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Full text of "Jahrbuch des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung"

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^■i"^ 



BEQUEATHED BY 

&e0vge S^UUk^n $enrh 

PROFESSOR OF 

Getmanfc Xanouaged anö Xftetatutcd 

IN THE 

1896-1899. 



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V5 



Jahrbuch 



479S9 



des 



Vereins für niederdentsche Sprachforschnng. 



tJatirgaiig 1879. 



V. 



'i 



BREMEN, 1880. 

Verlag von J. Kühtmann's Buchhandlung. 



«1 
,1 






U. L. Fr. Kirchhof 4. 



Druck Ton Diedr. Soltaa in Norden. 



-tj'' 




Irürialt. 



Seite 

Die Sprache des deutschen Seemanns von A. Breasing 1 

Wo de sele stridet mit dem licham. (Yisio Philiberti.) Von Wilh. Seelmann 21 

Mittelniederdeutsche Osterlieder von K. Bartsch. . . 46 

Lateinisch-niederdeutsche Hexameter von K. Bartsch 55 

Jesu dulcis memoria. (Tagzeiten der heiligen Anna.) Von J. G. Müller . 56 

Aus dem Gothaischen Arzeneibnche von KarlRegel 61 

Erklärendes Wörterverzeichnis der Lttneburger Sülze von K. E. H. Krause 109 
Anhang. Strassen, Oertlichkeiten, Kirchen etc. in Lüneburg, auch der nächsten 

Umgebung, so \ie\ sie öfter genannt werden von Demselben . . . 167 

Zum Fastnachtspiel Henselin von G. Walther 173 

Die Sprache des deutschen Seemanns. Nachtrag. Von A. Breusing. . . 180 

Zu Laurembergs Scherzgedichten von R. Sprenger 186 

Zu Gerhard von Minden von R. Sprenger 188 

Alte Kanoneninschriften aus dem 16. Jahrhundert von A. Menz 189 

Errata und Nachträge zu Jahrbuch IV und V 190 



Me Sprache des deutschen Seemanns. 



In jedem Volke ist der Wortschatz der Seeleute wohl mehr als 

irgend eines anderen techniscbea Berufs ein Gemenge aus den 

mdartigsten Bestandtheilen. Und es miisste uns verwundern, wenn 

[ nicht Bo wäre. In techmschen Fertigkeiten ist kein Volk so toH- 

mmen und reich genesen, dass es nur zu geben und nicht auch 

[empfangen gehabt hätte, alle haben von einander gelernt. Und 

Hia der Schiffer durch seiuen Beruf zu einem Volke fremder Zunge 

Eührt wurde und er hier ein ihm unbekanntes Gerätb, eia ihm neues 

irkzeug kennen lernte, da eignete er sich mit der Sache auch den 

men an. Es hat so ein vielseitiger Austausch zwischen den see- 

Brenden Völkern stattgefunden und auch der Sprachschatz unserer 

mtschen Seeleute hat sich aus dem Uriuchischen und Lateinischen, 

) dem Itomanischen und Arabischen, aus dem Keltischen und Bas- 

1, aus dem Finnischen und selbst aus dem Karaibischeu bereichert. 

Um einige Beispiele gleich hier vorwegzunehmen, so stammt das 

Port „Kalfaten" vom arabischen qalafa d. h. ein Schiff verkitten, 

1 das Wort „Havarie" aus dem arabischen ivar d. h. Beschädigung. 

- Für den schweren Hammer mit beiderseits flacher Bahn, den der 

Iftutsche Bergmann „Fiiustel" nenut, braucht der deutsche Seemann 

i Wort ,,Moker". Jakob Grimm erzählt , in seinem Berichte über 

i finnischQ Heldengedicht Kalewala (wieder abgedruckt im 2. Bande 

ber kleinen Schriften), daas es ihm. früher nicht möglich gewesen 

die Herkunft dieses Wortes festzustellen ; nun aber zeige sich, 

hnuischen Stammes sei, denn mou-kara bedeute maüeus 

timus. — Wenn irgend ein Wort uns volksthümUch anheimelt, so 

es das bbi den Seeleuten und durch sie in Niederdeutschland 

lug und gebe „Tbrankrüsel". Mao brachte es früher mit dem 

nderdeutachen Kroos für Krug in Verbindung, welches freilich auch 

bnkler Horkuuft ist und von fremd her eingeführt scheint. Nach 

■eigand stammt e^ vielleicht aus dem keltischen crwa, welches ein 

pides Gefäss bedeutet. Neuerdings hat sich nun aber ergeben, dass 

r Thraukrüsel direct über See zu uns gekommen ist; das baskische 

rt ist criselua oder crtiselua, in der Bedeutung Lampe, 

iamenllich Hängelampe. Von besonderem Interesse ist dabei die fast 

iBSchliesslicbu Verbindung von Krüsel mit Thran. ßekannthch haben 

Urade die Basken bereits seit dem 'J. Jahrhundert den Fang der 

Siadndeotiob» J^hrbnob. V. 1 



Thranlische geübt und sind darin die Lehrmeister der übrigen ^ 
geworden. So wird mit dem Thran der Rasken auch 
Thrankriisel zu uns eingeführt sein. 

Der Grundstock unserer Schiffersprache ist freilich stets deuta 
geblieben, und so lange der Volkerverkebr sich noch in engen Greni 
bewegte und so lange die Technik des Seewesens sich noch im i 
fachsten Zustande befand, ist auch die technische Sprache der f 
leute germanischen Stammes eine gemeinsame gewesen. 

Schiff und ßoot ; Kiel, Bord und Deck ; Mast und Stag ; Rudi 
und steuern; Segel mit Leich und Schote; Wind und Luf und Ld 
sind Schifferausdrücke, die auch bei dem nnfachsten Fahrzeuge nictq 
entbehrt werden können. Sie gehen deshalb auch in die vorhistorischaj 
Zeiten zurück und müssen schon im Gebrauche gewesen se 
Angelsachsen uoch au den deutschen Gestaden der Nordsee wohntd 
denn sie haben sie in ihre neue Heimath mit hinüber genommM 
und jedem der eben genannten Worte entspricht auch heute 
englisches mit genau demselben Begriffe : ship, boat, keel, board, dt 
masi, stay, rttddcr, to sieer, smV, leech, shect, tcitid, loof, lee. t 
noch Jahrhunderte hindurch wird man sich mit diesem geringen i 
deutschen Wortschätze haben begnügen lassen, denn auch der P 
der Schiffe hat sich lange auf niedriger Stufe erhalten. 

Es ist bekannt, dass die Deutschen der Urzeit sich das i 
als schwimmendes Thier dachten und ihnen danach Kamen gj 
Unter dem Worte Eber erwähnt Jakob Grimm im deutschen Wort 
buche, dass die Benennung der Elbschiffe als Ewer, wenn dies ' 
das männliche Schwein bedeute, in die allerältesten Zeiten zurück^ 
greifen müsse, verhehlt aber seine Bedenken nicht. Freilich i 
im Irrthume, wenn er meint, dass das Wort cvcr in dieser Bedeutui 
im niederländischen nicht vorhanden sei. Nie. Witsen: Seheepsbo 
eti Bestier, Amsterdam 1€90 fol. hat auf S, löi): De Vtaam 
FleÜen, Tjcdicen, Evers, Arben, Krayers en Svauweii, sclioon j 
landsmarders eijn, begecen zieh diktimal over eee, und auf S. 589 f 
er, Evers seien hle'mB visschers schulten tot Enkhuisen. Ever t 
sich also sowohl in Flandern als in Holland. Dass ever sonst n 
der Verbindung cverswijn im niederländischen und cverswin im niedot 
deutscheu vorkommt, thut nichts zur Sache. Auch wenn ever 
Wildschwein bedeutete, könnte das kein Bedenken erregen, 
unter dem Worte Esse findet sich im Mnd. Wörterbuche; De i 
hedde dat rath mit einem schonen gemesteden everschwine beg 
Hier kann doch nur von einem zahmen Schweine die Rede sein. Uni 
wenn Jakob Grimm darauf hinweist, dass weder altnord. iöfm 
angels. cofitr irgend die Bedeutung eines Fahrzeuges zeigen, f 
dies doch nur für die uns erhaltenen Bruchstücke dieser Literaturefl] 
und ist kein Beweis. Man würde auch in grosse Verlegenheit 
rathen, wenn man für unsere deutschen seemännischen Ausdrückfly 
Belege in Goethe, Schiller, Lessing u. a. w. suchen wollte. Man hal 
mir gesagt, dass das betonte E in den beiden Worten Ewer 



^K)cr uiclit denselben Laut habe, und dass diese deshaJb wolil nicJit 
^Bleicbbe deutend sein köoneD. Ich möchte auch darin keine i^chwierig- 
Btoit finden. In tausend Jahren künnten immerhin die Schiffer und 
Väie Landleute darin auseinander gegangen sein, da Jene sich längst 
K nicht mehr der Herkunft ihres Schiffsnameus bewusst gewesen sind, 
■^ände diese Benennung allein, so würde der Einwurf vielleicht Ge- 
1 "wicht haben. Aber nun finden sich auf der Weser und der Erna 
I ^gleichfalls Tbieroamen für die Schiffe, Auf der Weser fahren Böcke 
Kiiud Bullen, auf der Ems Mutten und Kuffen. Mutte ist bekanntlich 
l'ein Mutterschwein, und Kuffschwein ist ein aUeu Niederdeutschen ba- 
l.fauiDteB Kosewort der Kinder fiir das Borstenthier. Ich möchte auch 
■die Lastschiffe auf dem Rhein, die Aake genannt werden, hierher 
[«elien. Aak ist niederdeutsch auch der Wurm im I'inger und würde 
FvoU das Stammwort ftir Egel sein, wofür Weigand eine griechische 
■■Wurzel äk und ein lateinisches ac annimmt. Von Bedeutung für das 
■.Alter der Schiffsnennung nach Thieren ist es, dass auf den Flüssen 
I fistlich von der Elbe, wo die deutsche Colouisirung erst in historischen 
■.Zeiten erfolgte, solche Thiernamen für Schiffe sich nicht finden. — 
H'fieiegentlich will ich hier anführen, dass Diez und nach ihm Weigand 
■tileii SchiSsuamen Kogge, der in dea alten hansischen Urkunden so 
Bitft auftritt, vom französischen coque, spanischen coca und diese wieder 
KfcaB dem lateiniacheu conc/ia ableiten. Ich sehe keinen Grund, wes- 
■']ulb dieses Schiff nicht einen alt-nordischen Namen haben sollte. 
B£ine grosse Rolle spielen diese Fahrzeuge in der Geschichte der 
B'Kreuzziige und treten dabei in allen Urkunden, die zu meiner Kennt- 
■giss gekommen sind, als Schiffe nordischer Seefahrer auf. Die grössere 
^Wahrscheinlichkeit ist doch die, dass coque und coca von Kogge und 
H&icht dieses Wort von jenen abstammt. 

M. ^''^t als die germanischen Völker namentlich seit den Kreuz- 

^Wfigen die südlichen Gewässer besuchten, lernten sie im Mittelländischen 
KMeere eine höher ausgebildete Technik kennen und nahmen fremde 
HSV^örter in ihren nautischen Sprachschatz auf. Gewisse Bezeichnungen 
Bvnd Benennungen, die alle romanischen Völker schon aus dem Alter- 
B;tbume mit hi^rübergenommen hatten, wurden, wenn nicht schon früher, 
Häoch jetzt Gemeingut auch der geruauiscben Seefahrer. So Anker 
K^it Kabel und Ankerboje mit Bojestropp. Anker ist aus dem latei- 
H^ischen ancora und Kabel aus dem mittellateinischen capulutn ent- 
^m&nden; hoja kommt schon bei Plautus und Festus vor, und von 
HStropp finde ich in WinkeliiiaQu's Geschichte der Kunst, dass es als 
Bpieuiisches Wort ittsotttto; in der Bedeutung ..Ivranz" von Festus 
Hsnfgefubrt wird. Getlius hat das lateinische strupjius als „Band", 
^töerade dieselben Bedeutungen vereint hat das Wort in der deutschen 
Bcohiffersp räche : ein zu einem Ringe oder Kranze in einander ge- 
f itoblungenea Rand. — Das Wort Kernen vom lat. remus Ruder hat 
^vietbicht schon während der ersten Kriege unseres Volkes mit den 
KBumern Aufnahme in unsere Sprache gefunden. 
m Aber lange vorher, ehe die nordischen Völker von den mittel- 



ländischen lernten, hatten bereits germanische Worte Eingang in i 
romaiiisclien Spmcbeu gefunden. Und merkwürdigerweise haben da 
roTuanischeu Völker die Benennuiig der wesentlichsten Schiffsthei 
von den Germanen entlehnt, wJLhrend diese sieh begnügten, die NamM 
vou allerdings nicht unwichtigen, aber doch für die Sdiithihrt nicq 
gerade wesentlichen mecLanischen Vorrichtungen von den Rom 
in die eigene Spräche aufzunehmeu. 

Vom altnord, Kiulr, ahd. Kiol, d. i. nhd. Kiel, stammt < 
' franz. guillc, das span. quUla, das ital. chiglia, trotzdem das lateiniscä 
carina sieb den Romanen bot. — Vom altnord. mastr, d, i. ahd. n 
stammt das franz. imit, das port. mastro, das span. mastil, wäbrei 
in diesem Falle die Italiener ihr albero aus dem lat. arbor beibehielteij 

— Aus dem altnord. l/iitr, nhd. Boot, stammt das jetzt veraltete iti 
ImUo, das span. Ijatd und das franz. bateau. — Vom deutscheu Bori 
ahd. horto, stammt das franz. bord, das ital., span. und port. 

— Das deutsche Schote, altfries. akot wurde im franz. zu tcot odd 
ecoitte, im ital. zu scotto, im span. und port. zu escote. — Das denteolu 
Bugspriet, engl, bowsprü wurde franz. leaupre, und das deutsche Sta(d 
engl, stay, franz. zu rlai und span, zu esiay. — Das franz. vaigrm 
die Planken der Binnenwand des Schiffes, stammt von dem sehnet' 
wägg und dän. vaeg, ä. h. Wand, welches auch in das niederländisch 
als weeg übergegangen ist, wovon wir dann wieder das niederdeutsch 
wegeruHff haben. — Das französische Wort varangites für die Fllfl 
hölzer oder Hippen des Unterachiffs ist das schwed. wranger, d, 
Krummhölzer — Die französischen Wörter babwd und iriborä, spi 
estribord, sind von Backbord und Steuerbord hergenommen. 

Es ist die gewöhuhche Ausicht, dass namentlich die franzöaisol 
Sprache ihre eben genaunten Ausdrücke aus dem Niederländischei 
entnommen habe. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschliesseffi 
Die Aufnahme von Fremdwörtern für so wesentliche Theile des Schiff 
für welche die eigne Sprache doch auch schon eigne Worte besitz69 
musste, wie z. B. für Mast und Kiel, ist nicht durch einen blot 
äusseren Verkehr zu erklären, um so etwas zu ermöglichen, : 
sich das fremdo Schilfurvolk bä.uslich niederlassen. Und als die Noi 
mannen die Normandie und Apuhen und Calabrien und Sicilien i 
Besitz nahmen, da sind diese nordischen Schifferausdnicke in die ro- 
manischen Sprachen eingedrungen. Sie haben schon Aufnahme ge- 
funden, als die niederländische Schiffahrt noch von ganz untergeord^ 
neter Bedeutung war. 

Erst zur Zeit der Kreuzzüge traten auch die anderen germ^l 
nischen Völker in lebhafteren Verkehr mit den Romanen. Und naag 
lernten sie im Miltelmeere mechanische Vorrichtungen kennen, 
ihnen bis dahin fremd gebheben waren. Dass ein Flaschenzug Aed 
alten Deutschen nicht bekannt gewesen ist, geht, abgesehen davon, 
dass „Flasche" aus dem Italienischen stammt, schon daraus hervor^ 
dass CS ein zusammengesetztes Wort ist. Aber bereits die Grieche«^ 
hatten dieses Hebezeug unter dem Namen Tpo^a)-!« und 




To. Tpi<57:a<7To; war ein dreischoibiger und eine -rp. ::oa'j'7t:x'7to; ein 
mehrscheibiger Flaschenzug. Der deutsche Seemann nennt ihn Talje : 
es ist das italienische Wort tafflia oder das portugiesische tdlha. Der 
englische Seemann nennt es tacMe, Eben dies Wort hat nun auch 
der deutsche Seemann in dor Verbindung: , .Mantel und Takel". 
Hier bedeutet Mantel ein feststellendes starkes Tau. und Takel einen 
Block mit Scheibe und laufendem Tau oder Läufer. Mantel ist das 
italienische Wort amnnti^ das spanische amantillos, das portugiesische 
amantilhos. Man liat lange vergebens nach der Herkunft desselben 
gesucht, bis uns Biickh in seinen ., Urkunden über das Seewesen des 
attischen Staates" (vgl. S. 151) gelehrt hat, dass es im Mittelalter 
aus dem altgriccliischon Worte l;/.ivTs; verderbt sei. Takel ist das 
italienische tacca = Kerbe, welches im portugiesischen zu tarjue wird. 
Der Begriff von fafjlia und tarca ist derselbe : haben die beiden Worte 
auch dieselbe QuelhjV Xacli Diez hat das italienische Wort taglia 
sein unantastbares Ktyinon im luteinischon talm. Bei den römischen 
Feldmessern heisst eine scissuw eine tnliahirn und. wie Dioz ferner 
anführt, rechnet Iludorff auch thcclalura aus der ln.r Lony. hierher. 
Kann dies geschehen, so ist auch der Sililuss berechtigt, dass unser 
Wort Talje mit dem englischen turliv «lenselben Stamm luit, während 
Weigand noch die Ableitung des Wortes Takel für dunkel erklärt. 
Die Bezeichnung des Flaschenzuges als pjiikerbung oder Einschnitt 
ergab sich aber aus seiner Gestalt ganz in derselben Weise, wie der 
Körperbau oder der Leibschnitt eines Kleides durch das französische 
Wort iailh bezeichnet wird. — In den ältesten Zeiten wurden die 
Segel der Deutschen blos am Fuss(» oder rnterrandi^ mit Hülfe der 
Schoten gelenkt. Von den Romanen haben alle germanischen Völker 
gelernt, auch die Ualien zu richten und die dazu dienenden Taue die 
Brassen genannt, franz. tcs hras die Arme, span. hrazas^ port. hrazos^ 
ital. braccly engl, hraces vom lat. hrachium. — l'nsere Seeleute nennen 
einen spitzen eisernen Nagel einen Spieker. Als sie nun im Mittel- 
meere lernten, wie man dort zum Befestigen des Tauwerks sehr 
passend stumpfe Ilolzpflöcke verwandte, die ital. aiv^ifjlic heisseu, 
führten sie dieselben ebenfalls ein und nannten sie: Kavielnägel. 
Dies Wort wird, weil unverstanden, auf das grausamste verunstaltet ; 
man hört jetzt von Karviel, Kofein, Kovien, selbst Kotfernägeln. — 
Wenn unsere Seeleute von Spanien Wein holten, so sahen sie, dass 
man die Fässer mit Keilen feststaute. Da nun im Spanischen ein 
Keil cufio heisst, so werden bis auf den heutigen Tag diese Staukeile 
von unseren Seeleuten Kuntjes genannt. — Vom spanischen trensa 
kommt unser Trensen, d. h. die Furchen des schweren Tauwerks mit 
dünnem Tau durch Umschlängeln ausfüllen. Getheertes Segeltuch, 
welches zum Bedecken von Luken und anderen Oeffnungen dient und 
im englischen larpauliny heisst, nennen wir Presenning. Es ist das 
veraltete französische Wort imeeinte, d. h. Umhüllung oder Schurz. 
— Erwähnen wir endlich noch die Worte „Kappen** vom französischen 
couper und die „Pertürleine'*, d. h. das Tau, welches den Anker, ehe 



man ilin fallen lüsst, unter dera Krahnbalken festbält oder trägt i 
offenbar von dem französischen porteur abzuleiten ist, so ist dam 
wohl die Zahl aller technischen Ausdrücke, welche die Sprache da 
deutechen Seemanns aus der Fremde entlehnt hat, erachüpft. 

Wägt man die Bedeutung der Worte, welche Germanen n&i 
Romanen ausgetauscht haben, nach dem Gewichte, welches die dai 
bezeichneten Gegenstände für die Schiffahrt und das Seewesen habafl 
so lässt sich nicht verkennen, dass die Vergleicbung zu Gunsten da 
germanischen Völker ausfallt. 

Die englische Sprache hat von den Romanen auch noch andsi 
technische Worte aufgenommen als die deutsche, und von diesen i 
ich wenigstens eines hier erwähnen, weil sich daraus im Munde dfl 
deutschen Seeleute an der Ostsee ein neues deutsches Wort f_ *""" 
hat. Die Hebezeuge, welche der deutsche Bergmann von Altera 1 
als Haspel und Göpel benutzt hat, und von denen jenes eine Winn 
mit liegender Welle und dieses eine solche mit stehender Welle i 
deutet, müssen dem deutschen Küstenbewohner unbekannt gewe« 
sein. Als der Seemann sie bei den Romaneu kennen lernte, bildet 
er sich dafür zusammengesetzte deutsche Ausdrücke und nannte 
eine Bratspill, d. h. Bratspiudel oder Bratspiess, und das andere Gai 
spill, weil man darum herumgeht. Für das letztere hat nun 
tische Sprache das Wort capstan. Es stammt von dem spanisd 
cabr'cstanle. Cabria heisst ein Bock, ein Krahn, eine Winde, 
cahr'estante ist eine Winde mit aufrecht stehender Welle. Aus dem 
englischen Worte capstan haben die Niederländer einen kaapslailäer 
und unsere Matrosen an der Ostsee einen Kopfständer gemacht, eine 
nicht unebene Wortbildung. 

Neben allen den im Vorhergehenden aufgeführten Sachbenennung^ 
sind uns nun aber auch zwei Personalbezeichnungen aus dem MitteD 
alter überkommen, von denen ea bis auf den heutigen Tag streitig istB 
ob sie dera romanischen oder germanischen Sprachgebiete angehürenV 
und die ein wahres Kreuz der Etymologen gewesen sind. Ich willf 
beide einer etwas eingehenderen Besprechung unterziehen. 

Das eine ist das Wort Pilot, Diez, die erste Autorität in Be- 
zug auf romanische Philologie, hat darüber in seinem WcirterbucbeJ 
(Ausg, 1878) das Folgende: 

Piloto it.. sp. pg. desgl. it, püota, frz. pHote Lootse, Steuermann. I 
Die niederländische Sprache hat pijloot und dies hält man für eine! 
Zusammensetzung aus pylen, die Tiefe des Wassers messen, und lood, \ 
laot Blei, was aber noch näher zu prüfen sein möchte. Im franz. 
deutet piloter Pfähle ins Wasser schlagen, pilot'is Grundpfahl, 
piemont. und wallen, schlechtweg püot genannt. Aber logischer Zu- 
sammenhang zwischen pilotis und pilote ist nicht abzusehen, wie sich 
denn letzteres auch mit seinem derivativen e als ein dem itatien. 
pUota identisches Wort answeiet; dieses aber hat einen fremdartigen 
Anstrich, indem sein SufBs an idioia, epirota u. dgl. erinnert; roma- 
, niBch wäre pilotto, püot. Soweit Diez, — Weigand hat unter dem 



Worte Pilot: Steuermann, Lootse. Im 17. Jahrhundert der Pylote. 
aufgenommen aus dem niederl. der piloot, welches entlehnt ist aus 
franz. der piloff*, ital. der pilota. Wohor aber diese? Unter dem 
Worte: Lootse findet sich dann ferner bei Weigand: Der Lootse ist 
aus niederd. der loots, niederl. loods, loofs^ diin. loofs, schwed. lots; 
und lootsen aus niederl. loothen, diin. lootse. Auch sagt man der 
Lothsmann, niodord. looLwiann ; niodorl. loodsmav, engl, (wohl anders- 
woher aufgenommen) loadsman, loadesman. Ob vom neuniederl. das 
laod = Senkblei, die Tiefe des Wassers zu messen, und aus dem 
niederländischen in das nordische und englische übergegangen? 
Weigand verweist dann noch auf das Wort pilot, — Wir wollen 
prüfen, ob die Angaben von Die/ und Weigand das Richtige treffen. 
Das Wort Pilot taucht zuerst im Mittelländischen Meere auf und 
findet sich in dem (^atalonisohcn (-onsulat der See, welches bereits 
um die Mitte des i:J. Jahrhunderts abgel'asst ist. Uu^v heisst es im 
Cap. CCV. (Pardcssfis; Us d'- Coutumrs dr ia mcr. Paris 1847. 4^, 
IL pag. J2:j1), dass es Schiffer gebe, die nicht wüssten, ob sie voraus 
oder zurück fahren müssten, noch überhaupt die See kennten ; deshalb 
solle ein Schiffer, dessen Fahrzeug nach unbekannten Gewässern be- 
frachtet sei, einen Piloto mitnehmen. Was mag nun hier unter Piloto 
verstanden sein? Ein Bedürfniss von Lootsen in unserm jetzigen 
Sinne, wo das Wort einen Wegweiser für enge, gefährliche Fahrwasser 
bedeutet, besteht im Mittelländischen Meere gar nicht. Die grossen 
Handelsemporien Konstantinopel und Alexandria, Messina und Palermo, 
Venedig und Genua, Neapel, Marseille. Barcelona, Valencia, Malaga 
liegen an offener See. Andererseits muss man bedenken, dass in 
früheren Zeiten der Schiffer eigentlich nur der Schiftsherr war und 
kein Seemann zu sein brauchte. Ulloa in seinen Convcrsnciones sagt 
darüber: En lo antiffno cran dos mhiisterios seimrados, d de mandar 
las embarcaciones // el dr dir'ujirlas. Los capitaucs tcnian el niando 
ifUerior civil, economico y militar; ?/ los pilotos ernn los tjuc desempefiahan 
la f)arte nautica en pilotaye y manlolna. So erklärt sich die Vorschrift, 
dass ein Schiffsherr, der nicht selbst Seemann war, einen der Schiff- 
fahrt kundigen Mann annehmen musste. von selbst, und man hat hier 
nicht an einen Lootsen zu denken. Bei den Völkern des Mittel- 
ländischen Meeres hat das AVort piloto keine andere Bedeutung gehabt 
als die, die wir mit einem ,, befahrenen Seemann^* verbinden. Als 
Columbus zu seiner Entdeckungsfahrt auslief, war der eine der Ge- 
brüder Pinzon der Piloto mayor des (Jeschwaders. Auch der Nicht- 
seemann begreift, wie widersinnig es wäre, für völlig unbekannte Ge- 
wässer einen Lootsen anzustellen, der eben seinen Namen davon hat, 
dass er von einem ganz bestimmton Fahrwasser eine j^enaue Orts- 
kenntniss besitzt, um als Wegweiser dienen zu können. Und erwägt 
man ferner, dass ein Wort gewiss längst im Gebrauche gewesen sein 
nusste, ehe es in einem Gesetzbuche ohne weitere Krklärung ange- 
führt werden konnte, so fallt schon damit die Behauptung zusammen, 
dasB das Wort piloto aus dem niederländischen stammt. Erst nach 



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zug 

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■^ Wo 

^^^^^ mal 



dem Jahre tSUO kamen genuesische und venetianische Schiffe bm 
Antwerpen und lernten in den nordischen Meeren eigentliche Looteeä 
kennen. Denn hier lagen die Handelsplätze nicht, wie im Mitt^ 
meere an offener Seeküste. Hamburg und Bremen, Amsterdai 
Rotterdam und Antwerpen, London und liristol, Rouen und Nante 
und Bordeaux liegen tief im Lande an Revieren, deren Eingang dui 
Sandbänke versperrt ist und wo die Möglichkeit des Einsegelns toi 
der genauen Kenntniss der von Ebbe und Flut bedingten Wassertief 
und GezeitstrÖmung abhängig ist. In dem von Koppmann heraui 
gegebenen alten niederdeutschen „Seebuche" (Bremen, 1S76) hei» 
ein Revier, wo man ortskundiger Männer bedarf, um einsegeln i 
können, ,,Lootsmannswater", und es ist eben dieser Ausdruck Lootri 
mann, der in allen nordischen Quellen des Seerechts wiederkehtfl 
Der Ausdruck findet sich in den Jugemens d'Oi«wi, Art. 24 u. 25 j" 
Lodenian (Pardessus 1. S. 340). Waterregt van Damme, Art. 24 a 
Laedsage (Pardessus I. S. 38i). Kostümen van WestcapeUe, Art. i 
als Leydlsman (Pardessus I. S. 392). Waterregf van Wisbi/, Art. 
u. 2 als Leylsager (Pardessus 1. S. 463 u. 464). Waterregt i 
Wishy, Art. 39 als Leytsman (Pardessus 1. S. 488). 

In allen diesen Stellen entspricht das gebrauchte Wort genid 
dem Begriffe, den wir mit dem Worte Lootsen verbinden. Neb^ 
ihnen werden Slürliede, Steuerleute, die das Schiff über See fubrei 
noch besonders genannt. Und diese Steuerleute werden denn aaa 
in den niederdeutschen nautischen Werken ganz richtig als Piloti 
bezeichnet. Der berühmte Waghenaar in seinem am Ende des ^4 
Jahrhunderts erschienenen ,,Spioghel der Seefahrt" nennt sich selbq 
einen PHoten ofte Stuermaii. Nur weil die romanischen Völker 
unseren Lootsen kein entsprechendes Wort hatten, gebrauchten sij 
dafür ihr pilota. Die Franzosen freilich unterscheiden die 
Tbätigkeiten eines Piloten einmal als Steuermann und das ändert 
Mal als Lootsmann, und nennen den einen pilote kauiurier, d, h. Hocl 
seelootsen und den anderen einen püote colier oder Kiistenlootsed 
oder auch pÜoie lamaneur. Bei ihnen ist nämlich das normänniscbfl 
lodeman in locmati, dieses in loananeur und dieses in das neufranzS^ 
aische lamatteur übergegangen und lamanage heisst bei ihnen 
heute die Thätigkeit des Lootsen. Auch im Englischen hatte c 
Wort pilot ursprünglich die beiden Bedeutungen als Steuermann i 
Lootse, wird aber jetzt so gut wie auaschliesslicb im letzteren Sinnfl 
gebraucht. Im Altenglischen hiess der Lootse loadsman und wem 
zugleich der Nordstern als loadstar, d. h. Leitstern, und der Magnel 
als loadstone, d. h. Leitstein bezeichnet wird, so besteht kein Zweifel 

dies load von dem ags, hid, leiten, abstammt und dass das W«^ 
Lootse nichts anderes als Leitsmann bedeutet. 

Ich kann hier die Bemerkung nicht unterdrücken, dass eine ^ 
Ableitung des Wortes pilot oder Lootse von den niederländischen 
Worten peilen und }ood Niemandem einfallen kann, der mit den see- 
männiscbeu Gebräuchen und Gewohnheiten bekannt ist. Es entspricht 



dies genau dem lucus a uon lucefido, denn der Lootse lothct gar nicht ; 
dazu braucht man einen zuverlässigen befahrenen Seemann, der die 
gelothete Wassertiefe jedesmal laut ausruft. Und darnach richtet sich 
dann der Lootse mit der Leitung des Schi£fes. Jede von diesen 
Thätigkeiten nimmt ihren Mann so in Anspruch, dass beide nur mit 
Nachtheil für die Führung des Schiffes in einer Person vereinigt 
werden könnten. « 

Ich erlaube mir noch eine kleine Berichtigung in Bezug auf das 
niederländische Wort peüeHj von dem unser eAimederAeut&ches pegeln 
jetzt bei den Seeleuten verdrängt ist, wie auch das altniederdeutsche 
segelen durch das niederländische eeilen. Weigand sagt: peilen be- 
deute mit dem Senkblei Tiefe und Grund des Meeres untersuchen, 
auch mit dem Sextanten die Höhe der Sonne über der Mittagslinie 
messen. Das eine ist ungenau und das andere unrichtig. Peilen 
heisst ganz allgemein ,,messen^^ und man peilt den Strom, das Fahr- 
wasser, die Pumpen und auch die Sonne. Aber die Untersuchung des 
Meeresgrundes heisst nie peilen, sondern stets lothcn, und wenn mau 
die Sonne peilt, so ist das nie eine Höhenmessung der Sonne ver- 
mittelst des Sextanten, sondern stets eine Azimuthbeobachtung ver- 
mittelst des Compasses. 

Woher aber stammt das Wort Pilota^ wenn es nicht von peilen 
und lood abzuleiten ist ? Scaliger, Menagius, Barth und andere haben 
darüber die sonderbarsten Vermuthungen aufgestellt. Die lateinischen 
Worte piltis^ pileum^ xiroreta und pedes velorum haben die Stammworto 
sein sollen. Pilot sollte der Mann mit grossem Hute sein. Man 
dachte an den SchifiFerhut rUo; des Odysseus und der Dioskuren, die 
ja auch lat. pileati genannt werden. Und weil im Italienischen für 
j)ilota auch pedota gesagt wird — so wird wenigstens der Steuermann 
in der zu Venedig 1555 erschienenen Uebersetzung der Arte de 
fuiuegar von Pedro de Medina genannt — so hat Bartolomaeus Cres- 
centius in seiner Nautica mediterranea (1609) geglaubt, dies pedota 
8ei aus pedotto und dieses wieder aus perdoctus verderbt, der Steuer- 
mann sei ein sehr gelehrter Mann gewesen. Das sind sie nun aber 
bis auf den heutigen Tag nicht, und ich bezweifle, ob die Ableitung 
von pedota d. h. nach den italienischen Wörterbüchern Seewegweiser, 
aus perdoctus aus sprachlichen Gründen zulässig ist. Mich hat die 
Thatsache, dass die beiden Formen pedota und pilota neben einander 
bestehen und die Bemerkung von Diez, dass das Suffix an idiota er- 
innert, auf eine Vermuthung geführt, die ich hiermit den Sprach- 
kundigen vorlegen möchte. Im Griechischen heisst das Steuerruder 
7nr;86v und auch Trr.Xi^tov. Wenn sie nun auch nicht nachweisbar sind, 
sollten nicht auch die Worte tt/.Xojtt.; und 7:y,Sx).uoTr,; als Bezeichnungen 
des Steuermanns, wenn auch erst in nachclassischer Zeit, daneben 
bestanden haben? Wie sich dann aus dem i^ioiT*/;; ein idiota^ so 
hätte sich jedenfalls aus dem tt/.Swtt,; ein pedota bilden können. Ob 
aber aus dem 7rr,Xa)'.(or/;; sich pilota entwickeln konnte, kann ich nach 
meinen Sprachkenntnissen nicht entscheiden. 



10 

Ein anderes vielleicht noch räthselhaftercs Wort ist Matrose. 
Es ist verhältnissmässig neueren Ursprungs und die englische Sprache 
kennt es nicht, sie hat dafür saüor. In den niederländischen und 
niederdeutschen Seerechtsurkunden, selbst bis zur hochdeutschen 
SchifiFsordnung im Hanserecess von 1614 ist os mir nirgend begegnet. 
Hier ist überall, wenn von der Mannschaft ausser dem Schiffer, dem 
Steuermann, Bootsmann und Lootsmann gesprochen wird, nur von 
Schiffsmann, Schiffsleuten, Schiftskindern, Schiffsvolk die Rede. Ohne 
Zweifel stammt das niederländische Wort Matroos vom französischen 
matelot. Aber auch dies geht nur bis zum 13. Jahrhundert zurück, 
aus dem Littre eine Stelle anführt, wo das Wort nmthelot mit einem 
th ohne s geschrieben wird, so dass Nicot's Deutung aus wz/?^ = Mast, 
also ein am Mäste arbeitender, deshalb und weil das a kurz ist, von 
Diez abgelehnt wird. Dieser spricht sich über die Etymologie wie 
folgt aus: „Man wird es nMlmatta zurückführen müssen, einer der auf 
der Matte schläft, mattarius, und vielleicht ist matelot (für materot) ge- 
radezu aus mattaritis geformt, wozu matclas für materas eine schick- 
liche Vergleichung bietet. Weniger empfiehlt sich die Deutung aus 
ndrl. maat^ Kamerad, da das einfache Wort keinen Eingang in das 
Französische fand. Die bretonische Form ist martölod,^^ In dem 
Anhange von Scheler heisst es dann: „Bugg« fJRo»». ///, 155) em- 
pfiehlt altnord. matunautr (entsprechend mhd. mas-genöze) Tisch- 
genosse, ein besonders von den Schifisleuten gebrauchter Ausdruck, 
die in verschiedene mötuneyti oder Tischgenossenschaften eingetheilt 
waren. Diese Erklärung begünstigt die von Gaston Paris in einer 
der Handschriften der Passion aufgefundene Form matlienotj'^ — 
Weigand sagt unter dem Worte Matrose: „Wie mhd. der nuimer^ 
marnaere = Schiffsmann und mittell. marinarhis, franz. marinier^ so 
ist das als Matrose zu uns überkommene nicderl. der matroos aus 
franz. der matelot statt maferos, welches höchst wahrscheinlich aus 
später lat. mnttiirms = Einer, der auf der Matte (lat. ^nattu = grobe 
Decke) schläft, und die Matrosen und Seesoldaten schlafen auf Hange- 
oder Hängematten. '^ — Um dieser Erklärung die Krone aufzusetzen, 
leitet Littre das franz. Wort hamac aus dem deutschen Hangematte 
her. — In Bezug auf diese Etymologien ist nun zunächst zu be- 
merken, dass die Matrosen der Kriegsschiffe und Seesoldaten erst 
seit dem 16. .Jahrhundert in Hängematten schlafen, dass also schon 
dadurch die Erklärung des bereits im 13. Jahrhundert vorkommenden 
Wortes matelot aus mattarius hinfällig wird, tls findet sich allerdings 
in den Costumen der nordholländischen Seestädte Amsterdam, Ench- 
huysen en Stavoren im Art. 2 §§ 5 und 6 folgende Stelle (Pardessus 
I. S. 407): Hadde daer yemand Geld of ander Goed in syner Kisten 
ende openbaerde dat niet eer men werpt ; ende die Kist (daer't Geld 
in is) wordc dan overgeworpen in See, men sal se niet hoger rekenen 
als dric Schilden alsoo vorre als sy beslagen is ; waer se onbeslagen 
soo sal men se liera betalen na haerer Waerde, dat se waerd is. — 
Waert Sake dat daer geworpen werde een Matte met een Bedde ofte 



11 

eenen Iloppesack, dat sal men rckcnen voor dric Schilden. Hier 
kommt eine Matte vor, aber in die Matte war ein Bett eingewickelt 
und der Schifimann schlief doch nicht auf der Matte, sondern auf 
dem Bette. Nebenbei bemerkt war die Ausrüstung des Matrosen vor 
ÖOO Jahren genau dieselbe wie heute. Wer Matrosen hat an Bord 
eines Schiffes kommen sehen, der weiss, dass ein Jeder eine Eiste 
nnd einen Sack mit sich führt und dass der letztere das Bett ent- 
hält. Nur werden die Matratzen jetzt nicht mehr mit Hopfenzapfen 
oder Hopfenkätzchen ausgestopft, was damals, wo jeder Haushalt sein 
eigenes Bier braute und seinen eigenen Hopfen baute, noch möglich 
war, sondern mit Seegras oder Buchweizendoppen, d. h. den Schalen 
der Buchweizenkörner, und wenn es nicht anders sein kann, auch mit 
Stroh, was in den alten Zeiten wegen der Feuergefährlichkeit ver- 
boten war. Die Schlafstelle der Matrosen aber war bis zum 1 6. Jahr- 
hundert auf Handels- und Kriegsschiffen und ist jetzt auch noch auf 
Handelsschiffen so gut wie ausschliesslich eine Koje, da diese Ein- 
richtung in Bezug auf die Benutzung des Raumes einen grossen Vor- 
zug bietet. Erst als im 16. Jahrhundert auf den Kriegsschiffen auch 
auf dem Zwischendeck Geschütze aufgestellt wurden, da musste zur 
Bedienung derselben der Raum frei bleiben, und erst da kamen die 
Hängematten auf. Hänge- oder Hangematte ist aber ebensowenig ein 
deutsches Wort, wie das vorhin erwähnte Kopfständer oder das be- 
kanntere Felleisen. Wie dieses aus dem franz. valise durch Anleh- 
nung an Fell und Eisen entstand, so das W^ort Hängematte aus 
Aaniaca, welches nach Pott der Caraiben-, nach anderen der Guarani- 
sprache angehört. Aus den Mittheilungen der spanischen Geschichts- 
schreiber im Zeitalter der Entdeckungen wissen wir, dass die Indianer 
auf den Antillen ihr Nachtlager in der Weise herrichteten, dass sie 
ein Geflecht mit den vier Enden an vier in die Erde gerammten 
Pfählen befestigten und diese Vorrichtung hamaca nannten. Daher 
kommt es, dass auch die Engländer ihre Hangmatten Jhammoclcs nennen. 
Wäre eine solche Lagerstätte schon vor dem 16. Jahrhundert an 
Bord in Gebrauch gewesen, die englische Sprache würde sicher nicht 
das caraibische Wort dafür aufgenommen haben. Im 17. Jahrhundert 
hiess eine Hängematte auch noch hangmak, vgl. Witsen: Adloude en 
hedendagsche Scheepsbouw en Bestier, Amsterdam 1690. Erst später 
ist daraus schliesslich Hangmatte geworden. Die Spanier bewahren 
noch die ursprüngliche Form hamaca, Dass Littre das caraibische 
Wort, welches als hamac auch in die französische Sprache Eingang 
gefunden hat, aus dem deutschen Hangmatte abgeleitet hat, ist ein 
komischer Missgriff gewesen. — Woher stammt denn nun aber das 
Wort Matrose ? Ich möchte doch nicht mit Diez die Verbindung von 
matelot mit dem niederdeutschen Maat^ Kamerad, ganz abweisen, 
trotzdem das einfache Wort keine Aufnahme in die französische 
Sprache gefunden hat. Freilich an das von Bugge herbeigezogene 
altnordische matunatitr möchte ich auch nicht denken, denn hier ist 
fnat = ahd. nuh nicht maat sondern Mahlzeit, das engl, mess^ und 



12 



t»Ki/««at(/»' das jetzt auf engl. Sdiiffen ganz gebräuchliche mess-ti 
Wäre das altnordische Wort io die französische Spraclie eingedruDgi 
so wäre dies sicher schon zur Zeit der Normannen geschehen, 
daon wäre es doch schwer erklärlich, dass es erst im 13. Jahrhiindai. 
auftaucht. Jedenfalls würden mich wohl die skandinavischen Sprachä 
eine reinere Form aufbewahrt haben, statt das verderbte niedü 
ländische Wort malroos aufzunehmen. Andererseits steht ea fest, i 
in dem Worte mutelot der Begriff maat, Kamerad steckt. In 
Vocalulairc des tertues de Marhie von Lescallier, Paris 1778, 
findet sich im französisch-englischen Thcilo unter dem Worte mate& 
die Verbindung Vaisaeau-matclot nnd wird mit a gooä companp ifccqi 
übersetzt. Dieser Ausdruck für ein Begleitschiff ist auch noch jetj 
in der französischen Marine gebräuchlich, In Fournier: Ilydrograpbi' 
Paris 1643, Folio, findet sich im Inventairn des mots tt fa^ons t 
parier, dont on use sur mer das Wort amatdoter mit der Erkläruid' 
est assif/ner i'i ckacun qucUpte persoime ixntr sc sul/vcnir les t 
autres et assisler conitnc frlrcs. Sollte nicht am Ende doch 
älteste Form mathenot aus dem niederl. nvtat-genoot entstanden sei^ 
Es wäre das niederl. Wort allerdings ein Pleonasmus, aber 
Niederdeutsche lieht solche Pleonasmen, vgl. sclrrp, dtfrover, äelfgi'a 
hönspot u. a. Ja, ein dem tm'itgheiutt genau entsprechendes Wort last 
sich im Niederdeutschen nachweisen. Im MittelniederdeutadH^ 
Wörterbuclie findet sich aus einer Urkunde vom Jahre 1360 (Haifl 
Rec. III. S. 16) das Wort niate-gesdlc angeführt, also dasselbe 
müt-ghenöt. Da nun auch in Zusammensetzungen mit dam Woi 
ghenöte das t/he wegzufallen pflegt wie in vetnenote, kopenote, so Bte 
wohl nichts im Wege, das französische Wort fnathenot von ein^ 
niederländischen tnnlctiole abzuleiten. Ich lasse diese Erklärung dal 
gestellt sein, da ich mich zu einem Urtheile nicht berechtigt glaubl 
Im Uebrigen ist es keine vereinzelte Erscheinung, dass ein niede; 
deutsches Wort nach dem Durchgange durch das Französische 
verderbter Form wieder Aufnahme gefunden hat. So ist aus de^j 
niederdeutschen lüf das französische Wort lonvoyer und hieraus wiedei 
das niederdeutsche lavceren entstanden. 

Zur Bestätigung, dass in dem Worte Matrose der Begrifl" Goi 
nossenschaft der wesentlichste ist. möchte noch angeführt werdesJ 
dass das Collectivwort für die Matrosen im Niederdeutschen 
heute ,, Janmaat" ist. Jan ist das hochdeutsche Hans, wie die 
Hanswurst, Hansnarr u. a. und sonst auch niederdeutsch z. 1 
Janhagel sich findet. Das Wort wird hochdeutsch auch angehänfll 
wie in Prahlhans, und ich möchte fast glauben, dass die Wortbw 
düngen Dummerjan, Grobian nicht, wie dies bisher die Meinung gtf 
wesen ist, durch eine lateinische Endung -iamis sondern aus dem a 
gehängten niederdeutschen Jan zu erklären sind; dummer Jan, grobe^ 
Jan. Im englischen heisst der Matrose : Jack tar d. h. „Jan Theer", 
Unkenntniss der englischen Sprache ist Veranlassung gewesen, dass 
m&n Jack lar fär tur-jackct genommen und so das abgeschmackte Wort 



juTheerjacko" gebildet hat, eine Bezeichnung für die Seeleute, die wir 
\ün doch ablehuen müssen. 

Am Ende des Mittelalters, welches wir damit verlassen, vollüog 

i aber noch ein Einfluss der franzijsiachen auf die niederländische 

md niederdeutsche Schifferaprache, welcher verunstaltender auf die- 

^be gewirkt hat, als es die Aufnahme von noch vielen Fremdwortern 

^tte thun können, denn diese waren im Munde des Seemauns sicher 

r Sprache assimitirt worden. Der deutsche Matrose besitzt dafür 

wunderbare Fähigkeit. Man hört von unseren Seeleuten ein 

Fahrzeug, welches ein Mittelding zwischen einer Brig und einem 

~ Jiuner bildet, ganz allgemein eine .^Maufahrteibrig" nennen. Lange 

labe ich gesonnen, woher der Name kommen möge. Da fand ich, 

I die amtliche englische Benennung HermaphrodUehrig A. h. Zwitter- 

rig aei, und so wurde mir die Bedeutung von Maufabrtei klar. Ein 

ie Hermaphrodit darf man einem deutschen Matrosen gar 

icht ansinueu. In Anlehnung an Kauffahrtei macht er es sich als 

[an&hrtei mundgerecht; und anderen Fremdwörtern würde ea nicht 

MBser ergangen sein. Am Ende des Mittelalters drang nun aber die 

mzösische Endung age ein und da erhielten wir dann die wider- 

ien Bastardworte: lechage für Leckschaden, slilage für Verschleiss, 

}käage für Takelung und sogar tigm/e mit einem i stiitt ü für Zeug, 

* >dl. tuig. Das Wisby'sche Secrecht hat die Endung age durch aze 

idcrgegeben und schreibt für Segelung Segelaze, ein Wort, welches 

reilich wieder abgestossen ist. Hoffentlich gelingt es uns, auch die 

Q)rigeD wieder los zu werden. 

Mit dem 16. Jahrhundert beginnt dann für die seefahrenden 

Völker, namentlich die des Nordens, eine vollständige Umwälzung im 

"" liiffsbau und zugleich in der Besegelung und Betakelung der Schiffe, 

1 ganzen Mittelalter war es damit ziemUch bei dem Alten gebliebeu, 

T den berühmten gestickten Teppichen von Bayeux, welche die 

mdnng Wilhelms des Eroberers in England darstellen und bald 

ich diesem Ereignisse angefertigt sind, haben die Schiffe nur einen 

izigen Mast mit einem grossen Rahesegel, welches mir durch die 

^oten an seinem Fusse gelenkt wird. Auf den Zeichnungen, die 

[ch in den Handschriften von F'roissart'a Chronik aus dem 15. Jahr- 

indert finden, haben einzelne der dargestellten normannischen Schiffe 

ieben dem Hauptmaste auch noch einen kleinen Hintermast, aber 

leide tragen nur ein einziges Rahesegel ohne Brassen; auch jetzt 

loch wurden die Segel lediglich durch die Schoten gelenkt. Man 

t&tte zwar während der Kreuzzüge die mannigfaltig gestalteten Fahr- 

'es Mittelmeeres kennen lernen, Fregatten und Brigantinen, 

uavßlen und Corvetten, Galeeren, Galeassen und GaUoten, Schcbecken 

lad Tartanen und wie sie alle heissen mit ihrer verschiedenen Be- 

istong und Besegelung, hatte sich aber nicht veranlasst gesehen, 

ne heimatlichen Gewohnheiten und Einrichtungen mit den fremden 

i vertauschen. Wie im Handel so auch in der Schiffahrt bewegte 

i sich nach dem Herkommen der Väter, Erst durch die grossen 



14 

Eutdcckungen am Ende des 15. und Anfange des 16. Jahrhunderts 
wurde ein Wetteifer bei den seefahrenden Völkern hervorgerufen und 
die Schiffahrt nahm einen ungeahnten Aufschwung. Sie war bisher 
auf die Binnenmeere beschränkt geblieben und wurde jetzt eine 
oceanische. Es ist hier nicht der Ort zu schildern, wie die Bedürf- 
nisse und die Anforderungen an die Ausrüstung der Schiffe dadurch 
gänzlich verändert wurden. Walter Ualeigh spricht sich darüber in 
seinem Discourse on thc invention of Shipping folgendermassen aus: 
Whosoever were the invmtors^ we find^ tliat every age had added some- 
wluxt to ships and to all tlüngs eise. And in my own Urne the sJiape 
of our Efiglish ships has been greatly bettered. It is not long since the 
striking of the topnmst (a ivonderfully great ease to great shijjs both at 
sea and Jiarbour) lutth been devised, We Jiave lately added the bonnet 
and tlie drabbeler. To the courses we Jiave devised sttiddingsayles, top- 
sayles^ tapgallant sayles, spritsayles. Das ist mit wenigen Worten ge- 
sagt die Entwickelung des einmastigen Schiffs des Mittelalters zu 
dem jetzigen stolz aufgezeugten Segelschiffe. Um die Segelkraft zu 
vermehren, begnügte man sich zuerst damit, das eine grosse Segel 
bei günstigem Wetter durch einen angereihten Streifen Segeltuch zu 
verlängern. Ein solcher Streifen hiess allgemein Bonuet. Als dies 
nicht ausreichte, setzte man über dem einen grossen Segel, welches 
fortan das Untersegel (engl, course) hiess, ein zweites. Um dies aber 
zu ermöglichen, musste der Mast verlängert werden und dies geschah 
durch eine Stenge. Weil diese Stenge auf dem Top des fortan als 
Untermast bezeichneten Mastes stand, wurde sie von den Engländern 
Topmast genannt. Der Top des Untermastes trug aber im Mittelalter 
wie schon zu den Zeiten der Römer einen Korb. Diesen Korb nannten 
die Niederländer Mars und, weil die Stenge über diesem Mars stand, 
hiess sie Marsstenge. Das Segel aber, welches jetzt über dem Unter- 
segel geführt wurde, erhielt, der Benennung der Stenge entsprechend, 
bei den Engländern den Namen topsail^ bei den Niederländern und 
Niederdeutschen den Namen Marssegel. Längere Zeit blieb dies 
Segel das einzige, welches über dem Untersegel angebracht war, und 
somit das höchste. Daraus erklärt sich, dass das Etymologicum Lin- 
guae teuionicae von Kilian Duffläus vom Jahre 1598 das Meers- (d. i. 
Mars)seyl als veliim in summo mall fastigio bezeichnet. Als nun auch 
dies nicht mehr genügte, setzte man auf die Marsstenge oder topniast 
noch eine zweite Stenge, bei den Niederländern Bramstenge, bei den 
Engländern topgallanirnast (ursprünglich topgarlandmast) genannt. Da 
Bram, das Stammwort von verbrämen, soviel als schmückender Kand- 
besatz bedeutet, so sagen Bram und gallant, d. h. üuirlande, ganz 
dasselbe. Weigaiid hat hier eine Ungenauigkeit, wenn er Bram als 
Obermast, d. h. Mast auf dem grossen Mast bezeichnet. Das Segel 
erhielt eben als Verbrämung den Namen Bramsegel. Dann fand man, 
dass die früher übliche Verlängerung der Untersegel durch ein Bonnet 
wenig zweckentsprechend war, deshalb zog man es vor, bei günstigem 
Wetter die Segel an der dem Winde zugewendeten Seite durch einen 



15 

Streifen Segeltuch, eine Leiste, niederl. hjst zu verbreitern und nannte 
diese Beisegel im Niederländischen lystseils^ woraus durch euphonische 
Verschleifung der Consonanten lyseils und im Niederdeutschen Useils 
wurden, und hieraus entstand der deutsche Name Leesegcl, der mit 
dem einfachen Worte Leh durchaus keinen Zusammenhang hat, denn 
die Leesegel werden eben nicht in Leh gesetzt. Die Engländer nennen 
sie studdingsails (sprich stunsaUs), ein Wort, dessen Erklärung noch 
nicht mit Sicherheit festgestellt ist. 

Von den Benennungen der Segel wären noch zu erwähnen: 
Besän, Fock und Klüfer. Das erste W^ort ist italienischen Ursprungs. 
Als die dreimastigen Schiffe in den nordischen Gewässern Aufnahme 
fanden, zeugte man den Hintermast zuerst nicht mit einem Rahesegel, 
sondern mit einem Ruthensegel auf, wie es die italienischen Schiffe 
am Mittelmast führten, daher vela mesana. Dieses Wort übertrug 
man, ohne sich um den Begriff zu kümmern, und so entstand das 
englische mieeen und das deutsche Besän, und vom Segel erhielt der 
Hintermast den Namen Besänmast. Die Franzosen brachten dies 
Ruthensegel am Fockmaste an, und daher heisst dieser bei ihnen 
mät de tnisaine. Es ist ein Irrthum, wenn im Deutschen Wörterbuche 
von Grimm unter dem Worte Fock das Wort tnaisdn durch Focksegel 
erklärt wird. Im Deutschen bedeutet Mesän immer dasselbe wie 
Besan. Im Mnd. Wb. ist maisän nach N, Chythraeus richtig durch 
velum ad puppim expansum wiedergegeben. Auch die Erklärung von 
,,Be8än'' im Grimmschen Wörterbuche ist ungenau. Es ist nicht, wie 
dort angegeben wird, das unterste Segel überhaupt, sondern das 
unterste Segel am Hintermast. — Das Wort Fock ist wahrscheinlich 
deutschen Ursprungs, kann aber, weil es sich im Englischen nicht 
findet, wenigstens nicht uralt sein. Wir können es nur bis zum An- 
fange des 16. Jahrhunderts zurückführen, vgl. Mnd. Wb. unter Ht- 
ligger, Kilian kennt es als Focke : velum ad proram, Segel im Vor- 
schiff. Je nachdem man es an der Rahe oder am Stage führte, hiess 
es Breitfock oder Stagfock. Es soll mit den Worten fauchen = 
blasen, anfachen = anwehen, Focher = Blasebalg dieselbe Wurzel 
haben. — Das Wort Klüfer ist das schwedische Klyfvare, Spalter 
d. h. Luftspalter. Sowolil dies Wort als das entsprechende englische 
jü^ kommen erst im vorigen Jahrhundert vor. 

Das Wort Leh hat die Grundbedeutung von niedrig, ist niederl. 
lij, engl, fec, schwed. lä. Die dem Winde abgewendete und somit 
niedergedrückte Seite des Schiffes heisst deshalb die Lehseite, im 
Gegensatze zur Lufseite, d. h. der dem Winde zugewendeten und 
deshalb erhöhten Seite. Kilian hat ganz richtig: lyde^ lye = latus 
navis depressum; quod a vento deprimitur. Luf ist engl, loof oder 
luff, dessen Wurzel auch in aloft = oben steckt, vgl. Rapp : Grund- 
riss der Grammatik des indoeuropäischen Sprachstammes, 2. Band, 
Nro. 190. Dass andererseits das englische Wort lee die Bedeutung 
„unten" hat, beweist das Wort Üie lees, d. h. der Bodensatz. Und 
im Deutschen ist das Wort Lebe = Niederung aus lach oder lege 




16 

mden, wie das Wort Höhe aus koch. Die Spirans ist deshalb 
orgauisch, uud im Mittelniederdeutschen, wo man sich dessen noch 
bewuBst war, schrieb man stets „j« /eAe" und nicht „im lee'\ vgl. das 
Mttln. Wörterbuch. Den Zusammenhang des Wortes Leh mit lege 
zeigt deutlich der Ausdruck Legertuall, d- h. das Ufer an der Leh- 
seite des Schifles, engl, leeshorc, schwed. UUand. Den Gegensatz 
bildet o^iperwall, im Mnd. Wb. opperland, d. h. das Ufer an der 
oberen oder Lufseite des Schiffes. Weigand glaubt, dass der ur- 
sprüngliche Begriff von Leh Schutz sei, und die Bedeutung Lehseite 
des Schiffes als geschützte Seite erst von jenem abgeleitet wäre. Die 
Ansicht beruht auf einem Irrtiiume. Dass das Wort Leh oder engl. 
lee mit dem alts. hlea oder iUeo und mit dem ags. hteov oder kleo 
identisch ist, soll nicht bestritten werden. Es handelt sich nur darum, 
welche Bedeutung die ursprüngliche und welche die abgeleitete ist. 
Nun beruht der Gebrauch, den der Seemann von den Worten luf 
und leh macht, lediglich und allein auf dem Gegensatze von hoch 
und niedrig. Wenn man dem Manne am Ruder befehlen will, dasa 
er nicht mehr anlufen soll, so ruft man ihm zu: nicht höher I Und 
wenn er nicht mehr nach Leh steuern soll, so sagt man ihm : nicht 
niedriger! Und nimmt das Schiff die Richtung mehr nach Leh, so 
sagt man: es fiLllt ab. Wie aus dem ursprünglichen Begriffe 
„unterhalb" sich dann der Begriff Schutz und Obdach entwickelt, ist 
leicht begrettiich. Wer unter einem Baume steht, betindet sich unter 
dessen Schutze und Schatten, und wer das Land un der Luf- oder 
oberen Seite des Schiffes hat, befindet sich selbst in Leh oder unter 
dem Lande und wird von diesem vor dem Winde geschützt. Die 
Lehseite kann eine geschützte, aber auch je nach der Sachlage die 
gL'fährdete sein, und im Niederländischen heisst Jemanden „in ly 
breiigen'^ Jemanden in Noth bringen. Bezeichnend ist auch die im 
Mnd, Wb, unter /('■ angezogene Stelle : wo den Denschen und Lubscken 
alles thojegen was und in der ieke weren, d. h, im Nachtheil waren. 

Dass auch noch einige andere niederdeutsche Worte mit dem 
Hauchlaute zu schreiben sind, ergiebt sich aus den Schwestersprachen. 
So ist ,,Böh" zu schreiben, weil das Wort im Dänischen byge heisst. 
Und man hat „geihen", d. h. ziehen, aufziehen, zu schreiben, weil 
Segel aufgeihen im Schwedischen giga scglen heisst. Nebenbei bemerkt 
möchte ich von diesem Worte geihen das Saiteninstrument Geige ab- 
leiten, weil es mit dem Bogen gezogen wird. Weigand will es aus 
dem franz, gigue entstanden sein lassen, wofür aber jeder Anhalts- 
punkt fehlt, weshalb Diez denn auch die romanischen Worte gigue, 
giga auf das mittelhochdeutsche gige zurückführt. — Das Wort Rahe 
auf niederländische Weise Hd oder Uae zu schreiben, liegt gar kein 
Grund vor. Im Mittelhochdeutschen wird es ruhe und im Mittel- 
niederdeutschen Rah geschrieben. Nath. Chyträus z. B. in seinem 
Nomendator saxonicus übersetzt antenna mit „een Rah". Die 
bremische Gesetzgebung hat auch diese Schreibweise stets bei- 
behalten, 



17 

Die Strickleitern an den Masten werden von den Seeleuten 
Wanten genannt. Das Wort Want ist Gewebe, wie es in den hoch- 
deutschen Wörtern Gewand und Leinwand und in den niederdeutschen 
Wantrahro und Wantriter oder Wantsnider, d. h. Tuchhändler, noch 
bekannt ist. Die Webeleinen aber dienen dazu, um das Want aus- 
zuweben. Ebenso werden die gestrickten Handschuhe von den See- 
leuten Wanten genannt, und bei den Fischern heissen die Schlepp- 
netze Wanten. 

Noch manche andere deutsche Wörter hat die Seemannssprache 
erhalten, die uns im Hochdeutschen abhanden gekommen sind oder 
nur noch in Zusammensetzungen auftreten. 

Das Wort schricken, aufschricken heisst springen lassen oder 
aufspringen lassen, ist also das Factitivum von schrecken, welches sich 
in der ursprünglichen Bedeutung springen im Hochdeutschen nur noch 
im Worte Heuschrecke vorfindet. 

Die Taue, welche das Gerippe des Segels bilden, heissen die 
Leichtaue, wie man im Niederländischen auch noch das Gerippe des 
Schiffes het lyk van het schip nennt. Das Wort ist im Hochdeutschen 
noch im Worte Leichnam vorhanden, ahd. Vikhamo^ wo das zweite 
Wort dieselbe Wurzel wie Hemd und Himmel hat und Hülle bedeutet. 
Leichnam ist also Gerippe mit Fleischhülle oder der ganze Körper, 
und noch heute ist niederl. ligcJiam jeder Körper. 

Das Wort Pflicht ist altfries. plicht^ d. h. Noth, Gefahr. So bei 
Richthofen: en ple and cn plicht = in Noth und Gefahr. Daher 
heisst der Nothanker Pflichtanker, und die Messstange, mit der man 
auf flachem Wasser, wo man in Gefahr oder Noth ist, die Tiefe misat, 
heisst plechtgaerde oder Pflichtgerte, d. h. Nothstange. Weiter hat 
dann ^;IicA^ die Bedeutung : Obhut, Fürsorge, Verwahrung. So bei 
Richthofen : an plicht nema = in Verwahrung nehmen. Davon erhält 
denn auch der Raum, wo etwas verwahrt wird, die Benennung : Pflicht, 
und man unterscheidet auf kleinen Schiffen eine Vorpflicht und 
eine Steuerpflicht, je nachdem dieser Raum vorn oder hinten im 
Schiffe ist. 

Rank nennt der Seemann ein Schiff, wenn es sich leicht auf 
die Seite neigt. Die Bedeutung ist: schwank oder biegsam und 
findet sich im Hochdeutschen noch in dem Worte verrenken d. h. 
verbiegen. 

Das Wort „Schlag^^ in seinem ursprünglichen Sinne als eine 
Bewegung nach einer bestimmten Richtung hin hat in Anwendung 
auf die Fortpflanzung, wie z. B. in dem Satze : der Sohn schlägt ganz 
nach seinem Vater, zu dem Worte Geschlecht und damit zu dem 
Bogriffe Art geführt. So spricht man in der Viehzucht von einem 
bestimmten Schlage. Der Seemann hat nun verschiedene Wendungen, 
in denen sich der ursprüngliche Sinn ganz rein erhalten hat. Im 
„Seebuche^^ heisst es VII, 13 : de sal nemen den slag van deme lande 
d. h. der verfolge die Richtung des Landes. Wenn das Schiff beim 
Aukerlichten sofort wie es Fahrt bekommt, eine bestimmte Richtung 

NiederdontBchos Jahrbuch. V. 9 



18 

einhalten muss und man ihm diese nicht zu geben vermag, so sagt 
man: man kann nicht „schlags^^ kommen. Beim Lavieren heisst der 
Bug, über dem sich das Schiff der geraden Richtung zum anzusegelnden 
Orte am meisten nähert, der „Schlagbug''. Und wenn das Schiff, 
auch ohne dass es von einem seitlichen Winde dazu genöthigt wird, 
sich aus Mangel an Gleichgewicht auf die Seite neigt, so heisst die 
Seite, nach welcher die Neigung gerichtet ist, die „Schlagseite". Es 
ist bei diesem Worte ebensowenig wie bei dem Worte : „verschlagen" 
d. h. in eine verkehrte Richtung gerathen, an den Begriff verberare 
zu denken. 

Der „Warp- oder Werpanker", von Röding hochdeutsch irriger- 
weise mit Wurfanker wiedergegeben, hat nichts mit werfen zu thun. 
Wenn man ein Schiff verholen d. h. an einen anderen Ort verlegen 
will, so bringt man einen Anker nach dem Orte hin und windet dann 
sein Tau ein. Dies Einwinden heisst „warpen" oder „werpeu" und 
das Wort Warp ist ahd. der tcarpj das Drehen. Hochdeutsch haben 
wir noch das Gewerbe, d. h. Drehungspunkt. Ich kann hier nicht 
unbemerkt lassen, dass Rödiugs Wörterbuch der Marine, eine sehr 
fleissige und immerhin höchst verdienstvolle Compilation aus anderen 
Wörterbüchern, doch in Bezug auf die Begriffsbestimmung der nieder- 
deutschen Wörter und namentlich ihre Uebersetzung ins Hochdeutsche 
nur mit Vorsicht gebraucht werden darf. So giebt er z. B. das 
ndd. Word bewert d. h. durch das Wetter in einem Hafen festge- 
halten, hochdeutsch durch „bewehrt", während es doch „bewettert" 
heissen sollte. Und das ndd. hioi)cn segeln giebt er komischerweise 
durch „Knöpfe (!) segeln'' wieder, statt durch „Knoten segeln". Bei 
den mit Borg- zusammengesetzten Wörtern, wie z. B. Borgtau, Borg- 
brassen, Borgspieren u. a. hätte er, um Missverstäudnisse zu ver- 
hüten, bemerken müssen, dass dieses Borg nicht mit dem hochdeutschen 
borgen = leihen zusammenhängt, sondern von dem ndd. borgen = 
bürgen, Bürgschaft leisten, herkommt. Ein Borgtau ist ein solches, 
welches zur Sicherung neben einem anderen angeschlagen wird, um 
für den Fall, dass dieses brechen sollte, die Last halten zu können. 
Borgbrassen sind Taue, wodurch die gewöhnlichen Brassen bei 
schwerem Wetter verstärkt werden. Borgstücke überhaupt sind alle 
die, die bei Verlust eines Stückes gleichsam als Bürgen, als Ersatz 
eintreten. Ein wirklicher Kenner der niederdeutschen Seemannssprache 
ist Röding nicht gewesen. 

„Schlingern" nennt der Seemann das Hin- und Herschwanken 
des Schiffes um seine horizontale Längsachse, während „Stampfen" 
das Auf- und Niederschwanken um die Querachse bedeutet. Im hoch- 
deutschen haben wir noch ,, schlenkern", d. h. hin und her schleudern, 
als Factitivum von schlingern, und das ahd. slcngira ist Schleuder. 
Es ist zu bedauern, dass das gute deutsche Wort schlingern mehr und 
mehr dem englischen to roll weicht, da rollen doch eigentlich nur eine 
Umdrehung in einer Richtung bedeutet, während in dem Worte schlingern 
gerade die Bewegung nach beiden Seiten hin ausgesprochen ist. 



19 

„Warschauen", ndl. tvaarschuwen^ ist aus dem ahd. wara = Auf- 
merksamkeit, Vorsicht und ahd. scuJian = scheuchen zusammengesetzt 
und bedeutet eigentlich : zur Vorsicht warnend mahnen. Jetzt ge- 
braucht man es überhaupt für: mittheilen zum Darnachrichten. 

Das ndd. Wort getide, mhd. gezU, nhd. Gezeit bedeutet zwar auch 
Zeit überhaupt, aber doch vorzugsweise eine regelmässig wiederkehrende 
Zeit, z. B. die horae canonicae, und ist dann auch die Bezeichnung für 
die Gesammterscheinung von Ebbe und Flut. Es ist unter unseren 
Geographen die Meinung verbreitet, als ob das hochdeutsche Wort 
Gezeit von Heinrich Berghaus erfunden, jedenfalls zuerst gebraucht sei. 
Das ist in*ig; es tritt bereits im 16. Jahrhundert auf. Zuerst ist es 
mir begegnet in Guicciardini : Beschreibung der Niederlande ; Frank- 
furt, 1582, fol. pag. 17 ff. Dann im 17. Jahrhundert in: America 
durch Zigler, bei de Bry; Frankfurt, 1617, fol. pag. 350. Im 18. 
Jahrhundert findet es sich in Krünitz' Encyklopädie, s. v. 18. Tbl. 
1779. Letzterer hat bereits die Gezeit, während Zigler noch dem 
ndd. dat getide entsprechend das Gezeit hat. Ich verstehe nicht, wes- 
halb man sich von manchen Seiten gegen den Gebrauch des guten 
hochdeutschen Wortes sträubt, und möchte lieber sehen, dass sich 
unsere geographischen Lehrbücher endlich einmal von dem Worte 
Nippfluten, engl, neaptides^ lossagten, welches kein deutscher Seemann 
und Küstenbewohner, wenn er nicht englisch kann, versteht geschweige 
denn gebraucht. Man unterscheidet Springzeit und taube Gezeit in 
ähnlichem Sinne, wie man leere, taube Schoten von denen unterscheidet, 
die aufspringen, wenn sie voll und reif sind. 

„Splissen'^, splisste, gesplisst ist wohl zu unterscheiden von 
„spleisseu^^, spliss, gesplissen. Kilian hat richtig: splissen = rtidentufn 
partes extremas absque nödo conjungere^ dagegen splitten^ spielten^ spiyten 
= findere. Eine Splitt- oder Spleetflagge ist eine gespaltene Flagge, 
wie die dänische, und darf hochdeutsch nur durch Spleiss-, aber nicht 
durch SpHssflagge wiedergegeben werden. 

„Halsen und Schoten" sind die Taue, womit die Unterecken der 
Untersegel festgehalten werden. Der Hals ist das Tau, womit die 
Vorderecke straff angezogen wird. Sollte es dieselbe Wurzel haben, 
wie das ndd. halen oder holen^ altnord. hala, ahd. hdldn = ziehen? 
Die Schote ist das Tau, womit die Hintcrecke loser gehalten wird, 
um das Segel soweit schiessen zu lassen, dass es einen Schöss oder 
Bauch erhält, also soviel wie Schöästau. 

„Salung'* ist ein hölzernes Rahmeuwerk, auf dem der Mars ruht. 
Hochdeutsch wäre das Wort: Sattelung. Im niederl. bestehen die 
Formen saal und £;adel nebeneinander. Ueber Salung und Mars be- 
findet sich zur Befestigung der Stenge das „Eselshaupt'^ Ich möchte 
glauben, dass der ursprüngliche Name : Eselshuf gewesen ist, da diesem 
die Gestalt genau entspricht, während man für die Bezeichnung: 
Eselshaupt gar keinen Anhalt hat. 

Woher kommen die Worte: Pardunen, Toppenanten, fieren, 
schamfielen, Schandeck, Passat u. s. w. u. s. w. ? 

2* 



20 



Vieles wäre noch über die Scliiffsaamen zu sagen, von dsj 
freilich die meisten aller Erklärung epotten. So ist „Fregatte" nirgj 
unterzubriogen, denn die Ableitung vou navis fabricala, also gezimm« 
Schiff, die Öien giebt, ist doch kaum wahrscheinlich. Auch die BT 
leitung von ,,Schuner" ist unsicher, Nur soviel ist gewiss, dasa 
kein englisches Wort ist, da es in diesem l-atle nicht mit einem | 
geschrieben würde. Die Holländer schreiben schoener, und d 
shonert, und jenes schoen und dieses sho bedeuten „Schuh". Es 1 
also gar kein Grund vor, dass wir nach dem Englischen: schoi 
schreiben. Dagegen ist brig ein englisches Wort und durch Apd 
pierung, wie die euglische Sprache diese liebt, aus brigantine entstancfi 
Man sollte also auch im Deutgchen bei dieser Form bleiben. Esl 
schwer begreiflich, wie man glauben konnte, dem Worte dadurch eim 
deutschen Anstrich zu geben, dass man das g verdoppelte. Eij| 
Auslaut mit doppelter Media bb, dd, gg kennt ja die deutsche Spra 
gar nicht. Dann hätte man ,,Brigge*' schreiben müssen, wie dies 
den bremischen Schiffsregistern noch im Anfange dieses Jahrhundd 
geschehen ist. Ebenso hat man nur zwischen den beiden Formeal 
und loi/ge zu wählen. Die letztere ist die ältere englische,' wie i 
ja vor 200 Jahren auch noch suniic für sun schrieb, und ' 
englischen Worte dog und ftat/ im Deutschen zu Dogge und FlaJ 
werden, so müssen wir das englische log durch Logge wiedergeU 
An der Nordsee ist diese Sprach- und Schreibweise auch von altera 
in Gebrauch gewesen. Dass man an der Ostsee logg schreibt, 
daher, dass das erste hochdeutsche Lehrbuch der Steuermannskid 
im vorigen Jahrhundert im schwedischen Pommern erschien und i 
Verfasser die schwedische Schreibart logg annahm. Es kann ( 
doch nicht die Aufgabe unserer Marine sein, die Erinnerung da] 
wach zu halten, dass Deutsche einmal schwedische Unterthanen | 
wesen sind. 

Ich kann nicht achliessen, ohne den Wunsch auszusprechen, 
doch endlich einmal Sachverständige zusammentreten möchten, um i 
Bere SchifTerspracho zu reinigen und die Rechtschreibung der nautisd 
technischen Ausdrücke endgültig festzustellen. Nach Lage der Saq 
dürfen wir dies freilich nur von unserer Admiralität erwarten. 



BREMEN. 



Breusing. 



Ännierkuiig. Obiger vou Herrn Dr. Breusing, Director der SeefahrtMch« 
in der fünften Jalirtsverswnmluiig des Vereins für niederdeutsche SprachforschM 
KU Münster gehaltene Yorlrag, der bei'eita im FeuUleton der Weserzeitung geBtanil(_ 
bat. ist hier in üb erarbeiteter und erweiterter (iestolt, gevissernmssen eJs xweiU- 
Auflage, sum Abdruck ifekonunen. D. B. 



Wo de sele stridet mit dem licham. 

(Visio PhiliberU.) 

Einem frommen Einsiedler, der in einer manchen Handschriften 
fehlenden Einleitung Philibertus genannt wird,' legt eine lateinische 
Dichtung des 12. Jahrh. die Erzählung in den Mund, dass er in einem 
Traumgesichte die Seele eines eben gestorbenen Mannes neben dem 
Leichnam gesehen und die Vorwürfe gehört habe, mit welchen sie den 
todten Leib überhäufte, er hätte all die Sünden verschuldet, für die 
sie nun in der Hölle büsscn solle. Der Leichnam verteidigt sich 
und schiebt alle Schuld auf die Seele, welche ihn beherrscht habe. 
Während beide streiten, kommen die Teufel und führen die Seele zu 
grausigen Strafen ab, die ihrer in der Hölle warten. 

Seit Kar a Jan in seiner Frühlingsgabo für Freunde älterer 
Literatur (1839) S. 85, Wright in The latin poems commonly 
attributed to Walter Mapes (1841) S. 95, du Meril in den Poesies 
populaires lat. anterieures au douzieme siecle (1843) S. 217 das la- 
teinische Gedicht, die sogen. Visio Philiberti, herausgegeben und auf 
seine Verbreitung über das ganze abendländische Europa aufmerksam 
gemacht haben, sind Bearbeitungen desselben fast in sämmtlichen 
germanischen und romanischen Sprachen bekannt geworden'*'). 

Englisch. Mitteleugl. Bearbeitungen sind drei gedruckt bei 
Wright S. 334. 340. 346; je eine bei Mätzner Altengl. Sprachpr. 1,1 
S. 92 und Anglia II, S. 229. An letzterer Stelle gibt Varnhagen eine 
vollständige Uebersicht aller in engl. Sprache bekannten, wonach deren 
Zahl sieben beträgt, davon ist eine in 6 Hss. erhalten. 



*) Einige andere Dichtungen, in denen die Seele über ihre Sünden klagt oder 
mit dem Leibe streitet, dürfen mit den oben verzeichneten nicht zusammengeworfen 
werden, so lange kein Abhängigkeitsverhältnis erwiesen ist, so S. Hildeberti Queri- 
monia et conflictus camis et spiritus (Migne Patrol. lat t. 171, vgl. Histoire litt de 
la France XI, 357); ein ags. Gedicht bei Grein Bibl. der ags. Poesie I, 198; ein 
nord. Yidroeda likams ok salar, in Prosa, in Hcilagra manna 80gur, udg. af Unger 
(1877) S. 446. Moebius, Anaiccta norr. 2. Aufl. S. 260; ein deutsches Der geyst- 
lich Bnchsbaum, Ph. Wackernagel, Kirchenlied 3 S. 167; ein altfranz. Gui deCam- 
brai, Barlaam und Josaphat, herausg. von Zotenberg u. Meyer S. 162,26—279,7; 
ein italienisches des Fra Bouvesin della Riva in den Berichten der Berliner Akad. 
1851 S. 182. Wie es sich mit dem Druck bei Hain n. 14580 (Augsburg 1497) vgl. 
0. 9782 verhält, kann ich jetzt nicht ermitteln. 



22 

Französisch. Bei Wright S. 310 u. 321; Keller Romvart 
S. 127. Vgl. Hist. litt. 22,162*). 

Eine italienische hat Mussafia in den Sitzungsberichten der 
Wiener Akad., phil.-hist. Kl. 46 S. 168 herausgegeben. 

Spanische haben 0. de Toledo in der Zeitschr. für roman. 
Philol. II S. 40 und Ferd. Wolf in den (Wiener) Jahrbb. der Llt. 
59 (1832) S. 30 veröffentlicht. 

Eine mittelgriechische ist nach Wright S. 95 not. in 
einer Cambridger Hs. enthalten. 

Eine nordische in Prosa, Visio S. Pauli überschrieben, findet 
sich im Gammel norsk homiliebog, udg. af Unger (1864) S. 190. 

Eine schwedische ist in einer Upsalaer Dissertation gedruckt 
Contentio inter animam et corpus. Rhytmi suethici e cod. ms. Holm, 
praeside Schröder ed. Modigh. Holmiae 1842. 8. Ueber eine andere 
vgl. Karajan S. 164. 

Eine dänische hat nach einer Bemerkung auf S. 11 der eben 
genannten Dissertation Molbech in Dansk Nye Magazin (1841 ?) her- 
ausgegeben. Ueber einen Druck v.J. 1510 vgl. Karajan S. 163. 

Eine mittelniederländische Bearbeitung ist in zwei un- 
wesentlich von einander abweichenden Fassungen erhalten, die im 
Theophilus uitgeg. d. Blommaert (1836 u. 1858) und im Belgisch 
Museum uitg. d. Willeras II (1838) S. 60 gedruckt sind. 

Von ober- und mitteldeutschen Bearbeitungen sind mir 
bis jetzt folgende bekannt geworden: 

1. Anfang: Ein guter man alz ich daz laz Vil lange ein einsidel 
was 665 V. Karajan S. 98. 

2. — Philibertus yn Frangrich alze ich lass. Haupt u. Hoff- 
mann, Altd. Blätter IS. 114. 

3. — Innachtes stil zu winter zeit Mit deinem slaf umbgeben. 
700 V. Erlösung von Bartsch S. 311. 

4. — Ich hain gehoirt van wisen luden. 240 v. Rieger in der 
Germania 3 S. 400. 

5a. — Hy vor einer winter zeit Geschach ein jemerlicher strit 
608 V., den Schluss von v. 546 an machen Gebete an Christus und 
Maria. Bei Karajan S. 123. Diese Bearbeitung, die einige Hss. dem 
Teichner zuschreiben und die sich selbst v. 601 'der sele klag' nennt, 
ist weit verbreitet gewesen. Sie ist ausser in der von Karajan be- 
nutzten in vielen Hss. enthalten. Hoffmann, Altd. Hss. zu Wien S. 159; 
Keller Fastnachtsspiele 3 S. 1380 n. 40; Baechtold Hss. aus Brit. 
Museum S. 115; cod. germ. Monac. 714 (?); cod. Sangall. n. 1006; 
ferner in einer Inkunabel (Berlin Bibl. Yg 4572) ohne T. 0. u. J. 
15 Bl. 8 (mit Bildern, 24zeilig, Bl. 15 Ein Gebet von vnfer frowen). 

5b. Das ist der feien clag. Getruckt zu Strassburg 16 Bl. 8. 
(Berlin Yg 4476) Kürzung der vorigen, hergestellt durch Auslassung 



*) Ueber eine vielleicht hergehörende provenz. Dichtung vgl. Bartsch Grund- 
riss d. proY. Lit. S. 83. 



23 

von Versen z.B. G5-68. 133-136. Ul— U4. 436—443. 539—576 
und kürzere Fassung der Schlussgebete. 

6. Der Selen clag wider den abgestorbnen Lyb 152 v., auf den 
letzten drei Blättern des Druckes Ein Tchone redt vnd widerred eines 
Ackermans Basel 1547. 4. (Berlin Eq. 9344). Eine weitere und 
freiere Kürzung der Teichnerschen Bearbeitung, von der ausser den 
zwei ersten Versen nur wenig ungeändert aufgenommen ist. Die Seele 
kommt zwei, der Körper einmal zu "Worte. 

Neuhochdeutsch. Die Visio Philiberti hat sogar noch im 
17. Jabrh. Liebhaber gefunden. Die Hamburger Stadtbibliothek be- 
sitzt einen Druck: Der Verdammten Seelen Klag und Plag, Der 
sicheren Welt und ihren ruchlosen Kindern zur Warnung, Aus dem 
Lat. in gleiche Teutsche Verse übersezzet, . . . Durch Christian von 
Stökken. Hamburg 1GG9. 4. In der Vorrede heisst es Nuper cum 
scrinia mea converäurem ut solcnt domum mutaturi incidi insperato 
in hosce quos vides Rhythmos ao 1038 Hamburgi impressos forma 
ut vocant programinatis sub hoc titulo : Querela Dialogistica Animae 
et Corporis damnati Pro poccatorum cordibus Anonymo quodam Authore. 
Der Stil, die rührenden Reime und die Ortliodoxie in dem jetzt ver- 
schollenen lG38er Druck Hessen Stocken zu wünschen übrig, er Hess 
deshalb den lat. Text mit manchen Aenderungen neu drucken und 
fügte eine Uebersetzung in 85 Strophen hinzu, deren erste so lautet : 
Als in einer stillen Nacht Bei des Winters Zeiten, Ich mich durch 
den süssen Schlaf Liess zur Ruh verleiten, Sah ich bald als im 
Gesicht Einen Leib von weiten Der schon todt war, wüste nicht 
Wie ich's sollte deuten. 

Ein anderes Zeugnis für die Bekanntschaft mit der Visio Phili- 
berti bietet die Tragoedia Von einem ungerechten Richter. Gedruckt 
Heinrichsburg (d. i. Schloss Wolfenbüttel) 1592, neu abgedruckt in 
Heinrich Julius von Braunschweig, herausg. von Holland (1855) S. 835 
findet sich eine längere Stelle, welche so ziemlich ein Auszug aus 
dem ersten Teile der Visio ist. 

Die nachstehend zum Abdruck gebrachte mittelnieder- 
deutsche Bearbeitung ist in zwei IIss. des 15. Jahrb., in der einen 
ganz, in der andern teilweise erhalten. 

(B) Die Berliner Hs. (Ms. germ. fol. 737), ein Sammelband 
von Fragmenten, die Iloffmann von Fallersleben früher besessen hat, 
enthält an letzter Stelle auf drei vielfach beschädigten Blättern das 
Gedicht bis v. 342. 

(H) Die Hannoversche Hs. P 84» (s. Bodemann, Hss. zu 
Hannover S. 617), früher im Besitz des Klosters Marienstuhl bei 
Egeln im Reg.-Bez. Magdeburg und i. J. 1473 u. 74 geschrieben, 
enthält das Gedicht auf Bl. 410 — 417 vollständig, die Verse nicht 
abgesetzt. 

Eine Vergleichung beider Hss. ergibt B als die bei weitem bessere 
Ueber lieferung, obwol sich nicht verkennen lässt, dass die dialektischen 
EigentümUchkeiten der Vorlage in ihr getilgt sind, denn der Schreiber 



24 

von H hat sich auf Kosten des Reimes und Sinnes besonders in dei 
ersten 150 Versen Fehler und Auslassungen zu Schulden kommen 
lassen, welche seinen Text fast unlesbar machen. Es ergab sich I 
hieraus die Notwendigkeit, soweit die Hs. B reicht, diese zum Ab- 
druck zu bringen. Ihre durch äussere Verletzungen entstandenen 
Lücken, die durch cursiven Druck erkennbar gemacht werden, sind 
aus H ergänzt, aus der auch einige Stellen, welche in B fehlerhaft 
scheinen, verbessert sind. Die Abweichungen von B, die in dieser 
Weise der Abdruck erhalten hat, sind sämmtlich unter dem Texte 
aufgeführt. Die zahlreichen Abweichungen von II sind v. 101 — 342 
nur soweit es nützlich schien, dagegen v. 1 — 100 vollständig ver- 
zeichnet, sofern es sich nicht blos um die orthographische Verschieden- 
heit von s und z handelt. Für letzteres hat H stets s. Die Buch- 
staben u und V sind nach ihrer heutigen Geltung gesetzt und die - 
Abkürzungen aufgelöst. Lesungen, die nicht in einer von beiden Hss. 
stehen, sind von dem gedruckten Texte gänzlich fern gehalten, doch 
sind an einigen Stellen von dem Schreiber ausgelassene und durch 
den Sinn bedingte Buchstaben oder Wörter innerhalb Klammem 
wieder hinzugefügt. 

Das Gedicht ist in lexikalischer Hinsicht durch eine Anzahl 
seltener und sonst im mnd. nicht belegter Wörter merkwürdig, von 
denen manche selbst Lübben, der die Hannoversche Hs. für das mnd. 
Wörterbuch ausgezogen hat, nicht zu deuten vermag. 

V. 9 dem was de ende vthgeghan H. Aus dem Zusammenhange 
gebt hervor, dass ende hier die Bedeutung 'spiritus^ haben muss, es 
also altnordischem andi spiritus, änd Atem, Seele gleichsteht. B hat 
an dieser Stelle de zele. Vgl. mnd. Wb. I, 660b mit den ivorden gaf 
he sinen ende up und Lübbens Vermutung dazu, welche unsere Stelle 
bestätigt. 

V. 21 wird der LeichnB,m vil unreyne lame in H srngeredei. lamen 
setzt das mnd. Wb. gleich lem (Thon, Lehm), wahrscheinlich liegt 
aber nur ein Schreibfehler für lame^ was B bietet, vor, wenigstens 
passt diese Lesart in der Bedeutung ^gliederschwach^ allenfalls zu der 
Stelle, wenngleich näher läge, an ein Substantiv zu denken. [Ein 
Substantiv lame weist mir Lübben aus Hein van Aken, Wapene 
Martijn IV, 873 nach. Oudemans Bijdr. erklären es 'gebrek'.] 

V. 44 abisse ^Abgrund, a^ua'jo;'. Auftallig ist, dass dieses Wort 
in H als Femin. gebraucht ist, Passional und ßother kennen es nur 
als Mascul. 

V. 181 hörn (: vwn) Forelle H. Dafür hat B eeorn^ es ist 
also das Eichhörnchen gemeint. 

V. 293 unreine greme nennt sich in H die Seele, in B fehlt das 
letzte Wort, obwol es der Reim verlangt. Das mnd. Wb. vermutet, dass 
greme aus lat. cremium (Griebe) entstanden sei, vielleicht wird man es 
aber mit 'Schmutz, Unreinigkeit^ zu übersetzen haben, vgl. Kilian gre- 
melen maculare inquinare und westvläm. grijm was mit mhd. und 
niedd. räm gleichbedeutend ist ^sich auf- und ansetzender Schmutz'. 



25 

y. 408 Men muchte vtillen alle de kelefi (1. kele 'Kiele, Schiffe') 
De dar stan an des meres relen H. Woeste im mnd. Wb. s. v. 
relen setzt rele = reling = regeling, engl, railing. Es ist aber wol 
einfach rel 'Wogenanschlag, Brandung^ anzusetzen, vgl. Kilian rel 
Fland. Strepitus et Garrulitas; Oudemans rel gedruisch, geruisch, 
geraas. 

V. 464 siJc jjrisen na 'sich durch Erstrebung eines Zweckes 
lobenswert machen'. Diese Stelle ist ein bestätigender Beleg zu dem 
im mnd. Wb. aus Josef Tods. 2577 gegebenen. 

V. 484 dyn Jcele Jclant (oder Jclanc, indem c und t palaeographisch 
gleich sind). Es liegt näher dyn TcclcMane 'Klang deiner Kehle' zu 
lesen als ein Iclant 'helltönend' anzunehmen. 

V. 86. 244. 285. 396. 415 leghen 'liegen'. Es findet sich Zcflrew 
in dieser Bedeutung im Kölnischen, vgl. Hagen Reimchr. 1005.1154; 
ferner weist es Graupe, de dialecto march. (Berliner Dissert. 1879) 
S. 5 aus mnd. in der Mark Brandenburg geschriebenen Urkunden nach. 

V. 20. 214 jach. Das Präteritum von geen 'sagen' lautet mnd. 
gewöhnlich gude^ woneben auch gede*) vorkommt. Die bisher unbe- 
legte Form jach findet sich in B v. 214 und ist sicher auch v. 20 
für zach herzustellen, letzteres ist entstanden, indem der Schreiber 
fach für jach verlas. 11 hat an beiden Stellen sprah. 

Bei Erklärung einiger dieser Wörter hat der Sprachschatz des 
fränkischen zu ßate gezogen werden müssen, und es ist nicht un- 
wahrscheinlich, dass sie nur innerhalb des fränk. Gebietes oder in 
seiner Nachbarschaft gebräuchlich, inmitten Niedersachsens aber un- 
bekannt gewesen und deshalb in B durch andere ersetzt sind. Auf 
fränk. bzw. mitteld. Einflüsse weist noch anderes. So die Formen der 
2. ps. sg. ohne auslautendes t in H : 71 dechtes, lOSrides, 173dede8, 
252 storedes, 3 IG levedes, 322 kapes. Dieses t ist ins mndl. gar nicht, 
ins kölnische selbst Ende des 15. Jh. noch nicht allgemein eingedrungen. 
Ferner werden im mittelfränk. Reime rein wie 3 besach : brak, 120 
droch : dok : noch : vlok, 267 blök : ok : vloch : soch, 357 unge- 
miik : sach, 359 rep : lef, 474 nech : blek, 492 sprak : plach, 
534 stof : up. 

Diese Reime allein sind allerdings nur Beweis für mitteldeutschen 
Einfluss und lassen unentschieden, ob an Thüringen, Hessen oder die 
mittelfränk. Rheinprovinz zu denken sei, erst in Verbindung mit der 
Anwendung jener nur aus fränk. Denkmälern belegbaren Vokabeln 
und der v. 33 sich findenden Redensart 'zwischen Rhein und Meer' 
entscheiden sie für Mittelfranken. Zu noch genauerer Bestimmung 
dient vielleicht, dass 534 uf und aao. das prät. jach gebraucht ist. 
Ersteies wurde in Köln und südlich davon geschrieben, nördlich von 



*) Die Bemerkung Sprengers im Northeimer S<*hulprogr. 1879 S. 9 zu Gerh. 80,4 
ist irrig, in der Hs. steht nicht (kden, sondern yheden^ ferner ist letzteres auch 
sonst belogt, vgl. SachseDsp. Hs. D^ III Art. 14: 0/ de man an sines vorspreken 
wort nicht ne gede, de teile bleve he ane schaden mit sines vorspreken worde 
Höfer in der Germania 2S, 2 ; mnl. ghiede Grimm Gr. P 296. 



26 

Köln up allein. Das prät. jach ferner ist aus linksrheinischen Denk- 
mälern, die nördlich der Mosel geschrieben sind, nicht zu belegen*'). 

Anderseits schützen das Gedicht vor dem Verdachte, dass es aus 
dem Mittelfränk. einfach übersetzt sei, Keime wie 251 gute : vote, 
280 klot : bot : grot, 31 G barate : strate; 370 scheiden (1. schellen?) : 
hellen; 402 eten : beten : mede; 365 kanonike : monike; 625 open : 
grapen, die ins mittelfr. umgesetzt aufhören würden Reime zu sein. 

Das lässt sich also mit Bestimmtheit behaupten : in dem Ge- 
dichte finden sich mittelfränk. Einflüsse. Wie diese zu erklären sind, 
darüber lassen sich bei der geringen Menge der in Betracht kommenden 
Reime nur Vermutungen äussern. Entweder liegt ein ursprünglich 
mittelfränk. Gedicht in ndd. Umarbeitung und Erweiterung vor, oder 
der Verfasser ist ein in Westfalen eingewanderter Franke, der niederd. 
ohne vollständige Beherrschung der Mundart dichtete, oder das Ge- 
dicht ist von einem Niederdeutschen verfasst, der in der Nähe der 
firänk. Grenze lebte und dessen Mundart manches Fränkische aufge- 
nommen hatte. Die letzte Annahme gewinnt dadurch an Wahrschein- 
lichkeit, dass, wie wir sahen, das Gedicht auf rechtsrheinischem Ge- 
biete entstanden scheint. 

Aus vielen Entstellungen des ursprünglichen Sinnes geht hervor, 
dass keine der beiden Handschriften Autograph des Verfassers ist; 
zum mindestens aus einem gemeinsamen Fehler v. 191 (lies Neyn^ 
se sollen uppe dime Jurten brinnen : vonvynnm)^ dass beide, direct 
oder indirect, von einer Abschrift stammen, die gleichfalls schon 
fehlerhaft war. Unter diesen Umständen ist es ebcnsowol unmöglich, 
einen dem Original nahekommenden Text herzustellen, als mit Sicher- 
heit zu bestimmen, ob das Original, wie es fast scheinen möchte, in 
gleicherweise wie Unser leven frouwen rosenkrantz im Hartebok die 
Regel des vierfachen Reimes in v. 1 — 614 und strengeren Versbau 
durchgeführt hat. • 

Vierfachen Reim zeigt von den deutschen Bearbeitungen nur die 
niederd. ; ausserdem findet er sich in der niederländ. Fassung. Beide 
haben ihn, ohne von einander abhängig zu sein, nach Vorgang des 
lateinischen Originals, das ihre unmittelbare Quelle war, angewandt. 

Das nd. Gedicht unterscheidet sich von den ober- und mitteld. 
durch freiere Behandlung des durch das lat. Original gebotenen Stoflfes, 
der trotzdem ohne Abzug wiedergegeben wird, und durch h(')hercs 
religiöses Pathos, es steht ihnen nach durch übergrosse Breite der 
Darstellung und Masslosigkeit in den Verzweiflungsausbrücheu der 
Seele und der Schilderung der Höllenstrafen. 

Die nd. Dichtung ist nachweisbar in einer andern ähnlicher 
Tendenz, durch Schilderung der Strafen von sündhaftem Leben abzu- 
schrecken, benutzt worden. Dor aus Magdeburg und den J. 1490 — 1500 
stammende Druck der Wolfenbüttler Bibliothek : Dit is de claghe vnde 



♦) Vgl. Braune in Zachers Zeitschr. 4, 263. Fälle wie Hansens Mar. 508 
stossen die Regel nicht um. 



27 

drofieuisse der vordüinudeii feien (vgl. Scheller S. 103; Götze Gesch. 
d. Buchdruckerk. in Miigdeburg S. 60) enthält ein Gedicht von 115 
Reimpaaren, das v. 1 — 50 den Anbruch des jüngsten Gerichts, v. 51 flf. 
den Jammer des Leibes und der Seele und ihre Verdammung schildert. 
Der Verfasser hat von v. 51 ab unser Gedicht als Quelle benutzt. 
Ohne Reime und Verse zu entlehnen hat er einen Teil des Inhaltes 
und den Gedankengang herübergenommen. Die Benutzung unseres 
Gedichtes ist sicher. Dafür sprechen Einzelheiten, die durch ihre 
Menge beweiskräftig sind, femer die der lat. Visio Philib. fehlenden 
Verfluchungen, in welche die den Teufeln verfallene Seele gegen Gott 
und alles was heilig ist ausbricht. Als Stilprobe seien folgende Verse 
angeführt : 

51 So spricket se to dem liue also 

Nu stant up vnde wes vnfro 

Du sundige lyff du vnreyne munt 

Du bist arger wen eyn hunt 

Der worme spyse du vnreyne sack 

Vorvloket sy de sulfte dach 

Do ick to dy wart gesandt. 
81 Vn segge wur isz nu dyn grote tzolt 

Wur- isz dyn sulver vn golt 

Nu segge wur isz nu dyn grote goet 

Wur isz dyn houart vnde homoet 
119 Voruloket sy de myck gebaer 

Vader moder suster gaer 

Veruloket syn alle myne kinder 

Ock alle myne vrunde vnde huszgesynde 

Vorvloket sy loff vnde gras 

Unde allent dat vp erden ye gewasz 
142 Voruloket sy god vnde godes sone 

Voruloket sy de hylge geyst 

Unde alle syne wolleyst. 
272 De duuel wert se beleyden 

Vnde nemen se mit grotem schalle 

Vnde voren se in de helle alle 

Se bryngen legaten vn Cardinale 

Darto Pewesze Bisschoppe ane tale. 

Ueber die Kreise, in welchen diese Gedichte gelesen worden sind, 
liegen auf den Vorsatzblättern der Hannoverschen Hs. und des Druckes 
urkundliche Zeugnisse vor. Jene stammt aus einem Nonnenkloster bei 
Egeln, dieser ist früher das Eigentum eines Nonnenklosters in Helm- 
stedt gewesen. 



28 



I 



^n eyneme iare dat ghescach M^Ot* H 

dat ik an eyneme drome lach. 

80 groten iamer ik besaach, 

dat my van leide dat swed utbrach. 
6 alzulken iamer en sach ik nee. 

got dor zine namen dree 

de gheve, dat id nummer ghesche! 

ik sach eynen riken man, 

deme was de zele ntgheghan. 
10 de arme zele claghendes beghan, 

dat ze nicht gudes hadde ghedan. 

in der zulven stunde 

de zele weynen beghunde, 

dat zee nene stede en vunde, 
15 dar zee rosten noch rouwen en künde, 

wente zee sach al openbare 

dat de diivele weren dare 

de erer nemen wäre, 

des blef zee stände by der bare. 
20 se zach to deme lichamme 

'eya, du unreyne laame, 

nu mochstu dik vil wol scamen, 

dat myne oghen muten tränen 

dorch dine unreynen missedat. /^iö6 

25 du werest ie böse unde quad, 

des en schal diner nummer werden rad 

de wile dat god icht eghens had. 

ik byn de zele dynre], 

du bist de lichame inyn[e], 
30 ik mut iummer mid dy quinen 

unde du myt my in der hellepine. 

ia dat alle scrivere 



üeberschrift in U Hima heuet an sik wo de sclc stridet mit dem licham — 
1) dat dat B geschach H — 2) eyneme /f — 3) Vil groten iammer dar ik besach H 

— 4) mik von lede— vthbrack -ff — 5) ik nu en sach // — 6) sine heren namen H 

— 6) ik des nummer see if — 9) Dem was de ende vthgeghan H — 10) klage H 

— 11) se na nicht H — 12) an der H — 18) wonen // — 14) en ne vunde B — 
15) retten noch rouwen künde H — 16) openbar if — 17) duvel vuven her dar H 

— 18) De orer nemen grote war H — 19) by dar bar if — 20) Se sprak H — 
21) £ia vil ynreyne lame H — 22) machstu dy wol schämen H — 23) mote 
kranen H — 24) vnreyne H — 25) Wente du H — 26) ene schal B dj H -^ 
27) got H ich B 'solange Gott irgend ein Eigentum hat^ d, h. ewig ? — 29—45 in 
H Yfid de licham myn Du must myt my quinen Ynd myt my in der helle pinen 
Eia dat aide scryue Twischen den rinc un dem merc Altohope weren De en 
Bchrenen nicht de mynschen swere De arme sele liden mut Elia dat alle baruotcn 
Ü8 aide pdig' ghoten Un aide grawe jvolghevoten Beiden de olden uü de junghen 
Dat lesen unde sunghen Unde oat aide klocken klunghen Yn dat iu hadde tungen 
De enbeden vns nicht vt' abissen Yns enhelpet vigilien edder missen. 



29 



twischen Ryn unde Mere 

nu to hope weren, 
35 de ne screven nicht de minsten swere, 

de wy vil armen liden muten. 

ia dat al de barvoten 

brudere unde ere gbenoten 

unde al de grawen wolghevoten 
40 beide de olden unde de iungen 

beide lesen unde zünghen, 

unde alle klocken clunghen 

unde allent dat ie hadde ^wnghen, 

se ne beden uns nicht uter al^isBen. 
45 uns en helpet vigilie noch zelemissen, 

wi ne hebbet nicht so wisse 

so de ewighen vordomenisse. 

wach, wo hastu uns yoreghezeenl 

dat dy alle leit mute gesehen I 
50 nu mute wi to rugghe ^en 

unde lasterliken van godes oghefi vlen. 

wy, wat hastu ghedreven? 

wente werestu bi gode hieven! 

nu antwerde my vil even 
55 unde bore, ik wil dy scult gheven. 

god de wise unde de milde 

de makede my na zinem bade, 

nu byn ik eme worden wilde 

unde vare under der duvele Schilde, 
60 got de scop my na ziner lik 

gar scone unde tertlik. 

nu bin ik worden gar eyslich, 

alle de schult de gheve ik dych. 

nu antwerde my vil drade, 
G5 wor umme ghevestu my de Stade, 

dat ik ie zünde dede 

na der duvele rade? 

so war ik my to den zünden bod, 

se weren cleyne efte grod, 
70 de dedestu wol umme eyn loth 

unde dachtest nicht uppe den bitteren doei. 



83) tischen B — 39. 40) un aide grawen mofiike bmde olde ufi ionge B — 
42) kocken jB — 44) uter H, in B scheint van gestanden su haben. — 45) en 
fehU jB — 46) we enhebbet et nicht H — 47) Also— vordomnisse H — 48) Ach 
wu hestu vns vorgheseen U — 49) moten gescheen if — ÖO) mote we hyr to 
ruwe stan H vgl v. 150. — 51) lesterliken von H — 62) Owe— hastu H — 58) 
Worumme enwerestu nicht H — 54) my fehlt H — 66) dik H — 66) got H — 
67) na zines z . . . Ide J5 - 68) ik geworden gar eyslik U — 69—62) fehlen in H 
— 63) de fehlt vor gheue— dik H — 66) Vommme JB — 68 Wor ik mik IT — 
69) Uene efte H — 70) De dedestu umme H — 71) Vnd endechtes nicht den H, 



30 

du werest weldich unde rike, 

so war du beghundest henne striken, 

dar rcpen ze alle bcdelle to ghelike : 
75 sta up hör ! wike wike ! 

wor zin nü dine knechte 

de di volgheden rechte, 

20 en weldich siechte? 

lat ze DU vor dy vechten ! 
80 were der iennich zo ghedan, 

de nu by dy wulde stan, 

den helde ik vor eynen man. 

nen, se willet dy af ghan. 

wor zin nü dine starken veste 
85 unde wat helpet dy nii dat allerbeste? 

nu liggestu nu hir uppe dat leste 

an eyneme snoden veste. 

sprek nu, wo di dyn hus behaghet! 

din nese di in den verst raghed. ^^^^^ 

90 da^ zy dem gode gheclaghed, 

dat de dach tu wert bedaghet! 

din hus is zeven vute lang 

gemaket van einer olden bank. 

leghestu nii hir icht lange, 
95 du ghevest allen luden stank. 

eia^ du vü unreyne as, 

wat helpet nii din schone pallas, 

de so 2anghe ghebuwet was? 

nu wardet diner Zathanas. 
100 din beddc lach to praalc 

mit cüssen unde mit czindale. 

nu ligghet twe strowische to male 

under dineme hovede to grale. 

war zind du dyne schone perde 
105 de du beddest harde werde? 

du kerest nu den nacken to der erde 



72) mit den riken H — 73) Sakon berimiide en striken H — 74) Se repen 
alghelike H — 75) Sta vp her höre wike ä *du warst (als Bitter) so mächtig u, 
gewcUttätig, dasSy wohin du auch (mit deinen Knechten) aufbrachst, alles einander 
zurief: 2^rück, flieht, flieht P Vgl, über uphor ^bei Seite, zurück^ J, Grimm, Gült, 
Änz. 1850 S. 761 ; Woeste, Zachers Zeitschr. 5 S. 78. — 76) sint nu if — 77—79) 
dafür H De hulpen herdc vechten — 80) Wer der eyn so getan ü dar B — 81) 
fehU Jf — 82) ik wolde vor H — 83) willen diner al aueghau II — 84) Wor sint 
nu dine alderbesten knechte II — 85) dat fehlt II — 86) Anlegestu hir up dat 
leste H — 87) lies neste; In eyner snoden veste II — 88. 89) Sage wo din hoff 
behage De nese an den verst raghet if — 91) wart /f — 92) sevcn vote H — 93) 
Oemakent von eyner snoden bank II — 94) nu fehlt II — 95) luden schände // 
— 97) dine B din schone pallas B — 98) bewised hast B — 99) Nu antwert se 
sathanas H — 100) stunt to prale H — 108) hovede unde gralen B — 104) 
fehlt H — 105) Des bistu harde werde H lies redest. 



31 

unde eyn bare is dyn gheverde. 

du ridest eyne bare 

to kerkhove zun der vare. 
HO so wanne du körnest dare, 

so nemed diner radden wäre 

unde willet dine knoken gnaghen 

unde din vlesch to hole draghen 

mit eren unreynen craghen. 
115 wy der iammerliken claghe! 

wor zint nu dine sconen cleider, 

de dar weren unser beider? 

wach nu unde leider, 

se weren io wider unde breider 
120 wenne se iennich man droch. 

nu dregestu eynen snoden doch, 

he were umme dre pennighe düre noch. 

des scholtu hebben minen vlok. 

men scholde di vloken unde baten, 
125 wente du drevest grothe unmate, 

du ne woldest up der Straten 

neuen armen man by di laten. 

nu bistu armer denne iennich man. 

din lif uine were en kan, 
130 ia en kropel mochte di io slan, 

deme du leide haddest ghedan. 

nu zee, wat hastu beiaghed ! 

din wif hat di lichte vorcla^hed, 

sut se eynen de eer behaghed, 
135 ze nympt ene, dat zi di ghesaghed. 

din wif dat du ghelovet hast, 

de is myt groter ruwe vorlast, 

komet eer aver en lever gast, 

so is eer diner alzo en hast. 
140 dine kindere unde dine vrunde 

claghet dich vil körte stunde, 

des ze crighen de punde; 

se achtet cleyue uppe dine zünde. 

du scolt des loven mich, ßilh 

145 dat gut gripcn zee to sich, 

se achtet leider cleyne uppe dich. 



107) is fehU B — 108) rides H — 111) de wormen H — 113) fehU H — 
115) clage Beide nacht vnd dage H — 120) dafür hat H Nu segge my vil arme 
roth (!) — 122) eynen pennink H — 129) nene H — 133) lichte H dikke B — • 
135) fehlt H — 136) de du J? — 137) groten ruwen lust H — 138) Kommet 
er aner eyn ander garst H — 139) Se let se vmme di en yast H — 141) De 
klaghen dj H — 142) Oppo dat se crighe U — 143) Se achten klene vp sine 
Bande H — 145) Dat gelt rapen H — 146) cleyne fehlt B cleyne vp dik H. 



32 



ach, wo kastu uns vorghezeenV 

dat di alle leit mute ghescheen ! 

DU mute wy to rugghe teen 
150 unde lasterliken van godes oghen vlen. 

wat helpet di nu din grote ghud? 

wat helpet nii dich overmud ? 

mochte ik id eyne stunden hebben gud, 

darumme wolde ik weinen dat rode blud. 
155 neyn, neyn, des mach ik wol vortyen, 

ik müd weynen unde scrien 

unde iummer god vormaledyen 

unde zine leve müder Marien, 

de wile dat ich ropen mach. 
160 vorvluket si de zulve dach, 

dat ik desse werlt ye ghesach! 

dessen geistiken stach 

den hebbe ik van di, unreyne as. 

wat helpet di nu din speghclglas, 
165 dat vor dinen oghen was? 

du werest dar also en adamas, 

nu bistu swart alzo en brand. 

du streckest vute unde band, 

men mach di stoten dor de want. 
170 verloren is din hogheste pand. 

eya, kundestu mi icht bewisen, 

wor is nü din eddele spise, 

de du vordedest tho unwisen? 

du haddest to diner spise 
175 peper unde safferan, 

sedewar unde galighan, 

enghewer unde aromatan. 

in wine letestu dine spise stan. 

du haddest gude kost ghekorn 
180 Store, las unde de eddelen vorcn, 

re, hasen unde dat ecorn. 

alle de kost is nu verlorn. 

du hast den wormen spise bereit, 

se scolen di vreten, god weit, 
185 dat si di lef edder leit, 

se warden diner, ze zind bereit. 



147) hestu H — 149) Nu mote we hir to ruwe stan H — 160) Vnd 
iammerliken van gode vlen 7/ — 151) di fehlt H — 152) Vnd din grote ouermut JbT 
— 155) leyder wol tighen H — 157) maledicn // — 162) Dissea ewichliken H 
geistliken? — 167) swartcr wan eyn H — 169) lepen (!) dorch eyne want // — 
171) fetkü H — 173) vordedes to vnwise H — 174) Ok haddesta H — 176) 
galgegan H — 177) Ingeuer H cyromata B — 180) edel vorn H — 181) den 
hörn R — 184) De schullen eten dat got weit //. 



33 

wor zind nu dine vorguldine spangben, 

de dar pleghen to hanghen 

an der huven bi dinen wangben? 
190 sprecb den knechten to dat se di langhen. 

neyn se scolen bernen uppe dime berten. 

de not scoltu nummermer vorwynnen. 

wi, dat du ie gbewunnest de vif zinne, 

dat se so gar vorgbetten godes mynne. 
195 wo bastu uns voregberaden V 

dat du zist vorwaten ! 

de duvele komet drade 

unde willen uns voren ere Straten 

in de ewigben pine, 
200 dar wy ewicb muten quinen. [4i2a 

se lichame myn[e] 

alle de scbult de synd dyn[e], 

dat mocbstu prowen openbare. 

dit scoldestu wol hewaren 
205 vor dineme dode over druttich iaren. 

nu müd ik van hjnnen varen^ 

de duvele mik van hynnen triven, 

mannes bende mit den wiven 

ne kundens nicbt to vuUen scriven 
210 wor ik arme mogbe bliven. 

Do de zele aldus ghesprak, 

do brac de licbam unde sprak^ 

uppe der baren dar be lacb 

be borde dat boved unde iacA: 
215 '0 wi bude unde wapen! 

ik bebbe gbar unsacbte slapen. 

we is de micb wil straffen ? 

ik borde eynen geist clapbcn 

klenlicb so en kindelin, 
220 id macb wol eyn sele zin. 

bistu dat leve zele myn, 

so antwerde deme licbame din! 

ik liggbe bir uppe eyner baren 

mit minen struven baren, 
225 de ogben stad my to stare. 

nu nymp miner vorder wäre. 



187) gülden If — 188) fehU H -^ 194) fehlt J5 — 201) vgl 346. 28 und 
Grimm gr, 4. 563. — 203^ Dat wart dy uu apenbart 11 — 204) hebben vorbewart B 
— 20Ö) Wol ouer druttich iaren H Vor dinem dode , . . . B — 207) De duvele 

willet van JB — 208) Mannes liende unde ok . , . . B — 212) bracht U — 

214) und sprak H — 217) Wort de mik straffen H — 218) claffen H — 220) 
fehtt H — 222) din Id is dy ok wol schyn 11 — 224) My sint straff myne baren H. 

Niederdeutsches Jahrbuch. V. 3 



34 

eya zele, leve zele, 

wes moicstu dinen licham so velßV 

uns zind ghezend twe sapelle 
230 Ute der grundelosen helle 

mit pineu dorebgoten uude dorslagben. 

de scole wy leider dragheu 

bette to deme iungbesten daghe, 

darua vornyet sich uuse plaghe. 
235 wi hadden den erghesten deil uterkorn 

wi muten iummcr zin verlorn. 

wy dat wy ie worden gheborn! 

du sprekest nu dor dinen torn, 

dat id zi allebedille myn schult. 
240 leve zele, have ghedult, 

du mochst proven efte du wult, 

id is werlikeu diu egheue schult. 

uu zee, wo mochte ik zünde pleghon, 

dar ik nu mut stille leghen 
245 Ufide van mynes sulves wegen 

nidd eyn let mach gheregen? 

wente aldar ik levede 

unde in der werlde svevede 

unde na den zünden strevede, 
250 dar ik nickt vor enbevede, 

dat quam van diner gute. 

du ^^oredest hende unde vote, 

du ghevest autwerde unde grote. 

du scJwldest van rechte de zünde buten. 
255 du ^cMdest dat vore hebben bedacht, f4ii>h 

dat di god mit ziner craft 

sulven de schone hadde ghemacht. 

dat is nu in dusser nacht 

di to male vorstolen. 
260 du bist noch zwarter den de kole. 

du schalt den kummer dolen, 

den de vorvlokeden dulden scolen. 

ik bin hir angheresen: 

mochte ik mit ghemaken wesen, 
265 . . . anstu wal ghenesen, 

wejrhken dat scal my vil lef wesen. 



228) Ves B moghestu H — 229) fehU n — 230) Vt dem gründe lesen velc H 

— 232) leyder beide draghen H — 233) Wento H — 234) Darna vomiget vnse plage H 
241) fehlt H — 244) fehU B — 245) . . gglie . . an mynes sulves wegen B — 246) 
gheroren B — 247) ghelevede B — 250) vorbevede B — 252) storedes H 

— 257) ghemaket B — 258. 259) ... au desser nacht to male van dy Stolen B — 
2G0) Du bist lik den swerten kolen H — 261) doghen B — 263) . . . byn eyn arm 
reese B — 264) . . . e nich mit vredc wesen B — 265. 266) fehlen H, 



35 



ik ligghe hir zo en olmich blök 

nochten gherne neme ik myn del ok. 

Uot dat ich de zuAde nicht en vloch, 
270 sint ik myne müder soch, 

dat brochte mik de düvel an, 

do de werlt unde myn vlesch my vorwan. 

we dessen dren yienden künde wedderstan, 

dat were to der werlde eyn salich man. 
275 wo Bcalde ik my gheweren 

unde myne sele gheneren, 

went de leiden dre heren 

stedes by my weren 

unde wulden mich vorheren? 
280 ik byn eyn arm lemesklod 

ghemaket so dat god enbod, 

min macht was mate grod. 

ze, sele, al desse nod 

have wy van diner weghen« 
285 eya, sele, nu lat my ligghen 

unde vare ! dat dy god gheseghene ! 

ik en kau de tunghen nicht lengher gheregen.' 

Do rep de zele myd groteme weyne : 

'0 wi und owe! dat alle steyne 
290 unde ok de berghe alghemeyne 

uppe my leghen alleyne ! 

dat wulde ik vor eynen wünsche nemen, 

uppe dat ik unreyne greme 

vor godes antlat nicht enquemo, 
205 wante ik byn em ghar unneme/ 

ze gaf sich suluen manneghen slach, 

vil Wide unde vil zide se ummesach, 

to deme lichame ze over sprach 

uppe der baren, dar he lach, 
300 'vil unreyne as unde croden spise, 

du hast mich nü mit uuprise 

ghedelet van gode myueme amise. 

war wult du mich nü henne wisen? 

du sprekest: vare to gode wart. 
305 neyn de vil eddele vart 



267) wlmich holt H — 275) fcalde (sie) B fchal H — 272) vleisch schal 
snnder wan H — 274) De were wedder de werlt H — 280) eyn armen lemenklot H 

— 284) weghene B — 285) mik leghen H — 287) gheroren B 287) steht vor 286 
in U -- 288) groteme iameren B — 290) fehlt H — 291) allemeyne alleyne B 

— 292) fehtt II — eyne B — 293) greme fMt B — 295) unname B — 300) der 
wormen spise H — 301) mit en to prise B — 302) meynen frunde U — 304) 
vare B vorwar H, 

3* 



36 

de hestu my leyder bewart. 

ik wil Serien over dyne unart 

wach unde wapen. 

du woldest langhe slapen, [4i3a 

310 du achtedest cleyne up de papen, 

wat se gudes mochten k[I]apen. 

to godes deaste was dy leide, 

metten unde missen vorslepestu beyde. 

des mute wy van hynne sceyden, 
315 mit iamerliken oghen weynen. 

du levedest myt barate, 

du werest stolt uppe der Straten, 

dat was ane mate. 

des mostu zin vorwateu. 
320 du woldest dikke ryden 

to storme unde to stride, 

nu iapestu so wyde, 

du most den duvel vorbyten. 

ruch is dyn hart, 
325 dyn tenen ghel, dyn oghen swart, 

du werest vormeten, 

du wuldest wol drinken unde eten 

mit allen de dar by di seten. 

dines sceppers haddestu vorgheten. 
330 du betest di io slan 

de vetten hennen unde ok den han. 

men moste dy ok van 

den reygher unde den voysan, 

de cleynen sneppen unde den kran 
335 unde ok vil mannich raphon. 

du lotest vorhouwen ok dyne scho, 

wat mochte ik vil arme dar umme don? 

id was my vil ynnichlikeu leit 

dat du ye drevest aisulke dumheit. 
340 wente io der werlde wisheit 

dat is verloren arbeit. 

do du haddest sulke macht, 

do scholdestu up god hebben dacht, 

so hedde got in dusser nacht 
345 mit dy ghewesen in siner craflft. 



306) hebbe wy vorzumed Haddestu my alleyne bewart B — 811) saghen B 
kapen H vgl, 218, — 815) Ynd iammerlike schreygen vn weynen H — 316) 
levedes H — 320) raken H — 322) Du kapes nu vp de siden U — 828) moch- 
test H — 824) Vil ruch is nu din hart H — 325) oghen gel— tene swart H — 
330) letest H to slan B » 331) hennen bi deme hauen B — 883) reich JET — 
836) Du ghinghest mit dor houwen schoen H — 337) dar fehlt B — 842) Wend 
du haddest aisulke macht womit B endigt. 



37 

nu böse licham mine 
aide schult de sint dine. 

aide papen twischen deme mere unde dem Rine 
de enbeden uns nicht eynen dach vrijst: 
350 dat erberme gode ihn crist! 
de duvel komen mit orer list, 
mut von hennen, bliff so du bist.' 

Do de arme licham 

sulke nod vornam, 
355 sin herte von leide weneu began. 

he richte sik up als he muchte unde sprak: 

'myn sele, du my[n] grot unghemak/ 

Vil kummerliken he na or sach, 

also eyn wiff sin stimme rep f4i3b 

360 'sele du en deyst nu my nicht lefif, 

dat du my sendest aisulken breff. 

sal eyn hcre sin undcrdan dem knechte unde eyn fruwe 

dat is dat my serc missehaghet. [der maghet 

wur eyn maghet is boven der vrouwen, 
365 dar mach men iamcr schouwen. 

ik lovede dik in truwen, 

dat wil uns beyde ruwen. 

al dat uns is beide ghescheu. 

dat alder hebbe we bey[de] gheseen. 
370 du woldest straven und scheiden: 

des mote wi mit den duvelen in de hellen. 

du werest my to eyner vrouwen ghegeven 

unde ik din maghet bescreven. 

were we an sulker achte gebleven, 
375 so mochte wo weideliken leven. 

wan ik de sunde bedachte, 

so werestu darua mit machte 

by dage edder by nachte, 

dat ik de vuUenbrachte. 
380 du scholdest my truweliken vorstan, 

wur ik to den sunden wolde gan, 

dar werest du my io underdan, 

dat segghe ik dy sunder wan. 

de licham enkan by werliken dinghen 
385 neyne sunde vullenbringhen, 

et en si der seien wille. 

myn arme is my also eyn spille. 

ik kere wur ik my kere, 

hir en is neyn man de my de worme kere. 



362) lies !»al eyn fruwe sin undcrdan der maglict. 



390 de myn vleisch alsus vorhereu. 
ja dat ik vlote an dem mcre. 
noch wolden se by my sin. 
myn back dunket on eyn sote schriu. 
se nu, leve sele myn, 

395 is de schult dyn edder mynV 

ik lege hir in disser laden von breden, 
mochte ik al de werlt gheve[n], 
ik reghede nicht eyn vingher. 
nicht en . . rghe dat ringher. 

400 du schalt dik nu beghinnen, 
du schalt nu van hinnen, 
de unreynen worme willen my eten, 
ik beholde nicht eynen beten 
unde den anderen al dar mete. 

405 uu SU, leve sele, 

der worme is so vele, 

men muchte vullen alle de kelen, 

de dar stan an des meres relen.' 

De sele sprak: 4k sta dar ik stunt, 
410 ik en wil noch nicht stillen mynen munt, 

ik en see dik nicht mer wen to disser stunt 

den boven der hellen grünt. 

dar schal men uns bringen to bade 

mit unsem stade. 
415 nu leghe wedder an de lade 

unde hebbe cleyne gnade 

nu de wile, dat du best de macht. 

sage my, wu hestu gedacht, 

we gafi di [to] den wisen worden crafft, 
420 de du my best vorghebracht. 

dine bewundede lede 

hebben herde wise rede, 

de ik gerne vormede, 

mochte ik sin mit vrede. 
425 du hast an dusser nacht 

vele wyser rede vorghebracht, 

de en hestu nicht van diner macht 
. nocht von diner tunghen crafft, 

du makest dy sere reyne, 
430 dat helpe[t] dy sere cleyne. 

du sprickest dat wort alleyne, 

darumme mochte ik wol weynen. 

ik was dy to eyner maghet boschreven, 

were we an sulker achte gebleven, 
435 so muchte we ewichliken leven. 



[41-Lq 



39 

des enhebbe wc nicht ghedan, 

du werest [mij also underdan 

unde ik dy al sunder wan, 

des mote we nu mit schänden aflfgan. 
440 du werest iunck unde geil, 

de berch enwas ny so steil, 

du en klummest one up unde nedder 

beyde hen unde her wedder. 

de schulde weren dine, 
445 wan ik di woldo pinen 

mit Tasten unde mit karinen, 

so kemen de vrunde dine 

unde beghunden di rat to gheven. 

se spreken: du schalt langhe leven, 
450 du schalt na den sunden streven, 

leven vroliken unde balde. 

wan du begunnest to alden 

unde dine loke grisen, 

so erst schaltu dik dar na prisen, r^^^j 

455 dat du beginnest to wiseu 

unde kere[n] dik to gode dyneme vrunde, 

unde erwerflf denne sine hulde : 

so is et noch wol to maten. — 

alsus sint we beide vorraten. 
460 nu we gherne wat ghudes deden, 

nu ist leider alto late, 

dat du my vele wolt schult gheven. 

we mote[nJ lange mit leide leven.' 

Ach. na su ianimcrliken sanghe 
465 sach me orer twier wanghen 

mit duscnt tränen behanghen. 

ore oghen weren bevangheu 

mit also grotem weyne, 

et muchte erbarmen eyme steyne, 
470 dat se worden also unreyne 

also de duvel ghenieyne. 

nochtan de sele nicht enswech, 

to der laden dat se sech, 

vor dem licham sc sik nedder nech: 
475 'ach, wo bistu so rechte bleck, 

war is gekommen dyn varve dar, 

dyne oghen unde dyne schone har? 

dyn antlat stunt oppenbar, 

des nemen dusent lüde war. 



456) lies amise vgL S02. — 468) weynen? vgl 288. 



-.4 



40 

480 men hadde so schönes ny ghevundeu. 

wor is dat schone von dinem munde, 

de dar lachede to allen stunden? 

owCj dat is [nu] vorswunden. 

wor is dyn kin, dyn kelc klanc? 
485 wor is dyn haut 

de dar na want, 

dat se mannighen ritter betwangk? 

eia, dat nu so dure deghen 

hir so iammerliken schal leghen! 
490 din herte was io vorweghen, 

wor men homodes scholde plegen.' 

De sele swech, de licham sprak: 

'do ik sulkes levendes plach, 

do was my vi! leyde darnach. 
495 nu kumpt et my to hus al up eynen dach. 

do ik was an myne[m] junghen live 

unde vroude plach to driven, 

ik wende ummer to bliven. 

ik sprak, man schal slan de schyven 
500 de wile dat se lopen mach. 

nu is aver komen eyn dach, 

dat de sulve schyveslach 

nicht lengher enlopen (!) mach. [iioa 

owy, dat my ye so wol wart! 
505 wo cleyne dachte ik uppe desse vart, 

dar ik nu bin hinghekart. 

sele, dat scholdestu hebben bewart. 

du scheidest my hebben ghecastiet 

unde myn vleisch hebben gewiset, 
510 dat ik mit tuchtcn hadde gescriet, 

so heddes uns god ghebenediet. 

nu was ik dy alto trut, 

du heldest weldich dyne hut — — 

hirmede is de sunder gheerghet. 
515 io he des vley8ch[es] bat pleget, 

io he mer na den sunden strevet. 

nu lat we desse rede bestan, 

id schal hir an eyn scheyden gan. 

hedde we beyde wal ghedan, 
520 dar muchte we levcn sunder wan.' 

De sele sprak: licham, lat din claghen, 



502) ilach ist zu tilgen und v, 503. 503 zusammenzuziehen. — 509) gewict? 
614) Vor diesem verse scheint etwas ausgefallen zu sein. 



^ 



41 

we mote uuse pine unde plaghe 

na den junghesten daghe 

beyde alle like draghen. 
525 me mut uns altolike scryven, 

we moten ummer tosamen bliven, 

neyn me mot uns noch entwey driven. 

wat we deden an unsem live, 

dat mote wy to hope boten 
530 an henden unde an voten. 

mit dusent worden wil ik dy groten, 

wen ik rume dessen hoff 

unde ik wil hebben orloff. 

du most to der erden stoff, 
535 an dem iunghesten daghe steystu wedder ufi.* 

De sele kerede sik van der bare 

an so iamerlike varc. 

de licham nam er grote wäre 

unde rep 'sele, bistu noch dare? 
540 leve sele, sta noch eyne stunde, 

wente ik von dinem munde 

eynes dinghes wynnen künde. 

saghe, is an der helle gründe 

ok ie trost ghevunden? 
545 hordestu dar ie äff lesen, 

ich[t] dar ienich man moghe ghenesen 

an hune[n| edder an resen? 

hat men der heren ienighe schone, 

de hir upsatten de gulde[ne] crone 
550 unde gheven grote gherede to lone?' 

De sele sprak 'nicht mer wen eyner bonen.' [4i5h 

De licham sprak 'achtet me de[r] vorsten nicht, 

de hir grote borgho hebben gesticht 

unde hoghe muren hebben upghericht?' 
555 'Altomale achtet men orer nicht.' 

'Der deghen de hir riden unde weghen, 

den de arme lüde under de[n] voten leghen ?' 

'Nicht mer wen eyner valen schegen.' 

'Wo is den kardinalen unde den papen, 
560 dem patriarchen unde den praelaten, 

de hir mit grotem barade 

gan to der heren rade?' 

'De duvele riden se to bade 

also blot also eyn made.' 
565 'Achtet men nicht der kanoniken 



556) reden? yriiien und stritten,* — 560) den? 



< 



42 

unde der witten monneke 

mit den witten platten, 

de under den voten draglien de läppen 

unde up dem hovede de groten platten?' 
570 'Nicht mer wen eyner bunten katten.' 

'Achtet me nicht der wysen papen 

de hir er tide clappen?' 

'Also vele also eynen olden apen. 

eynes dinghes bistu bericht, 
575 de sint to sulker dusternisse gesticht, 

dat se nummer nichtes nicht 

dorven vragen umme ienich licht, 

et wirt en ok bereit nicht. 

se liden van dem duvel dwangk 
580 unde van sik sulven groten stanck, 

dat on kort dunket dusent iar lank. 

men hört der anders neynen sank 

wen owy unde ok owe. 

se en hören nummermer 
585 gloria tibi domine 

noch dat sote wort Ave. 

ore alderlevesten vrunde 

grynen myt creme munde 

also de groten hunde, 
590 unde ok sint se unghebunde[n] 

an voten unde an henden. 

ore iammerlike pynen, 

de se nu unde ewichliken liden, 

dar enwart nummermer neyn ende. 
595 me kan on neyne hulpe senden. 

wente dar steit ghescreven also: 

In Inferno 

nulla est redemptio.' 

'0 we, ik hebbe dy ghevraghet 
600 unde du best my ghesaget, /^^^« 

dat my herde ovel behaghet. 

dat sy hüte gode gheklaghet, 

dat we to mynschen ye worden gheboren ! 

we moten ewich sin verloren. 
605 ik wolde dat gherne wilkoren. 

dat ik der eyn were 

eyn louwe edder eyn bere. 

wan ik denne dot were. 



672) tide horae canonicae. — 590) uu ghebuudcn ? — 594) der ? — 606) der 
d^r eyn oder eyn der? 



\ 
\ 



43 

so were vorgan al myne swere, 
610 80 storve de sele mit dem live.' 

De sele rep 'wor schal ik arme bliven, 
de duvel komen myt grotem kyve, 
se willen mik von hinnen dryven. 
o we unde owe, owe, owe! 
616 licham, nu en se ik dik nummermer 
wente to dem iunghesten dage, 
so mut ik dik vor gherichte draghen.' 

Na so iammerliken worden 

quemen so ik horde 
620 twene duvele dare 

in also iammerliken vare, 

de vlammen vloghen uth eren nesen 

also dat vur ut der esen. 

ore oghen standen en open 
625 unde brande[n] also twene pekgrapen. 

uth oren hoveden boven 

brande it also eyn gloendich oven 

von dem koppe wente in den nacken. 

darby stunden on twene vurtacken 
630 crum mychel unde grot. 

swevel ut oren oren vlot, 

ore tunge was eyn bretworm, 

de rep unde makede manighen storm. 

mit adderen unde mit slanghen 
635 ore lif was behangen, 

or anghesichte was gruwelik. 

de sele rep so iemmerlik, 

se rep Jesum 'fili dei 

miserere mey! 
640 erbarme di, leve here, 

over my armen sele 

dorch diner leven moter Marien ere!' 

De duvel sprak ^du ropest nu to spade. 

dat dik god nummer berade! 
645 dik enkan neyn gnade gescheyn, 

we moten dy von hennen ten: 

dat du vordenet hast. 

cum, du bist dar eyn leflf gast!' 

se vorden se mit bitteren worden f4l6b 

650 wente vor de helleporten. 



638) oder rep: Jesu tili dciV 



44 

dar quemeu de duvele alle 

unde entfanghen se mit groteme schalle, 

de eyne rep 'wilkome her vrunt!' 

de ander brak or up den rannt 
655 unde schenkede or myt eyner schopen. 

de arme selo beghunde to ropen 

*o wy, wat rat schal werden myn? 

vorvluket si de moder myn, 

dat se my to der werlde ghedruch, 
660 dat se my nicht dot ensluch, 

do ik von orem live quam! 

vorvluket sy Eva unde Adam, 

dat se den appel eten 

unde godes bot tobreken! 
665 vorvluket sy er siechte allegader! 

vorvluket sy myn mynschlike vader, 

dat he myn vader ie ghevtrart! 

we der iamerliken art, 

dar ik nu bin hen ghekart/ 

670 De duvele spraken ^disse sank behaghet uns wol ! 

nu ik dat sulven spreken schol! 

nu sink vaste vorbat, 

dat dik de hilghen werden hat!' 

De sele sprak unde rep: 
675 'ik bin vorvluket 

alle gnade is mik dure, 

ik mut to dem ewighen vure. 

ik wil al dat vordomen 

dat ik kan ghenomen, 
680 wente myner kan neyn rat werden. 

vorvloket si hemmel unde erden, 

man unde sunne 

unde alle hemmelsche wunne! 

vorvluket sy der sterne schyn 
685 unde de mit gode wonende syn!^ 

De duvele spreken 'dat sint gude done, 

noch schaltu eyn guth leth singhen, 

so wil we dy to bade bringhen.' 

De sele sprak ^uu mot ik eynes sanghes beghinnen, 
690 des ik nummer vorwynne. 

ik bin aller gode blint. 

vorvluket sy Maria unde er leve kint! 

wat scholde ik to der werlde schapen? 

vorvluket sin de papen, 
695 dat se iummer loven myt tunghen/ 



45 

De duvele repen 'du best wol ghesunghen, 
kum her in dat affgrunde! 

dyne vorvlukende sunde [4t7a 

schullen dik dumpen also sere, 
700 dat du schriest iummer mere/ 

Alsus war de sele vorsenket 

unde in dat affgrunde ghedrencket, 

dar se nummermer schal rouwen 

unde godes antlat nummer schouwen. 
705 dar wart se wol entfanghen. 

myt glodighen tanghen, 

also de duvele pleghen to draghen, 

dar wart se sere mede gheslaghen, 

dat er arme gheist knakede, 
710 de al von sulken eutwakede, 

unde let iemmerlike sleghe 

unde rep von groten herteleyde: 

^miserere mey, deus! 

gnade, here !' — Wo is my alsus gesehen, 
715 wat hebbe ik iammers gheseen 

an dissem riken armen! 

here got, lat dat dik erbarmen, 

dat de mynsche schal werden gheboren, 

de myt den duvelen schal werden verloren ! 
720 we, wat schal dat gut to hope bracht, 

dar god sulven wart umme vorwracht? 

Nu bidde we altosamen 

[got] dorch sine heren namen 

dat he uns ruke mute gheven 
725 unde eyn doghentsalich levent, 

dat we by unsen tiden 

moten also striden, 

dat de hemmel unde erde 

von uns ghesciret werde, 
730 dat men alle daghe 

neyne mere mote von uns saghen, 

wo we up den ertrike leven. 

des mote uns helpen Jhd Grist, 

de alder werlde eyn losere ist 
735 dorch synes sulves namen 

Jhesus Gristus Amen. 

Et sie est finis. 

BERLIN. Wilh. Seelmann. 



714) Hier nimmJL der Visionär seine eigene Bede wieder auf. — 724) sin riek? 



Mittelniederdeutsche Osterlieder. 



V-N *^N^N ^--* Ä,-fc^ ^ ■■ 



Wilhelm Müller hat in der Zeitschrift für deutsches Alterthum 
1, 546 f. aus einer Hildesheimer Handschrift vom Jahre 1478 ein 
mittelniederdeutsches Osterlied mitgetheilt, welches in etwas ab- 
weichender Fassung Hoffmann von Fällersleben nach einer Hannoverschen 
Handschrift des 15. Jahrhunderts in Pfeiffer's Germania 2, 164 f. ab- 
drucken Hess. 

In seinem verdienstlichen Programm von 1876 hat J. G. Müller 
über den Inhalt der Hildesheimer Handschrift nähere Mittheilung ge- 
macht (S. 9 f.) und daselbst auch einen buchstabengetreuen Abdruck 
dos Liedes gegeben. Er bemerkt dazu: ^unter dem Liede ein Baum 
voll von Vögeln auf blumiger Wiese mit der Ueberschrift : vrowe dich 
tochter von syon, leve mere sage ik di.' Auch diese Worte klingen 
wie der Anfang eines geistlichen Liedes und sind wahrscheinlich nichts 
anderes als der Eingang einer niederdeutschen Fassung des aus einer 
Klostemeuburger Handschrift in Wackernagcls altdeutschem Lesebuche 
5. Ausg. 1177 f. gedruckten Liedes, welches hier beginnt 

Vreu dich, tochter von Syon, 
schone x)otschaft chumet dier. 
du solt singen süezzen don 
wol nah deines herczen gier. 

Auch der übrige Inhalt der Handschrift ist beachtenswerth, so- 
wohl die Miniaturen wie der Text. Letzterer besteht aus Betrachtungen 
und Gebeten, ^die sich anlehnen an die kirchliche Feier von der Ostcr- 
Vigilie bis zum Schlüsse der österlichen Zeit; aber den einheitlichen 
Grundgedanken des Ganzen bildet die Vorstellung einer Vermählung 
der gläubigen Seele mit ihrem auferstandenen Bräutigam in der öster- 
lichen Communion, und dies Bild ist mit grosser Innigkeit und Le- 
bendigkeit so durchgeführt, dass überall die kirchlichen Ceremonien 
und mittelalterlichen Hochzeitsgebräuche wunderbar ineinanderfliessen' 
(J. G. Müller S. 9). 

Auf meinen Wunsch hat mir Herr Director J. G. Müller weitere 
Mittheilungen aus der Handschrift gemacht, die ich hier, mit den 
nöthigen Anmerkungen über die Lieder, veröffentliche. 

Das erwähnte Osterlied bildet den Eingang und war bestimmt am 
Ostersonnabend gesungen zu werden. Ebenso folgendes Lied, welches 
durch die beigeschriebenen Noten deutlich als Gesang bezeichnet ist. 



47 

We schollen alle vrolik sin 

to desser osterliken tyt 

dar alle unse trost ane steyt*). 
Das Lied ist völlig unbekannt^) ; leider ist nicht mehr davon in 
der Handschrift mitgetheilt. 

Es schliesst sich an dasselbe folgende Betrachtung: 
du eddele brud Christi, in desser werdighen stunde desser 
uterwelden nacht scholtu bedenken de twe werdighen offere, dar se 
mede cyret vfi beghavet is vfi anders nen dach noch nacht in dem 
jare. Alse we ghisterne beghinnen to none tyt, alse sik de sunne 
wendet ufi de dach neghet, do offerde sik use heyland sinen hemmelschen 
vader vor uns in den dot. liyr umme dit erste aventlike offer, dat 
de modgr der hilghen kristeuheyt den hemmelschen vader offert an 
de huchnisse des dodcs sines leven soncs, dat is de acbare pasche- 
kerse. In hujus igitur noctis gratia suscipe, sancte pater, incensi 
hujus sacriiicium vespertinum'"'^). Üat andere nachtlike offer is de 
werdighe licham den me nu bcnedyen schal an de ere siner craftighen 
upstandinghe, wente to allen tyden benedyet me den hilghen licham 
an de ere sines dureu dodes; sunder an desser douweghen nacht so 
wert he darumme benedyet, dat desse vromorghenstern is up gheghan 
ufi heft US den dach der ewicheyt opent, also David secht 'bucinate in 
neomenya tuba in insigni die sol. vre.' An dessen worden menet he 
nicht mer dat we an user innicheyt betrachten, dat nen dach eddeler 
si wan desse begherlike nacht. Ach wo dan is desse nacht, wo grot, 
wo wunderlik, wo unbegriplik, der alle creatureu ere ufi lof gift, also 
in den hemmelrike alse in den ertrike wert ere werdicheyt lovet. 
doch enis nen creature nochsam in eren love, wente se heft us brocht 
dat eddele speyghclglas , den hogheloveden***) paschedach. dar 
umme gheve we er danknamecheyt, wente se heft us wedder brocht 
to der ewighen salicheyt, dar we beschowen scholenf) den speyghel 
der ewigen drevaldicheyt. 

Zu dem Gebete Salutatio nobilissimi et delitiosissimi sepulchri 
domini hat die Handschrift zwei Miniaturen, blumenbekränzte Sänger 
darstellend, dazu die Inschrift: 

Help US dat heylighen graf 

dar got sulven inne lach 

mit sinen wunden also her 

werdichliken mote. 
Es ist das bekannte Wallfahrts- und Kreuzfahrerlicd, dessen erste 
Strophe bei Uhland, Volkslieder S. 79 ff. lautet: 

In Gottes namen faren wir, 

seiner genaden begeren wir, 



*) Vielleicht an litV 

*) [Es steht hochd. gedruckt in Ph. Wackernagels Kirchenlied, II, nr. 1121. 

Anm. d. R.] 
♦♦) Die lateinischen Worte sind mit Nnten yerpehen. 

) Hs. hoghen loucden. 
t) Hs. scholt. 



48 

das helf uns die gottes kraft 
und das heilige grab, 
da gott selber inne lag! 
Kyrieleison ! 
Noch mehr stimmt die Fassung B iiberein: 

Nu helf uns das heilige grab 
und der sich durch uns dar in gab 
mit sinen heren wunden: 
dass wir zu Jerusalem funden 
werden froliche etc. 
Letztere Fassung aus Herzog Ernst D, wo offenbar die alten 
Assonanzen beseitigt sind. Die vierte Zeile des niederdeutschen Textes 
ist eraichÜicb unvollständig und entstellt. In Witzeis Psalter, eccles. 
(Böhme, altd. Liederbuch S. 678) lautet der Text: 

mit seinen fünf wunden also her: 
frölich faren wir gen Jerusalem daher; 
Leisentrit hat 

mit sein heilig fünf wunden rot: 
behüet uns herre vorm schnellen tot; 
was deutlich eine Aenderung ist. Vielleicht ist die niederdeutsche 
Zeile zu ergänzen: werdichliken mote wi gen Jerusalem. 

Der zunächst folgende Text ist lateinisch, einmal ins Deutsche 
übergehend: Veni ad me, hertelef, mines herten vroude ufi jubilus, 
was wie eines jener zahlreichen lateinisch-deutschen Lieder klingt, 
aber nicht mit Noten versehen ist. 

Weiterhin folgt das bekannte und populärste Osterlied. Postea 
populus cantat laudes resurgenti illud jocundum canticum 

Grist is upstanden 
van siner marter alle; 
des schölle we alle vro sin, 
got de wel use trost sin. 
Kyriols. 
Der Text ist mit Noten versehen. 

Dann Vale noctis praeclarissiraae in aoternitato temporum por- 
petuo celebrandae. 

wunsame vrolike nacht, 
du bist verluchtet alse de dach; 
din wunsame schin 
mote verluchten mines herten schrin, 
dat ik mit vrouden uü mit soticheyt mote entfan 
uü mit bernender leve beghan 
den hoghen werden eddelen osterdach, 
des min herte uü sele so lange begheret heft. 
Post matutinas per Organa*). 

lUuxit dies quam fecit dominus. 



