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Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gebiete der Geburtshilfe und Gynäkologie 11.1897"

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BOSTON 
MEDICAL LIBRARY 


S THE FENWAY. 








JAHRESBERICHT 


ÜBER DIE 
FORTSCHRITTE 


AUF DEM GEBIETE DER 


GEBURTSHILFE UND GYNÄKOLOGIE 


JAHRESBERICHT 


ÜBER DIE 


FORTSCHRITTE 


AUF DEM GEBIETE DER 


IHR UND GYNAKOLOGIE. 


UNTER DER MITWIRKUNG VON 


Dr. BOKELMANN (BERLIN), DR. K. BRANDT (KRISTIANIA), DR. BUMM (BASEL) 
DR, CORTEJABENA (MADRID), DR. DONAT (LEIPZIG), DE. DOORMAN (LEIDEN), 
DR. FROMMEL (ERLANGEN), DR. GEBHARD (GREIFSWALD), DR. GESSNER (ERLANGEN), 
DR, GÖNNER (BASEL), DR. GRAEFE (HALLE A/S.), DR. v. HERFF (HALLE AIS), 
De. HERLITZKA (FLORENZ), DR. L. MEYER (KOPENHAGEN), DR. V. MÜLLER 
Sr. PETERSBURG), DR. MYNLIEFF (BREUKELEN), DR. NEUGEBAUER (WARSCHAU), 
DR, PESTALOZZA (FLORENZ), DE. v. ROSTHORN (PRAG), DE. C. RuUGE (BERLIN), 
DR. STEFFECK (BERLIN), DR. STUMPF (MÜNCHEN), DR. TEMESVÄRY (BUDAPEST), 
De. Verr (LEIDEN), DR. WALTHARD (BERN), DR. WIEDOW (FREIBURG 1;BB.). 


UND UNTER DER REDAKTION VON 


PROF. DR. E. BUMM UND PROF. DR. J. VEIT 


IN BASEL IN LEIDEN 


HERAUSGEGEBEN VON 


PROF. DR. RICHARD FROMMEL 


ın ERLANGEN. 


XI. JAHRGANG. 
BERICHT ÜBER DAS JAHR 1897. 





WIESBADEN. 
VERLAG VON J. F. BERGMANN. 
1898. 











Das Recht der Uebersetzung bleibt vorbehalten. 


eg EE 
MAR 0 1311 
J.F.B. 






E Druck der Kei, Univorsitätsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


Inhalt. 


. Gynäkologie. 


Seite 

Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel, Untersuchungs- 
methoden etc. Ref.: Prof. Dr. Veit . . . 20. 3 
Lehrbücher und Unterrichtsmethoden . . . . 2.2. 3 
Instrumente . . ar ed g e he ee Te 
Massage und Elektrieität ee ee ee E 
Diagnostik . . Se LE e Et 
Zusammenhang mit der EE Pathologie. ge r ea u ee, O 
Allgemeines über Laparotomiii.. 21 
Sonstiges Allgemeines . e, AN 
i Pathologie des Uterus. Ref.: Prof. Dr. Wiedow. . . . Aë 
Entwickelungsfehler mit Einschluss der Gynatresien `, . . 53 
Atresie und Stenose des Cervix, Cervixrisse . . 58 

Entzündungen des Uterus mit Einschluss der infektiösen Er- 
krankungen . . en ie un an ol 
Lageveränderungen des Uiar J a 6 
Allgemeine.. 6686 
Anteversio-flexideee. 4667 
Retroversio-flexideeee. 167 
Prolaps `. 76 
Inversiooonnn. 280 
Hernieeeen... 8833 
Neubildungen des Uterus. Ref.: Prof. Dr. v. Horff. . . . 88 
Myome . . x = g e, Bä 
Carcinom, Sarkon Diddan e ër EE 
Ligamente und Tuben. Ref.: Dr. Bokelmann . . ......149 
Vordere Bauchwand, Hernien . e, Län 
Hämatocele . . . . 154 

Adnexe im Allzenieiden, Etgen Ggs er um 
Beckenbindegewebe, Beckenperitoneum . . . . . Läb 


Tuben u 2 so a o oe e e o o o re o té 


VI Inhalt. 


Seite 
Krankheiten der Ovarien. Ref.: Privatdocent Dr. A. Gessner . 188 
Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie . . . 188 
Vereiterung und Abscedirung des Ovarium . . . . . 190 
Verlagerungen des Ovariums . . . 22020... 191 
Ovariotomie . . o wo og goog eok y 7 
Allgemeines, erter Prigen DEE , . 192 
Einfache Fälle, doppelseitige, wiederholte GE . . 198 
Intraligamentäre Entwickelung . . . . . . . 108 
Parovarialcysten . . 193 
Komplikationen bei der Operation Ges und hohes 
Alter, Achsendrehung, Vereiterung, Ruptur u. s. w.) . 194 
Komplikationen im Heilungsverlaufe. . . . 197 
Komplikationen mit Tumoren des Uterus und anderen Organen 197 
Komplikation mit Schwangerschaft und Geburt. . . . 197 
Kastration . . 198 
Resektion, Konservalive Behandlung det Övanislärkrankungen; 
Organtherapie nenne. 199 
Vaginale Ovariotomie . . 2 nn nn... 19 
Papilläre Tumoren . . Aë ie Dë Én ge SH 
Carcinome und Endotheliome Kë g e ee 2U) 
Sarkome . . . Se e e e pe EE 
Solide Tumoren (Fibrome, Nsom 91 
Dermoideysten und Teratome . e, 202 
Tuberkulose . . SEENEN 
Statistik der Orastie e, e e a go EE 
Krankheiten derHarnorgane beim Weibe. Ref.: Prof. Dr. a 239 
Allgemeines . . . . Pu S 3 239 
V Urethr...2240 
Anatomie. . do a a e oaa a a oa a 
Entwickelungsfehler e 15 en. 246 
Erworbene Gestalt- und Funktionel ilei 2447 
Entzündungen und Strikturenn. nn. 249 
Harnröhrenblutungen. . 0 nn . 258 
Neubildungen nen. 209 
Urethralstoinnnn. o . 26l 
Blase . . go e An te 661 
Anatomie und Physiolögie m 261 
Allgemeine Diagnostik und geen J— Barbe 264 
Missbildungen `, . Së e E e ` LEE 
Neurosen und Eunktionastäranzen so go a g ow ay a ZC 
Blasenblutungen . . . DECHE EE 
Entzündungen . . ee ee me KEE 
Verlagerungen der piast- Et b gu a be o i e a 
Verletzungen der Blase ee, 305 
Neubildungen `, 306 


Steine `, dl 


Inhalt. 


Fremdkörper . 
Parasiten 
Urachus . 
Harnleiter 
Anatomie und Physiologie 
Diagnostik 
Missbildungen 
Verengungen und Kr dilsringen 
Entzündungen 
Verletzungen . 
Neubildungen . 
Harngenitalfisteln : 
Harnröhrenscheidenfisteln 
Blasenscheidenfisteln . 
Blasengebärmutterfisteln . 
Harnleiterfisteln ` . 
Chirurgische Erkrankungen dar Niören baim Weibe 
- Allgemeines; Diagnostik; en Statistik 
Missbildungen e DEENEN 
Verlagerung der Nieren . 
Hydronephrose 
Eiterige Entzündungen 
Tuberkulose . g 
Verletzungen . 
Steine ; 
Nieronblutungen 2 
Neubildungen . 
Parasiten . 


Menstruation und Ovulation. Ref.: Dr. Steffeck 


Vagina und Vulva. Ref.: Dr. Richard Schick (in a von 
Prof. Dr. v. Rosthorn) Fe e à ja *— 
Vagina R i 
Affektionen des Einen; Bildungsfehler der ‚Scheide. Aigo: 
borene und erworbene Gynatresien g 
Lageveränderungen der Scheide. Plastische J 
Neubildungen der Scheide. Cysten . 
Ernährungsstörungen, Entzündungen der Scheide, Séilen, 
scheidenfisteln : ; 
Fremdkörper in der Scheide. Verletzungen der Scheide 
Blutungen ; 
Dammrisse. Dammplastik 
Vauva . . . 
Bildungsfehler. Anomalien ; EECH 
Entzündungen. Ernährungsstörangen! Exantheme . 
Neubildungen. Cysten et ey 


vn 


Seite 
316 
321 


323 
327 


332 
333 
336 
337 
341 
342 
342 
343 
356 
360 
362 


461 


469 
469 


469 
474 
476 


478 


485 
487 
488 
488 
489 
492 


VIII Inhalt. 


Erkrankungen der Bartholin’schen Drüsen 
Verletzungen. Thrombus et haematoma vulvae m vaginae 
Neurosen. Vaginismus. Pruritus vulvae 
Hermaphroditismus 

Anhang 


I. Geburtshilfe. 


Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel, Hebammenwesen. 
Ref.: Prof. Dr. Frommel . 
Lehrbücher, Kompendien, Lehrmittel ; 
Geschichtliche und sonstige Werke Sizenieinen Inhalts 
Berichte aus Kliniken, Privatanstalten etc. . 
Hebammenwesen 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen 
Genitalien. Ref.: Dr. C. Gebhard und Prof. Dr. Carl Ruge. 


Physiologie der Gravidität. Ref.: Prof. A. Goenner. 
Menstruation, Ovulation, Zeugung, Befruchtung ; 
Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physio- 

logie der Frucht . l 
Schwangerschaftsveränderungen im  mütierlichen Geer 
Diagnostik und Diätetik der Schwangerschaft 


Physiologie der Geburt. Ref.: Privatdocent Dr. M. Walthard 
Die verschiedenen Kindeslagen . 
Diagnose der Geburt 
Mechanismus der Geburt 
Verlauf der Geburt . 
Diätetik der Geburt . 
Verlauf und Behandlung der: Nacheakertaparidde 
Narkose und Hypnose der Kreissenden . 


Physiologie des Wochenbettes. Ref.: Dr. Bokelmann . 
Physiologie und Diätetik der Wöchnerin 
Physiologie und Diätetik des Neugeborenen 


Pathologie der Gravidität. Ref.: Dr. M. Graefe. 

Hyperemesis gravidarum 

Infektionskrankheiten in der Gravidität. ; 

Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwanseren- 2 

Komplikation der Schwangerschaft mit Erkrankungen und Tu- 
moren der Genitalorgane. Traumen. Lageveränderungen etc. 

Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod, abnorm lange 
Retention des abgestorbenen Eies 


Seite 
493 
494 
495 
495 


497 


501 
501 
503 
508 
510 


516 


Inhalt. IX 


Seite 

Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft. Abortus. Künst- 

licher Abortus. Frühgeburt. Abnorm =. Dauer der Gra- 
vidität . . . . 663 

Extraitorinschwangórachufk, Schwängörscheft i im radimäntären 
Nebenhorn eines Uterus bicornis . . . . . . . 674 
Pathologie der Geburt. Ref.: Dr. Steffeck . . . . . . 713 
Allgemeines . . 2366 
Störungen von Seiten der Mutter te ee E 200 
Die Geburt des Kindes betreffend . . . . . . . 719 
Valva und Vagina `, 719 
ve. 720 
Utes a soe Be e re zen E 
Enges Becken s Op a a oa a e a a e 7° 
Osteomalacie . nn ne. 780 
Uterusruptur . . GE a a ee 2 
Geburt der Placenta betreffend ee er ee E: 
Eklampsie . e, HA? 
Andere Störungen . . Pa a er a ee ee 
Störungen von Seiten des Kindes Be ee SE 
Missbildungen . DEENEN 
Multiple Schwangerschaft Se 698 
Falsche Lagen . . y E o og i e a a a OS 
Vorderhauptslagen nn nn. 768 
Stirn- und Gesichtslage. 74 
Querlagen oe 666 
Beckenlagen . . E s e EE 
Nabelschnurvorfall ind andere — A w a a ao TOR 
Placenta praevia. >... A 
Sonstige Störungen . e, 776 
Pathologie des Wochenbettes. Ref.: Prof. Dr. E. Bamm . . 17 
Puerperale Wundinfektin . e, 778 
Aetiologie `, 8 
Kasuistik. e, 794 
Statistik . . ee ee o a ee e e 
Prophylaxis und Therapie kega a g e a a a a RG 
Prophylaxis . . 
Therapie . . Bocas G ee SE 
Andere Erkrankungen im 1 Wöchenbekie. Er o e, a BG 
der Genitalien `, e, N 
des übrigen Körpers `, e, RON 
Geburtsbilfliche Operationen. Ref.: Dr. J. Donat. . . . 831 
Künstliche Frühgeburt . m nn. BBI 
Zange . . Ge g e o ae o e g e 


Wendung. Steisslage. Extraktion. e, BA 


X Inhalt. 


Seite 
Embryotomie „220 8 
Accouchement forcé . ee iu 
Konservativer Kaiserschnitt . . . 859 
Liste der Fälle von Sectio caesarea von 1897 ind Nachträge 
aus früheren Jahren ; 83838 
Sectio caesarea nach Porro und Veran 3 00.0887 
Anhang. Fälle von Kaiserschnitt und Hyatsrektoniie . . 39 
Anhang. Litteratur-Nachtrag zu Bd. X, 1896 . . . . 907 
Bericht über die Symphyseotomie u — Ref.: 
Dr. F. Neugebauer . . Fe e x a ga 
Gerichtsärztliche Geburtshilfe. Ref.: Prof. Dr. — 0.9 
Allgemeines s 925 
Impotenz in ihren Beziehungen zu zum bürgerlichen Rechte; SE 
hafte Geschlechtsverhältnisse . . 926 
Unsittlichkeitsverbrechen; Beweis der Virginität ina des statt 
gehabten Beischlafes . . 937 
Schwangerschaft in Beziehung auf dè EN Medizin . 956 
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin . 975 
Anhang: Genitalverletzungen ausserhalb der Geburt . . 991 
Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin 994 
Das neugeborene Kind. . . . 2 2.0.0.0. a 1000 
Anhang: Missbildungen . . . . 202020020000. 1083 
Autoren-Register . . . 22000. 0.00.1047 


Bach Register . . . 2 ee 0.0.0. 1068 


Sammtliche L.itteraturangaben, bei welchen das Jahr des Erscheinens 
nicht besonders bemerkt ist, sind auf das Berichtsjahr — 1897 — zu 
beziehen. 


L Theil. 


GYNAKOLOGIE. 


Jahrerb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 1 





Allgemeines, Lehrbücher, 


Lehrmittel, Untersuchungsmethoden ete. 


Beach 


CR 


19, 


Referent: Prof. Dr. Veit. 


a) Lehrbücher und Unterrichtsmethoden. 


. Anuvard, Praktisches Lehrbuch der Gynäkologie. Autorisirte deutsche 


Ausgabe nach der zweiten Auflage des Originals von R. Löwenhaupt. 
Leipzig, Barsdorf. 


2. Chrobak, Ueber den Unterricht in der Frauenheilkunde. Berichte aus 


der zweiten geburteh.-gyn. Klinik in Wien. Bd. I. 


. Doyen, E., Technique chirurgicale, Technique chirurgicale generale — 


Opérations gynécologiques. Avec la collaboration du Dr. G. Roussel et 
de M. A. Millot. Paris, Manne et Co. 


. Fritsch, H., Die Krankheiten der Frauen, für Aerzte und Studirende. 8. Aufl. 


Berlin, Wreden. 

Galabin, A., A manual of midwifery. III. w. 271 engr. 4.ed.8. London, 
Churchill. 

Goffe, Methods of instruction in gynaecology. Amer. gyn. and obst. 
Journ. VoL X, pag. 77. 


. Hart and Barbour, Manual of gynaecology. With 13 plts. and 381 


woodc. 5. ed. 8. London, Johnston. 


. Hegar-Kaltenbach, Operative Gynäkologie mit Einschluss der gynäko- 


logischen Untersuchungslehre. Vierte umgearbeitete und vermehrte Auf- 
lage. Herausgegeben von Hegar unter Mitwirkung von Wiedow, Sonn- 
tag, Bulius. Stuttgart, F. Enke. 


. Jones, H., Macnaughton, Practical Manual of the diseases of women and 


uterine therapeutics, for students and practitioners. 7th. Edition revised 
and enlarged. London & New York, Tindels Baillichato. 

Lewers, A. H.N., A practical text-book of diseases of women. 5. ed. 
With 174 ill. and 4 col. plates. 8. London, Lewis. 


1* 


Gynäkologie. Allgemeines etc. 


11. Meyer, Leopold (unter Mitwirkung von F. Howitz), Lärebog i Gynä- 
kologi (Lehrbuch der Gynäkologie). Kopenhagen. 526 pag. mit 61 Fig. und 
49 farbigen Tafeln (die meisten nach Lehmann-Schäffer’s Atlas). 

(Leopold Meyer.) 

12. Penrose, Ch. B., A Textbook of diseases of women. Philadelphia. 

13. Phillips, J., Outlines of diseases of women. 2. ed. London W. 120 Illustr. 
a. 2 append. 

14. Playfair, W. S., A system of gynaecology. By many writers. Ed. by 
Th. Cl. Albutt. London. 

15. Pozzi, A., Treatise of Gynecology. 2. Amer. Edition translated from 
the 3. french Edition. New York. 

16. — Traité de la gynécologie clinique et opératoire. Paris, Masson et Cie. 
3. edition. 

17. Slawiansky, Spezielle Pathologie und Therapie der Frauenkrankheiten. 
Theil II. Die Krankheiten der Tuben und Eierstöcke. St. Petersburg. 

(V. Müller.) 

18. Schmeltz, Gynécologie clinique et opératoire. Paris. 8°. 150 pag. 

19. Sutton, J. Bland, The diseases of women. Philadelphia and London. 

20. Sutton and Giles, The diseases of women. A Handbook for students 
and practitioners. London, Rebmann. 

21. Tolotschinoff, Lehrbuch der Gynäkologie. Charkoff. (V. Müller.) 

22. Veit, J., Handbuch der Gynäkologie. In 3 Bdn. Bd. II. Bearbeitet von 
Fritsch, Viertel, Döderlein, Gebhard, Veit, Schäffer, Ols- 
hausen u. A. Mit zahlr. Abb. u. 4 Taf. 

23. Webster, J. C.. Gynecology, practical and operative. With 54 fig. 
London. 

24. Winter, Gg., Lehrbuch der gynäkologischen Diagnostik. Unter Mitarbeit 
von C. Ruge. 2. Aufl. Leipzig. Mit 20 Tafeln u. 140 Abbild. 

25. Winternitz, Ueber Hilfsmittel beim gynäkologischen Unterricht. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 18. pag. 512. 


Doyen (3), dessen technisches Können die Mehrzahl mit Be- 
wunderung erfüllt hat und dem wir Alle manche wesentliche Ver- 
besserung in der Ausführung unserer Operationen verdanken, hat als 
einen Theil seiner speziellen Chirurgie die gynäkologische Operations- 
lehre bearbeitet, oder besser gesagt, uns mitgetheilt, wie er seine gynä- 
kologischen Operationen vornimmt. Ref. ist der Letzte, der das be- 
dauert; ein so tüchtiger Operateur, wie Doyen es ist, zeigt sich als sol- 
cher bei jedem Eingriff und die Art, in der er sich seine Pläne zurecht- 
legt, ist von grossem Interesse. Alles ist dabei aber natürlich sehr 
individuell gefärbt und leider allzu häufig mit polemischen Bemerkungen 
gegen Péan gemischt, die oft von unangenehmer Schärfe sind; 
P&an’s Verdienste werden gewiss erst später unbefangen kritisirt 
werden können, aber in vielem ist er doch ein Vorläufer von Doyen, 


Lehrbücher und Unterrichtsinethoden. 5 


vor Allem auch in der Art von selbstgefälliger Schreibweise. Solche 
Aeusserlichkeit auszusprechen halten wir uns für berechtigt, weil nur 
allzuleicht glänzender, praktischer Erfolg als das hervorragendste wissen- 
schaftliche Verdienst imponirt und weniger Geschickte leicht zur Nach- 
ahmung verleitet. Doyen’s Verdienste um unsere gynäkologische 
Technik erkennen wir willig an. Seine vaginale und abdominale 
Uterusexstirpation stellt einen wesentlichen Fortschritt gegen frühere 
Methoden dar. Das Prinzip, ohne präventive Blutstillung den Uterus 
bis vor die Vulva zu bringen, ist wichtiger als seine Hemisection anté- 
rieure; bei der abdominalen Myomotomie zuerst die Vagina von oben her zu 
eröffnen und dann den Uterus von unten nach oben zu entwickeln, 
it gewiss richtig; aber hierbei auch präventive Blutstillung zu ver- 
meiden, ist eine unnütze Erschwerung des Verfahrens für die durch- 
schnittliche Technik; die Schnelligkeit des Operirens hat in neuerer 
Zeit stets zugenommen, aber gegen Rekordstrebereien der Operationszeit 
muss ernstlich Einspruch erhoben werden. Wir hören, dass in 3—4 
Minuten bei der abdominalen Totalexstirpation der Uterus entfernt wird; 
dann aber kommt auch bei Doyen die Blutstillung und es scheint 
auch bei seinen Patientinnen die Uterina zu buten, wenn sie durch- 
schnitten wird. 

Ueberraschend und staunenswerth sind seine Erfolge in der U reter- 
chirurgie: bei einer Patientin in einer Sitzung die eine Niere auf- 
schneiden und aus dem Becken einen Stein extrahiren, sofort hinterher 
beide Ureteren vaginal incidiren und aus dem einen einen mehrere 
Zll langen, fingerdicken Stein, aus dem anderen zwei Steine extrahiren, 
dannaber ohne jede Naht Heilung erleben! Dass die Nieren und beide 
Ureterenwunden spontan heilen, ist sicher mehr Glück, als andere Chirurgie 
meist haben. Verdienstlich bleibt eine derartige Kühnheit aber sicher. 
Das Prinzip dagegen seiner Fisteloperation, die er mit Tabaksbeutelnaht 
und Lappenspaltung zu machen scheint, ist vorläufig weniger bedeutungs- 
voll; besonders bedauern wir, dass er die Lappenspaltung als originelle 
Doyen’sche Methode schildert; nimmt er hier vielleicht Tait sein 
Recht, so geht es bei der Kolporrhaphie Simon und Hegar nicht anders. 
Das sind kleine Rücksichten, die man von einem Doyen nicht ver- 
langen kann. Die Mittheilungen über seine Colpotomia posterior 
scheinen uns dagegen recht bemerkenswerth; wir finden besonders die 
Individualisirung für die Wahl der Operation richtig. Am schwächsten 
dagegen sind die Operationen wegen Lageveränderung des Uterus; 
sine vaginale Operation wegen Anteflexio ist recht unglücklich, und dass 
sine vaginale Retroflexionsoperation nichts nützt, hat er wohl selbst er- 


6 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


kannt, fügt er doch rechtzeitig die Verkürzung der Ligamenta rotunda 
hinzu. 

So ist in Doyen’s Buch für den Gynäkologen Manches, das den Wider- 
spruch reizt, Vieles aber von hohem Interesse. Wer schon einige operafive 
Erfahrung und daher etwas kritische Kraft besitzt, wird mit dem grössten 
Nutzen das Buch lesen, besonders da es sich leicht und bequem liest. 
Der Anfänger aber möge nicht alle Operationen in der Gynäkologie 
für so einfach halten, als sie sich in der Hand Doyen’s darstellen. 

Der Zufall wollte es, dass Ref. ungefähr zu gleicher Zeit mit dem 
eben besprochenen Buch Hegar’s 4. Auflage der Operativen Gynäko- 
logie (8) las, die bisher Hegar und Kaltenbach dreimal bearbeitet 
batten. Einen grösseren Unterschied kann man sich nicht denken. 
Allerdings ist auch der Zweck ein anderer, dort die Darstellung des 
von dem Autor geleisteten, hier die Vorführung des heutigen Standes 
der gynäkologischen Operationslehre, unter Mittheilung der Arbeiten der 
verschiedensten Autoren, unter Wahrung der eigenen Verdienste, aber 
ohne irgend welche aggressive Kritik des Fremden. Der sorgfältige 
Leser — denn einen solchen verlangt Hegar — wird manches zwischen 
den Zeilen lesen, wird eine Kritik auch im Nichterwähnen von aller- 
hand Uebermodernem finden, aber wir freuen uns an der neuen Auflage, 
sowie an der früheren. Es bleibt die Stütze für jeden, der sich mit der 
operativen Seite des Faches beschäftigt, sei es dass er sich im Interesse 
einer Kranken orientiren will, was man etwa operiren lassen könnte, 
sei es, dass man selbst vor ernsten Fällen noch einmal alle Hilfsmittel 
kennen lernen will, sei es dass man im Beginn seiner Thätigkeit sich 
auf die typischen Operationen einüben muss. Der allgemeine Praktiker, 
der Anfänger und der Meister wird das Werk gerne studiren. 

An Stelle von Kaltenbach sind Wiedow, Bulius, Sonntag 
getreten. 

Die Arbeitstheilung unter einander ist angegeben, aber Hegar 
hat wohl selbst die redigirende Hand überall gehabt; das Werk macht 
einen ganz einheitlichen Eindruck; wir gehen ja aber selbst dann, wenn 
die drei Schüler Vieles ganz selbständig gearbeitet haben, nicht fehl, 
wenn wir Hegar’s Unterricht als die Grundlage ansehen, auf der 
alles aufgebaut ist. 

Das erste Kapitel ist den gynäkologischen Untersuchungsmethoden 
gewidmet; das Hauptverdienst ist hier die Klarheit der Darstellung ; 
der kombinirten Untersuchung ist ein grosser Raum gewidmet, bleibt 
diese Methode doch die Wesentlichste. Angriffe gegen die Untersuchung 
vom Rektum werden ausführlich als gänzlich unberechtigt zurückgewiesen. 


Lehrbücher und Unterrichtsmethoden. 7 
Es spricht für den Geist, der in dem Werke weht, dass selbet von 
Bozeman’s Speculum gesagt werden kann, dass vielfache eigene 
Untersuchungen mit demselben von dem Verf. angestellt sind, ohne 
dass sie definitiv befriedigt hätten. Hegar’s Untersuchungsmethode 
per rectum bei angezogener Portio wird mir fast zu bescheiden behan- 
delt, aber damit spricht sich auch hier wieder der grossartige Standpunkt 
des Werkes aus; wir verdanken Hegar viel mehr als derartige kleine 
Handgriffe, so spricht auch er nur ganz kurz darüber. 

Der zweite Abschnitt ist der kleinen und der allgemeinen gynäko- 
logischen Chirurgie gewidmet; die Vaginalirrigation, die vaginale Therapie, 
die Ausschabung des Uterus wird hier abgehandelt, bei den Pessarien werden 
auch die intrauterinen noch mit erwähnt, weil, allerdings nur ausnahms- 
weise, Erfolge davon erwartet werden können. Die Elektrolyse wird nur 
sehr kurz berührt; selbst zu Versuchen fühlte sich. Hegar nach den 
vorliegenden Erfahrungen nicht verführt! 

Die Tamponade des Uterus mit Jodoformgaze wird empfohlen, 
wenn langsam die nöthige Erweiterung erwirkt werden soll. Von der 
künstlichen Befruchtung sagen die Verf., dass sie sie gänzlich auf- 
gegeben haben. Die Massage wird ausführlich besprochen, aber die 
Anzeigen dazu werden sehr kühl und vorsichtig beschränkt; bei Subin- 
volutio sieht man die besten Resultate. 

Wichtiger aber als diese Einzelheiten sind die Lehren des Buches 
über allgemeine Operationsprinzipien: Wundnaht, Antisepsis und Asepsis, 
Laparotomietechnik ; die Darstellung dieser Kapitel ist das beste, was 
wir über diese Fragen gelesen haben. Die eigene Erfahrung des Verte 
spricht fast bescheiden, aber ganz präcis eine bestimmte Meinung aus, 
aber den Meinungen anderer wird vollkommenes Recht zu Theil; wir 
finden sie ausführlich dargestellt, die Verf. vermeiden jedoch vielfach die 
Kritik mit Absicht; sie deuten damit gewissermassen an, dass in grosser 
Ausdehnung bei derartigen Fragen verschiedene Auffassung existiren 
kann, dass aber kein Grund vorliegt, einen durch Erfahrungen sicher 
begründeten Standpunkt aufzugeben. 

Nach der ausführlichen Darstellung der Laparotomie kann die 
Örariotomie relativ kurz abgehandelt werden (die vaginale Ovariotomie 
wird im Wesentlichen abgelehnt); umfangreicher ist das Kapitel der 
Kastration. Schon die Definition zeigt, dass Hegar stets seine 
Definition sich klar macht, ehe er sie ausspricht, also nun auch nicht 
zu ändern braucht: die Kastration ist die Exstirpation gesunder und de- 
generirter, jedoch nicht zu umfangreichen Tumoren entarteter Eierstöcke. 
Die geschichtliche Darstellung der Operation stellt mit vornehmer Sicher- 


8 Gynäkologie. Allgemeines vie. 


heit Hegar’s Priorität und Verdienst hierbei fest. Die Auffassung, welche 
gegenüber den Klagen über „Ausfallserscheinungen“ vertreten wird, ist 
die, dass man bei indicirter Kastration sicher besser thut, die Eier- 
stöcke ganz zu entfernen, als Stücke übrig zu lassen; der Vergleich 
mit der Schilddrüse wird zurückgewiesen. Es ist ja auch klar, je stär- 
kere Beschwerden zur Operation zwingen, desto grösser wird das Ge- 
fühl von Befreiung durch die Kastration sein; dieses Gefühl von Glück 
lässt gewiss selbst die folgenden Unbequemlichkeiten eher zu gering als zu 
hoch schätzen. Ausführlich ist dann die Darstellung der Indikation und 
der Technik der Operation. 


Es folgen die Operationen an den Tuben; Verf. unterscheidet die 
Exstirpation von der Drainage, auch wird die Operation der Tuben- 
schwangerschaft abgehandelt. 


Demnächst folgt das grosse Kapitel der Operationen am Uterus, 
und dieses beginnt mit der Totalexstirpation, der abdominalen und der 
vaginalen. Wir finden die verschiedenen Methoden ausführlich dar- 
gestellt, auch P&an und Doyen finden ihren Platz und entschiedene 
Anerkennung. Den verschiedenen Abweichungen vom typischen Ver- 
lauf, bedingt durch Vorliebe des einen und anderen Operateurs oder 
durch die Art des anatomischen Verhaltens, wird Verf. weiter gerecht. 
Auch die sakrale und perineale Methode wird erwähnt. Die grossen 
Vorzüge des Werkes sprechen sich gerade in diesem Kapitel aus, in 
dem ja der grösste Theil der ganzen Tagesfragen der operativen Gynä- 
kologie abgehandelt wird. Die Verf. sind modern im besten Sinne des 
Wortes; sie erkennen das Gute der neuen Verbesserungen an, aber 
erst wenn eigene Versuche den Werth der Methode gezeigt haben. Es 
scheint uns richtiger nur dieses Urtheil kurz zusammenzufassen, als 
Einzelheiten hier zu betonen. 


Von den folgenden Kapiteln erscheinen uns die Operation der 
Urinfistel, die Vorfalloperation und die Perineoplastik am besten ge- 
lungen. 


Die Litteratur ist in ihrem wesentlichen Theil ausführlich berück- 
sichtigt; unerhebliches bleibt unerwähnt. 


Wir finden in Hegar’s Buch eine reiche Quelle zum Studium, 
die jedem nützlich ist. Der Anfänger findet auch die Indikationen 
klar und präcis dargestellt, und damit eine ernste Warnung vor un- 
nützem und unüberlegtem Operiren. Jeder einzelne aber wird mit Be- 
friedigung das Werk studiren, wenn er sich über den heutigen Stand 
unserer Technik in massgebender Weise orientiren will. 


Lehrbücher und ` Unterrichtsmethoden. d 


Der im Jahre 1897 erschienene Band des von Veit (22) heraus- 
gegebenen Handbuches der Gynäkologie ist schon in dem vorigen 
Jahresbericht von Frommel selbst besprochen. 

Penrose (12) schreibt sein Buch wesentlich für den Studenten, 
er vermeidet daher mit Absicht die Darstellung vieler verschiedener An- 
sichten, sondern giebt im Wesentlichen stets eine Behandlungsart an; auf 
Pathogenese etc. geht er nicht sehr tief ein. Er entspricht daher wohl 
dem Bedürfnisse seiner Zuhörer vollständig, doch ist die allgemeine 
Bedeutung des Werkes dadurch relativ geringer. 

Nur wenige Worte über einige neue Auflagen von Lehrbüchern: 
wir haben uns in früheren Jahrgängen dieses Berichtes schon über die 
Vorzüge des Buches von Fritsch (4) ausgesprochen, wir können jetzt 
nur betonen, dass die 8. Auflage denselben hervorragenden Platz unter 
unseren Lehrbüchern einnimmt, wie die früheren; auch Pozzi’s (6) 
grosses Werk begrüssen wir mit Freuden in der 3. Auflage und gleichzeitig 
in 2. Auflage in englischer Sprache; die Fortschritte des Faches sind 
vollständig berücksichtigt, das Werk wird weiter allen Anforderungen 
gerecht. 

Auch über Winter’s (24) Diagnostik, die in 2. Auflage vorliegt, 
können wir nur auf unser günstiges Urtheil verweisen, welches wir im 
vorigen Jahresbericht aussprachen. 

Von englischen Lebrbüchern erschienen verschiedene neue Auf- 
lagen, so von dem besonders werthvollen von Hart und Barbour (7), 
ferner von Philips (13), Macnaughton Jones (9), Galabin (5) und 
Lewers (10), sie entsprechen dem Unterrichtsbedürfniss, ebenso wie 
diesem Zwecke zum Theil in Form von kurzer Uebersicht zu Examen- 
zwecken die neuen Lehrbücher von Webster (23), Sutton (19) und 
das französische Werk von Schmeltz (18) gerecht werden. 

Chrobak’s (2) Einleitung zu dem I. Bande von Berichten aus 
seiner Klinik bespricht in ausführlicher Weise den geburtshilflich-gynä- 
kologischen Unterricht; hier an dieser Stelle ein Referat über diese 
Arbeit zu geben, ist nicht gut möglich. Die besondere Bedeutung liegt 
in der Schilderung der Schwierigkeiten, die Chrobak im Unterricht 
durch die Wiener klinischen Einrichtungen zu überwinden hatte, und in 
der Möglichkeit, trotzdem Gutes zu leisten. Die lokalen Schwierig- 
keiten werden ja an anderen Orten andere sein, der Bericht, wie man 
selbst unter unbequemen, ungünstigen Verhältnissen lehren kann, ist 
sehr interessant. 

Goffe (€) empfiehlt als Unterrichtsmethode in der kombinirten 
Untersuchung die Anfänger auch auf die Richtung des Cervix achten 


10 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


zu lassen. Der Cervix liegt entweder in der Achse der Vagina — das 
ist pathologisch, kommt bei Anteflexio, Retroversio, Retroflexio vor — 
oder er liegt senkrecht zur Scheidenachse, das zeigt die normale Lage an. 
Erst wenn die Studenten hiernach urtheilen können, sollen sie den 
Uteruskörper zu suchen lernen, und von diesem aus die Anhänge. 

Winternitz (25) hat sich ein Modell zum Unterricht im gynä- 
kologischen Untersuchen konstruirt, auf dem er in verschiedener Lage 
den Uterus darstellen kann. Auch räth er, den Befund der Unter- 
suchung zu modelliren, um dem palpirenden Studenten direkt zu zeigen, 
wie er etwas fühlen soll, und endlich die Studenten selbst modelliren 
zu lassen, um grössere Sicherheit zu erhalten, ob sie das füblen, was 
sie sollen. 


b) Instrumente. 


1. Abbot, A new speculum. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 
366. (Ein sich selbst haltendes Sims’sches Speculum.) 
. Baumgärtner, Demonstration eines Apparates zum Biegen von Celluloid- 
ringen. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gen 7. Versamml. pag. 413. 

3. Bröse, Instrumente zu Vaginaloperationen. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. 365, pag. 41. (Zur vaginalen Uterusexstirpation.) 

4. Courtin, J., Nouveau modèle de fixateur en caoutchouc pour maintenir 
dans l’uterus les tiges de toutes sortes. La sem. med. Mai, Nr. 18. 

5. Cruickshanck, Le nouvel injecteur vaginal „la Vonda“. Progrès med. 
pag. 34. 

6. Duke, A new combinated speculum. Lancet, March. 

7. Fritsch, Operationstisch. Centralbl. f. Gyn. Nr. 39, pag. 1170. 

8. Garrigues, Ein selbsthaltendes Speculum für Operationen in der Rücken- 
lage. Frauenarzt, Heft 10. 

9. Grad, H., A Method of untying the knots of silkligations. The Amer. 
gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 105. 

10. Gubareff, Ueber chirurgisches Nahtmaterial. ° Jurnal akuscherstwa i 
shenskich bolesnei. Januar. (V. Müller.) 

11. Hanks, A convenient durable portable ligature box. Amer. Gyn. and 
Obst. Journ. Vol. X, pag. 257. 


Dei 


12. — A Needle Holder. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 230. 
13. — A box for carrying ligatures. Ibidem, pag. 230. 
14. — Scissors handled needle Holder for a curved, a Hagedorn or a straight 


needle. Ibidem. Vol. X, pag. 256. 
15. Jones, Macnaughton, Silfretaining glass retractors. London obst. Tr. 
Vol. XXXVII, pag. 345. (Zum Auseinanderhalten der Laparotomiewunde.) 
16. — Exhibition of instruments. Brit. gyn. Journ. Vol. DL, ng 16. (Nor, 
legung der Instrumente Berliner Gynäkologen, die gelegentlich einer Reise 
besucht wurden.) 


18. 


24. 


Instrumente. 11 


. Klien, Demonstration von Apparaten und Instrumenten. Verh. d. deutsch. 


Ges. f. Gyn. 7. Versamml. pag. 373. (Verbesserung des Schimmel- 
bausch schen Sterilisationsapparates und Anderes.) 

Küstner, Demonstration von Instrumenten. Verh. d. deutsch. Ges. f. 
Gyn. 7. Versamml. pag. 386. 


. Martin, Chr., A Trocar Dilator for the evacuation of pelvic abscesses. 


Brit. gyn. Joum. Vol. XLVIII, pag. 464. 
— Wooden probes for making intrauterine appliances after curetting. 
Brit. gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 465. (Ersatz für Playfairsonden.) 


. Monprofit, Double valve abdomino-vaginale pour laparotomie. Arch. 


prov. de Chir. Nr. 5. Ann. de gyn. Tom. XLVIII, pag. 560. 
Reblaud, Ein Untersuchungs- und Operationstisch. Aerztl. Polytechnik 
1896, Nr. 11. 


. Reinecke, Untersuchungs- und Massagesopha, gleichzeitig verstellbar als 


Untersuchungstisch resp. Untersuchungsstuhl für das ärztliche Sprech- 
zimmer. Centralbl. f. Gyn. Nr. 43, pag. 1297. (Ohne Zeichnung kaum ver- 
ständlich.) 

— In der Höhe verstellbarer Untersuchungs- und Operationstisch mit 
dreitheiliger Platte, auch als Untersuchungs- und Massagesopha verwend- 
bar. Aerztl. Polytechnik. pag. 1. 


. Saulmannpere, Un speculum nouveau. Bull. de la soc. belge de gyn. 


(Ersparniss von Assistenz.) 


, Schaeffer, Katgutsterilisation. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, 


pag. 178. 


. Schaller, Öperationstisch für Beckenhochlagerung. Centralbl. f. Gyn. 


Nr. 49, pag. 1438. 


2R. Schultze,B.S., Demonstration des Reverdin’schen Zugapparates. Verh. 


d. deutsch. Ges. f. Gyn. 7. Versamml. pag. 408. (Empfehlung des Flaschen- 
zuges auf Grund einer Myomoperation.) 


. Schwarze, G., Ein neuer Scheidenhalter bei vaginalen Operationen. 


Centralbl. f. Gyn. Nr. 3, pag. 80. (Gebogen.) 


. Vineberg. H. V., Vaginal-Irrigation. Ann. of gyn. and ped. Vol. X, 


pag. 735. (Nichts Neues.) 
— The sterilization of catgut after Hofmeister's Method. Amer. gyn. 
and obst. Journ. Vol. X, pag. 660 u. 710. 


5. Wenzel, Gynäkologischer Untersuchungstisch für das ärztliche Sprech- 


zimmer. Centralbl. f. Gen Nr. 35, pag. 1054. (Irrigator an dem Tisch 
angebracht.) 


Verschiedene Operationstische sind auch in diesem Jahre publizirt; 


wesentliche Vortheile werden natürlich dadurch erwirkt, dass von allen 
Seiten Verbesserungen angegeben sind; hier auf die Einzelheiten eingehen, 
würde nicht zweckmässig sein, ohne Abbildung sind die Tische nicht 
zu verstehen. Besonders zweckmässig scheinen die von Fritsch (7) 
und Schaller (27) zu sein. Wir verweisen auf die obigen Citate der 
verschiedenen Autoren. 


12 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Schaller (27) beschreibt Fehling’s Operationstisch, der einfach 
konstruirt ist und sowohl Beckenerhebung wie Kopfsenkung gestattet. 
Die Fixation geschieht an den Schultern und den Unterschenkeln. 

Küstner (18) hat eine Verbesserung an der Hakenzange ange- 
geben, durch die sie weniger leicht lahm wird, ferner einen sterili- 
sirten Griff zum Thermokauter und eine Verbesserung des Griffes der 
Scheidenhalter, durch die die haltende Hand weniger leicht müde wird. 

Hanks (12) hat an seinem Nadelhalter die Handgriffe ungleich 
machen lassen, so dass man stets weiss, in welche Oeffnung der Daumen 
gehört, er hat ferner die Enden, welche die Nadeln fassen sollen, an 
der einen Seite für Hagedorn-Nadeln einrichten lassen, so dass man nun 
allerdings alle Nadelarten mit demselben Nadelhalter fassen kann. 

Chr. Martin’s (19) Trocardilator besteht aus einem gewöhnlich 
scharfen Trocar und einer Kanüle, die so konstruirt ist, dass der eben- 
gesetzte Kanal durch dieselbe erweitert werden kann; die Kanüle be- 
steht aus zwei Theilen, die sicb von einander entfernen lassen. 

Grad (9) hat ein sinnreiches Verfahren ersonnen, um unter Zu- 
hilfenahme von drei Knoten und drei langen Fäden Seidenligaturen, 
ohne sie durchzuschneiden, durch Lockerung der Knoten zu entfernen. 

Baumgärtner (2) hat einen Apparat zum Biegen von Celluloid- 
ringen konstruirt, um den aus kochendem Wasser genommenen Instru- 
menten, deren Anfassen mit der Hand unmöglich ist, jede beliebige 
Form geben zu können. Die Konstruktion ist recht gut, aber, wie dem 
Ref. scheint, überflüssig, da Celluloidringe schon bei ca. 50° biegsanı 
werden. 

Courtin (4) will mit einer Kautschukplatte die Intrauterinpes- 
sarien am äussern Muttermund fixiren. 

Die Doppelrinne von Monprofit (21) soll mit der einen Seite 
oberhalb der Symphyse in die Bauchhöhle, mit der andern Hälfte in 
die Scheide eingeführt werden, und durch feste Verbindung der beiden 
in einem Gelenk, für gute Beleuchtung des Operationsfeldes bei geringer 
Assistenz sorgen. 

Gubareff (10) empfiehlt als Nahtmaterial Hanf und Flachs- 
fäden, welche er nach besonderen Methoden bearbeitet und so diesem 
billigen Material Eigenschaften von geflochtener Seide und von Silkworm 
verschafft. Nach der ersten Methode werden die Fäden zuerst in Soda 
ausgekocht und dann in einer grossen Menge kalten Wassers ausge- 
waschen. Sodann wird noch zweimal (das zweite Mal nach 6—8 Stun- 
den) in einfachem Wasser zu je 15 Minuten ausgekocht, darauf mit 
reinen Händen ausgedrückt und in Alkohol eingelegt (letzteres ist 


Instrumente. 13 


übrigens nicht unbedingt nothwendig). Nun werden die Fäden in einem 
reinen Ort getrocknet, auf Glasspulen gewickelt und für 24 Stunden 
in eine 25—30°/o Lösung von Celloidin (Schering) zu je gleichen Theilen 
von Alkohol und Aether gelegt. Zu dieser Lösung wird noch etwas 
gekochtes Ol. Ricini, nicht über 1°/o, hinzugefügt. Hierauf werden 
die Fäden auf einen Holzrahmen gewickelt und dabei der Ueberschuss 
von Kollodium abgestreif. Nachdem die so ausgespannten Nähte ge- 
trocknet, werden sie in kleine Knäuel gewickelt und trocken aufbewahrt. 
Vor dem Gebrauch werden die Fäden in Sublimatlösung 1 pro mille 
zweimal ausgekocht: das erste Mal 6—8 Stunden vor der Operation 
und dann noch unmittelbar vor derselben. Die so angefertigten Fäden 
besitzen alle Eigenschaften der geflochtenen Seide. 

Um künstliches Silkworm gut zu erhalten, nimmt Gubareff 
einen nach der eben beschriebenen Methode bereiteten Faden, spannt 
ihn horizontal und umgiebt ihn mittels eines in Celloidinlösung ange- 
feuchteten Papierstückchens mit einer Schicht dieser Lösung. Ausge- 
trocknet wird der Faden noch mehrere Mal auf dieselbe Art bearbeitet, 
bis er äusserlich Silkworm vollkommen ähnlich sieht. (V. Müller.) 


Vineberg (31) batte bisher Katgut trockener Hitze von 280 
bis 290° F. drei Stunden lang ausgesetzt, aber er musste dabei grosse 
Vorsicht anwenden, um es nicht brüchig werden zu lassen. Er em- 
pfiehlt neuerdings Hofmeister’s Methode (Einlegen in 2°/o Formalin- 
lösung für 12—48 Stunden, Auswaschen des Formalin durch strömen- 
des Wasser 12 Stunden lang, Kochen desselben während 15 Minuten 
und dann Aufbewahrung in Alkohol, eventuell mit Zusatz von Karbol- 
saure. Er empfiehlt zur Präparation einen besonderen Apparat zum 
Aufwickeln des Katgut. 

Schaeffer (26) erklärt manche Unregelmässigkeit an seinem 
Katgut durch die Schwierigkeit, absoluten Alkohol zu erhalten. Er 
benutzt jetzt 90°igen Alkohol, dem er dann weniger Wasser hinzusetzt, 
um die richtige Lösung zum Kochen zu erhalten. 


Der Kasten, in dem Hanks (13) das Katgut und die Seide 
sterilisirt und transportirt, ist relativ einfach eingerichtet, die Rollen 
liegen am Rande des Kastens, die Fadenenden kommen unter den Deckel 
an die Oberfläche, können also leicht abgewickelt werden. 





14 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


c) Massage und Elektricität. 


1. Beuttner, O., Ueber gynäkologische Massage in Beckenhochlagerung. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 19, pag. 544. (Diese Lagerung soll die Erschlaffung 
der Bauchdecken unterstützen.) 

2. Brandt, Thure, Massage bei Frauenleiden. 3. Aufl. er 8. Mit 55 Abb. 
Berlin, Fischer’s med. Buchh. 

3. de Frumerie, G., Massage gynecologique. Av. 47 fig. 

4. Monod, E., Massage et troubles urinaires liés aux deviations uterines. 
Arch. de Gyn. et de Tocol. Vol. XXIII, pag. 701. 

5. Nordhoff-Jung, S. A., The Thure Brandt treatment in gynaecology 
practically applied. Amer. Journ. of obst. Dec. 

6. Schomroeff, Materialien zur Würdigung der Th. Brandt’schen Methode 
bei Erkrankungen der weiblichen Genitalsphäre. Inaug.-Diss. St. Peters- 
burg. (V. Müller.) 

7. Schwarz, F. (Pécs), Mekrostdagnak villanynyal gyógyult két esete. 
Gyögyäszat, Nr. 38. (Zwei Fälle von Uterusfibromen geheilt mittelst 
Elektricität. In dem einen Falle (69 jährige Frau) traten nach jeder Sitzung 
klonische Krämpfe in den Extremitäten, sowie kataleptische Erscheinungen 
auf; nach 32 Sitzungen Aufhören der Blutungen, Kleinerwerden der Ge- 
schwulst, vollständiges Wohlbefinden. In dem anderen Falle (seit fünf 
Jahren Menopause) vollständiges Schwinden der faustgrossen Geschwulst 
nach 30 Sitzungen.) (Temesväry.) 

8. Stapfer, Traité de Kinésithérapie gyn&cologique (Massage et Gymnastique). 
Nouvelle Methode de diagnostic et de traitement des maladies de femmes. 
Préface de A. Pinard. Avec le portrait de Brandt. Paris, A. Maloine. 

9. Stratz, C. H., Einige Bemerkungen über die Massage in gynäko- 
logischen Fällen. Nederl. Tijdschr. voor Verlosk en Gynaec. Jahrg. VIII, 
pag. 203. (Doorman, Leiden). 

10. Wychotzky, Zur Frage über die Behandlung mittelst Elektricität einiger 
Krankheiten der weiblichen Genitalia, Jurnal akuscherstwa i shenskich 
bolesnei. Februar. (V. Müller.) 


Monod (4) gelang es, durch Massage in relativ kurzer Zeit, die 
Blasenbeschwerden, die seiner Meinung nach von Üterusverlagerungen 
abhängig waren, zu beseitigen. 

Stratz (9) berichtet über die Fälle, welche er mit Massage be- 
handelt hat. 

Verf. hat von 2606 Patientinnen 114, das ist 4°/o, mit Massage 
behandelt, und von diesen 2,5°/o mit gutem Erfolg. 

Verf. macht an erster Stelle die vaginale Massage, später auch die 
allgemeine über den ganzen Bauch. Verf. hat sehr viele Erfolge bei 
den verschiedensten Krankheiten der Genitalien gehabt: In Retroflexio 
fixirte Uteri, parametritische Exaudate, peritonitische Adhäsionen u. s. w. 

Zur Illustration dienen einige ausführlichere Krankengeschichten. 

(Doorman, Leiden.) 


Diagnostik. 15 


Auf Grund einer reichen Erfahrung empfiehlt Wychotzky (10) 
bei chronisch entzündlichen Prozessen der weiblichen Genitalspbäre als 
sehr gutes Resorbens den negativen Pol bei vagino-abdominaler Galvani- 
sation. Er gebraucht eine Kohlenelektrode, deren Lage während der 
Sitzung beständig geändert wird, so dass jedesmal der Kontakt mit 
irgend einer Stelle der Vaginalschleimhaut nicht länger als eine Minute 
dauer. Es werden von ihm nur schwache Ströme angewendet von 
5 bis 30 Minuten. Anfangs werden die Sitzungen alle zwei Tage 
wiederbolt, später täglich. Dauer der Sitzung 10—15 Minuten. Nach 
den beigegebenen 12 Krankengeschichten zu urtheilen, müssen die Re- 
sultate äusserst befriedigende gewesen sein. (V. Müller.) 





d) Diagnostik. 


l. Banga, H., Digital Examination of the Uterine Cavity for diagnostic 
purposes. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 540. 

2. Blackburn, Deceptive similarity of signs and symptoms of intraabdominal 
disease. Tr. Amer. Ass. of obst. and gyn. 1896, pag. 70. 

3. Boise, E., The differential diagnosis of shok, hemorrhage and sepsis. 
Tr. Amer. Ass. of obst. and gyn. 1896, pag. 433. 

4. Coe, H.C., The clinical Value of microscopical examinations of specimens 
removed by the curette. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 1. 

A Cordier, A. H., Skiagraphing of foreign bodies in the pelvis. Amer. 
Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 222. 

6. Cullen, Th. J., A rapid method of making permanent specimens from 
frozen sections by the use of formalın. Bull. J. Hopkins Hosp., pag. 74. 

i. Pick, L., A rapid method of preparing permanent sections for micro- 
scopical diagnosis. Brit. med. Journ. Nr. 1881. 

& Reinecke, Veränderungen des Uterus und seiner Adnexe unter dem 
Einfluss mechanischer Reize, und die diagnostische Verwerthung derselben. 
Münchn. med. Woch. pag. 52. 

H Rosenwasser, M., Postclimacteric conditions that simulate advanced 
uterine cancer. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, pag. 31. 

l0. Russel, Malarial infection as a source of error in surgical diagnosis. 
Bull. John Hopkins Hosp. Rep. Nov. Dec. 96. 

Il. Schuster, Ueber Palpstion der Bauchorgane im warmen Vollbade. Wien. 
med. Blätter. Nr. 12. März. 


Bei aller Empfehlung der mikroskopischen Diagnostik ist Coe (4) 
der Meinung, dass doch immer noch eine gewisse Anzahl von Fällen 
übrig bleibt, in denen die Diagnose nicht sicher möglich ist. Klinische 


16 Gynäkologie. Allgemeines ete. 


Erscheinungen und anatomischer Befund zusammen müssen entscheiden; 
bei Zweifeln ist er mehr für die Annahme der Malignität. 


Rosenwasser (9) will die Diagnose auf Corpuscarcinom des 
Uterus immer noch per exclusionem stellen und in diesem Sinne hält 
er Fremdkörper in der Vagina, gangränöses Fibroid, senile Vaginitis, 
atrophische Endometritis für beachtenswerth für die differentielle Diagnose. 


Bei Cordier’s (5) Skiagramm ist bemerkenswerth, dass er die 
vor Licht bewahrte Platte in die Scheide einführte, die Crooke’sche 
Röhre parallel dazu auf die Bauchwand in der Entfernung von 6 bis 
8 Zoll brachte; es gelang ihm auf diese Weise, Fremdkörper etc., die 
in der Blase lagen, darzustellen. 

Banga (1) tritt warm für Laminariadilatation des Cervix ein; 
die Einführung des Fingers sichert die Diagnose einer intrauterinen 
Erkrankung sehr erheblich; besonders betont auch er den Vortheil, den 
er mit dieser Methode erreichte, indem er nur das blutende intrauterine 
Myom und nicht den ganzen Uterus exstirpiren musste. 


e) Zusammenhang mit der übrigen Pathologie. 


1. Bossi, De l’influence de l'appareil génital de la femme sur l'échange des 
materiaux de l’organisme. La Gynecologie. Tom. II, pag. 97. 

2. Braithwaite, On the connexion (if any) between mental and non 
puerperal uterine diseases. Lancet Nr. 3858. July. 

3. Delagénière, Des relations de l’appendicite et des affections des annexes. 
Ann. de Gyn. Tom. XLVIII, pag. 544. 

4. Dercum, Functional nervous diseases; pathologial considerations as a 

guide of treatment. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, pag. 166. 

. Frascani, Dei rapporti fra la glandula tiroide e gli organi genitali fem- 

minili. La Clinica Medica fasc. 14. (Herlitzka.) 

Graefe, Die Einwirkung des Diabetes mellitus auf die weiblichen Sexual- 

organe und ihre Funktionen. Samm). zwangl. Abh. a. d. Gebiet d. Frauen- 

heilk. u Geburtsh. Bd. II, pag. 5. 

Gumpertz, Ueber die Beziehungen zwischen Diabetes un und 

Hysterie. Deutsche med. Wochenschr. 1896, 49. 

. Hobbs, Surgical gynaecology in insanity. Brit. med. Journ., pag. 1917. 

Holmes, T. K., Cases of melancholia cured by removal of interstitial 

fipromata of the cervix uteri. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X1, 

pag. 423. 

10. Liesau, H., Der Einfluss der Kastration auf den weiblichen Organismus, 
mit besonderer Berücksichtigung des sexuellen und psychischen Lebens. 
Freiburg 1896, 163 pag. 


or 


e, 


Ss 


© — 


1. 


12. 


13. 
H. 


Zusammenhang mit der übrigen Pathologie. 1% 


Lyons, J. A.. Mental disturbances following plastic operations with Report 
of cases. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 335. 

Manton, W. P.. Postoperative Insanity especially in women. Ann. of 
gyn. and ped. Vol. X, pag. 714. 

Moll, A., Das nervöse Weib. Berlin, F. Fontane & Co. 

Müller, Rudolf, Die Influenza und ihre Beziehung zu den weiblichen 
Generationsorganen. In Graefe’'s Samml. zwangl. Abhandl. a. d Gebiet 
d Frauenbeilk. u. Geburtsh. Bd. I, Heft 8. Halle 1896. 


5 Müällerheim, Arteriosklerose der weiblichen (tenitalorgane. Centralbl. 


f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 355. (Sektionsbefund bei Tuberkulose 
des Peritoneum.) 


. Negri, Soll" albuminuria nei tumori uterini e nei tumori ovarici. Annali 


di ostetr. e Ginec. Milano, Nr. 11. (Herlitzka.) 


. Pautzer, O., Membranous colitis in its relation to pelvic disease in women. 


Ann. of gyn. and ped. Vol. X, pag. 728. 


. Pincus, Ueber die Constipatio myogenita s. muscularis mulierum chronica. 


Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 413. 


. Resinelli, Significato clinico dei versamenti pleurici nei tumori del 


lľovaio. Annali di Ostetr. e Ginec. Milano. Nr. 10. (Herlitzka.) 


. Rode, Obstructio alvi, Dysuri og Pruritus vulvae. Verhandlg. d. mediz. ` 


Gesellsch. zu Kristiania, pag. 215—20. (Leopold Meyer.) 


. Rohé, G. H., The etiological relation of pelvic disease in women to in- 


sanity. Brit. med. Journ., pag. 1917. 


. Russel, The aftereffects of surgical procedures on the generative organes 


of females for the relief of insanity. Brit. med. Journ., pag. 1919. 


23. Serrigny, Psychoses génitales: contribution à l'étude des troubles mentaux 


dépendants des affections utérines. Thèse de Lyon 1896. 


24. de Swiecicki, Quelques remarques concernant la periodicité des fonc- 


tions physiologiques et pathologiques dans l'organisme féminin. La semaine 
gyn. Nr. 9. Mars. 


. Warker, Ely. v. d., Gynecological aspects of Neurasthenia. Ann. of 


Gyn. and Paed. Vol. X, pag. 195. (Neurasthenie ist nicht dem weiblichen 
Geschlecht allein eigen.) 


. Wiktor, Magenbeschwerden in Folge eines Pessars. Wiener med. Blätter. 


Nr. 17. April. 


Serrigny (23) hält uterine Erkrankungen bei Geisteskranken für 


sehr häufig, jedenfalls für häufiger als bei Gesunden; er glaubt, dass 
Psychosen selten allein durch diese Genitalaffektionen entstehen können, 
häufiger muss man in ihnen nur ein unterstützendes Moment sehen; 
manchmal kann die Heilung der Uteruskrankheit — durch Reflex, Sug- 
gestion oder etwa durch Beseitigung toxischer Wirkung — einen gün- 
stigen Einfluss auf die Geisteskrankheit haben. 


Holmes (9) knüpft an eine ältere Beobachtung an, hier hatte er 


eine puerperale Manie durch Naht eines Cervixrisses geheilt; später hatte 


Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 2 


18 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


er noch weitere 14 Fälle von Psychosen durch Bebandlung der Geni- 
talorgane kurirt; neuerdings hat er dreimal bei „eklatant unheilbaren“ 
Melancholien interstitielle cervikale Myome gefunden, und durch deren 
Entfernung die Psychosen geheilt. Holmes ist der Ueberzeugung, dass 
cervikale Affektionen mehr Einfluss auf die Entstehung von Psychosen 
haben, als Erkrankungen höher gelegener Theile. 

Die beiden Psychosen, welche Lyons (11) nach plastischen Ope- 
rationen entstehen sah, haben kein besonderes Interesse, sie werden von 
ihm nur berichtet, weil Bedenken bei ihm dadurch erwacht sind, an 
der Lehre, dass durch Operation Psychosen regelmässig heilen. 

Dercum (4) versucht die Neuronlehre für die Behandlung ner- 


vöser Erkrankungen, die zum Theil auf Genitalleiden beruhen, nutzbar 


zu machen. 

Manton (12) ist der Meinung, dass Psychosen nach Operationen 
im Wesentlichen nur bei schon vorher Kranken und jedenfalls Prädis- 
ponirten auftreten. In Bezug auf die Häufigkeit giebt er folgende 
Zahlen: Nach 5000 Operationen sah Simpson 10 Psychosen, Homans 
nach 1000 Operationen 2. Unter 2000 psychischen Patienten sah 
Homans 2, in denen die Ursache in Operationen gesucht werden 
musste. 

A. Moll (13) hat über das nervöse Weib ein Buch geschrieben, 
in dem sich viel Wahres, wenn auch nichts Neues, in guter Schreibart 
findet; leider ist das Buch populär gehalten, jedenfalls wendet es sich 
an Laien, und da es hierfür zu viel Aerztliches enthält, so ist es wahr- 
scheinlich geeignet, manche Nervosität zu erzeugen. 

Aus der (im vorigen Jahresbericht pag. 859, 867 unter einem 
anderen Kapitel berührten) Arbeit von Liesau (10) aus der Frei- 
burger Klinik über den Einfluss der Kastration nach den Erfahrungen 
an 50 kastrirten Frauen sei hervorgehoben, dass in etwa 3/4 der Fälle 
die Menopause der Operation folgte; Beschwerden, die mit der Men- 
struation in Beziehung zu bringen wären, zeigten sich bei den amenor- 
rhoischen gar nicht, bei den weiter Menstruirenden in geringem Grade. 
Vasomotorische Erscheinungen fehlten nur dreimal, Wallungen stärkerer 
Art wurden nur dreimal beobachtet. Das körperliche Befinden besserte 
sich deutlich in 48 Fällen, nur zweimal trat ein Misserfolg ein. In 
36 Fällen hob sich der Ernährungszustand, Stumpfexsudate bildeten 
sich sechsmal. Veränderungen in den sexuellen Empfindungen wurden 
meist angegeben. Eine Umstimmung der Psyche nach der heiteren Seite 
folgte meist, sehr selten nur trat Erregtheit oder Melancholie ein. Diese 
guten Ergebnisse der Kastration aus der Freiburger Klinik scheinen 


Zusammenhang mit der übrigen Pathologie. 19 


uns sehr bemerkenswerth; sie beweisen uns ganz besonders, dass durch 
das erfahrene Auge Hegar’s nur geeignete Fälle ausgesucht, die In- 
dikation zur Kastration also richtig gestellt wurde. 

Graefe (6) bespricht den Einfluss des Diabetes mellitus auf die 
weiblichen Sexualorgane und ihre Funktionen. Ausser dem dabei oft 
beobachteten Pruritus vulvae, dessen Pathogenese ausführlich erörtert 
wird, berichtet Graefe, dass eine Atrophie der inneren Genitalien zwar 
oft, aber nicht regelmässig eintritt; er beobachtete selbst eine Schwanger- 
schaft und konnte noch 25 weitere aus der Litteratur bei im ganzen 
16 Frauen zusammenstellen ; häufiger scheint es vorzukommen — er fand 
31 derartige Schwangerschaften bei 17 Frauen —, dass während der 
Schwangerschaft Diabetes vorübergehend auftritt. Bei zwei Drittel aller 
Schwangeren mit Diabetes verlief alles normal; siebenmal fand sich 
Hydramnion, fünfmal Traubenzucker im Fruchtwasser. Der Einfluss 
der Schwangerschaft auf den Diabetes ist übrigens meist ungünstig; 
Verf. beobachtete selbst in einem Falle schweres, wenn auch noch zur 
Genesung kommendes Coma diabeticum, so dass er die Frage der Einleitung 
der Frühgeburt und des Abortus mit Recht erörtert. 

v. Swiecicki (24) hat in einem Fall hartnäckiger Metrorrhagien 
bei einem jungen Mädchen einen Erfolg durch Kauterisation mehrerer 
Stellen der Nasenschleimbaut erreicht. Im Anschluss daran erörtert 
Verf. verschiedene physiologische Fragen aus der Geburtshilfe und 
Gynäkologie — Ursache des Geburtseintritts, Gesetz der Periodicität — 
und zeigt an der sekretorischen Kapacität des Körpers eine gewiase 
gesetzmässige periodische Fluktuation. 

Nach R. Müller (14) übt die Influenza einen Einfluss auf die 
Genitalien bis dahin gesunder, ebenso wie schon vorher kranker Frauen 
insofern aus, als eine Endometritis corporis mit Neigung zu 
starken Blutungen, sowie eine Exacerbation älterer entzündlicher Er- 
krankungen sehr gewöhnlich ist; auch Tumoren scheinen unter dem Ein- 
fluss der Influenza stärker zu wachsen. Bei Schwangeren tritt häufig 
eine Unterbrechung der Schwangerschaft ein; im Wochenbett kommt 
ea zu längerer Andauer der.blutigen Beschaffenheit der Lochien. Müller 
ist geneigt die Erklärung dieser sämmtlichen Erscheinungen in der 
Annahme einer durch die Infektion hervorgerufenen Endometritis zu 
suchen. 

Pincus (18) erörtert die chronische Obstipation bei Frauen und 
versucht seine Behandlung derselben durch theoretische Darlegungen zu 
stützen; er will von einer nervösen eine muskulöse Verstopfung trennen 
und von der muskulösen zieht er nur die durch anatomische Läsionen 

2% 


20 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


des Levator ani und der Bauchwand entstandene in den Bereich seiner 
Untersuchung. Ist die Integrität der Bauchpresse gestört, so kann, — ist 
der Levator ani gleichzeitig erschlafft, so muss chronische Obstipation 
eintreten. Wichtiger als diese theoretischen Betrachtungen sind die 
therapeutischen Vorschläge des Verf. Ausser der Prophylaxe, die ebenso 
sehr die subcutanen Läsionen des Levator zu umgehen bestrebt, wie 
dies wohl schwer zu erreichen ist, und besonders auf gute Wochenbetts- 
diätetik hinarbeitet, empfiehlt er Muskelübungen der vorderen Bauch- 
wand, dabei Massage mit Hilfe eines Uteruselevators, Widerstands- 
bewegungen, grosse Klystiere etc. Recht hat Verf. jedenfalls, wenn er 
eine geregelte Kur gegen die chronische Obstipation vorschlägt; dass 
sie zu individualisiren ist, dürfte klar sein. 

Delagénière (3) hält das Zusammenvorkommen von Appendicitis 
und septischen Erkrankungen der Uterusanhänge für keinen Zufall; es 
besteht meist ein Zusammenhang. Er sieht die Ursache der Erkrankung 
im Darm liegen. Sein Bericht stützt sich auf fünf Fälle. 

Pantzer (17) schildert das bekannte Bild der Colitis membranacea 
bei Frauen; er sieht die Prozesse für besser an als im Allgemeinen 
angenommen. Er will die ätiologisch wichtige Ursache der Verstopfung 
beseitigen und ihre Wiederkehr verhindern. Regelung der Diät ist dann 
meist ausreichend zur Heilung. 

Bossi’s (1) Beweisführung für einen Einfluss des Genitalapparates 
auf den Gesammtstoffwechsel ist theoretisch aufgebaut auf der Wellen- 
bewegung, auf der Veränderung des Stoffwechsels durch Menstruation, 
Schwangerschaft und Wochenbett u. s. w.; seine praktischen Belege sind 
minder wertbvoll; eine Patientin mit „gichtischer Diathese“ bekommt 
eine fieberhafte Exacerbation mit Erkrankung eines Gelenkes, sie kommt 
stark herunter, die Exstirpation des gleichfalls erkrankten, aber nicht 
malign veränderten Uterus führt zur Heilung, Patientin nimmt auch 
nach Verschwinden des Fiebers an Gewicht zu. Auch in einem zweiten 
Fall brachte die Exstirpation des myomatösen Uterus starke Gewichts- 
zunahme hervor; in einem letzten Fall besserte sich das Allgemein- 
befinden durch die Auskratzung des Uterus. 

Negri (17) kommt in seiner interessanten Arbeit zu den folgen- 
den Schlüssen: Die Abwesenheit von Albumin im Harne bei Abdominal- 
tumoren schliesst nicht die Möglichkeit einer Nierenerkrankung aus. 
Albuminurie wird in 12°/o von Ovarial- oder Uterintumoren beobachtet 
und ist immer durch Störungen des Nierenkreislaufes hervorgerufen, 
nämlich: entweder Venenstasis durch Druck auf die N ierenvenen, oder 
Urinstasis durch Verengerung des einen oder beider Ureteren. Diese 


Allgemeines über Laparotomie. 21 


Albuminurie ist gefährlich, wenn mit dem Mikroskop eine Nephritis 
parenchymatosa oder interstitialis oder Pyelonephritis nachgewiesen wird; 
in diesen Fällen darf kein operativer Eingriff (mit Ausnahme von 
Lebensindikationen) unternommen werden. (Herlitzka.) 

Resinelli (19) kommt in seiner interessanten Arbeit zu folgen- 
den Schlüssen : 

1. Bei den Ovarialtumoren kann ein „Versamentum pleurae“ 
beobachtet werden, welches nicht als Komplikation, sondern als Folge 
anzusehen ist. 

2. Das „Versamentum“ ist selten doppelseitig und öfters auf der 
rechten Seite. Es kaun ein Symptom der Verbreitung der Neoplasie 
auf die Pleura sein, aber häufiger ein Symptom der Reaktion der Pleura 
auf Reizungen, welche durch das Zwerchfell übertragen werden. 

3. Wenn keine eigentliche Ursache der Entstehung des „Ver- 
samentum“ gefunden wird, bedeutet dieses Malignität des Tumors. 

4. Das „Versamentum“ bietet für sich selbst allein Indikation zur 
sofortigen Intervention, wenn es nur nicht aus Verbreitung des Neo- 
plasma entstanden ist. 

5. Die Thoracocentesis muss in einigen Fällen vor der Laparotomie 


unternommen werden — in der Entfernung des Tumors wird man 
das beste Mittel, um das „Versamentum“ zu heilen, finden. 
(Herlitzka.) 


Frascani (5) schliesst aus seinen klinischen Beobachtungen, dass 
nur die Pubertät, die Schwangerschaft und die Fibromyome des Uterus 
öfters Vergrösserung der Schilddrüse verursachen, und dass die Er- 
krankung und der Mangel der Schilddrüse öfters mit Atrophie der 
Geschlechtsorgane vereinigt ist. (Herlitzka.) 


f) Allgemeines über Laparotomie. 


l. Abel, Ueber Bauchhernien. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gyn. 7. Versamml. 
pag. 370. 

. Andre, De l'influence palliative et curative de la laparotomie exploratrice 
dans les processes fileux du petit bassin et dans les tumors de l'abdomen 
accompagnées ou non d’ascite. Thèse de Lille. 

2 Angelucci e Pieraccini, Sull’ opportunità ed efficacia della cura 
chirurgico-ginecologica nella nevrosi isterica e nelle alienazioni mentali. 

Rivista sperimentale di freniatria, Reggio, Fasc. 2°. (Herlitzka.) 

4. Babacci, Alcune osservazioni sulla tecnica operatoria della isterectomia 
addominale totale, come si pratica in Francia. Il Raccoglitore medico. 
Vol. XXIII, Fasc. 16. Roma. (Herlitzka.) 


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. 


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10. 


11. 


13. 


14. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Baldy, J. M., Remarks on drainage following abdominal section. Amer. 
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. Bantock, La Torre, Quel est le mode de la fermeture de l'abdomen par- 


aissant garantir le mieux contre les abcès, les eventrations et les hernies. 
Congr. per. int. de gyn. et obst. 2. me session Genève. Vol. II, pag. 1. 
Baudouin, La supériorité de la femme au point de vue des opérations 
abdominales. Le Progrès méd., Nr. 28. 


. Baumm, Ueber Indikationen und Grenzen der vaginalen Operationen. Verh. 


d. deutsch. Ges. f. Gen 7. Versamml., pag. 433. 

— Grenzen der vaginalen Operationen. Münchn. med. Wochenschr., 
Nr. 25. 

Beckmann, Beitrag zur Abdominalchirurgie. Petersb. med. Wochenschr. 
Nr. 16. April. 

Beuttner, Ein Fall von Platzen der Bauchwunde nach Laparotomie. 
Centralbl. f. Gyn., pag. 658. (Am neunten Tage erfolgt, Pat. genas.) 


. Binkley, Diffuse Peritonitis. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol.X, pag. 65. 


(Bei einer wie es scheint von Pyosalpinx ausgegangenen diffusen Peritonitis 
mit grossen Mengen Eiter in abdomine operirte Binkley noch mit Er- 
folg; er machte Laparotomie und Drainage.) 

Blume, F., Dynamic Ileus following operations involving the abdominal 
cavity, with remarks on adynamic Ileus. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, 
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Jolinière de Bouquet, Des adhérences peritonéales considérées comme 
causes des phénomènes douloureux. Thèse de Lyon 1896. 

Breffeil, J.H., De la coeliotomie vaginale postérieure appliquée à l’abla- 
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Brown, Use of tubular drainage in connection with Gauze. Amer. gyn. 
and obst. Journ. Vol. X, pag. 214. (Warme Empfehlung der Gazedrainage.) 
Chase, W. B., Absorbable Ligatures and Sutures in pelvic and abdominal 
Surgery. Ann. of Gyn. and Paed. Vol. X, pag. 336. (Prinzipielle Empfeh- 
lung resorbirbaren Näh- und Unterbindungs-Materials.) 

Clark, J. G., Postural method of draining the peritoneal cavity after 
abdominal Operations. Bull. John Hopkins Hosp. Rep. Nr. 73. April. 

— A critical review of seventeen hundred cases of abdominal sections 
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XXXV, pag. 81, 650. 

Coelho, Sabino, La colpotomie antérieure et ses différentes indications. 
Congrès int. per. de gyn. et d’obst. 2 me session Genève. Vol. II, pag. 223. 


. Cullen. Th. S., Silkworm gut as a subcutaneous suture in closure of 


abdominal incisions. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 171. 


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Ha. 


H 


Ze e 


CN 


40. 


AL 


4, 


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Doran, A., Hernia of the abdominal cicatrix and operations for its cure. 
The Lancet, Nr. 3874. 

Engström, Ueber Darmlähmung nach operativen Eingriffen in der Bauch- 
höhle. Centralbl. f Gyn. Bd. XXXVI, pag. 399. 

Fritsch, Tod nach Laparotomie. Prager med. Wochenschr. 1596. Nr. 41. 
Centralbl. f. Gyn. 1896, Nr. 40. (Fritsch betont in einem Vortrag, dass 
zum guten Ausgang einer Laparotomie gehört, dass nicht viel Mikroorga- 
nismen in die Bauchhöhle gelangen, dass Herz und Peritoneum selbst 
normal ist. Neben der Antiseptik ist gute Technik, Geschick und Erfah- 
rung für den Erfolg von grosser Bedetitung.) 


Za Fuhr, Notiz zur Geschichte der Beckenhochlagerung bei chirurgischen 


Operationen. Münchn. med. Wochenschr. 1896, Nr. 47. 


29. Furneaux, Jordan J., Clinical Notes and Observations on one hundred 


consecutive cases of abdominal section. Brit. gyn. Journ. Part. L, pag. 206. 
(Ziemlich wertblose Statistik.) 


. Galvani, Quelques considérations sur la peritonite tuberculeuse chronique 


basées sur cinquante Laparotomies personelles. Revue de gyn., Nr. 6, pag. 
1021. (Nichts Neues.) 


. Garrigues, H. J., Secondary Operations. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. 


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32. Gatti, G., Sull processo intimo di regressione della peritonite tubercolare 


per la laparotomia semplice. Archivio per le Scienze Mediche. Vol. XXI, 
Nr. 10. (Pestalozza.) 


. Haggard, Vaginal versus abdominal section for pus in the pelvis. The 


Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 295. (Eine leider nur sehr 
kurze und wenig eingehende Besprechung dieser wichtigen Frage.) 


4. Hahn, J., Zur Bauchnaht. Centralbl. f. Gyn., Nr. 12, pag. 324. 
. Hawkins, Th. H., The advantages of vaginoabdominal Section. Amer. 


Am. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 305. 


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(Neugebauer.) 


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to 1889. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 74. (Statistische Ver- 
gleiche.) 

Kaarsberg, Lidt Kasuistik von Underlivssvulster fjernede per vaginam. 
‘Kasuistische Mittheilung über die Exstirpation von Unterleibsgeschwälsten 
von der Scheide her.) Hospitals Tidende. 4. R. Bd. V, Nr. 13, pag. 285 
--91; Nr. 14, pag. 326—29. (Leopold Meyer.) 
Kahn, Ein Beitrag zum suprasymphysären Kreuzschnitt nach Küstner. 
Centralb). f. Gen Nr. 32, pag. 990. (Eine Ventrofixation.) 


. Knapman, 10 Fälle von Peritonitis tuberculosa aus der kgl. chirurgischen 


Universitätsklinik und dem St. Johanneshospital zu Bonn. Diss. in. Bonn. 
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schaft. (Doorman, Leiden.) 


44. 


47. 


49. 


50. 


51. 


99. 
60. 


61. 


Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Kreisch, Ueber die an derselben Person wiederholte Laparotomie. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 50. 


. Lärgeau, La laparotomie en general. Progrès méd., Nr. 31. 
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Lauenstein, Bemerkung zu dem Thema der Bauchdeckennaht, sowie zu 
dem Bauchschnitt bei Ovariotomie wegen einkammeriger Cyste und ihre 
schonende Entwickelung aus einem kleinen Schnitte. Centralbl. f. Gyn.. 
Nr. 30, pag. 945. (Empfehlung der kleinen Schnitte.) 
Lauro, Doppio EE Archivio di Ostetr. e Ginec., 
Napoli, Nr. 9. (Herlitzka.) 
Lennander, K. G., Om intraabdominell temporär kompression af aorta 
eller nägon af dess största grenar vid vissa bäken-eller buckoperationer. 
(Ueber intraabdominale, temporäre Kompression der Aorta oder einiger 
ihrer grösseren Zweige bei gewissen Operationen in der Becken- oder Bauch- 
höhle.) Upsala Läkareförenings Förhandlingar. N.F. Bd. II, pag. 433—41. 
(Leopold Meyer.) 
Lönneberg, Ingolf, Om emfysem i bukväggen efter laparotomie. (Ueber 
Emphysem der Bauchwand nach Laparotomie.) Hygiea. Bd. LIX, Nr. 4, 
pag. 401—16. (Leopold Meyer.) 
Mac Ardle, Abdominal Section for tubercular disease. Tr. Amer. Ass. 
of Obst. and Gyn. 1896, pag. 193. 


. Manzoni, A. Di alcuni interventi laparotomici. R. Istituto lombardo di 


scienze e lettere. Fasc. 382—386. (Herlitzka.) 


52. Noble, Ch. P., A new Method of suturing the abdominal Well in celio- 


tomy. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 507 and 549. 


. Nüsslein, Die Peritonealtuberkulose und ihre operative Therapie. Diss. 


in. Erlangen 1896. 
De Paoli, Sull’ ultima serie di 40 laparotomie eseguite per indicazioni 
gravissime. La Rassegna di Ostetr. e Ginec. Napoli, Nr. 4 e 5. 

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Pfannenstiel, Ueber vaginale Geschwulstoperationen. Allgem. med. 
Centr.-Ztg., Nr. 56. 
Pinna Pintor, Notes statistiques sur le mouvement clinique et opératoire 
de l'hôpital Maria Vittoria de Turin. Congr. pér. int. de gyn. et d’obst. 
2. me. Genève. Tom. II, pag. 236. (Statistik der verschiedensten gynäko- 
logischen Operationen im Laufe von 10 Jahren.) 
Polk, W. M., Report of Operations opening the peritoneal Cavity, Second 
medical Division, Bellevue Hospital. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. 
XI, pag. 267. (Statistik.) 
Ratschinsky, Ueber gemischte Bauchnaht nach Coeliotomie. Jurnal 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.) 
Reboul, De la péritonite chronique tuberculeuse. Thèse de Toulouse. 
Rendu, De l'utilité de retarder le premier pansement de Mikulicz dana 
les plaies abdominales. Congr. per. int. de gyn. et d’obst. 2 me session 
Genève. Tom. II, pag. 172. (Zwei Operationen, răth, die Gazetamponade 
möglichst lange liegen zu lassen.) 
Reynolds, The choice between the abdominal and vaginal Incision in 
the operative Treatment of acute pelvic Inflammations: with some remarks 


DA 


66. 


69. 


70. 


74. 


Sp e 


i). 


bi. 


Allgemeines über Laparotomie. 29 


upon the Technique of the vaginal Operation. Boston. med. and surg. 
Journ., Nr. %. 


. Rosenberger, Zwei Fälle von wegen tuberkulöser Peritonitis mit Erfolg 


ausgeführten Laparotomien. Ung. med. Pr., Nr. 50. 


. Rosenstein, Was leistet die Kolpotomie gegenüber der Laparotomie ” 


Centralbl. f. Gen, Nr. 38, pag. 1148. (Nichts Definitives.) 


. Russell, Postoperative emphysema of the abdominal Wall. Amer. Journ. 


of obst. Vol. XXXV, pag. 517. 

Scheloumoff, Zur Frage über die Entfernung der Adnexa durch die 

Vagina. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. September—November. 
(V. Müller.) 

Schmitz, Ueber Ileus nach Laparotomie. Diss. in. Erlangen. 

Senn, E.J., The treatment of suppurating fistulous Tracts. Ann. of gyn. 

and ped. Vol. XI, pag. 183. (Empfehlung des scharfen Löffel zur Zerstörung 

schlechter Granulationen.) 


. Senn, N., Classification des peritonites aigues. Rev. de Gyn., Nr. 4, 


pag. 641. 

Smith, A., Lapthorn, Shok after abdominal operations and how to pre- 
vent it. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 464. 

Snow, H., On the value in real and supposed abdominal malignant disease. 
Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 166. 


. Sobestiansky, Sieben Bauchschnitte und zwei Fälle von Entfernung von 


Fibromyomen durch die Scheide. Sitzungsprotokoll der kaiserl. kaukasi- 
schen mediz. Gesellsch., Nr. 18. (V. Mülller.) 
— Acht Bauchschnitte und ein Fall von Uterusexstirpation per vaginam. 


Sitzungsprotokoll der kaukasischen mediz. Gesellschaft vom 16. Mai. 
(V. Müller.) 


. Solowieff, Zur Lehre über die Entfernung von Adnextumoren durch die 


Scheide. Chirurgie, Nr. 2. (V. Müller.) 
Stepkowsky, 12 Bauchschnitte aus Neugebauer’s Klinik wegen 
chronischer Erkrankungen der Uterusadnexe. Medycyna, pag. 834, 863. 
887. (Stepkowski hat aus dem klinischen Material der mit Bauchschnitt 
verbundenen Operationen der Neugebauer’schenKlinik 12 Fälle einzeln 
beschrieben, welche sich theils durch diagnostische, theils durch technische 
Schwierigkeiten auszeichneten. Die Kasuistik eignet sich nicht zum Einzel- 
referat an dieser Stelle.) (Neugebauer) 
Stone, Üterus removed for fecal fistula and abdominal Pain. Amer. 
Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag.410. (Die Indikationsberechtigung wurde 
schon in der Diskussion angezweifelt.) 


. Targett, Encysted tubercular Peritonitis and its effects upon the female 


pelvis viscera. London obstr. Trans. Vol. XXIX, pag. 126. 


vo, La Torre, F., Quel est le mode de fermeture de l’abdomen qui paraît 


garantir le mieux contre les abcès, les eventrations et les hernies? La 
Gynecologie. Tom. II, pag. 1, 104, 212. 


. Tridondani, Tachicardia e midriati unilaterale post-laparotomiche. An- 


nali di Ostetricia e Ginec. Milano, Nr. 7. (Herlitzka.) 


26 Gynäkologie. Allgemeines ete. 


79. Uhlmann, C., Ueber das Auftreten peritonealer ÄAdhäsionen nach Lapa- 
rotomien mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen 
trockener und feuchter Asepsis. Arch. f. Gyn., Bd. LIV, pag. 384. 

80. Valenta von Marchthurn, A., Weitere 19 mittelst Laparotomie be- 
handelte Fälle von Bauchfelltuberkulose. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 9. 

81. Veit, J., Die Grenzen zwischen der Eröffnung des Peritoneums in der 
Linea alba und von der Vagina aus. Vortrag, Sitzungsberichte der nieder]. 
gynäk. Gesellsch. 10. Febr. Nederl. Tijdschr. der Verlosk. en Gyn. J. VII, 
pag. 295. (Doorman, Leiden.) 

22. Vicarelli, Contributo all’ ovariotomie ed ovaro-salpingectomia vaginale. 
Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria, Torino, Nr.12. (Herlitzka.) 

R3. Voigt, Zur Kasuistik der Bauchfelltuberkulose. Diss. in, Jena 1896. 

R4. Walker, E., The technique of the dry Method. Amer. Journ. of obst. 
Vol. XXXVI, pag. 498. (Nichts Neues.) 

85. Warth, Ueber Peritonitis tuberculosa. Diss. Bonn. 

8. Wertheim, Die vaginalen Wege in die Peritonealhöhle. Wiener klin. 
Wochenschr. Nr. 6. 

87. Westphal, Zur Heilung der Peritonealtuberkulose vermittelst Leibschnitt. 

Centralbl. f. Gyn. Nr. 41, pag. 1244. (Drei Fälle.) 

. Williams, H. P., Report of a case illustrating the benefit of laparotomy 
and drainage in desperate cases of purulent peritonitis. Bost. med. Journ. 
Februar. 

29. v. Winckel, Ueber die chirurgische Behandlung der von der weiblichen 

Genitalien ausgehenden Peritonitis. Wiener med. Blätter, Nr. 34. 

90. Zweifel, Ein neues Verfahren bei der Wundnaht. Centralbl. f. Gyn., 
Nr. 19. Mai, pag. 537. (Ein etwas komplizirtes, nur durch Einsicht des 
Originals verständliches Verfahren.) 


LEI 
* 


Uhlmann (79) berichtet über Zweifel’s Erfahrungen mit 
trockener und feuchter Asepsis; trotz ausgezeichneter Resultate bei der 
Laparotomie entschloss sich Zweifel, um der Entstehung des Ileus 
und der Bildung von Adhäsionen entgegenzutreten, entsprechend der 
Arbeit von Walthard, feuchte Asepsis bei der Laparotomie anzu- 
wenden. Uhlmann berichtet über 246 antiseptische, 481 trocken- 
aseptische und 80 feuchtaseptische Operationen der Leipziger Klinik, 
die Mortalität war 2,44 resp. 0,6 resp. 1,25. Sprechen schon diese 
Zahlen zu Gunsten der trockenen Asepsis und bestätigt sich dies auch 
bei der Vergleichung von Darmstörungen, die den Operationen folgten, 
so ist das Verhalten von zum zweiten Laparotomerten besonders be- 
merkenswerth; nirgends fanden sich Adhäsionen unverletzter peritonealer 
Flächen, aber stets Adhäsionen der Stümpfe oder der vorderen Bauch- 
wand mit unverletztem Peritoneum, keine der Methoden hat davor ge- 
schützt; so sieht Uhlmann keine Veranlassung die feuchte Asepsis 
der trockenen vorzuziehen. 


Allgeıneines über Laparotoniie. St 


v. Winckel (89) bespricht die chirurgischen Eingriffe bei allge- 
meiner Peritonitis; für die tuberkulöse Form bestätigt er die bisherigen 
Erfahrungen, ohne übrigens eine sichere Erklärung der Erfolge zu 
geben; von der vaginalen Incision räth er ab. Aber auch bei opera- 
tiver und puerperaler Peritonitis räth v. Winckel zur Laparotomie, 
solange das Allgemeinbefinden noch leidlich ist. Selten ist bei gonor- 
rhoischer Peritonitis die Laparotomie angezeigt, weil die diffuse Form 
bier selten ist, nur bei Ruptur von Pyosalpinxsäcken ist sie nöthig. 
Auch bei anderweiten Perforationsperitonitiden, die von den Genitalien 
ausgehen, muss man mehr an die Laparotomie denken als bisher. 

Senn (68) giebt eine Eintheilung der verschiedenen Formen der 
akuten Peritonitis nach der Anatomie, der Aetiologie, der pathologischen 
Anatomie und der Bakteriologie. Für die Gynäkologie ist aus dieser 
grossen Zahl von Unterabtheilungen wichtig, dass es ausser der allge- 
meinen auch lokale Peritonitis giebt, also Beschränkung auf das 
Peritoneum des Uterus, der Ovarien, der Tuben etc, dass die Aetiologie 
sehr wechselt, dass das Exsudat sehr verschieden ist, und Streptokokken, 
Stapbylokokken. Pneumokokken, Colibacillen, Gonokokken und Tuberkel- 
bacillen Peritonitis hervorrufen können. 

La Torre (77) legt besonderen Werth zur Verhütung der Bauch- 
brüche auf die Muskelnaht; jedenfalls ist nach ihm die Etagennaht mit Kat- 
gut zur Zeit die sicherste Methode, wobei man Peritoneum, die tiefe Aponeu- 
rose, die Muskeln, die oberflächliche Fascie und die Haut je als eine Etage 
betrachtet; auch ist nach der Operation längere Zeit Vorsicht nöthig. 

Bantock (6), der die Meinung vertritt, die Mikroorganismen 
seien nicht die Ursache der Eiterung, sondern die Folge des Zurück- 
laseens von todtem Material, hält bei der Laparotomie die einfache 
Knopfnaht zum Schlusse der Bauchwände meist für ausreichend. Nur 
bei sehr fetten oder sehr mageren Personen macht er isolirte Peritoneal- 
in der Haut eine doppelte Etagennaht; für die äusseren Nähte nimmt 
er Seide, für die versenkten Katgut, aber nicht Chromsäurekatgut. 

A bel (1) hat alle Laparotomien der Leipziger Klinik auf ihre 
Narbenfestigkeit nachträglich untersucht; in erster Linie ist eine gute 
Wundnahbt das sicherste Prophylaktikum. Bei einfacher Knopfnaht sah er 
290/0, bei isolirter, fascineller Etagennaht 9°/o Brüche. Demnächst nimmt 
die Gefahr der Brüche zu mit der schlechten Heilung der Bauchwunde. 
Die Beschaffenheit der Bauchdecken, die Konstitution, die Länge der 
Zeit bis zur Wiederaufnahme der Arbeit sind weiter von grossem Einfluss. 

Currier (22) schildert die verschiedenen Formen der Bauchhernien, 
die nach Laparotomie entstehen können und betont die grosse Schwierig- 


IS Gynäkologie. Allgemeines etc. 


keit der Heilung, weil die Muskulatur sich weit zurückzog und atrophirte. 
Er empfiehlt besonders sorgfältige Naht mit Kreuzung der Fäden. 


J. Hahn (34) will bei Laparotomie die linke Rektusscheide 
öffnen, provisorisch Peritoneum mit Haut vernähen ; nach der Operation 
wird die Bauchnaht etagenweise mit Seide gemacht, zuerst Peritoneum, 
dann Apeneurose, endlich mit Silkwormnaht die Haut vereinigt. 


Fritsch (27) räth, weil die Desinfektion der Bauchhaut bei 
Laparotomien nie ganz in die tieferen Schichten der Haut geben kann, 
zur Sicherung der Sauberkeit die Nadeln zur Bauchnaht von innen 
nach aussen und nicht, wie gewöhnlich wenigstens auf der einen Seite 
geschieht, von aussen nach innen zu führen. Während der Operation 
soll nicht mit der Hand, sondern mit Platten die Wunde auseinander- 
gehalten werden. 


Kouwer (43) hat gegen die direkte Naht nach Laparotomie zwei 
Bedenken. Primo werden die anatomisch zu einander gehörenden 
Schichten der Bauchwand nicht genau aneinander gebracht, secundo 
wird die Muskelschicht in nicht genügender Weise versorgt. Durch die 
direkte Naht wird der Muskel abgeklemmt und zur Atrophie geführt. 
Verf. empfiehlt die nachfolgende Methode: Die Incision ganz genau in 
der Mitte zu machen in der Linea alba, so dass die Scheiden der Rektus- 
sehne nicht geöffnet werden. Man schliesst dann mit einer durchlaufenden 
Naht die Linea alba. Darüber wird eine zweite Naht durch die Haut 
gelegt. Verf. empfiehlt zur Vermeidung der Inaktivitätsatrophie Fara- 
disation und Massage der Bauchwand. (Doorman, Leyden.) 


Cullen (21) will auf Grund der Erfahrung im John Hopkins 
Hospital nach der Laparotomie die Bauchwunde in Etagen nähen und 
zwar das Peritoneum fortlaufend mit Katgut, die Fascien und Muskeln, 
wenn sie dick sind, mit Silberdraht, wenn sie dünn sind mit Silkworm- 
gut, ebenso die Haut mit Silkwormgut. Auffällig ist nur, dass Cullen 
auch die fortlaufend versenkte Silkwormgutnaht wieder entfernen will. 


Doran (26) will nicht besondere Nahtmethoden, sondern nur die 
Uebung und dadurch bedingte Verbesserung des Nähens als Ursache 
der Verminderung oder Häufigkeit der Bauchwunde ansehen. Muskelnaht 
macht er nur bei fetten Personen; im Allgemeinen nimmt er eine die 
Muskeln und die Aponeurose mitfassende tiefe Naht vor. 


Noble (52) will nach Laparotomie die Bauchwunde so vereinigen, 
dass er das Peritoneum mit fortlaufenden Katgutsuturen vereinigt, dem- 
nächst mit Katgut die recti vernäht, die Aponeurose in einer besonderen 
Etage, demnächst die Fascien und endlich die Haut auch mit Katgut 


Allgemeines über Laparotomie. 2) 


vereint. Er hofft besonders durch die Naht der Aponeurose Gutes zu 
erreichen. 

Ratschinsky (58) berichtet über die Resultate der gemischten 
Bauchnaht in der Ott’schen Klinik beziehentlich der Hernienbildung. 
Bei der Naht wird ausschliesslich Seide angewendet: zuerst werden eine 
Reihe en masse Nähte durch die ganze Dicke der Bauchwand angelegt, 
darauf wird die Aponeurose besonders mit Knopfnähten vernäht und 
endlich noch plastische Hautnähte hinzugefügt. Diese Naht ist in 300 
Fällen angewendet worden, von welchen in 97 bestimmte Angaben 
über den Zustand der Kranken nach einem Zeitraum von 7 Monaten 
bis zu 5 Jahren dem Autor zu Gebote stehen: Hernienbildung wurde 
in 3,1°'o dieser Fälle konstatirt. (V. Müller.) 

Hawkins (35) empfiehlt in allen Fällen, in denen konstant eine 
Drainage nöthig sein könnte, vor der Laparotomie die Peritonealhöhle vom 
binteren Scheidengewölbe aus zu öffnen, die Sicherheit des Vorgehens 
scheint ihm dadurch grösser. Resultate oder Statistik werden nicht gegeben. 


Hughes (37) will bei Laparotomien die Entstehung von Ad- 
häsionen vermeiden, durch möglichste Vermeidung des Zurücklassens 
von Fremdkörpern, oder dicker absterbender (?) Schnürstücke; grössere 
Fremdkörper, todtes Material und Mikroorganismen sind die Ursache 
von Adhäsionen. 

Bouquet de Jolinitre (4) studirt die Frage, ob peritoneale 
Adhäsionen an anderen Bauchhöhlenorganen als den Genitalien nach 
Ablauf des akuten Stadiums der Entzündung die Ursache von Schmerzen 
sein können. Er legt seiner Arbeit eigene und fremde Kasuistik zu 
Grande und kommt zu dem Schluse, dass Adbäsionsbildung am Magen, 
Darm oder Gallenblasse zu heftigen Schmerzanfällen führen kann; die 
operative Zerreisung kann indizirt sein; zur Verhinderung der Wieder- 
entstehung giebt er den (wohl nicht mehr richtigen) Rath der Ueber- 
häutung der wunden Flächen mit Peritoneum. 


Baldy (5) schildert sehr anschaulich, dass er immer mehr von 
der Drainage bei Laparotomie zurückkam: wenn er überhaupt zweifelt, 
ob oder ob nicht, drainirte er nicht mehr; er sieht seitdem weniger 
Fisteln und Hernien. 

Garrigues (31) schildert sieben sekundäre Laparotomien, die 
röthig wurden, weil durch die früheren Operationen die Beschwerden 
nicht gehoben wurden, insbesondere handelte es sich um Adhäsionen, 
die zu Schmerzen Veranlassung gaben. Er räth, bei der primären 
Laparotomie besonders auf die Vermeidung derselben zu achten und 


30 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


fürchtet in dieser Beziehung in erster Linie mechanische Insulte des 
Peritoneums bei der Operation. 

Kreisch (44) giebt einen Bericht über 65 zweite an derselben 
Frau vorgenommene Laparotomien ; wesentlich ist an der Zusammen- 
stellung die Angabe, dass mit Ausnahme besonders ungünstig liegender 
Fälle die Prognose der zweiten Laparotomie nicht schlechter ist, als die 
einer gewöhnlichen derartigen Operation. 

Auf Grund eines sehr sorgfältigen Studiums der bezüglichen 
Litteratur und von 20 von Ott operirten Fällen stellt Scheloumoff (65) 
folgende Indikationen für die Colpo-coeliotomie auf. Durch die Colpo- 
tomia posterior wären zu entfernen in den Douglas’schen Raum dislocirte, 
entzündete und cystisch entartete Eierstöcke und Tuben bis zu Kinds- 
kopfgrösse. Cystische Geschwülste, welche das Becken bereits ver- 
lassen haben, können ebenfalls auf diesem Wege entfernt werden, 
wenn das untere Segment der Geschwulst ins Becken eindrückbar ist. 
Ihrer Grösse nach können solche Tumoren Nabelhöhe erreichen; jedoch 
müssen Adhäsionen mit Darm und Netz oberhalb der Linea innominata 
unbedingt auszuschliessen sein. Für eine Colpotomia anterior eignen 
sich interstitielle und submuköse Uterusmyome und Tuboovarialtumoren 
bei Retroflexio uteri mobilis oder fixata, ausgenommen Fälle mit breiten, 
flächenhaften derben Verwachsungen im Douglas’schen Raum. 

(V. Müller.) 

Pfannenstiel (55) entfernte einen Ovarialtumor beieiner 28 Jahre 
alten Virgo vaginal, exstirpirte einen schwangeren Uterus im sechsten 
Monat gleichfalls auf vaginalem Wege, kann sich aber bei Ovarial- 
tumoren nicht für die vaginale Operation aussprechen, sondern will 
nur bei Carcinomen und Myomen des Uterus diese Art vorziehen. 

Coelho (20) machte die Eröffnung der Bauchhöhle vom vorderen 
Scheidegewölbe aus, A mal wegen Myom, 12mal wegen einseitiger 
Anhangserkrankung, 16mal wegen Retroflexio, 3mal wegen Ovarial- 
tumoren, 10mal zur Punktion von Cysten des Cervix und Tuben; alle 
Patientinnen genasen. 

Wertheim (86) bespricht die Vorzüge des vorderen und hinteren 
Vaginalschnittes; er hält im Allgemeinen die Eröffnung der Bauch- 
höhle im vorderen Scheidengewölbe für besser, doch giebt es auch Fälle, 
in denen sie vom hinteren Scheidengewölbe vorzuziehen ist. 

Döderlein (24) bespricht auf Grund von 40 Vaginofixationen, 
14 vorderen und 13 hinteren Colpotomien die vaginalen Operationswege 
überhaupt; er sieht für richtig ausgesuchte Fälle in diesem Wege einen 
Fortschritt, doch stehen wir erst im Beginn der Feststellung der In- 


Allgemeines über Laparotomie. EM 


dikationen; wer ungünstige Fälle aussucht, wird schlechte Resultate 
haben. 

Baumm (8) will bei enger Scheide, bei hoch sitzenden Er- 
krankungen den vaginalen Weg gegen früher etwas einschränken, so 
sehr er auch die Vorzüge der vaginalen Eröffnung der Bauchhöhle 
anerkennt. Beschränkt man sich darauf nur die Uteruscarcinome zu 
operiren, die den Uterus nicht überschritten haben, so kann und muss 
man vaginal vorgehen, bei allen vorgeschrittenen Fällen operire man 
von oben her. Bei Anhangstumoren, die fest verwachsen sind, abstrahirt 
Baumm von dem vaginalen Weg, der stets mit Zunahme der tech- 
nischen Schwierigkeiten recht gefährlich wird. Gut stielbare Tumoren 
dagegen will Baumm ruhig von der Vagina aus angreifen. 

Veit (81) hält die Frage, ob durch Laparotomie oder durch 
Operation per vaginam die Tumoren des Uterus und der Adnexa ent- 
fernt werden sollen, für eine sehr wichtige Tagesfrage. 

Die Entscheidung ist für jede einzelne Krankheit z. Th. auch für 
jeden Fall besonders zu geben. 

Myome will Verf. alle von unten aus exstirpiren, sobald sie in 
das Becken eingedrückt werden können. 

Nur kleine Ovarialcysten dürfen per vaginam entfernt werden, 
bei grossen Cysten kann die Operation gefährlich sein. 

Bei Fällen von Tubenkrankheiten hält Verf. nur einseitige Fälle 
geeignet zur vaginalen Exstirpation. 

Tubengraviditäten will Verf. nur mit Vorsicht per vaginam operiren, 
weil er in fünf Fällen, wo er so operiren wollte, zweimal nachträglich 
zur Laaparotomie schreiten musste. 

Verf. will die vaginale Laparotomie in nicht klaren Fällen 
machen wie zur Diagnose, man soll bei mühsamen Fällen alle Vor- 
bereitungen zur Laparotomie bereithalten; man sorge für die genaue 
Sullung der Blutung, besonders aus der Art. spermatica. 

(Doorman, Leiden.) 

Engström (26a) bespricht die Darmlähmung nach Laparotomie, 
den Pseudoileus, den Olshausen auf den mechanischen Insult bei 
der Operation, Reichel auf Infektion zurückführte Engström selbst 
hat vier derartige Beobachtungen gemacht, in einem derselben wurde 
eine Stunde nach dem Tode aus der Bauchhöhle auf verschiedene 
Nährböden geimpft, doch blieben die Proben steril. Jayle hatte bei 
seinen Fällen stets ein positives Resultat erhalten, doch hält Engström 
dies nicht für beweisend; auch schliesst er in seinen Fällen Infektion 
aus und will daher mit Olshausen die mechanischen Insulte des 


32 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Peritoneum als Hauptursache, daneben aber auch nervöse Vorgänge als 
wirksam ansehen. 

Br. Schmitz (16) berichtet über vier Fälle von Ileus nach Lapa- 
rotomie aus der Erlanger Klinik und stellt eine Reihe ähnlicher Fälle 
aus der Litteratur zusammen; ohne in eine Erklärung des Deus einzu- 
treten, will er zu seiner Vermeidung bei der Operation aseptisch und 
schnell vorgehen und gleichzeitig mechanische Insulte des Peritoneums 
vermieden sehen. 

Blume (13) beschreibt nach eigenen Beobachtungen das Krank- 
heitsbild des „Pseudoileus“ nach Laparotomie, wie es Olshausen zu- 
erst ala besondere Todesursache hinstellte, mit dem Namen „dynamic 
Ileus“. Er hält die Ursache nicht in Infektion liegend, wenn er auch 
keine andere Aetiologie erweisen kann. 

Lapthorn Smith (69) hält den Shock nach Laparotomie für 
eine Reizung des Sympathicus, die zu Hirnanämie und Temperatur- 
erniedrigung führt; das gleiche Bild entsteht durch starke Blutverluste, 
durch plötzlichen Blutdruckwechsel bei Entfernung grosser Geschwülste, 
durch schlechte Luft im ÖOperationszimmer, durch Abkühlung in Folge 
von Entblössung. Hirnanämie ist minder leicht möglich bei Erhebung 
des Beckens, ferner empfiehlt Smith die Anwendung von Strychnin 
in kleinen Gaben. 

Lennander (48) hat bei einer schwierigen Ovariotomie die im 
Voraus geplante intraabdominale Kompression der Aorta mit gutem Er- 
folg ausführen lassen und verbreitet sich des Weiteren über die Ver- 
wendbarkeit dieses Eingriffes bei verschiedenen Operationen. Verf. fasst 
das Resultat seiner Untersuchungen in folgende Sätze zusammen: 1. Durch 
breite Kompression der Aorta jenseits der Theilung derselben wird das 
ganze kleine Becken fast blutleer. 2. Wird die A. iliaca communis gegen 
die Wirbelsäule oder das Kreuzbein oberhalb der A. sacroiliaca kom- 
primirt, kann fast blutleer in der einen Hälfte der Beckenhöhle operirt 
werden. 3. Im Fall des Verf.’s wurde Aorta während "lo Stunden 
komprimirt und zwar ohne unangenehme Folgen. Eine so langdauernde 
Kompression ist aber wohl meistens unnöthig. 4. Beim Aufhören der 
Kompression muss man auf Verschlechterung der Herzaktion als Folge 
vasomotorischer Parese grosser Gefässgebiete gefasst sein. Man muss 
deshalb alles für eine sofortige intravenöse Infusion von Kochsalz- 
lösung bereit halten. 5. Bei Milzresektionen oder bei der Exstirpation 
einer nicht beweglichen Milz ist die Kompression der A. lienalis am 
oberen Rande des Pankreas gegen die linke Seite der Wirbelsäule 
vielleicht verwendbar. 6. Bei sehr schwierigen Nierenexstirpationen, 


Allgemeines über Luparotomie. 33 


wo die Bauchhöhle geöffnet werden muss, wird die Kompression der 
Nierengefässe gegen die entsprechende Seite der Wirbelsäule von Nutzen 
sein können. (Leopold Meyer.) 

An der Hand von sechs Operationen zeigt Snow (70), dass die 
Explorativincision in zweifelhaften Zuständen, weil gefahrlos, gewiss 
geboten sein kann, und dass sie in unerwarteter und unerklärlicher 
Weise maligne Fälle bessert oder zu bessern scheint. 

Cullen (21) will durch Erhebung des Beckenendes beim Beenden 
von Laparotomien, während des Verbindens und auch während der 
ersten Tage nach der Operation den Strom der Flüssigkeit — er lässt 
sterile Kochsalzlösung in die Bauchhöhle — nach dem Zwerchfell, 
welches besonders gut resorbiren soll, dirigiren; er hofft so die Resul- 
tate der Laparotomie zu verbessern. 

Russell (64) erlebte zwei mal Emphysem der Bauchhaut nach 
Laparotomie; er hält den Bacillus aerogenes capsulatus für die Ursache. 

Lönnberg (49) theilte drei Fälle von Emphysem der Bauch- 
wand nach Laparotomie von Netzel’s Klinik mit. Es waren zwei 
Totalexstirpationen wegen Myom und eine unvollständige Ovariotomie. 
In allen drei Fällen war Beckenhochlagerung angewendet. Im ersten Falle 
trennte das Bauchfell sich während der Bauchnaht weit von den übrigen 
Lagen der Bauchwand, in den zwei anderen Fällen wurde drainirt, und 
Verf. glaubt, dass die Luft nach Entfernung des Drainrohrs resp. der 
Gaze durch die Drainöffnung eingedrungen sei. In allen drei Fällen 
war das Emphysem einseitig, verschwand völlig und war für die Rekon- 
valescenz bedeutungslos. In einem Falle trat geringe Eiterung der 
Bauchwunde ein, in den beiden anderen glatte Heilung. 

(Leopold Meyer.) 

Warth (85) publizirt vier Laparotomien wegen Peritonitis tuber- 
culosa, bei denen hinterher Tuberculin R. gegeben wurde. Ueber defi- 
nitive Heilung kann noch nicht gesprochen werden. 

Von den 19 Frauen, welche Valenta (80) wegen Peritonitis 
tuberculosa laparotomirte, genasen von der Operation alle, eine Patientin 
starb an Inanition; bei 12 Fällen wurde Heilung der Peritonitis tuber- 
eulosa konstatirt z. Th. durch die Sektion nach wegen Lungentuber- 
kulose später erfolgtem Tode. 

Ueber die Theorie der Heilung spricht sich Warth nicht aus. 

Targett (76) beschreibt nach anatomischen Befunden die Adhä- 
ionsbildung und die Verlagerungen der Organe in der Bauchhöble etc. 
durch tuberkulöse Peritonitis, bei der die Tuben in zwei Fällen am 
abdominalen Ende offen geblieben waren. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 


ek 


34 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Reboul (59) kommt nach einer Zusammenstellung eigener und 
fremder Beobachtungen zu dem Schluss, dass in drei Viertel der Fälle 
bei der Peritonitis tuberculosa ein — meist seröses, selten eitriges — 
Exsudat besteht. Die Symptomatologie und die Diagnostik ist oft 
unklar; erst die begleitenden Erkrankungen weisen auf die Deutung 
hin; die chemische Untersuchung des Inhaltes giebt keine diagnosti- 
schen Kriterien. 

Breffeil (15) erklärt auf Grund von sechs Fällen die Eröffnung 
der Bauchhöhle vom hinteren Scheidengewölbe aus zur Entfernung 
der Uterusanhänge einer Seite für ein zweckmässiges Verfahren, be- 
sonders mit Hilfe der Pinces von Richelot. Der Eingriff ist geringer 
als der vom vorderen Scheidengewölbe.e Man soll die Operation aber 
beschränken auf kleine bewegliche und einseitige Geschwülste bei Be- 
weglichkeit des Uterus. 

Br. Voigt (83) und K. Hense (36) publiziren zwei resp. drei 
neue Fälle von Bauchfelltuberkulose unter Zusammenstellung der son- 
stigen bisherigen Erfahrungen, ohne eine eigene Erklärung der Heilung 
durch Laparotomie zu geben. 

Nüsslein (53) giebt eine recht gute Uebersicht des gegenwärtigen 
Standes dieser Frage, ohne aber ausser der Publikation von acht neuen 
z. Th. recht gut beobachteten Fällen etwas Neues zu bringen. 

Die 10 Fälle von Knapmann (42) zeichnen sich dadurch aus, 
dass ausser der Laparotomie auch Tuberculinum R. angewendet wurde. 

Vicarelli (82) berichtet über zwei Fälle: 1. rechts Ovarosal- 
pingitis mit Ovariumprolapsus; 2. rechts Parovarialcyste und Ovaritis. 
Die kranken Adnexe wurden durch die Scheide entfernt. Verf. ist der 
Meinung, dass auch in solchen Fällen die vaginale der abdominellen 
Operation vorzuziehen sei. (Herlitzka.) 

Angelucci (3) und Pieruccini verwerfen absolut die Ent- 
fernung des normalen Uterus oder der normalen Adnexe als thera- 
peutisches Mittel der Tollheit oder der hysterischen Neurosen. Nur 
wenn die Geschlechtsorgane erkrankt sind, muss zur Operation ge- 
schritten und dabei auch versucht werden, Suggestion zu üben; zu 
diesem Zwecke kann auch eine Laparotomie simulirt werden. 


(Herlitzka.) 


PÄ 


Sonstiges Allgemeines. 35 


g) Sonstiges Allgemeines. 


. Amann, Ueber einige nicht genitale ins Becken hineinragende Tumoren. 


Congres int. per. de Gyn. et d’obst. 2me session, Genève. Tom. II, pag. 
210. (Drei retroperitoneale Tumoren verschiedener Art und Ursprungs.) 


. Anna, E., Das Weib in seiner Geschlechteindividualität. Deutsche med. 


Wochenschr. Nr. 9. 

Anufrieff, Ueber Hydrargyrum bijodatum als Antiseptikum in der 
Gynäkologie. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (Anufrieff 
berichtet über neun Coeliotomiefälle von Jastreboff und ihm selbst in 
Warschau ausgeführt. Als Antiseptikum für Watte und Gazetampons, 
sowie für die Hände des Operateurs wurde eine Lösung von Hydrargyrum 
bijodatum 1 pro 10000 angewendet. Der Erfolg war ein guter. Watte 
und Gaze wurden übrigens vor dem Auskochen in der besagten Lösung 
mittelst Dampf sterilisirt. Was endlich die Bauchdecken anbelangt, so 
wurden selbige vor dem Einschneiden erst mit Alkohol, Aether, Sublimat, 
Karbol und dann erst mit Hydrargyrum bijodatum bearbeitet. Alle diese 
Umstände erschweren es selbstverständlich, sich ein einwandsfreies Urtbeil 
zu bilden, inwiefern der gute Erfolg dem Hydrargyrum bijodatum zuzu- 
schreiben ist.) (V. Müller.) 


. Arendt, E., Bemerkungen zur operativen Conceptionsverhinderung. Cen- 


tralbl. f. Gyn. Nr. 44, pag. 1318. (Vaginale Umschnürung und Durch- 
schneidung der Tuben. 15 Fälle.) 


. Barone, Contribuzione allo studio della metrite emorragica. Rivista 


clinica Terapeutica, Nr. 9. (Herlitzka.) 


. Barth, Justus, De kvindelige bäkkenorganers anvendte, topografiske, ana- 


tomi. (Topographische Anatomie der weiblichen Beckenorgane.) Norsk 
Magazin for Lägevidenskaber. 4. R. Bd. XII, Nr. 11, pag. 1185—1206. 
(Leopold Meyer.) 


. Becking, A. G. Th., Kasuistische Mittheilungen aus der obstetrisch- 


gynäkologischen Praxis. Tijdschr. voor Geneeskunde. J. VIII, Th. 2, 
pag. 86. (Doorman, Leiden.) 


. Bergesio, Sul trattamento chirurgico delle annessiti suppurate. Rivista 


di Ostetricia, Ginecologia e pediatria. Torino, Nr. 1 e 2. (Nach der Be- 
obachtung zahlreicher klinischer Fälle von Vereiterung des Beckenboden- 
bindegewebes und von eitrigen Erkrankungen der Adnexe zieht Bergesio 
die vaginale der abdominellen Hysterektomie vor. Verf. selbst hatte bei 
152 solcher Operationen nur 24 Todesfälle.) (Herlitzka.) 


. Beuttner, Ueber ein eigenthümliches Verhalten des Uterus beim Ein- 


führen von Instrumenten. Centralbl. f. Gyn. Nr. 42, pag. 1271. 
— Sterilisirung mittelst Tubendurchschneidung nach Laparotomie. Cen- 
tralbl. f. Gyn. pag. 1227. 


. Bodon, K., kgyet-mäst betegeink ápolásáról. (Etwas über die Kranken- 


pflege.) Bäba-Kalauz Nr. 6. (Temesväry.) 


. Braunstein, Zur Pharmakodynamik der Stigma maidis und Utilago 


maidis. Ihr Einfluss auf die Kontraktilität der Gebärmutter. Russisches 
Archiv für Pathologie, Bd. IV, Heft 3. (V. Müller.) 


3* 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


Gynäkologie. Allgemeines ete. 


Brown, Abdominal Record of the womans Hospital in the Year 1896:97. 
Amer. gyn. and obst. Journ., Vol. X, pag. 215. (200 Operationen, 18 Todes- 
fälle.) 
Brunnenberg, K., Ueber die Häufigkeit und Ursachen der Sterilität 
unter dem Krankenmaterial der kgl. Universitäts-Frauenklinik zu Würz- 
burg von 1889 bis 1896. In.-Diss. Würzburg. 
Buist, Some simple manoeuvres for general practice. Scott. med. surg. 
Journ. Vol. I, Nr. 12. 
Bumm, E., Ueber die Entwickelung der Frauenspitäler und die moderne 
Frauenklinik. Zwei Reden. Mit einem Anhang: Beschreibung des Frauen- 
spitals in Basel. Wiesbaden, Bergmann. 
Carlson, Barthold, Några fall från Falköpings länslasarett. Upsala 
Läkarefören förhandlingar. N. F. Bd. II, Heft 9, pag. 568—88. (Jahres- 
bericht über Unterleibschirurgie in den ersten vier Monaten von 1896.) 
(Leopold Meyer.) 
Chase, W. B., Surgical Shock and Haemorrhage with Reference to Pre- 
vention and Treatment. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 324. 
Carrière, Contribution à l'étude des causes de l'incapacité maternelle. 
Thèse de Paris 1896. 
Coen, Rendiconto clinica della Sezione Ginecologica dell’ Ospedale d 
Livorno. Rassegna di Ostetricia e Ginecologia. (Pestalozza.) 
— Rendiconto clinico del Biennio 1893—94 della sezione ginecologica 
dell’ ospedale Civile di Livorno. La Rassegna di Ostetr. e Ginec., Napoli, 
Nr. 9, 10, 11, 12. (Herlitzka.) 


. Condamin, R., Des indications de la columnisation en gynécologie. Arch. 


de Tocol. et de Gyn. Vol. XXIII, pag. 731. 


3. Cushing, E., Dedicatory address. Ann. of Gyn. and ped. Vol. XI, pag. 


161. (Eröffnungsrede, nichts Neues.) 
— E. W., Sociological aspects of gonorrhoea. Ann. of Gyn. and Paed. 
Vol. X, pag. 642. (Nichts Neues.) 


5. Dobbert, Bericht über die gynäkologische Abtheilung des Peter-Paul- 


krankenhauses für 1896. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juni, 
Juli und August. (V. Müller.) 
Eastman, J., Facts and Fancies in our work. Ann. of Gyn. and Paed. 
Vol. X, pag. 411. (Alierhand Polemik gegen übermässiges Operiren.) 


. Erlach, H. v., Aerztlicher Bericht des Maria-Theresien-Hospitals in Wien 


für das Jahr 1896. Wien. 
Falk, Fortschritte und gegeuwärtiger Stand der vaginalen Operations- 
technik. Ther. Monatsh. 96. pag. 10—12. 


. Fasbender, Entwickelungslehre, Geburtshülfe und Gynäkologie in den 


Hippokratischen Schriften. Stuttgart, F. Enke. 
Fish, E.F., The uterus again. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 37. 


30. Flesch, Bericht über die Thätigkeit der Poliklinik für Frauenkrankheiten 


in Sachsenhausen-Frankfurt a. M. Frankfurt. Alt. 


. Flo&l, Das Radfahren vom gynäkologischen Standpunkt. Deutsche med. 


Wochenschr. 1896, Nr. 48. 


. Fraenkel, E., Jahresbericht der Frauenheilanstalt in Breslau nebst Be- 


merkungen zur operativen Gynäkologie und Geburtshilfe. Breslau. 


3 


35. 


39. 


AL 
41. 


42. 


46. 


D 


A 


wm) 


Sonstiges Allgemeines. 37 


Fritsch, Bemerkungen zu dem Aufsatz Sterilisation mittelet Tubendurch- 
schneidung nach Laparotomie. Centralbl. f. Gyn., pag. 1228. (Besonders 
im Hinblick auf Geburtsstörungen nur nach Vaginofixation zu em- 
pfehlen.) 

Fuchs, Zur Frage über die Behandlung der Sterilität. Protokolle und 
Arbeiten der Gesellschaft Cherson’scher Aerzte für 1895—96. (Fuchs 
will in 3 Fällen von Anteflexio uteri mit Hilfe eines Hodgepessars Schwanger- 
schaft erzielt haben.) (V. Müller.) 
Gardner, Bellamy, H., The use of nitrous oxide Gas and Oxygen in 
minor gynaecological Operations. Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 224. 
(Warme Empfehlung dieser Kombination.) 


. Gutierrez, Sur l’occlusion intestinale aiguë consécutive à l’hysterectomie 


vaginale. Congr. pér. int. de gyn. et d’obst. 2me session Genève. Tom. 
II, pag. 126. (Drei Fälle derart.) 


. Harbin, R. M., Rapid Dilatation of the Uterus, a conservative Operation. 


Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 681. (Ein derartiger Erfolg bei ad- 
häsiver Beckenperitonitis.) 
Heiberg-Hansteen, (Gonokokker e suppurerende Buboner. Norsk 
Magaz. f. Lagev., pag. 219. (In drei Fällen von gonorrhoischer Urethritis 
ist es Verf. gelungen, den Gonococcus Neisser in suppurirenden Bubonen 
nachzuweisen. Ueber die drei Fälle wird ausführlich berichtet.) 

(Kr. Brandt, Kristiania.) 
Heiden, Kurzer Jahresbericht über die gynäkologische Universitäts-Poli- 
klinik des Herrn Hofrath Amann pro 1896. Münchn. med. Wochenschr. 
Nr. 11. März. 
Hirsch, Ueber den schädlichen Einfluss des Korsetts. Frauenarzt Heft 4. 
Hirst, Barton Cook, Clinical Notes. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, 
pag. 790 u. 817. (Bericht über zwei Kaiserschnitte, einmal wegen 
Dermoidcyste im Becken, genesen, das andere Mal wegen plattem Becken 
bei sehr grossem Kind, gestorben; ferner über eine Cyste der grossen 
Labie, die ohne Bersten entfernt wurde, und endlich über eine Steissbein- 
excision wegen nicht konsolidirter Fraktur.) 
— Clinical Notes. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 536. (1. Opera- 
tion eines Ovarialprolapses, 2. septische Salpingitis angeblich durch Reten- 
tion des dritten Kindes bei Drillingen.) 


. Hobbs, Resume of the gynecological Work at the London Asylum. Amer. 


Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 396. (Allgemeiner Bericht ohne Be- 
sonderheit.) 


. Hook, Weller van, The consequences of removing the uterus: The 


Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 409. 


. Huber, A.. Periproctitis gonorrhoica. Orvosi Hetilap, Nr. 48. 


(Temesväry.) 
Jacobs, Opotherapie ovarienne. La Policlinique 1896, Nr. 23 u. La 
semaine gyn. Nr. 25. Juin. 


. Janpolsky, Ein Kapitel aus dem Werke des Soranus von Ephesus „Ueber 


die Frauenkrankheiten‘. (Uebersetzung aus dem Griechischen.) Jurnal 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.) 


48. 


49. 


50. 


52. 
. Kisch, Herzbeschwerden der Frauen, verursacht durch den Cohabitations- 


55. 


60. 


61. 


62. 
63. 


64. 


Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Macnaughton-Jones, H., Asepsis and Antisepsis in Gynaecology. 
Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 338. (Schilderung der französischen Gynä- 
kologen im Hinblick auf Einrichtungen zum Zwecke der Operationsaseptik.) 
— Gynecology in Berlin. Brit. gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 586. (Be- 
richt über Olshausen, Martin und Landau in ihren Kliniken.) 
Jouin, De !’'bistotherapie appliquée aux maladies et aux troubles fonc- 
tionnels du systeme génital féminin et particulièrement de la medication 
par le tissu ovarien. Ann. de gyn. Tom. XLVII, pag. 83. 


. Kaufmann, Zur Frage der Tripperinfektion der Frauen. Medycyna, 


pag. 1026. (Neugebauer.) 
Kehrer, Sterilisation mittelst Tubendurchschneidung nach vorderem Schei- 
denschnitt. Centralbl. f. Gyn. Nr. 31, pag. 960. (Ein Fall derart, Empfeh- 
lung sehr strenger Indikationsstellung.) 

Keiffer. Essai de physiologie sexuelle generale. La semaine gyn., pag. 8. 


akt. Münchn. med. Wochenschr., Nr. 23. Juni. 

Kleinwăchter, Zur Verbesserung der Frauentracht. Ein Ersatz des 
Korsetts. Deutsche med. Wochenschr., pag. 22. 

— Die Organotherapie in der Gynäkologie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. XXXVII, pag. 367. 

Kossmann, Zur Reform der gynäkologischen Nomenklatur. Centralbl. 
f. Gyn. April, pag. 542. 

Landucci, Sedia letto per visite ed operazioni ginecologiche. Rivista di 
ostetricia, ginecologia e pediatria. Torino, Nr. 7. (Neuer gynäkologischer 
Untersuchungsstuhl, 54 kg schwer, welcher auch als Operationstisch — 
horizontal oder mit geneigter Ebene für die Trendelenburg’sche Lage 


— dienen kann.) (Herlitzka.) 
Latis, La tiroide in ginecologia. Annali di Ostetr. e Ginec. Milano, 
Nr. 2. (Herlitzka.) 


Lebedeff, Die gonorrhoische Erkrankung der weiblichen Genitalia und 
deren Einfluss auf die Funktion dieser Organe und den Allgemeinzustand 
der Kranken. Wratsch Nr. 3. (Skizze über den heutigen Standpunkt der 
Lehre von der Gonorrhoe des Weibes.) (V. Müller.) 
Liboff, Zur Lehre von der Wirkung von Voll- und Sitz-Moorbädern 
(Tamtucansee) verschiedener Konzentrationen bei Behandlung von Frauen- 
krankheiten. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 
Lorain, De l’ichthyol en gynécologie. Journal de med. de Paris. 28. IlI. 
Lusk, W. T., Gynaecology at Bellevue Hospital. Amer. Gyn. and Obst. 
Journ. Vol. XI, pag. 261. (Bericht über sieben Todesfälle, die unter 105 
Laparotomien vorkamen.) 

Malcolm, Mac Lean, The toxic effects of jodoform dressings. The Amer. 
gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 249. (Als Folge von Jodoformverbänden 
erlebte Malcolm Mac Lean Hauterkrankungen, Erythem, Ekzem und 
Pruritus oder Urticaria, Kopfschmerzen, Delirium, Melancholie, ja sogar 
schwere Ohnmacht etc.‘ 


. Marocco, Alcuni casi clinici di ginecologia. La Rassegna di Ostetricia 


e Ginecologia. Napoli, Nr. 5—8. (Herlitzka.) 


T 
[>] 


67. 


Sonstiges Allgemeines, 39 


6. Mansell-Moullin, Twelve Months gynaecological work. Brit. gyn. 


Journ. Vol. L, pag. 194. (Statistik über 40 Laparotomien, vier Todesfälle.) 
Menge, C., und Krönig, B., Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales. 
2Thle. I. Menge, Bakteriologie des Genitalkanales der nicht schwangeren 
und nicht puerperalen Frau. Leipzig. Mit Kurven. 


. Mori, Sopra 650 casi di chirurgia abdominale. Regio Istituto lombardo 


di scienze e lettere, fasc. 24—35. 


. Nassauer, Stypticin bei Gebärmutterblutungen. Wiener med. Blätter, 


Nr. 43. 


. Norris, R. C., Clinical Notes. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, 


Nr. A, pag. 572. (Besprechung dreier Fälle; in dem ersten erwies sich der 
Versuch, bei Adnexerkrankungen operativ vorzugehen, als sehr unglück- 
lich, in dem zweiten Fall sah Norris Erfolg von Antistreptokokkenserun, 
in dem dritten Fall beschreibt er eine Uterusexstirpation wegen Becken- 
abscess.) 


. Nowitzky, Medizinisch - statistischer Bericht über die gynäkologische 


Abtheilung des Tiflis’schen Militärhospitals für drei Jahre. Wojenno-medic 
jarnal. November. (V. Müller.) 


2. Odebrecht, Bemerkungen zu dem Aufsatz: Ueber ein eigenthümliches 


Verhalten des Uterus beim Einführen .von Instrumenten von Privatdozent 
Dr. O. Beuttner in Genf (s. oben Nr. 9). Centralbl. f. Gyn., pag. 1442. 


. Olshausen, R., Ueber Marion Sims und seine Verdienste um die 


Chirurgie. Rede, gehalten zur Stiftungsfeier der Kaiser-Wilhelm-Akademie. 
Berlin. 


. Pazzi, Note cliniche sopra la virtù emmenagoga della ferratina con 


speciali considerazioni storico-critiche sulla etiologia, patogenesi e cura 
nell’ amenorrea. Il Raocoglitore medico. Roma, fasc. 5. (Herlitzka.) 


. Pit’ha, Zur Benutzung des heissen Wasserdampfes in der Gynäkologie. 


Centralbl. f. Gyn., pag. 652. (Empfehlung des Verfahrens auf Grund von 
46 Beobachtungen.) 


. Pompe, N. J. F. van Meerdervoort, Hyperämie als Cirkulations- 


störung des weiblichen Geschlechtsorganes. VI. niederländischer Natur- 
und Heilkundiger-Kongress zu Delft. (Doorman, Leiden.) 


. Potejenko, Ueber das Alumnol in der Gynäkologie. Jurnal akuscherstwa 


i shenskich bolesnej. April. (V. Müller.) 


. Puistienne, H., Les pailletes d’acide boriques sont un excellent purifi- 


cateur de la voie uterovaginale. Thèse de Paris. 


9. Punton, The growing need of medical political Organization. Ann. of 


gyn. and ped. Vol. XI, pag. 187. 


. Rode, Emil, Gynecologia minor. Med. selsk. "e forb. i Norsk. Mag. f. 


Lagev. pag. 215. (K. Brandt, Kristiania.) 


. Ross, J. F. W., Gonorrhoea and its Control. Ann. of gyn. and ped. Vol. 


XI, Nr. 2, pag. 93. (Ohne Neues darüber zu bringen, schildert Ross die 
Gefahren der Gonorrhoe und verlangt gesetzliche Massregeln zur wirk- 
lichen Üeberwachung der Prostitution.) 

— Surgery and Facts. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 433. 
(Gute Uebersicht über sonst Bekanntes.) 


40 


Gynäkologie. Allgemeines ete. 


83. Roux, Étude de quelques rares formes de contractures hystériques. Thèse 


de Paris 1896. 


84. Runge, Das Weib in seiner Geschlechtsindividualität. Ein Wort zu der 


Entgegnung auf einen gleichnamigen Vortrag von Anna E. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 13. 


85. Saenger, M., Residual gonorrhoea. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, 


89. 


91. 


92. 


93. 


94. 


95. 


96. 


97. 


98. 


99. 


pag. 451. 


. Schaeffer, O., Ueber Sitz und Ursprung des Kreuzwehes und des After- 


schmerzes (Pseudococcygodynie). Centralbl. f. Gyn.. pag. 1249. (Koı:- 
gestion und venöse Stauung in hämorrhoidalen und retrovaginalen Venen.) 


. Scharlier, Surgery at the new hospital for women in 1896. Brit. med. 


Journ., pag. 1910. 


Schlapobersky. Zur Frage über den gynäkologischen Gebrauch von 
Zincum chloratum Wratsch Nr.37. (Schlapobersky gebraucht eine 20° oige 
Lösung von Zinc. chlorat. zur Behandlung von Endometritiden mittelst der 
Playfair'schen Sonde.) (V. Müller) 
Schwarz, Fall von primärer tuberkulöser Erkrankung der Genitalia in- 
terna bei einer Frau. Südrussische medizinische Zeitung, Nr. 4. 

(V. Müller.) 
Schultz, H., Az argentaminsöl. Ueber das Argentamin. Orvosi Hetilap. 
Ujabb. gyogyszerek. Nr. 1. (Anwendung des Argentamin mit gutem Er- 
folg bei der Uterinalgonorrhoe (10° oige), Urethral- (2° oige) und Rectal- 
gonorrhoe (5° oige Lösung). Die Gonokokken verschwanden nach kürzerer 
Zeit als mit der Arg.nitr.-Behandlung und auch die Gewebe wurden damit 


nicht so gereizt.) (Temesväry.) 
— (Budapest), Adatok a gonococcus tenyésztés s a gonorrhoea diagnosis 
ának kérdéséhez. Orvosi Hetilap, Nr. 49 — 50. (Temesväry,.) 


Seeligmann, Ueber einen Fall von Genital- und Hauttuberkulose, be- 
handelt mit Tuberculin R. Deutsche medizinische Wochenschrift Nr. 30, 
pag. 416. 

Semb, Oscar, Om gonorrhoe hos koniden. Tidsskr. f. d. norske Lagefor. 
pag. 199. (Auf eigene Observationen gestützt giebt Verf. eine Uebersicht 
über die Entwickelung der Bakteriologie der weiblichen Gonorrhoe und 
die davon bedingten pathologisch-anatomischen Veränderungen.) 

(K. Brandt, Kristiania.) 

Sieur, De l'intervention par la voie sacrée dans les Tumeurs et inflam- 
mations des organes génitaux de la femme. La sem. gyn. pag. 41. 
Skutsch, Klinische Mittheilungen aus der Frauenklinik zu Jena. Korr.- 
Bl. d. allgem. ärztl. Vereins von Tübingen. 1896, Nr. 12. 

Smith, Th. C., Clinical Notes. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 
91. (Hymen with a pin-hole opening.) 

Spener, Ueber Veränderung des Korsetts. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. XXXVI, pag. 352. 

— Ueber Verbesserungen der heutigen Frauentracht. Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 1. 

— Die Vorschläge zur Verbesserung der Frauenkleidung und ibre Be- 
deutung für die Krankenpflege. Zeitschr. f. Krankenpflege. Mai. 


109. 


101. 


102. 


103. 


1%. 


106. 


107. 


10%. 


109. 


110. 


IL 


113. 


115. 


116. 


Sonstiges Allgemeines. 41 


Spinelli, Riassunto statistico delle operazione eseguite nell’ istituto 
ginecologico e casa di salute nel primo anno di fondazione. Rivista di 
ginecologia contemporanea. Napoli, fasc. 1 e 2. (Herlitzka.) 
Stehman, Thyroid and Ovarian Therapy in Gynaecology. Amer. gyn. 
and obst. Journ. Vol. X, pag. 128 and 229. (Beobachtung und Versuche 
an sechs Fällen, deren Resultate aber mindestens noch zweifelhaft 
sind.) 
Stockton, Some aspects of enteroptosis. Buffalo med. Journ. Vol. XXXVI, 
Nr. 12. 
Stoll, Weibliche Unfruchtbarkeit. Medizinskaja besseda, Nr. 19—24. 
(V. Müller.) 
Stott, New Hernia corsett. Lancet, pag. 3684. 


. Stratz, C. H., Die Frauen auf Java. Eine gynäkologische Studie. Stutt- 


gart. Mit 41 Abb. 

Swiecicki v., Ueber die morphologische Untersuchung des Blutes in der 
Gynäkologie. Nowiny lekarskie, pag. 157. (Neugebauer.) 
Tambroni, La ooforoterapia nelle malattie nervose e mentale. Atti 
dell’ Acc. delle Scienze Mediche. Ferrara. (Pestalozza.) 
Theilhaber, Das Radfahren der Frauen. Deutsche med. Wochenschr. 
1896. Nr. 48. 

La Torre, La cura dell’ obesità nelle donne. Bullettino della societa 
Lancisiana di Roma, fasc. 2, pag. 447. (La Torre behauptet, dass jene 
Fälle von Dickleibigkeit, welche von Veränderungen der inneren Genital- 
organe abhängig sind und Amenorrhoe erzeugen, durch Anwendung der 


Elektricität zu behandeln seien.) (Herlitzka.) 
Treub, H., Die Frau und das Fahrrad. Nederl. Tijdschr. van Geneesk. 
10. Sept. (Doorman.) 


— Integrale Statistik der grossen Operationen vom 12. Mai 1896 bis 12. 
Mai 1897. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk en Gynaec. J. VIII, pag. 179. 
(Doorman, Leiden.) 


2. Trovati, Il gonococco nelle infezioni dei genitali interni della donna. 


Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria. Torino, Nr. 1 e 8. 

Í (Herlitzka.) 
Vitanza, Laparoisterectomie ed asportazioni di enormi miofibromi inter- 
stiziali dell’ utero per la via della vagina. Atti della Soc. italiano di 
Ost. e Ginec. Roma. Vol. IV, pag. 119. (Herlitzka.) 


. Warnek, Zwei Fälle von Doyen-Landau’scher Operation mit un. 


günstigem Ausgange. Wratschebnyja sapiski, Nr. 8 u. 9. (Warnek hat 
41 mal die Gebärmutter nebst Adnexa vaginal nach der Ligaturmethode 
ausgerottet und 44 mal mit Hilfe von Klemmen. Jede dieser Serien weist 
je zwei Todesfälle auf. Nach Vergleich beider Methoden spricht sich 
Verf. entschieden zu Gunsten der Klemm-Methode aus.) (V. Müller.) 
de Wasten, W., Rapport sommaire sur le service de la section gynv- 
cologique de l'Hôpital d’Oboukhow pendant l'année 1897. St. Petersbourg. 
Franke et Fasnet. 

Wettergren, Carl, Nägra blad ur min praktik. (Blätter aus meiner 
Praxis) Nordiskt medicinskt arkiv. Bd. XXX, Nr. 4. 22 pag. (Verf. 


42 Gynäkologie. Allgemeines ete. 


theilt mehrere recht interessante Fälle von operativ behandelten Unter- 
leibsgeschwülsten mit, die den weiblichen Genitalorganen entstammen.) 
(Leopold Meyer.) 


117. v. Wild, Die Verhütung und Behandlung der chronischen Verstopfung 
bei Frauen und Mädchen. Samml. zwangloser Abh. aus dem Gebiet der 
Frauenheilk. u. Geburtsh. Bd. II, Heft 3. 

118. Will, O.B., Medical Therapy of the female genitale Tract. Amer. gyn. 
and obst. Journ. Vol. X, pag. 543. (Nichts besonders Werthvolles.) 


Die Anregung, eine genaue systematische Untersuchung über das Vor- 
kommen von Mikroorganismen im weiblichen Genitalkanal vorzunehmen, 
geht wohl noch auf Schröder zurück; sie ist vielfach seitdem be- 
folgt worden und was bisher geleistet ist, haben nun Menge (67) und 
Krönig, vermehrt durch eine grosse Zahl eigener Untersuchungen zu- 
sammengefasst. Hier gehen wir wenigstens kurz auf den Inhalt von 
Menge’s Arbeit ein, die sich mit dem nichtschwangeren Genitalkanal 
beschäftigt. Verf. beginnt nach Litteraturübersicht mit der Darstellung 
der Methode, durch die er die fremden Angaben fast in ganzer Aus- 
dehnung kontrollirte. Demnächst erfolgt die Besprechung der Bakterio- 
logie der gesunden und kranken Vulva, Urethra und Bartholinischen 
Drüsen. Im zweiten Kapitel werden die Verhältnisse der Vagina be- 
sprochen; hier vindicirt er die Rolle des Vernichtungsprozesses gegen 
etwaige pathogene Keime nur zum Theil den Milchsäure produzirenden 
Scheidenbacillen Doederlein’s, vielmehr glaubt er, dass die Haupt- 
aufgabe den die Scheide bewohnenden Anaeroben und ihren Produkten 
zufällt. 


Den Cervix uteri erklärt Menge normaler Weise für keimfrei ; in- 
dem er von oben nach unten prüfte, gelang ihm der Nachweis mit 
Sicherheit. 


Die chronische Endometritis wird für nicht bakteriellen Ursprungs 
erklärt, in Verbindung damit steht wohl die starke baktericide Eigen- 
schaft auch des Cervix. 


In der normalen Tuba leben keine Mikroorganismen, hei Er- 
krankungen finden sich vor allem der Gonokokkus, demnächst der 
Tuberkelbacillus; alle anderen Keime sind selten. Auch im Ovarial- 
abscess wurden mehrfach die Gonokokken gefunden. 

Wir können das Werk Menge’s, das eine sichere Basis in 
genauen eigenen Untersuchungen hat, hier nicht ausführlicher besprechen, 
müssen aber betonen, dass wir in ihm eine grundlegende Arbeit er- 
blicken, die ein Verständniss vieler Prozesse der Gynäkologie wesent- 


Sonstiges Allgemeines. 43 


lich erleichtert, vor allem aber mit Sicherheit die bakteriologischen Ver- 
hältniese des Genitalkanals objektiv festgestellt hat. 

Stratz (105), der eine Reihe von Jahren selbst auf Java zuge- 
bracht und in groeser Praxis dort Gelegenheit zu gynäkologischen Er- 
fahrungen gehabt hat, berichtet uns in einer Studie, was ihm der Be- 
achtung werthvoll schien. Man muss die Schwierigkeit des Arbeitens 
in den Tropen aus direkten Berichten kennen, um zu begreifen, dass so 
wenig über die dortigen Verhältnisse in gynäkologischer Beziehung be- 
kannt ist und wird doppelt dankbar für das hier gebotene sein, wenn es 
natürlich auch noch nichts Abschliessendes darstellt. Stratz giebt in der 
zweiten Hälfte seines Buches auch eine Uebersicht über seine operative 
Thäugkeit, auf die wir nicht eingehen, weil Verf. schon die ihm wich- 
tiger erschienenen Ergebnisse früher publizirte.e Ethnographisch findet 
man mancherlei Interessantes, illustrirt durch Darstellung des Körper- 
baues in seinen Raceneigenthümlichkeiten. Die Aufnahme der Becken- 
masee an der Lebenden nahm Stratz oft vor, so dass seine Zahlen zu Ver- 
gleichen herangezogen werden können. Die tropische Anämie weist 
Stratz mit van der Scheer zurück, sie besteht nur in einer durch 
die Temperaturverhältnisse bedingten Blässe der Haut; dass der Fluor 
albus als eine spezifisch-tropische Erscheinung nicht zu Recht besteht, 
glauben wir dem Verf. ohne weiteres. Gynäkologische Erkrankungen 
kommen bei Eingeborenen vielfach vor, unter dem benutzten Material 
befinden sich 1000 Prostituirte. Stratz hat den Eindruck, dass Ovarial. 
tumoren hier häufiger sind als Myome und Carcinome. Die geburtshilf. 
lichen Erfahrungen sind besonders ethnologisch interessant, auch die 
Thätigkeit der Hebamme zur Einleitung der Abortes gehört bierher. Die 
künstliche Sterilität wird durch mechanische Retroflexion des Uterus be- 
wirkt, dies wird durch äussere Handgriffe nach Art der Massage von 
einzelnen Frauen gemacht; wollen die Frauen, dann concipiren, so wird 
der Uterus ebenfalls von aussen wieder aufgerichtet. — Das Buch bringt 
vieles Interessantes, seine Lektüre ist durch die Schreibweise des Verf. 
sehr angenehm. 

Bumm (6) hat bei Gelegenheit der Eröffnung der neuen Klinik 
in Basel eine genaue Schilderung des Baues und der inneren Ein- 
richtung derselben geben; alle modernen Verbesserungen, die das 
Institut zum Unterricht wie zum Heilen der gynäkologischen Fälle 
sowie als Gebäranstalt geeignet machen, sind angebracht. Weiter giebt 
Verf. in leicht fasslicher Form einen Ueberblick über die geschichtliche 
Entwickelung der Frauenspitäler. Die Abbildungen des Spitals von 
aussen und von innen erläutern, wie er seinen Zweck erreichte. Wer 


44 Gynäkologie. Allgemeines ete. 


jetzt neue Kliniken zu bauen hat, wird diesen Neubau studiren müssen 
und sei auf Bumm’s Darstellung verwiesen. 

Runge (84) und Anna E. (2) versuchen in litterarischer Fehde 
die soziale Stellung der Frau vom medizinischen Standpunkt aus zu 
fixiren, kommen allerdings zu verschiedenen Ergebnissen. 

Während Flesch (30) im Anschluss an seinen Jahresbericht 
recht wenig allgemeine, oder besser gesagt, nicht verwerthbare Mitthei- 
lungen macht, finden wir bei E. Fränkel (32) eine kurze Fortführung 
des im vorigen Jahre Mitgetheilten uud allerhand interessante kleine 
Mittheilungen. So tritt auch er in der Deutung von Beuttner’s Fall 
(s. oben Nr. 9) für Uterusperforation und nicht für Atonie ein; er 
beschreibt ausführlich einen periphytlitischen Abscess bei einer gynäko- 
logischen Laparotomie, spricht sich gegen Vaginofixation und Ver- 
kürzung der Lig. rotunda aus, sowohl gegen die vaginale als auch 
gegen die von der Leistengegend her. Zweimal wandte er vergeblich 
Mamorek’sches Antistreptokokkenserum an. 

Pompe van Meerdervoort (76) spricht als seine Meinung 
aus, dass jede Krankheit des weiblichen Geschlechtsorgans auf eine 
Veränderung der Bluteirkulation zurückzuführen ist. Die infektiösen 
Krankheiten sind, nicht durch ihre anatomischen und physiologischen 
Abnormitäten, von den Kokken verursacht, die Anleitung zur Störung 
der physiologischen Funktionen der Genitalorgane der Frauen. Die 
Aenderung der Cirkulation hat grösseren Einfluss auf die Entstehung 
der Symptome der kranken Organe. 

Die Störung des Blutumlaufs kann leicht auftreten, da das Blut 
schon in normalem Zustande einen langen Weg zum Herzen zurück- 
legen muss. Bei Herzleiden und Lungenkrankbeiten tritt diese Störung 
noch mehr auf. 

Eine andere Ursache dieser Cirkulationsstörung ist der eigen- 
thümliche Verlauf der Gefässe in dem Uteruskörper und in den breiten 
Bändern. Sehr leicht entstehen in einem der Genitalorgane Störungen 
in der Cirkulation durch Entzündungstumoren, andere Tumoren im Uterus 
und zwischen den Blättern der Ligamenta lata. Auch die Lagever- 
änderungen der Gebärmutter werden den Blutumlauf theilweise hemmen. 

Diese Störungen kann man zu den passiven rechnen. 

Aktive Hyperämien treten, die physiologischen bei Schwanger- 
schaft und Menstruation ausgenommen, bei Entzündungen und bei 
malignen Tumoren auf. 

Zum Schlusse äussert Verf. die Meinung, dass die Ursache der 
genannten Cirkulationsstörungen ein aus dem Ovarium stammender Reiz 


Sonstiges Allgemeines. 45 


sein soll, der die Eigenschaft besitzt, die Gefässwand in einen relaxir- 
en Zustand zu bringen. Ist die Gefässwand krank, dann wird der 
Reiz einen kleineren Einfluss auf die Gefässwand ausüben. Auch bei 
kranken Ovarien wird der ovarielle Reiz schwächer wirken, als bei 
normalen. In der Zeit der Menstruation wird dann durch den kleineren 
Reiz weniger Blut, aber mehr Serum abgesondert werden. Eine länger 
dauernde Menstruationsperiode ist zu erklären aues der langen Zeit, 
welche nöthig ist, um die Gefässe wieder zu normaler Kontraktion zu- 
rückzuführen. 

Im Präklimakterium tritt eine ähnliche Cirkulatiousstörung auf. 

(Doorman, Leiden.) 

Potejenko (77) hat 22 Fälle verschiedener entzündlicher Zu- 
sände der Gebärmutter und der Adnexa nach Grammatikati (täg- 
liche Injektion mittels der Braun’schen Spritze einer Mischung von 
Alumol 2,5, Tinct. Jodi und Alkohol absol. ca. 25,0) behandelt. Meistens 
wurden 25—27 Injektionen gemacht. In allen diesen Fällen, ausge- 
nommen einen von puerperaler Endo-Parametritis, verzeichnet Autor 
eine bedeutende Besserung. Genesung will er in folgenden Fällen 
geschen haben: sieben Fälle von Salpingooophoritis, in sechs Fällen 
von catarrhaler Endometritis, einen Fall puerperaler Endometritis, zwei 
Fällen von Gebärmutterblutungen (Endometritis und Fibromyome), einen 
Fall polypöser Endometritis und in einem Falle puerperaler Para- 
metritis. Autor muss leider zugeben, dass nicht in allen Fällen die 
Genesung eine stabile war, da mehrere Male nach 1!/2—2 Monaten die 
alten Symptome wieder zum Vorschein kamen. (V. Müller.) 

Kleinwächter (55) berichtet über Versuche, welche er mit der 
Örganotherapie in der Gynäkologie anstellte; zweimal gab er Wochen 
lang bei einem unoperirbaren Uteruscarcinom Thyreoidintabletten, ferner 
in fünf Fällen von Uterusmyom, zwei Fälle von Dysmenorrhoe nach 
Salpingitis wurden theils mit Thyreoidin-, theils mit Ovarintabletten be- 
handelt. Kleinwächter meint, einen günstigen Einfluss auf die 
Stärke der Blutungen bei Myom, besonders ein Verschwinden der 
atypischen Blutungen gesehen zu haben; auch glaubt er, dass die Blutungen 
beim Carcinom sich verringert hätten. 

Jacobs (46) bat durch die Darreichung von Eierstocksextrakt 
in Wein klimakterische Beschwerden, sowie Ausfallserscheinungen nach 
Kastration, Dysmenorrhoe bei Chlorose gebessert, auch genitale Psychosen 
und Neurosen, sowie Verdauungsstörungen besserten sich; auch kli- 
makterische Blutungen, die nicht in Tumoren begründet waren, 
cessirten. 


— 


46 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


v. Hook (44) studirte die Folgen des Fehlens des exstirpirten Uterus. 
Die direkte Berührung von Blase und Rektum ruft keinen Nachtheil 
hervor, die narbige Retraktion der Ligamenta lata genügt als Ersatz 
des Beckenbodens; durch die Narbenbildung erklärt v. Hook auch 
das Ausbleiben von vaginalen Hernien, allerdings können sie auch durch 
Ureterkompression schaden. Viel wichtiger aber erscheinen ihm die 
nervösen Folgen der Uterusexstirpation, und mit den neueren Autoren 
fühlt sich Verf. daher in der konservativen Richtung völlig einig. 

Fish (29) ist sich allerdings klar, dass ein nüchterner Standpunkt 
zwischen dem übermässigen Operiren der modernen Gynäkologie und 
dem konservativen Verhalten schwer Anerkennung finden wird; trotz- 
dem hält er unter Vorführung einzelner Erfahrungen die Entfernung 
des Uterus für nicht zweckmässig, ohne dass besonders ernste Indika- 
tionen vorliegen. Seine Begründung, u. A. auch durch die Furcht vor 
vaginalen Hernien oder Prolaps und durch die Möglichkeit, durch 
Ovarientransplantation ihn sogar noch empfängnissfähig zu machen, 
scheint uns wenig glücklich. 

v. Wild (117), der in einer kleinen Abhandlung den Zusammen- 
hang zwischen Genitalfunktionen und Darmthätigkeit betont und auf 
die Wichtigkeit richtiger Diät für die Vermeidung der Obstipation hin- 
weist, empfiehlt zur Heilung der Obstipation Uebung des Recti im 
Puerperium durch Aufrichtung aus horizontaler Rückenlage, Oelklystiere, 
Faradisation des Bauches und gymnastische Uebungen. 

Roux (83) schildert an der Hand von sechs Beobachtungen hyste- 
rische Kontrakturen, durch die Klumpfuss, Skoliose, Schiefhals und 
Kyphose vorgetäuscht wurden; die differentielle Diagnostik gegen die 
essentiellen Formen der Erkrankungen ist oft nicht leicht; doch betont 
Verf. die Untersuchung auf Stigmata und die Beachtung des krampf- 
haften Zitterns der Augenlider. 

Spener (97) will durch sehr breite Achselbänder und durch 
Knöpfe, an denen die Kleider angeknöpft werden, die bisherigen Schäd- 
lichkeiten des Korsetts durch Einschnürung vermieden sehen. 

Kleinwächter (55) empfiehlt im Anschluss an Spener’s Auf- 
forderung wiederholt den schon früher von ihm angegebenen Büstenbalter. 

Punton (79) verlangt mit Recht eine grössere Berücksichtigung 
ärztlichen Ratlıes bei hygienischen Gesetzen, insbesondere auch in Be- 
ziehung auf Prostituirte etc. zur Vermeidung von Gonorrhoe. 

Beuttner (9) bespricht zwei Fälle, in denen er ein auffallend 
weites Eindringen von Instrumenten in den Uterus sah, und zwar hält 
er dies für Folgen der Erschlaffung, nicht für Perforation. 


Sonstiges Allgemeines. 47 


Odebrecht (72) kritisirt dies als Perforation des Uterus. 


Braunstein (12) hat experimentelle Untersuchungen über die 
Wirkung von Stigma maidis und Ustilago maidis auf die Gebärmutter 
an Kaninchen angestellt. Auf Grund seiner Experimente kommt Autor 
zum Schlusse, dass Stigmata maidis auf vasomotorischem Wege ihre 
Wirkung auf die Gebärmutter ausüben, dagegen wirkt Ustilago maidis 
direkt auf die nervös-muskulären Elemente der Gebärmutter. Seine 
klinischen Beobachtungen überzeugten Braunstein, dass Ustilago 
maidis (30—40 Tropfen extracti fluidi) die Gebärmutterkontraktionen 
bedeutend verstärkt und die Pausen verringert. Stigmata maidis em- 
pfiehlt Autor in Fällen von Uterusblutungen, wo man ausschliesslich 
auf die Gebärmuttergefässe einwirken muss. (P. Müller.) 


Seligmann (92) beschreibt eine wesentliche Besserung, in andern 
Fällen ein fast völliges Verschwinden von Adnextumoren, die er durch 
den Befund von Tuberkelbacillen im Cervixsekret für tuberkulöse Pyo- 
salpinx ansah, durch den Gebrauch von Injektionen von Tuberculinum R. 


Chase (18) will zur Vermeidung von Shock darauf achten, dass 
auch vor der Operation die Harnsekretion in Ordnung ist, will Herz- 
tonica vorher gebrauchen lassen, will die Operation dann möglichst 
abkürzen, bei Blutverlust Kochsalzinfusion machen und durch Lagerung 
der Patientin die Entstehung verhüten. 


Condamin (22) empfiehlt die von ihm angegebene Columnisation 
der Vagina — allmäblich zunehmende Ausdehnung der Vagina durch 
Tamponade — bei akuten Entzündungen des Uterus und der Anhänge 
bei Retroversion des Uterus mit oder ohne Fixation, bei Peri- und Para- 
metritis posterior, bei Parametritis oder Prolaps. 

Als Zeichen residualer Gonorrhoe nennt Saenger (85) an 
der Vulva die rothen Schleimhautflecke, die chronisch sklerosirende 
Entzündung der Bartholini’schsn Drüse, die Cysten derselben und 
die kleinen Geschwüre am Ausführungsgang der Drüse, ferner an der 
Urethra die chronischen Entzündungen mit Strikturen, die Periurethritis, 
in der Vagina die chronische Entzündung, am Uterus gewisse Formen 
chronischer Schleimentzündung oder endlich an den Anhängen ver- 
schiedene Formen der chronischen Perimetritis. 

Unter 3323 verheiratheten Frauen der Würzburger Poliklinik fand 
Brunnenberg (14) 474 — 293 primär und 181 sekundär — sterile 
Frauen. Es handelte sich 32 mal um Missbildungen des Genitalkanal, 
95 mal um Lageveränderungen, 203 mal um Entzündungen des Uterus 
und der Anhänge, 104 mal um Tumoren und 40mal fand sich nichts 


48 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


Abnormes. Verf. betont mit Recht die grosse Bedeutung der Entzün- 
dungsprozesse an den Genitalien für die Entstehung der Sterilität. 

Schultz (91) stellte eine Reihe von Gonokokkenkulturversuchen 
mit den verschiedenen Nährböden an, und kam dabei zu folgenden 
Resultaten: 

I. Auf Menschenfleisch-Glycerin-Agar wurde 24 mal geimpft und 
zwar mit Sekret aus der Urethra 12 mal, (1 positiv, 1 fraglich und 
10 negativ), aus dem Cervix 7 mal (6 positiv, 1 negativ), aus dem 
Uterus 2 mal (beide positiv) und mit Vulvovaginalsekret 3 mal (2 positiv). 

II. Auf Blutserum nach Wertheim wurde 5 mal geimpft (2 mal 
aus dem Uterus, L mal aus dem Cervix und 2mal aus der Urethra). 
Eine Urethralimpfung ausgenommen alle positiv. 

III. Auf Urin-Agar wurde 4mal mit negativem Erfolg geimpft; 
die ganze Oberfläche des Nährbodens war voll Saprophyten. 

IV, Auf Ascites--Agar wurde 2mal mit positivem Erfolg geimpft. 

V. Die Impfungen auf Cysten-Agar waren sämmtlich negativ, 
wahrscheinlich wegen zu geringem Eiweissgehalt der Cystenflüssigkeit. 

Sämmtliche Versuche wurden mit reichlich gonokokkenhaltigen 
Sekret ausgeführt. 

Schultz zieht aus diesen Versuchen den Schluss, dass nur das 
Blutserum und das Menschenfleisch -Glycerin-Agar als Gonokokken- 
nährböden zu empfehlen sind, jedoch sicher nachweisbare Gonokokken 
auch in diese nicht immer mit Erfolg geimpft werden können. Nament- 
lich lassen die Impfungen mit dem Urethralsekret viel zu wünschen 
übrig, so dass Schultz die mikroskopische Untersuchung den Kultur- 
versuchen unbedingt vorzieht und sie für ein zuverlässiges Verfahren 
hält. (Temesväry.) 

Huber (45) bespricht im Anschluss an einige Fälle von gonor- 
rhoischer Periproctitis bei Puellis publicis die Aetiologie und Pathologie 
der Rektalgonorrhoe, und kommt zu folgenden Schlussfolgerungen: 

1. Die Rektalgonorrhoe kommt relativ häufig vor; sie ist eine 
der Urethralgonorrhoe analoge, spezifische Schleimbauterkrankung. 

2. Die Rektalgonorrhoe kann auch die Lieberkühn’schen 
Drüsen und deren Umgebung affiziren, wodurch eine der in der Harn- 
röhre vorkommenden ähnliche Perifollieulitis des Bektuns entsteht. 

3. Eine im Verlaufe der Rektalgonorrhoe entstehende Periproctitis 
sei in den meisten Fällen als eine direkte Komplikation, nicht aber 
als eine Mischinfektion aufzufassen. Dies schliesse jedoch nicht aus, 
dass in gewissen Fällen auch nicht spezifische Mikroorganismen ähn- 
liche Prozesse erzeugen. 


Sonstiges Allgemeines, 49 


4. Ein Theil dieser Abscesse entspricht genau den Jadassohn- 
schen Pseudoabscessen in dem periurethralen Bindegewebe, der Prostata 
und den Bartholinischen Drüsen. 


5. Die Follieulitis und Perifolliculitis verschlimmern die Prognose 
der Rektalgonorrhoe, denn gerade in solchen Fällen entstehen zumeist 
Strikturen des Rektums. 


6. Die Geschwürsbildung ist im Verlaufe einer Rektalgonorrhoe 
ebenso selten, wie in dem der Urethralgonorrhoee. (Temesväry.) 


Becking (6) berichtet zwei Fälle von Sectio Caesarea aus relativer In- 
dikation: 

1. Ipara mit allgemein verengtem, plattem, rhachitischem Becken. C. v.7 cm. 
Die Operation wurde nach Eintreten der Wehen gemacht. Die Placenta lag 
an der vorderen Seite der Uteruswand, das Kind war asphyktisch, wurde aber 
wieder belebt. Die Blutung war stark. Mutter und Kind gesund entlassen. 

2. VIpara, nur zwei Kinder lebendig geboren. Allgemein verengtes rha- 
chitisches Becken. C. diag. 9’/s cm. Nach einigen vergeblichen Versuchen 
mit dem Forceps den Kindeskopf zu extrahiren, wurde S. Caesarea gemacht. 
Auch in diesem Fall war die Placenta an der vorderen Wand angeheftet in 
der Wunde. Mutter und Kind gesund entlassen. 

Verf. empfiehlt die Reinigung der Vagina vor der Operation, weil man 
dann den grössten Theil der septischen Keime entfernen kann. 

3. EinTumor ovarii befand sich während der Geburt im Cavum Douglasii, 
der Kopf blieb über dem Beckeneingang stehen. Mit einem Troicart wurde die 
Cyste punktirt, der Kopf kam ins Becken, wurde mit Forceps extrahirt. An 
der linken Seite neben dem Uterus war nach der Geburt ein harter Tumor zu 
fühlen, so gross wie eine Orange. Pat. bekam im Puerperium Fieber, während 
der Tumor stark wuchs. Als Erscheinungen von Peritonitis auftraten, wurde 
Laparotomie gemacht (20 T. post part), Tumor verwachsen mit der Umgebung. 
Es war eine Dermoidcyste. Ein Theil des Inhalts war schon in die Bauch- 
höhle eingetreten, bei der Lösung des Tumors riss an verschiedenen Stellen 
die Wand durch. Pat. genas. Verf. meint, dass, hätte er die Art des Tumors 
mit Sicherheit erkannt, er erst den Versuch hätte machen sollen, den Tumor 
zu reponiren, und wenn dies misslungen wäre, sofort die Laparotomie zu 
machen; zum Schluss berichtet Becking über eine supravaginaleAmputa- 
tion des Uterus wegen interstitieller und subseröser Myome mit beginnen- 
der Gravidität, behandelt mit. versenkter elastischer Ligatur. Pat. genesen. 

Verf. vertheidigt diese Methode der supravaginalen Amputation der Ge- 
bärmutter, weil die Operation kurz dauert und sehr leicht zu machen ist. 

(Doorman, Leiden.) 


Treub (111) berichtet über seine grossen Operationen aus dem Laufe eines 
Jahres. Verf. nennt seine Statistik eine „integrale“, weil er nicht nur über 
die guten Fälle Bericht erstatten will, sondern auch über die unglücklichen 
Resultate, sowie über die Fehler in der Diagnose und in der Technik. Verf. 
ist in der Mittheilung seiner Fälle sehr aufrichtig und werden die Kranken- 
geschichten ganz der Wahrheit gemäss mitgetheilt. Die unglücklichen Fälle 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 4 


50 Gynäkologie. Allgemeines ete. 


werden ausführlicher besprochen, die günstig verlaufenden öfters nur beiläufig 
erwähnt. 

Verf. spricht weiter als seine Meinuug aus, dass diese integrale Statistik 
äusserst lehrreich sein müsse für die anderen Kollegen, weil sie aus den mit- 
getheilten Fällen ersehen können, wie sie am besten zum Vortheil ihrer Kranken 
handeln können. Verf. regt auch die anderen Gynäkologen in Holland an, ihre 
Statistiken in dieser Weise zu publiziren. 

Die Zahl der klinischen Patientinnen betrug ungefähr 500, diejenigen der 
Privatpatientinnen ca. 325 und die Zahl der poliklinischen Kranken, aus welchen 
ein Viertel zu klinischen ausgewählt wurden, 774. Die Zahl der Operirten be- 
trug also 1500. Verf. stellt der Indikation zur Operation die engsten Grenzen, 
nur in der höchsten Nothwendigkeit greift Verf. zum Messer. 

Ovarialcystome (23 Fälle, 6 Todesfälle) werden ohne Unterschied alle mit 
dem Bauchschnitt exstirpirt, da einfache Cystome immer in maligne Degenera- 
tion übergehen ; selbst in Fällen von schon malignen und vereiterten Cystomen 
macht Verf. den Versuch die Kranken noch zu retten. Aus der letzten Art 
von Fällen entstammen fünf Todesfälle, in einem Falle war Infektion die Causa 
mortis. 

Die Extrauterinschwangerschaftsfälle (5 Fälle, 1 Todesfall) wurden alle 
mit Laparotomie behandelt. In einem einzelnen Fall hat Verf. versucht, per 
vaginam zu operiren. Dieser Xoti ; 
bare Se die ne Gen nie , wie mäch td Aer einzige Todesfall betraf 

: N 2 drn in ihrer Privatwohnung 









Die Salpingo opip Wes werden in Teichtengg äflen alle per Laparotomiam 

andelt (3 aus der Privat- 

“* AMnommen). Drei schwere Fälle 

hat Verf. mit der Pean’ schen Gees per Vaginam behandelt. 

Dass Verf. sehr streng seine Indikation zur Operation stellt, beweist er aus 

dem Faktum, dass von 80 Frauen, welche mit Salpingo-oophoritis in die Klinik 

eintraten, nur 18 operativ behandelt sind. Die anderen wurden alle mit anderen 
Mitteln behandelt. 

Die zwei Todesfälle betrafen Patientinnen, welche unter sehr ungünstigen 
Verhältnissen operirt wurden. 

Die acht mit P&an’scher Operation behandelten Fälle zählen einen einzigen 
Todesfall, die Causa mortis war Collaps, 24 St. nach einer sehr schweren 
Operation in einem äusserst komplizirten Falle mit beiderseitiger Pyosalpinx. 
Paraproctitis, drohender Perforation in das Rektum. 

Die Uteruscarcinome (2 Corpuscarcinome, 11 Cervixcarcinome, 2 Portio- 
carcinome, 1 Adenoma mucosae uteri) werden mit den Pean’schen Klemmzangen 
per Vaginam exstirpirt. Kein Todesfall war zu konstatiren. 

Ein Fall von Darmcarcinom, operirt bei einer collabirten Frau, endete 
mit dem Tode bald nach der Operation. Von den supravaginalen Amputationen 
der Gebärmutter (11 Fälle, 9 Fibromyome, 1 malignes Ovarialcystom, 1 ma- 
ligner Tumor des Uterus) genasen alle Patientinnen. 

Verf. wendet noch immer die versenkte elastische Ligatur an. Dreimal 
hat Verf. versucht, die Ligatur fortzunehmen, nachdem er die Cervixgefässe 
mit vier seidenen Fäden umstochen hatte. Diese Methode gefiel Verf. nicht. 


Sonstiges Allgemeines. DI 


da de Blutung zu stark war und die Zeit für die Blutstillung die Operation 
verzögerte. Verf. wird in den künftig zu operirenden Fällen wieder mit der 
versenkten Ligatur operiren. 

Verf. hat drei abdominale Uterusexstirpationen nach Doyen’s Methode 
gemacht bei sehr grossen Fibromyomen der Gebärmutter. Die Blutung war in 
einem Fall stark, in einem anderen mässig, im dritten gering. Verf. empfiehlt 
die Operation für grosse Myome, aber wegen der Blutungsgefahr will er die 
Operation nicht in Fällen, wo die Kranke sehr anämisch ist, anwenden. Alle 
drei genasen. Die vaginale Hysteromyomektomie mit Morcellement machte 
Verf. in vier Fällen bei grossen Fibromyomen. In allen Fällen wurde die 
Vorderwand des Cervix gespalten, bis das Myom zugänglich wurde. Die Zer- 
stäckelung der Geschwülste wurde theils durch das Ausschneiden von konischen 
Partien (Segond), theils durch V-förmige Excisionen (Doyen) erreicht. Die 
breiten Bänder wurden unter Anwendung von Klemmzangen ohne Blutung 
durchgeschnitten. 

Zwei Todesfälle: Virgo, 27 J., mit sehr schwacher Herzthätigkeit und 
widerstandsioser Natur. 20 T. p. op. starb Pat. an Exhaustio nach einem 
Darmkatarrh. 

Zwei subseröse Fibromyome wurden per Laparotomiam entfernt mit. 
gutem Erfolg. 

Ventrofixation des Uterus hat Verf. nur zweimal gemacht; zuerst 
bei einer Frau, wo die Adhäsionen so stark waren, dass selbst die Schultze- 
sche Lösungsmethode feblschlug. Die zweite Patientin war eine Virgo, 21 J. 
alt, eine Hysterika, welche zweimal in der Woche hystero-epileptische Anfälle 
hatte. Pessaria hatten keinen Erfolg. Darum wurde die Gebärmutter an die 
vordere Bauchwand angeheftet. 

Verf. hebt hervor, dass im verlaufenen Jahre die grosse Anzahl von 160 
Frauen mit Retroflexio uteri in klinischer und poliklinischer Behandlung ge- 
nommen sind, und dass alle, nur die zwei obengenannten operirten Patientinnen 
ausgenommen, in anderer Weise von ihren Beschwerden befreit sind und nur 
die beiden operirten Fälle eine objektive Indikation für den operativen Eingriff 
dtboten. 

Verf. hat vier Kaiserschnitte mit gutem Erfolg für Mütter und Kinder 
semacht. Ein Kind nur starb fünf Wochen nach der Geburt an Dyspepsie. 

Im ersten Fall war die Sectio Caesarea indizirt bei einer Igravida mit 
plattem rhachitischem Becken (Conj. v. 73/4), verengtem Ausgang. Die zweite 
Frau hatte kongenitale Luxation der linken Hüfte, allgemein verengtes plattes 
rhachitisches Becken (Conj. v. 3,75). Beim dritten Falle handelte es sich um 
eine Frau, welche vier todte Kinder gehabt hat. Die relative Indikation war 
der Wunsch der Frau, ein lebendiges Kind zu bekommen. Das Becken 
war nicht sehr verengt. Conj. vera 8/4 cm, sp. 27, cr. 29, Umfang 96, dist. 
tab. ischii 12'/s, Conj. diag. 10°/4, in Walcher’scher Lage 12'. Als aber die 
Eihäute drei Wochen vor dem vermuthlichen Ende der Schwangerschaft zer- 
nssen, wünschte die Frau und auch ihr Mann die Operation. Der Erfolg war 
sehr günstig. 

Ankylotisch-schräg verengtes Becken durch rechtsseitige Ankylose und 
Luxation des Hüftgelenkes. Pat. hat in ihrem 10. Jahre nach einem Fall von 
der Treppe eine Hüftgelenksentzündung durchgemacht, wobei Knochenstücke aus- 


4* 


52 Gynäkologie. Allgemeines etc. 


gestossen sind. Das rechte Bein steht jetzt in rechtwinkeliger Beugung, in 
Luxation ankylotisch auf dem Becken aufsitzend. Der linke Schenkelkopf ist 
auch aus der Gelenkpfanne ausgetreten, aber noch beweglich. Die linke Hüfte 
steht viel höher als die rechte. Beckenmaasse: Dist. spin. il. 16 cm, crist. 18!/2, 
Conj. ext. 14!'2, Conj. vera Bilan, quere Abmessung des Beckeneinganges 7 cm. 
Das rechte Sitzbein ist nach innen gedrungen. Unmittelbar über dem Tuber 
ischii ragt ein unregelmässiges Knochenstück in die Beckenhöhle hinein. Die 
Entfernung von der linken Spina ischii zum nächstgelegenen Theil des Sakral- 
randes misst nur eine Fingerbreite. Rechts war diese Strecke 8—4 
Fingerbreite. Das Sakrum war von oben nach unten platt. 

Maasse nach der Operation genommen: Entfernung der Crista sacralis- 
spina post. sup. sinistra 3 cm, dextra 5 cm; Entfernung des unteren Randes 
der Symphyse-spina post. sup. sinistra 17?/s, dextra 153/4; Obliqua dextra (äis, 
sinistra 19, post. sup. dextra 15'/s.. Zur Vermeidung von späteren Schwanger- 
schaften wurden beide Tuben doppelt unterbunden und durchgeschnitten. 

Verf. theilt am Schluss der Statistik fünf Nierenexstirpationen mit, welche 
alle genasen. Der erste Fall war ein Sarkom der Niere, der zweite ebenso, 
die drei anderen wurden wegen Verletzung des Ureters nach Operationen ge- 
macht. (Doorman, Leiden.) 


Treub (110). Der Sattel ist beim Velociped die Hauptsache, 
dieser darf gar keine Beschwerden machen. Das Radfahren befördert 
den Blutumlauf der Beckenorgane und des ganzen Körpers. Krank- 
heiten der Menstruation u. s. w. sah er durch das Fahrrad geheilt. 

(Doorman, Leiden.) 


Theilhaber (108), wie Flöel (31) besprechen gleichfalls das Rad- 
fahren vom Standpunkte der Gynäkologie, sie halten es beide für nütz- 
lich im Sinne einer körperlichen Uebung und nervösen Kräftigung. 
Masturbatorische Reizung kommt nach Theilhaber’s Ansicht nfcht. 
vor; wohl entsteht manchmal Wundsein der äusseren Genitalien bei 
starkem Panniculus. Dass bei Schwangerschaft und Menstruation das 
Radfahren besser unterbleibt, ist klar. 


Latis (59) hat drei Fälle von Endometritis haemorrhagica mit 
Darreichung einer Widderschilddrüse jeden Tag während einem Monat 
behandelt und Heilung erzielt. Verfasser möchte ferner, dass diese 
Therapie auch in Osteomalaciefällen versucht sei, da er bei einer an 
Osteomalacie kranken Wöchnerin, welche während fünf Monaten mit 
Schilddrüse gefüttert wurde, eine offenbare Besserung beobachtete. 

(Herlitzka.) 


Trovati (112) studirte mit verschiedenen Methoden die Gono- 
kokken, die sich bei den Infektionen der inneren Genitalien des 
Weibes vorfinden, hebt dabei die pyogene Aktion der Gonokokken hervor, 


Entwickelungsfehler. A) 


und betont, dass sie auch allein die einzigen Infektionskeime der 
aufsteigenden Gonorrhoe sein können. (Herlitzka.) 

Nachdem Pazzi (74) einige eigene Bemerkungen über die prophy- 
laktische medizinische und chirurgische Behandlung der transitorischen 
Amenorrhoe besprochen hat, berichtet er über zwei Fälle, welche durch 
Ferratin- Anwendung genesen sind. Verf. schliesst mit der Meinung, 
dass das Ferratin eine augenscheinliche emmenagoge Eigenschaft in jenen 
Fällen von Amenorrhoe, welche von einer allgemeinen konstitutionellen 
Ursache abhängig sind, besitzte. (Herlitzka.) 

Rode (80) macht aphoristische Bemerkungen über Obstruktio 
alvi, Dysurie und Pruritus vulvae. 

Seine Mittel gegen Obstruktion sind: Kräftige Kost, drei gute 
Mahlzeiten täglich, eventuell ein Schnaps, Mittagsschlaf und keine ab- 
führende Pillen. 

Abelins Dilatation der Urethra ist sein Mittel gegen Dysurie 
und gründliche Waschung mit Seife gegen Pruritus. Dies wurde auch 
von P. Ruge warm empfohlen. (Kr. Brandt, Kristiania.) 





lI. 


Pathologie des Uterus. 


Ref. Prof. Dr. Wiedow. 


— —— — 


l. Entwickelungsfehler mit Einschluss der Gynatresien. 


l. Balbuzzi, Una rara deformità degli organi genitali muliebri. Gazzetta 
degli Ospedali. Sem. I, fasc. 31. (Fall von angeborenen Uterus-Ovarien 
und Müller'schem Gang-Defekt.) (Herlitzka.) 

. Barone, Ematometra ed ematosalpinge in utero didelphi per atresia di 
uno degli uteri. La Rassegna di Ost. e Ginec. Napoli, Nr. 8 e 9. (Barone 
beschreibt einen Fall von Uterus didelphus mit einer einzigen Scheide; 
im rechten Uterus und Tube war durch Obliteration mittelst eines mem- 
branösen Stranges eine Hämatometra und Hämatosalpinx entstanden. Nach 
Einschneidung des Septum wurde der Inhalt entleert und die Kranke ge- 
nas. Nach einem Jahre Schwangerschaft im normalen linken Uterus mt 
normalem Verlauf.) (Herlitzka.) 


LEI 


or 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


16. 


Gynäkologie, Pathologie des Uterus. 


Bernhard, O., Uterus duplex separatus (s. didelphys) mit Vagina duplex. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 50. (Obige Anomalie wurde bei einer 
26jährigen Frau beobachtet, man hatte den Verf. wegen Sterilität kon- 
sultirt.) 


. Burrage, Congenital absence of uterus and vagina. Amer. Journ. of 


Med. Sc. Philad. Vol. CXIII, pag. 810. 


. Chasse, M. A., Uterus bifide. Arch. de gyn. et de tocol. Tom. XXIII. 


pag. 795. (Beschreibung eines Uterus bicornis unicollis, der bei der Sektion 
eines 20jährigen Mädchens gefanden wurde.) 


. Chodakowski, Ein Fall von erworbener Hämatometra. Przeglad Lekarsk. 


pag. 3860 u. ff. (Neugebauer) und Tagebuch der Ges. der Aerzte der 
Kasan’schen Univ. Heft III. (V. Müller.) 


. Decio, Sopra un caso di emato-salpinge ed ematometra per mancanza 


congenita della vagina. Atti della Associazione Medica Lombarda, Nr. 1, 
pag. 23. (Herlitzka.) 


. Delore, X., Hématocolpos et hématométrie consécutifs à un accouche- 


ment normal et remontant a deux ans. Ann. de gyn. et d'obst. Tom. 
XLVII, pag. 425. 


. Dudley, Specimen of double uterus with osteophyte. Transact. of the 


wom. hosp. Soo. 8. VI. Ref. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 
209. (Unklare Schilderung eines Falles von doppeltem Uterus, dessen eine 
schwangere Hälfte durch kriminellen Abort verletzt war. Die Frau starb 
nach vorausgegangener Laparotomie. Die Diagnose wurde erst bei ge- 
nauer Untersuchung des Präparates gemacht.) 

Fergusson, W., Uterus bicornis unicollis. The Scott. Med. and Surg. 
Journ. Vol. I, Nr. 7. 

Gruner, Utero e trombe di Fallopia in un uomo. Giornale della R. 
Accad. di Med. di Torino, fasc. 5, pag. 257. (Herlitzka.) 
Hall, R. B., Double uterus with congenital closure of one cervix; uterus 
distended with menstrual fluid. Transact. Obst. Soc. of Cincinnati. Ref. 
Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, Nr. 5. 

Jarman, A case of undevelopped internal genitalia. Transact. New York 
Obst. Soc. 18. V. Ref. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 481. 
(Es handelte sich um einen mangelhaft entwickelten Uterus bei fehlender 
Scheide. Beim Versuch, letztere herzustellen, wurde das Rektum ange- 
rissen und das Bauchfell im Douglas verletzt. Die Folge war eine lokale 
Peritonitis und eine Rektovaginalfistel.) 

Johnson, H. L. E., Atresia of the uterine canal after the Menopause. 
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, Nr. 6. (Verklebung des Cervikal- 
kanales bei einer 56jährigen Frau, dieselbe ist leicht mit der Sonde zu 
trennen, worauf übelriechender Eiter in grosser Menge aus dem Uterus 
ausfliesst.) 

Kleinhans, F., Ueber einen Fall von Haematometra lateralis mit Haema- 
tosalpinx. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 5, pag. 231. (Verf. entfernte 
bei genannter Anomalie zunächst die Adnexe der verschlossenen Seite und 
öffnete darnach den Uterus von der Scheide aus. Heilung.) 

Lewers, Hämatometra bei Verdoppelung des Uterus. Transact. Obst. 
Soc. of London. Meeting 7. X. 96. 


2, 


ts: tv 
* 


Entwickelungsfehler. OK) 


. Manisculo e Titone, Singolare anomalia nell apparecchio uro-genitale 


muliebre. Palermo. Tip. Bondi. (Herlitzka.) 


. Martin, C.. Haematometra and haematosalpinx due to atresia of the 


vagina. Abdominal hysterectomy with suture of the uterine stump to the 
abdominal wall. The Brit. Gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 462. (Bei einem 
19jährigen Mädchen, dan seit drei Jabren Molimina menstr. hatte, fand 
Verf. eine Atresia vagin. mit Hämatometra und Hämatosalpiox. Der Uterus 
war so gross als im sechsten Monat der Schwangerschaft. Verf. machte 
die typische supravaginale Amputation und nähte den aus dilatirtem Cervix 
und oberen Vaginalabschnitt gebildeten Stumpf in die Bauchwunde ein. 
Heilung mit Bildung einer Bauchdeckencervixfistel.) 


. Meurer, M., Uterus didelpbkys und Uterus bicornis. Nederl. Tijdschr. v. 


Verlosk. en Gyn. Nr. 1, pag. 87. (Doorman, Leiden.) 


. Meyer, R., Ueber Hämatosalpinx bei Verschlüssen doppelter Genitalien. 


Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 310. 


M. Peterson, An imperforate uterus. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, 


pag. 374. (Demonstration eines Uterus ohne Höhle, der Cervikalkanal 
endigt in der Tiefe von nicht ganz ein Zoll blind, eine Tube gleichfalls 
undurchgängig. Das Prăparat wurde zufällig bei der Sektion einer 
75 jAhrigen Frau gefunden.) 

Sachs, Entwickelungsfehler der weiblichen Genitalia als Indikation zum 
operativen Eingriff. 1. Defectus uteri et vaginae, Castratio. 2. Atresia 
vaginae partialis congen., haemelytrometra, Operatio gynatresia. Jurnal 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juli und August. (Der zweite Fall 
endete letal.) (V. Müller.) 


. Schwartz, Ed., Sur un cas d'absence congénitale des deux tiers inférieurs 


du vagin avec développement incomplet des organes génitaux profonds. 
Laparotomie exploratrice. Création d'un vagin complet. Rev. de Gyn. 
et de Chir. Abd. Nr. 6. 


4. Suetinoff, Fall von Pseudohermaphroditismus. Medicinskoje obosrenie. 


Juni. (V. Müller.) 
Tennberg, C. A. C., Beitrag zur Kenntniss der angeborenen Missbil- 
dungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. V, pag. 300. 


. Tombleson, J. B., A case of uterus bicornis. Lancet, Nr. 3857. 
. Vitanza e di Bella, Su medici casi di „uterus septus* didelfi e su 


altre malformazioni degli organi genitali umliebri. Atti della Soc. italiana 
di Ost. e Ginec. Roma. Vol. IV, pag. 111. (Herlitzka.) 


Tennberg (25) berichtet über 12 Fälle von Bildungsfeblern der 


inneren Geschlechtstheile, welche in den Jahren 1880—1896 in 
der Heinricius’schen Klinik in Helsingfors beobachtet wurden. Er 
führt 8 Fälle von Verkümmerung des Uterus auf, in denen gleichzeitig 
rudimentäre Entwickelung der Ovarien und der Scheide zu verzeichnen 
war. In 3 Fällen bestand ein vollständiger Defekt des Uterus unter 


56 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Mitbetheiligung der übrigen Geschlechtsorgane. 1 mal fand sich Defekt 
der Vagina. 

Der Fali von Hall (12) betrifft ein 13jähriges Mädchen, das seit 
7 Monaten menstruirt war, seit der 2. Periode fortdauerndes Unwohlsein. 
Die Untersuchung ergab einen Beckentumor, über dessen Natur Verf. 
erst durch die Laparotomie Aufschluss erlangte. Es handelte sich um 
einen doppelten Uterus, dessen rechte Seite verschlossen war. Rechte 
Tube war frei. Der Tumor wurde von der Scheide aus geöffnet, aus- 
gespült und drainirt. Heilung. 

Meyer (20) hat die bisher veröffentlichten Fälle von Verdoppelung 
des Genitalrohres mit gleichzeitigem Verschluss der einen Seite einer 
kritischen Durchsicht unterzogen und kommt dabei zu dem Schluss, 
dass der zur Hämatosalpinx führende Tubenverschluss auf infektiösen 
Ursprung zurückzuführen ist, und zwar ist hierfür bei erworbenen Atresien 
die gleiche Ursache verantwortlich zu machen, welche die Atresie selbst 
herbeiführte, während bei den angeborenen Atresien die Infektion von 
der offenen Hälfte des Genitalschlauches ihren Ausgangspunkt nimmt. 

Lewers (16) beobachtete bei einem 17jährigen Mädchen einen 
Fall von Haematometra Uteri duplicis. — 

Brüste und äussere Genitalien sind normal, der Introitus ist 
geschlossen, von der Harnröhre verläuft nach unten eine kleine Er- 
hebung, zu deren Seiten seichte Vertiefungen mit rudimentärem 
Hymen liegen. Uterus gänseeigross, an seinem unteren Theil fühlt 
man per anum ein Grübchen, das für das Orif. ext. gehalten wird. 
Incision zwischen Blase und Mastdarm und Einstossen einer Zange 
an der Stelle des Grübchens; Entleerung theerartigen Blutes; nachdem 
die Höhle entleert ist, fühlt man nach rechts ein zweites Grübchen ; 
auch hier wird mit der Zange eingestossen und eine zweite, grössere 
Höhle geöffnet. Drainage. — Die Scheide wird durch Einlage eines 
Pessars offen gehalten. 

Einen bezüglich seiner Aetiologie ganz unklaren Fall von Ver- 
schluss des Genitalschlauchs berichtet Delore (8). Die 41jäbrige Frau 
war vor 2 Jahren spontan niedergekommen und war seitdem nicht 
mehr menstruirt. Seit 4 Monaten Schmerzen im Leib, die allmählich 
kontinuirlich wurden. Bei der Untersuchung findet man die Scheide 
4 cm oberhalb des Introitus verschlossen, das Becken ausgefüllt von 
einem fluktuirenden Tumor, der sich bis in die linke Fossa iliaca er- 
streckt. Durch Punktion wird der Sack entleert, danach Fieber, In- 
cision und Ausspülen der Höhle. Trotzdem Tod am 4. Tag an 
septischer Peritonitis. — Bei der Sektion wurden die Tuben frei 


ele 
ht 


Entwickelungsfehler. 


gefunden, die Peritonitis war durch Zerfetzung des Hämatometra-In- 
halts entstanden. 


Gruner (11) beschreibt einen Uterus und Tuben, welche in 
anem Manne bei einer Hernienoperation im Leistenkanale gefunden 
wurden. Aus diesem eigenen und aus anderen Fällen schliesst Verf., 
dass ein echter und physiologischer Hermaphroditismus bis jetzt noch nie 
angetroffen wurde. (Herlitzka.) 

Decio (7) bespricht einen Fall, bei dem es sich um ein 19jähriges 
noch nicht menstruirtes Mädchen handelt, welches seit dem elften Jahre 
starke Schmerzen im Unterleibe ungefähr jeden Monat und in den 
letzten Jahren Schwellung des Unterleibes fühlte. Es handelt sich um 
Hämatosalpinx und Hämatometra durch kongenitalen Mangel der 
Vagina entstanden. Da per Vaginam kein Weg zu schaffen war, so 
wurde zur Laparotomie geschritten und die beiden geschwollenen Tuben 
entfernt. Der Uterus war so dick, wie er es im dritten Monat der 
Schwangerschaft ist. Heilung. (Herlitzka.) 


Chodakowski (6). Schröder soll zuerst den Bauchschnitt wegen 
Hämatometra ausgeführt haben im Jahre 1881. In Russland machte 
Slawianskij die erste solche Operation im Jahre 1883, eine Laparohysterek- 
tomie wegen Hydrometra unilateralis dextra uteri duplicis bicornis. 1887 voll- 
zog Sutugin eine uteroovarielle Amputation wegen angeborener Atresie des 
untersten Abschnittes der Scheide wegen Hämatokolpometra und Hämatosal- 
pinx. (Die erste Laparotomie wegen Hämatosalpinx vollzog ein Deutscher, 
Namens Seydel in Sarepta in Russland im Jahre 1784, wonach die Frau 
genas.) 1889 vollzog Gawronski in Charkow eine uteroovarielle Amputation 
wegen Atresie der Scheide mit Hämatometra und einseitiger Hämatosalpinx. 
189 vollzog Woskressjenskij eine uteroovarielle Amputation wegen Hydro- 
metra. 1892 operirte Lwoff in Kazan wegen erworbener Scheidenatresie. 
Die Atresie war nach Flecktyphus entstanden. Lwoff entfernte nur die 
Hämatosalpinx, da wegen ausgedehnter Verwachsungen der Uterus sich nicht 
isoliren liess und Eiter in demselben vermuthet wurde. 1893 vollzog Tolo- 
ezynow in Charkow eine uteroovarielle Amputation wegen Hämatometra bei 
absolutem Scheidendefekt. Endlich hat 1894 Phaenomenow in Kazan wegen 
Hämstometra eine uteroovarielle Amputation vollzogen. 

Sodann operirte Phaenomenow in folgendem Falle: 1896 24 jährige Frau 
kommt schwer nieder. Dystocie dauert beinahe fünf Tage. Blasenscheiden- 
fistel. Kolpokleisis in Phaenomenow's Klinik. Seit dieser Zeit allmonat- 
liche Molimina. Jetzt seit fünf Wochen beständige Schmerzen. Diagnose 
Hämatometra mit Blutansammlung im unteren Theile des Uterus hauptsäch- 
lich. Am 19. Dezember 1896 Bauchschnitt. Uterus sieht aus wie drei Monate 
Schwanger, füllt als eine Art Tumor das gesammte kleine Becken aus. Nach 
Unterbindung der Ligamenta rotunda, Tuben und Art. spermaticae int. wurde 
rechts und links centripetal von den Ligaturen je ein Schnitt an den Seiten- 
kanten des Uterus geführt, Blutung aus den Uterusschnitträndern durch Klemmen 


08 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


sistirt, dann Uterus durch Längsschnitt eröffuel, entleert, dann quer amputirt 
und der Stumpf in den unteren Bauchwundwinkel eingenäht und mit Gaze aus- 
gestopft. Am achten Tage erster Verbandwechsel, am 16. Tage stand die Frau 
auf. Verlauf fieberlos. In der Folge Glasdrain und Formalinspülung der Höhle 
des Uterusstumpfes, am 44. Tage Höhle noch 8 cm tief, aber äussere Fistel 
in der Bauchwundnarbe so eng, dass kaum ein Gänsefederkiel eingeht und 
zwar war die stenosirte Partie 5 cm lang. 

In künftigen Fällen möchte es am Platze sein, die entleerte Uterinhöhle 
durch Caustica zur Verödung zu bringen oder durch Vaporisation, wie es jüngst 
Phaenomenow mit Erfolg in einem Falle von eröffneter Pyosalpinx that, 
wo der Rest des Sackes in die Bauchwunde eingeuäht worden zu sein scheint. 

(Neugebauer.) 

Meurer (19) berichtet 1. über eine Frau, die schon 8 mal normal geboren 
hat, bei welcher die Vagina von der Vulva aus ganz durch ein dickes 
Septum in zwei Theile getheilt wird. Die Urethra befindet sich an 
der normalen Stelle, es besteht kein Symphysenschlitz. Die beiden Vaginae 
sind weit und glatt. Beide besitzen eine Portio vaginalis, welche beide die 
Spuren von früherer Ausdehnung tragen. Die zwei Uteri liegen in Retropositio, 
sind von normaler Grösse, divergiren sehr stark, so dass die Längsachse in der 
Richtung des Lig. Poupartii verläuft. Mit der Sonde wird für die Länge der 
einen Uterushöhle 6, für die der anderen 7 cm gefunden. Fin Lig. latum war 
zwischen den beiden Halskanälen ausgespannt. Die Beckenmaasse waren alle 
etwas vergrössert. 

2. berichtet Verf. über eine Frau, welche nach der spontanen Geburt eines 
ausgetragenen Kindes an unregelmässigen Blutungen litt. Die Vagina ist nor- 
mal, besitzt zwei Portiones vaginales mit Spuren von geheilten Einrissen. Es 
bestehen auch in diesem Falle zwei Uteri, der rechte grösser als der linke. 
Links normales Ovarıum mit einem mit dem Uterus verbundenen Strang, rechts 
id. Lig. vesico-rectale fehlt. 

Die Beckenmaasse waren ungefähr normal. 

Verf. bietet eine Uebersicht der einschlägigen Litteratur und die ver- 
schiedenen Ansichten der Autoren über den Einfluss auf die Form des Beckens 
Das Resultat des Verte ist: bei Fällen von doppeltem Uterus findet man 
Distantia spinarum des Beckens und die Dist. Crist. vergrössert, die Con). 
vera und Dist. spin. post. sup. verhältnissmässig klein zur grossen Dist. tuber. 
ischii, ein breites Sakrum, das stärker nach vorn gedreht ist, eine mehr als 
normale“ Lordose in der Lendengegend. (Doorman, Leiden.) 


2. Atresie und Stenose des Cervix, Cervixrisse. 


1. Baldwin, Complete occlusion of the uterine canal due to injury. Trans- 
act. of the wom. Hosp. sac. 8. VI. Ref. Am. Gyn. et obst. Journ. 
Bd. X], pag. 205. (Nach kriminellem Abort, der durch Einführen eines 
Federhalters herbeigeführt war, Verschluss des Cervikalkanals, der längere 
Zeit so vollständig war, dass das Menstrualblut im Uterus zurückgehalten 
wurde. Heilung durch Dilatation des Cervix. 


