyden
De blume band he gar rish
175 God led se vleten so vül gnade
Dat se wol hed der gnaden lade
De alle sunder bevlüd
AI we se kan to vrunde weruen
Se kan em wol den hemmel arüen
180 Dat se ere gnade vp g&d
(4^) De seste edcle . . . sardis
Der myldecheyt is he volgher wis
Aminadapp was des eyn vynder
He schof den steyn myd synen vynger
185 Dar in dat bendiken fin
Her nason quam myd herschen tüchten
Den Crantz kan he so schon vorluchten
AI myd der aüentsterne rume
157 links (phares) 24°* gt!»
159 links (specificacio virgijuis
160 lies mümckeu
166 rechts octaua 5^ cautus
168 links (esrom) 25"» ge^
171 lies By godde — rechts pietas 5*^ virtus
172 links (oram 2)6™ ge»
175 links (specificacio) virgiuis
181 rechts Sardis 6» lap(is)
183 links amiuadap 27 ge^
186 links uasö 28'' ge^
188 rechts vesperus 6* Stella
H
106 ^^^1
Dyt i& de seste sternenblume ^^^^^|
^^M
190 In dessen vrisulien krentzeiin ^^^^H
Her joachini »u hed er nanne ^^^^^^|
^^^^H
Er l}ue müder de hed anne ^^^^1
^^^^H,
Se seten to nazdied ^^^^^^|
^^^^V
[>eme de bom wiis vd den bi-üsten ^^^^^^M
^^^^V
19ä D;l wag dat kint iu goddes Instea ^^^^H
^^^M
Vns Bunder» se wol bered ^^^^^|
^H
De Ijlyge conüalidüm ^^^^^|
Dat is der juacvrow m»gotduDi ^^^^^^|
^^^^1
De is dat seste wortekeu kusob ^^^^H
^^^^B
200 Se bedüdet de» gedconis vlügch ^^^^^|
^^^^V
Her salmoD stnikkedc dee ^^^^^|
^^^^K
De seste tön wyl sik hir slüten ^^^^^|
^^^^^
Dat is de note in acküten ^^^^^|
^^^
Her booB heft se byr ghevlighet ^^^^H
205 Se boutiii alle noteu scrighet ^H
So Biites saoghcB is see ^H
Se is god sont's eya wonuhüs ^H
Se ys god geystes uyn tempelklüs ^H
God vader was des ortspring ^|
210 We acolde de juncvrow uicht louen ^M
Yn alltüi högbun heiutnelhouen ^H
Dar louen se Alle diDg H
(<!>>) De souede dogbet rose ber geyd ^^H^H
Dat ys [dogh<.-t] de edele warbeyd ^^^^1
215 Her obetb bel't des nicbt vur^eten ^^^^M
He hel't be byr tu i:raut;ii; tneteii ^^^^^^H
Den kruiitz vorbliimut se Loch ^^^^^|
De souede steyii erisubtus ^^^^^|
De gyll der warbeyd syaen küs ^^^^^|
220 De twey de sytteu wal tu prise ^^^^^|
Her jease scöb dyt &ha lyse ^^^^H
Dat ny dat crentzelin bocb ^^^^1
Se bet't dat bod oüer alle laod ^^^H
191
Itnks specifi" ^^^^^|
197
rechts liliuro conualtum 6> spe(i) ^^^^^^B
201
liukB 2°9« salmü ^^^^^H
303
rechts «cütua ßi" coDtue ^^^^^^^|
20*
boos 30 ^^^^^H
307
links sp(!cii;° virgiuis ^^^^^^^M
'314
rechts veritae 7> virtiu ^^^^^H
215
linkB (obeth 3I<°) geO ^^^^H
218
rechts 79 lap ^^^^^H
231
aeise 32)m g^ ^^^^H
223
lluk« [speciticacio virgi)niB ^^^^^^H
p
■
Se i& der sunder eyn quite pand ^^^^H
225
Des hebbe de juncvrow daug ^^^^H
Des muten myk de wysen Jen ^M
Si' ia pyn morgen rod vp bren ^M
De alle hemmel dürchdraug H
Den lycLteii manen by syner tyd ^M
■230
AmbsBte koning her daüyd ^|
Myt ainem vulleu »chync voiklard ^^^^H
äe ys aronis blogeiide gurd ^^^^H
De dyt czapylken drecht ^^^^^H
Her sulomon wand den iilee ^^^^H
235
In dessen crantz myt grünem ktee ^^^^H
He sach de magbet myd bbimen smücket ^^^^H
Des thürou rokea will gbcdrui;ket ^^^^H
«o vns dl! hylgbe scrift aecht ^^^H
We ys dueh dee d<- ziis vp stighet ^M
240
Der aller blilmen rnke nygbet ^M
Dat äprak de seine hur salomon ^^^^H
Des wyl wy singbeu kyryhfleyson ^^^^H
Der magbet jo myd louetuuge ' ^^^^H
fö«)
Her roboum her an gbebeugbet ^^^^H
De czymbelnote de wol kleughet ^^^^H
De klinget »o süte yn dem crantze ^^^^^H
Se geyil myd to der eugel dantze ^^^^^|
De jmicvruw höcbgfaeborn ^^^^^H
250
De achteste doghet r&zi) grSu ^^^^B
Her abia spannet se kün ^M
Se ia ghenand vursichtiuheyt ^H
Des crantzea boghel se vmmespreyt ^^^^H
Er schone werd nicht vorloru ^^^^H
255
Se kan vorsüiien goddes torue ^^^^H
Se is de rose auuder dorne ^^^^^^|
260
Se vSrd den hemmelschen rey ^^^^^H
Se is de düüe sunder galle ^^^^^H
Se drecht den krant>^ myd lonesclialle ^^^^^H
Se is de blugheudu mey ^^^^H
7> Stella ^^^^^1
229
reohla
230
lüiks
ambestt: 38)>° ge" ^^^^^1
2S4
Ibks
239
lillkB
(»pi'dlicjiicö lirginia ^^M
245
liuks
V iiuil rtibuum 3"5>u ge" her ulergtsch rieben ^H
241)
reihl
amitüu (78 uiutuä) ^M
251
liuks
Mo. S&" gtiO ^^^^M
255
liuks
■
^^^^^M
^
Onixus is dar by ghedrucgheo
Her asa de was de» uyo sake
De steyn sliiyd in dem lichtesten vake
265 Syu doghüd he nicht enspard
De wülken blang stan hyr ghestichtet
lu dcBBen crautz ao fin gliesfhicblet
De scb^ten vun sik kertae strulen
Hei- josaphat lieft dyt ghetnaleii
270 De künat hadde he ghelard
Se heft ghebeerd ai suiider guden
De se schÜp den hadde sc laden
Syn mynscheyd gaf se eni
(5t)) Dat quem er «1 van benimels doüwe
275 Des ys sf junevrov vnde vioüwe
De bord scacli yn bethelem
De cziteloes! gbcdesemed
Myt heiiimela dnüwu gbetiesemed
De bt;l't her itram hyr gheliechted
280 In dessen criLiitz so bür»ch gUevlechted
Ny röke ward dessem lik
Fractura de sticht hoch vud syd
Na sütcr doghct steyd a! iT vlid
Se ys de kiiickelnotc h-?leu
285 Her joöiiiB kan so wal 'sljteu
To krantze so togentlik
Se heft ghewalt der vjr eleinend
,
Se uoghede vuse sacrumeud
Dat SV mynisLiken gbebur
290 Dat dede ze myt juucvruwinelke
De drang ae vt gdd geystea kclke
tiud vader du wraebt«.- dat gbar
De dogbetroz« de negede
Yü dyt sapylkuD dreyede
295 Her matban hyr van rechter schuld
n'chls oiiims »» lii(pis) ,^^^
361
263
liuks a»a !)7«' ^^^^^H
2«6
re<'hlg uubes 8> «el(la) ^^^^^H
269
liukü joüopliat 38» ^^^^^H
271
lioks Bpuci" virgfinU) ^^^^^^^H
377
rerhtB i*yUlusa 8* Bpee ^^^^^^^H
379
(:il)n> gG)u ;^^^^^H
3h2
rechlij fraclum 8" cantug ^^^^^^^H
265
linkB (jorias 4()°>) ge» ^^^^^H
287
llnkfi (speciliciido fiOginU ^^^^^^H
295
liiikB (matha)D ^^^^^H
109
Se hed de erwerdighe duld
De doghet is zo dogbenthaft
Topasion ys al so verweghen
He heft sik bj de dult gbevlegen
300 Den stejn pol^rde ber acbas
Nocb slychter wan eyn spSgelglas
He gyft der duld ere kraft
Hyr werd de krantz gantz wederstricket
Den eua beft entwey gbeknycket
305 Dorcb erer vülgeylicbeyt
Dar van wy weren vallen neder
Den ganscde desse juncvrow weder
Myt küscbelicbor reniebeyt
(6a) De sunne blicket scbynens genster
310 Dorcb al des krantzes bog«^lvenster
Se czyrd den kranlz nocb sunneu reyster
Her ezecbyas was des meyster
Er scbyn kan nummer vorgan
Her manasses beft wol gliewucbten
315 Den tymea beft be wol gevhicbteu
De beft de sunne vmme kreytzet
Myt sconem roke dorbeytzet
Do wyl dar ewicb by stan
Se ys de bonnicb vl^tende stam
320 Dar vns vnse beyl van weder quam
Er seyni vns sute begod
Dar van wy synd to gnaden komen
Se beft vns deme däuel nomen
Se belpet va ut aller nod
325 Syntolen sang Ifid over swengbe
He kan wol duren in de lenghe
He sutet aller vroüden note
Her amon wrecbt de byr to slote
Den krantz be mede form;f^rd
330 De dogbet roze nu de teynde
296 rechts paciencia 9* virtus
298 rechts topazyon 9^ lapis
30r) links (achas) 42°^ ge»
303 links (specificacio) virginis
309 rechts sol 9» Stella
312 links esechyas 43 ge^
314 links manasses 44 ge^
315 rechts tymea 9* spes
319 links speci^ virginis
325 rechts dupx (= duplex) nota 9 (cantus)
328 links amö 45 ge^
^
■
Syk yn dem crantze wal voreynde ^H
n.it 18 de myide odmudicheyd ^^^^H
To kraiitze se her josyas sneyd ^^^^^H
De roze he f\n hanttfrd ^^^^^H
335
De juiicvrow is to hemmel tlnghen ^^^^^H
Kr brüste hed god sone soghen ^^^^^^B
Den heft he de rf^yne krond ^H
Myd dsssem crantze yii dem tröne ^^H
Öe drccLt ewych de sterne kröne ^^^^^^B
340
Den hemmel se gantz vorschönd '^^^^^^H
De crysopas de cdele thüre ^^^^^H
De steyn steyd in des crantzes miire ^^^^H
(6li)
Her jeconias dyt hel't ghedreuen ^H
345
Syn doghet was <!m wal bohUnd ^H
Salatyel sik sclionc vorsach ^H
He pluntet hyr hy den lychten dauh ^H
De luehtet ouer berch vnde dal ^M
He leschet aller kertzen gräl ^^|
350 Hd is des crantz^s vulmünd ^H
Ein joghpt bora is se den sf len ^H
Vns sunder kan ae gnedich "h^len ^H
äe is der giinden so viil ^H
Wy Bchullen eres wyllen ratnen ^M
355
Des steyd de krantz yn goddes nameu ^^^^^H
AI vp der junevrowen kriil ^^^^^^|
Zorobabel vlacht puren wyrnk ' ^^^^^^|
Vor alle vorgyft is güd syn rok .^^^^H
%n roke vt dem krantze dringhet ^H
360
Den hemmel tron al vmme swinRhet ^H
Dorch aller sngele koer ^H
Ründ^les nötken lopen snelle ^H
Se ys des sutes sanghes schelle ^H
Her etind led se klinghen ^M
366
Se deyt den erantz in vroüden springheo ^^M
humilitas 10> r{irtu!) ^H
332
rechts
833
links
josias 4t! ge^ ^^H
335
links
sprci" (vir)gLnis ^H
341
links
V, rerbls criaopüss^ 10 (lapis) ^^M
344
iinka
(jcrnnials 47 ge» ^^M
346
links
347
rechts
dies 10> atplla ^H
3äl
links
(speci1icai?i)o Virginia ^^U
357
links
(zor)obabe] 4t» ge» ^M
862
rechts
hreuis nota curreos 10» cantuB ^^H
364
links
■
(elind) 50 ge8 ^H
'
■
Neyn sanghes nutf tred hAr ' '^^^^^|
Se sterket dor patriarrlirn syn ^^^^^^H
Se is der jünger npoatnlyti ^^^^^^|
De engliet (l6 sind ere kneobt ^^^^^|
370
Se heft theniihilo maket sund ^^^^1
Se scRfffäf vd der helln grind ^M
F.lj-ftcliym was gildpn hügbeu ^H
He liefft yn dessen krantz ghetighen ^H
375
Des illte nise der dnglietlipyd ^H
Dat y^ de müteRlie nu'Licheyd ^H
Se temperet sfl<' vnde l^r ^H
Jacincles is des besten grades ^^H
Her azor was sn wyses rades ^^^|
a-)
De mntlclieyd gantz dorch ein waudert ^^^^^^^|
Dpo rrantK b^d he leyd vordrif ^^^^^^H
Dar alle wyasaghen van screuen ^^^^^B
Dat lied de juncvrow vüllen dreüeii T^M
385
Myd eres kyndes ghenees '^H
Ik kan nicht lengber awygen hyr oa ^H
De juncvrow byälü leite mariii ^^M
Myn Irösteryii du wees ^^M
Her sudoch lieft to rrH.Dtze hyr »eod ^^M
3ao
Dat lychte glymmende fyrmamend ^H
Dat is licht aller lychtc ertze ^M
Dat is eyn kerse aller kertze ^^^^H
Dat luchtet over erdrik ^^^^^|
Maria roiie myn nord vornytn ^^^^^|
395
Den myrren gordede her achym ^^^^^|
Hat ia der elften würte rSke ^^^^H
De krantz hfh siner nummer bröke ^^M
Hyr vnde yn hemmelrik ^^M
[>ü aprekest maria sunder baal ^^|
400
Ik byn de hylghe dr/üalde aaal ■
Der hylghen dr^valdycheyd ^H
(specjficacio) viriiiniB ^|
367
linkB
373
liukB (el)ya<!bt Öl ge» ^H
37B
rechli
temperannU 11* nrtua ^H
378
reclitB
JariDi'tus W kpfis] ^H
379
liDka
(u/or) 62 Ke» H
Bpecffi" virgini« ^H
366
Huk«
369
liDkB
V lind zadnch 03" ge» ^H
390
rechts
finnauieatuiii 11* stell» ^^M
395
links
Hchy 54 ge", rechts mvrra 11* spefi) ^^M
^r
links
■
specio Virginia ^M
^
Yk byn de goddes mvder Tiordeit - ^^^^^H
Dorch aller iLrmen BÜnder ordeu ^^^^^H
Ich tröste (ie cristenheyd ^^^^^H
405 Her elynd nnt^ret hyr wol ^^^^H
De sute note b^dur bi^mol ^^|
Se is de elft» toii [ihestymmet ^H
De dnrcb de henimtd köre klymmet ^H
Dar drecht dat hende van lof ^^^^M
410 [)e twelfte dnghet roze slüd syk '^^^^^M
he. knüppet dat leslp rnsen strik ^^^^^H
Dat vor nynninge aller swer ^^^^^H
Eleai^ar ya des ^rheWer ^^^^^H
S<> zyrd des htünmcls hof ^^^^H
(Tb) ^^^H
Ik byn der twyueler rüder ^^H
Dar 8^ in gnndr^n hy t^n ^^H
Wen ze müder goddi-s riipen ^^H
Ik tiydde de dii'e myk R.istiippn ^H
4l'0 Myn hulpe sc.a.1 m wol scfn ^H
De twelfte edete amutist ^H
Der doghet steyne du edelest bist ^H
Des steyd dyt knineken wnt gliesteyad ^H
Dil bist myt <ler vurwjnninghc eyud ^^M
4-25 Her niatlian de vrund dyt Dioynd ^H
Her Jacob brachte myd goddes güiiat ^H
Ih dease crone des liemraela brüuat ^H
De spalkerd dorcli de köre teyne ^H
Des vroüden syk alle hylgheu meyue ^H
43U De syn dar mede t)eleynd ^H
Ik byn ein dijuach gevlüehten top ^^^^^^H
(ihestricket fiii over eynen knop ^^^^^^H
Van f;nddeB personen ^^^^1
^^'y eyn b\f[ ik yn ewycheyd ^^^^^H
435 De dree beslüten eyne godbeyd ^^^^^H
Myn kynd is de eyne alben ^^^^^H
405
>in<l fi°5 grx *^^^^H
406
rCFhte Uivlur i^t l>fni([>l 11 rnntus) ^^^^^H
412
413
links elea^iir !tH kp» ^^^^H
415
weggfsi^linitten und nur untere Reste der Uurhs laben erhalten. ^^M
421
rpchts amntisliis 12 kp(U) ^M
425
links (mathft») 57 ge» ^M
436
links (Jacob) öB ge" ^H
427
rechts totus epeudor (!) celi 12 Stella ^H
431
links (apecifi]cö Tirginis ^H
113
Her Joseph presset an dat ende
Den duren baisam yn dyt bende
Dat was maria dyn trüwe huder
440 Dar tu dynes l^uen kyndes Vuder
De Crantz beredet syk 8ch;^r
Den Crantz slud fyn de gantze müsica
De klinget vt re my fa sol la
Dat ys cryst jhesus maryen kynd
445 Sus sestich leede ghetellet synd
Den krantz vörvullet crist gantz hyr
De ys van dyk maria boren
Doch blifstu juncvrow vterkoren
So släd de ewangelyst
(8«)
Du byst des crantzes alleyne werd
Den gaf dyk dyn sone cryst*
Maria myk des nicht vorghunne
Dyt is josepes rechte k&nne
455 So vns dat ewangelium secht
De kanne werd dyk doch to ghelecht
Des wer ik gherne berycht
Ik vnde Joseph syad eyn siechte
Wen du de scryft vornymmest rechte
460 Wy synd reyne van eynem stammen
Matheüs mened vns tosammen
Süs kanstii twyuelen nycht
Des steyd myk wal des krantzes kröne
Ik byn de müder soter done
465 Ik vrouwe des hemmeis beer
De hylghen al yn hemmelzale
De hebben vroiide al tomale
\ Dat byn ik goddes gheweer
Jam ftatym fynyt Corona
HEIDELBERG. K. Bartsch.