') liier eine Miniatur, eine Orgel vorstellcnil. 



49 

Ik enfa dik, clare osterdach, 
mit aller miner sinne macht. 
Advenisti desiderabilis*) 

Du bist de erste vrouden schal 
des koninghes sone van enghelant, 
du bist alle godelik, 
dar umme bistu so minnichlik 
ufi gifst US dat ewighe licht. 
Ante excellentissimum sacramentum 
vere digna hostia**), 
per quam fracta sunt tartara. 
help US, wäre paschelam, 
de du hüte van dode bist upghestan. 
Am Schlüsse eines lateinischen Gebetes heisst es : Gif dat we 
an diner paschelken werschop in uses herten blischop werdelken 
moten mit di epuleren ufi in dinen love mit allen creaturen in disser 
vroliken hochtyt sotelken jubileren. amen. 

Die hier angeführten deutschen Texte sind sämmtlich unbekannt. 
Zum Ostertage selbst enthält die Handschrift folgendes Lied 
(oder Liedanfang): 

Der vroude dach is upgheghan, 
Crist van hemmein is upghestan, 
We sint gheloset uü is us wol gheghan. 
Auch dieses Lied ist unbekannt. 

Zum Eingang dqr Ostermesse findet sich folgender interessanter 
Abschnitt : 

In mundanis nuptiis iieri solet ut sponsa decenter ornata pro- 
cedat obviam nobili sponso de longinquo venienti ad locum nuptialibus 
gaudiis praeparatum, secum habens ystriones et mimos***), qui can- 
tibus et musicis instrumcntis jocundos reddant comitantes secum. 
ita et tu, devota auima, sponsa Christi, compone diligentius ornare u. s. w. 
Post hoc agitur processio sollempnis in memoriam illius pro- 
cessionis, quam Christus rex gloriae rediens ab inferis cum exercitu 
redemtorum celebravit, dum eos in paradisum exultationis introduxit, 
tripudians et saliens, ducens symphoniam et choream pro liberatione tan- 
torum filiorum, praecinens eis novum canticum, quod non decet promere 
alium nisi immortalem dei filium post tam gloriosum triumphum. 
Et nos scquamur laeti ac omni disciplina spiritali ornati magnificen- 
tissimum imperatorem hanc cunaleni choream praecedentem et dicentem 

Hur Jhesus springhet to voren an, 
he let de brut an siner haut; 
he is de den jubel kan, 
jubilus is he genant. 



♦) Mit Musiküotcii. 
**) Mit Noten. 
*♦*) Hs. mimores. 

Niederdentflches Jahrbach. V. 



50 

•salich de den jubel wet, 
de sele wert van minnen het 
uü van hemmelscher spise sat. 
Auch dies echt volkstümliche Lied ist anderweitig nicht nach- 
gewiesen. 

Die darauf folgenden lateinischen Verse 'Te agnum sine macula' 
sind mit Noten versehen. Dann folgt das bekannte 
Salve sancta dies toto venerabilis aevo, 
qua deus infernum vicit et astra tenet, 
mit folgenden ihren Inhalt wiedergebenden deutschen Versen, deren 
erste beiden Zeilen an anderer Stelle mit Noten versehen wieder- 
kehren, also einem Liede angehören. 

Also heylich is desse dach, 
dat en nen man vuUaven mach, 
sunder de hethlich godes sone, de de helle tobrak ufi den leyden 
duvel darinne baut; dar mede losede he de cristenheit. dat was god 
sulven. Kiri. 

Der Ostergcsang 'Also heilig ist der tag' ist bekannt. Vgl. 
Wackemagel 2, Nro. 968—970; Hoflfmann, Kirchenlied* 114-115; 
Wackemagel 4, 35. 

Wiederum nach lateinischen Versen 'Ad hanc vocem o athlete' 
(Hs. ad lethe) ein Distichon mit darauf folgenden deutschen Versen: 
flccc renascentis testatus gratia mundi 
omnia cum domino dona redisse suo. 
Ik se de lentes tyt upghan, 
mine oghen schowet wunne, 
dar ik an de blomen gha 
al mit bliden sinne; 
min herte vrowet sik 
jeghen der paschen minne. 
Namque triumphanti post tristia tartara Christi 
undique fronde nemus, gramina flore favent. 
Dar ik an der vrowde sta, 
min sele swevet an blischop 
jeghen den pris des jares dar, 
godes hoghe herschop. 
pasche, bringhe uns an des hemels hof. 
Legibus inferni oppressis super astra meantem 
laudant rite deum lux polus arva freti. 
vil eddele paschedach, 
aller tyde bistu schal; 
hoghe werde paschedach, 
nu overvuUe üs alle, 
ey wol üs, jümer scholtu stan 
in diebus aeternis salve perennata*). 

*) IIa. porhciiatji. 



51 

Qui crucifixus erat deus ecce per omnia regnat 
dantquc creatori cuncta creata precem. 
Din anbeghin is vroude, 
dat ludet alle tunghen; 
du bist aller blischop vul, 
van di swevet wunder, 
kum, herte, let vrowcn us 
to allen stunden. 
Eya modo jubilemus 
laudem deo decantemus, 
dicentes 
Nobilitas anni, mensis*) decus, aura dierum, 
horarum splendor, scripula puncta favent. 
Ilerschop unde vroude 
de drivet dine tyde; 
we dik an den horten dricht, 
de heft gude tyde. 
o sote vrolike begherlike dach, 
woldestu bi us bliven ! 
Darunter eine Miniatur, zwei geschmückte mit Grün bekränzte 
Männer darstellend, mit der Inschrift: 

Nu schölle we alle vrolik sin 
to desser osterliken tyd 
dar . . . 
Offenbar wieder der Anfang eines Liedes, das anderweitig nicht 
bekannt ist^). 

So gehen die lateinischen Distichen mit dazwischen stehendem 
deutschen Texte weiter, doch haben die folgenden Stücke keine poetische 
Form oder doch nur vereinzelt Reime zwischen der Prosa. 
Nach dem Distichon 

Eripis innumerum populum de carcere mortis 
et sequitur über quo suus auctor adit 
heisst es dann : 

He cledet se na sik mit eren schinenden clede uH set er up 
dat hovetgolt, de brukinghe siner gotheyt, he trit mit er an enen 
vroliken dans, he is aller vrouden crone; muste ik dine clarheyt 
schowen, de dar het trinitas; he is aller vroude en osterdach**). 
Ilinc tumulum repetens post tartara carne redempta 
belliger ad coelos ampla trophaea refert. 

We to desser werschop wel ghan, 
de schal verlaten sin vaderlant, 
ufi alle dat he erdescher luste han: 
so mach he treden an des lammes dans 
uA jummer singhen der enghele sangh. 



♦) mcnsium US. 
>) [S. oben S. 4 
**) Das letzte sind wohl wieder Verse. 



*) [S. oben S. 47. Aum. d. R.] 

Dl 



4* 



52 

koningh David de herpet den danz, 
he herpet den wol na vlite, 
da ü8 wol na verlanghen mach : 
wat vroude is an hemelrike! 
Maria, Maria, hönichsem, 
Maria keyserinne, 
help us^ eddele juncvrowe fin, 
dat we den danz vulbringhen"^) 
Reges terrae et omnes populi principes et omnes judices terrae, 
juvenes ac virgines, senes cum junioribus, celebremus hanc excellen- 
tissimam diem, in jubilo canentes intimo cordis desiderio 

Also heylich is desse dach. 
Am Schlüsse des weiterhin folgenden Gespräches zwischen spnosus 
und sponsa heisst es: 

pascha nostrum immolate et gloriiicate, miner sele verlanghet 
so ser na di, o rex gloriae, wanne wultu in min herte komen? Si 
moram facis, so bin ik gnadenlos, tu solus nosti quod dederis et 
qualiter cor meum affeceris. ghif mi dat to ener ghave, dat ik di 
to allen tyden an minem herten draghe. te paschalem regem sera 
cordis claudo, te tollet mihi nemo, qui tecum mori opto. Tu sponsus 
carissimus, mines herten vroude ufi jubilus, amicus fidelissimus, in 
noden consolator optimus. tu mea laetitia, ane dik werde ik seidene 
vro. ach weren nu alle mine lede harven unde seyden speie, ufi 
mine kelen en bassune, ik wolde blasen extra et infra, me scheide 
dat hören in coeli curia overlut to dinen eren, Jesu Christo, min 
alderleveste brut. 

Bei der Communion heisst es : 

Epulare et die in laetitia cordis tui 
Exultandi et laetandi tempus est, 
pascha nostrum immolatus Christus est; 
epulae deliciae, 
coelicae divitiae, 
stat al stille, stat; 
trave mogecheyt, 
sorge drovegheyt 
ghat alle, ghat**). 
Post completorium in auriflua die 
alme deus sabaoth, 
du bist al der werlde got; 
bring us an den osterdanz, 
dar US de vroude werde bckant***). 



*) Die letzten acht Zeilen bilden zwei regelmässige Strophen. 
**) Von Exultandi an mit Musiknoten. 
**♦) Diese vier Zeilen mit Noten. 



53 

Vale, eddele osterdach*), 

uterwelde paschedach, 

begherlike clare sunnendacb. 

den nen dach liken mach. 

du bist wunnichlik un dar, 

unde sote altemal, 

du bist de wol schinende carbunkel, 

den nen nacbt kan bedunckoren. 

du bist cn wunsam paradys 

un alle des jares ere Uli pris. 

du bist aller enghele schal; 

din schedinghe is mines herten kal. 
De hemelsche koning heft dik van anbeghinne hilghet ufi heft 
dik boven alle daghe lef ghehat, wente he alle sine not an di vor- 
wunnen heft. hoghe eddele werde sote dach, woldestu bi us 
bliven! dine schedinghe kan min herte nicht liden. du bist der 
waren ewighen vroude en sote vorspel. o vrouden rike pasche dach, 
bringe (us) an den hemelschen palas, dar we vrolike schowen mögen 
Jesum den ewigen paschedach. 

Antequam vadis ad quiescendum , tu electa sponsa regis 
immortalis, prsepara te, ut possis cum sponso tuo regalem thalamum 
introire, ut pauses suh umbra dilecti. Ecce jam ministri summi regis, 
scilicet electi angeli, clamant per omnes plateas civitatis et dicunt. 
'Venerunt nuptise agni et uxor ejus pr.'eparavit se.' Idcirco, o devota 
anima, hodie uxor agni effecta, dispone te ad ista, quia ipsi sie libet 
qui dicit 'Delicise merc sunt esse cum filiis hominum.' Et quia mos 
est quod in nuptiis semper cum variis instrumentis musicorum sponsa 
ducitur ad thorum sponsi, et ecce in nuptiali thalamo, scilicet virginei 
cordis, quo sponsa sociatur immaculato agno, concurrit tota coelestis 
yerarchia cum ymnis et canticis, cum lyris et cytharis ac universis 
instrumentis musicis. 

mit welker unsprokelkon wcrdiclioyt trit nu her regina Ber- 
sabee, mater veri Salaraonis, ut introducat sponsam agni tilio suo vero 
Salomoni in cubiculum suum. To desser brntlacht kumpt de ghanse 
hemelsche**), de lutken kemerere, dede den brudeghäme vorghat ; dat 
sin de lutken junghen ridderken ccntum quadraginta quatuor milia 
innocentes. Desse treden vore mit eren witten blyantes clederen, 
mit eren gülden halsbanden, mit eren witten bloyenden lilien krensen : 
de dreghet de brutkersen ufi de güldenen torticien. Dar neghest volghen 
de spellude, also cherubim un seraphim, mit eren harpen ufi seyden 
speien, throni et dorainationes mit eren pipen ufi bunghen, principatus 
et potestates mit eren trumpen ufi veddelen, virtutes et archangeli 
mit eren lyren un bassunen, angeli mit eren ptifiken un scherleygen; 



*) Das Folgende btimmt theilweise wörtlich mit den von Hoffmann a. a. 0. 
S. 167 mitgetheilten Versen der Hannoverschen Handschrift überein. 
.♦♦) fehlt yerarchie. 



54 

pr£elati et consiliatores, scilicet viginti quatuor seniores, cum aureis 
thuribulis cytharis et phyalis aureis, principes provinciarum et duces 
populi mit crucen ufi mit vanen, milites et barones scilicet martires, 
inter quos egregius dux Mauritius et splendiferi socii ejus, cum armis 
et yexillis ac scutis, episcopi abbates et doctores cum infulis et 
baculis aureis, virgunculse, inter quas nobilissima regina Ursula cum 
suis sodalibus undecim milibus, omnes ferentes in capite sertum*) rosse 
et lilisB cum suis ardentibus lampadibus. Desse de helpen alte male 
de brut leden, dar se se bringhen den koninghe, ufi helpen ok der 
brut den hoghelaveden eddelen werdighen osterdach to lius bringhen 
mit love ufi mit sanghe mit harpen un seydenspelen. 

quam gloriose incedens hiec sponsa, quam mille saltibus saltat 
coram sponso, coram agno, coram throno, quia quot dulces cogitationes 
de corde suo hsec de terra mittit, tot saltus coram sponso facit. Cum 
vero hsec electa sponsa pcrvenit ad tlialamum sponsi, prrcsentibus bis 
Omnibus speciale cantat epithalaniium sponso immortali dicens cum 
inexplicabili jubilo cordis ^Hic est dies magnus et prseclarus, in 
cujus lumine gradiendo tendimus ad immortalitatcm. hodie intra- 
vimus terram fluentem lac et mel.' sponsa olecta, trit nu in dat 
konichlike stolte palas, in dat bloyendc wunnichlikc güldene palas dins 
brudegames, dat he opcnt heft, do sin hofiichvletende herte opent 
wart in die eximioe caritatis, quum exivit sanguis et aqua. Tunc 
aperta est nobis janua regni. Ecce hfl>c est terra fluens lacte et melle, 
quam hodie veraciter intravimus. Ecce hijr trit de sponsa in den 
waren ewighen osterdach, hijr bringhet se to hus mit groter ere ufi 
werdicheyt den eddelen vroliken paschedach. hijr schal se ok bruken 
to ewighen tyden den ewighen waren levendighen osterdach, de sik 
nummer in den avent neghen schal. Intrans vero sponsa, ecce sponsus 
immortalis, rex pacificus Salamon, tenens sponsam inter amplexus et 
gratulando eam alloquitur dicens 'Leva nunc oculos tuos, quibus 
subtraxisti omnes delicias mundi propter me, et contemplare in spiritu 
delicias et amoenitates cordis mei.' Wentc desse jeghenwardighe 
verghenghelke paschedach jam tendit ad occasum: nu beschowe du 
den ewighen sufienglans des ewighen osterdaghes. 

Endlich wird zur Ehre der mater sponsi, der regina Hester, das 
Lied ^Regina coeli^ gesungen. 

HEIDELBERG. K. Bartsch. 



♦} Hs. certum. 



Lateinisch - niederdeutsche Hexameter. 



Im Jahrbuch 4, 27 hat Lübben ^Aus dem Vocabelbuche eines 
Schülers' Spruchverse mitgetheilt, von denen die ersten vier eine in 
Reimpaaren abgefasste Uebersetzung der beiden vorausgehenden latei- 
nischen Hexameter sind. Die drei folgenden Absätze aber sind, was 
Lübben nicht beachtet hat, Hexameter und folgendermassen zu schreiben : 

Munera da summis, yt wert vel regt, dat dar crum ys: 

munera si non das, it wert vel crum dat dar regt was. 

Qui multum vult borghen et non vult solvere sorghen, 

iUe potest sterven, in paupertate vorderven. 

Qui plus vult teren (juam sua bursa kan en veren, 

post sequitur stelen, dar na hengheu up bi der kelen. 
In dem dritten Verse muss das erste vult gestrichen werden, denn 
eine weibliche Caesur ist in dieser Art von Hexametern unerhört; in dem 
fünften hat Lübben gebessert kan em weren, aber auch sua 
bursa wird schwerlich richtig sein, wahrscheinlich bursa sua, 
dann ist aber auch wohl em weren nicht richtig gebessert, sondern 
enberen; denn auch die Wortstellung kan em weren ist bedenklich. 

Die beiden ersten Hexameter sind nicht unbekannt ; sie kommen 
in mitteldeutscher Sprache in einer Zeisbergischen Handschrift (Ho- 
meyer, Ilechtsbücher 2. Ausg. S. 1 ()5 f.) in folgender Fassung vor : 

Munera da summis, so wert schlecht daz da krumm ist; 

munera si non das, so wert krum daz da schlecht waz. 
In oberdeutscher Fassung in einer Münchener Handschrift (cgm. 17827, 
Catalogus 2, 3, 123) vom Jahre 1414 in mehr abweichender Form 
auf Bl. 1 

Qui caret nummis, den hilft nit daz er from ist; 

sed qui dat summis, der machet siecht daz krom ist. 

HEIDELBERG. K. Bartsch. 



Jesu dulcis memoria. 



Tagzeiten der heiligen Anna. 



Das schöne, dem heiligen Bernhard von Clairvaux (doch wohl 
mit Unrecht) zugeschriebene Lied findet sich mit seinem ausführ- 
lichsten Texte bei Daniel thes. hymn. I. p. 227 unter dem Titel 
jubilus de nomine Jesu und in etwas abweichender Gestalt unter dem- 
selben Titel bei Fabricius poet. Christ, pag. 810. Es ist aber auch 
als hymnologische Einlage für die geistlichen Tagzeiten verwandt, wie 
noch jetzt im römischen Brevier am Feste des Namens Jesu (II. Sonn- 
tag nach Epiphan.) und erscheint dann in mehrfach veränderter und 
verkürzter Form. Besonders fand dies statt bei dem im spätem 
Mittelalter beliebten officium de aeterna sapientia, für welches unser 
Lied in die entsprechenden Theile zerlegt und mit einer passenden 
Doxologie versehen als Hymnus den einzelnen Tageszeiten eingefügt 
wurde. Mone (lat. Hymnen d. M. A. I. p. 329 f.) theilt aus einer 
Frankfurter Pergament-Handschrift des XIV. Jahrh. den so bearbeiteten 
Text mit, dessen Ueberschrift : cursus de aeterna sapientise nicht wie 
Mone meint, auf das berühmte Buch Suso's von der ewigen Weisheit 
sich bezieht, sondern sich aus dem eben Gesagten erklärt. 

In dem Nachlasse des Bischofs Wcdekin zu Hildesheim ist eine 
Pergament-Handschrift, welche in niederdeutscher Sprache de ghetyde 
van unser leven vrowen, suverlike ghetyde van sunte Annen, de ghe- 
tyde van der ewighen wysheit und de körten ghetyde des hilligen 
cruces und noch einige Gebete enthält. Sprache und Schrift weisen 
auf das 14. — 15. Jahrhundert. 

In den Tagzeiten von der ewigen Weisheit nun steht die nach- 
folgende niederdeutsche Uebersetzung unseres Hymnus, welcher der 
beistehend gedruckte lateinische Text augenscheinlich zu Grunde 
gelegen hat. 

Ad matntinnm. 




Ihesus, soite betrachtinge, t Jesu dulcis memoria 
De wäre vroude is ghevende, dans vera cordis gaudia, 

Mer boven honighes soticheit sed super mel et omnia 

Gheit Jhesus toghewordicheit. dulcis ejus praesentia. 



57 



Nicht soitcrs jüment syngen en kan, 
Nicht vrolikers jüment denken kan, 
Nicht lustikers^) is ju ghehoirt 
Dan Jhesus Xps dat ewighe woirt. 

Jhesus, troister de^) trurigen, 
He is zeer milde den biddenden; 
De ene soket, den is he gud, 
Do ene vyndet, kricht riken moit. 

De^) ewige wysheit mytten vader, 
Myt den hillighen geiste to gader, 
In der hoghen drevoldicheit 
Sy lofif unde glorie in ewicheit. 

Amen. 

(Horgenlove). 

;^hesu,konynckzeer mynnentlick, 
soticheit unsprekelick, 
Du doist verbliden allen stryd, 
Edel forfte zeer wünentlick. 

De tungc en kans ghesprecken nicht, 
To gründe en leret nicht de schrift, 
De mynnende zeile kennet dat, 
Wat sy Jhesura recht leif ghehat. 

Jhesu, dyner mynnen braut 
Maket my zeer van herten kranck; 
In dy heb ick niyn luft alleen, 
Du bist my hemelsch honichseem. 

De ewige wysheit etc. 




\JiKf 




Jhesus mynne is weiden ryck, 
Nicht soiters vynt men seckerlick; 
Dusent werf is se leilliker 
Dan wy ghesprecken jümermeer. 

Jhesu, der engelon sunen schyn, 
Lustlick sanck den oreu myn, 
Den munde bistu honichseem. 
Den herten biftu hemelsch wyn. 

Unde*) Jhesu, ghif my to haut, 
Dat ick voile der mynnen brant, 
Lait my schouwen dyn anghesicht 
Mit vrouden in den hemelrick. 

De ewige wysheit etc. 

^ 1. lustlikors. »; 1. der. ») 1. Di. 



Nil canitur suavius, 
auditur nil jocundius, 
nil cogitatur dulcius 
quam Jesus dei filius. 

Jesu, spes poenitentibus, 
quam pius es petentibus, 
quam Bonus es quaerentibus, 
sed quid invenientibus V 

Aeterna sapientia, 
tibi patrique gloria 
cum spiritu paraclito 
per infinita saecula. 

In landibus. 

Jesu, rex admirabilis 
et triumphator nobilis, 
dulcedo ineffabilis, 
totus desiderabilis. . 

Nee lingua potest dicere, 
nee littera exprimere, 
experto potes crederc, 
quid sit Jesum diligere. 

Amor Jesu continuus, 
mihi languor assiduus, 
mihi Jesus mellifluus 
fructus vitae perpetuus. 

Aeterna etc. 

Ad primam. 

Amor Jesu dulcissimus 
et vcre suavissimus, 
plus millies gratissimus, 
quam dicere sufficimus. 

Jesus, decus angelicum, 
in aure dulce canticum, 
in ore mcl mellifluum, 
in corde nectar coelicura. 

Jesu mi bone, sentiam 
araoris tui copiam ; 
da mi per poenitentiam 
tuam videre gloriam. 

Aoterna etc. 

*) 1. Gudo oder Godi», 



58 




^ote Jhesu, de mynne dyn 
Spiset zeer wal dat herte myn: 
Der spise en werde ick numer moide, 
Want se ghift hunger den gemoide. 

Wat de dy smaket, den hungert meer, 
de dryncket*), den dorftet meer; 
Doch nicht vor al begheert he meer 
Dan JhesumChriftum synenheren®). 

Dusent werf nu begheer ick dy; 
Jhesu, waneer kumstu bi my? 
Als ick myt dy mochte vrolick syn, 
Verfullet weer de wille myn. 

De ewige wysheit etc. 



Ad tertinn. 

Tua, Jesu, dilectio 
grata mentis affectio, 
replens sine fastidio, 
dans famem desiderio. 

Qui te guftant, esuriunt, 
qui bibunt, adhuc sitiunt, 
desiderare nesciunt, 
nisi Jesum, quem diligunt. 

Desidero te millies ; 
mi Jesu, quando venies V 
quando me laetum faciesV 
me de te quando saties? 

Aeterna etc. 




!hesu, du gudertirenheit, 
Den herten biftu vrolicheit, 
Dyne gudheit hevet ghyn ghelyk, 
Dyne myne byndet ray an dy. 

My is zeer gud dat ick dy mynne 
Unde buten dy nicht anders ghesynne ; 
My selven to laten is my gud, 
Di to deynen myt vryen moit. 

Jhesu, aller soiteste here, 
Na dy verlanget my so zeer') ; 
Myn mynlich weynen eyschet dich 
Myt groten ropen jamerlick. 

De ewige wysheit etc. 



Ad sextam. 

Jesu, summa benignitas, 
mira cordis jocunditas, 
incomprehensa bonitas, 
tua me stringit Caritas. 

Bonum mihi, diligere 
Jesum, nil ultra quaerere, 
mihi prorsus deficere, 
ut illi queam vivere. 

Jesu, mi dilcctissime, 
spes suspirantis animae, 
te quaerunt piae lacrimae 
et clamor mentis intimae. 

Aeterna etc. 




m^) aller ftede, war ick sy, 
Wunsche ick Jhesum al by my; 
Als ick en vynde byn ick vro, 
Dan byn ick salich in vrouden ho. 

Dama ummehelsen, küssen reyn, 
Dat ghat boven allen honichseem; 
Dan werd ick gantz mit Jhesus een, 
Dat duert een tyd, de is zeer kleyn. 



Ad nonam. 

Quocunque loco fuero, 
mecum Jesum desidero. 
quam felix, cum invenero ! 
quam laetum, cum tenuero! 

Tunc amplexus, tunc oscula, 
quae vincunt mellis pocula; 
tunc felix Chrifti copula, 
sed in his brevis morula. 



*) de dy dryncket, •) 1. here (: mere). ^ 1. sere. ®) oder In. 



59 



Dat ich nu soke yynde ick dan; 
Dat ick begheer verkriglie ick dan ; 
Van leiften byn ick worden kranck, 
Mynherte bernet den soitenbrant^). 

De ewige wysheit etc. 




ihesus is klarer dan de sunne, 
Soiter dan de balsem aller könne, 
Soter dan soit du warlick bist, 
Myn aller leveste Jhesu Christ. 

Du bist allene der zeilen lust. 
An dy bevynt de mynne rust; 
Jhesu, du bist myn herlicheit, 
Der gantzer werldc salichcit. 

Jhesu, mester der gutheit, 
Wy wachten dyner vrolicheit, 
Du bist de born der myldichcit, 
Des herten wäre lusticheit. 

De ewighe wysheit etc. 

iäjn vreden doistu dyno ghebode, 
Dyn vrede tred boven alle ghemoide ; 
Na vrede steit my al myn syu. 
Des to ghebruken ick ghiricb bin. 

Des hemels chor dat lovet dy. 
Et dubbelt dyn loff zeer inneclick; 
Jhesus vervrouwet al ertiyk. 
He versonet myt gode mich. 

Nu is Jhesus van heune ghevaren 
To hemelryk to synen vader; 
My is untvloten dat herte myn 
Na Jhesus in den hemel syn. 

De ewighe wysheit etc. 



Jam, quod quaesivi, video; 
quod concupivi, teneo; 
amore Chrifti langueo 
et corde totus ardeo. 

Aeterna etc. 

Ad vesperas. 

Jesu, sole praeclarior 
et balsamo suavior, 
omni dulcore dulcior, ' 
prae cunctis amabilior 

Tu mentis delectatio, 
amoris consummatio, 
tu, mea gloriatio, 
Jesu, mundi salvatio. 

Jesus, auctor clementiae, 
totius spes laetitiae, 
dulcoris fons et gratiae, 
verae cordis deliciae, 

Aeterna etc. 

Ad completorinm. 

Jesu in pace imperat, 
quae omnem sensum superat, 
banc mea mens desiderat 
et illa frui properat. 

Te coeli chorus praedicat 
et tuas laudes replicat; 
Jesus orbom laetificat 
et nos deo pacificat. 

Jesus ad patrem rediit, 
coeleste regnum subiit; 
cor meum a me transiit, 
post Jesum simul abiit. 

Aeterna etc. 



^ 1. de soite brant. 



60 



Weniger gelungen, namentlich hinsichtlich der poetischen Form, 
sind nachstehende Hymnen aus den Tagzeiten zu S. Anna. 

Hymnus zur Mette: 

Van ewicheit bistu verseen, 

Van konynckliken gesiechte bifbu versehenen ; 

To dynen love do up unse herte, 

Up dat wy alle moghe spreken: 
Du bist ene moder godes; moder, van dy is ghekomen uns salicheit; 
make uns vry van allen sunden, o hillighe moder sunte Anna. 

Een troistersche bistu der armen, 

De up desser erden karmen; 

Ghif ufi help uns allen troift, 

Up dat wy moghen werden verlost 

Van allen quaden. Amen. 

Zu den laudes: 

Nu lait uns gode loven. 

6od almechtich hefiFt uns verkoren, 

Syne ghenade hefft he uns ghesant 

Van hyr boven al ist wal dat wy weren verloren^®). 
In unser schult syn wy alle schuldich van beghinne des levens; alle 
menschen sundighen dor de armoide, de dy is kundich: o here, unt- 
farme di unser! 

Anna, moder der hilligher moder, 

Verlose uns nu uth al unsen noiden; 

AI kranck is de menschelicheit, 

Nicht en vermoghe wy ut unsen verdensten. 
Olorie sy dy, here, de van der juncfrouwen gheboren bift, myt den 
vader ufi den hillighen gheifte ewelike sunder ende. Amen. 

Zur Vesper: 

In vrolicheit so lait uns loven god, 

De hefft alle uthferkoren, 

Van wen dat he wolde sjm gheboren. 
Dar en was ghyn creatuer so werdich, dat se god mochte untfanghen, 
dan allene de juncfrouwe Maria. 

Se is gheboren uth hoghen gheslechte 

Als van konynghen unde profeten 

Se is versehenen al klarlike. 

Wante sunte Anna un Joachim 
Un ander hillighen de gheslechte 
De toenen se al erwerdich. 
Glorie sy dy here etc. 



*®) Vielleicht van hymele boven alle laut, an dat wi weren verloren. 



61 



Zur Gomplet: 

Du bilt lovelich altyd, 

Want groit is dyu prys; 

Sterke uns in den love 

Offer hande^^) to done in unsen gaven. 

Mercke, o here, unse god, unse kranckeit, 
Wante sundighe wy, dat is uns Icit; 
To vulherden in guden werken, 
Wy bidden dy, wilt uns dar in Sterken. 

Et sy al van uns dat quad is, 
Sterke uns dar in dat gud is, 
Üp dat wy dy moghen deynen 
Mit vulherdicheit, des wilt uns gunnen. Amen. 



") 1. offerande. 

HILDESHKIM. J. G. Müller. 



Aus dem Gothaischen Arzeneibuche. 



Zur näheren Feststellung des Verhältnisses, in welchem die zwei 
Hauptschriften des Goth. Cod. zu andern mnd. Arzeneibüchern stehen 
mögen, ist die vollständige Mittheilung einiger charakteristischer Ab- 
schnitte derselben erforderlich, und ich will zu diesem Zwecke mit den 
ersten Artikeln der ,,dudeffche arftedie'^ beginnen, die von 
Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Augenübeln handeln. 
fcl. 7a- I. De wedage des houedes, is de van kulde, So is dat 
antlat blek vnde de oghen tränen em. Dar wedder nym 
markfap Vnde make dat warm vnde beftrick^^) dat vorhouet 
dar mede Vnde do dar ok van in de oren. — Eyn ändert 
ys: des gelik do ok van der keruelen; Des wynters nym 
droge merk vnde droge keruelen allike vele to famende ge- 
puluert Vnde do dar to fukker vnde eth dat. — Eyn 
ander. Nym eyn half ftoueken wyns vnde ene hantvul 
faluien, eyn half lot galligans, eyn half lot loreberen, fede 
fe in deme wyne vnde lat den vradem vmme dat houet 



ß2 

gan, dat du fweteft: dyt fchaltu vorfeden laten bet vp 
eyn quartir, dar na^) make eyn plafter van deme fuluen 
krude vp dat vorhouet vnde vmme de dunnynghe^^), vnde 
ga denne flapen vnde decke dy denne to. 

Is de wedage van hüte, So ys dat antlat rot vnde de 
ogen gel, vnde*) lydet groten dorft. Dar wedder nym 
rofenolye efte violen vnde beftrick^®) dat vorhouet dar 
mede vnde de dunnynge, vnde drope dar wat van in 
de oren. — Eyn ändert. Stot hufloek vAde do des 
gelik alzo hir vor befchreuen fteit. — Eyn ander. Nem 
wyfperyuen'), borgelen allike vele, dyt puluere vnde eth 
yd myt fuckere. 

Deme dat houet ftedes we deyt, de fuke het colera vnde 
kumpt van ouerulodigen*^) ; dat bekenne alfus: de heft rode 
oghen vnde enmach nicht wol flapen, Vnde ok enkan he 
// fal, 7f»* de // funnen nicht wol anfeen, vnde de oren vulen eme 
alle tid. Dar wedder nym etik myt fiolenolye vnde nette 
dar enen dok mede, vnde flach den vmme dat houet vnde 
vmme de dunnynge, vnde wenne de duck droghe is, fo 
netto ene wedder vnde do alzo du erften*). — Eyn ander. 
Nym poleyc vnde tempere de myt^j fiolcnolie edder myt 
husloke vnde make dar eyn plafter af vmme dat houet. 
Is dat denne de oghen geel werden. So nym eynes wcdders 
leueren, fo fc vte deme weddere kumpt, vnde fla de fo het 
vmme de oren vnde vmme dat vorhouet. Efte nym enen 
hauen vnde werp') dat Ingewede enwcch, vnde fla den fo 
warm vmme de oren vnde vmme dat houet, vnde beftrick") 
de nezen vnde de oren myt fyolenolye, dat dar de fuke 
nicht enbliue. 

Weme de bragenkop we deit, de neme, wenn he flapen 
geit, eyn half lot mufcaten, kobeben, galligan Iwelikes 
eyn quentin, vnde fo vele poleyen, alzo des anderen alto- 



*) In der Ildschr. na dar na; — quartir so viel als quartcr Viertel. (Mnd. 
Wb. III, 390b.) 

'b) über das hier mehrmals vorkommende dunnynghe (Schläfe) s. Mnd. Wb. 
I, 690» und Mnl. Psalmen, Hymnen und Gebete, Goth. Progr. v. 1864 pap. 21. 

') zu ergänzen: de. mynfclic. 

') Die gewöhnliche Form des Wortes ist wypperijven. 

*') dazu ist entweder zu ergänzen : etliende vnde drinkende, oder das Wort 
ist ein Subst. (overvlodige schw. f. V) = overvhdicJteit Uebermass im Essen und 
Trinken Mnd. Wb. III, 285, wie ein ähnliches in is id ome overclodich Wolf. MS. 
23,8 fol. 86 (Mnd. Wb. III, 284) vorzuliegen scheint. In einem späteren Theile 
unseres Buches heisst es von einer Herzkrankheit: Duffe fuke wert gerne den 
vrouwen van ouervlodigen des blödes, dat dar is in inatrice fol. 94^, 11, und von 
stetem Kopfschmerz : de fuke kumpt van ouerviodighen blöde fol. 87», 29, wo also 
das Wort zuerst klar substantivisch und dann wieder adjectivisch gebraucht ist- 

^) zu ergänzen: gedan hefft. 

*) in d. Hd. myt myt, 

') in d. Hd. teert. 



1 1 



6» 

male ys, vnde puluere dyt tofameude vnde eth^), vnde dwage dat 
bouet myt löge, dar byuot, andyuen vnde nachtschaden ynne 
gefaden ys. — E y n a n d e r. Wedder mennigerleye wedaghe 
des houedes nym bonenmeel vnde knoflok, wrif dat knofflok 
vnde make dar eyn plafter^) vmme dat bouet. — Item, yfop 
geftot vnde fyn fap warm gbemaket vp dat bouet gelecbt ys 
ok gud. — Item, eyn krans van yferbarte gedreghen vp dat 
ffl, Sa. bouet ^®) ys ok gud. — Zure^®'') // myt menen olye gemenget 
vnde gewrewen*^) vnde dat vorbouet mede beftreken ys ok gud. 
— Item, wegebrede geftot*^) myt creme läpe vnde eyn luttik 
waters van eneme kynde, vnde plafter^*) dat vp dat vorbouet, 
dat ys ok gud. — Item knuflok geftot vnde dat fap myt enen 
doke des auendes, wen du ilapen geift, in de nufterken gedan 
ys ok gud. — Item, Eyn gud krut, dat bet dyaltea, geltet 
vnde vp dat vorbouet gelecbt ys ok gut. Melde des gelikes 
ys ok gud. — Item, veltkomel an eticke ghefaden vnde ge- 
wrewen^'^) vnde eyn plafter dar van gemaket vmme dat bouet 
ys ok gud. — Item, Batbonye des gelik gemaket ys ok gud. — 
Item, dyllenfaet in olye gefaden, vnde myt deme olye fmere**) 
dat vorbouet vnde de dunnynghe, ys ok gud. — Item, polleye 
eyne nacht vmme dat bouet gebunden vnde vmme de oren 
ys ok gud. — Item, deyt dy dat bouet we in euer ftede, 
So ftot knoflok myt pepere vnde befmere dar de ftede 
mede, dat ys gud: dat fulue doen ok de blade, geftot 
vnde vp de anderen fyden des houedes gebunden, men 
nicht dar dy dat bouet we deit. — Item, Eyn ander: 
nym eyn lot wyrock, eyn half lot duuenbores^*), meel van 
körne eyn halff lot, vnde menge dyt tofamende myt deme 
// fol. ßb' wytte van deme eye vnde make dar eyn plafter // van vnde 
legge dat vp de^^) anderen fyden, dar dy dat bouet we 
deit. — Item, rüde myt folte gewreuen ^^) vnde myt bon- 
nighe vnde dat bouet dar mede beftreken ys ok gud. Des 
gelik kobeben myt roienwatere gewreuen^''). — en ander: 

^) zu ergänzen: ü oder dat. 

") zu ergänzen: van. 

*^ wofür mau vj) deme houet erwarten sollte. 

*%) zure, 8ure f. Sauerampfer Mnd. Wb. IV, 478 fehlt imGoth. Progr. v. 1873. 

") in d. Hd. ge ftot. 

**) plafter rauss entweder mit uugenauer Coustruction, da vorher nicht nim 
steht, als Imperativ von dem im Mud. Wb. III, 338 nicht belegten schw. v. pla- 
steren genommen werden (= und lege das als Pflaster auf die Stirne), oder man 
müste in der Constr. bleibend verbessern : vnde eyn xdafter dar van gemaket vp dat 
vorhouet. 

*') ein ebenso anakolutlusch eintretender Imperat wie unter ^'). 

<«) duvenhar Taubenmist (vgl. Mnd. Wb. II, 299^ 300»), ein öfters in unserem 
Buche verschriebenes Arzeneimittel, ebenso wie die Exeremente anderer Thiere und 
des Menschen. 

^^) in d. Hd. d^n mit durchgestrichenem n. 

") dieser richtigen Schreibung gewreuen steht oben die falsche getorcwen 
gegenüber. 



64 

Nym dat fap van der fchelleworteswortel dor eynen dok 
gedrucket ^^) vnde enen dok dar ynne genottet vnde in de 
nezen gefteken, dat reniget dat houet. — Item, Alloe myt 
eyn luttick etickes vnde myt rofenolye gewreuen ynde dat 
houet dar mede beftreken is ok gud. — Item, "Wedder 
de fteden wedaghe des houedes nym gummy, rüde, entcien, 
boueswort allike vele vnde wrif dat myt guden wyne vnde 
lat yd eyn luttick feden, vnde beftrick^®) dat houet dar 
mede edder mack^®) eyn plafter dar van vp dat houet. — 
Item, koles wortelen vnde wynrauens^*) rancken gebrant to 
affchen vnde loghe dar van gemaket vnde dat houet dar 
mede gewaffchen ys ok gud. — Item herteshorne gebrant 
vnde myt rofenolye ghewreuen vnde dat houet dar mede 
beftreken is ok gud. — en ändert: Nym yfop, yferhart, 
melde, Bathonien, füren veltkomelen, wedewinden^) van 
den bomen, wormeten, dyllenfaet, fchellewortelen, poUeyen, 
merk, keruelen, vyolen, liuflok, poppelen, endyuien, nacht- 
fchaden, faluyen, Jewelkes allike vcle, eyn lot, vnde Des 
// fol, 9(1. anderen Jewelkes eyne halue // hantvul*^), fede dyt an 
eticke vnde ftot dat cleyne, vnde lat den vratem vmme dat 
vorhouet gan, dattu dar van fweteft; dama make eyn 
plafter van deme fuluen krude vnde bynt dat vor dat vor- 
houet vnde vmme de dunnynghe, dat fachtet fere vnde gift 
guden flap. 

II. De nicht Ilapen enkan, de neme wyt maenlaet**) 
vnde byllenfaet vnde lattickfaet, Jewelkes eyn lot; Stot dyt 
vnde do dar to vrouwenmelk, de eyn knechtken foget"), 
Edder nym vor de melk vyolenolye vnde do dar to dat 
wytte van deme eye, vnde make dar eyn plafter van vppe 
dat houet vnde vmme de dunnynghe, dat gift guden flap. 
— Item ein ander: nym wyt maenfaet**) vnde wyt billen- 
fat, lattikfaet, wedewyndc*'^) van den bomen vnde ok cre 



*•) in d. Hd. gedruncket. 

^^) die gekürzte Form dieses Imperativs, der docli gewöhnlich make oder 
maek geschrieben wird, ist ebenso bemerkonswcrth wie das oben dagewesene be- 
strick ätatt bestrike. 

^*) wenn man nicht wynrauensrancken alsCompos. schreiben will, wobei das 
8 ein Bildungselemeut sein könnte, so setzt der Genit. wynrauens ein st. m. toyti- 
raven (palmes) voraus. 

■®) in d. Hd. dafür verschrieben wedewen. 

") in d. Hd. hantouU. 

"i das e in maen ist in d. Hd. über das a geschrieben. 

'v fogen (säugen) steht in dieser häufig in unserem Buche wiederkehrenden 
Formel (s. unten Amn. 83) für sugen (saugen), vgl. Mnd. Wb. IV, 284*» ; — die um- 
gekehrte Vermischung der beiden Zeitwörter, nämlich dass das starke in der Be- 
deutung des schwachen gebraucht wird, findet sich beim mnl. und neuags. stiken s. 
Mnl. Psalmen, Hymnen u. Gebete, Goth. Gymn. Progr. 1864, pag. 28. 

^*) sonst immer schwach wedetoynden. 



65 

faet, wytten fcherlingk, allike vele, ftot dyt vndo drucke 
dat**) fap vth vnde nym eynen fwamp vnde fteck den dar 
ynne, Wente dat fap aldeger yn den fwamp drincke*^); 
So legge den fwamp in de funnen, dat he droghe, vnde 
so fteck des fwampes wat in de nufterken, vnde make yo 
dat vorbenomede plafter vp dat vorhouet vnde vmme de 
dunnynghe, dat ys gud. — Item en ander: Nym wede- 
wynden van den bomen vnde ftot dat, dattu dat fap dar 
vth krygeft, edder dat fap van deme fade ; fteck dar eynen 

/ fol, 9h. dok ynne, // dat he nat werde, vnde fteck dat in de nufterken. 
^ Item, fede mynten myt eticke vnde legge de warm 
vmme dat houet, edder bynt czegenkeze vmme de dunnynge, 
vnde eth yo wyt maenfaet vnde drinck fyn fap, vnde legge 
yo des fapes v^at vmme de dunnynghe. — Item, maenfaet 
myt fyolenolye edder myt rofenolye gemenget vnde dat 
houet dar mede beftreken, dat ys gud. — en ändert: 
Nym bathonien, agrimonien, poUoyen, veltkomelen vnde duft, 
allike vele, ftot dyt cleyne vnde fede yt in loghe, vnde 
dwage dat houet dar mede vnde make dar eyn plafter 
van vmme dat houet, dat ys gud. — Item, nym polleyen, 
wyt maenfaet, wyt billenfat, lattickfaet, wedewynden van 
den bomen edder ere faet, v^ytten fcherlingk, bathonien, 
agrimonien^*), veltkomelen vnde duft, vnde ftot dyt to- 
famende vnde drucke dat fap vth, vnde menge dat myt 
rofenolye edder myt fyolenolye vnde myt vrouwenmelke, de 
eyn knechtken foghe*^), make^^) van deffen cruden loghe 
vnde dwa dy dar mede vp deme houede, vnde wanne dy 
dat houet droge ys, So make eyn plafter van deme fape, 
dattu hir vth gedrucket hefift, vnde legge dat vp dat houet 

7 fol, 10<i' vnde vmme de dunnynghe, ok fteck des fapes // wat in de 
nufterken myt enen lynen doke, dat gift guden flap. 

III. Weme de oghen^®) vele tränen, de neme enes 
verffchen ales gallen, yferhart vnde vennekelfwortelen, 
make deffe krude fchone vnde make denne dat fap dar vth, 
vnde meughe de gallen dar to vnde laet yd tohope wol 



•*) in d. Hd. druncke dyt; — derselbe Schreibfehler in gedruncket, oben 
Anm. 16. Da indessen dieses drunken noch einmal wiederkehrt (ftot fauenhom 
vnde druncke dat fap vth fol. 45'», IG), und da unmittelbar nachher drinken im 
?inne von ,8ich in etwas hineintrinken, hineinfliessen, eindringen' gebraucht wird 
(wente dat Jap aldeger yn den fwamp drinckc)^ sowie auch unten fol. 19» Ahschn. 
KXVI Anm. 118 in drinken, so bleibt doch sehr zu bedenken, ob dieses drunken 
nicht als Factitivum von drinken im Sinne von ,durchsickern lassen, durchseihen', 
aiifgefasst werden müsse, wofür ich freilich eine Unterstützung anderswoher nicht 
beibringen kann. 

*•) nach agrimonien steht noch einmal polleyen, 

•') in d. Hd. maket mit durchgestrichnem t 

*•) in d. Hd. oghe, 

Kiederdeuttoheg Jahrbach. V. R 



66 

warm werden, vnde fyget^^) denne dor enen dok in ene 
buffen vnde befmere de ogen dar mede. — Item, Nym 
bathonion vnde vennekels wortelen, Sede de an watere vnde 
legghe dar eyne ftulpe vp. Wenne yt wol gefoden hefl, 
fo bore de ftulpen*®) vp : des waters, dat to der ftulpen 
hanget van deme vrademe, des drope eynen dropen**) in 
dat oge vnde myt deme anderen dwage dat antlat. Hir 
huet dy, dat de ftulpe des waters nicht enrore. So werden 
de oghen droghe. — en ander: Nym wegebreden edder 
ekenlof vnde fede dat an eticke vnde lat den yratem an 
de oghen gan, edder drope dyner egene tränen enen drapen 
in dat oghe. — Item, ftot yferhartes wortelen edder blade 
myt folte vnde myt wyne vnde bynt dat eyne'*) nacht 
bouen vp de lede, dat droget ok gans fere. 
Sequitur aliud. 
IV. Weme de ogen fere tränen, de neme wytten maen 
// föl, 10h. vnde alloe, ftot dat tofamende vnde do // dar to vrouwen- 
melk, de eyn knechtken foget*'), make dar en plafter van 
vp de ogen, dat vordrift dat tranent. — Item, nym wytte 
rofen, ftot de mit deme wytte[n] van deme eye vnde do dar 
violenolye to, vnde make dar eyn plafter van vp de ogen. 
— Item, Sede eyn eyg aldore hart, nym den dodder vth 
vnde wrif den myt rofenolye vnde myt rofenwatere vnde 
legge dat vp de ogen ene nacht. — Item, brat eyn eyg 
hart vnde nym den doder vth vnde berne den to affeben, 
nym de affchen vnde menge de myt vrouwenmelke, de van 
eneme knechtken foghen*^) fy, vnde make dar eyn plafter 
van vp de ogen ene nacht, vnde beftrick de oghen jo myt 
eneme fmaragdus edder myt eneme fophiro**). — Item, nym 
droge wormote, petercillien, rüden, komen, alloe, huflok, 
annis, yferhart, ftot dyt tofamende vnde do dar to dat 
wytte van deme eye, vnde make dar eyn plafter van vp 
de ogen ene nacht, dat vordrift dat blot vnde dat fwellent'^) 
der ogen. — Item, nym verffche wormetenaffchen vnde 



**) fyo^^ ™it Anlehnung des Fron. = ftyge yt. 

^^) ftulpe ist also hier schwach, unmittelbar vorher stark, wenn dieses nicht 
für ftulpen verschrieben ist. 

'*) in d. Ild. drope, wobei dem Schreibor wohl nur der vorausgehende Imper. 
drope noch im Sinne gelegen hat. 

*') in d. Hd. eyn, 

^^) in d. Hd. foghe, wobei das n des st. Part ergänzt werden muss ; die oben 
Anm. 23 berührte activc Wendung erhält ihr volles Licht durch den passivischen 
Ausdruck: ,Frauenmilch, die von einem Knaben aus der Brust gesogen sei', wie 
oben: ,die ein Knäblein saugt'. Der Wechsel des ursprünglichen a in diesen Par- 
ticipialformcn mit o ist in unserer Schrift nicht selten (soghen = saghen), 

^*) die hier auftretende Heilkraft d er Edelsteine ist bemc^rkenswerth, vgl. 
unten Anm. 122. 

»*) in d. Hd. fwellet 



67 

kolen, maenfat, alloe vnde den dodere van eneme faden 
eye, ftot dyt tofamende vnde do dar to rofenwater'*) vnde 
vrouwenmelk, de eyn knechtken foge'"'), vnde rofenolye 
vnde make dar eyn plafter van vp de ogen ouer eyne nacht, 
dath fachtet fere, vnde henge yo vennekel^®) vor de ogen. 
— Item, en ander: Nym vrouwenmelk, de eyn knechtken 
U fdl.ll(^ foget, vnde rofen water vnde ma//ke dar eyn plafter van 
vppe de ogen ene nacht, dat fachtet fere vnde vordrift 
dat blot van den ogen. — 

V. Wedder den fchemen der ogen nym fchellewort, 
rüden, openen auerruden, vennekelfaet'*), Stot dyt to- 
famende vnde wryngk dat fap vth dor enen dock^) in eyn 
vat vnde lat dat fchiren^^), vnde do dar eyn luttik kamphers 
to, de cleyne geftoten fy vnde dor eyn feue fichtet, vnde 
do des enen drapen edder twe**) in*'), den morgen vnde 
auent vnde den myddach. Werne du dyt yn de ogen deift, 
des mynfchen houet nym in dynen fchoet vnde kere em 
dat antlat vp, vnde drope em dat myt ener vedderen in 
dat oge vnde lat ene denne liggen vp deme rugge, bet yt 
vordroget fy. So drope em vrouwenmelk in de ogen, de 
eyn knechtken foget. — Item, Bathonien gefaden**) in 
watere vnde dwa dar de ogen mede, dat vordrift den 
fchemen. — Item, dat verfche butte**) van eneme viffche 
warm gemaket, vnde do**) dar to eyn cleyne honnyges 
vnde olyes vnde lat dat tofamende fmelten vnde fchumet*^) 
wol vnde drope des wat in de ogen. — Item eyn ander: 
Sede rüden an watere*^), dat dat druddendel waters vorfede, 
vnde drope des waters wat in de ogen, wen yd gefchyret 

^) in d. Hd. rofen watere mit durchgestrichnem e. 

'') vor foge steht foke roth durchgestrichen. 

^ der Schreiber hat zuerst venneken geschrieben, dann fus dem letzten n 
ein ü gemacht und das erste l durchgestrichen. 

'•) in d. Hd. vennekel foet, 

^^) verkürzt aus dok, wie oben (Anm. 18J mack und beßrick, [Das ck im 
Auslaut bezeichnet wol keine Kürze, sondern ist, wie häufig, nur eine orthographische 
Eigenthümlichkeit. Anm. d. R.1 

<>) 8. Mnd. Wb. IV, 103b. 

^*) in d. Hd. steht tioen mit durchgestrichnem n; der Schreiber hat ttoene 
schreiben wollen, aber die alte richtige Masculinform ist ihm wohl schon obsolet 
erschienen. 

**) sc. in de ogen. 

**) des Parallelsatzes wegen müsste man erwarten: aede bathonien, aber die 
Construction ist oft ungenau in diesen Bcccpten; — ebenso müsste es in dem fol- 
genden Absatz eigentlich heisscn: make dat verfche butte van eneme viffche warm 
vnde do etc. 

**) im Mnd. Wb. ist nur gebutte (Eingeweide der Fische) verzeichnet, U, 26», 
aber Dfb. Gl. gibt unter exentera neben gebutte, gepute auch das einfache put, 
welches, wenn auch einem hd. Glossar entnommen, doch unserem butte entspricht 

^) mit Anlehnung für schume yt 

«7) vor watere hat der Schreiber zuerst wgne geschrieben, dann aber roth 
durchstrichen. 

6* 



68 

ys*®). — Item, uyin batlionieu, veiinekels wortelen, rüden, 

fchellewortele, ouerruden apene, fede dyt in water vnde 

// föl, 11^' dwage de ogen dar mede, // dat vordrift den fchemen. — 

VI. De ogen to vorclarende vnde oyn mael to vor- 
driuende : Nym rüden, vennickel, andiuyen, iferhart, fchelle- 
wort, bathanyen, jewelikes II lot, ftot dyt vnde legge yd 
den erften dach in wyn, Den anderen yn juncfrouwenpiffe, 
Dar na berne yd an eneme helme*^) : de vratem, de dar 
erften vth geit, de ys fo gud alzo fuluer, de ander alzo 
golt, de drudde alzo balzam. — Item, Nym petercillien, 
merk, vennekel, gele fwerdelen, annys, bathonyen, rüden, 
yferhart, fchellewortes wortelen, jewelikes allike vele, ftot 
dyt vnde legge yt den erften dach in reyne juncfrouwen- 
nette, den anderen dach in wyu^®), den drudden dach in 
efelsmelk, den verden dach berne yt an enen helme*®): 
Wat dar af kumpt, dat ys alzo gud alzo balzam; de vor- 
benomeden twe dingk vorclaren de ogen vnde vordelgen 
dat mael. — Item, nym gronen merk, dat wytte van deme 
eye vnde honnich, ftot dyt tofamende vnde wringk dat fap 
vth dor enen dock**^) in eyn vat, vnde do dar wat kamphers 
to vnde fla dat tofamende vnde wringk id denne dor enen 
dok, vnde drope des wat in de ogen, dat ys ok gud. — 

Item, eyn mael van den ogen to vordriuende. 

VII. Eyn mael van den ogen to vordriuende, Is dat 
oge beuallen*^). So nym holwort, de geflaten fy, eyn punt, 
vnde befnyde de alreyne vnde do de yn eyn fteynkrus**) 
vnde geit dar vp eyn ftoueken wyns vnde lat dat fo ftan 

// /bZ. lJ3(i' III daghe, geet denne den wyn // äff vnde ftot denne de 
holwort, vnde wringk fe^^) dor enen rcynen dok, dat yo 
dat fap deger vth kame^) : bcholt dat fap, dat ander werp 
wech vnde do dat fap an eyn kros^^) vnde lat dat claren, 



**) vgl. oben: lat dat fckiren, Anm. 41. 

^^) der eigcnthümliche, gleich nachher sich wiederholende Ausdrnck, welcher 
sich aus hchn Handhabe, manubrium Mnd. Wb. II, 283'^ nicht erklärt, scheint viel- 
mehr eine Fortbildung von Ml n. Kessel haken Wb. II, 177», JmcI, hoel, Mle 
pendula, hale, hele, eyn luilen cacaba, cacabus Dfb. Wb. 422^ UG^ zu sein, aus der 
Form Ihalcn entsprungen^ und den an dem Kesselhuken über dem Feuer hängenden 
Kessel selbst zu bezeichnen, wie denn cacabus bei Dfb. a. a. 0. nicht nur mit 
ketelhake, hael, sondern auch mit kar, eyn haffe der da sttdt, wallender Mfen, 
ketel glossiert ist. 

^) in d. Hd. wyne, 

^*) beuallen bedeutet entweder «eingesunkenS oder passivisch: ,ganz von dem 
Male bedeckt^ oder auch wohl nur: ,von dem Uebel befallen, krankS s. Mnd. Wb. 
I, 304*, 305b. 

^') das Wort erscheint hier als Neutrum, während es sonst Masc. ist, vgl. 
Mnd. Wb. IV, 388*> stenkros m. Steinknig; — ebenso gleich unlon an eyn kroft, 
yn eyn kros, yn eyn krus. 

") vor fe steht in d. Ild. noch einmal /^, aber roth durchgestrichen. 

''^) in d. Hd. vth kamen. 



69 

Vndü geit dat clarefte af vnde bcholt dat dickefto : So 
nyni 111 lot tottigen^^) vnde Hot dyt clcno vp cnen ftcyii, 
fo do dai- to dat dicke van deme fape der holwortcle vnde 
wrif dat tofamende alzo varwe^^). So nym denne III lot 
campKers vnde fcharuet^'), fo du cleneft kanft, vnde v^rif 
dat dar mangk, dat yt fmelte ; fo do yt denne yn eyn kros^*), 
fo iffet^*) rede : wenne du yt yn de^^) ogen deift, So legge 
ene^^) vp den rugge vnde nym fyn houet in dynen fcboet 
vnde fo thee em denne de lede van der fune^^) vnde drope 
eme der faluen dar wat ynne, vnde lat ene denne fo ligghen 
ene ftunde: dyt do des dages dryge, fo lange dat he funt 
werde; — dat dunnefte^*), dat dy auerblyft®^), dar do 



^) vor tottigen steht ein rotli dun^hstrichnes d: das Wort selbst ist, wie W. 
U. Mieick zuerst richtifr erkannt hat, eine Umdeutscliung von tutia d. i. «^wesentlich 
aus Zinkoxyd bestehende Abgänge bei metallurgischen Processen, — metallische 
Brocken, die ein feines ^rraues Pulver geben, welches als Heilmittel für die Augen 
noch jetzt gebraucht wird." Die dem verdf'iitschten tottigen zunächst zu Grunde 
liegende Form tuttianj tucinn findet sich in den alten Glossaren: tucia, tutia 
htUieraiich, ein stain (ü.^ et/ftc, tiUtian Dfb. gloss. 600<^; tucia hutteröky eyn steyn: 
tuehia : tucian, eyn arstvdyc to den oghon Dfb. nov. gloss. 373^; dazu gibt Frisch 
deutsch-lat Wb. II, 395^ ilie verhochdeutschte Form Tutzi und sagt zu dem Worte: 
„tucia, spodium Graecorum, ein Art Metall undCadmey weiss und grau. Tutia ein 
Morgenländisches Wort, und weil es zuerst aus Alexandria gekommen, heisst sie 
noch Alexandrina, ist wie Schuppen oder Rinden formirt, inwendig gleich und 
eben, aber aussen wie Nadel-Knöpfe als Chagrin, daher es bey einigen hotrytia 
tutia heisaet.** Dasselbe muss gemeint sein, wenn es auf fol. 88^ 1. 13-20 unserer 
HdBchr. im Buche des Meisters Bartholomaeus cap. XI heisst: Werne de oglien 
rynnen van water e efte ran blöde, de neme thusiam, dat het calames steen, den 
vindestu in der apoteken, enni haluen verdink, vnde make den gloiendicii negen tcarue 
vnde leasche ene so dicke an guden wyne, vnde ho tostot ene denne to puluere, vnde 
do dat puluer in de ogen, dat droget se ende maket ne gans ciaer. liier ist also 
BOT Erklärung von thmia nicht tottigen, sondern calames steen gewählt, welches auf 
iapis caiaminaris (in Dtl). gloss. 87)> c mit cadmia, calamitia gleichgestellt und durch 
galmey, kaimei, siluerschume, sinter, cobalt glossiert, vgl. c<damina, Iapis calaminaris 
Gralmei, Kalamintstein Nemn. 1,749) beruhen muss, so dass also hier eine Ver- 
wechslung zweier verschiedener Stoffe bei der Verdeutschung durch calames steen 
▼erliegt Eine andere auf calamina beruhende und, ¥ne es scheint gleichbedeutende 
Form ist calmine, welche fol. 120^ unserer Hdschr. in dem Buch von den Heil- 
wassern steht: liuta, agrinionia, madragora manibus testiculi, celidonia, myt suckcr 
vnde fnyt calmine tosameiide gewreuen vnde dar af water gcmaket, dat water 
schal men heten aqua dulcedinis oculorum, dat lieft craft an sik: weute dar is 
neynerleyghe ouel in vrtrikv so grot noch so quad, dat de ogen to bernende pleget, 
id enfy waraftighe medicine dar jegen, wo id al sulke is, dat men myt jennyger 
arstedien vordriuen mach. 

••) in d. Ild. varüe. 

") angelehnt aus fcharue yt. 

") vor iffet steht überflüssig ys. 

*•) in d. Hd. den, 

^) nämlich den Kranken. 

•') vom Augapfel, s. d. ähnliche Stelle des Wfb. MS. im Mnd. Wb. IV. 473*. 

•') in d. Hd. donneftu. 

•*) in d. Hd. aiter bleyft. 



i 



70 

eyn luttick kamphers to^), dat ys gud wedder de (ücbte 
vnde wedder de myten^^), de yn den ogenleden fynt. — 
Item, eyn ander : nym rulikes blomen myt vrouwenmelk, 
de eyn knechtken^*) foget vnde wringe dat dor enen duk 
Vnde do dat yn eyn krus^'), vnde drope dat ok in dat 
oghe, dat vordrift ok dat mael^^) : dyt do fo lange, dat yt 
vorgae®^. — Item, kampher gemenget myt vennekelfap, 
dat drope vp dat mael fo langhe, dat yd dy vorga. — 
Item, eyn ändert: drope ok menen olye vp dat mael, dar 
// /bZ. 12b. II vorgeit yt ok van. — Item, mynffchenpyffe myt honnyghe 
gefaden®^), vnde drope dat yn dat oge, dat vordrift ok dat 
mael'*^). — Item, beme duuenbore vp enen gloyenden^^) 
yferen, dat dar affohe äff werde, vnde mengbe de myt 
eticke vnde laet yd drogben, vnde ftot eyn krude, dat het 
bennep, vnde vennekel vnde drucke dat fap vth vnde 
mengbe de affcben dar mede, vnde legge dat vp dat maeL 
— Item, nym ener wytten duuen vorderen vlogel vnde 
deck dar yn myt enem meffe^^), dat be blöde : des blödes 
do vp dat mael. — Item, nym enes bazen gallen vnde 
enes ales gallen vnde enes banen^^) gallen vnde mengbe 
de dre gallen tobope, vnde menge dar^^) fo vele honnyges 
to, alzo van den dren gallen wert, vnde laet dat tohope 
wol warm werden vp deme vure vnde drope des wat in 
de ogen, dat vordrifft dat mael. — 

Diesen Anfangsartikeln der ,duderfohen arftedie^ lasse ich eine 
Reibe von Abschnitten derselben Schrift folgen, welche entweder nach 
ibrem Gegenstand oder nach ihrer therapeutischen Ausführung charak- 
teristisch sind, besonders solcbe, in denen Würmer als Krankheits- 
ursache angenommen werden, oder in denen thierische Stoffe als 
Heilmittel vorgeschrieben sind. 



") vor to steht schwarz durchgestricheu do in d. Ild. 

**) das Wort ist im Mnd. Wb. III lOß» nicht in seiner eignen Form, sondern 
unter mitse (kleine Mückenart) angesetzt, obwohl die Bclpgstcllc nur miihen enthält; 
die Vorstellung, dass kleine Thiere, besonders Würmer, als Krankheitsursache in 
den leidenden Körpertheilen vorhanden seien und herausgetrieben und gctödtet 
werden müsten, kehrt in unserem Buche häufig wieder. 

••) in d. Hd. knechten, 

•^ vor mael steht mel, schwarz durchstrichen. 

••) in d. Hd. vor gan. 

^^) ebenso wie oben Anm. 44 ungenau construicrt, statt : sede mytijfchenpyffe mt^ 
honnygJie vnde drope etc. 

^^ vor mcLel steht me ausgestrichen. 

'*) in d. Hd. gloyeden, 

'*) vor meffe ausgestrichen my, 

^') vor hanen ausgestrichen holen gaU. 

''*) vor dar ausgestrichen /. 



71 

i. Ißb. XV. Werne de wynbrauen^'*) vth vallen, de wryue 

erften do fteden, dat fe blöden willen, vnde neme denne 
beneken''^), de in deme honnyghe liggen, vnde berne de to 
puluere vnde ftrouv^e dat vp de ftede, de du hefft gewreuen, 
fo Waffen dy de hare wedder. — Item, eyn ander: Nym 
enen ftylum^^) vnde fteck dar ene fnyggen mede dore vnde 
nym dat water, dat^^) dar vth vluet, vnde beftrick de 
oghenbrauen^*) dar mede, fo blyuen fy fittende, vnde dyt 
enfchadet den oghen myt alle nicht. — 

XVI. Wultu haer enwech bringhen, dat yt nicht wedder 
waffe, fo nym eyn krude, dat heth duuenvoet, vnde berne 
dat to affchen, vnde make dar loghe äff vnde dwage dar 
dat houet mede, fo entvallen dy de haer. — Item, en 
ändert : nym ekenloeff vnde de middelften borken van der 
eken, vnde make dar loghe äff vnde dwaghe dar dat houet 

fol. 17^' mede, "VTide wen yt droge ys, fo befmere yt myt // blöde 
van euer vleddermus edder myt hundes melke; dar na 
make eyn bat, men nym erften enen gronen loefvorfch 
vnde berne den to puluere, vnde ftrouwe em dat vp dat 
houet in deme bade: wan em dat houet gedwagen ys, fo 
entvallet em dat haer. — Item, eyn ander: nym vnde 
dode ene vleddermus vnde nym ere blot myt byllenfade 
vnde emeteneyere vnde fwart manfaet, allike vele, ftot dit 
tofamende vnde wringk dat fap vth vnde fmere dar dat 
houet mede. — Item, eyn ändert: Berne fwynes knaken 
to puluere vnde ftrouwe dat dar vp, fo entfallen dy de 
har. — 

XVII. Weme de hare vth vallen edder de worme ethen, 
de neme lynfaet vnde berne dat to puluere, vnde ftot cy- 
poUen vnde wringk dat faep vth, vnde menghe de twee 
dingk tofamende myt olye vnde fmere dat houet dar mede, 
fo beholden fick de hare. — Item, eyn ändert : buckes hörne 
gebraut vnde myt olye gemenget vnde dat houet dar mede 
gefmeret, dar waffen ok de haer af. — Item, eyn ändert: 
nym petercillien vnde wrif de myt fwynes blöde vnde fede dit 
an blanken wyne, vnde wringk yt denne dor enen dok in kolt 
water vnde fammele dat vette bauen van deme watere, fo 



'*) supcrcilium wynbrouwe, wynbraen, wymbrain Dfb. 6Qß^. mhd. lointbrä 
hd. Wb. I, 231»; — die gewöhnliche nd. Form ist zwar brdn palpebrae Mnd. Wb. 
414», ogenbraiij ogetibram n. sg. ogenbranen, ogenbramen plur. ibid. III, 219», 
er iu d. Hd. steht deutlich wynhrauen und weiter uuten oghenbrauen, und ich 
11 daher die Form nicht äadern, mit der wol -brawen gemeint ist. 

'^) die fast wörtlich übereinstimmende Stelle des Rostocker Arz. -Buchs s. 
Qd. Wb. I, 332». 

^^) mit dem lat. Worte scheint tttüs m. Nadel, Pfrieme, pinca Mnd. Wb. IV, 
4a gemeint zu sein. 

^^) dat in d. Hd. falschlich ausgestrichen. 



72 

nym denne enen dodder'^) van eneme fadene^®) eye, maftix, 
komen, honuich^^) vnde i)uluer van den benekeu, de dat 
honnich drcghen, vnde menghe dat altomale myt deme 
wytten vnde fmere dar dat houet mede, fo entholden ßck 
de bare. — 
fol. 17h. XVIII. Wedder de lufe vnde v^edder de nethe nym 

rüden vnde qwikfuluer, dat gedodet fy®*) myt nüchteren 
fpekelen^'), vnde menghe dat tohope vnde fmere dat houet 
dar mede. — Item, eyn ander: nym rüden, wormoten, 
fchampponyen, lorberen vnde lufekrut, ftot dyt vnde fede 
yt an loghe vnde dv^age dat houet dar mede edder de 
cledere, fo vorgan fe, dat ys wys. — 

XIX. Wedder de vloge^) nym eyn holt edder enen 
erdenen grapen vnde befmere de myt deme vetten*^) van 
deme voffe, vnde fette dat in dat bedde, dar krupen fe 
alle na yn: dar na fo werp dat enwech. — 

XX. Wedder de worme, de dat haer ethen, nym cy- 
poUen vnde ftot de, vnde wringk dat fap vth vnde fteck 
dar de borfte ynne vnde borfte dar dat haer mede, dat 
vordrift fe myt alle. — 

XXI. Wedder de wedaghe der oren nym wegebredenfap 
vnde make dat warm vppe deme vure vnde drope dat in 
de oren. — Item, eyn ander : nym enes buckes gallen vnde 
vrouwenmelk, de eyn knechtken foget, vnde honnich, vnde 
make dat warm by den viire vnde drope dat in de oren. 
— Item, eyn ander: nym eyn krud, dat het dueft, vnde 
ftot dyt vnde wringk dat fap vth, vnde do dar to vrouwen- 
melk, de eyn knechtken foget, make dat warm vnde drope 
dat in de oren. — Item, eyn ander: nym cypollen vnde 
ftot de myt vrouwenmelke, de eyn knechtken foget, vnde 
make dat warm vnde drope yt yn de oren. — Item, eyn 

// fol. 18^' ändert: Stot yfop vnde // drucke dat fap vth vnde menge 
yt myt menen olye vnde make yt warm vnde do dat in 
de oren. 



^^) in d. Hd. ist über das o ein kleines e übergeschrieben, was nach der 
Schreibart des Buches doedder ergeben würde. 

80) regelmässig wäre fadeneti. 

8^) der Schreiber ist zuerst auf das folgende honnich übergesprungen und hat 
weiter geschrieben dregen wide menghe^ dann aber den Fehler erkannt und diese 
Worte roth durchgestrichen. 

8') im Mnd. Wb. ist weder qnikfulver noch die hier waltende Bedeutung von 
doden verzeichnet: quikfulver doden das Quecksilber tödten d. h. es seiner Flüssig- 
keit berauben, es durch Reibung mit anderen Körpern in einen pulverartigen Stoff 
verwandehi; — hier wird die Tödtung durch nüchternen Speichel vollbracht. 

**) in d. Hd. fpecuUm, 

8*) die hier auftretende Pluralforra ist unter vlo f. (pulex) Mnd. Wb. V, 277» 
nicht verzeichnet; statt nym steht in der Ud. netiu 

^) der Schreiber hat zuerst wytteti geschrieben, dies aber dann durchgestrichen 
und vetUn an den Rand gesetzt 



73 

(Dieser Ah- De oreu don em vnderwylen we van gefuchte®^), dat dar 
*^ä1"^*ä^ fo vlut. Dar wedder nym ene cypollen vnde ftot de dv^ers®^) 

^swkd^erAr- vntwe**^), vnde hale fe vtli vnde ghut dar ynne mufkelen- 

tikd gezähli.)o[yQ^^)^ de ys in der apoteken edder in deme krame, vnde 
fette dat denne vppe de kalen vnde late yd feden : dar na 
legge yt vp de oren, fo du yt heteft dogen mogeft. — 
Item, eyn ander: Dym wormoden vnde fteynmynten, etlikc 
hetent^) calamentum, vnde wachandelenberen vnde laluien, 
vnde fede yt an watere an enen behenden ketele, dar du 
vp fetten mogeft enon trecbter vnde laet den vratem dor 
den trecbter in de oren gan. — Item, eyn ander: nym 
cypollen vnde eyn krud, dat bet apene der wortelen*^), 
vnde dat wytte van deme eye, dat bart gefaden fy, vnde 
buflok: rtot dyt tofamende vnde backe yd wol an eneme 
fcbapen vnde wrink dat fap deger vtb, vnde do dat fap 
in ene cypollen, de vtb gebolet®*) fy, vnde fette fe vp dat 
vure, dat fe^*) fede, vnde fette fe denne af vnde dropo em 
denne des fapes^*) in de oren vnde bynt em denne de 
braden cypollen dar vort vp, fo he dat heteft dogben 
moghe; fachtet yt hir nicht af, fo ys dar eyn worm ynno 
edder eyn fwel, dat bekenne hir by; de ftede fcbal wefen 
roth vnde fwelleu vnde ys bet, deme belp aldus, alzo 

. / fol. 18f>' wy // hir na leren : Wo men fwelle rypo maket. Men 
fynt dar deffe fwelle^*) nicht, fo ys dar eyn worm ynne 
funder twyuel, vnde anders nicht. 



^) iu d. Hd. gefucJUoi, was zum Sing dat—dut nicht pasBt 

*^) iii d. Hd. gegen allen Gebrauch twers, s. dwen, dtoars Mnd. Wb. 1, 613^. 

^) in d. Hd. vnttwe, statt entwe. 

*^) das sonst unerhörte Wort erklärt sich aus nuil. mufckeliat inofcus, muicus 
Kil. 819«: eine etwas kürzere Form ist mnd. mufkele Moschus, Bisam, wovon hier 
ein Präparat gemeint sein muss. 

^) mit Anlehnung für heten yt. 

*') dieser in meinen Pflanzennamen des Gotb. A.-Buchs übersehene Ausdruck 
enthält wohl in seinem ersten Worte apene eine Umdeutschung von lat. ainum und 
meint in seiner naiven Zusammenstellung (apene der worielen) die Wurzelpetersilie, 
Apium hortense latifolium, maxima radico, hell, wortelpeterselie, dän. rodpersille, 
pcrsillerötter, engl, the large rooted parsley; Nemn. Polygl.-Lex. der Natiurgcsch. 
1, 382 ; doch fehlt dieser Yermuthung noch jeder sichere Anhalt, da die umgebildeten 
Formen von apium sonst nur hd. epf, ephe, ephichy eppich, nd. eppe^ epp, eppech 
lauten, s. Dfb. 40c, vgl. Lonicerus Krouterbuch Epff^ Gartenepff, Garteneppich fol. 264". 
Man möchte geneigt sein eine Auslassung von mehreren Worten anzunehmen und 
zu schreiben: apene [holwort mytj der toortelen. 

^) es wäre das Leichteste in geholet einen Schreibfehler für gehalety geholet 
anzunehmen; da aber das Adj. boU Mnd. Wb. I, 380^ „unterhöhlt, hohl" bedeutet, 
so darf man wohl auch ein schw. Ztw. vt holten^ vt holen (= aushöhlen) ansetzen. 

•') in d. Hd. nur dat fede, wobei der Schreiber von fe in das folgende gleich 
anlautende Wort gerathen ist 

^) solchen partitiven Genitiven pflegt sonst iu unserem Buche wat beigefügt 
zu werden. 

*^) vor fweUe steht fwe roth durchgestrichen. 



r 

^B Nummtr.) 



74 



XXtl. Is eyii worm in deme oi-e : nyta perricklof i 
porrickfteyiie, ä&v kernen''^) ynne Tynt, vndo Hot liyt fc ' 
viidc do dar to lyeiiolye viidit wringt dat laj) dar * 
vnde make yd warm vnde drope eme"") des wat in de c 
fo rt«ruet he^^); fo wynne ene denne vth myt eneme I 
hendeD dinghe^') edder fette em enen kop vp dat ore. 
Item, nym encian, holwort, wormoden "*"), loerberen, ftert 
myntet""), ftot dyt tofamende vnde wringk dat'"') 
'th vnde drope des wat iu de oren, fo Reruet de wor^ 
— Item, is he ouer in ener anderen ftede, fo drope 
ynae fcbamphonieu myt wyne gewreuen, dar ftemet { 
ok van. — 

Vor de olden doefheit nym ameteneyer'"*), geftot \ 
dar to gedan'"*) fwynesmyftzaep'"*) van enen borchfwjn 
vnde fyet vnde do [dar to] dat vette enea ales vnde l 
[vnde dytj tofamende gemaket vnde in dat ore gedro] 
vordrift de olden dofheit'"^). — 

XXIII. Ib eyn fteyn in dat ore gefallen'*") edder a 
wat, fo nyge'"*) dat liouet vp de fuluen fyden vnde 1 
era'"*} enen wyntkop"") jegeu dat ore vnde wriil fchai 



"") zu kerne schwf. Mnd. Wb. II, 453i'. 
*') nämlich dem Krankeu. 
•») nämlich der Wurm. 
") in d. Hd. dinghen, was doch wohl nur als Schreibfehler gelten, nicht | 
schw. Dat, erklärt werden kann. 

"*) in d. Hd. lem-modein. 

"') in <i. Hd, ßegt tnynlen. 

"') in d. Hd. ilgl, woku keine Veranlassung vorliegt. 

"') die imgeheaerliche Form amefeneyer, welche deutlich in d. Ud. B 
kann wohl nur in einer hochdeutschen Anwandlung des Schreibers, nicht aber in e 
berechtigten mundartlichen Vorgang ibreu Grund haben ; s. oben f'ol. 17* Abs 
XVI die richtige Form enietcneyere, ebenso unten fol. 19» Ahsclin. XXVI. 

'") in d. Hd. gem. 

'"*) Schweinemiüljauche, — die beiden letzten Theile des Compos, i 
lauten mcssappe, vgl. mes Mud. Wh, IU, 78*" und aappe Jauche ibid. IV, 26, t 
gewährt sacp, aap (SitCl, Brühe) im Qrunde denselben ficgrilf, und auch die Fol 
nUet Blatt mes müuhte vielleicht noch anderwärta nachweisbar sein. 1 

"") dieser kleine Abschnitt ist bo fehlerhalt geschrieben und schwankt ^ 
ungenau zwischen im|ierativiacher und participialer Construction, dass die g 
Correclurcü und Ergäozungen für daa Verständniss unentbehrlich waren 
folgende Artikel ist wie dieser in d. Hd. ungezühll, kann aber mit XXIU bezeicfa 
werden, da der dann folgende Abschnitt als XXIIII gezählt ist. 

'") in d. Hd. gefalle. 

"") wie in sögen die ursprüngllclic ehifachc Bedeutung von «it^^n auftrat (i 
oben Aiim. 23 u. 88), so wird hier umgekehrt das intraus. nlgfn (sich verueiÄ 
grossen Mnd. Wb. III, 187') im Sinne des trans. neigen, negen [aeigen ibid. 1 
gebraudit. 

"™J nämlich deni Kranken. 

'") icitMoii Schröpfkopf, sonst gewühnlitli kop (Mod. Wb. 11, 526i>) i 
etugekop (ibid, IV, 447i>), ist eine hubschere Umdeutschung von ventosa als vitUtA 
fitttus, fytahufi Dfb. 611>, unsere Form aber begegnet weder hier noch unter i 
gistrun) od. flcLiotomum. 



75 

phonyen vnde puefte em eyn wenich in de nufterken, fo 
wert ho pruftende vnde dat pruftent drift ene^^^) denne 
vth vnde de wyntkop thuet ene denne na fik. — Item, 
eyn ander: nym eyn rodeken'^*) vnde cleue dar wat lymes 
to vnde wynne yt dar mede vth. — Item, ys eyn vlo edder 
// fd. 19<^' eyn Ins in deme ore, fo fteck dyn haer in dat ore, // fo 
geit fe dar ynne vnde komet vth, edder geit dyner egene 
nette wat in dat ore, fo fteruet fe. — 

XXIV. Werne de oren fufen, de neme myntenfap myt 
honnyge gemenget vnde drope dat warm in de oren. — 
Item, en ander: ftot lorberen vnde drucke dat fap vth 
vnde drop dat warm In de oren. — Item, anders: nym 
dat vette van deme pawen vnde drope dat warm in dat 
ore, dat ys gud. — 

XXV. Wedder de wedage der oren nym eyn krut, dat 
heth duft, vnde fypoUen like vele, vnde nym enes buckes 
gallen vnde vrouwenmelk"'), de eyn Imechtken foget, 
Jewelkes fchal like vele wefen, vnde werke^^^) dat tofamende 
vnde do dar honnich to vnde eyn luttik myrren, vnde 
make dat warm vnde rore yt wol vmme, vnde drope des 
wat in de oren, fo du yt heteft dogen machft. — 

XXVI. De nicht hören kan, de neme emeteneyere vnde 
ftote de in eneme mortere vnde neme fe vth, vnde ftote 
denne bathonyen vnde lorberen vnde wringk dat iap vth 
vnde do yt denne to den emeteneyeren, vnde wringk yt 
oueral vth vnde make dat fap warm vnde geet yt yn de 
oren, vnde lat ok de äderen achter deme ore"^). — Item, 
eyn ändert : ftot huflok vnde wringk dat fap vth, vnde do 
dar to dat vette van deme ale vnde make id warm. To 
deme erften male drop dat in dat hefte ore"^) vnde kere 
dat fulue ore vpwart, dat yd^^^) wol in drincke"®); des an- 
deren dages edder des nachtes, fo do yd in dat andere ore 

// fd. 19^' vnde kere id ok vp ; des drudden dages fo do yt in // dat 
erfte ore, dar na do y t in dat andere ore : dyt do fo lange, 
bet du gefunt werft. — 

*") nämlich den Wurm, in d. Hd. eme. 

"■) dieses Deminut. von rodt virga fehlt im Mnd. Wb. III, 495. 

"•) in d. Hd. vrouwe m^lk. 

*") werke wirke, knete; diese Bedeutung ron tcerken fehlt im Mnd. Wb. V, 684. 

"^) dieser Artikel ist wiederum charakteristisch für den Stil unserer Schrift, 
welche oft die angefangene Construction nicht festhält: wie wir oben (vgl. Anm. 
12. 44. 106) die partic. und die imperativ. Wendung unvermittelt mit einander 
wechseln sahen, so geht hier ohne Weiteres die dritte Purson des Conjunctivs in die 
zweite des Imperativs über. 

*") über dat hefte ore = das rechte Ohr vgl, Mnd. Wb. I, 285b und das da- 
selbst angeführte, unserer Stelle fast gleichlautende Citat aus dem Rostocker Arznb. 
(s. oben Anm. 76). 

"2 nämlich dat fap und dat vette, 

"•) im Mnd. Wb. ist indrinken, vgl. oben Anm. 25, nicht verzeichnet. 



76 

XXVII. Werne de iieze blodet vnde nicht entftan wil, 
de enlchal fik nicht harde joerden^^®) vnde fcal nene enge 
cledere ane hcbben vnde nem vers^^) fwyneshar vnde ruke"*) 
dar to, vnde drucke dat fap vth vnde nette dar enen dok 
ane vnde fteck den in de neze. — Itera, en ander: nym 
en krude, dat het blotwort, vnde holt dat vor de nezen. 

— Item, anders: Schelle droge honen, dat de halge alle 
af kamen, vnde make van den kernen mel vnde puefte em 
dat in de nufterken. — Item, eyn ändert: nym eynen 
fteyn, de Jafpis**^) het, vnde legge ene vor dat vorhouet. 

— Item, eyn ander : nym vnde berne rüden myt den wor- 
telen to affchen^^*) vnde pufte em de in de nufterken. — 
Item, anders: nym vnde berne dat fulue blot to pulaero 
vnde towrif dat^**) vnde puefte em dat in de nezen vnde 
holt em dat houet vp; vortmer entclede ene erften, dat he 
naket fytte, vnde legge em eyn plafter vp dat vorhouet. 
Iffet eyn man, fo legge em de clote in dat water ; iffet en 
vrouwe, fo legge er eyn plafter vp de brufte van nacht- 
fchaden, edder van enen eye dat wytte, vnde fprenge eme"^) 
yo etick vp de brufte, yt fy man edder vrouwe. — Item, 
is it eyn man vnde blöden em de nufterken in der luchteren 
fyden, fo fette ene dale vnde lat ene myt den koppen vp 
der mylten ; Blöden em ok de vordere nufterken, fo do dat 
fulue vp der"^) leueren; Men iffet eyn wyf, fo**'') do dat 

// fd. 20(i' 1/ fulue vp den bruften: Is auer de mynfche fo krank, dat 
ho licht, fo laet ene yo myt den houede hoger liggen, wen 
myt den voten, vnde do em, fo wy uu leren. — Item, 
anders: nym lecm vnde menge den myt eticke vnde myt 
nachtfchadenfape, vnde legge em dat vp dat vorhouet : dyt 
ftoppet dat blot funder twyuel. — 



'*^) das e ist dem o übergeschriebou ; die Schreibart mit j statt mit g findet sich 
im Mnd. Wb. II, 133^ unter gorden (eiligere) uiclit. 

***) vor vers steht in d. Ud. wer« durcligestrichen. 

***) vor ritke ist r ruk ausgestrichen ; — die in unserem IJuclic öfter wieder- 
kehrende Verbindung ruken to- (an etwas riechen) ist im Mnd. Wb. HI, 52G* nicht 
angemerkt; vgl. ruke dar to rieche daran fol. 22^, 17. 35», 27. ruk dar tho fol. 
35», 28. ruk dar to fol. 39», 26. 41 '»j 2. 

"') vgl. oben Anm. 34. 

«»«) in d. Hd. ajfche. 

***) nach dat ein zweites dat ausgestrichen. 

»») dem Kranken. 

«>•) in d. Hd. de. 

'*') vor fo steht dat ausgestrichen. 



I I 



77 

fd. JSld' XXXI. Wedder de thenenworme, fint fe in den theneu, 

nym lufekrut, to latiue gebeten fraphifagria, bertram vude 
was, vnde menge dyt tobope vnde make dar kegelken"^) 
af vnde kouwe de twyffcben den tenen, dat dodet de worme. 

— Item, eyn ander : nym fwart byllenlaet vnde menge dat 
myt Waffe, vnde make dar eyn liebt van vnde berne dat, 

/Vrf. J^yb. vnde laet den roke dor enen trecbter yn // de tbene gaen. 

— Item, anders: nym buflok vnde legge den vp de bozen 
tbene, dar tbeen fik de worme ynne. — Item, men feebt, 
dat got beft funte appolonien vorlenet"*), we fe alle dagbe 
eret myt fynen beden vnde eren daeb valtet vnde dyt bet 
lezet, dat em de tbene nummer grote noet endoen^'®). — 

XXXU. Wultu ene boze tene wecb bebbcn etc. etc. 
Item, anders : bolt dar vp dat vette van ener breden poggen, 
fo vallet be vt ; dyt doen de berten vnde de groten deerte ; 
de eten de poggen, fo entvallen en de tbene vor. — 

XXXIII. Wo men bale tene fcbal vth ten: nym enes 
raucns boer vnde fteck dat in de tbenen, dat brecket ene'^*) 
vtb vnde Aicbtet de fericbeit. Dyt fulue deyt"*) ok dat 
bregen van eneme rauene. 



faf, 24n- XLVI. Wedder de wedage des balfes roep an fanctum 

blafium, dat be dy to bulpe käme, vnde drink wyt bundcs- 
baer, nucbteren vnde myt bere, vnde lat in der medianen ^^^) 
edder vnder der tungen, dat ys gbud. — 

XL VII. Wedder dat fwel an deme balze, dat beten de 
meyftere fquinancia^**), dat ys dryerleyo: Dat ene apen- 



*^ kegelken n. (kleines konisches Stück) war wohl ein technischer Ausdruck 
für runde spitz gedrehte Stückchen einer festen Arzneigabe ; im Mnd. Wb. II, 438^ 
ist das Wort nicht verzeichnet 

***) nach vorlenet steht noch einmal heft. 

"®) hier folgt ein lateinisches Gebet und dann die im Goth. Progr. p. 11 
unter byÜenwortele sowie im Mnd. Wb. IV, 531 gedruckte Stelle. Dass dem Worte 
tene um des hier auftretenden Accusativs ene hozc tene willen auch das wei))l. Ge- 
schlecht wirklich zuzuweisen sei, das kann man wohl kaum bezweifeln, da gleich nachher 
folgt : vp de bozen tene, was auch als Acc. Sing, gemeint ist, weil darauf construiert 
wini: fo vallet fe vth; aber ausserdem ist für das Wort bemerkcnswerth, dass 
es in unserer Hdschr. nicht nur stark, sondern auch sehr häufig schwach gebraucht 
wird z. B. in de thenen fol. 21i>, 29. in de holen (holen) tenen fol. 22», 1. 3. vp de 
(henen fol. 22», 13. 20. de thenen Nom. PI. ibid. 10. 

^*) man erwartet unmittelbar neben dem Plur. in d^ thenen statt ene viel- 
mehr se zu lesen. 

"«) in d. Hd. dyt, 

^ mediana middelader, medianader, eyn oder mitten an dem arm, ein miüerin 
Dfb. 3Ö8»; das völlig deutsch gestempelte Wort mediane schwf., welches weder hier 
noch im Mnd, Wb. III, 60 verzeichnet ist, erscheint in unserem Buche sehr häufig. 

'■*) ans gr. fm6Lf/r\: synanche, sinansis, sinancia, squinancia hälfzgeschwer, 
das eepfUn im halfz, die bräune, daa welchen , eyn geswere yn der kelen, kelesucht 
Dfb. 5360, vgl. angina ibid. 36». 



78 

baret fick nicht wol, doch deit yt rechte we van bynnen, 
vnde dar fteruen de lüde vnderwilen van bynnen eneme 
daghe edder bynnen twen odder bynnen dren dat 
hogefte**^); — Item, eyn ändert, dat beten de meyftere 
/ foh JSi^*' II quinancia^*^), vnde is ok eyn fwel in deme balze, wen 
yd vtwart raet^*^) vnde dodet nicbt fo drade, alfo dat erfte 
dodet; dyt bekenne hir by: de hals vnde de fchetele^'*) 
vnde de ftrato"^) fint roet; fleyt dat fwel inwart vp de 
langen, fo wert de mynfche dorde vnde fteruet drade ; — 
Dat drudde fwel in deme balze, dat beten de meyftere ok 
fquinancia^^^), dat bekenne bir by: de mynfche heft den 
munt wyde apene, vnde de tunge henget eme vth deme 
balze alzo eneme hunde; deme mynfchen mach men nicht 
wol helpen. Deffe fwelle werden den luden gerne, wan 
de mey kolt ys. Wedder de erften twe fwelle in deme 
balze nym de maden, de dar krupen in der erden"*), vnde 
ftot de in enen mortere, vnde fede fe myt olye vnde legge 
fe vmme den hals, mer gif em erften dryakel drinken, dat 
yt nicht vthwart enfla. — Item, en ändert: laet koppe 
fetten twyffchen den fchulderen vnde nym***) denne 
wypperyuen, olye, holwort, [vnde] ftot de krudc kleyne, 
dat men dat möge drinken; Men gif cm erften driakel 
drinken ; dar na nym lyn**^) vnde fede den myt olye vnde 
fla em dat vmme den hals, vnde do dar yferhart to vnde 
laet dat tofamende vp feden***). — Item, eyn ander: laet 



*^) dat hogefte adv. höchstens, im äussersten Falle: im Mnd. Wb. II« 270 
ist für diesen AdvcrbialbcgriiF uur to deme hogesten angeführt. 

•**) aus gr. xuvdcYj^Tj (Hundsbräune), quinancia celesuht Dfb. 479^. 

*^^) der dunkle Ausdruck scheint entweder durch Schreibfehler oder durch 
Verschleif ong (raet = raket) zu rakcn intr. (kommen, gelangen Mnd. Wb, III, 
416*) zu gehören; — die noch näher liegende Deutung: „aber es schwiert nach 
aussen" würde man erhalten, wenn man raet als entstellt aus ravet annähme, von 
einem Ztw. raven, roven, welches sicli zu rave, rof Wundschweiss Mnd. Wb. III, 
428i>, 616* ebenso verhalten würde, wie saniare sweren zu sanies eiter, eeUer, rocf, 
wundtschweifg Dfb. 611*. 

***) schetele für schotele wie hd. schissel für schossel, schusaec scutella Dfb. 
522b; vgl. aber die Bedeutung „Gaumen" Mnd. Wb. IV, 127^, wo die gleichlautende 
BelegsteUc aus dem Rostock. Arzeneib. angeführt ist (vgl. oben Anm. 76. 116). 

''*) strote, stroite, strate f. Kehle, Ourgel, Luft- und Speiseröhre Mud« Wb. 
IV, 441b. 

*^) man sollte den Namen quinancia hier erwarten, da von dieser dritten 
Art erst die Symptome angegeben werden, welche bei den Alten zu der Benenonng 
>t'jva*|yYi veranlasst haben. 

'^^) in d. Hd. erften, wohl in Erinnerung au das unmittelbar vorher dagewesene 
Ar erften verschrieben. 

*^') nym steht nicht in d. Hd., kann aber hier nicht entbehrt werden. 

***) vor li/n steht wifn ausgestrichen. 

***) die einzelnen Sätze des Recepts sind schlecht geordnet; die Bereitung 
des Mittels sollte erst ganz zu Ende geführt sein und die Gebrauchsanweisung 
(vnde fla ein dat vmme den hals) müsste dann den Schluss bilden. 



79 



Tnder der tungen cdder in'*") der medyanen'"), edder 
fette koppe twyffchen den fchulderen, fo nym fwalenpiiitiere"*) 
vnde gif em dat nutten. — Item, nym ok nachtfcbaden, 
lilien, i'j'pollen vnde vygeu, allike vele, fede dyt an czegen- 
melke edder an eticke vnde legge eme dat vmme den 
f fol. 35t- hals, dat brecket dat fwel. — Item, Eyn ander; // nym 
Junge fwalen'*') vnde berne de to puluere in enem erdenen 
gropen, de wol bewaret fy, dat dar nen vratem'") raoghe 
?th gan,'vnde menge dat puliiermyt des myoTcben egenen'*') 
hoer: des hores fchal fyn alzo grot alzo ene clt-yne walnut, 
vnde wrif dat tofameade myt bere vnde gif em dat drinken, 
vnde bertrik dat''*) buten myt dr}-ak6l, vnde legge vp dat 
fwel nachtl'chaden, lilien myt erer wortelen, fypollea, vnde 
yferhart vnde lumek'^') wol geftot vnde gefaden in czegen- 
melk edder in eticke. — Item, ftoet ok halwort, wypperiuen 
vnde ere wortelen kleyrio vnde wringk dat fap vüi, vnde 
do yt in enen duk vnde lat den knoppen''*} yo loa, dat 
fik dat puluer yo roren mogbe, vnde benge dat in beer, 
vnde iffet bytter, fo do dar lacriffen to vnde drink dat 
vnde anders neyo beer, vnde gif em yo dat fwalenpuluer 
menget myt des mynfcben egenen haer'^') edder myt 
dryakel; gif em dat nüchteren'"), vnde laet ok vnder der 
tungen edder in der medianen edder myt den koppen 



) vor in ist ausgestnchen vnder. 

) ftealeapuiucre Scbwalbenpulver, dessen V(>rferdgung unten nilher he- 
Hieben wird, ist itn Mnd. Wb. nkbt aufgefahrt. 

"1 in d. Ud. fwale, w»s doch wohl nur aU Schreibfehler gelten kann. 
[) in d. Hd. crcAen, während Bonst immer vratent od. vr^em begegnet, 
T in d. Hd. egene. 

') goneiDt ist wolil dal cßcne hoer, was aber auch wie oben (Anm. Hj) 

*i hinler der Gcbrauclisanweiaung norhgeträgen wird. 

'") in d. Hd. lum€l 

) die hier an der Stelle des gewöhnliehC'n knii}! stm. nodue, Knoten (Mnd. Wb. 

^fi04'>) erscheinende Form knappe schw, m kömmt sonst gewOlinlich nur in der 

Teutung ,Knospe' vor ßnuppe, kat^pe Mnd. Wb. II, 506«, unten fol. 30» LVIIP' : 

"pM krutmen onde knappen van poppHortenJ, aber Dfb. 382* gibt nnter nodua neben 

p auch Knomte : in unserem Buche bedeutet knappe, knuppe nicht aovohl ,Enolen', 

■ vielmehr ,inuiunmengeknilpfle Masse, in ein Tuch eingeknUpfies Krituterbtlndel', 

^ auch Qor unvollkommen zu kiuilibe (Knorren, Erhöhung, Knoten auf der Haut 

". Wb. n, 503''( stimmt. Die betreffenden Stellen sind: bi/nt yd vafte to by 

I ktude «K[ie II tiwgerbreit im, dat dyt kritde enea vtHgeTbreyt rumes hthbe, fa 

jt den hnoppen by enen (nore in ene kamie val ber» fol. 26'', 31. henye enen 

ff^ten ICHOppen by den anderen fol. 26>, S. So nym den erften knappen vte 

t htnshe, vnde henge denne eynen verffeken in de ftedt fol. 26», B. bynt den 

at oajte by deme krude to vp tiee fingerbreit na, vnde henghe den knappen myt 

« ftiore in ene kaunen vul bera fol. 52', 29, de» anderen dagtus henghe enra 

R/c^ knappen by den ait'Jeren fol. &i\ 2. und unten Abscha, CLXIX fol. 66>>, 

i dieselbe Procedur beschrieben ist 

1 in d, Hd myl des egenen mynfchen harr. 

) in d. Hd. nüchtere, aber das im Mad. Wb. nicht angeführte, 

t vorkommende Adv, lautet sonst immer nüchteren oder nüchterne. 



80 

twyrfcheu den fchuldereu : kanftu des plafters nicht hebben, 
dattu fcholdeft leggen vmmc den hals, fo nym des fuluen 
mynfchen hoer vnde bynt eme [datj vmme den hals, vnde 
torne dy nicht**^) vnde bade ok nicht to vro. — Item, 
eyn ander: drinck wyt hundeshoer myt bere, vnde fede 
wyt hundeshaer an bere edder an wyne, dat yt euen dicke 
werde vnde bynt dat vmme den hals. — 



^^^'%/>. V V^ V 



fol, 27(^. LIV. Wedder de alre*^«), de heft vele hole, bade 

vnde make fe reyne vnde make eyn plafter van heydon, 
vnde make dar fo mannigen tappen yn van popplyoncnfalne, 
alze de alre mennich hol heft, edder make de tappen van 
benwelle, de geftot fy, vnde legge dat dar vp : dat do des 
dages drye. — Item, heft he^^*) ok fo vele hole, dat du 
in dat plafter fo vele tappen nicht maken kanft, dat fe to 
rechte holden**') de hole des alren**®), fo make fo vele 
tappen van heyden, dar nene**®) hole fcheue ynne fy, vnde 
drucke de tappen vth an reynen watere edder an bere 
vnde beftrik de myt popplionenfalue: dyt do des dages drye, — 
LV. Wo men fweden'*®) maken fchal: nym hart, was 
vnde pyk vnde do eyn ifiik in enen fchapen, de vp deme 
vure ftat, vnde lat yd feden vnde fchumet wol, dat eyn 
jewelk reyne wcrde'^"), vnde laet yt denne kolden, vnde 
nym enes gewelkes*^*) likc vele vnde do yt tohope in enen 
fchapen, vnde nym annys vnde ftot den cleyne vnde flehte***) 
ene dor eyn feue, vnde do den dar to vnde rore yt wol 
tohope vmme, vnde nym denne enen reynen dok vnde fbek 
den dar ynne, dat he tomale nat werde, vnde make eno 
vet myt verffchen fmolte vnde recke den dok dar vp vth 
vnde laet ene alzo kolden; wenne du deffe**') antaften 
wult, fo make de vyngere erften vet myt verffchen fmolte: 



^^) damit wird auf einmal statt des Arztes der Kranke angeredet. 

*'^) 8. Mnd. Wb. I, 59*; — das Wort ist hier zuerst als st. fem., dann 
weiter unten als scliw. masc. gebraucht, denn es heisst nachher: de hole des alren, 
— und dos vorhergehende heft he ist doch auch auf alre zu bezichen, wie 
zuerst iie, 

**^) die Wendung io rechte holden, welche ich im Mnd. Wb. weder unter 
liohlen to- noch unter recJU erwähnt linde, bedeutet ^in gehörigem Stande und ricli- 
tiger Ordnung halten*. 

"*) in d. Ild ne, was durch die entsprechende Stcllo des Rost. Arzneib. 
(Mnd. Wd IV, 88: m€ike also vele tappen van Jiede, dar neue seltene ane en fty) 
zweckmässig berichtigt wird; zur Gleichheit dos Ooth. und dos Rostocker Arznci- 
bnrhs vgl. ol)en Anm. 76. 116. 138. 

»'^•) s. Mnd. Wb. IV, 488*. 

»««) in d. Hd. wurde. 

***) im Mnd. Wb. II, 101* nur geivelik, qewrUik joder. 

*") in der Hd. fichthe. 

*") sollte wohl eigentlich wie gleich unten heissen deffc fweden. 



81 

wor du deffe fweden vp leggeft, fo make fe erften warm 
/. fd. ZT^»* vnde laet fe dar vp liggen // enen dach vnde ene*^) nacht, 
vnde nym fe denne af vnde droge fe denne myt eneme 
doke, vnde droge denne ok dat fwel edder de wunden 
vnde legge de fuluen fweden^^^) dar wedder vp; fo lange 
alze fe vulniffe to fik thut, fo lange ys fe gud. — Item, 
deffe fweden helen vule wanden, hale wunden, boze wunden 
vnde ok fwelle. — Item, nym verfch fwynesfmolt, hart*®*) 
vnde was, laet eyn iflik fmelten by fick*®'') vnde fchumet 
wol vnde do yt denne tofamende, vnde nette dar enen dok 
ynne vnde make ene bret myt verffchen fmolte vnde 
recke *®®) den dok dar vp vth : de wyle dat he heet ys, fo 
wes rede myt eneme feue**®), dar ftot myrren"^) ynne: 
fo"*) fichte de vppe der bouenften fyden vnde kere 
ene"^) fnelliken vmme vnde fichte er*^^) ok wat vp de 
anderen fyden, de wyle he het ys: deffe fweden fynt ok 
gud to wunden vnde to fwellen vnde to fweren. — 

LVI. Wedder de fiftelen"*), dat ys eyn fwer mit enen 
engen munde vnde myt wyden gründen"*); de bekenne 
hir by: dar geit wytte vulniffe vth, alzo water, dar vifch 
ynne gewaffchen fy, vnde breket dor de äderen"^) vnde 
dar geit ok vulniffe vth; — fo mennigerleye fy fyn, fo 
mennigerleye behoueftu dar to. Na demc male dat de 
hals vul äderen ys, fo mach men dar de viftelen nicht 
bernen noch fnyden, hir vmme help eme alfus: make dat 
// fol. 28(i' gat wyder [myt] demalaterre^''^) : Sint // dar vmme äderen 



*•*) in d. 

>") de fu 

linff. una ¥nr d 



Hd. (nien. 
fuluen fweden erweist sich durch das nachfolgende se thut als Acc. 
Sing, und mr dürfen danach fwede als schw. Femininum ansetzen. 

'^ so ist wohl zu lesen statt har, das so absohit nicht gesetzt zu werden pflegt. 

"^) ^ ßc^ für sich allein. 

^^) in d. Hd. rechke. 

»«•) vor feue steht ausgestrichen fene. 

"*) in d. Hd. myrre, aber das Wort ist sonst immer schwach. 

»") in d. Hd. fy. 

^"^^ nämlich den dok, auf dessen beide Seiten die gestosscno Myrrhe aus- 
gesiebt werden soll. 

"•) von der Myrrhe; vor er steht ene ausgestrichen. 

"*) fistele, vistele schw. f. fehlt im Mnd. Wb. ; vgl. fistula jintel, fissel, eyn 
lopende loch off wonde Dfb. 237», mnl. fistel fistula, ulcus manans Kil. 116^ 

"^) grünt f. Tiefe, Bodon Mud. Wb. ü, 168»; hier die innere tiefe Wurzel 
und Unterlage des Geschwürs. 

"•) in d. Hd. anderen. 

"^) das schwierige Wort demdlatcrre erscheint gleich fol. 28», 29 ¥neder in 
der etwas erweiterten Stelle : niake dat gat wyder myt ener fweden [van] demala- 
terre gemaket; ausserdem kommt es noch fol. 16a, 17. 19 vor: Hefftu hledderen 
vnder den ogen, fo nym vyf lot honniges vnde iwe lot vygenmel, eyn half lot dema- 
Jaterre, dat droge fy ; dyt ftot tofamende vnde menge yd tohope vnde do dar yn 
malaterre vnde tat yt lankfum feden vnde do dar to dyt ptduer, dat men aldus 
maket etc. Der Stoff wird also einmal zu einer fwede (vgl. Anm, 159), um den 

NiedordoatschOB Jahrbuch. V. G 



82 

edder yune, fo do dar ynne vngentum ruptorium, dat 
ys falue, de grofliken dodet; delTe durbaren falue, — 
nym dar to erften affrodillenpuluer dar ynne, — 
deffe faluen make aldus: Nym peper, berttram, auri- 
picment^'®), allun, fennep, wytte fchamphonyen, ekeppelle, 
flores eris"^), vngheluffcheden kalk^*®), des nym fo vele, 
alze des anderen altomale, wrif dat vp enen fteyn***) vnde 



Fistcigang za erweiterD^ dann zu einer Salbe, um die Augenblattern damit zu be- 
streichen (weti des noet ys, fo make yi hy den vure warm vnde fmere de bleddercn 
hir mede fol. IG«, 27 ff.) gebraucht, und man muBs dabei zunächst an mtüum terrae 
crdapffel Dfb. gloss. 845^. Adriatica malum terrae Dfb. Nov. gloss. 9^ denken, was 
auf die runde Holwurz (Aristolochia Clematitis) führen würde, da die alten Kräater- 
büchcr diesen Namen übereinstimmend so erklären; so Louicerus fol. 162^: „Die 
runde Hol¥rurtz wirdt genannt Aristolochia rotunda vnd Malum terrae ;** Garoli Glosi 
rariorum plantarum bist. Antvcrpiae 1601 : „Haec porro planta Grecis apioroXo^ia 
nuncupatur, — Romanis Plinio teste Malum terrae** (lib. IV. pag. LXXII sV); 
Bock Kreuterbuch, Strassb. 1556: „Diolcorides, Theophraftus vnd auch der alt Ni- 
cander nennen dife wurtzel (die rund Holwurtz) Melocarpon, Malum terre etc. — 
Apuleius cap. XVIII gibt der Ariftolochie vil mehr namen, nent fie Ararezan, 
Epheftion etc. — Opetin, Malum terre, Abfynthium rufticum vnd Scardian*^ (fol. 
CCXCIIIb). Wenn nun auch die Benennung derselben Pflanze, welche in unserem 
Buche ganz gewöhnlich holwort heisst, mit einem zweiten für sie gebranchlichen 
Namen zwar auffallend, aber durchaus nicht ohne Analogie ist, so hat doch schon 
die Umformung von malum terrae in das vorhersehende demakUerre grosses Be- 
denken, indem man dafür etwa ein schw. f. malcterre erwarten müsste, und ander- 
seits scheint auch nach sachverständigem Urthcil bei den vorliegenden pharmaceu- 
tischen Operationen für demaUaterre nicht an eiuen vegetabilischen, sondern nur an 
einen mineralischen Stoff gedacht werden zu dürfen. Ich schliesse mich daher mit 
voller Ueberzeugung der sinnreichen Yermuthung Mielcks an, welcher schon nach 
fachmännischer Beurtheilung des Zusammenhangs der betreffenden Rccepte in dema- 
laterre den weissen Bolus voraussetzte, und gestützt auf Yal. Kräutermann Nenge- 
machtes histor.-medicinisches Regnum Minerale, Frkft. 1726 pag. 174, sowie auf 
Ph. L. Geiger Pharmacopoea universalis. Heidelb. 1835 P. I pag. 848. 521 auch 
den Ursprung des Namens demulaterre in der Siegelerde von Malta (Terra St. Paali| 
Terra sigillata Melitensis sive de Malta) gewiss richtig erkannt hat, indem aus de 
Maita terra ohne Zweifel sehr leicht die Namensform demakUerre sich ver- 
schleifen konnte. 

^^^) auripigmentum, auripicmentum goltschum, huttrouch, auripicment, opriment, 
operment Dfb. gloss. 68^. 

<^^) nach Dr. Mielcks freundlichen Mittheilungen über diesen Ausdruck ver- 
steht die heutige Chemie unter flores aeris od. fl^ores viridis aeris das essigsaure 
Kupfer oder den GrünspankrystaU, Acetas Cupri crystallisatus, destillierten Grünspan 
od. GrüQspaublumcn (s. Geiger Pharmac. univers. P. I. pag. 2 und Jourdan Pharm, 
univ. Weimar 1882 Bd. I p. 630), während die alten Chemiker etwas anderes dar- 
unter verstanden, wie aus Mich. Beruh. Yalentini Museum museorum, Frkf. 1704, 
hervorgeht, wo es in dem Abschnitt über die Glockenspeise pag. 74 heisst: „Wenn 
man sauber Wasser über die geschmoltzene Glocken-Speifz giesset, und ein eiserne 
Platte über die Rühren, dadurch es fliesset, leget, so gerinnen von dem Rauch kleine 
röthlicht gläntzende Körnlein, welche Flores Äeris genannt werden, deren bey dem 
Hippocrate und andern alten Medicis offt Meldung geschiehet." Dass aber hiernach 
mit flores eris etwas anderes als gewöhnlicher Grünspan gemeint sei, ist um so 
wahrscheinlicher, als dieser in unserem Buche sonst immer spansgron genannt wird. 

'^) in d. Hd. klak; die Form vngheluffched statt vngeleffched stc^t auch 
fol 87^ 18. 

"*) in d. Ild. Jteyn fteyn. 



83 

werket^®^) myt^®^) fepen tofamende, vnde make dar weken 

af vnde fteck de vp de grünt der viftelen^**), de fmeltet 

dar ynne vnde dodet de fiftelen fachtliken vnd droget fe ; 

dar na ftek dar ynne heyde, de yn eyges wytte genettet fy 

vnde in olyc tofamende, edder foke hir na, wo men brant 

helen fchal vnde vth theyn; men dyt fulue thut ok den 

brant vth. Wen de vyftelen^®^) wyt ecker^®^) van fick gift 

vnde dicke, fo ys fy doet, fo hele fe myt groner faluen 

aueral vth, men fteck dar jo vlas yn, lik enen weken, 

dat myt groner faluen gefmeret fy : wen du de weken dar 

yn gefteken hefft, fo legge dar fweden vp. De gronen 

faluen lere [wy] hir na maken: myt deffer faluen beftrick 

de fiftelen vmme lank, men yo van verlinges to^®^). Is 

de fiftelen ^®^) in deme vleiffche, fo make dat gat wyder 

// fol. 2&^' myt ener fweden, [van] demalaterre"^) gemaket, // vnde 

thee dat hudeken^^®) vp myt ener weken van der fiftelen 

gründe beth to deme hale^®^), vnde fnyde denne de huet 

vp deme hale^®^) entwe vnde fenke denne dar enen duk 

ynne, [de in] eyes wytte genettet fy, vnde laet den dar 

ynne wefen van deme auende bet in den morgen, dar na 

ftrouwe aflFrodillenpuluer dar vppe edder ermodatten; wen 

de wunde gedrunten ys, fo ys de fiftele doet, fo ftek dar 

ene weken ynne van eyes wytten vnde beftrick fe myt 

groner faluen, vnde hele fe, fo wy hir vor geleret hebben, 

vnde hir vnder fchaltu drynken den wundendrank, de hir 

na gefchreuen fteit. — Item, eyn ander, wo men de fiftelen 

doden fchal: nym wegebreden vnde fcla^^^) dat myt wytte 

van deme eyge vnde drope dat in de fiftelen, edder fteck 



"*) vgl. wirken pinsere Fr. 2, 452». 

*") in d. Hd. nym. 

*^) in d. Hd. vp de grünt vppe de vtftelen, was doch keinen Sinn gibt. 

'**) die Form ecJcer müsste als verschrieben für etter gelten, wenn nicht er- 
laubt wäre sie vielmehr als eine (an ettcr aiigelchnte) Fortbildung von eck, ek, äk 
n. Eiter, sanics Mnd. Wb. I, ()2i^> aozusehon ; auch das Ztw. eckeren eitern steht in 
unserer Ild.: wcdder de wunden, de dar fioellen vnde nicht en eckeren fol, 67», 32; 
die andere Form des Subst., ether Eiter, in der Stelle: .so wert he (sc. de dok) vul 
van ethere fol. 1)8», 6. 

»86) s^ Mnd. Wb. V, 241 1>, — van verlinges to von ferne her darauf zu. 

"^ das Eindringen des schw. -n in den Xom. Sg. ist bemerkenswerth ; es 
findet sich auch anderwärts in Yolksmundarten, namentlich in der bairischen und 
thüringischen; vgl. unten materien Aum. 221. 

*") hüdeken n. Häutchen fehlt im Mnd. Wb. 

"•) hale für hole, zu hol n. Loch Mnd. Wb. H, 285; gemeint ist natürlich 
die äussere Oeffnung der Fistel. 

^^) der Anlaut fcl statt // tritt bekanntlich in diesem Stamme öfters auf, vgl . 
eyne kö, de sei och mc in dat solt Mnd. Wb. IV, 226» ; auch sonst in unserer Hd. : 
vnde f da dat wol tofamende fol. 58» 1. 4. fo fcla eyn wuUcn cleyt vmme fol. 
62^, 1. Schon für das Althochd. stehen sclahan punirc, sclaho complodo, ich 
mmene sclaho complodo bei Graff VI, 763. 766 als vereinzelte Varianten verzeichnet ; 
vgl. Grimm gr. I', pag. 175; — die Bedeutung von slan ist: rühren, quirlen. 

6* 



yt dar yn myt ener weken van vlafTe : dyt do negen i 
dat"'} dodet Ta'"). — Item, eyn ändert: bynt dar t 
braden wynworpes"'*) pultier vp, dat dodet ok de vyfte 
dyt puluer lere"*) hir na maken. — Dat is ok eyn rundlj 
lik drank, de de fiftelen dodet vnde reynighet vnde I 
fe van'*'') gründe vp: den dranck make aldus: 
wegebreden myt [denj wortelen, ertbercnloef, fennepfif 
Hiclite ladeken, fiolfln, tormentillen, wylde poppetenworte' 
roden koeL reynevaon, eyn grot deel. Stot dyt cle] 
vnde l'ede yt an guden wyne vnde wriagk yt denne ( 
enen dok, vnde do dar houaich to vode laet yt dar i 
// fd. 291- vp reden, fo laet yt denne kolden vnde driok // dyt aa( 
vnde morgen, fo lange dat do drank ciaer vte der ßlld 
ga. — Item, eyn ander: ftot beuenellen vnde drncke i 
faep vth, vnde nette dar eneu dok ynne vnde fteck detf 
de virtelen, edder dropo yd in de fyftelen vnde bynt a 
beuenellen fo geftot bouen vp, dat dodet ok de Efteles.f 
LVII. Grone falue make aldus: Nym fchelwort, " 
manwortelen""), affrodiUen, hanenkam, lauejtok, de i 
ly ; dyt krude backe myt enen punde boemolyes vnde l 
enen punde bücken*"") talges vnde laet yt fo ftan 
tlage edder negene : dar na Fede yt an enen ketele, 
dat'^') dat krude tomale fynke, So fyc et tomale dor endll 
dok, vnde ys yt denne droge, fo do dar mer olyes vnde 
talliges to vnde laet yd vp Feden; wen yt denne fyget ya, 
fo do yd denne wedder yn eyn becken vnde do dar eyn 
loet'^*) to, "Wen dyt wo! gefmolten ys, fo do dar to 
wyttcB laweftockes vndo wyrokes eyn half loet, murcaten 
eyn half loet, fpanrgron"'") I loet; er du dyt dar an deyft, 



'") in d. lld. fo, was auf den imnachweisbaien Sinu von doden iotr. = 
stcrliGn führen wOrde; deshcdb ist dat za scbreibeu. 

»") ia d. Hd. fee. 

■") dieses aus whitworp abgeschliffene toi/nworp (M&ulwurf) kommt sonst im 
GcOth. Arzb, nicht vor; vgi. taipa. weiidewerp, winheorp, wantworp Dfb. gloss. Ö72>>; — 
mnl. VHTtdwoTji, windusorni talpa Kit. p. 653*; winwarji, mndwoi-p Brcin Wb. 5, 2G9; 
agB. vandeyrpe, oondeteorp; engl, wanl: nd. tcindworpe, mnwurp Nemn. 4, 1417; 
die ursprüngliche Fonn wyatworp erscheint io unserem Buclie fol, 31'', 20. fol. M^, 3, 

'") bei iere ist eniweder my za ergänzen, oder es ist der Arzt aU ungeredct 
zu denken. 

'"l in d. Hd. vor van noch einmal van durchgestrichen. 

'**) evischen allt und man h»t die Ild. eine leere Stelle, auf welcher noch 
ein Wort stehen könnte, dieselbe ist aber durch ein daran fgesetxt^s Kreiie vom 
Schreibej' nachträglich für ungültig erklärt, 

'»') in d. Hd. bet an. 

'") hierbei fehlt die Angabe des Stoffes, talges? oder was sonst? 

IM) ygi_ oijgß Ama. 179 zu ßores eria; — mit spatagran ist hier und an 
andern Stellen unseres Buches (fol. 95>, 28 ro^en kopperrok, apansgron, atrimerU, 
salgemme; fol. 100>, 18 ^atisgro» vnde ghebmnden aüitn; fol. 100", 27 twe loi 
gpanigroiie ; fol. 114b, 31 apitiisgran) sicher dtta gewöhnliche Tiride oeris, die 
Aerugo, der Grünspan gemeint, vj^l. viridc hispaourn, viridiapaocium sjuingrocn, 



85 

fo proue erften, eft yd fik the, fo do yd dar yn ; proue 
ük, eft yd de varwe gewandelt hcbbe, dat yt [gron] ge- 
worden fy, fo fette yt af vnde do dar tho alloe paticum 
gepuluert, in olye, vnde beholt dat to dyner behof. Deffo 
falue ys to allen wunden [gud]: dat boze vleifch vret fe 
af vnde maket nye vleifch. 

L VIII. Ene ander falue make alfus : Nym wylden lowe- 
// fol. 29^' ftok, fchorfwortelen vnde de myd//delften borken van deme 
elhome, fchelwort, poppelenblade, grone roggen, borwort, 
helpe, poleyen, beenwellen, jewelkes eyn hantvul, vnde I 
punt bucken*^^) talges, vnde I punt boemolyes, vnde nym 
ok alandes wortelen, brunwort, papenplatten, jewelkes I 
hantvul, vnde nym rughelen ene hantvul, vnde fcharue dat 
clene vnde ftot yt, dat yt grofe*^^), vnde do yt an enen 
ketel vnde laet yt feden myt deme talge vnde myt deme 
olye; wert yt to drogo, fo do [dar] eyn verdendeP^*) 
waffes vnde eyn punt vngefolten fmeres [to], vnde laet yt 
feden vnde rore yt wol vakene vmme myt eme ftocke, 
vnde fette yt dennc af vnde laet yt fo ftan drc dage vnde 
dre nacht, vnde fede yt dennc anderwerue vnde ftot dyt 
crude noch eyns, men geit denne dat natte af; wen dyt 
crude wol geftot ys, fo wringk yt dor enen dok, dat dat 
üap aldeger vth käme vnde dat dat krude droge werde, 
fo lat dat fap fo ftan an eneme ketele, dat yt kolt werde ; 
fo nym en mees*®') vnde ftek dar de falue mede*^) vp de 
grünt: vluet dar water vth, fo fede dat fulue water myt 

spaenfegroenf ^ßenesgrone Dfb. gloss. 622^, und Mnd. Wb. IV, 304» apatisgron, 
ipangesgron, Aach an einer andern Stelle unseres Buches, wo es nur in Verbindung 
mit Pflanzen erscheint (apansgrun, scharfladeken, hertram fol. 32<^, 18), mag es doch 
wohl, da es in einem üusserlichcn Mittel g^en den Schorf steht, dasselbe bedeuten 
und darf nicht von einer Pflanze, wie Gcnista tinctoria oder Spartium scoparium 
▼erstanden werden, bei welchen beiden Nemnich (3, 32 und 4, 1331) die deutschen 
Kamen G^rünling, Grüiu^ipan verzciclinet hat. 

*^) hucketi adj. caprinus, vom Bocke Mnd. Wb. I, 443^; wie schon oben 
bd der grünen Salbe. 

»»*) vgl. Mnd. Wb. ü, 1541». 

*^) die Form verdendel ist im Mud. Wb. V, 230b unter verdel Viertel, Quart 
nicht verzeichnet, während 2;i7* das Ztw. verdcndelen neben verdelen aufgeführt 
wird, vgl. hd. Vicriuel, nd. Vcnukl Frisch, II, 401i> ; quadrans, quarta pars, verndel 
Dfb. Nov. gloss. 310. 311; — gemeint kann hier wohl nur eine Gewi chtsbczcichnung 
sein, also ein Viertelpfund. In unserem Buche steht diese Form gewöhnlich (eyn 
verdendeel f uckers fol. 43», 22. 69», 8. homolyes III verdendeel fol. 99^, 19. eyn 
verdendeel van enen pande fol. 97*, 10. tyn verdendel van enetne daghe fol. 
31^, 16), nur einmal verdeel : waffes vnde hartes jetcelkes eyn verdeel fol. 00», 27. 

**•) sonst geschrieben mes (auch metset, messet, mest, mezces n. Messer Mnd. 
Wb. III, 80*), aber unser mees braucht darum noch nicht vei'schrieben zu sein, 
sondern kann sehr wolil in seiner Dehnung eine lautliche Nachwirkung der alten 
zweisilbigen Form bewahrt haben, wie auch im folgenden Salbenrecept fol. 30*, 24 
eyn nieeft statt mest steht; — daneben die gewöhnliche kurze Form : vp eyn meft 
foL 111», 28. eyn meft fol. 3b'>, 2. dut meß fol. 381», 4. vp dat meft ibid., sowie 
vp den meffe (Dat.) fol. 38^^ 8. myt enen meffe fol. 12»', 11. 57», 2. und einmal 
auch das seltene mejfer: wente dat he (der Syrup) hanglve an dat inejfer fol. 111^, 1. 



86 

der falueu vndc myt demu drogen krude noch eyns fo 
langheu*^^), dat dat water Jo vorfadcn fy ; wringk yt denne 
dor^^^) euen dok, dat dat fap aldeger vth käme, fo werp 
dat krude enwecb, vnde nym denne de langen roden madcn, 
de in deme meffe krupen edder in den garden, dar brun 
// foL 30<^* acker ynne ys*®^), ene gude hantvul, vnde waffche // de in 
watere, dat de erde deger af kame^^®), vnde ftot fe denne 
in enen mortere**^) myt fmolte, dat vngefolten fy, vnde 
myt boemolye^^*) vnde fede yt dar mede eyne gude wyle, 
wringk yt denne dor enen dok to der faluen vnde werp 
dat ander denne enwech, vnde fette de faluen denne 
wedder vp dat vur, dat fe fmelte^^^) vnde nym denne eyn 
loet wyrok vnde eyn loet myrren vnde rore yd denne dar 
mangk, vnde ftot denne eyn loet wytten*") kopperokes vnde 
do dat dar to : deffe falue de is gud to fweren vnde to 
wunden vnde to allerleye fericheit, vt experiencia docet. 

LVIIP^^. Ene ander falue make alfus : Nym papenplatten, 
eudyuien, borge[le]n, nachtfchaden, fyolen vnde elrene 
knoppen vnde knoppen van popplionen*^^), redick, ribbewort, 
jewelkes ene hantuul, ftot dyt krude wol vnde do yt yn 
enen ketel, vnde do dar to I punt bomolyes, I punt bücken 
talgcs vnde I punt vngefolten fmoltes, feet dyt tofamendc 
vnde wrink yt denne vth, vnde ftot dat krude anderwerue, 
fo laet dat faep kolt werden vnde ftek eyn meeft*^^) dor 
de faluen to gründe : vluct dar water vth, fo do de faluen 
wedder in den ketel vnde ok dat geftotte krude, vnde 
lat dat feden, dat dat water aldeger vth fede, vnde wrink 
yt dor enen dok, fo ys fe rede. Deffe falue helet wol 
vnde vordrift dat fwel der wunden. Sequitur magis. — 



'^) in d. Hd. vppe de, was im Hinblick auf das folgende vp de verschrieben 
zu sein scheint für mede. 

*^) die Adverbialenduug -en ist für dieses Wort im Mnd. Wb. sonst nicht 
aufgeführt; unser langhen entspricht aber dem mhd. langen Ben.-Müller I. 93 1^ 
Lex. I, 1820, und darf also wohl als eine der vielen Besonderheiten unseres Buches 
unangefochten stehen bleiben. 

»^) in d. Hd. dar, 

'^') gemeint ist wolil der Regenwurm, Lumbricus terrestris, wie oben fol. 24^ 
Abschn. XLVH: de maden, de dar krupen yn der erden; der Regenwurm hdsst 
sonst einmal in unserm Buche mit einem verwandten Namen meddek : berne meddeke 
to püluere in enenie er denen grapen vnde eth dat nüchteren fol. 41<^, 1, welche 
Stelle mit dem aus dem Rost. Ai-zncib. im Mnd. Wb. HI, 49 zu dem Worte ange- 
führten Beleg wörtlich übereinstimmt (vgl. oben Aum. 76. 116. 188); Nemn. 3, 439 
gibt zu Lumbricus die deutschen Namen Meddik und Mattke, 

'^ in d. Hd. kamen. 

'^) in d. Hd. hoen ohje. 

"«) in d. Hd. fmelthe. 

'") wytten oder tcyttes, in d. Hd. steht icytte. 

^'') es sind also hier zwei aufeinander folgende Abschnitte mit derselben 
Nummer LVHI bezeichnet. 

'*^) in d. Hd. poppUonien, aber das zweite i ist durchgestrichen. 



87 

■ 

l. 30b. LIX. Enti ander falue inake aldus : nym gron ywenloef 

vnde poppelenbladc vnde rcyne fwynosfmer vnde hart*^*), 
füdc dat fo lange, dat yt groue wert, fo wryngk dat dor 
cncn dok in ene buffen, vnde deme fyne wunden we doen, 
de fmero fe dar mede, fo fachten fe vnde helen. — 

LXI"5). Wo men fmolt verffchen fchal: Nym folten 
fmolt vnde lat dat feden, vnde fye dat dor enen dok in 
eyn vat myt verffchen watere vnde laet dat kolden, fo 
mochftu dat fmolt to der faluen don, war du fmolt to 
behoueft. — 

LXII. Werne de kancer wert vnderwylen van vthwen- 
digen dingen, alzo van wunden, wan fe eyn dul arfte nicht 
wol helen kan, edder dat de wunde kleyne ys, dat men 
er nicht en achtet ; wen fe vorfumet wert, fo wert dat eyn 
Cancer, vnde dat en heten denne neue wunden, men id 
heten canceres edder fiftelen. — Underwylen wert de 
Cancer van inwendigen dingen, alzo wan*^^) vulnisse tohope 
vluet, dat dar af wert eyn fwel vnde wert vorfumet, dat 
yt hart wert, dat eyn mynfche de ftede kume volen kan, 
vnde dar hangen*") äderen to alzo arme in deme rechten 
Cancer, vnde hir vmme dat dar äderen to hangen alzo 
deme creuete de vote, fo het dat eyn Cancer. Ypocras 
fprekt, dat de lüde, de dar haften*^®), dat de den Cancer 
hebben, vnde fynt beter vngehelet wen gehclet, wente fe 
foL Sla- fteruen // dar drade af*^*), mer fus mögen fe lange leuen ; 
— wert de Cancer in euer vlefchfteden, fo ys he feker to 
helende: Is yd eyn fwel van ener wunden**^) vnde nicht 
alto olt, mer dat fik de materien**^) dar fammelt to enen 
fwelle, fo legge dar fteynbreke vnde grutte vp, dat yt 
reyne werde, edder weke yd alzo, wo men fwelle vnde 
fwere ripe maket; breckt yd hir van nicht vp, fo fe doch, 
wor fik de vulniffe fammelen wyllen: dar enjegen fnyd id 
vp edder berne yd vp, vnde nette denne heden in deme 
wytten van deme eye vnde ftek de dar yn. Item: Hefftu 



'*^) es liegt hier doch wohl uicht die unserem Buche sehr geläufige nach- 
lende Wortstellung vor (reines und hartes Schweineschmeer), sondern das Subst. 
rty Iiars n. Baumharz Mnd. Wb. II, 210», welches auch sonst mit smölt zu- 
mmen erscheint. 

'**) die richtige Zählung wird hier durch Ueberspringung von LX wieder- 
rgestellt. 

***) m d. Hd. ohne Sinn van. 

*"i in d. Hd. henge, 

''^) hasten geht hier natürlich nicht auf die Eile in einem einzelneu Falle, 
ndern auf das hastige, unruhige Wesen, welches also hier als ein Krankheits- 
mptom bezciclinet wird. 

'^*) nämlich von dem Heiluugsversuch. 

"°) in d. Hd. vunden. 

''^) das schw. -n im Nom. Sg. wie oben fistelen Anm. 187. 



88 

• 

dy gebraut, fo thee den braut vtb vude helet^**) deune, 
abso men fwelle vude fweren^*^) vth*'**) thuet vnde helet. 
Werde de Cancer van euer anderen fake, alze van ener 
wunden, de vorfumet were, vnde were an ener adergen 
ftede. So en mochte men dar den Cancer nicht fnyden 
edder bernen, — men help em alfus: Nym bordanenwor- 
telen teyn loet, offentungen achte loet, fchelwort II loet, 
quikfuluers Uli loet, hartes^^^), dat des genoch fy, olt 
Tmer teyn loet, werket alfus: de wortelen ftot**®) in enen 
moyfer**^, — dat do tofamende — , vnde puluere dat crude, 
ok do dar to dat quikTuluer, fette yd vp eyn vure in enen 
behenden kethel vnde fmelte yt myt deme harte; wen yt 
gefmolten ys, fo menge yt to deme anderen tohope vnde 
fyge yd denne vnde beholt yt denne to dyner behof, vnde 
help eme hir mede vnde legge yt dar vp. Steruet 
// fd. 31h' II he*^®) hir nicht van, fo make dyt puluer: Nym wytte 
fchamphonien [vnde] hol wort, puluere dyt: wen des noth 
ys, fo legge dat dar vp: wert he*^®) dar van gedodet, fo 
legge dar heyden vp, de in eyes wytte genettet fy, vnde 
helet**^) myt groner faluen al vth. Item, eyn ander: 
Berne mynfchenhar in enen erdenen grapen vnde fette ene 
in de erden, dat he fta enes vingers bret edder vere baten 
der erden vngedecket, vnde legge dar denne ene dünne 
borken vp, de vele clener hole heft; nym denne eynen 
anderen erdenen grapen vnde ftulpe den dar vp, vnde legge 
de erden denne wol dar vmme, dat dar neyn vratem mogd 
vth gan : de ouerfte grape fchal fyn vul kornes, vnde legge 
dar vuer vmme vnde lat [dat] dar vmme bernen eyn 
verdendel van eneme daghe; — wat denne yn deme 
nedderften grapen is, dar fmere den kancer mede, fo 



"') das in helet aDgelehnte ä bezieht sich nickt auf ein einzehieB Wort 
sondern auf den allgemeinen Begriff ,das Verbrannte*. 

*") fwere ist hier schwach gebraucht, während es eben nocli stark erschien, 
wie dies das Gewöhnliche ist, vgl. Mnd. Wb. IV, 491 J>. 

••*) in der Hd. dt/t ohne Sinn, — der andere Thcil der Vergleichuug fordert 
wieder vth theen vnde helen, oder das allgemein stellvertretende don, so dass dem 
Schreiber dei/t vorgeschwebt haben mag, als er di/t schrieb. 

'**) vgl. oben Anm. 214. 

«««) in d. Hd. ßot fe, 

'•') wie oben fol. 30» in enen mortere, so steht hier die andere Form moyscr, 
8. Mnd. Wb. III, 122» morter mortariom und ibid. 124» moser, welches wie unser 
mof/ser durch Verflüchtigung des r aus der Grundform morser erwachsen ist, vgl. 
ahd. mortari, morsäri^ mhd. morscere, morser, aus lat. mortarium Lex. I, 2203; 
— beide Formen kommen in unserem Buche noch weiter vor: in eneme martere 
fol. 19», 18. 61^, 8. in enen mortere fol. 24^,15; in der Accus. -Verbindung in ene 
mortere fol. 16^, 6 ist wohl mortere nicht als st. f., sondern ene als verschrieben 
für enen aufzufassen; — in enen moysere fol. 92», 6. in enen moyser fol. 94^, 13. 
fol. 169», 11. 26. 

*'*) natürlich der Cancer, nicht der Patient. 

^'") das angelehnte et, it wieder ohne bestimmte Beziehung: das Ucbel. 



89 

fberuet he. — Itein, eyn ander: nyin eyu welelken^^^) edder 
eyn[en| wyiitworp^^M vudo do den in enen erdeji|en] grapen, 
de wol bewarct fy, dat dar ncyn vratcm mogho vth gacn, 
vnde fette ene vnder de erden, vnde böte dar eyn vucr 
bauen vp, vnde wen dat vorbrant ys, fo bynt des puluers 
dar wat vp ; des drudden dages dwa den Cancer myt wyne, 
fo fberuet he; vnde pone^^*) yo nicht, ok en torne dy 
nicht. — 

LXII. Wedder de drose*^^): beftrick ene myt deme 

flyme, dat vmme den beker***) edder vmme dat kroes*") 

fyttet, dar du in gepiffet hefft: vorgeit [he] hir nicht van, 

// fcl, 32<*' fo weke ene vnde make // ene rype, alzo men fwellen 

vnde fweren deyt. Wil he dar van nicht vp breken, fo fe, 
wor fik de vulniffe to hope thee, fo fnyt"^) ene edder 
berne ene vp myt enen premen*'^, vnde nette heden yn 
eyges wytten vnde legge de dar vp vnde ftek dar yn ene 
weke, vnde hele [ene], fo wy leret hebben, wo men fwere 
vnde fwelle helet. Vallet he auer gans vth, fo hele ene, 
alzo wy hir na leren, wo men wunden helen fchal. 

LXIII*^^). Wedder den fchorf, war he ys: Nym vnde 
make koltgaten^^^) vnde beye den fchorf dar ynne, fo du 



*«») B. Mnd. Wb. V, 095^. 

"*) vgl. oben Aiim. 193. 

*'') dem Zusammenhaoge uacb muss hiermit irgend eine schildlich aufregende 
Bewegung oder Thätigkeit gemeint sein, aber ich kann ein Zeitwort ponen nirgend 
woher nachweisen ; wenn ein Schreibfehler vorliegt, so darf man vielleicht pone in 
P!/He, pine verbessern = strenge dicli ja nicht an, s. ptnm intr. sich abmühen, 
sich anstrengen Mnd. Wb. III, 328^. 

'^) drose Drüse, Drüsengeschwib-, Pestbeule ist zwar sonst Femin., aber in 
diesem Abschnitt erscheint es durchaus als st. masc, auf welches nur mit ene und 
he construiert wird : man muss daher entweder wedder den droae schreiben oder das 
dastehende de drose in der allgemeinen Ankündigung als Plural betrachten, während 
in der speciellen Ausführung der Sin<rular für die einzelne zu behandelnde Drüsen- 
geschwulst, für das scrophulöse Geschwür ;xebraucht ist. 

■•*) s. Mnd. Wb. I, 211» 212b; das Wort kommt sonst in unserem Buche 
nur als Masshezeichnung vor (ci/nen hafuen bekcr vul Iwnniges fol. 3da, 26. enen 
heker vul foltes fol. 64b, i. jj hekrr vul waUrs fol. :-J6'S lü. 64^, 2. vyf heker vul 
waters fol. 36», 28. VII bekcr icnters fol. 101», 7), und die hier waltende Be- 
deutung (Uringefass) ist bemerkenswcrth, ebenso wie bei dem gleich folgenden kroes 
Krug, welches auch wie heker ein Gefäss von einem bestimmten Masse bezeichnet, 
8. Mnd. Wb. U, 579. 

"*) in d. Ild. vor /'ni/t ei-st Ji/ durch^'estrichen. 

''•) premc sohw. m. Pfrieme, spitzes Eisen, s. Br. Wb. 3, 360. prene Mnd. 
Wb. III, 374b. 

''^) die Bezeichnung der Abschnitte ist ungenau, die beiden vorhergehenden 
sind mit LXII bezeichnet. 

"*) koUgate. koUgote schw. f. kalt bereitete Lauge s. Mnd. Wb. II, 520^. 
136» ; fol. 32b, lo steht wieder an koltgateu, aber die kurz vorher (fol. 32b, o) auf- 
tretende merkwürdige P'orm mgt warmer koUgatfiie scheint zu beweisen, dass unserem 
Schreiber als Nom. des Wortes nicht koltgate schw. f., sondern koUgat^} (sc. löge) 
st f., die kalt abgegossene Lauge, gilt. 



90 

dat lieteft dogcn m.aclift, viide laet ene^^^) dar lange noch 
inne^*^) liggou, fo thut de fcborf vth; fo wynt ene in eneu 
\YulIon dock vndc laet ene wol fwcten : dyt do fo lange, 
wente dat du funt werdelt. — Item, eyn ander: nym 
fpanfgrun**^), Tchorfladeken, bertram, ftot dyt vnde do dar 
ok to dat fap van deme knofloke vnde legge dat dar vp. 

— Item, eyn ändert: Stot roden fweuel, lynfaet vnde 
duuenhaer vnde fede dat an wyne vnde legge yd dar vp. 

— Item, eyn ander: menge vngeleffcheden kalk myt olye 
edder myt olden fmere vnde legge dat dar vp. — Item, 
anders : nym wek pyck, VI loet fweuels vnde III loet wyttes 
wyrokes, redickes wortelen, alloc, jewelkes I lot, ßot dyt 
tofamende vnde menghe yt myt bomolye vnde mit picke 

// fd. 32b. vnde laet yt // tofamende vp feden, vnde fmere dar den 
fchorf mede. — Item eyn ändert: nym alandes wortelen, 
quikfuluer, fweuel, folt, wynfteyn, II doder van deme eye, 
olt fmer, ftot dyt tofamende vnde waffche den fchorfl myt 
warmer koltgatene^*®) vnde fla dar eyn wullen cleyt vmme, 
dat he wol fwete ; wen denne de fchorf droge ys, fo fmere 
ene dar mede. — Item, eyn ander: dwa den fchorf, dat 
he blöden wille, an koltgaten, de warm fy, edder an diner 
egenen piffen, vnde nym denne ekene affchen van der 
borken vnde ftoet wynfteyn vnde ftrouwe dat dar vp, dat 
helet vnde droget den fchorf. — 

LXIin. Wedder den brant : legge dar vp ftratenhaer^*), 
geft***) van bere, edder enen roen doder van eneme eye,* 
dyt thuet den brant vth. — Item, eyn ander: nym heden 
vnde nette de an wytte***) van deme eye vnde legge [dat] 
dar vp, edder [nette] heden an deme dodere vnd in olye, 
vnde [do] dat tofamende vnde legge yt dar vp. — Item, 
eyn ändert: ftot atriment^*^) myt watere edder myt olye 
vnde backe dat tofamende vnde legge yt dar vp. — Item, 
eyn ander : nym ene verffche mues vnde the er af dat vel 
vnde legge dat dar vp. — Item, eyn ander : nym dat wytte 
van deme eye vnde fla dat tofamende myt meynen olye, 
dat yd dicke werde, vnde legghe dat dar vp. — Item, eyn 



M9^ der Wechsel iii der Bezeichnung des Kranken mit der zweiten und 
dritten Person ist in diesem Absatz sehr wunderlich. 

•*") nämlich in den Umschlägen. 

•**) vgl. oben Anm. 199. 

■*•) stratenhor Strassenkoth Mnd. Wb. IV, 428», wo indessen für den medi- 
cinischen Grebrauch des sauberen Mittels kein Beleg gegeben ist. 

•^') s. Mnd. Wb. II, 82J>, wo nichts vom Arzneigebrauch. 

***) vor wytte steht in d. Hd. wyne ausgestrichen. 

'^^j atramentarius lapis Atramcntstein, Dintenstein Nemn. 1, 5H1. atramentum, 
atrimentum attrament, atriment, attriment ys swart erde dar me black van maket 
Dfb. gloss. 57<^; in unserem Buche steht noch einmal atriment fol. 95% 28, sonst 
atrimentum fol. 20», 14, atrymentum fol. 20by 9. 



91 

ander : nyni [hafeu V] luier viide büiiie dat to puluere 
// foh 33ti' viide duuonliacr vndo // menge dat tofaraende vndc legge 
yt dar vp. — 

LXV. Beerfalue make aldus: fede eyn half ftoueken 
dickes beres fo lange, dat dat druddel vorfaden fy, vnde 
beftrick de[n] brant**^) dar mede; beftrik ok enen blauwen 
wuUen duk dar mede vnde legge den dar vp, vnde dat 
helet den brant funder vaer. — 

LXVI. Wedder dat helfche vur**'j berne hafenliacr to 
puluere vndo duuenhaer, vnde menghe dat tohope myt olye 
vnde legge dat dar vp, dat dodet dat vur. — Item, eyn 
ander: nym vnde wrif enen keze wol myt honnighe vndo 
legge dat dar vp myt enen kolblade, beftrik ok dat fere 
myt kattenblode, dat leffchet ok dat vur. — Item, eyn 
ander: berne czegenhorne in der lochen***); de borke**^), 
de dar vp fteit^^^), de fchaue af vnde ftot de myt eticke 
vnde legge dat dar vp. — Item, wrif droge folt myt olye 
vnde legge dat dar vp. — Item, eyn ander: nym fuluer- 
fchuuen*^^), bligwyt^^^J, carianders faet, ftot dyt cleync 
vnde do dar to etick vnde rofenolye, vnde werke dat tho- 
famende*^') vnde legge dat dar vp. — Item, eyn ander: 
nym carianders faet, dat geftot ys, vnde menge dat myt 



'^) hrant als Krankheit, als brennende Hautentzündung ist im Mnd. Wb. I, 
•114» nicht erwähnt. 

'*') ß. Mnd. Wb. V, 563a: es muss mit diesem üebel ein sehr bösartiger tief 
iu das Fleisch fressender Rothlauf gemeint sein^ denn es heisst davon in unserem 
Buche in einem späteren Abschn. (jeghen dat helfche vuer fol. 97^, 19): dat vlefch, 
d<U dar vorbrant is, dat varct lichtUken vth fol. 97*», 31. An einer früheren Stelle: 
bynt ene (den Frosch) vp dat helache vur fol. 56*, 28; sonst to den wilden vure 
fol. 109^, 8, und auch bloss dat vur fol. 33^, 11. 14. fol 36^ 6; vgl. ignis sacer 
heisch vur Dfl). gl. 285^. ignis pcrsicus der nagend Siechtum, daz hellisch feur 
Dfb. Nov. gl. 209*. 