13. 


IA 


16. 


Atresie und Stenose des Cervix. 59 


. Barone, Sterilita muliebre e stenosi del canali cervicale in rapporte specie, 


colle incisione bilaterale alla Sims. Archivio di Ostetr. e Ginec. Napoli, 
Nr. 11. (Herlitzka.) 
Courty, Rossner et Mars, Du traitement chirurgical de l'étroitesse 
excessive de l’orifice externe de l'utérus. Ann. de Gyn. et d’Obst. Avril. 
Emmet, Th. A, When to amputate in preference to the repair of a 
lacerated cervix hy the usual method. Am. Gyn. a Obst. Journ. Bd. XI, 
pag. 344. 


. Jarmann, G. W., Lacerations of the cervix uteri. Am. Gyn. a Obst. 


Journ. Bd. X, pag. 656. (Verf. bespricht zunächst die Aetiologie der Cervix- 
risse, die nach seiner Ansicht dadurch zu Stande kommen, dass die vordere 
Muttermundslippe zwischen Kopf und Beckenwand eingeklemmt wird, 
während die hintere sich zurückzieht; er empfiehlt deshalb auch mit zwei 
Fingern den vorderen Muttermundssaum hinter der Schoossfuge emporzu- 
schieben (!). 


. Lippe, J., Obliteration of the cervix uteri. Brit. Med. Journ. Nr. 1921. 
i. v. Mars, A, Zur Erweiterung des äusseren Muttermunds modo Rosner. 


Centralbl. f. Gym. Bd. XXI, Nr. 8. 
Möller, E. E.. Idiopathische Hypertrophie der Portio vaginalis uteri. 
Mitib. aus d. gyn. Klinik d. Prof. Engström in Helsingfors. Bd. I, Heft I. 


. Noble, C. P., Ectropion of the cervix in Nulliparae resembling laceration 


of the cervix. Am. gyn. and obst. Journ. Bd. X. pag. 135. 


. Papernayo, Ein Fall von Stenosis orificii externi uteri post partum cum 


haematometra cervicali temporaria et endometritide consecutiva. Jurnal 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (V. Müller.) 


. Patellani, L’ectropion congenito e l’erosione congenita di Fischel. Ann. 


di Ost. e Gin. Nr. 3. (Herlitzka.) 


- Pichevin, R., Amputation du col uterin exécutée suivant un procédé 


mixte et complétée par le raccourcissement et le redressement de la 
paroi antérieure de l'utérus Sem. Gyn. 18. Juni. — Ref. — Gynec. Bd. II, 
Nr. A (Verf. will bei Kombination der Colpotomia ant. mit Amputatio 
colli die losgelöste vordere Scheidenwand direkt mit stehengebliebenem Theil 
der vorderen Muttermundslippe vereinigen, so dass dieser Scheidenlappen 
die Begrenzung des neuen Muttermunds bildet. Um gleichzeitige Retro- 
deviation zu beseitigen, soll ein grösseres Stück aus der vorderen als aus 
der hinteren Muttermundslippe entfernt werden.) 

Rosner, A., Zur Technik der Discission des äusseren Muttermundes. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 8. | 


. Shaw-Mackenzie, Lacerations of the os uterivagina and perineum in 


syphilitic women. The Lancet. Septbr. pag. 711. 

Turgard, Allongement hypertrophique du col de l'utérus; son traitement. 

Ann. de la policlinique de Lille Nr. 1, pag. 14, 39. 

Del Vecchio, Il processo Pozzi nella cura della stenosi congenita del 

collo uterino. La Rassegna di Ostetricia e Ginecologia, Napoli, Nr. 3. 
(Herlitzka.) 


Die Verfahren von Rosner (13) und Mars (7) suchen durch 


Einheilen eines Schleimhautlappens in die Discissionswunde ein Wieder- 


60 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


verwachsen derselben zu verhindern. Rosner gewinnt den Lappen 
aus dem benachbarten Theile der Portio vag., Mars präparirt den 
Lappen an der Stelle ab, die discidirt werden soll, führt den Schnitt 
dann in der gewöhnlichen Weise seitlich bis zur Basis der Lappen und 
näht diesen im Wundwinkel ein. 


Emmet (4) zählt die Fälle auf, in denen statt der Emmet- 
schen Operation die Amputatio colli zu machen ist. Es sind vor allem 
sehr ausgiebige Risse, welche bis über den inneren Muttermund hinauf- 
gehen, und Scheide und Beckenbindegewebe stark in Mitleidenschaft 
ziehen; meist ist in diesen Fällen auch das Cervikalgewebe verändert 
(eystisch degenerirt?). Weiter ist die Abtragung vorzuziehen, wenn die 
Lappen des zerrissenen Cervix dünn und atrophisch sind, man ist dann 
nicht im Stande, die Lappen selbst zu vereinigen, zieht höchstens die 
mitangefrischte Scheide als Präputium über den Riss zusammen; sucht 
man die dünnen Lappen selbst zu vereinigen, so schneiden die Nähte 
wegen der Unnachgiebigkeit des darunterliegenden Gewebes durch. Die 
Amputation wird mit der Scheere ausgeführt, zunächst alles Narben- 
gewebe entfernt und darnach die Naht angelegt. 


Noble (9) berichtet über zwei Fälle von umfänglicher Erosion 
bei Nulliparen, welche bei oberflächlicher Betrachtung den Eindruck 
machten, dass es sich um einen Üervixriss mit Ektropium handle; eine 
genauere Inspektion führte zur Aufklärung. Aehnliche Fälle sind von 
Fischel und Penrose beobachtet. 


Diese Fälle sind besonders auch in forensischer Beziehung von 
Wichtigkeit, weil sie eine überstandene Geburt vortäuschen können. 


Barone (2) bespricht die verschiedenen Formen von weiblicher 
Sterilität und schliesst mit der Behauptung, dass die mechanische Steri- 
lität — welche durch Stenosis der Cervixhöhle erzeugt ist — die häufigste 
sei; dass die Behandlung dieser mit der unblutigen Erweiterung eine 
unvollständige und gefährliche Methode, während die Discission der 
Cervix mit der Sim’s Methode die beste aller bis jetzt bekannten 
Methoden ist. (Herlitzka.) 


Patellani (11) bat das Ektropion und die kongenitale Erosion 
Fischel’s studirt und hebt hervor, dass diese Formen nicht krank- 
haft für sich selbst und nicht von Entzündungsprozessen begleitet sind. 
Wenn sie aber nach der Geburt noch lange fortdauern, können andere 
krankhafte Prozesse durch sie hervorgerufen werden. Endlich können 
einige Formen, welche durch Hemmung der Umwandlung (in der Portio 
vaginalis) des cylindrischen in normales Plattenepithel entstanden 


Entzündungen des Uterus. ül 


sind, von anderen unterschieden werden, bei welchen eine Eversion der 
Endocervikalschleimhaut stattgefunden hat. (Herlitzka.) 


3. Entzündungen des Uterus mit Einschluss der infektiösen 


Erkrankungen. 


. Beuttner, O., Einführung von Gaze in den Uterus. Corresp. f. Schw. 


Aerzte, Nr. 3. 


. Binkley, J. T., The prognosis of inflammatory conditions of the uterus; 


Endometritis and Metritis. Am. Gyn. and obst. Journ. Bd. X, pag. 25. 
(Der Vortrag des Verf. behandelt obiges Thema in der oberflächlichsten 
Art, nur allgemein Bekanntes wird mitgetheilt.) 


. Boije, O. A., Zur Aetiologie und Natur der chronischen Endometritis. 


Mitth. aus der gyn. Klinik d. Prof. Engström in Helsingfors. Bd. I, Heft I. 


. Bonnetblanc, Indications du curettage. Thèse de Paris. 
. Bouchard, Du drainage utérin combiné à la dilatation et a l’antisepsie 


dans le traitement des métrites et des complications pelviennes. Thèse 
de Paris. 


. Bouchet, Récherches bactériologiques sur quelques affections utérines. 


Thèse de Paris. 


. Carnot, Tuberculose uterine. Soc. d’Anat. de Paris. Mars. 
. Caruso, Contributo al trattamento operativo della metrite cronica della 


porzione vaginale. Atti della Soc. italiana di Ost. e Ginec. Roma, 
Vol. IV, pag. 92. (Herlitzka.) 


. Casati, Asportazione della mucosa del corpo uterino nella endometrite 


emorragica ribelle ad ogni cura. Il Raccoglitore medico, Roma, Vol. XXIII, 
fasc. 1; e Accad. delle Sc. mediche e nat. di Firenze. (Bei der unheil- 
baren hämorrhagischen Endometritis, welche eine absolute Indikation 
zur Hysterectomia totalis ist. schlägt Casati eine neue Operations- 
methode vor: er entfernt nämlich per abdomen — nachdem er den Uterus 
der Länge nach ganz aufgeschnitten hat und so die Uterushöhle geöffnet 
— die ganze Schleimhaut und mit ihr zusammen eine recht dünne musku- 
löse Schicht. Nachher Aetzung mit Zinkchlorid 10% — Schichtennaht — 
Ventrofixation. Der Uterus kann so gut auf der vorderen als auf der 
hinteren Wand eingeschnitten werden. Verf. berichtet zuletzt über einen 
mit diesem Verfahren behandelten Fall, bei welchem er den besten Erfolg 
erhalten hat.) (Herlitzka.) 


. Cassan, C., L’airol appliqué au traitement des mötrites. These de Paris. 


Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 42. (Das Airol wird mit Glycerin 
(1:4) gemischt, mittelst Tampons in den Uterus eingeführt, nachdem der 
Cervix dilatirt ist. Der Tampon wird jeden zweiten Tag erneuert und 
etwa 10 mal im Ganzen eingelegt.) 


. Dupuy, De la metrite hemorrhagique de la ménopause et de la vieillesse. 


Thèse de Bordeaux. 


. Emmet, J. D., Curettage and packing the uterus. Am. gyn. and obst. 


Journ. Bd. X, pag. 561. 


62 


13. 


14. 
15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


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23. 


24. 
25. 


Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Ferrari, T., Ricerche istologiche e considerazioni sopra l’utero delle 
vecchie. Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria, Torino, Nr. 5. 
(Herlitzka.) 
Goelet, A. H., Behandlung der Endometritis. Frauenarzt, Heft 2. 
Herman, G. E., Senile Endometritis. Treatment 11. III. Ref. Brit. Gyn. 
Journ. Vol. L, pag. 276. (Verf. empfiehlt zunächst intravaginale Aetzungen 
mit konzentrirter Karbolsäurelösung und darnach Irrigationen mit Chlor- 
zinklösung. Liegt die Erkrankung im Uterus, so ist zunächst zu dilatiren, 
dann zu curettiren, später folgen intrauterine Aetzungen mit Jodtinktur 
oder konzentrirter Karbollösung.) 
Ilkewitsch, W., Ueber die Behandlung von Endometritis mit Milchsäure. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 43. 
Jung, Ueber die Regeneration der Uterusschleimhaut nach Verätzung mit 
Chlorzinkpaste nach Dumontpallier. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 
18. (Bei einer 43jäbrigen Frau, die lange an Blutungen litt, wurden Uterus 
und Cervix mit Chlorziukpaste ausgestopft. Am vierten Tage Ausstossung 
eines grossen Sequesters. Vier Monate später erneute Blutungen. Total- 
exstirpation. Die Untersuchung beider Präparate ergab, dass trotz der 
scheinbar vollständigen Verödung des Uterus eine Regeneration der Schleim- 
haut, wenn auch nur auf einem beschränkten Gebiet der Uterushöhle statt- 
gefunden hatte, und zwar weist diese neue Schleimhaut dieselben patho- 
logischen Veränderungen auf wie die früher vorhandene. Verf. nimmt mit 
W erth die Entstehung der neugebildeten Schleimhaut aus stehengebliebenen 
Drüsenstümpfen an. Verf. will Chlorzink in 50°joiger Lösung mit Play- 
fair’schen Sonden gebrauchen.) 
Kaufmann, E., Beitrag zur Tuberkulose des Cervix uteri. Zeitschr. f. 
Geb. u. Gen Bd. XXXVII, pag. 119. (Verf. berichtet über den bei der 
Sektion zufällig gemachten Befund am Uterus einer 79jährigen Frau. Die 
Cervikalhöhle war erweitert, ihre Wandung zerklüftet, mit grobkörnigen, 
weiss-gelblichen Prominenzen besetzt; das Bild war dem eines Carcinoms 
der Cervikalschleimhaut vollständig gleich. Die mikroskopische Unter- 
suchung zeigte, dass es sich um Tuberkulose handelte. Tuberkelbacillen 
wurden in Riesenzellen und in den verkästen Massen, wenn auch nur 
spärlich, gefunden.) 
Kelber, Zur Frage über die Regeneration der Uterusmuskulatur bei deren 
Verletzungen. (Experimentelle Untersuchung.) Inaug.-Diss. St. Petersburg. 
(V. Müller.) 
Labusquiöre, R., De la regeneration de la muqueuse de l'utérus. Ann. 
de Gyn. et d’Obst. Juni. 
— Du chlorure de zinc en thérapeutique intra-uterinee Ann. de Gen. 
et d’Obst. Juni. 
La Torre, F., Endometrite glandolare gravissima. Atti della Soc. ital. 
di Ost. e Gin. Bd. III. } 
Leaa, A. W. W., A case of tubercular disease of the uterus and appen- 
dages with remarks. The Med. Chronicle. Manchester. April, pag. 30. 
Ludewig, H., Ueber Endometritis senilis. Diss. Berlin. 
Lutand, Sur le traitement des metrites. Journ. de med. de Paris. 22. 
August. (Verf. behandelt die Endometritis in drei Akten, 1. langsame 


Entzündungen des Uterus. 63 


Dilatation des Cervix mittelst Laminaria, 2. Ausspülung des Uterus mit 
3*,iger Sodalösung und jedesmal nachher Auswischen der Höhle mit Jodo- 
formäther (1:10), 3. Einführen mit Naphthol, Jodoform, Jodtinktur, Sali- 
cylsäure, Kreosotglycerin präparirter Schwämme, welche je sechs Stunden 
liegen bleiben und alle 2—3 Tage eingeführt werden. Aetzmittel verwirft 
der Verf. Curette soll nur bei hämorrhagischen Formen gebraucht werden.) 
ò Marchesi, Sclerosi dei vasi dell’ utero. Archivio di Ostetr. e Ginec. 
Napoli, Nr. 2. (Die Sklerosis der Uterus- und Beckenbodengefässe ist nach 
Marchesi durch jenen speziellen konstitutionellen Zustand, bei welchem 
wegen Tonusmangel die Gefässe sich erweitern und Cirkulationsstörungen 
hervorrufen, verursacht. In diesen Fällen schlägt Verf. als einziges thera- 
peutisches Mittel die Uterusexstirpation vor.) (Herlitzka) 


N. McKay, Stewart, Lawson Taits perineal operations and an essay on 


DNA) 


ke 


curettage of the uterus. Ref. Brit. Gyn. Journ. Vol. IV, pag. 369. (Die 
Arbeit entbält nach dem Referat nichts Neues.) 

<» Morisani, T., Dell’ azione del bacterium coli comune sull’ endometrio. 
Archivio di Ostetr. e Ginec. Napoli, Nr. 3. (Herlitzka.) 

. Neelow, N. K., Tuberculose de l'utérus. Soc. d’accouch. et de gyn. de 
Kieff. Ref. Ann. de gynéc. et d’obst. Tom. XLVII. Februar. (Die mikro- 
skopische Untersuchung einiger aus dem Uterus einer 65jährigen Frau 
auscarettirter Schleimhautpartikel ergab Riesenzellen und Tuberkelbacillen. 
Die übrigen Organe waren gesund.) 

1 Nejeloff, Fall von Tuberkulose der Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa 
i shenskich bolesnej. Dezember. (Fall von primärer Tuberkulose der 
Uterusschleimhaut, ulceröse Form nach Pozzi.) (V. Müller.) 

. Neugebauer, Vier Fälle von plötzlichem Tode nach intrauterinen Ein- 
spritzungen. Kronika Lekarska. 15. III. Heft 6, pag. 242—246, Heft 7, 
pag. 288—293. (Neugebauer.) 
— 28 Beobachtungen von utero-stomachalen und utero-intestinalen Fisteln. 
Nowiny lekarskie, Nr. 10 u. 12. (Der Aufsatz wird deutsch veröffentlicht 
werden.) i (Neugebauer.) 

. Nitot, E., Abortivbehandlung der Endometritis mittelst Anwendung von 
Bromdämpfen. Ber. über XII. internat. Kongr. zu Moskau. Monatsschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 4. (Die Anwendung geschieht in der Art, 
dass zunächst eine mit gesättigter wässeriger Bromlösung gefüllte Flasche 
einerseits mit einem doppelläufigen Uteruskatheter, andererseits mit einem 
Gebläse in Verbindung gebracht wird. Nach Einführen des Katheters in 
den Uterus pumpt man mittelst des Gebläses Luft in die Flasche. Das 
Verfahren ist gefahrlos und giebt gute Resultate bei akuter Endometritis 
und Salpingitis.) 

. Peterson, R., The use of the curette in puerperal and chronic endo- 
metritis. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, Nr. 1. (Der Vortrag des 
Vert e enthält nur Bekanntes.) 

. Pilliet et Souligoux, Metrite parenchymateuse hemorrhagique (Sclerose 
uterine). Progrès med. Nr. 19. 

. Oui, Technique de l'injection uterine. L'Écho med. du Nord, Nr. 4. 


3. Richard, Contribution à l'étude des metrites seniles. These de Paris. 


64 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


38. Romme, Traitement des endométrites hémorrhagiques par l'ébouillante- 
ment. Presse méd., pag. 201. 

39. Schmid, E., Métrorrhagies et métrite hémorrhagique. Paris, Steinheil. 

40. Schwartz, A., Un caso di tubercolosi primitiva degli organi genitali 
della donna. La Rassegna di Ostetr. e Ginec. Napoli, Nr. 7. 

(Herlitzka.) 

41. Simons, Mechanische Intrauteriatherapie. Berliner klin. Wochenschr., 
Nr. 7. 

42. La Torre, Le malattie dell’ utero nelle vergini. Bullettino della Società 
Lancisiana di Roma, fasc. 2, pag. 420. (La Torre berichtet über 23 Fälle 
von Uterus- oder Adnexerkrankungen bei Jungfern. Verf. ist der Meinung, 
dass die kranken Mädchen bei den ersten menstrualen Beschwerden sich 
gleich zum Arzte wenden müssten, bessere Kenntnisse über die Geschlechts- 
funktion und weniger Vorurtheile haben sollten.) (Herlitzka.) 

43. Walther, H., Beitrag zur Kenntniss der Uterustuberkulose. Monatsschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 1. 

44. Sheldour, Senile endometritis or senile metritis. Medicine. Detroit. April, 
pag. 295. 

45. Watkins, T. J., Treatment of endometritis. Amer. gyn. and obst. Journ. 
Vol.X, pag. 27. (Bei der akuten septischen Form der Endometritis empfiehlt 
Verf. Irrigationen und Ausstopfen der Uterushöhle mit Gaze. Bei den 
übrigen Formen bevorzugt er im Allgemeinen das Curettement. Bei gonor- 
rhoiseher Infektion ist in leichteren Fällen eine intrauterine Behandlung 
nicht angebracht, weil die Erkrankung oft auf die Scheide beschränkt ist.) 

46. Weber, S. L., The abuse of topical applications to the endometrium. 
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 553. (Verf. bekämpft die 
Verwendung der Aetzmittel zur Heilung der Endometritiden; er schreibt 
ihrem unterschiedslosen Gebrauch die im Verlauf jener Erkrankung oft auf- 
tretende Salpingitis zu. Er empfiehlt Curettement mit nachfolgender An- 
wendung von Desinficientien.) 


Im Gegensatz zu der gewöhnlichen Anschauung, dass die Endo- 
metritis bei der Entstehung von Adnexerkrankungen eine grosse Rolle 
spiele, glaubt Em met (12), dass diese Erkrankung meist sekundär im Ge- 
folge anderweitiger lokaler oder allgemeiner Störungen auftrete. Der 
Fluor, das angebliche pathognomonische Zeichen der Endometritis habe 
seinen Ursprung meistens nicht in einer Uteruserkrankung, son- 
dern in einer Blutstase. Eine Heilung durch Curettement sah Verf. 
nur bei akuter Endometritis (nach Abort oder gonorrhoischer Infektion). 
Der durch sogenannte katarrhalische Endometritis bedingte Fluor wird 
durch Curettement nicht geheilt. Der Ausfluss kommt nach kürzerer 
oder längerer Zeit wieder. 

Walther (43) berichtet über drei Fälle von Uterustuberkulose. Der 
erste betrifft eine 26jährige Primipara, die in langen Zwischenräumen 
menstruirt war. Fluor giebt Anlass zum Curettement. Die Unter- 


Entzündungen des Uterus, 65 


suchung der entfernten Schleimhaut ergiebt glanduläre Endometritis 
mit Tuberkelbildung im Zwischengewebe, ebenso finden sich reichlich 
miliare Knötchen in einem Stück aus der verdickten Port. vag. exci- 
dirten Gewebes. — Die zweite Frau litt an Blutungen post puerp.; 
Curettement; die entfernte Schleimhaut zeigte das Bild einer glandulären 
Hyperplasie mit reichlicher Tuberkelbildung. 


Im dritten Fall handelte es sich um die Untersuchung einer von 
dritter Hand excidirten Muttermundslippe mit Erosion; hier fanden 
sich überall verstreut Tuberkelknötchen. Tuberkelbacillen wurden in 
keinem Fall gefunden. 


Kelber (19) bemühte sich auf experimentellem Wege die Frage über 
die Regenerationsfähigkeit der glatten Muskulatur zu lösen. Dazu ge. 
brauchte er Kaninchen, denen er nach vorbergeschicktem Bauchschnitte 
ein Stückchen aus der Gebärmutter ausschnitt. Nach verschiedenen 
Zeiträumen wurden die resp. Thiere getödtet, die verletzte Stelle nebst 
umgebendem Gewebe ausgeschnitten und mikroskopiseh untersucht. Es 
erwies sich, dass die Regeneration der glatten Uterusmuskulatur mittels 
Karyokinese vor sich geht, jedoch langsamer verläuft, wie derselbe 
Prozess im Epithel und Bindegewebe. Die Restitution des Muskelge- 
webes kommt auf die Weise zu Stande, dass der Defekt im resp. Organe vor- 
läufig durch Bindegewebe ausgefüllt wird, in welches darauf die neu- 
gebildeten Muskelfasern hineinwachsen. Bei Gebärmutterverletzungen 
restituirt sich in der Wunde nicht nur das Muskel-, sondern auch das 
elastische Gewebe. (V. Müller.) 


Ferrari (13) hat 20 Gebärmutter von todten Greisinnen studirt, 
und folgende drei verschiedene Formen beschrieben: Die einfache 
Involutio senilis, jene, welche von Endometritis cystica und jene, die 
von End. interstitialis begleitet ist. Die wichtigsten Symptome sind: 
1. Interstitielle Blutungen, welche ala Abortiv-Regeln — wegen der 
mangelhaften funktionellen Hyperämie des Uterus senilis — anzusehen 
sind. 2. Verklebungen der Schleimhaut durch trophische Störungen. 
3. Gefässverletzungen, namentlich der Tunica media (Atheroma). 

(Herlitzka.) 


Aus seinen Versuchen mit dem Bacterium coli commune auf das 
Endometrium der Meerschweinchen hebt Morisani (28) hervor, dass 
die endouterinen Einspritzungen des B. c. c. immer negativen Erfolg, 
wenn die Schleimhaut intakt ist, haben; wenn sie aber zuerst mechani- 
schen oder chemischen Reizen unterworfen wurde, bildet sich immer 
eine eitrige Endometritis durch das B. c. c., die Keime gehen von dort 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 5 


66 


Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


zu allen anderen Organen aus und verursachen zuletzt durch allgemeine 
Infektion den Tod. (Herlitzka.) 


10. 


— — — — — 


4. Lageveränderungen des Uterus. 


a) Allgemeines. 


. Alexander, W., Uterine displacements. Liverpool Med. chir. Journ. 


pag. 123. 


. Ciechanowski, St., Ein Fall von Achsendrehung des Uterus. Deutsch. 


med. Wochenschr. Nr. 27. 


. Crockett, M. A., Etiology and pathology of uterine displacements. Buff. 


med. Journ. April. 


. Gelli, L'uso dei pessari negli spostamenti dell utero. Il Pratico, Firenzi 


Vol. II, pag. 40. (Herlitzka.) 
Gemmel, Some displacements of the uterus with indication for their 
treatment. The Med. Chronicle. Manchester, April, pag. 15. 
Gordon, A., Shall uterine deviations always be operated upon. The 
Philad. Polyclinic Nr. 24, pag. 243. 
Neugebauer, Demonstration eines eigenthümlichen Pessares. Pam. Warsz. 
Tow. Lek., pag. 1097. (Neugebauer erzählt folgende Beobachtung : 
Eine 34jährige IXpara seit 16 Jahren verheirathet meldet sich bei ihm 
wegen Harninkontinenz. Sie hat erst vier Kinder spontan glücklich ge- 
boren, darauf aber fünf todte Kinder. Vor drei Jahren gebar sie das 
achte Kind und stand am achten Tage nach der Geburt auf. Vom năchsten 
Morgen an bemerkte sie Harnfluss durch die Scheide in Folge einer vesico- 
vaginalen Fistel. Trotz dieser Fistel wurde sie bald abermals schwanger 
und gebar das neunte Kind nach dreitägiger Geburtsarbeit todt wie die 
vorhergehenden vier. Eine Woche nach dieser letzten Entbindung, die 
vor zwei Wochen stattgehabt hat, hat eine Bäuerin der Kranken ein eigen- 
händig aus Draht und Werch angefertigtes Pessar eingelegt, das heute 
nach so kurzem Tragen schon vollständig von Harnsalzen inkrustirt war. 
Neugebauer hat es noch nie erlebt, dass selbst ein in der Harnblase 
befindlicher Fremdkörper so schnell von Harnsalzen inkrustirt worden 
wäre wie dieser in vagina liegender Fremdkörper. An der hinteren Scheiden- 
wand eine Pessardruckusur. Mit der Zeit wäre jedenfalls das Pessar in 
die Harnblase eingedrungen, wenn es nicht jetzt entfernt worden wäre.) 
(Neugebauer.) 
Pinna-Pintor, Un nuovo pessario endo-utero-vaginale. (R. Accademia 
di medicine di Torino.) Rivista di ostetricia, ginecologia e Pediatria, Nr. 5. 
Torino. 
Reamy, Treatment of malpositions of the uterus by pessaries. Transact. 
Cinein. Obst. Soc. Am. Journ. of Obst. Bd. XXXVI, Nr. 3. (Ohne In- 
teresse, Verf. bringt nur Bekanntes.) 
Semb, O., En Kritisk fremstilling af uterin deviationernes patologiske 
betydning. Norsk. Mag. for Laegevidenskaben. Bd. XII, Nr. 6—7. (Verf 
bezeichnet seinen Standpunkt als einen eklektischen: es sind Uebertrei- 
bungen an beiden Seiten; er stimmt ungefähr mit dem deutschen Stand- 
punkt überein.) (Kr. Brandt, Kristiania.) 


UH 
Porsaat 


ed 
Lë 


13. 


Dr 


Lageverănderungen des Uterus. 67 


. Sielski, Einige Worte über den Mechanismus der normalen und patho- 


logischen Uteruslagen. Przeglad Lekarski, pag. 307, 319 u. ff. 

Sielski, F.. Zur Mechanik der normalen und pathologischen Lagever- 
änderungen der Gebärmutter. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 20. (Verf. 
bespricht im Wesentlichen die Bedeutung des intraabdominellen Druckes; 
seine Ausführungen gleichen vielfach früheren Publikationen über dies 
Thema.) 

Webb, Curtis, The operative treatment of displacement of the uterus 
Lancet. August, pag. 534. 


. Webster, A criticism of recent views, regarding lateral deviation and 


rotation of the uterus. Edinb. Med. Journ. Septbr., pag. 254. 


b) Anteversio-flexio. 


. Lévy, M., Procédés opératoires contre l’anteflexion pathologique de 


l'utérus La Semaine Gyn., Nr. 11. 
— Considérations sur l’antöflexion pathologique de l'utérus et son traite- 
ment. Thèse de Paris 1896. 


c) Retroversio-flexio. 


. Abbe, R., Alexanders Operation. Ann. of surg. Dec. 1896. Ref. Centralbl. 


f. Gen Bd. XXI. Nr. 23. (Verf. benutzt das vorgezogene Lig. rotund. ala 
Faden für eine fortlaufende Naht, mit der er den geöffneten Leistenkanal 
zunäht. 


. Andries, J. H., Ueber Indikation zur operativen Behandlung der Retro- 


flexio uteri und die Art der Ausführung dieser Operation. Diss. Berlin. 


, Asch, R., Zur Technik der Alexander-Adams Operation. Centralbl. für 


Gyn. Bd. XXI, Nr. 35. (Verf. glaubt nicht, dass die Invagination des 
Peritoneum beim Vorziehen des Ligaments zur Entstehung von Hernien 
disponire, dies trete vielmehr nach Spaltung der Aponeurose ein; man 
soll deshalb das Ligament nach Austritt aus dem Leistenkanal suchen und 
isoliren und die Wandungen des Kanals erhalten. Das Ligament wird 
durch einige Nähte fixirt, die parallel mit seinem Faserverlauf ange- 


legt sind.) 


. Beck, C., Eine neue Methode der Hysteropexie. Centralbl. f. Chir. Nr. 33. 


(Verf. öffnet die Bauchhöhle, isolirt das Lig. rotundum einer Seite und 
näht dasselbe in die Bauchwunde ein. Drei Fälle von Prolaps wurden 
mit Erfolg so behandelt.) 


. Beuttner, O., Anatomische Untersuchungen über die Alexander-Kocher- 


sche Operation. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 238. (Auf Grund 
seiner Untersuchungen an 12 Leichen kommt Verf. zu dem Schluss, dass 
es nothwendig ist, den Leistenkanal vollständig zu spalten, um das Lig. 
rotundum sicher zu suchen; dasselbe ist am äusseren Leistenring nicht 
immer zu finden, einmal ist dieser selbst zuweilen nicht oder nur unsicher 
festzustellen, dann aber löst sich das Ligament schon oft während seines 
Verlaufes im Leistenkanal in feine Fasern auf. Die Dicke des Ligaments 
betrug im Durchschnitt 2,3 mm; dasselbe konnte im Maximum 12 cm, im 
Minimum 5,5 cm vorgezogen werden.) 
5* 


68 


-J 


10. 


11. 


12. 


13. 


14, 


15. 


16. 


Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


. Bienfait, Les déplacements de l’uterus en arrière. Gaz. med. de Paris, 


pag. 313. 


. Boralevi, Isteropessi e gravidanza. Ann. di Ost. e Gin., Nr. 9. 
. Bouffaudeau, De l'hysteropexie par le procédé du professeur Laroyenne. 


These de Lyon 1896. 


. Calmann, A., Zur Technik der Alexander-Adams’schen Operation. Central- 


blatt f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 4. 
Candia, Behandlung der Rückwärtslagerungen der Gebärmutter. Atti 
della soc. ital. di ost. e gin. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 23. 
(Verf. wendet sich gegen die Behandlungsmethode, welche nur die Kor- 
rektur der Lage bezwecken; Heilung gleichzeitig bestehender anderweitiger 
Anomalien, besonders der chronischen Metritis, beseitigt oft die Be- 
schwerden.) 
Cholmogoroff, Anheftung der Gebärmutter an die Scheide und an die 
Blase bei Senkung, Retroversio und Retroflexio. Wratsch. Nr. 2. (Cholmo- 
goroffist Anhänger der Methode Dührssen-Mackenrodt- Wendeler.) 
(V. Müller.) 
Cimo, A. de, De la frequence des lesions annexielles dans les retro- 
deviations douloureuses de l'utérus. These de Paris. 
Cittadini, Associations de l’operation d’Alexandre aux interventions 
vaginales conservatives sur les annexes dans les cas de retro-deviations 
fixes, compliquées d’annexite. Bull. de la Soc. belge de gen et d’obst. 
Nr. 4, pag. 69. 
Delbet, Colpocystopexie. Gaz. des höp. 19. Januar. Ref. Gynec. Tom. 
ll, Nr. 2. (Zunächst longitudinaler Schnitt von dem Harnröhrenwulst bis 
zum Scheidengewölbe, Querschnitt darauf im Fornix. Ablösung zweier 
Schleimhautlappen, darnach Totalexstirpation; jetzt werden die Stämpfe 
der Ligg. rotunda isolirt, in die Scheide vorgezogen und mit einander und 
mit den Scheidenwandungen vernäht. Schluss der Scheidenwunde.) 
Elischer, J., Zur Operation des retroflektirten Uterus. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XX, Nr. 10. (Verf. wählt den Uterus als Angriffspunkt für seine 
Operation, zunächst wird Colpotomia ant. gemacht und der Uterus aus der 
Wunde herausgeleitet, sodann wird aus der vorderen Wand beginnend 
von der Knickungsstelle gegen den Fundus zu ein 2,5—3 cm breiter Bogen- 
lappen gebildet; darauf wird unterhalb der Knickungsstelle ein 2 cm breites 
Stück vordere Collumwand angefrischt, jener Lappen heruntergezogen und 
hier angenäht. Neun Fälle geheilt, in einem besteht normal verlaufende 
Schwangerschaft.) 
Falk, O., Die Elektrotherapie bei der Behandlung der Retroversio-flexio 
uteri. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 21. (Verf. empfiehlt die Faradi- 
sation der Ligg. sacrout. nach Reposition des Uterus, eine breite Platten- 
elektrode kommt auf das Kreuzbein, die zweite kugelsondenförmige ab- 
wechselnd ins Scheidengewölbe und Rektum, möglichst nahe der Insertions- 


stelle der Ligamente. Der Uterus wird wäbrend der Behandlung durch 


17. 


ein Schultze’sches Pessar in Anteflexion erhalten.) 

Feinberg, Die gegenwärtigen Ansichten über das Wesen und die Be- 
handlung der Retroversio-retroflexio uteri. Jurnal akuscherstwa i shenskich 
bolesnej. Mai. à (V. Müller.) 


25. 


2%. 


Lageveränderungen des Uterus, 69 


. Fisher, J., Practical observations on the classification, etiology and patho- 


logy of backward displacements of the uterus. Med. News. 24. April. 
(Verf. bespricht hauptsächlich die Aetiologie und findet folgende vier Haupt- 
ursachen der Anomalie: Vergrösserung des Uterus, Erschlaffung seiner 
Wandung, Zunahme des intraabdominellen Druckes, Insufficienz der Be- 
festigungsmittel.) 


. Frederick, C. C., Which is the preferable operative method of hol- 


ding the uterus in position. Ann. of Gyn. and Paed. Vol. XI, pag. 38. 
(Oberflächliche Arbeit, in der Verf. zu der Schlussfolgerung kommt, dass 
bei jüngeren Frauen die Verkürzung der Ligg. rotunda am meisten zu 
empfehlen sei, die Ventrofixation sei nur bei Frauen jenseits des Klimax 
anzuwenden.) 


. Freudenberg, C., Zur Behandlung der Retroflexio uteri. Deutsche med. 


Wochenschr. Nr. 30. 


. Friedrich, M., Ueber die dauernde Heilung der Retroflexio uteri durch 


Pessarbehandlung. Diss. Kiel. 


. Fritsch, H., Ueber Retroflexionsbehandlung. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 


Nr. 33. (Bei armen Frauen, die geheilt sein wollen, um arbeiten zu 
können, ist eine operative Behandlung nöthig. Verf. machte früher die 
Ventrofixation, beobachtete aber, wenn Muskel und Fascie in die Naht 
mitgefasst waren, oft Schmerzen beim Arbeiten. Jetzt fixirt er nur den 
Uterus am Bauchfell und zwar so, dass eine pfennigstückgrosse Scheibe 
des Uterus mit der Parietalserosa so umsäumt wird, dass sie extraperi- 
toneal liegt. Die Vaginofixation hat Verf. aufgegeben. Gute Resultate 
erzielt er neuerdings mit der Alexander-Adams'schen Operation.) 


“3. Füth, H., Ueber die Alexander-Adams’sche Operation. S.-A. a. d. 


Festschrift d. 50jähr. Bestehens d. St. Hedwigkrankenhauses in Berlin. 


. Goffe, R., Shortening the round ligaments through the anterior vaginal 


fornix for posterior displacements of the uterus. Transact. Amer. Gyn. 
Soe, Ref. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, Nr. 6. (Verf. macht sich 
die Ligg. rotunda durch Colpotomia anterior zugängig, spaltet das sie be- 
deckende Peritoneum, zieht jedes Ligament 2'js—3 Zoll vor und näht es 
in eine Falte gelegt, zusammen. Von acht so behandelten Fällen ein Miss- 
erfolg dadurch, dass das Ligament nicht genügend frei gemacht war.) 
Goldspohn, A., Why are retroversion and retroversioflexion of the 
uterus per se pathological during the menstrual life of the humane female. 
Ann. of gynec. and paed. Vol. XI, pag. 174. 

Guelmi, Di un nuovo metodo di operazione nelle retroflessione dell’ utero. 
Alessandro, Gazzotti e C. (Pestalozza.) 


. Hall, R. B., Vaginal fixation of the round ligament for backward dis- 


placements of the Uterus. Trans. Obst. Soc. of Cincinnati. Ref. Amer. 
Journ. of obst. Vol. XXXV, Nr. 5, ferner Ibid. Vol. XXXVI, Nr. 3. (Fixa- 
tion des Uterus nach dem Vorgang von Vineberg. Verf. öffnete die 
Blase beim Loslösen derselben. Der Erfolg der Operation war gut. Der 
Uterus blieb in Anteversion.) 


‘. Hayd, H. E., Some observations upon ventral fixation. Ann. of Gyn. 


and Paed. Vol. XI, pag. 27. (Verf. empfiehlt die Operation in Fällen von 


70 


30. 


31. 


32. 


33. 


34. 


30. 


36. 


39. 


40. 


4]. 


Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Prolaps des Uterus in Verbindung mit plastischen Operationen am Collum, 
in der Vagina und am Damm.) 

Heinrich, Eine Bemerkung zur Alexander’schen Operation. Centralbl. 
f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 26. (Verfasser wendet sich gegen den Vorschlag 
Calmann’s die Wandungen des Leistenkanals unversehrt zu lassen. 
Das Anziehen des Ligaments gebe zur Invagination des Peritoneum 
und damit zur Bildung eines Bruchsackes Anlass. Man soll die Aponeurose 
spalten, das Bauchfell öffnen und nun das Ligament vorziehen und mit 
dem Peritoneum möglichst weit oben vernähen. Damit sei sicher die 
Möglichkeit der Hernie vermieden.) 

Hildebrandt, Beitrag zur Ventrofixation des Uterus. Deutsch. med. 
Wochenschr. Nr. 50. 

Hohl, A.L., Bericht über 60 Vaginofixationen des Uterus. Arch. f. Gyn. 
Bd. LIV, pag. 615. 

Hojnacki, Der heutige Stand der Lehre von den Retroversionen und 
Retroflexionen des Uterus. Przeglad Lekarski, pag. 227. 

Jacobs, Abdominale ligamentäre Trachelopexie uud Kolpopexie. Belg. 
Ges. f. Geb. u. Gen in Brüssel. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 7. 
(Verf. hat sein Verfahren (s. Jahresbericht Bd. X) neuerdings dahin modi- 
fizirt, dass er statt die supravaginale Amputation auszuführen, nunmehr den 
ganzen Uterus entfernt und das durch Naht geschlossene Scheidengewölbe 
an die zurückgebliebenen Enden der Lig. lata anbheftet.) 

Jayle, F. et Lima, A. de, Du röle capital des lésions annexielles dans 
les retroflexions et retroversions douloureuses. Rev. de Gen et de Chir. 
abdom. Nr. 6. 

Jeannin, Contribution a l’etude de l’hysteropexie abdominale. These de 
Lyon, 18%. 

Jonnesco, Ein neues Verfahren in der Behandlung der Retrodeviatio 
uteri. Ber. über XII. internat. Kongr. zu Moskau, Monatsschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. VI, Heft 4; ferner Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 11. (Nach 
Eröffnung der Bauchhöhle durch Laparotomie trennt man die Verwach- 
sungen, welche den Uterus fixiren, löst sodaun die Blase von der vorderen 
Uteruswand ab und excidirt aus dieser in querer Richtung einen Keil, 
dessen Basis 1,5 cm breit ist und dessen Spitze bis zur Mukosa reicht. 
Nachdem diese Wunde geschlossen, folgt der zweite Akt, bestehend in 
der intraperitonealen Verkürzung der Lig. rotunda.) 

Kelly, H., Die Behandlung der Verlagerung des Uterus nach rückwärts. 
Auszüglich verdeutscht von Prof. Kleinwächter, Frauenarzt, Heft 3. 


. König, W., Die in der Hallenser Frauenklinik 1887—1896 wegen Retro- 


flexio uteri ausgeführten Ventrofixationen der Gebärmutter. Diss. Halle. 
Küstner, O., Die operative Behandlung der Retroversio-flexio uteri. 
Samm). klin. Vortr., N. F., Nr. 171. 

Lowell, Ventro-suspension of the uterus. The Boston. Med. and Surg. 
Journ., Februar, pag. 149. 

Mann, Me. D., Intra-abdominal shortening of the round ligaments for 
posterior displacements of the uterus. Ann. of Gynec. and Paed., Vol. X], 
pag. 107. (Verf. erläutert zunächst sein Operationsverfahren [beschrieben 
Jahresbericht, Bd. IX, pag. 75] und berichtet dann kurz über 67 Fälle, 


t. 


An. 


41. 


A, 


49. 


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Lageveränderungen des Uterus. D 


ohne Misserfolg DL Fine Frau wurde später schwanger und kam zu 
normaler Zeit nieder. Indizirt ist die Operation bei fixirten Retrodeviationen.) 


. Martin, Retroversion of the uterus. Journ. of the Am. Med. Assoc., 


20. Febr., La Gynec., Vol. II, Nr. 3. 
Meyer, J., Zur Therapie der Retroversio. St. Petersb.. med. Wochenschr., 
Nr. 11. 
Micheli, C., Di una particolarità di tecnica operatoria per |’ isteropessi 
addominale a proposito di un caso di fissazione abdominale auteriore del- 
l utero, seguita da due gravitanze fisiologiche. Atti del la Soc. italiana di 
Ost. e Ginec. Rouen, Vol. IV., pag. 186. (Herlitzka.) 
Mittermaier, Zur Behandlung der Retrodeviationen des Uterus. Geb. 
(sesellsch. zu Hamburg, Sitzung 12. II. 95, Ref. Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI, 
Nr. 7. (7 Fälle von Vaginäfixation, 7 Heilungen [eine Schwangerschaft im 
1. Monat mit starken Blasenbeschwerden]. 6 Fälle von transperitonealer 
Ventrifixation, bei freibeweglicher Retroflexio, alle geheilt. 6 Fälle von 
Ventrifixation bei fixirtem Uterus, bei allen lag der Uterus später ante- 
vertirt. 
Newman, The new or direct method of shortening the round ligaments 
for uterine displacement. Am. gyn. and obst. Journ., Vol. X, pag. 182. 
(Prioritätsstreitigkeiten zwischen Verf. und Edebohls.) 
Omorski, O., Vaginal ausgeführte Amputatio uteri supravaginalis wegen 
retroflexio uteri fixata und descensus vaginae. Nowiny Lekarskie, pag. 409. 
(Leider absolut unklare und unverständliche Beschreibung.) 
(L. Neugebauer.) 

Pernice, Bemerkungen zu der Operation der Retroflexio uteri nach 
Alexander-Adams. Deutsch. med. Wochenschr. Nr. 20.. 

— Zur Modifikation des Alexander-Adams. Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI, 
Nr. 51. 
Pichevin, R., Pathogenie et traitement des retrodeviations uterines 
a propos du rapport de M. Pozzi au Congrès de Genève. La Sem. Gyn., 
Nr. 36. 


aLL Pozzi, S., Des indications du traitement, opératoire dans les retrodeviations 


de I!’ utérus. Rev. de Gyn. et de Chir. abdom., Nr. 3, Mai bis Juni. 


2 Ramdohr, von, Beck’s hysteropexia. Transact. New York, Obst, Soc. 


Am. Gyn. a. Obst. Journ., Vol. XI, pag. 225. (Demonstration eines Falles 
von Prolaps, der nach obiger Methode operirt war.) 


. Reynolds, A preliminary report on a new method of vaginal fixation. 


Univ. Med. Review. Ref. Brit. Gyn. Journ., Vol. IV, pag. 425. (Die neue(!) 
Methode beruht auf dem Annähen der vorderen Uteruswand in der Nähe 
des inneren Muttermunds an die Scheide nach vorheriger Loslösung der 
Blase.) 


. Rühl, W., Ueber die Berechtigung und Technik der operativen Behand- 


lung der Gebärmutterrückwärtsbeugungen. Samnıl. klin. Vortr, N. F., 
Nr. L85186. 

jaröl és therapiájáról. Klinikai Fürzetek, Nr. 11, pag 209—280. (Uebersicht- 
liche Darstellung des heutigen Standes der Frage von der Aetiologie, 
Pathologie und Therapie der Uterusretroflexion.) (Temesvärvy.) 


=~] 
LS 


5 


9. 


60. 


61. 


62. 


66. 


67. 


68. 


Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Simoes, Traitement des retrodeviations mobiles par l'opération d’Alquie- 
Alexander, La Gynec., Tom. II, Nr. 8 u. 4. 


. Smith, A. Lapthorn. The results of one hundred and forty seven 


operations for retroversion of de uterus. The Amer. Gyn. a. Obst. Journ , 
Vol. XI, pag. 325. 


. Smith, Lapthorn, Parsons, J.Juglis, Murray, Robert, Goffe. 


J. Riddle, Gardner, William, A Discussion on the palliative and 
radical treatment of uterine flexions and displacements. Brit. med. Journ. 


1921. 


Sperling, M., Retrofixatio colli mittelst Colpo-Coeliotomia posterior (7 Fälle 
nach eigenem Verfahren). Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI, Nr. 7. (Bogen- 
förmiger Schnitt im hinteren Scheidengewölbe, Ablösung der Scheide hart 
am Cervix, nach Eröffnung des Bauchfells Trennung fixirender Adhäsionen, 
Annähen des hinteren Theils der Basis der Ligg. rectouterina an der 
hinteren Wand des Cervix. Die Thatsache, dass von 7 operirten Fällen 
bei 3 ein Misserfolg zu verzeichnen war, dient nicht zur Empfehlung des 
eigenen Verfahrens! Ref.) 

Spinelli, Resultati chirurgici e terapeutici della gustro isteropessia me- 
diata. Rivista di ginecologia contemporanca, Napoli, fasc. 10, 11. Aus 
mehreren Fällen schliesst Verf., dass die Ruggi-Spnelli-Beck’sche Operation 
nur als prophylaktische Methode gegen den einfachen Uterusprolaps ihre 
Indikation finden kann. (Herlitzka.) 
Stapfer, Die Thure-Brandt’sche Behandlungsmethode der Retrodeviationen. 
Frauenarzt, Heft 2. 

Starzewski, Ueber operative Verkürzung der runden Mutterbänder im 
Anschluss an.16 Operationen. Przeglad lekarski, pag. 124. 


. Stratz, Zur Retroflexionsfrage. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, Nr. 13. 


(Mittheilung über die Resultate der Retrofixatio colli mit Scheidenplastik 
nach der Methode des Verf. Von 15 Operirten sind 18 bis zu 7 Jahren 
recidivfrei geblieben, bei 4 normale Geburt mit späterer Normalstellung 
des Uterus, bei 1 Abort im 8. Monat nach Trauma, Recidiv im Wochenbett.) 


. Vedeler, Retroflexio. Hygiea Bd. LIX, Nr. 8, pag. 327. (L. Meyer.) 
. Vineberg, H., Further experience with vaginal fixation of the round 


ligaments for backward displacements of the uterus. Am. Journ. of obst. 
Vol. XXXVI, Nr. 1. 

Wakefield, The treatment of retrodisplacements of the uterus. Med. 
Record. Juni, pag. 876. 

Webb, C., The operative treatment of displacement ofthe uterus. Lancet, 
Nr. 3861. 

Woyer, G., Die Therapie der Retrodeviationen des Uterus in der Klinik 
Schauta. Wiederholt aus dem Jahrbuche der Wiener k. k. Krankenan- 
stalten. III. Jahrg. 1894. Allg. Wiener med. Zeitg. Nr. 1—3. Ref. Cen- 
tralb. f. Gen, Bd. XXI, Nr. 11. (Verf. berichtet über die Resultate der 
behandelten Retrodeviationen. Bewegliche Formen werden mit Massage 
und Pessar behandelt, mit etwa 45°;o Heilung; ist ausnahmsweise opera- 
tiver Eingriff nothwendig, so wählt Schauta die Vaginofixation (nur bei 
Frauen jenseits des Klimax). Bei fixirten Formen wird zunächst Auf- 
richtung des Uterus nach Schultze versucht; meistens wird Massage 


Lageveränderungen des Uterus. 73 


angewandt. Diese ergab in ca. 2500 Heilung, in ca. 8000 Besserung der 
Beschwerden bei bleibender falscher Lage. In seltenen Fällen Trennung 
der Adhäsionen nach vorausgegangener Kolpotomie, eventuell Laparotomie, 
und darnach Vaginafixation, eventuell Ventrifixation.) 

69. Zanini, La cura chirurgica degli spostamenti uterini. La Rassegna di 
Ostetricia e Ginecologia. Napoli, Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8. (Zanini be- 
richtet über die ersten 100 vorderen Abdominalhysteropexien in Italien und 
schliesst unter anderem mit der Bemerkung, dass die intraperitoneale 
vordere Abdominalhysteropexie nicht nur einen normalen Verlauf der 
Schwangerschaft erlaubt, sondern auch einer eventuellen Befruchtung 
günstiger, als alle anderen Operationsmethoden ist.) (Herlitzka.) 


Küstner (39) vertritt den Standpunkt, dass jede Retroversio- 
flexio, selbst wenn sie keine Beschwerden macht, zu behandeln ist. 

Ist bei der mobilen Form dieser Lageanomalie ein operativer 
Eingriff nothwendig, so kommt zunächst die Alexander-Adams- 
sche Operation in Betracht in der Kocher’schen Modifikation, ferner 
die Ventrovesicofixation nach Werth. 

Bei der fixirten Form ist die Totalexstirpation indizirt, wenn die 
gleichzeitige Entfernung der Adnexe nothwendig erscheint. Sind die 
Verwachsungen derart, dass nach ihrer Trennung eine Korrektur der 
Lage möglich erscheint, so löst man sie nach dem Vorgang von 
Schultze, lässt darauf einige Wochen ein Pessar tragen und macht 
dann eventuell die Alexander-Adams’sche Operation. — Bestehen 
jedoch feste, ausgedehnte Verwachsungen, so macht man die Lapa- 
rotomie, trennt dieselben mit dem Paquelin und macht dann die Ven- 
trofixation. 

Wird nach dem Klimax noch eine operative Behandlung fixirter 
Retroflexionen nothwendig, so macht man die Totalexstirpation. 

Pozzi (51) sieht dagegen in der Retroversio-dexio nur eine se- 
kundäre Anomalie, die entweder durch Erschlaffung der Ligamente 
oder durch ein grosses, schweres Corpus uteri bei weichem flexiblem 
Hals veranlasst ist (freie R.), oder in entzündlichen Prozessen und 
Verwachsungen ihre Ursache hat (adhärente R.) — Bei der ersten 
Form müssen vor allem die Komplikationen von Seiten des Uterus 
und der Adnexe beseitigt werden, sodann giebt man dem Uterus Halt 
durch ein Pessar und Bauchbinde. Bei fixirter Retroversioflexio ver- 
sucht man zunächst eventuell in Narkose die Reposition und zwar am 
Besten in Knieellenbogenlage. Kommt man so nicht zum Ziel, so 
darf man die Laparotomie nur dann machen, wenn es sich um die 
Entfernung erkrankter Adnexe handelt, zu ausschliesslicher Lösung 
der Adhäsionen ist die Operation nicht statthaft. 


14 ` Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Martin (42) kommt zu folgenden Schlüssen: 

1. Die Retroversion ist eine Anomalie, die sehr häufig bedeutende 
anatomische Veränderungen nach sich zieht. 

2. Etwa 20°/o mobiler Retroversionen sind ohne operative Be- 
handlung zu heilen. 

3. Eine kleine Zahl fixirter Retroversionen ist durch Massage oder 
Electrizität zu heilen. 

4. Fixirte Retroversionen heilt man durch Trennung der Adhä- 
sionen nach Eröffnung des Douglas und nachfolgenden Verkürzung 
der Ligg. rotunda. 

5. Kompliziren Adnexerkrankungen die Lageveränderung, so 
macht man die Laparotomie, entfernt eventuell das Kranke und ven- 
trofixirt den Uterus. 

6. Bei der Alexander-Adams’schen Operation sollen die 
Ligamente nicht mit versenkten Suturen befestigt, sondern mit ein- 
ander verknotet und unter der Haut befestigt werden. 

Hohl (31) bespricht die Resultate, welche mit der Vaginofixation 
in der Fehling’schen Klinik erreicht wurde. 

In der Technik folgt Verf. im Allgemeinen der Dührssen- 
schen vaginalen Vesicofixation. Die Fixation soll nur durch sero- 
seröse Nähte erstrebt werden. Der untere Wundwinkel soll offen 
bleiben und drainirt werden. — Der Verlauf war in nur 34 Fällen 
vollkommen fieberfrei, 2 mal wurden grössere Exsudate im Douglas 
beobachte. — Als Dauerresultat in 20 Fällen von Retroflexioversio, 
die über ein Jahr beobachtet wurden, wurden 85°/o Heilung erreicht; 
in 18 Fällen von Senkung oder Prolaps 56,25 °/o Heilung, 250/0 ge- 
ringe Senkung, 18,75 °/o vollständiges Recidiv. 

Eine Beseitigung oder bedeutende Besserung der vorhandenen Be- 
schwerden wurde in 87,5 Jo erreicht. — Geburten nach der Operation 
wurden bei 6 Frauen beobachtet, bei einer 2; 3 Frauen sind ausser- 
dem gravid. 7 Schwangerschaften verliefen normal, bei 3 Frauen 
waren stärkere Beschwerden vorhanden. 4 Geburten erfolgten spontan, 
3 mal wurde wegen Schief- resp. Querlage die Wendung gemacht. 
1 mal wurde Placenta praevia lateralis beobachtet. 

Am Schlusse seiner Arbeit stellt der Verf. folgende Indikationen 
für die operative Behandlung der Retroflexionen und Vorfälle auf: 

1. Eine operative Behandlung ist bei beiden Lageanomalien nur 
zulässig, wenn Pessar- oder andere Behandlung erfolglos ist. 

2. Für die Vaginofixation passen die Fälle mobiler oder fixirter 
Retroflexionen, die durch andere Therapie nicht zu heilen sind oder 


Lageveründerungen des Uterus. 13 


mit entzündlichen Adnexerkrankungen oder kleinen Adnextumoren 
komplizirt sind, ferner die Fälle leichter Senkung oder Vorfälle, bei 
denen der Erfolg anderer Eingriffe durch komplizirende Retroflexion 
fraglich erscheint, hier sind ausserdem Prolapsoperationen nöthig. Die 
Ventrofixatien ist 1. bei Komplikationen der Retroflexion mit grösseren 
Adnextumoren oder 2. bei schweren Vorfällen, hier in Verbindung 
mit plastischen Operationen am Beckenboden, indizirt. 


Zum Aufsuchen des Lig. rotund. empfiehlt Pernice (48) den inneren 
Wundrand und damit den oberen Theil der betreffenden grossen Labie 
nach innen und unten stark anzuziehen; dadurch wird das Ligament 
aus dem Leistenkanal vorgezogen und ist leicht zu finden. Die Be- 
festigung des freigemachten Bandes wird durch mehrmaliges Durch- 
leiten desselben unter der Fascie in der Richtung gegen den äusseren 
Wundrand bewerkstelligt. (Schwer verständlich im Original. Ref.) 


Calmann (9) macht einen 3 cm langen Hautschnitt auf das 
Tuberc. pub. zu, legt sich darauf, indem das Imlach’sche Fetttröpf- 
chen als Wegweiser benutzt wird, den äusseren Leistenring frei. Nun 
wird beiderseits das Ligament, nachdem es vom Nervus pudend. ext 
isolirt und gleichzeitig die Art. pud. extern. unterbunden ist, bis zum 
Erscheinen des Proc. vag. peritonei vorgezogen und vorläufig in einer 
Klammer fixirt. Sind beide Bänder freigemacht, so wird ihr proximales 
Ende mit je zwei Nähten am äusseren Leistenring fixirt und die weitere 
Befestigung durch Nähte erreicht, welche im Verlauf der Längsrichtung 
das Ligament fassen und es an den unteren und oberen Rand der 
Aponeurose fixiren. Zum Schluss werden die überschüssigen Ligament- 
enden resezirt und die Stümpfe mit einander vernäht. — Unter 32 
Operationen zerriss 2 mal das Ligament, und zwar 1 mal auf beiden 
Seiten. Die Erfolge waren befriedigend. 


Simoes (56) hält auf Grund seiner Erfahrungen in 26 Fällen 
von Alexander-Adams’scher Operation diese für die einfachste und 
sicherste Methode die mobile Retroversioflexio zu beseitigen. Man 
komme ja häufig mit Pessaren zum Ziel, aber diese Behandlung sei 
keine ideale und mehr und mehr durch operative Eingriffe zu ersetzen. 
Diese versuchen entweder durch direkte Befestigung des Uteruskörpers 
(Ventro-, Vaginofixation) oder durch Verkürzung der Ligamente (Ligg, 
sacrouterina oder Ligg. rotunda) die Anteversion herzustellen. Verf. 
hat sich für die Alexander’sche Operation entschieden, weil sie jene 
Aufgabe sicher erfüllt und bei späterer Schwangerschaft und Geburt 
keine Störung veranlasst. 


76 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Die Mittheilung von Lapthorn Smith (57) bietet insofern Inter- 
esse, als Verf. bei der Alexander’schen Operation nach Durch- 
trennung der Haut, der oberflächlichen und der tiefen Fascien keine 
schneidenden Instrumente mehr gebraucht; er fasst den ganzen Inhalt 
des Inguinalkanals mit einer P&an’schen Pince und hat. dann sicher 
das Ligament gefasst, und zwar durchschnittlich in !js—1!/g Minuten. 
Die Prozedur ist so einfach, dass man sie mit verbundenen Augen aus- 
führen kann. Indizirt ist die Operation nur bei Fehlen jeglicher 
Adhäsionen; bestehen solche, so ist die Ventrofixation zu machen. 
Verf. basirt seine Erfahrungen auf 94 Ventrofixationen und 53 
Alexander’sche Operationen. 


Vineberg (65) führt die vaginale Fixation der Ligg. rotunda 
derart aus, dass nach Eröffnung der Bauchhöhle durch Kolpotomia 
anterior die beiden Ligamente durch je zwei Suturen, eine3—4cm, die 
zweite 2 cm vom Ansatz des Bandes an den Uterus entfernt, gefasst 
wird, diese Nähte werden dann an die Scheidenlappen nahe der Schooss- 
fuge befestigt. Bei voluminösem Uterus, Adhäsionen oder rigidem 
Ligament wird ausserdem der Uterus selbst vaginofixirt durch eine 
Sutur, die in der Mitte zwischen Os internum und Fundus uterus liegt. 


15 Fälle wurden so mit Erfolg behandelt. Bei zwei Frauen trat 
Schwangerschaft ein, die ebenso wie die Geburt ohne Störung verlief. 
Bei beiden lag der Uterus später in Anteversion. 


d) Prolaps. 


l. Alexeeff, Zur Frage über die Veränderungen der Vaginalportion bei 
Uterusvorfällen. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 


2. Ballantyne, J. W., and Thomson, J., Congenital prolapsus uteri. 
Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, Nr. 2. (Mittheilung von zwei Fällen, 
in denen die genannte Anomalie jede mit Spina bifida und Klumpfuss kom- 
binirt war. Verff. glauben, dass die wahrscheinliche Ursache Innervations- 
störungen sind, bedingt durch die Spina bifida.) 


Boeckel, Traitement des prolapsus génitaux chez les vieilles femmes. 
Gaz. méd. de Strassbourg, Nr. 6, pag. 61. 


4. Codivilla, L’ isterectomia vaginale nella cura del prolasso genitale. 
Annali di Ostetr. e Ginec. Milano, Nr. 4. (Codivilla empfiehlt bei der 
operativen Behandlung des Uterusprolapses nach der Exstirpation des 
Uterus in dem supravaginalen Theil des Beckenbodens einen dem nor- 
malen sich nähernden Zustand zu schaffen. Um Recidiv zu verhindern, 
entfernt er, so weit es möglich ist, das Peritoneum der Blase und des 
Dammes, um nachher die Wunde mit einer Tabakbeutelnaht zu schliessen.) 

(Herlitzka.) 


CA 


Lageveränderungen des Uterus. w 


5. Currier, A., Prolapsus utérin; son traitement radical chez les femmes 


-) 


10. 


âgées. New York Med. Journ. 20. Febr. La Gen Tom. II, Nr. 2. (Verf. 
fixirt für die vaginale Totalexstirpation folgende drei Indikationen. 1. Atrophie 
oder Hypertrophie der Gewebe, welche den Erfolg einer plastischen Opera- 
tion unsicher macht. 2. Erkrankungen des Uterus und der Adnexe. 3. Schwere 
Beeinträchtigung der gesammten Existenz durch das Genitalleiden, das 
jeden Lebensgenuss unmöglich macht.) 


Engström, Otto, Exstirpation af Uterus och resektion af Vagina vid 
total prolaps. Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 11, 
pag. 1528—66. (Engström hat in 15 Fällen wegen Vorfalles die Ge- 
bärmutter entfernt und die Scheidenwände resezirt. Alle Fälle sind geheilt, 
aber in mehreren derselben stellte sich später Vorfall der Scheide ein. 
Indikationen: Nur totaler Vorfall bei älteren am liebsten unverheiratheten 
Frauen, besonders wenn sie schwächlich sind, da der Eingriff (eventuell 
fast ohne Narkose ausführbar) besser wie die Ventrofixation mitsammt 
der doch nöthigen vaginalen und perinealen Operationen vertragen wird. 
Die Technik war ungefähr die von Fritsch angegebene, doch resezirt 
Verf. erst die vordere Scheidenwand, nachdem die Gebärmutter entfernt 
ist.) (Leopold Meyer.) 


— Exstirpation des Uterus und Resektion der Vagina bei totalem Vor- 
fall. Mitth. aus d. gyn. Klinik des Prof. Engström in Helsingfors. Bd. |, 
Heft 2. 


Gardini, Traitement chirurgical du prolapsus de l'utérus. An. Gazzetta 
med. lombard. janvier. Ref. Gyn. Tom. II, Nr. 2. (Nach Umschneidung 
des Collum wird an der vorderen und hinteren Wand der Bauchfellüber- 
zug bis zum Fundus losgelöst, dann die Serosa von Blase und Mastdarm 
abgelöst und nun möglichst grosse Stücke Peritoneum resezirt, die hoch 
oben stehen gebliebenen Serosapartien vom Uterus einerseits, Blase resp. 
Mastdarm andererseits werden dann mit einander vernäht. Weiterhin 
Amputatio colli und Perineorrhaphie.) 


. Grönholm, V., Bidrag till kännedomen om genitalprolape, med särskild 


hänsyn till resultaten af dess operativa behandling. (Beitrag zur Kenntniss 
des Genitalprolapses mit besonderer Berücksichtigung der Resultate der 
operativen Behandlung.) Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, 
Nr. 7—8, pag. 926—1085. (Leopold Meyer.) 
Hanssen, Prolapsus uteri totalis bei einer Neugeborenen. Spina bifida. 
Münchn. med. Wochenschr. Nr. 88. 


. Krause, L., Prolapsus uteri completus bei einem neugeborenen Kinde; 


Spina bifida. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 16 u. Medicyna pag. 52, 72. 
(Verf. erklärt den Zusammenhang zwischen beiden Anomalien dadurch, 
dass „in Folge der Spina bifida und der damit bestehenden ungenügenden 
Entwickelung des unteren Rückenmarksabschnittes die Ernährung der 
Beckenorgane mangelhaft war, daher Schwinden des Fettgewebes, Locke- 
rang des ganzen den Uterus stützenden Apparates“, wo die Disposition 
zum Prolaps gegeben war. Das Kind starb in Folge der operativen Be- 
handlung der Spina bifida. Sektion nicht gemacht. Aufgeführt sind ähn- 
liche Fälle aus der Litteratur.) 


13. 


14. 


16. 


17. 


18. 


19. 


Gynäkologie, Pathologie des Uterua. 


Krusen, W., Treatment of uterine prolapse with illustrative cases. Amer. 
Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 553. (Verf. behandelt sein Thema 
in einer Form, welche kaum den Ansprüchen, die man an ein kompendiöses 
Lehrbuch stellt, genügt.) 
Marocco, Nuovo contributo sul pessario ad uovo, setto del Breisky, e 
procedimento semplice di rimozione nei casi di incarceramento. Atti della 
Soc. italiana di Ust. e Ginec. Roma. Vol. IV, pag. 77. (Herlitzka.) 
Morisani, O., La cura chirurgica del prolasso dell’ utero. Atti della 
Soc. italiana di Ostetr. e Ginec. Vol. IV, pag. 13. Roma. (Morisani 
kommt in einer fleissigen Arbeit zu folgenden Schlüssen: 1. Die medizini- 
schen Mittel können die Genitalprolapse nicht heilen, deswegen ist das 
chirurgische Verfahren unbedingt nöthig. 2. Der Scheidenprolaps kann 
mit einer plastischen Operation geheilt werden: bei Cystocelen die Colpor- 
rhaphia ant., jedoch mit Restauration des Perineum vereinigt. Bei Colpo- 
cele post. die Kolpoperineorrhaphie nach Hegar. 3. Der Uterurvaginal- 
prolaps soll mit folgenden Methoden operirt werden: a) bei hypertrophı- 
scher Verlängerung des Cervix mit der Amputatio supra- oder infravagi- 
nalis derselben. b) Wenn die hintere Scheidenwand vom Rektum abgetrennt 
ist und die Douglastasche tief hinuntergedrängt — mit der Rectovaginal- 
fissuria nach Fabbri. c) Bei Schlaffheit der Ligam. suspensoria uteri: 
die Alexander-Operation oder besser die vordere abdominale Hystero- 
pexie. 4. Diesen Methoden muss eine vagino-perineale Plastik folgen, um 
dauerhafte Resultate zu erlangen. 5. Die mediane Kolporrbaphie mit 
Perinealplastik kann bei nicht mehr menstruirten Frauen ausgeführt werden. 
6. Die vaginale Hysterektomie soll nur für alte Frauen oder für Fälle mit 
genauer Indikation vorbehalten werden.) (Herlitzka.) 
Petit, P., Traitement du prolapsus genital chez la femme. Soc. obst. et 
gyn. de Paris. Ref. Ann. de gynec. et d’obst. Tom. XLVII. Februar. 
(Verf. empfiehlt die plastischen Operationen am Beckenboden event. mit 
Kombination der Alexander- Adams’schen Operation.) 

— A propos du traitement du prolapsus genital. La Semaine gynéc. 
fevrier. pag. 33. 

Reynier, De l’elytrotomie postérieure dans le traitement du prolapsus 
uterin. Congr. franc. de Chir. Ref. Ann. de Gyn. et d’obst., Tom. XLVIII, 
pag. 546. (Verf. macht zunächst die Ventrofixation, wobei die Ligg. rotunda 
und eine grosse Partie der Ligg. lata an der vorderen Bauchwand befestigt 
werden. In gleicher Sitzung Eröffnung des Douglas’schen Raums von 
der Scheide aus und Einführen eines Jodoformgazestreifens; 4 Tage später 
wird dieser entfernt. Einige Zeit später Kolpoperineorrhaphie.) 
Ruggi, Cura chirurgica del prolasso completo degli organi genitali muliebrii. 
Gazzetta degli ospedali, Vol. I. Nr. 16. (Società medico-chirurgica di 
Bologna.) (Herlitzka.) 
Silberstein, Prolapsus completus uteri inversi. Przeglad Lekarski, pag. 183. 
(Verf. beschreibt einen seltenen Fall von Prolapsus uteri inversi bei einer 
70 jährigen, die niemals schwanger gewesen sein soll, ebensowenig soll 
die Inversion durch einen Polypen bedingt worden sein. Die Inversion 
bestand schon über 15 Jahre. Es gelang Silberstein die Reinversion 
nach Emmet. Interessant ist der eigenthümliche Befund der bis zur 


20, 


21. 


Lageveründerungen des Uterus. 79 


Unkenntlichkeit veränderten Beschaffenheit des Endometrium sowohl wie 
such der Scheidenschleimhaut. Silberstein behauptet, es seien im Ganzen 
ım 19. Jahrhundert nur drei Fälle von Prolaps des invertirten Uterus be- 
schrieben, die Fälle von Clinstock [durch ein Fibroid bedingte Inversion), 
von Barbour und ein von Schröder citirter Fall. Für das 18. Jahr- 
hundert citirt Silberstein ebenfalls drei Fälle: Henrici: „Sanden de 
uteri prolapsu inversi.“ Regiomonte 1722, Boehmer: „Dissertatio de 
uteri prolapsu et inversione.“ Halle 1745 und Heister: „Dissertatio de 
prolapsu uteri cum inversione,“ Helmst. 1750.) (Fr. L. Neugebauer.) 
Simons, E. M., Die Frage des Prolapses der weiblichen Genitalien in 
Frankreich nebst kritischen Betrachtungen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., 
Bd. V, pag. 628. (Behandelt im Wesentlichen die Diskussionen des fran- 
zösischen Chirurgenkongresses über obiges Thema.) 

Stratz, Dr. C. H. (Haag), Prolapsus vaginae anterior. Üystocele. Elon- 
gatio cervicis intermedia. Modifizirte Müller’sche Prolapsoperation. Nederl. 
Tydschr. voor Verlosk. en Gyn., Jahrg. VIII, pag. 85. (Stratz operirte 
einen Prolapsus vaginae anterior kombinirt mit Cystocele. Es bestand eine 
Elongatio des intermediären Theils der Cervix. Verf. machte dieMüller’sche 
Operation. Den ersten Akt [Colporrhaphia ant.) nach der Methode Feh- 
ling-Hofmeier, dann umschnitt Stratz jetzt die Portio, präparirte die 
Blase zurück und machte die ganze Cervix frei. Die Art. ut. wurden 
links und rechts mit Ligaturen versehen und durchschnitten, nachher 
wurde die Cervix abgeschnitten, während durch die Cervixmukosa seidene 
Nähte durch den Uterus hindurch gelegt wurden und in die Vagina hinaus- 
geführt wurden. In dieser Weise war der Uterusstumpf festgeschnürt. 
Zum Schluss wurde die Hegar’sche Colpoperineorrhaphia posterior ge- 
macht.) (Doorman, Leiden.) 


. Theilhaber, A., Ueber Prolapsoperationen. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. 


Bd. V, pag. 488. 


- Walker, Report of an operation for the relief of complete procidentia of 


the uterus and bladder. Med. News. 3. Juli, pag. 17. 


. Wardie, Mark, Ventrifixation for prolapsed uterus. Brit. med. Journ., 


Nr. 1916. 


. Westphal, Ein Fall von Mastdarmvorfall, entstanden nach Operation 


eines totalen Uterusprolapses. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. Nr. 4. (Verf. 
erklärt obiges Vorkommen dadurch, dass durch die Operation des 
Uterusprolapses die bestehende Rektocele reponirt wurde, ohne dass eine 
entsprechende Verkleinerung der hypertrophischen Rektalwand stattfand. 
Diese hypertrophische Partie prolabirte zuerst und zog dann weitere Rektal- 
abschnitte nach sich. Heilung durch Resektion der hypertrophischen Partie.) 


Grönholm (9) hat aus der gynäkologischen Klinik zu Helsing- 


fors (Prof. Heinricius) 107 Fälle von Genitalprolaps zusammen- 
gestellt und giebt eine tabellarische Zusammenstellung derselben. Be- 
treffend die Resultate der verschiedenen operativen Eingriffe hat Verf. 
versucht, die Patienten aufzusuchen und somit die Endresultate der 


80 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Operationen festzustellen. Die erreichten Ergebnisse stellt Verf. mit 
denjenigen von anderen Autoren, die auch das spätere Schicksal der 
wegen Vorfalls operirten Patienten festgestellt haben, zusammen und 
erreicht somit die folgenden Schlusssätze: Nach Scheidendammoperstionen 
entsteht ein Recidiv in mehr wie 25°/o. Erneuerte Geburt bringt diese 
Zahl um das Doppelte in die Höhe. Je grösser der Vorfall, je höher 
das Recidivprozent. Recidiv kommt vor dem 30. und nach dem 60. Jahre 
häufiger wie in den dazwischenliegenden Jahren vor. Je älter der Vor- 
fall, je häufiger das Recidiv. Bei Nulliparen ist das Recidivprozent 
viel höher wie bei postpuerperalen Vorfällen. Elongatio cervicis erhöht 
das Recidivprozent, besonders hochgradig, wenn keine Amputatio colli 
gemacht wird. Die besten Resultate werden durch Ventrofixatio uteri 
erreicht, besonders bei Frauen, die sich nicht schonen können, und diese 
machen bei weitem die Mehrzahl der wegen eines Vorfalls Behandlung 
suchenden aus. - (Leopold Meyer.) 


e) Inversion. 


l. Abuladse, Ein fünfter Fall von Heilung einer kompleten Inversio der 
Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. 

(V. Müller.) 

2. Chrzanowski, Je, Inversio uteri totalis. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 
42. (Die Anomalie war durch ein faustgrosses Fibrom entstanden. Hei- 
lung durch Abtragung des Uterus.) 

3. Da Costa, Clinical notes with specimens. A large polyp with inversion 
of the uterus in a woman of advanced years. Amer. Journ. of Obst. Vol. 
XXXVI, Nr. 3. (Die Anomalie bestand bei der 68jährigen Frau seit zwei 
Jahren. Verf. entfernte den Polypen, worauf die Reinversion leicht ge- 
lang.) 

4. Fischer, Thomas, Complete inversion of uterus with complete procidentia 
of the organ. Brit. Med. Journ. Nr. 1921. 

9. Henrotay, Ueber einen Fall von nicht zu reponirender Inversio uteri. 
Hysterectomia vaginalis. Heilung. Belg. Ges. f. Gyn. u. Geb. zu Brüssel. 
Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 1. (22jährige Kranke kam drei 
Monate nach der Geburt in Behandlung; nach erfolglosen Repositionsver- 
suchen vaginale Totalexstirpation.) 

6. Kraków, Ein Fall von chronischer Uterusinversion mit erfolgreichem 
Redressement durch den wassergefüllten Kolpeurynter. Medycyna, pag. 
1152. (Kraków beschreibt eine erfolgreiche Bekämpfung einer chronischen 
Uterusinversion durch hydrostatischen Druck. 25jähr. Pat., vier Jahre ver- 
heirathet, hat vor 16 Monaten zuletzt geboren. Die erste Entbindung 
normal, jetzt aber wollte die Nachgeburt nicht heraus. Die Hebamme zog 
mit einer Hand an der Nabelschnur, mit der anderen drückte sie auf den 
Fundus uteri. Dabei verlor die Gebärende plötzlich das Bewusstsein. Als 
sie wieder zu sich gekommen war, fühlte sie sich so schwach, dass sie 


-3 


ML 


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19. 


13. 


— 
rt 


Lageveründerungen des Uterus. Hl 


nicht ein Wort zu reden vermochte, wohl aber fühlte sie, dass zwischen 
ihren Schenkeln ein heisser und nasser Klumpen lag, mit nassen l.appen 
umhällt. Die Umgebung erklärte der Kranken, es sei, als die Hebamme 
die Nachgeburt entfernte, eine grosse (seschwulst herausgefallen, wobei 
eine so starke Blutung, stattgebabt habe, dass Synkope eintrat. Die Heb- 
amme umwickelte, so schnell sie nur konnte, diese Geschwulst mit in Essig 
getränkten Lappen, erklärten, die Frau müsse sterben, sie könne hier nichts 
helfen und suchte schleunigst das Weite. Trotz dieser traurigen Vorher- 
sage der weisen Frau erholte sich die Kranke sobald, dass sie schon nach 
zwei Wochen das Bett verliess. Augenblicklich meldete sich die Kranke 
16 Monate nach jener Entbindung zur Aufnahme in Neugebaner’sKlinik, 
aus der sie nach 14 Tagen mit reponirtem Uterus entlassen wurde. Der 
Kolpeurynter wurde zehn Tage lang angewandt und jeden Tag einmal 
entfernt und wieder eingeführt, wobei jedesmal eine ziemliche Blutung 
stattfand. Am zehnten Tage fühlte die Frau plötzlich einen so heftigen 
Schmerz, dass eine Morphiumeinspritzung nothwendig wurde. Nach einigen 
Minuten war der Schmerz fort und fühlte die Frau sofort eine grosse Er- 
leichterung. Der Kolpeurynter wurde behufs Revision entfernt, der Uterus 
erwies sich zur normalen Gestalt gebracht. Interessant ist die Beobach- 
tung wegen der angeführten Details.) (Neugebauer.) 


. Laurent, Un cas d’inversion uterine. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. 


Nr. 1. 


. Lynch, W., Inversion of the uterus. Ann. of gyn. and paed. Vol. XI, 


pag. 134. (Puerperale Inversion, wahrscheinlich entstanden durch Zug an 
der Nabelschnur und gleichzeitige Expression. Reposition. Heilung.) 


. Mackay, W. A., Inversion of the uterus. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 


354. 

Poney, H., Traitement de l’inversion uterine chronique par la traction 
élastique prolongée du col combinée à la propulsion du fond de l'utérus. 
La Gynéc. Tom. II, Nr. 1. 


. Sava, Un caso d’ inversione cronica dell’ utero. Arch. di Ost. e Gin. 


Nr. 9. 


. Schacht, F. F., Complete inversion of the uterus — Duration a fort- 


night — Reduction by manipulation. The Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 
229. (Puerperale Inversion, welche nach 14tägigem Bestehen vom Verf. 
mit Leichtigkeit manuell reponirt -wurde. Die 24 jährige Ipara war mit 
Forceps entbunden. Placenta wurde, nachdem vorher Ergotin gegeben 
war, durch leichten Zug entfernt. Ausser Retentio urinae, leichter Tem- 
peratursteigerung und fötidem Ausfluss, der Anlass zu einer Untersuchung 
gab, bestanden keine Symptome.) 

Swan, W.E., Report of a case of inversion of the uterus. Albany Med. 
Ann. Vol. XIX, Nr. 1. 


, Treub, H, The mechanism of inversion of the uterus. Brit. Gyn. Journ. 


Vol. L, pag. 304 and Genootsch. t. Bevord. der Natuur.-Genees. en Heel- 
kunde. 27. IV. 


A Vanderlinden u. de Buck, Notes sur un cas d'inversion uterine par 


myomatose généralisée. Bull. de l’Acad. royale de Med. de Belgique. IV 
serie. Tom. X, pag. 888. 
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 6 


82 Gynäkologie. Pathologie des Uterus. 


Im Anschluss an die Mittheilung eines Falles von vollständiger 
Inversion mit Prolaps bei einer 33jährigen Frau, giebt Treub (14) 
eine neue Theorie über die Entstehung dieser Lageveränderung. Nach 
seiner Auffassung ist das Primäre stets die Lähmung einer Wandpartie, 
die entweder durch Insertion einer Geschwulst oder der Placenta her- 
vorgerufen ist. Die gelähmte Partie wird durch intraabdominalen Druck 
in die Uterushöhle vorgebuchtet. Durch diese Einstülpung leidet nun 
das Gewebe in der Umgebung des Inversionstrichters noth und wird 
gelähmt; Kontraktionen der gesunden Wandpartien, welche den als 
Fremdkörper wirkenden invertirten Theil auszutreiben suchen, ver- 
grössern dann die Einstülpung, wonach wieder neue Randpartien in 
Mitleidenschaft gezogen und schliesslich invertirt werden; so geht der 
Prozess fort, bis schliesslich der ganze Uteruskörper umgestülpt ist; 
damit hören dann selbstverständlich die Kontraktionen auf. Eine In- 
vırson des Collum kommt nur durch Aktion der Bauchpresse zu Stande. 

Poney (10) sucht die Reduktion des Uterus durch elastischen 
Zug herbeizuführen. Er führt zunächst sechs starke Seidenfäden in 
gleichem Abstand rings herum durch die Muttermundslippen, diese 
werden mit secbs Gummischlauchenden, die an der unteren Seite 
des Pavillons eines Stethoskops ringsherum befestigt sind, verbunden, 
das andere Ende des etwa 14 cm langen Instruments wird auf den 
invertirten Fundus gesetzt, nachdem dieser durch eine Gazekompresse 
geschützt ist. Täglich ist zweimal nachzusehen, ob keine Gangrän der 
Druckstelle eintritt. Verf. erkennt diese Gefahr seiner Methode selbst 
an; eine seiner Patientinnen starb, bei vier gelang die Reposition voll- 
ständig, bei einer fünften unvollständig. i 

Mackay (9) berichtet über einen Fall von puerperaler Inver- 
sion, die angeblich spontan entstanden war. Verf. sah die Kranke 
drei Monate nach der Geburt. Die Reinversion wurde mittelst eines 
becherförmigen Repositors ausgeführt, auf welchem ein elastisches Band 
einen starken Druck ausübte. Nach 72stündiger Anwendung war 
die Reinversion fast vollendet; nach weiteren 18 Stunden war der 
Uterus reponirt, jedoch hatte sich das Organ so fest um den Repositor 
kontrahirt, dass seine Entfernung erst nach vollständiger Spaltung der 
hinteren Lippe gelang. | 

Abuladse (1) beschreibt einen Fall von kompleter Uterusin- 
version, welchen er mittels Kolpeuryse während eines Zeitraumes von 
27 Tagen zur Heilung brachte. Vom 20. Tage an wurde bei bereits 
eingeleiteter Reposition gleichzeitig mit der Kolpeuryse der untere Ab- 
schnitt der sich reponirenden Gebärmutter mit Jodoformgazestreifen 


Myome. 83 


tamponirt. Ausserdem bekam die Kranke einige Mal Cornutin sub- 
cutan, Secale innerlich und zwei Sitzungen faradischer Elektricität. 
Auf Grund dieses Falles schliesst sich Autor vollkommen der Ansicht 
Rein’s an, dass nämlich 1. die Kolpeuryse auf die Gebärmutter eire 
dynamische und in keinem Falle mechanische Wirkung ausübe und, 
2. dass der Reposition der Gebärmutter deren Theilung in einen Hohl- 
muskel und einen Durchgangsschlauch vorausgeht, ein Vorgang, wie 
er im Moment der Entstehung der Inversio stattfindet. 


Di 


(V. Mëller) 


f) Hernien. 


. Legueu, Angeborene Hernie des Uterus und der Anhänge. Imperforation 


der Vagina. Semaine gynec. Nr. 18. Ref. Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI, 
Nr. 43. (In dem einen referirten Falle handelte es sich um eine links- 
seitige Leistenhernie bei einer 13jährigen Frau. Bei der Operation fand 
sich in derselben ein kleiner Uterus mit zwei Tuben (eine verschlossen) 
und ein Eierstock, der andere fehlte. Beschwerden waren nicht vor- 
handen.) 





III. 


Neubildungen des Uterus. 


Referent: Professor Dr. von Herff. 


a) Myome. 


. Alexander, Transperitoneale Enucleation der Uterusfibroide. Scalpel. 


Mai. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1281. (Die entstandene 
Höble wird 48 Stunden lang mit Jodoformgaze ausgestopft, die vordere 
Uteruswand vorübergehend an die vordere Bauchwand fixirt.) 


. Ard, Hysterectomy, with subsequent Haemorrhage controlled by Hypo- 


dermic injections of Ergotol. The Americ. gyn. and obstetr. Journal. 
Vol. XI, pag. 683. (ÜUterusfibrom, vaginale Entfernung.) 


. Baker, Multiple fibroids of the uterus, complicated with broad ligament 


cyst of the left side and numerous thin fibrous sacs filled with clear fluid, 
apparently free in the lower peritoneal cavity. Boston. med. and surg. 
Journ. CXXXV, 23, pag. 567, 1896. 

6* 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


. Baldy, A method of preventing vaginal prolapse following abdominal 


hysterectomy. Am. Journ. of Obst. pag. 81. 


. Batuaud, Atrophie spontanée d'un fibrome après l'accouchement. Journ. 


de méd. de Paris, 11 avril. 


. Bégouin, Fibromes utérins compliqués d'un petit kyste de lovaire et 


d'une tumeur gazeuse de l'abdomen. Journ. de Méd. de Bordeaux, 28. Dec. 
1896. 

— Fibrome de l'utérus et épithélioma. Journ. de méd. de Bordeaux, 
4 avril. 

— Coexistence du fibrome et du cancer de l'utérus. Gaz. hebd. des Sc. 
médic. de Bordeaux, Nr. 35, pag. 411. 
Bérard, Myome malin de l'utérus. Gaz. des Hôp. de Toulouse, 19 sept. 
1896. 
Bergonié, Sur un cas de fibrome utérin volumineux ayant considérable- 
ment diminué de volume à la suite d'un traitement par la faradisation. 
Gaz. hebdom. des Sc. méd. de Bordeaux, mars, pag. 139. 
Beurnier, Tumeur fibro-kystique de l'utérus à paroi extrèmement vascu- 
laire. Journ. de Méd. de Paris. 18 oct. 1896. 
Binaud, Corps fibreux intra-utérin. Incision bilatérale du col; ablation de 
la tumeur par morcellement. Gaz. hebdom. des Sc. méd. de Bordeaux. 
Nr. 9, p. 99. 
Binaud et Bégouin, Fibrome utérin, petits kystes transparents de la 
face post. de l'utérus. Journal de Méd. de Bordeaux. 26 déc. 1896. 
Binkley, Fibroid of the uterus following double and its relations to 
circumuterine inflammation. The Americ. gyn. and obstetr. Journ. Vol. X, 
pag. 61. 
Bland Sutton, On Myomata of the Neck of the Uterus. Transact. of 
Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 160. 
Boldt, Adenomatous Fibroma. The Americ. gyn. and obstetr. Journ. 
Vol. XI, pag. 708. (Zweifelhafter Fall) 
Bossi, Méthode d’hysterectomie vaginale. Gynéc., pag. 54. 

— Sulla tecnica dell’ isterectomia vaginale. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 2. 
Febbraio. 

— Contributo allo studio clinico e anatomico del processo di assorbi- 
mento dei fibromiomi uterini. Archiv. di Ost. e Ginec. Nr. 4, pag. 193. 


. Bowreman Jessett, Note on five cases of fibro-myoma of uterus. The 


British med. 3. August. 


. Bovee, Fibroid degeneration of the Uterus after removal of Pus Tubes. 


The Americ. Journ. of Obstetr. et Vol. XXXVI, pag. 366. . 


22. Brohl, Demonstration eines Uteruspolypen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 


pag. 625. (Bekanntes.) 


. Brosin, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 


pag. 874. 
Broun, Specimens of uterine fibroids. The Americ. gyn. and obstetr. 
Journ. Vol. X, pag. 351. 

— Obstinate reflex vomiting for four days, following an abdominal 
hysterectomy for a fibromyoma of the uterus, in which considerable boro- 


32. 


33. 


As 


— 


2. 


[702 


AL 


8. 


- 


Myome. Hi 


glyceride gauze was packed in the pelvis to check oozing; complete ces- 
sation of vomiting upon removal of the Gauze. The Americ. gyn. and 
obstetr. Journ. Vol. X, pag. 357. 

— Cystic Degeneration of Fibroid. The Amer. gyn. and obstetr. Journ. 
Vol. XI, pag. 212. 


T. Buckhard, 50 Fälle von vaginaler Totalexstirpation des Uterus nach 


der Doyen-Landau’schen Methode. Arch. f. Gynäk. LIII, pag. 382. 


>». Cann, La Castration chez la femme, des resultats thérapeutiques. Con- 


séquences sociales et abus de cette opération. Paris. Ollier-Henry. 


. Chadwick, J., Case of suppurating fibroid tumor of the uterus. The 


Boston. Med. and Surg. J. april, pag. 407. 


. Chalot, La transplantation systématique des deux uretöres et la ligature 


préventive des deux artères iliaques internes pour exstirpation large du 
cancer diffus de l'utérus par l'abdomen. Archiv. de gyn. et d’obst. Nr. 9 
a 12 pag. 785. 


. Charpentier, Spontane Schrumpfung von Fibromen nach der Geburt. 


Journ. de Med. de Paris, April. 

Cheney, The Management of Tumors of the Uterus and Appendages 
complicating Pregnancy, with a report of two successful cases. The Americ. 
Journ. of. Obst. Vol. XXXV, pag. 265. (Ein Fibrom.) 

v. Chrzanowski, Zwei Fälle von sekundärer Verwachsung submuköser 
Myome mit der gegenüberliegenden Wand des Uterus. Zeitschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. XXXV, pag. 11. 


. Clarke, Traitement chirurgical des fibrromyomes de l'utérus. (Moskauer 


Kongress.) Ann. de Gynec. Tome XLVIII, pag. 448. 
— Operative Behandlung der Fibromyome des Uterus. XII. Internatio- 
naler Kongress zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1147. 


. Clivio, Contributo al trattamento retroperitoneale del peduncolo e al- 


luso del laccio elastico nelle miomotomie. Annal. di Ost. e Gin, 1896, 
pag. 825. 

— Contribution au traitement du pédicule et à l'usage des lacs dans la 
myomectomie. Annal. d'ost. e Gin. Milan, Dec. 1896. (Retroperitoneal» 
Stielbehandlung mit elastischer Ligatur.) 


è. Cittadino, Fibromyömes de l'utérus compliqués d’abces uterins et de 


cancer cavitaire. Bullet. de la Soc. belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 3, pag. 60. 


3. Couvelaire, Fibromyome uterin. Soc. anat. de Paris. mars. 
. Da Costa, A large polyp with inversion of the uterus in a woman of 


advanced years. The Am. Journ. of Obst. etc. Vol. XXXVJ, Nr. 237. 
Cullen, Adenomyoma uteri diffusum benignum. Johns Hopkin’s Hospital 
Reports 1896. {In den drei mitgetheilten Fällen ging der drüsige Anthei! 
von der Uterusschleimhaut aus. Vorzügliche Abbildungen.) 

Czempin, Demonstration von Uterusmyomen. Zeitschr. f. Geburtsh. u. 
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 340. 

Damas, Essai experimental et clinique sur les complications infectieuses 
des fibromyômes utérins. These de Lyon 1896, lre serie, Nr. 1117. 


. Delageniere, Hysterectomie abdominale totale pour fibrro-myömes, 3 serie 


de 10 nouveaux cas. Archives provinciales de chirurgie. Paris 1896, pag. 
653. 


46. 


47. 


48. 


49. 


56. 


or 
Lë 


59. 


~] 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


. Demantké, De l'hystérectomie abdominale pour gros fibromes utérins 


par le procédé de la ligature élastique perdue (Procédé d’Olshausen‘. 
Thèse de Paris 1896 —97, Nr. 539. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 
1405. (Bouilly bildet Peritoneallappen, die über die versenkte Gummi- 
ligatur nicht vernäht, sondern nur gelegt werden. 16°/o Sterblichkeit.) 
Dervaux, M., Journal des Sec. med. de Lille, May 15th. (Tod an Urämie 
nach abdomineller Hysterektomie wegen Myom; chronische Nephritis.) 
Discussion sur I’hysterectomie abdominale totale. Société de chirurgie 
de Paris. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 151. (Bemerkens- 
werthe Diskussion zum Vortrage Richelot’s, siehe diesen.) 

Diriart, Technique de M. Routier pour l’'hysterectomie abdominale totale. 
Ann. de Gyn. et d'Obst. Tom. XLVIII, pag. 14. 

— Traitement des fibromes utérins par l'hystérectomie abdominale totale. 
Thèse de Paris, G. Steinheil. (Beschreibung von Routier’s Methode.) 


Wi. Doktor, Die verschiedenen Operationsmethoden der Uterusfibrome im 


Auslande. Vortrag im Aerzteverein in Budapest. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI, pag. 142. 


. Dorff, Presentation de pièces anatomiques de différents fibromes. Soc. 


belg. gyn. et d’obst., pag. 5. 
— A propos des indications opératoires du fibrome uterin. Bullet. Soc. 
Belge de Gyn. et d’Obst. 1896, Nr. 10, pag. 201. 


. Doyen, Ueber Kolpotomie und über die Totalexstirpation der Gebärmutter. 


XII. Internationaler Kongress zu Moskau. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 
pag. 1163. (Bemerkenswerth ist der Ausspruch, dass im Allgemeinen die 
Klemmen auf die Fälle beschränkt werden sollen, in denen die Nähte 
schwierig anzulegen sind.) 


o4. Dudley, Die chirurgische Behandlung der Fibrromyome des Uterus. North- 


western Lancet 1896, 1. Okt. (Bekanntes.) 


. Dührssen, Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage- 


rungen und Neubildungen der Gebärmutter. XII. Internationaler Kongress 
zu Moskau. Ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 1131. 

Duncan, Eighteen consecutive cases of intra-abdominal hysterectomy for 
fibroids. The Lancet, Nr. 3846. May. Ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, 
pag. 1281. (Im Wesentlichen Schröder’s Methode mit zwei grossen Peri- 
toneallappen. 5,500 Sterblichkeit.) 

— Fibroids removed by the Intra-abdominal Method. Transact. of the 
Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 88. (Kasuistik.) 

— Five specimens of fibroid tumors of the uterus, removed by intra- 
peritoneal method. Transact. of the Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXVIII, 
pag. 345. 

Duret, L’hysterectomie abdominale totale doit-elle &tre constamment 
l'opération de choix dans la cure des fibromes uterins? La Semaine gyn. 
Nr. 18, pag. 137. 

— Sur deux cas exceptionnels d’hysterectomie abdominale totale. La 

Semaine Gyn. Nr. 30. Jouillet. 


. Edge, Fibro-Myomatous Uterus removed by Doyen’s Method of Pan- 


Hysterectomy. The British gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 498. 


63. 


GR, 


dÉ 


BR, 


10. 


1. 
72 


13. 


76 


Myome. 87 


. Elder, Remarks suggested by four Recent Hysterectomies. The British 


gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 479. (Darunter abdominelle Hysterektomieen, 
Kasuistik.) 

Emmet, Multiple Myomata in the Abdominal Cavity. The Amer. gyn. 
and obst. Journ. Vol. XI, pag. 6. (Anscheinend Sarkome, da nach zwei 
Jahren nach einer ersten Operation Recidive wieder entfernt wurden.) 


. Engström, Otto, Abdominal enucleation af myomer ur lifmoderkroppen, 


A. Martins myomotomie ‘Abdominale Enucleation von Myomen aus dem 
Gebärmutterkörper nach A. Martin.) Finska Läkaresällskapets Hand- 
lingar. Bd. XXXIX, Nr. 2, pag. 236 — 93. (Leopold Meyer.) 
— Abdominale Enucleation der Myome des Uteruskörpers. A. Martins 
Myomotomie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 336. 

Fargas, Procedimiento de hysterectomia abdominal en los cases de 
miomas uterinos. Anales de obstetr. ginecopatia y pediat. pag. 97. 
Fedoroff, Extraperitoneale Methode der Uterusexstirpation durch den 
Bauchschnitt. Chirurgie Nr. 2. (Wegen eines Fibromyoms wurde die Total- 
exstirpation des Uterus vorgenommen. Nach Eröffnung des hinteren und 
vorderen Fornix wurde von der Scheide an die Lig. lata Klemmen ange- 
legt. Nach Entfernung des Uterus wurde die Beckenwunde mit Gaze tam- 
ponirt, deren Ende in die Scheide geführt wurde. Das hintere und vordere 
Peritonealblatt wurden aneinandergeknüpft, Klemmen nach 48 Stunden 
entfernt. Genesung.) (V. Müller.) 
Feuchtwanger, Ein Uterusmyom mit Knorpel- und Knochenbildung. 
Diss. Strassburg. 


. Flaischlen, Lungenembolie nach Myomotomie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 


Bd. XXXVI, pag. 518. 

Fleischer, Ueber die intraperitoneale Stielbehandlung bei Fihromyomen 
des Uterus. Diss. Greifswald. 

Fieux, Kyste du col utérin. Journ. de méd. de Bordeaux. 9 mai. 


2. Fraikin, Myome oedémateux de utérus, tumeur sous-péritoneale pédi- 


culée. Journ. de méd. de Bord. 30 mai. 

Frey, Ueber das Cervixmyom, insbesondere über einen in der hiesigen 
Frauenklinik beobachteten Fall von Fibromyom der vorderen Muttermunds- 
lippe. Diss. Greifswald. 


. Fry, Malignant Degeneration of Myoma. The Amer. Journ. of Obst. Vol. 


XXXV, pag. 412. 


a Funke, Zur totalen Uterusexstirpation per laparotomiam, speziell zur Be- 


urtheilung der Stellung der Operation zur Myomotomie. Zeitschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 133. (Für die Freund’sche Operation eignen 
sich die Grenzfälle der überhaupt noch zu operirenden Fälle in erster Linie, 
weil man hierbei weit klarer die Ausdehnung des Carcinoms übersieht. 
Bei 15 Carcinomfällen aus der Freund’schen Klinik beträgt die Sterb- 
lichkeit 20° o. Anfangsstadien sollen überhaupt per vaginam operirt werden. 
Ein grösserer Theil der Fälle aber häufiger von der Bauchhöhle aus, um 
die Dauererfolge für das Carcinom zu steigern.) 

Galabin, Rapidly growing Fibroid in a patient aged sixty-three. Trans- 
act. of the Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 229. 


(KÉ 


78. 


79. 


80. 


8. 


82. 


83. 


84. 


85. 


86. 


87. 


89. 


90. 


91. 


92. 


93. 


94. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Galabin, Oedematous Fibroid Tumors of Uterus associated with Pregnancy. 
Transact. of Obst. Soc. of London. Vol. XXXVII, pag. 286. 

Gannat, De l'hystérotomie médiane vaginale comme moyen d'exstirpation 
des fibromes sousmuqueux de l'utérus et d'exploration de la cavité utérine. 
Thèse de Paris. Nr. 284. 

Gardini, L’ isterectomia vaginale per la cura dei fibromiomi dell’ utero. 
Società Med. chir. di Bologna. (Herlitzka.) 
Gebhard, Anatomie und Histologie der Myome. J. Veit’s Handbuch 
d. Gynäkologie, Bd. Il, pag. 450. 
Goelet, Disappearance of Fibroids after Ligation of the Uterine Arteries. 
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 462. (Ein Fall, der Tumor 
reichte bis zum Nabel und verschwand allmählich völlig trotz Andauer der 
Regel.) i 

— Improved technique of vaginal ligation of the uterine arteries for 
uterine fibromata. Indications for the operation. Med. Record. pag. 338. 
Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1279. (Freilegung der Lig. cardinalia 
durch einen Schnitt jederseits vom Muttermund bis zum Scheidengewölbe, 
ohne die Bauchhöhle zu eröffnen. Unterbindung der Uterina. Atrophie der 
(eschwulst soll sicher in sechs Monaten eintreten.) 

— Vaginal ligation of the uterine arteries for fibroids of the uterus. 
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 140. 

— Vaginal ligation of the uterine arteries for Fibroids of the uterus. 
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 219. 

Goullioud, Hystérectomie abdominale totale pour fibromes. Arch. de 
Tocol. et de Gynéc. Tom. XXIII, pag. 805. Arch. provinc. de Chir. Jan. 1. 
Lyon. méd. 1896. August. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1281. 
(Abtrennung der Scheide mit dem Paquelin.) 

Gubareff, Die operative Behandlung der Uterusfibrome. Jurngl aku- 
sherstwa i shenskich bolesnej. April. (V. Müller.) 
Hall, Hysterectomy for multiple Fibroma. The Amer. Journ. of Obst. 
Vol. XXXVI, pag. 118. 

— Some of the Sequelae following supravaginal hysterectomy. The 
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 447. 

— Cystic fibroid of the uterus. Amer. Journ. of Obst. mai. pag. 730. 
—- a) Large fibroid of the Uterus which had undergone cystic Degenera- 
tion. b) Cystic Fibroid of the Uterus. The Amer. Journ. of Obst. Vol. 
XXXV, pag. 726. | 

Harris, Calcified uterine fibroid. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. 
X, pag. 57. 

Hartmann, L'hystérectomie abdominale totale. La technique opératoire, 
ces indications. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 1. 

— Discussion sur l'hystérectomie abdominal totale. Ann. de Gyn. et 
d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 171. 

Haultain, Electro-negative puncture in the uterine fibro-myomata, a 
record of three cases. The Edinburgh med. Journ., june, pag. 615. 


. Haussmann, Oblitération de la veine cave inférieure dans un cas de 


fibro-myome. Wratsch, Nr. 15. 


96. 


100. 


101. 


102. 


103. 


105. 


198. 


ID, 


Is, 


109. 


Uu. 


11. 


113. 


Myome. 89 


Heinricius, Exstirpation af degenererad uterusmyom. Finska Läkare- 
săllskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 4, pag. 595—97. (Cystöse De- 
generation eines gestielten, subserösen Fibromyoms nach einer Entbindung. 
Entfernung. Heilung.) (Leopold Meyer.) 
— Om indikationema för myomotomi. Finska läkaresällsk. Handl. Vol. 
XXXVJII, 12. pag. 1014. 1896. 


. Heurtaux, Myo-Fibrome de l'utérus à pédicule tordu, ablation, guérison. 


Bull. de l’Acad. de Med. de Paris. 22 déc. 1896. 


. Holmes, Cases of melancholia cured by removal of interstitial fibro- 


mata of tbe cervix uteri. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 
423. 

Homans, The indications for and the technique of hysterectomy. The 
Amer. journ. of the Medical Sciences. Vol. CXIV, Sep., pag. 251. (Be- 
kanntes.) 

Hook, van, The Consequences of Removing the Uterus. The Amer. 

gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 405. 

Howitz, Un nouveau traitement des fibromes de la matrice. Ann. de 
Gyn. Tom. XLVI, pag. 607. 1896. 

— Eine neue Behandlung der Gebärmutterfibrrome. Der Frauenarzt, 
Heft4. (Entsprechend der bekannten Thatsache, dass Myome im Wochen- 
bette schrumpfen, versuchte Howitz in einem Falle durch künstliche An- 
regung einer Milchsekretion durch Saugen an der Brustwarze eine Schrum- 
pfung der Myome herbeizuführen. Wiewohl nur dreimal täglich gesaugt 
wurde, schrumpften in drei Fällen die Geschwälste.) 


. Jacobs, Du fibrome uterin. Ses complications. La Policlinique. ler 


mars. 

— Fibrome uterin volumineux, Pyusalpinx bilatéral, abces de l'ovaire 
droit. Torsion complete de la trompe gauche sur son arc. Bull. de la 
Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. 1896. Nr. 8. 

— Contribution au traitement chirurgical du fibrome uterin. Bull. de 
la Soc. belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 3, pag. 58. 

— 27 Myomoperationen während des Jahres 1896 mit drei Todesfällen. 
Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 2. (Darunter 12 abdomi- 
nelle Totalexstirpationen. Drainage nach der Scheide. Bester Erfolg.) 
Janvrin, Selection of operation in cases of cancer of the cervix uteri 
and of the uterus also. The Amer. Gen and Obst. Journ. Nr. 5, pag. 
24. 

Jessett, Notes of five cases on Fibro-myoma of the Uterus. The British 
Gyn. Journ. Vol. L, pag. 157. (Kasuistik.) 

Jobnston, Pediculated cervical fibroid. The Amer. journ. of Obst. Vol. 
XXXVI, pag. 237. 

Josephson, C. D., Om behandlingen af fibromyom i uterus. (Ueber die 
Behandlung der Fibromyome der Gebärmutter.) Eira. 21. Jahrg. pag. 
i5—82, 111—19, 1883—90, 217 —24. (Leopold Meyer.) 
— Om behandlingen af fibromyoma i uterus. Stockholm. Eira. Nr. $. 
4, 6 u. 7. 

Ivanoff, Adeno-myome de l'utérus. These de Saint-Petersbourg. 


% 


114. 


115. 


116. 


117. 


118. 


119. 


120. 


122. 


123. 


124. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Ivanoff, Zur Frage über die Adenomyome der Gebärmutter. Jurnal 
der russischen Gesellschaft für Volkshygiene. April. Nr. 4. 

(V. Müller.) 
Kaijser, Fritz, 7 fall af myoma uteri. Upsala Läkareförenings För- 
handlingar. N. F. Bd. III, Heft 3, pag. 152—61. (Unter Kaijser’s sieben 
Fällen von Myom wurde einer per vaginam coperirt. Die Geschwulst war 
kindskopfgross, war in den Cervix entwickelt, hatte das vordere Scheiden- 
gewölbe vorgebuchtet, zuletzt durchgewachsen, drang somit in die Scheide 
und präsentirte sich in der Vulva. Sechsmal führte Kaijser den Bauch- 
schnitt aus, dann fünfmal Amputatio uteri in der Hauptsache nach 
Westermark (s.u.); einmal wurde ein gestieltes Myom entfernt; wegen 
Brüchigkeit des Gewebes war in diesem Falle die Blutstillung recht 
schwer.) (Leopold Meyer.) 
Kippenberg, Zur Kastrationsfrage. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 
966. (Polemik.) 
Klein, Anzeigen zur supravaginalen Amputation des Uterus myomatosus. 
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 256. 
Kossmann, Die Abstammung der Drüseneinschlüsse in den Adeno- 
myomen des Uterus und der Tuben. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 359. 
Kottmann, Beitrag zur Lehre von den Fibromyomen, gestützt auf Beob- 
achtungen von 416 Krankengeschichten. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 583. 
Krajewski, Demonstration eines auf vaginalem Wege entfernten Uterus 
mit 14 Myomen. Operation mit Zweitheilung des Uterus und Auslösung 
der einzelnen Myome mittelst des korkzieherartigen Traktors von Segond. 
Krajewski hat 10 solche Operationen gemacht und Karczewski eine. 
Pam. Warsz. R. Tow. Lek. pag. 768. (Neugebauer.) 


. Landau, Zur Technik der abdominalen Totalexstirpation des Uterus. 


Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 689. (Die Methode in isolirter Unter- 
bindung der spritzenden Gefässe bestehend und glatte Vernähung der 
Peritonealwunde, entspricht bekannten amerikanischen Methoden völlig.) 
— Entgegnung an Herrn M. Sänger. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, 
pag. 42. (Unbegründete Prioritätsansprüche.) 

Lanelongue, Fibro-myome pédicule de l'utérus avec torsion du pédicule. 
Journ. de Med. de Bordeaux, 26 dec. 1396. 

Lauwers, Résultats immédiats et definitifs de l’'hysterectomie abdomi- 
nale a pédicule rentré. Bull. de l'Acad. royale de Belgique. 4° serie, 
Tome XI, pag. 115. La Semaine gyn. Nr. 22, pag. 172. (50 Fälle, ein 
Todesfall durch Bacillus coli. Schleimhaut des Cervix wird exstirpirt und 
dieser vernäht.) 

—  Degenerescences et complications des myömes nterins. Bullet. de 
la Soc. belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 3, pag. 49. 


> Lawson Tait, The modern treatment of myomatous disease of the 


uterus. British med. Journ. pag. 779. 


. Lebedeff, Deux cas de myomotomie. Soc. med. chir. de Saint-Peters- 


bourg. 21 jan. 


. Legueu et Marien, Note sur le rôle de l’inflammation dans le déve- 


loppement d'une variété des fibro-myömes uterins. Bull. de la Soc. anat. 
Tom. LXXI, année 5° serie, t. X, 1396, pag. 329. (Besprechen die Her- 


N 


131. 


132. 


137. 


138. 


139 


149. 


HI. 


142. 


183. 


Myome. 91 


kunft von epithelialen Elementen in Fibromyomen, besonders solche von 
der Schleimhaut her.) 


. Legueu. Des éléments glandulaires dans les fibro-myomes de l'utérus. 


Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVII, pag. 134. 


. Lewers, Uterus removed by Pan-Hysterectomy. Transact. of Obstetr. 


Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 131. 

Lovrich, Fibroma corporis uteri. Myomotomie. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI, pag. 1157. (Tod am fünften Tage an septischer Peritonitis. Strepto- 
kokken-Infektion aus dem Cervix.) 

Lwoff, Zur Frage über die Enucleation grosser interstitieller Myome 
durch die Vagina. Wratsch. Nr. 23. (Autor hat ein Myom von Kinds- 
kopfgrösse per vaginam von der Uterushöhle aus mit gutem Erfolg ent- 
fernt.) (V. Müller.) 


. Macé, Contribution a l'étude de la torsion du pédicule des fibromes 


sous-sereux de l'utérus. Thèse de Paris. Nr. 284. 


. Mackenrodt, Kolpotomia posterior bei Myomen. Uentralbl. f. Gyn. 


Bd. XXI, pag. 469. (Demonstration.) 


. Martin, A., Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage- 


rungen und Nenbildungen der Gebärmutter. XII. Internationaler Kongress 
zu Moskau. Ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 1132. 

— Franklin, Lectures on the Treatment of Uterine Fibroids. Chicago. 
Keener Company. 174 pag. (Kurze, auf eigene Erfahrung gestützte Dar- 
stellung.) 

Maynard, Fibromyome. a) Lang. Med. Chir. May 10 t. b) Boston. 
Med. and Surg. Journ. May 20 th. (Tritt für frühes Operiren ein.) 
Meinert, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 
pag. 173. 

Mermet, Fibro-myôme utérin sous-péritonéal téléangiectasique. Hydro- 
salpinx secondaire et gigantisme annexiel. Société anat. 1896, p. 541. 
— Deux cas de fibromyomes sous-peritoneaux à formations pseudo- 
kystiques. Soc. anat. de Paris. 23 oct. 1896. 

— Structure histologique d'un fibromyome uterine téléangiectasique ; 
evolution sarcomateuse; thromboses vasculaires et lésions de dégénéres- 
cence. Bull. de la Soc. anat. 5. S. X, 22, pag. 889. 1896. 

Meyer, Ueber die Genese der Cystadenome und Adenome des Uterus. 
Zeitschr. f. Gyn. u. Geb. Bd. XXXVII, pag. 327. 

— Ein Beitrag zur Aetiologie der Myome. Diss. Halle a. S. (Myome 
kommen relativ häufiger vor bei Ledigen und sterilen Frauen. Sie ent- 
stehen nur im geschlechtsreifen Alter, die meisten kommen in der Zeit. 
vom 30.—50. Lebensjahre zur Beobachtung. Nach der Menopause bilden 
sie sich häufig zurück. Sterilität und herabgesetzte Fertilität sind Ursachen 
der Myombildung.) 


. Mittermaier, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 


pag. 195. 


. Möller, Elis Essen, Fall af retroperitonealt, cystiskt uterinmyom. Hygiea. 


Bd. LIX, Nr. 11, pag. 448—76. (Leopold Meyer.) 


. Monod, Polype uterin a apparition intermittente. Ann. de la policlinique, 


Bordeaux, pag. 508. 


92 


147. 


148. 


149. 


154. 


155. 


156. 


157. 


161. 


162. 


163. 


164. 


169. 


166. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Monod, Fibromes utérins et utérus gravide. Bull. de la Soc. anat. 5. 
S. X, 20, pag. 740. 1896. 

Moore, J., Hysterektomie bei Fibroiden als Geburtshinderniss. North- 
western Lancet. 1896. Sept. 1. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 603. 
Monlonguet, De l'bystérectomie vaginale. Archives provinciales de 
chirurgie. Paris. 1. mai. pag. 273. 


. Mouprofit, Hystérectomie dans les fibrömes. Ann. de Gyn. et d’Obst. 


Tom. XLVI, pag. 646. 


. Müller, Supravaginal Hysterektomi ved Fibromyomer i Uterus. Hosp. 


Tid. 4. R. Vol. IV, pag. 46, 47. 1896. 


. Nelaton, Discussion sur l’hysterectomie abdominale totale. Ann. de 


Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 175. 


. Neugebauer, Demonstration eines in toto exstirpirten myomatösen 


Uterus von Oil: Pfund Gewicht. Es war die abdominale Exstirpation 
gemacht worden. Pam. Warsz. Tow. Lek. pag. 469. (Neugebauer.) 
Noble, The Development and the Present Status of Hysterectomy for 
Fibro-Myoma. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 652. 

—  L’bysterectomie pour fibromyömes et pour inflammations des annexes 
en Amérique. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XCLIII. pag. 42. 

Noirot, Traitement des fibromes par la paroi anterieure de l’abdomen. 
These de Paris. 

Noto, A., Emetemen ed oliguria di natura isterica in donna con utero 
miomatoso e fibroma sottosieroso della purete anteriore dell’ istmo e 
iperplasia areolare del collo con ectropion doppio. La Rassegna di Ost. 
e Gin. Napoli, Nr. 7. (Herlitzka.) 
— Due rari casi di fibromi interstiziali emorragici del collo e della 
porzione dell’ istmo corrispondente. Arch. di Ost. e Gin. Nr. 9. 


. Olshausen, Die abdominalen Myom-Operationen. J. Veit, Handbuch 


der Gynäkologie. Bd. II, pag. 607. 


. Ozenne, Corps fibreux de l'utérus. Uremie comateuse foudroyante chez 


une femme de 50ans. La Sem. Gyn. Nr. 24. Jouin. 

Palm, Ein Fall von Cystadenofibromyoma cervicis; kasuistischer Bei- 
trag zu den Adenomyomen. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag 92. 

De Paoli, Contributo alla casistica ed allo studio delle indicazioni del- 
l’ Isterectomia totale del lato della vaginae e dello addome. Atti del- 
l’ Accad. Med. Chir. di Perugia. Vol. IX, fasc. 2. (Herlitzka.) 
Patzauer, Ein Fall von operirtem Leiomyoma submucosum uteri. Pester 
med. Presse. Bd. IlI. 1896. 

Péan et Schiller, Du choix de l'opération dans le traitement chirurgical 
des fibro-myomes. La semaine Gyn. Nr. 2. 

Penrose, An Enormous Fibroid Tumor of the Uterus. The Amer. Journ. 
of Obst. Vol. XXXV, pag. 106. 

Perry, A Modification of Doyen's Method of Abdominal Total Hysterec- 
tomy. The Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 169. (Bevorzugt 
nach freier Trennung der Ligamente isolirte Unterbindung der spritzenden 
Gefässe statt Massenligaturen wie Doyen; sodann Vernähen der Peri- 
tonealwunde mit Fixation der Stümpfe in die Scheide und völligen Peri- 
tonealverschluss.) 


167. 


168. 


Myome. 93 


Pfannenstiel, Ueber die Adenomyome des Genitalstranges. Verbandl. 
der deutschen Gesellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 195. 

Pick, Uterus duplex myomatosus. Demonstration. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XXI, pag. 1220. (Verf. will damit seine Ansicht beweisen, dass 
Üterusverdoppelung und Geschwulstbildung in ätiologischer Beziehung und 


. in Zusammenhang stehen. Das Myom soll embryonal angelegt gewesen sein 


und die Vereinigung der Müller’schen Fäden verbindert haben, eine 
Schlussfolgerung ohne Unterlage.) l 
— Ein neuer Typus des voluminösen paroophoralen Adenomyoms. Arch. 
f. Gyn. Bd. LIV, Heft 1. (Da in dem knolligen, theilweise cystischen 
Tumor sich Psammomkörner in den Cystenwandungen vorfanden, so will 
Verf. auf Grund dessen eine neue Geschwulstart, Adenomyoma psammo- 
papillare aufstellen; sonst Bekanntes.) 

Pigeounat, Contribution à la thérapeutique chirurgicale des gros 
fibromes utérins; hysterectomie abdominale, méthode intrapéritonéale. 
Thèse de Paris. 1896. 


. Planque, Contribution à l'étude de la torsion des fibromes utérins. Thèse 


de Paris. Nr. 325. 
— Beitrag zum Studium der Torsion der Uterusfibrome. Thèse de Paris, 


Steinheil. (Zwei neue Fälle, ganz ähnliche Befunde wie bei Ovarialtumoren.) 


14. 


135, 


Platon, Abdominelle Totalexstirpation wegen Myom. Gazette de Gyn. 
April. (Kasuistik.) 


. Pompe van Meerdervoort, Dr. N. J. F., Das Ovarium beim Fibro- 


myoma uteri. Nederlandsch. Tijdschr. v. Verlosk. en (syn. VIII Jahrg. 
pag. 52. Mit einer Abbildung. (Doorman, Leiden.) 


. Purcell, Fibro-myomatous Uterus removed by the Combined Method, 


viz. Pan-Hysterectomy. The Brit. Gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 1. 
— A Fibro-Myoma removed by Pan-Hysterectony, with Remarks on 
Different Methods. The Brit. gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 479. 


. Pozzi, Discussion sur l’'hysterectomie abdominale totale. Ann. de Gyn. 


et d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 172. 


. Pujol, Fibro-myomes uterins et conception. Arch. de Gyn. et de Toc. 


VoL XXIII, pag. 720. 
— Des rapports réciproques de la grossesse et de la parturition avec 
des tumeurs fibreuses de l'utérus. Thèse de Montpellier 1895/96. 


. Putmann, Mary, Fibrome uterin avec commencement de dégénérescence 


sarcomateuse. N. Y. Med. Journ. 26 june. 


. Quenu, Discussion sur l’hysterectomie abdominale totale. Ann. de Gyn. 


et d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 174. 
Quillian, Suprapubic Operations for fibroid, with report of cases. The 
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 360. 


. Reamy, Fibroids removed by Morcellation. The Amer. journ. of Obst. 


Vol. XXXVI, pag. 109. 

— Multiple Fibroma. The Amer. journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 
235. (Kasuistik.) 

Rechner, Contributions ä l'étude du pincement et de la ligature des 
artères uterines comme procédé hemostatique et atrophiant dans le traite- 
ment des fibromes uterins. These de Paris. Nr. 464. 


94 


186. 
187. 


188. 


189. 


` 190. 


191. 


191a. 


192. 


193. 


194. 


195. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Reclus, Hystérectomie abdominale totale. Société de chir. 7 Juillet. 

— Discussion sur l'hystérectomie abdominale totale. Ann. de Gyn. et 
OMM. Vol. XLVIII, pag. 157. (Reclus bekennt sich als Anhänger 
Doyen’s, operirt waemöglich ohne präventive Blutstillung. Drainirt durch 
die Scheide.) 

Reynier. Discussion sur l’hysterectomie abdominale totale. Ann. de 
Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 151. 

Reynolds, Multiple Myofibroma of the uterus. The Amer. gyn. and 
obst. Journ. Vol. X, pag. 366. 

Richelot, L’'hysterectomie abdominale totale contre les fibromes uterins. 
Revue de gyn. et de chir. abd. Nr. 2, pag. 195. 

— L’hysterectomie abdominale totale. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. 
XLVII, pag. 27. 

Ries, E., Eine neue Operationsmethode des Uteruscarcinoms. Zeitschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 518. 

Rizzuti, Sulla istogenesi e etiologia del fibromioma uterino. Rivista di 
Ginecologia contemporanea. Napoli. Fasc. 12. (Herlitzka.) 
Robb, The conservative Treatment of the myomatous uterus. The Amer. 
journ. of obst. and diseases of women et. Vol. XXXVI, pag. 289. (Be- 
kanntes.) 

v. Rosenthal, Ein Fall von Ausschälung eines submukösen Myoms. 
Zerreissung der Gebärmutterwand. Koeliohysterektomie. Genesung. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 458. 

— Fall von Enucleation eines submukösen Uterusfibroides, Perforation 
der Uterinwand. Sofortiger Bauchschnitt mit Exstirpation des Uterus. 
Genesung. Gazeta lekarska, pag. 376. (Verf. fand bei einer XlIpara, 
die zuletzt vor zwei Jahren geboren hatte, ein kindskopfgrosses Fibroid 
in die Scheide geboren, der 3-—4 querfingerbreite Stiel war in utero zu 
tasten. Rosenthal löste den Stiel mit Finger und Scheere aus und 
durchschnitt schliesslich seinen Rest. Keine Blutung darnach. Spülung 
und Tamponade des Uterus. Dabei fiel ihm auf, wie viel Gaze er für 
die Tamponade brauchte — über einen Meter. Zugleich trat Collaps der 
Kranken ein. Künstliche Athmung, Aether und Kampher subcutan. Rosen- 
thal vermuthete sofort auf Grund des Shoks, dass etwa eine Durch- 
löcherung der Üterinwand mit untergelaufen sei, revidirte das Präparat 
des exstirpirten Tumors und fand denn auch, dass ein Theil desselben 
einen peritonealen Ueberzug trug, also musste ein Theil der Uterinwand 
mit herausgeschnitten worden sein. Sofort Bauchschnitt. Nach Entfer- 
nung der Gaze aus der Bauchliöhle zeigte sich, dass nur so viel Blut in 
die Bauchhöhle eingedrungen war, als der Gazetampon fasste. An der 
hinteren Uterinwand fand sich oberhalb des Collum eine Oeffnung mit 
zerfetzten Rändern von 2 cm Länge und 1!’ cm Breite. Sofort Uterus- 
exstirpation mit Lappenplastik nach Zweifel. Diese ganze Operation 
dauerte 15 Minuten und wurde in Trendelenburg’s Hängelage aus- 
geführt. Während der Bauchwandnaht subceutan 1000 g physiologische 
Kochsalzlösung applizirt. Beide Operationen, sowohl die Exstirpation des 
Tumors als auch der Bauchschnitt wurden ohne Narkose vollzogen. Abends 
Puls kaum fühlbar, Temperatur + 35,8° C., abermals Kochsalzinfusion. 


197. 


198. 


200. 


201. 


2/2. 


203. 


204. 


Mvome. 95 


Patientin machte eine Bronchitis und asthenische Pneumonie durch, genas 
aber. Ein Abscens dee Beuehwunde komplizirte die Heilung. Rosen- 
tkal hat von 1881—1896 im Ganzen 50mal submuköse Fibroide auf vagi 
nalem Wege entfernt und davon sechs Operirte verloren, zwei an Sepsis, 
zwei an Verblutung, einmal in Folge von Pneumonie und einmal in Folge 
schwerer Anämie (schon vor der Operation konstatirt). Einmal konnte 
er die Operation per vaginam nicht beenden und musste die abdominale 
totale Uterusexstirpation hinzufügen. Die beiden Todesfälle an Sepsis 
führt Rosenthal auf die vorausgeschickte Anwendung von Laminaria 
zurück, die er heute ganz verworfen hat, ebensowenig will er das Collum 
vor der Operation mit Hegar’s Dilatatoren eröffnen, weil dabei Schleim- 
hautrisse sich ereignen, die zu septischen Resorptionen führen können. 
Zweimal musste Rosenthal während der Operation von der Verkleine- 
rung des Tumors durch Finger und Messer Abstand nehmen wegen Er- 
lahmen der Hand, die zurückgelassenen Reste des Tumors wurden dann 
spontan nach zwei oder drei Tagen nach Secale in collo uteri sichtbar, 
wo dann die Abtragung keine Schwierigkeiten bereitete. Die Reste des 
Fibroidbettes überliess Rosenthal gewöhnlich einer spontanen Nekroti- 
sation und Abstossung und tamponirte einfach die Uterinhöhle nach der 
Operation. Im Allgemeinen theilt Rosenthal bezüglich der Indikations- 
stellung den Standpunkt Chrobak’s, nach Dührssen oder Veit hatte 
er noch keine Gelegenheit, zu operiren. Zum Schluss fügt Rosen- 
thal einige Bemerkungen hinzu über die Kasuistik ähnlicher Fälle, wo 
bei dem Zuge an dem Fibroid der Uterus partiell invertirt wurde und 
seine Wand bei Amputation des Tumors perforirt wurde.) 
(Neugebauer.) 


— Fall von Enucleatio vaginalis miomatis submucosi uteri, Perforatio 


- uteri. Coeliohysterectomia. Sanatio. Jurnal akuscherstwa i shenskich 


bolesnej. Mai. (V. Müller.) 
Routh, Entirely detached Uterine fibroid. Transact. of the Obst. Soc. 
of London, Vol. XXXVIII, pag. 388. 

Ruge, P., Ueber Indikationen zur Myomotomie. Monatsschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. V, pag. 131. (Mit Recht betont Verf. die Nothwendigkeit strenger 
Indikationen. Entschieden im Unrecht befindet er sich aber, wenn er die 
Resultate der Kastration für unsicher erklärt). 


. Rumpf, Uterine fibromata in pregnancy, with report of a case. Am. 


Gyn. and Obst. Journ. II, pag. 17. 

Sänger, Replik auf vorstehende „Entgegnung* von Herrn L. Landau. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 45. 

Saulmann, Demonstration von Myompräparaten. Diskussion. Centralbl. 
f. Gyn. Bd. XXI, pag. 200. 

Savor, Psammocarcinom in einem Cervikalpolypen. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XXI, pag. 937. | 

Schachner, Two cases of fibroid tumor of the uterus. Med. News. 
jun, pag. 833. 

Schäffer, Die elektrische Behandlung der Uterusmyome. Neits Handb. 
d. Geb. Bd. II, pag. 501. 


207. 


208. 


209. 


210. 


211. 


212. 


213. 


214. 


215. 


216. 


217. 


218. 
219. 


220. 
221. 


222. 


223. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


. Schiller, Le traitement opératoire des myömes du professeur Veit 


Journ. de Med. de Paris. 26. Juli 1896. 


. Schramm, Fall eines supravaginal amputirten myomatösen Uterus- 


Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1062. (Abschnürung der Cervix durch 
einen Doppelfaden nach Hunter Robb.) 

— Demonstration eines vaginal exstirpirten myomatösen Uterus. Central- 
blatt f. Gyn. Bd. XXI, pag. 173. 

Schwartz, Hysterotomie médiane antérieure vaginale, appliquée à lex- 
stirpation des polypes intra-utérins. Sem. Gyn. 24 nov. 1896. (Bekanntes.) 
— Stieltorsion der subserösen Uterusmyome. Gaz. méd. de Paris 1896, 
Nr. 50. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 768. (Tumor mit Erfolg 
entfernt. Gleiche Veränderungen wie bei Stieltorsion von Ovarialcysten.) 
— Discussion sur l’hysterectomie abdominale-totale. Ann. de Gyn. et 
d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 173. 

Sebileau, Traitement des polypes de l’uterus. Gaz. de Par. 2. La Se- 
maine gyn. Nr. 6, pag. 13—483. 

Seeligmann, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. 
pag. 276. 

Segond, L’hysterectomie abdominale totale dans l’ablation des gros 
fibromes et le traitement des suppurations pelviennes. Considération sur 
son manuel opératoire et sur la supériorité du procédé américain. Revue 
de gyn. et le chir. abdominale, Nr. 4, pag. 605. 

— Discussion sur lhystérectomie abdominal totale. Annal. de Gyn. 
et d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 160. 

Smith, Rapid Decrease in the Size of a Fibroid Tumors of the Uterus 
following its treatment by Electricity. Amer. Journ. of obst. February. 
(Offenbar Hämatocele.) 

Smith, Al. and Mc. Ardle, Intraligamentous Fibromyoma in Inguinal 
Hernia. The Lancet May 29 th. (In einem Bruchsack des Inguinalkanales 
fand sich ein strangulirtes Fibromyom des Lig. lat. vor.) 

Souillart, Quelques considérations à propos de l’ablation vaginale des 
fibromes uterins non suivie d’hysterectomie. Thèse de Lille (1895—96). 
Spanton, Fibrome papillaire du col de l'utérus. Brit. gyn. Journ. Febr. 
Stabb, Uterus with interstitial Fibroid removed from a patient aged 
twenty-six. Transact. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 89. 
Stone, Twenty-five consecutive succesful supravaginal Hysterectomies 
for Fibroid tumors. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 143. 
— Fibroid Tumor of the Uterus, removed by Baer’s Method. The 
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 822. 

v. Strauch, Eine einfache Methode der Hysterektomie. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 187. (Umlegen von elastischen Ligaturen um 
das ganze Parametrium. Die Methode gilt nur für Myome und Adnex- 
erkrankung; bei Carcinom soll Pacquelin und Klemmen bevorzugt werden, 
11 Fälle.) 

— Einige Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn Prof. Sneguireff: 
Ueber 83 Fälle von Myoma-hysterectomie abdominalis nach modifizirtem 
Doyen'schen Verfahren. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 368. 


DA. 


225 


Hië 


397 


Myvome., Nr 


Südekum, Ueber den Einfluss der Fibromyome auf das (eschlechtsleben 
der Frauen. Diss. Marbnrg. 


- O'Sullivan, Pan-Hysterectomy. Austral. Med. Gaz. 1896, Nov. (Schliesst 


die Peritonealwunde nicht, sondern erweitert deren Ränder nach der 
Scheide zu.) 

— Notes on a case of pan-hysterectomy. The Lancet Nr. 3864. 
Taendler, Anzeigen zur supravaginalen Amputation des Uterus. Münch. 
med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 338, 


. Tauffer, Demonstration eines vaginal entfernten Uterustibromes, das 


bis zum Nabel reicht. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 407. 


CH. Texier, Fibrome uterin donnant lieu à des symptömes de grossesse. 


40, 


21. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1807. 


Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux. Med. de Bord. 23 nov. 96, 

— Coineidence d'un fibrome et d'un &pitheliome uterin. Soc. des Se. 
med. de Lyon. Gaz. des Hôp. de Toulouse, 7 nov. 1896. 

Thesee, Contribution à l'étude du decubitus cuntus, complication pos- 
sible dans l'hystérectomie vaginale. Thèse de Paris 1896—97. 


32. Tóth, Demonstration von Uterusmyomen mit Gravidität komplizirt. 


Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 136. (Diskussion pag. 137.) 


. Tripier, Fibroma uterin volumineux, kyste ovarique ou uterin. Traite- 


ment medical complexe. Guerison. Bull. gen. de therap. 30. nov. 1896. 


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- Vanderlinden et de Buck, Notes sur un cas d’inversion uterine par 


myomatose généralisée. Bull. de l'Acad. royale de Med. de Belgique, 
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. Vanderveer, Uterine fibroids complicated by pregnancy. Med. News. 


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“. Vanverts, Fibrome sous-péritonéal pédiculé de l'utérus et hématocèle 


retro-uterine. Bull de la Soc. anat. 5. S. X, 21, pag. 753, 1896. 


. Veit, J., a) Aetiologie, Symptomatologie, Diagnostik, Prognose der 


Myome. b) Die palliative Behandlung und die vaginalen Operationen der 
Uterusmyome. J. Veit's Handb. d. Gyn. Bd. II, pag. 447 u. 563. 

— Ueber die Grenzen zwischen abdominalen und vaginalen Operationen. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1449. (Bei Myomen ist der vaginale Weg, 
soweit sich diese vor der Operation in das kleine Becken eindrücken 
lassen, der gegebene, für grössere Geschwülste der Bauchschnitt). 
Veyrier, De la part qui revient aux courants faradiques dans le trai- 
tement des fibromes de l'uterus. Thèse de Bordeaux, 1895—96. 
Vincent, Fibrome uterin neglige: obstruction intestinale, gangrène de 
la vessie, infection steriorémique et urinémique. Hystérectomie abdomi- 
nale. Mort. Soc. Nat. de Méd. de Lyon. 6 Juil. 1896. 


. Voss, J., Myomata uteri. Tidshrift for den norske laegeforening. 17. 


Jahrg. Nr. 19, pag. 411—117. (Leopold Meyer. 


. Warker, Ely van der, Rare complications in two cases of hysterectomy 


The Am. Gyn. a. Obst. Journ. 1896, pag. 738. 


. Wathen, Treatment of uterine myomata and diseases of the uterine an- 


nexa per vaginam. The Am. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 405. 
(Empfiehlt ein vagino-abdominales Vorgehen.) 


-] 


98 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


245. Weller Van Hook, The consequences of removing the uterus. The 
Am. Gyn. and Obst. Journ. Nr. 4, pag. 405. 

246. Westermark, F., Bidrag till frågan om den retroperitoneala stump- 
behandlingen vid den supravaginala uterusamputationen för uterusmyom 
(Beitrag zur retroperitonealen Stumpfbehandlung bei supravaginaler Am- 
putation wegen Myoms). Hygiea. Bd. LIX, pag. 79—101, 1183—80. 

(Leopold Meyer.) 

247. Wettergren, Einige Blätter aus meiner Praxis. 

248. Winslow Anderson, Uterine Fibroids. Pacific med. Journ. pag. 529. 

249. Woyer, Schwangerschaft und Geburt nach abdomineller Myomektomie. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 563. (Bemerkenswerther Fall. 
wegen einer Uterusfistel, aus der in der Schwangerschaft zeitweise Blut 
abging. Schliesslich bedeutende Blutung in wiederholten Anfällen. Spon- 
tane Geburt.) 


250. Wylie, Fibroma complicated by Endometritis. The Amer. gyn. and 
obst. Journ. Vol. X, pag. 193. 

251. Zacharjewsky, Fibromyom des Cervix uteri, entfernt unmittelbar nach 
der Geburt. Tagebuch d. Ges. d. Aerzte der Kasan’schen Universität. 
Heft II. (V. Müller.) 


Im Berichtsjahre wurde die Frage der Adenomyome und ibrer 
Genese lebhaft besprochen. Viele werthvolle Details wurden beigebracht, 
insbesondere unsere Kenntnisse dahin erweitert, dass diese Geschwülste 
auch am Scheidengewölbe und in der Scheidenwand vorkommen. Die 
Ansichten Recklinghausen’s, dass ein grosser Theil dieser Ge- 
schwülste sich auf den Wolff’schen Körper zurückführen lasse, blieben 
natürlich nicht ohne Anfechtung. Auf der anderen Seite wurde nach- 
gewiesen, dass Drüsengebilde, ähnlich denen der Adenomyome, in der 
Nähe des Scheidengewölbes, in den Ligamenta sacrouterina, in den Lig. 
rotunda und zwar in der Höhe des Inguinalkanals, ja selbst in Iliacal- 
lymphdrüsen vorkommen! Auch diese Gebilde sollen mit den Urnieren 
im Zusammenhange stehen. 

In therapeutischer Beziehung hat die vaginale Entfernung der 
Myome, wie nicht anders zu erwarten stand, an Terrain gewonnen, was 
ja im Interesse der Kranken im Allgemeinen nur zu wünschen steht. 
Von den abdominellen Eingriffen nehmen die retroperitonealen Stiel- 
versorgungen noch immer die erste Stelle ein, während die Kastration 
mit Unrecht sehr in den Hintergrund gedrängt wird. 

Sonst ist besonders auf die interessante historische Abhandlung von 
Noble und auf den Abschnitt über Myome in J. Veit’s Handbuch 
hinzuweisen, ferner sei auch auf die Vorträge und Diskussionen in der 
französischen Gesellschaft für Chirurgie aufmerksam gemacht. 


Myome. 99 


In grossen Zūgen schildert Noble (154) die Entwickelung der 
Hysterektomie bei Fibromyomen, wobei er besondere Rücksicht auf die 
amerikanischen Verhältnisse nimmt. 

Die erste Myomotomie auf Grund einer bewussten Diagnose wurde 
zuerst von Kimball in Lowell, Mass. am 1. September 1853 aus- 
geführt. Kimball amputirte den Uterus supravaginal, versenkte den 
Stumpf und leitete die Unterbindungsfäden zum unteren Wundwinkel 
heraus. Heilung. 

Washington L. Atlee hatte aber schon frūher gestielte 
Fibroide (1844) durch Laparotomie entfernt, und am 3. März 1853 ein 
Myom ausgeschnitten, wie er auch vaginal die Tumoren zu entferneu 
versucht hatte, stets bestrebt, die Geschwulst für sich abzutragen. Auclı 
Walter Burnham in Lowell, Mass. hatte am 26. Juni 1853 den 
Uterus in einer Zwangslage, er hatte Ovarialkystom diagnostizirt, 
amputrt und den Cervix versenkt, weil das vor die Bauchdecken durch 
Erbrechen vorgefallene Myom nicht hatte wieder zurückgebracht werden 
können. Heilung. Der Fall wurde aber erst 1872 durch Irish und 
1888 durch Perkins veröffentlicht, so dass Kimball litterarisch zu- 
erst in Amerika bekannt wurde. Kimball.führte auch Koeberle’s 
extraperitonegle Stielbehandlung in Amerika ein. Wohl durch 
Schröder’s Einfluss lehrte Marcy 1881 den Stumpf durch eine 
querdurchgelegte Kürschnernaht zu sichern, während Emmet 1884 
zueret den Stumpf mit einer Peritonealmanchette bedeckte und vernähte. 
Diese echte retroperitoneale Methode wurde von Emmet auch im Prin- 
zip voll erkannt. 

Eastman versorgte am 3. Februar 1887 den Stumpf durch 
eine quere Kürschnernaht und bedeckte ihn mit einem hinteren und einem 
vorderen Peritoneallappen. Gleichzeitig brannte er den Cervix aus und 
drainirte den subperitonealen Hohlraum unter dem vernähten Peritoneum 
mit Gummidrains nach der Scheide zu. | 

Mary A. Dixon Jones führte in Amerika am 16. Februar 
1888 die erste Totalexstirpation wegen Myomen aus und zwar abdomi- 
nell und vaginal mit Klemmen. Sie hatte keine Kenntnisse von 
Bardenheuer’s Werk, in dem dieser seine Methode zuerst beschrieben 
hat (1888). Nebenbei sei erwähnt, dass Bardenheuer damals bereits 
die Beckenhochlagerung anwandte, und zuerst die Totalexstirpation des 
Uterus zur Entfernung beider Adnexe empfohlen hat. 

Einen weiteren bemerkenswerthen Fortschritt in der Technik leitete 
A. Stimson ein durch die vorgängige isolirte Unterbindung beider 
Art. spermaticae et uterinae (1889). Damit fiel die provisorische elasti- 


m 
7 * 


1%) Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


sche Uinschnürung des Uterus ganz weg. Milton in Cairo und Baer 
übertrugen das Verfahren auch auf die supravaginale Amputation. 

Die grössten Verdienste auf diesem Gebiete erwarb sich Kelly. 
Er lehrte zunächst den nach Schröder versorgten Stumpf an die 
vordere Bauchwand annähen (10. Oktober 1888). Nach einem Jahre 
ging Kelly zur intraperitonealen und später zur retroperitonealen 
Methode über. So gelangte Kelly schliesslich zu seiner jetzigen Technik 
(12. November 1895), die anderweitig in diesen Jahrbüchern bereits 
referirt wurde. Einen ähnlichen Weg ging Polk, der zunächst den Stumpf 
extraperitoneal in einer peritonealen Manchette, die an das Parietalperi- 
toneum befestigt wurde, zu lagern suchte, bald aber, beeinflusst durch 
Stimson, zur Totalexstirpation überging. 

Historisches Interesse erweckt ferner, dass Henry Byford in 
Chicago den Stumpf in die Scheide einzustülpen lehrte (1889). 

Joseph Eastman führte seine erste Totalexstirpation am 
21. September 1889 aus, wobei er bestrebt war, möglichst dicht an der 
Uteruskante die Ligamente zu durchtrennen. Häufig brauchte er da- 
bei die Art. uterina nicht zu unterbinden. Richard Goffe (1890) trat 
von neuem in Gemeinschaft mit Dudley für eine retroperitoneale 
Stumpfversorgung ein. 

Bis zum Jahre 1892 herrschte die Amputatio supravaginalis, ins- 
besondere in ihrer extraperitonealen Methode vor. Als deren besonders 
eifriger Vertreter machte sich Joseph Price bekannt. Nunmehr 
erfolgte in Amerika ein bemerkenswerther Umschwung zu Gunsten 
der Totalexstirpation, so dass diese jetzt vielfach im Vordergrund 
steht und im Allgemeinen die Amputatio uteri supravaginalis stark 
zurückgedrängt bat, während die extraperitonealen Methoden vielfach als 
obsolet angesehen worden. Besondere Verdienste erwarb sich hierbei 
Baer, der die Art. spermatica isolirt unterband, die Art. uterinae 
in ihrem Verlauf durch das breite Mutterband aufsuchte und dort 
unterband. Er zeigte dabei, dass der Cervix nunmehr nicht mehr 
bluten könne, also keine besondere Unterbindungen oder Umstechungen 
erfordere. Des Ferneren fürchtete er nicht eine Infektion vom Stumpf 
bei der supravaginalen Amputation, den er übrigens retroperitoneal 
versorgte. 

1894 lehrte William K. Pryor die drei wesentlichen Ge- 
fahren einer Totalexstirpation des myomatösen Uterus vermeiden, näm- 
lich die Verletzung des Ureters, Blutungen aus den Venen der Kapsel 
und die lange Dauer der Operation. Pryor unterband nämlich beide 
Lig. lat. bis zu der Art. uterinae herab, eröffnete daun das hintere 


Mvone. 101 


Scbeidengewōlbe, so dass man mit einer Deschamp’s Nadel Ligaturen 
umlegen konnte. Ablösen der Blase, Eröffnen des vorderen Vaginal- 
sewölbes, worauf Unterbindung der Art. uterinae, sowie zuletzt noch 
einmal der Spermatica central von der ersten Gesammtligatur. Der 
Ureter wird vermieden durch möglichst dichtes Umführen der Des- 
champ’s Nadel entlang dem Cervixgewebe, hierbei soll die Lage des 
Ureters möglichst festgestellt werden und der Uterus stark nach der 
anderen Seite gedrängt werden. Ablösen des Cervix von der Scheide 
und seiner Verbindung mit dem Lig. cardinale. Drainage. 

Diese Pryor’sche Methode und die von Kelly lassen selbst intra- 
ligamentäre Tumoren vergleichsweise leicht entfernen, so dass sich daraus 
die Vorliebe für die Totalexstirpation in Amerika zur Genüge er- 
klären lässt. 

Noble lässt in den weiteren Abschnitten seiner Abhandlung 
den gleichzeitigen Bestrebungen auf dem Gebiete der Myomotomie in 
Europa volle Gerechtigkeit zukommen, und betont insbesondere, dass 
Charles Clay in Manchester 1844 die erste Hysterektomie, aller- 
dings auf falsche Diagnose bin ausgeführt habe, während Koeberle 
erst 1863 operirte, dieser aber die extraperitonealen Stumpf behandlungeı: 
einleitete. Auch betont Verfasser, dass die Totalexstirpation wegen Myom 
deutschen Ursprunges sei, und zwar von Bardenheuer zuerst aus- 
geführt, wiewohl Clay’s zweite Operation in der Entfernung des ganzen 
Uterus gipfelte. 

Ueber die englischen Vorschläge wird bemerkt, dass Christoph 
Martin, wie einst Marcy und später Zweifel das ganze Lig. 
lat. in einzelne Abschnitte unterband, wiewohl hier nur vier Arterien 
zu bluten im Stande seien. 

Ausser einer genauen Schilderung des Kelly’schen Verfahrens 
bringt die Abhandlung eine solche der Technik des Verf., wobei 
er sich als strenger Anhänger der supravaginalen Amputation zeigt. 
Wesentlich deshalb, weil mit Eröffnung des Vaginalgewölbes neue 
Blutungsquellen aus dem Bezirke der Vaginal- und mittleren Hämor- 
rhoidaläste entstehen, weil ferner mit voller Sicherheit die Scheide 
nicht desinfizirt werden kann und schliesslich weil auch bei peritonealenı 
Verschluss des Beckenbodens doch eine Drainage der subserösen 
Wunde nöthig würde und hieraus sekundäre Infektion eintreten könne. 
Noble unterbindet zunächst auf einer Seite die Art. spermatic. und 
Art. rotund. Löst die Blase stumpf ab. Das Lig. lat. wird stumpf 
mit einem Schwamme abgestreift, bis die Uterina zum Vorschein kommt. 
Diese wird da umstochen, wo sie sich entlang dem Uterus anlegt und 


102 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


zwar unter Mitfassen einer schmalen Schicht Cervixgewebes. Gleiches 
geschieht auf der anderen Seite, Amputation im Cervix, dessen Kanal 
mit Katgut vernäht wird. Blutstillung, retroperitonale Versorgung des 
Stumpfes. Bei intraligamentärem Sitz muss sorgfältigst auf den Ureter 
geachtet werden, der verlagert sein kann. 

Von allgemeinem Interesse erscheint eine neuere Statistik, die 
Noble giebt: 

Supravaginale Amputation des Uterus wegen Fibromyom aus den 
Jahren 1894, 1895, 1896. 





Fälle Tod 
Howard A. Kelly. . . ........155 7 (4,5°lo 
John Baldy . . . 2 2 Dë 2 (3,3°/o) 
Charles Penrose e D 4 
Hermann Boldt. . . . . . 11 0 
Noble {Mai 1891 bis April 1897) . 66 4 
345 17 = 49°. 
Totalexstirpationen aus gleicher Ursache: 
William Polk 1894, 1895, 1896 . . 24 1 
Hermann Boldt 1894—1896 . . . 28 1 
1893, 1897 . . . 28 1 
vor 1893. . . . . . 2I 7 


111 10 90/0. 
Ein Ergebniss, das sich mit der Statistik, die Olshausen in 
J. Veits Handbuch giebt, gut deckt. 


Noble erweist sich weiter als ein prinzipieller Gegner der vagi- 
nalen Totalexstirpation der Myome, doch hat er darüber keine eigene 
Erfahrungen. Weniger schroff steht Verf. der Kastration gegenüber, 
doch will er sie nur dann ausführen, wenn kleine Tumoren starke, 
nieht beherrschbare Blutungen bedingen und die Kranken sehr er- 
schöpft sind — dies trotz guter Resultate. 


Mit Nachdruck wird betont, dass man frūh operiren solle. Nach 
Noble’s Erfahrungen beträgt die voraussichtliche Sterblichkeit der 
nicht operirten Myomkranken 30—38°/o, während die supravaginale 
Operation nur etwa 5°/o Verluste verschulde. Je früher man operire, 
desto günstiger sei die Voraussagee Man dürfe nicht warten, bis die 
Kranke etwa durch Blutungen u. s. w. erschöpft sei. Letzteres bedeute 
einen nur scheinbaren Konservatismus zum Schaden der Kranken. Bei 
jugendlichen Personen wäre, wenn irgend möglich, die Myomektomie 
auszuführen, die zweifellos das Ideal der Myomoperationen darstelle, 


Myonıe. 103 


die allerdings neben vereinzelten Knollen wiederum frühes Operiren 
voraussetze. 

Nach Noble’s Ausführungen würde demnach, wie seinerzeit Mc. 
Dowell (1809) die erste beabsichtigte Ovariotomie, Kimball (1853) 
die erste bewusste Myomoperation in Amerika ausgeführt haben. Von 
jeher blieb für Amerika die supravaginale Amputation charakteristisch, 
zuerst von Kimball und Burnham (1853) ausgeführt. Die retroperito- 
neale Stumpfversorgung wurde von Emmet (1884), Eastman (1887), 
Goffe und Dudley (1890) besonders betont. Die isolirte Unter- 
bindung der Art. spermaticae und uterinae in ihrem Verlaufe durch 
die Ligamente ist auf Stimson (1889) und Baer (1892) zurück- 
zuführen. Letzterer betonte auch die grossen Vortheile der Cervix- 
amputation tief unterhalb des inneren Muttermundes ohne Cervix- 
unterbindungen, höchstens, dass man mit einigen Katgutnähten die Cervix- 
schleimhaut vereinigen soll. Eine systematische Technik intialigamentäre 
Myome auszuschälen ist von Pryor (1894) und von Keily (1896) 
ausgearbeitet worden. 

Die Arbeit schliesst mit einem sorgfältigen Litteraturverzeichnise. 

Cullen (41) untersuchte, ausser zwei Fälle von diffusen, nicht 
bisarigem Adenomyom, einen Fall von interstitiellem Myom des 
Uterus. Letzteres enthielt die Drüsengebildee Bei den beobachteten 
drei Adenomyoınen fand sich grobes dichtes Netzwerk zwischen Schleim- 
haut und Muskularis gelegen. Vielfach drangen Schleimhautpartien 
zwischen die Muskelbündeln ein, ferner waren mitten in der Geschwulst- 
masse Inseln von Schleimhautähnlichem Gewebe mit Cystenbildung 
eingestreut. Diese Partien bestanden aus Drüsengewebe, wie denn 
auch sonst die Drüsen sehr tief in die Geschwulst eindrangen. Aus 
dem gleichen Gewebe können sich auch Polypen bilden. Eine be- 
sondere Struktur des Myomgewebes liess sich nicht erkennen, hingegen 
konnte für das diffuse Adenomyom die Herkunft der drüsigen Ab- 
schnitte aus der Uterinschleimhaut nachgewiesen werden. 

Ivanoff’s Untersuchungen (113, 114) erstreckten sich auf 62 Fälle 
deiner Myome, uneingerechnet die grossen Myome. Die überwiegende 
Mehrzahl der Uterusmyome enthalten keine Drüsenbildungen. Sind 
solche vorhanden, eo können sie einen Reiz auf die benachbarten Ge- 
webe ausüben. Diese Drüsenbildungen bestehen aus Drüsenröhren oder 
(ysten, welch letztere aus den ersteren entstanden sind, beide mit 
Cylinderepitbel versehen. Adenomyome können auch durch Eindringen des 
(ylinderepithels der Serosa (?) entstehen. (Analyse in La Gynécologie, 
2° Année pag. 333.) 


104 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Legueu et Marien (129) besprechen an der Hand eigener Unter- 
suchungen das Vorkommen von Drüsen in Fibromyomen. So konnten 
Verff. an einem kleinen submukösen Fibromyome unmittelbar nach- 
weisen, dass die Drüsenschläuche in seiner Mitte sicher von der Uterus- 
schleimhaut herrührten, da diese in Verbindung mit jenen standen. 
Weiter schliessen Verff., dass eine primäre Schleinhautentzündung die 
Myombildung durch entzündliche Reizung veranlasst habe. (Siehe die 
Ausführungen im Bulletin de la Société anat.) 

Das Schicksal der im Myomgewebe eingeschlossenen Drüsenele- 
menten ist ein verschiedenes. So können sie atrophiren, ja selbst ganz 
verschwinden, besonders in jenen Geschwülsten, die subserös geworden 
sind. Ferner können die Drüsenreste myxomatös entarten, viel häufiger 
geben sie aber Ursache zur Cysten- oder zur Carcinombildung 
ab. Während ersteres sehr häufig ist, ist letzteres sehr selten. So 
fanden Verff. in einem grossen Fibromyom, 1800 g schwer, eine 
Anzahl von Carcinomherden. Aehnliche Beobachtungen haben bereits 
Klob, Roehrig, Glaser und Co& veröffentlicht. Verff. bezichten 
als Ausgangspunkt dieser malignen Neubildung jene Drüseneinschlüsse. 

Nur nebenbei wird der Theorie, dass die Drüseneinschlüsse in 
Myomen von Resten des Wolff’schen Körpers herrühren, gedacht. 

Unter Pfannenstiels (167) Fällen erscheint besonders bemerkens- 
werth jener, in dem das hintere Scheidengewölbe in einen kleinen, dem 
Uterus naheliegenden Tumor ‚umgewandelt war. Er enthielt kleine 
gelblichbraune Pigmentflecken neben feinen Spalten und Cystchen. Die 
Untersuchung zeigte diffuse Durchsetzung mit drüsenschlauchähnlichen 
Massen, Pigmentkörperchen und einem Pseudoglomerulus. Interessant 
ist, dass aus der einen Leistengegend am Leistenring ein Tumor ent- 
fernt wurde, der den typischen Aufbau eines Adenomyomes aufwies, 
jedoch nichts von Lymphdrüsengewebe zeigte. 

Es handelte sich also nicht um eine Metastasenbildung, sondern 
um das gleichzeitige Auftreten von Adenomyom an zwei verschiedenen 
Stellen des Genitalkanals.. Pfannenstiel nimmt an, dass einerseits 
das Paroophoron abnorm tief in die Scheide herabragte, andererseits 
bei der Entwickelung der Genitalien der unterste Abschnitt der Urniere 
mit dem Lig. rotundum in die Leistengegend gelangte. Einen ähn- 
lichen Fall habe Cullen (John's Hopkins Hospital Bullet. 1896 Mai 
schon beschreiben. Es fragt sich aber jetzt, ob die Erklärung Pfannen- 
stiels noch aufrecht erhalten werden kann, nachdem Ries (191a) in 
zweifellosen Iliacaldrüsen und in der Douglas’schen Falte Drüsen- 
schläuche gefunden hat. 


Myowe. 1053 


Im linken Lig. sacro-uterinum fanden sich zwischen den Muskel- 
und Bindegewebsbündeln mehr oder weniger gewundene, verzweigte 
Drüsenschläuche, mit gut färbbarem Cylinderepithel ohne Flimmerung und 
Pigmentirung. Kein Zusanımenhang mit dem Uterus, vielmehr lag noch 
ein Zwischenraum von ca. 2 mm vor. In zwei Lymphdrüsen fanden 
sich in den Bindegewebsbalken bis in die Follikelsubstanz hinein, diesen 
ähnliche Bildungen mit schön ausgeprägtem Cylinderepithel. Einzelne 
Drüsendurchschnitte schienen eine Muskelscheide zu besitzen. Mehr- 
schichtung der Epithelien, Ausfüllung der Lumina oder unregelmässige 
Kerntheilungsfiguren fehlten. Nirgends Schleim, hingegen schienen 
Cilien an einzelnen Drüsenepithelien vorhanden gewesen zu sein. Sonst 
enthielten die anderen benachbarten Lymphdrüsen Plattenepithelcarcinome, 
genau dem des Cervix, das die Operation nothwendig gemacht batte. 

Ries selbst ist am geneigtesten sich der Ansicht v. Reckling- 
hausen’s, Cullen’s und Pfannenstiel’s anzuschliessen und 
diese Drüsenschläuche als verirrte Theile des Wolff’schen Körper-, 
die bis an oder in die Lymphdrüsen vorgedrungen sind, anzunehmen, 
dies um so lieber, als der zugehörige Uterus Tubenwinkeladenomyonie 
enthielt. 

Meyer’s (142) Vortrag schloss mit der Ueberzeugung, dass 
Aılenome im Myometrium sowohl von Resten des Wolff’schen Körpers 
und Ganges, als von embryonal verspreugten Schleimhautkeimen anderer 
drüsiger Neubildung seitens der Schleimhaut gebildet werden können, 
dass ferner ein kombinirtes Vorkommen möglich ist und dass bei der 
Bestimmung der Genese von Adenomyonen der verschiedenen genannten 
Entstehungsmöglichkeiten gedacht werden muss. 

Dass dabei das Adenomyom aus Urnierenresten die grösste Rolle 
spielt, scheint Meyer nach v. Recklinghausen’s Untersuchung 
ausser Zweifel. 

Meyer’s Ergebnisse stützen sich auf eine Anzahl zum Theil 
sehr interessanter Präparate. Da die ausführliche Arbeit in dem: 
Berichtejahre noch nicht erschienen ist, so möchte Ref. betreffend der 
Befunde kleiner Cysten im Cervix auf die Möglichkeit ihrer Herkunft 
aus den hier nicht seltenen wurzelförmigen Ausläufern der Wolff- 
schen Gänge hinweisen. Freilich will Verf., der selbst ein derartige- 
Beispiel beigebracht, dieses als angeborenes Adenom vom Wolff- 
schen Kanale deuten. Ihm waren die Arbeiten von Klein noch un- 
bekannt. 

Der schärfste Gegner erwuchs den Theorien v. Recklinghausen’: 
über die Genese der Adenomyome in Kossmann (118). Insbe- 


106 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


sondere verficht Verf. seine Ueberzeugung, dass die Ahstammung der 
Cystadenome und Adenomyome des Uterus und der Tube von den nor- 
malen oder von accessorischen Müller’schen Gängen nach wie vor eine 
weit grössere Wahrscheinlichkeit habe, als die Herkunft von dem Wolff- 
schen Körper. Auch gegen die Beweiskraft der Meyer’schen Prä- 
parate verhält sich Kossmann abweisend. Der stark polemische 
Charakter der Arbeit erschwert einen kurzen Auszug sehr, zumal man 
die gegebenen Abbildungen unbedingt daneben haben muss. Es sei daher 
hier nur darauf hingewiesen, dass Kossmann den wesentlichsten Grund 
gegen die Herkunft der Adenomyome aus dem Wolff’schen Körper 
in der Lokalisation der Tumoren sieht. Accessorische Müller’sche 
Gänge sind an den Tuben häufig, sie kommen an beliebiger Stelle 
vor; sie haben eine Muskularie, die natürlich gerade so gut myomatös 
entarten kann, wie die der Haupttube oder die des Uterus. Daneben 
können auch selbständige Myome sich ausbilden. Hier ist dann die 
Vergesellschaftung eine ersichtlich zufällige. Denn accessorische Tuben 
ohne Myome sind etwas ganz Allgemeiner. Diese Hypothese würde 
zunächst die Entstehung der Adenomyome der Tuben und Parametrien 
leicht erklären. Für die Geschwülste des Uteruskörpers nimmt Koss- 
mann an, dass viel mehr Adenomyome ihre drüsigen Einschlüsse von 
der Schleimhaut hernehmen, als man glaubt. Und für die anderen 
Fälle, warum sollen accessorische Bildungen an den unteren Abschnitten 
der Müller’schen Gänge nicht vorkommen? 

Anlässlich und im Zusammenhang mit einer grösseren Besprechung 
über Hysterektomie in der Société de Chirurgie de Paris erschienen ver- 
echiedene interessante Arbeiten über diesen Gegenstand. So theilte zunächst 
Hartmann (92, 93) seine Erfahrungen mit. Dieser bevorzugt ein 
Verfahren, das nur wenig von dem Doyen’s abweicht. Beiderseitige 
Unterbindung des Plica ovario-pelvica und mediane Eröffnung des 
hinteren Scheidengewölbes mit Hilfe einer in die Scheide eingeführten Pin- 
zette, Umschneiden der Portio von hier aus, wobei diese mit einem beson- 
deren Instrumente hervorgezerrt wird. Nunmehr werden in dem lockeren 
Bindegewebe der eröffneten Ligg. lata die rechte Uterina aufgesucht, 
unterbunden und der Uterus völlig abgelöst und schliesslich die linke 
Uterina versorgt. Bis auf eine kleine Oefinung wird die Peritoneal- 
wunde mit fortlaufender Naht verschlossen. 

Unter 19 glücklich verlaufenen Fällen finden sich 5 Fibrome 
neben einem Corpuscarcinem. | 

Diriart (48, 49) schildert eingehend das Verfahren seines Lehrers 
Routier. Dieser beginnt mit der Umschneidung der Portio von der 


Myome. 107 


Scheide aus, soweit diese ausführbar ist, hierbei werden die seitlichen 
Abschnitte der Scheide geschont und wenn irgend möglich die Fossa 
vesicouterina und der Douglas eröffnet. Jetzt erst Laparotomie. 
Beiderseitige Unterbindung der Adnexe. Mit Hilfe der Hände, 
Muzeux’scher Zangen oder eines Pfropfenziehers wird der fibromatöse 
Uterus herausgewälzt. Nöthigenfalls soll man mit grossen, tiefen 
Schnitten trotz der starken Blutung, die bald nachlässt, die Masse ver- 
kleinern. Stärkere blutende Gefässe fasst man. Erweitern der Scheide- 
wunde, nöthigenfalls von der vorderen Wand aus. Mit zwei Fingern 
wird die Blase mit den Ureteren vollständig abgelöst. Nunmehr wird 
auf der einen Seite die Basis des Ligamentum latum mit einer Gummi- 
ligatur versorgt und abgeschnitten. Gleiches geschieht mit der anderen 
Seite womit der Uterus abgelöst ist. Uebrigens legt Routier kein Ge- 
wicht auf die elastischen Schnüre. Die Unterbindungsfäden werden 
in die Scheide eingeleitet und die Ligamentstümpfe in diese hinein- 
gestülp. Kein Peritonealverschluss. Die Gummiligaturen fallen zu- 
meist zwischen dem 20.—40. Tage ab. 

Von 22 nach dieser Methode operirten Fibromen starben vier, je 
ene Kranke an Embolie, Darmverschluss, Urämie bei chronischer 
Nephritis (keine Autopsie) und eine an septischer Peritonitis. Eine weitere 
Kranke starb an Darmperforation, die bereits vor der Operation schwer 
an Peritonitis, Darmperforation und Darmverschluss erkrankt war. 

Richelot’s (190, 191) Vortrag in der chirurgischen Gesellschaft 
stellt eine weitere Abänderung seines Verfahrens dar. Die ausführliche 
Beschreibung erschien in der Revue de gynécologie et de chirurgie ab- 
dominale Nr. 2 mars-avril 1897. Hier sind im Wesentlichen die in- 
swuktiven Abbildungen jener Arbeit wiedergegeben. 

Richelot beginnt mit der Ablösung der Blase durch einen 
Querschnitt und legt stumpf beide Art. uterinae bloss. Mit drei 
Pinzetten wird das Lig. latum beiderseits gefasst, wobei die erste die 
Plica ovariopelvica mit der Spermatica fasst, die letzte die Uterina. 
Nach Ablösen des Uterus wird die Scheide abgetrennt, wobei der Schnitt 
noch etwas in Uterusgewebe fallen soll. Sofort wird die Scheide mit 
einigen Nähten verschlossen, wobei die Blutung aus den Wundrändern 
gestillt wird. Nunmehr Katgutunterbindungen der Adnexe und Perito- 
nealnaht über den Vaginalstumpf. Wenn Richelot einmal genöthigt 
wird eitrige Adnexerkraukungen abdominell zu entfernen, so verfährt 
er anfangs wie oben beschrieben, fasst aber sofort die freigelegten 
Arteriae uterinae, eröffnet und löst sofort die Scheide ab. Von der 
Basie aus wird die vordere Platte des Lig. latum eröffnet, das Lig. 


118 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


rotundum versorgt. Stumpf geht man im Bindegewebe des Lig. lat. 
lateral von dem Eitersack nach der Plica ovariopelvica hin und fasst 
diese mit Pinzetten. Gleiches geschieht auf der anderen Seite. Sollte 
trotzdem ein Eitersack platzen, so müsste man das kleine Becken aus- 
waschen. Nur im letzteren Falle verschliesst man den Beckenbode 
nicht, wie oben angegeben, sondern drainirt nach der Blutstillung mit 
Gaze und einem Drain. Richelot hatte übrigens bis zur Zeit seine: 
Vortrages nur einigemal so operirt. 

An diesen Vortrag Richelot’s schloss sich eine lebhafte Dis- 
kussion au, in der Reynier, Reclus, Segond, Hartmann, 
Pozzi, Schwarz, Qu&nu, Routier und N&laton das Wort er- 
griffen. Im Allgemeinen fand Richelot nicht vielen Anklang, insbe- 
sondere betonte Reynier, dass dieses Verfahren, welches sich an das 
von Polk anlehnt, keine Operation der Wahl sein könne, besonders 
nicht bei grossen oder atypisch entwickelten Myomen und suche man 
die Geschwulst vorher zu verkleinern, so verlängere man damit die 
Operation und verlöre unnöthig viel Blut, man steigere die Gefahr 
des Operationsshock. Redner bevorzugt das Doyen’sche Verfahren, 
in ähnlicher Weise, wie dies Reclus auseinandergesetzt hat. Die 
Art. uterina durchschneidet man frei und fasst sie erst dann in Pin- 
zetten, auch drainirt Reynier nach der Scheide durch eine kleine 
Peritonealöffnung. Eher würde Reynier die Richelot’sche Opera- 
tion bei Adnexerkrankungen vornehmen, sofern der Uterus so er- 
krankt ist, dass er mit entfernt werden muss. Aber auch für diese 
Fälle dürfte vielfach die grösste Schwierigkeit in dem Aufsuchen der 
Art. uterina eintreten. Besonders interessant ist ferner die Kritik 
Segond’s, wo dieser zunächst zugiebt, dass er auch die abdominale 
Totalexstirpation bei Adnexerkrankungen für einzelne Ausnahmefäll« 
bevorzuge. Zweifellos sei bei grossen Myomen der abdominelle Weu 
vorzuziehen. Welcher ÖOperationsmethode man hierbei folgen solle, 
hänge vollkommen von den Eigenthümlichkeiten des Einzelfalles ab. 
Was Richelot’s Verfahren beträfe, so sei es umständlicher in Be- 
treff der Ablösung der Blase, dem Schutze der Ligaturen und der 
Einfachheit der Blutstillung, als das von Doyen und der amerikani- 
schen Modifikationen. Insbesondere werden letztere aller Beachtung 
empfohlen. Unter diesen zieht Segond besonders das Verfahren von 
Kelly vor. Im Wesentlichen also Unterbindung der Plica ovario- 
pelvica und des Lig. rotundum an einer Seite, Versorgung des Lig. 
latum dieser Seite bis die Arteria uterina erreicht wird, die sofort unter- 
bunden wird. Nunmehr wird in gleicher Höhe der Cervix durch- 


Myome. 109 


-chnitten und so die Art. uterina der anderen Seite erreicht und 
unterbunden. Von hier aus unterbindet man von der Basis beginnend 
das Lig. latum und rotundum, sowie die Plica ovariopelvica der 
anderen Seite. Sorgfältiger Wundverschluss. Will man nicht einen 
Rest Cervix stehen lassen, so eröffnet man gleich nach der Unter- 
bindung der ersten Art. uterina das Vaginalgewölbe und schneidet 
Je Portio ab. Diesen Weg bevorzugt Segond um drainiren zu können. 
Entfernt man den Cervix ganz, so ist die Blutung stärker und erfordert 
mehr Ligaturen. Diese Grundzüge lassen sich leicht, je nach der 
Eigenthümlichkeit des Falles beliebig verändern. Der Hauptvorzug 
dieser Methode bestehe darin, dass sie in jedem Falle anwendbar ist, 
„wohl bei Myomen wie bei Adnexerkrankungen. Hartmann wirft 
der Methode Richelot’s Komplizirtheit vor. Pozzi macht darauf 
aufmerksam, dass, je näher man an den Uterus kommt, desto geringer 
die Lichtung der Gefässe sei und lobt das Kelly’sche Verfahren sehr. 
Im Uebrigen schliesst er das Peritoneum, lässt aber die Scheidenwunde 
Afen, Schwartz drainirt prinzipiell und hat sich in der letzten Zeit 
der Kelly’schen Methode zugewandt. Quénu erklärt sich für Kelly, 
während N&laton als Methode der Wahl das Doyen’sche Verfahren 
bevorzugt. 

Bossi (17, 18) verwirft die Anwendung von Spiegeln bei der Total- 
xstirpation des Uterus, da der Finger freier beweglich sei und besser 
lie Dicke und Spannung der Gewebe fühlen könne. Auch könne 
man ohne Spiegel grössere Stücke beim Morcellement ausschneiden. 
Im übrigen lässt Bossi nur im Nothfalle Klemmen liegen, da diese 
Nachblutungen, Darmverletzungen und Stumpfinfektionen bewirken 
können. Die Peritonealhöhle wird nicht verschlossen. Von 27 Total- 
-xstirpationen wegen verschiedener Erkrankungen verlor er keine. 

In zeitgemässer Weise bespricht W. van Hook (101) die Folgezu- 
tände der Entfernung der Gebärmutter. So kann vor allem ein 
Scheidenvorfall entstehen, indess dürfte solches wesentlich nur dort 
nach Ref.’s Erfahrungen zu erwarten stehen, wo die Ligamentstümpfe 
an die Scheide nicht befestigt werden und die Peritonealnaht nicht 
ausgeführt wird. So hat Ref. nach Carcinom- und Myomoperationen 
niemals einen Vorfall entstehen sehen, ‚sondern nur stets dann, wenn 
wegen eines grossen Vorfalls der Uterus entfernt wurde, also bei hoch- 
stadig erschlafftem Beckenboden und Ligamenten. Kürze der Scheide 
sann bei Kolpohysterektomie deren Funktion wohl behindern. Denkbar 
it auch eine Narbenkontraktion um den Ureter, wie denn Ref. einen 
solchen Fall mit Pyelonephritis nach ausgedehntester Exstirpation eines 


110 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Carcinoms, wobei der von Carcinommassen ummwucherte Ureter durch- 
schnitten wurde, auf diese Weise hat entstehen sehen. 

Bei unentwickelten Mädchen kann die Entfernung des Uterus. 
und der Adnexa die Entwickelung des Genitale hintanhalten und gilt 
dieser Umstand daher mit Recht als Kontraindikation. Ferner hat man 
mehrfach Atrophie der Scheide beobachtet. Ob die klimakterischen Be- 
schwerden nach Totalexstirpation wirklich schärfer oder rascher eintreten 
oder ablaufen, müsste noch bewiesen werden. In einem Fall des 
Verte, in dem ein Ovarium zurückgelassen wurde, menstruirte die 
Frau noch fünf Jahre regelmässig durch eine Tube, die in die Vagina 
eingenäht war. Ref. hat hingegen in zwei Fällen beobachtet, dass das 
Zurücklassen eines Ovariums (Carcinom und Adnexerkrankung) solche 
Beschwerden verursachte, dass in dem einen Fall noch nach Jahren 
die Entfernung dieses Organes dringend nothwendig, in dem anderen 
die Freude an der Dauerheilung des Carcinoms erheblich beeinträch- 
tigt wurde. Die Entfernung des Uterus kann in einer Anzahl von 
Fällen höchst nachtbeilig auf die Psyche der Frau wirken, der Uterus 
ist auch nach Entfernung der Eierstöcke keine quantité negligeable. 

Da aber unsere Kenntnisse über die nach der Operation auf- 
tretenden Störungen sehr mangelhaft seien, fordert Verf. zu genauerer 
Untersuchung jener Fälle auf, die wegen Carcinom operirt wurden, wie 
denn auch eine möglichst strenge Indikationsstellung allseitig Platz greifen 
müsse. Der Uterus sollte nur dann entfernt werden, wenn er selbst 
erheblich erkrankt ist oder wenn bei vaginalem Operiren die Entfernung 
der Adnexa durch die Uterusentfernung erheblich erleichtert wird. 
Man solle sich stets fragen, warum muss der Uterus entfernt werden, 
genau so streng wie etwa bei einer Niere. 

Engström’s (64, 65) Erfahrungen erstrecken sich jetzt auf 100 
abdominelle Myomenucleationen, die alle in kurzem Auszuge mitgetheilt 
werden. Von diesen hundert Frauen starben nur fünf — eine sehr 
geringe Sterblichkeit fürwahr. So verficht denn Engström jetzt eret 
recht seine Operationsanzeigen, die er auf dem Internationalen Gynäko- 
logenkongress in Brüssel 1892 aufgestellt hatte. Wenn ein Corpus- 
myom Symptome erzeugt, die ernstlich die Gesundheit und Arbeitskraft 
der Kranken stören, wenn es weiter wächst und vor allem, wenn ein 
Stillstand des Wachsthums nicht bald zu erwarten ist,- so muss man 
darnach streben, die Neubildung sobald als möglich isolirt zu ent- 
fernen, zumal dieses Vorgehen nicht gefährlicher sei als andere Ope- 
rationsmethoden. Nur in wenigen — drei — Fällen wuchsen Myome 
nach, viermal trat Schwangerschaft ein, so dass auch nach dieser 


Myome. 111 


Richtung hin Engström sehr befriedigt auf seine Resultate sehen 
kann. 

Eine eingehendere geschichtliche Darstellung der Freund’schen 
Operation enthält die Arbeit von Funke (75) aus der Klinik Freund’s 
selbst, wobei 25 Fälle zu Grunde gelegt werden. Der vaginalen Ope- 
ration, sei es Enucleation, sei es Totalexstirpation, fallen die Fälle bis 
zur Grösse und Form des Kopfes eines ausgetragenen Kindes anheim, 
wenn der Tumor von der Scheide bequem zugänglich ist, wenn die 
topographischen Verhältnisse passend sind und der Kräftezustand der 
Patientin als ausreichend erachtet wird. In zweifelhaften Fällen, sowie 
in den Grenzfällen, ist ceteris paribus die Laparotomie als die über- 
sichtlichere und gefahrlosere Operation vorzuziehen. Kontraindizirt ist 
die vaginale Operation bei den Adenomyomen, weil diese gewöhnlich 
durch ausgedehntere Verwachsungen mit der Umgebung komplizirt sind. 
Die abdominelle Totalexstirpation wegen Myom ist nur in seltenen, 
dann aber in sehr schwierigen Fällen auszuführen; hier ist natürlich 
die Prognose sehr ernst. Sonst jet die supravaginale Amputation mit 
versenktem Stumpfe auszuführen. Das Zurückbleiben des Stieles übt 
keine entscheidende Rolle auf den Heilungsverlauf und sichert den festen 
und natürlichen Abschluss nach dem Becken besser als nach der Total- 
exstirpation. Unter den Komplikationen, die in der Freund schen 
Klinik die abdominelle Totalexstirpation bedingten, sind vor allem zu 
nennen: Verjauchung und Malignität der Tumoren und ungünstige topo- 
graphische Entwickelung, wie bei Cervixmyom u. dgl. m. Die Abhandlung 
echliesst mit einer kritischen Darstellung der verschiedensten Methoden. 

Es lässt sich nicht für alle Fälle eine einheitliche Methode auf- 
stellen. Am meisten Aussicht, durchweg zur Anwendung zu kommen, 
haben die Methoden mit dem Ligaturverfahren. Die Klemmverfahren, 
bei denen nach Anlegung von zwei oder vier Klammern die Operation 
beendet sein soll, setzten gerade, breite Strassen voraus; mit dem 
Ligaturverfahren kann man auch bei Raumbeengung zum Ziele kommen. 
Im Ligaturverfahren gebührt der Klammer, als provisorisches Blut- 
süllungsmittel, ein hervorragender Platz. Im Uebrigen sollte jede Ab- 
änderung der Freund’schen Operation einen ausreichenden Grund 
voraussetzen. Die vaginale Umschneidung soll gemacht werden, wenn 
dieselbe leicht ausführbar ist und Vortheile verspricht: bei Carcinon 
und verjauchtem Myom; das Peritoneum soll aber dabei nicht eröffnet 
werden. Bei einfachen Myomen wird dieselbe meist unnöthig werden. 
Die Ligamente werden präventiv unterbunden, dabei verwendete Klam- 
mern werden nachträglich stets durch Ligaturen ersetzt. Die Uterina 


112 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


wird nach Abpräparirung des Peritoneums im Parametrium umstochen. 
Die Eröffnung der Scheide erfolgt in den Fällen, in denen die vaginale 
Umschneidung nicht gemacht ist, von vorn oder von der Seite her. 
Nach Entfernung des Tumors wird der Ureter, wenn er im Bereich 
des Operationsfeldes liegt, auf seine Durchgängigkeit geprüft. Die In- 
vagination der Adnexstümpfe wird nur bei abnormen Verwachsungen 
unterlassen. Die Peritonealhöhle wird nicht durch Naht geschlossen, 
wenn eine Indikation zur Drainage der Bauchhöhle nach allgemeinen 
Grundsätzen vorliegt. 

Für die Berner Verhältnisse konnte Kottmann (119) nachweisen, 
dass die Ledigen in den Jahren 20—30 sehr stark unter den Gesunden 
abnehmen, dass die Ledigen in den Jahren 30—36 relativ häufiger 
Fibromyomkranke aufweisen, als die Verheiratheten, dass die Ver- 
beiratheten in früheren und späteren Jahren häufiger erkranken und 
dass sie häufiger an Fibromyomen leiden, als die Ledigen, d. h. dass 
es in Bern mehr verheirathete Fibromkranke giebt, als ledige. 

Unter den gynäkologisch Kranken erkranken an Fibromyom relativ 
die am meisten, die im geschlechtlichen Verkehr leben, hernach die 
Ledigen und diejenigen, die nicht geboren haben. Die, welche geboren 
haben, erkranken demnach häufiger, wenn die Zählung auf die Art der 
Erkrankung bezogen wird, dagegen erkranken mehr Ledige und Nulli- 
paren bei Beziehung auf den Civilstand. 

Schwangerschaft und Geburt an und für sich werden von Fibro- 
myome nicht in hohem Grade beeinflusst. 

Die Conceptionsfähigkeit ist bei myomkranken Frauen geringer 
als bei gesunden Frauen. 
| Die geringere Conceptionsfähigkeit beruht nicht auf Verheirathung 
im höheren Alter. 

Die Myonıkranken weisen durchschnittlich eine höhere Sterilität. 
auf als die übrigen gynäkologischen Kranken, was einen Einfluss von 
Seiten des Fibromyoms nahe legt. 

Die gleich lange Dauer der Sterilität bei Fruchtbaren und Un- 
fruchtbaren bis zum Eintritte von Symptomen seitens des Tumors legt 
len Schluss nahe, dass schon damals myomatöse Veränderungen des 
Uterus bestanden haben möchten, welche die Conceptionsfähigkeit zu 
beeinflussen im Stande waren, wodurch die Annahme einer Conceptions- 
behinderung durch Fibromyome auch für die Allgemeinheit sicher er- 
scheint. 

Wenn sich Ref. bis dahin im Allgemeinen mit den Ausführungen 
des Verf.’s einverstanden erklären kann, so ist dies mit den Abschnitten 


Mvone. 113 


über die Wirkung des Klimakteriums und der Menopause leider nicht der 
Fall, und zwar um deswillen, weil der Verf. das 46. Altersjahr als 
Durchschnittszeit des Eintrittes der klimakterischen Periode ansieht. Für 
de Verhältnisse in Halle trifft dies entschieden nicht zu. Sehr zahl- 
reiche Frauen sind noch bis in den Anfang der 50er Jahre regelmässig 
menstruirt, ohne myomkrank zu sein. Durch diese frühe Annahme 
des Eintrittes des Klimakteriums hat sich Kottmann zu Schlüssen 
verleiten lassen, die wenigstens mit den Beobachtungen in Halle nicht 
übereinstimmen ; es sei denn, dass für Bern ganz besondere Ab- 
weichungen herrschen, was Ref. natürlich nicht kontrolliren kann. Kott- 
mann fand, dass 1. in annähernd !/s der untersuchten Kranken- 
geschichten weder das Klimakterium, noch die Menopause irgendwelchen 
hindernden Einfluss auf das Wachsthum hatten. 2. In vielen Fällen 
war das Wachsthum rapider, die Symptome nahmen an Stärke zu. 
3. Dieses schnelle Wachsthum beruhte nicht auf bösartiger Umwand- 
lung. 4. Fibromyome entstehen in dieser sonst für die Rückbildung 
angenommenen Zeit. Letzteres ist nach Ref. Beobachtungen richtig, 
erstere Bemerkungen aber stehen mit allen sonstigen Beobachtungen, 
auch denen des Verf.’s selbst, in Widerspruch, eofern man nicht eben will- 
kürlich das 46. Lebensjahr als klimakterische Grenze festlegt. Thatsäch- 
leh wird durch Myomentwickelung die Klimax häufig genug bis in 
den Anfang der fünfziger Jahre verschoben, dann aber tritt die Rück- 
hildung bis auf verschwindende Ausnahmen, am ehesten nicht bei 
submukösen Myomen, die zur Polypenbildung führen, mit grosser Sicher- 
heit ein. Damit stehen übrigens die Beobachtungen Kottmann’s in 
Uebereinstimmung, wie dies ein Blick auf seine Tabellen lehrt. 

Im Laufe des Berichtsjahres erschien der II. Band von J. Veit’s 
Handbuch der Gynäkologie, der die Myome enthält. In dieser übernahm 
Gebhard (80) die Schilderung der anatomischen Verhältnisse. Verf. 
bespricht der Reihe nach in vorsichtig abwägender Weise die allgemeinen 
mikroskopischen Eigenschaften der Myome und ihre Histologie, die 
Adenomyome, die Histogenese der Myome, den Einfluss der Myome 
auf Myometrium, Endometrium, Ovarium und Tuben. Besonders 
interessant ist die Beschreibung der pathologischen Vorgänge im Myom- 
zewebe, ihre Degenerationen und die Bildung der Mischgeschwülste. 
Aus der Fülle des Gebotenen sei hier nur erwähnt, dass nach Geb- 
hard’s Ansicht die grosse Mehrzahl der einfachen Uterusmyome 
ıKugelmyome) im Virchow’schen Sinn irritativen Ursprunges sind 
und ihre zelligen Elemente vorwiegend von Abkömmlingen der Uterus- 
muskulatur beziehen. Hierbei dürfte eine mitunter stattfindende Be- 


Jahrexber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Š 


114 Gynäkologie. Neubildunzen des Uterus. 


theiligung der Arterienmuskulatur nicht ausgeschlossen sein, insofern 
sich die Fasern der Arterienmedia mit dem umliegenden Geschwulst- 
gewebe verfilzen können. Bei der Schilderung der Histogenese der 
Adenomyome schliesst sich Verf. den Ansichten von v. Reckling- 
hausen an. 

Der Herausgeber des Handbuches selbst, J. Veit (238, 239), über- 
nahm die Aetiologie, Symptomatologie, Diagnostik, Prognose der Myome 
und ihre palliative Behandlung, einschliesslich der vaginalen Operations- 
methoden zu schildern. Die Myomätiologie liegt noch ganz im Dunkeln. 
J. Veit erkennt die von Recklinghausen’schen Befunde für die 
Adenomyome an, hingegen sei für die gewöhnlichen Myome eine An- 
lage noch nicht nachgewiesen worden. Die Erblichkeit scheint eine 
gewisse Rolle zu spielen, auch könne man sich ein Bild vorstellen, 
wie Reize, die auf den Uterus dauernd wirken, Myombildung aus- 
lösen können — aber sicher klargestellt sei letzteres noch lange nicht. 
Eingehend und treffend werden Symptomatologie, Diagnose und Prognose 
der Myome geschildert. 

Aus dem Abschnitte über die palliative Behandlung sei mit 
Freuden der konservative Sinn des Verf.’s hervorgehoben. Man muss 
in der heutigen Zeit der Polypragmasie sovieler Gynäkologen Veit zu 
besonderem Danke verpflichtet sein, dass er die Gelegenheit wahrnimmt, 
mit Nachdruck auf die palliative Bebandlung der Myome und ihre 
Erfolge hinzuweisen. Zeit ist es ja, den vielfachen Bestrebungen, die 
Gynäkologie immer stärker in chirurgische Bahnen zu drängen, ener- 
gisch entgegenzutreten. Verf. fübrt aus, dass nicht jedes Myom, weil 
es einmal da ist, entfernt werden muss, Im Allgemeinen sollen diese 
Neubildungen diätetisch behandelt werden, verschiedene Mittel können 
palliativ wirken. Allerdings, nehmen die Erscheinungen einen bedroh- 
lichen Charakter an, so muss man natürlich die Geschwulst entfernen. 
Schwere Blutungen erheischen, wenn irgend möglich die Operation von 
der Schleimhautseite, also entweder Entfernung myomatöser Polypen 
oder Enulceation submuköser oder der Schleimhaut nahe sitzender 
Tumoren. Stark ausgesprochene multiple Bildungen erheischen die 
Totalexstirpation. Einklemmungserscheinungen im Becken verlangen 
die Enulceation des Tumors und nur ausnahmsweise wird die ent- 
fernung des ganzen Uterus nöthig werden. Lebhafte Schmerzen bei 
interstitiellen Myomen, die sonst nicht zu bessern sind, erheischen die 
vaginale Totalexstirpation, desgleichen ein gehäuftes Auftreten kleiner 
Myome, nach deren etwaigen Enucleation ein existenzberechtigter Uterus 
nicht mehr übrig bleiben wird, selbstverständlich auch maligne Degenera- 


Myome. 115 


tion. Dass die vaginale Operationsmethode im Verf. einen ebenso warmen 
wie besonnenen, von jeder Uebertreibung freien Verfechter findet, ist 
bei den bekannten Verdiensten J. Veit’s auf diesem Gebiete selbstver- 
ständlich. 

Die Darstellung der elektrischen Behandlung der Uterusmyome 
hat Veit’s ehemaliger Assistent Schäffer (204) übernommen. Sie 
gestaltete sich zu einer sehr fleissigen und eingehenden Monographie 
über diesen Gegenstand, deren Umfang allerdings in keinem Verhältniss 
zu dem Nutzen des Apostoli’schen Verfahren steht. Wie nicht 
anders als Schüler Veit’s zu erwarten stand, steht Verf. in seiner 
Kritik auf einen sebr vernünftigen Standpunkt, indem er erklärt, dass 
eine grosse Anzahl von Myomen sich für die elektrische Behandlung 
nicht nur nicht eignen, sondern dass es sehr zahlreiche Fälle 
giebt, in denen sogar der Versuch nicht nur vergeudete Mühe, sondern 
ein verkehrtes, ja gefährliches Beginnen ist. Im Uebrigen zielt 
die Apostolische Behandlung nur auf eine symptomatische und 
nicht auf eine radikale Heilung. Im Allgemeinen eigneten sich daher 
für die elektrische Behandlung nur die kleineren und mittelgrossen, die 
Nabelhöhe erreichenden Tumoren, doch vorzugsweise nur solche, die 
sich interstitiell entwickelt haben. Die besten Erfolge werden hier er- 
ziel, wenn die Myome erst einige Jahre vor dem Klimakterium ent- 
stehen oder zur Behandlung kommen. Dann aber wird man immer 
seltener über Misserfolge zu klagen haben. 

Das weite und bei der schier unglaublichen Fülle von Veröffent- 
liehungen kaum noch übersehbare Gebiet der Myomoperationen konnte 
schwerlich einen besseren Bearbeiter finden alsOlshausen (159). Die 
Reichhaltigkeit des Gebotenen gestattet hier nur auf einige wenige Punkte 
näher einzugehen. Bei der Kritik der Methoden führt Verf. aus, 
dass in einzelnen Fällen, in denen es sich um rasches Operiren oder 
um verjauchte Myome handelt, die extraperitoneale Stielbehandlung 
angezeigt sein kann. Im Uebrigen haben die Verfahren, die eine 
Mittelstellung zwischen intra- und extraperitonealer Methode einnehmen. 
keine Berechtigung mehr. 

Für die intraperitoneale Methode lassen sich vier Gruppen ohne 
Zwang aufstellen: 

1. Schröder’s Methode: Keilexcision und Etagennaht. 

2. Versenkung des Stumpfes mit elastischer Ligatur. 

3. Sicherung durch Massenligaturen (Partienligaturen). 

4. Retroperitoneale Methoden. 


116 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Dazu tritt noch die abdominelle Totalexstirpation mit oder ohne 
Peritonealnaht. 

Trotz der vorzüglichen Resultate Brennecke’s weist Olshausen 
die Schröder’sche Keilexcision als unsicher hinsichtlich der Blutungen 
und Sepsis zurück. Die Versenkung des Stumpfes und die Massen- 
umschnürung geben beide nahezu gleich vorzügliche Resultate (Treu b 
"fie, Zweifel Ai, Die Erfolge Zweifel’s führt Olshausen mit 
Recht auf dessen Sorge für eine vollkommene Trockenlegung des Opera- 
tionsfeldes, dagegen nicht auf die Partienligatur, wieZweifel will, zu- 
rück. Für sehr eilige Fälle empfiehlt Verf. unbedingt die elastische 
Dauerligatur, sonst ist er entschieden der Meinung, und darin kann 
man ihm nur beistimmen, dass die isolirte Unterbindung aller 6 Uterin- 
arterien der Partienligatur weitvorzuziehen ist. Sie stellt zweifellos das 
beste Verfahren zur Blutstillung dar. Eine besondere Desinfektion eines 
stehen gebliebenen Cervixkanales ist nicht nothwendig, wie denn 
auch eine Drainage durch den Cervix (v. Rosthorn, Chrobak) über- 
flüssig erscheint; im Gegentheil diese kann erst die Gefahren herauf- 
beschwören, denen man begegnen wollte. 

Bei einer Totalexstirpation wird die Bauchhöhle vollständig ge- 
schlossen und der subseröse Raum steht in breiter, freier Verbindung 
mit der Scheide. Aber das bedingt keinen Vortheil, sondern den Nach- 
theil einer sekundären Infektion. Daher liegt ein theoretischer Grund, 
das ganze Organ, sofern der Cervix nicht mit erkrankt ist, zu entfernen, 
nicht vor. Weiter steht der Einführung der Totalexstirpation als allge- 
meine Methode die etwas schwierigere Technik und vor allem die 
etwas längere Operationsdauer nicht unbeträchtlich im Wege. Die jetzt 
vorliegende Statistik lässt übrigens eine Entscheidung nach dieser oder 
jener Richtung noch nicht zu. Dies um so mehr, als sicher niemals 
eine Methode gefunden werden wird, die für jeden Fall gleich gut 
passt; nirgends muss mehr individualisirt werden als gerade bei den 
Myomoperationen. 

Der Erfolg der Kastration hängt allein davon ab, dase von beiden 
Ovarien auch nicht das kleinste Stück Gewebe zurückbleibt; danu 
sind aber die Erfolge hinsichtlich der Blutstillung mit Ausnahme ge- 
stielter submuköser Myome nahezu sichere und bezüglich der Schrumpfung 
bei interstitiellen, nicht cystischen Myome sehr befriedigend und bei 
kleinen Myomen genügend. Die Kastration ist indess zu unterlassen 
bei rein submukösen oder cystisch entarteten Myomen, ferner bei ge- 
stielten subserösen oder bei verjauchten Geschwülsten und in der 
Regel bei erheblich grossen, interstitiellen Tumoren, die über Nabelhöhe 


Myome. 117 


reicheu. Die Operation ist aber nur angezeigt, wenn nach technischen 
Gründen die Amputation des Uterus besondere Schwierigkeiten und 
Gefahren zu haben scheint oder, wenn bei einem hohen Grade von Er- 
schöpfung der Kranken eine möglichst kurze Narkose und eine möglichst 
wenig eingreifende Operation wünschenswerth ist. 

Die atrophisirende Gefässunterbindung hat wahrscheinlich einen 
palliativen Werth; sie kann vielleicht nicht einmal mit der Kastration 
wetteifern. Sie ist also nur da zu versuchen, wo andere Operationen 
nicht ausführbar sind z. B. bei Decrepidität, bei Unmöglichkeit der 
Entfernung oder Auffindung der Eierstöcke; aber in solchen Fälleu 
wird man auch nicht alle die Gefässe, was für den Ertolg unabweislich 
nothwendig ist, auffinden. 

Für verjauchte Myome soll in erster Linie die Totalexstirpation 
und erst dann die Amputation im Cervix erwogen werden. Im letztern 
Fall ist die Stielversenkung bei erreichter völliger Trockenlegung der 
Uterushöhle der extraperitonealen Methode vorzuziehen. 

Ueber den Abschnitt Myom und Schwangerschaft wird an anderer 
Stelle berichtet werden. 