437 links (jose)ph 59 ge»
438 rechts balsä 12 spcs
442 rechts tota musica 12 cä(tus)
444 links (jhes)^ marie 60 ge^
447 links (specificacio) virginis
453 links, in drei Zeilen . . d . . ledü | . . . biü de hoc | . . nasöe c^ sit
456 kanne mit einem ^ über a; wahrscheinlich künne
463 links (specifica)ci^ virginis
468 dann zunächst (durchstrichen) Et cetera
469 vor Corona durchstrichen cle
Kiederdantsohes Jahrbuch. VI, 3
Ein historisches Kirchenlied Abraham Meyer's^
vom Jahre 1559.
Wackernagel Das deutaclie Kirchenlied. Lpjpirig. IV (IS7JH
S. 694. No. I01G gitibt „Kin schön Lied, vom Christliclien nbacheide
Herrn C'hristiaiii III. KöDirigs zu Dennemarken, durch M. A. Meyers"
aus dem Newen christliche d Psnimbuch. Gryphiäwalt, Augustin Kerber.
1597. 8"; s. ü, dieses Plalmlmch ebenda I, S. GOl. Das Lied steht
nach Wackernagel awcli in dem C'hristlichen Gesaiigbiichiein, Hamburg,
Paul Lange. Ißl2. S" S. ;131 ; s. die Beschreibung desselben ebenda
I, S, 659. Zu dem Liede bemerkt Wackernagel S. fi9C, dasa mehrere
Fehler, Schreibungen u. s. w. auf eine ursprünglich niederdeutsche
Fassung schlieasen lassen, und fragt, nb M. A. Meyers der Name des
Dichters oder des Uebersetzers sei. Diese niederdeutsche Fassung
tindet man in einem haniburgisfihen Geaangbuche aua dem Anfange dea
17. Jahrhunderts, welches mit der Büchersaiumluiig des Pastor Dr.
Knnhardt im Jahre 1871 Kigenthum derllamburgisdien Stadtbibliothek
geworden ist. Da das Buch bisjetzt vollständig unbekannt geblieben zu
sein scheint, da ausser Wackernagel auch Geffcken Die Hamburgischen
Niedersächsischen Gesangbücher. Hamburg. IHTtl von ihm nichts
weiss, so gebe ich nunächat eine Beschreibung desselben.
Christlyke I Gebede, / Vor allerlcy Nodt / vnde StKitdr
der I ganlgrn Ckrititfnheit vth= / gedelct, Vp alle Dage, /
in der Wr.heti tho I ttpr/rif^n. / Beimnan einem schü- / ««n
GeisUyken Pfalm^ / Boe/:p. I Dorch I Dort. Jobannim /
Hatterman Egra^ / uum.
Z. 2. 3. 9 u. 1.^ roth. Der ganiie Titel, wie jede Seite dps
Buches, von Zierleisten umgeben, in der unteru: hi/ Mann Mofrn,
roth, Sedezformat.
Inhalt: l) Ilabermann's Gebetbuch, Ohne Seitcuiiählung; 36 Lagen,
signiert A bis Nn, jede Lage von 6 Blatt. Die letzten vier Blütter
enthalten das Register.
2) Das Psalmbuch, Das Titelblatt ist ausgerissen, so dass es
nngewiss bleibt, ob der Titel wirklich, wie der Ilaupttitel angieht,
Pfftlmboclc gelautet hat. KbensoistDefect am Ende, Vorhanden ist Aij
bis MmG {Aj wird das Titelblatt gewesen sein), jede der 35 Lagen zu 6
Bl,, oder S, 1 bis S. 418. Der erste Gesang ist: NF kum der Heifden
Heiflavdt, der letzte erhaltene: WAket vp röpet vns de Stemme, welcher in
diT zweiten Strophe mit Sr wnM und dem Cu.itos nidr- ahlirifht, J<-dcr
115
Gesang hat eine Ueberschrift, welche den Inhalt und häufig auch den
Verfasser angiebt. Die Verse innerhalb der Strophen sind nicht
abgesetzt, noch durch grossen Anfangsbuchstaben, sondern durch
Kommata markiert.
Geffcken hat i. a. B. S. XXXI ein im Jahre 1630 durch Hans
Mosen gedrucktes Enchiridion geisiliker Leeder beschrieben, welches
nicht identisch ist mit dem Pfcdmboeke. Hans Mose (Mosen ?) druckte
nach Lappenberg Zur Geschichte der Buchdruckerkunst, in Hamburg.
S. LIX schon 1G16 in Hamburg und starb 1631.
Das Lied steht auf S. 393 iF. und lautet buchstäblich, nur dass
ich u und v nach ihrem Lautwerth gesetzt und statt schl schw die ur-
sprünglichen sl sw (9,4 hat der hd. Text : siecht !) hergestellt habe,
folgendermassen :
Ein schön Leedt, Vam Ghristlyken Affscheidt,
Heren Ghristiani dem [!] 3. Köninck van
Dennemarck, etc. [f 1559J.
Durch Abraham Meyer.
1. De gröteste Kunst der Werlt bekandt
Christlich wol sterven ys genandt.
So werdt de Hemmel erworven :
Twar dissen Mann Men prysen kan,
De salich ys gestorven.
2. Darümme so wille wy heven an,
Tho ringen van Köninck Christian,
Dem Forsten so Christlyken,
De na Gades Iladt Gelevet hat
Unde gestorven salichlyken.
3. De GOdt alltydt vortruwt allein
Unde em gedecnet mit Herten rein,
Den wiP) Godt nicht voriahten.
Vor synem Endt Ein Engel sendt
Tho fynem Trost unde Baten.
4. Vor dem Christdach in einer Nacht
Des llEren Engel Bödcschop bracht,
Dat he Geduldt scholdt dragon:
Syn Kranckheit groth Schal*) werden gudt,
Up den Nyeu Jahrsdago.
5. Teyn Dage^) thovörn dyth geschach.
Do^) he den Dach vor Ogen fach.
Wenn he van hyr scheide scheiden,
Syn Dodenböhr dre Dage tho vor
Leth he siilven bereyden.
») hd. Text: wolt. — •) hd. T.: 8olt. — «) im Druck: Tage. — *) hd. T.
das; wesfMib W, anders interpungieri.
8*
6. Do nn de Nye Jahrsdach anbrack,
De Köninck tho den deener sprack ;
Myn leydt schal sick baldt kehren,
De ende myn "Werdt hüden syn
Ünnde wert nicht lenger wehren.
7. He hefft gespraken syne Bicht,
Syn Hert unde Sinn tho GOdt gericht
Unde vor sick predigen Inhten,
Mit Andacht groth Dat I.yff unnde Blodt
Des HEREN tho') genahten.
8. De Küninck sprack thor Frouwen fyn:
Myn tydt ys kamen, Hertleeveste niyn,
Dat ick van hyr moth Tcheiden ;
So bidde ick dy, Tho frede sy !
Godt möhte my geleiden.
9. De Königinne des erfchrack,
Se VL'enede srhr unde tho elim sprack:
Ick bidde yuw, leeve Here,
Vorgevet my slicht, Hebbe ick vellicht
Juw vortörnet yiimmermehre.
10. De-Köninck sprack: Hertleeveste Fruw,
Gjff dy tho freden unde guder rouw !
Wy hebben wol gelevet,
Du heffat noch nii Vorturnet my;
Dat ys dy alles vorgoven.
11. Ydt is doch hyr ein körte tydt;
So rade ick dy mit bogem flyt,
Willest dy van herten kehren
Van dilTer Werlt, So höaa geatelt,
Tho Christo unsem HEren.
12. Unde schicke dy na Gadi-a Gcbodt,
Vor allen Dingen fruchte Godt
Und unscn Söhne lehre
Mit gndem Radt. He frö unde spadt
Wol unde wyaslick regere') ;
13. Syn Underdalm also regeer,
Dat alles gedye tho .Gades Ehr
Und thom gemenen besten,
Mit nyer Plicbt Beswere ae nicht:
Dat lat ick dy thom testen.
dar thoV — ') kd. T.t liie frü VDi) fpath woll viid weisalidh regiPt
14. Damit de Köniocklyke Mayostät
Der eddelen Königinne bat
Ein Slötel willen langen,
Den se bereydt Mit grohtem leidt
Nicht liefft können entfangen.
15. Hertoch Johan de Sohne l'yn
Unde Dorothea P'röwlin
Synt vor dem Vader gelegen
Up ere Knee Mit grotem Wehe,
He gaft' en Gades Segen.
16. Dem ßischop unde dem Cantzler
Hefft syne tinade vormahnet sehr,
Wo') fe helpen unde raden scheiden.
De Ilykes Stedt In rouw unde fred
Tho (jades Loff erholden.
17. Dem Hoflgesindt unde Dener*) syn
De gnde liere gedaiicket fyn
Fründtlick in') allen gnaden
Unde syne Uaudt En allesampt
Tho guder Nacht gebaden.
If^. Thum lesten ock syue Mayestat
Tho lingcnde begeret bjit
Geistlikc Trostgeaenge,
Vyff Leeder schon In ercni Thon
Syne Gnade helft angefangen.
19. Mit Fred undeFrowd ick fahr darben,
Midden wy im Levendt syn.
Labtet nns den Lyff begraven,
Nu bidden wy Den hilligen Geist,
Wy gelöven an Godt Vader.
20. Do men nu scholJe anfangen dehn
Des OraflfgeBanges klechlyken Thon,
Dat wolde ein Frediger stören;
De Köniuck spraek; Soickes wehret nicht!
Ick mach ydt gerne hören.
21. He hefl't begert etlyke mahl,
Dat men up de Knee falle dael
ünde btdde GOdt den HEren
In differ Nodt Beth in den Dodt
Den Geloven tho vormehren.
') wo (wie) fehU int Ad T. - >) lul. T. : Dienern.
22. De KÜninck sprack mit frischem modt :
Nu balde wert lyn mjo Ende gudt,
WÜ my tlio wandern begeven.
Ick hebbe vorwabr Den Wecb alm fahr,
De Warheit uiinde dat Levendt.
2?, De Chriatlyke Ilere wardt also forth
Getröstet fyn mit Gades Wordt;
De eddeleii Würde des HKren,
Welcke lie mit fljth Bestelledt') alltydt,
Syn lesten FrÖwde weren.
24. AUb hefft de giidige HEre«)
De gantze Werlt geleevet sehr,
Dat he l'jnen Söhne gegeven ;
Der Gelovigen neen Vorlahren l'ynt,
Se werden ewig leyen.
25. Mit Fred unde l'Vöuwde he fohr darben,
Getrost was syn Herbe unde Sinn
Dorcb Gades Wordt utberlefen,
Iu>) Gades Will Sacht uude Still,
Du Doedt ys syn Slaep worden^).
2(i. Am Avendt up den Nyeu Jahrydaeh
Na veeren alfe^) dytb gcscbacb,
Do vöfftich wardt geschreven
Unde negen dartho. Godt woll") uns yo
Sampt em den') Uemmol geven.
In dieser niederdeutschen Gestalt diis Liedes dürfen wir,
Orthographie abgerechnet, die Urform düsselben erkeuiieii. Es £
ein volksthlimlichei' Ilaucb diii-cb dasselbe, der an die ditmarschcn
bisloristhon Volkslieder erinnert. Um so mehr bedaure ich, über den
Verfasser, der hier nicht Meyers, sondern Meyer genannt wird, nichts
gefunden zu haben. Seine Quelle ist offenbar gewesen die ndd. Ueber-
setzung einer lid. Schrift von Ruprecht Geifupuscher, einem Wundarzte,
der zwanzig Jahre im Dienste des Königs gestanden und der nicht
bloss während dessen Krankheit, sundern auch tu der Nacht bei ihm
gewesen, als er im Traume die Offenbarung über sein Ende empfangeu
hatte. Diese Schrift erschien, ins Ndd. übersetzt, anonym zu Hamburg
1559 in 8" unter dem Titel: Ein warJia/ftich vnd tjeloffwcrtlich ScriclU
van lien ClirtstUkan v)iii faligem (!) Affschede, des DordUücJttigesten,
(Jrodtmecktigcsteii, HockijeMriien Fierste» vnd Herr», Herrn ChrisÜau
tko Deniicm. etc.; s. Job. GratnlniuB in seiner Praefatio zu Nie. Cragii
') hd. T. ; beliebt. — ') htl. 7\ : Alfo hal Gott, der gnedig Herr — =) hiL T. .•
nach. — ') die hd. TT.: gwvCeii. gewel'en. — ') hd. T.: nach »ier t
•i 1111 und. und hd. T. : wolt. — ') tm Druck : dem.
u»
I
Aünalea. Hafuiae, 1737. l-'ol. p. 92. Gramniiua theilt diiräus einen
Abschnitt mit, dessen Ausdrücke theilweise fast wiirtlicli zu denen dea
Liedes stiinmcD. Auf den Tod des näcLsteu däniechea Königs hatte
gleichfalls ein Meyer ein Lied g<:idichtet, nämlich der durch seine ndd.
Panurgia lamiarmn bekannte Samuel Meigerias. Job. MoUerus Cimbria
literatä. Ilavniae 1744. T. I p. 4l>4 giebt den Titel dieses Gedichtes
id. an : Gesang vom seligen Abschiede rriderici II, Königs in Denne-
marck. Lübeck, in H", Spangenberg in der Allgem. Literatur-Zeitung
1827, Sp. 734 aber ndd.: Gestmyk van ihm fcl. Affchede Konink
Friedrich IL in Dennenmrken. s. 1. u. a. in 8". Ein Bruder dieses
Samuel hiess Albert Meyer, I'astor in Liudholm, war als Gelehrter und
besonders als Astronom nicht nubedentend. Ob stutt Abraham Meyer
Tielleicbt Albert Meyer zu lesen ist, oder ob ein Abraham Meyer nach-
zuweisen ist, das zu entscheiden muss ich Kennern der Schleswig-
'holsteinischen Litteratur- oder Kirchengeschicbte überlassen.
HAMBURG. C. Wallher.
Dei') Hauarn').
DiLniarscher Mundart, Gegend von Delve.
Sou eb'n ^) uä Jehauni oulV*) Anfang Juli gaii dei Hauäm
su,aun wenn dat Mai'n dei anu'r Dagh lous gän schall, sou ward
'b Ab'nds tSrher dii Lei t'regb krcg'n, opp'c Leiboum'') sedd un
hart"). Dat llilr'n geschut mit dei liärhilm'r') upp dat ll^rspidd,
un därbi ward dei Leiboum mit dei Leiknegb^) stütt un en lusti Leid
Bung'. Sou hin lou Klokk ncg'n is dei Lei scbarp un uu gait dat
tou Bedd. Dei ann'r Morrn lüokk drei oul'r feir gait dat Mai'n all
lous. Uei dügbdigste Mai'r mutt fSrupp, un dei annVn uiat all in
ein Reigh aghd'r em an mai'n. äuidd dei Lei nigh regh meir, sou
ward hei mit 'n Strük, dei dei Mai'rs in e Stcw'ln stek'n hebbt, strek'n.
Dat is en su'r Ölükk Arbeit, dat Mai'n, un dei Knäk'n ward ersan
banni mar. Dämm ward dei Mai'rs ukk gut plüght. 's Nermdägs-'j
') Den matten ai-Laul, als welcher das gedehnte hier sUli auftrüt, eehreihc
«CA ei.
•) 1 =^ dumpfes a; das kelle a hürt um» im niirdl. NorderdUiiiurachen tiidU,
■wohl aber bei Heide.
') e lautet gleich ä.
') Den matten au-Laut schreibe ich ou.
') Sengenbaum mit einer nach utitcn atchcnäen Krücke und einem seit-
wärt» stehenden honifürtnig gebogene» Handgriff. Einen Sensenbautn mit luiei
hornförmig gebogenen Handgriffen nennt man uitf ChristianshüUn bei Hohn: SnSd.
*) GwengeH, durch Klopfen gesctuirft; ostfr. (im JnßnHir) Imrun : nurilfr.
liarcn und Iiario.