•**) vor lochen ausgestrichen logen; — lochcnc st. f. Flamme, loderndes 
Feuer s. Mnd. Wb. II, 711»; unten stobt zweimal die volle Form lochene, doch habe 
ich das hier stehende lochen im Texte beibehalten, da eine Kürzung des vielförmigen 
Wortes nicht ausgeschlossen ist. 

•*') gemeint ist die Kruste, die am verbrennenden Ilorne sich bildet, — eine 
cigenthümlichc Verwendung des Wortes borke, das sonst nur die natürlich ge- 
wachsene Baumrinde bedeutet. 

•**^) vor vp iu d. Ild. vn durchgestrichen ; — dar vp steil sich darauf befindet. 

"*) ebenso weiter unten fuhicrfchuuen, was doch wohl nur für fulverfchum 
steht, an einer spiltereu Stelle fuluerj'choem, mit Hinneigung zum hd. au: ni/vi 
heylen jerften, fuluerfchoein ende honnich fol. 68», 7 ; — s. litargirium schume, 
suiu^schuem, siduersvum Dfb. gloss. 333^. lithargyrium Bleiglötte, Silberglötte, 
Goldglötte Nemn. 3, 425; auch die unübersetzte Form hßargyn fol. 16^, 3 ist wohl 
aus einer der lat. Varianten für lithargyrium (litargirum, litargicura, litargiton, 
litarium, Dfb. 1. c.) entstanden. 

•") auch sonst : bligwit I lot fol. 93^», 9. blggici/tte VI lot fol. 16^, 4. wat 
hUgwiUcs fol. 68^, 7. III verdinghe bligwities fol. 99'>, 15. IUI lot bligwiUes 
fol. 100*, 12; im Mnd. Wb. I, 359» ist das Wort nicht verzeichnet, vgl. cerussa 
Miwit, blygwit Dfl). gloss 115<^'. 

***) in d. Hd. tlhofammende. 



] 



roCenolye vnde legge dat dar vp, — Item, eyn 
berne barenbaer, oll czegenbar in dei- lochene*'^) 
fcbaue de borken af, de vp dorne borne van der locbeoi 

wert, rtot dyt to puluer vnde menge dar to dyn 1 
vnde kattenkloyt*^*), eyu roe eyg, folt, etick, beme M 
// fol. 33li- rcbuuen*^'), blig//wyt, Corianders Tat, ftot dyt tofamei 
dat men ftotcn macb, vnde do dar roleDoIye to vnde wa 
yt wol tobope, vade laet yd ene l'tunde Fo rtaen ' 
legge dat dar vp, dat ftillet vnde dodet dat vur. 



CXXXni. Deme de derme in deme*^") mechte t 
dee fede knoflok myt geftotten fweuele vnde folt myt i 
vnde leggbe dat dar vp, fo he dat heteft doghen mach*? 
edder be Tede knutiok myt bücken talghe vnde legge ( 
dar vp, vnde drink alle dagbe kleuer myt wyne ghefaf 
vnde berne bafenbaer to puluere vnde mengbe dat pul 
myt honnige vnde eth dat. — Item, eyn ander: he 1 
hafenbaer myt honaighe vnde etbe dal vnde drink i 
drank, den wy Iiir vor lereden den luden, de bynnen ■ 
braken weren'**). 

CXXXIIII. Wedder den vik"*) nym weghebreden, i 
vode mynten, allike*^") vele, vnde ftot dyt vnde drucke i 
fap vth vade make fos peperkorne maftix**') vnde do i 
dar to vude drink dat neghon dagbe vmme nüchteren; i 
blodet dy de vyk, fo fede vikblade myt czegenmelke i 
dringk dat dre daghe vmme. — 



•") 8. oben Anm. 248. 

*") d^ iii (I. l]il. siebende tatlenkloi/t ist I 
Hüglichkeit einer Entstellung aus kaltciMoet doch ii 
Progr. 1873, p. 4. 

'"} mau sollte erwarten dat, denn es ist bier im Gegensatz ) 
gellenden AbBchnitt CXXXII Is eyn mynfcke hjinnen tobraken offenbar der t 
eines HodenbrucheB gemeint, bei velcbem von einem Eindringen in das Scrotum % 
Rede sein nmss; — über «uidUe s. Mnd. Wb. III, 47b. 

"') in d. Hd. machft. als ob vorher stände fo du. 

*") der Ausdruclf bynnen tobraken sin inwendig zerbrochen sein l== 
Bruch hüben), welcher auch an der Spitze des Abschnitts CXXXII steht (vgl. A 
256), findet sich im Mud, Wb. I, 388 u. IV, 655» nicht. 

"») 8. Mml. Wb. V. 2B1«. 

•") iu d. Hd. alleke. 

'") ich kann über diese Abkürzung nicht siclier urtheileu, doch möchte idi 
glaubi'n, dfiss dieselbe moBtichata (ec. pipcris graua] betleutet, so daes hier mit 
Mastiche iiberzrjgene oder sonst bearbeiteto Pfefferkörner zu verstehen wären ; die 
y.xTriyv) der Griechen, das wohlri-echeude Harz der Pistacia Lentisciis, itömmt 
unter der auch jetzt noch dafür übliclien Benennung mastCc (vgl. Nemn. 4, 1)92) in 
unserem Buche mehrfach vor: imiUix fol, 16'', 2. 17», 27. 35^, 1. 100», 13. ma«(ie 
fol. 126*, 12. Die alten (xlossaiien unterscheiden zwischen maittiehe harU, harft 
und maatix bertram, mwut, mwsUeh, nui»lk Df b. glnss. 350°. tnaxlig Nov, gl. 248* ; 
es bleibt daher zu bedenken, ob nicht auch uu einer oder der anderen Stelle unieres 



93 

CXXXV. Wedder de heuemoder. de wert van enen 
wynde, de vorholen ys*^*), dar wedder nym piffen vth 
// fcl. /J.9ft. enen ftalle, dar qwyk*^') ynne fteit, vnde do*") // de in enen 
kethel vnde make fe warm, vnde make dar eynen wuUen 
dok nath ynne vnde legge den vmme de fyden vnde vmme 
dath dünne \\P^\ fo du dat hetelt doghen machft, vnde 
do ok bomolye to der piffen in den ketel, vnde nym*®") 
denne bothanyen vnde fchellewortes wortelcn vnde lilien 
wortelen vnde godesvorghetene, ftot dyt krude vnde fede 
yt an bere vnde fyghe yt der enen duk vnde laet yt kolden, 
vnde do dar to gebrant herteshorn vnde drink dat vnde 
lat bynne*®^) deme vothe vnder deme enkele de äderen, fo 
vorgeit id dy. — Item, eyn ander : nym hundeshaer allike 
vele^^®) vnde do dar to wek pick vnde fmelte id wol, vnde 
rore yt tohope vmme vp deme vure vnde legghe dat vmme 
dat lif, fo du dat heteft doghen kauft. — Item, eyn ander: 
nym hart*®^ mynfchenhar vnde duuenhoer vnde czegenhoer 
vnde honrehaer vnde vngeleffcheden kalk*^^) vnde menghe 
dat tohope vnde fede yt myt fmere, vnde fla yt vmme dat 
lif, fo du dat heteft doghen machft. — Item, eyn ander: 
nym allerleye pyffen van queke*^*) edder van deren, 



Buches mit tnastix, mastic das Mastixkraut, Teucrium Marum Nemn. 4, 1449 oder 
CHnopodium vulgare ibid. 2, 1067 gemeint sein könnte. 

*^ mit heuanoder ist hiemach eine schlimme Blähungskrankheit bezeichnet, 
vgL Mnd. Wb. IT, 263«, hevemoder 3; collca grimme rnuater^ heuemoder Dfb. 
gfoBS. 131b. 

w») quek, quik n. Vieh Mnd. Wb. lü, 400». 

***) auf der neuen Seite steht noch einmal vnde do, 

^ dat dünne lif die dünne Körperstelle Ober den Hüften, die Taille, ist im 
Mnd. Wb. I, 598^. II, 705. 706 nicht verzeichnet; es ist wohl dasselbe wie lanke f. 
Mnd. Wb. U, 618«, auf welches sich dat lankovel die Weichenkrankheit unseres 
Buches bezieht: de fweringhe van den lenden vnde dat langkouel fol. 123^, S. 
tarfyen vnde lanhouel fol. 117^, 10. dat langkouel fol. 121«, 29. dat langkouele 
fbl. 118^, 20; die einzige alte Glosse, welche sich mit unserem Worte (dal dünne 
hf) berührt, ist Ipocuudera (= hypochoudria) daz donne vnder den rehen Dfl). gloss. 
276^, sonst ypocondria weycke rihhe ibid. 11 ia gelancken, linden Dfb. Nov. gloss. 209^ 

•••) in d. Hd. mi/n, 

^^ vielleicht nur verschrieben für bynnen, aber zwischem diesem und bin 
darf doch wohl bynne als möglich gelten. 

*^ düike vele ist ohne Beziehung : es muss vorher noch ein andres haer ge- 
standen haben und ist etwa zu ergänzen vnde duuenJiaer, 

'^ obwohl es der pharmaceutischen Weisheit des alten Meisters nicht wider- 
sprechen würde hier hart (Harz) wie vorher wek pick und nachher vngheleffcheden 
kalk den unsauberen Ingredienzien seines Umschli^^s beizumischen, so scheint doch, 
nach der consequenten Verbindung der folgenden Subst durch vnde zu schlicsscn, 
hart an dieser Stelle als Adj. verstanden und gleichmässig auf alle bezogen werden 
zu müssen. 

*^°) vor kalk in d. Hd. noch einmal kalk, roth durchgestrichen. 

*^0 vgl. Anm. 263; die folgende specielle Ausführung soll offenbar das Wort 
quek nur deutlicher erklären. 



94 

perden*^^), koyen^"), Twynen, fchapen, mynfchen*^*): do de 
in enen kethel vnde laet yt^^^) wol het werden, vnde geit 
fe denne in eyn kuuen vnde bade dar mede, vnde holt dat 
liouet baten deme kuuen vnde ftoppe dat kuuen wol to, 
dat du wol fweteft, vnde de wyle dattu badeft, fo nym annys, 
olden olye vnde olde gefoltene bottere vnde olden fterken 
/,' fol. 5Sb, etick, // Allike vele, fede dyt tofamende fo langhe, bat dat 
yt euen dicke werde, vnde bynt dat myt enen wuUen doke 
vmme dat lif, wan du vth deme kuuene kamelt, fo du dat 
heteft dogen machft. — Item, eyn ander: nym botteren, 
holwort, beueritten, jewelkes*^^) I lot, annys II loet^ flot 
dyt cleyne vnde eth dat, vnde drink yo ber, dar batbanyen 
ynne fy. — Item, eyn ander : Berne kolftrunke*'''') to affchen 
vnde make de het in enen fchapen. — Item, eyn ander: 
dode en"®) wolp, dat nicht older fy wen VIII daghe: dat 
fede vnde eth dat. — Item, eyn ander: ftot grone ladeken- 
blade vnde poppelen vnde fede de vnde bynt fe vmme dat 
lif. — Item, eyn ander: fede lynfaet [vnde] gerftenkorne 
an watere vnde beye de vote dar mede, vnde drink ruden- 
fap myt wyne. — 

CXXXVI. Wedder de poppolfyen^^^), de heten de meyftere 
ictericiam^®^), ftot godesvorgeten vnde drynk dat fap myt 
dyner egene nette. — Item, eyn ander: nym gele fwerdelen, 
fafiferan vnde droge nachtfchaden, fede dyt an watere*^*) 
vnde dringk dat. — Item, eyn ander: fede nachtfchaden 
vnde drink dat fap. — Icterica dicitur quum 
teres ict u^^*). — Vorgeit dy de fprake, fo foek hir 
vore in deme boke: Deme de fprake vorgeit**'). 

"^•) vor perden ist van ausgestrichen. 

"») s. die Pluralformen von ko Mud. Wb. II, 507^. 

*^^) der Verf. hat wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass er durch seine 
schlechte Coustruction die Menschen zum queke oder zu den d^en rechnet; man 
hätte erwarten sollen: vnde ok van mynfchen. 

*7S) yt (= das Ganze, alles zusammen) ist doch sehr auffällig, da gleich 
wieder das genauere fe folgt. 

•^*) vor jewelkes steht in d. Ild. vnde, offenbar unrichtig. 

"') in d. Hd. kolftrucke. 

*'*) in d. Hd. enen, wohl weil der Schreiber an den Wolf gedacht hat, statt 
an welp, wolp n. das Junge des Uundes (Mnd. Wb. V, 066^), von welchem natürlich 
hier allein die Rede sein kann und auf welches dann auch mit dat richtig fort- 
construiert wird. 

•'•) poppelsie, jmppelsie Apoplexie, Schlagfluss Mnd. Wb. III, 861^. 

*«o) ictericia wird sonst mit gilwe^ gilbe, — gelmchte, de ghel zuke Dfb. Nov. 
gloss. 208«. Gloss. 2880. glossiert. 

•**) in d. Hd. toateren. 

•**) diese Worte, welche wohl lauton sollten: ictericia dicitur, quum ter es 
icttis, sind natürlich als etymologische Erklärung für die sonst nicht gewöhnliche 
Bedeutung von ictericia gemeint, welches vielmehr selbstverständlich zu griech. 
txTspo; (Gelbsucht), ixTeptx.ö; (gelbsüchtig) gehört. 

««8) das hier citierte Recept steht fol. 'dS\ VI— 24, als Abschn. LXXTII 
(Wemr de fprake vorgeit, de menghe etc.) 



95 

CXXXVII. Wedder de poppolfyen eth alle daghe guden 
fennep. — 

CXXXVIII. Den ram*»^) heten de meyftere thenafius; 
dar wedder ftot rüden vnde leet de vnde bynt de vp de 
ftede. — Item, eyn ander: nym annys, kamen, dillen, 
grekespik*®^) vnde berne dat tofamende, vnde war dy de 
// fd. Mf^' li ram thuet, dar laet den roek henne ghaen, des gelik 
dot ok agrimonia. — Item, eyn ander : ftot grekes pick*®'*) 
kerffen, polleyen, ylbp vnde duft vnde menge it myt hon- 
nighe, vnde maketwarm vnde imere dat lif dar mede van 
nedden bet to deme ende. — 

De fpolwoime*^^) heten de meftere lumbrici: deme 
mynichen gif III daghe alvmmc melk drinken nüchteren; 
des Verden daghes ftot knuflok vnde fede den an guden 
eticke vnde laet eme dat drinken, vnde make dar fulues 
eyn plafter van vp den maghen, fo du^^'') dat heteft dogen 
raachft, vnde fette dy*®*) an warme melk edder an warm 
water*®*), vnde dat myt honnynge**^) fote maket fy, fo 
ghaen fe tomale nedden vth na deme foten, fo gif em 
ethen, dar he moghe van to ftole gaen. — Item, eyn 
ander : ftoet kolfaet vnde wegebreden vnde dringk dat fap, 
vnde make van wegebreden eyn plafter vp den magen. — 
Item eyn ander : fynt de fpolworme in des maghen munde, 
de wyle dat du nüchteren byft, fo fluek wat honninges*^): 
na deme foten theyn fy fik vnde kamen to deme munde 



"*) 8. ram, ramme Krampf Mnd. Wb. III, 416b; — die hier stehende wissen- 
schaftliche Benennung thenasius (statt der gewöhnlichen apasmus krampe, raem, ram 
Dfb. gloss. 544c. chram, kram, verftrüpffung Nov. gl. 344b) beruht auf griech. 
TSive(i[jL6^ (Hartleibigkeit, Stuhlzwang), tenasmus, krampz, ewangk Dfb. 577b. ge- 
Uwang Nov. gl. SGOb, und enthält also wieder eine Entstellung in Form und 
Bedeutung. 

'") grekesch peck Mnd. Wb. II, 142. colophouia krikenspech, crisbet, gesedan 
harefhareuchDfh. gloss. 13Hb; in unserem Buche sonst noch: grekes pik fol. 40b, 10. 
grekes pick fol. 54», 3. grekes pt/ck fol. 23^,27. 42^,7, auch in der Form colofonie: 
en quarte colofonien fol. 101», 16; y, xo>.o^(»iVta (sc. 7;C<7(ia) hcisst schon bei 
Hippokrates und Galenos dieser wohl aus dem Harz der Pinus maritima gewonnene 
Stoff, das Kolophonium oder griechische Pech. 

'*•) lumbricus spoelworm, aber auch regeniconn Dfb. gloss. 339». Mnd. Wb. 
IV, 338«; vgl. oben Anm. 207. 

w?) m d. Hd. du du. 

*M) man könnte sich versucht fühlen zu erklären : sik setten an — sich einer 
Sache völlig zuwenden, sich ganz beschränken auf — , hier also: nichts anderes 
trinken als — , was sich einigemiassen mit sik setten to — seinen Willen auf etwas 
richten, sich etwas vornehmen, und sik setten vp — auf etwas Bedacht nehmen, 
sich mit etwas versorgen Mnd. Wb. lY, 199», berühren würde; aber es ist vielmehr 
ganz eigentlich zu nehmen (setze dich in warme Milch oder in warmes Wasser). 

^ in d. Hd. an warmen toatcre, was als Dativ zu dem vorhergehenden 
Acc. an warme melk nicht stimmt 

"^ diese nasalierten Formen von honnich (myt honnynge, wat honninges) 
kommen in unserem Buche neben den regelrechten (honnige, Jwnniges) üitor vor. 



96 

vth. — Item, eyn ander: eth borgelenfaet nüchterne, dyt 
do ftedes, fo fteruen ze. — Item, eyn ander: nym merk- 
laet vnde knuflok, allike vele, ftot dyt tolamende vnde 
fmere dat lif dar mede benedden vmme altomale, vnde 
make dar eyn plafter van vp den maghen, lede ok aurinen*^*) 
// foh i»4^*' myt bere vnde drinck dat beer nüchterne myt // worm- 
krude, vnde make ene ok fpiende, Ib wy leret hebben, fo 
kamen fe vt myt alle. — 

CXL. Wedder de worme*^*) nym wyntworpe vnde berne 
de to puluere yn enen nyghen erdenen grapen, de wol be- 
waret fy, dat dar neyn vratem moghe vth kamen, vnde 
waffche denne de ftede myt warmen eticke vnde ftrouwe 
des puluers dar wat vp, fo vele alfo du twyflchen twen 
vingeren holden kanit. — Item, eyn ander: nym grote 
wytte blomen vnde berne de to puluere vnde ftrouwe des 
dar wat vp, vnde jede loe an watere vnde waffche de 
ftede dar mede. — 

CXLI. Heft dy eyn fnake gefteken edder eyn ander 
worm, fo nym vnde ftot bloetwort to puluere*^*) vnde geit 
dar wat beres vp vnde laet dat ftaen ene ftunde, vnde 
nym denne dat her vnde drink de helfte, de ander helfte 
ftrik vmme dat fwel van verlinghes to, yo neger vnde 
neger bet to der ftede, dar dy de worm gefteken heft, 
fo varet de vorgiftniffe deger vth. — Item, eyn ander: 
drink dryakel***) vnde ftrik ok dryakel van verlinges vmme 
de wunden, jo neger vnde neger. — 

CXLII. Heft dy oyn dauendich hunt ghebeten, fo dringk 
dryakel vnde ftrik*^^) ok vmme de wunden dryakel, Jo van 
verlinges, vnde legghe vp de wunden broet, dat myt 
folte**^) ghewreuen fy. — Item, eyn ander: legge dar vp 
// fol, r)5(i* eyne hut van ener breden poggen // ouer ene nacht. — 
Item, eyn ander: dode den fuluen hunt vnde braet de 
teueren vnde gif de deme fuluen mynfchen ethen, vnde 
braet ok des fuluen hundes haer [vnde legge ytj vp de 
wunden vnde laet dat dar vp ligghen. — 



*•*) in d. Hd. aürinen, 

*^) es leuchtet aus dem Inlialt des Rcceptes ein, dass hier mit wormc nicht 
innere Würmer, sondern äusserlich verletzende giftige Thiere gemeint sind^ vgl. im 
Anfang des folg. Abschnitts eyn fnake edder eyn ander worm. 

»M) in d. Hd. pulwere, 

•**) s. Mnd. Wb. I, 575». tiriaca, triaca driackelj driockel Ofb. gloss. BSö'»; 
in unserem Buche kommt das Wort sehr oft vor: dryakel fol. 24*», 16. 25», 8. 19. 
25b, 19. 26», 23. 20^, 1. 4. 12. 82^, 6. driakel fol. 24^ 21. 121% 25. 170»», 16. «yn 
kleyne driakels fol. 170% 15. 

••*) in d. Hd. gegen die Construction heftrik, 

••*) in d. Hd. foUes^ was entweder in folie zu bessern, oder durch ein vorher 
weggelassenes wat oder eyn kleyne zu erganzen ist. 



97 

CXLIII. Heft eyn mynfche vorgift*^^) in deme lyue, to 
laet ryden eyn vet pert, dat yt fere fchume, fo nym denne 
den fchum in I fchottelen vnde do to deme fchume'^^) like 
vele foltes vnde twyge fo vele etickes vnde menge dat 
tohope vnde drink dat, fo fpyeftu de vorgiftniffe vth, it 
fyn pogghen edder fnaken. — Item, eyn ander: make den 
mynfchen fpyende, fo wy geleret hebben; men is de 
mynfche ftark, fo gif em des wat mere, den dar befchreuen 
fteit, fo Yorlet he de vorgiftniffe altomale. Men wolden 
fe*^®) hir nicht van altomale vth, fo jorde^ ene vul 
vafte myt enen breden remen, dat em de dermo nicht 
moghen dale fcheten, vnde henge ene vp mit den vothen 
yn enen boem, dat eme dat houet henghe vp de erden ; 
hefftu nenen boera, fo fette eyn holt in de erden IX vote 
lank, dat yt fouen vote lank baten der erden blyue, vnde 
make enen tobben'"*^) bouen in dat holt vnde bynt ene 
dwelen in den tobben^^), mer gorde ene erften yo vafte, 
— fo mot he de vorgiftniffe'®') vorlaten, dat fe ok ny fo 
fol, 55b. qwat en was. // Men dyt hengent*®*) myt deme fpyende is 
deme liue varlik. — Item, eyn ander: eth knuflok, dar 
fteruen fe'®^) ok van. — 



Darauf folgt die Operation des Gehirnwurmes (W edder den 
orm, de in deme koppe ys) und die Ankündigung des Wurm- 
gens (W edder den berfel vnde ander worme), welche 
lide Stellen ich in dem Goth. Progr. 1873 p. 25. 26 und 1872 
2 schon vollständig mitgetheilt habe (über bersel s. Mnd. Wb. I, 
)3&); daran schliessen sich noch zwei nicht uninteressante Pulver- 
cepte von fol. 55b^ 26 an. 



«•0 8. Mnd. Wb. V,'356». 

••*) in. d. Hd. fchumen, 

*^) de vorgiftnisse ist hiernach schon vorher als Plural zu verstehen = die 
ftigen Stoffe. 

•**) über die Schreibung jorden für gorden, die wohl nicht als Schreib- 
hler aufzufassen ist, vgl. oben Anm 119: de enfchal fik nicht harde joerden 
1. 19b. 

*®*) s. tobbe, tubbe hölzerner Stift, kurzer Zapfen Mnd. Wb. IV, 553^ hölzerner 
agel, der durch einen Deichpfahl geschlagen wird Brem. Wb. V, 76, wohl ein 
Itnerer Ausdruck. 

^^ nach der gewöhnlichen Umständlichkeit bei solchen Angaben mflsste man 
gentlich noch erwarten: vnde henge ene denne dar in vp, 

*^) in d. Hd. der vorgiftnijfeny worin sowohl die schw. Form als auch der 
ebrauch des Genitivs anstössig ist. 

»•*) in d. Hd. henget. 

••*) vgl oben: de vorgiftniffe, it fyn pogghen edder fnaken, 

in«derdeuticliei Jahrbach. V, 7 



d8 

CXLV. Eyn puluer wunden to helende make aldus: 
nym vnde berne eyne brede pogghen in enen nyghen erdenen 
gropen vnde beware ene wol, dat dar neyn vratem"*) moghe 
vth kamen, vnde berne dat vuer matliken dar vmme, dat 
// /W. ößa» he'^^ yo mede droghe vnde werde kleyne. Dyt // puluer 
helet alle grote wunden, wen men fe dar mede beftrouwet, 
vnde de wunden fchal men waffchen myt reynen eticke, 
de warm fy, vnde droghe fe dar na vnde ftrouwe denne 
puluer dar vp; dyt do des wynters vnde des famers twye 
vnde do yt fo langhe, bet dat de wunden heel werden; 
dyt puluer helet wunden funder vaer. Is de wunde fo 
enghe, dattu dat puluer nicht kauft in ftrouwen, fo nym 
enen roen eyesdoder'®^) vnde menghe den myt deme puluere, 
vnde nym denne heyden vnde make de dar nat ynne vnde 
fteck den weken'^®) yn dat puluer, dat yt euen dicke 
werde, vnde ftek den weken yn de wunden; Mer wen du 
den weken vth thueft, fo reynighe yo de wunden myt 
warmen eticke ; dyt fulue ys ok gud to fweren vnde jegen 
de varue'^®) vnde jegen de fericheit. Des poggen leueren'®®^) 
ftoppet dat blot vnde dodet de viftelen, wen men fe dar 
vp lecht; de leuere gebunden vp ene wunden, dar fchot'^®) 
ynne ys, dat thuet fe vth, dat fy dorne edder dyftele edder 
yferen. — Item, ere leuere ghebunden vp den nauel dree 
daghe vmme, dat ftoppet den blotgank^"). — Item, ere 
leuere gebraut to puluere vnde vp dat mael ghelecht, dat 
vordelget dat mael. — Item, eyn ander: fchere'**) den 



«0«) das Geschlecht von 2^099^ wechselt zwischen fem. und masc. s. Mnd. Wb. 
357^ und 868«, wo wieder eine der unsrigen gleichlautende Stelle des Rost. Arznei- 
buchs angeführt wird, vgl. Anm. 207 (76. llü. 138). 

^'') in d. Hd. eyers doder. 

^ man sollte nach der sonstigen genauen Art der Anweisungen eigentlich 
erwarten: vnde make dar enen weken van vnde fteck den yn dat puluer; zwar 
ist die Stelle so zur Noth verständlich, aber dus zweimalige ftck den weken yn 
bleibt sehr aufiallig, zumal da das Dickwerden des Pulvers nicht hierher gehört: 
ich glaube daher, dass die gan/e Stelle eigentlich gelautet haben> wird: fo nym 
enen roen eyesdoder vnde menghe den myt deme puluere^ dat yt enen dicke werde, 
vnde nym denne heyden vnde make de dar nat ynne vnde ftck den weken yn de 
wunden. 

•^ ebenso geschrieben ist das Wort sonst = varwe (Farbe): ü beMdet 
schone varue hauen alle aratedie fol. 5(5^, 6. aqua petralis nüchteren ghedruuken 
maket dat beste blot vnde schone varwe in deme mynschen fol. 126<^, 32; — soll 
nun varue eine Krankheit bedeuten, so wäre zu ergänzen bleke (od. quade) varue, 
oder man mflsste das Wort als Umdeutschung von lat. varia (purpelen, rote, bladercn 
Dfb. gloss. G07>) auffassen. 

•Wb) über das n im Nom. Sing, des schwachen Fem. s. oben Anm. 187. 221. 

^^^) Mnd. Wb. IV, 122^ ; aber, wie die Unterordnung von dorne edder dyftele 
lehrt, in selir allgem. Bedtg. =: etwas Spitziges, eine Spitze. 

^") rothe Ruhr Mnd. Wb. I, 364^; vgl. emorroydes bloutgang eyn sukt 
Dfb. Nov. gloss. 749*. 

'^*) 8. Mnd. Wb. IV, 77; hier ungewöhnlich entwey fchcren auseinander 
tchneiden. 



d9 

pogghen entwey myt darmen'^^), alzo he ys, vnde bynt ene 
vp dat helfche vuer. Sya herte maket gaden flap ynde 
maket guden fwet: dat fwet vth^^*) funder twyuel. 
56^' CXLVI. Puluer wedder den fpyttael'^*) : nym vnde 

beme I flanghe to puluere, fo wy nu lereden van der 
pogghen; dat bewaret dy vor'^*) den fpittal, wen du yt 
eft'*^), he fy tokamende edder jegenwardich; — wo he 
nicht vthkamen is, it beholdet dy dyoe jogent vnde be- 
holdet fchone varue bauen alle arftedie. It maket clare 
ogen, it vordrift dat vallent ouel^^®), yt fy jegenwordich 
edder tokamende. It reniget dat houet, yt bewaret der 
naturen vuchticheit, yt fterket alle fynne, yt bewaret de 
lüde vor grote fukedaghe^^^) : Schorf vnde alle fukedaghe 
wert hir mede vordreuen ; dyt fulue puluer mach eyn 
jewelik mynlche wol ethen, men bcware dy dar ane, — 
wentc dar fynt meunigcrleye fnaken, — dat du anders 
nene en nemeft wen berchfnaken edder husfnaken. De 
bekenne aldus : he fcal hebben enen wytten buek vnde enen 
fwarten rugghe vnde ene ghele kryngelen^^) vmme den 
hals , vnde de huet fchal gefchapen fyn, alfo eft [fe] 
vlomen**^) hebbe: mer id fyn nene vlomen, mer de huet 
ys alzo gefchicket na vlomen wyfe vnde likniffe'**). — 



■<. ^ - . ^fc* .-»^s/* /X 



60h. CLIII. De waterfucht heten de meyftere ydropifis: 

bZ. 61a- II gif em to den erften eyn eximel, fo wy geleret hebben, 



*") in d. Ild. dar men. 

^^*) vth fioeten trans. ausschwitzea lassen, einen grQndlichen Schweiss 
anaclien. 

«") spetäl, sptUal, spittel nr. 2. der Aussatz Mnd. Wb. IV, 321»; — das Wort 
:heint öfter in unserem Buche : is dat bloet wyt, dat betekent den fpyttael fol. 
14. unter Aqua calamenta : it is gud jegen den fpyttael vnde plechken (wohl 
pleclitenY), de den rrouwen hlyuen van eren kynderen fol. 116^, 11; vgl. auch 
, unten Abschn. CLV mitgetheilt wird. Das Adj. spittelsch leprosus kommt 
nfalls vor : du mofteft fpitteles werden dar af (von einer Berührung mit quaden 
ie) fol. 48^, 25 ; bei der Elephancia heisst es von dem gefottenen Schlangentieisch : 
et deme fpiUeljfchen mynfchen ethen fol. 93*, 11. 

^'^) vor ist von dem Schreiher am Räude nachgetragen, doch würde auch 
:aret dy den fpittal den guten Sinn geben : ^verhütet dir den Aussatz', s. Mnd. 
). I, 314» nr. 3. 

»") eft für etft; vgl. wen du ift Mnd. Wb. I, 748»>. 

•") in d. Hd. ouer. 

»") sukedage Krankheit Mnd. Wb. IV, 461«. 

*") kringele schw. f. Ring, Kreis ist im Mnd. Wb. II, 571» nicht verzeichnet. 

"») tlome schw. f. Fischschuppe Mnd. Wb. V, 282^. 

^^) es ist wohl aus dieser hübschen Beschreibung einleuchtend, dass mit den 
rhfnaken edder husfnaken (vgl. auch unten fol. 63» Abschn. CLV Anm. 352: 
m berchfnaken edder enen husfnaken) die unschädliche Ringelnatter, Coluber 
trix, gemeint ist, welche auch Ilausnatter heisst Nemn. II, 1120; keiner von 
:ften beiden hier offenbar für dasselbe Thier gebrauchten Namen ist im Mnd. Wb. 
240». II, 843«) aufgeführt. 

7* 



* ■* * - 



''^ 



100 

vnde gif em dat, fo id dar gofchreuen fteit'^') ; dar na des 
Verden dages make eyn bat van poppelen, fprok vnde 
heyde, negencraft, alhorne : dyt fede an eneme kethele tuI 
waters vnde make denne ene bodene^^^) nat royt watere 
vnde rtulpe fe denne vmme vp enen tegelfteu vnde beme 
denne vnder de bodeme drogen elhorne, dat de bodeme 
droghe werde vnde aldore het, vnde kere denne de bodeme 
rafch vmme vnde hebbe alle dingk rede, vnde fette den 
roeflP*^) fnelliken vp vnde deck fe vafte to, vnde get denne 
dat water in de bodeme myt deme krude, vnde de mynfche 
ftighe dar yn vnde fwete wol, vnde myt deme krude 
fchal^^^) he fik wryuen, vnde dar na gif em in deme bade 
dat eximel warm^^^) drinken, II lepel vul, vnde enen lepd 
vul waters, dat gefaden fy, vnde ene lialue walnutfchelle*") 



'") die gemeinte Stelle ist fol. 38», 20 Abächn. LXXXIIII : Eyn eximel make 
difus: nym vennekels wortelen, petercilligen wortefcn, loweftockes toortelen^ redicke$ 
toortelen, aXlike vele, /tot dyt cleyne vnde do yt yn enen grapen, vnde do dar tp 
dre lepel vul etickes vnde laet denne de helfte vorfeden vnde fyet denne dor enen 
dok in eyn reyne vat vnde drucke yd aldeger vth, vnde nym denne eynen hakten 
beker vtU honniges in enen fchapen vnde laet den fmelten vnde fyet dor enen dok 
to deme anderen dinghe, vnde feile dtnne den fyrop (fol. y8*>) vp dat vuer vnde 
lat ene feden vnde fchume ene wcl, vnde nym denne eyn meß vnde fmere em de 
fyden myt botteren, vnde drope van deme fyrope wat vp dat meft, fo kere dat mtft 
vmme : blift de drope behanghefnj, fo ys de fyrop gudf men vaUet de drope af^ fo 
fede ene fo langhe, bet dat de drope hangende bliue vp den meffe: deffen fyrop 
qiff den luden dree dage vmme, fo des morgens nüchteren vnde des auendes, wen 
he flapen geit, jo to der tyd II lepel vnde I lepel vulfadens waters; — vgl. oximel^ 
oximeUum lionnich vnd cssig Dfb. gloss. 404^ = griech. o^'j]iO>&. Das hieraas 
entstellte mnd. eximel ist zwar meistens unflektiert: eyn eximel fol. 102% 6. dat 
eximel fol. 39% 10, oder hat fremde Form: II lepel eximvlUs fol. 111% 3. 112», 15. 
eyn eximeUis fol. 111% 19, aber der Dat. wird ganz deutsch gebildet: to (my^ 
deme eximele fol. 61«, 22. 102<^, 16. van deme eximellc fol. 39^, 7. mit eximme 
fol. 112% 13. 

••*) Die Yermuthung im Mnd. Wb. I, 370, dass bod4ime nur eine NebeDform 
zu bodene ist (ibid. 371«), wird durch den Wechsel der beiden Formen in unserer 
Stelle völlig bestätigt, wo mit bodene und bodeme derselbe Gegenstand, nämlich 
eine Badewanne, bezeiclinet wird; auch bodenrof (ibid. 381^) erkläit sich deutlich 
durch den hier vorkommenden roeff, der eben nichts anderes sein kann als der auf 
die Wanne gehörige Deckel, de bodenroeff. 

»•») 8. Mnd. Wb. III, 515b. 

"•) in d Hd. steht noch einmal krude fchal. 

"^) in d. Hd. wram; das Adjcct. wann fehlt im Mnd. Wb. V, 606*. 

'**) weder tocünut noch walnuifchelle ist im Mnd. Wb. V, 580*» verzeichnet; 
in unserem Buche wird die Wallnuss oft als Mafz gebraucht ; des hores fchal fyn 
alzo grot aUo ene cleyne walnui fol. 25*, 5. fafferan fo grot alzo eyn clene walnut 
fol. 46b, 21. deffe puluers eyn walnut vul vp gehupet fol. 39% 9. ene halue walnut' 
fcheUe vul botteren fol. 40*, 3. ene halue walnuifchelle vul eximeUis fol. 112^,1. 
nym fo vele feelfmers alzo in ver lialue walnuifchellen gaen mach fol. 62*, 29. Die 
äussere Grösse wird auch durch ein Tauben- oder Hühnerei gemessen: fo grot aUe 
(fo) eyn duueneyg fol. 25 b, 29. 112% 16. alzo grot alze eyn j unk henneneye fol. 
34b, 27. fo grot alze (alzo) eyn hynneneye fol. 66b, 15. 69% 13; auch die Eier- 
schale als Mass: rudenfap ene eyerfchelle vul fol. 88b, 23. nym enen eyesdqp tml 
mufcaten, enen vul fweuels fol. 69% 27. der fchal tohope wezen eyn eyesdope vul 






101 

vul vpgehupet des puluers efule minor, dat do to deme 
eximele**^) vnde tho'*®) deme fadene water vnde gif em 
dat drinken in deme bade vnde gif em eyn luttick fuckers 
na riukeu, fo ftige he vth vnde ghae tlio bedde vnde late 
fik warm to decken, fo wert he fwetende, fo geit em dat 
water neddene dore. Dyt puluer efule minoris vindeftu to 
fol. 61^' makende, dar wy geleret hebben, wo men // de lüde maket 
to ftole gande*^®). So hebbe denne enen vngefoltenen 
koken van roggenmele gebacken vnde legge em den vp dat 
herte, fo he dat heteft dogen mach : dyt fterket eme dat 
herte; vnder des lat feden ene olden henne, dat er dat 
vleifch van den knaken valle, vnde plucke dat vleifch 
deger af vnde ftot dat clene in eneme mortere, dat yt 
werde alzo eyn pap®'^), vnde do denne de juchgen''*) dar 
to vnde mengbe dat tohope, vnde wringk dat denne dor 
enen reynen lynenen duk vnde do dar to eyn luttick v^nes 
vnde fmoltes vnde lat dat denne tofamende vp feden : dyt 
ethe he denne myt verffchen brode. Syn drincken fchal 
dyt wefen: Stoet lorberen, bevergheylen^^*), dach vnde 
nacht, feeblades wortelen, fede dyt myt bere vnde do dar 
to wat fuckers vnde laet eme dat ftedes drinken. Des 
anderen dages laet ene ouer*^*) fo baden vnde wrif ene 
myt deme krude, dat he fere fwete, vnde laet ene des 
drankes van der lorberen enen guden drunk drinken in 
deme bade, dar na fla eme eyn wullen kleyt vmme vnde 
laet ene fo to bedde gaen, dat he fwetende werde; dyt 



66^, 6. do dar noch enen dop vul koles to jegen den dop iful hdUoori vnde 
pperyuen fol. 66*>, 7. 8. roden koel vyf doppe vul fol. 66», 31 ; vgl. Mnd. Wb. 
E>42. 633». 

■"•) in d. Hd. vnde do tho. 

''^) gemeint ist Abschu. XC, fol. 39^, 3 if. : De nicht kan to ftole gaen, de 
ne eyn krude, dat het efelmyn^ vnde wytte wort etc. 

'>!) Mnd. Wb. III, 300», wo wieder ein unserer Stelle ganz gleichlautender 
1^ ans dem Rost. Arzneib. angeführt ist, vgl. oben Anm. 306. 

»»«) B. Mnd. Wb. II, 410; vgl. unten fol. 62^, Abschn. CLV; lat em de 
hghe drinken vnde myt der juchghe dwa he dat antlat vnde de hende. 

•*•) B. bevergeil n. Mnd. Wb. II, 308^, wogegen unser Wort als schw. f. er- 
leint; das animalische Castoreum heisBt aber in unserem Buche gewöhnlich 
torie: gefaden myt caftorien fol. 118^ 25. 124b, 32. 126^, 1. myt caftorien 
jfaden fol. 125», 28. myt caftorien gemenget fol. 126i>, 8; nur einn^^l steht 
tergeel: fede lorberen vnde heuergeel an olden bere, dat fchal The drinken (nach 
em kalten Trunk in die Hitze) fol. III b, 22; es möchte daher doch fraglich sein, 
das deutsche Wort, besonders bevergeüe in unserer Stelle, wirklich das Castoreum 
1 nicht vielmehr mitten unter Pflanzen eine Pflanze bezeichne, nämlich Ranun- 
UB Ficaria (= Chelidonium minus, Scrophularia minor) Nemn. lY, 1129, das 
igwarzen kraut der alten Kräuter bücher, welches in denselben auch immer Biber- 
Uin genannt wird, s. Hieron. Bock Krcutcrbuch, Strafzburg 1556 fol. XLIII und 
onh. Fuchs New Kreüterbuoch, Bafell 1613, Cap. CCGXXXUII; vgl. Gastorium 
tergeyle, biberhode, biberwurz Dfb. gloss. 105» b. 

w*) ouer = aver abermals Mnd. Wb. I, 186*. 



102 

do veer daghe ymme, des veften daghes laet em de äderen 
by deme lutken vingere in der vorderen hant. Na deffeme 
latende auer^^^) IUI daghe laet ene echter baden, alzo he 
ere dede : in deme bade giff eme echter dat eximel myt 
deme puluere, fo dar vor fchreuen fteit; fo laet ene dar 
na wol fweten, dat he vul mode werde, dar na do em 
// fd. ÖJSa- II eyn wullen kleit vmme vnde legghe [ene] to bedde, dat 
he wol fwethe ; dar na legghe em den koken warm vp dat 
herte vnde laue ene, fo du erften dedeft ; dar na laet eme 
de medyanen in deme vorderen arme: des dages to vefper- 
tyd laet eme in deme luchteren vothe; dar na ouer achte 
dagen laet eme de medianen in deme luchteren arme, des 
fuluen daghes to vefpertyd laet eme in deme vorderen 
vothe, fo wert he funt. — Item, eyn ander: Berede eyn 
bat vnde ftich^^®) dar yn, vnde laet dy in dat bat doen 
gloyendige keferlinghe*^^) edder funderklote vnde geet dar 
dyner egene nette vp, — de fchaltu ouerlank touoren ge- 
fammelt hebben, — vnde lat dy wol wryuen myt ladeken- 
fchichter''®), de geftot fy, dat du wol fweteft ; dar na ftoet 
wynfbeen^'^j kleyne vnde fichte den dor enen dok vnde 
menghe den myt fmolte vnde myt wyne, vnde laet dat 



warm werden, vnde drink 



yt 



in deme bade vnde fwete 



wol dar na; wen du vpfteift^^), fo ghae^^) fere dar na, 
fo geit dy dat water dore, — fo erften eth wat vnde 
drink vnde laet de medyanen in deme vorderen arme ; dar 
na ouer IUI daghe fo bade echt, alfo du erften dedeft, 
vnde bade fo langhe, dat du funt werdefb. — Item, eyn 



•^) amgekelirt ist liier auer = ocer über, nach. 

"•) ftich verkürzt für ftighe, wie heftrick für beftrikc, mach für make vgl. 
oben Anm. 18. 

"') keserlink, keselink m. Kieselstein Mnd. Wb. II, 457*>, 458», wo aber dieser 
ärztliche Gebrauch nicht erwähnt ist, er steht dagegen unter aunderkloi Klumpen 
Eisenschlacke Mnd. Wb. IV, 471 ^ wo wieder ein gleichlautender Beleg des Rost 
Arzneib. angeführt wird, s. oben Anm. 331; zu sinder, sindcrklot Mnd. Wb. IV, 
210^ wäre noch hinzu zu fügen: Calciton, Calchiton, resultat de ferro, quando pur- 
gatur in fomace, sinder, sindel, sindterstef/n, sindtereysen Dfb. gloss. 89^. Calciton 
sinther, Galchiton suluersundern Dfb. Nov. gloss. 66». In unserem Buche kommt 
ein solches Schlackenbad noch vor: Wedd^ de kolden inffen: — nym vnde gloye 
funderclote vnde huke dar auer, vnde geit dar etick vp vnde lat den warm werden^ 
vnde laet den vp ghaen vnder de cledere fol. 42», 5, und in dem Abschnitt GL VI We 
dar fere is edder lam van der gicht, wo es heisst : bade den mynfchen myt funder- 
kloten, vnde vp de funderklote geet etick edder wyn fol. 63^, 4. 

"«) s. Goth. Progr. 1878 pag. 5. 6. Mnd. Wb. II, 611». 

''*) in d. Hd. wynftene; das Wort kommt sonst nur in seiner richtigen Form 
vor: nym ivytten wynfteyn (zu einem Pulver gegen Augenblattern) fol. 16», 21. 
wynfteyn fol. 82^, 3. 12, ftoten wynfteyn fol. 87^ 23. geftotten wynflen fol. 95», 29; 
vgl. Tartarum wynsteyn, wynheef, drosen van wyne, Tartarus wijnsteen, wynestene 
Dfb. gloss. 674». 

»*o) in d. Hd. do vp fteit. 

•**) in d, Hd. ghaee. 



103 

ander: nym heyden, negenkraftes^ wortelen, fprokwyden, 
rede dyt an eneme kethele vnde bade dar mede, vnde nym 
fo vele feelfmers^^), alzo in ver halue walnutfchellen gaen 
mach; dat make heet myt bere vnde drink dat, dar na 
// fol. 62^- fwe//te wol ; wan du vormodet**^) bift, fo fcla^*) eyn wullen 
cleyt vmme vnde gbae to bedde vnde fwethe wol, vnde 
laet de medianen in deme vorderen arme, dar na des 
anderen dages na middaghe to vefpertyd fo laet in deme 
luchteren vothe. Is it auer eyn krenklik mynfche, fo nym 
petercillieufaet, vennekelfaet, merkfaet, lobeftockes faet, 
hertestungen, dyt ftot vnde do dyt in enen budel, vnde 
legge den budel in enen erdenen grapen vul waters vnde 
laet dat water alzomeer"^) vorfeden, vnde giflf eme deffen 
dranck drinken in deme bade, mer he fchal ftedes drinken 
vennekels laet myt wyne gefaden vnde anders nicht. 

CLIllI. Wedder den dorft^^*) nym wytten engeuer edder 
nym wytten fteyn in den munt, den de junge fwalen in 
deme lyue hebben^^j, fo vorgeit he dy. 

CLV. Wedder den fpittael nym vnde dode ene fwarte 
katten vnde graf fe in de erden, dat fe vuel werde, vnde 
laet fe**®) denne wedder droghen, fo berne dat to puluere 
vnde etil dat. — Item, eyn ander: fede ene fuaken in 
enen behenden kctbel vnde fede dar körne mede, vnde 
dat körne vnde**^) dat water gif eener hynnen ethen vnde 
drinken, vnde wenne denne der hynnen de vedderen vth 
Valien van fik fulueu vnde van des kornes wegen, fo laet 
de hennen kaken vnde gif fe deme feken ethen vnde lat 
em de juchghe drinken, vnde myt der juchghe dwa he 
dat antlat vnde de hende; darna late he de medianen 



**•) 8. saJsmer, seUmtr Mnd. Wb. IV, 17». 185*», wo aber der ärztliche Ge- 
brauch des Sechundsspeckes nicht erwähnt ist ; in unserem Buche kömmt das Wort 
noch einmal in dem Abschn. Be nicht kan to ftole gaen vor : jnake feelfmeer warm 
myt bere vnde drink dat fol. 40», 23. 

**•) vormod€t adj. part. ermüdet, müde; s. vormoden Mnd. Wb. V, 406^. 

»**) vgl. oben Anm. 190. 

w») 8. Mnd. Wb. I, Cyl\ 

84«j offenbar ißt liier mit dorft nicht der natürliche Durst gemeint (Mnd. Wb. 
I, 564»), sondern eine krankhafte Trockenheit des Mundes, der Fieberdurst, wie es 
in einer späteren Schrift unseres Buches (Von den Heilwassern) heisst: Aqua en- 
diuien, dat in funderlinghes kolende alle fake, — yt — vordrift de vorrateden 
vuchtigen hittCy id vordrift dugelikens dorftens (für: defuke des dageliken dorftena?) 
fol. 118», 19. Aqua ehiari, dat is watcr van adicke, id is van velen kreften, — 
dyt water — vordrift daghelike dorfte vnde quad gefachte (in d. Hd. gefichte) 
fol. 118b, 5. 

"^ über die Steine im Kopf oder Leib der jungen Schwalben vgl. Mnd. Wb. 
IV, 483*>, wo der betrcllende Beleg aus dem Host. Arzneib. wörtlich mit unserem 
Buche fol. 46V, 1—6 übereinstimmt. 

'**) in d. Hd. ene. 

**•) vor vnd^ ist gif ausgestrichen. 



104 

// /W. ff5«. edder de leueraderen'^®) in deme vorderen arme. // Item, 
eyn ander : nym enen fnaken vnde legge den in eyn luttik 
vat vul wyns, vnde do dat vafte to vnde laet den wyn den 
fnaken vorteren^^^) ; dar na drinke de feke den wyn vnde 
riuke yo nüchteren gcvylet golt edder gepuluert, dat 
helpet wol. — Item, eyn ander: berne ene flangen an 
eneme erdenen grapen, de wol bewaret fy, dat dar neyn 
vratem moghe vth kamen; wen de fnaken fynt wol gebrant, 
— dat boret men an des grapen klänge wol, — fo laet den 
feken des puluers ethen fo vele alfo eyn loet weget. — 
Item, eyn ander: nym enen berchfnaken edder enen hus- 
fnaken'**) vnde^^*) fange dat blot, vnde fnyd em ok den 
czagel af vnde vntfa dat blot vnde werp dat ingeweyde 
enwech, vnde fnyt ene to kleynen ftucken vnde feet ene 
myt wyne vnde myt deme blöde fo lange, dat fik dat 
vleifch fuluen wil delen, — fo gif deme feken dar van alle 
dage alzo vele, alzo II loet weghen mögen, vnde laet ene 
den wyn drinken, dar de fulue fnake ynne ghefaden ys; 
dyt do de feke fo lange, bet dat he fyne huet vorwerpe, 
vnde bringk ene in enen ftauen'^) vnde bade ene wol. — 
Item, du fchalt ok fodannen'^^) fnaken feden myt II punt 
olyes, vnde myt deme olye fchaltu ene fmeren in deme 
flauen, beyde lif vnde antlaet ; kanftu fodanne fnaken nicht 
hebben, fo nym enen adeber^^*) vnde eth den alfo, alzo 
du den fnaken fcholdeft ethen; dyt vordrift ok den fpittal. — 



fol 65b. 4. CLXVII. Wedder dat vallende ouel»") dringk gebrant 
herteshorn myt wyne. — Item, eyn ander: berne to puluere 



^ Kpatica leueraderef leuernader, Eilis, quedam vena, leberader Dfb. gloss. 
203^ 118c. 

'*') in sich auflösen. 

**■) vgl. oben Anm. 332. 

^^) in d. Hd. edder; es scheint übrigens noch ein grösserer Fehler in der 
Stelle zu stecken: man sollte vor dem ersten Blutauffangen etwa erwarten: fnyde 
eme dat houet af, — oder : fnyde eme dat lif vjp, 

•") s. stave, stave m. Mnd. Wb. IV, 421. 

SMJ die gleich nachher wiederkehrende Form fodanncy welche auf einer Zu- 
sammenziehung aus fodanene zu beruhen scheint (vgl. sodariy 8od<inen, soden solch 
Mnd. Wb. IV, 283^), findet sich aus guten Glossarien deutlich verzeichnet: Talis 
aUogedaen, alsodanne Dfb. 572». 

'^) von dem hier erwähnten merkwürdigen Genüsse des Storchfleisches an der 
Stelle von Schlangenfleisch zur Heilung eines schweren Uebels steht unter adebar 
im Mnd. Wb. I, 13 nichts; ein zweiter Fall dieser Verordnung in unserem Buche 
wird unten Abschn. CLXVII Wedder dat vollende ouel fol. 65*>, 28 vorkommen. 

^^) s. Mnd. Wb. III, 247i>; in unserem Buche gewöhnlich dat vallent ouel 
fol. 66i>, 8. 108b, 29. 126«; 21 ; auch dat ouel, dar me äff mit fol. 126^ 6 und 
dat grote ouel: toe dat grote ouel heft, drecht he duffe kar akter en hy fik, he en 
vaU nicht van deme ouele fol. 171^, 28. 



105 

de belfte van enes wulues herten^^^ vnde drink dat, vnde 
de anderen li elfte van deme herten, de eth, vnde make 
van des wulues velle eynen remen edder eyn gordel vmme 
de fyden. — Item, eyn ander : wen he geuallen is, fo dode 
enen hunt fnelliken vnde gif eme des hundes gallen fnelliken 
drinken warm, vnde des hundes herte^^^), leueren vnde 
lunghen vnde allent, dat dar to ys, dat berne to puluere 
vnde gif em des alle dage ethen, vnde des hundes blot 
laet droghen vnde [he] nutte^^**) des alle daghe, vnde bynt 
em pyonenkorue in enen dok vude henghe [em] den vmme 
den hals. — Item, eyn ander : nym enen pauwen^^®^) vnde 
fnyd den vp vp deme rugghen vnde nym de leueren an 
eyn koelblat, berne dat tofamende to puluere in enen 
erdenen grapen, dar neyn vratem möge vth kamen; dat 
puluer gif em drinken, men helpet dat nicht, fo do yt 
andere werue^^^) edder drudde werue^^^); dar na laet em 
yn der luchteren hant. — Item, eyn ander ; nym vnde ftot 
carianders^^^) faet, aquileyen, valerianen, fyneckeP^'), wringk 
dat faep vth vnde gif em dat drinken, wen he ghevallen^^*) 
ys. — Item, eyn ander: fede enes adebaren herte^®*) al 
ghaer vnde laet em dat ethen vnde dat water drinken, 
vnde do to deme watere pawenhaer, edder ys yt en man, 
de drinkc catherhaer, edder ys yt eyn wyf, de drinke 
kattenhaer myt wyne, — vnde ftot rüden vnde pufte em 
// fol, 66i^' de in de nufterken. — // Item, eyn ander : wen de 
mynfche'^^) ghevallen ys, fo fta to fynen voten vnde geet 
em wygwater^^^) in de luchteren hant vnde fprek: „ik ghete 



1* 



'W) in d. 11(1. herte. 

*»») iii d. Hd. Herten. 

^ iu d. Hd. noite; da die Vorschrift durchaus an den ausführenden Arzt 
gerichtet ist, so müsste man erwarten he nutte, doch sind solche Ungleichheiten der 
Uonstruction in unserem Buche nicht selten, vgl. ohen Anm. 12. 44. 

*"b) die regelmässige Form j^dioen s. oben fol. 19», Abschn. XXIV am Ende: 
nym dat vette van deme paweny und in unserem Abschn. pawenhaer \ derselbe Laut- 
wechsel findet auch in blawe, blauwe statt. 

^^) in d. Hd. beide Male toerwe, was eben so unstatthaft ist wie das früher 
vorgekommene gewrewen für getoreven, 

^") in d. Hd. Cariandes. 

^ ich berichtige hier die von mir früher (Goth. Progr. v. 1873, pag. 18) in 
Bezug auf diesen Pflaozennameu ausgesprochene und von verschiedenen Seiten mit 
Recht angefochtene Yermuthung, dass »t/neckel aus Senecio entstanden sein könnte, 
während es ohne Zweifel näher lag, dabei an die in der alten Heilkunst als wunder- 
kräftig betrachtete Sanicula (Sanicula ouropaea Nemn. IV, 1221) zu denken, deren 
deutsche Namen sanickcl, sennickel bei Dfb. 51 la verzeichnet sind und die in den 
alten Herbarien als Sanickel überall mit grossem Lobe erwähnt wird, vgl. Hieron. 
Bock Kreuterb 1556 fol. CXCIII. Leouh. Fuchs New Kreuterb. 1543 Cap. CCLX. 

'**) in d. Hd. gheevallen. 

"«) vgl. oben Anm. 356. 

^ in d. Hd. mynfchen. 

'•^) s. wigelwater, wigwater Weihwasser Mnd. Wb. V, 709^, wo der umfasg- 



106 

hir in wygwater in den namen vnfes heren ihefu'^®) crifte, 
de gheboren wart to bethlehem!** vnde geet em wigwater 
vnder de oghen vnde fprek: „ik gete dy water vnder dat 
antlat In deme namen des heren ihefu chrifti, de ghe- 
martert wart to iherufalem!'^, fo grip den mynfchen by 
fyneme gordele vnde thee ene vp in deme namen vnfes 
heren ihefu crifti, de vp ftund van dode, fo holt den 
mynfchen fo langhe, dat he fik vorfynne. Byftu to krank'**), 
dat du ene allene nicht holden enkanft, fo nym enen to 
dy, de dy helpe, vnde laet den mynfchen des mandaghes, 
des myddewekens, des vrigdages vnde des fonnauendes Jo 
ene hele myffen*^^) hören vnde laet den prefter funte Jo- 
hannes ewangelium ouer em lezen. — 

GLXVIII. Is eyn in dat houet gewundet, dat men em 
dat bragen®'*) fuet, fo nym to deme ersten male fyndael'") 
vnde legghe em dat negeft deme braghenkoppe vnde be- 
ware em dat, dat em de wunde nicht nat en werde ; wil 
dat bloet [nicht] entftan*^*^), fo ftille dat, alzo wy hir vore 
geleret hebben, — fo niake em deffon drank, de hir na 
fchreuen fteit. — 

CLXIX. Eynen guden wundendrank make aldus: nym 
enen eyesdop vul mufcaten, enen vul fweuels, eneu vul 
myrren, enen vul engeuers, ftot dyt cleyne vnde flehte yt 
dor eyn feue vnde menghe it tofamende auer^^^) enen hopen ; 
fo nym denne roden koel, de kleyne geftot fy, vyf doppe 
vul, [vnde] menghe den to deme anderen krude. Deffen 
// foh 66b. koel fchaltu // Wynnen, wenne he erften beripet is, vnde 
laet ene wol drogen, vnde heft de mynfche eyn fwel in 
deme liue, fo do to deme vorbenomeden krude II dcel 
holwort vnde III deel wypperiuen, der fchal tohope wezen 
eyn eyesdope vul: wen yt cleyne geftot ys, fo do yt to 
deme anderen krude vnde do dar noch enen dop vul 
koles to jegen den dop vul holwort vnde wypperyuen ; 
were ok de mynfche to hart, dat he nicht kan to ftole 
gaen, fo do dar to eyn lot rebarbaren jegen dat ander 
krude, vnde des krudes fchal wefen eyn markpunf'), dar 



reiche Beleg aus dem Rost. Arzneib. mit der obenstehenden Stelle bis auf geringe 
Varianten übereinstimmt. 

•••) in d. Hd. tkü; statt chrifte steht nachher richtig clmftL 

"•) krank hier in seiner Grundbedeutung »schwach*, wie oben fol. 62*», Abschn. 
CLIII Is it auer eyn krenkUk mynfche ein schwächlicher Mensch. 

*'•) vor myffen auagestrichen mynf, 

'") in d. Hd. bragem. 

"") 8. Mnd. Wb. V, 210»; das Wort kömmt noch einmal vor: drech (Hd. 
drechi) des puluers (Hd. pultoers) toat by dyner hemode In enem fyndalesbudel 
fol. Bl», 25; — vgl. Dfb. gloss, olosericum, scimo, scindera, sindo 395^ 618»», 536^ 

"»^) in d. Hd. nur in ftan ohne nicht 

»^«) 8. Mnd. Wb. HI, 37». 



107 

du de rebarbaren to deift; wenne yt denne tohope ge- 
menget ys, fo nym enen lynen duk vnde do dar des krudes 
wat ynne, Ib grot alze eyii hynneneyge, vnde bynt den dok 
vafte to by deme krude, vp dre uyngerbreit na, dat dat 
krude vnder deme bände in deme doke loes fy; benghe 
denne dat krude in ene kannen vul beres, dat ber fchal 
de mynfche drinken, de gewundet ys, vnde anders neyn 
beer; des anderen dages henghe enen verffchen [knuppen]^^*) 
by deme erften vnde des drudden dages den drudden 
knuppen; des veerden dages nym den erften knuppen vth 
vnde henge enen verliehen in de ftede : dar helet de wunde 
van vnde dat fwel vorgeit vnde de mynfche geit dar van 
to ftole; — heft eyn mynfche inwort geblodet, dat blut 
mot mytalle wedder vth. — 

CLXX. Eyiie arftedye der wunden: geet dyner egene 
nette dar wat yn, dar na fteck dar yn ene weke van 
fpecke, vnde h'gge dar vort eyn plafter vp vnde laet dat 
// fol, 67ii- dar vp // ligglien bet in den drudden dach, fo nym de 
weken vth vndo waffche de wunden reyne, vnde do neue 
faluen in de wunden, mer beftrik de weken myt der faluen 
vnde ftek de in de wunden, vnde legghe dar vort eyn 
plafter vp; dyt do twye des dages in deme famere, men 
des wynters do yt nicht wen eyns, vnde bade nicht wen 
in den veer daghen. Is he ok to fere gewunt, fo bade^'*) 
he bet in den negenden dach, vnde nicht ere. — 

CLXXI. Wert dy eyn knoke edder eyne fene entwe ge- 
houwen edder altomale af gehouwen : To deme erften male 
vulle de wunden myt duken vnde legge dar grutte vp; 
fchaltu dar wat vt lezen, efte de knake tofpelkerf^) fy, 
dat le.i vth vnde legghe eme^'*^) den fweden vmme den 
ftrump^^®), de wy hebben leren maken. — Item, fla eme 
vmme de fweden vnde vmme den ftrump enen dok, de in 
eyeswytte geweket fy, firik ok van verlinghes to grono 
faluen vmme de wunden, he fchal ok drinken den wunden- 
drank, de hir vor fchreuen fteit, vnde hele ene fo vth; 
blodet he ok, fo ftille em dat blot, alzo wy vore geleret 
hebben. — 



*^*) vgl. oben Anm. 152. 

>") in d. Hd. bede. 

^'^j wie in unserem »zerschellen, zerk rächen* der Begriff des heftigen Schalles 
in den des Bruches übergeht, der mit einem solchen verbunden ist, so muss auch 
dieses sonst unbekannte mud. tofpelkercn (zersplittern) aus S2)alk Lärm, 8i)alkeren 
toben, prasseln Mnd. Wh. IV, oOü» erklärt werden, wenn man nicht etwa annehmen 
will, dass Uijpelkeren für tofpeldcren verschrieben wäre, welches zu fpelderen ab- 
gespaltene Holzstücke, Holzsplitter Mnd. Wb. IV, 311*» gestellt werden müsste. 

*'') in d. Hd. ene; — für den ist sonst immer denne geschrieben. 

'") 8. strump Stumpf Mnd. Wb. IV, 443». 



108 

CLXXII. Deme de fenen krumppen fyn*'*), de neme 
holwortesolye II del, vngefolten fwynesfmolt eyn deel, lor- 
berenolye vnde eyerfaluen^®^) tohope eyn del, menge dyt 
tofamende vnde fmere'®^) dar de fenen mede, de dy***) 
ghekrumppen fynt, vnde flae dar vor enen weffenen dok'®') 
vmme: dyt do fo langhe, bei dat du funt werdeft. — 

CLXXIII. Wedder*") de wunden, de dar fwellen vnde 

nicht en eckeren®^^), nym faluyen vnde olt fpek vnde hacke 

// fol. 67^' dat tohope cleyne vnde // fmere de weken dar mede vnde 

legge des ok wat vp de wunden vnde nette enen lynen 

dok an eticke vnde IIa den dar vmme. — 



Die vorstehenden Mittheilungen aus dem Gothaischen Codex 
werden mehr als hinreichend sein, um die erste Schrift desselben, 
die Dudesche Arftedie, nach ihrer individuellen Besonderheit 
deutlich zu kennzeichnen, und die wörtliche Uebereinstimmung einer 
ganzen Anzahl von Stellen derselben (vgl. oben Anm. 76. 116. 
138. 158. 207. 306. 331. 337. 347. 367) mit dem mir nur aus den 
Belegen des Mnd. Wbs. bekannten Rostocker Arzheibuch berechtigt 
zu der Vermuthung, dass dieses Buch mit dem ersten Theile der 
Goth. Hdschr. sehr nahe verwandt, vielleicht sogar identisch sei. 
Durch eine genauere Vergleichung der von mir mitgetheilten Stücke 
mit dem Rostocker Codex wird sich ohne Zweifel die Gleichheit oder 
der Verwandtschaftsgrad der beiden Schriften leicht feststellen lassen, 
besonders wenn für die von mir hier nicht berücksichtigten Theile der 
dud. Arsted. das vollständige Capitelverzeichniss derselben (Jahrb. 
des Vereins für nd. Sprachf. Jahrg. 1877 pag. 6 — 12) und die aus 
demselben abgedruckten Stellen (ebendas. pag. 16. 17. 19. 20^26) 
hinzugenommen werden. 

GOTHA. Karl Regel. 



»»») 8. krimpen st v. Mnd. Wb. II, 570*. 

•^ in d. Hd. eyer faluyen, 

'"M in d. Hd. fwere. 

•••) Uebergang von der dritten zur zweiten Person, — es sollte lieissen eme 
und nachher: dyt doe he fo langhe, het dat he funt werde; vgl. oben Anm. 12. 
44. 106. 115. 

••*) im Mnd. Wb. ist nur wassen V, 611*, nicht wessen verzeichnet, auch 
nur wasdök, nicht wassen (oder wessen) dok, 

••*) in d. Hd. Dedder.; der Schreiber wollte eigentlich wohl schreiben; Deme 
de wunden fwellen. 

••*) 8. oben Anm. 186. 



Erklärendes Wörterverzeichnis 

der 

Lüneburger Sülze. 



Seit langer zeit ist ein erklärendes Verzeichnis der alterthüm- 
lichen, zum theil längst ausgestorbenen technischen ausdrücke der 
Lüneburger Sülze für mich ein frommer wünsch gewesen, seit ich vor 
nunmehr 35 Jahren das jetzt in Saline umgetaufte salzwerk kennen 
lernte, die arbeit sah, in den alten ,,sood^' stieg und in einem vorraths- 
raume noch die sülzhius-wahrzeichen mit den häusernamen betrachten 
konnte, dann bald dieses bald jenes unerklärliche hörte oder in hand- 
schriftlichen Chroniken und aufzeichnungen fand. Dass ganz Lüneburg 
in allem seinem leben noch durchtränkt ist mit den erinnerungen an 
das alte sülzwescn und die reichen sülfmeister, konnte man erkennen, 
als 1848 die neue freiheit zum aufspüren neuer Solquellen und zum 
privaten salzkochen benutzt werden sollte. Später haben meine 
specialgeschichtlichen Studien mich wieder an das salzwesen gefuhrt, 
Staphorst's vielfach verderbte texte über die Hamburger pfannen- 
theile oder sülzgüter, dann die urkundenbücher des klosters St. Michaelis 
und der stadt Lüneburg machten eine künde der realen bedeutung 
der sprachlich noch leichter zu erklärenden ausdrücke dieses hoch- 
interessanten uralten betriebes fast nothwendig. Dass ich selber 
einmal an eine solche arbeit gehen sollte, daran hatte ich nie ge- 
dacht ; es lebte nur einer, der mit voller künde das werk hätte 
schaffen können, der „alte Volger", der hochverdiente em. Director 
der Realschule des Johanneums zu Lüneburg, herr Dr. Friedrich 
Wilhelm V olger. Nun ist er am 6. März 1879 verschieden. 

Die hauptkunde von der Sülze verdanken wir ihm doch, aber 
er hat sie in kleinen, fiugblattartigen heften, die schwer zusammen 
zu erhalten sind, verstreut: Origines Luneburgicae für das Braun- 
schweiger Jubiläum, Neujahrsblätter und Osterblätter, die meist das 
Loos aller kleinen Schriftstücke theilten. 

Ich hatte mir ein register zu Staphorst (Hamb. Kircheng. I 
Abth. 4, hier stets nur als Staph. citirt) ausgezogen, der doch immer 
noch den reichsten, wenn auch vielfach entstellten stoff bietet ; darauf 
hatte ich die Yolgerschen kleinen Schriften herangeholt, dazu mir 
belege aus den urkundenbüchem, aus Schlöpke^s Chron. Bardew., etc. etc. 



110 

notirt, dazu auch die richtigen wie die fehlerhaften erklärungen, auch 
aus letzteren entsprungene falsche lesungen. Da der erste kenner 
todt ist, habe ich nun mein lockeres material verarbeitet. Die grund- 
lage bildete und bildet noch der Staphorstsche auszug; statt der 
urkundenbücher und der älteren Schriften habe ich aber, wenn schon 
bearbeitungen aus ihnen vorlagen, diese als belege citirt, um nicht 
zu sehr zu häufen. Jung de jure sal., Sagittarius, meist auch den 
Schlöpke habe ich nicht angezogen, Sudendorf und die älteren Lüne- 
burger urkundenbücher auch selten, v. Hodenberg's Verdener ge- 
schichtsquellen (mit vielen falschen lesungen) ebenso, und das Walken- 
rieder Urk.-B. gar nicht, das Mecklenb. nur für besondere namens- 
formen der sülzhäuser. Sie alle waren z. th. in v. Hammerstein's 
Bardengau benutzt, z. th. hatte Volger in den flugblättern originalere 
quellen, wenn er sie auch nicht citirt; z. th. waren die stellen im 
Mnd. Wb. ausgehoben. Nur der 3te band des von Volger heraus- 
gegebenen Urkundenbuchs der Stadt Lüneburg, den das Mnd. Wb. 
noch nicht benutzen konnte, habe ich ständig herangezogen. Ich 
hätte meine ganze, nicht zur Veröffentlichung bestimmte arbeit ändern 
müssen, wenn ich es hätte anders machen wollen, und dazu gebricht 
es mir an mufze. Dies ist auch die Ursache, warum ich nicht die 
,,Copie aus der bahrmeister buch" im hiesigen Universitäts-Archiv 
n. 778, von den Doberaner Sülzgütern stammend, und das 1543 
angelegte „Registrum Tertium der van der Molen" in der bibliothek 
des Ver. für Mecklenb. gesch. und alt. in Schwerin (Lifch jahrb. 3, 
B. 32 f.) noch durchgesehn habe. Ich wollte einen abschluss haben, 
und ein besserer wird nach mir kommen. 

Ein theil der Wörter ist lange ausgestorben, z. theil seit der 
mitte des 16tcn jahrh. mit einer andern art der solschöpfung ver- 
schollen, in masse durch das schon in demselben jahrh. eindringende 
hochdeutsch nicht eigentlich über&etzt, sondern geradezu verderbt, ein 
grosser rest mit dem ende des vorigen jahrh. zu grabe gebracht. 
Es lebt kein mensch mehr, der die Sülze in alter form hat arbeiten 
sehen oder in ihre uns seltsam scheinende rechenweisen eingeweiht 
gewesen wäre. Einzelne technische ausdrücke haben sich nur in jener 
verhochdeutschten form erhalten ; ich habe dann freilich das Lemma 
nd. zu geben versucht, natürlich aber die belege hochdeutsch ge- 
lassen; vollständig hochdeutsch gewordene habe ich einfach in ihrer 
form da eingestellt, wo sie als nd. stehen würden; sie auszulassen 
hielt ich für unrecht, da Vollständigkeit das grössere erfordernis schien. 

Wie weitreichend für urkundliche arbeiten das interesse an der 
kenntniss der Lüneburger Sülze ist oder werden kann, mag daraus 
erhellen, dass, abgesehen von den gutem und rechten der herzöge 
von Braunschweig-Lüneburg und der stadt Lüneburg selbst, 57 adels- 
geschlechter am sülzgut betheiligt waren und noch im 17ten jahrh. 
die folgenden klöster und domstifter, abgesehen von parochialkirchen, 
pfannen- oder chorusgut besassen: Amelungsborn, Bardewäck, St. 
Blasii in Braunschweig, Reinfeld, St. Michaelis in Lüneburg, Lüne, 



Medingen, Ebstorf, Walsrode, Ramelsloh, Iseuhagen, Heiligentbai (zum 
Lüneburger Gral gelegt), Altkloster, Walkenried, Distorf, Dambeck, 
Michaelstein, Hiddensoe, Riddagshausen, Harsefeld, Doberan (zur 
Universität Rostock), die zur kammer gezogenen Oldenstedt, Scharne- 
beck, Wienhausen, die dorne und domcapitel und yerschiedene Stifter 
zu Verden, Hamburg und Lübeck und sämmtliche Lüneburger 
Hospitäler. 

Ich habe geglaubt, dass bei beschäftigung mit Lüneburger ge- 
schichte oder spräche es manchem, wie mir, erwünscht sein möchte, 
ein gedrängtes verzeichniss der Lüneburger Strassen- und anderer 
örtlichkeitsnamcn zu besitzen. Ich habe es mir 1850 angelegt nach 
den heutigen namensformen; es ist unten dem sülz-wortschatze 
angehängt. Wo sie mir vorkamen, habe ich die alten nd. formen 
eingefügt, einzelne alterthümliche (Techt, Iflock) auch thunlichst mit 
der sprachlichen erklärung oder mit parallelen versehen. 



Afsetten, sv. die rente herabsetzen : ,setten se (de verbäte) up edder 
af.' Staphorst Hamb. Kircheng. 1, 4, 860. Mnd. Wb. 1, 34. 

Altoger, st. m., einer der sodescampane oder festen arbeiter am sode ; 
vermuthlich aufzieher des ,al, adel^ des schmutzwassers aus dem 
sode oder der fahrt nach der ältesten (s. Kempings sucke), zum 
theil bis 1569 dauernden arbeitsweise. Staphorst 1, 4, 862. Volger, 
Lüneb. osterbl. 1861, 4. 1862, 4. Bei Staphorst ib. 856 heisst 
dieselbe durch den lohnsatz kenntliche person, vielleicht nach einer 
änderung der arbeitsweise: drager, noch später gehört er unter 
die znckenschlaeger. Zu äl, adel vergl. Mnd. Wb. 1, 14. 49. 

Alnff scheden. „konde he des (das süsse wasser und die sole) dar 
nicht deger und aluflf scheden" 1388. Volger Lüneb. ÜB. 3, 37. 

Alverdinge, ein sulzhaus, s. Elverdinge. 

Amen, vcramen, sw., eichen der solmafze Staphorst 1. c. 918. Mnd. 
Wb. 1, 75. Die kumme wurden vor 1488 auf 850, später auf 825 
stöveken geamt. 

AmmePi st. m., eimer, 2 mafze für die sole : scalme juwelkem huse 
uppe der zulten geten twe schock vorwaters to jewelker gote und 
LX osammere und twe ammere to eringe dach und nacht und X 
lutteke ammere der achte enen osammere maken, alse vele alse 
syk der ammere to getende boret. 1389, Volger L. ÜB. 3, 62. 
Staph. 1. c. 860 nennt 67 grote ammer, unde ein grot ammer holt 
in sik 40 stöveken, item so heft he ock to 40 lütke ammer, der 
maken achte einen groten, so kricht de sülffmester to jüweliker 
flodt to einer pannen 84 grote ammer. An andern stellen: 72 grofze 
und 110 kleine; dagegen s. 958: vor diesen ein grofz Ammer 40 
stübichen hat gehalten (vor 1569), wollte itzo eine gate 3360 sto- 
ueken sein. — Die flnt für eine pfanne und die gote für ein haus 



112 

von 4 pfannen sind gleich, die masse der sülze sind mit abergläu- 
bischer genauigkeit erhalten; fest steht dafz 8 lütke ammer einen 
osammer, später grote ammer genannt, ausmachten, und der grote 
ammer 40 stoveken hielt; ferner die flut auch später noch 33 SO st. 
Daraus ergibt sich : 1 lütke ammer = 5 st. und 1 gote = 84 grote 
ammer; oder wenn 40 kleine = 5 grosse gegossen werden : = 79 
grote und 40 lutke; die 67 bei Staph. sind daher bei den wieder- 
holten Übertragungen verschrieben*), aber auch in der urk. von 
1389 steckt zum mindesten ein irrthum: die twe schock vorwaters 
sind 120 lutke = 15 grote ammer, diese mit den 60 osammern 
und 2 irrungscimern ergeben: 77, statt X lutke müssen also 42 
kleine oder mehr als 60 grosse gegossen sein, um 84 osammer zu 
erhalten. Die seltsame rechnungsweise ergibt sich aus der früheren 
unsicheren ergiebigkeit des sodes; die 2 schock und 60 kommen 
erst sicher, dann wurde für irgend welche irrung ein aufmafz zu- 
gegeben, darauf bei der vertheilung vorsichtig mit kleinen eimern 
weiter zugemessen. Zu den Unkosten der sülfmeister wird im 17. 
jahrh. gerechnet das halten der ^ladeamraer" (leitungseimer et 
laden, ladung), ^saalammer" (soleimer), „boistammer^, ,waterammer'. 
Staphorst 849. Mnd. Wb. 1, 73 v. amber und 3, 242 v. oseammer. 

Ane, adv., = min; in den sülzberechnungen : IV2 wispel ane (min) 
2 süst. Staphorst 861. Mnd. Wb. 1, 85. 

Arbeideslade 1388 beim sode der neuen sülze. Volger Lün. ÜB. 3, 
p. 37. Vergl. Mnd, Wb. 1, 124. 

Argentnm Bremense eine sülzrente s. Bremer süluer. 

Aringpenninge, Hamb. ÜB. 726, will Lappenberg in dringpennlDge 
ändern, für ein trinkgeld ist aber 30 ^ auf 36 ß viel zu hoch, 
cf. V. Hammerstein, Bardengau 139. Entweder arrlia oder ^^härings- 

Efennige^. domas allecnm kommt in Lüneburg vor seit 1323; 
oda all.; es ist das spätere kaufhaus, Volger L. ÜB. 3. p. 254; 
ein jhäriogsstegeP dort ebenfalls. 

Arskarve, f., name einer Sackgasse dicht vor der sülze in Lüneburg, 
jetzt officiell ,HarzkehrtS Der platz davor heisst jetzt ;,Auf dem 
Harz". Vergl. Korr.-bl. 4, 90. 

AslOo, n., ist richtig erklärt Staphorst 854 : „asslohn ist dasjenige, 
das man gibt den wegherren, da die saale hinläuft und geladen**), 
dafür dafz sie den weg in wesende halten, bauen und bessern müssen.^ 
Ursprünglich also eine abgäbe für erhaltung der 10 hauptleitungen 
(woge) und der von diesen abzweigenden nebenrinnen (ledinge), alle 
von holz, in denen die beim sode eingegossene sole strack in die 
pfanne strömte, wurde sie früh eine feste rente, die selbständig 
ohne rücksicht auf die darauf ruhende last veräussert wurde. Für 



*) Im Staphorst finden sich in den Sülznachrichten eine menge geradezu ver- 
wirrender irrthümer. 

**) d. h. geleitet, aus leden, st. v., geladen = geleitet nach analogie von let, 
lede = Lade^ Laden; dasselbe Schriftstück braucht ,hidung* = Icitung. 



113 

die erhaltung der wege wurde dann anders gesorgt, und dieser 
neuen leistung wegen wurden auch sie, abgetrennt vom ,aslön' ein 
gesuchter besitz. Staphorst 974. Von den 54 sülzhäusem zahlten 
die 3 neuesten diese rente (3 e% 8 ß jährlich) zum sode, 3 waren 
frei, 1 zahlte ^U. Die berechnung des aslön war so: so viel 
Schilling in der vlodc der freie chorus gilt, so viel ^ gilt das 
aslön, — 1 /Ä -h 4 ß von den 12 ersten vloeden, von der ISten 
von jedem ß 2 /v?», — 2 ^ -h 8 ß. 1571 ergab das vom hause 
14e%3ß2/i?>. — Volger leitet das wort unrichtig von reinigen 
ab. Vergl. Jahrb. 1875, S. 114. Mnd. Wb. 1, 133 v. asnen. 
1364: proventus qui dicuntur asne; v. Hammerstein, Bardengau 
589, also damals schon: aufkünfte. 

Aumester, der aufseher der Ilmenau, der aus der inkumst des sodes 
bezahlt wurde. Volger, Neuj -bl. 1862, 12. , 

Afdregemollie, sw. f., ,AbtragsmolIien^ Staphorst 849. Ungeld an 
dio sülzer; sind es mulden zum salzabtragen aus den darren ? oder 
ist es eine beim abtragen zu liefernde brühe, mollie? 

AveDf s. m., die feuerstelle unter den Salzpfannen; im 17ten jahrh. oft 
seltsam verdreht; so wird zu den ausgaben der sulfmeister ge- 
rechnet: Offenmachen (aven maken), affensteine (avensteene). Stap- 
horst 848. 849. Mnd. Wb. 3, 249. 

Ayensolt, „Ayensaltz wird bezahlt von denen häusern Bernding und 
Butzing^. Staphorst 856. Das wort ist aber nur ein misverständnis 
für das späterhin nicht mehr verstandene Oversole. 

Avergate, s. overgote. 

ATersale. ^^Van den 4 hüsen: Berndinge (deren gab es 3) und 
Butzinge wert alleine betalet van der aversale.^ Staph. 862. 
Vergl. oversole. Mit overoke, Mnd. Wb. 3, 272, hängt es nicht 
zusammen; dieses wird sein: 

Averake, n?, wie vermuthlich im Hannoverschen stadtrecht an den 
betr. stellen zu lesen ist, von averaken, afraken, abkratzen, aj)- 
räumen, abniumsalz, denn an overoke = ofenrauch, kienrufz, als 
nebenproduct dis salzsiedens scheint nicht gedacht werden zu 
dürfen. — In Lüneburg: schlimsalz. 

B. 

Bar-, Beate- und allgemeine Collegiaten der Sulfmeister, Salzführer 
und angehöriger geschlechter: so nannte sich halb platt-, halb 
hochdeutsch 1616 das aus Sulfmeister- und Salzführerfamilien ge- 
bildete Lüneburger Patriziat. Volger Neuj.-bl. 1862, 5. 

Bare, f , ursprünglich bore, aber so früh in bare verändert, dafz 
schon 1399 baarmestere vorkommt, und dann fest in dieser form 
verblieben. Am 25. Febr. 1269 tritt Johann von Lüneburg ab: 
domum (in veteri Salina) in qua funduntur sartagincs, quae Borae 
vulgariter nomine nuncupatur, cum area et domo atque aedificiis l 

quae juxta Boram praenominatam aedificata noscuntur. v. Hoden- 
berg Lüneb. ÜB. St. Mich. 95 p. 74. Hodenberg hielt sie irrig für 

Kiederdentsohea Jahrbuch. Y. g 



ein „salzhaus*, Schlöpke's Chron. Bard. setzt das irrig auf j 
es ist das gielzhaus, die bleischmelze für die salzpfanDen (sartagi 
in dem letztere neu aus blei gegossen oder auch umgegossen wud 
Volger, Lüneb. Osterbl. 18G1, 10. ,weiin man ausbrennet ii 
Bar' Staph. 85G. Der nebenraum dieses hauses zum ablagen 
geräthe hiefz wie in den sülzhä^scrn: balve. „Tonnen in die I{ 
der bar' Staph. 849. Der herzogliche aufseher der bare sd 
zugleich die vogtrechte über die arbeiter der sülze bis 1269 n 
zu haben, die nun vom barmeister geübt wurden, t. Hammel 
318 f. Volger hielt das wort für alavisch, es ist aber das nft 
deutsche bore, bare, hebung, tragung, im engl, bar, gericht. v. Ham|_ 
stein, Bardengau p. 607 verwechselt sie mit der sülzbude, irrtä 
darin, dalz er den verkauf an die berechtigten, die späterea i 
laten, für einen verkauf „an die gewerke" hielt. 1. c. a. I36.| 

Bareknecbt, m.', arbeiter und giefzer in der bare; Volger ibidv 
angiebt, sie hätten uralte, kaum erklärliche namen, als ichj 
darum kurz vor seinem tode bat, schrieb er mir, seine schwS 
hindere ihn leider zu suchen. Ich ünde nur: Pannenstriker, T 
sieget, pannendreger und vaget. l 

Barensolt, barensalz, eine abgäbe jedes sülzhauses ursprüngUch^ 
salz, später in künstUcb berechneter rente, zur erhaltung der bara<-^ 
Volger ib. 3, Staph. 848 und 853. Jedes der 54 häuser lieferte 
jährlich 3 süs salz, nachher berechnete man den choruspreis rOD 
St. Viti, Nativ. Marias und Martini, nahm davon '/it + ^ -Sf, der 
solmeister hatte diese rente einzuziehen; sie brachte 166d 1 «^ 
15 ß 8 -?t schwer geld vom hause. Bei iStaph, 860 ist es wegen 
der hebung durch den sotiueistcr irrig Birrnesttlt genannt. 

Barmester, barlmagister, magister salinarius, der nächste gerichtsberr 
der sülze, seit 1209 als uachfolger des herzoglichen beamten von 
den sülfmeistern, d. h. den _pfannenpächtern, zur entacheidung von 
Streitigkeiten und zur wahruug der rechte seiner Wähler gegenüber 
dem BOtmeister und rath gewählt. Kr ist der oberste beamte über 
die Sülzarbeiter, richtete auf den sültesteinen daher über Schelt- 
wort, braun und blau, wofür er dem stadtvogte i & zahlte. 
V. Hamm., 136. Er wechselte ähnlich wie die burgemeister im 
rath, so dass es stets 4 (zuletzt 2) barmeister, die als ,olderlude* 
galten (Staph. 982), und einen worthabendun oder regierenden bar- 
meister gab. Volger, Lüneb. Osterbl. 1861. Neujahrsbl. 1862. 
Der regierende barmester führte ein scepter, im 17. jahrh. wenigstens; 
es war von silber, 5 fufz lang mit der figur des evangelJsten Jo- 
hannes. Hü reditus solvuntur annuatim a magistris satinariis qui 
vulgo dicuntur baarmeslere ex fructibus saline. 1399. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, 413. Die barimagistri waren mit renten betheiligt 
bei der praepositur zu St, Johannis in Lüneburg, Staph. 877; mit 
dem bauheirn der Stadt hoben sie das lagergeld der bolzhude, Ib. 
857, mit dem bütemester schlugen sie den salzpreia für je 26 tage 
einer vlod an die aalzbude, ib. 850. Von jedem verkauften chor 



115 

hatte ihm der kaufmann 4 zu zahlen ; beim kopenfahren ritt er 
vor der kope an hervorragender stelle. In Büttner's Lüneb. Genea- 
logien steht eine liste der barmeister; eine urkundliche von 1432 
bis 1626 (protocoUe der sulfmester) liegt als ^^Copia aus der bahr- 
meister buch^ im archiv der Universität Rostock n. 778, sie stammt 
von Doberan. Lucas Lossius, ,Luneburga Saxoniae^ 1566, p. 107, 
nannte die barmeister „Barones^. 

Barmester-kaste, m., die von den barmeistern verwaltete kasse zu 
allgemeinen zwecken der sülfmeister. Staph. 982, 983. 

Bäte, f.; (den sulfmestern beden), dat se de bäte und vorwisinge des 
yloutgutes so tideghen vor in dat (erratum: dar) jar schlichten 
etc. = betrag und nachweis aufmachen. Volger, Lüneb. ÜB. 3, 344. 
Vergl. Mnd. Wb. 1, 159. 

baten: weestu wol wat dy des jares baten mach van dinem gude 
= zu gute kommen. Staph. 861. Vergl. Mnd. Wb. 1, 160. 

bedagen = endigen. Wanneer de vlode bedaget syn. Staph. 863; 
es werden dann die endterraine der vlode aufgezählt. Vergl. Mnd. 
Wb. 1, 164. 

Beninge, Benninge, N. pr., Name eines der 54 sülzhäuser, unfraglich 
nach dem Herzoge Benno, dessen bild in kupfer getrieben, wie die 
merkbilder aller häuser, von mir noch 1849 in einem magazin der 
sülze gesehen wurde, v. Hodenberg, Verd. G.-qu. I, 14; H, 89. 361. 
y. Hammerstein I. c. 578. 583. 589; bekannt seit 1231, in noch 
älterer form im Necrol. St. Mich.: Benniggehusen. Es mögen 
sich gleich daran schliessen die häuser Bernding, ihrer 3; infra, 
supra et perversum, ausser der alten rundreihung, mit besonderen 
rechten und pflichten, anscheinend erst in der 2. hälfte des 12. 
jahrh. entstanden, und nach dem alten hause Bernerdinge (1231), 
Bernedinghe (Mekl. ÜB. IV, 2652), Berninge, Barnioge, Berdinghe, 
im Necr. St. Mich.: Bardigge, Bardinge, Bardiggehns. v. Hoden- 
berg und V. Hammerstein 1. c. Das bild ist ein bär, das wappen 
der V. Behr, doch bin ich bedenklich, mit v. Hammerstein diesen 
namen darin zu finden, eher die alten Bardonen. Bovinghe, Bo- 
vinge Ib. von Bavo, Bovo? Breminge (Mekl. ÜB. II, 1003) kann 
nur nach dem Bremer erzbischof benannt sein, bei Staph. irrig 
Brenning; bekannt seit 1231 als Breminge (Leverkus Lübeck. ÜB. 
72), bei v. Hodenberg II, 90 verlesen : Bremin, und I, 15 falsch 
aufgelöst: Bremenses. 

BSr, n., Bier ; als abgäbe der salzhäuser ,freitag ins herrenhaus^ d. h. 
auf die küntje. Staph. 849. Bergeld, n., 1 B beim pfannengiessen 
dem vogte, ib. 856. S. Bareknecht. Vergl. Mnd. Wb. 1, 237. 

Beschehnsen (1231), Betzehnsen. Name eines sülzhauses, das nie 
Beczinge, Betzinge genannt wird. v. Hodenberg ib. II, 90, I, 14, 
im Necrol. St. Mich, aber: Botzenhusen. v. Hammerstein 1. c. 
Etwa von Boto ? Ein Betzendorf liegt in der nähe Lüneburgs. 

beseden, st. v., besieden; die sülfmeister allein hatten das recht, die 
pfannen zu besieden, nicht die eigenthümer. Mnd. Wb. I, 267. 

8* 



116 

Besedinge, gerundiv-subst., Besiedung: de pannen in besedinge hebben; 
in besediuge don. Vergl. Staph. 860. 862. 

Besem, st. m., besen. ,Beseme' zu halten gehört zu den ausgaben 
des sülfmeisters; Staph. 849. Mnd. Wb. 1 , 268; natürlich zur reinigung 
der siedehäuser. 

Beteren, schw. v., auch hochdeutsch „damit bessert er sein gut^ d. h. 
hebt den reinertrag der sülzrente. Mnd. Wb. 1, 299. Staph. 1. a 
850 etc. 

Beteringe, gerund. -subst., „Besserung^, Mehrertrag. 1383 : der sulten 
brücken to beteringe ores sultegudes. Staph. 866. Mnd. Wb. 1, 300. 

Betannet, adj. part., betunnet solt. Staph. 976 = in tonnen verpackt. 

Binnenchoras oder Binuenchorasgnd, n., vergl. chor und chorusgud; 
die pfannenrente, welche an die pfaunenherrn selbst von den 
sülfmeistern, ursprünglich auf dem Lambertikirchhofe vor der salz- 
bude, bezahlt wurde. Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 1861, 9. 16. Diese 
rente musste für das vergangene jähr bis nächste lichtmessen be- 
zahlt werden. 

Bleck) n., der platz der sülze, die wiese, auf der ursprünglich der 
sot sich fand: up de sülten de nu is, edder up ein ander bleek 
(1388). Staph. 866. Vergl. Volger, Lüneb. ÜB. — De prato quod 
jacet juxta salinam (1231) v. Hodenberg, Verd. 6.-qu. II, 89. 
Vergl. : quod pratum dicitur vulgariter Segebades bleck« Schlöpken, 
Chron. Bard. 251 (1304). Mnd. Wb. 1, 354. 

Boerer, urspr. borer, st. m., der heber, nach Volger, Lüneb. OsterbL 
1861, 4, einer der sodeskumpane, der das wasser aus dem sot hebt; 
da dieses aber der oser thut, so ist borer vermuthlich ein bare- 
knecht, der pannendreger. 

Bogen voren. Lappenb. Hamb. Chron. 182 irrthümlich für kopen fahren. 
S. kope. 

Bfimwulle, f. Baumwolle nennt Staph. 849 unter den regelmälzigen 
ausgaben der sülfmeister; vielleicht als docht? 

Bona dneis, Hertogengnd, ist die dem herzöge Johann beim verkauf 
der neuen sülze 1273 zugesicherte rente von 3 chor salz (d. h. in 
geldrente) von jedem der 51 älteren sülzhäuser, die 3 Berndinge 
zahlten je 4. Daher steht dies neue herzogengut im gegensatz 
gegen die alte rente : oldevlotgud. Staph. 850 ff. Volger, Lüoeb. 
ÜB. ad a. Chron. Bard. 237 f. (Staph. s. 864 sehr falsch.) Die 
herzöge verkauften diese rente , forderten sie aber trotzdem 
1442 aufs neue mit 200 chor. Pfannkuche, ältere 6esch. des b. 
Verden, 171. v. Hammerstein, Bardengau 136, hat die abgäbe 
nicht verstanden. Bona ducis sind das von ihm erwähnte wispelgut 
= chorusgut. 

Boninge, selten bonige, f. und n., meist als pl. Sicher von bonus, wie 
böntche; die angaben Mittendorff's im vaterl. archiv für Nieder- 
sachsen 1843, S. 158, Mnd. W^b. 1, 386, sind theils ungenau, theils 
irrig; es hat nie 15 vlode gegeben, theoretisch allerdings 14, that- 
sächlich nur 13. Die vlode begannen am 5. tage nach h. 3 kSnige, 



117 

sie endeten mit Luciae, 13. Dec. ; die zwischenliegende freie zeit 
lagen die pfannen nun meistens nicht kalt; sie zerfiel in 3 theile, 
von denen 2 zum nutzen der pfanncnbesitzer und der sülfmeister 
regelmässig besiedet wurden, jede mit 2 gaten, also V2 viod. Die 
zeit von Luciae bis jahresschluss (24. december) gab daher ein 
nachgut: naboninge; die vom Jahresanfang, 25. Dec, wo mit der 
vesperzeit das sieden wieder begann, bis Thomae Gantuar., 29. Dec, 
kam den pfannenherrn nicht zu, die zeit im beginn des Jahres vor 
den vloden aber gab wieder ein vorgut: vorboninge. Die böninge 
(also pl. für beide) gehörten den ;,praelaten^, also ausser dem vlod- 
gude, als besondere rente, yon der sie aber bau und besserung der 
siedehäuser zu stehen hatten. Bei dem reichen ertrage der sülze 
bürdeten sie aber bald diese Unkosten auf den enormen gewinn der 
sülfmeister z. th. ab, und verkauften die boningerenten als sonder- 
guter. 1273 verzichtete der herzog auf jeden antheil an den 
boningen. Volger, Neuj.-bl. 1861. Staph. 844. 849. 857, 863. 
Die rente aus den 2 boningen betrug für die praelaten je 

2 cbor in geld, berechnet nach dem durchschnittskaufpreis des 
chor salzes während dieser 2 zeiten im salzlager yor der sülze. 
y. Hammerstein, Bardengau 136. to yewelker pannen enen hal- 
ven wispel geten to vorboninge van der nyen zolen. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, 62. Naboninge blift aldus wanne me de lesten vlod 
(die nominelle 14.) nicht tobringen kan, also dat dar en gans dach 
edder mer an enbrikt. Wat denne goten werd, dat blift eyn na- 
boninge. Ib. 3, 62. Ursprünglich gehörten die boninge dem herzog, 
der als alter eigenthumsherr davon bau und besserung der häuser 
stand. 1273 entsagte Johann, v. Hammerstein 136. 

Borehufxen, Brochafzen, Brokhnsen (1231), Domus Brochhusen Mekl. 
ÜB. IV, 2652, N. pr. eines sülzhauses ; vermuthlich nach dem Olden- 
burger zweige Bruchhausen. S. Huninge. 

Born, m., die süsswasserleitungen. v. Hodenberg 1. c. 2, 361. 
y. Hammerstein 1. c. 

Bornemaker, der aufseher der 3 für die sülfmeister, aber auch für 
die Stadt geschafienen süsswasserleitungen. Der sötmeister musste 
ihn bezahlen. 

Bornesolt, misverstandene rente bei Staph. 860. Vergl. barensolt. 
Der salzbrunne heisst nie born, nur sot, während in Braunschweig 
und Magdeburg ,born^ gebraucht wurde. Mnd. Wb. 1, 398 v. 
bomegut, bornetoffere. 

Bornstige, die zum erhalten des süsswasserborns urspr. versottene 
Btige, (s. d.)? später die entsprechende rente. Volger, Lüneb. ÜB. 

3 p. 163. 164. Dass born auch der quell (spring) eines flusses sein 
kann, beweist Basel, nd. Pass. 1511 Wiuterd. 193: de borne des 
reveres. 

Bofzelsing, 1583 irrig für Gosselsing. Staph. 960. S. Godes- 

calkinge. 
Brak; de brak an der betalinge heft. Volger, Lüneb. ÜB. 3, 447, 



dem nicht rechtzeitig oder genügend seine rente gezahlt ist. Mnd. 
Wb. 1, 412 f. 

Brsnt, m. Spreke jemand mit recUte in sultegud, dat id des nicht 
enwere, de dat eschede, da.t scolde me vorvolghen mit brenden utli 
to thende nä dem olden sulterechte. a. 1400, Volger, Liineb. üß. 
3, 447. Das ausziehen des brennenden scheitea unter der pfanne 
ist das Symbol der besitzbahauptung. Ok en wille we des nicht 
staden, dat me dat Bulterecbt mit den brendeu uttotbeode und 
zolen (sole) to vorbedende jennewia — vortoghere. men wanne de 
brende dryo ute togen sint na suiterecht, des rac boven dre ver- 
teyn nacht nenewis vortogern scal, so sculle we ane vortoch den 
Botmester beten, dat be de Bolen vorbede dar de brende so ute- 
toghen sint, zo lange dat brekede gut etc. betalet werden. Ib. 343. 

breken, ,dat brekede gut', a. brak. Unvortogheiides rechtes helpen 
umme ein brekede gut. Volger ib, 343. Mnd, Wb. 1, 41S. 

Bremer sfilver ^ Argentum Bremense. Item gift de sülfmester nth 
juwelikem buse alle Jahr 28 & iu dat hospital tho Lübeck des 
billigben geistes vor Bremer Mtilver. Staph. 659; irrig: es zahlten 
nur 50 häuaer, 25 an den h. geist, 25 au St, Johanoia xa 
Lübeck, in summa 29 «^ 8 ß Lüb. Staph. 852 giebt die irrige er- 
klärung: es sei für erlaubnis an heil, tagen zu sieden oder gar fiir 
einziehung des klosters Heiligentbai. Es heisst auch hertogen sfilrer 
und war eine rente für ein (in Bremen vermitteltes?) capital, das 
1276 dem herzöge gehörte, 1282 kam es an die praelaten. Volger, 
Osterbl. 18til, 2. 

braken. der sulten brokea to beteringe ehres sultegndes. — de 
brnkinge der salen. 1383. Staph. 86G. Mnd. Wb. 1, 436. 437. 

BnngpfanDe. 1583. Verlosen ('i*) für Gunkpanue s, d. 

Bnte, f. 1. Der tausch der Salzpfannen unter den sülfmeistern bei 
den Verpachtungen durch die pfannenherren. 2. Da immer ein 
ganzes haus, 4 pfannen, von nur einem sülfmeiBter besotten werdem 
durften, die streitvolle Zusammenlegung der geringeren besitzthümer 
zur besiedung und ausbeutung. Dies hies ,in de bute gan', 

3. Das amt, welches das zusammenlegen, besiedeu und austUeilen 
des Überschusses an die päcbter, d. h. die sulfmeieter, besorgte. 

4. Die wecbselzeit, in der zu verschiedenen zwecken, zum bebuf des 
sodes etc. vom sotmeiater gesotten werden konnte, Volger, Liineb. 
Neuj.-bl. 1861, 11. 1862, 1. 2. {Wer nicht 4 pfannen hat, der) 
muss sein gut zur bäte gehn lassen. Staph. 842. .So is dar 
achter eine leddige tydt von des hilligen Garstes dage an beth np 
den dach Thomae; under der tydt hüten de sulfmestere mit den 
hüsen, unde heth de BUthe. Staph. 863. Es ist die zeit vom 
vesperschlag am ersten weihnachtstage bis 29. Dec, S. boninge. 
Für die bute s. 2. war eine buteordeninge, beuteordnung, vorhanden. 
Mnd. "Wb. 1, 462, 

Btltecbor, m., beutechor oder beutewispel, eine von den sülfmeistern 
in bestimmten häusern zu zahlende rente, deren zweck und verbleib 



nnbekaDüt ist. Der beutecbor war = 9 J^. „Die häuser, so auf 
3 laduog (leitungen) liegen, wie auch die 3 häaser Bernding, geben 
keinen heutecbor; die häuaer, so auf 2 ladung liegen, geben einen 
halben als 4 .% 8 ß, sn auf einer kdung liegen, einen ganzen als 
9 J^." Staph, 855. Vermutblicb ging es an den hutemesler, 

Bnte-frniitscliop, f. S. fruntschop, hemelike fruntscbop. Diese, eine 
art weinkauf, zahlten die sülfmeiater den pfanneneigenthiimern für 
den genuBs der stigen d. b. der extra-sole. Während aber dteseii 
c. 60 .% gezahlt wurden, zahlte der sülfmeister, der von einem 
andern eine pfanne buten wollte, da beide den werth kannten, bis 
200 .&. das hiess beulefreundachaft. Stapb. 850. 

Batemester, butimagister, der von den siilf meistern gewählte Vorsteher 
der bute. Er und der barmeister schlagen den aalzpreis für die vlot 
an die ealzbude. wonach sich die berechnung der rente des chorua- 
guts richtet. Staph. 850. Die bedeutung fehlt im Mnd. Wb. 1, 463. 

baten, schw. V., B. bnte. Mnd. Wb. l, 463. 

Bnteschorns, m., oder bntencbonisgiit, d,, s. chor und binnencborus: die 
von den pfannenhcrrn unter festhaltung des eigenthuras an den pfannen 
veräusserte rente an salzeinkünften, die zuweilen den ganzen pfannen- 
ertrag wegnahm. Sie wurde den renteninhabern vom sülfmeister 
gezahlt. Ihr beBitz heisst wispelgut gegenüber dem pfaaneneigen- 
thum oder pfannengut. Volger 1. c. Sie wurde nach feststellung am 
Lucieutag erat ein volles jähr später am Lucientage ausgekehrt. 

kntt«Ddl'egei', m., die sodesknechte zur reinhaltung des sodes, der 
wege, der Gumma etc. Volger, I.üneb, Neuj.-bl. 18G2, 2, 

' ' "mg, Bnttiughe, Buschinge, Butzinge (Mekl. ÜB. IV, 2652) N. pr. 

[ eines sülzhauses mit eigenthümlicher läge: „bat die fahrt (canal) 

Lauter dem schiffe". Staph. 841. Bei v. Hodenberg I, 14. 89, II, 

|362 ist durchweg G für B verlesen: 1231 Gutschinge, Gutzinge. 

t'Das faaus zahlte die rente oversole, die bei Staph. 874 aus 

J'Butzing oversole verdreht ist in: „Bntzing Cover, Zollen" im 
LüDeb. ÜB. 3, p. 163 in „Butziug, orerzolen" und in „Butzingover 
wie". Vergl. oversole. Das redende büd des hauses war ein biitt. 
. Hammerstein 1. c. 

C Vergl. K. 
, (als der chor salz gelt von tage zu tage, Staph, 84.5); das 
DtUt chorns, das auch im mnd. aufgenommen ist. 1. Ursprünglich 
kom- und salzmass des handele und der abgaben = scepel. 
!ollrolle von 1340; 4 vel 6 chori qui proprio dicuntur schepell. 
. Hammerstein I. c. 139 (cf. Lüneb. ÜB.) 2. Im salzbandel und 
' Salzberechnung der wichschopel, wispel; der gemeine 
1 oder chorus. Staph. b58. 843. Dieser chor fasst 3 plaustra 
läer) oder 12 rump oder 24 schepel oder 36 süss. Ib. 850. 
paza stimmt 847 : so mannich mark der wispel (chor) des kauf- 
, 80 mannich 8 A gilt der scheffel; denn 24 X 8 -A geben 
%1 <Mf. Süss ist urspr. die menge salzes, welche aus einer der tag- 



120 

liehen 13 besiedungen jeder einzelnen pfanne erzielt wurde. Die 
angäbe bei Staph. 1, 4, 19, 1 chor = IV2 plaustra (1408) ist 
irrig. Von jeder flöde kann gesotten werden 30 chor oder wispel. 
Ib. 844. 3. Chor als rechnungseinheit des durchschnittsprcises des 
Salzes (eines chor) in jeder vlod. Dieser wurde an die salzbude 
angeschrieben, d. h. ^de vlod anschriwen^. Ib. 850. Die 13 vlode 
gaben also 13 durchschnittspreise je eines chor, die nun kauf- 
oder gemeine chor hiessen. Die summe aller 13 kopchor ergibt 
also die ungefähre summe des rentwerthes eines chor für die ganze 
siedezeit der 13 vlode. 4. Chor, grote chor, prelaten-clior heisst 
die ebengenannte summe der 1 3 gemeinen oder kopchor. Da die 
pfanneneigenthümer von den pächtern (sülfmeistern) die hälfte des 
ältesten reinertrags der rohen besiedung erhielten und dieser für 
jede pfanne zu 6 chor gerechnet wurde, so erhielt der pfannenherr 
davon 3 kopchor, von einem hause zu 4 pfannen 12; seit 1273 
kamen dazu die bona ducis mit 3 chor von jedem hause (4 chor 
der 3 Berndinge). Jene 1 2 chor hiessen oldevlotgut; alle 15 
zusammen hiessen c h r u 8 g u t oderrente, einzeln auch wispel- 
gut. Der Jahresertrag eines hauses oder das chorusgut be- 
steht also aus 15 prelatenchor, alle 54 häuser geben 810 + 3 
(aus den 3 Berndingen) = 813 prelatenchor oder 10569 kopchor 
oder kopwispel als summe der alten gesammten sülzrente für die 
pfannenherrn. 1639 Luciae stellte sich der freie (s. d.) prelatenchor 
auf 69 e% 4 ß, der unfreie (s. d.) auf 51 .% 4 ß. Auch der pre- 
latenchor als rechnungseinheit wird für jedes haus in antheilsrechte 
getheilt, die oft veräussert wurden und das wispel- oder buten- 
chorusgut gaben ; auch er zerfiel in 1 chor = 3 plaustra = 6 
halbe plaustra =12 rump = 24 scheifel = 36 süss. Das süss 
als Vs6 prelatenchor war die kleinste sülzrente. 5. Kurzweg wurde 
auch das ganze chorus- und wispelgut chorus genannt. 
Staph. 850. 857. Vergl. Volger, Lüneb. Neuj.- und Osterblätter. 

Chornshere, wispelhere, rentener, gewöhnlich nach ihrer mehrzahl 
,p r e 1 a t e n^ genannt ; eigenthümer der salzhäuser, pfannen. (pannen- 
here), des chorus- und wispelgutes. Vergl. Volger ib. Staph. 851, 

Hillighen Ciaren gilde, eine der beiden alten fraternitaeten unter 
den sülfmeistern. Sie hatte einen altar zu St. Nicolai. 

Cluvinge, N. pr. zweier sülzhäuser : Cluuinge supra und Cluuinge infra 
(1474) oder Cluvinge und aliud Cluvinge (1231); v. Hodenberg I. c. 
II, 361, Staph. 910; niemals mit K geschrieben; vermuthlich nach 
der (edlen?) familie der Cluver genannt, die wenigstens am sülz- 
zoll noch freiheiten hatten, wenn sie auch keine Lüneburger burg- 
mannen waren. Im Mekl. ÜB.: Inferior Cluvinge und Roderen 
Cluvingen, wofür ^B a v e r e n*' =: supra zu lesen. In Cluvinge supra 
lag das feuer ungewöhnlich „nach der kante". 

Codesing, sülzhaus, Staph. 910 irrig Code Finge. Kadetzinge, 
1231: Katschinge, Necrol. St. Mich. Kosinge, Kodesinge. 
V. Hodenberg 1. c. v. Hammerstein 580. 



121 

Collectorie, f. 1. Die alte coUectorei, die besondere casse, in welche 
die zum abtrag der stadtschulden nach dem praelatenkriege be- 
stimmten abzüge der sülzrenten (hülfe) flössen. „Summa summarum 
aller hulf der CoUectorie 13000. 300. 60 c% 5 ß« = 13360 J^ 5 ß. 
1474. Staph. 957. Sie hiess auch Brunswikische CoUectorie, weil 
sie die schulden der hanseunterstützung für Braunschweig in der 
Btiftsfehde bestritt. 2. erhob man eine upsato von jedem bei den 
weissladem verkauften chor seit 1598 für eine neue schuldentilgungs- 
casse: die neue CoUectorei (8, 16, dann 20 ß vom wispel). 
Die cassenherren hiessen collectoren. Volger, Osterbl. 1861, 6. 

GOBtribntion (gespr. Contributschon) nannte man im 17. jahrh. die 
ausser dem lohne den sülzeru gemachten Zuwendungen (ungeld): 
^dem sieder (höder, vogte) sein ordinär lohn und contribution. 
Staph 849. 

St. Cyriaks-karspel. Die sülze mit der alten stadt gehörte zur Öt. 
Cyriakskirche, welche unter dem Kalkberg (etwa an der heutigen 
Wegekreuzung der abtei gegenüber) stand. Nach 1371 ging sie ein, 
und ihr Sprengel wurde der klosterkirche zu St. Michaelis einver- 
leibt. Vielleicht kam die sülze schon früher an St. Lamberti. 

». 

Degedigioge, f., de pannenhcre in der degediginge mit demjenen 
de de pannen von em — hebben will. Staph. 860. Mnd. Wb. 
1, 494. 

Deiuge (Mekl. ÜB. II, 993), Beginge, Beyinge, N. pr. eines sülzhauses. 
V. Hodenborg 1. c. v. Hammerstein 1. c. Staph. 480. 910. 

D£l, m., u., theil; die gesonderten theile des sülzhauses. S. hüs. 
Zuweilen kann auch dele, f., = flur gemeint sein. Mnd. Wb. 
], 498. 499. 

Denkweringe, Benkqaering, Benckqaerdinge, N. pr. eines sülzhauses. 
Staph. 19, 481, 910. Thencqueninge, 1231: Tzenequeninge, Der- 
queringe, Necrol. St. Mich.: Tanquininge. v. Hodenberg 1. c. 
y. Hammerstein 1. c, trotz aller frühen Verdrehungen unfraglich 
von Dankwin oder Dankmar; vielleicht dem Verdener bischof. 

Dependal, ein theil des Grimmes im lehnregister von 1330/50. 
V. Ilammerstein 141. Er gehört zu der sumpfigen niederung west- 
lich des kalkbergs, die einen alten erdfall, von auslaugung des 
salzes stammend, darstellt. Lüneb. ÜB. mehrfach. Korresp.-bl. IV, 55. 

Dernetzinge, superior und inferior, Derneschinge (1231), Necrol. St. 
Mich.: Dernesinge, Derncinge, n. pr. zweier sülzhäuser; später 
(durch angliederungan dornitze?) Doruzinge, Dorntzinge, Dörntzinge 
V. Hodenberg 1. c, v. Hammerstein 1. c. Staph. 487, Overn dorn- 
sing ib. 961. 

Ditmaringe, Ditmaring, Thitmeringe(l231), Thetmeringe, N. pr. eines 
sülzhauses. v. Hammerstein, v. Hodenberg, Staph. 1. c. Thitma- 
ringe, Detmeringe im Mekl. ÜB., unfraglich nach dem Verdener 
bischofe oder dem Billunger Ditmar, Thietmar. 



/ 



doSn, dfin, st. unregelm. v., Mnd. Wb. 1, 537. 1. Ertrag geben, 
kosten; wat dat aolt des jares deit. — wat de wispel des dagB| 
gedan tieft. Staph. 861. 2. austhun, verpachten: bo do men ^ 
nich up lange jähre in beBedinge. Staph. 862, 

döf, adj-, waaserleer; Dove Söt, vor der sülze, vielleicht der söt, 
früher die sole der neuen siilze aus der fahrt aufnahm. Ätn Don 
Söt (am tauben sood) name des platzes. 

DrAger, ein fiodesknecht, der als lohn vom Bülfmeister für jede (^ 
2 -S erhält. Staph. 856; darnach ist er der altoger (s. o.) and 
der buttendreger (a. o.). Die dreger bilden sonst in ded 
Städten das amt der bajuli oder portatores, in Rostock nannten i ' 
sich eine kuropanei. hatten eine rolle von 1490 und mussten da| 
geschütz, die büchsen, führen. In Lüneburg galt der „dreger de ("' 
karen tet" für nicht ehrlich. Volger, Neuj.-bl. 1863, 15. 

Dfigger, m., einer der sodesknechte, dessen arbeit nicht nachweisbl 
ist. Volger, Lüneb. Osterbl. 1861, 4. Der eigenname Dagge kom 
in Meklenburg öfter vor. Vermuthlich ist aber der dügger nichtil 
anderes als der tugger (b. d.). 

E. 
EbbetsiDge, Ebetachinge (1231), N. pr. eines sülzhauses, wohl nw, 

Ebbeko; ob demselben, von dem das kloster Ebbekestorpe (Ebetorf 

und das geschlecbt v. Estorf den namen fuhren ? Die v. Esto 

und namentlich ihr zweig die Scacco, Schack, hatten sülzlehen l 

burgmünner von Lüneburg. 
Ebbinge, Ebbinghe, N. pr. eines sülzhauses, nach welchem Ebbo i 

unbekannt, v. Hammersteiu und v. Hodenberg 1. c. 
Ecbertinghe, Ecbertinge, bei Staph, 841 Egberding; ebenso, der namerf 

geber Ekbert ist wol einer der Brunonen. 
Edinge, Eding, ebenso. 1. c. 
Ggeldike, byme; in dem sumpfbereich anter dem kalkberge. 

Dependal. 
fgen, 8w. V., so e e g e t be (der pfannenberr) alle jabr ein leidisch takal 

van iDliken pannen, wanneer dat Jabr ummekümmt, und dann (du 

sülfmeister) mit ehme rekent, Staph. 861 = sich zu eigen fordet' 

(Überher), Ist es eschen? 
Egendom, n., wente von anbeginne was (dat olde vlodgut) dat era 

gut (d. h. die erste sichere anfkunft), dat de vörsten vom Eg^ 

domes wegen plegen tho hörende. Staph, 859, 
Egetinge, N, pr. eines sülzbauses. I. c. 
EFnge (1231), Eying, Eynge. N. pr. eines sülzhauses. 1, c. v. Hu 

merstein macht auf den Ortsnamen Egendorp, Igendorp, lendon 

aufmerksam nnd erinnert an den alten führer des LongobardoT 

auszugs Ayo, Eyo. 
Einharder, m., s. inbardor. 
Etmeoowe, f., n. pr. desflusses, Ilmenau; im MA. stets mit a anlaut« 

Der name ist unfraglich nicht slavisch, was Volger Or. Lun. 



123 

not. 5 ans dem rassischen Ilmensee schliessen wollte. Vergl. Elm, 
Elmelohe (im Bremischen), Elmenhorst etc. Graff 1, 249. Förste- 
mann namenb. IP, 517. In Schomakers (f 1563) ungedr. Lüneb. 
Chronik heisst sie auch Luna (Lunawe ?) „by einem water die Luna, 
nun tor tydt die Elmenawe genömet wert (fol. 3. des Ms. der frü- 
heren ritterakademie z. Lüneburg). Ib. ad a. 1396 wiederholt: ,die 
AweS ,paleden die Awe to'; noch jetzt oft nur ,die Aue^ Volks- 
ableitung erklärt ^^Elmenau^ daher, dass die Elmenau aus elf nuen 
entstanden sei : elben awen = Elmenau. Alle ihre nebenflüsse, wie 
alle heideflüsse heissen Au. Bei den Slaven soll die Bmennu 
Punsedal geheissen haben, v. Hammerstein 570; doch wohl ein 
älteres miss Verständnis? Nach Graff würde Elmenowe auf elm, 
ellm, die ulme, zurückzuführen sein. Graff 1. c. und 3, 864. 

Elverding, s. AlYerdinge(l23 1), N.pr. eines sülzhauses. Elverdinge,Alvcr- 
dinge, jetzt Alvern, kommt im Lüneb. als ortsname vor. v. Hamm. 1. c. 

Emmer, s. Ammer. 

Enpfängergeld, Staph. 848 unter dem vom sülfmeister zu zahlenden 
ungeld. Es wird, da es neben andern löhnen etc. steht, ,entvenge- 
gelt^ heissen sollen, eine beim anzünden des pfannenfeuers zu 
zahlende lohnbeigabe. 

Enning, Enninghe, 1231 (wol verlesen) Eminge, N. pr. eines sülz- 
hauses. V. Hamm. 1. c. 

Erderinge (1231), Erderinghe, Erdinge (Necr. St. Mich.), ebenso. 

Eringe, gerund.-subst. ; twe ammere to erlüge. Volger, Lüneb. ÜB. 3, 
p. 62. Vergl. ammer. „Zwei eimer überher^, also zur ausgleichung 
von irrung; daher = erringe Mnd. Wb. 1, 727. 

Everiuge, im Mekl. TJB. II, 1003 Eweringe. Sülzhaus nach dem burg- 
mannengeschlechte der Everinge ; die örter Deutsch (wester) und 
Wendisch (ostcr) Evern (Everinge) liegen dicht vor Lüneburg. 

F. 8. V. 

O. 

Cranky Mnd. Wb. 2, 10. Darna dat dat solt sinen gank hefft (secun- 
dum cursum salis). Staph. 860. = nach dem wechselnden preise. 

Crastmester, Staph. 920 ff., »gastmeister bei der sulten' (ib. 927) 
scheint immer, auch bei dieser letzten bezeichnung, der gastmeister 
des hospitals zum h. geiste (auch kurz „des grossen h. geistes^) 
zu sein. Der gr. h. geist hatte viele sülzrenten und enge Verbin- 
dung mit den brüderschaften unter den söt- und sülzknechten. 
Vergl. Mnd. Wb. 2, 17. Volger, Lüneb. ÜB. 3, Nro. 1250. 1264 etc. 
Wallis Abriss etc. 

Gate, s. gote. 

Gave Godes (Gades), nachher hd. : gäbe Gottes, wird gern die im söt 
zuströmende sole genannt. Vergl. Staph. 847. 

Gelegenheit, f.; de düsse gelegenheit (der sulten) nicht wusste; Staph. 
860 = den lop, gank der sulten, den brauch. Vergl. Mnd. Wb. 2, 40. 



fieminge, N. pr. eiues sülzhauses, im Necrol. St. Mich, trrig Gremyngl 
(wenn dieses nicht für Grevinge steht), sonst (jremingge und Gemigm 
Letzteres gg ist nur die nasalirung fiir og, wie noch im 16. jabrlu 
der Rostocker prof. Stange Staggius geschrieben wird, v, Hodei ' 
berg und t. Hammerstein 1. c. Bei Stapb. 852 irrig Gening. 

fierardinge, Gherardinge, ebenso. I. c. 1231 Bererde nur verleset 

(■esch]echter, zuerst als n, pl. für deo kreis der sülfmelsterfamiliei 
der Theodorigilde, dann im 16. jahrh. m. sing, fiir jedes mitglie 
derselben ^ sülz- oder sakjunker. 

geteu, st. V.: 1. die aus dem sode gehobene, abgemessene sole in d 
leitungen für die einzi^lneu siedehüuser ausgiesseii, durch ausgiesssw 
ihnen zutheilen; scalme juwelkem busse uppe der zulteo geten tweT 
schock vorwateres to jewelker gote etc. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p, 
ß2. Der aotmester schwört: dat he baven dessen nascrevene plich; 
tige gote nenerleye uiiplicbtige stige edder andere unredelke gotfl 
geten wille. Ib. p. 63. to yewelker vlod gnet me de zulten ret 
werue umme. Ib.; d. h. in jeder gote bekommt jedes haus reihe uia 
4 X '/«■ desse nascreven plichtigen gote guet me ok andern luden 
ib. p. 64. „gut me" ib. p. 163. 2. ein sakmass giessen, statt döB 
dazu nüthigen sole: eneu balven wispel geteu to vorboninge, Ibj 
p. 62. i 

Geter, m., der sodeskumpau, welcher dieses giessen besorgt, Volgefl 
Osterbl. 1861, 4. Staph. 862 (056 ist er durch Verwechselung t " 
einem sülzer: seder [s. d.] genannt); er bekam von jedem hause 1 
jede gote 8 ^^. Er goss nur am Tage, der nacbtgiesser biet 
höder oder hüder. Im Mnd. Wb. 2, 89 ohne diese bedGutui__^ 

tilnsinge, im Mek). ÜB. II, 1265 Glusinge, N. pr. eines sülzhauseq 
Glusiog hicss der ort des von Lüneburg viel besuchten jobannili 
marktes, Artlenburg gegenüber, am rechten Eibufer : auch ein aui 
gestorbenes rittergeschleeht. v. Hodenberg. v. Ilamnierstein. L i 

Godescalcschinge (1231), aber im Necrol. St. Mich, Goslesinge, späte 
allgemein (iosselsittge, N. pr. eines sülzbauses. 1. c. £s sott, iie$M 
bezahlte dem kloster Lune ,Vraweostige' (s. d.). Staph. 840. 158ä 
(verleseuV) Bosselsing. Staph. 960. 

Gote, f., pl. de gote (dat synt de plichtigen gote), später pl. | 
(Staph. 659. 862. 863), dann sing, de gate und hd. die gate. 
ist ein fictives rechnuogamass für die zu vertbeilende sole =^ 
ammer (s. d.), seit 1569 rednzirt auf 6 kümme (s. kum). Jeda 
haus erhielt in jeder der 13 vlode 4 gote, 1 gote also = 'U y\oi 
oder 3 stige. Im Staph, 859 steht verkehrt 4 Üöte statt göte 
L. Neuj,-bl. 1861, 6. 12. Beispiele vergl. v. geten. Man theitti 
die gote wieder in 60 sal. — Plichtige gote siut alle, welche von 
sotmeister für recbnung der pfannenherren oder nach gesetzlichafl 
bestimmungcD abgegeben werden; andere würden unredelke goti 
sein und unplichtige stige (s. d,), Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63. 
2. gote = die solmasse einer gote : „Von der gate geladen 
salz gewonnen) 7>/s eher, von 4 gateu 30 chor; 1422 aber von < 



125 

gate 9 chor/' Staph. 846. 847. — Auch als n. : in juwelikem goete. 
Staph. 859. 862. Vergl. Mud. Wb. 2, 136. 

Crowisch, f.; „de gowiscb juxta montem'^ v. Hammerstein 1. c. 312; 
entweder die wiesen in der moorniederung der erdfälle oder die 
Teche ? 

Graal; hospital zum G. 1474 begonnen, 1504 von Bürgermeistern 
vollendet, übernahm die Speisung der koldregerschen ; es war ausser- 
dem siechenhaus mit einem pockenhause. Wallis Abr. der Reform. 
Gesch. der Stadt Lüneburg. 

Gravengelt, n., abgäbe der sülfmeister. Da graben- und wachtgeld 
bei Staph. 849 zusammengenannt sind, muss es eine abgäbe für 
die befestigung und bewachung der stadtwehr sein. 

Graft, f., vgl. Mnd. Wb. 2, 137., der am ende des siedehauses von 
dem etwas tiefer liegenden pfannenraume (halve) abgetrennte bretter- 
verschlag, ein behälter für brennholz und geräth. Sie hatte einen 
eingang von aussen und einen bedeckten niederstieg in die halve 
(gunk). — Auch eine der kleineren Salzquellen hiess 6raft. 

Orimm, m., Grimmo, in Grimmone, in deme Grymme, n. pr. der ver- 
bürg oder eines vordorfes vor dem kalkberge vor Lüneburg, der 
sehr häufig mit der unter demselben berge, vom Grimme durch eine 
erdfallniederung und die sultwisch getrennten sülze genannt wird. 
Lehnrolle von 1350/52 : ver voder eines rumpes mjm upper sulten unde 
ein wisch in deme grimme borchlen. v. Hammerstein p. 140 f. Die 
Lüneb. U.-Bücher. Im Grimme lagen die burgmannshöfe. v. Ham- 
merstein p. 144 betont, dass neben den bürgen zu Hamburg, Dan- 
nenberg und Bleckede gleich genannte örtlichkeiten desselben krie- 
gerischen namens lagen. — In Hamburg, vor Schwerin und Rostock 
kommt ähnlich der name Cramon vor. Korr.-bl. IV, 48. 55. Volger, 
Or. Luneb. 44 not. 24 hält seltsamerweise „Grimm" für einen sla- 
vischen namen. — Die salzausfuhr nach Verden ging bis 1369 durch 
das Grimmen-, Orimmerenddr, 1369 wurde es vermauert, es lag 
zwischen Suite und kalkberg vor der Salzbrücker Strasse, etwa wo 
die heutige kurze Sülzwallstrasse liegt, und führte nach dem Grimm. 
Lüneb. ÜB. St. Mich, und Volger, Lüneb. ÜB. öfter, v. Hammer- 
stein 140. Volger, Or. Lüneb. 18. 45. Korresp.-bl. IV, 55. Der 
eigenname Grimme, Grimmeke, kommt im 15. und 16. jahrh. in 
Stade für eine linie des geschlechts von der Decken vor. 

Grevinge, Grevinghe, n. pr. eines sülzhauses. 1402 wird verkauft: ein 
wech auf der sülte genannt Grevinges wech. Volger, Lüneb. ÜB. 
p. 389. Es ist aber kein wech, sondern die rente aus einer solen- 
leitung (s. wech). Es ist kaum zu bezweifeln, dass der name von 
grave, greve, graf stammt. Die nachgebornen Billunger waren 
grafen; aber es hat sich im Verdenschen und Bremenschen der 
titel gogrefe und grefe bis jetzt erhalten. Der erste königliche 
beamte des Alten Landes zu Jork hiess bis 1866 grefe. 

Grote segger, oversegger, s. segger. 

Önrnma, f., immer mit art. ,de Gumma^; der wasserlauf vom kalk- 



126 



berge her und abzugsgraben der Lüneburger sülze für wildes and 
unrath-wasser (anderwärts faule leite, faule grübe, golle genannt). 
Neuj.-bl. 1862, 4. Vielleicht ist es stammverwandt mit Oamm, 
Oamme, wie 2 todte Eibarme bei Zollenspiekor, und danach auch 
deren sumpfiges marschgebiet (Vierlande), hiessen. Vergl. die karte 
in Schlöpken, Chron. Bard. und H. W. C. Hübbe, Einige erläute- 
rungen zur hist. topogr. ausbildung des Eibstroms und der Marscb- 
inseln, Hamburg 1869. Da das wort jetzt gern für slavisch ge- 
halten, die ausgestorbene Familie v. Gamm als altslavisch hinge- 
stellt wird, führe ich als unzweifelhaft sächsisch das holz ,de 
Oamme' bei Stöterlingenburg a. 1310. 1422 an. ÜB. Stöterlin- 
genburg 65. 191. Vielleicht ist die berühmte dithmarsische „H&mme'' 
desselben Stammes. Ob die Gummowe bei Wismar deutsch oder 
ein deutsch geformter wendischer name sei, ist mir nicht bekannt; 
es ist ein bruch. 

gnnk, m., der bedeckte gang in das sülzhaus von der graft, und 
dessen Verlängerung im hause. 

gunkpanne, f.; Iö83 (verlesen?) Bungpfanne, Staph. 961: die 2 an 
den gunk stossenden pfannen. Die 4 pfannen jedes siedehauses, 
die ursprünglich in einer reihe am ,wege^ lagen (woher die be- 
zeichnung ^vordere' blieb), lagen später in 2 reihen einander gegen- 
über (also rechts und links); die 2 am gunk liegenden hiessen 
gunkpannen, die 2 anderen wechpannen; da diese pfannen 
einzeln das eigenthum der sülzbesitzer bildeten, und auf die ein- 
zelnen auch renten angewiesen wurden, so kommen die namen wie- 
derholt in den Urkunden vor: Gunkpanne, ad sinistram, linke, 
linkere, luchtere; ad dextram, dextra, rechte, rechtere, vordere, 
obere; ebenso die wechpannen. Volger, Neuj.-bl. 1861, 6. Staph. 
910 etc. Dainach ist Mnd. Wb. 2, 166 richtig zu stellen. Die 
4 pfannen waren gleich gross, von blei, 3Vs fuss ins gevierte, 4 
zoll hoch. Der gunk lag nicht immer gleich, ein siedehaus hatte 
bis ins 17. jahrh. die 4 pfannen an einer seite, doch ist folgendes 
Schema im allg. richtig: 



c 


a 


2 


1 




d 


b 


2 


graft 





halve. 



1 wech. 

2 gunk. 

a gunkpanne dextra. 
b „ sinistra. 

c wechpanne dextra. 
d ,, sinistra. 



Gut, göt, goud, n., das pfannen- und renteneigenthum an der sülze, 
nicht eigentlich der salzertrag : „eres g u d e s in der rente uppe 
der zulten. (1388) Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 62. Guedt edder 



127 

rente in der zulten. — Beteringe ores zultegudes, — de sulte 
to Luneborg und dat sultgud; — de de rente und g u d e r up 
der zulten tho Luneborg bebben (1385). Staph. 866. Der ertrag 
überhaupt ist zultegud , soltegot; dieses ist stadtplichtig 
oder ,vry'. Lüneb. ÜB. 3, p. 165; letzteres hiess 1390 so, wenn 
es im alten besitz von praelaten war und keinen stadtschoss zahlte ; 
seit dem praelatenkriege aber vrigot, vrige got, wenn die 
im endlichen ausgleich den praelaten gütern aufgebürdete beisteuer 
für Verzinsung der stadtschulden mit hauptstul abgelöst war, u n- 
vrige gut, wenn die rente lasten blieb. — Swar g., licht g. (s. 
licht). — Oltvlodegut (s. d.), Herteghengot, hertzogengut (s. bona 
ducis), mantgut (s. d.). Volger, Neuj.-bl. 1861, 15. 



Halve, f., der siederaum des sülzhauses, entgegengesetzt der graft. 
Volger, Neuj.-bl. 1861, 6, Vergl. gunkpanne. Ursprünglich die 
halbseite (up de halve = zur seite), der name stammt daher noch 
aus der zeit der einreihigen pfannenlage. , Wasser aus der halve 
tragen ; tonnen in die halve (zum ansammeln des Spülwassers, auch 
der wegzugiessenden Mutterlauge)^ Staph. 849. 

HaBBOver, N. pr. eines sülzhauses. 1231: Honovere. Honover, Hohen- 
over, alta ripa kommt auch im Yerdischen und der Bremischen elb- 
insel Hanöfersand vor. v. Hammerstein 58. 615 erinnert bei Ha- 
nöfersand an Hanofra, Hnäfes scylfe. 

Hare, nppe deme; jetzt Auf dem Harz, der platz vor der sülte, der 
alte gerichts- und marktplatz. Volger, Orig. Luneb. 22. S. das 
folgende. 

HareB wird als eine ausgäbe der sülfmeister angegeben, also lohn für 
reinigen. Staph. 849. — Es gehören dazu beide Wörter ,hare' Mnd. 
Wb. 2, 207; = mor, morast, här, hör (Mnd. Wh. 2, 299). Vergl. 
Harena Vrigborch = Horneburg bei Stade und Horeborg, Horborch, 
Horebruch = Harburg (Hamb. ÜB. reg.), Horborch = Dreckhar- 
burg bei Lüneburg. Sudendorf, ÜB. 1, 289, Horendorpe (Hardorf) 
bei Stade, alle nach ihrer läge benannt. Dagegen gehört har- 
geld Mnd. Wb. 2, 207 zu baren: schärfen, das geld für das 
schärfen der pergamenter-messer. 

H Mköhrt ^™' strassennamen. S. Hare und Arskarve. 

Haveringe (1231), Hoveriuge, Hauringe, n. pr. eines sülzhauses, sonst 
Henringe, auch im Necrol. St. Mich.; vermuthlich ist Henringe (nach 
Heinrich?) der älteste und zuletzt gebliebene name, während es 
Haveringe vielleicht nach den haverpenningen genannt ist. Das 
haus gab vrawenstige. 

flanerpenninge : Item in salina Lüneburg in decimo flumine (in der 
10. vlode) dabuntur (dem probste von UUessen) V marce denariorum, 
que vocantur hauerpenninge. v. Hodenb. Verd. GQ. 1, p. 10. 
Offenbar war es eine später in rente verwandelte abhängigkeits- 



128 



recognitioD. Volger will heuer^miethpf. darunter verstehen, Neuj!3 
l'?62, 9, doch irrig: die urk. müsste dann hurep, lesen. 

flelli», f-, wurden melirere aalzquellen genannt, die man sich mit j 
llelja, der Unterwelt, in gewissem zusammenhange dachte, nameji 
lieh aber die zu Salzderhelden, welcher name daraus erat i 
umgewandelt ist; früher castrum Helden, caatrum Zaiina, die H<a 
Vergl. Havemaon, Gesch. von BraunscLweig-Lüneburg I, 427. X 
dortigen burgmänner hiesseu van der Helle, ab inferno; sogar j 
herzöge: hertich Erik van der Helle en grot rover der stratea i_ 
des copmannes (f 1427) Körner bei Grautoff II, p. 553. Auf ^ 
Lüneburger sülue weist der Spottname der salKfahrer: heljag 
darauf hin, zugleich name des teufeis und des wilden Jägers, 1 
mutblich aber kam der name auf die salzfubrleute von den kop0 
fahrern (b. d.). Vergl. meine nachweise in Wolf, Zeitschr. t-M 
Myth. 1, 288 flf. Zum vorkommen des Ortsnamens Heile ist i 
zutragen die Helle in Oberneuland bei Bremen, die stra: 
kleine Helle' in Bremen. Ab inferno, de iuferis sind auch Lubec 
bürgemamen des 13. und 14. jahrh. Liib. ÜB. und Mantels, 
Osterprogr. 1854, 21. Ein gewisses grauen vor dem betreten { 
unterirdischen anlagen in Lüneburg lehrt auch Volger, NeujJ 
18ßl, 3; die schauer nahmen vor dem betreten das abendou 
wol nicht wegen der gefahr des einsturzes, sondern eher wegen i 
ausströmenden tödtlichen kohlensaure, üeber heljäge 
nachweise: Zeitschr. des Harzvereins 12, 12. Weinhold, das Chn 
fest ein Wodansfest, vergl. Morgenbktt 1854 no. 1 S. Der boi 
zu Heihaus zu Ostenbolz (?) soll dem heljäger zu Christabend l 
kuh herauslassen. 

flellineh, m., scheint im MA. trotz fast völliger verscbollenbeit i 
name der sülzarbeiter auch in Lüneburg gewesen zu sein. Hallet, 
eyn helliuch. Lüneb. Ms. von 1488. No. 82 der bibl. der frühöj 
ritterakademie. Wolf 1. c. p. 289. 

Uemelike rrnntBChop s. Icfmot. Volger, Neuj.-bl. 1861, 11, 12. 

Hemmelfartsgelt erhielten die 3 sülzer vom eülfmoister. Staph. 

Hertogcngnt s. Bona ducis. 

Uerlogen kokensolt s. kokensolt. 

Herfogen sülver s. Bremer sülver. 

Himinete, himpte, m., neben dem scheffol und süs das eigentliche s 
mass; 9(j hmipten waren 72 scheffej, der himpte also = ^4 acheffel, 
96 gaben eine last. Volger, Neuj.-bl. 1861,7. Vergl. hemete Mnd. 
\Vb. 2, 238. Das i ist alt: himpto, oiiis Hoffm., Findlinge 2, 154, 

Hinrik, de krank« Hinrik, name einer der drei süsswasserleitungen 
nach der stadt und der sülze, die der sötmeister uuterhalten musstc. 
Neuj.-bl. 1862, 12. 

Hinxtebeke (1231). Hengesteb«k0 (1261), später Hinxt, n. pr. eines 
Bülzhauses, dessen warzeichen ein rosa war. v, Hodenbeig 1. c. 
V. Hammerstein 1. c. 578. Vergl. 564. 

HOder s. huder. 



129 

Holt, n. Die sülzhäuser verbrannten nur holz, eigentlich nur buchen- 
holz. ^Wenn de faden 1 S» gelt, so kumpt to jüweliker süst einer 
pannen 7 ^ holtes.^ Staph. 859. (d. h. für jede pfanne täglich 
7 6 7 ^). Die sülze verbrannte jährlich mehr als 29000 faden 
ä 216 cubikfuss. Volger 1. c. 

Holtgelt; die 3 sülzer bekamen vom sülfraeister ausser lohn etc. be- 
stimmtes salz und holz, letzteres direct von der hauung (,haue') 
oder von der hude ; die abfindung dafür war für den faden von 
der hauung 2 Jk, von der hude 2 «% 12 ß. Staph. 971. HoltkSp, 
holtköpgelt ist dagegen der kaufpreis für den sülfmeister selbst. 

HoltjageH; der herzogliche vogt zu Lüneburg, später zu Winsen an 
der Luhe hatte das recht, zweimal im jähre, einmal ,by strotyden^ 
und einmal ,by grastyden' vor Lüneburg alles brennholz für den 
herzog wegzunehmen (to jagen), das nach Lüneburg zum verkauf 
geführt wurde. 1371 wurde das recht urkundlich von herzog 
Wenceslaus geregelt. Sudeud. 4, 171. Das seltsame recht erlosch 
erst im siebenjährigen Kriege. Gebhardi leitet es nicht unwahr- 
scheinlich von dem anspruche der herzöge vor 1371 her, den be- 
darf für ihren küchengebrauch auf der bürg vom markte den 
unterthanen abzunehmen, welcher anspruch nachher auf die bürg 
zu Winsen übertragen wurde, nun aber auf der landstrasse geübt 
werden musste. Annalen der Churlande 8, 206 ff. v. Hammer- 
stein, 132. 

Holtlager, n., eins war auf der sülze selbst, das andere am wasser 
auf der hude. 

Hof, uppe Sunte Lambertes hove, dem kirchhofe der Lambertuscapelle, 
später kirche, d. h. indersültebode, wurden die sülterenten 
bezahlt. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 447. 

HBvtsegger s. segger. 

Hade, nolthnde, f., das holzlager am wasser. ;,Ein sülfmeister mag 
zu seinem hause auf der hude stehen haben 100 faden, wer kein 
sülfmeister ist, soll dort nicht länger haben als 6 wochen oder 
gibt 2 ß für jeden faden zu der Stadt baue, diese fordern barmeister 
und bauherr. Staph. 857. Vergl. Mnd. Wb. 2, 276. 

Hader, später Hfider, dann HSder, m., name zweier verschiedener 
nachtarbeiter. 1. HSder am sode, er vertritt nachts den Geter und 
erhielt von jedem sülfmeister von jeder gote 9 ^, 2. HSder, ein 
sülter; in jedem siedehause siedet tagüber der seder, nachts der 
höder ; es gab deren also 54. Oefter werden die namen ver- 
wechselt, so Staph. 846 : der höder (1. seder) versiedet des tages etc. 
Vergl. Mnd. Wb. 2, 278 hoder. 

Haginge (1231), im Meklenb. ÜB. II, 970. 993, III, 1960. 2107: 
Hoginche, Hoginge, Hoynge, nachher Hoyinge (und daher irrig mit 
Hoya zusammengebracht), 1583 wieder Hogingk. Staph. 960, n. 
pr. eines sülzhauses; der name Hugold, Hungold, Hugo kommt im 
Behr'schen geschlechte vor, es hiess so der bruder des bischofs 
Hermann von Verden, v. Hammerstein 1. c. 60 nennt den namen 

HiederdeuUohes Jahrbuch. V. 9 



i'- 



130 

auch Gighingi, Hughingi (?) and denkt an die Gugingen der 
Longobarden. 

Hnlpe, f., gradezu = zweck: de sülifmestere hebben tho halpe tho 
der bethalinge der wispel (folgt die menge der sole). Staph. 859. 

Hnninge (1231), Huuinghe, Huneringhe (1220), n. pr. eines sülzhauses; 
die nachrichten vom grafen Hun, dem Stifter Rastedes, machen 
wahrscheinlich, dass das haus nach ihm hiess. v. Hammerstein 1. c. 
Krause in Forschungen zur d. Geschichte 18, 379. 

Hfts, n., das siede- oder sülzhaus; deren waren vor der mitte des 
13. jahrh. 50, denen die vlode durch 10 holzrinnen (wege) gegossen 
wurden. Dieses sind daher domus fluminales, vlodehüse, doch 
wird das etwas spätere Eying trotz einiger abweichung wohl dazu 
gerechnet. Die übrigen, die 3 Berndinge, heissen mensuales, 
sie erhielten dasselbe mass soole, aber in anderer Ordnung, daher 
hiess ihr mass und ihre aufkunft mantgut. Staph. 851. Für 
den salzverkauf und die renteberechnuug theilte man die fluthäuser 
in 10 dele, jeder del zu 5 häusern, davon werden alle tage ver- 
kauft 5 chor ; dat wahret tein daghc umme. Und so wie diese chor 
verkauft werden, so werden alle chor verkauft des tages uf der 
sülzen. Staph. 847 ist ganz irrig, 801 fast richtig. 

Hnttinge, Hnttinghe, n. pr. eines sülzhauses. Hnttingheswech, Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 418 (1399), vergl. wech. 

J. 

Impost, pl. imposten, m., die vom rath den sülfmeistern im 17. jahrh. 
zu einer kriegskasse auferlegten abgaben, die nachher aber zu allen 
stadtausgaben dienten. 

Inharder, m., verhochd. einharder, der name zweier aufseher, welche 
über die sole buch führten, den solstock der häuser unter auf- 
sieht hatten und die sodeskumpane ablohnten. Volger, Neuj.-bl. 
1862, 4. 

InschSten, st. v., einschiessen ; vom allmählichen einwerfen der holzscheite 
in den ofen unter den pfannen zur erhaltung gleichmässiger hitze. 

Inschetersche, f., die heizerin; jedes sülzhaus hatte deren 2; sie er- 
hielten neben ihrem lohn ;,drink-, kost- und sponegelt^. Staph. 849. 

JnHgfemstige s. frauenstigc. 

Jnnkernletter, m., Junkernlector, chorus domicellorum, der lector der 
sülfmeister in St. Johanniskirche, so genannt erst am ende des 15. 
jahrh. nach ausbildung des abgeschlossenen sülfmeister-patriciats. 

K auch C. 