Pompe van Meerdervoort (174) hat 45, bei fihromyomatösen 
Gebärmüttern gefundene Ovarien mikroskopisch untersucht auf etwaige 
Veränderungen im Gewebe. Verf. fand bei allen Ovarien Abnormi- 
täten. Die Veränderungen beruhen hauptsächlich auf einer Degenera- 
tion, einer hyalinen Modifikation der Wand der grossen Gefässe, einer 
hyalinen Veränderung der kleineren Kapillaren und des Stromas; der 
primordiale Follikel degenerirt und die übrigen Follikel werden in ihrer 
Involution oder in ihrer Evolution mehr oder minder gestört. 

(Doorman, Leiden.) 

Iwanoff (113, 114) hat 62 Uterusmyome sorgfältig mikroskopisch 
untersucht und darunter in einem Falle von subserösem Myom epithe- 
liale Schläuche aufgefunden, die er weder als Abkömmlinge der Uterin- 
drüsen, noch von Resten des W olf’schen Körpers anerkennen kann. 
Er sieht sich gezwungen, Fabricius beizustimmen und die resp. 
Schläuche durch Einsenkungen des Serosaepithels in die Tiefe zu er- 
klären. (V. Müller.) 

Im Zeitraume 1888—1896 hat Engström (64, 65) 100 mal die 
Ausschälung von Myomen nach Martin ausgeführt und tritt sehr warm 
für die Operation ein. Fünf Patienten starben, z. Th. an von der 
Operation unabhängigen Umständen. Bei vier Patienten trat nach der 
Operation Schwangerschaft ein; eine trug aus, zwei abortirten (die eine 
zweimal), eine ist zur Zeit noch schwanger. Eine Weiterentwickelung 


118 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


von bei der Operation übersehenen oder absichtlich zurückgelassenen 
Myomknoten hat Verf. nur in zwei Fällen beobachtet. 
(Leopold Meyer.) 
Voss (242) hat im Jahre 1889 und 1890 die von ihm beobach- 
teten Fälle von Fibromyomen veröffentlicht. In einem kleinen Aufsatz 
theilt Verf. das spätere Schicksal einiger dieser Patienten mit und 
wünscht zu zeigen, wie sich der gutartige Charakter dieser Geschwülste 
dadurch zeigt, dass ihre Symptome, z. Th. die Geschwülste selbst, mit 
dem Alter verschwinden. (Leopold Meyer.) 
Westermark (246) veröffentlicht eine fortlaufende Serie von 40 
supravaginalen Gebärmutteramputationen mit retroperitonealer Stiel- 
behandlung wegen Fibromyom ohne Todesfall. Die vier ersten Fälle 
sind fast genau nach Chrobak operirt, die übrigen aber mit einigen 
Modifikationen. Die Ligg. lata werden beiderseits mit zwei langen 
Klammern gefasst und zwischen denselben durchschnitten. Dann Ab- 
präpariren eines grossen vorderen Bauchfelllappens (mit der Blase). 
Isolation und Unterbindung der A. uterinae. Amputation der Gebär- 
mutter so tief wie möglich. Eventuell blutende Stellen werden um- 
stochen. . Ausbrennen des Cervikalkanals. Abnehmen der Klammer. 
Isolirte Unterbindung der A. spermaticae int, Vernähung der durch- 
schnittenen Ligamente und Fixirung des Bauchfelllappens durch Nähte 
an der Hinterseite des Cervixstumpfes. Womöglich werden ein oder 
beide Eierstöcke zurückgelassen. Vernähung der Bauchwunde in drei 
Etagen. Massenligaturen finden sich somit gar nicht. Das Ausbrennen 
des Cervikalkanales geschieht hauptsächlich, um denselben geräumiger 
zu machen; Drainage durch denselben ist dagegen vielleicht gefährlich 
und jedenfalls entbehrlich. — Die hier beschriebene Operation ist leichter 
ausführbar und weniger gefährlich als die Totalexstirpation, die Verf. 
für einige besondere Fälle vorbehalten haben will. — Die Operation 
sieht Verf. als indizirt an bei: Blutungen; bei grossen Geschwülsten 
oder schnellem Wachsthum derselben ; bei cystöser oder myxomatöser De- 
generation; bei Incarcerationssymptomen, die sich nicht sonst wollen 
heben lassen; bei Schmerzen und peritonitischen Symptomen; am häufig- 
sten finden sich mehrere dieser Symptome gleichzeitig. 
(Leopold Meyer.) 
E. E. Möller (145) beschreibt einen in der Klinik von Netzel 
operirten Fall von sehr grossem Cystofibroma uteri. Es fanden sich 
unzählige Cystenräume von Mannskopfgrösse bis ganz kleinen. In 
mehreren derselben fand sich Endothelauskleidung, und die Geschwulst 
muss als ein Myoma cysticum lymphangiectodes angesehen werden. Die 


Careinom, Sarkom, Deciduom. 119 


Geschwulst buchtete sich aber auch submukös vor, und hier fanden 
ich Einstülpungen der Drüsen der Gebärmutterschleimhaut in die Ge- 
schwulstmasse. Klinisch ist bemerkenswerth, dass sich hier zwei öfters 
für Cystofibrome als charakteristisch erwähnte Symptome vorfanden, 
nämlich längere Zeit (hier 1!/s Jahre) Ausbleiben der Menses und reich- 
licher seröser Ausfluss per vaginam. Die Geschwulstmasse war retro- 
peritoneal entwickelt, die Operation recht schwierig. Die Ränder des 
Geschwulstbetts wurden mit den Rändern der Bauchwunde vernäht, 
der nach Schröder vernähte Stumpf in der Bauchwunde fixirt. Es 
bildete sich eine Bauchfistel, die nach sechs Wochen reichlich zu secer- 
niren anfing, und nach weiteren zwei Wochen überzeugte man sich von 
dem urinösen Charakter des Sekrets. Ein Versuch, von einem 
Lumbalschnitt aus den in einer schwieligen, bindegewebigen Masse ein- 
gebetteten Harnleiter zu lösen, scheiterte, und es wurde die betreffende 
ir.) Niere exstirpirt. Dieselbe zeigte interstitielle Nephritis und begin- 
nende Hydronephrose. Die (47jährige) Patientin wurde geheilt ent- 
lassen. (Leopold Meyer.) 

Bossi (17,18) bebt hervor, dass während des Puerperiums und nach 
der Kastration die Fibromyome durch fettige Entartung der fibro-mus- 
kulären Zellen zerstört werden; dass dabei öfters eine schwere Aceto- 
nurie beobachtet wird; dass in zwei Fällen, in welchen der Tumor 
die Nabelhöhle erreicht hatte, Heilung erzielt wurde; mit Kastration 
ın einem Falle, in dem anderen mit Unterbindung der Tuboovarial- 
gefässe; dass in Betrachtung des günstigen Einflusses, welchen das 
Puerperium auf die Involution der Fibromyome übt, jene Schwanger- 
schaften, die mit Myom komplizirt sind und nicht ohne schwere Ge- 
tahren verlaufen können, künstlich unterbrochen werden sollen. 


(Herlitzka.) 


b) Carcinom, Sarkom, Deciduom. 


l. Alterthum, Vaginale Exstirpation eines carcinomatösen Uterus aus dem 
sechsten Schwangerschaftsmonat. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. 863. 
Arendt, Ueber das Klemmverfahren bei der vaginalen Radikaloperation. 
Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 505. (Lobpreisung der Doaren schen 
Methode entsprechend den Ansichten von L. Landau ohne irgend etwas 
Neues zu bringen. Warme Empfehlung der Klemmen.) 

Armstrong and Beatson, Discussion on Dr. Beatson’s Method of 
Treatment of Inoperable Carcinoma. (Will einen Fall von Brustkrebsrecidiv 
durch Kastration und Thyroidbehandlung geheilt haben, in anderen Fällen 
gelang es nicht. Bei Gebärmutterkrebs erzielte er einige Besserung, aber 
keine Heilung.) 


Li 


Ve 


120 


-] 


10. 


II. 


12. 
13. 


14. 


15. 


16. 


18. 


19. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Bäcker, Ueber Aetiologie und Therapie des Gebärmutterkrebses. Arch. 
f. Gyn. Bd. LIII, Heft 1, pag. 47. 

Beck, Ein Fall von Schleimhautsarkom des Uterusfundus. Dissertation. 
Tübingen. 

Begouin, Cancer interstitiel du col de l'utérus avec prolongements épi- 
theliaux dans le tissu musculaire du corps de l'organe. Ann. de Gyn. et. 
d’Obst. Tom. XLVII, pag. 392. Soc. d’Obststr. et de Paed. Bordeaux. 
12 jan. 

Bell, The treatment of carcinoma of the uterus etc. without öperation. 
The Scott. Med. and Surg. Journ. Vol. I, Nr. 7. July. 

Bellini, Contribution a l'étude des rapports de la môle hydatiforme et 
du deciduome malin. These de Paris. Nr. 90. 1896—1897. 

Berton, Ueber den Einfluss der Excochleation auf die inkurablen Carci- 
nome des Uterus. Inaug.-Diss. München 1896. (Am ehesten wurden die 
Blutungen und der Ausfluss beschränkt, dagegen der Schmerz nicht wesent- 
lich beeinflusst.) 

Bokelmann, Demonstration von Uteruscarcinomen. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 300. 

Boldt, Cancer du col et point cancereux isolé dans le fond de l'utérus. 
Med. Record. 10 jul. 

Bosche, Cancer uterin et grossesse. Thèse de Paris 1896—97. Nr. 547. 
Bossi, Sulla tecnica dell’ isterectomia vaginale. Ann. di Ost. e Ginec. 
Milano. Nr. 2, pag. 118. (Herlitzka.) 
Bouilly, Des résultats thérapeutiques de I’hystsrectomie vaginale contre 
le oancer de l'utérus. Revue de Thérapeutique. 15 mai. La Sem. Gen. 
Nr. 19—20. Mai. (Von 127 Totalexstirpationen starben 25 sofort, darunter 
10 septische Peritonitiden. Von 87 Kranken konnten 66 noch untersucht 
werden, 21 waren gestorben. Je eine Dauerheilung nach sechs, fünf und 
vier Jahren. Spätrecidiv sah Bouilly nach 3 und Ai: Jahren noch eir- 
treten.) - 

— Carcinoma uteri. Bull. gener. de Thér. févr. mars. 

Bowreman Jesset, Carcinoma of Body of Uterus. The British Gyu. 
Journ. Vol. XLIX, pag. 1. (Kasuistik.) 


. Buonomo, Sul trattamento del Picciuolo nei casi di isterectomia vagi- 


nale. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 10, 11. (Herlitzka.) 
British Gynaecological Society 8 april. Discussion sur le traite- 
ment du cancer inopérable. Brit. Med. Journ. 1 Mai. 

Brohl, Vaginale Exstirpation des Uterus wegen Carcinom. Centralbl. f. 
Gyn. Bd XXI, pag. 113. (Kasuistik ohne Belang, Eröffnung des Douglas 
um den Fundus herabzuziehen, da der Cervix bereits zerfallen war.) 
Burckhard, 50 Fälle von vaginaler Totalexstirpation des Uterus nach 
der Doyen-Landau’schen Methode. Arch. f. Gyn Bd. LIII, pag. 352. 


. Carstens, Remarks on vaginal hysterectomy. Ann. of gyn. and paediatry. 


Vol. X, pag. 332. (Bekanntes, Klemmen.) 


. Chalot, La transplantation systématique des deux uretères et la ligature 


préventive des deux artères iliaques internes pour exstirpation large du 
cancer diffus de l'utérus par l'abdomen. Arch. de Gyn. et de Tocolugie 
Vol. XXIII, pag. 787. 


— iia 


de 


vz 


30. 


31. 


32. 


33, 


d 


Careinom, Sarkom, Deriduom. 121 


. Champion, Traitement palliatif du cancer utérin inopérable. Thèse de 


Paris, Masson et Cie., 1896. 


24. Cheyne-Watson, Objects and Limits of Operation for Cancer. Baillière, 


Tindall Cox. (Trans. of Med. Soc. of London 1896.) (Wenn auch wesentlich 
für Chirurgen geschrieben, so enthält der erste Abschnitt eine gute Zu- 
sammenstellung der Natur und der Aetiologie dieser Neubildung.) 


. Ciaceri, La cancroina nella cura del cancro. Gazz. degli Ospedali, 


Vol. II. fasc. 145. (Herlitzka.) 


Cittadini, Convient:il d'intervenir par coeliotomie abdominale dans 


Ibysterectomie pour cancer du col. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et 
d’Obst., Nr. 5. 


. Coe, H., Adenome malin. New York. Med. Journ. june. 


Collins, Two Cases (Carcinoma) of vaginal Hysterectomy. The British 
gyn. Journ. Vol. L, pag. 323. 


. Cragin, Epithelioma of cervix and cystic movable kidney. "The Amer. 


gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 53. 


Czempin, Die Bebandlung sogenannter inoperabler Carcinome des Uterus. 
Der ärztliche Praktiker, Nr. 1 u. 2. Der F rauenarzt, Heft 4, April. 
Denissenko, Ein neues Heilmittel gegen den Krebs. (Russisch.) Wratsch. 
1896. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 60. (Empfiehlt warm Injek- 
tionen, Umschläge und innere Darreichung von Herbae chelidonii majorie.) 
Le Dentu et R. Pichevin, Diagnostic d'un cancer uterin à laide du 
curage explorateur. Hystérectomie vaginale. Guérison datant de près de 
six ans. La Semaine gyn. Nr. 8. 

Desguin, Technique de l’hysterectomie vaginale. Procédé pour recon- 
naitre la limite inférieure de la vessie et pour déplacer cette limite en 
eloignant du champ opératoire. Bull de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. 
1896, Nr. 8. (Vorgängige Blasenfüllung.) 


. Dirner, Fin Fall von Adenoma destruens uteri. Centralbl. f. Gyn. 


Bd. XXI, pag. 410. 


- Döderlein, Zur Technik der vaginalen Totalexstirpation, Klemmen oder 


Ligatur? Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 74. (Verf. sieht in der Ver- 
wendung der Klemmen nicht so sehr eine Verbesserung als eine Bereiche- 
rung der Technik.) 


. Donadoni, Nuova serie di colpo-isterectomie totali per indicazioni diverse. 


Rivista di ginecologia contemporanea. Napoli. Fasc. 5—9. (Donadoni 
glaubt an Erfolg der Ovarienverpflanzung gegen die verschiedenen St. 
rungen, die sich nach der Kastration wegen Mangel der Ovarialsekretion 
einstellen.) (Herlitzka.) 


. Dorland, Deciduuma malignum. Univ. Med. Mag. July. (Zusammenfassende 


Darstellung der Lehre des Deciduoms.) 


Durante, Du déciduome malin ou épithélioma ecto-placentaire. Revue 
méd. de la Suisse romande. 1896. Nr. 11, pag. 615. Journ. de Méd. de 
Paris. Mars. Bull. de la Soc. d’Obst. et de Gyn. de Paris. 11 fév. (Erklärt 
das Deciduom als ektoplacentares Epitheliom. — Diese Geschwulstart soll 
sich aus dem fötalen Ektoderm entwickeln und daher rein epithelial sein.) 


12 


40. 


41. 


43. 


44. 


45. 


46. 


47. 


48. 


49. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Durante, Demonstration des coupes de deciduome malin et de placenta 
dans les premières phases du développement, Ann. de Gyn. et d’Obst. 
Tom. XLVII, pag. 252. 
Duret, L'hystérectomie abdominale totale doit-elle être constamment 
l'opération de choix dans la cure des fibrömes utérins. La Semaine Gyn. 
Nr. 16. Avril. 
Eberlin, Ueber die Totalexstirpation des Uterus per vaginam nach der 
Klemmmethode. Medizinskoje obosrenie. August. (Kasuistik.) 

(V. Müller.) 


2. Eiermann, Der gegenwärtige Stand der Lehre vom Deciduoma malignum 


mit besonderer Berücksichtigung der Diagnose und Therapie. Halle a. S. 

Elder, Remarks suggested by four Recent Hysterectomies. The British 

gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 479. (Darunter vaginale Hysterektomie wegen 

Curpuscarcinom. Kasuistik.) 

Emanuel, Demonstration von Uterussarkom. Centralbl. f. Gyn. Bd. AAT, 

pag. 111. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 354. 

Emmet, A case of vaginal hysterectomy with the use of the Grad suture. 

The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 216. 

D’Erchia, F., Contributo allo studio del cancro primitivo dell’ utero. 

Atti della soc. italiano di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 213. 
(Herlitzka.) 

Faure, Nouveau procédé d’hysterectomie vaginale. Presse med. 24. Okt. 

1896. 

Fehling, Totalexstirpation einer an Collumkrebs erkrankten Gebärmutter 
im 7. Monat der Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. II, 
pag. 349. 

— Ueber Schwangerschaft und Geburt bei Collumcarcinom. Naturforscher- 
versammlung Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1197. 

— 100 Fälle vaginaler Ausrottung der Gebärmutter. Festschrift des 
Stuttgarter ärztlichen Vereins. C. Schweizerbart, Stuttgart. (Darunter 73 
wegen maligner Erkrankungen. Gesammtmortalität die Ligaturmethode, 
Schluss. der Peritonealwunde. Voroperationen unmittelbar vor der Total- 
exstirpation.) 

— Das Verhalten des Arztes bei Koınplikation von Schwangerschaft 
und Geburt mit Carcinoma colli uteri. Münch. med. Wochenschr. 44. Jahrg. 
pag. 1314. 
Fischel, Lacerationsektropium und Portiocarcinom. Wiener klin. Rund- 
schau, Nr 9. (Nach einer früheren Schröder-Emmet’schen Operation 
entwickelte sich ein Carcinom, das ganz das Bild eines Lacerationsektropium 
darbot, wiewohl ein solches gar nicht vorhanden gewesen war.) 

Fischer, Cancer of the Uterus and the General Practitioner. The Amer. 
Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 563. 


54. Flesch, Ein Fall von Uterussarkom. Berl. klinische Wochenschr. Bd, 


XXXIII, pag. 51. 1896. 


. Fochier, Carcinomatöse Entartung eines Uterusmyom. Revue internat. 


de med. et de chir. 1896. Nr. 14. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 
61. (65jährige Frau, rasches Wachsen des Tumors. Mikroskop ergab 
Careinom im Myom.) 


Ji. 


10. 


Carcinom, Sarkom, Deciduom. 123 


. Fraenkel, E., Maligne Tumoren des Chorionepithels (sog. deciduale Sar- 


kome). Sanıml. klin. Vorträge, Nr. 180, Aprilheft. 

Freudenberg, Ueber die Behandlung des inoperablen Uteruskrebses mit 
Chelidonium majus. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 940. (Tampons in 
50° oige Lösung getaucht gegen die Neubildung angepresst. In 2-3 Tagen 
soll ein wucherndes Blumenkohlgewächs in einen Krater verwandelt wer- 
den, terner Beseitigung der Jauchung.) 

— Ueber das primäre Carcinoma corporis uteri. Dissert. Leipzig 1896. 


39. Gebhard, Drei Fälle von sogenanntem malignem Syneytiom. Verband. 


d. deutsch. (sesellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 313. 
— Leber das sog. „Synceytioma malignum“. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. XXXVI, pag. 480. 


. Gellhorn, Zur Kasuistik der Hornkrebse des Gebärmutterkörpers. Zeit- 


schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 430. 


2. Gemmell, A case of adenoma uteri malignum. The medical chronicle, 


Manchester, febr. Tom. VI, pag. 348. 


. roggans, Diagnostic précoce et hysterectomie vaginale dans le cancer 


de l'utérus. Atlanta med. and surg. Journ. April. (Bekanntes.) 


. boubareff, La valeur comparée des diverses méthodes opératoires dans 


le traitemeut du cancer de l'utérus envisagées comme moyen de prévenir 
les récidives. Ann. de Gyn. Tom. XLVIII. (Moskauer Kongress.) (Die 
Methode der Zukunft ist die abdominelle Entfernung.) 

— Contribution à la dégénérescence sarcomateuse des fibromes. Ann. 
de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIl, pag. 255. (Journ. d’accouchements et de 
gynécologie de St. Petersbourg 1896.) 


. Grape, Ein Fall von Endothelsarkom des Uterus. Diss. Greifswald. 
. Gubareff, Die operative Behandlung der krebsig entarteten Gebärmutter. 


Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. September. (V. Müller.) 


. Hall, Sequelae of supravaginal Hysterectomy. Ann. of (syn. and Ped. 


Vol. XI, pag. 58. (Verwirft nicht resorbirbares Nahtmaterial, da versenkte 
Ligaturen langdauernde Störungen verursachen können.) 


. Hardy, Observations relatives au choix de la voie abdominale dans cer- 


tains cas d’extirpation d'organes pelviens. Ann. de la Soc. med. chir. de 
Liege, août, sept. 1896. 

Hartmann, L’hysterectomie abdominale totale. La technique operatoire. 
Ses indications. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 1. (Darunter 
ein Fall von Corpuscarcinom. Heilung.) 

Hille, 100 vaginale Totalexstirpationen der Gebärmutter. Diss. Halle a. 5. 
‚Darunter 74 wegen Neubildungen, siehe übrigens bei Fehling; Zu Sterb- 
liebkeit. Recidivfrei nach relativ kurzer Zeit noch 43,89 ° v.) 

Hofert, Ueber malignes Cervixadenom. Diss. München. 


‘3. Holleman, Bijdrage tot de kennis der pathologie van het deciduona 


malignum. Dissert. Leyden, H. Kleyn. (Gute Zusammenstellung mit einem 
neuen Fall.) 


. Hunter, Robb, The conservative treatment of the myomatous uterus. 


Amer. Journ. of Obst. sept. pag. 251. 


"5. Jacobs, Modifikation der Operationstechnik bei vaginaler Hysterektomie. 


Policlinique 1896. Nr. 12. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 62. (Nach 


124 


76. 


84. 


86. 


87. 


88. 


89. 


90. 


9l. 


92. 


93. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Entfernung des Uterus werden die dazu benutzten Klemmen durch Seiden- 
suturen ersetzt, als bester Beweis, dass man mit den Klemmen nicht weiter 
peripher gelangt als mit Seidensuturen.) 

Janvrin, Selection of Operation in cases of Cancer of the Cervix uteri 
and of the Uterus also. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 
m24. 


. Johannesen, Sarcoma pelvis hos et 11 maaneder gammelt pigebarn. 


Norsk. Magazin for Laegevidenskaben. Marts. Nr. 3. 

Johnson, Treatment of cancer of the uterus. Boston med. and surg. 
Journ. Vol. CXXV, 27, pag. 671. 1896. 

Jona, Di alcuni casi di cancro curati colla sieroterapie. Atti dell’ Asso- 


ciazione medica Lombardi. Nr. 2, pag. 156. (Herlitzka.) 
Jurasowsky, Fall von Deciduom. welches sich nach Mola hydat. ent- 
wickelte. Wratschebnyja sapisky. Nr. 1. (V. Müller.) 


. Kalabin, Zur Frage über die Behandlung des Krebses mit Chelidoniv 


majore. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 292. (Negatives Ergebniss.) 


. Keiffer, ÜUterussarkom. Demonstration. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, 


pag. 203. 


. Kleinhans (Prag), Ueber metastatisches und gleichzeitiges Vorkommen 


von Krebs in der (sebärmutter und in anderen Unterleibsorganen. Prager 
Zeitschr. f. Heilkunde. Bd. XVII, Heft 2 u. 3. 

Kossmann; Ueber das Carcinoma syncytiale und die Entstehung des 
Syncytiums in der Placenta des Kaninchens. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 
pag. 1205. (Uebertragung der Befunde bei Kaninchen auf den Menschen 
ohne jeden Beweis, dass dies möglich ist und daraus folgende Schlussfolge- 
rung, dass das Deciduom ein Carcinom sei.) 

— Ueber Carcinoma syncytiale. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1215. 
(Wiewohl in keiner Weise Kossmann auch nur entfernt hat beweisen 
können, dass das Zottensyncytium bei Menschen nichts anderes sei als 
umgewandeltes Uterusepithel, erklärt Verf. die Deciduome als gewöhnliche 
Uteruscarcinome mit puerperalen Veränderungen.) 

Krämer, Zur Aetiologie vom Carcinom insbesondere des Uterus. Dissert. 
Berlin. 

Krukenberg, Zwei neue Fälle von Adenoma malignum der Cervixdrüsen. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 138. 

Küstner, Freund's Exstirpation bei Uteruskrebs. Verhandl. d. deutsch. 
Gesellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 448. 

Landau, L. und Landau, T.. Die vaginale Radikaloperation. Berlin 
1896. 

— Entgegnung an Herrn M. Sänger zur Doyen’schen Methode der 
Hysterectomia vaginalis nebst Replik von M. Sänger. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XXI. pag. 2. 

Lapointe, Primary cancer of the liver simulating a fibroid tumor of the 
uterus, removed by laparotomy. Ann. of gyn. and paed. Vol. X, pag. 267. 
Lebedeff, De l'étiologie du cancer. Ann. de Gyn. et d’Obst. Vol. XVII, 
pag. 167. (Entstehung eines Vaginalcarcinoms nach Jodkalitamponade.) 
Legueu et Marien, Note sur une tumeur deciduale de l'utérus. Bull. 
de la Soc. anat. 5 S. Tom. X, 17, pag. 594. Juillet 1896. 


Careinom, Sarkonm, Deeiduom. 125 


£ 


. Leinzinger, Ein Fall von Conception nach curettirtem Cervixcarcinom. 

Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 502. 

%. Lester, The destiny of vaginal hysterectomy for malign. diseases. Med. 
News. pag. 69. 

3%. Lewers, A Case of primary sarcoma of the Body of the Uterus („Deci- 
duoma malignum‘) in a patient twenty four years of age, treated by 
vaginal Hysterectomy. Transact. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, 
pag. 246. 

9. — Un cas de deciduome malin. Brit. med. Journ. 17 July. 

He. Lindfors, Fall von Deciduoma malignum nach Blasenmole. Vorläufige 
Mittheilung. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 6. (Vaginale Totalexstir- 
pation.) 

9. — A.O. und Vestberg, Artur, Ett bidrag till det maligna deciduumets 
kasuistik og patologi (Beitrag zur Kasuistik und Pathologie des malignen 
Deciduoms). Upsala Läkareförenings Förhandlingar. N. F. Bd. II, Heft 
3-6, pag. 293—331. (Leopold Meyer.) 

l0. Livet, Emploi du carbure de calcium en chirurgie et particulièrement 

- dans le traitement du cancer de l'utérus. Thèse de Paris 1896. H. Jouve- 

IO Lomer, Cervixcarcinom. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 279. (Kasuistik 
ohne Bedeutung.) 

l2. Maas, Metritis and Carcinoma uteri. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, 
pag. 603. (Lenkt die Aufmerksamkeit auf Weigert's Ansichten der 
bioplastischen Natur der Zellen.) 

103. Mackenrodt. Ueber Exstirpatio uteri. Verhandl. d. deutsch. Gesellsch. 
f. Gyn. Bd. VII, pag. 454. (Eingehende Beschreibung der Igniexstirpation 
enthaltend.) 

IM — Demonstration eines Uteruscarcinoms durch Igniexstirpation. Zeit- 
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 375. (Der Fall beweist, dass 
in schwierigen Fällen die Igniexstirpation im Stiche lässt. Blasenver- 
letzung.) 

IO, Macnaughton-Jones, Case of carcinoma of the Uterus and large 
Fibroma operated upon by vaginal Hysterectomy. The british gyn. Journ. 
Vol. L, pag. 319. 

16. Maffucci e Sirleo, Salla causa infettiva blastomicetica dei tumori 
maligni. ll Policlinico. Vol. IV—C, fasc. Il e 12. (Herlitzka.) 

Ir, Martin, A., Deciduoma malignum. Bost. med. and surg. Journ. April. 
i28 Jahre alte Frau hatte 14 Monate vor der Aufnahme abortirt. In den 
Venen des Uterus fanden sich theils gesunde, theils erkrankte Zotten.) 

lù. — Demonstration von einem Uterus mit malignem Deciduom. Zeitschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 155. 

19. Mauders, The method of Dr. Backer in the cure of tubercle and cancer. 
Brit. Med. Journ. Nr. 1917. 

II Meek, Two Cases of Carcinoma of Cervix treated with Curettage and 
Chloride ef Zinc Paste. The Brit. (Gen Journ. Vol. L, pag. 155. 

lll. Menaire, Epitheliome de ja muqueuse uterine. Journ. de Méd. de Bor- 
deaux, 9 août. 

ID Möricke, Kurze Skizze der verschiedenen Methoden zur totalen Aus- 

rottung der krebsigen (sebärmutter nebst einem nach Schuchardt 


126 


113. 


115. 


119. 


120. 


121. 


122 


123. 


124. 


125. 


126. 


127. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. - 


operirten Fall. Festschr. d. Stuttgarter ärztl. Vereins. Schweizerbart'sche 
Verlag. (Genaue historische Darstellung der verschiedenen Operations- 
methoden.) 

Monot et Chabry. Note sur un cas de déciduome malin. Revue de 
gyn. et de chir. abdominale, Nr. 1, pag. 59. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI. pag. 1019 u. 1048. (Fall von decidualem Sarkom, Eiermann hin- 
gegen erklärt den Fall für eine gutartige Blasenmole.) 


. Müllem, Ueber ein grosses intraparietales Uterussarkom. Dissertat. 


Greifswald. 


. Müller. Emil, Diagnosen af Cancer corporis uteri. Hospitals-Tidende. 


4. R. Bd. V, Nr. 40, pag. 91-947. (Leopold Meyer.) 


. Neugebauer, Demonstration: Carcinoma cervicis mit sekundärem Krebs- 


nest. Verh. d. deutsch. (Gresellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 173. 


. Neumann, Blasenmole und malignes Deciduom. Verh. d. deutsch. Ges. 


f. Gyn. Bd. VII, pag. 304. Diskussion pag. 315. 329. 

— Blasenmole und malignes Deciduom. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. VI, pag. 17, 15%. 

Noel, Sur la topographie et la contagion du cancer. Chancre ou cancer 
des arbres. Cancer des hommes. Thèse de Paris. 

Odebrecht. Carcinomatöser Uterus. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, 
pag. 355. 

Opitz, Ueber die Veränderungen des Carcinomgewebes bei Injektionen 
mit Krebsserum (Emmerich) und Alkohol. Berl. klin. Wochenschr. 
1896. Nr. 34. (Beide Stoffe ergaben eine ähnliche Wirkung, vornehmlich 
auf das eigentliche Carcinomgewebe.' 

Pauchet, Hysterectomie vaginale et laparotomie pour lésions des annexes 
de l'utérus. Gaz. hebdem. de med. et de chir. Nr. 14. pag. 131. 
Pfannenstiel. Diskussion zu malignen Deciduomen. Allg. Med. Cen- 
tral-Ztg. Nr. 5. 

Pianesi, Sulla teoria blastomicetica del carcinoma e delle specifiche 
colorazioni dei blastomiceti. Giornale internazionale delle scienze mediche. 
Napoli. Nr. 12. (Herlitzka. 
Pick, Ueber Metastasenbildung und Histologie der gutartigen Blasen- 
mole. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1216. 

— Drei Fälle von malignen Tumoren des Chorionepithels. Dissert. 
Breslau. 

Pichevin, De lextirpation totale de l'utérus par la voie vaginale. La 
sem. Gyn. Nr. 23. Juni. (Zusammenfassende Darstellung dieser Operation.) 
Poschmann, Sarcoma uteri nach Beobachtungen der llallenser Frauen- 
klinik. Halle a. S. 

Prévost, Coyteux, On hysterectomy. The Amer. gvn. and obst. Journ. 
Vol. X, pag. 301. 

Pryor, Transperitoneal simultaneous ligation of both internal iliac arteries 
for recurrence in the cicatrice following vaginal hysterectomy for carci- 
noma uteri. The Amer. Journ. of Obst. avril, pag. >07. 


. Quint, Injection de sérum d’äne pour un cas de cancer de l'utérus. 


Diminution des douleurs. aucune modification de l'état local. Nord. med. 
15 avril. 


135. 


Lon 


IHR, 


139. 


149. 


141. 


142. 


143 


144. 


145. 


Carcinom, Sarkom, Deciduom. 12: 


. Rademacher, Ein Beitrag zu den Beobachtungen der carcinomatösen 


Degeneration des Fibroma uteri. Diss. Greifswald 1895. (Myom und 
Funduscarcinom.) 


. Reinicke, Zur Frage des Sarcoma deciduocellulare. Arch. f. Gyn. Bd. 


LIH, Heft 1, pag. 105. 

— Beitrag zum Sarcoma deciduocellulare. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 
pag. 90. (Wegen plötzlicher innerer Blutung Laparotomie. Linsengrosse 
Perforationsstelle des Fundus. Grosszelliges Sarcoma haemorrhagicum 
corporis uteri, genau entsprechend dem ënger chen Typus von Sar- 
coma deciduocellulare. Redner erklärt daher alle Deciduome als Sarcoma 
dieses Typus.) 

Remfry, Microscopical sections of uterus showing chorionic villi and 
douhtfult sarcoma. Obst. Transact. Vol. XXXVIII, pag. 223. 1896. 
Report of Committee on Dr. Remfry’s Specimen, shown as Chorionic 
Villi and Doubtful Sarcoma. Transact. of the Obst. Soc. of London. 
Vol. XXXIX, pag. 2. 


. Ricciardi, Contributo al decubito acuto in seguito all’ isterectomia vagi- 


nale. Rivista di ginec. contemporanea. Napoli, fasc. >. 

(Herlitzka.) 
Richardson, Cases of malignant adenoma of the uterus, vagina and 
rectum, with remarks upon surgery of this form of malignant disease. 
The Boston med. and surg. Journ. pag. 406. 
Ries, Fine neue Operationsmethode des Uteruscarcinoms. Zeitschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 518. 
Robinson, Hysterectomy. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, 
pag. 391. (Empfiehlt besonders isolirte Unterbindung der Uterinarterien, 
wie vor Jahren übrigens Ref.) 
Roncali, Intorno alla cura dei tumori maligni colle iniezioni delle toxine 
dello streptococco dell’ erisipela associate con quelle del bacillo prodi- 
gioso e colle iniezioni dei cosi detti sieri anticancerosi preparati coi metodi 
di Richet e Hericourt e con quelli di Emmerich e Scholl. Il Policlinico. 
Vol. IV—C, fasc. 1. (Herlitzka.) 
Rosinski, Uebertragbarkeit des Carcinoms. Verhandl. d. deutsch. Ge- 
sellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 479. 
Routh, Amand, Specimen of malignant Papilloma of Uterus. Transact. 
of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 5. 
Russell, The operative significance of Metastases and Post-operative 
recurrences in Carcinoma of the uterus. The Amer. Journ. of obst. and 
diseases of women and children de 1896. 

— Das Resultat von 47 Hysterektomien wegen Uteruscarcinom. Sem. 

gyn. 1896. Nr. 10. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 62. (Schlechte 
primäre Erfolge — 10° o Sterblichkeit, gute Dauererfolge, denn 44° « leben 
länger als zwei Jahre recidivfrei.) 
Sänger, Ueber vaginale Klemmen. Hysterektomie. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XXI, pag. 65. (Klemmen- und Ligaturverfahren schliessen sich nicht 
aus, sondern ergänzen sich gegenseitig; man soll sich die Vortheile beider 
zu Nutze machen.) 


128 


147. 


142. 


149. 


150. 


153. 


154. 


155. 


Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Schauta, Demonstration einer Blasenmole. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. 
pag. 93. (Während der Gravidität einer Blasenmole entwickelte sich 
eine Scheidenmetastase, die aus den gleichen zelligen Elementen wie bei 
Deciduoma malignum bestand. Später Totalexstirpation des Uterus.) 
Schirschoff, Traitement du cancer de l'utérus par l'extrait de Cheli- 
donium majus. Wratsch. Nr. 3. (Nur oberflächliche Krebsgeschwüre 
sollen durch Ch. günstig beeinflusst werden, wie übrigens durch so viele 
andere Mittel. Ein Fall.) 

— Zur Frage über die Behandlung des Cancer uteri und der Erosionen 
der Portio vaginalis mit Extr. Chelidonii. Bolnitschnaja gaseta Botnika. 
Nr. 3. (Auf Grund seiner Beobachtungen meint Autor, das Extr. chelidonii 
könne von Nutzen sein nur in Fällen von oberflächlichen Krebsgeschwüren.) 

(V. Müller) 
Schmeltz, Ueber Aetiologie und Pathogenese des Carcinoms. XII. Inter- 
nationaler Kongress zu Moskau. Uentralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1166. 
(Fand in verschiedenen Carcinomen die von Foà und Sondawitsch 
beobachteten Carcinomparasiten.) 


. Schmorl, Demonstration eines syncytialen Scheidentumors. Centralbl. 


f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1217. 


2. Shoemaker, Papillary Cancer of the Body of the Uterus. Absence of 


cardinal Symptoms. The Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 533, 
556. 

Schulz-Schultzenstein, Intraligamentäres Myosarkom bei gleich- 
zeitigem Vorhandensein zweier Ovarien. Arch. f. Gen. Bd. LIV, pag. 

412. 

Segall, Etude histologique de la môle hydatiforme et du deciduome malin. 
These de Paris. 1896, 97. Nr. 477 und Rev. de gyn. et chir. abdom. pag. 616. 
— Contribution à l'étude histologique de la môle hydatiforme et du 
deciduome malin. Revue de gyn. et de chir. abdom. Juli, August, 
pag. 616. 


. Segond, Le decubitus acutus, complications possibles de l'hysterectomie 


vaginale. Revue de gyn. et de chir. abdom. Nr. 1, pag. 59. 


7. Smith (Dublin), Ein Fall von malignem Adenom des Cervix; vaginale 


Hysterektomie. Med. moderne 1896. Nr. 69. 

Snow, Escharotics in the treatment of uterine cervical Cancer. The 
british gyn. Journ. Vol. L, pag. 312. (Ausser Chlorzink empfiehlt Snow 
in erster Linie Kali causticum,, verwirft jede Ausschabung oder Kauteri- 
sation.) 


"9. Spanton, Papillate Fibroma of Cervix Üteri. The Brit. Gyn. Journ. 


Vol. XLIX, pag. 468. 


. Spelsberg, Die vaginale Totalexstirpation mit besonderer Berücksichti- 


gung der Fälle aus der Bonner Frauenklinik in den Jahren 1895—96. 
Diss. Bonn. 


. Stone, Un cas de tumeur maligne de l'utérus, traité par les toxines de 


l'erysipele et du bacillus prodigiosus.. Omaka med. Soc. Juin. 1896. 
(Ein Jahr Heilung, mehrere Kollegen erklärten die Geschwulst als Car- 
cinom ) 


UN 


In 
155. 


169. 


170. 


I. 


14. 


155. 


16 


7. 


Carcinom, Sarkoın, Deciduom. 129 


. Stone, Report of a case of malignant uterine tumor treated by the toxine 


of erysipelas and bacillus prodigiosus. Med. Record. New York 1896. 
pag. «46. 


. Sureau. Du curettage comme traitement palliatif de l’epithelioma du 


col uterin inoperable. These de Bordeaux. 


. Switalski, Statistique du cancer de l'utérus quelques points spéciaux. 


Przeglad lekarski 1896. décembre. (Bei 3,94 °/o kranker Frauen wurden 
in Krakau UÜteruscarcinome beobachtet, darunter 19 zwischen 20—30 
Jahren bei 363 Fällen, sowie 6,3 Nulliparen. Jüdinnen erkranken seltener.: 
Texier, Des indications de l’'hysterectomie vaginale dans le traitement 
de l’epithelioma du col de l'utérus. These de Bordeaux. :Sorgfältige 
Zusammenstellung.) 


. Thorn, Statistisches und Klinisches zum Carcinoma uteri. Naturforscher- 


versammlung in Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1196. 
Münchn. med Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1247. 
Treatment of Cancer of the Cervix Üteri by Galvano-cautery. The Amer. 
Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 851. 
Treub, Uterussarkom. Demonstration. Centralbl f. Gyn. Bd. XXI, pag. 911. 
Tschop, Zur Kasuistik des Cancer uteri. Juschnorusskaja medicinskaja 
gazeta 1896. Nr. 9. Russisch. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 591. 
:Carcinom bei einem 19jährigen Mädchen.) 
Ülesko-Stroganowa, Ueber einen Fall von bösartiger Neubildunx. 
welche sich aus den Elementen der Zottenschicht entwickelt hatte. Deci- 
duoma malignum autorum. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei. 
Februar. (Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung eines bezüg- 
lichen Falles nach vaginaler Üterusexstirpation bestätigt Ülesko-Stroga- 
nowa Marchand’s Meinung über die Entstehung der resp. Neubildung 
aus den Bestandtheilen der Chorionzotten ) (V. Müller.) 
Veit, J., Carcinoma corporis uteri. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 910. 
(Theilt vom praktischen Standpunkt aus die Corpuscarcinome in solche, die 
sich leicht als Carcinome diagnostiziren lassen und in solche, die nur mit 
Hilfe des Mikroskops erkennbar sind.) 
— Ueber Carcinoma uteri. Vortrag. Sitzungsbericht Nederl. Gym. 
Vereen. VIII. Jahrg. pag. 74. (Diagnostik. erläutert an einzelnen Fällen.) 
(Doorman, Leiden.) 


2 Villa, Su due casi di isterectomia vaginale. Rottura di pinze. Tachi- 


cardia. Ann. di Ost. e (tin. Milano. Nr. 12. (Herlitzka.) 

Vineberg, Carcinoma in One Horn of an Uterus Bicornis. The Amer. 
gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 465. 

Vitanza, La estirpazione totale dell’ utero per cancro. Ann. di Ost. e 
in. Nr. 3, pag. 233. 

— Total kxtirpation of the Uterus for cancer. Ann. di Ost. e (syn. 
März. (Verf. legt an das Lig. cardinale Klemmen an, während die Sperma- 
ticae Iert werden.) 

— La estirpazione totale dell utero per cancro. I primi casi operati 
e guariti in Sicilia. Cenni storico-critici sui vari processi pell" isterectomia 
vaginale. Proposta di una nuova modificazione. Ann. di Ost. e (iin. 
Milano. Nr. 2, 3. 'Herlitzka,) 


Jahresber. f. Gynäkologie u, Geburtsb. 1807, 9 


130 


178. 


179. 


150. 


181. 


152. 


183. 


134. 


188. 


1x9. 
190. 


191. 


Gynäkologie. Neubildunzen des Uterus. 


Vitanza, Ancora della totale estirpazione vaginale dell’ utero e delle 
ovaia per carcinoma limitato al collo, con la mia modificazione. Atti 
della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 70. (Verf. glaubt 
in einigen Fällen von initialen Cervixcarcinomen und Schwangerschaft die 
Amputatio colli der totalen Exstirpation vorziehen zu können.) 
(Herlitzk a.) 

Vitrac, Deux hystérectomies vagino -abdominales, de nécessité pour 
épithélioma primitif du corps de l'utérus. Un cas d'épithélioma à type dur. 
Gaz. hebd. des Sc. méd. de Bordeaux. mai. 

— Epithélioma primitif du corps de l'utérus. Soc. d’Obst. et Gyn. de 
Bordeaux. 8 févr. 

— Association du cancer uterin avec des lésions neoplastiques non 
epitheliales de l'utérus et des annexes. Résumé statistique de 82 cas 
d'épithélioma uterin. Gaz. hebd. des Sc. med. de Rordeaux. pag. 356. 
Volowski, Inoculation conjugale du cancer. Ann. de (syn. et d’Obst. 
Vol. XLVII, pag. 166. (Ein Jahr nachdem seine Frau von einem Vaginal- 
carcinom geheilt worden war, erkrankte der Ehemann an Präputialcer- 
cinom. Einen weiteren Fall führt File ebenda an.) 

Walther, Ueber Myosarcoma uteri. Ein Beitrag zur Frage der Stück- 
chendiagnose. Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 2. 

Weil, Carcinoma corporis uteri mit Perforation am Fundus. Prager med. 
Wochenschr. 15396. Nr. 23. (Spontaner Durchbruch zwei Tage vor der 
Operation.) 


. Winter, Einwirkung von Chelidonium majus auf den Uteruskrebs. Verh. 


d. deutsch. Gresellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 453. 


. Winter u. Schmitt, Ueber die Behandlung des Uteruskrebses mit 


Chelidonium majus. Uentralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 859. (Die Anwen- 
dung dieses Mittels ist nutzlos und wegen seiner starken Schmerzhaftig- 
keit und seiner ungünstigen Beeinflussung des Allgemeinzustandes zu wider- 
rathen.) 


. Williams, R., Ursprung der bösartigen Uterustumoren. Ann. of surg. 


1896. September. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 1020. (Fibromgewehe 
neigt weniger zu Carcinoın als anderes. Fibrome begünstigen nicht die 
Entstehung von Krebs, da eine Kombination nur in 9°/o der Fälle vor- 
kommt, Myosarkome sind hingegen nicht selten. Umwandlung von benignen 
in maligne Geschwülste kommt vor, aber steht nicht in causalem Zu- 
sammenhang.) 

— Sarcoma of the Uterus. The Brit. gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 91. 
(Sorgfältige, zusammenfassende Darstellung dieser Neubildung, die in 
kindliche Formen, in das traubenförmige Sarkom, in Schleimhaut und 
parenchymatöse Formen, denen sich das Deciduoma malignum anschliesst. 
eingetheilt werden. Williams will die Endotheliome als Angiosarkome 
ansehen.) E 

— Cachexia of cancer. Edinb. Med. Journ. June. 

— The clinical features of uterine cancer. The Lancet. 17. Okt. 1896. 
Vol. l, pag. 1074. 

— The malignant tumours of infancy, childhood and youth. The Lancet. 
Nr. 3844. May. 


Carcinom, Sarkom, Deciduom. 131 


192. Wisselinck, Zur Therapie des Uteruscarcinoms. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 225. 

198. Wychowsky, Zur Frage über Wucherungen der Gebärmutterschleim- 
haut bösartigen Charakters. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei. 
Januar. (V. Müller.) 

1%. Zeiss, Zwei Fälle von gleichzeitigem Portiocarcinom und Ovarialtumor. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 241. 

195. Ziema cki, Ueber die Resultate der Behandlung von 20 Fällen bösartiger 
Neubildungen mittelst Injektion von Antistreptokokkenserum. St. Petersb. 
med. Wochenschr. Nr. 35. 

19. Zondek, Demonstrastion von malignem Deciduom. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 156. 

lš. — Deciduoma malignum. Bost. Med. and Surg. Journ. April. 1 pag. 
(Fall nach Blasenmole.) 


Im Jahre 1897 bat die Lehre des Uteruscarcinoms keine bemerkens- 
werthe Fortschritte erfahren. Die Litteratur bringt ja zwar eine grosse 
Menge von allerdings nicht immer werthvollen oder interessanten kasu- 
istischen Mittheilungen, von Statistiken grösserer Operationsreihen, aber 
nur sehr wenige allgemeinere Gesichtspunkte sind zu Tage getreten. 
Diese finden sich dazu noch zumeist bei der Lehre der Behandlung 
von Carcinom und Schwangerschaft, die ja in diesem Jahresberichte an 
anderem Orte abgehandelt werden. 

Im Allgemeinen machte sich ein immer stärkerer Widerspruch 
gegen die Lehre der Impfmetastasen an sich und die vermeintliche 
Häufigkeit der Krebsaufpfropfungen geltend. Die Erkenntnies dringt 
immer mehr durch, dass diese zweifellos seltenen Möglichkeiten der 
Krebsrecidive keinen wesentlichen Einfluss auf die Endresultate der 
Krebsoperationen ausüben können, dass man durch so weitgehende 
Vorsichtsimassregeln gegen diese vermeintliche hohe Gefahren, wie sie 
in den Vorschlägen, z. B. Mackenrodt’sı zu Tage treten, keinen 
besonderen Schritt in der Krebsbehandlung vorwärts thun kann. Be- 
sonders deutlich ist dieser Zug in der Besprechung des Thorn ’schen 
Vortrags auf der Naturforscherversammlung in Braunschweig hervor- 
getreten (siehe Uentralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1198). Bessere Re- 
sultate sind prinzipiell nur durch eine Ausdehnung der Operations- 
grenzen zu erreichen, wie dies ja die Erfahrungen der Chirurgie laut 
genug predigen. 

Um so mehr muss man die Bestrebungen begrüssen, die vornehn:- 
lich von Nordamerika ausgehen, und die die Entfernung der regionären 
Lymphdrüsen, sowie möglichst grosser Abschnitte des Beckenzellgewebes 
sich zur Aufgabe stellen. Bestrebungen, denen nur das prinzipielle 


Wi 


e Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Bedenken zunächst entgegensteht, dass durch die erhöhte unmittelbare 
Sterblichkeit der etwaige Gewinn an Plus von Dauerheilungen mehr 
wie aufgehoben wird, — doch darüber kann natürlich nur die Zukunft 
entscheiden. 

In der speziellen Technik scheint man sich vielfach von der 
Klammerbehandlung zurückzuziehen, wie dies auch z. B. bei Doyen 
der Fall ist, und das mit vollem Recht. Ist doch schon zur Genüze 
bewiesen worden, dass die Klammern nicht weiter peripher die Gewebe 
fassen, denn wo eine Klammer liegt, kann bis auf ganz seltenen Aus- 
nahmen allemal noch eine Ligatur hinter dem Instrumente gelegt 
und dieses abgenommen werden. Ref. will hier nicht näher darauf 
eingeben, dass die Sterblichkeit der Ligaturmethode erheblich günstiger 
ist, als bei der Klemmenmethode, selbst in den Händen Richelot’s 
und Landau’s, ihrer Hauptvertreter. Wenn Arendt (2) behauptet, 
‚lass die Klemmenmethode unzweifelhaft in Bezug auf Sicherheit vor 
Nachblutungen eher einen Vorzug vor der Ligaturmethode beanspruchen 
könne, so widerspricht dies auf das schroffste allbekannten Thatsachen. 
Ref. hat noch nie eine schwere oder gar tödtliche Nachblutung zwei oder 
drei Tage nach der Operation gesehen, wie deren doch so viele bei 
der Entfernung der Klammern beobachtet worden sind. Vortheile bieten 
die Klemmen nur insofern, als sie z. B. eine raschere Entfernung ch s 
Uterus ermöglichen, dann aber muss man sie einzeln unterbinden und 
abnehmen, um einen primären Verschluss oder wenigstens eine Ver- 
kleinerung der Peritonealwunde vornehmen zu können, dieses grössten 
Vortheiles der Ligaturmethode Hat man die Ligaturmethode ange- 
wandt, so braucht man die Öperirte in ihrer Ruhe nicht vor dem 
zwölften Tage zu stören, was doch gewiss schon allein von dem rein 
menschlichen Standpunkte aus von nicht zu unterschätzender Bedeu- 
tung ist. Ref. will aber damit nicht leugnen, dass es gewiss Fälle 
giebt, und solche hat er selbst gesehen, in denen ein Liegenlassen der 
Klemmen, z. B. um rasch eine Operation bei einer kollabirten oder sonst 
höchst geschwächten Kranken zu beendigen, höchst wünschenswerth, 
selbst nothwendig werden kann — aber dies sollten nur seltene Aus- 
nahmsfälle, durch besondere Zwangslagen bedingt, sein. Ref. kann 
also mit dieser weitgehenden Beschränkung sonst nur den Ausführungen 
von Sänger (147) und Döderlein (35) dahin beipflichten, dass wir 
den Nutzen und die Vortheile der Klemmen nicht verkennen sollen und 
uns ihrer bedienen, wo sie solche wirklich bringen können. Die beiden 
Methoden sollen sich ergänzen, aber nicht ersetzen. 

Entsprechend dem Zuge der Zeit überall parasitäre Organismen 


Careinom, Sarkon, Deeiduom. 133 


ala Kraukheitsursachen zu entdecken, hat man sich auch vielfach mit 
der Aetiologie des Carcinoms nach dieser Richtung hin weiter beschäf- 
tigt. Besonders eingehend ist dies in Italien geschehen. Die bekannten 
Befunde Foà’s sind anderweitig bestätigt worden, so besonders vou 
Schmelz (151), aber der Beweis, dass diese Gebilde den Krebserreger 
wirklich darstellen, ist nirgends auch nur annähernd geliefert worden. 
Wie dies denn auch die schwere Uebertragbarkeit des Carcinoms durch 
Pfropfung selbst bei Carcinomkranken um dem Einwande der Nicht- 
disposition zu begegnen, hinreichend sicher voraussehen liess. Vieles 
spricht gewiss für eine Infektiösität des Carcinoms, aber ob dies gerade 
ein pflanzlicher oder thierischer Parasit sein muss, das steht doch noch 
sehr dahin. 


Im Einzelnen wäre zunächst die Arbeit von Krukenberg (87) 
hervorzuheben, die sehr eingehend das Adenoma malignum des Cervix 
«spricht. Insbesondere interessirt hier der Polyp, Fall 2. Wiewohl 
nach zwei Jahren noch kein Recidiv oder Fortschreiten der Erkrankung 
(Excision) beobachtet wurde, hält Verf. die eingehendst geschildert» 
Neubildung für bösartig, da sie alle Merkmale eines malignen Ade- 
noms an sich trug, nämlich: 1. Proliferation in axipetaler Richtung, 
wodurch Mehrschichtung des Epithels bedingt wurde. 2. Die 
Drüsenwucherung hatte an vielen Stellen den Mutterboden bis auf ge- 
ringe Reste verdrängt. Die Hauptmasse der Neubildung bestand somit 
in gewucherten Drüsen und nicht etwa in Stromavermehrung oder in. öde- 
matöser Durchtränkung. 3. Der vorherrechende Epithelcharakter ent- 
sprach nicht mehr dem cervikalen Typus, die Zellen hatten ihren 
Charakter geändert. 4. Das Fortschreiten in der Tiefe war durch das 
Auftreten der muskelbindegewebigen Bestandtheile des Cervix oder der 
Portio dokumentirt. Der andere Fall eines malignen Cervixadenom 
sensu strictiori mit Uebergang in ein Adenocarcinom erinnert lebhaft 
an einen vom Ref. beobachteten Fall, der in der Dissertation von 
Praetoris (1896) näher beschrieben wurde. 

Die Mittheilung von Fehling (50) umfasst unter 100 Total- 
exstirpationen 73 Operationen wegen maligner Tumoren, darunter fünf 
Sarkome des Corpus. Ausserdem zwei Myome. 

Bei Carcinom soll in der Regel stets der ganze Uterus, wenn 
angängig mit den Adnexen entfernt werden. Die supravaginale Excision 
ist nur in ganz seltenen Fällen bei geringer Knotenbildung angezeigt. 
Fehling hatte nur zwei Verluste zu beklagen und nie Nebenverletzungen 


134 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


gesehen. Dieses günstige Ergebniss ist allein auf die prinzipiell 
auszuführende Peritionealnaht und auf die Ligaturmethode zurückzu- 
führen. Voroperationen sind stets direkt vor der Totalexstirpation 
auszuführen. 

Thorn (166) schlägt vor, die sogenannten unreinen Fälle, konform 
den Anschauungen Kaltenbach’s, bei denen die Neubildung schon 
ausserhalb der Grenzen des Uterus vorgedrungen ist, aber die Total- 
exstirpation technisch ausführbar lässt, durch den Tastoperations- und 
Operationsbefund von den reinen auszuschalten, um die Leistungsfähigkeit 
der Operation besser beurtheilen zu können. Fast alle unreinen Fälle 
recidiviren innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Operation. Von 
sehr geringer praktischer Bedeutung sind die sogenannten Impfrecidive, 
die nach Thorn’s Schätzung 10°/o aller Recidive abgeben. Die Vor- 
schläge Winter’s zwar sind nützlich, weil diese der Wundinfektion 
gleichzeitig entgegenarbeiten, schädlich aber, weil der Operateur einen . 
nicht geringen Theil der Frühreeidive fälschlich seinem Eingreifen zu- 
schreibt und dadurch in seinem Handeln gelähmt wird, insbesondere 
schädlich durch den Uebergang zur Igniexstirpation. Die von Winter 
beschriebene Exsudatform des Impfrecidives ist nicht für dieses charak- 
teristisch, was Ref., der eine solche Form ohne Operation auf den 
Sektionstisch zu sehen Gelegenheit hatte, abgesehen von anderen klinischen 
Fällen, nur voll und ganz bestätigen kann. Hier handelt es sich viel- 
fach nach Ref. Erfahrungen um Kombinationen von Carcinom und Ent- 
zündung (Parametritis), womit das rasche Auftreten hinreichend erklärt 
wird. Bei 62 Totalexstirpationen sah Thorn 27 Recidive, lauter unreine 
Fälle bis auf drei evidente Impfreeidive. Die Sterblichkeit betrug nur 
1,6°/o. Von den unreinen Fällen, — 42,5°/o der Gesammtzahl — recidivir- 
ten 710/0 innerhalb der ersten 2 Jahre post operationem, die nach 3 oder 
4 Jahre noch erkrankten Frauen bekamen ihr Recidiv stets in dem- 
jenigen Parametrium, dass von vornherein nach allem als gefährdet an- 
gesehen werden musste. Recidivfrei sind 4 Fälle von 5 Monaten, 
bezw. 2—2!/s,, 3 Jahre post operationem. Dabei traten nur 5 mal 
die Recidive im ersten Halbjahre ein, wie wohl Thorn sonst Anhänger 
der palliativen Totalexstirpation ist, d. h. operirt, wenn der Uterus 
technisch noch entfernt werden kann. Wesentlich anders war das 
Resultat der Totalexstirpation bei den 32 reinen Fällen, von denen nur 
22 hinreichend lange operirt worden sind. Von diesen recidivirten 
zwei im ersten Jahre, 9% gegenüber 71%/o der unreinen Fällen. 
? Fälle zeigten Spätrecidive, 2 starben an Tuberkulose ohne Recidiv, 
so dass 10 Kranke übrig bleiben, die 2—3 Jahre post operationem 


Carcinom, Sarkom, Deciduon. 135 


noch leben. Für die reinen Fälle, die vor 6 Jahren operirt waren, 
beträgt die Heilungsziffer 57°/o — Totalexstirpationen und supravaginale 
Operationen zusammengenommen. Die supravaginale Amputation lässt 
Verf. gelten für initiale Portiocarcinome, die durch andere Krank- 
heiten komplizirt ein längeres Krankenlager erfordern oder die Operation 
technisch erheblich erschweren. Parasakrale und sakrale Methoden werden 
zurückgewiesen, hingegen seien die von Rumpf und Ries (Clark, Ref.) 
ausgeführten abdominalen Operationen rationell, aber noch zu gefährlich. 
Nicht im Aufsuchen und Beschreiben neuer ÖOperationswege liege die 
Möglichkeit der Besserung des endgültigen Resultates, sondern in der 
Frübdiagnose und in frühen Radikaloperationen. 

Wisselinck’s (192) Zusammenstellung umfasst die von Küstner 
in Breslau in den letzten 2!/2 Jahren operirten Fälle. Von 55 vaginal 
operirten Kranken starb eine — 1,8°/o Mortalität, von 8 abdominellen 
Operationen auch eine — 12,2°/o Sterblichkeit. Diese Resultate werden 
mit denen anderer Autoren verglichen, wobei es sehr unangenehm auffällt, 
dass Kaltenbach mit 23°!o Sterblichkeit erwähnt wird, wiewohl doch 
schon längst Bücheler, vergleiche dessen Arbeit im Litteraturver- 
zichniss, in der gleichen Arbeit eine sehr viel kleinere Zahl berechnet 
hatte. Küstner hält an den Prinzipien der weitgehendsten Indikation 
fest; Grenzfälle werden der Operation unterzogen (womit man gewiss den 
Kranken sehr nützt und in keiner Weise den Werth der Operation 
diskredititt. Man entfernt doch auch weitgediehene Mammacarcinome, 
die keinerlei Aussicht auf Heilung darbieten und kein Chirurg hat 
bisher von einer Diskreditirung der Manımaamputation gesprochen! 
Ref.) Ferner weist Wisselinck an der Hand einer Reihe von 
Litteraturbeispielen die Unzulänglichkeit der partiellen Operationen nach 
— hohe supravaginale Portioamputation, — wegen der oft frühzeitig 
eintretenden Metastasirung des Carcinomes im Cervix und Corpus. Und 
trotzdem sucht Verf. einen derartigen von ihm beobachteten Fall als 
Impfmetastase nach Curettement bei schon bestehendem Cervixcarcinom 
zu erklären! Es wäre doch endlich an der Zeit bei der Beurtheilung 
derartiger Fälle von sogenannter Impfmetastase, d. h. doch Carcinom- 
aufpfropfungen die denkbar strengste Kritik walten zu lassen. 

Wie sehr gerade bei der Besprechung dieses wichtigen Punktes 
Wisselinck an sorgfältiger Kritik zu wünschen übrig lässt, trotzdem 
er den Werth der Seelig’schen und anderen Untersuchungen anerkennt, 
zeigt sich weiter darin, dass er Aufpfropfung und Impfung nicht von ein- 
ander hält. Auch jetzt noch steht Kaltenbach’s Ansicht uner- 
schüttert, dass die Möglichkeit eines Impfrecidives zuzugeben ist, dass 


136 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


aber sein Vorkommen äusserst selten, jedenfalls aber noch nicht be- 
wiesen worden ist, weder durch klinische noch durch experimentelle 
Untersuchungen. 

Küstner bedient sich nach Wisselinck der Ligaturen, 
luxirt die Stümpfe in die Scheide und tamponirt mit einem dicken 
Jodoformgazetanmıpon. Bei abdomineller Uterusexstirpation wird meistens 
erst die Portio umschnitten und dann erst der Uterus von oben in 
typischer Weise entfernt und zum Schlusse eine genaue Peritonealnaht 
ausgeführt, gelegentlich auch die Scheide genäht und stets nach 
Mikulicz der Douglas drainirt. Voroperationen werden unmittelbar 
vorher ausgeführt und die entstandene Wundfläche mit dem Paquelin 
verschorft. 

Wie wenig erınuthigend der Erfolg der vaginalen Totalexstirpation 
nach Doyen’scher Methode ausfallen kann, lehrt die Statistik von 
Burckhard (20). Unmittelbar nach der Operation starben von 50 Frauen 
10—20°/,, Nachblutung wurde niemals beobachtet, auch litten die 
Kranken an keinen grösseren Schmerzen als nach der Ligaturmethode.. 

Ries (140) vermisst bei der Begründung seiner Methode noch den 
Beweis, dass die entfernten anscheinend gesunden Iliacaldrüsen schon 
zu einer Zeit carcinomatös infizirt sind, wo sie weder vor noch während 
der Operation als vergrössert erkannt werden können. Jetzt ist Ries 
in der Lage an eigenem Material diese Lücke auszufüllen Bei einem 
typischen Plattenepithelcarcinom des Cervix, das abdominell entfernt 
wurde, fanden sich Metastasen des Carcinoms in den iliacalen Lymph- 
knoten, aber auch in zweien Gebilde, deren Erklärung schwierig ist. 
Nämlich eine Cylinderepitbelmetastase in Gestalt von Drüsenschläuchen, 
wiewohl das Corpus uteri vollständig gesund war und im Rektum wieder- 
holt nichts Verdächtiges nachgewiesen werden konnte. Verf. ist daher 
bis auf weiteres geneigt die gefundenen Drüsenschläuche in den Lymph- 
knoten als Reste des Wolff’schen Körpers zu betrachten, eben-» 
wie das am gleichen Präparate vorhanden gewesene Adenom im linken 
Lig. sacro-uterinum oder die Tubenwinkeladenomyome. 

(Vergleiche übrigens die Mittheilungen Pfaunenstiel’s über 
Adenomyome.) 

Die Operationsmethode hat Ries dahin abgeändert, dass er sofort 
nach Unterbindung der Ovarien nach den Lymphdrüsen zu eingeht, 
um bei der Ausräumung der Drüsen ohne Schwierigkeit den Ureter 
aufzufinden und mit Ruhe das Beckenbindegewebe zu entfernen. Man 
braucht dann nicht die Ureteren zu katheterisiren. Die Art. uterina 
wird seitlich vom Ureter nahe an ihrer Abgangsstelle unterbunden. 


Carceinon, Sarkom, Deciduoın. IER 


Man muss soviel Bindegewebe als möglich entfernen ` die Grenzen geben 
die Knochen und Muskeln des Beckens ab. Der Ureter hängt am 
Schlusse guirlandenartig frei herab, doch wird seine Ernährung dadurch 
wohl nicht gestört. Die hintere Blasen- und die vordere Rektumwand wird 
volletändig freigelegt, so dass bei der Peritonealnaht Blase am Rektum 
anliegt. Zum Schlusse sieht man im Becken nur die frontale Bauch- 
fellnaht, die jederseits in die Naht über die Gefässe und in die der 
Ligg. lata ausläuft. 

Ries betont besonders, dass durch seine Methode inoperable 
Carcinome nicht dadurch operabel werden, dass man die iliacaleıı 
Drüsen entfernt. Die Methode bezweckt vielmehr eine Verbesserung 
der Dauerresultate in den operablen Fällen, nicht eine Ausdeh- 
nung der Indikation auf bisher als inoperabel betrachtete Fälle. 

Zum Schlusse verficht Ries die Priorität seiner Methode gegen- 
über Clark, der unter Kelly arbeitete. Nach allem scheint Freund 
nach Funk 1881 als erster eine Totalexstirpation per laparotomiam au-- 
geführt zu haben, um carcinomatöse Iliacaldrüsen mitzuentfernen. Ries 
weicht aber von Freund, wie von Rumpf insofern ab, als er die An- 
zeige auch auf nicht vergrösserte Drüsen ausdehnt, genau so wie viele 
Chirurgen die regionären Drüsen prinzipiell und mit bestem Erfolge 
steta mitnehmen. 

Werthvoll für die Lehre von Hornkrebs ist nach Gellhorn (61) 
in erster Linie die hohe Energie des Verhornungsprozesses hervorzu- 
heben, demnächst die Bösartigkeit gerade dieser Carcinome und endlich 
das Vorkommen von Horn- und Drüsenkrebs unabhängig von und 
neben einander im Uterus. 

Ausser den bekannten klinisch ätiologischen Momenten hebt beson- 
ders Bäcker (4) hervor, dass nach dem Budapester Material die Ent- 
wickelung des Gebärmutterkrebses durch viele vorhergegangene Geburten 
erleichtert wird. Verf. glaubt eine ganze Reihe von positiven Argu- 
menten zur Bestätigung dessen gefunden zu haben, dass der Uterus- 
krebs aus einer Endometritis und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach 
aus der puerperalen oder aus einer ähnlichen Form derselben hervorgeht. 
So kommt Vert zum Schlusse, dass 

1. bis jetzt keine Basis zur Erklärung der direkten Ursache des 
Carcinoms bekannt geworden ist. Insbesondere sei kein Grund zur 
Annahme, dass das Carcinom durch einen spezifischen Mikroorganis- 
mus bedingt sei, — womit Ref. völlig übereinstimmt. 

2. Die klinische Ursache, die gewissermassen das Terrain vorbe- 
reitet, bildet eine Gruppe von Endometritiden, deren Beginn in den 


138 Gynäkologie. Neubildungen deg Uterus. 


meisten Fällen auf das Wochenbett zurückgeführt werden kann. Dafür 
spricht: 

a) dass die Carcinomkranken unverhältnissmässig häufiger geboren 
haben als die Nichtcarcinomkranken, wenn sich die Erkrankung auch 
erst viele Jahre später ausbildet ; 

b) dass nicht jede chronische Endometritis, sondern eine gewisse 
puerperale Gruppe die Carcinomentwickelung begünstigt, — dafür spricht 
auch der negative Befund, dass bei Gonorrhoekranken und sterilen 
Frauen das Carcinom zu den Seltenheiten gehört; 

c) dass fast in jedem Falle das Uteruscarcinon das Bild des 
chronischen Katarrhs darbietet; 

d) dass die Erkrankung bei Ledigen viel seltener als bei ver- 
heiratheten Frauen und Wittwen anzutreffen sei. 

Manche dieser Anschauungen dürfte wohl sehr anfechtbar sein! 

Ein weiterer Theil der Bäcker’schen Abhandlung beschäftigt 
sich mit der Öperationsstatistik von Tb. v. Kezmärszky im Um- 
fang von 70 Fällen, 69 vaginale Operationen mit 8 Todesfällen = 11,6 °/o 
und eine abdominelle.e. Achtmal Blasenverletzungen, einmal die des 
Rektums; Dauerheilung über drei Jahre 26,92°/o.. Die Technik be- 
stand in Ligaturmethode, hingegen wurde tamponirt wegen der vermeint- 
lichen Nothwendigkeit der Drainage, wo doch bei der kleinen peri- 
tonealen Oeffuung einer mit glattem Peritoneum versehene Peritoneal- 
tasche ohne Ligamentstümpfe mit dem besten Willen nichts zum 
Drainiren aufzufinden ist. Zweifellos wäre die Mortalität ohne Tam- 
pons eine geringere gewesen, welche Methode übrigens nach einer traurigen 
Erfahrung, Volvulus in Folge Adhärenz einer Darmschlinge am Tam- 
pon, in Budapest jetzt verlassen wird. 

Küstner (88), der über 16 Totalexstirpationen nach Freund 
wegen Carcinom mit 4 Todesfällen berichtet, erklärt vom chirurgischen 
Standpunkt aus diese als die leistungsfähigste. Insbesondere liesse sich 
nur bei dieser die von Ries, Clark und Rumpf empfohlene Lymph- 
drüsenexstirpation verbinden. Redner verlangt aber einen festen Ab- 
schluss des Peritoneums nach unten durch Naht und vor allem die 
Anwendung des Mikulicz’schen Tampons, theils zur Verstärkung der 
Nahtlinie, theils zum Schutze der freien Bauchhöhle gegen Infektion. 
So behandelte sieben Fälle genasen alle. 

Rosinski (143) betonte in seinem Vortrage, dass alle Versuche 
die Entstehung des Krebses auf Mikroparasiten zurückzuführen, ge- 
scheitert seien, wie dies besonders aus der Zusammenstellung und der 
Arbeit von Pianere hervorginge. Positiv wissen wir nur, dass ganz 


Carcinom, Sarkom, Deciduon. 1:39 


frische Gewebstheile eines Carcinoms auf ein anderes Geschöpf über- 
tragen werden und dort weiterwachsen können, obne irgend wie ihre 
malignen Eigenschaften zu verlieren. Anschliessend daran wird ein 
soleher klinischer Fall näher beleuchtet. 

Im Berichtsjahr hat die Lehre des Deciduoma malignum keine 
bemerkenswerthen Fortschritte gemacht, trotz zahlreicher neu beobachteter 
Fälle und Häufung interessanter Details. Wie weit bei der Frage 
nach der ursprünglichen Matrix die Ansichten auseinandergehen, mag 
schon daraus entnommen werden, dass die Deciduome als Carcinome 
oder Sarkome, jüngsthin selbst als Endotheliom, bald mütterlichen, 
bald fötalen oder gemischten Ursprunges angesehen werden. Ein Wirr- 
warr der Anschauungen, der nicht eher schwinden wird, als bis die 
Herkunft des Zottensyncytiums beim Menschen völlig klargelegt ist. Wie 
weit man aber noch zur Zeit von diesem Ziele entfernt ist, hat die Dis- 
kussion über den Bau der Placenta in der Naturforscherversammlung 
zu Braunschweig mehr wie zur Genüge gezeigt. Ref.’s Hoffnung, einen 
endgültigen Aufschluss über die Lehre von der Bildung des Syncytiums 
der menschlichen Placenta zu bekommen, ist dabei völlig gescheitert. 
Nur das wissen wir sicher, dass Befunde von Thieren nicht ohne 
Weiteres auf den Menschen übertragen werden dürfen, wie dies so viele 
der Untersucher über Deciduome ohne jeden Vorbehalt beneidenswerth leicht 
than. Von allgemeinem Interesse waren sonst die Ausführungen N eu- 
mann’s über den Zusammenhang zwischen Blasenmole und Deci- 
duom, die aber nicht unbestritten geblieben sind, so dass die radikalen 
therapeutischen Vorschläge dieses Autors (siehe weiter unten) bis auf 
Weiteres besser nicht befolgt werden. 

Zunächst sei der Mittheilung von Lewers (97) gedacht. Bei einer 
24jährigen, erst ein Jahr verheiratheten Frau erfolgten anscheinend drei 
Aborte nacheinander. Von der ersten angeblichen Fehlgeburt an stellten 
sich dauernde Metrorrhagien ein, weswegen sie Hilfe suchte. Acht 
Monate nach diesem Krankheitsbeginn wurde sie unter dem Verdachte 
eines unvollkommenen Abortes aufgenommen, doch bald ergab eine 
digitale Untersuchung die Anwesenheit einer Neubildung Vaginale 
Totalexstirpation. Die mikroskopische Untersuchung zeigte Sarcoma 
uteri, das vollständig dem Deciduoma malignum glich. Verfasser ver- 
muthet trotzdem, dass die Frau niemals schwanger gewesen sei. Ueber 
drei Monate nach der Operation befand sich die Operirte wohl und munter. 

Mit dem Verhältniss zwischen Blasenmole und malignem Deci- 
duom beschäftigte sich sehr eingehend und wiederholt Neumann 
(118, 119). Seine Resultate werden wie folgt zusammengefasst. 


140 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Die Blasenmole ist nicht als jenes harmlose Gebilde anzusehen, 
wofür sie noch bis vor wenigen Jahren galt. 

Die Erfahrung, dass der Blasenmole in manchen Fällen eine 
äusserst bösartige Neubildung folgt, die rasch zum Tode führt, wird 
durch die Beobachtung erweitert, dass diejenigen deletären Folgen, 
welche sonst erst nach der Geburt auftreten, so die Metastasenbildung,. 
während der Schwangerschaft eintreten können. 

Die mikroskopische Untersuchung der Uteri weist ebenfalls naclı, 
dass die maligne Neubildung schon während der Zeit, als sich die 
Blasenmole noch im Uterus befindet, beginnen kann. 

In drei Fällen vou Blasenmole, in welchen es zur malignen Neu- 
bildung im Uterus gekommen, waren an den Blasenmolen zum Theil 
höchst auffällige histologische Unterschiede im Vergleich mit gewöhn- 
lichen Blasenmolen zu finden. 

Die histologischen Kennzeichen der mit maligner Neubildung im 
Uterus komplizirten Blasenmolen bestehen in dem Vorkommen von 
syncytialen Geschwulstzellen im Zottenstroma, sowie in einer abnormen 
Durchwucheruug: der von der Zellschicht abstammenden Zellherde durch 
syncytiale Elemente. 

Diese, weder an der Placenta noch an der Blasenmole normaler- 
weise anzutreflenden Veränderungen der Chorionzotten berechtigen zur 
Annahme, dass die Zottenerkrankung für die im Anschluss an die 
Schwangerschaft sich entwickelnden malignen Umbildungen charak- 
teristisch' ist. 

Der letztere Schluss ist um so gerechtfertigter, als das geschilderte 
Verhalten des Syneytium an den Chorionzotten vollständig analog ist 
dem histologischen Verhalten syneytialer Geschwulstelemente im Uterus. 

Die Zottenerkrankung hat in einer atypischen Zellwucherung ihren 
Grund und so kann man — im histologischen Sinne des Wortes —. 
von einer normalen und einer malignen Chorionzotte sprechen. Jeden- 
talls ist die Blasenmole, und nicht nur unter Zugrundelegung be- 
stimmter histologischer Kennzeichen, sondern auch mit Rücksicht auf 
die klinische Beobachtung in eine benigne und in eine maligne Forn: 
einzutheilen. 

Somit wird es zunächst unsere Aufgabe sein, jede Blasenmole so- 
fort nach ihrer Entfernung aus dem Uterus auf die geschilderten Ver- 
hältnisse hin mikroskopisch zu untersuchen. 

Findet man in einem Falle in der Blasenmole die beschriebenen 
histologischen Merkmale der malignen Degeneration, so muss wohl 
auf Grund der Erfahrungen, wie sie sich aus den besprochenen Fällen 


Careinom. Surkom, Deeiduon. 11! 


rgeben, unbedingt die Totalexstirpation. des Uterus ausgeführt werden. 
Denn Neumann steht nicht an, die Zottenerkrankung an sich 
als atypische Wucherung im Sinne einer Neubilduug aufzufassen und 
es erscheint ihm dies allein schon als genügend, um die Exstirpation 
des Uterus zu rechtfertigen. 

Fällt die Untersuchung negativ aus, so wird man die Frau dessen 
ungeachtet noch längere Zeit hindurch sorgfältig beobachten müssen, 
dies zumal, weil ein endgültiges Urtheil über die praktische Bedeutung 
ter beschriebenen Zottenerkrankung vorläufig nicht gefällt werden kann, 
— womit man sich mit dem Verf. gewiss einverstanden erklären kann. 

Pick (126) ergänzte die Beobachtungen Neumann auf der 
Naturforscherversammlung zu Braunschweig dahin, dass auch eine gutartige 
Blasennıole Metastasen setzen könne. Am 22. März 1894 trug Th. Lanu- 
au bei einer 22jährigen Frau von der vorderen Scheidenwand, nahe der 
Urethra, einen fast wallnussgrossen, sehr derben, blaurothen, polypösen 
Tumor ab. Am anderen Tage Ausstossung einer Blasenmole. Kein Recidiv 
nach jetzt 31/2 Jahren. Die Scheidengeschwulst bestand im Centrum 
aus typiechen, zum Theil leicht blasigen Chorionzotten. Das Syneytium 
hefand sich in lebhafter Wucherung mit Bildung von dicken Strängen, 
Guirlanden u. e w. Die Untersuchung der Mole ergab in allen 
Schnitten im Stroma einzelner Zotten grosse, eyneytial aussehende 
Elemente. die mit den von Neumann beschriebenen identisch sind. 
Pick bestreitet sodann ganz entschieden, dass diese Zellen im Stroma 
der Molentrauben nur bei maligner Entartung der Molen gefunden 
würden. Keineswegs dürfe ein derartiger Befund die Anzeige zur so- 
tortigen Uterusexstirpation bilden, das beweise zwingend die mitgetheilte 
Beobachtung. | 

Ref. erecheint der Fall nach der Richtung hin sehr bemerkens- 
werth, als damit der unumstössliche Beweis geliefert wurde, dass Tumoren 
in der Sc'.eide und insbesondere am Harnröhrenwulst durch Meta- 
-asirung aus dem Uterus her sich bilden können. Metastasiren sonst 
maligne Uterustumoren, besonders Carcinome, nach der Scheide, so 
hildet gerade der Harnıöbrenwulst eine beliebte Ansiedelungsstelle. 
Wesbalb kann Ref. nicht sagen, aber er verfügt über eine ganze An- 
zahl derartiger Beobachtungen. Bekanntlich sucht nun eine Reihe von 
Untersuchern «die Entstehung dieser Scheidenmetastasen durch Impf- 
ınfektion zu erklären, wiewohl ja schen lange die Möglichkeit der Ent- 
»tehung von Metastasen durch retrograden Lymphstrom bewiesen worden 
st. Für diese dürfte die Piek’sche Mittheilung besonders inter- 
essant sein. 


142 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Von ganz besonderer Bedeutung ist die Beobachtung von Schmorl 
(152), der auf der Naturforscherversammlung in Braunschweig einen 
Scheidentumor demonstrirte, der sich bei einer 38 jährigen Frau 18 Wochen 
nach einer normalen Entbindung bemerkbar gemacht und innerbalb 
eines halben Jahres zum Tode geführt hat. Uterus, Tuben, Ovarien 
waren frei von Geschwulsterkrankung; es bestanden Metastasen in 
den Lungen, der Leber, den Nieren und im Darm. Sowohl die 
Scheidengeschwulst als auch die Metastasen zeigten den typischen Bau 
der syncytialen Tumoren. Verf. ist der Ansicht gewesen, dass es sich 
bei der Scheidengeschwulst nur um einen scheinbar primären Tumor 
gehandelt hat. Wahrscheinlich handelte es sich bereits um eine Meta- 
stase einer primär in der Placenta zur Entwickelung gekommenen Neu- 
bildung, die, ohne den Uterus infizirt zu haben, bei der Geburt 
vollständig ausgestossen wurde. Ref. bemerkte in der Diskussion, dass 
er einmal Gelegenheit gehabt hatte, sich zu überzeugen, dass hämor- 
rhagische Sarkome, z. B. des M. biceps eines Mannes ganz genau den 
Bau eines syncytialen Tumors aufweisen könne, dass somit die von 
J. Veit und anderen geäusserte Anschauung, dass wenigstens ein 
Theil der Deciduosarkome nur hämorrhagische grosszellige Sarkome 
darstellen, gewiss gerechtfertigt ist. Für Ref.’s Fall, der von Götze 
in seiner klinischen Erscheinung eingehender mitgetheilt worden ist, 
möchte er dies aufrecht erhalten. 

Ulesko-Stroganowa’s(170) Schlüsse lauten: 1. Die als Deciduoma 
malignum und unter anderen Bezeichnungen beschriebene Neubildung 
besteht aus Elementen, die dem Zottenüberzug in der normalen Placenta, 
dem Syneytium und der Langhans’schen Schicht eigen sind, wie auch 
aus einkernigen Riesenzellen, welche in der normalen Placenta nicht 
vorkommen. 2. Die Beziehungen der genannten Elemente unter einander, 
zu den mütterlichen Gefässen und zum Grundgewebe sind dieselben 
wie in der normalen Placenta. 3. Ihre zerstörenden Eigenschaften 
treten hier mit besonderer Intensität hervor. 4. Die Bildung einkerniger 
Riesenzellen aus dem Syneytium und der Langhans’schen Schicht ist 
eine neue Bestätigung ihrer Annahme einer genetischen Identität der- 
selben. 

Aus dem im Centralblatt erschienenen Referate von Eiermann 
über die Segall’sche Abhandlung (155), die Ref. leider im Originale 
nicht zugänglich ist, sei entnommen, dass Verf. im Wesentlichen die 
Lehren Marchand’s bestätigt. Die Blasenmole ist kein Myxom, son- 
dern eine ödematöse Quellung des Stromas mit Proliferation der beiden 
epithelialen Elemente der Zotte, des Syneytiums und der Langhans- 


Careinom, Sarkom, Deciduon. 143 


echen Zellen. Letztere vermehren sich durch Karyokinese, erstere durch 
Knoepung und Abschnürung. Stroma wie Synceytium gehen regressive 
Veränderungen ein, worauf z. B. die Vakuolenbildung beruht. Aetio- 
logie unbekannt. 


Das Deciduoma malignum ist eine Neubildung, die sich aus Syn- 
cytium und Langhans’schen Zellen zusammensetzt; jenes ist mütter- 
lichen, diese sind fötalen Ursprunges, also gemischter Herkunft. (Leider 
ist in dem Referate der prinzipiell so überaus wichtige Beweis, aus 
dem Segall diese so bestimmte Schlussfolgerung zieht, nicht angeführt. 
D. Ref) Die Decidua betheiligt sich hierbei nicht. Die Geschwulst 
breitet sich derart aus, dass die Zellen der Neubildung, vor allem das 
Srneytium, zwischen den Muskelfasern vordringen, diese schliesslich 
zerstören und so bis an und in die Gefässe gelangen, wonach sie im 
Blutetrome weiter geschleppt werden können und so eine schwere Me- 
tastasirung des Körpers bedingen. 

Die Neubildung ist kein gewöhnliches Epitheliom, sondern nimmt 
eine eigene Stellung ein. Segall nimmt die von Eiermann vor- 
geschlagene Bezeichnung als Epithelioma ectoderma syncytiale an. 


Wichtiger ist, dass Verf. sich der Lehre Neumann’s gegenüber 
ablehnend verhält, insbesondere gebe das Eindringen von epithelialen 
Elementen in das Stroma der Molenbläschen keinen Beweis der Malig- 
nität ab. 


Eine weitere Arbeit über das sogenannte „Syncytioma malignum“ 
erschien von Gebhardt (59,60). Die eingehende mikroskopische Unter- 
suchung möge im Originale nachgelesen werden. In dieser Beziehung 
si nur darauf hingewiesen, dass im ersten Falle deutlich synceytiale 
maligne Umwandlung des Oberflächen- und Drüsenepithels nachgewiesen 
werden konnte. Sonst handelte es sich in allen drei Fällen um Tu- 
moren, als deren Ausgangspunkt das Epithel der Chorionzotten anzu- 
sehen ist, und zwar war stets das Syncytium wie die Langhans’sch« 
Schicht am Aufbau des Tumors betheilig. Am Zottenstroma war 
keine Proliferationstendenz nachweisbar und des ferneren war keine 
Thatsache für die Betheiligung des bindegewebigen Zottengrundstockes 
an der Geschwulst zu erbringen. Aber Klarheit über die Herkunft 
der Matrix dieser seltsamen Geschwülste, ob mütterlichen oder fötalen 
Ursprungs, ob epithelial oder nicht, konnte Verf. ebensowenig wie alle 
anderen bringen. 


Auf Grund der Untersuchung von 5 Fällen kommt Fränkel (156) 
zu folgendem Ergebnisse: 


144 Gynäkologie. Nenbildungen des Uterus. 


1. Das von Marchand geschilderte, aus Syneytium und Lang- 
hans’scher Zellschicht zusamınengesetzte Gewebe befindet sich stets in 
Bluträumen, die mit dem Gefässsystem des Uterus in direkter Verbin- 
dung stehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit Gefässen ihre Entstehung 
verdanken. 

2. Die erwähnten Geschwulstmassen wuchern ausschliesslich inner- 
halb der Gefässbahn in die Uterussubstanz ein. Zuerst liegen sie frei im 
Gefässlumen. Später legen sie sich fest an die Wandung an, wobei 
das Endothel zu Grunde geht, und wuchern von diesen Haftstellen 
aus im Innern des Gefässsystems weiter. Das Bindegewebe der Gefäss- 
wand geräth in Wucherung und wandelt sich an den Stellen, wo Ge- 
schwulstgewebe angelagert ist, in Granulationsgewebe um. 

3. Ein Eindringen von Geschwulstgewebe in die Uterussubstanz selbst, 
ohne Vermittelung von Gefässbahnen, erfolgt von den Haftstellen der 
Geschwulstkante an den sekundär veränderten Gefässwänden entlang 
durch die sogenannten chorialen Wanderzellen. Dieselben stammen wahr- 
scheinlich vom Syneytium ab. In wie weit die Zellen der Langhans- 
schen Schicht bei ihrer Bildung betheiligt sind, ist schwer mit Sicherheit. 
festzustellen. Die sub 1 erwähnten intravaskulären Knoten besitzen 
nicht die Fähigkeit, etwa wie ein Carcinom das Gewebe direkt zu 
‚lurchsetzen. 

4. Es giebt Tumoren, die ausschliesslich aus chorialen Wander- 
zellen bestehen. Doch ist auch bei diesem im höchsten Grade wahr- 
scheinlich, dass ursprünglich die typischen Geschwulstarten vorhanden 
waren, jedoch durch Ausschabung und Nekrose vernichtet wurden. 

So theilt denn Verf. die im Anschluss an Gravidität entstandenen 
(seschwülste des Chorionepithels ein in: 

I. Tumoren, die sich aus Bindegewebe (normal oder myxomatö-', 
Syncytium und eventuell auch chorialen Wanderzellen zusammensetzen. 

Destruirender Placentarpolyp, destruirende Blasenmole. 

II. Rein epitheliale Tumoren bestehen: 

I. Nur aus Syncytium: L. Fränkel, Freund; 

2. aus Synceytium und Langhans’scher Zellschicht: E. Fränkel, 
Pestalozza, Aczél; 

3. aus Syneytium, Langhans’scher Zellschicht und chorialen 
Wanderzellen;; 

4. nur aus chorialen Wanderzellen: Klien, Menge, E. Fränkel. 

Anschliessend an einen Vortrag von L. Fränkel über die 
malignen Tumoren der Placentarstelle des Uterus (sogenannte maligne 
Deeiduome) entwickelte Pfannenstiel (124), dass der Krankheitsprozess 


Carcinom, Sarkom, Deciduom. 145 
demjenigen eines Sarkoms mit recht ausgesprochenen malignen Eigen- 
schaften gleiche, nicht dagegen demjenigen eines Carcinoms, am wenig- 
sten eines Uteruscarcinoms. Ferner glaubt Pfannenstiel, dass das 
Syneytium umgewandeltes Endothel der Blutkapillaren der Uterus- 
schleimbaut sei. Somit ist Verf. geneigt, das „maligne Deciduom“ für 
eineGeschwulst durchweg mütterlichen Ursprunges zu halten, und 
zwar für ein Endotheliom. Die Eigenart dieser Geschwulstkrankheit 
berube auf der Eigenart des Syneytiums und der intervillösen Räume, 
die beide nur in der Schwangerschaft vorkommen. ` 

Eine anerkennenswerthe Zusammenstellung der bisherigen Unter- 
suchungen über das Deciduoma malignum unter Mittheilung eines 
eigenen Falles bringt Eiermann (42). Neue Gesichtspunkte freilich, 
ausser der Erfindung eines neuen Namens: Epithelioma syncytio-ecto- 
dermale oder Epithelioma ectodermo-synceytiale konnte Verf. nicht zu 
Tage fördern, wie übrigens aus dem Thema ja nicht anders zu erwarten 
stand. 

Die Abhandlung von A. Pick (127) wurde unter Weigert 
ausgeführt und enthält drei neue Fälle, darunter zwei nach Blasenmole. 
Verf. erklärt die Geschwulst, damit auch das Synceytium für fötalen 
Ursprungee, ohne irgend einen Beweis hierfür beibringen zu können. 
Im Geschwulstsysteme sei daher die Geschwulst epithelialer (?) Natur, 
doch unterscheide es sich von den eigentlichen Carcinomen. Die Bös- 
arigkeit der Geschwulst wird auf die grössere bioplastische Energie der 
chorialen Elemente zurückgeführt. Die durch das Zugrundegehen des 
Fötus freigewordene bioplastische Energie soll jetzt allein auf die Ele- 
mente des Chorions übergehen. (Wie aber, wenn überhaupt keine 
Schwangerschaft, wie so oft, vorausgegangen ist? Ref.) Im Ganzen 
sind bis zu dieser fleissigen Arbeit 75 Fälle von Deciduoma bekannt. 
geworden. 

Mit Recht betont Gubareff (69) das Ungenügende der allge- 
mein gültigen vaginalen Uterusexstirpation bei Portiokrebs im Vergleich 
mit der neuesten Operationsmethode zur Entfernung von bösartigen 
Geschwūlsten aus anderen Körpergegenden, z. B. der Operation des 
Mammakrebses nach Kocher. Gubareff verkennt zwar nicht die Schwie- 
igkeiten für die operative Entfernung des Beckenbindegewebes und der 
tsp. Lymphgefässe und Drüsen, betont aber, dass auf Grund unserer 
anatomischen Kenntnisse über die Lage der Lymphgefässe und Drüsen 
les Beckens eine Methode auszuarbeiten sei mit deren Hilfe alle die- 
jenigen Gewebe ausgerottet werden müssen, welche besonders günstige 
Bedingungen für eine nachfolgende Entwickelung von Recidiven bieten. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 10 


146 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


Nach Gubareff hat eine vaginale Operation Aussicht auf dauernden 
Erfolg nur in Fällen von Corpuscarcinom und Cancer canalis cer- 
vicalis, weil in diesen Fällen die Neubildung hauptsächlich nach innen 
zu wachse und verhältnissmässig wenig die Muskularis ergreife: die 
I,ymphgefässe werden verhältnissmässig spät ergriffen. Dagegen werden 
bei Portiokrebs die zahlreichen Lymphgefässe sehr früh angegriffen. Keine 
vaginale Operation kann darum in diesen Fällen soviel Bindegewebe aus- 
rotten um vor einem baldigen Recidiv einigermassen gesichert zu sein. 
Da ausserdem ein "Ergriffensein der Jumbaren Lymphdrüsen bei Portio- 
krebs durch keine andere Untersuchungsart sicher konstatirt werden 
könne, ausgenommen die Cöliotomie, so bezeichnet Gubareff diesen 
letzteren Eingriff als die Zukunftsoperation des Cancer portion. vaginalis. 
In drei Fällen von dieser Krebsart ist es Gubareff bei der Coelio- 
tomie gelungen nach Ligirung der Art. uterina nach Altuchoff den 
Harnleiter aufzufinden und von ihm eine bedeutende Menge von lockerem 
Bindegewebe loszupräpariren; ausserdem entfernte er nicht wenig von 
diesem Gewebe aus der Basis der breiten Bänder und von der inneren 
Fläche der Muscul. obtur. intern. Der Verlauf dieser drei Fälle war 
ein sehr guter. (V. Müller.) 

Holleman (73) beschreibt einen Uterus, mit Deciduoma malignum, 
welchen H. Gottschalk in Frankfurt a M. ihm zur Unter- 
suchung gefälligst überlassen hat. Der Tumor ist tief in die Uterus- 
wand bis zur Muskularis eingewachsen; die Muskularis ist ganz frei 
geblieben. Im Centrum des Tumors ist eine Nekrose mit Blutungen 
aufgetreten. Der histologische Befund zeigt, dass zwei Arten von Zellen 
anwesend sind. 1. grosse, blasig geschwollene Zellen mit deutlichen 
Membranen, 2. die sogen. Syneytiumzellen, zwischen den grossen Zellen 
unregelmässig zerstreut. Die Kerne der Syucytiumzellen zeigen direkte 
Theilung, die Kerne der grossen Zellen zeigen Mitosen. Eine kurze 
Besprechung der Litteratur und eine Kasuistik der 30 bis 1896 publi- 
zirten Fälle führen zur Epikrise. Verf. kann die allgemeine An- 
nahme, dass die sogen. Deciduomen aus Deciduazellen und Syneytiun- 
zellen bestehen sollen, nicht annehmen. Er stützt seine Meinung auf 
die Anamnese des von ihm publizirten Falles. Die Frau hatte 
4!/a Jahre vor dem Eintreten des Leidens eine Mola ausgestossen und 
war doch 3!,/s Jahre im Klimakterium, als die Krankheit auftrat. Verf. 
findet diesen Zwischenraum zu gross, um Zusammenhang zwischen der 
Mola und der Entstehung der malignen Geschwulst anzunehmen. 

Verf. stellt als seine Meinung auf: 

Alle Fälle von sogen. Deciduomen sind maligne Tumoren, welche 


Carcinom, Sarkoın, Deciduom. 147 


schon vor dem Auftreten der Schwangerschaft bestanden haben, und 
nachher kurz nach dem Ablauf der Schwangerschaft durch Cirkulations- 
tungen oder veränderte Widerstandsfähigkeit sehr schnell gewachsen 
sind; die Syncytiumzellen sind durch unbekannte Ursachen aus Uterus- 
und Drüsenepithelium entstanden; die grossen epithelialen Zellen stammen 
ab aus der Mukosa, als sekundäre Veränderungen der Epitheliumzellen. 
(Doorman, Leiden.) 

Die Krankengeschichte des von Lindfors und Vestberg (100) 
mitgetheilten Falles von malignem Deciduom nach Blasenmule, der wenige 
Tage nach vaginaler Totalexstirpation verendete, ist im Centralbl. für 
Gyn. 1897, Nr. 1 mitgetheilt. Vestberg theilt sehr ausführ- 
lich den mikroskopischen Befund mit. Vestberg hat besonders das 
lokale Weiterwachsen der Geschwulst genau untersucht und stellt das- 
selbe folgenderweise dar. 1. Syncytiale Ausläufer drängen ins lockere 
intermuskuläre Bindegewebe hinein, theilweise dessen Lymph- und 
Blutgefässen folgend, zereprengen und verdrängen das Gewebe, wachsen 
durch Hinzukommen des anderen Geschwulstelementes zu mächtigen 
Geschwülsten an, die kontinuirlich von der Oberfläche in gleicher Weise 
in gewisse Richtungen in die Tiefe der Organwand durch sonst noch 
geschonte Lager derselben vordringen. Das Gewebe kann hierdurch 
auf grossen Strecken unterminirt werden und nekrotisiren. — 2. Sowohl 
von diesen Verbreitungen der Neubildung in der Tiefe wie von der 
der Organwand angrenzenden Fläche der Geschwulst findet eine schritt- 
weise Zerstörung und völlige Substitution der Grebärmutterwand durch 
neugebildetes Geschwulstgewebe statt. Schritt für Schritt wird ein 
dünnes der Neubildung anliegendes Gewebe nekrotisch, wird resorbirt 
und von Geschwulstelementen substituirt, die entweder die ganze Zeit 
in ununterbrochener Kontinuität oder aber anfänglich als eine Infil- 
trationszone von isolirten Zellen vorrücken, die allmählich, nachdem 
das zwischenliegende Gewebe zerstört ist, zusammenschmelzen. Diese 
Verbreitungsart kann sowohl durch zusammenhängendes Syncytium 
wie auch durch freie syncytiale Zellen und durch Abkömmlinge der 
Langhans’schen Zellschicht geschehen. Gegenüber J. Neumann 
u. A. spricht Verf. sich entschieden dagegen aus, dass eine lokale Ver- 
breitung der Neubildung durch die letzterwähnten Zellen in einer mit 
der für Krebse charakteristischen Weise vorkäme. — 3. Die Ver- 
breitung der Neubildung schreitet innerhalb der geschlossenen Gefässe 
(Venen) in der Organwand in Form von Geschwulsthromben fort 
In die Gefässe kann die Geschwulstvegetation eindringen, entweder 
dadurch, dass die Gefässwand direkt nach Modus 1 durchbrochen wird 

10* 


148 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. 


oder durch disseminirte Geschwulstzellen, die das Organgewebe, ohne 
sich in demselben zu vermehren oder hier Geschwulstkolonien zu bilden, 
durchwandern, und schliesslich in die Gefässe hineindringen und dann 
erst hier solche bilden. — Es lassen sich somit diese Geschwülste 
nicht mit den Carcinomen gleichstellen. (Leopold Meyer.) 
Maffucci e Sirleo (107) schliessen ihre fleissige Arbeit mit der 
Behauptung, dass zwar a priori die bösartigen Tumoren aus infektiöser 
Ursache stammend zu betrachten seien, aber dass dieses noch nicht 
durch biologische und experimentelle Beweise bestätigt wurde, — Das 
Studium der Ursachen sei auf mehreren Parasitenklassen zu erstrecken, 
da die Blastomiceten bis jetzt experimentell nur Entzündungen verur- 
sacht haben und nicht immer in den menschlichen Carcinomen und 
Sarkomen nachweisbar sind — dass es möglich ist, dass die Blastomiceten 
Carcinome oder Sarkome verursachen können, dass aber kein Beweis 
dafür vorhanden sei. (Herlitzka.) 
Ricciardi (138) behauptet, dass der Colpohysterectomia totalis ein 
Decubitus acutus folgen kann, und ist der Meinung, dass es sich um 
eine nervöse Störung handle, welche sich durch Reizung der nervösen 
Fäden des Sakralplexus verbreite. (Herlitzka.) 
Aus mehreren klinischen Fällen machte D'Erchia (46) ein ge- 
naues mikroskopisches Studium über das primitive Uteruscareinom. 
Unter anderen hebt Verf. hervor, dass das Bindegewebe des Uterus 
Hypertrophie und Hyperplasie nachweisen kann, und dass einige Zellen. 
elemente des Bindegewebes des Cervix in Sarkomatoidzellen entarten 
können. In dem Cervix, im Corpus, in den Tuben und Ovarien findet 
man Zahlvermehrung der Bilutgefässe, die hypertrophisce Wände 
haben — auch die Kapillargefässe sind mit hypertrophischen Endo- 
thelialzellen bedeckt. Es wird auch immer eine erhebliche Hyper- 
trophie und Hyperplasie der Corpusschleimhaut bemerkt. Verf. ist 
der Meinung, dass auch in den erst beginnenden Fällen die totale Exstir- 
pation des Uterus mit seinen Adnexen gerechtfertigt sei. 
(Herlitzka.) 





Ligamente und Tuben. 149 


Ligamente und Tuben. 


Referent: Dr. Bokelmann. 


a) Vordere Bauchwand, Hernien. 


. Bates, A case of inguinal hernia with bladder in the wall of the sac. 


The Lancet Nr. 3877. 


. Beteke, Ueber einen Fall von Ovarialhernie. Zeitschr. f. prakt. Aerzte, 


Nr. 19. (Nach einem heftigen Hustenstoss Knotenbildung in der rechten 
Leistengegend. B. stellte eine Hernie fest und konstatirte, dass das rechte 
Ovarium nicht zu fühlen war, während ein Strang vom Uterus nach dem 
Leistenkanal zog. Die Hernie verschwand fünf Tage später spontan bei 
einer hastigen Bewegung der Frau, und nunmehr konnten beide Ovarien 
palpirt werden, während der erwähnte Strang verschwunden war.) 


. Biermer, Zwei Fälle von ÖOvarialhernien. Uentralbl. f. Gen Nr. 9. 


pag. 233. (1. Im ersten Falle bestand das durch Operation gewonnene 
Präparat aus einem ca. 10 cm langen, 3-4 cm im Durchmesser haltenden 
spindelförmigen, am unteren Ende etwas dickeren Tumor. Derselbe besteht 
aus mehreren fluktuirenden Hohlräumen, am unteren Ende befindet sich 
ein ca. hühnereigrosser, derber Knoten, der auf dem Durchschnitt grau- 
weisses straffes Bindegewebe mit zahlreichen kleinen mit gelblichbschleimigen 
Inhalt gefüllten Hohlräumen zeigt. Reichliche Hämorrhagien im Stroma 
Mikroskopische Diagnose Kierstockskystom. 2. Wallnussgrosse während 
der Periode anschwellende (seschwulst in der rechten Leistenbeuge. Das 
vorher nicht palpirbare Ovarium ist nach Reposition des Tumors am inneren 
Leistenring abzutasten. Bruchband.) 


. Boise, Operation for Umbilical Hernia on an Infant seven hours old. 


Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 223. 


. v. Brackel, Ueber Hernientuberkulose. St. Petersb. Med. Wochenschr. 


Nr. 42. 


. Brandenburg, Ueber Hernia epigastrica. Korrespondenzbl. f. Schweizer 


Aerzte, Nr. 4. 


. Brohl, Sarkom(Demonstration). Verh. d. Ges. f. Geb. u. Gyn. z. Köln a. Rh. 


Centralbl. f. Gen Nr. 4, pag. 114. (Das faustgrosse Sarkom wär bei der 
56 Jahre alten Patientin dicht oberhalb des Lig. Pouparti von der Vena 
femoralis ausgegangen und in das Lig. latum hineingewachsen. Entfernung 
mit Unterbindung und Resektion der V. femoralis, Heilung.) 

Büdinger, Ueber Diastasen der Linea alba der Kinder mit Incarcerations- 
erscheinungen. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 21. 

Cumston, Hydrocele muliebris. Boston med. and surg. Journ. CXXXVI, 
12, pag. 278. 


150 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


10. Currier, Ventral hernia resulting after abdominal section, and its treat- 
ment. Ann. Gyn. a. Paed. Boston. Vol. X, p. 579. 

11. — Suggestions concerning ventral hernia resulting from abdominal section, 
and its treatment. Am. Gyn. Soc. Med. News. Vol. LXX, pag. 647. Am. 
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 847. ` 

12. Dietel, Demonstration eines Kindes mit Nabelschnurbruch und fast voll- 
ständigem Mangel der Nabelschnur. Verh. d. Ges. f. Geb. zu Leipzig. 
Centralbl. f. Gen Nr. 14, pag. 374. (In dem faustgrossen Bruchsack 
fanden sich, obwohl die Bruchpforte nur für einen Finger durchgängig 
war, sämmtliche Darmschlingen, Magen, Milz und Leber, welche letztere 
mit zahlreichen kleinen mit klarer Flüssigkeit gefüllten Cystchen an ihrer 
Oberfläche besetzt war. Nabelschnur fehlt fast vollständig. Geburtsverlauf 
bei der Ipara ohne Störungen.) 

13. — Fall von Nabelschnurbruch mit Bauch-Blasen-Symphysenspalte. Verh. 
d. Ges. f. Geb. zu Leipzig. Centralbl. Nr. 24, pag. 750. (Klein-apfel- 
grosser Nabelschnurbruch mit Dünndarm und Leber als Inhalt. Unterhalb 
eine 3 cm lange penisartige Hervorstülpung der Haut mit erbsengrosser 
Oeffnung. An der Basis der Hervorstülpung zwei Hautfalten, weit unter- 
halb das Skrotum mit Hoden darin. An der Stelle des Anus seichte Ein- 
ziehung. Nach Eröffnung der Bauchhöhle zeigte sich der unterste Theil 
des Dünndarms in jene penisartige Hervorstälpung verlaufend. Vom Colon 
nur ein Ueberrest vorhanden. Die Ureteren, erheblich erweitert, liefen 
beiderseits nach der seitlichen Bauchwand zu. Interessante Anomalien 
des Skeletts ) 

14. Doran, Hernia of the abdominal cicatrix and operations for its cure. The 
Lancet Nr. 3874. 

15. Doran, Alban, Fibroma of the abdominal wall; increase during pregnancy. 
Tr. Obst. Soc. Lond. Vol. XXXIX, pag. 42. (Reines Fibrom mit stellen- 
weiser schleimiger Erweichung. Operation ohne besonderes Interesse.) 

16. — Lipoma of the lumbar region four pounds in weight, and of twenty 
years growth. Tr. Obst. Soc. of London, Vol. XXXIX, pag. 40. (Der 
subcutan liegende Tumor, dessen Entfernung ohne Eröffnung des Peri- 
toneum unschwer gelang, wog 4 Pfd.) 

17. Douglas, Cysts of the urachus. Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, 
pag. 472. (36jähr. Frau, bemerkt seit 18 Monaten zunehmende Anschwel- 
lung des Leibes. Abdomen entsprechend dem siebenten Monat der Gravi- 
dität ausgedehnt durch einen weichen cystischen, wesentlich rechts dicht 
unter den Bauchdecken liegenden Tumor. Bei der Operation konnte der 
sehr grosse Cystensack, der zwischen Fascia transversalis und Peritoneum 
lag, ohne Eröffnung des letzteren ausgeschält werden. Der Inhalt der 
Cyste, der nicht näher untersucht wurde, betrug 25 „pints“. Tod nach 
zwei Tagen unter septischen Erscheinungen, die Verf. auf eine Ernährungs- 
störung resp. Gangrän des in so grosser Ausdehnung von seiner Unterlage 
abgelösten Peritoneums beziehen will.) 

IS. Goldspohn, Large ventral and umbilical herniae in the adult with three 
cases of radical cure by an improved technique. Am. Gyn. and Obst. 
Journ. N. Y. Vol. XI, pag. 301, Diese, pag. 605. (Das Verfahren gipfelt 
darin, dass Entspannungsnähte von der lateralen Kante des Rektus 


19. 


20. 


28 


Vordere Bauchwand, Hernien. 151 


zwischen hinterem Blatt der Rektusscheide und Muskulatur mittels Stiel- 
nadel durchgeführt werden. Alsdann folgt isolirte Katgutnaht der vorderen 
Rektusscheiden, des subcutanen Gewebes, der Haut. Als Material für die 
Entspannungsnähte, die zwei Wochen liegen bleiben sollen, wird Draht 
benutzt.) 

Hobbs, A plea for the radical operation for hernia among the insane. 
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 672. 

van Hook, Large ventral hernia with intestinal adhesions and entero- 
litbs. Trans. of Chicago Gyn. Soc. Am. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. 
Vol. XI, pag. 603. (Bei der Operation der nach Laparotomie entstandenen 
Bauchhernie entfernte v. Hook wegen zahlreicher fester Adhäsionen ein 26 
Zoll langes Dünndarmstück, welches zwei grosse Kothsteine enthielt. Darm- 
naht. Heilung bis auf eine kleine Fistel.) 


. Jordan, Tabargravidität in einer Leistenhernie.e Münchn. med. Wochen- 


schr. XLIV, 1. 


2. Knauer, Ein durch Radikaloperation geheilter Fall von Nabelschnurbruch. 


Verb. d. Geb.-gyn. Ges. zu Wien. Centralbl. f. Gyn. Nr. 2, pag. 54. 
(Demonstration eines Kindes, bei dem vor 12 Tagen die Radikaloperation 
wegen Nabelschnurbruches ausgeführt wurde. Mandarinengrosse gestielt 
aufsitzende von Amnion überkleidete Geschwulst, welche Proc. vermiformis, 
Coecum und ein Stück des Colon ascendens enthielt. Unmöglichkeit der 
Reposition wegen Verwachsung des Colon mit der Bruchsackwand, daher 
Eröffnung des Bruchsacks, Vereinigung der Bauchdecken in drei Etagen. 
Heilung.) 


. Krilow, Radikaloperation der Hernia umbilicalis nach einer Modifikation 


der Dauriac’schen Methode. Wratsch. Nr. 29. 


. Launay et Wiart, 2 cas d’hernie inguinale congenitale de l'ovaire et 


de la trompe. Bull. de la Soc. anat. 5 S. XI, 2, pag. 78. 


. Legneu, Herie congénitale de l'utérus et ses annexes. Inıperforation 


du vagin. La Sem. gyn. Nr. 18, Mai. (Zwei Fälle von ziemlich gleicher 
Beschaffenheit. Im zweiten 18jährige Frau mit angeborener jetzt orange- 
grosser Hernie der linken Leistengegend. Vagina endete als Blindsack, 
Uterus nicht zu fühlen. Keine Menstruation, auch keine Molimina. Bei 
der Herniotomie fand sich ein 2 cm langer Uterus, Ligamenta lata, eine 
fadenförmige atrophirte an ihrem freien Ende verschlossene Tube ohne 
Ovarium, die zweite Tube ebenfalls obliterirt mit etwas grösserem Ovarium. 
Vom Uterus zog ein fibröser lumenloser Strang in dıe Tiefe der Bauch- 
höhle. Reposition der Genitalien, Schluss des Leistenkanala.) 
Lindholm, Dubbelsidig ooforosalpingektomi jämte total exstirpation of 
uterus för varansamling i adnexa (discussion). Finska läkaresällsk. handl. 
XXXIX, 6, 731. 


. Menciere, Hernie de l'ovaire, particulièrement chez la petite fille. Revue 


des Mal. de l'Enf. XV, pag. 270. 


. Menge, Demonstration von Tumoren der Bauchdecken. Verh. d. Ges. f. 


Geb. zu Leipzig. Centralbl. f. Gen Nr. 16, pag. 442. (1. Reines Lipom 
von der Grösse einer Faust, subcutan entwickelt rechts oberhalb des Nabels. 
2. Reines Fibrom, kindskopfgross, zwischen den diastatischen Recti vom 
hinteren Blatte der Bauchfascie entwickelt, Ausschälung mit Entfernung 


29. 


30. 


Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


eines Theils der hinteren Rektusscheide und Peritoneums. 3. Fibromyom 
des Lig. rotundum sinistrum, hübnereigross ausserhalb des Leistenkanals 
in der linken Inguinalbeuge entwickelt. Leichte Ausschälung. Zwischen 
fibrösen Gewebspartien Bündel glatter Muskelfasern. 4. Nussgrosses rechts 
von der Mittellinie unterhalb des Nabels sitzendes Atherom, gelegentlich 
einer Ovariotomie mit entfernt. 5. Gallertcarcinom der Bauchwand als 
Knoten im Nabelring entwickelt. Exstirpation des Tumors mit einem 
grösserem Stück Peritoneum. Reichlicher Ascitesabfluss. Besichtigung 
des Peritoneums ergiebt allgemeine Erkrankung desselben an zahllosen 
Gallertcareinomknötchen. Wahrscheinlich primäres Bauchfellcarcinom, das 
in der Gegend des Nabelrings die Bauchwand durchwuchert hatte. Die 
ganze Bauchwand von Carcinomnestern durchsetzt. 6. Hühnereigrosser 
maligner Tumor der Regio umbilicalis, wahrscheinlich von der Fascie aus- 
gegangen, daneben Netzhernie der Linea alba. Exstirpation des Tumors 
mit einem grossen Theil Haut, Fascie, Peritoneum und Netz. Heilung. 
Die mikroskopische Untersuchung des Tumors, aus dem beim Durchschnei- 
den auffallend viel milchige Fiüssigkeit ausfloss, zeigte sehr verwickelte 
Strukturverhältnisse, so dass Menge trotz der Begutachtung durch drei 
Pathologen von Fach zu einer abschliessenden Bestimmung der Natur der Ge- 
schwulst zunächst nicht gelangen konnte. Möglicherweise dürfte es sich 
um ein embryonales Carcinosarkom, eine Mischgeschwulst handeln, die 
von Neubildungskeimen, die als fötale Zellen eine Zeit lang geruht hatten, 
ausgegangen sein könnte.) 

Michels, Ueber kalte Abscesse der Bauchdecken. Monatsschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. VI, pag. 537. 

— Ueber tiefliegende, vom Darm ausgehende Abscesse der Bauchdecken. 
Inaug.-Diss. Bonn. (Drei in der Bonner Universitätsfrauenklinik beobach- 
tete Fälle. In dem ersten Falle wurde ein mit dem Dünndarm fest ver- 
wachsener zwischen Nabel und Symphyse gelegener Bauchdeckentumor 
exstipirt und in der Meinung, dass es sich um ein Sarkom handle, das 
verwachsene Darmstück resezirt. Exitus. Die mikroskopische Untersuchung 
ergab nur entzündliche Schwartenbildung. In den beiden anderen Fällen 
wurden die mit spärlichem Eiter durchsetzten 'Tumormassen unter Ver- 
meidung der Peritonealhöhle mit gutem Erfolg excidirt.) 


. Morgan, A case of right ovarian hernia with twisted pedicle, operation, 


recovery. Lancet Mai 15, pag. 1340. 


2. Nable, A remarkable case of ventral hernia cured by a flap operation. 


Am. med. chir. bull. 1896, Nr. 25. 


. Noirot, Traitement des fibromes de la paroi abdominale antérieure. These 


de Paris. 


. Ott. Leitende Motive bei Auswahl der Methoden zur Restitution des ver- 


letzten Beckenbodens und der Bauchwand. Jurnal akuscherstwa i shens- 
kich bolesnej. Juni. (V. Müller.) 


5. Roncaglia, Enterocele vaginalis. Soc. ital. di ost. e gin. Rom 1896. 


Bd. III. (Verf. heilte drei Fälle radikal durch Colpotomia posterior mit 
Ausschneidung eines grossen dreieckigen Stückes, Resektion der Douglas- 
Falten und Vernähung der Scheide.) 


36. 


40. 


4l. 


Vordere Bauehwand. Hernien. 153 


Sänger, Demonstration eines faustgrossen multilokulären Colloidkystoms 
der rechten seitlichen Bauchwand, entstanden nach Punktion einer grossen 
ebensolchen Cyste des rechten Ovariums. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gyn. 
VIL. Versammlg. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 409. (Drei Monate 
nach der Punktion Entfernung der allseitig adhärenten vereiterten Cyste, 
wobei bereits eine leichte Härte an der früheren Punktionsstelle bemerkt 
wurde. Nach einem Jahre operative Entfernung einer aufgebrochenen 
fistulös eiternden Geschwulst im rechten Hypogastrium. Zwei Geschwulst- 
knoten durch Usur in je eine Dünndarmschlinge durchgebrochen. Darnı- 
naht, Heilung.) 


. Schilling, Enorm grosser Nabelbruch — abnorm viel Bruchwasser, Decu- 


bitusgeschwür — Erysipel — Perforation, relative Heilung. Münchn. med. 
Wochenschr. Nr. 44. 
Schulten, af, Bidrag till bukhälans kirurgi. Finska Läkaresällskapets 
Handlingar. Bd. XXXVIII, pag. 991. (Operation wegen nach Laparotomie 
entstandenen Bauchbrüchen und wegen Eventration nach Gravidität.) 
Seymour, Hernia of a sarcomatous ovary. Med. News. Vol. LXX, & 
pag. 241. 

Stierlin, Zur Kasuistik angeborener Nabelfisteln. Aus dem Alexander- 
Hospital in Sofia. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 12, pag. 188. (1. Zwei 
Monate altes Kınd, nach Abfallen der Nabelschnur Zurückbleiben einer 
rothen (seschwulst, aus der Darminhalt austritt. Diagnose: Nabelkothfistel 
mit prolabirter Darmschleimhaut. Spaltung des die Basis der (reschwulst 
umgebenden Hautringes, Ablösung der cylindrischen (seschwulst, die sich 
als 6 cm langes Divertikel einer Dünndarmschlinge erweist. Resektion 
desselben. Heilung. 2. Urachusfistel bei einem 12jährigen Mädchen, die 
seit der Geburt aus einer Oeffnung im Nabel Wasser entleerte. Metall- 
sonden durch Urethra und in die Fistel eingeführt, treffen sich in der 
Blase. Operation durch Anfrischung und Naht, Heilung.) 

Stokes, Strangulated hernia, a sequel of an ovariotomy performed twenty- 
seven years previously. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 724. 
(75 jahrige Patientin, die vor 27 Jahren ovariotomirt worden war, seitdem 
eine Bauchhernie zurückbehalten hatte. Plötzliche Einklemmungserschei- 
nungen, Tod im Beginn der Narkose, ehe noch der beabsichtigte Bauch- 
schnitt gemacht war. Die Obduktion zeigte, dass eine 20 cm lange Dünn- 
darmschlinge durch den Bruchring unter die Haut ausgetreten und bis zur 
völligen Aufhebung des Lumens in ihm strangulirt war.) 

Stolipinski, Cure radicale des hernies ombilicales et des hernies de la 
ligne blanche chez la femme. Medic. Obosr. Nr. 4. 

— Ueber die radikale Behandlung von Nabel und Linea alba -Hernien 
bei Frauen. Medicinskoje obosrenie. Juni. (V. Müller.) 


. Stouffs, Hernie eines eiterigen Ovariums bei einer Frau von 68 Jahren. 


Operation. Heilung. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Brüssel. Centralbl. 
Nr. 29, pag. 929. (Der Inhalt des Bruchsackes bestand lediglich aus einem 
in Eiterung übergegangenen Ovarium. Da gleichzeitig eitriger Ausfluss 
aus der Vagina bestand, handelte es sich wahrscheinlich um eine Infektion 
von dort aus. Stouffs hält’ eine radikale Heilung „wegen der wahr- 
scheinlich bestehenden sebr vorgeschrittenen Veränderungen des Uterus 


154 


46. 
47. 


48. 


Gynäkologie. ILigamente und Tuben. 


und der Adnexe wohl nur durch totale Kastration erreichbar“. NB. die 
Patientin war 68 Jahre alt!) 


. Thomas, A case of ischio-rectal hernia due to dislocation of a subperi- 


toneal fibroma. The Lancet. Nr. 3856. 

Walbaum, Ueber Desmoide der Bauchdecken. Inaug.-Diss. Bonn. 
Walter, Hydroparasalpinx in einer Hernia inguinalis externa. Centralbl. 
f. Chir. Nr. 28, pag. 771. 

Walther, Hydroparasalpinx in hernia inguinali externa. Nederl. Tijdschr. 


v. Verlosk. en Gyn. Jahrg. VIII, Nr. 3. (Die jedesmal bei den Menses 


49. 


gr 
D 


anschwellende und schmerzhafte Hernie wurde wegen plötzlicher starker 
Anschwellung und heftiger Schmerzen operirt. Es fanden sich zwei prä- 
peritonal gelegene Cysten, auf die Wand des einen ging das Lig. rotundum 
über.) 

Westby, A case of abscess of abdominal wall following typhoid fever, 
incision, recovery. Brit. Med. Journ. Nr. 1900. 


b) Hämatocele. 


Cullingworth, An address on pelvic haematocele considered from the 
modern standpoint, delivered before the Nottingham medico-chirurgical Soc. 
The Lancet. Vol. I, pag. 1662. 

Currier, Haematoma of the right broad liganıent: jodoform poisoning, 
three profuse haemorrhages in next two weeks. Tr. of N.Y. Obst. Soc. 
Amer. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 80. (Der 23jährigen 
Pat. waren vor einem Jahre beide Ovarien exstirpirt worden. Menstruation 
cessirt seitdem völlig. Jetzt faustgrosser, fluktuirender Beckentumor. In- 
cision des hinteren Scheidengewölbes entleert grosse Mengen Blutes. Tuber- 
kulose des Peritoneum, vor einem Jahre nicht vorbanden, jetzt konstatirt. 
Jodoformgazetamponade, Intoxikationserscheinungen. Nach deren Entfer- 
nung zeigt sich Entstehung einer Scheidenrektumfistel. Nach einigen Tagen 
wiederholte schwere Blutung, wahrscheinlich aus den Rändern der Scheiden- 
wunde stammend. Schliesslich Heilung bis auf fast geschlossene Fistel.) 
Delore, Kritische Bemerkungen zur Hämatocele. Lyon med. 1896. Mars 
15 u. 22. 

Eberlin, Ein seltener Fall von Haematocele retrouterina. Medicinskoje 
Öbosrenje. Nr. 21. (Die seit sieben Jahren bestehende, wahrscheinlich auf 
Blutungen aus perimetritischen Adhäsionen zurückzuführende Blutgeschwulst 
reichte bis zwei querfingerbreit oberhalb des Nabels. Incision des hinteren 
Scheidengewölbes, Drainage.) 

Fischel, Ueber einen Fall von solitärer Haematocele peritubaria pseudo- 
cystica (Sänger). Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 2. (Genaue 
Beschreibung eines durch Laparotomie gewonnenen Tumors, der sich im 
Wesentlichen der von Muret und Sänger beschriebenen Form von soli- 
tärer Hämatocele anschliesst. Die Geschwulst bestand aus einem citronen- 
grossen Sack mit hämorrhagischem Inhalt, der an der hinteren Fläche des 
Bierstockes, der Ala vespertilionis und des Endstückes der Muttertrompete 
sich anlagerte, wobei die letztere zum grössten Theil in die Sackwand ein- 


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Hünmatocele. 155 


gebettet erschien, während das Fimbrienende frei in das Lumen des Sackes 
vorragte. Die Wand des Sackes, der zunächst für einen ovariellen Frucht- 
sack gehalten werden konnte, bestand zum grössten Theil aus Fibrin und 
Blutgerinnsel. Von den bisher beschriebenen Fällen unterscheidet sich der 
vorliegende dadurch, dass die Hätmatocele an ihrer vorderen Wand un- 
trennbar mit der Ala vespertilionis verwachsen war, dass das 4 cm lange 
Endstück der Tube in der vorderen seitlichen Sackwand eingeschlossen 
war und dass in ihrer unteren Wand die Morgagni’sche Hydatide und 
andere dem Fimbrienende angehörige Einschlüsse enthalten waren.) 


. Gardner u. Martin, Drei Fälle von Beckenhämatom. Montreal med. 


journ. Januar. (Im ersten Falle Entstehung des Hämatoms auf dem Boden 
einer Extrauterinschwangerschaft, im zweiten durch Adenocarcinom eines 
Ovariums, im dritten in Folge Tuberkulose der Tube.) 


. Gordon, Ueber das Haematoma periuterinum. Diss. Zürich. 
. Henrotay, Hämatocele. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Brüssel. Centralbl. 


Nr. 29, pag. 928. 


. Jegoroff, Zur Frage über die Behandlung des Haematoma retrouterinum. 


Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. April. (Beschreibt einen durch 
Massage geheilten Fall.) (V. Müller.) 


. Jegorow, Zur Therapie der retrouterinen Blutgeschwülste. Shurnal aku- 


scherstwa i shenskich bolesnej. Nr. 4. (Spricht sich gegen operative Ein- 
griffe und für die Behandlung mit Massage aus.) 


. Jesset, Bowreman, Case of haematocele. Brit. Gyn. Soc. Brit. Gyn. 


Journ. London. Vol. XLIX, pag.2. (Jessett glaubt, einen Fall von Häma- 
tocelenbildung ohne Tubarschwangerschaft vor sich zu haben. Beide Tuben 
waren verändert, die linke mit festen Blutgerinnseln, jedoch ohne Spuren 
eines Schwangerschaftsproduktes gefüllt. Die laparotomirte Pat. ging nach 
fünf Tagen plötzlich an Darmocclusion zu Grunde.) 


. Kalinowsky, Haematocele retrouterina intraperitonealis post graviditatem 


tubarıam und deren Behandlung. Eshenedelnik 1896. Nr. 46. r 


. Lavise, Traitement de l’hematocele. Soc. belge de Chir. Nov. et Dec. 


1896. 


. Lwow, Apoplexie des rechten Ovarium, die zur Entwickelung eines Haema- 


toma retrouterinum führte unter dem Bilde einer Tubenruptur bei extra- 
uteriner Schwangerschaft. Gleichzeitige Pyosalpinx sinistra. Laparotomie. 
Genesung bei Behandlung mit Antistreptokokkenserum. Wratsch. Nr. 37. 


a Mironoff, Zur Vertheidigung der operativen Behandlung abgekapselter 


Blutansammlungen im kleinen Becken. Jurnal akuscherstwa i shenskich 
bolesnej. Januar. (V. Müller.) 
— Zur Vertheidigung der operativen Behandlung der Hämatocelen. Shur- 
nal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Nr.I. (Plaidirt für Operation durch 
das hintere Scheidengewölbe.) 


. Montgomery, Pelvic blood collections and their treatment by vaginal 


incisions. Tr. Amer. Gen Soc. Amer. Journ. Obst. N.Y. Vol. XXXV, 
pag. 868. Ann. Gyn. Paed. Boston. Vol. X, pag. 521. 


. Munde, Pelvic haematocele. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 580. 
. Noble, Vaginal incision and drainage of suppurating haematoceles due 


to ectopic gestation. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 282. 


156 Gynäkologie., Lirawente und Tuben. 


20. Pagenstecher, De los hematomas pelvicos en sus relaciones con los 
embarazos ectöpicos. San Luis Potosi M. Esquivel y Cia. 

21. Ricciardi, La elitrotomia iuxtacervicale come trattamento chirurgico 
dell ematocele peri-uterino. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. Le", 

(Herlitzka.) 

22. Rosenwasser, Two cases bearing upon the diagnosis between ruptured 
tubal pregnancy and ruptured pus tube. Ann. Gyn. and Paed. Boston. 
Vol. X, pag 231 u. Amer. Journ. of Surg. and Gyn. Oct. 1896. 

23. -- The treatment of circumscribed pelvic haemorrhage. Amer. Gyn. 
Obst. Journ. N. Y. Vol. XI, Nr. 4, pag. 455. 

24. Tauffer, 1. Hämatocele in Folge Tubaraborts. 2. Einseitige Hydrosal- 
pinx. Gyn. Gesellsch. d. kgl. ungar. Aerztevereins zu Budapest. (Beide 
Fälle vaginal operirt, in dem ersten wurde das von Pseudomembranen ein- 
gehüllte Blutextravasat mit der ausgedehnten Tube entfernt.) 

25. Vanverts, Fibrome sous-peritoneal pedicule de l'utérus et hematocele 
retro-uterine. Bull. de la Soc. anat. 5. S. Tom. X, pag. 21, Nov. 1896. 

26. Walker, Sectional anatomy applied to the study of pelvic haematocele. 
Rep. of the Labor. of Coll. of Physic. Edinb. Vol. VI, pag. 247. 


Cullingworth (1) glaubt das Entstehen einer Hämatocele häufiger 
auf eine wiederholte Blutung aus dem offenen Tubenende beim sogen. 
Tubenabort, als auf eine Ruptur der schwangeren Tube zurückführen 
zu müssen. Der Tubenruptur sowohl wie der Blutung aus dem offenen 
Ende pflegt die Blutung in die Tube selbst mit sekundärer Bildung 
einer Tubenmole vorauszugehen. Unter 20 wegen Hämatocele operirten 
Fällen fand Cullingworth 19mal, dass die Blutung aus dem freien 
Ende der unrupturirten Tube stammte. In dem 20. Fall fand sich 
merkwürdiger Weise auf der einen Seite eine Tubenschwangerschaft, 
während auf der anderen Seite in Folge Ruptur einer Cyste des breiten 
Ligaments die Hämatocele sich gebildet hatte. Unter weiteren 34 Fällen 
frühzeitiger Tubenschwangerschaft fand sich 6 mal eine Tubenmole ohne 
Ruptur und ohne Blutung nach aussen, 19 mal eine Tubenmole mit 
Blutung aus dem freien Ende, davon 17 mal mit Hämatocelenbildung. 
In 9 Fällen endlich war die Tube rupturirt, 7 mal mit diffusem Blut- 
erguss in die Bauchhöhle, je einmal mit Bildung einer Hämatocele und 
eines Hämatoms im Ligamentum latum. Die Frage, wann die Opera- 
tion angezeigt ist, beantwortet Verf. dahin, dass man nur bei Blutungen 
in Folge sehr früher Gravidität auf die Operation verzichten kann, 
während späterhin das Schwangerschaftsprodukt zu gross ist, um resor- 
birt zu werden, und zu immer neuen Blutungen führt. 

Munde (8) berichtet über drei Fälle von Blutergüssen im Becken, 
welche sicher nicht (?) auf eine Extrauterinschwangerschaft zurück zu führen 
waren. Im ersten Falle handelte ‚es sich um eine im Anschluss an die 


Hämatocele. 151 


regelmässige Periode, die plötzlich aufhörte, eingetretene Hämatocele. 
Schwangerschaft war, da die seit fünf Jahreu steril verheirathete 
Patientin 14 Tage vorher untersucht war, mit Sicherheit auszuschliessen. 
Die Ursache der Blutung glaubt Mund& in dem Platzen einer vari- 
kösen Beckenvene oder in einer abnormen Blutung aus einem Graaf- 
schen Follikel suchen zu müssen. 

In den beiden anderen Fällen war bald nach Vornahme eines 
Curettements ein extraperitoneales Beckenhämatom aufgetreten, das im 
ersten Falle durch eine Incision in die Vagina mit nachfolgender 
Drainage zur Heilung kam, während sich in dem zweiten Falle nach 
der Incision und der etwas später vorgenommenen Ausschabung der 
Wundhöhle ein linksseitiger Beckenabscess mit Betheiligung der beider- 
zeitigen Adnexe entwickelte. Nach gemachter Laparotomie und Drai- 
nage nach der Vagina hin kam auch dieser Fall zur schliesslichen 
Heilung. 

Henrotay (8) halt in jedem Falle von Extrauterinschwanger- 
echaft (mit oder ohne Ruptur) operativen Eingriff, und zwar Laparotomie 
für nothwendig. In Fällen von intraperitonealer Hämatocele empfiehlt 
er vaginale Incision und Drainage nur in Fällen von Eiterung. In 
allen anderen Fällen ist die Laparotomie das beste Mittel, um Blut- 
gerinnsel, Placenta und die zerrissene Tube zu entfernen. Hämatone 
des Ligamentum latum müssten im Prinzip vaginal operirt werden. Da 
die Diagnose indessen schwer zu stellen ist, so ist der abdominale Weg 
vorzuziehen. (Eine abwartende Behandlung der Hämatocelen, mögen 
sie nun extra- oder intraperitoneal sein, scheint Henrotay nicht zu 
kennen. Ref.) 

Rosenwasser (22) fasst seine Erfahrungen über cirkumeskripte 
Beckenblutungen dahin zusammen, dass mehr als die Hälfte der Fälle 
bei sorgsamer Ueberwachung und absoluter Ruhe in ca. 6—8 Wochen 
ohne Operation ausheilen. Nur da, wo die Ueberwachung und Ruhe 
undurchführbar ist, ist baldige Operation geboten. Im Allgemeinen 
soll nur auf spezielle Indikation, vor allem bei septischen Erscheinungen, 
Wachsthum des Tumors, Kompression benachbarter Organe, operirt 
werden. Die Laparotomie ist den vaginalen Incisionen in den meisten 
Fällen vorzuziehen. 

Derselbe Autor hält es zwar vom Standpunkte des praktischen 
Chirurgen für ziemlich gleichgültig, ob es sich im einzelnen Falle um 
die Ruptur einer Pyosalpinx oder einer Tubenschwangerschaft handelt, 
da ja in beiden Fällen stets die schleunigste Operation indizirt ist 
möchte aber doch unter Gegenüberstellung zweier Fälle Anhaltspunkte 


158 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


für die Differentialdiagnose bringen. Neues enthalten die von ihm an- 
geführten differentialdiagnostischen Symptome nicht. 


c) Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum, 
Beckenbindegewebe, Beckenperitoneum. 


l. Abbott, A report of thirty cases of pelvic inflammation operated upon 
between Juli 1895 and 1896 by vaginal incision and drainage. Am. Gyn. 
Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 285. 

2. Acconci, Trattamento chirurg. delle suppurazioni pelviche. Verh. d. 
ital. Ges. f. Geb. u. Gyn. 18.—21. Okt. 

3. Ardouin, Calcul du ligament large. Soc. anat. Par. Seance, Juin. 

4. Aspell, Fibroma attached to tube, ovary and round ligaments. Tr. 
Woman’s Hospital Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 642. 
(Der faustgrosse Tumor sass im Lig. latum, in fester Verbindung mit der 
Insertion des Lig. rotundum, der Tube und des Ovarium’s. Eine Ver- 
bindung mit dem Uterus bestand nicht.) 

5. Audiau, Contribution à l'étude du traitement des annexites. These des 
Paris, G. Steinheil. 

6. Baldwin, Case of retained menstrual blood in the broad ligament. Tr. 
Woman’s Hospital Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. XI, pag. 71. 

7. Baldy, A case of varicose vein of the broad ligament. Am. Journ. Obst 

N. Y. Vol. XXXVI, pag. 310. (Die Patientin litt seit Jahren an heftigen 
Unterleibsbeschwerden, für die sich eine Ursache trotz wiederholter Unter- 
suchung nicht nachweisen liess. Bei der schliesslich vorgenommenen 
Probelaparotomie fand sich ausgesprochene Hyperämie der beiderseitigen 
Adnexe und Ligamente, ausserdem linkerseits hochgradig variköse Gefässe. 
Baldy resezirte das betreffende Lig. latum mit Tube und Ovarium.) 

. Bezon, De la gynécologie conservatrice dans les affections inflamma- 

toires pelviennes. Thèse de Bordeaux. 

H Boisseau et Rocher, Traitement des affections de l'utérus et des an- 
nexes par l’oxychlorure d'argent obtenu par voie d'électrolyse. Soc. de 
Chir. Revue de Chir. Paris. Tom. XVII, pag. 459. 

10. Boldt, Recurrent pelvic inflammation with specimens. Tr. N. Y. Obst. 
Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 703. Discuss. pag. 
103—707. 

11. Bonifield, Uterus and appendages removed by abdominal hysterectomy. 
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 243. 

12. Bossi, Methode d’hysterectomie vaginale. La Gyn. Paris. 2° année. Nr. 1. 
pag. 54. 

13. Bovée, Cyst of the round ligament. Tr. of Washingt. Obst. Gyn. Soc. 
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 412. 

14. Brown, Inflammatory septic exsudate in the broad ligament approaching 
it from below between the folds of the ligament: extraperitonaeal opera- 
tion. Tr. Woman's Hosp. Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. XI, 
pag. 213. 


CC 


22. 


mn 
ët 


26. 


Adnexe im Allgemeinen, Ligamenfum latum und rotundum ete. 159 


5. Burckhardt, Cyste des linken Gartner'schen Ganges. Monatsschr. f. 


Geb. u. Gyn. Berlin, Bd. V, pag. 616. 


. Castello, De la colpocoeliotomie dans l’exstirpation des lésions utero- 


annexielles. These de Paris. 


. Cibert, Abces du petit bassin avec pelviperitonite.. Lyon med. LXXXV, 


pag. 110. 


. Clarke, Pelvic inflammation: its causes and relations. Ann. of Gyn. 


and Paed. Boston Vol. XI, p. 119. 


. Cocquelet, Sur un cas de complication d'un kyste du ligment large. 


Tbese de Paris, G. Steinheil. 


. Deaver, Appendicitis in relation to disease of the uterine adnexa and 


pregnancy. Buff. Med. Journ. Vol. XXXVII, Nr. 4. 


. Delageniere, Indications de la castration abdominale totale dans le 


traitement de certains cas de suppurations pelviennes. 10 Observations. 

Instit. internat. de Bibliogr. scient. Paris. 

— Des relations de l’appendicite et des affections des annexes. Congrès 
francais de Chirurgie. Ann. de Gen et d’Obst. Paris, Vol. XLVII, 
pag. 544. Revue de Chir. Paris, Tom. XVII, pag. 1054. 

— De I!’hysterectomie abdominale totale comme temps préliminaire de 
l’extirpation des kystes papillaires intraligamentaires. Congrès francais 
de Chir. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris, Tom. XLVIII, pag. 545. 


. Delassus, Tumeur caecale prise pour une annexite droite. Soc. obst. et 


gyn. de Paris. Ann. Gen et Obst. Paris, Tom. XLVII, pag. 83. (Im 
rechten Scheidengewölbe ein eigrosser, beweglicher, empfindlicher Tumor, 
der für einen Salpinxtumor gehalten wurde. Bei der Laparotomie wurde 
eine inoperable Neubildung des Cöcum konstatirt.) 

Dezon, De la gynécologie conservatrice dans les affections inflammatoires 
pelvriennes. These de Bordeaux. 

Doran (Alban), The removal of suppurating pelvic tumors. Lancet. 
Jan. 23. 


. Dubar, Double kyste du ligament large gauche. L'Echo médical du 


Nord Nr. 6. 


, Dudley (Palmer), To what extent can we do conservative surgery upon 


the uterine appendages with safety to the patient” Am. Gyn. Obst. Journ. 
N. Y. Vol. X, pag. 110—187. 

— Classification of inflammation of the uterus and its relations to cir- 
cumuterine inflammation. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 1. 


. Dührssen, Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage- 


rungen und Neubildungen der Gebärmutter. XII. internat. med. Kongr. z, 
Moskau. Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, pag. 1131. 


. Duncan, On pelvic inflammation in women. Lanc. Jan. 2. Vol. I, pag. 9. 
2. Duplay et Clado, Mémoire sur le traitement chirurgical des suppura- 


tions pelviennes aiguës. Clinique Gyn. de l'Hôtel-dieu. La Semaine Gyn. 
Nr. 1. 

— — Traitement chirurgical des suppurations pelviennes aiguës. Nem. 
Gyn. 5. janv. 


. Edgar, 3 cases of broad ligament cysts. Glasgow med. Journ. XLVII, 


2, pag. 140. 


16) 


ou 
CH 


37. 


3x. 


39. 


40. 


tl. 


43. 


44. 


(iynäkologie. Ligumente und Tuben. 


(Editorial). Cysts of the broad ligament. Ann. Gyn. and Paed. Boston. 
Vol. X, pag. 683. (Referat nach [Raimondi?]) 
Engström, Otto, Perityphlit och högersidig Perisalpingo-Oophorit (Peri- 
typhlitis und rechtsseitige Perisalpingo - Oophoritis). Finska Läkaresälls- 
kapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 12, pag. 1659—99. 

(Leopold Meyer.) 
Euren, Cystis ligamenti lati, laparotomi. Hygiea LVII. 10, pag. 333, 
336, 1896. 
Ferguson, A plea for retention of the uterus in removing the adnexa 
for septic disease. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 413. 
Fish, Shall we leave the uterus in situ in Excision of the adnexa. Am. 
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 86. 
Fischer, Fibrom und Dermoidcyste des Ligamentum rotundum, je ein 
Fall. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 317. (Prallelastischer 
Tumor der linken Leistengegend, der seit der Kindheit bestanden haben 
soll, stärkeres Wachsthum seit Erkrankung an Gelenkrheumatismus vor 
einem Jahre. Operation, Ausschälung des Tumors bis auf federkieldicken 
Strang, der sich in die Bauchhöhle verfolgen lässt. Der Tumor von einer 
Reihe von Muskelbündeln eingehüllt, nach Spaltung der 3 mm dicken 
Wand Entleerung breiartigen Inhalts, der u. A. Cholestearinkrystalle 
zeigte. Mikroskopisch bestand die Wand von innen nach aussen aus 
mehrschichtigem Plattenepithel, einer dem Stratum Malpighi der Haut 
analogen Epithelschicht, einer Schicht elastischer Fasern mit Fettablage- 
rung, einer dicken Schicht in rundlichen Bündeln angeordneter Muskel- 
fasern.) 
Frank, Hysterectomy is it justifiable in septic diseases of the appen 
dages? Ann. of Gyn. and Paed. Boston. Vol. XI, pag. 219. 


2. Freund, W.A., Ueber Resorptionskuren. 69. Versamml. deutsch. Natur- 


forscher u. Aerzte zu Braunschweig. Centralbl. Nr. 40. pag. 1195. 

Fry, Uterus, tubes and ovaries removed for abscesses in both cornua and 
broad ligaments and salpingitis. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, 
pag. 284. 

Haggard, Vaginal versus abdominal section for pus in the pelvis. Ann. 
Gyn. and Paed. Boston. Vol. X, pag. 344. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. 
Vol. X. pag. 295. 


> Hall, Hysterectomy for inflammatory disease of the appendages. Tr. of 


Cincinn. Obst. Soc. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 562. 
Henrotin, The operation of choice in septic pelvic disease with especial 
reference to the early vaginal incision. Brit. med. Journ. Nr. 1921. 

— When in operating for septic pelvic disease, its becomes necessary 
to remove the ovaries, it is usually advisable to remove the uterus also. 
Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 393. 


. Hlawazek, Ueber Komplikation von Schwangerschaft und Geburt mit. 


eitrigen Entzündungen des weiblichen (Genitales und benachbarter Organe. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft A 


. Hodgson, Fibroma of the right broad ligament. Brit. (iyn. Soc. Brit. 


(Gen. Journ. London. Vol. L, pag. 183. (Laparotomie. Entfernung des 
Uterus, der Adnexe und des rechtsseitigen Lig. latum. Drainage nach der 


62. 


63. 


Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 161 


Vagina. Heilung. Der Tumor erwies sich als ein entzündetes und ver- 
ett: ctes Fibromyom.) 
van Hook. The consequences of removing the uterus. Amer. Gyn. Obst 
Journ. N. Y. Vol. X, pag. 405. 
Jacobs, De l’ablation utero-annexielle par la voie abdominale. Ann. de 
la Soc. belge de chir. Tom. X, Nr. 5—6. 
Jocet, Des collections séreuses pelviennes. Thèse de Paris. 
Jonnescu, Vollständige abdominale Kastration bei septischen Erkran- 
kungen des Uterus und der Adnexe. XII. internat. mediz. Kongress zu 
Moskau. Centralbl. Nr. 39, pag. 1167. 
Kaufmann, Ueber Phlebektasien des Uterus und seiner Adnexe. Zeitschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 201. 
Kern, Beitrag zur operativen Behandlung der entzündlichen Adnexerkran- 
kungen. Diss. Breslau. 
Kime, Drainage uterin comme traitement prophylactique et curatif des 
inflammations pelviennes. Southern med. Record. fev. (Referat in der 
„Gynecologie*.) 
Klein, Zur normalen und pathologischen Anatomie der Gartner chen 
Gänge. Gynäk. Gesellsch. zu München. 9. Juli 1896. Monatsschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. VI, pag. 118. 
K nüppel, Ueber Adnextumoren nebst mikroskopischen Untersuchungen 
an einem Adnextumor mit Ascites. Dis». Berlin. 
Krekels, Die primären Fibromyome der breiten Mutterbänder. Inaug.- 
Diss. Strassburg 1896. (Zusammenstellung von 45 Fällen primär in den 
breiten Mutterbändern entstandener Fibromyome. Acht von diesen Fällen 
waren gestielt und hatten ihren Sitz am oberen Theil des Ligamentuın 
latum, während die nicht gestielten Tumoren vorzugsweise in den an 
Muskelfasern reichsten, dem Uterus direkt benachbarten Partien der Lig. 
lata sassen.) 
Krüger, Die Appendicitis und ihre Beziehungen zu den weiblichen Geni- 
talorganen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLV, Heft 3 u. 4. 
Kugelmann, Zur Behandlung der Parametritis und der durch dieselbe 
erzeugten festen Exsudate. 69. Versammig. deutscher Naturforscher und 
Aerzte zu Braunschweig. Centralbl. Nr. 40, pag. 1220. 
Leake, Etiology of pelvic inflammation. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. 
XXXVI, pag. 214. 
Lindholm, Alfred, Ett fall af pneumokockinfektion med ovanligt forlöpp. 
(Fall von Pneumokokkeninfektion mit ungewöhnlichem Verlauf.) Finska 
Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 7—8, pag. 1119—39. 
(Leopold Meyer.) 
Lwoff, Die Colpotomia posterior bei Entzündungen und Neubildungen der 
Adnexa. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. September. (Bericht 
über 122 Fälle von Colpot. post. 3°/o Sterblichkeit.) (V. Müller.) 
Mac Laren, Die Behandlung von Eiteranssmmlungen im Becken. North- 
western Lancet 1896. Sept. 


. Mainzer, 200 vaginale Radikaloperationen wegen chronisch-eitriger und 


entzündlicher Adnexerkrankungen nebst Untersuchungen über die Dauer- 
erfolge der vaginalen Radikaloperation. Arch. f. Gyn. Bd. LIN, pag. 421—506. 


Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 11 


162 


67. 


68. 


69. 


71. 


72. 


73. 


74. 


76. 


77. 
78. 


79. 


HO. 


Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


Mallett, A complicated appendicial abscess. Amer. Gyn. Obst. Journ. 
N. Y. Vol. X, pag. 644. 

Mangin, Tumeur fibrocystique volumineuse, développée dans le ligament 
large. La Gyn. Paris. 2° année. Nr. 5, pag. 385. La Sem. Gyn. Nr. 43. 
(43jährige Frau. Tumor seit 10 Jahren, trotzdem vor zwei Jahren bei 
bereits mannskopfgrosser Geschwulst spontane Entbindung. Bei der Lapa- 
rotomie erwies sich der für ein Ovarialkystom gehaltene Tumor als eine 
fibrocystische intraligamentär entwickelte Geschwulst, die mit dem rechten 
Uterushorn zusammenhing und nach der Entfernung 14 Kilo wog. Die 
Ovarien unverändert.) 

Martin, A., Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage- 
rungen und Neubildungen der Gebärmutter. XII. internat. med. Kongress 
zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, pag. 1132. 

— Die Kolpotome und die chirurgische Behandlung der Pelviperitonitis. 
Referat für die gynäk. Sektion des XII. internationalen med. Kongresses 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 235. 

— Christopher, A trocar dilator for the evacuation of pelvic abscess. 
Brit. gyn. Soc. Brit. gyn. Journ. London. Vol. XLVIIT, pag. 464. 

— Franklin, Plea against hysterectomy when removing the ovaries for 
septic pelvic disease. Amer. Gyn. Obst. Journ. N.Y. Vol. X, pag. 400. 
Montgomery, The treatment of pelvic inflammatory conditions through 
vaginal incision. Therap. Gaz. 3. S. Vol. XII, 10, pag. 649. Oct. 1896. 
Morris, Preliminary note on a method tor the cure of gonorrheal sal- 
pingitis.. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 684. 

Müller, A., Demonstration von Phlebolithen am Ligamentum latum. Ges, 
f. Geb. u. Gyn. in München. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 
653. (Bei einer zur Entfernung einer vermeintlichen Pyosalpinx vorge- 
nommenen Laparotomie fanden sich im linken Ligamentum latum unter- 
halb der Tube sieben kugelige harte weisse Körper eingebettet, von denen 
die beiden grössten reichlich erbsengross waren. Sämnitliche Körper waren 
den grössten Venenstämmen des Ligaments seitlich angelagert und von 
einer lederartigen festen Hülle der Venenwand eng umschlossen, über 
welcher das Peritoneum sich leicht verschieben liess. Abtragung des Liga- 
ments mit Tube und Ovarium. Heilung.) | 

Munde, Perityphlitis and appendicitis in their relations to obstetrics and 
gynecology. Med. News. Vol. LXX, pag. 621. 

— Pelvic abscess. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 609. ` 
Noble, Hysterectomy after previous removal of the uterine appendages 
together with remarks upon the symptoms due to the menopause after 
hysterectomy and after Salpingo-Oophorectomy. Amer. Gyn. Obst. Journ. 
N.Y. Vol. X, pag. 685, 699. 

— The development and the present status of hysterectomy for fibro- 
myomata and for inflammation of the uterine appendages in America. 
Brit. Gyn. Journ. London. Vol. XLIX, pag. 48 u. Amer. Journ. Obst. N, Y. 
Vol. XXXV, pag. 838. 

—  L’hysterectomie pour fibromyomes et pour inflammations des annexes 


en Amérique. Traduit par Dr. R. Labusquiere. Ann. Gyn. et Obst. Paris. 
Tom. XLVIII, pag. 42—77. 


CO 
Tee 


I E SS e 


* 


91. 


n. 


93. 


Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 163 


. Palmer, To what extent can we do conservative surgery upon the uterine 


appendages with safety to the patient? Amer. Gyn. nd Obst. Journ. 
Februar. 


- Pauchet, Castration abdominale totale pour salpingoovarites bilatérales. 


La Sem. Gyn. Nr. 47. 
— Hystérectomie vaginale et laparotomie pour lésions des annexes de 
Puterus. Gaz. hebd. Tom. XLIV, pag. 14. 


Pichevin, Appendice et organes génitaux de la femme. La Sem. Gyn. 
Nr. 46. 


. Pilliet, Sur quelques débris embryonnaires siégeant dans les annexes 


utérines. Bull. de la Soc. anat. 5. S. Tom. X, 17, pag. 580. 1896. 
— et Veau, Capsule surrénale aberrante du ligament large. Progrès 
méd. 3 S. Tom. V, pag. 5. 


. Piotrowski, Ascaris lumbricoides evacuirt durch die Wunde nach Ent- 


leerung eines parametritischen Abecesses. Przeglad Lekarski 1896. 


. Pryor, De la meilleure méthode pour prévenir la suppuration dans les 


inflammations pelviennes aiguës. N. Y. State Med. ass. Brooklyn. Mai 
1896. Med. News. sept. 1896. (Referat in der „Gynécologie“.) 


. Raimondi, Les kystes des ligaments larges. Thèse de Paris. 
. Renoux, Contribution à l'étude des collections séreuses pelviennes. Thèse 


de Nancy. 

Reynolds, The choice between the abdominal and vaginal incisions in 
the operstive treatment of acute pelvic inflammations with some remarks 
upon the technique of the vaginal operation. Boston med. and surg. Journ. 
Vol. CXXXVII, 7, pag. 146. 

Richelot, L'’Hystérectomie abdominale totale contre les affections des 
annexes. Revue de Chir. Paris. Tom. XVII, pag. 701—710. 

v. Rosthorn, Zur Anatomie des Beckenbindegewebes. Verh. d. deutsch. 
Ges. f. Gyn. VII. Versammlung. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 336. 
(Demonstration einer Reihe von Beckenschnitten.) 


. Sänger, Die Behandlung der Beckeneiterungen. Sammlung klin. Vor- 


träge n. F. Nr. 178. Leipzig, Breitkopf & Härtel. 


. Segond, Des tumeurs annexielles bilatérales qu'il convient d'enlever 


par voie vaginale avec hystérectomie. Revue de Gyn. et de Chir. ab- 
dominale. Mars-Avril. 

— Considérations sur la technique, les difficultés et les dangers de 
l'hystérectomie vaginale en cas de fibromes et de suppurations pelviennes. 
Progrès med. 3 S. Tom, V, pag. 7. 


. Sellheim, Zur Topographie der Beckeneiterungen. Verh. d. deutsch. 


Gesellsch. f. Gyn. VII. Versamml. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 342. 
Sellman, Treatment of pus in the pelvis. Amer. Journ. Obst. N. Y. 
Vol. XXXV, pag. 813, 827. 


. Sieur, De l'intervention par la voie sacrée dans les tumeurs et inflam- 


mations des organes génitaux de la femme. La Sem. Gyn. Nr. 41. 


. Smith, Lapthorn, The comparative frequency of appendicitis as a com- 


plication of pus-tubes, with some remarks on the technique of removing 
the appendix. Brit. med. Journ. Nr. 1920. 


11* 


104 


101. 


103. 


104. 


105. 


106. 


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110. 


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Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


Smith and M’Ardle, A case of broad ligament myoma strangulated 
by protusion tbrough the inguinal canal. Roy. Acad. of med. in Ireland. 
Dublin journ. of med. sc. Sept. The Lancet. Vol. I, pag. 1471. 
Sonnenburg, Beiträge zur Differentialdiagnose der Entzündungen und 
Tumoren der Ileocöcalgegend mit besonderer Berücksichtigung rechts- 
seitiger Adnexerkrankungen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40. 
Stone, Distended Appendix. Tr. of Washingt. Obst. Gyn. Soc. Amer. 
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 412. 

— The surgical technique of operations for pus in the pelvis. Amer. 
Journ. Obst. N.Y. Vol. XXXVI, pag. 294. 

Stratz, Over de conservatieve behandeling van aandoeningen der adnexa 
uteri. Nederl. Weekbl. Vol. I, pag. 20. Nederl. Tijdschr. v. Geneeskunde. 
Bd. XXXIII. Mai 15. (Doorman, Leiden.) 
Targett, Accessory adrenal bodies in the broad ligaments. Tr. obst. 
Soc. London. Vol. XXXIX, pag. 157. (Obduktionsbefund bei einem neu- 
geborenen Mädchen.) 

Thiébaut, Abcès du ligament large, Kyste de l'ovaire, hystérectomie 
abdominale. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 6. 

Todd, Pelvic cellulitis following gonorrhoea. Brit. med. Journ. May 8. 
pag. 1156. 

Treub, Appendicitis und Parametritis. Revue de gyn. et de chir. abdom. 
Nr. 22. Sitzung d. Ned. gyn. Vereinigung. 6. Januar. (Doorman.) 
Vineberg, Laparotomy for intraligamentous cyst: diseased and adherent 
adnexa and retroverted uterus, undetected tear in rectum, death in seven- 
teen hours. Tr. of N. Y. Obst. Soc. Amer. Gyn. Obst. Journ. N.Y. Vol. 
X, pag. 76. (Der retrovertirte Uterus wurde mit einem Instrument nach 
vorn gezogen und so vom Rektum abgelöst. Hierbei musste der drei Zoll 
oberhalb des Sphinkter sitzende Mastdarmriss erfolgt sein. Da in erster 
Linie an eine innere Blutung gedacht wurde, Wiedereröffnung der Bauch- 
höhle, die sich mit trüber Flüssigkeit gefüllt zeigte. Jodoformgazetam- 
ponade des Beckens. Tod.) 

Vitalien, Peritonite cancereuse primitive. La Sem. Gyn. Nr. 29. 
Winawer, Beitrag zur Kasuistik vereiterter Cysten des breiten Mutter- 
bandes resp. des Parovariums. Medycyna, Nr. 1—4. (Faustgrosser, nicht 
fiuktuirender, fast unbeweglicher Tumor “links vom Uterus. Laparotomie. 
Exstirpation des Tumors nach Spaltung des Peritoneum, bei der Aus- 
schälung Platzen des Tumors mit Entleerung eitrigen Inhalts, der sich 
indessen als steril erweist. Die mikroskopische Untersuchung liess einen 
Parovarialtumor feststellen. Es folgt eine Zusammenstellung aller beob- 
achteten Fälle von Vereiterung intraligamentärer Tumoren.) 

v. Winckel, Behandlung der von den weiblichen Genitalien ausgehen- 
den Entzündungen des Bauchfelles und des benachbarten Zellgewebes. 
Jena, Fischer. 70 pag. 


In der Pathologie der Adnexe nehmen auch in diesem Jahre die 


Arbeiten über die operative Behandlung der entzündlichen Erkrankungen 
der Anhänge den breitesten Baum ein und es kann in dieser Beziehung 


Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 165 


im Ganzen nur das für den vorigen Jahrgang gesagte wiederholt werden. 
Nach wie vor wird lebhaft darüber diskutirt, ob bei Behandlung der 
Beckeneiterungen der abdominale oder der vaginale Weg vorzuziehen 
ist, ob des Weiteren die Entfernung der erkrankten Anhänge genügt, 
oder ob, zumal bei beiderseitiger Affektion, die Mitentfernung des Uterus 
allein die Dauerheilung verbürgt. Diese Fragen sind alle noch nicht 
apruchreif, und werden es wohl noch lange nicht sein. Mit der Auf- 
stellung grosser Zahlenreihen von durch die eine oder die andere Opera- 
tion „Greheilten“ ist vor der Hand kaum etwas bewiesen. Nur eine Jahre 
lange kritische Beobachtung der operirten Fälle wird es mit der Zeit er- 
möglichen, zu einem einigermassen abschliessenden Urtheil über den Werth 
der einzelnen Verfahren zu gelangen. Der Weg bis zu diesem Ziel 
ist ein langer und mühsamer, und manchen Operateuren liegt an- 
scheinend mehr daran, grosse Operationsserien in’s Feld zu führen, 
ala durch eine genaue Abwägung der einzelnen in Betracht kommenden 
Gesichtspunkte, und durch eine treue Beobachtung des ferneren Zu- 
standes ihrer Patientinnen zu einer klaren Lösung der schwebenden 
Fragen beizutragen. 

Es ist daher auch von einem nur sehr beschränkten Interesse, zu 
wissen, welchem Verfahren der einzelne Autor, mag das Gewicht seines 
Namens noch so gross sein, zur Zeit gerade die Palme zuerkennt. Wenn 
in gewisser Richtung mehr „konservative“, Bestrebungen sich geltend 
machen, so ist dabei nicht zu vergessen, dass diese an sich gewiss 
lobenswerthen Bestrebungen doch zunächst nur eine Erweiterung der 
so wie so lax genug gestellten Indikationen im Gefolge gehabt haben. 
Es wird die Aufgabe der nächsten Zeit sein, eine genauere Differenzirung 
der einzelnen Formen entzündlicher Adnexerkrankungen herbeizuführen, 
und demgemäss für jede einzelne Form die zweckmässigste Behand- 
lungsweise aufzustellen. Es ist das freilich viel unbequemer, als sich 
durch die Diagnose „Perimetritis“ oder „Pelvic inflammation“ ohne 
Weiteres das Messer in die Hand drücken zu lassen. 

Von wichtigeren Arbeiten muss diejenige Sänger’s (94) genannt 
werden, die im Wesentlichen die vom Verfasser auf dem Genfer 
Gynäkologenkongress referirten Anschauungen wiedergiebt. Er be- 
spricht die einzelnen zur Zeit üblichen Operationsverfahren, wobei er sich 
entschieden gegen die unnöthige Mitentfernung des Uterus wendet, die 
nur in einzelnen Fällen schwerer Erkrankung berechtigt ist. Im 
Allgemeinen giebt Sänger dem abdominalen Wege, übrigens im 
Einklang mit den meisten deutschen Operateuren, den Vorzug An 
der Anwendung der Drainage wird bei sog. unreinen Operationen fest- 


166 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


gehalten, und zwar in Form der Mikulicz’schen Tampondrainage. Verf. 
giebt zum Schluss eine Uebersicht von 43 Fällen von Cöliotomie ohne 
Todesfall. 

Sehr bemerkenswerth ist der Aufsatz über die „Behandlung der von 
den weiblichen Genitalien ausgehenden Entzündungen des Bauchfells und 
des benachbarten Zellgewebes“ von v. Winckel(113), die einen Theil des 
Penzoldt-Stintzing’schen Werkes bildet. Einen besonderen Vor- 
zug der Arbeit bildet die ausführliche anatomische Grundlage, auf 
welchen die klinischen und therapeutischen Ausführungen des Verf. 
aufgebaut sind. : 

Auf dem internationalen Kongress zu Moskau waren Dührssen 
und A. M artin die Referenten über die Kolpotomie. Beide sind auf Grund 
ihres grossen Materials entschieden zu dieser Aufgabe berufen. Dührssen 
(30) besprach das Thema in Anlehnung an die von ibm in 305 (!) Fällen 
von Retroflexio mobilis und fixata ausgeführte Vaginaefixation. Zur 
Heilung der Entzündungen des Beckenbauchfells bat er die Kolpo- 
coeliotomia anterior 200 mal vorgenommen, 8 mal mit tödtlichem 
Ausgang. Von 7 Frauen, bei denen er zu ventralen Operationen über- 
gehen musste, starben 3. In 6 Fällen, in denen wegen schwieriger 
Blutstillung die vaginale Radikaloperation angeschlossen wurde, kein 
Todesfall. 

Ueber eine noch grössere Zahl von Fällen verfügt Martin (69), 
der die Operation 496 mal (!) ausgeführt hat, darunter nur 60 mal 
zur Beseitigung mobiler Retroflexio, in allen anderen Fällen wegen 
pelviperitonitischer Veränderungen. 4 Kranke starben, in 6°jo traten 
Recidive der Beckenperitonitis ein, 27°/o wurden nur „gebessert“. In 
einem Falle entfernte er das Ei aus der graviden Tube und vernähte 
dieselbe. Martin hält die Fälle, in denen die Kastration oder neuer- 
dings die vaginale Radikaloperation berechtigt sind, für seltene Aus- 
nahmen, für gewöhnlich ist ein konservatives Verfahren möglich, bei 
dem man den Uterus erhält und trotzdem die Beschwerden der Kranken 
beseitigt. Bei sehr festen Verwachsungen indessen der Beckenorgane 
mit der Beckenwand und dem Mastdarm und bei grossen Geschwülsten 
erscheint der Bauchschnitt ungefährlicher. Gewöhnlich gelingt die 
Trennung der Verwachsungen und die Durchführung der an den er- 
krankten Beckenorganen vorzunehmenden Operationen von der Scheide aus. 

Bei der Diskussion spricht sich Zweifel entschieden gegen die 
Ueberlegenheit der vaginalen Operationen aus, während Lebedeff 
zur Anwendung der althergebrachten Moor- und Schlammbäder räth, 
da ja auch von Martin’s Patientinnen 27°/o nicht geheilt seien. 


LS 
N 
D 
A 


Adnexe im Allgemeinen, Liganentum latum und rotundum etc. 167 


Die ausführliche Arbeit von Mainzer (66) gründet sich auf ein 
Material von 200 (!) vaginalen Radikaloperationen wegen entzündlicher 
Adnexerkrankungen in der Landau’schen Klinik — eine Zahl, die 
immerhin gross genug ist, um über die Vorzüge oder Nachtheile des Ver- 
fahrens einigermassen ins Reine zu kommen. Mainzer fasst die Re- 
sultate seiner Beobachtungen folgendermassen zusammen : Die Mortalität 
betrug 4°/o. Von Nebenverletzungen kamen in den letzten 91 Fällen 
vier Dickdarm- resp. Rekto-Vaginalfisteln zur Beobachtung. Ureter und 
Blase wurden nie verletzt. Ileus kam nicht zur Beobachtung, die Ge- 
fahr einer Peritonitis ist minimal. Arbeitsfähigkeit wurde in allen Fällen 
vollkommener Operation erzielt, nach unvollkomınener Operation nicht 
ohne Weiteres. Die Ausfallserscheinungen sind nach vaginaler Radikal- 
operation geringer als nach doppelseitiger Adnexexstirpation. Beim 
Vorhandensein stärkerer Ausfallserscheinungen „verspricht“ die Dar- 
reichung von Eierstockssubstanz innerlich Beseitigung der Beschwerden. 
Libido und Voluptas sexualis wird nur in seltenen Fällen beeinträch- 
tigt. Auftreten von Psychosen wurden nicht beobachtet, der psychische 
Zustand blieb fast immer der gleiche wie vor der Operation. Eine unvoll- 
ständige Operation ist bei doppelseitiger entzündlicher oder eiteriger 
Affektion der Adnexe im Interesse der Dauerheilung zu verwerfen, da- 
gegen eventuelle Zurücklassung der Eierstöcke zur Vermeidung der Aus- 
fallserscheinungen räthlich. 

In Amerika scheint die Begeisterung für die massenhaft geübte 
UÜterusexstirpation bei Beckeneiterungen allmählich im Schwinden be- 
griffen zu sein. Während Henrotin (46) noch unentwegt daran fest- 
halt, in der weitaus grösseren Zahl von Fällen, wo die Entfernung der 
Adnexe nothwendig ist, den nunmehr nutzlosen und zu weiterer Er- 
krankung disponirenden Uterus mit fort zu nehmen, vertreten Franklin 
Martin (72), van Hook (50), Ferguson (38) einen weniger radi- 
kalen Standpunkt. Sie machen besonders darauf aufmerksam, dass 
der Eingriff in das Nervenleben der Frau bei der Mitexstirpation der 
Gebärmutter ein ganz anderer ist, als wenn man sich mit der Ent- 
fernung der Adnexe allein begnügt. 

Frank (41) spricht sich in einem sehr verständigen Aufsatz gegen 
die kritiklose Herausnahme des Uterus bei Beckeneiterungen aus. Eine 
schwere Miterkrankung des Uterus ist verhältnissmässig selten, und an 
einigen von anderen Operateuren als angeblich erkrankt entfernten Or- 
ganen konnte er absolut nichts Pathologisches entdecken. Er eitirt 
einige Fälle seiner Praxis, die von den Anhängern der Üterusexstir- 
pation sicher ihrer gesammten inneren Genitalien beraubt wären, wäh- 


168 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


rend er mit seiner Behandlung — Laparotomie und Behandlung der 
Adnexe nach dem Grade ihrer Erkrankung — nicht nur Genesung, 
sondern auch Schwangerschaft auftreten sah. 


Duplay und Clado (32) dagegen wollen sogar im Stadium 
akuter Entzündung die vaginale Uterusexstirpation vornehmen, wenig- 
stens, wenn kein Fieber vorhanden ist. 


Gegen die gerade unter seinen Landsleuten mit Vorliebe geübte 
kritiklose Entfernung der entzündlich erkrankten Adnexe wendet sich 
Dudley (Palmer) (28) in einem bemerkenswerthen, sehr geharnisch- 
ten Artikel. Es gehört schon etwas Muth dazu, offen auszusprechen, 
dass es in Amerika Aerzte giebt, die sich dem Övariengeschäft 
(„ovary business“) zuwenden, weil es dabei am meisten Geld zu ver- 
dienen giebt. Dudley stellt eine Reihe von 65 sich über neun Jahre 
vertheilenden Laparotomien zusammen, die grösstentheils Fälle betreffen, 
die seiner Ansicht nach von den meisten anderen Gynäkologen mit 
Exstirpation der Adnexe oder des Uterus behandelt worden wären. Er 
selbst war in jedem Falle bestrebt, alles, was von den Adnexen irgend- 
wie noch von Werth war, den Patientinnen zu erhalten. So besonders 
durch Zurücklassung gesunder Ovarialtheile, Aufschneiden verschlossener 
Tuben, Loslösung und Freimachung verlötheter Organe. In 10 Fällen 
folgte später Schwangerschaft, die sechsmal zur Geburt ausgetragener 
Kinder führte, dreimal durch Abort (darunter ein artifizieller seitens der 
Patientin) beendet wurde, während in dem 10. Falle zur Zeit noch Gra- 
vidität bestand. Hierbei ist zu bemerken, dass nur der kleinere Theil 
der Operirten in seinen späteren Schicksalen verfolgt werden konnte. 


An ein der New-Yorker geburtshilflichen Gesellschaft von Boldt 
(10) demonstrirtes Präparat — Uterus sammt Adnexen — knüpfte sich 
eine interessante Diskussion, in der fast sämmtliche Redner mit seltener 
Einmüthigkeit gegen die leichtfertige und kritiklose Art, wie heute 
Uterusexstirpationen vorgenommen werden, Stellung nahmen. So betont 
der Vorsitzende Murray, die Bedeutung des demonstrirten Präparats 
liege nicht in seiner Seltenheit, sondern in seiner Häufigkeit. Gerade 
in derartigen Fällen von chronischen Adhäsionen mit Oophoritis sehe 
der beschäftigte Geburtshelfer häufig genug Schwangerschaft mit glück- 
lichem Ausgange und konsekutivem Schwinden aller Beschwerden auf- 
treten. Die radikale Operation könne wohl zur Heilung führen, oft 
genug aber auch zur Zerstörung des ehelichen Lebens. 


Auch Fish (39) hält es durchaus nicht für nöthig, in allen 
Fällen von Exstirpation der Adnexe den Uterus mit zu eutfernen. 


mn 


Adnexe im Allgemeinen, Ligawentum latum und rotundum ete. 169 


Er macht besonders aufmerksam auf die öfters darnach vorkommenden 
psychischen Störungen. 

Die vorläufig mitgetheilte neue Methode zur Behandlung gonor- 
rhoischer Salpingitis von Morris (74) dürfte eine ebenso unnütze, wie 
gefährliche Spielerei sein. Bei einer 26jährigen, seit 10 Jahren mit 
Gonorrhoä infizirten, und seitdem an profusem Ausfluss leidenden Person 
eröffnete er den Douglas, zog die Tuben vor und spülte sie vermittelst 
eines Katheters mit 7°joiger H,O,-Lösung, sodann mit 2°/oiger Formal- 
lösung aus, wobei er das Abfliessen durch den Cervikalkanal deutlich 
beobachten konnte. Alsdann wurden die Tuben reponirt, die Vaginal- 
wunden einen Tag lang drainirt. 16 Tage später hatte der Ausfluss 
vollkommen aufgehört. Vor der Operation war das Cervikalsekret unter- 
sucht, und der gonorrhoische Charakter festgestellt worden. Bei der später 
vorgenommenen Untersuchung zeigten sich noch einzelne Gonokokken 
im Cervixepithel, die Morris durch weitere Injektionen mit Formal- 
lösung zu beseitigen hofft. 

Mit Incision des hinteren Scheidengewölbes und Drainage ohne 
Entfernung irgend eines Organtheiles hat Abbott (1) 30 Fälle von 
Beckenentzündungen behandelt, und hält dieses Verfahren in allen 
Fällen für ausreichend, die nicht durch tuberkulöse Erkrankung, durch 
Myome und grössere Cysten, und durch maligne Degeneration kompli- 
zirt sind. Auch bei Appendicitis und grösseren hochsitzenden Abscessen 
reicht es nicht aus. In 27 Fällen erfolgte vollständige Heilung, in 
drei Besserung. Kein Todesfall. 

Haggard (44) schliesst seinen Aufsatz mit den begeisterten 
Worten: „Das Gebiet der vaginalen Operation ist, in Fällen beginnender 
Erkrankung der Eiterung vorzubeugen, ibr in Puerperalfällen zuvor- 
zukommen, in verzweifelten Fällen das Leben zu retten. Ihre Anwen- 
dung bei entzündlichen Beckenerkrankungen der Frauen und Becken- 
eiterungen ist einer der grössten Triumphe unserer Zeit.“ Welch be- 
neidenswerther Optimismus! 

Freund (42) will bei entzündlichen Erkrankungen der Adnexe 
nur bei eingetretener Eiterung, nicht im akuten Stadium, operiren. Bei 
dem dazwischen liegenden Stadium der Infiltration oder Exsudation hat 
er seit einiger Zeit ein neues, der konservativen Chirurgie entlehntes 
Verfahren in Anwendung gebracht. Dieses Verfahren besteht in täg- 
lich durch mehrere Stunden fortgesetztem Druck mittelst Schrotbeutels 
auf die Beckenorgane und wird folgendermassen geübt: Ein über ein 
Röhrenspeculum gezogener Condom von starkem Gummi wird, nachdem 
das Ganze in mässiger Beckenhochlagerung in die Vagina geführt 


170 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


worden ist, mit Schrot Nr. 3 bis zu 800 oder 1000 g gefüllt. Auf die 
Unterbauchgegend wird nach Hochstreichen der Flexura iliaca ein 
mehrere Pfund schwerer Schrotgummibeutel applizirt. Der Vaginal- 
condom adaptirt sich vollkommen den Contouren der Vagina, letztere 
wird verlängert und erweitert, die Beckenorgane werden elevirt. Bisher 
waren günstige Erfolge bei chronischer Perimetritis, Parametritis, Adnex- 
schwellungen etc. zu beobachten. 

Kugelmann (61) spricht einer wesentlich medikamentösen Be- 
handlung parametritischer Exsudate das Wort, und schreibt speziell 
dem Opium nicht nur die Wirkung der Ruhigstellung des Darmes, 
sondern auch baktericide Eigenschaften zu. 

Dem Zusammenhang zwischen Adnexerkrankungen und Entzün- 
dungen der Ileocöcalgegend, speziell des Wurmfortsatzes, wird neuer- 
dings ein grösseres Interesse zugewandt, wie u. A. die Arbeiten von 
Sonnenburg, Krüger, Mund& beweisen. Sonnenburg macht 
auf anatomische Einzelheiten aufmerksam, speziell auf eine den Appendix 
mit dem rechten Ovarium verbindende Peritonealfalte, die den Ent- 
zündungserregern den Weg giebt, von einem Organ auf das andere 
überzugreifen. Die Differentialdiagnose zwischen Pelveoperitonitis und 
Appendicitis wird besprochen, wobei wegen der wichtigen Anamnese 
und der Verhältnisse der Darmfunktion, die Beziehungen der Ge- 
schwulst zur Uteruskante vor allem massgebend sind. Weiterhin zeigen 
der Sitz des Exsudats im Verhältniss zur Beckenwandung, sowie die 
Konsistenz ziemlich charakteristische Verschiedenheiten. Die klinischen 
Erscheinungen zeigen viele Aehnlichkeiten, doch pflegt die Lokalieirung 
des Schmerzes eine andere zu sein. Sonnenburg selbst operirte 
drei Fälle von Appendicitis, bei denen die Diagnose Parametritis von 
anderer Seite gestellt war, in zwei anderen Fällen zeigte sich statt der 
vermutheten Appendicitis eine von den Genitalorganen ausgehende 
Eiterung. In sechs Fällen waren gleichzeitig Erkrankungen des Appendix 
und der Adnexorgane vorhanden. In vier Fällen traten im Verlauf 
oder nach Operation der Appendicitis Erkrankungen der Adnexe auf. 
Einmal Komplikation mit Tubargravidität. 

Krüger (60) bespricht ebenfalls die Differentialdiagnose zwischen 
Appendicitis und Genitalerkrankungen, wobei er die Unterscheidung 
zwischen der perforirenden Appendicitis und dem erfolgten Durchbruch 
einer Eiteransammlung im Becken für besonders schwer hält. Ebenso 
machen die Kombinationen von Appendix- und Adnexkrankheiten oft 
erhebliche Schwierigkeiten. Unter 21 derartigen Fällen, welche Verf. 
mittheilt, finden sich zahlreiche interessante Beobachtungen. 


Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 171 


Munde& (76) glaubt, dass die perityphlititschen Erkrankungen bei 
Weibern meist mit Beckenerkranukungen verwechselt werden. Bei der 
Diagnose ist der Ausgangspunkt des Schmerzes von besonderer Wich- 
tigkeit. Grosse Schwierigkeiten für die Diagnose entstehen bei abnormer 
Länge des Wurmfortsatzes.. So sah Mund& bei der vaginalen In- 
cision einer Hämatocele einen über 15 cm langen \Vurmfortsatz durch 
den Einschnitt im Scheidengewölbe vorfallen. Bei Unsicherheit der 
Diagnose empfiehlt es sich, falls die Operation nothwendig wird, den 
Einschnitt in die rechte Linea semilunaris zu legen, da auf diesem 
Wege sowohl der Processus vermiformis als auch eine Tubenanschwellung 
gut entfernt werden kann. 

Auf Grund von sechs eigenen und zwei fremden Beobachtungen 
ist Treub (109) zu der Ueberzeugung der relativen Seltenheit einer- 
seits, der Gutartigkeit andererseits der Appendicitis gekommen; er erklärt 
sich diese eine Tbatsache durch die innige Verbindung des Mesenterium 
des Proc. vermiformis mit dem Lig. latum bei Frauen. Oft entsteht aus 
Appendicitis eine Parametritis. 

Sellheim (97) legte der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie 
Serieuschnitte von zwei Becken vor. In dem ersten von einer drei 
Wochen post partum gestorbenen I para stammenden Präparat handelt 
es sich um eine mehr frische Infektion: extraperitonealer Abscess 
zwischen Psoas und iliacus, kolossal infiltrirte Ligamenta lata und 
infundibulo-pelvica mit röhrenförmigen Eiterherden, weiter unten ein 
extraperitonealer pararektaler Eiterherd, beiderseits Pyosalpinx. Das 
zweite Präparat, an dessen Trägerin vaginale Extirpation, als letztes 
Hilfsmittel versucht werden sollte, zeigte exquisit chronisch-entzündliche 
Veränderungen, hühnereigrossen intraperitonealen Eiterherd (wahrschein- 
lich alte Pyosalpinx) auf der anderen Seite tubovariellen Eitertumor. 
Perforation eines pararektalen Eiterherdes in den Mastdarm. Verände- 
rungen des Ureters und der Blase. 

Hlawazek (48) beschreibt aus der Chrobak’schen Klinik vier 
Fälle von Schwangerschaft und Geburt, die durch eitrige Entzündungen 
komplizirt waren, und von denen drei durch die Obduktion klargestellt 
werden konnten, während eine in Genesung endigte. Im ersten Falle, 
in dem die 21jährige II para unter den Erscheinungen septischer Endo- 
metritis zu Grunde ging, ergab die Obduktion diffuse Peritonitis in 
Folge einer Perforation des Processus vermiformis. Der zweite Fall, 
eine eitrige Salpingitis mit Durchbruch nach der Scheide im 4. Schwanger- 
schaftsmonat, endete mit normaler Geburt. Im dritten Falle ging die 
wegen unvollständigem Abort in die Klinik eingelieferte Patientin unter 


172 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


den typischen Erscheinungen der septischen Peritonitis zu Grunde. Die 
Obduktion ergab eitrige Peritonitis, ausgehend von einem Ovarialabscess. 
Der Beckenbefund war ein derartiger, dass die eitrigentzündliche Adnex- 
erkrankung als entschieden älteren Datums anzusehen war. Im vierten 
Falle war bei der 40jährigen zweitgebärenden ein parametritischer 
Abscess älteren Datums in den Uterus und das Cavum Douglasi 
durchgebrochen, daneben zahlreiche pyämische Herde. 


Stratz (105) berichtet über 37 eigene Fälle von Adnexkrankheiten 
um aus diesen Fällen abzuleiten, ob eine operative oder eine konser- 
vative Therapie den Vorzug verdient. Er theilt die 37 von den 50 
von ihm operirten Fällen in drei Tabellen ein: I. Einseitige Entzün- 
dungen der Adnexe, mit Laparotomie behandelt: fünf Fälle, vier von 
Pyosalpinx, ein Perioophoritis. Vier geheilt, einer gestorben an septi- 
scher Peritonitis durch Bersten des Eitersackes. II. Zweiseitige unkom- 
plizirte Entzündungen der Adnexe, mit Laparotomie behandelt: sieben 
Fälle, alle gut geheilt. III. Komplizirte Erkrankungen der Adnexe: 
fünf Fälle, alle gut geheilt. 


Verf. schliesst aus seinen publizirten Fällen, dass Entzündungen, 
welche auf Cirkulationsstörungen und Tuberkulose beruhen, bald ohne 
klimakterische Erscheinungen zu zeigen, genesen und ebenso alte 
Prozesse, wobei sich Hydrosalpinx, Cystovarium und Atrophie bildet. 
Die gonorrhoische Entzündung ist auch nach der Operation zu hart- 
näckig, um radikal zu heilen. Verf. will in alten, hartnäckigen Fällen 
von Genitalgonorrhoe dieP&an-Doyen’sche Vaginaloperation machen. 


Verf. empfiehlt das Verfahren bei gonorrhoischen Entzündungen, 
doch soll man lange Zeit warten, ehe man operirt. Je länger man 
wartet, desto geringer ist die Gefahr der allgemeinen Infektion. Er 
verwirft die Methode, in zwei Tempi zu operiren, nämlich per La- 
parotomie die Pyosalpinx zu erreichen, in der unteren Wundecke 
dieselbe zu fixiren und drei Tage später mit Paquelin zu eröffnen, 


Verf. hält die Salpingotomie für eine gefährliche Operation, welche 
nur im äussersten Falle zu machen sei. Verf. hat schon viele Erfolge 
mit der konservativen Behandlung gebabt. Tabelle IV giebt fünf 
mittelst Massage geheilte Fälle. (Doorman, Leiden.) 


Lindholm (63) beschreibt aus der Klinik Heinricius zu 
Helsingfors einen Fall von periuterinem (perametranem) Abscess, der 
tödtlich endete, und der besonderes Interesse wegen des Befundes von 
Pneumokokken (Fraenkel) in dem aus demselben entleerten Eiter bean- 
sprucht. Wie die Infektion entstanden ist, lässt sich nicht mit Sicher- 


Tuben. 173 


heit feststellen; Verf. ist geneigt, dieselbe als vom Schlunde aus ent- 
standen zu betrachten. Es fanden sich bei der Autopsie grosse Ton- 
sillarabscesse mit dickem, zähem, geruchlosem Eiter, der aber zunı 
Bedauern des Verf. nicht bakterioskopisch untersucht wurde. 
(Leopold Meyer.) 


Engström (36) sucht in einem, durch viele interessante Kranken- 
geschichten erläuterten Vortrag die Wechselbeziehungen zwischen Krank- 
beiten des Proc. vermiformis und der rechtsseitigen Adnexe klarzulegen. 
Entzündung des Proc. vermif. kann rechtaseitige Parametritis und Peri- 
salpingo-Oophoritis hervorrufen. Aber umgekehrt kann sich die Ent- 
zündung auch von den Geschlechtsorganen auf den Processus verbreiten, 
sei es, dass derselbe durch pelveoperitonitische Adhäsionen fixirt und 
geknickt wird, sei ea, dass seine Ernährung leidet, sei es endlich, dass 
die entzündeten Organe direkt mit dem Processus verwachsen und 
die Entzündung somit unmittelbar auf denselben weiter kriecht. In 
nicht wenigen Fällen ist es unmöglich zu entscheiden, von welchem 
Organ der Krankheitsprozess seinen Ausgang genommen bat. Zuletzt 
erwähnt Verf. die Schwierigkeiten, die die differentielle Diagnose zwischen 
Appendicitis und Perisalpingo-Oophoritis verursachen kann. 

(Leopold Meyer.) 


d) Tuben. 


l. Acconci, Trattamento chirurgico delle suppurazioni pelviche. Atti della 
Soe. italiana di Ost. e ginec. Roma, Vol. IV, pag. 180. (Herlitzka.) 

. Ahlfeld, Ueber Erweiterung der Tuben bis zur Durchlässigkeit umfang- 
reicher Sonden. Centralbl. Nr. 47, pag. 1385. 
3. D'Anna, Epitelioma primitivo della tromba. Archivio e Atti della Societa 
italiana di chirurgia pag. 699 e 707. (Herlitzka.) 
t+. Arendt, Bemerkungen zur operativen Conceptionsverhinderung. Centralbl. 
Nr. 44, pag. 1318. 

. Bastianelli, I blastomiceti nelle salpingiti. (Società lancisiana Roma.) 
Gazzetta degli ospedali, Vol. II, fasc. 151. 

6. Bettmann, A contribution to the pathology of the fallopian tubes. Am. 
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 685. 

i. Beuttner, Sterilisation mittels Tubendurchschneidung nach l.aparotomie. 
Centralbl. Nr. 40, pag. 1227. 

` Binkley jr., Fibroid of the aterus following double salpingo-oöphorectomy. 
Tr. of Chicago Gyn. Soc. Am. Gyn. Obst. Joum. N. Y. Vol. X, pag. 61. 

9. Blumenreich, Die Entwickelung der Fallopischen Tube beim Menschen. 
Inaug. Diss. Berlin 1895. 


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wt 


174 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 
18. 


19. 


20. 


21. 


Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


Boldt, A specimen of utero-tubal mass. Tr. of N. Y. Obst. Soc. Am. 
Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 631. (Boldt beabsichtigte einen 
anscheinend in Vereiterung begriffenen linksseitigen Tubensack zu exstir- 
piren. Da sich bei der Laparotomie feste Darmverwachsungen und rechts- 
seitige Pyosalpinx zeigten, welche letztere platzte, schloss er die Becken- 
organe durch Kompressen von der Bauchhöhle ab und exstirpirte den Uterus 
sammt Adnexen von unten, um eine Eiterinfektion der Bauchhöble zu 
vermeiden.) 

Bovee, Large ovarian hematoma and double pyosalpinx. Am. Journ. 
Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 284. 

Broese, 1. Uterus mit Adnexen (doppelseitige Hämatosalpinx). 2. Uterus, 
wegen nach Abort entstandenen parametritischen Abscesses exstirpirt. Verh. 
d. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Berlin. Centralbl. f. Gyn. Nr. 14, pag. 369. 
(Der nach Abort entstandene parametritische Abscess war nach der Scheide 
und ausserdem nach der Blase perforirt. Behufs breiter Eröffnung des 
Abscesses und besserer Drainage Exstirpation des Uterus. Eine am dritten 
Tage entstandene Dünndarmscheidenfistel heilte nach einigen Wochen 
spontan. Ein 14 Tage nach der Operation auf der Fossa iliaca sich ent- 
wickelnder Abscess musste oberhalb des Lig. Poupartii eröffnet werden.) 
Broun, A case of haematosalpinx. Tr. of N. Y. Obst. Soc. Am. Gyn. 
Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 620. (Das Bemerkenswerthe des Falles 
liegt darin, dass die Anamnese sicher für Gravidität sprach, die Operation 
dagegen eine Hämatosalpinx ohne eine Spur (?) von Schwangerschafts- 
produkt ergab.) 

Buchstab, Das elastische Gewebe in den Eileitern der Frauen in nor- 
malem und pathologischem Zustande. (Aus dem Laboratorium der Klinik 
für Geb. u. Frauenkrankh. des Prof. Slaviansky.) Centralbl. Nr. 28, 
pag. 896. 

Bulius, Zur Diagnose der Tuben- und Peritonealtuberkulose. Verb. d. 
deutschen Gesellschaft f. Gyn. VII. Vers. Leipzig, Breitkopf u. Härtel, 
pag. 415. 

Carr, Treatment of acute salpingitis. Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, 
pag. 779, 822. 

Clado, La salpingectomie a l’'hötel-dieu. La Sem. Gyn. Nr. 32. 
Cullingworth, Clinical illustrations of the diseases of the fallopian 
tubes and of the tubal gestation. Rivington. Percival and Co. 

— Pyosalpinx, with multiple abscesses of the ovary. Tr. Obst. Soc. 
London. Vol. XXXIX, pag. 47. (Rechtsseitige Pyosalpinx, das Ovarium 
derselben Seite vergrössert, von zahlreichen kleinen Abscessen durchsetzt. 
Linkerseits Hydrosalpinx, Ovarium cystisch vergrössert, frei von Abscessen. 
Cullingworth führt den Ursprung auf Gonorrhoe zurück.) 
Diskussion (Monprofit, Hartmann), Castration abdominale totale 
pour salpingites suppurees. Congrès francais de Chirurgie. Ann. de Gyn. 
et d’Obst. Paris. Tom. XLVIII, pag. 541—544. 
Döderlein, Experimentelle Untersuchungen über Intrauterininjektionen- 
Verh. d. deutsch. Gesellsch. f. Gyn. VII. Versamm!. Leipzig, Breitkopf 
& Härtel. pag. 430. 


23. 


ZA. 


Tuben. 175 


. Doran, Alban, An unreported case of primary cancer of the fallopian 


tubes in 1847, with notes on primary tubal cancer. Tr. of Obst. Soc. of 
London. Vol. XXXVIII, pag. 322. (Der Bericht bezieht sich auf ein im 
Jahre 1847 von dem jetzt noch lebenden Dr. Renaud nach einem frischen 
Präparat gemaltes Bild, dessen beigegebene farbige Reproduktion die maligne 
Veränderung der Tuben deutlich erkennen lässt, so dass wir hier wohl in 
der That den ältesten bekannten Fall von primärem Tubencarcinom vor 
uns haben.) 

Duncan, Double pyosalpinx. Transact. Obst. Soc. London. Vol. XXXIX. 
pag. 89. 

Eckardt, Ein Fall von primärem Tubencarceinom. Arch. f. Gyn. Bd. LIII 
pag. 183. (45jährige Frau. Kindskopfgrosser linksseitiger Tumor von 
ovaler Gestalt, die Oberfläche kleinhöckerig, blauröthlich gefärbt. Im 
Innern blumenkohlartige Wucherungen, zwischen ihnen freiliegende nekro- 
tische Massen. Die Tubenwandung unregelmässig infiltrirt, mit cirkum- 
skripten bis wallnussgrossen Knoten. Uterines und abdominales Tuben- 
ende frei, im Lig. latum und Mesosalpinx zerstreute Iymphatische Ge- 
schwulstherde. Ovarium normal. Die mikroskopische Untersuchung zeigte 
sowohl adenomatöse als alveoläre Struktur. Klinisch konnte die Diagnose 
Carcinom der Tube nicht gestellt werden.) 

Fabricius, Ruptur einer Pyosalpinx und folgende eitrige Peritonitis bei 
einer Schwangeren. Laparotomie. Heilung. Wiener klin. Wochenschr. 
Nr. 48. 


. Fenwick, A case of ruptured pyosalpinx closely simulating perforation 


of the appendix, necropsy. The Lancet. Nr. 3874. 


. Ford, Pus tubes and their management. Ann. Gyn. Paed. Boston. Vol. 


X, pag. 457. 


- Fraenkel, Placentarpolypen der Tube. 69. Versamml. deutsch. Natur- 


forscher und Aerzte zu Braunschweig. Centralbl. Nr. 40, pag. 1220. 


. Fritsch, Bemerkungen zu dem Aufsatz von Beuttner. Centralbl. Nr. 40. 


pag. 1228. (Sterilisation mittelst Tubendurchschneidung.) 


30. Goelet. Haematosalpinx of the right side. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. 


Vol. X, pag. 467. 


. Grusdew, Zur Histologie der Fallopia’schen Tuben. Aus dem Labora- 


torium der Universitäts-Frauenklinik zu Kiel. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10. 
pag. 257. 


. Hall, Hysterectomy for double pyosalpinx. Amer. Journ. Obst. N. Y. 


Vol. XXXV, pag. 117. 


. Hegar, Tuberkulose der Tuben und des Beckenbauchfells. Deutsche 


med. Wochenschr. Nr. 45. 


. Hirst, Septic salpingitis of curious origin. Amer. Journ. Obst. April. 


v. d. Hoeven. Dr. L., Ein Fall von Hämatopyosalpinx, komplizirt durch 
Atresia vaginae acquisita. Nederl. Tijdschrift voor Verloskunde en Gynaecolo- 
gie, Heft VIII, pag. 1. (Nach Diphtheritis Atresie der Vagina und im An- 
schlusse daran eine Hämatopyosalpinx. Während der Operation (Lapa- 
rotomie und sofort nachher vaginale Operation zur Heilung der Atresie) 
fand sich eine Hämatosalpinx heraus, aber keine Hämatometra oder Hämato- 
kolpos. Die Hämatopyosalpinx war nicht zu exstirpiren, der Sack wurde 


176 


40. 


41. 


42. 


46. 


47. 


48. 
49. 


Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


darum nach aussen tamponirt. Pat. hatte ein drei Wochen langes Kranken. 
bett und starb an Infektion und Pneumonie. Verf. schliesst aus den in 
der Litteratur publizirten Fällen, dass die Eröffnung des Blutsackes per 
vaginam sehr gefährlich ist.) (Doorman, Leiden.) 