') Oatfr. H.irhamer; nordfr. UärLäuer.
') GabelförmigeT Stock.
") Vormätays,
m 120
um agh ward dei Pan]touk'n un dei aüide'") Bri mit Bodd'r in ua (
Budd'l mit Morrnmelk ii3brogh. Dei Dierns bringt ukk en Folk l
un fangt an dat Hau udtousctüdd'n, denn wenn dei dikk"n Svit
üigh ürndli udstrait ward, sou dröigh sei siegh. Is dat Udschüdd'n
diln, sou ward dat Gras ud dei Gröib'n (Gröim, Sing.: Gröif) rudhark,
dei Kand'n upphark, un denn künnt dei Dierns well'r tou Hus gän.
Twei Dägh let man dat Hau nu ling'n '^). Denn wai'd dat mit 'n
Hark kiert. Därbi mut besunn'rs uppass(t) warn, dat dei gröi'n
Tü'ln nä bäb"u kämt, üeiwöinü ward dat nogbmäl kiert. Is dat
Well'r nigh besunn'ra, sou mut dat sogar meirmä'ls kiert warm. Is
dat Hau einig'rmäd'n dröigb, sou gait dat Hökk'lu^') lous, dei maistid
ukk noghmäl umliökk'lt ward. Giß' dat Keg'n, sou mäd dei Hükk'ls
well'r udstrait warm. Is dat Hau gausz dröigh, sou ward dat in
Uppswadd hark. Twei düghdige Kils (nicht Kerls) schuf dei Upp-
swadd'n tousAni un sedd üims, süss bett agh upp't Stükk, un dei
ward maisfns regh nett upputs. 1mi Jung' oul'r Diern mutt Stierd'n
hark'n. Upp groude Wisfh'n ward dat Hau ukk tousämtemst. An
en Winn'l- oui'r Puud'rboum '■') ward an'e Ena en Ueip buon'n, en
Perd daran hitk, un sou mit dei Boum dei Swadd'n tousdmarbeit,
tousämtemst. Is dat Hau all in'n Dim, sou ward dei Wägh hilt.
Upp dei WÄgh stellt sikk dei Läl'r. Dei Uppfolk'r folk upp un dei
Läl'r pakk dat upp'e Wagh t'regli. Toners ward dei LeU'ni Itillpakk.
En Jung' ouVr Diern mut dei Üimsted'n nAhurk'n. Is dat l'oir füll
un aghd'r ünn'r dei Buum regli lioughpakk, sou ward dei Wiun'lboum
fSr uppstek'n, fas mik un dat Föir böimt oul'r pund'rt. DÄrmit
niks bi weglangs ferlär'n galt, ward dat Füir ai'hark un denn tou
llus färt. Ilir ward ers dei Winn'lbonm afioäm. Ein folk äff. En
aun'r nimt dat Hau funne Folk wegL, un dei Gjr'n mäd Hau täf'n.
Toners ward dat besunn'rs ni'u aghd'rn slüp un anne Ouk'n'') d4l-
prupp. Dat IlautSa'n koss düghdi Sweid '^), un dat Tügh ward därbi
udamed'n, blout dat Hemd (gcspr.: Uemp, Ilcmb) un dei Rutnp ward
anhou'ln; un hemd- (hemp-. liemb-} stirt gait dat mit Lagb'n un
Jugh'n mund'r un fergnöig fÄrwas. Inne Twiscli'ntid, wenn 't Föir
af is un en frisch hält ward, ward Ferstßk speit un nd dat Hänhi '
sprung'n. An tou Schoulgän ward gär nigh dagh.
DAHRENWURTH. Heinr. Carstens.
"J Oi ist der matte &n-Laut.
") Genau phonetisch iit: Wng utatt ligg'n, Rong' statt Rogg'n etc.
") Kleine Hügel setzen; auf Chrislianeholm hat man dafür das Vtii
„kuk'lD, kug'In"
"i „Pund'rboom" und „pumi'ni" kommt hier nehen „Winn'lboam"
„büim'n" cor. Nonlfr. punterne, ponterne, puntem ; auf Ämrum ponter; i
Fehmarn piinter, piiater, pünteiboum ; »ii Stapelhnlm pund'r,
") Der Winkel, den daä überragende Dach mit dem Ilausbode» bildet.
"i Sweid wird l;ür!:cr gcsiirochen ah: Swei'd, Schtcede,
Datt Broudbakk'n').
Ditmarscher Mundart. Gegend von Lunden,
las datt Broud opp, sou ward en l''i{e)rd'nd§il') Mel ') funu'e
llil liÄIt*), dei Sü'rgräp tou Fü'r knlg"ii un 's Ab'iida für Bedd-
Viatid nogh sii'rt. Dei Bakktrogh ward ud dei Käin'i' bitlt, mitt'n
j^tink oul'r Ul udiilt un opp twei Schrdn stellt. Datt Rong'mel*)
rard in'e Trogh schüft. Dir en Säf, watt mann iiin'e Hand oulV
5)p twei Stükk'r hin- iin herschul't, ward en Doil Mül udsight, un datt
Ifard mitt Melk anriürt") tou Sigh'iibroud. Datt aw'rige Hong'meL
irard mitt luwarm ') WädV ansU'rt. Ers(t) ward üw'r dei Snrdeigh
Tiiknep'ii un ihlrmank kriig'ii, Enn lütt bet Mdl ward triighUd'n.
Patt mutt dei ann'r Dagh bi'd UdknM'D nogh bruk warn. Datt
ä'rn is gau däti. Tonlets ward dei Dcigh mitt de! Hann nett glatt
trek'n un enn Krüts d^ropp mdk, damitt dei Heks'n Jon nigh dJrbi
Amt, — Datt t'rüghläd'ii Mel, watt tout Udmäk'u bestimmt ias, ward
B'rSw'r stren't (strei't) un datt Ganse(r) warm toudekkt, dämitt dei
peigb an't Gän kummt, suns gift't „ «öide(rl Broud. Bi Wind'rdAgb
rard dei Jlakktrogb okk agd'rn warm Ab'nd stellt. Gewöinll ward naher
imäl tousein, watt dei Deigb all geit.
Dei ann'r Morrn liks'n Uagh ward Fü'r inn'c Bakkäb'nd kreg'n.
Jou ann'e Kant 'n Slunn'r twei lett'n dar datt Fü'r in !ing\ Isb dei
pBrf oul'r datt Holt därbrennt, sou ward datt Fü'r Sw'rall räkt,
lamitt dei Bakkäb'nd all'rweg'ns lik'r hit't ward. Bei Husfru ias
Enn'rdess (wildess) all bi, datt Broud udtoiimilk'n, Touers(t) kumt
Tatt Sigh'nbront ann'e Rcig(e). Datt ward toregbkned't, in en MS-
büd'lsdouk ^) bedrait un en Oug'ublikk ünn'r dei Fell'rdek stek'n.
^ett datt hir nu gdn, sou ward twei bett drei Stükk un on Pumm'l
"" ■ dei GÄr'n affsned'n un udmäkt. Nu gait datt opp't Swattbrout
') Den laatUn iu-Laut, alg welcher da.t gedehnte o hier auflriU. schreibe ick
- Bus «tumm gewordene e vor r und 1 ist durch ein ' aniiediutet.
') ViertellontH. — Ben malten ai-LauC echreiiie ick ei.
») e tautet ä.
<) S ixt das dumpfe a. Das helle a kennt der Lunrlener nicht.
') Rong' igt richtiger aU Rogg'n ; ling', liegen, richtiger ah ligg'n.
•i Den matten ea-Laut nchreibe ich: Qi.
't Man nagt hier utefs lu; doch niemaU ku'n statt kauen.
') Mehtbeutclstuch.
lous. Dei Deigh ward i
dügbdi kued't, denn eii Stükk
Hned'n unn enn Broud ilaiud mäk (wüld'i't ^ hin- und herfferal
Sund all dei BiÖid(e) klilr, sou ward sei all iunaned'u, okk dci Sigh'n-
bröid(e). Dei letsde Deigh inu'e Trogh ward mitt'ii TroghschrAp'r
tDsäii]scbräp(t) unn denn enn Kiig'l udm£k(t). Datt iss dei 8u'rdeigti
tou 'd neigs niül Bakk'n. Mitt'n Iliindfull Solt opp'e Kupp ward hei
nä dei Kell'r set't. Nu ward uogh gau 'n Uakkilb'uBpanukouk '")
annrurt unn imi'e Bukkilb'iid sed't. Suun Dakkdagli ias 'n liill'u Dagli.
Dei KinnV döif d;1rum okk ni umi'r dei Fiiid stdn. Nigh eiimäl dei
Weirt dürf sikk inn't Kak sein Iild'n. Dalier heit datt okk:
Bi 'd Wasch'« unn Bnkk'n
liebbt dei Fruna enn Scbelra inu'n Nakk'n ;
datt schall hir wuli bedüd'n : Sei siiud watt gourri unn brummi.
Ibs nu AiruSflSOu wid t'regb, sou ward mitt dei Bakkdb'nskriikk
datt Fü'r ud'n Ab'ud krGg'n. MiLt'ii naild'n Strou- oufr BÜnt-")
oaVv Bifoudbess'm'^j ward dei Aach udfegt. Denn ward datt Broud
gau mitt Melk uuti Mül Sw'rpins'lt, inscbäb'n, uuu wenn 'd enu lütt
bßd'n brun wurm iss, well'r rudbält. Ditt oöni(tJ mann üeas'ln")
(fiainl. gabscln). Nu ward datt Broud fSr Eirus inschäb'u. Datt
äigh'nbroud, dei Pumm'l unu ^ dei Paiinkouk kamt färan tou stila.
AU'iia gait tlink, darmit dei Ab'nd nigh tou dul! atfküilt'*). Nu ward
dei Bukkäb iisblokk färstellt. Fif Mioud'n läd'r ward mal well'r in-
kek'n, watt datt Broud okk gut KÜss sed't, watt datt okk tou awatt
oul'r felligb gar nigh eiimäl gar ward.
Enu Stuun'r twei lett mann datt Broud slän. Iss datt nigh
legh gär, nigh darbakkt, sou iss datt„ ungesund, Dat äigb'nbroud
unii dei Pumm'l blifl't manu ein ^itunu iiiii'e Ab'nd. Dei Panukouk kummt
's Middä^s „opp'n Disch. 'b Namiddäga tou'n Kufii ward dui Pumm'l
broubirt. 'sAb'ns giH't all frisch Broud. Datt iss hart tou scliuid'ii,
besunn'rs dei Kuuss '*). Snid't Sw'rglÜifscke Lü"d enu Uougkurn
merrn dar, aou stek sei datt bäb'n dei Dönseh'ndär hinn, uuu meint,
kein denu touers(t) inn'e Dar kummt, dei mutt dei frieu, ilei datt
dSrsncd'u hett. — Solt nun Broud iss datt Noutweuuigs inn cmi
Ilushou'ln; darumm mutt dei, dei darann kein Mangh'l lid'n will, Solt
unn Broud bi 'd ünimtrekk'n touers(t) nä dei nie Wänungh riiiubriug'n.
Dei fei Solt spillt, mutt lang fär dci tlJmm'lsdar sliln tou klopp'n.
DAHRENWUUTIl.
Heinr. Carstens.
1 EedeMKart: Ud'n Hdgh wOld'rt, für eintm ilkken kumpteten Mm*t:hen.
1 Auch Äiip'lkouk, J/)/ritaf7ieii, und Ali'mikud'r genmint. Wu IcUtera?
) Staugras, PfcifengntH, Moliüniv <;ai'ralea L.
) Btifms, Aricmisiii vulgm-is L.
) Qesseiu, GiMcln, nur noch bei Bäckern {nbräitcUich. um der OhetsHU
des Brotes ein gtänaende» Aussehen la geben.
") auch ferBloiC.
") Kopfende, Jindstiwk.
Sin lateinisch -deutsches Vokabelbuch
von 1542.
Im Jahre 1542 erschien zu Magdeburg bei Chriatian liodiugcr
i Lehrbuch für den ersten lateinischen Unterricht unter dem Titel :
liibellua in usum puerorum, qui prlmuin expouere discunt, conacriptus."
1 Bl. 8". DetH Atischein »ach ist dasselbe ein Neudruck des von
tsnius Sarccrius 1533 herausgegebenen Buches, denn es enthält die
l Lübeck vom J. 1533 datierte Widmung des Erasmus Sarcerius an
i hoffnungsvolle Zöglinge der Lübecker Schule, Hieronijmus Norihof
\ Hermann Brunnigs. Es findet sich darin: 1) Famiiiaria coUoquia
t primo congresBU, eine Ausieahl aus des Erasmus Colloquia; 2) Die
Zahlen (Cifrac, Do düdesche tal); 3} Praecepta de moribus, ex Othone
Biuiiaftlsibi ; 4) Aosopi fabtilae ; ^) Vocabula rerum und 6) Noraiuu st
figurau Graet-aiuin lilterarum es grammatica Occolampadü, uua cum
notis sL-u signis abbreviationum.
Es kann uns hier nur das Vokabularium interessieret», weWies sitA
auf Di^ — E3 hifnidd. Dasselbe ist tiacli Art des Orbis pictus ge-
arbeitet and enthält die Bedeutungen der Wörter in ttiedenlcutscher
Sprache. Wir (rringeu, da ein Auszug uns nicld angetnessen erselieint,
das Voliabeibucii hier eutn vollstätidigen Abdruck.
1. De deo: deus godt, deus pater godt de vader, deus ülius
gudt du SOHL-, deus spiritus sanctus godt de billige geyst, saucta
triültas de liilligc drcuoldichoyt, angelus eyii eiigel, Spiritus vyn geyst.
2. Uiiatnor elementa : igiiis t'uor, aer luÖ't, terra erde, siqua water.
3. De coelo et mnDdo: mundus de worldt, coelura de heminel,
stflla cyn stern, sidus eyn goatern, planeta eyn planete, sol de suriue,
radiua der sunncn glantz, hma de maeu, lucifer de morgcnstcrn,
bespcrus de auendtatern.
4. De teiilpestatibus: uubes cyu wolcke, nebula ueuell, pruina
rype, res dow, glacies yl's, iris eyn regenboge, tonitru donuer, pluvia
reguu, »imbus eyn slachregen, nix siie, grando hagel, umbra eyn
scbenie, tempestas vntydicb weder, procella eyn Storni des wyndea,
lenebrae dusteriiissü, catigo dunckerheyt.
\n
5. Mnndi rcgiones : oriens osten, occidens weston, meridiet
suden, septentrio norden,
6. Partes anni qiiatnor: aestas de sommer, autumnus de beniest,
liyeinB de wynter, ver de mey.
7. De homine et eins partibnic homo ein roinsclie, vita dat
leuendt, mors de dodt, corpus ein lyff, aDima ein sele, caro Heesch,
membrum ein lidtmaetb, os ein inundt, caput ein bouet, cerebrum ein
bregen, facies ein angesiclit, nnimus ein gemoetb^ intellectus ein vor-
Btandt, Yoluntas wille, capillus liaer, pilus haer, oculus ein ogiie,
pupilla ein ogheappell, lachrima «.-iD träne, supercilium ein ogenbraen.
auris ein oer, nares naseboler, menlum ein kyn, barba ein bardt,
maxilla ein wanghe, labrum ein lippe, dena ein tbene, lingua ein tungbe,
Collum ein ball's, eervis ein iiacke, guttur ein keele, gula ein strate,
atomachus ein niaghe, pulmo ein lunglie, cor ein harte, liepar ein
leeuer, sanguis litoedt, vena ein ader, sudor sweeth, anhelitus ntbem,
Spleen de niille, ren ein neer, intestinum ein darm, vesica ein blase,
pectus ein brüst, venter ein bueck, umbilicus ein nauet, coxa ein lende,
dorsum ein rugglie, humerns ein schulder, cubitus ein elboghe, manus
ein handt, dextra ein vorderliandt, siniBtra ein hichterhandt, digitus
ein vingher, unguis ein nagliel, pollcx ein dnme, nervus ein spanader,
latus ein ayde, costa eyn rybbe, crus eyn been, gemi eyn kne, tibia
eyn scliene, pes eyn voeth. urina pysse.
8. Vocabnla sexns et aetntnm : vir eyn man, mulier eyn frouwe,
foemina eyn wyfF, uxor eyn hussfrouwe, puella eyn medeken, maritus
eyn eeman, infans oyn kyiidt d.tt noch nicht spreken kan, puer eyn
kyndt, adoleacens ein jungelink, iuvenis eyn junckgeselle, virgo eyn
junckfrouwe, anus eyn oldt wyfi, senex eyn oldt man, scnectus older,
iuventus joget, pueritia kyndtbeyt.
9. Vocabnla coguatioDis et afftnilatis: mater eyn moder. ßlia eyn
docbter, frater eyn broder, pater ein vader, filiua eyn sone, consobrinas
eyn Busterkyndt, noverca eyn ateffmoder, vilrirus eyn stefFuoder, privignus
eyn ateffsone, privigna eyn steffdochter, sponsus eyn brudegam, Bponsa
eyn brudt, socrus der frouwen uiodor, socer myner frouwen uader, gener
myner docbter man, affinis eyn swagcr, patruus des uaders broder,
avunculus der modor hroder, nepos eyn neue, neptis eyu modderken.