Kampinge, Campinge, Kempinghe ; Staph. 840: Kempfing. N. pr. eines 

sülzhauses. 
Kampings, Kempings sncke, die sucke (s. d.) beim hause K. zum 

abführen wilder wasser. 
Käne. Kahne und looten gehören zu den ausgaben des sülf meisters, 

Staph. 849. Da looten die hölzernen rechen sind, mit denen das 



B sich in der sole niederschlagende salz gerührt wird, so mass auch 

■ kiVti ein geräth des sülzhauses sein, Sie werden dem seder be- 
I zahlt, in der liste Staph. 970 steht dafür: loeten stocke schiede etc. 
I Ib. 855 wird die lieferung von 17 süss küchensak angegeben „als 
I die »uf den känen stan und gemaket sein" d. h. fertig in natura 
K zu liefern. Danach ist käu der aus „stocken und schieden^ ge- 
m fertigte, über der pfanne beündliche, nach vorn geneigte, daher 

■ kahnartige holzrost zum ablaufen der mutterlaugc aas dem darauf 
I geworfenen salze, und zum trocknen des letzteren, das einer weiteren 
P__ darruDg früher nicht unterworfen wurde. 

HiBe, m., soltkäo, schiff zur ausfuhr des salzes im grossen ; navia 
K qoae dicitor kaue. v. Hammerstein p. l'iü, wo irrig ,soltkanne' statt 
K^ soltkane. Diese ausfuhr im grossen besorgten die ,soltvorer'. 
HKrutsciiendik , KmUchendik , m., Karautschente ich , name eines 
HT moorichten teiches an der sül/e, dessen unterirdischer durchbrach 

■ 1623 fast auf ein jähr die sole verdarb. Volger, Osterbl. 1362, 27. 
Runpen, st. v., die zweimalige eicbung (äminge) der solmasse, früher 
W' der ammer, später der kumme durch den barmester. In Laueoburg 
B kunp man den zoltschepel nach dem Lüueburger. Volger, Osterbl. 

■ 1861, 16. Mnd. Wb. 2, 444 {wo Sudendorf). 

Bcrt^iuisse, tor. Tor kerkmesse zahlten die barmeister dem stadt- 
Wf TOgte jäbrlich 4 ä für das recht, das gericht über polizei vergehen 
V auf der sulze auf den suitesteinen selbst zu hegen (nach 1370). 
I Sobald ein tropfen Mutes geflossen, gehörte aber die sache vor den 
H Tath. V. Hammerstein 318 f. 

IXistet f. ; de kisten in der Mekelnborger Straten (to der Wismar). 

Reimar Kock bei GrautoÖ' I, 493. Die grossen kisten zum lagern 

des Lüneburger salzes standen leer seit eröffnung der Stecknitzfahrt. 

Klappe, f., ventii, vermutblich in der solleitung. De oeseler de de 

klappen maket. Staph. 850, 

Knecht, m,, die arbeiter auf der sülte hiessen knechte: sodesknechte, 

barekneehte, fabrtknechte, siilteknechte =^ sülter; sie tbaten sich 

zu brüderschaften (beim h. geiste, bei S. Lamberti) zusammen. 

Kneehtestige, f., ist eine ,plichtige gote', urspr. eine zum lohn der 

sodesknechte gegebene und gesottene stige sole ; später eine zu 

zahlende, veräusserliche sülzrente. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 64. 163. 

Knnbbe, Knnbben, m. Knubben bernen, knubben zu verbrennen wird 

unter das ungeld der sülfmeister gerechnet. Staph. 850. Es wird das 

verbrenneu des nicht spaltbaren holzes sein, das man in der damaligen 

fülle so am einfachsten wegräumte, Mnd. Wh. 2, 503 v. knobbe. 

Kokensolt, n,, «rspr, salz für die küche; 1) für die herzogHche küche 

in Lüneburg : hertoghen oder herteghen kokensolt: 

Mnd. Wb. 2, 610. Jedes haus giebt dem herzöge (seit 1271) 17 

süss „dat heet kokensolt", „wenn he dat eschen leih"; es war nur 

für den wirklichen bedarf der küche und in natura zu liefern; 

trotzdem wurde es bald in geld mit 2 wjS von jedem hause vom 

Zöllner gefordert, dann auch als rente verkauft. Staph. 855. 860. 



132 

Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 303. Lüneb. Osterbl. 1861, 2. 3. 
1300 hatte der herzogliche vogt 17 süss küchensalz als leben. 
V. Hammerstein 136. 2) Yewelker pannen is me (der sotmeister) 
plichtig XII zues to kokenzolte, Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63, d. h. 
so viel sole zu giessen, um 12 süss aus jeder pfanne (48 aus dem 
hause) zu sieden für die küche der pfannenherrn oder praelaten, 
d. h. „prelatenkokensolt'', daneben waren 4 rauchhfiner, 
also von der pfanne 1 , zu liefern. Staph. 855. 860, wo aber gegen 
die Urkunde 12 süss vom hause angegeben. 3) Aus einzelnen 
pfannen noch kokensolt an 3 prelaten — V2 pfanne und 3 chor. Auch 
nr. 2 und 3 kamen als reuten zum verkauf. 

Kole, f. Die kolen als roste des sülzbrandes bildeten eine neben- 
einnähme der sülfmeister. Volger, Osterbl. 1861, 9*). 

Koldregersche, Kaaldregersche, f., das zum abtragen der asche aus 
den sülzöfen und aussammeln der zum verkauf bestimmten kohlen 
im festen dienst stehende weih. Jedes sülzhaus hatte eine kol- 
dregersche. Staph. 849. Sie bekam ,kopfge Id' und salz; ersteres 
vielleicht aus köpgelt (für kohlen verkauf) verderbt. Seit 1604 
erhielten die koldregerscben kost aus dem prövener-hause der 
neuen Gralstiftung; seit 1662 wurde dafür kostgeld gegeben. 
Wallis 1. c. 

Kolstige, f., urspr. eine stiege sole, deren salzertrag zu einer (nicht 
bekannten) kohlenlieferung diente, vielleicht auch für den herzog- 
lichen haushält, denn auf der sülze wurden keine kohlen gebrannt; 
schon 1390 eine ^plichtige gote^, die nachher als rente von 2 tonnen 
salz (12 c%) verkauft. Ende des 17. jahrh. nannte man sie „kohlen- 
feuer", wozu Volger, Osterbl. 18G1, 9, nicht ein ? hätte setzen 
sollen. 

Koltleger, n., 1) Das kaltliegen der sülzpfannen, wenn der sülf- 
meister eine sole versotten hatte und keine stige mehr kaufen 
wollte ; in dieser zeit hatte der sotmeister das recht, zu bestimmten 
zwecken zu sieden; daher auch 2) diese pflichtsiedung des sotmeisters, 
zu der die pfanne hergegeben werden musste, wenn auch der sülf- 
meister sonst weiter gesotten hätte. So erklärt sich Mnd. Wb. 2, 
521. Die dort cit. Walkenrieder urk. ist = Volger, Lüneb. ÜB. 3, 
p. 62. „ok gutme koltleger und stige to des zodes behoff^. Volger, 
ib. p. 63. 

Kolt liggen: ,der eine sülfmeister versüt (versiedet) seine sahle wol 
ehe als der andere, so mag er deswegen nicht kalt liegen.' 
Staph. 850. Volger, Neuj.-bl. 1861, 12. 

KOp, m., vergl. Mnd. Wb. 2, 525 f. den kop ansetten; ,den salzpreis 
an der sülzbude. Staph. 847. Vergl. v. hüs. Bei Staph. immer 
verhochdeutscht. Es gab dreierlei k ö p , d.h. verkaufsweisen und 

*) üeber den verbleib der enormen menge bester holzaschc von 216 jähr 
aus jähr ein tag und nacht brennenden grossen feuern wird, obwohl es doch sicher 
ein einnabmcposten war, nie etwas geäussert. Es beruhte darauf mit die seifen- 
siedung Lüneburgs. 



133 

yerkaufsstellen : de kop up der sülten, aus der sülzbude war 
kleinverkauf, de köp upmo zaude (in der weissladerei) geschah 
nur nach ganzem ;,voder^, plaustrum; de kop ammo watere 
nur nach ganzem chor. „Jeder chor zum kauffe wird 2 ß iVli ^ 
höher gerechnet als zum raum^ d. h. als wenn das salz zu 
lager geht. 

KOpe, n& dem und np dem. Strassennamen am wasser, „auf dem 
kauf*^ (wohin die soltstrate führt) und „nach dem kauF, die 
vom wasser zu jenem führt. 

Kdpchorns und kOpwispel s. chorus. 

K$ph&8, das kaufhaus, am wasser; andere jetzt auf der alten ,Hude'. 

Kope, f., kufe (vergl. Mud. Wb. 2, 526), kommt als fass für sole oder 
salz in den Urkunden nicht vor, muss aber des nachfolgenden 
brauchs wegen vorhanden gewesen sein. 1850 (wol auch heute) 
standen mit sole gefüllte kopen auf Schlittenkufen am Lüneburger 
rathhaus zum feuerlöschen bereit. De kopen faren oder v o r e n 
(Lappenb., Hamb. Chron. 182: bogen voren) s. d. f. 

Kopenfaren oder -voren, n. ; kopenfarer oder -vSrer, bei den gerenden 
poeten des 17. jahrh. (wie bei Joachim Burmester 1605) „kauflfen- 
fülirer^ : das fastnachtspiel des fahrens (führens) der mit steinen 
gefüllten schweren kufe durch die jüngsten sülfineister oder auch 
den barmeister. Die lebensgefährliche, gewandtheit und stärke 
fordernde fahrt der von den führern selbst, nicht von ihren im 
vollen lauf vorwärts stürmenden rossen, gezogenen kope war von 
teufelsmasken zu pferde, also s c h o d ü v e 1 n*), begleitet. Es stammt 
daher wol der name heljager (s. d.). 1629 ist das fest zuletzt 
gefeiert. Büttner, Genealogiae etc. lüneb. adel. patric. geschlechter, 
1704, gibt den daherbrausenden zug in 2 kupferstichen, wie er sagt 
nach über 100 jähr alten originalen; der lüneb. Alterth.- verein 
hat sie in seiner Zeitschrift 2. wieder abdrucken lassen. Alle be- 
Bchreibungen stammen aus Lucas Lossius' (Loss, Luchs) Lunaeburga 
Saxoniae p. 108 „de cupa salinaria^ ; er nennt die fahrt cupam 
rapere und giebt an, dass (zu seiner zeit) niemand sülfmeister 
(coUega) oder barmeister (dominus salinae) werden könne, der nicht 
die kope gefahren. Vergl. meinen aufsatz in Wolf, Zeitschr. f. d. 
Myth. 2, 288 ff Volger, Lüneb. Fastnachtsbl. 1856. Volger, die 
patricier der Stadt Lüneburg. 1863, p. 28. Hannoversches Magazin 
1775 Stück 103. 104, wo die ältere literatur. Folgendes ist ein 
auszug daraus: 

1) Zu fastnacht jährlich gefeiert, wenn junge oder neue 
sülfmeister da waren. — Keiner konnte sülfmeister werden, 
wenn auch schon seine altern eine salzkothe besassen, bevor er 
nicht die kuffe, kupe geschleift hatte ; ausgenommen, wenn er 
schon bürgermeister gewesen. 

♦) Zu den Städten, in denen schodüvel gelaufen wurde, gehört auch Rostock. 
1563 erging das verbot: de intermittendis larvatorum discursionihus et irruptionibus 
in domoB nuptiales. 



134 

2) Oft ist im jahro gefahren, wenn keine neue sülfmeisier da, 
oft 2 — G mal. 1489 fuhren sogar 9 neue sülfmeister. 

3) In ermangelung deren fuhren wohl 2 barmeister (1522 
zuerst), oder 1 barmeister und 1 sülfmeister. 1547 litt der 
stadtrath nicht, dass 2 barmeister fuhren, und diese entzogen 
sich seit 1567 ganz. 

4) Das abfahren geschah von der sülze, und dorthin zurück. 
Als sehr kurze fahrt wird 1552 1 stunde genannt. 

5) Es scheint in der ersten fastenwoche, am donnerstag 
nach dem grossen fastelabend, nach dem Sonntage 
Esto mihi, gehalten zu sein, zuweilen schon am montage 
vorher. 

6) Ausser der grossen kupe wurde früher noch eine kleine 
geführt (bis 1543). 

7) 1629 ist die kupe zuletzt geführt, theils wohl wegen 
schwerer kriegszeiten, theils weil die nicht patricischen Stern 
das recht der salzsiedung sich erstritten. 

8) Das kupenfahren war lebensgefährlich, Unglücksfälle werden 
angeführt. 

9) Sagittarius sagt, zu seiner zeit sei der kupefahrer-tag noch 
ein schulfeiertag gewesen („der kleine fastelabend''), es sei auch 
gewöhnlich, dass an diesem tage nach geendigten öffentlichen 
spielen von den obersten schülern der rathsschule zu St. Jo- 
hannis eine komödie in vorsen aufgeführt sei. — Am ende 
wurde die kupe auf einen grossen Scheiterhaufen geschrotet, 
dieser mit feuer angesteckt, und alles zu asche gebrannt, um 
das feuer aber von der gesellschaft ein tanz ge- 
macht. — 2 hengste ziehen die kupe. — Die schüler von St. 
Johannis liefen mit buchsbaum umwundenen spiessen 
durch die Stadt (thyrsigeri) und sangen vor den häusem der 
saizjunker. 

Kop, m. = chor, chorus (s. d.). 

Kop, m., vergl. Mnd. Wb. 2, 533 f aller prelaten de in den köre (kor 6.) 
hored und des zodmesters und der vere radmanne de des jares in 
dem köre (der sotmeister-wahl. kor 5.) wesen hedden. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 63. 

Kopen, st. v., vergl. Mnd. Wb. 2, 537, officieller ausdruck von der 
wähl des s6tmeisters: welkere ut dem rade des jares to sod- 
mesteren koren werd. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63 (1390). 

Kpndewingelt ; eine nebenzahlung an die 3 sülzer zu gewürzwein. 
Staph. 849. Ich bemerke dazu, dass Mnd. Wb. 2, 580 krote? 
(nach dem text kroy te : als kruyte zu lesen) auch nichts ist als 
krüte, krüde: hete weggen oder andere gewürzkuchen. 

Kam, m. oder n.? fast stets indeclin., einzeln pl. kumme, noch sel- 
tener sing. kump. Mnd. Wb. 2, 593; ein grosses salzsolenmass, 
am meisten genannt seit 1569, wo die sole zuerst direct in die kumme 
gepumpt wurde; von dieser zeit an hörte die ammer-rechnung auf. 



135 

6 kum kommen auf eine gote; l kum wird gegossen in' 60 sale ; 
auch früher schon eichte man die kumme, vor 1488 auf 850, später 
auf 825 stöveken. Staph., Volger etc. Der sot lieferte täglich 
130 kümme ä 120 cubikfuss. Neuj.-bl. 1861, 3. v. Hammerstein 
p. 137 irrig: kämme. 

KnmbSki das buch des stigenschrivers über die gelieferte solo 
(die kümme). Neuj.-bl. 1862, 3. 

Kumpan, m., die sodesknechte nannten sich sodeskumpane, bil- 
deten mit dem namen auch ihre brüderschaften. 

Knmpenye, f., geheime theilnahme. Der neue sotmeister muss schwören, 
dass er niemand für seine rechnung sieden lassen wolle, noch 
yenige kumpenye dar up heven wille. Volger, Lüneb. ÜB. 
3, p. 63. 

Kvnsty f., das von der rathsmühle (erst seit 1780) nach der sülze 
gehende gestänge, welches die sole aus dem sode pumpt. 

Kfintie, f., das versammlungshaus der barmeister, überhaupt der sülz- 
behörden auf der sülze. Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 1861, 6. Vergl. 
kundich, kundige rolle. Mnd. Wb. 2, 596. 1536 heisst sie ;,ge- 
meines sülffmeister zunfthaus^. Staph. 982. 



Ladeammer, eimer zum laden des salzes V wahrscheinlich aber ver- 
dreht aus ledeammer, mit dem die sole in die leitung gegossen 
wird. S. Ammer. 

Laden, st. v., eine last aufladen, dann einen ertrag zum laden erhalten, 
dann (im subst.) sogar vom ertrage selbst; bei Staph. 847 in hd. 
verwandelt: hat man von einer gaten geladen 7Vs chor — man 
hat von 2 gaten — 17 auch wol 18 chor laden können. Mnd. 
Wb. 2, 611. 

Ladinge, f., verhochdcutscht ladung: Anno 1422 — wart die ladung 
besser, 9 chor. Staph. 84G. Ladung der saale = ertrag. Ibid. 

Ladinge, f., ladent (V), wohl = Icdinge, ledent leitung, Zuleitung von 
den ,wegen' oder hauptleitungen der sole; die häuser liegen auf 1, 
2, 3 (Henring anscheinend auf 4) „ladungen^ oder „ladent^. Staph. 
855. 929. 930 ff. 

Last, f., als mass-summe des salzes : 1 last = 3 wispel = 12 
tonnen = 72 scheffel. Auf ein schiff gehen 6V2 last. Staph. 848. 
Volger. Doch rundete man auch ab: 52 süss salzes ist IV2 wispel 
min 2 süss, das ist zusammen Vs (verdruckt lV2)last. Staph. 858, 
wo doch 2 süss fehlen. Mnd. Wb. 2, 631 nur als gewicht. 

Landeminm s. winpennink. 

Leddieh, vergl. Mnd. Wb. 2, 644. Die zeit von dem ende der letzten 
vlode (Luciae) bis zum beginn der ersten, 14 (10) tage nach 
Trium regum. Van St. Luciae dach an beth to wynachten blifft 
eine leddige tydt, (die naboninge v. Boninge); item so is dar 
echter eine leddige tydt van des hilligen üarstes dage an beth 
up den dach Thomae (v. Bute); item so blifft dar echter eine 



136 

1 e d d i g e tydt von St. Thomas dagc an beth des vöffteinden dages 
na trium Regum (vorboninge v. Boninge). Staph. 863. 

Lern, m., Staph., 84H. 849, hat unter den sülfmeisteraasgaben ,leim 
treten vor die stige' und ,vor leim^ ; sie werden den sülzern als 
ausserordentliche arbeit bezahlt; es muss sein ,yor lernen' und ,lemen 
to treden vor de stige' d. h. für das anlegen oder verbessern des 
lehmstiges, der gangflur. 

Lestink, adj., der letzte. Item gifit ein juwelik hus des soetmeisters 
fruwen in allen flöden 3 ^ unde darvan gift de soetmeister einen 
groten ammer de heet lestingk. Staph. 860- Es ist der letzte 
eimer der zur letzten (4.) gote jeder vlod überher gegeben wurde. 
Daraus hat sich denn bei den praelaten folgendes missverständniss 
ergeben: „die vierte gate zu jeglicher flot heisst die lozing (st. 
lesting), davon gibt der segger (s. d.) einen emmer oben ein für 
des soetmeisters frauen; daför giebt ihr jedes haus zur flot (also 
für 4 emmer) 3 ^^ d. h. losingsgelt (st. lestinkgelt). 
Staph. 855. 

Lefmot, m., Lefmodicheit, f.; Mnd. Wb. 2, 681. Ein aufschlag auf 
die alte pfannenpacht (das chorusgut = die hälfte des alten er- 
trages), die der sülfmeister dem pfannenherrn zu zahlen hatte. 
Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 1861, 11. 12. Gewöhnlich hiess sie 
vruntschop (s. d), als auch diese sich zur festen rente (olde 
1., olde vr.) gestaltet hatte, drängte der pfannenherr von dem 
grössern gewinne dem sülfmeister noch eine neue, meist geheim ge- 
haltene vruntschop ab, die hemolike vr., neben der noch andere 
abgaben liefen: leidensche laken (s. o. ,egen'), geräucherte (dröge) 
lachse, ale, Bortfelder rüben etc. Staph. 963. 

Leichtes gut; fraglich, ob je plattd. , licht gut^ genannt, da es erst 
seit 1621 vorkommt. Herzog Christian von Lüneburg gebot dem 
kipper- und wipperunwesen gegenüber, dass der alte reichsthaler, 
9 auf die Jk fein, d. h. der thaler = 2 <%) allein gelten solle. 
Lüneburg gehorchte, obwohl es mit den Übereibischen Städten und 
fürsten, auch Bremen und Verden, den thaler in 3 c% getheilt hatte; 
der herzog gestattete aber, allen üborelbischen praelaten und Bremen 
den reichsthaler zu 3 «% zu rechnen, den im lande Lüneburg etc. 
aber musste er zu 2 «% gerechnet werden. Erstere erhielten daher 
Vs weniger, ihr besitz hiess daher leichtes gut, das der letzteren 
schweres gut. Auch als Hamburg nachher schwereren münz- 
fuss hatte als Lüneburg, blieb dann diese für die sülfmeister vor- 
theilhafte Zahlung. Volger, Neuj -bl. 1861, 16. 

HiL Lichamsgilde tho Snnte Lamperte, die fraternitas Corporis Christi 
der Sülzmeister in der St. Lambertikirche. 

Lispnnt, n. Nach lispunt wurde das blei in der bare gerechnet. 
Staph. 856. Mnd. Wb. 2, 702. 

Lonschillink oder vlodegelt. Von jeder vlod giebt jedes haus dem 
oser (den oseren?) bei dem sode 4 ß ;,das heisst lohnschilling^. 
Staph. 848. 855. 



137 

Lop, m., Mnd. Wb. 2, 720 v. 16p 3. — wol sick versteit up den 
loep der sülten. Staph. 8G0 sonst: de gelegenheit der s. 

Loeseheschale, f., unter den Unkosten der sülfmeister Staph. 849, 
vermuthlich nicht zum ablöschen der brande, sondern zum ab- 
nehmen des salzes von den darren (kanen?). Vergl. schiplöschcn. 

Loesegrabe, Loesegraben, m , der von dem sotmeistcr unterhaltene 
abzugskanal der Ilmenau vom ,OIdebrügger dor^ nach Lüne hin. 

Lose, Loese, küudigung des pfannenkontractes. Staph. 979. 

Losinge, Losiuggelt s. Lestink. 

Lote, f., hölzerne harken oder rechen zum salzrühren in der pfanne 
und den darren. Staph. 849. 

Loteringe (i231), Lotheringe, Lötering. N. pr. eines sülzhauses, in 
dessen namen wohl Lothar steckt. Verlesen oder verschrieben 
Noderinghehus. v. Hammerstein p. 142. 

Lfibisehe zahlnng s. oversole. 

Lndolwinge (1231), Ludolfinge, Ludolfing. N. pr. eines sülzhauses. 
Wedekind, v. Hammerstein und Volger haben Ludolfingischeu besitz 
an der Lüneburg nachzuweisen gesucht ; während Rillingischer dort 
und an der sülze sicher ist. 

Lfinebvrg, Lfine. Ucbcr den namen ist älterer streit bezügUch 
seiner deutschen oder slavischen herkunft, seiner örtlichen haftung 
und endUch seiner bedeutung. 1. Volger, Orig. Luneb., auch 
Neuj.-bl. 1861, s. 8, denkt wie bei Ilmenau an slavischen Ursprung, 
aber niemals waren die Slaven dort; das viel angerufene , Wendische 
dorp^ in der nordostecke Lüneburgs an der Ilmenau zeigt deutlich, 
dass es eine späte ansiedlung von arbeitern, schiffs- und fuhrknechten, 
auch fischern ist (hart daran ist der ViskulenhoT, deren besitaer 
nach ihrem besitz ursprünglich hiessen). Schon Manecke hat das 
erkannt und v. Hammerstein, 71 folgte ihm; Volger aber beruft sich 
dagegen auf die ,Wendische Strasse^ ; doch auch diese ist nur eine 
ärmliche arbeiterstrasse, deren läge ähnlich wie der Tatergang die 
spätere niederlassung beweist. Auch Wigger, Mecklenb. ann. p. 102 
scheint mit Schafarik das w^ort aus dem slav. deuten zu wollen: 
glin, glina etc., aber woher der ort vom ,lehm' oder ,thon' heissen 
sollte, ist völlig unklar, und wenn Grupen, ant. Germ. 2, 230 = 
„Glein Bohemis'^ angibt, so kann er an böhmische Tschechen nicht 
denken, welche ein g nicht sprechen können und dafür h gebrauchen : 
hrad = grad, die stadt. Dass Lüneburg noch bei den Wenden so 
heisse, ist ein Misverständniss Förstemanns. Bischo f Boguphal von 
Posen (vor 1253), der auch Bremen für slavisch hält, will es von 
slav. luna, helles licht etc. ableiten, vergl. Wigger bei Lisch 27, 128 
f. Luna, Lüne kommt in acht deutschen gegenden vor : Luneplate, 
insel in der Unterweser; Lune. fluss, Altluneberg, Freschluneberg 
im Bremischen, Lune, holz, und Lünen, vorwerk, im Verdeutschen 
bei Rotenburg, Lünen oder Luntzen, Lunsen ebenda; Lunhusen 
(Lanh., Linh.), in der alten grafschaft Stotel, Lünigsee, see im amte 
Lilienthal (dorf Lünighausen daneben ist neuer anbau), Lühnen* 



speken etc. Weitere nameii, darunter auch Lohn (Hliuni) an 1 
Ems, bei Föi-stemaDn, namcub, 11-, MB und Graff 2, 221. 
Vcrgl. Archiv des ver. für geach. zu Htade 6. 2h3. Üer 8ta_ 
lun, doch wohl auch bliun, ist also über das ganze Sachaenll 
zwischeu Aller, Weser und Elbe verbreitet; für den beweis i 
deutscbthums ist auch der personenname Luuemann. Lünem 
heranzuziehen, In demselben gebiete kommt der stamm lu 
fiills wiederholt vor: Luhe, nebenJluss der Ilmenau in rein ! 
scher gegend ; Luh, Luhe (in der karolingischen grenze zwiacl 
Bremen und Verden: Lia, jetzt Luhe von Homeburg zur Elbe, d 
Lapidea Lu (Steinkircben), Media Lu (Mittelnkirchen), Lühort, 
hörne etc. 2, Wo haftete der name Hliuni (den v, Hammerstein i 
Hluini lesen will) ? 795 kam Karl der Grosse „ad locum qui did 
Hliuni", ad fluvium Albim; die stellen sind sorgfältig zusamn 
gestellt bei Wigger 1. c. s. 3 f., vergl. v. Hammerstein 5. Volfl 
Or. Lun. 3, 42. Das jetzige kloster Lüne liegt rechts der Hmet 
dass Karl der Grosse in diese ecke zwischen den damals gn 
losen paludes der unteren Ilmenau und Nectze sich sollte eingek) 
haben, ist kaum denkbar, wir werden ihn links des Busses suof 
müssen; dort lagerte er prope Uardunwib. Die ganze configurad 
weist dann auf die gegend um den Kalkberg, der damals : 
waldumgebeu einen ringwall zum schütze der umwohner tra 
mochte, westlich von ihm ging es direct auf den altgekanoteD^ 
menau-übergang (Holstenfuhrl), der wieder zur Elbfubrt von Ertfif 
bürg führte. Karl erwartete auf diesem wege den (unterwegs i 
achlagenen) Obolritenfüraten Witzin. Da die «56 zuerst urkundl' 
genannte bürg auf dem berge Luniburc heisst, so ist klar, 
diese die bürg einer örtlichkeit oder gegend war, die Luni-Eliä 
hiess oder geheissen hatte, Dass auch ein kleiner hof in 
gegend rechts der Ilmenau 1172 denselben namen Lüne hatte, I 
bei der oben nacbguwiesenen häufigkeit des namens im gebi 
nicht aufiallen; schwerlich ist er aber dorthin erst auf das gut 4 
kloBters St. Michaelis von dessen läge bei der Lüneburg übertra^^' 
S. Koppmann im Korresp.-bl. 4, 70. Da königszoll vom salzTflrK| 
ad Luniburc 956 schon bestand und zu einer königsgabe bedeute 
genug war, so ist die sülze dort älter; ihr eigenname heisst fc 
lieb ,Sulte' und so noch 1292 (v. Hammerstein in d. üeitsohr. da« 
bist. Vereins für Niedersachsen 1857, lebnrolle, auch Lisch, jahrb. 
23, 133), zum unterschied dann sulte ad (später in) Luniburc; vor 
der burgorbauung aber vermuthlich in Luni. Achnlich Volger, Or, 
Lun. 2. 4. 6 f., auch Grupen, Or. Germ. 2, 300; deren annähme, 
schon 795 seien die Salzquellen bekannt gewesen, mir sehr fraglich 
ist. 3. Die bedeutung des namens anlangend, kann nur negativ 
behauptet werden, dass Volger's sehr vorsichtig angebrachte mei- 
nung abzulehnen ist, in Hliuni stecke die bedeutung von salz; 
Neuj -bl. )86t, 6. Or. Lun. 3, wo ein salz-öuss Luni in Indien aus 
K. Kitters Geogr, v, Asien citirt wird. Keine der anderen örtlich- 



139 

keiten des Stammes lun in Norddeutschland hat etwas mit salz zu 
thun. Sicher ist der ort auch kein ,sperling8nest^ oder ,si)erlings- 
hausen" Korr.-bl. 4, 69 f., Gehören Illiuni und die anderen oben 
angeführten namen zu hlü, hliu (Crecelius im Korr.-bl. 4, 52 f.), 
wie es scheint, so passt die bedeutung tönen, rauschen für die 
raschen heidbäche nicht schlecht, und ein theil der örter wenigstens 
hat von diesen erst den namen erhalten. Sollte auch Schomakers 
Luna = Elmenowe ein rest alter erinnerung und nicht eine er- 
findung soin? Förstemann 1. c. 811 denkt auch an Weiterbildung 
aus hleo (clivus), was wohl zu Lüneburg, falls ursprünglich der 
Kalkberg Hliuni geheissen hätte, passt, aber nicht zu fiuss und 
See. — Eine möglichkeit der deutung, falls der berg den namen 
trug, bildet für diesen, nicht aber die gewässer, das ahd. und mnd. 
lun, der riegel, die wagcnlünz, ags. Ijiiis. — Lun, Lunisas, lüna, 
Inning, luninge sind bei Graff 2, 221. 222 und im Mnd. Wb. vor- 
kommenden formen. Ein riegel ist der berg für die gegend. Und 
ein ferneres der deutung harrendes wort ist der pflanzennamo 
L u n e k e Mnd. Wb. 2, 749 für das wasserkraut bachbunge, Yeronica 
beccabunga L., vielleicht auch Y. Anagallis. Ihm dankt der bach 
Lüneskenbeke (1414 Lemsenbeck) seine benennung. v. Hammer- 
stein 234. Eine andere form dieses namens ist 1 o m e k e *). 
Lun ecke kommt als N. pr. vor. 



Hantgut, n., 1389: in dem mantgude guet me zolen na sincr wise. 
1390 ebenso: dem mantgude gut me zalen na syner wise. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 63 und 163. Volger, Lüneb. Osterbl. 1861, l 
erklärt: ^das gut der gemeinen stadt^, wozu stimmen würde 
mandegoet Mnd. Wb. 3, 22 z. 2. Doch ist auf der Lüneburger 
sülze ofienbar mantgut das gut der domus mensuales (gegenüber 
den fluminales, denen nach vlodcu gegossen wurde), manthüse, also 
der 3 Berndinge. Vergl hüs und oversole. 

Hark, f, münze, in den sülzrechnungen des 16. und 17. jahrh. stets 
= iVj reichsthaler des damaligen geldes, seit 1690 = Va reichs- 
thaler alte kassenmünze. Volger, Neuj.-bl. 1861, 16. 

Marschalk. Der herzogliche marsehal, also nachher der erbmarschal 
von Meding, erhielt vom sode : 2 viertel (varndel) honig, 1 J^ 
penninge und 12 süss salz. Dieses ist das einzige salz, das bis 
heute noch in natura an berechtigte abgegeben wird. 

Mekelgelt, n., ausgäbe der sülfmeister; eine maklergebühr? Staph. 848. 

Meminge, N. pr. (1231, vielleicht verlesen: Menninge) Meckl. ÜB. 4, 
2652 Mimminghe, ein sülzhaus. 

Her, n., uppe dem mere, in mari, eine Strasse; schon wieder 1371. 
Nach Thietmar entstand 1013 in der civitas Bernhardi ducis Liuniburg 



*) Mnd. Wl). 2, 739. Das dort stehende lomotik ißt nicht = lomeke, 
sondern lom-ötik, lomcken-etik. 



140 

dicta ein ungeheurer erdfall, dcsseu tiefe nachher ,das Meer' hiess, 
durch auswaschung der sole. Die tiefste stelle muss die spätere 
Nye sülte gewesen sein, die daran neu angelegte Strasse hiess 
daher ,uppe deme Mere^ ein dortiges hrauhaus ;,clie Kuhle". 

Heringe, f., eres gudes in der renten uppe der zulten meringe und 
beteringe (1388). Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 62 = Walkenr. ÜB., 
vergl. Mnd. Wb. 3, 74. 

Mese, meese, f. |,bf thale einer mate meese^, Staph. 976, sei in 
ältester zeit das salz verkauft. S. Mnd. Wb. s. v. 

Meten, st. v. : schepele dar dat solt werd mede gemeten. — dat 
recht solt to metende. Volger, 1. c. 3, p. 413 (modii cum quibus 
mensuratur sal. — jus salis mensurandi ib. p. 284). Das salz- 
messerrecht wurde vom rathe verlehnt. S. moltmeter. Mnd. 
Wb. 3, 83. 

Hettinge, Mettinghe ; N. pr. eines sülzhauses ; der name wird wol zum 
orte Medingen und dem geschlechte v. Meding gehören, über dessen 
Zusammenhang mit der sülze vergl. v. Ilammerstein p. 143 f. 

Modestorpe, der alte name des unteren Lüneburg, später nur noch 
name des archidiaconats ; der hauptmarktplatz des salzes ,am sande' 
gehörte zu Modestorpe, ebenso die kirche zu St. Johann und die 
Oldebrügge mit ihrem uralten gerichtsplatze. S. v. Hammerstein. 

Hollie, f. Mnd. Wb. 3, 115. S. afdregmollie. 

Moltmeter, m., der beeidigte salzmesser; sein amt war ein einträg- 
liches rathslehen. 1393: beiende de rad Henneken Varendorpe mit 
dem moltmeter ammechte . . . unde desulve Henneke moste 
Heimeten moltmeter, de da dor aflet, betalen XVI marc penninge. 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 195. molt scheint auf der saline 
= scepel gewesen zu sein. Vergl. meten. 

Hnnschinge (1231), Moncinghe (Mekl. ÜB. 3, 1961), Müntzinge, 
Müntzing. N. pr. eines sülzhauses. 

Hnskeler, musskeller, mussler. Staph. 856. 862 (an letzter 
stelle irrthümlich: ,musskeller nachtl.S das letztere ist der ausge- 
lassene nachwerper). Volger, osterbl. 1861, 4; einer der sodes- 
kn echte mit nicht sicher nachweisbarer arbeit; vielleicht — da 
grobschmiede später öfter genannt werden — der schmidt, der die 
zum sode und der ,fahrt^ nöthigen beschläge und eisernen Ver- 
schalungen lieferte. Vergl. muserie und musiseren, Mnd. Wb. 3, 
140. 141. Er bekam 4 ß von jeder gote aus jedem hause. 

jr. 

Nabonittge, f., vergl. boninge, beispiele noch Mnd. Wb. 3, 146. 

NatSger. Volger, Osterbl. 1 861 , 4, Neuj.-bl. 1 862, 4 ; Staph. 862 : n a g e 1- 
t a g e r , 856 gar :nachtrager; nachzieher, einer der sodesknechte 
ältester und schwerer arbeit, erhielt 4 ß von der gote und dem hause ; 
da ein voruttager mit nur 3 da ist, so werden die beiden die sich 
ablösenden aiifzicher der osammer aus dem sode sein, letzterer mit 
tages-, ersterer mit nachtarbeit, also urspr. vielleicht: nachttoger. 



141 

Nawerper. Volger, ibid. Staph. 862 durch Verstümmelung nur 
nachtl., 854 nachweher; er bekam von haus und gote l 0; er 
hatte för das richtige laufen der in die holzrinnen (wege) gegossenen 
sola in die siedehäuser zu sorgen. 

Nie sfilte, nye sttlte. S. sülte. Noch heute „die Neue Sülze^. 

Noderinghehfls s. Loteringe. 

O. 

Oldevlod^t, Oldevlodegot, n., auch olde vlotgut, die sülzrente aus 
der ältesten weise der besiedung, vor den bona ducis. S. chorus- 
gut. Diese Zahlung geht daher vor allen anderen. Staph. 859. 
V. GUtmmerstein p. 139. 
Oseammer, osammer, m., später erklärt grote ammer (s. d.), der 
Schöpfeimer, den die o s o r gebrauchen. Mnd. Wb. 3, 242. Yolger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 02. Staph. hat osseammer. 
Oseler, m., ^der die klappen macht". Staph. 859. Volger, Osterbl. 
1861, 2, Neuj.-bl. 1862, 4 nennt ihn unter den sodesarbeitern (unter 
den älteren ist er nicht), er hält die pumpen oder zucken in Ord- 
nung, kann aber der alte ,suckler^ nicht sein, vielleicht aber der 
tugger (s. d.) oder dügger. Von einem der ose Mnd. Wb. 3, 241? 
Oser, m., von osen, schöpfen: der eigentliche solschöpfer am sode; 
Staph. 855 nennt nur einen, der alle flöde 4 flödegeld vom hause 
erbalte, da aber der name nicht im Verzeichnis der sodeskumpane, 
die von jeder gote bezahlt werden, so ist o s e r der gemeinsame 
name aller sotknechte, die ausser dem lohn von jeder gote noch 
von der vlot (nach jeder 4. gote) gemeinsam ein vlodegelt erhielten. 
Staph. 860: juwelik hüs gifft alle flöde 4 ^ (0?) den ossären 
by dem sode tho lohne. — Ihre arbeit war sehr schwer, daher 
wurde „vfeil man der grossen sodescumpans, die so gross und stark 
sein müssen, aus Dittmarschen und Eyderstadt, da man sie mehren- 
theils hergenommen, nicht mehr haben können*', 1569 die ganze 
osearbeit abgeschafft und eine starke pumpe in den sot gesetzt. 
Staph. 958. p]in ungefähres bild der arbeit der oser, wenn auch 
nicht durchaus klar, giebt Lucas Lossius 1. c. p. 105: 
Fons^) est antiquis tabulis suffultus') ab imo 
et tabulis tectus, nisi qua subductus in altum 
nocte dieque latex^) pendente adducitur urna^). 
Urna est, quae veteri sursum suspensa conlumna 
robore de duro, centum non mota^) per annos. 
Gui velut Aethnaeus Polyphemus longus et ater 
insidet, ingentem vectus qui subtrahit urnam, 
quam levat e puteo descendens alter in altum^), 
in domino^), clamans, urnam nunc toUite fratres. 



*) 86t — ') gezimmer der fahrt. — ') hier die Bole. — *) oseammer. — *) in 
100 jähren nicht vergehend. — ') ein oser Iftsst den ammer herab, der andere (up- 
füller) fallt ihn. — ') Vielleicht ist : ,mit gade* der aufruf zum anziehen. — 



142 

Namque astant alii fratres sociique laboris®) 
Corporibus vasti, semper fuligine nigri, 
qui simul adjutant juxta salsuginis^) andam, 
quae sua cuique cavis excepta canalibus^^) unda 
His divisa^^j fluens fumosas currit in aedes"). 
Aehnlicb Nathan Ghytraeus (noch vor 1569) poemata. Rostock. 
1579 fol. 161: 

Vidimus hie etiam veteri sub tegmine fontem 
antiquum^^), certo quem temporis intervallo 
salsus aquae rivus, terrae per viscera^^) labens 
implet, ut Arctois donet sua munera terris. 
Hoc ubi senserunt*'*) curac quibus illa*^) repente 
ad fontem accurrunt et nudi membra labores 
incipiunt alii suprema in parte locati^^) 
Funibus affixam demittunt desuper urnam^^) 
Demissam complent alii^^), rursum ille repletam 
Extrahit^^), hie alio effuudit^®) vacuamque remittit, 
incumbens vicibus certis operi atque quieti. 
Das n. pr. Ose bor n (Schöpfbrunnen) 1528 als personenname in 
Stralsund. Lisch, Jahrb. 27, 53. 
Oster- Wilbrot, -Weilbrot, -Wellbrot. Vergütung (4 0) an jeden der 
3 sülzer zu ostern. Sta2)h. 970. 971. a. 1050; früher wol pasche- 
w e 1 b r 1. 
Oyergote, f., die über die 13 vlode und 4 gote boninge und die Pflich- 
tigen gote oder stige auf verlangen der sülfmeister gegen bezahlang 
zum versieden gegossene sole. Daher = oversole und = stige. 
Overndornsing s. Dernetzinge. 
Overoke. Mnd. Wb. 3, 272 vergl. averrake. 
Oversegger, grote segger, hövtsegger s. segger; ein oberbeamter des 

sodes, nicht wie Mnd. Wb. 3, 275, 
Oversole, f., vielleicht auch oversale, n. plur., verändert in: aver- 
sale und mehrfach verdreht (s. Butzinge) = übersole oder über- 
sale (vom masse sal). Es ist die sole, welche ein sülfmeister in der 
vlode mehr forderte und zahlte, um nicht kalt zu liegen, da er 
seine 4 gote schneller versott als in 26 tagen. Diese übersole 
wurde geliefert zu 20 s a l (Va gote), hiess daher auch stige. 
Vergl. Staph. 958. In je 2 vloden konnten deren 7, im ganzen 
jähre 49 versotten werden. Wegen der überzähligen sale kann 
daher n. pl. oversale gebraucht werden. Solche oversole war 
schon vor 1388 im hause Butzing eine feste rcnte; vergl. Butzing, 
eigentlich gehören zu ihr auch die plichtigen stigen. Die nicht 
plichtige oversole, d. h. den kaufwert der stige sole, hatten die 



^) deutliche bezeichnung der „kumpanc", wol voruttager und natüger. — *) sole. 
— **) die „wege". — ") Läinge. — ") die 54 siedehäuser. — *^ alter söt — 
^*) fahrt. — ^^) sobald die sole zum eimcrfullen nachgestiegen. — ^^) die sodes- 
knechte. — ") voruttager, natöger. — ") osammer. — ") oser, upfüller. — 
") getcr. — 



143 

praelaten zeitweise der stadt zur Schuldenzahlung in früher zeit 
überlassen ; der rath hielt sie dann fest; man nannte die einnähme 
8 t i g e oder mendegut (mandegot Mnd. Wb.), welches von m a n t- 
gut zu unterscheiden scheint. Als im 17. jahrh. der oversolekauf 
aufhörte, erzwang der rath sich die Zahlung des stigegeldes von 
2646 stigen (7X7X54) von den sülfmeistern. Da ein Lübecker 
hauptstul davon abgetragen wurde, nannte man die abgäbe auch 
(wol nur hd.) Lübische Zahlung. Volger, Osterbl. 1861, 1.2. 
Offergelt, n., Zahlung der sülfmeister an ihre 3 sülzer ä 1 D zu 
Weihnachten. Staph. 970 f. 

P. 

Panne, f., sartago; bei Lucas Lossius 1. c. cacabus. 1. Die grosse 
bleierne pfanne zum salzsieden; jedes haus hat 4 pfannen, jede 
pfanne siedet in 24 stunden 13 sode, jeder pfannensot giebt 1 süs 
salz. Die pfanne wird aus blei gegossen in der bare, sie wog 254 ß. 
2. Das eigenthum an der pfanne, recht auf einkommen von der 
pfanne = pannengut, pangot. An jeder panne können 24 antheile 
sein. Vi panne heisst 1 chorus, Vg antheil heisst voder, plaustrum, 
^/s4 heisst rump. Die pfanne kann nicht geringer getheilt werden, 
wol aber der chorus. Staph. 841. 842. 851. Obwohl der herr des 
pannengodes eigenthümer der pfanne ist, gehört deren Substanz, 
das blei, und ihre erhaltung doch dem sülfmeister. Staph. 848. 
Selbst die pfanne besieden kann nur ein sülfmeister, und auch nur, 
wenn er in eigenthum oder pacht 4 volle pfannen hat. VergL 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 162. Neuj.-bl. 1861, 6. 9. Mnd. Wb. 3, 
297. Nathan, Chytr. 1. c. nennt die pfannen quadrata et plum- 
bea vasa. 

PannendM, n., eigenthum einer pfanne (panne 2), auch parte ge- 
nannt : yslike panne edder parte Staph. 860. — Sott man in Büsum 
salz aus darg wie auf Amrum, von wo darg und salz im Lüneburger 
museum war, so wird das wort in der im Mnd. Wb. 3, 297 cit. stelle 
dasselbe bedeuten. 

Pannendreger, m., ein bareknecht (s. d.). 

Pannengat, n., s. panne 2. 

Pannenhere, m., der eigenthümer einer pfanne v. panne 2. Staph. 
849. 852. 

Pannenherschop, m., das eigenthum über die panne 2. Staph. 860. 

Pannenrente, f., die rente aus den pfannentheilen. Volger, Lüneb. 
ÜB. 3, p. 344. 

Panstal, m., panstalium = panne 2. panstal a. 1080. v. Hammer- 
stein 137. 

Parte, f., pars = pannendel (s. d.). 

Pennink, m (pannus, blechstück) = V12 schillink. Wegen des ver- 
schiedenen werthes s. schillink. Der pennink theilte sich wieder in 
2 scharf. 



144 

Pipe, f., die holzröhren der süsswasserborne ; Mnd. Wb. 3, 333. In 
Rostock: pipenlegger, fistulator. 

Plaustrum, voder; 1. als rechouiigseinheit der sülzrente = Vs chor 
= 8 schepel oder 12 süs. Staph. 851. 2. als autheil des pfannen- 
eigenthums = Ve panne (s. d.). 3. als theil des grossen prelaten- 
chor (grote plaustrum) ist es Vs prelatenchor. Staph. 858. 

Pleter-Prelaten, m., plurale tantum; plärrende praelaten. So nannte man 
während des praelatenkriegs die dem rathe widerstreitenden und 
die gemeinde zum aufruhr hetzenden auswärtigen, sülzgüter be- 
sitzenden praelaten. Vergl. sämmtl. Lüneb. Chroniken der zeit, z. b. 
Schomaker's ; Havemann, Gesch. v. Braunschw.-Lüneb., Volger, 
Neuj.-bl. 1863 und 1864. — Mnd. Wb. v. pleter und pleteren. 

Prälaten, m. pl., die praelaten; weil die mehrzahl der pfannenherrn 
praelaten oder doch klöster, kirchen und stiftuugen waren, wurde 
das wort gleichbedeutend mit sülzrentnern, pfannenherrn. Staph. 
841. Ibid. 896 findet sich ein verzeichniss dieser berechtigten. 

Prelaten-Chor, m., = grosser chor, s. chor. 

K. 

Rente, f., = chorusgut (s. d.). Sie wird Luciae berechnet „wann 
der Calculus ist^. Staph. 973. 

Rentener, m., prelate, chorushere etc. Staph. 850. 851, den rentener 
und de dat wispelguet hebben Staph. 859, hier deutlich als inliaber 
von binnenchorusgut. 

Rokhon, Mnd. Wb. 3, 502. Jährlich 4 als rccognitionsabgabo von 
allen sülzhäusern. Volger, Osterbl. 1862. 9. (Auch rökhane 
kommt vor: [Pratje] Altes und Neues 12, i62). ßockpennige, 
V. Hodenberg, Verd. Gesch.-qucUen 1, 11, ist eine abgäbe von 
Lüneburgs häusern. 

Ror, n., ,rore in dem die ueue sulte in die alte gestiiret^ Staph. 858. 
Mnd. Wl). 3, 505 v. ror 2. 

Rfim, m. und n., räum, salzraum, soltrum; die speicherräume zum 
aufstapeln des salzes. ^^wird also jeder chor (s. köp) 2 H IVl^ ^ 
höher gerechnet als zum raum*^. Staph. 847. „der gewöhnliche 
kauiF, wann das salz nicht zu räum gebracht''. Ibid. 848. Volger 
mehrfach. — Einen räum verkaufen = das ganze lager. Mnd. Wb. 
3, 527. 

Rfimhnre, f.; miete des lagerraums : ;,vor ruhmhure, darinnen das 
saltz wu*d geschüttet". Staph. 972. „Raumhaure**. Ib. 848. 

Rnmp, m., 1. als mass: V4 voder = 2 schepel = 3 süs. Staph. 851. 
Rump, schepel und süs sind wirkliche masse; daher auch ausgäbe 
,vor die rümpe^ Ibid. 849. 2. kleinstes rcchnungsmass zur theilung 
des chorusguts der pfanne = V4 plaustrum = ^/is chor = Vs4 panne. 
Ib. 842. 843. Unum rumponem salis. Schlöpken Chron. Bard. p. 270. 
3. rcchnungsmass zur theilung des grossen oder prelatenchor in 
demselben Verhältnis: 1 prelatenchor r= 12 grote rümpe. Staph. 
858. Vergl. Mnd. Wb. 3, 529. — Volger, Neuj.-bl. 1861, 7. 



145 



Hm (Z = weiches S), 

Sabbata, n. pl. oder sunnavendc: alle 25 Sonnabende von Licht- 
messen bis Jacobi giebt jedes haus 2 0, sollen machen 3 •% 2 ß ; 
da aber 5 sabbata nach Lübeck in leichtem gelde (6 8.^ statt 
6 D 10 ^) geben, sind es nur 2 <% 14 ß 8 /^ für das haus; eine 
rente unbekannter herkunft im besitz von 5 praelaten. Staph. 852. 
859. 963. Volger, Osterbl. 1861, 2. ,quatuor sunnavende' 1389 
als herzogliches lehen; als rente gerechnet 1 tt^ auf 19 t^^ haupt- 
stuhls. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 140. vifteyn punt gheldes des 
ersten sunnavendcs up der sulten — negenteyn mark und ver 
scilling pennig van dren sunnavenden up der sulten. 1330 — 1350. 
V. Hammerstein 141. 142. 

Sal, n., einzeln sol: das kleinste mass für die vertheilung der sole 
am sode. 10 sal sind 1 kum, 60 sal kommen auf eine gote, 20 
geben l stige. S. oversole. Staph. 846. Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 
1861, 6. 9 sale täglich werden gegeben von den 4 goten der vlod 
in 26 tagen und 6 sale ungotheilt. 10 sale täglich machen in 26 
tagen 4 gote und 1 stige etc. Man kann sieden tag und nacht 
13 (12) sale, in der viode von 26 tagen 338, erhält aber in den 
goten nur 240, kann also in stigen zukaufen zur vollen be- 
aiedung 98. 

Salammer. Staph. 849. S. ammer. Entweder überhaupt einer für 
sole oder eimer, die ein sal fassen. 

Sardok, Sardokengelt, ein lohntheil der 3 sülzer ä 12 und 10 ß. 
Staph. 848. 970. 971. Mnd. Wb. 4, 26. Dazu: pannos griseos, 
albos atque pannos dictos scordök. 1311. (Pratje) Bremen und 
Verden 6, 141. 

Säte, zate, f., festsetzung ; Satzung von sültegebrauch. Volger, Lüneb. 
ÜB. 3, 62. Vergl. Mnd. Wb. 4, 28. 

Säten, s. v., fest bestimmen. ,de bruckinge der salen (solen) under 
sick zaten wo se willet. Staph. 8G6. Lüneb. ÜB. Mnd. Wb. 4, 30. 

Sater, m. Düsse sater vulbort. Staph. 868. Volger. 

Schalensolt. Schalensalz. Der küster der alten Cyriaci-kirche, in 
deren sprengel ursprünglich die sülze lag, erhielt alle Sonnabende 
von jedem hause eine schale voll salzes. v. Hammerstein 135. 

Schalfahrt, f. 1. die seit 1412 bewirkte canalisirte Verbindung zwischen 
Elbe und Schalsee in Mecklenburg, von Boizenburg durch die Sude 
und Schale zur ausnutzung des Urwaldes an der Schale für die sülze 
und zum export von salz durch Sude und Stör, Schweriner see 
nach Schwerin und Wismar. 2. Die abgäbe der sülfmeister zur 
beatreitung der kosten dieser Verbindung. , Schalfahrt pro choro 
8 ß 3 .v^.' Diese hiess seit 1626 oder 1628 die „alte schalfahrt« ; 
der .kästen^, in den sie äoss, dann ,alte schalfahrtscasseS 
während eine ,n e u e s c h a 1 f a h r t s c a s s e' für neuere bedürfnisse 
errichtet wurde. Staph. 848. 959. Volger, Neuj.-bL 1861, 4. 
OsterbL 1861, 6 ff. 

HUderdeutachei Jahrbuch. Y. IQ 



146 

Scharf, Scherf, n. = ^/g ^^ im salzverkehr selten genannt. 

Schenke; der schenk bekam von amtswegen 12 süs salz. Das amt 
hatten die v. Berge. 

Scepel, m., Schepcl, scheflFel. Chori qui proprio dicuntur schepell. 
V. Ilammerstein p. 139. 1. Das eigentliche salzmass: 3 süst maken 
2 schepel, 3 süst maket 1 rump. Staph. 862. G schepel machen 
1 tonne, 24 scheffel machen 1 wispel. Ib. 2. Die rente von 1 
schefiel salzgut. 3. Der gcamte amtliche massscheifel. 4. Das 
recht allein damit gegen eine abgäbe zu messen. S. moltmeter- 
ammecht und soltmeter. De schepele dar dat solt werde mede 
gemetcn edder dat recht solt to metende uppe der sultcn. 
Volger, Lüneb. ÜB, 3, p. 413, vergl. p. 284. Mnd. Wb. 4, 73. 
V. Hammerstein macht wegen des alt-longobardischen masses auf- 
merksam auf Göttinger Gel.-Anz. 1860, Bd. 3, 1508. 

Schepelrecht = soltmeterrecht. 

Schicht, f., Ordnungszeit vom 25. December bis 29. December zwischen 
vorbouingo und naboningc. ^auf jedes haus ohne die schiebt 
sollen kommen und bezahlt werden jährlich 49 stige.* Staph. 845. 
S. oversole. Es ist also die zeit der bute. War der sülfmeister 
nicht im ,buten^ und wollte nicht kalt liegen, so konnte er die 
sole in stigen kaufen; diese hiessen schichtstigen. 

Schichten, s. v., Mnd. Wb. 4, 86. Abmachen, bezahlen. De sulf- 
mestere sullet alle jar binnen der ersten vlod (10 tage nach trium 
regum bis 5. Febr.) schichten alle betalinge. Volger, Lüneb. ÜB. 
3, p. 447. Festgesetzt wurde später als termin Lichtmesse, aber 
nur für binnenchorusgut. De bäte und vorwisinge des vloutgudes 
— schichten (die rechnung aufmachen). Ibid. p. 344. 

Schichtstige, f. S. vorher. Sie wurden jedem sülfmeister gegossen, 
so viel er fordert; eine schichtstige ist gleich 2 einfachen stigen. 
Staph. 844. 845. 

Schillink, m., (solidus) bis 1690 = 41} alte cassenmünze oder Mekleab. 
valeur; nach 1690 = 1 ß 6 ^^ derselben münze. 

Schilsten (1350), dann Schiltsten, m., ,SchiIdstein^, früher ein dem 
kalkberge und der sülze, über die ,sultwisch' hinüber, gegenüber- 
liegender vorberg des kalkberges ; wie dieser aus gyps (und an- 
hydrit) bestehend, jetzt bis unter die sohle weggebrochen. Es ist 
das städtische gypswerk, während der kalkberg für die regieping 
bearbeitet wird ; bei den mineralogen berühmt wegen der früher 
gefundenen von denen des kalkberges abweichenden boraziten. Vergl. 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 154. 

Schip, n., Mnd. Wb. 4, 99. 1. Das schiff, salzschiff = kane, zolt- 
kane. 2. Die schiffslast, die ladefahigkeit und der inhalt. £n schip 
zoltes. 3. Die schiffslast als mass. Auf ein schiff gehen 6Vs last 
oder 78 tonnen. 

Schip, n. „Butzing (das siedehaus) gehet die fahrt (die leitung der 
sole zum sode) unter dem schiffe." Staph. 841. Hier kann nur 
der innere hausraum gemeint sein. Vergl. kirchenschiff. Dazu ge- 



147 



hört die sülfmeisterausgabe : schiff rein zu machen. Ibid. 849. 
Vergl. hären. 
Sehipwech, m. 1389: en echipwecli dorch de mölen. Volger, Lüneb. 

ÜB. 3, p. 146. 

Sctiirboriii Schirbrnnue. 1 . Eine quelle bei Lüneburg. 2. Die daraus von 

den sülfmeistern zur stadt und sülze geleitete siisswasserteitung ; noch 

heute bestehend. Voiger, Nouj,-bl. 18G2, 12. Von achir, rein, klar, 

Schiet s. siet. 

Schock, u., twee schock vorwaters. S. ammer. Volger, Lüneb. ÜB. 

3, p. 62. Es können nicht GO sein. 
Schonenfarer. De verbäte wert gesottet iimme der scbooenfahrer 
willen. Staph. 860. S. vorbate; sie wurde bcBtimmt zur zeit, 
wann daa salz am höchsten stand. Vermiithlich kauften also die 
schonenfarer um die zeit das häriogssalz. 
Schwer gut s. leicht. 

Seden, st. v. (men süt [aötj, Staph. 858 verhochdeutscht „manseudf, 
aot, geseden). Das technische wort vom salzkochen: uppe der znlten 
zeden. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. ß3. Mnd. Wb. 4, 164. — Es 
ist nicht überall bekannt, dass aus seden, sot, das all genannte 
wort s d a stammt. 
Seder, m., der salzkocher; einer der 3 sultere; der seder siedet 
tags, der hÖder nachts; seine Zahlung: Staph. 848. 970; er liefert: 
lote, stocke, siede, ib. 849. Staph. 846 hat aeder und beider um- 
gedreht, 856 aber ihn statt des geters genannt. Vergl. Volger an 
mehreren stellen. 
Segger, m., Mnd. Wb. 4, 172; die hier angeführten stellen auch: 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63. Er ist der beamte des sötmeisters, 
k .hat die aufsieht über die bauarbeiten am sode und der fahrt, so 
Wwie über das schöpfen und die verlheilung der aole, die er buchen 
rlassen muss. Zur ausführung der sole-controle, die tag und nacht 
Ciieeführt wurde, hatte er 2 unterbeamte : underaegger; daher 
rbeisst er selbst auch „grote segger, hi>ftsegger, over- 
iBegger. Volger, Neuj.-bl. 1862, 2. 3. „Der segger giebt einen 
»einmer zur losinge (s. lestink) obenein. ' Staph. 85.'3. 1399—1788 
^Jiatte die neue sülze einen besonderen oversegger. 

fggerbfis, n., die Wohnung des overseggers auf der sülze. 
hreuinge. N. pr. eines sülzhausea, v. Hodenberg, v. tiaramerstein 
tl. c. Staph. 841. 

lentiengelt, n., seit 1611 an den abt zu St. Michaelia bezahlt, da- 
t mit er gegen die eingriffe des ratbes bei den weisslader-abgaben 
lllioht protestire. Volger. Osterbl. 1861, 7. 
■Inge, f. Die ersten sode folgen der b i e m i n g e der pannen. 
äBt&ph. 861; sie dauern nur IVi, die andern je 2 stunden, so dass 
r also die pfanne besonders scharf sieden muss. Das nicht zu findende 
Ivort muss daher reinigung, Säuberung bedeuten; vielleicht von sem, 
iBemende, binse? Mnd. Wb, 4, 186, 187. Also reinigung mit binsen- 
pschrubbern ? 

~"^ 10» 



148 

Zinkenbleser, m., ,dem ziukcnbläser von jedem Iiause^ sc. eine gäbe 
dos sülfmeistcrs. Es ist der stadtmusicus. Staph. 849. 

Slet, 8. Mud. Wb. 4, 234. loeten stocke siede. Stapli. 970. Zur 
berricbtung der darren. 

Slimsolt*). Scblimmsalz. unreines salz, Volger, Osterbl. 18G1, 9. 

Sodersinge, Necrol. St. Micb.: Soderstingc, 1231: Suderstingc, Staph. 
852 ; iSoldersing. N. pr. eines sülzliauses. 

Sodesknechte = sodescnmpane oder oser. Volger, Osterbl. 1861, 4. 
Sie hiessen upfüller, muskelcr, nawerper, voruttögor (uttöger), geter, 
hüder (böder), natöger, altöger (dreger), tugger (diigger), suklcr, 
wozu Vülger noch den bürcr (?) neuut. Staph. 856. 862. 

Sole, f., das Salzwasser, Mud. Wb. 4. 287; auch bei Luc. Lossias 
salsugo; 1368 aquae salinares. Volger, Liineb. ÜB. 3, p. 62. Van 
der nycn und oldeu zolen (d. h. von der sole der alten und neuen 
sülze). Ib. Später schrieb und sprach man statt sole, zole: aale, 
saale, bei Staph. auch sahle; doch schon 1390: gut me zalen. 
Volger, ib. 3, p. 163. 1383 erhielten die sülfmeister das recht, 
überall um Lüneburg neue sole zu suchen und zu brauchen. Auf 
der Lüneburger sülze nannte man sole (noch 1 850) nur die voll 
gesättigte des sodes, während man die schwächeren quellen als 
, wilde Wasser^ auspumpte und ablaufen liess. Das wort hängt sicher 
mit ,soP, wasserloch, zusammen. 

Solprovebök, n. ; der stigeschriver führte das solprovebök über 
die gute (den gehalt) der von dem sotmeister gegossenen sole. 
Volger, Neuj,-bl. 1862, 3. 

Solstok, salstok, m., ein stock, der das jedem hause gelieferte mass 
sole anzeigte. Volger, Neuj.-bl. 1862, 4. 

8olt, zolt, zold, n., salz. Mud. Wb. 4, 288; darna dat seit sinen 
gangk hofft (sccunduni cursum salis). Wat dat solt des jares deit 
Staph. 860. 801. Nach solt heissen in der Heide oder deren nähe: 
Soltowe (Soltau), Soltendike bei Bodenteich, Soltwedel, Soltquedel 
(Salzwedel), nach den alten namensformen (Saltsenhusen etc.) aber 
schwerlich Salzhausen, welches Volger, Or. Lun. 41, dazu rechnet. 

Soltebode, zoltbode, f., einzeln auch sültebode, bode vor der zulten. 
Die bude zum kleinverkauf des salzes am stegcl vor der alten sülze, 
c. 1830 abgebrochen; in ihr wurden den praelaten die salzreoten 
ausgezahlt; an ihr liesson barmester und butemester den gängigen 
salzpreis für die laufende vlotzeit anschreiben, d. h. den cursum 
salis. Verkauf ,vor der sülten' ist der verkauf in der bude. 
S. soltlager. 

Soltebrfigge. Soltbrüggerstrate. Das wasser vom süden des kalk- 
berges strömte durch die älteste Stadt, seine überbrückung, die 
soltebrügge, überschritt die alte Strasse von der sülte zum Grimmer- 
dor (nach Verden); daher ihr name. 



*) Die mut\erlauf;e wird nicht gouannt, si(> wurde vcrmuthlich als ,i'fil- 
watcr' in die Gumma abgeleitet, einzeln vielleicht /um privat gebrauch abgegeben. 



149 

Salzjanker; ein name, der wesentlich erst im IG. jahrfa. für die sülf- 
meisterfamilien gebraucht ist, nd. kommt er kaum vor. 

SoltkRne, a. kirne. — 1301) in Stade: soltkän, m. ; der salzführer 
und schififer: soltman, das thor, durch welches das Lüneburger 
salz- kam : s o 1 1 d 6 r , platea salis, die daran stossende Strasse : 
soltstrate, porta salis. Krause, beitr. 15 (im Stader progr. 
1857). So It hake in Rostock, sie hatten mit den theerhaken eine 
,rulle* von 1587, dann 1682. 

Soltkoper; de soltkopere van der Wifzmar (bis c. 1395). Vergl. 
Sehalfahrt. Idt hebben ock de soltkopere van der Wifzmar Bonzen - 
borch — thovorn ein apen bleck — mit einer muhr ummetehen 
laten. Reimar Kork bei Grautoff 1, 493. 

Soltlager, soltleger, n., zunächst jedes salzlager, also besonders in den 
,rumen*; dann aber lager zum verseilen in der salzbude: ,al8 der 
kauf ist im s o 1 1 1 a g e r , als 2 chor vor der sülzen gelten.' 
Staph. 849. 

Soltlaken, n., Salzlaken, zum aufspannen in den känen, um die mutter- 
lauge abtropfen zu lassen. , Salzlaken' und ,salzlaken waschen' 
nennen die sülfmeister unter ihrem ungeld. 

Soltmeni^er, m., salzverkäufer in Novgorod, wesentlich händler mit 
Lüneburger salz. ,Grydnisse (hof) der soltmengere.' 133L Höhl- 
baum, Hansisches ÜB. 2, p. 225. 

Soltmester, m., wurden nach Volger auch die sülfmeister genannt. 
Neuj.-bl. 1861, 13, jedenfalls misbräuchlich. 

Soltmeter, m., nannte man später den moltmeter, dann hd. salzmesser 
und danach das moltmeterammecht : salzmesserrecht und salz- 
messeramt. „dem salzmesser sonnabends in den krug l Q.^ Staph. 
848. Salzmessergeld ib. Volger, Osterbl. 1862, 9. 

Soltrfim s. rüm. 

Seltoehepel, das geeichte mass des molt- oder soltmeters. S. scepel. 

Soltscbepelgelt, seit 1542 vom rathe den sülfmeistern auferlegte ab- 
gäbe, von jedem verkauften wispel salz 2 ß, angeblich um die ge- 
eichten messscheffel dafür zu halten. Volger, Osterbl. 1861, 5. 

Soltstrate, urspr. die Strasse von der sülze NO. zur Ilmenau, jetzt 
nahe der sülze = Sülzstrasse. Volger, Or. Lun. 15. Den namen 
Salzstrasse hat noch das ende am wasser, nahe dem ,K6p'. 

Solttonne, solttunne, f., tonne zur Verladung des salzes. Solt- 
t u n n e n b d e k e r , ein besonderes böttcheramt, das die salztonnen 
allein liefern durfte. 

Soltforer, m., salzhändler, wie bokforer = buchhändler. Sie waren 
grosskautieute, die das salz von den sülfmeistern ladungsweise 
kauften und ausführten. Volger, Neuj.-bl. 1862, 4. 5. Sie rechneten 
sich gern zu den sülfmeister-patriciern, gehörten aber nie zur 
Theodori-gilde. — In Mecklenburg nannte man dagegen im 17. 
jahrh. soltvorer, soltforer die fuhrleute, welche salz von 
Lüneburg holten. 

Soltwerk, n., gewöhnlich sulte. Ungelt an dem nyen zoltwerke 



scaltne stan van der nyen zolen. Volger, Lüiieb. UH. 
dat nye soltewerk (13S8). Ib. p, 37. 

SVssling =^ scheffel. 72 sclieEfe! oder sössiiug. Volger, NeujJ 
IbGl, 7; der name, weil der scheffel = Vs tonne? 1 

Sot, m. odern. ? Die aiedung. Vnn den soden. In juwelykom nat^ 
lykea dage, dede bet't 24 stunde, werden 13 sode in juwelikem ll 
— de eraten des morgens undc tho vespertydt endigen sik i 
anderthalven stunde — de andern umme twe stunde. Stapb. 
Das giebt freilieb '2b stunden. S. siminge. Aucii Stapb. 661 ne) 
13 eöde, jeder sot jeder pfanae giebl I süss salz, jedes hausfl 
24 stunden 52 süss salz, sind l'/a wispel min 2 süss, sind f 
(rectius 'h) last. Dagegen p. 846: 8 söde geben auf 1 pfano« 

SAt, zot, zod, zood, zoed, m., heisst nie Salzsiederei (Mnd. W1)o 
297 sot 2), Boudern salzboru, in Lüneburg nur vom alteu und nej 
salzborn (des 14. jahrb.) gebraucbti ,de olde z6d', ,de aye l" 
Lateiniscb: ,,puteuH, fons, antiquus fons salinae" (1388), vetus ^ 
novus fons. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p, 56 und p. 62 c= Walk) 
urk. no. 992. Die im Mnd. Wb. citirte stelle heisst in derl 
urk. aquae salinares novi fontis ... in antiquam fontem 
omnio deduci. Eine beschreibung des alten sodes von Lossius I 
N. Cbytraeus s. v. oaer. Vergl. Volger, Neuj.-bl. 1861, 4. Die ^ 
sulte hatte 6 brauchbare, hochgradige quellen, die zusammen n 
irdisch (fahrt) in den einen Brunnenschacht geleitet waren, 
namen im späten hd. stehen bei Volger 1. c. Am christtage lA 
wurde auch die neue soIquelle des ,nyen sodes' in den alten >| 
geleitet. Seine erhaltung kostete viel, daher: de sodmester scal^ 
alle jar geten . . , to des z o d e s behoeff uppe dusent mark ] 
ninge. Volger, Lüneb. ÜB. a, p. 62. Vergl. koltleger. 
Boetmeister nimmt Thom. Cant, 29. Dec. um vesperzeit den 
an', d. h. beginnt die gote der naboninge gieasen zu lassen \ 
siones vel distributiones facere). Staph. 845; ebenso an des '. 
Garstes dage für die schichtstigen. 1388 geschrieben: 
Volger, Lüneb. Uli. 3, p. 37 f. Der Lüneburger stolz war 'i 
Spruch: Mons, pons, fons — die 3 quellen des reicbtbams: 
berg, kauf brücke (kaufbaus), sot. Stapb. 858: scaturigo. Als j 
nye eöt' einging, hiess er ,de dove aoet'. 

gotlon, m., siedelohn. Stapb. 970. 

Sfttmester, m., magister putei, Volger, Lüneb, Uß. 3, p. 56. Stä 
870, niemals ein siedemeister (suiter, soder), wie Mnd. Wb. 4,1 
annimmt; sondern der hoch angesehene erste beamte der 8^M 
urspr. ein herzoglicher, dann nach 1228 von rath und praelaten in 
einem köre gewählt, was die stellen im Mnd. Wb. ebenfalls be- 
deuten. Er ist stets ein rathsherr, der für die dauer dieses amt« 
aus dem rath austritt, er soll das eigenthum der pfannenherm am 
sode wahren, wie die barmester das Interesse der aülfmeister ver- 
treten. Sötmester, sodmester, zodmester, soetmester. 8taph. 959 
soltmeister. De sodmester wan he to dem zode sweret. Volger 1, c. 



151 

p. 63. Der soctmeibtcr bekommt Tvom kuufmaiiii) pro choro 20 0. 
IStupli. H48. Der soetmester giesst die ilödc und stigen. Ib. 844. 
845, d. b. er hat den befühl und die Oberaufsicht über den segger. 
Der soetuieister bekommt von jedem hause jährlich 14 ß vorbatc. 
Ib. 840. Des sotmeisters frau (sotmestersche) bekommt von jeder 
vlod und jedem hause 3 ,%**; lestinkgelt. Ib. 85.S. S. lestink. Eine 
der Lüneburgischen patricierfarailien, wahrscheinlich lange im amte 
des sodes gewesen, führte den namen : Magister putei, Sotraester, 
sie starb nach 1441) im 15. jahrh. aus. Büttner, Geneal. Volger, 
patricier, 37. Der kästen des sotmeisters hatte ganz bedeutende 
einnahmen und ausgaben, die man dort nicht sucht; die spätere 
sotmeistercasse war eine umfangreiche finanzverwaltung. 

8ötvart, f. 1. Die vart, fahrt des sodes; s. u. 2. Register sämmt- 
licher abgaben aller sülzhäuser und deren reuten. 1543: Der 
zulten tho Luneborch zodvart. Lisch, jahrb. B. 3, 34. 

Spilborn, m., der spillbrunne, eine von den sülfmeistern für stadt und 
sülze angelegte süsswasserleitung, wie der schirborn und der kranke 
Heinrich. — ,Aus ihm kommen die kleinen kinder.' Trotz der all- 
gemeinheit dieser sage könnte hier eine anlehnung an die bedeutung 
von ,spelen', .spilen* und das .spelkint' des Sachsenspiegels vorliegen. 

S. Spiritus, gasthüs (spitel) toni hilligen geiste, ,de grote hillige geist' 
(weil noch eine IS. Spirituscapelle, der kleine h. geist, am rathhause 
lag): das hospital zum h. geiste unter einem gastmester, spitel- 
mester, hospitalmcster, nahe der sülze, hing eng mit dieser zusammen 
und diente wahrscheinlich ziemlich allein zur altersversorgung arbeits- 
unfähig gewordener sülzer etc. Dafür durfte der gastmeister an 
350 tagen des Jahres in jedem siedehause salz sammeln lassen, 
dessen ertrag jälirlich zu 3-^ last berechnet, und jetzt abgelöst mit 
860 <% gezahlt wird. Vergl. Volger, Osterbl. 1801, 8. 

Sponegelt, n., spönegehl, wird den inscheterschen bezahlt als neben- 
vergütung. Staph. 841) 

Spnth, m. oder n., salzmass der ältesten zollrolle Stettins (1291?) 
vermuthlich meist für Lüneburger salz : ,de sputh salis 1 denar'. 
Blümcke im Progr. des Stadtgymn. zu Stettin, 1871), p. 2 und 10. 
Da sputh, nach der abgäbe zu rechnen, = 3 scheftel oder 
Vx tonne ist, und das Spundloch der tonne deren hälfte bezeichnet, 
ist wol spunt zu lesen. 

StAn latent = ausfallen lassen. So leth men nu de veerteynde fluth 
staen. Staph. süO. Vergl. stän i). Mnd. VVb. 4, 300. 

Stegel, m., ein Übergang über den graben vor der sülze nach Lam- 
bertikirchhüf, an ihm lag die soltbode. S. solterecht. 

Sterthnsen. Necrol. St. Mich.; 1231: (verlesen) Sterchusen oder 
Stercohusen, später stets Start, Stardt. N. pr. eines sülzhauses, 
wol nach der läge am äussersten ende. Vergl. Start, stert Mnd. 
Wb. 4, 391. Kin Meding'scher burglehnhof auf dem kalkberge 
hies 1335 S ter t eshagen, wo! auch nach der endlage. v. Hara- 
merstein 143. 



152 

Stig, m., die gänge im oder zum sülzhause, die mit stocklagen und 
lehm gemacht wurden, welche der seder für besonderen lohn zu 
liefern hatte : vor die stiege stocke auch leim zu treten. . Staph. 849. 

Stige, f., urspr. die zahl 20 ; dann 1. der guss von 20 sal oder Vs 
gote oder V12 vlode. Staph. 841. 843. 2. Die sole, welche zu 20 
sal ausser der gewöhnlichen vlode gegossen wird, und zwar a. 
plichtige stige für die renteigenthümer derselben oder zu 
sülzzwecken; diese waren 1388—1390: vogedestige (s.u.), vruwen- 
stiege (s. u. vrowenst.), kolstige (s. 0.), bornstige (s. 0.), knechte- 
stige (s. 0.), Butzing oversolen (s. Butzing und oversolen), Yolger, 
Lünob. ÜB. 3, p. 64 u. 163. b. unplichtige stige oder köp- 
stige, die jeder sülfmeister zur vollen besiedung seiner pfanne 
sich giessen lassen konnte; dies ist die overgote oder oversole (s. 
d.). Die kopstige, d. h. der preis ihrer sole, wird vom sülfmeister 
an den sötmeister für den Lüneburger rath bezahlt. Die in der 
Schicht oder bute gelieferten köpstigen Messen schichtstige 
(s. d.). Staph. 843. Die unbeholfene berechnung der kosten, des 
roh- und reinertrags der stige s. bei Staph. 845. Wegen der Zahlung 
für die stadt heissen die köpstige: dat gemeene, mene statgut oder 
mene gut. Vergl. Volger an verschiedenen stellen. S. Mnd. Wb. 
4, 400. 

8tigek6pgelt, stigenköpgelt, n. Alle stige müssen dem soetmeister 
bezahlt werden, ausgenommen die pfannen . . . der probstei Lüne 
für 4 (?) stige (s. vrowenstige). Der soetmeister zahlt dafür dem 
rathe abschlagsweise jährlich stigcköpgeld 240 <%. Staph. 846. 848. 
Irrig wird daflir einzeln der name termine gebraucht (s. u.). 

Stigeschriver, m., beamter des sotmeisters, führte buch über die ge- 
lieferten stige und die sole (kumbök), über deren Salzgehalt (sol- 
provebok) und war aufseher über die bauarbeiter etc. Volger, 
Osterbl. 1862, 3. 

Stok) m., stocke s. unter slet und stig. 

Stotelrftm? Volger nennt im Osterbl. 1861, 9 unter den sülfmeisterkosten 
die ausgäbe für ^^Stösselraum''. Ist es der räum zum verpacken in 
tonnen? An kleinstossen des salzes ist nicht zu denken, denn bei 
scharfem kochen krystallisirt dieses so klein, wie das Lüneburger 
in den handel kommt (das s. g. buttersalz); um für die theilweise 
nachfrage nach „grobsalz^ zu sorgen, d. h. nach den grossen, 
muttcriauge haltenden und daher schärfereu krystallen, wird 
solches heute durch langsame siedung für diesen bedarf eigens 
hergestellt. 

Stoveken, n., das mass zum eichen der solgefässe, früher der ,ammer^ 
(1 gross ammer hält 40 stoveken. Staph. 843. 848), später des 
,kum' : ein kumm hat 840 stübichen, seit 1488 nur 825 stübichen. 
Als solmass diente das stoveken nicht, sondern das ,snl^ 

Sturen: die neue sülte — wird unter der erde in rhoren in die alte 
sülte gestüret. Staph. 858. Es sollte heissen : die sole der neuen 
sülte. Vergl. Mnd. Wb. 4, 453; = leiten. 



153 

Snkke, znkke (mit weichem z) ist aus dem 16. jahrh. nachweisbar, 
hängt daher nicht mit tukken, zucken, zusammen, sondern mit sugcn: 
die saugpumpe ? Kempings sucke, eine pumpe am hause Kemping, 
zu deren erhaltung 8 häuser 9 e% beisteuerten: Deginge, Ebbetzinge, 
Breminge, Edinge, Thenqueringe, Müntzinge, Sodersinge und Kem- 
pinge. Es ist fraglich, ob diese sukke eine der Salzquellen in den 
söt pumpte oder wildes wasser beseitigte, was wahrscheinlicher. 
Staph. 856. — Seit 1569 hatte der söt selbst ebenfalls eine sukke 
statt des bisherigen osen's erhalten. Volger, Osterbl. 1861, 26. 
Staph. 982. 

Snkler, m., der arbeiter an der sukke, der aufpumper. Einer heisst 
suckler in den Brokhusen ; die gute Brokhusenquelle war durch 
eine fahrt in den söt geleitet ; also wird er jene durch wegpumpen 
des wilden wassers haben schützen müssen. Er wurde zu den 
sodeskumpanen gerechnet und erhielt von jedem hause in jeder 
gate 3 ^. Staph. 856. 862. 

Suite, znlte, f., nicht salsugo (sole, auch fleischsülze, salsucium, sau- 
cieschen), sondern sali na: antiqua salina, nova salina, und so 
stets in allen Lüneburger Urkunden und Schriften; stets f., nie n., 
in der stelle bei Korner 96d (Mnd. Wb. 4, 463) steckt ein fehler; 
es ist zu lesen: unde ok dat sultegud to Luneborg syk sere 
Torergerde. Es ist immer die fabrica salis, die saline, daher auch 
öfter n. pr. von salzwerken, z. b. Sülte, jetzt Sülze in Mecklenburg. 
Guedt edder rente in der zulten (1383); de sulte tho Luneborg 
etc. Staph. 866 (auch Volger, Lüneb. ÜB. 2) up de zulten de nu 
is. Ibid. Redditus in antiqua salina. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 56. 
Juwelkem huse uppe der zulten etc. (1388). Ib. p. 62. Die sülte, 
hd. sülze, bekam den namen ,alteS als herzog Johann einen neuen 
brunnen (sot, puteus), fand, und ein neues sülzwerk: nova salina, 
nye zulten, für seine eigne rechnung anlegte. Nachdem er sie aber 
1269 verkauft hatte, wurde die sole in den sot der alten sülze 
(1388) gesteuert; der brunne und der stadttheil heisst aber noch 
heute ,Neue Sülze'. Ein im 13. Jahrhundert auftretendes sülf- 
meister- und patriciergeschlecht nannte sich ,de Salina', ,apud Salinam', 
,van der Suiten'; es erlosch um 1416. Büttner, Geneal. Volger, 
Patricier 37. 

Snltebrugge, f. Diese sülzbrücke führte über die Gumma auf den 
Lambertikirchhof, dort war neben der sultebrugge das sülzgericht. 
S. suiterecht. 

8alted$r, n. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 39. Or. Lun. 18. 

Snltegnd, Znltegud, n., die rente der pfannenherrn oder auch der 
Stadt. Vergl. Mnd. Wb. 4, 463 : und die oben cit. stellen : Bete- 
ringe ores zultegudes; de zulte to Luneborg und dat zultgud undo 
de der Stadt zultegoed is. Redditus in antiqua salina. redditus 
salinares (1388), dat mene zultegud (1388) = die gesammtrente 
aller berechtigten. Spreke aber jemand mit rechte in sultegud. 
= sulterente. 



154 



Snlteuiner, f.. ein tbeil der Iiiituburgtir sladttnauer; .achter der 
sitl teiniier', ^Hinter der äüli^inituer'', Strasse daliiuter; sie läuft 
von der sUlzc zum kalkbcrge. 

Snlter, ni,, sülzer, knechte des sülfmeisterB zum sifdeii im süizliiius«; 
auch = suUfknechte. In jedem hause waren 3; der seder (3. 0.) 
zum sieden am tage, der liüder oder hüder (s. o.) bei naclit und 
der voget (s. u.) zum holzliauen etc. Ihr lohn: Staph. 970. 84A 
und 818. Die 16'2 sulter hielten durch brüderächaften einen testeu 
Zusammenhang. In Lüneburg hiessen sie nie solter (Mnd. Wb. 
4, 288), obwol der name ia Hannover galt; dies würde in Lüneburg 
einsatzer, pokler (Leriugssolter) bedeuten. Das letztere ist auch 
wohl 1623 „unser salinator" des Hamburger domcapitels, dem 14 
tonne gut wintersalz in natura nach Hamburg zu liefern sind. 
Staph. 9(J5. 

Sslttirecht, n. Sprcke aber jemand mit rechte in aultegud, dal id 
des nicht enwere, de dat eachede, dat scolde me vorvolghen mit 
brenden uth to thende na dem olden suiterechte. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 447. II). p. 343. 344, S. das verfahi-en oben 
V. braut. Das alte sülzgcricht wurde, ehe es an den rath kam, 
vom herzoglichen vogte gehegt auf dem platze neben der 1376 noch 
vorhandenen sultebrugge, auf den sultestenen am stegel. v. Harn- 
merstein 607 und die cit. stelle aus Sudendorf, ÜB. I, no. 6OJ: 
sind de vrowe sprikt up sulteghud, dat in der atadt rieht lieht 
{also salz oder geld), so schal se komen to den stcnen vor der 
sulte unde vorderen dat mit der stad rechte. — Das überreichen 
dos vom pfannenherrn ausgezogenen braodes {taedaj war die offen- 
kundige Übergabe des eigeiithums; v. Ilammerstein 607 nennt diese 
laeda eine kerze; p. GO*^ aber fackeln, 

SultercDtenei', m. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p, 447. 464 = chorusherr, 
pfannenherr, praelat; auch einfach dafür rentener, ib, Das ver- 
zeiehniss aller berechtigten praelaten e. Volger, Neuj.-bl. 1861, 8, 
die Hamburger intraden Staph. 969. 

Sultescriver, m., s. Mnd. Wb- 4, 463; ebenso Volger, Lüneb. ÜB. 3, 
p. 63. IfiO (1390). Er ist der spätere vlodacbriver (s. u.), 
nachdem vermuthlich der at igeschr i ver (s. o.) besonders aaa- 
geschieden war. 

Soltestene, pl., s. sulterecbt. Noch 1453 waren sie sichtbar, neben 
ihnen am stegel stand die soltbode. Volger, Or. Lun. 26. v. Ham- 
merstein 1, c. und p. 318. 

Sottestrate, „Sülzstrasse", vom rathhaus ab, neben der ^Neuen Sülze" 
vorbei nach der sülze; wo sie durch „A-Itstadf und üarbrüterBtr. 
scheidet, hcisst der platz ,an den ver örden', „An den fier 
Orten". 

Snitewall, m., der Sülzwall ond die sülzwallstrasse: vom ^üUthor 
nach dem Rolhen (roden) Thor). 

Salfmester. m.; der ausdruck ist im Mnd. Wb. 4, 465 irrig gedeutet, 
schon Staph. 84! erklärte ihn vollkommen richtig „cjuasi selbst- 




15& 



meräter, doss sie sieden können und dürfen", und nennt die erklä- 
rung ^süli^meistßr' (sultemester) eine Verdrehung; ebeusü hatte 
man es, durch den uamen sal/junker Ferfiihrt, in soltiuester um- 
gedeutet. In der laugen reihe der sülzdocumente heissen sie nur 
Bulfmester, siilfmester, nach der analogie und in derselben bedeutuDg 
von §u!fhere, sulveshere. Nach altem herkommen konnten die prau- 
laten und auswärtigen eigeiithümer des sUlzgutes nie selbst sieden, 
sondern es hatte sich eine feste korporation von theib (privat-) 
eigenthümern, iLeits pächtern gebildet, von zunft- oder gildenartiger, 
noch durch bruderacbaften gefestigter art, die das recht behauptete, 
die besiedung der sühhäuser allein vornehnien zu dürfen; die eigen- 
\ thümer der pfannen mussten sie ihnen zur beeiedung einthun, vcr- 
I pachten, und seit alter zeit war diese pacht (oltvlodegut) eine feste 
irent« geworden. Diese pfannenpächter wurden so siedcherren. 
^staunten sich als eigne herren „sulfra est e r e", ihre „knechte" 
' i „sulter", ihr gildehaus die „küntje", ihre olderlude die 
^pbarmeste^e•' . Allmählich schlössen die reich gewordenen familten 
B^ch in strenger ausschliessung. in engc-r wechselbeirath -zusammen, 
Bie allein sassen im rathsstuhl der ätadt, ans dem wieder der ,söt- 
neister' gewählt wurde, der Vertreter der rentnerrechte : so wurden 
üe snlfmeister fast alieinherr.en der süke, soweit der rath sich ihrer 
feutzuug nicht bemächtigte. Im anfang des 15. jahrh. war so factisch 
I patriderthum der süU'meister fertig und beheiTSchte atadt und 
pül/e. Bei der restauration, nach der abwerfung dieses regimentes 
Hin praeiateukriege, schlössen diese familien sich noch enger in der 
■ Theodorigilde (vergleichbar der Lübecker cirkelbriiderschaft) zu- 
»ammen und schlössen jeden andern vom pfannensiederechte und 
.vom rathe aus, nun nannte man sie auswärts und darauf sie sich 
£ern selber: sülzjunker und salzjunker, woher denn auch 
Verdrehung ihres alten namens. So sicher aber kannten die 
Braelateu noch im 16. und 17, jahrh, das einfache alte pfannen- 
paohtverhältniss, dnss man den salzjunker als sülfmeister „colonus 
idcr conductor" der salzpfanneTi nannte; Staph. 972, ebenso: 
nlzkocher, sahlensieder. Ib. 974. Vergl. Volger in den Neuj,- 
ind Osterbl. 1861 — 1864; Volger, patric, Staph. an vielen stellen; 
Bire Unkosten: Staph. 848 — CiG2. 97U. Auf latetn heissen sie: rec- 
^■ores salinae (d. h. der siilzhäuser) qui vulgo zulffmestere di- 
Kountur. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 50, Staph. 871. Die formel 
fcon 1396 bei Sudendorf (Mnd. Wh. 1. c) ,We rad und sulfmestere' 
^oeruht darauf, dass dieses die beiden satenden parteien sind. — 
Eine liste aller sulfmeisterl'amilien bei Volger, patric, 3ti, 
"neistereassa, aus der sie ihre gemeinsamen ausgaben bestritten, un- 
bcheinend erst im 17, jahrh, so genannt. Zur tilgung der kosten 
pr<3er sotzukke wird der harmeisterkasteu genannt, beide wol identisch. 
""neisterEliafthaas. „In ihrer gemeinen sulffmeister xunfthause," 
^ Staph, 982. Es ist die küntje. 
' nnavende s. sahbata, 



156 

Sii8, n., indeclin., zus, zues, zuess, süst. 1. Das kleiuste handelsniass 
für salz auf der sülze : .'(6 s u c s s sind 1 chorus, 3 s u e s s sind 
2 schcffel. 2. Das kleinste rechnungsmass für die reute (aber nicht 
für die pfannentheilung). Stapli. 851. 859. 800. Jedes sal sole 
giebt l süss salz, jedes haus in 24 stunden 52 süss salz. — 
XII zu es to kokenzolte (1388). Volgcr, Lüneb. ÜB. p. 63 v. Ham- 
merstein p. 136 ff. S. 135 übersetzt er falschlich „das s. g. Süsse''. 
1192 in der Schenkung kaiser Heinrichs VI. an den bischof von 
Verden heisst es: medietas salinae de sustiis. v. Hodenberg, 
Verd. G.-q. II, p. 54. Das werden die sus oder süs sein. Aus 
sestarius? 

T. 

Tal, f., zahl, mass. ;,bi thale einer mate^ ist in ältesten zeiten das 
salz vorkauft, nicht in tonnen ; also stets aufgemessen. Staph. 976. 

Termine, m. pl. Die rente von den unfreien pfannen und dem un- 
freien chorusgut, d. h. die nach dem praelatenkriege für die Stadt 
aufgelegte, nicht durch hauptstuhlzahlung gefreite rente, mussten 
die sulfmeister von der sulzrente der rentener abziehen und in 4 
terminen : Viti, Mariae geburt, St. Andreae und Invocavit an den 
rath einzahlen. Daher hiessen diese Zahlungen ,t er m i n e^ Staph. 
970. Volger, Neuj.-bl. 1861, 16. Zuweilen wird der name auch 
für die stigenbezahlung: stigeköpgelt, gebraucht. Staph 848. 

Theodorigilde, der eng geschlossene sülfmeisterfamilienzirkel, das pa- 
triciat der Stadt Lüneburg; gestiftet nach 1456 und genannt nach 
dem h. Theodorus, weil an dessen tage, 9. November, der alte rath 
1456 wieder eintrat. Volger, patric. 14. 

Tide, f., to den veer tyden wert nicht gesaden. Staph, 861. Es 
ist Quatember, quatuor tempora. 

To, praep. in ei genthüm lieberen gebrauch: so mennigen Schilling de 
wispel gelt to der floedt, so mennige 3 ^^^ dat voder und so men- 
nigen penning de rumpe. Staph. 862. Vergl. Mnd. Wb. 4, 
552 sp. 1. 

TobriDgen, st. v., ausser den gewöhnlichen bcdeutungen: zu ende 
bringen, voll aufbringen, voll machen. ,De leste (14.) vlod to- 
bringen.* Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 62. Vergl. Mnd. Wb. 4, 
555 tobringen II, wo aber nur üble bedeutung angegeben. 

TokomeD, st. v., ausser den gewöhnlichen bedeutungen: anfangen, be- 
ginnen: Des achten dages darna alse de vlod (s. d.) toquam. 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 447. Wan de ander vlod tokumpt. Ib. 
Die bedeutung ist zu entwickeln aus Mnd. Wb. 4, 567 tokomen 1. 

Tolle, tollen, tolne, m., der zoll an der sülze, salzzoll; dieses the- 
lonium, teolonium wurde schon a. 956 von kaiser Otto I. bei der 
gründung des klosters St. Michaelis diesem geschenkt; später hatten 
die herzöge den ,tollen^ an der sülte, nachher auch den tollen an 
der nyen zulten. S. die betr. ÜB., Volger in denNeuj.- etc. blättern, 
derselbe Or. Lun, 1861, v. Uammerstein. 1681 berechnete der 



157 

sülfmeister für ein haus jährlich die Zahlung von 21 J^ sülzzoll. 
Volger, Lüneb. Neuj.-bl. 18()2, i). Kein salz-, sondern ein allge- 
meiner zoll war dagegen der herzogliche zoll in der ßeckerstrate, 
der frühere Bardowiker. v. "Hammerstein 77 und 144. Von seiner 
hebestelle hat die in die gr. Beckerstrasse mündende Zollstrasse 
den namen. Einen 4. salzzoll erhoben aber die herzöge von Sachsen 
(Lauenburg) in Lüneburg selbst; vielleicht den der bequemlichkcit 
wegen von Esslingen (Tollenspiker, Zollcnspieker an der Elbe) hier- 
her verlegten Esslingen v. Hammerstein 138. 200. Vergl. Mnd. 
Wb. 4, 571. 

Tolnbode, f., die zollbude vor der sülze. Ene stenen tolnbode by der 
sulten. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 400. 

Tolner, m., Mnd. Wb. 4, 571, der herzogliche zoUner zur erhebung 
jenes tollen; er erhob auch die herzoglichen sülzrenten, z. b. das 
kokensolt (s. d.). 

Tonne, tunne, f. 1. Das gefäss, die tonne, zu verschiedenem gebrauch: 
zum salzverpacken, in die halve, in die bare ; diese letzteren lieferte 
der 3. suiter (vogt). Staph. 849. 2. Das gemäss oder salzquantum : 
1 tonne == 6 scheffel = ^U wispel = V^i« last. 78 tonnen gehen 
auf 1 schiff. Staph. 848. — Das wort sack, sacke kommt in 
den sülzurkunden nicht vor, da die heutige sackverpackung erst an 
die stelle der alten tonnen trat, als die neue einrichtung der darren 
eine erheblich stärkere trocknung des salzes ermöglichte. 

Torf, m., Mnd. Wb. 4, 585. Wer die gewaltigen häufen des brenn- 
torfs auf der Lüneburger sülze gesehen, wird dieses wort hier er- 
warten; es steht aber in keinem älteren documente, da erst 1745 
dort der erste versuch mit torfbrennen gemacht wurde. Volger, 
Osterbl. 1862, 30. 

Travesolt, (Volger, Osterbl. 1962, 23 j, im gegensatz gegen Bayensolt, 
im mittelalter das Lüneburger salz, weil es, durch den Stecknitzgraben 
seit 1391 in menge nach Lübeck gebracht, von der Trave ab zur 
Verschiffung nach den hafenplätzen und häringsplätzen der Ostsee 
kam. Man glaubte, und glaubt zum theil noch heute, dass nur mit 
Lüneburger salz sich der häring halte, wie man es in Holstein und 
Mecklenburg noch jetzt für allein geeignet zur butterbereitung hält. 
Daher heisst es buttersalz. Lüneburg hielt für diesen handel in 
Lübeck das Lüneburger haus, dessen einküufte und erhaltung dem 
sotmesterkasten zukamen. 

Tngger, m., nach einigen Verzeichnissen ein sodeskumpan, möglicher- 
weise, da er in älteren listen nicht vorkommt, der sukler des 
sodes (seit 1569), also der soleauspumper. Vergl. oben dügger, der 
auch in den älteren listen fehlt; der name wäre dann nicht von 
,sugen^, sondern von ,tukkcn, tokken^ herzuleiten; doch ist das frag- 
lich, da die arbeit des tugger's und dügger's nicht angegeben wird. 
Er erhielt von jeder gate von jedem hause den hohen lohn von 
8 /A, den nur der lohn des nachtgiessers (höder's) um 1 /^ über- 
trifft. Staph. 862. 



Ildiflge, I'dinglie, n. pr. eines sülzbauses. v. Hodeuberg und v. Hai 

merstein 1. c. 

Vlingbe, lllinge, ebenso. Das redende hauszeichen war eine efl| 
(ule). 

Unbetnnnet, adj. ,Lß8o und unbetunnet' sei früher das salz verfahr^ 
Staph. 976. 

Ilnplicht, f., ausgäbe und abgäbe. De andere 15 wispel (nach ad 
gäbe der 15 wispel rente, nach alter berechnung der sülzrente i 
13 vloden) behalt de Bülffmeister, dar ateiht de alle unplicbt : 
Staph, 859, Mnd. Wb. 5. ß7, 

üpsate, f. 1. Jede neue aufläge von abgaben für die stadl. 2. Di^ 
abgäbe aelbat; nachher hd. ,auf8atz'. So wurden z. b. di 
willigungen der sützrentener an die stadt von 1383 und 138 
nannt; dann wieder die 1453 versuchte aufläge, die später etil 
geändert durchgesetzt wurde. Dies war eine ,upsate up de panoJ 
„aufsatz auf die pfannen". Im 15 und 16. jahrh. wurde wiederhfl 
eine ,up3ate' auf die weissladereien, also auf den grosshan ' 
salz, zum theil sehr drückender art gelegt, „Aufsätze, abgahj 
vom salzhandel." Volger, Osterbl. 18ßl, 5, 16. 1862, 26. Stiq 
mullis loc. Mnd, Wb. 5, 125 (2)). 

Upsetten, sw. v. l. Vom aufschlagen der rente: de verbäte ( 
se up edder af. Staph. 850. 2. Vom auferlegen der upsate (a. i 
„Wer den (1453) aufgesetzten bauptstuhl aufzahlet, dessen pfan 
ist froy." Mnd. Wb. 5, 129. 

Upslager, m., einer der ban;kn«chte. Beim pfannengiessen bekom 
er von jeder pfanne 1 A. „ufschläger". Staph, 856. 

Upfiiller, m,, einer der sodeakurapane oder oser. Staph. 862. 
füUer", ib, 856, Er bekam von jedem hause für jede gote 5 

Upwerper, npwarper, m,, Staph. 848 nennt unter dem ungeld 
sülfmeister; ^auffwerfergelt" ; Volger, Osterbl. 1H61, 9 „aufwerf^ 
lohn''. Da für ein haus füra ganze jabr nur 6 J>^ gerechnet werdf| 
so wird es eine art trinkgeld beim aufladen des sakes sein. 

Üt, praep., men betalet ut jüwi'Iiker panneu 2 wispel, Staph. 8J 
F'.benso renle ut enem huse. 

ütberneti, .wenn man ausbrecinet in der bar, von einem Lisspfid 
3 "".' {zabluug des sülfmeister s), Staph. 856. FJs ist das umgiesn 
der pfanaen gemeint. 

Ütgän, st. V., Mnd. Wb. 5, 151. Wat vor unplicht geit utem ht^ 
nnde paunen. Staph, 859. 

Ümn, st. V., mit brenden uth to thende {139(i. 1400). Volgi 
Lüneb. CB. 3, 447. 343. 344. Vergt. brant und sulterecS 

Üttfiger, m., nach Volger, Osterbl. 1861, 4, ein sodeskumpan ofl 
oser, sonst wird er voruth tager, Staph. 862, oder gar vorufl 
Loyer, Staph, 856, genannt. Er zog duu osammer aus dem sod^ 



F uud V. 

vademe, m., das cubikraaas dea hoUas, GXCXG fusB, nach 
|i dem auf der sulte gerechnet wurde. Mud. Wb. 5, 184. ,Da3 haus 
l^fordert zu voller bekochung per jähr 600 faden, thut auf 54 hüiraer 
32400 faden. Ötaph. 857. 

', f. I. Die unterirdischen horizontalen, mit zimmerwerk gestützten 
feitnngeu aus den 6 quellen in den söt; auch die rohrleitung der 
flyen Bulte' in den alten söt. '2. Auch gelegentlich die ver- 
uDg unten im sode selbst. Staph, S46. Volger, NGUJ.-bl. 
l. 
rtkoecht, id., die bauarbeiter, graber und zimmerleute an der 

Ibid. 

rtneiiter, m., der haumeisti>r der varten und des sodee, dann auch 
* siilzbautea iiherhaupL Nach austellung eines baumeisters im 
,7. jahrh, wurde jener dessen untergebener, gcwissermasaen der 
JpoUer', Ibid. 

■tclATentsgelt, n., i zwei besondere Zahlungen der sülfmeister an 
[Iteagelt, n., l die 3 süber. Staph. 849. 970 f. 

mge, Staph. 852: Velning, n. pr. eines aülzhauses. v. Hodenberg, 
. Hammerstein l. c. Velinge, Velgen, dorf im geh Ebbekestorpe. 
, Bammersteiii 244. 

leh, adj., Mnd. Wb. 5, 244 üben. Süss, im gegunsatz gegen sole; 
i heissen die verschun watere: wilde wasser. Dat versehe water 
>aii der zolen scheiden und bringen. — dat twee man dat versehe 
r van der zolen vortheen edder vortreden können. 1388. Volger, 
r-Lüneb. ÜB. 3, p. 37. 

lut, m., Mnd. Wb, 5, 253 v, vime, holzhaufen. Ein sülfmeister 
n auf der sültzen 200 faden holz in vienen stehen haben. 
ih. 857. 

I, st. V., Mnd. Wb. 5, 272; fliessend sein, zu leichtflüssig, wüs- 

g sein; von der sole also: nicht gesättigt. Verhochd. bei Staph. 

: ob sich die flöde der sule etwas verminderte, oder ob sie zu 

ehr flöte {um genügend gesotten zu werden). 8G0: de flöte 

■ Bale wat vorminrede an dem sode, oder ofte se to sehr flöte. 

, f., auch vlodc; nicht == boninge, wie Mnd. Wb. 5, 265 (4.), 

. Der zufluss der sole (a. v. vleten). 2. Ein bestimmtes mass, in 

Bstimmtcr zeit regelmässig vom sötmeister jedem hause zu liefernde-s 

lass sole : es heisst vlot, vlode, weil ea in die wege (rinnen) ge- 

eoaaen wird und den häuseru zuströmt. Die vlot beträgt 4 gote 

P bitmen 26 tagen (s. gote), ea werden deren 13 gegossen, der theorie 

I nach sollten es 14 sein, statt der 14. traten später die 2 boninge, 

Ljede =^ 2 gote ein. Vlode und boninge sind daher ganz ver- 

I- schieden. 3. Die vom ertrage der vlot kommende rente; die 13 

r .vlode geben das chorus- oder wispcigut, und in ihrem alten rech- 

fcnungsbe trage (ohne die bona ducis) dat olde vlodegut oder olt- 

it; grade im gegensatz gegen die rente der boninge. 4. Vlot 



160 

heisst nachher auch die terminszeit von 26 tagen, und der pl. die 
vlode: die zeit aller 13x26 tage vom 10. Januar bis Luciae. Vergl. 
Volger, Neuj.- und Osterbl. an vielen stellen. Staph. 848: ;,I3 vlöde 
werden den sülfmeistern gegossen von wegen der praelaten, jede 
floht 26 tage, also dass in 26 tagen die gantze sülze umbgcgossen 
wird.^ Eine liste der vlotzeitenanfiinge ibid. (noch mit dem cisio- 
junus), eine liste nach den endtagen p. 863. Sie dauern nach 
unserm kalender 1. 10. Jan. — 5. Febr. vesperzeit; 2. 5. Febr. 
vesp. — 3. März ; 3. 3. März — 29. März ; 4. 29. März — 24. Apr. ; 
5. 24. Apr. — 20. Mai ; 6. 20. Mai— 15. Juni; 7. 15. Juni— 11. Juli: 
8. 11. Juli — 6. Aug. ; 9. G. Aug. — 1. Sept.; 10. l. Sept — 27. Sept.; 
II. 27. Sept. — 23. Oct; 12. 23. Oct. -18. Nov.; 13. 18. Nov. — 
13. Dec. — Darauf folgte: Naboninge: 13. Dec. vesperz. bis 
Jahresende, d. h. 24. Dec. ; bute, schichte vom jahrsanfang, 
25. Dec. vesperzeit, bis 29. Dec. ; vorboninge 29. Dec. vesp. bis 
10. Jan. — Von jeder floede bekam der rath 22 ß 2 ^. Staph. 856. 
— Ib. 859: juwchk hus hefift 4 pannen (als druckfehler steht: flöte), 
und juwelikem huse werden gegeven 4 goete (verdruckt: flöte), dat 
het eine floet. — Ib. 860: so worde der tydt juweliker floet aver 
2 dage vorkörtet, und worde de 14. floedt nicht gcscheen, woon 
sik de sale vorminnerde edder vortögerde. — Hiervon (den 4 gotcn 
der vlode) betalet de zulfmester vlote (d. h. die rente), vorbate 
und allerleye ungelt. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 63. vorholdene 
vlode edder paniienrente betalen. Ib. p. 344. 

Vlotgelt, vlodegelt, n., ist die bezahlung der oser, s. lönschillink. 

Vlotgut, n., Mnd. Wb. 5, 286. De bäte und vorwisinge des vlout- 
gudes. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 344. Enen halven wispel zoltes 
vlotgudes (1390. Ibid. s. 182. Es ist der name des alten chorus- 
oder wispelgutes, 12 chor vom hause, vor einführung der bona ducis, 
als neuer rente von 3 chor vom hause. Später hiessen daher jene 
12 chor oldevlotgut (s. d.). 

Vlothus, n., 51 vlothüse, doraus fluminalcs stehen gegenüber den 3 
Berndingcn als domus mensuales, denen die vlot nicht in gewöhn- 
licher weise gegossen wurde. Staph. 859. 851. Die mensuales 
zahlten 4 statt 3 chor bona ducis. 

Vlotschriver, der alte ,zultescri ver^ er muss den (täglich an der 
salzbude angeschriebenen) salzpreis anschreiben, daraus den durch- 
schnittspreis der vlot, und danach die ganze rente berechnen. 
Volger, Neuj.-bl. 1862, 3. Er ist beeidet, diese arbeit jährlich neu 
zu machen. Staph. 857. 

Voder, n., plaustrum. 1. Ein bestimmtes mass salz. 2. Die ent- 
sprechende theilrente des chorus. 3. Als grosses plaustrum oder 
voder: der entsprechende theil des praelaten- oder grossen chor (s, 
d.). 3 foder (verdruckt: faden) sind 1 wispel. Staph. 858. 2 foder 
salz (rente). Ib. 853. Vergl. Mnd. Wb. 5, 292 (wo aber die pehs- 
voder nicht fuder, sondern Pelzfutter sind). 

Vogel, vaget, m. 1. Der herzogliche oder stadtvogt, der auch das 



aültegericht hegte bia ende des 14. jalirh. ; er bezog tiir sein amt 
^s fürstliches lehen 17 süs salz aus jedem hause und noch 1 chor 
Balz, auch abgaben vom gericht. v. Hammersteiu p. 349. CÖ7. 
Volger, Neuj.-bl. 1SG1, U. 2, Der unterste der 3 sulter, der die 
aufsieht über das siedehaua, aber nicht über das sieden hatte, holz 
M^uuen und reinigen musste, Staph. .S48. 84!). Vielleicht gab es 
^Hiuen 3. vogt als einen der bareknechte; 1-5t4 wurde beschlossen, 
^^Benn mau pfannen gicsse, dem vogtc nicht mehr biergeld 7.u geben 
^■äs I a. Staph. 856. 
Vogedestige, f., als ,plichtige gote' 138S. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 64, 
Ks ist die oben v. voget 1. giinannte lehenrente von salz, diR den 
namen behielt, als sie läiigät als rente in anderen bänden war. 
Vergl. stige. 1243 bekam der vogt VZ denarü für 1 chor salz. 
V. Hammevstein 60ö. 3 kummo vogt&lign gab 1276 der herzog Jo- 
hann dem kloster Lüne. v. llammerstein 137. 
Volqnerdinghe, Volquarding, 1231 Volkwardinge (mit übersehener 
abhrev. Volkwarde). N. pr. zweier aulzhäuser: supra und infra, 
V. Hammerstein, v, Hodenberg I. c. Staph, !^41. Kin Johannes de 
Volquardiiige kommt vor v. Hodenberg, Verd. G.-q. 1. 11. 
Vorbate, f,; 1. eine 2te rente der pfanneiiherren, die sie bei besserung 
der ertriignisse, da die chorusrente einmal fest geworden war, den 
sülfmeistern auferlegten; mit den boningen hat sie nichts zu thun. 
Auch sie wurde eine feste reote, neben der man dann wieder eine 
neue (s. vruutachop) einführte; sie bestand schon vor 1388: hiervon 
betak't de zulfmester vlote, vorbate und allerleye ungelt. Volger, 
I>üneb. ÜB. 3, p. 63. Im Osterbl. 1862, 29 heisst sie geradezu 
(annenpacht, „Vorböte ist das rechte ordinarium, so man von den 
üannen gibt." Staph. 857. Sie wurde jährlich dem pfannenhenn 
Kzahlt, richtete sich aber nach dem schwankenden marktpreise 
Pes salzcs, wie das chorusgut. Sie wurde um Michaelis festgesetzt 
ler reihe nach von einem der klüster St. Michaelis, Scharnebeck 
pnd Lüne mit 6 sülfroeisteni und nnch diesem ansatz von allen 
I gleichraüssig Jacobi bi'Ziihlt. 1030 trug sie für ein haus: 
fi& A^. Staph. 849. Sie hiess auch vormede {vormiethe, vor- 
ieier)und vorhure. Volger, Neuj -bl. 18(il, 10. Staph. 848.973, 
. Eine feste abgäbe von 14 von jedem hause an den sötmester. 
taph. 849. Auch sie scheint vormede /.M heissen. Mnd. Wb. 
[311. 

Msinge s. boninge. 
Ttrder ^^ rechts, dexter. s. gunkpanne. ,vordere wechpanne'. Volger, 

Liioeb. ÜB. 3, p. 472. 
Vorholden, st, v., vorenthalten, nicht zahlen. Mnd. Wb. 5, 369 (3.). 
De zotmester scal deme, de sodane betalinge vorholt — de zolen 
vorbeholden. — vorholdone vlode edder pannenrente betalen. 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 347. 344. 
Varhure s. vorbate. Mnd. Wb. 5, 373. 
Vormede, vormiethe, vormeier s. vorbate, Mnd. Wb. 5, 404. 




162 

Vortun, st, Y. Mod. Wb, 5, 472, In etw&s anderer bedeutung als 
1.: dat twee man dat versehe water van der aolen vortheen 
edder vortreden können, also dat de zole gut blive. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 37 (1388); es ist directes wegziehen, auf- 
ziehen aus der fahrt zum wegschaffen. 

VortredeR, st. v., s. vorten: das wilde wasser durch treten in die 
höhe bringen uud fortschaffen, also durch ein tretrad (1388), wie man es 
in alten kranen findet. — In Stade war eine genosseuschaft der 
,krantreder', krantreter, iiftei' verdreht in kranträger. 

Voputtager, vornthoyer, m., sodeskumpan. a. üttoger. 

Vopwater, n., twee achok vorwaters to jewelker gote. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3, p. 62, gleich dem cit. in Mnd. Wb. 5, 498. Eb ist 
in der älteren zeit der noch nicht erreichten Sicherheit des genü- 
genden ständigen aolezuflusses das mas9 an soIe, welches jedem 
hause zuerst mit Sicherheit gegossen werden konnte und sollte. 

Vorwising«; de bäte und vorwisingo dos vloutgudes. Volger, 
Lüneb. ÜB. 3. |). 344. Zu vorwiaen, Mud. Wb. 5, 507, aber 
nicht = vorwiasinge, ib. y08, = Ausweisung, Zuweisung. 

Vorworden, sw, v. Hierümme schall sick de pannenhere ?or vor- 
wurden der hemeliken friindtschop (einer abgäbe) mit deme etc, 
Staph. 860: sich sichern, sicher ausmachen. 

Vredesehillink, m. Mnd. Wb. 5, 524. In Lüneburg bekam der 
vogt den vredeschiJling. vom verkauften suitegut auf dem sultesten 
l ß. V. Hammerstein (j08. Volger, Neuj.-bl. 1862, l», nennt ihn 
, Friedegeld', v. Hammerstein 608: solidus coiifirmationis 1220. 

Vrij adj., vri gnt, frig gut s. rhorusgut. 1. Von stadtsehos freies 
(praelalen-) gut, gegenüber dem ,plichtigen gude', daher auch ,un- 
plichtich gut'. 2. Nach dem praelatenkriege: vri gut, wenn die 
upsate durch Zahlung des hauptstuls abgelöst, das gut gefreiet ist; 
unfrig gut, wenn die reute nicht abgelöst wurde, ätaph. 842. 

Vridage, m. pl-, eine salzrente von der aüite, unbekannter herkunft, 
3 praelaten erhielten zu Jacobi und Martini von den sülfmeistern 
aus jedem hause I fuder sakrentc, diese wurde nach dem tages- 
preise an der aalzbude berechnet, Volger, Lüneb. Osterbl. 1861, 
2. 9. Staph. 848. 853. 859. An letzter stelle ist jährlich l fuder, 
statt 2, irrig angegeben : von Jacobi beth tho Martini gifft ein 
juwelick hus ein fodor, dat beten fryedage. Sicher ist das wort 
, freie tage', nicht Freitage zu erklären; die rente wird aus söden 
an koltlegcr-tagen ursprünglich bewilligt sein. 

Vrien, sw, v,, Mnd. Wb. 5, 532 (sub 3,), s. oben vri. Die zülzrente 
durch Zahlung des hauptstuls von der upsate freimachen; daher 
gefriet gut = vrig gut. Staph. 882. 908. „wol nver sine pannen 
frien wolde". Ib. 895. 

Vronwenstige, vruwenstige, frauenstige, jungfernstige, f, ; den kloater- 
nonnen zu Lüne waren vor 1388 von den praelaten 50 stige sole 
bewilligt, die nicht als salz, sondern auch als rente bezahlt wurden; 
diese stige galten nicht als overaole, kamen also davon in ab- 



»choiing. In Volger, Lüneb, ÜB. 3, p, 64 (vpuwenstige) und 163 
Trird sie unter die ,plkhtignn gote' gerechnet. Vergl. Stapb. 846. 
Volger, Osterbl. ISfil, 2. 
Vrnntscbop, f. Beim steigen der siilteeinniihmen tiir die sülfmeister 
hatten die pfannenherren zuerst die vorbate oder vormede zu 

»der alten rente als jahresabgahe geschlagen ; dazu wurde dann bei 
neu Verpachtungen als eine art ztibusse zum weinkanf 1. ,dte vmat- 
8cbop' gelegt; auch diese wurde eine jährliche, durrh überbot heim 
verpachten steigende rente, bis die sülfmoisterzunft ihre höchste 
bühe festsetzte. Volger, Ncuj.-bl. 1661, 11. Nominel galt sie aber 
immer als extraordinarinm. .Froundachafft ist ohngefehr des Jahres 
60 L% min oder mehr von einer pfannen, wie sich dessen die prae- 

tlaten mit den siiltzmeistern v e ■'gleichen ' Stnph. 6.'>7. 2. Die sülf- 
meister untereinander, welche den wertb kannten, gaben beim 
,buten' über mehr, an 200 ^, a. bute vruntschop; Volger I, c, 
hält sie irrig für die heimliche freundschaft, sie mag aber gelegeot- 
licb so genannt sein, weil sie vor den praelaten geheim gehalten 
wurde, 3. Neben der vruutscliop wurden noch andere .nebenver- 
ehrnngen, beiverehrungen' gegeben, endlich auch eine geheime ein- 
malige bezablung für die zeit der pfannenpachtung ; dieses war die 
hemelike vrnntschop, vorweg auf einige juhre zu zahlen; 
Staph. 861; und den praelaten wurde zu deren erhöhung gerathen, 
nicht auf längere Jahre in besiedung zu thun. Ib. 860. 9G5. 974. 
1681 berechnete der aülfmeister die gesaminte vruntschop auf 
800 J^ Tür das haus oder 200 % für die pfanne; 1623 verpflich- 
tete sich ein püchtor jährlich zu T>0 J^^ 1630 zu 230 ~% von der 
pfanne. Staph. 965. U78. 
Vülammer, Tfilammergelt. Unter den intraden des obersten suiters 
(seder's) wird 1650: „jedes quartal F u I lammer gelt .1 U" ge- 
^L nannt. Staph. 970. Da der suiter mit dem solefiillen nie etwas zu 
^1 thup hatte, kann es nur vülammer zu lesen sein, eimer zum 
Hp^ fortschaffen des faulwaascrs, vielleicht der mutterlauge. 
^wAle oawe, f., vermuthlich im zusammenhange mit der Gumma, heute 
^K „Knge Strasse", die Verlängerung der Backerstr. nach der Kuhstr. 
B Sie ist 1373 in Keppensen's liod von der instiginge genannt, 
"Vfilendik. Der 3. suiter (vogt) bekam 1650 unter seinen einnahmen 
.für die vaulen tuch jährlich 1 ^', Staph. 971, Es ist nur über- 
tragen ans ,vor de vülcndiike' ; aufwisch-, feidel-, feudel-, feul-, 

feiltücher, auch feul, feil, m. in jetziger spräche. Es gehört zu 

jVÜlen', Mnd. Wb, S, 553, aber in der bedeutung „achmutz besei- 
tigen". Brem. Wb. I, 384 v. feudel. holl. vuile doek. Kramer, 
N. Woordenb. Aufl. 3. 555. 



ifaclitgelt, n., 8. grabengfilt, 

Wntf f., want^elt, n. Kleidung, geld für kleidung, erhielten die 



salter: der seder jährlich 1 ,% 10 ß, der Loedcr Uad der rogt 
jeder 1 ^ 2 ß. Staph. 970. 97t. 

Waterammer, m., s. ammer. 

Watergote der Lüiieb. Urk. hat mit gote {a. a) nichts zu thun, son- 
dern ist pl, von watergot, n,, wassergut = Überschwemmungswiesen, 
fischwehre etc. v. Hammerstein 193. 

Watertoger, watertager, waterteher, ni., ein sodeskuinpan ; er erhielt 
von der gote von jedem hause I Jfy. Staph. 86G. 8G2. Er scheint 
die leitungen des susswassers busorgt zu haben und ist dann der 
spätere bornemaker. Dasselbe: „wasserleiter", leitungsauTseher ist 
,watertoger' in Zeitschr. d. bist. Vereins f. Nieders. 1870, 140, wozu 
Mnd. Wh. 5, 616 ein ? setzt. 

Waterwecb, m., waterweghe und schipvore, Volger, büneb. ÜB, 3, 
p. 203 sind die Wasserwege für schifle; schiffsgräben etc., nicht 
etwa wege {s. u.) der siilte. 

Wech, m. l. name der bölzernen IG hauptrinnsale für die am söt 
gegossene sole zu den sicdebäusern. ,10 wege sind auf der süken, 
und zu jedem geboren gemeiniglich 5 häuser' (also urspr, 50). — 
Diese 10 wtge führten zu Miintzinge, Eminge, Mettinge, Loteringe, 
Ecbertinge, Kcmpinge, Ebhinge {womit Woltersinge und via quarta 
(4. ledinge) domua Henringu verbunden), Grevinge, Huttinge, Brock- 
huaeu. Staph. 855. v. Hammersteiu 577. Volger, Lüneb. IIB. 3, 
p. 472. Von diesen wegen führten zu einzelnen häusern 3^4 le- 
dingen. /u ihrer reinigung wurde urspr. das asne, aslön, gegeben; 
Asiühn bekommen die wegeherrn, dafür sie den ,weg- bauen 
und bessern müssen. Staph. «54. Als aslön rente, ohne rücksicht 
auf die wegebessorung, geworden, wurde für die ,wege' gesotten; 
„auf die wege kochen". Staph. 974; auch das betrachteten 
die „wegehcrrn" bald als einnähme. Nathan Chytraeus 1. c. 
p. 161 salsus humor rectus eo (in die biluser) de fönte canalibns. 
2. So wurde ,wcch' die rente vom wege, die verkäuflich war. 
Unter den von Otto dem kiude herstammenden Verdener lehea: 
Item de quadam v i a (auf der sülte) ij marce denariorum. v. Hoden- 
berg, Verd. (i,-q. 1, 11. ScLon am 7. Jan. 1296 wird via (Jre- 
vinge verkauft. Lüneb. ÜB. (St. Michaelis) nr. 153. v. Iloden- 
berg erklärt das falsch „Strasse Qrevinge". Solche verkaufe bei 
Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 489 a. 1402; p. 154. Der ,wech' war 
eine feste rente von 30 »% geworden. 3. Die leituug in den Büla- 
häusern selbst. S. wechpanae. 

Wechpanne, f., die 2 pfannen am ,wege' im siedehause; die erklärung 
8, V. gunkpann. In späterer zeit falsch ausgelegt: ,die mit dem 
unere eines s. g. wcges beschwerte pfanne. Staph. 910. 

Wechsedelgelt, wechsedep^elt, n., ein lohn der 2 siedenden sülter 
(seder und hüder) für das sieden auf die wechrente, „Wegsiede- 
geld auf quartal.'' Staph. 849. ,\Vech8iedergeld alle quartal (dem 
seder) 5 0= 1 ■% 4 ß' (dem höder ebensoviel). Ib. 970. 971. 

Wecbbere, m., wegeherr, besitzer des ,wegea', urspr. sicher der in- 



l liaber des bauses, zu dem di( 
i Staph. 857. 
Wcisslader, weissladerei. 



hatiptrinne führte, später der rentener. 



weissladerbuch, weissladerkasten. Diese 
meines wissene nur in Ld. formen erhaltenen wörter sind sicher 
sehr alt, kommen abttr erst wegen der upsate- Streitigkeiten Beit 
S, witlader. 

ld im Bode. .das werk in 



i 



15t)!) in Urkunden vor. 
Werk, u., der ganze bau iu den fahrten 

der fahrt recht fassen." Staph. 846. 
Wettepennink, m. In Hcbluepken Chrun. Bard. 276 kommen a. 1339 
wettepenniuge vor, die nicht g«richtsabgabe zu sein scheinen; 
etwa die wispenuinge? 
Wikscepel, wicbschepel s. wispel. Mud. Wb. s. v. v. Hammerstein 

513. Es ist das wikmuss, d. Ii. atadtmass. 
Wilbrot, welbrot, weilbrot. Eine usterausgabe an die sülter für 
osterbiot. Stapb. 970. 971. Vergl. wigL-lbrot. Mnd. Wb. 5, 709. 
Hoffmann v. FallerKl., Findl. I, 158. 

'isachten. Wynachten gift eyajüwiilik sülfmeitter ut jüweüker pannen 
1 A Staph. 856. Er ist das „Offergelf Weihnachten 1 ß jedem 
der 3 anlter. Ib. 970. 971. 

inpenniDg, m., weinpfennig, laudemium ; ob nicht ursprunglich von 
winnen'? ,der weinpfennig, wenn jemand von ein oder andern seite 
atirbet'; 1583 für ö''/» pfannen bedungen für 100 »f. ötaph. 963; 
1039 für die planne 500 ^f, sonst 3, 4, 5 und mehr 100 «/. 
Ib. 851. 
Wippe, f., der uralte sfhweugel am sode zum soleaufziehcn bis 1569, 

wo die Kucke angelegt wurde. Volger, Osterbl. 1662, 26, 
Wisclipanite, auch wispanne, f., wurden die pfannen genannt, von 

denen die wisch- oder wispenniüge zu zahlen waren. Staph. 910. 

Wischpenninj^e, wispenninge, m. pl. Abgabe von der wisch, sultc- 

i wisch {s. d.j, auf welcher die sulte angelegt war; entsprechend dem 

1 worttins, ,census nrearum' ; Otto puer hatte sie 1231 dem bi- 

R Bchofe von Verden abgetreten, mit der ähnlichen recognitionsabgabe 

■ des obereigenthuras ,haverpenDinge' (s. d. und v. Ilammcrstein 1. c). 

Allmählich erlosch die bedcutung, uud man nannte sie wispcn- 

ninge, wisapen ninge, endlich wei sspfen nige. Witpen- 

nigo kommt aber niclit vor ; ob wettepcnnigbe dazu gehört? Staph. 

8J8. Item gifft ein jüwelik hufe wischpenning, dat eine min dat 

andere mehr. Staph. 860. Sie wurden Jacobi bezahlt und richteten 

sieb in der hübe nach der zahl der „ladungen", leitungen, auf denen 

das haus lag. Ib. 85 4. 929 ff.; von 937 an ist stets für wisspen, 

verdruckt: wiapel. Vergl. Volger, Or. Lün. 46, 

ispel = chorus (s, o.) 1. Ein raasa, 1 wispel = 4 tonnen = 24 

Bcheffel etc. Staph. 84y. 857. Ib. 861 steht eine falsche berech- 

nung (498 w. 8 süa statt 488 w. 8 s. und für die ganze sülte der 

ertrag 25904 w. statt 26364), 2. Rente = chorus; auch grole 

WJBpel =: grote oder praelutenchor. 



166 



t. SUpliH 
is ist also ( 



1 wispelgut. 



859. Es ist also 
ipetgoud to der 



Wispelaren, m. pl., wispulares, die eigenthürner vo 
972 (mit völlig verderbter interpunction). 

Wispelgnt = chorusgut. Stapli. S44. 848. 850, 
auch = butenchorUBgut. Dat en jewelk sin 
andern vloud vor in dat jar brukelken und unvorhinderd upbi 
moglie. Volger, Liineb. ÜB. 3, p. 344. Spätet wurde nur binnen- 
chorusgut bis Licbtmessen, butenchorusgut aber eist bis Luciae 
des folgenden Jahres bezahlt. 

Witlader, m,, weisstader. So hiessen die '2 lagerhalter der sülf- 
meister in den Verkaufsstellen in der Stadt, ob nach der weissen 
färbe des salzes? Die häuser gehörten den sülfmeistern (Volger, 
Osterbl. 1861, 4 ff., Neuj.-bl. 1861, 7), man nannte sie hochdeutsch 
„w e i s s 1 a d e V e i", darnach scheint ein verbum w i 1 1 a d e n be- 
standen zu haben. „Am Sande" war der verkauf für das land nach 
fuderu, am wasser nach lasten; der verkauf war etwas theurer, als 
im ,räm', d. h. als wenn ein ganzes lager gekauft wurde. Sie 
buchten ihre verkaufe in den weissladerbüchern; ihre kassen 
hiesa ,weissladerkasten'. Staph. 847. 982. 983. 

Witte; 4 penninge waren 1 wittc, der Schilling hatte 3 witten; die 
kleinsten silbermünzen. Staph. 862. Später waren sie iuMeckh 
bürg von kupfer; die grossherzoglichen, wie die städtischen voi 
Rostock und Wismar sind bis zur einführung unserer reichsmün; 
geschlagen. 

Woldersinge, Woldertinge, 1231; Walderschinge. N. pr, eines si 
hauses. Staph. 841, v. Ilodenberg, v. Hammerstein 1. c. 

Worttios, m. ; ,census arearum wortins' von den 200 hÜusern Lüni 
burgs gab Heinrich der Löwo 1190 an bischof Tammo von Verden 
als ereatz für verwüstetes kirchengut in Bardowik. Diese bildeten 
die nächste nachbarachaft der sulte ; denn der beutige ,,Sand" ge- 
hörte schon zu Modestorpe; die sulte selbst zahlte den worttins 
nicht; ebensowenig die nach dem falle Hardowik'e im 13. jahrh. 
neu angebauten Strassen, da die herzöge Lüneburg heben wollten. 
Volger, ür. Lun. 19. 



Es können noch hierher gerechnet werden: 

Bordinc. navis que vocatur bordinc, quo ducit sal vel fruges. Hai 
ÜB. 1, nr. 687. (transs. v. ]t»93). In der Ostsee fasste ea et 
1 last salz, ßlümcke im progr. des stadtgymn. zu Stettin 1879 p. 
Vergl. Mnd. Wb. I, 392. 

Grave, m. 1391 wart angefangen de gravo to maken twischen MoIqI 
und der Eimenouw. Grautoff, Liib. Chrun. I, 493. Ea ist dm 
Stecknitzkanal, der den salzbaudel nach Lübeck führte, und der aiq 
kosten der sülze gebaut wurde. 



p 



f Strassen, örtlichkeiten, kirchen etc. in Lüneburg, auch der 
nächsten Umgebung, soweit sie öfter genannt werden. 

Die augBPrhalb der Stadt liegciideu sjud iu ecltige liJamniern cingeBchlosEeii. 

Abtei (des klosters St. Michaelis), [Abtsholz, des a bbe t e 8 
olt saf dem Kriteberge, ausgerottet 13S)6, Volger, Liineb. IIB, 3, 
p. 314, nacblitT war .Jerusalem" dnrauf gebaut, dann Telt- 
bercli, Zeltberg.] Hei der Abtsuiiilile, Abtsmiible und Wasserkunst. 
Bei der Abtspreriletränke. [Algier; neuer Spottname der kleiirea an- 
baue im winkfl der Ilmenau und des sülz-torfgrabens.] Alte Brücke 
(Olde brügge, auch Golibrügge, GobbrÖk, die statte des 
alten gohgerichta zu Modeatorpe oder tor O.-B. v. Hammerstein 311 
und sonst. Volger, Or. Lun. Zwischen 1566 und 15S1 kam die brücke 
an den rath, nicht das- gericht. 1698 heisst sie nach einer abgäbe von 
korngarbeu ,die Brücke mit den brückenbunden'. Die von v. Ham- 
merstein 312 genannte Gubbrük ist dieselbe). Altenbrücker : Mauer 
(hinter der), fbor, Thorstrasse, Wall. Altstadt (Oldestad, älteste 
Strasse Liiueburgs, von der „bohlen l^ke" (St. Michaelis) bis zu den 
Vierorten. Die erkennbar älteste stadt war: Oldcstad und Soltbrüggerstr. 
mit der querverhindung der Olingerstr. lieber die nächste erweiterung 
B. u. V. Sülzviertel). Amliofi' 131)7. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 360 in 
der regeste ; anscheinend ein Irrthum für am Ilöpte, gegenüber 
Zollcnspieker. Audreasklrche s. Ihiligenthal. [Antonicitpelle, vor 
dem Bardüwiker thor, jetzt Antouikiicbhof.] Apothekenstrasse (,,ap- 
teker" kommen iu L. im 14. jahrh. vor). Arskarve, alter volksthüm- 
licber namc eines sackes vor der sülze, oHiciell jetzt ,Harzkehrt'. 
pVergl. 8. 112 und Korr.-bl. 4, 48. 55. [Aschenknle oder Ililttengraben, 
theil des früheren Stadtgrabens vor dem Gralwalle.] Awe, vule 
.we, B. 163, heute ,Enge Strasse'. 

Bardowieker: Maaer (hinter der), Strasse, Thor, Wall. Bärge, 
amme; jetzt ,Am Berge'. Bnnm, am; Baamhausbrticke. Becker- 
strasse, Grosse und Kleine, erstere die ältere, letztere urspr. neben- 
gasse nach dem Sande. Volger, Or, Lun, IH. '2'i. Benedict, „am" 
und ,,beim St. B," Das St. Benedictliospital, zum Benedictinerkloster 
St. Michaelis gehörig, seit 1127; au die jetzige stelle 1787 vom Mich, 
bauhofa verlegt. Wallis, Abr. der reform.-geschichte der st. Lüneburg. 
IBenesholte, Bcmsholte, Böhmsholz früher hof, jetzt holz an der west- 




licheü laodwehr.J Blauer Couvent, Coiivent der blauen Beginen seil 121 
(Das haus an der Oonventstr. 1566 vom rath verkauft. Walti) 
Tom by der Bomknlen. i:ni. Schomaker ad a. Brotbenken, i 
Brnnnen, hinlcr dem. [Bnnteilburg, nahe der Landwehr auf dem » 
nach Bardowik,] Bnrmeisterstrasse, nahe dem rathhuus ; dienstwohnl 
des niagiater civium, eines uiiterbeamten. 

Cyriaci-kirche, unter dem Kalkberg, ihr Sprengel war Altestadt 
mit der siilzo und dem Grimm; erbaut vor 1193, nach 1.171 dem 
Mich.-kloBter einverleibt, erwähnt bis 1454. Wallis. Volger, Or. Lud. 
bat die sprcngelverhältnisso n;ieb 1371 verkannt. 

Düukwerlshof oder Doppeleritciies Gotteshaus (hospital). am 
Scbweinemarkt bis IS05. Wullis. [Uackmiide, alter namc des Iiofe» 
Wiilschenbrok au der Ilmenau; etwa audi das Dortiniit v, 1292? 
Ztschr, d<!8 bist. V. f. Nieders. 1857, s. 1125. Lisch, jahrb. 25,147.] 
[Uependal, theil des Grimmes 1330/50. S. s. 121. v. tlamnierstein 141.J 
Doven Sood, am. Der dove Süd ist ein rest der t'abrt des nyen sodes 
,auf dem Ilare'. Vergl. s. 12'2. 

[Bgeldike, byme; tbeil des Grimmes oder duneben. Vergl. b. 122. 
V, Ilaramcrsteiu Hl, 1330/50.] fike, s. link- f'.ke. Eng« StrassP, neuer 
name der Vulen Aue. Vergl. s. 163. [NB. Eg^erdes holt am Zellberge, 
a. 1398, Liineb. UD. 3, nr. 1449 scheint kein ortsuanie zu sein.] 

St. (iertruden-capelle, jetzt Rotheulhorskirchhof. Yolgrr, Or. 
Lun. 24. Ulockenhans (die städtische geschiitzgicsserei, arsenal). 
Glockenstrasse. GOdkengang (an der Salzbruckerstr.). Gohbrügge 
8. Altenbrücke. [Gericht auf dem fioheberge vor dem Altenbrücker 
Thor ist nur eine andere malstätte desselben gerichta vor der stadt. 
V. Hamnierstein 313.] Gosebriuk, 1235 noch ausserhalb der mauer. 
[Gosefanrg, am wege nach Bardowlk an der landwehr.] Gowisch juxta 
montem. v. Hitmmerstein 312. Ist mons der Kalkberg, so konnte es 
die Teche sein, kaum die sumpfige sülzwiese. Vielleicht unter dem 
GohebergeV Gral, am (s. 125); Gralstraase, GralwslI. Grapen- 
giesaerstrasse (alte Verlängerung der Altstadt, noch zur alten stadt 
gehörig). Grimm, der, im. S. 125. Gumma, f., s. 125. 

Uafenwall. Hare, uppeme, s. 127. Alter name der platzes vor 
der Sülze (Altmarkt?), jetzt ,auf dem Harz'. Volger, Or. Lun. 22. 
HarEkehrt s. Arskerve. [Hasenbiirg, südlich vor L., am Rotescbleusen- 
bach.] Heilige Geist, hospital und kirebe, Heil. Geist-Hof, Zuerst 
12ö7. Wallis. S. 123 v. gastmcster. Heilige Geist-kapelle, am 
rathhause, am Ochsenraarkte, seit 1247; bis aiir reformalion war dort 
goltesdienst vor der rathssitzung. Wallis. Heilige Geist-Strasse, 
späterer name der Wullenweberstr. HHligbendal, Heiligenthal, sanc- 
torum vaUis, Praemonstratenserkloatcr, urspr. 1314 zu Kirchgellersen, 
1319 verlegt nach Siebelingsborstel (jetzt Heiligenthal), 1383 in L. am 
Wüsten Word, wo es schon 13G9 hof und kapelle hatte. 1385 
wurde die kirehe (Andreas, Laurentii et Augustini, damals das höchste 
gebäude der stadt) errichtet. Lüneb. ÜB, Wallis. Ueringsbiide, das 
kaufhaus, Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 254. Heringsstegel. 




1«9 

1 der holen Eke, unbebauter platz bis 1371, dann mit dem vom 
_ltalkberg verligti-n St. Michaeli skloater besetzt. [Hnde, f., di;r holz- 
lagerplatK vor der »tadt,] Hüttengrabea n. Asclieukule. 

[Jernsaleni s. Abtsbolz.] |Jetemor, Yctemör 1389, geborte zum 
Grimm. I Iflock, hdi, d. b. am itlök, ivenlök, t-pUi-n. S. Koi'resp.-bl. 
4. i;iü. Johanniskirche, älteste, schon dem dorfe Modestorpu anRe- 
bürendo Verdeiiscbe arcbidiaconiitskirchc. Am Johanniskirchhofe. 
St. JäPpeusbiok vor der Altstadt, 1397. Volger, Lüueb. UH, 3, p 357, 

Kaland (l'rateruilas kalendarum Sti. Spiritus et bcatae Mariae 
Virginia: dat> grosso K.-bnus kam Kum Johanneum, das kleine ct. 
Rodi'ngaiig, auch Sassenhaus). Kaland, hinter dt>m. Kalandstrasae. 
Kalkber^, 95G einracb ,I,iiiniburc', nachher .mons' ; slälti; der bnrg 
und des Michuelisklosters bis 1371. [Kalteninoor, Huf Ü^tl. von dem 
Allenbriicker tbor, mit dem quell des !^ebie^bo^us.] Kaniurheilbergt 
Volger, Or. Luii. 12, Die thiere wurden von den Mönchen gezogen. 
K.atzeustra88e (Ivattenstr.), die nordliclistc der alten stadt, der name 
führt auf die kriegsmaschinen (kalten), die dort verwahrt wurden ; 
vergl. die beiden Katthugen in RoBtuclv. Kauf (Küp), kaufplalz an 
der Ilmenau: „auf dem K." und „nach dem K." Kanfhans s. Ho- 
ringsbodo. Kanfhansbrückc. (Kerkherenkamp, St. Jobannis, vor dem 
Rothen thore, 1369. Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 30S.] Klostergang. 
Klosterhof (St. Michaelis). KoUestrate in einem Hede aus dem prae- 
latenkriege ist wubl die Koltmaniist passe. Konventstrasee s. Blauer 
Konvent. [Korf; sufaäferei des Heil. Geistes, dicht vor der Stadt voi- 
dem sülztbor, der sülüe gegenüber, .achter dem« korve', I3y7 ; noch 
in diesem jahrh. | Kran, auf dem fischmarkte : cran civitatis, 1340. 
[Kpit«berg, der Kreideberg, der das Abtsholz trug, 13X9 ff.] Kuhle, 
die; braubaua auf dem -Meere. S. 140. Knhstrasse. Kunst, die, 
= siilzgestängc. 18. jabrb. [Kyvetsmdr; zwischen dem Grimme und 
Meinbornieshope. 1 396. Dort liegt der ,Moorg.irten'. j 

St. Lambertikapelle, seit I2G9 bekannt, der tburm der kirclie 
war auf der statte der altt'u salzzollbude auf dum Hare erbaut; noch 
1494 bt'isst sie ausdrik-kltch kapelle. Am St. Lamberti Kirchhof. 
Langeiihof, au der Salzbrückerstr., eine v. Wittorfsche armenstiftung. 
IiOsskiile, f., in der Ilmenau; der lachsfang, überhaupt die Uscberei 
in der Ilmenau, war fürstlich. Ende der vierziger jähre wurdi' ein 
stör in der Lasitkule gefangen. [Lemkamp achter deme Korve, 139G.] 
Lindenberg. Lindenbergher Dor, 1330/50. v. Ilammeistein 14'2. 
Mit dem Grimmer Thore um 1309 eingegangen. Volger, Or. Lun. 
19. 45. [Lösegraben, von oberhalb der rathsmüble bis vor Lüne.] 
[Liine s. 137.] Lfiner Brücke, nova (!) pona, 1346. Volger, Or. 
Lun. 23. 47. [Liiuer Damm vom thor nach Lünel. Lfiner: Mauer, 
Dfühle, Hühlenhof, Strasse, Thor (vniva novae (!) pontis), Thor- 
strasse, Wall. 

Marienplafz. 1229 Marienkapelic erbaut am Gosebrink, 1235 
Barvoten, d. h. Franciskaner Mindorbrüdern als kloster verlieben; 
~l655 überliessen die 3 letzten es dem rathe gegen leibrente. Das 



170 



kloster ist abgebrochen ; am platze das werkbaus und die rathsbi- 
bliothek. Markt, Nener Markt. Marstall ; an der Bardowiker Mauer, 
gebort jetzt zur Zuckerfabrik. Auf dem Meere, s. 150. Der erdfall 
von 1031 reichte vom Marionplatze bis Altstadt uod Rüfkuble von 
N. nach S. und von dem Michaeliskloster bis zur Sulzstrasso (Neueo 
Sülze). In seinen tiefen fanden die herzöge später die soIquelle ihrer 
nyen eulten. 1373 war sein rand „auf dem Meere" wieder bebaut. 
[Heiubornieshope, 1396, ein holz, später Meinekenbop, im 18. jabrli. 
ausgerottet; am Kyvetsmor, dem Grimme gegenüber.] Am St. Mieba- 
elis Kirchhof. Modestorpe, der älteste tlieil der pfarre zu St. Jo- 
hannis an der Alten Brücke, namentlich unten am Sande. Der name 
schwindet mit dem aufgehen des dorfes in die Stadt Lüneburg Tor 
der mitte des 13. Jahrb., und bleibt nur am arcbidiaconatstitol haften 
bis 1445. Die illteste namensform ist Miiddexiorp, 1174. v. Hoden- 
berg, Verd. G.-q. 2, 47, Vergt, v. Hamracrstoin 217. [Münkegarten.] 
Au der Münze, Mfinzstrasse. 

Nie brü^ge, Nova (!) pons; Nienbrüpger dör, valva novac (I) 
pontia. S. Lüne. Upme NicB Markede, Nener Markt, novum forum. 
Neue Strasse s. unten Olingerslr, Nie Snite s. Iü3; Nene Sülze, 
jetzt gartenraum mit dem ,neuen^ sode und baulicbkeiten ; auch di'r 
nördliche theil der Sülzstrasse. Nenes Thor, nordwestl. des Kalkbergs, 
nach 1369 statt der eingezogenen Grimmer und Lindenberger Tbore. 
[St. Nicolai Hospital, dicht vor Bnrdewik, aber in I-ünoburgiscben be- 
sitz gekommen,] St. Nicolai Kirche, 140G als kupelle erbaut, pfarr- 
kirche seit 1451. Erste lutherische kirche 15'2U. Wallis. 

Ochsenmarkt. Oldenbriigge s. Altenbrücke. * Oltugerstrasse, 
eine der 3 allerültesten Strassen; später Obere Oliuger genannt; 
nachher wurde sie in den erdfall nach dem Meere als Nie Strate 
verlü.ngert, diese heisst aber houte, nachdem noch eine Neue Strasse 
ihr fast parallel angelegt ist, Untere Olingerstr., in den kirchen- 
registern aber Oldenie ^ Alteneuest r. Volger, Or. Lun. 1 5 nimmt 
an, dass „Altneue" der gegensatz gegen die , neueste neue' sei, viel- 
leicht steckt in dem worte aber ein ähnliches wie in der früheren 
Kostocker Olderaakenyes träte =; Oltboter-, Alttlickerstrasse. Overste 
Hole, 1399, die rathsmühle. 