. Jacobs, Quelques cas de collections tubaires enkystees de volume ex- 


ceptionel. Bull. de la Soc. Belge de Gen Nr. 1. 

— Deux cas de tumeurs du pavillon. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu 
Brüssel. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29, pag. 928. (Die beiden Präparate, die 
Jacobs für Unica hält, zeigen einen durch einzelne Fimbrien gebildeten, 
von der Tubencyste getrennten Tumor. Aehnliche Dinge sind von Zedel 
und anderen beschrieben worden.) l 


. Jenkins, Hydrosalpinx. Glasgow med. Journ. Vol. XLVIII, 3, pag. 217. 


— Oöphoro-salpingitis bilateralis, hydrosalpinx, perisalpingitis. Glasgow 
med. Journ. Vol. XLVII, 3, pag. 218. 

v. Kahlden, Ueber das primäre Sarkom der Tuben. Beitr. z. pathol. 
Anatomie u. allg. Pathol. Bd. XXI, 2, pag. 275. 

Kehrer, Sterilisation mittelst Tubendurchschneidung nach vorderem 
Scheidenschnitt. Centralbl. Nr. 31, pag. 961. 

Kleinhans, Ueber einen Fall von Haematometra lateralis mit Hämatosal- 
pinx. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 3. (Kongenitale Atresiə 
der linken Hälfte eines Uterus bilocularis bei einem jungen Mädchen mit 
nachfolgender Hämatometra und Hämatosalpinx dieser Seite. Punktion 
durch die Scheide mit nachfolgender Drainage hatte nach neun Tagen die 
Hämatosalpinx nicht verändert. Daher Cöliotomie, bei welcher die Ad- 
nexe der kranken Seite entfernt wurden. Heilung. Beschreibung des 
Präparates unter Beigabe einer Tafel. Der Fall ist relativ selten, 11 gleiche 
sind seiner Zeit von Sänger zusammengestellt worden.) 


. Kossmann, Cirkumskripte Hypertrophie der Muskulatur am interstitiellen 


Tubentheil. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, 1, pag. 1683. 


. Kötschau, Pyosalpinx. Demonstration. Verhandl. d. Gesellsch. f. Geb. 


u. Gyn. zu Köln a. Rh. Centralbl. Nr. 21, pag. 627. 


3. Landsberg, Ueber Hämatosalpinx und Tubenmenstruation. Inaug.-Diss. 


Breslau 1896. Ref. Centralbl. pag. 1285. 

Lapointe, Note sur un cas d’ovaro-salpingite bilaterale. Bull. de la 
Soc. anat. 3. S. Tom. XI, 2, pag. 75. 

Larin, Fall von cystischer Degeneration der linken Tube mit papilloma- 
tösen Wucherungen auf der Innen- und Aussenfläche der Cysten. Operation. 
Heilung. Wojenno-medic. jurnal. Oktober. (V. Müller.) 
Lauro, Doppia piosalpingovariectomia. Arch. di Ost. e Gin. Nr. 9. 
Lewers, Ruptured tubal pregnancy with haematosalpinx of opposite side. 
Tr. Obst. Sec. London. Vol. XXXIX. pag. 189. (Die rechte Tube enthielt 
eine wallnussgrosse Mole. Die Tube war rupturirt, das Ostium abdominale 
stand offen. Die linke Tube war am abdominalen Ende geschlossen, ent- 
helt ein frisches Blutgerinnsel.) 


50. Lincoln, Concretions of lime salts in both tubes from a case of double 


salpingitis. Clevel. med. Gaz. Vol. XII, 5, pag. 268. 


51. Lovrich, Salpingitis purulenta gonorrhoica. Demonstration. Gyn. Sect. 


d. kgl. ungar. Aerztevereins zu Budapest. (Der rechtsseitige Tubensack 


39. 
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Tuben. 117 


barst bei der Operation, Tod am dritten Tage an eitriger Peritonitis. Aus 
dem Tubeneiter wurden Gonokokken und Staphylococcus albus kultivirt, 
während sich der zweite linksseitige Tubensack als steril erwies. Das 
Sekret der Bauchhöble enthielt ebenfalls Staphylokokken.) 


»2. Madden, The conservative and other treatment of diseases of the fal- 


lopian tube. Brit. med. journ. Oct. Vol. II, pag. 1147. 
— The conservative treatment and therapeutics of Fallopian-tube disease. 
Therap. Gaz. 3. S. Vol. XIII, pag. 59. 


. Mandl, Ueber den feineren Bau der Eileiter während und ausserhalb der 


Schwangerschaft. Aus dem histolog. Instit. der kk Universität in Wien. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. Ergänzungsh. pag. 130. 


A Manouélides, La Salpingo-Ovariotripsie. Thèse de Lyon. Province 


med. Nr. 34. 


. V. Mars, Sactosalpinx serosa dextra neben einer Pyosalpinx sinistra und 


linkem Ovarialkystom. Demonstration. Gyn. Ges. zu Krakau. Monatsschr. 
f. Geb. u. Gen Bd. V, pag. 385. 


i. Meyer, Rob., Ueber Hämatosalpinx bei Verschlüssen doppelter (senitalien. 


Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Stuttgart. Bd. XXXVI, pag. 310. 


3. Nevejan, Diagnostic différentiel entre certaines formes d’appendicite et 


dovarosalpingite. Thèse Lille 1896. 

Oliver, A case of haematosalpinx. The Lancet. Vol. Il, pag. 1317. 
Pagenstecher, Un caso di hidrosalpingitis unilateral operado con exito 
por la celiotomia vaginal anterior. Fernando Camacho. Mexico. 

Pasca, Echinococco della salpinge. Bull. della Soc. Lancis. Vol. XVI, 2, 
pag. 81. 1896. 

Pean, Pyosalpinx. Bull. de l'Acad. 3. S. Tom. XXXVII, 3, pag. 56 
Janv. 19. 


. Pichevin, Exstirpation des ovarosalpingites par la voie vaginale. La 


Sem. Gyn. Nr. 15. 

— Uterus enlevé avec les annexes par la voie vagmale, pour une double 
pyosalpinx. Soc. obst. et gyn. de Paris. Ann. Gyn. et Obst. Paris. Tom. 
XLVII. pag. 85. 

Pissemski, Mikroskopische Präparate von Tubenschnitter. Verh. d. Ges. 
f. Geb. u. Gyn. zu Kiew. Centralbl. Nr. 18, pag. 519. 

Popoff, Anomalien der Entwickelung und des Baues der abdominalen 
Tubenenden. Aus der geb.-gyn. Universitäts-Klinik von Lebedeff in 
St. Petersburg. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft pag. 
102. 


'. Ries, Nodular forms of tubal disease. Journ. of exp. Med. Vol. II, Nr. 4. 


— Primary papilloma and primary carcinoma of the fallopian tube. The 
Journ. of Amer. Med. Assoc. Nr. 21. 

— Ueber das Verhalten des Tubenstumpfes nach Salpingektomie. Cen- 
tralbl. Nr. 28, pag. 901. 


. Schmidt, O., Ueber Resektion der Tuben. Verh. d. Ges. f. Geb. u. Gyn. 


zu Köln a. Rb. Centralbl. £ Gyn. Nr. 4, pag. 117. (Der Patientin waren 
vor fünf Jahren die linksseitigen Adnexe entfernt, rechts die hydropische 
Tube etwa IIe em von der Uteruskante abgebunden und entfernt, das ge- 
sunde Ovarium dagegen zurückgelassen. Vier Jahre später Gravidität und 
Jaliresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 12 


178 


71. 


72. 


73. 


2 
ee) 


19. 


80. 


81. 


82. 


83. 


Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


Geburt ad terminum. Eine sechs Wochen post partum vorgenommene 
Untersuchung zeigte das rechte Ovarium dicht an der Uteruskante liegend. 
wahrscheinlich mit dem Tubenstumpf verwachsen. Der Tubenrest musste 
sich also nach der Bauchhöhle wieder geöffnet haben.) 

— Uterus mit Pyosalpinxsäcken. Demonstration. Verh. d. Ges. f. Geb. 
u. Gyn. zu Köln a. Rh. Centralbl. f. Gyn. Nr. 4, pag. 116. (Schmidt 
will bei doppelseitiger eitriger Erkrankung der Adnexe den Uterus stets 
mitentfernen.) 
Schottländer, Ueber die Tuberkulose des Eierstockes und der Eier- 
stocksgeschwülste nebst einigen Bemerkungen über die Tuberkulose des 
Eileiters. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 4 u. 5. 

Schultz, Heinr., Zur Frage der Durchgängigkeit der Tuben. Wiener 
klin. Rundschau. Bd. XI, pag. 532, 545. 

— Zur Frage der Permeabilität der Eileiter. Ungar. med. Presse. Bd. 1. 
pag. 11. 1896. 

Smith, A., Pyosalpinx. Demonstration. Brit. med. Journ. März 27. (Zwei 
Pyosalpinxsäcke mit den Fimbrienenden mit einander verwachsen.) 

— L., Nachblutung in Folge von Abgleiten der Ligatur bei Entfernung 
der erkrankten Tuben und der Weg, dieselbe zu vermeiden. Amer. Journ. 
Obst. Juni. 


. Stinson, Removal of a tubo-ovarian-abscess (left) and an ovarian cyst 


and tube (right) by enucleation, without ligature, clamp or cautery. N.Y. 
med. Record. Vol. LI, 7, pag. 230. 3 
Switalski, Ein Fall primärer Tuberkulose der Eileiter. (syn. Ges. zu 
Krakau. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 385. (Beide Eileiter 
waren als fingerdicke Tumoren zu palpiren. Bei der Laparotomie kon- 
statirte man, dass die Tuben am Fundus der Blase fixirt waren und dass 
die Blase hier eine verdächtige Infiltration zeigte, die, wie sich bei der 
Resektion zeigte, bis dicht an die Schleimhaut reichte. Die Tuben mit 
käsigen Massen gefüllt. Die Diagnose: Tuberkulose der Eileiter durch 
mikroskopische und bakteriologische Untersuchung bestätigt.) 
Tate, Tubo ovarian abscess. Tr. of Obst. Soc. of London. Vol. XXXVIII, 
pag. 319, 380. 
Tocheport, Kyste du pavillon de la trompe droite. Soc. d’anat. et phys. 
de Bordeaux. Gaz. des Hôp. de Toulouse. Avril 96. (Am abdominalen 
Ende der durch vaginale Cöliotomie erhaltenen Tube sassen zwei ge- 
stielte durchsichtige Cysten von der Grösse einer Nuss und einer Erbse.) 
Walla, Doppelseitige Hydrosalpinx. Demonstration. Gyn. Sektion des 
kgl. ungar. Aerztevereins zu Budapest. Centralbl. Nr. 5, pag. 136. 
Walter, Dr. G. Th, Hydrosalpinx in Hernia inguinali externa. Reder). 
Tydschr. van Verlosk. en Gyn. Jahrg. VII, pag. 214. 

(Doorman, Leiden.) 
Watkins, Exhibition of unique microscopic sections of papilloma and 
carcinoma of the tubes, with a review of cases treated by me at St. Luke's 
Hospital during one year. Amer. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X1. 
pag. 272. 


. Wikerhauser, Pyosalpinx, Sarcoma abdominis, Recidiv. Drei Lapa- 


rotomien. Liecnicki riestnik 1896. Nr. 3. (1892 Adnextumor entfernt, ein 


Tuben. 179 


Jahr später faustgrosses Sarkom in der Narbe mit den kranken Adnexen 
entfernt. Zwei Jahre später wieder Recidiv, das auf Blind- und Dünndarm 
übergegangen war.) 

&. Wolff, Bruno, Ueber adenomähnliche Wucherungen der Tubenschleimhaut 
bei Tubentuberkulose. Aus Prof. Sänger’s Frauenheilanstalt in Leipzig. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 497. Verh. d. deutsch. Ges. f. 
Gyn. VII. Versamml. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 420. 


Mandl (54) hatte Gelegenheit, den feineren Bau der Eileiter in 
der Schwangerschaft an sieben durch Operation gewonnenen frischen 
Präparaten zu studiren. Makroskopisch liess sich ein erhöhter Blut- 
reichthum konstatiren und ein mit vorschreitender Schwangerschaft ge- 
streckter werdender Verlauf. Eine sichtbare Zunahme der Cirkumferenz 
in den einzelnen Abschnitten der Tuben war ebensowenig nachweisbar, 
wie auffallende Volumszunahme der Mukosa und der Muskelschichten. 
Auch die Breite und Länge der einzelnen Muskelfasern zeigte keine 
Abweichungen von dem nichtschwangeren Zustande. Dagegen beruht 
die Verbreiterung einzelner Tubenfalten auf Umwandlung und Ver- 
grösserung der Bindegewebszellen, welche einen epitheloiden oder deci- 
duazellenähnlichen Charakter annehmen, wie dies in höherem Grade bei 
dem Sitze der Schwangerschaft in der Tube selbst der Fall ist. Doch sind 
diese Veränderungen keine konstanten, da Mandl sie nur in einem der 
von ihm untersuchten Präparate nachweisen konnte. Als konstanter 
Befund war weiterhin eine besonders in der Gefässschicht zu Tage 
tretende Ueberfüllung der Blut- und Lymphgefässe und eine gleich- 
zeitig bestehende Hyperleukocytose nachweisbar. 

Zum Schlusse folgen einige Bemerkungen über die Histologie der 
normalen Tube, speziell über die Anordnung der Muskelfasern in der 
Tuben wandung. 

Bettmann (6) betont, dass man zu anatomischen Untersuchungen 
an Tuben kein Leichenmaterial, sondern möglichst frische, dem lebenden 
Körper entnommene Präparate benutzen muss, wenn man zu einwands- 
freien Resultaten gelangen will. Er bat sein Augenmerk speziell auf 
den Zustand der Schleimhaut und des Flimmerepitheliums gerichtet, und 
gefunden, dass das letztere erstaunlich widerstandsfähig und ohne Rück- 
sicht auf den Grad der Entzündung fast in jeder Tube nachzuweisen 
ist. So konnte er lebendes Flimmerepithelium bei einer sehr vorge- 
schrittenen katarrhalischen Salpingitis, bei einer interstitiellen Salpin- 
gitis und bei einer „diffusen Salpingitis“ nachweisen. Ferner macht er 
darauf aufmerksam, dass das uterine Ende der Tube in der Regel eine 
gesunde Schleimhaut zeigt, trotz starker Veränderungen der abdominalen 

12* 


1899 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


Hälfte, was gegen einen vom Uterus auf die Schleimhaut fortwandernden 
Prozess sprechen würde. 

Verf. kommt zu dem Schluss, dass sehr häufig die Tubenwand 
unabhängig von der Schleimhaut erkrankt ist, und dass wahrscheinlich 
keine direkte Ausbreitung der Entzündung von der Üterusschleimhaut 
her stattfindet. Die Tubenschleimhaut ist relativ sehr widerstandsfähig, 
besonders das Flimmerepithelium, selbst bei sehr intensiver Tuben- 
erkrankung. 

Buchstab (14) hat an den Eileitern von 102 Mädchen und erwach- 
senen Frauen Untersuchungen über die allmähliche Entwickelung des elasti- 
schen Gewebes in denselben, und dessen Veränderung unter dem Einfluss 
pathologischer Zustände angestellt. Das Material stammt in 67 Fällen 
von an akuten Infektionskrankheiten Verstorbenen, 15 mal handelte es 
sich um entzündliche Prozesse der Adnexe, 16mal um Extrauterin- 
schwangerschaft. Die Details dieser fleissigen Arbeit müssen im Original 
nachgelesen werden. 

Grusdew (31) basirte seine Untersuchungen über die Histologie 
der Tuben auf 89 Präparate aus der Kieler Klinik, von denen 64, und 
zwar ausnahmslos normale durch die Sektion gewonnen waren, und den 
verschiedensten Stadien des intra- und extrauterinen Lebens angehörten, 
während 25, zumeist pathologische Tuben, auf operativem Wege ge- 
wonnen waren. Die von Grusdew festgestellten Resultate eignen 
sich nicht zum Referat, sondern müssen im Original etudirt werden. 

Die wichtige Frage der Durchgängigkeit der uterinen Tubenostien 
ist unter anderm von Schultz (73) geprüft worden. Bei seinen an 
20 Leichen vorgenommenen Untersuchungen gelang es ihm in keinem 
Falle, die Sonde vom Uterus aus in die Tube zu führen, selbst nicht 
bei aufgeschnittenem Uterus. Dagegen fand er, dass das Uteringewebe 
in der Tubenecke mit Leichtigkeit durchbohrt werden kann. Ebenso 
gelang es Schultz in einer Reihe von Fällen unter Anwendung eines 
ziemlich starken Druckes Flüssigkeiten vom Uterus durch die Tuben 
zu spritzen, wobei jedoch am Tubenende nie mehr als einige Tröpfchen 
herauskamen. Vom Abdominalende der Tube her gelang das Durch- 
spritzen nach dem Uterus hin nur in einigen wenigen Fällen, wohl 
deshalb, weil von hier aus kein so starker Druck angewendet werden 
konnte. Alle diese Versuche wurden an normalen Tuben vorgenommen. 
So kommt Verf. zu dem Resultate, dass ein Gelangen von Flüssigkeits- 
überschuss aus dem Uterus in die Bauchböhle wahrscheinlich nur in 
solchen Fällen möglich ist, wo viel Flüssigkeit in den Uterus gelangt 
und nicht durch den Muttermund seinen Ausweg finden kann. Man 


Tuben. —181 


soll daher nicht mehr als ein halbes Gramm in den Uterus in- 
Jiziren. 

Zu wesentlich anderen Resultaten ist Döderlein (21) gekommen. 
Er hat in sechs zur Totalexstirpation bestimmten Fällen experimenti causa 
Flüssigkeit mittelst Braun scher Spritze in den vorher dilatirten Uterus 
injizirt. In vier Fällen, in denen Methylviolettlösung injizirt war, fand 
sich jedesmal, trotz aller angewandten Cautelen vorsichtigsten, langsamen 
Einspritzens, dass die Flüssigkeit in die Tuben und sogar bis in die 
Bauchhöhle gedrungen war. In einem weiteren Falle, wo Döderlein 
Tinet. jodi fortior gewählt hatte, drang nichts von der Injektionsflüssig- 
keit in die Tuben, hier zeigte sich aber beim Aufschneiden des Uterus 
eine ganz ungewöhnlich dicke, fungöse Schleimhaut, so dass die Tuben- 
ecken vollständig zugequollen waren. In einem sechsten Falle endlich, 
wo 50°/o Chlorzinklösung injizirt war, wurden beim Eröffnen der 
Bauchhöhle mehrere Esslöffel trüber, milchiger Flüssigkeit entleert, die 
Döderlein als eine in Folge Eindringens von Chlorzink erzeugte s0- 
fortige Transsudation auffasst. Die eine Tube war stark geröthet und 
gequollen. 

Selbstverständlich ist den Döderlein’schen Versuchen, als am 
lebenden Material ausgeführt, denen von Schultz gegenüber ein un- 
gleich höherer Werth beizumessen. Die Wichtigkeit der von Döderlein 
klar nachgewiesenen leichten Durchgängigkeit der Tuben für in den 
Uterus injizirte Flüssigkeit ist von allergrösstem praktischem Interesse, 
und kann kaum energisch genug betont werden. Wird doch leider auch 
heute noch mit der Braun’schen Spritze vielfach in unverantwortlicher 
Weise gewirthschaftet, und kein Jabr vergeht, in dem nicht akuteste 
Todesfälle ihr zur Last fielen. 

Ahlfeld (2) glaubt, in einigen Fällen mit Sicherheit die Tuben 
sondirt zu haben. So konnte er bei einer Patientin, die er in Sims- 
scher Seitenlage sondirte, die Sonde mit Leichtigkeit und ohne jegliche 
Kraftanstrengung in beide Tuben und nach Belieben in die Bauch- 
höhle vorschieben. Durch bimanuelle, in Rückenlage vorgenommene 
Abtastung war festzustellen, dass die Sonde am linken Horn den Uterus- 
körper verliess. In einem anderen Falle gelang es Ahlfeld, mit 
einem biegsamen Katheter die Tube zu passiren, was dadurch bewiesen 
wurde, dass der aus dem Uterushorn austretende Theil immer die gleiche 
Biegung zeigte. Bei Sondirung desselben Falles konnte der Sonden- 
knopf durch die Bauchdecken festgehalten werden, während durch bi- 
manuelle Abtastung festgestellt werden konnte, dass die Sonde an der 
Spitze des Uterushorns den Uterus verliess. 


152 Gynäkologie. Ligumente und Tuben. 


Bulius (15) legt bei der Diagnose der Peritonealtuberkulose ganz 
besonderes Gewicht auf den Nachweis kleiner Knötchen im kleinen 
Becken. Diese meist auffallend harten Knötchen sitzen lose auf oder 
dicht unter dem Peritoneum, und zwar an den Ligamenten, dem Uterus 
und den erkrankten Adnexen, oder mehr vereinzelt im Verlauf der 
Ligamenta uterina. Aehnliche, aber durch Grösse und Konsistenz meist 
unterscheidbare Knoten kommen als Metastasen von Carcinomen, als 
Aussaat papillärer Eierstockskystome, gelegentlich auch als kleine ab- 
gesackte Transsudate bei entzündlichen Zuständen der Ligamenta lata 
und der Tuben vor. 


Der Nachweis solcher Knötchen ist auch für die Tuberkulose der 
Tuben von hohem diagnostischem Werth. Daneben wird gerade bei 
Tubentuberkulose am häufigsten die Rosenkranzform beobachtet, wäh- 
rend Schauta und Chiari die sogen. Salpingitis isthmica nodosa 
in erster Linie für die Gonorrhoe in Anspruch nehmen wollen. Diese 
grösseren Knoten bestehen bisweilen nur aus der durch käsigen Inhalt 
ausgedehnten Tube, bisweilen aus dem engen Tubenlumen und Binde- 
gewebe. Im letzteren Falle wurde die Diagnose Tuberkulose durch den 
Nachweis kleiner Verkalkungen gesichert. 


H egar (33) unterscheidet je nach der Entstehung eine ascendirende 
und eine descendirende Form der Tuben- und Bauchfelltuberkulose. 
Bei der ersteren dringt das Gift von der Vagina her ein (Tuberkulose 
des Darmes, Finger von Aerzten und Hebammen, weniger wahrschein- 
lich durch Samen an Hodentuberkulose leidender Männer). Bei der 
zweiten Form gelangt die Infektion aus dem Darm oder verkästen 
Mesenterialdrüsen in das Peritoneum, und das Tubenostium. Bei der 
Diagnose der Tubentuberkulose legt auch Hegar besonderes Gewicht 
auf die knotige Anschwellung der Tube, zumal am Isthmus, ferner auf 
die kleinen hanfkorn- bis bohnengrossen Knötchen auf den verschie- 
denen Thelen des Beckenperitoneums. Eine Einwirkung auf benach- 
barte Organe zeigte sich in drei Fällen von kleinem infantilem Uterus. 
Eine Spontanheilung von Tuben- und Bauchfelltuberkulose kommt vor, 
wie zwei Fälle illustriren. Ist ein operativer Eingriff indizirt, dies 
zumal bei schon längere Zeit bestehenden Entzündungszuständen, so 
zieht Hegar den abdominellen Weg prinzipiell vor. 


Ries (67) ist auf Grund eigener Untersuchungen der Ansicht, 
dass die Konotenform bei Tubenerkrankung auf sehr verschiedenen 
pathologischen Zuständen beruben kann, die nicht klinisch, sondern 
nur mikroskopisch zu erkennen sind. Es kann sich um Verdickung 


Tuben. 183 


durch epitheliale Bildungen und ebenso um entzündliche Veränderungen 
des Bindegewebes in den Wandungen der Eileiter handeln. 


Wolff (85) berichtet über einen Fall, in dem sich in zwei exstir- 
pirten Tuben epitheliale Wucherungen zugleich aber auch typische 
Tuberkel fanden. In beiden Eileitern fanden sich markige dicke Ge- 
:chwulstmassen von papillärem Bau und diffusem Uebergang in das 
umgebende Gewebe, so dass sich makroskopisch das ausgesprochene Bild 
maligner Neubildung — Carcinom — darbot. Erst die mikroskopische 
Untersuchung zeigte, dass es sich um typische Tuberkel-Bacillen in 
Riesenzellen und neben diesen, daneben aber um einen mit Tuberkulose 
kombinirten epithelialen Wucherungsprozess handelte. Den letzteren an- 
betreffend fehlten die eigentlichen Kriterien für die Annahme eines 
Carcinoms. Wolff glaubt sich daher mit der Bezeichnung adenom- 
ähnliche Wucherungen — ähnlich den Adenomen der Uterusschleim- 
haut — begnügen zu müssen. Wahrscheinlich hat sich als primärer 
Prozess in den Tuben die Tuberkulose entwickelt und auf dem Boden 
des Entzündungsprozesses ist es zu einer Wucherung des Epithels der 
Tubenfalten gekommen. 


Schottländer (72) bält die Infektion des Eileiters mit 
Tuberkulose, der wichtigsten Erscheinungsform der primären Genital- 
tuberkulose, durch drei Möglichkeiten gegeben, durch die Infektion von 
det Oberfläche der Schleimhaut her durch die Lichtung des Cervikal- 
canals, durch die „Iymphogene“ und endlich durch die „hämatogene“ 
Infektion. Der letztgenannten glaubt Schottländer eine grössere 
Bedeutung beilegen zu müssen, als man bisher anzunehmen pflegt. Zur 
Lösung dieser Frage will er experimentell den Eileitertrichter ver- 
wunden und dann von einer Ohrvene aus Tuberkelbacillen in den 
Kreislauf bringen. 


Zum Zwecke dauernder Sterilisation in anderen Erkrankungsfällen 
empfiehlt Kehrer(41) die Tubendurchschneidung nach vorderem Scheiden- 
schnitt. Er selbst hat sie in einem Falle so ausgeführt, dass nach 
Eröffnung der Excavatio vesico-uterina der Fundus uteri vorgezogen, 
die Tuben in Abständen von 1 cm doppelt unterbunden und alsdann 
durchschnitten wurden. Die Stümpfe werden mit feinem Katgut ver- 
nābt. Alsdann Vaginofixation des Uterus oberhalb des Orificium 
internum. Kehrer hält die Tubendurchschneidung für die einfachste 
Operation zur Erzeugung von Sterilität, die auch am wenigsten störend 
in die Genitalsphäre eingreift. Er will sie nur bei gesunden Tuben 
vornehmen, da die erkrankten besser entfernt werden. 


154 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


Es muss hervorgehoben werden, dass Kehrer diese Operation 
nur auf strengste Indikation hin ausgeführt haben will. In erster 
Linie bei schweren Konstitutionsanomalien, schwerer Anämie, Tuber- 
kulose, Herzfehlern, langjähriger Nephritis, endlich bei Beckenvereng- 
rungen höheren Grades. In jedem einzelnen Falle ist auf’s Genaueste, 
und zwar von einem Collegium medicum das Für und Wider der 
Sterilisation abzuwägen. Dass es dem Verf. damit ernst ist, beweist 
ja am Besten die Thatsache, dass er mit nur einem Falle vor die 
Oefientlichkeit tritt. Mancher andere Operateur würde — natürlich 
angeblich unter ebenso strenger Indikationsstellung — gleich mit einigen 
Dutzend „geheilter Fälle“ paradiren. 

Arendt (4) dagegen hat die Tubenunterbindung zum Zwecke der 
Sterilisirung im Anschluss an die Vaginofixation bereits 16 mal aus- 
geführt. Dabei erlebte er es, dass eine seiner Patientinnen, bei welcher 
die Tuben mit Formalinkatgut unterbunden waren bereits 3 Monate 
später gravida wurde Uebrigens will Arendt für den Fall einer 
Tubenunterbindung resp. Durchschneidung als selbständiger Operation 
zur Verhütung von Conception in Zukunft den hinteren Scheiden- 
schnitt wählen. Uebrigens wurden durch die Vornahme der Tuben- 
unterbindung keine besonderen Beschwerden hervorgerufen, zumal auch 
die Menstruation nicht in ungünstiger Weise beeinflusst. 

Beuttner (7) macht in derselben Angelegenheit folgenden Vor- 
schlag: Laparotomie, die Tuben werden möglichst peripher durch- 
schnitten, und die beiden Wundflächen derart geschlossen, dass je eine 
lineare Muskulaturnabt applizirt wird und je eine Serosanaht darüber. 
Dann werden die Tuben durch eine cirkuläre Serosanaht wieder zu- 
sammengenäht, und so in der Tube eine Scheidewand geschaffen. Auf 
diese Weise will Beuttner durch die Unterbindung am peripheren 
Tubenende einer Flüssigkeitansammlung in der Tube vorbeugen, ausser- 
dem aber die Möglichkeit offen lassen, später eventuell durch Beseitigung 
der Scheidewand oder Salpingostomie die Conceptionsfähigkeit wieder 
herzustellen (!). 

Fritsch (29) spricht sein Einverständniss mit dem Kehrer’schen 
Vorschlag aus. Er hat die Durchschneidung der Tuben so ausge- 
führt, dass er nach doppelter Unterbindung ein 1 cm langes Tuben- 
stück zwischen den Ligaturen resezirte. In einem früheren Falle er- 
lebte er es, dass nach Unterbindung beider Tuben mittels Seidenfaden 
gelegentlich einer aus anderen Gründen vorgenommenen Laparotomie 
die Patientin drei Jahre später wieder schwanger wurde und normal 
gebar. Es scheint sich ihm hier um ähnliche Vorgänge zu handeln, 


Tuben. 185 


wie bei der Verklebung und Wiederkanalisirung eines experimentell 
unterbundenen Darms. 

Wie wenig übrigens die einfache Unterbindung der Tubensterilität 
zu verbürgen im Stande ist, lehrt auch der Fall von Pissemski (65). 
Der Patientin war gelegentlich eines wegen Beckentumors vorgenommenen 
Kaiserschnitts die Tuben in einer Entfernung von 1 cm vom Uterus- 
winkel mit einfacher Seidenligatur unterbunden. Trotzdem trat schon 
vier Monate später wieder Schwangerschaft ein. Bei wiederholter Sectio 
caesarea zeigte sich das Lumen der linken Tube vollständig obliterirt, 
das Lumen der rechten Tube war in der Weise verändert, dass eine 
allmäliche nach der Stelle der Ligatur hin zunehmende Verengerung 
mit vollständigem Erhaltensein des Epithels konstatirt werden konnte, 
während in der linken Tube ein Lumen nicht aufzufinden war. 

v. Kahlden (40) beschreibt aus der Freiburger Klinik einen 
neuen Fall von primärem Sarkom der Tuben (in der Litteratur sind 
bisher vier Fälle bekannt), das von einer 5ljährigen unoperirt zu Grunde 
gegangenen Frau stammte. Die Sektion ergab einen doppelseitigen 
Tumor der Tuben mit Metastasen in beiden Ovarien, mit überaus zahl- 
reichen grauweissen Metastasen im Peritoneum und Netz, sowie auf der 
Peritonealoberfläche des Zwerchfells. Im Plexus pudendus wurden zahl- 
reiche Thromben gefunden. Beide Tuben in meist wurstförmige Ge- 
bilde verwandelt, die von weichen Blumenkohlmassen ausgefüllt sind. 
Dieselben Blumenkohlmassen im Innern der hasel- bis wallnussgrossen 
Ovarien. Nach der mikroskopischen Untersuchung handelt, es sich um 
ein Sarkom, das seinen Ausgangspunkt von beiden Tuben genommen 
hat, und zu späterer Erkrankung der Lymphgefässe des Ligaments 
und der Ovarien geführt hat. Nach dem Verhalten der Tubenwandung 
war die Neubildung zwischen Epithel und Muskularis, also in der 
Schleimhaut der Tube entstanden. Von besonderem Interesse war das 
Vorhandensein von ranken- und papillenartigen Bildungen (auch von 
Sänger beschrieben) die von den Endothelien der Lymphgefässe 
abstammen. Ausserdem konnte v. Kahlden Riesenzellen nach- 
weisen. 

W atkins (83) giebt eine Uebersicht, über die während eines 
Jahres in seinem Hospital gemachten Operationen. Unter dem reichen 
Material epeziell an Tubentumoren hebt er selbst zwei Fälle als be- 
sonders interessant hervor. In dem ersten handelte es sich seiner 
Meinung um primäre Tubenpapillome, eine Annahme, die auf Grund 
der von dem Autor gegebenen Beschreibung nicht ohne Weiteres als 
richtig angenommen werden kann. Wenn sich an beiden Ovarien 


156 Gynäkologie. Ligamente und Tuben. 


sowohl an der Oberfläche, als an den Cystenwandungen papillomatöse 
Gebilde finden, dagegen nur an einer mit dem Ovarium zu einer 
Tubenovarialcyste zusammengewachsenen Tube, während die andere 
Tube sich ganz normal zeigte, so wird jeder unbefangene Beobachter 
den Ausgangspunkt der Papillome im Ovarium suchen müssen. 


Ferner beschreibt Watkins (83) einen neuen Fall (den zwanzigsten 
der Litteratur) von doppelseitigem primärem Tubencarcinom. Gleich- 
zeitig handelte es sich um Myome des Uterus und Adenomyome der 
Tuben. Entfernung durch abdominale Totalexstirpation. Tod an 
Recidiv nach sechs Monaten. Die genaue anatomische Beschreibung 
(Dr. E. Ries) des interessanten Falles muss im Original studirt werden. 


Popoff (66) beschreibt mehrere Fälle von abnormer Fimbrien- 
entwickelung des abdominalen Tubenendes. Ferner die rechte Tube 
aus dem Sektionsbefund einer 68jährigen Frau, deren Fimbrien durch 
Verdickung der freien Enden ein keulenförmiges Aussehen erhielten. 
Diese Verdickungen waren, wie Popoff durch chemische Reaktion 
und mit Zubilfenahme von Röntgenstrahlen ermitteln konnte, auf Ab- 
lagerungen von kohlensaurem Kalk zurückzuführen. 


Der deutschen Naturforscherversammlung demonstrirte Fränkel 
(28) zwei grosse, fest aufsitzende Placentarpolypen der Tube, die zu 
immer erneuten Blutungen Veranlassung gegeben hatten. Sie verhalten 
sich den Placentarpolypen des Uterus völlig analog und scheinen nichts 
zu thun zu haben mit den Blutcoagulis, die als letzter Rest eines 
Tubeneies in Resorption übergehen, vielmehr scheint es sich hier um 
einen weiteren Ausgang tubarer Gravidität zu handeln, indem nach 
imperfektem Tubenabort der zurückgebliebene Eirest Veranlassung zur 
Entstehung eines Placentarpolypen giebt, der nunmehr die Operation 
erforderlich macht. 


Ries (69) konnte in drei Fällen, in denen vor längerer Zeit eine 
oder beide Tuben exstirpirt waren, und nachträglich durch sekundäre 
Operation des Uterus entfernt wurde, ein vollständiges Offenbleiben 
des Tubenstumpfes nach dem Abdomen zu nachweisen. Jedesmal 
fand sich ein durchgängiges, von wohlerhaltenem Epithel ausgekleidetes 
Lumen. Ries glaubt diesem Befund für die Entstehung von Stumpf- 
exsudaten grosse Wichtigkeit beimessen zu dürfen. Es handelt sich 
entschieden um ein einfaches Weiterkriechen infektiöser Prozesse ent- 
lang der Schleimhaut bis zu den offenen Tubenlumina hinaus, gerade 
wie bei der primären Entstehung der Salpingitis etc. Je nachdem der 
Uterus zur Zeit der Infektion infizirt ist, oder später von neuem in- 


Tuben. 187 


üzirt wird, würde es dann zum Auftreten eines Stumpfexsudats in den 
ersten Wochen nach der Operation, oder aber in einem späteren Ab- 
schnitt kommen. Auch das Zustandekommen einer Gravidität muss 
durch die offen gebliebene Tube ohne Weiteres erklärlich erscheinen. 
Für die Frage der Mitentfernung des Uterus bei Exstirpation der Ad- 
nexe sind die Ries’schen Befunde von unzweifelhafter Bedeutung. 

Madden (52) hat seit Jahren eine grosse Reihe von Pyo- und 
Hydrosalpinx mit Punktion und Aspiration behandelt. Nach genauer 
Bestimmung der Lage der Säcke führt man die Nadel des Aspiratore, 
gedeckt von der Spitze des Zeigefingers bis zum hinteren Scheiden- 
gewölbe vor, und stösst unter Kontrolle eines im Mastdarm befindlichen 
Fingers in den hervorragendsten Theil der Geschwulst ein. Nach der 
Aspiration Auswaschung des Tubensacks mit einem Antisepticum. Wenn 
der Erfolg ausbleibt, so ist man später immer noch in der Lage, die 
Exstirpation der erkrankten Tuben vornehmen zu können. 

Walter (82) berichtet über eine Herniotomie. Der Tumor war 
faustgross und belästigte die Patientin durch heftige Schmerzen. Im 
Bruchsack wurde eine Hydrosalpinx entdeckt, die am Lig. rot. 
entlang mit dem Üterushorn zusammenhing, was konstatirt wurde, in- 
dem man den Finger in die Bauchhöhle brachte. Der Eierstock war 
noch in der Bauchhöhle anwesend. Verf. hält den Tumor per Exclu- 
sionem für eine parovariale Cyste oder eine Hydroparasalpinx. Verf. 
kommt zu letzterer Diagnose auf Grund des gelatinösen Inbalta, der 
fibrinösen Wand mit der stark entwickelten Vaskularisation im Stiel, 
und vornehmlich der eigentümlichen Gewebe der Basis. Die Anwesen- 
heit von zwei Cysten bestärkt Verf. in seiner Auffassung. 

(Doorman, Leiden.) 

Acconci (1) berichtet über seine Methode bei der vaginalen Ex- 
stirpation der vereiterten Adnexe. Auf 67 solcher Operationen nur ein 
Todesfall. Betont, dass das Losmachen der Verwachsungen mit Epi- 
ploon oder Eingeweide immer unter der Kontrolle des Auges ausgeführt 
werden kann, da es leicht ist, diese Organe ins Operationsfeld hinunter- 
zaziehen. (Herlitzka.) 


188 


kel | 
. 


GE 


13. 


14. 


14a. 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovurien. 


A. 


Krankheiten der Ovarien. 


Referent: Privatdocent Dr. A. Gessner. 
; I. 


Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie !). 
(Siehe auch die einzelnen Abschnitte im klinischen Theile.) 


. Audebert, Volumineuse tumeur ovarique simulant une grossesse extra- 


utérine. Gaz. hebd. des Sc. med. de Bordeaux. August. 


. Begouin, Enorme kyste de l’ovaire à développement très lent. Soc. 


d’anat. et de phys. de Bordeaux. Mai. 

Boid, St., On oöphorectomy in the treatment of cancer. Brit. Med. Journ. 
Nr. 1918. 

Bousquet, Etude sur quarante cas d’ovariotomie pour tumeurs ou kystes 
de l'ovaire. Le Centre médical. Juli. 

Bozemann, N. G., A case of cyst without attachements in the pelvis. 
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Nr. 1. 

Bracklow, C., Ovarialtumor bei Uterus duplex. Diss. inaug. Königsberg. 
Bulius, G, und Kretschmar, C., Angiodystrophia ovarii. Stuttgart, 
F. Enke. 

Dixon-Jones, M., Diseased ova. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, 
pag. 175. 

Goldspohn, A., The Fate of ovaries in connection with retroversion 
and retroflexion of the uterus. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 
439. 

Grigorieff, Zur Frage über die Transplantation der Eierstöcke. Experi- 
mentelle Untersuchung. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 
— W., Die Schwangerschaft bei der Transplantation der Eierstöcke. 
Centralbl. f. Gyn. 


. Hammerschlag, Die Lage des Eierstockes. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 


Bd. XXXVII. 

Henderson, J. B., A note on the occurence of metrorrhagia after the 
menopause in cases of ovarian tumour. Lancet, pag. 3829. 

Heyse, G., Ein Beitrag zur mikroskopischen Anatomie der Ovarien Osteo- 
malacischer. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 321. 

Kretschmar, K., Ueber Pseudomyxoma peritonei. Monatschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft pag. 32. 





1) Die fett gedruckten Zahlen besagen, dass die betr. Arbeit im Text be- 


sprochen ist. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


* 


28. 


Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie. 1S9 


. Lauro, Un errore diagnostico istruttivo. Arch. di Ost. e Gin. Napoli. 


Nr. 11. (Im diagnostischen Irrthum Lauro’s handelte es sich um eine 
Laparotomie, welche wegen Extrauterinschwangerschaft an einer 44 jährigen 
Nullipara unternommen wurde — nach der Oeffnung des Bauchfelles ergab 
es sich, dass es sich anstatt ektopischer Schwangerschaft um ein Cysto- 
carcinom des linken Ovariums mit starken Verwachsungen an dem Becken- 


boden handelte — Unoperabilität. Tod. (Herlitzka.) 
Liebmann, C., Ein Fall von Fremdkörper im Ovarium. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 16. 


Lwoff, Apoplexie des rechten Eierstockes, welche ein Haematoma retro- 
uter. hervorrief mit dem klinischen Bilde einer ‘l'ubenruptur bei ektopischer 
Schwangerschaft. Gleichzeitiges Vorhandensein einer Pyosalpinx sinistra. 
Cöliotomie. Genesung bei Behandlung mit Antistreptokokkenserum. Wratsch. 


Nr. 37. (V. Müller.) 
Martin, A., Hämatom des Ovarium. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, 
pag. 340. 


Meerdervoort, N.J.F. Pompe van, Het Ovarium bij fibrromyom van 
den uterus. Nederl. Tijds. voor Verloosk. en (syn. Afi. I. 
Meriwether, F. T., A large ovarian cyst-adenoma. Amer. Journ. of 
Obst. Januar. 
Moser, Ovarian fluid. N. Y. Med. Journ. 20. Februar. (Pathognomonische 
Zellen für Ovarialtamoren giebt es nicht, am meisten Werth ist bei der 
Diagnose auf eine grosse Anzahl von Colleid-Körperchen und Cholestearin- 
Krystallen zu legen, ebenso auf grosse, fettig degenerirte Epithelzellen 
und epitheliale Zellen mit Wimperhaaren.) 
Oliver, J., Notes on two typical examples of varieties of ovarian tumour. 
Lancet. pag. 3877. 
Orthmann, Zur Pathologie des Corpus luteum. Verh. d. deutsch. Ges. 
f. Gyn., pag. 351. 
Petroff, Pathologisch-anatomische Veränderungen in den Eierstöcken (von 
Hunden und Kaninchen) bei vollkommenem Hungern und nachfolgender 
Mast. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 
Pfannenstiel, Die Erkrankungen des Eierstockes und des Nebeneier- 
stockes. Vente Handbuch der (iynäk. Bd. III, 1, pag. 237. 
Popoff, Ueber Veränderungen der Eierstücke bei Kindern in Folge all- 
gemeiner akuter Infektionskrankheiten (Scharlach, Masern, Variola, Hydro- 
phobie, Diphtherie, Erysipel und Dysenterie). Inaug.-Diss. St. Petersburg. 
(V. Müller.) 


. Pozzi et Beaussenat. Contribution a la pathogenie et à l'anatomie 


pathologique des kystes de l'ovaire. Revue de gyn. et de chir. abdominale, 
pag. 245. 

Przewoski, Demonstration von Präparaten. Pam. Warsz. Tow. Lek. 
(Przewoski demonstrirte drei seltene Präparate: 1. Den Leichnam eines 
sub partu abgestorbenen Kindes, bei dem das Mesovarium des rechten 
Eierstockes anderthalb mal um die senkrechte Achse torquirt war, mit 
Einbeziehung des abdominalen Endes der rechten Tube, sowie auch des 
Processus vermicularis. Es war in Folge dessen zu so starker venüser 
Stase im rechten EKierstocke gekommen, dass er einer welschen Nuss an 


1%) 


29. 


30. 


31. 


32. 
33. 


34. 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Grösse gleichkam. Dazu war serös-fihrinöse Peritonitis gekommen mit 
einem so grossen flüssigen Ergusse, dass der Leib ganz bedeutend aufge- 
trieben war, woraus eine bedeutende Erschwerung der Geburt folgte. Auf 
dem Durchschnitte war der Eierstock dunkelroth und entleerte eine serös 
blutige Flüssigkeit, das Gewebe war mässig von Leukocyten infiltrirt. 
Eine Leistenhernie existirte nicht in diesem Falle wie in demjenigen 
Rokitanski’s. 2. Die Eierstöcke einer 22jährigen, an Phthise Ver- 
storbenen. Beide Kierstöcke in kindskopfgrosse Cysten verwandelt, der 
linke war in loco geblieben, der rechte aber war nach Stieltorsion ganz 
abgelöst und in der Nabelgegend an das Omentum fest angewachsen. An 
der Stelle der Adnexa, wo der rechte Eierstock liegen sollte, fand sich 
nur der Stumpf, der nach Abschnürung zurückgeblieben war. 3. Die Eier- 
stöcke einer 29jährigen, in denen sich drei Cysten fanden, aus Corpora 
lutea entstanden, eine Cyste haselnussgross, zwei bohnengross. Cysten- 
wände hart, gelbweiss, die Wände bestehen aus dicht gedrängtem Binde- 
gewebe und haben keinen epithelialen Aussenbezug. Inhalt der Cysten: 
gelbliche seröse Flüssigkeit. Przewoski hält diese Art Cysten für sehr 
selten.) (Neugebauer.) 
Ratschinsky, Zur Frage über das sogenannte Pseudo-myxoma peritonei. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Februar. (Auf Grund zweier 
von Ott operirter Fälle (einmal mit tödtlichem Ausgang, das zweite Mal 
Genesung) und der mikroskopischen Untersuchung bestätigt Verf. voll- 
kommen die Werth'schen Ansichten über diese Frage.) 

(V. Müller.) 
Rishmiller, J. H., Differential Diagnosis of ovarian cystoma. Amer. 
Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 445. (Ziemlich vollständige, kurze 
Besprechung der Differentialdiagnose. Nichts Neues.) 
Stone, Ovarian cyst with mucoid degeneration. Tr. of the Washingt. 
obst. Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 412. 
— J. S., Multilocular cysts in regresses. Amer. Journ. of obst. Oct. 
— Ovarian cysts in the Negro. Amer. Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, 
pag. 585. (Nach Stone’s Erfahrungen sind multilokuläre Kystome bei 
Negerinnen sehr selten, während Parovarialcysten, papilläre Kystome. 
Dermoidcysten und intraligamentäre Kystome gelegentlich von ihm beob- 
achtet wurden.) 
Wolff, Cystoma ovarii bei in der Entwickelung stehen gebliebenen Müller- 
schen Gängen. Chirurgie, Nr. 8. (Bei der Cöliotomie wird ein mannskopf- 
grosses Kystom entwickelt und dabei keine Spur vom Uterus konstatirt. 
Im Stiel des Tumors wird eine kleine, mit Cylinderepithel austapezirte 
Höhle aufgefunden und für ein Uterusrudiment angesprochen. Das 
Kystom wird als aus dem rechten Ovarium entstanden erklärt und auch 
eine rechtsseitige rudimentäre Tube konstatirt. Der linke Eierstock fehlte.) 

(V. Müller.) 


2. Vereiterung und Abscedirung des Ovarium (s. auch den 


35. 


Abschnitt über Komplikationen der Ovariotomie). 


Doran, Alban, The removal of suppurating pelvic tumours illustrated by 
two cases. Lancet, pag. 231. 


36 


ws 
zj 


3. 


40. 


4l. 


4x. 


Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie. 191 


Price, J., Ovarian abscess. Tr. of the Philadelphia obst. Soc. Amer. 
(Gen, and obst. Journ. N.Y. Vol. X, pag. 611. (Doppelseitige vereiterte 
Adnexe. Schwierige Enucleation des mit dem Darm vielfach verwachsenen 
Ovarialabscesses. Price spricht sich für die Salpingo-Oophorektomie gegen- 
über der uterinen Kastration aus.) 


. Hunter Robb, and A. A.Ghriskey, Bacillus Proteus Zenkeri in ovarian 


Abscess. Johns Hopkins Hosp. Med. Bull. Jan. (Wahrscheinlich hervor- 
gerufen durch eine an einen Abort sich anschliessende Infektion des 
Endometriums, die sich auf dem Wege der Tube dem Ovarium mitgetheilt 
hatte. In dem äusserst übelriechenden Eiter fand sich der Bac. proteus 
Zenker.) 

v. Rosthorn, Demonstration von anatomischen Präparaten (Corpus luteum- 
Abscesse). Verb. d. Deutschen Ges. f. Gyn. pag. 404. 


. Stinson, Coplin, Removal of a tubo-ovarian abscess (left) and an ovarian 


cyst and tube (right) by enucleation without ligature, clamp or cautery. 
Med. Record. pag. 230. 

de Vos, J., Abscès de l'ovaire. Arch. de gyn. et de toc. Tom. XXIII. 
pag. 691. 

Yordanoff, Recherches cliniques et bactériologiques sur les salpingo- 
ovarites. Thèse de Paris. 


3. Verlagerungen des Ovariums. 


2. Betcke, Ueber einen Fall von Ovarialhernie. Zeitschr. f. prakt. Aerzte, 


Nr. 19. 


. Biermer, Zwei Fälle von Ovarialhernien. Centralbl. f. Gyn., pag. 233. 


Hirst, B.C., The operative treatment of a prolapsed ovary. Amer. Journ. 
of obst. Vol. XXXV, pag. 536. (Operative Verkürzung des Ligamentum 
suspensorium ovarii nach ausgeführter Laparotomie durch je eine Silk- 
wormsutur, die durch die Fascia pelvis in der (Gegend der Linea ileo- 
pectinea dicht neben den Iliacalgefässen bindurchgeführt wird. Drei Fälle. 
einer mit vollem Erfolg vor zwei Jahren operirt.) 


. Menciere, L., Hernie de l'ovaire chez la petite fille. Revue mensuelle 


des maladies de l'enfance. Juni. 
Morgan, J., A case of right ovarian hernia with twisted pedicle: operation 
recovery. Lancet, pag. 1340. 


. Seymour, Hernia of a sarcomatous ovary. Med. News., pag. 241. (4>- 


jährige Frau, bei der sich seit zwei Jahren eine kleine Geschwulst in der 
Leistengegend zeigte, die anfänglich in Rückenlage verschwand, später 
grösser geworden nicht mehr zu reponiren war. Wegen der Beschwerden 
wurde zur Operation des vermeintlichen Netzbruches gerathen. Es fand 
sich ein vergrössertes Ovarium, das sich leicht entfernen liess und bei der 
mikroskopischen Untersuchung als Sarkom erkannt wurde.) 

Stoufs, Hernie de l'ovaire en voie de suppuration chez une femme de 
68 ans. Operation. Guerison. Bull. de la Soc. de gyn. et d’obst. pag. 29. 





49. 


50. 


59. 


Gynäkologie, Krankheiten der Ovarien. 


II. 
Ovariotomie. 


1. Allgemeines, technische Fragen. 


Boldt, Ovariotomie unter lokaler Anästhesie. Amer. gyn. and obst. Journ. 
1896 Dez. 

Butler-Smythe, A. C., Removal of a rapidly growing ovarian cyst 
which had burrowed between the uterus and the hladder in a patient who 
had been recently confined, and on whom ovariotomy had been performed 
18 months previously. Lancet, Nr. 3828. 

Defontaine, Kystes de l'ovaire, ovariotomie. Le Centre méd., pag. 163. 
Doran, A., The details of ovariotomy and disputed points in aftertreat- 
ment. St. Barth’s Hosp. Journ. Jan. 

Dunlapp, F., D. Mc Dowell's Work in ovariotomy. Amer. Journ. of 
obst. Vol. XXXVI, pag. 550. (Dunlapp berichtigt Mary Dixon Jones 
dahin, dass Mc Dowell 1809 13 Ovariotomien mit acht Heilungen aus- 
führte, eine Operirte, bei der die Operation nicht vollendet werden konnte, 
lebte noch vier Jahre.) 

Hellier, J. B., Case of ovarian cyst with unusual history. Lancet, pag. 
3875. 

Keith, Skene, The association of an ovarian cyst with marked bronzing 
of the Skin. Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 301. (Nach einer Punktion 
der Cyste ging die Bronzefarbe der Haut zurück. Später Ovariotomie, 
über deren Einfluss auf die Verfärbung der Haut nichts berichtet wird.) 
Kratzenstein, G., Die Dauererfolge der Ovariotomie bei malignen Ovarial- 
tumoren. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI. 

Lauenstein, Bemerkung zu dem Thema der Bauchdeckennaht, sowie 
zu dem Bauchschnitt bei Ovariotomie wegen einkammeriger Cyste und 
ihrer schonenden Entwickelung aus einem kleinen Schnitt. Centralbl. f. 
Gyn., pag. 949. 

Lewers, A., A note on the occurence of metrorrhagia after the meno- 
pause in cases of ovarian tumour. Lancet, pag. 23. 

Meredith, W.A, Deaths after Ovariotomy; with remarks on the value 
of flushing without subsequent Drainage of the Peritoneal Cavity. Lancet, 
5. Juni. (Die Arbeit zerfällt in zwei Theile. Im ersten werden die sieben 
Todesfälle, welche sich bei 250 Ovariotomien ereigneten, im zweiten die 
Technik besprochen.) 

Meriwether, A large ovarian cyst-adenoma and a report of a case of 
ventrofixation done the second time. Amer. Journ. of Obst., pag. 100. 


. Resinelli, Significato clinico dei versamenti pleurici nei tumori del- 


l’ovaio. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 10. 


. Simpson, Övariotomie unter Lokalanästhesie. Edinb. med. Journ. 1896. 


Mai. 


. Swain, A case of ovarian cystoma associated with prolapsus uteri, treated 


by ovariotomy and hysteropexie. Brit. Med. Journ. Nr. 1911. 


2. 


84. 


o. 


in, 


Ovariotomie. 193 


Einfache Fälle, doppelseitige, wiederholte Ovariotomie. 


Binkley, J. T., Cystic tumor. Tr. of the Chicago gyn. Soc. Amer. gyn. 
and obst. Journ. Vol. X, pag. 59. (Ausserordentlich grosser Tumor bei 
einer Negerin: flüssiger Inhalt wog 75, der solide Theil des Tumor 50 Pfd. 
Laparotomie, schwierige Operation in Folge zahlreicher Verwachsungen. 
Der Tod wird auf die zu rasche Entleerung des Abdomen geschoben. Die 
Kranke wog vor dem Eingriff 360 Pfund '!) 


. Johnstone, A large ovarian cyst. Tr. of the Cincinnati obst. Soc. Amer. 


Journ. of obst. (Der Fall ist insofern bemerkenswerth, als es sich um 
ein wohlentwickeltes Mädchen handelte, das 25 Jahre alt noch nie men- 
struirt war. Im anderen Ovarium fand sich ein kleines Dermoid.) 

Me Lean, Double ovarian cystomata complicated by four parovarian cysts, 
with one intraligamentary cyst, seven distinct tumors in all. Tr. of the 
N. Y. obst. Soc. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 355. 


. Meinert, Seltene Ovarialtumoren. Centralbl. f. Gyn., pag. 173. (1. Rund- 


zellensarkom von zwei Kilo Gewicht. 2. Multilokuläres, honigwabenartiges 
Kystom des linken Ovarium bei 54 jähriger Frau. Dieser Fall glich unter 
den wenigen bekannt gewordenen Fällen dieser Art nur dem von C. Braun 
(Lehrbuch der Gynäkologie) als Myxoidkystom mit Ascites veröffentlichten. 
Die Fälle der übrigen Autoren waren doppelseitig und ohne Ascites.) 
Sänger. Demonstration einer Impfmetastase eines Kolloidkystoms in der 
Bauchwand. Verh. d. Deutschen Ges. f. Gyn. pag. 469. 

Scotti, Cisti ovarica. Rivista clinica terapeutica. Nr. 3. (Herlitzka.) 
Stoufes, Kyste volumineux de l'ovaire en dégénérescence colloïde, ovario- 
tomie, Guérison. Am. med. chir. J. Hainaut, pag. 9. 


3. Intraligamentäre Entwickelung. 


. Coequelet, L., Sur un cas de complication d'un kyste du ligament large. 


These de Paris 1896 97. 


. Dubar, L., Double kyste du ligament large gauche. L'Echo medical du 


Nord, Nr. 6. 


. Laroche, Contribution a l'étude de l'inclusion des kystes dans les liga- 


ments larges. These de Paris 1896 97. 


. Mangin, Tumeur-fibro-kystique volumineuse développée dans le ligament 


large. La Semaine Gyn. Nr. 43. 


. Raimondi, Les kystes des ligaments larges. These de Paris 1896 97. 


4. Parovarialcysten. 


76. Fraikin, Coexistence d'un kyste du par ovaire avec un fibrome inter- 


stitiel de l’uterus. Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux. Journ. de Bor- 
deaux. Mai. 


77. (roelet, A H., A large parovarian cyst attached to the uterus and intestines 


by firmly organized adhesions; removal by abdominal section; recovery. 
Tr. of the N. Y. obst. Soc. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 213. 
(Schwierige Entfernung wegen sehr ausgedehnter Verwachsungen, inshe- 
sondere mit dem Darm.) 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 13 


194 


2 
X 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Heil. K.. Beitrag zur Chemie der Parovarialeysten. Centralbl. f. Gyr. 
Nr. 46. 

Lea, A. W. W.. Parovarian cyst with acute axial rotation. Tr. of the 
obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 8. (Schwere Peritonealerschei- 
nungen.) 

Mittermaier, Parovarialtumor mit doppelter Stieltorsion und starker 
Vergrösserung des Ovarium durch Blutung und Stauung. Centralbl. f. Gyr. 
pag. 192. (Durch Fall plötzlich erkrankt mit peritonitischen Erscheinungen. 
Heilung durch Laparotomie.) 


5. Komplikationen bei der Operation (jugendliches und 
hohes Alter, Achsendrehung, Vereiterung, Ruptur u. s. wi 


nn 


82. 


NN, 


1. 


Amico-Roxas, Osservazione Anatomo-clinico studio pul Caso di cisti 
dermoide suppurata dell’ ovaio, con atresia di tutto Canale cervicale. 
Arch. di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 8. (Herlitzka.) 

Bernhard, O., Ovariotomie mit unangenehmer Blutung. Centralbl. f. Gyn. 


= Nr. 50. (Parenchymatöse Blutung aus der Blasenwand, entstanden durch 


Ablösen breiter Adhäsionen mit dem Tumor, dadurch beherrscht, dass die 
Blase mit physiologischer Kochsalzlösung angefüllt und dann in den unteren 
Wundwinkel eingenäht wurde. Jodoformgazetamponade nach zwei Tagen 
entfernt. Definitiver Schluss der Bauchwunde.) 


3. Binaud et Begouin, Tumeur gazeuse de l'abdomen développée dans 


une poche de kyste ovarique. La Semaine gyn. pag. 41. 


. Bourrier, Considérations sur la rupture intrapéritoneale des kystes col- 


loïdes de l'ovaire. A propos d'un cas de rupture avec ascite gélatineuse. 
(uerison. Ann. de Gyn. et d’Obst. April. Gaz. hebdom. de Soc. med. de 
Bordeaux., pag. 63, 76, 88. (Fall von „Pseudomyxoma peritonei“. Fünf 
Jahre vorher war eine rechtsseitige Cyste entfernt worden, nun war das 
linke Ovarium erkrankt. Die Arbeit enthält eine chemische Untersuchung 
der Gelatinemassen des Peritoneum und Angaben aus der ausländischen 
Litteratur. Die Werth sche Arbeit und die durch sie veranlassten deutschen 
Arbeiten werden nicht erwähnt. 

Brohl, Zwei Ovarialkystome. Centralbl. f. Gyn.. pag. 113. (Im zweiten 
Falle zahlreiche Verwachsungen. Ileus drei Monate nach der Operation 
beseitigt durch Opiumthe:apie.) 

Bozeman, N. G. A case of ovarian cyst without attachements in the 
pelvis. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 44. (Seit drei Jahren 
bestanden Unterleibsbeschwerden, seit einem Jahre Zunahme des Leibes. 
Allseitig verwachsene Cyste, die keinen Zusammenhang mit den Genitalien 
erkennen liess. Tuben und Ovarien zeigten keine Veränderungen. Mikro- 
skopisch liess sich feststellen durch den Nachweis von Corpora fibrosa. 
dass es sich um eine Ovarialcyste handelte, mit Wahrscheinlichkeit wurde 
auch die Stelle ihres abzedrehten Stieles erkannt.) 

Da Costa, JC Removal of a large dermoid cyst nine weeks after 
labour. Am. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 337. (Nach einer Geburt 
im Jahre vorher war ein kleiner Tumer in der linken Seite festgestelit 


99. 


91. 


92. 


93. 


94. 


100. 


101. 


192. 


103. 


104. 


Ovariotomie. 195 


worden. Jetzt, neun Wochen nach rechtzeitiger Geburt, heftige Beschwerden 
und Fieber, rasch wachsender Tumor, der bei der Operation bis zum Nabel 
reichte. Stieldrehung, einfache Operation, Heilung.) 

Dickson, W., Double Ovariotomy with eighteen months’ interval bet- 
ween the operations. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 219. 

Eve, F., Two cases of abdominal operation in early childhood. Brit. med. 
Journ. Vol. II, pag. 214. 

Faucon, Torsion du pédicule d'un kyste de l'ovaire. Journ. de Sc. méd. 
de Lille. Januar. 

Ferand, Contribution à l'étude des kystes suppurés de l'ovaire. Thèse 
de Bordeaux. 

Gage, A., Ruptured ovarian cyst; operation, recovery. The Boston med. 
and surg. Journ. pag. 59. 

Goffe, R. J., Cyst of the ovary. Am. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, 
pag. 378. (Fiebernde Kranke, ein cystischer Tumor wird von der Scheide 
aus incidirt, die entleerte Flüssigkeit enthielt keinen Eiter. Wegen des 
Fiebers wird die Exstirpation der Cyste nicht angeschlossen, sondern 
nach Abfall des Fiebers sieben Tage später durch Laparotomie das all- 
seitig verwachsene Kystom entfernt.) 

Harrison Cripps, Ovarian cysts communicating with the rectum. Brit. 
med. Journ. pag. 6. 


. Heinricius, G., De l'infection des kystes de l'ovaire. Ann. de Gyn. 


Tome XLVII, pag. 257. 

— Fall of ovariotomi utförd på en 72årig qvinna (Ovariotomie bei einer 
72jährigen. Heilung). Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, 
Nr. 3, pag. 499—500. (Leopold Meyer.) 


. Heinricius, G. und A. Lindholm, Om infektion af ovarialcyster. 


Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 4, pag. 555—574. 
(Leopold Meyer.) 


. Herzog, L., Beitrag zu den Eierstocksgeschwülsten im kindlichen Alter. 


Berl. klin. Wochenschr. Nr. 51. 
Hoffmann, C.S, Ovariotomy in a child thirty-three months old. Am. 
Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 331. 
Jasinski, Multilokuläre Cyste des rechten Eierstockes, kompleter Uterus- 
vorfall, Ovariotomie und Ventrifixation des Uterus. Medycyna, pag. 937. 
(Neugebauer.) 
Johnston, Ovarian tumor. Trans. of the Cincinnati obst. Soc. Am. 
Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 237. (Stieldrehung im Anschluss an 
ein Tanzvergnügen.) 
Kisseloff, M., Contribution a l’etude de la torsion de pedicule des 
kystes de l'ovaire. These de Paris. 
Loenen, Dermoidcyste des rechten Ovarium, Stieldrehung. Exstirpatien 
nach 14 Monaten. Rekonvalescenz komplizirt durch Emphvsem und Bauch- 
deckenphlegmone. Münch. med. Wochenschr. Nr. 52. 
Marchesi, Contributo allo studio della rotazione assiale dei tumori 
ovarici. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 2. (Um die Drehung eines Ovarial- oder 
Uterustumors — mit Torsion des Stieles — zu erklüren sagt Marchesi, 
dass diese aus einer gewissen Zahl verschiedener Drucks- und Gegen- 
13” 


1% 


107. 


108. 


109. 


110. 


111. 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


druckseinflüsse (welche, wenn auch verschiedenartig, sich doch immer in 
dieselbe Richtung und nur auf einen gewissen Theil des Tumors ausüben 
müssen) entstehen, nämlich von den konstanten und unzählbaren Ver- 
änderungen des Endoabdominaldruckes, welcher seinen Einfluss auf den 
Tumor übt, sobald dieser eine gewisse Beweglichkeit, durch die Länge 
und die Dünnheit des Stieles erleichtert, erhalten hat. (Herlitzka.) 


. Montgomery, E. E., Sapraemia resulting from the presence of a der- 


moid cyst. Am. gyn. and obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 529. (Stiel- 
drehung im Wochenbett. Bei der Laparotomie erwies sich der Stiel ab- 
gedreht und der Tumor wurde nur durch Adhäsionen ernährt. Tod. Im 
Stiel und in der Umgebung der Vagina verjauchte Thromben.) 


. Mouthon, De la torsion du pédicule dans les kystes de l’ovaire. These 


de Paris. 

Neugebauer, Demonstration einer in Folge von Stieldrehung nekroti- 
sirenden grossen Ovarialcyste, die von Neugebauer mit günstigem Aus- 
gange für die Mutter im dritten Schwangerschaftsmonate durch Bauch- 
schnitt entfernt wurde. Am Tage nach der Operation wurde eine todt- 
faule Frucht ausgestossen, deren Absterben also keineswegs die Folge der 
chirurgischen Intervention in der Schwangerschaft gewesen sein kann, 
sondern eine Folge der akuten Stieltorsion des grossen Tumores, die eine 
Peritonitis hervorgerufen hatte. Die 30jährige seit 11 Jahren verheirathete 
Frau hatte vorher vier Kinder glatt geboren, das fünfte aber im siebenten 
Monate. Schon seit acht Monaten ein auffallendes Wachsthum des Leibes 
bemerkt. Jetzt dreimonatliche Schwangerschaft konstatirt und über 
mannskopfgrosser Ovarialtumor. Bauchschnitt. Glatte Genesung. Pam. 
Warsz. Tow. Lek. pag. 1099. (Neugebauer.) 
Penrose, A spontaneous rupture of an oöphorotic cyst. Trans. of the 
rect. on gyn. college of physic. of Philadelphia. Amer. Journ. of obst. 
Vol. XXXV, pag. 109. 

Pit’ha, W., Kasuistischer Beitrag zur posttyphösen Eiterung in Ovarial- 
cysten. Centralbl. f. Gyn. Nr. 37. 

Prochoroff, K., Die pathologisch - anatomischen Veränderungen der 
Ovarialcystenwand nach Stieltorsion. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V 
Suppl. pag. 122. 

Schalita, Akute Darmocclusion bedingt durch Eierstockscysten. Jurn. 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juli u. August. (Zwei operirte, glück- 
lich verlaufene Fälle, in welchen wohl Stieltorsion der Cyste, aber keine 
Verwachsungen mit dem Darme konstatirt waren.) (V. Müller.) 


2. Schwartz, E., Trois observations de suppuration des cystes de l’ovaire. 


Ann. de Gyn. et d’Obst. April. 


3. Severo, Contribution a l'étude des accidents causés par la torsion du 


pédicule des kystes de l’ovaire. Thèse de Bordeaux. 


. Storer, M., The traumatic rupture of ovarian cysts, with report of a 


case. Boston Med. and Surg. Journ. Nov. 1896. 


. Tóth, Fall von vollständig abgeschnürtem Ovarialkystom. Centralbl. f. 


Gyn. pag. 1158. (31. V para datirte ihr Leiden auf vier Jahre zurück, 
zwei Monate vor der Operation in Folge heftiger Bewegung starke Schmer- 
zen im Leibe und rasches Wachsthum desselben, das eine Punktion noth- 


Ovariotomie. 197 


wendig machte. Bei der Laparotomie fand sich ein mannskopfgrosses, 
multilokuläres Kystom frei in 20—22 Liter blütigen Ascites schwimmend. 
Sein Stiel war vollkommen abgeschnürt. Der Tumor ging von rechts 
aus; hier fehlte das Ovarium und es lässt sich hier ein narbiger Stumpf 
nachweisen.) 
Winawer, Beitrag zur Kasuistik der vereiterten Parovarialcysten. 
Exstirpation der Cyste. Genesung. Medycyna, Bd. I, pag. 25, 48, 77. 
(Neugebauer.) 


. Wilson, Th., Chronic-axial rotation of an ovarian cyst giving rise to 


extreme twistıng of the elongated uterus. Trans. of the obst. Soc. of 
London Vol. XXXIX, pag. 167. 


6. Komplikationen im Heilungsverlaufe. 


*. Friedrich, E., Ein Fall von Parotitis nach Ovariotomie. Diss. inaug. 


Tübingen. 


. Montgomery, E. E., Sapraemia resulting from the presence of a der- 


moid cyst. Am. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X. 


. Nijhoff, G. C., Perforation in die Blase von seidenen Ligaturen, welche 


um den Stiel einer Ovarialcyste angebracht waren. Nederl. Tijdschr. 
voor Verlosk. en Gyn. Jahrg. VIII, 13 pag. (Doorman, Leiden.) 


. Noto, Decubito acuto in sequito a laparotomia per cisto-sarcoma dell 


ovaio destro. La Rassegna di Obst. e Gin. Napoli, Nr. 5. 


1. Komplikationen mit Tumoren des Uterus und anderen 


122. 


123. 


126, 


Organen. 


Hall, R. B., Abdominal hysterectomy for Sarcoma of the body of the 
uterus, with a small ovarian tumor. Trans. of the Cincinnati obst. Soc. 
Am. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 561. 

Jesset, B, Uterine carcinoma, complicated by Dermoid cyst of ovary. 
Brit. gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 4. 


8. Komplikation mit Schwangerschaft und Geburt. 


. Biddell, J. Scott, Ovarian tumour obstructing labour, removed during 


the subsequent pregnancy. Scott. Med. and Surg. Journ. Febr. 


5. Mc Cone, J., Clinical notes of a case of ovariotomy during pregnancy. 


Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 693. (31 Jahre, früher schon 
punktirt. Gravida m. VII., schwierige Differentialdiagnose. Einfache Ovario- 
tomie. Ascites. Multilokuläres Kystom des rechten Ovarium. Spontane 
Geburt eines ausgetragenen Kindes.) 

Da Costa, Celiotomy during pregnancy. Amer. Journ. of obst. Vol. 
XXXVI, pag. 335. (Linksseitiger verwachsener Ovarialtumor. Der Uterus 
in fixirter Retroflexion wird aus seinen Verwachsungen gelöst. Heilung. 
Fortbestand der Schwangerschaft.) 


. Dujardin, Contribution a l'étude des kystes de l'ovaire dans l'état puer- 


péral. Thèse de Lille 1896. 


198 


128. 


129. 


132. 


133. 


134. 


155. 


137. 


155. 


139. 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Ill, Ch. L., Pregnancy after double ovariotomy. Amer. Journ. of obst. 
Vol. XXXV, pag. 532. (Entfernung doppelseitiger Ovarialtumoren, der 
rechte Tumor war kurz gestielt, so dass im Stumpf etwas Ovarialgewebe 
zurückblieb. Die Menstruation trat noch zweimal auf, dann concipirte 
die Frau und kam rechtzeitig spontan nieder. Im Wochenbett fühlte 
man rechts anscheinend ein normales Ovarium, links war der Stumpf 
deutlich zu fühlen.) 
Keith, Skene, Ovarian cyst of over 6 years’ growth. Brit. Gyn. Journ. 
Vol. XLIX, pag. 32. (Die einkammerige Cyste füllte nach über sechs 
Jahren gerade das Becken aus, so dass sie bei der nach neunjähriger 
Ehe zum ersten Mal Schwangeren ein Geburtshinderniss gebildet haben 
würde.) 


. Kingmann, A case of double ovariotomy during pregnancy. Labour 


complicated by uterine inertia. The Boston Med. and Surg. Journ. Nr. 5. 


. Lewitzky und Gogatzky, Entfernung einer Dermoidcyste des Eier- 


stockes per rectum (Ovariotomia per rectum). Jurnal akuscherstwa i 
shenskich bolesnej. Oktober. (Hohe Zange, Ruptur des Rektum und Ent- 
fernung durch diesen Riss der resp. Cyste; Naht des Darmrisses. Col- 
pitis sub partu. Exitus nach 33 Stunden. Sektion Peritonitis pelvis.) 
(V. Müller.) 


Macnauglton-Jones, H., Porro’s operation for suppurating ovarian 
cyst completely blocking the pelvis. Brit. gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 22. 
Östermayer, N., Dermoidcyste als (eburtshinderniss. Kraniotomie. 
Incision des Sackes mit Herausnähen desselben. Heilung. Centralbl. f. 
Gyn., pag. 617. (VII p. irreponibler anscheinend solider Tumor im Becken. 
Dehnungserscheinungen am Uterus. Perforation des lebenden Kindes; da 
die Kranioklasie nicht gelingt, Incision des hinteren Scheidengewölbes. 
Nach manueller Entfernung mebrerer Haarballen Abfluss von Dermoid- 
brei. Leichte Kranioklasie, manuelle Placentarlösung, Tamponade des 
Cystenbalges und des Uterus (warum? Ref... Am dritten Tage wurde 
die Tamponade entfernt und die Wundränder der Cyste in die Scheiden- 
wunde eingenäht. Heilung unter Eiterung.) 

Williams, J., On ovarian tumour with pregnancy. Lancet. Vol. II, pag. 
129. 


9. Kastration. 


Blaisdell, F., Removal of ovaries in insanity. Med. Record. 20 Febr. 
pag. 260. (Fall von akuter Manie, in welcher nach Entfernung beider 
eystischer Ovarien und einer Tube Heilung eintrat.) 


). Cann, E., La Castration chez la femme, des resultats thérapeutiques. 


Conséquences sociales et abus de cette operation. Paris, Ollier-Henry. 
(sottschalk, S., Ueber die Kastrationsatrophie der Gebärmutter. Arch. 
f. Gyn. Bd. LIIL, pag. 309. 

Jayle, F., Effets physiologiques de la castration chez la femme. Revue 
de gyn. et de chir. abdominale. Nr. 3, pag. 403. 

Kippenberg, Zur Kastrationsfrage. Centralbl. f. Gyn. Nr. 31. 


140. 


141. 


10. 


142. 


143. 
IH. 


149. 
150. 


151. 


ÖOvariotomie, 199 


Popiel, Beitrag zur Lehre vom Einfluss der Kastration auf den Orga- 
nismus des Weibes. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk. pag. 31. 
Neugebauer.) 
Reamy, Ovariotomy for hystero-epilepsy. Tr. of the Cincinnati obst. 
Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 235. (In beiden Fällen 
handelte es sich um Menorrhagien und Dysmenorrhoe, die zu Morphi- 
nismus geführt hatten. Die Anfälle bestanden zur Zeit der Menstruation.) 


Resektion, konservative Behandlung der Ovarial- 
erkrankungen, Organthera pie. 


Jacobs, Organothérapie ovarienne. Journ. d’Accouch. et Revue d’Acad. 
et de Chir. Prat. Nr. 23. 

— ÖOpotherapie ovarienne. La Sem. (syn. Nr. 25. 
Jouin, Ueber die Wechselbeziehungen der Schilddrüsen und Eierstock- 
Gewebetherapie. Verh. d. Soc. obst. et gyn. de Paris. Centralbl. f. Gyn. 
pag. 199. 


. Pozzi, De la résection et de l’ignipuneture de l'ovaire. Revue de gyn. 


et de chir. abdom., pag. 3. 


. Sherwood-Dunn, B., Conservation of the ovary. Ann. of Gyn. Vol. XI 


pag. 81. 


. Stehmann, H. B., Thyroid and ovarian therapy in Gynaecology. Amer. 


Gyn. and Obst. Journ. Februar. 


. Touvenaint, Ueber Organtherapie mit Eierstockssuhstanz. Verh. d. Soc. 


obst. et gyn. de Paris. Centralbl. f. Gyn., pag. 198. 


11. Vaginale Ovariotomie. 


Condamin, R., De l’ovariotomie vaginale. La sem. gyn. Nr. 14. 
Dührssen, Demonstration einer 20 pfündıgen mitsammt den tuberkulösen 
Tuben durch vaginale Laparotomie entfernten Kierstockgeschwulst. Ver- 
handl. d. 26. Kongr. d. deutsch. Ges. f. Chir. 

Goelet, A.H., Simple cyst of the right ovary and dermoid cyst of the 
left, removed by vaginal section recovery. Tr. of the N.Y. obst. Soc. 
Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 212. (Einfache Entfernung 
durch hinteren Scheidenbauchschnitt. Jodoformgaze-T'amponade der Wunde 
und Scheide.) 


2. Pfannenstiel, Ueber vaginale (Gteschwulstoperationen. Allg. Med. 


Centralzeitung Nr. 56. 


3. Robinson, D., Cystic ovaries. Tr. of the obst. Soc. of London. Vol. 


XXXIX, pag. 130. (Entfernt durch Colpotomia anterior.) 


. Schauta, F., Die vaginale Ovariotomie. Wiener med. Wochenschrift, 


pag. 1. 


3. Steinthal, Ueber Ovariotomie von der Vagina aus. Centralbl. f. Gyn. 


Nr. 6. (Steinthal berichtet über drei Operationen, zwei Cysten, einen 
Abscess des Ovarium. In letzterem liess sich die Operation nur von der 
Bauchhöhle aus vollenden. Er schliesst sich dem Urtheile Fehling's 


200 


158. 


159. 


160. 


161. 


162, 


163. 


164. 


166. 


167. 


168. 


169. 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


an, dass man Adnextumoren nur ausnahmsweise von der Vagina aus in 
Angriff nehmen soll. In allen schwierigen Fällen ist die Laparotomie 
vorzuziehen.) 


. Tauffer, Zwei Fälle von Ovariotomien per vaginam. Centralbl. f. Gyn. 


pag. 407. (Beides diagnostizirte Dermoide, einmal vom vorderen, einmal 
vom hinteren Scheidengewölbe aus entfernt. In diesem Falle wegen 
Verunreinigung der Bauchhöhle Drainage. Spricht sich für die vaginale 
Operation aus.) 


. de Vos, J., Ovariotomie per vaginam. Policlinique 1896, Nr. 16. 


12. Papilläre Tumoren. 


Bouilly, Le pronostic des kystes vegetants des ovaires. Ann. de gyn. 
et d’obst. Tom. XLVIII, pag. 548. 

Bove&e, W., Papillomatous cyst of the left ovary. Tr. of the Washingt. 
obst. Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 281. 

Lovrich, Beiderseitiges, krebsig degenerirtes Kystoma ovarii papilli- 
ferum. Centralbl. f. Gyn., pag. 409. (Tod an Peritonitis, Metastasen in 
Leber, Lungen, Netz und Darm.) 

— Zwei Fälle von zweiseitigem Ovarialpapillom. Centralbl. f. Gyn., 
pag. 910. (1. Kranke seit sieben Jahren frei von Recidiv. 2. Wird als 
Oberflächen-Papillom angesprochen. Knotige Verdickungen im Netz be- 
rubten auf entzündlichen Veränderungen.) 

Schrader, Papillärer Ovarialtumor. Centralbl. f. Gyn. pag. 220. (Schrader 
spricht sich gegen die Verkleinerung von Ovarialcysten bei der Operation 
aus, weil dadurch u. A. leicht eine Verschleppung papillärer Wucherungen 
in das Peritoneum stattfinden kann.) 

Stouffs, Kystes de l'ovaire papillomateux, operation, guérison, présen- 
tation des pièces. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 5. 
Withrow, Ovarian papillomata. The Cincinnati Lancet. clinic. pag. 38. 


13. Carcinome und Endotheliome. 


5. Baader, Ein Fall von Carcinom des Ovarium in jugendlichem Alter. 


Tübingen 1896. 

Chavannaz, Dégénérescence épithéliomateuse d'un kyste de l'ovaire. 
Soc. d’Obst. et de Gyn. de Bordeaux. Juni. 

Ciechanowski, Demonstration eines Adenokystoma carcinomatosum 
beider Ovarien, bei der Sektion einer 52jährigen gefunden. Przeglad 
lekarski, pag. 178. (Neugebauer.) 
Dumont-Leloir, Volumineuse tumeur kystique proliférante de l'ovaire, 
avec généralisation pariétale, epiploique et péritonéale. Laparotomie. 
Suivie depuis cinq mois. Arch. de gyn. et de toc. Tom. XXIII, pag. 668. 
(Trotzdem der maligne Charakter des Tumors mikroskopisch festgestellt 
wurde, liess sich nach fünf Monaten noch kein Recidiv nachweisen.) 
Meek, H., Primary adeno-carcinoma of both ovaries. Amer. Journ. of 
Obst. Vol. XXXVI, pag. 205. (50jährige Patientin, wenig Ascites, wenig 
Adhäsionen, solide knollige Tumoren; die mikroskopische Untersuchung 
liess die Diagnose auf Adenocarcinom stellen.) 


170. 


171. 


173. 


114. 


179. 


179. 


180. 


Ovariotomie. 201 


Odebrecht, Carcinoma ovarii. Centralbl. f. Gyn., pag. 950. (Vor 11 
Jahren war bei der jetzt 43jährigen Kranken ein Carcinom des rechten 
Ovarium entfernt worden. Jetzt fand sich an derselben Stelle ein kinds- 
kopfgrosser solider Tamor, der von Blutergüssen durchsetzt war und aus- 
geschält wurde. Mikroskopisch: Carcinom, also wohl als Recidiv auf- 
zufassen.) 


14. Sarkonie. 


Goffe, J. R., Sarcoma of the ovary. Tr. of the N.Y. obst. Soc. Amer. 
Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 55. (Spindel- und Rundzellensarkom. 
vom rechten Ovarium ausgehend, verursachte Menorrbagien.) 


. Hall, R. B., Sarcoma of the ovary with intraligamentous ovarian cyst 


of the opposite side. Tr. of the Cincinnati obst. Soc. Amer. Journ. of 
obst. Vol. XXXV, pag. 560. (44jährige Frau, nach Punktion des Ab- 
domens und Ablassen einer grossen Menge Ascites wurde die Diagnose 
gestellt. Die Operation gestaltete sich in Folge ausgedehnter Verwach- 
sungen sehr schwierig. Blasenverletzung wurde genäht. Heilung.) 

Kötschau, Doppelseitige kindskopfgrosse Ovarialsarkome. Centralbl. f. 
Gyn., pag. 627. (Der Fall war durch Magencarcinom komplizirt, das zu 
Metastasen im Netz und Peritoneum geführt hatte. Tod an Erschöpfung.) 


15. Solide Tumoreu (Fibrome, Myome). 


Borreman, Fibromes de l'ovaire. Bull. de la Soc.: Belge de gyn. et 
d’obst. 1896. Nr. 8. 


, Briggs, H., Fibroma of the ovary and ovarian ligament with patho- 


logical and clinical reports of a series of eight cases of fibroma of the 
ovary and one of the ovarian Jigament treated by operation. Brit. Med. 
Journ. Mai. 

Coe, H C., Fibromyoma of the ovary ; operation, recovery. Tr. of the 
N.Y. obst. Soc. Amer. Gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 707. (Rasches 
Wachstbum, 18 Pfund schwer, Ascites, wenig Adhäsionen.) 


. Doran, Alban, Fibroma of tbe ovary; impaction; ascites; removal. Tr. 


of the obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 37. (49jährige XI p. seit 
zwei Jahren in der Menopause. Ein harter Tumor war schon früher be- 
merkt und für ein Myoma uteri angesehen worden. Rasche Zunahme des 
Leibes in Folge Ascites. Die Laparotomie war durch die Kürze des 
Stieles erschwert. Heilung.) 

Gaiser, Fibrom des rechten Ovarium. Centralbl. f. Gyn., pag. 875. (Zum 
Theil cystisch erweicht.) 

Roberts, H., A case of fibroma of the ovary undergoing calcanevus 
degeneration. Tr. of the obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag.8. (Neun 
Jahre steril verheiratbete Frau, seit 1'/s Jahren Metrorrhagien. Vom 
rechten Ovarium ausgehendes verkalktes Fibrom in der Grösse eines 
Puteneies. Keine Adhäsionen, wegen des kurzen Stieles fest im kleinen 
Becken gelegen, sehr schmerzhaft. Kein Ascites. Einfache Laparotomie. 
Heilung.) 

Seganti, Fibroma ovarico calcificato. Supplem. al Policlinico. A. III, 
Nr. 4. (Herlitzka.) 


202 


131. 


189. 


190. 


191. 


192. 


19. 


Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


16. Dermoidcysten und Teratome. 


Bovce, W., Dermoid cyst of the ovary. Tr. of the Washingt. obst. 
Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 410. (5ljährige Farbige, 
seit drei Jahren in der Menopause. Cystischer Tumor, einem Uterus am 
Ende der Gravidität an Grösse entsprechend. Aeusserst schwierige Opera- 
tion in Folge der ausgedehntesten Verwachsungen. Zur Bekämpfung des 
Collapses Kochsalzlösung ins Abdomen gegossen und nach der Operation 
infundirt. Anfänglich gute Erholung und normaler Heilungsverlauf. Am 
21. Tage Exitus an Pneumonie. Die Sektion ergab Lungengangrän und 
jauchige Pleuritis, die wegen der fieberfreien Rekonvalescenz nicht als 
septische angesehen wird.) 


2. Braun, Dermoid cyst. Tr. of the N.Y. obst. Soc. Amer. gyn. and ubst. 


Journ. Vol. X, pag. 351. (Operation wegen mehrfacher peritonitischer 
Attaken. Die Cyste war allseitig verwachsen, auch die Anhänge der 
anderen Seite waren erkrankt und wurden entfernt. Schliesslich wurde 
„der besseren Drainage wegen“ auch der Uterus exstirpirt. Am Präparat 
fand sich neben der Dermoideyste noch eine kleinere Ovarialcyste.) 

Cohn, Uu cas de kiste dermoidal ovarien. Rev. de Chir. Tom. 1, Nr. 6. 


. Curti, Voluminosa cisti dermoide dell’ ovaio destra. Prolasso completo 


dell’ utero. Asportazione del tumore e ventrofissazione dell’ utero. Gua- 
rigione. Il Raccoglitore medico, Nr. 5. (Herlitzka.: 


. Ewald, K., Recidivirendes und metastasirendes Teratom des Ovarium. 


Wiener klin. Wochenschr. Nr. 10. 


). Frantzen, Ein Beitrag zu den Dermoiden des Ovarium. Monatsschr. 


f. Geb. u. Gyn. Bd. 5, Suppl., pag. 68. 


7. Geyl, A., Betrachtungen über die Genese der sogenannten Ovarialder- 


moide mit Bezug auf ein Vaginalteratom. Sammlung klin. Vorträge, 
Nr. 190. 


. Kappeler, Neue Beispiele für bis jetzt als selten betrachtete Befunde 


in Teratomen des Ovariums. Diss. in. Tübingen 1896. 

Merttens, Beitrag zur Lehre von den Dermoidcysten des Ovariums mit 
besonderer Berücksichtigung der Zahnentwickelung in denselben. Zeitschr. 
f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 287. 

Munde, Dermoidcyste. Med. record. Januar. (Munde demonstrirte eine 
Dermoidcyste, die er mit dem Finger von dem erweiterten Cervikalkanal 
aus ausgeschält hatte. Die Kranke kam wegen übelriechenden Ausflusses 
und es fand sich ein Büschel Haare, aus dem Muttermund herausragend, 
wodurch die Diagnose leicht zu stellen war. Offenbar handelte es sich 
um die Vereiterung einer Cyste, die nach dem Uterus hin durchgebrochen 
war.) 

Pfannenstiel, Ueber die Histogenese der Dermoidcysten und Teratome 
des Eierstockes. Verl. d. deutsch. Ges. f. Gyn. Bd. VII, pag. 366. 
Phocas, Kyste dermoide de l’ovaire ayant provoqué une peritonite. 
Operation. (ruerison. Gaz. des höp. de Toulouse. Dez. 96. 

Reamy, Dermoid cyst. Tr. of tbe Cincinnati obst. Soc. Amer. Journ. 
of obst. Vol. XXXVI, pag. 234. (Drainage mit Gaze wegen schwer still- 
barer Blutung, Heilung.) 


194. 


195. 


1%. 


191. 


198. 


199. 


200. 


0. 


203, 


208, 


UOvariotomie. 2 


Sirleo, Sopra un teratoma solido dell’ ovaio. Il Policlinico. Vol. IV—C, 
fasc. 9 e 10. (Herlitzka.) 
Tachefurt, Kyste dermoide des 2 ovaires. Soc. d’Anat. et de phys. de 
Bordeaux. Journ. de Med. de Bordeaux. Nov. 96. 

Thumim, L., Ueber carcinomatöse Degeneration der KEierstocksdermoide. 
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 547. 

Tschirner, Zur Kasuistik der doppelseitigen Ovarialdermoide mit be- 
sonderer Berücksichtigung des mikroskopischen Befundes derselben. Diss. 
inaug. Greifswald. 

Villar, Kyste dermoïde contenant un liquide noir chez une jeune fille 
de 15 ans. Soc. d'obst. et de Gyn. de Bordeaux. Dez. 96. 

Voisin, A., Délire de la persécution. Kyste dermoide de l’ovaire, lapa- 
rotomie, disposition des troubles mentaux. Journ. de Med. de Paris. 
7. März. 

Vouverts, Kyste dermoïde bilateral de l'ovaire. Volumineux kyste 
developp: chez une femme âgée. Soc. d’anat. de Paris. Oct. 96. 


. Yamagiwa, K, Zwei Fälle von Dermoidcysten des Ovarium mit carci- 


nomatöser Degeneration und Metastasenbildung. Virchow's Arch. Bd. 
CXLVII, pag. 99. 


17. Tuberkulose. 


von Franque, O., Zur Tuberkulose der weiblichen Uenitalien, insbe- 
sondere der Ovarien. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVII. 
Madlehner, M., Bemerkung zu der Arbeit Schottländer’s: Ueber 
die Tuberkulose des Eierstockes. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, 
pag. 621. (Stellt lediglich einen Druckfehler richtig, der Schottländer 
zu einer falschen Auffassung geführt hatte. An der behaupteten tuber- 
kulösen Natur der von ihm beschriebenen Tubo-Ovarialcyste hält M ad- 
lehner fest.) 

Orthmann, Ueber Tuberkulose des Eierstockes. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 321 u. Centralbl. f. Gyn., pag. 678. 
Schottländer, J., Ueber Eierstockstuberkulose. G. Fischer, Jena. 

— Ueber die Tuberkulose des Eierstockes und der Eierstocksgeschwülste 
u. s. w. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 321 u. 448. 


. Wolff, B., Ueber die Tuberkulose des Eierstockes. Arch. f. Gyn. Bd. 


Lil, pag. 235. (Fälschlich im vorjährigen Berichte unter dem Namen 
Ehrendorfer citirt!) 


18. Statistik der Ovariotomie. 


Gow, W.J., Some notes on ovarian tumours with a first series of fifty 
ovariotomies. Lancet, pag. 3871. 

Lachmann, O., Die Ovariotomien in der Greifswalder geburtshilflich- 
gynăkologischen Klinik vom Jahre 1890—97. Diss. inaug. Greifswald. 


Es geziemt sich wohl hier an erster Stelle der Arbeit Pfannen- 


stiel’s (25) über die Erkrankungen des Eierstocks und des Neben- 
eierstocks zu gedenken, die sich würdig ihrem Vorgänger in Billroth’s 


204 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Handbuch der Frauenkrankheiten an die Seite stellt. Die hervorragende 
Arbeit lässt überall erkennen, wie der Verf., dem wir ja eine Reihe 
bedeutsamer Arbeiten aus diesem Gebiete verdanken, nicht nur die 
pathologisch-anatomische Seite beherrscht, sondern auch wie seine Dar- 
stellung des klinischen Theiles auf eine grosse eigene Erfahrung gestützt 
ist. Die gesammte Darstellung ist eine ausserordentlich klare und über- 
sichtliche. Aus der Litteratur sind alle bemerkenswerthen Arbeiten be- 
rücksichtigt, während kasuistische Mittheilungen, wie sie gerade auf 
diesem Gebiete besonders in der ausländischen Litteratur so ausser- 
ordentlich zahlreich sind, auch in den Litteraturverzeichnissen nicht 
angeführt sind, es sei denn, dass sie einen Anspruch auf ein beson- 
deres Interesse hätten. 

Es kann nun hier nicht meine Aufgabe sein, eine umfassende Be- 
sprechung dieser grossen Arbeit zu bringen, es möge nur kurz auf Ein- 
zelnes hingewiesen werden. 

Nach einer Besprechung der Anatomie, der Lageveränderungen 
folgt das Kapitel Ernährungsstörungen, in welchem auch die Entzün- 
dungen abgehandelt werden. Hier wird nach Möglichkeit die Aetio- 
logie berücksichtigt. Bei der Operationstherapie der eitrigen Oophoritis 
wird der in neuerer Zeit weniger geübten Incision von der Scheide aus 
in empfehlender Weise gedacht. Gegenüber der vaginalen Cöliotomie 
zur Entfernung entzündlicher und verwachsener Adnexe wird besonders 
bei einseitiger Erkrankung die Ueberlegenheit der ventralen Cöliotomie 
betont. Der Resektion des Ovariums bei infektiößsen Formen der Oopho- 
ritis wird nicht das Wort geredet, bei chronischer Oophoritis kann diese 
Operation gelegentlich in Anwendung kommen, 

Den weitaus grössten Theil des Werkes nehmen natürlich die Neu- 
bildungen ein. Nach einer allgemeinen Besprechung des Baues der 
Geschwülste, der Art ihrer Insertion, ihres Wachsthums in Becken- und 
Bauchhöhle, der Bedeutung des Ascites bei ÖOvarialtumoren kommt 
Pfannenstiel zu der Eintheilung der Geschwülste. Er unterscheidet: 

1. Parenchymatogene Neubildungen. 

2. Stromatogene Neubildungen. 

3. Kombinationsgeschwülste und im Anhang: Geschwülste des 
Epoophoron. 

1. Diese zerfallen in zwei Abtheilungen: epitheliale und ovulogene 
Neubildungen. 

Zu den epithelialen gehören auch die von Pfannenstiel 
Kystoma serosum simplex genannten Cysten, die man bisher als 
Hydrops folliculi bezeichnete. Sie unterscheiden sich von den Kysto- 


Övariotomie. HK 


men durch die Gestalt der Epithelien und vor allem durch das 
Fehlen von proliferirenden, drüsenschlauchähnlichen Bildungen. 

Die Eintheilung in glanduläre und papilläre Kystome, die sich 
vom rein klinischen Standpunkte rechtfertigen lässt, ist fallen gelassen. 
In diesen beiden Gruppen können papilläre Wucherungen in den Cysten 
vorkommen. Die sogen. „Oberflächenpapillome“ werden als aus intra- 
cvstischen papillären Wucherungen hervorgegangen angesehen. 

Die von Pfannenstiel gewählte Eintheilung der Kystome 
gründet sich auf die Verschiedenheit der Gestalt und der Funktion 
der Epitbelzellen, die stets nur in einschichtiger Lage die Cysten aus- 
kleden. Ihre Verschiedenheit ist schon makroskopisch aus der Ver- 
schiedenheit des Oysteninhalts zu erkennen. Demnach wird unterschieden 
ds Kystoma pseudomucinosum und das Kystoma serosum. 
Die beiden Formen werden ausführlich nach ihren anatomischen und 
klinischen Verschiedenheiten besprochen. Beide Formen können In- 
plantationsmetastasen hervorrufen. Als solche wird auch das sogen. 
Pseudomyxoma peritonei aufgefasst, das zu einer Fremdkörper- 
peritonitis führen kann, aber nicht zu einer echten myxomatösen 
Degeneration des Peritoneum. 

Die sogen. papillären Kystome können klinisch den bösartigen 
Neubildungen sich nähern, doch fehlen ihren Implantationsmetastasen 
destruktive Eigenschaften, so dass sie vom anatomischen Standpunkte 
aus als gutartige Tumoren bezeichnet werden müssen. 

Carcinomatöse Degeneration von Kystadenomen ist jedenfalls nicht 
häufig und mit Sicherheit nur in wenigen Fällen festgestellt. 

Die Adenome und Carcinome nehmen ihren Ausgang vom Keim- 
oder Follikelepithel. Das Kystadenoma serosum wird vom ersteren ab- 
geleitet, während das Pseudomucinkystom nach Pfannenstiel’s An- 
schauung von dem noch wenig differenzirten Epithel des Primärfollikels 
ausgeht, ebenso wahrscheinlich die Carcinome. 

Ueber die ovulogenen Neubildungen (Dermoideysten und 
Teratome) ist an anderer Stelle dieses Jahresberichtes Pfannenstiel’s 
Auffassung angeführt. 

2. Als stromatogene Neubildungen werden die Fibrome 
und Fibromyome, die Sarkome und Endotheliome, Angiome, Enchondrome 
und Myxome aufgeführt, endlich noch Kombinationsgeschwülste. 

Nach dem nun folgenden Kapitel über die Geschwülste des Epo- 
ophoron folgt eine Besprechung der verschiedenen Theorien über die 
Aetiologie der Ovarialtumoren, die wie alle derartigen Darstellungen 


206 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


schliesslich darin gipfelt, dass wir Genaueres über die Aetiologie nicht 
wissen und alle aufgestellten Theorien mehr oder weniger unbefriedi- 
gend sind. 


Einer eingehenden Schilderung der Symptomatologie der Ovarial- 
tumoren folgt die Besprechung der Komplikationen (Stieltorsion, Ent- 
zündung und Vereiterung, Ruptur, Schwangerschaft, Geburt und Wochen- 
bett, Komplikation mit anderen Erkrankungen). 

Sehr eingehend ist die Diagnose besprochen, wobei zweckmässiger 
Weise eine Trennung in die Diagnose kleiner, mittelgrosser und grosser 
Tumoren vorgenommen ist. Nur in seltenen Fällen ist eine Diagnose, welche 
Art von Geschwulst man vor sich hat, möglich. Von Komplikationen 
ist am ehesten noch die mit Schwangerschaft und die Stieltorsion mit 
Sicherheit zu diagnostiziren. 


Kontraindikationen gegen die Ovariotomie giebt es kaum, jeder 
diagnostizirte Ovarialtumor soll der Operation unterworfen werden, selbst 
bei vorgeschrittenen malignen Tumoren ist wenigstens der Versuch der 
Exstirpation oft noch geboten. 

Die Punktion der ÖOvarialcysten wird völlig verworfen, selbst 
für die Fälle, in welchen von manchen dieselbe aus Indicatio vitalis 
noch zugelassen wird. Hier, meint Pfannenstiel, sei die Ovarioto- 
mie unter lokaler Anästhesie nach Schleich jedenfalls vorzuzieben. 
Höchstens kann einmal zur momentanen Erleichterung die Punktion 
der Ovariotomie vorangeschickt werden. 

Bei der Ovariotomie ist es stets anzustreben, die Cyste, wenn irgend 
möglich, unverkleinert zu entfernen, zur sicheren Vermeidung von Im- 
plantationsmetastasen. Besonders muss immer der Zustand des anderen 
Ovariums beachtet werden, das bei malignen und papillären Ovarial- 
tumoren immer, und sonst überhaupt bei Kranken über 40 Jahren zu ent- 
fernen ist. 


Die Technik bei Adhäsionen, bei intraligamentären Tumoren wird 
eingehend besprochen. Besonders bei vereiterten Tumoren ist es anzu- 
streben, den Tumor im Ganzen zu entfernen. Dringt Eiter in das 
Peritoneum oder kommen Verletzungen des Darmes zu Stande, so ist 
die Drainage angezeigt durch die Bauchdecken oder die Scheide. Am 
zweckmässigsten wird hierzu Gaze verwandt. 

Beim Uebergreifen maligner Tumoren auf «das Peritoneum und die 
Nachbarorgane muss man sich auf die Ablassung des Ascites beschränken. 

Wird ein solcher Fall der Operation unterworfen, so können- ge- 
legentlich auch bei unmittelbarem Uebergreifen auf nicht lebenswichtige 


Ovarlotonıe. a, 


Organe diese mitentfernt werden. Mitunter wird dabei doch wenigstens 
ein vorübergehender Erfolg erreicht. 

Bestehen Implantationsmetastasen, so sind dieselben bei der Ope- 
ration so ausgiebig wie möglich durch Abkratzen und Verschorfen 
nach der Exstirpation des primären Tumors zu zerstören. 

Die Ovarialresektion hält Pfannenstiel nur in seltenen Fällen 
für gerechtfertigt. 


Bei der Behandlung der Komplikation mit Schwangerschaft und 
Geburt ist nichts Besonderes hervorzuheben, ausser dass Pfannenstiel 
bei solidem irreponiblem Tumor den Kaiserschnitt mit nachfolgender 
Ovariotomie ausgeführt haben will. 

Für die vaginale Ovariotomie spricht sich Pfannenstiel nicht 
aus, Die wenigen Fälle, in denen diese Art der Operation mit der 
wünschenswerthen Sicherheit auszuführen ist, geben für die ventrale 
Operation einen fast absolut sicheren Erfolg, bei allen Komplikationen 
aber ist diese Art des Vorgehens nicht angebracht. 

Ein Kapitel über die Prognose der Övariotomie schliesst die vor- 
treffliche Arbeit. 


Mit der Lage des Ovarium beschäftigt sich die Arbeit von 
Hammerschlag (12), der seine Studien an einem grösseren Leichen- 
materiale, das den verschiedenen Lebensaltern entstammt, angestellt 
bat. Das Ovarium liegt, seiner entwickelungsgeschichtlichen Anlage 
entsprechend, zuerst in der Bauchhöhle, dann im grossen Becken. In 
dieser Zeit ist es von verhältnissmässig erheblicher Grösse, ist nicht 
von der Mesosalpinx bedeckt und steht in der Frontalebene mehr oder 
weniger senkrecht zur Längsachse des Körpers. 


Unter dem Einflusse des intraabdominalen Druckes, unter der un- 
mittelbaren Last der Baucheingeweide und unter dem Zuge der Liga- 
menta suspensoria und Ligamenta rotunda uteri tritt das Ovarium dann 
in das inzwischen erweiterte kleine Becken. Dieser Vorgang findet 
meist im ersten oder zweiten Lebensjahre statt. Hierbei kommt es zu 
einer Achsendrehung des Organes von etwa einem rechten Winkel, so 
dass das Ovarium dann mit seiner Längenchse der des Körpers an- 
nährend parallel steht. 


Der Eierstock ist zwischem dem zum Cöcum und Processus vermi- 
formis bezw. zur Flexura sigınoidea coli gehenden Ligamentum suspen- 
sorium und dem zum Uterus führenden Ligamentum proprium aufge- 
hängt; mit den Hilusrand ist er am Mesovarium, einer Falte vom 
hinteren Blatt des Lig. latum befestigt. 


25 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Der gerade oder Hilusrand des Ovarium sieht nach vorne und 
lateral, der konvexe oder freie Rand nach hinten und medial. Die 
Wandfläche liegt der seitlichen Beckenwand innig an, die freie Fläche 
sieht nach dem Beckeninnern und ist von der Tube und der Meso- 
salpinx bedeckt. An den Stellen, an denen der Eierstock in den ver- 
schiedenen Altersperioden liegt, bedingt er mehr oder weniger tiefe Ein- 
drücke in die Beckenwand, bezw. im Bauchfellsack. Als typische, 
bleibende Stelle ist diejenige anzusehen, die sich zwischen den Ver- 
zweigungen der Arteria hypogastrica befindet. Hier liegt der Eierstock 
in einer mehr oder weniger tiefen, durch seine eigene Konfiguration 
bedingten Grube, Fossa ovarii, deren Begrenzung vorn die Arteria 
umbilicalis, eventuell auch den Nervus obturatorius, hinten die Arteria 
uterina und der Ureter bilden. In der Begrenzung kommen jedoch 
geringere Abweichungen vor, die meist durch ungewöhnlichen Abgang 
der Gefässe hervorgerufen werden. 

Lageveränderungen des Uterus, Ereignisse, die den Raum im kleinen 
Becken beschränken, abnorme Dehnung des Bandapparates rufen meist 
Lageveränderungen des Eierstocks hervor, die jedoch noch nicht als 
pathologisch zu bezeichnen sind. 

Die von Claudius erwähnte Grube deckt sich jedenfalls nichı 
mit der von Waldeyer als Fossa ovarii bezeichneten, auch ist die 
von Claudius gegebene Beschreibung keine genaue. 

Auch Vallin hat dieselbe Grube beschrieben wie Waldeyer 
und Hammerschlag. Will man die „Fossa ovarii“ topographisch 
näher bezeichnen, so folgt man am besten der Eintheilung von Waldeyer 
der unterscheidet: 1. Fossa paravesicalis anterior et posterior. 2. Fossa 
obturatoria. 3. Fossa hypogastrica. 

Die Fossae paravesicales liegen zu Seiten der Blase vor dem Liga- 
mentum teres (beim Manne Ductus deferens). Die Fossa obturatoria 
liegt unterhalb der Vasa iliaca externa, zwischen Ligamentum teres 
uteri (bezw. Ductus deferens) nach vorne und Ureter nach hinten 
unten. Die Fossa hypogastrica liegt zwischen Ureter und dem late- 
ralen Kreuzbeinrand. 

Die Fossa ovarii (Waldeyer) nimmt nun als besondere Ab- 
theilung den hinteren Abschnitt der Fossa obturatoria ein, während die 
von Claudius beschriebene Grube in der Fossa hypogastrica liegt. 

Popoff (26) hat in 25 Fällen die Eierstöcke von Kindern im 
Alter von (ik bis 15 Jahren mikroskopisch untersucht. Die Kinder 
waren an folgenden Krankheiten zu Grunde gegangen: Scarlatina sep- 
tica, Scarlatina, Nephritis acuta p. scarlat., Scarlatina diphtheritica, Variola 


Pathologische Anatomie. 209 


vera, Variola vera confluens, Morbilli, Hydrophobia, Diphtheria, Dysen- 
teria und Erysipelas migrans. Auf Grund seiner Untersuchungen kommt 
er zu folgenden Schlüssen : 

1. In Eierstöcken von Kindern, welche an Morbilli, Scarlatina und 
Variola gestorben waren, beobachtet man Veränderungen hauptsächlich in 
den Primordialfollikeln, sowie auch im Stroma. Diese Veränderungen be- 
stehen in einem allmählichen, recht verbreiteten Untergange der Pri- 
nordialfollikel: Schwellung der Epithelzellen, Vakuolisation der Eizelle 
und endlich Zerfall des Follikels. 


2. Bei Hydrophobie kommt in den Eierstöcken kleincystische De- 
generation vor in Folge von starker Hyperämie, welche bei Variola 
ebenfalla zu Dilatation von Primordial-, sowie auch reifer Follikel 
tührt. 

3. Im Stroma wurde stark ausgeprägte Hyperämie konstatirt, so- 
wie in einzelnen Fällen herdweise oder diffuse Blutaustritte und endlich 
Ansammlungen, von Iymphoiden Elementen. 


4. Die Intensität dieser Veränderungen war anı wenigsten bei 
Masern, am meisten bei Scharlach und Pocken ausgeprägt. 

5. Bei gleichzeitigem Vorhandensein von zwei Infektionen sind die 
Veränderungen ganz besonders intensiv. (V. Müller.) 


Heyse (14) hat auf Fehling’s Anregung zwei Ovarien Osteo- 
malacischer untersucht, ohne dabei wesentlich andere Ergebnisse als 
seine Vorgänger zu erhalten. Da Hofmeier in einem derartigen 
Falle auffallend wenig Follikel fand, so hat er auch Zählungen dieser 
'n Vergleich mit einem normalen Ovarium vorgenommen. Die Berechnung 
der Anzahl der Follikel von Henle (36000) wird von Heyse für 
‘alsch erklärt. Er berechnete die Anzahl bei einem von einem 17 jährigen 
Mädchen stammenden Ovarium auf 17600, in dem Ovarium einer 
Osteomalacischen berechnet Heyse 5100 Föllikel, also eine Verringe- 
mng auf weniger als ein Drittel. Da zwischen den beiden Personen 
ein grosser Altersunterschied besteht, so fragt es sich, ob der gefundene 
Unterschied nicht überhaupt ein regelmässiger ist. Jedenfalls würde 
die grosse Verminderung in der Anzahl der Follikel der Östeomalaci- 
chen schlecht zu der erhöhten Fertilität bei dieser Erkrankung passen, 
wenn man den Schwund der Follikel als einen primären auffassen 
wollte. 

Zum Schluss wirft Verf, der nach Fehling den Einfluss der 
Övarien auf die Entstehung der Östeomalacie als einen nervösen auf- 


!asst, die Frage auf, ob sich dieser Zusammenhang nicht vielleicht durch 
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 14 


210 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Veränderungen an den Nerven der Ovarien Östeomalacischer feststellen 
liesse (?). 

Die Untersuchungen von Dixon-Jones (8) beschäftigen sich mit 
einem Gebiete, das bisher nur wenig Bearbeiter gefunden hat. Wenn 
es ja auch schon lange bekannt ist, dass viele Eier im Ovarium zu 
Grunde gehen, so scheinen doch die Untersuchungen darzuthun, dass 
dies in weit höherem Grade der Fall ist, als man bisher wohl annahm. 
Dixon-Jones hat 90 Ovarien darauf untersucht. Degenerirte Eier 
finden sich in grosser Anzahl nicht nur in erkrankten, sondern auch 
in gesunden Ovarien. Andererseits liess sich auch der Befund normaler 
Eier im pathologisch veränderten Gewebe feststellen. Die Verf. unter- 
scheidet u. A. eine fettige, wachsartige, colloide und Pigment-Degene- 
ration. Vielfach liessen sich auch akute entzündliche Veränderungen 
an den Eiern nachweisen. Wegen der mikroskopischen Einzelheiten 
muss auf die mit 23, leider sehr schematisirten, Abbildungen versehene 
Arbeit verwiesen werden. 

Grigorieff (10) hat bei 20 Kaninchen die Eierstöcke an ver- 
schiedenen Stellen der Lig. lata und des Mesenteriums des Dünndarms 
transplantirt. In acht Fällen wurde nach verschiedenen Zeiträumen 
die Sektion ausgeführt und die Eierstöcke untersucht. Die Trans- 
plantation wurde nach zwei verschiedenen Methoden ausgeführt. In 
einer Serie von Fällen wurde der ohne Mesovarium abgeschnittene 
Eierstock in eine mit 2—3 Nähten künstlich hergestellte blinde Tasche 
des Peritoneums gethan. In einer zweiten Serie wurde das Ovarium 
mit einem Theile des Mesovarıums entfernt; darauf der Rand des 
letzteren an einer anderen Stelle angenäht und der Eierstock so mit 
Bauchfell umgeben, dass seine obere Fläche frei ins Cavum peritonei 
blickte. Diese zweite Methode erwies sich als vorzüglich, indem die 
so transplantirten Eierstöcke bei der Sektion sich vollkommen vom 
Peritoneum entblösst erwiesen und nur mit der Basis fest auf der neuen 
Stelle sassen. Ihrem äusseren Ansehen nach unterschieden sie sich 
nicht vom normalen Organ, nur war ihre Grösse um ein Geringes 
kleiner. Ausserdem wurden von den so operirten Kaninchen vier 
schwanger. Die auf das Lig. latum transplantirten Eierstöcke wuchsen 
hier alle an. Während der ersten Zeit nach der Operation wurden in 
solchen Ovarien wohl atrophische Erscheinungen konstatirt; später je- 
doch verschwinden solche und das veränderte Gewebe restituirt sich 
vollkommen. Das Mesenterium des Dünndarms erwies sich als eine 
sehr ungünstige Stelle in dieser Hinsicht, indem die Eierstöcke hier 
allmählich vollkommen resorbirt wurden. In den auf die Lig. lata 


Pathologische Anatomie. 211 


transplantirten Eierstõcken wurden alle Stadien der Follikel- und Ei- 
relfung beobachtet und mehreremal trat Schwangerschaft ein. 
(V. Müller.) 


Interessant ist der Fall von Liebmann (16): Eine unverheirathete 
Nullipara klagte über Schmerzen in der rechten Seite des Leibes und 
Ausfluss. Es liess sich bei der Untersuchung ein harter Fremdkörper 
feststellen, der vom Uterus zum rechten Ovarium zog. Bei der Incision 
mit Eröffnung des Peritoneum vom hinteren Scheidengewölbe aus fand sich 
eine rostige, in zarte Membranen eingehüllte abgebrochene Stopfnadel, 
die zum Theile im Uterus, zum Theile im Ovarium steckte und sich 
leicht entfernen liess. Die Wunde heilte ungestört und die Hyperämie 
und Schwellung von Uterus und Ovarium bildeten sich rasch zurück. 
Liebmann nimmt wohl mit Recht an, dass der Fremdkörper bei 
einem Versuche der Aborteinleitung in die Bauchhöhle gerathen sei. 
Die Kranke stellte dies bestimmt in Abrede. 


Es ist ein zweifelloses Verdienst von Bulius und Kretschmar 
(7), dass sie aus den vielen Erkrankungszuständen, die unter den Sammel- 
namen der „chronischen Oophoritis, kleincystischen Degeneration“ zu- 
sammen gefasst werden, einen genau geschilderten pathologisch-anato- 
mischen Befund herausgehoben haben, dessen klinisches Bild anscheinend 
ebenfalls gut gekennzeichnet ist. 


Die Ovarien sind besonders im Diekendurchmesser vergrössert und 
zeigen an.der Oberfläche zahlreiche Furchen und Einschnürungen. Nie- 
mals ist jedoch die Vergrösserung durch einen sprungfertigen Graaf- 
schen oder einen Corpus luteum -Follikel bedingt, und niemals fanden 
sich durch Perioophoritis hervorgerufene Verwachsungen. Es besteht 
eine starke Vermehrung und Neubildung von Gefässen, dabei zeigen 
dieselben die hochgradigsten Veränderungen (hyaline Degeneration), die 
bis zum völligen Verschluss des Lumens führen. Diese Veränderungen 
betreffen die Arterien und Kapillaren, sowohl der Rinden- wie der 
Marksubstanz. Die Primordialfollikel sind stark vermindert, da sie 
schon frühzeitig hyalin degeneriren. Dementsprechend ist die Zahl der 
Follikel in den verschiedenen Entwickelungsstadien bis zum reifen 
Graaf’schen Follikel stark vermindert, die anscheinend reifen Follikel 
sind meist kleincystisch degenerirt. Die Veränderungen an den Ge- 
fissen werden von den Verff. als das Primäre angesprochen. 


Sieben genau untersuchte Fälle liegen der Arbeit zu Grunde. Von 
den klinischen Erscheinungen ist hervorzuheben, dass stets sehr pro- 
fue menstruelle Blutungen bestanden, daneben heftige Kreuz- und 

14" 


212 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Leibschmerzen auch in der von Blutung freien Zeit. Vorwiegend waren 
jugendliche, meist nullipare Mädchen und Frauen erkrankt. 


Die Diagnose stützt sich auf den Nachweis vergrösserter, beweg- 
licher Ovarien, deren unregelmässige Gestalt sich oft feststellen lässt. 
Die Aetiologie der Erkrankung ist unklar. Bei dem Fehlschlagen jeder 
anderen Therapie kann die Kastration angezeigt sein, die in vier Fällen 
vollkommenen Erfolg hatte, in drei Fällen dagegen hörten zwar die 
Blutungen auf, doch bestanden hier die Schmerzen fort. 


Orthmann (23) bringt einige bemerkenswerthe Beiträge zur Patho- 
logie des Corpus luteum, einem Gebiete, das noch ziemlich wenig 
bearbeitet ist. Durch die physiologischen Vorgänge, welche sich nach 
den Platzen eines Follikels abspielen, besonders durch den Bluterguss 
und die Rissstelle muss man das Corpus luteum als einen locus minoris 
resistentiae ansehen. Nach einer kurzen Erwähnung der Verkalkung 
eines gelben Flecks führt Orthmann die sogenannte Verdoppelung 
desselben an, die durch einen Bluterguss, der zur Abhebung der gelben 
Schicht führt, zu erklären ist. Die Hämatome des Corpus luteum 
zeichnen sich dadurch aus, dass sie meist an einem der beiden Pole 
des Ovarium gelegen sind. Ihre Wandung lässt die charakteristischen 
Faltungen an der Innenfläche meist leicht erkeunen. Ein derartiges 
Hämatom kanu Kindskopfgrösse erreichen. Diese Cysten sind in epi- 
thellose und epitheltragende zu unterscheiden. Bei ersteren findet sich 
eine Fibrinschicht, welche der Luteinschicht aufliegt. Die Zellen der 
letzteren behalten trotz starken Inhaltsdruckes ihr charakteristisches 
Aussehen. In drei Fällen fand Orthmann der Luteinschicht an 
Stelle der Fibrinschicht ein meist cylindrisches Epithellager aufliegend, 
das jedoch auch einen kubischen, stellenweise plattenepitkelähnlichen 
Charakter annahm. 


Eine ausserordentlich grosse Rolle spielt das Corpus luteum bei 
den entzündlichen Veränderungen des Ovarium. So konnte Orthmann 
unter 30 Fällen von Ovarialabscess 21 mal deren Ausgang auf ein 
Corpus luteum zurückführen. Auch er bestätigt in diesen Fällen das 
von Langer und Fränkel beschriebene charakteristische Verhalten 
der Innenfläche dieser Abscesse. 

Neben epithellosen kommen auch epitheltragende Cysten des Cor- 
pus luteum vor. Das Epithel ist wahrscheinlich auf das Follikelepithel 
zurückzuführen. 

Solide, vom Corpus luteum ausgehende Neubildungen, sind bisher 
nicht beschrieben worden. 


Pathologisch" Anatomie. 21:3 


Auf die Bedeutung des Corpus luteum für die Infektion mit Tuber- 
kulose ist an anderer Stelle des Berichtes hingewiesen. 

Auch v. Rosthorn (38) bestätigt, dass die meisten Ovarial- 
abscesse — wie dies schon früher von Langer ausgesprochen ist — 
auf die Infektion eines Corpus luteum von der Tube aus zurückzu- 
führen sind. 

Pozzi und Beaussenat (27) berichten über Untersuchungen, 
die sie an drei Kystomen angestellt haben mit dem Resultate, dass die 
Cystenbildung mit Wahrscheinlichkeit in zwei Fällen von dem Epithel 
der Graaf’schen Follikel ausgegangen sei, vom dritten Falle wird dies 
mit Bestimmtheit behauptet. Diese Art von Tumoren soll sich durch 
rasches Wachsthum und durch die Entwickelung von Ascites klinisch 
kennzeichnen. 

Laroche (73) und in noch ausführlicherer Weise Raimondi (75) 
besprechen in ihren Dissertationen Darstellungen der „Cysten des Liga- 
mentum latum“, d. h. Parovarialeysten und Kystome mit intraligamen- 
tärer Entwickelung. Etwas Neues wird in den Arbeiten nicht gebracht, 
abgesehen von einer Anzahl ausführlicher Krankengeschichten. Die 
Litteratur ist, wenigstens bei Raimondi, ausgiebig berücksichtigt, die 
doch gewiss sehr umfangreiche deutsche allerdings sehr stiefmütterlich 
behandelt. 

Einen Fall, der in allgemein-pathologischer Beziehung für die 
Lehre von den Geschwulstimplantationen von grosser Bedeutung ist, 
berichtet Sänger (68): Drei Monate nach der Punktion eines Ovarial- 
kyetoms fand sich dasselbe allseitig adhärent und vereitert. Bei der 
Operation wurde an der Punktionsstelle in den Bauchdecken eine leichte 
Härte wahrgenommen. Nach einem Jahre fand sich hier eine aufge- 
brochene, fistulös eiternde Geschwulst, die sich bei der Operation als 
ein faustgrosses multilokuläres Colloidkystom herausstellte, das in zwei 
Dünndarmschlingen eingebrochen war. Die Entfernung war nur unter 
Resektion der Darmschlingen möglich. 

Kretschmar (14a) beschreibt drei Fälle von sogen. „Pseudo- 
myxoma peritonei“. Nach seinen mikroskopischen Untersuchungen 
hält er an der von Werth gegebenen Erklärung fest und glaubt bei 
seinen Untersuchungen die ersten Stadien der Organisation der Gallerte 
gefunden zu haben. Gegenüber Wendeler betont Kretschmar, 
dass alle beschriebenen Fälle in der Schilderung des Krankheitsver- 
laufe, des Operationsbefundes, des Sektionsbefundes in allen wesent- 
lichen Punkten derart übereinstimmen, dass daraus unzweifelhaft die 
Einheitlichkeit der Erkrankung hervorgehe. Deshalb glaubt auch 


214 Gynäkologie. Krankheiten der ÖOvarien. 


Kretschmar behaupten zu können, dass die Werth’sche Erklärung 
eine für alle Fälle zutreffende sei. 


In einem der von Kretschmar beschriebenen Fälle konnte das 
so ausserordentlich rasche Wachsthum klinisch festgestellt werden, in 
einem Fall war die Ovarialerkrankung eine doppelseitige. 


Kretschmar betont noch besonders, dass durch die zähen 
Gallertmassen leicht eine Darmparalyse entstehen kann, ja dass die 
Kranke selbst noch Wochen lang nach der Operation dieser Gefahr aus- 
gesetzt ist. 


Ueber einen Fall von sehr raschem Weachsthum eines Ovarial- 
kystomes berichtet Butler-Smythe (50): Etwa (IA Jahre nach einer 
wegen einer Cyste des linken Ovariums vorgenommenen Laparotomie, 
bei welcher man das rechte Ovarium gesund gefunden hatte, gebar die 
Kranke. Nach der Geburt konnte ein Tumor im Becken nicht ge- 
funden werden, aber einen Monat später nahm ein cystischer Tumor 
die ganze rechte Beckenhälfte ein und hatte sich im Verlaufe eines 
weiteren Monats bereits um das Doppelte vergrössert. 

Bei der Operation fand sich ein grosses, vom rechten Ovarium 
ausgehendes Kystom (mit 17 | Inhalt), intraligamentär derart entwickelt, 
dass es auch wesentlich zwischen Blase und Uterus gelegen, das Peri- 
toneum auf der vorderen Fläche des letzteren weithin abgehoben hatte. 


Ueber Hernia ovarii im Kindesalter berichtet Menci&re (45), 
der selbst vier Fälle bei kleinen Mädchen beobachtet hat. Diesen reiht 
er sieben Fälle aus der Litteratur an. Sämmtliche Fälle waren Leisten- 
brüche (neun links, zwei rechts). Einmal fand sich darunter neben den 
beiden Ovarien mit ihren Tuben auch noch der Uterus im Bruchsack. 


Acht Fälle wurden durch die EES geheilt, zwei Fälle 
mit Bandagen behandelt. 


Biermer (43) bespricht im Anschluss an zwei eigene Beobach- 
tungen kurz die Aetiologie, Symptome und Therapie der Ovarialhernien. 
Alle Arten, mit Ausnahme der Inguinalbernien, sind als erworben an- 
zusehen. Die letzteren sind in der Mehrzahl der bis jetzt beobachteten 
Fälle angeboren. Etwa °/ı der beschriebenen Fälle sind also als an- 
geboren anzusehen und in über der Hälfte dieser Fälle fand sich die 
Verlagerung doppelseitig. Bei einer bestehenden Anlage (offenen Leisten- 
kanal) kann Schwangerschaft und Geburt das Zustandekommen einer 
Ovarialhernie begünstigen. Dieselbe kann Anfangs ohne Erscheinungen 
zu machen bestehen, bald aber pflegt sich Empfindlichkeit des Ova- 
rium einzustellen, insbesondere zur Zeit der Menstruation. Häufig beob- 


Hernia ovarii. 215 


achtet man dann auch eine Anschwellung des Organes, die nach Ab- 
lauf der Menstruation wieder zurückgeht. Bildet das Ovarium allein 
den Inhalt des Brucksackes, so können Incarcerationserscheinungen nicht 
auftreten (wohl aber ähnliche bei Stieldrehung! Ref.). Fehlen des Darm- 
schalles, die Erscheinungen bei der Menstruation und eine genaue bi- 
manuelle Palpation werden wohl meist die Diagnose stellen lassen. 

Bei angeborenen Hernien ist die Reposition unmöglich, man wird 
sich daher darauf beschränken müssen, durch Schutzapparate das Ova- 
rium gegen äussere Insulte zu schützen. Bei erworbenen Hernien kommt 
in erster Linie die Taxis, nöthigen Falles in Narkose, in Betracht, dann 
ein Bruchband. 

Bestehen stärkere Beschwerden, so kann de Taxis eventuell nach 
operativer Erweiterung der Bruchpforte ausgeführt werden, die jedoch 
bei angeborenen Hernien nur selten gelingt. Endlich kommt die ope- 
rative Entfernung in Frage. In Biermer’s Fällen wurde das einemal 
das zu einem Kystom entartete Ovarium entfernt, im anderen wurde 
das Ovarıum in Narkose reponirt. 

Betcke (42) beschreibt eine inguinale Ovarialhernie, die bei einer 
3djährigen Frau, die viermal geboren hatte, in Folge heftiger Husten- 
stösse entstanden war. In der Inguinalbeuge fand sich ein schmerz- 
batter, halb wallnussgrosser, beweglicher Tumor, der sich nicht durch 
den Leistenkanal zurückbringen liess. Das linke Ovarium war leicht 
nachzuweisen, das rechte nicht. Dagegen zog von der rechten Uterus- 
kante zur Leistengegend ein derber Strang, bei dessen Anziehen der 
Körper im Bruche etwas nach dem Leistenkanal zurückwich. Die Re- 
position sollte in den nächsten Tagen in Narkose vorgenommen werden, 
doch verachwand nach einigen Tagen der Körper plötzlich wieder unter 
Schmerzen aus der Leistengegend bei einer heftigen Bewegung (Aufstehen 
von der Bettkante aus) Nun war das rechte Ovarium an normaler 
Stelle neben dem Uterus nachweisbar, so dass hieraus wohl die Diagnose 
sesichert erscheint. 

Morgan (46) berichtet einen Fall von angeborener inguinaler 
Hernie des Ovarium, in welchem es in Folge Stieldrehung zu stürmi- 
schen Erscheinungen gekommen war. Die Hernie war bei dem jetzt. 
achtjährigen Mädchen bald nach der Geburt bemerkt worden, machte 
aber anscheinend keine Beschwerden. Jetzt war die rechte Inguinal- 
gegend angeschwollen, die Haut geröthet, die ganze Gegend sehr schmerz- 
haft, es waren Krämpfe, doch kein Erbrechen aufgetreten. Das Ova- 
rum war beweglich, aber irreponibel. Bei der Operation fand sich 
etwas blutiges Bruchwasser. Das Ovarium war blauroth verfärbt, sein 


216 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Stiel 2 ie mal gedreht. Beim Vorziehen desselben trat der Fundus uteri 
in den Bauchsackhals. Abtragung des Ovarium nach Unterbirdung 
des Stieles, Reposition des Uterus, Radikaloperation. Heilung. 


Alban Doran (52) bespricht in ausführlicher Weise verschiedene 
Punkte aus der Technik der Ovariotomie und aus ihrer Nach- 
behandlung. So verbreitet er sich eingehend über die Wundnaht. Er 
sieht die von den verschiedenen Autoren nach den verschiedensten Me- 
thoden erzielten guten Resultate als eine Begründung seiner Ansicht 
an, dass es weniger auf das Nahtmaterial und die verschiedenen Naht- 
methoden ankommt, als vielmehr auf die Geschicklichkeit und Erfah- 
rung des Operateurs. So werde z. B. von dem weniger Erfahrenen 
viel verdorben durch zu festes Schnüren der Nähte. Im Allgemeinen 
hält Doran eine einfache durchgreifende Naht für die Bauchdecken 
für ausreichend, jedenfalls eine gesonderte Naht des Peritoneum für 
überflüssig. Nur wenn die Rektus-Scheiden sich besonders stark zurück- 
ziehen, bei sehr fetten Bauchdecken, andererseits aber auch hei atro- 
phischen Bauchdecken, erscheint es ihm mitunter wünschenswerth ver- 
senkte Nähte anzuwenden. 


Die Drainage verwirft Doran im Allgemeinen, doch befürwortet 
er eine sorgfältige Toilette des Peritoneum. 


In der Nachbehandlung legt Doran einen grossen Werth auf 
Nährklystiere und Opium. Letzteres lässt er in der Form der Tet. 
Opii, 20 Tropfen sechsstündlich in einem Klystier von Beef-Tea, geben. 
Gegen das Erbrechen in den ersten Tagen wird nichts gethan. Milch 
reicht er nicht gerne, und dann auch nur mit Aqua calcis zusammen, 
Thee, wenigstens gezuckerten, fürchtet er wegen Flatulenz. 

Als Abführmittel ziebt er Koloquinthen dem Ricinusöl und den 
Mittelsalzen vor. 


Von besonderen technischen Vorschlägen seien hier noch die 
folgenden erwähnt: 


Lauenstein (57) empfiehlt als bestes Verhütungsmittel eines 
späteren Bauchbruches den Schnitt bei einkammerigen, nicht verwach- 
senen Kystomen möglichst klein anzulegen, dicht über der Symphyse. 
Sobald die Cyste in der Bauchwunde sichtbar wird, stösst er einen nicht 
zu dicken, einfachen Trokar ein, der so mit einem Gummischlauch ver- 
bunden ist, dass die Trokarkanüle kontinuirlich und ohne Absatz auf 
ihn übergeht. Hierdurch kommt bei dem raschen Einstich der Gummi- 
schlauch ohne Weiteres in die Cystenöffnung zu liegen, so dass mit 
Sicherheit ein Einfliessen von Cvsteninhalt in die Bauchhöhle ver- 


Technik der Ovariotomie, Vereiterung von Cysten. 214 


mieden wird. Nachdem so viel abgeflossen ist, dass der erschlaffte Pol 
der Cyste sich vor die Bauchwunde hat ziehen lassen, wird der Trokar 
entfernt und der Stich durch zwei fest angesetzte Klemmen verschlossen. 
Durch geringen Druck auf den in der Bauchhöhle gelegenen Haupttheil 
der Cyste wird allmäblich ihr Inhalt in den vor der Bauchwand liegenden 
Abschnitt gedrängt, der sich dann immer mehr durch die in ibn ein- 
:stromende Flüssigkeit vergrössert. So entwickelt sich rasch und scho- 
nend der ganze Cystenbalg vor die Bauchwunde. Die Musc. recti werden 
durch 1—2 Katgutnähte in dem kleinen Schnitt fest an einander ge- 
naht. War der ursprüngliche Schnitt etwa 7 cm lang angelegt, so ent- 
steht schliesslich eine ganz winzige Narbe. 


Meredith (59) füllt nach Entfernung des Tumors die Bauch- 
höhle mit sterilem Wasser an und lässt dieses in der Bauchhöhle ohne 
die Bauchwunde zu drainiren. Als Vortheile dieses Verfahrens führt 
er an, dass das in der Bauchhöhle zurückgelassene Wasser etwa vor- 
handene Blutgerinnsel und colloide Massen verflüssige (?) und so deren 
Aufsaugung erleichtere. In Folge der gesteigerten Resorption kommt 
e: in den ersten beiden Tagen nach der Operation zu einer starken 
Diurese, wodurch Nierenstörungen vermieden werden. Es treten weniger 
leicht Verwachsungen ein und die im Abdomen befindliche Flüssigkeit 
verhindert, dass der abdominale Druck sich rasch verändert. Bei dieser 
Behandlung hatte Meredith unter 250 Ovariotomien nur 7 (!) Todes- 
fälle zu beklagen. 


Durch die beiden unter lokaler Anästhesie vorgenommenen 
Övariotomien von Boldt (49) und Simpson (62) wird bestätigt, dass 
dax Peritoneum nur wenig beeinflusst wird. Besonders beim Schnüren 
der Unterbindungsfäden des Stieles wurden lebhafte Schmerzen em- 
pfunden. 


Ueber Vereiterung von Ovarialcysten finden sich auch in 
diesem Jabre eine Reibe von Mittheilungen. 


Ueber einen auch bakteriologisch untersuchten Fall berichtet 
Heinricius (95). Hier war die Vereiterung einer Ovarialceyste, die 
vorher keinerlei Erscheinungen gemacht hatte, unter hohem Fieber im 
Wochenbette aufgetreten. Der Fall ging nach Ovariotomie, bei welcher 
sich auch ein grösseres eiteriges Peritonealexsudat fand, in Heilung aus. 
Obwohl eine Uebereinstimmung der in dem Eiter der Cyste gefundenen 
Diplokokken mit den in den Lochien gefundenen Kokken nicht fest- 
gestellt werden konnte, nimmt Heinricius eine Infektion der Cyste 
durch den Genitalkanal der Wöchnerin als am Wahrscheinlichsten an. 


218 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Im Exsudate der Bauchböble fanden sich die gleichen Diplokokken 
wie in der Cyste und in deren Wand. 

In dem Falle von Pit’ha (109) bandelte es sich um eine metastatische 
posttyphöse Eiterung in einer Dermoideyste. Vier Monate nach über- 
standenem Typhus war bei dem 25jährigen Mädchen ein vereiterter 
Ovarialtumor festgestellt worden, der vom hinteren Scheidengewölbe 
aus punktirt und dann ineidirt wurde. Der entleerte Eiter enthielt (wie 
auch die Kulturversuche später bestätigten) eine Reinkultur von Typhus- 
bacillen. Bei der sofort angeschlossenen Ovariotomie konnte der sehr 
fest verwachsene Balg der Cyste im Ganzen entfernt werden. Heilung. 
In der Cystenwandung, die sich an vielen Stellen kleinzellig infiltrirt 
und in nekrotischem Zerfalle zeigte, konnten Mikroorganismen nicht 
nachgewiesen werden. 

Heinricius und Lindholm (97) theilen einen Fall mit, in wel- 
chem der Inhalt einer Eierstockseyste während des Wochenbettes eitrig 
wurde. Ovariotomie. Heilung. Die bakteriologische Untersuchung hat 
keine unzweideutige Deutung des Falles gegeben. Die Verff. glauben, 
dass die Eiterung von einer saprophytischen Infektion im \Vochenbette, 
von der Gebärmutter ausgehend, herrührte. (Leopold Meyer.) 

Winawer (116) hat, angeregt durch folgenden Fall, die Litteratur 
über vereiterte intraligamentäre Cysten zusammengestellt: 

Eine 25jährige Frau erkrankt unter Erscheinungen von Kreuz- 
schmerz, Kopfschmerz und allgemeiner Entkräftung. Die Anamnese 
ergiebt ausser unbedeutenden Einzelheiten, dass Patientin zuerst etwa 
zwei Monate nach ihrer Verheirathung an Fluor, Gefühl des Brennens 
im Unterleib und Schmerzen beim Woasserlassen erkrankte. Eine zwei- 
malige Auskratzung hob den Fluor, bis Patientin nach längerer Frist 
wieder mit Kreuzweh, Schmerzen in der linken Unterbauchseite erkrankte. 
Fiebersteigerungen wurden nicht beobachtet. Der Mann der Patientin 
leidet angeblicb an Blasenkatarrh. Bei der Untersuchung findet sich 
links vom Uterus ein faustgrosser, nicht flukturiender, fast unbeweg- 
licher Tumor, der auf Druck kaum empfindlich ist. Gonokokken im 
Üterussekret nicht nachweisbar. Gemäss der Diagnose: Tumor des 
Ovariums oder Parovariums wird die Laparotomie vorgenommen und 
nach Spaltung des Peritoneums der Tumor exstirpirt. Verwachsungen 
bestanden zwischen hinterem Blatt der Lig. lat., am Douglas und dem 
S. romanum. Bei dem Versuche der Ausschälung platzt der Tumor, 
eitriger Inhalt entleert sicb. Mikulicz-Tamponade und theilweiser 
Schluss der Bauchhöhle nach 1/2 stündiger schwerer Operation. Patientin 
wird geheilt entlassen. Der Eiter erweist sich sowohl bei der mikro- 


Vereiterung, Cystenruptur. 219 


skopischen Untersuchung, als auch beim Verimpfen auf Nährböden 
steril. Die mikroskopische Untersuchung des Tumors lässt denselben 
als vom Parovarium ausgebend erkennen. Verf. giebt nun eine ein- 
gehende, sehr fleissige Zusammenstellung aller derartigen beobachteten 
Fälle. Von allen therapeutischen Eingriffen empfiehlt er (mit Recht) 
die radikale Exstirpation, trotzdem er die Mortalität nach diesem Ein- 
griff bei intraligamentären vereiterten Cysten auf 40,9°/o berechnet. Er 
empfiehlt den Tumor in toto, wenn möglich, auszuschälen, langen Bauch- 
schnitt, frische Instrumente zum Vernähen der Bauchwunde; resp. Ein- 
griff nach Beendigung des septischen Theiles durch einen bis dahin 
unbeschäftigten Assistenten beendigen zu lassen, endlich auch den 
Mikulicz-Tampon. (S. Flatau im Centralblatt.) 

Storer (114) hat eine lehrreiche Zusammenstellung aus der Litte- 
ratur über die Häufigkeit und die Ursachen der Cystenruptur an- 
gefertigt. Es gelang ihm, 108 Fälle zu sammeln, in welchen ein Trauma 
die Veranlassung zu dem Ereigniss abgab. In 30°’o der Fälle wurde 
die Ruptur auf Bewegungen der Kranken selbst zurückgeführt, und 
hier werden die alltäglichsten Dinge (Lachen, Husten, Niesen, Stuhl- 
sang u. dergl. mehr) angeführt. Mitunter ist der Vorgang auch so zu 
erklären, dass es ursprünglich zu einer Stieldrehung kam, deren Folge- 
zustände erst dann die Ruptur veranlassten. Zweifellos war die Ruptur 
in 70 Fällen auf die unmittelbare Einwirkung eines Trauma, darunter 
3imal auf einen Fall zurückzuführen, doch erfolgte der Sturz nur 
12mal unmittelbar auf den Leib. In den übrigen Fällen wird noch 
am häufigsten ein Schlag (siebenmal) oder Stoss auf den Unterleib an- 
geführt. 

Der Riss sitzt meist in der vorderen Wand und stellt hier ent- 
weder nur eine kleine Verletzung oder auch eine ausgedehnte Ruptur 
ibis zu 20 em Länge) dar. 

Ueber den Ausgang des Ereignisses liess sich nur in 82 Fällen 
etwas feststellen, darnach trat der Tod unmittelbar im Anschluss an 
die Verletzung an Shock oder Blutung 8mal ein, 16 Kranke erlagen 
einer Peritonitis, 7 operirte Fälle verliefen ebenfalls tödtlich, so dass 
Storer aus seinem Materiale eine Mortalität von 320/0 berechnet, 
während meist eine Mortalität von etwas über 40°/o angegeben wird. 

Von entscheidendem Einfluss auf den Verlauf schent der Inhalt 
der Cyste zu sein: Eiter und Dermovidcystenflüssigkeit geben eine schlechte 
Prognose, während sie bei kolloidem weniger, bei serösem Inhalt aber 
durchaus gut zu nennen ist. Auch nachdem peritonitische Erscheinungen 
aufgetreten sind, ist die Prognose noch nicht als absolut schlecht an- 


220 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


zusehen. Man wird in diesem Falle immer noch die Operation ver- 
suchen, da mehrere Fälle, trotz bestehender Peritonitis operirt, genasen. 
Im Allgemeinen aber wird man sich abwartend verhalten können, ausser 
wenn man die Ueberzeugung gewinnt, dass eine andauernde Blutung 
in Folge der Ruptur besteht. 

Hervorgehoben möge noch werden, dass wiederholt die Ruptur 
bei der bimanuellen Untersuchung eintrat. Storer wurde hierdurch 
selbst zu der Umschau in der Litteratur veranlasst. Allerdings fand 
sich in diesen Fällen meist die Cystenwand erkrankt. 

Penrose (108) berichtet einen bemerkenswerthen Fall von wieder- 
holter Ruptur eines Ovarialtumors. Etwa eine halbe Stunde nachdem 
ein äusserst heftiger, dann durch den ganzen Leib ausstrahlender Schmerz 
in der Gegend des Ovarialtumors aufgetreten war, konnte der Tumor 
nicht mehr nachgewiesen werden. Sehr bald darauf setzte eine ausser- 
ordentlich starke Diurese ein, die mehrere Tage anhielt. Etwa einen 
Monat später konnte das Auftreten des Tumors wieder festgestellt 
werden. Bei der neuerlichen Aufnahme ins Krankenhaus: fand eich 
ein unilokulärer Ovarialtumor. Bald nach der Aufnahme trat ein An- 
fall von heftigem Schlucken auf und nun wiederholte sich der gleiche 
früher schon beobachtete Vorgang. Da die Diagnose eines geplatzten 
Ovarialtumors unzweifelhaft war, wurde die Laparotomie ausgeführt 
und der entleerte Sack der Cyste, die vom rechten Ovarium ausge- 
gangen war, wurde unschwer entfernt, ebenso die ins Abdomen ergossene 
Flüssigkeit. Das Peritoneum war hochgradig injizirt. Die so sehr 
rasch nach dem Platzen des Tumors auftretende starke Diurese glaubt 
Penrose nicht auf Resorption der Flüssigkeit, sondern auf die Ver- 
änderung der Druckverbältnisse im Abdomen zurückführen zu müssen (?). 
Vielleicht begünstigte eine Degeneration der Cystenwand die hier so 
leicht eingetretenen Rupturen; die zweite Ruptur war wohl durch die 
lange Eisenbabnfahrt und das Auftreten des heftigen Anfalles von 
Schlucken zu erklären. Bemerkenswerth ist, dass jeder Collaps fehlte 
und dass zunächst nur der plötzlich auftretende Schmerz auf das 
Ereigniss hinwies, das dann mit Sicherheit durch die vermehrte Diurese, 
sowie den objektiven Befund am Abdomen zu diagnostiziren war. 

Mehrere Arbeiten beschäftigen sich mit der Frage der Stiel- 
drehung. Wenn auch wesentlich Neues nicht berichtet wird, so sind 
doch immerhin einige Mittheilungen hervorzuheben. 

So z. B. zwei Fälle von Wilson (117), in welchen der Uterus 
mit in die Drehung hineinbezogen ward, in dem einen Fall wohl 
in Folge sehr kurzer Stielgebilde. Im zweiten Falle wird das eigenthüm- 


Stieltorsion. >] 
liche Verhalten des Uterus dadurch erklärt, dass es offenbar viele Jahre 
vor der Entwickelung des Ovarialtumors, wahrscheinlich in Folge puer- 
peraler Entzündungevorgänge, zu ausgedehnten peritonealen Verwach- 
sungen zwischen dem Uterus und seiner Umgebung gekommen war. 
Erwähnt möge noch sein, dass in beiden Fällen wiederholte peritoni- 
tische Anfälle, welche auf die Stieldrehung zu beziehen waren, im Ge- 
folge stärkerer körperlicher Anstrengungen (Umbetten des schwer er- 
krankten Gatten) sich eingestellt hatten. 

Martin (18) demonstrirte ein Ovarium, das in Folge von Stiel- 
torsion von ausgebreiteten älteren und frischen Blutgerinnseln durch- 
setzt war, so dass es an Grösse sehr erheblich zugenommen hatte. Es 
fanden sich ausserdem noch in der Umgebung des Organes pelveoperi- 
tonitische Schwielen. Wahrscheinlich ist die Stieldrehung schleichend 
entstanden und die akuten Erscheinungen sind auf die völlige Ab- 
schnürung des Stieles zurückzuführen. 

Prochoreff (110) hat in acht Fällen von Stieltorsion die 
Wandung der Cysten mikroskopisch untersucht und legt die Ergebnisse 
seiner Untersuchungen in folgenden Sätzen nieder: 

Ein Bluterguss in die Cystenwand ist ein wichtiges Zeichen für 
eine zustande gekommene Achsendrehung. Nach dem Organisations- 
grade des Blutgerinnsels und dem Grade der Veränderungen des Blut- 
farbstoffes lässt sich das Alter der Stieltorsion bestimmen. Der Blut- 
erguss kann in allen Bindegewebsschichten der Cystenwand vorkom- 
men. An den Gefässen der Cystenwand beobachtet man bei einer 
frischen Torsion die Erscheinungen der Stase und eine Erweiterung 
der Arterien und Venen oder nur der Venen. In denjenigen Fällen, 
in welchen die Achsendrehung augenscheinlich vor langer Zeit zustande 
gekommen war, ist das Bindegewebe der Wand, vorzugsweise in der 
inneren Schicht, von einer hyalinen Degeneration ergriffen; in ver- 
einzelten Fällen begegnet man einer partiellen Nekrose der Cystenwand, 
welche von der inneren Fläche ihren Ausgang nimmt. An den Ge- 
tässwänden beobachtet man in solchen Fällen entweder einen chroni- 
schen interstitiellen Prozess (in den Arterien), welcher zur vollständigen 
Obliteration des Gefässlumens führt, oder eine hyaline Degeneration. 
Eine kalkige Degeneration der Wände trifft man vorzugsweise in sol- 
chen Fällen an, welche entweder einen langen Stiel oder gar keinen 
Stiel besitzen und ihre Nahrung aus den Verbindungen mit den Nach- 
barorganen erhalten. Der peritoneale Ueberzug der Cyste (? Ref.) 
löst sich ab und in Folge dieses Umstandes kommen Verwachsungen 
der Cyste mit der Umgebung zustande. Die Epithelzellen der inneren 


222 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Cystenfläche lösen sich ab, wobei die Bindegewebsschicht, welche dem 
Epithelüberzuge unmittelbar anliegt, den Charakter des Granulations- 
gewebes annimmt. Das Vorhandensein von derben Verbindungen mit 
der Umgebung zeigt, dass die Torsion schon vor langer Zeit zustande 
gekommen war. 

Von Ovariotomien bei Kindern seien folgende erwähnt: 

Der Fall von Hoffmann (99) ist dadurch bemerkenswerth, dass 
bei dem 33 Monate alten Kinde in ziemlich regelmässigen Pausen 
Blutungen aus den Genitalien auftraten, die als Menstruation seitens 
der Angehörigen aufgefasst wurden. Es fanden sich nicht nur die 
äusseren Genitalien auffallend stark entwickelt, sondern auch bei der 
Operation der Uterus so gross wie der jungfräuliche Uterus. Der 
8—10 Pfund schwere Tumor war vielfach verwachsen und erwies sich 
bei der mikroskopischen Untersuchung als cystisches Sarkom. Das 
Kind starb am Tage nach der Operation. 


Bei der kleinen Patientin von Brohl (85) fiel eine starke Ent- 
wickelung der Schamhaare bei sonst völlig kindlichem Habitus auf. 
sowie ferner, dass bei dem 7jährigen Mädchen zweimal (Januar und 
Februar) Blutungen aus der Scheide aufgetreten waren. Nach Ent- 
fernung des grossen, wenig verwachsenen, vom linken Ovarium aus- 
gehenden Kystoms kehrten diese Blutungen nicht wieder. 


Eve (89) entfernte bei einem Kinde von 1 Jahr 10 Monaten eine 
vereiterte Ovarialcyste. Wegen des bestehenden Fiebers war der vom 
Rektum aus neben dem Uterus zu fühlende Tumor mit Wahrschein- 
lichkeit als Pyosalpinx angesprochen worden. Es bestanden ausgedehnte 
Verwachsungen mit dem Darme, welcher Umstand als Ursache für die 
Vereiterung angesehen wird. Drainage. Heilung. 


Eine Zusammenstellung von 35 Fällen von Ovariotomie bei Kin- 
dern unter 12 Jahren ergiebt: 15 Dermoide, 10 einfache Kystome, 
9 maligne Tumoren, 1 Fibromyom. Das jüngste Kind dieser Zusam- 
menstellung war 1 Jahr o Monate alt. 


Von Fällen von Komplikationen im Heilungsverlaufe seien 
die folgenden besonders erwähnt: 

In einem von McLean (66) berichteten Falle von doppelseitiger 
Ovariotomie stellte sich unmittelbar nach der Operation Erbrechen ein, 
das am sechsten Tage nach der Operation fäkulent wurde Es wurden 
grosse Mengen erbrochen, die geradezu flüssigem Stuhlgang glichen, 
Peristaltik war nicht vorhanden und ausserordentliche Tympanites stellte 
sich ein. Es bestanden jedoch keine Schmerzen, auch machte die 


Komplikationen bei der Ovariotomie. 223 


Kranke keinen schlechten Eindruck. Aus letzteren Grūnden glaubte 
McLean annehmen zu müssen, dass es sich nicht um Ileus, sondern 
lediglich um eine ausserordentliche Reflexerregbarkeit des sehr empfind- 
lichen Magens handelte. Es wurde daher angeordnet, per os nichts 
mehr zu verabreicben (bekanntlich eine Grundregel der Behandlung 
beim Verdacht auf Ileus! Ref... Auf Terpentin-Klystiere gingen Flatus 
ab, das Erbrechen hörte auf und die Patientin erholte sich rasch 
und genas. 

Nyhoff (120) berichtet über einen Fall von ÖOvariotomie, bei 
welchem später die um den Stiel angebrachten seidenen Ligaturen sich 
in die Blase verirrten und dort Blasensteine verursachten. 

Verf. sammelt die Statistik der in die Blase eingewanderten Fremd- 
körper. Er nennt drei Möglichkeiten, wie die Fäden in die Blase 
kommen können. Primo wenn die Blasenwand selbst verwundet ist, 
secundo wenn nach Suppuration der Faden in die Blase ausgestossen 
wird, tertio wenn ohne nachweisbare Suppuration ein Faden längere 
Zeit nach der Operation in der Blase gefunden wird. Verf. nimmt auch 
die Möglichkeit an, dass durch Druck nur ein Faden durch die Blasen- 
wand hindurch gelangen könne, hält aber für seinen Fall Suppuration 
ohne Fiebererscheinuugen für wahrscheinlich. (Doorman, Leiden.) 

Williams (143) bringt eine Zusammenstellung über die Häufig- 
keit der Komplikation von Ovarialtumoren mit Schwanger- 
schaft. Er fand 375 Fälle mit 461 Schwangerschaften, da eine Reihe 
von Frauen wiederholt schwanger wurden. Aus diesem Materiale sucht 
er mehrere Fragen mehr allgemeinen Inhaltes zu beantworten, so zu- 
nächst, ob Ovarialtumoren häufiger vorkommen bei Frauen, die schon 
geboren haben. Da sich Ovarialtumoren verhältnissmässig weit seltener bei 
\Verheiratheten als bei Ledigen finden, und wiederum bei Verheiratheten am 
häufigsten bei Primiparen Ovarialtumoren vorkommen, so zieht Williams 
den Schluss, dass Schwangerschaft nicht zu den begünstigenden Mo- 
menten für die Entwickelung dieser Tumoren gezählt werden darf, 
was auch daraus erhellt, dass mit zunebmender Zahl der Geburten die 
Zahl der Ovarialtumoren abnimmt. Auch ein rascheres Wachsthun 
in der Schwangerschaft stellt Williams in Abrede (?), ebenso auch 
dass die Tumoren in der Schwangerschaft leichter maligne degeneriren. 

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett können in verschie- 
dener Weise ungünstig auf bestehende Tumoren einwirken: Stieltorsion, 
Ruptur, Blutungen in Cysten, Vereiterung. Stieldrehung fand Williams 
in etwa 6°;o seiner Fälle, Ruptur in 3,50%/o während der Schwanger- 
schaft, während und nach der Geburt dagegen in 10 und gi o der Fälle. 


224 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


In 58 Fällen von 461 Schwangerschaften trat Abort oder Früh- 
geburt ein, und zwar anscheinend etwas häufiger bei Kystomen als bei 
Dermoideysten. Carcinomatöse Tumoren beeinflussen die Schwanger- 
schaft am schlechtesten: 8 Unterbrechungen von 14 Fällen. In 
178 Fällen (also ungefähr 2:5) war die Geburt mehr oder weniger 
unbeeinflusst durch den Tumor, d. h. es war Kunsthilfe nicht noth- 
wendig. Meistens liess sich in den übrigen Fällen der den Weg ver- 
sperrende Tumor ins grosse Becken verdrängen. In den Fällen, in 
welchen dies nicht möglich war, wurde Zange, Wendung, Kraniotomie, 
Kaiserschnitt oder auch Ovariotomie ausgeführt. 

Die Mortalität der Komplikation von Schwangerschaft und Ovarial- 
tumor ist eine recht hohe, sie stellt sich bei den einzelnen Eingriffen 
folgendermassen dar: 


Nach Punktion 260/0 
„ Zange 260,0 
„ Wendung 3300 
„ Kraniotomie 440/0 
„ Abort und Frübgeburt 170/0 
„Kaiserschnitt 900/0 
»  Ovariotomie 100. 


Bei dieser Zusammenstellung sind allerdings Fälle, bei welchen 
mehrere Eingriffe (z. B. Punktion, Zangenversuch, Kraniotomie) aus- 
seführt wurden, in den einzelnen Rubriken jedesmal mit aufgeführt. 

Die grösste Sterblichkeit herrscht im Wochenbett, verhältnissmässig 
sehr wenig Fälle gehen in der Schwangerschaft ohne Eingriff zu Grunde. 

Es ist klar, dass durch die üblichen geburtshilflichen Operationen 
die Mortalität nicht heruntergedrückt werden kann, deshalb soll vor der 
Geburt eingegriffen werden. Hierzu sieht Williams zwei Wege: die 
Ovariotomie in der Schwangerschaft und — den Kaiserschnitt vor 
Eintritt der Geburt! Kleine, im Abdomen oder im Becken gelegene 
Tumoren, die in die Bauchhöhle hinaufgeschoben werden können, stören 
(lie Geburt nur wenig, aber in allen anderen Fällen soll operativ ein- 
gegriffen werden. Kaiserschnitt soll nur dann ausgeführt werden, wenn 
die Reposition des Tumors unmöglich ist. 

Die Ovariotomie in der Schwangerschaft giebt eine gleich zute 
‚sogar bessere! Ref.) Prognose für die Mutter als ausserhalb der Gra- 
vidität. 

Macnaugthon-Jones (132) fand bei einer hochfiebernden 
Kreissenden das ganze kleine Becken durch einen Tumor ausgefüllt, 
der ein absolutes Geburtshinderniss abgab. Nach ausgeführtem Kaiser- 


Konservative Behandlung. 225 


schnitt (lebendes Kind), stellte es sich heraus, dass es sich um einen 
vereiterten Ovarialtumor handelte, dessen Inhalt. beim Versuche der 
Auslösung sich in das Peritoneum ergoss. Nach mühsamer Ausschälung 
des Tumors aus seinen Verwachsungen wurde der Uterus amputirt, 
die Peritonealhöhle ausgespült und in die Bauchwunde eine Glasdrainage 
eingelegt. Extraperitoneale Stielversorgung. Der Fall ging in Hei- 
lung aus. 


Ausgehend von der durch Brown-S&quard begründeten 
Lehre der inneren Sekretion und gestützt auf Untersuchungen über die 
Folgezustände der Kastration bei 100 Frauen spricht sich Sherwood- 
Dunn (146) lebhaft für eine konservative Behandlung bei 
Ovarialerkrankungen aus. 78 dieser Frauen zeigten Gedächtniesschwäche 
60 klagten über fliegende Hitze und Schwindel, bei 50 war eine 
Charakterveränderung festzustellen, sie waren leicht reizbar und dergl., 
42 zeigten gemüthliche Depression, hiervon waren 10 ausgesprochen 
melancholisch, bei 75 war eine Verminderung des Geschlechtstriebes 
aufgetreten und einige von diesen empfanden keine geschlechtliche Be- 
friedigung mehr, 13 waren von ihren früheren Beschwerden nicht be- 
freit, 35 hatten an Gewicht zugenommen, einige klagten über Abnahme 
der Sehkraft, bei 12 hatte die Stimme einen mehr männlichen Charakter 
angenommen, 15 zeigten verschiedene Hautaffektionen, 25 hatten über 
starke Kopfschmerzen, besonders zur Zeit der früher auftretenden Periode 
zu klagen, einige über Albdrücken und 5 über Schlaflosigkeit. In wenigen 
Fällen war das geschlechtliche Bedürfniss gesteigert. Oefters klagten 
die Frauen über verschiedene gastrische Beschwerden. 


Es ist bemerkenswerth, dass die Folgeerscheinungen bei jüngeren 
Frauen im Allgemeinen stärker ausgesprochen waren als bei älteren. 


Wegen diesen schwer wiegenden Folgen spricht sich Sherwood- 
Dunn dahin aus, dass bei gutartigen Erkrankungen des Ovarium ein 
operativer Eingriff nur nach dem Fehlschlagen aller anderen thera- 
Deutschen Massregeln vorgenommen werden soll. Er führt dann 
mehrere Fälle an, in welchen die Darreichung von Ovarialpräparaten 
von gutem Erfolge begleitet war. Ferner werden einige Fälle von 
Resectio ovarii und Ignipunktur berichtet und dargelegt, in welchen 
Fällen die Resektion der Ignipunktur vorzuziehen ist. 


Auch Jacobs (142, 143), der den Ovarienwein für das beste 
Präparat erklärt, spricht sich günstig über die Organtherapie aus. 
Besonders auch bei psychischen Störungen, welche durch Genital- 
affektionen entstanden oder mit ihnen in Zusammenhang stehen. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 15 


226 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Blutungen in der Menopause, die nicht auf Tumoren zu beziehen waren, 
wurden ebenfalls günstig beeinflusst. 

20 g Ovarienwein werden gewöhnlich am Tage verabreicht, welche 
Menge 0,2 Ovariumextrakt entspricht. 

Pozzi (145) tritt nachdrücklich für eine konservative ope- 
rative Behandlung bei chronischer Oophoritis und der Entwicke- 
lung kleiner Geschwülste ein. Unbedingt zu verwerfen ist die Resectio 
ovarii bei Neubildungen, deren Gutartigkeit nicht sicher feststeht und 
natürlich bei malignen Erkrankungen. Wesentlich kommt also die 
Resektion und die Ignipunktur in Anwendung bei gutartiger Neubildung, 
bei kleinen Cysten mit serösem Inhalt (dagegen nicht bei kolloidem 
Inhalt, oder wenn die Wandung papilläre Wucherungen zeigt), bei 
Dermoideysten, bei chronischer Oophoritis ohne wesentliche Erkrankung 
der Tuben. Pozzi spricht sich gegen die Tubenresektion aus, denn 
wenn es zu einem Verschluss der Tuben gekommen ist, so ist nach 
seiner Ansicht die Tubenwandung auch stets so schwer erkrankt, dass 
das Organ physiologische Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. In der- 
artigen Fällen fürchtet er die Kommunikation des Tubenlumens mit 
dem Peritoneum wegen der Gefahr der Infektion. Bestehen jedoch nur 
durch Sonde oder Schere zu trennende Verwachsungen in der Umgebung 
des Tubenostium, so kann nach Durchtrennung derselben, falls die Tube 
sich durchgängig erweist, der Tubentrichter auf den Resektionsstumpf 
des Ovarium aufgenäht werden (Salpingorrhaphie), eine Operation, die 
Pozzi zuerst 1891 ausgeführt hat. 

Bei der Resektion muss man bestrebt sein, alles erkrankte Gewebe 
durch den Schnitt zu entfernen, dieser Eingriff kann mit der Ignipunktur 
vereinigt werden, um etwa noch sichtbare Cystchen in dem zurückgelassenen 
Theile des Ovarium zu veröden. Gewöhnlich wird die erkrankte Partie 
keilförmig aus dem Ovarium ausgeschnitten, die meist geringe Blutung 
kann man mit dem Paquelin stillen, dann wird die Wunde mit fort- 
laufender Katgutnaht vereinigt, die nur die Rinde fasst. Nur selten ist 
eine tiefere (Seiden-)Naht dann noch zur völligen Blutstillung nothwendig. 
Handelt es sich um eine Dermoideyste, an welcher noch gesunde Theile 
des Ovariums erhalten sind, so ist dieselbe mit Resektion zu behandeln, 
während die kleincystische Degeneration der Ovarien wesentlich mit der 
Ignipunktur behandelt wird. Dabei ist Pozzi bestrebt, nicht nur die 
Cystchen mit dem Paquelin zu eröffnen, sondern vollständig zu zer- 
stören. Bei der ödematösen Form der kleincystischen Degeneration wird 
das Ovarium in seiner ganzen Länge in der Mitte gespalten (Hemi- 
sektion) und es werden dann noch die sichtbaren Cystchen ausgebrannt. 


Konservative Behandlung, Organtherapie. 227 


Pozzi behauptet, dass die Infektion des Ovarium bei derartigen 
Prozessen oft vom Processus vermiformis ausgehe, weshalb man bei 
der Operation immer auf dieses Organ seine Aufmerksamkeit richten 
müsse. 

Er spricht sich sehr günstig über seine Resultate aus, doch 
mussten unter €2 derart behandelten Kranken sich später noch 8 einer 
Radikaloperation unterwerfen. Von 48 Kranken, deren weiteres Schicksal 
verfolgt werden konnte, erklärten sich 33 für völlig geheilt, 7 dagegen 
hatten keinen wesentlichen Nutzen von dem Eingriff, 12 waren später 
wieder schwanger geworden, eine Zahl, die nicht besonders bemerkens- 
werth ist, da es sich anscheinend doch oft nur um geringfügige Ver- 
änderungen an den Ovarien gehandelt hat. 

Von der Ansicht ausgehend, dass der Uterus und die Schilddrüse 
in enger Beziehung zu einander stehen, hatte Jouin (144) schon im 
vorigen Jabre die Wirkung von Schilddrüsensubstanz bei Uterushämor- 
rhagien, sogar solchen bei Gebärmutterkrebs, nachzuweisen gesucht. Jetzt 
ist diese Wirkung für Jouin erwiesene Thatsache und nach ihm be- 
handeln viele Gynäkologen in dieser Weise die Blutungen. Jouin 
hat nun gefunden, dass umgekehrt die Eierstockssubstanz eine grosse Wir- 
kung auf die Basedow’sche Krankheit und auf die Fälle von Men- 
strualbeschwerden mit vermindertem oder aufgehobenem Blutabgang hat. 

Jouin glaubt somit, dass bei der normalen Frau eine gewisse 
Harmonie zwischen der Funktion der Schilddrüse und den Eierstöcken 
vorhanden ist, und dass aus einer Störung derselben Krankheit entsteht. 
Es wäre demnach zwischen einer Hyperfunktion der Schilddrüse bezw. 
Hypofunktion der Ovarien und einer Hyperfunktion der Ovarien bezw. 
Hypofunktion der Schilddrüse zu unterscheiden; bei dem ersten Fall 
ist mit Ovarialsubstanz, beim zweiten mit Schilddrüsensubstanz zu be- 
handeln. In die erste Gruppe gehört die Basedow’sche Krankheit, die 
Störungen bei artefizieller und natürlicher Menopause und Atrophie der 
Genitalien, in die zweite Gruppe die Kongestionen und Hämorrhagien 
der Geschlechtstheile und Uterusfibrome. (Schober a a O.) 

Touvenaint (148) verwendete zu seinen Versuchen Kalbsovarien, 
welche durch Austrocknen pulverisirt worden waren. Es wurde davon 
gewöhnlich zweimal täglich 0,12 gegeben, in einigen Tagen wurde diese 
Dosis verdoppelt, niemals wurden unangenehme Nebenerscheinungen beob- 
achtet. Die Behandlung wurde stets mehrere Wochen oder mehrere 
Monate durchgeführt. 

Touvenaint theilt 15 Krankengeschichten mit, dabei handelte 
es sich 3mal um Amenorrhoe, 8mal um Dysmenorrhoe, 3mal um starke 


15* 


228 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Chlorose mit Menstrualbeschwerden, um allgemeine Störungen nach 
Hysterektomie 4mal, nach doppelseitiger Abtragung der Adnexe 2 mal, 
nach der natürlichen Menopause ebenfalls 2mal. Aus seinen Erfolgen 
hierbei zieht Touvenaint den Schluss, dass die Verabreichung von 
Eierstockssubstanz bei Amenorrhoe und Chlorose vorzügliche Resultate 
liefert, dass sie bei der artefiziellen Menopause von gutem Nutzen ist, 
und dass sie bei den Beschwerden der natürlichen Menopause weiter 
versucht zu werden verdient. (Schober a. a. O.) 


Bouilly (158) berichtet über die bei papillären und malignen Tu- 
moren durch die Ovariotomie erreichten Resultate: Die Angaben be- 
ziehen sich auf 39 papilläre Kystome, zwei solide maligne Tumoren (Car- 
cinom und Fibrosarkom) und eine carcinomatös degenerirte Dermoid- 
cyste. Im Anschluss an die Operation starben 4 Kranke, 1 erlag am 
sechsten Tage einer Lungenembolie, 5 starben zwischen dem zweiten 
und siebenten Tage an „Entkräftung“, 7 gingen an Peritonitis zu 
Grunde. In vier Fällen musste die Operation aufgegeben werden, von 
diesen Kranken erlagen zwei, die in den eben angeführten Todesfällen 
enthalten sind. Ueber das spätere Schicksal der beiden anderen Kranken 
liess sich nichts ermitteln. 


In den ersten fünf Monaten nach der Operation starben fünf 
Kranke. 


17 Kranke konnten unter Beobachtung behalten werden, bei 7 
von diesen scheint eine dauernde Heilung durch einmaligen Eingriff er- 
reicht worden zu sein. Von diesen sind beobachtet: 5 Jahre 3 Monate 
ein Fall, 3 Jahre 10 Monate zwei Fälle, 2 Jahre 11 Monate, 1 Jahr 
10 Monate, 1 Jahr 8 Monate und 1 Jahr je ein Fall. Offenbar ist 
der Erfolg davon abhängig, dass sekundäre Tumoren oder Implanta- 
tionen im Peritoneum fehlen, doch blieben auch von letzteren einige 
Fälle von Recidiv verschont. Der Fall von Carcinom ist seit vier Jahren 
recidivfrei, der Fall von Fibrosarkom recidivirte nach sechs Monaten, 
der Fall von carcinomatöser Degeneration einer Dermoidceyste ging sieben 
Monate nach der Operation an Recidiv zu Grunde. 


Wie wichtig es ist, bei papillären Kystomen auch das an- 
scheinend gesunde Ovarium mitzuentfernen, lehrt der Fall von Dick- 
son (88) Hier wurde 18 Monate nach der ersten wegen linksseitigen 
papillären Kystoms ausgeführten Ovariotomie eine zweite Laparotomie 
wegen Ascites und rechtsseitigen Tumors nothwendig. Sechs Wochen 
nach dem Eingriff trat der Tod ein „unter allen Zeichen einer malignen 
Erkrankung“. Sektion nicht gemacht. 


Papilläre und maligne Tumoren. 229 


Kratzenstein (56) berichtet aus Olshausen’s Klinik über 
die Erfolge der Ovariotomie bei malignen Tumoren. Die 100 Fälle 
entstammen den Jahren 1879—1892 und sind so ausgewählt, dass die 
Fälle, über deren Verbleib und Schicksal nichts festzustellen war, weg- 
gelassen wurden. (Leider ist die Zahl derselben nicht angegeben, was 
im Interesse der richtigen Beurtheilung des wirklichen Resultates sehr 
bedauerlich ist. Man wird wohl kaum irren, wenn man annimmt, dass 
die meisten der Kranken, über welche nichts festzustellen war, bereits 
verstorben sind. Ref.) Papilläre Kystome sind nicht mit aufgführt, 
sondern nur: 

1. Primäre Carcinome, Sarkome und ihre Mischarten (33 Fälle). 

2. Carcinome, die durch Degeneration primär benigner, glandulärer 
(27 Fälle) und papillärer Kystome (24 Fälle) entstanden sind. 

3. Die sogenannten Fibrosarkome (16 Fälle). 

28 Kranke erlagen den Folgen der Operation, darunter 5 an 
Weiterverbreitung der Neubildung, 11 an Infektion. Die Häufigkeit 
der letzteren Todesursache erklärt sich zur Genüge aus der Schwierig- 
keit vieler Operationen in Folge ausgedehnter Verwachsungen, aus der 
langen Dauer der Operation, sowie daraus, dass es sich sehr häufig um 
kachektische Kranke handelte. 


Von den entlassenen 72 Kranken sind 32 an Recidiv gestorben, 
2 lebten zur Zeit der letzten Erkundigung noch mit Recidiven (beides 
Kranke mit carcinomatöser Degenerirung eines glandulären bezw. papil- 
lären Kystoms). Von den Verstorbenen litten zwei an Sarkom, 11 an 
krebsig-glandulären, 19 an krebsig-papillären Kystomen, 9 an Carcinom 
(darunter 2 Mischgeschwülste). 


Es bestätigt sich hiernach die Erfahrung, dass die sogenannten 
Fibrosarkome des Ovariums nicht als maligne Tumoren anzusehen sind. 
Neben diesen Tumoren wurden auffallender Weise bei den Sarkomen 
die besten Resultate erzielt (10 operirt, 8 entlassen — 2 Recidive). 


Von den carcinomatösen Tumoren ergab das primäre Carcinom 
das schlechteste Resultat: 18 operirt, 10 entlassen — 9 Recidive, dann 
folgen die papillären, krebsig entarteten Kystome (24 operirt, 18 ent- 
lassen — 10 Recidive) und die glandulären, krebsig entarteten Kystome 
(27 operirt, 20 entlassen — 11 Recidive). 

Von den beobachteten 34 Recidiven werden 12 als lokale, 3 als 
Lymphdrüsenrecidive, 9 als metastatische, 8 als Weiterwucherungen 
bezeichnet. In 2 Fällen konnte eine Entscheidung nicht getroffen 
werden. 


230 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Einzelne der Recidive werden auf eine unmittelbare Impfung zurück- 
geführt und daraus der Schluss gezogen, dass maligne Tumoren wenn 
irgend möglich unverkleinert zu entfernen sind. 

Den Hauptgrund für die Häufigkeit der Recidive stellt die zu spät 
ausgeführte Operation dar. Die meisten Kranken kommen erst zur 
ärztlicben Behandlung, wenn bereits die Erkrankung weite Fortschritte 
gemacht hat, öfters aber auch wird trotz ärztlicher Behandlung die 
Diagnose zu spät gestellt, weil es unterlassen wird, auf geringfügige 
Klagen hin eine genaue bimanuelle Untersuchung vorzunehmen. 

Immerhin ist aus den berichteten Zahlen doch eine wesentliche 
Besserung der Resultate gegen früher zu entnehmen. 

Borreman (174) schickt den Krankengeschichten von vier Fällen 
von Fibroma ovarii einige allgemeine Betrachtungen voraus, 
die über die Stielbildung, dieser immerhin nicht häufigen Tumoren, 
das makroskopische Verhalten u. s. w. nichts Neues bringen. Er 
leugnet das Vorhandensein einer eigentlichen Kapsel, wenn sich auch 
meist eine oberflächliche Schicht von dem Tumor ablösen lasse, so sei 
diese Schicht doch nicht anders aufzufassen als eine Schicht dichteren, 
derberen Bindegewebes. Die Tumoren können die gleichen Verände- 
rungen eingehen wie die Fibrome des Uterus. Verhältnissmässig häufig 
wird bei ihnen Stieldrehung beobachtet. Die Differentialdiagnose zwischen 
subserösem Myom kann grosse Schwierigkeiten bieten. 

Der erste Fall (19jähr. Mädchen) stellte ein reines Fibrom dar, 
der zweite ist wegen der Doppelseitigkeit und Grösse der Tumoren be- 
merkenswerth, die bei einer 54 jährigen Frau entfernt wurden. Zwei Jahre 
später stellte sich die Frau wieder mit Ascites vor und im Abdomen 
fanden sich zahlreiche harte Knoten, die sich bei der Sektion im Jahre 
darauf als Sarkomatose des Peritoneums herausstellten. An den pri- 
mären Tumoren liess sich auch bei mikroskopischer Untersuchung keine 
maligne erkrankte Stelle auffinden. Im dritten Falle (19 jähriges Mäd- 
chen) handelte es sich um ein reines Fibrom, das langgestielt, eine Stiel- 
drehung erlitten hatte. Bei der vierten Kranken, 59 Jahre alt, waren 
wiederholt schon Myome auf vaginalem Wege exstirpirt worden, wobei 
echon ein grosser, intraabdominaler, solider Tumor festgestellt wurde. 
Erst als hochgradiger Ascites aufgetreten war, wurde die Laparotomie 
ausgeführt und der vielfach verwachsene, theilweise verkalkte, vom linken 
Ovarium ausgehende Tumor entfernt. Im Tumor fand sich eine sehr 
reichliche Entwickelung von Blut- und Lymphgefässen. 

Merttens (189) beschreibt ausführlich den mikroskopischen Be- 
fund einer Dermoidcyste und liefert so eine erwünschte Bestätigung der 


Fibrome, Dermoideysten. 231 


Wilms’schen Ausführungen. Die Cyste entstammt dem rechten Ova- 
rium eines 6°/ı Jahre alten Mädchens und liess sich leicht entfernen. 
Sie war etwa kindakopfgross und enthielt eine wasserklare Flüssigkeit. 
Die Innenfläche der Wandung zeigte anscheinend Reste von geplatzten 
Cystenmembranen, nur an wenigen Stellen war sie glatt, sonst lag ihr 
eine zarte, dünne, etwas faserige, bindegewebige Membran an, die sich 
überall leicht abbeben liess. So glaubte man zunächst, es mit einer 
Mischform des gewöhnlichen Kystoms mit einer Dermuidceyste zu thun 
zu haben, da in die Cyste zwei eigenartige, höckerige Gebilde vor- 
sprangen, deren eines mit dicken, weisslichen, durch die Wand durch- 
schimmernden Massen erfüllte Cystchen enthielt, während das andere 
eine Knochenleiste und Haare aufwies. Die mikroskopische Unter- 
suchung ergab, dass die mit wasserklarer, heller Flüssigkeit gefüllte 
Cyste nichts mit der Zusammensetzung der gewöhnlichen Ovarialcysten 
gemein hat. Es ist der ganze Tumor als ein dem Ovarium fremd- 
artiger aufzufassen. [etzteres sitzt ihm kappenartig breit ausein- 
ander gezogen auf und lässt sich an verschiedenen Stellen in nor- 
maler Beschaffenheit nachweisen. Den Inbalt der Hauptcyste fasst 
Merttens als aus Erweichung von myxomatösem Bindegewebe her- 
vorgegangen auf, wozu ihm der Befund an der Innenfläche der Cyste, sowie 
ein ähnlicher Befund in einer kleinen Dermoideyste, die einen zufälligen 
Sektionsbefund bei einem Kinde bildete, bestimmt. Hier fanden sich 
(Crstenräume, deren Entstehung aus erweichtem, myxomatösem Binde- 
sewebe sich feststellen liess. 

Die in der Wand gefundenen eigenthümlichen Vorsprünge wurden 
in Reihenschnitte zerlegt. In einem fanden sich eine Anzahl von 
organartigen Gebilden, die eine ganz regelmässige Anordnung zeigten: 
zunächst zwei in einem Unterkiefer sitzende embryonale Zahnsäckchen 
mit einem der Zunge ähnlichen Zwischengewebe, daran anschliessend 
Speicheldrüsen mit Ausführungsgängen, ferner ein kehlkopfähnliches 
Gebilde, umgeben von Thyreoidea, ein plattgedrücktes Medullarrohr, 
ferner Trachea und daneben Darmtraktus, zum Theil in Kommunikation 
mit der Trachea. 

Das zweite dicht neben ihm gelegene Gebilde enthielt eine einen 
ñachen Kopfknochen darstellende Knochenspange nebst Kopfhaut. 

Merttens schliesst sich der Anschauung von Wilms in soferne 
an, als es sich bei der Bildung der Ovarialdermoide oder Teratome jeden- 
falls nicht um eine einfache Abschnürung gewisser Theile des Embryonal- 
körpers handeln könne, doch muss seiner Anschauung nach zwischen 
diesen Gebilden und dem wirklichen foetus in foetu noch ein Unterschied 


232 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


gemacht werden. Bei dem Vorkommen in den Ovarien wird man doch 
vielleicht auf eine Art spontaner Entwickelung zurückgreifen müssen, 
welche möglicherweise mit irgend einer Anomalie in der allerersten Ent- 
wickelung zusammenhängt. 

Pfannenstiel (191), der unabhängig von Wilms eine grössere 
Reihe von Dermoidceysten untersucht hat, ist zu denselben Anschauungen 
gelangt, wie dieser Autor. Er bestätigt, dass nur an umschränkten 
Stellen der Cyste ein hautbedeckter Geschwulstantheil zu finden ist, 
während die übrige Cystenwand Cylinderepithel trägt, oder epithellos 
ist. Haare, die man gelegentlich hier findet, sind abgestorbene Haare. 
die sich erst sekundär in die Cystenwand eingespiesst haben. Der 
hautbedeckte Geschwulstantheil, dem diese Haare ursprünglich entstam- 
men, enthält stets Bestandtheile aller drei Keimblätter in zum Theile 
weit vorgeschrittener Differenzirung. Man findet hier eine Art Embryo, 
wenn auch in unvollkommener Weise angelegt. Vorzugsweise sind Ab- 
kömmlinge des Ektoderms und immer am besten der Kopfantheil 
des Embryo entwickelt, nebst Rudimenten der diesem angehörigen 
Organe. Gelegentlich werden auch Bestandtheile des Rumpfes und der 
Extremitäten angedeutet gefunden. 

Nur ein Bestandtheil der weiblichen Keimdrüse ist fähig, diese 
Bildungen zu produziren, das ist das noch nicht differenzirte Ei, das 
Ei der Primordialfollikel. 

Die Thatsache, dass so häufig Kystome in Verbindung mit Der- 
moideysten gefunden werden, erklärt Pfannenstiel so, dass diese 
Kombination ein Ausdruck dafür ist, dass histologisch verschiedene 
Bestandtheile des Parenchyms gleichzeitig von demjenigen Reiz getroffen 
werden, der die Geschwulstbildung anregt. Jeder Bestandtheil antwortet 
auf diesen Reiz in der ihm eigenthümlichen Weise, unter Entwickelung 
der ihm nun einmal innewobnenden formativen Fähigkeiten. Man kann 
sich somit die Entstehung der Dermoidkystome so vorstellen, dass neben 
einander einem und demselben Antrieb zur Geschwulstbildung folgend 
die Eizelle zum eigentlichen Dermoid sich entwickelt, während das 
Epithel des Follikels zu einem Pseudomueinkystom oder einem einfachen 
serösen Kystom sich umbildet. 

Die Entstehung der eigentlichen Teratome ist im Wesentlichen als 
gleichartig aufzufassen; während aber die Dermoide eine mehr geord- 
nete und, so weit es der beengte Raum gestattet, vollkommenere Ent- 
wickelung der drei Keimblätter zeigen, geht diese Entwickelung bei 
den Teratomen viel regelloser und unvollkommener vor sich und trägt 
den Charakter einer atypisch proliferirenden Neubildung. 


Dermoideysten. 233 


Die Erfahrungen der letzten Jahre haben ergeben, dass die carcino- 
matöse Degeneration der Dermoidcysten doch nicht so ausser- 
ordentlich selten ist, wie man früher annahm. Thumim (196) und 
Yamagiwa (201) beschreiben derartige Fälle. Die Arbeit Thumim’s 
entbält eine kurze Berücksichtigung der Litteratur, aus der hervorgeht, 
dass bisher sieben einwandfreie Fälle von Plattenepithelcarcinom, aus 
einer Dermoidgeschwulst hervorgegangen, beschrieben sind. Auch in 
Thumim’s Fall handelte es sich um ein Plattenepithelcarcinom, das 
bei einer 65 jährigen V para exstirpirt wurde. Das Vorhandensein eines 
Unterleibstumors war schon 19 Jahre vorher festgestellt worden. Später 
war eine Unterleibsentzündung aufgetreten, in Folge deren der Tumor 
allseitige Verwachsungen einging, und, da er für ein Myom angesprochen 
wurde, riethen verschiedene Aerzte von einer Operation ab, bis neuer- 
dings erhebliche Beschwerden und rasches Wachsthum auftraten. Jetzt 
wurde (durch Probepunktion von den Bauchdecken aus) die Diagnose 
auf allseitig verwachsene Dermoidcyste gestellt. Die Operation war 
recht schwierig, der Tumor riss ein und es wurde hier durch sofortige 
mikroskopische Untersuchung die Diagnose auf Plattenepithelcarcinom 
gestellt und deshalb auch noch eine verdächtige Stelle aus der vorderen 
Bauchwand excidirt. Im Peritoneum war nichts von Metastasen nach- 
weisbar. Der Tod trat 6 Monate nach der Operation an Recidiv ein. 

In der exstirpirten Geschwulst fand sich die krebsige Degeneration 
an mehreren von einander getrennten Stellen. Auch die von den Bauch- 
decken entfernten Theile zeigten Krebsherde. 

Thumim bespricht die Schwierigkeit der genauen Diagnosen- 
etellung. In den beschriebenen Fällen beschränkte sich die Entwicke- 
lung von Metastasen auf das Bauchfell. Ascites wurde meist nicht 
gefunden, eine Bevorzugung des höheren Alters geht aus den Fällen 
nicht hervor. 

Ein äbnliches Bild liefert der zweite Fall von Yamagiwa (201): 
hier war wegen zu ausgedehnter Verwachsungen die Operation auf- 
gegeben worden und die Kranke ging an Erschöpfung zu Grunde. 
Die mikroskopische Untersuchung der Dermoidcystenwand, sowie der 
Metastasen im Peritoneum und den Mesenterialdrüsen ergab, dass es 
sich um ein Plattenepithelcareinom handelte. 

Nicht so im ersten Fall, in welchem die carcinomatöse Degenera- 
tion in der Form eines Cylinderzellencarcinomes aufgetreten war. Der 
Tumor entstammte einer ö3jährigen Patientin, die unoperirt zu Grunde 
gegangen war, nachdem bereits bei Lebzeiten Metastasen festgestellt 
waren. 


234 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Yamagiwa bezeichnet den Tumor als eine teratoide Geschwulst, 
da in der Wandung neben den Attributen der äusseren Haut glatte 
und quergestreifte Muskelfasern, ferner Knochen und markhaltige 
Nervenfasern sich fanden. Die carcinomatöse Degeneration wird auf 
eine warzenförmige Hervorragung in der Wand der Cyste zurück- 
geführt, an welcher Stelle vielfach verzweigte Kanäle und acinösen 
Bau zeigendes, drüsiges Gewebe sich nachweisen liess, bald mit 
cylindrischen, bald mit kubischen Wandepithelien ausgekleidet. Die 
meisten Kanäle und Gänge, auch in den acinösen Theilen, hatten ihr Lumen 
zum Theil oder ganz verloren und diese mit gewucherten Zellen ge- 
füllten Kanäle und Gänge gingen unmittelbar in die carcinomatöse 
Wucherung über. 

Welche Art von Drüsen nun in dem Tumor primär angelegt war, 
lässt sich mit Bestimmtheit nicht nachweisen. Jedenfalls handelte es sich 
nicht um Schweissdrüsen. Yamagiwa glaubt wegen manchen Aehn- 
lichkeiten mit Mamma-Carcinomen, dass es sich wohl um eine rudimen- 
täre Mamma gehandelt haben möge. 

Sirleo (194) giebt eine genaue Beschreibung eines Ovarialtumors, 
welcher durch Laparotomie bei einer 22jährigen Frau exetirpirt wurde. 
Die Kranke hatte vor vier Monaten nach einem Zwillingsabort (V. Monat) 
eine Schwellung des Unterleibes wahrgenommen, welche immer grösser 
wurde. Die Regeln blieben gleichzeitig aus. Nach Operation glatte 
Heilung. Der Tumor hat Manneskopfgrösse und bestand aus drei 
Theilen: einer Kapsel, einer grossen cystischen neoplastischen und einer 
kleinen homogenen Masse. Aus der mikroskopischen Untersuchung 
der eigentlichen neoplastischen Masse ergiebt sich, dass sich in ihr 
die Reste eines verwirrt entwickelten Fötus befinden; aus der Unter- 
suchung der Kapsel, dass die Höhle aus einem Graaf’schen Follikel 
besteht, und dass in ihr noch placentare Residuen — von der Kapeel- 
wand abhängig — nachweisbar sind. Verf. ist der Meinung, dass die 
Entstehungsweise des Tumors folgende sei: ein Ei mit allen seinen 
Hüllen hat sich in einem Graaf’schev Follikel entwickelt — nach 
einiger Zeit ist eine Verwirrung (aus unbekannten Ursachen) der Em- 
bryonalgewebe entstanden, so dass diese mit den mütterlichen ver- 
wachsen sind und die Entstehung eines soliden Teratoms verursacht 
haben. In Folge dessen wird die ueoplastische Masse nicht mehr von 
der Placenta ernährt, da sie unmittelbar durch das miütterliche Blut 
benetzt wird. Der Mutterkuchen selbst atrophirt und wird in einigen 
Stellen, durch das Eindringen der Neoplasie in die Kapsel, zerstört. — 
Aus diesem Falle und aus der Erwägung der Theorien, welche für die 


Tuberkulore, 235 


Erklärung der Dermoideysten und der Embryoidtumoren der Ovarien 
aufgestellt wurden, kommt Verf. zu dem Schlusse, dass die partheno- 
genetische Theorie unhaltbar, während die Intraovarialschwangerschaft 
wahrscheinlicher ist. Da sich aber in dieser Theorie die Ovarialteratome 
jeden Alters nicht einschliessen lassen, so glaubt Verf. je einen einzigen 
Entstehungsmechanismus (Verwachsung embryonaler lebender Theile mit 
dem Autosit) annehmen zu können, mit dem Unterschiede aber, dass 
diese Theile einmal Reste eines Kindeies, andersmal jene eines Zwillings- 
brudereies — in welchem Inneren sie sich entwickelt haben — vor- 
stellen. (Herlitzka). 


Die Tuberkulose des Ovarium hat zahlreiche Bearbeitungen 
erfahren. 


Wolff (207) hat in seiner Arbeit, die ein gutes Litteraturverzeich- 
niss enthält, hauptsächlich auf drei Punkte sein Augenmerk gerichtet: 
Er suchte zunächst Genaueres über die Häufigkeit der Eierstockstuber- 
kulose festzustellen, ferner unter welcher Form die Erkrankung auftritt, 
endlich suchte er zu ergründen, ob eine primäre Eierstockstuberkulose 
vorkommt. 


Es gelang ihm im Ganzen 145 Fälle in der Litteratur aufzu- 
finden, die jedoch zum Theil nur ungenügend untersucht sind. Aus der 
Zusammenstellung geht hervor, dass die Erkrankung am häufigsten in 
den der Pubertätsentwickelung zunächst folgenden Jahren auftritt. Jeden- 
falls kann die Erkrankung nicht mehr als so ausserordentlich selten 
bezeichnet werden, wie dies zumal die älteren Autoren annahmen. Was 
das beschriebene pathologisch-anatomische Bild anbetrifft, so werden 
meistens ausgedehnte Käseherde oder käsig-eiterige Abscesse beschrieben, 
nur wenige Autoren erwähnen auch die miliare Form und nur ganz 
vereinzelt finden sich Fälle erwähnt, die makroskopisch keine Spur von 
Tuberkulose erkennen liessen. In ätiologischer Beziehung wird an- 
genommen, dass die Ovarien meist sekundär vom Peritoneum oder von 
den Tuben aus, seltener wohl auf dem Wege der Blutbahn befallen 
werden. 


Im zweiten Theile der Arbeit geht Verf. ausführlich auf seine 
eigenen Untersuchungen ein, die sich auf die Ovarien von 17 Leichen 
beziehen, bei welchen sich ausgesprochene tuberkulöse Veränderungen 
in anderen Organen fanden. Fünfmal — 60°/o fand sich bei diesen 
Fällen Genitaltuberkulose, darunter waren die Ovarien dreimal befallen. 
In allen diesen Fällen bestand eine über das ganze Bauchfell ver- 
breitete Tuberkulose und die Ovarien waren stets frei von bindegewe- 


236 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


bigen Verwachsungen, die Erkrankung war stets doppelseitig, makro- 
skopisch war keine Spur von Tuberkulose an den Ovarien zu erkennen, 
das Mikroskop aber zeigte überall ein sehr gleichartiges Bild aller- 
kleinster tuberkulöser Herdchen. 


Diese rein miliare Form der Tuberkulose fand sich hauptsächlich 
in der peripherischen Zone der Eierstöcke, die einzelnen Prozesse zeigten 
nur eine äusserst geringe Ausdehung, zuweilen nur eine einzelne Riesen- 
zelle mit wandständigen Kernen, in deren Umgebung nur wenige Rund- 
oder epithelioide Zellen sich fanden. Verkäsung fehlte stets, aber 
immer war das Herdchen von einem cirkulär verlaufenden Kranz von 
Bindegewebsfasern umgeben. 


Jedenfalls handelte es sich in allen diesen Fällen um ein Ueber- 
greifen der Erkrankung, sei es von den Tuben, sei es von dem Peri- 
toneum aus, auf die freie Fläche des Ovariums. 


Zwei weitere Arbeiten verdanken wir Schottländer (205, 206). 


Die erstere, rein experimentelle, bringt in ausführlicher Weise die 
Ergebnisse zahlreicher Versuche bei Kaninchen durch Infektion der 
Ovarien mit tuberkulösem Materiale oder Reinkulturen Ovarialtuber- 
kulose zu erzeugen. Es sei hier nur auf die ausserordentlich fleissige 
Arbeit, in welcher die künstlich erzeugten tuberkulösen Veränderungen 
auf das Genaueste an der Hand zahlreicher Abbildungen geschildert 
sind, hingewiesen. 

Die zweite, auf klinischem Materiale fussende Arbeit, berücksich- 
tigt eingehend die Litteratur. Unter den etwa 150 Fällen der Litte- 
ratur, können bei strenger Prüfung nur 30 anerkannt werden, in 
welchen eine genauere mikroskopische Untersuchung stattgefunden hat. 
Diesen fügt Schottländer sechs neue Fälle hinzu. Niemals konnten 
Tuberkelbacillen nachgewiesen werden, wohl aber typische Tuberkel, 
Riesenzellen, Verkäsung neben Mastzellen und eosinophilen Zellen. 
Obliterirte Follikel können, worauf Schottländer besonders auf- 
merksam macht, zumal wenn sie nur angeschnitten werden, leicht 
Tuberkel oder auch Riesenzellen vortäuschen. 


Ein sicherer Fall von primärer Eierstockstuberkulose ist bisher 
noch nicht beschrieben worden, fast immer finden sich die Eileiter 
gleichzeitig erkrankt und von ihnen oder vom Peritoneum geht die 
Infektion der Eierstöcke aus, vielleicht von letzterem noch häufiger als 
von den Tuben. Die Infektion kann hier sowohl auf dem Wege der 
Blut- als auch der Lymphgefässe erfolgen. Leichter wird, wie auch 
Wolff festgestellt hat, die Rindenschicht befallen und Schottländer 


Tuberkulose. 23 


giebt eine sehr genaue Schilderung der hier gesetzten Veränderungen, 
die er mit seinen experimentell erzeugten Herden vergleicht. ` 


Zu der bisher siebenmal beobachteten tuberkulösen Erkrankung von 
Eierstockscysten fügt Schottländer zwei neue Beobachtungen hinzu. 
Auch hier scheint die Infektion meist vom Peritoneum aus zu er- 
folgen. 