10. Nomina dignitatnin : raeaar eyn keyser, rex ein konninck,
regina eyn konnigiune, dnx ein hertoge, comes eyn graue, priaceps
eyn forste, marchio eyn marckgraue, eques aurtitus eyn ridder, codsdI
eyn borgerniester, sonator eyn radtraan, senattis de gantze radt, iudex
ein richtcr, praetor ein landtfoghet, lictor ein bodell.
11. Nominn opilicam: agricola ein ackcrman, villicus ein raeyer,
ruaticus ein buer, uiesaur ein koniemeynr, pa'^tor ein hei'rde, opilio
ein acheper, auriga ein voerman, opifex ein liaadtwercksman, aurifaber
ein goldtsmcdt, fuber bractearins ein goldtslegher, lamiuariuB ein
platenslegher, manetariua ein munteraester, faber ferrarius ein smedt,
faber lignarius ein timnierman, pelUo ein peltzer, ägulus ein pothmaker,
mercator ein koepman, pbarmacopola ein apteker, cbirnrgus ein
Hundenaräte, tunsor ein bardischerer, propula ein voerkoper, lanius
^H) koakäQhouwer, vcnator ein jegher, doliarius ein boddeker, ocnopola
^■n winschencke, pi»tor ein becker, moHlor ein moller, caupo ein kroger,
^KutiL ein Schipper, sarctor ein Schröder, phrygio ein sideDSticker,
^nctor ein vreuer, sutor ein achomaker, aluturius ein withgei'uer,
^Briariüs ein lorer, crumenarius ein hudeler, zonaring ein gordeler,
^Bculariu'i ein snithker. linteo ein Hneweuer.
Ht 1^- ^^ aqilis et teri'is: mare ilat mclir, flnvius ein vieth, torrens
^HD beke, stagiium ein staende see, Dravena de Traue, littu« ein ouer
der sei', fons ein bnrnii, arena sandt, regio ein landt, patria ein vader-
laiidt, Silva ein.woldt, vallis ein dael, nger ein acker, mons ein berch,
campus ein veldt, hortus ein garde, poniarium ein appelgarde, vinea
ein «yngarde, civitas ein Stadt, locus ein stede, pagua ein dorp, villa
eia ineyerhofF, jtlatea ein bredüstrate, porta ein porte, forum ein
inurcket, macellum ein schäme, curia ein radthiifa, tribunal ein
richteatocj, praetorium ein riclitchurs.
13. De dnmfl et eins partibns, Taa eynem hnfsf, vode synen
deleo: dnmus i<in hüls, fundamentura ein fundament, ianua ein doer,
aera ein sloth, otiex ein grindel, clavis ein slotel, cancelli gadderen,
colunina ein piler, culina ein koke, popina ein garkoke, focus ein
herdt, cubii.ulum ein slapkamer, cubile ein slapbüdde, fenestra ein
venster, paries ein wandt, murus ein miire, cellariura ein keller,
penarium ein gpisekamer, stabulum ein stall, hypocaustum ein dorntze,
balneae ein badt, fornax ein oue, furnus ein backoue, infuniibuluin ein
Bchorsteen, schala ein ledder, gradus ein treppe, trabs ein balcke,
tignus ein epherr, tectuni ein dack, later ein teygelsteen, diversorium
ein berherghe, officiua ein werckstede, oenopoliura ein wynhufs.
13. De üiipeUectili domesticR, ran gemenem barsgerade: lectus
ein bedde, tectus plunieus ein federbeddc, spoiida ein spunde effte
bi^ddestede, Hnteamon ein laken, puhinus ein küssen, cervical ein
houetkusscn, cunabulum ein weghe, tcgea ein deeke, cortina ein gardyn,
mcnsale ein tAfellakeii, mantilc ein handtdwele, menaa ein tafell,
sella ein stoel, sedilo ein seedell, scamnum ein banck, scabellum ein
schcmel, scopae ein bessern, verriculum ein fuderwisch, spongia ein
swam, laterna ein [ucbte, emunctorium ein lychtescher, candela ein
kerlze, cereus ein wafskcrtze, lucerna ein kerlze oÖ'te licht, fax ein
tortitzie, candelabrum ein lucliter, libra ein waghe, nialleus ein hamer,
fustis ein knuppel, baculus ein stock, virga ein rode, cultcr ein meat,
pecten ein kam, horologium ein seyger, guomon ein compaa, conwpicillum
ein brill, lintcr ein trog, (lolns ein wocke, fusus ein spylle, filum ein
vadein, glomus ein kluwen, duplarium twern, rota ein radt, hamus ein
angell, tragula ein visckhaem, nassa eiu visckkorf}', muscipula ein
mnseualle, cavea üin vogelbusr, securis ein byell, serra ein saghe,
linia ein vile, mensura ein matbe, amussis ein wynckelmatbe, terebrum
ein baer, dolubra ein houell, forceps ein ainedothanghe, forfex ein
scher, cuneus ein kyll, pcelum ein druckepresse, novacnla ein echermest,
premula ein preyn.
U. Mensarin, Ufelgerede: discus eia rundt discb, patina ein
Schotten, orbis ein rundt tellor, quadra ein veerkant tellor, circulas
ein üifelrinck, coclear ein lepell, salinuni ein soUhfat, poculum ein
stoüp, cantharus ein kanne, cjphus ein drinckfat, lagena ein Üassche.
patera ein schale,
15. De vasia eoquinariis: olla ein poth, lebes ein poth dar mt>
ynne kaket, testa ein erdenpoth, ahenum ein ketel), niortarium ein
raoser, pistillus ein stoter, tritoriinn oin ryffyserii, acetabulum ein
atickrukc, craticula ein roste, tripes ein dreuoctli, veru ein bradtspelb,
ignitabulum ein furthow, fomos tunder, sulpfaurata ein swenelstickr,
torria ein brandt, folüa ein puster.
K>. Vasa a«|natica: urna ein toucr, nrceus ein emmer, situla
ein H'ateremmer , pelvis ein beckcn, malluvium ein handtbecben,
gutturnium ein gethfat, aniphora ein kanne, fidelia ein krooa, hydria
ein waterkruko.
17. Vasa cnnserratona: arca ein kysto, scrinium ein achryn,
cista ein Inilf, maräupiiim ein tafls<-he, loculus ein bmlell, manticu ein
abraham, mntiila ein pyl'spoth, pixis ein huHse, panariuin ein brodtkorfl',
alveolus ein molde, doüum ein groth ualti, infundibuluin ein tret'hter,
obstructorium ein spundt, spina ein tappe, üatula ein hane efite ror
am uate.
18. De VAria snpellectile et inHlriinientis rnstieornm : currus ein
wagbe, rota ein radt, vebiculum ein sieede, rarruca ein kaer, aratrum
ein ploech, vomer ein ploechyaern, ephippinin ein sadell, frenum ein ihom.
lonini ein hatter, capistriim cyn kalter, scuticu ein swepe, strigil ein
rofskam effte ein schrape, davua ein naghel, solea ferrca ein hop%aern,
cathena ein keede, falx ein aekell, rastruin ein eyge, ligo ein hacke,
furca ein gaffel, bideus ein vorcke, pala ein scliuiTel, pala Kterroraria
ein dreckscbuffel, ventilahrum ein worpscbuß'el, tribula ein Hegher, vannus
ein wanne, cribrum einseeue, foenilin how, eordum herueatbow, stramen
atro, pabulum voder.
1 9. De eoloribns : rolor Tarne, albus wylh, candidus blnnck,
niger awarth, authrncinus kaflfartie, fuseus bnien, rubeus rodti Intens
gbeel), apadix castnnnienbriien-, badius appelgrauw, gilvita vaell, caosius
grauwe, cerussa bliwith, venetus blauwe, viridis gron, rrocens siifferan-
faru<>, bissinus aammetfarue, tunstelinus Rprengliebt.
^0, De vestiblia : vestis Hn ktedt, fimbria ein snein, cae.stus dat
bremells, pannua wannt, pannns subdncticius voderdoeck, Inna wulle.
corium leder, veatis serica ein syden kleidt, aericiim villoaum sammet,
pannns undulatua kammelot, tunica <^in ruck, tnnica pectoralia ein
lyffrock, pallium ein hoyke, penula ein rydemantell, pileus ein hoedt,
orarium ein bulle, induaium ein hemmet, caligae hoaen, manica ein
mouwe, chiroteca ein handtacho, ocrea ein stonel, caiceua ein scboe,
crepida ein pantufell, cingulnm ein gordell, zona ein bigordoll, lignla
ein natelreine, thorax ein wammea, sagus ein vyltb.
21. De cibi generibna : cibus apyse, TOnviviura eine frolike collatie,
ientaculuni uiorge.netenth, prandinm myddiighesetent, merfuda auendt-
lent, coena ein nachtmael, comessatio ein banckelh, puls biy, p&ms
Kn brodt, crusta ein rynde, mica ein kromeke, spiia ein krengell,
libum vel placentuni ein koke, artoptesia ein kropell, frustum ein
Mucke, offa ein soppe, caro fleesch, caro elixa gesoden Heescb, caro
issa ein bvade, laridum speck, succida ein speckside, perna ein schulder,
ictaao ein schincke, farcimen ejn worst, botutua ein blodtworst,
Eomacnlum ein leuerworst, oleum oly, olivum boemol}', ainapium sennip,
^^ melck, Colostrum melckroeni, sernm waddeke, serum butirinum
botternielck, coagulum kueckskese, cuseus ein keso, butirum botter,
Mel honliich, faviis lionnicliseym, acetarium ein sallaeUi, buccella
bin beethken.
22. De potns gen^rilins: potus dranck, vinum wyn, merum
tültei'wyn, mustuin must, niulsum clarett, hydromid ineede, aeetum
Dtick, cerevisiu beer, tenuis cerevil'iEi kauentb, pomatium appelmust,
piratiiim bernmuat.
'2^. De animalibns mansnetU: anicnal ein deer, equus ein perdt,
tsiona ein esell, niulua rin miclpsoll, boa ein ryndt, vacca ein koc,
vituliis ein kaltl', taurua ein ossp, avh ein achaep, aries ein weder effte
ein sehappsrain, vervex ein hamell effte fin bothlinek, agnua ein lam,
capra ein zeghe, hircus ein bock, capfeolua ein reboek, porcus ein
Vercken, aua ein awyn, cania ein hundt, cataa ein katle, cercopithecua
ein merkatte, ainiius vel siniia ein ape.
24. Do ferifl: fera ein wylldt <Ieer, leo ein louwe, lenena ein
lowynne, ursus ein beer, iirsa ein beerynne, elephas ein elephant,
lupna ein wulft', vulpes ein vul'g, sciuruB ein eckern, camelua ein
cameell, lepus ein liase, cervua ein berte, mus ein niues, talpa ein
tnultworm, niuatcla ein wcselken.
25. De avibns: avia ein voghcll, pullua ein junck voghel, penna
«in veder, ala ein flogel, rostrnm ein anauell, ovum ein ey, nidns ein
;t]eat, anser ein ganB, gallina ein heene, gallus ein Iiane, rapus ein
cspuen, aquila ein arndt, vultur ein ghyer, bubo ein nie, acripiter ein
liauink, faico ein valeke, corTus ein ruue, coniix ein kreye, luacinia
ein naebtegaell, pardix ein vfdthoen edder raphoen, picuB ein specht,
Ipica ein herhster, colnmbua ein duner, colnmba ein dune, lurtur ein
■tArtelduup, casRita ein lewerck, pavo ein pawelun, hirundo ein swaelcke,
Tespertilio ein lleddermus, ciconia ein adebacr, grus ein kroen, cuculua
fiin kukuck, cygnua ein awoen, passer ein luninck, psitacua ein papcgoige,
s ein apreen, coturnus ein wachtell, turdela ein droaell, merula
«in aniatell, t'ringilla ein doemher, rarduelis ein steglitze, parix ein
Bieseke, cincinula ein ziseke, rcgulus ein nettelkoninck.
!6. De insectis volatitibus et serpentibns : apes ein ymme, examen
ein swarm, craliro ein hörnte, clciidn, ein houwsprincke, bruchua ein
tzeuer, musca ein viege, cutex ein mugglie, serpcns ein ßlangbe, vipera
adder, draco ein drake, lacerta ein egedix, lumbricus ein meddick,
rana ein pogghe, formica ein eempthc, tinoa ein klederworm, pediculua
ein Inl^, pulex ein Ho.
27, De piiicibiis: piscis ein visk, pinna ein visekfeder, squnma
ein viskflome, spina ein grade, cetus ein waluisc, deipbia ein ms^H
swyn, salmo ein las, lupus sin heeket, carpio ein carpe, anguilU ^^|
Hell, orulata ein negenoghe, areiiga oin herinck, ciincer ein kreti^H
gobio ein stinlli, fundnlus ein gruudulirick. ^H
2ä. Ite arboribns: arbor ein boem, radix ein vorteil, cor^H
ein borcke, ranius eio twych, virga ein rode, folium ein bladt, spifl^l
ein dorne, malus ein appetboem, pirns ein berboem, Hcns ein vygben-
boem, cerasuB ein karseberenboem, prunus ein pbiemboom, oliva ein
olyboem, vitis ein wynstofk, amygdalus ein muudelenboom, corylus ein
liassellenboem, castaneus ein castanii»iboein, fagus ein bokenhoem,
quercus ein ekonboem, betnla ein berokenboem. abiea ein dannenboem,
üupresBiis ein cypressiMiboem, buxus ein busboem, iuniperua ein ma-
chandelenbüem, laurus ein lorberenboem, salix ein wjdenbot'ra, tilia
ein lynde, taxus ein hulsebocna.
29. De frnftibns : fructu« fruclit, malum ein appell, eydonium
ein quede, persicum ein persick, iuglans ein walnoth, avellana ein
bnaselJnoth, nucletis ein kerne, amigdala ein mandell, castauea ein
castanie, pyrum eyn beere, pomum ein appell, eerastini ein karaeber,
prununi ein plume, ficiis ein vyglie, uva ein wyndruue, glana ein eckern,
granuin iuniperi ein machandelnbcr, tus wiroek, myrra mirren.
30. De berbis tt floribns : herba krudt, gramen gras, carectum
snidtgras, inncuB ein beese, olus knel, amaraciis niegeraen, geutiana
entiaen, lupulus hoppe, absynthium warmete, Cucurbita ein korff lascke,
huglosaa ossentunghe, borago borasie, abrotanum euerudc, cepa ein
cipolle, allium knnffeloeck, petroselinuni pcteraillie, nasturtium kert^e,
hysopus yaoep, lavendula lauendell, feniculum fennekoU, puluginm
polleyge, salvia salueigo, ruta rüde, malva erdtpoplen, enula campaua
atandt, origanum wolgcmoth, enfrasia ogcntrnest, sinapi sennip, fragum
ein erdtbeer, Urtica netteil, lappa ein klyue, trifolium kleeuer, papaver
niaeusadt, raphanus roueredick, rapa ein nme. flos ein biomo, coron»
ein krans, viola ein üole, cariopbilus ein negelke, rosa ein rose, lilium
ein lillige, c-alta ein kornblome.
31. De nrotnaübns: crocua saffraen, saccirum sucker, cinaniomum
nanneell, zinzibei- vel gingiber enguer, calamus ftromaticua calmes,
piper peper, cariopliilum ein negclcke, cyminum köem.
3'2. De frnmentis : frumentum kom, triticum wete, siniilago
beckermel, avena hauer, hordeum garste, niilinm herse, culmus ein
balnn, stipula atoppel, spica ein aer, palea kaff, faba elu bone, lens
grutte, pisum ein arwete.
33. De lapidibns et gemmis: lapis ein stein, gemma ein oddel-
stein, margarila ein perle, sucdnus bernstein, mariner ein mornieln-
stein, silex ein flindtstein, coa ein wutstein, cryatallus ein cristall.
34. De metallis: aurum goldt, argenlum suluer, argentum vivum
quicksuluei-, aes ertze, oricbalcum misfainck, stannutn tyn, plumbum
bly, ferrum yaeren, clialibs staell, alumen allun, sulpbur sweuel), uitrum
Salpeter, nitralua pulvis busseopulver, vitrum ein glas,
34. De libris: libei- ein boeck, encbiridion ein handtboeck,
Iftbula ein tafeil, stilus ein sticke , cbarta pappyer, scheda ein
leeddell, pagina ein bladt, pergamena ein peigameyn, versus ein
reghe, liteia ein boeckstafl", syllaba eiu eylbe, dictio ein wordt, oratio
j^D rede, calamus ein scbriffedder, gladiolus scriptorius ein Bchriff-
piestken, attramentum black, miniuni roblike, sigillum ein signeeth,
iiirographum ein bandtschriO't.
"5. De tempto et rebns ecclesiasticts : templum ein karcke,
iBsilica idera, ara ein altar^ palla altaris ein altardoeck, aditum templi
) choer, sacrarium de sacristye, calix ein kekk, casula ein mysae-
, imago ein bylde, pictura eyn gemelthe, suggestua ein predig-
toell, concio idem, pulpitum ein pulmpt, valvae de karckdore, campana
j klocke, Organa orgelwerck, baplisterium ein dopesteyn, coemiterium
a kerckhoff, sepulchrum ein graff, bibliotlieua yel libraria ein liberye,
ila vel ludus literarius ein ecbole.