[Pampelerskamp (Volger, Lüneb. ÜB. 3, p. 187 betont, dass er 
nicht Pompelersh. heisse, wie Lüneb. ÜB. St, Slidi. 780 bat), 1391 
vor dem Uotben Thore.j [Papenborg an der landwehr nach Bar- 
dowik.] Fapenstrasse ; li'Jd ein ,godcshüs in der papenstrate'. 

Rackerstr., der racker ist der frohuer. Rathsmühle. Reitende 
Dienerstrasse, purallel der Burmeisteratr., nahe dem Marstal! [Reppeu- 
stedingcr, Reppenstederstr., durch den Grimm, v. llammersteiu 141, 
143. Reppeustede ist ein nahes gehüft,] Ritterstrasse. Roden- 
gang, das frühere kleine kalandsbaus hinter der Altenbrücker Mauer. 
Rosenstrasse (die läge macht einen roseugarten nicht wahrscheinlich, 
vielleicht fübri die .AbtspferdetrÜDke-, ihre fortsetzung, auf ,Rosae8tr.' 
Rothe: [Bleiche], Maner (hinter der), [Schlensr, ScblensenbachJ, 



Strasse, Tbor, Wail; nd. natürlich ,R»de' elc, welches Volger, doch an- 
scheinend ohne bcgründung, von ,roden^ ableiteo will, weil der wald 
bis dorthin gereicht habe. Gottesbaus (Hof) zum rothen Hahn; dar- 
nach die Kothe Hahustrasse. Rübekuhle, auf der; bis hierher reichte 
südlich der grosse erdl'all. Nd. jetzt Rßfköi, Verschiedene erklärungen 
sind versucht Korresp.-bl. 4, 48, 55 f. In der nahen vogtei Ameling- 
hausen liegt der grosse wald Ui'ifkämer, Haubkammer, es kommt aber 
im 17 jabrh. in der „Schede" des gofa Sakbausen, vogtei Garlstorf 
die Repenknhle und in der ,scliedc' der Egeatorfer holiiung 1691 die 
Reveknille vor. v. Hammerstein 239. 3L3. 

Salz brück erstr. S. s. 148; der sie durcliHiessende wasserlauf 
(worüber die Soltebrügge führte, lief vielleicht zur Vuleu Aue. Sali- 
strasse. S. 149. Saud, der; arcna, früher zu Modestorpe gehörend. 
Sasfienhaus, hinter St. Jobunniskircbhof, freiwohnungen vom Kaland 
her. Wallis. Hckarmbecker Hof. Scheerenschleiferstr. [Schilstein, 
jetzt Schildstein, s. 146. J Scblägertwiete, Korr. -hl. 4, 46, 56. Die 
angeBebenen Ueper wohnten gewiss nicht iu einer twiete, vielleicht ist 
es aber ursprünglich nur ein gang zu den reperbabneu. Diese liegen 
jetzt vor der Stadt. [Schnellenherg, v. Meding'sches gut innerhalb 
der landwebr, der einzige noch vorhandene burgmannsbof.] SchrangeDf 
am. Sehrangenstr., obere, untere. Schröderstr. Sood, s. s. 150; 
der grosse, de dove, nie, olde. Sterteskagen ,up dem büs to Lune- 
borch', ein v, Meding scher burgmannsbof uuter dem Kalkberg, 1335 
an kl. St. Michaelis verkauft, v. Hammersteiu 143 (vielleicht die stelle 
des jetzigen Benedict). Stintmarkt. Snlte, Sülze, alte, neue; Sülte- 
strate, Sülzstrasse, Snltesteeue, Siiltedflr, Sülzthor, s. 153. Sülz- oder 
Torfgrahen {18. jahrb,), Sülzmaner, Sülzthorstr. Siilzviertel: dieses 
umfasst so ziemlich die alte Stadt, vor dem Zuwachs duruh den aubau 
nach der zerstiirung Uardowiks, wenigstens noch dem wortzins-erlass 
von 1247. Vergl. Volger, Or. Lun. 14. 19. Sülzwall. Sülzwallatr. 
(altes Grimmer Thor). Schwein emarkt. 

Tatergang (an der yalzbrückerstr.), Tatenvall ; wohl nach dem 
octe Todendoren, nacbber Tatern. v. Ilammersteiu 510. Techt, an 
der, auf der; der alte iiame heisst aber Teche; liJ92 scult (d. h. ab- 
gäbe) supra Teche. Zeitachr, f. Mieders. 1H57 s. 19. Lisch, jahrb. 25, 
142 (wo die erkläruug irrig). 1450: in der vogedie to Amelingbuaen 
uppeder Tecbe (rentei der vogtei in Lüneburg an der Tecbt). v. Ham- 
mersteiu 334 f. jVogedye uppe der Tecbten- gehört am ende des 
15. jahrb. Kur grossvogtei Winsen. Ibid. 131. Herr Dr. F. Lindner 
macht mich aufmerksam, dass es ableitung von ags. tihhian (tihian, teoh- 
gian, teohian), statuere, decernere, deliberare, cogitare sein werde; wurzel 
tih, indurare, testem producere, primitiv tihan = zeihen, anklagen. Das 
würde lür einen gerichts- und vogteiplatz gut zutreflen, auch die form kein 
bedenken erregen. Im nd. haben wir denselben stamm. Vergl. Scham- 
baeh 229 v. ti, Hei Försteraann, uamenb, II*, 1432 findet sich Techen- 
gowa, Thellinge; ob ähnlich zu deuten? Die erkläruug Korr.-bl 4, 56 
ist unhaltbar. Dicht vor Lüneburg kommt der name Dacbtmünde, 



172 



ein gut an der Ilmenau ohne irgend welche miindung (jetzt Wilscben- 
brofe), vor. Lisch t. l-, 147, Zeitschr. f, Niedersachsen I.e. Ebenfalls 
ganii nahe liegt der ort Dac h t m i s sc 11 : &ie scheinen nicht zu Teche 
2U gehören ; auch nicht daa n. pr. Tocbt: Uodulphus Tocht. v. IIodcD- 
berg, Verd, G.-qu. 1, 15. Letzteres erinnert eher an tehea, toch, 
tagen, tucbt, prugt^nitum, genus. — [Teltberch s. Abtshol/.] Timpfo, 
im, Korr.-bl. 4, 4«. 5G. Torfgraben s. Süizgraben. Trockener Grabea, 
vor dem Taterwull, nimmt jetzt das wasser vom siideii des kalkborgs 
auf, das früher durch die Salzbrückerslr. floss. 

Verdener flof. Veer örde (Veer Ören, Vierörten), Korr.-bl. 1. u.: 
Btrassenkreuzung der Altstadt und ihrer Verlängerung, der Grapen- 
giesserstr., dur<;h dio Sülzstr. [Vininge, f., Viuingsbnr^, v. llaDimer- 
stein 142. 1395: blek und rüm ; 13119: hIIu de blecke uud rnnie 
Sie halte westlich vom Zeltberg gelegen, am wegc nach Ochtmisseu.] 
Finkstrasse, Am FiBchmarkt (rechts der Ilmenau auf dem Werder). 
Viskulenbof, der bot' des alten hauses der Viskulen an der tjaizstr. 
am Wasser, hart am .Wendischen Dürfe', vielleicht einer von jenem 
geschlecbte veranlasston ansiedelung. Fleischschrangen mit budeu = 
schraiigeii. Vale Ane, mitten in dem strassunzuge KuhstraHse, Vulc 
Aue, Ilackerstr., 1373 vüle ouwe im liede Keppensen's, s. ]63; vor- 
muthlich nahm sie das Salzbrücker wasscr auf und lief nach dem 
,Roden döre' zu; jetzt: Enge Strasse. 

Wagestrasse. ,WaII bei der -Stadtmauer', ,vallum [irnpc mumm', 
1349 von deu v. Schwerin Jem rath übergeben; um Grimmer tbore. 
V. Hammerstein 140. Es ist der alte burglchnhol' der grufen von 
Schwerin rJU2 bei Lisch, jahrb. SÜ, l.'i3. WandfAi'berstrHSse. Wand- 
bans 1390. [Wandrahm, am; jetzt jenseits des Ldsegrabens an der 
oberen Ilmenau.] [ Weidegarte D, der äülze gegenüber, etwa an der 
Btelle des alten Korf.J Wendische Dorp; hart am Viskulenbufe; über 
das aller s. 137 f. v. Lüneburg. Wendische Strasse, in den klein- 
arbeiterquartieren zwischen Salzbrückerslr. und Taterwall; keine alte 
ansiedlung. Werder 1346. s. oben Kran. Windtierg, am. [Wine- 
btittel, hof vor Lüneburg, westlich der Vininge.] Woltenweberstrasset 
in der alten Stadt, Verlängerung der Salzbrückerslr., jetzt Heiligf 
Geist-Str. Volger, Or. Lun. 15. Wöste Wort, 14 jahrh., jetzt: 
,nach dem' und ,auf dem W&sten Ort'. Zeltberg, s. Abtsholz. Ziegen- 
ort, am. Korresp.-bl. 4, 48 will es von sike, Niederung, ableiten, 
gewiss ist aber Ziegenzucht iu unsern slädten alt, weidetrift der ziegeu 
findet sich öfter ; ich kenne sie noch von Schartzfeld unterem llara. 
Zoilstrasse; vergl. s. 157. 



ROSTOCK. 



K. E. H. Krause. 



Zum Fastnachtspiel Henselin. 



(Ndd. Jahrbuch III, 9.) 



Ks werden sich wohl mehr Beispiele in der mittelalterlichen 
Litteratiir finden lassen von der im Henselin dramatisch durchgeführten 
Vorstellung einer Nachfrage nach einer personiHcierten Tugend, die 
ubhanden gekommen sei. ächon Thoniasin stellt im Wälechcn Gast 
die Treue als eine Person dar, die aus allen nach der Reihe aufge- 
zählten Ländern der Christenheit habe weichen müssen. Der Fort- 
schritt, eine nach der verlornen vergeblich unternommene Nach- 
forschung zu erzählen, lag nahe als einfaches poetisches Mittel, den 
Eindruck des Gedankens zu verstärken. Wie hoch man aber grade 
die Rechtfertigkeit stellte, wie man sie sich als Cardinaltugend des 
Borgers dachte, das zeigt unter anderm ein kleines Gedicht aus dem 
16. Jahrhundert, das Lappeuberg Hambg. udrsächs. Chroniken S. LIII 
aus einer hamburgischen Handschrift mitgetheilt hat: Vier Mauern und 
ein Thurm bilden die Stärke jedes Reiches; ,de erste mure ia de 
rechtferdieheyt', die zweite Liebe und Einigkeit, die dritte Schutz der 
Witwen und Waisen, die vierte strenge Handhabung des Gerichts, 
und der Thurm ist die Gottesfurcht. 

Ein Dichter, der ganz vorzüglich solche Persouilicationen von 
Tugenden und Lastern Hebt, ist Hans Saclia. Von seinen Gedichten 
behandeln zwei ähnliche Vorstellungen, wie das Spiel von der Recht- 
ferligkeit. Sie liegen mir vor in dem Druck: Ein Gesprech mit einem 
Waldbrudcr, wie Frau Treu gestorben rey, Mer, die vntertrückt 
Fraw Warheyt, (Holzschnitt: Der Waldbruder und Hans Sachs vor 
dero Sarge der Frau Treue in einer runden Kapelle.) Ein drittes, 
nicht in dem Titel genanntes Stück ist angefügt: Die gefangen göttin 
Ceres. Am Schluas: Gedruckt zu Nürnberg, durch Georg Merckel, 
auffm ncwen Baw, bey der Kalckbütten. 1554. 4". 

Im Gespräch erzählt der Dichter, im Verdruss über die Falsch- 
heit der Welt habe er den Waidbruder, den treuen Eckhart, besucht. 
Der habe ihn klagend zur Leiche der Frau Treue geführt. Sie sei 
gestorben, weil Regenten und Theologen nicht ernstliche Mittel gegen 
ihre Krankheit angewendet hätten. Nun erst versteht Sachs den ver- 
wahrlosten Zustand der Welt und schliesst: 
Dieweii Frau Treu ist todt. 
Such fie fort hin bey Gott, 



RCQ L.ubecK 

i 



Wie König David Tpricht : 

Da finstu treu vnd gricbt. 

Da bleibst ewig vnd jmmer; 

Bey der weit finstus nimmer, 

Sie ist entwicht vnd arck 

An haut, Imr, pein vnd niarck; 

Derhalb vil vngeraachs 

Ist IdinfTtig, fprirlit Hans Sachs. 
Noch mehr erinnert an. dan Lübecker Spiet daa zweite Sti 
Die vntertrückt Fraw Warheit. deasun Hergang noi-h dazu nach Lübeck 
verlegt ist. Dieses Märe beginnt: 

Als zu Liiweck inn Sachfen 
. . Ich ein Jüngling erwachfen 

Gieng an der Sog fpacieren 

Im Hewmonat refieren ; 

Weyl die Sonn war im Lewen, 

Iren fchein thet erheben 

Mit straymen vber hayrz, 

Das mir aufsprach der Fchwayf? 

Nun war der See gantz stil : 

Da äel mir ein, ich wil 

Mich in dem See erkülen. 
In der See zieht ihn ein Seeweib in den Abgrund, wo sie ihn 
7.U einem krystallenen Bau an eine Bettstatt fuhrt, auf der die Frau 
Wahrheit liegt mit zerkratztem Angesicht, zerschlagen und wand, 
mager und bleich, und mit einem Schlosse vor dem Munde. Der 
Dichter erfährt, sie sei von ihrem Vater Jupiter, wie er wohl schon 
aus dem Luciim wisse, auf die Krde gesandt worden. Zuerst sei sie 
zu den Bauern gekommen : . 

Dacht die pauren find fchlecht, ^ 

WarhalTtig vnd gerecht, IH 

Bey den ich wonen wolt; " 

die hätten sie aber bald mit Schlägen vertrieben. Ebenso sei es ihr 
dann nach der Reihe gegangen in der Stadt bei den Kaufleuten, den 
Kindern, den Frauen, den Handwerkern, den Knechten und Mägden, 
auf dem Gerichtshause bei den Advocaten und auch beim Richter, 
am Hofe beim Hofgesinde, den Räthen und sogar beim Könige, im 
Tempel bei den Geistliehen. Da habe sie Städte und Felder gänzlfcli 
verlassen und sei bei ihrem F'reunde Philaliteus im Walde in einer 
Einöde 1232 Jahre geblieben, bis Mercur ihr gemeldet, dass 

Jovis Het aufzgeschickt dife zeyt 

Die recht Götlich warheyt; 

Sagt, ich folt wider kern 

Zun Menschen, würdn mich ehrn. 
Allein jetzt sei es ihr erst recht schlecht gegangen. 
man ihr ein Schloss vor den Mund geschlagen. 



Schliesslicli habe 
gebuaden und io 



die See gesenkt. Da haben Jovis und Apollo sie durch die Nympfaa 



in dieses Gebiluäe bergen lasi^CD, bis dass die Zeit der Welt zu Ende 
ginge, wo dann die Wolt die Wahrheit werde hören müssen. 

Wie aehr beliebt nbcr grade in Lübeck die Vorstellung gewesen 
aeiii muss, welche im Hcnselin dramatiüit^rt vorliegt, darüber habe ich 
kürzlicli ein merkwürdigem /eugniss gefunden. In dem Buche ^Die 
beglückte und geschmückte Stadt Lübeck d. i. Kurtze Beschreibung 
der Stadt Lübeck. Lübeck, verlegts [und, nach der Vorrede zu 
schiiesaen. auch „verfafzts-J .loh. Gerb. Krüger. 1697." S. 182—185 
heisst es folgcndermassen : 

„Nördlich ist ans Rathhaufz, jedoch als ein sonderlich Gebäude 
[diej unten mit schönen Schwibbogen gezierte Oantzeley mit 
untersehiedlichen AufTgüngcn, da mnn im ersten vom Rathhause her 
die Gemächer der IlHn Secretarien und Cantzelisten, wie auch die 
grosse und kleine Commission-Stube findet. 

„Vorn an ist unter andern ein alUJemählde, so wieder renovirt, 
in unterschiedlichen Schildereyeu zu sehen, darinnen die Nachfrage der 
verlohrnen Gerechtigkeit angestellt in folgenden alten Reimen, 
so wol zu betrachten. 

I. 
„God gröte ju, Allerhilligste Vader up Erden, 
Ick foeke de Uechtferdiggeyt mit groten Begerden. 

druff wird geantwortet: 
Fründ. de Uechtferdiggeyt ys woll in myner Gave, 
Doch nich tho fynden hyr, soeke se ans Kayfera Have. 

2. 
Herr Kayfer Eddel oock hochgebaren, 
De Uechtferdiggeyt isz my verlahren, 
In Juwen Have isz grot Gesynde, 
Yck hape dat ick se dar wcdder vynde. 

3. 
Gott grote ju Frauen van Adel unde groten Werden, 
Ick foeke de Uechtferdiggeyt tho Fothe unde tho Perden. 

Antwort : 
Ach gode Fründ, desz sy van Uns bericht. 
Van de Uechtferdiggeyt wet wy aver nicht. 

4. 
God gröte ju Hylligeu Veder, de iy Gade denen, 
Ick l'oeke de Uechtferdiggeyt yra guden ntenen. 

Antwort : 
Fründ, unse Levend wert uns hart ende auer, 
De Uechtferdiggeyt soeke by dem armen Buer. 

God gröte ju erlicken Buren iitherkaren, 

Ick foeke de Uechtferdiggeyt, de nu ifz verlahren. 

Antwort : 
Wat wi armen Buren hebben van Er gehört ? 
De Richters droge se tho Grave recht vort. 



6. Die Rechtfertigkeit spricht : ^H 

All byn yck doht und gy Hirhters nu mj begraren, ^H 

Gy möthen alle ynt Richte Gades do ick ju laden. ^H 

Da Chriätus de rcchtferdige Richter wil geven ^M 

Den Quaden den Doht, den üoden Ewig tho leven." ^M 

Die Uebeilieferung scheint ziemlit^h treu zu sein; nicht völlig, 
denn Rechtferdiggeyt, nich, vprlahren, jy, iitherkahren, doht, Doht 
werden eher der Orthographie des 17., denn des I(i, Jahrhunderts 
angehören, und ende statt undo wird Druckfehler aein. Die Sprache 
aber ist gutes Niederdentsch, und die Schreibung drögö verbürgt 
uns einigermassen Akribie der Copierung. Höchstens darf man an- 
nehmen, dass ,van adel unde grotcm werde : tho fothe unde tho 
perde' xu lesen sei, und kann man zweifeln, ob ,in myner tiavo' da- 
gestanden habe und nicht vielmehr ,in mynem Lave', wie im Henselin. 
Wenigstens gicbt dies einen guten, jenes keinen passenden Siun. Und 
derselbe Reim lobe : hofe findet sich bereits im Gothaer Gespräch 
(Germania 18,4ti0), Aach ,van de' statt ,van der' wird von Krüger sein. 

Anderer Anklänge an das ndd. Spiel, wie an das md. Gespräch 
sind mehrere: ,allerhilligste vader up erden' erinnert an ,hylge vader 
unde werdigeste up erden' im Henselin und an , heiligster vnter' im 
Gespräch; ,yck hape dat ick J'e dar wedder vynde' an , finde ich by 
uch die gerechtikoyt' ; ,ick soeke de rechtferdiggeyt tho fothe unde 
tho perdü' an ,na der rechtferdicheyt wy reyfen, ryden unde gan'; 
,acb gode friind, desz sy van uns berichl' an ,früud, desz bisz von 
mir gantz bericht'; ,frürid unfe levend wert uns hart unde suer' an 
,frunde Christi, uoder vele horiam sy wy vorplicht' ; ,wat wy armen 
buren hebben van er gebort V' an ,hebbe wy van der rechtferdicheyt jü 
gehord' und ,hahe ich von der gerechtikeyt ie geliord' ; ,de richters drögen 
86 tho grava recht vort' an ,dan sie wird uf dieffen tag begraben'. 
Ich denke, die Coritinuität der Ueberlieferung, der Zusammenhang der 
Fassung in den Untersciiriften der Gemälde sowohl mit dem ndd. Spiele, 
als auch mit dem md. Gespräche liegt auf der Hand. 

Ich habe bereits aus dem Wahrscheinlichkeitsgrunde einer Ent- 
wickelung vom Gespräche zum Drama und nicht der umgekehrten, so 
wie speciel aus einer Stelle des Henselin geschlossen, dass das Stück 
jünger und von jenem abhängig sein müsse. Welche zeitliche Stellung 
werden wir aber nun diesem Bilde und seinen Inschriften anzuweisen 
haben? Ich möchte glauben, dass erst das Spiel und zwar seine 
Auöuhrnng, die ich [Jahrb, 111, 33) ins Jahr 1484 gesetzt habe, Anlass 
zur Herstelluug der Gemälde gegeben hat. Der umgekehrte Weg der 
Veranlassung eines Dramas durch Gemälde ist an sich unwahrscheinlich. 
Einen Zeitpunkt, vor welchen die Verfertigung der Gemälde fallen 
muss, bieten uns die Unterschriften des ersten und des vierten. Nach 
der Einführung der Heformatinn in Lübeck, also nach 1530, kann der 
Rath seine Kauzelei nicht mehr mit einer Darstellung des Pabstes als 
Hauptes der Cliristenheit und .allerheiligsten Vaters auf Erden' haben 
schmücken lassen, noch mit Mönchen als ,heiligen Vätern'. 



Die Sprache der Verse bestätigt die Unmüglichkeit einer späteren 
iatieruQg, giebt aber keine Möglichkeit einer näheren Bestimmuiig 
Her Zeit, vor welche wir die Bilder nicht setzen diirften. Man mochte 
vielleicht die Thatsacbe, dass hier die kurzen o offener Silben bereits 
zn tonlangen a geworden sind, gegen einen frühen Ursprung der 
Bilder an^hren. Allein einmal wissen wir nicht, ob nicht der Ver- 
fasser der beglückten und geschmückten Stadt Lübeck nach der bei 
Copierung alter Schriftstücke damals allgemein angewandten Methode 
have, gebaren, verlaren, hape, Gade, crkaren statt der vorgefundenen 
hove, geboren u. s. w. gesetzt hat. Aber wenn auch jene moderneren 
Sprachformen wirklich original wären (und ist die Lesart ,in myner 
Gave' richtig, so müssen wir dits scliüii annehmen), so würde das so 
gut wie gar nichts beweisen. Es ist freilich in den Litteraturwerken, 
welche auf der Wende des 15. JahrhuiiduitB in Lübeck erschienen 
sind, durchweg jenes alte o bewahrt; aber aus Urkunden und aus 
den lübiaclien Chroniken wissen wir bestimmt, daas der Uebergang 
des o in a schon zu Anfang des 15. Jahrhundert« begann und gegen 
Ende desselben allgemein int Gebrauch war. Wenn nun auch die 
BncUdruckereien sich beflissen, die alte Aussprache durch ihre Pro- 
ducte zu schützen, so brauchen wir eine solche Alterthümelei darum 
doch nicht für den Rathsscbreiber oder den Maler, von deren einem 
die Orthographie jener Verse herrühren wird, anzunehmen. 

iln dem Henselin liest man gegen den Schluss (Jahrb. lll, 22): 
Üi del'i'em ghedichte inachmen nemen (dem dat belevet) etlike sproke 
ade figuren, de up laken to malen eftc andere kainer myt tho tzyren; 
iide de bylde scholcn ghemalet wefen unde gheschicket, so alse de 
|{roke luden, to vothe unde nicht rjden eft varen, men tho vothe 
werencie beden iillen, wor sc konien unde na der rechtferdicheyt 
sgen, unde scbolen den geck Henselyn by sick hebben in geckes unde 
oren klederen. Dadurch scheint der Ursprung jener Gemälde, sowie 
die Zelt ihrer Herstellung erklärt zu sein; und da der Druck des 
Henselin, wie Wiechmanu nachgewiesen, nicht vor 1497 und wahr- 
scheinlich nicht gar lange danach stattgehabt hat, so raüssten die 
Gemälde zwischen 1500 und 1530 gesetzt werden. Dem widerspricht 
aber, dass die letzte Schilderei einen anderen Schluss der Fabel 
zeigt, als der Henselin, nämlich jene auch im md. Stück begegnende 
Bestattung der Kechtfertigkeit, und dass die Verse, welche nur einen 
Fragcr kennen, bei allen Anklängen doch nicht dem Henselin entlehnt 
sind. Auch macht die Aufforderung im Henselin, Scenen des Spieles 
bildlich darstellen zu lasseu, den Eindruck, als ob sie durch eine 
bereits vorhandene Darstellung veranlasst worden wäre. So würde die 
Polemik gegen das Reiten und Fahren verständlich. Der Satz ,de up 
Jien to malen | efte andere kamere myt tho tzyren', dessen Schwierig- 
Eeit durch meine S. 22 versuchte Erklärung nicht beseitigt ist, konnte 
'dnrch einen Druckfehler entstellt sein, und eine Ergänzung von ,unde 
' ichte' nach dem Zcilenende (,und Gerichts- oder andere Zimmer 
mit zu zieren') würde einen passenden Sinn herstellen. 



Sind die Bilder nicht durch den Henseliu hervorgerufen worden, 
dann sicher schon durch dua Spiel von 1484- In den Unterschriften 
der Bilder wird, wie in der md. Erkundigung, jede Frage und jede 
Antwort in einem Reimpaare gegeben; nur an den Kaiser werden vier 
Verse gerichtet, und die Antwort fehlt, wahrEcheinlich weil kein Platz 
mehr war. Diese auffallende Ausnahme wird erklärlich, wenn die 
Unterschriften entlehnt sind, nämlich eben jenem Fastnachtspiel, 
welches dem md. Fragespiel noch viel naher gestanden haben muss, 
als der Henseliu. Dieses Stück wird man als eine ziemlich freie Be- 
arbeitung des 1484 aufgeführten Spieles anzusehen haben, die vielleicht 
in den ersten Jahren des 16, Jahrhunderts zur AuBührung gekommen 
ist. Die Entstehung unserer Schildereien aber wird man also wohl 
zwischen 1484 und ca. 1500 zu setzen haben. 

Zu einigen sprachlichen Bemerkungen fordern die Verse noch 
auf. Begerde in der Anrede an den l'abst ist nicht rein niederdeutsch. 
Begorde ;= begirde ist mhd. Ndd. uud ndl. heisst das Wort begeerte. 
Der Keim fordert aber die hd. Form*). Da liegt die Vermuthung 
nahe, dass die Verse nach bochdeutsuhL-m Muster gedichtet, vielleicht 
nur übersetzt seien. Der Gothaer Text kann für diese Stelle nicht 
zu üruude gelegen haben, da in ihm nichts ähnliches vorkommt. Be- 
denken gegen eine solche hd. Vorlage erregt dagegen die 4. Strophe: 
denen und menen können im Hd. als , dienen und meinen' nicht gereimt 
haben. — Das ,all' in Strophe 6 heisst natürlich soviel wie ,wenngleich'. 

— Einen hübschen Beleg einer nicht seltenen syntaktischen Eigen- 
thümlichkeit mittelalterlicher Rede, der Coiistructio «tcö ^idivoj, bietet 
die folgende Zeile: gy mötheu alle ynt richte Gades do ick ju luden. 

— Uebcr recht vort, nndd. rechtfoorts, „grado jetut, eben jetzt" vgl. 
Mndd. Wb. IV, 434, — Wegen des unreinen Reimes in Str. (! siehe 
die Anmerkung. 

Das alte Gemälde soll aus unterschiedlichen Scfaiidereien be- 
standen haben; das wird wohl heissen sollen, dass das Gemälde in 
mehrere Felder getheilt gewesen, und zwar, nach der Zahl der vom 
Verfasser des begl. u. geschm, Lübeck auch nummerierten Uuter- 



*) Mit Annahme eines unvollkommene u UeimOB ist iiiclit gcholfiii. Im Neu- 
liaifadciilechfin würde ein solulier Reim erden : erten nicliU imlTällit^ea haben, wnbl 
aller im Niederdeutschen. Ich mein'? nämlieh bemerkt zu hal)en, dasa man im Moilil., 
wenn mau sich Reimfreihciteii gestattet, einerseits die tönend>-n (Hedine, Iiencs) 
Mitiauter verschiedener Articnlaiion, sowohl Muten und Spiniuteu je für sith, lUti 
auch selbst beide Classen mit cinauder, im Reime eiaonUer gleiclistoltt, niidereneita 
die tunlüBCQ (Tenui's, Fortes) untereiuander reimt, dass man dagegeu das Keinen 
von töuenden mit lotJnaea vermeidet, während im Nealiochdeulachen die meiaten 
conannantiseh unreinen Reime auf einer Gleichstellung des tönenden nnd des ton- 
lusen Consonanten einer und derselben Artieulatiunsi-eilie bcruheu. M&n prQfc «■ B. 
nur die von Sprenger in der Germania 21, 3'>3 aufgeKllhlten Keimfreiheiten dm 
mndd. Flos unde Blankflos : kein Heim mit Gleichstellunff von lünendem und tüulnsem 
Cunsoiianten findet sich da. Der Grund dieser vergchiedeuen Anschauung über Er- 
Lrikglichkeit oder Unerträglichkeit unvollständiger Reime musa ofTenbar in der grösseren 
oder geringeren Fähigkeit der beiden Dialekte, tonlose und tönende Conaouanten ü _ 
der Aussprache zn floudern, gesucht werden. 



Schriften zu schliesseu, in sechs: auf riiiifoii die Nitcbfrage durch einen 
iiuncius. wie ihn die üolLaer Uebüi'licfiü'ung nenut, uuf dem letzten 
vielleicht die Uechtfertigkeit selbst, personiäciert, im Sarge ruhend 
und von den Richtern /.a Grabe getragen, mit dem jüngsten Gerichte 
im Hintergründe. Oder iiätte die Darstellung dieses letzteren etwa 
dio Zahl der Bilder auf sieben abgerundet? Nach Lappenberg, Die 
Miniaturen z. Hamburg. Stadtrechte v. J- 1497. S. 23, mussten 
Bilder, welche das jüngste Gericht darstellten, in den Ländern, wo 
das Sachsenrecht galt, auf jedem Rathhause über dem Sitze der Richter 
hangeu. In welchem Gemache der Kanzlei jenes Gemälde sich be- 
funden, giebt das hegl. u, geschm, Liiheek freilich nicht an. Aber 
die Gerichtastube befand sich in diesem Gebäude, s. v, Melle, Gründ- 
liche Nachricht von Lübeck. 3. Aufl. 17b7. S. 27. 

Üb diese Bilder erhalten sind, darüber habe ich nichts erfahren 
können. 

Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die drei bis jetzt 
bekannten Behandlungen des StolTes bezügUch ihrer Anordnung und 
Rollenvertheilung. Während wir im Gothaer Gedichte acht, im Heu- 
st'lin zehn Stände oder, wie man damals sagte, State der Welt ver- 
treten hnden, hat der Maler sich mit richtigem Kunstgefuhl auf die 
Darstellung weniger, nämlich fünf, beschränkt. Jenes nid. Gespräch 
lässt den Boten mit seiner Krage bei der Frau beginnen und dann 
von unten, von den Bauern an, die Stände der Christenheit, mit einem 
Abstecher zum Juden, bis zu Kaiser und Papst durchgehen und zum 
Schluss sein Hed bei den Gelehrten uud hei den Alten versuchen. In 
mtgegengesetzter Ordnung fuhrt das Drama die um Auskunft angegan- 
men Personen vor vom Papste bis zu den Bauern herunter; nach- 
I sich dieser Gang durch die bürgerlicheu Stände vergebhch er- 
kiesen, werden noch vereinzelte Versuche mit den Geistlichen, den 
jfchwelgern, den Frauen und den Möacheu gemacht. Welche Stände 
lud Lebenskreise hat sich nun der Künstler von denen der beiden 
Dichtungen gewählt'/ Mit sehr richtigem Tacte diejenigen, bei welchen 
1 vor allen Uechtschafieuheit odi.'r, um einen biblischen Ausdruck 
i brauchen, Gerechtigkeit erwarten darf: die beideu Vertreter der 
|eistlichen und der weltlichen Ordnung der Welt und drei Kreise 
■ menschlichen GescUschurt, welche durch ihre Lebensstellung und 
^benswcise vor den schweren Versuchungen der grossen Welt ge- 
ibützt scheinen. Die Anordnung steht der des Henselin näher, als 
feuer des md, Gi'dichtes. Vor beiden Dichtungen zeichuen sich dio 
Verse des Gemäldes und wahrscheialich dieses selbst durch einen - 
^ücklichcn satirischen Zug aus: die Richter sind die Bestatter der 
tecbtfi-rtigkeit. 



HAMBURG. 



C. Wallher. 



Die Sprache des deutschen Seemanr 

Nachtrag. 



Der die ersten Seiten dieses Bandes füllende Vortrag durfte sich 
kein weiteres jiiel stecken, als über den Wortschatz unserer Seeleute 
im Allgemeinen zu orientiren; nur wenigen Worten, wie Lotse und 
^latrose, konnte eine dngebeiidere Untersuchung gewidmet werden. 
Soll die Ktyraologie unserer nautischen Ausdrücke gründlich und er- 
schöpfend behandelt werden, so kann dies nur durch ein besonderes 
Werk in Gestalt eines Wörterbuches geschehen und dazu müssen die 
Beiträge von vielen Seiten kouamen; die Kriiftc des Einzelnen reichen 
dazu nicht aus. Nieniaud fühlt lebhafter als ich, dass meine Sprach- 
keuntniase keine spracliwiasenschaftUche sind, und ich weiss recht wohl, 
dass ein solcher Mangel nur zu leicht auf die Bahn unhaltbarer Ver- 
muthungen und Behauptungen gerathen läast. Um so freudiger habe 
ich es begrüsst, da^s ein Mann wie Herr Professor MüHeuhofF, dem in 
diesen Dingen auch nach der nautischen Seite hin wie wohl keinem 
zweiten in Deutschland ein Urtheil zusteht, meinem Versuche, der 
meines Wissens der erste in seiner Art ist, seine Theilntihme geschenkt 
und die Güte gehabt hat, mich über einige Punkte aufzuklären, in denen 
ich, freilich nicht immer durch eigene Schuld, fehlgegriffen habe. Auf 
Grund seiner Mittheilungen will ich hier an meinen Vortrag wieder 
anknüpfen und die Gelegenheit benutzen, auch noch einige andere 
Fragen zu besprechen. Die Worte des Herrn Prof. MüUenhoff sind 
durch Anführungszeichen hervorgehoben. 

,S. 2. Die mir von Jugend auf wohlbekannten Kwer, in denen 
ich noch die Elbe hinauf nach Hamburg und hinab nach Kuxhafen 
gefahren bin, sind ganit gewiss nicht nach dem itver (spr. äwerj aper 
benannt. Das e in iver ist eiu ganz anderes, dasselbe wie in See, 
Lee. Mich dünkt, im Mittelndd. Wb. bei Lübben I, 710» ist die sichere 
Erklärung gefunden." 

Als Horr Dr. Walther in Münster hei der Discussion, die meinem 
VorlrugiJ folgte, dieselben liedi^nken wie Herr Prof. M. erhob, konnte 
ich mich noch nicht von dem Gedanken trennen, dass so gut wie die 
Weserscbiffe Böcke und Bullen und die Emsscbiife Mutten und Kuffeu, 
so auch die Elbsdiiffe Ever auf Thiernameu ^zurückzuführen seien, da 
ja auch J. Grimm sich nicht gerade dagegen ausgesprochen hatte. 
Ich werde meine Ansicht nun nicht mehr aufrecht erhalten können. 



^Hpa Mndd. Wb. ist, wie mir das schon früher bekannt war, Ever auf 
^^B8 Wort envare zu rückge führt, welches eich in einer vlamischen Ur- 
kunde V. J. 1252 tiudut. Das in spüteren Hamburger Urkunden vor- 
kommende enmr würde ohne weitere Verbindung, uud wenn es nicht 
als Hchiffsbenennung aufträte, mit einfarbig zu übersetzen sein, aber 
an dieae Bedeutung ist hier nicht zu denken. Die genannte Urkunde 
sagt: Navis, quac dicÜnr cnvarc, qiute habet remex retro pendetis, debel 
comiti 4 den., si remcx in lalere paidi'at, comitt 2 den. Lässt sich 
hienach dem Wort« eiioare ein bestimmter Sinn unterlegen? Man 
könnte im ersten Augenblicke geneigt sein, retnex durch Remen zu 
übersetzen, so dass die naiHS, qitae habet remex retro penäens ein Fahr- 
^j,eug wäre, weli^hes durch Wrickeu furtbewegt würde, und das Wort 
^BMture als „Einfuhrur" wäre damit erklärt. Aber das andere Schiff, 
^^■elcbes seitbch gerudert wurde, niüsste dann doch wenigstens zwei 
^HEenien geführt haben und dazu passt der Begriff Einfahror nicht. 
^tJder konnte man das Wort in dein Sinne auffassen, diiss das Fahr- 
zeug von einem einzigen Manne gerudert wurdeV Dem widerspricht 
aber, dass das Schiff, welches si^in Ruder hinten hat, den doppelten 

Iil bezahlt, also das weitaus grössere sein muss. War zur Bewegung 
I kleineren SjchiHes seitliches Uuderu uothwendig, so konnte das 
issere Bicherlicb nicht durcb Wrickeu bewegt werden, da durch das 
Etere eine weit geringere Kraft ausgeübt wird. Es wird demnach 
%ex wohl das gulKrtiaculum das Steuerruder bedeuten. Bekanntlich 
rden in alten Zeiten alle Schifle, auch die Seeschiffe, durch Remen 
der Seite gesteuert uud hierauf, um dies gelegentlich zu erwähnen, 
sind die Ausdrücke äteuerbord uud Backbord zurückzuführen. Auf 
den Schiffen, die nur mit einem einzigen Rt'men gesteuert wurden, 
tnusste für den Mann, der nicht links war sondern den Remen mit 
^^^sr rechten Hand führte, dieser au der rechten Seite des Schiffes 
^Hb^eu, so dass der Steuermann der linken Seite den Rücken kehrte. 
^^nivon erhielt jene Seite den Namen Steuerbord, diese den Namen 
^^Bhckbord. Erat spät im Mittelalter kamen die jetzigen Steuerruder 
^^Bftf, die am Hintersteven mit Zapfeu in Ringe eiugehängt sind. Und 
^^B diese Zeit, wo die grossen Schiffe bereits mit einem solchen festen 
^^Bader versehen waren, während die kleinereu, wie das ja auch jetzt 
^^Kicb Wühl geschieht, durch einen Reinen an der Seite gesteuert wur- 
^Hbn, fuhrt uns jene Urkunde. So erklärt äich auch der Satz, den 
^HKeHelbe einige Zeilen später hat: Niiuis qitae dicUar hegboth, quae habet 
^^■tfro annulos ferreoa, defjit comiti 4. den., si vero retro annulos ferreos 
^^■M habiterit, drbet comiti 2 den. Das grössere Heckbuot h^t eiserne 
^^Knge am Hintersteveu, um das Ruder einzuhängen. Für die Bedeu- 
^^Kng des Wortes envare haben wir aber damit nichts gewonnen. Darf 
^^Bbd an abd. far, mbd. var = Stier denken? Und was könnte dann 
^Bh bedeuten? 

^Ht Ich biu bei Landleuten mehrfach der Ansieht begegnet, als ob 
^^■e Thiernamen der Schilfe von der Gestalt derselben aU einer thier- 
^Hnnlichen hergenommen seien. Es widerspricht das der seemänniBcben 



ADschauniig. Wo es sidi um Spotttiaint-'n handelt, wie sie im Kin^f 
Bl. IV. S 86 erwülint werden, können dieselben nicht von wiiklich*^^ 
Seeleuten herrühren, bei denen mir solche nie vorgekommen sind, 
Man pflegt wohl ein liingsamcs Schiff eine alte Karre, und ein plumpes 
Schiff wegen seiner Gestalt einen Backtrog, oder auch einen Tuffel 
(Pantoffel) oder auch einen Holschen (Holzschuli) zu nennen, wie die 
Franzosen ein solches ebenfalls mit sabot z» bezeichnen pflegen. Man 
hat auch wohl Schiffe Kameele und wiederum das Kamoel das Schiff 
der Wüste genannt, aber dabei ist doch nicht die Gestalt für die Ver- 
gleichung massgebend gewesen. In jenem Falle benannte man sie 
nach dem FibeJvei'se: „Kameele trugen grosse Last". Bekanntlich 
hiesgen so die grossen Prame, die in der Südersee zur Hebung an 
die grossen Ostindien fahrer gelegt wurden, um sie über die Untiefen 
der Pampus nach Amsterdam bringen zu können. Wenn aber in der 
Urzeit die Schitl'e mit Tliiernamen belegt wurden, so geschah dies, 
weil sie in der Anschauung des Seemanns als belebte Wesen aufge- 
fasst wurden. Er sah sie in ihrer schaukelnden Bewegung auf den 
Wellen, wie sie an der Woge hinaufsteigen und hinabsinken, wie sie 
mit dem Kopfe zu nicken scheinen. Bei Homer heissen die Si-Iiifie 
deshalb die Rosse der Salzsee. Und die Deutschen wühlten die Be- 
nennungen nach den Hausthieren, die im Lauf eine springende Be- 
wegung machen, wie Böcke, Bullen, Schweine. Man sagt auch wohl 
von einem Schiffe, welches leicht auf den Wogen tanzt, es liegt wie 
eine Ente auf dem Wasser. Sollte damit das sonst rüthselhafte Wort 
Kahn zusammenhängen? Im Französischen heisst canc eine Ente und 
nach Weigaud ist altn. kuiii der Schnabel. Ich würde dann doch 
nicht mit Diez der Ansicht sein, tlass Schiff die Urbedeutung und 
Ente der abgeleitete Begriff wäre. EigeuthUnilich ist das Zusammen- 
treffen des Wortes mit canoa, welches von Columbus bei den Wilden 
schon vorgefunden wurde, und woraus das franz. canot und das eugl. 
caiioe stammt. 

„S. 3. Kogge ist gewiss nicht ein altnordisches Wort, da altn. 
(isl.) huijgf regelmässig nur ein hanseatisches, sächsisches Seeschiff 
bedeutet. Ob freilich das Wort aus dem Itomanischen stammt und, 
wie schon Ducange vermuthete, vom lat, concha herkommt, will auch 
ich nicht behaupten, vgl. Grimms DWb. 5, 1565." 

Ich hatte das Wort alt-nordisch nicht im engereu Sinne der 
Sprachwiesenschaft gebraucht, sondern nur damit sagen wollen, dasB 
der -Name nicht von den südeuiopäi sehen, romanischen Völkern ent- 
lehnt, sondern von alterslier bei den nordeuropäischen, germanischen 
in ticbrauch gewesen sei. 

„S. 4. Verführt durch unser ,Kiel' vermengen Sie zweierlei. 
Ahd. kid, ags. ccvl, altn. liioll (kjöll), im Plur. kiolar, mhd. kiel ist 
das alte Seeschiff, in dem die Angeln und Sachsen nach England 
giengen ; altn. kiölr (kjölr), im Pinr. kilir ist ahtl. und mhd. IcU, unser 
Kiel in Federkiel und Schiffskiel, {an den sich die Rippen setzen, wie 



die einzdoen Rispen an den Federkiel) und dies liegt den rooianiBchen 
Wörtern zu Grunde," 

Meine Gewilhremäuiier waren Siez und Weigand. Jener bat: 
Chiglia it. sp. quUla, fr. quillc Kiel des Schiffes, vom ahd. hiaf, altn. 
hiölr; dieser: Mhd, der kiel, ahd. chiel, chiol, clwol, ags, ci-ol, altn. 
hiÖU, auch von dem ganzen Schiffe gebraucht. 

„S. S. Ist Iliru Krkliirung von Lotse richtig, wie ich nicht be- 
zweifele, 80 muss das Wort aus dem Eoghsdien herübergenommen sein." 

Es ist das um so wahrscheinlicher, als zur Zeit der Abfassung 
der JtigemeRS d'Olrron, worin das Wort meines Wissens zuerst auf- 
tritt, Oleron unter der Botmitseigkeit der Engländer stand, weshalb 
diese denn auch die Jugemens als eine nationale Rechtsquelle be- 
trachten. . 

,,S. 10, Das altn. mütanautr, ia älterer Form matuiiaHtr liegt 
ganz gewiss dem franz. mathmot (nuitelot) zu Grunde. Dass das Wort 
biet erat im 13. Jahrhundert auftritt, thut nichts zur Sache. Ahd. 
(mbd.) gettös heisst eigonttich einer Jer mit mir zusammenisst, wie 
Geselle, der mit mir iu einem IIuusc (sal) wohnt, mötr (»Uitu) nautr 
Speisegenosse ist in Wahrheit nicht viel mehr, als Genosse und 
vaisscau-matiiot kann daher sehr wolil u gooil Company keepcr sein 
u. dgl. ra. Das vereinzelte mnd. nuUe geselle, wenn man es mit Ihnen 
als Compositum nimmt, kann niuht in Dctracht kommen, weil es eben 
ganz vereiuzelt dastclit. Auch tnüt = mate ist ahd. ginuieso, mhd. 
getnazsc = genÜ2, der mit mir speist, aber mit dem Simplex kommen 
Sie nicht zu mathcnot." 

Nach den Mittheilungen Koppmauns im Korr. Bl. IV. S. !)-'> ist 
allerdings das Compositum malc-gcsvlle des Mndd. Wb. aufzugeben. 
Meine Vermuthung, dass dem Worte viatfusiiot ein uiederl. tiiatenote 
— nicht etwa das Simplex tmit — zu Grunde liegen möge, wird frei- 
lich dadurch nicht hinfällig, denn immerhin bleibt bei der Annahme 
der Entstehung uns mutunautr das Uätlisel, warum die scandiuavtschen 
Sprachen nicht die reinere Form, die vorhanden war, bewahrt haben 
sollten, statt die verderbte ndl. matrös auf/.unehmen. Ich weiss auch 
nicht, woher Bugge die Nachricht hat, dass die Schiffsmannschaft iu 
miiiunegti eingetheilt war. So wenig wie jetzt bei der gewaltigen 
Menge von Auswanderern, Tausend und mehr, die ein Schiff befördert, 
eine Theilung in Tischgenossenschaftcu nothwendig ist, so wenig wird 
ea in alter Zeit bei den Seeleuten der Fall gewesen sein. Wenn es 
sich um Theilung der Arbeit oder una eine Eintheilung in Wachen 
handelte, läge die Sache anders. Aber gerade das Essen und Trinken 
ist an Bord stets eine gemeiuschaftliche Angelegetdieit. Und daher, 
dass wahrscheinlich mi.-hrere zu gleicher Zeit aus einer Schüssel asson, 
wird doch das. Wort nicht kommen. Wächter leitete auch noch das 
im afr. auch bei duu Seeleuten gebrUuchlichu »in» = Mahlzeit aus 
dem goth. mttt^, altn. mali; ahd. mursr, im Plur. mcsl ab. In den 
Jugemens d'Oleron Art. "Jl (Panh'ssus I. "pag. 33R) heisst es, dass 
wenn ein Schiff im Ilafou liegt, nur zwei Matrosen zur Zeit an Land 



gellen und iLre Speisoration mitnehmen dürfen : p&rter ti» mis. 
Dk>z bat nHcligi'wicsen, dass vth aus d(;m kt. missum, it. me3S0 I 
stammt. Und im Art, 1 der JugemenB hi'JEBcn diu Mutrosen les e 
liaignons de la ni:ef und nicbt etwa les compaignons du mis. Aberij 
fühle micli nicht berechtigt, dvr Ansicht des Herrn Prof. M, entgegi 
zutreten. 

bS. 15. Dass Luf und Leb auf dem Gegensatz von Hocb und 
Niedrig beruhen will ich gorn glaubon, oder würe nicht unmüglich. 
Aber engl, loof und ndl. lovf weisen auf ein ursprüngliches ö und das 
niederd. hiv scheint demnach entlehnt, und an einen Zusammenhang 
mit alfift ist nicht sobald zu denken. F^ngl. lee und ndl. lij, ndd. lee 
dagegen weisen auf einen alten Diphthongen zurück. Eine Erklärung 
MUS dem Germanischen linde ich für die beiden Wörter ■ nicht, wie 
lange ich sie auch im Auge gehabt und gesucht habe, die auf Sicher- 
heit Anspruch machen könne. An Uije (h'g waler \x. dgl.) ist bei let 
nicbt zu denken." 

Es wurdü demnach audi das Wort leger icall A. h, das Ufer in 
Leb nichts mit lee zu thun haben, obgleich die begritflichc Verbindung 
auf der Hund liegt, wie das engl, letuhort dies ja auch ausdrückt. 
Wäre dies Wort nicht, ich hätte an das mhd. Ir, ulid. hlio, alts. hli4, 
Mfd gedacht, welches hiutversthoben zu cl'nms stimmt. In einer, frei- 
lich unsicheren Stelle ist 16 = übel, wie das ndl. hj, und dir (jen. 
lewes h eis st leider. 

„S. 1 7. Dass HanilKchuhe bei den Seeleuten noch Wanten 
heissen, ist athr interessant, Das ist düs uralte tcnnt (oder ivanta 
fem.) Grimms Ucchtsalterth. S. 152, altn. eötlr, fr/, yatit. Aber die 
Wanten am Maat können ntclits mit ivuttt, wände im Pliir. gemein 
baben." 

Aber das Want wird doch ,,ausgewebl'', wie der technische Aus- 
druck beisst. Die Haupttaue bilden den Aufzug und die „Webeleinen" 
den Einschlag. Wenn ich irgend etwas für sicher gihalton, so war 
es das, dass Want Gewebe bedeute. Sollte man bei den Seeleuten, 
deren Sprachgefühl durch den steten Verkehr mit fremden Völkern, 
schon ehe es sich recht ausgebildet bat, schwere Einbusse erleidet, 
nicht voraussetzen dürfen, dass manche Worte unorganisch gebildet 
werden V 

Zu den Namen der Segel, die ich besprochen, will ich noch 
hinzufügen, dass ich ivla mesava einfach nach Jal erklärt habe als 
la volle du mät du milieu, dass das Segel aber gerade als Ruihensegel 
auch daron seinen Niimen erbalten haben kann, dass ein solches nur 
im die eine Hälfte der Rahe ungescbhigen und dann die Nock (Spitze) 
der anderen Hallte niedergeholt wurde, so dass die Rahii schräg nach 
oben stand und das Segel die Gestalt unserer jetzigen Gaffelae 
erhielt. Es wäre dann velu taeeatia mit Halbsegel zu übersetzen. . 

Zum Glossar des „Seebuchs" möchte ich mir folgende Bemerkt 
gen erlauben : 

konfers ist nicht Verkehrsort und hängt weder mit cowücrjj 



Hsch mit confLirc zueammeD, eondeni' mit dem franz. couvert, engl. 

Kotiert und bedeutet eine gedeckte, geschützte Rbede. In den Jugemens 

d'OleroD heisat es im Art. 15 {Pardessus I. pag. 334): Une ntxf est 

en ung cotiverl amarre etc. Da» « ist eingeschoben wie in lanterne 

für lateriie. 

meyland steht dem ei/latnl gegenüber. Dhbs mtyUmd nach Deecke 
im Mndd. Wh. grünei Land bedeuten hoII, will mir nicht einleuchten, 
da der Gegensatz von Küaiid doch nicht Grünland sein kann. Wenn 
die Erklürung von Kiland als Einland, die Weigand vorzieht (vgl. 
übrigens Grimms DWb,), berechtigt ist, sollto da nicht Meiland das 
Meinlaiid d. h. das gemeine Land =: terra inijtns sein. Es findet 
sich im Seebuch freilich an einer Stelle die Form mei/eluiid, aber das 
könnte auf einem MisvcrstUndnis den Abschreibers beruhen, der den 
Ausdruck meyland sich nicht anders zu erklären wuyste, als dadurch, 
dass er ihn von meiV», meiyen = mühen ableitete. 

pri/scn möchte ich nicht vom franz, Subst. prise ableiten und 
als nehmen auffassen. Es wird vom franz. priser, mhd. pri-scu, dem 
mittel!, prvliari = schützen, rühmen herkommen und bedeutet in den 
Verbindungen, in denen es im Seebuche vorkommt, soviel wie vor- 
ziehen. Wir sagen ja auch in demselben Sinne: Ich lobe mir das 
Burschcnleben. 

rode ras steht im Glossar unter rot = roth. Es kommt aber 
■ain franz. roder, lat. rotare her, im Kreise umherlaufen. De stroetn 
^K*!/et tloT al nint ummc und is gehctcn dut rocde ras. 
^B /um Schlüsse möchte ich noch mit wenigen Worten eine Frage 
Httprechcn, der sieb unsere Zeitungsliteraten bemächtigt haben, um 
^■ne Vorschrift unserer Marine zu bemängeln. Sie betrifft das Ruder- 
^Bmraando. Im Englischen beisst das Ruder thc rudder und der Hand- 
Hpff desselben thc keim; im Französischen beisst das Ruder Ic gouvernail 
H|d der Handgriff desselben la harre. Wenn also im Engl, porl Ihe 
^BlN-' und im Franz. bahord la Imrre! kommandirt wird, so babtn die 
^■orte ihre wirkliche Bedeutung; der Handgriff wird nach Backbord, 
^Bo das Ruder nach Steuerbord gelegt, und das Schiff weiclit nach 
Hnuerburd aus. Wenn aber ein deutscher Schiffsjunge an Bord 
^Boimt, so muss er erst lernen dass links so viel wie rechts und rechts 
^B viel wie links bedeutet, denn auf deutschen Schiffen bedeutet das 
^bmmando: Backbord Ruder! dass das Ruder nach Steuerbord, und 
^■8 Kommando: Steuerbord Ruder! dass das Ruder nach Backbord 
^^^egt wird. Auf eine mir unbegreifliche Weise ist nämlich dus alte 
^■titscbe Wort Helm für den Haudgriß' des Ruders unseren Seeleuten 
^wloreii gegangen, obgleicli unsere Turfschiffer noch das Wort Helm- 
^Hk beibehalten liaben. Die Admiralität ist nun der Ansicht gewesen, 
^B jeder vernünftige Mensch theilen muss, dass es besser ist, wenn 
^Bka 80 viel wie links und rechts so viel wie rechts bedeutet, und 
^Bt deshalb vorgeschrieben, dass das Kommando: Backbord Ruder! 
Hwtan auch wirklich bedeuten solle, dass das Ruder Backbord gelegt 
Bferd; es hat dies zugleich den gar nicht hoch genug zu bchätzendeu 



Vortheil, dass Ursache und Wirkung zu sanimeti fallen. Wird das Ruder 
Bac^kbord gelegt, so weicht diis Schiff nach Backbord aus. und wird 
PB Steut'rbord gelegt, so weicht das Si;hiff nach Steuerbord aus. Da- 
durch werden die früher so leicht möglichen Missveratändnisse ganE 
ausgeschlossen, dt^nn auch das Kommando durch Handzeigen stimmt 
mit dem Kommando durch Worte überoin. Man sollte glauben, nur 
der baare Unverstand könne sich gegen eine solche Vorschrift aus- 
sprechen. Aber auch die sogenannte technische Kommission soll mit 
allen gegen eine Stimme — es wird diu des Vertreters der Marine 
gewesen sein — abgelehnt haben, dass fortan links so viel wie links 
und rechts so viel wie rechts bedeute: in der Handelsmarine soll der 
Unsinn so lange aufrecht erhalten bleiben, bis aticb die anderen See- 
staaten ihr Ruderkommando geändert haben. Aber die haben ja ein 
ganz richtiges Kommando ! Wollen sie auf den Vortheil verzichten, 
dass Ursache und Wirkung, dass Wort- und Haudkommando zusam- 
meDfaUen, so ist das ihre Sache. Sollen wir uns daium dessen be- 
geben V Wenn nach Verlauf einiger Jahre unsere KauffaUrtcimatrosen 
durch den Marinedienst erst einmal gelernt haben, welche grossen 
Vorzüge das hei der Marine eingeführte Kommando hat, dann wird 
man nicht begreifen, dass es überhaupt je hat Widerstand &ndi 
können. 



BREMEN. 



Breusing. 



Zu Laurembergs Scherzgedichten. 



In folgendem gebe ich einige bemerkungen zur neuesten ausgt 
der gedichte von W. Braune. Halle, Niemeyer, 187ü, 

I. 
II, 369. up dat nu kond Varan Tort&ssen dit Gebreck, 

uud driveu wech den Stank van dem verborgen Dreck, 

ward he gedrungen, raet tho söken allenthalvc», 

mit dSrbar öhl und Safft, mit kösteliken Salven, 

the överduvelen den echnöden vulen Gast, 

de ehm und andern mehr dced sÖlken 5veriast. 

Zu V. 373 vermisse ich bei Braune eine erklilrung des wortes 

gast im glossar oder in den anmerkungen. Es ist aber deutlich, 

dass hier nicht das hochd. gast = hospes gemeint sein kann. 

Gast ist vielmehr synonymum von stank. Das wert gehört zum 



. V. gisu ^ gäbre. Der böse geruch uotsteht ebeu durch [■iiiiruiig. 
Hochdeutsch tiudet sich die t'oiDi gast (s. Weigaud 1'. Uli unter 
gäsuUuu); mnd. findet sich dus adj. gusterich (Mnd. \Vb. II, 
14), »uch iiit das substuntiv in dem compositum gaathämel, uu- 
-flätiger mensch (Schambach s. HO] noch jetzt im nd. erhalten. Vgl. 
^ ich Schmeller-Fr. I, 1210. 

, 32i). Hyrniit so toch he Joes: ein Wort twe Eilen laiick, 
Bald twischun syne Tene hiTÜoet under de Banck. 
Ebenso bezeichnet Josef von den sieben Tudsüuden v. 711111 das 
'omieren : So blifft he iiggende in dorn woze, vor siuem 
munde en roze, des ia wol ener guden t-lenlaiigk. Ebenso 
ist zu fassen HeiiiiekeKuccht str. lü: eoes armes lauck spriick 
hey en worl. Vergleiche; Ä. Lübbeii, Germania XXIII, 445. 



III. 



^BTachwort 60. Wat hülp diit ick allyd da.r sete bi dem Hoeck. 
^H Und endlyk werden koud uiii hochgelehrt Fautast. 

^V, Wahrscheinlich schwebt Laureinberg v. 1, 22 aus Brandts 
^narrenschiff: wer vil studirt wirt ein fantast vor. Das 
^^>nc!i wurde bekanntlich ins niederdeutsche übersetzt uud •/.. b. auch 
vom dichter des Reinecke Vos, wie Zarncke Z. f. d. A. 9, 3Ö0 nach- 
gewiesen hat, benutzt. 

Zum schluss noch drei spähnchca zum dritten Scherzgedicht: 

V. I7y. Pasie. Diese form des frz. page als cigenname 
weist das diesjährige GÖttiiiger adressbuch auf. 

z. V. '2'20. des Jungeus up der Bors war auf die be- 
merkung zu II, 101 zu vcrweisuu. 

z. V. 410. bek rüden. Es ist wohl das bestreuen mit speze- 
reieu (s, Mnd. Wb. unter krit) gemeint. 



NOUTHEIM. 



R. Sprenger. 



Zu Gerhard von Minden. 



49, 16. luer dat rind dat ek im nam 

dem wive van dem Vorwerke, 

de heft als ik dat merke 

mi dit tobracht unde öre vlök, 

de hevet enen stricketes dok 

unde kan ein luttek van den bök . . 
spricht der an Bauchweh leidende Wolf. Dass mit bök = swarte 
bök, Zauberbüchcr gemeint sind, ist deutlich. Dass aber auch das 
,ge8trickte Tuch' zur Zauberei gedient habe, vermutete schon Lübben 
(Mnd. Wb. IV, 434). Zur Sicherstellung dieser Vermutung hier ein 
Beleg aus Johannes Paulis Schimpf und Ernst. Es hoisst 
dort unter dem Kapitel vom Aberglauben St. 79*): ^Vor Zeiten gab 
es fahrende Schüler im Land, die trugen gern gestrickte 
Netze um den Hals und besch.... gern diu Leute. ^ Dass diese 
gestrickten Netze zur Zauberei und nicht, wie Junghans meint, zur 
Aufbewahrung der, oft gestohlenen, Lebensmittel dienten, geht aus 
dem Zusammenhang hervor. 

NORTHEIM. ' R. Sprenger- 



\ 



^) Leider kann ich nuf nac)i de^ Ausgabe von Junghans in Reclam's 
yniv^rsalbibliothek eitleren. 



Jte Kanoneninschriften aus dem 16. Jahrhundert. 



Zur Zeit des Sclimalkaldischen Krieges, im Jahre 1530, liess 
■ Rath der Stadt Bremen, welche in der Gegenpartei des Kaisers 
md, ans den besten Glocken der Pfarrkirchen Kanonen giesseu. 
ich A. Storck, Ansichten der freien Handelsstadt Bremen etc., oinera 
, welches vollständig vergritfen sein dürfte, sind folgende In- 
iriflen, weiche auch gleichzeitig die religiöse Seite des Krieges be- 
lli, vorhanden gewesen: 

In angcst bringestu de tienden dien 
oft orer schoon noch so vele gyn 
wo du nien holdest up diner sidt 
Gerechte sacke unde Godt mit diet. 

Up dine macht gaer nichtes wage 
An diner swackheit nicht verzage 
Godt is alleine de averwindt, 
vor em besteit geen menschenkint. 

Bi Oades wordt wage lif und bludt 
vor dine Er alle have unde guet 
Dine Frigheit di nicht nemen laet 
Wuitu bestaen, dat is min raet. 

Catbarina. 
Den Fienden tho scaden 
Moütb Godt beradeo 
Des Mestera kunst 
Is sosth umbsunst. 

Weitere Inschriften aus alten Zeiten verrathen eine kriegslustige 

Man gab den Kanonen Namen und die zugegebeneu Verse 

tairachen ihre Gesinnung aus, waren also gleichsam personificirt. 

'i standen in Reib und Glied und redt^ten von Tod und Vernichtung: 

Schärpe Grete bin ick gebeten 

Wan ick lache, dat ward den Viend verdreten. 



-Scbarpe Mfitze Burlebus 

tbu eiaen ßnA in thu andern us. 

Martha. 
Martha is de Name inyn 
van Art kann ick nicht stille sin 
Und wo mi Viend 7or ogen staen 
Laet ick min eichen in se { 

Ick bete de swarte Raven 
Wen min Ei drapet 
Strecket do Klawen, 

Ick bete de Kukuk 
Den min Ei drucket 
Dem geit de bück t 

Margiireta is myn name 
Wen ick mya fyndo sehe lierkiinien 
So do ick se frundlicb gröten 
Dnt se verleren hende und voten, 

Mynen freundt ick Nncbtigal mit Gesänge wecke 
Mynen fiendt mit minen Klang ick Bcbrecki?. 



. Menz. 



Errata und Nachträge zu Jahrbuch IV und V. 

. I. Plauta St. Planta. 

Den Woifgangk Homm-'acben holzsehiiltt besitzt jetzt Ale 
Rostocker liniv.-bibl. in einem neuen Abzüge; die ciini h, Mings 
llebciidea kruiikea haben oflenbar die pocten, varioke. — Dia 
aohrift lau.tet : Almccbtigor barmherziger rwif^cr got sieh 
uns an mit den äugen deiner barmbertEij^keit und veilcicb ima 
das wir durch dz furbitten und verdtnen des beiligen iiei'chtigen 
lancti Mini vor der sorglichen krauckheü der hlnltera harmhert- 
cigiiob werden beschirmet dnri^b Christum unsern Herren. Amen. 
Der heilig bcit-htiger Sanctiis Minus wirt iu wclscbm 
lande angerulTt und gebettcn filr dii* prausämlicb kranckheit der 
bbtttcm in welisoh genaut malii franUota, Wolfgangk hainer. 
Rostock, 
parentum st. paratum. 



I 



Niederdeutsche Denkmäler. 

Band I. 

Das Seebnoh 

Karl Koppmann. 

Mit eilior üaiitischen Einleitung 

Arthur BroiimltiK. 

Hit Glossar 

<'hrlMtoph Waliher. 

Preis: 4 Mark, 

Niederdeutsche Denkmäler. 

Band II. 

Gerhard von Minden. 

Von 

W. Seelmaun. 

Preis: 6 Mark. 



Jahrbucli 

des Vereins für itiederileDtHche Hprachforschnng. 
Jahrgang 1S75. Preis: 3 Mark. 
„ IST«. „ 4 „ 

„ 1S77. „ 4 „ 

„ 1878. „ 4 „ 



Korresponinzlilalt ies Tereiis Tir jiedtrieülsclie SpracliforscliiDä. 

. Jahrgang. (Ulal 1876— Ulai 1877.) Freis: 2 Mark. 

3. Jahrgang. <I8T7.) Pma. 2 Mark. 
S. „ (1878.) „ 2 

4. „ (1879.) „ 2 „ 

Bremen. J. KUtitmann's Buchhandlung. 



Jabrbuch 



des 



Vereins tlir Diederdentscbe SpracMorscbüDg. 



Jahrgang 1880. 



VI. 






BREMEN. 

Verlag von Hinricus Fischer. 

1881. 



Druck Ton Diedr. SolUa In Norden. 



Inhalt. 



Seite 

Fastnachtspiele der. Patrizier in Lübeck von C. Wehrmann 1 

Ueber die Labeker Fastnachtspiele von G. Walther 6 

Amt Buschmans Mirakel von Wilhelm Seelmann 32 

Die niederdeutschen, noch nicht weiter bekannten Handschriften der Bibliothek 

zu Wolfenbüttel von A. Lübben 68 

Tractaet inholdende vele kostelycke remedien off medecynen weder alle krancheyt 

der Peerden von Heinrich Deiter ^ . . . . 74 

Marien Rosenkranz von K. Bartsch 100 

Ein historisches Kirchenlied Abraham Meyer's vom Jahre 1569 von C. Walther 114 

Dei Hauäm von Hein r. Carstens 119 

Datt Broudbakk'n 121 

Ein lateinisch-deutsches Yokabelbuch von 1542 von H. Holstein. . . . 123 

Zur mnd. visio Philiberti von R. Sprenger 130 

Bockshorn nm R. Sprenger 134 

Braunschweigische Fündlinge von Hänselmann. 

I. Kalenderorakel 135 

n. Fragment eines Dramas von Simson, mit Glossar von G. Walther 137 

Etwas über niederdeutsche Familiennamen von A. Lübben 145 



¥ 



Fastnachtspiele der Patrizier in Lübeck. 



In einem Adminiatrationsbach der Lübeckiscben Zirkelgesellschaft 
findet sieb ein Verzeichniss von Faatnachtdicbtern und Fastnacbtspielen, 
welches sich über die Jahre 1430 bis 1515, wenn gleich nicht ohne 
Lückeii, erstreckt. Die ersten Eintragungen bis 1484 siad von einer 
and derselben Handschrift, offenbar der eines Schreibers. Andere, 
jetzt nicht mehr erhaltene Aufzeichnungen liegen ihnen zu Grunde 
und sie sind in dem genannten Jahre zusammen gestellt. Für das 
Jahr 1474 fehlen die Angaben, entweder in Folge eines Versehens 
des Schreibers, der mit dem Jahre 1475 eine neue Seite anfing, oder 
weil das Material fehlte. Für 1485 ist eine Lücke. Von 1486 bis 
I49C haben die Verwalter selbst das Verzeichniss fortgesetzt, dann 
trat wieder eine lange Unterbrechung ein. Erst Heinrich Kerkring, 
der im Jahre 1515 in die Zirkelgesellschaft aufgenommen wurde, hier 
erkennbar an seiner Handschrift, von der auch sonst Proben vor- 
liegen, erwarb sich das Verdienst, das Versäumte, so weit er konnte, 
nachzuholen. Man sieht es an dem leeren Räume auf den Blättern, 
dass er die Absicht hatte, die Lücken, die er aus Mangel an Angaben 
für den Augenblick lassen musste, auszufüllen, aber er ist nicht dazu 
gekommen. Das Verzeichniss reicht nur bis 1515. Es ist durchaus 
wabrschi'inlich, dass die Fastnachtspiele damals nicht schon aufgehört 
haben, denn es ist gewiss, dass die rastnachtlustbarkeiten bis 1537 
fortdauerten und bis dahin nur einmal, 1535, „dorch a/f'wesende der 
brodere hosett uyrors halvett" ausfielen. Dagegen ist es nicht wahr- 
scbeiulich, dass solche Spiele schon vor 1430 bestanden. Vielmehl' 
ist es glaublich, dass Mitglieder der Gesellschaft, die sich während 
des Aufruhrs von 140S bis 1416 in Süddeutschland aufhielten, sie 
dort kennen gelernt haben und die Sitte nach Lübeck verptlanzten*). 

Sie ist der Zirkelgesellschaft eigen geblieben, andere Corpo- 
rationeu haben sie nicht nachgeahmt und sie ist nicht ohne Schwierig- 
keit durchgeführt worden. 

Vor allem war os schwer, immer Dichter zu linden. Freiwillig 
wurde das Amt nicht übernommen, sondern die Schaffner der Gesellschaft 



I 



IHwlanlsulKihai Jahrbacb 



wählten in jodcra Jahre vier Fastnaclitdichter, von welchen zwei fSr 
die Herbeischaffung eines ätiickes, zwei für die Aufführung zu sorgen 
hatten. Ei-stere Aufgabe war entschieden die schwerere, und fs musstc, 
falls man sich nicht verständigea konnte, durch das Looä oder durch 
Würfel entschieden werden, wem sie zufiel. Unter den Dichtern finden 
sich nicht bloss Solche, die der Gesellschaft erat später beitraten, 
vermuthlich jüngere Anverwandte älterer Mitglieder, sondern, wenigstens 
in der ersten Zeit, auch Ei]i;!elne, die niemals in die Gesellsclmft iiuf- 
genoiumen sind. Man darf also wohl schliessen, daas es nicht leicht 
war, immer geeignete Persönlichkeiten zu finden, und dass man bis- 
weilen auch die Hülfe von Nichtmitgliedern in Anspruch nehmen 
musste. In ihren Aufnahmen war die üeaellschaft immer sehr 
behutsam. 

Indessen hat auch hier, wie in andern Fatlcu, allmähliche Ge- 
wöhnung einen Einfiuss ausgeübt. t49fl wurde festgesetzt, dass die 
zwölf jüngsten Brüder verpöichtet seien, au dem Fustnachtspiel theil- 
. zunehmen; wer zu dieser Zahl nicht mehr gehörte, konnte austreten, 
„80 verre alse he lie/fi de oldcste vasteUtvetides dichter ycweset «nde de 
vorrede unde de achterrede //cvoret vor sich''''. Es wird hinzugefügt, 
dass die Gesellschaft es ihm Dank wissen werde, wenn er länger Theit 
nehme. ,,Wyl eti dar lenger hooen speien unde de hledinghe holden, des 
wj/llen em de sdschop danck weten." Dio Dichter waren übrigens nicht 
verpflichtet, ein Stück selbst ku verfassen, sie sollen „dichten edder 
dic/Uen taten". Beides wird also vorgekommen sein. Interessant ist 
auch die Bestimmung, dass die bei der AufFubrung Dethciligten mit 
den ihnen zugewiesenen Rollen und Reimen zufrieden sein sollen. Es 
gab also schon damals Rivalitäten. Termin für die Ablieferung der 
Rollen war der Sonntag vor Klein Fastnacht. Letzterer Tag war der 
Donnerstag vor der Fastnachtwoche, im Gegensatz dazu biess der 
Fastnacht Sonntag Gross Fastnacht. 

Zur Aufführung dienten „de hovede mtdc de horch"'. Man wird 
sich unter horch ein hölzernea, auf Rädern ruhendes Gerüst zudenken 
haben, unter hovede Zugthiere. Im Jahre U5S geschah es, dass die 
Burg auf der Strasse umfiel, und es wird erwäiint, dass von den 
vierundzwanzig Personen, die sich auf derselbL'U befanden — sechzehn 
Frauen und acht Männern ~ keine eine Verletzung erlitt. Daraus 
lässt sich ein ungefährer Schluss auf die Grösse ziehen. Die Gesell- 
schaft bezahlte für die Ausrüstung der Burg jährlich 5 .%, ausserdem 
für Fackelträger [lAasdregere] 8 ß, das war aber gewiss nur ein Zu- 
schusB aus der Gesellschaftskasüe und wird die Fastnaehtdichter von, 
vielleicht ziemlich bedeutenden, Ausgaben aus eigner Tasche nicht 
befreit haben. Es pflegte im Mittelalter so zu sein. Der erwähnte 
Unfall ereignete sich am Valentinstage, dem 14. Februar, im Jahre 
1458 zugleich Fastnachtdieustag. Das ist ein Grund zu der Annahme, 
dass an eben diesem Tage die Aufführung des Spiels stattfand. Um- 
züge der Burg wurdeu aber, nach einer Aufzeichnung von 1505, an 
den drei Fastnachttageii, Sonntag, Montag und Dienstag gebalten, und 



es ist ferner gewiss, dasa die XirkelgeBellüchaft am Üiotistug eiiie 
feierliclie Zusammenkunft hatte, bei welcher es fiir alle anwesenden 
Mitglieder Pflicht war, zu erscheinen. 

Die Dürftigkeit dir übrig gebliebenen Nachrichten gestattet es 
leider nicht, ein klareres Bild zu entwerfen. Immerhin aber wird schon 
die Ueihe der Titel Interesse erregen und Aufmerksamkeit verdienen. 
Die Stoö'e waren, wie man sieht, zum Theil sehr verschiedenartigen 
Sagenkreisen entnommen, die also auch hier bekannt waren und durch 
die Darstellung noch bekannter wurden. Daneben zeigt sich eine 
merkwürdige Tendenz, zu nioralisiren, die immer mehr und schliesslich 
ganz überwiegend hervortritt. Die Derbheit, welche man als einen 
Qothweudigen Bestandtheil der Fastnacbtspiele zu denken gewohnt ist, 
scheint dabei wenig nur Anwendung gekommen zu sein, und man 
wird unter den Spielen mehr dramatische Scenen, als im eigentlichen 
Sinne des Wortes dramatische Stücke zu verstehen haben. Prolog 
und Epilog haben, wie sich aus einer oben angeführten Notiz ergiebt, 
nicht gefehlt. 



1430. 
1431. 
1432. 
1433. 
1434. 
1435. 
1436. 
1437. 
1438. 
1439. 
1440. 
1441. 
1442. 
1443. 
1444. 
1445, 
1446. 
1447, 
I44Ö. 
1449. 
1450. 
1451. 
1452. 
1453. 



Namen der Fastnacbtspiele. 

Do der godynnen de sparwer gegeven wart. 

de twe truwen kumpans ; rex Baldach. 

Weatval was sines vaders son, 

de krake. 

Salomons erste gerichte. 

den olden man. 



[nichl angegeben./ 

de helle vode vor Orimolt. 

de viff dogede. 

de smede, 

dat lucke radt. 

de truwen schencken. 

der schänden hovet. 

kran, valke vnde stute*). 

radeke den heger spisede. 

Alexander Anteloe. 

wo de lauwe van dem stole stot wart. 

older unde joget nicht bke woch. 

de ses Senaten de slagen werden. 

Koning Karl steken vor mit Ollegaste. 

de neuen danck vordende(n) mit dem esel, he reet effte ginck, 

deme wulve eyn wiff geveu wolden. 

de konjngh Artus hoveden brandes wis**). 



) Baa Wort läsBt aick vielleicht auch stare, slale oder sture leBen. 

) Keller, Fiksiii acht spiele um dem füDfüdmteii Jnlirh. Bd. i. Nr. 127. 



1454. van dem gülden vluse dat Josoen wan. 

1455. van Paris van Troe unde vau den dren nakeden juncfrowen. | 

1456. wo de jungelinck de juncfruweti kussede. 

1457. wo de 3 recken de juncfruwen myt manheyt utli der helle 

1458. 
1459. 
1460. 
1461, 



1462. 
1463. 
1464. 

1465. 

1466. 



1469. 
1470. 



1471. 

1472. 
1473. 
1474. 
1475. 

1476. 

1477. 



wo man myt valeken plogen scal. 

wo de arme ridder myt woldaet des kouynges dochter vorwarft. 

vau Amylgas unde Amycas*). 

van des keysers dochter unde van des konynges sone vao 

Jherusalem, den gülden aren. 

van dem olden wyve, de den duvel bantb. 

den affgot myt eyuer sule. 

eyn Moryanen koning, de[n] wuschen see wyt, men he bUet 

like swai't. 

eyn konyng unde eyne konigynne unde gude win(e) de kau 

wunder wercken. 

van der olden werlt, van der nyen werlb unde van der recht- 

verdicheyt vnde siner dochter truwe unde eynem broder war- 

heyt unde rame mate. 

van koniugk Alexander, wo he by vormetenheit vil in de bände 

der koninge van Morlande, de syn angesiebte hadden gemalt 

laten, darby se ene kanden; in dem apil was eyn drake, darby 

de junge koningh van Morlande wolde Alexander overvallen na 

inholde der historien. 

van der konyginnen vnn Frankriken, wo se besecht wort van 

dren doren, worumme se moste uth dem lande. De syn : men 

kan de doren nicht al vordriven. 

van twen kouygen, de eyne was kersteu, nnde de andere was 

beyden, vude de kersteu koniugk de behelt den strit. 

van den dren getruweu, de ene wolde starven vor de anderen, 

vnde ok van eynen olden wyve unde van den dnwele, de fochten 

tosamende umme eynen schal, de begraven was, unde dat olde 

vrifT vorwan den duvel unde slocb en uude bantb en sere. 

vau eyner eiliken fruwen, de hadde vele anlaghe unde blfl 

doch stanthafftich iu eren. 

van deme perde upp der borch. 

Alexaander wolde wyuneu dat paradi». 

(nicht angegeben. J 

wo Virgilius mit voraichticbeyt de wisen vormetenen ovei 

unde dat fraude in tucht allemanne batet. 

van der mate, wo de vader den soue lerde. 

wo eyn keyser syne keyserione vorsoken leet, eff se eme triml 

were, unde vant se erentvast unde wart darane slagei 

van deme olden manne. 



Btö2 



1483. 
1484. 
1485. 



van eynen keyser, de sat eyn richte, efft de vrouwen werdich 

sint golt to drpgende, e£fte de riddere. 

van der truwe unde warheyt, ene wolde vor de andere slarven. 

van dren dogeden ; dat erste, iat men dencke, ende mot de 

last dregen, ock sctil mo woldaet nicht vorgoten, unde dat ock 

wies rat beter ia wen grpte staicke. 

van der leve, wo de nemant rechte foron konde, befaalven ene 

juncfruwe, de was genomet de love, de vorde se rechte na uth- 

wisinge des speis. 

wor de rechte adel ione is, also entiiken in den dogeden. 

van der rechtverdicheyt. 

l nicht angegeben.] 

van der warheyt. wo se in der werlde alderwegen vorstoth unde 

vorschaven ward unde doch noch int ende wedder hoch vor- 

baven unde ghoeret wart, deme se grote rikedage unde gbetukke 

tho brachte. 

en iderman in synen sack. 

wor walt ia, dar is it recht ute. 

dre puncte holden cyn lant yn eyn gud bestant, alse wol vor- 

seen, underachet unde truwe. 

wer beter were der olden wisheit, wen der jungen sterke. 

van overdaede der forsten unde heren. 

van der eendracht. 

tys vorkert, dat plach syn. 

van deme steden frede. 

de leve vorwynt alle dyuck, der weddersprek der pennynck, 

de love wort ghesocht unde nicht gefunden. 

van der undanknamicheit. 

twyer byater. 

van droegherie unde wockerie. 

woe de adel vorleydet wart van den schelken ueth der garden. 

dat lucke is nnstede nndc wanckelbar. 

wor frede ys, dar ys tjod mede. 

van der kostticheyt. 

wor frede, leve unde eendracht is, dar so is ene stadt wol 

vorwareth. 

de love wort in allem State ghesocht unde nicht ghefunden, 



LÜBECK, 



C. Wehrraann. 



Ueber die Lübeker FastnacMspiele'^ 



Wie das Drama in den Litteratureu anderer Nationen diejenige 
Dichtungsart ist, welche am «pätesten zur Entwickelung gelangt, so 
auch in der deutseben. Von den beideu Gattungen des Dramas, welche 
das Mittelalter kennt, dem geistlichen Spiet und dem Fastnachtspiel, 
ist jenes bei weitem früher ausgebildet. Es dankt seinen Ursprung 
der Kirche. Geistliche haben die ersten geistlichen Spiele, welche in 
lateinischer Sprache abgefasst waren, und auch die meisten der späteren 
deutsclien gedichtet. Die Stoffe dieser Schauspiele waren bibliHche 
und legendische. Ihr Zweck war, dem Volke die heiligen Geschichten 
einzuprägen. An die Kirchenfeste werden sie geknüpft, besonders an 
die hohen Feste der Weihnacht und des Osterfestes mit Einschluss 
der Passionszeit. 



Im Gegensatz dazu sind diu 
her üblichen weltlichen Vergnügi 
Diesem Ursprünge entsprechend, 
Zahlungen, die Stoße verschieden! 
Wörter dramatisiert. Nicht blos 



! Fastnacbthpiele aus den von Altera 
mgen der Fastnacht hervorgegangen. 
sind in ihnen Schwanke und Er- 
" Sagenkreise, ßiithsel und Sprich- 
: die heiteren, komischen Seiten des 
gewöhnlichen Lebens werden dargestellt, auch die ernsten und feier- 
lichen, wie z. B. Gerichtsverhandlungen, werden persifliert. Der Thoren 
Bind in diesen Stücken so viel; dass es fast auSailt, wenn einmal bloas 
einer Person die Rolle des Narren ausdrücklich 2ugetheilt ist. Die 
einzelnen Stände mit den ihnen eigenthümlichen moralischen Gebrechen 
bieten erwünschten Stoff, keiner mehr als der von den Städtern wegen 
seiner Ungeschliffenheit und EinfHlt geringgeschätzte Stand der Bauern. 
Das Umgekehrte, die Verspottung der Bürger durch Bauern, findet 
nicht statt; denn, während die Pöege des geistlichen Dramas nicht auf 
die Städte beschränkt war, so ist hingegen das Fastnachtscbauspiel 
ihre Erfindung und bleibt ihre litterarische Domäne. Laien, Bürger, 
Handwerker sind die Verfasser. Die Namen derselben sind freilich 
fast sämmtlich unbekannt; aber die beiden durch ihre Productivität 
hervorragenden Nürnberger, deren Namen uns überliefert sind, Rosen- 
blüt und Folz, gehören diesen Lebensphären an : jener war Wappen- 



*) Dieser Aufsutz ist in der JaliresverEammlung des Vereins zu Uildesheim 
Pfingsten 18S0 vorgetragen wordeu. Hier erscheint er etwas vermehrt uod wenig 

Ter&oderL 



dichter, die8<;i- Barbier; und die BescbaiTenbeit der übrigen Stücke lässt 
die Verfasser in veiwaiidten Kreiseu suchen. Der massige Bildunge- 
gnid dieser Diclitcr ollfenbarb sich in Jer wenig künstleriscbeD Anlage 
uud Ausführung der dramatiscbeu Verwickelung, iu der possoubafti 
und derben Schilderung der Verbältuisse, in der Roheit des Stiles 
und in dem unflÜthigcn iJialog. 

Die umfangreichste Sammlung solcher Stücke verdanken wir dem 
Kleisse Adalberts von Keller. Dieselbe, unter dem Titel „Faatuacht- 
Bpiele aus dem fünfzehnten Jahrhundert" in 4 Bünden (Bibliothek des 
Utterar. Vereins in Stuttgart, Ed. 2ri— 30, 1853 und Bd. 46 [Nachlese], 
18&ä) veröÜentlicbt, begreift die stattliche Zahl von 132 Nummern, 
von welchen aber nur drei -in niederdeutscher Sprache abgefasst sind. 
Von den 12^ hochdeutschen Spielen kommt der Löwenantbeil auf 
Nürnberg, ein so bedeutender, dass dagegen derjenige anderer Städte, 
wie Bamberg, Augsburg, Ingolstadt, Basel, Luzern u. s. w., verschwindeud 
gering bezeichnet werden ktiiiu. So erschien denn bisher das nicht- 
geistliche, das heitere Drama des Mittelalters als ein Vorzug Ober- 
deutschlands, vor allem aber als einer oberdeutäcben Stadt, wenn 
Dicht gar Erfindung, so doch ganz voraehraliches Kigeuthum. Nieder- 
deutschland dagegen schien des Fastnachtdramas so gut wie entbehrt 
zu haben. Die Zahl der erhaltenen ist allerdings gering. 

Von den durch Keller mitgetheilten niederdeutschen Stücken steht 
oius in Beziehung zu Lubek. Es ist eigentlich nur ein Zwiegespräch, 
das den Titel führt Ein Vastelaveiiäes Spil va» dem Dode unde 
dem Lhoenäe, gedichtet dörch Nicolaus Mercatoris, nach 
lioedeke (Jrundriss z. üescbichte d. deutsch. Dichtung 1, 298 einen 
Kolsteiner. Fs ist in einem Drucke vom Jahre 1576 erhalten, den 
ächeller Bücherkunde d. Saseisch-niederdeutsch. Sprache S. 479 nach 
den Lettern für einen lübekischen hält, Dass dies Stück oder die 
Urform desselben jedoch weit älter sei, vermuthlich aus dem 15. Jh., 
hat tioedeke erkannt, was durch den glücklicben Fund eines lübekischen 
Gesprächs zwischen Leben und Tod v. J. 1484 Mantels in den Stand 
gesetzt ward zu bestätigen: s. Ndd. Jahrbuch 1, 54. 2, 131. 3, 161. 
— Das zweite Stück, Burenbcdregerie, gleichfalls nur ein Dialog, 
wird von Goedeke nach oder in die Gegend von Wolfenbüttel gesetzt. 
Es kommt darin der Ausdruck Tie für Marktplatz des Dorfes vor, 
welches Wort den binnenländischen Dialekten des Sächsischen westlich 
der Elbe eigenthümlich ist. — Das dritte Stück Wo men böfe 
Frouwens frlm makcii la» wage ich keiner bestimmten Gegend 
zuzuweisen, da beweisende Anspielungen und Beziehungen fehlen und 
Sprache und Reime keine Entscheidung ermöglichen. Anlage und 
Ausl^hruug dieses Stückes sind gar nicht übel und auch der Dialog 
stellt es den besseren hochdeutschen und niederländischen Spielen 
gleich. — Einen Theil eines Fastnacht Spieles werden wir wahrschein- 
Ucb auch in dem Fragment sehen dürfen, welches Hänselmann 1859 
in einem Gildebuch des Wollenweberamtes v. J, 1520 zu Röbel in 
Meklenburg entdeckt und Lisch in den Jahrbüchern des Vereins für 



Ige H 

m 



Meklenburgische Geschichte und Alterthumskimde 27 (1862), 279 
veröffentlicht hat, 

Der Nachtrag Spangenberg's zu Scheller's Bücherkunde, io der 
AUg. Lit-Ztg. V. J. 1827, mit dem mich Dr. Seelmann's Freundlich- 
keit bekannt gemacht hat, verzeichnet No. 91 Sp. 734 nach einem 
Druck von 1596 ein Stück, das aber nach Goedeke Grundriss 1, 301 nur 
Uehersetzung oder Bearbeitung von einem Fastnachtspiel Nicl, Manuet's 
sein kann: Ein schön nye Spill van Elfabe Knaben unde Hans 
Spelmann, van erem ekeliken Gerichtshandel, gar lustich 
und kortwylich tho lefen ttnde anthohören. 

Ein von Keller Bd. 30 S. 1474. 46 S, 335 nur angeführtes, aber 
nicht mitgetheiltes Stück, Historie vaH dem Papyrio praetextato, 
gedichtet 1551 in Lübek von Matthaeus Forchem, der nach seinem 
Namen ein Oberdeutscher zu sein scheint, lassl sich nicht füglich 
unter die mittelalterlichen Fastnachtapiele rechnen. Ebensowenig der 
nach Woestc's Entdeckung {Ztschr. f. dtsch. Phil. I, 215) von einem 
Bado aus Minden gedichtete Clatves Bur (her. v. A. Hoefer 1850), 
der für die Reformation eifert, und des Gerhard von Haverland Ge- 
nteine Sicht der Praedicattten tho Soist (her. von L. F. v. Schmitz 
Her Soester Daniel. Iö48), ein gegen die Reformation in Soest strei- 
tendes Drama, und des Borchart Waldis in Riga gedichtete und am 
Faslelabend 1527 aufgeführte Parabel vam verlorn Ssohn (her. v. 
A. Hoefer 1851): nicht so sehr wegen der Zeit ihres Ursprunges, als 
darum, weil sie bereits unter dem Einfluss zweier Facloren der Neuzeit, 
des Humitnismus und der Reformation, entstanden sind. So hat z. B. 
Forchem, wie er angiebt, seinen Stoff den Noetes Atticao des Gellius 
entnommen; einem Dichter des 15. Jhs. würde wahrscheinlich das 
Schachbuch des Jacobus de Cessolia oder eine deutsche Bearbeitung 
desselben als Quelle gedient haben, einem Niederdeutschen wohl die 
niederdeutsche des Meister Stephan, welche in Liefland zwischen 1354 
und 1376 verfasst und in Lübek gegen Ende des 15. Jahrhunderts 
gedruckt ward. 

Noch ganz in der Weise mittelalterlicher Dramendichtung ab- 
gefasst ist ein Spiel, welches der Bischof Jobann IV. von Hildesheim 
in der Fastnacht des Jahres 1520, seinem im vorhergehenden Jahre 
von ihm bei Soltau beF^iegten aufsässigen Stiftsadel zum Hohn, von 
Bürgern seiner Stadt au&ühren liess. Ich meine den von Lüntzel in 
der Zeitschrift des Museums I, 220 f edierten Scheven Klot*), ein 
Fastnachtspiel, das ganz besonderes Interesse in Anspruch nehmen 
darf, weil es ein Stück Zeitgeschichte auf die Bühne brachte. Das 
Stück verdient eine neue kritische Ausgabe, und die Redaction des 
Ndd. Jahrbuches hofft, dass es gelingen möge, in einem der nächsten 
Jahrgänge dieser Zeitschrift eine solche vorzulegen. Da es uns ein 



*) Zum Namea vgl, die ndl. SpricliiTörter: hy uierpter niil een scheve cloal 
in, hy ean mel mü een scheve cloot schielen; Meijer Oude tidrl. sprettken en <] 
u/oorden. Groningen 1836 S. 46. 



erwünschten Bild von der Compoaition der mndd. Fastnachtspiele ge- 
währt, so gebe ich, meiBt mit Lüntzel'B Worten, kurz den einfachen 
Inhalt itu. Der Held des Stückes ist ein Brillenniacher, mit dem der 
Bischof gemeint ist. Während sonst Brillen Betrug bedeuten und 
einem Brillen verkaufen ihn betrügen heisst, wird hier die Brille als 
das vohlthätige Instrument gedacht, welches uns richtiges und genaues 
Sehen ermöglicht. Me foi« (o enkede dor den bril sein, Dat love ik 
nicht to minem hufe, sagt dor eine der zehn ,boven\ in welchen der 
Adel dargestellt wird. Die Buben können bei ihren büsen Zwecken 
die klärende Brille nicht brauchen, noch sie andern gönnen; sie hassen 
deshalb den Brillenmacher und verbünden sich gegen ihn. Der eine, 
als Apostel verkleidet, lockt ihn in ihre Mitte und sie stechen ihm 
die Augen aus. Ein Wunder giebt sie ihm wieder und lässt jenen 
erblinden, worauf der ßrillenmacher ihn ins Wasser stösst. Das ist 
die ganze Handlung. Dazu kommen dann ein exponierender Prolog 
und ein monierender Epilog. Dass das Drama seinen Namen nicht 
vom Sujet, sondern von einer nebensächlichen Zuthat, dem Treiben 
des Klotes oder Balles erhielt, und dass eine solche ergötzliche und, 
wie es nach einer alten Notiz scheint, zum Hänseln der Zuschauer 
dienende Spielerei nicht fehlen durfte, erklärt sich eben daraus, dass 
das Spiel ein Fastnachtspiel war. 

Dies Stück liefert den Beweis, tisss man auch in Hildesheim 
Fastnacht dramen gekannt hat. Ich glaube, es wird nicht das einzige 
gewesen sein, das hier zur Aufiiihrung gelangt ist. Nehmen wir dazu 
die oben erwähnten Spuren der Existenz solcher Spiele in Röbel, einer 
kleinen Stadt, in Wolfenbüttel, in Soest, in Riga, in Lübek, erwägen 
wir, dass andere Spiele erhalten sind, die nur zufällig sich be- 
stimmten Städten nicht zuweisen lassen, so dürfen wir wohl schliessen, 
dass an der Pflege dieses Zweiges der Utteratur sich mehr nieder- 
deutsche Städte betheiligt haben und dass vieles nur verloren sein 
wird. Es wäre z. B. auffallend, wenn eine politisch und litterarisch 
so Busgeiteichnete Stadt, wie Braunschweig, nicht zur poetischen Aus- 
bildung der Fastnachtsbelustigungea sollte fortgeschritten gewesen sein, 
Lübek's Beispiel zeigt, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben dürfen, 
einmal durch einen oder den anderen glücklichen Fund in den Stand 
gesetzt zu werden, solche Vermuthungen zur Gewissheit zu erheben, 
das heisst, den Beweis für die einstige Existenz mancher solcher Stücke 
führen zu können. Dass Stücke selbst noch werden aufgefunden 
werden, scheint mir nicht so glaublich. Solche ephemere Litteratur 
ist wohl nur ausnahmsweise aufbewahrt worden. Dass aus Nürnberg 
soviel erhalten worden, ist offenbar vor allem die Folge davon, dass 
zwei Männer den Anbau dieser Dichtung sich zur Lebensaufgabe und 
zum Beruf gemacht haben. Ganz anders wird es in den meisten an- 
deren Städten hergegangen sein. Wie anders z. B. in Lübek die 
Stücke zu Stande kamen, darüber hat uns Herr Archivar Wehrmann 
io seiner Einleitung berichtet. 

Dass Lübek sich durch Cultivierung des t'astnachtsdramas vor 



den übrigen niederdeutacbcn Städten ausgezciclinet hatte, nul' diese 
JuteroBsuiife Tlmtsaihö die Aufinui-ksamkeit ziierat gelenkt zu haben, 
ist das Verdieiwt Deccke's. Im Jahre If?-15 hatte er im ll). Uandu 
der MekleDburgischen Jahrbücher , Historische Nacbtichteu von dem 
lübeckischen Patriziat' gegeben und darunter auch mehrere über die 
FaBtDacbtsverguiiguogeii derselben, so S. M2 aus einem alten Buche 
eines Henrich Kerkring (Verzeichniss von denen adelichen Fümilien 
der Zirckel-GeselUchaft in Lübeck. Lübeck, l(i«9) eine Liste von 3ti 
Titeln der Stücke in mangelhafter hochdoiitsdier Uebersctzuug mit- 
getheilt. Dieser Aufsatz scheint jedoch ziemlich unbeachtet geblieben 
zu sein und ist nicht genügend ausgenutzt worden. Wenn bereits 
aus jener Zahl Lübek's rege ßilheiligung au der [''astnachtsdichtung 
erhellte, so tritt jetzt durch die dankenswerlbe Puhlicierung sämmt- 
lieber erhalteuen Titel ein solcher lieichthnm zu Tage, dass einmal 
die bisherige Ansicht von der Armut Korddeutschlands an Erzeug- 
niesen dieser Litteraturgattuiig als eine durchaus irrige erwiesen wird, 
andererseits I.Ubek's Bedeutung auf diesem Gebiete aufs glänzendste 
hervortritt. Und diese Reihe von 73 Stücken ist nicht einmal er- 
schöpfend, wie der Herausgeber in der Einleitung nachweist: es ist 
nur Zufall, dass uns die Stücke der nicht verzeichneten .labre nicht 
genannt sind. Muss man auch vielleicht annehmen, dass in dem einen 
oder dem anderen Jahr das Spiel unterblieben Ist, so stellt sich doch 
die Summe aller bis zum Jahre 1537 in Lubek gegebenen Fastnacht- 
spiele auf ungefähr hundert, eine so grosse Anzahl, wie sie sich 
vielleicht selbst für Nürnberg nicht wird nachweisen lassen. 

Den Titel eines 1037 gegebenen Stückes bat uns der lübische 
Chronist Reimar Kock aufbewahrt, aus dem Deecke die betreffende 
Notiz ausgezogen hat. Allerdings nennt er die Zirkelbrüder nicht, 
sondern spricht nur allgemein von ,eUiktn\ welche ,ene Borch im 
Vastelavcnde gttnaket uiirfc toyertchteV hätten; aber wahrscheinlich sind 
diese Mitglieder der Bruderschaft gewesen, und jedenfalls haben wir 
dies Stück den übrigen lübekischen zuzurechnen. Gespielt, si^i, sagt 
Kock, die .Historie van Ammon und Mardacheus- (Uaman und 
Mardnchai), und ,ei« behrprawesl (Bierprobst), lin Mameluke' haben 
die ,Vorre<le' oder den Prolog dieser .Tragedie' gehalten, .derhalve» 
vele van den predigern unde lohorern des Evaiii/plii mere dai'an hedrow^ 
alse verfrouwct worden,' Aus diesem Berichte ersieht man deütlti 
die Richtung der neuen Zeit, welche gar bald die alten Fastnai 
spiele durch die lateinischen Schulkomödien verdrängte. 

Die über ein Jahrhundert fortgesetzte, fast in keinem Jahre 
unterbliebene Pflege der Komödie in Lübek war nur durch eine Cor- 
poration möglich. Wie kam aber diese überhaupt zu dem Anbau 
des litterarischen Gebietes? Der Herr Herausgeber hat uns darüber 
eine höchst ansprechende Vermuthung gegeben. Einige Bedenken 
muBs ich jedoch dagegen geltend macheu. Sieher werden den 
Lübekern nicht die bei allen germanischen und romanischen Volkers 
des Mittelalters verbreiteten Lustbarkeiten der Fastnacht gefelfl 



ro wt 

9 



ben, 80 das Schodüvel Ifq^en, welches dem oberdeutschen Schembart 
tfc» entspricht. Das liraunschweigiscbe Schichtbook (hrag, vouHünBel- 
mann in den Chroniken der deutschen Htadto. Itraunschwg. Chr. 
Bd. II). zwar eine späte Quelle, belegt diese Mummerei als Ergötz* 
lichkeit zur Fastnachtzeit bereits für das Jahr 1203 (S. 305). Dass 
damit andere Vergnügungen verbunden waren, z. B. was für unsere 
Untersuchung wichtig ist, das Treten des Schwertreigens und unter 
Umständen das Wetteifern in Spottgedichten, zeigt das Schichthook 
an anderen Stellen (S. 332. 336—338). An welche Fastnachte- 
belustignng sich in Lübek das Fastnachtsdrama angelehnt haben 
mag, verräth vielleicht der Name der Bühne: Horch Vastclavendsborck. 
Der Name scheint in Siiddeutschland als Bezeichnung der ganzen 
Bühne völlig unbekannt gewesen zu sein. X>a88 bisweilen ein Theil 
der Bühne, worunter sich nach dem Xusammcnhange der Stücke meist 
auch die Darstellung einer wirklichen Burg als Scenerie denken lasst, 
htirg castrum oder palalhim genannt wird (Wackernagel fiesch. d. 
dtüch. Litter. 2. Ausg. v. Martin S. 304 A. 23), kommt hier nicht 
in Betracht. 

Der Name Horch weist deutlich auf einen Zusammenhang des 
iübischen Fasttiachtdramas mit früheren Fastnachtspieien hin, in 
welchen eine Burg die Hauptdecoration bildete und die hauptsüchlich 
in Darstellung eines Kampfes bestanden. Liegt es da nicht nahe, 
auf den Kampf zwischen Winter und Lenz zu rathenV Vgl. J. Grimm 
Mythol. 2, Au8g. S. 724. Freilich wird man einwenden, dass F'ast- 
nacht nicht grade in jedem Jabre die passende Zeit ist, um diesen 
Streit, der doch mit Besiegung des ersteren enden musste, darzustellen. 
Das ist richtig: und ich glaube auch, dass diese erste Ankündigung 
des Frühlings ursprünglich nicht eben an die Fastnacht geknüpft 
gewesen sein wird. Aber, wie Wackornagel Gesch. d. dtsch. Litter. 
S, 40Ü scharfsinnig bemerkt, .durch die langen strengen Fasten, die 
der Äuferstehungsfeier vorangiengen, waren die Lustbarkeiten, mit 
denen einst das Volk den FrühÜngsbeginn und zugleich den Beginn 
eines neuen Jahres bi-gleitet hatte, von der rechten Stelle verdrängt 
und zum Theil genöthigt worden, erst in den christlichen Ostern wic-der 
hervorzubrechen: ein noch grösserer Theil aber warf sich auf den 
letzten und die letzten Tage vor der Fastenzeit.' Zur Bestätigung 
dieser Ansicht dient die Thatsache, dass das Schodüvel lopen nicht 
bloss zu Fastnacht, sondern auch zu Weihnacht und zu Ostern stalt- 
faad; s. d, Mmld. Wb.*) Und jenes selbe Kampfspiel muss anderswo 
auf Ostern verlegt sein, das bezeugt der Name Pascheburg, der an 
mehreren Localitäten haftet, so in CrrÖmitz in Holstein, in Itzehoe 



*) Der Schwerttnnz ward in Norden glnnd um Weihnncliten aufgeführt 
(HDllenhoff in äea Festgaben für Homeyer 1871. S. IST), dugegea zu Fastnacht in 
Nürnberg (S, 119), in Schweden (S. 122), in Huasen (3. 123) in Hildesheim (MQllen- 
hoffm Saupt'a Zischr. lö, 10), in Brügge (Koppmaan im Ndd. JB. 1876. S. 105), 
in Kunpen (drs. in den Hans. Oscbbl. 1675. S. 264). 



12 



neben der eigeiiHichen ,Burg', no eiuem Bergvorspi'ung über der alten 
Schaumburg bei Rinteln, und tJie Stelle in einem historischen Liede 
über die Braunschweigische FeEide von 1492 und H!)3 (Zeitschrift 
des histor. Ver, f. Niederaachsen. 161)3. S. 233): ,Braunschweig ist 
kein Pascheburch', sondern, wie es dann heisst: ,ea ist bemeuret und 
begraben'. In Lübek dagegen wird dieser Wettstreit der beiden 
Jahreszeiten, wie aus dem Namen Fasielavendshorch xu schliessen ist, 
eine Fastnachtslustbarkeit gt^worden sein , und ein Zusammenhang 
zwischen ihm und dem späteren Fastnachtsdrama wird sich nicht ab- 
weisen lassen. 

Dass sich ans den mannigfachen Vergnügungen, welche zu Fast- 
nacht günge waren, den Mummereien, dem Schwerttanii, der Dar- 
stellung eines Kampfes, den Scherzreimereien und spöttischen Wechsel- 
reden, selbständig und ohne Anstoss von aussen ein Schauspiel 
entwickeln konnte, lässt sich niclit verkennen. Ist in Lübeck fremder 
Einrtuss wirksam gewesen, so liegt der Frankreichs und der Nieder- 
lande besonders nahe. Mit diesen Ländern verkehrten die Hansen 
seit lange ; und ein, grosser Theil der Kaufleute lebte jedes Jiihr eine 
Zeit lang und manche hatten als .Gesellen' Jahre lang in Brügge 
zugebracht. Hier war das Schauspiel, auch das komische, eher ent- 
wickelt, als in Süddeiitschland. In den Niederlanden erstehen gegen 
1400 die Kamers der Redert/kers oder der Gheselleti van der Retorike, 
üu deren Lebensäusserung auch das Schauspiel gehorte. In der nieder- 
ländischen Sprache findet sich auch als bis heute dauernder technische 
Ausdruck jenes Burg in Schottwburg für Schaubühne, Theater wieder. 
Auf solche Einwirkung aus Flandern ist auch vielleicht Kurückzu führen, 
dass man im Jahre 1454 in Lübek die Jasonsage zur AuÖuhrung 
bringt, welche ein Jahr vorher Philipp der Gute in Ilyssel oder Lille 
hatte darstellen lassen; s. Cholevius Gesch. d. dtsch. Poesie nach 
ihren antiken F.lementen I. S. 147. Haben die Lübeker wirklich die 
Anregung zu ihrer Fastnachtsdichtung während ihres Exils von 
1408 — 1416 in Süddeutschland erhalten, so haben sie das hochdeutsche 
Fastnachtsdrama doch nur in seiner Kindheit kennen gelernt- Denn 
diese Dichtungsart ist, was die hochdeutsche Litterntur betrifft, ein 
Product des V\. Jahrhunderts, wie Keller Bd. .^0 S. 1075. 4G S. 291 
nachgewiesen hat. Jedenfalls ist dann die Fntwickelung des LUbeker 
FastnachtBpiels durchaus selbständig vor sich gegangen. Während 
das süddeutsche die alten Sagenstoffe vernachlässigt, finden wir, 
gleich von vornherein, in unscrm Register dieselben ziemlich vertreten. 
Jene Bauernkomödien fehlen : wir kennen davon in niederdeutscher 
Sprache überhaupt nur jene Burenledrcgerie und das RÖbeler Frag- 
ment, An Processkomödien hat Lübek eine, 1-479, hervorgebracht. 
Unter den übrigen ursprünglich niederdeutschen Stücken gehört keins 
diesem Genre an. Die Neigung zum Moralisieren, auf welche der 
Herausgeber als den Lübeker Spielen eigenen Charakter aufmerksam 
macht, ist den süddeutschen Spielen fremd. Man möchte glauben, dass 
diese Neigung in der Ausführung der Stücke nicht so stark hervorgetreten 




ai 



13 ^ 

als sie sieb, nach den Titeln zu schliessen, in der Wahl der Themata 
:eigt hat. Doch ein Vergleich des einzig erhaltenen FastDachtspiels 

[er Liibeker Patrizier mit dunen der Keller'schen SammluDg zeigt den 
grossen Unterschied und beweist, dass die Titel einen richtigen Ein- 
druck von der Beschaffenheit der Stücke geben. 

Dies erhaltene Stück ist der Henfelin oder das Spiel Van der 
reehtferäicheit, welcliea ich nach einem ungefähr um das Jahr 1500 
zu Beizenden llibekischcn Druck im Jahrbuch III. (1877) pnbliciert 
habe. Im vorstehenden Verneichnisä erächeint ein Stilck Van der 
rcditverdicheyt zum Jahre 1441. Während ich anfänglich angenommen 
habe, dass dasselbe uns in dem Drucke vorliege, muüs ich jetzt, wie 
ich im Jahrbuch V. (1879) auBeinaiidergesetzt habe, vermuthen, dass 
dieses gedruckte Stück eine Bearbeitung jenes ist, welclio, vielleicht in 
einem der ersten Jahre nach 1500, wo das Verzeichniss Lücken hat, 
auch aufgerührt sein mag. Die unbestreitbare VortrefQichkeit dieser 
zweiten ßedaction wird veranlasst haben, dass das Stück gedruckt 
und so der Nachwelt überliefert ward, .ibgesehen von diesem einen 
Stüeke muss sich unsere Beurtheilung des lübischen FasLnachtsdramas 
auf das Stückeveizeicbniss als Material beschräokeLi, das uns zum 
.Theil nur magere Titel bietet, allein uichtsdestoweniger, wie der Her- 

.nsgeber mit Recht bemerkt, aller Beachtung werth ist. 

Bevor ich zur Betrachtung dieser Titel übergehe, muss ich noch 
bemerken, dass die Partie, welche von der Hand eines Schreibers 
herrührt, nicht fehlerfrei überliefert ist. Einige Schreibfehler, welche 
auf der Hand Hegen, stelle ich gleich vorweg zusammen. 1446 ist 
Mexander unde Äntdoie zu lesen, 1451 vordeiiäe, 1464 den statt de, 
^G5 gudc win, 146ti einer dochter, und 1452 wird de zu Anfang des 
llitels zu ergänzen sein. 

Mustert man das Register der 73 Titel ein wenig genauer, so 
drängt sich einem bald die Bemerkung auf, dass es in zwei gründlich 
verschiedene Theile zerfällt. Die Grenze giebt ungefähr das Jahr 1478 
mit dem Titel van deine olden manne, welcher als den olden man 
zufällig auch am Anfange des ersten Abschnittes, 1435, erscheint, 
In dem einen Abschnitte, der ungefähr die fünfzig ersten Jahre um- 
fasst, wird regelmässig der üegcnatand, die lü'zähiung, welche darge- 
stellt worden ist, angegeben; in dem andern, der die letzten dreissig 
bis vierzig Jahre begreift, wird fast ausnahmslos die sittliche Idee 
mitgeth-jilt, welche durch die Handlung zum Ausdruck gekommen war. 
In dem ;rsten Zeiträume gelangen verschiedene mittelalterliche und 
antike Sagenstoffe zur Aufführung ; doch treten sie allmählich zurück 
vor neuen romanhaften und novelleuartiguu Stoffen, ganz entsprechend 
der Entwickelung des litte rariachen Geschmackes bei den abendlän- 
dischen Nationen im fünfzolinteu Jahrhundert. Zugleich offenbart sich 
bereits gegen Ende dieser ersten Periode die bald, in der zweiten, 
unbeschränkt herrschende Geschmacksrichtung auf das Lehrhafte, 
so in den Vorwürfen der Stücke aus den Jahren 1466, wo die gute 
alte Zeit und die verderbte neue Zeit einander gegenüber gestellt und 



I 



I 



RecbtBcb:ifFeuheit, Treue, Wahrlieit und Miisslialten empfohlen werden, 
uud 147(), wo der Vater nach der Weise des Königs Tirol, des Wins- 
beken oder des DitiderläDdischen liitters (Ivausler Deukm. andrl. Spr. 
u. Litt. 3, 182) seinen Sohn Weieheit lehrt und zwar vornohmlich 
die letzte jener vier, die im Mittelalter bekaniitiieb vor allen übrigen 
geschätzte") Tugend der mäte oder ini'ise; so in der Hlnzufiigung dM 
,Sinne8' nu den Titeln von 146S, dass die Thoren sämmtlicb zu vi 
treiben uiimöglicb sei, von 1475, dass Freude in Zucht und Ehrbi 
keit jedermann von Nutzen sei. 

Gegeu das Ende des 15. Jahrhunderts weicht die Freude am 
Stoff dem Drange nach Belehrung, nach Ileformierung der Sitten und 
Besserung der Zustande: daher so viele Sentenzen, so viele Sprich- 
wörter in den Titeln. Auch in dieser letzten Phase des Lübeker 
Fastnachtspiels spiegelt sich dns geistige Bild jener Zeit, welche die 
Reformation vorbereitete, wieder. War raun gegen Ende der ersten 
Periode nicht mehr mit einer Handlung zufrieden gewesen und hatte 
1470 zwei ziemlich heterogene zu einem Spiele verknüpft, so geniigt 
den Dichteru jetzt bald nicht mehr eine Lehre; 1481, 14Sd und 
1514 schärfen sie gleich drei ein. Da ein Drama, mag es noch so 
einfach sein, doch das Knochengerüste einer Handlung verlangt, so 
ist anzunehmen, dass uns in den meisten Titelangaben dieses Zeit- 
raumes die dargestellten Stoffe nur verschwiegen sind. Mit dieser 
Annahme soll nicht geleugnet werden, dass das eine oder das andere 
Spiel vielleicht eher auf den Namen eines Dialoges als eines Dramas 
Anspruch gehabt haben mag. Doch denke ich mir diesen Fall nur 
als Ausnahme; denn einer Corporation liegt es nahe, nach einem 
Stoffe zu suchen, der vielen Mitgliedern eine Theilnahme am Spiele 
geslattel. Hatte mau sich aber einmal gewöhnt, den Wertb der 
Spiele mehr in der Tendenz, als in der dargestellten Handlung zu 
finden, dann hielt man es natürlich auch für angemessener, nach dem 
Zweck und nicht nach dem Mittel die Stücke zu benennen. Wenn 
in den Angaben von 1468 und 1475 bloss der ,Sinn' mitgetheilt 
worden wäre, wer würde auch nur ahnen können, dass man in jenem 
Jahre eine der verschiedenen Relationen von der Verläumdung einer 
französischen Königin, in diesem ein Kapitel der VirgiUussage aufs 
Theater gebracht habe? So mag denn in diesen Titeln noch mancher 
ältere oder jüngere Erzählungsstoff als unhebbarer litte rarhistorisi ' 
Schatz stecken. 

Allerdings ist ausser dem nackten Dialog und dem auf ein« 
wirklichen P'abel aufgebauten Drama noch eine dritte Conception 
möglich, die Allegorie. Diese Art der poetischen Fassung war gegen 
Ende des Mittelalters besonders beliebt; und dass man sie auch iu 
Lübek gepflegt, scheint mir aus mehreren der letzten Titel deutlicli' 
hervorzugehen, z. B. aus dem gereimten vom Jahre 1495: de l\ 



de«n 
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ine^l 



. 2, 206 u. Wackornagel Geach. t 



vorwynt alle dinck, der weddersprck der pennj/nck. Ich maclK 
iu der Itüspiecliuug der einzclm^n Titfl mit diuaem Stücke den An- 
fang, weil an ihm iilleiti ein oberdeutscher EintlusB nachweisbar er- 
scheint. WörtLicli übersetzt heisst der Titel: Die Liebe überwindet 
alle Dinge, der widerspricht der Pfennig. ,Weders})rek' nehme ich 
also als eine nicht ga.U7. »eltene, auf nachlässiger Rede beruhende 
flächtigc Schreibung statt ^weddvrsprekt'' . iJaa erste ,der* bezieht sich 
auf diu Lieht?. Das zweite ^thr vor /iKinii/nch ist aber nicht die 
niederdeutsche, sondi-ru die hcx^hdentäche Form des Artikels. Der 
Schluss auf eine hochdeutsche Quelle, ein hochdeulaches Vorbild, auf 
den man so geführt wird, findet eine Bewülinmg durch den Nachweis 
eines hochdeutschen Gedichtes uA'enliar identischen Inhalts durch 
Gervinus in der Gesch der di^utsch. Dichtung. 4. Aufl. 11, 200. 
Es existieren nämlich iu einer Heidelberger Handschrift allegorische 
Gedichte eines I'oeten, der sich als einen armen elenden Knaben und 
mit dem Zunamen Schabab bezeichnet, darunter eins ,von der Liebe 
und dem Pfennig', dessen Inhalt Gervinus mittheilt, „weit dies Werk- 
chen, ein Lieblingsstück des IG. Jahrhunderts, veräudert und mehr- 
mals (so in Frankfurt von Job. Spieas 1580) gedruckt ward." Es 
behandelt die Erfahrung, „dass das sittige innerliche Leben der alten 
Zeit mit dem äusseren rohen Erwerbstrieb der neuen vertauscht ward, 
dass die Liebe, welche die Menschen gegeneinander, zur Gerechtig- 
keit, zu Verwandten, zu Gott haben sollten, nun einzig und allein auf 
den Pfennig gefallen war," ,Hier streiten sich Lii^be und Pfennig, 
und der letztere vertheidigt seine Sache mit grosser Beredsamkeit." 
„Zu gutem Ende stusst der Pfennig die Liebe von einem Steige in 
den Bach, der Dichter aber rettet sie. Sie führt ihn zu ihrem Ge- 
zeite, wo die Tugenden nach einander den Pfennig verklagen." Ich 
zweifele nicht daran, dass der so van Gervinus angegebene Inhalt 
dieses Gedichtes und der des Lübeker Stückes sich ziemlich decken 
werden. Da aber Gervinus ?cn einem anderen Gedichte desselben 
Schabab angiibt, es sei im Jahre 1549 geschrieben, so kann seine 
Allegorie nicht das Lübeker Stück von 1495 veranlasst haben. 
Beide werden auf ein älteres Gedicht zurückgehen, das nach der 
hochdeutschen Form ,der' im lübekischen Titel wohl ein hochdeutsches 
gewesen ist*). 

Die Allegorie tritt ferner hervor in den Spielen der Jahre 1480: 
Von der Treue und Liebe, die für einander sterben wollten; 1486: 
wieder ein Spiel von der Wahrheit, aber wie sie in der Welt aller- 
wegen Verstössen und vertrieben, doch schliesslich von einem hoch 
erhoben und geehrt ward, dem sie grossen Reichthum und Glück 
brachte; 1482: Von der Liebe, welche niemand recht führen konnte, 
als eine Jungfrau, genannt der Glaube; 14S4: das bereits besprochene 



*] Id anderer Wdac ist die PersoniScirung des Pfenniga ntg alten, wdtge- 
1, wellkundigpQ Mftnnea verwcrthct von Siicbenwirt, h. d. Ausg. v, PrimiiBer. 
1 1827. Nr. XXIX von dem lihtiining. 




Spiel ?on der Nachforschung nach der Rechtschaöenheit ; 1496 und 
1515: eiiie ähnliche bei allen Ständen vergeblich angestellte Nachfrage 
nach dem Glauben, 

In der ersten Periode des Fastnachtspiela lässt sich nur e i n 
Spiel dieser (lattung, das oben erwähnte vom Jahre I46ß, mit 
Sicherheit nachweisen. Doch vermuthe ich, dass wir auch in dem 
von 1445 eine frühe Spur derselben erkennen dürfen: radehe den 
heger spifede. In diesem Titel liegt ein Wortspiel. Eadckc ist die 
Koseform der mit rad- beginnenden Personennamen und zugleich 
icherzhafte Benennung eines Menschen, der Rath weiss oder zu 
Rathe hält. In letzterer Bedeutung will es z. B. verstanden werden 
in des Neocorus Ditmarscher Chronik, hrsg. v, Dahlmaun, I, 205: 
und 100 khn ok dat land is, fo konde it sik ane anderer lande, wen 
i allein Rateken vtwes gcve, eigneren; was Dahlmaun richtig erklärt: 
in man nur Rath, öeberlisgung anwendete, nur zu Uatlie hielte, 
Schulze Holst. Idiotikon III, 2S7 sagt über diesen Ausdruck: „raaden^ 
ratlien ; daher Rutatjc. Dies Wort wird im Holsteinischen personifiüiert 
wie der Rather gebraucht. Raatje is äod, es fehlt an Rath, Ueber- 
legung (der liather ist fort), es geht zu viel auf. Ik wiU R. mal 
fragen, ich will's in Ueberleguug uehmeu. " Danach mag Radeke ur- 
Bprüuglich ein Name des Reichthum spendenden Hauskubolds, des 
bekannten Niss Puck sein. Auch das Wort heyer ist doppeldeutig. 
Es bedeutet sowohl den Vogel Häher, als auch den Heger d. h. den 
Sparsamen. Daher von einem Verschwender die Redensarten: em 
is de heger eniflagen (Brem. WB. II, 61 Ij, und: den Is de iieger ower 
den barg etogen (Schambach üÖttingcn-Urubenhag. WB.) und andere. 
In dem Titel des lübischen Stückes scheint sogar die Wortstellung 
mit Absicht so gewählt, dass der Satz doppelsinnig sein und beides 
heissen kann: Radeke fütterte den Häher, und: Radeke, welchi-n 
Heger ernährte. Der moralische Siaa ist klar, die Art der drama- 
tischen Ausführung bleibt dunkel. 

Die Benutzung sprichwörtlicher Redeweise, welche dieser Titel 
zeigt, findet sich auch sonst, so 1458: wo manmgt valeken plogen 
acal, wie man mit Fohlen pfliigeu soll; in welchem Stücke etwa die 
Lehi'c eingeschärft ward, dass man stets die rechten Mittel energisch 
anwenden, uder die, dass man die Jugendzeit ausnutzen müsse. Be- 
sonders häutig begegueu uns die Sprichwörter in der zweiten Periode. 
llHl: ende mot de last drcgcn, das Ende muss die Last tragen, 
d, h. das Ende krönt oder stürzt das Werk. Vollständiger gicbt 
Borchart Waldia im Verlorn Son das Sprichwort : dtU anbegin heft en 
god behagen, dat ende möt de last dragen (Ausg. v. Hüter S. 33 V. 366 f.). 
Dieselbe Fassung und ähnliche aus vielen Quellen bei Suringar, Heinr. 
Bebel'a Prooerbia comnmnia. 1876. S. 128 u. 516. Bemerke nswerth 
ist das -Fehlen des Artikels im Titel, als ob das oder, wie mau im 
Niederdeutschen sagt, der Ende personi&ciert gedacht ist. — 14T7: 
en iderman in sinen sack. Die Sprichwörtersammlung des Antou 
TuuniciuB V. J. 1514, ueu hrsg. von Hofl'maua v. Fallerslcben 1870, 



drückt diese Erfahiung so aus (no. 125): tce en is nicht Uok in synen 
aak? wer weiss nicht für seinen Beutel, Vortheil zu sorgen? Aehn- 
liche Aussprüche, wie: „es denkt, zieht ein jeder in seinen Sack; 
jeder l'iillet seinen Sack; alles in seinen Sack stopfen, haben wollen; 
alles nur in meinen Sack;" s. man bei Wander Sprichwörter-Lexikon 
III, Sp. 1810, No. 50. Sp. 1817, No. 207. — 148«: wer walt is, 
dar is it*) recht ute, siient leges itUer arma. In derselben FaBsuag 
kann ich das Sprichwort sonst nicht nachweisen. Denselben Sinn hat 
das nindl. als ghcwelt eomt, so es äat recJit doot, das mndd. als gewnlt 
humpt, so ys dat recht doet; s. Suringar Bebers Prov. Comm, S. 13 
u. 187. Wander Sprw.-L. I, Sp. 1648 No. 115. Aehnlich sind: daar 
geweld heerscht, £wijgen de wetten, trraf u, Dietherr Dtscbe Rechta- 
aprichwörter S. 4 No. 58 ; und das noch gebräuchliche Gewalt (Macht) 
peht vor Rfcht^ ebenda S. 390 No. 566. S. 528 No. 330. — 1493: 
'( ys vorkerl, dat plach syn fasse ich ata einen die modernen Sitten 
geisselnden Spruch: was einst Recht war, ist ee nicht mehr; was einst 
unrecht war,' gilt jet/t als erlaubt. Es ist vielleicht nicht bloss sprich- 
wörtliche Redensart, sondern auch Anfang eines Liedes; wenigstens 
enthält das Antwerpener Liederbuch v. ,1. 1544 unter No. 148 een 
oudt liedaken, welches mit den Worten Tis al verheert dat plach te 
eijn {Ansg. v. Iloffmann v. Fallersleben 1855 S. 221; desselben Ndl. 
Volkslieder 1856 S. 223) beginnt und die Klagen eines Jünglings um 
Beine gestorbene Geliebte ausspricht. Wegen der Oonslruction von 
jAegen ohne io s. Mndd. WB. 111, 343. Mhd. WB. II, 497. — 1498: 
twyer hyster. 'J'wyer ist trotz des verlängerten Vocals dasselbe 
Wort im Niederdeutschen, welches im Hochdeutschen ,zteir\ also ,zwei- 
,1, zweifach'; h'ister, ein nocb allgemein bekanntes Wort, bedeutet 
■irrt, vom rechten Wege abweichend, verwirrt, verkehrt'. Die Kedens- 
ist also zu übersetzen : doppelt verwickelt oder schlimm. In 
diesem Sinne wird sie auch verwendet in der Lübiscben Chronik, 
hrsg. V. ürautoff II, 411), z. J. 1482: alfo stnnt de fake twyger byster. 
Interessant ist, da^a nach Schambach WB. der Mundart der Fürstentb. 
Göttingen n. tirubenbagen 1858 S. 238 sich der Ausdruck ,ek stüe 
in twier bisler' oder ,et is mek in Iwier bister^ (ich bin unschlüssig, 
in Verlegenheit, was ich thue) bis heute erhalten bat. — 1503: war 
fredfi, dar ys God mette, wo Friede ist, da ist auch Gottes Beistand, 
eine gereimte Sentenz, welche keiner Erklärung bedarf, höchstens 
einer Rechtfertigung der Auffassung den Wortes ,god' Im Abdruck als 
,Oott' und nicht als ,Gut'. Sprachlich ist zu bemerken, dass gut, 
l/onnA, im Mndd. fast durchstehend ^gud\ nicht ^od- lautet, Und 
den Lübeker Dichtern, deren 'fromme Absichten so deutlich hervor- 
leuchten, ist wohl zuzutrauen, dass sie auch hier dem Volke eine 



*) ,ii' für den Artikel isl im Mnd. nicht selten. Ursprünglich nur Wieder- 
. B der proklitisclicu Ausaiirftche des Ariikels hat es, wie der Vocal neigt und 
Rr neoniedeTUUiiliache Artikel het beweist, zur Coufiindieruag mit dem perHüalichen 
Hioinei) geÄlhrt. 



höhere Lehro haben einprägen wollen. Läiignen lüsst sich j« 



niclit, 



i mit der Annalim« liea Wiirtus ,Gul' in diesem Satze i 



anschauliche Dramatisierung sich eh;;r denken Ulsat, als mit jener 
Auflassung des Wortes i^e ,Gott'. 

Diese Patrizier, in deren Hunden das Regiment der Stiidt Lubok 
Ing, haben ihrC Lobenstelluug offenbar ernster genommen, aU maii 
dH3 von den städtischen Geschlechtern und Regierungen des Mittel- 
alters zu glauben gewohnt ist. Aus einer anfänglich zu ihrer und 
ihrer Mitbürger Ergötzlichkeit getrolTeneu Eiuriuhtuiig wird allmählich 
ein Institut, dossen Zweck mehr und mehr diu Veredelung des Volkes 
wird. Die meiiHchlichen und bürgerlichen Tugenden werden empfehlens- 
wertb dargestflit : Wolilthun (wddael) U5i), Treue HlHi. HSO. I4.'i!l, 
l-'reundestruue 1431. U42. 1470, eheliehe Treue 1471. 1477, Wahr- 
heit 14G6. 1480. 1486, Rechtschaffen hcit I4GÜ. 1484, Zucht 147.'>. 
Dankbarkeit 1481, Liebe 1482. 149ö. 1514, Glaube I48l>. U'Jfl. 15IS, 
Kintracht 1432. lö!4, Friede 1491, 1503. 1514, Masslialten 14Ö6. 1470, 
die Weisheit der Alten, kluge Ueberlegung und YorsicBl 147ö. 14S1. 
1489'^. 1490. Gestr.ift werden dagegen Kgoismus und Habsucht 1487. 
1495, Betrug und Wucher 1499, irevle GewaltthÜtigkeit 1488, Un- 
dankbarkeit 1497, eitle Prachtiiebe 1505. Den Edelleuten wird vor- 
gehalten, worin der rechte Adel bestehe (1483); man scheut sich nicht, 
der Fürsten und Herren Willkür und llechtsbruch zu tadeln (1491), 
Und als am 17. Febr. 1500 bei Duseuddüvelswarf unweit Hemming- 
fitede das zur unberechtigten Unterwerfung Ditmarschens ausgezogene 
Heer des Königs Hans von Dänemark und des Herzogs Friedrich von 
t5chleswig-Hul:ttein, die Blüte ües uordelbingischen Adels und die durch 
ihre bereits in anderen deutschen Luadschaften verübten Freveltliateii 
berüchtigte ScJIdnerbatide, die grosse oder schwarze Garde, von den 
fruilieitliebenden Bauern vernichtet worden waren, da jubelte Liibek 
über diesen glorreichen Sieg der mit ihm Verbündeten und spottete 
der Fürsten und des Adels zu Fastnacht durch Auffühniug des Spielos : 
tvoc de adel vorlfijdct wart va» den scheinen ucth der yardcn. 
Dieser Hohn bat die Fürsteu, wie sie sagten, mehr verdrOHScn, als 
der Schaden, den sie erlitten hatten**). 

Doch nicht aliein den Spieleu der zweiten Periode ist dieser 
Hang zum Moralisieren eigen. Schon gleich unter den ersten Stücken 
begegnen einige ernsteu Inhalts. Wie schon Martin (W. Wackernagel 
Ueechichte der deutsch. Litteratur. Th. I. 2. Auff. v. E. Martin. 



*) You den drei Maximen, nacb welchen die Regierung eines Landes gefUbrt 
wpnien solle, tool vorseen, undcrscheet tinde truwe, ist unter der zweiten 
walii-scheinlicli richtige und klare Beurtbeilung der Angelegenheiten m verstcheo. 

**) Waiu Si:h]csttif;-IlDlBtGiiiB Oeschiclite 11, Sit. Im Vortroge liatlu ich irr- 
tliilmlich gemeint, dam dies FostnacliUpiel uiiabhQn!;ig vun dem Ausgang der Schlulil 
geUiulitet und die Fürsten vor ihi'ein Unternehmen xu wuneti aufgcfulirt sei. Allein 
der FasiuaclitdienBtog fiel im Jahre 1500 aul' deu Ü. März, iu zwei Tagen konnte 
die Botseliaft von der Niederlage in Lüliok sein, und man hatte vierzehn Tage 2 " 
HUT Viirlierntiiiig (icr ilrauiatisohen IiarstelJiiii!,'. 





19 

. 403) bemerkt hat, der nur nach iler ersten Hälfte der Titel m 
«er Dcecke'arhen Miltht-iliiug urtheileu konnte, uuterachiedea sich die 
LabekiT S'iiii-le durch diesen ihren ernsten Chiinikter von den süd- 
deutschen. Mag man das auch theilweise auf Rechnung der ver- 
schiedenen Volksthünilicbkeit setzen müssen, der Hauptgrund lag 
augenscheinlich anderswu, nämlich in dem verschiedenen liildungs- 
stände der Dichter, dessen Verschiedenheit wiederum auf ihrer unter- 
schiodUrhen Lebeiistcllung beruhte. Nacli den vorliegenden Titeln zu 
urtheiU-n darf man sieb die lübischen Patrizier auf der Höhe der 
mittelalterlichen Bildung denken. Wie uns das in ihrem Bestreben 
entgegentritt, den ethischen Gehalt des Dramas zu steigern, so nicht 
minder in der Fülle der Sujets, welche sie zu dramatisieren ver- 
suchten. Weshalb uns manche dieser verborgen bleiben müssen, habe 
ich oben bemerkt. Aber auch diejenigen, welche in den Titeln an- 
gegeben werden, bieten noch genug schwer zu lichtende Dunkelheiten. 
Nur einige kann ich möglichst summarisch besprecben. 

Am teichtesten machen es uns die Titel, welche Personennamen 
Dntballen : so der von 1434, der einzige, welcher einen der Bibel 
entnommenen Stofl nennt: Salomoiis erstes richterliche 
■ Urtbeil (1. König. 3, 10 ff.) Die^e biblische Krzählung ist auch 
in dem umfangreichen niederdeutschen Mysterium des Arnold Immessen 
(unter dem Titel .Der Sündenfall' von SchÖnematin. Hanover 1855 
herausgegeben), aber in ernster Auffassung dargestellt. Das Lübeker 
^piet wird wahrscheinlich mehr Aehnlicbkeit mit dem hochdeutschen 
Fastnachtspiel ,Von König yalomon und Markolfo' (Keller No. 60. 
Bd. 29, a. 523) gt'liabt haben, in welchem das bekannte Urtheil des 
Königs als Hebel verwendet wird für die Entwickelung des gnomischen 
Wettstreites zwischen ihm und jenem bäurischen Tölpel. So mag 
auch dem Lübeker Spiel der Tbor Markolf oder Morolf, dessen haus- 
backenen Mutterwitz das Mittelalter der Weisheit Salomo's entgegen- 
zustellen liebte, nicht gefehlt haben. 

Ein wichtiges Zeugniss dafür, dass den Lübekern die Nibelungen- 
sage nicht fremd gewesen ist, gewährt uns das Stück von 1438: de 
helle unde vor Crimolt, die Hölle und Fniu Kriemhild. Die 
Namensform, aus der hochdeutschen Entstellung CrimhoU geÜosscn, 
welche MüUenboff (Hiiupt's Zeitschr. f. Dtscb, Altertbum 1*2, 360) aus 
dem 14. Jahrhundert nachgewiesen bat, zeigt den Einfluss ober- 
deutscher Dichtung auf die spätere tiestaltung der Nibelungensage in 
Niederdeutscbland; und wir finden hier eine Spur des Weges, auf 
welchem das im dänischen Volksliede voiiiommendo ,fru Kremold' uach 
dem Norden gelangt sein mag; s. MüUenboff in Haupfs Ztscbr. 12,301. 
Dass Kriemhild hier mit der Hölle zusammengostetll wird, stimmt ganz 
zu den harten Urtbeilen des späteren Mittelalters über sie, 'die übele, 
die vertane', welche in W. Grimm Die Deutsche Heldensage. 2. Aufl. 
von Müllenbüff (1867) geBummolt sind. 

Auch die Artussüge war den Lübekern bekannt , denn 1453 
stellten sir einen Abschnitt aus derselben vor: de fconifttgh Artus 



I 



hovf.äen hrandes wis. Leitler ist dieser S&tz klärlich vcrdcrU 
überliefert. Es stellt ,htnicdeH' da; man kiiniitc demnach, da. ii und 
n HJch in der Schrift dos 15, Julirliunderts häufig nicht tintersdieideu 
lassen, auch ^koncdcW lesen und ühersctzen: die den König Artiui 
höhnten. Der gewöhnlichen Auflassung von Artus' Charakter ent- 
sprikhe diese Lesung eben nicht. Wahi'scheinlicher ist also ,hovfdt 
za lesen: der König Artus hielt festlichen Hof. Neben dem gebräuch- 
licheren ,AflwVe«' belegt das Mndd. WB. auch Jiovcn'' in dcräelbeu 
Bedeutung. Mit ,hr<i'^tdes wis' weiss ich nichts anzufangen. Möglich 
ist, dass ein Eigenname darin steckt. In den mir bekannten Per- 
sonen- und Ortsnamen der Artussagen habe ich keinen finden können, 
welcher eine passende (Joujectur an die Hand gäbe. Unter den hoch- 
deutschen FastnacUtstiicken befinden sich drei Dramatisierungen von 
Artussagen: das Spiel mit der Krone (Kuller No. 80 ßd, 29, S. G.'i4), 
das von Lunetcn Mantel (No. f<l S. G64) und das von dem Trinkhorn 
(No, 127 Itd. 46, S. 183). Die Anlage ist in allen dreien dieselbe: 
die genannten drei Gaben sind Zauberinstrumente, welche nur von 
solchen sich gebrauchen lassen, die ihrer ehelichen VerpHiübtuiig 
treu geblieben sind. Im zweiten Stück wird auch die Königin UincTra, 
im dritten der König Artus nicht verschont. In einer Erzählung von 
Haus Sachs, König Artus mit äer cliehrechei'hrück (Goedeke üruudrisa 
[. 34ü) ist diu ungefährdete lletretung einer von Virgil erbauten 
zauberischen Drücke das Kriterion der ehelichen Treue. Eine dieser 
Erzählungen oder einen ähnlichen Stoß' mag auch das Lübeker Spiel 
behandelt haben. Es scheint das einzige gewesen zu sein, welches 
diesem Sagenkreise seinen Vorwurf entlehute. 

Uie Sage von Karl dem Grossen hat das Stück vom Jahre 1450 
veranlasst: koninrj Karl st^ckm vor mit OUcgatiU: Es ist die 
im Mittelalter beliebte Kr>;ählung, nach welcher Karl einmal nachts, 
himmlischem Befehl folgend, mit einem von ihm früher geächteten 
und seitdem durch ßauli sich rächenden und uähienden Kittei* auf 
Stehlen ausging und dadurch eine gegen sein Leben geplante Ver- 
schwörung, sowie die Treue des verbannten Küubers entdeckte. Drei 
Itedacttonen dieser Sage sind in vier Bearbeitungen auf uns ge- ■ 
kommen: eine niederländische (hrsg. von tloll'mann v. Fallersleben 
Ilorar. Brh/icae IV), welche, ins Niederrheinische umgesetzt, in das 
um fang reiche Gediclit von Karl dem Grossen, Karlmeinet (fol. 375 ff. 
in der Ausgabe von Keller. 1858) übergegangen ist, eine mittd- 
deutsche (s. Buch in l'feifl'cr's Germania IX, IIÜO ff) und eine däniscJls 
(3, J, Grimm im Museum f. .ilttltsche Lit, u, Kunst II, 2211 *). In 
der mitteldeutschen wird Karl bi?fohlen : dn fotl sielen g>hi ; die nieder- 
ländische gei)rftaclit den Ausdruck : stnri op, Card, end^ varrt ntclm, 
dessen sich iiuch Jan van linendale oder de Klerk im Leekenspieghel 



*) nie Historie vnn Knre! endt Elei/wit in SehPÜflr's BQclicrknnda der 
SuBiscli-Niedenl. Sprache S, 119 No, 498 (Punitcr A&Düleii der altern Dtarh, Litte 

1798 S. 47 No, 83) ist nidil iu niedcrdPiilspliiT. Bnn<|prn in nieaerlüiidischer "" 



(d. h. Laieiispicgi;! . 111, 17, 133; s. Ilofl'manu S. II) bodioiit: mi;n 
leest, dal Cattle vaer sielen. Danach mochte ich vcrmuthitn, duss die 
Worte unseres Titels ,ste]cen vor' ein Irrthum des Schreibers statt 
,stelen vor' sind. Karl stach d. h. känpftc allerdings mit Elegast 
bei ihrer Begegnung, aber ausgefahren d. h. ausgegangen war er 
nicht dazu, sondern zu stehlen. Ist die Lesart recht, so rauss man 
aus dieser Nebensache des Gedichtes eine oder die Hauptsache des 
Stückes gemacht haben. — Die Form des Namens Olhgast scheint 
sonst nicht vorzukommen. Im mndl. Gedichte lautet der Name 
Elegast, in der ndrrh. Ueberaetzung ebenso oder Eligast, in der md. 
Ilecension Ellegasl; dagegen nennt das dänische Volksbuch ihn Alegast, 
auf welche als Ültere Foim unser Ollegast zurückgeht. Wenn der 
Name Elegast Ellegast, worauf Grimm hingewiesen hat und woran 
nicht zu zweifeln sein wird, auf die vollere Form Elvegast, hd, Elbegast 
zurückgeht, wie der Meisterdieb in Albrecht's jüngerem Titurel heisst, 
dann muss Ategast Algast auf ein gleichdeutiges Alvegast Alf gast 
zurückgeführt werden. Durch Assimilicrung des f oder v war also 
der erste Bcstandtheil des Namens gleichlautend geworden mit der 
Contractiou des adal- m anderen Personennamen. Dies al- ist aber 
im Mittelalter bisweilen als ald- aufgefasst worden und musste sich 
dann nach einem ndd. Lautgesetze in old- wandeln, So erklärt sich 
die l'orm OUegast. Die Ursache zu dieser Entstellung lag vielleicht 
in dem Namen, unter dem sich Karl vor dorn Diebe hehlt, Adelbrecht 
im mndl. Olbreckt im md. Gedichte. Jedenfalls zeigt die späte Ent- 
wickelung (Mlegast, dass die äage in einer jüngeren ndd. Bearbeitung 
dem Fastiiachtsdiehtcr vorgelegen bat. Und für die dänische Recension 
dürfen wir wohl wieder, wie bei Kremold, den Ursprung in Nieder- 
aachsen suchen^). 

Zum kerliugischen Sagenkreise gehört auch das Stück vom Jahre 
14(18: van der honyg'muvn van Frankriken, wo ft he f echt wart 
VUH (Iren dorcn, worttmme fc mofte uth dem lande; denn es ist 
gemeint die Verliiumdung der üalie, der sagenhaften Gemahlin Karl's, 
darch drei ,Schülke", velcho im Karlmeinet fol. '216 ff. erzählt wird. 
Der mit ihr .besagte' Ritter beweist dort seine und der Konigin Un- 
schuld durch einen Zweikampf, worauf die Ankläger hingerichtet 
werden. Während also im Karlmeinet die Lüge bald entdeckt und 
bestraft wird, die KÖuigiu darum im Lande bleibt, wird sie im Drama 
hingegen verbannt. Dieser Zug stimmt zu der jüngeren Entwickelung 
A*tr Fabel, der Historie von der Königin Sibille von Frankreich, in 
welcher jedoch, soviel ich aus Wolf Ueber d. beiden ndl. Volksbücher 
V. d. Königin SibÜlc u. v. IIüou v. Rordeaux (1857), v. der Hagen 
Ucsamm tubenteuer (I, 1850 S. CIV) und Itartsch lieber Karlmeinet 
(I8BI S. :i8) erkennen kann, dio Dreizahl der Schälke fehlt. Dass 
aller die Schälke oder Diebe, wie sie im Karlmeiuet auch genannt 



*) UeliriffPiis knniint lUegant aiirli im Ndd. vnr: ein liBiiiionTBcher Üürgi-r 
fölirt .tuu Zunaineii Eleghaat (;t. 135ö. Nilr.siiciis. Ztschr. 1870 S, 52). 



I 



werden, im Stücke zu Thoreii gcworJen sind, uud diibs eine so naire 
Lehre, man könne die Thorcn nicht ganz vei-treiben, aus der Ge- 
Bchichte gezogen wird, das spritiht für einen heiteren Ausgang di's 
Stückes, so dass es wohl mit der Rückkehr der gerechtfertigten [''iiratin 
geendigt haben mag. 

Nicht bloss an die hervorragende Gestalt Karl's des ürosson, 
auch an andere Kaiser haben sich bekanntlich vereinzelt Sagen ge- 
heftet; so an den in Sachsen verhassten Heinrich IV eine übele, wie 
er nämlich die Treue seiner Gemahlin habe durch einen Ritter auf 
die Probe stellen lassen. Die Kaiserin fingiert Nachgiebigkeit, um 
Gelegenheit zu finden, den Ritter durch eine schmerzliche und schimpf- 
)iche Behandlung zu bestrafen. Anstatt des Ritters kommt aber der 
Kaiser, der denn in der Hunkelheit mit den Schlägen abgefertigt 
wird, welche jenem zugedacht waren. Die Sage ist alt, wird auch 
bei anderen Völkern von anderen erzählt. Bei v. der Hagen Go- 
sammtabenteuer II (1850) S. 105 No, XXVil wird dieselbe in einem 
bd. Gedichte auf einen Ritter aus dem Osterlande übertragen. Aber 
schon die Pühlder Annalen und danach die Sächsiacbe Wclt- 
chronik des v, Repgau {hrsg. v. Weiland, Hannover 1S77. S, 184) 
knüpfen sie an den Namen Heiorich's IV; während der I.übeker 
Detmar (Chronik des Franciscaner Lesemeisters Detmar, hrag. v. 
Grautoflf I [1829] S. 17) sie von seinem Sohne Heinrich V berichtet. 
Dieser letzteren Durelellung werden die Zirkelbrüder sich ange- 
schlossen haben, als sie im Jahre 1477 aufführten: wo et/u heyfcr 
fyne keyferintic vorfoien leet, cff sc emc trutec were, unde 
vatit se erentvaft undc wart daranc fla</en. 