Nach Orthmann (204) sind von den 177 Fällen der Litteratur 
nur 57 mehr oder weniger genau mikroskopisch untersucht, 48 der- 
selben betreffen Eierstockstuberkulose, 9 tuberkulöse Infektion von 
Eierstocksceysten. In den erwähnten 48 Fällen scheint die Tuberkulose. 
26 mal von den Tuben, 22 mal vom Peritoneum ausgegangen zu sein. 
Orthmann unterscheidet zwei Hauptformen am Eierstock: Perioopho- 
ritis tuberculosa und eigentliche Eierstockstuberkulose, die wieder iu 
drei Formen vorkommt: miliare, käsige und abscedirende Form. Erstere 
ist die häufigste, sie fand sich unter 48 Fällen 20 mal, die beiden 
anderen 13 bezw. 15 mal. Nur in spärlicher Zahl finden sich Tuberkel 
im interstitiellen Gewebe. In einem seiner vier Fälle konnte Orth- 
mann nachweisen, dass die Tuberkulose von einem Corpus luteum 
aus den Eierstock ergriffen hatte, in diesem, sowie in zwei anderen 
seiner Fälle, gelang ihm der Nachweis von Tuberkelbacillen, der in den 
erwähnten 48 Fällen mikroskopisch nur 9mal, durch das Thierexperi- 
ment (Menge) 4 mal gelungen war. 


Auch in dem ersten der von von Franqu& (202) beschriebenen 
Fälle konnten Tuberkelbacillen nachgewiesen werden. Der Fall be- 
anspzucht insofern ein besonderes Interesse, als er nach Ansicht des 
Verf. als primäre Eierstockstuberkulose aufzufassen ist, des- 
halb erscheint auch seine etwas genauere Wiedergabe gerechtfertigt. Es 
handelte sich um eine hereditär nicht belastete Frau, deren Mann an 
Tuberkulose gestorben war, und die seit 7 Jahren über Unterleibs- 
beschwerden zu klagen hatte, die sich in letzterer Zeit sehr verschlim- 
merten. Links und hinter dem Uterus fand sich eine an der Oberfläche 
höckerige, wie papilläre Geschwulst, die als solider Ovarialtumor an- 
gesprochen wurde. Die inneren Organe erwiesen sich gesund, insbe- 
sondere liess sich auf den Lungen nichts Krankhaftes nachweisen. Der 
Tumor wurde vom hinteren Scheidengewölbe schwer aus seinen Ver- 
wachsungen ausgeschält, er besteht hauptsächlich aus dem apfelgrossen 
Ovarium, mit welchem die verdickte Tube durch derbe Adhäsionen 
verbunden ist. Auf dem Durchschnitt des Ovariums fanden sich einzelne 
gelbliche, vorquellende Geschwulstknoten, so dass zunächst an ein 


238 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien. 


Sarkom gedacht wurde, mikroskopisch liessen sich jedoch alle Charaktere 
vorgeschrittener Tuberkulose erkennen. Auch an der Schleimhaut der 
Tube liessen sich tuberkulöse Veränderungen nachweisen, die jedoch 
viel weniger weiter vorgeschritten waren und gegen das uterine Ende 
hin sich verloren. Die Subgerosa der Tube bedingte wesentlich ihre 
Verdickung, und auf der Serosa fanden sich einzelne Tuberkelknötchen. 
Im Mesosalpinx und im Hilus des Ovariums fanden sich ausgebreitete 
Veränderungen an den Gefässen und deutliche tuberkulöse Veränderungen 
in den Lymphgefässen. 

Dem genau geschilderten mikroskopischen Befunde entnimmt von 
Franque&, dass bier eine tuberkulöse Infektion des Ovariums auf dem 
Wege der Lymphbahnen wahrscheinlich von kleinen Exkoriationen der 
Scheide aus durch die Cohabitation seitens des tuberkulös erkrankten 
Mannes stattgefunden habe. 


In einem zweiten Falle wurden doppeltfaustgrosse doppelseitige 
tuberkulöse Tubensäcke und das rechte Ovarium entfernt. In dem 
Ovarium wurde nur ein Tuberkel nachgewiesen, dagegen fanden sich 
eigenthümliche Erweichungscysten, deren Wand aus Bindegewebe be- 
stand, dessen Fibrillen unmittelbar in den breiartigen, an die atheroma- 
tösen Prozesse der Gefässintima erinnernden Inhalt übergingen. Jeden- 
falls haben diese Veränderungen mit Tuberkulose nichts zu thun. 


Im dritten Falle war ein Jahr früher der Uterus ventrofixiert 
worden und damals bereits miliare Knötchen an den inneren Genitalien 
festgestellt worden. Nun mussten wegen tuberkulöser Adnextumoren 
die Anhänge entfernt werden, das rechte Ovarium blieb zurück. Auch 
im Parenchym des linken Ovariums, das makroskopisch ganz normal 
aussah, fanden sich mikroskopisch miliare Tuberkel, wie dies Wolff 
beschrieben hat. Die geringe Ausbreitung der Erkrankung im Ovarium 
spricht für die geringe Disposition dieses Organes zur Tuberkulose. 


2. 


-3 


Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 239 


VL 
Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


—en. 


Referent: Prof. Dr. Stumpf. 


a) Allgemeines. 


. Bazy, Maladies des voies urinaires. Séméiologie. Paris, Masson-Gouthies- 


Villars 
Daibler, A., Mikroskopie der Harnsedimente. Wiesbaden, J. F. Berg- 
mann. (Atlas.) 


. Delefosse, E., Traitement de la blennorrhagie chez l'homme et chez la 


femme. Paris, Librairie Coccoz. 


. Fritsch. H., Die Krankheiten der weiblichen Blase. J. Veit’s Handb. 


d Gyn. Bd. II. (Enthält die Entwickelungsfehler und die Entzündungen 
der Blase einschliesslich der reizbaren Blase, ferner die Neubildungen der 
Blase, Harngenitalfisteln und die Erkrankungen der weiblichen Harnröbre.) 


. Gujon, F., Leçons cliniques sur les maladies des voies urinaires. 3. Aufl. 


Bd. Il u. UL Paris, M. J. Bailliere. (Enthält die Haru-Infektion u. Harn- 
Intoxikation, ferner die Untersuchung der Harnorgane, die Cystoskopie 
und die Antisepsis.) 

— Die Krankheiten der Harnwege. Klinische Vorlesungen aus dem 
Hospital Necker. Semiologie, Diagnostik, Pathologie, Therapie. Deutsch 
von Kraus und Zuckerkandl. I. Bd.: Funktionelle Symptome, patho- 
logische Veränderungen des Harn. Wien 1896, A. Hölder. 


. König, A., Die neueren Hilfsmittel zur Diagnose und Therapie der Blasen- 


krankheiten. Medizinische Bibliothek f. prakt. Aerzte Nr. 57—60, Leipzig 
1895, C. G. Naumann. 


. Loumeau, E., Chirurgie des voies urinaires. Études cliniques. Bordeaux, 


Fere et fils. (Enthält einen hier besonders interessirenden Abschnitt über 
die durch uterine Kongestion verursachten Störungen der Blasenfunktionen.' 


. Morris, H., Injuries and diseases of the Genital and Urinary organs. 


London 1895, Cassell and Co. 


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Octave Doin. 


. Skene, A. J. C., Diagnosis and treatment of diseases of the female uri- 


nary organs. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 325 u. 405. (Allge- 
meine Grundsătze der Diagnostik, wobei der Cystoskopie und dem Harn- 
leiter-Katheterismus nur ein die bisherigen Methoden ergänzender Werth 
zugeschrieben wird. Da die Kelly’ache Blasen-Inspektion eine Erweiterung 
der Harnröhre nothwendig macht, wird ihr in vielen Fällen die gerade 
Modifikation des Nitze’schen Kystoskops vorgezogen. Bei Blasenerkran- 
kungen soll die Allgemeinbehandlung neben der lokalen nicht verabsäumt 
werden.) 


240 


12. 


16. 


17. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


White, W., Genito- urinary and venereal diseases. London u. Phila- 
delphia, J. B. Lippincott Comp. (Enthält die Krankheiten der Urethra, 


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Abraham, O., Ueber Missbildung der inneren weiblichen Genitalien. 
Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementheft pag. 74. 


. Abramovich, Behandlung der Gonorrhoe durch innere Mittel, besonders 


das Extractum fluidum Kawakawa (Piper methysticum). Ejedeln. 1896, 
Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe Bd. VII, pag. 450. 
(Das Mittel soll unschädlicher sein als die gebräuchlichen Balsamica.) 


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1895. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe Bd. VII, p. 287. 


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Benario, Ueber Protargol, ein neues Antigonorrhoicum und Antisepti- 
cum. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Therap. Beilage pag. 82. 
Bodenstein, O., Zur Existenz und Therapie der chronischen Vaginal- 
gonorrhoe. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 660. 


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28. 


29, 


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Comby, Traitement de la vulvo-vaginite chez łes petites filles. Médecine 
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LXVIII. Naturforschervers. zu Frankfurt, Sektion f. Dermat. u. Syph. 
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Syph. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 436. 


. Goldberg, B., Die Behandlung des Trippers durch Spülungen mit über- 


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silver. Med. Record of N. Y. Vol. LI, pag. 478. (Alle genannten Mittel 
werden empfohlen.) 


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und falsche Urethraldivertikeln beim Weibel, Nordiskt medicinskt arkiv. 
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Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtah. 1897. 16 


242 


37. 


38. 


39. 


40. 


4l. 


42. 


43. 


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1334. 


. Röna, S., Der heutige Stand der Lehre von der Gonorrhoe. Orvosi hetilap, 


Nr. 16 ff.; ref. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 1201. 


. Rouffart, L’incontinence urethrale d'urine chez la femme. Journ. med, 


de Bruxelles. Nr. 6. 


. Ruggles, E. W., Protargol, ein neues Antigonorrhoicum. Centralbl. f. 


d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 708. 


. Sand, H., Zur Kasuistik und Aetiologie des primären Vulvarcarcinoms. 


Inaug.-Diss. Kiel. 


. Savaneski, Sur un cas de prolapsus de la muqueuse urethrale chez une 


fillette. Med. obst. Nr. 7; ref. La Gynec. Tom. II, pag. 327. 


. von Schäffer, Beitrag zur Frage der Gonokokkentoxine. Fortschr. d. 


Medic. Nr. 21. 
— Ueber den Desinfektionswerth des Aethylendiaminsilberphosphats. 
Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankheiten. Bd. XVI, Heft 2. 


15. Schmoll, J., Ueber die Totalexstirpation der Harnröhre beim Weibe mit 


Anlegung einer Witzel’schen Schrägfistel. Inaug.-Diss. Kiel. 


. Scholtz, Ueber den Prolaps der weiblichen Urethra. Mittheilungen a. d. 


Hamburger Staatskrankenanstalten. Bd. I, Heft 2. 


7. Spietschka, T., Zur Therapie der Gonorrhoe. Arch. f. Dermat. u. Syph. 


Bd. II, Heft 2/3. 


. Ssawanewski, W., Prolaps der Urethralschleimhaut bei Mädchen. Medi- 


cinsk. obosr. Nr. 1. (Krankengeschichte, Statistik, Topographie der weib- 
lichen Blase und Harnröhre.) 
Stark, Zur Behandlung der Blennorrhoe. Monatshefte f. prakt. Derma- 
tologie. Bd. XXV, Heft 12. 

16* 


244 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


80. Strauss, Der heizbare Irrigator mit selbstthätiger Temperatur-Regulirung 
in Verbindung mit einer neuen Bügelhahn-Kanüle zur Behandlung des 
Trippers mittelst Ausspülung mit Kalium permanganicum. Allgem. med. 
Centralzeitung 1895, Nr. 52. (Inhalt aus dem Titel ersichtlich.) 

81. Stumpf, M., Historische Bemerkungen zu dem Vortrage von Klein: 
„Ueber die Anatomie der weiblichen Urethra." Gyn. Ges. zu München, 
Sitzung vom 20. VI. 1895. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supple- 
mentheft, pag. 209 (s. Jahresbericht Bd. IX, pag. 258). 

82. Swindburne, Argonin bei Gonorrhoe. Journ. of Cut. and Gen.-Ur. Dis. 
1896. Heft 8. 

83. Veit, J., Urethrocele. Verhandl. d. deutsch. Ges. f. Gen VII. Kongress. 
Leipzig. pag. 1896. 

84. Wohlgemuth, H., Zur Pathologie und Therapie des Prolapses der weib- 
lichen Urethra. Deutsch. med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 717. 

85. Zydlowicz, L., Argonin, ein neues Antigonorrhoicum. Therap. Wochen- 
schrift, Nr. 6. 


1. Anatomie, 


Pasteau (59) veröffentlicht genaue Untersuchungen über die ana- 
tomischen Verhältnisse der weiblichen Harnröhre, die an Leichen und 
an Lebenden vorgenommen worden sind. Vor allem leugnet er die 
von anderen behauptete leicht gekrümmte oder schiefe Richtung der 
Harnröhre, sondern schreibt ihr bei der stehenden Frau eine ziemlich 
gerade Richtung senkrecht nach unten zu; dennoch hat sie eine Reihe 
von Abweichungen aufzuweisen, jedoch sind diese Abweichungen zu 
gering, als dass sie dem Herausfliessen des Harnas irgendwie erheb- 
licheren Widerstand entgegenzusetzen vermöchten. Die Länge der Urethra 
bestimmte Pasteau an Leichen zu mindestens 25 und höchstens 
37 mm, an Lebenden 28—30 mm. Das Kaliber im ausgedehnten, 
aber nicht dilatirten Zustande wurde zu 8mm Durchmesser oder etwas 
weniger bestimmt. Die Gestalt des Lumens ist die eines abgestumpften 
Kegels mit dem schmäleren Ende nach unten; die Harnröhrenmündung 
ist also die engste Stelle. Durch Längsfalten, die in das Lumen vor- 
springen, wird die Durchschnittsfigur eine sternförmige, allein durch 
diese Falten wird das Lumen niemals verschlossen ; sie bewirken ferner 
die Erweiterungsfähigkeit des Lumen auf 12—13 mm. 


Im Allgemeinen liegt die Harnröhre oberhalb der mittleren Danım- 
Aponeurose und lässt hier zwei Abtheilungen unterscheiden, eine von 
dem quergestreiften Sphinkter umgebene und eine untere sphinkterlose. 
Nach vorne steht die Harnröhre in Beziehung zum unteren Theil der 
Symphyse, von dem sie durch den Plexus Santorini getrennt ist. 
Wenn sie hier bei der Geburt durch den herabrückenden Kopf kom- 


Urethra. 245 


primirt wird, so kann dies nur in ihrem oberen Theile der Fall sein. 
Nach hinten ist die Harnröhre in Verbindung mit der Scheidenwand, 
der sie im unteren Theile näher liegt als gegen die Blase zu. Die 
Ausmündung liegt im Mittel 2 cm unterhalb der Clitoris. Die Form 
der Mündung ist bei jungen Individuen eine sehr enge vertikale Spalte; 
bei Frauen mit geschlechtlichem Verkehr ist sie etwas geöffnet und 
bei Frauen, die geboren haben, rundlich, bei alten Frauen etwas 
klaffend. Bei letzteren ragt sie in die klaffende Vulva vor, bei jungen 
Mädchen liegt sie tief und ist schwer zugänglich. 


Die Schleimhaut zeigt in der Mitte der Hinterwand eine longitu- 
dinale Falte und 3—4 gleiche auf den Seiten; dieselben sind durch 
von der Blase herabsteigende Längsmuskeln bewirkt. Dazwischen ist 
ein Faltensystem von schiefen und queren Falten vorhanden, jedoch finden 
sich Querfalten im oberen Theil der Harnröhre nicht. Zwischen den Falten 
finden sich Schleimhaut-Vertiefungen, den Morgagni’schen Lakunen 
des Mannes entsprechend; am Grunde einiger dieser Lakunen öffnen 
sich die Urethraldrüsen. 


Die Schleimhaut trägt ein geschichtetes polymorphes Epithel, dessen 
tiefe Schicht aus cylindrischen, mit der Längsachse senkrecht gegen das 
Kanallumen gerichteten Zellen mit tief sitzenden Kernen besteht. Die 
oberflächliche Schicht besteht aus mehreren Lagen polyedrischer Zellen. 
Pflasterzellen hält Pasteau für pathologisch, auch an dem untersten 
Theile der Hinterwand, wo sie von früheren Forschern für normal 
gebalten wurden; sie finden sich in kindlichen Harnröhren nicht. 
Die eigentliche Mukosa besteht aus einer Bindegewebsschicht, die in 
die sehr lockeren Bindegewebsschichten der Submukosa übergeht. Bei 
älteren Frauen finden sich in der Gegend der Harnröhrenmündung mit 
den Längsfalten parallel gestellte 1 mm hohe Papillen und Drüsen- 
mündungen. 

Die Muskularis besteht aus inneren longitudinalen glatten Fasern, von 
denen zwei von den Uretermündungen ihren Ursprung nehmen und bis 
zur äusseren Harnröhrenmündung sich verschmächtigend verlaufen. Nach 
aussen umgeben glatte Ringfasern die ganze Harnröhre, welche den 
glatten Sphinkter darstellen. Zwischen den Muskelfasern verlaufen die 
Venen, welche sich nur an der äusseren Mündung anhäufen. 


Der quergestreifte Sphinkter zerfällt in einen oberen und einen 
unteren Theil, von dem der erstere ein vollständig geschlossener, der 
letztere einen hinten offenen Ring bildet. Der erstere steigt beinahe 
bis zur Mitte der Harnröhre herab. 


246 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Die Arterien stammen aus der A. pudenda interna, den Aa. vesicales 
und vaginales; die Venen münden in den benachbarten Plexus, die 
Lymphgetfässe, die besonders gegen den Blasenhals leicht zu injiziren 
sind, in die seitlichen Becken- und tbeilweise in die Leistendrüsen. 
Die Nervenäste stammen von den N. pudendis internis und dem Plexus 
hypogastricus und geben sensitive, muskuläre und vaskuläre Zweige ab. 

Klein und Groschuff (40) haben in den Harnröhren junger 
Mädchen von 1—3 Jahren die von Mayer beschriebenen intraepithe- 
lialen Drüsen in grosser Anzahl nachgewiesen. Ueber ihre Funktion 
werden keine Angaben gemacht. 


2. Entwickelungsfehler. 


Rasch (63) schliesst sich bezüglich der Definition der Epispadie 

und ihrer Unterscheidung von der subsymphysären Blasenspalte der 
Erklärung und Eintheilung von Durand an, wonach es auf die An- 
wesenheit eines Sphincter vesicae ankommt, ob ein Fall als Epispadie 
oder als subsymphysäre Blasenspalte mit Epispadie anzusehen sei. Ein 
als Uebergang von Epispadie 3. Grades zu subsymphysärer Blasen- 
spalte zu deutender Fall bei einem 2jährigen Kinde, bei welchem die 
vordere Kommissur der Labien gespalten war und die vordere Wand 
der Harnröhre bis zum Sphinkter fehlte, der Sphinkter selbst zwar 
grösstentheils nicht funktionirte, aber doch rudimentär vorhanden war, 
wird aus der Wölfler’schen Klinik mitgetheilt. Die Operation wurde 
in der Weise ausgeführt, dass unterhalb der Symphyse ein nach unten 
konkaver, halbmondförmiger Schnitt bis zum Blasenhals geführt, dann 
am Blasenhals zur Verengung desselben und zum Zweck der Vereini- 
gung getrennter Sphinkterfasern quere Nähte gelegt wurden. Hierauf 
wurde die so gebildete vordere Harnröhrenwand nach seitlicher An- 
trischung der hinteren Harnröhrenwand mit dieser vereinigt, und ober- 
halb der neugebildeten Harnröhrenmündung die gespaltene Clitoris und 
die vordere Kommissur der Labien mit einander vernäht. Es kam zur 
Kontinenz, nur die beiden Clitoris-Hälften wichen wieder etwas aus- 
einander. - 
Bezüglich der Entstehung dieser Missbildung steht Rasch auf 
dem Boden der Reichel’schen Anschauung (s. Jahresbericht Bd. X, 
pag. 296), wonach diese Verbildung nicht auf Berstung der Harnwege, 
sondern als Hemmungsbildung und zwar als Folge des vollkommenen oder 
theilweisen Ausbleibens der Verschmelzung der Ränder der Primitiv- 
rinne zum Primitivstreifen in dem hinter der Aftermembran gelegenen 
Abschnitte beruht. 


Urethra. 24, 


Schliesslich besprichtt Rasch 19 aus der Litteratur gesammelte 
Fälle bezüglich ihrer Klassifizirung und der Therapie. (Eine „Obser- 
vation personelle“ von Nunez — Pariser These 1882 — wird dabei 
irrthümlicher Weise stets als von einem Autor Namens „Personelle“ 
angeführt!) 


3. Erworbene Gestalt- und Funktionsfehler. 


Abraham (1) veröffentlicht einen Fall von urethraler Inkonti- 
nenz in Folge Erweiterung der Harnröhre durch urethralen Coitus bei 
mangelnder Scheide. Nach künstlicher Scheidenbildung wurde die 
Urethra in der Ausdehnung von 3cm durch eine Naht von 2 Etagen 
von der neugebildeten Scheide aus verengert. 

Fischer (24) modifizirt die von Fest angegebene Operation bei 
urethraler Inkontinenz (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 277) in der Weise, 
dass er die seitlichen vertikalen Incisionen in einer Ausdehnung bis zu 
5 cm bis zur Vagina fortsetzt, dann nach aussen von derselben einen 
Streifen Schleimhaut excidirt, endlich auch unterhalb der Urethra die 
Verbindung von Harnröhre und Vulva und Vagina durchtrennt. Die 
Wunde wird nicht genäht, sondern durch Einlegung von Gazestreifen 
zur Vernarbung gebracht. In 10 Fällen von essentieller urethraler 
Inkontinenz hat Fischer mit vollem Erfolge operir. Die Wirkung 
der Operation besteht darin, dass die Harnröhre von Adhärenzen in 
hrer Umgebung und daher von Verziehungen vollkommen befreit wird. 
Solche Adhärenzen und Verziehungen der Harnröhre hält Fischer für 
lie Ursache der essentiellen und urethralen Inkontinenz. 

Rouffart (69) führte in einem Falle von urethraler Inkontinenz 
mit gutem Erfolge die Drehung der Urethra und Verlegung derselben 
zegen die Clitoris zu (Pousson) aus. Die Inkontinenz war durch 
Dehnung der Urethra in Folge von Steinextraktion aus der Blase ent- 
standen. 

Ueber Prolapsus mucosae urethrae liegen folgende Ar- 
beiten vor. 

Bagot (5) entfernte in einem Falle von Prolapsus mucosae urethrae 
bei einer 50 jährigen Frau die prolabirte Schleimhaut und vernähte den 
Rand der Schleimhaut mit dem Orifiecium externum. Die excidirte 
Schleimhaut zeigte angiomatösen Bau. 

Ewald (23) beschreibt einen Fall von Prolapsus mucosae urethrae 
mit Inkontinenz. Die Dislokation war bei der 56jährigen Frau wahr- 
scheinlech vor 2 Jahren durch einen Stoss gegen den Unterleib ent- 
standen. Selbst nach Reposition des Prolapses war die Urethralmün- 


248 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


dung sehr schwer zu finden. Die Abtragung des Prolapses durch den 
Thermokauter führte zu keiner Kontinenz. Seit dieser Operation besteht 
ein Divertikel; um das Orificium externum findet sich eine Reihe para- 
urethraler Gänge und die Schleimhaut zeigt ein bienenwabenartiges Aus- 
sehen. Kolischer erklärt im vorliegenden Falle die Divertikelbildung 
durch Zurückrutschen des Schleimhautringes nach der Thermokauteri- 
sation. 


Reubold (65) führt den Prolaps der weiblichen Harnröhren- 
schleimhaut auf Wirkung der Bauchpresse bei gelockerter Verbindung 
zwischen Scheide und Harnröhre zurück. Die Lockerung des Ge- 
webes kann entweder durch die Konstitution bedingt oder durch Trauma 
(z. B. Stuprum) bewirkt sein. 


Savaneski (72) beschreibt einen Fall von erbsengrossem Vor- 
fall der Harnröhrenschleimhaut bei einem 6jährigen Kinde. Die Ur- 
sache des Vorfalls blieb unbekannt. Nach Durchführung von vier 
Seidenligaturen wurde der Vorfall blutig abgetragen und die Wunde 
durch die Ligaturen geschlossen; Heilung. 


Scholtz (76) stellt aus dem Hamburger Krankenhause neun 
Fälle von Urethralprolaps bei Frauen zusammen, grösstentheils bei 
jungen Mädchen und bei alten Frauen. Als occasionelle Momente 
wurden Konstipation und Blasenkatarrh mit starkem Harndrang ange- 
geben, jedoch kann die Cystitis auch sekundär sein. Hereditäre An- 
lage wird als grundlegende Ursache zugegeben. Bei Kindern ist der 
Prolaps meist ein tolaler. Die Symptome bestehen in Schmerzen, er- 
schwertem Harnlassen und theilweise in Blutungen; in einigen Fällen 
war es zu Gangrän des Vorfalles gekommen. In sieben Fällen wurde 
der Prolaps von Kümmell operirt und zwar viermal mit dem Paquelin 
und dreimal mittelst Schere abgetragen. Nach der Operation wird ein 
Dauerkatheter eingelegt. Alle Fälle wurden geheilt. 


Wohlgemuth (84) verfuhr in einem Falle von Prolaps der 
Harnröhrenschleimhaut bei einem 5jährigen Kinde nach dem Vorgange 
von Israël (veröffentlicht von Holländer, s. Jahresbericht Bd. X, 
pag. 274) in der Weise, dass er bei kirschgrossem Prolaps unter Lei- 
tung einer Hohlsonde mit dem Paquelin radiär in der Längsrichtung 
der Harnröhre verlaufende Streifen durch die ganze Dicke der Schleim- 
haut branute. Die Narbenretraktion bewirkte in zwei Wochen eine 
Verkleinerung des Prolapses um die Hälfte und durch eine zweite 
gleiche Applikation wurde der Prolaps völlig beseitigt. Wohlgemuth 
empfiehlt dieses Verfahren namentlich bei kleineren Prolapsen beson- 


Urethra. 249 


ders deshalb, weil es die Einlegung eines Verweilkatheters entbehrlich 
macht. 

Bezüglich der Aetiologie legt Wohlgemuth das Hauptgewicht 
auf die Anstrengung der Bauchpresse, welche bei wiederholter oder be- 
sonders intensiver Wirkung, sowie bei Elasticitätsverlust der Gewebe 
durch Anämie, Skrophulose etc. den vorübergehenden Prolaps in einen 
bleibenden verwandeln kann. In dem von ihm operirten Falle war der 
Prolaps auf Keuchhusten zurückzuführen. 

Comby (18) empfiehlt bei Prolapseen der Urethralschleimhaut, 
wie sie in Folge gonorrhoischer Vulvovaginitis entstehen, die Aetzung 
mit Argentum nitricum; gelegentlich kann operatives Eingreifen erfor- 
derlich sein. Die gleichzeitig vorhandene Cystitis schwindet meist bei 
exspektativer Behandlung. 

Die Divertikel der Harnröhre und die Urethrocele be- 
handeln folgende Arbeiten: 

Coe (17) exstirpirte bei einem zwei Wochen alten Kinde ein wein- 
beerengrosses Divertikel der Harnröhre, welches sich aus der Vulva 
hervorgedrängt hatte. Ob es sich um ein wirkliches Divertikel gehan- 
delt hat, ist jedoch nach der gegebenen kurzen Beschreibung nicht 
sicher. 

Josephson (34) hat bei einer 34 jährigen Frau eine pflaumen- 
grosse, mit der Urethra kommunizirende Cyste von der Scheide her ent- 
fent. Dieselbe war mit Flimmerepithel ausgekleidet und an einer 
Stelle fand man eine 5 mm lange drüsenförmige Einsenkung. Die 
Cystenwand bestand aus Bindegewebe und glatten Muskelfasern. Verf: 
benennt die Geschwulst ein Kystadenom, das er aus Ueberresten des 
Wolff’schen Organs entstanden ansieht. Die Kommunikation war 
sekundär durch Durchbruch in dieselbe entstanden. Verf. beschreibt 
dann eine bei einer anderen Patientin beobachtete wahre Urethrocele, 
stellt 40 Fälle von diesem Leiden aus der Litteratur zusammen und 
giebt, hierauf gestützt, eine Uebersicht über die Pathologie, Symptoma- 
tologie, Diagnose und Therapie der wahren und falschen Urethraldiver- 
tikeln. (Leopold Meyer.) 

Veit (83) beobachtete eine Urethrocele mit zwei Oeffnungen in 
die Urethra; die Cyste wie ihre Ausführungsgänge zeigten Plattenepithel. 
Veit hält diese Create für eine Cyste des Gartner’schen Ganges. 


4. Entzündungen und Strikturen. 


Lappe (44) fand unter 694 an Gonorrhoe leidenden Prostituirten 
die Urethra allein 334 mal, Urethra und Cervix 247 mal, Urethra 


2) Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


und Bartholin’sche Drüsen 15mal, Urethra, Cervix und die Bar- 
tholin’sche Drüsen 22mal, Urethra und Anus 1mal, Uretbra, 
Cervix und Rektum 2 mal, Urethra, Cervix, Bartholin’sche Drüsen 
und Rektum 1 mal erkrankt. Es war also die Urethra nur in 72 Fällen 
(= 10,4°'o) frei von Erkrankung. Die Urethritis gonorrhoica ist prog- 
nostisch günstig, weil die Harnröhre der Frauen die Anwendung starker 
gonokokkentödtender Mittel erlaubt, von welchen (unter Jadassohn) 
Ichthyol, Silbernitrat, Argentamin, Argonin und Actol zur Anwendung 
kamen. 


Hammer (29) legt beim Nachweis der Gonorrhoe weniger auf 
die Gonokokken als auf die im Sekret vorhandenen Eiter- und Epithel- 
zellen Gewicht und glaubt, dass nur die mehrmalige vollständige Ab- 
wesenheit der Eiterzellen das einzig zuverlässige Kriterium für die 
Heilung der Urethralgonorrhoe bilde. 

Nach Litlehatschew und Orlow (47) lokalisirt sich der Go- 
nococcus am häufigsten in der Cervix uteri, in der Harnröhre und in 
den Bartholin’schen Drüsen; in den periurethralen Drüsen kann er 
sich besonders lange erhalten. Der Gonococcus ist pyogen. 

Bodenstein (10) glaubt, dass die gonorrhoische Infektion der 
weiblichen Harnröhre nicht primär erfolgt, sondern meist nur sekundär 
durch den aus der primär erkrankten Cervix herunterfliessenden infek- 
tiösen Ausfluss. 


Dudley (20) erklärt die Lokalisation entzündlicher Erkrankungen 
in der Urethra für ein pathognomonisches Symptom des gonorrhoischen 
Charakters entzündlicher Vorgänge in den inneren Genitalien. 


Fritsch (25) macht darauf aufmerksam, dass bei gonorrhoischer 
Infektion im Wochenbett die Urethra häufig frei von Erkrankung und 
ihr Sekret ohne Gonokokken gefunden werden kann. 


Róna (68) erklärt die Urethra neben der Cervix als häufigsten 
Sitz der gonorrhoischen Infektion, und zwar sind meist beide Kanäle 
gleichzeitig erkrankt. Die Vulvitis in ein Folge2ustand, der gonorrhoi- 
schen Urethritie. 


Hartmann und Reymond (30) beobachteten in zwei Fällen 
Erkrankungen der periurethalen Gänge; in einem Falle handelte es 
sich um gonorrhoische Infektion, im zweiten Falle enthielt der linke 
Gang Eiter, der rechte war in einen Abscess verwandelt. Dieser wurde 
in toto exstirpirt; die Schleimhaut zeigte die Struktur des Endtheils 
der Urethra, nach welchem Befunde Verff. die drüsige Natur dieser 
Gebilde ausschliessen. 


Urethra. 251 


Kolischer (41) bezeichnet als eine der häufigsten Residualerschei- 
nungen nach Ablauf der akuten Gonorrhoe des Weibes das Bestehenbleiben 
einer Urethritie, zu deren schwersten Arten jene gehören, die zu Ge- 
schwürshildungen auf der Harnröhrenschleimhaut führen. Die medika- 
mentöse Behandlung dieser Erkrankungsformen besteht, weil die Ein- 
führung eines Endoskop’s zu empfindlich ist, in der Einführung von 
Jodoform- oder Silbernitrat-Stäbehen. Wenn diese durch Zufügen 
von Wachs weniger zerfliesslich gemacht worden sind, so können 
Wachstropfen in die Blase gelangen, hier Beschwerden erzeugen und 
sich als Fremdkörper an die Blasenwand ansetzen. Es sollen daher 
solche Stäbchen nie länger als 4 cm lang hergestellt und nur unmittel- 
bar hinter das Orificium externum eingeführt werden. Ein von der 
Vagina aus eine Minute lang ausgeübter Druck bewirkt dann, dass 
das Stäbchen an die Schleimhaut adhärirt und nicht mehr vorschlüpft. 

Die Behandlung der Gonorrhoe wird in folgenden Arbeiten 
erörtert. 

Galewski (26) befürwortet bei akuter Gonorrhoe die Spülmethode 
nach Janet und zwar mit. schwachen Silberlösungen (von 1: 2000 an). 

Krösing (43) wandte bei frischen Gonorrhoen das Argonin und 
das Argentamin (Aethylendiamin-Silberphospat) an und sah unter An- 
wendung beider Mittel die Gonokokken in zehn Tagen verschwinden. 

Newton (54) erklärt Argentamin und Argonin in der Gonorrrhoe- 
Behandlung dem Silbernitrat nachstehend. 

Gordon (28) empfiehlt zur Behandlung der Urethral-Gonorrhoe 
Injektionen von 0,1°/o Argentamin-Lösung, welche starke Gonokokken 
tödtende Wirksamkeit besitzt. 

Bellini (8) hat von Argentamin-Irrigationen (1 : 5000—1 : 4000), 
bessere Resultate gesehen als von Kaliumpermanganat - Bebandlung. 
Aber auch Argentamin bleibt manchmal erfolglos. 

Aschner (3) empfiehlt bei Urethral-Gonorrhoe das Argentamin 
(1 :250—1 : 2000), welches tiefer in die Schleimhaut eindringt als 
andere Silberpräparate und die Gonokokken in 10—12 Tagen zum Ver- 
echwinden bringt, nachdem sie schon früher ihren aggressiven Charakter 
verloren haben. 

Zydlowicez (85) giebt an, dass das Argonin binnen kurzer Zeit 
die Gonokokken vernichtet; das Mittel, welches in jedem Stadium der 
Gonorrhoe zur Anwendung kommen kanu, verursacht keinerlei Reiz- 
erscheinungen. Die Behandlung wird sistirt, wenn bei 3—5maliger Unter- 
suchung, in dreitägigen Zwischenräumen ausgeführt, keine Gonokokken 
mehr gefunden werden 


252 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Swindburne (82) wandte bei akuter wie bei chronischer Urethritis 
das Argonin in 2—10PJoiger Lösung an; das Mittel ist reizlos, tödtet 
die Gonokokken und vermindert Ausfluss und Entzündung. 

Nach Jadassohn (33) tödtete das Argonin in 1!/a—2PJoiger 
Lösung die Gonokokken rasch ab, so dass das Mittel bei Urethral- 
Gonorrhoe sehr empfohlen wird. 

Christian (16) rühmt das Argonin in 1—10/oiger Lösung als 
völlig reizloses Mittel, das die Gonokokken prompt tödtet, auf die 
nach Abtödtung der Gonokokken bestehen bleibende katarrhalische Ent- 
zündung der Schleimhaut aber wenig Einfluss hat. 

Nach Baltz (6) bringen 3—7,5%/oige Argonin-Lösungen die 
Gonokokken in durchschnittlich drei Wochen zum Verschwinden. 

Benario (9) führt als neues Antigonorrhoicum das Protargol, 
eine Verbindung von Silber mit einem Proteinstoff in die Praxis ein 
und veranlasste in Folge günstiger Beobachtungen bei Urethralgonorrhoe, 
wonach das Mittel sich als vollkommen reizlos erwies und dieGonokokken 
in kurzer Zeit tödtete, die weitere Prüfung desselben durch 

Neisser (52). Reizerscheinungen wurden bei Anwendung von 
!a—1°/oigen wässerigen Lösungen auch von dem letztgenannten Autor 
niemals beobachtet. 

Ruggles (70) bestätigt nach Beobachtungen an der Poliklinik 
von Frank und Lewin die prompte Gonokokken tödtende Wirksam- 
keit des Protargol’s welches dem Argonin auch deshalb überlegen 
ist, weil es leichter löslich und die Lösung haltbarer ist. Dagegen 
scheint es eine antiseptische Wirkung zum Zweck der Heilung oder 
Prophylaxe einer Sekundär-Infektion nicht zu besitzen. 

Auch Barlow (7) bestätigt die günstige Wirkung des Protargol’s 
bei akuter Urethritis und fand, dass !/s—1°/oige Lösungen niemals 
Reizerscheinungen hervorriefen. 

Nach Schäffer (74) besitzt unter den Silberverbindungen besonders 
das Aethylendiaminsilberphosphat (Argentamin) den Gonokokken gegen- 
über in hohem Grade eine abtödtende Kraft. 

Spietschka (77) berichtet über die auf der Pick’schen Klinik 
übliche Gonorrhoe - Behandlung mit Behring’scher Silberlösung 
(1 Gramm frisch gefälltes Silberchlorid durch 10—15,0 unterschweflig- 
saures Natron in Lösung gehalten). Die zur Irrigation benutzten Lösungen 
waren 1:2000 bis 1:7500. In einigen Fällen wurde eine rasche 
günstige Wirkung beobachtet, in der Mehrzahl der Fälle aber war der 
Erfolg gering oder es traten starke Reizerscheinungen auf. 


Urethra. 253 


Ueber die Resultate mit Airol berichtet 

Epstein (22), der mit Injektionen mit 10®/oiger Airol-Emulsion 
gute Erfolge erzielte. 

Neumann (53) sah von der Anwendung einer 10°/oigen Airol- 
glycerin-Emulsion günstige Erfolge bei Urethral-Gonorrhoe. 

Legueu u. Lévy (46) wollen nach Injektionen einer Airol-Emulsion 
(20:150 Glycerin und 50 Wasser) Heilung gesehen haben. 

Howald (31) behandelte akute Urethral-Gonorrhoen mit der 
Airol-Glycerin-Emulsion (2,0 Airol: 5 Wasser und 15 Glycerin) und 
beobachtete, dass die Gonokokken nach durchschnittlich 2,5, die Sekretion 
nach 4,8 Injektionen verschwanden. 

Dagegen hat Stark (79) bei der Behandlung der Urethral-Go- 
norrboe mit Airol keine zufriedenstellende Resultate erzielt; als Begleit- 
erscheinungen traten Aufregung, Schmerzen, Schnupfen und Lidödem 
auf. Bessere Resultate gab Ichthyol, die besten dagegen Argonin. 

Chotzen (15) empfieblt zur Behandlung der urethralen und cer- 
vikalen Gonorrhoe Alumnol-Stäbchen (Zusammensetzung: 0,25 Alum- 
nol, 2,0 Amyl. oryz., 3,0 Zucker, 0,5 Unguentum Glycerin., 3 Tropfen 
Mucilago und 8 Tropfen dest. Wasser; hieraus 10 Stäbchen zu formen). 

Orloff (56) hat das Formaldehyd allen anderen antigonor- 
rhoischen Mitteln überlegen gefunden. Das Mittel war ad maximum 
in 5°joiger Lösung angewendet. 

Day (19) will von örtlicher Anwendung des Hydrozon (1:10—12 
Wasser) und Glycozon (mit Glycerin zu gleichen Theilen) rasche Ab- 
tödtung der Gonokokken beobachtet haben. 

Duquaire (21) empfiehlt Harnröhren-Injektionen mit einer Mi- 
schung von Methylsalicylat und Bismuthum subnitricum mit flüssiger 
Vaseline (1:20: 100). 

Möhlau (50) empfiehlt bei gonorrhoischer Urethritis Injektionen 
von einer Lösung von je 10g Antipyrin und Tinct. ferr. chlor. 
auf 150—250 g Wasser. 

Marmonier (48) schreibt dem Ichthyol eine intensive gono- 
kokkentödtende Wirkung zu und empfiehlt deshalb bei akuter gonor- 
rboischer Urethritis die Harnröhre mit Wattesonden, die in Ichthyol- 
glycerin (1:5) getaucht sind, auszuwischen. Zugleich soll auch die 
analgesirende und die vasokonstriktorische Eigenschaft des Ichthyols 
zur Wirkung kommen. Da meist zugleich die Vagina Sitz gonorrhoi- 
scher Infektion ist (? Ref.), sollen zugleich auch Ichthyol-Tampons in 
die Scheide eingeführt werden. 


254 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Ilnisky (35) empfiehlt bei akuter und chronischer Urethral- 
Gonorrhoe das Ichthyol in 2—3°/o igen Einspülungen und das Unguen- 
tum Hydrarg. cin. in Suppositorien zu 0,06 und als Salbe zum Be- 
fetten der Bougies (15,0 zu Lanolin und Ung. Parafin ag 8,0). 

Auch nach Hammer’s (29) Erfahrungen giebt die Behandlung 
der gonorrhoischen Urethritis mit Ichthyol gute Resultate. 

Robbe (67) empfiehlt bei akuten und chronischen Entzündungen 
der Harnröhre und Blase Ausspülungen mit Chromsäure 0,25°/oo. 
Bei unempfindlichen Kranken kaun bis 0,5 °/o» gestiegen werden, jedoch 
können bei Anwendung dieser Konzentration leichte Blutungen entstehen. 

Piery (61) fand bei gonorrhoischer Urethritis die Anwendung der 
Kohlensäure in statu nascendi als nicht befriedigend, dagegen als 
sehr günstig bei Scheidengonorrhoe. 

Collart (12) empfiehlt bei Gonorrhoe Harnröhreninjektionen von 
36° R., bei welcher Temperatur nach Neisser die Gonokokken ge- 
tödtet werden. Bei grosser Empfindlichkeit soll vorher Kokain injizirt 
werden; übrigens erträgt die weibliche Harnröhre eine beträchtlich höhere 
Temperatur als die männliche. 

Niebergall (55) bestätigt für die Janet’schen Kaliumper- 
manganat-Spülungen das schnelle Verschwinden der Gonokokken, 
auf welche wahrscheinlich ein spezifischer Einfluss durch Hervorbringung 
einer serösen Reaktion stattfinde. 

Goldberg (27) fand das Kaliumpermanganat bei Urethralgonorrhoe 
indizirt bei Vorhandensein von Gonokokken, kontraindizirt dagegen bei 
akuter Entzündung; das Mittel beseitigte in 95°/o der Fälle die Gono- 
kokken dauernd und zwar meist in 1—2 Wochen. Die Art der Wirkung 
ist theils eine mechanisch durch die Spülungen hervorgerufene, theils eine 
chemische oder vielleicht auch eine spezifisch antigonorrhoische. An- 
gewendet wurden Lösungen von 1:3000—1: 1000. 

Charpentier (14) sucht die heilende Wirkung des Kaliuimper- 
manganats bei gonorrhoischer Urethritis nicht nur durch die mikrobicide 
Eigenschaft des Mittels zu erklären, sondern auch damit, dass unter 
dem Einfluss desselben die Harnröhrenschleimhaut verändert wird. Seine 
Beobachtungen beziehen sich nur auf die männliche Harnröhre. 

Casper (13) nennt als beste die Gonokokken tödtende Substanzen 
das Thallin, das Kaliumpermanganat und dasSilbernitrat; 
Argonin und Argentamin stehen diesen Mitteln nach. 

Moore (51) empfiehlt neben der Anwendung lokaler Mittel die 
innere Darreichung von Methylenblau, welches durch die Nieren 
ausgeschieden und lokal abtödtend auf die Gonokokken wirkt. 


K 


Urethra. 255 


Asmus (4) empfiehlt bei akuter Gonorrhoe Injektionen einer wässe- 
rigen Kreosot-Emulsion (2—10°/oo). 

von Schäffer (73) konnte durch Injektion von Gonokokken- 
toxinen bei Urethritis chronica ohne Eitersekretion eine akute Eiterung 
hervorrufen, die aber bald wieder verschwand. Er glaubt, dass auf 
diese Weise auf chronische Urethralgonorrhoen günstig eingewirkt wer- 
den könne. 

Isaak (37) empfiehlt zur Behaudlung der Urethralgonorrhoe die 
Anwendung von Medikamenten in Salbenform, die durch einen Salben- 
halter und Katheter injizirt werden. Namentlich wird eine protrahirte 
Wirkung der Medikamente in dieser Form betont. 

Paoli (58) betont die relative Häufigkeit der Lokalisation der 
Tuberkulose, wenn sie die äusseren Genitalien befällt, an der Harn- 
röbrenmündung. 

Skene (a. 11) beschreibt zwei Fälle von Herpes auf der Harı- 
röbrenschleimhaut, beide wohl in Folge von Malaria-Infektion. In beiden 
Fällen brachte Chinin Erleichterung und in einem wurde durch gleich- 
zeitige Lokalbehandlung mit Kokain und Jodoform Heilung erzielt. 

Die Strikturen der weiblichen Harnröhre werden von 
Pasteau (59) in zwei Gruppen eingetheilt, in angeborene und in er- 
worbene. Die ersteren können tief oder ganz oberflächlich sitzen, je 
nachdem eine Stelle des in die Cloake herabwachsenden und sie theilen- 
den Gewebsfortsatzes mit der gegenüberliegenden Blasenwand verwächst. 
Auch sekundär können intrauterine Verklebungen der anfänglich gut 
entwickelten Harnröhre, welche dann an der äusseren Harnröhrenmün- 
dung sitzen, vorkommen. In diesen Fällen kann die Harnröhre von 
oben her stark erweitert werden, so dass die verschlossene Harnröhren- 
mündung mit den umgebenden Gebilden, besonders der Clitoris, stark 
vorspringt, wie ein abgebildeter Fall beweist. Die erworbenen Strik- ` 
turen entstehen entweder durch chronische gonorrhoische, seltener nicht- 
gonorrboische Entzündung oder durch Verletzungen, besonders während 
der Geburt bei starrem Vaginalrohr oder durch masturbatorische oder 
chirurgische Verletzungen der Harnröhre, oder endlich durch Ver- 
narbung von Urethral-Schankern. 

Die Häufigkeit der Harnröhrenstrikturen beim Weibe wurde bis- 
her unterschätzt. Allerdings ist die Kürze und Weite des Kanals un- 
günstig für die Entstehung einer Striktur, aber sie kommen deshalb 
weniger zur Beobachtung, weil ihre Erscheinungen häufig den Frauen 
verborgen bleiben. Die von Hermann aufgestellten senilen Strikturen 
hält Pasteau für von früher her bestehende, latent gebliebene Strik- 


256 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


turen, die erst bei eintretender seniler Blasen-Sklerose Erscheinungen 
zu machen anfıngen. Im Ganzen konnte Pasteau 112 Fälle zusammen- 
stellen und innerhalb eines Jahres 10 Fälle selbst beobachten. 

Die entzündlichen Strikturen machen durchschnittlich früher Er- 
scheinungen als beim Manne, weil die Blase des: Weibes muskelschwächer 
ist; im Mittel kommen die Erscheinungen mit 37 Jahren zur Beob- 
achtung. Die traumatischen Strikturen machen im Mittel 6!/s Jahre 
nach der betreffenden Entbindung beziehungsweise !/s—2 Jahre nach 
dem chirurgischen Eingriffe Erscheinungen. 

Der Sitz der Strikturen ist bei Entstehung einer chronischen Ent- 
zündung und nach Entfernung von Polypen am häufigsten im untern 
Theil der Harnröhre, während die durch Geburtstraumen bewirkten Strik- 
turen im Sphinktertheile ihren Sitz haben. Entweder ist nur eine Strik- 
tur vorhanden oder es sitzen mehrere über einander. Ihre Gestalt kann 
klappenförmig, ringförmig (kongenitale Strikturen), faltenförmig, halb- 
ringförmig etc. sein. Ebenso ist der Grad der Verengerung ein sehr 
verschiedener bis zur vollständigen Obliteration, in welchem Falle ge- 
wöhnlich über der Obliteration eine Harnröhren-Scheiden- oder Blasen- 
Scheiden-Fistel besteht. Oberhalb der Striktur ist die Harnröhre er- 
weitert und es kann hier zur Bildung einer Urethrocele kommen. Unter 
der Striktur ist die Harnröhre häufig der Sitz polypöser Exkrescenzen, 
die einfach entzündlicher Natur sind und durch das Abträufeln des 
Harns nach dem Harnlassen entstehen, wie sie auch sonst bei Inkon- 
tinenz und Urethrocele hervorgerufen werden. 

Der histologische Befund ergiebt bei Strikturen entzündlichen Ur- 
sprungs eine Verdickung des Epithels, dessen oberste Schichten sich 
abplatten, ferner in der Mukosa und Submukosa kleinzellige Infiltration 
und Vermehrung der Bindegewebsfasern mit Verengerung der Gefässe. 
Die gleichen Veränderungen des Epithels finden sich auf der Schleim- 
baut oberhalb und unterhalb der strikturirten Stelle. Die Epithelver- 
änderung lässt sich als das erste Stadium der chronischen entzündlichen 
Irritation ansehen, die Veränderungen der Mukosa und Submukosa, die 
schliesslich zur Striktur führen, als das Endstadium, das als eine wahre 
sklerosirende Urethritis zu bezeichnen ist. Der Lieblingssitz 
aller dieser Veränderungen ist die hintere Urethral-Wand und zwar 
am häufigsten unmittelbar oberhalb der Harnröhrenmündung, welche 
Stelle am meisten und intensivsten mit den abfliessenden virulenten 
Flüssigkeiten in Berührung kommt. Wie bei Strikturen der männlichen 
Harnröhre finden sich auch hier in den oberen Harnwegen mehr oder 
weniger ausgeprägte Veränderungen. 


Urethra. 257 


Im Anfange ihres Bestehens bleiben die Strikturen gewöhnlich 
lang ohne Symptome oder es besteht höchstens eine leichte Empfind- 
lichkeit beim Harnlassen oder ein häufigerer Harndrang. Eines der 
ersten Symptome ist der Schmerz während des Harnlassens oder nach 
demselben; derselbe strahlt vom Hypogastrium beiderseits gegen die 
Hüften und nach den Lendengegenden aus. Sehr häufig tritt ferner 
häufigerer Harndrang auf, der stärker hervortritt je nach dem Grade 
der Blasen-Infektion. Ein wichtiges Symptom ist die Behinderung der 
Harnentleerung unter starkem Drängen und Unterbrechung des Harn- 
strahla. Die Veränderungen der Stärke und Form des Harnstrahls 
ind dieselben wie bei Strikturen der männlichen Harnröhre, nur fallen 
sie hier weniger ins Gewicht, weil es der Frau unmöglich ist, ihren 
Harnstrabl zu beobachten. 

Von allgemeinen Symptomen sind besonders nervöse und hyste- 
mide Erscheinungen zu nennen; Fieber, Abmagerung etc. bestehen nur 
bei gleichzeitigem Vorhandensein von Komplikationen. 

In klinischer Beziehung lassen sich drei Stadien unterscheiden ; 
ein erstes Stadium, das symptomlos oder ohne besonders hervortretende 
Symptome verläuft, ein zweites — Stadium der Dysurie — bis zum 
Auftreten der gewöhnlichen Komplikationen, und ein drittes, das durch 
die bei jeder Striktur schliesslich auftretenden Komplikationen modi- 
fzirt ist. Diese Komplikationen bestehen in Retention und allgemeiner 
Infektion. Die Retention ist anfangs eine nur unvollständige, wird 
aber bei Gelegenheit irgend einer Kongestion zu den Beckenorganen in 
Folge allmählicher Abschwächung der Muskelkraft der Blase eine akute 
und vollständige. In Folge der Retention können Urethral- und Blasen- 
Scheiden-Fisteln entstehen. Die häufigste und gefährlichste Komplika- 
tion ist die Infektion der Blase und der höher gelegenen Theile des 
Hamtraktus; sie kommt ebenso zu Stande wie beim Manne., 

Da die Kranken fast stets mit bereits sehr ausgesprochenen Sym- 
ptomen, ja mit den genannten Komplikationen zum Arzte kommen, so 
gründet sich die Diagnose zunächst auf die Schmerzen, den vermehrten 
Drang, den Nachweis von Residualharn und etwaige Erscheinungen von 
Cystitis. Die objektive Untersuchung der Harnröhre hat auf die An- 
wesenheit von Polypen zu achten, oberhalb welcher die Striktur sitzen 
kann, und die Sondenuntersuchung und die Endoskopie zu Hilfe zu 
nehmen. Um Retention und Blasenreizung aus anderer Ursache aus- 
schliessen zu können, müssen die inneren Genitalien einer genauen 
Untersuchung unterworfen werden. Endlich ist noch der Zustand der 
Blase, der Ureteren und der Nieren festzustellen. 

Jehresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 17 


258 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Die Prognose ist bei jüngeren Personen günstig, bei älteren un- 
günstig; bei achon vorbandener Infektion hängt die Prognose von dem 
Grade und der Ausdehnung derselben ab. 


Zur Behandlung eignet sich in den meisten Fällen die langsame 
Dilatation, welche so vorsichtig als möglich gemacht werden muss. 
Man soll mit einem bequem durchgleitenden Bougie beginnen und die 
Sitzungen höchstens jeden 2. Tag wiederholen und nicht länger als 
2—3 Minuten dauern lassen. Längere Dilatation würde zu Recidive 
und noch stärkerer Verengerung führen. Bei sehr engen Strikturen 
ist die permanente Dilatation am Platze, indem das nicht zu grosse 
Bougie nach der Einführung fixirt wird. Ist die Dilatation so ein- 
geleitet, so soll das erste Verfahren, die langsame metbodische Dila- 
tation sich anreihen. Das liegen bleibende Bougie darf nicht bis in 
die Blase hinein ragen. Bei sehr harten Strikturen kann die Urethro- 
tomia interna indizirt sein, wozu Pasteau eine Modifikation des 
Maisonneuve’schen Urethrotom’s benützt. Nach der Urethrotomie 
soll ebenfalls die Dilatation bis auf Nr. 50—55 Béniqué vorgenommen 
werden. Sitzt die Striktur an der äusseren Harnröhrenmündung, so 
kann sie mit einem einfachen Bistouri incidirt werden. Ist die Urethro- 
tomie wegen zu enger Striktur unmöglich, so kann die forcirte Dila- 
tation nothwendig werden. Die Elektrolyse hält Pasteau als zu kom- 
plizirt für überflüssig. 

Den Schluss der bemerkenswerthen Arbeit macht eine Zusammen- 
stellung der Kasuistik aus der Litteratur, die bis 1801 zurückgreift, 
an welche sich die Mittheilung von 2 von Albarran, je einem von 
Michon und Janet und 12 vom Verf. selbst auf der Gujon’schen 
Klinik beobachteten Fällen anschliesst. 


5. Harnröhrenblutungen. 


Die Unterscheidung zwischen Blasen- und Harnröhrenblutungen 
bei Frauen ist nach Kolischer (42) am besten durch die Endoskopie 
der Harnröhre zu treffen. Harnröhrenblutungen können durch Neu- 
bildungen und durch Gonorrhoe hervorgerufen werden. Bei der letz- 
teren können sich Geschwüre nnd kleine Exkrescenzen — Angiome — 
bilden, welche leicht buten. Auch durch Behandlung der akuten 
Urethral-Gonorrhoe mit zu harten Stäbchen können Blutungen hervor- 
gerufen werden. 


Urethra. s 259 


6. Neubildungen. 


Reynolds (66) macht in Fällen von Reizerscheinungen der Blase 
und Cystitis auf die Möglichkeit gleichzeitig bestehender Urethral-Polypen 
aufmerksam und fordert auf, die Harnröhre sorgfältig zu untersuchen. 
Er theilt als Beleg zwei Fälle mit; in dem einen fand sich am Orificium 
internum urethrae eine ®/s Zoll lange polypöse Prominenz, welche ab- 
getragen wurde, und im zweiten waren fransenartige Vorsprünge an 
der gleichen Stelle zu sehen, welche durch Aetzung entfernt wurden. 
In beiden Fällen waren Reizerscheinungen und entaündete Stellen an 
der Schleimhaut des Trigonum’s und an der Mündung der Ureteren 
nachweisbar. Die Entfernung der polypösen Exkrescenzen in der Urethra 
hatte in beiden Fällen eine erhebliche Besserung und Verminderung 
der Reizerscheinungen von Seiten der Blase zur Folge. 

Perrault (60) beschrabt 10 Fälle von Polypen der weiblichen 
Harnröhre, die er für Angiome erklärt; sie entstehen durch Reize ver- 
schiedenster Art, welche eine urethrale Kongestion zur Folge haben. 
Die Behandlung bestehe in Abtragung mit oder ohne nachfolgender 
Kauterisation. 

Ousset (57), welcher fünf einschlägige Fälle veröffentlicht, erklärt 
diese Gebilde für Angiopapillome. Da sie niemals spontan verschwin- 
den, sind sie zu entfernen und zwar empfiehlt Ousset hierfür die von 
Chalot geübte elliptische Excision nach vorausgegangener Dilatation 
der Harnröhre; die Wunde wird schliesslich nicht geätzt, sondern durch 
die Naht vereinigt. 

Repiton-Pr&neuf (64) unterscheidet indolente und schmerzhafte 
Harnröhrenpolypen. Die Schmerzhaftigkeit häugt weder von dem Sitz 
noch von der Grösse der Gebilde ab, auch wurden niemals Nerven- 
elemente in denselben gefunden. Auch er empfiehlt die Dilatation der 
Harnröhre unter lokaler Anästhesie und dann die Excision der Polypeu 
hart an der Stelle ihrer Implantation. 

Legueu (46) schlägt vor die Incision der weiblichen Harnröhre 
in Fällen, wo dieselbe nothwendig wird, z. B. wegen Polypen, von 
vorne (unter der Symphyse) auszuführen, weil die Incision von der 
Scheide aus leicht zur Fistelbildung führt. In einem Falle hat Legueu 
auf diese Weise mit Erfolg operirt und zahlreiche Polypen entfernt. 
In der Diskussion empfiehlt Forgue dieses Verfahren auch bei Harn- 
röhrenfisteln mit narbiger Fixation der Harnröhre. 

Schmoll (75) berichtet über einen Fall von Plattenepithel- 
Carcinom der Urethra bei einer 53jäbrigen Frau aus der Kieler 
chirurgischen Klinik. Das Careinom wurde bis an den Blasenhals 


17* 


IH Gynäkologie. Krankheiten der Hamorgane beim Weibe. 


excidirt und die Blase von unten geschlossen. Da die Exstirpation 
noch überall im gesunden Gewebe gelungen war, wurde sofort auch 
der Rest des Carcinoms entfernt, womit auch die Ureter-Mündungen 
excidirt werden mussten, und die Blase geschlossen, so dass die Ureteren 
in die Blase sich entleeren konnten. Hierauf wurde oberhalb der 
Symphyse eine intraperitoneale W itzel’sche Schräggfistel im Blasen- 
scheitel angelegt. Es entstand eine mässige Cystitis, die durch Bor- 
spülungen beseitigt wurde. Die Operirte wurde schliesslich mit gut 
funktionirender Fistel entlassen. 


In den Fällen von Bosse (11) und von Sand (71) handelte 
es sich um periurethrale Carcinome. In dem Bosse’schen Falle stellte 
der Tumor eine wallnussgrosse, blumenkoblartig zerklüftete Geschwulst 
dar, die die Harnröhrenmündung umgab und bis 2 cm an die Clitoris 
heranreichte. In dem Sand’schen Falle, in welchem die Entstehung 
der Geschwulst auf ein Trauma zurückgeführt wird, war der Tumor 
in ausgedehnter Weise geschwürig zerfallen und die Ulceration hatte 
auch die Clitoris zerstört; zu beiden Seiten der Harnröhre lagen 
gelappte Tumoren; die Hauptmasse der Geschwulst umgriff eylindrisch 
die Harnröhre und war an der Symphyse und den absteigenden 
Schambeinästen adhärent. Im ersteren Falle konnte der Tumor unter 
Erhaltung des Sphinkter-Apparates noch entfernt werden; der zweite 
Fall war inoperabel. Bosse stellt ausserdem fünf Fälle von echtem 
Urethralcarcinom und 19 Fälle von periurethralem Carcinom aus der 
Litteratur zusammen. 


Kalabin (38) berichtet über einen Fall von periurethralem 
Carcinom mit zweimaliger Recidive nach zweimaliger Operation. Da 
schliesslich der Tumor nicht mehr exstirpirbar war, wurde das Extractum 
Chelidonii majoris innerlich, in parenchymatösen Injektionen und durch 
Bepinselung auf die exulcerirte Stelle der Geschwulst angewendet. Das 
Allgemeinbefinden besserte sich unter dieser Behandlung, ebenso das 
Aussehen der exulcerirten Stelle, dagegen machte die Entwickelung 
des Carcinoms in die Tiefe rapide Fortschritte. Zu bemerken ist 
ferner, dass die Injektionen des Fxtrakts, auch wenn es sterilisirt. 
worden war, heftige Reaktion, bestehend in Schmerzen, Frost und 
Fiebererscheinungen über 40° hervorriefen. 


Price (62) erwähnt einen Fall von maligner Geschwulst an der 
Harnröhrenmündung; dieselbe wurde operativ entfernt. 


Blase. >61 


7. Urethralsteine. 


Michailow (49) entfernte bei einem 12jährigen Mädchen, das 


seit drei Jahren an Harnbeschwerden gelitten hatte, einen 5 cm langen 
Stein von 6 cm Umfang und 12,8 g Gewicht aus der Harnröhre. 


a 


d 


Li 


c) Blase. 


1. Anatomie und Physiologie. 


. Alapy, H., Bemerkungen zu Herrn Dr. Hottinger's Arbeit „Zur Frage 


der Absorptionsfähigkeit der Harnblase“. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- 
u. Sexual-Organe, Bd. VII, pag. 328. 


. Gerota, Ueber die Lymphgefässe der Blase. Anatomischer Anzeiger, 


Bd. XII, pag. 89. 


. Hottinger, R., Entgegnung zu den Bemerkungen des Herrn Dr. Alapy. 


Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexualorgane, Bd. VII, pag. 333. 
Kapsammer, G., u. Pal, J., Ueber die Bahnen der motorischen Inner- 
vation der Blase und des Rektum. Wiener klin. Wochenschr, Bd. X, pag. 
519. 

Lewin, Weitere Versuche über die Beziehungen zwischen Blaseninhalt 
und Nieren. Physiol. Ges. zu Berlin, Sitzung v. 29. X. Deutsche med. 
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 825 und Vereinsbeilage, pag. 225. 

Mayet, Anatomie et chirurgie de la vessie chez l'enfant. Paris, J. B. 
Bailliere. 


. Morro u. Gaebelein, Ueber das Resorptionsvermögen der Harnblase. 


Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XXXII, Heft 1:2. 


. Schlesinger, H., Zur Physiologie der Harnblase. Wiener klin. Wocher- 


schrift, Bd. X, pag. 1029. 


. Versari, R., Recherches sur la tunique musculaire de la vessie et spéciale- 


ment sur le muscle sphincter interne. Ann. des mal. des org. gen.-ur. 
Tom. XV, pag. 1089 ff. 


. von Zeiss|, M., Ueber den Blasenverschluss. Centralbl. f. d. Krankh. 


d. Harn- u. Sexualorgane. Bd. VIII, pag. 412, s. Jahresbericht Bd. X, pag. 
287. 


Versari (9) kommt nach seinen Untersuchungen über den Bau 


der Muskularis der Blase zu folgenden Schlüssen: Der glatte Musculus 
sphincter internus Henle’s besteht und ist gut entwickelt bei erwach- 
senen Männern und Frauen, bei Kindern und bei Neugeborenen (auch 
bei anderen Säugethieren); er unterscheidet sich von der übrigen Mus- 
kulatur der Blase durch die eigenthümliche Anordnung der Muskel- 
fasern, durch deren Kompaktheit und geringere Grösse und durch die 
geringere Entwickelung des intermuskulären Bindegewebee. Beim Manne 


262 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


ist er nach hinten stärker entwickelt als bei der Frau und bei beiden 
Geschlechtern existirt ein Blasenhals, der sich vom oberen bis zum 
unteren Rande des Sphincter internus erstreckt. Dieser Theil der Blasen- 
wand zeichnet sich nicht nur durch den Sphincter internus aus, son- 
dern besteht auch aus radiär und schief verlaufenden Muskelfasern, 
welche zwischen die Sphinkterfasern sich einsenken und denen man den 
Namen Dilatator colli vesicae geben kann. 

An der Blase selbst unterscheidet Versari äussere longitudinale 
Fasern, welche vom Ligamentum pubovesicale und bei Frauen ausser- 
dem von dem Peritoneum der Becken-Aponeurose ihren Ursprung 
nehmen, ferner innere oder plexiforme longitudinale und eirkuläre 
Fasern. Bei Jungfrauen und Nulliparen hat die Blase eine mehr drei- 
eckige Gestalt mit der Spitze gegen den Scheitel zu und der Quer- 
durchmesser überwiegt den Höhendurchmesser. Bei Frauen, die geboren 
haben, hat die Blase dagegen die Gestalt eines Rechtecks mit abge- 
rundeten Ecken und der vertikale Durchmesser überwiegt den queren. 
Die Vertheilung der Muskelfasern ist dabei sehr variabel und so un- 
regelmässig, dass die ältere Annahme von nur zwei Faserlagen begreif- 
lich wird. Die gegen den Blasenscheitel verlaufenden Längsfasern setzen 
sich wie beim Manne theils auf den Urachus fort, theils verlaufen sie 
über den Blasenscheitel nach der Hinterwand. Die Längsfasern der 
Vorderwand anastomosiren unregelmässig theils mit den Längsfasern 
der Hinterwand und der Seitenwände, theils mit den cirkulären Fasern. 
Manchmal verlaufen die rechts entspringenden Fasern nach links und 
umgekehrt. 

Nach den Untersuchungen von Mayet (6) ist die erweiterte Blase 
nicht kugelförmig, sondern birnförmig mit dem breiten Ende nach unten. 
Die kindliche Blase ist sehr beweglich, jedoch ist hier der Peter- 
sen’sche Ballon nicht im Stande, die Blase in Kontakt mit der vor- 
deren Bauchwand zu bringen. Der Bauchfellüberzug verhält sich wie 
bei Erwachsenen, nur ist bei jungen Mädchen die vesico-uterine Bauch- 
fellfalte sehr entwickelt und dadurch entsteht eine beträchtliche quere 
Einfaltung der Blase. Die perivesikalen venösen Plexus sind vor der 
Pubertät sehr wenig entwickelt. Im zweiten Theile bespricht Mayet 
die Steinoperationen beim Kinde, von denen nur die Lithotripsie und 
die Sectio alta in Betracht kommen. | 

Gerota (2) unterscheidet ein Lymphgefässnetz der Schleimhaut 
und ein Lymphgefässnetz der Muskularis. Das erstere zeigt seine reich- 
lichste Entwickelung im Trigonum, jedoch wurden auch an der Seiten- 
wand reichliche Lymphgefässe nachgewiesen; es kommunizirt mit den 


Blase. 263 


Lympbgefässen der Harnröhre und mündet in die seitlichen Becken- 
Lymphdrüsen. Die Lymphgefässe der Muskularis bilden ein sehr zartes, 
in den oberflächlichen Schichten der Muskularis sich verbreitendes Netz; 
die sich bildenden Gefässstämme folgen dem Verlauf der Umbilical- 
Arterien und münden in eine Drüse, welche unterhalb der Arteria iliaca 
externa liegt oder in eine Drüse an der Theilungsstelle der Arteria 
hypogastrica. Auch vor der Symphyse liegen Drüsen für die vordere 
Wand der Blase. 

Schlesinger (8) kommt nach klinischer Beobachtung zweier 
Fälle von Blasenlähmung zu dem Schluss, dass die Harnblase ein 
paariges Reflexcentrum in der Höhe des dritten und vierten Sakral- 
segments besitzt, und dass wahrscheinlich von einer Rückenmarkshälfte 
aus die ganze Harnblase mit sensibeln Fasern versehen wird. Mit 
dem Mastdarmcentrum hält Schlesinger das Blasencentrum für nicht 
identisch. 

Kapsammer und Pal (4) stellten durch Versuche fest, dass die 
Innervationsbahnen für die Blase des Hundes ausschliesslich durch die 
vorderen Wurzeln des Rückenmarks ziehen. 

Lewin (5) injizirte in die Blase zum Zwecke weiterer Studien 
über die Rückströmung von Blaseninhalt nach dem Ureter und den 
Nieren eine Aufschwemmung von Ultramarin, welcher Diatumeen bei- 
gemischt waren. Er fand dann die grösste Menge des Farbstoffs in 
den Lymphwegen, weniger in den Harnkanälchen und noch weniger 
in den Blutgefässen der Niere; in den letzteren fand er auch die Dia- 
tomeen, obwohl diese die rothen Blutkörperchen an Grösse um das 
Fünf- bis Sechsfache übertrafen. 

Entgegen den Versuchen von Hottinger (e. Jahresbericht Bd. X, 
pag. 288) hält Alapy (1) seine Anschauung aufrecht, dass die Blasen- 
schleimhaut eingeführte Gifte nicht resorbirt; wenn bei Einverleibung 
von Giften in die Blase Vergiftungserscheinungen auftreten, so ist dies 
auf Resorption seitens der Harnröhrenschleimhaut zu beziehen, denn 
die Vergiftungserscheinungen verschwinden, obwohl noch eine beträcht- 
liche Giftmenge sich in der Blase befindet. Diesen Erklärungen gegen- 
über vertheidigt Hottinger (3) neuerdings seine Versuchsergebnisse 
und tritt für die Resorptionsfähigkeit der Harnblase ein?). 

Morro und Gaebelein (7) prüften das Resorptionsvermögen 
der Harnblase auf anderem Wege. Sie unterbanden bei Hunden die 

1; In Jahresbericht Bd. X pag. 286 und 288 ist irrthümlicher Weise der 
Druckfehler Hattinger statt Hottinger stehen geblieben. 


264 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Harnleiter und spritzten nach Entleerung und Ausspülung der Blase 
die zu prüfenden Stoffe ein; nach einiger Zeit wurden die Thiere ge- 
tödtet und die Resorption der Blase aus dem in derselben verbliebenen 
Flüssigkeits-Rest bestimnt. Es wurde so die Resorption festgestellt 
für Traubenzucker, Kochsalz in stärkerer Konzentration, Harnstoff, 
Alkohol, Kaliumchlorat, Borsäure, Karbolsäure, Kokain, Chinin und 
Morphium. 


2. Allgemeine Diagnostik und Therapie; allgemeine 
Pathologie. 


1. Alapy, H., Zur Frage der Katheter-Sterilisirung. Centralbl. f. d. Krankh. 
d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 380. (Polemik gegen Kutner 
betreffs der Priorität der Kathetersterilisation durch Wasserdampf.) 

2. — Zur Frage der Katheter-Sterilisation. Ebenda. Bd. VII, pag. 565. 

3. Barlow, R., Kasuistisches zur Kystoskopie. Münchn. med. Wochenschr. 
Bd. XLIV, pag. 1098. 

4. Bazy, Sur un travail de M. Mougeot (Chaumont) intitulé: Cystostomie sus- 
pubienne. Bull. et mém. de la Soc. de Chir. de Paris, Tom. XXII, pag. 
124. 

> Buquet u. Gascard, Analyse der Blasen- und Gallensteine durch die 
Röntgen-Strahlen. Presse med. Nr. 41, ref. Münchn. med. Wochenschr. 
Bd. XLIV, pag. 633. 

6. Byford, H. T., Urethral dilator. Transact. of the Chicago Gyn. Soc.. 
Sitzung v. 19. Ill. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 584. (Modı- 
fikation der von Kelly gebrauchten Dilatatoren durch Vereinigung in 
einem sich verjüngenden Instrument von 10—50 der französischen Skala.) 

7. Carpenter, F. B, Cystoscopic examination. Pacific Med. Journ. April. 
(Empfehlung der Pawlik-Kelly’schen Methode.) 

8. Cordier, A. H., Skiagraphing of foreign bodies in the pelvis. Amer. 
Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 222. 

9. Costa, T., Solutions chaudes de cocaine. Médecine moderne, Nr. 20. 

10. Crickx, La cystoskopie. Journ. med. de Bruxelles 1896. Nr. 32. (Be- 
schreibung der Instrumente und der Technik.) 

ll. Desara-Coa, Il cateterismo permanente degli ureteri dopo la epicisto- 
tomia. Il policlinico 1896, 1. November. 

12. Donagäny, Z., Die Darstellung des Hämochromogens als Blutreaktion 
mit besonderer Berücksichtigung des Nachweises von Blut im Harn. 
Virchow’s Archiv, Bd. CXLVIII, pag. 234. 

13. Doyen u. Houdin, Radiograpbie. Acad. de Med. Sitzung vom 8. VI. 
Centralbl. f. d. Krankh. der Harn- und Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 683. 

14. Duchastelet, L., Un nouvel aspirateur des graviers. Ann. des mal. 
des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 499. (Modifikation des Gujon’schen 
Aspirators.) 

15. Eastman, J. R., Diagnosis by inspection of the urinary tract. Mississippi 
Valley Med. Ass. Chirurg. Sektion. XXIII. Jahresversamml. Med. Record. 

N»v York, Vol. LII. pag. 609. 


l6. 


Is, 


13. 


26. 


47 


EY 


31. 


Blase. SJ 


von Fedoroff, Zur Cystoskopie bei blutigem Harn nebst einigen Be- 
merkungen über den Katheterismus der Ureteren. Berl. klin. Wochenschr. 
Bd. XXXIV, pag. 717. 


. von Frisch, Durchleuchtung von Harnsteinen mit Röntgen -Strahlen. 


Ges. d. Aerzte zu Wien, Sitzung v. 30. IV. Wiener med. Wochenschr. 
Bd. XLVII, pag. 871. 

Gär), Das Eucaïn in der urologischen Praxis. Therap. Monatshefte 1x96. 
Heft 7. 

Goldberg, Zur Abwehr. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual- 
Organe. Bd. VITI, pag. 304. (Polemik gegen Kutner wegen der Anti- 
sepsis bei Harnkrankbheiten.) 


. soordman, G., The phonendoscope as an aid in the detection of stone 


in the bladder. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag.79. (Nachweis eines Blasen- 
steines bei Sondirung durch gleichzeitige Anwendung des Phonendoskops. 


. Gujon, F., Anesthesie generale; emploi du chloroforme pour les opéra- 


tions, qui se pratiquent dans la vessie et l’urethre. Ann. des mal. des 
org. gen.-ur. Tom. XIV, pag. 865. 


. Hundley, J. M., Cystoscopic vesical examination. Maryland Med Journ. 


1596, 5. Dezember. 


3. Jacobsohn, Einige Untersuchungen über die Färbung und Konservirung 


organisirter Harnbestandtheile. Festschr. f. G. Lewin 1895. (Färbung 
des Harnsediments bei Gonorrhoe, Cystitis, Nephritis etc. mit alizarin- 
sulfosaurem Natrium.) 


. Keersmaecker, De l'action irritante des vapeurs de formol dans l’urethre. 


Ann. et bulletin de la soc. de méd. d'Anvers 1896, September. 


A Kelly. H., Examination of the female bladder and ureters. Montreal 


Meeting of the Brit. Med. Assoc. 2. IX. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 
413. (Demonstration seiner bekannten Methode.) 

Koch, C. F. A., Eine modifizirte Trendelenburg'sche Blasenspalten- 
operation. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 953. 

Kutner, R., Zur Kathetersterilisation. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- 
und Sexualorgane. Bd. VIII, pag. 189. (Verf. vertheidigt seine Methode 
der Katheter-Sterilisation gegen die von Alapy vorgebrachten Fin- 
wände.) 

— Neue Sterilisatoren für elastische Katheter und andere urologische 
Instrumente. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII. 
pag. 295. (Kleine Dampfsterilisatoren für elastische Katheter, ferner für 
Metall- und elastische Sonden.) 

— Technik und praktische Bedeutung der Asepsis bei der Behandlung 
der Harnleiden. Berlin, A. Hirschwald. (Erschöpfende Darstellung der 
methodischen Asepsis beim Katheterismus und bei der Behandlung der 
Blasenkrankheiten, auch für Gynäkologen sehr lesenswerth, wenn auch 
fast ausschliesslich die Verhältnisse beim Manne berücksichtigt sind.) 

— Bemerkungen zu Goldbergs Abwehr. Centralbl. f. d. Krankh. d. 
Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 305. 

Lauwers, E., Sur la technique de la taille hypogastrique. Ann. de l'Acad. 
de Med. de Belgique 1896, 30. Mai. 


266 


32. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Legueu, F., Des relations pathologiques entre l'appareil génital et l'ap- 
pareil urinaire chez la femme. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, 
pag. 681 u. Revue internat. de med. et de chir. Nr. 18. 


33. Lentaigne, J.. Apparatus for air distension of bladder in suprapubic 


cystotomy. Royal Acad. of Med. in Ireland, chirurg. Sektion, Sitzung v. 
14. V. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1487 u. Lancet Vol. I, pag. 1617. 
(Der Apparat besteht aus einem Gummi-Gebläse an einem Silber-Katheter.) 


34. Leven, Zur Asepsis der Bougies und Katheter. Deutsche med. Wochen- 


schrift. Bd. XXIII, Tberap. Beilage, pag. 14. 


, Long, J. W., Cystoscopie vesical examination. Midl. Med. Journ. 1896, 


14. November. 


36. Martin, E., Sterilization of urethral instruments. New York Acad. of 


39. 


40. 
41. 


42. 


43. 


44. 


Med.; Section on gen.-ur. surgery, Sitzung v. 4. XI. Med. Record, New 
York Vol. LII, pag. 717. 


. May, H. W., An improved centrifuge. Med. Record, New York. Vol. LII, 


pag. 904. 


38. Nitze, M., Der cystoskopische Evakuationskatheter. Centralbl. f. d. Krankh. 


d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 369. (Dient dazu, um nach Litho- 
lapaxie im Anschluss an die Evakuation durch cystoskopische Untersuch- 
ung den Beweis zu erbringen, dass die Blase völlig entleert ist.) 

— Die intravesikale Operation der Blasengeschwülste. XII. internat. 
med. Kongress. Ebenda, Bd. VII, pag. 377 ff., s. Jahresbericht Bd. X, 
pag. 330. 

— Modifikationen des Operations-Kystoskops. Ebenda, Bd. VIII, pag. 294. 
Nogués, P., Description d'une sonde ballon et d'une modification apportée 
au béniqué avec conducteur. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, 
pag. 1114. 

Otis, W. K., Instrument zur Photographie des Blasen-Innern am Leben- 
den. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahresversammlung. Med. News. 
Vol. LXX, pag. 778. 

Posner, C., Ueber Harntrübung. Ein Beitrag zur klinischen Harnunter- 
suchung. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 635. 

— u. Frank, E. R. W., Ueber elastische Katheter. Centralbl. f. d. 
Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 1 ff., s. Jahresbericht 
Bd. X, pag. 289 u. 290. 

— — Žur Frage der Blaseninfektion durch den Katheter. Bericht über 
die Verhand]. d. deutsch. Ges. f. Chir. XXVI. Kongress. Centralbl. f. 
Chirurg. Bd. XXIV, Kongress-Beilage pag. 129 u. Berl. med. Ges. Sitzg. 
v. 2. VI. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 126. 


. Pouchet, Eucain. Soc. de Thérap. de Paris, Sitzung v. 27. I. Centralbl. 


f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 400. 


. Reclus, La cocaïne et l’eucaine. Acad. de Med. Sitzung v. 16. II. Cen- 


tralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VILI, pag. 400. 
Romm, G., Zur Kasuistik und Technik der Sectio alta und der Blasen- 
naht. Deutsche Zeitschr. Bd. XLIV, pag. 572. 


. Sachs, W., Ein neues Harnblasen-Phantom. Arch. f. klin. Chir. Bd. LII, 


Heft 1. (Zur Einübung von Untersuchungsmethoden und Operationen.) 


Blase. 267 


50. Stewart, The binaural vesical sound. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 89. 
(Zum Nachweis von Blasensteinen.) 

5l. Stierlin, Zur Technik des hohen Steinschnittes. Deutsche Zeitschr. f. 
Chir. Bd. XLIV, Heft 3:4. 

52. Viertel, F., Physikalische Untersuchungsmethoden der Blase. (Voit's 
Handbuch d. Gyn. Bd. II, pag. 171. (Enthält die Sondenuntersuchung und 
die Palpation der Blase, die Untersuchung des Harnes und besonders eine 
eingehende Darstellung der Cystoskopie unter vorwiegender Berücksichti- 
gung der Nitze’schen Instrumente, endlich den Katheterismus der Ure- 
teren und die spezielle Diagnostik mit dem Kystoskop.) 

33. Vogt, Eucaine. Soc. de Therap. de Paris, Sitzung v. 11. II. Centralbl. 
f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 800. 

A. Winter, G., Ueber Cystoskopie und Ureteren-Katheterismus beim Weibe. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 497 u. 547. 

5 Wolff, L., Versuche mit Glycerin zur Sterilisirung weicher und elasti- 
scher Katheter. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. 
VII, pag. 285. 

56. Wossidlo, H., Das Eucain als lokales Anästheticum für Harnröhre und 
Blase. Ebenda, Bd. VIII, pag. 86. 

537. — Zwei verbesserte Harn-Centrifugen. Ebenda, Bd. VIII, pag. 659. 


Winter (54) erklärt die Kystoskopie beim Weibe für 
schwerer als beim Manne, weil die weibliche Blase wegen ihrer Ver- 
bindung mit Uterus und Vagina bei Füllung nicht die regelmässige 
Kugelgestalt der männlichen Blase annimmt, ausserdem sind zur Ent- 
faltung der weiblichen Blase grössere Flüssigkeitsmengen als beim 
Manne nothwendig, aber mehr als 150 cem werden bei empfindlicher 
Blase schlecht vertragen. Noch schwieriger kann die Kystoskopie bei 
Verlagerungen der Blase durch Uteruscarcinom, Retroflexion oder Para- 
metritis werden, weil dabei der Blasenboden und die Ureter-Mündungen 
dislocirt werden. Zur Untersuchung gebrauchte Winter das Nitze- 
sche Kystoskop I von 21 cm Länge und 6,5 mm Dicke. 

Bei Cystitis fand Winter die Blase meistens diffus injizirt, in 
mehr chronischen Fällen cirkumskript gerötet und dann ist besonders 
das Trigonum der Sitz der Injektion. Für indizirt erklärt übrigens 
Winter die Kystoskopie nur in solchen Cystitis-Fällen, wo Neubil- 
dungen, Steine oder Divertikel vermuthet werden oder wenu es sich 
darum handelt, ob entzündliche oder nur nervöse Störungen vorliegen. 
Ferner hat die Kyastoskopie Bedeutung für den Nachweis des Sitzes 
namentlich kleiner Blasengenitalfisteln und zum Nachweis von Ureter- 
fisteln, endlich von Nierenerkrankungen. 

Winter bespricht ferner die Veränderung der Blase und ihrer 
Gestalt bei Uterus-Verlagerungen und -Geschwülsten und bei Cystocele. 


208 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe, 


Bei Schwangerschaft konnte er stärkere Füllung grösserer oder kleinerer 
Gefässe am Blasenboden und Verdickung des Ureteren-Wulstes nach- 
weisen. Nimmt die Blasenwand selbst Theil an der Erkrankung von 
Nachbarorganen, so tritt das von Kolischer beschriebene bullöse 
Oedem der Blase auf; bei Exsudaten neben der Blase geht dasselbe 
dem Durchbruch voraus und dieser erfolgt dann im Bereiche des bul- 
lösen Oedems durch eine ganz feine Oeffnung. Das sich in dünnem 
Faden entleerende fällt in der Blase zu Boden. Aebhnliche Verände- 
rungen werden beim Carcinom des Uterus gefunden, eigentliche Carci- 
nomknötchen oder ein flacher Tumor konnten nur in vereinzelten 
Fällen gesehen werden. Diese Veränderungen bei Uteruscarcinom ent- 
wickeln sich nur dann, wenn das Carcinom sich der Blase von der 
vorderen und seitlichen Cervixwand nähert, bei vollständig freien Para- 
metrien fehlen sie. Sie lassen daher einen Schluss auf den Zustand 
des Septum vesico- vaginale zu. Eine Entscheidung, ob es sich um 
Entzündung oder Neubildung handelt, wie Kolischer will, erlaubt 
das bullöse Oedem nicht. 

Zum Katheterismus der Ureteren benützt Winter das Casper- 
sche Kystoskop, mit dem das Aufsuchen der Ureterenmündungen anı 
leichtesten gelingt. Dem Katheterismus der Ureteren beim Weibe stellen 
sich dieselben Schwierigkeiten gegenüber wie der Kystoskopie. Indizirt 
ist der Katheterismus der Ureteren zum Nachweis von Nierenkrank- 
heiten, und wo es sich um Untersuchung des Harns einer Seite handelt, 
ferner zum Nachweis von Steinen und Strikturen des Ureters, zur 
Diagnose der Unterbindung und Verletzung der Ureteren bei vaginalen 
und abdominalen Operationen und endlich prophylaktisch zur Ver- 
meidung von Verletzungen bei solchen Operationen. 

In der Diskussion teilt Casper mit, dass er in Fällen von „Irri- 
table bladder“ kleine wasserhelle Blasen in der Blasenschleimhaut ge- 
funden habe; bei Steinverschluss des Ureters erklärt er den Harnleiter- 
Katheterismus unter Umständen auch für therapeutisch werthvoll. 
Czempin betont die Wichtigkeit der Kystoskopie für die Gynäkologie 
zur Diagnose primärer und sekundärer Blasenerkrankungen und theilt 
u. A. einen Fall mit, in welchem bei einem jungen Mädchen die ge- 
wöhnliche Untersuchung eine Gonorrhoe ergeben haben würde, die 
Kystoskopie dagegen ein Papillom der Blase erkennen liess. Macken- 
rodt macht auf das Verfahren von Rose (s. Nierenerkrankungen) 
aufmerksam und betont, dass bei vaginaler Exstirpation eines ver- 
breiteten Carcinoms Ureterverletzungen oft nicht zu vermeiden und im 
Interesse der Entfernung alles Krankhaften absichtlich vorgenommen 


Blase. 269 


werden müssen. Holländer warnt vor der Kystoskopie bei Blasen- 
tuberkulose und bestreitet den hohen diagnostischen Werth des Harn- 
leiter--Katheterismus bei Nierenkrankheiten. Borchert bestätigt die 
Anschauung Winter’s, dass bei „Irritable bladder“ gewöhnlich Cystitis- 
reste gefunden werden; beim bullösen Oedem handelt es sich manchmal 
um einen proliferirenden Prozess, nicht um reines Oedem; schliesslich 
bezeichnet er die Kystoskopie als einen nicht immer ungefährlichen 
Eingriff, indem entzündliche Erscheinungen seitens der Nieren auftreten 
können. Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Ureteren-Katheterismus 
nimmt Borchert vorläufig eine abwartende Stellung ein. Schliesslich 
bestreitet Casper die von Holländer behauptete Gefährlichkeit: der 
Kystoskopie bei Blasentuberkulose und die Unmöglichkeit, die Katheter 
zu sterilisiren. 

Eastman (15) hebt zur Diagnose von Blasen- und Nieren- 
affektiionen die Wichtigkeit der Kystoskopie und des Harnleiter- 
Katheterismus hervor. In der Diskussion erwähnt Cordier die Durch- 
leuchtung der Blase mit Röntgen-Strahlen zum Nachweise von 
Steinen; die photographische Platte kann hierbei in die Scheide ein- 
geschoben werden. 

von Fedoroff (16) betont die Wichtigkeit der Kystoskopie und 
des Harnleiter-Katheterismus für die Diagnostik der Blasen- und Nieren- 
blutungen und führt zwei Fälle an; in dem einen wurde die rechte 
Niere als Sitz der vorhandenen Nierenblutungen erkannt (männlicher 
Kranker), im zweiten ergaben sich kleine Papillome am Blasenhalse 
und an der Peripherie des Sphinkters als Ursache langjähriger Hämat- 
urien bei einer 58jährigen Frau. 

Barlow (3) berichtet über einen Fall von welschnussgrossem 
Zottenpapillom der Blase und starken Blutungen bei einer 34 jährigen 
Kranken. Durch Kystoskopie konnten Sitz, Grösse und Gestalt sicher 
diagnostizirt werden. Die Operation (Angerer) führte zur Heilung. 

Görl (18) empfiehlt das Eukain als Anästheticum bei der Kyato- 
skopie; jedoch entstand in einem Falle stärkeres Brennen, in einem 
zweiten Hämaturie; es ruft also eine Hyperämie hervor und eignet eich 
deshalb nicht für alle Fälle. 

Auch Wossidlo (56) empfiehlt das Eukain als lokales Anästhe- 
ticum bei Eingriffen an Harnröhre und Blase und bei der Kystoskopie ; 
vor dem Kokain hat es den Vorzug der viel geringeren Giftigkeit. 

Pouchet (46) hält entgegen diesen Angaben das Eukain an 
Gefährlichkeit dem Kokain nicht für nachstehend, andererseits aber 
auch in Bezug auf seine anästhesirende Wirkung geringwerthiger. Die 


270 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


letztere Angabe wird von Reclus (47) bestätigt. Costa (9) fand bei 
Anwendung von auf 55° erwärmter Kokainlösungen die toxische Ge- 
fahr eine geringere. 

Nach Vogt (53) wirkt Eukain weniger toxisch als Kokain. 

Long (35) macht darauf aufmerksam, dass viele Cystitiden, be- 
sonders bei jungen Frauen, keine allgemeinen, sondern umschriebene 
sind, die lokal unter Anwendung des Kystoskops zu behandeln sind, 
entweder mit Silbernitrat, oder 10°/oiger Ichthyollösung. 


Die Verwendbarkeit der Röntgen-Strahlen in der Diagnostik 
der Blasenkrankheiten wird in folgenden Arbeiten besprochen: 


Cordier (8) empfiehlt zum Nachweis von Fremdkörpern in der 
weiblichen Blase die Röntgenphotographie. Die photographische Platte 
wird in die Scheide eingeführt und es genügt eine Expositionsdauer 
von fünf Minuten, um künstlich in die Blase gebrachte Fremdkörper 
zu photographiren. 

von Frisch (17) fand bei Durchleuchtung von Harnsteinen mit 
Röntgen -Strahlen die Urat-Steine am Durchlässigsten und deshalb auf 
Photogrammen kaum angedeutet, während Phosphat- und besonders 
Oxalat-Steine dunkel erscheinen. 

Doyen und Houdin (13) fanden die Blasensteine für die 
Röntgen -Strahlen ebenso undurchlässig wie die Knochen. 

Nach Buguet und Gascard’s (5) Untersuchungen sind eben- 
falls die Oxalat-Steine für die Röntgen-Strahlen am wenigsten durch- 
lässig. Es lässt sich ferner erkennen, ob die Steine bomogen oder aus 
verschiedenen Stoffen zusammengesetzt sind, ferner die Art und die 
Stellung des Kernes. g 

Es folgt eine Reihe Arbeiten über Sterilisation der Ka- 
theter. 


Posner und Frank (45) untersuchten neue und gebrauchte 
Katheter auf ihren Keimgehalt und fanden an ungebrauchten Kathetern 
nur harmlose Luftbakterien. Dagegen konnten sie bei an Cystitis lei- 
denden Kranken in den von ihnen benützten Kathetern dieselben Mikro- 
organismen wie aus dem Harn — speziell Bacterium coli — nach- 
weisen. Diese Keime fanden sich an den Kathetern sowohl nach 
14tägigem Liegenlassen, als auch nach den üblichen Reinigungsmethoden 
und bei der skrupulösesten Reinlichkeit. Es reichen also die üblichen 
Reinigungsmethoden — mechanische Reinigung, Karbolsäure etc. — 
durchaus nicht immer aus, um die infizirten Instrumente keimfrei zu 
machen. 


Blase. 271 


Ausser der Katheter-Infektion, die auch durch Transport von in 
der Urethra befindlichen Keimen in die Blase gefährlich werden kann, 
kommt auch noch die Einwanderung von Keimen bei Atonie des 
Sphinkters in Betracht, ferner die Infektion vom Blute und von den 
Nachbarorganen aus. 

Nach den neuerdings fortgesetzten Versuchen von Alapy (2) 
(2. Jahresbericht Bd. IV, p. 645) werden die Katheter auch im Lumen 
vollständig steril, wenn sie in einem mit Wattepfropfen verschlossenen 
Glasrobr mindestens 10 Minuten lang dem strömenden Wasserdampf 
ausgesetzt werden. Der Dampf nimmt seinen Weg also durch das 
Lumen der Katheter, wenn er auch nicht direkt in die Oeffnung des 
Katheters eingeleitet wird. Das früher vorgeschriebene Einwickeln 
jedes Katheters in Filtrirpapier wurde nicht für nöthig befunden. Auch 
mit Oel schlüpfrig gemachte Katheter werden, wenn sie 20 Minuten 
lang strömendem Wasserdampf ausgesetzt sind, vollkommen steril. 

Leven (34) bewirkt die Sterilisation elastischer Katheter dadurch, 
dass er sie nach dem Gebrauche mit absolutem Alkohol abreibt 
(Schimmelbusch) und dann in Paraffinum liquidum aufbewahrt, 
welche Flüssigkeit aseptisch und antiseptisch wirkt und zugleich schlüpf- 
rig macht. 

Martin (36) empfiehlt zur Sterilisation der Katheter das Aus. 
kochen, das bei fünf Minuten Dauer die Katheter nicht schädigt, ferner 
die Formaldehyd-Dämpfe, die durch das Lumen des Katbheters zu leiten 
sind und besonders bei kleinkalibrigen, z. B. Ureter-Kathetern zu em- 
pfehlen sind, und das Paraform-Pulver, das in einer dichten Büchse 
mit den Kathetern zusammen aufbewahrt wird. Zum Schlüpfrigmachen 
des Katheters empfiehlt er Albolen oder 23°/oige Boroglycerinlösung. 
Besser ist es, Lubricantien überhaupt nicht anzuwenden oder den sterilen 
Katheter einzuführen, während sterile Salzlösung denselben durchfliesst. 

In der Diskussion legt Alexander auf die genügend glatte Be- 
schaffenheit und Biegsamkeit der Katheter Gewicht; W. Meyer be- 
nützt zur Desinfektion besonders Formalin-Dämpfe und Calciumchlorid. 
Ebenso befürwortet Skene die Formalin-Desinfektion und das Aus- 
kochen; nach dem Katheterisiren soll die Urethra mit einer desinfi- 
zirenden Flüssigkeit gereinigt werden, z. B. mit Zinkpermanganat oder 
Argonin. Martin und Skene verwerfen den Gebrauch von Metall- 
kathetern und Fuller und Reyes warnen vor Verletzungen beim 
Katheterisiren, welche sehr leicht zu Infektion Veranlassung geben. 

Wolff (55) empfiehlt zur Sterilisation der Katheter das einfache 
Aufbewahren der letzteren in 3°/oigem Formalin-Glycerin, in welchem 


372 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


— Í 


die Katheter, wie Versuche zeigen, nach 24 stündigem Liegen voll- 
kommen steril werden. Vor dem Gebrauch werden sie in Glycerin, 
das 20°/o Zucker enthält, getaucht, weil das Formalin auf der Harn- 
röhrenschleimhaut ein brennendes Gefühl verursacht, 

Keersmaecker (24) beobachtete bei unmittelbarer Anwendung 
von Kathetern, die mit Formol desinfizirt worden waren, Reizungszu- 
stände der Harnröhrenschleimhaut und empfiehlt daher, solche Katheter 
längere Zeit in Watte eingehüllt liegen zu lassen, bis sie von Formol 
wieder befreit sind. 

Zur Bestimmung des Eiter- und Blutgebalts desHarnes 
liegt je eine Arbeit vor. 

Posner (43) versuchte für Eiterharne die Methode der Trans- 
parenz, indem er den Harn in ein Becherglas mit möglichst flachem 
Boden giesst, welches auf einem bedruckten Blatt Papier steht. Die 
Höhe der Flüssigkeit nach Centimetern, bei welcher die Druckschrift 
eben noch erkennbar ist, giebt den Transparenzgrad an. Bei gleich- 
zeitiger Zählung der Eiterkörperchen fand sich, dass ein Transparenz- 
grad von !/2—1 (cm) ca. 40000 Eiterkörperchen in 1 cmm, Transparenz 
2 10—20000 entspricht und dass bei höheren Transparenzgraden die 
Zahl der Eiterkörperchen rasch abnimmt. Die Einfachheit der Methode 
gegenüber der mühevolleren Zählung der Eiterkörperchen (s. Jahres- 
bericht Bd. VII, p. 262) sichert der allerdings nur approximative Werthe 
gebenden Transparenzbestimmung eine Zukunft. 

Zum Nachweise des Blutes im Harn giebt Donagany (12) eine 
neue empfindliche Probe an, welche in der Ueberfübrung des Blut- 
farbstoffse im alkalisch gemachten Harn in Hämochromogen mittelst 
Pyridin besteht. Es entsteht eine orangerothe Färbung, jedoch ist der 
spektroskopische Nachweis sicherer und noch bei Verdünnung von 
1:8000 positiv. 

Gujon (21) erklärt die leichte Chloroformnarkose bei Eingriffen 
an der Blase dann für indizirt, wenn die Blase selbst nicht pathologisch 
verändert, namentlich wenn keine Cystitis vorhanden ist, so besonders 
bei Steinen. Ist die Blase abnorm empfindlich gegen Dehnung und 
Berührung oder dauern auch bei mässiger Empfindlichkeit die Mani- 
pulationen voraussichtlich längere Zeit, so ist tiefe Chloroformnarkose 
einzuleiten. Dagegen ist die kombinirte Morphium-Chloroformnarkose 
angezeigt, wenn die Blase schon bei der Untersuchung von aussen 
durch Kontrakturen antwortet, was namentlich bei stärkerer Cystitis 
der Fall ist. Hierbei ist eine Vorbereitungskur, die in Bettrulie 
und Silbernitrat-Instillationen besteht, nothwendig. Die Berührungs- 


Blase. 273 


sensibilität der Blase wird schon bei leichter, die Dehnungssensibilität 
erst bei tiefer Narkose aufgehoben. 

Ueber Operationsmethoden handeln folgende Arbeiten. 

Romm (48) entfernte bei einem 4jährigen Mädchen einen hasel- 
nussgrossen Stein aus der Blase durch Sectio alta. Heilung. 

Bazy (4) will die Anlegung einer suprasymphysären Blasenfistel 
auf starke Schmerzhaftigkeit in Folge von Blasenerkrankung, Blasen- 
blutungen und Infektion mit subakutem Verlaufe, wo der Verweilkatheter 
ohne Erfolg blieb, beschränken. Nutzlos ist die Fistelbildung bei akuter 
septischer Infektion. 

Desara-Coa (11) wendet nach der Epicystotomie, um den Ab- 
fluss des Harns zu sichern und den Harn aus den Ureteren direkt 
nach der Harnröhre zu leiten, einen dreifachen Katheter an; zwei 
Branchen des Katheters werden in die Harnleiter und die dritte in die 
Harnröhre eingeführt. 

Koch (26) empfiehlt die Schliessung des Beckenringes bei Blasen- 
spalte durch Brisement forcé der Schambeine zu bewirken und konnte 
in einem Falle dies auch thatsächlich erreichen. Der operirte Fall be- 
trifft einen Kranken männlichen Geschlechts. 

Lauwers (31) führt die Sectio alta in Trendelenburg’scher 
Lage und mittelst Kocher’schen Querschnitts aus. Die mit Borsäure 
gefüllte Blase wird, nachdem sie oben und unten durch je eine Ligatur 
fixirt ist, vor der Incision entleert, damit der infektiöse Inhalt nicht 
mit der Wunde in Berührung kommt. Nach der Operation wird die 
Blase durch Etagennähte aus Seide geschlossen und zur Nachbehand- 
lang bei Erwachsenen ein Pezzer’scher Katheter eingelegt. Zur 
Diagnose von Steinen empfiehlt Lauwers dringend die bimanuelle 
Entersuchung, bei Frauen von der Scheide aus. 

Stierlin (51) warnt bei Ausführung der Sectio alta vor zu 
starker Füllung der Blase und räth, die sofortige Blaseunaht nur dann 
vorzunehmen, wenn die Bedingungen für eine prima reunio günstig er- 
scheinen, besonders also bei nicht zu grossen Steinen, bei Abwesenheit 
einer Cystitis, bei nicht zu diekem Panniculus. Bleibt prima reunio 
aus, so ist die Gefahr von Steinbildung um Seidenligaturen sehr gross. 

Schliesslich sei noch eine Arbeit allgemeinen pathologischen In- 
halts angeführt. 

Legueu (32) theilt die Erkrankungen des Harnapparates, welche 
durch Anomalien der weiblichen Genitalien bewirkt werden, in drei 
Gruppen ein, in solche, die auf reflektorischem Wege entstehen, in Er- 
krankungen durch mechanische Ursachen und in Infektionen von den 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 18 


274 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Genitalien aus. Zu den auf reflektorischem Wege entstehenden Er- 
krankungen der Blase rechnet Legueu die Polyurie, Dysurie und 
Ischurie, seltener Inkontinenz, die durch eine von den Genitalien aus 
bewirkte Kongestion hervorgerufen werden, ferner die durch Gravidität 
bewirkten Störungen in der Funktion der Blase und der Harnleiter 
(diese sind wohl zur zweiten Gruppe zu rechnen, Ref.), die Harnver- 
haltung nach der Geburt, die Legueu mit Hysterie in Zusammenhang 
bringt (? Ref.) und die Verschlimmerung bestehender Blasenerkrankungen 
durch die menstruelle Kongestion. Die mechanisch bewirkten Blasen- 
störungen beruhen auf Lageveränderungen und Tumoren des Uterus und 
der Adnexe; sie bestehen in Störungen der Harnexkretion, Kompression 
der Urethra, der Blase und der Harnleiter, Anurie, Urämie, Hydro- 
nephrose. Durch Infektion von den Genitalien aus (Vulvitis, Metritis, 
Salpingitis, Oophoritis) können infektiöse Cystitis und aufsteigende In- 
fektion der Ureteren und Nieren bewirkt werden. 


3. Missbildungen. 


1. Dalle Ore, Ectopia vesicae. Atti della assoc. med. Lomb. 1896 Mai u. 
Juni. (Fall nach Thiersch operirt.) 


2. Duret, Sur la cure des exstrophies vésicales par la suture marginale. 
Assoc. franç. d'urol. II. Kongress. Centralbl. für d. Krankh. der Harn- 
u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 723. (Zwei glücklich operirte Fälle, einer 
bei einem Mädchen.) 


. Ewald, Ectopie der Blase. K. k. Ges. d. Aerzte zu Wien, Sitzung v. 
29. I. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 133. 


4. Harrison, R., Extroversion of the bladder treated by left nephrectomy 
and transplantation of the right ureter trough the loin. Med. Soc. of 
London, Sitzung v. 12. IV. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 977 u. Lancet, 
Vol. I, pag. 1091. Med. Record, New York, Vol. LI, pag. 623. (Knabe 
von 15 Jahren.) 


Aa. Herczel, E., Radikale Operation einer Ectopia vesicae mit Implantation 
der Ureteren in den Dickdarm. K. ungar. Aerzteverein zu Budapest, Sitzg. 
v. 23. X. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 1129. 

6. Murray, R.W., An operation for extroversion of the bladder. Brit. Med. 

Journ. Vol. I, pag. 1468. 

Pozzi, S.. Note sur un cas d’exstrophie de la vessie et sur une modification 

de la methode autoplastique. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, 

pag. 18. 


S9 


~] 


8. Tarver, F. E., Exstrophy of the bladder in a girl of thirteen years. opera- 
tion, relief. Med. Record. New York. Vol. LII, pag. 49. 


9. Tietze, A., Zur operativen Behandlung der angeborenen Blasenspalte. 
Beitrag z. klin. Chir. Bd. XVIII, Heft 1. 


Blase. de 


10. Trombetta, Ectopia vesicae. XI. Kongress d. ital. Ges. f. Chirurg. z 
Rom. Wiener med. Presse. Bd. XXXVIII, pag. 547. 

ll. Waldstein, Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesicae. 
K. k. Ges. d. Aerzte zu Wien, Sitzung v. 21. V. Wiener klin. Wochen- 
schrift. Bd. X, pag. 515 u. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 273. 


Ewald (3) veröffentlicht einen nach Muydl’s Methode und zwar 
mit vollem Erfolge operirten Fall von Ektopie der Blase. Bezüglich 
der Gefahr einer Ureteritis und Pyelitis ascendens (helt er mit, dass 
sammtliche von Maydl operirte vier Fälle jetzt die Operation über ein 
Jahr hinter sich haben und vollkommen gesund sind. Der operirte 
Fall betraf einen Knaben. In der Diskussion theilt Schnitzler einen 
Misserfolg bei der Maydl’schen Methode mit, indem die Naht der extra- 
peritoneal verlegten Implantationsstelle fast vollständig wieder aufging. 
Er glaubt die Pyelonephritis nicht besonders fürchten zu müssen, weil 
sie sicher auch auftritt, wenn nicht operirt wird. 

Herczel (5) veröffentlicht einen Fall von Einpflanzung des Tri- 
gonum Lieutaudii mit den Uretermündungen in das S romanum. Die 
Operation wurde wegen Ectopia vesicae (an einem Knaben) ausgeführt. 
In der Rekonvalescenz entwickelte sich eine schwere Pneumonie und 
es trat eine Reizung der Niere mit Polyurie ein, welche letztere zur 
Zeit der Veröffentlichung noch andauert. Der funktionelle Erfolg ist 
ein voller, die Kontinenz ist bis zu fünf Stunden möglich. In der 
Diskussion erklärte Vereb&lyi die Thiersch’sche Methode für nicht 
befriedigend, glaubt aber, dass die dauernde Harnansammlung im Darm 
von schädlichen Folgen für den letzteren werden könne Alapy 
fürchtet, dass auch bei der Maydl’schen Methode trotz Einpflanzung 
des ganzen Verschlussapparates der Harnleiter in den Darm aufstei- 
gende Infektion auftreten könne und dass bei den bisher operirten Fällen 
die Beobachtungsdauer noch zu kurz ist. 

Tietze (9) verwirft das Maydl’sche Verfahren der Ureteren- 
Einpflanzung in den Darm, nachdem Mikulicz tödtliche Pyelonephritis 
danach beobachtet hatte, und tritt für die von Mikulicz in sieben 
Fällen geübte Methode ein. | 

Trombetta (10) spricht sich, da die Bildung von Harnleiter- 
Rektum-Fisteln oder Harnblasen-Rektum-Fisteln bisher schlechte Resul- 
tate ergab, für die von Maydl vorgeschlagene Darmimplantation der 
Harnleiter mit ihrer Ausmündungspapille aus. Von neun Fällen war 
bisher achtmal der Erfolg ein guter. 

In dem Falle von Tarver (8) handelte es sich offenbar um eine 
subsymphysäre Blasenspalte mit Epispadie. Die Neubildung der Urethra 

18° 


210 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


und des unteren Theils der Blase durch plastische Operation gelang 
leicht, dagegen war die Ausdehnung der im Laufe der Jahre ge- 
schrumpften Blase sehr schwierig und gelang nur allmählich. Das 
Mädchen wurde schliesslich auf 3—4 Stunden kontinent. 

Pozzi (7) giebt eine genaue Beschreibung des Falles, über den 
er schon im vorigen Jahre (s. Jahresbericht Bd. X p. 298) berichtet 
hatte, sowie der dabei befolgten Operationsmethode. Nach Vernarbung 
der Bauchwunde, die in sebr fester und vollkommener Weise erzielt 
wurde, wurde auch noch die Ausmündung der Blase durch Bildung 
einer Harnröhre geschlossen, so dass der bisher aus den freiliegenden 
Harnleiter-Mündungen abfliessende Harn sich in der Blase ansammeln 
muss. Nach mannigfachen Störungen wurde endlich eine Kontinenz 
bis zu 20 Minuten erzielt. Das neugebildete Blasen-Reservoir fasst 
ungefähr 20 cem. 

Murray (6) schloss in einem Falle von Blasen-Ektopie bei einem 
dreijährigen Kinde die klaffende Blase durch zwei seitliche, aus der 
Bauchhaut gebildete Thürflügel-Lappen und zwar mit vollem Erfolg. 
Der zweite nach der gleichen Methode ebenfalls mit Glück operirte 
Fall betrifft einen Knaben. 

Der von Waldstein (11) beschriebene Fall zeichnet sich dadurch 
aus, dass bei der 33jährigen Kranken mit Bauch- und Beckenspalte 
die Blasenwand nicht gespalten war, sondern mit einem Kugelsegment 
in die Bauchspalte hereinragte.e Unter der gespaltenen Clitoris war 
der Anfang einer Rinne zu sehen, welche nach aufwärts in die Blase, 
nach abwärts durch das normale Orificium urethrae externum in die 
Scheide führte. Waldstein erklärt diese Spaltbildungen als embryonale 
Hemmungsbildungen. Zugleich bestand Schwangerschaft im 5.—6. Lunar- 
monat. Das Becken ist stark abgeplattet und die Symphyse auf 
12 cm Breite gespalten; die Spalte ist durch ein Ligamentum inter- 
pubicum überbrückt. 


4. Neurosenu und Funktionsstörungen. 


l. Alexander, W., Another method of ameliorating by operation otherwise 

incurable incontinence of urine. Lancet, Vol. Il, pag. 16 

Boyd, G. M., A case of retention of urine simulating pregnancy at term. 

Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 643 u. 702. 

3. Carrière u. Verger, Ischurie hystérique sans hypersécrétion intestinale 
compensatrice. Soc d'Anat. et de Phys. norm. et patb. de Bordeaux. 
Sitzung v. 29. III. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 199. 

4. Carter, Certain sources of neuroses in women. Med.Soc. of the County 
of New York. Sitzung v. 27. IN. Medical News. Vol. LXXI, pag. 511. 


FS 


VE. 


19. 


29. 


> 


fa wie 


Blase, SE 


. Cognetti de Martiis, Bebandlung der Enuresis nocturna. Puglia Medica. 


Bd. III, pag. 5; ref. Brit. Med. Journ. I Epitome, Nr. 12. (Fall nach der 
Methode von Fiorani geheilt.) 


. Collignon, Pollakiurie guérie par la bicyclette. Union med. du Nord 


1896, 30. Mai; Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- n. Sexual-Organe. Bd. VII, 
pag. 274. (Will zwei Fälle von Pollakiurie aus centraler Ursache durch 
Radfahren geheilt haben.) 


. Coutts, J. A.. Some points in the treatment of incontinence of urine in 


children. Treatment, 9. September; ref. New York Med. Journ. Vol, 
LXVI. 


. Dietel, Harnretention. Ges. f. Geburtsh. zu Leipzig, Sitzung v. 19. 1. 


Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 374. (Fall von Füllung der Harnblase 
bei einem todtgeborenen Kinde trotz Durchgängigkeit der Harnröhre.) 


. Fothergill. E., irritable bladder after Confinement. Practitioner, Mai. 
. Garrigues, H. J., Secondary operations. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. 


X, pag. 516. 
Guepin, Strychnine dans certains cas de parèse vésicale. France mod. 
4. Juni. 


. Guigues, E, De lincontinence d'urine vraie et essentielle chez la femme 


et de ses divers traitements. Thèse de Lyon, Nr. 127. 

Herman, G., A case of pelvic hydatid forming a retrouterine tumour 
and causing retention of urine. Lancet 1896. Vol. Il, 21. November. (Fall 
von Harnretention in Folge von Druck einer retrouterin sitzenden Echino- 
coccus-Cyste.) 


. Hornez, F. J., De la vessie dans l'état puerperale. Thèse de Lille, 


Nr. 13. 


. Jacobs, Vessie irritable chez la femme. Arch. de Gyn. et de Toc. Tom. 


XXIII, pag. 801, s. Jahresbericht Bd. X, pag. 302. 


. Johnstone, A. W.. Blasentenesmus. Transact. of the Cincinnati Obst. 


Sve. Sitzung v. 17. IX. 1896. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 
413. 


. Jones, J. D., Extreme dilatation of the bladder complicating a retroverted 


pregnant uterus. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 418. 


. Judt. A., Klemme bei Enuresis nocturna. Zeitschr. f. Krankenpflege. Bd. 


XVIII, Nr. 9. (Klemmen zur Verhinderung des Harnausflusses, für beide 
Geschlechter bestimmt.) 

Kutner, Harninkontinenz. Berl. med. Ges., Sitzung v. 24. XI. Deutsche 
med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 234. 

Lefebvre, Urinretention in Folge von Verlagerung des graviden Uterus. 
Revue internat. de méd. et de chir. Nr. 16; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, 
pag. 27. 


. Lugeol, Rétention d'urine et grossesse de cing mois. Soc. de Med. et. 


de Chir. de Bordeaux, Sitzung v. 19. HI. Journ. de Méd. de Bordeaux. 
Tom. XXVII, pag. 160. 

Marx, S., Pregnancy complicated by over-distended bladder. New York 
Obst. Soc. Sitzung v. 18. V. Amer. (syn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 
433. 


279 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


23. Monod, E., Massage et troubles urinaires liés aux déviations utérines. 
Arch. de Gyn. et de Toc. Tom. XXIII, pag.711 u. Ann. de la policlinique 
de Bordeaux 1896, November. 

24. Rochet et Jourdanet, Les incontinences d'urine de l'enfance. Étude 
pathogénique et thérapeutique. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 17. 

25. Vanverts, J., Epithelioma polykystique bilatéral de l’ovaire; rétention 
d'urine due à la compression de l'urètre par une des tumeurs développées 
dans la cavité pelvienne. Soc. anat., Sitzung v. Juli 1896. Ann. des mal. 
des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 218. | 


Guigues(12) bespricht ausser der Inkontinenz nervösen Ursprungs 
die Fälle von Inkontinenz nach schwerer Entbindung, nach Blasen- 
scheidenfisteloperationen, bei Cystocele, Urethbrocele und kongenitalen 
Missbildungen. Zur Behandlung wird die Anwendung der Elektricität 
vorgeschlagen. In schweren Fällen, die dieser Behandlung trotzen, 
wird bei urethraler Inkontinenz die Methode von Pousson, eine Kom- 
bination der Methoden von Duret und Gersuny empfohlen. Ein 
Fall von erfolgreicher Anwendung dieser Methode wird mitgetheilt. 

Garrigues (10) berichtet über einen Fall von Lähmung des 
Detrusor vesicae, wahrscheinlich auf hysterischer Basis, bei einer 
Kranken, welche achtmal (!) laparotomirt worden war. 

Gu&pin (11) erklärt das Strychnin bei Blasenparesen, die mit 
Harndrang verbunden sind, für kontraindizirt, weil es in solchen 
Fällen den Harndrang vermehrt und sogar zu vollständiger und 
schmerzhafter Retention führen kann. 

Kutner (19) beseitigte bei einem achtjährigen Mädchen, bei dem 
die Blase vorgebuchtet war, und viel Residualharn enthielt, die Inkon- 
tinenz durch Dilatation. 

Nach Coutts (7) geht die Harn-Inkontinenz älterer Kinder meist 
unmittelbar aus der physiologischen Harn-Inkontinenz des ersten Kindes- 
Alters hervor und beruht auf derselben Ursache wie die letztere, 
indem die Blase nicht unter der Herrschaft des Centralnervensystems 
steht. Selten entwickelt sich eine Inkontinenz, nachdem die Kinder 
schon kontinent geworden waren. Der Zustand hat die Neigung, bis 
zum Eintritt der Pubertät fortzudauern; wenn er über die Pubertät 
hinaus bestehen bleibt, was besonders beim weiblichen Geschlecht der 
Fall ist, so ist die Prognose ungünstig und dann bestehen meist auch 
sonst psychische Defekte. Ebenso ist die Prognose bei diurner Inkon- 
tinenz schlechter als bei nächtlicher allein. In therapeutischer Be- 
ziehung kommt in erster Linie in Betracht, dass man die Kinder in 
regelmässigen Zwischenräumen die Blase zu entleeren anhält, und dass 


Blase, 279 


man in den letzten Tagesstunden die Getränkzufuhr beschränkt. Nur 
in Fällen, wo das spezifische Gewicht des Nachtharns hoch ist und 
der konzentrirte Harn Nachts die Blase zur Kontraktion reizt, soll 
man im Gegentheil Abends Wasser zu trinken verordnen. 

Von den Medikamenten steht die Belladonna oben an, jedoch 
soll sie nicht in mehreren Dosen tagsüber, sondern in einer grösseren 
Einzeldose des Abends gegeben werden. Sie wirkt lähmend auf den 
Detrusor. Wo sie wirkungslos bleibt, soll Lycopodium versucht werden 
(1—4 g der Tinktur drei mal täglich); es hat eine sedative Wirkung 
auf die Blasenschleimhaut. Bromkalium eignet sich, wenn der Harn 
abflieset, sobald der Harndrang eingetreten ist. Das Strychnin hält 
Coutts für weniger wirksam, nur bei anämischen Individuen soll es 
ın Kombination mit Eisen gegeben werden. Ebensowenig Vertrauen 
ist in die vielen anderen Medikamente, die empfohlen werden, zu 
setzen. In manchen Fällen nützt die Seitenlage des Kindes während 
des Schlafes, jedoch soll diese nicht durch Applikation von Blasen- 
pflastern am Rücken erzwungen werden. Die van Tienhoven’sche 
Methode wird nicht erwähnt. 

Rochet und Jourdanes (24) unterscheiden die essentielle oder 
von ihnen als „nervös“ bezeichnete Inkontinenz von der symptomati- 
schen. Von ursächlichen Momenten fanden sie für die nervöse Inkontinenz 
Psychosen, Hysterie, Chorea und nervöse Systemerkrankungen in der 
Ascendenz. Die Inkontinenz kann zunächst bedingt sein durch anor- 
male Erregbarkeit des Blasenmuskels —- psychische Pollakiurie; bei 
Tage kann dem Kontraktionsreiz der Blase oft Widerstand geleistet 
werden, bei Nacht nicht. Als Therapie wird Belladonna oder andere 
Sedative in steigender Dosis empfohlen. Ausserden kann die Inkon- 
tinenz durch Hyperästhesie der Schleimhaut des Blasenhalses oder durch 
Anästhesie derselben bewirkt sein; im ersteren Falle werden Kokain- 
Instllationen und Katheterismus, im zweiten Kauterisation, Strychnin 
und Elektrisirung des Sphinkters empfohlen. Endlich giebt es eine 
Inkontinenz durch Haruretention in Folge von Sphinkterkrampf, wobei 
stark vermehrter Harndrang vorhanden ist und die Inkontinenz bei 
Nacht eintritt, wäbrend es bei Tage in Folge der häufigeren Ent- 
leerungen nicht zur Retention kommen kann. Andererseits kann in 
Folge des Sphinkterkrampfes völlige Harnretention und erst bei Ueber- 
debnung der Blase Inkontinenz eintreten. Bei den spastischen Formen 
werden methodische Einführung von Sonden, Elektrisirung der Blase 
und irritirende oder kaustische Ausspülungen empfohlen. 

Carrière und Verger (3) beobachteten einen Fall von hysteri- 


280 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


scher Ischurie mit starker Herabsetzung der täglichen Harnmenge so- 
wie Einschränkung aller Körpersekretionen. Bemerkenswerth ist, dass 
die Harnröhre Sitz von mehreren Polypen war, welche von Carrière 
entfernt wurden, jedoch blieb auch nach Entfernung derselben die 
Ischurie bestehen. 

Carter (4) erklärt Fissuren am Blasenhalse bei Frauen als häufige 
Ursache allgemeiner Nervosität und erwähnt drei einschlägige Fälle. 
Dasselbe wird von Vineberg bestätigt. 

Alexander (1) führte in einem Falle von vollständiger Inkon- 
tinenz, die keinem anderen Mittel wich, den Verschluss der Urethra 
aus und legte eine suprasymphysäre Blasenfistel an. Das erstere ge- 
schah durch Ablösung der Harnröhrenschleimhaut von der Muskularis, 
Einstülpung der Schleimhaut und Vernähung, sowie Vernähung der 
Muskularis über dem Schleimhautverschlusse. Die Blase wurde durch 
Einführung eines dünnen elastischen Ringpessars durch die Cystotomie- 
wunde in den Blasengrund an Kontraktionen und Entleerung ihres In- 
halts nach der Urethra gehindert. Schliesslich wurde ein Verschluss- 
apparat mit Abflussrohr an die suprasymphysäre Fistel eingefügt, 
welcher gut funktionirte.e Die Anlegung einer Blasen- und Mast- 
darmfistel mit Scheidenverschluss war in dem vorliegenden Falle nicht 
möglich, weil auch der Sphincter ani zu schlaff war und flüssigen 
Stuhl nicht zurückbielt. 

Fothergill (9) gab bei Blasenreizung nach der Geburt Salol 
und Tinctura Hyoscyami aä 7,5 auf 170 Wasser mit gutem Erfolg. 

Johnston (16) empfiehlt bei Tenesmus der Blase und Dysurie 
die Dehnung der Urethra. 

Hieran schliessen sich einige Arbeiten über die Funktions- 
behinderung der Blase durch Druck seitens der Genitalorgane, 
namentlich des schwangeren Uterus. 

Boyd (2) berichtet über eine so starke Füllung der Blase mit 
Retention, dass Schwangerschaft ad terminum vorgetäuscht wurde. 
Innerhalb 24 Stunden wurden durch wiederholten Katheterismus im 
Ganzen 15 Liter Harn entleert. Nach Entleerung des Harnes fand 
sich ein dem dritten Monat entsprechender schwangerer Uterus und 
Boyd glaubt denselben, da er durch die gefüllte Blase retrovertirt 
wurde, als Ursache der enormen Retention ansprechen zu müssen. 
Der Grund zur Retention war wahrscheinlich durch gewohnheitemäs- 
sige Unterdrückung des normalen Harndrangs gelegt. Boyd konnte 
nur einen von Braxton Hicks beschriebenen Fall finden, der im 
Grad der Blasenfüllung dem von ihm beobachteten nahekan, in wel- 


Blase. 251 


chem aber nur 10 Liter Harn entleert wurden. Ein ähnlicher Fall 
wurde in der Diskussion von Da Costa mitgetheilt. 

H ornez (14) bespricht die Störungen der Blasenfunktionen während 
der Schwangerschaft und berichtet über einen Fall von Retention von 
6 Liter Harn in Folge von Retroversio uteri gravidi im vierten Monat. 
Nach Reposition blieb eine Cystitis zurück. Ausserdem werden die 
Blasenstörungen während der Geburt und des \Wochenbettes — Retention, 
Cystitis, Inkontinenz — besprochen. 

Jones (17) beobachtete einen Fall von Harnretention durch Retro- 
versio uteri gravidi, in welchem er 2!/4 Liter Harn mittelet Katheters 
entleerte. Die Blase war so schlaff, dass sie bei der nachfolgenden 
Ausspülung fast eine Gallone (= 4!/» Liter) Borsäurelösung fasste, 
jedoch nach Reposition des Uterus, die drei Tage nach Entleerung der 
Blase von selbst eintrat, gewann sie sehr bald ihre normale Kontrak- 
tilität wieder. 

Lefebvre (29) berichtet über drei Fälle von Harnretention bei 
Retroflexio uteri gravidi. In zwei Fällen war ein Theil der Blase zwischen 
Vagina und Rektum verlagert und im dritten wölbte die volle Blase so- 
gar das Perineum vor. Bei Schwierigkeiten in der Entleerung der Blase 
wird empfohlen, auf die Excavationes vesico- und recto-uterinae mit den 
Fingern einen Druck auszuüben, um durch Verschieben der Blase ihre 
vollatändige Entleerung zu bewirken. 

Lugeol (21) berichtet über einen Fall von Harnretention im 
5. Monat der Schwangerschaft, ohne dass eine nachweisbare Ursache 
zu finden war. Dabei wurde regelmässig und manchmal unwillkürlich 
Harn entleert; die Katheterisation ergab vier Liter eines ammoniakali- 
schen Harnes. Lugeol erinnert daran, in einem anderen Falle mit der 
auf die Blasengegend aufgelegten Hand deutlich Kontraktionen der 
ausgedehnten Blase gefühlt zu haben und führt diesen Fall als einen 
Beweis gegen die Angabe von Tarnier an, dass bei der Fühlbarkeit 
von Kontraktionen das gefühlte Organ sicher der Uterus sei. 

In der Diskussion erwähnt Mandillon einen Fall von 38stün- 
diger Harnretention in der Placentarperiode mit Retention der Placenta 
und Lugeol einen Fall von 12tägiger Retention im \Wochenbett mit 
hohem Fieber (40°), so dass eine puerperale Peritonitis diagnostizirt 
werden könnte. Die Anschauung von Mandillon, dass Harnretention 
in der Placentarperiode eine Retention der Placenta bewirken könne, 
wird von Lugeol bestritten (? Ref.). 

Marx (22) beobachtete in einem Falle von Retroflexio uteri gra- 
vidi mit starker Füllung der Blase, dass auch nach Reposition des 


282 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Uterus die Blase sich wieder füllte und neuerdings Retention eintrat, 
weshalb Marx eine Funktionsstörung der Blase auf hysterischer Grund- 
lage anzunehmen geneigt ist. 

Monod (23) hat in 11 Fällen von Störungen der Harnsekretion 
in Folge von Verlagerungen des Uterus (Ante- und Retroflexionen und 
-versionen, beginnendem Prolaps, Inversion der Scheidenwände) die Mas- 
sage des Uterus und der Blase mit sehr zufriedenstellendem Erfolge 
angewendet. Die Blasenstörungen bestanden in Pollakiurie, in einigen 
Fällen zusammen mit partieller Inkontinenz. In einem Falle von 
Blasenstörungen in Folge von Myoma uteri war kein Erfolg zu erzielen. 

Vanverts (25) beschreibt einen Ovarialtumor, der so tief in den 
Douglas’schen Raum hinein entwickelt war, dass derselbe den Uterus 
nach vorne gegen den Blasenhals und die Urethra andrückte und so 
Retention des Harns veranlasste. 

Siehe ferner die Arbeiten von Martin und Brée te 7. 5) und 
Seytre (c. 7. 8.). 


o Blasenblutungen. 

l1. Durante, D.. Cyklische Hämaturie im Kindesalter. La Pediatria 1896, 
Nr. 10. 

2. Frank, J., Ein Fall von Hämaturie und eine merkwürdige Ursache der- 
selben. Wiener klin. Rundschau. Bd. XI, pag. 786. 

3. Kolischer, Blasenblutungen bei Frauen. Wiener med. Klub, Sitzung v. 
12. V. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 516. 

4. Marsi, Menstruatio vicaria vesicalis. XII. internat. med. Kongress, Sektion 
f. Gyn. Ann. de Gynec. Tom. XLVIII, pag. 420. 

5. Morris, H., The importance of bimanual examination of the urinary 


bladder in diagnosing hematuria of vesical from that of renal origin. 
Lancet 1896. Vol. II, pag. 1210. 


Kolischer (3) nennt als Ursachen von Blutungen aus der weib- 
lichen Blase Tumoren, Entzündung, besonders akute gonorrhoische 
Cystitis, bei welcher die Blasenschleimhaut mit kleineren Blutaustritten 
besetzt gefunden wird, chronische Entzündung mit Geschwürsbildung, 
Verletzungen, Erkrankungen der Nachrbarorgane und Veränderungen 
an den Gefässen der Blase. Atheromatose der Gefässe und dadurch 
Blutungen werden besonders bei Myomen und Carcinomen des Uterus 
bewirkt; Retroflexio uteri gravidi kann in Folge von Stauung zu Blutungen 
führen. Bei chronischer Entzündung können sich besonders am Ori- 
ficium urethrae internum Polypen bilden, welche heftig bluten können. 
Bei Greisinnen kann bei einfachem desquamativem Katarrh, sowie 


Blase. 283 


bei alter gonorrhoischer Cystitis Blutungen auftreten. Endlich können 
Blutungen durch Blasen-Hämorrhoiden hervorgerufen werden, wobei 
die erweiterten Venen sogar Tumoren vortäuschen können. Die Unter- 
scheidung zwischen Blasen- und Nierenblutungen ist besonders durch 
Kystoekopie zu treffen. Letztere können durch reichliches Wasser- 
trinken und durch Druck auf die Nieren provozirt werden. Zur Be- 
handlung der Blasenblutungen empfiehlt Kolischer Spülungen mit 
eiekaltem Wasser. Aetzmittel sind zu vermeiden, ebenso die Tamponade 
der Blase. 

Frank (2) beobachtete in einem Falle von starker Hämaturie 
bei einer 42jährigen Frau mit dem Grünfeld’schen Kystoskop zahl- 
reiche scharfkantige, nadelförmige Harnsäure-Krystalle, die die Schleim- 
haut der Blase besetzten und mit ihren Kanten und Spitzen ins 
Blasen-Innere vorragten. Die sichtbaren Stellen der Blasenschleim- 
baut waren stark geröthet und kongestionirt. Da die Entfernung 
der Konkretionen durch gewöhnliche Spülungen nicht möglich war, 
wurde der Bigelow’sche Evacuator angewendet und die Konkretionen 
entiernt, worauf die Blasenblutungen aufhörten. 

Durante (1) berichtet über zwei Fälle von cyklischer, in längeren, 
unregelmässigen Pausen sich wiederholender Hämaturie bei Kindern 
von 11 beziehungsweise 4 Jahren. Eine Rückwirkung auf das All- 
gemeinbefinden war in keinem der Fälle vorhanden. Die Ursache blieb 
in beiden Fällen unbekannt. 

Marsi (4) beobachtete einen Fall von regelmässig wiederkehren- 
der Menstruatio vicaria aus der Blase bei einer Frau, bei welcher wegen 
Adnex-Erkrankung der Uterus exatirpirt worden war. 

Morris (5) empfiehlt in Fällen, wo Zweifel bestehen, ob eine 
Hämaturie vesikalen oder renalen Ursprungs ist, die bimauuelle Unter- 
suchung der Blase vonBauchdecken und Vagina aus, wie sie von den 
Gynäkologen längst geübt wird. In Chloroform-Narkose können benigne 
wie maligne Tumoren der Blase auf diese Weise gefühlt werden. (S. 
ferner Nierenblutungen.) 


6. Entzündungen. 


l. Armandon, L., Essai clinique sur la cystite tuberculeuse chez l'enfant. 
These de Lyon, Nr. 110. (Nur ältere, schon publizirte Fälle.) 

. Assmuth, J., Ueber Ausspülungen der Harnblase, ihre Anwendung in 
der Praxis, ihr Missbrauch und ihre Kontraindikationen. St. Petersburger 
med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 451. 

3. Banzet, Traitement des cystites tuberculeuses. Ann. des mal. des org. 
gen.-ur. Tom. XV, pag. 561. 


to 


=) 
. 


PL 


10. 


11. 


1X. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Beach, Case of pelvic tumor formed by a calcified Meckel's diverticulum 
uniting the ileum and bladder. Ann. of Surg. 1896. Nr. 10. 

Bloom, H. C., Cystitis. Philad. Polielin. 22. Mai. 

Bozeman, N. G., Tubular drainage through the vagina for chronic cys- 
titis, with repoıt of cases. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 34. 
Brodmeier, A., Ueber die Beziehung des Proteus vulgaris Hauser zur 
ammoniakalischen Harnstoffzersetzung. Centralbl. f. Bakt. u. Parasiter- 
kunde. Bd. XVIII, Nr. 12. 

Bryson, J. P., A possible aid to the discovery of the tubercle bacillus 
in the urine. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahresversammlung. Med. 
News. Vol. LXX, pag. 178. 


. Delbanco, Ueber Cystitis und Ureteritis cystica. Biolog. Abtlı. d. ärztl. 


Vereins Hamburg, Sitzung v. 12.1. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, 
pag. 242. 

Ehrlich, H., A case of septic pyelitis following cystitis as a complication 
of the puerperium. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 
444. 

Escat, J., Des cystites rebelles chez la femme. Étude clinique; indica- 
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CA Bei 
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Zunächst ist eine Reihe von Arbeiten über die klinische Be- 
deutung der Cystitis anzuführen. 


Blase. IT 


Gujon (20) unterscheidet streng zwischen Infektion und Intoxi- 
kation bei Retention von Harn in der Blase. Die Infektion besteht 
in lokalen Veränderungen, die Intoxikation in allgemeinen, wobei Dys- 
pepsie, Abmagerung etc. in erster Linie zu beachten sind. Infektion 
ohne Intoxikation ist von günstiger Prognose; tritt bei bestehender In- 
toxikation noch eine Infektion auf, so wird die Prognose im hohen 
Grade ungünstig. 

Escat (11) beschuldigt als Ursachen bartnäckiger Cystitiden beim 
Weibe die Kürze der Harnröhre und die grössere Leichtigkeit einer 
Infektion der Blase, sowie die mangelhafte Unterstützung der hinteren 
Blasenwand, welche sich bei Alterationen der Genitalien immer zuerst 
verlagert, dazu ferner die Häufigkeit der „irritable bladder“. Dazu 
kommen die mannigfaltigen Einflüsse der Menstruation, welche durch 
Erhöhung der Kongestion fast stets eine Verschlimmerung einer bestehen- 
den Cystitis bewirkt, sowie die Einflüsse der Geburt, des Wochenbettes und 
der häufigen entzündlichen und anderen Erkrankungen der inneren 
Genitalien. In allen Fällen von hartnäckiger Cystitis sollte also — 
auch in der Menopause — eine genaue Untersuchung der Harnröhre, 
der Nieren und der Beckenorgane nach etwaigen Ursachen vorgenommen 
werden und ausserdem sollte vor und während der Menstruation eine 
eingreifende Untersuchung der Blase wegen der grösseren Empfindlich- 
keit derselben grundsätzlich vermieden werden. 

Unter den Mitteln, welche bei hartnäckigen Cystitiden, die den 
gewöhnlichen therapeutischen Vornahmen gegenüber sich widerstands- 
fähig zeigen, nennt Escat in erster Linie das Curettement der Blase 
per urethram mit darauffolgender Drainage. Diese Methode ist besonders 
bei Affektionen des Trigonum und geringer Empfindlichkeit angezeigt; 
dagegen ist bei stärkerer Empfindlichkeit, bei bestehender Pyelonephritis, 
bei Hämaturie und stärkerer Pyurie, ferner bei Infiltration der Blasen- 
wandungen bis in die tieferen Schichten und bei allgemeiner Cystitis 
das Verfahren kontraindizirt. Die Cystoskopie erlaubt die genaue Fest- 
stellung der Indikation. 

Hat das Curettement zu keinem genügenden Erfolg geführt, so 
kommt die Sectio alta mit Tamponade und Drainage der Blase in Be- 
tracht. Diese Operation giebt vielfach bessere und schnellere Resultate 
als die Kolpocystotomie, jedoch müssen, um Erfolg zu erzielen, alle 
verdächtigen Stellen mit Curette und Thermokauter zerstört werden. 
In Fällen, wo die Niere mit erkrankt ist, ist die Sectio alta kontra- 
iadizirt, weil die Kolpocystotomie eine längere Drainage erlaubt als die 
Sectio hypogastrica und ausserdem besteht bei letzterer Operation 


295 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


immer ein gewisser Grad von Stagnation des Harns im Grund der Blase, 
was bei der Kolpocystotomie nicht der Fall ist. Dennoch stellt die 
Sectio alta ein sebr wirksames Mittel zur Bekämpfung hartnäckiger 
Cystitiden dar und ist auch in jenen Fällen, in welchen man doch noch 
zur Kolpocystotomie greifen muss, eine gute Vorbereitung zur letzt- 
genannten Operation. Diese ist die Operation der Wahl bei gleich- 
zeitiger Affektion der Niere, in welchen Fällen eine viel längere Drai- 
nage nothwendig ist. An sie haben sich etwa erforderliche Nierenope- 
rationen anzuschliessen. Die Fistel ist zu schliessen, wenn die Blasen- 
wandungen geheilt und die Nieren zur Ruhe gekommen sind. Da die 
Sectio alta meist eine Besserung im Gefolge hat, kann man mittelst 
derselben Zeit gewinnen, um schliesslich unter günstigeren Bedingungen 
die Kolpocystotomie auszuführen. 

Die Arbeit enthält eine Zusammenstellung von sieben Fällen von 
Sectio hypogastrica und sechs Fällen von Kolpocystotomie mit ihren 
Resultaten. In einem der letzteren Fälle musste die Nephrektomie an- 
geschlossen werden. In drei Fällen von Kolpocystotomie war vorher 
mit nicht genügendem Resultate die Sectio hypogastrica ausgeführt worden. 

Finkelstein (14) erklärt das Zustandekommen der Cystitis bei 
Säuglingen am häufigsten durch Eindringen von Mikroorganismen durch 
die Harnröhre, was besonders bei Mädchen erleichtert ist; selten ist die 
Einschleppung durch die Blutbahn, obwohl die Cystitis meist im An- 
schluss an Allgemein-Erkrankungen auftritt. Die Ansiedelung der 
eingedrungenen Mikroorganismen wird durch die noch nicht geregelte 
Harnentleerung und das häufige Vorkommen einer Harnretention be- 
günstigt. Als Symptome werden kolikartige Schmerzen, Fieber, Unruhe 
erwähnt; im Harn treten Blasenepithelien, Eiweiss, Eiter- und Blut- 
körperchen und von Bakterien namentlich B. coli commune auf. Die 
Schleimhaut ist mehr oder weniger geschwollen und häufig mit Blut- 
punkten besetzt. Der Harn bleibt stets sauer. 

Garceau (15) berichtet über einen Fall von seit 20 Jahren be- 
stehender gonorrhoischer Cystitis, in welchem eine längere Lokalbehand- 
lung erfolglos geblieben war. In der Folge entwickelte sich eine 
doppelseitige Ureteritis; der linke Ureter konnte von der Scheide aus 
als verdickt gefühlt werden und ausserdem bestand der von Reynold 
als für Ureteritis charakteristische Schmerzpunkt ein Zoll oberhalb der 
Mitte des Poupart’schen Bandes. Die Ureteritis wird hier als Ur- 
sache der Hartnäckigkeit der Cystitis angesehen, indem von den Ure- 
teren aus immer wieder Reinfektion der Blase erfolgt. Die Blasen- 
schleimhaut selbst zeigte einzelne Noduli. 


Blase. 280 


In einem weiteren Falle von akuter Nodularcystitis bei gleich- 
zeiiger Endometritis und Anusfistel fand Garceau ein klaffendes 
Oricium urethrae und erklärt daher die Cystitis als durch Infektion 
von der Endometritis und Anusfistel aus entstanden. Schliessen nie 
beiden Harnröhrenlippen und besteht keine Affektion der Nachbar- 
organe der Blase, so kann eine bestehende Cystitis als durch descen- 
dirende Infektion von der Niere aus angesehen werden. Garceau 
erklärt deshalb auch die von Trumpp beobachteten Cystitiden des 
Kindesalters (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 313) als durch Infektion 
auf den Lymphwegen entstanden. In einem weiteren Falle von Cys- 
Us mit intermittirender Hämaturie ist die Entzündung wohl auf einen 
Nierenstein zurückzuführen; ein solcher konnte allerdings mittelst der 
Röntgen-Photographie nicht nachgewiesen werden, aber ein kleinerer 
Stein kann sich dem Nachweise entziehen. 

Für die Diagnose der Cystitis, ob sie eine primäre oder eine durch 
descendirende Infektion hervorgerufene sekundäre ist, hält demnach 
Garceau die Kystoskopie und die Ureteren-Katheterisation für sehr 
werthvoll; besonders bei chronischen hartnäckigen Cystitiden sollte sie 
stets vorgenommen werden, besonders wenn der Zustand der Blase eine 
Kystotomie zu erfordern scheint. Bei akuter Cystitis sind diese Me- 
thoden nicht nöthig, ausser wenn Verdacht auf Tuberkulose besteht 
is. ferner Pyonephrose und Steinniere). 

In der Diskussion empfiehlt Cushing eine keilförmige Excision 
unterhalb der Harnröhre, um diese wieder schlussfäbig zu machen und 
Cumston spricht sich bei hartnäckiger Cystitis für die Kolpocysto- 
tomie aus. 

An der Hand von fünf weiteren Fällen von Cystitis warnt 
Garceau (16) davor, sich mit der einfachen Diagnose „Cystitis“ zu 
begnügen und empfiehlt dringend die Kystoskopie, weil je nach dem 
lokalen Befunde die Therapie verschieden sein muss. Von den fünf 
mitgetheilten Fällen betrifft der erste eine Cystitis nodularis, bei welcher 
die Stellen, wo die Knötchen sich in Gruppen angehäuft fanden, mit 
Silbernitrat in Pulverform geätzt wurden. In zwei Fällen handelte es sich 
wahrscheinlich um gonorrhoische Cystitis mit Ulcerationen am Orificium 
internum und am Blasenhalse; in dem einen dieser Fälle wurde wegen 
hochgradiger Empfindlichkeit und gleichzeitiger Urethritis die Kolpokysto- 
tomie mit sehr gutem Erfolge ausgeführt; im zweiten Falle genügte 
Aetzuug der Ulcerationen mit Silbernitrat in Pulverform. Im vierten 
Falle waren oberflächliche Ulcerationen der Blasenschleimhaut vor- 
tanden, die mit 10°joiger Silbernitratlösung geätzt wurden. Der fünfte 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 19 


3%) Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weihe. 


Fall endlich betrifft eine Kranke mit Uteruscarcinom und schweren 
Reizerscheinungen der Blase; die Aetzung sekundärer Carecinomknötchen 
im Trigonum brachte auch hier palliativen Erfolg. 

Grandcourt und Gu&pin (18) verstehen unter „falscher“ Cystitis, 
wenn bei intakter Blase die drei Hauptsymptone der Cystitis, Harn- 
drang, Schmerzen und Pyurie vorhanden sind. Die Passage septischen 
Eiters und die Anwesenheit pathogener Keime reicht nicht immer hin, 
um Entzündung der Blase hervorzurufen. Reizung der Blase kann 
bewirkt sein durch Erkrankungen der Nieren, der Harnleiter, der 
Harnröhre, ferner durch pericystische und periurethrale Erkrankung, 
durch Nervenkrankheiten, Diathesen und Intoxikationen. Eine Lokal- 
behandlung bei „falschen Cystitiden“ ist kontraindizirt und die Behand- 
lung muss auf Beseitigung der Ursache gerichtet sein. 

Nach Leidi&’s (33) Untersuchungen präexistiren Pyin und Mucin 
weder im Serum noch in den Eiterzellen, sondern aus letzteren bildet 
sich bei ammoniakalischer Zersetzung eine schleimige Masse, die aus 
Nucleoalbuminen, nicht aus Mucin, besteht. In Eiterharnen treten bei 
ammoniakalischer Gährung alle Stufen der Eiweisszersetzung bis zu 
Pyin — einem Alkali-Albuminat — auf. Das Mucin des sauren Harns 
hesteht aus gefällten Globulinen. 

Kelly (31) bespricht in einem Vortrage die verschiedenen Arten 
der Pyurie und erwähnt als urethrale Pyurieen die Vereiterung der 
Skene’schen Drüsen, die Urethritis und Ulcerationen und die sub- 
urethralen Abscesse; ferner als vesikale Pyurien die eitrige Cystitis und 
Trigonitis (eine barbarische Wortbildung! Ref.), Fremdkörper und Ulcera- 
tionen. Zu den vesikalen Pyurien gehören auch diejenigen Eiterungen, 
die durch Durchbruch aus der Umgebung der Blase in dieselbe ent- 
stehen, z. B. durch Durchbruch von Tubarabscessen, Ovarialdermoiden, 
Extrauterin-Schwangerschaften, Hüftgelenks- und Psoasabscessen, Wurm- 
fortsatz - Abscessen, Intestinalfisteln und Uteruscarcinomen. Für die 
Diagnose aller dieser Zustände rühmt Kelly die von ihm angegebene 
Methode der direkten Blaseninspektion, ebenso aber auch für die Diagnose 
der Eiterungen aus den oberen Harnwegen, welche durch Inspektion 
der Harnleitermündungen und direkte Katheterisation der Ureteren er- 
kannt werden können. Als solche werden genannt die tuberkulösen Er- 
krankungen mit ihrer entzündlichen Area um die Uretermündung herum, 
die Ureterabscesse hinter Strikturen, die Pyonephrosen, die Nieren- 
tuberkulose und die Nierensteine, zu deren Erkennung wieder das früher 
veröffentlichte Verfahren der Einführung mit plastischem Wachs über- 
zogener Katheter empfohlen wird. 


Blase. l 291 


Ehrlich (10) beobachtete eine am 11. Tage des Wochenbettes 
akut auftretende septische Cystitis, die sich in der Folge auf das 
Nierenbecken ausbreitete. Das Wochenbett war in den ersten 11 Tagen 
ohne Störung verlaufen und ein Katheter scheint nicht eingeführt 
worden zu sein; die inneren Genitalien waren frei von Entzündung. 
Die Behandlung bestand in innerer Darreichung von Natriumbenzoat, 
Chinin und Borsäure. Heilung. 

Ross (53) glaubt, dass viele Fälle von Cystitis im \WVochenbett, 
welche gewöhnlich auf Kompression und Verletzung der Blase während 
der Geburt zurückgeführt werden, vielmehr auf gonorrhoischer Infektion 
beruhen. 

Sawyer (55) räth zur Vermeidung einer Cystitis bei Wöchnerinnen 
vor dem Einführen des Katheters die Vulva gut abzuseifen und zu 
desinfiziren und den Introitus vaginae durch aseptische Gaze zu 
schliessen. Zum Katheterisiren soll ein ausgekochter elastischer Katheter 
verwendet werden. Bei bereits bestehender Cystitis soll die Blase mit 
Borsäure-Kaliumpermanganat- oder Sublimatlösung (1 : 30000) aus- 
gespült werden. 

Harovitz (24) empfiehlt bei der akuten gonorrhoischen Cystitis 
auser Bettruhe und den Narcoticis warme lokale Bäder, innnerlich 
Salol, Natriumsalicylat oder Natriumbenzoat, allenfalls Balsamica. 
Nach Besserung der akuten Symptome soll der etwaige Residualharn 
durch Katheter entleert und ca. 90 g einer lauwarmen 1°/oigen Silber- 
nitratlöeung injizirt werden. 

Lindholm (34) berichtet über einen Fall von echter Blasen- 
gonorrhoe bei einem 19jährigen Mädchen, in dessen Harn sich Gono- 
kokken in Reinkultur fanden. Die Blase erwies sich bei der cysto- 
:kopischen Untersuchung stark geröthet und zeigte einige oberflächliche 
Substanzverluste.e Heilung durch Instillationen von Lapislösungen (1°'o) 
und Borwasser-Spülungen. 

Walls (65) beschreibt zwei Fälle von „membranöser Cystitis“ 
in Folge von Retroversio uteri gravid. In beiden Fällen wurden 
Membranen ausgestossen, und in einem Falle zeigte die Membran 
zahlreiche Reste von Muskelgewebe. Es handelte sich demnach um 
Nekrose der Blasenschleimhaut und eines Theils der Muskularis, nicht 
um „diphtberitische‘‘ oder „croupöse“ Cystitis, wie Walls meint. 

Delbanco (9) hebt die Bedeutung der von Brunn’schen Epithel- 
nester für die Entstehung der cystösen Cystitis und Ureteritis hervor, 
indem er in zwei Fällen fand, dass die aktive Wucherung des Epithels 
den ganzen Prozess beherrschte, während dem Bindegewebe keine s0 

19* 


292 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


massgebende Rolle zugeschrieben wird, wie dies von Seiten Aschoff’s 
geschehen ist. Der parasitäre Ursprung der Affektion wird zurückgewiesen. 

Hieran schliessen sich die Arbeiten über die Aetiologie der 
Cystitis. 

Melchior (35) kommt am Schlusse einer eingehenden Abhand- 
lung über Urininfektion und Cystitis zu folgenden Schlüssen : Eine jede 
Cystitis ist durch Mikroben bedingt — von seltenen Vergiftungen durch 
chemische Stoffe abgesehen. Im Allgemeinen enthält der Cystitis-Harn 
nur eine Spezies in Reinkultur, gewöhnlich in kolossaler Menge. Der 
häufigste hierbei gefundene Bacillus ist das Bacterium coli commune; 
es ist pyogen und infektiös und von sehr verschiedener Virulenz. In 
der Harnröhre und Scheide sind häufig pathogene Keime, welche beim 
"Eindringen in die Blase Cystitis erzeugen können. Die Keime allein 
erzeugen keine Cystitis, sondern die Blase muss vorber durch dispo- 
nirende Momente, besonders Retention und Trauma, die aber für sich 
keine Cystitis bewirken können, empfänglich gemacht sein; nur der 
Proteus Hauser hat vermöge seiner intensiven harnstoffzersetzenden 
Eigenschaft die Fähigkeit, beim blossen Eindringen in die Blase, Cystitis 
hervorzurufen. Auf den schon bestehenden Läsionen und auf der Be- 
schaffenheit des Substrates in Verbindung mit den Eigenschaften des 
Bakteriums, besonders der Virulenz, beruht die verschiedene Natur der 
Cystitis. Bei jeder Cystitis enthält der Harn Eiterkörperchen, selbst 
wenn nichtpyogene Keime eingedrungen sind. Die Existenz einer katar- 
rhalischen Cystitis ist zweifelhaft. Die Mehrzahl der Cystiden 
sind sauer und die Ammoniurie ist gewöhnlich von untergeordneter, 
sekundärer Bedeutung; manchmal kann sie aber eine Bedingung für 
das Zustandekommen einer Cystitis sein. Eine sauere Cystitis kann 
ausser vom Tuberkelbacillus von Colibacillen, Streptococcus pyogenes, 
Typhusbacillen, Gonokokken herrühren. Giebt der steril entnommene 
Harn auf gewöhnlichen Nährböden beim Plattenverfahren keine Kul- 
turen, so spricht dies für Tuberkulose. Es giebt eine echte gonor- 
rhoische Cystitis, durch den Gonococeus selbst hervorgerufen. 
Das Harnfieber entsteht theils durch Uebergang der Harn-Mikroben 
ins Blut, theils häufiger durch Absorption der im Harn gelösten Bak- 
teriengifte. Zur Prophylaxe einer Cystitis muss man nicht nur einer 
vollkommenen Asepsis des Orificium urethrae sicher sein, sondern auch 
Bromwasserspülungen der Harnröhre selbst vornehmen. Bei der lokalen 
Behandluug der Cystitis wird Silbernitrat das souveräne Mittel sein. 

Auf einem völlig anderen Standpunkte steht Rovsing (54), der 
in einer neuen ausführlichen Arbeit (s. ausserdem Jahresbericht Bd. IV, 


Blase. 293 


pag. 659) eine Reihe neuer Untersuchungen veröffentlicht und zu folgen- 
den Schlüssen kommt: Es giebt eine katarrbalische, nicht-suppurative 
Affektion der Schleimhäute in den Harnwegen, die von einem ammonia- 
kalischen, durch nicht-pyogene, harnstoffzersetzende Mikroben hervor- 
gerufenen Zustand des Harns herrührt. Jede pyogene Mikrobe kann 
eine suppurative Cystitis hervorrufen, wenn sie entweder in eine Ver- 
letzung der Schleimhaut eingeimpft oder metastatisch in dieselbe ab- 
gelagert wird, aber die grosse Mehrzahl der Cystitie-Fälle wird durch 
harnstoffzersetzende pyogene Mikroben verursacht. Es ist dies eine 
Folge davon, dass die Urethra normaliter und noch mehr in patho- 
logischen Zuständen solche Mikroben beherbergt und dass das Ver- 
mögen dieser Mikroben, den Harn in eine ammoniakalische reizende 
Flüssigkeit zu verwandeln, sie in den Stand setzt, vom Harn aus 
eine bisher gesunde Schleimhaut anzugreifen, ein Vermögen, welches 
nach den bisherigen Untersuchungen andere pyogene Mikroben, jeden- 
falle die Colibacillen nicht zu besitzen scheinen, denn eine von den 
harıstoffzersetzenden Mikroben verursachte primäre Pyelonephritis ist 
fast stets mit Cystitis komplizirt, während bei den Colibacteriurien und 
Colipyeliten dies nicht der Fall ist. Das Bacterium coli ist die am 
häufigsten in den Harnwegen getroffene Mikrobe und sie kommt dahin 
in der Regel auf dem Blutwege. In den meisten Fällen von Bac- 
teriurie ist die Infektion gutartig, so zu sagen unschädlich; das 
B. coli ruft meistens eine leichte, gutartige Pyelitis hervor, in seltenen 
Fällen veranlasst es eine Cystitis und Nephritis, wenn es auf dem 
Blutwege in der Blasenschleimhaut oder im Nierengewebe abgelagert 
wird. Vom Harn aus dagegen scheint es die Niere oder Blase nicht 
angreifen zu können, auch nicht wenn Verletzungen oder Retention 
vorhanden sind. Die Häufigkeit wie die Gutartigkeit ist dadurch zu 
erklären, dass stets der Darm eine unendliche Menge von Colibacillen 
enthält, welche in der Regel nicht nennenswerth pathogen sind. Aus- 
nabmeweise kann es in höherem Grade virulent sein, und es ist wahr- 
scheinlich, dass in solchen Fällen die eingedrungenen Oolibacillen nicht 
dem Kranken selbst angehörten, sondern dass eine fremde, besonders 
viralente Form eingedrungen ist. Rovsing theilt also die Ansicht 
der Guyon’schen Schule, dass das B. coli der gefährlichste Feind der 
Harnorgane sei, nicht, ja er ist sogar geneigt zu glauben, dass zwischen 
den Colibacillen und gewissen pyogenen Keimen ein Antagonismus be- 
stebt und dass die Colibacillen sogar eine heilbringende Rolle bei Ent- 
zündungen der Harnwege spielen können, indem sie die bösartige In- 
fektion in eine gutartige verwandeln. 


294 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Melchior (36) betont gegenüber der Auffassung von Rovsing 
die Bedeutung der Colibacillen für die Infektion der Blase und ent- 
kräftet die von Rovsing vorgebrachten Einwürfe Zugleich weist 
Melchior nach, dass die ammoniakalische Zersetzung des Harns bei 
Cystitis von untergeordneter Bedeutung ist und dass die saueren Cysti- 
tiden an Häufigkeit die ammoniakalischen überwiegen. 

Faltin (12) unterwarf die von Wreden angestellten Versuche 
über die Verletzung der Rektal-Wand und Eindringen der Colibacillen 
von hier aus in die Blase einer Nachprüfung und kommt zu dem Er- 
gebnisse, dass die Bakterien vom Darm aus direkt in die Blase durch- 
wandern können, dass jedoch diese Infektionsart nicht wie Wreden 
annimmt häufig, sondern nur sehr selten zu Stande kommt. 

Hogge (27) beobachtete acht Fälle von Bakteriurie nach voraus- 
gegangener Cystitis und Urethro-Cystiiis. Der Harn war in sechs 
Fällen sauer und in fünf Fällen von fötidem Geruche. In allen 
Fällen war nur eine Bakterienart nachzuweisen, und zwar durchaus 
nicht immer das Bacterium coli. Lokale Beschwerden waren niemals 
vorbanden. In therapeutischer Beziehung werden innerlich das Salol, 
lokal Spülungen von Sublimat (1:20000) oder Silbernitrat (1 : 1000) 
empfohlen. 

Während nach M arfan’s Beobachtungen bei gonorrhoischer Vulvo- 
vaginitis die Urethra nach oben meist nicbt überschritten wird, be- 
tont dagegen Hutinel (30) die Möglichkeit des Ueberschreitens der 
Urethra durch Colibacillen, welche bei Enteritis und Proktitis in die 
Blase gelangen. Da nun in solchen Fällen in Folge der Diarrhöen 
die Diurese abnimmt, stagnirt der Harn in der Blase und die Bak- 
terien können sich in der Blase ansiedelu. Die Behandlung dieser 
Form der Cystitis bestand in Ausspülungen mit Kaliumpermanganat 
(0,5 Olai und gleichzeitiger Behandlung der Enteritis. 

Nicolaysen (42, 43) fand bei vier Fällen von Enuresis diurna 
bei Kindern — lauter Mädchen — die Cvlibacillen in Reinkultur. 
Er glaubt nicht an ein Zugrundeliegen eines Blasenleidens, weil die 
lokale Behandlung der Blase — auch bei zweien seiner Fälle — kein 
Verschwinden der Bakterien aus dem Harn bewirkt. Der Rovsing- 
schen Anschauung, dass solche Fälle möglicherweise auf ein kleines 
Nierenkonkrement zurückzuführen sind, steht Nicolaysen nicht ablelı- 
nend gegenüber. 

Tänago (59) fand bei der bakteriologischen Untersuchung unter 
elf Fällen von Cystitis dreimal Colibacillen in Reinkultur, zweimal 
einen gelben Coccus longus, je einmal den Proteus, den Gonococcus, 


Blase. 295 


den Diplococcus liquefaciens und einen pathogenen Bacillus longus. 
Der Proteus hatte die schwerste Cystitis-Form hervorgerufen. Die 
Mikroorganismen können aus der Harnröhre, den weiblichen Genitalien, 
den Nieren und dem Darmkanal in die Blase eindringen. 

Brodmeier (7) wies im Gegensatz zu den Leube’schen Unter- 
suchungsresultaten nach, dass der Proteus Hauser den Harnstoff in 
energischer Weise ammoniakalisch zu zersetzen im Stande ist. 

Posner und Lewin (50) berichten über die bakteriologischen 
Untersuchungen von 22 Cystitis-Fällen, die gemeinsam mit P. F. Richter 
ausgeführt worden sind. Unter den untersuchten Fällen fanden sich 
drei Frauen; in zwei Fällen wurde der Proteus vulgaris iu Reinkultur 
nachgewiesen, und zwar in einem Falle von Carcinoma uteri und in 
einem Falle von Blasenlähmung durch Myelitis. Im dritten Falle 
(Typhusrekonvalescentin mit geringgradiger Cystitis) fanden sich der 
Staphylococcug pyogenes aureus und der Diplococcus subflavus. 

In folgenden Arbeiten wird die Therapie der Cystitis be- 
sprochen. 

Assmuth (2) adoptirt für die Cystitis die Eintheilung von 
Rovsing (s. Jahresbericht Bd. IV, pag. 659) und unterscheidet dem- 
nach eine katarrhalische, eine eitrige und eine tuberkulöse Cystitis, je 
nachdem die infizirenden Mikroorganismen bloss harnstoffzersetzend oder 
zugleich Eiterung erregend sind. Eine Unterscheidung der gonorrhoi- 
schen Cystitis als besondere Form erkennt er nicht an, weil er bei 
dieser Cystitis die Hauptursache nicht dem Gonococcus sondern anderen 
Eiterung erregenden Kokken zuschreibt. Was die Blasenausspülunugen 
betrifft, so sind diese bei der katarrhalischen Cystitis wegen des 
raschen, gutartigen Verlaufes, bei der tuberkulösen wegen der Schmerz- 
haftigkeit der Blase kontraindizirt, aber auch die eiterigen Cystitiden 
erfahren sehr häufig durch die Blasenspülungen keine Besserung, ja 
häufig sogar eine Verschlimmerung, besonders dann, wenn die oberen 
Harnwege affızirt sind. In diesem Falle und bei allen schmerzhaften 
Cystitiden sind die Spülungen daher kontraindizirt. Bedingt indizirt 
sind sie bei eitriger Cystitis ohne grosse Intoleranz der Blase gegen 
Dehnung, aber auch hier nie im Initialstadium. Unbedingt indizirt 
sind sie nur da, wo in Fällen kompleter Retention der Katheter nicht 
mehr im Stande ist, dem Kranken ein erträgliches Dasein zu schaffen. 
Jedenfalls ist aber eine kritiklose Anwendung der Blasenspülungen bei 
Cystitis nicbt entschieden genug zu verurtheilen. 

Valentin (62) führt Injektionen in Blase und Harnröhre bei 
Frauen mit demselben Apparat wie bei Männern aus; derselbe besteht 


296 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


ausser Irrigator und Schlauch aus einem Quetschhahn und einer von 
einem glockenförmigen Glasschild bedeckten Spitze. Zuerst muss mit 
den Fingern die Vulva zugänglich gemacht werden und hierauf sind 
Scheide und Vulva gut aus- und abzuspülen; das Mundstück ist sodann 
lose in das Orificitum externum einzuführen, so dass zunächst ein Rück- 
fluss möglich ist und dann erst wird das Mundstück weiter in die 
Harnröhre vorgeschoben. Der Sphinkter giebt hierbei nach und die 
Flüssigkeit fliesst in die Blase ein. Schliesslich soll die Patientin die 
eingedrungene Flüssigkeit selbst erfitleeren. Bei sehr empfindlichen 
Harnröhren ist Kokainisirung nothwendig. 


Bloom (5) empfiehlt zu Blasenspülungen bei Cystitis Kalium- 
permanganat oder Acetanilid, letzteres in !/2°joiger Lösung. 


Haggard (23) wendet zu Blasenspülungen bei Cystitis sterilisirte 
Kochsalzlösung, bei alkalischer Gährung Borsäure, Salicylsäure oder 
Silbernitrat an. Alle Spülungen werden am besten mit dem Kystoskop 
vorgenommen. In besonders hartnäckigen Fällen empfiehlt er die An- 
legung einer Blasenscheidenfistel. 


Faulds (13) beobachtete zwei Fälle von Harndrang und Dysurie 
bei völlig normalem Harn und ohne dass eine palpable Ursache für 
die Funktionsstörung gefunden werden konnte, Um die Blase völlig 
ruhig zu stellen wurde nach Dilatation der Urethra in diese ein Borlint- 
Docht zur permanenten Drainage eingeführt und dadurch der Zustand 
beseitigt. 

Guitéras (19) empfiehlt bei akuter gonorrhoischer Cystitis Bett- 
ruhe, alkalische Diuretica, Desinficientien, Antispasmodica und Sitz- 
bäder, ferner Spülungen mit sehr verdünnter Silbernitratlösung (be- 
ginnend mit 1:16000), oder wenn diese nicht ertragen werden Instilla- 
tionen mit Silbernitrat, mit 1:1000 beginnend und bis 1:50 steigend. 
Bei chronischer Cystitis fand er ebenfalls Silbernitratspülungen von 
1:2000 bis 1:500 am erfolgreichsten. 


Bei Blasentuberkulose empfiehlt Guit&ras in erster Linie allge- 
meine roborirende und tonisirende Behandlung. 


Harrison (25) verwendet bei gonorrhoischer Cystitis Blasen- 
spülungen mit Kaliumpermanganat, Sublimat oder Silbernitiat und lässt 
die letzte Portion nicht durch den Spülkatheter abfliessen, sondern von 
selbst entleeren, damit auch die Urethra rein gespült werde. Bei anderen 
Cystitiden benützt er besonders Borsäure oder Silbernitrat zu Aus- 
spülungen, legt jedoch zugleich grossen Werth auf die Zufuhr von 
mikrobiciden Mitteln per os, welche durch die Niere ausgeschieden 


\ 


Blase. 297 


werden, so ausser den Balsamicis besonders Borsäure, Magnesiumboro- 
citrat, Natriumsalicylat mit Natriumbenzoat, auch Natriumbyposulſt. 

Noguès und Pasteau (44) verwerfen bei infektiöser Cystitis 
den weitgehenden Gebrauch des Kaliumpermanganats zu Spülungen, 
welcher seit der allgemeinen Empfehlung von diesem Desinficiens bei 
gonorrhoischen Affektionen gemacht wird. An desinfizirender Kraft 
steht das Kaliumpermanganat dem Silbernitrat weit nach, welch letzteres 
von der Guyon’schen Schule in zwei Konzentrationen (0,1°/o und 
0,20/0) gebraucht wird. Die schwächere Lösung dient meist zur Pro- 
phylaxe einer Infektion, nach diagnostischen und therapeutischen Ein- 
griffen an der Blase, die stärkere wird bei schon bestehender Infektion 
angewendet. Auftretende Schmerzen sind meist nicht auf die Konzen- 
tration der Lösung, sondern auf die zu starke Dehnung der Blase 
zurückzuführen. Dennoch kann auch das Kaliumpermanganat bei 
Cystitiden gute Dienste leisten, weil es thatsächlich die Blase weniger 
reizt als das Silbernitrat, ganz besonders ist es in solchen Fällen vor- 
zuziehen, wenn das Silbernitrat eine Desquamation der Blasenepithelien 
hervorruft. Auch ist es brauchbar, wenn nach länger fortgesetzten 
Sibernitratspülungen ein Aussetzen dieses Mittels und Ersetzen durch 
ein anderes Desinficiens wünschenswerth erscheint. 

Nogués (45) empfiehlt zur Anästhesirung der Blasenschleimhaut 
bei Behandlung mit Argentum nitricum das auf der Klinik von Guyon 
gebräuchliche Anästhesirungsverfahren anzuwenden, wonach vor und 
nach der Silbernitratanwendung 100 g einer 5°/oigen Antipyrinlösung 
injizirt werden. 

Pawlik (47) empfiehlt bei akuter Cystitis Ichthyolausspülungen 
der Blase und äussere Applikation von Ichthyol-Vaselin-Lanolin (30/0). 
Die Ausspülungen werden anfangs mit !/s°ioigen wässerigen Ichthyol- 
lösungen gemacht. Bei chronischer Cystitis wurden 1°Joige Ichthyol- 
lösungen verwendet. 

Bozeman (6) empfiehlt neuerdings bei schwerer chronischer 
Cystitis und bei Blasenblutungen die Kolpocystotomie, beziehungsweise 
die Kolpo-Uretero-Cystotomie, wenn Ureter und Nierenbecken miterkrankt 
sind. Besonders glaubt er, dass bei früher Ausführung der Operation 
ein Fortschreiten der Entzündung auf den Ureter verhütet wird. Eine 
Reibe von Fällen, in denen die Operation vortreffliche Erfolge erzielte, 
wird mitgetheilt. Zur Offenhaltung der Blase empfiehlt Bozeman die 
Excision eines runden Stückes aus dem Septum vesico - vaginale. 
Hierauf wird mittelst eines von Bozeman konstruirten Loft Wasser, 
Irrigators eine permanente Drainage eingeleitet. Der Schluss der 


k 


298 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


angelegten Fistel endlich gelingt unter Anwendung der Bozeman ’schen 
Knopfoath. Von 13 so operirten Fisteln gelang der Schluss in acht 
Fällen durch die erste Operation. 

Motz (40) beschreibt einen von Guyon durch Sectio alta und 
Curettement geheilten Fall von seit acht Jahren dauernder Cystitis, 
welche den verschiedensten Behandlungsarten Widerstand geleistet hatte. 
Die Cystitis war eine fungöse und zwar sassen die Fungositäten beson- 
ders in der Gegend des Trigeonum. Zur Ausführung der Sectio alta 
bediente sich Guyon wegen der Intoleranz der Blase gegen Flüssig- 
keiten eines Katheters, der an der Spitze mit aufblähbarem Gummi- 
ballon versehen war. Dieser Apparat wird von Noguès näher 
beschrieben. 

Van Imschoot (63) führte in einem Falle von hartnäckiger, 
seit zwei Jahren bestehender Cystitis, die weder gonorrhoischen noch 
tüuberkulösen Ursprungs war, die Kolpocystotomie aus, worauf die 
Cystitis rasch und dauernd heilte. Die Blasenfistel wurde nach Sims 
zum Schluss gebracht. l 

Cumston empfiehlt nach einem Berichte von Hunt (29) bei 
akuter Cystitis Bettruhe, Milchdiät, alkalische Wässer, ferner Buchu- 
Extrakt, Natriumbenzoat mit Salol oder Natriumsalicylat und Chloro- 
formwasser. 

Nicolaier (41) empfiehlt bei infektiößsen Erkrankungen der Harn- 
wege, besonders bei Cystitis, den inneren Gebrauch des Urotropin's. 
Die mittlere Dosis beträgt 0,3—0,5, die höchste Tagesdosis nicht mehr 
als 1,2 g. Ammoniakalische Zersetzung des Harus wird besonders 
rasch und wirkungsvoll beeinflusst. Das Mittel soll die Mikroorganismen 
nicht tödten aber ihre Entwickelung hemmen. 

Ueber Pericystitisund sekundäre Cystitis handeln folgende 
Arbeiten. 

Perrimond (48) empfiehlt bei Durchbruch paravesikaler Ab- 
scesse in die Blase, besonders bei solchen, die von den Adnexen aus- 
gehen, die Eröffnung der Abscesse von der Scheide aus mit Drainagirung 
der Höhle. Gewöhnlich schliesst sich hierbei der in die Blase gehende 
Fistelgang sehr schnell. In Fällen, wo keine Heilung eintritt, kann ver- 
sucht werden, die Fistel nach vorderer Kolpotomie zugänglich zu 
machen und zu schliessen. Schlägt auch dieses Verfahren fehl, so ist 
die vaginale Uterusexstirpation gerechtfertigt. Die Behandlung von der 
Blase und besonders von Abdomen aus giebt erheblich schlechtere 
Resultate. Werden solche Abscesse nicht behandelt, so pflegen sie 
nicht auszuheilen, sondern veranlassen meist eruste sekundäre Störungen. 


u wei w 


Blase. 299 


Öesterlen (46) verwirft bei Durchbruch perityphlitischer Ab- 
scesse in die Blase die Blasenspülungen, weil durch Dehnung und Dis- 
lokation der Blase die schon gebildeten Verklebungen zerrissen werden 
können. 

Beach (4) berichtet über eine 62 jährige Frau mit den Erscheinungen 
einer schweren Cystitis, bei welcher in der Gegend der linken Arti- 
culatio sacroiliaca ein Tumor gefunden wurde. Bei der Laparotomie 
fand sich, dass dieser Tumor, dessen Wandungen verkalkt waren, 
sowohl mit der Blase als mit dem Darme ca. zwei Fuss oberhalb des 
Coecum’s kommunizirte Nach Exstirpation des Tumors wurden Blasen- 
und Darmwunde durch die Naht geschlossen. Heilung. Da die 
Untersuchung der Innenwand der Cyste Darmepithel erkennen liess, 
wurde der Tumor für ein Meckel’sches Divertikel, dass mit der Blase 
verklebt und in sie durchgebrochen war, erklärt. 

Heydenreich (26) fand in einem Falle von Pyurie bei 
digitaler Untersuchung der Blase nach Harnröhrendilatation eine 
periuterine Abscesshöhle, die dann von der Scheide eröffnet wurde, Er 
empfiehlt daher bei gewissen Uterus-Erkrankungen die innere Betastung 


der Blase. 
Le Gendre (32) berichtet über einen Fall von Durchbruch einer 


Dermoideyste des Ovariums in die Blase, der unter Erscheinungen 
schwerer Cystitis und Pericystitis sich vollzog und schliesslich mit 
Ausstossung von dermoiden Massen und Haarbündeln vor sich ging. 
Heilung durch Exstirpation der Cyste und Naht der Blase. 

Misiewicz (38) berücksichtigt bei seiner Besprechung der Peri- 
cystitis fast ausschliesslich die Verhältnisse beim Manne. Er unter- 
scheidet eine echte Pericystitis, die durch Veränderungen in der Blasenwand 
selbat sich charakterisirt, und eine Pericystitis spuria, welche von den 
Nachbarorganen der Blase ausgeht. Die erstere Art entsteht entweder 
durch eitrige Entzündung des Peritoneal-Ueberzuges oder durch sub- 
peritoneale Abscedirung. In chronischen Fällen kommt es zu Hyper- 
trophie und Verdickung des Peritoneums oder zur Bildung faserig- 
fettiger oder käsiger Degeneration (production fibro-lipomateuse Guyon). 
Auch die Tuberkulose kann zu fibrinös fettiger Degeneration des 
Bauchfell-Ueberzugs führen. 

Die Pericystitis spuria verbreitet sich von ähnlichen Vorgängen in 
den Nachbarorganen auf die Blase, besonders von den inneren Geni- 
talien aus, Hierher gehört auch die Pericystitis, welche im Gefolge von 
Blasenkatarrhen auftritt und die zu adhäsiver Entzündung, Sklerosirung 
der Wände, Verwachsungen mit dem Peritoneum und den Nachbar- 


300 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


organen führt und Bewegungen, Kapacität und Dehnungsvermögen der 
Blase beeinträchtigt. 

Roersch (52) beschreibt einen Fall von primärer Cystitis, dessen 
Veranlassung eine noch nicht völlig incarcerirte Inguinalhernie war. 
Wahrscheinlich bildete ein Theil der Blase mit den Inhalt der Hernie 
und die dadurch bewirkte passive Hyperämie die Veranlassung zur 
Entstehung der Pericystitis nach Reposition des Bruches. Die Symptome 
bestanden in Schmerzen, Dysurie und häufigem Harndrang; der Harn 
war anfangs völlig klar, aber nach kurzer Zeit stellten sich auch 
Symptome einer eiterigen Cystitis ein. Von der Scheide aus wurde 
ein Exsudat gefühlt, welches auf Druck sehr empfindlich war, und 
den ganzen Blasengrund sowie auch die Harnröhre in ihrem ganzen 
Umfang ungab. Die Cystitis wurde zuerst mit Sublimat-Instillationen, 
dann mit Sublimatspülungen und schliesslich mit Silbernitrat-Instilla- 
tionen, die Pericystitis mit heissen Scheidenspülungen und Ichthyoltam- 
pons behandelt. Allmählich trat Resorption des Exsudates und Hei- 
lung ein und auch die Cystitis schwand. 

Termet (60) beschreibt einen tödtlich verlaufenen Fall von Ver- 
eiterung des prävesikalen Raumes, wobei sich der Eiter bis zum Nabel 
und nach seitwärts um die Blase herum den Weg gebahnt hatte. Bei 
der Eröffnung des Abscesses entleerte sich Harn und Eiter. Die 
Kranke hatte seit längerer Zeit an eiteriger Cystitis gelitten. Von einer 
Verletzung der Blase oder Harnröhre wird weder bei Beschreibung der 
Operation noch im Sektionsbefunde etwas erwähnt. 

Solomin (57) beschreibt einen Fall von lokalem Amyloid 
der Harnblase bei einer 73jährigen Frau, die an Arteriosklerose 
und chronischer Nephritis gestorben war. Die Infiltration der Blase 
war handtellergross, umfasste die ganze Hinterwand und die beiden 
Seitenwände, besonders die rechte, und reichte vom Blasenscheitel 
bis zum Trigonum, wo sie, !/scm von der Harnröhre entfernt, endigte. 
Die Schleimhaut war in diesem Gebiete geröthet, verdickt und in der 
Mitte erodirt. Die Amyloidsubstanz, welche besonders die Submukosa 
und Mukosa einnahm, gab die charakterischen Reaktionen. Die Mus- 
kularis war nur theilweise miterkrankt, das perivaskuläre Zell- und 
Fettgewebe dagegen frei. Das Epithel erwies sich nur als verdickt, 
an einigen Stellen fehlend. In der Umgebung des Infiltrats waren 
entzündliche Veränderungen nachweisbar, überhaupt waren die übrigen 
Wände der Blase Sitz einer mässigen Cystitis. Endlich fanden sich 
in dem Lumen von Lymphgefässen, die noch deutlich erkennbares Endo- 
thel erhielten, homogene Massen eingelagert. Aetiologisch glaubt So- 


Blase. SIM 


lomin die Erkrankung auf entzündliche Vorgänge zurückführen zu 
dürfen, wobei der allgemeine Marasmus und das hohe Alter wohl mit- 
gewirkt haben. Der Fall ist deshalb von hohem Interesse, weil eine 
lokale Amyloiderkrankung der Blase bisher nicht beschrieben worden ist. 

Die folgenden Arbeiten haben die Tuberkulose zum Gegen- 
stande (e, dazu auch Nierentuberkulose). 

Meyer (37) theilt den Sektionsbefund eines Falles von Blasen- 
tuberkulose mit aufsteigender Infektion des Ureters und der rechten 
Niere mit. Zugleich war tuberkulöse Salpingitis und Durchbruch eines 
tuberkulöeen Geschwürs in einen parametritischen Eiterherd mit ab- 
gesackter tuberkulöser Pelveoperitonitis vorhanden. Ausserdem werden 
17 Fälle von Genitaltuberkulose mitgetheilt, in denen fünfmal auch die 
Harnorgane ergriffen waren, und zwar dreimal die Nieren, einmal die 
Blase und einmal Blase und Urethra. 

Bryson (8) empfiehlt in Fällen, wo es sich um Nachweis von 
Tuberkelbacillen im Harn handelt, besonders den Residualharn zu unter- 
suchen, in welchem die Bacillen in weitaus grösserer Anzahl vorhanden 
sind, als in dem spontan gelassenen Harn. 

Guyon (21) befürwortet bei tuberkulöser Cystitis zunächst die All- 
gemeinbehandlung mittelst kräftiger Ernährung und Darreichung von 
Kreosot. Für die Lokalbehandlung sind am wirksamsten Sublimat und 
Guajacol. Das erstere Mittel wird in Verdünnung von 1:5000—1:3000 
und zwar höchstens in Mengen von 50 Tropfen instillirt. Das Guajacol 
bewirkt eine sichere, aber nicht lang anhaltende Anästhesie. Chirurgische 
Eingriffe sind nur in späteren Stadien indizirt. 

Banzet (3) tritt bei tuberkulöser Cystitis zunächst für die All- 
gemeinbehandlung ein. Dieselbe besteht in erster Linie in möglichst 
guter Ernährung, ja Ueberernährung, und die häufig angewendete Milch- 
diät ist hier keineswegs ausreichend. Von Medikamenten ist besonders 
das Kreosot anzuwenden und zwar am besten in der von Guyon an- 
gegebenen Komposition mit Jodoform und arsenigsaurem Natron (0,05 
pro pilula, 4 Pillen täglich). Zur Unterstützung der Allgemeinbehand- 
lung sind Soolbäder anzuwenden. Zur Lokalbehandlung eignen sich 
am besten die Instillationen von schwachen Sublimatlösungen und bei 
heftigen Schmerzanfällen das Guajacol wegen seiner analgesirenden 
Wirkung. Wenn die Sublimatbehandlung versagt, so ist beim Weibe 
das Curettement per urethram mit nachfolgender prolongirter Drainage 
der Blase indizirt, durch welche Methode eine beträchtliche Besserung 
der Lokalerscheinungen mit gleichzeitiger Hebung des Allgemeinbefindens 
erreicht wird. Die Sectio alta und in letzter Linie die Kolpokystotomie 


AN Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


bleibt für jene Fälle reservirt, wo intensive Schmerzanfälle bestehen 
und alle übrigen Behandlungsmethoden erfolglos geblieben sind; diese 
Eingriffe finden keine Kontraindikation in dem herabgekommenen All- 
gemeinzustande und in Lokalisationen der Tuberkulose in anderen 
Organen. 

Verhoogen (64) empfiehlt bei Blasentuberkulosen die Sublimat- 
instillationen. Es sollen nicht mehr als 5—6 g einer Lösung von 
1:10000—1:4000 instillirt werden. 

In dem Baseler Bericht (56) werden zwei Fälle von Blasentuber- 
kulose erwähnt, von denen der eine mit Nierentuberkulose komplizirt 
war; die Blase wurde oberhalb der Symphyse eröffnet, excochleirt und 
thermokauterisirt; der Fall von isolirter Blasentuberkulose kam zur 
Heilung, der andere blieb ungebessert. 

Ramond (51) bat drei Fälle von tuberkulöser Cystitis mit gutem 
Erfolge durch Injektionen mit sterilisirter Luft behandelt. Das Ver- 
fahren besteht darin, dass nach Entleerung der Blase mittelet weichen 
Katheters eine 100 cem haltende Spritze voll Luft, die zuerst einen 
am Ende der Spritze liegenden Wattepfropf passirt, mit dem Katheter 
verbunden und deren Inhalt langsam injizirt wird; hierauf lässt man 
die Luft wieder entweichen und injizirt sofort sehr rasch 250—300 cem 
Luft und lässt diese Luftmenge unter Abklemmung des Katheters 
5 Minuten in der Blase. Nun wird der Katheter entfernt, worauf die 
Luft von selbst ausgetrieben wird. Die Operation soll jeden 2.—3. Tag 
wiederholt worden. Ramond stellt sich die Einwirkung der Luft 
ähnlich vor, wie bei der tuberkulösen Peritonitis, jedoch glaubt er, dass 
auch die mechanische Dehnung der Blase und des Sphinkters in Be- 
tracht komme. (Bezüglich etwaiger Gefahren dieses Verfahrens s. Lewin 
und Goldschmidt, Erkrankungen der Niere. Ref.) 

Polak (49) veröffentlicht einen Fall von erfolgreicher Lokalbe- 
handlung eines silberdollargroseen tuberkulösen Geschwüres am Blasen- 
hals und Trigonum bei einem 20jährigen Mädchen. Das Geschwür 
wurde durch das Kelly’sche Speculum freigelegt und curettirt und 
später wiederholt mit Silbernitrat geätzt. Nach zwei Monaten war die 
Heilung eine vollständige und der Harn, der vorher reichlich Tuberkel- 
bacillen enthalten hatte, liess keine Spur von abnormen Bestandtheilen, 
namentlich von Bacillen, mehr erkennen. Die vollständige Heilung 
wurde mittelst des Cystoskops nachgewiesen. 

Szulc (58) beobachtete Durchbruch eines wohl auf tuberkulöser 
Grundlage entetandenen paraproktalen Kothabscesses in die Blase; Tod. 


Blase. KI 


1. Verlagerungen der Blase. 


l. Fargues. A. G., Étude sur la cystocöle crurale. These de Nancy. Nr. 1. 
. Gibson, C. B., Personal experience in hernia of the bladder, with table 
of cases. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 401. 
3. Gould, Blasenhernie. Clinic. Soc. of London, Sitzung v. 10. XII. Brit. 
Med. Journ. Vol. II, pag. 1796. 
4. Lefebvre, A, Considerations sur quelques cas de rétention d'urine liés 
aux deviations de l'utérus gravide. These de Paris, Nr. 402. 
A Martin u. Bree, Retroflexion d’uterus gravide et prolapsus vésical retro- 
uterin. Normandie med. 1896, Juni. 
6. Morin, J. A., Etude de la cystocele crurale. These de Paris, Nr. 41%. 
ıı. Petit u. Imbert, Cystocele crurale. Gaz. hebdom. de med. et chir. 1236. 
Nr. 97. 
d Seytre, P., Du renversement de la vessie dans le cul-de-sac de Douglas 
compliquant la rötroversion de l'utérus gravide. These de Lyon, Nr. 143. 
9. Shoemaker, G. E., Closure of ventral hernia in pregnancy. Med. and 
Sarg. Rep. 10. April. 
10. Ssalistschew, E. G., Beitrag zur Lehre von den Blasenbrüchen. Arch. 
f. klin. Chir. Bd. LIV, pag. 135. 


x 


Ssalistschew (10) stellt 43 Beobachtungen von Blasenhernien 
aus den letzten Jahren zusammen, unter welchen zweimal die Diagnose 
vor der Operation und 13 mal während der Operation gestellt wurde. 
In 28 Fällen wurde die Blase verletzt. Er unterscheidet endosacculäre 
und extrasacculäre Hernien, je nachdem ein mit Bauchfell bedeckter 
oder ein vom Peritoneum freier Theil der Blase im Bruchsacke gelegen 
it Während der Operation sollte die Blase immer erkannt werden 
und zwar an der Lipocele praevesicalis und der Lage der endosaccu- 
lären Blasenhernien nach hinten und innen vom Bruchsack - die Blasen- 
wand ist ferner durch netzartig durchflochtene Muskelfasern erkennbar, 
endlich sollte in zweifelhaften Fällen die Bauchwand nach oben und 
aussen vom Leistenring gespalten werden, um dem nicht sicher zu 
deutenden Organe in der Bauchhöble nachzugehen. Der Operateur hat 
die Aufgabe, die Blase unversehrt zu erhalten; wird sie verletzt, so 
muss sie, wenn die Wandungen tief desorganisirt sind, offen gelassen 
werden. \Venn ein eingeklemmter Blasentheil gangränös ist, so ist der- 
selbe zu exstirpiren, die Blasenwände bei sonst intakten Wandungen 
zu vernäben, die Bauchwunde aber zur Sicherheit offen zu lassen. 
Unter drei eigenen Beobachtungen von Ssalistschew wurde einmal 
die Blase verletzt. 

Gould (3) berichtet über einen Fall von Verletzung der Blase 
bei Operation einer linksseitigen Cruralhernie, in welche die Blase ver- 
lagert war. 


304 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Gibson (2) beobachtete zwei Fälle von Verlagerung der Blase 
in eine Schenkelhernie In einem Falle wurde die Blase erkannt und 
nicht verletzt, im anderen wurde sie irrthümlicher Weise incidirt und 
dann mit einer doppelten Nahtreihe geschlossen; der Sack wurde 
drainirt. Es trat völlige Heilung ein. Im ersten Falle war offenbar 
eine vom Peritoneum überkleidete Partie der Blasenwand vorgefallen, 
im zweiten Falle handelte es sich um eine extraperitoneale Blasenhernie. 

Im Anschluss hieran stellt Gibson 103 Fälle von Blasenhernien 
zusammen und zwar 77 Inguinal- und 22 Crural-Hernien; bei den 
ersteren kommen nur 7, bei den letzteren 16 auf das weibliche Ge- 
schlecht. In 67 Fällen wurde die Blase verletzi, in 36 blieb sie un- 
verletzt. Unter 64 Fällen, in welchen die Blase verletzt wurde, sind 
19 Todesfälle = 30°/o, jedoch war nur in un die Blasenverletzung 
selbst die Ursache des schliinmen Ausgangs. 

Martin und Brëe (5). beschreiben einen weiteren Fall (siehe 
Lathuraz-Viollet, Jahresbericht Bd. X, pag. 326) von Retroflexio 
uteri gravidi mit Harnretention, in welchem ein grosses Divertikel der 
Blase hinter dem Uterus verzogen war und bei der Untersuchung einen 
fluktuirenden Tumor im hinteren Scheidengewölbe vortäuschte Es ge- 
lang leicht, einen Katheter in dieses Divertikel vorzuschieben und das- 
selbe zu entleeren. 

Ein ähnlicher von Laroyenne beobachteter Fall wird in der Dis- 
sertation von Seytre (8) mitgetheilt. Die Blase erstreckte sich hier 
über den Fundus des retroflektirten Uterus bis tief in den Douglas- 
schen Raum herunter. In das Divertikel selbst konnte hier der Katheter 
nicht vorgeschoben werden, aber unter Druck auf den fluktuirenden 
Tumor des hinteren Scheidengewölbes entleerte sich der Inhalt des- 
selben durch den in die Blase eingeführten Katheter. Nach Reposition 
des Uterus nahm auch die Blase ihre normale Lage wieder ein. 

Petit und Imbert (7) berichten über eine linksseitige Blasen- 
Crural-Hernie bei einer 46jährigen Frau. Die Blase war bei der Her- 
niotomie verletzt worden und wurde durch doppelte Etagennaht ge- 
schlossen. Vor dem Blasen-Divertikel war keine Fettschicht zu erkennen 
gewesen. Unter Einlegung eines Dauerkatheters trat Heilung per 
primaın ein und die Narbe konnte nach der Heilung mittelst des Ky- 
stoskops deutlich gesehen werden. Die Verf. empfehlen bei Verdacht 
auf eine Verlagerung der Blase in einen Bruchsack die Kystoskopie 
zur Sicherstellung der Diagnose. 

Morin (6) veröffentlicht einen Fall von cruraler Blasenhernie bei 
einem 23jährigen Mädchen. Bei der Operation fand sich eine dicke 


Blase. 305 


Fettschicht, welche die Nähe der Blase andeutete. Nach Entfernung 
der Fettschicht konnte durch Kathetereinführung die Gegenwart der 
Blase sicher erkannt werden. Reposition und Naht. 

Fargues (1) berichtet über drei Fälle von cruralen Blasen- 
hernien, alle bei Frauen. In zwei Fällen war die prävesikale Fett- 
schicht vorhanden, in einem fehlte ie In dem von Froelich ope- 
riten Falle wurde die Blasenmuskularis verletzt und die Schleimhaut 
wölbte sich herniös vor; auch in dem von Breffeil operirten Falle 
wurde die Muskularis oberflächlich verletzt, aber in beiden Fällen konnte 
die Verletzung durch die Naht ohne Mühe geschlossen werden. In 
allen drei Fällen gelang es, die Blase zu reponiren und den Bruchsack 
zu vernähen. 

Shoemaker (9) beobachtete einen Fall von Verlagerung der 
Blase in eine grosse Bauchhernie und dadurch hervorgerufene und 
durch Schwangerschaft erhöhte Dysurie. Die letztere wurde durch 
Operation der Bauchhernie während der Schwangerschaft beseitigt. 


8. Verletzungen der Blase. 


l. Bernhard, O., Ovariotomie mit unangenehmer Blutung. Cetralbl. f. Gyn. 
Bd. XXI, pag. 1466. 

2. Böckel, J., Zerreissungen von Blase und Darm im Verlaufe von Lapa- 
rotomien. Revue de gyn. et de chir. abdom. Nr. 5; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XXII, pag. 167. 

3. Croft, E. O., Spontaneous rupture of female bladder. Leeds and West 
Riding Med.-Chir. Soc. Sitzung v. 15. I. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 
400 u. Lancet. Vol. I, pag. 453. 

4 Dietel, Ueber die Totalexstirpation des schwangeren Uterus wegen Cervix- 
myom per laparotomiam. (Ges. f. Geburtsh. zu Leipzig. Sitzung v. 12. IV. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 751. 

3. Janvrin, J. E., Verletzung der Blase. Transact of the New York Obst. 
Soc. Sitzung v. 16. II. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 625. 
(Fall von Verletzung der Blase bei dem Versuch, ein Myom der Vorder- 
wand des Uterus auf vaginalem Wege zu exstirpiren; Diskussionsbemer- 
kung.) 

6. Meinert, Blasenverletzung. Gyn. Ges. zu Dresden, Sitzung v. 10. XI. 
1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 173. 