36. De pottdenbus et inensoris: libera ein pundt, pondo idem,
semilibra ein halffpundt, seacjuilibra anderbalffpundt, dupondius twe
pundt, centenarius ein Uintener, mensura ein mate, urna vel qua-
tarius ein stoueken, metreta ein balfstoueken , cotyla ein quarteer,
sextarius ein plancke, modius ein schepel, vebia ein voder, auctarium
ein tbogaue.
37. De moneta: pecunia geldt, aureus ein gulde, marca ein
mark, solidus ein scbillinck, nnmuius ein penninck, obulus vel semi-
uncta solidi ein scbarÖ', arrha vel arrhabo ein gadespenninck, Stipendium
ein tzolt, bravium loen der auerwynainge, tesaera ein butepenningk
elfte ein worpell, cenaus tyns, accisa tzyse, vectigal tolle effte voerloen,
decitnae teinde.
Unmittelbar schUessen sich noch an 1) Carmen, quod Vergilio
inscribitur, de ferendis laboribus, bestehend aus 13 Hexameter», 2) Ad
pueros paraencticon, hcstehend aus 33 Distichen.
GEKSTKMÜNDE.
H. Holstein.
Zur mnd. visio Philiberti.
ed. W. Seelmann Nd. Jahrb. V, 21 ff.
I.
Der Herausgeber verlegt dip Heimat di^s Ocdicliteg nach Mittel
frankeD Ks ist auch nicht 7.a liiugnen, Aah der Wortschatz einiges
hisher nur in fränkischen (doch m i ttel fränkischen V) Denkmälern
belegte bietet. Gleichwohl scheinen mir einzelne WorlformeQ noch
kein genügendes Kriterium zu sein, da wir in Benug auf die Ver-
breitung derselben noch immer nicht genügend unterrichtet sind.
Jedenfalls mufs dem Herausgeher aber ein anderer Grund seiaer
Lokalisierung entzogen werden.
V, 33 ff, lauten folgendermafsen :
ia dat alle scrivere
twischen Ryn unde mero
nu to hope waren,
de ue Bcreven nicht de niinsten swere,
de wy vil armen Hdon miiten.
In der Redensart , zwischen Rhein und Meer' will nun der H'
ausgeber ein weiteres Zeugnis für Mittelfranken finden. Wie er daa
versteht, hat er nicht ausgeführt. Doch ist nur zweierlei möglich.
Entweder meint er, dnfs diese Ifedensart sich nur bei mitte! fränkischen
Schriftstellern finde, odpr — - und das ist doch wohl das wahrschein-
lichere — er findet darin eine Bezeichnung dwr Gränzen dieses Ge-
bietes. Nun wäre ;iber ,zwi3cl»'n Rhein und Meer', wenn wir unter
dem Meere ,die Nordsee' verstehen, allenfalls eine Gränzbezcichnung
für Niederfranl^n, nicht aber für Mittelf ranken, das, wie ein Blick
auf eine (etwa Pipers) Dialeklkarte lehrt, auf keiner Seite aus Meer
stöfst. Betrachten wir jedoch den Zusammenhang, so müfsen wir
bemerken, dafs wir hier keine subjective Bemerkung des Dichters,
sondern einen Weheschrei der armen gequälten Seelen vor uns haben,
den der Dichter doch höchst wahrscheinlich schon aus seiner Vorlage
übernommen hat. Nun ist es zwar auffallend, aber sicher zu belegen,
dafs man mit der Redensart .zwischeu Rhein und Meer' im Mittel-
alter den Begriff grofsen Raumes von unbestimmter Ausdehnung ver-
band, wie wir etwa sagen ,die ganze Welt'. Ja, beide Redunsarten
1
,Und \
,die wollte
fioden sich sogar bei einem oberdeutschen Anonymus aus der Frühzeit
des MinnesBiiRea verbunden: MinnesBugs Frühling ton Lachmann
u. Haupt 3, 7.
Wa^r diu werlt alliu min
von dem mere iiuz an den Rtn,
des wolte ich mich darben,
da; diu kiinegin von Engellant
liege an rainen armen.
die ganze Welt mein wäre', stol'sseufüert der Dichter,
gern für den Besitz der Königin von England (die
schöne und teichlfertige A.lienor von l'oitou ist gemeint) darangeben.'
So wollen auch oben die gequälten Seelen die Grösse ihrer Qual da-
dnrcb veranschaulichen, dafs sie sagen: ,alle Schreiber der ganzen
Welt wären nicht im Stande sie zu beschreiben.' Es ist das eine
nabeliegende, öfter wiederkehrende Ausdrucks weise, um die Gröfse
dea Leides, der I'Veude u. s. w. xa beschreiben, Gesteigert z. B. noch
Freidank 104. 10 g f:
I wiere der hirael permit
^m und da zuo daz ertrich wit,
^^K und alle Sternen pfafTen,
^H die got hat geschaffen,
P' sie künden niht geschriben
daz wunder von den wiben.
I Die Nordsee kann unser oberdeutscher Dichter unter dem Meere
nicht verstanden haben, ebensowenig der Österreicher Jansen Knenkel,
der, wie ich aus einem Aufsätze von Zingerle. Germania Vll, 187 ff.
ersehe, ebenfalls so das Meer in Gegensatz zum Rhein stellt: von
II dem mer biz an den Hin. Mafsmann, Kaiserchronik III, 188,
^lOB. Ebd. III, 430, 0:
^h daz mierc witcn wart erkant
^H von dem mere unz an den Rin.
^B»o ebenfalls ein Raum von unbestimmt grofser Ausdehnung bezeichnet
" werden soll, überhaupt wird im Mittelalter unter dem Meere xaV
i^oy^ht immer das mittelländiBche Meer verstanden. Vergl. z. It. Mhd.
Wb. U, I37l>. Doch macht auch Nibel. 11S4, 2, wo Zarncke unter
dem Meere die Ostsee verstehen will, keine Ausnahme. Es ist auch
hier, wie gewöhnlich, das Mittelmecr gemeint. Vergl. Haupt z. MSF.
3, 8; Lübben, Wörterb. z. d. Nibelunge Not (3. A.) S. 11, 5. Man
wird nach obigem also zugeben müfscn, dafs die Bezeichnung ,zwi8cheti
Rhein und Meer' nicht als /cugnts für die mittelfränkische Heimat
unseres Gedichtes herbeigezogen werden kann.
11.
In Folgendem gebe ich nebst einigen mir wünschenswert er-
Bcheinenden Erklärungen auch einige Vermutungen zu verderbten
lITextstellen. Der Herausgeber hat solche vom Texte fern gehalten;
ptdefg, da, wie er selbst gesteht, keine der beiden Handschriften ohne
133
Entstellangeu geblieben ist, wird man, — mag maa dieselben nun in A
Text aufaeliinen, oder ihnen nur unter cteimelbeii Raum verdtatteo, J
die Berechtigung derselben nicht bestreiten.
V. 2 t wird der Leichniiia unreyne lamc (B) angeredet.
Wort ist Jedenfalls als Substantivum xa fassen, wofür auch Seelmflj
eich entscheidet. Doch kann ich mich fiir keine der von ihm vorge-
brachten Erklärungen entscheiden. Ich hatte läme für Iiehnwort
aus dem lat. lama, Sumpf, ITtitite. Diese Bedeutung pafiit, da lame
offenbar eine Schelte ist, sehr gut.
V. 59. under der duvele Schilde varn.
Schild raul'a hier die Bedeutung des auf den Sehild gemalten Wnppens
haben (s. Mnd Wb. a. v,). Also: unter dem Schildzeichen (ata
Knecht) der Teufel. JH
V. 104. war sint nu dyne schone perde, ^H
de du beddest harte werde? ^H
beddest kann nicht richtig sein, aber ebensowenig — wegen da
Adverbiums werde — reddest , rittest', wie der Herausgeber ver-
mutet. Zu lesen ist beides t: , die du wert schätztest, lioch hieltest'.
V. 129. L: neine; B: nine; H: neue.
V. 136—139 unnötige Wiederholung von V. 133—135, ist wol
spätere Interpolation.
V. 164. wat helpet <li nu diu speghelglas,
dat vor diuen oghen wasV
Es ist mir unklar, ob mit speghelglas der helle Glanz der Augen
gemeint ist, oder ob es, wie speghel (Mnd, Wb. 4, 309), .Schau-
spiel, Lustbarkeit' bedeutet. Doch scheint mir das letztere wahr-
scheinlicher.
V, 179. du haddest gude kost ghekorn:
Store las unde de eddelen vorn,
de hasen unde den hörn,
den hörn, der Losart v. H, gebe ich den Vorzug, ecoru, was
die Berliner Hs. bietet und Scelmann aufnimmt, kann nicht richtig
sein. Denn das Heisch des Eichhörnchens ist wohl kaum je gegessen,
viel weniger zu , guter Kost' gerechnet. Liegt keine Verderbtiis vor,
so möchte ich hörn m. als , Hirsch' erklären. Dafiir spricht die
Vergleichnng verwandter Sprachen : ir. c o r n ; corn. c o r n ; cymr. k a r u.
nom. pl. keyru == cervus. S. Curtius Grundzuge 4, A. S. 146,
Auch heifst bair. (Schm,-Fr. I, 116i) der Hirsch hörn er (honnj).
V. 360. seleduendeystnumynichtleff, ' '
dat du my sendest aisulken breff
enem enen bref senden ist wohl sprücbwörtlich wie e n e m de
breve (auch den bref) lesen, dte Leviten, den Text lesen (Mnd.
Wb. L 422). In der Malagis Bl. 47a bedeutet nach Lexer I, 352
iaweres mundes brieve: eures Mundes Aussprüche.
V. 394. ik lege hir in disser laden van breden,
mochte ik al de werlt ghßve(n),
ik reghede nicht eyn vingher.
133 ^
) iBt = Iigge, liege, gheven, .geben' kaon aber nicht richtig
Es ist nehnehr gehebben, .haben, erbalten' anzusetzen. Also
eimt breddeu : gehobben, ein im mnd. nicht anstöfsiger Reim.
V. 415. nu leghe wedder an de lade . . .
bt swischen leghe und wedder d i einzuschalten oder ist liegen
viel als sich legen? (Vgl. Uhland: Lieg ich ins tiefe
Gras hinein).
V. 502 f. Der Änderungsvorschlag des Herausgebers ist unnütz,
denn lopen neben schyveslach ist ebensowenig aufTällig, als
Gerb. V. Minden 83, 22 do bi se kam de hasenvlucht, wo es
picht nütig ist, vlucht ohne weiteren Beleg als ,die fliehende Menge'
ga erklären. Auch würde sich, wenn wir V. 502 und 503 nach des
HerausgeberB Vorschlage zu einem zusammenbögen, ein Vers von einer
ELänge ergeben, wie sich im Gedichte kein zweiter findet.
V. 512. nu was ik di alto trut.
du heldest weldich dyne hut.
I^ach V. 613 vermutet der Herausgeber eine Lücke. Doch ist alles in
Ordnung, hiit ist hier nach alter Vorstellung der Leib als Hülle der
Seele, weldich ist Nebenform von welich, wollüstig. Vgl. Mnd.
Vb. V, 662 weldicheit = welicheit,
V. 527. L: neyn ne (st. m e) mote uns noch iotwey
driven, ,Niemand möge uns auseinander bringen'.
V. 555. der deghen de hir riden unde wegben.
. vermutet reden und übersetzt ,rilten und stritten'. Doch scheint
igen, kämpfen nicht einmal mnd. Eine ebenso leichte Änderung
|Bt up de weghen. Dann bezöge sich der Vers auf die Stegreifritte.
V. 646 möchte ich das Kolon streichen und V.647 dar ,dahin' setzen.
V. 699. dumpen^dumpeln, untertauchen fehlt im Mnd. Wb.
V. 722. Nu bidde we altosamen
(got) dorch sine heren namen,
dat he uns ruke mute gheven
unde eyn doghentsalich levent . . .
rüke erkennt auch der Herausgeber als Verderbnis an, aber seine
Vermutung: sin rike ist dem Zusammenhange nach nicht möglich.
Denn das Himmelreich ist erst die Folge des doghentsalichlevent,
kann also auch nicht vor demselben genannt werden. Zu lesen ist:
'rake. Schick, richtige Beschaffenheit (Mnd, Wb. 3, 414). moten
Eateht hier wie häufig nach den Verben des Bittens und in Optativ-
■■ätzen: Mnd. Wb. 3, 127.
NORTHEIM.
R. Sprenger.
Bockshorn.
J. Grimm, D. Mythologie I*, 512 führt eine Stelle aus Letzners 1
storise S. Bonifacii, Hildesboim 1 602 (4. cap. 1 2) an, worin dieser Schrifl
steiler sagt: ,nachdein Eonifacius zwischen Brunstein und Wibbrec]
hausen den heidniscbeu Giitzen Reto gestürzt, habe das Volk auf die!
Retberge am Ostertage, mit der Sonnen Untergang, noch bei Menscbl
Gedenken das Oaterfeuer gehalten, welches die Alten Bockstborn |_
heifaen,' Grimm erklärt nun dieses Bockstborn als Bocksdor
■^f's.'^'i.-MLs^r, Tragant, und fragt, ob diese Pflanze in das Osterfeuer ge-
worfen und daher der Name gekommen sei. Diese Erklärung erweist
sich aber schon deshalb als unhaltbar, weil Letzner nach seiner Mund-
art nicht Thorn, sondern Dorn gesprochen und geschrieben haben
mül'ste. Es empfiehlt sich dagegen schon an und für sich, das t, wie
dasselbe noch jetzt auch in hiesiger Gegend vielfach gebraucht wird, als
epagogiscb zu fassen und demnach Bockstborn als Bocks-hurn zu
erklären. Gesichert wird diese Vermutung durch eine entsprechende
Stelle aus Grotens Geschichte der Stadt Northeim 1723, S. 7, wo es
vom Retoberge heifst ,auf diesem Berge ist noch bey Menschen Andencken
das Bockshorn gehalten'. Noch 1723 mufs also die Bezeichnung des
Osterfeuers als Bockshorn so güng und gebe gewesen sein, dafs Groten
gar nicht für nötig hält eine Erklärung hinzuzufügen; eine solche finden
wir vielmehr erst wieder in dem Neudruck der Grotenschen Chronik,
Eimbeck 1807 hinzugefügt. Was die Erklärung betriflt, so möchte ich
Bockshorn weniger für die Bezeichnung des Osterfeuers, als des ganzen
damit verbundenen Festes halten. Es wird ursprünglich den Platz des
Festes bezeichnet haben und born als ,Berg, Bergspitze' zu erklären
sein, Bocksberge auf denen der Volkssage nach Teufetsspuk getrieben
wird, also ursprüngliche Stätten alten Götterkultes, giebt es in Nieder-
sachsen mehrfach, bei Quedlinburg auch eine Bockshorn-schaoze.
Übertragung der Namen von Plätzen auf die darauf gefeierten Feste
findet sich häufig, man denke nur an die häufigen ,Vogelwiesen', Dafa
die Redensart .Jemanden ins Bockshorn jagen" zu unserem Bockshorn
in Beziehung steht, glaube ich. Wie? wage ich aber noch nicht an-
zugeben; das Springen durchs Osterfeuer scheint mir dieselbe nicht
genügend zu erklären.
NORTHEIM.
R. Sprenger.
Braunschweigische Fündlinge.
(vgl. Jahrb. III, 70.)
■«■W^^»^S.^N»^>^^^^>\^h^^
VI.
KalenderorakeL
(1) Satnrnns.
To disser stant is din luk
'Du en vinst nene . ander
Dek scut in dineme werve
Ghade dek nicht echt wert .......
5 Dat du vorloren hest , des en [vinstu nicht?]
Din hopene vorgheyt , du 1
Bidde ghodde , dat he den pi . . . .
Kumpt de dot , denk diner [not].
Dat me brinct , dar vruwe
10 Wandere nicht , du bist nich[t] . . .
De seke gheneset van der 8[uke].
Du bist trach , des vorwinstu [nicht?].
Stärkere du bist , du kumpst . .
Du Yorwinst dinen viant , d . . .
15 Dek scut ere , dar von du dek .
Love des nicht , din danke de. .
Din wanderlinghe en is nicht . .
Ut der vengnisse cumpt he ... .
Du rindest groten annem
20 Se is en juncvrowe , se het sek .
(2)
is vorloren.
bet euer anderen thit.
ghod hilpt dek.
r dine vorlust se is ghedelet in yele
5 din hopene vulgheyt.
[d]en yrunt dat he kome
ft dek en lang lif.
rt des vrowe gi juk.
weghe vinstu guden rad.
T
1. Die Überschrift unleserlich.
136
10 ghod
des en vinatu nicbt
ingh« , edei' dine viende winnet.
du eil kanst en Dicht vorwinnen.
wert dek ere dime dode,
15 loveet du bist unbedroghen.
eyle , dek acut ghut,
d vorlegbet he wert nu nicht los.
....;. h des vroweatu du dieh.
[d]i blift des nicht , se gheret mai
20 . , . . . e in der middelmate.
(3) SagittariDs.
Orot ere kumpt di , vrowe di.
Des du miidest , des is nicht.
Wie dek scut ghut und ere.