So wie man hier in die freilich gefälschte deutsche Geschichte 
griff, so könnte vielleicht das Spiel von J463 : den affgot myt et/ncr 
sule aus der sächsischen geschöpft sein. Wenigstens weiss ich einen 
antiken Stoff, an welchen man zunächst zu denken geneigt wäre, 
nicht nachzuweisen, der in diesem Stücke zur Darstellung gelangt 
Kein könnte. Ich möchte daber beinahe verrautheu, dass mit dem 
Abgotle die Irminsäule gemeint sei. 

Dass man jedoch auch die Geschichte des Alterthums benutzte, 
ersehen wir aus dem Stücke von 1440: de ses Senaten de fla/fen 
tvorden. ,Sctiatcn'' steht, wie sonst nicht selten, z. B. in der sächsi- 
schen Weltchronik, für .Senatoren'. Welche Niederlagen der Römer, 
ob die durch Hannibal, oh die durch die Cimbern und Teutonen, ob 
irgend andere gemeint sein mögen, weiss ich nicht zu sagen. 

Mehr als die antike Geschichte, ist die antike Sage herangezogcu 
worden; im Jahre 1454 die Argonautenfahrt : van dem- ffutdeu 
vlufe dat Jofoen wan, 1455 des Paris Urtheil : van Paris van 
Troe linde van den dreti nakeden juncfruwen, 1472: van dcmc 
perde uppe der horch, womit meines Krachtens die Eroberung von 
Troja gemeint ist. Weniger glaublich ist mir, dass unter dem Pferde 
das eherne Riesenross zu verstehen sei , welches nach der schon 
ßoccnccio bekannten Volkssage (s, Comparetti Virgil im Mittelalter, 



übers, v, Dütscliku S, Üi)8) Virgil gegtissi'ii liiil)eii soll, ilainit dessen 
Anblick oder Berührung tlie tiüapolitEini sehen Pferde von dem Senk- 
rücken und anderen Krankheiten heilo. Vgl, auch Genthtj Leben und 
Fortleben des Virgilius, S. 71. v, der Hagen Briefe in die Hetmnth. 
S. ISO. Schade ist, dasa uns nicht durch irgend eine nähere An- 
gabe der Nachweis einer Dichtung ermöglicht wird, welcher diese 
antike Sagen entlehnt waren; sie können aus Herbort's von Fritzlar 
Liet von Troye oder aus Jacob's van Maerlant Lied van Troyen 
genommen sein, die Erzählung von dem hölzernen Pferde auch aus Ilein- 
rich's von Veldeke Eneide (hrsg. v, Ettmüller 1852), deren in Mastrichter 
Niederdeutsch ahgefasstes Original (s. Braune in Üöpfner's und Zacher's 
Ztschr. f, dtsche Philologie IV. l.sT.S, S. 249) aber schwerlich den 
Lübekern vorgelegen haben kann, da^s nach geschehener Umschreibung 
ins Mitteldeutsche verloren gegangen zu sein scheint. Freilich brauclien 
die Lübeker nicht gerade ein deutsches Epos benutzt zu haben; es 
kann ihnen ebensogut die gegen Ende des 13. Jhs. verfasste Historia 
ßestructionis Troie des Guido de Columna die StoGTe geliefert haben. 
Ob dieselbe ihnen jedoch schon in einer niederdeutschen Uebersetzung, 
von der ein Druck aus dem Ende des 15. Jhs. (Historie van der 
verstoringc der stat Troya; s. darüber Scheller S. 78 No. 383 u. 
Lappenberg Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Ilnrnburg. 1840. 
S. 9) erhallen ist, verständlicher gemacht war, ist wiederum weder 
zu lüugnen, noch zu beweisen. 

Der Zauberer Virgil, von dem das Mittelalter ao viel Wunder- 
bares zu berichten liebte, war auch bei uns im Norden früh bekannt. 
Ob zwar einem Chorherrn in Bremen, der zu Anfang des 13. Jhs. 
lebte (Brem. ÜB. I S. 132 f. No. 111 f,), sein Name Virgilius nach 
ihm oder ob nach dem römischen Dichter beigelegt ist, kann zweifel- 
haft scheinen; allein ein lübekisoher Chronist schon des 12. Jhs., 
Arnold v. Lübek (1. 4, c. 19; in den Monum. Ilist. Gcrman.), er- 
zählt nach einem Reiseb riefe Konrad 's von Querfurt, des Bischofs 
von Hildesheim und Kanzlers Kaiser Ileinrich's VI, von den Wunder- 
werken des Virgil, welche Neapel aufzuweisen habe, .\bgesehen von 
dem Volksbuch vom Meister Virgilius, das eine Ifirmliche Biographie 
des Zauberers aus den von ihm umlaufenden Wuudergeacbichten zu- 
sammengestellt hat, ist eins seiner Abenteuer als von deutschen 
Dichtern behandelt oder erwühut, hervorzuheben : es ist die bekannte 
Erzählung, wie ihn seine Geliebte in einem Korbe in ihre Wohnung 
aufzieht, um ihn in halber Höhe Illingen zu lassen und am nächsten 
Morgen dem Gespötte der Stadt preiszugeben ; s. Wackeniagel Gesch. 
d. dtscb. Litt. I S. 284. v. der Ilagen Gesammtahenteuur HI S. 
CXXIX. Roth in Pfeiffor's Germania IV (1859) S. 257. Douh weder 
auf diesen Schwank, noch auf eine andere der überlieferten Gi.'schichten 
wage, ich den Titel des lühischen Stuckes vom Jahre 1475 zu deuten: 
wo Virgilius mit vorfichticheyt detaifen vormetcne» overwan, 
uiide dat fraudc in tucht nllemannc batet. Ob des Johannes ah 
AUa Silva Historia Laciuii, i[ui fuil- discipidus Viri/ilii, eine Version 



der Geschichte der sieben weisen Meister, in welcher Virgil 
Hauptrolle spielt (s. MuBsatia in den Sitzungsberichten der Wial 
Akademie, philoe.-histor. Cl. XLVIII, 1864. S. 246), den Stoff ge" 
liefert haben kann, vermag ich in I'>maugelui)g der nur P^nlscheidung 
nöthigen Litteratur nicht anzugeben. 

Während die Virgilsage nur den Namen dem Alterthumo ent- 
lehnt, sonst aber ein mittelalterliches I'roduct ist, so ist der Kern der 
mittelalterlichen Älexandersagc antik, aber überwuchert von modernen 
Auswüchsen, welche jedoch dem Geschmack der Zeit am meisteu zu- 
sagten. "Wenigstens drei solcher fabuloaen /usätxe haben die Liibeker 
aufgeführt: 1446 Alexander junde} Anteioc, die hübsche Er- 
zählung, wie der Zwergkünig Antiloie, durch seine Tarnkappe allen 
ausser Alexander unsichtbar, diesem die Schälke an seinem Mofe 
durch Backensire iche, welche er ihnen appliciert, kundthut. Eine 
sonstige niederdeutsche Behandlung dieser Sage ist nicht nacUgewiosen ; 
hochdeutsche und mitteldeutsche sind aufgefunden worden; s. /ingerle 
in Pfeiffer'a Germania XVIII (1 h73), 220. Wackernagel Gesch. d. dtsch. 
Litt. 1 S. 219. — Die beiden Abschnitte der Alexandersage, welche man 
1467 und 1473 darstellte, sind aus dem Alexnnderliede des Pfaffen 
Lamprecht (hrsg. v. Weismann. 1850. V. 5360 und V. 6446) be- 
kannt. Dieses Gedicht kanu dem ersteren Stucke aber nicht zu 
Grunde gelegen habi-n, denn in dem spil weis eyn drakc^ darbg 
de junge koningh van Morlande wolde Alexander overvallcn 
na inholde der hislorien; davon aber steht nichts im Gedichte, 
und der Ausdruck Jiislorie' liisst auch eine prosaische Vorlage ver- 
muthen. Es ist dies das einzige Mal. dass man sich auf eine Quelle 
beruft. Welche es gewesen sein kann, weiss ich nicht nach;!uweisou; 
es ist mir nicht gelungen, in den mir zugänglichen Quellen oder in 
den von Weismann seiner Ausgabe des Pfaffen Lamprecht angehängten 
li tte rarhi stör i sehen Excursen über die Älexandersagc und in Zacher's 
trefflicher Schrift Pseudocallisthcnes. Halle, 1867. eine Spur des 
Drachen zu linden. Der von I^appenberg Zur Gesch. der Buch- 
druckerkuDst in Hamburg S. 10 besprochene Incunabeldruck ,Vou 
Alexander deme groten Koninge', welcher Darstellung die Histor'ia de 
jireliis des Archiprcshyter Leo (s. Zacher S. 1U8) zu Grunde liegt, 
kennt ihn ebensowenig wie das Original. — Wegen der sinnigen Sage, 
welche man 1473 nur Darstellung brachte: Alexfander wolde 
tof/nneii dal imradis, verweise ich auf das Alexandri Miiifiii Iter 
ad Paradifum ed. Zacher löÜV. und Zacher Pseudocall. S. 140 ff. 

Im Jahre 1433 führte man ein Stück des Titels de krakc auf. 
Krake ist sowohl die Bezeichnung einer Schiffsgattung (s.Mudd. WB.), 
als auch der Name des fabelhaften Seeungeheuers (s. Hildebrand in 
Grimm's WB. V, l'J76), welches durch seiue Grösse und die ße- 
schaÖenhcit seines Rückens die Schiffer zu ihrem Verdorben glauben 
lässt, an ihm als einer Insel landen zu können. Nachweise über 
&ühe occidenlalische Spuren dieser aus , Tausend und eine Nacht' 
bekaunten Sage hat /acher Pseudocall. S. 117 ff. gegeben und darauf 



jewieaeti, dase aiu iu die Legendo vom heiligen Braridaii aufge- 
imen worden ist. Einen lateinischen Text und drei deutsche [tc- 
arbeitungen dert^elbeii bat Carl Schrödei' Sanct Braiidan. 1871. her- 
ausgegeben. Die Erzählung vom Kraken tindet sich dort in allen vier 
Texten, im lateinischon S. 10, im hochdeutBchen Gedichte S. 54. im 
niederdeutschen S. 129, in der hochdeutschen Prosa S. 165; vgl. dazu 
Schröder auf S. XII u. H. 3S). Kchröder setzt das hochdeutsche Ge- 
dicht ins 12. Jahrhundert. Das niederdeutsche ist nach ihm S, XV 
eine UeberBetzung des hochdeutschen. Wenn ich recht vermuthe, dass 
in dem Titel des lübekischen ätäckes jene Kabel genannt ist, so 
würde dies wohl als das friiliBte Zeugniss für den Namen Krake 
gelten dürfen. Das Spiel mag mehr ein Aufzug als ein wirkliches 
Drama gewesen sein. 

Thiere auf ihre Uühne zu bringen, scheint den Lübekern weder 
schwierig noch unaestbetisch gewesen zu sein: sie werden iu den 
Titeln mehrerer Stücke erwUhnt. Selbst Thierfabeln scheinen sie auf- 
geführt zu haben: 1447 uio de lautoe van dem stole stot wart; 
1452 /de/ deme wulve eyn toiff geven wolden. Daes mit dem 
Löwen im ersteren Stücke Heinrich der Löwe gemeint sei zu glauben, 
verbietet das Wort ,stiU', mit dem doch nur der Thron gemeint sein 
kann. Im Reinuert (hrsg. v. Martin I, 2245. II, 2249J und danach 
im Reineke (21ti7) erziüilt der I-'ucbii dem Löwen von einer Ver- 
schwörung der Thiere, welche einst wider diesen bestanden, aber von 
ihm vereitelt sei; allein es wird angedeutet, dass dies r^^ine Ertinduug 
des Fuchses gewesen, der sich dadurch der ihm vom Löwen zuer- 
kannten Todesstrafe entziehen wollte. Aus dem Titel des I.übeker 
Stückes darf man wohl auf eine vorhanden gewesene Kabel von einer 
ausgeführten Revolution der Thiere gegen ihren König schliessen, und 
ebenso aus dem des anderen auf eine solche, welche die Vermählung 
legrim's zum Gegenstande hatte. 

Ganz besonders gefallen zu babeci scheinen Erzählungen von der 
i: 1431 de twe trumen kumpans, rex lialdavh; 1442 de 
fruwen schencken; 14Gij vati Amylt/us undo Amycas; 1470 van 
den dren i/etrtiweti, de cnc wolde siarvcn vor de anderen de. 
Bei dem ersten und dritten dieser Stücke ermöglichen uns die Namen 
zu bestimmen, welche der vielen Verherrlichungeu, die der Treue in 
der mittelalterlichen Literatur gewidmet worden sind, gemeint seien. 
In dem Titel von 1431 ist der Zusatz re.i: Baldaclr) bemerkenswertb; 
denn in allen occidentalischen Bearbeitungen dieser Erzählung {a. W. 
Grimm in Ilaupt'a Ztachr. XIII 11805] S. 185) werden die beiden 
Freunde, wenn überhaupt ihr Stand angegeben wird, als KauHeute 
oder als Ritter bezeichnet; so sind es in den Gcsta liotmitiorum 
Bagdad und Aegypten, in des l'etrus Alfonsi Bisciplhia 



ebei 



") In der Handsclirift sind nach jedem Titel die Dirlitcr ilcs Stfinkea imge- 
n; rex Batdach ist hinter den Namen der Dichter vom Jalire U3I n»cligelr»geu, 
Uach ist bebutiutlich Bagdad. 



chrmills und diinHcb im t^cbaelcEpil dou Steiihan fül. GU Kauflw^H 
iius Bagdad und Acgypten, bei Thomas CantimpiateDsia ciu morgoH 
lätidischer und ein christlicliGr Kaufmann, in dem niederländische!^ 
Gedichte ,Van tween ghefellcn die de voer andren sterve» itK'Wcn' 
(Denkmäler altudl. Sprache u. Litt, hrsg. v. E. v, Kausler III, IS66, 
S, 165) Kaufleute aus Brügge und Bagdad. Es scheint demnach den 
Lübekern eine unbekannte Quelle zugänglich gewesen zu sein. — Die 
Geschichte von Amylgus (sprich g wie j) und Amycas erzählt der 
lübische Chronist Korner; Pfeiffer hat sie samt anderen Erzählungen 
desselben in der Germania nbdrucken lassen (s. oben S. 4 Anm.)- 
Aus ihm könnten die Fastnachfsdichtcr ihren Stoff genommen haben : 
nur erregt die Verschiedenheit der Namen Bedenken, welche dort 
Amclius und Amictts lauten, Träger dieser Namen erscheinen auch 
in Urkunden, besonders der eratere sehr oft, was für die allgemeine 
Verbreitung der Erzählung spricht, öm nur speciell Lubisches an- 
zuführen, 90 finden wir z. B. um 1307 einen Amicus im Lübeker 
ürkundenbuch II, ti. 1044, einen Amelius Amüitts Milius Ludiow 
1383 — Uli ebenda IV S. 4GS. 541. V S. 2G5, 428. — Für die 
anderen beiden Stücke bin icU ausser Stande Quellen mit Sicherheit 
nachzuweisen. Die beiden Schenken könnten an die Erzählung von 
Konrad von Würzburg, Engelhard und Engeltrut, denken lassen, in 
welcher die beiden Freunde Engelhard von Burgund und Dietericli 
von Brabant am Hofe des Königs Frute von Dänemark in Dieusten 
stehen ; allein des mittelhochdeutschen Dichters Werk war schwerlich 
iu Norddeutsc bland bekannt. Aber auch in dem Roman von den sieben 
Meistern handelt die letzte der in diesem Rahmen gegebenen Er- 
zählungen vornehmlich von der Treue, welche einander zwei Jünglinge, 
Alexander und Ludwig, beweisen, die am Hofe des Kaisers Titus als 
Truchseas und Schenke dienen. Die gleich zu besprechende Scala Coeli 
lies Johannes Junior giebt einen Auszug aus dem LUjct de Septem 
tiiipientibtis. Dieser Auszug ksinu aber den Lübekern uicht Quelle ge- 
wesen sein, da Johannes Junior gerade den Zug von der Freundesti'Gue 
ausgelassen hat; s. Goedeke in Beufey's Orient und Occidcnt III (18GG), 
■120, In mbd. Sprache sind zwei Bearbeitungen dieser Historia de 
l'cptcm sapicutihus auf uns gekommen. Die eine ist abgedruckt in den 
von A, Keiler 1846 herausgegebsnen Altdeutschen Gedichten S, 15, 
Die andere, Dyocletiauus Leben von Haus dem Büheler in Poppela- 
dorf bei Bonn 1412 verfasat, hat gleichfalls Keller 1841 nach einer 
hochdeutschen Hnndschrift ediert. Ob die Lübeker den Diocietian iu 
dem ursprünglich etwa niederrheinischen Texte gekannt haben? Oder 
lag ihnen die lateinische Historia de fcplem sapientihus vor? 

Eine ungemein oft, in den verschiedensten Sprachen und bei fast 
iiUen europäischen Völkern bearbeitete Erzählung ist die 145) auf- 
geführte: de neuen danck vordendc mit dem esel, ke rcct efftv 
giHCh; sie handelt von dem Vater und dem Sohn, die es keinem 
recht machten, ob der eine oder der andere auf dem F,8el ritt, oder 
ob sie ihn leer vor sich her trieben. Die älteste deutsche Varati^f 



^^pierung dtuHcr waliiscLeiiilicti aus dcui Onent stunimt'iKleii Fubet 
Bpt die des Beruer l'redigermÖDchea Bonei- (ca. Io30— 40) iii »einer 
,I'>lelsteiii' genannten Fabelaammlung (hrsg, v. Fm, I'feifler. 1844). 
Aus ihm haben die Lübeker sicher nicht geschüplt, eher wulil, wiu 
ich nach Goedeke's gründlicher Untersuchung (in Benfey's Orient und 
Occident I, 531) und nach Gottschick's Abhandelung (üöpfner u. 
Zacher, Zeitschr. f. dtsche Philologie XI, 32i) vermutlien mochte, 
aus der Scala Codi des Predigern! öncht-s Johannes Junior, der in der 
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebte. Seines Buches erste Aus- 
gabe ist zu Lübek bei Brandis im Jahre 1476 erschienen: es mag 
also sehr wohl handschriftlich bereits 1451 in Lübek vorhanden gu- 

^F^ Ueber die meisten übrigen Titel kann ich Ihnen keine litterarischen 
^■hjhweise bieten, höchstens ziemlich vage Vermuthungen aufstellen. 
Hper von 1432 Westval was sines vaäcrs fon macht den Kindruck, 
^^h ob es der Anfang eines Liedes wäre. Uebrigeuä war Wcstfal 
bereits damals ein nicht seltener Familienname in LilbL'k, und unter 
den Dichtern der frühsten Stücke erscheint melirmals ein Hans Westval, 
— 1435 den oldcn man und 1478 van dente oldeti 7nanne: viel- 
leicht eine Schilderung des Alters mit seinen Vorzügen oder Nach- 
theilen'r' — Die eselbrngge (1436) ist gewiss falsch von Kerkring 
gedeutet als ,der Aufzug wie der HsH ein Bein Stricht'. Der Titel 
paast eher zu der Geschichte in Boccaccio's Decamerone (IX, Tag, \i. 
Geschieht*; in Witte's Uebersetzuug. 1830. HI, 170), welche ich 
Ihnen mit Liebrecht's Uebertragung der Inhaltsangabe in Iimdoi)s 
^^islori/ of Fidion gehe; Zwei junge Leute ziehen nach JerusaJeni, 
^Hwi König Salomo um Rath zu fragen, da der eine zu wissen wünscht, 
^^ne er sich Liebe erwerben, der andere aber, wie er ein böses Weih 
^^m besten regieren könne. Dem zweiten räth Satumo, er solle sich 
an die Gänsebrücke (potite all' oca) hegeben. Indem sie an die 
Brücke dieses Namens kommen, treffen sie dort eine Anzahl Kara- 
wanen und Maulthiere, von welchen letzteren eines, da es sich stör- 
risch zeigt, durch seinen Herrn mittels eines Stockes vorwärts ge- 
trieben wird. Da nun auf diese Weise Salomo'a Rath erklärt ist, m 
befolgt ihn der. welcher ihn erhalten hat, und zwar mit vollkommenem 
Erfolge. Der Name der Brücke ist für die Entwickelung der Fabel 
vollständig irrelevant ; er wäre aber vortrefflich durch den sprechenden 
Namen Eselbrücke ersetzt, sobald man die Erzählung von jenem 
ursprünglich vorausgesetzten Local loslöste. Fs ist aber sehr frag- 
lich, ob Boccaccio 143C in Lübek bokiinnt gewesen. Die erste 
hochdeutsche Uebersetzung von Steiuhöwel kam erst 1472 iu Ulm 
heraus. . 
^_ Drei, vier oder sieben Kiirdinaltugenden sind bekannt; die Zahl 

^■fUnf in der Angabe des Spieles von 143'J de viff dogedc ist, wenn 
^Bäeicb ebenfalls an sich eine typische, doch in dieser Anwendung eine 
^Ko seltene, dass ich sie nur zweimal aus der älteren Litteratur nach- 
^neisen kann. In einem englischen Gedichte ,Herr Gawein und der 



griiue Hitler' urliUH Gaweiii oiiien Schild mit uiiiem goldenen Fiiiif- 
eck auf rothom Grunde. „Eingehend erürtert der Dicliter die Be- 
deutung dieses Symboles; als die fünf Tugenden, welche er unaus- 
gesetzt übt, werden genannt : Aufrichtigkeit, Treue, Reinheit, Courtoisie 
und Mitleid" ; b. Ten Brink Gesch. der engl. Litt. I. 426. Der um .1300 
lebende Meistersinger Regenbogen zahlt fünf Tugenden auf, deren 
eine reine Frau pflegen aolle : weibliche P^hro, Zucht, Bescheidenheit, 
Kenschhcit und Milde; s. v. der Hagen Minnesinger II, 30'.). 

Die beideji Spiele von 1440 de smcdc und 1441 dat luckc 
radt mögen wiederum, wie ich für den Kraken bereits vermuthete, 
mehr allegorische Aufzüge, als -wirkliche Dramen gewesen sein. Doch 
könnten auch wirkliche Stücke gemeint sein. In dem Spü vo» dem 
hersogen von Surgund bei Keller I, 1G9. No, 20 kommt ein Glücksrad 
vor, auf dessen Entscheidung der Antichrist sich verlässt, das ihn 
aber als Betrüger unten zeigt. Andere litterarische Nachweise s. in 
W. Wackernagela Aufsatz über Glücksrad und Gluckskugel, Ilaupt's 
Ztschr. VI, 134, — Der Titel von 1443 der schänden kovct klingt 
an die bekannte Redensart von einem Schamlosen an, dase er aller 
Schande und Scham den Kopf abgebissen habe. — Das Stuck von 
144H aldcr unde joget nicht lilce wach erheischt für das Wort 
,M'OCÄ', das noch nicht ins Mndd. Wb. hntto aufgenommen werden 
können, eine Erklärung. In Richey's Iditicon llaniburgenl'u 1755. 
wird es durch ,unrubig , schlaäos' übersetzt; Uühncrt Wb. der 
Pommerschen und Rügischen Mundart 17äl. dagegen erklärt es 
durch .verwegen , stolz in guten Tagen', was unserm Titel eineo 
vcrstiindliehen Siim geben würde. Möglich ist auch, dass es nicht 
mehr bedeutet, als dass Alter und Jugend utcht gleich thatkräftig 
sind*). 

Die Stücke von 1456 wo de juttgelinck de juiicfruiven 
ktif'l'ede und von 1457 wo de ü recken (Kerkring übersetzt: wie 3 
Rehe!) de Juncfruwe» myt munheyt uth dar hellt wunnen 
scheinen märchenartige Stoffe behandelt zu haben. Der crslerc Titel 
lässt an das Märchen von Dornröschen denken. Freilich ist nicht 
zu leugnen, dass er Raum für manche Idcntiticierungcn lässt, Sieg- 
fried und Brünhild werden zwar nicht gemeint sein. Aber so ist 
n. B. in einer Episode des lüirlmeinet (fol. 156 — 215), der Liebes- 
geachichti; von Godin und Üric, ein Kusu, welchen Gudin der Oric 
wider ihren Willen listig raubt, ein für die Futwiekelung wichtiges 
Ereigiiiss. Allein es müssto zuvörderst nachgewiesen werden, dass 
die lAibcker den Karimcinot oder doch eine andere Darstellung dieses 
Abschnittes aus ihm gekannt bähen oder gekannt haben können. 

Ueber die novellenhal'ten Stoffe der folgenden Jahre w^iss ich 
noch weniger zu sagen, höchstens dass der Titel des Jahn 



*) Das Zeitwort «mgen wird ii 
gelassen, ttbermülhiR seiu', als In iIrdi 
jecliv Kpek l'ür .Qberniiilhig, Irfcli, vcj 



Hamburg nucli sowo1i1 im Sinne y 

vnn ,uiiruliig schlateu' gebraucht, das J 

vegfO'. 



MJO de arme ridder ntyt tooldnet des konynffeR doehter vor- 
warf! so /icmlich (laa aitj^Gilcultit hiiben konnte, was in einem mlid. 
Uedichte bei v. der Hagen (i es aramtaben teuer I, 101 No. 0. aus- 
riJhrlicIi zu lesen steht, oder in einom anderen, ebenda III, 197 No. 64; 
■lass in »lern Spiele von 1471 van cyncr erlihen vruwen, de haddi- 
vfle anlaijhe (Nacliateliiuig, Versuchunf;) unde blceff doch stanl- 
haffiich in eren die bekannten ISegebenheiten der Creseentia xa 
vermutlien s<?in dürften, welche den Liihekern z. B. aus der Süchaischen 
Weltchronik {Ausp. v. Weiland S. 139) bekannt gewesen sein mögen, 
oder die ähnlichen Schicksale einer Kaiserin in den Gesta Jiontanorunt; 
und dass der satirische /ug, wie ein altes Weib dem Teufel überlegen 
ist tind iiin bindet (14ti'2. 1470), an das tfuot instnachtspU hei Keller 
No. 57 erinnert, in welchem die Teufel, die ein altes Weib in die 
Hülle holen wollen, vor ihr und dreien ihrer unholden Genossinnen 
die Flucht ergreifen müssen. 

Bl'I diesen Titeln noch mehr, als hei den durch Namen oder 
souatwie markierten offunhart sichj dasa nur eine eingehendere For- 
schung zam Nachweis der einitelnen Kithula führen kann. Es gehört 
zur vollstiindigen Lösung solcher Aufgabe eine innige Vertrautheit, 
nicht nur mit der poetisolien und chronikalischen, sondern auch mit 
der erbaulichen LitttTutur dea Mittelalters. Und man darf sich nicht 
mit dem Resultat begnügen, das Sujet eines Spieles angeben und in 
anderen Schriften nachweisen zu können; sondern das Ziel der For- 
schung inuas sein, diejenige litterarischc Quelle zu finden, aus welcher 
naeli dem Wortlaute des Titels, nach der Kntstehungamt des Stückes 
und eventuellen sonstigen (iründen der Lübeker Dichter seinen Stoö' 
geschöpft haben kann oder wahrscheinlich geschöpft hat. Da et) mir 
nicht möglich war, mehr als einiger Titel Schwierigkeiten zu lösen, 
so musstc meine Aufgabe sich vor allem darauf einschränken, auf die 
grosse Bedeutung dieser mageren Titel für die Culturgeschichte, 
seunächst natürlich für die lubekische, hinzuweisen. Bei einer voll- 
ständigeren Bewältigung dur Üttenirlkistorischen Seite dieses Ver- 
zeichnisses wird sich auch der Werth desselben für die niederdeutsche 
Litteraturgeschichte deutlicher herausstellen, ich will zum Öchluaa 
versuchen, dies an einem recht deutlichen Beispiele zu zeigen. 

Im Jahre 1444 apielte man: kran, vttlke unde stute. Das 
letzte Wort ist undeutlich; der Schreüier scheint ungewias gewesen 
zu sein, weil er weder die Fabel, noch das Wort al^tre als Thier- 
iiamen kannte; denn im Lübeker Dialekte heisst dieser Vogel sprrr. 
Da die beiden ersten Namen aber die von Thieren sind, so las und 
schrieb der (Jopist, wenngleich unsicher, den eines ihm bekannten 
Thieros von ühnlichem Klange. Dass jedoch slare das einzig nich- 
tige ist und in der Vorlage gestanden haben muss, beweisen eben 
die beiden anderen Thiernamen. Es sind die Beinamen dreier Helden 
eines epischen fiedichtes, das nach dein hervorragendsten derselben 
den Titel Cratte führt. Der Dichter war ein hildesheimischer Ritter, 



der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte, des ßerthold v, 
Holle; 3. Bertliüld von Holle hrsg. v. Bartsch, isrjS, 

Die tieschichte Crane's oder Gayors, Sohnes des Küniga von 
Ungarn, ist eine Erzählung von der Treue, der Treue des Lehns- 
mannes gegen seinen Fürsten und der Treue der Frau gegen ihren 
(ieliebten. Ihren wahren Stund verhehlend, hahen sich die drei Ge* 
seilen, Irayol und Agorlin, äohn des Herzogs von Oesteneioh, und 
Agorlot, Sohn des Herzogs von Baiern, in den Hofdienst des Kaisers 
begeben, wo Gayol bald die Neigung der Prinzessin Acheioyde ge- 
winnt. Sie gieht dun Dreien ihre Beinamen. Als der Kaiser von dem 
Verhältniss seiner Tochter zu einem der Freunde Kunde bekommen, 
schreibt er einen Tumei aus und setzt für den Sieger, falls er fürst- 
licher Herkunft sei, seiner Tochter Hand als Preis an, doch soll 
dieser freie Wahl bleiben, einen anderen zu wühlen. Crane, nach 
Ungarn heimgekehrt, um sich /.um Turnier zu rüsten, findet anstaptt 
Reines verstorbenen Vaters den früheren Mnrschalk Assundin als 
Herrscher, weicher ihm sofort sein angestammtes Keich zurückgiebt. 
Um die Treue der Geliebten zu prüfen, lasst Gayol den Assundin als 
König auf dem Turnier erscheinen und tritt selbst als dessen Mar^chalk 
auf. Auch Falke und Stare sind gekommen, aber in ihrem wahren 
Stande. Beim Tjostieren kämpft Assundin in Crane's an den Kranichen 
erkennbaren Rüstung wacker mit; aber den Preis des Tages erringt 
Crane in jenes königlicher Waff«nkleidung. Nach dem Kampfe tauschen 
die beiden wieder unbemerkt die Itollen. Als der vermeinte König 
erklärt hat, er sei verheiratet und wünsche, die Jungfrau möge freie 
Kur haben, wählt sie ihren Geliebten, obschon sie ihn nur für einen 
königlichen Diener hält, zu iiirem Geniahlo, was der Kaiser, da er 
ihren Kntschluss nicht zum Wanken bringen kann, mit Enterbung und 
Landesverweisung bestraft. Jetzt, da Crane die Liebe Anheloyde'a als 
probehaltig erfunden hat, entdeckt er sich, und eine reiche Hochzeit 
beschliesst die erste Hälfte des Gedichtes. Aus diesem Abschnitte 
muss der Gegenstand des Inbischen Stückes entnommen sein ; denn 
die fernere Erzählung schildert Kämpfe des jungen Königs zu Ehren 
seiner Gemahlin, die sich wenig zur dramatischen Behandlung eignen. 
Auch verschwinden Falke und Stare vom Schauplatz. Der skizzierte 
Inhalt des ersten Theües wurde sich wohl selbst noch zu einem mo- 
dernen Drama gestalten lassen. Dem mittelalterlichen Publikum bot 
er gewiss ohne bedeutendere Aenderungen, als höchstens dio der Ver- 
kürzung, eine angenehme theatralische Unterhaltung. 

Von einer anderen Dichtung Berthold's von Holle, dem De- 
mantin, konnte Bartsch in seiner Ausgabe nur geringe Fragmente 
mitthcilen, Seitdem ist das Gedicht fast vollständig wiedergefunden 
und von demselben Gelehrten 1875 ediert worden. Den Inhalt 
bilden die Schicksale des jungen Fürsten Deraantin von Antrinn, 
Der erste Abschnitt schildert sein Liebes verhältniss zu der schönen 
zwölfjährigen Sirgamot, die ihm aber vom Vater verweigert wird. Er_ 



jeht in die Fruindo und erwirbt n,uf einem Turnier durcli seiuc Ge- 
^hickliclilceit und Tapferlcoit don von der Königin von England aus- 
gesetzten Kampfpi-ei», finen Siierber äamt c-iuem Kranze, welche er 
suincr Siigamot sendet. Seinu weiteren 'i'liaten und Schicksale gehören 
niebt hierlicr, mit Ausnahme scim^r «ndliuheu Vereinigung mit dei' 
Verlobten. Angesichts der ThMsache, dass die Lübuker einem anderen 
Gediclite DerUiold'a ein dramatisches Sujut entlehnt haben, und der 
mohrfach belegten Fehlerhaftigkeit in der L'eberlieferung der frühsten 
Titel durch einen unwiääi:nilen Schreiber meine ich nicht zu gewagt 
zu conjicieren, wenn ich annehme, dass der erste Titel, der vum Jalav 
1430, do der ijodytinen de sparwer gvytvtu wart ein Verderbniss 
^odynnen' etwa statt ,niaijedyHeH' oder ,mey<:dipittt^ aufwisen und jene 
Erzählung von üemantin und Sirgamot bezeichnen möchte. Ich wenig- 
stens weiss von keiner antiken Mythe, noch von einer mittelalterlichen 
Sage, in welcher einer Gottin ein Sperber zu Theil ward. Mittel- 
alterliche Erzählungen, in welchen Sperber eine Rolle spielen, giebt 
ea allerdings mehrere; allein sie scheiuuu sich nicht zu dramatischer 
Verwerthung zu eignen. Sollte sich meine Vermutbung als nicht 
stichhaltig erweisen, so wäre am chesti'n noch an eine Episode der 
Krzähluug von der schönen Melusine ku denken. 

Ziehen wir also das Uesultat. so änden wir, dass sicher ein, 
vielleicht gar zwei ihrer Sprache nacli sehr wohl als niederdeutsch 
7.a bezeichnende Gedichte aus dem Anfange des dreizehnten Jahr- 
linnderts noch im Anfange des fünfzehnten den Liibekern Stotfe fiir 
ihre Stücke geliefert haben, also zweihuudert Jahre laug gelesen 
worden sind, Gedichte, von deren Existenz mau Jahrhunderte lang 
nichts gewusst hat, deren eines mau bis vor kurzem verloren geglaubt 
bat. Mir scheint dieser Üeitrag zur Geschichte der niederdeutschen 
Litteratur, der sich aus zwei Titeln unseres V^erxeichuisses ergiebt, 
ein nicht gering zu schätzender und der mehr Funde hoÜ'ea iässt. 
Ich aber weiss einen in Hildesheim gehaltenen Vortrag nicht besser 
abschliessen zu können, als mit diesem Nachweis dessen, was das 
'Üibeker Eastniiclitspiel dem .Stifte Ilildesheim zu verdanken gehabt hat. 



HAMBURG. 



C. Walther. 



Arnt Buschmans Mirakel. 



Auf dem BuBclimaniishofc bei Meiderich, einem kleinen Städtchen 
zwischen Ruhrort und Kssen, geht es um, wie die in der Nachbarschaft 
wohnenden Liiudleiite erzählen. Doch nur von alltäglichem Spak, 
mit dem die Phantasie des Landmannes jedes einsame Gehöft, jeden 
alten Bau zu bevölkern pflegt, weiss die dortige Sage zu berichten, 
und ganz verschollen ist Hie Kunde jener Geistererscheinung, welche 
i. J. 14^7^38 hier stattgefunden und ein ganzes Jahrhundert I " 
durch die Aufmerksamkeit eines grossen Teiles von Deutechl 
erregt hat. 

Einem frommen Ackermannasohn mit Namen Arnt Buschman ~ 
offenbarte sich auf jenem Rauerhofe viele Nächte hindurch der Geist 
eines Verstorbenen, der nicht zur Ruhe kommen konte, ehe nicht ge- 
wisse der Kirche gelohte Messen gelesen, Wallfahrten vollbracht, 
Almosen verteilt waren. Bei seinen Lebzeiten hatte er sie gelobt, 
der Tod ihn überrascht, bevor er seine Gelübde erfüllt. So war 
seine Seele in die Gewalt des Teufels gekommen, und Arnt, der die 
bedauernswerte von ihren Qualen erlösen will, kann erst nach grossen 
Anstrengungen Kenntnis von jenen Gelübden empfangen, indem er 
dum Teufel, der die Seele nicht lassen möchte, mit Weihwasser unter 
Anrufung Christi zu Leibe ruckt. Da erst kann der Geist sagen, 
was seinem Seelenhcile Not tue, und seinem wiesbegierigen Befreier 
in langen nächtlichen Unterredungen über das Schicksal der Seelen 
nach dem Tode, die schrecklichen Strafen, welche der Entheiligung 
des Sonntags, den Verstössen gegen die Fasten usw. folgen, Auskunft 
geben und allerlei Geheimnisse offenbaren. Schliesslich ermahnt er 
Arnt in einer letzten Unterredung, als er von ihm Abschied nimmt, 
schreiben zu lernen und seine Unterredungen zu Nutü und Frommen 
seiner Mitmenschen aufzuzeichnen. Dieser Aufforderung ist Arnt 
nachgekommen und hat den Inhalt der mit dem Gcapenste gepflogenen 
Gespräche niedergeschrieben, so gut er sich ihrer zu erinuern ver- 
mochte. Denn sein Gedächtnis war schwach geworden und sein Geist, 
wie angedeutet wird (vgl. 8. 34 n. I), von der Ververnis und Angst, 
welche er bei den Geistererscheinungen ausgestanden hat, später j 
stört gewesen. 



Diese Begebenheit und der Inhalt vieler Untenedungea werden 
in einem Berichte mitgeteilt, der schwerlich auf vollstiindiger F)r- 
dichtutig beruht, sonderu insoweit glaubwürdig /.a tteia scheint, als 
man annehmen muss, das» in der Tat jener Amt auf dem liusch- 
mannshofe Geisterunterredungeu gehabt zu haben meinte und die 
übrigen Hofbewohner an dieselben glaubten. Letztere werden wenig- 
ütens zu Knde des Bericiites unter ausdrücklicfaer Nennung ihrer 
Namen als Zeugen, die man befragen kunne, aufgeführt, und zwar 
findet sich diese Stelle in den zwei ältesten Handschriften, welche in 
zeitlicher und örtlli-her Nähe der Begebenheit niedergeschrieben sind, 
nämlich t. J. 1444 und 1440 zu Wesel und Hamm, 

Schwierig ist die Beantwortung der Frage, ob und wieweit jener 
Bericht, wie er in Handschriften und Drucken vorliegt, von Arnt 
strlbst vcrfasst sei. Auf der einen Seite kaiiu die Aufiorderung des 
Geistes, ihn seihst zu schreiben, die Bemerkung, dass Arnt nicht alles 
liabe niederschreiben kiiancn, dahin gedeutet werden, ilass der Be- 
richt sich als Amts eigene Aufzeichnung ausgebe. Anderseits lüsst 
sich entgegnen, dass von Arnt in dritter Person gesprochen wird, 
auch dass es schwer glaublich ist, dass das Buch von einem bomo 
illiteratus jener Zeit verfasst sei. Zwischen beiden Folgerungen ver- 
mittelt die Annahme, dass nach Amts mündlichen Erzilhlungen uud 
schriftlichen Versuchen irgend ein Kleriker das ganze vcrfaast hat. 
Vollendet ist die Schrift nach der Angabe ihres lateinischen Ueber- 
Setzers i. J. 1444. 

Es liegt ferner die Frage nahe, wer jene Geistererscheinungen, 
welche die Bewohner des Buschmannshüfes so oft erschreckten, in 
Scene gesetzt habe. Der Bericht seihst lenkt den Verdacht, bei dieser 
frommen Betrügerei mitgewirkt zu liaben, auf den cap. ti u. i'>. ge- 
uannteu Hinricus, den Begleiter Amts auf seiner Wallfahrt nach 
Aachen, den einzigen, der dem Erscheinen des Geistes ohne Angst 
und Erschrecken beiwohnt. Seine Beziehungen zu anderen Personen 
weisen ferner auf die übrigen Teilnehmer, er ist der Bruder des 
Pastors vou Meiderich, der Hausgenosse dos Dechanten an der 
Apostelkirche in Köln. So wird erklärlich, warum Arnt vom Geiste 
zu jenem Dechanten gesandt wird, und das llütsel leicht gelöst, dass 
der Geist über Amts b)rlcbnisse in Köln unterrichtet ist. Hinge- 
wiesen sei auch noch auf des jetzigen Pfarrers von Meiderich Oraehers 
Bemerkung, dass nichts leichter gewesen sein kann, als vom nahen 
Kloster Hamburn aus auf dem einsamon und zwischen Büschen ver- 
steckten Buschmannshofe — diesen Namen führt das Gehöft noch 
heute — die nächtlichen Geistererscheinungen in Scene zu setzen. 

Die Lehren und Unterweisungen, welche Arnt zur Verbreitung 
unter den Lesern seines ihm aufgetragenen Schriftchens empfängt, 
empfehlen fast durchgängig und heben so sehr die äusseren Werke 
als Seelenmessen, Kircliengehen, Almosen nsw. hervor, dass als Haupt- 
zweck der Schrift bezeichnet werden muss: die Pflege der äusseren 
Uyerke dadurch in höliorcs Ansehen zu setzen, dass eine untrügliche 



34 

Stimm» aus dem .Teini'its fiir sie (■intritt. flrrcbera Vermutung, dasa 
liierdurcli den Wirkungen di-r von den Brüderschafteii des gpint-ia- 
samen IjGl>eiis ausgehenden Bcshebungcii entgegeugewirkt werden 
sollte, lüast sich nielit begründen, wcun auch gut ku ihr stimmt, das« 
zwei Jahre vor der Geistere racheiniing in dem henuebbatten Wesel 
und /wanzig Jahre frülier in Köln Brüderbäusor gestiftet waren*). 
Die Tendenz des Mirakels kann deshalb nidit gegen die Hriider- 
sdiafti'n gerichtet gewesen sein, weil diese sich überhaupt nicht iui 
(iegensat/e zu den kirrhÜchen Lehren von d<T Werkheiligkeit und 
den äusseren Heilsmittehi befunden haben. l'Vrner richtet sich cap. 
29, welches das Möuchsleben behandelt, trotn der gebotenen Gelegen- 
heit durchaus nicht gegen die Krüdersr harten, sondern ist ganz in 
ihrem Sinne goach rieben. 

Die Heranziehung eines Geistes, der einem Menschen Lehren 
gibt oder seine Seela lortführt, um ihr die Wunder der Snliöpfung. 
die Freuden di'S Himmels, die Sehrecken der Hülle /.u zeigen, war 
kein neuer Gedanke. Zwei Sfhriften können genannt werden, welche 
dem Urheber und Verfasser des Mirakels bekannt waren und ihn 
mehr oder weniger angeregt uud bceinHusst haben. Die visio Tunilali, 
ein in' jener Zeit viel gelesenes und oft Übersetztes Buch, wird im 
letzten Capitcl des Mirakels empfohlen, sie war das Vorbdd für die 
cap. STi ß. geschilderte Fahrt des Geistes zur Hülle und zum Himmel, 
Die andere Öehrift, diu KrzühJung von dem Geist des Bürgers Cinidu, 
weicher acht Tage nach dem Tode seiner Wittwe als Gespenst er- 
scheint und in ähnlicher Weise wie Amts Geist beschworen ähnliche 
Reden wie dieser hält, scheint dagegen für den ersten Teil des Mi- 
rakels nützlich gewesen zü setn. 

In demselben Jahre, wo Arnt sein Mirakel zu Rüde geschrieben 
haben soll, nümlicb 1444, erfulir dasselbe bereits eine Übersetzung ins 
Lateinische, die sehr trou und sehr wörtlich ist. Der Uberhet;i:cr war 
ciu Weselseher Kleriker Jobannes de Easendia*'). Derselbe 
hat seiner Üiiersetzuiig nicht allein Anmerkungen, welche einzelnen 
Aussprüchen des Geistes Lehren der Kirchenväter ent gegen hiilten, bei- 
gclu^t, sondern auch als Einleitung eine mit Aufgebot acholastisclier 
Gelehrsamkeit geschriebene Untersuchung über die zweifelhaflen 
l'unkte in dem Buche Amts vorangestellt. Darüber dass dem Amt 
ein wirklicher Geist erschienen sei, hegt er indessen nicht den ge- 
ringsten Zweifel, seine Bedenken sind nur durch einige Stellen erregt, 
welche er nicht mit den kirelilichen Lehren in Einklang findet, or 
urteilt, dass diese Aussprüche auf den Einlluss des Teufels, der ja 
nouli Macht über den Geist hatte (vgl. cap. 3J, zurückzuführen seien 



•) H. J. Qrälier, Geschichte von Meidrrich (1877J, S. 20. 

**) Joliannes vuu Ksseii ist iLiiBBcrdciii iioib hU Verlosser (>inFT historiti hclli 
a ('arolu M, roiilra Suones gcsti bekainit. Als Prnviiiclal SRines l>nh-na crscbeiul 
IT in einer von ihm UM in HrcmPU iinstrcslelllfn rikiinde, Vgl. Srheidt, UibliuÜief 

Li^'r. (iüpiring. I (IVöm), S. isxij. 




1 empfiehlt im Übrigen die S<'.hrift, weil sie (Ion Irliiubjgi^n an-je- 
jhme und belehrende l.cctüre biete. 

Ausser ins Lateinische ist Arnt» Buch ins Nii'derlünilische über- 
bt und in verschiedene deutsche Mundarten umgeschrieben. Hier- 
■ und über ihre grosse ßetiebtheit bis zur Uefurmation belehrt das 
Tiachfolgoiide Vcrüeiehuia von Handschriften und Drucken. Es Üisst 
sich annehmen, dass noch ausserdem sich in Bibliotheken oder Ar- 
chiven unbekannte Handschriften oder Drucke üuden werden, 

A) Handschrift HU der tiymnasialbibliutiiek zu Cobleuz, 
einat im Besitz des in dieser Stadt 1465 verstorbenen Dominikaners 
Heinrich Kaltisen, der vordem (—14*24) deutscher Generalinquisitor 
und seit 1452 Erzbischof von Dronthcim gewesen war, vgl. Dronke 
im Herbstprogramm des Coblenzer üymniisiuraa v. J. 18.^2, Unter 
anderen von Dronke a. a. 0. vertue ich neten Stücken enthält die Hs. 
die lateinische (ibersetzung des Johannes de Essendia, nebst der 
Einleitung desselben, (ieäthrieben ist dieser Teil der Handschrift 
i. J. 144fi'). 

Bj Berliner Ms. germ. Quart. 404 auf Bl. 1—40, in mittel- 
niedird. Sprache, zu Ende geschrieben im Dezember 1446. Dieser 
Text ist nachstehend zum Abdruck gebracht. In der Ha. folgen ihm 
vou gleicher Hand und in gleicher Mundart geschrieben die Visio 
Tundali und Uowido von Alkcti. 



*) Dif Eittkilunß iit äbtrachrirbeti Incipit ilclerminacio qiinrundam iliibiU- 
bilium circa acta seu dir.ta per siiiriuim hi Meyt^rirk quam deridit fratcr Jolianiiea 
de Eueaclia ordiiiis tit'aeilir.utoriiDt conveatua Weaaliensi» sacre theoli^e profesaor, 
Bl. SSe hieUt ilie Einleilang falgmtle b'Ulle liaac iiaaia tractatiitn de Arnoldo in 
teuUmico soriptiim in latiuuiu tmnstuli, humilitati <^t limplicilati rusticane, piout in 
trutojiico lateiittt, stilnin Intiimm adopcans . prout potiii iategritatuni vcrboruiu ei 
maxiine Ncntentiaruin oiiüervavi, iiu ex trauslacione ipsa vel alferrein vel uuferrein 
diibiiun aliquuil . . . [Tirum ex gpaüa in HinL'riek BpirJtus pussit Huiri iiuod l'uerit 
lianiiB vd malus y Quntl liißril malus prnliaLur, nani iüe spiriliis rerte iudirBtur 
malns ijui vel maliim pnimovet vel retraliit a liniio, scd utriiuiiiue illc facit apiritus 
iKilur <)iila oitia«« riericns et puiiperes ti'rre (.'liveDsin rmidit de malicU auapectoi 
dum iul«t missaa C-oloiiie dumtuxat relebrari atqae iliidein eleinoHinati dumtaxtt 
erogari quasi in pulriu pro])Lnquiori aine Tructu fierent capilnlo Uli" et V". . . 
Die Eitüeitung icldUsat bl. 340 Bciam in marginc aliqua noUhn quae farieni ad 
aliquorum a|i«rfiorcm in teil igen rlam. Araeu 1446 llrbani Amen. 

Die Übernettufig beginnt Incipit uarracin de spiritu qiiodam iu villii Meierirk 
jiixta opidum Dnysliorob dunatiis Clivensis apparente auno diii, M'* qiiudringentesimn 
ti'i-cesimo aeplimo in vigili» beati Martini episcopi sub munnu noveuhri naque ad 
diem asceiisionii domiDi prnxime seijaenlem pinribua ficibus ... In dicta pitrni-hi» 
olim vir quidam dives fuemi mortniia ante annna quadragiata ])ra>'rati tomporis . . . 
tiif »chiieMt tni( Jen Worten ^'nclum est auLem istud anno dni, M( 'CCCXXXVii 
•ed depost anno Mcccexliitü Arnoldns bcc conscripsit et in noinia redegit. iiaia 
ontem lioc tempore Arnoldn« scriliere uescivit, utiam post lii'c cum apirilii gesia 
seniua yniagiDa«?ionem rrtr« mnmoriam Icsqh habuil, qnuminus ca singula ad niemo- 
riam revocare nequieliAt. in biüniun autpoi LranalaU est Im' de ipiritn narrario 
per t'ratretn Jiihaniiem de EsBendla. siuTe tfarolo^ie profeasorem conviintiiB WMali^Dsia 
ordiniB praedicatoruin Aniio dni Mccccxliiij ipso dii> beati Martini epiacopi Den ait 
laua et hnnor ipii perpeliiiia est et senipitirniis. 



f!) IIa. des Ilr. Pfarrer II. .1. (iraeber in Meidoricli, 
4H lil. 12". Dieselbe PiithÜlt auf Hl. l— .^7 tüo lat. flbersctzuiiB, 
Hl. 37 — 4H (iio I'iinluitung des Johiiimes de Esaeiidift. Diu Marginal- 
beinerkuugeii dus let^itorcii lutt der Schreiber Ibrtgcdassen , neben 
schlechter eil bietet diu nicht viel jüngere II». oft bessere l^eBartcii 
ala die Coblenner. 

U) IIs. mit niittelfränkiachem Text, 2-1 Bl. 4". Iier- 
r'iihreud küü der Abttii II a in b o r n , früher in UrentaiiuB Itesitz. 
Einige Mitteilungen aus derselben sind licrmania 11, 412. 114 ge- 
{{eben, vgl. (Wagners) Archiv 1 (1H74) (iri2. Beginn: In den yaren 
VHS hören ihn xati na aynrc geburt do man acreilf 

E) Hs. des Vereins für Kunst und vaterländiarhe Altertümer 
in Kniden bietet anf Bl. 1—45 eineu KweJton mud. Text. Vgl, 
Josef, Von den Todsünden, hcrausg, von Babucke S. I und Mnd. 
Wtbch r. ö. V. 

I'') IIs. dus Hr. Professors AI. Kei ff ersehe idt in Greifs- 
wald, 22 Ift. 4", n icder f riin It ist li. Üeber dieselbe hat der 
frühere Itusitiier A. Kaufmann Germania 11, 4tl berichtet und 
daselbst cap. 21 mitgeteilt. 

Die Drucke zeigen die Sprache ihrer Hntstehungsorte. 

(() Harlein [Jac. Bellaert um liü'd, nach Von der Lin(b 
- 28 Bl. 4. 

lil. 7" Dit is diit boec van aront bol'man [ tfolsschnUl / lil, }o 
Hier begint een mirakel dat gesciedu Tt iaer | üs herS M. cecc. eü 
xxxiij in die maet notiemlier T | een dorp ghehietcii meyeric in den 
landi! van cle | uo by een ftat gheimcmt doefl)«rch. Bf. üSn srlUiesat^ 
Gheprent tot haerLem in hoUant. 

Hj Delf |(Jhr. Snellaert um 1490] 30 Bt. 4. Vgl. Campbe 
Annalus nr. 350. _ 

lil. 1" Van ureut bosmun fllolsschnittj lil. .2« Hier begint een 
mirakel dat geschiedo int | iaer üs lierö M. cccc. en xxxüj. in die 
maet no | ueber in ee dnrp gehet« meyeric indP lade vR | Iceue bi 
een Stadt genaet doesborcli | Hl. .'Ifi" sc/dicsst Ohejn'endt tot delf 
in Ilollant. 

I) IStrassburgV vor oder 1500J 3(i Bl. 8. Scliwabacher 
Letter, 30 Zeilen. 

ISl. ll> [llolzsrhHiUj 3a I)iß j|'t cyii groß niirackel von got vö 
ey I nö goyft der offenbarte ficli eynü jungen go | feilen vä fagete 
groß wonder zeychen was | pin er leyt vml wie jme zu heltfen was 
Das Krate Capittel | Bl. UO sc/ilicsst vud da zwnfchcn | was xxvj. 
Wochen, 

K) Straasburg 1500. 24 Bl. 8. 

lil. la Dia ift eyn groß mirackul von got | vnd einem geyftder 
offenbarte | l'ich eynü iungon gol'ellen der was genant Arnolt büft-b- 
inä. I [llolsschniltj JH. .<?/« scldre.s.'it vnd do zwifcIiC was | fecha vnd 
7.v/enl7.ig Wochen. AMEN, j (iptruckt zu StraObürg | Anno doiniiti._ 
M. ccccf. 



'"4 

■;. eü 
den 



^B Kl)) Stiassburg M. HUptuH:' {erste Ausgab« düs J,) 150i3. 

^■3 Bl. 4. Vgl. Panzer Zusätiie zu den Antialen S. Uli. 

^K Anfawj Dis ist aiii groD inirackel vü aim Gcyst vii Ariiult 

^Bvscltmau. Am Ende Mathis Hupfoü' in dem Jarc so niä zalt naiib 

^DJbristus gepurt IVf. ccccc. vnd in dein fSaftcn. 

^K L) Strassburg, M. Hüpfuff (zweite Ausgabe des J.) 15UJ. 

^■ft lil. 4, Vgl. Weller Ilepert. typogr. nr. 330. 

^H^ Das ilt ein groD mirac | kel vü eim geil't vn Arnolt burcbmim, 

^BpAJt<£&' Straßburg vü Matthis hüpf | vff in dem jare fo luä zult 

^Hpch I Cristus geburt. M. ccccc. | vnd in dem Fiinfften Jare. 

^m M) Cöln, Heinrich von Nuys 1500. 28 Bl. 8. Vgl. Wellor 

^flt- 523. 

Van aniolt boschma \ vnd herich fyine aide | vadcr. SMuss 

(jedruckt zo Collen vp dem EygeKlejn by myr Henrich vä Nuyß. 

Anno M. ccccc. IX. [IlohschniäJ 

IN) Lübeck 1510. Vgl. I.appenberg, Zur Goßchichte d. Iluelidr. 
(1840) S. 120. 
j Van Arend Hußmanu unde van einem Gheiltc eyn gruot niirakel 
liat gescheeu is in einem Dürpe gheheten Meynryk in dem Laude Cleve 
hy eyner Stadt genömet Dußborch. Läbeck 1510, 
0) CöId, Heiurich von Nuys 1514. Vgl. Norrenberg, Köln. 
Literaturleben (1873) S. 27. 
Van arnt buschman | vnd henrich syn aide ! vader der geist 
eyn | Schluss Vnd id is gedruckt tzo Coelleu al offenbair | Üo mau 
schrieff MCCCCC vnd xiiij jair | By myr Henrich vau Nuyss vp den 
Ejrgelatcin. 

P) Strassburg, M. Hüpfuff 1515. 24 Bl. fS. 
Bl. la Dis ift ein groö mirac | kel vö eim geylt vn Arnolb 
lirchman. \ j Holzstock von K.j Hl. Ma schliesst (ietruckt vnd volendet 
StraQ: I bürg von Matbis büpt'utl:' in du | jar da mau zalt nach 
> [ ftus geburt. M. ccccc. | vnd. xv. Jar. 

Q) Cöln, Kniffter {1515—20?) 20 Bl. 4. 
BL 2a VAu Arnt burch= | man vn Henricb Tym alden vader 
t«m I Geyat, Eyn wunderlich Myrackell, dat gel'cbyet [ ys yn dem land 
nn Cleue by Üüyß= | berch tzo Meyerich. | [lloUstihnÜtj Gedruckt 
ip fent Marcellus ftrairien. | Bl. 20 schliesst Gedruckt vfiT synt 
jKarcellen TtraiHen | by Seruais Kruffter. 

Diese Zusammenstellung lüsst erkennen , dass das Miruki:! 
Li'uts seiner Zeit eins der beliebtesten Bücher den ganzen Rhein 
entlang gewesen ist, der Absatz, dea es fand, reizte zu schnell lEul' 
eiuander folgemleu Nachdrücken , erst die Rufurmation mit ihrer 
gegen die Überschätzung der äuBseren Dingo und gegen jede ausser- 
biblisclie Ofi'eubaruiig gerichteten Tendenz kämpfte dagegen an und 
schuf im eigenen wie gegnerischen Lager eine Fülle neuer für das 
Volk bestimmter Bücher, welche die ältere Littcratur mit über- 
raschender Schnelligkeit verdrängten. Nicht eine einzige Ausgabe hat 



()aB Mirakel mehr erfühlen. Wie man aulproteeUtitischer Seite über 
Hiebes uiid ähnliche Schriften tirteüto, zeigt eine AuBserung Agricolas, 
Sprichw. n. ^2, Bücher wie der Ritter Tundalus, Patrik und Amt im 
Niederlande habe der Teufel gi'raacht. Anfiihning verdient auch eine 
von CreceliiiB Germania 13, 444 mitgeteilte Stelle aus einem Hriefe 
V. J. 1533, worin von einem auB Westfalen gebürtigen Lieei:tiaten der 
Theologie berichtet wird, dessen ganzes theologisches Wissen aus 
Tundalus, Arnold Buschman, den veor uteraten, Brandan, Patrik, dem 
Seelentrost u. ü. trivialibus nugi» et fabnlis geschöpft sei. 

Bemerkenswert aber nicht auSallig ist es, dass fast alle Hand- 
schriften und Drucke aus rheinischen Gebieten stammen. War doch 
hier vorzugsweise zu Hause, was Deutschland an Visiunslitteratur be- 
sitzt, und weit mehr wie in Baiern, was nüchstdem in dieser Litteratur 
fruchtbar gewesen ist. Am Mittelrhein findet die Vision des Tundalus 
zuerst dichterische Bearbeitung. Das Werk der Mechthild von Magde- 
burg wäre verlöre;!, wenn nicht Basier es uns erhalten hätten. Bei 
Bingen und in der Grafschaft Spanheim wirkten Hildegardis und 
Kttsabet von Schönau, in Heisterbach schrieb Caesarius sein grosses 
Mirakelwerk, in Köln lebte Norbert, in den Niederlanden Gertrud 
von Oosten, Marie von Oeguies, Marie von Hl. Troud, Christine von 
ypern, T.uitgard von Tongern, Busch, Henrik Mande usw. Wie eine 
ansteckende Krankheit ergreift um 1400 die mit Visionen verbundene 
religiöse Verzückung die Mouohe und Nonnen des Niederrheins. 

Diese Visionen sind ja freilich ganz anderer Art wie das Mirakel 
Amts, aber sie zeigen immerhin, wie erregt das religiöse Bedürfnis 
am Rhein war und zu welchem Wunderglauben es geneigt machte. 

Die Handschriften und Drucke*) stimmen, soweit "ich sie vur- 
gleichcn oder aus mitgeteilten Tcxtpruben beurteilen konte, von ge- 
ringen Willkiihrlicbkeiten. Missverständnissen oder Druckfehlern ab- 
gesehen, ziemlich wörtlich mit einander überein. Nur B zeigt einige 
auffällige Abweichungen , durch welche dieser Text allen übrigen 
gegenübersteht. 

Von den Missverständnissen, welche begegnen, verdient einer be- 
sondere Erwähnuni^. Im '21. Cap, ist die Rede von den , guten llolden', 
jenen kleinen eltischen Wesen, deren Gedächtnis noch in vielen Sagen 
der Rheinproviuz, Westfalens, Oldenburgs fortlebt. Die Strassburger 

•) Von den vt^rzeichiietiri Testen Imbe ich A B C I K I. O P Q beuutzeB 
künneu, lüc BeiiulKiuig von C verdanke ich iln* besonderen (ieHklligbcit des Ur 
Pfarrer Urueber-Meiderich, Mitteilungen über E F G der Kreundlichkeit der 
Hm, hüb bea -Oldenburg, ReifferBC hei d t-Greifswald, Feit -Lübeck. Wo 
N üu Ütiden ist, weiBB ich iiicljl xu Bitten, G findet sich in Laberk, II im llHag, 
1 P in Berlin, K iti Berlin »ud Hamburg, Kb tu NeufUdt a. d. Aiacb, L in ZQrieli, 
M in Gotha, II in Kidn (Stadtarchiv), (j in Berlin und Emden, ausserdem in xwei 
Privatbibliotbeken. jNitchtrliglicb habe ich von Hm. Prof. Rciffcracheidt noch die 
Nacbricht erhalten, Aass aurh in der Bonner tTniversitätv-Bibliotbck eine Hnud- 
»chrift des Mirakels vorhaudpn sei. Von einer Kopenhagener Handschrift, in 
piederdeutscber Sprache Bcbrieh mir Dr. Jellinghaus.] 



H9 

Drucke bieten hm diuäer bttillu ilit- i/ol holt x'tnl, dec }Iiirit.-mer Dnu-k 
in dcm^ulltL'ii Cu|iitul für hilitjn hUden zwuimal lidliodvn (hfideii ist 
watirEctit;iriii(!)i itus Iioudeii, iidl, = liulduu veHcsuii). V,^ inuss uIho 
sowul ilim 8tnisshurgerii wio dem Ilarlemi;!' Seiner der AbergluubL' 
von den guten Holden oder iniiideatuns diuse Bezeichnung uiibckaunt 
gowesen sein 

Die Strsssburgyr Drucke I K P (and vennutUdi aucli L) zeigen 
neben ortbograpbisuhen oder mundartlichen Abweiebungen volUtUndige 
IJbt-Teiustimmuug, von dem Ursprung) icbun Texte des Mirakels enl- 
fernen'sie sieb um meisten. Nachweisbar ist P {uml 1//) von K, dieser 
von I abgeleitet, iiämbcb Ca]). 29 haben K P den Dnickfelilür nU 
uUen tüle» \l richtig mit allen ItUcn/, I K den Druckfehler mciH»lc 
teyl ITur meiste teil/ gemeinsam. 

Da3s H Nachdruck von ü ist, orgebeu schon diu obeu mitge- 
teilten Anfänge, welche beide die fulbuhe Angabo 14U3 statt 1437 
enthalten. 

Die Cölnischen Drucke bieten alle denselben Wortlaut, dialectiacb 
atimmen sie dagegen nicht ganz mit einander iiberoin. Zu tiruude 
liegt ihiieu wahrscheinlich ein verloren gegiingeuer Cüluiscber Druck 
des 15. Jahrhunderts. 

Die mir aus K mitgeteilten Stellen geben keinen Auftscbluss übir 
die Stellung, welche diese Handschrift einnimmt. Die Sprache ist 
rein niederdeutsch, der Text scheint frei von groben Miss verstand ni-ssen 
zu sein, ganz genau stimmt er weder vAim lateinischen noch zu irgend 
einem deutschen Texte. Die Capitnlangabe fehlt, doch soll am Itande 
augemerkt sein, welchen Inhalt die einzelnen Abscbnitto haben. 

Die IIa, B stimmt fast von Wort zu Wort mit F, sie weicht 
' von dieser und andern Handschriften und Drucken durch folgende 
Besonderheiten ab. 

B ist ohne die Capiteleintcilung. welche («usser E) alle übrigen 
Vexte zeigen. 

f in B ändcn sich ferner einige lungere Abschnitte am Kndc, 

• velche die übrigen Texte in Cap. G und 37 bieten, vergl. die Uunicr- 
bung zu Cap. ?>'J des Abdrucks. 

Diese Abschnitte künten recht wolil überhaupt t'cblen, besonders 
der erste macht den Eindruck eines s])iitcreu Zusatzes, er berichtet 
Begebenheiten, welche Amt erst lauge nach der Gesponstererscheinui 
erlebt hat. 

Drittens verdient Erwähnung, dass in B Arnt cap. ü u. ü. in 
erster Person von sich redet. 

Man kann das Fehlen der Capitelüinteilung damit erklären, dass 
siu der Sühreibur der Hs, B ausgelassen habe. Man kann deniselbeu 
zumuten, dass jene verstellten Abschijitto von ihm aus Versehen aus- 
gelassen und an anderer Stelle naehgutrageu seien. Es ist schliess- 
lich wenig aufTälHg, wenn in einer Schrift, wo Arnt so oft redend 
titugefübrt wird, sich ein 'ik' einmal am falschen Urte einschleicht. 



I 




40 

Aber es kann aurli eitio ändert: Möglichkeit, welche Mtles 
zugleich erklärt, hier vorliegen, nämlich, dasa D auf eine Abschrift 
des Mirakels zurückgeht, dio genommen war, ehe dasselbe die letzte 
Redaction erhalten hatte, welche allen übrigen Überlieferungen zu 
Grunde liegt. 

Das Städtchen Meiderich, der Schnuplatz des Mirakels, liegt in 
einem Gebiete, deseen Mundu.rt nicderdoutEchen Consonantstand, im 
übrigen aber den Übergang des in Köln gesprochenen Mittelfränkisoben 
zum Niederländischca zeigt. In dieser Mundart, der übrigens auch die 
in der lateinischen t'bersetzuDg sich findenden deutschen Wörter 
(witto vrowen, hiligc holden, Bosman) entsprechen, muss man sich 
also das Mirakel ursprünglich abgofasst denken. Von den aufgezählten 
Texten steht demnach in mundartlicher Beziehung F der Urschrift 
näher als alle übrigen, in Hezug auf treue Wiedergabe des ursprüng- 
lichen Sinnes scheint dagegen F anderen Texten und besonders 1) 
nacb zustehen. 

Der nachfolgende Abdruck gibt den Text wieder, wie er sich in 
der ältesten deutschen Handschrift, der Berliner, findet. Die Schreibung 
ist nur darin geändert, dass u und v geschieden sind. Hinzugefügt 
sind die Interpunction, die Capiteleinteilung und die eingeklammerten 
F^rgänzutigen. Die Abkürzung uu ist im Abdruck als und wieder- 
gegeben. 



In |deui namen) unses leven heren Jesu C'risti. ^^| 

[Hir]*) beginnet eyn schone myrakel van eyneme geistu, Id geschach 
in deme lande van Cleve under denie kres(em]e van Collen by [eyner] 
Bt[at] geheiten Dusberch in cyncm dorpe ge|heiten Mei|eriko |indom 
yare uuses heren] dusent [veirhnndcrt und X\XVH in dem mant ge- 
heiten Dovember. I 

[cap. 1.] Dar [was eyn rike man gestorven in vortiden und 
hadde doet gewesen XL yar min XH weken und syn nanie was ge- 
heiten Heinjrich Buschman und plach eyu ackerman to wesen. It 
geBchafch] op sunte Mertins avent in dem vorgescroven yaro, dat 
eyns ackermannes sone dar de perde aelve solde halen uto der weide 
und was eyn yunck knccht vikii viß und twintich yaren und sin uame 
was geheiten Arnd Huschman van deme selven gcslechte, unde dnssc 
vorgescreven Arnt wondo myt eyme ackermanne geheiten Hernt 
Buschman. Des avend[e3 sunjte |MJertyns, als vorgeacr. is, do du 
[sulve] dach undergenck, r[uaDi |emej eyne gosteltnisse to eynes groten 
hundes, und de leit, oH' he in deme drecke geweitert were, und was 
vael van hare und de bunt dranck op Arnde vorgescreven, eff ho en 



*) Daa erste Blatt ilcr Handschrift ist stark licschädigt. Dio niüusbar _ 
wordeneu Stellen sind nach Haaegabe der Hs. F ergänzt und durch Klaro meni 
bcxeichuet. -«^ 



eyn 
pTond 



wolde biten. l)o btuif Arut stände uncl wort scrc voivurt und stoicli 
vor sidi dat teikeu des hilgen Icruces], Do bleift' dat dijr (darj 
stände und anckcde als eyn kraiick mensche, und do gonck Amt viirt 
»inen wuch, und id em do vort mer to quam und sncLede alsc vyn 
kranck mensche lüde und leit als cyn hunt. Dyt vergenck sick wol 
ueghenteyn wecken, dat Arnt yo tor wecken eyns elfte twighe dussc 
figureu sach und wort dar van sere ververt, als id den noch wol 
kundich ia, dar he do mede wende, und mer vele gudor lüde, de des 
eyn deil mede |bl. 2] saghen und horden. 

[cap. 2.| Do genck Arnt to dem pastore geheiteu her Joban 
Dinslaken und clagede eme sine noit, als he ock alreide dicke 
id vele gedän hadde. Do sprack her Johan vorg. 'Id is cyn geist, 
du meist ene besweren.' Do antworde Arnt 'Des en kan ick nicht 
gedön ummc ververnisse willen.' Dar na op sunte Benedictus avent 
in der vasten, do was Arnt spade uppe deme hove, und als Arnt in 
dat hua wolde gan, do quam de geist und vorgeuck Arnde dat lius 
und genck eme so na, eff he ene nedertrecken wolde. Uo bloiff Arnt 
van nodes weghen stände und sprack 'Ick ghebeido dij bij der mucht 
Jesu Cristi unses lieren, dat du ray seggest din gebreck.' Do sprack 
de geist 'Van der macht Jesu Cristi wart ick eyn crcature' und vort 
myt dem worde badde sick de geist gewandelt ute des bundes ge- 
steltnisse und scheyn als eyn groit alt man und sprack myt heiser 
stemme alse eyn kranck mensche 'Ich bin eyn geist eyns cristen- 
menschen als du bist, und ick was dincs vader aldervader und ick was 
geheiteu Hinrich Buachman' und myt den worden wort he amcchtende 
und verswant als eyn scheme. Dar na op den derden dach quam he 
weder oppe de selven stede und oppenbarde sich Arnde in groter pino 
»uchtende und carmeude und was gestalt als eyn mensche, und sine 
cledere waren dunckergra, als ick in der nacht [gleaeyn künde, un<l 
waren der erden to male gelich, und he sprack to my myt groter 
hasticheit 'Soke rat und kortc my de pine' und myt dem worde wua 
lie aver verswunden, dat ick eme nicht en vragede, wes eme noit 
wero. Und vort so quam de geist vake [bl. 3.] weder und russchcdu 
biy Arnde hin, off men dar risere op der erden hene toghc, und quam 
uck und schuddc dat hus, dar Amt ynne sleip, dat id buvedc, dat 
do hushere Bernt Buschman und I''ige sin husvrouwe opstonden van 
enne bedde und hadden angest, dat de geist dat hus umniewerpen 
wolde, und se spracken to Arnde, dat he upstondo und geuge tu 
wisen presteren rait van ene to krighenc. Mer Arnt en kundu dar 
ueyno prestere bij brengen, de eme hulpen. Sus dreiri' (tu geist vele 
Wunders, mer de böse geist en leit deme geiste nicht »eggen sin gu- 
breck, und so was Arnt in groter noit und sine t'runde myt eme. 
Üppe dat lesto genck Arnt to Collen van rade der preisterc. dat hu 
dey doctores mochte vragen umme rait, mer se en künden omo nicht 
geraden, dar umme dat de geist nicht en hadde gheeisschet und gc- 
sacht na der besweringbe, wat dar men eme mede heipeu mochte. 
Do ArBt to Collen gewesen hadde winte o[»pe den derden dach, du 



Dam he orlefi' und genck buin«. Do Iiq ijuum bij Diisseldurp oppe 
dat vhH, dar quam omo cyu [treater tu, de was gL'clidut myt s<-)ioiieii 
Witten clüidürou und was eyn to male Echoen lierlicii prcstcr, dat it;k 
des also Dicht na schnven en kan, und Arnt de wort viTv^rt vau 
wunder und cn dorste deu prester nicht an»ccD, und de selvc preBter 
siimck to Arnde 'Hebbe gud&n troist ! ik wil dij sejjgen, wu dat du 
denio goiüte helpon salt myt der genade godea.' 

[cap. 3.] Do sprack Arnt 'Leve here, sint yu de saku wul 
kundicbV hebbc gy id van my to Colnc gehurtV Do sprack de prest«r 
'[d is de geist van Hinrich Ituscbmanne, mer de boiiu geist en \ot 
emi! nicht aeggen sin gebreck. Du salt giin heme [bl. 4| to Meyde- 
rike und boren morgen oppn den bilgcn sundacli dey inysse, unil du 
bore van dem begynnc winte to dem ende und ganck also vro in du 
kcrcken, alse de preister dat wiwatcr seghcnt, und als dan de mysse 
nte is, so nyin des wiwaters wot in eynem krois myt dij und ganck 
iu der tokommenden nacht op den hÖS' und beswere den bösen geiat, 
dat he den cristengeist lata ute siner gewalt, und vort myt der'ljU' 
sweringe störte dat wiwnter oppe dun gciat, so sal du böse gcist 
rumen und de criaten aal dij aeggen ain gebreck' uud myt dem wordu 
blcilf de prester atande und aprak 'Gank to hus! du en salt nicht 
mer vragen, du salt myt denic namen Jesu Cristi alle dinck verdriven/ 
Do bleiff Arnt staude und woldo mer vragcii und woldc eno eck bet 
beaeon. Do sprak de preister to dorn anderen malo 'üanck und do 
als ick dij gesacht hebbe! und als du dat gediin hcvest, also dij dat 
gebort to done, so wille wij noch wol mer to samene apreken.' Do 
genck Amt sinen wech, doch so aach ho weder umrao, do was du 
preister verawunden. Do merckede Arnt, dat id eyn myracke! was 
van gode, wente bynnen der corten tijd so en künde sich neyn mensche 
vorberghen oppo der stede. 

fcap, i.\ Do genck Arnt vort to hua und dede als cme geleret 
was, und des sundagea in dem iivinde to neghcu uren do gunck Amt 
oppe den hoD' und uam dat wiwater myt sich, uud do geist quam. 
Do sloch Arnt vor sich dat teken des hilgen cruces und sprack do 
'Ich beaweru dij, bosc geiat, do dar bist bij dem cristeogeiste, bij 
dem vadcre und bij demc sone und btj deme hilgeu geiste, dat du 
dar van rumcst!' und myt den worden so warp Arnt dat wiwater 
oppe den geiat. Do galt de böse geist |bl. 5) eyn greselich geludt 
als eyn donnerslach und gatF vur van sich alse blixem, und Arut de 
wort sere vorvert, dat he nedervel op der erden uud was vau sich 
selvcn gekomen. Und do he weder to sich selveu quam, do sprack 
de geist Anide an und sachtü 'Arnt, staut op! ick wil dij nu seggen, 
WCS my noit is.' Do quam .\rnt ichteswat weder to siucu synutiu 
und sprack myt grotcn vrtichten und al bevcnde 'War mede mach 
ick dij hclpenV' Do sprack de geiat myt alte sclioner stemme 'Da 
»alt my dertich mysse laten losen, der solt vcir wesen van unser leven 
vrouwen, vijlf seilemysse, negen van den neghen koren der hilgeu 
eugele, twelve van den hilligen apostelen. Und du saltmyti 



43 






to Aickeii gaii, da iuk scliuldich w»s, do ick starfT, van gulo&le wegen, 
nud du salt godf to eren und iny to hulpc so vl'Iu iilmyäHi'n epindeu 
und glK'ven als Jesus ChristuH wundcii hadde, du Lc an dttui ci'uue 
atarfT.' Do sprack Amt 'Ick eiiweit nicht, wu velu dat der liilguu 
wunden was.' Do sprack de geist 'Du salt ucmuii »(.■» und twiotidi 
Reyuoldos gülden und drey Colscho witte peniiincgo*] und ganck to 
Collen und koip dar liroit mcdu unde gitf eyme yuwoliktsu mcnsclieii 
eyn broit van eyme Colscbon murkuu '*) und dan is der alinyeiiun 
genoich, und ganck vor de kercken, dar de armen lüde de altnysseu 
bidden, dar gifl' dat broit. Und de derticb mysse saitu ock to Collen 
laten lesen, und ganck tu dem prcdikcr cloister. AI» du dar körnest, 
deu ßirsten preister, den du dar sust, dem lait lesen de vijf seilumyssc 
tmd giff eme seven witte pennyngtie, und ganck dan to dun mynnir- 
broderen to deme gardyane und lait eme lesen duy uogen mysso van 
den negen koren [bl. tl] der bilgen engelen und giÜ' eme ncglien 
Colsche witte pennincge und ganck dan to unser leyvtn vrouwen bro- 
deren, dar dat grote schone beide unser vrouwen steit in der kapclk'u. 
Welk preister de dar mysse leset vor dem beide, deme lait lesen dty 
twelff mysse van den Iwelff bilgen apüstelcn und giff eme twellT witUi 
pcnnynge/ Do sprak Arnt 'Unse pastoir was begerende, dat be der 
myase ock wot don mochte umme godes willen.' Du sprauk de geist 
•So lait eme lesen do veir mysse vhu der reyuen miiget Marien.' 

|cap, 5.1 Dusse myase vforden nlle gedan, als van dem gcislc 
itgesacht was. Amt do genck to Collen to den preistereu, ulöe du 
;bt hadde, und vrageile, wat dat se ncmen woldea van den 
mysaen, und Arnt sachte ene alle sake vau dem geiste. Do spiack 
ein iuwelicb preister, dat he gheve, wat dat he wolde, suy wolden »e 
gerne dön. Do gaff ene Arnt dat gelt, also do gcist gesprocken 
hadde, und gaff ock vort de allemyssen, und do Arut dat broit he- 
talen solde, do en hadde Amt dat broif^^*) nicht dun lialff. Du 
merkede Amt wol, dat eme itat gelt geuomen was, eer dat lie utgenck. 
Do koßte Arnt broit van der heltfte myt dem geldo und gulT dat 
umme got und genck weder tu bus und ginek oppo den holf. Tuhaiit 
i|uam de geist und sprak to Arnde 'Bedrove dij nicht mcr umme dat 
gelt, mer ganck morgen, »Is de sunne opgeit, op dat velt vor den hoH', 
so we dij dan eirstcn tu komet und bevut eyue btlcii in der haut, de 
heft dat gelt in sincr kisten in eyneni roden huilelu und hu were des 
gerne quijt, unde alse ho id weder ghevet, so tu melde sinur nicht, 
meu solde ene anders na rechte richten.' Des morgens genck Atnt 



^F *] G accipiaa viginti cex HorpunsKc^uoldi et trcs allms l'oluiiii-tisus. .1 uci'i- 

^ntn XXVI florcnoH Reviiolili et mx albos (.'uku., Uniieficn lUe Rnu(lliritn:rkitng qtim 

■^BilUB florenua val.'bat .XVIII allios Col,, unua nllnia XII miiunis, UiU Mamma est 

I.f!7a, in Wirllichkeä ergibt die Summe ütiHS HeUer. J K 1' iifii.irii /.-eine UM- 

»Utnmt somlern die Zahl Her Wanden ChrinU ir i^t Beeilst ii sunt sc i'lish lindert Uii<l 

techa unH secbszig als vil heller mit du umb brot isehca. 

**) A Ü unius mauri O eyDeia CGIechen hallcr. 

^ •*•) lies gelt. 




opps d»t velt, und dej [bl. 6] mau quam inyt dm- biluu und 
wolde dat gelt weder legen, daf hc dat gcnomen li^iddc. Du sprack 
Arnt to dem manne 'Wu bistu an dat gelt gekomeii.' Du sprack liu 
'Ick horde dat gelt klingen, do du id in de kisten lecbtest. Do de 
kiste oppen bleiff, do wolde ick sein, wat id were. Do bedroich my 
de böse geist.' Do Arnt dat gelt weder hadde, do genck he to dem 
geistc und vragede, wu he id vort holden solde. Do sprack de geist 
'Gauck to Collen to dem bocker, deme di» de twe gülden ghevpst vor 
broit und do eme dat gelt tosamen, dat bc dar broit vor geve, und 
dan so is id wol betalt, wante de becker is eyn rechtvetdich man. 
Und gauk dau vort to her Jahanno, degbene to den aposten, unsem 
jiastore, und segge, dat he de veir mysse van unser vrouwen wol ge- 
dan hebbe, und he hevet er vyve gedan.' Do dat Amt her Jolianue 
sachte, do sprak her Johan vorg, de pastoir 'Gode sij loll und dem 
geiste ewighe raste! de geist seget war, ich dede vijö mysse, op dut 
id de better worde, wente wij alle gebreckelich siul.' 

|cap. I>.] Do genck Amt weder to hus*). Do solde Amt noch 
Akenvärde don, dar umme genck he do oppe den hoff und woldc 
gerne hebn gewetten, off he allene solde gän. Üo (]uam de geyst 
als cyn groit alt man, alse he to kommende plach, und sprack to 
Arnde, er he eme vragede 'Du Salt eynen gesellen hebn, de myt djj 
to Aken gän sal, und als da reide bist, so is he oclt reide,' Do 
dachte Amt in syme synne, wat he deme gesellen to lone solde gbeveu, 
Do sprack de geist oppe Arndes gedancken, alse he vele piftch to 
douü vor und na 'Du salt bij eme don in allen saken als du woldcst, 
dat he dij dede, off du [bl. 8| eme deynedes in sulker maten, und 
so saltu ock oppe deme weghe und alle tijd dön, du salt van dj-me 
eveneu menseben anders nicht seggen, dan du woldcs, dat he dg 
dede, und als du wot kopen wolt, dat machatu wol diughen suuder 
argulist, mer betale so, als du schuldich bist, und alse du mysse 
vindest to hörne, do boro yo, und als du to Aken gekomen bist, so 
höre mysse und gitf din offer, als dar gewontlich is van kerssen und 
van almyssen to dem altarc/ 

[cap. 7.) Item so deden Arnt und siu geselle als vorg. is. Se 
oflerden twe cleyne kerssen und gelt to dem altare und geveu ock 
armen luden wot umme godes willen, item Arndes geselle was des 
pastores broder van Meyderike und wonde to Collen myt dem pastore 
tu den apostelen unde sin tiame was Htnricus geheiteu, utid den 
Saude sin broder de pastoii- to Mederike oppe den hoff to Arnde, op 
dat he verneme und verhordc alle gelech van deme geiste, und dar 
was dem knechte Hinricus wol to, oppe dat be wunder lioreu und 
seyii mochte. Und do ho oppe den hoff quam, do entfruchtede cmo 
nicht vor dem geiste als anderen luden, de Amt myt dem vorg. 
knechte dat' bij brachte und hadde. Do quam do geist und oppcn- 
barde sich Arnde und Hiurico und dede eno kuudlch, dat Hinricus 



•) Vgl zu cap. 39. 



■Tda 

ha 

sej 
var 

■ibei 
' in 



__iyt Arnde to Aken solde gan als vorg. is. Do Bprack Arnt to dem 
l^ste 'Sin liere en lievet emo nidit orleff geglicven vorder to gnnde 
ilan hijr op du^^sen liofl.' Üo sprack de geist 'He hefft orleftgenoicli, 
weilte sin liere gerne seghc sincr kcrspelslude licste, wantc lie moit 
gode dar rede vor glieven.' 

[cap. 8.] So begnnde wij de Akenvairt myt grotem |bl. !t] 
lite und myt sorgca, und de böse geist dede uns vele verdreites, 
FeBStilde wij gelt, uns wort uior weder, dau uns bordo, und wanner 
dat wij Icrden, so wolden uns de lüde myn reekenen, dan wij vortert 
hadden. Kn hedde wij uns nicht so vlitliken selvcn gewart myt to 
seyne, so hedde kost und arbeit verloren geweiat. iJat quam &l to 
van demc bösen geiste. Item dn Arnt Hinricus sin loen wolde geven, 
do spraek Hinricus 'Ick cn wil anders neyn loen dan godes lot>n.' 
> Bcheiden se sick oppo dem wogbc, Hinricus toicb to Collen to syme 
reu und dede syme bereu alle diiick wol kundicli, und Arnt toidi 
in siue beymode und genck den aveut oppo den boffund vragede den 
geist, off de bedevart wol gedan were. De geiat sprak 'Öe sint be- 
talet nauwe als mcn dat golt wegliet.' Do spraek Amt 'Sint dusse 
varde su nauwe betalt, so en werde» er nicht vele wol betalt. Do 
spraek de geist 'Du beveat war geaprocken." Do vragede Arnt <Ien 
geist, wat men dan den seilen na mochte don, dat io wis were. Do 
antworde de geist 'Myssen, almy^sen, vasten und yunicb gebet, wan 
dat do myssen geschein myt recbter andacht und de »Imyssen van 
rechlvenitgheme gude und dat vasten und beden van reynen ynnigcn 
luden geschut effte ock van luden, de in warer penitencien levet und 
yunicb aint to gode, dat is wisse behalden.' Do vragede Arnt umme 
dat afHait, dar de hilgen kereken und de hilgcu stede medo begiftiget 
sint, off dat ock so wol to krigene stonde den nienscben, de des be- 
gerden. De geist autworde 'Dey wäre truwige mensche de in der 
penitencien is, dem wert afflait dubbel,' Do geist spraek ock 'Du 
Halt wetten, mochte ick also langhe in vleischc und in blöde vereyueget 
sin als du bist, dat ick op unsen kerckhoff gonghe und spreke myt 
ynnigher [bl, 10 1 andacht: o got, liere, verbarme dij over my na 
dincr groten barmherticheit, — dan were ick quijt vnn allen pinen.' 
|cap. II. I Do spraek Arnt 'Id sint vete lüde, de straffen nny 
und seggpn, id sij tegen den hdgen golaven, du en sjjst neyn war- 
batllich geist.' Do antwordß de geiat 'Dat eirste punte des hilgen 
cristen gcloven is: ick gelove in got vader, almecbticii schepper 
henelrikes und ertrikes. Sint dat nu got almechtich is und ock 
barmhertieb, so cu is dat neyn wunder, dat got cymo geiate sine 
pino let corten.' Do vragede Amt 'Wu bistu an dusse genade komen, 
dat du dij mer oppenbarest dan ander getate.' De geist spraek 'Is 
was noit, dat ick niy oppenbarde in dussemo kersjiele, mer du salt 
wetten, dnt id nicht gesclieyn en is van uiyme verdenste, sunder alleue 
nmnie sake willen, de gode bekant aint, und id en mach allen geisten, 
de in noden sint nicht bcscbein, dat se sick oppunbaren na ermc 
,4ode, dat is rechtvenlicheit, wante (juemen dan vele seile weder, so 



ficbege ock voIr h^Hreginge van Afn bösen geisten, wante id is gt- 
sprof^keii van gnie: Du on aalt (illen geisteii nicht gelovrn.' Ho 
sprack Amt: 'War umine hev«t dij got an my gpacliicket, sint tlem 
innlp dat du noch negher viundo lievost dan myV Do autworde de 
goist 'Dat saket sick van dynie vadere. Do ich sterven solde, dr> 
hailde ich cne tn male leifT und lie my to male truwe was in allen 
fiakeii, niid do hadde ick noch gelt und silver, Dat gaff ick eme, dat 
he des wot ummo got geven solde und dat ander to siner noitrofft 
hebii. Do slarff din vader, rr hc dat helalde. Hedde he noch ge- 
levet, MO snlde he my to linlpe komen sin myt mysaen und niyt al- 
myasen.' Do vragcde Arnt 'Hevet niyn vader dar otik pine |bl. 1I| 
van, dat beides nicht eii betahic, he hadde doch groit gut, do he 
atarf.' De geiat sprack 'Ya, he hevet dar grote pine umme hat wol 
vijß' und Lwintich yare und bevct in den pinen gheropen ; wee dem 
menschen, de slck liopen Iho erven myt riker lüde sterven.' Do sprack 
Arnt 'Sal he ock behalden werden myt gode?' De geist sprack 'Ya 
he sal to gode komon in der tijt als eyn man stervet, de dyme vadere 
dertich gülden schiildich was und wolde eme eynen valschca eyt 
awerfii, dat he eme nicht schuldieh en wt're, Do sprack din vader: 
ick en wil ueynen valschen eyt vor myn gelt, ganck to hua, ick wil(t) 
gode bovelen de untruwe de du my deist. De man aal dan dines 
vader pine liden tn siner pine vor de dertich güldene, und dan is din 
vader wol betalt.' Mit den worden woit de geist suchtende als eyn 
kranck mensche van pinen und verswant vor Arndes oghen als eyn 
rouck van dem vure. 

löip. lO.j Des anderen avendes do genok Arnt weder op den 
holT, rio vragede he den geist, olTlie ock noch pine hedde. 'Ja' sprack 
de geist 'ick hebbe noch grote pine und aal er noch eyn deil tiden 
sees daghe winte diit do mysseu alle godaen sint, und dan is ok de 
pine vergan.' Do sprack Amt 'War weirstu dey eiraten nacht, do 
du van dyme lichamo gescheiten wersV Do sprack de geist 'Ick was 
op der stodc, dar myn husrrouwe starff, dar wort ick eiraten gepincget 
nii dem dode. Dat quam also to. Do myn husvrouwe gestorveu was, 
do stont myn gelt under dem hedde, und als ick ae to gravu bracht«? 
in groten unmode, do quemen myner kindcr eyn deil und stalen my 
myn g>dt, und des krcieh ick so groten my^smoit, dat ick myner aynne 
wot quijt wort und wort so kranck, dat [bl. I2j ick myn leven cortede 
wol vijtf jare, de ick na mochte hebben gelevet und hedde penitencie 
gedaen und were dan selich geworden und selich gestorven.' Do 
vragede Arnt 'War sin de kindere gebleven, de dij diu gelt stelen?' 
Do sprack de geiat 'Se aint iu grotor pine und se ropen wec wee 
und wee.' Do vragede Arnt 'Umme wat sunde hcvestu so lange in 
pinen gewesen?' Do aprack de geist 'Umme drigerleie sunde willen. 
Do ick was van ein und twintich jaren alt, do dede ick eyne sunde 
myl. unkiuischeit, de dar reip in den hemel wreck herc wreck, und 
der sunde en haddi> ick umme scliemede willen nicht degher ut ge- 
hichtet, dnt se de pri'ster so groit kund'' voratan, alse se groit waa. 



Un.l 

nuigf 



I 



■und ick liadilß i^ynen sniic manrk myiien anderen sonen, de betrunede 
eyns armen niaunes docliter und liehelt sny lo der ee. Dat kerde ick 
mannighe tijt, dut se nicht in e<diUcliop i'n soUleii äiii, und irM licdde 
gerne geseyn, dat bo se achter weghen gelaten hedde und hedde ejus 
riken inaunes dochter geiiomen, uier myn soue bebclt se tegen myuon 
willen und got dede enie giotc hulpe, dat be mer cre und gudi^s waii 
na der werldi: lope dan alle niyne andtu'en kindere, und des liinders 
cn woldi' ick nicbt iiLfitin vor sniido, dat is harde an my gopiueghft. 
Und ork so liadde ick twclfl' gülden ontfangen van oynie manne in 

le testainente, de solde ick armen luden ghcven, und dat leit ick 
igedan wol twe und twintich wecken, und de twelfi gülden weren 
it dem gelde, dal niy gt-atolen wort van mynon kynderen, ala vorg, 

und ninme des geldt-s willen mostestu de tilniyssen tu Collen gheven 
(alse vorg. is). Anders cn Imdde ick nicht so grote sunde gedan, dnr 
ick [bl. i'd\ umine winte nppe duasc- tijt in pinon bedden motcn »esen.' 
[cap. 11,] Itein do vi-agede Arnt 'War umnie uppenburdeütu dij 
my als eyn hunt to dem eirsten uad nicht als eyn niinschey' Do 
spFiik de geist 'In dem eirsten mynes levcns do levede icli als eyn 
hunt, und do ick van twintich jarcn was, do wort ick unkusch und 
levedü als ick dachte in vcleu sundcn, ick plach des hitgen sundagbes 
to eten vor der niysso und placli vcle to danssene und nicht vele tor 
hilgcu kerckeii to ghiinde, dat was allet eyns hunden leven oIVte eyn 
tieistelicb luven. Item do ick van dertich yaren was, do nam ick 
eyne echte busfrouwen und levedo do wot mer als eyn mensche, uad 
dar umrae oppeiibarde ick my eirsten alsc eyn hunt und nu als eyn 
neUBche und hebbe dar ock noch wot pino all. leb badde alse grote 
pine, do ick eirsten gestorven was viiii sunden, dar Lucifcr ummc ute 
4«ne hemele gestoteu wart, und ock timmo anderer sunde willen, und 
<ie pine gcnck to hant ummo. Ick Be wol gebicbtet hadde und »olde 
penitencie bebn gedan vor de sunde, budde ick nochtant lengcr ge- 
ievet.' Do vragede Arnt 'Wat sunde waren dat, dar Lucifer umme 
verstoten wort?' De geiat antworde 'Hoverdigbe und bait. Do ick 
van viff und twintich jaren alt was, do wort ick boverdicb und hleill' 
so wol dertich yare, er dat ick penitencic dcde.' Do vragede Arnt 
'Wat was din LoverdigbeV Do sprack do geist 'Ick leit'my vcrweut 
ciciden und leit schou maken myt langen suabben*). Ich leit rocke 
muken myt verwenden knopen und kogeten myt vden sterlen und 
Wohle yo myt den meisten gesein wegen na der werlde lope, und ick 
hadde my dar ock lo gegbeven, dat ick des duvela speel pbicb to 
Oven, dat was dobbelen, [bl. 1-tJ worptafelen und buselen und dat 
hadde ick wol seven yare gedaen, eer dat ick all' leite, und hedde iek 



I 
I 



*) A C indiicbar vcsLibiis siiperbia et preriosis diilccis cum lougis roBtriB 
et iuiliieliiir luitkis nuri[>sc nnilalitt ruiiiiciis fractiliatig volcns re|>utari cum m&iorihiis 
Bt-cuuiliiDi cursiiin seculi — Ich lieas micli enui'Dturlir.h cleydpu, ich lycss 

, Mbocn nmfbcn mit iniiglieu BiiriiHc-ri. Ich lyrss rneckii miiichrn myt verwcinilfa 

P knuillcD. Ich lypss kiip-plcii iiiucljcn myt vyll sii)lv:i-k'ii. 



id noch eyn yar lenger gedaon, so woldo my got oppe dem spelc doit 
hebn Inten slaon und darto solde ick pwelichen hcbn vcrdomet ge- 
wesen.' Do vragede Amt 'Wat sundere werden meist vordomet':'' 
Do antworde de geist 'DoitsLegerc und dobbeler und ander sundere 
dar na dat so grot sint in aunden und bisunder, de ere eigbenen 
ktndero dodeo effte des geliken, de werden alle verdomet, und vort 
wokener, hoverdighe und imkuBclio lüde.' Do vragede Arnt 'Wat is 
woker?' Do antworde de geiat 'Dat dey hillige kercke vor wocker 
heldet, dat is woker vor gode, und wene dat de hilge kercke to bamie 
({»et, de ia vor gode in denie banne, und wene dat de hilge kercke 
abaolveirt myt rechte, de is ock absolveirt vor gode.' Do vragede 
Arnt 'äinl ock wol so grote sunde, der man nicht gehcteren en kan ?' 
Do Hprack de geist 'Dat eyn mensche unsen lieren got anderworlF 
cruBchede, begcrde he genade van gode, got wohle se eme gerne ver- 
ghevpn. Were ock eyn preister, de eyme sundere sine bicht nicht 
hören wolde und gheveu eme rait na siner macht, de preister ver- 
tornde gode mer dan de ene anderworff cruschcde." Item do vragede 
Arnt 'Wu mach eyn mensche sich best vor sunde bowarenV De geist 
sprack 'ISwigen und wikcn van den sunden, dat is dat beste. Vor dut 
dobbelspeel dar saltu vor wikeo recht offt dar eyn aij, de diiieu doit 
gesworeu hebhe, wante de doit der seile is in dem dobhelspele und 
vort in anderen speien, dar got mede vertegon wert. Und alle de 
({bene, de dobbelspeel elf ock andere speie, dar men gelt mede vor- 
luset, ophalden, de werden an lyve [bl. 13| und an der seile arm und 
Wf-rdeu dan gepineget myt den sunden, de dar ropen in den hemel.' 
[cap. 12. 1 Item dar na wart de geist also kraiick, dat he nicht 
sprecken en künde, und verswant, und dat overgenck deme geiste wot 
nogen worve na dem, dat ene Amt anderworS besworen hadde, und 
ho seghedo, be moste alle pine hebn wiute dat de myssen alle gedan 
wcren. Des anderen avendes quam he alle tijt weder und was geslatt 
als eyn alt man und genck bij Arnde oppe der erden als eyn mensche, 
und als Amt vort genck dor de portün, so genck de geist beneven 
eme dor den tuyn, und dar van so cn gaff de tuyn neya brocke» 
eß'te kraken van sich, mer ho genck so üchtliken dar dorch alse de 
sunne dar Hat glas. Do vragede Arnt, wo de grote licliam were, den 
hü hedde. De geist sprack 'Dat en is ueyn licham, id is van den veir 
elementen.' Do segede Arnt 'En hevestn neynen licham, wu machstn 
dan so schone sprako liebnV Do antworde de geist 'Des menschen 
sprake dat is de geist des menschen, alse de geist van des menschen 
lichame geschoiden is, so mach he des de clarer spreken, und alse 
eyn geist ueyne pine on hevet, so kan he alle sprake wol verstau und 
is ock also snel alse de dancken des menschen, wanner dat it godes 
wille is, und is ock so starck alse eyn dinck, dat nicht vergän eii 
mach, wu veie dat de sele gepineget wert. Wan dat de pine eyn 
ende hefft, so is de seile gelike gesunt, und alle dinck de gescheiii 
sint, de sint er wol bekant, alle schriffte und prophecien van den 
prophnten sint er wol bekant, nnchtaut dat dn inensohe in Byrne 



levetie nngeleret lievet gewest.' Do vragede Amt na eyme manne, 
de sin aldervader hadde gewest, war (ie[s] seile were. De geist 
sprack 'He is, dar he Sfhuldich is to wesen. My eii is nicht [bl. 16] 
orleff gegheven van alle» geisten to aprecken, my ia georlevet van 
my selven to sprecken, wes meii my vraget.' Do sprack Arnt 'Segge 
my doch umme godes willen van myme aldervader und van anderen 
seilen, dar ick na vmge. wer ae in demo hemele sin eöle in der helle.' 
Do antworde de geist 'li-k knn wol si-ggen wat dat got wil, und wes 
dat he nicht en wil, des en mach ick nicht seggen. Diu aldervader 
18 in dem vcgevure und sal to godc komen und he weit wol, wu 
lange dat he liden sal, oS em« neyn ^ut na en wert gedän, dar de 
tijt der pine mede gekortel werde.' Do sprak de geist vort an 'Alle 
de ghene de dat hilge sacrament und dat Inlge olie in erme testen 
entrangen myt warme ruwen und clarer bicht na erer macht, de en 
solon nicht van gode gcscheiilen werden in dem jungesten daghe, se 
mögen wol in dat vegevur komeu na eren sunden.' 

[cap. 13.J Do Hprack oek de geist 'Ick en kan oppe duaae tijt 
nicht mer gesprecken' und wart sere kmnck. Do vragede Amt 'En 
mach ick dij nicht helpen, dat id wot beter werde?' Do sprack de 
geist 'Ja, btdde vor my!' Do vel Arnt oppo arue kne und sprack 
'0 hilge got, giff dusseme geiate barniherticheit und allen geJovygen 
seilen!' und sprack vort drey palernoater und drey aveniarien, und 
de geist schein ock, oft' he op sinen kneigen sete, und alse Arnt eyn 
patemoster ute hadde, so sprack de geist amen. Do dat gebet ute 
was. do sprack Arnt 'Kwige raste sij allen gelovygen seilen I' do 
sprak de geiat amen. Do atont Amt op und vragede dem geiate, 
off id ock ichteswat beter were. Do aprak de geist 'Gode sij ewige 
ere und dij ewtch loen van gode! nn bin ick wol geapiaec' Do 
vragede Amt 'Van wat sunden quam dij nu de pine?' Do antworde 
de geist 'Van myner hoverdii' wegene, dat ick stiirck und geaunt was 
in myme levene und nort alt aclite und achtentich jare und hadde 
[bl. 17| ock groit gut na der werlde lope, und des nicht so vele 
umme got en gaf! ala ick schuldich was, und alse ick in de kercken 
quam, so wolde ick sitten an dem hoge^ten ende und sochte eyne 
sachte stede, und als men dat hilge sacrament opborde, so en kneigede 
ick nicht dan op eynen kneige und nicht op beiden kneigen, als ick 
schuldich was, und ahe de namen Jhesus etft Maria genomel worden, 
so en neich ick nicht, als ick schuldich waa. Und dat ick rike was 
van wertliken gude, dat gafi my got umme drigerleige sake willen, 
Ick was warhaß'tich in mynen worden, myn ja wa? ya, myn neyn was 
neyn. Und wat dat ick der hilgen kercken schuldich waa van 
teynden oß' van anderer schult und ock wertliken luden, dat ptach 
ick to betalen, als ick hedde gewolt, dat men my liedde gedän, wau 
men my wot achnidich was. Do ick eyn junck man was van dertich 
jaren, do was ick nnchlant arm van wertlikem gude und ick plach 
alto groten arbeit to done, raer id en halp my nicht und dat was 
kjayner sunde schult. Iih plach des hilgcn dagea to arheidi-n, wat ick 




to rione hadäe, bod>>n to fienden, dat dede ick op den hilgen Bundaoh 
und kopeiiBchop to hnndelen, Ich plach eck myti körn in to voren 
iu dem bowcde op dm hilgen dath nnd plach ock des hilgen dages 
1o dobbelen und to dantzen. Hijr hadde ick alle dey teyn gebodf 
godea mede gebrocken und dar unime so wort got lornich op my, «ant« 
ick des hilgen dages gut wolde wynnen, und he leit niyn gut dar umme 
vergaen inyt grotem uugeiucke. Ich wart gevangen und geschattet und 
dat weder ersloicli myn körn, de inort sloich myii have doit perde 
koygft, ilat ick so arm wort, itat ick ute deme lande woldc gäu, op 
dat ick dar nicht veracheniet en worde, wan dat ick broit solde bidden. 

[cap. 14.] Und do ick aus arm wort, do gcnck ick to uosem 
])astore und cüigede eme myn grote ungelucke. I>o Eprack de pastoir: 
Dat is alle diner groten sunde schult, dat [hl. 18] du den hitgrn 
dach nicht en virest, dat du dar gut wult wynneu myt quaden speien 
und myt arbeide. Do antworde ich weder dem pustore: Ick plege 
doch de aposteldage to viren und de groten hochtide Do sprack de 
pastoir: id en is neyn groter vire dan de hilge sundach. Woltu Beiich 
im lyvo und an seile wesen, so halt de teyn gebode und vijr den 
hdgen sundach golich dem hilgen kei'stesdaghe van allen saken gut 
to wynnen*), Do ick dat horde, dat it des schult was myn grote 
ungelucke, do sprack ick myne bicht van alle dem arbeide der hilgen 
dage und dede penitencie und virde do mer und leit ock van dem 
quaden speie, und dar na en starff my myne have nicht mer und ick 
wort do rike van gude und sal ock nu hebii dat ewige gut bi.j godt*,' 
Do vragede Amt 'VVu hette de pastoir, de dij so bekerdeV Do ant- 
worde de geist 'He is geheiten fanctus Adolphus, he quam na dem 
dode oppe den derden dach myt groter vroude to gode und ock myt 
groter geselschop, de alle siindere badden gewesen, de he bekart 
haddc myt siuer billigen lere, dat se penitencie gedan badden und 
waren siner verbeidende in penitencien und in vrouden, dar sc got 
gewiset hadde siner to beidende. Und so is id ock myt den preisteren, 
de quade exempele geven den luden myt giricheit hoverdigen und 
unknscheit und myt quaden speiende. Alle de lüde de na eren quaden 
exempelen in pine komen, de verbeiden ock der preistere, winte dat 
se ock sterven und vareu dan myt groter pine in pine to samene' 
und do myt dem worde wort de geist kranck. 

[cap. 15.| Des anderen avendea quam de geist weder oppe de 
sclven Btede. Do vragede Arnt 'War umme oppenbarestu dij my iner 
des nachtes dan des dages?' De geist antworde 'So lang« als ich 
nicht pn mach komen to gode, so bin ick in der nacht, dar umme so 
«ippenbarc ick my meist in der nacht.' Do vragede Arnt 'Wu lange 
saitu noch pine liebii?' De geist aprack 'Noch two dage und twe 
[h]. 19] nachte winte dat de myssen alle gedaen sint, so kome ick 
to godf.' Do vragede Arnt 'En mach ich dij nicht helpeii, dat du 
dusse twe dage und nachte neyne pine en drovest lidenV hebbe ick 



*) L quiescens ah omnilius opehbi 




mjn levendige*) yu affliiit verdeaet, Jos ghcve ick dij so vele als du 
wolt. Do sachtu de geist 'Giff niy de» aflates twe (luge, dat du In 
niyddage verdeynedeat, so en bebove ick nicht mer.' Do vragfitr 
Amt 'War mede verditym^de ick to mitdage afflait?' Du antwordc 
de getst 'Do du de twe armen lude over dat water voirdest uinmc 
godes willen,' Do aegede Arnt 'Dat gcve ick dij in den nainen mises 
leven heren Jesu Cristi.' Do sprak »I« giist 'üode sij alwege ere 
und dij ewich loeii van gode! nu en h<-bbe ick noyne pine mer, du 
bin ick g<.-suDt vaii allen pioen iles vcgevurs.' Item dijt afflatt vant 
sieh in dusser wiae, Amt solde des mytdagos myt eyme pi-tdit lidcn 
over de Rure, so queinen dar twe unne pelegryme und baden Arnde, 
dat he se overvoirde umaie godeg wülun. Do nam er Arut eyoen 
achter sick oppe dat pert und vorde ene over und reit do und lüildy 
den anderen. Do sprack Arot to deme geiste 'Bistu nu reide, dattu 
to gode varest, im du neyiie pine mer en Levest'i" Du aprack de 
geist "Na dusaen Iwen dageu als de mysse alle gedan sint.' 

[cap. 16.] Do vragede Amt 'Off ick nu atorvi^ were ick daii 
ock in Sunden'?' De geist antworde 'Wanner dat de üuude sint gc- 
bichtet und alse de mensche dar genoich vor dön wil, so siut de 
sunde allen creaturen bedecket und got en wil er nicht oppenbaren, 
so cu kan ich dij dar nicht van bescheiden. War dat du nicht van 
gescheideu en bist myl bichtene, dat is kunt in dem hemcle und in 
der pine.' Du vragede Arnl 'Wat is dat. dar ich geyne bicht van 
geaprocken en bebbe?' Do antworde de geist 'Dallu diuen eveneii 
cristenen menschen belachet hevest und des hilgen dagcs umme den 
kerckholf beve^t gaen kallen uiider der hilgen my^se und dal du dine 
kogelen hevest lateu hackeU-n, off du vK-igen woldes, und des [bl. *20] 
hilgen dagea pleges to speien umme beir, dattu drunckest myt der 
geselgchop' und dar to iiomedc de geiat noch vi-le sunde, de noch 
vele kleiner werm, dat id wunder were to schriveu, und wat dat Arnt 
gebiclitet badde, dar en wiste de geist nicht van to seggen. Do 
vragede Arnt 'Bin ick ock de euode aiiderwor£f schuldich to biclitennc, 
de ick eyns gebichtet h<--bhe?' Do sprack de geist 'Ja, als de peni- 
tencie nicht gedan en were. Wanner dat de war (t)ruwige mensche 
komet und hevet vele doitsunde gedan uud bichtet der eyn deü und 
hevet der anderen vergeten uud woUle se gerne bichten, ofl he se 
wiste, dem menschen wert vau dem preistere cleyne penitencie gesät 
und van gode eyu lanck vegevur und he mach noch wol na dem d^-de 
to gode komen sunder vegevur, so verne als he na dem bichten levet 
•M lange, dat he vele guder wercke dot und glievet almyssen und 
geit vele to der hilgen kerckcu »ftlait to lullende, wante umme den 
hilgen kerekhoff und op hilgen steden dar mach eyn mensche afflail 
haien van sinen sundeu als eme de hilge kercke seget, alle de tijt 
wert eme gereckent vor penitencie. 

[cap. 17.] Do vragede Arnt 'Dedestu ock rechte bicht, do du 

•) levendaae? 



I 



5ä 

sterven aoldest?' Do antworte ilc geiat 'Hodde ick rechte kicht ge- 
sprocken, so en hedde ick nicht alsus lange sunder troiat in pinen 
gewesen, und ao en hedde mj ock de böse geiat nicht mögen pinen, 
mer so hedde my myn engel geiiomen, do ick starff, und hedde m}- 
gevoirt in dal vegevur ulf war my got hedde willen hebben nnd my 
ock eyne aeker lijt geaat, wu lange ich solde hebn geleden, unde 
alae my gude wercke na weren gedän, de hedde ho vor gode gebracht 
uude hedde my dan hoger ute den pinen gehaven van deme hovede 
winto au den hals und so hoger und hoger winte an de vote und dar na 
in den hemel. Do ich sterven solde, do vrageden my myne kindere, 
off ich dat hilge sacrameul hebn wolde, do sprack ick ya. Do de 
preiater quam myt deme hilgen aacramente, do quam my eyne |bl. 21.) 
wrake van mynen grolea sunden, dat ick nicht en künde gesprecken 
und dat quam my dar. van : wanner dat yemant tegen my mysdaeo 
hadde, deme en wolde irh nicht vergheven, und wanuer men my to 
aprack, so awelcli ick und eu wolde eme nicht autweren, und so wa» 
dat paternoster tegen my, in dem dat iuh nicht vorgeven en wotde. Do 
aprack de pasloir, do he aach, dat ick nicht gesprecken en künde: 
Hinrich, begerstu des hilligen sacramentca und des hilgen olies, so 
ala vor dij dat teiken des hilgen crucea! Do tekende ick my myt 
dem hilgen cruce. Do sprack my de pastoir vor de gemeynen bicht, 
dat ich myne aunde bedencken aoide, und de pastoir bekande myn 
barde herle wol, dat ich nicht sprecken en wolde, do ich wol ge- 
gprocken hedde, und he sprak mede iu der bicht: ich ge?e my 
Bchuldich, dat ich dicke gesprocken bebbe, dar ich swigen aolde, und 
dat ich dicke hebbe geswegen, dar ick achuldich was to sprecken. 
Do horde ich wol, dat he myn harde leven rorde, und do kretch ich 
groten ruwen vor myne aunde. Do gaff he my den hilgen Ucham 
unaes leven heren Jesu Criati und dat hilge olie und he troiste my 
do woi und segede, dat ich my nicht en leite hekoren van dem boaem 
geiste, dat ick tjeyne bicht en künde apreoken, und sachte my: alle 
de ghene de dat hilge sacrntaent entfengen in ccmc lesten myt be- 
ruweuisae erer aunde, der is dat ewighe leven bij gode.' Do sprack 
de geiat vort an Dat bevanl ick war. lledde ick do de genade nicht 
gekregen, so en were ich na nicht aulich geworden effte nummermere.' 
[cap. 18,1 Do vragede Arnt '\Vu helle de pastoir?' Do ant- 
worde dey gelst und aachte 'He helte Uiselbertua, got sij sin troist!' 
Do vragede Arnt 'Is he ock nach in pinenV 'Ja' sprack de geist 
'He is na in pinen und be weit wol, dat he verioist sal werden na 
velen yaren, anders ao is ain pine der hellppine gelich.' Do vragede 
Arnt "War medc hevet be de groten pine verdenet?' Do antworde 
de geist 'He hevet vele mer der wcrlde gedenet dan gode, he hefft 
den hoirsam der hilgen kercken vake und vele gebrocken, [bl. 22] 
he plach syme kerapele quade exernpele to geven myt giricbeit unde 
myl unknscheit und he plach to gebeiden de hilgen dage to viren 
und brack ae selten myt arbeide und myt körne in to vorne. So 
lerden sine kerspelslude van enie, dat se des geliken deden und 



spraken: he is giiich und uukuysch, nochtant so were he gerne to 
gode, wij don ock also wante wij en kunneu nicht beter wesen, dan 
he is. Also Icveden silier kerepelslude oyn deil na eme und sint ock 
in siner pine-' Üo vragede Arnt 'En macli men dem pastore nicht 
helpen ute der pine W Do sprack de geiat 'Men maeh de pine wol 
corten, als ich dij vorgcseget hebbe, myt myssen almyssen ynnegeii 
gebeden und myt anderen atidate.' 

|cap. 11). I Do vragede Arnt 'Kn dedeu dij dine kindere neyn 
gut na?' Do iintwordc de geist 'Ach des was my vele to cleyne, 
Wat ick vor gedan liadde, dat bevaiit idi, nnd ich hadde grote pine 
umme myner kinder willen, dat ick eiie groit gut gelaten hadde und 
sey deiiden dat myt grotem kyve und vergeten myner dar raede, und 
got gonde myr der genade, dat ick my oppenbarde, dat mync kindere 
wol dachten, dat ick in groten^ pinen were, und do hadde ich ua 
eyne nichteu, de geiick myt wichgelige umme, dar to geugen myne 
hindere und baden se, dat se my laden solde und vragen my, wu id 
umme myne sake were. Do sprack myn uicLte : dat wil ick gerne 
doen, wante he hevet dat wol verdenet tegen my, und loet my weder 
to kumen, und se tnende, id were al myt gode. Und in den worden, 
dar se my mede loit, quBm de böse geist to er in gesteltnisse als 
ich plach to gane op erden und leit, off he myne cleidere ane hedde, 
und se munde, dat se vele seile myt sulken worden hedde to gode 
gebracht. Und de böse geist sprack myt er; leve nichte, ick bin 
noch in groten pinen, Do vragede se und sprack: leve frunt, war 
mede mach men dij helpen V Do antworde de hose geist: du salt 
niyneu kinderen seggen, dat se my mallicb eyne Akenvairt gaeu und 
laten iny liegen Bcilemysse leseu und de quater tempore na vasten 
eyu jar to watere und to [bl, 23 1 brode und geven*) negen witte 
alraysseu in der qualer tempore. Und dat leit myn nichte don, und 
id en halp my nicht, waute id tegen de gebot der hilgeu kercken 
was. Do dat yä,r umme kumen was, do quam de hose geist weder 
und sprack to er; leve niehte, id is wol vullenbracht, nu vare ick to 
gode. Und dat dede do myn nichte kundtch niynen kinderen, dat 
ick myt gode weaen solde. Do en dedeu my myne kindere neyn gut 
mer na, mer dat gemeyne gehet der hilgen kerekeii quam my mede 
to staden, sunder uicht so sere als den seilen, de luttcrliken gebichtet 
hadden vor erme dode. So dicke ala eyn mysse gedan wort, dar 
hadde ich al myn deil äff.' 

(cap. 20. 1 Üo vragede Amt 'Sint de mysse van allen preisteren 
gelicke gut gehoirty' Do antworde de geist 'Got is dar al gelike 
groit unde mechtich in eyuer yuweliken mysse, mer se en is alten 
menschen nicht gelike gut gefaoirt, so vere alse se wetten, dat sc 
levet tegen dat gebot der hilgeu kercken. Und se en is ock deti 
seilen nicht so gut als eynen reynen preisters mysse, waute got gerne 
reynen deyuereu hoirt, und alse eyn preiater sine bicht gedaeu hefft 



*] erogHbuut in piiis demogiiias u 



triliceoa siw ullios punes. 



UD<} wit waie peuitencie dort, dan is ock de mysse gut.' Do viagede 
Arnt 'Is ock dat den seilen gut, diit men offert to dem nltare?' Du 
antworde de geist 'OfTer to de^m altare to brengen dut is almysse 
und dat ia den seilen to ncile nutte myt der hilgen mysae, als 
id van rechtverdigemo gude is. iJarna is id ock vor gode gut «ml 
19 ock de beter, dat id wert gelacht, dar de hüge mysse iegen- 
wordich is, und it is den prt-i»tereii böse, wan dat se dat offur nicht 
en verdeynen, also se schuldich sint rayt vigilien und myasen. Und 
wan se des nicht en behoven, so solden se id umme got ghevcn, so 
weren ae darvati vrtg und lois,' 

fcap. 21.]*) Do vragede Arnt 'War ia din nichte gebleven, de 
so plach to wichgelien?' De geist antworde 'Se is noch in pineu 
und se weit wol, dat se to gode komen sal, wante se mende, id en 
were neue wichgelie. Se plnch rechte bicht to apreckene und so 
underwisede den pastoir also dat he er orlefF gaff to wickende, und 
dat wert in eme to male harde gepineghet. Und de bösen geiste de 
mGD- heilet witte vrouwen effte hilge holden dey quemen [bl. 24] to 
er und sachten, dat se de hilgen holden weren, de under der erden 
woueden und under den schonen bomen und under den krusen busachen 
und notneden ere der stedo vele in der lüde hove, dar se woneden, 
und sachten ere, dat se de lüde warnen soldo, dat se ere stede reyne 
beilden, so solde id ene wol gaen an erer nenngo. Und dat dedo 
myu nichte den luden kunt, und we des dan geloffte, dat de bösen 
geiste de guden holden weren. und deden ene ere, dar kregen dan 
de boeeu geiste macht over. Wanncr de lüde dan dat vcraumeden. 
dat den bösen geisten de ere nicht to eren willen en gescha, so 
quemen de duvele dan und deden den luden schaden an erer neringe 
umme eres uiigeloven willen, dnrto ock an der lüde kindere , und 
wan dan de lüde in schaden und in verdreit quemen, so gengen se 
dan na der wichgelerschen und uemen myt er rait, wu id bijr umme 
mochte wesen, dat ene ere neringe so to nichte worde und wu dat 
eren kinderen mochte gescbein wesen, do antworde dey wichgelersche: 
ich wil beseyn, wu dal id dar umme sij. Sa quemen dan de bösen 
geiste to er und spreken: uns en wert nene ere gedaen und ere 
kindere hebn unse wonynge unreyne gemaket, se soldeu des donerstages 



*) Ah Probe wie Johannes von Esuen iiberneUl dient folgendes: QvPBJvit 
ArnolduB Ubi est neptis tua BortileRB quae aic divinnabat Respoadit spiritos : 
Ailhuc deiiuetur iu peuis et certilicMUt est quod ad deum pervcalet, putaliat. eDim, 
quod BUtt pracücu tian essent supersticioBii et {luram tonfeEsiouem cuusuevit facerc, 
et pastor eam ad talia licenüiivit, Sei hoc gmviBsiine iu ipso pnstore puoitur et dure. 
Et Spiritus maligrii qui dicantur peiiHJeB vnlßo liilige holden vcl witte vrowen 
[G Witten vrouwen] veneruut od eam dicenUB se eBse doninas ulbus quae nah 
leri» moraiitur buli frondoaia et pulchriB biisuis et arburibuR criB|)ia exprimeado et 
dCBJgaandu mulu loca similia ia curtibiis buminani aita, in quibua ee liabitare dicc- 
bant. Diüebaat eciam nepti mee, at avisaret homineG, quod loca babitacionis dictaram 
dominamm munda coDservareut, qnia sie in aetibns et nefforiis Biiis prosperare 
meiebuntur. Die entsprechende Stelle aus /> ist nebst Varianten aus F und 
Germania 11, 41i von Kimfmann, aus y Germ. 17, 77 von BiTlinger, 
Mnd. Wb. VI. s. v. hohlen non Lübben mÜgeteiU. 



den aveiit vro to beddc' gän iiucl maken dat hfls sclioiie und beruidvn 
de tafelea myt schöner spise, dat wij eten; dan soidu id eoe wo] j;än 
in allen saken. Und dat dede de wichgelETSche dan den luden kun- 
äicb, uud dat de lüde also dedeii, so leiten se de ludci dan ungepineget 
und so kregen de bösen geiste de lüde in ere gewalt, der se myt 
anderen saken nicht krigen en künden. Nota bene: item alle de 
Lghene, de gaen na wichgclien of wichgelie doen. de galt ute der ge- 
■tiralt godes in de gewalt der bösen geiste, und welich pastoir witlikun 
Flu sycie kerspele de let gescheyn, de is ock under der macht der 
bösen geisle.' Do vragede Ami 'Wat geiste sint de guden holden? 
BJnt id ock duveleV Do antworde de geist 'Id sint alle verstoten 
geiste und siut eyn deils ute Lucifers köre, des sint se deste kun- 
stiger wunder t« done." Do sprack Arnt 'Wat böte ia dar weder?" 
De geist fbl. 25] antworde 'Warhaftich gelove, dat got boveu al is, 
dar men alle böse geiste mede verdriven mach. De böse geist en 
mach dem menschen nicht mer dön dan be verdeynt. Wanner eyn 
meoBche quaden geloven hevet effte dat he sine vire brecket, so let 
eme got wol wes bescliein, dat he viren moit, w.tute alle gchodc moten 
gehalden sin vor effte na in pinen.' 

[cap. 22.] Do vragede Arnt 'Komet alle geiste to gode, de sick 

op erden oppenbaren in pinen ?' Do itntworde de geist 'Neyn, Ich 

bekando eyuen man op erden, de plach arme lüde tu verdrucken 

und besloich eyne gemeynheit, eynen kamp dar der armen lüde have 

to weiden plach, darna starfF de rike man und wort gepineget oppe 

deroe kampe drei jare lanck, so aere dat dar wunder gescach, he 

brande alse eyn groit buscli und na den dren jaren wort he begravcn 

Id de helle. Ock so bekande ick eyneu man, de böse was und wort 

doit geslagen van sinen vyanden unrl he solde nochtant achte yare 

gelevet hebn, er he naturliken dodea gcslorven were. De was oclc 

do achte jare in pinen und quam darna in groter pinc,' Do vragede 

Arnt na anderen steden dar du lüde ock wot plegen to seyne, wat 

dat dat were. Do suchte de geist van somygen hiden, der eyn deil wol 

eeslich iare doit hadden gewesen, dat id wunder was, und id waren 

Lde meiste deil ackerlade gewest und hadden malHck ander er eyn 

Fdem anderen sin laut »ft' gewunnen uud gesttden und ock ander sake 

Fgedan und waren de meiste deil oppe den steden, dar ^e de sunde 

gedän hadden. Do vragede Arnt na eynem manne, de eme to mal« 

na was unde hadde myt siner husfrouwen vele kindere, war dat sine 

seile were. Do antworde de geist 'He is nach in grotcn pinen und 

— sal na velen iaren tn gode komen, und lie is bewilen btj syme sone 

■rHinrike und dudet eme sine kindere, wan dat se de cristenheit hebn.' 

K)o vragede Arnt 'War umme let eme got de machte Do antworde 

[ dey geist 'Wan dat got den menschen plaget, dat is siner sunde 

schult efft siner alderen suntle, dat he er gut hevct, elte id is des 

schult, dat ene got to sick liebben wil Unime drigerleige [bl. 2G] 

sake willen plaget got dicke den menschen, und so is id ock myt 

f fiinrike, dat de geist sine kindere dodet: umme siner sunde willen 



56 



lat he 

-4 

[inriob 



und umme einer aldeien suiidtt willen. He an pleget gode nicht tu 
Vruchten, he heftt gerne knechte, de des hilgen düges wot i;len und 
vureu to holte. De heldet he leyver dan de vasten willen und gän 
to kercken, und he eu doit dem geiste neyii gut na ab he üchuldtch 
is to done, wante ho was »in naturlike vader unde hadde eine gut 
gedaen. Umine dusser sunde willen ao let got dem geiste de kiudere 
doden, und he hefft er iiu teyn gedodet ab so cristen geworden weren 
und sal se alle doden de sin liusfrouwc noch krigen mach, it eii sij 
sake dat ho penitencie do. Ok so hevet de geist de macht, dat he 
eine an sin lifi' mach tiiäten unde vermanen ene eyns, dat he 
kranck sal werden, od he sterven solle, mer he sal weder op kom 
sunder he moit dar eyn teikeo äff behalden alle sine levendaghe, ^ 
men an eme seyn sal.' 

|cap. 23.] Item dat gesclm dar na dat dusse vorg. Hinri 
wart geroirt van dem gei»te. <le sin vader gewest hadde, und wart 
so kranck, dat ene de arsten uvergheven. I)o dachte Arnt wat dat 
he van dem geiste gelioirt hadde, dat id eme alao gaen solde, wert 
dat he nicht van den sunden en leite. Do genck Arnt to Hinrike 
und sachte eme, dat lic nicht sterven en solde, und sachte eme ock 
de sake, war id eme her ijueme und war umme dat de kindere storven. 
Do he dat wair vant, dat he weder gbenas, do virde he mer de hilgen 
dagbe und dede syme vader gut na unde sint hevet eme got ner 
kindere verlent, de sint levendiiih gebleven. Und Hinrich hevet eyn 
teiken vau dem geiste hehalden, dat he hevet stedeshen, o£F eme sore 
vreiac, und dat teiken beheldet he sin leveu. Do vragede Arut 
'Wrecket got ock sinen hilgen sundach an der lüde kindere?' Do 
Bprak de geist 'Nicht allene over de kindere, mer ock over gut, perde 
koige und ander gut, dar wrockct got sinen hilgen sundach an, dat 
meu sprecket: wij willen uusc koin op eynen houp [hl. 27| setteu! 
wachte wij oppe den mandach, so wert id aliet to nichte. Meu solde 
umme alle der werlde gut nicht eyn gebot godes breckeu! wert dat 
eyn mensche eyn gebot godes hreke und mochte dar so vele gudes 
mede wynnen. alse alle de werlt iniie hevet, und de mensche dau 
dat gut umnie got ghevc, de tneu^che en mochte nicht to gode komen, 
hey en heddc eirsteii ruwen und hicht gesprocken und dede penitencie 
vor de sunde, Were ock eynich mensche godo syme scheppere also 
truwe, dat he eyn gebot nicht hreckeu en wolde, dat he alle der 
werlde gut darmede wynnen mochte und glieven dat umme got, den 
menschen hedde got to male leid' und der truwe en wil got nicht 
lange ungelonet lalen. Ock so geit de hilge sundach boven all» 
liilge dage, wante got sine grote wunderwerckw alle oppe den hilgeu 
sundach hevet gedau, und men sal den hilgen sundach viren van der 
eyner mydderuacht winte to der anderen.' 

[cap. 24. 1 Item do sprack Amt to dem geiste "Ich wolde, dat 
du my eyn teyken woldes glieven, weme ick dusse wunderwercke van 
dij sechte, dat he des geloii'te.' Do sprack de geist 'Is was my noit, 
dat ich my dij oppenbarde umme cortinghe willen myner pine, 



I 



57 ^ 

teikeu to geven, des en is my nicht noit. Ick en wil dij nicht sfggen, 
dat legen den hilgoii cristengeloveD is. Wey is iiiclit geloveii en wil 
nix'h i?u kun, de wachte, winte he geloveu viude, als ick gedaeii bobbe. 
Ich eil wolde den gebodeti gode» nicht geloveu, nii heb ick geloveu 
vunden. De cristengelove steit dar an, dat meu gelove, dat got is 
in bände der preistere bedecket in tigiiren brodes und wyiies. 80 ist 
ock verdenstelich, dat meii gelovet godea wuiiderwercken, de he al- 
mecbtich is to doiie, und des is uoit, dat men den worden godes ge- 
love. Id en in neyn gebot van gode dat men den geisten gelaven 
solle, und dar unime is gesprocken wey dat allen geisten gelovet, de 
wert bedrogen, und uck 50 is geacreven: wilt se Moyses und den 
pi'opheten nicht geloveu, so en gelovet se den doden numroer mere, 
unde dar umme so en mach ick neyii teikeu geven und id is dij und 
ock den gheneu, dey myt dij hebu geseyu und geboirt, |bl. '26| ge- 
uoich iu pineu geoppenbairt, lUt du und se wol to mögen seyo, dat 
gij na dem dode nicht in groter pine en komeu-' Item Arnt de 
vragede 'Hedde eyn menscbo eyne sunde gedaen und en dorste der 
uiclit bichten van seliemede weghen, mochte be so vele bij dick selven 
nicht d6n dar vor, dat ae eme got vergeve aunder bichtenV l>« 
sprak de geist 'Ocb, dat i^ nl des duvels drotcb! so plach ick ock 
tu done 1 dat is alle vor gode doit, wante it tu mncb nicht heipi'U, 
off meu preistere krigen kan. Hedde eyn mensche alle sin levendige 
wol gedaen und dede op dat leste eyne duitsunde und etorve dar 
yoiiB Bunder ruwmi und hiebt, he moste jo in de helle, mer he 
en hedde nicht dan eyne pine in der belle, und dey hundert doit- 
Hunde heft gedän, de bevet uck hundert pine in der helle, äo lonet 
got alle dinck ua rechlverdicbeit. I>esgeliken so cu blivet neyn gut 
ungelouet' 

[cap. 25.] Dar mede sprack dt; geist 'Ick inoit wanderen inync 
pek'grimasien , aunder du salt oppe den derden avent weder oppc 
ÄoBse stede komen und du salt eyn uge tho binden, dat du nicht 
>niede en seist de wile dat ick dan m^t dij aij und aprccke myt dij.' 
Do vragede Arnt 'War saltn dusse twe dage heue varen'/ bevestu ock 
weno myt dij?' Do sprack de geist '-Ja ick sal mynen cngel myt my 
hebn, de sal iny vorgaen und ick sal seen alle de pine der ver- 
doraedeu seilen und sal ock seen de mannichvoldigen piue der vege- 
vure und sal darna seen de grotun vroude der selighen seilen.' 
Item alse Arnt iner vragen wotde, so quam eyn schtn als eyn sunnen- 
blick und was vort myt dem geiste enwech. Do quam Arnt oppe den 
derden avent weder oppc de aelveii stede und dede myt dem ogen als 
eme de geist hevoleu hadde und genuk oppe dem hove, dat id wol 
mjtuauht was, er dat de geist wedur quam. Und Amt bestont to 
iwivelen, dat de geist nicht mer weder en wolde komen und wante 
sich ummc und wolde to hus gaen. Do quam de geist und sprack 
'Vrage my, wes du wolt!' Üo bleilf Amt stände und wart aere ver- 
vert und en dorste nicht sprecken, wante de geist en quam nicht als 
he vor plach to körnende, Ilc eu was nicht to sejTie, wante he 



was als de dare suitue und dat Icit und scheya also ciarc, dat he 
Dicht ea künde ^^CEein vor der groten jbl. 29] clarht'it, so dat Amt 
dat eyn oge dat em ungebunden was dat iras cmo duncker geworden, 
dat bc dar nicht mede en sach winto op den ttynden dach na dem 
dage. Do sprack de geist na dem anderen male 'Vrage my !' 

|cap. 26.] Do sprack Amt myt grotcm vruchten 'War hevestu 
alsus lange gebleven und wat is dusse clarhoit?' Do sprack de geiet 
'Wat du sust dat is de genade Jesu Cristi, ich en mach my nu nicht 
Hier oppenbaren als ick plach to done. Ich bin nu gecledet myt dem 
cleide der ewigen vroude und bin gespiset vor den ewigen hunger 
und bin gedrencket vor den ewigen dorst. Do du dlj umme kerdes 
to dem huse, do was ick nochtant ho vcrne van dij als eyn stark 
man mochte wanderen van Adams tljden wiote op duBse tijt, und ick 
was an der etede, dar ick sach dat gebenedide nngcsichte Jesu Cristi 
und ich fia ock alle dinck, dat in bemele und in erden geschacb, und 
was noch so verne van dem gebenedidcn angesiebte Jesu Cristi, als 
eyn starck man hedde mögen gaen bynuen alte velen yaren. Und eu 
lait dij des nicht verwunderen, wante de mau de rike was und wort 
begraven in de helle, de sach ute der helle op in den bogesteu hemel 
und sach den riken Lasarum in Abrahams schote, dey oppe der erden 
arm was gewcst, dat eyn lanck wei:h is. Und tck such ock in der 
stede alle bedroffnisae der seilen und sach to gode vort alle vroude, 
und de vroude de ick sach to beiden siden boven und beneden tegen 
eyn ander de was so groit, dat alle der werlde wisheit cn künden er 
nicht ut verataen. Item ich sach dat Cristus Jesus gelijck was eyme 
vorsichtigen rechtwiscr, dat Le alle dinck na dem dode to rechte 
wisede. Ich sach, dat de guistlike lüde gewcst badden van nnbegynue 
eres levens wint oppe dat ende, dat he de satte in dal hogeate koir, 
dar he selvcn ynne is. Und dar na satte be de lüde van staten li> 
staten, dar na dat se gewest liadden, und deilde se dorch de negben 
köre der bilgen engele und de lüde van cleynen verdenste und du 
hoverdich gewest hadden und sich bekerden vormyts penitencJen. de 
satte be na erme verdensto in dat nederste koir. Und so is id ock 
myt den kinderen, de yunck sterven und hebben de hilgeu dope eut- 
fangeii, de komet ock in dat nederste koir. Und de got bogher wil 
hebn, den let be grnter pine liden, er se sterven, wante we ncyne 
sunde en hevet gedän, de en darf nene pine liden na dem dode, nier 
bü moit alle pine bfschouwcn er he to gode kome. Und so ist |bl. 
30] ock myt den verdoraedeii seilen, de seyn eirst alle vroude, eer 
dat se in de pine komen.' 

[cap, 27.] Do vragede Amt 'liekentes du ock wene in der pinu 
efte in vroudeni" Do sprack de geist 'Ya! eyn geist de to gode 
komet de en darf nicht viagen, he bekennet alle dinck und he is ock 
so anel als dey dancken des menschen. Ich sach wu dat de lüde 
oitniodiger hadden gewest op ertrike, wu dat sii hoger in vrouden 
wereu, und wu dat se hoverdiger gewest hadden und böser op erden, 
wu se deiper in pinen waren. Und de hoverdigen de myt pinen und 



I 



I 



penitencien in vroude weren kumen, de warten in der tusdersteii vroiids 
und de was nochtaiit so groit, dat se nicht en künden geloven, dat 
got groter vroude hebbe, und de seile de böget ein in vrouden, de 
wetten wol, dat er vroude groter is.' Do vragede Amt dem geiste 
vort und sprack 'En machstu my nicht eeggen, war dat ick viireu aal 
na dem dode und wa lange ich levcn sal?' Do antworde dcy geiBt 
'Welken stait dattu verdeynst, diir saltu varen und dania dat du 
gode deynest, darna saltu leven. Sunte Fmticiscus de wile ho 
nochtant wertlrch was. do en was h« nochtant der mynnesten vroude 
nicht werdich, iner na wart he werdich der meisten vrouwede, wante 
ick sauh ene in der iegenwordicheit Jesu Cristi, He hadde eyn schone 
cruce in sinen handen, dar nicht äff en is to spreckene van eyme 
menschen. So mach ock eyn mensche de wile dat be levet ver- 
deynen, dat he wol boger komen mncb, dan bey hedde gedan off he 
ynuck gestorven were.' 

[cap, 2s.] Do sprack Amt 'Sal ick ock dar loen vor hebbeii, 
dat ick dine pine gekortet hehbe und wo groten anxst geleden'/' Do 
sprack de geist weder 'Du und alle de gbene dey den gcisten ere pine 
körten dat wert ene allet gelonet ia der ure des dodes.' Do vragede 
Amt 'Mach ick ok den worden wol gelovin, de du my seghedes, do 
dey hose geist nochtant bij di.j wasV Do »ntworde de geist und 
aprack 'Den worden en saltu nicht geloven, wol dat dar gude wort 
mede waren. Wanner dat de böse geist gude wort ut ghevet, so 
wolde he den menschen to male gerne bedreigen, und dar werden 
vele lüde mede bedrogen, dat se geloveu an dat w:iirseggen, dat dey 
boae geiste dryven dor der wichgelieu rait. Dat gelerdc lüde wich- 
geliehoicke hebn und gheven rait myt water segene effte royt eynigeu 
anderen saken, dat sich de lüde leift sollen gewynnen effte baten, 
[hl. 31] wu dat äu wichgelie gescliein mach, de siu alle gescreven 
utc demc boicke des levens in dat boick der verdomcden seilen. Kff 
se nicht weder en keren vevmyts penitencien, so sint so alle ver- 
domet. Und wey dat de boicke behelt und en wil er nicht versturen, 
dem en mach de penitencie nicht bclpen wante de boicke noch mer 
seile mogepi doden.' 

[cap. 29.] Do vragcdo Amt 'Wat states mochte ick annemen, 
dar ick gode bebegeÜch ynne wordeV Do sprack dey geist 'In aller- 
leie State, de nicht verbodcn en ia in der hilgen scrift, mach meii 
selich werden. It were groit verdreit, de eynon orden aniieme, den 
he nicht halden en mochte, winte oppe dat ende dat ene got balde. 
Welick mensche dat eynen orden annenie, den he seghe dat hey nicht 
gehalden en werde van den ghinen, de dar ynnc weren und genghe 
dan dar in. de mensche dede als eyn, de dem anderen volgede in 
den putte und wil sick mede verdrencken. So were id bettor, dat 
he dey hilltgen echtschop anneme und levede des arbeides siner 
hande, so mochte he komen le godo in dat koir der echten lüde, 
dan de dat hogeste koir verdeynen solde und en helde des orden 
nicht.' Do sprack Amt 'Comet ock vele ackerlude in pine, de groten 



nicnt 



brbeit doenV Do antworde du geist 'Id U inyt allen luden darna dat 
Kie de teyii gebode godes haldeii, Ich hebbe vele ackerludc in ptneii 
' gesfin und nicht vejc; in der meisttüi pine. De rovere dey se plegeu 
to versturen de nemeii ok erer suiide vele, und dey heb» de iiieisU'n 
pine, und ock so heb ick wol doitslegerc geaeyn de vele lüde to un- 
recbtö doit geslagen hadden und de hadden ock alle der lüde pine, 
de Vau Aen to uurechto vormordet nereii, und de meisten pine hadden 
de gbeue, dt^y groit orlugbe üp gehaven badden, dat dorpe und stede 
verbrant worden und de lüde tn uorechte doit geslagen worden, dey 
säten iu alte groten pinen. Und ick bebbe ok alte grote pini; gübal 
umme bernens wiDen Do ick van vijff und twiiiticb iaren alt was, 
do wort ick mede verbodet op eyne reise, dar wij branden vele huse. 
Dar was ick al niyt den eii'Bten und Stack de huser mede an. Du 
was dar eyn bus mede, dat horde der bilgen kerckon to, dar atack 
ick eyn hus so na bij an, dat der kercken hus aiede brante. Dar 
vor leit ich alte grote pine lange tijt, wante [bl. 'd2] ick dar nicht 
geuoich vor gedan en hadde myt penitencien.' ^" 

(cajj. 30,] Do vragi'dc Amt 'War umme quemestu op do 
pine to liden und nicht in dat vegevurV Do aotwordo de geist 
ich scheiden aolde van myme licham, do quainen de boscn geiste 
dcden my kunt, dat ick in doitsunden were und en heddo neyuo bicbl 
gesprocken, und sc uemen myner seile war und woldeu my in de 
helle voren. Do i^uam de engel godes und kerde de bösen geiste van 
my winte so lange dat sich lijü' und seile schedde, und so wort vort 
dat ordel over my gegeven, dat ick in dat vegevur soldc eyuc tijt 
lunck fiunder tale, und dar solden my de bösen gelste pinegcu, so 
lange winte ich genoich gedaen hedde vor de sunde. Do bat de 
reyne juucfrowe Maria vor my und de grote sunte Jacob, dat ick 
oppe der erden bleve, dar ich de sunde plach to done, und dal luy 
dar nicht dan eyn böse geist pinegcu en solde. Und dat wurt ene 
getwidet van gode, dat ick oppe der erdeu solde bliveu. Und do 
Schede sich lijff und seile, du enliV'nck my myu engel und hedde my 
node verlaten, mor id en inocbte my nicht baten, und gaff my dem 
bösen geiste, de my ijuaderi rait to gbeven plach, dat he uiy reyuo 
muken solde myt groten ])inim/ Do vragedc Arnt 'Wat denstee beddestu 
gedan der werden iuncfrouwen Marien und deme guden sunte Jacob, 
dat de so vor dij badenV Du geist antworde 'Ick plach eren avent 
t" vaston to beir und to hrode und eren dach to viren boven alle 
andere hilge dage, vor den claiuen denst heb ick groit ioen entfangen. 
Sunte Jacob den hadde ich gekoren vor eynen vorsprekeu in der tijt 
wan dat ich sterven uuldo und riarumme erde ich ene mer dan de 
anderen apostelu. Und so macii eyn yuvelich apostel vor den menschen 
bidden in dem dode.' 