Böckel (2) berichtet über fünf Fälle von Verletzungen der Blase 
und des Darmes bei Laparotomien, von welchen zwei schon früher 
veröffentlicht worden sind. Blasenverletzungen werden hauptsächlich 
durch Ausziehung der Blase bewirkt. Wird die Verletzung der Blase 
sofort bemerkt, so empfiehlt Böckel fortlaufende Schleimbautnaht mit 
Katgut, darüber Lembert-Naht mit feiner Seide, eventuell eine weitere 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsli. 1897. 20 


306 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Seidenknopfnaht mit oder ohne Transplantation von Peritoneum, eventuell 
Drainage und Verweilkatheter (Pozzi) Bei ālteren Blasenverletzungen 
soll zweizeitig mit vorhergehender Fistulisation (Pozzi) operirt werden. 
Wenn die Blase, ohne das es bemerkt worden ist, in den Stiel gefasst 
wurde, so muss dass Abdomen, sobald Symptome auftreten, wieder ge- 
öffnet werden und dann ist ebenfalls nach Pozzi zu operiren. Darm- 
verletzungen sind ebenfalls sofort zu vernähen. Bei ausgedehnten 
Verletzungen kann eine Resektion, eventuell die Anlegung eines Anus 
praeternaturalis nothwendig werden. 

Bernhard (1) nähte in einem Falle von parenchymatöser Blutung 
aus der Blasenwand bei Ovariotomie die blutende Fläche der Blasen- 
wand in den unteren Wundwinkel ein und tamponirte; nach 2 Tagen 
konnten Tampon und Blasennähte entfernt und die Bauchwunde ge- 
schlossen werden. 

Meinert (6) beobachtete Einreissen der Harnblase bei suprava- 
ginaler Amputation eines Uterusmyoms. Die Blase wurde genäht 
und der die Rissstelle stützende Stumpf extraperitoneal versorgt. Heilung. 

Dietel (4) beschreibt eine Verletzung der Blase bei abdomineller 
Totalexstirpation eines myomatösen schwangeren Uterus; sofortiger 
Nahtverschluss und Heilung. 

Croft (3) berichtet über einen Fall von spontaner intraperitonealer 
Ruptur der Blase in Folge eines !/2—1 Zoll grossen Geschwüres an 
der hinteren und oberen Blasenwand. Tödtlicher Ausgang. Die Ruptur 
war zu Stande gekommen, während die Kranke, welche eine Hämorrhoidal- 
Operation durchgemacht hatte, sich im Bette aufrichtete, um ihre Kissen 
zu richten (s. ferner Blasenscheidenfisteln und Verlagerungen 
der Blase). 


9. Neubildungen. 


l. Albarran, Résultats de l'intervention chirurgicale dans les tumeurs. 
Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 785. 

2. Albarran und Bernard, Krebs parasitären Ursprungs. Abeille med. 
Nr. 28; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, pag. 166. 

3. Caird, F. M., The surgery of the bladder. Lancet. Vol. I, pag. 1763. 
(Uebersicht über die modernen Fortschritte der Blasenchirurgie namentlich 
bei Blasengeschwülsten und die hier angezeigten Operationen: Blasenex- 
stirpation, Ureteren-Implantation in Blase und Darm.) 

4. Chismore, G., A new method of removing polypoid growths from the 
bladder. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. Sitzung v. 5. V. Boston Med. 
and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 64. 

. Cicera, Blasentumor mittelst des galvanischen Stromes geheilt. Revista 
de Med. Barcelona 1896. 


wu 


Blase. 307 


6. Dahl, B., Ueber primäres Carcinom der Harnblase. Inaug.-Diss. Kiel. 

i. Desnos, Fragmentation et expulsion spontanées dea tumeurs de la vessie. 
Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. 
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 727. 

8. Dibbern, W., Ein Fall von primärem Blasensarkom. Inaug.-Diss. Greifs- 
wald. 

9. Goecke, Resektion der Blase bei Carcinom. Allgem. ärztl. Verein zu 
Köln, Sitzung v. 14. XII. 1896. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, 
Vereinsbeilage pag. 176. 

10. Guyon, F., Hématuries dans les néoplasmes de la vessie. Journ. de Méd. 
et de chir. prat. 1896, Nr. 15. 

ll. — Quelques remarques cliniques et anatomo-pathologiques sur les néo- 
plasmes infiltrés de la vessie. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, 
pag. 225. 

12 Herring, H. T., Treatment of papilloma of the bladder by nitrate of 
silver. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 183. (Kurze Empfehlung schwacher 
Silbernitrat-Injektionen bei Blasenpapillomen.) 

13. Johnstone, A. W., Carcinom der Blase. Transact. of the Cincinnati 
Obst. Soc. Sitzung v. 17. IX. 1896. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, 
pag. 415. (Curettement per urethram.) 

4. Kolischer, G., Blaseapapillom. auf cystoskopischem Wege entfernt. 
K.k. Ges. d Aerzte in Wien, Sitzung v. 29. I. Wiener klin. Wochenschr. 
Bd. X, pag. 133. 

Ia Macnaughton-Jones, H., Mixed-cell sarcoma of the bladder. Brit. 
Gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 467. 

lô. Noguès, P., Néoplasme vésical infiltre; début marqué par des fréquences 
et par des douleurs; hématuries peu abondantes ne survenant que tardive- 
ment. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 398. 

17. Paul, Vıllous tumours of the bladder. Liverpool Med. Inst. Sitzung v. 
11. XI. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1508. 

18. Robbine, Cases of Hematuria. Med. News. Vol. LXIX, 21. November. 

19. Taylor. J. W., Sarcoma of bladder. Birmingham and Midland counties 
branch of the Brit. Med. Assoc. Sitzung v. 30. IV. Brit. Med. Journ. 
Vol. I, pag. 1850. 

%. Wassiljew, M. A., Ueber Totalexstirpation der Harnblase bei bösartiger 
Neubildung. Russki chirurg. Arch. 1895. Heft 4. 


Albarran (1) giebt eine Uebersicht über seine Statistik von 
operirten Blasentumoren. Unter seinen 29 Fällen sind sechs Papil- 
lome, 22 Epitheliome und ein Sarkom. Sechs Operirte (= 20/0) sind 
gestorben, alle bei malignen Geschwülsten und zwar vier nach pallia-. 
tver und zwei nach radikaler Operation. Bei den vier nach pallia- 
tiver Operation Gestorbenen war dreimal Sepsis und einmal Verblutung 
die Todesursache. Von den zwei nach Radikal-Operation Gestorbenen 
betrifft ein Fall eine Totalresektion der Blase bei einer 51 jährigen 
Frau wegen eines breiten die Mündung des rechten Ureters einschliessen- 

20* 


AR Gynäkolcgie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


den Tumors; im zweiten Falle trat der Tod durch diffuse Peri-Ence- 
phalitis und Pyelonephritis ein. In vier Fällen wurde, um mehr Zu- 
gang zur Blase zu schaffen, die Symphyseotonie ausgeführt, darunter 
ein Todesfall. In vielen Fällen wurde nach Exstirpation maligner 
Tumoren dauernde Heilung erzielt. Von besonderen Interesse ist 
ein Fall von grossem gestielt aufsitzendem Epitheliom, das die 
` ganze Blase ausfüllte; es wurde abgetragen und der Stiel kauterisirt. 
Nach elf Monaten war neuerdings ein Tumor vorhauden, der aber 
ebenfalls gestielt — an einer anderen Stelle der Blase sass, während 
die Operationsnarbe völlig normal aussah. Dieser zweite Tumor war 
ein Papillom. 

Chismore (4) entfernte Blasenpolypeun durch Einführung eines 
Litholapaxie-Katheters, indem er durch Ansaugen dieselben in das 
Fenster des Katheters brachte und nun durch Hin- und Herbewegen 
desselben die Polypen abriss. In der Diskussion empfiehlt Fuller 
hierfür die Anwendung des Kystoskop’s; Bangs hat bei Blasenpolypen 
heisse Borsäure-Spülungen der Blase mit Erfolg vorgenommen. 

Cicera (5) will bei einer 39jährigen Kranken, die an Häma- 
turie und Harnzwang litt, einen Blasentumor durch den galvanischen 
Strom (15—50 Milliamperes) in 19 Sitzungen geheilt haben. Es war 
lediglich eine diffuse Verdickung in der Gegend des Trigonuni gefühlt 
worden. 

Guyon (10) beschreibt einen Fall von Blasenblutungen bei einer 
54 jährigen Frau, welche schon vor 26 Jahren an vorübergehenden 
Blasenblutungen — damals wohl auf rheumatischer Cystitis beruhend 
— gelitten hatte. Die Sectio alta ergab die Anwesenheit eines gestielten 
Tumors, der entfernt wurde. 

Kolischer (14) beschreibt einen Fall von vier am linken oberen 
Quadranten der Umrandung des Ostium urethrae internum sitzenden 
zungenförmigen Papillomen, die bei der kystoskopischen Untersuchung 
völlig durchscheinend und sehr beweglich gefunden wurden. Die 
Symptome bestanden in Blutabgaug und heftigem Harudrang nach 
der Miktion, weil offeubar durch den Harnabfluss die Papillome, von 
denen zwei grösser und zwei kleiner waren, in die Urethra geschwemmt 
wurden und hier heftige Reizerscheinungen hervorriefen. Kolischer 
schuitt mittelst des ÖOperationskystoskops die Exkrescenzen an der 
Basis ab und verschorfte die beiden mehr gegen das Blasenlumen 
stehenden Stümpfe mit dem Galvanokauter, die gegen die Harnröhre 
stehenden direkt mit dem Schnabel des Kystoskops. Heilung. Kolischer 
bemerkt, solche Papillome namentlich im Gefolge chronischer Cystitiden 


Blase. 309 


wiederholt beobachtet zu haben. Er erklärt die endovesikale Operation 
dann für indizirt, wenn ein sicherer Erfolg in Aussicht steht und 
Voroperationen, wie auch foreirte Erweiterung der Haroröhre erspart 
werden können. 


Paul (17) behauptet den häufigen Uebergang scheinbar gutartiger 
Zellpapillome der Blase in Carcinom. 


Robbins (18) beschreibt einen Fall von Blasenblutungen in 
Folge von Papillomen bei einer 23jährigen Kranken. Die Papillome 
wurden per urethram mit Finger und Curette entfernt. Heilung. 


Guitéras (c. 6, 19) befürwortet bei Blasentumoren beim Weibe 
entschieden die Sectio alta gegenüber der Kolpocyastotomie. 


Skene (a. 11) empfiehlt hei gefässreichen Blasentumoren, die 
Basis derselben mit einer Klammer zu umfassen und dann durch den 
elektrischen Strom eine Austrocknung und ein Absterben des Ge- 
schwulst-Gewebes herbeizuführen. 


Desnos (7) beobachtete in einem Falle mittelst des Kystoskops 
die Selbatzerstörung eines Blasentumors bis auf den Stiel. Die Kranke 
war mit Methylenblau-Injektionen behandelt worden. Die Gewebs- 
trümmer gingen mit dem Harn ab, jedoch kann das Verschwinden 
eines Tumors nur durch Veränderung im Innern desselben bewirkt 
werden, in welchem Falle dann keine Geschwulstbestandtheile abgehen. 


Ueber in filtrirte Tumoren handeln folgende Arbeiten. 

Guyon (11) beepricht in einem klinischen Vortrage die „cavi- 
tären“ und die „parietalen“ Tumoren der Blase und ihre Unterschiede 
in Bezug auf Symptomatologie und Behandlung. Die cavitären Tumoren 
bewirken gleich von Anfang an starke Blutungen, während die Häma- 
turien bei den parietalen Tumoren unmerklich und langsam beginnen 
und erst stark werden, wenn die Geschwulst bereits stark gewachsen 
ist. Dagegen sind bei den parietalen Tumoren die cystitischen Erschei- 
nungen mehr im Vordergrund. Die cavitären Tumoren geben daher 
eine weit bessere Prognose, weil sie die Kranken früher zum Arzte 
führen, bevor die maligne Neubildung sich auf dem I,ymphwege ver- 
breitet hat; dies geschieht von der Zeit an, wo die Neubildung die 
Mukosa überschreitet (Albarran), bei parietalen Tumoren also schon 
sehr früh. Deshalb ist bei parietalen Tumoren die Behandlung meist 
nur mehr eine palliative und besteht nach Eröffnung der Blase in 
möglichst ausgiebiger Kauterisation der Geschwulstfläche. Hierauf pflegt 
Guyon die Blasenwunde zu schliessen, selbet dann, wenn die Vorder- 
wand der Blase Sitz der Geschwulst war, weil bei einer sekundären 


310 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgsne beim Weibe. 


Vereinigung die Gefahr der Verbreitung des Carcinoms auf die Blasen- 
wunde eine grössere ist. 


Noguès (16) berichtet über einen Fall von infiltrirtem, den ganzen 
Blasengrund einnehmendem Epitheliom der Blase mit blumenkoblartiger 
Oberfläche bei .einer 63jährigen Frau. Die Beschwerden bestanden in 
Schmerzanfällen bei der Blasenentleerung und erst neun Monate später 
traten ganz geringfügige Blutungen auf, zu einer Zeit, wo der Tumor 
schon sehr bedeutende Entwickelung zeigte; Rückwirkungen auf das 
Allgemeinbefinden waren noch nicht vorhanden. Die Schmerzen wurden 
palliativ durch Antipyrin-Einspülungen erfolgreich behandelt. 


Goecke (9) berichtet über drei Fälle von Resektion der Blase 
wegen Carcinoms aus der Klinik von Bardenheuer. Ein Fall be- 
trifft eine 71jährige Frau, bei welcher ungefähr ein Drittel der Blase 
resezirt wurde. Die Kranke wurde sieben Wochen nach der Operation 
per primam geheilt, ohne Fistel und nur mit leichter Cystitis entlassen. 
Zwei Jahre später war die Operirte noch gesund und die Blasenkapa- 
cität eine genügende (über 400 ccm). Die beiden übrigen Fälle be- 
treffen männliche Kranke. 


Bardenheuer hat jetzt den queren Schnitt, der grössere Ueber- 
sichtlichkeit schafft, wegen der ungünstigen Bedingungen für die Heilung 
verlassen und ist zum Längsschnitt zurückgekehrt. Nach Durchschnei- 
dung der Bauchdecken wird das Peritoneum nach oben zurückgeschoben 
und dann die Blase so weit als möglich aus dem perivesikalen Gewebe 
losgelöst und mobilisirt; hierauf wird die Blase vorgewälzt, der Länge 
nach incidirt, mit Fäden angeschlungen und in die Operationswunde 
bineingezogen. Der jetzt genau abtastbare Tumor wird mit dem Stück 
der Blasenwand, von dem er ausgeht, durch einen von aussen nach 
innen durch alle Schichten der Blasenwand geführten elliptischen Schnitt 
excidirt und die Wundränder durch fortlaufende Naht unter Schonung 
der Schleimhaut vernäht; schliesslich wird auch die Bauchwunde ver- 
näht und ein Dauerkatheter eingelegt. 


Wassiljew (20) berichtet über einen Fall von Totalexstirpation 
der Harnblase, welche an einer 30 jährigen, an Hämaturie und Harn- 
drang leidenden Kranken mit inkrustirtem malignem Blasentumor von 
oben her ausgeführt wurde. Die Harnleiter wurden ausserhalb der 
Blase aufgesucht und in die Bauchwand eingenäht. Die Kranke genas, 
obwohl beide Harnleiterenden auf eine Strecke von 2 cm nekrotisch 
wurden. Die Pyelonephritis besserte sich, ebenso das Allgemein- 
befinden. 


Blase, 311 


Dahl (6) beschreibt einen Fall von ausgedehntem primärem Car- 
cinom der Harnblase, das in der Umgebung der rechten Harnleiter- 
mündung sass und dessen Oberfläche in grosser Ausdehnung ge- 
schwürigen Zerfall zeigte. Der Tumor wurde von der Scheide aus 
stark vorspringend gefühlt, weshalb bei der im 8.—9. Monate befind- 
lichen Gravida die künstliche Frühgeburt eingeleitet wurde. Die Kranke 
atarb nach der Geburt. Die Sektion ergab ausser dem Blasentumor 
eine rechtsseitige Hydronephrose und fettige Degeneration beider Nieren. 


Albarran und Bernard (2) beobachteten einen Zottenkrebs der 
Blase, in dessen Papillen Bilharzia-Eier gefunden wurden, deren An- 
ordnung diejenige der epithelialen Proliferation aufs deutlichste beein- 
flusste. Der Parasit wird in diesem Falle nicht als Krebserreger 
sondern lediglich als Fremdkörper angesprochen, indem nur die pro- 
liferirende Epithelzelle selbst als spezifisch für den Krebs gelten kann. 
Der Krankheitsfall stammte aus Aegypten. 


Macnaughton-Jones (15) beobachtete ein von der Scheide 
aus gefühltes Sarkom des Blasenhalses; als Symptome waren Cystitis 
und schwere Blasenblutungen vorhanden. Die theilweise exulcerirte 
und flach aufsitzende Geschwulst wurde nach Dilatation der Urethra 
exstirpirt. Die Oberfläche derselben war höckerig und vom Epithel 
entblösst; die Geschwulstelemente bestanden in runden und ovalen 
Zellen, theilweise auch in Spindel- und Riesenzellen. Sechs Tage nach 
der Operation trat in Folge von Sepsis und Harnretention der Tod ein. 

Taylor (19) exstirpirte durch Kolpocystotomie bei einer 27 jährigen 
Kranken ein Sarkom der Blase; nach einem Jahre war die Operirte 
noch frei von Recidive. 


Dibbern (8) veröffentlicht einen von Helferich operirten Fall 
von primärem weichem Rundzellensarkom der Blase. Zwei Jahre vor- 
her war ein Mamma-Carcinom exstirpirt worden und seit 10 Monaten 
waren bei der 36jährigen Frau Harndrang, Hämaturie, Blasenschmerzen 
und Cystitis vorhanden. Der Tumor sass an der hinteren Wand der 
Blase und am Trigonum und konnte von der Vagina aus deutlich 
gefühlt und vom Uterus abgegrenzt werden. Unter Ausführung der 
Sectio alta wurde von der Scheide aus ein grorser Theil der Blase 
resezirt und die Ureteren in den noch handtellergrossen Rest der Blase 
implantirt, die Bauchblasenwunde geschlossen und die Blase nach der 
Scheide zu drainirt. Tod im Collaps nach 5 Tagen. Die Sektion 
ergab Sarkom-Metastasen in den retroperitonealen Drüsen und im 
Pankreas. (S. ausserdem Garceau (c. 6. 15.) 


312 


K 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


17a. 


Lech, 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


10. Steine. 


. Albarran, J., Indications de la lithotritie. XII. internat. med. Kongress. 


Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 852. 


. Baker, R., Litholapaxy in the civil hospital Hyderabad, Sind. Lancet. 


Vol. II, pag. 648. (Vier Fälle bei Frauen unter 200 Fällen von Litholapaxie, 
alle gebeilt.) 


. Brewis, Small calculus passed per urethram and previously felt in the 


left ureter. Edinburgh Obst. Soc. Sitzung v. 10. III. Edinburgh Med. 
Journ. Vol. XLIII, pag. 453. (Demonstration.) 

— Two calculi, each of the size of a pigeon’s egg, removed from the 
bladder by cystotomia. Ebenda, pag. 453. (Demonstration.) 


. Chevalier, Taille et lithotritie. Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Cen- 


tralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 716. 


. Cunningham, J. A., On stone in the bladder and operations for its 


removal. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 329. (Resultate der Litholapaxie 
und Cystotomie; betrifft nur männliche Kranke.) 


. Debout d'Estrées, On the various explorations of spontaneous frac- 


ture of stones in tbe bladder. Brit. Med. Journ. 1896. Vol. I, pag. 1138. 


. Dickson, Vesical calculus. Forfarshire Med. Assoc. Sitzung v. 30. IX. 


Lancet. Vol. II, pag. 1018. (Mit Piperazin erfolgreich behandelter Fall 
von Blasensteinen.) | 


. Folina, Epicystotomie beim Kinde mit vollständiger Blasennaht. Riforma 


medica 1895. Nr. 43 ff. 
Freyer, P. J., The modern treatment of stone in the bladder by litho- 
lapaxy. London 1896, Bailliere, Tindall and Cox. 2. Auflage. (Das Material 
erstreckt sich grösstentheils auf männliche Kranke, s. Keegan.) 
Frölich, Blasensteine bei Kindern. Revue med. de l'Est. 1. Febr. 
Gardner, W., Vesical Calculi. Montreal Meeting of the Brit. Med. Assoc. 
1. IX. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 410. (Demonstration von Blasen- 
steinen bei Uterusprolaps.) 
— A case of procidentia uteri with numerous vesical calculi. Brit. Med. 
Journ. Vol. II, pag. 1141. 
Glagolew, W. M., Das Ballotement der Harnblase als Untersuchungs- 
methode bei Blasensteinen. Wratsch. Lapisski 1896, Nr. 17 ff. 
Guelliot, Calculs vesicaux. Soc. med. de Reims. Sitzung v. 17. III. 
Ann. des mal. des org. gön.-ur. Vol. XV, pag. 671. 
Haushalter, P., und Jacques, P., Des accidents consécutifs a l’imper- 
foration de l'extrémité vesicale de l’uretere et spécialement des ureteres 
surnume6raires. Presse med. 22. Mai. (Phosphat-Stein bei einem Kinde, 
s. Harnleiter.) 
Hellier, Phosphatic Calculus. Leeds and West Riding Med.-Chir. Soc. 
Sitzung v. 5. III. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 7%. 
Herczel, E. (Budapest), Kökepzödes elsulyesztett hölyagvarrat (silkworn:) 
aloyän. Közköshäzi Orvostärsulat. Nov. 10. (Temesväry.) 
— Kökepzödes a hölyagba bevitt hajtü kösül. Kösköshäzi Orvostär- 
sulat. Nov. 10. (Herczel theilt einen Fall mit, wo ein 21jähriges MäJ- 
chen sich zu onanistischen Zwecken eine Haarnadel in die Harnröhre ein- 


2 


31. 


Blase. 31:3 


führte, die dann den Ausgangspunkt zur Bildung eines citronengrossen 
Steines abgab. Epicystotomie. Glatte Heilung.) (Temesváry.) 


. Keegan, D. F., Litholapaxy in girls and women. Lancet. Vol. 1, 


pag. 91. 


. Mayet, Considerations anatomiques sur la vessie den enfants; taille et 


hthotritie chez l'enfant. Thèse de Paris. Nr. 112. 


. Milton, De ìla lithotritie en une séance comme le meilleur mode de 


traitement des. calculs vesicaux de grandes dimensions. XII. internat. med. 
Kongress; Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 852. 


. Murray, R. W., Litholapaxy in children. Liverpool Med. Soc. Sitzung 


v. 11. II. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 464 u. Lancet Vol. I, pag. 593. 
(Fünf Fälle im Alter von 2—12 Jahren; Empfehlung der Litholapaxie ) 


.Neugebauer, Demonstration eines gänseeigrossen Blasensteines, der 


sich um das Mittelstück der Länge der Schenkel zweier (!) Haarnadeln 
gebildet hatte. Entfernung des Steines ein Jahr nach onanistiecher Ein- 
führung der beiden Haarnadeln in die Harnröhre auf dem Wege der Kolpo- 
cystotomie. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 468. 


. Otis, W. K., The detection of stone in the bladder. New York Acad. o 


Med., Section on Gen.-Ur. Surg. Sitzung v. 8. XII. 1896. Med. Record, 
New York. Vol. LI, pag. 65. 

Paquet, F., Contribution a l'étude de la lithotritie. These de Paris. 
Nr. 32. 


24. Parker, R.. Stone in the bladder. Liverpool Med. Soc. Sitzung v. 11. III. 


Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 723. (Unter 10 Fällen von Blasensteinen 
ein Fall bei einer Frau.) 

Paulin. T., La maladie de la pierre dans les anciens duchés de Lorraine 
et de Bar. Revue méd. de l'Est 1896, 15. Dezember. (Weist eine sehr 
beträchtliche Abnahme der Lithiasis in den genannten Gegenden seit 1740 
nach; das Verschwinden der Lithiasis ward auf die bessere Ernährung und 
die günstigeren hygienischen Verhältnisse zurückgeführt.) 


26. Payeur, J., Ueber die plastische Verwendung des Uterus bei schweren 


Totalprolapeen alter Frauen. Inaug.-Dises. Strassburg 1896. (Zertrümme- 
rung eines Rlasensteines bei Totalprolaps.) 


. Pousson, Recidive post-op6eratoire des calcules de la vessie. Assoc. 


franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual- 
Organe. Bd. VIII. pag. 716. 


. Schumkin, N., Ein Fall von hohem Steinschnitt mit Zertrümmerung des 


Steines bei einer Frau. Wojenno-medizinski shurn. 1896. März. (100 g 
schwerer Phosphatstein; Heilung.) 


. Severeanu, Ueber einen Fall von spontanem Zerbrechen eines Blasen- 


steines. Spitalul Nr. 3; XII. internat. ıned. Kongress. Revue de Chir. 
Tom. XVII, pag. 854. (Fall von spontanem Zerbrechen eines Uratsteines 
nach Trauma ) 


. Stein, 50 Blasensteinoperationen. Festschr. d. Stuttgarter ärztl. Vereins 


zur Feier seines 25jährigen Bestehens. 
Witte, J.G, Material zur Lehre von der Steinkrankheit. Die Chirurgie, 
Heft 2: ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 772. 


314 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Glagolew (14) schlägt zur Diagnose von Blasensteinen das 
Ballotement bei mässig gefüllter Blase vor. Die Untersuchung wird 
bimanuell von den Bauchdecken und vom Rektum — bei Frauen von 
der Scheide — aus vorgenommen und besteht darin, dass der am 
Blasenboden liegende Stein in die Höhe geschnellt wird, worauf er auf 
den untersuchenden Finger wieder herunterfällt und deutlich gefühlt 
wird. Dabei hat auch der Kranke das Gefühl, dass sich ein harter 
Körper im Blaseninneru bewegt. Die Blase darf dabei nicht mehr als 
150 ccm Flüssigkeit enthalten. Die Untersuchungsmethode ist nur bei 
Neigung zu Blasenblutungen kontraindizirt. 

Otis (22) bespricht ausser den gewöhnlichen Methoden des Nach- 
weises der Blasensteine die Anwendung der Röntgen-Strahlen, hält 
aber Uratsteine nicht für so dicht, dass sie auf diesem Wege nach- 
gewiesen werden könnten, weil sie durchlässiger sind als die Knochen; 
Oxalat- und Phosphat-Steine dagegen sind undurchlässiger (s. ferner 
den Abschnitt über allgemeine Diagnostik der Blasenkrankheiten). 

Keegan (18) berechnet die Häufigkeit der Blasensteine beim weib- 
licben Geschlecht gegenüber dem männlichen auf 1:30; er selbst beob- 
achtete unter 900 Blasensteinen 20 bei weiblichen Kranken, Keith 
unter 1998 Fällen 57 und Freyer unter 864 Fällen 17. Als Ope- 
ration der Wahl bezeichnet er die Litholapaxie, welche bei weiblichen 
Kranken vorzügliche Resultate lieferte; er selbst führte dieselbe 18 mal, 
Freyer unter 17 Fällen 13mal und Keith in allen 57 Fällen aus, 
wobei er nur eine Operirte verlor. Die Entfernung des Steins durch 
die Urethra mit Dilatation derselben verwirft er völlig, weil die Dila- 
tation überhaupt, besonders bei jungen Mädchen eine rohe Operation 
ist. Nur sehr kleine Steine sollten per urethram entfernt werden. Ist 
die Litholapaxie nicht möglich, so kommt zunächst die Kolpokystotomie 
und nicht die Sectio alta in Frage, weil sich jetzt bei der Kolpokysto- 
tomie die Asepsis vollkommen durchführen lässt und die Wunde gut 
und schnell zum Verschluss gebracht werden kann. In einem Falle 
führte er dieselbe bei einem sehr grossen Steine (Gewicht 74 g) aus, 
welcher die Blase völlig ausfüllte; bei Einführung des Lithotripters 
zerriss das sehr verdünnte Septum urethro- und vesicovaginale und er 
erweiterte die Oeffnung und extrahirte mit grosser Mühe den Stein. 
Die Wunde heilte trotz der bei der Extraktion erlittenen Quetschung. 
In einem weiteren Falle — bei einem siebenjährigen Kinde — war der 
Stein in die Harnröhre eingekeilt und es bestand eine Blasenscheiden- 
fistel; der 22 g schwere Stein wurde hier durch urethrale Lithotomie 
entfernt und hierauf die Blasenscheidenfistel operirt. 


Blase. 315 


Albarran (1) vertheidigt die Lithotripsie gegen die Einwände, 
dass eine Perforation der Blase geschehen könne und dass Fragmente 
zurückbleiben. Die Recidive sind überhaupt auf von der Niere kom- 
mende Konkretionen zurückzuführen. Die Lithotripsie ist wegen ihres 
raschen Erfolges der Sectio vorzuzieben. Nur bei Kindern kommt letz- 
tere Operation in Betracht, jedoch hat Albarran auch bei einem 
sechsjährigen Mädchen die Lithotripsie mit Erfolg ausgeführt. Auch 
Cystitis kontraindizirt die Lithotripsie nicht. Ebenso spricht sich Milton 
für die Lithotripsie aus. 

Paquet (23) theilt zwei Fälle von erfolgreicher Lithotripsie bei 
weiblichen Kranken mit. In einem Falle hatte sich der Stein offen- 
bar um Seidenligaturen, die nach einer Salpingotomie in die Blase 
eingewandert waren, gebildet. 

Chevalier (5) und Pousson (27) erklären die Lithotripsie für 
ebenso chirurgisch und nicht für gefährlicher wie die Kystotomie, welche 
auch nicht mehr vor Recidive schützt. Die Kystotomie soll nur bei 
sehr grossen, harten und zahlreichen Steinen ausgeführt werden. 

Stein (30) erklärt bei Blasensteinen die Sectio alta für angezeigt, 
wenn der Lithotripter nicht in die Blase eingeführt werden kann, 
ferner bei unbeweglichen und Divertikelsteinen, bei zu harten Steinen, 
bei kleinen Kindern und bei aufgehobener Kapacität der Blase. 

Witte (31) bevorzugt beim hohen Steinschnitt die sofortige Blasen- 
naht ohne Einführung eines Katheters und empfiehlt nach Eröffnung 
der Blase und Entfernung des Steins besonders darauf zu achten, ob 
nicht auch der Ureter noch einen Stein enthält, weil sich hiernach die 
Prognose der Operation richtet. 

Mayet (19) berichtet über zwei Fälle von Lithotripsie bei Mädchen 
von 10 und 15 Jahren. Im zweiten Falle hatte sich der Stein um 
eine Haarnadel gebildet, welche drei Wochen nach der Lithotripsie 
extrahirt wurde. 

Nach Froelich (11) zeichnen sich die Blasenstein-Symptome bei 
Kindern dadurch aus, dass niemals Hämaturie und Cystitie, sondern 
nur Inkontinenz mit temporärer oder permanenter Retention besteht, 
Die Biasen-Muskulatur wird stark hypertrophisch, die Schleimhaut aber 
bleibt gesund. Zur Entfernung eignet sich nur die Sectio suprapubica. 

Folina (9) empfiehlt bei Blasensteinren junger Mädchen die 
Epicystotomie mit vollständiger Blasennaht, 

Gardner (12) beobachtete bei einer 73jährigen Frau, die an 
Uterusprolaps litt, eine grosse Menge von Steinen in der Blase, von 
denen die grössten kastaniengross waren. Sie wurde durch Kolpokysto- 


316 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


tomie entfernt und die Blasenwunde wurde zum Zweck der Drainage 
offen gelassen. 

Guelliot (15) entfernte durch Kolpokystotomie aus der Blase 
einer 64 jährigen Frau einen ovalen Stein von 6 cm Länge und 75 g. 
Der Stein wurde erst wenige Tage vor der Operation entdeckt, als 
schon urämische Erscheinungen eingetreten waren, an welchen die 
Operirte trotz der Entfernung des Steins zu Grunde ging. 

Hellier (17) berichtet über einen Fall von Phosphatstein, der 
bei einer vorher an Blasenscheidenfistel erfolgreich operirten Frau 
per urethram entfernt wurde. 

Debout d’Estr&es (7) adoptirt für die Erklärung des spontanen 
Zerbrechens von Blaaensteinen die Einwirkung von Kontraktionen der 
Blase (Civiale) und das Bersten des Kernes und führt hiefür klinische 
Beweise an. Die Anschauung, dass periphere Lagen eines grossen 
Steines oder zahlreicher kleinerer, die wegen ihrer Menge und Grösse 
nicht von Harn befeuchtet werden, abbröckeln können, wird für weniger 
wahrscheinlich erklärt. (S. ferner Lanwers (c. 2. 31.) und den Ab- 
schnitt über Fremdkörper in der Blase.) 

Herczel (17a) theilt auch einen Fall mit, wo er bei einer 
30jährigen IIIp. vor vier Jahren eine ausgedehnte Vesicovaginal- 
fistel mit Erfolg operirte. Pat. gebar seitdem zum viertenmal ` Geburt 
und Wochenbett waren normal; seit einem halben Jahre bildete sich 
jedoch unterSymptomen von Harnbeschwerdenein Harnstein, zu dessen Ent- 
fernung Herczel die Epicyetotomie ausführte. Der konzentrisch geschichtete 
Phosphatstein war 6!/s cm lang, 21/2 cm breit und 29!/2 g schwer, 
und musste, weil an einer Stelle der Blasenwand adhärent, in mehreren 
Partien entfernt worden. Heilung per primam. Der Stein hatte sich 
um den in die Blase ragenden Theil einer versenkten Silkwormnaht 
gebildet. Temesväry. 


11. Fremdkörper. 


l. Baur, H., Ueber neun Fälle von Fremdkörpern in der Harnblase. Inaug.- 
Diss. München. 

2. Collins, E. T., Foreign body from bladder. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, 
pag. 322. 

3. Friele, Ein Fall von partieller Blasenresektion. Medicinsk Revue 1896, 
November. 

4. Grünfeld, Haarnadel in der Blase. K. k. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien, 

Sitzung v. 14. V. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 486. 

— Fremdkörper in der Blase. Wiener med. Blätter. Bd. XIX, Nr. 48. 


yr 


Blase. 317 


&. Kolischer, G., Ueber Immigration von Fadenschlingen in die weibliche 
Blase post operationem. Wiener klin. Rundschau, Bd. AL pag. 53. 

‘. Limper, L., Ueber Fremdkörper in der Harnröhre und Blase. Inaug. Diss. 
Bonn. 

ž. Lunn, J. R., Four pieces of wire removed from a woman’s bladder. Brit. 
Med. Journ. Vol. II, pag. 342. 

9. Neugebauer, F.L., Blasenstein um Fremdkörper. Verhandl. d. deutsch. 
Ges. f. Gyn. VII. Kongress. Leipzig, pag. 172. 

19. — Harnsteinbildung um eine Ligatur. Pam. Warsz. Tow. Lek. Bd. XCII, 
pag. 482. 

li. Nijhoff, G. C., Perforation von Seidenligaturen in die Blase Nederl. 
Tijdschr. v. Verlosk. en Gyn. Bd. VIII; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXIII, 
pag. 1189. 

12. Pearson, H.L., Fremdkörper in der Blase. Birkenhead Med. Soc. Sitzg. 
v. 15. I. Lancet. Vol. I, pag. 234. 

13. Piotrowski entfernte aus der Harnblase ein Pessar, das bei bestehen- 
der Blasenscheidenfistel in die Scheide eingeführt worden und von da in 
die Harnblase eingedrungen war. Przeglad Lekarski. pag. 123. 

(Neugebauer.) 

14. Piqué, Corps étrangers de la vessie. Assoc. franç. d’urol. Il. Kongress. 
Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 728. 

13. Roberts, L., Fremdkörper in der Blase. North of England Obst. aud 
Gyn. Soc. Sitzung v. 19. Il. Lancet. Vol. I, pag. 666. 

16. Russell, A.W. Vesical calculi deposited on silk sutures. Glasgow Obst. 
and Gyn. Soc. Sitzung v. 24. 11. Lancet. Vol. I, pag. 813. 

1%. Seiffart, Nachweisung einer Haarnadel in der weiblichen Blase durch 
X-Strahlen. Centralbi. f. Gen Bd. XXI, pag. 7. 

Is. Tennberg, C. A. C., Beitrag zur Kenatniss der angeborenen Missbil- 
dung der weiblichen Geschlechtsorganue. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 
V, pag. 30. 


Kolischer (b. 41) beobachtete als Fremdkörper in der Blase 
Wachstropfen, welche von medikamentösen Stäbchen, die mit Wachs 
hergestellt waren und zur Behandlung von Entzündungen in die Urethra 
eingeführt worden waren, herrührten. Solche Wachskügelchen können 
als Trauben aneinanderhängend an der Blasenwand, und zwar sonder- 
barer Weise nicht am Trigonum, sondern im Scheitel adhärent werden. 
Durch gewöhnliche Spülungen sind sie dann nicht eutfernbar, sondern 
sie müssen mittelst Kystoskops und stumpfer Curette abgetragen werden. 
Ausserdem beobachtete Kolischer als Fremdkörper schwarze Flocken, 
die durch Ausspülungen mittelst unzuverlässiger Spritzen in die Blase 
gekommen waren, und Lack-Partikelchen von elastischen Katheter, 
besonders solchen, an welchen durch Auskochen und Sublimat-Des- 
infektion der Lack rissig geworden war. Auch diese Fremdkörper 


318 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


folgen häufig dem Flüssigkeitsstrome nicht und müssen dann mit Hilfe 
des Operationskystoskops3 entfernt werden. 


Friele (3) beschreibt einen Fall von Ulceration der oberen 
hinteren Blasenwand bei einer Kranken, bei welcher 21 Jahre vorher 
Blasensteine entfernt worden waren, die 17 Jahre vorber während 
eines Nervenfiebers eine Anzahl Nähnadeln verschluckt hatte, einmal 
wegen Erstickungsanfällen tracheotomirt worden war und öfters an 
Hautgeschwüren gelitten hatte, die zur Heilung kamen, als die Kranke 
verhindert wurde, sie stets aufs Neue zu reizen. Friele führte 
einen Querschnitt über die Symphyse aus und resezirte intraperitoneal 
die Stelle der Ulceratten. Das Peritoneum wurde für sich genäht. 
Die Blasenulceration zeigt nur Granulatiensgewebe, keine malignen 
Elemente. Nach kurzer Zeit wurden zwei Knochenstücke und ein 
bohnengrosser Kieselstein aus der Blase entfernt, welche die Kranke, 
wie sie eingestand, selbst eingeführt hatte. 


Pearson (12) entfernte aus der Blase einer Frau den Beinhand- 
griff eines Federhalters, nachdem er die Harnröhre unter lokaler 
Anästhesie erweitert hatte. Ueber weitere Fälle von Fremdkörpern 
berichteten Stansfield, Brien und Hughes. 


Piqué (14) entfernte aus der Blase ein Fragment eines Elfen- 
beinfederhalters, um das sich ein grosser Stein gebildet hatte. 

Roberts (15) entfernte ein mit Phosphaten inkrustirtes Bleistift- 
stück aus der Blase einer 37 Jahre alten verheiratheten Frau. 

Tennberg (18) berichtet über einen Fall von Fremdkörper in 
der Blase; die Frau, bei welcher Uterus und Ovarien fehlten, hatte 
sich, angeblich um die Regel hervorzurufen, eine Flasche in die Urethra 
eingeschoben und dieselbe. war ihr entschlüpft. Nach Dilatation der 
Urethra wurde dieselbe leicht extrahirt. 


Collins (2) entfernte bei einer 25jäbrigen Frau durch Kolpokysto- 
tomie einen 3 Zoll langen hölzernen Federhalter, der vor 21/3 Jahren ein- 
geführt worden war. Nur die Mitte des Fremdkörpers war inkrustirt, die 
beiden Enden, welche in die Blasenwand eingebettet waren, waren von 
Inkrustationen frei geblieben. Von Interesse ist das gänzliche Fehlen 
von Symptomen seitens der Blase trotz des langen Aufenthaltes des 
Fremdkörpers in derselben. 


Neugebauer (9) beobachtete einen Fall von Blasenstein, der 
sich um zwei gleichzeitig in der Blase befindliche Haarnadeln gebildet 
hatte. Derselbe wurde per Kolpocystotomiam entfernt, worauf die In- 
eisionswunde mit Kupferdrahtnähten geschlossen wurde. 


Blase. 319 


In einem weiteren Falle hatte sich ein Blasenstein um eine Wachs- 
kugel gebildet. Die Wachskugel war von der Kranken eingeführt, um 
eine Blasenscheidenfistel zu verstopfen, und war in die Blase geschlüpft. 

Grünfeld (4) extrahirte aus der Blase einer 31 jährigen Frau 
eine quer liegende Haarnadel, deren Spitzen in der Blasenwand staken, 
in der Weise, dass er neben dem Kystoskop eine hakenförmig umge- 
bogene Knopfsonde einführte, den oberen Schenkel der Haarnadel um- 
fasste und das Sondenende gegen den Bügel der Nadel vorschob. Nach 
Entfernung des Kystoskops liess sich nun die Haarnadel mittelst der 
Sonde leicht extrahiren. 

Grünfeld (6) zählt unter 47 Fällen von Fremdkörperr in der 
weiblichen Blase, die er aus der Litteratur gesemmelt hat, 30 auf, 
in welchen die Fremdkörper per urethram eingeführt worden waren; 
in 13 Fällen haudelse es sich um Seidenligaturen, die von Nachbar- 
organen in die Blase einwanderten. Die 4 von ihm selbst neu ver- 
ößfentlichten Fälle betreffen männliche Kranke. 

Lunn (8) entfernte aus der Blase einer 24jährigen Kranken vier 
Drahtstücke, wovon zwei von Haarnadeln stammten; drei derselben 
waren an der Blasenwand adhärent. 

Unter den neun von Baur (1) veröffentlichten Fällen von Fremd- 
körpern in der Blase betrifft nnr einer eine weibliche Kranke. Die 
7 cm lange Haarnadel war nach Dilatation der Harnröhre leicht 
zu extrahiren. Nur zwei Tage lang bestand Inkontinenz. 

Limper (7) berichtet über zwei von Gerstein operirte Fälle 
von Fremdkörpern in der Blase; im ersten Falle konnte die Haarnadel 
mittelste stumpfen Hakens auf den Bügel gewendet und extrahirt 
werden. Im zweiten Falle bei einem zehnjährigen Mädchen handelte 
e3 sich um einen um einen Griffel gebildeten Stein, der durch Sectio 
alta entfernt wurde; Heilung. 

Seiffart (17) konnte bei einer 18jährigen Virgo eine in der Blase 
liegende Haarnadel durch Röntgen-Strahlen nachweisen. So interessant 
der mitgeteilte Fall ist, so muss doch bemerkt werden, dass die Ein- 
führung photographischer Platten in eine virginelle Scheide, wie 
dieses hier geschehen ist, allgemeine Anwendung in äbnlichen Fällen 
nicht finden dürfte, um so mehr als mittelst des tastenden Fingers die 
Lage eines solchen Fremdkörpers genügend exakt festgestellt werden 
kann; ja über das sehr wichtige Verhalten der Nadelspitzen zur 
Blasenwand, deren Einkeilung etc. bringt einzig die Betastung und Son- 
dirung Sicherheit, nicht aber die Anwendung der X-Strahlen. Die 
Eutfernung der Haarnadel werde nach Dilatation der Harnröhre durch 


SS Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Pincetten und zuletzt durch einen Roser’schen Ringhaken und all- 
mähliches Biegen der Nadelschenkel bewerkstelligt. 

Kolischer(6) unterscheidet zwei Gruppen von klinischen Sympto- 
men, unter welchen Ligaturfäden — von Ovarial-Stümpfen und Vagino- 
fixationen — in die Blase einwandern können. Entweder sind die 
Symptome sehr akut: Schüttelfrost mit Fieber, heftige Blasenschmerzen, 
Trübung des Harns durch Eiter, Epithelien, manchmal durch Blut- 
beimengung — oder die Erscheinungen sind milder, es besteht Harn- 
drang, etwas Dysurie und wechselnde Trübung des Harns und Schmerzen 
am Ende der Harnentleerung. Im ersten Falle erfolgt eine Absce- 
dirung um die Ligatur mit rascher eitriger Perforation der Blase, im 
zweiten ist die Durchwanderung der Blasenwand eine langsame. Mit 
dem Kystoskop sah Kolischer in zwei Fällen eine blutunterlaufene 
Hervorwölbung, die von bullösem Oedem umgeben und bei Sonden- 
betastung sehr empfindlich war. Ist der Abscess in die Blase durch- 
gebrochen oder eröffnet worden, so sieht mau das Ende des Ligatur- 
fadens, dessen Entfernung aber oft längere Zeit nicht möglich ist, weil 
er noch nicht gelockert ist. Eine allgemeine Infektion der Blase von 
einer solchen Perforationsstelle aus, wenn die Blase vorher intakt war, 
kommt nicht zu Stande. Die Entfernung dieser Fadenschlingen, welche 
meist mit dem Knoten voraus einwandern, wird von Kolischer mittelst 
des Operations-Kystoskops (Nitze) vorgenommen, indem er den Faden 
unterhalb des Knotens mit einer Scheere durchschneidet und dann mit 
einem Zängelchen extrahirt. 

Man soll deshalb jedesmal, wenn nach einer Operation an den 
inneren Genitalien Blaseubeschwerden auftreten, zunächst kystoskopiren. 
Nach Entfernung der Ligatur folgen gewöhnlich die anderen Liga- 
turen desselben ÖOperationsstumpfes durch denselben Eitergang nach. 
Sind die Fremdkörper entfernt, so heilt die vorhandene cirkumskripte 
oder ausgebreitete Cystitis schnell und nur selten ist es nothwendig, ein 
etwa zurückbleibendes Ulcus auszukratzen oder zu kauterisirten. 

Nijhoff (11) berichtet über einen Fall von Blasenbeschwerden, 
sieben Wochen nach einer Övariotomie, bei welcher der Stiel mit sechs 
bis sieben Seidenligaturen umschnürt worden war. Die Beschwerden 
bestanden in Dysurie bei alkaliscem an Phosphaten reichem Harn 
und Retention. Spontan wie bei Katheterismus gingen aus nekrotischem 
Gewebe bestehende Pseudomembranen ab. Einige Monate später 
wurden durch Sondirung und Kystoskopie Konkremente konstatirt, die 
durch zweimalige Lithotripsie entfernt wurden. Als Kern dieser ver- 
schiedenen Steine wurden fünf Seidenfäden erkannt. Die Einwanderung 


Blase. 321 


in die Blase kann dadurch erfolgen, dass entweder bei der Ligirung 
die Blase mitgefasst wurde oder dass in der Nähe der Blasenwand 
liegende Ligaturen in Folge bakterieller Infektion und Eiterung in 
die Blase perforiren oder endlich, dass Ligaturen durch Druckusur in 
die Blase kommen, aus welcher sie nach einiger Zeit inkrustirt abgehen. 
Eine Entfernung nach Dilatation der Urethra hält Nijhoff nicht für 
indizirt, weil länger dauernde Inkontinenz entstehen kann und später 
doch vielleicht die Lithotripsie nothwendig wird, welche ohne Dilatation 
ausgeführt werden kann. 

Russell (16) entfernte aus der Blase einer Frau, bei welcher 
fünf Jahre vorher die Sectio Caesarea gemacht worden war, Konkre- 
mente, die sich um eingewanderte Seidenligaturen gebildet hatten. 

Einen weiteren Fall von Fremdkörper siehe bei Sutherlin 
te. 55). 


12. Parasiten. 


l. Huber, Ueber einen Fall von tropischer Hämaturie, bedingt durch Disto- 
mum haematobium. Ges. d. Charite-Aerzte, Sitzung v. 12. Novbr. 1896. 
Berl. Klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 213. (Betrifft einen Araber 
männlichen Geschlechts.) 

2. Strube, G., Ueber das Vorkommen von Parasiteneiern und -Larven im 
Harn der Bewohner von Natal und Transvaal. Deutsche med. Wochenschr. 
Bd. XXIII, pag. 522 und Vereinsbeilage pag. 142. 


Strube (2) fand bei Indiern und Negern aus Natal und Trans- 
vaal dreierlei Parasiten, nämlich die Eier von Bilharzia, Larven von 
Filaria sanguinis hominis, welche in Form von durchschnittlich 0,45 mm 
langen Rundwürmern auftraten, endlich rundliche Gebilde von 0,06 
bis 0,07 mm Länge und 0,04 mm Breite doppelkonturirter Schale und 
grobkörnigem Inhalt — ebenfalls Eier, die aber nicht näher bestimmt 
werden konnten. Die Untersuchung des Blutes auf Parasiten blieb 
stets negativ. Das Allgemeinbefinden war in keinem Falle gestört, 
nur in einem Falle trat Hämaturie auf und es fanden sich im Harn 
rothe und weisse Blutkörperchen, Blasen- und Nierenepithelien und 
Hameylinder. S. ausserdem Albarran und Bernard (c. 9. 2.). 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 21 


322 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorzane beim Weihe. 


d) Urachus. 


1. Bereskin, Th. J., Ueber Steinbildung im Urachus. Wratsch. Sapisski, 
Nr. 1. (Operative Entfernung eines kindskopfgrossen Steines aus dem 
mit der Blase kommunizirenden Urachus bei einem Manne.) 

2. Douglas, R., Cysts of the urachus. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, 
pag. 472 u. 567. 

3. Newman, D., Rare variety of cyst of the urinary bladder probably 
arising from the urachus, cured by operation. Glasgow Med. Journ. 1896, 
Heft 7. 

4. Renssen, Ein Fall von an der Blasenseite offen gebliebenem Urachus. 
Med. Weekbl. v. Noord- en Zuid-Nederland Bd. IV, Nr. 23, ref. Centralbl. 
f. Gyn. Bd. XXII, pag. 167. 

A Stierlin, R., Zur Kasuistik angeborener Nabelfisteln. Deutsche med. 
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 188. 

6. Trogneux, A., Contribution a l'étude des fistules ombilico-vesicales. 
Thèse de Paris Nr. 129. (Betrifft einen Fall bei einem $jährigen Knaben. 
bei dem die Operation wegen Komplikation mit Tuberkulose nicht von 
Erfolg war.) 


Stierlin (5) veröffentlicht einen Fall von Urachusfistel bei 
einem 12jährigen Mädchen. Der Harnabgang durch den Nabel dauert 
seit dem Abfall des Nabelschnurrestee. Durch die in der unteren 
Nabelhälfte befindliche Vertiefung, die mit Schleimhaut ausgekleidet 
war, liess sich eine Sonde bis in die Blase einführen, die mit einer 
per urethram eingeführten sich traf. Das Orificium urethrae externum 
lag versteckt und von einer Schleimhautfalte bedeckt und die Harn- 
röhre verlief auffallend steil nach hinten. Die Fistel wurde in der 
Weise operirt, dass beiderseits von ihr aus ein 1!/s cm langer Quer- 
schnitt gemacht wurde; hierauf liess sich der den Urachus auskleidende 
Schleimhaut-Cylinder excidiren. Der Rand desselben wurde angefrischt 
und vernäht, darauf ebenso die Hautwunde. Verweilkatheter, Heilung 
per primam. Für solche einfache Fälle verwirft Stierlin die Laparo- 
tomie mit Resektion des Urachus. 

Douglas (2) veröffentlicht einen Fall von Urachus-Cyste bei einer 
37 jährigen Frau. Die Cyste wurde rechterseits unterhalb des Nabels 
als kuglige, fluktuirende, unbewegliche Geschwulst von glatter Ober- 
fläche wahrgenommen und mit Wahrscheinlichkeit für eine Ovarialcyste 
gehalten. Subjektive Symptome, welche charakteristisch gewesen wären, 
fehlten. Bei der Operation konnte die Cyste mit Leichtigkeit und ohne 
Eröffnung des Peritoneums ausgeschält werden. Es kam aber zu 
Gangränescenz des benachbarten Peritoneum parietale und die Operirte 
starb an „Sapraemie“. Douglas betont in der Statistik der Urachus- 


Harnleiter. 32:3 


Cysten die überwiegende Belastung des weiblichen Geschlechtes, indem 
von 37 Fällen 29 auf Frauen kommen. Charakteristische Symptome 
bieten diese Cysten meist nicht und nur in seltenen Fällen wurde die 
Diagnose vor der Operation richtig gestellt. 

In der Diskussion theilen Van der Veer, Ill, Reed und Mc 
Murtry Fälle von Urachus-Cysten mit. Ill betont die Gefahr der 
Haminfiltration nach Exstirpation einer mit der Blase kommunizirenden 
Urachus-Cyste und Reed macht auf die Gefahr der Infektion auf- 
merksam, wenn die Cysten-Wände entzündet sind. In diagnostischer 
Beziehung hebt Ill für mit der Blase kommunizirende Cysten die 
absatzweise Entleerung der Blase hervor. 

Newman (3) operirte eine wahrscheinlich vom Urachus aus- 
gehende Cyste bei einer 39jährigen Frau. Die Cyste, welche eine 
gelatinöse, ammoniakalisch riechende Flüssigkeit entbielt, wurde partiell 
resezirt und in die Hautwunde fixirt. Mit der Blase, die übrigens 
blutigen Harn enthielt, scheint die Cyste nicht in Verbindung gewesen 
zu sein. 

Renssen (4) berichtet über einen Fall von Schmerzen in der 
Nabelgegend und Hervorwölbung des Nabels beim Pressen bei einem 
Kinde von 6 Jahren. Der Katheter konnte mit der Spitze bis zum 
Nabel vorgeschoben werden und schien vorher durch einen engen Kanal 
zu gleiten. Es war dies nur während der Schmerzanfälle wegen 
Harnstauung im Urachus möglich. Nach Incision in der Medianlinie 
wurde der Urachus, in dem eine Sonde lag, extraperitoneal bis zum 
Blasenscheitel freigelegt, dann der obere Theil nach doppelter Unter- 
bindung durchtrennt und der untere Theil unmittelbar oberhalb der Blase 
abgebunden und durchschnitten, dann die Blasenwand vernäht. Der 
obere Urachus-Rest wurde an die rechte Rectus-Scheide fixirt und dann 
die Wunde geschlossen. Heilung. 


e) Harnleiter. 


l. Albarran, J., Catheterisme cystoscopique des ureteres. Soc. de Chir. 
Sitzung v. 19. V. Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 598. 

2. — Uretère surnumeraire. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 743 u. Wiener 

klin. Rundschau. Bd. XI, pag. 706. 

— Ein neues Ureteren-Kystoskop und: dessen Anwendung. Centralbl. 
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 697. (Der Vor- 
theil desselben besteht darin, dass es als einfaches Kystoskop, als Irri- 
gations- und Ureterenkystoskop gebraucht werden kann, dass statt zwei 

21* 


S9 
8 


19. 


29. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


enger Kanäle ein weiter sich daran befindet und dass die Irrigationsvor- 
richtung getrennt vom optischen Apparat sterilisirt werden kann.) 


. Albarran, J., Zur kystoskopischen Technik der Ureteren-Katheterisation. 


Revue de gyn. et de chir. abdom. Nr. 3; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 
pag. 1334. 


. Barth, W., Ueber den angeborenen Verschluss des Ureters mit cysten- 


artiger Vorwölbung desselben in die Harnblase. Inaug.-Diss. Giessen. 


. Bazy, De l'urétéro-pyélo-néostomie. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 400. 
. Bovée, W., Uretero-ureteral anastomosis. Ann. of Surg. Januarheft. 


— A contribution to the experimental surgery of the ureter. Ann. of 
Surg. Heft 9. 


. Bradford, J. R., Experimental atrophy of the kidney. Path. Soc. of 


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Parametrium eingeführt wird, um die Lage des Ureters zu sichern; dient 
auch zur Diagnose bezüglich der Betheiligung des Ureters an parametranen 
Erkrankungen, besonders bei Carcinom.) 


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préventive des deux artères iliaques internes pour extirpation large du 
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39, 


A0. 


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Harnleiterkatheter sind in der Weise modifizirt, dass die Lampe sich in 
der Fortsetzung des eigentlichen Kystoskops befindet und dass es leicht 


41. 


42. 


43. 


46. 


47. 


48. 


49. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


möglich ist, die Metalltheile des Instruments herauszunehmen, ohne den 
in den Harnleiter eingeführten Katheter mit herauszuziehen oder auch nur 
in seiner Lage zu verschieben.) 

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gische Behandlung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XV, Heft 1. (Ausführliche 
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ausserdem Zusammenstellung aller bisher bekannten einschlägigen Fälle.) 
Seiffart, Beitrag zur Ureter-Bauchfistel-Frage. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
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Solger, Zur Kenntniss der spindelförmigen Erweiterung des menschlichen 
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Waldeyer, Ueber die Lage der Ureteren. XI. Anatomenversammlung 
in (rent. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 114. 


Harnleiter. 327 


1. Anatomie und Physiologie. 


Nach Funke’s (23) Untersuchungen beschreiben die Ureteren 
zwei S-formige Krümmungen, von denen eine in der Frontal-, die andere 
in der Sagittal-Ebene lieg. Am Nierenbecken sind sie beim Weibe 
9—11 cm von einander entfernt, an den Vasis iliacis 6°/—8,5 cm, 
im Becken 9—10 cm, in der Ebene des Orificium uteri externum 
6—7 cm, an der Einmündungsstelle in die Blase ca. 5 cm. Im Becken 
kreuzt der linke Ureter die Gefässe etwas höher oben als der rechte 
und liegt unter dem Mesenterium des S Romanum da, wo sich die 
Fossa intersigmoidea befindet. Im Becken liegt der Ureter hinter der 
Arteria uterina, zwischen ihr und einer grösseren Vene. Im Verlauf 
nach vorne kreuzt er die A. uterina. Mit dem Rektum tritt er nicht 
ın Berührung. Die Ureteren treten nicht ins Ligamentum latum ein, 
sondern liegen unter demselben dicht an der Basis. Zwischen Uterus 
und Ureteren liegen mächtige Venenplexus, jedoch liegt der linke Ureter 
der seitlichen, nach vorne gedrehteu Uteruskante näher als der rechte. 
Vom Collum uteri sind sie ca. 2,5 cm entfernt, dagegen liegen sie 
dicht an der seitlichen vorderen Scheidenwand 1,5—2 cm unterhalb des 
Orificium externum. 

Funke folgert hieraus, dass bei supravaginaler Uterusexstirpation 
der Schnitt im Scheidengewölbe möglichst hoch oben dicht an der Portio 
m führen ist. Bei den seitlichen Umstechungen muss man ebenfalls 
möglichst hoch nach oben gehen. 

Der seitlichen Beckenwand liegen die Ureteren nirgends an, da 
zwischen ihnen und der Beckenwand ein fettreiches lockeres Binde- 
gewebe mit Gefässen und Nerven liegt. 

Faytt (20) kommt auf Grund von Leichenuntersuchungen zu 
folgenden Schlüssen betreffs der gegenseitigen Lage der Ureteren und 
des Uterus. Linkerseits beträgt die Entfernung des Harnleiters von 
der Seitenwand des Uterus 0,8—2, rechterseits ad maximum 2—3 cm. 
Nach oben vergrössert sich die Entfernung des Harnleiters, linkerseits 
auf 2—2,5, rechts 2—3 cm, wenn der Uterus normal liegt. Bei vaginaler 
Üterusexstirpation ist es ungefährlicher, einen queren, 4—5 cm nicht 
übersteigenden Schnitt näher dem Halse zu führen, wenn die Lage des 
Uterus normal ist; ist der Uterus descendirt, so muss der Schnitt 
vom Seitengewölbe der Scheide begonnen werden. Je mehr der Uterus 
nach der Seite gekrümmt ist, desto näher liegen demselben die Ureteren, 
und zwar der linke immer näher als der rechte. Die Verletzung des 
Ureters beim Durchschneiden des Lig. latum ist weniger gefährlich als 


328 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


bei Durchschneidung des Scheidengewölbe.. Durch stumpfe Ablösung 
der Ureteren kann man dieselben vom Uterus mehr entfernen, aber 
innerhalb gewisser Grenzen. Der im anatomischen Plexus venosus ver- 
laufende Theil des Ureters kann nur schwer abgelöst werden, weil hier 
am unteren Theil des Lig. latum der Harnleiter einen fixen Punkt 
besitzt; es soll daher die Ablösung des Ureters stumpf vorgenommen 
werden, um die periuterinen Venenplexus und die Arteria uterina nicht 
zu verletzen. 

Nach Nagel (39) geschieht die Kreuzung des Ureters mit der 
Arteria uterina in der Höbe des inneren Muttermundes, und zwar so, 
dass bei aufrechter Stellung die Arterie vor und über dem Ureter liegt. 
An der Einsenkungsstelle des Ureters in die Blasenwand sind die Ureteren 
4 cm von einander entfernt. Auf der Höhe des Collum uteri beträgt 
der Abstand der beiden Ureteren 7,5—8 cm. An der Kreuzungsstelle 
mit der A. uterina liegen die Ureteren 2,5 cm von der Beckenwand 
entfernt. An den Kreuzungsstellen mit der A. spermatica int. und der 
A. uterina erhält der Ureter ein kleines Gefäss, das sich ihm eng an- 
schmiegt und in rückläufiger Richtung verläuft. Ein Fühlen des un- 
veränderten Ureters vom Rektum aus hält Nagel nicht gut für 
möglich. 

Petit (44) studirte das anatomische Verhältniss der Ureteren im 
kleinen Becken in Rücksicht auf die üblichen chirurgischen Eingriffe. 
Er fand, dass im subperitonealen Abschnitte die Ureteren so weit von 
einander entfernt sind, dass sie bei 6 cm breiter Incision des hinteren 
Scheidengewölbes (Colpotomia posterior) nicht getroffen werden können. 
Von dem Ovarium liegt der Ureter unter normalen Verhältnissen weit 
ab; bei Verwachsungen des Ovariums in der Tiefe des Beckens tritt 
der Ureter in nahe Beziehungen zu demselben und kann bei Abtragung 
des Ovariums verletzt werden. Intraligamentäre Cysten des Parovariums 
und ebensolche Uterusmyome sind vom Ureter durch die aponeurotische 
Gefässscheide getrennt. Im paravaginalen Theile gegen die Blase 
zu eind die Ureteren 4cm weit von einander entfernt, so dass die Col- 
potomia anterior diese Breite nicht überschreiten darf. Durch Er- 
schlaffung der Ligamente kann der Ureter tiefer gelagert sein, so dass 
er statt in der Höhe des Fornix vaginae unter demselben liegt; ebenso 
liegt er dann näher an Uterus und Scheide und kann dann in eine 
Klammer gefasst werden. Petit glaubt, dass eine grosse Zahl von 
Todesfällen an Shock auf Verletzung des Ureters bei Beckenoperationen 
zurückzuführen sind, so dass auf ihre anatomische Lage im Einzelfalle 
sorgfältig zu achten ist. 


Harnleiter. 329 


Nach Schwalbe’s (50) Untersuchungen sind die Ureteren nicht 
rein cylindrische Schläuche, sondern sie zeigen oberhalb des Eintritts 
ins kleine Becken eine spindelförmige Erweiterung und zugleich sind 
beim Eintritt ins kleine Becken drei Biegungen vorhanden. Diese Eigen- 
thümlichkeit wird mit der aufrechten Haltung des Menschen in Ver- 
bindung gebracht, weil dieselben bei Thieren fehlen. 

Nach Waldeyer (59) liegt der Ureter häufig an der unteren 
medialen Konvexität der Fossa ovarica; in der Diskussion wird jedoch 
hervorgehoben, dass weder der Verlauf des Ureters noch seine Beziehungen 
zu dieser Tasche konstant sind. 

Bezüglich der Verletzung der Ureteren bei vaginalen Operationen 
betont Veit (58), dass solche nur dann zu fürchten sind, wenn die 
ÜUreteren Ipathologisch dislocirt sind; die Blutung aus der Blasenwand 
bei Ablösung der Blase vom Uterus ist nach Veit unbedeutend. 

Auch Fargas (19) betont, dass bei der vaginalen Exstirpation 
des myomatösen Uterus nach Doyen die Harnleiter und die Blase 
nicht in Gefahr kommen, verletzt zu werden. 

Protopopow (46) veröffentlicht Untersuchungen über den ana- 
tomischen Bau des Ureters. Er fand dessen Wandung bestehend 
aus einer inneren longitudinalen und äusseren Ringmuskelschicht, zu 
welch letzterer in den unteren Partien äussere longitudinale Faserzüge 
kommen, welche in lückenhaften Lagen angeordnet sind. Die Schleim- 
baut hat eine Epitheldecke, die sich von der der Blase und des Nieren- 
beckens unterscheidet; Drüsen fehlen. Alle Schichten des Ureters ent- 
halten im ganzen Verlaufe desselben Nervenfasern uud Nervenzellen 
und überall ist reichliche Gefässversorgung vorbanden. 

Die Untersuchungen Protopopow’s über die Funktion der Ure- 
teren ergaben, dass der in denselben eintretende Harn bewegungs- 
anregend wirkt, indem mit der Menge der eintretenden Tropfen — mit- 
telat eingebundener Kanüle regulirt — die Frequenz der Kontraktionen 
zunimmt. Asphyxie, venöse Stauung durch Zuklemmen der Vena cava 
oberhalb der Nierenveneneinmündung macht die Kontraktivnen frequenter, 
Verschluss der Nierenarterie bewirkt vorübergehende, Verschluss der 
Aorta dauernde Verlangsamung der Kontraktionen. Durch Exstirpation 
der Nieren werden die Harnleiterbewegungen nicht zum Aufhören ge- 
bracht, wohl aber durch Unterbindung des Ureters unmittelbar unter 
dem Nierenbecken, weil hierdurch Nervenfasern aus der Anastomose 
zwischen Ganglion mesent. inf. und Plexus hypogastricus verletzt werden. 
Die Anschauung vom rein myogenen Ursprung der Ureterthätigkeit 
wird von Protopopow geleugnet, weil bei Durchschneidung des 


330 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Splanchnicus regelmässig Verlangsamung, durch Reizung des peripheren 
Stumpfes dagegen Beschleunigung der Kontraktionen hervorgerufen 
werden. Von Medikamenten wurde eigentlich nur Atropin beeinflussend 
gefunden; es beschleunigte anfangs die Kontraktionen, später verlang- 
samte und zuletzt lähmte es dieselben. 

Bradford (9) erzielte bei Hunden durch Ligirung und Durch- 
trennung des Ureters eine Atrophie der Niere bis auf ein Viertel ihrer 
normalen Grösse. Die Atrophie beruhte besonders auf Zusammenge- 
drängtsein der Tubuli und Schrumpfung der Zellen. 


2. Diagnostik. 


Albarran (1, 3, 4) benützt zur Ureteren-Katheterisation eine 
Modifikation des Nitze’schen Kystoskops, und zwar hat die Lampe 
intensiveres Licht, ist beweglich und nach Belieben verstellbar; das 
Verbindungestück zwischen der Lampe und dem optischen Theile ist 
sehr dünn und endlich besteht die Modifikation in der Transmission des 
elektrischen Stromes. Das Kystoskop kann als Irrigations- und als 
Ureterkystoskop gebraucht werden, schafft ein grosses, sehr gut beleuch- 
tetes Gesichtsfeld, erleichtert die Auffindung der Ureter-Mündungen, er- 
laubt grössere Beweglichkeit der Harnleitersonden und endlich kann 
während des Katheterismus Prisma und Lampe durch Irrigationen ge- 
reinigt werden. 

Albarran veröffentlicht im Anschluss hieran zwei Fälle von 
Stenose der Ureteren, drei Pyonephrosen, eine Nierenfistel nach Nephro- 
tomie und einen Fall von Retention blutigen Harns im Nierenbecken. 

Eastman (17) zieht für die Katheterisation der Harnleiter das 
Casper’sche Ureteroskop sowohl dem Nitze’schen Instrument als der 
Pawlik-Kelly’schen Methode vor. Die letztere Methode erfordert 
viel längere Einübung und bei dem Nitze’schen Kystoskop ist es 
schwerer, den Katheter richtig zu leiten, so dass Verletzungen der 
Schleimhaut und Blutungen aus derselben leichter möglich sind. Aller- 
dings können auch bei Benützung des Casper’schen Instrumentes 
Verletzungen vorkommen. Bleibt der Harnleiter-Katheter längere Zeit 
liegen, so kommt es immer zu Epithel-Abstossung und es treten per 
diapedesin rotbe Blutkörperchen aus. Zur Vermeidung von Infektionen 
durch den Harnleiter-Katheter empfiehlt Eastman, nach Casper’s 
Vorgang, nach jeder Katheterisation einige Tropfen einer 0,1 °/oigen 
Silbernitratlösung in den Ureter einzuspritzen. Kontraindizirt ist der 
Harnleiter-Katheterismus bei akuten Entzündungen und für gewöhnlich 
nutzlos bei Nierengeschwülsten, wo Blutungen hervorgerufen werden 


Harnleiter. 331 


können. Eastman kommt zu dem Schlusse, dass der diagnostische 
Werth der Kystoskopie und des Harnleiterkatheterismus ausser allem 
Zweifel stehe, wenn auch beide Methoden die bisherigen diagnostischen 
Methoden nur ergänzen, nicht völlig ersetzen. Irrthümer sind auch 
hier möglich, indem primäre Eiterungen der Nieren von sekundären 
durch Harnleiter-Katheterismus nicht zu unterscheiden sind und die 
zweite Niere konsensuell erkrankt sein kann, so dass der primäre Sitz 
der Erkrankung zweifelhaft bleiben kann. 

Mackie (37) berichtet nach einer ausführlichen Beschreibung des 
Hamleiterkatheterismus, wie er von Kelly geübt wird, über zwei Fälle, 
in denen das Verfahren angewendet wurde. Im ersten Falle handelte 
es sich um eine im Wochenbett entstandene Cystitis mit aufsteigender 
Ureteritis und Nephropyelitis. Die Diagnose konnte bier nur durch 
den Harnleiterkatheterismus gesichert werden, weil die Niere auf 
Druck völlig schmerzlos war und nur der rechte Ureter von der Vagina 
aus etwas verdickt und etwas empfindlich gefunden wurde. Die Nephro- 
tomie brachte Heilung. Im zweiten Falle waren die Erscheinungen 
von Seiten der rechten Niere primär vorbanden und erst später trat 
Cystitis auf In der rechten Niere, welche nach abwärts verlagert 
war, wurde deshalb eine eiterige Nephropyelitis vermuthet. Die Kathe- 
terieation beider Harnleiter ergab jedoch völlige Gesundheit beider 
Nieren und die Eiterung war deshalb auf die Blase beschränkt. Beide 
Fälle werden als Beispiele für den diagnostischen Werth des Harn- 
leiterkatheterismus angeführt. 

Sutherlin (55) empfiehlt zur Uretersondirung besonders den Ge- 
brauch des Casper’schen und des Brenner’schen Kystoskops und 
führt zur Illustration der Wichtigkeit der Kystoskopie und des Ureteren- 
Katheterismus drei Fälle bei Frauen aus der Landau’schen Klinik 
an. In zweien handelte es sich um Steine, die sich um Fremdkörper 
gebildet hatten, und zwar einmal um eine nach abdominaler Myom- 
Exstirpation in die Blase eingewanderte Seidenligatur und einmal um 
eine Haarnadel; im letzteren Falle bestand Gravidität im 2. Monate. 
In beiden Fällen wurde der Stein mit dem Fremdkörper entfernt. 

Im dritten Fall handelte es sich um eine Ureterverletzung nach 
vaginaler Exstirpation des Uterus. Mittelst des Kystoskops und des 
Katheteriimus des Harnleiter wurde Verletzung des rechten Ureter 
und Narbenverschluss des vesikalen Endes erkannt. Die mit Eiter- 
heerden durchsetzte Niere wurde exstirpirt. 

Dasara (14) hat, um nach Sectio alta die Harninfiltration zu 
vermeiden, einen Katheter „a tripla corrente“ konstruirt. Derselbe 


332 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


besteht aus dem geraden Theil eines Metallkatheters (18—20 franzö- 
sische Skala), der 3—5 cm länger als gewöhnlich ist; der zweite Theil 
besteht aus drei kleinen elastischen Kathetern, die sich zu einem kurzen 
Stamme vereinigen, welcher mit dem metallenen Theile verbunden wird. 
Der Metallkatheter wird auf einem aufgeschraubten gewöhnlichen 
Katheterstück vorher eingeführt; nach Eröffnung der Blase wird von 
innen der aufgeschraubte Theil entfernt und der elastische dreiläufige 
Theil aufgesetzt. Von den drei kleineren Kathetern kamen zwei (12 
bis 15 cm lang) in die Harnleiter, der dritte (7 bis 10 cm lang) in 
den Blasengrund. Auf diese Weise wird aller Harn durch die Harn- 
röhre nach aussen geleitet. Nach 24—48 Stunden, wenn die Gefahr 
der Harninfiltration vorüber ist, wird das Instrument per urethram 
entfernt. 


3. Missbildungen. 


Barth (5) beschreibt einen Fall von Verschluss des linken Ureters 
bei einem Zwillingskinde weiblichen Geschlechts, das ausserdem noch 
Hasenscharte, Gaumenspalte, Polydactylie und kongenitalen Herz- und 
Aortenfehler aufwies. An Stelle der Mündung des dilatirten linken 
Harnleiters in die Blase fand sich eine 5 mm im Durchmesser messende 
Cyste, in welche der Ureter endigte, Das Nierenbecken dieser Seite 
zeigte leichte Dilatation. Die aus der Litteratur gesammelten ca. 15 
Fälle einschlägiger Art werden eingehend analysirt. 

Albarran (2) delt eine Beobachtung bei einem 20jährigen 
Mädchen mit, welches seit der Geburt an Harnträufeln litt. Unter- 
halb der Harnröhrenmündung fanden sich mehrere Blindsäckchen und 
aus zweien derselben trat zeitweilig Harn aus. Durch Kystoskopie 
wurde das Vorhandensein zweier normaler Ureteren festgestellt, ebenso 
durch die Methylenblau-Probe, dass eine Verdoppelung der Urethra 
nicht vorhanden war. Da eine der Oeffnungen eine Sonde 20 cm 
weit eindringen liess, musste es sich um einen überzähligen Ureter 
handeln. Albarran machte zuerst die Sectio alta und führt Sonden 
in die beiden normalen Ureteren ein, dann isolirte er von der Scheide 
aus den überzähligen Ureter, resezirte sein blindes, durch Harnstauung 
zur Tasche umgewandeltes Ende und nähte den Ureter dann, Schleim- 
haut an Schleimhaut in die Blase ein. Erst eine zweite Operation 
führte die bleibende Einpflanzung des Ureter’s in die Blase herbei. 

Haushalter und Jacques (28) beobachteten einen Fall von 
Verdoppelung des linken Ureters und Mündung des überzähligen Ureters 
in eine im Innern der Blase am Trigonum aufsitzende sekundäre Blase 


Harnleiter. 333 


von Welschnussgrösse. Die rechte Niere war vergrössert. Die Blase 
war durch einen Phosphatstein fast ganz ausgefüllt, der obere Theil 
der Ureteren war stark cystisch erweitert und das Nierenbecken ent- 
hielt ebenfalls zwei Steine. Das mit 2!/s Jahren gestorbene Kind 
(Mädchen) war um einen Monat zu früh geboren und hatte seit der 
Geburt Blasenstörungen. 

Brewer (g. 2.1.) fand unter 151 Leichenuntersuchungen einmal 
4 Ureteren, je 2 von einer Niere entspringend; in einem Falle fanden 
eich linkerseits zwei volletändige Ureteren, der eine vom oberen Theil 
der Niere aus einem erkrankten Nierenbecken entspringend, die andere 
vom unteren Theil mit normalem Nierenbecken. In zwei Fällen waren 
die Ureteren nur im Anfangstheil verdoppelt und vereinigten sich im 
weiteren Verlaufe. | 

Jacques (30) fand bei der Sektion einer an Darmtuberkulose 
verstorbenen Frau vier völlig getrennte Ureteren. Jede Niere besass zwei 
Nierenbecken. Linkerseits mündeten die zwei Ureteren dicht neben einan- 
der in die Blase, rechterseits war die Einmündung des einen Harnleiters 
an normaler Stelle, die des andern in der Mitte zwischen dieser und 
dem Orifieium internum urethrae. 

Obici (42) beobachtete bei der Sektion einer an Puerperalfieber 
Gestorbenen jederseits zwei Ureteren, welche getrennt in die Blase ein- 
mündeten. Der überzählige linke Ureter durchbohrte die Blasenwand 
l cm oberhalb der Urethra und mündete hier in eine 3 cm lange, 
2 cm breite Vorblase, die sich nach unten wieder verengte und schliess- 
lich in der Mitte der Urethra ausmündete. Funktionsstörungen während 
des Lebens waren, wie es scheint, nicht vorhanden. 


4. Verengungen und Erweiterungen. 


Crookshank (12) beschreibt einen Fall von narbiger Striktur 
des Ureters 2 Zoll unterhalb des Nierenbeckens und Verschluss des 
Ureter--Lumens durch eine Schleimhautfalte. Das 11jährige Mädchen 
starb unter urämischen Erscheinungen, weil die andere Niere verödet 
und cystisch degenerirt war; 3 Jahre vorher soll an derselben eine 
Operation ausgeführt worden sein. Die narbige Ureter-Striktur wird 
als Folge einer Verletzung durch einen den Harnleiter passirenden 
Stein gedeutet. 

Guyot (25) beschreibt einen Fall von Kompression des rechten 
Ureters durch einen stark nach rechts geneigten schwangeren Uterus; 
der obere Theil des Harnleiters war von der Dicke eines kleinen 
Fingers und die Niere war entsprechend vergrössert. Ausserdem fand 


334 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


sich eine akute Coxitis rechterseits. Der Tod war unter den Symptomen 
zunehmender Kachexie eingetreten. | 

Guisy (24) berichtet über zwei Fälle von Nierenneuralgien, welche 
genau die typischen Charaktere der Steinkolik zeigten. In dem einen 
Falle war palpatorisch eine nicht näher zu bestimmende Resistenz in 
der Nierengegend, im zweiten eine akute Hydronephrose nachweisbar. 
In beiden Fällen schwanden die Anfälle ganz plötzlich unter Aus- 
scheidung einer grossen Menge Harns. Da beide Male Konkremente 
nicht zu Tage kamen und beide Kranke hysterisch waren, glaubt 
Guisy in beiden Fällen einen auf hysterischer Basis entstandenen 
Ureter-Spasmus als Ursache annehmen zu müssen. 

Nach Lloyd (36) kann ein im Ureter eingekeilter Stein dieselben 
Erscheinungen verursachen wie ein Stein im Nierenbecken, nur fehlt 
die Druckempfindlichkeit der Niere. Die speziellen hauptsächlichsten 
Symptome sind Schmerzanfälle und häufige Hämaturien; Auftreibung 
des Abdomens mit Erbrechen und beschleunigtem Pulse treten bei 
Uretersteinen häufiger auf als bei Nierensteinen. Ist der Ureter völlig 
verstopft, so atrophirt die Niere in kurzer Zeit; ist dagegen der Ver- 
schluss kein vollständiger, so kommt es zur Sekretstauung im Nieren- 
becken. Ist ein Stein nachgewiesen, so muss er entfernt werden, ent- 
weder durch Lumbarschnitt oder durch Iliacal-Schnitt oder von der 
Scheide aus. Die Ureterwunde heilt nach Extraktion des Steines, auch 
wenn sie nicht genäht wird. 

Larkin (35) empfiehlt in Fällen, wo bei Steinsymptomen die 
Nephrotomie gemacht, aber kein Stein gefunden wird, den Ureter zu 
sondiren; er konnte in drei solchen Fällen den Stein im Ureter nach- 
weisen. 

Robinson (49) entfernte durch retroperitoneale Uretero-Litho- 
tomie einen im rechten Ureter eingekeilten Stein von (ils Zoll Länge 
und (a Zoll Dicke. Die Niere war hydronephrotisch und der Stein 
war durch bimanuelle Untersuchung von der Vagina aus gefühlt worden. 
(S. ferner Hydronephrose.) 

Veau (57) unterscheidet bei den kongenitalen Erweiterungen des 
Ureters solche durch Hemmungsentwickelung und solche durch abnorme 
Entwickelung. Die Dilatation des Ureters kann entstehen durch Miss- 
bildung des Ureters selbst — Verschluss, Verengung, Klappenbildung — 
oder durch Kompression von den Nachbarorganen aus, z. B. durch eine 
ihn kreuzende Arterie, durch den Müller’ schen oder den Wolff’schen 
Gang. Die hauptsächlichste Ursache der kongenitalen Dilatation stellen 
aber die abnormen Ausmündungen des Ureters dar, welche zumeist an 


Harnleiter. 335 


überzähligen Ureteren ihren Sitz haben. Die abnorme Mündung in 
ein anderes Organ kann dabei offen oder verschlossen sein. Der Ureter 
kann dabei in das Rektum oder an abnormer Stelle in die Blase 
oder in die Urethra, oder endlich in den Tractus genitalis einmünden. 
Eine Dilatation bei rektaler Einpflanzung kann durch Verengung der 
Mündungsstelle, durch Verengung oder Verschluss des Rectum’s oder 
durch blindes Endigen in der Wand des Rektums bedingt sein. Bei 
sbnormer Einpflanzung in die Blase kann die Dilatation durch 
Länge des Verlaufs zwischen den Schichten der Blasenwand, durch Ver- 
engung der Mündungsstelle und durch blindes Endigen an der Ein- 
pflanzungsstelle bewirkt werden; hierdurch kann es zur Bildung einer 
intra- oder einer extravesikalen mehr oder weniger grossen Cyste oder 
Ampulle kommen, die möglicherweise durch die Harnröhre nach aussen 
treten kann. Die Mündung des Ureters in die weibliche Harnröhre 
führt manchmal zur Inkontinenz, manchmal aber auch wegen Ver- 
engung der Mündung in die Harnröhre und wegen der das Endstück 
des Ureters umgebenden Muskelfasern zur Dilatation. Bei Ausmündung 
in das Vestibulum fehlt meist ein Schlussapparat, aber dadurch besteht 
ein leichter Grad von Erweiterung, welche aber von sekundärer Be- 
deutung ist. Als Ausmündungsstellen im weiblichen Genitaltraktus 
kommen in Betracht die Tube — nur durch hochgradige Missbildung 
bewirkt, — der Uterus — selten — häufiger die Scheide oder auch 
der Gartner’sche Gang. Endlich können durch Missbildungen hoch- 
gradige Anomalien in der Ausmündung des Ureters bewirkt werden, 
wie z. B. ein Fall von Einmündung in Urachus und durch denselben 
in die Amnios-Höhle (Lagoutte) beweist. 

Endlich können Dilatationen durch angeborene Fehler der Harn- 
röhre bewirkt werden, und zwar durch Fehlen derselben, durch Ver- 
schluss und durch kongenitale Stenose. 

Die Dilatation der Ureteren ist in solchen Fällen eine allgemeine, 
und reicht bie ans Nierenbecken, bewirkt also eine Hydronephrose. 
Periureterale Entzündungsvorgänge führen hierbei zu Bindegewebsent- 
wiekeluung in der Umgebung des Ureters oder auch zu periureteralen 
Abscessen. Die Dilatation kann aber auch eine cirkumskripte sein 
und sitzt dann meist am unteren Ende des abnorm mündenden Ureters, 
besonders häufig retrovesikal. Die Folge der Dilatation ist Atrophie 
der Niere, bei Sitz des Hindernisses in der Harnröhre ferner Dilatation 
der Blase, Hypertropbie ihrer Wandungen, Ascites. Der Inhalt solcher 
Taschen besteht bei offener Mündung aus Harn, bei geschlossener aus 
einer an Harnstoff armen Flüssigkeit. 


336 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane bein Weibe. 


Von ausschliesslich anatomischem Interesse sind die Fälle, bei 
welchen in Folge ausgedehnter Harnstauung die Früchte nicht lebens- 
fäbig sind; dies ist der Fall bei allgemeiner Harnstauung in Folge 
urethralen Verschlusses, bei Verschluss beider, nicht doppelt ange- 
legter Ureteren und bei Komplikation mit anderen nicht lebensfähigen 
Missbildungen. Von klinischem Interesse dagegen sind die Hydro- 
nephrosen, welche zum Geburtehinderniss werden und die einseitige 
Hydronepbrose oder die doppelseitige bei doppelter Ureteranlage. Die 
Diagnose ist namentlich bei jenen Fällen äusserst schwierig, wo die 
Einpflanzungsstelle des Ureters blind ist. Bei freier Ausmündung 
in Urethra oder Vestibulum steht die Inkontinenz im Vordergrund, 
bei blinder Endigung in der Vaginalwand sind mit Flüssigkeit 
gefüllte Cysten zu erkennen. Die fötale Hydronephrose entzieht sich 
der Diagnose; sie führt gewöhnlich zu Frühgeburt. Die abdominelle 
Hydronephrose ist durch Palpation erkennbar; leichter sind die Dilata- 
tionen des Ureters im kleinen Becken mit extra- oder intraveeikaler 
Cysten-Bildung und die offenen Ausmündungen in Urethra, Vestibulum 
und Vagina zu erkennen. 

Die Prognose richtet sich nach dem Zustand und der Funktions- 
fähigkeit der Niere und der Quantität des vorhandenen secernirenden 
Parenchyms; sie ist daher besser bei doppelseitiger Hydronephrose 
mit beiderseitiger Verdoppelung der Ureteren als bei einseitiger Hydro- 
nephrose. Eine Gefahr besteht in sekundärer Infektion, welche von 
der Blase aus möglich ist oder bei normaler freier Ausmündung direkt 
erfolgen kann. 

Die Behandlung richtet sich nach der speziellen anatomischen 
Anordnung im Einzelfall. Das Ziel muss immer die Herstellung 
einer Verbindung des abmorm mündenden Ureters mit der Blase und 
dann der Verschluss der abnormen Mündung sein. 

Solger (54) fand übrigens schon bei Föten im mittleren Theile 
des Harnleiters spindelförmige Erweiterungen und deutet sie als Resultat 
einer frühzeitig und vorübergehend stärker hervortretenden Wachsthums- 
neigung, deren Effekt später verschwinden, aber auch bestehen bleiben 
kann. 


5. Entzündungen. 

Hartcop (26) beschreibt einen Fall von doppelseitiger eitriger 
Pyelonephritis mit Geschwürsbildung auf der Schleimhaut des Nieren- 
beckens und enormer Verdickung der Wände der Blase und beider 
Ureteren, welch letztere 4 cm im Durchmesser massen, wovon nur ein 


Harnleiter. 337 


Drittel auf das Lumen kam. Die Harnleitermündungen in die Blase 
waren sehr stark erweitert. Die Dickenzunahme der Blasen- und Harn- 
leiterwände erstreckte sich auf alle Schichten der Wand. Da das 
(21jährige) Mädchen seit frühester Kindheit inkontinent war, so ist die 
Erkrankung wohl als von der Blase ausgehend und sekundär auf die 
Ureteren und Nieren übergegangen aufzufassen. 

Fränkel (22) beobachtete im Ureter multiple Schleimhauteysten, 
die theilweise gestielt aufsassen. Nach seinen Untersuchungen giebt 
es supra- und intraepitheliale Cystenbildung, von denen die letzteren 
durch Verlegung des Ostiums der Schleimhaut-Krypten des Ureters ent- 
stehen, während die erstere Form in ihrer Entstehung noch unerklärt ist. 

Ueber Ureteritis cystica s. Delbanco (c. 6. 9). 


6. Verletzungen. 


Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über einen Fall von mehrfacher 
Verletzung des Ureters bei abdominaler Myom-Exstirpation mit extra- 
peritonealer Stielversorgung. Eine höher sitzende Verletzung des Ureters 
wurde genäht und sein centrales Ende ins Scheidengewölbe eingepflanzt. 
Die Uretervaginalfistel verengerte sich, dagegen ging durch den extra- 
peritoneal versorgten Stiel Harn ab. Zur Beseitigung der Inkontinenz 
wurde die Nephrektomie ausgeführt; Heilung. 

In dem von Herz (29) aus der Hegar’schen Klinik mitgetheilten 
Falle handelte es sich um Verletzung des Ureters bei abdominaler Myom- 
Exstirpation mit extraperitonealer Stielversorgung. Von der Mitte der 
2. Woche post operationem an ging Harn durch den Wundtrichter ab. 
Es gelang einen künstlichen Gang von der Blase zum Wundtrichter 
herzustellen, indem mittelst eines von der Blase aus eingeführten Troi- 
karts durchgestossen und ein Dauerkatheter eingelegt wurde. Heilung. 
Der Fall stammt bereits aus dem Jahre 1888. | 

Lanwers (34) machte eine Nephrektomie nach Verletzung des 
Harnleiters bei Ovariotomie; Tod nach einem halben Jahre. 

Mund& (38) excidirte mit einem durch Kolpotomia posterior ent- 
fernten tubo-ovariellen Fruchtsack einen 3 Zoll langen Strang, der sich 
als der rechte Ureter erwies. Eine plastische Operation hält er wegen 
der Länge des excidirten Stückes für kaum möglich. 

Noble (41) berichtet über einen Fall von Exstirpation eines 
extrauterinen Fruchtsacks und eines interligamentären Ovarialtumors 
mit Verletzung des Ureters. Da diese weit oben stattgefunden hatte, 
musste die Niere exstirpirt werden. 

Jahresber. f. Gynäkologie u Geburtsh. 1897. 22 


338 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Queirel (47) beobachtete unter 13 Fällen von Symphyseotomie 
einmal Incontinentia urinae und einmal Zerreissung des Ureters. 

Johnson (31) schlägt bei vaginaler Totalexstirpation des carcino- 
matösen Uterus vor, Sonden in die Ureteren einzulegen, um diese vor 
Verletzung zu schützen. 

Bove&e (7) empfiehlt neuerdings seine Methode der Vereinigung 
des durchschnittenen Ureters, wie er dieselbe in einem Falle von Durch- 
trennung des Harnleiters bei Exstirpation einer Pyosalpinx ausgeführt 
hat. Dieselbe besteht (s. Jahresbericht X, pag. 352) in schräger An- 
frischung und Vereinigung durch Knopf- und rectanguläre Nähte. 

Tietze (56) verletzte den Ureter in einem Falle von hoher Mast- 
darmexstirpation und vereinigte ihn in der Weise, dass das eine Ende 
innen, das andere aussen 1 cm weit eingeschnitten und dann die beiden 
Enden vereinigt wurden. Heilung ohne Fistelbildung. Die Beschrei- 
bung der Vernähung ist kurz und nur mit Hilfe der beigegebenen 
Abbildung verständlich. 

Emmet (18) berichtet über einen Fall von multiplen am Netze ge- 
stielt aufsitzenden Myomen bei einer Kranken, bei welcher ein ähnlicher 
Tumor 2 Jahre vorher unter Verletzung des Ureters von ihm entfernt 
worden war. Der Ureter war durch Uretero-Ureteral-Anastomose wieder 
zur Vereinigung gebracht worden. Bei der zweiten Laparotomie wurde eines 
der multiplen Myome hart am Ureter an der Stelle der Verheilung 
gefunden und bei dessen Exstirpation der Ureter wieder etwas, aber 
nur geringfügig, verletzt; derselbe wurde vernäht und mit Peritoneum 
bedeckt. Während der Heilung entstand an der Stelle der Ureter- 
Verletzung ein rasch wachsender Tumor, der für sarkomatös gehalten 
wurde, aber epäter sich wieder verkleinerte. 

Seiffart (53) resezirte bei der Exstirpation eines im Ligamentum 
latum intraligamentär lagernden Tumors ein Stück des Ureters von 
4 cm Länge, weil der Strang für eine Adhäsion gehalten worden war. 
Beide Ureter-Enden wurden möglichst nahe aneinander (2 cm) in die 
Bauchwunde eingenäht; durch den Heilungs- und Schrumpfungsprozess 
rückten sich im Laufe der Zeit die beiden Enden, von denen das vesikale 
durch Sondirung offen gehalten wurde, ganz aneinander, und schliess- 
lich trat eine Vereinigung der beiden Enden ein, so dass der 
Harn sich wieder in die Blase entleerte, was durch kystoskopische 
Untersuchung bestätigt wurde. 

Fenger (21) unterscheidet bei der Ureterektomie eine primäre 
Operation, bei welcher der Ureter zugleich mit der Niere exstirpirt wird 
(ausgeführt von Kelly, Tuffier, Postnikow und Elliot) und 


Harnleiter. 339 


eine sekundäre, bei welcher nach der Nephrektomie die Exstirpation 
des Ureters nothwendig wurde (Reynier, Poncet), ferner eine totale 
und eine partielle (erstere von Reynier und zweimal von Kelly, 
letztere von Kelly, Tuffier, Postnikow und Poncet ausgeführt). 
Die Exstirpation kann auf transperitonealem und extraperitonealem 
Wege geschehen (erstere ausgeführt von Kelly und von Postnikow, 
letztere von Tuffier, Kelly, Elliot, Reynier und Poncet), 
fener auf sakralem und auf vaginalem (Kelly) Wege Als Indi- 
kationen werden angeführt Tuberkulose, Eiterung in dem erweiterten 
Harnleiter und Hydro-Ureter ohne Infektion desselben. 

Cabot empfiehlt in der Diskussion nur die Israöl’sche Schnitt- 
führung und verwirft den transperitonealen Weg, ebenso die von 
Kelly ausgeführte Implantation des Ureter-Restes in die Scheide. 
Als Indikationen für die Ureterektomie erkennt Cabot nur ausgedehnte 
Vereiterung und Tuberkulose an; in letzterem Falle soll der Ureter 
æ% vollständig wie möglich exstirpirt werden. 

Hartmann (27) reibte in einem Falle von Nephrektomie bei 
Nierenvereiterung einen Monat nachher die Ureterektonie an; dieselbe 
wurde durch schräge iliacale Incision unter Ablösung des Peritoneums 
ausgeführt. Die Einführung einer Sonde in den Ureter, welcher bei 
der Nephrektomie in die Hautwunde implantirt worden war, erleich- 
terte das Auffinden des Ureters, der aus dem umgebenden Bindegewebe 
stampf ausgelöst wurde. Die Abtrennung desselben erfolgte hart an 
der Blase. Hartmann glaubt, dass viele eiternde Lumbalfisteln des- 
balb sich nicht schliessen, weil der Ureter noch Sitz von Eiterung ist. 

Schwartz (51) verletzte bei einer abdominalen Totalexstirpation 
eines myomatösen Uterus den rechten Ureter. Derselbe wurde sofort 
in die Blase implantirt und mit muko-mukösen und sero-serösen Nähten 
befestigt. Ein Dauerkatheter wurde in den Ureter, ein gleicher in die 
Blase eingeführt. Vollkommene Heilung, obwohl der Ureter-Katheter 
viel Harn vorbeifliessen liess. i 

Kaijser (32) berichtet über einen Fall von Ureter-Verletzung 
nach sakraler Totalexstirpation des carcinomatösen Uterus. Der Harn- 
abfluss stellte sich erst 14 Tage nach der Operation ein. Die alte 
Narbe wurde gespalten, der rechte Ureter, welcher verletzt war, auf 
5 cm Länge ausgelöst und in die Blase eingenäht, nachdem das peri- 
phere Ureter-Ende mittelst einer Zange von der Harnröhre aus in die 
Blase gezogen war. Da keine Kontinenz auftrat, wurde nach 5 Monaten 
eine zweite Operation, und zwar in ähnlicher Weise, wie beim ersten 
Male, ausgeführt. Hierbei musste der Ureter stark angezogen werden 

22* 


>40 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


und es wurde zur Sicherung der Naht deshalb an den durch den Ureter 
geführten und durch die Harnröhre nach aussen geführten Fäden ein 
permanenter Zug durch Anhängen eines 200 Gramm-Gewichtes ausge- 
übt. Diesmal war die Operation von Erfolg. Die Fistel entstand hier 
wahrscheinlich durch Fassen der Ureter--Wand in eine Ligatur und 
das Misslingen der ersten Operation wird auf die Insufficienz der 
Katgut-Naht bezogen. Die schliessliche Einpflanzung des Ureters in 
die Blase gelang bei der letzten Operation dadurch, dass das Peri- 
toneum (unabsichtlich) eröffnet wurde und der Ureter sowohl intra- 
als extraperitoneal auf eine weite Strecke ausgelöst werden konnte. 

Bove&e (8) hat bei Thierversuchen, wenn ein Theil des Harnleiters 
verloren gegangen ist, die Niere aus ihrer Kapsel gelöst und so weit 
herabgezogen, dass die Harnleiterenden vereinigt werden konnten oder 
dass der proximale Stumpf in die Blase implantirt werden konnte. Die 
Niere muss an der neuen Stelle durch Nähte fixirt werden. 

Chalot {11) gelang es in einem Falle von vorgeschrittenem Portio- 
Carcinom mit Umwucherung der Ureteren, die beiden letzteren in einer 
Sitzung in das Rektum zu transplantiren und dann das ganze Carcinom 
im Gesunden zu umschneiden und zu exstirpiren. Die Einpflanzung 
geschah mittelst vernickelter Kupferröhren von 3!/2 cm Länge und 
einem Durchmesser von bis zu 5 mm mit konisch geformten Enden 
und einer cirkulären Rinne, die von dem einen Ende 1!j cm entfernt 
ist; das kürzere Ende wurde in das abgeschnittene Ureterende einge- 
schoben, bis dasselbe die Cirkularrinne wenige Millimeter überragte und 
über diese Rinne wurde das Ureterrohr mit einem feinen Seidenfaden 
fest zugeschnürt. Hierauf wurde das Rohr durch einen Längsschnitt 
in das Rektum eingeführt und die Ureterwand durch Nähte mit der 
Mastdarmwand gut vereinigt. Die Intubationsröhren wurden durch das 
Rektum ausgestossen. Bei Implantation in die Blase, welche, wenn sie 
möglich ist, der in den Darm vorzuziehen ist (eventuell durch Lösung 
` der Blase von der Sympbyse nach dem Vorgange von H. Kelly), muss 
das in die Blase sehende Ende der Röhre mit. einem Faden armirt 
werden, welcher durch die Urethra nach aussen zu leiten ist, damit die 
Röhre entfernt werden kann. Chalot glaubt, dass durch dieses Ver- 
fahren, welches vor oder nach der Exstirpation des Carcinoms vorge- 
nommen werden kann, eine grössere Zahl bisher für inoperabel gehal- 
tener Carcinome radikal exstirpirt werden können. 

Pisani (45) suchte die Giordano’sche Methode der Ureteren- 
einpflanzung ins Rektum dadurch zu verbessern, dass er, um eine 
Knickung der Ureteren zu vermeiden, dieselben in die hintere Wand 


Harnleiter. 341 


des Mastdarms einpflanzte. Nachträgliche Stenosirung und aufsteigende 
Infektion wurden dadurch hintangehalten, dass die Harnleiter mit dem 
zugehörigen Stück Blasenwand, also mit dem natürlichen Sphinkter 
eingenäht wurden. Bei beiden Versuchsthieren trat Heilung ein, auch 
ungestörte Entleerung des Harns in den Darm, jedoch starben Beide, 
das eine an innerer Einklemmung, das zweite an septischer Peritonitis 
in Folge Platzens der Bauchwunde. 

Bazy (6) führte in zwei Fällen die Uretero-Pyeloneostomie aus 
d. h. die Einpflanzung des Ureters am tiefsten Punkte des durch Hydro- 
nephrose ausgedehnten Nierenbeckens. Die zwei ÖOperationsfälle be- 
treffen männliche Kranke, von denen einer genas; der andere starb, 
weil die Hydronephrose bereits infizirt war. Die Operation kann auf 
transperitonealem und auf lumbalem Wege gemacht werden. Der Ureter 
ist schräg geschnitten zu implantiren oder er muss nach querer Ab- 
trennung geschlitzt werden, damit die neue Kommunikationsöffnung 
möglichst weit werde. Die Naht ist mit Katgut oder Seide ausgeführt 
worden, jedoch dürfen keine Seidennähte in das Lumen des Ureters 
hineinragen, damit nicht Konkretionen entstehen. Bei grossen hydro- 
nephrotischen Taschen ist die Einnähung vom Nierenbecken aus vor- 
zunehmen. 

Des Weiteren äussert sich Bazy bei intermittirender Hydronephrose 
für die Nephrorrhaphie, wenn der Sack klein ist; bei grösseren Säcken 
ist diese Operation nur dann auszuführen, wenn die Ureterenöffnung 
eine grosse ist. Ist die Nephrotomie ausgeführt, so verkleinert sich 
eine sehr ausgedehnte Niere fast stets sehr schnell und der vorher un- 
durchgängige Ureter wird plötzlich wegsam, was er durch zwei Fälle 
von Pyonephrose belegt, in denen vor der Operation kein Eiter im 
Harn war, nach der Operation aber sofort Pyurie auftrat. 

Endlich führt Bazy einen Fall an, in welchem bei beweglicher 
Niere dann Erleichterung eintrat, wenn die Frau die Knie-Ellenbogen- 
lage mit Erhöhung des Beckens einnahm, indem dadurch die Niere an 
ihre normale Stelle sich begab. 

Siehe ausserdem Harnleiterfisteln. 


7. Neubildungen. . 

Kohlhardt (33) beschreibt einen Fall von apfelgrosser Geschwulst 
am unteren Nierenpol linkerseits bei einer 69 jährigen Frau, die seit 
zwei Jahren an zunehmender Hämaturie litt. Die Niere wurde mit dem 
oberen Ende des Harnleiters in der Länge eines Fingers exstirpirt. 
Heilung. Das Becken der atrophischen Niere enthielt am Harnleiter- 


342 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. ` 


ursprung eine diesen zum Theil verletzende, weiche, gefässreiche Geschwulst, 
welche aus langen dünnen Zöttchen bestand und ausserdem disseminirte 
ähnliche kleine Zottengeschwülste in der ganzen Schleimhaut und im 
oberen Harnleiterstück. Es handelte sich aber nicht um ein Carcinom, 
sondern um gutartige Schleimhautwucherungen. 


f) Harngenitaliisteln. 


1. Harnröhrenscheidenfisteln. 


1. Berczeller, Harnröhrenfistel. Gynäk. Sektion des kgl. ungar. Aerzte- 
vereins zu Budapest, Sitzung v. 6. IV. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 
1157. 

2. Philbert, L. J. E., Restauration morphologique et fonctionelle du canal 
de l’uröthre chez la femme. Thèse de Nancy, Nr. 12. 


Berczeller (1) erwähnt die Entstehung einer Harnröhrenscheiden- 
fistel bei einer spontan entbundenen Erstgebärenden mit engem Becken. 

Philbert (2) nennt unter den Ursachen der Zerstörung des Sep- 
tum urethrovaginale die Geburtsvorgänge, namentlich Druck-Gangrän 
durch den lange im Becken stehenden Kopf sowie unvorsichtigen Ge- 
brauch der Zange, ferner Extraktion von Steinen oder Fremdkörpern 
nach forcirter Erweiterung der Harnröhre, Traumen durch Sturz mit 
gespreizten Beinen oder ausnahmsweise bei der Cohabitation, diphthe- 
ritische und phagedänische Geschwüre, Einführung von Fremdkörpern, 
carcinomatöse Zerstörungen, endlich absichtliche Verstümmelung (Skopzen!) 
und Missbildungen (Hypospadie). Aber auch ohne Verletzung der Harn- 
röhre kann eine Aufhebung ihrer Funktion, also urethrale Inkontinenz 
bewirkt werden durch schwierige Entbindungen, durch starke Dilatation 
oder endlich nach Urethralschnitt oder Wiederherstellung der Urethra. 
Nach eingehender Besprechung der Operationsmethoden theilt Philbert 
zwei von Froelich beobachtete Fälle mit, in denen der obere Theil 
der Harnröhre zerstört und eine Harnröhren-Blasenhals-Scheidenfistel 
vorhanden, sowie der bestehende untere Abschnitt der Harnröhre atretisch 
war. Die Operation bestand in Durchführung eines Troikarts durch 
die Harnröhrenatresie gegen die Blase und Einlegung von Kathetern, 
bierauf Schluss der Harnröhrenblasenscheidenfistel durch Anfrischung 
und Naht. In einem Fall wurde glatte Heilung mit Kontinenz, im 
zweiten fast vollständiger Verschluss der Fistel mit zeitweiliger Kontinenz 
erzielt. 


Harngenitalfisteln. 343 


Bei urethraler Inkontinenz obne Zerstörung werden die Methoden 
von Schultze, Himmelfarb und Gersuny empfohlen. 
Siehe ferner Blasenscheidenfisteln. 


2. Blasenscheidenfisteln. 


l. Berger, P., Fistule vaginale compliquée d’oblitöration cicatricielle de 
l'orifice vésical de l’urethre; guérison. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 
177 und Soc. de chir., Sitzung v. 17. II. Ann. des mal. des org. gen.-ur. 
Tom. XV, pag. 736. 

Bishop, New operation for vesico-vaginal fistula. Med. Soc. of London, 

Sitzung v. 25. I. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 268 u. Lancet. Vol. I, 

pag. 315 u. Vol. I, pag. 1675. 

2a. Bowen, W.S., A case of large vesico-vazinal fistula cured. Amer. Journ. 
of Obst. Vol. XXXVI, pag. 97 u. 102. 

3. Bozeman, N. G., Instrument for collecting urine. Transact. of the 
Woman's Hosp. Soc. Sitzung v. 11. V. Amer. Gyn. and Obst. Journ. 
Vol. XI, pag. 72. (Urinal für Kranke mit Blasenscheidenfisteln.) 

A Bullock, T. S., Ausgedehnte Zerstörung der weichen Geburtswege. Med. 
age. Nr. 14. (Grosse Blasenscheidenfistel, die vorläufig noch nicht operirt 
werden konnte; Zerstörung des Uterus.) 

. Cianciosi, Contributo alla cura delle fistule cisto-vaginali con la con- 
cutazione e sutura. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 1. 

(Herlitzka.) 

6. Depage, Cystite consécutive a Ja presence de fils de soie dans la vessie. 
Ann. de la Soc. Belge de Chir. 1896, pag. 201. 

. Elischer, Mehrere Fälle von Cystovaginalfisteln. Ges. d. Spitalärzte zu 
Budapest, Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 448. 

& — Komplizirte Blasenscheidenfistel. Gyn. Sektion d. k. ungar. Aerzte- 
vereins zu Budapest, Sitzung v. 26. I. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 411. 
(Demonstration.) 

9. — Komplizirte Vesicovaginalfistel. Ges. d. Spitalärzte zu Budapest, 
Sitzung v. 10. III, 29. IX. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 794 
u. 1053. 

1). — J. (Budapest), Hölyaghuvelysipoly esete. Castratio. Közkörhäzi 
Orvostärsulat. März 10. (Schwierige Blasenscheidenfisteloperation bei einer 
33jährigen Up (Vernachlässigte Querlage). Zur Verhinderung weiterer 
wegen narbig überaus verengter Vagina gefahrvollen Entbindungen wurde 
auch die Kastration ausgeführt. Heilung.) (Temesväry.) 

ll. Frank, Ueber hohe Blasenfisteln. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Köln, Sitzg. 
v. 23. IV. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 117. 

12. Freund, W. A., Vesicovaginal- und Rektovaginalfisteln. Unterelsäss. 
Aerzteverein in Strassburg, Sitzung vom 28. XI. 1896. Deutsche mediz. 
Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 23 und LXIX. Naturforscher- 
Versammlung in Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1193. 

13. Fürst, M., Heilung einer durch weitgreifende gangränöse Zerstörung des 
Urogenital-Apparates hervorgerufenen Incontinentia urinae durch Kolpo- 
kleisis. Inaug.-Diss. Strassburg. 


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14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 
21. 


27. 


28. 


29. 


30. 


31. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgune beim Weibe. 


Gessner, Fall von Peroneus-Lähmung und Blasenscheidenfistel. Verh. 
d. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Berlin, Sitzung v. 9. IV. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 166. 

Hoareau, E., Du traitement des fistules vesico-vaginales par le procédé 
dit dédoublement. Thèse de Paris. Nr. 103. 

Horn, F, Die ascendirende Pyelonephritis nach chirurgischen Eingriffen 
(„Surgical kidney“) und ihre operative Behandlung. Monatsschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. V, Supplementheft pag. 58. 

Jacobi, H. A., Kasuistische Mittheilungen über einige seltenere Fälle von 
Zerreissung der weichen Geburtswege. Inaug.-Diss. Würzburg 1896. 
Jovanovic, J., Blasenscheidenfistel mit Vorfall der Blase durch dieselbe. 
Srpski archiv za celokup. lek. Nr. 10; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXV., 
pag. 365. (Vorfall des oberen Theiles der Blase bis in die Vulva.) 
Karczewski, A., Einige geschichtliche Bemerkungen zur Lappenspal- 
tungsmethode bei den Blasenscheidenfisteln. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. 
pag. 836. 

Keegan, D.F., Litholapaxy in girls and women. Lancet. Vol.I, pag. 91. 
Kolischer, G., Heilung einer Blasenscheidenfistel durch endovesikale 
Galvanokauterisation. Wiener med. Presse Bd. XXXVIII, pag. 1629. 


. Kuntschewitsch, Operative Behandlung der Fisteln beim Weibe. Inaug.- 


Diss. St. Petersburg; ref. La Gyn. Tom. Il, pag. 344. 


. Lipinski, Deux cas de fistules vésico -vaginales guérie par l'opération 


d’episiokleisis avec fistule recto-vaginale artificielle. Gaz. de Gyn. Tom. XLVII. 


. Loumeau, Traitement des fistules vésico-vaginales par le procédé de 


„dédoublement“. Assoc. franç. d'urol. II. Kongress. Gaz. med. de Paris. 
Tom. LXVIII, pag. 586. 


. Mackenrodt, A., Zur Geschichte und Technik der Blasenfisteloperationen. 


Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 445. 


. Mann, Bericht der Szegediner kgl. ungarischen Hebammenschule 1884 


—1894. Szegedin 1895. Berichtet Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1084. 
(Enthält den Bericht über 34 Harnfisteln, nämlich zwei Urethrovaginal-, 
vier Vesicocervical- und 28 Vesicovaginalfisteln.) 

Martin, Ch., Etude sur le traitement opératoire des fistules vesico-vagi- 
nales. These de Paris. Nr. 600. 

Neugebauer, F. L., Blasenscheidenfistel.e Verh. d. deutschen Ges. f. 
Gyn. VII. Kongress. Leipzig, pag. 173. 

— Sündenregister der Scheiden-Pessarien. Volkmann’s Samnilg. klin. 
Vorträge. Neue Folge Nr. 198. 

Péan, Restauration anaplastique de lurèthre, du vagin, de la vessie et 
du rectum. Ann. des Gyn. Tom. XLVII, pag. 195 u. Revue internat. obst. 
1. April. 

Pinna-Pintor, Un caso di vasta fistola vesico-vaginale guarita colla 
sutura dell’ utero capovolto in vagina. Giornale della R. Accad. di Med. di 
Torino, Nr.7. (Aus einem mit glücklichem Erfolg operirten Falle schliesst 
Pinna-Pintor, dass in einigen Blasenscheidenfisteln, die nicht direkt 
geschlossen werden können, der umgestürzte mit den Rändern der Fistel 
zugenähte Uterus ganz gut als plastisches und nützliches Material, um 
ausgedehnte Substanzverluste zu ersetzen, dienen kann.) (Herlitzka.) 


Harngenitalfisteln. 34 


32. Rouffart, Fistule vesico-intestinale consécutive a une hysterectomie vagi- 
nale; laparotomie; suture vesicale et intestinale; guérison. Journ. med. 
de Bruxelles 1896, Nr. 14. 

33. Samter, O., Ueber komplizirte und besonders fixirte Blasenscheidentisteln. 
Volkmann’s Sammlung klin. Vorträge. Neue Folge, Nr. 175. 

34. Schmid, C., Ueber die neueren Methoden der Blasenscheidenfistel-Opera- 
tion. Inaug.-Diss. Freiburg 1896. 

3. Söderbaum Per, Ett fall af fistula vesico-uterina Upsala Läkareförenings 
Förhandlingar. N. F. Bd. III, Heft 3, pag. 133—34. (Söderbaum heilte 
leicht eine nach einer schwierigen, ohne Kunsthilfe beendeten Geburt ent- 
standene Blasen-Gebärmutterhalsfistel durch direkte Naht nach Ablösung 
der Blase von der Gebärmutter, von der Scheide her. Pat. hütete nur 
acht Tage das Bett. Keine Katheterisation.) (Leopold Meyer.) 

36. Stankiewicz, Beitrag zur Behandlung der Blasenscheidenfisteln nach 
der Lappenmethode. Gaz. lek. pag. 448. (Stankiewicz tritt sehr warm 
für die Methode der Lappenplastik bei Harnfisteln ein und beschreibt vier 
eigene Beobachtungen.) (Neugebauer) 

37. Szabó, Fall von Blaseninversion und grosser Blasenscheidenfistel. Gyn. 
Sektion d. k. ungar. Aerztevereins zu Budapest. Sitzung v. 10. XI. 1896. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 139. 

ZS. Tauffer, Zwei Fälle von Scheidenblasenfisteln. Gyn. Sektion d. k. ungar. 
Aerztevereins zu Budapest. Sitzung v. 22. XII. 1896. Centralbl. f. Gyn. 
Bd. XXI, pag. 407. 

39. Van Imschoot, Trois cas de chirurgie vesicale. Ann. de la Soc. belge 
de chir. 1896, 15. Oktober. 

A Walk, Spule im Uterus. Russ. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 1896. 2. Halb- 
Jahr. 

il. von Walla, B., Studien im Anschluss an 115 Zangenoperationen. Monats- 
schrift f. Geb. u. Gen Bd. V, Supplementheft pag. 109. 

42. Zematzky, Ueber Naht von Blasenscheidenfisteln nach der Lappenmethode. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei. Oktober. (V. Müller.) 


vo 
Le d 


Jacobi (17) berichtet über einen Fall von querer Durchreissung 
der Blase in der Mitte zwischen Scheitel und Trigonum in der Aus- 
dehnung von 5 cm. Der Riss entstand im Anschluss an eine grosse 
Uterusruptur, die bei Durchziehen der Schultern durch den Muttermund 
entstanden war, nachdem vorher der perforirte Schädel ohne Zerreissung 
hatte durchgezogen werden können. 

Hornez (c. 4. 14) erwähnt einen Fall von Blasenscheidenfistel 
nach Zangenoperation, die nach protahirter Geburt vorgenommen wor- 
den war. Die Inkontinenz trat am sechsten Tage des Wochenbettes 
unter Ausstossung eines gangränösen Gewebsstückes ein. 

Sza bó (38) beschreibt eine nach Decapitation entstandene doppelte 
Blasenscheidenfistel mit Inversion der Blase. Nach Reposition der- 
selben ward eine 20Ohellerstückgrosse mit Karunkeln versehene Oeff- 


346 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


nung — die eingerissene Urethral-Mündung sichtbar; hinter derselben 
befand sich eine 1 cm breite straffe Brücke und hinter dieser eine 
zweite kleinthalergrosse Oeffuung, durch welche der in Narben- 
gewebe eingebettete Uterus gefühlt wurde. Zur Schliessung der Sub- 
stanzverlutte wird die Freund’sche Einheilung des Uterus in 
Aussicht genommen. 


von Walla (41) beobachtete unter 115 Zangenoperationen an 
der von Kezmärszky’schen Klinik nur einen Fall von Blasen- 
scheidenfistel, welche sich spontan schloss !). 


Berger (1) beschreibt einen Fall von isolirter grosser Blasen- 
scheidenfistel, welche bei der siebenten, wie es scheint spontanen 
Entbindung einer 34jährigen Frau entstanden war. Die 6 cm 
lange, 4 cm breite Fistel, deren hinterer Rand 1 cm von der vorderen 
Muttermundslippe entfernt war, zeigte nur an den Rändern starres 
Narbengewebe, während die übrigen Wände der Scheide normale Be- 
schaffenheit hatten. Ausserdem fand sich das Orificium urethrae inter- 
num völligobliterirt. Berger stellte zuerst die Verbindung zwischen Blase 
und Harnröhre wieder her, indem er auf vorgeschobenen Sondenknopf 
von der Blase aus incidirte und Blasen- und Urethral-Schleimhaut mit 
einander vernähte. Später wurde nach dreimonatlicher präparatorischer 
Behandlung nach Bozeman der Fistelrand umschnitten, gegen die 
Blase umgestülpt und mit Tabaksbeutelnaht geschlossen, darüber die 
Vaginalränder vereinigt. Die Heilung erfolgte bis auf eine halbfranc- 
stückgrosse Oeffnung am rechten Wundwinkel. Nach sechs Monaten 
wurde auch diese zum Verschluss gebracht, aber nach Simon’scher 
Anfrischung und Naht. Die Kontinenz war noch keine völlige, weil 
noch eine nadelstichgrosse Oeffnung blieb, die sich aber nach kurzer 
Zeit von selbst schloss. Der Verschluss der Blase am neugebildeten 
Orificium urethrae internum funktionirte in befriedigender Weise. Nach 
kurzer Zeit stellten sich aber Blasenblutungen ein und die kystosko- 
pische Untersuchung ergab unterhalb der Narbe einen Granulations- 
knopf, der unter Blasenspülungen zum Verschwinden gebracht wurde. 


1) In Band X des Jahresberichts pag. 361 wurde im Anschluss an eine Mit- 
theilung von Bäcker über die Frequenz der Blasenscheidenfistel in Ungarn ein 
ungünstiger Schluss auf die Ausübung der Geburtshilfe in Ungarn gezogen. Dieser 
Schluss ist ein irrthümlicher, denn nach einer brieflichen Mittheilung von Temes- 
vary liegt der Grund, warum viele Fistelfälle von den Kliniken zurückgewiesen 
werden, darin, dass die ungarischen Kliniken bisher über zu wenig Raum verfügten, 
und nicht darin, dass es in Ungarn mehr Fistelfälle giebt als anderwärts. 

Stumpf. 





Harngenitalfisteln. 347 


Im Ganzen spricht sich Berger auf’s Wärmste für die präparatorische 
Behandlung nach Bozeman aus und zieht als Nahtmaterial den 
Silberdraht dem von ihm in dem beschriebenen Falle verwendeten 
Fil de Florence vor. 


In der Diskussion (hel Bazy einen Fall von ausgedehntem 
Defekt des Septum vesico- und urethrovaginale mit, dessen Verschluss 
ihm gelang. Der grösste Theil des Blasendefektes wurde durch Los- 
lösung der Blasen- von der Scheidenwand erreicht, an den sehr fest 
fixirten Partien wurde nur das die Narben bedeckende Epithel entfernt 
und die Urethra wurde durch seitliche Lappen neu gebildet. Der 
mangelnde Sphincter wurde durch einen Apparat ersetzt, der aus einer 
Pelotte bestand, welche mit einer Binde befestigt wurde; auf diese 
Weise wurde eine befriedigende Kontinenz für die Dauer von drei 
Stunden erzielt. Routier empfiehlt ausgedehnte Incisionen der nar- 
bigen Umgebung und hat zehn Fälle operirt und neun durch An- 
frischung und Naht zum Verschluss gebracht; in einem Falle wurde 
die Kolpokleisis ausgeführt. Ricard spricht sich für Ablösung der 
Scheiden- von der Blasenwand aus und zieht als Nahtmaterial starken 
Silberdraht vor. Lucas Championnitre betont, dass die Methode 
dem jeweiligen Falle angepasst werden muss und bezeichnet die Harn- 
röhrenfisteln als besonders schwierig für die Operation. Er hat in 
einem Falle 24mal operirt. Qu&nu spricht sich für die Ablösung 
der Scheiden- von der Blasenwand aus und hält die Wahl des Naht- 
materials für gleichgültig. 

Depage (6) berichtet über einen Fall von grosser Blasenscheiden- 
fistel nach vaginaler Uterusexstirpation. Die Fistel wurde von der 
Scheide aus nach Schuchardt’s parasakraler Incision zum Verschluss 
gebracht. Nach der Heilung trat Pyurie auf, die man zuerst auf 
einen retrovaginalen Abscess, später auf Pyonephrose bezog, aber weder 
die vesico-vaginale Drainage noch die Freilegung der Niere brachte 
eine Aenderung. Schliesslich wurde durch Kystoskopie die Anwesen- 
heit von Seidenfäden in der Narbe als Ursache erkannt und nach 
Ihrer Extraktion die Cystitis beseitigt. 


Elischer (6) beschreibt fünf Fälle von Blasenscheidenfisteln ; 
in zwei Fällen war auch die Harnröhre völlig zerstört und in 
einem von diesen Fällen fehlte auch die Portio vaginalis. In einem 
dritten Falle handelte es sich um eine Blasen-Cervix-Fistel, in den 
übrigen um reine Blasenscheidenfisteln. Bis jetzt wurde nur in einem 
dieser Fälle operirt, aber im rechten Wundwinkel schnitt eine Naht, 


348 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


welche durch ein Fibroma molluscum geführt worden war, durch und 
die Wuudränder wichen wieder aus einander. 

Von ätiologischer Bedeutung ist die Angabe Elischer’s, dass in 
Ungarn die Becken der ungarischen und slovakischen Frauen weit sind, 
die Becken der Südslavinnen und besonders der Jüdinnen sehr un- 
günstige Beschaffenheit haben. 

Elischer (8) berichtet ferner über einen Fall von kombinirter 
Blasenscheidenfistel und Scheidenmastdarmfistel mit starker Narben- 
verengerung der Scheide und narbiger Atrophie der Portio und Atresia 
uteri. Die Zerstörungen waren durch spontane Geburt eines in Schief- 
lage befindlichen Kindes bewirkt worden. Es gelang nach Ablösung 
der Vaginalwand von der Blasenwand die Blasenfistel und darüber die 
Vaginalwand zu schliessen. Der atrophische Knopf der Portio vaginalis 
wurde abgetragen und darüber die Vaginallappen geschlossen, jedoch 
konnte der Rektumriss noch nicht vereinigt werden. Wegen der Narben- 
verengerung der Scheide und der Atresia uteri wurde ausserdem die 
Kastration ausgeführt. 

W. A. Freund (6) beschreibt einen Fall von Harnfistel bei 
einem 23jährigen Mädchen, das sich mit 9 Jabren bei einem Sturz 
vom Baum an einem Zaunpfahl gespiesst hatte und an Inkontinenz, 
Dermatitis an den äusseren Genitalien und Melancholie litt. Es fand 
sich ein 4 cm langer Fistelgang am linken Umfange der vorderen 
Scheidenwand, welcher 1 cm oberhalb der Spitze der Columna rugarum 
beginnt, unter der Schleimhaut schräg nach links oben und hinten 
aufstieg und im hinteren Laquear linkerseits mit einem Schlitz aus- 
mündete, ferner weiter nach links hinten eine zweite Fistel, die bogen- 
förmig nach vorne und etwas abwärts verlaufend linkerseits in die 
Blase führte. Wahrscheinlich wurde das Mädchen bei voller Blase 
auf die Latte gespiesst und die bauchig nach innen gewölbte Scheiden- 
wand bot dem von links eindringenden Spiess Widerstand; hierauf fiel 
das Mädchen wahrscheinlich nach vorne über, so dass nun hinten linke 
das Laquear und der linke Seitenzipfel der Blase durchbohrt wurde. 
Die Verlagerung der Fistelöffnungen, ihr gewundener Verlauf und die 
Inkongruenz ihrer Ein- und Ausmündung erklären sich aus den ver- 
änderten Lageverhältnissen der Beckenorgane bei und nach dem Zu- 
standekommen der Fistel. Heilung durch Operation. 

Im zweiten Falle entstand die Fistel bei Geburt in Vorderscheitel- 
stellung, wobei nach vergeblichem Zangenversuch Perforation und 
Kranioklasma ausgetührt worden war. Das Becken war allgemein ver- 
engt. Es fand sich in dem stark narbig veränderten Scheidengewölbe 


Harngenitalfisteln. >19 


eine federkielgrosse Blasenscheidenfistel und ein 1 cm weiter nach links 
beginnender bogenförmig durch das linke Parametrium und Paraproctium 
um die linke Seite des Rektums herum zum Kreuzbein verlaufender 
eiternder Fistelgang. Schluss der Blasenfistel durch Operation, darauf 
Eröffnung der paraproktitischen Eiterhöhle und Heilung. Die Ent- 
stehung der Fistel wird hier durch Druckgangrän bei spiraliger Ver- 
drehung von Cervix und J,aquear von links nach rechts erklärt. 

Frank (11) operirte in einem Falle von sehr hochsitzender stark 
narbiger Fistel mit Verlust der ganzen Portio in der Weise, dass Blase 
und Uterus von oben her von ihren Narbenfixationen getrennt und mobi- 
lisirt wurden. Jetzt erst wurde die Fistel von unten zugänglich. Sie 
wurde angefrischt und vereinigt, jedoch war bei der Ablösung die 
Blase eingerissen und musste von oben vereinigt werden. Die Wunde 
oberhalb der Symphyse wurde offen gelassen. In den ersten 13 Stunden 
bestand Anurie, dann trat die Sekretion wieder ein. Heilung. Von 
Wichtigkeit ist, dass bei den vorhergegangenen Versuchen, die Fistel 
lediglich von unten zugänglich zu machen, der Douglas’sche Raum 
eingerissen war. 

Frank bespricht hierauf die Methode der Trockenlegung der 
Fistel durch Einlegung eines dicken Schlauches in die Blase. 

Gessner (14) beobachtete nach protrahirter spontaner Geburt — 
die Hebamme hatte allerdings nach geborenem Kopf den Rumpf, und 
wie es scheint mit grosser Anstrengung extrahirt — eine ausgedehnte 
Zerstörung des Damms, des Septum recto-vaginale und Blasenscheiden- 
fistel. Die Scheide war nach der Verheilung in einen kurzen narbigen 
Blindsack verwandelt, der mit der Blase kommunizirte. Ausserdem 
bestand Peroneus-Lähmung. 

Keegan (20) operirte eine durch einen in die Harnröhre ein- 
gekeilten Stein verursachte Blasenscheidenfistel bei einem 7jährigen 
Mädchen. Wegen Beschränktheit des Raumes musste vorher der Damm 
bis zum After incidirt werden. Die mit Silberdraht genähte Wunde 
heilte bis auf eine nadelgrosse Oeffnung, mit der die Kranke entlassen 
werden musste; bei dem jugendlichen Alter war anzunehmen, dass sie 
sich spontan schliessen würde. 

Neugebauer (28) erweiterte eine seit 21 Jahren bestehende 
Blasenscheidenfistel, um einen in der Blase um eine Wachskugel ge- 
bildeten Stein (s. c. 11. 9) zu entfernen und suchte dann die Fistel 
zu schliessen. Die Blase war aber so verkleinert und atrophisch ge- 
worden, dass der Harn zwischen den Nähten oder durch die Stich- 
kanäle sich wieder hervordrängte, sobald der Verweilkatheter entfernt 


350 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


wurde. Neugebauer beabsichtigt deshalb eine hohe Kolpocleisis 
auszuführen. 

Tauffer (39) deckte in einem Falle von grosser Blasenscheiden- 
fistel und theilweiser Zerstörung der Harnröhre den Defekt durch den her- 
abgezogenen Uterus, während die kleinen Labien zur Bildung einer 4!/2—5 
cm langen Urethra verwendet wurden, die mit dem 1!/s cm langen Harn- 
röhrenrest verbunden wurde. Die Kontinenz ist vorläufig eine partielle. 
Auch im zweiten Falle handelte es sich um Fehlen der vorderen 
Scheidenwand und eines Theiles der Urethra. Schliesslich betont 
Tauffer, dass er schon im Jahre 1885 Blasenscheiden-Defekte durch 
Herabziehen des Uterus beseitigt habe. 

Schmid (34) berichtet über zwei Fälle von ausgedehnten, narbig 
fixirten Blasenscheidenfisteln aus der Hegar’'schen Klinik. Im ersten 
Falle wurde die Fistel von Sonntag nach Simon’scher Anfrischung 
in zwei Sitzungen geschlossen. Im zweiten Falle, welchem bereits 
sechs vergebliche Operationen vorausgegangen waren, waren die Fistel- 
ränder am Knochen adhärent. Hegar löste deshalb zunächst die 
vordere Vaginalwand vom Knochen ab und vereinigte durch die so 
bewirkte Mobilisirung der Blase die grosse Fistel in einer zweiten 
Sitzung bis auf eine kleine offengebliebene Stelle. 

Hoareau (15) und Martin (27) heben bei grossen Fisteln mit 
fixirten Rändern den Vortheil der Methode des Ablösens der Scheiden- 
und Blasenwand hervor. Die Operation von. der Blase aus ist nach 
Martin indizirt bei starkem Narbenspangen und Adhärenzen der 
Fistel an die Nachbarorgane und an das Becken und bei grosser Enge 
und longitudinaler Verziehung der Scheide, ausserdem bei Steinen und 
bei Infektion der Blase. Martin führt als Belege drei Fälle von 
Blasenscheidenfisteln nach vaginaler Uterusexstirpation und einen nach 
einer Entbindung an. In den sechs von Hoareau mitgetheilten 
Fällen waren zwei nach Entbindung und vier nach vaginaler Uterus- 
extirpation entstanden. 

Horn (16) veröffentlicht aus der Prochownik’schen Klinik 
zwei Fälle von Blasenscheidenfisteln. Im ersten Falle entstand die 
Fistel bei der Geburt in Folge einer bis in die Blase reichenden 
Incision des rigiden Muttermundes, im zweiten nach vaginaler Exstir- 
pation des myomatösen Uterus und Verletzung der Blase. Im ersten 
Falle wurde durch Lappenspaltung operirt und Verschluss erzielt. 
Im zweiten Falle, wo nach Mackenrodt operirt wurde, gelang der 
Verschluss erst nach mehreren Nachoperationen durch schliessliche 
Kauterisation mit Salpetersäure. In beiden Fällen kam es zu auf- 


Harngenitalfisteln. KO 


steigender eitriger Niereninfektion (s. Nieren-Eiterungen).. Im Anschluss 
an die beim ersten Falle gemachten Erfahrungen warnt Horn davor, 
eine Fisteloperation zu unternehmen, bevor die Alkalescenz des Harns 
nicht beseitigt ist. 

Karczewski (19) kam bei Nachforschungen über die Priorität 
der Lappenspaltungsmethode bei Blasenscheidenfisteln zu dem Ergebnisse, 
dass M.Collis in Dublin die Methode in origineller Weise anwandte, 
ohne von früheren Operateuren, die auf ähnlichem Wege vorgingen, 
etwas zu wissen. Blasius dagegen, der von Sänger als der eigentliche 
Erfinder der Methode erklärt worden ist, kannte zwar die Methode 
und führe sie auch offenbar wie Collis aus, aber aus seinen Schriften 
geht hervor, dass Hayward und Dieffenbach schon vor ihm die 
Methode ausgeführt hatten. 


Mackenrodt (25) hält gegenüber Klien (f. 3. 3.) aufrecht, dass 
seine Operation viel weiter gehe, als die Folet-Wölfler-Champneys- 
sche Operation und dass sie auf ausgiebigen Medianschnitt vom Harn- 
röbrenwulst angefangen beruht, wodurch eine ausgedehnte Freilegung der 
Blase ermöglicht wird. In ganz verzweifelten Fällen endlich gelingt 
es durch die von ihm in die Chirurgie der Blasenfisteln eingeführte Total- 
exstirpation des Uterus die hochgradig verengte Scheide zugänglich und 
hochsitzende Blasenfisteln operabel zu machen. In dieser Beziehung 
konkurrirt seine Methode mit der Freund eschen, bei welcher auch 
der Uterus in seiner Funktion geopfert wird. Etwaige Harnröhren- 
fisteln müssen natürlich dabei für sich operirt werden. 


Kuntschewitsch (22) empfiehlt zur Schliessung der Fisteln die 
Anwendung der ursprünglich von Gerdy und Collis angegebenen 
und neuerdings von von Winckel eingeführten Lappenspaltungs- 
methode. Bei nach Entbindungen entstandenen Fisteln soll die Ver- 
einigung in querer Richtung, bei durch Pessarien bewirkten dagegen 
in Jongitudinaler Richtung erfolgen. Bei sehr ausgedehnten Fisteln 
muss zur Schliessung die Scheide oder der Uterus herbeigezogen werden. 
Die mitgetheilte Kasuistik enthält 29 Fälle und zwar 23 leichte, von 
welchen 18 völlig geheilt, 4 gebessert wurden und nur 1 unverändert 
blieb, und 7 schwierige, mit 3 völligen Heilungen und 3 Fällen mit 
Verkleinerung der Fistel und 1 Falle, der ungebessert blieb. 


Loumeau (24) operirte drei Fälle von Blasenscheidenfisteln, von 
denen eine nach Entbindung, eine durch Pessardruck und eine nach 
vaginaler Operation entstanden war. In allen Fällen wurden Blasen- 
und Scheidenschleimhaut von einander getrennt, die erstere mit Katgut 


32 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


und die letztere mit Silberdraht genäht. Unter Nachbehandlung mit 
Verweilkatheter trat in allen Fällen Heilung ein. 

Stankiewicz (36) operirte in drei Fällen von Blasen-Scheiden- 
und einem Falle von Blasen - Mutterhals- Scheiden -Fistel mittelst der 
Lappenmethode und hält diese für indizirt bei grossen Blasenscheiden- 
fisteln sowie bei kleinen, in welchen die Simon-Sims’sche Methode nicht 
ausführbar ist, ferner bei hochsitzenden Blasen-Scheiden-Fisteln, bei 
Blasen-Scheiden-Cervix-Fisteln und isolirten Blasen-Cervix-Fisteln. Die 
Blasenwunde empfiehlt er mit Katgut, die Scheidenwunde mit Seide 
zu nähen; in einem Falle, in welchem nur mit Katgut genäht worden 
war, platzte die Wunde am zweiten Tage bei einem Hustenstoss. 
Nach der Operation soll für 5—8 Tage ein Dauerkatheter eingelegt 
werden. 

Bishop (2) umschneidet den Rand der Fistel und lässt den 
Lappen in Zusammenhang mit der Blasenwand; es entsteht so ein 
Lappentrichter, durch dessen Ränder lange Doppelligaturen geführt 
werden, welche er von der Scheide aus knotet und deren Enden er 
mittelst einer durch die Urethra eingeführten Zange in die Blase und 
durch die Harnröhre nach aussen leitet. Die Oeffnung an der Spitze 
des Lappentrichters wird hierauf durch Tabaksbeutelnaht unter Ver- 
meidung der Blasenschleimhaut geschlossen ` nun wird mit einer zweiten 
Tabaksbeutelnaht das Bindegewebe und zuletzt mit Katgut-Ligaturen 
der Vaginal-Defekt zum Verschluss gebracht. Schliesslich werden die 
durch Blase und Harnröhre nach aussen geführten Leitfäden abge- 
schnitten. Es handelt sich also besonders darum, den umschnittenen 
und abgelösten Fistelrand in die Blase hineinzuziehen. Die Ränder 
legen sich nun aneinander und es wird ein in die Blase vorspringender 
Sporn gebildet, der von der Scheide aus durch Vernähung der Muscularis 
vesicae und des Bindegewebes fixirt wird. 

Die Nachbehandlung besteht in methodischer Einführung des 
Katheter. Eine Inkrustation der in die Blase vorspringenden Falte 
ist nach Bishop nicht zu fürchten, weil diese Falte keine rauhe, 
unebene Oberfläche bietet. 

P&an (30) beobachtete einen Fall von enormer Zerstörung sowohl 
des Septum urethro-vesico-vaginale wie des Septum recto-vaginale und 
des ganzen Dammes in Folge einer Entbindung, welche nach vier- 
stündigem Stehenbleiben des Kopfes in der Vulva mittelst gewaltsamer 
Zangenoperation beendigt worden war. Der Schluss beider Kommuni- 
kationen wurde durch Bildung eines Lappens aus der seitlichen Vaginal- 
wand und schliesslich durch Herbeiziehung von Material aus Vulva 


Harngenitalfisteln, 353 


und grossen Labien erzielt; der genaue Gang der Operation erscheint 
aus der gegebenen Beschreibung ohne Abbildung schwer verständlich. 
In den Blasendefekt wurde auch der Rest der Portio eingeheilt, so 
dass die Menstruation per vesicam stattfindet. Das Resultat war im 
Tebrigen Kontinenz sowohl quoad urinam als quoad faeces. 

Nach dem Vorgange von W. A. Freund operirte Pintor (31) 
eine grosse Blasenscheidenfistel mit fast vollständiger Zerstörung des 
Septum vesico-vaginale, indem er den im vorderen und hinteren Scheiden- 
gewölbe frei gemachten Uterus umkippte und mit seiner hinteren Wand 
in den Defekt einnähte. Wegen narbiger Atresie des Orificium externum 
Atrophie der Ovarien und Fehlen der Menstruation wurde kein Fundus- 
Muttermund gebildet. Heilung. 

Samter (33) beschritt bei Blasenscheidenfisteln mit am Knochen 
fixirten Fistelrande einen neuen Weg, inden er in zwei Fällen die 
untere innere Umrandung des Foramen obturatorium resezirte und 
dadurch eine Beweglichkeit des Fistelrandes erreichte. Der erste der 
beiden Fälle ist dadurch von besonderem Interesse, dass eine Reihe 
von ÖOperationsversuchen der verschiedensten Art ohne Erfolg gemacht 
worden waren. In beiden Fällen wurde Verschluss der Fistel erzielt, in 
einem allerdings erst nach drei Nachoperationen und ohne Erzielung von 
Kontinenz, weil der Schlussapparat der Blase zu Grunde gegangen war. 
Die Operation von der Blase aus eignet sich für solche Fisteln nicht, 
wohl aber ist diese geeignet bei von der Scheide aus nicht zugänglichem 
Blasen-Uterus und Blasen-Cervixfisteln. Ein weiteres Verfahren der 
Zugänglichmachung komplizirter Fisteln ist der Scheidendammschnitt, 
den Samter in mehreren Fällen mit Erfolg ausgeführt hat, nament- 
lich ermöglichte derselbe in einem Falle von Defekt des ganzen Septum 
vesico-vaginale den Schluss desselben in einer Sitzung. Der Schnitt 
erweitert die Scheide in ausgiebigster Weise und ermöglicht, weil er 
ins paravaginale und paravesicale Bindegewebe führt, die Lösung der 
Scheiden- von der Blasenwand und dabei die Mobilisirung der Fistel- 
ånder. Das Verfahren ist indizirt bei solchen Fisteln, die hoch oben 
im Scheidegewölbe liegen oder sich dahin erstrecken, während der Uterus 
hoch fixirt ist. Der Schnitt ward auf der Seite angelegt, wo die ver- 
steckteste Ecke der Fistel liegt. 

Die partielle Resektion des Schambogenschenkels suchte Sanıter 
auch sonst für die Chirurgie der Blase bei beiden Geschlechtern zu ver- 
werthen und er fand, dass sich bei doppelseitiger Ausführung der 
Resektion die untere Wand der Blase und die Ureteren in weitestem 
Umfange zugänglich machen lassen. 

Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 23 


304 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Kolischer (21) gelang es, eine kleine, offenbar durch Zangen- 
anlegung bei nicht erweitertem Muttermunde bewirkte Blasenscheiden- 
fistel durch eine einmalige von der Blase aus ausgeführte Galvano- 
kauterisation zum völligen und dauernden Verschluss zu bringen. Der 
Nahtverschluss erschien nicht rathsam, weil die Fistel in unmittelbarer 
Nähe der Mündung des rechten Ureters lag, nicht ganz 1 cm von der- 
selben entfernt. Die Kauterisation wurde deshalb von der Blase mittelst 
des Operations-Kystokops ausgeführt, weil es bei Aetzungen von Fisteln 
darauf ankommt, dass auch die Blasenschleimhaut in der Umgebung 
der Fistel kauterisirt wird. Den raschen Erfolg führt Kolischer 
auf die Enge der Fistel, das kurze Bestehen derselben — die Operation 
wurde 2 Monate nach der Entbindung ausgeführt —, endlich darauf 
zurück, dass die Fistel wahrscheinlich ein Residuum eines grösseren 
Defektes war, der sich grösstentheils schon von selbst geschlossen 
hatte. 

Rouffart (32) berichtet über eine nach Totalexstirpation des Uterus 
und Blasenverletzung aufgetretene Blasenscheidenfistel. Dieselbe wurde 
durch direkte Vereinigung zur Heilung gebracht. Da aber Speisereste 
im Harne gefunden wurden, musste noch eine Kommunikation zwischen 
Blase und Darm angenommen werden, und da diese von der Scheide 
aus nicht auffindbar war, wurde die Laparotomie ausgeführt und die 
Fistel tief im Becken unter adhärenten Darmschlingen zwischen dem 
Blasenboden und einer Darmschlinge aufgefunden. Freilegung, An- 
frischung und Naht der Blasen- wie der Darmöffnung, Drainage mit 
Borsäuregazestreifen an die Nahtstellen; Heilung. 

Zematzky (43) beschreibt sein operatives Vorgehen in einem 
Falle von Blasenscheidenfistel in der Gegend des Orificium urethrae 
ntern. Der Durchmesser der Fistel betrug reichlich 3!/2 Querfinger ; 
der Fistelrand war mit dem Periost in der Gegend des rechten Tuber 
Ischii unbeweglich verwachsen. Die Scheide war durch reichliche Narben- 
bildung sehr bedeutend verengt. Zematzky schnitt sich nun zu beiden 
Seiten der Fistel zwei Lappen aus der Vaginalschleimhaut und der 
resp. kleinen Schamlippe von 5 resp. 4 qcm zurecht. Der grössere 
Lappen wurde mit der Schleimhautfläche zum Blasenlumen in die Fistel- 
öffnung eingenäht, der kleinere Lappen wurde hierauf auf die Wund- 
fläche des grösseren umgestülpten aufgenäht und so jeglicher Defekt in 
der Vaginalschleimhaut vollkommen geschlossen. Zur Sicherung des 
Urinabflusses wurde noch eine Sectio suprapubica hinzugefügt und die 
Kranke auf den Bauch gelegt. Es erfolgte Heilung der Fistel. Ze- 
matzky schlägt vor, diese Art Fistelnaht Operatio plastica fistulae 


Harngenitalfisteln. 305 


vesicovaginalis cum reversione seu reverso (plastische Uniklappungs- 
methode der vesikovaginalen Fistulorraphie) zu nennen. 
(V. Müller.) 

Fürst (13) berichtet über einen an der Freund’schen Klinik 
beobachteten Fall von ausgedehntester Blasenscheidenfistel mit starrer 
Narbenbildung, Verschluss der Cervix und Portio. Der Defekt war 
nach Zangenentbindung bei plattem Becken, aber erst einige Zeit 
nach der Geburt durch ausgedehnte Gangrän der Weichtheile und 
Losstoesung der gangränösen Theile entstanden. Durch den Defekt, 
an dessen Rande der rechte Ureter mündete, war die Blasenwand in 
ausgedehnter Weise prolabirt. Da der Douglas’sche Raum von 
narbigen Massen ausgefüllt war, war die Freund’sche Methode der 
Uterus-Stürzung und -Einbeilung unausführbar. Der Versuch, durch 
Loslöeung der Blase vom Uterus und Mobilisirung der Blasenränder 
den Defekt zu schliessen, missglückte, indem der gewonnene Lappen 
gangränös wurde; auch zwei in derselben Richtung gemachte Nach- 
operationen blieben erfolglos, so dass nur die Kolpokleisis übrig blieb, 
die aber auch erst nach vier Operationen völlig gelang. Der Fall beweist, 
dass die Kolpokleisis, die durch die modernen Fortschritte sehr in den 
Hintergrund gedrängt worden ist, doch in einzelnen Fällen als Ultimum 
refugium gerechtfertigt sein kann. 

Lipinski (23) operirte zwei Fälle von grossem Blasendefekt und 
Zerstörung des Sphincter urethrae mittelst Episiokleisis und Anlegung einer 
Scheidenmastdarmfistel. Im ersten Falle wurde zuerst eine einfache 
Kolpokleisis versucht, jedoch kam es nicht zur Kontinenz, weil der 
Sphincter vesicae zerstört war, so dass erst sekundär eine Mastdarm- 
fistel angelegt wurde. Der Verschluss erfolgte erst nach wiederholten 
Operationen und die Kranke wurde kontinent. Der zweite Fall lag 
einfacher, weil die Scheide weit herunter sehr stark narbig verengt war 
und weil ohnedies eine Mastdarmscheidenfistel bestand. Auch hier wurde 
Kontinenz erzielt, ohne dass weitere Störungen von Seiten des Mast- 
darms eintraten. Zur Offenhaltung der künstlichen Mastdarmscheiden- 
fistel wird die Einlegung eines Glasdrains, an dem in T-Form ein 
Gummirohr befestigt wird, empfohlen. 

Ueber Fisteln durch Druck von Pessarien wird von 
flgenden Autoren berichtet: 

In dem von Bowen (2a) mitgetheilten Falle war die grosse Blasen- 
sheidenfistel durch Wendung bei vernachlässigter Schieflage — die 
Hebamme hatte an dem vorliegenden Arm gezogen — entstanden. 
Nachdem die Fistel vier Jahre bestand und mehrfache ÖOperationsver- 


23* 


356 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


suche vergeblich geblieben waren, schloss Bowen die Fistel, indem er 
die Cervix in dieselbe einheilte.e In der Diskussion tritt besonders 
'Bovée für vollkommenere Methoden der Fistelbehandlung ein. 

Neugebauer (29) hat neuerdings (s. Jahresbericht Bd. VII. 
pag. 327) 117 Fälle von Verletzungen durch Scheidenpessarien zusam- 
mengestellt, worunter in 61 Fällen die Harnorgane verletzt waren, und 
zwar kamen vor: 42 DBlasenscheidenfisteln, 13 Blasenscheiden- und 
Scheidenmastdarmfisteln, 2 Harnleiterscheidenfisteln, 1 Harnleiterblasen- 
scheidenfistel und 3 Perforationen der Harnröhre. In 25 Fällen war 
die Verletzung durch das gefährlichste aller derartigen Instrumente, 
das Zwanck’sche beziehungsweise Zwanck-Schilling’sche Flügel- 
pessar bewirkt worden. | 

Van Imschoot (40) beschreibt einen Fall von grosser Blasen- 
scheiden- und Mastdarmscheidenfistel, welche durch ein 24 Jahre ge- 
legenes Scheidenpessarium bewirkt worden war. Um das Pessar hatte 
sich ein hühnereigrosser Phospbatstein gebildet. Nach drei Wochen 
langer Desinfektion wurde zuerst der Stein entfernt, später die Blasen- 
fistel und zuletzt die Mastdarmfistel geschlossen. 

Walk (41) beschreibt eine Blasenscheidenfistel in Folge einer neun 
Jahre in der Scheide befindlichen Spule, welche als Prolapspessar ge- 
dient hatte; die Spule war in den Uterus geschlüpft. 


3. Blasengebärmutterfisteln. 


1. Bruny, L. J., De la colpotomie antérieure comme operation préalable a 
la restauration des grandes pertes de substances vösico-vaginales et des 
fistules utero-vesicales. Thèse de Lyon. Nr. 74. 

Ehrendorfer, E., Fistula vesico-cervicalis. Wissenschaftl. Aerztegesell- 

schaft in Innsbruck. Sitzung v. 14. XI. 1896. Wiener klin. Wochenschr. 

Bd. X, pag. 301. 

Klien, R., Zwei Fälle von Blasencervixfistel nebst Bemerkungen über die 

Operation dieser Fisteln. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 222. 

4. Latouche, Fistule vesico-uterine; suture intra-vesicale par la voie sus- 

pubienne. Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 968. 
. Savor, R., Ein Fall von Uteruskörper-Blasenfistel mit seltener Aetiologie. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1436. 

6. Schramm, J., Schwangerschaft im linken rudimentären Horn eines Uterus 
bicornis; Retention einer achtmonatlichen Frucht (Missbildung); Sectio 
caesarea; Entstehung einer linken Ureter-Uterushornfistel; Heilung. Ver- 
handl. d. deutsch. (resellsch. f. Gyn. VIIL. Kongress. Leipzig, pag. 177. 


x 


os 


Deal 


Latouche (4) berichtet über einen Fall von Blasenuterusfistel 
(jedenfalls isolirte Blasencervixfistel, Ref.) bei einer 44jährigen Frau, 


Harngenitalfisteln. 357 


die zum 13. Male, und zwar diesmal mit dem Forceps, entbunden 
worden war. Der Harnabfluss wurde von der Kranken erst 6 Wochen 
nach der Geburt bemerkt. Die Scheide war, wie es scheint, nicht 
narbig verengt und der Harn träufelte aus dem Orificium uteri ab. 
Die Sonde traf unterhalb des Orificium uteri internum auf einen Wider- 
stand, konnte aber nicht in die Blase eindringen. Latouche ent- 
schied sich für die vesikale Operation, öffnete die Bauchdecken und 
Blase durch Vertikalschnitt, erweiterte den Bauchschnitt durch theilweise 
quere Durchtrennung der Ansätze der geraden Bauchmuskeln und frischte 
schliesslich die sehr tief, zwischen und etwas über den Harnleitermün- 
dungen gelegene Fistelöffnung an und vernähte sie. Die Blase war vor- 
ber mit 200 g Flüssigkeit ausgedehnt und durch einen Petersen’schen 
Ballon von der Scheide aus gehoben worden, jedoch erschwerte letzterer 
das Auffinden der Fistel, so dass er nach Eröffnung der Blase heraus- 
genommen werden musste. Heilung ohne Störung. Latouche be- 
zeichnet bei derartigen Fisteln, wenn sie nicht von der Scheide aus 
leicht zugänglich sind, den vesikalen Weg als den geeignetsten, jedoch 
bemerkt Ricard hierzu mit Recht, dass gerade in diesem Falle die 
vaginale Operation wegen der Weite der Scheide und der normalen 
Beschaffenheit der Portio zu überlegen gewesen wäre. 

Bezüglich der Details der Technik betont Latouche die Wich- 
tigkeit der Desinfektion der Scheide, die Vorzüge der vertikalen Eröff- 
nung der Blase und bei schwerer Zugänglichkeit der Fistel die elek- 
trische Beleuchtung des Blasengrundes. In das Cavum Retzii kann eine 
Gazedrainage eingeführt werden. | 

Klien (3) veröffentlicht zwei Fälle von Blasen-Cervix-Fistel aus der 
von Winckel’schen Klinik. Im ersten Falle präsentirte sich die 
Fistel zunächst als erbsengrosse granulirende Stelle gerade an der Um- 
schlagstelle des vorderen Scheidengewölbes. Mehrere Operationen führten 
nicht zur Kontinenz, bis eine genaue Untersuchung schliesslich dazu 
führte, dass ausser der im Scheidengewölbe sichtbaren Fistel noch eine 
tiefliegende Blasencervix-Fistel bestand. Diese wurde nach der Folet- 
Wölfler-Champneys’schen Methode operirt; dabei gelang es aber 
nicht, den obersten Theil der Fistel zu nähen und es wurde daher nach 
partieller Vernähung des Blasendefektes die Höhle zwischen Blase und 
Cervix mit Gaze tamponirt und ein Verweilkatbeter eingelegt. Der nicht 
genähte Theil der Fistel verschloss sich hierauf durch Granulationen 
von selbst. Im zweiten Falle handelte es sich um eine isolirte Harn- 
röhrenscheidenfistel und eine oberflächliche Blasencervixfistel an der 
Umschlagstelle der Scheidenwand, beide wahrscheinlich Reste eines 


358 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


ursprünglich vorhanden gewesenen, aber operirten grossen Blasendefektes. 
Ausserdem bestand aber noch eine tiefe Blasencervixfistel, welche erst 
nach Schluss der oberflächlichen dadurch erkannt wurde, dass das Harn 
aus dem Muttermund abfloss. Sie wurde durch Spaltung der Cervix 
freigelegt, trichterförınig umschnitten und vernäht, jedoch konnte durch 
die erste Operation noch kein Verschluss erzielt werden. Bemerkens- 
werth ist, dass in beiden Fällen nach Operation der oberflächlichen 
Fistel auch die tiefliegende für einige Tage undurchlässig wurde, was 
von von Winckel auf eine nach der Operation auftretende und einige 
Tage anhaltende Schwellung des Gewebes in der ganzen Umgebung zu 
beziehen ist. 

Klien hält die Folet-Wölfler-Champney’sche Methode 
nicht für alle Blasencervixfisteln für geeignet, sondern nur für solche, 
wo die Fistel von der Cervix aus nicht zugänglich gemacht oder ge- 
schlossen werden kann und wo ein mehr weniger grosser Defekt der 
vorderen Muttermundslippe besteht. Die Methode hat nämlich ausser 
ihrer grösseren Komplizirtheit den Uebelstand, dass das Septum vesico- 
cervicale zerstört wird und dass so eine Retroflexio uteri entstehen 
kann, was allerdings vielleicht verhindert werden kann, wenn nach 
Schluss der Blasenfistel die präcervikale Höhle nicht vernäht, sondern 
mit Gaze drainirt wird. 

Bezüglich der Vorgeschichte des ersten Falles ist von Interesse, 
dass bei Kopflage und Armvorfall nach vergeblichem Zangenversuch 
seitens des Arztes die Hebamme das Kind an Kopf und Arme manuell 
extrahirte und dass der Harnabgang durch die Scheide sofort nach der 
Geburt eintrat. 

Ehrendorfer (2) erklärt bei der Entstehung von Druckbrand- 
fisteln bei verengtem Becken nicht allein das verengende Moment, sondern 
auch die Zange, besonders wenn sie bei bochstehendem Kopf und nicht 
völliger Erweiterung des Muttermundes angelegt worden ist, für be- 
theiligt. In dem von ihm veröffentlichten Falle von Blasen-Cervix-Fistel 
versuchte Ehrendorfer zuerst (nach Folet, Champneys etc.) die 
Blase von der Scheide zu trennen, was wegen des starren Narben- 
gewebes nicht gelang; dann wurde die Fistel von der Cervix aus an- 
gefrischt und vernäht, jedoch ohne Erfolg. Da Lapis-Aetzungen nicht 
zum Verschlusse führten, wurde der Versuch der Trennung der Blase 
von der Cervix wieder aufgenommen; diesmal gelang die Freilegung 
der Fistel, welche in der Blase kleinfingergross war und die nun ohne 
weitere Anfrischung und ohne Mitfassen der Schleimhaut durch Seiden- 
nähte verschlossen wurde. Hierauf wurde die Cervix incidirt und nun 


Harngenitalfisteln. 359 


auch die Cervix-Fistel vom Cervikalkanal aus geschlossen. Die Nach- 
behandlung bestand in Einlegung des Dauerkatheters und Jodoform- 
gaze. Tamponade der Scheide. 

Bezüglich der Gestalt solcher durch Drucknekrose entstandener 
Fisteln bemerkt Ehrendorfer, dass sehr häufig der Defekt in der Blasen- 
wand viel grösser ist als die Fistel in der Cervix, weshalb auch die 
Anfrischung von der Cervix aus oder die Aetzung der Cervikalöffnung 
gewöhnlich nicht zum gewünschten Verschlusse führt. 

Ein eigenthümlicher Fall von Uteruskörper-Blasenfistel 
ist von Savor (5) beschrieben. Die Fistel entstand durch Adhärenz 
der bis auf eine Entfernung von 6 cm vom Fundus uteri (die Frau 
starb 11/2 Stunden nach Geburt eines Kindes am Ende des IX. Schwanger- 
schaftsmonate) hinaufreichenden Blase an das untere Ende einer Kaiser- 
schnittnarbe.. Die Sectio Caesarea war vor 5 Jahren wegen platten 
rhachitischen Beckens (Conj. v. 71/2 cm) ausgeführt worden. In der 
Blase fand sich ein Phosphatstein, der als Kern eine Seidenligatur 
enthielt und die Blase befand sich im Zustande chronischer Cystitis. 
Die Fistel war jedenfalls durch beiderseitigen Durchbruch eines um 
die unterste Nahtschlinge gebildeten Abscesses entstanden. Von be- 
sonderem Interesse ist, dass sie mit in Decidua umgewandelter Uterus- 
Schleimhaut bedeckt war und dass auf ihr die Placenta gesessen hatte. 
Da während der ganzen Zeit seit dem Kaiserschnitt kein Harnträufeln 
bestand, so musste die hoch am Blasenscheitel (nicht Fundus, wie Ver- 
fasser diesen Theil der Blase nennt. Ref.) sitzende Fistel wahrschein- 
lich einen gewundenen engen Kanal dargestellt haben, und während 
der Schwangerschaft war in Folge der Decidual-Entwickelung und des 
Sitzes der Placenta auf dieser Stelle die Fistel erst recht unwegsam gewor- 
den. Dagegen hatte der Eiterdurchbruch in die Blase eine Cystitis her- 
vorgerufen, welche zur Bildung eines Phosphatsteines führte. Erst nach 
der Geburt wurde durch Verschiebung der Muskelfasern die Fistel 
wegsam und es ging Blut durch den in die Blase eingeführten Katheter 
ab, zugleich floss ammoniakalischer Harn in den Uterus und bewirkte 
hier Infektion und zum Tode führende Sepsis. Als Analogon für 
die zeitweilige Unwegsamkeit der Fistel führt Savor das Verhalten 
der Blasen-Oervix-Fisteln an, welche durch Verschiebung der Organe 
ebenfalls unwegsam und nach neuerlicher Geburt wieder wegsam werden 
können. 

Bruny (1) schlägt bei grossen Defekten des Septum vesico-vagi- 
nale und ebenso bei Blasen-Cervix-Fisteln die Kolpotomia anterior und 
Ablösung der Scheide vom Uterus vor. Auf diese Weise gelingt die 


360 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Mobilisirung der fixirten Blasenränder und die Heranziehung von Ge- 
websmaterial zur Deckung grosser Scheiden-Blasen-Defekte. Operations- 
fälle werden nicht mitgetheilt. 

Schramm (6) verletzte den linken Ureter bei dem vergeblichen 
Versuch, eine extrauterin liegende Frucht per vaginam zu entfernen. 
Bei der nachfolgenden Laparotomie zeigte sich, dass die Frucht in einem 
rudimentären linksseitigen Nebenhorn lag. Der Ureter war mit seinem 
distalen Ende in den Fruchtsack eingeheilt und Schramm stellte nun 
von der Blase aus durch Durchstossen eines Troikars eine Verbindung 
zwischen Blase und Fruchtsack her, die er durch Drainage offen hielt, 
bis schliesslich Schluss des Fruchtsackes und dadurch Kontinenz 
eintrat. 


4. Harnleiterfisteln. 


l. Amann, J.A., Ueber Ureteren-Einpflanzung in die Blase auf abdominalenı 
Wege zur Heilung von Ureterenfistein. Verhandl. d. deutsch. Gesellsch. 
f. Gyn. VII. Kongress. Leipzig, pag. 501. 

2. Boldt, H.J., Ein Fall einer mit Erfolg operirten Harnleiterscheidenfistel. 
New Yorker med. Monatsschr. 1896, September. (Einpflanzung des Ureters 
in die Blase, s. Jahresbericht. Bd. X, pag. 371.) 

3. Mikule, O., Ein Beitrag zur Chirurgie der Ureteren- Verletzungen. Inaug.- 
Diss. Breslau. 

3a. Naumann, G., Fistula uretero-uterine. Lithiasis cervicis uteri. Nephro- 
lithiasis. Evidement. Nephrectomia. Helsa (Heilung). Hygiea. Bd. LIX, 
Nr. 5, pag. 545—47. (Leopold Meyer.) 

3b.Neuman Per, Tre fall af operativa ureterskador. (Drei Fälle von Läsion 
des Ureters bei Operation). Hygiea. Bd. LIX, Nr. 12, pag. 598—609. 

(Leopuld Meyer.) 

4. Obalinski, A., Weitere Beiträge zur Nierenchirurgie.. Wiener med. 
Wochenschr. Bd. XLVII, pag. 278. 

. Rouffart, Ureterocystoneostomie. Soc. Belge de Gyn September 1596. 
Presse med. Nr. 16. 

6. Treub, H., Statistik über Nierenoperationen. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk. 
en Gyn. Bd. XIII. Heft 3; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1159. 


or 


Herz (e. 29) stellt tabellarisch 30 Fälle von einfachen und 10 Fälle 
von komplizirten Harnleitergenitalfisteln zusammen, die durch die Ge- 
burtsvorgänge entstanden waren. Ferner wurden 53 Fälle von durch 
Beckenoperationen entstandenen und drei durch Pessardruck bewirkte 
Harnleiterfisteln zusammengestellt. 

Mikule (3) berichtet über einen Fall von Ureterscheidenfistel aua 
der Mikulicz’schen Klinik. Die Fistel war durch Excision eines 
grossen Ureter-Stückes bei vaginaler Uterus-Exstirpation entstanden. 


Harngenitalfisteln. 361 


Mikulicz legte den verletzten (linken) Ureter retroperitoneal frei 
und fand, dass das verschlossene Ende desselben bis dicht an die 
Blasenwand heranreichte. Der Ureter wurde in der Längsrichtung 
incidirt und nun ein Troikart bis an die Blase durchgestossen, hier- 
auf ein Drainrohr nach der Blase zu in den Ureter eingelegt und 
dessen Ende mit Seidenfäden, die zur Urethra herausgeleitet wurden, 
armirt, endlich die Ureter-Wunde geschlossen und ein Verweilkatheter 
in die Blase eingelegt. Trotz Eitergehalt des Harns der rechten Niere 
erfolgte schliesslich Einheilung des Ureters in die Blase. 

Amann (1) führte in zwei Fällen von Ureter-Fisteln, die von 
der Scheide aus nicht zugängig waren und bei denen erst Kyato- 
skopie und Ureter-Sondirung entschied, welcher Harnleiter verletzt 
war, die Einpflanzung in die Blase vom Abdomen her aus. Amann 
verfuhr dabei in der Weise, dass er nach Laparotomie in steiler Becken- 
hochlagerung das Peritoneum an der Kreuzungsstelle des Ureters mit 
der Arteria iliaca communis einschnitt, dann den Ureter an der Stelle, 
wo er in die Narbenmasse eingebettet war, durchschnitt und den ganzen 
Ureter durch den ersten Peritonealschnitt heraufzog. Dann wurde das 
Peritoneum entlang der Linea innominata unterminirt und der Ureter 
auf diesem neuen Wege subperitoneal der Blase zugeleitet. Die Blase 
wurde nun mit Katheter dem Ureter-Ende ebenfalls extraperitoneal 
nahe gebracht und hierauf die beiden Peritoneum-Schlitze sowie das 
Peritoneum der vorderen Bauchwand geschlossen. Jetzt erst wurde die 
Blase incidirt und der Ureter schräg implantirt. Die Operation gelang 
im ersten Fall ohne grosse Mühe, im zweiten dagegen musste wegen 
starker Infiltration des Peritoneums dieses mehrfach inzidirt werden. 
Der Enderfolg war beide Male ein völlig befriedigender. Der Vorzug 
der Methode liegt in der extraperitouealen Einpflanzung des Ureters in 
die Blase. 

Rouffart (5) beschreibt einen Fall von Harnleiterscheidenfistel 
nach wegen Pyosalpinx ausgeführter vaginaler Totalexstirpation. Beide 
Harnleiter schienen verletzt und es wurde zuerst der linke in die Blase 
reimplantirt, was auch gelang. Beim Versuch, auch den rechten zu 
implantiren ergab sich, dass rechterseits keine funktionirende Niere 
vorhanden war. Tod an Urämie. Die Sektion ergab an Stelle der 
rechten Niere eine mandelgrosse, bindegewebige Masse. Die linke 
Niere war hypertrophisch (1120 g schwer) und theilweise vereitert. 

Obalinski (4) beobachtete eine rechtsseitige Ureterfistel nach 
Totalexstirpation des carcinomatösen Uterus, die nach Schuchardt 
ausgeführt worden war und bei der beiderseits weit in die Parametrien 


362 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


vorgedrungen werden musste. Die sofort vorgenommene Implantation 
des Ureters ins Rektum gelang nicht, weshalb die Niere exstirpirt 
wurde; Heilung. 

Treub (6) berichtet über drei Fälle von Nierenexstirpation bei 
Ureter-Fisteln nach Uterus-Exstirpationen. (S. ausserdem Sutherlin 
(e. 55). 

Neumanns (3 b) drei Fälle von Läsion des Ureters sind folgende: 
1. 2 Monate nach Ausschälung einer linksseitigen subperitoneal ent- 
wickelten Adnexgeschwulst öffnete sich eine Ureterfistel durch die 
Bauchnarbe. Ein Versuch, eine Scheiden-Ureter- statt der Bauch-Ureter- 
fistel zu etabliren (um erstere leichter schliessen zu können) gelang 
nur vorübergehend. 9 Monate nach Entstehung der Fistel Erweiterung 
der Bauchwunde; der Ureter war dermassen in Narbengewebe eingehällt, 
dass eine Vernähung der Fistel oder Implantation in die Blase un- 
möglich erschien. Nach diesem Eingriff schloss sich aber die Fistel 
allmählich; Pat. ist völlig gesund und wurde kaum 1 Jahr später 
wieder schwanger. — 2. Nach vaginaler Totalexstirpation der krebsigen 
Gebärmutter mittelst Klammer zweitägige Anurie unter völligem Wohl- 
befinden. Dann ging wieder Harn per urethram aber auch per 
vaginam ab. Die Ureterfistel wurde nach Bildung einer Blasenscheiden- 
fistel und Vernähung der Scheidenwände über den zwei Fisteln (hohe 
Kolpokleisis) geschlossen. — 3. Bei abdominaler Totalexstirpation der 
Gebärmutter wegen eines schnell gewachsenen Fibromyoms wurde der 
Ureter lädirt und auch die Blasenwand perforirt. Sofortige Ein- 
nähung des Ureters in das Blasenloch. Pat. starb am dritten Tag 
p. op. an Sepsis. Die Geschwulst zeigte maligne Degeneration mit 
Metastase in Lunge und Leber. Der linke Ureter zeigte sich bei der 
Sektion ohne Striktur fest in der Blasenwand fixirt. 


g) Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 


1. Allgemeines; Diagnostik; Operationsmethoden; 
Statistik. 


l. Abbe, New incision for nephrectomy. Ann. of Surg. Juniheft. 

2. Achard, Ch., und Castaigne, J., Diagnostic de la perméabilité rénale. 
Soc. méd. des Hôp. Sitzung v. 30. IV. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- 
u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 502. 

3. Albarran, J., Chirurgie rénale. XII. internat. med. Kongress. Revue de 
Chir. Tom. XVII, pag. 849. 


vd 


un 


10. 


IL 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 33 


. Albarran, J., Ueber den Katheterismus der Ureteren. XII. internat. med. 


Kongress. Chirurg. Sektion. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, 
pag. 814. 

— Nouvelles observations de catheterisme cystoscopique des ureteres. 
Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. 
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 721. 

Bard, La perméabilité rénale dans les néphrites. Soc. des sciences méd. 
de Lyon. Sitzung v. 12. V. Province méd. Tom. XIJ, pag. 289. 


. Bianchi. Gli spostamenti dei reni durante la digestione gastrica. Gazz. 


degli osped. e delle clin. 1896, Nr. 148. 


. Bloch, O., Ueber die diagnostische Nierenresektion. XII. internat. med. 


Kongress. Chirurg. Sektion. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 
999. 


. Bourg, L., Essai sur le diagnostic de la perméabilité rénale par le bleu 


de méthylėne. Thèse de Paris. Nr. 620. 

Bräuninger, H.. Beiträge zur Nierenchirurgie. Beitrag z. klin. Chir. 
Bd. XVII, pag. 461. 

Casper, L., Ueber den diagnostischen Werth des Ureteren-Katheterismus 
für die Nierenchirurgie. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 828. 


llaCumston, Incision of the kidney in cases of uncomplicated nephro- 


1? 


Ze 


13. 


18. 


19. 


Y 


21. 


un 
D 


lithiasis. Ann. of Surg. Heft 9. 

Daubois, D., De l’isolement immédiat de la cavité peritondale dans la 
nephrectomie abdominale. Thèse de Lyon, Nr. 118. 

Deriaud, P., Contribution à l'étude du diagnostic de la perméabilité 
rénale par le procédé du bleu de méthylène. Thèse de Paris, Nr. 559. 


. Fenwick, E. H., The value of the electric light cystoscope in lowering 


the mortality of nephrectomy. Brit. med. Journ. Vol. I, pag. 516 u. 527 
u. Lancet. Vol. I, pag. 592. 


. Hawkes, F., A table of 17 congecutive nephrectomies. Med. and surg. 


report of the Presbyt. Hosp. of the city of New York. (17 Fälle, sämmt- 
lich geheilt, jedoch kein Fall an maligner Erkrankung.) 


. Hölscher, R., Ueber Katheterisation der Ureteren. Münchn. med. Wochen- 


schrift. Bd. XLIV, pag. 1481. 


. Holländer, E., Ueber den diagnostischen Werth des Ureteren-Katheteris- 


mus für die Nierenchirurgie. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, 
pag. 740. 

Holmes, B., Some experience in the diagnosis of surgical diseases of the 
kidnpy, ureter, bladder, prostate and urethra. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. 
XI, pag. 211. 

Israel, Zur kompensatorischen Hypertrophie der Nieren. Virchow’s 
Arch. Bd. CXLVI, pag. 350. 

Kablukow, A., Zur Kasuistik der Nierenchirurgie. Med. obosr. Nr. 4. 
(Zwei Fälle von lumbarer Nephrektomie.) 

v. Klecki, C., Ueber die Ausscheidung von Bakterien durch die Nieren 
und die Beeinflussung dieses Prozesses durch die Diurese. Arch. f. exp. 
Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXIX, pag. 173. (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 


375.) 


24. 


29 


26. 


28. 


29. 


80. 
31. 


32. 


33. 


34. 


36. 


37. 


38. 


39. 
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Gynäkologie. Krankheiten der Hurnorgane beim Weibe. 


. Lewin, L, u. Goldschmidt, H., Kurze Mittheilung aus dem Gebiete 


der Nierenpathologie. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 601. 


. Mac Gillivray, a) Nephrotomy; b) a calculus removed by nephrotomy; 


c) a kidney from a case of nephrectomy. Edinburgh Med.-Chir. Soc. 
Sitzung v. 13. I. Edinburgh Med. Journ. Vol. XLIll, pag. 337. (Demon- 
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Makower, A., Ueber die Durchlässigkeit der Niere für Bakterien und 
über die baktericide Wirkung des Harnes. Inaug.-Diss. Würzburg. 
Manly, Renal suppuration an de value of micro-urinalysis as an aid to 
its definite diagnosis. Amer. Med. Assoc. Geburtsh.-gyn. Sektion. Med. 
Record, New York. Vol. LII, pag. 130. (Wichtigkeit der Kystoskopie und 
des Harnleiter-Katheterismus für die Diagnose der Niereneiterungen.) 
Meyer, W., Catheterism of the ureters in the male with the help of the 
ureter cystoscope; a report of seven cases. Med. Record. New York. Vol. 
LI, pag. 613 u. 639. (Betont die Wichtigkeit der Kystoskopie und des 
Ureter-Katheterismus für die Diagnose der Nierenkrankbeiten.) 


. Neumann, A., Eine einfache Methode, den Urin beider Nieren beim Weibe 


gesondert aufzufangen. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 6%. 
— Zur Technik des gesonderten Auffanugens des Urins beider Nieren 
beim Weibe. Ebenda, pag. 176 u. 856. 
Newman, D., Cases of disease of the kidney demanding treatment and 
which presented dilficulties in diagnosis. Scottish Med. and Surg. Journ. Heft 1. 
Noé, Diagnose der renalen Permeabilität. Presse med. 26. Juni. 
de Paoli, E., Considerazioni su alcuni casi di chirurgia del rene e sul- 
l’ uso terapeutico del succo renale. Communicaz. fatta alla soc. ital. di 
chir. 1896; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1325. 
Pawlik, Kasuistischer Beitrag zu den Geschwülsten der Nierengegend. 
Časop. lék. česk. 1896, Nr. 19; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1027. 
Pérès, J., Contribution à l'étude de la perméabilité rénale, son diagnostic 
par l'emploi du bleu de méthylène. Thèse de Toulouse, Nr. 225. 
Perkins, Extraperitoneal exploration of the ureter. Ann. of Surg. 1896, 
Nr. 44. 


. Ratynski, M. A., De la néphrectomie lombaire par morcellement. These 


de Paris, Nr. 479. 
Rendu, De l'utilité de retarder le premier pansement de Mikulicz. Kyste 
volumineux du rein. Néphrectomie transpéritonéale ; Guérison. Lyon méd. 

1896, Nr. 15. 

Rose, H., Eine einfache Methode, den Urin beider Nieren beim Weibe 
gesondert aufzufangen. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 614. 
775 u. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 121. 

— Ein neues Verfahren, bei der Frau den Urin beider Nieren gesondert 
aufzufangen. Aerztl. Verein in Hamburg, Sitzung v. 5. I. Deutsche med. 
Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pug. 56. 

Serenin, Zur Frage der Nephrotomie. Med. obosr. Nr. 7. 

Sondern, F.E., Remarks on the technique of analysis of small quantities 
uf urine as obtained by the ureter catheter. New York Med. Journ. Vol. 
LXV, pag. 324. (Anleitung zur Analyse kleiner Quantitäten Ham, wie 
sie beim Ureter-Katheterismus gewonnen werden.) 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 36:5 


A. Sorel, E., Étude critique et expérimentale sur le passage des microorga- 
nismes dans l'urine. Thèse de Toulouse, Nr. 207. 

42. The Middlesex Hospital, W. Report of the surgical Registres 1895 
(Joha Murray). London 1896, H. K. Lewis. 

43. Tilman, O., Nierenexstirpation. Bericht über die chirurg. Klinik des 
Geh. Obermed.-Raths Prof. Dr. v. Bardeleben (t) für die Zeit v. 1. IV. 
1894 bis 30. XI. 1895. Charité-Annalen, Bd. XXI. 

4. Voisin u. Hauser, Diagnose der renalen Permeabilität. Soc. med. des 

hôp. Sitzung v. 25. VI. 

Wagner, P., Die Grenzen der Nierenexstirpation. Centralbl. f. d. Krankh. 

der Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 57, s. Jahresbericht, Bd. X, 

pag. 380. 


AA 


Le 


Bianchi (7) fand mittelst des Phonendoskops, dass während der 
Verdauung die rechte Niere um 3 cm nach der Axillarlinie und um 
3—4 em nach aufwärts sich verschob und zugleich um die Sagittalaxe 
drebte, so dass die Konvexität nach rechts sah und der untere Pol 
nach aussen rückte. Die linke Niere verschob sich in jeder der ge- 
nannten Richtungen um 1 cm weniger und drehte sich nur ganz wenig 
um die Sagittalaxe. 

Lewin und Goldschmidt (22) machten bei Gelegenheit von 
Thierexperimenten die auffällige Beobachtung, dass bei Füllung der 
Blase mit Luft diese in den Harnleiter eintrat, die Niere vergrösserte 
sch und drehte sich um ihre Achse und schliesslich trat unter einem 
ägenthümlichen feinen Geräusche Luft in die Nierenvene und von da 
in die Cava ein, worauf der Tod des Thieres erfolgte. Eine gleiche 
Beobachtung wurde von Poirier gemacht. Eine Erklärung dieser 
Erscheinung wird vorläufig nicht versucht. | 

Die Frage, ob die Nieren in die Blutbahn gebrachte Bakterien 
zur Ausscheidung bringen, wurde von von Klecki (21) in bejahen- 
dem Sinne beantwortet. Die Versuche wurden an Hunden und mit 
Bacillas pyocyaneus vorgenommen. Da einzelne Versuche negativ aus- 
elen, ist zu schliessen, dass eine solche Ausscheidung, wenn geringe 
Mengen von Bakterien eingeführt wurden, nicht nothwendig eintreten musse. 
Die Ausscheidung geschieht hauptsächlich in der Glomerulis. Sie kann 
zuerst ausschliesslich durch die eine Niere, durch die andere erst 
später geschehen und beginnt manchmal unmittelbar nach der Einver- 
lebung, hört aber meist auf, bevor alle Bakterien aus der Blutbahn 
verschwunden sind. Eine Steigerung der Diurese hatte keinen Einfluss 
auf die Ausscheidung. 

Sorel (41) beweist auf Grund von Untersuchungen bei Infektions- 
krankheiten und von Experimenten den Uebergang von Bakterien in 


366 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


den Harn. Die Niere kann dabei ausnahmsweise gesund bleiben, 
jedoch ist die Ausscheidung gewöhnlich an vaskuläre und nekrobiotische 
Prozesse in den Nieren gebunden. 

Makower (24) bestätigte durch Versuche die baktericide 
Wirkung des von der Luft abgeschlossenen sauren und eiweissfreien 
Harns gegenüber Typhus- und noch mehr gegenüber Milzbrand- 
Bacillen. Die Frage, ob Bakterien eine völlig gesunde Niere zu pas- 
siren im Stande sind, muss noch als unentschieden gelten 

Israel (19) erinnert veranlasst durch die Veröffentlichung von 
Sacerdoti (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 374) daran, dass er schon vor 
16 Jahren die Frage, ob durch Steigerung der Funktionsthätigkeit ohne 
Nephrektomie oder direkte Verletzung der Nieren eine Hypertrophie her- 
vorgerufen werden könne, in bejahendem Sinne beantwortet habe, ohne 
allerdings die feinen histologischen Vorgänge nachzuweisen, wie dies 
von Sacerdoti durch den Nachweis von Mitosen geschehen ist. 

Unter den Arbeiten über Diagnostik der Nierenkrank- 
heiten sind zunächst diejenigen anzuführen, welche die Kystoskopie 
und den Katheterismus der Ureteren sowie die getrennte Auf- 
sammlung des Harns beider Nieren zum Gegenstande haben. 

Hölscher (16) zieht beim Katheterismus der Ureteren im Ganzeu 
das Casper’sche Instrument dem Nitze’schen vor. Das Einschieben 
der Katheter in die Ureteren-Mündung ist nicht schwierig und war 
unter 28 ausgeführten Blasenuntersuchungen nur zweimal nicht mög- 
lich. Eine Gefahr der Infektion des Ureters oder der Nieren ist kaum 
vorhanden, dagegen kommen verhältnissmässig häufig Verletzungen der 
Schleimhaut vor, die sich durch allerdings meist nur mikroskopisch 
nachweisbare Blutungen, besonders aber durch komplete Epithel-Ab- 
schilferung dokumentiren. 

Hölscher theilt hierauf fünf Fälle von Katheterismus der Ure- 
teren, und zwar vier bei Frauen mit. Im ersten Falle handelte es sich 
darum, bei Vergrösserung der einen Niere die Gesundheit der anderen 
festzustellen, was leicht gelang; die Nephrektomie ergab ein von Neben- 
nierenresten ausgehendes Sarkom. Im zweiten Falle stiess der Ureter- 
Katheter auf ein Hinderniss; die Nephrotomie ergab einen Stein im 
Nierenbecken ; Tod an Sepsis; bei der Sektion fand sich 4 cm oberhalb 
der Ureter-Mündung eine Striktur und Abknickung des Harnleiters. 
Der dritte Fall ist deshalb bemerkenswerth, weil die rechtsseitige 
Pyonephrose durch den Katheter entleert und durch Ausspülungen 
eine erhebliehe Besserung herbeigeführt werden konnte. Im vierten 
Falle endlich handelte es sich um eine rechtsseitige Wanderniere; be- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 367 


züglich eines vermutheten gieichzeitigen Vorhandenseins eines Steines 
gab Mer der Ureter-Katheterismus keinen sicheren Anhaltspunkt. Der 
von der erkrankten Seite secernirte Harn war anfangs sehr trüb, je- 
doch bestand die Trübung nur in einem Ueberschuss von Uraten und 
Oyalaten. Die Freilegung der Nieren ergab nur Bchleff het des Or- 
ganes und Verlagerung, weshalb die Nephrorrhaphie ausgeführt wurde. 

Im Ganzen kommt Hölscher zu dem Schlusse, dass die 
Katheterisation der Ureteren einen wichtigen Faktor in der Diagnostik 
der Nierenkrankbeiten darstellt. 

Holländer (17) warnt davor, den diagnostischen Werth des 
Harnleiterkatheterismus in kritikloser Weise zu überschätzen und die 
Methode zu verallgemeinern, da dem Verfahren immer noch eine Reihe 
von Uebelständen anhaftet, so vor allem die Schwierigkeit, die Ka- 
theter zu desinfiziren, und die Möglichkeit beim Einführen des Katbeters 
die Schleimhaut zu verletzen, wodurch ein Weitergreifen einer Entzün- 
dung von der Blase auf die Ureteren ermöglicht wird. Dazu kommt, 
dass gegenüber den bisher gebräuchlichen diagnostischen Hilfsmitteln 
der Ureter-Katheterismus häufig nicht nothwendig ist, um die Dia- 
gnose zu sichern, und endlich giebt auch er in manchen Fällen keine 
eindeutigen Ergebnisse. Holländer kommt daher zu dem Schlusse, 
dass dem Harnleiterkatheterismus nicht die souveräne Rolle zukommt, 
de ihm von vielen Seiten beigemessen wird und dass man in der 
grössten Mehrzahl der Fälle ohne die gesonderte Harnaufsaugung 
auskommt. | 

Caspar (11) widerlegt alle die von Holländer gegen den 
diagnostischen Werth des Harnleiterkatheterismus vorgebrachten Ein- 
wände, namentlich den der schweren Sterilisirbarkeit und der Infektions- 
möglichkeit, sowie den Vorwurf, dass durch Blutungen, die die Ein- 
führung des Katheters veranlasst, das diagnostische Bild unklar werden 
kann. Caspar kommt zu dem Schlusse, dass der Ureter-Katheterismus 
durchaus nicht die übrigen diagnostischen Hilfsmittel entbehrlich macht, 
sondern sie nur ergänzt, dass demselben aber für zweifelhafte Fälle 
namentlich zur Feststellung der Gesundheit der Schwesterniere ein 
grosser Werth zugemessen werden muss. 

Albarran (4) konnte bei einem rechtsseitigen Abdominaltumor 
mittelst des Ureterenkatheterismus eine Erkrankung der Niere aus- 
schliessen ; die Operation ergab ein vielseitig verwachsenes Ovarialkystom. 

Kutner (c. 2. 29) äussert sich sehr pessimistisch über den Harn- 
leiterkatheterismus, durch welchen sehr leicht eine Infektion der oberen 
Harnorgane hervorgerufen wird, besonders wenn die Katheter durch 


368 Gynäkologie. Krankheiten der Hammorgane beim Weibe. 


eine affızirte Blase durchgeführt werden müssen; dazu kommt, dass 
die gebräuchlichsten Ureteren-Kystoskope sehr schwer zu desinfiziren 
sind und noch schwerer die Harnleiterkatheter, 

Fenwick (14) betont die Wichtigkeit der Kystokopie für Nieren- 
chirurgie und glaubt, dass durch diese Untersuchungsmethode die noch 
immer zu hohe Mortalität der Nephrektomie eingeschränkt werden könne. 
Namentlich ist sie angezeigt in Fällen von Nephropyelitis ohne Betbhei- 
ligung des unteren Theils der Harnorgane. Bei Frauen ist die Kelly- 
sche Methode der Katheterisation der Ureteren eine noch sicherere 
diagnostische Methode. Unter 21 Fällen von Nephrektomie und voraus- 
gegangener Kystoskopie (4 bei Frauen: je 1 Fall von Pyonephrose, 
von malignem Adenom, von Carcinom eines erweiterten Kelches und 
von Tuberkulose mit Steinbildung) hatte Fenwick 2 Todesfälle. 

Bei Tuberkulose der Blase erklärt sich Fenwick gegen die 
Sectio alta mit Auskratzung der Ulcerationen, wenn multiple Geschwüre 
vorhanden sind; nur bei isolirten Geschwüren kann er diese Behandlung 
befürworten. In der Diskussion befürworten noch Lockwood und 
Taines die Kystoskopie für die Diagnostik der Nierenkrankheiten. 

Rose (37) fängt den aus einem Harnleiter ausfliessenden Harn 
in der Weise auf, dass er in Beckenhochlagerung ein abgeschrägtes 
Speculum — nach vorgängiger Dilatation der Urethra — in die vorher 
entleerte, gereinigte und mit Luft gefüllte Blase einführt und die Mündung 
des Speculums fest gegen die in die Mitte desselben eingestellte Harn- 
leitermündung andrückt. Da bei Beckenhochlagerung die Harnleiter- 
mündungen den am höchsten liegenden Theil der Blase bilden, so fliesst 
der Harn des andern Harnleiters in den mit Luft gefüllten und tiefer 
liegenden Blasenscheitel und es ist dadurch möglich, den Harn jeder 
Seite gesondert und ohne schwereren Eingriff — es ist nur Kokain- 
Anästhesie nothwendig — zu gewinnen. 

In einer weiteren Mittheilung berichtet Rose über die bei Unter- 
suchung von 11 Blasen an Lebenden gemachten Erfahrungen. Zunächst 
stellte er die Entfernung der Ureter--Mündungen vom Orificium urethrae 
externum auf durchschnittlich 5!/j„—6 cm fest; nur in einem Falle 
von sehr ausgedehnter Blase betrug sie 6 cm. Behufs Vornahme der 
ersten Untersuchung, welche die Feststellung der Lage der Harnleiter- 
mündungen zum Zwecke hat, ist es zweckdienlich, 16 Stunden vorher 
die Flüssigkeitszufuhr zu verhindern. Die im eingeführten Speculum 
sich ansammelnde Flüssigkeit wird entweder mit Watte-Stäbchen aus- 
getupft oder mit einer Spritze mit Gummischlauch ausgesogen. Zum 
Zwecke der Harngewinnung wird dann eine zweite Untersuchung vor- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 369 


genommen, bei welcher eine Anästhesirung meist nicht mehr nöthig ist. 
Der Harn sammelt sich nur dann im Spiegel, wenn dieser gut ange- 
drückt ist, sonst fliesst er in die mit Luft ausgedehnte Blase. Eine 
Ansammlung von Flüssigkeit beweist, dass der Spiegel anschliesst und 
dass der Harn nur aus dem eingestellten Ureter kommt. Die Flüssig- 
keit muss nun gleichmässig ansteigen; ein Einfluss der In- und Ex- 
spiration auf den Stand des Flüssigkeits-Niveaus würde beweisen, dass 
der Inhalt des übrigen Theils der Blase mit dem Inhalt des Speculums 
in Verbindung steht, der Ureter also nicht isolirt ist. Zur Besichtigung 
benutzt Rose Sonnenlicht oder eine elektrische Stirnlampe. Bei ent- 
zündlichen Veränderungen und Schmerzbhaftigkeit der Blasenwand wird 
eine genügende Ausdehnung der Blase oft erst nach einer subkutanen 
Morphium-Injektion oder nach 5 Minuten langer Füllung der Blase 
mit 15 Gramm einer 2°Joigen Kokain-Lösung erreicht. Als beste 
Lagerung ergab sich eine Erhöhung des unteren Endes des Unter- 
suchungstisches um 55° mit wagrecht gegen den Leib gebeugten Ober- 
schenkeln, weil eine stärkere Aufwärtslagerung des Beckens auf längere 
Zeit nicht gut ertragen wird. 

Neumann (28) sucht dasselbe Ziel auf einem anderen Wege zu 
erreichen; er führt eine 4 cm lange und 1 cm dicke etwas gekrümmte 
und im Lumen durch eine Scheidewand sagittal in zwei seitliche Hälften 
getheilte Röhren in die Harnröhre ein. Die Scheidewand setzt sich 
über den Rand der Röhre noch 4 cm fort und dieser Theil der Scheide- 
wand ist bestimmt, den unteren Theil der Blase — das Trigonum in 
der Mitte abzutheilen. Hierauf führt man einen Finger in die Scheide und 
drückt das Septum der Röhre gegen die Symphyse an. Der untere 
Theil der Blase ist jetzt in zwei Hälften getheilt, so dass die 3 cm 
von einander entfernten Harnleitermündungen ihren Inhalt in der Richtung 
nach unten und innen getrennt in die beiden Oeffnungen der getheilten 
Röhre entleeren können. An einem Falle von linksseitigem Nierentumor 
konnte Neumann mit dieser Vorrichtung den Harn beider Nieren 
völlig getrennt erhalten. Als Vorzüge dieser Methode nennt Neu- 
mann, die Entbehrlichkeit sogar der Lokal-Anästhesie, die geringe 
Wahrscheinlichkeit der Infektion, die Entbehrlichkeit der Blasenbeleuch- 
tung, die Einfachheit des Instrumentes und der Ausführung, die grosse 
Sicherheit der Trennung des beiderseitigen Sekretes und besonders 
auch den Umstand, dass die Methode in bequemer Stellung der Kranken 
ausgeführt werden kann, also weder Knieellenbogenlage (Kelly) noch 
Trendelenburg’sche Position (Rose) nöthig ist. 

Rose (38) macht gegen das Neumann’sche Verfahren den Ein- 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 24 


370 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


wand, dass es nicht absolut sicher ist, indem namentlich bei Schwel- 
lungen der Blasenschleimhaut ein dichtes Anlegen derselben an das 
Septum nicht möglich ist und dass bei solchen Blasen die Einführung 
des Instrumentes auch Blutungen verursachen kann. Ferner wird bei 
empfindlichen Personen doch die Kokainisirung der Blase nothwendig 
werden und bei Kindern ist das Verfahren wegen Enge der Vagina nicht 
anzuwenden. Endlich ist die Entbehrlichkeit der Blasenbeleuchtung kein 
Vorzug, da einerseits die Kontrolle für die wirkliche Scheidung des 
beiderseitigen Sekrets fehlt und andererseits bei Beleuchtung der Blase 
zugleich der Zustand der Blasenschleimhaut festgestellt werden kann. 
Beim Rose’schen Verfahren ist eine Dehnung der Harnröhre nur um 
2 mm mehr nothwendig als beim Neuma nn’schen. 

In einer Erwiderung sucht Neumann (28) die Rose’schen Ein- 
wände zu entkräften, jedoch dürften die Vorzüge der einen oder anderen 
Methode sich wohl erst aus der Praxis ergeben. Neumann giebt 
endlich an, dass ein Andrücken des Instruments gegen die Symphyse 
gar nicht nöthig sei, sondern dass es genüge, das Instrument gegen 
die hintere Blasenwand dicht anzupressen und dass schon hierdurch 
eine Scheidung des Sekrets zu erreichen sei. 

Die Diagnostik betreffs der Funktionstüchtigkeit der Nieren 
wird durch folgende Arbeiten bereichert. 

Tilman (43) berichtet über zwei Fälle von Nierenexstirpation 
aus der von Bardeleben’schen Klinik; in einem Fall trat Genesung 
ein, im zweiten Falle Tod in Folge Erkrankung der anderen Niere. 
In letzterem Falle war bei der Kystoskopie aus dem Harnleiter der 
erkrankten Seite die Entleerung eitrigen, aus dem anderen die Ent- 
leerung klaren Harns erkannt worden; der Fall lehrt daher, dass der 
entleerte Harn aus beiden Nieren getrennt genau untersucht werden 
muss. 