He ia schedeliken ghevanghen , mit ghelde wert he doch loi
5 Du winst gut unde du vorgheyst nicht.
Hedde se wolt , so hedde se behohlen den maghetdom stoltifl
Danke ghodde , dek kumpt lucke.
Sok leve , wante dlsaer wert vorteghen.
Du best winningbe , en traghe nicht.
10 Vrie ane twivel , di scut gud.
Dine vorlust en vinstu nicht.
Et kumpt mit vrouden , des du hopest.
De pelegrime is verne , he cumpt nicht.
Na velen jaren sterfstu.
15 Se gbeneset unde brinct de doeter mit vrouden.
Gha konliken , tu best lukke.
Vroawet ju , de seke neset.
Du vinst de duve , verebte nicht.
Du bist stark , dat is di gut vor richte,
20 Diuen vieut vorwinstu nicht von diner macht,
(4) Capricornna.
Also is din mut , dek scut gut.
He gheyt eowech , vro is di dat stech.
ütme stocke he kunspt . in korter stunt.
Ghod wel din , dat tu bindest ghewin.
5 De maghetdom is vorlorn , den se vor nicht hadde vorn.
Ghot heft din rok , lukkes hestu noch.
War is de leve din , unde nicht sin.
Werf is du nicht ghod . so wist miu niöt.
Wiitu beholden lif . so nem en wJf-
10 Dine vorlust du nicht wedder en vinst.
Ane twivel scut din love.
Na langheme eilende kumpt he wedder.
Din leveat is langk , ghif godde dank.
Di') is en dochter beschert , der levent nicht wert.
15 Wandere 8nel , du vinst troates vel.
Des aeken dagho sin vulbract , he stertl mit kraft.
Diu vorstolen kumpt unvorholen.
Vle dat richte , oder et cumpt dek to nichte.
Du cumpst bovön , dek hilpt recht , doch wel he dek to echt.
20 Du werat ghehoghet , dat scut nicht anel.
PergameDt-Doppelblatt. Schrift der ersten Hälfte des 14. Jahrb.
Auf jeder Heite ausser den Überschriften 20 Zeilen zwiachen Linien.
Tom vordem "Blatt ist von oben nach unten ein Streifen (etwa */s
der Breite) abgeschnitten, so dass S. 1 die Scblussworte, S. 2 die An-
fänge der Zeilen fehlen.
Fragment eines Dramas von Simson.
• ■ ■ Sy C^) s*' ™y *oni (achte) echte,
Pater. Sone, dat eyn mach nich[t] sehen myt rechte'),
Se eyn is nich[t] van unser ee.
Hir umme detet my in den herten we
5 Unde en is nicb[t] nayn rad.
Sampaon. (Tra) Vader, ek motet gheten in meyghet vor vat (oder
To ore stet myn berte unde myn syu, [vr bat):
Wil ek in duaser werlde byn;
Myn herte is na ore beatan.
10 Lat uaa to aemmene to or gao. —
God (ere) grothe gyk, vraue eren stolt!
\u gyk ys de scbooe, nieyght, ve[r]volt.
Lyfghedyng der verlde gut,
Lovet, ek se or brüt,
15 De mynen ogben wol bebagbet.
(Alzus ao scbedet van dy, myn leve maghet,
Dat du dar up nemeat rad.)
t rechte uiuh scheu', aber mit Zeichen der Umetellang.
Mulior phylist, Vnint, jue (w) munt gar zote rede sagbet
8prek gy dat van des (gert) herteD grünt,
20 Zo ilet hen in dusser stuiit
Unde beredeth den dach der weracup,
Dar sech samme nnse magescup,
Dat nu in uuaem echte
See frauwefn] mofteii] alle sciecte')
25 In eren unde in verdicheyt. —
Sampson. Vader, ek (ma) vas gar w[ujnderlikeu bereyLtj,
Dat ck uü dek des dorsstes böte.
Dek drucket dat alder unde de jar:
Hir umme enfang du ane var
30 Dusches (!) bonneghes zutegheyt,
De dy wedder troatiheyt
We vülen di
B.
laes eynen .
{gy sc) Tredet hir negher in echte
Myt eren unde myt rechte,
5 Ek wil gyk vorti'utjn,
Dat en latet gyk nunnmer ruen;
(Sj) Sunder dat schal atedych weaen.
[Sam]pson. Vruntdes myn, ük hebbe vat ghclesen;
We my des rech[tj berych[t],
10 Myt deme wil ek stan in ausser plypb[t] :
Myt edeieme cleyde vil ek one begliaven,
Dede my de berich[t] in scven daghen.
(Do gy niulift] nach mynen reden)
Ku[njt gy des vinden neyne mate,
15 So scul gy inek gheven de sulven bäte,
De gyk gbelovet is van my.
Sodales. Vrunt, seghe uns vat dat radeise ay.
Sampaon. Dat seghe ek gyk in duaser vise:
Vau dem eter is sproten spyse
20 Unde van dem aterkeu.soticbeyt.
Sodalea. Dusse rede ia vul vorborgheueheyt.
Hir up Bo (me) neyme we vr[i]at. —
') fra Maniiscr. ; ,8ec ftlle sleote', am Bande ,frauv', darunter ,ve', darunter
nieder ,mo', mit Zeichen, daas diese Worte nacli ,3ec' einzuiugeu sind. Der Rand
des Papieres iat hier olivaB beschnitten, wodurch auch daa ,t' der nllchalen Zeile
weggefallen ist, doch ist noch das Ende des zu ,ve' gehörigen ,n'-Str]ches über dem
,v' von ,frauv' zu erkeanen. Wie in Z, 2 findi'U äich auch hier Zeichen fOr die
Umatellung der Wörter, Es ist auch niüglii^h, duss Z. 24 bloss ,dat sec frauwen
alle actecte' lauten soll, und dasH der Vcritiaser sich mit eiueoi ,mote' aber .bereft'
an die noch «u Z. 27 zu ergiiuiende Zeile durch ein Rcirawort erinnern wollte.
139
Sod&les. God grote gyk, vraue an arghe lyst.
Dat gyk scut to erbareheyt,
25 Dat uns tut up arveyt.
Ilir umme duaser reyde vorbor[gheue]heyt
Vraget uns ut in lysteheyt.
Ysset dat gy uns dar ane bedoren,
Syd ervegut vil ve vorBtoren,
30 Hir umme so latet gyk (gan) to lierten gao
BRAUNSCHWEIG.
Hänselxnann.
Herr Archivar L. Häuselmann hat mir freundlich gestattet, diese
beiden Kündlinge mit Anmerkungen zu versehen. In Betreff des
ersten Stückes muss ich darauf verzichten, da meine Kenntnisse von
Kaleuderorakeln dazu nicht ausreichen.
Vorstehender Versuch, das 14. Capitel des Buches der Siebter
zu dramatisieren, steht auf je einer Seite zweier aus einem Folioblatte
gefalteten Quartblätter Papier. Die Riickseiten sind blank. Und
zwar sind zwei gegenüberstehende Seiten beschrieben und ebenso
zwei gegenüberstehende teer, so dasa je nach der Zusammenfaltung
die Schrift auf den beiden innern oder auf den beiden äussern
Seiten erscheint. Dass die im letzteren Falle sich ergebende An-
ordnung, die für den Abdruck gewählt ist, allein richtig sein kann,
lehrt die Geschichte Simson'a. Beide Blätter sind oben lädiert,
so dass jedem zwei Zeilen fehlen mögen; auf dem Blatte A erkennt .
man noch einige Striche einer verlorenen Zeile; die oberen Zeilen
beider Blütter sind ausserdem stark beschmutzt und verwischt.
Was im Abdruck von runden Klammern eingeschlossen steht, ist im
Manuscripte durcbstricben. Aus diesen Correcturen darf man folgern,
dasa das ganze ein erster Kntwurf, die Kladde des Dichters ist. In
dieser Hinsicht erscheint das Bruchstück besonders interessant. Ver-
muthen möchte ich weiter aus dem leeren Räume der beiden anderen
Seilen, dass dieser Versuch ein Fragment geblieben ist. Zu Z. 27
von A fehlt der reimende Vers, ohne dass Platz frei gelassen ist.
Die ersten acht Zeilen von A sind am Rande von lateinischen Noten
des Verfassers begleitet, die zum Tlieil unlesbar bleiben, doch erkennt
man Verweise auf Judicum XXI, II l'aralipomenon VIII und II Regum
(d. h. II Samnelis nach unserer Zählung) XV.
Die Handlung entwickelt sich in unscrm Fragmente äusserst
rasch, die Reden sind knapp gehalten und Ausführung der biblischen
Erzählung ist fast gänzlich unterblieben. Wenn der Verfasser an
eine Aufführung seines Stückes gedacht hat, so kann er doch keine
140
eigentliche Scenentheilung beabsichtigt hüben, sondern eine Dar&teltai
in unuuterbrocbeiier Folge. Denn er hat, mit Ausnahme von A iB
durch den Versbau keinen Abscbnitt zwischen den verscbiedenen
Scenen markiert; vielmehr hat er das poetische Gesetz, die Rede der
einen Person an die vorhergehende einer anderen durch Vertbeilung
des Reimpaares auf beide Reden zu knüpfen, auch unpassend da an-
gewendet, wo Scenenweclisel statttindet, so A 25 und B 23. Ebenso
Bcbliesst er B ä in derselben Weise an die Traurede sofort die Auf-
gabe des Rätbsels durch Simaon an. Dies gewährt uns einen an-
ziehenden Einblick in die bescheidenen Anfange der Dramatik und
theatralischen Darstellung des Mittelalters.
Einige Stellen des Textes heischen eine Besprechung, A I. Zo
dem Satzfragmente ist als Terbum sieber geven zu denken. ^ dal
echte, wie B 3, Ehe; hingegen de ee A3 Gesetz, Recht, Religioo.
— achte ist nicht ausgestrichen.
A G. Der Vers ist undeutlich. Ueber dem durchstricbenen
vra steht rad wiederholt; der Anlaut des letzten Wortes der Zeile
ist vielleicht ein b, das vor oder vr scheint durchstrichen. Der
Sinn von ek motet gheleii in ist etwa: icli musa es überlassen, die
Entscheidung darüber anheimstellen, gheten statt ten, wie ge-
wöhnlich die Infinitive nach Modalverben mit dem Praelix ge (vgl.
Grimm Gramm. II, 847). meyghet, in V, 12 megght, scheint 9. v. w.
maghet^ Magd, zu sein, wenngleich diese Form in V. 16 dagegen
zu sprechen scheint. Weder mit vorvat, noch mit vat weiss ich
etwas anzufangen, auch nicht, wenn ich vat als für uiat stehend
ansehe; liest man bat und ergänzt de nach in, so ergäbe sich der
äinn: Yater, bosser muss ich es auf die Entscheidung des Mädchens
ankommen lassen. Aufifällig bleibt der Mangel des Artikels vor
meyghet, unbefritdigend überhaupt die Erklärung.
A 12: ,aD euch, Mädchen, ist die Schönheit erfüllt, vollkommen'?
man erwartete freilich vorvuli; aber .vierfältig' wird es doch auch
nicht heissen.
A 14: Ildschr. louet oder lonet. das t scheint deutlich. Dürfte
man lovet eh als lovede ek fassen und vermuthen, dass nach se ein
ei ausgefallen ist, so würde es heissen : ,ein äusserst gutes Leibge-
dinge würde ich versprechen, sähe ich sie als Braut'. Bedenklich
wäre aber dabei noch das Praesens se. Oder redet nicht Simson
vielmehr mit l'tfgheding der iverlde gut die Philisterin an und
bedeutet (mit Ergänzung von ,fnt< nach ,foi'ef') die nächste Zeile:
(glaubet mir, ich sehe sie als Braut'?
A 16. schedct: geschähe es, möchte es doch geschehen? Wenn
das ( nicht so deutlich wäre, -würde man mit schedec (scheide ich)
leicht einen passenden Sinn treffen.
Ä 26. beregt: ,ich ward auf wunderbare Weise in den Stand
gesetzt, dass ich deinen Durst loschen kann?'
A 27. Wegen der Construction vgl. sik sines Insten boten
im Mndd. WB. I, 405, wo sik, wie hier dek Dativ sein wird nach
I Analogie der mhd. Construotion : einem eines dinges büe^i:n, einen
I von etwas befreien, ihm Abhälfe schaffen von.
A 31. Ein Wort trosti[c]heyt iat wohl bisher weder miidd.,
I noch mndl. und mhd. nachgewiesen. Es ist gebildet, wie mis-
\ troaticheyt, s. Mndd. WB.
B 3. tredet und negher sind nicht ganz deutlich; vielleicht
ist anders zu ksen, da tredet, einen so guten Sinn es, entweder
mit negher oder mit in echte verbunden, gübe, doch mit beiden
höchst ungeschickt verbunden wäre.
B 8. vruntdes. Freunde; s. über diesen Plural auf es Ko»-
garten in Höfer's Ztschr. f. d. Wissensch. der Spr. IV, 207. Die
Schreibung td rührt wohl daher, dass der Verfasser anfänglich die
ältere unflecUerte Form des Plurals vrunt setzen wollte, dann aber
der Deutlichkeit und des Metrums halber änderte.
B 14. kulnjt gif: regelmässiger wäre kutine oder kun gy
gewesen.
B 25. uns wird Accus, sein, vgl. Mndd. WB. IV, 630. ,Die'
Hochzeit, die euch zu Ehren geschieht, die zieht, nöthigt uns zu
Anstrengung'.
B 26, vorhorheyt veraohrieben statt vorborgheneheyt, wie
' in Vers 21 steht.
B 29. syd steht da, allein der Sinn verlangt syn. Dat d ist
vielleicht durch fluchtige Schreibung aus einem e geworden, also: syne
ervegut, bei welcher Lesung aber syne außiillig ist, da ich die An-
bängung von e an eiusilbige Wörter nicht mit Lubbeo {Ztschr. f.
Dtsch. Phil. 5, 62) auf blosse Willkiihr der Feder oder auch der
Zunge zurückführen möchte.
In sprachlicher Hinsicht birgt das winzige Denkmal manches
werthvolle. Manche Kennzeichen weisen ihm binnenländischen Ur-
sprung, wahrscheinlich in Braunsctiweig selbst, dem P'undorte zu.
Am deutlichsten tritt dies in den Farmen des persönlichen Pronomens
zu Tage: eli, so stets, neunmal, wc B 1. 22. ve B 29. meh Dativ
B 15; dagegen mg Dativ A 4. B 12, Acc. B 9. dek Dativ A 27,
Acc. A 28; daneben dy Dat. A 16. gyk Dat. A 12. B 16. 18.
24. 30, Acc. All. B 5. G. 23. sec Acc. A 24. sech Acc. A 22.
one B II. ore A 7. 9. or A 10; auch für den Accus, (neben sc
A 1) wird or gebraucht A 14. Das o dieser letzten Stelle ist jedoch
nicht ganz sicher, es könnte auch er gelesen werden. Mehrere
dieser Formen kommen auch in den West- und Ostseegebieten, einige
daselbst nur sporadisch vor, die P'orm gyk für yte aber meines
Wissens nie. Die charakteristischen ms oder os, use u. s. w. des
Engerschen und Ostfälischen fehlen, der Verfasser schreibt nur uns,
unse, z. B. A 3. 22. B 17. 25; über die Anwendung dieser Kanelei-
formen auch in den genannten Provinzen sehe man Krause in der
Germania XVI, 93. 307.
Von anderen Besonderheiten des Dialektes sind noch folgende
erwähuenswerth.
142
Alder A 28 statt des gemeinmndd. older; ebenso in den i
Hänselmanu hrsg. Braunacliw. Chroniken. Aehnlich alterthüraljch
aeven B 12 statt soven. Dagegen zeigen jüngeren Vocal dusse A j
u. a. w. und sulf B 15, Die auch sonst mndd, vorkommende (*i
Mndd. WB. unter stark und slerh) und gleichermassen ndl. Form sterm
steht hier B 20. Dieselbe ist wohl auf ursprünglichen Stamm siarkJC
zurückzuführen, obschon ein Nominativ sterke bisjetzt nicht nachgi
wiesen acheint. Dagegen zeigt bloss unechten Umlaut tofcr
A 10, vom Mndd. WB. auch aus den Bremer Statuten belegt und dMl
mbd. dialektischen zesemenc entsprechend. Die Bevorzugung des J
vor t in einigen Pronominalformen, des o vor e in anderen habe iq|
bereits nachgewiesen. Der Sprache des Verfassers scheint altes '^
gemässer, als das jüngere ü oder ü: nur gut A 13. 6 2d
eutegheyt A 30 zeigen dieses, dagegen lesen wir soticheyt B 2(1
zote A 18. grote A 11. B 23. böte A 27. do gy B 13. iom A \
eh mot A G. WerthvoU ist, falls die oben gegebenen Erklärungi
fichtig sind, die Nebenform nieyghet oder meygkt von magha
welche für das Mndd. bisher nicht nachgcwieseu zu sein schein^ i
welche aber doch das nndd. meil (z, B. in U'Htmeit, Kloinmädd;
Hausmagd) zurückgehen muss. Mhd. maigd, meigt neben mag\
und meii weist Lexer Mhd. WB. nach.