[cap. 31.] De vrageile Arnt 'En woldeatu icht, dal du mocbtes 
levenV Do sprack de geist 'Ick woldo vil leyver beruen in dem 
vegevure winte oppe den jungesten dach, aU got wil richten over da 
levendigeu und over de doden, eer ick nach eyns den doit liden 8ol4ft 



6t 

und de vorvemisB«, de ick do leit.' Do vragede Amt 'Komet ok vele 
geistliker lüde in pine de orden hebben ?' Do antwordc de geist 'De 
geistliken lüde, preistere und nunnen und andere geistlikc lüde, en 
hebii na dem dode neyne pine, dt* eren orden recht halden. Mcr aey 
moten Girat alle plne besein, er dat se to gode romen und dar varet 
86 de en^el [bl 33] vrig sunder jiin«-. Und gciatlike lüde de eren 
(irden gübrncken liebt uiyt liovcrdij'e, myt giricheiL und myt unkuscheit, 
de werden gepineget sunder barmherticheit, off ae nicht penitencie eu 
hebn gedan.' Do vragede Amt 'Wu lange sa! de werlt nach stän?' 
Do antworde de geist 'Des en mach neyn geiat wetten sunder got 
allene und in dem so en is neymant, de des begere to wettene. Dn 
got an dem t-ruce startT vor unse schulde, dat was tnydden in der 
werlde. Do weren so vele menschen op erden iils vor effle na to 
eyner tijt gewest Uevet off kamen mach. Dar bij 80 mach men 
dencken, wu lange dat dey werlt staen mach.' Do vragede Arnt 
'Wanner sal Endek^rst geboren werden?' Do antworde de geist 
'Wanner dat iii gode behaget, so wert he geboren, und alle siike und 
dinghe solen geacbcin als de propheci« .sprenket.' 

[cap. 32-1 Und do sprack de geist vort to Arnde 'Du soldeat 
vragen na arsedien, de dij iioit weren, und iaten gode myt ainen ver- 
borgenen Silken unbi'koiet. De geiste de to gode comen de wetten 
alle arsedige und sin gelich den alden vorsichtigen arsten,' Do sprack 
KAmt 'ich bin an myme lichame kranck, giffmyrait!' Do sprack de 
Hftiat 'Dat 3ey ick wol, dat du tobrocken bi^t an diner rechteren 
^mden' und sprak vort to Arnde 'ick en nieyne nicht den licham, ich 
^neyne de seile, dey dar allewege levet. Wat dat de licham begert 
vor arsedie dat is der seile vaken eyne doitwunde, gheve ick dan 
rait tegen de seile, so were ick eyn böse arste. Wanner de seile 
gesunt w.rt, so sal ock de licham gesunt werden, und dat sal gescheyn 
in dem jungesten dage. Als Jesus Cristus de doden licham van nichte 
weder doi:l opstaen und ghevet dan weder to samrne HS und seile, 
wey dar eyne gesunde seile hevet, de sal dan so schonen lijff to der 
seile hebn, dat des neyii herte ut deneken en mach, wol dat de 
lichame alt und kranck sint gewesen off cleyne kindere gewest sint, 
dat en is in der tijt neyne scbelinge. 

[cap. 33.] Do vragede Arnt 'Wu mach ick an der seile gesunt 
werden?' Do antworde de geist 'Halt de teyn gebode godcs und 
wea oitmodich, rechtverdich und barmhertich und wes darto duldich 
in allen verdreite! hebbe got leiff boren alle dinck und do dyme 
'en menschen als du woldes, dat he dij dede, so werstu gesunt an 
und an seile." Do vragede Arnt 'Mach ich ock wol siechte cleder 
il. 34] dregen, de geverwet sin, sunder sunde?' Do antworde de 
ist 'Off dar neyne hoverdige mede en is offte neyn ordeu, dem id 
verboden is.' Do sprack Amt 'Mach ich ock don seidenspel aunder 
annde?' Do antworde dey geist 'Ja, als it gode to eren geschut! 
'an ment den luden doit und godes dar mede vergebet, so is it 
ude, und alse men speiet, so sal men der vroude Jesu Cristi mede 



gedencket*), eo ie id wol daet.' Do vragedp Amt 'Wat is dat 
wjsseste Ißven raede to gode to komenV' Do antworde de geidt weder 
'Alu tiyn mensche levet in eyner guden gewoiitheit, dat he gode in 
syine herten droget to allen tiden, wan id eme ovele geit, dat he dan 
den gebenediden Diimen Jesu Cristi anropet, wan he dan stiTven sal 
und eme dat berte brecken wil, so komet eme dan sine gude ge- 
wonbeit, dat be dan ropet off dencket: got waldes, so komcti dan de 
guden engele und entfarigen mie dan in godes gewalt. Alse de böse 
mensche sterben sal, so komet eine sine quade gewonde, dal he quait 
deucket eder spreket, so komet de bösen geiste und entfnnget enu 
in er gewalt, alse se ene ao vinden. Dur umme Bai men gut leren 
nnd leriin so sterven myt gud<?n wercken.' 

[ciip. 34.] Vort Bpi-ack de geist 'Wal dn vrageu weit, dat make 
mit! leb sal vari-n in godes numen in vrouden sunder tale.' Do 
vnigede Arnl 'War saltu varea, in dat paradijs ot' in den herae)?' 
Do antworde f\<i geist 'Ich sal varen in de selven stede, dar Jesus 
Ci'istus Adam und Even voirde myt erer gesetscbap, do he se nam 
Ute der vorgL'bcrgf'te der belle, und waren siner dar beidende, dat 
he se myt sich to bemele vorde. Dar sal ick vorbeiden op den 
teyndcn dach na duaseme dage und sal dan varen in dat derde koir 
der bilgen i'ngale und e:il dar dan seyn dat bilge gebenedigede an- 
gesiebte Jesu Cristi unses heren van ewon to ewen. Und als ick 
dar gekomen bin, so salin weder aeyn myt dem ogen, dat dij ver- 
dustiTt Wert van der groten clairbait dey du nu sust. wante dal oge 
moit dij dualtT blivi^n winte op d(.'n teyndeu dach.' Do vragede Arnt 
iiver na eynie manne, de sin vrunt plach to wosene, war dat sine 
seile W'-Tu. Do antworde de geist 'Ich sach ene in dem köre, dar 
ick in sal varen, uude hey en baddc na dem dode nicht lange pine. 
Hey was seven nre in dem vegevure und quam daina in den heniel,' 
Do vragede Amt 'War med« badde be de groten genade verdeyniy 
lipy was doch eyn Ibl. 35 1 ackerman und moste doch ock wijff und 
kindere besorgen.' Do antworde de geist 'He wus oilmodich, he was 
rechlverdicli, bc was barmberticb, be was gedutdicb in alme liden, 
hey slarff myt groter begeringe to gode und so is he selich ge- 
worden,' Do vragede Amt ok na eyner vrouwen, de badde langbe 
tijt eyne wedewe gewesen, war dat ere seile mochti' wesen. Do 
sprack de geist 'Sey is in dem acbteden köre der bilgen ongele neisl 
den juncl'rouwen und wert dar georet myl groter vroude, wante au 
plach de bilgen kiTcken to cren myt er^-n almyssen und cleynoden. 
So befft se verdent, dat se glieeret wert gelicb den presteren, de 
godi.' nayt ynnicheit hebn gedeynt und bebt vake mysse gehalden 
van gotliker lev« wegen und niibl van gebode. De preistere 
werden geaat in de iegenwordicheit Jesu Cristi, wante se eren willen 
der bekoringe gebrocken bebt und bc'ht vulb-ubraeht den willen 
Cristi Jesu.' 



*) lies geiieni'kpu. 



63 

J^cap. 35.] Item de geist epractc vortan van so vele geaaden, 
dey Gaen verdeynen mochte ia der bilgen mysse, dem sine sunde leit 
werea, dat id wunder is to sprecken, van den presteren, de myt 
innicheit mysse singen eff lesen effte de to der myase deynen. Item 
in dem cirsten sprack de geist 'Do wair ruwige mensche vindet in 
der myssf alle siner seile selicheit. Wanner dat de wair ruwige 
mensche sprecket \u der mysse: here Jesu Criatus. wl's my armen 
sunderc barmberlich umme diner graten barmherticheit willen! dey 
worde boret got leyver dan alle der engele saiick in dem beuii-le.' 
Unde he sacbte vurtan van vele verdeosles, dat in der mysse ia to 
verdeynen, dat des eyn deil unbegripelicb ia to spreckene, dat men 
wol vindet in vulen boickcn der hilgen lerer, und darumme heft dat 
Amt laten we(<en*| und ock wol mer puncte, de in dem bilgen dwan- 
gelio gescreven steit {'.) cleirliken. Ilmn Arnt sachte 4ck b^bbe my 
gelovet to sunte Jacob to Cumpestellen umme der ververnisse willen, 
de ich eirsten myt dij haddi;, op dat sunte Jacob vor my bide unse[nj 
here got, dat ich van dij erloist worde myt leyve.' Do aprak de 
geist 'Alle gelofl'te maket schult, daL moit gt;halden werden.' Do 
vragede Arnt 'Mach ich my nicht ander botu latL'n setteu, dat ich des 
nicht gaen en droffleV Do sprak d>: geist 'Dat en is nicht georlcvet 
»an den paweaseu äff to nemen drey pelegrimasien «Ia Jherusalem 
Rome und Conipestelle den, de se sehen wanderen mögen, anders 
soldo meu jo radea plegen myt der billigen kercken.' 

[cap. 36.] Item do sprak Arnt 'Ick [bl. 36] eu mach nicht 
vi'le Tasten, witnner dat ick wandere of arbeidc' Do antworde dey 
geist 'So et lyves notroft uud vaste io van sundenj' Do vnigede 
Amt "Wu sal men den vrigdach vasten?' Do antworde de geist 'Eyn 
yuwelich na siner maclit! de best doit, de sal best vindeu. De id 
vermochte an lyvi; und im gude, de solde deci vrigdach vasteii nUe 
men de veirtieh dage gebut to vaateu und eyn yuwelich mensche sal 
ock mede vasten na des landes gude gewonte, dat he neyno quade 
exemple en ghevu. und men mach ok woi eten na des landes aeden, 
off id den hilligen cristenen geloven bevet und is underdaen dem 
puWfsae.' Du aprack de geist vortan 'VVat dat du gode und den 
hilligen gelovet heveat, dal betale ala du eirsten machst, eer dat dij 
got mane, und nym ock in dtnen ain, dattu gode deyuest den morgen 
vro. und en alape nicht so lange, dat dij de sunne beschine uppe dem 
bedde iu sunden, wante Jhesus Criatus vro vor uns gewaket hevet 



B* *) Die ialeinische UebcrseUnng hat Kt (|Uin Ap valore misaae Brriptum est 

Kl varÜB docUribus idco Arnnlduit hiiiuBmodi »rrihcre omiiit, et similiter multa alia 

^^ae in aliis librJH a sactia tradita sunt acribcre noliiil ne forte diceretur hoc ex 

älÜs Hbria mcndicatum vpI extractum und hiermit uhereituttimmend Q Vnd yd ateyt 

iu eilicbcn bfichtn gcschrevcn, iint fd die hil^ lerer (gesprochen haven, dai'unib 

was des gein noiit hfe tzo Brlirjven vnd noch vil ander aachen die in den hilgen 

bAcberen und Euangetio geaclireveo elaiot. vnd fjnt hier tiifigelaifaen iip dat 

iiniemant denrke, dat dyt hoich «j nh anderea hScIieren zo samen ftelesen und sy 

b^et also vain geist gesprochen worden. 



und brnck sine raste vro, oppe dat he uns vro brechte in de ewigen 
rastp. He wort vro geboren in der myddernacht, he en wolde nicht 
beiden, dat de Hunne hedde gesclienen, lie begunde ock vro to mydder- 
nacht sin hilge bitter liden und passien an, oppe dat he una to 
mytdage verloisl hedde van dem ewigen dode, he stont vro weder op 
van dode, oppe dat wij vio sinen doit bedencken sollen. Alk- de 
ghent;, de gerne lange ^lapen aU nien mysso hören solde. de sint den 
vijff gpcken juncfrouwen gelicb, de lange gealapen hadden und en 
konden ere lampen nicht bereiden, do de brudegam quam. I>o hadden 
de wisen iuncfruuwen er op gewesen und waren alle reide und gengen 
myt dem brndegame in, und de dore wort to geaioten, Do de vijff 
gecken iuncfrouwen quameu und kloppeden vor de dore, do wort ene 
geantwort: Ick en bekenne juwer nicht. Do bieven se in dusterniase, 
Hijr umme so mach men wol vro myase don den morgen und nicht to 
mytdaghe, wante unaea heren meiate pine to teyn uren ende nam. 
Darumme ao sal men dey mysae to teyn uren al gedaen hebben, id 
en were ooitsake., dat men darna beide, und men solde nicht beiden 
na der lüde lange alapen, wante de ure des dodes nicht lange 
en beidet*).' 

[cap. 38 I Do sprack de geist vortan 'Alle de wort de ich dij 
gesacht liebbe, de sint dij gesacht van der barmhertirheit godes dij 
tor lere, und vort den ghenen, de gerne to gode weren, den saltu se 
gerne |b! 37] kunt doen, dey se van ynnicheit gerne hören," Do 
segede Arnt 'Ich bin alte kruuck van der ververnisse, de ick myt dij 
beblie geleden, dat ick neyne synne en hebbe alle dinck na to seggene.' 
Do aprack de geist 'Wat ich dij aegge, des en sal dij **) nicht ver- 
geten dey wile daltu levea, und du aalt der vcrverniase wol genesen 
op en wenich, dat du godea myrakel mede behaldes in dyme herten," 
Do sprak Arut "Of my gut der genade gonde, dut ich nach lerde 
schnven und lesen, mochte ick alle aake wol acriven, de ich van dij 
gesein und gehoirt hebbe.' Do antworde de geist 'Ja, dat ia grote 
woldait, de aiuen evenen kerstenen warnet vor der helle pine, and 
darmede warnet he ock aich aelven. Und salt van der genade Jesu 
Cristi wol so lange leven, dat du wol salt scriven, wat de wille godes 
is van unson saken. Mer de bösen geiste willen dij hinderen, war 
se mögen, und willen dicke dij versturen, dat du wunder salt merken 
myt dem scriven.' Item dat geachach , als de geist gcBprocken 
hadden. Do Arnt des achrivena begunde, do wort he so aere ver- 
sturet van der bekoringe des hosen geiates, dat id nicht en is to 
apreckene, und als Amt scriven wolde wat dat he op eynen avent 
hadde gehoirt, so brachte de böse geist io wot in den wech, dat 
Arnt van dem achriven lateu moste, so dat Arnt der puncte nicht 
so bij eyn gescriven en künde, also ae gesprocken waren. 

[cftp. 89.J Item do Arnt und de geist in der leaten nach 



*) cap. 37 folgt aU Teil des cap. 40. 
•*) lies salt du. 



E 



samcu gesprocken haddan do spr&ck äa geist 'Ick begere orleff 
_^ my nicht wey en see, dem id tiinder were und dem id nicht ge- 
orlevet en were,' Do sprak Amt 'Wanner id gode und dij bohngut, 
so vare in goiies iiamen!' Do antworde de goist 'llode sij alwcge 
pre und einer gebenedideii looder Marien und allen uterkornen geiaten 
und dij sij ewich loeii van godc ! wanner dat id dij allerbest geit, so 
dancke gode alternieist, und alse dij got liden to sendet, so dancke 
gode sines lidens, und behalt alle tijt in dyrae synne, wat dat dij 
got heSl laten oppeubarun.' Darna sprak de geist '(iode aij loÖ' in 
dt'r liogede der heniele und in den enden der erden!' uud was vort 
niyt eyme ogenblicke enwech to gode. Und Arnde was dat oge duster 
geworden, dar he de clarheit mede sach van dem geiste in der testen 
nacht- Do de geist to gode was, do dede Arnt dat oge op, dat eme 
(If geist hadde lititen to binden in der lesten nacht, und sach dar- 
incde. Do wiis id schone dach geworden und de lüde op dem hove 
weren opgeataeu und wolden aeen, wu id umme Arnde [bl. 3n| wen- 
und weren ock vort dar, do de geist van danne was, und leiden 
Arnde to hus und is was oppe den selveu dach, als Jesus Cristus to 
hi-mele voir, und Arnde bleiff sin oghe duster winte oppe den hilgen 
pinxstdarh. Do nien dat hilge sacrament opborde, do sach he dar- 
medc dat hilge sacrament. 

*) Item do Amt de almyssen solde gheven, do was eroe dat gelt 
halff gestolen, als biji' vor steit, do quam de geist und lerde Arnde: 
wanner dat he wot verlöre, dat lie dan eynen geist solde laden rayt 
dren worden, dey ock oppe dem vorg. hove in pinen is, und sal dar 
also lange gaen, winte nien lest worve dat hilligodöm to Aken toghet, 
dau so solde he to gode komen. Dat hadde de geist verdeynt, dat 
he wandageB pelegryme geschynnet hadde, de in der Akenvai't to 
AJteu wolden gan. Und den geist mach Arnt laden, wanner dat hey 
wot vorlüren hevet, dat eme selven aaegeit eS'te van verluse, dat in 
syroe bevele is, dar he antworde moit vor gheven. Und anders so 
en mach he dem geiste nicht vragen, alse eme de selige vorg. geist 
verbodeu hevet bij sinen vijS synnen, und he sachte Arnde dat de 
geifit to male böse were umme der groten pine willen, dey he hedde. 
Also ene Amt ledet, so komet de geist in groter hasticheit als eyns 

*) Der liier folgende ÄbichiiiU bildet in A F L M (vermutiick auch den 

_ . jen Texten) den ersteii Teü des 6. GapUels. Den in B ergähUen Begebtn- 

^'kfäen fügt der InUiniache Text noch folgende hima: iBÜus eipcrimentum pat'iit 

quum in p.trnchiki suu Meyr^rick a. d. MCCCCXLIII res vftriac in eectefia propter 

gueiras dttpositae et iiide siilitrartac nulln JDdnstriA poterant inveniri . . . Arnotdua 

diclo modo djdidit per ipsiiio spiritiim ciuorsam deTcncrtint. Et cum accuaoiii per 

Amoldam renuo dJRiarum alilatores nolleat restitnere ncganti'R factum fevjt Ar- 

■ aoldus praeitentibus aliis tidi; liignis afferrc bona illa ei cistia et aliis quatuor locis 

hi repoaita eraut et occultii per dic^tns sacrilegoa. similiter cum in peregrioaciooein 

1 S< Jacobum iti llispania existent) abtati ftiissejit ex veBlimeDtia suig XIII Soreni 

lATjt Anioldus dictum spirituiu el mox in momcnto affuit et taliter Ipsum mfor- 

«Tit, quod pecuDiam suam recuporavit. Dirae Angaben finden sieh auch in F Q, 

■e fehlen in B I K P. 



menschen stemme anci seget eme, war ilat gut gebleven sij, dar he 
ene amme rraget. Und otT eya ander mensche wol de wort wiste, 
so en künde he doch dar «eynen geist mede geladon. 

[cap. 40. J ItL-m allo Je geiie de dijt boick lesen, de aollen 
wetten, dat alle sake van dem geiste mer dan halff sint ungcscreven 
bleven, wante Aint to kranck van nieraorien is geworden und van 
ververnisse, dat he 13 nicht annemen en künde al to soriven, vat 
Wunders dat de snlige geist al liadile gesoynj do he in den derden 
dach iite was nnd quam in der lesten nacht wt'der niyt groler clar- 
heit und liaddo gi-seyn alle pine und alle vroudo, dat my unmogelich 
is to sA'iven und allen mcnsi'hen kunne"^). item opjie sunte Merlins 
avent begniide dljt iiiyrakel vau deni geiste und nnm lyn ende oppe 
unses heren hemelvartdach, so dat id stont wol sees und twintiirh 
wecken. 

'*) Item 80 vragede Amt dem geiste in vortijden ntanck anderen 
worden, wu men sick mochte seghenen vor sinen vianden. Do ant- 
woide de geist 'Men sal sich segonen des morgens wan men npsteit 
und slaen drey cruce vor sich und sprocken Jbesns Nasarenus rex 
Judeorum, de mensche mach dorch sine viande gacn sunder hinder 
[bl. 39] elfte verdreit. sey sin sichlich off unsichticb.' Item iil ge- 
achach op eyne tijt, als Amt stont und sprack myt dem vorg. geiste. 
dat sich so groit unwcder orboiff myt winde und reggene und dat 
stont winte op den anderen dach. Do vragede Amt dem geiste, 
war van dat grote unweder wcre. Do sprak de geist 'Id heft sich 
bynnen dusser uren eyo meuache selven gehangen und eyue vrouwe 
er egeu kint gemordet. Dat wil got plagen over vele creaturen, so 
leit is gode dey doit des sunders, den he sich selven doit.' Item do 
Arnt myt dem geiste sprack, do was to Meidorike eyne aide vrouwe, 
de woi negenteyn yare wedewe gewest badde, dey wort to male kranck 
recht efft se sterven solde. Do vragide Arnt dem geiste off se nicht 
weder genesen mochte. Do sprak de geist 'Ja! unse here got he0l 
er leven verlenget eyn tijt van yareu und wil er ock aterckede gheven 
eres lyvea myt den .jaren, dat se eme deyne, alse sey gedaen Uevet.' 
Do vragede Arnt 'Warumme verlenget er got ere leven?' Do sprak 
de geist 'Se heft wol negen seilen ere pine gekortet, der eyn deil 
noch wol fieven jare in der pine aoldeu hebn gewesen, d<-y se heflt 
erloist myt erme gebede und almysseu, und liytt se ock laten spisen 
myt der hilgen mysse in der pine. So bebt de seile gode vor se ge- 
beden, dat se so lange sal leven und so vele peniteucie dön, dat se 
na dem dode vrig to gode vare.' üo vragede Arnt 'Wat penitencien 
sal se donV' Do antworde dey geist 'äe pleget gerne myt ynnicheit 
to beden nnd to vasten nnd almysseu to gheven und se höret sunderliken 
gerne mysse. De tijt wert jil vor penitencie gereckent vor gode. 



*) lies to kundigen. 



% 



Do sprak de geiat vortau 'üasae wort en do der wedewen nicht kunt, 

■ dat BS sick nidit werdich en achte lo gode to komen aunder ptne, 

^^vante nlle hnverdige dancken nederen aick selveti vor gode etc' 

^V *) Item were wpy de dusser historion nicht geloven eii konde, 

^Bde mochte gtveu in dat vorg. dorp Meidei-ike und vragen Hernt Uuscb- 

^Btoanne und Fien sine husfrouwen, watite id geschach op erme hov« 

^Vfald se id nck mede scghen und horden, vortmer Hinr. Pasman ere 

^^^necht und vort dat ander husgesindp, de id ock atlfi mede wol ver- 

namen, und vele anderer lüde van hüten, de Amt dar bij ledde, aln 

myt Damen Hannes Buschmnn van Bergen, Kvert BuHChmans sone und 

Arnoldus Lakom Borchardus sone und lltnrieus des paatoirs hroder 

van Meyderike, de myt Arnde to Aken was gegän. Duasen is id 

allen wol kundtch. Item nk ro sohle men Hinrich Buschmanne vragen 

|bl. 40| hemeliken van den kinderen, de eine d(>y geiat gedodet hadde, 

der teyne wan. und wu eme Arnt kunt dede alle sake, war umme dat 

de geist dat dün mochte etc. 

Item so solde Arnt noch gescreveii hebn van den gudeu menschen, 
de gerne almyäsen geven, wu dat de got wedor apiset in der ure des 
dodes, dat hedde to male lanck geworden, wante dat loen unbegripelich 
is to spreckene. lind so iat ock wederumme myt pinen den ghenen, 
de arme lüde verdrucket und tegen de warheit dön. Wu groit dat 
ere pine sal wesen, diit were wunder to spreckene. Item de geist 
sprak, solde eyn meueche to gode komen, so moste he halden de teyn 
gebode godes. Flijr möge wij uns na richten, hebbe wij se gebrocken, 
dat wij bichten und dou penitencie. In der leyve Jesu Cristi Amen. 

Hijr lieft dijt myrakel eyn ende 
goi beware un» vor dat ewige eilende. 
Scriptum üt complelum per mc Johanni» de HSrhusen, olericuii Hammniiensis, 
dfttiim annn dm, M° quailriugentnimo quadragesimo acxto ilomlnira proxima nnie 
fcstuin iiBtivit&tis domini noslri. 



ßeifj 



(Die S. 37 Anmerk. frw(1hnle Handschrift ist, wie mir Herr Prof. AI. 
emcheid noch iiachtriiglich mitteilt, niederdeutsch a/igefaxst und hrßiulet 
der Äug. von Arnfwaidl sehen Bibliolhek in Hannover.] 

iERLiN. Wilhelm Seelmann. 



,. 7 „ „ „ I»elt 



*J Dor hier nacLIolgende Abschnitt findet sich mu* in A B C 



Die niederdeutschen, noch nicht weiter bekannten 
Handschriften der Bibliothek zu Wolfenbüttel, 



Den ehrenvollen Auftrag, den mir die Versammlung urisires 
Vereins zu I'tingsten 18R0 in Ilildeslieim ertheilte, habe ich in der 
Kweiten Hälfte des Munats Juli nach besten Kräften auszuführen vüt- 
sucht. Der Auftrag bestand darin, die herzogliche Bibliothek zu 
Wolfenhüttel zu besuchen und in ihr nach bisher noch unbekannten 
niederdeutachen Sprachdenkmälern zu forschen. Durch die zuvor- 
kommende Freundlichkeit, welche mir die Rtbliotheksbeamten bewiesen, 
bin ich, unbeschadet der Gründlichkeit, rascher zum Ziele gekommen. 
als ich erwarten durfte. Alle niederdeutsche Handschriften, welche 
die Bibliothek bewahrt, habe ich mir nach Anleitung der Katalogu 
vorlegen und durch meine Hände gehen lassen, um ihren Inhalt 
prüfend zu durchmustern. Das Resultat meiner Untersuchungen war, 
daß nur wenig unbekanntes sich vorfand und dieses wenige auch nur 
untergeordneten Wert hatte. Die Wolfenbütteler Bibliothek, die ja 
nicht versteckt liegt, sondern im Gegentheil eine der bekanntesten 
und am meisten benutzten ist, bietet dem später Suchenden ein bereits 
abgeerntetes Feld dar, wo nur einige Ähren liegen geblieben sind, die 
noch Körner enthalten. 

Im folgenden gebe ich ein Verzeichnis der Schriften, die ich als 
noch nicht bekannt angetroEfen habe. Ich lasse aber alle die vielen 
Gebetbücher weg, die weder für den Theologen noch für den Sprach- 
forscher von Interesse sind, da sie gewöhnlich dieselben Gedanken in 
denselben Redewendungen enthalten, und nur dann von einiger Be- 
deutung werden, wenn sie metrisch abgefaßt sind. 



Sanctoruin (erstes Blatt dtfeet). Hü: be- 
vnses heren . . . Von sunte Andreas, de efn 
was. 388 Bl. Es fehlen mehrere Blätter 



Mscr. Nov. nr. 316. Fol. Ac 
gynnet sek dat lydi 
broder aunte Pete 
(Bl. 13—51). 

„ „ nr. 635. 16. Cato. Der Cato beginnt f. 43 un<i endet f. S3 
des Manuxcripts. 

Anfang: Cnlho was cyn vromer man 

Der sich der wyslieit wale veraan et 
Ende: Hie hait dis boechelyn ent 

Got VHS sjnen hilghen vreden seit dt. 
Die SjTarhe int gemisekt. 



tir. 973. 4. J38 Bl. Enthält t. Nüderd. EiMugtUenle^te f. 
l—iJ. 3. Niedtrd. PostiUe f. i8—nn. Die Sprache dieser PostiUe 
igt indes mfhr kochd.: es iind ttur niederd. Wörter und t'ormett 

eingemengt. 

nr. 113S. 4. Enthält 1. Die FaMion. Exifiudit maaum t't arripuit 
glitilium etc. He reckede de linot vp vade Ecbikkede dat swert cic. 
3. Ilir liciict sik de niartir Xpi au etc. 3. Hir Leuet sik aji de 
hitlicheyt, da de here wolde werken dat grotc werk Toeer nr- 
losiDge. 4. Uir heuet sik an purabolea S^onionis to dude vudn 
luden aldus. 6. Zeno (Bruchstück bia v, 159). 
mst. Mscr. ur, ise. Ful. Compendium tlieuIogiBe palrU Thomae de Argeutina. 
3S8 Bl 

Anfang: hyr begiut sik coapendium theoloyce vcrit&tis vude 
18 cyn kort uutte bok viui der liilgcn schritt der warheyt vode 
heft in eick seuea lioke. 

Si-hltiss: Dat vorlene »tib Jhesus yn ewicheil. Amen. 

nr. 325. Fol. 239 Bl. Der seelcn troet. (Voltttändigate Ifii. von 
dem t. g. kleinen Seelentruat.) 

Anfang: Der sele trost liciit aii Lilgher lere vnde an beterynghe 
der hilfiea Bcryft, wente lykcr wys also de lichatn etc. 

iSVWiMs : Van der vormaiiinge des eiigels karde lie wedder to 
Galilea vnde woiiede an eyiier Htad de keyt Nazar^th. Amen. 
nr. 430. Fol. 1. Hir beghiot de prologus in deme boke Tun dcme 
letieiide vnsea keren . . vnde is to iiinle de not eli-. Vaken vude 
lange bebbe ek in niyneti synne gedacht to makendü in dudescher 
aprake ute dem latine eyn bok von demo leuende vatea heren etc. 
Schlusg: hir endiget eek dat bouk van denie tauende vueee heren, 
gescreuen na ayner gebort M° CCCC°, d^rna in deme sei vnde 
Toftigeatea iare. 

3. Paisio Nicodemi. In deme namen vnfz bereu dut ewangelium 
bescrift vnfz Nicodcmus vnde de was etc. Schbtss: tHnita est bec 
passio Nieodemi per me iohaunem wisen ekricum moguntiue ufern. 
nr. 442. Fol.. Varia biblicn. £nri» niederd. 1. Loblied auf 
Chrittui. 2. Überseliung des hohen Liedes, 
nr, 471. Fol. (Marientpiegel). Hie über intytulatur csuticum 
eauticoruni. Na dem male dat etc. Anfang: Dyt buk Marieu 
spege! het II Dar men wat sut orer wenlicheit. Sckltisg: Explicit 
apeculum marie. {Aus d. .f. 1437.) 

nr. 704 in 4°. 1. hir heuet sik an de goystlike bedudinge der 
hilgen vieff feste, i'. (h)ir beuet sik an de wise vnde lere wo 
men bewaren Bcal in reynicheit der ynnewendighen myoschen etc. 
3. (h)yr heuet sik an de viuutschop vude <lc strid twischen den 
von Babilonien vnde den vnn Jbesiis . . dyt bokelyn bescbrift uns 
de sotc lerer Berahardus vnda sccht also: 4. hire begynnet Sek 
dat leuent der hilgen jnncfrau.wen saute Agncten, also ot bescreueii 
is van Bunte AmbroBio. 5. Passio Juliuue Virginia. Ot was eyu 
eddel Senate, de beet eleusinus etc. 6. Dut leuent der b. junc- 
frouwen sunte Ifausten. Also de böse keyaer Mflüiminian regneredc, 
so was do eyn hillicb eddel juncfrowe glieheteii fausla eio. 
7. Brief da Job. de Hamborch (Kartliauser Mönche») an die 
Nonnen ordinis beate Brigitte monasterii prope Reualem (ülitr 
mönehinchea Leben, a. 1435). 8. Spegel der »amwitticheit (von 
Marijward Kreraon vt dem latine in iludesche gesettet). Folgen 
noch einige Blätter: mennygbeu lejgo bekoi7nghe 1yd eyn mynsche etc. 
1. Mcliora suut ubera tnu. vino etc. Beter i 



bri 



. Oebele. 



. ur. 8li3. 4. l)iil iKick in jfhi'heili'n de reytziiige der Icile, (Über- 
xeUung dr» lal. stimtiliis amiiris ton Uoua Ventura,) 
nr. 89<. 4. 287 Hl 1, (Leben Christi f. I-Tia), Anfang: N» 
heue we nn dit gfrolen |{ In dcme vil ouer »oteii |{ In ileme ffrunt- 
scop ny voriiarff etc. Auf der inner« Seife des Vorsetiblattta steht: 
Tan den dogheden vade vbd der kyntbeyt vases hcren viide van 
Bunte ilseben leuent. Sckltiss: des mote vos helpen ihus criat 
Dorcli den dit buk gemaket ist. 3. Tun deme disrhe (f. 56 — 60^) 
Eyn Aach in hymmelrike stad De Tele der soteu spise bat. Ein 
rike wert Bittet da.r ouer, 3. Tan aunte maria maKdalenen 
(f. 601'— 73^). (Klach vnsi» heren hymmelvart || dal gesinde gar 
TOrBendet wart. Sc/iluns: dit sulue is dat beste blad Tade dit bok 
ok al liir ud gad, Amen. 4. hir beuet sek vnaer frowen ctagbe 
(f. 73^-89*). Anfang: Ik sad allcne an eynem dagbe || Tnde daebie 
an de grote ctage etc. Schluss: des lielpe vna god hir na Todf 
miuia gratia plena. 5. (G)od hei gbeglieiien dpu myaschcD seupo 
ghaue de» hilgen geystes etc. (f. yi''—'J3^). G. Dit buk bet snnte 
Marien leuent (f. 95—309). Maria moter kunuinginne Älter werlde 
loaerinne Torlie my vrowe aolkc aynne Dat ik des bokes begbynne. 
Sehliiiis: Marien leuent glieyt hir va Nu belpe vs dat kjnt JbesQS, 
7. Dit is sunte Elizal>elen passie (f. 211—257). Schluns: Et sie 
eat (inia anno domiui m° qnadriDgcntesimo nono per me binrii-um 
de banateyn. 

nr. 9S7. 4. Mariciilebtn des Meitter Philipp. Maria tnoler 
koniginne Alder werlt eyn loserinne etc. (Vgl. nr. 694 nr. 6 untl 
Nscr. Aug. lH, 20, 1.) 

nr. 107S. 4. 7. Gebete. 3. bir begynt Bik uyn geistlikc ouingr 
(dtfect). 

nr. 1084. 4. 1. Hyr begvnnet dat veirde bök v&u der nafolginge 
Xpi. 2. Gebete. 

nr. 1136. 4. 1. de tide des b. fnicea. 3. BruchMück einer ijeiU- 
liehen Unterteeigutiif. 3. 'Ihrot. JVortdie h. Gebete (ouinge). 4. 
bir beghynnet dat l-cuent v»n a. Ilseben der bilgen wedewen. De 
konningk van Tngern was eyn vorate etc. 5. Gebete. 6. bir be- 
ginnet aik dat Ijdent vnses beren. 7. Legeiidenartigeg. 8. Gebelt 
im Miiria: frauwe dy, gudea telerinnc elc. 9. Gespräch ttoisehen 
dem sponaus (('hristim) w. dfr apousa. 10. Gespräch iwiaehen 
Tod H. Leben. 

nr. 1137. Breularium. Jhiri«: dusse anquencli'U ple(^ht meu tbo 
aingbeude in dem dugbe vude iu de ere vnaer lenen vrouwen. 
Aue firaeclaiit maria alella ctr. Gregrut (aic!) aistu marin scbintMule 
meres Sterne Eyn vtirkoren godes derne etc. 
nr. 1142. Myatiaehe Erkläriing des Iloheniiedea, Gebete, Medi- 
lalioneu etc. 

nr. 1162. 8. Anfang: dut ia gbetogUen vtb dem boyke vita 
domini dat alder nuttest vnde dar van aynt gkescreufo vele capitieL 
nr. 1184. 8. hir heghynnen eek de seuen drofrisse voser leuen 
vrowe elc. Ferner Oebete u. l'nssionen. 

nr. 1189, 4. 1. St. Bertihards Lehre an eine^ni/frau (excerptntn). 
Dal was to ene male pyiie iuncfrnuwe etc. 3. dyt boeck leret, wo 
men wol Bteruen kunnc. 3. Dat boik der lesien noii. Anfang: 
Du crtatene aele eftr menarbe ga salii'bliki'n van dmaem iamerdale. 
SchluKs: Hyr endiget dat boiek der leaten noit. Got acipper aller 
creature beware vna vor den ewigen doit. anni) M' CCCC' LXIL 
4. Passion. 5. Van. siinte eynwoldo vnde aunte joest aynen brodere 
eyn gud beyt. ff. Gebete. 7.- Dyt ia de loue der npoatele. S. 
Sunie Anrelmua vrngbe. Anfang: 'ä. Anrelmiis de dar was ejii 
erzebiacop to kantollenberghe de bell ghclaieu an syoer acril 





welk DivnsRhe unlet ileme dnile, cirme arli.i] ine vrogben etc. 9, Ge- 
bete, 'tu. Theol BHrachtuni/. Diit achudc to enur tid, ilut dr 
milder der borniherticbeit ginck lo oreni beuediedeo buIku kiiule 
vude Bprack lo ome etc. II. (de G.cuea vrouden der Maria). Vroiiwe 
di maria du eddele vrucht Diner grotea ei'e vnde iuncvrowelliker 
lucht. Dat du bist iii werdicbcit dar Verböget bouen alle der 
Igel schar etc. 12. dit ia, wo sek ejn myosche in synai lesten 
; bebLeu acal. 13. byr begbyunet ^ek vnde ia de ert^edie weder 
de ewigen kraucliejrt (so. der xel«). Och merket duue wort gar 
wdI myt ynniebeit leue auBter wente ilat ia de Bcbonate ertzedje, 
dede vppe ertrike iu quam. 14. liyr becbynnet aek crux fidelis to 
dude. JS. hec sunt, dut is dat we beden to holdenß den de diir 
in den cloater wanen, nahest den bogesten bode. IG. byr beginnet 
de merteltide vnsea heren. 17. hjr hcghynnet aek aue praeclarti tu 
dude. 18. Siluester de bilgbe paupB secht dat to rome Byn VII 
houetkerken, 19. ek wil my Togcn di so ua amice tandero propera 
lillium coTivallium, bin ek leff, niyn alderleueste leff bo kum, lilliiim 
coavallium etc. 
älmat. Mscr. ur llse. 4. (TJarw tatein. versus memorialea von A— H). Quum 
iiicbil vtilius humane credo Baluti Quam mornm (hier fdilt mal ein 
Wort), nosce modoB et morihua vtj. Noch dem male dat der 
mynBclieyt nicht beter en ia Wen gode ücde, dat is wis, So schaltu 
keunea gude «ede Vnde to brukeDde subieu mede. Schlitsu: discas 
aeruire, Bi via ad alta venire Sepe dat vdu dies qiiod totua dcoegat 
aimuB. Wultu koiiien in grotcu staed, So lere wol denen dat is 
myu xLi Dat mach dy wenleu vjipe den dach Dat dy nicht mer 
besehen ea mach. Et sie eat finiB a." m° cccc" Iii. 
ur. 1206. 1. Des Bonnauendes in 4ler beachemeriiige leg etc. 1'. dyt 
ig eya auuerlick uiwisinghe, wu eyn myuache bichten Bohal. 3. Van 
der nut der missen. 4. AIbo aprikt de lerere vnde de paupB gbe- 
heten de dridde innoceotiuB. De miage heuet mer doghet etc. 
nr. 121 1. Tobie bock (eu Anfang Jefect). 

nr. 1212. 4. Homilien. Anfang: di'B ersten sondages an deine 
aduente lea leue mynsche, nu Bcboltii bedenken etc. Schlusi: na 
gudea bort duaent verbunden iur au dem pinitauende iu den 
XXXII vorwar (1432). 

nr, 1213. AreiitibmJi, erat kochii, später nieder d. Von ver- 
schiedenen Händen (Anfang und Ende defect). 
ur. 1333. 4. 1. Dyt bok ia Tiindabis gheiumt vude si'hal eynen 
juwelken snniler syn l>ekanl, de Heh siurr sundc wil bt^Iieuen vnde 
na gotliker lere leueo etc. (Nur die Einleitung in Versen). 
2. Von 8, Paula. 3. Oenpräch zwischen der Seele u. dem toiUen 
Leibe. In eyncn Jare dat gescarb Hat erfc un eraea drom^ lach 
So groten jamer dat icli Bach Diit myck van leydo dnt sweüi vtb 
brack etc. Schluss: duth ya der selc elage Ood vorlate ras alle 
vnee plage. Amen. (cf. Mscr. Aug. 41, 1 visio cujnsdam magistri 
de corpore et anima describenB metricc confli.'tuui aeu diapu- 
taliouem inter atiimam et corpus mortunm.) 4. Ach goil dorch 
d;n gewer Ervulle al myn bejjer Ilyr vp dusger erden wyth Dat 
ick bebolde mynen strytb etc. 3. byr begynuet de bedudinge der 
billigen myssen. 6, £yn fruchtbar lere, wo mc sick hebben schal. 

7. Allerlei geistliche Sitehen, i. B. innighe lere van ejnem geyat- 
liken roaenkrantze etc. — hegende: dat was eyu vnwerdii^h rad- 
manues BOne in evner grotea stail etc. — tyde vnn S. .innen. 

8. Gespräch mischen Leben u. Tod. dat leurnt. We bistu gru- 
welike dcger. Du brammeat recht bo eyu pantbeger Du bist vul 
worme utide alangen Werne mucli na dy vorlangen. Am HMusf: 
Bartholomäus Gotban impreiiBit in Lubt'ck. ü. Eyu meyster aprickt 




nlsua: geliker wysB ahe ilc krnnclieyl is in deme lichamR alio ftc 
W, Salomoii loerdc Bynen soiicii alsus, IL up i-ync tyd vraRedc 
s. DerDhanhig Cristum, wnik sin hemclikeste vnde viuhekuuilestF 
lideilt were. iJ?. Diit is vie eyDem boke gliebcten de naToIginge 
Critti ejn capittel. IH. liir brgyaunt sik Euuerlike vnde nulte len, 
im I. berolmriluB ej'ue iuncfruwen ghehctoii truta lerede. J3. hyr 
na voIgb<?n de aeupii hniict edder doctsundeii myt oren docbleren. 
14. de teyn gebode roii euer korlen vtbl«gging(^. 
.. MBCr. nr. 1251. (Sammtlland. Lat. u. drtiUeh.) k. van seB uulten 
punrteii. /. Sermon, god vader cyii inid dtMB boiip etc. n. clan- 
Blnim virtutum. Anfan//: Eyn lenipel vnde eyn cloater fyu Bowel 
uod in deme lierti>n syn De in dochcdeii gerne vyl leuen In der 
bertr wyl )ie dusBe amuiPcVite ghcueri etc. o. clnuatram gpiritnale. 
I>e bilglie gheyst hndde vple vt erkoren schone dorhtere eW, 
T. l>it lioik wisrt wt van der kiiiiBl wol to «nriiende. 

„ nr. 137ä, kl. t^. Suiite AnszülmiiB vragLeD thn dude Tolglien bir 
iia. l'c eoEDineudaiiio to diidc. Vronwcatii di des dnt du sterucat 
in d> mc criBti<neti luueii ? Jn. DokeniieBtu dca dnt du also wol nichi 
gbpleuet niBO du scliiddi-st ? J«. ÄWi/hks; de (sc. Bunde) vorghit 
i-ni dorrli dyncr barmhertii'.bcyt willon in Xi« deme lieren. Ameu. 
'. Äug. lü, 2(i, 7 in 4°. J. (iBtP lilier imilulalur medel» anime viilnerali>) 
1'. dnt bokeliu redet myt lesende van dcu festen dnt jor ouer vnile 
proneBt wedergang tn lunde lietft It gediclitet. 

,, ]!t, 26, 8 in 4«. Hir hcfl sik au eu elfinc bock gfhetcn de vor- 
smHck vnde vorkosl de* lieniniplscben paradisea «lau vaii deme 
tydeiide vnde wo de inynBcbe wol sierueti uiucbtc, 

„ 23, 27 in 40. (Samiii elband.j L'. K(f imcn bonum eojilra pcstileurtiiiii. 
Dease art/edige ia gud weddcr dat ineyne sleruen (1 SU, 4. l)e 
godlieid in oer trinitat |{ nieiiich wunderlik ding gsBcliapen had 1| an 
Bunueii mannen aterne Bibyn || in allen creaturen de du Biu etc. . . . 
des (weil wir die Macht der Planetev tiicht kennen) wil ik mit 
groter werde || dorcli bede eyiier juncrkl'rowen fyo || lo dude nioken 
eyn bokelin, der planeten wacht etc. (G BL) 

„ 23, 22 in 4". — Von f. 2'I3 an: Suiierbia, liouard. Celera dum 
sperno, metam Iransceudere quero. Conde ek alle lüde uuer wynnen 
myt iiöuard uocliten were ek eherne liogber ilat is myn rad. Inolie- 
dieutia, viihorsam etc. — Voti f. 300 nii: lieichte. — f. 305: 
exteiidit nuuinm et urripnil etc. vnde toi^li dat swert. dal he dodede 
den sonc etc. Ferner: van dem lydcnde Cristi sprikt s. AugustiDDB 
elc. Anilirosiua sprikt . . . .Iliproniiriiis siirikt etc. 

„ 29, H in 4". 1. Hir bejjbyiil .ui t!f lirniifke des laudes vnde der 
Btad Luneborgh (v. J, l::!l l''J'!i. Ai'liunj: In dfine iiaraen des 
vadrrg etc. . . Wente nm :il|i lIh'i ]ii< !■ wub; bnndelinge, dede ghe- 
Bcheen syii, nicht to ni.ili> in ilr> liLiii.s< lu^liben ne kan Rto, Auf 
a liläOern Ut noch Clun-u/ciUsJic.-. ii.i<idiixiigl. (Ei int nicht die 
hei iMlinit Scr. rer. Bninsv. III, 1T2 •ilxjedTucl-te Vhronih.) 3. 
Denedicti ahliatia r^uja monachonnii. Lateinisch mit deuüeher 
Übereeteung (eaiiileiweise). 

„ KO, 8 in i\ Kngetlins rroiieke. 1. Mesier Vincentius in dsme am- 
begynne syns behea elc. Sfhlitng: iu disaemp iare sint des vorlopen 
CXXX iar dal de kristeiihcyt dal hilge laut lesiea besät. Do wu-t 
diiEBe eroneke gemakct van menier Dydcrtk EDgelbufz vnde dar na 
gescrciien anno domini MCCCCXXXv (ton einer andern Hand) 
geendet. Bl. 1—404. — 2. Hegiila Lttjriirum. Bl. 404—433 (v. j. 
Ii35). — H. dnt is van dej- kuuat to sleruejide. — 4. van derae 
paler noWer. ~- r,. vnn eynen saiighen leuende, — G. von eyner 
hilghen ranlnerinnen. — 7. van houeschen reden, (cf. ." ' " 
nr. .?/;' ;.. 35e, ti. <Juellany. zum M„d. WB.) 



^Mbcf. Aug. 35, 22 io i". Die vier Eoangrlinn (l'rrgam- Hs.). Rr^iH-rr : hoe 

meu clc ewftiigelium Tindeu niai-h. 
(Mai) . . . theug. 
Tan an^er vroutveii. 

Dit 1% dat bofc der gheboerten etc. Schluet: GhescniiHu iul iacr 

ons herreu M CCCC en.le XXI. (mehr nicikrl). 

[41, I iu 4". Incipit viBJo cujusdam magistri eU'. 
Noctis aub sileiitio tempore brumali 
Di'ditLiB qiiodiinimoilo sompao gpiritiiali 
Corpus careDB video spiritu vitali 
De quo mihi visio fit eub t'orma tali etc. 

(cf. Murr. IIebri.1t. 1233)]. 

5ß, 8 in 4*. 1. Hier begiiiC de eerste Btuet als vau Adams tiUeu 

tot dat Noe in der arken etc. (ichlieiKl mit dem J. S64). Bt 1—82. 

— 2. een coUC'-toriuni dat vcrgadert is vten boecken Vinct-nlii etc. 

B\. 83—86. (Mehr nieilerl) 

(iO, 15 ip 4". SammeHxind. Darin Bicardi Byoonyma (itrtUi'inisiii, 

l>ibo[ etc.). — £1'» anderes plautarium. Allerlei niedicnmiun, 

Medii'inalia pro eqnia cnnscruaudis. 

28, 10. Fol. Twedrachi . , der prolaleo mit drrae radf. (\fiiere 

Hu. Mine lies 16. Jh.) 

S-1, U. Fol. Von S. iy—94. Chronekeu ilei' graiieschop v^n 

Holsteu vnde iho Scho*enb«reb ; von Leerbeke (S. ^luelleiiaiig. 

tum Mnd. WS.). — chronica . . vou der fundation des atifies 

Hildesheiin (mit hiatm: Liedern). — Der Haudet von der Stifln- 

fehde reimesteeiKe. 

8t, 10. Fol. Ilir licgyiit sik de galter Dauites to dude vudc t^n 

iowelk salmc mit einer vorreilc (dolh is ile psnlter mit der glosi'l. 

57.5 m 

i'ag. !ni, 5. Fol. Colmistlies Kecht. SUdrr Statuten. Itoiiociiir 
Zuiiriro)1eti. Sehr juiiye Hs. 

2iii', 8 in 4', To laue vnd eren dei' eddelcn vod wolgeboren 
liroue to OUcnboreh vnd Delmcnhont is vorgeuameu «tmpt to 
settcD und bearhriiien dal regimciit in eddelea greuen Jnnans, 
wo de dessp greiiDscJuip Olilciiborch bi sineii ijden IicIFl giTegt'ret. 
n St. 



Macr. Blaukeiib. 121 



127, a. Fol. 1. Dyt boük ya den vnghelikerdeu luden bereyl 
Vnde het ejn spegbel der mjnBlikeu salicheyt. St. !—;,>. — 
^. Theolog. Siirüche. .ille myuscben de gott lefT haeii Vnde 
ere eyghene aalicheyt kont^n voralan De mit truwcu ytiiiichliken 
lieden etc. (bis Bl. S3»). — 3. F.yn anitegyn aller salicheyt la 
de vruclite (rodei de ewy^e wyesbeit. Salomon Bprickt; Aller 
wyBheyt fuiidament pte. (bis Bl. Sil»/ E* fährt fort : meyater, 
du lereat niy vromede kmist, lere my, dat ik dogetaam werde. 
(bis Bl. 87). — 4. l.iidolplms de Suchen (?) Itinerarium in 
Terram sauoiain; Änfuiig: gudor lüde is rcte de etc. .'ichlusa: 
van der stad Barutb madi cyn mm vlh keren tbi> hus ward iu 
welk laut dat lic nil, dat beuelc yk malke na aynem wille 
(bis Sl. 111). — 5. liyi' bcsjunel der leyeii doctriiial. Anfang: 
Eyn bok gbeacrcnoii an lirabant dudisch quam to miner baut 
Myt meunyglier guden lere eli;, SMusi: vnde van alle vnsen 
vyendcn wo) bevrcde So dat we komen salicblike In syu ewige 
hemmelrike (bis BL 15«;, — 6. de stiohtinge des herrigdomes to 
I.uueborch (Chronit bin I4I4). 



Mscr. Blaiikeub. nr. I'J7 in 4". Chronik. Anfang: Hera Hwineke Boecksenn den 

gehöret diu jegenwardig« bock etc. a, 1575. Änfant)- Nk dem 
Remeiiien regenvnll offlB wiilrkenbrftke de vmme suDÜe willeOD 
der rnjoRcfaeu iau Niie tydmiu geathciin is etc. Vom Ü. 73 
andere Hand and hochdevUnh. Die Chronik geht bis 



1 



Die DruckBchriften zu untersuclieii liatte ich keinen Grund, da 
ititi ja anderweitig bekannt sind; uul^eideui wiinli.' diose Untersuchung 
einen Zeitaufwand erfordert Laben, der für einen fremden Beüucber, 
wie ich war, in keinem richtigen Verhältnis zu dum zu erwartenden 
GeTfinne gestanden hatte. 



1880. Auguat. 



A. Lübben. 



Traclaet inholdende vele koslelycke remedien ofl 
medecynen weder alle krancheyl der PeerdeivJ 



Der in nd. Sprache von einer Hand geschriebene Miscellan-« 
kodex Nro. 56 der Handschriften, welche Eigentum der Gesellschaßi 
ftir bildende Kunst und vaterländische Altertümer -/.u Kmden sind, 
enthält gegen Ende eine Abhandlung über die Bereitung und An- 
wendung einer grossen Anzahl von Mitteln gegen Pferdekrankheiten 
unter der Überschrift: Volgftet een schoon traclaet inholdciide vde 
kostelyclx remedien off medecynen weder alle hrancheyt der Pcerden, 
Om to tcetcn u-oe dätmen een peert handele» sali datmen sal lateii 
stryckm ee^i seker liunst. Dieser Traktat, dessen Inhaltsangaben fast 
alle wie der Gesamttitel mit roter Dinte geschrieben sind, stammt, 
wie aus der unter einem andern Artikel über die Wiedertäufer ange- 
führten Jahreszahl 151)4 hervorgellt, aus der Mitte des XYl. Jahr- 
hunderts, dürfte jedoch buchst wahrscheinlich die Kopie eines älteren 
Manuscripts aus dem XV. Jahrhundert sein, da abgesehen von andern 
eine solche vorkommt mm den Itterhreef van Appinye Damme f/ej/euen 
in den jare 1337, dessen nd. Original dem Ende des XV. Jahrhunderts 
angehört. Neben den erwähnten Schriftstücken ist noch namentlich 
dat Vrifsen landtrecht hervorxuheben, welches auf IDÜ Blättern du 



gröüsteu Teil des codcj: auBmat;Lt. Dieser wird, weil aucL der übrige 
Inhalt sich auf Frieslaiid be/.ieht und uns die Sprache ebenfalls dortliin 
verweist, ohne Zweifel in Kriesland entstanden sein und deranacb auch 
unser Traktat, welcher unter Beibehaltung der Orthograiilnc und 
luterpunktioD, nachdem die wenigen Abkürzungen, welche sich finden, 
^leseitigt sind, im Folgenden wiedergegeben wird. 

^P WanneeV een Peerdt ghestreken ') ys, soe moetet negen dageu 
stille staen ende der wylcn dattet stille staet up den Stalle, soe 
moetment alle daghe eenniael smereii met ransonen*), Item nimpt 
eenn //'. 55''/ pundt oldea russels') vnd een halff oert rueue olys nnd 
snieren daer dat peerdt den atreken mit uegcn dagen lauck des dages 
fcns. und d:ier na soe moetmen dat peerdt alle daghe ein stonde 
in dat water laten vnd so balde alst den eersten niael wt den water 
kompt soe nyni warm scbenckbeer vud wassche hem vnde kemmet 
den ersten mael die rouen schooni afl" vnd wasschet dan ciaer mit 
schenckbeer vnd werp daer dan steen kaick in dye wal gepuluert 
gedroncht vnd vngelescht is. Item kanstu geen steenkalck krygen soe 
nim boeckcn assche, maer die steenkalck ys die beste, Item hoe idt 
kolder in den tyt ys wo idt heter ys, item raeu moet dat peerdt 
ootk wal wachten dattet nicht by den beenen en kome to byten, 
anders w ert verduruen, Item oock hoet meer swelt hoe idt beter ys. 
Item wannien een peert wil laten stryken dat moet gescheen in der 
atlganck van des maens, und dit nioetmen al«o lange doen alst heel 
ys, daer bouen moetmen oiek liaer salue hebben dattet haer weder 
wasset. Item oft niet wal heelen woldt soe nim heel puluer vnd warpl 
daer in, wil dat niet helpen soe nim ander puluer die beter ys want 
he ys //'. 3€ti] mannigerleyk, Ofl' die leesf) niet diep genoech ghe- 
steken were, so nim spacne groen vnd warp daer inne alst gepuluert 
ys dye sal dat heel iu vreten soe lange als du meenst alst best ys. 
Item nim oick hars vnd was terpeityu vnd honnich vngepynicht ^1 
vnd smelte dat to samcn vud latet dan kolt worden, vnd daer steeck 
dat yser inn, als ment laet stryuken, Item oiok nim toe den spath 
vnd snith hem die hnidt vp kruyswys, und bint daer up swine mes, 
dre dage soe ist heel. 

tVann een spat. 
Item noch van een spath des peerts, soe siilmen dat peerdt 
nt'derleggen up die zyde vnd binden hem vast die voeten tho hoepe, 
und netten dan dat spath mit koldt water, vnd nim dan oen heet 
yser vnd nicht tlm heet dattu hem die huydt niet en verbransle vnd 
-holdt daer iip vnd teppe dat haer daiv äff, vnd heette dat yser noch 



') geatricheii uud (l»Ler vu'l«lxt ati der 
uivh vergl. I.übben Sind. WB. uuter rnmese, — 
'<T li'fil. — ') unbearbeitet, d. b. rulj. 



eru iieite dpi' tteine. — ■] Bftren- 
= SchwpiüefeU. — *) vergt Miid, 



eens vod holdt up dye huidt datsee root worde, so liouwe daer up 
mit een vlime ') und iieet tho decp, so iiitn wegebreede bladeii vade 
cruys wortelen vud stootssc klcyii, und teggese daer up mit een doeck 
BO lange dattet goet wordt, 

Van fallen oft' Leest, 

(f. 36l>} Wiiiiiieer een peerdt wtgbedreuen gallen heeft oft 
wtgedreuen leeat, oft doergaende gallen ofte einich gebieck an den 
beiieu van rydent haluen geswollcn ys off aweldt, so nimpt een korste 
van een roggenbroodt und dat wal hcet gebradeii myt branden n'j'nn, 
vnd holdt Lern dat daer op alsoc lieet dree oft vier mael so wordt 
idt beter, 

Vau Am »eliienii, 

As een peerdt in olden tyden gbestrekeun glieweest, vud dattet 
niet toe degen gbestrekeun ys, soe dattet weder oploopt als meut 
rydt, so nitn wyu lieffen oÖte Dioereu*) geheett-n vud due daer lun 
wat spaetiache seepen, watt stilts und wat branden wyun, vnd wat 
scapen vngeP) vnd sedet dat Um samen vnd dat heoi daeromme 
gheBlagen heel, dre oft vier niiiel alle dage wat viirsclies so salt 
wal beterenn, 

Vau den selae», 

Ofte nimpt ouck potheerde ende doe daertou eeii meugel vol 
wius heffen vnd ses eyer dat witte vnd meuge dat tho hope wal, vad 
slach hem daer vmme, all legen dat liaer, [f. .3?aJ ^M 

Van den seinen, V 

Nimpt Lyn olye, olie vaiin Baien ^), vtid dye tbo hope gesmoltei^^ 
vnd smeert daermit alat vuytb water konipt^ vud lioldet alte dagbe een 
verendeel in dat water, hoe kolder io beter so sult wal weder slaacken, 
Van een gliestreken peert, 

Als een peert gbestreken ys, vnd tyt ys tlio snieren so nim 
XXV eyer vnd slae die in een kanne wyna vnd slae dat vnder ein- 
ander soe lange als dat kort ys, vud smeer hem dat up die beenen 
in de strekeu, alst tydt ys so lauge als dye tyt vmme gekomen ys 
vnd latent dan int water gaen alst lydtys, dit doet men in ouerlandt, 
Van een spat des peerts, 

Item van een peert '') dem spat hevet den snydt die huydt 
cruyalinghe vnd bint daer up swinemes dree dagben lanck, 
Vaiiu den Leest, 

Wann een paart dem leest hevet vnd grooth jf. STbJ vuyth den 
varschen ^) gelopen ya, den Siilmen stro hacki'iin vad wryiien mit een 
kamen stocke, vnd nemeu dan een off twee hete eyeren an stucken 
vnd holden die daer dan beet up ulae so wall gebraden sint, vud 



^n 



') = vleteme, vergl, Mnd, WB, 
= Talg. — *) kleitier HafeDort t 
se. dal. — ') sfi. wiindeu. 



~- ') der Ausdruck ist liiei' iiocb in Qebraudi. 
[dlii'li von Nantes, verj;!. MnJ. WB. unter B " 



77 

nemen dan een stucke leers soe groot als die leest j9 vnd drupen 
daer eerst heet hara up den leest, vntle binden dat leer dan daer up 
oft omme, vnd latet dan daer mede gaen, mer en leest die oldt 7s 
so cbere dye hacken ') vnd menge olde pisse mit spaens gruen vnd 
soldt, edick vnd ballick daer heet up gobonden acbl dagen lanck, die 
• leest behoeuet men niet to barnen de voergaet aimderbarnen. 

Teim sflnen Remedie 
Item nym oick, dat niL't hclpL-n eu wolde den leest salnu-n 
schiTun vnd wrymm vnde nenicn twee oft dryn pyerenn die beet gp- 
bradon sint vnd leggent daer up al hiet, toe broken vnd daer up 
geholden vnd dan salmen leer daer up binden niith ijeet hars, Auerat 
een leeat die oldt ys den salmen scheren vnd hicken vnd wryuen vnd 
mengen oldt leem die van een muir gheschauet ys vnd mit etick ge- 
nicnget vnd bintet daer up, latct gaen soe salt guet wordiMir», /f. ,1SnJ 

Van den selDenn leest 
Item noch vann een peerl dat eun leest heeft, den satmen dat 
haer afl scheren als den baert vnd den leest offiloppen mit een 
hamerken, sn lange als den lepst affgaet, so salraent mit ener vlimen 
dnorslaon vnd drucken dat bloet daer wth mit een spongie, dan nim 
nctclen wortelen vnd bewinde die mit liei^mden vnd leggesc in dat 

Iat all heet, dat wentet uffgact vnd dann smeert soe isset gutdtli vnd 
IM anderen dages so holdet int water vnd waswbet sclionnn, 
Noch van den seinenn 
' Item een leest salmen mit biandc^nde hoidt wrynen, vnd barnent 
i|er na mit een heet yser, 
Vann vernangheun 
Wann een peert veruangen ys dat salmenn doenn laeten*) den 
voet, vnd wasschen hem «die beenen in den bloede tegens dat haer 
upwaerts vnd latent in dre daghenn niet voele drincken, 
Een ander knnst, 
Noch soe wat peerdt dat in den weder veruanghenn ys, soe doe 
aldus, bint dat peert datt ff. ci8l>] houet by der eerden, vnde barne 
lynen doeck onder dye nose so dat hem die roke in den nose come 
so lange alsmen een messe li?aen mach so ghaet dat weder wth die 
hoede^), hyeran salstu dat peert marckeii, die oren sint hem kolt vnd 
hem drupet die nuae, vnd mi'n sal hem doen laten an de rechter 
'de sinen hals, vnd an Am voete, 

Noch van vernaugbenn, 
Item noch soe sick een peerdt veruanghen heeft, so nemet ene 
_ laerte wjnetick, vnd latet daer wat viouwenkrenckts id est de men- 
struo in doen, oock veer loot dreakels *) oock twee loot bolwortels *), 






•) das GchaokU' - 
arittolochiae. 



') Hnut. — ') Theriak, 






oock om eeneu baluen stuuer on^hepynichdcn honich vnd wat bHkfl- 
laer') vnd aoeueiiboom*), dit wal tho Iioope getempert vnd gemenget, 
vnd gif d&ii dat peürt in, mcn ytlicke mate xya gustalt, vnd laot dat 
peert doon^) up beydeii zyden ainei' borst, vnü laet dat bloet lopea 
in weyten meel, vnd dos daer in xx eyer vnd een ([uaert honnich. 
vnd smeert dat peei't onnor zyn borst, vnd latet stacn een eetraapl 
sundor eten vnd drincken so Salt beteron, 

Vanii vernangeDD vaut water 

Wnn een pwrt voriianghen ya vant watpr dat malmen liaosticli 
door de noBP ati'ki'n mit een jf. HÜa/ priem ist aakp dattet een nacht 
hepfl gehndt sr>e salnienn an boyden holten bnucn die krifen dnen 
latfn, lioe dat vnnr mt'ylyt meer bloet, ioe beter, 
Nocli van verannghen 

ItMn wnnt ocn pceit vernangen ys van etben dat ya hem quader, 
dat Halmen donn laten an den wangen, <?dder lieeftet lange gehadt 
dattel. verkoldel ys, dattet niet eten cn macli soo salment ryden dattet 
warnf wnrdde ende dattet niet staden en mach, so salraen weder die 
viiet voer latenn vnd bindet daer solt up, vnd latet niet vele theenn 
soe wordet gnet, 

NorIi van denn seinen water. 

Wan penn peert veniangen is, vant water oft vann Laostich 
drinckenn, soe latet lielpen ioe ecr ioe beter, want ioet langer staet 
ioet quader wordt, vud soe scliuit hem dat bloet na den vorsten 
benenn vnd voetenn, vud wantet dan staet ouer twee daghen snc 
voerhardet flat bloet in den koten*) vnd voeten, vnd swelt om de 
borst vol quadcs blödes, soe wort dat peert lam vnd ioet langer ioet 
quader, Item laet dat peert eerstmael doen^) binnen den vorstenn 
voeten ten eynde in den stralfnn vud latet wal bloedenn vnd alst 
wal wth gebleut ys, soe doe bem daer bolus mit ander dingen //". 39''j 
in gberaenghet, vnd wal bewaret dattet niet nat en wordt, dat droghet 
vnd lielet wal, Oock salstu dat peerdt doen laten an beydie borsl- 
aderen vnd latiiii so wal bloeden vnd smeer hem dat bloet vm borst 
vnd ghebucht, beeneu vnd kooten alder weghen, vnd laetet dan nicht 
to veel bloedenn. Item oC dye aderenn niet stillen woldenn van bloede 
ao Bette hem up elcke aderenu knipen dan latet weder op denn stal 
guenn vud uim een spiut buecken asschenn vnd daer een emmer vol 
waters up gegoten vnd onder ein ander geroert vnd bewint hem die 
beenen mit zeelen, van hoy gedreiet ende dicht by den anderen ge- 
wonden van den voeten bes ant gebochte vnd beghuet bem mit die 
looge van die asschen tussclien die beenen, vnd dat hoy in elck 
vorndeel van een stunde alle dago bes in den derden dach, soe 
doe hem weder afl", vud latet int water gaen acht daghen lanck alle 

') Lorbeeren. — •) Sadabaum (Sabiua), — ') IIa. : doe dat peert latea. |lBt 
das nicht richtig, wie S. 77 doen latenn, achrüpfen lassen? dfiii in der hekannfn 
Bedpuludg (= bpfehlen, lassen) und latea — nur Ader lassen. S. Miid. WB, b. v. 
A. 1-.] — *) ^ HufpQ. — ') Ha.: doe dat peert eeretmael laleu. 






\S stonde lanck, soe worden liem die borst vnd beeneti 
vnd smuc. Item wautu dit peert aus wult doen laten als 
van dusseu voerscreupu dinghcn, dat moctineii doen des morgens eer 
dat peirdt driiickel, Oft koinpt idt dy toe passe up eiiicni tniddacli 
nft aueiidt, diiltct haestich /f. 40nJ des morgens offauents van drincken 
veruangGD woidt, vnd woldest niet gecnie wachten wente des morgens 
vm versuimens wille, soe en moehment nii't voort doenn laten alst 
gedninckon tiecft, Men moetet eerst laten staon vyffedder ses stuiidi'n 

rnd <;een oick cftet guet teeken js, Item alst peert nuy gelaten js 
id weder up den stall ys, soe latet staen soeuen edder acht stondeii 
drini^ket, vnd latt^t hem hoj eten, Als desae sliinden vmme knmen 
so gitf hem enen dranck in als voerst van veruangen, Nim wat 
beuergheill vnd gemenget mit een halif kruea wineticks, vnd dat tim 
samcn in een emmer vull waters, vnd roake dye lye warm, vnd daer 
nick twee off drye gaspen ') weyten seemel in vnd oick een weyuich 
hnis ingedaen vnd laet hem dat bekaiis^i vuytdrineken vnd ghuit liem 
des maels van d»t watcr boiien up syn kruise, vnd decke hem een 
paer bedde dekenen ouer dat he wal warm stne, Ilem aus ein dranck 
gitf hem twee oft drymael in, dan laet hem voortaen vann dat semel 
liriTicken soe vneio alst hem lustet, vnd des maels een wfynich warm 
ghemaect achte dagcn hinck, Ilem giff hom [f. 4lVij Beuergcill doch 
wall insunder drincken ei'ns oft tweemaell, maer dit ys beste, Item 
di'sae ghedranckc is denn peerden guedt daer mögen ae wal weder 
na eten, vnd oick ist hem goet datsse hem niet woderan veruangen, 
want een peerdt dat eens veruanghen ys dat pleecht ghemeentlycken 

WmsX weder tbo kryghenn, 

V VaBD vinerenn. 

^ Wan een peerdt die viueren iiL'uet soe snyt een criuya onder in 
synen swansen een handt breet vann syn hindersten, vnd oock een 
crnys int eynde dat die äderen wat omtwee komen, vnd wath bloedenn, 
daer komenn äderen tho hope. 

kNoch van den viner 
Item een peert dat die viueren heeft achter den oer, dat heeft 
onderlycke ghelaet zyn ooren tue schudden, soe salmea dye viueren 
döorsnyden mit een vlime vnd grauten die kornken daer wth vnd 
atpken daer soltb in, vnde stecket door die noese dattet pruist vnd 
rydet een weynich soe wordet gesontt, 

Vanu wondenn to heelenn. 
Item of een peerdt gesteken wölt of gestoten, dat dye wende 
binnen veniuylt wäre [f. 41"/ soe moetmen dye wonde up snyden, 
daer nae datsse dann gestalt ys, vnd nimpt dan ongfaeleschte kaick 
vnd doe dye inn die wouden, off nim oick puluer dye van alluyn ge- 
brant ys, und doe den daer inn, die vreeth dat vuyle vleysch') daer 



^^ 



') soviel n 



t dpr Hand fassen kann. — ') beinalie. — ') Hs. : vleych. 



IHIPII, 



Tuytli, mer die puluer yB dye mechtichste nimpt dann bondes dr« 
vod alllioerenn ') thoe hopen, vnd stootsse kleyn, rnd parsUsc * 
dat Wüter daer vujtii, vnd die blöder doe in een kanne beere, 
luetase wel tbo bope seedenn vnd bt^tte dan den pecrdc alle dai{^ 
daermede dye wenden, daer na nimpt voort dat water dal vnyt < 
blader geparst ja, vnd spoettet^) dye wunden daer wal niedfi, 
heelet wall, 

Nofh vann wonde, _ 

Item wann eon peertlt een wontJe gesteken ys soe nimpt koper 
roet vnd vletende water vnd alluyn, vnd doet dat in eenen pot vnd 
dan waltoeged ecket, dat daer gbeen waseni') wth en kome, vnd latel 
seeden soe lange dattet )j;aer versoedon yf, dan nimpt dat water vnd 
spuytet in dye wonde, nimpt dan noek ander salue. nimpt rnodi'n 
bolua vnd lionnicb vnd sdiapeii //'. 4tl'l vngel vnd oiie van Itaien. 
vnd dat wal tlio boope gesodenn, vnd ioet meer gearbeydt ys 
bedter ys. Item ys die wonde boc gestalt datmeno daer wekenn 
in Btekenn, so make dan woken van bede, vnd beamoerso mit 
aalue vnd steekese inn dye wondenn, 

Vann vnil vieesfli in dir wonde. 
Een peert dat vuil vleesrh in die wonde lionft, uff dat liye wuniie 
stincket soe warp spaena groen daer in vnd wa^^sclie dyi* 
mit et ick, 

Wann een seer uiet beelenn ru will. 

Als een penrt een zeer heeft dat niet heelen en will, boc salin 

nemen padden stoelen*) vnd barnen dye tot puluer, den jiuluer wu 

in die wonden hct heelt wal, 

Noch thoe een wonde tbo helenn, 
Nim taonnicb vnd II loot spaens groen vnd II loot alluyn. II 1 
Bolus. II loot olie vann bayen, vnd sedet dat tbo aamt'n, 
gby weken vann maken, 

Vanu een peert dat ghesclioten ys, 

Wann een peert geschoten ys datraen dye ff. 42<*/ pyle uiet 3 

winnen mach, hoc nemet een Itreuet vnd stoot die cleyn vnd bai|' 

smeer vnd dat daer up gedaen. dat trcckese bem wtb, 

Vann een sadel wonde 

Toe een sadelwunde is guet bekedes landen^) vnd swynj^ 
butten*), vnd bamerslach, vnd steenkalck besunder gbepulueriaeert fl 
drughet wall, 



') = Holunder. — ') spülen. 
Gegenden liüpperstoile Eenaimt 



Noch tot ePD wniiile 
Itfm top een periiea wunde nimpt lionidi, spghenn melrk, woitoii 
mpel, menget tsamen viul liapr mit warck wp geleclit hd liiclt-t wnll, 
Tenn siiluen, nimpt olie mit sperk vi»! IcRghet up dye wnnden dan 
nimpt puluer van zwpuel vnd vann gdliflsen steen M, vnd atmye den 

^n de wunde. 

1^ Vau wilt vlees in de wnnde. 

^B Item welck peert diit nilt vlecs in de wunden heuet dtter doe 

^Hpaens groen in vnd witssrhe de wunde mit wyn daer netteictm in 

^Hiest^oten eint, 

^H* Van swellinghe Am pei-ts, 

^^n Item een peert dat gebrciken ys oftn datt openn swpllnnn heeft, 

I off ander zweren die uyet heeleii willen, snp nimpt Barchspeck*) 
[f. 42f'J vnd Bchrcmpe dat in de lochen vant vnir dattet veth daer 
vnyt loope tho hoepe, in vletende water vnd laet dat kolt werden 
dan doet inn een kiinne vnd aedet tho hope ein weynich vnd latet 
dan koldt wordene soe ist guede salue tho peerdcii wuiidenn mede 
tho heelen, Item nim otck olie van Baienn vnd o)il^ van kleyun säet 
gealagen die tho boepe gesodenn, vnd. smeert daer den leeden mede 
dat geateken ys gheweeat soe recken die aderpn weder vnd hette die 
äderen bock wall, 

Vann zwellinge an de nostrick 
Dat saitu vann binnen rfonr doen mit eenen vlime, vnd sraeert 
mit 9wel aalue soe salt beter wordeno, 

Vann alderliande worm toe bneteuo. 

Off siek die worm heginde Iho vermeereiin meer dansae plechtenn 
tho doen soe saimenn dat peert halde doen laten an de aderenn 
tnsgchen den houede vnd den hals, vnd an heyde zydenn, soe vele 
als dat mach hlnedenn dann salnienii dat peert leggen een harenn 
Zeel an de wangenii dat snimen vnkcn voort Ireckcnn ouer twee 
daghenn, vnd men sali des [f. 4S"j auents vnd morgens rueren, vnd 
by wylenn niclit vele rydenn, 

Noch vann worm remedie 

Item off dessenn worm soe niet en vergheit vnd desse humoren 
Bick vormeeren soe nim gheschaeffde zweuel soe salmen dat vieis vnd 
haidt upsnydenn oucrianck vnd suecken went datmen den worm off 
kleren vindt vnd aclirappenn off mitten nagelenn dattet wal wtkome 
vnd nim dann witte vann een eye vnd doe dat daer inn vnd latet 
twee dagen staen vnde soe wasachet alle dagho mit witten wyne 
alsoe dicke daermede ghenet vnd mit hoemolye verbunden soe lange 
dattet ghenesen zy, vnd ya dat peerclt ghesneden aoe warpet daer 
in ongelesschede kaick, in de wunde soo groot vnde stoppet daer up 
boom wulle, dat dye puluer nyet wtli eu valle dat sali die worm 



I 



') Zinkvilriol. - 
^orgBchweiD" hei Bat, 



') = bnrctiapeck v 



D TFrsdinitteneaSthweiQe, welche« 



verteren in IX daghen, wentf» ilalt he wtgcnomen ys, daer na macbmen 
dat peerdt wal rydenii, TDd settet np tue stall dattet sliecne kruyden 
enn etile int erste wantmen mach ') glwent* worm verdryuen milh 
kruyden, oftn lu't ly sake datsse stucken an de beeneii hebbenn, dye 
ay vellen salmen scrempen //'. i.!''/ raet eon gloeyent yaer, dye äderen 
die voor die borst sinnen weiite tae die voeten vnd mit runde hneuen 
daer salmen diit peerdt mede harnenri als die nderenn sweren, dattet 
peert rüstet, 

Vauii denn vle^hendeun tvorm 

In den houede salmen dat peei-t (doent laten an beyden wangben 
vnd men sali under die knienn (vnd) vnder die keelen leggen, een 
hären zeelken vnd vaken rueren vnd henetten mit pisse soe verswindt 
die worm, 

Noch van den wnrm, 

AU een peert vele weltert*) vnd byt syn eghen zyden vnd dye 
buyck voele clouwet mit <iye voetenn vnd syne hären upwaert staen, 
dat beeft denn worm in dye buyck daerse hywylen an ataruen, Item 
nimpt syn haer gehaecket vnJ wal gemenget mit eryte, dat sal ge- 
puluerizeert syn, giff dat peert dat tbo etenn mit bauer oft' staet 
knuffloock mit mustaert') saedt vnd mit etick geraenget vnd gifft hem 
dat in den hals vnd rydet diit wenich, dacrnae komense *) achter äff, 

Van den wni'in in de mtigbe [f. 44n] 
Item pen peert dat wnrmen in de magbe heeft werpt sirk vaken 
vmme vnd kan niet staen iip zyn beenen soe nim hamerslach, etick, 
eyer mitten schalen oft scbitlen vnd menget tho samenn, giB' den 
peerde in, so staruet die wnrm. 



Iyn9 



Vann den bnickbetn der worm, 

Item beeft een peert dye buicbeet orte den worrera in den 

aoe nemet knuyflloock mit etii^k gestooten vnd kryt tNamen gemeugel 
gifl dat denn peerde in, vnd latet sachte ryden ein weinich dattet nii^t 
en legge so ist guedt, 

Wann een worm nn zyn honet thuet ^) 
Item een peert dat dye wnrm voeran zyn liouet thuit dat ya 
eenderhunde worm tusscben tvlei^ieb, die worm die huyien maeckt 
heft, dye ualmen donr l)arnen mit een beet yscr vnd dat dye wonde 
ys alsoe kleyn als een vinger diuk vnd steken daer wierootk in in 
cleenenn stuckenn in de wunde vnd barnen dye mit een Iieet yaer 
dat dye roeck gae in dye worm gater nldus sal die worm gevangben 
wesen, mit een beet yaer BOe dattet ren toike.n holdt int vell, vnd 
dattet vleis nicht doer en gae in dat Icecken, vnd alat negen daghenn 
giiestaenn beeft dat [f. 44bj dye braut grnedt ya, so nim pntuer dye 
gebraten ya van peerdea ribbe vnd vann peerdea hmiet vnd spaena 

') glieen»— miurb in li. Hm. zweimal. — *) Birti wäkt — ') Mil „Muslert" 
bezpichuei nwu noch jetzt Senf — ') -f. liii' Würmer. - ') wächst [V zieht? A.Ü^' 



grnen vnd kruyt dat g(<liF>(!ton ys pr^nrt^ nnauell, mach ment krygen 
vnd wprpen dye piiliier, in die gatpn als vorrlan ya mit wyrinetick 
dit doet so lange aUt gcnei^scn ys, voert sne ys da<>r aldcrhande 
vorm tnsschen vel vnd vlesclip die coinoD vaun verhniden bloet, dye 
«nrni swelt vnd lieht up die adcrenn an wat lodenn dat licm dye 
worm ys, het sy an die borst oft an thoiiet ofl an de bepnen hy sy voer 
oft achter, soe salmen hnm dye äderen korton, dye dat nyet en kan dye 
sal die voet vegen als he kann sonder bloeden, vnd veghen onder dat vnd 
slae daer mit een vlime in dattet zeer bloeden. vnd henet builen an dat 
been daer dye worm sidt. den salinen äff anyden mith een mes, vnd 
baden eerst dye gaten mit warm waler vnd niith wynn, dan nimpt spaena 
groenn vnd holwortel vnd wat knmins') wai ghepiiluert doet dat in dye 
galer hent dattet beel ys, vnd weerl sake dat dye worm inl lyff in dat 
gi-srole in de buyck oft in der dunneghen *) aoe salnien dracbleii maken 
niet iu die voetenn maer alsnien naist kan, mer wantmen den worm 
meeat mach vangen mit vuir salmen doen, {f. 45"/ 

Van deu worm bnyteti ant lyff, 

Item als een peert wormen heeft buyten ant lyft', soe salmen 
nemen twederhande wortelenn vnd sloolen dye in wynetiek vad giS 
hetn int lyff dan salmen twee cleyne wortelenn radya nemeiin, vnd dye 
cmiswya recht voer zynn houet geateken tusschen vel vnd vleis, soe 
aalt genesen, Ende dut salinen oick doeji denn worm dye in den 
line sint, 

Vann mArnn oirJi^], 

Item een pePrt dat marnn oir.b ya den worpe vuytb denn nuese 
al up den besten zyde, ys den peerde dat orIib verhettet van slaen 
off vann wryuen soe laet hem die tempel ader tusaehen oren ende 
ooghe, vnd make bem een draeht van sins seine? haere an de nuessen 
ende dat voerscreuen haer alle dage gLiroeret up vnd neder, dan nimpt 
alluynn vnd glas gepulnert, dann in een sleeff gedroghet, vnd dann 
weder ghepnluert den voerscreuen puluer den peerde alle dagbe in den 
onghen gheblasenn vnd laet dat peert in ghenenn wynt koemeu, vud 
laet bem die voerscreuen dracht vuyt nemen binnen XIIII dagen, 

Vann vluise der ooglienn. ff. 4rib) 
Maket ayroep vann roede uiiriiD vnd van huislooek vnd van 
eyloeff vnd vann alluynn wytb gemaket van wyne vnd doet hem int 
uigbe doer einen »yden doeek, 

Vann boose warekenn der oogheu 
Item een peert dat syn oghenii vakenn weder warekenn vnn 
bette, den aalmenn die tempell ader kDttenn honen dye oghenn vnd 
enyth dat vel alsoe wtb dat daer inn gaenn mach een wecki', vnd 
bint die ader midden tbo hope vnd snyden die äderen midden enticee 
alae bnnden ys vnd latenn die bant blynenn an dat ouerate. 



') Cm 



') Schlafen. — ') tnoudäugig. 



Vann tsslne reinedye 
Een peert lUt ghebetenii ys, ist dattet ogR ya, off soe vperj 
si een beholdoii heeft soe snidet die ader benedcn den oghe t 
als see gebondenn ja vnde bettet mit lauwenn wynn off mit laa» 
water, vnd nemet een ganse vcer viid stryoket in den oge hoifl 
mit huialoock ghi'wrongen doer eenen doeck vnd alament oge r 
belpen mach, me blaset daer in puluer vann susatum-ien end affmeot 
Vnd witb van den eye, vnd nnaket dann een syroep van gengeuer') 
' vnd safFeraenn, coperroot, vilinge van coper"), achauinghe vann thin, 
with van eyeren vnd weyte [f. 4^"} aeniell, ditb wtgemaf'ckt mit 
vynetick vnd int oge gedaen soe wordt idt beter, 

WiiD ecD peert een vel np sya ooge beert 
Wann ei'n peert een vel np zyn oge heeft soe nim gingeuer vnd 
galigaen ^) vnd stootsse wal kleynn vnd ein romer glaa wal kleyn 
gestoten vnd ghestouet doer ein doick vnd menget desse dryderbande 
tho hoepe, vnd den peerde inn zynn ogen gbeblasen, so lange dattet 
vel off ys, soe wordt idt beter, Item tenn seinen nim die dielen fiat 
ya glaa, galle, eylnoff, eyerschillenn, gengeuer, dit thnsamen gepuluert 
vnd ghesyft, vnd dat int oghe geblasenn, 

Eein ander t^ii sulnen, 
Item to ein oge, nim rasewater, gepuluerden gengeuer daer inne 
gedaen, vnd dat mit een veder int oge gedaen, vnd nim zeepe vnd 
botler, vnd doen hem in de ooren, dit ys oick goet voer maeaogicb, 

Nerh tenn oghe. 

Wen een peerdt ein atrancknge lieuet, sno make hem soedaene 
puluer, nim muHscIielen dye liy den water üggen vnd barnen se, vnd 
treck ae denn ouersten hast nff. dat ander bchotdt, dann nim »"itten 
gingeuer toe, vnd onck ff. 4f!'>J gbeleatenn steenn, vnd legge in wyno 
negen stonden, daer na nim den ateen, vnd make dye veer tlm samenu 
vnd stootae tot puluer gesift doer enen doeck, desse puluer ia goet 
ten ogen, 

Tot een vly des neclis. 

Item nimpt glas vann i-ner lumpen vnd atoot wal, vnd menget 
mit olye vnd nemo ooek wedewinden aap die dre tho samenn ge- 
menget vnd dat aap wth denn dree aalstu weder vuyth wryuenn, daer 
vann doe int ngenn, Ten seluen salmenn een schelle barnenn tho 
puluer vnd int oghe geblasenn. 

Wann eenn peert niet stallen kann, 

Hiertegens nimpt zwerdel, dat ys waterwortel, adick dat ys 
wilt viedder wortel oiier mcnnigr- euenn vele hladenn vnd niarck 
hladenn, desse kmyden to samenn gestolenn vnd in aeboon vlete water 
gbesoedenn, vnd dat water aalmen den peerde in gheuenn vnd dan 
ieydet äff vnd rydet iippet droge dattet zweet, vnde wryuet hertlick 



') Ingwsr 



") Ku|hler feile. — ") Calgaiilwurrel. 



etiQ onder denn buyck hj dem leessi^henD mit eenen ruodeD holte, 
daer na sette dat puerdt //. 47»] tip den btal, daer peerden plegen 
to staeau, vuJ ducket wel viui: oft ses dageii liiiick dan laet dat 
peerdt wedergaeun in de weyde, vnd niin aap van huudes ribben, 
id est, ribbvoet, in vlieten water gbesudeun, daer dea peerdes schotc! 
niede gewassclieun des dages twemael a1 warm. Noch van stallen vnd 
wen eeu pecrt niet stallen mach, soe uim vier oft viuc sipelenn, vnd 
braetssQ heet, vnd holtsse den peerde nae einander heet voor int ge- 
schoto vnd boo ealt wal stallunu, 

Vann Bcbiuel beenn'), 

Item heuet een peert cen sciuulbeen soe iiim een groen esseben 
holdt, vnd barne daer aaseben afT dyu bint daeriip, vnd daer na 
wryuet mit een griieii essuhen baldt, vnd bint dan dye assche weder 
op 8oe vergaet idt bem, 

Van deon seinen, 

Item wat peert dat eon sduelbeen beeft den barne die buidt 
datsse rioipet vnd legge daer dann gebranden spaens gruen up, dye 
sali bem wech vreten, 

Noch van den selueu //'. JTbf 

Üat peerdt salmen nederleggbcu vnd gbeten dar kallick water 
op dat sciuelbeeu, vnd een beet yser daer op geboldenn sou salmonn 
dat haor vuyt treukenn, vnd dye liuidt mit dat yser eeu weinich 
scrempun, so nim redelick roelicken *), vnd zeelattick, vnd wegheblader 
all euen voele, vnd die gbestot dat bint opt scinelbeen eeueii nacht 
wann dyo buidt dau weder open ys, vnd weder zeer go salmeun daer 
8olt vnd Bpaens gruen in warpen, 

Noch van deu seluenn. 
Item ten scinelbeen, nim tbyn oft XU sypelenn vnd braetsse 
heedt vnd see daer nae einander biet np geboldenn, dan snydt dye 
huidt up, vud warp daer etlycken puluer in, het sali syn rotten cruit^) 
oft spaens groen, laet idt oick syn tyt int water gaen, so laugo als 
idt genoecb ys, dan belet weder toe 

Vann krappenn*), 
Item een peert dat leuendige krappen heeft loepen in syu kne 
off anders waer, uoe waschet met wyuetick, vnd aaluet mytt salue vnd 
mustaert vnd with van een eye vnd galle ') van een [f. dS"] swynn, 
vnd dat daer dau thu samen opgelecht, 

Vann een verboghet peert 

Wann een peerdt verbuget ys so steeck een hareii ncel vann 

Byns seines haer denn peurdo tusscheu vel ende vleusclic by denn 

vprbüege, vud smuert dat peerdt mit liuudessmeer oft mit biioiu olye 

. euer aebt dagun, salmen hem doen laten an dun spatli ader, 

' ') vergl. MdJ, WB. unter scliiveibtu. — ') Schafgai'be. — ') Arseuik. — 

) Krebse [V]. — ') vau -galle iii J. Ils. UupiHilt. 



Item een peerdt dat verböget ys dat laut bueBtich swemmei 
water alst ;ildat;r luecste maub, iner nipn salt aldereerut latenu ^ 
de burtit iidei' up beydmi zydeiiu vtid stekenn hcm oft tweu uft irjt | 
haereii zeelon up dye üelut.' zydt iu de borst, dacr hut Itiiickt tussufaen 
vell viid vlutjHch, vtide niakü hem oyck eeu ander gatb, iu de borst 
tubscliL'u vel vud vieetiuh, viid nimpt daii eeoen blaesebalck, viid blast 
hem di(! boret vul wiuls, vud dat dati toegeueyt al dichte, nitnpt dan 
olye van bayen, lyu olye, boemolye, viid russel, dat tho äamen gt- 
BDiolttnii viid daer dye boi'st Iieet niede ghet>meerdt, dauii tiiuipt eeii 
luych schapü velt und dat um dye borst gebunden, dat dye borst 
warm //". 48IjJ blyue drye dagheii lauck dau nimt dat vel weder off 
vud dun dye baren seelen alle dagheu voort toeglien tyii dagheu 
laock dat dye wonde wel draget, vud dat peerdt om deu audereu 
dauh mede gboswemmet ') int water soe wordt idt gbesout, 

Item off dat voerscreuea badt uiet belpen wolde soe uimt goldt 
wortele, naclitscLade vud wegebreedeu nortelen, huodos draffeerdt 
popeleun'), alssem^), byuoet*), murren toppeu'^), vnd aelboreun, dye 
btgder mit dye wurteleuu vnd dit tho saraeu iu vlctende water ge- 
Koden, off int hier in dbetile, vud daer mede gebadet alle dage vnd 
eicki's daer ua gesmeret. Item uimpt olie vauu bayeu vud olie van 
lynzael vud boem olie to üaiiien gesodeu, vnd daer mede gBämefit, 
uuerst dit Ladt is wal soe guet, 

Tegens denn worni int lyff 

Item uimel esscben barrick") vnd cyer scbillau vnd peper, dit 
tsamiu gestoten mit wyuetiek ghiff huni int lyff, Item hamer slach is 
daer oyck goet tbue, Ualigaeu kleyu gesueden vud ghesodenu iu 
wyun vud dat den peerde iiit lyff gegeueu lye warm, dat ys oiek goet 
tegeuu denu worui, //'. iU'>/ 

Noch vaun worm im lyff 

Item soe nim eycr uiitb dye si-hillenu vud peper lycka vel«, 
gewreueu vud mit etick geuiviigt-t tu hope warm ghemaeckt, vnd gift 
dem peerde iut lyö', 

Vaun breecksHel des perdeH, 

Item du salt weten dat breectisel dryerley wyä ys. De erste 
heuat aiek au deu bellen tuüscbeu dye beide knieu vud deu houcdu, 
vnd dye heet wolÖ, edder hollüh tdder de wras wolff. Den saltu be- 
kennen alsoe, au de stede daer hy lecbt woi'dt ein kuilu alse ein 
note vnd ruiget »ick die huidt vud yoeckt ciuck dat peerdt dat'r deu 
suitu aldus vei'dryüen, nimpt twee bücke remeu vnd biut dat beuedun 
vnd buueu vast daer he licht, soe wort dat bloet den worm to baiils 
benomeu, soe barne hem mit'j een gloyeude yser, vnd riue hem daer 
in spaens groeu, vudt bindt dye woude went ouer dre daguou sUoe 
machatu oick boeser beeu, Dat ander breecBsel heet sick^J in den 

') Hb. : ghesmemüt. — ') l'up|iulkuosiiL'ii [V I. liumJesJriiff, eerdtpopeltin, althua, 
I. .Mild. WB. n. V. pni.|H;|PN, A. I,.]. - ') Abaiuib. — ') Aitemisi«. — ') Spilaen 
iBlülen). — •) Kiudtj, - ') lls,; uii. - ■*) Ua. ; sich. -*"" 



El 



tzogel iegen deu schote dal bekeiit maa alsue, dat sick dat peert wryuet 
vm die womle vnd kluuwet sick an deu si^hutt; viid vormarckstu denn worm 
daer als ToergeBcreiiuii ya, vad niin daii spaens grouiin dys gepuluert 
ys vüd //*■ 40l>] büsenu saedt gepuliiert, vnd dat daer iu gt'siroyt allö 
dage wath, V edder Yl dagen lanck soti starft dye worm dau machment 
woder Ihoe lieeleu, viid ist dat du dye worm versumest soe wordt 
dje worm ouer all vud wtbreket sick vnd vermeret sick, dau doe 
alsoe, Barne die stedc daer liy liebt mit ecu lieet yaei- vnd niiu dan 
;estoten brosbecii ') vnd epaens gruen vnd aweuel, dat daer in gedäen, 
iff dat oock uibt un belpe so nim ahsem aap soe vele dat men daer 
SD lyncn laeckenii in mach netten, vnd stoppe dye stede die du 
lebrant heft vnd stoppet als voerscieuen ys, dann dat lynen laken 
n dat aap g(?nijttet als voerscreuen vnd wyndt dat peerdt dat laken 
mme zyn lytl'. daer sick dye wurm verboldt, soeuen daegen lantk allen 
agea dat laken Bens genattet soe starft dye worm vau bitterbeyt des 
kps vnd wardt weder gbesuut, 

' Vann mnycken *) des peerdts, 

Item wan een peert muucket soe uimpt ciaer koyeu pisse vnd 
wal gesodenn vnd claor ghescumet vnd wal gesoltenu, vnd daer 
dagen dye muycken raede ghewussclien und gbebadft //'. 50«/ 

Noch een reniedie vann drosen der perden, 
Itum noch wan een pL'crt muickt mü uimpt wat vieteiis waters 
Farm gemaket vnd wat spaeiiache seepe, vnd daer med« gt^wasscben 
Ue dage eens. 

Noch vau muickeu des peerdts, 
Item nimpt sclione barck^), kleeu gehouwen ende siedet mit 
'lieteude water wal, vnd gheuet d;it waler viin deu barrick vnd suidtli 
dt all ander mael, vnd soltet wal, vud daer die muycken alle dagen 
BUS mede gbewusscheun, 

Noch een ander veiii mnyckeii, 
Item noch wuii ecu pucrdl muycket soe holdt alle dageu iu 
^rukeitu adell^) vnd dau tu niacll spaeus grueu in gewurpeu, so 
ing als het genoech ys, und wall gewachtet, 

N'och vann moickenn, 

Item nim gruen eken looff vnd ächelte dye uuerste hast Htf vnd 

im den anderen hast vnd daor tou gedaen brummelea loofT^J v[id 

ekebuugbe "), vnd dat tho hope gesodenn in vielen waler vnd 

wasschehem daer medc don nuiicke allu dage cens, of du gheeu eukun 

loeff krygun kündest, sue uimpt wat spaeusche zeepe vnd //, öt^/ 

_wyuotick vud make dat tlio houpe warm vud dattet toehoepe menget 

^vordt, vnd smeer daer die muickon medu, soe vergaet se, maer dal 

Hhnder ys beter, daer verghaetsse best vann, 

^B ') Wac!iliuldi:rljL'oii'iiV — ') Mmtku (Kraiiklieii), — ') — barrick (Eiclieti- 

^■iiidi;). — *) MiatjauLbu, — ') üroiubcereubliiticr. — ') Veruuiuu beccabuuga. 



V'auD spruiveno vnd swellenn, 

Witiiii dtu pycrdt spruwut uft' het zy ghezwolltn up zyn kotea 
van Riuickes baluen oft ist geswuUoii vau zynu hoütuaäck, off is dodi 
vuyt geluopeu vtume zyu kutuii vuu staut tialueii, off Iieeft idt doch 
under itlycke zwcIliDgu, »o iiimpt ktuys wortel, alseu eude naclitscluideon, 
wegebreedtiQ ende biuoet, e^rt populenii eude toppmi vauu tielhoren, 
liultwoi'teleiiu eucl huudts dralT, vud suydt dit iti bicr wal, vnd dacr 
bettu dessü swelÜngü iiitdo soe lauge als iuw duiicket guedt sut; salt 
betercjiiti, Item dussu voeiacieueii kiuydcu tuuetmuii wiimen tuascheu 
dye twee viiser licuet' viouwen mit dye wortele» viid bladcii beide, 
want Büß vroo ala die twe ouser lieuer vroLiwemi voerby sinth soe 
tuycbt dye inacbt vau den kniyden iti de wurteleuL. Aiiderg van 
mrylyt uff ulät begiut toe watiseiiu bent tbu duu tweeu licuen vrouwi 
soc ys dye macht in den blaJenu, //'. ülnj 

Ein and«i' vanii sprutvenn 
Item wann een pcerdt spi'uwet sou uemet seepe vnd smeert dat 
peerdt daer mede, vnd wasscbet dat bynnen veertheen vreu weder 
<jff, nimpt ballick vnd loggen meel al eueii voele vnd warpe daer iii 
toe twee dagen eeus vnd wusschet erst reiue de» maels, vud wat^ ■ 
dat vueracreveu puiiit daer in vud bewaer dat peerdt voer liggen ■ 
geneetit idt 

VAnn droesenn des peerdt«, 
Item wann fcu peerdt droeBet Boe uimpt t'euigreeck') vud legget 
in wynetick vud luetsse nal weekenn vnd giftse dati dye peerde des 
maels als du votrcst teiu koruen in deu liauer gemenget vnd wacht 
dat peerdt wal warm, 

Noch vaun drosena, 
fi'uigreefk krygeii kondeat eoe nim weiten kl4 
n water vud giff hem dat alle daghe wat vaa j] 



tdat 

feder 
är iü 

-i 

iggel 
) des 
./acht 

I 



Off du ghfieue 
vud doe dye in war] 
soe Salt beterenn, 

Een ander vau dreesenD, 

Noch wan cuu puerdth droset so uim een hueiider kiop, dst 
gliedoodet ys vud lalet dan ff. öllij drougbeun, giff hem denn tho 
ethen soesalt beter wordeun, 

Xoch ein ander van drosen 
Wanuaer ecn peerdt drohet vnd lieeftse au denn hatü, vud die 
drose binuenn zwelluiin so kaut gudlickoun etbeu eude driucken, soe 
nimt oldt zwynun smolt vnd sypel vnd tho sameu in eeun gurst.ütrofi 
wype, vud brandet iut vuir, vud legge hem dat heele up die droes«u*) 
een dach vud soeuen uacliteii, boe nim een vlime vnd slaeet dour, 
vnd wisschet oner deu auderi,'u daub mit biedeuu vud voerwaert dal 
gat wal open dat dye atter^) daer vuytb loope, 



') fueuuu tira 



>) Us, 



') Eiter, 




89 1 

Noch een Rnder van drosenn. 

WaDD^er etil pftrilt droset sot^ inoutriieu daer ua sitn. vnd het 
will hem gHi'Tiu (lourbicktjiin liet sy dann up wat {ilaetsse ilattet zy, 
vod« algtimeeiitlykcini onder dL'n hals voüi-Hammelt sick gheerne, oft 
sit;k Uli ouder deu bale voersauiiuelde, »ue gitT hem feuigietüik Iho etmi 
iia desse voerscreueu puuten, vnd wachte dat voerücrcueu peert wal 
warm gedeckt, vud wachtet wal dattet lüet vele mes ouder hem hebbe. 
viid ulWt io» soii wyt waerti dat »iuk itiet bewarmeu künde »ot; maket 
h«ni dat water warm dattet drincken »all //. 5U(i/ soe salt wtwarpen, 
vud oftet niet ioe soe wtwerpeii koiide vnd dattet nocli wyder wordde, 
vnd ghy dat gw^er ganie doer badden, so euierot eerst mith beeth 
russel, vud des linderen dagem so niut een wassB keersse, vud barnu 
•lal baer oö liet swel mit die keersse, vud des darden dage», doet 
bem doer und laetet staenn eeu oft li dageu so« salt wal drageu, 
vDd walltet hem datin draecbt eoe wasschet hem dau mit warm hier, 
vud Buieert allen maleu mit swel salue, vud dau salt betereuu, 

Wanu een peerdt vervroreDn ys, 

Item eeu peerdt dat veivrorenu ya, vnd heft een warp wt die 
noseu vnd veel slacht op dyu ribbeu, deu salmpu een warp ouder den 
buyck leggenn, vnd deukent mit een slaeplakeu vnd daer up een 
deekeu up dattet i^weete vnd stuuet dat peerdt mitb heet gesodeu 
garsten in eeiien sack, uuer zyn bouet dichte tue gedeckt vnd warm 
gbestouet, vnd dat peerdt welwarm gebuldenn in den huisse, soe be- 
gint die vurst van binnen thou brekeun, 

Vann spruwe des peerdts //'. a^iij 

Item wann een peerdt die spruw« beuet in de munde, ^u nim 
etick vnd »uldt, nacbtscaden vnd kruys wortelenu, vnd stuet die tho 
hope klein, mitb dat natli dat daer äff kompt daer wassebeu beui die 
mnndt mede sutj salt wal hielenn, Item een peerdt dat dye spruwe 
beuet in den munde, dat salmen daer by marckenn dat peert ys beet 
in denn munde, vnd laet') als roet vleiscb in den munde, 
Noch vann sprnwenn, 

Ilem weick peerdt dat gebreck heuet in den muude als van 
spruwe, den salmen mit solt vnd wynetick wasschen denn mundt vud 
mith hounich vnd mitb stotf vann luoldt '), vnd atrycket hem die 
zeerenn mitb denu seinen stoff, mit eenen doeck gewoudenn, daer ghy 
dye wunde mede wasschet, mer die aderenn vuder die tunge salmen 
laeteu welcke spruwe komet van quade bitten dat dye mundt niet 
ge hauen t ys, 

Vann hontve des peerts, 

Item wallt lueu denn peerde deu liouw will laten snideii, dat 
müctinen doeu int leste vann dye maneii vnd oyck des morgheiis 
//'. dS"/ tier dat peerdt drinckct, vnd oock alst guedt teken ys, vnd 
soe balde als hem dye bouw gesnedeuu ys, so nimpt botter ende sotdt, 






■J Kidtchse ['4 



vnd wryff bem op dye sneede, dan lejdet weder up den stull, vnd latet 
staeu, dan iiim uugepynicht hoiinicli vnd wal terpentynn dat tbo bope 
geBOÜL'ii vud smetr daiT dann allu duege vp den liuiiwsetr däl heelet 
lieiii wall, Item tiimpt oock wyu vud wusscbe tsni oick diu oughenu 
byweleu mede, dat klaert die uügeuu wall, dit due soe lange als by 
lieel siiinenn. Item wafht dat puL'rdt ioe wall iitlitu gfte ti'in dagenu 
dattet iiiet in de windt kome, 

VanD nostrick ailereu tne kortenii, 
Item licuet dat peerdt ander gticbrti^k, in de oogbenri in aderenn, 
B(i Inet hem die jiderenti iii de noestrick kortenn, vnd steck daer 
soldt vnd bütter in, vnd daer iiae, w^sscbet myt wyun, so salt bieten, 

Olf Hick een peerdt hadde ^etredeu ofl' ^estoteu up die koerne. 
Wann stck eeti peerdl btiel't getreden iu de küerne an du vuet, 
soe uimpt ruedt vud süldt, //'. 5o'''/ vnd dat wittu varin eeu eye vnd 
dat tho sameu gbeslaglieou alt kordt vud dat daer up gelecbt vud bj 
tydeuu vervarsuhet, 

Noeli tom tredt, 
Item uimpt sebapen tallich, kuctallicb, was vnd liars, vnd vtigi>- 
piüicht bunnich, VEid boeni olye tsaineii gesodt-n vnd w:il yearbeydet 
vud dann daer up gelecbt, 

Noch lom tredt, 
Item ruedeu bolus gepuluert vud mit wynetk-k ghemeiiget eiieii 
dieke, den tredt «erst geruymtit, dan nim puluer vaun allu'ynu gebrant 
vud daer iii geworpun, vud daer dan die sülue up gestreckenn uff daer 
vuill vleys in were, »ue doe daer spueu» grueu )u, suu lauge dattet 
genoeeb ys, 

Nouh tum tredt, 
Item toa eueu tredt, uimpt wynetiok ruodeu bulus vnd gi^brauden 
alluyu vud eys doer') vnd slai^t tsamen korJt, vnd daut up geleul 
mit warek. 

Als een peerdt quade lioeiieu heeft 
Iteni uimt wilh wieroock vud terpeutyu hars vnd wa&i scbi 
vugell, Bwyue [f. äi"/ amoldt sweuel vud bottyr taauien gestool 
vnd gcsudenn dan gbiet idt in een ardeu put vnd latet koli 
daer smeert die voeteun mede vnd haldtsse wal druoghe, 

VV'elck peerdt dat die lioeueu dwinj^eu, 
Item wek'k peerdt dat die boeuen dwingeu off besteidt tu ver 
dorren aoe uimpt rundereu me» vud duel daer toe rugguu krotmeu 
vud laet wal tbo samen seeden vud uemet marrieli vud legget im 
up den voudt drie dageu vnd drye nachtun aoe biudet tue mit dueki 
soe wordt idtb gueth, 

Vauu een Hpoldeuu voeth. 
Keu 2>eerdt dat een spootdeu voet heel't nun uim beete tirada 
rueueu vnd biutse daer up vuerthieu uacbteu laaok, soe krimpet vnd 
gcitsse tho hoepe, 



■) = Düiter. 



udeü 

I 

er- 
leu 

Lda 




Vann eegel hoeff'l, 
Een peerdt dal pl'U cgel hutfF hccft, soe riiüjpt pick, teer, vnd 
weuel, vnd GiiiultL't dat tlii> B»meii vnd ätneeit daer nitede, vuil uock 
t wbU mit oMk pbse gewussdieit vud dye eerst warm {•heinaecket, 

Vaiin hagel hoeff //'. ri^bj 
Itein up die haeghel boefl' gelecht liarde piok mit Luedeii dree 
I dngeu laiiük dan Diuipt off, daii niinpt olye off klyein mit suldt of 
F mit etick Ktarik genienget, ameeiet ^anr inede. Item ist hagel hoeuich 
■soe wasschet eerst mith Inege, dann alst dioge ys, soe giiit warm 
fpick daer op, vnd den andereu dach soe treeket bem dat haer daer 
l'aff mit een kieiu tange vnd iiict met die bloete Kandt soe lange alst 
^ gans bloot ys, dan slaet mit der vlimen doer vnd Uet wal wtbloeden 
vpid wal wtgestrfken vnd gedruct dair na roggen broodt geaoeden 
mit soldt vnd watur. dat daer omme geslugeu twee daghüii lanek, daer 
nne wassche die btede mit warm watpr, vnd laut dan biet piek in 
koldt water lüepen vnd dat biiit daer up soe aaU betereiin viid hielen, 
VaDn steenii gallenn 
llem uimpt bara vnd wicrooek vnd vngel dat daer in gedropeiin, 
[■r eerst wal «tligeiieecbt, vnd wachtet wal druigho, 

Wanu een peerdt gewrenget ofte gebroken ys. 

Ist gebrokeuu vnder den sale oft ghe^wollenii, ist gezwuUeuu 

wa»tti:het mit soldt vud water soe voert als du den sadell uff 

fttiimpäl, vud legge [f. öö"] hem daer voert op alduü, uim wynn heffen 

■<Vnd daer tue soldt. dat daer warui up gelecbt, kaustu geeu wyu beffeu 

ikrygeuu, su nim leemni mit etick gemeuget, maer dye wyohefi ys 

Mieter^ Ist ouci'st gebroketin süti wass^het ueck tcr gtuudt mit suldt 

itnd water eena. dau smeert mit boter, vnd doe daer iu puluer iu, 

^ dye wal heelt, Off nim golt wortele vnd gruisc dat water daer in dat 

lieeli't wal, Ist ouerst iu dye meytyt, soe uim gausse dreck vud parsse 

dat waler duer wth, vnd spuite hem dat water daer iuu, dat lieelct 

wal, Uff nim buudes dratT vnd toppeti vann alhorn vnd grueset waler 

^Ldaer vuyth, dut beelet wal, Off nim juuge eckelenn ") vud stoedt dat 
^f «ater daer vuyth, vud spoite dat in de wunde, dat belet wall, 
H Noch alst gewrenget ys, 

^M , Iteui een prerdt dut gewrenget ys, vud dat uiemaiidt heeien 

^RflcHQn, daer niachmen iu veriuoeden tho brukeue beeneu, dau saluien 

^P dat zeer wyde up snideii vud laeteii diu aderun bieel oftet peerdt 

wurdt duol, vud snideii oick alledat vuile vleys daer vuyth, vnd to 

brukene beeueii siut se daer iiiue vud badeut mith [f. öäfr/ ghesodeuu 

loe, vnd uimpt eeueu uyewen ardeu put vnd daer in gelesschede kallick, 

vnd bonuiub toe gebraut vnd dicht toe gedeckt mit ceueu aerdcuu 

iderscU') vud boueu geladen mit eeueu stecu ofte sehiuewerdt up ge- 

riieueu, dye pol ys root als vuir soe ist guedt den puluer warp ouer 



•) Jgelliuf. - 



: Eckcru, Kiclielu. — 'j Deckel [dekselVJ. 



den anderen dach id de wunde, vnd watmen mitter loe alle dagen n 
äff wHBScbien kann dut salinen lateii sJltt'nn vud dotrut uicht bloedel 
rnd watibchent nat! mit wynctick vud wurp puluur weder in vnd i 
veerthien dagen vud nachten als dye wunde gedrogct ys, soe Bulm 
dye wunile smertn mit ongesolteiin gausaen smolt, all beett, 

WattDter eeu peerdt nicht etrn of driDck«n «nn mach, 
Item oft' ecn peerdt nicht eten eil konde dattet staet kauwenn, 
ouer die faauer oft hoy soe lieei't idt gebreuk in den mundt, soe 
moetmen bem dye suiuel latenn utekeii vnd daer solt in gewreuen des 
morgene al eert drincket vnd latet daer u]> staen vastcn flry edder 
vier stunden vft oick gebreck hadde vann de memmekens ') soe 
moetmensse körten vnd daer suldt iu gestrukea, Oftu uyek gebreck 
hadde van de vinnen soe inoulnieu hem dye kamen mit ueii vi 
doerslaenn, vud daer aoldt in ghewreueu. Oft oick jf. äGnJ gtbn 
badde van de sprnwe äoe doet daer raet toe als voerscreueu ys 
de spruwenn, desse dingeuu moetmen den peerde doeu des morgens 
eersse drini:kenn vnd latense daer uae dree oft vier litundun vasten dat 
ys hem guet, Item dit moetmen uick doenu daer nae dattet teekeu 
ys des peerdes, bet zy in de taiiden ofte iu der voelenn, 

Off eeu peerdt haestich ki-anck worde vnd uiet eten künde 
ItL'm off een peerdt haeitticb sieek worde vud nicbt eten kui 
soe sich bem eerst na denn munde, ol't bem dye oick vucblich 
ist aake dat dye mundt drooge ys dat eu ys geen goet teekenn, 
nimpt voort soidt vud water vnd wasschu bem dye mundt daer 
soe wortse hem weder vuchtich, oft uinit wit vann een eye 
bonnich gemenget vnd strycke hem iu den mundt soe werdt bem deu 
mnnt weder vucbtii.b vnd doe hem terstondt enen tboem an gestreken 
mith soidt, vud laet hem daer up staeu kauwen soe wurdt hem den 
mundt weder vucbtich. Item laet dat peerdt oeck een weynich rydt 
vnd laet bem wat soltes in de uostrick blasen dattet pruititet, sui 
wal beteren. Item oft dat peerdt noch niet pruisten eu kund« 
geeneu vuchtenn mondt hadde, soe heuet ander gebreck [f. Sdlf^ 
voele wordt ua denn ooren off Jdt dye viueren oick heeft, soe laet 
hem belpen, Item such oock toe off dat peerdt oick veruangen ys, 
srie laet bem oick voort belpenit, Edder off idt auder gebreck hadde 
bet were dan vann hoender veren edder wormen, oft" dattet gbi 
were, off dattet uiet orten künde off' vanu stallen, uff ander gebri 
soe luet bem helpeu voort, 

Een kuDst dye probeert ys, 

Item wann een peerdt ghtjen hauer ctcuii maeli bue beuet gä 

bret-'k vann biuneun des tyucs vauu otiyckL'u sakeun, soe uimpt poka 

VBun berinck vnd doense in ueiieu schonen potb vnd laelsse seedul^ 

up die helleste ynd schumesse wal scboone dan laetsse koldt wordtil 



ec k 






) mamilLkC. 



Ivnd giffap ilcnn peerde in den lyun Tnd rydet daer een weynich nae 

fdattet warm worde vnd settet idt dann wfder up den atBÜ, vnde 

Istet een wylp daer nae vasten, dat'r na salt wall etlienn mopen, ' 

Vaun hals swellinghe 
Item Pen peenit dat ilye hals swuUe ist dattet niet etilen knn 
Boe ruyme hein dyt^ mundt midtti soldt vnil etick vnd nini seinen sap ') 
Tiid honnjch vnd dat with vann ecn pyc, ihph [f. (iVa] ghe dat taameu 
in wyn, vnd ghifl hem dalt int Ijff ein tydt lanck alle daghe watli, 
,aoB ist giiedt, Item ein peerdt dat Lardt lacht soe nim enen goeden 
Iteker vull enticiaen, vnd lepetl vul solta, dat to aamen genienget vtid 
ein weynirh warm gemaeckt vnd gift dem peerde int l3ff, drye dagen 
lanck vnd des veerden daghea slae hem die apoer ader, 

Heert een peerdt kPAUcklieyt van binnen, 

Item heeft een peerdl idtzlycke kranckte vann hinnen nae die 

gheatalteiiisso, soe nimpt een quaerte wyns, vnd oni een oert onge- 

pynicht honnich, vnd wat seinen, vnd dat thu saemen gesodenn up 

die helleste, latet dan koldt worden vnd giff dan den peerde int lyff, 

Marckt wal thoe, 
Item nitupt oick nae der ghcstaltenisae der sakenn een mengel 
Tommye, vnd wat ongepynichden honnich vnd make dat to tarnen warm 
ynd giftet hem int lytV soe salt heter worden tbis guet tho swelUnge 
in den hals off int lyff nS ienirh waer vann bynnenn, 

Vann kullen dye gezwollenn lynn //". .07'-/ 
Item soe nimpt gruen loock, vnd legge dat up enen heeten 
«teen vnd doe dat peerdt daer ouer staenn dat hem die roeck au de 
kullen sliicbt, aoe make een merk van heeden vnd vlas mit amolte 
Tnd doenn hem ouer die kullen soe wortet gesont, 

Een peerdt dat syn scharlit hanght 
Item een peerdt dat ?;yn achaclit toe zeer hanget vnd niet up 
Iiaelen kau, soe baede hem die achacht mit hier vnd wal to paaae 
lauwe vnd bindet mit een lynendoeck den schacbt all doer warm mit 
lynzaet dat ghesodenn ya dattet toe gader hanget vnd bindet hem an 
den buyck vnd an den rugge soe dattet hem niet en hanghe aoe 
trecket hem weder, 

Noch van Bchaclit wth toe laten 
Itom een peerdth weicke den achachl heoft vuytgelatenn vnd 
1 kansse nicht weder in kryghenn, aoe aalmen uemen dry roggen arenn 
L Tnd steken dye in heeten tallich, vnd ateken dyo aeren in des peerta 
kjachacht voer int gheachoote, vnd salase vuyth harnen vnd sali dat 
I peerdt laten gaenn in een wyden stall, soe tuytet den schacht aeluen 
T weder inn, 



') Salbeiauszug. 




94 

Tlioe rnydiglie peerdenn, [f. r.Raj 

It.i'm mPn sali ni'men efn nieii(?elnii nlys, vod alsoR vni^Ie swpuel 
als eon eye grootli, vnd Hisae vele alluynn, viid menget tsnnn 
Bmeert diier inetie, 

Heeft sick e^D peerdt verkliclit 

Item want nirk een petrt in den lendeim verklicht bouet, so> 
nim ru»8pl vikI weyteii klyeiiii vnil dut taamen ghesnili'n vnd slaei 
dat daer allhlet mit plaestercnn vninie dr'' dagen ende drfe nachten, 
vnd nimpt oeck olyo van bayenn vnd lyn ■dyf, vod daer mede ge 
smeert sne xalt al beter wordenn, 

Vann di«k(! koetenii 

Item Pen pecrdl dat een dicko glipswull-'n knete beret, daer any^j 
äff an elcker syden aisoe brett als cen gülden, vud ateket hem onderi 
denn ffitlocke dath vpII wth mit een gloyendc ysier, vnd geniaket all 
een keerse pype viid smeret all Viitli, vnd laetent ataen veerlbien' 
dagen all stille vnd men salt rydenn in koedreek vnd dau badent in 
warm water-, niaer liet sal eeiat gelaetenn ayn an der lester ader 
beneden dye kotenti au "beydpn zyden, vnd smeert mit den bloede soe 
ist gnedth, [f. üSbJ 

Nocil eeun peerdt dat sirk v«rklicht hff«ft 

Item reu peert dat aick verkhcht henet, soe nim lyn ') zaefr" 
vud zeedet dat in beer vnd oldt russel vnd sp.ienscbe zenpe vnd suir 
deech, een bantffuU solta mit wyn etick, dat taamen gbemenget vnd 
ghpBodenn vnd bint lieni daer iiji, vnd by tydenn vernarschet, 
Hiiir inach iiifn vinden dat pulner to laaken daer men wnudeu mitli 
mach drugen vnd heelenn, 

Item gebrandenn alluyn vud gepulnert, ys goedt toe allenn 
wunden mede tbo heelenn vnd thu druigen, item nimpt glas gepuluert 
dat ya guedt tn einen broke, dut mit een auele gedacn ya oick tbo 
aderenn Beeren, Item bekede^i tandcnn gepuluert, dyc zyn guedt to 
varaehen woiiden vnd ander ;(ceien, Item nimpt stolV van bracke ge- 
maeleu, vnd wal gepuluert dye ys guedt tot allen zeeren beaunder to 
broke, Item nimpt ongepynicht honicli vnd drulget in dye sunne to 
pulner dat druegct vnd heelet wall, /f. 59"J Item desse putuer ys 
guet in de wundeu wan see eerst w:U gehantieert synnt, itlicke uae 
t-iyne, Itüm nimpt glas vnd hamerslaoli vnd kallick, vnd stoet idtlyeke 
byaunder, vud siehtot doer eenen doeck vnd daii ghemengct tu boepe 
vnd dye puluer ya guedt tho nghen Beerte, in de rugge vann broke, 
Wann xick een peerdt verseket heeft 

Soe nim weitenn klyim vnd leem, laet dat peert daer alT drincken 
alle niiu'll soe lange dattet beter ya, vud nim gruen ekeu looff vud 
gruen ala^em vnd gifl' hem vakenn tbo etbonn soe -Halt beti-reun, 
■brneideu") liauer vnd vann aUehande water 



I 

I 



1 uye hoey. 



') (? !. gliplinieiiien = gelimeiden, prbitzl? A. LJ 



Vann kold« pisse, 

Nimpt Pen loot Ini'bprreii diit ya haniilccr ecn liekor wyns ntf 



jllpt bir 



■firmet tli 



Im üanien, vni 



d gift den peprdp int Ij'ff, 



I 



\aii raapeinn, 

int du wilflte con iHSp diklue niakenn, soe /f. 59^j nimpt olie 
vann hayeu vml gruen hnem olye viid gheatotean awunel, vnd gebrandeu 
alluynii vnd dye doer van ceu j-ya vnd ghestoolen hollworttel vnd tboe 
hoepe gestndenu, daer inede Hhesmnprt alle dage Pens, soe idl guedth, 
Wann «en prerdt die voM toe vofile ve^ßt ys, 
Itoni off hcm dat yaspr tho na licht vann hpslacha hallten vnd 
■ttet daer an hinrkt, soe alae hem tlat jaer wath los, dann nimpt 
■in rou ey vnd een hantlfol solta, vnil slae hem dat in den voet, vnd 
,tet staen eenen dach vnd Pen niLcht, dit doe twee oft diy mael na 
len anderenn, so salt beterenu, 

Vann voeruaughen, 
Item dat steit toe besorgen dat hem dat lenent ooek aolde ver- 
igen, aoe laet die voeteuu wa] vegenn, soe kriL-htet leueiit ruyni 
od legget alle dagcnn daer eeo guhlcii plaeatt^r up vnd wachti^t dan 
wale geameert soe aalt betereun, 

Ein peei't dat sick up ein ader getreden beeft 
Item een peerdt dat sick u]i een ader ghetredenn beeft, oft waer 
het zj-, oft dat sitk up oen ader geroeret heeft waer bot /.y, soe 
[f. llOaJ nimpt wyn hi^ffeun daer toe gedaen gebranden wynn, vnd 
aolt, vnd roggen meet vnd aes eyer vnd apaenache zeepp dat tho aaemen 
beet ghemaect vnd alaet duer vinme, vnd laet idt slaeti dree dagenn, 
alle dage wat veracha, 

Vann honeHJerte des petirts. 

Ein pport datlel houet sieck ys, dat kompt van enpr ader die gheit 

van der nuese kruese off dir ader saitu ftldus stoppen, legge dat peert 

up den ruggen. off op dye /ydt, vnd glieet hem dye onrenn vull honichs 

Tode bindet se vaste tho vnd latet daer mith ataen so salt boterenn, 

Van den fielaeu remedye 
Item weh'k peerdt dat houet aceck ys, dan hem toe slagenn 
gestoten ys, van wat aakenn dat angecouien ya, so sallu nemen 
redick wal gedurret, vnd seedcn see wesr al euen vele, dat taamen 
wal geatooteii tot puliier vnd mit wyno gemenghet vnd gift den 
peerde dan inn soe aalt beterenn 

Vann vorlat«nn, 
Item Pen peerdt dat voerlatL-u ya, nimet olye van bayttnii ende 
hoem olye vnd hae.ulecr olye dat tsamon gemenget vnd smcert mede 
om zyim borst, soe droget mit eeri heet yaer so satt betören, /f. f'O^j 

Van honet nieckte 
Item nim grootc nmenten een pot voll laetsse drooge worden dan 
pulueresp doer eiien doeck, vnd gift den peerde daer van thoe drincken, 





H 

Wan eeii uenrt hoemler vrrfiti j^erten Iieeft, 
Soe ia dat peerat sepck vnd marliK-loos vnd steit toe bnü 
singen vnd mach niet etlten, soe laet tor sinndt dnt peei-t ecn weyaicfa 
rydfiii vrid wasaclipt liem dye ton^e mit solle vnd water vnd doe hem 
wat solts in den noalrirk dattet piuissche vnd dattet nyck nrte soe 
Salt beterenn, Oft idl niet orten künde sne giff hem oen dranck isum 
dattft orte vnd ioet ineen ortet, ine idt beter ys, mM 

Wfllck [leert ilat die roere heeft. ^ 

WVlck peert dat die loere lieeft, so nim ilat iiigewejde van enpr" 
hinnen altoe malen sonder dje leuer vnd hacke dat, vnU gilT den 
peerde int lyfT vnd daer na gtft hem vele ihn ethenn vud weyninh [o 
drincken hinnen Xilll dagenn vnd dn eu salt dat pperdt nicht rjden 
bynnen XIIll dugen, Item welck peerdt dat velu eten mach vnd nicht 
vei'duwen kann, den giff ingeweyde vnnn visschen int lyflF, soe salt 
he'tprenn, ff. fU"/ 

Weick peei-t verstopt ys vnd nicht eten kniiti 
Soe iiiinpt speck cen vinger lanck vnd dicke vnd slroye dat 
schoeten acrnment also datmen dath speck niet aeen en mach vnd 
steke den pperde achter int eynde soe aalt beteren, Off krychenen die 
kleen vann banden ys vnd van armen vnd smeer hem den arm wel 
mit veth, vnd laet hem achter iti tasten soe veer als hy kann vnd warpen 
den ortb vuyt vnd Rtekenn daer dat speck dann in soe sali beterenn, 

Vanii Dränen, 
Item een peert dat wyth oft breedt draeft mit tlenn beenen deo 
salmi'n die haken an den yser huiten nederslaenn vnd binnen laeteDft< 
staen, Endw desgelycx een peert dat enghe draelt, den aalmen d] 
hakp binnen nederslaenn, ende hnylen laeten atai'n. 

Vann een swcll ofle venne, 
Wann een peert een swel oft venne herft dal meii mil geen 
ameren verdrjuen kann aoc nimpt een heet yaer vnd harne daer een 
gath inn, vnd make dann een weke van thouw, vnd steke dye in ge- 
smulten riissel vnd daer nae in resiael gesteken vud steeck dat in 
dat gath, vnd dattet van sick ff flll-/ seluen soe wt valt vnd daer 
na niyt warmen wyn gewaaschen, vnd daer nae ingeworpen goedeuu 
ateeii kaick gepulnert of spaens gruen die sali wech vretenn soe lange 
dattet genoech ya, ane laetet weder thne heelenn, 

Vann «en haer Haine tho makenn, 
Nimpt vngepynicht honich vnd tejpentyn vnd waa tho hope een 
weynich gesodenn, 

Vann den snlnenn, 
Nimpt yser hardt vnd niaddeleuen nllicke voele dat gedruiget vnd 
gepulueriKoert vnd gemenget mit honnich, wejiiich gesodenn vnd waaschep 
hem smaels mit warm wynn alsment ameren will. Item een doeralagenn 
bloet galle salmen vmme slaenn varsch heet broot enen dach lanck 
dau gesaluet midi oldt smeer ende hars ende witte rusael, 






97 



Vann vareiin Aen peerts, 
Die Kalmen snidcii alsnini aUlpr iiaist kann vnd wassclien aee des 
maels mit wnrm perilc meh^k, ilan nimpt eenn jongen hondt, vnd doe 
dye in eenen aerden pnt viid die dichte tne gedeckt, vnd setteot upt 
vair vnd latent hardi.' hradonn dan alsne gcpultioriiteert, vnd dat 
poluer [f. ßSa/ doe dner dos maels inn alst gewusschpnn ys. 
Ein alliier vnnnt Hflne. 
Item nimpt herinck pekel vnd wat terpentynn, russti, vnd huis- 
loock, dat tho saniea wal gcatheydct vnd genndenn. vnd daer plaesters 
Tan gemaect vnd daor up geli'clit dat liiidet vnd druiget wall, 
Pnlner oui mil vl«is wth tA haleBii. 
Soe nimpt witte oalamyo vnd tho wrjuet dath, 

Tfafl Ternnnslienn pnerdenn, 
Tho voruangen peorden nimt een loot pcprr vnd voor penen 
bnbants atuuer soeuen hoem, oen stp. safFraenn, o<m Rtuuer quick- 
auluer, een Iialue kanno elicks, vnd makc dfsso materip vnder ein- 
, ander kleen ende oftct snke wcpre, dat sy dat cjuicksiluer dapr niet 
jheeme vnder en haddo. soe nimt danr voer twep loot witte gengeuer, 
Bid twe loot barulepr, 

Vann pt^erdi^n die nploop«ii sint np Kynn dobhenu. 
Soe nemot lynnaedt vnd sccdet dat in molck dattt't effen en stucken 
ratet, 8oe legget hem dacr up nnc ho.ct alst lydnnn mach, 
Van denn snlnpnn, {f. fi3i-J 
Soe nemot gheelen locm eudi> wynetirk eud alapt hem daer vmme, 
Wann een peet-dt die knten dieke xtvelt otf xla^henn sint. 
Soe nemet rlat dicko van menssrhen piesp dat vndpr int piss- 
Ith licht vnd slae hem daor warm vmme, 
Thoe die Vineren, 
Nemet versschpn menselipn diock soe warm als vann pnen 
bensche komett vnd ateeckpl liem den in don h:ils, vnd lioldet hem 
dan den kop vp, 

Di> ewpilr Il'iff/r rh-r Srit/' isl mihrsrhrii^hnt. jf. fi.l'ij 

hfCbens hitte, oplopin^«^ ende wen dye peei-den van di-n zadel 
<^edrnct mach wesen. 
Neempt een pont fynne weyten bloomen, acht loiit teipentyna, 
: loot hoonichs, een lialfl dozyn pyer, VIU l'iot rode holus. ende 
, halff mengt'leu goeden etieks, vier loot mastick gtstriti-n, Ende dit 
[ to saraen in «po nudpr Rpmenghet ende alaop koldt up het gebreck 
den peerde gplpclit, vnd tPKfns het hai'r np gewreuen, nall 
ireren vnd gpnesenn, 

Te^ens peerden die rernaup;en zyiin. 
Eernstlyck salmen het peert op toemen cude alzoe XXIIll vreu 
ien toem Inten ataen end salmen hem daer na ryden, dat het 



warm wardt ende slaen alsdan hct peoit don «der an beydpn zjden 
T&n den hörst, Ende dat solue blnet vfin den ader salmen ontfan^^eD 
in Pen kctrl, daer toe auldy lu'inpn dree pont weyteii blnemen ende 
een dozynn oyeren, Kon halft' pnndt terpentyns. oen halff pnndt 
lionnichs, een halff pont rnede holus, acht lont uanguis draconis, acht 
loot niaiitirk, acht lont wieroock, nen hantffol gestooten solts. ende 
daer too een mcnpelen mocder van wyn, Knde dit al to satnen {je- 
puliierizeei't oft gestooten mit dat voerscipuen hioet alaoe colt in een 
ander Rhealagen, Kndo dan siildy [f. f/.V'j neinen vier aefffeggen van 
laecken, ende binden lieet poerdt alle dyo vier voet mit die zelffeggeu 
van laecken bouen bot knye, ende nemen alle die materye ofle 
plaeaterye ende strycken het peerdt van den hoeuen bna tot dye borst 
daer mit tegena het haor an den schuft ende sehulder bhiden, ende 
achter van Rheij'cken op die cruyzen, ende late het aelue also« dan 
droghen an, ende laten liet pccrdt ulso späceren twee vren des daghea, 
een vre vner middach vnd een vre nae middach, Knde eeus des daghe-s 
driiirken gegeuen, mit een weynieh meela doeh diit het peert nJet sat 
fü drincke, Knd laten dye planster alsoe lange daer up btyiien, ter 
tydt ghy seen ault dut het betert, Knde als gliy seet dat het betert. 
zoe sult ghy maecken een badt, ende nemen twee potten off kannen 
etirka, twee kannen becrs, vier kannrn watera, renn hanliioll alssem, 
een hantuol hyuoet, een hantfol zelue, een weynich rozemarynn, een 
roezekaenk, een groot hantunU iiatts, Een halff pont aluyns, ende zieden 
het altozameu in een aeckür, hen dat het vierendeel iugeaoden ys, 
daer raede zuldy dat peerdt twee maela daechs smorgens eens, 
tsauonts eens, doer nat maeckenn off haden, zoe hyet als ghy v handt 
daer inholden /f. 64iiJ cnent, ende deze badinge sult ghy aoe lange 
doen, als het van nooden iiynn, 

Desse kunat ia zeker, et sepissime prohatum est, 

Vui to luaken eeii saliie voer ee» peert dat glieschoert, bestücket, 

g«»<laghfD die zenneti verkrninnen ys cet., Knd ni^k ys dyt goet 

voer die di-Aze, 

Soe suldy nemen vier loot olye van liayen vier loot poepelioen, 
vier loot dyalte, vier loot agiippe, vier loot macedonye, twee loot 
spyck olye, vier loot goede boom olye, vier loot oly vann caroilleu, 
Dit al tlio sanien koldt in den anderen gemeuget ende geroert, ende 
ameren het peerdt daer mede daer het gebreck ya. sne lange dat t 
handt warm ghewordcnn ya, 

Vann alle wnnden end zworeii woiideit »ff der gelyckfln, een zaiye 
tho maken, 

Neempt een halff mengelen hoeuniclis dye heelffte zoe veel wjn- 
eticka, een loot alluyn, een lont coperroot, ende seedea dat tlio sameu 
aoe langhe dat het kleeft [f. €4^] up v nagel. ende waertet wel dat 
niet öuer Inepe, Kude alset soe ghesodeu ya soo autdy nemen dry 
loot spaens gruen, ende doen dat alsdati noch daer inne, ende latent noch 



99 . 

een wyle daer mdde siedenn, Ende doen dat alsdann coldt in dje 
wunde, tsall genesen, Ende öfter soe veel vuyl vleesch in dye wende 
were dattet nyet vuyth en quame, zuHy daer by nemen voer enen 
stau€r ofte twee goodon starekenn branden wyn na gelegentheit, ende 
een loot späens gruen vnd maken daer een kleyn salfikenn vann. zoe 

sal het vuyl vleesch wth comen, 

• 

Om een hären salne off hoeue 

Eerst so suldy nemen een pont oldt rossel, een pondt vngels, 
een pont schaepongell, een raengel roue oly, een halflf mengelen 
teer, een halflf mengelen hoenich, een halflf pondt terpentyns, een 
pondt with barst, dat altesamen gesoden in een pot, een quartir van 
een ure, Ende daermede colt ghesmeert ende het zall maeckenn een 
gesmyde houe, 

Omme een qnade oeghe, 

Om water toe maecken voer een quaet oighe gestotenn ofte ge- 
slagenn, nimpt een mengelenn wyns, ende maeckt het soe heet dat 
het brant [f, 65] daer toe een hantvoll wynn ruyt, vnd neempt twee 
loot suyker kandye een weynich zoldt, laet het onder denn anderen 
sieden een halflf vre, alsdann suldyt met een schonn doeck rontomme 
den oghen ooek daer inne zoe ghy moecht lauw, oflf warm wasschen 
ende het sali curerenn — 

EMDEN, 1880. Heinrich Deiter. 



7* 



Marien Rosenkranz. 

, Niederdeutsch. 



Das nachfolgend mitgetheilte mystische Mariengedicht verdanke 
ich dem Freiherrn von Hardenberg in Metz, in dessen Besitz die 
Handschrift sich befindet. Es sind acht Blätter einer Handschrift des 
15. Jahrhunderts, Baiimwollenpapier, in Octav, eine Lage bildend. 
Der obere Rand ist theilweise weggeschnitten, doch fehlt nie mehr 
als eine Zeile. Der äussere Rand der Blätter ist ebenfalls um ein 
weniges beschnitten, die nach dem Zusammenhange leicht zu ergänzenden 
Randbemerkungen habe ich, durch Klammern bezeichnet, vervollständigt. 



(la) De dyt jag • . 

De ny enward vnde nicht vorgeyd 
De nam in er eyn vleschen kleyd 
Noch blef ze reyne maghet 

5 Eyn bardun schicket sik in de schiebt 
Des don is zuter ghehuret nicht 
Den strickede dar in her nathael 
So dat em nicht en note entfel 
De tempert den ersten ton 

10 Hyr werd yn dyssf'n edeln schad 
De ander doghet roze ghesad 
Dat is de rechticheyd vor war 
Den vliget her iarech in de schar 
Vrisch mank de roseken vron 

15 De dessen harband vppe drecht 
De blef juncvrow vnde sad in echt 



5 Am Rande links v, rechts Bard&n p^ c(antus) 
7 links nachael b^ ge^ 

12 rechts Justicia 2« (virtus) 

13 links iarech 6°^ ge^ 

15 links (8peci)fica^ virginis 



101 

Doch ward de reyne vruchtbar 
God vader zone heyliger gheist 
Godliken schflpen se myd wlleist 
20 God kyndekens ghynk ze swar 

AI in der regheo meldet sik byr 
De ander steyn ghenennet zaphir 
De heft de rechticheid vndbräd 
Her enoch knappet dessen band 
25 Des he sik sterk vormad 

Des meres sterne wonet hyr by 
Dat dysse kröne vorluchtet sy 
Matuzalem de aide man 
Den andern sterne wand he dar an 



(ib) 



Vp eren locken zo vterweld 
God seluen in der iuncvrowen speld 
Do gabriel sprak ane 
Dar bed se noch den namen af 
35 Do er dat heyl aldar beklaf 
Des hyd se noch ane we 

De satüreye rechter gute 
De is de ander wurte z&te 
Her lamech gift se hyr to lede 

40 Er röke sutet alle stede 
De blumeken ouer al 
Ach tripel du möst volger wesen 
Du bist de doue vterlesen 
Her noe heft dik lef ghehad 

45 Dat he dik yn düt krentzelyn knad 
Du jfibilerest so hal 
Se ys de griine goddes angher 
Des goddes kindes gink se swangher 
Wol vertich weken al meyst 

50 De hemmeldow heft ze begoten 



21 links y 

22 rechts Saphirus 2^ (lapis) 
24 links (eno)ch 7» ge» 

26 rechts Stella m(ari8) 

28 matüsale 8» ge^ 

31 links (specificatio vir)g(ini8) 

33 lies ave 

37 rechts saturey 3* spes 

39 links (lamech) 9°^ ge^ 

42 rechts tripel 2® jcäc^ (1. cantas) 

44 links (noe 10°^) ge^ 

47 links (specificacio) virg' 



102 

Dar er de vrucht is van vndsproten 
Wen du dat rechte vorsteyst 



De drüdde rose hed de leüe 
So ik las yn der doghet breüe 

55 Arfaxat schorte se gantz vast 
Se priset so wol des krantzes ast 
Er doghet is nicht kleyn 
Sardonix is so wol gheslacht 
De steyn heft aller lyue macht 
(2a) Den heft ghekedet her caynan 
De kan dar nummer komen van 
He vnd de lyue sind eyn 
Se is der enghel b;fderyn 
Se is der sunder trosteryn 

65 Se vortriüed alle leyd 

Myd erem blude reyner kuscheyd 
Vorseghelde se de wäre godheyd 
De dyssen louekrantz treyd 

De leydesterne vter maten 
.70 Schud viinken klar in alle Straten 
Yn des sapp^llekens vmmelop 
Her saie wenede d;^ssen knop 
To loue der reynen vrucht 
Her eher slod den spykenard 
75 Syn doghet ny vorwnnen ward 
AI yn der krönen vmmevang 
Syn roke dor alle blüuien hen swang 
Der uiaghet yn eren tucht 
Se is gracia plena ghenand 
80 Her gabriel er den natuen vand 
Do he de bodesüb warf 
Wen wy se rüpen jnnighen an 
De vüUen gnade se vns wol gan 
Wy er nü bede> vordarf 



53 rechts karitas 3^ virtus 

55 liuks (arfaxat) 11» ge^ 

58 rechts zardonix 3^ lapis 

60 links cayuä 12™ ge^ 

BS liuks specific virginis 

69 links v', rechts ftella du(ctrix) 

72 links zale 13^ ge» 

74 links (eb)er 14» ge», rechts 8pikena(rd 4*) spes 

79 links speci^ virginis 



103 



85 Det qüart holt tili sinen suten klang 
Over aldes bogeis vmniegaug 

(2b) Her phales sub de liute ge . . apan 
Gescijüet Testiughe nucb iten liao 
So wnlikeu lud er sang 
90 De verde doghet roae hur tred 
Barmhertiüheyt de trütinnc lied 
Her ragan lieft se mütich ghevest 
Id aller liopenc steid se best 
Se tröstet al vmmelang 
95 So dtilgliet vna ul awaren pin 
Du aller leueste juncvrow tQyn 
De doghet wyl by dik ayii 
Wead wy dik vnse suudo klaphen 
Du lest VHS iiünimer van dy iagbea 

100 Du bringhest vna bulpe ackin 

Smaragdua vinkelt iu der doghet 
De steyn den krautz zo wal vurhughet 
Burniherticheyt is vm wol küud 
Des spüudet ho ok dyt vyrde spünd 

105 Her aeroth byndet dyd buud 
De guldun drat bealiiighet geroe 
Vorbad de glaritze inarghensterue 
Her nuthur tocb dat kedeken tu 
Se kündet deu daub des inorgheus vrö 

110 Se vyret niinainer iieyii »tünd 
Se ia wyngarde vjin engady 
Se ya de büah ber moysy 
De vnder dem beude aü beüet 
De krautz ie er ao wttl ghegad 

115 Dat ny neyn krana lo prise zo atad 
De wyl dat iemuii leüet 

Her thare was deü wol voreüuneD 
De v^rde wurte beft lie wnuen 
(3b) Dat ya de cyuamünu>k(;n amacg 



86 rechts Qnart (3^ i:uiitus) 

B7 Der Bcbluss ahm bt'schmtten, iiiiBichw. links (lö" ge)* phales 

91 rechts niiä {= misQticonün) 4' virUiB 

92 links irAgaa \6)"< go« 

95 links (Bpeeiticacio) virgiuis 

Ifll rechla smaragilus i'' Inpi^ 

106 links (Bcrot.h IT)" ge» 

107 rechts stelln matiitiu» 4> Stella 
WS links (nnthör) 18'" gu» 

III links (npccificuno) virgitiis 

117 links (ni"r)e 19'n ge" 

119 de unleserlicli. rethis cjuumöa i* Bp(ecie6) 



104 

120 Er roke der krönen nü enbrag 

Dar ynne he ewicb blyft 

Dat sik ny alder neghest hyr vind 

Dat is dat alder süteste qüind 

Dat quinkel^ret so louesam 
125 De patriarche her abrahain 

Dat bewyset wal de scrift 

Dat ewangelium hyr begiud 

Dyt rord dik juncvrow vnde dyn kind 

Vor dan iüwer twygher bord 
130 Dat ik de leede vorbad slute 

Des help myk juncvrow roseu trüte 

Des ewangelien word 

De vefte doghet roze is gröd 
Neyn doghet rose buter vndspröd 

135 Dat is de hylghe loue so sterk 
He tzird des krantzes zirkelwerk 
Dat scaffed her ysaac 
Her Jacob myd dem calcedone 
Vorlüchted he den krantz so schone 

140 Dat is de vefte steyn erkoren 

He hcft sik to dem loüen ghesworen 

Se prisen des hemmeis dat 

äe is de rose van ihericho 

Se ys de. sedverbom van lybano 

145 De zÜ8 ghecrentzet her verd 
Se ys dat vl^teken van ebron 
Dat dochterken myldo van syon 
Se ys eyn maghet vormerd 

(3b) Dat souensternte hyr volghen mud 
150 Syn glantz tred houch bouen würes glüd 
Dat ys de vefte sterue so stold 
Er gymmeu schud se blanker wen gold 
Dat slang her jüdas 'de held 
De lylie wid kan sik nicht halden 



123 rechts Quind 4^ cät^ 

125 links habraham 20^ ge» 

127 links speciticacio virginis, rechts h' incipit über gen(eracioni6 secandum 

ewaugelium 

135 rechts tides 5» virtub 

137 links ysaac 21™ ge» 

138 liuks 22*>* gu^ Jacob, rechts caicidonius 5^ la(piB) 
143 speciti" virginis ^ 

149 rechts sebtistellm 4« Stella 

163 liuks (Judas 23)°" ge^ 

154 rechts album lilium 5» spes 



105 

155 Se leed den roke wyde spalden 
Se ys dat vefte edel krüde 
Her phares is er rechte düde 
Nach desses krautzes gheweld 
Se is god vaders eyn koren brud 

160 Se is god kyndes inüneken trud 
Des heylghen geystes besliid 
De enge} sind er al vnderdan 
Neyn maghet ward ny zo wol ghedan 
Der doghet is se eyn sprüd 

165 Juncvrowe dat ik nicht ensuaiie 
De scrickel note dat octaüe 
De klinghet wal nach seydon sanghe 
Her esrom scref se hyr to klanghe 
Den krantz vorwelüet se vrish 

170 De seste doghet rose is breyd 
Wy godde dat is de myJdecheyt 
Her oram künde nicht lenger beyden 
He halp den krantz dar myd bereyden 
De blume band he gar rish 

175 God led se vleten so vül gnade 
Dat se wol hed der gnaden lade 
De alle sunder bevlüd 
AI we se kan to vrunde weruen 
Se kan em wol den hemmel arüen 

180 Dat se ere gnade vp g&d 

(4^) De seste edcle . . . sardis 

Der myldecheyt is he volgher wis 

Aminadapp was des eyn vynder 

He schof den steyn myd synen vynger 

185 Dar in dat bendiken fin 

Her nason quam myd herschen tüchten 
Den Crantz kan he so schon vorluchten 
AI myd der aüentsterne rume 



157 links (phares) 24°* gt!» 