Nach Achard’s (2) Untersuchungen lässt die Ausscheidung des 
Methylenblaus durch die Nieren einen Schluss auf die Funktions- 
tüchtigkeit derselben zu. In 22 Fällen, in welchen intra vitam die 
Ausscheidung des Farbstoffs ungestört vor sich ging, wurden stets die 
Nieren bei der Sektion gesund befunden; dagegen waren von 28 Fällen 
verzögerter Ausscheidung 13 mal die Nieren erkrankt. Namentlich in 
Verbindung mit dem Ureter-Katheterismus dürfte die Methylenblau- 
Probe Anhaltspunkte für die Funktionstüchtigkeit der beiden Nieren 
geben. 

Nach Bard (6) geht bei epithelialen Läsionen der Niere das 
Methylenblau sehr rasch durch die Niere durch. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. Km 


Noé (30) schlägt die von ihm angegebene Jodkaliumprobe als 
der Methylenblauprobe überlegen vor; die Zeit des Erscheinens des 
Jods im Speichel bis zum Zeitpunkt des Erscheinens im Harn lässt 
auf die Permeabilität der Nieren schliessen. Die Methode ist deshalb 
sicherer, weil nach Voisin und Hauser (44) nicht alles Methylenblau 
als blauer Farbstoff, sondern ein Theil als farbloses Umwandlungs- 
produkt ausgeschieden wird. 

Dieselbe Frage wird in gleicher Weise in den Dissertationen von 
Bourg (9), Deriaud (13) und Pérès (33) behandelt. 

Perkins (34) fand in einem Falle, in welchem wegen cirkum- 
skripter Schmerzhaftigkeit in der Gegend des Ureters, der ausser- 
dem bei der Palpation verdickt gefunden wurde, der extraperitoneale Iliacal- 
schnitt ausgeführt wurde, den Ureter leer, dagegen fanden sich mehrere Oxa- 
lat-Steine im Nierenbecken, von wo sie durch Nephrotomie entfernt wurden. 

In diagnostischer Beziehung macht Pawlik (32) bei Nierenge- 
schwülsten auf den Nachweis eines Restes der Niere aufmerksam, welcher 
die platte, bohnenförmige Gestalt beibehält und kappenartig der Ge- 
schwulst aufsitzt. Ausserdem erweist die Katheterisation der Ureteren 
und die Beobachtung der beiderseitigen Sekretionsgrösse die grössere 
oder geringere Betheiligung der Niere an der Erkrankung. 

Bezüglich der Operationsmethode erklärt sich Pawlik bei allen 
grösseren Nierentumoren für den transperitonealen Weg. 

Holmes (18) übt zur Bestimmung der Grenzen der Nieren die 
auskultatorische Perkussion unter Kontrolle der Schallleitung mittelst 
des Phonendoskops und fand in einer Reihe von Fällen, die er an- 
führt, bei der nachfolgenden Operation die mittelst seiner Untersuch- 
ungsmethode bestimmten Grenzen des Organs bestätigt. Vor Ausfüh- 
rung der Nephrektomie oder Nephrotomie nimmt er den Harnleiter- 
katheterismus zur Feststellung der Funktion der anderen Niere zu Hilfe. 

Ueber Operationsmethoden und Statistik handeln folgende 
Arbeiten. 

Bräuninger (10) berichtet über die Resultate der Nieren- 
chirurgie aus der Socin’schen Klinik. Unter 23 Fällen wurden 17 
nephrektomirt mit einer Gesammtmortalität von 29,41°/o. Die lumbale 
Xephrektomie ergab eine Mortalität von 26,66°/o gegen 50° o für 
die transperitoneale (nur 2 Fälle, Von den 10 Nephrotomien wurden 
8 sekundär nephrektomirt. Ein günstiges Resultat hängt vor allem 
von der Sicherung der Diagnose besonders des Zustandes der Schwester- 
niere ab, wozu namentlich die Kystoskopie als werthvoll erkannt 
wurde. Zur lumbalen Operation wird der dicht unter der XII. 


24° 


312 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Rippe beginnende, schräg nach vorne und unten verlaufende Schnitt 
am meisten empfohlen; bei Nephrotomie und Nephrorrhaphie wird 
er bis zur Axillarlinie geführt, zur Exstirpation grösserer Tumoren 
weiter nach vorne mit oder ohne Oeffnung des Peritoneums; bei 
sehr grossen Tumoren ist auch die transperitoneale Methode in be- 
schränktem Maasse gerechtfertigt, ebenso wo es sich um Hufeisennieren 
handelt. Da bei Anwendung antiseptischer Mittel wiederholt Nieren- 
reizung beobachtet wurde, wurde prinzipiell zur Asepsik übergegangen. 
Die Eröffnung des Peritoneums muss immer als ernste Komplikation be- 
trachtet werden, denn alle Todesfälle kommen nur auf Operationen mit 
Eröffnung des Bauchfelle. Der Stiel wurde mehrmals, um die Operation 
abzukürzen, abgeklemmt und die Zange 1—6 Tage liegen gelassen. 
Der Ureter wurde, wo es möglich war, auf eine Strecke freigelegt, 
resezirt und mit Seide unterbunden und vernäht. Zur Vermeidung von 
Bauchhernien im vorderen Wundwinkel wurde bei den späteren Ope- 
rationen entweder unmittelbar eine Wundverkleinerungsnaht im vorderen 
Wundwinkel oder frühzeitig eine Sekundärnaht vorgenommen. 

Als Folge der Operation wurde fast durchgängig — auch bei nicht 
fieberhaft verlaufenden Fällen — eine Erhöhung der Pulsfrequenz über 
100 wahrgenommen sowie häufig vorübergehende Albuminurie und 
Cylindrurie, und regelmässig bedeutende Herabsetzung der täglichen 
Harnmenge. 

Albarran (3) empfiehlt bei Hydronephrosen zuerst einen Ver- 
such, den Ureter zu katheterisiren; gelingt dies nicht, so soll vor der 
Operation eine Sonde in den Ureter eingeführt werden, welche das Auf- 
suchen des Ureters erleichtert, den Charakter und Sitz des Hindernisses 
erkennen und eine allenfalls auszuführende Ureteropyeloneostomie leich- 
ter ausführen lässt. 

Bei Pyonephrosen tritt Albarran in erster Linie für die Nephro- 
tomie ein; die Nephrektomie kann als sekundäre Operation in Betracht 
kommen. Die Heilung eiternder Nierenfisteln kann durch Einlegung 
eines Dauerkatlieters in den Harnleiter beschleunigt werden. Schliesst 
sich unter dieser Behandlung die Fistel nicht, so kann je nach Be- 
schaffenheit des Nierenbeckens und der Fistel die Ureterektomie, die 
Ureteropyelostomie oder Nephrektomie in Betracht kommen. 

Bei malignen Geschwülsten der Niere spricht Albarran für mög- 
lichst frübzeitigen Eingriff, und zwar rechnet er bierbei die Adenome 
zu den klinisch bösartigen Geschwülsten, schon deshalb, weil sie makro- 
skopisch nicht von Epitheliomen zu unterscheiden sind und sogar die 
Unterscheidung durch das Mikroskop schwierig ist. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Welle. 313 


Bei Tuberkulose befürwortet Albarran die primäre Nephrektoniie: 
die Nephrotomie kommt nur bei Retentionen im Nierenbecken in Be- 
tracht, wenn das Allgemeinbefinden oder der Zustand der anderen Niere 
die Nephrektomie nicht zulässt. 


Bezüglich der Technik der Nephrorrhaphie äussert sich Albarran 
als Gegner der Abschälung der Kapsel, welche die Operation kompli- 
art; der Jonnesco’schen Methode wirft er vor, dass die Niere nicht 
an normaler Stelle befestigt wird. 


Die Sätze Albarran’s gründen sich auf ein Material von 100 
Nierenoperationen. 


In der Diskussion erklärt sicb Tuffier auf Grund von 156 aus- 
geführten Nierenoperationen für möglichste Einschränkung der Indika- 
tionen der Nepbrorrhaphie, ferner bei benignen Tumoren für die Nieren- 
resektion, bei Niereneiterungen und Tuberkulose für die Nephrektomie. 
Grosse Hydronephrosen sollen ohne Eröffnung der Bauchhöhle operirt 
werden, bei intermittirenden Hydronephrosen ist die Nephrorrhaphie 
indizirt. Israël hat für die Nephrektomie eine Gesammtmortalität von 
20°jo, für die bei malignen Tumoren nur 12,5°/o erzielt, welch letz- 
tres Resultat der Benützung aller diagnostischer Hilfsmittel zu ver- 
danken ist. Bloch befürwortet in zweifelhaften Fällen die Resektion 
eines Stückes und die mikroskopische Untersuchung, nach deren Er- 
gebniss sich das weitere Verfahren richtet. Gersuny theilt einen Fall 
mit, der beweist, dass auch der Harnleiter-Katheterismus nicht immer 
eine unzweifelhafte Diagnose ergiebt. 


Die Statistik des Middelesex Hospitals (42) für Nierenoperationen 
ergiebt bei Nierentuberkulose eine Nephrotomie mit sekundärer Nephro- 
ektomie und drei primäre Nephrektomien mit einem Todesfall; bei 
Nierensteinen sechs Nephrolithotomien, einmal mit Pyonephrose, obne 
Todesfall; bei Pyelitis calculosa und perinephritischem Abscess einmal 
Lendenschnitt und Explorativ-Laparotomie mit tödtlichem Ausgang. 
Bei drei Fällen von Hydronephrose wurde die primäre Nephrektomie 
ohne Todesfall ausgeführt, dieselbe Operation bei einem Fall von Pyo- 
bephrose, hier mit tödtlichem Ausgang. In vier Fällen von beweglicher 
Niere wurde die Nephrorrhapbie — stets mit Erfolg — gemacht. Bei zwei 
Fällen von Nephralgie brachte der explorative Lumbalschnitt bei negativem 
örtlichem Befunde einmal definitive Heilung. Bei Hämaturie ohne 
örtlichen Befund führte die Nephrotomie wegen sekundärer Blutung 
in einem Falle zum Tode; bei Pyurie wurde einmal die explorative 
Nephrotomie ohne Erfolg ausgeführt. 


374 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Serenin (39) will die Indikationen der Nephrektomie mehr als 
bisher geschieht, zu Gunsten der Nephrotomie beschränkt wissen, und 
zwar nicht nur bei Hydro- und Pyonephrose, Pyelonephritis und Nephro- 
lithiasis, sondern auch in diagnostisch dunklen Fällen bei Tumoren, 
besonders des Nierenbeckens; die sekundäre Nephrektomie kann in 
dringend indizirten Fällen immer noch ausgeführt werden. 

Cumston (11a) empfiehlt bei Nephrektomie die Nierengefässe 
mit Klammer zu fassen und benützt hierzu ein scherenförmiges Klammer- 
instrument, 

Abbe (1) schlägt vor, bei der Nephrektomie den Schnitt in der 
Richtung der Fasern des M. obliquus externus bis herunter einen Zoll 
nach innen von der Spina anterior superior o. i. zu führen. Das Peri- 
toneum kann bei dieser Schnittführung leicht abgelöst werden. Der 
Vortheil des Schnittes liegt in der ausgedehnten Freilegung der Niere 
und des Ureters bis herunter zum Beckeneingang und in der Vermei- 
dung von Bauchhernien. 

Ratynski (35) giebt eine Beschreibung der Tuffier’schen Me- 
thode der Nierenzerstückelung bei der lumbaren Nephrektomie, welche 
besonders bei alten vereiterten Steinnieren oder tuberkulösen Nieren 
mit ausgedehnten perinephritischen Adhäsionen empfohlen wird. Weniger 
geneigt für die Methode sind weiche, stark blutende Nierengeschwülste. 

Daubois (12) beschreibt die für die transperitoneale Nephrekto- 
mie von Poncet und Villard vorgeschlagene Methode der sofortigen 
Annähung der Wundränder des hinteren Peritonealblattes an die Bauch- 
wunde, um die Bauchhöble gegen das Operationsfeld völlig abzuschliessen. 
Durch diese Methode wird der transperitoneale Weg auch für die Ex- 
stirpation infizirter, vereitertes Material enthaltender Nieren, z. B. bei 
tuberkulösen Abscessen etc, anwendbar. 

Rendu (36) empfiehlt nach Exstirpation grosser Nierentumoren 
die Gaze, mit welcher die Höhle tamponirt worden ist, erst nach 
ca. 30 Tagen, wenn keine Eiterung aufgetreten ist, zu entfernen, weil 
früheres Entfernen derselben zu Fieber führen soll. 

De Paoli (31) veröffentlicht Versuche über die Verwendbarkeit 
von Injektionen von Nierenparenchymsaft bei Thieren und bei nieren- 
kranken Menschen. Bei ersteren waren die Resultate nicht besonders 
günstig, bei den Kranken dagegen glaubte man einen günstigen Ein- 
fluss auf die Harnmenge und die Menge des ausgeschiedenen Harn- 
stoffs erkennen zu können. Die behandelten Fälle betrafen zwei Fälle 
von Nierentuberkulose, hierunter einer mit doppelseitiger Erkrankung, 
beide mit Nephrektomie (einmal sekundär nach Nephrotomie, einmal 


zu 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 35 


primär vorgenommen) behandelt; der erstere wurde geheilt, der zweite 
gebessert;; ferner einen Fall von Pyonephrose (Nephrektomie und Heilung), 
einen von Steinniere (Nephrotomie und Tod an ascendirender Pyelonephri- 
tis der anderen Seite), einen Fall von Angiosarcoma cysticum (Incision und 
Tod nach fünf Monaten), endlich einen Fall von Pyelitis calculosa, der 
allein durch Organsaftinjektionen Besserung erfuhr. De Paoli glaubt 
dass auch bei vorhandener Miterkrankung der zweiten Niere die Neph- 
rektomie auf diese günstig einwirken könne. 


2. Missbildungen. 


l. Brewer, G.E.. Some observations upon the anatomy of the kidney. Med. 
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mité inférieure. Soc. d’anat. et de phys. norm. et path. de Bordeaux, 
Sitzung v. 18. X. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII. pag. 535. 
(Zufällig bei der Sektion gefunden, keine Störungen intra vitam.) 

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pag. 54. 


ur 


GE 


Naumann (7) fand unter 10177 Sektionen am Kieler patho- 
logischen Institute in 3 Fällen Mangel beider Nieren, 8mal Mangel 
der linken und 3mal Mangel der rechten Niere, sowie 3mal einseitiger 
Nierenmangel ohne Angabe der Seite. Verlagerung beider Nieren fand 
sch in 2, Verlagerung der linken in 13, der rechten 5, einseitige Ver- 
lagerung ohne Angabe der Seite in 2 Fällen. Bei Nierenverlagerung 
fand sich Atrophie der Niere 3mal links, 3mal rechts und einmal 
beiderseits. Kuchennieren fanden sich linkerseits 3 mal, rechterseits 
mal, beiderseits 5mal. Fötale Lappung wurde in 5 Fällen (2 Er- 
wachsene) beobachtet, doppelseitige Cystenniere in 14 Fällen und ein- 


316 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


seitige Cystenniere rechterseits in zwei Fällen. In 2 Fällen fand sich 
eine verwachsene Kuchenniere, in 17 Fällen Hufeisenniere. 

Brewer (1) fand bei 151 Leichen 1mal die linke Niere fehlend. 
ferner in Bezug auf die Gefässversorgung, dass 85 mal die Niere mehr 
als eine Arterie hatte, und zwar 70 mal zwei Arterien von der Aorta, 12 
Nieren erhielten 3, 2 Nieren 4 und eine 5 Arterienstämme und zwar drei 
von der Aorta und je eine von der A. ovarialis und von der A. iliaca 
communis. 21 Nieren erhielten accessorische Arterien an einer anderen 
Stelle als im Hilus, und zwar 19 am oberen und 6 am unteren Pol 
und 3 an der Vorderfläche. Die A. spermatica ging einmal von der 
A. renalis und zweimal oberhalb der Nierenarterie von der Aorta ab, 
so dass sie den Nierenstiel etwa in seiner Mitte kreuzte. 

Spiegelberg (9) fand bei der Sektion einer früher an linksseitiger 
Wanderniere behandelten 33jährigen Frau, die an Ulcus ventriculi 
gestorben war, dass die linke Niere fehlte. Zugleich war Uterus bilo- 
cularis bicornis und Vagina septa vorhanden. Die Bauch-Aorta war 
dünn, die linke Nierenarterie fehlte und statt des linken Ureters war 
ein enger Strang vorhanden, welcher sich hinter der Blase im Binde- 
gewebe verlor. Die linke Harnleiterpapille fehlte. 

Goecke (5) beschreibt einen Fall von rudimentärer Bildung der 
linken Niere, die ein 2 cm grosses bindegewebiges Gebilde darstellte. 
Die Nierengefässe und der Ureter fehlten, jedoch wurde das Rudiment 
von einzelnen kleineren Gefässen, die aus Aorta und Iliaca communis 
entsprangen, versorgt. Die rechte Niere war in einen grossen Tumor 
verwandelt, der wahrscheinlich ein Endotheliom mit tbeilweiser fibro- 
matöser Anordnung darstellt. 

Dürck (4) fand bei einer 59jäbrigen Frau mit Fehlen des Uterus 
und der Scheide auch Fehlen der rechten Niere und des Ureters, wo- 
gegen links eine mit dem Hilus nach rückwärts gelegene grosse Kuchen- 
niere sich fand. 

Rossi (8) beobachtete einen Fall von kongenitaler doppelseitiger 
Ektopie der Nieren, ferner einen Fall von Fehlen der linken Niere 
und Ersatz derselben durch eine zweite rechte, endlich einen Fall von 
Hufeisenniere. 

Cruse (2) beschreibt einen Fall von Vereinigung der beiden 
Nieren zu einer im Becken unterhalb des Promontoriums liegenden 
Kuchenniere. Die von einander zu unterscheidenden, mit getrenntem 
Hilus versehenen Nierenantbeile verhielten sich so, dass die rechte Niere 
viermal so gross war als die linke. Die Missbildung wurde bei einem 
männlichen an Meningitis gestorbenen Individuum beobachtet. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. Km 


Dawbarn (3) beschreibt einen Fall von Anomalie des Nierenbeckens, 


welche bei einer Obduktion zufällig gefunden wurde. Aus der ver- 
längerten, gelappten Niere entsprangen 7 bis zu 1 Zoll lange Röhren, 
welche in einen orangengrossen Sack mündeten, aus dem erst der Ureter 


entsprang. Die übrigen Theile des Harnapparats zeigten keine anormale 
Bildung. 


9. 


19, 


3. Verlagerung der Nieren. 


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Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 319 


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seh 


Ka 


32. 


— 


GC 
*). 


Zunächst ist eine Reihe von Arbeiten über Aetiologie, Patho- 
genese und Symptomatologie der beweglichen Niere an- 
zuführen. 

Bryson (4) sucht die Bedingung für die Verlagerung der Niere 
in dem Verhalten der Fettkapsel mit oder ohne allgemeine Entero- 
ptose; die Niere kann entweder innerhalb ihrer Kapsel, oder die Kapsel 
kann mit der Niere beweglich werden, oder es können beide Momente 
gegeben sein. Die Schmerzhaftigkeit ist in diesen Fällen auf die Ge- 
fässe zurückzuführen, welche durch die Verlagerung der Niere gezerrt 
oder torquirt werden, so dass es zur Kongestion und Schwellung der 


30 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Niere kommt; besonders ist dies bei Rotation der Niere um ihre Längs- 
achse der Fall und diese Art der Verlagerung ist häufiger als die 
Abwärtsverschiebung. Die bei Verlagerung der rechten Niere be- 
obachteten Störungen der Magenfunktion, welche bei linksseitiger 
Nephroptose fehlen, bringt Bryson in Verbindung mit Alteration des 
Vagus. Die nach abwärts verlagerte Niere kann ausserdem um ihre 
Längsachse gedreht sein, und zwar so, dass der Hilus nach hinten 
gerichtet ist; in einem solchen Falle fand sich ein Adbäsionsstrang vom 
unteren Rande der Niere zur 12. Rippe; hier war der Ureter geknickt, 
die Niere war atrophisch und in leichtem Grade bydronephrotisch und 
es bestanden ziehende Schmerzen; wenn die Kranke aufrecht stand, 
war ÖOligurie, wenn sie horizontal lag, war Polyurie vorhanden, was 
auf neurotischem Wege erklärt wird. Hier wurde die Niere fixirt und 
drainirt. Die Niere kann aber auch um ihre kurze Achse gedreht sein, 
so dass der Hilus nach aufwärts sieht. In allen diesen Fällen schwanken 
die Symptome entweder in Bezug auf ihre Intensität oder es sind nur 
Erscheinungen von Seiten der Niere oder nur solche von Seiten des 
Magens vorhanden oder sie sind kombinirt; jedenfalls entstehen sie 
aber alle aus denselben Ursachen. Er glaubt schliesslich, dass 
wiederholte kongestive Schwellung der Niere eine Ursache der Ver- 
lagerung sei. 

Brewer (g. 2. 1) unterscheidet die „palpable Niere“ bei Fühlbarkeit 
der Niere nach einer der bekannten Untersuchungsmethoden, ferner die 
„bewegliche Niere“, wenn die Niere verschoben, der obere Pol aber 
nicht gefühlt werden kann, endlich die „Wanderniere“, wenn auch 
der obere Pol zu fühlen ist. Bei Leichenuntersuchungen fand er den 
höchsten Punkt der Niere in der Mehrzahl der Fälle 3 Zoll von der 
Wirbelsäule entfernt zwischen der 11. und 12. Rippe. Unter 200 
klinisch untersuchten Fällen (142 Männer und 56 Frauen) fand er 
die Niere 11mal = 5,5°/o beweglich, und 9mal einfach palpabel und 
je 1mal beweglich und als Wanderniere.e Auf die 142 Männer 
kamen nur zwei Fälle von beweglicher Niere — 1,4°/o, beide rechts, 
auf die 56 Frauen dagegen 9 = 17,3 fie ebenfalls alle rechterseits. 
Unter allen ı1 Fällen waren nur einmal Symptome vorhanden, die 
auf die Nieren zu beziehen waren. Bei 151 Leichenuntersuchungen 
fanden sich 14mal = 9,2°/o bewegliche Nieren und zwar 10 bei 
Männern (auf 91 Fälle) und nur 4 bei Frauen (auf 56 Fälle). Die 
Verschiedenheit der Ergebnisse bei der klinischen und der anatomischen 
Untersuchung kann auf der geringen Zahl der untersuchten Fälle be- 
ruhen, oder darauf, dass die klinische Untersuchung unzuverlässig ist: 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren bein Weibe. Sl 


oder darauf, dass der Nachweis der Unbeweglichkeit bei der anatomi- 
schen Untersuchung nicht beweist, dass intra vitam die Niere nicht 
beweglich war. 

Watson (52) benützte 38 Leichen von 40—48 Jahre alten 
Männern und Frauen zu neuen Untersuchungen über Nierenverlagerung. 
Er fand hierunter acht Fälle von beweglicher Niere, je vier bei Männern 
und bei Frauen, und zwar waren in vier Fällen beide Nieren, in drei 
Fällen nur die rechte und in einem Falle nur die linke Niere beweglich. 
In zwei Fällen war das Organ um seine Längsachse gedreht; in zwei 
anderen, wo das Peritoneum sehr schlaff war, war eine solche Drehung 
durch peritoneale Querspangen unmöglich gemacht. Die in diesen 
Fällen gefundene Vergrösserung der Nieren war durch Kongestion und 
nicht durch Knickung des Ureters bedingt. Nur in einem Falle wurde 
eine Hydronephrose bemerkt — und zwar nicht in einem der acht Fälle 
von Nierenverlagerung —, und zwar in Folge von Steinverschluss. Watson 
glaubt, dass Zerrung des Ureters Kongestion zur Niere und nicht 
Hydronephrose bewirke; lässt die Zerrung nach, so gehen grössere 
Quantitäten Harn ab, als dies bei Aufhören eines Uıeter-Verschlusses 
der Fall wäre. Bei Drehung des Nierenstiels können die Bestandtheile 
desselben in ungleicher Weise betroffen sein, so dass die Gefässe tor- 
quirt werden, ohne dass der Ureter unwegeam wird. Bei Abwärtsver- 
schiebung der Niere braucht der Ureter, wenn er nicht adhärent und 
wenn das Peritoneum schlaff ist, nicht geknickt zu werden; dies tritt 
nur bei adhäsiver Fixation des Ureters ein. Die auffallende Polyurie 
nach Kongestion vergleicht Watson mit der gleichen Erscheinung bei 
Hunden, welche nach Aufhören der Kongestion das sechsfache Quantum 
Harn entleeren können, als ihre Blase fassen kann. Watson spricht 
schliesslich die Anschauung aus, dass die Nephroptose sehr häufig, 
wenn nicht immer eine Theilerscheinung einer allgemeinen Enteroptose 
it; endlich seien die krystalliniechen Elemente, besonders Oxalate im 
Harn bei beweglicher Niere immer mehr oder weniger vermehrt. 

Bullitt (6) scheidet die erworbene Wanderniere strenge von der 
kongenitalen Form, bei welcher ein Mesonephron vorhanden ist, Unter 
den Symptomen wird besonders die hartnäckige Obstipation und die 
schweren, anfallsweise auftretenden gastrischen Beschwerden, wie sie 
sonst nur bei Pylorusstenose vorkommen, hervorgehoben. Da sowohl 
diätetische Kuren als auch Auflegen von Pelotten meist erfolglos sind, 
tritt Bullitt für die Nephrorrhaphie ein. 

Lund (24) ist durch seine Untersuchungen zur Anschauung ge- 
kommen, dass in den meisten Fällen von Nephroptose auch Entero- 


382 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


ptose besteht, jedoch giebt es auch Nephroptosen ohne allgemeine 
Enteroptose. Die Nephrorrhaphie hält er deshalb vor allem bei iso- 
lirter Nephroptose angezeigt, lässt sie aber auch zu, wenn zugleich 
Enteroptose besteht, weil durch diese Operation oft die besonders hervor- 
stechenden Nierensymptome beseitigt werden können und weil Zerrung 
und Knickung der Ureteren und der Nierengefässe behoben werden. 
Die durch die Verlagerung des Magens und der Gedärme bewirkten 
Symptome werden allerdings durch die Nephrorrhaphie nicht beeinflusst. 
In ätiologischer Beziehung stellt Lund die Herabsetzung des intra- 
abdominellen Druckes durch Relaxation der Bauchdecken, die Re- 
sorption des intra-abdominalen Fettes und den Einfluss des Schnürens 
in den Vordergrund. 


In gleicher Weise bestätigt Dole (9) die häufige Coincidenz von 
Nephroptose und Enteroptose und steht auch in therapeutischer Be- 
ziehung, besonders bezüglich der Indikationen: der Nephrorrhaphie auf 
dem gleichen Standpunkte wie Lund. Ebenso hält er in erster Linie 
gute Ernährung, Entfernung drückender Korsetts und gute Unter- 
stützung der Bauchdecken für indizirt. 


In der Diskussion erklärt Watson die Niere dann für abnorm 
beweglich, wenn die der Respiration folgenden Verschiebungen des 
Organs 3 cm und darüber betragen; da ferner die nicht vergrösserte 
Niere nur bei sehr dünnen und schlaffen Bauchdecken gefühlt werde, 
so hält er jede Niere, die bei Abwesenheit dieser Bedingungen leicht 
zu palpiren ist, für vergrössert oder für verlagert. Er ist entschieden 
der Ansicht, dass die Nephroptose häufig ohne Enteroptose vorkommt. 
Die Nephroptose kann zwar oft symptomlos bleiben, kann aber auch 
ganz charakteristische Symptome hervorrufen, deren Beseitigung durch 
die Nephrorrhaphie ihre direkte Abhängigkeit von der Nephroptose be- 
weist. Die Schmerzanfälle führt er auf Zerrung und Kuickung des 
fixirten Ureters und auf Torsion der Gefässe zurück, wobei er in Ueber- 
einstimmung mit Albarran die dabei eintretenden Beschwerden nicht 
auf eine akute Hydronephrose, sondern auf Kongestion der Niere 
„urückführt. 


Stiller (48) führt die Enteroptose und Nephroptose auf eine 
fluktuirende zehnte Rippe zurück, die er in vielen Fällen von Enteroptose 
und Nephroptose fand und die er deshalb als ein Stigma neurasthe- 
nicum oder enteroptoticum bezeichnet. Dieselbe kennzeichnet das 
Vorhandensein eines höberen Grades von Gracilität des Knochenbaues 
und ihr ursächlicher Zusammenhang mit Enteroptose und Nephroptose 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. Kee 


erklärt das Zustandekommen dieser Zustände auf Grund kongenitaler 
Anlage. 

Nach Ston e’s (51) Beobachtungen fand sich in einer grossen An- 
zahl von Enteroptose-Fällen die Niere nicht verlagert. Im Uebrigen 
bespricht Stone vorzugsweise den Zusammenhang von Enteroptose 
mit Üterus-Affektionen. 

Langerhans (21) unterscheidet Landau’sche (postpuerperale) und 
Meinert’sche Enteroptosen, welch’ letztere auf chlorotischer Grundlage 
oder aus anderen unbekannten Gründen entstehen. Die Bandagen- 
bebandlung hält er nur in den Fällen der erstgenannten Gruppe 
indizirt. Für so gut wie erfolglos hält er die Thure Brand t’sche Unter- 
nierenzitterdrückung und empfiehlt statt derselben Gymnastik, besonders 
mit Rumpfdrehungen und Beugungen. Bei Gebrauch von Sesamöl 
(von Noorden) beobachtete er in vielen Fällen Gewichtszunahme und 
Besserung des Allgemeinbefindens. Die Nephrorrhaphie wird nur in 
jenen Fällen zugelassen, in welchen nur die Niere dislocirt und andere 
Organe nicht oder nur wenig betheiligt sind. 

Stockton (50) empfiehlt in allen Fällen von Enteroptoeis mit 
Nephroptosis, wenn schwere nervöse Erscheinungen vorhanden sind, 
die Nephrorrhaphie. | 

Wolkow und Delitzin (55) versuchten die Lage der Nieren 
in der Leiche, mittelst eines komplizirten, ingeniösen Messapparates 
und mittelst Hohlnadeln, die mit Oelfarbe gefüllt wurden, sowie durch 
Grypsausgüsse der paravertebralen Nischen zu bestimmen und die auf 
ihre Lage einwirkenden Momente durch Versuche zu erforschen. Die 
Resultate der beiden Forscher ergaben, dass die paravertebralen Nischen, 
welche normaliter tiefe nach unten trichterförmig sich verjüngende 
Räume bilden, bei Wanderniere seichter und mehr cylindrisch sind. 
Diese Anomalie ist angeboren und erblich übertragbar. Als Haupt- 
moment für die normale Lage der Nieren wird das intraabdominelle 
Gleichgewicht bezeichnet, wobei die Bauchwand eine Bandage, die 
Baucheingeweide eine elastische Pelotte für die Nieren bilden. Daher 
wird eine Verlagerung der Niere durch Nachgiebigkeit der Bauchwand 
begünstigt, durch Vergrösserung des Inhalts der Bauchhöhle dagegen 
verhindert. Von Einfluss ist ferner die Beschaffenheit des Band- 
apparates der Nierenkapsel, welcher bei transitorischer Hyperämie 
(Menstruation) gedehnt wird. Nierengefässe und Harnleiter haben 
geringen Einfluss auf die Beweglichkeit der Niere. 

Die Nieren folgen den Athembewegungen und den Veränderungen 
der Körperlage. Durch festes Schnüren in der Höhe der IX.—X. 


354 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Rippe (Korsett) wird die Tiefe der Nierennische verringert und eine 
Nephroptose begünstigt, durch Schnüren in der Höhe der XII. Rippe 
dagegen wird die Nephroptose gehindert. Das überwiegende Vorkommen 
der Nephroptose beim Weibe beruht darauf, dass hier die Nierennische 
schon von Anfang an seichter und cylinderförmig ist; ferner wirken 
Menstruation, Geburten und Kleidung begünstigend. 

Eine für die Therapie wichtige Frühdiagnose kann durch genaue 
Untersuchung der Lendengegend und der Bauchmuskulatur sowie durch 
Ermittelung der Erblichkeitsverhältnisse gestellt werden. Die prophy- 
laktische Therapie besteht in der Begünstigung des Bestehens der 
Lendenlordose, tiefer Schnürung des Gürtels (XII. Rippe) und An- 
wendung orthopädischer Apparate; bei der Menstruation und im 
Wochenbett ist Ruhe nöthig, bei Senkung des Zwerchfelles durch 
Husten oder Pleura-Exsudate die Ursache zu beseitigen. Das Korsett 
ist im Mädchenalter zu verbieten, bei schlaffen Bauchdecken ist eine 
Bandage nothwendig. Schon ausgebildete Nephroptose ist ebenfalls 
durch Bandagen und orthopädische Aushöhlung der Lendengegend zu 
behandeln. Die Nephrorrhaphie ist nur in speziellen Fällen, die 
Nephrektomie nur äusserst selten angezeigt. | 

Keller (18) theilt die Traumen, welche zur Entstehung der Wander- 
niere führen, in drei Gruppen: 1. direkte Traumen gegen die Lenden- 
gegend entweder durch Stoss und Schlag oder durch Fall; 2. hoch- 
gradige Aktion der Lumbalmuskeln, besonders bei Vornüberstürzen; 
3. Sturz aus mehr weniger beträchtlicher Höhe auf Füsse, Gesäss oder 
Damm mit starker Erschütterudg des ganzen Körpers. Obwohl die 
Möglichkeit einer Entstehung der Wanderniere durch Traumen feststeht, 
so ist im Einzelfalle der Beweis der traumatischen Ursache doch schwer 
oder vielleicht gar nicht zu führen. Als Anhaltspunkt hierfür könnte 
die Höhe, in welcher der untere Nierenpol die vordere Bauchwand 
berührt gelten; liegt dieser Punkt unterhalb des Nabels, so sind die 
Gefässe verlängert und dann ist wahrscheinlich eine schon vor dem 
Trauma bestehende Nierenverlagerung anzunehmen. Die Beurtheilung 
wird besonders dadurch erschwert, weil Nierenverlagerungen lange Zeit 
ohne Symptome, also auch lange Zeit vor dem Trauma bestehen können 
und andererseits, weil der Fall oft erst lange Zeit nach dem Trauma 
in ärztliche Beobachtung kommt. Bezüglich des Verhaltens der trau- 
matischen Nierenverlagerung bei Frauen und der Nierenzerreissung bei 
Männern steht Keller auf dem Standpunkt von Küster (s. Jahres- 
bericht Bd. IX p. 359). 

Landau (20) giebt die Entstehung der Wanderniere auf trau- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 3835 


matischem Wege zu, warnt aber davor, beim Befunde einer unkon- 
plizirten Wanderniere nach einem Unfall den blossen Befund zur Fest- 
stellung des ursächlichen Zusammenhangs zwischen Unfall und Er- 
krankung zu verwerthen. 

Klamann (19) berichtet über einen Fall von akuter Entstehung 
einer Dislokation der Niere, die dicht unter dem Leberrande zu fühlen 
und leicht zu reponiren war. Die Dislokation entstand bei Heben 
eines schweren Korbes und wurde entweder durch die starke Anspannung 
der Bauchmuskeln oder durch Aufstützen des Korbes auf das Abdomen 
bewirkt. 

Fournier (12) erwähnt einen Fall von Nierenverlagerung, bei 
dem die Beschwerden durch die Erschütterungen gelegentlich einer Eisen- 
bahnfahrt für die Dauer von 3 Jahren völlig schwanden; die nach 
3 Jahren wieder aufgetretenen Beschwerden wurden auf dieselbe Weise 
zum Verschwinden gebracht. 

Habel (14) fand unter 24 Frauen, die an Tabes dorsalis litten 
6 Fälle von Wanderniere und glaubt, dass die Tabes einen gewissen 
Einfluss auf die Entstehung der Nierenverlagerung bei schon prädis- 
ponirten Individuen ausübe. | 

Garrigues (13) hält es für möglich, dass durch Totalexstirpation 
des Uterus eine Verlagerung der Niere begünstigt werde; zunächst 
würden Darmschlingen den leeren Raum zwischen Blase und Rektum 
einnehmen, später können aber noch höher gelegene Bauchorgane, wie 
die Niere herabgleiten. Diese Anschauung stützt sich auf die Beob- 
achtung nur eines Falles, jedoch schliesst Garrigues hieraus, dass 
die Häufigkeit der Nierenverlagerung nach Wochenbetten auf die Volums- 
verkleinerung des Uterus nach der Geburt zu beziehen sei. 

Baldy (2) glaubt nicht, dass die mannigfaltigen nervösen Störungen 
bei beweglicher Niere wirklich diesem Organ zuzuschreiben sind und 
führt einen Fall an, in welchem schwere nervöse Erscheinungen bei 
wenig beweglicher rechter Niere vorhanden waren. In der Diskussion 
vertritt Da Costa die Ansicht, dass solche Erscheinungen vom Ureter 
abhängen können und erwähnt einen Fall, in welchem Adhäsionen am 
Ureter beseitigt wurden, worauf die nervösen Erscheinungen schwanden. 
Shoemaker glaubt, dass eine bewegliche Niere durch Zerrung an den 
sympathischen Nerven sehr wohl intensive nervöse Ersch einungen herbei 
führen könne. 

Rosenthal (41) untersuchte bei 83 Kindern von 7—14 Jahren 
den Stand der Nieren und fand unter 51 Mädchen 26mal, dass die 
rechte Niere an der unteren Rippe bis zu zwei Dritttheilen des Organs 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 25 


386 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


zu fühlen war; in zwei Fällen fand sich eine ausgesprochene Wander- 
niere. Dagegen war unter 32 untersuchten Knaben nur dreimal die 
Niere zu fühlen. Rosenthal verwirft deshalb die bisherigen ätiolo- 
gischen Deutungen und nimmt für das weibliche Geschlecht eine 
Geschlechtseigenthümlichkeit an, welche erst in excessiver Form einen 
krankhaften Zustand darstellt. 

Comby (7) fand unter 25 daraufhin untersuchten Knaben und 
Mädchen von 3 Monaten bis 14 Jahren sechs Fälle von beweglicher 
Niere. Vier Kinder (4—14 Jahre alt) hatten lange Zeit an Dyspepsie 
gelitten und es liess sich Magenerweiterung, Leberschwellung oder all- 
gemeine Erschlaffung und Senkung der Baucheingeweide nachweisen; 
zwei (Mädchen) schnürten sich stark. In zwei weiteren Fällen (Mäd- 
chen von 33 Tagen und 3 Monaten) war die Verlagerung offenbar eine 
kongenitale. In der Diskussion (elt Mathieu mit, die Wanderniere 
im Kindesalter sehr selten getroffen zu haben; Guinon hat sie bei 
zwei jungen Mädchen beobachtet, wo sie unter ähnlichen Verhältnissen 
wie bei Erwachsenen (Nervosität, Schnüren) zu Stande gekommen ist. 

Wehmer (53) beschreibt einen Fall von kongenitaler Nieren- 
verlagerung vor das Kreuzbein mit Fixation der Niere durch Spangen 
an den Uterus und die linken Adnexe. Die Niere wurde für einen 
linksseitigen Ovarial-Tumor gehalten und deshalb die Laparotomie ge- 
macht. Nachdem der wahre Charakter des Tumors erkannt war, ent- 
schloss sich Wehmer zur Exstirpation, wobei gleichzeitig die links- 
seitigen Adnexe, Tube und Ovarium „zur besseren Freilegung des 
Operationsfeldes“ exstirpirt wurden. Die Harnsekretion hob sich schon 
vom zweiten Tage nach der Operation an und die Öperirte genas; 
auch die früher besonders während der Menses auftretenden Schmerzen 
kehrten nicht wieder. Diagnostisch wird besonders auf den Verlauf 
des Colon descendens hingewiesen, welches über die Niere weg nach 
rechts und dann erst in die Tiefe verlief und dessen Verlauf in solchen 
Fällen durch Luftaufblähung nachgewiesen werden kann. 

Schwalbe (45) veröffentlicht zwei Fälle von Verlagerung der 
rechten Niere. Im ersten Falle war sie unter die linke verlagert und 
mit dieser verwachsen; im zweiten lag sie vor dem 4. und 5. Lenden- 
wirbel und überschritt die Mittellinie um 1 cm. 

Schütz (44) fand bei der Sektion einer 32jährigen, an Cerebro- 
spinal-Meningitis gestorbeuen Frau die rechte Niere links von der 
Lendenwirbelsäule gelagert. Dieselbe zeigte embryonale Lappung, der 
Harnleiter ging von der Vorderseite ab, die Arterie entsprang aus der 
Aorta unter dem Ursprung der A. mesenterica inferior. Am Mesen- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. BST 


terium fand sich ein „Mesenterium commune“. Die Verlagerung wird 
als kongenital erklärt. Die rechte Nebenniere lag an normaler Stelle. 
Intra vitam war der in der linken Bauchseite gefühlte Tumor für eine 
verwachsene Wanderniere gehalten worden. 

Müllerheim (27) berichtet über einen Fall von Verlagerung der 
linken Niere ins Becken, so dass der Uterus nach rechts verschoben 
wurd. Die Niere war am Kreuzbein adhärent. Die Abwesenheit ent- 
zündlicher Erscheinungen, die Kürze des Ureters und die normale An- 
ordnung der Gefässe sprechen für den kongenitalen Charakter der 
Verlagerung. 

Die folgenden Arbeiten handeln über neuere Methoden der 
Nephrorrhaphie, 

Büdinger (5) berichtet über einen Fall von Nephrorrhaphie, in 
welchem nach Blosslegung der Niere zwei parallele 6 cm lange und 
2 cm von einander entfernte Längsschnitte in die Capsula fibrosa an- 
gelegt wurden, die dann durch einen in deren Mitte sie vereinigenden 
Querschnitt zu einer H-Figur vervollständigt wurden. Hierauf wurden 
die hierdurch gebildeten Kapsel-Lappen nach unten und oben von der 
Niere abpräparirt und hinter der Haut- und Muskelwunde in stumpf 
hergestellte Oeffnungen eingeführt und mit der oberflächlichen Fascie 
vernäht. Hierauf wurde das innere dem Bauchfell aufliegende Fascien- 
blatt vorgezogen und dicht unter dem unteren Nierenpol an die Mus- 
kulatur vernäht. Der Vorzug dieser Technik beruht nach Büdinger 
auf der Verwendung von lebendem, mit der Niere organisch verbundenem 
Gewebe zur Fixation unter Vermeidung tief greifender Parenchym- 
Nähte, in dem Verschluss des Hohlraumes, in den die Niere sinken 
kann, durch Aunähung des tiefen medialen Blattes der Fascia retro- 
renalis, endlich in Erleichterung der Entstehung von Adhäsionen durch 
breite Blosslegung der Niere. 

Von Interesse im vorliegenden Falle ist, dass die seit acht Jahren 
bestehenden heftigen Magenbeschwerden und kolikartigen Anfälle, 
welche durch Bandagenbehandlungen noch zugenommen hatten, un- 
mittelbar nach der Operation schwanden, dass ferner bei der Operation 
die Fettkapsel sich fast völlig geschwunden fand und dass das Nieren- 
becken nicht erweitert, die Nierensubstanz nicht hyperämisch war, ob- 
wohl während des Anfalls operirt wurde. Die Niere war nach drei 
Monaten noch fixirt, jedoch war über das spätere Befinden der Operirten 
nichts zu erfahren. 

Jonnesco (16) verfährt bei der Annähung der Niere in folgen- 
der Weise. Er macht den Hautschnitt vom äusseren Rande des Musc. 

25* 


388 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgaue beim Weibe. 


sacrolumbalis längs der XII, und wenn diese zu kurz ist, längs der 
XI. Rippe, wodurch die genannten Rippen freigelegt werden; der N. 
iliohypogastricus wird dabei zur Seite gezogen oder (? Ref.) durchtrennt. 
Hierauf wird die Fettkapsel zum grösten Theil resezirt und die fibröse 
Kapsel von der äusseren Seite in der ganzen Länge abgeschält. Hier- 
auf werden die Ränder der eingeschnittenen fibrösen Kapsel ausge- 
stülpt bis zu der Stelle, wo die Fäden das Nierenparenchym durch- 


dringen sollen — ca 1!/2 cm von der äusseren Seite der Niere 
entfernt. Die Fäden werden gedoppelt durch alle Schichten des Wund- 
randes — Haut, M. sacrolumbalis, tiefe Aponeurose, Capsula fibrosa 


und Nierenparenchym, hierauf wieder durch die fibröse Kapsel der 
Vorderfläche, durch das Periost der XII., oder wenn diese zu kurz ist, 
der XI. Rippe und durch alle Schichten des anderen Wundrandes 
durchgeführt. Im Ganzen werden drei solche Fäden durchgeführt und 
alle gehen durch das Periost der XII. bezw. XI. Rippe. Zwischen die 
Enden der doppelten Fäden werden Rollen aus starker Gaze gelegt 
und über diesen Rollen die Enden der Fäden ohne zu starkes An- 
ziehen geknüpft. Schliesslich werden die Wundränder durch besondere 
Nähte (Fil de Florence) oder mittelst Zwischenhautnaht aus feinem 
Katgut geschlossen. Verband. Am 10. Tage werden die Haftligaturen 
herausgezogen, dann ein neuer Verband angelegt. Bei den ersten 
Operationen wurde bei den Haftligaturen Seide benützt, später wurde 
einfach links und rechts je ein U-förmiger Silberdraht durchgezogen 
und hierdurch die Anheftung bewirkt. - Den Hauptwert dieser Methode 
schreibt Jonnesco der Einfachheit, ferner der Befestigung der ganzen 
Niere an die 12. Rippe und der Entfernbarkeit der Fäden zu, wodurch 
alle Nachtheile permanenter Ligaturen — Schmerzen, Eiterung, Fisteln, 
Bildung eines sklerotischen Bindegewebsstrangs im Nierenparenchym 
längs der Ligaturen — völlig vermieden werden. 

Noble (31) tritt neuerdings für die Nephrorrhaphie ein und er- 
klärt sie für indizirt bei Vorwiegen der lokalen Nierensymptome, sowie 
bei starken nervösen Erscheinungen, wenn die palliative Behandlung 
erfolglos blieb. Bei Enteroptose muss sich die Therapie zugleich gegen 
die Dislokation der übrigen Baucheingeweide und gegen die Schlaftheit 
der Bauchwandungen richten. Bei geringgradiger Dislokation und 
Schwund des Nierenfettes ist die Mastkur angezeigt. 

. Was de Technik der Nephrorrhaphie betrifft, so folgte Noble in 
seinen ersten Fällen den Vorschriften von Edebohls (Jahresbericht 
Bd. VII, p. 356). Da er aber in mehreren Fällen Eiterung auf- 
treten sah, so liess er Silkworm-Fäden-Drainage weg und vermied die 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 389 


Spaltung der fibrösen Kapsel, weil diese stets zu kleinen Blutungen 
aus den oberflächlichen Nierengefässen Veranlassung giebt, auch stillt 
er sorgfältig jede auch ganz geringe Blutung. Um eine Zerrung der 
Haftligaturen und ein Durchschneiden derselben durch die Nierensub- 
stanz zu vermeiden, legt Noble zwischen je zwei dieser Ligaturen je 
einen Faden ausschliesslich durch die Wundränder um diese fest an- 
einander ziehen zu können. 


Unter den von Noble operirten 18 Fällen, sind vier Fälle von 
doppelseitiger Operation. Eine Öperirte starb in Folge von Morbus 
Brighti, der schon vor der Operation vorhanden gewesen war. In allen 
Fällen blieb die Niere an Ort und Stelle. Neun Operirte wurden von allen 
Beschwerden dauernd befreit und vier wurden beträchtlich gebessert ; 
in vier Fällen, die vor noch nicht langer Zeit operirt sind, kann von 
Dauerresultat noch nicht gesprochen werden. 


Obalinski (32) legt bei der Ausführung der Nephrorrbaphie 
Werth auf die Dekortikation der Niere, die er in der Gestalt eines '|' 


II" 
vornimmt; die hierdurch entstehenden Thürflügellappen werden mit 
Katgut-Nähten an die Bauchwunde befestigt. In einem so operirten 
Falle trat dauernde Heilung mit Nachlass der Beschwerden ein, während 
in einem nach Riedel operirten Falle Recidive, nämlich Verlagerung 


der Niere und Wiederkehr der Beschwerden eintrat. 


Die von Obalinski angegebene Methode wurde von seinem 
Assistenten Rustowski zum ersten Male am Menschen ausgeführt und 
zwar leicht und mit vollem Erfolge in Bezug auf dauernde Befestigung 
der Niere und Beseitigung der Beschwerden. 


Roesing (40) erlebte mittelst der von Riedel empfohlenen 
Methode der Kombination von Naht und Tamponade bei der Nephro- 
pexie einen totalen Misserfolg, so dass die Niere schon am 10. Tage 
nach der Operation wieder gesunken war und am 14. Tage im Hypo- 
gastrium lag. Roesing glaubt dass auch bei der von Jonnesco 
gehandhabten Ligaturenführung die Ligaturen durchschneiden könnten 
und schlägt vor, die Niere nach Eröffnung des Peritoneums in eine 
künstlich gebiltete Bauchfelltasche zu lagern, wobei die Plasticität des 
Bauchfells zur Bildung dauernder Adhäsionen führen kann. Tamponade 
und Einführung reizender Substanzen werden deshalb schwerlich eine 
feste Vernarbung bewirken, weil die herangezogenen Organe beweg- 
liche Muskeln und Fascien sind. Im übrigen empfiehlt jedoch Roesing 
in erster Linie die Bandagenbehandlung. 


390 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Reed (39) macht die Nephrorrhaphie ohne lumbare Incision. Er 
incidirt auf der Seite der Affektion vorne die Bauchdecken, reponirt 
die Niere und sticht dann in der Lumbalgegend sechs Zoll lange 
Nadeln durch hintere Bauchwand und Nieren zwischen XI. und XII. 
Rippe durch und knotet die Fäden — Nahtmaterial beliebig — über 
einer Gazekompresse. In den meisten Fällen führt er einen, in man- 
chen Fällen zwei Haftfäden durch; dieselben werden nach 10—14 
Tagen entfernt. Ueber die Resultate wird nicht berichtet. 

Die von Stinson (49) vorgeschlagene Nephrorraphie gipfelt darin, 
dass die Haftligaturen nichts vom Nierengewebe mitfassen sollen. Nach 
Freilegung der Niere und gründlicher Untersuchung derselben wird 
zuerst die obere Haftligatur durch Fascia lumbalis anterior, Fettkapsel 
und Capsula fibrosa gelegt und mit einer Hagedorn-Nadel unter der 
letzteren durchgeführt und dann auf dieselbe Weise ausgestochen und 
geknüpft; hierauf wird in gleicher Weise die unterste angelegt. Dann 
folgt ebenso die Anlegung der — zwei oder mehr — Zwischenligaturen, 
welche aber noch nicht geknüpft werden, sondern Stinson näht zu- 
erst die Fettkapsel und die Lumbalfascie und dann erst folgt das 
Knüpfen der zwischenliegenden Haftligaturen. Endlich wird Muskel- 
und Hautwunde vereinigt und ein mit Heftpflasterstreifen befestigter Ver- 
band aus Sublimatgaze, sowie darüber aus Watte angelegt. Die Operir- 
ten sollen mindestens zwei Wochen im Bett gehalten werden, und wenn 
Prima intentio um diese Zeit noch nicht eingetreten ist, noch länger. 
Als Nahtmaterial für die Haftligaturen benützt Stinson Chromsäure- 
Sehnen. Die Operation selbst wird zuerst in der Seitenlage ausgeführt 
und die Fixation der Niere selbst dann in der Trendelenburg’schen 
Position vollendet. Die Methode erfüllt die von Stinson verlangten 
Bedingungen: 1. es wird dem umgebenden Gewebe ermöglicht, die Niere 
in der normalen Lage zu erhalten; 2. die Funktion der Niere wird in 
keiner Weise gestört, wie dies durch Ligaturen per substantiam geschieht; 
Hämaturie, Nephritis, Abscesse, Schmerzen treten nicht auf; 3. unvor- 
hergesehene Symptome, Zögerung in der Wundheilung, Fisteln, ausge- 
dehnte und schmerzhafte Narben, wie sie durch Tamponade der offen 
gelassenen Wunde und durch Ablösen der Capsula fibrosa herbeigeführt 
werden, werden vermieden; 4. Mortalität gleich Null. 

Senn (46) schlägt vor, zur Nephrorrbaphie die Niere durch den 
Simo n’schen Schnitt freizulegen und an die normale Stelle zu briugen ; 
die Fettkapsel wird im Bereich der Wände resezirt und die fibröse 
Kapsel mit einer Nadel skarifizirt. Hierauf wird das untere Drittel 
der Niere stumpf freigelegt und ein kräftiger Jodoformgaze-Streifen unter 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 391 


demselben durchgezogen. Die Wunde wird tamponirt und über dem 
Tampon die Enden des Gazestreifens geknotet. Die Tampons werden 
nach 5—6 Tagen entfernt und dann die Wunde durch Heftpflaster 
allmählich zusammengezogen. Das Abdomen erhält einen Kompressions- 
verband und die ÖOperirten müssen mindestens vier Wochen liegen. 
Es wird also keine einzige Hafıligatur angelegt. In vier Fällen er- 
zielte Senn mit dieser Methode sehr zufriedenstellende Resultate. 

Wolff (54) hat mittelst der Rose’schen Methode bei Nephror- 
rhapbie bei einfachen Wandernieren durchaus sichere Erfolge erzielt. 
Das Verfahren besteht darin, dass nach lumbarer Freilegung der Niere 
und Trennung der Fettkapsel, die Capsula fibrosa stumpf gespalten 
und nach beiden Flächen von der Niere abgelöst wird. Die Niere 
wird dann mit 2—3 Parenchym-Nähten (starkes Katgut) an den verte- 
bralen Hautrand befestigt, die Wunde genäht und drainirt; hierauf 
fünf Wochen Bettruhe. 

Bei komplizirten Wandernieren wurden durch die Nephrorrhaphie 
zunächst die von der Niere ausgehenden Schmerzen beseitigt und da- 
durch für die Behandlung der komplizirenden Erkrankungen günstigere 
Bedingungen geschaffen. Die Nephrorrhapbie ist aber schon deshalb 
angezeigt, weil nicht sicher festzustellen ist, wie viele von den vor- 
handenen Beschwerden nicht doch auf die Niere selbst zu beziehen 
sind. Natürlich müssen solche Kranke nach der Operation weiter in 
Behandlung bleiben. 

Hieran schliesst sich eine grosse Reihe von Veröffentlichungen 
kasuistischen Inhalts. 

Hellmer (15) veröffentlicht sechs Fälle von Nephrorrhaphie bei 
Wanderniere mit Recidive der Beweglichkeit und der vorher vorhan- 
denen Beschwerden, jedoch ist in einem Falle auch die andere Niere 
beweglich, in einem handelte es sich um Tabes, in einem dritten sind 
die wieder aufgetretenen Beschwerden vielleicht auf eine zugleich be- 
stehende Hernie zurückzuführen. Eine vierte Operirte, die an alter 
Lues litt, starb an Peritonitis. In den zwei anderen Fällen wird die 
Recidive auf die zur Anwendung gekommene Methode der Nephror- 
rhaphie (bloss Annähung der Kapsel) bezogen. Hellmer empfiehlt 
in erster Reihe die Behandlung mit Bandagen, Massage, Elektricität 
und Regelung der Diät; die Nephrorrhaphie soll nur ausgeführt werden, 
wenn die Beschwerden sicher von der beweglichen Niere ausgehen, 
jedoch besteht bei starken nervösen Beschwerden eine geringe Garantie 
für den Erfolg. Wird die Niere wieder beweglich, so soll die Read- 
fixio nach einer besseren Methode vorgenommen, eine Nephrektomi« 


392 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


aber vermieden werden. Als beste Methode wird die Anlegung von 
Parenchym-Nähten empfohlen. 

Pasteau (35) beschreibt eine bei einer Sektion gefundene Dis- 
lokation beider Nieren bei einer ca. 50jährigen Frau. Die rechte Niere 
war weiter nach abwärts dislocirt als die linke, ausserdem war sie von 
sklerosirtem und entzündlichem Gewebe umgeben, das Nierenbecken mit 
Eiter und die Niere mit Eiterheerden durchsetzt. Der Ureter war im 
kleinen Becken durch ein Uterus-Carcinom komprimirt. Die Arteria 
renalis war rechts 10 cm, links 8 cm lang; links entsprang 3!/2 cm 
von ihrem Ursprung aus der Aorta ein 5 cm langer nach dem unteren 
Theil des Hilus verlaufender Ast. Die Vena renalis mass rechts 6!/2, 
links 8 cm. Die Nierenverlagerung wird hier als erworben aufgefasst. 

In einem zweiten von Pasteau (36) beschriebenen Fall war die 
rechte Niere bis in die Fossa iliaca herab verlagert und mit ihrem 
unteren Ende nach vorn gerichtet; ihre Arterie — 7 cm lang — ent- 
sprang weiter abwärts als gewöhnlich, 8 mm vom Ursprung der Art. 
mesenterica inferior entfernt. Der Ureter war vollständig geknickt. 
Die linke Niere stand 2 cm oberhalb der Crista ossis ileum mit dem 
unteren Pol gegen die Medianlinie zu gerichtet. Die 6 cm lange 
Arterie verlief sehr stark schräg nach unten. Beide Arterien waren 
enger als gewöhnlich. Auch in diesem Falle wird die Anomalie als 
erworben gedeutet, allerdings rechterseitg zusammen mit einer kongeni- 
talen Anomalie. 

Bräuninger (g. 1. 10) theilt drei Fälle von Nephrorrhaphie aus 
der Socin’schen Klinik mit. In allen drei Fällen wurden die Kranken 
dauernd von ihren Beschwerden geheilt und Socin ist der Anschauung, 
dass man in allen Fällen, wo Wandernieren starke Beschwerden machen, 
die Operation vornehmen soll. Der eine der drei Fälle ist in diagno- 
stischer Beziehung von Interesse, indem die verschiebliche, dislocirte 
Niere für einen nicht retroperitoneal gelagerten Tumor gehalten wurde, 
weil der gefüllte Darm sich nicht über die Geschwulst lagerte. Erst die 
Laparotomie ergab, dass es sich um Wanderniere handelte. Socin 
legte in allen Fällen je zwei Parenchymnähte. 

Aldor (1) veröffentlicht zwei mittelst Nephrorrhaphie operirte 
Fälle von beweglicher Niere, beide mit glücklichem Ausgange; in einem 
Falle war intermittirende Hydronephrose, im zweiten starke Leibschmerzern, 
Abmagerung und Arbeitsunfähigkeit vorhanden gewesen. 

Barker (3), welcher bei einer 27jährigen Frau erst die linke und 
nach acht Tagen die rechte Niere annähte, bezeichnet die Nephror- 
rhaphie als das letzte zu Gebote stehende Mittel zur Beseitigung der 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 393 


durch Nephroptose bewirkten Beschwerden. In ätiologischer Beziehung 
legt er besonderes Gewicht auf zu enge Korsetts. 


Serenin (47) berichtet über zwei Fälle von Nephrorrhaphie In 
dem einen Falle wurde die Kranke von allen Beschwerden befreit; die 
andere Kranke ging an Sepsis zu Grunde. Zur besseren Befestigung 
der Niere schlägt Serenin die Tamponade der Wunde vor. 

In dem von Naumann (28) operirten Falle wurden durch Nephror- 
rhaphie (vier Seidennähte) die seit mehr als fünf Jahren bestehenden 
Beschwerden beseitigt. 


Diakonow (8) machte in drei Fällen die Nephrorrhaphie, in 
zwei Fällen mit vollkommener, dauernder Beseitigung der Beschwerden; 
nur in einem Falle traten nach einer durchtanzten Nacht wieder heftige 
Schmerzen auf; obwohl die Niere selbst nicht dislocirt und auf Druck 
schmerzfrei war, war jedoch der Leib unterhalb der Niere auf Druck 
schmerzhaft. Der Heilverlauf war in diesem Falle nicht ganz aseptisch 
gewesen. Im Ganzen spricht sich Diakonow für die Annähung der 
Niere aus. 

Eccles (10) hat 16 Fälle von beweglicher Niere mit Abdominal- 
massage und Gymnastik behandelt und alle mit befriedigendem und 
sogar Dauer@rfolge.e Nur in einem Falle blieb eine Besserung völlig 
aus. Er empfiehlt diese Behandlung an Stelle der eingreifenderen Ne- 
phrorrhaphie. In der Diskussion bemerkt Freyer, bei Massagebehand- 
lung der beweglichen Niere niemals Besserung beobachtet zu haben. 

Irwin (17) beobachtete sechs Fälle von Nierenverlagerung mit 
schwerer entzündlicher Erkrankung des Magens; er glaubt, dass die 
Gastritis durch eine von der Niere aus bewirkte Störung des Nerven- 
systems verursacht wurde. 


Lebedeff (22) diagnostizirte bei einer 19jährigen Kranken einen 
linksseitigen, beweglichen und bis ins Becken herunter verschieblichen 
Körper als Ovarialtumor. Bei der Laparotomie wurde erkannt, dass 
es sich um eine bewegliche Niere handelte, und zwar weil links an 
normaler Stelle ebenfalls eine Niere gefunden wurde, um eine überzählige. 
Sie wurde daher exstirpirt. Heilung. Das exstirpirte Organ zeigte 
völlig normale Verhältnisse, besonders auch am Nierenbecken, Ureter 
und Gefässstiel. 


Lochhead (23) berichtet über einen Fall von beweglicher, am 
Nabel fühlbarer Niere mit heftigen Schmerzanfällen, Digestionsstörungen 
und Nierenblutungen, in welchem durch lediglich symptomatische Be- 
handlung — Ruhe, Magenspülungen, Diätetik — sowie Tragen einer 


394 Gynäkologie. Krankheiten der llarnorgane beim Weibe. 


Bandage die Symptome in fünf Monaten zum Schwinden gebracht 
werden konnten. 


Merkel (25) führte bei einer 29jährigen, im vierten Schwanger- 
schaftsmonate befindlichen Frau mit linksseitiger Wanderniere, bei 
welcher wiederholte akute Anfälle von Uebelkeit, Erbrechen etc. eine 
mehrmals aufgetretene Achsendrehung des Organs und Zerrung des 
Ureters annehmen liessen, die Nephrorrbaphie aus. Die Schwangerschaft 
wurde nicht unterbrochen. Die Heilung wurde durch Auftreten einer 
Lympbhfistel in Folge Anstechens des Plexus Iymphaticus lumbalis ge- 
stört. Die Schmerzen verschwanden dauernd und die Niere blieb fest 
fixirt, 


Newman (29) beschreibt vier Fälle von erfolgreicher Nephror- 
rhaphie bei beweglicher Niere; in zwei Fällen handelte es sich um 
intermittirende Hydronephrose und in den übrigen zwei um Torsion der 
Gefässe und vorübergeherde Albuminurie und Cylindrurie. Die Fixation 
erfolgte möglichst hoch oben und unter Resektion eines möglichst grossen 
Theiles der Fettkapsel. 


Newman (30) beschreibt zwei weitere Fälle von erfolgreicher 
Nephrorrbaphie, einen mit heftigen Schmerzanfällen in Folge Torsion 
der Nierengefässe und -Nerven und einen von intermittisender Hydro- 
nephrose mit Knickung des Ureters. 


Palleroni (34) berichtet einen Fall von doppelseitiger Nephror- 
rhaphie aus der chirurgischen Klinik zu Palermo (Tansini). Zuerst 
wurde die linke Niere, und, als nach mehreren Monaten auch die rechte 
beweglich wurde, auch diese angenäht. Bei der zweiten Operation wurde 
die erst operirte vollständig an normaler Stelle befestigt gefunden. Auch 
die zweite Niere blieb fest an Ort und Stelle, obwohl bald nach der 
Heilung ein schweres Trauma durch Fall auf den Rücken stattfand. 
Von besonderem Interesse ist, dass alsbald nach jeder der beiden Ope- 
rationen heftige bedrohliche Erscheinungen von Darnverschluss auf- 
traten, die nach sieben Tagen von selbst verschwanden. 


Ramsay (38) berichtet über einen Fall von Verlagerung beider 
Nieren, erst der linken und später der rechten, sowie der Leber. Er 
fixirte beide Nieren nach der Methode von Vulliet (Jahresbericht 
Bd. IX, pag. 373) mit vollem Erfolge und führte dann die He- 
patopexie aus. Seitdem operirte er in mehreren Fällen von Nephro- 
ptose nach Vulliet und spricht sich über die Erfolge dieser Operation, 
über die Fixirung der Niere und die Beseitigung der Beschwerden 
überaus günstig aus. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 395 


Rotgans (43) beschreibt zwei Fälle von Nierenverlagerung, einen 
mit, den zweiten ohne gleichzeitige Erscheinungen von Enteroptose. Die 
Behandlung nach Glénard ergab im ersten Falle keine Besserung. 
Im zweiten Falle fühlte sich der untere Pol der Niere vergrössert und 
besonders schmerzhaft an; die Niere wurde freigelegt, die Kapsel inci- 
dirt und dann die Fixation der Niere vorgenommen. Das vorhanden 
gewesene heftige Erbrechen schwand sofort nach der Operation in der 
Folge auch die anderen Symptome und die Kranke wurde völlig ge- 
heilt. Das Erbrechen erklärt Rotgans durch den Zusammenhang 
der Niere mit dem Duodenum (Lig. duodeno-renale His). In der Dis- 
kussion betont Kuhn das häufige Vorkommen beweglicher Nieren ohne 
Symptome, so dass er den ganzen Symptomenkomplex auf nervösem Ur- 
sprung zurückführt; die bewegliche Niere wäre dann nur als Adjuvans 
für die gleichzeitige Schwäche des Nervensystems aufzufassen. Ver- 
mei) dagegen schliesst bei der Wirkung der Nephrorrhaphie die Sug- 
gestion völlig aus, weil er in einem Falle von schweren nervösen Er- 
scheinungen eine Scheinoperation völlig wirkungslos fand, während 
nach der später ausgeführten Nephrorrhaphie alle Symptome verschwanden. 
Aach zwei Jahren erfolgte Recidive, welche nach Excision der starken 
fibrösen Narbenadbäsionen beseitigt wurde. Vermeij fasst deshalb 
die klinischen Erscheinungen als durch mechanische Ursachen bedingt 
auf und empfiehlt die Nephrorrhaphie als wirksame Operation. 

Ross (42) beschreibt einen diagnostisch sehr schwierigen Fall bei 
einer 53jährigen Frau, welche häufige Schmerzanfälle hatte, während 
welcher unter dem Leberrande ein wallnussgrosser Tumor zu fühlen 
war; wenn dieser zurückgedrückt wurde, schwanden die Schmerzanfälle. 
Die Diagnose wurde mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Gallensteine gestellt. 
Die schliesslich nothwendige Laparotomie ergab, dass der Tumor das 
untere Ende der verlagerten rechten Niere war und zwar sass hier eine 
Cyste, die bei der Incision etwa 200 g Flüssigkeit entleerte. Die Höhle 
wurde drainirt. Nach der Operation wurden die Anfälle seltener, 
hörten aber nicht völlig auf. Ross unterscheidet streng zwischen be- 
weglicher Niere und verlagerter Niere, welch letzterer Zustand selten 
it und für welchen der mitgetheilte Fall ein Beispiel darstellt. 

(Siehe ferner Hydronephrose.) 


4. Hydronephrose. 
l. Bazy, De I’hydronephrose et de son traitement par l’uretero-py@lone&ostomie. 
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2. Bergh, C. A., Hydronephrosis intermittens, ren mobilis dexter. Nephror- 
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eine günstigere Stelle des hydronephrotischen Nierenbeckens; männlicher 
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398 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


41. Sayet u. Jaboulay, Le traitement de l’hydronephrose par le retourne- 
ment de la poche à l'extérieur. Lyon med. 18. April. 

42. Sudeck, Ueber primäre, durch Ureter- und Nierenbeckenstrikturen be- 
dingte Hydronephrosen. Mittheilgn. a. d. Hamburg. Staatskrankenanstalten 
von Lenhartz u. Rumpf. Bd. I, Heft 1. Hamburg, L. Voss. 

43. Tauffer, Fall von beiderseitiger intermittirender Hydronephrose. K. Ges. 
d. Aerzte zu Budapest. Sitzung v. 12. XII. 1896. Wiener med. Presse. 
Bd. XXXVIII, pag. 314. 

44. Thorel, Hydronephrotische Hufeisenniere. Aerztl. Verein in Nürnberg, 
Sitzung v. 3. XII. 1896. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 402. 
(Durch Carcinom des Uterus komprimirter Ureter.) 

45. Wagner, P., Zur Kenntniss der traumatischen Hydronephrose. Centralbl. 
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII, pag. 1. 

46. Wilson, Intermittent Cysts of the ovary and kidney. Birmingham Med. 
Rev. August. 

47. Wolf, M., Beitrag zur Lehre von der Hydronephrose. Inaug.-Diss. Berlin. 


Guyon und Albarran (18) unterscheiden zunächst komplete 
und inkomplete Retentionen in der Niere und ausserdem je nach dem 
Inhalt des Nierenbeckens Uronephrosen, Uropyonephrosen und 
echte Pyonephrosen; im ersten Fall besteht der Inhalt des Nieren- 
beckens aus unzersetztem Harn, im zweiten aus zersetztem Harn und 
im dritten aus Eiter. 

Bei vollkommenem aseptischen Verschluss des Harnleiters wird der 
Harnleiterdruck erhöht, die Niere kongestionirt und ödematös und die 
secernirte Harnmenge verringert. Später sinkt der Druck im Harn- 
leiter, die Kongestion nimmt wieder ab und es zeigt sich beginnende 
Atrophie der Epithelien ; die fortdauernde Sekretion führt allmäblich zu 
einer immer mehr wachsenden Hydronephrose, bis alles secernirende Ge- 
webe zerstört ist; aus dem Inhalt des Sackes verschwinden allmählich 
Harnstoff, Phosphate und Chloride und die Nierenfunktion hört fast 
völlig auf. Wird nach kurzer Dauer der Retention der Sack wieder 
eröffnet, so stellt sich unter vorübergebender Polyurie die volle Funk- 
tion wieder her. Bei Eröffnung nach länger dauerndem Verschluss 
nimmt die Sekretionsgrösse zu und übertrifft manchmal sogar die der 
gesunden Niere, aber der secernirte Harn ist arm an normalen Harn- 
bestandtheilen, aber dennoch reicher als vorher, so lange die Hydro- 
nephrose geschlossen war. Um die Funktionstüchtigkeit der Niere zu 
prüfen, ist es also nothwendig, das nach Oeffnung des Sackes gelieferte 
Sekret zu untersuchen. 

Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei geschlossener Uropyo- 
nephrose. Nach Eröffnung des Sackes kann auch hier die Niere ihre 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 399 


Funktion wieder gewinnen. Die Menge des secernirten Harns kann 
auch hier dem Sekret der gesunden Niere gleichkommen oder dasselbe 
übersteigen, aber der Harn der kranken Seite ist, wie Versuche er- 
geben, ärmer an Chloriden, noch ärmer an Harnstoff und besonders 
an Phosphaten gegenüber dem der gesunden Niere. Die Toxicität des 
Harns ist auf der kranken Seite um das Dreifache grösser als auf der 
gesunden, und fremde in den Organismus gebrachte Stoffe passiren die 
kranke Niere langsamer als die gesunde; letzteres wurde besonders für 
das Methylenblau nachgewiesen, während Jodkalium ebenso rasch in 
den Harn der kranken Niere übergeht als in den der gesunden. 


Bei geschlossenen Pyonephrosen ist die Nierensekretion so gut wie 
voliständig unterdrückt; nach der Wieder-Eröffnung des Eitersackes 
verhält sich die Sekretion in den einzelnen Fällen sehr verschieden, je 
nachdem grössere oder geringere Reste von Nierensubstanz erhalten 
geblieben sind. 


Bei nicht geschlossenen Uronephrosen und Uropyonephrosen 
sind die Sekretionsverhältnisse ganz ähnlich wie bei primär geschlossenen, 
sekundär wieder eröffneten Säcken. Offene Pyonephrosen secerniren 
weniger Harn als Uro- und Uropyonephrosen. 


Aus diesen Untersuchungen ziehen Guyon und Albarran den 
wichtigen Schluss, dass in Fällen, in denen das Sekret der beiden Nieren 
ziemlich übereinstimmende Zusammensetzung zeigt, eine renale Retention 
auszuschliesen ist. Des Weiteren ist der Schluss zu ziehen, dass nach 
Aufhebung des Abfluss-Hindernieses eine Niere für den Organismus, 
auch wenn sie mangelhaft funktionirt, immer noch von Bedeutung ist, 
ausser bei Pyonephrosen mit weitgehender Zerstörung des secernirenden 
Gewebes. Sogar Säcke mit sehr verdünnten Wandungen können für den 
Organismus noch eine Bedeutung haben. Die Diagnose wird in 
Fällen von renaler Retention sich nicht auf die Art der Retention 
beschränken dürfen, sondern hat auch die Natur des Hindernisses und 
die Funktionstüchtigkeit der erkrankten Niere genau zu ermitteln. 


Hansemann (20) fand bei akutem Ureter-Verschluss zuerst Er- 
weiterung der Harnkanälchen, die zugleich durch Umrollung nach 
aussen kürzer werden. Am 3. Tage traten Kerntheilungsfiguren in den 
Kanälchen-Epithelien auf und hierauf Zellenwucherung. Später hört die 
Neubildung von Zellen auf, die Harnkanälchen werden dünner und 
die Epithelien platt. Im Bindegewebe treten Wucherungsvorgänge auf. 
Hansemann glaubt, dass als formativer Reiz für diese Vorgänge 
die Dehnung allein nicht ausreicht. 


400 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Wagner (45) beweist aus einem selbst Baba und einer 
Reihe aus der Litteratur gesammelter Fälle neuerdings die Ent- 
stehungs-Möglichkeit einer echten Hydronephrose aus Trauma. Die 
Begründung der Annahme ist dieselbe wie in einer früheren Arbeit 
Wagners (s. Jahresbericht Bd. VIII, pag. 377). 

Gayet (15) beschreibt eine von Jaboulay ausgeführte Operation, 
welche für geschlossene grosse Hydronephrosen-Säcke empfohlen wird. 
Dieselbe besteht darin, dass nach lumbarer Incision des Sackes durch 
Zug an der gegenüberliegenden Wand der ganze Sack umgestülpt und 
durch die Hautwunde nach aussen geführt wird Die Hautwunde 
wird offen gelassen. In dem so operirten Falle erfolgte langsame 
Atrophie des vorgezogenen Sackes, jedoch war nach fünf Monaten noch 
eine kleine. Oeffnung, die von einem Granulationsknopf bedeckt ist, 
vorhanden. Schnelle Ausführbarkeit der Operation, keine Wahrschein- 
lichkeit einer Infektion, ein Minimum von Shock, Leichtigkeit des 
Ureteren-Katheterismus in Fällen von Steinverstopfung, endlich Er- 
haltung der Niere und ihrer noch nicht genügend gekannten inneren 
Sekretion werden als Vortheile der Operationsmethode angegeben. 

Bazy (1) bezeichnet mit dem Namen Ureteropyeloneostomie die 
Einpflanzung des geknickten Ureters in das erweiterte Nierenbecken 
an derjenigen Stelle, welche für den Abfluss des Harns am günstigsten 
erscheint. Die Operation wurde in einem Falle von Hydronephrose 
mit Erfolg ausgeführt. 

Richardson (40) führte in einem Falle von Hydronephrose bei 
einer 29jährigen Kranken die von Fenger vorgeschlagene Pyeloplastik 
aus, indem er den Ureter unter der Knickungsstelle mit der ihn be- 
rührenden Stelle des erweiterten Nierenbeckens incidirte und durch 
Nähte vereinigte. Heilung. 

Die folgenden Arbeiten sind grösstentheils kasuistischen Inhalts. 

Sudeck (42) beschreibt drei Präparate von Hydronephrosen, zwei 
durch Operation und eines durch Sektion gewonnen. In den zwei 
ersteren Fällen war die Hydronephrose durch Striktur des Ureters an 
seiner Umschlagsstelle entstanden und zwar einmal (13jähriges Mädchen) 
wahrscheinlich durch Pyelitis und einmal (30 jährige Kranke) entweder 
kongenital oder ebenfalls entzündlich. In beiden Fällen führte die 
Nephrektomie zur Heilung. Der dritte Fall betrifft eine Striktur des 
Ureters bei einem Manne. Sudeck fordert auf, bei Hydronephrosen 
möglichst konservativ zu verfahren. 

Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über fünf Fälle von Hydro- 
nephrose, darunter drei Frauen. In einem Falle bandelte es sich um 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 401 


transperitoneale Nephrektomie bei Hufeisenniere; Heilung. Im zweiten 
Falle wurde die Nephrotomie und nach zwei Monaten die sekundäre 
Nephrektomie ausgeführt; Heilung. Der dritte Fall betrifft ein 16 jähriges 
Mädchen, bei welchem die Nephrektomie dadurch sehr erschwert war, 
dass der Sack in Folge einer schon vorher ausgeführten Laparotomie 
und Einnähung in die vordere Bauchwand adhärent war; ein Theil 
des völlig verjauchten Sackes blieb zurück und diesen suchte man nach 
fast zwei Jahren zu entfernen, was aber wegen der starken Verwach- 
sungen nicht gelang. Tod. 

Bocard (3) berichtet über zwei von Condamin operirte Fälle 
von Hydronephrose. Die von Condamin geübte Methode bei der 
Nephrektomie hydronephrotischer Säcke besteht darin, dass nach Er- 
öffnung der Bauchhöble die Ränder des Peritoneum parietale mit Klemm- 
pinzetien gefasst werden; hierauf wird das den Sack bedeckende Peri- 
tonealblatt incidirt und auch dessen Ränder mit den Peritonealrändern 
der Bauchwunde mittelst Klemmpinzetten gefasst und vereinigt. Die 
Bauchhöble wird so abgeschlossen und nun erfolgt die Ausschälung des 
Sackes und die Stielversorgung. In beiden Fällen erfolgte Heilung. 

Wolf (47) beschreibt einen Fall von doppelseitiger Hydronephrose 
mit Tod an urämischen Erscheinungen. Linkerseits war die Hydro- 
nephrose durch Kompression des Ureters durch ein nach Uterus- 
exstirpation aufgetretenes Carcinomrecidiv hervorgerufen. Die viel grössere 
rechtsseitige Hydronephrose wird für kongenital, durch schräge Ein- 
pflanzung des Ureters und Ventil-Klappenverschluss bewirkt, gehalten. 

Pfannenstiel(39) berichtet über die Exstirpation zweier Hydro- 
nephrosensäcke. Im ersten Falle war die Differentialdiagnose zwischen 
Hydronephrose und Ovarialtumor mit Stieldrehung schwankend, nament- 
lich weil der Tumor bis ins Becken reichte. Die Laparotomie ergab 
Hydronephrose rechterseits und doppelte Adnextumoren mit Eiterdurch- 
setzung des Uterus an beiden Tubenecken. Die Hydronephrose wurde 
ausgeschält und der peritoneale Beutel ohne Naht versenkt, die Adnex- 
tumoren und der Uteruskörper wurden abgetragen und die Stümpfe 
versenkt. Heilung. Zwei Monate nach der Operation traten Nieren- 
koliken mit plötzlicher Anurie ein, später Albuminurie und Hämaturie, 
dann Genesung. 

Im zweiten Falle handelte es sich um eine linksseitige Hydro- 
nephrose, welche sechs Tage nach einem Abortus im dritten Monate 
wegen Fiebers und Abnahme des Kräftezustandes per laparotomiam 
exstirpirt wurde. Die peritoneale Hülle wurde durch Tabaksbeutelnaht 
geschlossen. Nach fünf Tagen Tod unter urämischen Erscheinungen. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 96 


402 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Die Sektion ergab vereiterte Steinniere rechterseits. In beiden Fällen 
war also die Schwesterniere erkrankt, obwohl beide Male der Harn 
völlig eiweissfrei gefunden worden war. Pfannenstiel verlangt da- 
her mit Recht eine länger dauernde Beobachtung unter Zuhilfenahme 
der verschiedensten diagnostischen Hilfsmittel, um über den Zustand 
der anderen Niere klar zu werden; in Fällen, in denen eine Beobach- 
tung nicht möglich ist, wäre die Nephrotomie vorzuziehen. 

Böckel (4) exstirpirte auf transperitonealem Wege eine grosse 
Hydronephrose, deren vielkänımeriger oberer Theil eine trübe, deren 
ähnlich gebauter unterer Theil eine klare Flüssigkeit enthielt. Die 
Rindensubstanz war nur mehr 5 mm mächtig. Heilung, jedoch erkrankte 
nach drei Monaten die andere Niere an Pyelitis und die Operirte starb. 

Coe (6) berichtet über einen Fall von Hydronephrose in Folge 
Kompression des rechten Ureters durch ein verhältnissmässig kleines 
Uterusmyom. Obwohl das Myom nicht entfernt werden konnte, floss 
der Hydronephroseninhalt ab. Später kam es wegen des Myoms zur 
Sectio caesarea und nach einigen Jahren ging die Kranke nach noch- 
maliger Entstehung der Hydronephrose zu Grunde. Bei der Sektion 
fand sich die rechte Niere in einen cystischen Tumor mit getrübtem 
Inhalt verwandelt und der Ureter stark erweitert. Aber auch die linke 
Niere war Sitz eines cystischen Tumors, obwohl ihr Ureter nicht kom- 
primirt war. In der Diskussion erwähnen auch Edebohls und Jar- 
man Fälle von Hydronephrose in Folge von Ureterkompression durch 
ein Uterusmyom. 

Cragin (7) berichtet über einen Fall, in welchem in einer Sitzung 
ein Uterus mit Epitheliom der Portio — dasselbe war vorher ausge- 
löffelt und kauterisirt worden -— und ein durch Knickung des Ureters 
in Folge von Nierenverlagerung entstandener Hydronephrosensack per 
laparotomiam entfernt wurden. Heilung. In der Diskussion erwähnt 
Jarman die Exstirpation einer cystösen Niere mit Ausgang in Heilung, 
obwohl auch die andere Niere cystös degenerirt war. 

Dalziel (9) machte bei einem 20 jährigen Mädchen wegen median 
liegenden cystischen Tumors, den er für ovariellen Ursprungs bielt, die 
Laparotomie. Der Tumor, welcher hinter dem Mesenterium des Dünn- 
darms lag, zeigte sich als von der rechten Niere ausgehend, und be- 
stand aus sechs grossen diekwandigen Cysten und geringen Resten 
von Nierensubstanz. Die Arteria renalis war median verlagert. Exstir- 
pation, Heilung. 

Dayot (10) beschreibt einen Fall von rechtsseitiger Hydronephrose 
bei einem 21jährigen Mädchen; wegen Ausbleiben der Regel, Vergrösse- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 403 


rung der Brüste mit Pigmentirung des Warzenhofes und sich wieder- 
holendem Erbrechen war Schwangerschaft diagnostizirt worden. Die 
Untersuchung ergab einen rechtsseitigen, bis zur Leber reichenden, 
prall elastischen Tumor bei nicht vergrössertem, anteflektirten Uterus. 
Der Tumor liess sich durch Aufblähung des Magens von der Leber 
abgrenzen und wurde deshalb, obwohl Störungen seitens der Nieren 
fehlten, mit Wahrscheinlichkeit für renalen Ursprungs gehalten. Der 
hydronephrotische Sack wurde sammt dem atrophischen Nierenrest auf 
transperitonealem Wege entfernt, wobei sich der Ureter an einer Stelle 
stenosirt und geknickt — wahrscheinlich kongenital — fand. Nach 
Ligirung und Abtrennung der Gefässe wurde die Höhle mit Jodo- 
formgaze drainirt; die Peritonealbedeckung des Tumors war mit dem 
Wandperitoneum der Bauchwunde vorher vereinigt worden. Heilung. 

Fenger (12) erklärt die Entstehung der Hydronephrose haupt- 
sächlich durch asymmetrische Ausdehnung des Nierenbeckens und dadurch 
bewirkte Klappenbildung in Folge theilweisen oder zeitweiligen Ver- 
schlusses des Harnleiters, der durch Knickung bei Nierenverlagerung 
oder durch temporäre Pyelitis mit Schwellung der Schleimhaut veran- 
lasst sein kann. Er plaidirt für konservative Behandlung durch Be- 
seitigung der Knickung des Ureters, indem die verlagerte Niere an 
normaler Stelle fixirt wird. Bei mehrfachen Cysten schlägt er vor, den 
Abfluss in den Ureter dadurch zu sichern, dass man durch Durch- 
trennung der Septa mittelst des Thermokauters die vielfachen Höhlen 
in eine einzelne verwandelt und den Ureter durch Sondiren von der 
Nephrotomiewunde aus offen hält. Wenn die Pyelitis beseitigt ist, wird 
erst die Niere aus ihren Verwachsungen gelöst und die durch den 
Sektionsschnitt getrennten Nierenhälften durch Naht vereinigt. 

Foa (13) fand in einem Falle von kongenitalen Cysten der Nieren 
beträchtliche Entwickelung des intertubulären Bindegewebes, besonders 
um die Papillen, aber sich bis in die Rindensubstanz erstreckend; 
zwischen dem Bindegewebe fanden sich verschiedene zellige Elemente 
und kleine embryonale Gefässe. Foa fasst die kongenitale Cystenbildung 
weder als interstitielle Nephritis, noch als Adenom auf. 

Funke (14) beschreibt 12 Fälle von Hydronephrose aus der 
Gussenbauer’schen Klinik, wovon 3 Fälle auf Nierenverlagerung 
mit Ureterknickung (2 davon waren intermittirend) und 2 auf Trauma 
zurückzuführen waren. In den übrigen Fällen war die Ursache unklar. 
Von den 2 traumatischen Fällen betrifft der eine eine echte traumati- 
sche Hydronephrose, der zweite eine Pseudohydronephrose. Von den 
12 Fällen kommen 8 auf das weibliche Geschlecht. In 7 Fällen wurde 

26* 


404 Gynäkologie Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


die Nephrektomie, in 2 Fällen die Nephrotomie und in einem der letz- 
teren die sekundäre Nephrektomie ausgeführt. Die Heilung nach den 
Nephrektomien ging stets ungestört von statten. In einem Falle von 
Nephrotomie blieb Monate lang eine Fistel bestehen. Funke erklärt 
sich bei kleinen Hydronephrosen, namentlich bei intermittirenden, gegen 
einen operativen Eingriff, bei allen längere Zeit bestehenden sowie 
bei traumatischen Hydronephrosen dagegen für die Nephrektomie. Die 
Nephrotomie ist bei einkämmerigen Säcken und bei nicht sicher fest- 
stehender Gesundheit der anderen Niere angezeigt. Wenn nach längerem 
Bestehen einer Nephrotomiefistel eine sekundäre Nephrotomie angezeigt 
ist, so ist dieselbe gewöhnlich sehr schwieriz. 

Gerster (16) berichtet über vier Fälle von Hydronephrosis, 
darunter zwei bei Frauen. In einem derselben wurde die hydronephro- 
tische Niere exstirpirt; im zweiten war Cystitis und doppelseitige Pye- 
litis vorhanden mit Verdacht auf Tuberkulose, obwohl niemals Tuberkel- 
bacillen gefunden worden waren. Die Nephrotomie brachte hier zeit- 
weilige Erleichterung und die eine Zeit lang offen gehaltene Fistel 
schloss sich nach Entfernung des Drains. Von den zwei anderen 
Fällen ist einer von traumatischer Hydronephrose erwähnenswerth wegen 
der bei demselben mit Erfolg ausgeführten Ureteroplastik. Im Ganzen 
äussert sich Gerster bei Hydronephrose für die Nephrotomie. 

Greiffenhagen (17) berichtet über die Exstirpation eines rechts- 
seitigen hydronephrotischen Sackes bei einem 17jährigen Mädchen. Die 
Hydronephrose, welche durch eine angeborene Stenose des Ureters 5 cm 
oberbalb der Einmündung in die Blase bewirkt worden war, war vorher 
per laparotomian ineidirt und nach vorne und hinten drainirt worden. 
Da aber keine Schrumpfung eintrat, wurde die sekundäre Nephrek- 
tomie ausgeführt. Es trat Reflex-Anurie und Exitus letalis ein. 

Lapointe (23) berichtet über einen von Segond exstirpirten 
Hydronephrosen-Sack bei einem 23jährigen Mädchen. Das secernirende 
Gewebe war fast völlig geschwunden. Heilung. Da auch das obere 
Ureter-Ende erweitert war, wird eine im rechten Scheidengewölbe ge- 
fühlte Geschwulst, die für ein Ovarium gehalten wurde, vielleicht aber 
ein Harnstein war, als Ursache der Verlegung des Harnleiters an- 
gesehen. 

Lanwers(22) spricht sich bei Hydronephrose und Gesundheit der 
anderen Niere gegen die Nephrotomie wegen der Gefahr der Fistel- 
bildung und für die Nephrektomie aus und zwar macht er diese auf 
transperitonealem Wege, um die Gesundheit der anderen Niere durch 
Abtastung feststellen zu können. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 405 


Lebec (24) exstirpirte bei einer 34jährigen Kranken auf trans- 
peritonealem Wege eine rechteseitige Hydronephrose, deren Symptome 
auf 16 Jahre zurückgingen. Heilung. Der Ureter war undurchgängig 
und durch fibröses Gewebe obliterirt. 

Lenger (25) beobachtete einen Fall von grosser Hydronephrose 
bei einer im 6. Monate Schwangeren. Die grosse fluktuirende Cyste 
war für ovariellen Ursprungs gehalten worden. Der ganze Sack wurde 
per laparotomiam exstirpirt. Am Tage nach der Operation trat ein 
eklamptischer Anfall auf und trotz Befreiung des Uterus von dem 
macerirten Fötus ging die Operirte an weiteren eklamptischen Anfällen 
drei Tage nach der Operation zu Grunde. 

Lenhartz (26) entfernte bei einer 32jährigen Frau eine 2600 g 
schwere Cystengeschwulst der rechten Niere. In der durch Probe- 
punktion gewonnenen Flüssigkeit waren zahlreiche hyaline mit grossen 
Fetttropffen und scholligem Blutpigment besetzte Cylinder nachzu- 
weisen, während der Harn gar keine Anomalien bot. Das Nieren- 
parenchym war hochgradig degenerirt, der Ureter verschlossen. 

Mc. Burney (27) exstirpirte eine tief ins Becken verlagerte 
cystische Niere durch sekundäre Nephrektomie, nachdem die Cyste ent- 
leert, ausgewaschen und mit Gaze tamponirt worden war. Die Fistel- 
öffnung war durch Naht geschlossen worden und nun wurde unter 
Umschneidung derselben die Niere entfernt. 

Maury (26) spricht in einem Falle Retroversio uteri als Ur- 
sache von Hydronephrose an. 

Morison (31) fand bei Ausführung einer transperitonealen Nephrek- 
tomie den rechtsseitigen mit Eiter gefüllten Sack mit dem Duodenum 
verwachsen und in dieses durchgebrochen. Nach Ausschälung der 
Niere wurde die Oeffnung im Darm vernäht. Tod an Collapse am 
Tage der Operation. Die Hydronephrose, welche nachträglich vereitert 
war, war durch Striktur des Harnleiters an der Grenze des mittleren und 
unteren Drittels hervorgerufen. 

Obalinski (34) führte unter 6 Fällen von Hydro-Pyonephrose 
(darunter 5 Frauen) 5mal die Nephrotomie aus, mit 3 völligen Heilungen; 
2mal blieb eine eiternde Fistel bestehen Ineinem Falle wurde der Sack 
auf transperitonealem Wege operirt; der Sack stand mit der anderen 
Niere (Hufeisenniere!) in Verbindung und konnte nur unter starker 
Blutung von ihr abgelöst werden; Tod 30 Stunden nach der Operation. 

Owen (36) exstirpirte bei einem 13jährigen Mädchen eine wahr- 
scheinlich kongenitale linksseitige Hydronephrose auf transperitonealen 
Wege. Das Organ zeigte fötale Lappung und liess am unteren Ende 


406 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


noch eine beträchtliche Menge funktionsfähigen Gewebes erkennen. Der 
zweite Fall betrifft einen Knaben mit traumatischer Hydronephrose. 


Pawlik (37) beschreibt einen Fall von partieller Hydronephrose 
bei einer 50jährigen Frau, die seit 14 Jahren an Nierenkoliken litt. 
Am oberen Pole des mannskopfgrossen hydronephrotischen Sackes konnte 
der erhaltene Theil der rechten Niere getastet werden. Bei der trans- 
peritonealen Operation fand sich eine gabelige Theilung des Ureters, 
dessen einer Ast zum erbaltenen Nierentheil, dessen anderer zur Hydro- 
nephrose führte. Die letztere wurde exstirpirt, die zurückgelassene 
Niere und das Nierenbecken vernäht und die Bauchwunde geschlossen ; 
es trat Heilung ein, jedoch traten nach der Operation noch Nieren- 
koliken auf und die Sekretion der rechten Niere blieb geringer. 


Weiter beschreibt Pawlik einen Fall von linksseitiger retro- 
renaler seröser Cyste bei einer 73jährigen Frau, bei welcher durch Ureter- 
Katheterismus eine Erkrankung der Niere selbst ausgeschlossen werden 
konnte. Es fanden sich durch die hinter der Niere liegende Cyste 
Magen und Leber nach rechts und das Zwerchfell stark nach aufwärts 
verdrängt und die Lumbalgegend vorgewölbt Bei der Lumbal-Excision 
entleerten sich 4,4 Liter einer klaren, nicht sedimentirenden Flüssigkeit. 
Die mit der Niere nicht in Verbindung stehende Cyste wurde drainirt. 
Schluss der Höhle nach zwei Monaten. 


Fälle von intermittirender Hydronephrose werden in folgen- 
den Arbeiten angeführt. 


Bergh (2) berichtet über einen Fall von bis zu Kindskopfgrösse 
anschwellender intermittirender Hydronephrose rechterseits., Unmittel- 
bar nach spontaner Entleerung wurde die Nephrorrhaphie ausgeführt 
und dabei die Niere normal gross gefunden. 


Duplay (11) berichtet über einen Fall von aufsteigender Infektion 
einer intermittirenden Hydronephrose, bewirkt durch eine im Wochenbett 
entstandene akute gonorrhoische Cystitis. Die Hydronephrose entleerte 
sich nach einem 24stündigen Schmerzanfall und es wurden 1—2 Liter 
Harn entleert. 


Tauffer (43) berichtet über einen seine Grösse wechselnden Tumor 
der verlagerten rechten Niere bei einer 22jährigen Kranken. Die linke 
Niere war ebenfalls verlagert und vergrössert, aber auch in wechselndem 
Grade. Mit der Verkleinerung der Tumoren nahm immer die Harn- 
menge zu. Die Therapie war hier wegen Erkrankung beider Nieren 
eine symptomatische. Korányi batte in diesem Falle durch Bestim- 
mung des Gefrierpunktes des Blutes auf 0,72—0,74° (statt normal 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 407 


0,56°) das Nichtvikariiren der linken Niere festgestellt, bevor diese 
als Tumor zu tasten war. 

Wilson (46) empfiehlt zur Untersuchung intermittirender Ovarial- 
cysten und Hydronephrosen den Harnleiter-Katheterismus; im veröffent- 
lichten Falle handelte es sich um eine Ovarialcyste. 

Newman (33) erklärt die Entstehung der intermittirenden Hydro- 
nephroge bei Nierenverlagerung entweder durch Torsion des Ureters 
und der Gefässe oder durch plötzliche Knickung des Ureters oder 
durch winkelige Einmündung des Ureters in die Blase (? Ref.). Ist 
der Abfluss des Harns aus dem Nierenbecken verhindert, so sinkt in 
Folge der Kompression der kleinen Arterien seitens der Harnkanälchen 
die Geschwindigkeit des Blutstroms und die Harnsekretion geht zurück; 
wird das Hinderniss beseitigt, so entleert sich eine grosse Menge ver- 
dünnten Harns, indem das in der Niere aufgetretene Oedem schwindet 
und einer arteriellen Hyperämie Platz macht. Während der starken 
Ausdehnung des Nierenbeckens wird auch die Sekretion auf der ge- 
sunden Seite plötzlich unterdrückt; dies geschieht auf reflektorischem 
Wege und zwar entweder durch krampfhafte Zusammenziehung der 
Muskelfasern des Ureters oder durch lokale Herabsetzung des Blut- 
drucks in Folge von Krampf der Arteriolen. Da aber keine besondere 
Schmerzhaftigkeit in der nicht erkrankten Niere zu beobachten ist, so 
ist die letztere Entstehungsweise die wahrscheinlichere. 

Cramer (8) veröffentlicht die Operation einer durch Ureterknickung 
bewirkten hydronephrotischen Wanderniere aus der Barden heuer’schen 
Klinik. Bardenheuer legte durch den geknickten Ureter an dessen 
unterer Wand einen Längsschnitt bis ins Nierenbecken an, die Wund- 
ränder wurden auseinander gehalten und durch eine senkrecht auf die 
ursprüngliche Schnittrichtung angelegte Nahtlinie wieder vereinigt. Hei- 
lung. Cramer macht hierbei auf die von Bardenheuer schon früher 
gemachte Beobachtung aufmerksam, dass sich auch grosse hydronephro- 
tische Säcke nach einer konservativen Operation rasch verkleinern und 
dass nach Aufhebung des hohen intrasaccalen Druckes das komprimirte 
Nierengewebe wieder funktionsfähig werden kann. Aus diesem Grunde 
wt eine konservative Behandlung der hydronephrotischen Säcke zu 
empfehlen. 


5. Eiterige Entzündungen. 


l. Albarran, J., Fistule rénale guérie par le cathöterisme a demeure des 
ureteres. Soc. de chir. Sitzung vom 19. V. Centralbl. f. d. Krankh. d. 
Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 512. 


408 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


2. Alexander, S.T., Drainage of the kidney and pyrexia. New York Acad. 
of Med. Sektion f. allg. Chir. Sitzung v. 10. V. Med. Record, New York. 
Vol. LII, pag. 171. 

8. Aly, Surgical kidney. Aerztl. Verein in Hamburg, Sitzung vom 30. IT. 
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 372. , 

4. Baginsky, A., Ueber Pyelonephritis im Kindesalter. Deutsche mediz. 
Wochenschr. Bd.. XXIII, pag. 400. 

5. Bovet u. Huchard, Pyélonéphrite infectieuse guérie par les injections 
sous-cutanées de solution saline de chlorure de sodium. Soc. de thérap. 
Sitzung v. 12. I. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 862. 

6. Chevalier et Mauclaire, Nephrotomie pour anurie chez une femme 
ayant un rein unique. Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. 
d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 723. 

7. Coelho, S., Trois cas de néphrectomie dans des pyélo-néphrites suppurées, 
suivie de guérison. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 891. 

8. Delbet, L'hématocatharsis dans les pyélites et les hémorrhagies. Presse 
méd. Nr. 2. 

9. Elliot, J. W., Nephro-Ureterectomy; retroperitoneal extirpation of a 
kidney with its ureter. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 
173 u. 187. 

10. Fuller, Interesting points connected with a nephrectomy secondary to 
a nephrotomy. Journ. of cutan. and gen.-ur. diseases 1896, Nr. 163. 

li. Genova, L., Di un caso di pielonefrite blennoragica, di gomme della cal- 
lotta e di pachimeningite purulenta. Giorn. ital. delle mal. ven. 1895, 
Heft 9. (Sektionsbefund von aufsteigender gonorrhoischer Ureteritis und 
Pyelonephritis.) 

12. Goldberg, B., Ueber Albuminurie bei Blennorrhoe. Monatsschr. f. prakt. 
Dermatol. 1896, Nr. 8. 

13. Hannecart, Néphrectomie chez une femme de 70 ans. Journ. de Méd. 
de Bruxelles, 22. April. 

14. Homans, J., A case of nephrectomy for renal abscess, calculous pyelitis 
and cholecystotomy in the same patient; recovery. Boston Med. and Surg. 
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 547. 

15. Israel, J., Demonstration von vier Nierengeschwülsten. Freie Vereinigung 
d. Chirurgen Berlins. Sitzung v. 13. VII. 1896. Berliner klin. Wochen- 
schrift. Bd. XXXIV, pag. 104. 

16. Klugkist, H., Ueber puerperalen parametritischen Abscess mit nachfolgen- 
der Pyelonephritis. Inaug -Diss. Greifswald. 

17. Kudinzew, J., Ein Fall von Nephrektomie wegen multipler Pyonephrosis. 
Med. obosr. Nr. 1. g 

18. Küster, E. F., Ueber Pyelitis und Pyelonephritis. Inaug.-Diss. München 
1896. (Sektionsbefund von eiteriger Pyelitis und Perinephritis bei einem 
Manne.) 

19. Lilienthal, H., The diagnosis and treatment of surgical renal disease. 
Ann. of Surg. 1896, pag. 257. 

20. Loumeau, Pyonéphrose ou congestion renale. Assoc. franç. d’urol. 
II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII], 
pag. 721. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 409 


21. Macaigne, Nephritis in Folge von Colibacillen. Arcb. gen. de Méd. 1896, 
Nr. 12. 

2. M’Ardle, Suppurating kidney. Royal Acad. of Med. in Ireland, Section 
on Pathol. Sitzung v. 5. XI. Lancet. Vol. II, pag. 1327. 

23. Mendelsohn, Ueber medikamentöse Bebandlung der Krankheiten der 
oberen Harnwege. LXIX. Naturforscherversammlung zu Braunschweig. 
Innere Sektion. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 894. 

24. Navas, H., Des pyelonephrites gravidiques. These de Lyon, Nr. 57 u. 
Gaz. hebd. de med. et chir. Nr. 53. 

25. Niebergall, Die primären und sekundären Eiterungen’in dem die Niere 
umgebenden Fettbindegewebe (primäre u. sekundäre Paranephritis). Deutsche 
militärärztl. Zeitschr. 1896, Heft 8—10. (Kingehende Schilderung der Aetio- 
logie, Symptomatologie, Differentialdiagnese, Prognose und Therapie unter 


Mittheilung von 20 neuen Fällen, worunter zwei eigene Beobachtungen.) 

26. Seelig, Ueber Pyelitis. Verein f. wissenschaftl. Heilkunde zu Königs- 
berg, Sitzung v. 29. III. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 198. 
Vereinsbeilage. 

27. Steiner, Eitrige Paranephritis, entstanden durch Nierenabscess. Centralbl. 
f. Chir. Bd. XXIV, Nr. 13. 

28. Wollstein, M., Abscess of kidney; cystitis without symptoms. New York 
Path. Soc. Sitzung vom 28. X. 1896. Med. Record, New York. Vol. LI, 
pag. 138. 


Nach den Untersuchungen von Goldberg (11) kommt in 12°/o 
der Fälle von akuter Gonorrhoe wahre Albuminurie vor, die nur in 
einem Sechstel als Folge von aufsteigender Cysto-uretero-pyelonephritis 
aufgefasst werden kann. In den übrigen fünf Sechsteln nimmt Gold- 
berg eine Infektion der Nieren durch die Blutbahn auf metastatischem 
Wege an. Diese Albuminurie verschwindet meistens nach einer Dauer 
von wenigen Wochen, kann aber auch, wenn die Gonorrhoe chronisch 
wird, ebenfalls chronisch werden, jedoch bleibt sie auch in diesem Falle 
meist geringfügig und nimmt nur höchst selten gefahrdrohende Grade an. 


Baginsky (4) unterscheidet zwei Kategorien von Pyelonephritis 
im Kindesalter, eine leichte und eine schwere Form. Die erstere entsteht 
im Anschluss an Dyspepsie, Obstipation und membranöse Colitis; der 
Gehalt des Harns an Eiterkörpern, Cylinder-Bruchstücken und ge- 
schwänzten Epithelien ist wechselnd. Von Bakterien enthält der Harn 
besonders das B. coli commune. Die schweren Fälle kommen bei Sommer- 
diarrhoen mit grünlichen, schleimigen oder blutigen Stüblen vor. Der 
viel Eiter, Cylinder und Epithelien enthaltende Harn erweist sich als 
stark bakterienhaltig, besonders sind B. coli commune, Bacillus pyo- 
cyaneus und Proteus nachzuweisen. Die Nieren sind vergrössert und 
schmerzbaft und lassen bei der Sektion stecknadel- bis bohnengrosse 


410 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


eiterige und hämorrhagische Herde erkennen. Diese Form ist progno- 
stisch sehr ungünstig (alle vier beobachteten Kinder starben). Fin kel- 
stein bestätigte in der Diskussion das Vorhandensein der Arten des 
B. coli commune im Harn bei Pyelonephritis im Kindesalter und betont 
besonders das häufige Vorkommen dieser Erkrankung bei Mädchen, 
bei denen das Eindringen der Bakterien besonders leicht ist; er ist ferner 
geneigt den Ausgang solcher Pyelonephritiden in Schrumpfnieren an- 
zunehmen. Posner nimmt in solchen Fällen nicht einen ascendirenden 
Prozess, sondern eine Infektion durch die Blutbahn an, was durch 
die Experimente mit Darmunterbindung gestützt wird, eine Anschauung 
die von Baginsky nicht getheilt wird. 

Boret und Huchard (5) empfehlen bei infektiöser Pyelonephritis 
die subcutane Injektion von physiologischer Kochsalzlösung, wodurch 
eine verstärkte Diurese mit vermehrter Ausscheidung toxischer Sub- 
stanzen bewirkt wird Ein Fall wird als Beispiel angeführt. Bei 
gleichzeitigen Cardiopathien ist die vorgeschlagene Behandlung kontra. 
indicirt. 

Fuller (10) stimmt mit Israël dahin überein, dass bei Nieren- 
eiterungen die primäre Nephrotomie und Drainage sowie eventuell 
die sekundäre Nephrektomie der primären Exstirpation vorzuziehen ist. 
Die durch das von Israël empfohlene Verfahren erzielten Resultate 
sind deshalb bessere als bei primärer Nephrektonie, weil durch die 
Nephrotomie das Volum der Niere beträchtlich verringert wird und 
die Niere daher später leichter und bei kleinerem Hautschnitt zu ent- 
fernen ist, ferner weil nach der Nephrotomie die Umgebung des Organs 
so sehr mit plastischer Lymphe durchtränkt wird, dass bei der sekun- 
dären Nephrektomie die Resorption septischer Stoffe sehr beschränkt 
wird, endlich weil sich in der Zeit nach der Nephrotomie der Zustand 
der anderen Niere sicher beurtheilen lässt. 

Lilienthal (19) befürwortet bei eiterigen Entzündungen der 
Niere zunächst die einfache Nephrotomie und konnte damit einen Fall 
zur Heilung bringen, in welchem die Niere Sitz pyämisch-metastatischer 
Abscesse war. In einem Falle von vereiterter Steinniere musste, weil 
die nach Nephrotomie zurückgebliebene Fistel nicht heilte, die sekundäre 
Nephrektomie ausgeführt werden. 

Macaigne (21) beschreibt drei Fälle von descendirender Infektion 
durch Colibacillen, für welche Form der Infektion er zwei Ursachen 
annimmt, nämlich eine Verletzung der Oberfläche des Verdauungs- 
kanals und eine stärkere Virulenz der Bacillen. Klinisch und patho- 
logisch unterscheidet er zwei Formen descendirender Infektion: 1. Eine 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 411 


epitheliale unter der Erscheinung einer Glomerulo- und Tubular-Nephritis 
verlaufende, bei welcher der Harn Colibacillen enthält; die Epithelial- 
Läsionen sind entweder bedingt durch die Bacillen selbst oder durch 
die Toxine; die Prognose ist gewöhnlich günstig. 2. Eine eiterige 
Form, bei welcher Fieber, Oedeme, Albuminurie, Cylindrurie und 
Pyurie vorhanden sind; die Symptome ähneln einer Pyelonephritis 
oder einer primären eiterigen Nephritis, aber Ureteren und Blase sind 
gesund; in der Niere entwickeln sich miliare Abscesse, welche die Coli- 
bacillen entbalten und aus Embolis in den Glomerular- und Inter- 
tübular-Gefässen oder aus Bacillen-Haufen innerhalb der Kanälchen 
entstehen. Die Abscesse sitzen im letzteren Falle peritubular, im 
ersteren perivaskulär. Zugleich besteht intensive Glomerulitis, Peri- 
glomerulitis und kleinzellige Infiltration und die Kanälchen sind mit 
Bacillenhaufen angefüllt. 

Obalinski (g. 4. 34) bezeichnet bei allen Pyonephrosen, mögen 
sie auf Lithiasis oder auf anderen Ursachen beruhen, die Nephrotomie 
als die tonangebende Operation; unter 20 einschlägigen Fällen wurde 
dieselbe 8mal, jedesmal mit günstigem Erfolge ausgeführt, während fünf 
Fälle von Nephrektomie zweimal zum tödtlichen Ausgang führten. 
Auch die einfache Incision ergab günstige Resultate, indem sämmtliche 
sieben Operirte genasen, zwei allerdings unter Bildung einer Nieren- 
fistel. Die Nephrotomie ist schon deshalb die Methode der Wahl, weil 
die Hilfsmittel, durch welche der Zustand der anderen Niere beurtheilt 
werden kann, vor allem der Ureter-Katheterismus, schwierig anzuwenden 
und doch noch unsicher sind. Nach Obalinski’s Erfahrungen darf 
übrigens die Funktionstüchtigkeit der anderen Niere angenommen werden, 
wenn die erkrankte Niere bei der Palpation 2—3 mal vergrössert 
gefunden wird. Die Nephrektomie ist nur dann indizirt, wenn vor- 
handene Steine nicht radikal entfernt werden können und sehr ver- 
breitete Eiternischen vorhanden sind, welche zu Eitersenkungen oder 
zu langdauernden Eiterungen Veranlassung geben können ; kontraindizirt 
it sie bei starken Verwachsungen der Nierenkapsel mit der Umgebung, 
% dass deren Trennung starke Blutungen herbeiführen kann. Da die 
meisten Pyonephrosen auf Steinbildung beruhen, soll man nicht zögern, 
den operativen Eingriff auch in einem frühen Stadium der Erkrankung 
zu unternehmen. 

Delbet (8) beobachtete bei einem Falle von Pyelonephritis nach 
Intravenöser Injektion von 1!/» Liter 7?/o iger Chlornatrium-Lösung 
mit Natriumsulfat ein Absinken des Fiebers unter gesteigerter Diurese 
und Diarrhoe. Als Kontraindikatiin wird Herzschwäche erwähnt, 


412 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


jedoch kann zuerst mit subeutanen Infusionen ein Versuch gemacht 
werden. 


Mendelsohn (23) betont, dass bei Infektion der oberen Harn- 
wege, speziell bei Infektion des Harns, das bisher übliche Salol von 
dem Urotropin Nicolaier’s in Schatten gestellt wird. Dasselbe ist bei 
Zuständen von Harnzersetzung innerhalb der Harnwege in einer Reihe 
von Fällen mit grossem Erfolge gegeben wurden. In der Diskussion 
bestätigt auch Posner die gute Wirkung des Urotropins bei Harn- 
zersetzung. 


Elliot (9) exstirpirte eine vereiterte Niere bei einer 24jährigen 
Kranken, an welcher früher beiderseits die Nephrotomie ausgeführt 
worden war. Auf der rechten Seite hatte dieselbe einen Eiterherd, 
linkerseits nur eine Cyste ergeben. Da rechterseits nochmals Schmerzen 
auftraten, war die Nephrotomie wiederholt worden und nach dieser 
Operation blieb eine eiternde Fistel zurück, die Arbeitsunfähigkeit her- 
beiführte, weshalb die Kranke die Exstirpation der Niere verlangte. 
Diese wurde erst ausgeführt, nachdem unter Zunahme der Harustoff- 
Ausscheidung einerseits, einer Hebung des Ernährungszustandes an- 
dererseits die Funktionstüchtigkeit der anderen Niere festgestellt war. 
Die Ausschälung der Niere aus dem derben Narbengewebe war schwierig. 
Nach der Exstirpation fand sich der Ureter daumendick erweitert und 
mit Eiter gefüllt; da derselbe in der Höhe des Beckeneingangs nor- 
males Kaliber anzunehmen schien, wurde er bis in diese Höhe herunter 
exstirpirt und der Rest sorgfältig vernäht. Vollständige Heilung. Elliot 
glaubt, dass ein Stein Ursache der Eiterung gewesen ist, obwohl ein 
solcher nicht gefunden wurde. Die exstirpirte Niere war fast voll- 
ständig durch Eiterung zerstört. Nach der Operation nahm die täg- 
lich ausgeschiedene Harnstoffmenge stetig zu. 


In der Diskussion (Suffolk District Med. Society) wird von Wood, 
Cabot, Richardson und Reynolds die Beobachtung der Harn- 
ausscheidung nöthigenfalls mit Zuhilfenahme des Kystoskops und des 
Harnleiter-Katheterismus als wichtig betont; von Interesse ist hier 
besonders der von Reynolds erwähnte Fall, in welchem ohne 
Harnleiter- Katheterismus wahrscheinlich auf die gesunde Niere in- 
cidirt worden wäre. Burrage spricht sich für die Nothwendigkeit der 
Ureterektomie in Fällen von tiefgreifender Eiterung im Harnleiter aus 
und erwähnt einen Fall, in welchem nach der Nephrektomie die Eite- 
rung aus dem belassenen Harnleiter fortdauerte. Bezüglich der Be- 
handlung des Harnleiters nach der Nephrektomie befürwortet Cabot 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 413 


in geeigneten Fällen die von Kelly zuerst ausgeführte Implantation 
des Ureter-Restes in die Scheide. 

Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über vier Fälle von Pyonephrose 
(zwei bei Frauen). In einem Falle wurde nach Nephrotomie die 
sekundäre Nephrektomie, im zweiten die primäre Nephrektomie aus- 
geführt. Beide Operirte genasen. Von den zwei Fällen bei Männern 
ist einer dadurch bemerkenswerth, dass eine tödtliche Blutung aus der 
Vena cava eintrat. Bräuninger tritt bei Pyonephrose für möglichst 
frühzeitige Operation ein. 

Klugkist (16) beschreibt einen Fall von tödtlicher Pyelonephritis 
nach eitriger Parametritis mit Durchbruch des Abscesses in die Blase. 
Die doppelseitige Pyelonephritis erfolgte offenbar auf dem Wege auf- 
steigender Infektion. Tod an Urämie. 

Navas (24) theilt drei selbst beobachtete Fälle von Pyelonephritis 
in der Schwangerschaft mit und bespricht ausserdem acht aus der 
Litteratur gesammelte Fälle. In fünf Fällen trat die Erkrankung im 
5. Monat der Schwangerschaft auf, in den anderen Fällen im 6. und 
7. Monate. Die Affektion sass stets rechterseits. Die Infektion, welche 
in der Mehrzahl der Fälle durch Colibacillen bewirkt wird, geschieht 
vom Darm aus auf dem Wege der Blutbahn. In zwei Fällen trat der 
Tod ein, beidemale erst nach der Geburt, in dem einen Falle wohl 
durch Sepsis nach kriminellem Eingriff. In sieben Fällen trat Heilung 
unter gewöhnlicher medikamentöser Behandlung und durch Entleerung 
des Eiters durch den Ureter ein. In drei Fällen wurde die Nephrotomie 
ausgeführt, mit einem Todesfall (Guyon). Die Nephrektomie kommt nur 
als sekundäre Operation bei bleibender Eiterfistel in Betracht. 

Albarran (1) brachte eine nach Nephrotomie bei Pyonephrose 
zurückgebliebene Lumbalfistel dadurch zum Schluss, dass er Verweil- 
katheter in beide Ureteren einlegte. 

Lanwers (g. n. 22) operirte drei Pyonephrosen mittelst Nephro- 
tomie und drei andere mittelst Nephrektomie. Die Indikation des Ein- 
griffes ist für den Einzelfall streng zu individualisiren ; grosse Schwäche 
und Erkrankung der anderen Niere kontraindiziren die Nephrektomie. 

Newman (g. 3, 30) beobachtete das Verschwinden einer Pyo- 
nephrose während der Palpation, obwohl nachher kein Eiter aus der 
Blase entleert wurde. Der Inhalt war wahrscheinlich ins Colon abge- 
flossen. Nach Wiedererfüllung des Sackes Nephrotomie und Heilung. 

Alexander (2) beobachtete nach Nephrotomien bei Pyonephrosen, 
dass er öfters den Abfall der Temperatur erst eintreten sah, wenn der 
Drain aus der Niere entfernt wurde. 


414 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Aly (3) stellte in einem Falle von Pyonephrose die Diagnose 
durch das Rose’sche Verfahren der getrennten Harngewinnung. Nephr- 
ektomie. 

Chevalier und Mauclaire (6) beobachteten plötzliche Anurie 
bei einer Frau, der vor sechs Jahren wegen Pyonephrose die rechte 
Niere entfernt worden war. Die Nephrotomie ergab einen Liter trüben 
Harns im Nierenbecken. Der Ureter blieb bis jetzt undurchgängig. 

Coelho (7) bezeichnete bei Pyelonephritis als Operation der Wahl 
die Nephrotomie; die Nephrektomie ist nur ausnahmsweise indizirt. Es 
werden drei Fälle von Nephrektomie mitgetheilt, die alle mit Genesung 
endigten. Im ersten Falle handelte es sich um eine vereiterte Stein- 
niere, bei der die Exstirpation gemacht wurde, weil nicht alle Steine 
sich entfernen liessen. Im zweiten Falle machte der hochgradig de- 
generirte Zustand der Niere und die Zerreisslichkeit ihres Gewebes die 
Exstirpation nothwendig. Der dritte Fall betrifft einen männlichen 
Kranken. 

Hannecart (13) entfernte bei einer 70Ojährigen Frau, die an 
Nierenschmerzen und Hämaturie litt und bei der ein fluktuirender Tumor 
in der rechten Nierengegend gefunden wurde, die pyonephrotische 
Niere; das Nierengewebe war vollständig zerstört. Heilung. Die Pyo- 
nephrose war wahrscheinlich nach Verlagerung der Niere entstanden. 

Homans (14) berichtet über die Exstirpation einer mit Eiter und 
Steinen gefüllten Niere bei einer 42jährigen Kranken, bei der schon 
vor 13 Jahren ein Nierentumor gefunden worden war. Schnitt in der 
Linea semilunaris. Zugleich wurde die mit Steinen gefüllte Gallenblase 
incidirt. Heilung. 

Israël (15) exstirpirte eine Pyonephrose bei einer im fünften 
Monate schwangeren Frau mit glücklichem Ausgang und ohne Unter- 
brechung der Schwangerschaft. 

Loumeau (20) beobachtete bei einer an Cystitis in Folge von 
Blasenstein leidenden Frau eine Schwellung beider Nieren, die für den 
Ausdruck einer Pyonephrose gehalten wurde. Die Lumbalincision er- 
gab aber nur eine starke Kongestionirung der Niere. 

M’Ardle (22) exstirpirte eine vereiterte Niere, in deren Eiter- 
herden Colibacillen in Reinkultur gefunden worden. Die ÖOperirte 
genas. 

Seelig (26) legt bei der Diagnose pyelitischer Eiterungen 
das Hauptgewicht auf die Kystoskopie und den Harnleiterkathe- 
terismus; für die Therapie lenkt er die Aufmerksamkeit auf Spülungen 
des Nierenbeckens. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 415 


Wollstein (28) berichtet über einen Fall von verkästem Nieren- 


abscess; das Nierengewebe war auf !/s reduzirt. Die Kranke starb an 
Morbus Brighti der anderen Niere. Zugleich fand sich eine Cystitis, 
besonders in der Gegend des Trigonum, welche symptomlos ge- 


blieben war. 

6. Tuberkulose. 

l. Albarran, Deux n&phrectomies précoces pour tuberculoses miliaires du 
rein; guérison. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, Nr. 10. 

2. — J., Indications opératoires dans la tuberculose rénale. XI. franzöds. 
Chirargenkongress. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 1044. 

3. — Les infections secondaires dans la tuberculose urinaire. Ann. des 
mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 1. 

4. Bangs, L. B., Resultats after nephrectomy for renal tuberculosis. Amer. 
Ass. of Gen.-Ur. Surg. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 711. 

3. Brown, F. T., Renal Tuberculosis. New York Med. Journ. Vol. LXV, 
pag. 377 ff. 

6. Bunge, R., u. Trautenroth, A., Smegma- und Tuberkelbacillen. Fort- 
schritte d. Med. Bd. XIV, Nr. 23 ff. 

T. Carlier, L’intervention chirurgicale dans la tuberculose du rein. Assoc. 
franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual- 
Organe. Bd. VIII, pag. 721. 

8. Garceau, E., Some cases of Cystitis in women. Boston Med. and Surg. 
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 97 u. 109. 

9. Goldberg, Ueber Nierentuberkulose. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- 
u, Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 469. 

10. Guyon, F., Anurie tuberculeuse. Journ. de med. et chir. prat: 1896, Nr. 15. 
(Fall von Annie ohne Nierensteine.) 

ll. Heinricius, G., Njurtuberkulos; Nefrotomi; Nefrektomi. Finska Läkare- 
sällsk. Handl. Bd. XXXVII, pag. 527; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, 
pag. 429. 

12. Hotchkins, Tubercular kidney. Ann. of Surg. 1896, Oktober. 

13. Kammerer, F., Tuberculosis of the kidney. New York Acad. of Med. 


Chirurg. Sektion, Sitzung v. 14. XII. 1896. Med. Record. New York. Vol. 
LI, pag. 62. 


. Kelynack, T. N., The „scrofulous“ kidneys. Med. chron. Mai. 
. King, H. M., A case of genito-urinary tuberculosis; necropsy. Med. News. 


Vol. LXXI, pag. 302. 


6. Lindl, P., Ueber Urogenitaltuberkulose. Inaug.-Diss. München 1896. 
. Littleword, Nephrectomy for tuberculous disease. Leeds and West 


Riding Med.-Chir. Soc. Sitzung v. 19. III. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 
1161. (Ein Fall, Genesung.) 


. Lorenz, R., Zur Frühdiagnose der Nierentuberkulose. Inaug.-Diss. Greifs- 


wald 1896. 


. Loumeau, Nephrectomie pour tuberculose primitive du rein. XI. franz. 


Chirurgenkongress. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 1044. 


416 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


20. Mankiewicz, Exstirpirte tuberkulöse Niere. Berliner med. Gesellsch. 
Sitzung v. 28. IV. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage, 
pag. 99. (Demonstration.) 

21. Mc Burney, Tubercular kidney, nephrectomy. Ann. of Surg. 1896, Juli. 

22. Meyer, W., Early diagnosis and early nephrectomy for tuberculosis of 
the kidney. Med. News. Vol. LXX, pag. 545. 

23. Michel, A., Des tuberculoses latentes du rein. These de Montpellier, 

Nr, 52. 

24. Percheron, A., De l'intervention chirurgicale dans la tuberculose rénale. 
Thèse de Paris, Nr. 524. 

25. Polak, J. O., Nephrectomy for tuberculous kidney; two cases. New York 
Acad. of Med., Section on Obst. and Gyn. Sitzung v. 25. III. Med. Record. 
New York. Vol. LI, pag. 498. (Zwei Fälle, davon ein Todesfall.) 

26. Selby, Nierentuberkulose mit Steinen; doppelseitige Pyonephrosis calcu- 
losa. Leeds and West Riding Med.-Chir. Soc. Sitzung v. 19. II. Lancet, 
Vol. I, pag. 668. (Demonstration der Präparate.) 

27. Steel, J. D., Case of primary renal tuberculosis. Amer. Med. Assoc. 
L. Jahresversammlung. Med. News. Vol. LXX, pag. 869. (Betont die 
Möglichkeit der primären Nierentuberkulose.) 

28. Stewart, D., u. Kelly, A., On the occurence of primary tuberculosis 
of the kidney with special reference to primary miliary form. Med. News. 
Vol. LXXI, pag. 193. 

29. Stoeve, G., Zur Frage der Urogenitaltuberkulose. Inaug.-Diss. Jena 1896. 
(Krankengeschichte und Leichenbefund bei cinem Manne.) 

30. Thümmel, H., Exstirpation einer tuberkulösen Wanderniere. Beiträge 
z. wissenschaftl. Medizin. Festschr. z. Braunschweiger Naturforscher-Ver- 
sammlung. Braunschweig, H. Brubn, pag. 290. 

3l. Tuffier, Contribution à l'étude de l’intervention chirurgicale dans la 
tuberculose du rein. Soc. de chir. Sitzung v. 13. VI. Ann. des mal. des 
org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 712. 

32. Van der Veer, A., Haematurie; large tubercular kidney, right side; 
right lumbar incision, transverse, 12'/» inches; peritoneum not injured; 
recovery. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI, pag. 137. (Betrifft einen Kranken 
männlichen Geschlechts.) 


Brown (5) veröffentlicht eine ausführliche Darlegung seines im 
vorigen Jahre in einem Vortrag (Jahresbericht Bd. X, pag. 44) geäusserten 
Standpunktes. Für die Anfangsstadien der Erkrankung empfiehlt er 
eine allgemeine roborirende, eventuell klimatische Behandlung. Tritt 
dagegen Pyurie mit Fieber auf bei nachweisbarer Vergrösserung und 
Empfindlichkeit der Niere, oder kommt es zu Nierenblutungen mit 
Kolik ähnlichen Erscheinungen, so ist die Nephrektomie strikte indizirt, 
auch wenn irgendwo im Körper — meistens in der anderen Niere — 
ein noch aktiver oder geheilter Tuberkulose-Herd nachgewiesen wird. 
Das Gleiche ist der Fall, wenn unter der roborirenden Behandlung 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 417 


Appetit und Körpergewicht abnehmen, Pyurie, Schmerzhaftigkeit und 
Nierenschwellung dagegen zunehmen. Dass in solchen Fällen bestehende 
Blasenbeschwerden mit der Nephrektomie plötzlich verschwinden, be- 
weist, wie lange die excernirenden Harnwege trotz der fortwährenden 
Ausscheidung der Bacillen immun bleiben können. In Fällen, wo die 
excernirenden Harnwege sicher bereits erkrankt sind, wo auch die andere 
Niere, wenn auch in geringerem Grade affizirt ist und wo Peritoneum, 
Tuben und Ovarien erkrankt sind, kann ebenfalls die Nephrektomie 
zeitweilig Erleichterung schaffen, wenn der Hauptherd in einer Niere 
sitzt und der natürliche Abfluss durch den Ureter unzureichend ist. 

Anschliessend (hel Brown die Statistik von Mc Burney zu- 
sammen mit der seinigen mit: von 28 Nephrektomien wurden 9 bei 
Tuberkulose ausgeführt, mit einem Todesfall (bei transperitonealer 
Operation) wegen Erkrankung der anderen Niere. Die übrigen Nephrek- 
tomien kommen auf 7 Fälle von Pyonephrose, 2 Fälle von septischen 
Erkrankungen in der Nierenwunde, ferner je 2 von Hydronephrose, 
von Calculose und von Nierenruptur (ein Todesfall), endlich je ein Fall 
von Nierenabscess nach Ruptur, Oysten-Niere und chronische diffuse 
Nephritis. In 17 Fällen wurde auf transperitonealem, in 11 auf lumbarem 
Wege operirt. 

Von den lumbaren Schnittführungen passt für die Nierenexstir- 
pation mehr die transversale, während die vertikale mehr für die Nephror- 
rhaphie sich eignet. Die transperitonealen Methoden durch das Meso- 
colon oder durch das Mesenterium involviren namentlich bei den dünn- 
wandigen tuberkulösen und Eiternieren die Verunreinigung des Bauch- 
fells, eignen sich jedoch für die Exstirpation sehr voluminöser Nieren, 
Ist das Colon stark medianwärts verdrängt, so gestattet auch bei grossen 
Nierentumoren die extraperitoneale Schnittführung oder die Schnitt- 
führung durch das Mesocolon den besten Zugang zum Stiel. 

Goldberg (9) betont als Frühsymptome der Nierentuberkulose 
besonders Koliken und Blutungen mit Pyurie. In seltenen Fällen kommt 
es im Anfangsstadium zu einer Hämaturie, so dass die Aufstellung 
einer „forme h&maturique‘ der Nierentuberkulose gerechtfertigt erscheint. 
Die Kystoskopie ist für die Frühdiagnose von hohem Werth, jedoch 
kann auch sie im Stiche lassen, weil die pathologischen Veränderungen 
der Blase nicht immer charakteristisch für Nierentuberkulose sind und 
die Blase auch völlig frei von Erkrankung sein kann; in diesem Falle 
beweist aber die Kystoskopie den Sitz der Erkrankung in den oberen 
Harnwegen. Für die Diagnose, welche Niere erkrankt ist, kann eben- 
falls die Kystoskopie von grossem Wertbe sein, jedoch wird mit Recht 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 27 


418 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weihe. 


betont, dass die Sekretion eines klaren Harns die Tuberkulose nicht 
völlig ausschliesst. Von weiterem Werthe erscheint die Palpation der 
Nieren, jedoch ergiebt diese durchaus nicht immer Aufschluss über Sitz 
und Charakter der Erkrankung. Endlich wird bei Eiterharn auf die 
Wichtigkeit der von Posner vorgeschlagenen Zählung der Eiterkörper- 
chen und Vergleich der Zahl mit dem Eiweissgehalt hingewiesen, welche 
Methode für Annahme oder Ausschluss einer renalen Erkrankung von 
grossem Werthe ist. 

In therapeutischer Beziehung befürwortet Goldberg für Initial- 
fälle zunächst die Allgemeinbehandlung verbunden mit geeigneter medika- 
mentöser Therapie (Kreosot, Ichthyol), weil kleinere tuberkulöse Herde 
sich abkapseln und unschädlich werden können. Bei der Indikations- 
stellung für den operativen Eingriff und die Art desselben kommt der 
Zustand der Blase und der Schwesterniere, vor allem aber der nach 
der Freilegung der erkrankten Niere gefundene Zustand dieses Organes 
selbst in Betracht. Hierbei wird betont, dass nachweisbare Erkrankung 
anderer Theile des Harnapparates die Nephrektomie nicht vollkommen 
kontraindizirt. In zweifelhaften Fällen empfiehlt Goldberg nach Nephrek- 
tomie den Harn der anderen Seite isolirt zu untersuchen und dabei be- 
sonders den Harnstoffgehalt in Betracht zu ziehen und im Falle günstigen 
Ergebnisses dann die sekundäre Nephrektomie anzuschliessen. Bei 
Gewissheit einer Erkrankung der Schwesterniere ist nur die Nephrotomie 
zulässig. | 

Von den drei von Goldberg mitgetheilten Fällen betrifft einer 
eine Frau, bei welcher vor der Operation die Diagnose Cystitis und 
Hydropyonephrose der beweglichen rechten Niere gestellt worden war. 
Nach der Nephrotomie wurde die Erkrankung durch Nachweis von 
Tuberkelbacillen als tuberkulös erkannt und da die andere Niere gut 
funktionirte, am zweiten Tage die Nephrektomie vorgenommen. Da 
auch nach der Heilung im Harn Tuberkel gefunden wurden, ist zwar 
auch die zurückgebliebene Niere nicht frei von Tuberkulose, aber die 
Frau ist unter angemessener Allgemeinbehandlung drei Jahre nach der 
Operation noch in gutem Zustande. 

Albarran (3) bespricht in einem klinischen Vortrage die sekun- 
dären Infektionen bei Nierentuberkulose. Die tuberkulöse Erkrankung 
der Harnwege ist anfangs eine isolirte Infektion mit Tuberkelbacillen, 
sie bleibt es aber nicht lange, denn die nekrosirte Gewebstheile ent- 
haltenden Organe bieten der sekundären Infektion mit pyogenen Mikro- 
organismen einen sehr günstigen Boden. Unter den pyogenen Mikro- 
organismen spielen hierbei die Colibacillen die Hauptrolle Die sekun- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 419 


däre Infektion der Nieren kann dabei auf doppeltem Wege erfolgen: 
entweder ist nur die Blase tuberkulös erkrankt, dann dringen die 
Mikroben der sekundären Infektion leicht durch die Harnleiter nach 
aufwärts; oder die Ureteren oder die Nieren sind tuberkulös erkrankt 
und dann werden die Nieren selbst der Sitz doppelter Infektion. Die 
sekundäre Infektion beschleunigt oft in rapider Weise die anfänglich 
durch die Tuberkulose bewirkten Zerstörungen und zugleich kommt es 
durch dieselben zu einer bedeutenden Tiefenwirkung, indem die Mikro- 
organisraen der sekundären Infektion — Colibacillen, Staphylokokken 
— in Folge des Verlustes der Epitbelschicht auf die unten liegenden 
Gewebe einwirken und hier Pericystitis, Periureteritis, Peri- und Para- 
nephritis hervorrufen. Aber auch Erkrankungen von Organen und 
Organtheilen, die von Tuberkulose verschont geblieben waren, werden 
durch die sekundäre Infektion hervorgerufen. So kann bei Nieren- 
tuberkulose die Blase durch sekundäre Infektion erkrankt sein, so dass 
nach Exstirpation der Niere die Blase zum Ausheilen kommt. Aus 
diesem Grunde kann die Gegenwart einer Cystitis nicht als Kontra- 
indikation gegen Nephrektomie betrachtet werden. Im Gegentheil wird 
durch die Exstirpation einer tuberkulösen Niere auf eine Cystitis nicht 
nur dann ein wohltbätiger Einfluss ausgeübt, wenn diese durch sekun- 
däre Infektion erzeugt ist, sondern auch dann, wenn die Blase selbst 
tüberkulös erkrankt ist, indem dann die letztere einer lokalen Behand- 
lung — Sublimat-Instillationen nach Guyon — zugänglich wird. Eine 
Peri-Ureteritis kann nach der Nephrektomie ebenfalls vollständig zurück- 
gehen, wie klinische Erfahrungen beweisen. 

Die sekundäre Infektion der Niere kann in der tuberkulös er- 
krankten Niere aber auch in der anderen Niere auftreten, so dass bei 
vorhandenen Nierensymptomen und gleichzeitig vorhandenen Tuberkel- 
Bacillen im Harn die Diagnose, welche Niere wirklich die tuberkulös 
erkrankte ist, sehr schwierig sein kann. Wenn irgend möglich soll 
deshalb die Kystoskopie und die Katheterisation der Ureteren aus- 
geführt werden, um die Diagnose möglichst zu sichern. 

Bei der Feststellung der Indikation für die spezielle Art des chirur- 
gischen Eingriffs ist vor allem die Bedeutung der betreffenden: Niere 
für den Gesammt-Organismus und für die bestehende Kachexie mass- 
gebend. Bei tuberkulöser Niere kann die Nephrotomie wenn auch nur 
vorübergehende Besserung bringen, so dass nach Besserung des Allge- 
meinzustandes die vorher nicht ausführbare Nephrektomie sekundär 
vorgenommen werden kann. Da Nephrotomie und Drainage nur bei 
einfach eitriger Infektion bleibenden Erfolg schaften können, so glaubt 


27* 


420 Gynäkologie. Krankheiten der Hornorgane beim Weibe. 


Albarran, dass in solchen Fällen, wo nach Nephrotomie bei an- 
scheinend tuberkulöser Niere eine Heilung ohne Fistelbildung zu Stande 
gekommen ist, es sich häufig um einfach eitrig infizirte Nieren gehandelt 
habe. In jedem Falle, wo man sich zur Nephrektomie entschlossen hat, 
sollte deshalb die Niere nach der Freilegung mit dem Sektionsschnitt 
eröffnet und genau untersucht werden. Findet sich eine einfache Pyo- 
nephrose, so soll es bei der Nephrotomie bleiben; finden sich einzelne 
tuberkulöse Herde, so kann die Auskratzung oder auch vielleicht die 
partielle Resektion in Frage kommen. Ist aber die Niere durch Tuber- 
kulose und zugleich durch eitrige Infektion zum grossen Theile zerstört, 
so ist die Nephrektomie indizirt, die in solchen Fällen sehr gute Resul- 
tate giebt. Die einfache Nephrotomie bei tuberkulöser Niere giebt da- 
gegen schlechte Dauer-Resultate, indem, wenn auch zeitweilig Besserung 
eintritt, die Tuberkulose fortschreitet. 

Tuffier (31) betrachtet den chirurgischen Eingriff bei Nieren- 
tuberkulose dann für indizirt, wenn die Allgemeinbehandlung nicht zum 
Ziele geführt hat und wenn Zufälle eintreten, welche das Gesammt- 
befinden alteriren und die Widerstandskraft herabsetzen. Solcbe von 
den erkrankten Nieren aus eintretende Zufälle sind Nierenblutungen, 
Koliken, allgemeine Infektion und Intoxikation. Unter den wegen 
Nierenblutungen operirten Fällen befindet sich einer, bei welchem nur 
die Nephrotomie ausgeführt wurde und nirgends Zeichen von Tuber- 
kulose — auch nicht bei der Operation — sich fanden; die Blutungen 
hörten auf, jedoch trat zwei Jahre nach der Operation wieder eine 
Blutung auf. Tuffier rechnet auch diesen Fall zu den Tuberkulosen 
und hält bei solchen Fällen die Nephrektomie für indizirt. Nicht alle 
Nierenblutungen bei Tuberkulose indiziren jedoch die Operation, sondern 
nur solche, die durch ihren Grad und ihre Hartnäckigkeit das Leben 
oder die Widerstandskraft bedrohen. 

Die Schmerzen bei Nierentuberkulose haben meist den Charakter 
von Koliken und können entweder von gleichzeitig vorhandenen Steinen 
— was selten der Fall ist — ausgehen oder von tuberkulöser Erkran- 
kung des Ureters oder von der Niere selbst, welche dann intensive, 
weitgehende tuberkulöse Veränderungen aufzuweisen pflegt. Nur in 
solchen Fällen ist die Operation indizirt, wo die Schmerzen jeder andern 
Therapie Trotz bieten. 

Die Erscheinungen von Infektion und Intoxikation, welche den 
chirurgischen Eingriff erheischen, bestehen entweder in solchen, welche 
auch bei nicht tuberkulösen Pyonephrosen vorkommen — besonders 
abendliche Fiebersteigerung — oder in solchen, welche mehr auf eine 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 421 


allgemeine Intoxikation hindeuten, wie Dyspepsie, Diarrhoen, Kräfte- 
verlust, Nachtschweisse, Kachexie. Diese Gruppe von Erscheinungen 
bildet die häufigste Intoxikation zur Nephrektomie. Von fünfzehn von 
Tuffier ausgeführten Operationen kommen neun auf diese Indikation, 
zwei auf Hämaturien und vier auf Schmerzanfälle Von allen Operir- 
ten starben zwei und zwar kamen dieselben bei der letztgenannten 
Indikation zur Beobachtung. Die aufgeführten Fälle sind zum Theil 
schon in früheren Arbeiten Tuffiers veröffentlicht. 

Carlier (7) betont die Häufigkeit des gleichzeitigen Vorbanden- 
seins von Blasen-Erscheinungen bei Nierentuberkulose und warnt davor, 
sich durch diese Komplikation von einem Eingriff abhalten zu lassen, 
weil die Blasenbeschwerden nach der Operation von selbst verschwinden. 

Kelynack (14) fand lokale Tuberkulose der Nieren („Scrofulous 
kidneys“) in ca. !/2%o aller Obduktionen und zwar meist doppel- 
seitig. In 90°/o dieser Fälle fanden sich tuberkulöse Affektionen an 
anderen Organen, nämlich in 70°/o in den Lungen, in 75°; an 
anderen Stellen des Urogenital-Trakts. Bei skrophulöser Niere ist daher 
eine sorgfältige Untersuchung der übrigen Organe des Körpers nöthig. 
Das Durcbschnittsalter für die ekrophulöse Niere beträgt 34 Jahre, das 
männliche Geschlecht ist häufiger befallen als das weibliche. 

Stewart und Kelly (28) veröffentlichen eine Beschreibung der 
miliaren und der käsigen Form der Nierentuberkulose. Die erstere 
Form, deren Vorkommen gewöhnlich nur als sekundär durch Infektion 
von der Blutbahn aus angenommen wird, kann auch primär vorkommen, 
wofür ein Fall mit Sektionsbericht als Beispiel angeführt wird. Für die 
käsige Form nehmen Stewart und Kelly die ascendirende Infektion 
sowie die Infektion von der Blutbahn aus an, während die Infektion 
ren Nachbarorganen möglich, aber sehr selten ist. Obwohl häufig 
frühzeitig Hämaturie, Pyurie, Schmerzen in der Lendengegend etc. auf- 
treten, kann doch auch, obwohl selten, der Verlauf ein sehr latenter 
sin. Die Prognose wird in Fällen, in welchen eine Operation unzu- 
lässig ist, als sehr ungünstig bezeichnet. Die einzige wirklich wirk- 
same Behandlung ist nur die chirurgische. 

Mever (22) veröffentlicht neuerdings einen Fall von Nierentuber- 
kulose, in welchem die Kystoskopie durch Nachweis einer Entzündung 
in der Umgebung der rechten Harnleitermündung eine Frühdiagnose 
ermöglichte. Der Harnleiterkatheterismus ergab normalen Harn linker- 
seits, rechts konnte dagegen wegen Striktur des Ureters kein Harn er- 
halten werden. Die Nephrektomie bei der 46jährigen Kranken führte 
zur völligen Heilung und auch die cirkumskripte Cystitis war bald nach 


422 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


der Operation vollständig verschwunden. Meyer dringt deshalb auf 
möglichst frühzeitige Sicherung der Diagnose mit Aufwand aller dia- 
gnostischen Mittel und auf eine möglichst frühzeitige radikale Operation. 


Lorenz (18) legt bezüglich der Frühdiagnose der Nierentuber- 
kulose das Hauptgewicht auf den Nachweis der Tuberkelbacillen im 
Harn, sowie auf Ueberimpfung des zu prüfenden Harnes auf Meer- 
schweinchen und die Erzeugung tuberkulöser Erkrankungen bei den 
‘Versuchsthieren. Zur Therapie wird die Nephrektomie empfohlen. 


Bunge und Trautenroth (6) berichten über einen Fall von 
Nierenerkrankung, in welchem die Diagnose auf Grund des Nachweises 
von Tuberkelbacillen auf Nierentuberkulose gestellt worden war. Auch 
makroskopisch zeigte die exstirpirte Niere die Charaktere der Tuber- 
kulose, die mikroskopische Untersuchung jedoch ergab, dass es sich um 
eine vereiterte Steinniere handelte, und dass die im Harn nachgewiesenen 
„Tuberkelbacillen“ offenbar Smegma-Bacillen waren. Solche können 
überall, wo Bestandtheile der an der Körperoberfläche sich ansammelnden 
Hautsekrete in die Krankheitsprodukte hineingelangen können, zu Ver- 
wechselungen mit Tuberkelbacillen führen. Die Unterscheidung der 
beiden Arten ist sehr schwierig, und es wird hierzu eine Entfärbung 
der mit Karbolfuchsin gefärbten Präparate, welche mit Alkohol und 
Chromsäure vorbehandelt werden, vorgeschlagen. Für die Untersuchung 
des Harns auf Tuberkelbacillen ist von besonderer Wichtigkeit, dass 
der mittelst Katheter entleerte Harn niemals Smegmabacillen enthält. 
Eine genaue Untersuchung des Harns auf geformte Bestandtheile und 
Mikroorganismen erfordert übrigens beim Weibe überhaupt die Ent- 
leerung mittelst Katheters. 


Albarran (1) berichtet über zwei Fälle von Nephrektomie wegen 
miliarer Tuberkulose; in dem einen trat Heilung ein, im zweiten 
schwanden die Blutungen, aber die begleitenden Blasenerscheinungen 
besserten sich nur langsam. 


Im Ganzen hat Albarran (2) bei Nierentuberkulose 8mal 
nephrektomirt und 11 mal nephrotomirt mit je einem Todeslfall. Die 
Dauererfolge sind bei der Nephrektomie viel besser, indem 5 Öperirte 
seit mehr als einem Jahre recidivfrei sind und alle Operirten noch leben, 
während von 10 Nephrotomirten nach sieben Monaten 7 gestorben 
waren. Die Indikationen richten sich nach dem Grade der Läsion der 
erkrankten Niere und ihrer Umgebung (perirenale Herde), nach dem 
Allgemeinbefinden und nach dem Zustand der anderen Niere. Die 
Nephrotomie hat nur palliativen Werth, besonders zur momentanen Be- 





Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 423 


seitigung von Eiterretentionen. Die sekundäre Nephrektomie bezeichnet 
Albarran als ebenso ernst wie die primäre. 

Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über fünf Fälle von Nierentuber- 
kulose, worunter vier Frauen. Eine starb nach der Nephrotomie an 
eiteriger Peritonitis in Folge von Perforation eines linksseitigen peri- 
nephritischen Abscesser, eine zweite nach Nephrotomie und sekundärer 
Nephrektomie in Folge von Pyelonephritis (nicht Tuberkulose!) der 
anderen Niere. Die anderen genasen nach Nephrotomie und sekundärer 
Nephrektomie. 

Lindl (16) veröffentlicht Krankengeschichte und Leichenbefund 
von einem Falle von Tuberkulose der rechten Niere mit käsigen Herden 
und gleichzeitiger Tuberkulose der Blase. In der Niere wurden Tuberkel 
bacillen nachgewiesen, ebenso im Gewebe der Blasenwand, dagegen 
konnten in gleichzeitig bestehenden Ulcerationen der Vagina und Vulva 
keine solchen nachgewiesen werden. 

Stoeve (29) empfiehlt in einer unter Stintzing gearbeiteten 
Dissertation zum Nachweis der Tuberkelbacillen die Probe von de Voss 
ilnaug.-Diss. Rostock 1891), wonach der Harn mit verdünnter Hühnerei- 
weisslösung versetzt und auf 65—70° erhitzt wird, wobei sich die 
Bacillen im Sediment sammeln. Endlich wird in zweifelhaften Fällen 
die Tuberkulin-Injektion empfohlen. 

Der Baseler Bericht (c. 6. 56) führt einen Fall von Nephrektomie 
bei Nierentuberkulose mit Ausgang in Genesung auf. 

Michel (23) macht auf die frühzeitig auftretenden Blasensymp- 
tome bei Nierentuberkulose aufmerksam, welche die ersten Erscheinungen 
namentlich bei käsiger Form der Nierentuberkulose sein können. Die 
Kystoskopie ist das einzige und sicherste Mittel, das in solchen Fällen 
eine frühzeitige Diagnose stellen lässt. 

Percheron (24) unterscheidet nach den am meisten vortretenden 
Symptomen eine blutende, eine schmerzhafte und eine pyelo-nephritische 
Form der Nierentuberkulose. Die Nephrotomie ist nur eine palliative 
Operation und nur angezeigt bei reduzirtem Kräftezustand, bei Zweifel 
über die Gesundheit der Schwesterniere und bei grossen perinephritischen 
Abscessen ; sie führt nur selten zur Heilung und sehr oft zur Fistelbil- 
dung. In allen übrigen Fällen ist die Nephrektomie die Operation der 
Wahl, welche in der Mehrzahl der Fälle zur dauernden Heilung und 
nur in 2,30/0 der Fälle zu Fistelbildung führt, entweder in Folge 
Degeneration der Fettkapsel oder Erkrankung des Ureters, welch 
letzterer übrigens durch Ureterektomie entfernt werden kann. Die 
mitgetheilte Kasuistik enthält 11 auf der Klinik von Tuffier beob- 


424 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


achtete, bereits früher publizirte Fälle und zwei neue. In einem der 
letzteren waren Blasensymptome vorherrschend, so dass die Kystotomie 
gemacht wurde, wobei der Ureter an seiner Mündungsstelle erkrankt 
gefunden wurde. Die Nephrotomie konnte den Tod nicht aufhalten. 
Im zweiten Falle bestanden seit 4 Jahren Anfälle von Nierenkolik. 
Die subkapsuläre Nephrektomie brachte Heilung, jedoch besteht noch 
jetzt eine eiternde Fistel. 

Bangs (4) fand für 112 Fälle von Nephrektomie bei Nieren- 
tuberkulose die Operationsmortalität zu 19°/o, die Mortalität in den 
ersten 3 Monaten nach der Operation zu 28°/o. Die Zahl derer, welche 
1—8 Jahre nach der Operation gesund blieben, betrug 33. 

Barlow (c. 2. 3) fand in einem Falle von Tuberkulose der 
linken Niere bei einer 50jährigen Frau die Umgebung des linken 
Ureters entzündet und aus dem Ureter käsige Massen austreten, den 
rechten Ureter dagegen frei von Entzündung. Da auch die rechte 
Niere vergrössert erschien, wurde nur die Nephrotomie gemacht und 
die mehrfachen Abscesse eröffnet. Heilung. 

Garceau (8) berichtet über eine Nephrektomie wegen Nieren- 
tuberkulose bei einer 21jährigen Kranken. Die Nierensymptome waren 
gegenüber den Blasenerscheinungen so sehr zurücktretend, dass sie 
längere Zeit übersehen wurden. Die Kystoskopie ergab schliesslich 
Ulcerationen um die Mündung des rechten Ureters und beim Ureter- 
Katheterismus liessen sich Tuberkelbacillen im Harn der rechten 
Niere nachweisen. Nach der Exstirpation der Niere, welche einen 
wallnussgrossen Abscess und disseminirte Tuberkel enthielt, wurde 
noch eine zweimalige Kauterisation ulcerirter und verdächtiger Stellen 
in der Blase mittelst Silbernitrat vorgenommen. Von Interesse ist, 
dass die tägliche Harnmenge sich nach der Nephrektomie von 900 auf 
1200 cem hob. Auch bezüglich der Blasenbeschwerden wurde schliess- 
lich eine erhebliche Besserung erzielt. 

Garceau exstirpirte ferner bei einer 22jährigen Kranken, welche 
vier Jahre lang an Cystitis mit starker Pyurie und hochgradigem Tenes- 
mus gelitten hatte, die rechte Niere. Die Kystoskopie hatte ergeben, 
dass die rechte Hälfte der Blase stärker entzündet war als die linke 
und dass die Ureter-Mündung von Ulcerationen umgeben war. Der 
Ureter-Katheterismus ergab rechterseits starken Eitergehalt, aber keine 
Bakterien, namentlich keine Tuberkelbacillen. Obgleich die rechte 
Niere bei der Palpation nicht vergrössert schien, wurde sie nach 
Freilegung doch doppelt so gross als normal gefunden; die Exstirpation 
wurde vorgenommen, weil zahlreiche bohnen- bis wallnussgrosse Ab- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 42) 


scesse in der Niere vorhanden waren. Der Ureter, dessen Lumen auf 
Kleinfingerdicke erweitert war, wurde weder sondirt noch exstirpirt, 
weil der Allgemeinzustand die Beschleunigung der Operation erforderte. 
Nach der Operation schwanden auch die Blasenbeschwerden. 

In einem weiteren Falle von 7 Monate lang bestehenden Cystitis- 
Erscheinungen fand sich ausser Retroversio uteri mit starker Endome- 
tritis eine hochgradige Cystitis mit doppelseitiger Ureteritis und Pyelitis 
sowie Nierenreizung.e Nach Korrektion der Lage des Uterus wurde 
die Endometritis beseitigt und es gelang durch Spülungen der Blase 
und Diuretica die Cystitis zu beseitigen, während die oberen Harn- 
wege noch etwas Eiter secernirten. Garceau nimmt in diesem Falle 
zuerst eine aufsteigende Infektion, primär der Harnröhre und Blase, 
durch die Endometritis an; die Erkrankung der Blase wurde schliess- 
lich durch absteigende Reinfektion unterhalten. 

Obalinski (g. 3. 32) nephrektomirte in zwei Fällen von Nieren- 
tuberkulose bei Frauen; eine Kranke, die bei der Operation schon 
sehr herabgekommen war, starb 14 Tage nach der Operation an tuber- 
kulöser Meningitis, die andere genas. ` Obalinski betont auch hier, 
dass bei starker Vergrösserung einer tuberkulösen Niere die andere 
ala funktionstüchtig angenommen werden kann und die Nephrektomie 
auszuführen ist, weil eine so vergrösserte Niere durch den tuberkulösen 
Prozess sicher zerstört ist. Im Uebrigen giebt die Nierentuberkulose 
eine absolute Indikation zur Nephrektomie. 

Heinricius (11) ineidirte eine fluktuirende Geschwulst in der 
rechten Nierengegend, aus der reichlicher dickflüssiger Eiter entleert wurde. 
Obwohl im Harn keine Tuberkelbacillen nachgewiesen werden konnten, 
erwies sich die Niere doch als tuberkulös und musste sekundär wegen 
Recidive der Eiterung exstirpirt werden. Die Wunde heilte, jedoch 
bestand noch nach 26 Monaten eine Eiter secernirende Fistel. 

Diakonow (g. 3. 8) berichtet über eine Nephrektomie bei wahr- 
scheinlicher Nierentuberkulose mit Abscessbildung über dem Poupart- 
schen Band. Während der Wundheilung entwickelte sich eine Lungen- 
tuberkulose. Die beiden übrigen berichteten Fälle (eitrige Pyelo- 
nephritis und Nieren-Careinom) betreffen männliche Kranke. 

Hotchkins (12) exstirpirte bei einer 26jährigen Frau auf lum- 
balem Wege die rechte Niere, welche Abscesse enthielt, die für tuber- 
kulös gehalten wurden, obwohl Tuberkelbacillen nicht nachgewiesen 
werden konnten. Die Symptome bestanden in Schmerzanfällen in der 
Nierengegend mit Fieber und zeitweiser Anwesenheit von Eiweiss im 
Harn, der sonst weder Blut- noch Eiterkörperchen, noch Cylinder ent- 


426 Gyuäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe, 


hielt. Die Erscheinungen von Seiten der Nieren waren erst zwei Monate 
vor der Operation aufgetreten. 

Kammerer (13) exstirpirte eine tuberkulöse Niere bei einer jungen 
Frau , welche schon früher an Abscedirung der Halsdrüsen gelitten 
hatte und welcher er bereits einen Lumbalabscess, der offenbar schon 
mit der Niere in Verbindung stand, geöffnet hatte. Zunächst blieb 
eine Fistel, nach deren Heilung jedoch Schwellung verschiedener Lymph- 
drüsen des Körpers und auch Volumzunahme der zurückgebliebenen Niere 
auftrat. In diesem Falle scheint die Tuberkulose der Niere sekundär. 
In einem zweiten Falle (15 jähriges Mädchen) incidirte er einen fluktuiren- 
den Lumbalabscess und exstirpirte drei Monate später die tuberkulöse 
Niere. Andere tuberkulöse Herde waren nicht vorhanden und die 
Operirte genas. 

King (15) beschreibt einen Fall von vollkommener Zerstörung 
der rechten Niere durch Tuberkulose bei einem 13jährigen Mädchen. 
Im Eiter fanden sich ausser Tuberkelbacillen noch Streptokokken und 
Bacterium coli commune. Sekundär waren Blase, Harnröhre und Mesen- 
terialdrüsen erkrankt. Die linke Niere zeigte subakute parenchyma- 
töse Nephritis aber keine Tuberkulose. 

Loumeau (19) berichtet über eine Nierenexstirpation wegen 
Tuberkulose bei einer 27 jährigen Kranken. Die Symptome bestanden 
in abundanten Blutungen, welche von Koliken begleitet waren. Voll- 
ständige Heilung. 

Mc Burney (20) berichtet über einen Fall von Nierentuberkulose, 
in welchem bei einem 14jährigen Mädchen wegen der vorwiegenden 
Blasenerscheinungen eine Blasenscheidenfistel — natürlich vergeblich — 
angelegt worden. Schliesslich wurde die Niere exstirpirt; Heilung. 

Thümmel (30) berichtet über die transperitoneale Exstirpation 
einer tuberkulösen, stark nach abwärts verlagerten rechten Niere bei 
einer 25jährigen Kranken, bei der schon zwei Jahre vorher Tuberkel- 
bacillen im Harn nachgewiesen worden waren. Die Kystokopie ergab 
tuberkulöse Granulationen um die Mündung des rechten Harnleiters. 
Die Exstirpation geschah mittelst parallel zum Rippenbogen von der 
Mittellinie bis zur Darmbeinschaufel geführten Schnittes und Trennung 
des Peritoneums lateral vom Colon ascendens. Die exstirpirte Niere 
enthielt in der Pyramideneubstanz käsige Herde, sowie Verkäsungen in 
der Ureter-Schleimhaut. Die Heilung erfolgte, nachdem sich Fisteln 
gebildet hatten, welche Eiter ohne Tuberkelbacillen secernirten. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 


7. Verletzungen. 


!. Alessandri, Ueber Verletzungen der Niere. XII. ital. Chirurgenkongress. 
Mänchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1371. 
2. Fargier, L., Des hematomes retro-pöritoneaux dans les contusions graves 


de l'abdomen. These de Lyon, Nr. 102. 

Franz. Zur Kasuistik der subcutanen Nierenverletzungen. Deutsche Zeit- 

schrift f. Chir. Bd. XLV, pag. 221. 

4. siordano, Nepbrektomien nach schweren Verletzungen. XI. Kongress 

d. ital. Gesellsch. f. Chir. in Rom. Wiener med. Presse, Bd. XXXVIII, 

pag. 510. (Ein Fall von Stichverletzung der Nierengefässe und ein Fall 

von Hufschlag gegen die Nierengegend mit Zertrümmerung der Niere. 

Nephrektomie; in beiden Fällen tödtlicher Ausgang.) 

Hartcop, Fr., Austritt einer Niere in die Brusthöhle. Zeitschr. f. Med.- 

Beamte. Rd. X, pag. 417. (Fall von Austritt einer vollständig von den 

isefässen und dem Harnleiter abgerissenen und von der Fettkapsel befreiten 

Niere in den Pleuraraum durch einen Riss im Zwerchfell; Folge eines 

Traumas dorch Ueberfahren, Tod am folgenden Tage.) 

^. Lambret, De l’incision libératrice de la capsule propre du rein. 
des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 707 und Revue de Chir. Tom. 
XIV, pag. 243. 

. Pfeiffer, R., Ueber Erkrankungen der Nieren in Folge von Kontusionen. 
Inaug.-Diss. Breslau. 

*. Richardson, Two cases of perforating gunshot-wound of the kidney. 
Transact. of the Amer. Surg. Ass. Vol. XIV. Philadelphia 1896. 

93. Sladowsky, L., Ueber Nierenrupturen. Inaug.-Diss. Halle. 

lù. Sorrentino, Nierennaht. XI. Kongress d. ital. Ges. f. Chir. zu Rom. 
Wiener med. Presse, Bd. XXXVIII, pag. 547. 

ll. Zeidler, G., Ueber operative Eingriffe bei subcutanen Nierenzerreissungen. 


Bolnitsch. gas. Botk. Nr. 1 ff. 


Ann. 


Alessandri (1) empfiehlt bei Nierenverletzung möglichst kon- 
servative Behandlung. Nach seinen Thierversuchen wird Unterbindung 
der Nierenvenen ziemlich gut vertragen; Unterbindung der Nieren- 
arterien führt zu partieller Nekrose; Unterbindung beider Gefässe zu 
rapider Schrumpfung der Niere. 

In dem ersten von Franz (3) beschriebenen Fall wurde eine 
Verletzung der Niere durch Muskelzug und Einpressen des Organs 
zwischen Rippen und Wirbelsäule angenommen; vielleicht war die ver- 
letzte Niere schon vorher erkrankt und zwar tuberkulös. Im zweiten 
Falle bestand die Verletzung in einem Stoss gegen den Leib. Während 
im ersten Falle die Hämaturie 3!/g Stunden nach der Verletzung auf- 
trat, zeigte sie sich im zweiten Falle erst nach vier Tagen und ging dann 
in eine traumatische Nephritis mit Albuminurie und Cylindrurie über. 
In beiden Fällen Heilung bei konservativer Behandlung. 


428 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Lambret (6) legte in einem Falle von starken Nierenschmerzen 
9 Monate nach einem Trauma gegen die Niere, das Hämaturien her- 
vorgerufen hatte, die Niere frei, um ein vermuthetes perirenales 
Hämatom- zu entfernen; ein solches fand sich aber nicht, sondern 
statt desselben eine starke Verdickung der Kapsel bei Vergrösserung 
der Niere. Es wurde deshalb mit Thermokauter ein 5 cm breiter 
Längsstreifen aus der Capsula fibrosa entfernt. Heilung. 

Sorrentino (10) führte in einem Falle von Schnittwunde der 
Niere, die fast ein Drittel des Organs betraf, schichtenweise (Niere, 
Fettkapsel, Muskelschicht) die Naht mit Katgut aus. Heilung, ob- 
wohl durch gleichzeitigen Verletzung des Colons ein pararenaler Abscess 
entstand. 

Richardson (8) berichtet über zwei Fälle von Schussverletzungen 
der Niere, und zwar einmal mit Zerreissung des Nierenbeckene und 
der Nierenvene, im zweiten Falle mit Durchbohrung der Nierensub- 
stanz. Im ersten Falle wurde nephrektomirt, aber nach zwei Tagen trat 
der Tod ein und es zeigte sich eine akute Glomerulonephritis. Im 
zweiten Falle Gaze-Drainage und Heilung. 

Zeidler (11) berichtet über einen Fall von subcutaner Nieren- 
zerreissung bei einer 3ljährigen Frau, die betrunken über eine Treppe 
hinabgestürzt war. Es bestanden Schmerzen in der rechten Lumbal- 
gegend, Erbrechen, Hämaturie, Anänıie und ein Bluterguss unter der 
Haut in der rechten Lendengegend. Nach Freilegung der Niere fand 
sich dieselbe in zwei Hälften zerrissen und von den Gefässen und 
dem Ureter abgetrennt. Die Niere wurde entfernt, Gefässe und Ureter 
unterbunden und die Wunde tamponirt. Heilung. Zeidler tritt in 
solchen Fällen für möglichst frühzeitige Operation ein. 

Pfeiffer (7) zählt unter den durch Trauma möglichen Nieren- 
erkrankungen auf: parenchymatöse und eiterige Nephritis, perinephritische 
Abscesse, Nierensarkome und Carcinome (erstere bei Kindern), Wander- 
niere, Nephrolithiasis, Hydronephrose, Verletzungen der grossen Gefässe 
und traumatisches Aneurysma der Arteria renalis sowie Thrombose der 
Nierenvene. 

Sladowsky (9) theilt 7 Fälle von Nierenrupturen mit, darunter 
nur eine Frau. Bewusstlosigkeit trat in 3, Erbrechen in 2 Fällen 
auf. Heftige Schmerzen bestanden in allen, Hämaturie in 6 Fällen. 
Anurie einmal. Stets war eine mehr oder weniger grosse fluktuirende 
Schwellung nachzuweisen. Die Temperatur war in fünf Fällen an- 
fangs erhöht. Die Behandlung war stets eine konservative und bestand 
in Ruhelage, Eis, Opium, Excitantien, Diät. Vier Verletzte genasen, in 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 129 


zwei Fällen trat eine traumatische Neurose, in einem Falle Hydro- 
rephrose ein. 


Fargier (2) hält die Prognose der Nierenverletzungen nicht 


für ungünstig und befürwortet ebenfalls die konservative Behandlung. 
Sollte ein chirurgischer Eingriff nothwendig werden, so ist ebenfalls so 
konservativ als möglich zu verfahren und die partielle Resektion der 
Niere der totalen Exstirpation wenn möglich vorzuziehen. 


L 


S 


A Sin 


LEI 


13. 


14. 


8. Steine. 


Abrahams, R., The genital phenomena of renal calculi. New York Med. 
Journ. Vol. LXVI, pag. 349. 
Adenot, Pyonéphrose calculeuse; néphrectomie transpéritonéale ; guérison. 
Soc. des sciences méd. de Lyon. Dezember 1896. Ann. des mal. des org. 
gen.-ur. Tom. XV, pag. 517. 


. dAulnay, Lycetol. Ref. med.-chir. Centralbl. Bd. XXXII, pag. 478. 
. Battle, Nephrolithomie pour ablation d'un calcul d’oxalate de chaux 


dun caractère peu commun. Med. moderne. Nr. 54. 


. Begouin, Deux cas d’anurie calculeuse; nécessité de l'opération précoce. 


Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankb. d. Harn- u. 
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 723. (Todesfall wegen Verweigerung der 
Operation.) 


. Bell u. Parkin, Total suppression of urine for four days; nephrolitho- 


tomy, recovery. Lancet 1896, 12. September. 


. Bernard, Sur l'hydronéphrose calculeuse de la première enfance. Assoc. 


franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual- 
Organe. Bd. VIII, pag. 724. 


. Brakel, Nierenexstirpatidn bei Nephrolithiasis und Pyonephrose. Med. 


(ses. zu Dorpat, Sitzung v. 16. X. 1896. St. Petersb. med. Wochenschr. 
Bd. XXII, pag. 308. 

Braquehaye, Pyelonephrite calculeuse. Soc. d’Anat. et de Phys. norm. 
et path. de Bordeaux. Sitzung v. 6. IX. Journ. de Med. de Bordeaux. 
Tom. XXVII, pag. 475. 


. Brenning, Ueber steinlösende Mittel. Monatsschr. f. prakt. Dermatol. 


1896, Heft 2. (Uebersicht über die im Gebrauch befindlichen Mittel.) 


. Chappuis u. Chauvel, Recherches des calcules du rein par les rayons 


X. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XIV, pag. 565. 

Clark, A., Nephrolithotomie bei einem Hermaphroditen. Med. moderne 
1896, Nr. 43. 

Davies, Renal calculus in the left kidney. Hunt. Soc., Med. Press 1896, 
11. November. 

Deneke, F., Ein Fall von schwerer Nierenblutung nach Nephrolithotomie. 
Beiträge z. wissenschaftl. Med. Festschr. z. Braunschw. Naturforscher- 
versammlung. Braunschweig, H. Bruhn, pag. 83. (Blutung wahrscheinlich 
durch die Punktionsnadel verursacht, mit der der Stein im Nierenbecken 
gesucht und gefunden wurde; sekundäre Nephrektomie, Heilung. Männ- 
licher Kranker.) 


430 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


23. 


24. 


25. 


26. 


27. 


28. 


29. 


30. 
31. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


. Ducamp d’Orgas, Ch., La Lithiase rénale dans la première enfance. 


Thèse de Paris, Nr. 562. 
Duret, H., Sur les calculs ramifiés du rein et les opérations qui leur 
conviennent. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 350. 
Ebstein, Die Pathologie der Harnsteine. XII. internat. med. Kongress. 
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Guiteras, Case of pyonephrosis due to nephrolithiasis. Journ. of cutan. 
and gen.-ur. dis. 1896, Nr. 160 u. 161. 
Haig, A., The uric acid diathesis. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 40 u. 
303. (Polemische Bemerkung gegen Freyer und Dutton mit Betonung 
des Einflusses der Nahrung auf die Konkrementbildung, speziell in Indien.) 
— „The uric acid diathesis* are we to continue to believe in it. Edin- 
burgh Med. Journ. Vol. XLIV, pag. 35. 
Heaton, G., Stone in the kidney. Birmingham Med. Rev. September 
(Eine Nephrektomie, sieben Nephrolithotomien.) 
Humphry. Urinary calculi, their formation and structure. Journ. of Anat. 
and Phys. 1596, Januar. 
Jackson, T. V., Case of renal calculi. Birmingham and Midland counties 
branch. Sitzung v. 1. X. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1212. 
Jollenaere, R., Lycetol als Lösungsmittel für Harnsäure. La Belgique 
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Jordan, J. F., Calculous pyonephrosis. Midland Med. Soc. Sitzung v. 
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Kisch, E. H., Ueber den Einfluss der Kalkwässer auf harnsaure Nieren- 
konkretionen. Wiener med. Wochenschr. Bd. XLII, pag. 1004. 
König, G., Die Steinniere und ihre Behandlung. Inaug.-Diss. Marburg. 
Köster, Nierensteine. Niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde in Bonn. 
Sitzung v. 8. II. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage, 
pag. 192. (Demonstration eines rehgeweih-ähnlichen grossen Steins aus 
dem linken und mehrerer grösserer und kleinerer aus dem rechten Nieren- 
becken einer Frau mit geringer Pyelitis.) 


2. Kohn, J., Uricedin Stroschein. Wiener med. Wochenschr. Bd. XLVII, 


pag. 2116. (Empfiehlt nach Erfahrungen an sich selbst das Uricedin bei 
Lithiasis und harnsaurer Diathese.) 


3. van Konijnenburg, J., Ein Fall von Anurie. Nederl. Tijdschr. v. 


(seneeskonde, Nr. 11. (Fall von völliger Anurie im Wochenbette bei leerer 
Blase, Tod; bleibt unaufgeklärt, da Sektion nicht gemacht werden konnte.) 
Korányi, Nephrolithiasis. K. ungar. Aerzteverein in Budapest, Sitzung 
v. 3. IV. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 474. 


. Laurie, A. P., u. Leon, J. T., Notes on tbe photography of renal and 


vesical calculi by the X-Rays. Lancet. Vol. I, pag. 169. 


zb. 


38. 


39. 


AU. 


4l. 


42. 


2, 


4. 


46. 


47. 


49. 


30. 


— 
Léi 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weıbe. 43i 


Lennander, K. G., Om njursten, med tva lyckligt operade fall. Upsala 
Läkarefören. Förhandl. N. F. Bd. lI, pag. 58. Deutsche med. Wochenschr. 
Bd. XXIII, pag. 337. 


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lichen Harn. Soc. de Biol. Sitzung v. 18. I. 1896. Centralbl. f. d. Krankh. 
d. Harn- u. Sexual-Organe, Bd. VII, pag. 272. 

Lesin, W. W., Zur Frage über chirurgische Eingriffe bei Nieiensleinen: 
Annalen d. russ. Chirurgie Heft 3; ref. Centralbl. f. Chirurgie Bd. XXIV. 

pag. 808. 

Lewis, B., The relation of oxaluria and uric-acid excess to genito-urinary 
inflammations and disorders Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahres- 
versammlung. Med News. Vol. LXX, pag. 778. 

Loebisch, W.F., Pyelitis calculosa urica. Wissenschaftl. Aerztegesellsch. 
zu Innsbruck, Sitzung v. 16. Jan. Wiener klinische Wochenschr. Bd. X, 
pag. 304. 

Mac Intyre, Nachweis von Nierensteinen durch die Röntgen-Strahlen. 
Lancet 1896, Bd. Il, 11. Juli. 

Martin, E., Detection of kidney stone. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. 
Med. Rec. New York. Bd. LI, pag. 712. 

Mendelsohn, M., Zur inneren Behandlung der Nierensteinkrankheit. 
Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 286 u. 350. 

Mordhorst, Die Ursachen der Unwirksamkeit verschiedener gegen harn- 
saure Diathese empfohlener Mittel. Therap. Monatsh. 1896, Heft 4 (siehe 
Jahresbericht Bd. X. pag. 428). Berl. med. Ges., Sitzung v. 24. III. Berl. 
klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 325. 


3. Morison, R., A case of nephrolithotomy. Northumberland and Durham 


Med. Soc. Med. Press 1896, 30. Dezember. 

Müller, Ueber Nephrolithiasis nach Rückenmarksverletzungen. Arch. f. 
klin. Chir. Bd. L, pag. 601. (Führt das häufige Vorkommen von Nieren- 
steinen nach Rückenmarksverletzungen auf die lange Rückenlage und die 
Cystitis zurück.) 

Myles, Nephrolithotomy and Nephrectomy. R. Acad. of Med. in Ireland, 
chirurg. Sektion, Sitzung v. A III. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 78% u. 
Lancet. Vol. I, pag. 888. Edinburgh Med. Journ. Vol. XLIV, pag. 209. 


. Neve, E.F., A case of renal irritation simulating calculus of the kidney 


cured by nephrectomy. Lancet. Vol. I, pag. 664. (Bei der Nephrotomie 
wurde kein Stein gefunden; Beseitigung der Beschwerden durch die 
Operation.) 

Nicodemi, C., Pionefrosi destra da calcolo; nefrolitotomia; guarigione. 
Gazz. degli osped. e delle clin. Nr. 67. 

Page, F., Three cases of nephrolithotomy in which the stones were ex- 
tracted by an incision through the pelvis of the kidney; no fistula. Brit. 
Med. Journ. Vol. II, pag. 906. 

Raw, Nachweis von Nierensteinen durch Röntgen-Strahlen. Lancet 1596, 
Bd. II, 21. November. 

Reynolds, E., Case uf renal stone. Obst. Soc. of Boston. Sitzung v. 
18. V. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 398. 


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kend | 
LE: 


60. 


61. 


62. 


63. 


67. 


Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Roberts, E., The uric acid diathesis. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 625. 
(Macht aufmerksam, dass die von Reis lebende Bevölkerung Indiens viel 
weniger Steinkranke aufweist, als die Nordprovinzen, wo sehr wenig Reis 
gebaut wird.) 

Rosenschtat, J., Ueber den Einfluss der Borshomquellen auf die Blut 
beschaffenheit. Med. obosr., Nr. 7. (Empfiehlt wie Wichodzew (66) die 
Borshomquelle, als in ihrer Zusammensetzung dem Vichy sehr nahe stehend, 
zur Erhöhung der Blutalkalescenz.) 


. Ruhemann, Jodlithium bei harnsaurer Diathese und Nierenkoliken. Cen- 


tralbl. f. d. gesammte Therapie, Novbr. (Empfiehlt Jodlithium in 1°/oiger 
Lösung und in Pillen.) 


. Scherk, C, Die Behandlung der harnsauren Diathese vom ätiologischen 


Standpunkte aus beleuchtet. Der ärztl. Praktiker u. med.-chir. Centralbl. 
Bd. XXXII, pag. 413. (Zusammenstellung der Ansichten der bekanntesten 
Autoren.) 


. Schulz, J., Ein Beitrag zur Nierenchirurgie, speziell der Steinniere. Inaug.- 


Diss. Leipzig 1896. 


58. Secchi, E., Nierensteine. Atti della assoc. med. Lombardo 1896, Mai u. 


Juni. 


59. Spillmann, P., Traitement de la diathese urique par le jus de citron. 


Revue med. de l'Est 1896, November. (Fand die Wirkung des Citronen- 
saftes auf den Stoffwechsel gleich Null und warnt vor der in Deutschland 
von Pfuschern empfohlenen Citronenkur.) 

Strauss, J., Ueber den Einfluss des kohlensauren Kalkes auf den mensch- 
lichen Stoffwechsel, ein Beitrag zur Therapie der harnsauren Nierenkon- 
kretionen. Arbeiten a. d. städt. Krankenhause zu Frankfurt a. M. 1896. 
Swain, Effect of the Röntgen Rays on Calculi. Bristol Med.-Chir. Journ., 
März u. Lancet 1896, Vol. II, 19. Dezember. 

Tunnicliffe, F. W., Contribution to our knowledge of soluble urates: 
preliminary note. Brit. Med. Journ. Vol. I. pag. 518. 

Umber. F., Ueber die Beziehungen der Harnsäure zu den Nucleinen der 
Nahrung. Inaug.-Diss. Heidelberg 1896. 

Vailhen, A., De l'intervention chirurgicale dans l’anurie calculeuse. These 
de Paris. Nr. 33. 


. Wettzack, Lycetol bei Nierenkolik. Gaz. hebdom. de med. et chir. 


11. Juli. 

Wichodzew, J., Borshom bei Podagra und bei Behandlung der Harn- 
säure-Dyskrasie. Wratsch. Nr. 17. (Empfehlung der alkalischen Borshom- 
schen Katharinenquelle als eines kräftigen Diuretikums bei harnsaurer 
Diathese.) 

Woollcombe, Fourteen calculi removed from a kidney. Plymouth Med. 
Soc. Sitzung vom 20. XI. Lancet. Vol. II, pag. 1459. (Kurze Notiz.) 


Humphry (24) verlegt den Ort der Bildung der Harnsteine für 


gewöhnlich in die Niere, wo sie durch zwei Komponenten entstehen, 
nämlich durch Zunahme oder Alteration der Qualität des schleimigen 
Sekrets der Nierenkanäle oder Nierenkelche und durch Vorhandensein 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 433 


einer ungewöhnlichen Menge von Harnsäure, Oxalsäure oder Cystin. 
Der Schleim bewirkt die Umwandlung der krystallinischen Massen in 
amorphe und die Zusammenballung derselben. Die Steine können 
mehrere — beobachtet wurden bis zu fünf — Kerne enthalten, welche 
Vereinigung mehrerer Kerne entweder in der Niere oder in der Blase 
vor sich gehen kann. Das mehr oder weniger rasche Wachsen der 
Steine hängt von der vorhandenen grösseren oder geringeren Menge 
von Schleim ab. In der Blase schlagen sich auf einen Stein Phos- 
phate nieder oder die gleichen Komponenten, aus denen ursprünglich 
der Stein besteht, während sich auf andere Fremdkörper fast ausschliess- 
lich Phosphate niederschlagen. Urat- und Cystin-Steine sind meist 
oval, abgeflacht, Oxalat-Steine rund, Phosphatsteine dagegen unregel- 
mässig geformt. 


Ebstein (17) verlangt für die Bildung von Harnsteinen stets 
eine organische Grundsubstanz, die den Kern darstellt, und auch die 
Vergrösserung der Steine erfolgt stets unter Vermittlung dieser organi- 
schen Substanz. 


Abrahams (1) beobachtete in zwei Fällen von Nierenkoliken 
Schmerzhaftigkeit und Schwellung eines Ovariums mit anfallsweise auf- 
tretenden Schmerzen in der Ovarialgegend. Nach Aufhören der Schmer- 
zen wurden Konkremente entleert. Da die Schwellung und Schmerz- 
haftigkeit des Ovarium objektiv nachgewiesen wurde, handelt es sich 
wohl nicht um subjektive Täuschung in Bezug auf den Sitz des Schmerzes, 
sondern um -Irradiationen ähnlicher Art, wie sie beim männlichen Ge- 
schlechte in Bezug auf die Hoden beobachtet wurden. Abrahams 
empfiehlt daher in Fällen von „Oophoritis“ aus zweifelbafter Ursache 
die Aufmerksamkeit auf die Nieren zu richten. i 


Le Noire (37) fand in einem Falle von Nierenstein und Pyelitis 
im Harn neben den Colibacillen den Bacillus pyocyaneus, den er aber 
für einen Saprophyten hält, während er die Colibacillen in dem be- 
treffenden Falle für die Erreger der Eiterung erklärt. 

Bernard (7) fand bei vier an Enteritis verstorbenen Kindern 
Hydronephrose, die er auf den gleichzeitig im Nierenbecken gefundenen 
Harnsäuregries zurückführt. Klinisch blieben die Hydronephrosen latent, 
jedoch ist eine Weiterentwickelung derselben nach Abheilung der Ente- 
ritis möglich. | 

Ducamp d’Orgas (15) veröffentlicht 40 Fälle von Kindersektionen, 
bei welchen Konkremente in der Niere gefunden wurden; es handelt 
sich durchweg um schlecht ernährte, rhachitische, hydrocephalische, 

Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 28 


434 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


tuberkulöse und syphilitische Kinder und als Ursache der Steinbildung 
werden die schlechten Ernährungsverbältnisse beschuldigt. 

Nach den Leichenversuchen von Chappuis und Chauvel (11) 
wird mit Verbesserung der Methoden ein Nachweis von Nierensteinen 
durch Röntgen -Strahlen möglich werden, da dieselben für die Strahlen 
undurchgängig sind, und zwar sowohl Urat- wie Phosphat- Steine. 
Allerdings ist auch die Niere schwerer durchlässig als die Muskulatur, 
weil sie Harn enthält, der als starke Mineralsalzlösung die Impermea- 
bilität bewirkt. 

Fenwick (18) benützt neuerdings zum Aufsuchen kleiner Steine, 
die mit den bisherigen Methoden schwer zu finden sind, weil sie in 
einem Kelch oder in der Nierensubstanz oder auch verborgen im Nieren, 
becken liegen, die Durchleuchtung mit Röntgen-Strahlen an der frei- 
gelegten Niere. Alle Steine, Urat-, Phosphat- und Oxalat-Steine können 
auf diese Weise gefunden werden. 

Koränyi (34) berichtet über eine 40jährige Kranke mit beider- 
seitigen Nierenkoliken und rechtsseitiger Hydronephrose.. Aus dem Be- 
fuude eines niedrigen Gefrierpunkts des Blutes (0,65°) wurde auf eine 
Insufficienz der Nieren geschlossen, welche durch alsbaldiges Auftreten 
einer linksseitigen Nierenkolik und Ausbildung einer linksseitigen Hydro- 
nephrose bestätigt wurde. 

Laurie und Leon (35) bestätigen durch Versuche die geringe 
Durchlässigkeit der Oxalat- und Urat-Steine für die Röntgen-Strahlen 
und konnten in mehreren Fällen an Lebenden den Nachweis von 
Steinen führen. 

Mac Intyre (41) gelang es mittelst der Röntgen-Strahlen bei 
fünf Fällen, in welchen Nierensteine vermuthet wurden, niemals, einen 
Stein nachzuweisen. Ebenso blieben die gleichen Versuche Cod mans 
(Diskussion) in sechs Fällen, wo Nierenstein-Symptone vorhanden waren, 
völlig erfolglos. Dagegen konnte Raw (51) nach einstündiger Exposition 
einen Stein nachweisen und ebenso Swain (61); im letzteren Falle 
handelte es sich um einen 91/2 Gramm schweren Calciumoxalat-Stein. 

Martin (42) beschuldigt für die Entstehung von Nierensteinen 
die hereditäre Anlage, Traumen und andere Erkrankungen der Niere. 
Als unsicherstes klinisches Symptom von Steinen bezeichnet er die 
Schmerzhaftigkeit, als wahrscheinliche starken Schleimgehalt des Harns, 
Hämaturie besonders nach Bewegungen mit Methämaglobin (öfter als 
Oxyhämaglobin) im Harn, Pyurie, Koliken. Positive Symptome ergeben 
sich aus dem Abgang von Steinen, aus der Lumbarincision mit direkter 
Durchsuchung des Nierenbeckens und aus der Röntgen - Photographie. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weihe. 435 


Die letztere Untersuchungsmethode lässt alle Arten von Steinen er- 
kennen, am besten die Phosphatsteine, aber sie ist ebenfalls nur eine 
die übrigen Methoden unterstützende, keine absolut beweisende; in 
einem Falle erschien auf dem Photogramm ein Stein, welcher bei der 
Operation nicht gefunden wurde. In der Diskussion wird hervorge- 
hoben, dass die kleinen Steine, welche die quälendsten Symptome be- 
wirken, gerade unentdeckt bleiben können, sowohl für die Röntgen- 
Strahlen als auch bei der direkten Austastung des Nierenbeckens. 

Bei Versuchen ausserhalb des Körpers fand Swain (61) die 
Oxalat-Steine als die dichtesten. 

Duret (16) bespricht an der Hand eines Falles von grossen 
korallenförmig verästeltem Nierenstein das in solchen Fällen einzu- 
schlagende Operationsverfahren. Die Extraktion solcher Steine nach 
Nephrotomie ist meistens erst möglich nach Zertrüämmerung des Steines 
— Nephro-Lithotripsie. Ist dabei das Nierengewebe grösstentheils zu 
Grunde gegangen und eine Pyonephrose vorhanden, so ist die Niere 
zu exstirpiren und der Eitersack zu entfernen. In dem beschriebenen 
Falle handelte es sich um einen 200 g schweren, grösstentheils 
aus Phosphaten bestehenden Stein, der einen Urat-Kern hatte, bei einer 
39jährigen Frau, die ausser Vergrösserung der linken Niere mit inter- 
mittirender Pyurie und Fieber keine Nierensymptome bot. Die Incision 
wurde seitlich retroperitoneal ausgeführt und nach Nephrotomie der 
Stein mit dem Dolbeau’schen Lithotripter in mehrere Theile zer- 
brochen und diese extrahir. Hierauf wurde die Niere subkapsulär 
exstirpirt bis auf eine kleine Manchette, die um den Hilus stehen blieb. 
Da aber die Nierenkapsel total eiterig infiltrirt war, so wurde dieselbe 
ebenfalls exstirpirt und ein Theil der eiterig infiltrirten Fettkapsel mit 
entfernt. Heilung. In der dritten Woche trat plötzlich eintägige voll- 
ständige Anurie ein, die aber von selbst verschwand. 

Vailhen (65) befürwortet bei Anurie in Folge von Nierensteinen 
die ungesäumte Ausführung der Nephrotomie, sowie urämische Erschei- 
nungen aufgetreten sind. Bevor solche Symptome auftreten, kann man 
einige Tage palliativ verfahren, aber länger darf mit dem chirurgischen 
Eingriff nicht zugewartet werden. Die Nephrotomie hat nur deshalb 
schlechte Resultate (30 —35°/o Mortalität) aufzuweisen, weil häufig zu 
spät operirt wird. | 

König (30) veröffentlicht 9 Fälle von Nephrolithotomie aus der 
Küster’schen Klinik, darunter 6 Frauen. In einem Falle wurde die 
Operation doppelseitig ausgeführt. Eine Operirte starb unter urämischen 
Erscheinungen, die andern genasen. Die Nephrektomie ist nur bei 


ogs 


436 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


weitgehender Zerstörung der Niere indizirt. Zwei solche Fälle wurden 
von Schulz mitgetheilt, beide mit Ausgang in Heilung. 

Adenot (2) berichtet über eine Exstirpation der über Manns- 
kopfgrösse vergrösserten rechten Niere, die bis über die Mittellinie nach 
links herüberreichte.e Auf lumbaleın Wege gelang die Auslösung der 
cystischen, mit Eiter und Steinen gefüllten Niere nicht, weshalb der 
Tumor durch Schnitt längs des äusseren Rectus-Randes freigelegt werden 
musste. Tamponade der enorm grossen Wundhöble, Heilung. 

Battle (4) entfernte bei einem 19 jährigen Mädchen durch Nephro- 
lithotomie einen Oxalat-Stein, der an einer Stelle fast mit dem Nieren- 
gewebe verwachsen war und an der freien Oberfläche scharfe, aus 
hexagonalen Krystallen bestehende Vorragungen zeigte. Die Stein- 
symptome gingen auf 10 Jahre zurück. 

Garceau (g. 6. 8) konnte in einem Falle von Cystitis mit inter- 
mittirender Hämaturie, bei welchem Oxalat-Krystalle im Harne ge- 
funden und daher ein Nierenstein vermuthet wurde, mittelst der 
Röntgen-Photograpbie keinen Stein im Nierenbecken nachweisen. 

Der Fall von Bell und Parkin (6) beweist, dass selbst nach 
viertägiger völliger Anurie die Nephrolithotomie noch Heilung bringen 
kann. 

Brakel (8) berichtet über einen Fall von Nephrolithotomie bei einer 
seit 7 Jahren an Abgang kleiner Konkremente und Pyurie leidenden 
Kranken. Bei der Nephrotomie wurde das Nierenbecken mit Eiter 
gefüllt gefunden und aus dem Anfangstheil des Ureters ein in den- 
selben eingekeilter Stein entfernt. Da eine eiternde Fistel zurückblieb, 
aus der noch Blutungen auftraten, wurde die sekundäre Nephrektomie 
nothwendig, die ziemliche Schwierigkeiten bot. 

Braquehaye (9) berichtet über einen Fall von sekundärer Ne- 
phrektomie bei einer 27jährigen Kranken, bei welcher nach der Nephro- 
tomie eine eiternde Fistel zurückgeblieben war. Bei der Nephrotomie 
war viel Eiter entleert aber ein Stein nicht gefunden worden. Bei der 
Exstirpation fand sich die Niere atrophisch und in einen Eitersack 
verwandelt und an der Ursprungsstelle des Ureters wurde ein bohnen- 
grosser Stein gefunden. Die mikroskopische Untersuchung ergab die 
Abwesenheit von Tuberkelbacillen und auch sonst keinen Anhaltspunkt 
für Tuberkulose. 

Clark (12) theilt einen Todesfall nach erfolgreicher linksseitiger 
Nephrolithotomie mit; der Tod erfolgte einige Tage nach der Operation 
unter fortwährendem Erbrechen, obwohl sich die Harnsekretion wieder 
eingestellt hatte. Die Kranke — die übrigens ein männlicher Pseudo- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 43° 


hermaphrodit war — war allerdings 2 Jahr vorher an der rechten 
Niere operirt worden. 

Gerster (g. 4. 16) berichtet über einen Fall von eiteriger Steinniere bei 
einer 40jährigen Kranken, die früher an Nierenblutungen und Koliken 
gelitten hatte, und deren Harn viel Eiter enthielt. Bei der Nephrotomie 
wurden fünf Abscesse entleert, von denen jeder einen Stein enthielt. 
Nach 3 Monaten wurde, da die Eiterung anhielt, die Niere exstirpirt ; 
sie enthielt neuerdings sechs Abcesse mit je einem Stein. Heilung. 

Greiffenhagen (19) entfernte bei einer 4ijährigen Kranken 
mit schweren pyämischen Symptomen durch Nephrolithotomie zwei un- 
gewöhnlich grosse Nierensteine. Tamponade, Heilung. 

Obalinski (g. 4. 34) machte bei 4 Fällen von Nephrolithiasis 
(darunter 2 Frauen) dreimal die Nephrektomie und einmal die Nephro- 
tomie; von den 3 nephrektoniirten starb eine Kranke. Die Operation 
wurde stets mittelst des Bergmann schen Schnittes ausgeführt, ein- 
mal nach vorgängiger Laparotomie, weil die Diagnose zwischen Nephro- 
und Cholelithiasis schwankte. 

Guiteras (20) machte in einem Falle von Pyonephrose und 
vier Steinen im Nierenbecken, weil er wegen zeitweiliger Ausscheidung 
von klarem Harn die andere Niere für gesund gehalten hatte, die 
Nephrektomie, die Operirte starb aber an akuter Entzündung der 
anderen Niere und Anurie. Die im Nierenbecken der exstirpirten Niere 
gefundenen Steine waren von auffallender Grösse; der grösste war 
6,5 cm lang, 3,5 cm breit und 1,5 cm dick. | 

Jackson (25) entfernte bei einer 24jährigen Gravida durch Nephro- 
lithotomie aus der rechten Niere vier Steine von zusammen 28 g 
Gewicht. Nach zwei Tagen trat Frühgeburt im 4.—5. Monate ein und 
die Operirte starb unter urämischen Erscheinungen. Bei der Sektion 
fanden sich auch in der linken Niere 11 Steine von zusammen ca 60 g 
Gewicht. 

Jordan (27) exstirpirte eine eitrige Steinniere auf transperitonealem 
Wege. Die Kranke klagte erst kurze Zeit vor der Operation über 
Schmerzen in der Nierengegend;; der saure Harn war stark eiterhaltig. 
Heilung. 