Ganz besonders der Beachtung werth ist ein ey, das zu mehrt
Malen statt des kurzen e erseheint, so in der Negativpartikel ßjtfl
A 2. 3 neben en A 5. B G, in tieymc ice (sumimus) B 22 nebn
iiemest A 17, in reyde (oratio) B ''26 neben rede A 18, B 13. ~'
andererseits statt des altdeutschen ai unser Denkmal sowohl ey
e zeigt, wird die Natur des Yocals in leredeth A 21 zweifelhal
Wenigstens passt hier , bereden* sognt wie , bereiten' zum Sinne de|
Satzes. Ich entsinne mich, dieses ei statt des kurzen e auch son
in mudd. Schriften gelesen zu haben, aber nur in binnenläodischBlS
leider kann ich nur beibringen jenes eyn, welches das Mndd. WB. i
667 unter enkede aus Lerbeck belegt, und gheylden Ilaupt's ZtscM
V, 398, V. 520.
In eyn und »eymen steht es au Stulle eines alten i, in r^ytC
eines ursprünglichen a. Es liegt darin ein indirecter Beweis dafS
dass schon im Mndd. das aus a und das aus t entstandene e densellM
Laut gehabt hüben. Heber das Vorkommen dieses Zerdehnungsvoca
wie Weinhold ihn nennt, in hd. und nid. Dialekten und im Ndl.
man Grimm Gr. P, 185. 262. 320. Weinhold Mhd. Gr. §90. 10* <
Im Ripuariachen begegnet man dieaer Zerdehnung durch nachfolgeudi
i bekanntlich nicht bloss bei e, sondern auch bei den übrigen Vucaled
Eine andere Eigenheit des Dialektes ist au statt dea gemei
mndd. ok in vraue (mulier) A 11. B 23. frauwen (gaudere) AS
In vraue fällt ausserdem auf, dass au statt aw oder ai>
Ebenso fehlt das to nach u in jue A 18, ruen B G, vortruen B 1
Damit wird die häufige Schreibung eines anlautenden v statt
Zuaammenhang stehen: vas A 26. vat B 17. verdichcyt A 2$|
I
143
>erlä A 13. vil ve (voiumus) B 29. vil ek B II. villen B 1.
(wnderliken A 26 rechne ich Dicht dahin). Der Yer-
laer sprach niitnlich kein wirkliches w mehr, sondern im Anlaut
die andere lablalo Spirans, welche wir nhd. w schreiben und
V sprechen; im Inlaut ist ic seiner Sprache schon fast
Terloren gegangen. So zeigt sein Dialekt darin schon die mo-
lerne Entwickeinng der Aussprache. Dies w für v ist, wie diis « für
nicht selten in mndd., md. und mhd. Handschriften. Für die Ge-
'Bchichte der Lautentwickelung ist ihre Verzeichnung nicht so un-
'ichtig, wie es scheinen mochte.
Dusches A 30 erinnert an in dusken saken im Doif van
rngghe v. 600 (Ilaupt's Ztschr. V, 400). Dies dusk hat gleiche Be-
deutung mit dem im Mudd. WB. I, 52 angeführten aldusk und wird,
wie Grimm Gr. III, 772 Termuthete, aus duslilc, alduslik (?gl.
Grimm Gr. III, 64) entstanden sein. Die von Grimm beigebrachte
Form aldussek, die vom Worterbnche verzeichnete aldussik zeigen
die durch Assimiltitiun des l geschehene Entwickelung. Aehnlicb wird
.i7niderk aus sunderlik, cisk aus eisUk. Unser dusche braucht
jedoch nicht dasselbe Wort zu sein. Einmal spricht dagegen das ch
und andererseits kann es nicht die Bedeutung von duslik .solcher'
haben, sondern muss nach dem Zusammenhange ,die3er' bedeuten,
also für dusnc stehn. Die Schreibung ist wichtig, weil sie den Be-
liefert, das3 das «ch im Stück, welches neben sc im Anlaut sich
findet f3chal, sehen, schedet, schone; scul, scjtt, magescup, toersciip),
noch nicht wie unser, sondern wie das holländische und westfälische
sek zu sprechen ist. Nur bei eim^r solchen Aussprache ist Ver-
tauschung von s oder s.t und seh verständlich. Ein anderes Beispiel
ist das ndl. gansch (totus), bei Kilian gantsck oder gants*). Und
umgekehrt; der Niederländer lässt bekanntlich in der Adjectivendung
h, seh den Guttural fast gar nicht zu Gehör kommen, wie er ihn
im 17. und 18. Jahrhundert auch hüu£g nicht schrieb; ebenso schrieb
und sprach man mndd. z.B. Englis, Trechtis (Uetrpchtisch, Lappen-
berg Ilambg. Rechtsiilterth. S. 75. 81), lornes (iratus, s. Mndd. WB.)
Vgl. Mndd. WB. IV, 34.
In dem Worte scleete A 24 sind zwei Lautbesonderheiten zu
merken, die Einschiebung eines stützenden c zwischen s und l und
das et statt cht. Jenes sei lässt sif.h auch hd. (Grimm Gr. 1*. 175)
und sehr früh ndfrk. (Heyne As. u. andfrk. Gr. § 15) nachweisen.
lieber sein nicht seltenes Auftreten im Mndd. s, d. Mndd WB. IV, 1.
Auf das Vorkommen desselben im mittelalterlichen Englisch hat
Stratmann in Kölbing's Engl. Stiid. II, 3 1 C aufmerksam gemacht.
Wenn er jedoch dies sc dem hd. seh gleichsetzt, so irrt er. Mit dem
•) 0I> du mndd. veraeh (Ten) a
u. ndl. *Lhat%ra, engl, eearee, kulct m
\ (a. 1422) I.nbek- ÜB. VI 8. 436.
ahi. schl statt sl hat dies sei sowenig etwas gemein, wie das g
tä\ das lat. sei, das ital. schi — das aus sei geworden —
wie das engl, aqu, das dan, u. 8wd. sqv mit dem nhd. schfo. Sonst'
würden wir doch dies sc im Neundd zu scb entwickelt finden. Das
ist aber nicht der Fall. In reiundd. Dialekten kennt man nur sl,
sm, sn, sw, sk, sp, st; flir die Dialekte, in welchen jetzt sck statt
des 5 gesprochen wird, läsat sich die Einführung des seh aus dem hd.
nachweisen. Vor der Reformation begegnet meines Wissens nie ein
sc}U u. 8. w. in ndd. Sprachdenkmalern, mit alleiniger Ausnahme des
Entekrist, der auch sonst eine giinz eigene Sprache zeigt.
Das et statt cht ist, wenn auch nicht ohne Beispie) (vgl. Kiindt.
VI, 3, 15. 4, 16), doeli jedenfalls seltener, als die Apocope des t nach
ch, welche gewährt nick A 2. 3. 5. B 13. reck ti 9. herych
(berichtet) ß 12 und reimend mit plych B 9. Im Inlaut bleibt das
(, z. B. echte : rechte A l.B 3. echte : sclectc A 23. — Neben
sec (sich) A 24 gebraucht der Schreiber seck A 22, entsprechend
dem andfrk. siy und dem udl. eich.
Einen erwünschten Beleg für die Fortdauer des as. arhcdi oder
arvedi neben der gewöhnlichen mndd. Form mit /' liefert B 25 :
arveyt oder wie eigentlich geschrieben steht arueyt. Diese Form
tindet sich im götUngischen Mndd. (arveyden, Verb.), a. Hans. Ge-
achichtsbl. Jg. 1878. S. 23.
Die 3. Sg. Praes. von don (facere) lautet det A 4, welche Form
ich mich nicht erinnere sonst gelesen zu haben. Zu bemerken ist
auch stet (stat) A 7. Wegen der auch sonst nicht seltenen Form
sayket A 18 verweise ich auf Schröder in der Germania 14, 185. Un-
gewöhnlicher ist et segke A 18 und der Imperativ segke A 17 statt
segghe, ohschon dieses letztere ganz richtig einem as. segi oder noch
älterem sagt, wie es in der Cotton. Hdscbr. des Heiland lautet, ent-
sprechen würde.
Trostiheyt AZl, erbarehcytB24 und lyslfkciflB27 stM (roalichcyt
erbarecheyt lystechtyt sind bemerkenswerth.
HAMBURG.
C. Walther.
Etwas über niederdeutsche Familiennamen.
I
Jeder Mensch hat einen Namen; namenlos kommt er auf die
Welt, aber gleich nach der Geburt wird ihm ein Name auf den Lebens-
weg mitgegeben, den er bis an sein seliges oder unseliges Ende führen
muss. Notwendig ist nur der Personenname, der Rufname, der ihn
zunächst von den Gliedern der eigenen Familie, dann von andern
unterscheidet; der Bezeichnung, zu welcher Familie er gehörte, be-
durfte es früher nicht; die Nachbarn wuasten es ja und Fremde
brauchten es nicht zu wissen. Und wenn es doch geschah, so wurde,
um die Abstammung zu bezeichnen, dem Vaternamen eine Patronymical-
form — sei es ein son (sen), ing, man oder ken (Jen, jes), oder ein
genetiviscbes s oder n — angefügt; diese blieb aber nicht fest,
sondern wechselte in der Weise, dass z. B, der Sohn von Lubbe,
Hinrik gerufen, llinrik Lubben (Lubbensone), dessen Sohn aber, Lubbe
gerufen, Lubbe Hinrikes hiess und dessen Sohn wieder Hinrik Lubben,
flo dass in einförmiger Wechselfolge Grossvater und Enkel jedesmal
denselben Namen führten. Diese Art der Namengebung hat in einigen
Gegenden bis in verbältniamässig neuere Zeit gedauert — bis Ende
des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts — und erst durch obrig-
keitliche Verordnung ist es festgesetzt, dass jeder einen festen Fa-
miliennamen führen muss. Die Verhältnisse waren aber nicht immer
so einfach, wie in dem angegebenen Beispiele; Familiensinn oder auch
Familienstolz, drohende Verwirrung der Rechtsverhältnisse, besonders
der Erb Verhältnisse, zufällige Umstände, auch Witz und Bosheit waren
vielfach thätig, dass die Familiennamen an jedem Mitgliede der Fa-
milie haften blieben und von Geschlecht zu Geschlecht forterbten.
Eine Betrachtung der Entstehung und Bedeutung der Familien-
namen gewährt, wie die der Personennamen, einen eigentümlichen
Reiz ; weiss doch jeder gern, welcher Sinn in seinem Namen liegt.
Sie ist aber manchmal mit ausserordentlich grossen, ja unüberwind-
lichen Schwierigkeiten verknüpft, weil wir den Schlüssel, der uns die
Bedeutung der Namen erschliesst, nicht auflinden können. Doch ich
will mich hier nicht in eine weitläufige Untersuchung über Ursprung,
Alter etc. einlassen, sondern nur eine kleine — zufallig entstandene
— Sammlung von Namen mitteilen, die mir beim Lesen der nieder-
deutschen Schriftstücke (bis etwa 1530) begegnet sind. Vielleicht
NleiliMaalicbEt Juhrbuiili. VI. 10
I
dienen diese wenigen Andeutungen dazu, die Aurmerlisamkeit unserefl
Vereines auf diesen Gegenstand zu richten und von neuem zu beleben;
an Gelegenheit dazu fehlt es -wol nirgends, jedes Adreasbuch gibt ja
schon Veranlassung zur Forschung.
Die folgende Einteilung ist im grossen und gaD/.en nach Vilmars
Auleitung (Entstehung und Bedeutung der deutschen FamiüeoDamen,
Marburg 1855. Zweite Aufl.) gegeben, weil sie mir meinem Zwecke
am besten üu entsprechen schien.
Die erste Gruppe bilden die Familienuamen, die aus Personea-
namen (Eigennamen, Vornamen) entstanden sind. Diese übergeben
wir, weil wir es hier mit den eigentlichen Familiennamen zu thun
haben wollen; nur auf eins sei es gestattet, hier hinzuweisen. Ks
finden sich nümlicb auch Personen, die nicht, wie üblich, nach dem
Vater, sondern nach der IVIutter benannt sind; ich habe mir ausser
Modersorie angemerkt: Frederik vroweu (oder in den Abkürzungen
vrow, vor, ver, vern) Odilien sone, und weil das sone auch wol als
selbst versländlich wegbleibt Frederik Vronodihen, oder auch bloss
Frederik Odilien; N. Vern-Ateken (Adelbeids-Sohn); Reimer Abelen-
sone: Borchart Annen-sone; Henrick vor Greten sone; Curd veru-Oden.
Es wiire nicht ohne Interesss zu erfahren, ob solche Melronymica
häutiger voikommen und ob sie sich noch in heutigen Familien-
namen finden.
Zur zweiten Gruppe gehören die Familiennamen, die von der
Herkunft, Wohnung, Aufenthalt etc. hergenommen sind; z D, Ilamelen,
Embeke, Holland, Döring, Frese, Tor-molen, Tora-dik, Visckule, Visbek,
Üssenbeke, Gosebrink, Karkbof, Depekolk, Havichhorst (jetzt verderbt
in Havekost), Ravenhorst etc. Ist es ein Ort, so wird häufig ein von
hinzugesetzt; es genügt aber der blosse Ortsname allein. Die Er-
klärung vieler Namen dieser Art muss aus der Kenntnis der localen
Verhältnisse geschöpft werden.
Die dritte Gruppe bilden die Namen, die von der Beschäftigung,
dem Gewerbe, Stande etc. herrühren. Diese sind bei weitem die zahl-
reichsten, was ganz erklärlich ist, da ja gerade die Beschäftigung eins
der Hauptmerkmale ist, wodurch sich ein Jan von dem andern Jan
unterscheidet. Hierher gehören die Smit, Klensmit, Fischer, Backer
oder Becker, Moller (Müller), Munter (Münzer), Schröder (Schröder
^= Schneider), Snitker (Tischler), Tiramermanu, Kannengeter, Kroger
(Kroger, Schenkwirt), Sadeler (Sattler), Dreier (Drechsler), Meier
(sowol als Mäher messor in Plaggenmeier wie als Pächter, Verwalter
villicus in Papenmeier), Voget, Vaget, Kukenvoget, Scrivere, Schutte,
Schulte und wie die verschiedenen Handwerker und Stände weiter
heissen mögen. Beachtenswert ist bei dieser Art Namen besonders
zweierlei: einmal, daas viele Gewerke in Folge veränderter Cultur-
verbältnisse untergegangen sind oder nur noch so spärlich vorkommen,
dass sie für gewöhnlich unbekannt sind oder auch, dass sie einen
anderen — modernen — Namen angenommen haben. Dahin gehören
z.B. folgende: Apongeter(Rotbgiessiery), Platensleger (Harnischniacher),
r Helmsleger, Bastover d, i. Badestover (der eine Badestube biilt, Bader),
■ Swertfeger, Groper und Gropen- (Grapen)gcter (Topfgiesser), Permen-
terer (Pergamentbereiter), Iseninenger (Eiaenhändler), Stalmenger,
Vlaamenger, Meistoter (der das Mehl in die Säcke füllt), Lore (Gerber),
Pilsticker (Pfeilspitzer), Kuter (Sclilacliter), Klüver (Büttel), Slupwachter
(gebeimer Wäcbter), Trumper (Trompeter), Hilgcnsnider (der hölzerne
Heiligenbilder verfertigt), Kopenhower (der Kufen hnut), Särwerchte
(Panzermacher), Korsewerchte, -werte (Kürschner), Radwerte (Rade-
mftcher), Mestwert (Messermacber), Stenwerte (Steinhauer), Barensteker,
Pagensteker (der Pferde absticht, Abdecker). Veddeler (Fiedler, Spiel-
maon), Krudenere (Gewürzkrämer, Apotheker) u. a. Auch die Be-
zeichnung eines unehrenhaften Gewerbes mag man hierher ziehen, z. B,
Duvendriver, Lodder, beides Bezeichnungen fiir Müssiggünger, Dabeler,
(Dobbeler, Würfelspieler), Rover u. a. Sodann ist an dieser Art Namen
mehr als an den anderen zu erkennen, wober des Landes jemand ist,
d. b, ob er aus Nord- oder Süddeutschfand stammt. So gehören die
Bodeker, Gortemaker, Schotteier, Piper, Budeler, Bleker, Potgeter,
Scbomaker u. a. alle nach Niedcrdeutschland, wührend die Bötticher,
Grützmacher, Schüssler, Pfeiffer, Beutler, Bleicher, Potgiesser (Hafner),
Scbubart u. s. w. alle nacJi Süddentscbland hinweisen, wofern die
Träger der Namen nicht, dem Zugo der Zeit folgend, der auf das
Niederdeutsche mit Verachtung von oben herab sah, ihre Namen ver-
hochdeutsch ten. Das lässt sich aber nur aus der Familiengeschichte
nachweisen, die sich ja meistens der allgemeinen Kenntnis entzieht.
Merkwürdig sind die Namen Kaiser, Konink, Vorste, Biscbop,
Hertoge und andere von hohen Würdenträgern abgeleitete, die gar
nicht so selten sind. Den Stand kounen sie nicht bezeichnen, da ja
die Träger derselben oft ganz gewöhnliche Leute sind und keineswegs
etwa von depossedirten hoben Häuptern abstammen. Vielleicht be-
zeichnen sie, dass der, welcher einen «olchen Namen führt, im Dienste
solcher Herren stand, wie ja auch Konink nicht immer Uex latinisiert
wird, sondern auch Regius; manchmal mögen sie auch aus Spott ge-
geben sein. Zu bemerken ist, dass nicht selten auch der Artikel
vorgesetzt wird; so heisst z. B. ein Bremer Bürger in einer Urkunde
von 1330 Hermen Hertoge und auch Hermen de Hertoge; Thyderic
de Konuink. Bürger zu Steinfurt (Niesert, Münster. Beitr, 5, löl).