159 links (specificacio virgijuis 

160 lies mümckeu 

166 rechts octaua 5^ cautus 

168 links (esrom) 25"» ge^ 

171 lies By godde — rechts pietas 5*^ virtus 

172 links (oram 2)6™ ge» 

175 links (specificacio) virgiuis 

181 rechts Sardis 6» lap(is) 

183 links amiuadap 27 ge^ 

186 links uasö 28'' ge^ 

188 rechts vesperus 6* Stella 



H 


106 ^^^1 




Dyt i& de seste sternenblume ^^^^^| 


^^M 


190 In dessen vrisulien krentzeiin ^^^^H 




Her joachini »u hed er nanne ^^^^^^| 


^^^^H 


Er l}ue müder de hed anne ^^^^1 


^^^^H, 


Se seten to nazdied ^^^^^^| 


^^^^V 


[>eme de bom wiis vd den bi-üsten ^^^^^^M 


^^^^V 


19ä D;l wag dat kint iu goddes Instea ^^^^H 


^^^M 


Vns Bunder» se wol bered ^^^^^| 


^H 


De Ijlyge conüalidüm ^^^^^| 




Dat is der juacvrow m»gotduDi ^^^^^^| 


^^^^1 


De is dat seste wortekeu kusob ^^^^H 


^^^^B 


200 Se bedüdet de» gedconis vlügch ^^^^^| 


^^^^V 


Her salmoD stnikkedc dee ^^^^^| 


^^^^K 


De seste tön wyl sik hir slüten ^^^^^| 


^^^^^ 


Dat is de note in acküten ^^^^^| 


^^^ 


Her booB heft se byr ghevlighet ^^^^H 




205 Se boutiii alle noteu scrighet ^H 




So Biites saoghcB is see ^H 




Se is god sont's eya wonuhüs ^H 




Se ys god geystes uyn tempelklüs ^H 




God vader was des ortspring ^| 




210 We acolde de juncvrow uicht louen ^M 




Yn alltüi högbun heiutnelhouen ^H 




Dar louen se Alle diDg H 




(<!>>) De souede dogbet rose ber geyd ^^H^H 




Dat ys [dogh<.-t] de edele warbeyd ^^^^1 




215 Her obetb bel't des nicbt vur^eten ^^^^M 




He hel't be byr tu i:raut;ii; tneteii ^^^^^^H 




Den kruiitz vorbliimut se Loch ^^^^^| 




De souede steyii erisubtus ^^^^^| 




De gyll der warbeyd syaen küs ^^^^^| 




220 De twey de sytteu wal tu prise ^^^^^| 




Her jease scöb dyt &ha lyse ^^^^H 




Dat ny dat crentzelin bocb ^^^^1 




Se bet't dat bod oüer alle laod ^^^H 


191 


Itnks specifi" ^^^^^| 


197 


rechts liliuro conualtum 6> spe(i) ^^^^^^B 


201 


liukB 2°9« salmü ^^^^^H 


303 


rechts «cütua ßi" coDtue ^^^^^^^| 


20* 


boos 30 ^^^^^H 


307 


links sp(!cii;° virgiuis ^^^^^^^M 


'314 


rechts veritae 7> virtiu ^^^^^H 


215 


linkB (obeth 3I<°) geO ^^^^H 


218 


rechts 79 lap ^^^^^H 


231 


aeise 32)m g^ ^^^^H 


223 


lluk« [speciticacio virgi)niB ^^^^^^H 



p 


■ 


Se i& der sunder eyn quite pand ^^^^H 




225 


Des hebbe de juncvrow daug ^^^^H 
Des muten myk de wysen Jen ^M 
Si' ia pyn morgen rod vp bren ^M 
De alle hemmel dürchdraug H 

Den lycLteii manen by syner tyd ^M 




■230 


AmbsBte koning her daüyd ^| 
Myt ainem vulleu »chync voiklard ^^^^H 

äe ys aronis blogeiide gurd ^^^^H 
De dyt czapylken drecht ^^^^^H 
Her sulomon wand den iilee ^^^^H 




235 


In dessen crantz myt grünem ktee ^^^^H 
He sach de magbet myd bbimen smücket ^^^^H 
Des thürou rokea will gbcdrui;ket ^^^^H 
«o vns dl! hylgbe scrift aecht ^^^H 
We ys dueh dee d<- ziis vp stighet ^M 




240 


Der aller blilmen rnke nygbet ^M 

Dat äprak de seine hur salomon ^^^^H 
Des wyl wy singbeu kyryhfleyson ^^^^H 
Der magbet jo myd louetuuge ' ^^^^H 




fö«) 


Her roboum her an gbebeugbet ^^^^H 
De czymbelnote de wol kleughet ^^^^H 
De klinget »o süte yn dem crantze ^^^^^H 
Se geyil myd to der eugel dantze ^^^^^| 
De jmicvruw höcbgfaeborn ^^^^^H 




250 


De achteste doghet r&zi) grSu ^^^^B 
Her abia spannet se kün ^M 
Se ia ghenand vursichtiuheyt ^H 
Des crantzea boghel se vmmespreyt ^^^^H 
Er schone werd nicht vorloru ^^^^H 




255 


Se kan vorsüiien goddes torue ^^^^H 
Se is de rose auuder dorne ^^^^^^| 




260 


Se vSrd den hemmelschen rey ^^^^^H 

Se is de düüe sunder galle ^^^^^H 
Se drecht den krant>^ myd lonesclialle ^^^^^H 
Se is de blugheudu mey ^^^^H 

7> Stella ^^^^^1 


229 


reohla 


230 


lüiks 


ambestt: 38)>° ge" ^^^^^1 


2S4 


Ibks 




239 


lillkB 


(»pi'dlicjiicö lirginia ^^M 


245 


liuks 


V iiuil rtibuum 3"5>u ge" her ulergtsch rieben ^H 


241) 


reihl 


amitüu (78 uiutuä) ^M 


251 


liuks 


Mo. S&" gtiO ^^^^M 


255 


liuks 

■ 


^^^^^M 



^ 


Onixus is dar by ghedrucgheo 








Her asa de was de» uyo sake 




De steyn sliiyd in dem lichtesten vake 




265 Syu doghüd he nicht enspard 




De wülken blang stan hyr ghestichtet 




lu dcBBen crautz ao fin gliesfhicblet 




De scb^ten vun sik kertae strulen 




Hei- josaphat lieft dyt ghetnaleii 




270 De künat hadde he ghelard 




Se heft ghebeerd ai suiider guden 




De se schÜp den hadde sc laden 




Syn mynscheyd gaf se eni 




(5t)) Dat quem er «1 van benimels doüwe 




275 Des ys sf junevrov vnde vioüwe 




De bord scacli yn bethelem 




De cziteloes! gbcdesemed 




Myt heiiimela dnüwu gbetiesemed 




De bt;l't her itram hyr gheliechted 




280 In dessen criLiitz so bür»ch gUevlechted 




Ny röke ward dessem lik 




Fractura de sticht hoch vud syd 




Na sütcr doghct steyd a! iT vlid 




Se ys de kiiickelnotc h-?leu 




285 Her joöiiiB kan so wal 'sljteu 




To krantze so togentlik 




Se heft ghewalt der vjr eleinend 


, 


Se uoghede vuse sacrumeud 




Dat SV mynisLiken gbebur 




290 Dat dede ze myt juucvruwinelke 




De drang ae vt gdd geystea kclke 




tiud vader du wraebt«.- dat gbar 




De dogbetroz« de negede 




Yü dyt sapylkuD dreyede 




295 Her matban hyr van rechter schuld 
n'chls oiiims »» lii(pis) ,^^^ 


361 


263 


liuks a»a !)7«' ^^^^^H 


2«6 


re<'hlg uubes 8> «el(la) ^^^^^H 


269 


liukü joüopliat 38» ^^^^^H 


271 


lioks Bpuci" virgfinU) ^^^^^^^H 


377 


rerhtB i*yUlusa 8* Bpee ^^^^^^^H 


379 


(:il)n> gG)u ;^^^^^H 


3h2 


rechlij fraclum 8" cantug ^^^^^^^H 


265 


linkB (jorias 4()°>) ge» ^^^^^H 


287 


llnkfi (speciliciido fiOginU ^^^^^^H 


295 


liiikB (matha)D ^^^^^H 



109 



Se hed de erwerdighe duld 

De doghet is zo dogbenthaft 

Topasion ys al so verweghen 

He heft sik bj de dult gbevlegen 
300 Den stejn pol^rde ber acbas 

Nocb slychter wan eyn spSgelglas 

He gyft der duld ere kraft 

Hyr werd de krantz gantz wederstricket 

Den eua beft entwey gbeknycket 
305 Dorcb erer vülgeylicbeyt 

Dar van wy weren vallen neder 

Den ganscde desse juncvrow weder 

Myt küscbelicbor reniebeyt 

(6a) De sunne blicket scbynens genster 

310 Dorcb al des krantzes bog«^lvenster 

Se czyrd den kranlz nocb sunneu reyster 
Her ezecbyas was des meyster 
Er scbyn kan nummer vorgan 
Her manasses beft wol gliewucbten 

315 Den tymea beft be wol gevhicbteu 
De beft de sunne vmme kreytzet 
Myt sconem roke dorbeytzet 
Do wyl dar ewicb by stan 
Se ys de bonnicb vl^tende stam 

320 Dar vns vnse beyl van weder quam 
Er seyni vns sute begod 
Dar van wy synd to gnaden komen 
Se beft vns deme däuel nomen 
Se belpet va ut aller nod 

325 Syntolen sang Ifid over swengbe 
He kan wol duren in de lenghe 
He sutet aller vroüden note 
Her amon wrecbt de byr to slote 
Den krantz be mede form;f^rd 

330 De dogbet roze nu de teynde 



296 rechts paciencia 9* virtus 

298 rechts topazyon 9^ lapis 

30r) links (achas) 42°^ ge» 

303 links (specificacio) virginis 

309 rechts sol 9» Stella 

312 links esechyas 43 ge^ 

314 links manasses 44 ge^ 

315 rechts tymea 9* spes 
319 links speci^ virginis 

325 rechts dupx (= duplex) nota 9 (cantus) 

328 links amö 45 ge^ 



^ 


■ 


Syk yn dem crantze wal voreynde ^H 






n.it 18 de myide odmudicheyd ^^^^H 






To kraiitze se her josyas sneyd ^^^^^H 






De roze he f\n hanttfrd ^^^^^H 




335 


De juiicvrow is to hemmel tlnghen ^^^^^H 
Kr brüste hed god sone soghen ^^^^^^B 
Den heft he de rf^yne krond ^H 
Myd dsssem crantze yii dem tröne ^^H 
Öe drccLt ewych de sterne kröne ^^^^^^B 




340 


Den hemmel se gantz vorschönd '^^^^^^H 

De crysopas de cdele thüre ^^^^^H 
De steyn steyd in des crantzes miire ^^^^H 




(6li) 


Her jeconias dyt hel't ghedreuen ^H 




345 


Syn doghet was <!m wal bohUnd ^H 
Salatyel sik sclionc vorsach ^H 
He pluntet hyr hy den lychten dauh ^H 
De luehtet ouer berch vnde dal ^M 
He leschet aller kertzen gräl ^^| 




350 Hd is des crantz^s vulmünd ^H 






Ein joghpt bora is se den sf len ^H 






Vns sunder kan ae gnedich "h^len ^H 






äe is der giinden so viil ^H 






Wy Bchullen eres wyllen ratnen ^M 




355 


Des steyd de krantz yn goddes nameu ^^^^^H 
AI vp der junevrowen kriil ^^^^^^| 

Zorobabel vlacht puren wyrnk ' ^^^^^^| 
Vor alle vorgyft is güd syn rok .^^^^H 
%n roke vt dem krantze dringhet ^H 




360 


Den hemmel tron al vmme swinRhet ^H 
Dorch aller sngele koer ^H 
Ründ^les nötken lopen snelle ^H 
Se ys des sutes sanghes schelle ^H 
Her etind led se klinghen ^M 




366 


Se deyt den erantz in vroüden springheo ^^M 

humilitas 10> r{irtu!) ^H 


332 


rechts 


833 


links 


josias 4t! ge^ ^^H 


335 


links 


sprci" (vir)gLnis ^H 


341 


links 


V, rerbls criaopüss^ 10 (lapis) ^^M 


344 


iinka 


(jcrnnials 47 ge» ^^M 


346 


links 


347 


rechts 


dies 10> atplla ^H 


3äl 


links 


(speci1icai?i)o Virginia ^^U 


357 


links 


(zor)obabe] 4t» ge» ^M 


862 


rechts 


hreuis nota curreos 10» cantuB ^^H 


364 


links 

■ 


(elind) 50 ge8 ^H 



' 


■ 


Neyn sanghes nutf tred hAr ' '^^^^^| 






Se sterket dor patriarrlirn syn ^^^^^^H 






Se is der jünger npoatnlyti ^^^^^^| 






De engliet (l6 sind ere kneobt ^^^^^| 




370 


Se heft theniihilo maket sund ^^^^1 
Se scRfffäf vd der helln grind ^M 

F.lj-ftcliym was gildpn hügbeu ^H 
He liefft yn dessen krantz ghetighen ^H 




375 


Des illte nise der dnglietlipyd ^H 
Dat y^ de müteRlie nu'Licheyd ^H 
Se temperet sfl<' vnde l^r ^H 
Jacincles is des besten grades ^^H 
Her azor was sn wyses rades ^^^| 




a-) 


De mntlclieyd gantz dorch ein waudert ^^^^^^^| 
Dpo rrantK b^d he leyd vordrif ^^^^^^H 
Dar alle wyasaghen van screuen ^^^^^B 
Dat lied de juncvrow vüllen dreüeii T^M 




385 


Myd eres kyndes ghenees '^H 
Ik kan nicht lengber awygen hyr oa ^H 
De juncvrow byälü leite mariii ^^M 

Myn Irösteryii du wees ^^M 

Her sudoch lieft to rrH.Dtze hyr »eod ^^M 




3ao 


Dat lychte glymmende fyrmamend ^H 
Dat is licht aller lychtc ertze ^M 
Dat is eyn kerse aller kertze ^^^^H 
Dat luchtet over erdrik ^^^^^| 
Maria roiie myn nord vornytn ^^^^^| 




395 


Den myrren gordede her achym ^^^^^| 
Hat ia der elften würte rSke ^^^^H 
De krantz hfh siner nummer bröke ^^M 
Hyr vnde yn hemmelrik ^^M 
[>ü aprekest maria sunder baal ^^| 




400 


Ik byn de hylghe dr/üalde aaal ■ 
Der hylghen dr^valdycheyd ^H 

(specjficacio) viriiiniB ^| 


367 


linkB 


373 


liukB (el)ya<!bt Öl ge» ^H 


37B 


rechli 


temperannU 11* nrtua ^H 


378 


reclitB 


JariDi'tus W kpfis] ^H 


379 


liDka 


(u/or) 62 Ke» H 
Bpecffi" virgini« ^H 


366 


Huk« 


369 


liDkB 


V lind zadnch 03" ge» ^H 


390 


rechts 


finnauieatuiii 11* stell» ^^M 


395 


links 


Hchy 54 ge", rechts mvrra 11* spefi) ^^M 


^r 


links 

■ 


specio Virginia ^M 



^ 


Yk byn de goddes mvder Tiordeit - ^^^^^H 




Dorch aller iLrmen BÜnder ordeu ^^^^^H 




Ich tröste (ie cristenheyd ^^^^^H 




405 Her elynd nnt^ret hyr wol ^^^^H 




De sute note b^dur bi^mol ^^| 




Se is de elft» toii [ihestymmet ^H 




De dnrcb de henimtd köre klymmet ^H 




Dar drecht dat hende van lof ^^^^M 




410 [)e twelfte dnghet roze slüd syk '^^^^^M 




he. knüppet dat leslp rnsen strik ^^^^^H 




Dat vor nynninge aller swer ^^^^^H 




Eleai^ar ya des ^rheWer ^^^^^H 




S<> zyrd des htünmcls hof ^^^^H 




(Tb) ^^^H 




Ik byn der twyueler rüder ^^H 




Dar 8^ in gnndr^n hy t^n ^^H 




Wen ze müder goddi-s riipen ^^H 




Ik tiydde de dii'e myk R.istiippn ^H 




4l'0 Myn hulpe sc.a.1 m wol scfn ^H 




De twelfte edete amutist ^H 




Der doghet steyne du edelest bist ^H 




Des steyd dyt knineken wnt gliesteyad ^H 




Dil bist myt <ler vurwjnninghc eyud ^^M 




4-25 Her niatlian de vrund dyt Dioynd ^H 




Her Jacob brachte myd goddes güiiat ^H 




Ih dease crone des liemraela brüuat ^H 




De spalkerd dorcli de köre teyne ^H 




Des vroüden syk alle hylgheu meyue ^H 




43U De syn dar mede t)eleynd ^H 




Ik byn ein dijuach gevlüehten top ^^^^^^H 




(ihestricket fiii over eynen knop ^^^^^^H 




Van f;nddeB personen ^^^^1 




^^'y eyn b\f[ ik yn ewycheyd ^^^^^H 




435 De dree beslüten eyne godbeyd ^^^^^H 




Myn kynd is de eyne alben ^^^^^H 


405 


>in<l fi°5 grx *^^^^H 


406 


rCFhte Uivlur i^t l>fni([>l 11 rnntus) ^^^^^H 


412 




413 


links elea^iir !tH kp» ^^^^H 


415 


weggfsi^linitten und nur untere Reste der Uurhs laben erhalten. ^^M 


421 


rpchts amntisliis 12 kp(U) ^M 


425 


links (mathft») 57 ge» ^M 


436 


links (Jacob) öB ge" ^H 


427 


rechts totus epeudor (!) celi 12 Stella ^H 


431 


links (apecifi]cö Tirginis ^H 



113 

Her Joseph presset an dat ende 
Den duren baisam yn dyt bende 
Dat was maria dyn trüwe huder 

440 Dar tu dynes l^uen kyndes Vuder 
De Crantz beredet syk 8ch;^r 
Den Crantz slud fyn de gantze müsica 
De klinget vt re my fa sol la 
Dat ys cryst jhesus maryen kynd 

445 Sus sestich leede ghetellet synd 

Den krantz vörvullet crist gantz hyr 
De ys van dyk maria boren 
Doch blifstu juncvrow vterkoren 
So släd de ewangelyst 



(8«) 



Du byst des crantzes alleyne werd 
Den gaf dyk dyn sone cryst* 



Maria myk des nicht vorghunne 

Dyt is josepes rechte k&nne 
455 So vns dat ewangelium secht 

De kanne werd dyk doch to ghelecht 

Des wer ik gherne berycht 

Ik vnde Joseph syad eyn siechte 

Wen du de scryft vornymmest rechte 
460 Wy synd reyne van eynem stammen 

Matheüs mened vns tosammen 

Süs kanstii twyuelen nycht 

Des steyd myk wal des krantzes kröne 

Ik byn de müder soter done 
465 Ik vrouwe des hemmeis beer 

De hylghen al yn hemmelzale 

De hebben vroiide al tomale 
\ Dat byn ik goddes gheweer 

Jam ftatym fynyt Corona 

HEIDELBERG. K. Bartsch. 



437 links (jose)ph 59 ge» 

438 rechts balsä 12 spcs 

442 rechts tota musica 12 cä(tus) 

444 links (jhes)^ marie 60 ge^ 

447 links (specificacio) virginis 

453 links, in drei Zeilen . . d . . ledü | . . . biü de hoc | . . nasöe c^ sit 

456 kanne mit einem ^ über a; wahrscheinlich künne 

463 links (specifica)ci^ virginis 

468 dann zunächst (durchstrichen) Et cetera 

469 vor Corona durchstrichen cle 

Kiederdantsohes Jahrbuch. VI, 3 



Ein historisches Kirchenlied Abraham Meyer's^ 
vom Jahre 1559. 



Wackernagel Das deutaclie Kirchenlied. Lpjpirig. IV (IS7JH 
S. 694. No. I01G gitibt „Kin schön Lied, vom Christliclien nbacheide 
Herrn C'hristiaiii III. KöDirigs zu Dennemarken, durch M. A. Meyers" 
aus dem Newen christliche d Psnimbuch. Gryphiäwalt, Augustin Kerber. 
1597. 8"; s. ü, dieses Plalmlmch ebenda I, S. GOl. Das Lied steht 
nach Wackernagel awcli in dem C'hristlichen Gesaiigbiichiein, Hamburg, 
Paul Lange. Ißl2. S" S. ;131 ; s. die Beschreibung desselben ebenda 
I, S, 659. Zu dem Liede bemerkt Wackernagel S. fi9C, dasa mehrere 
Fehler, Schreibungen u. s. w. auf eine ursprünglich niederdeutsche 
Fassung schlieasen lassen, und fragt, nb M. A. Meyers der Name des 
Dichters oder des Uebersetzers sei. Diese niederdeutsche Fassung 
tindet man in einem haniburgisfihen Geaangbuche aua dem Anfange dea 
17. Jahrhunderts, welches mit der Büchersaiumluiig des Pastor Dr. 
Knnhardt im Jahre 1871 Kigenthum derllamburgisdien Stadtbibliothek 
geworden ist. Da das Buch bisjetzt vollständig unbekannt geblieben zu 
sein scheint, da ausser Wackernagel auch Geffcken Die Hamburgischen 
Niedersächsischen Gesangbücher. Hamburg. IHTtl von ihm nichts 
weiss, so gebe ich nunächat eine Beschreibung desselben. 

Christlyke I Gebede, / Vor allerlcy Nodt / vnde StKitdr 
der I ganlgrn Ckrititfnheit vth= / gedelct, Vp alle Dage, / 
in der Wr.heti tho I ttpr/rif^n. / Beimnan einem schü- / ««n 
GeisUyken Pfalm^ / Boe/:p. I Dorch I Dort. Jobannim / 
Hatterman Egra^ / uum. 

Z. 2. 3. 9 u. 1.^ roth. Der ganiie Titel, wie jede Seite dps 
Buches, von Zierleisten umgeben, in der unteru: hi/ Mann Mofrn, 
roth, Sedezformat. 

Inhalt: l) Ilabermann's Gebetbuch, Ohne Seitcuiiählung; 36 Lagen, 
signiert A bis Nn, jede Lage von 6 Blatt. Die letzten vier Blütter 
enthalten das Register. 

2) Das Psalmbuch, Das Titelblatt ist ausgerissen, so dass es 
nngewiss bleibt, ob der Titel wirklich, wie der Ilaupttitel angieht, 
Pfftlmboclc gelautet hat. KbensoistDefect am Ende, Vorhanden ist Aij 
bis MmG {Aj wird das Titelblatt gewesen sein), jede der 35 Lagen zu 6 
Bl,, oder S, 1 bis S. 418. Der erste Gesang ist: NF kum der Heifden 
Heiflavdt, der letzte erhaltene: WAket vp röpet vns de Stemme, welcher in 
diT zweiten Strophe mit Sr wnM und dem Cu.itos nidr- ahlirifht, J<-dcr 



115 

Gesang hat eine Ueberschrift, welche den Inhalt und häufig auch den 
Verfasser angiebt. Die Verse innerhalb der Strophen sind nicht 
abgesetzt, noch durch grossen Anfangsbuchstaben, sondern durch 
Kommata markiert. 

Geffcken hat i. a. B. S. XXXI ein im Jahre 1630 durch Hans 
Mosen gedrucktes Enchiridion geisiliker Leeder beschrieben, welches 
nicht identisch ist mit dem Pfcdmboeke. Hans Mose (Mosen ?) druckte 
nach Lappenberg Zur Geschichte der Buchdruckerkunst, in Hamburg. 
S. LIX schon 1G16 in Hamburg und starb 1631. 

Das Lied steht auf S. 393 iF. und lautet buchstäblich, nur dass 
ich u und v nach ihrem Lautwerth gesetzt und statt schl schw die ur- 
sprünglichen sl sw (9,4 hat der hd. Text : siecht !) hergestellt habe, 
folgendermassen : 

Ein schön Leedt, Vam Ghristlyken Affscheidt, 

Heren Ghristiani dem [!] 3. Köninck van 

Dennemarck, etc. [f 1559J. 

Durch Abraham Meyer. 

1. De gröteste Kunst der Werlt bekandt 
Christlich wol sterven ys genandt. 

So werdt de Hemmel erworven : 
Twar dissen Mann Men prysen kan, 
De salich ys gestorven. 

2. Darümme so wille wy heven an, 
Tho ringen van Köninck Christian, 
Dem Forsten so Christlyken, 

De na Gades Iladt Gelevet hat 
Unde gestorven salichlyken. 

3. De GOdt alltydt vortruwt allein 
Unde em gedecnet mit Herten rein, 
Den wiP) Godt nicht voriahten. 

Vor synem Endt Ein Engel sendt 
Tho fynem Trost unde Baten. 

4. Vor dem Christdach in einer Nacht 
Des llEren Engel Bödcschop bracht, 

Dat he Geduldt scholdt dragon: 

Syn Kranckheit groth Schal*) werden gudt, 

Up den Nyeu Jahrsdago. 

5. Teyn Dage^) thovörn dyth geschach. 
Do^) he den Dach vor Ogen fach. 

Wenn he van hyr scheide scheiden, 
Syn Dodenböhr dre Dage tho vor 
Leth he siilven bereyden. 



») hd. Text: wolt. — •) hd. T.: 8olt. — «) im Druck: Tage. — *) hd. T. 
das; wesfMib W, anders interpungieri. 



8* 



6. Do nn de Nye Jahrsdach anbrack, 
De Köninck tho den deener sprack ; 
Myn leydt schal sick baldt kehren, 
De ende myn "Werdt hüden syn 
Ünnde wert nicht lenger wehren. 

7. He hefft gespraken syne Bicht, 
Syn Hert unde Sinn tho GOdt gericht 
Unde vor sick predigen Inhten, 
Mit Andacht groth Dat I.yff unnde Blodt 
Des HEREN tho') genahten. 

8. De Küninck sprack thor Frouwen fyn: 
Myn tydt ys kamen, Hertleeveste niyn, 
Dat ick van hyr moth Tcheiden ; 
So bidde ick dy, Tho frede sy ! 
Godt möhte my geleiden. 

9. De Königinne des erfchrack, 
Se VL'enede srhr unde tho elim sprack: 
Ick bidde yuw, leeve Here, 
Vorgevet my slicht, Hebbe ick vellicht 
Juw vortörnet yiimmermehre. 

10. De-Köninck sprack: Hertleeveste Fruw, 
Gjff dy tho freden unde guder rouw ! 
Wy hebben wol gelevet, 
Du heffat noch nii Vorturnet my; 
Dat ys dy alles vorgoven. 

11. Ydt is doch hyr ein körte tydt; 
So rade ick dy mit bogem flyt, 
Willest dy van herten kehren 
Van dilTer Werlt, So höaa geatelt, 
Tho Christo unsem HEren. 

12. Unde schicke dy na Gadi-a Gcbodt, 
Vor allen Dingen fruchte Godt 
Und unscn Söhne lehre 
Mit gndem Radt. He frö unde spadt 
Wol unde wyaslick regere') ; 

13. Syn Underdalm also regeer, 
Dat alles gedye tho .Gades Ehr 
Und thom gemenen besten, 
Mit nyer Plicbt Beswere ae nicht: 
Dat lat ick dy thom testen. 

dar thoV — ') kd. T.t liie frü VDi) fpath woll viid weisalidh regiPt 



14. Damit de Köniocklyke Mayostät 
Der eddelen Königinne bat 

Ein Slötel willen langen, 

Den se bereydt Mit grohtem leidt 

Nicht liefft können entfangen. 

15. Hertoch Johan de Sohne l'yn 
Unde Dorothea P'röwlin 

Synt vor dem Vader gelegen 

Up ere Knee Mit grotem Wehe, 

He gaft' en Gades Segen. 

16. Dem ßischop unde dem Cantzler 
Hefft syne tinade vormahnet sehr, 
Wo') fe helpen unde raden scheiden. 
De Ilykes Stedt In rouw unde fred 
Tho (jades Loff erholden. 

17. Dem Hoflgesindt unde Dener*) syn 
De gnde liere gedaiicket fyn 
Fründtlick in') allen gnaden 

Unde syne Uaudt En allesampt 
Tho guder Nacht gebaden. 

If^. Thum lesten ock syue Mayestat 
Tho lingcnde begeret bjit 
Geistlikc Trostgeaenge, 
Vyff Leeder schon In ercni Thon 
Syne Gnade helft angefangen. 

19. Mit Fred undeFrowd ick fahr darben, 
Midden wy im Levendt syn. 

Labtet nns den Lyff begraven, 

Nu bidden wy Den hilligen Geist, 

Wy gelöven an Godt Vader. 

20. Do men nu scholJe anfangen dehn 
Des OraflfgeBanges klechlyken Thon, 
Dat wolde ein Frediger stören; 

De Köniuck spraek; Soickes wehret nicht! 
Ick mach ydt gerne hören. 

21. He hefl't begert etlyke mahl, 
Dat men up de Knee falle dael 
ünde btdde GOdt den HEren 

In differ Nodt Beth in den Dodt 

Den Geloven tho vormehren. 



') wo (wie) fehU int Ad T. - >) lul. T. : Dienern. 



22. De KÜninck sprack mit frischem modt : 
Nu balde wert lyn mjo Ende gudt, 
WÜ my tlio wandern begeven. 
Ick hebbe vorwabr Den Wecb alm fahr, 
De Warheit uiinde dat Levendt. 

2?, De Chriatlyke Ilere wardt also forth 
Getröstet fyn mit Gades Wordt; 
De eddeleii Würde des HKren, 
Welcke lie mit fljth Bestelledt') alltydt, 
Syn lesten FrÖwde weren. 

24. AUb hefft de giidige HEre«) 
De gantze Werlt geleevet sehr, 
Dat he l'jnen Söhne gegeven ; 
Der Gelovigen neen Vorlahren l'ynt, 
Se werden ewig leyen. 

25. Mit Fred unde l'Vöuwde he fohr darben, 
Getrost was syn Herbe unde Sinn 
Dorcb Gades Wordt utberlefen, 
Iu>) Gades Will Sacht uude Still, 
Du Doedt ys syn Slaep worden^). 

2(i. Am Avendt up den Nyeu Jahrydaeh 
Na veeren alfe^) dytb gcscbacb, 
Do vöfftich wardt geschreven 
Unde negen dartho. Godt woll") uns yo 
Sampt em den') Uemmol geven. 

In dieser niederdeutschen Gestalt diis Liedes dürfen wir, 
Orthographie abgerechnet, die Urform düsselben erkeuiieii. Es £ 
ein volksthlimlichei' Ilaucb diii-cb dasselbe, der an die ditmarschcn 
bisloristhon Volkslieder erinnert. Um so mehr bedaure ich, über den 
Verfasser, der hier nicht Meyers, sondern Meyer genannt wird, nichts 
gefunden zu haben. Seine Quelle ist offenbar gewesen die ndd. Ueber- 
setzung einer lid. Schrift von Ruprecht Geifupuscher, einem Wundarzte, 
der zwanzig Jahre im Dienste des Königs gestanden und der nicht 
bloss während dessen Krankheit, sundern auch tu der Nacht bei ihm 
gewesen, als er im Traume die Offenbarung über sein Ende empfangeu 
hatte. Diese Schrift erschien, ins Ndd. übersetzt, anonym zu Hamburg 
1559 in 8" unter dem Titel: Ein warJia/ftich vnd tjeloffwcrtlich ScriclU 
van lien ClirtstUkan v)iii faligem (!) Affschede, des DordUücJttigesten, 
(Jrodtmecktigcsteii, HockijeMriien Fierste» vnd Herr», Herrn ChrisÜau 
tko Deniicm. etc.; s. Job. GratnlniuB in seiner Praefatio zu Nie. Cragii 

') hd. T. ; beliebt. — ') htl. 7\ : Alfo hal Gott, der gnedig Herr — =) hiL T. .• 
nach. — ') die hd. TT.: gwvCeii. gewel'en. — ') hd. T.: nach »ier t 
•i 1111 und. und hd. T. : wolt. — ') tm Druck : dem. 



u» 



I 



Aünalea. Hafuiae, 1737. l-'ol. p. 92. Gramniiua theilt diiräus einen 
Abschnitt mit, dessen Ausdrücke theilweise fast wiirtlicli zu denen dea 
Liedes stiinmcD. Auf den Tod des näcLsteu däniechea Königs hatte 
gleichfalls ein Meyer ein Lied g<:idichtet, nämlich der durch seine ndd. 
Panurgia lamiarmn bekannte Samuel Meigerias. Job. MoUerus Cimbria 
literatä. Ilavniae 1744. T. I p. 4l>4 giebt den Titel dieses Gedichtes 
id. an : Gesang vom seligen Abschiede rriderici II, Königs in Denne- 
marck. Lübeck, in H", Spangenberg in der Allgem. Literatur-Zeitung 
1827, Sp. 734 aber ndd.: Gestmyk van ihm fcl. Affchede Konink 
Friedrich IL in Dennenmrken. s. 1. u. a. in 8". Ein Bruder dieses 
Samuel hiess Albert Meyer, I'astor in Liudholm, war als Gelehrter und 
besonders als Astronom nicht nubedentend. Ob stutt Abraham Meyer 
Tielleicbt Albert Meyer zu lesen ist, oder ob ein Abraham Meyer nach- 
zuweisen ist, das zu entscheiden muss ich Kennern der Schleswig- 
'holsteinischen Litteratur- oder Kirchengeschicbte überlassen. 

HAMBURG. C. Wallher. 



Dei') Hauarn'). 

DiLniarscher Mundart, Gegend von Delve. 



Sou eb'n ^) uä Jehauni oulV*) Anfang Juli gaii dei Hauäm 
su,aun wenn dat Mai'n dei anu'r Dagh lous gän schall, sou ward 
'b Ab'nds tSrher dii Lei t'regb krcg'n, opp'c Leiboum'') sedd un 
hart"). Dat llilr'n geschut mit dei liärhilm'r') upp dat ll^rspidd, 
un därbi ward dei Leiboum mit dei Leiknegb^) stütt un en lusti Leid 
Bung'. Sou hin lou Klokk ncg'n is dei Lei scbarp un uu gait dat 
tou Bedd. Dei ann'r Morrn lüokk drei oul'r feir gait dat Mai'n all 
lous. Uei dügbdigste Mai'r mutt fSrupp, un dei annVn uiat all in 
ein Reigh aghd'r em an mai'n. äuidd dei Lei nigh regh meir, sou 
ward hei mit 'n Strük, dei dei Mai'rs in e Stcw'ln stek'n hebbt, strek'n. 
Dat is en su'r Ölükk Arbeit, dat Mai'n, un dei Knäk'n ward ersan 
banni mar. Dämm ward dei Mai'rs ukk gut plüght. 's Nermdägs-'j 

') Den matten ai-Laul, als welcher das gedehnte hier sUli auftrüt, eehreihc 
«CA ei. 

•) 1 =^ dumpfes a; das kelle a hürt um» im niirdl. NorderdUiiiurachen tiidU, 
■wohl aber bei Heide. 

') e lautet gleich ä. 

') Den matten au-Laut schreibe ich ou. 

') Sengenbaum mit einer nach utitcn atchcnäen Krücke und einem seit- 
wärt» stehenden honifürtnig gebogene» Handgriff. Einen Sensenbautn mit luiei 
hornförmig gebogenen Handgriffen nennt man uitf ChristianshüUn bei Hohn: SnSd. 

*) GwengeH, durch Klopfen gesctuirft; ostfr. (im JnßnHir) Imrun : nurilfr. 
liarcn und Iiario. 

') Oatfr. H.irhamer; nordfr. UärLäuer. 

') GabelförmigeT Stock. 

") Vormätays, 



m 120 

um agh ward dei Pan]touk'n un dei aüide'") Bri mit Bodd'r in ua ( 
Budd'l mit Morrnmelk ii3brogh. Dei Dierns bringt ukk en Folk l 
un fangt an dat Hau udtousctüdd'n, denn wenn dei dikk"n Svit 
üigh ürndli udstrait ward, sou dröigh sei siegh. Is dat Udschüdd'n 
diln, sou ward dat Gras ud dei Gröib'n (Gröim, Sing.: Gröif) rudhark, 
dei Kand'n upphark, un denn künnt dei Dierns well'r tou Hus gän. 
Twei Dägh let man dat Hau nu ling'n '^). Denn wai'd dat mit 'n 
Hark kiert. Därbi mut besunn'rs uppass(t) warn, dat dei gröi'n 
Tü'ln nä bäb"u kämt, üeiwöinü ward dat nogbmäl kiert. Is dat 
Well'r nigh besunn'ra, sou mut dat sogar meirmä'ls kiert warm. Is 
dat Hau einig'rmäd'n dröigb, sou gait dat Hökk'lu^') lous, dei maistid 
ukk noghmäl umliökk'lt ward. Giß' dat Keg'n, sou mäd dei Hükk'ls 
well'r udstrait warm. Is dat Hau gausz dröigh, sou ward dat in 
Uppswadd hark. Twei düghdige Kils (nicht Kerls) schuf dei Upp- 
swadd'n tousAni un sedd üims, süss bett agh upp't Stükk, un dei 
ward maisfns regh nett upputs. 1mi Jung' oul'r Diern mutt Stierd'n 
hark'n. Upp groude Wisfh'n ward dat Hau ukk tousämtemst. An 
en Winn'l- oui'r Puud'rboum '■') ward an'e Ena en Ueip buon'n, en 
Perd daran hitk, un sou mit dei Boum dei Swadd'n tousdmarbeit, 
tousämtemst. Is dat Hau all in'n Dim, sou ward dei Wägh hilt. 
Upp dei WÄgh stellt sikk dei Läl'r. Dei Uppfolk'r folk upp un dei 
Läl'r pakk dat upp'e Wagh t'regli. Toners ward dei LeU'ni Itillpakk. 
En Jung' ouVr Diern mut dei Üimsted'n nAhurk'n. Is dat l'oir füll 
un aghd'r ünn'r dei Buum regli lioughpakk, sou ward dei Wiun'lboum 
fSr uppstek'n, fas mik un dat Föir böimt oul'r pund'rt. DÄrmit 
niks bi weglangs ferlär'n galt, ward dat Füir ai'hark un denn tou 
llus färt. Ilir ward ers dei Winn'lbonm afioäm. Ein folk äff. En 
aun'r nimt dat Hau funne Folk wegL, un dei Gjr'n mäd Hau täf'n. 
Toners ward dat besunn'rs ni'u aghd'rn slüp un anne Ouk'n'') d4l- 
prupp. Dat IlautSa'n koss düghdi Sweid '^), un dat Tügh ward därbi 
udamed'n, blout dat Hemd (gcspr.: Uemp, Ilcmb) un dei Rutnp ward 
anhou'ln; un hemd- (hemp-. liemb-} stirt gait dat mit Lagb'n un 
Jugh'n mund'r un fergnöig fÄrwas. Inne Twiscli'ntid, wenn 't Föir 
af is un en frisch hält ward, ward Ferstßk speit un nd dat Hänhi ' 
sprung'n. An tou Schoulgän ward gär nigh dagh. 

DAHRENWURTH. Heinr. Carstens. 



"J Oi ist der matte &n-Laut. 

") Genau phonetisch iit: Wng utatt ligg'n, Rong' statt Rogg'n etc. 

") Kleine Hügel setzen; auf Chrislianeholm hat man dafür das Vtii 
„kuk'lD, kug'In" 

"i „Pund'rboom" und „pumi'ni" kommt hier nehen „Winn'lboam" 
„büim'n" cor. Nonlfr. punterne, ponterne, puntem ; auf Ämrum ponter; i 
Fehmarn piinter, piiater, pünteiboum ; »ii Stapelhnlm pund'r, 

") Der Winkel, den daä überragende Dach mit dem Ilausbode» bildet. 

"i Sweid wird l;ür!:cr gcsiirochen ah: Swei'd, Schtcede, 



Datt Broudbakk'n'). 

Ditmarscher Mundart. Gegend von Lunden, 



las datt Broud opp, sou ward en l''i{e)rd'nd§il') Mel ') funu'e 

llil liÄIt*), dei Sü'rgräp tou Fü'r knlg"ii un 's Ab'iida für Bedd- 

Viatid nogh sii'rt. Dei Bakktrogh ward ud dei Käin'i' bitlt, mitt'n 

j^tink oul'r Ul udiilt un opp twei Schrdn stellt. Datt Rong'mel*) 

rard in'e Trogh schüft. Dir en Säf, watt mann iiin'e Hand oulV 

5)p twei Stükk'r hin- iin herschul't, ward en Doil Mül udsight, un datt 

Ifard mitt Melk anriürt") tou Sigh'iibroud. Datt aw'rige Hong'meL 

irard mitt luwarm ') WädV ansU'rt. Ers(t) ward üw'r dei Snrdeigh 

Tiiknep'ii un ihlrmank kriig'ii, Enn lütt bet Mdl ward triighUd'n. 

Patt mutt dei ann'r Dagh bi'd UdknM'D nogh bruk warn. Datt 

ä'rn is gau däti. Tonlets ward dei Dcigh mitt de! Hann nett glatt 

trek'n un enn Krüts d^ropp mdk, damitt dei Heks'n Jon nigh dJrbi 

Amt, — Datt t'rüghläd'ii Mel, watt tout Udmäk'u bestimmt ias, ward 

B'rSw'r stren't (strei't) un datt Ganse(r) warm toudekkt, dämitt dei 

peigb an't Gän kummt, suns gift't „ «öide(rl Broud. Bi Wind'rdAgb 

rard dei Jlakktrogb okk agd'rn warm Ab'nd stellt. Gewöinll ward naher 

imäl tousein, watt dei Deigb all geit. 

Dei ann'r Morrn liks'n Uagh ward Fü'r inn'c Bakkäb'nd kreg'n. 

Jou ann'e Kant 'n Slunn'r twei lett'n dar datt Fü'r in !ing\ Isb dei 

pBrf oul'r datt Holt därbrennt, sou ward datt Fü'r Sw'rall räkt, 

lamitt dei Bakkäb'nd all'rweg'ns lik'r hit't ward. Bei Husfru ias 

Enn'rdess (wildess) all bi, datt Broud udtoiimilk'n, Touers(t) kumt 

Tatt Sigh'nbront ann'e Rcig(e). Datt ward toregbkned't, in en MS- 

büd'lsdouk ^) bedrait un en Oug'ublikk ünn'r dei Fell'rdek stek'n. 

^ett datt hir nu gdn, sou ward twei bett drei Stükk un on Pumm'l 

"" ■ dei GÄr'n affsned'n un udmäkt. Nu gait datt opp't Swattbrout 

') Den laatUn iu-Laut, alg welcher da.t gedehnte o hier auflriU. schreibe ick 
- Bus «tumm gewordene e vor r und 1 ist durch ein ' aniiediutet. 

') ViertellontH. — Ben malten ai-LauC echreiiie ick ei. 

») e tautet ä. 

<) S ixt das dumpfe a. Das helle a kennt der Lunrlener nicht. 

') Rong' igt richtiger aU Rogg'n ; ling', liegen, richtiger ah ligg'n. 

•i Den matten ea-Laut nchreibe ich: Qi. 

't Man nagt hier utefs lu; doch niemaU ku'n statt kauen. 

') Mehtbeutclstuch. 



lous. Dei Deigh ward i 



dügbdi kued't, denn eii Stükk 



Hned'n unn enn Broud ilaiud mäk (wüld'i't ^ hin- und herfferal 
Sund all dei BiÖid(e) klilr, sou ward sei all iunaned'u, okk dci Sigh'n- 
bröid(e). Dei letsde Deigh inu'e Trogh ward mitt'ii TroghschrAp'r 
tDsäii]scbräp(t) unn denn enn Kiig'l udm£k(t). Datt iss dei 8u'rdeigti 
tou 'd neigs niül Bakk'n. Mitt'n Iliindfull Solt opp'e Kupp ward hei 
nä dei Kell'r set't. Nu ward uogh gau 'n Uakkilb'uBpanukouk '") 
annrurt unn imi'e Bukkilb'iid sed't. Suun Dakkdagli ias 'n liill'u Dagli. 
Dei KinnV döif d;1rum okk ni umi'r dei Fiiid stdn. Nigh eiimäl dei 
Weirt dürf sikk inn't Kak sein Iild'n. Dalier heit datt okk: 
Bi 'd Wasch'« unn Bnkk'n 
liebbt dei Fruna enn Scbelra inu'n Nakk'n ; 
datt schall hir wuli bedüd'n : Sei siiud watt gourri unn brummi. 

Ibs nu AiruSflSOu wid t'regb, sou ward mitt dei Bakkdb'nskriikk 
datt Fü'r ud'n Ab'ud krGg'n. MiLt'ii naild'n Strou- oufr BÜnt-") 
oaVv Bifoudbess'm'^j ward dei Aach udfegt. Denn ward datt Broud 
gau mitt Melk uuti Mül Sw'rpins'lt, inscbäb'n, uuu wenn 'd enu lütt 
bßd'n brun wurm iss, well'r rudbält. Ditt oöni(tJ mann üeas'ln") 
(fiainl. gabscln). Nu ward datt Broud fSr Eirus inschäb'u. Datt 
äigh'nbroud, dei Pumm'l unu ^ dei Paiinkouk kamt färan tou stila. 
AU'iia gait tlink, darmit dei Ab'nd nigh tou dul! atfküilt'*). Nu ward 
dei Bukkäb iisblokk färstellt. Fif Mioud'n läd'r ward mal well'r in- 
kek'n, watt datt Broud okk gut KÜss sed't, watt datt okk tou awatt 
oul'r felligb gar nigh eiimäl gar ward. 

Enu Stuun'r twei lett mann datt Broud slän. Iss datt nigh 
legh gär, nigh darbakkt, sou iss datt„ ungesund, Dat äigb'nbroud 
unii dei Pumm'l blifl't manu ein ^itunu iiiii'e Ab'nd. Dei Panukouk kummt 
's Middä^s „opp'n Disch. 'b Namiddäga tou'n Kufii ward dui Pumm'l 
broubirt. 'sAb'ns giH't all frisch Broud. Datt iss hart tou scliuid'ii, 
besunn'rs dei Kuuss '*). Snid't Sw'rglÜifscke Lü"d enu Uougkurn 
merrn dar, aou stek sei datt bäb'n dei Dönseh'ndär hinn, uuu meint, 
kein denu touers(t) inn'e Dar kummt, dei mutt dei frieu, ilei datt 
dSrsncd'u hett. — Solt nun Broud iss datt Noutweuuigs inn cmi 
Ilushou'ln; darumm mutt dei, dei darann kein Mangh'l lid'n will, Solt 
unn Broud bi 'd ünimtrekk'n touers(t) nä dei nie Wänungh riiiubriug'n. 
Dei fei Solt spillt, mutt lang fär dci tlJmm'lsdar sliln tou klopp'n. 



DAHRENWUUTIl. 



Heinr. Carstens. 



1 EedeMKart: Ud'n Hdgh wOld'rt, für eintm ilkken kumpteten Mm*t:hen. 

1 Auch Äiip'lkouk, J/)/ritaf7ieii, und Ali'mikud'r genmint. Wu IcUtera? 

) Staugras, PfcifengntH, Moliüniv <;ai'ralea L. 

) Btifms, Aricmisiii vulgm-is L. 

) Qesseiu, GiMcln, nur noch bei Bäckern {nbräitcUich. um der OhetsHU 
des Brotes ein gtänaende» Aussehen la geben. 
") auch ferBloiC. 
") Kopfende, Jindstiwk. 



Sin lateinisch -deutsches Vokabelbuch 
von 1542. 



Im Jahre 1542 erschien zu Magdeburg bei Chriatian liodiugcr 
i Lehrbuch für den ersten lateinischen Unterricht unter dem Titel : 
liibellua in usum puerorum, qui prlmuin expouere discunt, conacriptus." 
1 Bl. 8". DetH Atischein »ach ist dasselbe ein Neudruck des von 
tsnius Sarccrius 1533 herausgegebenen Buches, denn es enthält die 
l Lübeck vom J. 1533 datierte Widmung des Erasmus Sarcerius an 
i hoffnungsvolle Zöglinge der Lübecker Schule, Hieronijmus Norihof 
\ Hermann Brunnigs. Es findet sich darin: 1) Famiiiaria coUoquia 
t primo congresBU, eine Ausieahl aus des Erasmus Colloquia; 2) Die 
Zahlen (Cifrac, Do düdesche tal); 3} Praecepta de moribus, ex Othone 
Biuiiaftlsibi ; 4) Aosopi fabtilae ; ^) Vocabula rerum und 6) Noraiuu st 
figurau Graet-aiuin lilterarum es grammatica Occolampadü, uua cum 
notis sL-u signis abbreviationum. 

Es kann uns hier nur das Vokabularium interessieret», weWies sitA 
auf Di^ — E3 hifnidd. Dasselbe ist tiacli Art des Orbis pictus ge- 
arbeitet and enthält die Bedeutungen der Wörter in ttiedenlcutscher 
Sprache. Wir (rringeu, da ein Auszug uns nicld angetnessen erselieint, 
das Voliabeibucii hier eutn vollstätidigen Abdruck. 



1. De deo: deus godt, deus pater godt de vader, deus ülius 
gudt du SOHL-, deus spiritus sanctus godt de billige geyst, saucta 
triültas de liilligc drcuoldichoyt, angelus eyii eiigel, Spiritus vyn geyst. 

2. Uiiatnor elementa : igiiis t'uor, aer luÖ't, terra erde, siqua water. 

3. De coelo et mnDdo: mundus de worldt, coelura de heminel, 
stflla cyn stern, sidus eyn goatern, planeta eyn planete, sol de suriue, 
radiua der sunncn glantz, hma de maeu, lucifer de morgcnstcrn, 
bespcrus de auendtatern. 

4. De teiilpestatibus: uubes cyu wolcke, nebula ueuell, pruina 
rype, res dow, glacies yl's, iris eyn regenboge, tonitru donuer, pluvia 
reguu, »imbus eyn slachregen, nix siie, grando hagel, umbra eyn 
scbenie, tempestas vntydicb weder, procella eyn Storni des wyndea, 
lenebrae dusteriiissü, catigo dunckerheyt. 



\n 



5. Mnndi rcgiones : oriens osten, occidens weston, meridiet 
suden, septentrio norden, 

6. Partes anni qiiatnor: aestas de sommer, autumnus de beniest, 
liyeinB de wynter, ver de mey. 

7. De homine et eins partibnic homo ein roinsclie, vita dat 
leuendt, mors de dodt, corpus ein lyff, aDima ein sele, caro Heesch, 
membrum ein lidtmaetb, os ein inundt, caput ein bouet, cerebrum ein 
bregen, facies ein angesiclit, nnimus ein gemoetb^ intellectus ein vor- 
Btandt, Yoluntas wille, capillus liaer, pilus haer, oculus ein ogiie, 
pupilla ein ogheappell, lachrima «.-iD träne, supercilium ein ogenbraen. 
auris ein oer, nares naseboler, menlum ein kyn, barba ein bardt, 
maxilla ein wanghe, labrum ein lippe, dena ein tbene, lingua ein tungbe, 
Collum ein ball's, eervis ein iiacke, guttur ein keele, gula ein strate, 
atomachus ein niaghe, pulmo ein lunglie, cor ein harte, liepar ein 
leeuer, sanguis litoedt, vena ein ader, sudor sweeth, anhelitus ntbem, 
Spleen de niille, ren ein neer, intestinum ein darm, vesica ein blase, 
pectus ein brüst, venter ein bueck, umbilicus ein nauet, coxa ein lende, 
dorsum ein rugglie, humerns ein schulder, cubitus ein elboghe, manus 
ein handt, dextra ein vorderliandt, siniBtra ein hichterhandt, digitus 
ein vingher, unguis ein nagliel, pollcx ein dnme, nervus ein spanader, 
latus ein ayde, costa eyn rybbe, crus eyn been, gemi eyn kne, tibia 
eyn scliene, pes eyn voeth. urina pysse. 

8. Vocabnla sexns et aetntnm : vir eyn man, mulier eyn frouwe, 
foemina eyn wyfF, uxor eyn hussfrouwe, puella eyn medeken, maritus 
eyn eeman, infans oyn kyiidt d.tt noch nicht spreken kan, puer eyn 
kyndt, adoleacens ein jungelink, iuvenis eyn junckgeselle, virgo eyn 
junckfrouwe, anus eyn oldt wyfi, senex eyn oldt man, scnectus older, 
iuventus joget, pueritia kyndtbeyt. 

9. Vocabnla coguatioDis et afftnilatis: mater eyn moder. ßlia eyn 
docbter, frater eyn broder, pater ein vader, filiua eyn sone, consobrinas 
eyn Busterkyndt, noverca eyn ateffmoder, vilrirus eyn stefFuoder, privignus 
eyn ateffsone, privigna eyn steffdochter, sponsus eyn brudegam, Bponsa 
eyn brudt, socrus der frouwen uiodor, socer myner frouwen uader, gener 
myner docbter man, affinis eyn swagcr, patruus des uaders broder, 
avunculus der modor hroder, nepos eyn neue, neptis eyu modderken. 

10. Nomina dignitatnin : raeaar eyn keyser, rex ein konninck, 
regina eyn konnigiune, dnx ein hertoge, comes eyn graue, priaceps 
eyn forste, marchio eyn marckgraue, eques aurtitus eyn ridder, codsdI 
eyn borgerniester, sonator eyn radtraan, senattis de gantze radt, iudex 
ein richtcr, praetor ein landtfoghet, lictor ein bodell. 

11. Nominn opilicam: agricola ein ackcrman, villicus ein raeyer, 
ruaticus ein buer, uiesaur ein koniemeynr, pa'^tor ein hei'rde, opilio 
ein acheper, auriga ein voerman, opifex ein liaadtwercksman, aurifaber 
ein goldtsmcdt, fuber bractearins ein goldtslegher, lamiuariuB ein 
platenslegher, manetariua ein munteraester, faber ferrarius ein smedt, 
faber lignarius ein timnierman, pelUo ein peltzer, ägulus ein pothmaker, 
mercator ein koepman, pbarmacopola ein apteker, cbirnrgus ein 



Hundenaräte, tunsor ein bardischerer, propula ein voerkoper, lanius 
^H) koakäQhouwer, vcnator ein jegher, doliarius ein boddeker, ocnopola 
^■n winschencke, pi»tor ein becker, moHlor ein moller, caupo ein kroger, 
^KutiL ein Schipper, sarctor ein Schröder, phrygio ein sideDSticker, 
^nctor ein vreuer, sutor ein achomaker, aluturius ein withgei'uer, 
^Briariüs ein lorer, crumenarius ein hudeler, zonaring ein gordeler, 
^Bculariu'i ein snithker. linteo ein Hneweuer. 

Ht 1^- ^^ aqilis et teri'is: mare ilat mclir, flnvius ein vieth, torrens 
^HD beke, stagiium ein staende see, Dravena de Traue, littu« ein ouer 
der sei', fons ein bnrnii, arena sandt, regio ein landt, patria ein vader- 
laiidt, Silva ein.woldt, vallis ein dael, nger ein acker, mons ein berch, 
campus ein veldt, hortus ein garde, poniarium ein appelgarde, vinea 
ein «yngarde, civitas ein Stadt, locus ein stede, pagua ein dorp, villa 
eia ineyerhofF, jtlatea ein bredüstrate, porta ein porte, forum ein 
inurcket, macellum ein schäme, curia ein radthiifa, tribunal ein 
richteatocj, praetorium ein riclitchurs. 

13. De dnmfl et eins partibns, Taa eynem hnfsf, vode synen 
deleo: dnmus i<in hüls, fundamentura ein fundament, ianua ein doer, 
aera ein sloth, otiex ein grindel, clavis ein slotel, cancelli gadderen, 
colunina ein piler, culina ein koke, popina ein garkoke, focus ein 
herdt, cubii.ulum ein slapkamer, cubile ein slapbüdde, fenestra ein 
venster, paries ein wandt, murus ein miire, cellariura ein keller, 
penarium ein gpisekamer, stabulum ein stall, hypocaustum ein dorntze, 
balneae ein badt, fornax ein oue, furnus ein backoue, infuniibuluin ein 
Bchorsteen, schala ein ledder, gradus ein treppe, trabs ein balcke, 
tignus ein epherr, tectuni ein dack, later ein teygelsteen, diversorium 
ein berherghe, officiua ein werckstede, oenopoliura ein wynhufs. 

13. De üiipeUectili domesticR, ran gemenem barsgerade: lectus 
ein bedde, tectus plunieus ein federbeddc, spoiida ein spunde effte 
bi^ddestede, Hnteamon ein laken, puhinus ein küssen, cervical ein 
houetkusscn, cunabulum ein weghe, tcgea ein deeke, cortina ein gardyn, 
mcnsale ein tAfellakeii, mantilc ein handtdwele, menaa ein tafell, 
sella ein stoel, sedilo ein seedell, scamnum ein banck, scabellum ein 
schcmel, scopae ein bessern, verriculum ein fuderwisch, spongia ein 
swam, laterna ein [ucbte, emunctorium ein lychtescher, candela ein 
kerlze, cereus ein wafskcrtze, lucerna ein kerlze oÖ'te licht, fax ein 
tortitzie, candelabrum ein lucliter, libra ein waghe, nialleus ein hamer, 
fustis ein knuppel, baculus ein stock, virga ein rode, cultcr ein meat, 
pecten ein kam, horologium ein seyger, guomon ein compaa, conwpicillum 
ein brill, lintcr ein trog, (lolns ein wocke, fusus ein spylle, filum ein 
vadein, glomus ein kluwen, duplarium twern, rota ein radt, hamus ein 
angell, tragula ein visckhaem, nassa eiu visckkorf}', muscipula ein 
mnseualle, cavea üin vogelbusr, securis ein byell, serra ein saghe, 
linia ein vile, mensura ein matbe, amussis ein wynckelmatbe, terebrum 
ein baer, dolubra ein houell, forceps ein ainedothanghe, forfex ein 
scher, cuneus ein kyll, pcelum ein druckepresse, novacnla ein echermest, 
premula ein preyn. 



U. Mensarin, Ufelgerede: discus eia rundt discb, patina ein 
Schotten, orbis ein rundt tellor, quadra ein veerkant tellor, circulas 
ein üifelrinck, coclear ein lepell, salinuni ein soUhfat, poculum ein 
stoüp, cantharus ein kanne, cjphus ein drinckfat, lagena ein Üassche. 
patera ein schale, 

15. De vasia eoquinariis: olla ein poth, lebes ein poth dar mt> 
ynne kaket, testa ein erdenpoth, ahenum ein ketel), niortarium ein 
raoser, pistillus ein stoter, tritoriinn oin ryffyserii, acetabulum ein 
atickrukc, craticula ein roste, tripes ein dreuoctli, veru ein bradtspelb, 
ignitabulum ein furthow, fomos tunder, sulpfaurata ein swenelstickr, 
torria ein brandt, folüa ein puster. 

K>. Vasa a«|natica: urna ein toucr, nrceus ein emmer, situla 
ein H'ateremmer , pelvis ein beckcn, malluvium ein handtbecben, 
gutturnium ein gethfat, aniphora ein kanne, fidelia ein krooa, hydria 
ein waterkruko. 

17. Vasa cnnserratona: arca ein kysto, scrinium ein achryn, 
cista ein Inilf, maräupiiim ein tafls<-he, loculus ein bmlell, manticu ein 
abraham, mntiila ein pyl'spoth, pixis ein huHse, panariuin ein brodtkorfl', 
alveolus ein molde, doüum ein groth ualti, infundibuluin ein tret'hter, 
obstructorium ein spundt, spina ein tappe, üatula ein hane efite ror 
am uate. 

18. De VAria snpellectile et inHlriinientis rnstieornm : currus ein 
wagbe, rota ein radt, vebiculum ein sieede, rarruca ein kaer, aratrum 
ein ploech, vomer ein ploechyaern, ephippinin ein sadell, frenum ein ihom. 
lonini ein hatter, capistriim cyn kalter, scuticu ein swepe, strigil ein 
rofskam effte ein schrape, davua ein naghel, solea ferrca ein hop%aern, 
cathena ein keede, falx ein aekell, rastruin ein eyge, ligo ein hacke, 
furca ein gaffel, bideus ein vorcke, pala ein scliuiTel, pala Kterroraria 
ein dreckscbuffel, ventilahrum ein worpscbuß'el, tribula ein Hegher, vannus 
ein wanne, cribrum einseeue, foenilin how, eordum herueatbow, stramen 
atro, pabulum voder. 

1 9. De eoloribns : rolor Tarne, albus wylh, candidus blnnck, 
niger awarth, authrncinus kaflfartie, fuseus bnien, rubeus rodti Intens 
gbeel), apadix castnnnienbriien-, badius appelgrauw, gilvita vaell, caosius 
grauwe, cerussa bliwith, venetus blauwe, viridis gron, rrocens siifferan- 
faru<>, bissinus aammetfarue, tunstelinus Rprengliebt. 

^0, De vestiblia : vestis Hn ktedt, fimbria ein snein, cae.stus dat 
bremells, pannua wannt, pannns subdncticius voderdoeck, Inna wulle. 
corium leder, veatis serica ein syden kleidt, aericiim villoaum sammet, 
pannns undulatua kammelot, tunica <^in ruck, tnnica pectoralia ein 
lyffrock, pallium ein hoyke, penula ein rydemantell, pileus ein hoedt, 
orarium ein bulle, induaium ein hemmet, caligae hoaen, manica ein 
mouwe, chiroteca ein handtacho, ocrea ein stonel, caiceua ein scboe, 
crepida ein pantufell, cingulnm ein gordell, zona ein bigordoll, lignla 
ein natelreine, thorax ein wammea, sagus ein vyltb. 

21. De cibi generibna : cibus apyse, TOnviviura eine frolike collatie, 
ientaculuni uiorge.netenth, prandinm myddiighesetent, merfuda auendt- 



lent, coena ein nachtmael, comessatio ein banckelh, puls biy, p&ms 
Kn brodt, crusta ein rynde, mica ein kromeke, spiia ein krengell, 
libum vel placentuni ein koke, artoptesia ein kropell, frustum ein 
Mucke, offa ein soppe, caro fleesch, caro elixa gesoden Heescb, caro 
issa ein bvade, laridum speck, succida ein speckside, perna ein schulder, 
ictaao ein schincke, farcimen ejn worst, botutua ein blodtworst, 
Eomacnlum ein leuerworst, oleum oly, olivum boemol}', ainapium sennip, 
^^ melck, Colostrum melckroeni, sernm waddeke, serum butirinum 
botternielck, coagulum kueckskese, cuseus ein keso, butirum botter, 
Mel honliich, faviis lionnicliseym, acetarium ein sallaeUi, buccella 
bin beethken. 

22. De potns gen^rilins: potus dranck, vinum wyn, merum 
tültei'wyn, mustuin must, niulsum clarett, hydromid ineede, aeetum 
Dtick, cerevisiu beer, tenuis cerevil'iEi kauentb, pomatium appelmust, 
piratiiim bernmuat. 

'2^. De animalibns mansnetU: anicnal ein deer, equus ein perdt, 
tsiona ein esell, niulua rin miclpsoll, boa ein ryndt, vacca ein koc, 
vituliis ein kaltl', taurua ein ossp, avh ein achaep, aries ein weder effte 
ein sehappsrain, vervex ein hamell effte fin bothlinek, agnua ein lam, 
capra ein zeghe, hircus ein bock, capfeolua ein reboek, porcus ein 
Vercken, aua ein awyn, cania ein hundt, cataa ein katle, cercopithecua 
ein merkatte, ainiius vel siniia ein ape. 

24. Do ferifl: fera ein wylldt <Ieer, leo ein louwe, lenena ein 
lowynne, ursus ein beer, iirsa ein beerynne, elephas ein elephant, 
lupna ein wulft', vulpes ein vul'g, sciuruB ein eckern, camelua ein 
cameell, lepus ein liase, cervua ein berte, mus ein niues, talpa ein 
tnultworm, niuatcla ein wcselken. 

25. De avibns: avia ein voghcll, pullua ein junck voghel, penna 
«in veder, ala ein flogel, rostrnm ein anauell, ovum ein ey, nidns ein 
;t]eat, anser ein ganB, gallina ein heene, gallus ein Iiane, rapus ein 
cspuen, aquila ein arndt, vultur ein ghyer, bubo ein nie, acripiter ein 
liauink, faico ein valeke, corTus ein ruue, coniix ein kreye, luacinia 
ein naebtegaell, pardix ein vfdthoen edder raphoen, picuB ein specht, 
Ipica ein herhster, colnmbua ein duner, colnmba ein dune, lurtur ein 
■tArtelduup, casRita ein lewerck, pavo ein pawelun, hirundo ein swaelcke, 
Tespertilio ein lleddermus, ciconia ein adebacr, grus ein kroen, cuculua 
fiin kukuck, cygnua ein awoen, passer ein luninck, psitacua ein papcgoige, 

s ein apreen, coturnus ein wachtell, turdela ein droaell, merula 
«in aniatell, t'ringilla ein doemher, rarduelis ein steglitze, parix ein 
Bieseke, cincinula ein ziseke, rcgulus ein nettelkoninck. 

!6. De insectis volatitibus et serpentibns : apes ein ymme, examen 
ein swarm, craliro ein hörnte, clciidn, ein houwsprincke, bruchua ein 
tzeuer, musca ein viege, cutex ein mugglie, serpcns ein ßlangbe, vipera 
adder, draco ein drake, lacerta ein egedix, lumbricus ein meddick, 
rana ein pogghe, formica ein eempthc, tinoa ein klederworm, pediculua 
ein Inl^, pulex ein Ho. 

27, De piiicibiis: piscis ein visk, pinna ein visekfeder, squnma 



ein viskflome, spina ein grade, cetus ein waluisc, deipbia ein ms^H 
swyn, salmo ein las, lupus sin heeket, carpio ein carpe, anguilU ^^| 
Hell, orulata ein negenoghe, areiiga oin herinck, ciincer ein kreti^H 
gobio ein stinlli, fundnlus ein gruudulirick. ^H 

2ä. Ite arboribns: arbor ein boem, radix ein vorteil, cor^H 
ein borcke, ranius eio twych, virga ein rode, folium ein bladt, spifl^l 
ein dorne, malus ein appetboem, pirns ein berboem, Hcns ein vygben- 
boem, cerasuB ein karseberenboem, prunus ein pbiemboom, oliva ein 
olyboem, vitis ein wynstofk, amygdalus ein muudelenboom, corylus ein 
liassellenboem, castaneus ein castanii»iboein, fagus ein bokenhoem, 
quercus ein ekonboem, betnla ein berokenboem. abiea ein dannenboem, 
üupresBiis ein cypressiMiboem, buxus ein busboem, iuniperua ein ma- 
chandelenbüem, laurus ein lorberenboem, salix ein wjdenbot'ra, tilia 
ein lynde, taxus ein hulsebocna. 

29. De frnftibns : fructu« fruclit, malum ein appell, eydonium 
ein quede, persicum ein persick, iuglans ein walnoth, avellana ein 
bnaselJnoth, nucletis ein kerne, amigdala ein mandell, castauea ein 
castanie, pyrum eyn beere, pomum ein appell, eerastini ein karaeber, 
prununi ein plume, ficiis ein vyglie, uva ein wyndruue, glana ein eckern, 
granuin iuniperi ein machandelnbcr, tus wiroek, myrra mirren. 

30. De berbis tt floribns : herba krudt, gramen gras, carectum 
snidtgras, inncuB ein beese, olus knel, amaraciis niegeraen, geutiana 
entiaen, lupulus hoppe, absynthium warmete, Cucurbita ein korff lascke, 
huglosaa ossentunghe, borago borasie, abrotanum euerudc, cepa ein 
cipolle, allium knnffeloeck, petroselinuni pcteraillie, nasturtium kert^e, 
hysopus yaoep, lavendula lauendell, feniculum fennekoU, puluginm 
polleyge, salvia salueigo, ruta rüde, malva erdtpoplen, enula campaua 
atandt, origanum wolgcmoth, enfrasia ogcntrnest, sinapi sennip, fragum 
ein erdtbeer, Urtica netteil, lappa ein klyue, trifolium kleeuer, papaver 
niaeusadt, raphanus roueredick, rapa ein nme. flos ein biomo, coron» 
ein krans, viola ein üole, cariopbilus ein negelke, rosa ein rose, lilium 
ein lillige, c-alta ein kornblome. 

31. De nrotnaübns: crocua saffraen, saccirum sucker, cinaniomum 
nanneell, zinzibei- vel gingiber enguer, calamus ftromaticua calmes, 
piper peper, cariopliilum ein negclcke, cyminum köem. 

3'2. De frnmentis : frumentum kom, triticum wete, siniilago 
beckermel, avena hauer, hordeum garste, niilinm herse, culmus ein 
balnn, stipula atoppel, spica ein aer, palea kaff, faba elu bone, lens 
grutte, pisum ein arwete. 

33. De lapidibns et gemmis: lapis ein stein, gemma ein oddel- 
stein, margarila ein perle, sucdnus bernstein, mariner ein mornieln- 
stein, silex ein flindtstein, coa ein wutstein, cryatallus ein cristall. 

34. De metallis: aurum goldt, argenlum suluer, argentum vivum 
quicksuluei-, aes ertze, oricbalcum misfainck, stannutn tyn, plumbum 
bly, ferrum yaeren, clialibs staell, alumen allun, sulpbur sweuel), uitrum 
Salpeter, nitralua pulvis busseopulver, vitrum ein glas, 



34. De libris: libei- ein boeck, encbiridion ein handtboeck, 
Iftbula ein tafeil, stilus ein sticke , cbarta pappyer, scheda ein 
leeddell, pagina ein bladt, pergamena ein peigameyn, versus ein 
reghe, liteia ein boeckstafl", syllaba eiu eylbe, dictio ein wordt, oratio 
j^D rede, calamus ein scbriffedder, gladiolus scriptorius ein Bchriff- 
piestken, attramentum black, miniuni roblike, sigillum ein signeeth, 
iiirographum ein bandtschriO't. 

"5. De tempto et rebns ecclesiasticts : templum ein karcke, 
iBsilica idera, ara ein altar^ palla altaris ein altardoeck, aditum templi 
) choer, sacrarium de sacristye, calix ein kekk, casula ein mysae- 
, imago ein bylde, pictura eyn gemelthe, suggestua ein predig- 
toell, concio idem, pulpitum ein pulmpt, valvae de karckdore, campana 
j klocke, Organa orgelwerck, baplisterium ein dopesteyn, coemiterium 
a kerckhoff, sepulchrum ein graff, bibliotlieua yel libraria ein liberye, 
ila vel ludus literarius ein ecbole. 

36. De pottdenbus et inensoris: libera ein pundt, pondo idem, 
semilibra ein halffpundt, seacjuilibra anderbalffpundt, dupondius twe 
pundt, centenarius ein Uintener, mensura ein mate, urna vel qua- 
tarius ein stoueken, metreta ein balfstoueken , cotyla ein quarteer, 
sextarius ein plancke, modius ein schepel, vebia ein voder, auctarium 
ein tbogaue. 

37. De moneta: pecunia geldt, aureus ein gulde, marca ein 
mark, solidus ein scbillinck, nnmuius ein penninck, obulus vel semi- 
uncta solidi ein scbarÖ', arrha vel arrhabo ein gadespenninck, Stipendium 
ein tzolt, bravium loen der auerwynainge, tesaera ein butepenningk 
elfte ein worpell, cenaus tyns, accisa tzyse, vectigal tolle effte voerloen, 
decitnae teinde. 



Unmittelbar schUessen sich noch an 1) Carmen, quod Vergilio 
inscribitur, de ferendis laboribus, bestehend aus 13 Hexameter», 2) Ad 
pueros paraencticon, hcstehend aus 33 Distichen. 



GEKSTKMÜNDE. 



H. Holstein. 



Zur mnd. visio Philiberti. 

ed. W. Seelmann Nd. Jahrb. V, 21 ff. 



I. 

Der Herausgeber verlegt dip Heimat di^s Ocdicliteg nach Mittel 
frankeD Ks ist auch nicht 7.a liiugnen, Aah der Wortschatz einiges 
hisher nur in fränkischen (doch m i ttel fränkischen V) Denkmälern 
belegte bietet. Gleichwohl scheinen mir einzelne WorlformeQ noch 
kein genügendes Kriterium zu sein, da wir in Benug auf die Ver- 
breitung derselben noch immer nicht genügend unterrichtet sind. 
Jedenfalls mufs dem Herausgeher aber ein anderer Grund seiaer 
Lokalisierung entzogen werden. 

V, 33 ff, lauten folgendermafsen : 

ia dat alle scrivere 

twischen Ryn unde mero 

nu to hope waren, 

de ue Bcreven nicht de niinsten swere, 

de wy vil armen Hdon miiten. 
In der Redensart , zwischen Rhein und Meer' will nun der H' 
ausgeber ein weiteres Zeugnis für Mittelfranken finden. Wie er daa 
versteht, hat er nicht ausgeführt. Doch ist nur zweierlei möglich. 
Entweder meint er, dnfs diese Ifedensart sich nur bei mitte! fränkischen 
Schriftstellern finde, odpr — - und das ist doch wohl das wahrschein- 
lichere — er findet darin eine Bezeichnung dwr Gränzen dieses Ge- 
bietes. Nun wäre ;iber ,zwi3cl»'n Rhein und Meer', wenn wir unter 
dem Meere ,die Nordsee' verstehen, allenfalls eine Gränzbezcichnung 
für Niederfranl^n, nicht aber für Mittelf ranken, das, wie ein Blick 
auf eine (etwa Pipers) Dialeklkarte lehrt, auf keiner Seite aus Meer 
stöfst. Betrachten wir jedoch den Zusammenhang, so müfsen wir 
bemerken, dafs wir hier keine subjective Bemerkung des Dichters, 
sondern einen Weheschrei der armen gequälten Seelen vor uns haben, 
den der Dichter doch höchst wahrscheinlich schon aus seiner Vorlage 
übernommen hat. Nun ist es zwar auffallend, aber sicher zu belegen, 
dafs man mit der Redensart .zwischeu Rhein und Meer' im Mittel- 
alter den Begriff grofsen Raumes von unbestimmter Ausdehnung ver- 
band, wie wir etwa sagen ,die ganze Welt'. Ja, beide Redunsarten 



1 



,Und \ 
,die wollte 



fioden sich sogar bei einem oberdeutschen Anonymus aus der Frühzeit 
des MinnesBiiRea verbunden: MinnesBugs Frühling ton Lachmann 
u. Haupt 3, 7. 

Wa^r diu werlt alliu min 
von dem mere iiuz an den Rtn, 
des wolte ich mich darben, 
da; diu kiinegin von Engellant 

liege an rainen armen. 
die ganze Welt mein wäre', stol'sseufüert der Dichter, 
gern für den Besitz der Königin von England (die 
schöne und teichlfertige A.lienor von l'oitou ist gemeint) darangeben.' 
So wollen auch oben die gequälten Seelen die Grösse ihrer Qual da- 
dnrcb veranschaulichen, dafs sie sagen: ,alle Schreiber der ganzen 
Welt wären nicht im Stande sie zu beschreiben.' Es ist das eine 
nabeliegende, öfter wiederkehrende Ausdrucks weise, um die Gröfse 
dea Leides, der I'Veude u. s. w. xa beschreiben, Gesteigert z. B. noch 
Freidank 104. 10 g f: 
I wiere der hirael permit 

^m und da zuo daz ertrich wit, 

^^K und alle Sternen pfafTen, 

^H die got hat geschaffen, 

P' sie künden niht geschriben 

daz wunder von den wiben. 

I Die Nordsee kann unser oberdeutscher Dichter unter dem Meere 
nicht verstanden haben, ebensowenig der Österreicher Jansen Knenkel, 
der, wie ich aus einem Aufsätze von Zingerle. Germania Vll, 187 ff. 
ersehe, ebenfalls so das Meer in Gegensatz zum Rhein stellt: von 

II dem mer biz an den Hin. Mafsmann, Kaiserchronik III, 188, 
^lOB. Ebd. III, 430, 0: 

^h daz mierc witcn wart erkant 

^H von dem mere unz an den Rin. 

^B»o ebenfalls ein Raum von unbestimmt grofser Ausdehnung bezeichnet 
" werden soll, überhaupt wird im Mittelalter unter dem Meere xaV 
i^oy^ht immer das mittelländiBche Meer verstanden. Vergl. z. It. Mhd. 
Wb. U, I37l>. Doch macht auch Nibel. 11S4, 2, wo Zarncke unter 
dem Meere die Ostsee verstehen will, keine Ausnahme. Es ist auch 
hier, wie gewöhnlich, das Mittelmecr gemeint. Vergl. Haupt z. MSF. 
3, 8; Lübben, Wörterb. z. d. Nibelunge Not (3. A.) S. 11, 5. Man 
wird nach obigem also zugeben müfscn, dafs die Bezeichnung ,zwi8cheti 
Rhein und Meer' nicht als /cugnts für die mittelfränkische Heimat 
unseres Gedichtes herbeigezogen werden kann. 

11. 

In Folgendem gebe ich nebst einigen mir wünschenswert er- 
Bcheinenden Erklärungen auch einige Vermutungen zu verderbten 
lITextstellen. Der Herausgeber hat solche vom Texte fern gehalten; 
ptdefg, da, wie er selbst gesteht, keine der beiden Handschriften ohne 




133 

Entstellangeu geblieben ist, wird man, — mag maa dieselben nun in A 
Text aufaeliinen, oder ihnen nur unter cteimelbeii Raum verdtatteo, J 
die Berechtigung derselben nicht bestreiten. 

V. 2 t wird der Leichniiia unreyne lamc (B) angeredet. 
Wort ist Jedenfalls als Substantivum xa fassen, wofür auch Seelmflj 
eich entscheidet. Doch kann ich mich fiir keine der von ihm vorge- 
brachten Erklärungen entscheiden. Ich hatte läme für Iiehnwort 
aus dem lat. lama, Sumpf, ITtitite. Diese Bedeutung pafiit, da lame 
offenbar eine Schelte ist, sehr gut. 

V. 59. under der duvele Schilde varn. 
Schild raul'a hier die Bedeutung des auf den Sehild gemalten Wnppens 
haben (s. Mnd Wb. a. v,). Also: unter dem Schildzeichen (ata 
Knecht) der Teufel. JH 

V. 104. war sint nu dyne schone perde, ^H 

de du beddest harte werde? ^H 

beddest kann nicht richtig sein, aber ebensowenig — wegen da 
Adverbiums werde — reddest , rittest', wie der Herausgeber ver- 
mutet. Zu lesen ist beides t: , die du wert schätztest, lioch hieltest'. 

V. 129. L: neine; B: nine; H: neue. 

V. 136—139 unnötige Wiederholung von V. 133—135, ist wol 
spätere Interpolation. 

V. 164. wat helpet <li nu diu speghelglas, 
dat vor diuen oghen wasV 
Es ist mir unklar, ob mit speghelglas der helle Glanz der Augen 
gemeint ist, oder ob es, wie speghel (Mnd, Wb. 4, 309), .Schau- 
spiel, Lustbarkeit' bedeutet. Doch scheint mir das letztere wahr- 
scheinlicher. 

V, 179. du haddest gude kost ghekorn: 
Store las unde de eddelen vorn, 
de hasen unde den hörn, 
den hörn, der Losart v. H, gebe ich den Vorzug, ecoru, was 
die Berliner Hs. bietet und Scelmann aufnimmt, kann nicht richtig 
sein. Denn das Heisch des Eichhörnchens ist wohl kaum je gegessen, 
viel weniger zu , guter Kost' gerechnet. Liegt keine Verderbtiis vor, 
so möchte ich hörn m. als , Hirsch' erklären. Dafiir spricht die 
Vergleichnng verwandter Sprachen : ir. c o r n ; corn. c o r n ; cymr. k a r u. 
nom. pl. keyru == cervus. S. Curtius Grundzuge 4, A. S. 146, 
Auch heifst bair. (Schm,-Fr. I, 116i) der Hirsch hörn er (honnj). 

V. 360. seleduendeystnumynichtleff, ' ' 

dat du my sendest aisulken breff 
enem enen bref senden ist wohl sprücbwörtlich wie e n e m de 
breve (auch den bref) lesen, dte Leviten, den Text lesen (Mnd. 
Wb. L 422). In der Malagis Bl. 47a bedeutet nach Lexer I, 352 
iaweres mundes brieve: eures Mundes Aussprüche. 

V. 394. ik lege hir in disser laden van breden, 
mochte ik al de werlt ghßve(n), 
ik reghede nicht eyn vingher. 



133 ^ 

) iBt = Iigge, liege, gheven, .geben' kaon aber nicht richtig 

Es ist nehnehr gehebben, .haben, erbalten' anzusetzen. Also 

eimt breddeu : gehobben, ein im mnd. nicht anstöfsiger Reim. 

V. 415. nu leghe wedder an de lade . . . 
bt swischen leghe und wedder d i einzuschalten oder ist liegen 
viel als sich legen? (Vgl. Uhland: Lieg ich ins tiefe 
Gras hinein). 

V. 502 f. Der Änderungsvorschlag des Herausgebers ist unnütz, 
denn lopen neben schyveslach ist ebensowenig aufTällig, als 
Gerb. V. Minden 83, 22 do bi se kam de hasenvlucht, wo es 
picht nütig ist, vlucht ohne weiteren Beleg als ,die fliehende Menge' 
ga erklären. Auch würde sich, wenn wir V. 502 und 503 nach des 
HerausgeberB Vorschlage zu einem zusammenbögen, ein Vers von einer 
ELänge ergeben, wie sich im Gedichte kein zweiter findet. 
V. 512. nu was ik di alto trut. 

du heldest weldich dyne hut. 
I^ach V. 613 vermutet der Herausgeber eine Lücke. Doch ist alles in 
Ordnung, hiit ist hier nach alter Vorstellung der Leib als Hülle der 
Seele, weldich ist Nebenform von welich, wollüstig. Vgl. Mnd. 
Vb. V, 662 weldicheit = welicheit, 

V. 527. L: neyn ne (st. m e) mote uns noch iotwey 
driven, ,Niemand möge uns auseinander bringen'. 

V. 555. der deghen de hir riden unde wegben. 

. vermutet reden und übersetzt ,rilten und stritten'. Doch scheint 

igen, kämpfen nicht einmal mnd. Eine ebenso leichte Änderung 

|Bt up de weghen. Dann bezöge sich der Vers auf die Stegreifritte. 

V. 646 möchte ich das Kolon streichen und V.647 dar ,dahin' setzen. 

V. 699. dumpen^dumpeln, untertauchen fehlt im Mnd. Wb. 

V. 722. Nu bidde we altosamen 

(got) dorch sine heren namen, 
dat he uns ruke mute gheven 
unde eyn doghentsalich levent . . . 
rüke erkennt auch der Herausgeber als Verderbnis an, aber seine 
Vermutung: sin rike ist dem Zusammenhange nach nicht möglich. 
Denn das Himmelreich ist erst die Folge des doghentsalichlevent, 
kann also auch nicht vor demselben genannt werden. Zu lesen ist: 
'rake. Schick, richtige Beschaffenheit (Mnd, Wb. 3, 414). moten 
Eateht hier wie häufig nach den Verben des Bittens und in Optativ- 
■■ätzen: Mnd. Wb. 3, 127. 



NORTHEIM. 



R. Sprenger. 



Bockshorn. 



J. Grimm, D. Mythologie I*, 512 führt eine Stelle aus Letzners 1 
storise S. Bonifacii, Hildesboim 1 602 (4. cap. 1 2) an, worin dieser Schrifl 
steiler sagt: ,nachdein Eonifacius zwischen Brunstein und Wibbrec] 
hausen den heidniscbeu Giitzen Reto gestürzt, habe das Volk auf die! 
Retberge am Ostertage, mit der Sonnen Untergang, noch bei Menscbl 
Gedenken das Oaterfeuer gehalten, welches die Alten Bockstborn |_ 
heifaen,' Grimm erklärt nun dieses Bockstborn als Bocksdor 
■^f's.'^'i.-MLs^r, Tragant, und fragt, ob diese Pflanze in das Osterfeuer ge- 
worfen und daher der Name gekommen sei. Diese Erklärung erweist 
sich aber schon deshalb als unhaltbar, weil Letzner nach seiner Mund- 
art nicht Thorn, sondern Dorn gesprochen und geschrieben haben 
mül'ste. Es empfiehlt sich dagegen schon an und für sich, das t, wie 
dasselbe noch jetzt auch in hiesiger Gegend vielfach gebraucht wird, als 
epagogiscb zu fassen und demnach Bockstborn als Bocks-hurn zu 
erklären. Gesichert wird diese Vermutung durch eine entsprechende 
Stelle aus Grotens Geschichte der Stadt Northeim 1723, S. 7, wo es 
vom Retoberge heifst ,auf diesem Berge ist noch bey Menschen Andencken 
das Bockshorn gehalten'. Noch 1723 mufs also die Bezeichnung des 
Osterfeuers als Bockshorn so güng und gebe gewesen sein, dafs Groten 
gar nicht für nötig hält eine Erklärung hinzuzufügen; eine solche finden 
wir vielmehr erst wieder in dem Neudruck der Grotenschen Chronik, 
Eimbeck 1807 hinzugefügt. Was die Erklärung betriflt, so möchte ich 
Bockshorn weniger für die Bezeichnung des Osterfeuers, als des ganzen 
damit verbundenen Festes halten. Es wird ursprünglich den Platz des 
Festes bezeichnet haben und born als ,Berg, Bergspitze' zu erklären 
sein, Bocksberge auf denen der Volkssage nach Teufetsspuk getrieben 
wird, also ursprüngliche Stätten alten Götterkultes, giebt es in Nieder- 
sachsen mehrfach, bei Quedlinburg auch eine Bockshorn-schaoze. 
Übertragung der Namen von Plätzen auf die darauf gefeierten Feste 
findet sich häufig, man denke nur an die häufigen ,Vogelwiesen', Dafa 
die Redensart .Jemanden ins Bockshorn jagen" zu unserem Bockshorn 
in Beziehung steht, glaube ich. Wie? wage ich aber noch nicht an- 
zugeben; das Springen durchs Osterfeuer scheint mir dieselbe nicht 
genügend zu erklären. 



NORTHEIM. 



R. Sprenger. 



Braunschweigische Fündlinge. 

(vgl. Jahrb. III, 70.) 



■«■W^^»^S.^N»^>^^^^>\^h^^ 



VI. 

KalenderorakeL 

(1) Satnrnns. 

To disser stant is din luk 

'Du en vinst nene . ander 

Dek scut in dineme werve 

Ghade dek nicht echt wert ....... 

5 Dat du vorloren hest , des en [vinstu nicht?] 

Din hopene vorgheyt , du 1 

Bidde ghodde , dat he den pi . . . . 

Kumpt de dot , denk diner [not]. 

Dat me brinct , dar vruwe 

10 Wandere nicht , du bist nich[t] . . . 

De seke gheneset van der 8[uke]. 

Du bist trach , des vorwinstu [nicht?]. 

Stärkere du bist , du kumpst . . 

Du Yorwinst dinen viant , d . . . 
15 Dek scut ere , dar von du dek . 

Love des nicht , din danke de. . 

Din wanderlinghe en is nicht . . 

Ut der vengnisse cumpt he ... . 

Du rindest groten annem 

20 Se is en juncvrowe , se het sek . 

(2) 

is vorloren. 

bet euer anderen thit. 

ghod hilpt dek. 

r dine vorlust se is ghedelet in yele 

5 din hopene vulgheyt. 

[d]en yrunt dat he kome 

ft dek en lang lif. 

rt des vrowe gi juk. 

weghe vinstu guden rad. 



T 



1. Die Überschrift unleserlich. 



136 

10 ghod 

des en vinatu nicbt 

ingh« , edei' dine viende winnet. 

du eil kanst en Dicht vorwinnen. 

wert dek ere dime dode, 

15 loveet du bist unbedroghen. 

eyle , dek acut ghut, 

d vorlegbet he wert nu nicht los. 

....;. h des vroweatu du dieh. 

[d]i blift des nicht , se gheret mai 

20 . , . . . e in der middelmate. 



(3) SagittariDs. 
Orot ere kumpt di , vrowe di. 

Des du miidest , des is nicht. 

Wie dek scut ghut und ere. 

He ia schedeliken ghevanghen , mit ghelde wert he doch loi 
5 Du winst gut unde du vorgheyst nicht. 

Hedde se wolt , so hedde se behohlen den maghetdom stoltifl 

Danke ghodde , dek kumpt lucke. 

Sok leve , wante dlsaer wert vorteghen. 

Du best winningbe , en traghe nicht. 
10 Vrie ane twivel , di scut gud. 

Dine vorlust en vinstu nicht. 

Et kumpt mit vrouden , des du hopest. 

De pelegrime is verne , he cumpt nicht. 

Na velen jaren sterfstu. 
15 Se gbeneset unde brinct de doeter mit vrouden. 

Gha konliken , tu best lukke. 

Vroawet ju , de seke neset. 

Du vinst de duve , verebte nicht. 

Du bist stark , dat is di gut vor richte, 
20 Diuen vieut vorwinstu nicht von diner macht, 

(4) Capricornna. 

Also is din mut , dek scut gut. 
He gheyt eowech , vro is di dat stech. 
ütme stocke he kunspt . in korter stunt. 
Ghod wel din , dat tu bindest ghewin. 
5 De maghetdom is vorlorn , den se vor nicht hadde vorn. 
Ghot heft din rok , lukkes hestu noch. 
War is de leve din , unde nicht sin. 
Werf is du nicht ghod . so wist miu niöt. 
Wiitu beholden lif . so nem en wJf- 
10 Dine vorlust du nicht wedder en vinst. 
Ane twivel scut din love. 
Na langheme eilende kumpt he wedder. 



Din leveat is langk , ghif godde dank. 

Di') is en dochter beschert , der levent nicht wert. 
15 Wandere 8nel , du vinst troates vel. 

Des aeken dagho sin vulbract , he stertl mit kraft. 

Diu vorstolen kumpt unvorholen. 

Vle dat richte , oder et cumpt dek to nichte. 

Du cumpst bovön , dek hilpt recht , doch wel he dek to echt. 
20 Du werat ghehoghet , dat scut nicht anel. 

PergameDt-Doppelblatt. Schrift der ersten Hälfte des 14. Jahrb. 
Auf jeder Heite ausser den Überschriften 20 Zeilen zwiachen Linien. 
Tom vordem "Blatt ist von oben nach unten ein Streifen (etwa */s 
der Breite) abgeschnitten, so dass S. 1 die Scblussworte, S. 2 die An- 
fänge der Zeilen fehlen. 



Fragment eines Dramas von Simson. 



• ■ ■ Sy C^) s*' ™y *oni (achte) echte, 
Pater. Sone, dat eyn mach nich[t] sehen myt rechte'), 

Se eyn is nich[t] van unser ee. 

Hir umme detet my in den herten we 
5 Unde en is nicb[t] nayn rad. 
Sampaon. (Tra) Vader, ek motet gheten in meyghet vor vat (oder 

To ore stet myn berte unde myn syu, [vr bat): 

Wil ek in duaser werlde byn; 

Myn herte is na ore beatan. 
10 Lat uaa to aemmene to or gao. — 

God (ere) grothe gyk, vraue eren stolt! 

\u gyk ys de scbooe, nieyght, ve[r]volt. 

Lyfghedyng der verlde gut, 

Lovet, ek se or brüt, 
15 De mynen ogben wol bebagbet. 

(Alzus ao scbedet van dy, myn leve maghet, 

Dat du dar up nemeat rad.) 



t rechte uiuh scheu', aber mit Zeichen der Umetellang. 



Mulior phylist, Vnint, jue (w) munt gar zote rede sagbet 
8prek gy dat van des (gert) herteD grünt, 
20 Zo ilet hen in dusser stuiit 

Unde beredeth den dach der weracup, 

Dar sech samme nnse magescup, 

Dat nu in uuaem echte 

See frauwefn] mofteii] alle sciecte') 
25 In eren unde in verdicheyt. — 
Sampson. Vader, ek (ma) vas gar w[ujnderlikeu bereyLtj, 

Dat ck uü dek des dorsstes böte. 

Dek drucket dat alder unde de jar: 

Hir umme enfang du ane var 
30 Dusches (!) bonneghes zutegheyt, 

De dy wedder troatiheyt 



We vülen di 



B. 

laes eynen . 



{gy sc) Tredet hir negher in echte 
Myt eren unde myt rechte, 
5 Ek wil gyk vorti'utjn, 

Dat en latet gyk nunnmer ruen; 
(Sj) Sunder dat schal atedych weaen. 
[Sam]pson. Vruntdes myn, ük hebbe vat ghclesen; 
We my des rech[tj berych[t], 
10 Myt deme wil ek stan in ausser plypb[t] : 
Myt edeieme cleyde vil ek one begliaven, 
Dede my de berich[t] in scven daghen. 
(Do gy niulift] nach mynen reden) 
Ku[njt gy des vinden neyne mate, 
15 So scul gy inek gheven de sulven bäte, 
De gyk gbelovet is van my. 
Sodales. Vrunt, seghe uns vat dat radeise ay. 
Sampaon. Dat seghe ek gyk in duaser vise: 
Vau dem eter is sproten spyse 
20 Unde van dem aterkeu.soticbeyt. 
Sodalea. Dusse rede ia vul vorborgheueheyt. 
Hir up Bo (me) neyme we vr[i]at. — 



') fra Maniiscr. ; ,8ec ftlle sleote', am Bande ,frauv', darunter ,ve', darunter 
nieder ,mo', mit Zeichen, daas diese Worte nacli ,3ec' einzuiugeu sind. Der Rand 
des Papieres iat hier olivaB beschnitten, wodurch auch daa ,t' der nllchalen Zeile 
weggefallen ist, doch ist noch das Ende des zu ,ve' gehörigen ,n'-Str]ches über dem 
,v' von ,frauv' zu erkeanen. Wie in Z, 2 findi'U äich auch hier Zeichen fOr die 
Umatellung der Wörter, Es ist auch niüglii^h, duss Z. 24 bloss ,dat sec frauwen 
alle actecte' lauten soll, und dasH der Vcritiaser sich mit eiueoi ,mote' aber .bereft' 
an die noch «u Z. 27 zu ergiiuiende Zeile durch ein Rcirawort erinnern wollte. 



139 

Sod&les. God grote gyk, vraue an arghe lyst. 

Dat gyk scut to erbareheyt, 
25 Dat uns tut up arveyt. 

Ilir umme duaser reyde vorbor[gheue]heyt 

Vraget uns ut in lysteheyt. 

Ysset dat gy uns dar ane bedoren, 

Syd ervegut vil ve vorBtoren, 
30 Hir umme so latet gyk (gan) to lierten gao 



BRAUNSCHWEIG. 



Hänselxnann. 



Herr Archivar L. Häuselmann hat mir freundlich gestattet, diese 
beiden Kündlinge mit Anmerkungen zu versehen. In Betreff des 
ersten Stückes muss ich darauf verzichten, da meine Kenntnisse von 
Kaleuderorakeln dazu nicht ausreichen. 

Vorstehender Versuch, das 14. Capitel des Buches der Siebter 
zu dramatisieren, steht auf je einer Seite zweier aus einem Folioblatte 
gefalteten Quartblätter Papier. Die Riickseiten sind blank. Und 
zwar sind zwei gegenüberstehende Seiten beschrieben und ebenso 
zwei gegenüberstehende teer, so dasa je nach der Zusammenfaltung 
die Schrift auf den beiden innern oder auf den beiden äussern 
Seiten erscheint. Dass die im letzteren Falle sich ergebende An- 
ordnung, die für den Abdruck gewählt ist, allein richtig sein kann, 
lehrt die Geschichte Simson'a. Beide Blätter sind oben lädiert, 
so dass jedem zwei Zeilen fehlen mögen; auf dem Blatte A erkennt . 
man noch einige Striche einer verlorenen Zeile; die oberen Zeilen 
beider Blütter sind ausserdem stark beschmutzt und verwischt. 
Was im Abdruck von runden Klammern eingeschlossen steht, ist im 
Manuscripte durcbstricben. Aus diesen Correcturen darf man folgern, 
dasa das ganze ein erster Kntwurf, die Kladde des Dichters ist. In 
dieser Hinsicht erscheint das Bruchstück besonders interessant. Ver- 
muthen möchte ich weiter aus dem leeren Räume der beiden anderen 
Seilen, dass dieser Versuch ein Fragment geblieben ist. Zu Z. 27 
von A fehlt der reimende Vers, ohne dass Platz frei gelassen ist. 
Die ersten acht Zeilen von A sind am Rande von lateinischen Noten 
des Verfassers begleitet, die zum Tlieil unlesbar bleiben, doch erkennt 
man Verweise auf Judicum XXI, II l'aralipomenon VIII und II Regum 
(d. h. II Samnelis nach unserer Zählung) XV. 

Die Handlung entwickelt sich in unscrm Fragmente äusserst 
rasch, die Reden sind knapp gehalten und Ausführung der biblischen 
Erzählung ist fast gänzlich unterblieben. Wenn der Verfasser an 
eine Aufführung seines Stückes gedacht hat, so kann er doch keine 




140 

eigentliche Scenentheilung beabsichtigt hüben, sondern eine Dar&teltai 
in unuuterbrocbeiier Folge. Denn er hat, mit Ausnahme von A iB 
durch den Versbau keinen Abscbnitt zwischen den verscbiedenen 
Scenen markiert; vielmehr hat er das poetische Gesetz, die Rede der 
einen Person an die vorhergehende einer anderen durch Vertbeilung 
des Reimpaares auf beide Reden zu knüpfen, auch unpassend da an- 
gewendet, wo Scenenweclisel statttindet, so A 25 und B 23. Ebenso 
Bcbliesst er B ä in derselben Weise an die Traurede sofort die Auf- 
gabe des Rätbsels durch Simaon an. Dies gewährt uns einen an- 
ziehenden Einblick in die bescheidenen Anfange der Dramatik und 
theatralischen Darstellung des Mittelalters. 

Einige Stellen des Textes heischen eine Besprechung, A I. Zo 
dem Satzfragmente ist als Terbum sieber geven zu denken. ^ dal 
echte, wie B 3, Ehe; hingegen de ee A3 Gesetz, Recht, Religioo. 
— achte ist nicht ausgestrichen. 

A G. Der Vers ist undeutlich. Ueber dem durchstricbenen 
vra steht rad wiederholt; der Anlaut des letzten Wortes der Zeile 
ist vielleicht ein b, das vor oder vr scheint durchstrichen. Der 
Sinn von ek motet gheleii in ist etwa: icli musa es überlassen, die 
Entscheidung darüber anheimstellen, gheten statt ten, wie ge- 
wöhnlich die Infinitive nach Modalverben mit dem Praelix ge (vgl. 
Grimm Gramm. II, 847). meyghet, in V, 12 megght, scheint 9. v. w. 
maghet^ Magd, zu sein, wenngleich diese Form in V. 16 dagegen 
zu sprechen scheint. Weder mit vorvat, noch mit vat weiss ich 
etwas anzufangen, auch nicht, wenn ich vat als für uiat stehend 
ansehe; liest man bat und ergänzt de nach in, so ergäbe sich der 
äinn: Yater, bosser muss ich es auf die Entscheidung des Mädchens 
ankommen lassen. Aufifällig bleibt der Mangel des Artikels vor 
meyghet, unbefritdigend überhaupt die Erklärung. 

A 12: ,aD euch, Mädchen, ist die Schönheit erfüllt, vollkommen'? 
man erwartete freilich vorvuli; aber .vierfältig' wird es doch auch 
nicht heissen. 

A 14: Ildschr. louet oder lonet. das t scheint deutlich. Dürfte 
man lovet eh als lovede ek fassen und vermuthen, dass nach se ein 
ei ausgefallen ist, so würde es heissen : ,ein äusserst gutes Leibge- 
dinge würde ich versprechen, sähe ich sie als Braut'. Bedenklich 
wäre aber dabei noch das Praesens se. Oder redet nicht Simson 
vielmehr mit l'tfgheding der iverlde gut die Philisterin an und 
bedeutet (mit Ergänzung von ,fnt< nach ,foi'ef') die nächste Zeile: 
(glaubet mir, ich sehe sie als Braut'? 

A 16. schedct: geschähe es, möchte es doch geschehen? Wenn 
das ( nicht so deutlich wäre, -würde man mit schedec (scheide ich) 
leicht einen passenden Sinn treffen. 

Ä 26. beregt: ,ich ward auf wunderbare Weise in den Stand 
gesetzt, dass ich deinen Durst loschen kann?' 

A 27. Wegen der Construction vgl. sik sines Insten boten 
im Mndd. WB. I, 405, wo sik, wie hier dek Dativ sein wird nach 



I Analogie der mhd. Construotion : einem eines dinges büe^i:n, einen 

I von etwas befreien, ihm Abhälfe schaffen von. 

A 31. Ein Wort trosti[c]heyt iat wohl bisher weder miidd., 

I noch mndl. und mhd. nachgewiesen. Es ist gebildet, wie mis- 

\ troaticheyt, s. Mndd. WB. 

B 3. tredet und negher sind nicht ganz deutlich; vielleicht 
ist anders zu ksen, da tredet, einen so guten Sinn es, entweder 
mit negher oder mit in echte verbunden, gübe, doch mit beiden 
höchst ungeschickt verbunden wäre. 

B 8. vruntdes. Freunde; s. über diesen Plural auf es Ko»- 
garten in Höfer's Ztschr. f. d. Wissensch. der Spr. IV, 207. Die 
Schreibung td rührt wohl daher, dass der Verfasser anfänglich die 
ältere unflecUerte Form des Plurals vrunt setzen wollte, dann aber 
der Deutlichkeit und des Metrums halber änderte. 

B 14. kulnjt gif: regelmässiger wäre kutine oder kun gy 
gewesen. 

B 25. uns wird Accus, sein, vgl. Mndd. WB. IV, 630. ,Die' 
Hochzeit, die euch zu Ehren geschieht, die zieht, nöthigt uns zu 
Anstrengung'. 

B 26, vorhorheyt veraohrieben statt vorborgheneheyt, wie 

' in Vers 21 steht. 

B 29. syd steht da, allein der Sinn verlangt syn. Dat d ist 
vielleicht durch fluchtige Schreibung aus einem e geworden, also: syne 
ervegut, bei welcher Lesung aber syne außiillig ist, da ich die An- 
bängung von e an eiusilbige Wörter nicht mit Lubbeo {Ztschr. f. 
Dtsch. Phil. 5, 62) auf blosse Willkiihr der Feder oder auch der 
Zunge zurückführen möchte. 

In sprachlicher Hinsicht birgt das winzige Denkmal manches 
werthvolle. Manche Kennzeichen weisen ihm binnenländischen Ur- 
sprung, wahrscheinlich in Braunsctiweig selbst, dem P'undorte zu. 
Am deutlichsten tritt dies in den Farmen des persönlichen Pronomens 
zu Tage: eli, so stets, neunmal, wc B 1. 22. ve B 29. meh Dativ 
B 15; dagegen mg Dativ A 4. B 12, Acc. B 9. dek Dativ A 27, 
Acc. A 28; daneben dy Dat. A 16. gyk Dat. A 12. B 16. 18. 
24. 30, Acc. All. B 5. G. 23. sec Acc. A 24. sech Acc. A 22. 
one B II. ore A 7. 9. or A 10; auch für den Accus, (neben sc 
A 1) wird or gebraucht A 14. Das o dieser letzten Stelle ist jedoch 
nicht ganz sicher, es könnte auch er gelesen werden. Mehrere 
dieser Formen kommen auch in den West- und Ostseegebieten, einige 
daselbst nur sporadisch vor, die P'orm gyk für yte aber meines 
Wissens nie. Die charakteristischen ms oder os, use u. s. w. des 
Engerschen und Ostfälischen fehlen, der Verfasser schreibt nur uns, 
unse, z. B. A 3. 22. B 17. 25; über die Anwendung dieser Kanelei- 
formen auch in den genannten Provinzen sehe man Krause in der 
Germania XVI, 93. 307. 

Von anderen Besonderheiten des Dialektes sind noch folgende 
erwähuenswerth. 



142 



Alder A 28 statt des gemeinmndd. older; ebenso in den i 
Hänselmanu hrsg. Braunacliw. Chroniken. Aehnlich alterthüraljch 
aeven B 12 statt soven. Dagegen zeigen jüngeren Vocal dusse A j 
u. a. w. und sulf B 15, Die auch sonst mndd, vorkommende (*i 
Mndd. WB. unter stark und slerh) und gleichermassen ndl. Form sterm 
steht hier B 20. Dieselbe ist wohl auf ursprünglichen Stamm siarkJC 
zurückzuführen, obschon ein Nominativ sterke bisjetzt nicht nachgi 
wiesen acheint. Dagegen zeigt bloss unechten Umlaut tofcr 
A 10, vom Mndd. WB. auch aus den Bremer Statuten belegt und dMl 
mbd. dialektischen zesemenc entsprechend. Die Bevorzugung des J 
vor t in einigen Pronominalformen, des o vor e in anderen habe iq| 
bereits nachgewiesen. Der Sprache des Verfassers scheint altes '^ 
gemässer, als das jüngere ü oder ü: nur gut A 13. 6 2d 
eutegheyt A 30 zeigen dieses, dagegen lesen wir soticheyt B 2(1 
zote A 18. grote A 11. B 23. böte A 27. do gy B 13. iom A \ 
eh mot A G. WerthvoU ist, falls die oben gegebenen Erklärungi 
fichtig sind, die Nebenform nieyghet oder meygkt von magha 
welche für das Mndd. bisher nicht nachgcwieseu zu sein schein^ i 
welche aber doch das nndd. meil (z, B. in U'Htmeit, Kloinmädd; 
Hausmagd) zurückgehen muss. Mhd. maigd, meigt neben mag\ 
und meii weist Lexer Mhd. WB. nach. 

Ganz besonders der Beachtung werth ist ein ey, das zu mehrt 
Malen statt des kurzen e erseheint, so in der Negativpartikel ßjtfl 
A 2. 3 neben en A 5. B G, in tieymc ice (sumimus) B 22 nebn 
iiemest A 17, in reyde (oratio) B ''26 neben rede A 18, B 13. ~' 
andererseits statt des altdeutschen ai unser Denkmal sowohl ey 
e zeigt, wird die Natur des Yocals in leredeth A 21 zweifelhal 
Wenigstens passt hier , bereden* sognt wie , bereiten' zum Sinne de| 
Satzes. Ich entsinne mich, dieses ei statt des kurzen e auch son 
in mudd. Schriften gelesen zu haben, aber nur in binnenläodischBlS 
leider kann ich nur beibringen jenes eyn, welches das Mndd. WB. i 
667 unter enkede aus Lerbeck belegt, und gheylden Ilaupt's ZtscM 
V, 398, V. 520. 

In eyn und »eymen steht es au Stulle eines alten i, in r^ytC 
eines ursprünglichen a. Es liegt darin ein indirecter Beweis dafS 
dass schon im Mndd. das aus a und das aus t entstandene e densellM 
Laut gehabt hüben. Heber das Vorkommen dieses Zerdehnungsvoca 
wie Weinhold ihn nennt, in hd. und nid. Dialekten und im Ndl. 
man Grimm Gr. P, 185. 262. 320. Weinhold Mhd. Gr. §90. 10* < 
Im Ripuariachen begegnet man dieaer Zerdehnung durch nachfolgeudi 
i bekanntlich nicht bloss bei e, sondern auch bei den übrigen Vucaled 

Eine andere Eigenheit des Dialektes ist au statt dea gemei 
mndd. ok in vraue (mulier) A 11. B 23. frauwen (gaudere) AS 
In vraue fällt ausserdem auf, dass au statt aw oder ai> 
Ebenso fehlt das to nach u in jue A 18, ruen B G, vortruen B 1 
Damit wird die häufige Schreibung eines anlautenden v statt 
Zuaammenhang stehen: vas A 26. vat B 17. verdichcyt A 2$| 




I 



143 

>erlä A 13. vil ve (voiumus) B 29. vil ek B II. villen B 1. 

(wnderliken A 26 rechne ich Dicht dahin). Der Yer- 

laer sprach niitnlich kein wirkliches w mehr, sondern im Anlaut 

die andere lablalo Spirans, welche wir nhd. w schreiben und 

V sprechen; im Inlaut ist ic seiner Sprache schon fast 

Terloren gegangen. So zeigt sein Dialekt darin schon die mo- 

lerne Entwickeinng der Aussprache. Dies w für v ist, wie diis « für 

nicht selten in mndd., md. und mhd. Handschriften. Für die Ge- 

'Bchichte der Lautentwickelung ist ihre Verzeichnung nicht so un- 

'ichtig, wie es scheinen mochte. 

Dusches A 30 erinnert an in dusken saken im Doif van 
rngghe v. 600 (Ilaupt's Ztschr. V, 400). Dies dusk hat gleiche Be- 
deutung mit dem im Mudd. WB. I, 52 angeführten aldusk und wird, 
wie Grimm Gr. III, 772 Termuthete, aus duslilc, alduslik (?gl. 
Grimm Gr. III, 64) entstanden sein. Die von Grimm beigebrachte 
Form aldussek, die vom Worterbnche verzeichnete aldussik zeigen 
die durch Assimiltitiun des l geschehene Entwickelung. Aehnlicb wird 
.i7niderk aus sunderlik, cisk aus eisUk. Unser dusche braucht 
jedoch nicht dasselbe Wort zu sein. Einmal spricht dagegen das ch 
und andererseits kann es nicht die Bedeutung von duslik .solcher' 
haben, sondern muss nach dem Zusammenhange ,die3er' bedeuten, 
also für dusnc stehn. Die Schreibung ist wichtig, weil sie den Be- 
liefert, das3 das «ch im Stück, welches neben sc im Anlaut sich 
findet f3chal, sehen, schedet, schone; scul, scjtt, magescup, toersciip), 
noch nicht wie unser, sondern wie das holländische und westfälische 
sek zu sprechen ist. Nur bei eim^r solchen Aussprache ist Ver- 
tauschung von s oder s.t und seh verständlich. Ein anderes Beispiel 
ist das ndl. gansch (totus), bei Kilian gantsck oder gants*). Und 
umgekehrt; der Niederländer lässt bekanntlich in der Adjectivendung 
h, seh den Guttural fast gar nicht zu Gehör kommen, wie er ihn 
im 17. und 18. Jahrhundert auch hüu£g nicht schrieb; ebenso schrieb 
und sprach man mndd. z.B. Englis, Trechtis (Uetrpchtisch, Lappen- 
berg Ilambg. Rechtsiilterth. S. 75. 81), lornes (iratus, s. Mndd. WB.) 
Vgl. Mndd. WB. IV, 34. 

In dem Worte scleete A 24 sind zwei Lautbesonderheiten zu 
merken, die Einschiebung eines stützenden c zwischen s und l und 
das et statt cht. Jenes sei lässt sif.h auch hd. (Grimm Gr. 1*. 175) 
und sehr früh ndfrk. (Heyne As. u. andfrk. Gr. § 15) nachweisen. 
lieber sein nicht seltenes Auftreten im Mndd. s, d. Mndd WB. IV, 1. 
Auf das Vorkommen desselben im mittelalterlichen Englisch hat 
Stratmann in Kölbing's Engl. Stiid. II, 3 1 C aufmerksam gemacht. 
Wenn er jedoch dies sc dem hd. seh gleichsetzt, so irrt er. Mit dem 



•) 0I> du mndd. veraeh (Ten) a 
u. ndl. *Lhat%ra, engl, eearee, kulct m 
\ (a. 1422) I.nbek- ÜB. VI 8. 436. 



ahi. schl statt sl hat dies sei sowenig etwas gemein, wie das g 
tä\ das lat. sei, das ital. schi — das aus sei geworden — 
wie das engl, aqu, das dan, u. 8wd. sqv mit dem nhd. schfo. Sonst' 
würden wir doch dies sc im Neundd zu scb entwickelt finden. Das 
ist aber nicht der Fall. In reiundd. Dialekten kennt man nur sl, 
sm, sn, sw, sk, sp, st; flir die Dialekte, in welchen jetzt sck statt 
des 5 gesprochen wird, läsat sich die Einführung des seh aus dem hd. 
nachweisen. Vor der Reformation begegnet meines Wissens nie ein 
sc}U u. 8. w. in ndd. Sprachdenkmalern, mit alleiniger Ausnahme des 
Entekrist, der auch sonst eine giinz eigene Sprache zeigt. 

Das et statt cht ist, wenn auch nicht ohne Beispie) (vgl. Kiindt. 
VI, 3, 15. 4, 16), doeli jedenfalls seltener, als die Apocope des t nach 
ch, welche gewährt nick A 2. 3. 5. B 13. reck ti 9. herych 
(berichtet) ß 12 und reimend mit plych B 9. Im Inlaut bleibt das 
(, z. B. echte : rechte A l.B 3. echte : sclectc A 23. — Neben 
sec (sich) A 24 gebraucht der Schreiber seck A 22, entsprechend 
dem andfrk. siy und dem udl. eich. 

Einen erwünschten Beleg für die Fortdauer des as. arhcdi oder 
arvedi neben der gewöhnlichen mndd. Form mit /' liefert B 25 : 
arveyt oder wie eigentlich geschrieben steht arueyt. Diese Form 
tindet sich im götUngischen Mndd. (arveyden, Verb.), a. Hans. Ge- 
achichtsbl. Jg. 1878. S. 23. 

Die 3. Sg. Praes. von don (facere) lautet det A 4, welche Form 
ich mich nicht erinnere sonst gelesen zu haben. Zu bemerken ist 
auch stet (stat) A 7. Wegen der auch sonst nicht seltenen Form 
sayket A 18 verweise ich auf Schröder in der Germania 14, 185. Un- 
gewöhnlicher ist et segke A 18 und der Imperativ segke A 17 statt 
segghe, ohschon dieses letztere ganz richtig einem as. segi oder noch 
älterem sagt, wie es in der Cotton. Hdscbr. des Heiland lautet, ent- 
sprechen würde. 

Trostiheyt AZl, erbarehcytB24 und lyslfkciflB27 stM (roalichcyt 
erbarecheyt lystechtyt sind bemerkenswerth. 



HAMBURG. 



C. Walther. 



Etwas über niederdeutsche Familiennamen. 



I 



Jeder Mensch hat einen Namen; namenlos kommt er auf die 
Welt, aber gleich nach der Geburt wird ihm ein Name auf den Lebens- 
weg mitgegeben, den er bis an sein seliges oder unseliges Ende führen 
muss. Notwendig ist nur der Personenname, der Rufname, der ihn 
zunächst von den Gliedern der eigenen Familie, dann von andern 
unterscheidet; der Bezeichnung, zu welcher Familie er gehörte, be- 
durfte es früher nicht; die Nachbarn wuasten es ja und Fremde 
brauchten es nicht zu wissen. Und wenn es doch geschah, so wurde, 
um die Abstammung zu bezeichnen, dem Vaternamen eine Patronymical- 
form — sei es ein son (sen), ing, man oder ken (Jen, jes), oder ein 
genetiviscbes s oder n — angefügt; diese blieb aber nicht fest, 
sondern wechselte in der Weise, dass z. B, der Sohn von Lubbe, 
Hinrik gerufen, llinrik Lubben (Lubbensone), dessen Sohn aber, Lubbe 
gerufen, Lubbe Hinrikes hiess und dessen Sohn wieder Hinrik Lubben, 
flo dass in einförmiger Wechselfolge Grossvater und Enkel jedesmal 
denselben Namen führten. Diese Art der Namengebung hat in einigen 
Gegenden bis in verbältniamässig neuere Zeit gedauert — bis Ende 
des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts — und erst durch obrig- 
keitliche Verordnung ist es festgesetzt, dass jeder einen festen Fa- 
miliennamen führen muss. Die Verhältnisse waren aber nicht immer 
so einfach, wie in dem angegebenen Beispiele; Familiensinn oder auch 
Familienstolz, drohende Verwirrung der Rechtsverhältnisse, besonders 
der Erb Verhältnisse, zufällige Umstände, auch Witz und Bosheit waren 
vielfach thätig, dass die Familiennamen an jedem Mitgliede der Fa- 
milie haften blieben und von Geschlecht zu Geschlecht forterbten. 

Eine Betrachtung der Entstehung und Bedeutung der Familien- 
namen gewährt, wie die der Personennamen, einen eigentümlichen 
Reiz ; weiss doch jeder gern, welcher Sinn in seinem Namen liegt. 
Sie ist aber manchmal mit ausserordentlich grossen, ja unüberwind- 
lichen Schwierigkeiten verknüpft, weil wir den Schlüssel, der uns die 
Bedeutung der Namen erschliesst, nicht auflinden können. Doch ich 
will mich hier nicht in eine weitläufige Untersuchung über Ursprung, 
Alter etc. einlassen, sondern nur eine kleine — zufallig entstandene 
— Sammlung von Namen mitteilen, die mir beim Lesen der nieder- 
deutschen Schriftstücke (bis etwa 1530) begegnet sind. Vielleicht 

NleiliMaalicbEt Juhrbuiili. VI. 10 



I 



dienen diese wenigen Andeutungen dazu, die Aurmerlisamkeit unserefl 
Vereines auf diesen Gegenstand zu richten und von neuem zu beleben; 
an Gelegenheit dazu fehlt es -wol nirgends, jedes Adreasbuch gibt ja 
schon Veranlassung zur Forschung. 

Die folgende Einteilung ist im grossen und gaD/.en nach Vilmars 
Auleitung (Entstehung und Bedeutung der deutschen FamiüeoDamen, 
Marburg 1855. Zweite Aufl.) gegeben, weil sie mir meinem Zwecke 
am besten üu entsprechen schien. 

Die erste Gruppe bilden die Familienuamen, die aus Personea- 
namen (Eigennamen, Vornamen) entstanden sind. Diese übergeben 
wir, weil wir es hier mit den eigentlichen Familiennamen zu thun 
haben wollen; nur auf eins sei es gestattet, hier hinzuweisen. Ks 
finden sich nümlicb auch Personen, die nicht, wie üblich, nach dem 
Vater, sondern nach der IVIutter benannt sind; ich habe mir ausser 
Modersorie angemerkt: Frederik vroweu (oder in den Abkürzungen 
vrow, vor, ver, vern) Odilien sone, und weil das sone auch wol als 
selbst versländlich wegbleibt Frederik Vronodihen, oder auch bloss 
Frederik Odilien; N. Vern-Ateken (Adelbeids-Sohn); Reimer Abelen- 
sone: Borchart Annen-sone; Henrick vor Greten sone; Curd veru-Oden. 
Es wiire nicht ohne Interesss zu erfahren, ob solche Melronymica 
häutiger voikommen und ob sie sich noch in heutigen Familien- 
namen finden. 

Zur zweiten Gruppe gehören die Familiennamen, die von der 
Herkunft, Wohnung, Aufenthalt etc. hergenommen sind; z D, Ilamelen, 
Embeke, Holland, Döring, Frese, Tor-molen, Tora-dik, Visckule, Visbek, 
Üssenbeke, Gosebrink, Karkbof, Depekolk, Havichhorst (jetzt verderbt 
in Havekost), Ravenhorst etc. Ist es ein Ort, so wird häufig ein von 
hinzugesetzt; es genügt aber der blosse Ortsname allein. Die Er- 
klärung vieler Namen dieser Art muss aus der Kenntnis der localen 
Verhältnisse geschöpft werden. 

Die dritte Gruppe bilden die Namen, die von der Beschäftigung, 
dem Gewerbe, Stande etc. herrühren. Diese sind bei weitem die zahl- 
reichsten, was ganz erklärlich ist, da ja gerade die Beschäftigung eins 
der Hauptmerkmale ist, wodurch sich ein Jan von dem andern Jan 
unterscheidet. Hierher gehören die Smit, Klensmit, Fischer, Backer 
oder Becker, Moller (Müller), Munter (Münzer), Schröder (Schröder 
^= Schneider), Snitker (Tischler), Tiramermanu, Kannengeter, Kroger 
(Kroger, Schenkwirt), Sadeler (Sattler), Dreier (Drechsler), Meier 
(sowol als Mäher messor in Plaggenmeier wie als Pächter, Verwalter 
villicus in Papenmeier), Voget, Vaget, Kukenvoget, Scrivere, Schutte, 
Schulte und wie die verschiedenen Handwerker und Stände weiter 
heissen mögen. Beachtenswert ist bei dieser Art Namen besonders 
zweierlei: einmal, daas viele Gewerke in Folge veränderter Cultur- 
verbältnisse untergegangen sind oder nur noch so spärlich vorkommen, 
dass sie für gewöhnlich unbekannt sind oder auch, dass sie einen 
anderen — modernen — Namen angenommen haben. Dahin gehören 
z.B. folgende: Apongeter(Rotbgiessiery), Platensleger (Harnischniacher), 




r Helmsleger, Bastover d, i. Badestover (der eine Badestube biilt, Bader), 
■ Swertfeger, Groper und Gropen- (Grapen)gcter (Topfgiesser), Permen- 
terer (Pergamentbereiter), Iseninenger (Eiaenhändler), Stalmenger, 
Vlaamenger, Meistoter (der das Mehl in die Säcke füllt), Lore (Gerber), 
Pilsticker (Pfeilspitzer), Kuter (Sclilacliter), Klüver (Büttel), Slupwachter 
(gebeimer Wäcbter), Trumper (Trompeter), Hilgcnsnider (der hölzerne 
Heiligenbilder verfertigt), Kopenhower (der Kufen hnut), Särwerchte 
(Panzermacher), Korsewerchte, -werte (Kürschner), Radwerte (Rade- 
mftcher), Mestwert (Messermacber), Stenwerte (Steinhauer), Barensteker, 
Pagensteker (der Pferde absticht, Abdecker). Veddeler (Fiedler, Spiel- 
maon), Krudenere (Gewürzkrämer, Apotheker) u. a. Auch die Be- 
zeichnung eines unehrenhaften Gewerbes mag man hierher ziehen, z. B, 
Duvendriver, Lodder, beides Bezeichnungen fiir Müssiggünger, Dabeler, 
(Dobbeler, Würfelspieler), Rover u. a. Sodann ist an dieser Art Namen 
mehr als an den anderen zu erkennen, wober des Landes jemand ist, 
d. b, ob er aus Nord- oder Süddeutschfand stammt. So gehören die 
Bodeker, Gortemaker, Schotteier, Piper, Budeler, Bleker, Potgeter, 
Scbomaker u. a. alle nach Niedcrdeutschland, wührend die Bötticher, 
Grützmacher, Schüssler, Pfeiffer, Beutler, Bleicher, Potgiesser (Hafner), 
Scbubart u. s. w. alle nacJi Süddentscbland hinweisen, wofern die 
Träger der Namen nicht, dem Zugo der Zeit folgend, der auf das 
Niederdeutsche mit Verachtung von oben herab sah, ihre Namen ver- 
hochdeutsch ten. Das lässt sich aber nur aus der Familiengeschichte 
nachweisen, die sich ja meistens der allgemeinen Kenntnis entzieht. 

Merkwürdig sind die Namen Kaiser, Konink, Vorste, Biscbop, 
Hertoge und andere von hohen Würdenträgern abgeleitete, die gar 
nicht so selten sind. Den Stand kounen sie nicht bezeichnen, da ja 
die Träger derselben oft ganz gewöhnliche Leute sind und keineswegs 
etwa von depossedirten hoben Häuptern abstammen. Vielleicht be- 
zeichnen sie, dass der, welcher einen «olchen Namen führt, im Dienste 
solcher Herren stand, wie ja auch Konink nicht immer Uex latinisiert 
wird, sondern auch Regius; manchmal mögen sie auch aus Spott ge- 
geben sein. Zu bemerken ist, dass nicht selten auch der Artikel 
vorgesetzt wird; so heisst z. B. ein Bremer Bürger in einer Urkunde 
von 1330 Hermen Hertoge und auch Hermen de Hertoge; Thyderic 
de Konuink. Bürger zu Steinfurt (Niesert, Münster. Beitr, 5, löl). 

Sonderbar ist auch, dass einige F'amiliennamen von Frauen und 
von deren Beschäftigungen hergeleitet sind ; so gibt es z. B. die Fa- 
miliennamen -Tuncfrouwe, Scon-Jutte und Bademone (Hebamme), die 
etwa mit den Metronymicis zu vergleichen sind. 

Eine vierte Gruppe setzt sich aus den Eigenschaften eines 
Menschen zusammen, seien sie körperlicher, geistiger, sittlicher oder 
sonstiger Art; diese Gruppe ist nächst der vorbargehenden die zahl- 
reichste. Die Eigenschaftswörter (zunächst Adjective) wurden ur- 
sprünglich alle mit dem Artikel versehen, (wie im Französischen, z. B. 
Lenoir) der erst später abfiel; einzeln hat er sich noch erhalten in den 
Namen: Deharde (de Harde), Degode, l>erese, Defromm. Für gewöhnlich 



gab man ihn aber auf, seine Wirkung blieb nur noch in der Bcliwacl^H 
Form des Adjectivs erkennbar, die in dieser Art Namen Regel I^H 
z. a. Runde, l'ralle, Körte, Lange, Voge (Klein), (irote, Jüngo, WO^H 
Vereggede, Vlugge, Rage, Krumme, Rode, Witte, Grone, Swarte, Kn^H 
Krulle, Struwe, Dürre, Grelle, Grimme, KtoUe, Vette, Sliühte, V'ri(raH 
Scbele, Sacbte, Levendige, Dode (Doyt),- (nicbt zu verwechseln mi^ 
dem friesischen Vornamen Dode, zu thiuda), Dovendige, Nakede, Kaie, 
Dicke, Hoge u. a., in starker Form : Plump, Senuewolt (rund), ver- 
derbt in Öonnewald. Das Adjectiv wurde aber aucb büufig mit einem 
andern Namen verbunden, z. B. Grotejan, Grotemeier, Schonjan, 
Smaljan, Olderjan, Langhans u. a., oder mit der Bezeichnung des 
Körperteils, der den cbarakteristischon Unterschied bot; (Körperteile 
allein wurden seltener verwandt, z.B. Hovet, Föt, Dume), z. D. Barvöt, 
Hardevöt, Krumvöt,GuIdenvöt,Stoltev6t,Ktunsev6t,Trippelvöt, Grotekop, 
Bredekop, Ilardekop, Langkop, Rukop (Rauch-kopf), tichorkop, Wjttö- 
kop, Swartekop, Grisekop, (irawekop, Raaekop, Dusekop, Steiikop, 
Trentkop (Rundkopf), Bredehovet, Mildehovet, Hardenack, Kortenack, 
Ropenack, Kusenack, Langhals, Bredehals, Speckhals, Rugehals, Juc- 
hala, Wric-hals, Scon-hals, Plattenese, Ilunese (d. i. Rugenese), Langö- 
^^flese, Widemule, Sotemund, Schotelmunt, Scolemunt (Rotermund), 
Slrobart, Rodebart, Scheveben, Hole-hant, Miide-hant, Lank-h:ir, Gel- 
här, Gorte-bük, Kol-biik u. a. Solche Namen wie Hinrik mit den 
Voten, Henrik mit dem ammer. Cort mit den krosclien, Werner mit 
der titelten, Ilennink mit dem bene, Heneke mit den dumen, N. mit 
der scrammen sind nur individuelle Bezeichnungen und haben sich 
nicht zu Familiennamen consolidiert. Dagegen ist ilallefwassen (halb- 
erwachsen, Locbd. Hallwachs) ein Familienname geworden. 

Von andern als körperlichen Eigenschaften stammen die Namen: 
Unvorsaget,Unverhauen,RokeIo3en (unbekümmert, sorglos), Umbeworren, 
Unstede, Göt-gemake (gute Bequemlichkeit), Licbtharte (Leichtherz), 
Homöt, Gerne-gröt, Smallucke (schmales Glück), Meidetröst, Vreudenrik, 
Mutwille, Seldenhem, AHerhandeware, Aldewerlt, Hogeherte, Bürvient 
(Bauernfeind), Butenschone (nur von aussen schön), Blidelevent, ISachte- 
levent, Nemendesvrunt, Bcöteter, Specketer, Berenvreter, Kukenbiler, 
Gudegast, Dureköp, Gudeköp (wohlfeil), Win-kop ; auch mag man hierher 
rechnen Wanmate, Unmate, Duvel (Manduvel), Volant (Teufel), Belce- 
buc, Ane-sorge, Ane-acker, Auekost, Anekamp, Öundergelt, Vundengöt, 
Wunnengöt, Vorlorengüt, Sulvergöt, BernebÜs (Brandfackel). 

Von verwandtschaftlichen Verhältnissen sind abgeleitet: Kind, 
Schonekind, Kindervader, Grotevader, Broder, Sovenbrodere, Öwager, " 
Leverswager, Vrent oder Vrunt, Leveryrunt, Veddere, Leveknecht. 

Auch die Zahlen dienen zur Bildung von Familiennamen, z, B. 
En-unde-twintich, Verdehalfde und in Verbindung mit mark und punt: 
Vermark, Sevenmark, Teinniark, Elvenroark, Hundertmark, Dusentpnnt. 

Die fünfte Gruppe besteht aus Namen, zu denen Werkzeuge und 
Geriite Gevatter gestanden haben : Ketel, Schümketel, Knif (Messer), 
Ingesegel, Nap, Drogenap, Glasenap (Glasgefiiss), Stöp, (Becheü, 



149 



I 



Kanne, Leppel (Löffel), Solange, Koneke (Ofengabel), Drevöt, Krowel, 
Nagei, Knovenagel, Ilartnagel, Worpel, Dabelsten (Dobbelsten, Würfel)i 
l'rekel, Slekemest (Dolcb), Pren (Pfriemen), l-atekop (Schröpfkopf). Sack, 
I^eddersack, VütBack, Bonensack, Pepersack, Strosack, ächürsack, Hoppen- 
Gack, Külsack,' Röfsack, Melsack, Gokelbusse (Gaukelbiichse), Kettel- 
hake, Kettelrant, Scrapenstel, Scrapentrog. Toverbüm (Her durch die 
Handhaben des Zubers gesteckte Baum), Badelaken, Badeisern, Knöp, 
Klüt (Kugel), (Sneklüt), Sülexe , Kovöt (Kuhfuss ^= Brechstange), 
Isendrät, Ploichstert, Halveplöch, Vorke, Oldewagc, Runge, Hudekorf, 
Vingorhöt, Gatgenstabe, Hötnatel, Soltrump (Salzbottich), Bintreme ; 
auch Theile von Gebäuden : Sideldore, Tinappel (Thurmknauf), be- 
Buiidfi-s auch Knegsg^räte aller Art: Üolte (Bolzen, Pfeil), Hake, 
Vurbake, Henneböm (Schlagbaum), "W'ikhüa, Hakelwerk (Umzäunung), 
Pil, liokeler (Schild), Plate (Harnisch), Wapenhantske, Knipschilt, 
Kruninietartsche, Spet, Pek (Pike), Bunge (Trommel), Ketelhöt, 
Stegerep, Schiltreme, Evenhoe (ein Belagerungswerkzeug), 

Auch das Geld gab Veranlassung zu ramiliennamen; ausser 
den obengenannten Vermark etc. sind zu verzeichnen: Pennink, Gulden- 
pennink, Schimmelpennink, Redepennink (bar Geld), Redegelt, Hellink, 
Schillink, Scherf. 

Der sechsten Gruppe gehören die Namen an, die der Tierwelt 
entnommen sind. Bemerkenswert ist, dass die vierrüssigen Haustiere 
Gchr selten verwandt werden, um den Familien Namen zu geben; es 
kommen wol vor Bulle, Kalf, Hengest, Lamm, Esel, Buk, Hunt, aber 
im Verhältnis üu andern Niimen sehr selten — Pert, Osse, Swin ist 
mir nie begegnet, was ja Zufall sein kann, aber doch die Seltenheit 
dieser Namen beweist — häufiger noch in Zusammensetzungen : Lammes- 
hovet, Perdeshovet, Pagenkop, Wittepert, Hundert-osse. Eselsvöt, 
Slachtscbäp, Stoterbok, Kaphenxt, Everswin (Ever allein ist äusserst 
selten), Swinevient, Risebiter (junges Rind, Grasochae), Stalbiter (StalU 
rind), Putfarken (das mir indes erst in neuester Zeit begegnet 
ist), desto häutiger werden die wilden oder halbwilden Tiere benutzt, 
z. B. Vos, Rodevos, Wulf, (Wulflamm), Katte, Borstekatte, Hase, 
Wullhase, Schellhase (Spring-, Schreckhase), Kölhase, Bonehase, Holt- 
hase, Ape, Meerkatte, Hasenbaich, Hasenkop, Hasenvöt, Lewo (Lowe, 
Louwe), Nashorn, Olvant (diese beiden Namen habe ich übrigeus jeden 
nur einmal gefunden); Vögel: Raven, Slunkraven, Nachtraven, Krone 
(Kranich), Heger, Blavöt, Valke, Slötvalke, Krege (Krähe), Voisän 
(Fasan), Sisik (Sittich), Pawe (Pfau), Gös, Gant, Gir (Geier), Rökswale 
(Rauchschwalbe), Grip (Greif), Kivit (Kiebitz), Rördum (Rohrdommel), 
Lewerk (Lerche), Luning (Sperling), Hassele, Isenborde, Kukuk, 
Nacbtegal, Edeber, und vor allen das HUbnergeschlecht: Hane, Berkhane, 
Hanenstert, Hon; das Vogelgeschlecht im allgemeinen findet sich ver- 
treten in Sconevogel, Speievogel, Bosevogel, Swanevlogel, Viogel, 
Swanensnabele ; die Fische in: Stokvisk, Witing, Hekede, Herinc 
(Hariok), Spikharink, Pekelheriuk, Veleharink (d. h.?), Harinkhals, 
Viskeribbe, Zander, (Sander), Snepel, Stint. Auch die iibrige Tier- 



weit tat den Menschen Namen gegeben, z. B. VIege, Imme, Krevei 
Üiake, IJromcse (Bremse). 

Die aiiibente Gruppe bilden die Namen von Pflanzen und Min 
ritlien und was damit zusammen! längt. Hierher geböreu Uioine, Alhon 
(Ellein), Eglof (Uof, Epheu), Hagedorn (Heidorn), Sledom, Dornebusol 
Aklei (Aquilegia), Vleder, Km'iflök, Mänkop, Zedvar, Mapeldorn, App^ 
dorn (Apeldorn, Ahorn), Berenklawe, Berböm, Sevenbura, Plümböq 
Kerseböm und Kasseböm (Kirschbaum). Bloieböm, Meibom, Heisterböri 
Eikelböm, Danne, Plume, Appel, Holtappel, Bere, NcttelensträT 
Heddeinettel, Vettebone, Note (Nuss), Peper, Hanenkorn, Peperkort 
Scbelepeper, K6I, Külstock, Kabüs, Ruhaver, Swartehaver, Haverka 
Haverkoru, Velebaver, Slonebaver (V), Brusehaver, Grusebavere, Oldi 
rogge, Bomgarde, Stubbe, Slumpel, Sprik, Lode, Summeili'tt (d. i. -lode),"" 
ytrunke. Bookholt, Bökel (d. i. Bokelöh = Bökholt), Gronewald, 
Dusterwolt, Üusterholt, Ekliolt, Uaiinenwolt; Kopper, Klumpsulver. 
Perle, Sten, Bernesten. 

Die achte Gruppe besteht aus Namen, die von Speisen, Gewürzen 
und Getränken hergenommen sind: Kese-nnde-bröt, Botterbrüt, Weke- 
bröt, Degebröt, Roggenbrot, Semelstute, Haverbröt, Pankoke, Manekoke, 
Mettwurst, Strikworst, Brütkese, Sotebotter, Bratherink, Bratvogele, 
Bradenhön, Speck, Bake (Speckseite), Mankmös, Immenröt (Bienenwabe), 
Rintvlesk, Pottharst (Pötthast), Vetteköl, Bökmast, Sürköl, Grotebone, 
Schimmelkorn, Rokost; Sürber, Dunueber, Haverenber, Mengebier, 
Brogehane (Broihabn ?), Melk, Bernewin (Branntewein), Bernewater, 
Rosenwater, Mostert (Senf), Kaneil. 

Di-r neunten Gruppe gehören die Namen an, die Kleidungsstücken 
entlehnt sind : Buntekoget, Wittkogel, Rodekogel (entstellt in Roden- 
kohl), Hoike''j, Halvehoike, 'Iroie (Wamms), Langetroie, Tabbert, 
Uodehöt, Blomenhüt, Kiphöt, Dusink, Ledderhoso, Brökhose, Grawe- 
hoae, Rodehose, Prumphose (sie!), Stune(?)hose, Sconekappe, Musel- 
(Mutzel)niouwe (-ermel), Witterock, Sorkote, Schalün (Salune, wollene 
Dtcke), Stripede-rock, Bunterock, Hiirsnör, Rosenkranz, (Bintreme), 
KnipperdoUink (eine Art Schuhe), Dwelke (Zwillich). 

Die zehnte Gruppe setzt sich aus Namen zusammen, welche 
aus Naturerscheinungen, Jahres- und Tageszeiten entstanden sind, 
z. B. Winter, Mane, W'enkstern (Planet? doch auch Wengestern), 
Schonewed(d)er, Ruwe(I{d)er, Oneweder (Aneweder), Storm, Donner, 
Stofregen, Swerk (dunkles Gewölk), Gudejär, Diirjär, PascUedach, 
Palmendach, Vridach, Vastelauent; Levedach, Levetit, Aventröt, 
Morgenstern. 

Die elfte Gruppe umfasst die interessanten imperativischen Bil- 
dungen, die theils wirkliche Imperative, theils imperativische Wendungen 
enthalten: Pip-up, Krüp-up, Hap-up, Rid-up, Stig-up, Spriug-up, Help- 
up, Fret-up, Höt-up, Ball-up, Rok-üt, Kogelen-däl, Kort-um (Kurz-um), 



1 = hoke, Höker, penesticus. Indes ist 




151 



St«t-af, Jage-to, Gripe-to, Hal-over (Ilol-über), Hir-na, Morne-wech, 
Dor-den-busch, Dor-de-want (durcb die Wand), Dor-den-tün, Ruck- 
int-warm, Got-grote-mJ, Blif-hir-niclit, Trur-niclit, Smelte-nicht, Fruchte- 
(fürchte-) nicht, Howe- (Haue-) nicht, Et-wat (las-was), Grimmen- 
(Gremmeu-) duvel, Jagenduvel, Kleienduvel, Vretendavel, Schrecken- 
duvel, Bitenduvel, Slän- d. i. Sla-(d)eii-duYel, Lide(njkutnber, Makentiän 
(Mache-den-Zaun), Makeblide (Mache-froh). Makeprang (vgl. das hoch- 
deutsche Hebenstreit), Spring-int-güt, Holt-den-vrede, Wagenhals 
(Wage-den-Hals), Wagendanz, Sokeschult, Smeckebotter, Hudebotter, 
Wostenacker (Wüste-den-Acker), Roveiipennink, Rapeaulver, Drucke- 
tunne, Druckepennink, Druckescerf, Ptist-in-de-busse, Püst-int-h 
Püste-brade, Hodevick (Hüte die Tasche V), Hude-pöl, Rumescotele 
(Räum-die-Schüssel), Itunie-kiste, Schaffe n-rilt, Scade-lant, Schuddc- 
Bchulder, Bite-vlege, Rore-brant, Ror- (Rür-) de-maget, Uowe-schilt, 
VIecken-schilt, Kuede-wecghe (Knete-den-Wecken?), Snidewint, Berne- 
wede, Breke-horst, Breke-woit, Klinge-dans, Schicke-dans, Scharpe-swert, 
Kike-beker, Vege-bank. 

Bei der Erklärung dieser — wie überhaupt aller — Namen ist 
übrigens grosse Vorsicht anzuraten, nicht alle Namen, die impera- 
tivisch gebildet erscheinen, sind es auch wirklich; so wurde der Name 
des berüchtigten Seeräubers Stortebeker wol erklärt ,, Stürz- den -Becher", 
aber Walther (Mitth. f. Hamb. Gesch. I, S. 91—93; Hans. Gesch.-Bl. 
1877, S. 6ß) weist nach, dass Stortebeker ein Trinkgefäss mit einer 
Stüi'ze, Deckelbechor, ist (vgl, das hochd. Sturzkopfj. Und so sind 
auch vielleicht einige der obengenannten Namen anders zu erklären. 
Vor allem ist aber zu beachten, wo und wann die Namen zuerst 
auftreten. In vorstehender flüchtigen Skizze habe ich der Kürze halber 
nicht angegeben, in welcher Gegend und in welcher Zeit sie zuerst 
sich vorfinden, aber zu einer tieferen Forschung ist dies unerlasslich 
notwendig. Denn was der Astrologe Seni von seiner Wissenschaft sagt; 
Mein Sohn, nichts in der Welt ist unbedeutend. 
Das Krste und Hauptsäclilichste 
Bei allem irdschen Ding ist Ort und Stunde 
gilt auch von der Namenforschung. 



OLDENBURG. 



A. Lübben.