Sonderbar ist auch, dass einige F'amiliennamen von Frauen und
von deren Beschäftigungen hergeleitet sind ; so gibt es z. B. die Fa-
miliennamen -Tuncfrouwe, Scon-Jutte und Bademone (Hebamme), die
etwa mit den Metronymicis zu vergleichen sind.
Eine vierte Gruppe setzt sich aus den Eigenschaften eines
Menschen zusammen, seien sie körperlicher, geistiger, sittlicher oder
sonstiger Art; diese Gruppe ist nächst der vorbargehenden die zahl-
reichste. Die Eigenschaftswörter (zunächst Adjective) wurden ur-
sprünglich alle mit dem Artikel versehen, (wie im Französischen, z. B.
Lenoir) der erst später abfiel; einzeln hat er sich noch erhalten in den
Namen: Deharde (de Harde), Degode, l>erese, Defromm. Für gewöhnlich
gab man ihn aber auf, seine Wirkung blieb nur noch in der Bcliwacl^H
Form des Adjectivs erkennbar, die in dieser Art Namen Regel I^H
z. a. Runde, l'ralle, Körte, Lange, Voge (Klein), (irote, Jüngo, WO^H
Vereggede, Vlugge, Rage, Krumme, Rode, Witte, Grone, Swarte, Kn^H
Krulle, Struwe, Dürre, Grelle, Grimme, KtoUe, Vette, Sliühte, V'ri(raH
Scbele, Sacbte, Levendige, Dode (Doyt),- (nicbt zu verwechseln mi^
dem friesischen Vornamen Dode, zu thiuda), Dovendige, Nakede, Kaie,
Dicke, Hoge u. a., in starker Form : Plump, Senuewolt (rund), ver-
derbt in Öonnewald. Das Adjectiv wurde aber aucb büufig mit einem
andern Namen verbunden, z. B. Grotejan, Grotemeier, Schonjan,
Smaljan, Olderjan, Langhans u. a., oder mit der Bezeichnung des
Körperteils, der den cbarakteristischon Unterschied bot; (Körperteile
allein wurden seltener verwandt, z.B. Hovet, Föt, Dume), z. D. Barvöt,
Hardevöt, Krumvöt,GuIdenvöt,Stoltev6t,Ktunsev6t,Trippelvöt, Grotekop,
Bredekop, Ilardekop, Langkop, Rukop (Rauch-kopf), tichorkop, Wjttö-
kop, Swartekop, Grisekop, (irawekop, Raaekop, Dusekop, Steiikop,
Trentkop (Rundkopf), Bredehovet, Mildehovet, Hardenack, Kortenack,
Ropenack, Kusenack, Langhals, Bredehals, Speckhals, Rugehals, Juc-
hala, Wric-hals, Scon-hals, Plattenese, Ilunese (d. i. Rugenese), Langö-
^^flese, Widemule, Sotemund, Schotelmunt, Scolemunt (Rotermund),
Slrobart, Rodebart, Scheveben, Hole-hant, Miide-hant, Lank-h:ir, Gel-
här, Gorte-bük, Kol-biik u. a. Solche Namen wie Hinrik mit den
Voten, Henrik mit dem ammer. Cort mit den krosclien, Werner mit
der titelten, Ilennink mit dem bene, Heneke mit den dumen, N. mit
der scrammen sind nur individuelle Bezeichnungen und haben sich
nicht zu Familiennamen consolidiert. Dagegen ist ilallefwassen (halb-
erwachsen, Locbd. Hallwachs) ein Familienname geworden.
Von andern als körperlichen Eigenschaften stammen die Namen:
Unvorsaget,Unverhauen,RokeIo3en (unbekümmert, sorglos), Umbeworren,
Unstede, Göt-gemake (gute Bequemlichkeit), Licbtharte (Leichtherz),
Homöt, Gerne-gröt, Smallucke (schmales Glück), Meidetröst, Vreudenrik,
Mutwille, Seldenhem, AHerhandeware, Aldewerlt, Hogeherte, Bürvient
(Bauernfeind), Butenschone (nur von aussen schön), Blidelevent, ISachte-
levent, Nemendesvrunt, Bcöteter, Specketer, Berenvreter, Kukenbiler,
Gudegast, Dureköp, Gudeköp (wohlfeil), Win-kop ; auch mag man hierher
rechnen Wanmate, Unmate, Duvel (Manduvel), Volant (Teufel), Belce-
buc, Ane-sorge, Ane-acker, Auekost, Anekamp, Öundergelt, Vundengöt,
Wunnengöt, Vorlorengüt, Sulvergöt, BernebÜs (Brandfackel).
Von verwandtschaftlichen Verhältnissen sind abgeleitet: Kind,
Schonekind, Kindervader, Grotevader, Broder, Sovenbrodere, Öwager, "
Leverswager, Vrent oder Vrunt, Leveryrunt, Veddere, Leveknecht.
Auch die Zahlen dienen zur Bildung von Familiennamen, z, B.
En-unde-twintich, Verdehalfde und in Verbindung mit mark und punt:
Vermark, Sevenmark, Teinniark, Elvenroark, Hundertmark, Dusentpnnt.
Die fünfte Gruppe besteht aus Namen, zu denen Werkzeuge und
Geriite Gevatter gestanden haben : Ketel, Schümketel, Knif (Messer),
Ingesegel, Nap, Drogenap, Glasenap (Glasgefiiss), Stöp, (Becheü,
149
I
Kanne, Leppel (Löffel), Solange, Koneke (Ofengabel), Drevöt, Krowel,
Nagei, Knovenagel, Ilartnagel, Worpel, Dabelsten (Dobbelsten, Würfel)i
l'rekel, Slekemest (Dolcb), Pren (Pfriemen), l-atekop (Schröpfkopf). Sack,
I^eddersack, VütBack, Bonensack, Pepersack, Strosack, ächürsack, Hoppen-
Gack, Külsack,' Röfsack, Melsack, Gokelbusse (Gaukelbiichse), Kettel-
hake, Kettelrant, Scrapenstel, Scrapentrog. Toverbüm (Her durch die
Handhaben des Zubers gesteckte Baum), Badelaken, Badeisern, Knöp,
Klüt (Kugel), (Sneklüt), Sülexe , Kovöt (Kuhfuss ^= Brechstange),
Isendrät, Ploichstert, Halveplöch, Vorke, Oldewagc, Runge, Hudekorf,
Vingorhöt, Gatgenstabe, Hötnatel, Soltrump (Salzbottich), Bintreme ;
auch Theile von Gebäuden : Sideldore, Tinappel (Thurmknauf), be-
Buiidfi-s auch Knegsg^räte aller Art: Üolte (Bolzen, Pfeil), Hake,
Vurbake, Henneböm (Schlagbaum), "W'ikhüa, Hakelwerk (Umzäunung),
Pil, liokeler (Schild), Plate (Harnisch), Wapenhantske, Knipschilt,
Kruninietartsche, Spet, Pek (Pike), Bunge (Trommel), Ketelhöt,
Stegerep, Schiltreme, Evenhoe (ein Belagerungswerkzeug),
Auch das Geld gab Veranlassung zu ramiliennamen; ausser
den obengenannten Vermark etc. sind zu verzeichnen: Pennink, Gulden-
pennink, Schimmelpennink, Redepennink (bar Geld), Redegelt, Hellink,
Schillink, Scherf.
Der sechsten Gruppe gehören die Namen an, die der Tierwelt
entnommen sind. Bemerkenswert ist, dass die vierrüssigen Haustiere
Gchr selten verwandt werden, um den Familien Namen zu geben; es
kommen wol vor Bulle, Kalf, Hengest, Lamm, Esel, Buk, Hunt, aber
im Verhältnis üu andern Niimen sehr selten — Pert, Osse, Swin ist
mir nie begegnet, was ja Zufall sein kann, aber doch die Seltenheit
dieser Namen beweist — häufiger noch in Zusammensetzungen : Lammes-
hovet, Perdeshovet, Pagenkop, Wittepert, Hundert-osse. Eselsvöt,
Slachtscbäp, Stoterbok, Kaphenxt, Everswin (Ever allein ist äusserst
selten), Swinevient, Risebiter (junges Rind, Grasochae), Stalbiter (StalU
rind), Putfarken (das mir indes erst in neuester Zeit begegnet
ist), desto häutiger werden die wilden oder halbwilden Tiere benutzt,
z. B. Vos, Rodevos, Wulf, (Wulflamm), Katte, Borstekatte, Hase,
Wullhase, Schellhase (Spring-, Schreckhase), Kölhase, Bonehase, Holt-
hase, Ape, Meerkatte, Hasenbaich, Hasenkop, Hasenvöt, Lewo (Lowe,
Louwe), Nashorn, Olvant (diese beiden Namen habe ich übrigeus jeden
nur einmal gefunden); Vögel: Raven, Slunkraven, Nachtraven, Krone
(Kranich), Heger, Blavöt, Valke, Slötvalke, Krege (Krähe), Voisän
(Fasan), Sisik (Sittich), Pawe (Pfau), Gös, Gant, Gir (Geier), Rökswale
(Rauchschwalbe), Grip (Greif), Kivit (Kiebitz), Rördum (Rohrdommel),
Lewerk (Lerche), Luning (Sperling), Hassele, Isenborde, Kukuk,
Nacbtegal, Edeber, und vor allen das HUbnergeschlecht: Hane, Berkhane,
Hanenstert, Hon; das Vogelgeschlecht im allgemeinen findet sich ver-
treten in Sconevogel, Speievogel, Bosevogel, Swanevlogel, Viogel,
Swanensnabele ; die Fische in: Stokvisk, Witing, Hekede, Herinc
(Hariok), Spikharink, Pekelheriuk, Veleharink (d. h.?), Harinkhals,
Viskeribbe, Zander, (Sander), Snepel, Stint. Auch die iibrige Tier-
weit tat den Menschen Namen gegeben, z. B. VIege, Imme, Krevei
Üiake, IJromcse (Bremse).
Die aiiibente Gruppe bilden die Namen von Pflanzen und Min
ritlien und was damit zusammen! längt. Hierher geböreu Uioine, Alhon
(Ellein), Eglof (Uof, Epheu), Hagedorn (Heidorn), Sledom, Dornebusol
Aklei (Aquilegia), Vleder, Km'iflök, Mänkop, Zedvar, Mapeldorn, App^
dorn (Apeldorn, Ahorn), Berenklawe, Berböm, Sevenbura, Plümböq
Kerseböm und Kasseböm (Kirschbaum). Bloieböm, Meibom, Heisterböri
Eikelböm, Danne, Plume, Appel, Holtappel, Bere, NcttelensträT
Heddeinettel, Vettebone, Note (Nuss), Peper, Hanenkorn, Peperkort
Scbelepeper, K6I, Külstock, Kabüs, Ruhaver, Swartehaver, Haverka
Haverkoru, Velebaver, Slonebaver (V), Brusehaver, Grusebavere, Oldi
rogge, Bomgarde, Stubbe, Slumpel, Sprik, Lode, Summeili'tt (d. i. -lode),""
ytrunke. Bookholt, Bökel (d. i. Bokelöh = Bökholt), Gronewald,
Dusterwolt, Üusterholt, Ekliolt, Uaiinenwolt; Kopper, Klumpsulver.
Perle, Sten, Bernesten.
Die achte Gruppe besteht aus Namen, die von Speisen, Gewürzen
und Getränken hergenommen sind: Kese-nnde-bröt, Botterbrüt, Weke-
bröt, Degebröt, Roggenbrot, Semelstute, Haverbröt, Pankoke, Manekoke,
Mettwurst, Strikworst, Brütkese, Sotebotter, Bratherink, Bratvogele,
Bradenhön, Speck, Bake (Speckseite), Mankmös, Immenröt (Bienenwabe),
Rintvlesk, Pottharst (Pötthast), Vetteköl, Bökmast, Sürköl, Grotebone,
Schimmelkorn, Rokost; Sürber, Dunueber, Haverenber, Mengebier,
Brogehane (Broihabn ?), Melk, Bernewin (Branntewein), Bernewater,
Rosenwater, Mostert (Senf), Kaneil.
Di-r neunten Gruppe gehören die Namen an, die Kleidungsstücken
entlehnt sind : Buntekoget, Wittkogel, Rodekogel (entstellt in Roden-
kohl), Hoike''j, Halvehoike, 'Iroie (Wamms), Langetroie, Tabbert,
Uodehöt, Blomenhüt, Kiphöt, Dusink, Ledderhoso, Brökhose, Grawe-
hoae, Rodehose, Prumphose (sie!), Stune(?)hose, Sconekappe, Musel-
(Mutzel)niouwe (-ermel), Witterock, Sorkote, Schalün (Salune, wollene
Dtcke), Stripede-rock, Bunterock, Hiirsnör, Rosenkranz, (Bintreme),
KnipperdoUink (eine Art Schuhe), Dwelke (Zwillich).
Die zehnte Gruppe setzt sich aus Namen zusammen, welche
aus Naturerscheinungen, Jahres- und Tageszeiten entstanden sind,
z. B. Winter, Mane, W'enkstern (Planet? doch auch Wengestern),
Schonewed(d)er, Ruwe(I{d)er, Oneweder (Aneweder), Storm, Donner,
Stofregen, Swerk (dunkles Gewölk), Gudejär, Diirjär, PascUedach,
Palmendach, Vridach, Vastelauent; Levedach, Levetit, Aventröt,
Morgenstern.
Die elfte Gruppe umfasst die interessanten imperativischen Bil-
dungen, die theils wirkliche Imperative, theils imperativische Wendungen
enthalten: Pip-up, Krüp-up, Hap-up, Rid-up, Stig-up, Spriug-up, Help-
up, Fret-up, Höt-up, Ball-up, Rok-üt, Kogelen-däl, Kort-um (Kurz-um),
1 = hoke, Höker, penesticus. Indes ist
151
St«t-af, Jage-to, Gripe-to, Hal-over (Ilol-über), Hir-na, Morne-wech,
Dor-den-busch, Dor-de-want (durcb die Wand), Dor-den-tün, Ruck-
int-warm, Got-grote-mJ, Blif-hir-niclit, Trur-niclit, Smelte-nicht, Fruchte-
(fürchte-) nicht, Howe- (Haue-) nicht, Et-wat (las-was), Grimmen-
(Gremmeu-) duvel, Jagenduvel, Kleienduvel, Vretendavel, Schrecken-
duvel, Bitenduvel, Slän- d. i. Sla-(d)eii-duYel, Lide(njkutnber, Makentiän
(Mache-den-Zaun), Makeblide (Mache-froh). Makeprang (vgl. das hoch-
deutsche Hebenstreit), Spring-int-güt, Holt-den-vrede, Wagenhals
(Wage-den-Hals), Wagendanz, Sokeschult, Smeckebotter, Hudebotter,
Wostenacker (Wüste-den-Acker), Roveiipennink, Rapeaulver, Drucke-
tunne, Druckepennink, Druckescerf, Ptist-in-de-busse, Püst-int-h
Püste-brade, Hodevick (Hüte die Tasche V), Hude-pöl, Rumescotele
(Räum-die-Schüssel), Itunie-kiste, Schaffe n-rilt, Scade-lant, Schuddc-
Bchulder, Bite-vlege, Rore-brant, Ror- (Rür-) de-maget, Uowe-schilt,
VIecken-schilt, Kuede-wecghe (Knete-den-Wecken?), Snidewint, Berne-
wede, Breke-horst, Breke-woit, Klinge-dans, Schicke-dans, Scharpe-swert,
Kike-beker, Vege-bank.
Bei der Erklärung dieser — wie überhaupt aller — Namen ist
übrigens grosse Vorsicht anzuraten, nicht alle Namen, die impera-
tivisch gebildet erscheinen, sind es auch wirklich; so wurde der Name
des berüchtigten Seeräubers Stortebeker wol erklärt ,, Stürz- den -Becher",
aber Walther (Mitth. f. Hamb. Gesch. I, S. 91—93; Hans. Gesch.-Bl.
1877, S. 6ß) weist nach, dass Stortebeker ein Trinkgefäss mit einer
Stüi'ze, Deckelbechor, ist (vgl, das hochd. Sturzkopfj. Und so sind
auch vielleicht einige der obengenannten Namen anders zu erklären.
Vor allem ist aber zu beachten, wo und wann die Namen zuerst
auftreten. In vorstehender flüchtigen Skizze habe ich der Kürze halber
nicht angegeben, in welcher Gegend und in welcher Zeit sie zuerst
sich vorfinden, aber zu einer tieferen Forschung ist dies unerlasslich
notwendig. Denn was der Astrologe Seni von seiner Wissenschaft sagt;
Mein Sohn, nichts in der Welt ist unbedeutend.
Das Krste und Hauptsäclilichste
Bei allem irdschen Ding ist Ort und Stunde
gilt auch von der Namenforschung.
OLDENBURG.
A. Lübben.