Kammerer (28) berichtet über einen Fall von Nephrotomie 
und sekundärer Nephrektomie rechterseits wegen vereiterter Steinniere. 
1t/2 Jahre nach der Heilung traten linkerseits Nierenschmerzen mit 
Oligurie und Erscheinungen von Fieber und Nausea ein; nach 30 stündiger 
Anurie wurde die linke Niere freigelegt und da im Anfangstheil des 
Ureters ein bohnengrosser Stein gefühlt wurde, der Harnleiter incidirt, 


438 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


der Stein entfernt und das Nierenbecken durch eine Nephrotomie- Wunde 
drainirt und ausgespült. Am 5. Tage wurde der Ureter-Schnitt genäht 
und nach 2 Monaten war die Wunde geschlossen. 

Lennander (36) veröffentlicht zwei Fälle von Nephrolithotomie 
bei Frauen. Der erste Fall betrifft ein 18jähriges Mädchen, bei dem 
eine kongenitale Entstehung des Steines angenommen wurde und bei 
dem die Diagnose lange dunkel geblieben war. Die Freilegung der 
Niere ergab einen im Nierenbecken festsitzenden Stein, der nach Nephro- 
tomie mittelst Elevatoriums herausgebrochen werden musste. Während der 
Nierenincision wurde durch Kompression der Hilusgefässe mittelst mit 
Gummi überzogener Zangen eine künstlicl.e Blutleere erzielt, so dass 
die Blutung gleich Null war. Zum Schluss wurde die Niere mit vier 
Nähten geschlossen und nach theilweiser Resektion der Fettkapsel der 
konvexe Rand und ein Theil der vorderen und der hinteren Nieren- 
fläche mit der Muskulatur in Berührung gebracht. Heilung. 

Auch im zweiten Falle (54 jährige Frau) blieb die Diagnose lange 
dunkel, so dass eine probatorische Laparotomie unternommen wurde, 
welche den Grund der rechtsseitigen Schmerzanfälle in der Gallen- 
blase — vergeblich — suchte. Bei der Nephrolitothomie fand sich 
das Nierenbecken mit einem theils kittähnlichen, theils fein gekörnten 
Brei ausgefüllt, in welchem sich ein Oxalat-Stein von der Grösse einer 
halben Kaffeebohne fand. Nach Vernähung der Niere wurde dieselbe, 
da sie auch dilocirt war, nach Gujon an der Muskelwunde ange- 
näht und das Nierenbecken drainirt; Heilung. Der Inbalt des Nieren- 
beckens bestand aus fibrinhaltigen Eiweisskörpern, Uraten, Urobilin 
und Bakterien-Haufen — Bact. coli commune, Die Entstehung dieser 
Masse wird durch Blutung in Folge des primär bestehenden Oxalat- 
Steines, Coagulation, Infektion durch B. coli commune und Farbstoff- 
umwandlung erklärt. 

Lesin (38) berichtet über einen Fall von Nephrolithotomie bei 
einer 60 jährigen Frau mit lange bestehenden Rückenschmerzen und 
Pyurie. Nach Lumbal-Schnitt und Eröffnung des Nierenbeckens wurde 
ein 80 g schwerer Phosphatstein aus der Tiefe des Nierenbeckens 
extrahirt; ausserdem fanden sich gegen den oberen Nierenpol zwei 
weitere mit Steinen gefüllte Säcke, die eröffnet wurden. Auswaschung 
und Tamponade; Heilung. Lesin erklärt sich in solchen Fällen 
für möglichsten Konservativismus. 

Morison (45) empfiehlt bei Nierenoperation die Anlage eines 
T-Scbnittes, dessen senkrechter Schenkel im Iliocostalraum bis zum 
Rande des Quadratus lumborum geführt wird. Bei dieser Schnitt- 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 439 


führung kann in Rückenlage operirt werden, wodurch die Narkose 
erleichtert wird, ferner ist nach Eröffnung des Abdomens in der Linea 
semilunaris die Diagnose einer Nierengeschwulst rasch sicher zu stellen 
und der Zustand der zweiten Niere zu erkennen; endlich gestattet diese 
Schnittführung leichteren Zugang zur Niere als jede andere und er- 
möglicht die Drainage nach abwärts mehr als der Abdominal - Schnitt. 

M yles (47) betont die Schwierigkeit des Nachweises von Nieren- 
steinen sogar nach Freilegung der Niere und erwähnt einen Fall, in 
welchem bei der Nephrotomie kein Stein gefunden worden war; eret 
nach der Exstirpation der fortwährend Eiter secernirenden Niere wurde 
ein haselnussgrosser Stein gefunden. Die Acupunctur der Niere wird 
ala gefährlich verworfen, dagegen der Nachweis der Steine mittelst der 
Röntgen-Strahlen als aussichtsvoll bezeichnet. Bei cystöser beweg- 
licher Niere hält Myles die cystöse Degeneration für das Primäre, die 
Verlagerung für sekundär. Für die Nephrektomie schlägt er die lumbare 
Operation vor, wenn nöthig nach Erweiterung des gewöhnlichen Schnittes 
durch einen vertikalen. In der Diskussion wird der diagnostische 
Werth der Röntgen-Strahlen anerkannt, aber zugleich auch die ver- 
schiedene Durchlässigkeit der verschiedenen Konkremente gegen dieselben 
erwähnt. 

Nicodemi (49) berichtet über einen Fall von Nephrolithotomie 
mit Entleerung von 11/2 l Eiter und Entfernung eines 7 g schweren 
Steines. Im Eiter fand sich Bacterium coli commune. Heilung nach 
Spülungen und Tamponade. Nicodemi erklärt sich in solchen Fällen 
grundsätzlich für die Nephrotomie und erst wenn die Fistel nicht zur 
Heilung gebracht werden kann, für die sekundäre Nephrektomie. 

Page (60) tritt bei der Nephrolithotomie für die direkte Incision 
des Nierenbeckens ein. In drei Fällen — darunter einer bei einer 
weiblichen Kranken, bei der 27 Steine entfernt wurden — führte er dies 
Verfahren mit Glück aus, ohne dass eine Fistel zurückblieb. 

Reynolds (52) berichtet über einen Fall von erfolgreicher Nephro- 
lithotomie. Durch Ureterkatheterismus wurde linksseitige Pyurie und 
viele Krystalle im Sekret festgestellt, während rechterseits nur leichte 
Pyelitis bestand. Der entfernte Stein hatte die Grösse des vordersten 
Daumengliedes. 

Secchi (58) macht aufmerksam, dass bei einfacher Ausspülung 
des Nierenbeckens nach Nephrotomie ein Stein sich in eine Lakune 
einbetten und dann zurückbleiben kann. 

Ueber medikamentöse und diätetische Therapie handeln 
folgende Arbeiten: 


440 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Strauss (60) bestätigt durch Versuche an Kranken die von 
Noorden’schen Angaben über den Einfluss der Kalkzufuhr bei harn- 
sauren Nierenkonkretionen (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 428). Dagegen 
beobachtete Kisch, welcher die Phosphorsäureausscheidung unter dem 
Einfluss der kalkhaltigen Marienbader Rudolfsquelle kontrollirte, bei 
einem Falle allerdings eine Abnahme sowohl des Di- als des Morc- 
natriumphosphats, in einem zweiten Falle dagegen eine Vermehrung 
der letzteren Verbindung. Er glaubt daher, dass die gebräuchlichen 
Mineralwässer noch zu wenig reich an Kalk sind, dagegen ist nicht zu 
befürchten, dass der gleichzeitige Alkaligehalt dieser Wässer eine alka- 
lische Reaktion des Harns herbeiführt, indem er stets auch nach mehr- 
wöchentlichem Gebrauch dieser Wässer den Harn sauer fand. Endlich 
ist Kisch (29) geneigt, die günstige Einwirkung der Kalkwässer auf 
harnsaure Konkremente, besonders auf die diuretische Wirkung dieser 
an Kohlensäure reichen Mineralwässer zurückzuführen. 

Loebisch (40) berichtet über einen Fall von Nephrolithiasis mit 
Nierenkoliken und Hämaturie bei einer 40 jährigen Frau, bei welcher 
das Urotropin in zwei täglichen Dosen von je 0,5 unter Ausschluss 
nucleinreicher Nährmittel nach vier Wochen ein Aufhören der Blutungen 
und ein Herabsinken der im Harne sich spontan ausscheidenden Harn- 
menge erzielt wurde. Loebisch glaubt, dass das Urotropin in der 
Weise auflösend wirke, dass beim Durchgang des Urotropins durch die 
Niere sich Formaldehyd abspaltet und dann die barnsäurelösende Eigen- 
schaft dieses Körpers zur Wirkung kommt. 

Mendelsohn (43) betont neuerdings die Unmöglichkeit, schon 
gebildete Harnsteine durch medikamentöse Mittel zur Lösung zu bringen 
und sucht die günstige Wirkung der gebräuchlichen Mineralwässer in 
der Diluirung des Harns und in der Anregung der Diurese, wie er sie 
besonders für die ungarische Salvatorquelle nachweisen konnte. Das 
Wesen der Konkrementbildung sieht er darin, dass die Harnsäure aus- 
nahmsweise statt ausserhalb des Körpers schon innerhalb der Harn- 
wege ausfällt und ein irgendwo stecken bleibender Krystall, der immer 
eine organische Grundsubstanz hat, kann dann zur Steinbildung Ver- 
anlassung geben, wenn er nicht wieder durch den reichlicher secernirten 
Harn fortgespült wird. Ausser für reichliche Diurese muss therapeutisch 
auch zeitweise für Alkalizufubr gesorgt werden, jedoch darf die Reaktion 
des Haros, nicht wirklich alkalisch werden, damit nicht andererseits 
die Erdphosphate ausfallen. 

Dagegen betont Mordhorst (44) die Möglichkeit der Auflösung 
wenigstens kleiner (1—2 mm) Konkremente durch Alkalisirung des 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 441 


Harns nur darf das zugeführte Wasser nicht zu stark kalkhaltig sein. 
Er will beim Gebrauch des Wiesbadener Gichtwassers eine Auflösung 
solcher Konkremente beobachtet haben, während Kutner in der Dis- 
kussion (Berliner med. Gesellschaft) die Wirkung auch dieses Mineral- 
wassers lediglich auf die Anregung der Diurese und die Elimination 
kleiner Kopkremente zurückgeführt wissen will. 


Nach den Versuchen von Tunnicliffe (63) ist das Piperazinurat 
beträchtlich leichter löslich als das Lithion- und Kaliumurat. Die Ver- 
suche sind vorläufig lediglich im Reagensglas angestellt, so dass noch 
keine Schlüsse bezüglich der Behandlung harnsaurer Konkretionen ge- 
zogen werden. 


Wettzack (66) empfiehlt bei Nierenkoliken das Lycetol in Dosen 
von 1,5 mit 0,5 Natriumbicarbonat zweimal des Tages in einem Glas 
alkalischen Mineralwassers (z. B. Contrex£ville). 


Jollenaere (26) betont die harnsäurelösende Eigenschaft des 
Lycetols; es ist zugleich von starker diuretischer Wirkung. 


d’Aulnay (3) empfiehlt Lycetol zu 3 g in Eau de Vals gelöst 
bei barnsauren Nierenkonkretionen. 


Lewis (39) macht auf die irritirende Wirkung eines vermehrten 
Gehaltes an Oxalsäure und Harnsäure im Harn aufmerksam, wodurch 
die normalen Schleimhäute der unteren Harnwege gereizt oder schon 
bestehende Entzündungen verschlimmert werden können. Durch diä- 
tetische, medizinische und Allgemeinbehandlung kann die Ausscheidung 
der Harn- und Oxalsäure beeinflusst werden. 


Umber (64) bestätigt die Erhöhung der Harnsäureausscheidung 
nach nucleinreicher Nahrung. 


9. Nierenblutungen. 


l. Bruni, Die Kystoskopie bei Hämaturie. Riforma med. 1896, Nr. 112. 
(Nachweis des renalen Ursprungs der Hämaturie in einem Falle von Nieren- 
tuberkulose.) 

2 Dauchez, H., Hämaturien renalen Ursprungs. Journ. de clin. et de therap. 
infant. 12. August. (Bespricht die im (Gefolge von Hautkrankheiten im 
Kindesalter auftretenden Hämaturien.) 

. Eccles, F. R., Clinical lecture on Haematuria. Brit. Med. Journ. Vol. I. 
pag. 1402. 

4. Grosglik, S., Ueber Blutungen aus anatomisch unveränderten Nieren. 
Volkmann’s Sammlung klinischer Vorträge. Nr. 203 und Medycyna, 

Nr. 26 ff. 


| DE) 


DN 


442 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


5. Guyon, F., Des conditions suivant les quelles se produisent les héma- 
turies vesicales et les hematuries rénales. Ann. des mal. des org. gen.-ur. 
Tom. XV, pag. 113. 

6. — Les hematuries pendant la grossesse. Journ. de Med. et Chir. prat. 
Februar. Revue internat. de méd. et de chir. Nr. 6. 

7. Hamel, P., De l’hematurie essentielle. Thèse de Paris, Nr. 432. 

& Heubner, Fall von Nierenblutungen. Gesellsch. d. Charité- Aerzte zu 
Berlin, Sitzung v. 12. XI. 1896. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, 
pag. 212. 

9. Holmes, B., Persistant renal haematuria. Journ. of the Amer. Med. Ass. 
1896, 19. September. (Doppelseitige Nierenblutung, wohl auf syphilitischer 
Grundlage.) 

10. Klemperer, G., Ueber Nierenblutungen bei gesunden Nieren. Deutsche 
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 129 ff. u. Vereinsbeilage, pag. 33. 

ll. Robbins, Cases of Hematuria. Med. News. Vol. LXIX, 21. November. 
(Fall von Blutung aus dem rechten Ureter bei einer an Arthritis und 
Icterus leidenden Frau.) 


Klemperer (10) unterscheidet bei den Blutungen aus gesunder 
Niere zunächst zwei Gruppen, nämlich kurzdauernde und nur einmal 
auftretende Blutungen, welche meistens nach Ueberanstrengung eintreten, 
und langdauernde. Diese letzteren beruhen entweder auf Hämophilie 
oder es handelt sich um Blutungen ohne hämophile Disposition, welch 
letztere Klemperer angioneurotische Blutungen nennt. Die 
letzteren Nierenblutungen kontraindiziren die Operation und können 
wie ein angeführter Fall beweist, durch hydrotherapeutische Massnahmen 
beseitigt werden. In der Diskussion zieht Nitze für die letzte Klasse 
von Blutungen die von Israel gewählte Bezeichnung „essentielle 
Hämaturie“ vor und spricht sich für Vornahme der probatorischen In- 
cision aus, weil die Unterscheidung von Blutungen durch Tumoren eine 
sebr schwierige sein kann und die Prognose der Nierentumoren von 
der Frühdiagnose abhängt. Auch Senator epricht sich für die pro- 
batorische Freilegung der Niere aus und theilt die Nierenblutungen bei 
gesunden Nieren in renale Hämophilien, essentielle Hämaturien obne und 
essentielle Hämaturien mit Schmerzen. 

Gujon (5) spricht als direkte Ursache der Blasen- wie der Nieren- 
blutungen die Kongestion der Blasen- und der Nierenbeckenwandungen 
an. Damit aber eine stärkere Blasenblutung entstehen kann, ist es 
nothwendig, dass die Blasenwand entweder anatomisch verändert oder 
verletzt wurde (z. B. durch Steine) oder dass sie längere Zeit in hohem 
Grade ausgedehnt war. Ausnahmsweise können Steine durch ihre blosse 
Anwesenheit, ohne dass sie direkt eine Verletzung bewirkt hätten, eine 
Kongestion hervorrufen. Auch bei Nierenblutungen steht die Kongestion 


Chirurgische Erkrankuugen der Nieren beim Weibe. 443 


als Grundursache in erster Reihe, aber hier kann es ohne derartige 
anatomische Läsion, wie sie bei der Blase nothwendig ist, zu Blutungen 
und zwar sehr hohen Grades kommen. Eine Reihe von Beispielen wird 
zur Begründung dieser Ausführungen angeführt. 

Grosglik (4) schliesst sich auf Grund des bisher in der Litte- 
ratur vorliegenden Materials — er stellt 18 Fälle zusammen, welchen 
er einen selbst beobachteten Fall anreiht — im Wesentlichen der 
Deutung und Eintheilung von Klemperer an, indem er Blutungen 
aus gesunden Nieren auf hämophiler, traumatischer und vasomotorischer 
Grundlage annimmt. In tberapeutischer Beziehung empfiehlt Gros- 
glik bei hämnphilen Hämaturien symptomatische Behandlung, wenn 
die Blutung keine lebensgefährliche ist; bedroht sie jedoch das Leben, 
so ist nicht nur die Blosslegung, sondern sogar die Entfernung der 
blutenden Niere indizirt. Da bei Hämaturien auf vasomotorischer Basis 
die Diagnose äusserst schwierig ist, ausserdem auch die Blutungen aus 
gesunden Nieren sehr selten sind, so soll in solchen Fällen durch Frei- 
legung und genaue Durchsuchung der Niere nach Durchschneidung 
derselben die Diagnose gesichert werden. Nur durch Nephrotomie 
können kleine Steine und cirkumskripte tuberkulöse Herde gefunden 
werden, und deshalb ist diese Operation auszuführen. Werden dabei 
keine Veränderungen gefunden, so ist die Niere zu vernähen und zu 
reponiren. Wenn die Nephrotomie erfolglos ist, so ist die sekundäre 
Nephrektomie vorzunehmen. 

Gerster(g. 4. 16) führte in einem Falle von akuter Nephritis mit 
starken Hämorrhagien die Nephrotomie aus. Die Niere wurde sehr 
kongestionirt, die Kapsel hochgradig gespannt gefunden. Nach der 
Operation hörten die Blutungen auf und die Operirte genas vollkommen, 
so dass der Verdacht auf Tuberkulose unbegründet war. Das Nieren- 
becken war von völlig normaler Beschaffenheit und enthielt keinen Stein. 
Bei derartigen Fällen empfiehlt Gerster nach dem Vorgang von 
Harrison (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 378) die Spaltung der enorm 
gespannten Nierenkapsel. In einem ähnlichen Falle, in welchem aber 
die Blutungen fehlten und bei starken Nierenschmerzen nur etwas 
Albumen und Eiter im Harn nachzuweisen war, machte Gerster 
ebenfalls die Nephrotomie. Die Fettkapsel war stark ödematös und die 
Niere sehr kongestionirt; aus dem Nierenbecken entstand eine arterielle 
Blutung, die durch Tamponade gestillt wurde. Nach Entfernung des 
Tampons trat die Blutung wieder ein und da mehrere Abscesse sich 
fanden, wurde schliesslich die Niere exstirpirt. Sie war von embolischen 
Abscessen durchsetzt. Heilung. 


444 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


Gujon (5) lenkt die Aufmerksamkeit auf Fälle von Hämaturie 
während der Schwangerschaft. In einem von ihm selbst beobachteten 
Falle trat die Hämaturie periodisch in drei auf einander folgenden 
Schwangerschaften und in der Laktation nach der dritten Schwanger- 
schaft auf und verschwand sofort nach Absetzen des Kindes. Die 
Freilegung der rechten Niere, welche der Sitz von Schmerzen war, er- 
gab keine Anomalie des Organs. In einem zweiten Falle trat die 
Hämaturie in der 4. und 5. Schwangerschaft ein, um von selbst zu 
verschwinden. Im Ganzen hat Gujon drei, Champetier de Ribes 
einen derartigen Fall beobachtet. Diese Hämaturien beruben auf 
Nierenblutungen aus unbekannter Ursache und können zu hochgradiger 
Anämie führen. 

Hamel (7) unterscheidet von der eigentlichen essentiellen renalen 
Hämaturie eine Hämaturie mit Nephroptose, eine solche mit renaler 
Neuralgie, eine solche mit Albuminurie, eine Hämaturie auf hämophiler 
Grundlage und eine mit Purpura einhergehende Form. Ein Fall der 
letztgenannten Art bei einem fünfjährigen Mädchen wird mitgetheilt. 
Nach Aufhören der Nierenblutung trat Albuminurie ein, die noch 
einige Zeit andauerte. 

Eccles (3) bespricht die Bedeutung der Hämaturie und die Dia- 
gnose des Sitzes der Blutung nach den bekannten Merkmalen des 
blutigen Harns und theilt vier Fälle von Hämaturie bei Frauen mit; 
in zwei derselben war wahrscheinlich (keine Sektion) die Blutung auf 
maligne Geschwülste der Niere und in zwei auf Malaria zurückzu- 
führen. In den zwei letztgenannten Fällen trat Genesung ein. 

Heubner (8) berichtet über einen Fall von Tumor der linken 
Niere bei einem kleinen Mädchen, welches mehrere Anfälle von Nieren- 
blutungen gehabt hatte. Da die angeborene Cysten-Niere nicht doppel- 
seitig ist, handelt es sich, wie in der Diskussion von Senator betont 
wurde, wahrscheinlich um ein Nierensarkom. 


10. Neubildungen. 


1. d’Ajutolo, Su di un struma surrenale accessorio in un rene. Bolletino 
delle Scienze med. di Bologna, Bd. XII. 

2. Albarran, Structure et développement des adenomes et des epitheliomes 
du rein. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 243 ff. 

3. Albrecht, M., Kasuistischer Beitrag zu den malignen Nebennierenstrumen. 
Inaug.-Diss. Greifswald. 

4. Alessandri, Intorno ai tumori del rene sviluppati da porzioni aberranti 
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6). 


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445 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


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konde 1896, Vol. II, pag. 283. (Resektion der Niere wegen Erkrankung 
der anderen; Tod an Tetanus; die Diagnose war auf Lithiasis gestellt 
worden.) 


Albarran (2) bespricht in ausführlicher Weise die Geschichte 
der Lehre von den epitbelialen Geschwülsten der Niere und unter- 
scheidet zwei Haupigruppen, die Adenome und adenoiden Geschwülste 
einerseits und die Epithelial-Carcinome andererseits. In der erstgenannten 
Gruppe wird ein canaliculärer, ein cavitärer und ein alveolärer Typus 
unterschieden, welch’ letzterer an Glykogen und Fett überaus reiche 
Geschwülste liefert, die dem Grawitz’schen Strumae lipomatodes 
aberratae entsprechen. Allen diesen Typen ist eine das Geschwulst- 
gewebe vom Nierengewebe scheidende Kapsel gemeinsam. Dies ist bei 
der 2. Gruppe, den Epitbelial-Carcinomen nicht in der Weise der Fall, 
jedoch giebt es zahlreiche Uebergänge zwischen beiden Hauptgruppen, 
so dass eine strikte Scheidung der beiden Hauptgruppen nicht möglich 
ist. Bei den Epithelialgruppen unterscheidet Albarran zwei Typen, 
das gewöhnliche Epitbel-Carcinom und das Epitheliom mit hellen Zellen. 
Die erstere Form liefert namentlich bei Kindern durch myxomatöse Ent- 
artung des Stromas Mischgeschwülste zwischen Carcinom und Sarkom. 

Von den in die Nierenkapsel versprengten embryonalen Keimen 
gehört ein Theil der Niere an; es handelt sich um verspreugte Kanälchen, 
die nirgends Bildung von Glomerulis zeigen; ein Theil aber ist supra- 
renalen Ursprungs. Gewisse epitheliale Geschwülste, besonders die Adenome 
von canaliculärem Typus, stammen von versprengten Kanälchen der 
Niere selbst ab, dagegen stammen andere Tumoren von alveolärem 
Bau und mit hellen Zellen von versprengten Nebennierenkeimen. Die 
Mehrzahl der epithelialen Nierengeschwülste jedoch, besonders solche 
mit hellen Zellen, stammen vom Kanälchen-Epithel ab. Da die gewöhn- 
lich für die Abstammung aus Nebennierenkeimen angeführten Momente 
alle nicht absolut beweisend sind, so lässt sich unmöglich die relative 
Häufigkeit der Alveolar-Adenome mit hellen Zellen, welche aus Harn- 
kanälchen entstanden sind, zu denen, welche aus Nebennierenkeimen 
stammen, bestimmen. Die manche Geschwülste umgebende Kapsel 
hält Albarran für entstanden durch Reizung des Bindegewebes und 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 449 


Sklerose desselben. Es giebt aber auch Nieren-Adenome ohne nephritische 
Reizung. Endlich können die Adenome in Epitheliome übergehen. 

Zum Schlusse wird eine genaue Beschreibung von 16 Nierenge- 
schwülsten, deren Untersuchungsergebnisse die Grundlage der von 
Albarran aufgestellten Sätze bilden, mitgetheilt. 

Allen und Cherry (5) fanden bei Untersuchung von 29 Nieren- 
tumoren, dass Lipome sehr häufig Inseln und Herde von carcinomatösem 
Gewebe enthalten. Die untersuchten Fälle von Adenom scheinen 
alle von Nierenkanälchen, nicht von Nebennierenresten abzustammen. 
Zwischen den einzelnen Formen von Adenom lassen sich bestimmte 
Grenzen nicht ziehen, weil alle möglichen Uebergänge zwischen den 
einzelnen Formen vorkommen. Von den Sarkomen pflegen die spindel- 
ıelligen, welche viel fibröses Gewebe enthalten, langsam zu wachsen ; 
am schnellsten wachsen die Sarkome, welche epitheliale Bestandtheile 
enthalten ; diese epithelialen Einschlüsse stammen meist von dem Epithel 
der Harnkanälchen, jedoch können sie auch von den Lymphgefäss- 
Endothelien abstammen. Geschwülste, welche carcinomähnlich sind, 
sind häufig dennoch mesoblastischen Ursprungs und eigentlich als 
Sarkome aufzufassen, indem ihre Metastasen sarkomatös sind. Allen 
und Cherry gaben dieser Geschwulstform den Namen „Sarcoma 
carcinomatodes“. Abwesenheit einer Geschwulstkapsel spricht durchaus 
nicht für Malignität einer Geschwulst. Zum Schlusse wird hervorge- 
hoben, dass aktive Tumoren merkwürdiger Weise gewöhnlich einzeln, 
inaktive dagegen oft multipel vorhanden sind. 

Bloch (9) machte in einem Falle von bösartiger Nierengeschwulst 
weil diese nur die untere Hälfte des Organs einnahm, die Resektion 
der Niere. Die partielle Resektion erschien angezeigt, weil der Charakter 
der Geschwulst nicht sicher bösartig war. Bei sicher bösartigen Ge- 
schwülsten hält Bloch wie Rovsing die primäre Nephrektomie, 
nicht die Resektion für angezeigt. 

Kaijser (33) veröffentlicht 11 Fälle von bösartigen Nierentumoren 
aus der Klinik John Bergh’s.. Die Mortalität bei den operativen 
Fällen stellt sich auf die günstige Ziffer von 25°/o. Zur Diagnostik 
wird als häufiges bisher nicht bekanntes Symptom heftiger Singultus 
erwähnt, 

Küster (38) dringt bei Nierengeschwülsten auf die Nothwendig- 
keit einer möglichst frühzeitigen Diagnose, die durch die Palpation 
nicht immer sicher erreicht wird; bei dunkler Diagnose, namentlich bei 
‚Verdacht auf bösartige Geschwulst, soll deshalb die Diagnose, wenn 
sie auf anderem Wege nicht zu erbringen ist, durch den einfachen, 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 29 


Lui Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


selbst durch den doppelten Lendenschnitt erzwungen werden. Deutlich 
erkannte Geschwülste sind ausschliesslich durch den Lendenschnitt zu 
beseitigen, so lange sie frei beweglich sind; ist dagegen die Beweglich- 
keit beschränkt, so soll der transperitoneale Weg eingeschlagen werden, 
um die Verhältnisse vor einem weiteren Eingriffe möglichst klar zu 
stellen. Ganz unbewegliche Geschwülste dürfen überhaupt nicht mehr 
operirt werden. 

Janvrin (32) berichtet über die transperitoneale Exstirpation 
eines von der Kapsel ausgehenden Fibrolipoms der linken Niere. Die 
Geschwulst wurde von der Niere, die völlig intakt war, abgetragen und 
das Geschwulstbett durch eine lumbale Gegen-Incision drainirt; Heilung. 

Martin (44) fand bei einem unter urämischen Symptomen ge- 
storbenen fünfmonatlichen Kinde einen Nierentumor von 2200 Gramm 
Gewicht, der auch den Ureter der anderen Seite komprimirte und 
zu Hydronephrose der gesunden Niere führte. Der Tumor war ein 
perirenaler und bestand aus quergestreifter Muskulatur; auf seinem 
oberen Theile sass das nicht veränderte Nierengewebe auf. 

Bowlby (11) berichtet über die Exstirpation eines Nierentumors 
bei einer 40jährigen Frau; derselbe war vor der Operation als harte, 
bewegliche Geschwulst fühlbar gewesen und für bösartig gehalten wor- 
den. Nach der Operation erwies er sicb als eine gummöse Geschwulst, 
in welcher keine Reste von Nierengewebe mehr nachgewiesen werden 
konnten. Der Harn war zeitweilig eiweisshaltig gefunden worden. 

Ricker (52) beschreibt ausser den Nierencysten in unveränderter 
Umgebung, für die noch immer keine genügende Erklärung gefunden 
ist, besonders die Adenome und unterscheidet hier das tubulöse und 
das trabekuläre Adenom und die aus Nebennierenkeimen entstandenen 
Tumoren der Niere. Für das tubulö:e Adenom ist die Entstehung 
aus isolirten Resten von Harnkanälchen möglich. Das trabekuläre 
Adenom, das sich durch Fettinfiltration der unmittelbar auf der Kapillar- 
wand aufsitzenden hockcylinderischen Epithelien auszeichnet, entsteht 
wahrscheinlich aus echten Nierencysten, in denen sich bindegewebige, 
dann rein kapilläre Balken ausspannen; sie stehen sicher in Beziehung 
zu chronisch-entzündlichen Veränderungen in der Niere und kommen 
besonders in der Umgebung von Nierennarben vor. 

Die von Nebennierenkeimen abstammenden Tumoren stellen sub- 
kapsulär angelegte, solitäre, in allen Grössen zu findende Tumoren mit 
solidem Bau dar, welche häufig und früh Erweichungshohlräume zeigen; 
sie bestehen aus Zellsträngen, die deht an Kapillaren anstossen oder | 
durch geringes Bindegewebe von ihnen getrennt sind; ihre polygonalen 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 51 


Zellen enthalten nahezu regelmässig, aber nicht immer, Fett und neigen 
zur Riesenzellenbildung. Ein bier einschlägiger mannskopfgrosser Tumor 
bei einer 29 jährigen Frau ist von Albrecht (3) beschrieben. Am 
unteren Pole des Tumors sass die von Geschwulstmasse absolut freie 
Niere auf. 

Ricard (51) exstirpirte auf transperitonealem Wege eine kinds- 
kopfgrosse Geschwulst der rechten Niere bei einer 49jährigen Frau. 
Der Bauchschnitt wurde am äusseren Rande des Rectus ausgeführt, 
und von seinem oberen Winkel noch ein Querschnitt nach der Seite 
geführt. Der Tumor, welcher in ausgedehnter Weise mit den Därmen 
verwachsen war, war eine mit Blut gefüllte Cyste, deren Inonenwandupgen 
mit zottigen Vorragungen besetzt waren; die anatomische Diagnose 
wurde deshalb auf ein hämorrhagisches Adenom gestellt (Nebennieren- 
struma? Ref... Die Wundheilung war nur anfangs etwas gestört. 

Scudder (54) will in einem Falle von cystischem Nieren-Adenom 
Gallenfarbstoff in der Cyste gefunden haben. Die bei der schwangeren 
Frau ausgeführte Operation war von gutem Erfolg und die Schwanger- 
schaft wurde nicht unterbrochen. 


Vandervelde (58) fand bei chronischen Nierenkrankheiten 
namentlich bei Sklerose der Nieren kleine, von dem umgebenden Nieren- 
gewebe scharf geschiedene Tumoren, die Fibrome oder Adenome sind. 
Sie kommen meist nur in der Einzahl vor. 

Ueber das Sarkom der Niere handeln folgende Arbeiten. 

Fausel (23) berichtet über ein der linken Niere am unteren 
Pole aufsitzendes faustgrosses Sarkom der Nierenkapsel bei einer 3 jährigen 
Frau, die ohne Operation starb. Ausserdem wurden acht gleichartige 
Fälle — alle beim weiblichen Geschlecht — aus der Litteratur zusammen- 
gestellt, von denen fünf operirt wurden mit zwei Todesfällen. 

Treub (f. 4. 6) hat zwei Fälle von Nierensarkomen mit glück- 
lichem Erfolge operirt (Recidive? Ref.). 

Baginsky (6) beobachtete ein grosses Spindelzellensarkom bei 
einem Kinde. Der Harn war ziemlich normal. Probe- Incision, Tod. 

Bergh (8) exstirpirte bei einer 66jährigen Frau, die seit drei 
Jahren an Nierenkoliken gelitten hatte, ein kindskopfgrosses Sarkom 
der linken Niere auf lumbalem Wege; Heilung. 

Brindeau und Georgin (13) beschreiben ein orangengrosses 
Rundzellen-Sarkom der Niere bei einem 1100 g schweren Fötus. Wegen 
vorhandenen hochgradigen Hydramnios (7 1) war bei der übrigens 


gesunden Primipara die künstliche Frühgeburt eingeleitet worden. 
294 


452 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane bein Weibe. 


Charon (15) entfernte bei einem 19 Monate alten Kinde ein die 
ganze linke Hälfte des Abdomens ausfüllendes höckeriges Rundzellen- 
sarkom. Tod an Shock. Während des Lebens war niemals Hämaturie 
oder Albuminurie vorhanden gewesen, wahrscheinlich weil der Ureter 
komprimirt war. 


Durante (21) beschreibt ein mannskopfgrosses Rundzellensarkom 
der linken Niere bei einem zweijährigen Mädchen. Der Tod erfolgte 
durch Metastasen im Gehirn, unter der Pleura diaphragmatica, in den 
Drüsen des Mesenteriums und Mediastinums und in der Leber. 


Elischer-(22) berichtet über transperitoneale Exstirpation eines 
retroperitonealen, von den Drüsen ausgegangenen, theilweise verkalkten 
spindelzelligen Fibrosarkoms, das mit der Niere eng verwachsen war 
und bei der Ausschälung eine starke Blutung aus der Niere verursachte. 
Die Niere wurde deshalb mit exstirpirt. Die Operation war terner da- 
durch komplizirt, dass auch intraperitoneal zahlreiche Verwachsungen 
zwischen Dünndarm, Colon, Uterus und Blase vorhanden waren. 
Der gleichzeitig vorhandene Nabelbruch wurde excidirt. Heilung nach 
anfänglicher Oligurie, jedoch ist die Prognose getrübt, weil wieder 
Tumoren gefühlt wurden, die entweder zurückgeblieben waren oder neu 
entstanden sind. 


Fröhlich (24) exstirpirte bei einer 24 jährigen Kranken ein links- 
seitiges Rundzellensarkom der Niere, dessen Wachsen seit dem letzten 
Wochenbett — vor 9 Monaten — bemerkt worden war. Der Harn trüb, 
eiweisshaltig, aber nie bluthaltig gewesen. Heilung. Nach acht Wochen 
trat aber unter unbestimmten Erscheinungen — Lungendämpfung, 
Schmerzhaftigkeit der rechten Niere — Exitus ein; keine Sektion. 
Ein zweiter Fall von Exstirpation betrifft einen sechsjährigen Knaben ; 
Heilung. 


Funke (g. 4. 14) berichtet über zwei Nephrektomien wegen Nieren- 
sarkomen bei Kindern. Das eine blieb während der Operation an Shock, 
beim zweiten trat Heilung ein. 


Ausserdem kamen auf der Gussenbauer’schen Klinik 18 Nieren- 
tumoren bei Erwachsenen zur Beobachtung und zwar 10 bei Frauen. 
Nur bei 8 Kranken wurde operirt, in den übrigen Fällen waren bereits 
Metastasen und Lymphdrüsenerkrankungen aufgetreten. In fünf Fällen 
handelte es sich um Carcinom, in drei um Sarkom von der Nebenniere 
ausgehend. Die Resultate waren ungünstig, indem (einschliesslich der 
Kinder) vier Operirte während oder bald nach der Operation starben 
und vier an Recidive erkrankten; über zwei fehlen spätere Nachrichten. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 453 


Im Ganzen spricht sich Funke namentlich bei weichen Ge- 
schwülsten für den lumbalen Weg aus und betont endlich die Wichtig- 
keit der Exstirpation der retroperitonealen Drüsen, wenn diese erkrankt 
gefunden werden. 

Heinlein (27) beobachtete das gleichzeitige Vorkommen eines 
Cystosarkoms der Niere mit Ovarialtumor. Nach transperitonealer Ex- 
sirpation des -ersteren wurde der zweite, das Becken ausfüllende Tumor 
gefunden; derselbe wurde nicht exstirpirt. Heilung. 

Hume (30) exstirpirte bei einer ö3jährigen Frau ein kokosnuss- 
grosses vom unteren Pol der rechten Niere ausgehendes, bewegliches 
Sarkom; Lumbardrainage, Heilung. Von Symptomen war lediglich 
Pollakiurie vorhanden, Nierenblutungen feblten. 

Jaffé (31) exstirpirte einen mannskopfgrossen Tumor der linken 
Niere durch grossen transversalen Schnitt unter dem Rippenbogen unter 
Eröffnung des Bauchfells. Der Nierenstiel wurde durch P&an’sche 
Klammern versorgt, jedoch wird dieses Verfahren nicht empfohlen, da 
es Prima intentio verhindert. Heilung unter anfänglicher Oligurie und 
später auftretender starker Polyurie. Der Tumor erwies sich als stark 
zerfallenes alveoläres Sarkom, das gegen die Nierenreste durch eine 
derbe Kapsel geschieden war und dessen Höhle mit dem Nierenbecken 
kommunizirte. Dennoch waren niemals Tumorbestandtheile im Harn 
aufgetreten. Bei der Operation solcher Tumoren legt Jaff& besonders 
auf ausgedehnte Freilegung durch einen grossen Schnitt Gewicht, was 
wichtiger ist als die Frage ob lumbar oder transperitoneal vorgegangen 
werden soll. 

Kammerer (34) entfernte bei einer 60 jährigen Kranken auf 
transperitonealem Wege eine mannskopfgrosse Geschwulst (Carcinom 
oder Sarkom 21 der rechten Niere. Die Kystoskopie hatte ergeben, dass 
eich aus dem rechten Harnleiter kein Harn entleerte. Die gut beweg- 
liche Geschwulst hatte sich in das Mesocolon ascendens hinein ent- 
wickelt und das Colon medianwärts verdrängt. Vier Wochen später 
erfolgte an Hirnembolie Exitus; Metastasen waren nicht vorhanden. 

Pawlik (g. 4. 37) entfernte durch transperitoneale Operation bei 
einer 28jährigen Frau ein weiches Spindelzellensarkom der rechten 
Niere. Die Geschwulst war seit einem halben Jahre nachweisbar, auf 
Druck schmerzhaft und liess am oberen Pole einen Rest der Niere 
nachweisen. Die Beweglichkeit der Geschwulst war so gross, dass sie 
eich einerseits bis unter den Rippenbogen, andererseits so weit nach 
abwärts verschieben liess, dass sie von der Scheide aus erreicht werden 
konnte. Bemerkenswerth ist, dass die Funktion der rechten Niere der 


454 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


der gesunden gleichkam. Heilung ohne Recidive (Beobachtungsdauer 
erst ein halbes Jahr). 

Ein zweiter Fall von Sarkonı der Nierengegend war auf ınetastatischem 
Wege von einem sarkomatösen Uteruspolypen aus entstanden; die 
Geschwulst lag im Mesocolon descendens und die Diagnose war durch 
Harnleiter-Katheterismus und Darmaufblähung annähernd richtig ge- 
stellt worden. Probe-Incision und tödtlicher Ausgang. 

Israel (g. 5. 15) berichtet über ein Nierensarkom, das kaum 
eine Vergrösserung der Niere bewirkt hatte; aus dem oberen Theile 
ragte ein polypöser Zapfen ins Nierenbecken herein, der starke Blu- 
tungen und in Folge dessen hochgradige Anämie veranlasst hatte. 

In einem zweiten Falle von Sarkom der Niere füllte ein sarko- 
matöser Thrombus die ganze Vena renalis aus, so dass diese an ihrer 
Einmündungsstelle in die V. cava abgetrennt werden musste, was bei 
extraperitonealem Schnitt völlig exakt ausgeführt werden konnte. 

Ein weiterer von Israel mit Glück operirter Fall betrifft ein 
Adenocarcinom bei einem 15jährigen Mädchen. 

Munde (45a) exstirpirte auf lumbalem Wege ein Angiomyxo- 
sarkom der rechten Niere; das Peritoneum war eröffnet und sofort 
wieder vernäht worden. Tamponade der Wundhöhle mit Jodoformgaze 
und Heilung. 

Lanwers (g. 4. 22) exstirpirte zwei Nierensarkome bei Kindern. 
In einem Falle trat nach einem halben, im zweiten nach einem Viertel- 
jahre der Tod an Recidive ein. In keinem Falle waren Hämaturien 
vorhanden gewesen. 

Reid (50) berichtet über die transperitoneale Exstirpation eines 
2600 g schweren Nierentumors, der ein Myom des Uterus oder des 
Ligamentum latum vorgetäuscht hatte. Heilung. Der Tumor, welcher 
ein Spindelzellensarkom war und theilweise die Struktur eines reinen 
Fibroms aufwies, sass unter der Nierenkapsel und- hatte die in ihrem 
Bau wenig veränderte Niere völlig umwachsen; als sein Ausgangspunkt 
wurden das subkapsuläre Bindegewebe oder die \Wandungen der Lymph- 
räume Angenommen. 

Lilienthal (g. 5. 19) exstirpirte bei einem 28/4 Jahre alten 
Mädchen ein 2!/2 Pfund schweres Rundzellensarkom der linken Niere. 

Vincent (59) berichtet über die erfolgreiche Exstirpation eines 
3 Pfund schweren Nierentumors (Sarkom ? Ref.) bei einem 10 jährigen 
Mädchen. Der Tumor war erst zwei Monate vor der Operation be- 
merkt worden und sehr rasch gewachsen. Der \Wundverlauf war 
günstig. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 455 


Williams (61) glaubt viele Fälle von Nierensarkomen bei Kin- 
dern auf versprengte Nebennierenreste zurückführen zu eollen. Die 
Nierensarkome des Kindesalters sind meist kongenital, von Anfang an 
multipel und gewöhnlich doppelseitig. 

Heineke (26) beschreibt neun Fälle von Nierensarkom im 
Kindesalter und kommt zu dem Schlusse, dass Carcinome der Nieren 
bei Kindern, wenn überhaupt, so doch äusserst selten vorkommen. Er 
stimmt bezüglich dieser malignen Tumoren mit Birch-Hirschfeld 
überein, welcher diese Neubildungen unter dem Namen der embryonalen 
Nierengeschwulst in eine Gruppe zusammenfasst, deren voller Typus 
das embryonale Adenuo-Myosarkom darstellt; demnach wären diese Ge- 
schwülste unter die desmoiden Neubildungen einzureihen. 

Braun (12) stellt 12 Fälle von Carcinom und 18 Fälle von 
Sarkom der Niere im Kindesalter zusammen. Unter den letzteren be- 
findet sich ein selbst beobachteter Fall aus der Nancyer Klinik 
(Heydenreich), der nach der Operation tödtlich ausging. Die Mehr- 
zahl dieser Geschwülste sind zu den Sarkomen zu rechnen und viele 
derselben enthalten embryonale glatte Muskelfasern. Die Exstirpation, 
deren Prognose sehr ernst ist, ist nur bei gutem allgemeinen Kräfte- 
zustand angezeigt, wenn die Geschwulst noch klein und nicht adhärent 
ist, oder auch bei grösseren Tumoren, wenn Metastasen und Lymph- 
drüsenerkrankungen auszuschliessen sind. 

Weitere Fälle von Carcinom der Niere beschreiben: 

Legueu (40) beobachtete zwei Fälle von Carcinom der verlagerten 
Niere. Im ersten Falle war die Niere in der Fossa iliaca in aus- 
gedehnier Weise adhärent. Die Frau wurde nicht operirt. Der zweite 
Fall betrifft eine 54jährige Frau, welche bereits an Hämaturien ge- 
gelitten hatte. In der Fossa iliaca dextra fand sich ein kindskopf- 
grosser, sehr verschieblicher Tumor von glatter Oberfläche und praller, 
fast fluktuirender Konsistenz; derselbe liess sich in die Lendengegend 
zurückschieben und schien mit den inneren Genitalien nicht zusam- 
menzuhängen. Die auf transperitonealem Wege vorgenommene, sehr 
leicht auszuführende Exstirpation ergab ein tubulöses Epitheliom, das 
von der unteren Nierenhälfte ausging, während die obere Hälfte der 
Niere intakt schien. Obwohl der Tumor sehr leicht ausschälbar war, 
fanden sich doch bereits Metastasen in retroperitonealen Lymphdrüsen. 
Die Heilung nach der Operation erfolgte ohne Störung. 

Loumeau (41) veröffentlicht einen Fall von Exstirpation eines 
sicher diagnostieirten Nierencarcinoms bei einer 47 jährigen Frau. Die 
Symptome bestanden in Nierenblutungen und heftigen Koliken. Da seit 


456 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


15 Jahren Beschwerden in der rechten Nierengegend vorhanden gewesen 
waren, wurde angenommen, dass die Niere vor der Geschwulstentwickelung 
beweglich gewesen war. Die Operation des Tumors wurde wegen seiner 
Grösse auf transperitonealem Wege vorgenommen. Der Eingriff erfolgte 
auf Wunsch der Kranken, obwohl Anhaltspunkte für Metastasen in 
der linken Lunge gegeben waren. Tod am Tage nach der Operation ; 
keine Sektion. 


Macnaughton-Jones (42) berichtet über einen Fall von Ver- 
grösserung der verlagerten rechten Niere bei einer 40jährigen Frau, 
welche seit der vor einem Jahre überstandenen Entbindung Nieren- 
symptome bot. Die Diagnose schwankte zwischen geschlossener Pyo- 
nephrose und Sarkom. Die ınittelst Langenbuch’schen Schnittes 
exstirpirte Geschwulst erwies sich als echtes Carcinom der Niere, vom 
Epithel des gewundenen Kanälchen ausgehend und nahm die unteren 
zwei Dritttheile des Organs ein; der Bau war ein alveolärer, die Al- 
veolen zeigten theilweise ein durch Erweichung des Centrums entstan- 
denes Lumen und die Zellelemente befanden sich in vorgeschrittener 
fettiger Degeneration. Die Operirte genas ohne Zwischenfall. Mac- 
naughton-Jones ist geneigt, namentlich für verlagerte Nieren eine 
Neigung zu maligner Geschwulstentwickelung anzunehmen. 


Newman (46) nimmt für die Entstehung des Nierencarcinoms 
die Theorie der chronischen Reize, besonders durch Nierensteine, in 
Anspruch und führt einen Fall an, in welchem sich in einer Steinniere 
ein Carcinom entwickelte. 


Pawlik (g. 4. 37) beobachtete bei einer 50jährigen Frau ein 
melanotisches Carcinom der linken und der rechten Nebenniere mit 
Metastasen in den Halsdrüsen, in der Bauchhaut und im Ober- 
schenkel. In der Bauchhöhle fand sich rechterseits eine kindskopf- 
grosse, bis in die Lendengegend reichende Geschwulst, an deren me- 
dialem Rande das Colon verlief. Da die Exstirpation der Halsdrüsen- 
metastase ein weiches Carcinom ergab, wurde nicht operirt. Tod unter 
den Erscheinungen von Gehirnmetastasen. Bei der Sektion fanden sich 
Metastasen in beiden Nieren, in Gehirn, Leber, Uterus, Endo- und 
Epikard, Peritoneum und Lungen. 


Poncet (48) exstirpirte bei einer 47jährigen Frau ein rechts- 
seitiges Nieren-Carcinom auf transperitonealem Wege durch Schnitt am 
äusseren Rektusrande. Die Schnittränder der vorderen und der hinteren 
Peritoneal-Incision wurden mit einander vereinigt, um das Geschwulst- 
bett völlig vom Bauchfell abzuschliessen. Hämaturien waren niemals 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 45% 


vorhanden gewesen, überhaupt fehlt nach Poncet dieses Symptom in 
einem Drittel der Fälle von Nierentumoren. 

Ein von Weinberg (60) veröffentlichter und von Gérard- 
Marchand operirter Fall von Nieren-Epitheliom ist deshalb von Inter- 
esse, weil die Neubildung in den Anfangstheil des erweiterten Ureters 
hineingewuchert war; die Nierenvene war frei geblieben. 

Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über fünf Fälle von Nieren- 
tumoren (vier Frauen). In vier Fällen war Carcinom vorhanden, dar- 
unter eine Struma suprarenalis aberrata; in einem Falle (2°/sjähriges 
Mädchen) handelte es sich um ein Sarkom. In einem Falle wurde 
transperitoneal operirt (Tod), in den übrigen auf lumbalem Wege. Zwei 
von den an Carcinom Öperirten genasen. Das an Sarkom operirte 
Kind starb und es fanden sich im oberen Theil des Ureters zwei erbsen- 
grosse Geschwülste und in der Vena renalis wandständige Tumormassen, 
in den Lungen multiple Metastasen. In dem Falle von Struma supra- 
renalis ist das äusserst langsame Wachsthum des Tumors bemerkenswerth. 

Weitere Fälle von Tumoren, die aus Nebennierenresten 
abzuleiten sind, sind in folgenden Arbeiten beschrieben. 

D’Ajutolo (1) beschreibt einen Fall von suprarenaler Struma 
(Grawitz) und Alessandri (4) veröffentlicht zwei weitere ein- 
schlägige Fälle, welche die Grawitz’sche Theorie von der Abstam- 
mung dieser Geschwülste von versprengten Nebennierenkeimen stützen. 

Bolton (10) stellt 35 Fälle von Nierentumoren zusammen, die 
aus versprengten Nebennierenkeimen entstanden; 13 hiervon kamen 
auf das weibliche Geschlecht. Die beiden Nieren waren gleich oft 
befallen. In mehreren Fällen kam es zu Metastasen in anderen Or- 
ganen. Das Alter der Erkrankten schwankte zwischen 2!/2 und 79 
Jahren. Als Behandlung wird die Nephrektomie empfohlen. Der von 
Bolton operirte Fall betrifft einen männlichen Kranken. 

Dirner (19) exstirpirte auf transperitonealem Wege eine von der 
rechten Niere ausgehende Geschwulst, welche dicke bräunliche Flüssig- 
keit ausfliessen und gar kein Nierengewebe erkennen liess; wahrschein- 
lich handelt es sich um ein kongenitales, aus cystadenoidem und Chon- 
drom-Gewebe aufgebautes Teratom (vielleicht Struma aberrans supra- 
renalis ? Ref.) Heilung, jedoch ist bereits Recidive wahrscheinlich. 
Ein ähnlicher Fall wird in der Diskussion von Elischer erwähnt; 
hier handelte es sich um ein riesenzelliges, fibröses Adenosarkom mit 
nekrobiotischem Kern; die Kranke starb nach der Operation an Ina- 
nition. Tauffer macht auf die diagnostische Wichtigkeit des Verhält- 
nisses des Colons zur Geschwulst aufmerksam; dasselbe wird an die 


455 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


innere Peripherie des Tumors geschoben und wird besonders bei Auf- 
blähung des Darnıs dort palpirt. Bei grossen Tumoren zieht Tauffer 
die transperitoneale Nephrektomie der lumbalen vor. 

Gatti (25) bestätigt die Grawitz’sche Deutung der Genese der 
Nierenstrumen und bestimmte den Leeithin-Gehalt dieser Geschwülste 
auf 3,47 Din in Uebereinstimmung mit Alexander, welcher denselben 
auf 3—-4°/o bestimmt hatte. 

Minervini (45) berichtet über die Exstirpation einer Nierenge- 
schwulst bei einer 45jährigen Frau aus der Klinik von Morisani 
in Genua. Die Symptome bestanden in Lendenschmerzen linkerseits 
und intermittirendem Blutharnen. Die Nephrektomie brachte zunächst 
Heilung, jedoch erfolgte zwei Jahre später tödtliche Recidive. Die Ge- 
schwulst entsprach in ihrem Bau einer Grawitz’schen Nierenstruma; 
sie nahm den oberen Pol der Niere ein und lag in einer von Nieren- 
gewebe streng geschiedenen Kapsel; der mikroskopische Bau war theils 
alveolär, theils papillär, die Zellen waren Nierenepithelien ganz unähn- 
lich, waren gross, polyedrisch, pigmentirt, fettig degenerirt und in parallele 
Reihen geordnet. 

Minervini theilt die Nebennierenstrumen in drei grosse Gruppen: 
1. Heterogene Lipome Virchow’s, deren grosse polyedrische 
Zellen fettig degenerirt sind und der Marksubstanz der Nebenniere 
entsprechen ; diese Geschwülste sind klein, gutartig, multipel, aber dia- 
gnostisch und chirurgisch ohne Bedeutung. 2. Adenome, welche 
tubuläre Zellwucherungen, Epitheleysten und Riesenzellen enthalten 
und deren Zellen ebenfalls fettig degenerirt sind; sie sind oft sehr gross, 
solitär, sitzen am oberen Nierenpol oder an der Konvexität, machen 
keine Metastasen und recidiviren nicht. 3. Carcinome von alveo- 
lärem, papillärem oder ganz unregelmässigem Bau mit Entwickelung 
von Cysten, welche mit fettigem und hämorrhagischem Detritus angefüllt 
sind; vom Nierengewebe sind sie nicht mehr streng abzugrenzen. 

Den Schluss bilden Abhandlungen über die kleincystische 
Degeneration der Nieren. 

Begouin und Vitrac (7) berichten über einen Fall von doppel- 
seitiger kleincystischer Degeneration der Nieren bei einer 52 jährigen 
Frau. Die linke Niere war bis auf Hühnereigrösse geschrumpft, die 
rechte zu einem 1 Kilogramm schweren Körper vergrössert; das Becken 
derselben enthielt 200—300 Gramm eines konzentrirten Harns, ausser- 
dem 5—6 Steine, von denen einer den Ureter völlig verschloss. Der 
Tod erfolgte nach 11tägiger Anurie an urämischem Koma; ein opera- 
tiver Eingriff war verweigert worden. 


Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 459 


Clado (17) beschreibt einen Fall von doppelseitiger kleincystischer 
Nierendegeneration bei einer 48jährigen Frau, bei der die Nierensymp- 
tome auf 16 Jahre zurückgeben. Die rechte Niere wurde als kinds- 
kopfgrosser etwas beweglicher Tumor, der etwas tiefer als normal lag, 
nachgewiesen. Die Harnmenge war auf 2—3 l vermehrt und der 
Harn enthielt etwas Albumin und wenige Eiterkörperchen. In Narkose 
wurde der Tumor als etwas höckerig erkannt und zugleich die linke 
Niere als vergrössert nachgewiesen, so dass damit die Diagnose gesichert 
war. Clado rechnet die polycystische Niere zu den Neubildungen 
und nennt die Geschwulst das „mucoide Epitheliom“ der Niere. Die 
Behandlung blieb eine palliative. 

Dalle Ore (18) berichtet über die Exstirpation cines cystischen 
Tumors der linken Niere bei einem 2!/sjährigen Kinde. Die Ent- 
stehung desselben war vor 1!/2 Jahren bemerkt worden. Von Seiten 
der Nieren waren keinerlei Symptome vorhanden gewesen und die täg- 
liche Harnmenge schwankte zwischen 800 und 1200 ccm. Der Tumor 
selbst hatte ein Gewicht von 1600 g und der Harnleiter war durch- 
gängig. Heilung. 

Hellendall (28) beobachtete bei den zwei Kindern einer Mutter 
(Mädchen) hochgradige Schrumpfniere, deren Anfang er in das Fötal- 
leben zurückverlegt. Bei dem einem der Kinder wurden in einer Niere 
kleine Chondrome nachgewiesen. 

Kozowsky (36) schliesst sich bezüglich der Entstehung der kongeni- 
talen Cystenniere der Anschauung von Nauwerck und Hufschmid an, 
wonach die Cysten sich durch einen Proliferationsprozess mit nach- 
folgender Degeneration der Harnkanälchen, besonders der Henle’schen 
Schleifen und der Bellini’schen Röhren bilden. 

Obalinski (g. 4. 34) exstirpirte eine kindskopfgrosse kleincystisch 
degenerirte Niere bei einer 40 jährigen Frau auf transperitonealem Wege. 
Heilung. 

Spence (55) beobachtete kleincystische Degeneration beider Nieren, 
welche 700 g wogen, bei einem gut entwickelten, 4275 g schweren Kinde 
weiblichen Geschlechts. Die durch die Nierentumoren bewirkte Aus- 
dehnung des Leibes war so bedeutend, dass die Entwickelung des Rumpfes 
nach der Geburt des Kopfes auf erhebliche Schwierigkeiten stiess. 

Steinbrück (56) beobachtete multiple Cystenbildung in den 
Nieren einer unter pyämischen Erscheinungen verstorbenen 30 jährigen 
Frau; die Cysten waren erbsen- bis kirschengross, der Inhalt serös klar, 
oder gelblich gefärbt, bei den grösseren Cysten hämorrhagisch. Der 
Harn war stets klar gewesen und hatte nur wenig Eiter und Epithel- 


460 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 


cylinder enthalten. Von einer Operation war wegen des schlechten 
Allgemeinbefindens und der Unsicherheit der Diagnose Abstand ge- 
nommen worden. 

Steiner (57) hebt als Symptome der polycystischen Nierendege- 
neration zunächst die Erscheinungen der Schrumpfniere hervor; dazu 
kommen Nierenblutungen, zahlreiche Cylinder im Vergleiche zu dem 
schwachen Eiweissgehalt, und hyaline Schollen. Bei der Palpation 
findet man die vergrösserten höckerigen Nieren, die man zunächst für 
Nierengeschwäülste halten könnte, von denen die polycystische Degeneration 
sich durch Doppelseitigkeit sowie durch überaus chronischen, über 
Jahrzehnte sich hinziehenden Verlauf unterscheidet. Die Probepunktion 
ergiebt in dem hämorrhagischen Cysten-Inhalte Körper ähnlich denen, 
die in der Prostata und in Strumen gefunden werden, im Inhalt der 
übrigen Cysten eigenthümlich in Reihen angeordnete epitheloide Zellen. 
Endlich werden auch in der Leber Cysten gefunden, die durch Palpation 
nachgewiesen werden können. 

Pathologisch-anatomisch glaubt Steiner mit Virchow, dass die 
polyeystische Degeneration auf Grund einer interstitiellen Nephritis ent- 
steht; die Harnkanälchen werden umschnürt und in das Innere der- 
selben kommt es zu einer Exsudation von homogenen Massen, ähnlich 
den hyalinen Cylindern, und schliesslich zur cystösen Dilatation. Die 
grössten Cysten erreichen die Grösse eines kleinen Apfels. Der Cysten- 
Inhalt ist theils durchsichtig gallertig, theils braunroth und hämorrhagisch. 


11. Parasiten. 


l. Gorsse, Kyste hydatique de la plevre et du rein. Soc. anat. de Paris. 
Sitzung v. 1. V. 1896. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe. 
Bd. VII, pag. 534. 

2. Houzel, Kyste hydatique du rein. Soc. de Chir. Sitzung v. 3. VI. 
Ebenda, Bd. VIII, pag. 753. 


Ein Fall von Echinococcus-Cyste der Niere wurde von Gerster 
(g. 4. 16) beobachtet. Die 26 jährige Kranke liess eine Vergrösserung der 
Niere besonders am oberen Pole des Organs erkennen und entleerte ein- 
mal unter starken Nierenkoliken Echinococeus-Cysten. Die Niere wurde 
freigelegt und am oberen Ende derselben mit der Umgebung innig ver- 
wachsen eine hartschalige kokosnussgrosse Cyste gefunden, welche geöffnet 
wurde und aus der sich ein Konvolut von Echinococeus-Cysten ent- 
leerte. Die Cyste wurde mit Gaze tamponirt. Da sie sich gar nicht 
verkleinerte, wurde sie nach vier Wochen exstirpirt. Die Operation war 


Menstruation und Ovulation. 461 


scht schwierig, die beiden letzten Rippen mussten resezirt werden, 
Pleura- und Peritoneal-Höhle wurden breit eröffuet. Schliesslich gelang 
die Ausschälung und die Operirte genas. Die Schale bestand aus 
Kalk-Konkretionen, welche fötalen Schädelknochen ähnlich waren. 

Gorsse (1) beschreibt einen Fall von Echinococcus-Cyste der 
rechten Niere, die mit einer pleuralen Cyste in Verbindung stand, welch 
letztere in den unteren rechten Bronchus durchgebrochen war. 

Houzel (2) operirte bei einer 26jährigen Frau auf transperitonealem 
Wege eine Echinococeus-Cyste der linken Niere. Er fand eine Einzel- 
niere vor und liess daher einen Theil der Niere zurück. Tod an 
Urämie nach fünf Tagen. 





VII. 


Menstruation und Ovulation. 


Referent: Dr. Steffeck. 


l. Dauchez, Des irrégularités menstruelles et en particulier des menor- 
rhagies au debut de la puberté. Sem. Gyn. 22. Juni. 

. Duke, A., Intrauterinstift bei Dysmenorrhoe. Scalpel, Febr. 

3. Dunning, W. L., Membranous dysmenorrhoea. Amer. Gyn. and Obst. 
Journ. N. Y. Vol. X, pag. 433—437. 

4. Fedoroff, Zur Frage über die Uteroovarialfunktion in Verbindung mit 
den mensfruellen und klimakterischen Erscheinungen im weiblichen Orga- 
nismus. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juni. (V. Müller.) 

A Giles, A. E., The cyclical or wave theorie of menstruation, with obser- 
vations on the variations in pulse and temperature in relation to menstrua- 
tion. Tr. of the Obst. Soc. of London, 3. März. 

. Godart, Dysmenorrhoe. Policlinique, Nr. 20. 

. Guilmard, Des troubles de la menstruation dans les maladies du coeur. 

Thèse de Paris. 

Johnstone, A., Dysmenorrhoea. Ann. of Gyn. and Ped. Boston. Vol, 

X, pag. 471—481. 


to 


os 


=. 


LE 


452 Gynäkologie. 


Y9. Keiffer, J. H., La menstruation dans ses rapports avcc la patholog!e 
générale. L’Obstetr. Paris, Nr. A pag. 290—301. 

10. Keith, S., Treatment of Dysmenorrhoea. The Dt. Gyn. Journ. London 
Vol. XIII, Nr. 51. 

11. Lackie, J. L., Verhaltung von Menstrualblut in einer Hälfte eines Uterus 
duplex. Edinb. med. Journ. März, 

12. Marsh, M.. Intermenstrual phenomens. Amer. Journ. of Obst. New York. 
Juli. 

13. Marsi, Vikariirende Menstruation. Internat. Kongress zu Moskau. 

14. Palmer, Curattage in dysmenorrhea. Transact. of the Cincinnati Obst. 
Soc. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 413-416. 

15. Plumb, P. E., Precocious menstruation. N. Y. Med. Journ. A Juni. 

16. Vedeler, Dysmenorrhoea hysterica. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, Heft 2 und 
Norsk Magazin for Laegevidenskaben. 4. R. Bd. XII, Nr. 10, pag. 1095 
—1129. (Vedeler hat unter 3994 weiblichen Patienten 57 getroffen, die 
an Dysmenorrhoe litten. Verf. glaubt und sucht aus den Krankenge- 
schichten zu beweisen, dass dieses Leiden als ein hysterisches Symptom 
anzusehen ist.) (Leopold Meyer.) 

17. — DB. Dysmenorrhoea hysterica. Norsk. Magaz. f. Laegev., pag. 1090. 

(Kr. Brandt, Kristiania.) 

18. Vetere, Sulla metrorragia infantile sua eziologia e cura chirurgica. Arch. 
di Ost. e Gin. Napoli, 10. (Herlitzka.) 

19. Webster, J. C., Die biologische Basis der Menstruation. Montreal med. 
Journ., April. 


Zunächst seien die Arbeiten allgemeinen Inhalts besprochen: 

Giles (5) fasst die Menstruation auf als eine wiederkehrende 
Vorbereitung für die Aufnahme und Ernährung eines befruchteten 
Eies. Ohne ein solches verläuft die Menstruation zwecklos. Seine 
Beobachtungen über die Temperatur ergaben: dieselbe ist am niedrigsten 
in der Mitte der intermenstruellen Zeit, steigt dann allmählich an und 
erreicht ihr Maximum zwei Tage vor den Menses. Sie sinkt plötzlich 
am letzten Tage vor den Menses, sinkt zum zweiten Mal am Ende 
der Periode und sinkt zum dritten Mal bei Beginn der intermenstru- 
ellen Zeit. 

Die Puls-Beobachtungen ergaben: Der Blutdruck ist am höchsten 
zwei Tage und ein Tag vor den Menses; während der Periode fällt er 
langsam ab und ist am niedrigsten nach dem Aufhören der Menstrual- 
blutung. 

Guilmard (7). Die Krankheiten des Herzens beeinflussen die 
Menses sowohl in der Pubertät, wie während des Geschlechtslebens, 
wie in der Menopause. Die Pubertät kann verzögert oder beschleunigt 
werden durch Herzfehler. Die mitralen Fehler verzögern, die Aorten- 
Fehler beschleunigen den Eintritt der Menses. Während des Ge- 


Menstruation und Ovulation. 463 


schlechtslebens neigen Herzkranke zu Blutungen, Dysmenorrhoe und 
Uteruskatarrh. 

Die Menopause wird beschleunigt durch Mitral-, verzögert durch 
Aorten- Fehler. 

Blutungen während der Menopause sind nicht selten. 

Keiffer (9) Iu der Einleitung seiner Arbeit giebt Verf. eine 
Uebersicht über den Bau des Uterus. Er unterscheidet drei Zonen: 
l. eine äussere Muskelschicht, angrenzend an das Peritoneum, mit 
longitudinalen Fasern; 2. eine innere Muskelschicht und 3. die Schleim- 
haut mit den Drüsen. Durch alle drei Schichten hindurch verläuft, 
im Wesentlichen vertikal zur Schleimhaut, eine grosse Zahl von Ar- 
terien und Venen, die an den Uebergängen der einzelnen Zonen 
mächtige Gefässknäuel bilden und in der Schleimhaut resp. am Peri- 
toneum enden. Zur Zeit der Menstruation zieht sich die äussere 
Muskelschicht zusammen, das Blut wird in die innere Muskelschicht 
getrieben, von da aus in die Schleimhaut und geht durch die Venen 
zur äusseren Muskelschicht zurück. | 

Die menstruelle Blutung ist im Grunde genommen keine Hämor- 
rthagie und keine Extravasation, sondern eine Sekretion, ganz genau 
so wie die Ausscheidung des Urins durch die Nieren. Daher auch 
die Verschiedenheit des Menstrualblutes je nach dem Gesundheitszu- 
stand der Frau; daher der innige Zusammenhang der Menses mit dem 
Zustand des ganzen Organismus. 

Zur Zeit der Pubertät scheint in vielen Fällen der Uterus seinen 
exkretorischen Aufgaben noch nicht gewachsen zu sein; daher die 
Unregelmässigkeiten der Menses bei jungen Mädchen und ihr schlechter 
Gesundheitszustand, der bedingt ist durch ungenügende Ausscheidung 
der Toxine. 

Bei Eintritt der Schwangerschaft sind all’ die bekannten Be- 
schwerden zurückzuführen auf die Amenorrhoe. Die Beschwerden 
hören erst auf, wenn die übrigen sekretorischen Organe die fehlende 
Arbeit des Uterus übernommen haben. Bleiben die Beschwerden (so 
ı. B. unstillbares Erbrechen) bestehen, so muss der Abort eintreten 
oder herbeigeführt werden. In anderen Fällen endlich sammeln sich 
die Toxine im Körper langsam an und üben allmählich ihren schäd- 
lichen Einfluss aus (Eklampsie). 

Nach der Geburt tritt, wenn die Mutter ihr Kind nicht nähıt, 
alsbald die Menstruation wieder auf und entfernt die Toxine. Nährt 
aber die Mutter und besteht Amenorrhoe, so scheint die Brust zu 
Gunsten des Organismus, statt der Menses, einzutreten. Tritt trotz 


464 Gynäkologie. 


des Stillens die Periode ein, so treten sofort mannigfache Krankheits- 
erscheinungen auf, bedingt durch eine mangelhafte Menstruation und 
mangelhafte Ausscheidung der Toxine. l 

Bei Eintritt der Menopause endlich sehen wir wieder mannig- 
faltige Krankheitserscheinungen, die zurückgeführt werden müssen auf 
die fehlende Ausscheidung der Toxine durch den Uterus. 

Die vielen Beschwerden der künstlich amenorrhoisch gemachten 
Frauen, sowie derjenigen, die wegen Missbildungen keine Menses 
haben, zeigen deutlich, dass der Uterus bei den Mammiferen die Rolle 
einer Drüse spielt. 

Marsh (12) stellt folgende Theorie auf: Die Ovulation erfolgt 
alle 28 Tage, aber ist getrennt von der Menstruation durch einen 
Zeitraum von 14 Tagen. Jm normalen Zustand gebt die Ovulation 
unbemerkt vor sich; bei pathologischen Veränderungen aber macht 
sie Schmerzen. Ein Ovarium wechselt mit dem anderen ab in der 
Ovulation. Zwischen dem Ende der Menses und der Ovulation liegt 
eine Zeit von 6—8 Tagen, die zur Regeneration der Uterusmukosa dient. 

Webster (19). Die Frage nach der Ursache der Menstruation, 
soviel Theorien auch darüber bestehen, ist völlig ungelöst. In geist- 
reicher Weise kritisirt Verf. diese verschiedenen Theorien und sucht 
ihre Unrichtigkeiten zu beweisen. Wunderbarerweise ist gerade die 
einzige Theorie, die von Geddes und Thomson, so gut wie unbe- 
achtet geblieben und grade sie hat die grösste Wahrscheinlichkeit. 
Jene Theorie gipfelt darin, dass der menstruelle Vorgang in Ver- 
bindung steht mit dem Ausgleich von Anabolismus und Katabolismus 
im Organismus des Weibes. Während der Pubertät wird ein Ueber- 
schuss produzirt, da der Anabolismus den Katabolismus überwiegt. 
Während der Schwangerschaft wird dieser Ueberschuss zur Ernährung 
des Eies verwendet. Tritt keine Schwangerschaft ein, so wird der 
Ueberschuss an Anabolismus durch die menstruelle Blutung abge- 
schieden und so ein Ausgleich hergestellt. 

Der Vergleich mit dem ganzen Thierreich lehrt uns beim männ- 
lichen Geschlecht als vorherrschend bestehend den Katabolismus, beim 
weiblichen den Anabolismus. Ja schon Spermatozoen und Ei zeigen 
diese Unterschiede: die Spermatozoen sind katabolisch, das Ei ist ana- 
bolisch. 

Es folgen jetzt die Arbeiten über Dysmenorrhoe: 

Duke (2) empfiehlt für die „obstruktive“ Dysmenorrhoe die An- 
wendung eines Intrauterinstiftes, der aus einem spiralig gewundenen 
Kupferdraht besteht und hohl ist. Am Ende des Stiftes befindet sich 


Menstruation und Ovulation. 465 


eine Vorrichtung, welche das Herausgleiten des Stiftes verhindert. An- 
seblich kann der Stift Monate lang getragen werden. 

Dunning (3) plaidirt in seiner Arbeit für die Anwendung des 
konstanten Stroms zur Behandlung der Dysmenorrhoea membranacea. Der 
Fall ist folgender: Einige Jahre nach der Geburt des ersten Kindes 
typische Dysmenorrhoea membranacea mit Ausstossung der Membran 
am siebenten Tage, jedesmal ebenso verlaufend. Uterus und Ovarien 
vielfach adhärent. Nach erfolgloser Anwendung von Jodätzungen und 
innerer Mittel: Curettement und Laparotomie mit Lösung aller Adhä- 
sionen und Ventrofixation — ebenfalls erfolglos, da schon von den 
zweiten Menses an immer wieder Membranen ausgestossen werden. 
Weitere Medikationen auch ohne Erfolg. Nach Anwendung des kon- 
stanten Stromes (negativer und positiver Pol abwechselnd intrauterin — 
20—30 Ampères) sofortige Besserung; schon von den zweiten Menses 
an keine Membranen mehr. Bis zur Publikation (fünf Monate lang) 
ganz gesund. 

Godart (6). Bei jedem Fall von Dysmenorrhoe ist streng zu 
individualisiren. Liegt eine Stenose des Collum vor, so räth er zur 
Discision. Und zwar unterbindet er zunächst die Uterinae, spaltet dann 
den Cervix 1—1!/2 cm lang, erweitert den Kanal mit Dilatatoren und 
macht mehrfache Incisionen am inneren Muttermund. Endlich wird 
ceurettirt und der Cervix mehrere Tage tamponirt und später noch aus- 
gespült. 

Johnstone (8). Die Ursachen der Dysmenorrhoe liegen erstens 
in Erkrankungen neben dem Uterus und zweitens in Erkrankungen 
des Uterus selbst. Klinisch unterscheiden sich beide dadurch, dass 
prämenstruelle Schmerzen sich bei Erkrankungen neben dem Uterus 
finden, während comenstruelle Beschwerden bei Erkrankungen des 
Uterus selbst sich einstellen. Oft finden sich beide Formen nebenein- 
ander. — Sogenännte nervöse Dysmenorrhoe dagegen giebt es nicht; 
sondern fussend auf seinen Erfahrungen in den letzten 15 Jahren sagt 
Verf., dass sich stets anatomische Veränderungen entweder im Uterus 
selbst (mangelhafte Entwickelung, Endometritisz, Myome etc.) oder in 
der Umgebung, wenn auch erst bei der Laparotomie, konstatiren lassen. 
Ist diese Ansicht aber richtig, so kann man sagen, dass jede Dys- 
menorrhoe heilbar ist. (Für sehr operationslustige Gynäkologen also ein 
weites Feld! Ref.) 

Keith (10) bespricht die Formen der uterinen Dysmenorrhoe, be- 
dingt durch Stenose und hochgradige Anteflexio. Als neu empfiehlt er 
die Operation Dudley’s: die Spaltung des Cervix nach rückwärts 

Jähresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 30 


466 Gynäkologie. 


nach vorausgegangener Dilatation desselben. In der Diskussion darüber 
schliessen sich mehrere Autoren der Ansicht an, dass diese Operation 
Vorzüge der lateralen Spaltung gegenüber besitze. 

Palmer (14) theilt die Dysmenorrhoe ein in nervöse, kongestive 
oder entzündliche, obstruktive und membranöse. Selbst bei nervöser 
Dysmenorrhoe bilden sich nach Verf.s Ansicht mit der Zeit Verände- 
rungen im Endometrium aus und diese erklären die günstige Wirkung 
einer sachgemäss ausgeführten Auskratzung. Denselben günstigen Er- 
folg haben wir bei mancher Dysmenorrhoe auf entzündlicher Basis, bei 
Dysmenorrhoe in Folge von Stenose und bei Dysmenorrhoes membra- 
nacea mit dem Curettement. (anz besonders bei letzterer Form ist 
eine intrauterine Galvanisation nach der Auskratzung empfehlenswerth 
und zwar räth Verf. zum positiven Pol intrauterin, wenn die Menses 
zu stark sind, zum negativen, wenn sie zu schwach sind. 

Vedeler (16) hat unter ca. 4000 Patientinnen 57 Fälle von 
Dysmenorrhoe beobachtet, die er sämmtlich auf Hysterie, als die Ur- 
sache, zurückführt. Zum Beweise dafür theilt er 13 Krankengeschichten 
in extenso mit, aus denen der Leser allerdings das Bestehen einer 
Hysterie erkennen muss. Vedeler ist daher der Ansicht, dass unter 
die Rubrik „hysterische Dysmenorrhoe“ alle die Fälle zu bringen sind, 
die man sonst als mechanische, ovarielle oder nervöse Dysmenorrhoe 
bezeichnet hat. Am häufigsten findet man die hysterische Dysmenorrhoe 
bei Nulliparen und zwar einige Jahre nach dem ersten Auftreten der 
Menses. Der Grund dafür, dass so wenige Dysmenorrhoen bisher als 
hysterische anerkannt und beschrieben wurden, liegt nach der Ansicht 
des Vert a darin, dass die Dysmenorrhoe oft das einzige hervortretende 
Symptom einer Hysterie ist und dass die anderen Symptome derselben 
nur latent vorhanden sind. Solche latente Symptome sind: die Hyper- 
ästhesie der Bauchhaut, die Anästhesie mancher Körperregionen, zu- 
weilen einer ganzen Körperhälfte, die Einschränkung des Gesichtsfeldes, 
die Veränderungen im Gehör, Geruch und Geschmack, die veränderte 
Muskelkraft der Hände und Arme und endlich Veränderungen in dem 
psychischen Wesen. Alles dies sind Punkte, auf welche man bei der 
Untersuchung zu achten hat; insbesondere ist auch auf ein voran- 
gegangenes Trauma oder auf eine starke psychische Erregung zu 
fahnden, nach welcher die Dysmenorrhoe nicht selten zum ersten Male 
auftritt. Je mehr man bei der Anamnese und bei der Untersuchung 
nach Anhaltspunkten für die Hysterie ausgeht, desto häufiger wird man 
die Hysterie als die Ursache der Dysmenorrhoe erkennen. Verf. schreibt, 
wie es nach diesen Standpunkte nicht anders möglich ist, den Behand- 


Menstruation und Ovulation. 467 


lungsmethoden, wie Faradisation, Dilatation, Ergotin und Bronkali, nur 
suggestiven Werth zu und räth, die Behandlung der Dysmenorrhoe 
dem Neuropathologen zu überlassen. Wenn es auch allgemein aner- 
kannt ist, dass bei Hysterie ganz besonders häufig Dysmenorrhoe vor- 
kommt, so muss es doch Wunder nehmen, dass Vedeler alle seine 
57 Fälle auf Hysterie zurückführen zu müssen glaubt. Sollten iu 
Christiania so sebr viele hysterische Mädchen und Frauen und so sehr 
viel weniger Uterus- urd Adnexerkrankungen existiren, wie hier zu 
Lande? 


Lackie (11). Bei einer 24jährigen Patientin, die seit 8 Jahren 
regelmässig menstruirt war, bestanden intermenstruelle Schmerzen und 
zunehmende Schmerzen in der rechten Unterleibsseite und Abgang von 
schmierigem Blut einige Tage nach den Menses. Neben dem Uterus 
ein schliesslich bis kindskopfgrosser Tumor, bei dessen Probepunktion 
sich altes Blut entleerte. Incision von der Scheide aus und Erweite- 
rung der von dem Tumor nach dem Cervix hin bestehenden kleinen 
Fistel. Einlegen eines Drains in dieselbe Später alle 14 Tage 
Menses, einmal aus der linken, einmal aus der rechten Hälfte des 
Uterus. 


Marsi (13) beobachtete bei einer jungen Dame, bei der wegen 
doppelseitiger Adnex-Erkrankungen die vaginale Radikaloperation ge- 
macht war, regelmässig wiederkehrende vierwöchentliche Blutungen aus 
der Blase. In dem Blut waren nur Blutkörperchen und Blasenepithelien 
nachweisbar. 


Plum b’s (15) Beobachtung ist wegen ihrer Seltenheit bemerkens- 
werth: Ein 9 Pfund schweres neugeborenes Mädchen zeigt Entwicke- 
lung der äusseren Genitalien, wie etwa ein 15jāhriges Mädchen. Be- 
sonders fällt auf die völlige Behaarung der Schamtheile und die starke 
Hypertrophie der Clitoris. Beim Baden des Kindes, besonders be- 
Berührung der Geschlechtetheile Erektion der Clitoris. Sechs Wochen 
nach der Geburt !/stägige Menses, die in Zwischenräumen von 6 Wochen 
regelmässig wiederkehren. Das Kind war bei der Publikation 10 
Monate alt. 


Fedoroff (4) hat experimentelle Untersuchungen angestellt über den 
Einfluss von unmittelbar vor der Menstruation entnommenem Blute des 
Weibes, ebenso auch von Menstrualblut auf das Gefässsystem des Kanin- 
chens. Zu dem Zwecke fertigte er wässerige Lösungen an aus dem 
Bodensatze von Glycerinextrakten beider Blutarten. Nach Injektion 
solcher Lösungen in die Venen von kastrirten Kaninchenmüttern be- 

30* 


468 Gynäkologie. 


obachtete Fedoroff jedesmal ein Sinken des Blutdruckes in der Karotis 
und Beschleunigung von Herzthätigkeit und Athmung. Einige Thiere 
gingen unter Erscheinungen von Herzparalyse zu Grunde Zum Ver- 
gleich wurde auch Männerblut ähnlich behandelt und injizirt. Es 
traten wohl auch geringe Schwankungen des Blutdruckes ein, jedoch 
glichen sie sich bald wieder aus. 


Aehnlich dem Menstrualblut verhielten sich flüssige Extrakte aus 
Decidua gravidar. und aus Brustdrüsen des Schweins bereitet. Dagegen 
hatten eine andere Wirkung Eierstocksextrakte resp. Ovariinum Poehl. 
Nach Injektion dieser Substanzen hob sich der Blutdruck in der Karotis 
und es trat Verlangsamung der Herzthätigkeit und Athmung ein; der in 
Folge von Injektion von Menstrualblut gesunkene Blutdruck hob sich 
bedeutend, sogar über die Norm. So sind die Wirkungen von Övarial- 
substanz einerseits und der Extrakte von Menstrualblut, Decidua und 
Brustdrüsen andererseits diametral entgegengesetzt. 


Mit viel Nutzen hat Autor das Ovariin sowohl bei klimakterischen 
Symptomen verabreicht, als auch in gewissen Erkrankungen jüngerer 
Subjekte. Erkrankungen, die er als temporäre funktionelle Insuffi- 
cienz der Eierstöcke deutet. Zu diesen letzteren rechnet Autor unter 
anderem die schweren gastro-kardialen Störungen im Anfangsstadium 
der Schwangerschaft, Hier will er auch mit sehr gutem Erfolge Ovariinum 
Poehl gegeben haben. Die Erhöhung des Blutdrucks in Folge von 
Verabreichung von Ovariin hat Fedoroff auch an anderen gynäko- 
logischen Kranken mit Hilfe des Basch’schen Sphygmomanometers 
konstatirt. (V. Müller.) 


Dr 


13. 


14. 


Vagina und Vulva. 469 


VHI. 
Vagina und Vulva. 


— —— 


Referent: Dr. Richard Schick 
(in Vertretung von Prof. Dr. v. Rosthorn). 


a) Vagina. 
Affektionen des Hymen. Bildungsfehler der Scheide. 
Angeborene und erworbene Gynatresien. 


- Becker, Zur Kasuistik der Atresia hymenalis. Aerztl. Rundschau Nr. 40. 


Bernhard, O., Uterus duplex separatus mit Vagina duplex. Centralbl. 
f. Gyn. Nr. 50. 


. Boldt, H. J., Atresia of vagina, pyosalpinx und probably intraligamen- 


tous myofibroma. The americ. Gyn. and Obst. Journ. May. 


. Borelius, Jacques, Atresia vaginae, haematometra (?), haematokolpos. 


Hygiea. Bd. LIX, Nr. 5, pag. 334—35. (Bei der 17jährigen Patientin 
Borelius’ fand sich ein Querseptum im unteren Theil der Scheide, ob 
angeboren oder in der Kindheit erworben geht aus der Krankengeschichte 
nicht hervor. Hymen und Introitus vaginae normal. Incision. Heilung. 
(Leopold Meyer.) 


. Borysowicz, Plastische Erweiterung des verengten Cervikalkanals und 


des inneren Muttermundes. Vortrag. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 818. 
(Neugebauer.) 


. Burrage, W. L., Absence of uterus and vagina. Lancet, Febr. 


Delore, Hématocolpos et hématometrie consécutifs à un accouchement 
normal et remontant à deux ans. Ann. de gyn. et d’obet. Juin, pag. 
425—431. 

Eberlin, Ein Fall von kongenitaler Obliteration der Scheide als Geburts- 
binderniss. Revue intern. de méd. et de chir. Nr. 10. 

Engström, Senile Atrophie der Vagina. Mittheilungen a. d. gyn. Klin. 
des Prof. Dr. Engström in Helsingfors. Bd. I, Heft 2. 

Esmond-W hite, H. P., Hymen imperforatum. Indian. gaz. Jan. 


. Ferraresi, I setti traversali della vagina. Ann. di ost. e gin. fevr., 


pag. 131 u. ff. 

(rorkom, Ueber Atresia ani congenita mit abnormer Mündung des Darmes 
und die entwickelungsgeschichtliche Deutung desselben nebst Mittheilung 
eines Falles von Anus vulvo-vaginalis bei einer erwachsenen Frau. Inaug.- 
Diss., Königsberg. 

Hart, D. Berry, Transverse septal atresia of the lower third of the 
genital tract. The Scott. med. and surg. Journ. Nr. 4. 

Hoeven van der, Hämatosalpinx bei Atresia vaginae aquisita. Nederl. 
Tijds. v. Verlosk. en Gyn. VIII, Nr. 1. 


470 


—16. 


17. 
18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


26. 


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30. 


31. 


32. 


34. 


32. 
6 


Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


. Jones, F. A., Double uterus and vagina. Buff. med. Journ., Febr. (Ent- 


hält die Beschreibung eines Falles dieser Deformität.) 

Klein, Ueber die Beziehungen der Müller’schen zu den W olff’schen 
Gängen beim Weibe. Verh. d. VII. Vers. d. deutschen Ges. f. Gen in 
Leipzig 9. Juni. 

Latouche, Absence congenitale du vagin. Arch. prov. de chir. Nr. 4. 
Legueu, Angeborene Hernie des Uterus und der Anhänge, Imperforation 
der Vagina. Semaine gyn. Nr. 18. 

Lewers, A case of double uterus with double haematometra and com- 
plete absence of the vagina. Trans. of the obst. Soc. of London, Vol. 
XXXVII, pag. 327. 

Christopher-Martin, Haematometra and haematosalpinx due to atresia 
of the vagina. The Brit. Gyn. Soc. Nov. 12, 1896. 

Orloff, Fall von ringförmiger Striktur der Scheide in deren unteren 
Drittel nach der Geburt. Wratsch Nr. 5. (V. Müller.) 
Palm, R., Beitrag zur Entstehung der Cysten im Hymen. Arch. f. Gyn. 
Bd. LIII. 


. Perrando, Sulla molteplicita dell’ imene. Gaz. degli ospedali, Vol. Ile, 


fasc. 109. (Herlitzka.) 


. Piering, O., Ein Fall von Scheidenstenose nach Verätzung mit Oxal- 


säure (Tentamen suicidii), nebst Bemerkungen über die Eintheilung der 
erworbenen Scheidenstenosen. Arch. f. Gyn. Bd. LIV. 


5. Popoff, D., Un cas rare de stenose acquise du vagin. Ann. de Gyn. et 


d’Obst. Jan. 
— Ein seltener Fall von acquirirter Scheidenobliteration. Bolnitschnaja 
gaseta Botkina Nr. 11 u 12. (V. Müller.) 


Poraschin, Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei erworbenen 
Scheidenverengerungen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40. 

Frau Prokofiewa, Verwachsung des Hymen, Ansammlung von Blut in 
der Scheide und theilweise in der Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa i 
shenskich bolesnej, Oktober. (V. Müller.) 
See, H. v., Ueber Hämatokolpos und Hämatometra. Inaug.-Diss. Leipzig. 
Smith, C., Hymen with a pin hole opening. Clinical notes. Am. Journ. 
of Obstetr. July. 

Spruill, Absence of vagina and uterus. N. C. Med. Journ. Dec. 20th. 
1896. 

Stouffs, Atresie congénitale du vagin chez une petite fille de 3 ans; 
presentation de la malade. Bull. de la soc. Belge de gyn. et d’obst. Nr. 3, 
pag. 65. 


. Szulc, M., Ein Beitrag zur Kasuistik der Atresia vaginae membranacea. 


Inaug.-Diss., Greifswald. 

Tennberg, Angeborene Deformitäten des Uterus und der Vagina (finnisch). 
Finska läkaresälls Hand. oct. 

Vedin, A., Fall von erworbener Atresia vaginae. Med. record. Oktober. 
Wilson, A case of atresia of the vagina. Med. rev. 13. Febr. (Ent- 
leerung der entstandenen Haematometra durch Spaltung der abschliessen- 
den Membran.) 


Vagina. 471 


Bernhard (2) beschreibt einen Fall von Sterilität bei einer 
26jährigen, normal menstruirten Frau mit zwei isolirten, kleinen Uteris 
und doppelter Scheide. Er entfernte das Septum in der Scheide. Die 
Sterilität blieb gleichwohl bestehen, wohl in Folge der infantilen Uteri. 

In einem Falle von angeborenem Defekt von Uterus und Vagina 
iobne Menstruationebeschwerden) bildete Burrage (6) eine künstliche 
Scheide durch Lappenbildung vom Perineum und den kleinen Labien. 
Die Scheide genügte der Pat. vollkommen zur Ausübung des Coitus. 

Delore (7) berichtet über folgenden eigentbümlichen Fall. Eine 
41jäbrige Frau, die sechs normale Geburten durchgemacht hatte, verlor 
nach der letzten Geburt ihre Regel. Diese Geburt soll normal ver- 
laufen sein und nur vier Stunden gedauert haben. Pat. war stets ge- 
sund und hatte nie ein Genitalleiden. Vaginale Ausspülungen waren 
nicht gemacht worden. Seit vier Monaten Schmerzen im Unterleib, 
welche in letzter Zeit zunahmen. Seit acht Tagen einige Schüttelfröste. 
Man fand rechts im Unterleib einen fluktuirenden Tumor, der sich in 
das kleine Becken fortsetzte. 4 cm über dem Scheideneingang war in 
der Scheide eine Membran ausgespannt, durch welche Fluktuation ge- 
fühlt werden konnte. Die Punktion dieser Membran förderte eine 
braune Flüssigkeit zu Tage, während der Bauchtumor sich gleichzeitig 
verkleinerte. Am nächsten Tage Erweiterung der Oeffnung, Ausspülung 
der Höhle. Trotzdem starb Pat. an einer eitrigen Peritonitis. Die 
Sektion ergab, dass nebst einer bedeutenden Dilatation des Scheiden- 
gewölbes eine ebensolche der Cervix uteri bis zum Orificium int. be- 
standen hatte. In Bezug auf die Entstehung der Atresie nimmt Delore 
an, dass dieselbe sich in den ersten Wochen nach der Entbindung 
durch Vernarbung einer oberflächlichen, während der Geburt entstan- 
denen Ulceration entwickelt habe. 

Esmond White (10) berichtet über eine 18jährige Patientin 
mit Hymen imperforatus. Das zurückgehaltene Menstrualblut ver- 
ursachte einen Tumor, der bis nahe an den Rippenbogen reichte. 

Klein (16) und Groschuff konnten bei einem 4!/s Monate 
alten Mädchen die Wolff’schen Gänge beiderseits neben der Scheide 
bis in den Hymen verlaufend nachweisen und fanden die Skene’schen 
Drüsen unabhängig davon im Septum urethro-vaginale, wodurch sie die 
Anschauung, dass die paraurethralen Gänge (Skene’schen Drüsen) das 
distale Ende der Wolff’schen Gänge seien, widerlegten. Am neuge- 
borenen und ausgewachsenen Schwein konnte Klein die Wolff’schen 
Gänge vom Parovarium bis in die distalen Theile der Scheide verfolgen. 
Am Genitale eines neugeborenen Mädchens verfolgte er in einer Reihe 


472 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


von Serienschnitten den linken Wolff’schen Gang vom Parovarium 
durch das Ligamentum latum in die Seitenwand des Corpus uteri und 
in die Cervixsubstanz hinein, von wo derselbe über das Scheidengewölbe 
neben der Scheide bis in den Hymen verlief. Klein verweist auf die 
Möglichkeit der Entstehung von Neubildungen (Adenomyome, Uterine, 
Scheiden- und Hymen-Cysten) aus den Resten dieses Ganges. Fernere 
Untersuchungen an Kaninchen-Embryonen ergaben, dass sich der 
Müller’sche Gang von dem Wolff’schen abspalte. 

Latouche (17). Bei der 19jährigen Patientin, deren äusseres 
Genitale normal entwickelt war, fehlte die Vagina vollständig; ebenso 
liessen sich durch rektale Untersuchung weder Uterus noch Adnexe 
konstatiren. Latouche bildete durch Präpariren zwischen Rektum 
und Urethra eine Scheide. 

Nach Aufzählung der verschiedenen Theorien über die Aetiologie 
beschreibt Palm (22) einen Fall von Hymenal-Cyste. Dieselbe 
sass auf der rechten Vorderfläche, nahe dem Rande des Hymen. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab eine Auskleidung der Wand 
mit mehrschichtigem Plattenepithel. Die Wand selbst bestand aus 
lockerer Bindegewebe mit spärlichen, eingelagerten Muskelzellen. Nach 
diesem Befunde schliesst Palm einen Zusammenhang der Neubildung 
mit den Gartner'schen Kanälen aus. In den angelegten Serien- 
schnitten wurde besonders auf das Vorhandensein eines mikroskopischen 
Lumens geachtet, das als Einmündungsstelle eines von oben herab- 
laufenden Kanales hätte gedeutet werden können. Es wurde aber kein 
solcher gefunden. Palm nimmt an, dass es sich um eine kleine Balg 
geschwulst gehandelt habe, welche aus einer Talgdrüse hervorge- 
gangen wäre. 

Unter Zugrundelegung von 469 Fällen der bekannten Neu- 
gebauer’schen Statistik giebt Piering (24) eine Eintheilung der er- 
worbenen Scheidenstenosen auf Grund der Entstehungsursache Er 
unterscheidet Stenosen in Folge 1. traumatischer Ursachen und zwar 
durch Geburtstraumen, Verletzungen durch äussere Gewalt und opera- 
tive Eingriffe und Fremdkörper; 2. entzündlicher Ursachen, zu welchen 
Puerperalprozesse, akute Infektionskrankheiten, Kolpitis verschiedener 
Formen, Lues gerechnet werden; 3. chemischer Ursachen; 4. thermi- 
scher Ursachen (Verbrühung, Kauterisation). Es folgt die Beschreibung 
eines Falles von Scheidenstenose durch Einspritzung von Kleesalz. 
Die 27jährige Patientin machte durch Injektion von ca. 20 g Kleesalz 
in die Scheide einen Selbstmordversuch. Trotz sofortiger Ausspülung 
mit Wasser entstand eine intensive eitrige Kolpitis, die zur Abstossung 


Vagina. 473 


von Schleimhautfetzen führte und deren Heilung mehrere Wochen be- 
anspruchte. Nachdem sich Patientin durch fünf Jahre wohl befunden 
hatte, traten Metrorrhagien und dysmenorrhoische Beschwerden auf. 
Bei der Untersuchung fand Piering 4 cm über dem Introitus vaginae 
einen harten, unnachgiebigen Narbentrichter, aus welchem eine feine, 
nur für die Uterussonde durchgängige Oeffnung in das Scheidengewölbe 
führte. Die Behandlung bestand in Dilatation der Oeffnung mittelst 
Hegarstiften, Excision des grössten Theiles der Narbe, nachdem zuvor 
zur Nahtanlegung Fäden mittelst einer Peaslee’schen Nadel unter 
der Narbe durchgeführt worden waren. Nach einem halben Jahr ver- 
engte sich indes die Scheide wieder, so dass der Finger nicht mehr 
durchgeführt werden konnte, doch blieb die Patientin frei von Be- 
schwerden. 

Poupoff (25) stellt auf Grund der bekannten 'Thatsachen, basirt 
auf ätiologische Momente, folgende Eintheilung der erworbenen Scheiden- 
stenosen auf: 1. Folgen von gynäkologischen Operationen, 2. Traumen 
während der Geburt oder ausserhalb derselben durch Fremdkörper; 
3. Verbrühungen oder Verschorfungen durch chemische Agentien ; 
4. akute Infektionskrankheiten (Typhus, Scarlatina, Diphtherie, Pneu- 
monie u. 8. el: 5. septische puerperale Affektionen; 6. chron. Infek- 
tonskrankheiten (Tuberkulose, Gonorrhoe, Lues, Krebs); endlich 7. 
Vaginitis ulcerosa adhaesiva im Klimakterium (Hildebrandt). 

Nach einigen Bemerkungen über das Verhältniss der Frequenz von 
erworbenen und angeborenen Atresien und Stenosen berichtet Popoff 
über einen eigenthümlichen Fall aus der Klinik Lebedeff (Peters- 
burg). 45jährige verheirathete Frau, die stets regelmässig menstruirt 
war, nie geboren und nie an einer uterinen Krankheit zu leiden hatte. 
Plötzliche Erkrankung mit Fieber, hypogastrische Schmerzen und Harn- 
verhaltung. Bald darauf übelriechender Ausfluss, Abstossen eines 
fifrösen Tumors auf spontanem Wege (submuköses Myom, welches in 
die Scheide geboren und nekrotisirt war). Seither Amenorrhoe, leichte 
Beschwerden alle vier Wochen. Bei der Untersuchung findet sich: 
Scheide nur 4 cm lang, am Ende derselben Narbengewebe, der oberste 
Scheidenabschnitt partiell abgeschlossen, Retroversion der atrophischen 
Gebärmutter, Perivaginitis und Parametritis. Eine Abgrenzung von 
Portio vag. und dem obliterirten Scheidenstück ist nicht gut durchführ- 
bar. Zweifellos hat sich durch Substanzverlust beider Theile die Ver- 
änderung herausgebildet. Chirurgische Behandlung wurde in diesem 
Falle nicht angewendet, da eine bestimmte Anzeige (Schleimretention, 
Blutansammlung) nicht vorlag. 


474 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


In dem von Vedin (35) beschriebenen Falle war nach einer Ent- 
bindung eine Narbe in der Scheide entstanden, welche bis auf eine enge 
Oeffnung die Scheide abschloss. Trotzdem trat neuerdings Schwanger- 
schaft ein. Dehnung und Incision der Narbe während der Geburt. 


2. Lageveränderungen der Scheide Plastische Opera- 
tionen. 


1. Baldy, J. M., A method of preventing vaginal prolapse following ab- 
dominal hysterectomy. The amer. Journ. of obst. Jan. 

2. Berger, Hernies vaginales et pudendales. Ann. de gyn. et d’obst. Nov. 

3. Bouilly, Traitement du prolapse. Französ. Chirurgenkongress. Ann. de 
gyn et d’obst. Nov. 

4. Delbet, Kolpocystopexie et nouveau procédé de kolpoperinéorrhaphie. 
Gaz. des hôp. Janv., pag. 63. 

5. Gersuny, R., Eine Plastik bei Defekt der Vagina. Geb.-gyn. Gesellsch. 
in Wien, 19. Jan. l 

6. — Eine Operation der Cystocele vaginalis. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7. 

7. Gubaroff, Ueber einige Vereinfachungen der Kolpoperineorrhaphie. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 48. 

8. Maeckler, G., Die Behandlung des Prolapsus vaginae mittelst eines 
wiegenförmigen Pessars. Inaug.-Diss. Kiel. 

9. Marsi, Neue Operationsmethode bei Cystocele vaginalis. XII. internat. 
med. Kongress zu Moskau. 

10. De Marsi, Processo operativo nuovo per la cura chirurgica del cistocele 
vaginale. Bull. delle scienze mediche. Bologna. Fasc. 221. (De Marsi 
schlägt für die Fälle von vaginaler Cystocele eine Operationsmethode vor, 
mit welcher man eine Verkleinerung der Vaginalhöhle und die Entstehung 
einer starken longitudinalen Stütze (einer neuen Columna rugarum anterior) 
erhält.) (Herlitzka.) 

11. Petit, Paul, Traitement du prolapse genitale chez la femme. Société obst. 
et gyn. de Paris. 14. Janv. 

12. Phillips, John, Anterior Colpotomy. Transact. of the obst. soc. of London. 
Vol. XXXVIII, pag. 213 

13. Pichevin, M. R., Technique de la colpoperineorrhapie de Hegar. La 
Sem. Gyn. Nr. 14, Avril. 

14. Simons, E. M., Die Frage des Prolapses der weiblichen Genitalien in 
Frankreich nebst kritischen Betrachtungen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Juni. (Ein Sammelreferat über französische Arbeiten.) 

15. Stratz, Prolapsus vaginal anterior. Cystocele. Elongatio cervieis inter- 
media. Nederl. Tyds. voor Verlosk. en Gyn. Afi. 2. 

16. Theilhaber, A., Ueber Prolapsoperationen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Mai. 

17. Truzzi, Della vaginostrettura col processo Bellini-Freund-Flatau nella 
cura chirurgica del prolasso. Atti della Soc. italiana un di Ost. e Gin. 
Roma. Vol. IV, pag. 5l. (Herlitzka.) 


Vagina. 415 


Um das Entstehen eines Scheidenprolapses nach der supravaginalen 
Amputation zu verhüten, empfiehlt Baldy (1) folgende, wiederholt 
von ihm geübte Methode. Nach erfolgter Amputatio uteri mit Ent- 
fernung der Adnexe legt er rechts und links eine Silkwormnaht, welche 
die äussersten seitlichen Partien des Cervixstumpfes fasst und unter 
den Stümpfen des Ligamentum rotundum und der Vasa spermatica 
durch das Ligamentum latum cirkulär angelegt wird. Durch das 
Knüpfen dieser Naht wird der Cervixstumpf gehoben und die Scheide 
nach aufwärts ausgespannt. Das Peritoneum über dem Cervix wird 
durch eine fortlaufende Katgutnaht geschlossen. 

In einem Falle von angeborenem Defekt der Scheide verwendete 
Gersuny (5) einen aus der vorderen Mastdarmwand gebildeten und 
einen zweiten von der Schleimhaut des Introitus lospräparirten Lappen 
zur Bildung der neuen Scheide. Zwei Fälle wurden in dieser Weise 
mit Erfolg operirt. 

Zur Operation der Cystocele vaginalis giebt Gersuny (6) fol- 
gendes Verfahren an: Medianer Längsschnitt von der vorderen Mutter- 
mundslippe bis in den Urethralwulst. Ablösung der Blase von der 
vorderen Scheidenwand.. Durch eine Reihe in der Medianlinie der 
Blase gelegter Etagennähte wird der ausgestülpte Theil der Blase in 
Form einer Falte nach innen eingestülpt. Darauf theilweise Resektion 
der abgelösten Scheidenlappen und lineare Vereinigung derselben. 

Gubaroff (7) empfiehlt eine Art Dammplastik ähnlich der 
Lawson-Tait’schen Operation. Querschnitt durch den Damm, welcher 
halbmondförmig von dem hinteren Ende der einen kleinen Schamlippe 
zu dem der anderen verläuft. Die Scheidenschleimhaut wird in Form 
eines Lappens nach aufwärts abgelöst. Anlegen mehrerer durchgrei- 
fender Knopfnähte. Der Rand der abgelösten Schleimhaut wird durch 
eine fortlaufende Kürschnernaht zusammengezogen. 

Die von Marsi (9) empfohlene Operation hat den Zweck, eine 
Art neue Columna zu bilden, welche die Blase stützen soll. Längs- 
schnitt von der Urethra zum Fornix, Abpräpariren zweier seitlicher 
Lappen. Die Basis dieser Lappen wird durch Knopfnähte, die Lappen 
selbst werden darüber in Form eines Firstes durch fortlaufende Naht 
vereinigt. 

Als fundamentale Operation des Prolapses bezeichnet Petit (11) 
die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Scheide und des 
Dammes. Bei gleichzeitiger Retroversion wird die Verkürzung der 
Ligamenta rotunda empfohlen. In der Mehrzahl der Fälle genügen 
die Operationen an den Halteapparaten zur Heilung. Die Hysteropexie 


476 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


möchte Petit durch die Alqui&-Alexander’sche Operation ersetzt 
wissen. Die Hysterektomie ist nur zulässig bei Fällen von irreponiblem 
Prolaps oder bei Komplikationen mit Fibrom oder Carcinom. 

Theilhaber (16) glaubt, dass die Retroflexio uteri in der Mehr- 
zahl der Fälle nicht in ursächlichem Verhältniss zur Entstehung der 
Prolapse stehe und hält dafür, dass die Anteflektirung des Uterus kein 
Schutzmittel gegen Prolaps sei. Er verwirft daher die Vaginaefixatio 
und die Ventrifixatio uteri. Das Wichtigste scheint ihm die Verenge- 
rung der Scheide und des Introitus vaginae zu sein. Den Schwerpunkt 
der Operation verlegt er auf eine ausgedehnte Colporrhaphia anterior 
und entfernt in einem Stück fast die ganze vordere Scheidenwand nebst 
einem Theil der seitlichen. Darauf wird eine Dammplastik nach 
Lawson-Tait angeschlossen. Von 13 so operirten Fällen ist keiner 
rückfällig geworden (dieselben wurden in den letzten zwei Jahren 
operirt). 


3. Neubildungen der Scheide, Cysten. 


Ashburn, Primary vaginal sarcoma. Cin. Lanc. Clin. April 17. 
. Geyl, A., Betrachtungen über die Genese der sog. Ovarialdermoide mit 
Bezug auf ein Vaginalteratom. Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 190. 
3. v. Herff, Ueber Scheidendrüsen. Versamml. deutsch. Naturforscher u. 
Aerzte. Braunschweig. 
4. Ito, S., Ueber Fibrome, Cystofibrome und Adenofibrome der Scheide. Inaug.- 
Diss. Halle. 
5. Lebedeff, De l'étiologie du cancer du vagin. Soc. de med. et chir. de 
St. Petersburg. Séance d. 4. nov. 1896. Wratsch, pag. 1414. 
6. Neugebauer, Cinquante observations personelles de kystes du vagin. 
Rev. de gyn. et de chir. abd. Nr. 4. Juillet. 
7. Orloff, Diagnostic differential du chancre mou avec le cancer du vagin. 
Soc. de med. et chir. de St. Petersburg. Seance 4. nov. 1896. 
8. Popoff, Fibromyome de la paroi antérieur du vagin. Soc. de med. et 
chir. de St. Petersburg. 4. Nov. 1896. 
9. Roberts, H., Notes of a case of primary epithelioma of vagina. Trans- 
act. of the obst. soc. of London. Dec. 1896. 
10. Rhode, H., Das primäre Carcinom der Vagina. Inaug.-Diss. Halle. 
11. Schmorl, Demonstration eines syncytialen Scheidentumors. 69. Versamml. 
deutscher Naturf. u. Aerzte. Braunschweig. 
12. Thomas, A., Myxomatous tumour of vagina in a child one year and 
nine months old. Brit. med. Journ. Nr. 1920. 
13. Volovski, Inoculation conjugale du cancer. Soc. de med. et chir. de St. 
Petersburg. 4. nov. 1896. 


REES 


v. Herff (3) demonstrirt Präparate von Scheidendrüsen mit be- 
ginnender C'ystenbildung durch Sekretstauung. Er kann im Wesent- 


Vagina. 47 


lichen die Resultate von Preuschens nur bestätigen. Scheidenkrypten 
bat er jedoch nicht gesehen, wiewohl er ganz älınliche Bilder erhalten 
hat, die sich aber auf Reihenschnitten ausschliesslich als Schrägschnitte 
der Ausführungsgänge herausstellten. 


Lebedeff (5). Bei der Tamponbehandlung eines Falles von 
Metritis kam es zur Entwickelung eines Geschwürs in der Scheiden- 
wandung, welches sich zu einem krebsigen umwandelte. Es wird in 
der Diskussion auf verschiedene Momente hingewiesen, unter welchen 
die Krebsentwickelung stattfindet. 


Neugebauer (6) fand unter 2000 Fällen 50 mal Vaginalcysten. 
Der grösste Theil derselben rührte von Resten der Gartner’schen 
Kanäle her. Manchmal bersten solche Cysten und geben Veranlassung 
zur Entstehung von Krypten in der Scheide. Nur die grossen Vaginal- 
cysten bedürfen einer Behandlung. Dieselbe besteht in Resektion, 
welche vollkommen ausreicht und einfacher ist als die Enucleation. 


In zwei Fällen stellte Orloff (7) die Diagnose durch die 
mikroskopische Untersuchung. Ein Fall von Ulcus molle der Scheide 
sah makroskopisch einem Carcinomgeschwür ähnlich. Die histologische 
Untersuchung ergab eine Granulationsgeschwulst. Da Tuberkulose aus- 
zuschliessen war, blieb nur zu entscheiden, ob Ulcus molle oder durum, 
welches letztere auf der Scheidenschleimhaut gewöhnlich seine charak- 
teristischen Eigenschaften verliert. Später bestätigte das Auftreten mul- 
tipler Schaukergeschwüre die Diagnose Ulcus molle. 


Popoff (8) berichtet über eine 44 jährige Kranke der Lebedeff- 
schen Klinik; seit acht Jahren wird ein gestielter Tumor der vorderen 
Scheidenwand gespürt von der Grösse einer Apfelsine. Die Geschwulst 
wird ohne Schwierigkeit entfernt. Die Untersuchung ergiebt ein gefäss- 
armes, aber an Lymphgefässen reiches Fibromyom. 


Roberts (9) schildert einen Fall von primärem Epitheliom im 
mittleren Drittel der hinteren Scheidenwand, das er operativ entfernte, 
nachdem vorher wegen Enge der Scheide der Damm gespalten 
worden war. 


Schmorl (11) berichtet über einen Scheidentumor, der 18 Wochen 
nach einer normalen Entbindung bei einer 30 jährigen Frau entstanden 
war. Der Fall endete letal. Uterus und Adnexe waren frei von Ge- 
schwulstbildung. Dagegen fanden sich Metastasen in Lunge, Leber, 
Niere und Darm. Sowohl die Scheidengeschwulst als auch die Meta- 
stasen zeigten den typischen Bau syncytialer Tumoren. Schmorl 
hält den Scheidentumor für eine Metastase einer Placentargeschwulet, 


478 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


welche, ohne den Uterus zu infiziren, bei der Geburt ausgestossen 
worden war. 

Volovski (13) theilt einen Fall mit von Uebertragung eines 
Krebses von dem hinteren Scheidengewölbe auf das Präputium des 
Mannes. Es wurden in der Diskussion analoge Fälle mitgetheilt, 
welche die Kontagiosität und Uebertragung des Carcinoms erweisen 
sollen. 


4. Ernährungsstörungen, Entzündungen der Scheide, 
Mastdarmscheidenfisteln. 


1. Beckmann, Ulcus rotundum vaginae simplex. Jurnal akuscherstwa i 
shenskich bolesnei. Februar. (Beckmann beschreibt ein zweimarkstück- 
grosses Ulcus im hinteren Fornix, welches ausgeschnitten per secundam 
heilte. Die mikroskopische Untersuchung erwies junges zellenreiches Binde- 
gewebe nebst Endarteritis.) (V. Müller.) 

2. — DL'ulcère rond simple du vagin (traduit du Russe par Mme Recht- 
samer). Ann. de gyn. et d’obst. May. 

3. Beuttner, Osc., Ulcera rotunda vaginae. Korresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte. 
Mai. 

4. Bishop, S., Eine neue Operationsmethode für Vesicovaginalfisteln. Lancet. 
Juni. 

A Bodenstein, O., Zur Existenz und Therapie der chronischen Vaginal- 
gonorrhoe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 42. 

6. Busse, Demonstration eines spontan ausgestossenen Vaginalschlauches. 

Greifswalder med. Verein. Sitzung v. 6. Nov. Münchn. med. Wochenschr. 

Nr. 50. 

Cann, Mc., The aetiology of gonorrhoea. Transact. of the obst. soc. of 

London. Vol. XXXVIII. 1896. 

8. Casper, Aufgaben und Erfolge bei der Behandlung der chronischen 
Gonorrhoe. Berliner klin. Wochenschr. Nr.15. (Die Arbeit berücksichtigt 
nur die männliche Gonorrhoe.) 

9. Condamin, Traitement des fistules recto-vaginales inférieurs pur le 
dédoublement de la cloison et l’interposition des masses musculaires péri- 
neales. Sem. gyn. pag. 161. | 

10. Döderlein, A., Vaginitis gonorrhoica bei fehlendem Uterus. Monatsschr. 
f. Geb. u. Gyn. Januar. 

11. Doleris et Lenoble, Fistule recto-vaginale par rupture du sinus rétro- 
perineal. Soc. obst. et gyn. de Paris. Séance du 8. avril. Ann. de gyn. 
et d’obst. mai. 

12. Fedorowskaja-Wiridarskaja, Fall von Colpo-hyperplasia cystica 
(Vaginitis emphysematosa). Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Nov. 

(V. Müller.) 


13. Finger, Die Blenorrhoe der Sexualorgane und ihre Komplikationen. Wien 
1296. 


~] 


20. 


21. 


22. 


30. 


8l. 


Vagina. 479 


. Fischer, J., Soor des weiblichen Genitales. Wiener med. Wochenschr. 


Nr. 15. 


. Fröhlich, Fistule recto-vaginale chez une petite fille de 6 ans. Rev. 


med. de l'Est. avril, pag. 191. 


. Goenner, A., Sind Fäulnisskeime im normalen Scheidensekret Schwangerer ? 


Centralbl. f. Gyn. Nr. 24. 


. Gordon, Gonorrhoea in women. Med. Record. N. Y. November 1896, 


pag. 790. 


. Halbreich, Ein Fall von Fistula vagino (vulvo-) perineo-rectalis post 


coitum. Wratschebnyja sapiski, Nr. 2 u. 3. (V. Müller.) 


. Kegler, Weicher Schanker der Vagina. Jurnal akuscherstwa i shenskich 


bolesnej. Dez. (V. Müller.) 
Knapp, L., Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekretes in den 
ersten Lebenstagen. Monatsschr. f. Gyn. u. Geb. Juni. 

Labusquiere, De la gonorrhoea. Ann. de gyn. et obst. mai. (Epilog 
zur Naturforscherversammlung in Frankfurt im September 1896, auf welcher 
die Gonorrhoe hauptsächlich durch die Referate von Neisser, Sänger 
und Bumm abgehandelt wurde. Enthält nur ein kurzes Excerpt aller 
dieser Vorträge und der später erfolgten Bemerkungen Wertheims.) 
Lindenthal, Aetiologie der Kolpohyperplasia cystica. Wiener klinische 
Wochenschr. Nr. 1 u. 2. 


. Lipinski. Deux cas de fistule vesico-vaginales guéries par l'opération 


d’episiocleisis avec fistule recto vaginale arteficielle.e Ann. de gyn. et 
d’obst. mars. 


. Mandl, Ludwig, Zur Kenntniss der Vaginitis gonorrhoica. Monatsschr. f. 


Geb. u. Gyn. Januar. 


. Mibäjlowits, Gonorrhoische Erkrankungen der Scheide und des Endo- 


metrium. Verhandl. d. XII. internat. med. Kongr. zu Moskau. Sitzung 
am 21. August. 


. Orloff, Zur Differentialdiagnose zwischen weichem Schanker und krebsi- 


gem Geschwür der Scheide. Bolnitschnaja gaseta. Botkina Nr. 14—16. 
(V. Müller.) 


. Péan, Restauration anaplastique de l’urethre, du vagin, de la vessie et 


du rectum. Ann. de gyn. et d’obst. Mars. 


. Rosenwasser, A plea against the meddlesome treatment of acute gonor- 


rhoea in women. Cleveland Journ. of med. Aug. 1896. 


. Sänger, Residual gonorrhoea. Ann. of gyn. and Paed. Nr. 8. (Der In- 


halt ist aus Saenger’s Referat auf der Naturforscher-Versammlung in 
Frankfurt (Sept. 1896) bekannt) 

Vesuviat, De la blenorrhagie ascendante chez la femme. Thèse de Paris 
1896. 

Weber, Perivaginitis dissecans phlegmonosa. Ann. de gyn. Febr. 


Beckmann (2) theilt folgenden Fall mit. 64jährige Frau, 


zwei Geburten, hatte nie einen Prolaps, nie ein Pessar getragen. Aus- 
fluss, im hinteren Scheidengewölbe ein rundes Geschwür mit scharfen 
Rändern, etwas vertieft, geröthet, mit gelbem Detritus bedeckt, von 


450 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


weicher Beschaffenheit. Die mikroskopische Untersuchung ergab End- 
arteriitis der Umgebung. 

Bishop (4) überträgt eine Operationsmethode, die er in den letz- 
ten Jahren bei Rektalfisteln verwendet hatte, auf Blasenscheidenfisteln. 
In drei Fällen ging er folgendermassen vor: Umschneidung der Fistel, 
wodurch ein kreisförmiger Scheidenlappen entsteht. Ablösung der 
Fistel von der Umgebung. An vier symmetrisch gelegenen Punkten 
werden nun durch den Scheidenlappen Fäden gelegt, welche mittelst 
einer Zange durch die Blase und zur Urethra herausgeleitet werden. 
Sobald nun an den Fäden angezogen wird, wird die Fistel förmlich in die 
Blase hineingestülpt; die Wundfläche des Scheidenlappens kommt nach 
aussen und man vereinigt jetzt mittelst einer oder mehrerer Tabak- 
beutelnähte die Wunde über der Fistel. Die Pat. müssen 10 Tage in 
der Bauchlage verbleiben. In den ersten Tagen wird zweistündlich 
katheterisirt. 

Bodenstein (5) verweist zunächst auf die Beobachtung, die man 
so häufig bei Gonorrhoe-kranken Frauen machen kann, dass oft im 
hinteren Scheidengewölbe ein Sekret angesammelt ist, das in Aus- 
sehen und Beschaffenheit von dem Cervix-Sekret sehr abweicht. Das 
letztere ist dick, glasig und von weisser Farbe, während im hinteren 
Scheidengewölbe ein dünnflüssiges, copiöses, gelbes Sekret zu finden 
ist. Das Mikroskop zeigt in solchen Fällen häufig in Cervix-Sekret 
gar keine Gonokokken, in dem dünneitrigen Scheidensekret sind ab 
und zu solche zu finden. Um zu bestimmen, ob wirklich das hintere 
Scheidengewölbe ein Sitz der Infektion ist, wurde nach gehöriger Des- 
infektion das Scheidengewölbe fest ausgestopft, wobei vor die Cervix 
ein deutlich erkennbarer Tampon gelegt wurde, der das Uterussekret 
abzuhalten hatte. Die mikroskopische Untersuchung befestigte die An- 
nahme Bodenstein’s, dass wirklich das hintere Scheidengewölbe einen 
Hauptsitz der Infektion bilde. Im Gegensatz zu Bumm und Neisser 
wird also eine chronische vaginale Gonorrhoe auch unter gewöhnlichen 
Verhältnissen bei erwachsenen Personen als möglich angenommen. 
Bodenstein glaubt, dass die Infektion im hinteren Scheidengewölbe 
leicht ihren primären Sitz aufschlagen könne, da das infektiöse Sekret 
des Mannes an diesem Ort zuerst deponirt werde. Die Urethritis 
gonorrhoica hält er für eine erst sekundär entstandene Affektion. Be- 
züglich der Diagnose wird auf die bekannten klinischen Kriterien, wie 
sie Sänger genau angegeben hat, verwiesen und gleichzeitig eine 
Methode angegeben, um eine versteckte Gonorrhoe aufzufinden. Die- 
selbe besteht in einer festen Tamponade der Scheide, wodurch eine 


Vagina, 481 


verstärkte Sekretion der mit Gonorrhoe behafteten Stellen angeregt 
wird. In dem so erhaltenen Sekrete sind dann die Gonokokken zu 
finden. Bei der Therapie verweist Bodenstein zunächst auf 
die Unzulänglichkeit der Spülungen, welche meist nur eine geringe 
Menge des Sekretes fortschaffen. Die angewendeten Mittel dringen 
ferner nicht tief genug ein, um die Gonokokken zu treffen. Boden- 
stein empfiehlt während der Spülungen, welche in Rückenlage der 
Patientin vorgenommen werden sollen, entweder das Ausreiben aller 
Scheidenfalten mit dem Finger oder das Hervorrufen eines „Aerokolpos“, 
indem man gleichzeitig Luft in die Scheide eindringen lässt, wodurch 
alle Falten geglättet werden. Um die in der Tiefe der Epithelien 
versteckten Gronokokken hervorzubringen, wird zunächst mehrere Tage 
lang mit Ichthyolglycerin fest tamıponirt, wodurch ein starker Flüssig- 
keitsstrom gegen die Oberfläche zu hervorgerufen wird, dann erst wer- 
den Lösungen von Argentum nitricum angewendet. 

Busse (6) berichtet über eine 39jährige Frau, die an Kolpitis 
adhaesiva litt. Jedesmal nach Lösung der Verwachsungen stellte sich 
eine Blutung ein, die endlich so stark wurde, dass man Tampons mit 
Eisenchlorid und Chlorzink einführte. Infolgedessen trat Nekrose der 
Schleimhaut ein und am dritten Tage wurde ein Schlauch, bestehend 
aus dem Scheidenrohr sammt Portio vaginalis ausgestossen. Es war 
in Folge tiefgreifender Nekrose eine dissecirende Entzündung des peri- 
vaginalen Gewebes eingetreten, welche die Ausstossung der nekrotischen 
Gewebe veranlasste. | 

Noch bis in die letzte Zeit war es zweifelhaft, ob überhaupt bei 
Erwachsenen eine gonorrhoische Infektion der Scheide vorkomme. 
Bumm, der gewiss über eine sehr grosse Erfahrung auf diesem Ge- 
biete verfügt, hat erst kürzlich mitgetheilt, dass er in fünf Fällen eine. 
akute gonorrhoische Entzündung der Scheide gesehen habe. Döder- 
lein (10) berichtet nun über einen Fall, in dem die Gonorrhoe zweifel- 
los ihren Sitz in den Scheidenwandungen haben musste. Der be- 
treffenden Patientin wurden im Juli wegen‘ gonorrhoischer Erkrankung 
des Uterus und der Tuben (faustgrosse Tumoren im Douglas) diese 
kranken Organe vollständig entfernt, worauf glatte Heilung eintrat. 
Als Döderlein die Patientin im Oktober wiedersah, war das blind- 
sackförmige, obere Ende des Scheidenrohres völlig verschlossen, gut 
vernarbt; nur bestand eiteriger, etwas brennender Fluor. Bei Unter- 
suchung des mit Methylenblau gefärbten Deckglaspräparates fand. 
Döderlein zu seiner Ueberraschung ausschliesslich Gonokokken und 
zwar zum Theil freiliegend, zum Theil in Zellen eingeschlossen. Da 

Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Al 


482 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


in diesem Falle der Uterus fehlte, konnten die Gonokokken nur aus 
den Scheidenwandungen herrühren, wodurch abermals das Vorkommen 
einer akuten, durch Gonokokken erregten Kolpitis festgestellt erscheint. 

In dem Falle von Dol&ris und Lenoble (11) handelte es sich 
um eine 22jährige Person mit Chloro-Tuberkulose, welche mittelst Zange 
entbunden worden war und dabei eine Rektovaginalfistel acquirirte, die 
sich auf chirurgischem Wege wieder beseitigen liess. An Stelle einer 
centralen Perinealruptur entwickelte sich diese abnorme Verbindung. 
Das Hinderniss bildete der krampfhaft zusammengezogene Scheiden- 
eingang (Vaginismus?). Residuen einer entzündlichen Veränderung der 
Scheidenwand lagen nicht vor. 

Fischer (14) beobachtete vier Fälle von Soor des weiblichen 
Genitales. Der Soor war in einem Falle als selbständige, in den drei 
anderen als accidentelle Erkrankung aufgetreten. Von den letzteren 
betrafen zwei Fälle Frauen mit subakuter Gonorrhoe, einer eine im 
vierten Monate schwangere Frau mit Ulcus molle. Aus der Beschrei- 
bung des Krankheitsbildes ist hervorzuheben das Auftreten der glän- 
zend weissen, sammtartigen Flecken an der Vulva und im unteren 
Drittel der Scheide, welche auf der Unterlage ziemlich fest haften. Die 
subjektiven Symptome sind hauptsächlich heftiges Jucken und Beissen. 
Das mikroskopische Bild der abgekratzten Stückchen ist das allgemein 
bekannte. Zur Behandlung empfiehlt Fischer in konzentrirte Lösungen 
von Kali hypermanganicum getränkte Tupfer, mit welchen die kranken 
Theile ziemlich kräftig abgewischt werden müssen. 

Auf Grund bakteriologischer Untersuchungen, deren Details im 
Original nachgesehen werden müssen, kommt Goenner (16) zu dem 
Schlusse, dass die in der Scheide gesunder Schwangerer vorkommenden 
anaöroben Bakterien nicht diejenigen sind, welche die faulige Endo- 
metritig verursachen. Vielmehr wird letztere durch solche Bakterien 
hervorgerufen, welche von aussen in den Körper gelangen. Wie bei 
dem durch Streptokokken verursachten Puerperalfieber dürfen wir daher 
in der Regel nicht von Selbstinfektion sprechen, sondern müssen Ueber- 
tragung der Keime durch den Arzt, die Hebamme, Geräthe etc. an- 
nehmen. 

Knapp (20) findet das Sekret des Scheideneingangs in vielen 
Fällen schon unmittelbar nach der Geburt keimhaltig, in der grösseren 
Zahl der Fälle ist es aber steril. 48 Stunden nach der Geburt fällt 
die Reichlichkeit und ausgesprochen schleimige Konsistenz des Sekretes 
auf. Stets lassen sich um diese Zeit Mikroorganismen in wechselnder 
Menge nachweisen. Knapp weist darauf hin, dass sich in der Scheide, 


Vagina. 483 


ähnlich wie dies Escherich für die Mikroorganismen des Darmes 
Neugeborener festgestellt hat, ein Kulturwechsel vollzieht, indem die ur- 
sprünglichen Kokkenformen von einer allmählich zunehmenden Stäb- 
chenflora verdrängt werden. Knapp vermuthet, dass ein Zusammen- 
hang zwischen den Erscheinungen im Darme und der Scheide besteht 
und dass die Mikroorganismen der Scheide einfach vom Mastdarm aus 
in dieselbe eingewandert sind. Schon am dritten Tage beginnt dieser 
Wechsel der Keimformen. Den Säuregrad des Scheidensekretes fand 
Knapp am stärksten zwischen dem 2.—5. Tage. Nach seiner Mei- 
nung kommt die Säureproduktion zum grössten Theil den verschiedenen 
Arten der Colibakterien zu. 

Nach einer genauen Zusammenstellung der einschlägigen Litteratur 
berichtet Lindenthal (22) über seine eigenen Untersuchungen. Ge- 
legenheit zur Untersuchung bot ihm eine an Peritonitis suppurativa 
verstorbene Wöchnerin mit ausgebreitetem Emphysema vaginae. Es 
gelang Lindenthal, aus dem Inhalte der vaginalen Gascysten ein 
Stäbchen rein zu züchten, welches besonders in zuckerhaltigen Nähr- 
böden gedeiht, anaörob wächst und im Nährmedium zahlreiche Gas- 
blasen bildet. Bei Impfung des subcutanen Zellgewebes von Meer- 
schweinchen entstand ein ausgebreitetes Oedem mit Gasbildung. Ebenso 
gelang es Lindenthal durch Impfung mit diesen Stäbchen an der 
Scheide von Meerschweinchen eine Entzündung mit Bildung von Gas- 
blasen hervorzurufen. Lindenthal nimmt an, dass diese Eigenschaft 
nicht ausschliesslich dem von ihm reingezüchteten Stäbchen zukomme, 
sondern dass auch andere Mikroorganismen ähnliche Wirkungen auf 
der Scheidenschleimhaut entfalten können. 

Lipinski (23) hat in zwei Fällen von ausgedehnten Blasen- 
scheidenfisteln durch Episiokleisis mit Anlegung einer artefiziellen Rekto- 
vaginalfistel günstige Resultate erzielt. Die Kranken konnten den Harn 
willkürlich entleeren und blieben ohne Beschwerden. 

In dem Streite, ob die Gonokokken nur in das Epithel der Schleim- 
Mute oder ob sie tiefer in das Bindegewebe eindringen, nimmt Mandl 
(24) durch vorliegende Arbeit Stellung zu Gunsten der letzteren Anschauung. 
An der Hand von drei Fällen frischer Gonorrhoe, die an der Klinik 
Schauta beobachtet wurden, sucht Mandl darzulegen, dass die Gono- 
kokken im Bereiche der Scheide die Epithelgrenze überschreiten und 
sich im subepitbelialen Bindegewebe, wenn auch gewöhnlich nur in den 
obersten Schichten verbreiten. Es ist dies eine Anschauung, die un- 
gefähr mit derjenigen Wertheims übereinstimmt. An den beobach- 
teten Fällen wurden kleine Stückchen entzündeter Vaginalschleimhaut 

31* 


484 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


exeidirt und nach entsprechender Färbung auf Gonokokken untersucht. 
In allen Fällen fanden sich Gonokokken im Epitbel und in der un- 
mittelbar angrenzenden Bindegewebsschicht. Durch dieses tiefere Ein- 
dringen der Mikroorganismen erklärt Mandl die Schwierigkeiten, 
die sich der Behandlung gonorrhoischer Affektionen entgegenstellen. 
Durch die Gonokokken tödtenden Mittel werden eben nur die in den 
Epithelien enthaltenen Mikroorganismen vernichtet, aber nicht die be- 
reits in die tieferen Schichten eingedrungenen. 

Nach Besprechung der bisher üblichen Methoden der Gonorrhoe- 
behandlung berichtet Mihäjlowits (25) über seine Behandlungsmethode, 
die er in 140 Fällen mit gutem Erfolge angewendet hat. Er stellt 
die Portio in einem runden Spiegel ein, und giesst Argentum-nitricum- 
Lösung in den Spiegel. Bei Endonetritis lässt er die Flüssigkeit in 
den Uterus eindringen, sonst wischt er bloss die Cervix aus. Nachher 
wird die Scheide mittelst eines Wattetampons ausgewaschen. Die Stärke 
der Argent. nitric.-Lösung ist anfangs 1:3000, später 1:2000 und 
1:1000. 

Pe&an (27) theilt in einem Akademieberichte das gute Resultat 
einer konnplizirten Plastik mit. Durch eine sehr protrahirte Geburt, 
bei welcher vier Tage hindurch der grosse Kindestheil über dem Damme 
stand, kanı es schliesslich zur Zangenentbindung und zur kompleten 
Zerreissung von Damm, Septuim-, Recto-, Urethro- und Vesico-vaginale. 
Es war damit zur Bildung einer Kloake gekommen, aus welcher Urin, 
Stuhl und Menstrualblut ausfloss; diese Kloake war von unregelmässig 
gestaltetem Narbengewebe umgeben. Der Blasengrund fehlte vollständig, 
ebenso die Harnröhre. Gebärmutter atrophisch, die Portio tiefetehend, 
von Narbenmassen überdeckt, das Orificium nicht passirbar für die 
dünnste Sonde. P&an hat es unternommen, durch kleinere Lappen- 
bildungen, welche aus der Bedeckung der Vulva genommen waren, 
einerseits die Blase und damit auch die tiefstehende Portio vaginalis 
zu decken, andererseits eine Art Perineum und ein Septum recto- 
vaginale herzustellen. Dies geschah in sehr komplizirter, im Detail 
nicht wiederzugebender Art. In einer zweiten Sitzung werden neuer- 
dings Hautlappen präparirt, welche dann durch Verschiebung gegen 
die Medianlininie in Verbindung kamen, was grosse Schwierigkeiten 
bereitete; in der Medianebene wurde ein kleines Intervall gelassen, um 
den Abfluss von Blut, welches sich nach der Operation angesammelt 
hat, zu gewähren. Es wurde zu Stande gebracht, dass sowohl eine 
Kontinenz des Harnes, als eine solche des Stuhles erreicht wurde. 

Weber (31) berichtet über eine eigenthümliche Beobachtung: Eine 


Vagina. 485 
3djährige verheirathete Frau, die dreimal geboren hatte, jedoch von 
ihrem Manne seit 15 Jahren geschieden war, kam unter den Erschei- 
nungen eines Abdominaltyphus mit einer Temperatur von 40,5, trockener 
Zunge, Ikterus, Diarrboen, Delirien, weichgeschwellter Milz in das 
Krankenhaus. Erst am fünften Tage nach ihrer Aufnahme kam es 
zu einem Blutausfluss. Acht Tage später wurde ein Fremdkörper aus 
der Scheide gezogen, welcher die Form eines weichen Rohres hatte und 
bald erkennen liess, dass es sich um den grössten Theil der Scheiden- 
wandung und ein Stück des Gebärmutterhalses gehandelt hatte. Dies 
liess sich nicht allein an der ganzen Form der einzelnen Theile, son- 
dern auch mikroskopisch erkennen, da alle Schichten, Drüsen 
u. s. w. wie unter normalen Verhältnissen erhalten waren. Nach Ent- 
fernung dieser nekrotischen Partien schwand das Fieber und Patientin 
erholte sich sehr bald. Schon vier Tage nachher war die Scheiden- 
wunde rein, granulirend, in 14 Tagen hatte sich die Scheide in einen 
kurzen von Narbengewebe umgebenen Kanal umgewandelt, welcher 
kaum zwei Phalangen des Zeigefingers eindringen liess. Bakteriologisch 
konnte nichts Bestimmtes eruirt werden. 

Der Autor ergeht sich nun in Erörterungen der Aetiologie dieses 
Falles unter Heranziehung der aus der Litteratur bekannt gewordenen 
Fälle, wobei auch die Diagnose und Verlauf der Perivaginitis dissecans 
besprochen wird. Die Seltenheit dieser Affektion ist dadurch erwiesen, 
dass Schröder nicht einen einzigen Fall selbst gesehen hatte. Nach 
den Angaben der Autoren scheint dieselbe in Kombination mit Pneu- 
monie und Abdominaltyphus sich einzustellen. 


5. Fremdkörper in der Scheide. Verletzungen der Scheide. 
Blutungen. 


1. Baumgarten, H., Ein Apparat zum Biegen von Celluloidringen. Monats- 

schrift f. Geb. u. Gyn. Nov. (Baumgarten empfiehlt einen etwas kom- 

plizirten Apparat, durch welchen der erweichte Celluloidring die passende 

Biegung erhält.) 

Bullock, T. S., Ausgedehnte Zerstörung der weichen Geburtswege nach 

einer Geburt. Med. age. Nr. 14. 

3. Fabre, Eine Haarnadel in der Vagina eines vierjährigen Mädchens. Gaz. 
med. de Paris., Nr. 13. 

4. Fotcha, Un cas d’arrachement du vagin pendant le travail. Wratsch. 

1896, Nr. 35. (Russisch.) 

Godfrey, H. W., Retention of pessary. Lancet, Dec. 1896. (Godfrey 

entfernte ein hölzernes Ringpessar, welches 33 Jahre getragen wurde.) 

6. Hoerschelmann, Ein Fall von vernachlässigtem Pessar. St. Petersh. 
med. Wochenschr. Nr. 34. 


Lo 


Nu 


486 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


7. Lwoff, Noch ein Fall von Abreissen des hinteren Fornix sub coitu. Jurn. 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (V. Müller.) 

8. Neugebauer, Sündenregister der Scheidenpessare. Samml. klin. Vortr. 
N. F. 198. Leipzig, Breitkopf & Härtel. 

9. Sizinski, Zerreissung der Scheide durch Coitus. St. Petersburger med. 
Wochenschr. Nr. 4. 

10. Tixier, Ein originelles Scheidenpessar. Province med. Nr. 18. 

ll. Warman, Zur Aetiologie und forensischen Beurtheilung der Scheiden- 
rupturen sub coitu. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24. 

12. Wichert, Ein eigenthümlicher Fall von Verwachsung eines Scheiden- 
pessars. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7. 


In Fabre’s (3) Falle brachte sich ein vierjähriges Mädchen eine 
Haarnadel in die Scheide. Die Mutter des Kindes pflegte mit einer 
solchen Oxyuren aus der Scheide des Kindes zu entfernen. Der runde 
Theil drang in den Douglas’schen Raum, während die Spitzen sich 
in die Scheidenwände einbohrten. Die Extraktion gelang unter Zuhilfe- 
nahme eines Ohrenspiegels.. Glatte Heilung. 


Sizinski (9) beschreibt folgenden Fall: Eine gesunde kräftige 
Multipara bekam während eines Coitus in halbsitzender Stellung eine 
heftige Blutung aus der Scheide. Die Inspektion ergab einen Einriss 
des hinteren Scheidengewölbes bisin den Douglas’schen Raum. Der- 
selbe wurde genäht und heilte per primam. 

Tixier (10) demonstrirt einen Fassspund, den sich eine Frau 
wegen ihres Prolapses in die Scheide eingeführt hatte und welcher Ge- 
schwüre der Scheide und starke Eiterung bewirkt hatte. 

Nach Warmann (11) basiren die bisher für die Entstehung von 
Scheidenwunden sub coitu angenommenen ätiologischen Momente nur 
auf theoretischen Annahmen. Die vorhandenen Litteraturangaben kon- 
statiren fast in allen solchen Fällen die vorausgegangene geschlecht- 
liche Abstinenz der Frau Warmann glaubt, dass dieser Umstand 
und dessen natürliche Folge, das gesteigerte Begehrungsgefühl, zu einer 
allzu stürmischen Einleitung des Coitus Veranlassung giebt, wodurch 
die hintere Scheidenwand durch eine doppelte Wirkungskraft ange- 
griffen wird. Nach des Verte Ansicht ist daher bei tiefliegenden 
Scheidenwunden, die in Folge eines Coitus entstanden sind, die Noth- 
zucht auszuschliessen. 


Wichert (12) entfernte bei einer 62 Jahre alten Frau ein ein- 
gewachsenes Zwanck-Schilling’sches Pessar. Dasselbe verursachte 
starke Schmerzen und stinkenden Ausfluss. Die beiden Flügel und 
das Scharnir des Pessars waren von Bindegewebssträngen umwachsen 


Vagina. 487 


und mussten, nachdem zuvor der Stiel dea Pesears mittelst einer Beiss- 
zange abgezwickt worden war, mit einem geknöpften Messer durch- 
schnitten werden. Durch die adhäsive Entzündung war die Scheide 
geschrumpft und eine Spontanheilung des früher angeblich nicht unbe- 
trächtlichen Prolapses entstanden. 


6. Dammrisse Dammplastik. 


l. Goldspohn, Perineorrbaphia intrapelvica, infravaginalis ohne Gewebs- 
verlust. Medicine. Juli. 

2. Küstner, O., Die funktionelle Bedeutung der individualisirenden Procto- 
Perineoplastik. Centralbl. f. Gyn. Nr. 43. 

3. Limberger, Ueber Damm- und Scheidenrisse, deren Prophylaxe und 
Therapie in der kgl. Universitäts-Frauenklinik zu Erlangen. Inaug.-Diss. 
Erlangen. 

4. Mindner, F., Die individualisirende Methode der Procto-Perineoplastik 
(Küstner), dargestellt im Anschluss an 21 danach operirte Fälle von 
Damm-Rektum-Spalten. Inaug.-Diss. Breslau. 

A Noble, Charles P., A contribution-to the technique of operation for the 
cure of laceration of the pelvic floor in woman. The amer. Gyn. and obst. 
Journ. 

6. Price, Laceration of the perineum. Pbil. Poly. May 15th. 

7. Shaw-Mackenzie, J., Einrisse bei sypbilitischen Frauen. Lancet, 18. 
Sept. 

. Young, J. W., Fernwirkung ungeheilter Damm- und Cervixrisse. Med. 
age. Nr. 8. 


20 


Goldspohn (1) empfiehlt zur Dammplastik einen halbkreis- 
förmigen Schnitt an der Haut- und Schleimhautgrenze. Ablösung eines 
Scheidenlappens ` versenkte Katgutnähte vereinigen den zerrissenen Musc, 
levator. Darüber etagenweise Vereinigung. 

Die bisher verwendeten Methoden der Plastik bei totalem Damm- 
riss scheinen Küstner (2) allzu schematisch zu sein. Indem er 
auf seine früheren Arbeiten verweist, hebt Küstner nur her- 
vor, wie selten es mit den gebräuchlichen Methoden gelingt, ein in 
jeder Beziehung befriedigendes funktionelles Resultat zu erreichen. Das 
liegt häufig daran, dass die Enden des M. sphincter ani ext. nicht 
genau an einander gebracht werden. Küstner fand wiederholt an 
frischen Dammrissen, dass ein Stück des Sphinkter aus der einen Wund- 
hälfte herauagerissen ist. Häufig bildet sich an dieser Stelle eine grubige 
Vertiefung in der Narbe, welche während der Operation den Ort mar- 
kirt, wo das Muskelende zu finden ist. 

Noble (5) empfiehlt eine Modifikation der Emmet’schen Damm- 
plastik. Dreieckige Anfrischungsfigur. In die obere Spitze des Drei- 


458 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


ecks schiebt sich in Gestalt eines V die Columna rugarum post. Be- 
sonderer Werth wird darauf gelegt, den getrennten M. levator und 
Transvereus perinei blosszulegen und durch besondere Nähte zu ver- 
einigen. 

Nach Shaw-Mackenzie (7) sollen bei syphilitischen Frauen 
häufiger Einrisse der Scheide und des Dammes vorkommen. Eine 
Dammplastik bei früher syphilitisch gewesenen Frauen giebt ein un- 
sicheres Resultat. 


b) Vulva. 


1. Bildungsfehler. Anomalien. 


1. Fromm, Beiträge zur Kasuistik der Hypospadie und Epispadie. Inaug.- 
Diss. Würzburg. 

2. Geyl, Zwei Fälle von Mangel der Labia minora. Mit einer Abbildung. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. 

3. Merz, H., Ein Fall von Cloakenbildung bei geschlossener Blase und Miss- 
bildung der äusseren Genitalien. Inaug.-Diss. München. 

4. Neugebauer, F., 34 Beobachtungen von Verdoppelung der äusseren Ge- 
schlechtstheile.. Mit acht Abbildungen. Pamietnik Warszawskicgo Toma- 


warzystwa lekarsjkigo pag. 327. (Neugebauer.) 
5. — Beitrag zur Lehre von der Verdoppelung der äusseren weiblichen 
Genitalien. Gazeta lekarska, pag. 561. (Neugebauer) 


6. Petit, Traitement de l'anus vulvaire congenital. _Soc. obst. et gyn. de 
Paris. Ann. de gyn. et d’obst. avril. 

7. Puech, P., A quel âge convient-il d'opérer l'anus vulvaire. La sem. gyn. 
Nr. 42. 

HN Rasch, H., Zur Kenntniss und Behandlung der weiblichen Epispadie und 
Fissura vesicae infer. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XVIII, H. 3. 

9. Tennberg, C., Beitrag zur Kenntniss der angeborenen Missbildungen der 
weiblichen Geschlechtsorgane. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. April. (Be- 
schreibung von 11 Fällen von Missbildungen aus der gynäkologischen Klinik 
in Helsingfors.) 

10. Waldstein, E., Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und 
Ectopia vesicae. Monatsschr. f. Geb. u. (syn. Sept. 


Bei einem 10jährigen Kinde verwendete Petit (6) die Methode 
der Transposition des Perineum von Rizzoli zur Beseitigung eines 
Anus vulvaris congen. — Der After öffnete eich ein wenig oberhalb 
der hinteren Kommissur mittelst einer ovalären Spalte. Die End- 
phalange des Zeigefingers konnte eingeführt werden in eine Ampulle, 
welche sich in einer Krümmung in das Mastdarmrohr verfolgen liess. 


Vulva. 480 


Das Steissbein fehlte. In seinem Vortrage in der geburtshilflichen Ge- 
sellschaft zu Paris erörtert er noch die verschiedenen anderen Me- 


thoden. 


Nach eingehender Berücksichtigung der einschlägigen Litteratur 
giebt Waldstein (10) die genaue Beschreibung und Abbildung des 
Falles. Es handelte sich um eine Ektopie der Blase ohne Spaltbildung. 
Es bestand ein Bauchwanddefekt, in dem sich die Blase, nur von der 
äusseren Haut bedeckt, befand. Das Becken war im Ein- und Aus- 
gang bedeutend verbreitert, die geraden Beckendurchmesser waren ver- 
kürzt. Die grossen Labien nur als niedere Wülste angedeutet, die 
Clitoris gespalten, die Vagina eng, 7 em lang. 


2. Entzündungen. Ernährungsstörungen. Exantheme. 


l. Barbour and Walker. Ulcus serpiginosum vulvae. The Scott. med. 

and surg. Journ. Vol. I, Nr. 7. July. 

. Barres, Roy de, Du kraurosis de la vulve. La sem. gyn. Nr. 15. avril. 

Bousquet, Atresie cicatricielle de la vulve. L. obst. Nov. 

Comby, Vulvo-vaginitis haemorrhagica des petites filles. Bull. de mem. 

de la soc. med. d. höp. de Paris. Oct. 23. 

. Czempin, Kraurosis vulvae. Berliner klin. Wochenschr., Nr. 52. 1896. 

Referat d. Ges. f. Geb. u. Gyn. Berlin. Sitzung v. 10. Juni 1896. 
6. Domine, Etude critique sur le traitement de la blenorrhagie urethrale 
chez la femme. Thèse Paris 1596. 
ı. Elischer, J., Vulvitis adhaesiva operált esete. Közkörhaäzi Orvostärsulat. 
März 10. (Heilung einer adhäsiven Vulvitis mittelst Operation. Plastik.) 
(Temesväry.) 

8. Epstein. Alois, Vulvite, vulvo-vaginite et autres inflammations des 
organes génitaux externes des petites filles. Traité des maladies de l'en- 
fence. Tom. III. 

9. Karajau, E. v., Ein Fall von primärer Tuberkulose der Vulva mit ele- 
phantiastischen Veränderungen der Clitoris. Wiener klin. Wochenschr. 
Nr. 42. 

10. Keiffer, Sur le développement eınbryonaire du vagin et la vulvo-vagi- 
nite des petites filles. Bull. soc. Belge de gyn. et d’obst. 1896. Nr. 10, 
pag. 218. 

ll. Küttner, H.. Zur Tuberkulose der weiblichen äusseren (Grenitalien. Beitr. 
z. klin. Chir. Bd. XVII, H. 2. 

12. Labusquiere, Du kraurosis de la vulve. Ann. de gyn. et d’obst. aout, 
pag. 130. 

13. Marfan, Komplikationen der Vulvovaginitis kleiner Mädchen. Abeille 
med. Nr. 16. 

14. — Causes el symptômes de la vulvo-vaginite blenorrhagique des petites 
filles. (taz. hebdum. de med. et chir. Nr. 21. pag. 291. 


=» e ré 


D 


4% Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


15. Nemirowsky, Zur Pathologie und Therapie des Pruritus vulvae. Eshene- 
delnik, Nr. A (In zwei Fällen erzielte Autor Heilung durch Behandlung 
mit dem faradischen Strome.) (V. Müller.) 

16. De Paoli, Contributo allo studio della tubercolosi primitiva degli organi 
genitali esterni femminei nell’ età adulta. Atti e Rendiconti dell Accademia 
medico-chirurgica di Perugia. Vol. IX, 1°. (Herlitzka.) 

17. Pichevin et Petit, Sur le kraurosis vulvae. Soc. obst. et gyn. de 
Paris. Séance du 11. fev. Ref. Ann. de gyn. et d’obst. mars. 

18. Priffe, Mme. de Magondeaux, Contributions à l'étude de la leuko- 
kératose vulvo-vaginale. Thèse de Paris. 

19. Schenk, F., Tuberkulose der äusseren weiblichen Genitalien. Beitr. z. 
klin. Chir. Bd. XVII.. H. 2. (Fall von Geschwursbildung am äusseren Geni- 
tale eines 4'/sjährigen Mädchens mit Schwellung der Leistendrüsen. Ex- 
stirpation des Geschwürs sammt Leistendrüsen. In den exstirpirten Ge- 
weben finden sich Riesenzellen und Tuberkelbacillen. Heilung.) 


Comby (4) hält dafür, dass es sich in Fällen von Menstruatio 
praecox um eine hämorrhagische Form von Vulvitis handle. Es werden 
drei Fälle von Genitalblutungen bei Kindern beschrieben. In zwei 
Fällen (Kinder von 6-—8 Jahren) bestanden gonorrhoische Affektionen, 
der dritte Fall (Kind von zwei Jahren) hatte einen Fluor nach Masern 
zurückbehalten. In allen drei Fällen fanden sich fungöse Wucherungen 
an der Mündung der Urethra. Diese hält Comby für die Ursache 
der Blutungen. Die Therapie bestand in Kauterisation der Wucherungen 
und antiseptischem Verband. 

Czempin (5) demonstrirt mikroskopische Präparate von zwei 
Fällen von Kraurosis vulvae. In einem Falle, 23jähriges Mädchen, 
hatte sich an der linken Seite der Clitoris ein bohnengrosses Cancroid 
gebildet; die Vulva wurde zum grössten Theil exstirpir. Bei einer 
31jährigen Frau wurden die erkrankten kraurotischen Stellen entfernt. 

Karajau (9) beschreibt einen eigenthümlichen Fall von Genital- 
tuberkulose bei einem zweijährigen Mädchen. Seit einem Jahre hat das 
Kind, das nebenbei an einer skrophulösen Ophthalmie leidet, eine Ge- 
schwulst in der Schamgegend. Die das äussere Genitale umgebende 
Haut zeigt Ekzem. Die grossen Schamlippen sind geschwollen, zwischen 
beiden ragt ein 3 cm langer, 1 cm dicker Tumor hervor, der der Cli- 
toris angehört. Die Oberfläche desselben zeigt Substanzverluste. Die 
Diagnose wurde anfangs auf Elephantiasis clitoridis gestellt und der 
Tumor wurde abgetragen. Als Karajau das Kind 10 Monate später 
sah, war ein Recidiv vorhanden. An Stelle der Clitoris trat wieder ein 
zapfenförmiger Tumor, der auf das rechte grosse Labium übergreift, im 
untersten Theil der Scheide ein Geschwür. Die inguinalen Lymph- 


Vulva. 491 


drüsen beiderseits geschwollen und schmerzhaft. Abermalige Operation 
wurde verweigert. Die histologische Untersuchung ergab Tuberkulose 
(Nachweis von Tuberkelbacillen) Da an den inneren Organen keine 
Spur von Tuberkulose nachzuweisen war, musste der Fall als primäre 
Tuberkulose der äusseren Genitalien aufgefasst werden. Karajau 
stellt die spärlichen bisher veröffentlichten Fälle der Liitteratur zu- 
sammen. 

Küttner’s (11) Fall betrifft ein dreijähriges Mädchen, das an 
einer Schwellung der inguinalen Drüsen erkrankte. Incision, lang- 
dauernde Eiterung. Im Verlauf entstand ein Geschwür an einer grossen 
Schamlippe und mehrere kleinere in der Umgebung. Die mikrosko- 
pische Untersuchung ergab Tuberkulose. Excision, Genesung. Küttner 
nimmt an, dass die Lymphdrüsenschwellung sich sekundär in Folge 
eines kleinen, vorher unbemerkt gebliebenen Geschwürs am äusseren 
Genitale entwickelte. 

Labusquitre (12) stellt die Ergebnisse der bekannten Arbeiten 
von Breisky, Martin, Peter, Gördes, endlich jene von Piche- 
vin und Petit über Kraurosis vulvae übersichtlich zusammen, wobei 
hervorgehoben wird, dass diese Erkrankung in Frankreich entweder 
überhaupt selten vorkommt, oder dass man sie daselbst noch nicht er- 
kennen gelernt hat. In dem Falle Pichevin handelt es sich um 
eine 28jährige verheirathete Frau, bei welcher weder Gonorrhoe noch 
Syphilis nachweisbar war, und die bald nach ihrer Verheirathung an 
einem heftigen Pruritus litt, der hauptsächlich in der Gegend der Clitoris 
am oberen Theile der linken grossen Schamlippe seinen Sitz hatte. An 
dieser fanden sich auch einige kleine Krebsknoten. Die kleinen Labien 
hochgradig atrophisch, die Scheide geschrumpft und nicht dehnbar. 
Ausgesprochene Leukoplasia mit carcinomatöser Degeneration. Histo- 
logisch: Entzündung und Hypertrophie der Haut, aber mit regressiver 
Metamorphose der Organe, welche dieselbe enthält. Verdickung der 
Gefässwandung und fibröse Degeneration der Nerven. Die Drüsen von 
einem sklerosirenden Prozesse auch beeinträchtigt. Nekrose und Hyper- 
kitinisation der epidermoidalen Elemente. Alles Bekannte über Symp- 
tome, pathologische Anatomie dieser eigenthümlichen Affektion ist 
übersichtlich angeordnet und zum Schlusse die Behauptung ausgesprochen, 
dass die Kraurosis einer chronisch entzündlichen Hyperplasie des Binde- 
gewebes mit der Tendenz zur Retraktion und narbigen Atrophie mit 
Oedem der oberen Schichten des Integuments und der Epidermis unter 
Degeneration des elastischen Gewebes entspricht. 

Marfan (13) unterscheidet drei Arten von Komplikationen der 


492 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


Vulvovaginitis kleiner Mädchen. 1. Infektionen der umgebenden 
Partien: Vulvitis phlegmonosa, Bartholinitis, Blennorrhagia anorectalis, 
Urethritis; der Prozess kann wie bei der Erwachsenen bis zum Peri- 
toneum ascendiren und eine tödtliche Peritonitis hervorrufen. 2. Die 
gonorrhoische Ophthalmie. 3. Der gonorrhoische Rheumatismus der Ge- 
lenke. Zur Behandlung empfiehlt Marfan übermangansaures Kali 
zu Waschungen und Spülungen in Lösungen von 1:1000, ferner Subli- 
mat, Resorein, Argentum nitricum, Jodoformstäbchen, die in die Scheide 
eingeführt werden. 


3. Neubildungen. Cysten. 


l. Geldner, H., Fibroma molluscum labii majoris dextri. Inaug.-Dissert. 
(Greifswald. 

2. Giles, A. E., Molluscum fibrosum of the labium majus. Transact. of the 
obst. soc. of London. Vol. XXXIX, 7. Juli. (Die Geschwulst war während 
der Schwangerschaft entstanden und wurde entfernt.) 

3. Graefe, M., Ein Fall von Myxom des Labium majus. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 4. 

4 v. Herff, Ueber Cystomyome und Adenomyome der Scheide. Verk. d. 
VIL Vers. d. deutsch. Ges. f. Gyn. zu Leipzig. 10. Juni. 

5. Hirst Barton Cook, A cyst of the labium removed without rupture. 
The amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, 6. 

6. Jakobsohn, Ein Fall von cystischer Neubildung der kleinen Schamlippe. 

Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juni. (V. Müller.) 

Jung, Ueber einen Fall von Careinom der Damm- und Aftergegend. Inaug - 

Diss. Freiburg. 


be 


8. Koblanck, Operation eines Vulvacarcinoms. Verhandl. d. Gesellsch. f. 
Geb. u. Gyn. Berlin. 22. Jan. 

9. Koetschau, Ueber Elephantiasis vulvae. Münchn. med. Wochenschr. 
Nr. 13. 

10. Lipinsky, Fall von Cancroid der Clitoris und des oberen Drittels der 
inneren Oberfläche der grossen Schamlippen operativ entfernt in der gynä- 
kologischen Abtheilung bei der Mohilew’schen Gebäranstalt nebst Aus- 
schälung aller inguinalen L,ymphdrüsen. Jurnal akuscherstwa i shenskich 
bolesnei. Februar. (V. Müller. 

11. Prokess, A. (Budapest), Vulva-iykeplet két esete. Közkorhäzi Orvos- 
tärsulat. Okt. 27. (Zwei Fälle von Neoplasma der Vulva. a) halbfaust- 
grosse Fibrome der Labia minora bei einer 38jährigen Ilp. Kxstirpation. 
Plastik. Heilung. b) Faustgrosses primäres Carcinom der rechten Scham- 
lippe bei einer 42jährigen lI p.) (Temesväry.) 

12. Resinelli, Di un tumore cistico della clitoride. Ann. di Ost. e Ginec. 
Milano. Nr. 5. (Resinelli beschreibt einen Fall von Cyste der Clitoris. 
welche einer seltenen Form, nämlich einer Dermoideyste. zuzuschreiben 
war. Diese Cyste wäre durch eine abnorme Lage, einer Introflexio. den 
fihrroepithelialen Elementen der Clitoris entstanden.) (Herlitzka.) 


Vulva. 493 


13. Sand, H., Zur Kasuistik und Aetiologie des primären Vulvacarcinoms. 
Inaug.-Diss. Kiel. 

H Stone, R. M., An instructive case of labial cyst. Ann. of gyn. and paed. 
Jan. ‚Stone beschreibt die Incision einer hühnereigrossen Cyste des 
linken Labium, worauf zweimal (!) eine starke Nachblutung erfolgt sein 
soll.) 

Nachdem v. Recklinghausen von der Tube herab bis zur 
Cervix uteri Adenomyome gefunden hatte, welche durch Einschlüsse 
von Resten des W olff’schen Körpers charakterisirt sind, konnte theo- 
retisch auch ein Vorkommen solcher Adenomyome in der Scheide an 
‚jenen Stellen, wo sich Reste des W olff’schen Ganges befinden, vermuthet 
werden. In zwei Fällen von Myomen des Scheidengewölbes fand v. Herff 
(4) drüsige und cystische Gebilde. In dem einen Falle liess sich auf 
Serienschnitten die Entstehung aus Scheidendrüsen nachweisen. In 
dem anderen Falle aber fanden sich inselartig angeordnete Drüsen- 
röhren, welche so sehr den von v. Recklinghausen beschriebenen 
Befunden glichen, dass v. Herff dieselben als Ueberreste von Theilen 
der Urniere ansehen möchte. Demnach kommen in der Scheide wahr- 
scheinlich auch echte Adenomyome vor. 

Bei Exstirpation eines Vulva-Carcinoms entstand ein handteller- 
grosser Defekt auf der Symphyse. Um gleichzeitig die rechtsseitigen 
Lymphdrüsen zu entfernen, schnitt Koblanck (8) von dem rechten 
oberen Wundwinkel direkt in die Leistenbeuge und schälte hier die 
Lymphdrüsen aus. Hierdurch entstand ein Hautlappen, welcher die 
Deckung des grossen Defektes in ausgiebiger Weise gestattete. 

Koetschau (9) beobachtete die Affektion bei einer 37jährigen 
Multipara. Pat. war in ihrer Jugend anscheinend skrophulös, leidet 
ausserdem an Psoriasis. Seit der dritten Gravidität bemerkt sie eine 
Geschwulst in der Schamgegend, die während jeder folgenden Gravi- 
dät (im Ganzen sechs) wächst. Das rechte grosse Labium chronisch 
hyperplasirt, Clitoris normal, die linke grosse und kleine Schamlippe 
sind in einen bis über die Mitte des Oberschenkels herabhängenden 
Tumor verwandelt (das Gewicht desselben beträgt 2!/4 kg). Abtragung 
desselben und Naht. Die histologische Untersuchung ergab den typi- 
schen Befund der Elephantiasis arabum. 


4. Erkrankungen der Bartholin’schen Drüsen. 


l1. Honau, Ueber Carcinome der Glandulae Bartholini. Inaug.-Dissertation 
Berlin. 
Nach einer kurzen Besprechung der normalen und der carcinoma- 
tös erkrankten Bartholin’schen Drüse beschreibt Honau (1) einen 


494 Gyuäkologie. Vagina und Vulva. 


an der Landau’schen Klinik zur Operation gelangten Fall und den 
pathologisch-anatomischen und histologischen Befund des Genaueren. 
Hervorgehoben wird, dass sich in dem histologischen Präparate Reste 
der intakten Bartholin’schen Drüse mitten in den Geschwulstmassen 
nachweisen liessen, ein Umstand, der als beweisend für den Ursprung 
der Geschwulst angesehen wird. Ferner folgt die Anführung von sechs 
aus der Litteratur gesammelten Fällen. 


5. Verletzungen. Thrombus et haematoma vulvae et vaginae. 


l. Binder, Hämatom der äusseren Genitalien. Centralbl. f. Gyn. Nr. 34. 

2. Ford, Fatal hemorrhage from slight wound of vulva. N. Y. Med. Journ. 
9. Januar. (Tod in Folge von Blutung aus einer Risswunde von Vs Zoll 
Durchmesser an der Mündung von Clitoris und Labium minus.) 

. Lemichey, De l'hématocèle paravaginale. These de Paris. 

4. Löhlein, H., Zur Entstehung und Behandlung des Haematoma vulvae der 

Neuentbundenen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10. 
A Tate, Pudendal hematocele. Cincinnati Lancet. Clin. 1896. Vol. II, pag. 
397. 

6. Tuszkai, E. (Budapest), Vulvaserülesritka esete. Budapesti Kir. Oovose- 
gyesület. Mai 8. (Bei einer 32jährigen Op. entstand bei einer Kahnfahrt 
in Folge eines Falles auf einen 20 cm langen Eisennagel, der zur Befesti- 
gung der Ruderringe diente, eine 1 cm lange und 1'’scm tiefe Verletzung 
zwischen Clitoris und Harnröhre. Heilung.) (Temesväry.) 

. Vinay, Hämatom der Vulva während der Schwangerschaft. Province med. 
Nr. 23. (Das Hämatom entstand nach einem epileptischen Anfall. Die 
Behandlung bestand in Incision und Jodoformgaze-Tamponade.) 


= 


=) 


Binder (1) berichtet folgenden Fall. Nach einer körperlichen 
Anstrengung (Heben einer schweren Last) entstand bei einer 39jährigen, 
gesunden Frau ein Hämatom der grossen Schamlippen und der Ge- 
sässgegend, das innerhalb 14 Tagen wieder verschwand. Als ätiologi- 
sches Moment vermuthet Binder Brüchigkeit der Gefässe in Folge 
übermässigen Alkoholgenusses. 

Löhlein (4) berichtet über zwei Fälle grosser Hämatome, von 
denen das eine nach einer mittelst Zange beendeten Geburt einer an 
chronischer Nephritis leidenden Frau aufgetreten, während das andere 
in Folge einer präcipitirten Geburt entstand. In beiden Fällen fanden 
sich Vestibularrisse, von denen aus die Blutung in die Gewebe erfolgte. 
Die Hämatome wurden breit gespalten, die Coagula ausgeräumt, mit 
Jodoformgaze tamponirt, und die bestehenden Risswunden, soweit mög- 
lich durch die Naht vereinigt. Löhlein räth für Fälle von sub partu 
entstandenen Blutgeschwülsten ein mehr aktives Vorgehen als es gegen- 


Vulva. 495 


wärtig in den meisten Lehrbüchern empfohlen wird. Die Furcht vor 
der Eröffnung frischer Blutsäcke mag in vorantiseptischen Zeiten be- 
gründet gewesen sein. Unter dem Schutze der Aseptik scheint es 
Löhlein richtiger, solche Blutsäcke zu öffnen, die blutenden Stellen 
aufzusuchen und zu umstechen, eventuell zu tamponiren. 


6. Neurosen. Vaginismus. Pruritus vulvae. 


l. Godfrey, Three cases of vaginismus due to a hyperesthetic condition of 
the hymen. Quart. med. Journ. January. 

2. Labusquiere, Du prurit vulvaire (son traitement). Ann. de gyn. et 
d’obst. Janv. (Zusammenstellung aus bekannten Arbeiten über die Behand- 
lung des Pruritus. Besonders ausführlich wird die Therapie P. Ruge's 
beschrieben.) 

3. Schaeffer, O., Pruritus, Vaginismus, einseitige Ovarie und Hyperemesis 
gravidarum bei derselben Patientin in verschiedenen Lebensepochen. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 12. 

4. Sinclair, On vaginismus. The med. chron. Manchester. dec. 1896, Tom. 
VI, pag. 161. 

A Vallon et Petit, Vaginisme avec orgasmes veneriens liés a la repletion 
vesicale. La sem. gen Nr. 28. Juillet. 


Godfrey (1) berichtet über drei Fälle von Vaginismus in Folge 
von Hyperästhesie des Hymen oder dessen Resten, welche durch Ent- 
fernung dieser geheilt wurden. 

Schaeffer (3) beschreibt einen Fall, dessen Eigenthümlichkeit 
darin besteht, dass die Erscheinungen des Pruritus, Vaginismus, ein- 
seitiger Ovarie und der Hyperemesis gravidarum zu verschiedenen Zeiten 
bei derselben Patientin auftraten. Die anfangs bestehende Vulvitis 
pruriginosa konnte, nachdem alle palliativen Behandlungsmethoden ohne 
Erfolg versucht waren, durch Excision der Nymphen und des Hymen 
beseitigt werden. Die mikroskopische Untersuchung ergab bedeutende 
Erweiterung aller Gefässe. Im Anschluss an diesen Fall wird die 
Pathologie und Therapie der genannten Erkrankungen eingehend be- 
eprochen. 


7. Hermaphroditismus. 


i. Alexander, Ueber einen Fall von Pseudohermaphroditismus. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 38. 

2. Beck, C., Description of specimen taken from a hermaphrodite. Med. 
Rec. New York. 20. Febr. 

3. Carreiro, Bruno T., Pseudohermaphroditismo androgynoide con uno caso 
de supposta hernia inguinal d’ovario. O Correro med. de Lisboa. oct. 96. 


pag. 199. 


4% Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


4. Carson u. Hrdlicka, Fall von Pseudohermaphroditismus masculinus 
completus. Albany med. annales. October. 

5. Goltmann, M., A case of false hermaphroditisme. Amer. Journ. of obst. 
August. 

6. Kutz, Ueber einen Fall von Pseudohermaphroditismus mit Feststellung 
des (reschlechtes durch Exstirpation eines Leistenhodens. (fesellsch. f. 
Geb. zu Leipzig. 26. Juli. 

7. Menke, Hermaphroditismus. Deutsche med. Wochenschr. Berliner med. 
(res. 13. Jan. 

8. Neugebauer, Beitrag zur Lehre von dem Hermaphroditismus. Fort- 
setzung der Kasuıstik von 631 Beobachtungen. Fall 386—432. Przeglad 
Chirurgiczny. Bd. III, Heft 4, pag. 579—610. (Neugebauer.) 

9. — Eine Reihe neuer Beobachtungen von männlicher Behaarung bei Frauen 
und einigen anderen Anomalien der Behaarung und allgemeinen Entwicke- 
lung. Mit 14 Abbildgn. Kronika Lekarska, Heft 20, pag. 925—934, Heft 
21, pag. 913—981, Heft 22, pag. 1027—1035, Heft 23, pag. 1088—1090 u. 
Litteraturverzeichniss der Behaarungsanomalien, pag. 1127—1187. 221 
Nummern umfassend. (Neugebauer) 

10. — Vorstellung eines 26jährigen, seit neun Jahren steril verheiratheten 
Kryptorchisten mit weiblicher Behaarung der Scham und fingerweiten 
Leistenkanälen. Der Patient ist im Stande, durch starkes Pressen und 
Drängen beide kleinen hypoplastischen Hoden aus der Bauchhöhle in den 
Hodensack hineinzutreiben, muss aber dann schnell mit der Hand die Hoden 
draussen fixiren. Sowie er die Hand entfernt, schlüpfen die Hoden in die 
bauchhöhle zurück. Descensus testiculorum voluntarius, eine seltene Form. 
(Geschlechtsgefühi vorhanden. Pam. Warsz. Tow. Lekarskiego. pag. 480. 

(Neugebauer.) 

LL. — Vorstellung eines mit Infantilismus behafteten 26 jährigen, wegen 
Sterilität von seiner Frau geschiedenen Mannes und eines mit Kryptor- 
chismus behafteten neugeborenen Knaben. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk. 


pag. 802. (Neugebauer.) 
12. — Vorstellung des sogenannten Vogelkopfknaben Dobos janos aus 
Ungarn. Mikroneumocephalia. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 197. 
(Neugebauer.) 


Alexander (1) beobachtete eine 16 jährige Patientin, die bereits 
vor drei Jahren wegen einer Anschwellung der rechten Leistenbeuge 
operirt worden war. Damals ergab die mikroskopische Untersuchung 
des Bruchinhaltes Hodengewebe. Patientin kam nun wieder wegen 
intensiver Schmerzen in der linken Leistengegend, wo sich nun eben- 
falls eine Hernie vorfand. Der Inhalt des Bruchsackes war ein über 
kirschgrosses Gebilde, dessen mikroskopische Untersuchung abermals 
Hodengewebe ergab. Das Individuum zeigte sonst weiblichen Habitus. 
Das Genitale entsprach einem normalen weiblichen, die Clitoris hatte 
eine Länge von 2 cm mit deutlicher 1/2 em langer, nicht perforirter 


Vulva. 4% 


Glans; niedriges halbkreisförmiges Hymen; der Introitus vaginae für 
den kleinen Finger durchgängig, 3 cm lange, blind endigende Scheide. 
Die Untersuchung per rectum liess weder Uterus noch Ovarien, noch 
auch eine Prostata erkennen. 

Das knöcherne Becken hatte einen männlichen Bau. Brüste klein. 
Nach der Klebs’schen Eintheilung wäre der Fall ale Pseudoherma- 
phroditismus masculinus externus zu bezeichnen. 

Goltmann (5) giebt die Beschreibung und Abbildung eines 
Falles von Hermaphroditismus mit vollkommen weiblichem Habitus, 
gespaltenem Skrotum, kurzem Penis, Hypospadie und kurzem, blind 
endigenden Recessus unter der Harnröhrenmündung. 

Kutz (6) beschreibt ein Individuum mit ausgesprochen weib- 
lichem Habitus. Normales äusseres Genitale, weite, blindsackförmig. 
nach oben geschlossene Scheide. Rechts in der Leistengegend ein fast 
hühnereigrosses Gebilde, welches sich während der Operation als Hoden 
erweist, links in der Leistengegend eine kleine Blasenhernie. 

Menke (7) beschreibt das Genitale eines fünf Wochen alten, 
an Brechdurchfall gestorbenen Zwitters. Das Kind hatte ein 2 cm langes, 
mit Eichel und Präputium versehenes, hakenförmig nach abwärts ge- 
krümmtes Glied, an dessen unterer Fläche ziemlich weit vorn eine von 
flachen Hautfalten umsäumte Rinne in das Orificium urethrae führte. 
Bei der äusseren Besichtigung also weiblich, jedoch mit männlichem 
Gliede und Hypospadie. Die inneren Geschlechtsorgane durchaus weib- 
lich. Tuben und Ovarien normal. Die Scheide ungewöhnlich lang, 
sonst normal. | 

Menke bespricht sodann die eigenthümliche soziale Stellung eines 
solchen Zwitters und die Schwierigkeiten, die sich aus der bestehenden 
Gesetzgebung bezüglich Erb-, Ehe- und Strafrecht ergeben. 


Anhang. 


1. Albarran, Ueberzähliger Ureter mit Oeffnung nach der Vagina und Vulva. 
Gaz. des höp. Nr. 79. 

2. Baumgärtner, H., Beitrag zur Technik der heissen Scheidenspülungen. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Jan. 

3. Biermer, R., Zwei Fälle von Ovarialhernien. Centralbl. f. Gyn. Nr. 9. 

4. Fischer, J., Ueber Genitalatrophie bei inneren Erkrankungen. Wiener 
med. Presse 1896, Nr. 27, pag. 890. 

>». Giles, A. E., Vaginal douching. The Lancet, Nr. 3846. May. 

6. Leubuscher u. Menger, Ueber die Resorptionsfähigkeit der Scheiden- 
schleimhaut. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. Nr. 11. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 32 


498 Gynäkologie. Vagina und Vulva. 


7. Menge-Krönig, Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales. Leipzig, 
A. Georgi. 

8. Schwarze, Ein neuer Scheidenhalter bei vaginalen Operationen. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 3. 

9. Tull, E., Atrophy of vagina following hysterectomy. Amer. gyn. and 

= obst. Journ. Dec. 1896. 

10. Veit, J., Die Erkrankungen der Vagina. J. F. Bergmann, Wiesbaden. 
Siehe J. Veit, Handbuch der Gynäkologie. 

ll. Wendeler, P., Kritische Bemerkungen zur Entwickelung der weiblichen 
Geschlechtsorgane beim Menschen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 20. 

12. Will, O. B., Medical therapia of the female genital tract. The amer. 
gyn. and obst. Journ. May. 


Baumgärtner (2) konstruirte ein Hartgummi-Speculum, welches 
den Zweck hat, bei heissen Scheidenspülungen das äussere Genitale 
vor Einwirkung des heissen Wassers zu schützen. Dasselbe ist ein 
kurzes Röhren-Speculum mit einer Rinne. 

Nach einer Zusammenstellung der einschlägigen Litteratur be- 
schreibt Biermer (3) zwei Fälle von Ovarialhernien. In beiden Fällen 
handelte es sich um Einklemmung von Ovarien in Leistenhernien. Bei 
einer Patientin gelang die Taxis, bei der anderen kam es zur Her- 
niotomie. 

Leubuscher und Menser (6) prüften die Resorptionsfähigkeit 
der Scheide an schwangeren und nichtschwangeren Frauen, denen Jod- 
kali in die Scheide eingeführt wurde. Würde diese Substanz mittelst 
Globuli in der Menge von 0,5—1 g applizirt, so wurden erst nach 
2—3 Stunden sehr geringe Mengen Jod im Harn ausgeschieden. Bei 
Anwendung derselben Substanz in wässeriger Lösung oder in Glycerin 
erschien das Jod schneller und in etwas grösserer Menge im Harne. 
Dabei liess sich bei Schwangeren keine höhere Resorptionsfähigkeit 
konstatiren. 


I. Theil. 


GEBURTSHILFE. 


I. 


Allgemeines, 
Lehrbücher, Lehrmittel, Hebammenwesen. 


— — — 


Referent: Professor Dr. Frommel. 


— 


a) Lehrbücher, Kompendien, Lehrmittel. 


. Bossi, Le nostre istitutioni ostetrico-ginecologiche. Arch. di Ost. e Gin. 


Napoli Nr. 6. (Herlitzka.) 


. Leerboek der Verloskunde. Door Prof. G. H. van der Mey u. Prof. 


H.Treub. 1. Deel. Haarlem, De Erven Bohn. (Das vom verstorbenen 
Prof. van der Mey hinterlassene Material für ein Lehrbuch der Geburts- 
hilfe hat Treub auf meisterbafte Weise geordnet und durch Ergänzung 
des Fehlenden zu einem vorzüglichen Lehrbuche umgebildet. Da seit 
mehreren Jahren kein originelles Lehrbuch in Holland erschienen, so ist die 
Herausgabe dieses Buches, welches sich in praktischer Hinsicht besonders 
auszeichnet, ein Faktum von grosser Bedeutung für die holländische 
Litteratur.) (A. Mynlieff.) 


. Budin, P., Femmes en Couches et Nouveau-Nés. Paris, O. Doin. 
. Calderini, Manuale clinico di terapia e di operazioni ostetriche per 


studenti e medici pratici. Torino, Rosenberg e Sellier. (Herlitzka.) 


5 Dakin, W. R., A Handbook of Midwifery. New York, Longmans, Green 


and Co. 


. Dawis, E. P., A Treatise on Obstetrics. Edinburgh and London, Young 


J. Peutland. 


. Fehling, H., Die Physiologie und Pathologie des Wochenbettes. 2. Aufl. 


Stuttgart, F. Enke. 


, Galabin, A. L., A manual of Midwifery. IV Ed. London, J. u. A. 


Churchill. 


. Herzfeld. K. A., Praktische Geburtshilfe. Leipzig u. Wien, F. Deuticke. 
10. 
IL 


Jellett, H., A short practice of Midwifery. J. u. A. Churchill, London, 
Meadows, A., A manual of Midwifery. IV Ed. London, H. Renshaw. 


502 Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel etc. 


12. Nyhoff, G. C., Register voor verloskundigen. Haarlem. (A. Mynlieff.} 


13. Neisser, A., Stereoskopischer Atlas. XIX. Lieferung aus der Provinzial- 
hebammenlehranstalt zu Köln a. Rh. von F. Frank. XX. Lieferung aus 
der kgl. Frauenklinik zu Breslau von O. Küstner. 


14. Portengen, J. W., Leerboek der verloskunde voor leerling-vroedvrouwen. 
Amsterdam by Scheltema & Holkema. (A. Mynlieff.) 


15. Ribemont-Dessaignes, A., Précis d’Obstetrique. Paris, Masson et Cie. 


16. Schaeffer, O., Atlas und Grundriss der Lehre vom Geburtsakt und der 
operativen Geburtshilfe. 4. Aufl. München, J. F. Lehmann. 


17. Stroganoff, Ueber Sterilität macerirter Früchte und über aseptische 
Kinderleichen für Operationen am Phantom. Jurnal akuscherstwa i shens- 
kich bolesney. November. (V. Müller.) 


Das Lehrbuch der praktischen Geburtshilfe von Herzfeld (9) 
giebt in ziemlich kompendiöser Form eine Schilderung der gesammten 
Geburtshilfe in phyesiologischer und pathologischer Hinsicht. Es ist 
dem Verf. gelungen, den grossen Stoff in 20 einzelnen Vorlesungen 
unterzubringen, ohne dass eine wesentliche Lücke zu koustatiren wäre. 
Damit ist den Bedürfnissen des Praktikers, welcher sich rasch über 
irgend einen Fall orientiren will, sicher in glücklicher Weise entgegen- 
gekommen, wobei noch hervorzuheben ist, dass der Verf. die entschiedene 
Begabung klarer und prägnanter Schilderung besitzt, um die einzelnen 
Abschnitte dem Leser in leicht verständlicher Weise vorzuführen. Das 
Lehrbuch ist aber nicht allein für den Praktiker, sondern auch für 
den Studirenden bestimmt und in dieser Beziehung scheint es doch 
etwas zweifelhaft, ob für diesen die Anordnung des Stoffes vor- 
theilhaft ist. Da der Verf. bestrebt war, die ganze Materie in einer 
beschränkten Anzahl einzelner Vorlesungen unterzubringen, war es 
nicht wohl zu vermeiden, dass die physiologischen und pathologischen 
Verhältnisse in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett nicht wie in 
einem systematisch angelegten Lehrbuch getrennt abgehandelt wurden, 
sondern dieselben werden vielfach in einem Abschnitt zusammen be- 
handelt. Für Studirende, welche den klinischen Unterricht bereits ab- 
solvirt haben, wird in Folge dessen das Herzfeld’'sche Werk gewiss 
eine vortheilhafte Lektüre bilden, während der Anfänger sicher besser 
fahren wird, wenn er zuerst in die physiologischen Verhältuisse genau 
eingeführt wird, um daraus das richtige Verständniss für die Pathologie 
zu gewinnen. Die dem Lehrbuche beigegebenen Abbildungen illustriren 
den Text in sehr auschaulicher Weise, insbesondere sind die photo- 
graphischen Nachbildungen einzelner Operationen am Phantom sehr 
gut gelungen. 


Geschichtliche und sonstige Werke allgemeinen Inhalts. 503 


Das Lehrbuch der Physiologie und Pathologie des Wochenbettes 
von Fehling (7) ist in zweiter Auflage erschienen und dem heutigen 
Stande unseres Wissens auf diesem Gebiete entsprechend umgearbeitet. 
Es ist ein gutes Zeichen für das wissenschaftliche Streben unserer Aerzte 
und Studirenden, dass ein derartiges Werk, welches nur einen, wenn 
auch hochwichtigen Tbeil der Geburtshilfe umfasst, in neuer Form auf- 
gelegt werden musste. Dazu trägt allerdings nicht am wenigsten die 
ausserordentlich klare auf reicher Erfahrung basirende Schilderung des 
Stoffes durch den Verf. bei, welche dem Werke in seiner neuen Auf- 
lage sicher wieder zahlreiche Leser zuführen wird. 

Das Lehrbuch der Geburtshilfe von Dawis (6) entspricht, was 
seinen Umfang und die Anordnung "des Stoffes anbelangt, ungefähr 
unseren gebräuchlichen deutschen Lehrbüchern und ist unter sorgfültiger 
Berücksichtigung der gesammten Litteratur durchaus dem heutigen Stande 
unserer Wissenschaft entsprechend abgefasst. Der Inhalt des Buches 
ist durch sehr zahlreiche, vielfach auch deutschen Werken entnommene 
Abbildungen dem Verständniss des Lesers wesentlich näher gebracht. 

Die Lehrbücher von Galabin (8), Meadows (11), sowie das- 
jenige von Ribemont-Dessaignes und Lepage (15) sind in neuer 
Auflage erschienen; das letztere ist ein äusserst umfangreiches und 
sorgfältig durchgearbeitetes, treffliches Werk. 

Unter dem Titel „Femmes en Couches et Nouveau-N&s“ giebt 
P. Budin (3) eine Sammlung von 58 einzelnen Aufsätzen und Vor- 
tragen heraus, welche in verschiedenen Zeitschriften erschienen oder 
bei verschiedenen Gelegenheiten von ihm gehalten worden waren. 
Das Werk ist ein beredter Beweis von dem staunenswerthen Fleisse 
und der trefflichen Beobachtungsgabe des Verfassers. 


b) Geschichtliche und sonstige Werke allgemeinen Inhalts. 


l. Benckiser, K., Die Wöchnerinnenasyle Deutschlands. Deutsche med. 


Wochenschr. 
— Cholmogoroff, Die Aufgaben des geburtshilflichen Unterrichts. W ratsch. 
Nr. 9. j (V. Müller.) 


Ve 


. Chrobak, R., Ueber den Unterricht in der Frauenheilkunde. Berichte 
a. d. zweiten geb.-gyn. Klinik in Wien. Wien, Alfr. Hoelter. 

. Döderlein, A., Ueber Vergangenheit und Gegenwart der Geburtshilfe. 
Antrittsrede. Leipzig, A. Georgi. 

. Fasbender, H., Entwickelungsgeschichte, Geburtshilfe und Gynäkologie 
in den hippokratischen Schriften. Stuttgart, Enke. 


ki, 


ar 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


16. 


17. 


18. 


19. 


Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete. 


Fehling, Zur Erweiterung des medizinischen Unterrichts. Münchn. med. 
Wochenschr., pag. 63. 
Geyl, A., Seeumsche verloskundigen uit de laahte helft der 18 leurs. 
Seeländische Geburtshelfer aus der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
Geneesk. Tydschr. Bd. Il, Nr. 22,23. (A. Mynlieff.) 
Kirilloff, Ueber Geburtshilfe bei den Transbaikal’schen Fremdvölkern in 
Verbindung mit einigen Besonderheiten ihrer Sitten. Anzeiger f. öffentl. 
Hygiene, gerichtliche u. praktische Medizin. April. (V. Müller.) 
Oefele, Geschlechtsverkehr und Geburtshilfe im alten Aegypten. Aerztl. 
Rundschau Nr. 40. 
Pazzi, M., Aggiunte alla Bibliografia ostetricia e ginecologica italiana del 
1870 al 1894. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma Vol. IV, pag. 49. 
(Herlitzka.) 
Rossi Doria, Bibliografia ostetrica e ginecologica italiana per l anno 
1895, compilata secondo la classificazione decimale. Tipi dell unione 
Cooperation Edit. (Herlitzka.) 
— Assistenza materna. Proposte per l' istituzione di una assistenza 
alli madri povere nella gravidanza, nel punto e nel puerperio. La Ras- 
segna di Ost. e Gin. Napoli Nr. 11 e 12. (Herlitzk a.) 
— Proposte per l’ istituzione di una „Assistenza alle madri povere 
nella gravidanza, nel parto e nel puerperio.“ Atti della Societa ital. di 
Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 151. (Herlitzka.) 
v. Rosthorn, Spencer Wells, Nekrolug. Prager med. Wochenschr. Nr. 9. 


A Runge, M., Das Weib in seiner Geschlechtsindividualität. II. Aufl. Berlin, 


Springer. | 

Sänger, Stephane Tarnier. Nekrolog. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. pag. 
143. 

Simpson, A. R., The Jubilee of Anaesthetic Midwifery. Glasgow, Mag- 
dougall. 

Tyrchowski, sen., Die Warschauer geburtshilfliche Klinik von 1802—1884. 
Pam. Warsz. Tow. Lekarsk. (Der emeritirte Professor der Warschauer 
geburtshilflichen Klinik Tyrchowski hat in einer sehr sorgfältigen und 
umfangreichen Arbeit die gesamımte Geschichte der Klinik mit allen ihren 
Ereignissen beschrieben. Der Aufsatz ist reich an Schlaglichtern über die 
verschiedenen amtlichen Persönlichkeiten, welche mit der Klinik in Be- 
ziehung gestanden haben, berücksichtigt die wissenschaftliche Statistik der 
Klinik ebensowohl als Personalnotizen und wird von jedem Einheimischen 
mit dem grössten Interesse gelesen werden.) (Neugebauer.) 
v. Winckel, F., Zur Erweiterung des medizinischen Unterrichts. Opera- 
tionskurse an Lebenden. Münchn. med. Wochenschr. 1896, Nr. 46. 


Fasbender (5) unterzieht die hippokratische Entwickelungs- 


lehre, Geburtshilfe und Gynäkologie unter sorgfältiger Berücksichtigung 
der Lehre anderer alter Kulturvölker, der Aegypter, Hebräer und 
Inder, einer eingehenden und sorgfältigen Kritik. Indem im ersten 
Theile des Werkes die Lehren der anderen Kulturvölker im Vergleich 
zu der hippokratischen gebührend gewürdigt werden, wird festgestellt, 


Geschichtliche und sonsitge Werke allgemeinen Inhalts. DU) 


dass im Allgemeinen die Grundlehren der alter Inder von denen des 
Hippokrates verschieden sind. Im zweiten Theile werden die einzelnen 
Anschauungen der hippokratischen Schule kritisch beleuchtet. Da- 
bei berichtigt der Verf. theils manche bisher irrthümliche Anschau- 
ung, theils hebt er besonders wichtige Punkte ausdrücklich hervor. 
Für die Lehre von der Anatomie ist wichtig, dass die Hippokratiker 
Eierstöcke, Eileiter, Clitoris, Hymen offenbar nicht kennen. Die 
Schwangerschaftszeichen stimmen ziemlich überein mit denen der alten 
Aegypter. Die Milch wird nicht in den Brüsten, sondern im Unter- 
leib gebildet. Im 7. Monat „steigt“ das Kind aus der Ruhelage in 
Kopflage, nach den Gesetzen der Schwerkraft, nicht durch eigene 
Kraft, wie Veit in Peter Müllers Handbuch angiebt. Die Priori- 
tät für diese Anschauungen kommt nicht Aristoteles, sondern den 
Hippokratikern zu. Die allgemeine Ansicht, dass Hippokrates die 
Knaben aus dem rechten, die Mädchen aus dem linken Eierstock ent- 
stehen liess, ist durchaus irrig, schon aus dem Grund, weil die Ovarien 
nicht bekannt waren (s. oben). Auch den Hoden kann dabei keine 
entscheidende Rolle zuertheilt werden, weil sie mehr für die harnbe- 
reitenden Organe gehalten wurden. Die Fruchtabtreibung wird von 
den Hippokratikern verworfen. Druck und Dehnung der mütterlichen 
Theile verursachen die Geburtsschmerzen. Gesteigert werden diese 
durch Auseinanderweichen der Hüftbeine, aber nur bei Erstgebärenden, 
da nach der ersten Geburt die Diastase eine bleibende ist und für 
die folgenden Geburten ausreicht. Aristoteles beschreibt den Austritt 
der Nachgeburt nach Schultze’schem Modus — d. h. die Placenta 
erscheint vor der Vulva durch den Eiriss gestürzt. Einen eigentlichen 
Geburtsstuhl kannten die Hippokratiker nicht. Zwillinge entstehen 
aus einem Coitus. Die Ueberfrucht wird nicht als zweiter Zwilling 
betrachtet, sie kommt nicht zur vollständigen Entwickelung. Das enge 
Becken wird nirgends erwähnt. Als einzige normale Lage gilt die 
Kopflage; deshalb werden alle anderen Lagen durch äussere wie innere 
Handgriffe möglichst in Kopflage verwandelt, ausgenommen die voll- 
kommene Fusslage. Da das Kind normaler Weise sich selbst gebärt, 
muss bei todtem Kind immer Kunsthilfe eintreten. Der springende Punkt 
für Physiologie und Pathologie des Wochenbettes ist der Wochenfluss. 

Ueber die Gynäkologie ist weniger zu sagen, da die Anschau- 
ungen hierüber feststehender sind. Hervorgehoben sei, dass die Men- 
struation, ebenso wie die Milchabsonderung, bedingt ist durch die 
Verschiedenheit der weiblichen Körpergewebe. Unter den Begriff „rother 
Fluss“ fallen die Wochenbettsblutungen. 


DOG Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete. 


Doederlein (4) giebt einen Ueberblick über die Entwickelung 
der Geburtshilfe, die zuerst von Frankreich, dann von Holland und 
Frankreich zusammen in die Höhe gebracht wurde, während England, 
Deutschland, Oesterreich, Italien erst später an der Ausbildung der 
Geburtshilfe sich hervorragend betheiligten. Nachdem er die entgegen- 
gesetzten Anschauungen Osianders, der 54 °/o operativ entband und 
Boörs, der nur in 0,6 °/o der Fälle die Zange anwandte, hervor- 
gehoben hat, bespricht Verf. die Entwickelung der Antiseptik in der 
Geburtshilfe Als Grundsatz zur operativen Frage gilt: möglichst 
wenig operativ entbinden. An der Klinik soll im Interesse der Stu- 
direnden das Material möglichst ausgenutzt werden, aber unter pein- 
lichster Beobachtung der Antiseptik. 

Benckiser (1) betont die Nothwendigkeit der Wöchnerinnen- 
asyle, die nur Frauen zur Entbindung und zu 9—12 tägigem Wochen- 
bett aufnehmen ; Unverheirathete werden nur im Nothfalle aufgenommen, 
da für diese schon vorzugsweise durch die Universitätskliniken gesorgt 
ist. Derartige Asyle giebt es bis jetzt in Aachen, Düsseldorf, Mann- 
heim, Magdeburg, Köln, Elberfeld, Bremen, Karlsrube, Dortmund, 
Ludwigshafen, Baden-Baden, Wiesbaden, Berlin. In Gründung be- 
griffen sind solche in Wien, Essen, Königsberg, Nürnberg. Wichtig 
für das Gedeihen der Asyle sind Krippen wie in Aachen und Karls- 
ruhe. In denselben werden die kleinen Kinder der betr. Wöchnerinnen 
versorgt. . 

Runge (15) weist zunächst nach, dass vor allen anderen der 
Frauenarzt berechtigt sei, in der sogenannten Frauenfrage mitzureden. 
Nach sämmtlichen Anlagen und Instinkten liegt für das Weib 
der Schwerpunkt in den Fortpflanzungsvorgängen, vor allem der 
Mutterschaft. Seine körperlichen Eigenschaften machen das Weib 
schutzbedürftiger, besonders während der Regel und der Schwangerschaft, 
es ist daher im Öffentlichen Leben dem Mann gegenüber im Nachtheil. 
Nach einer Würdigung der seelischen Eigenschaften des Weibes 
kommt Verf. zu dem Schluss, dass das Weib nicht gleichwerthig mit 
dem Manne, sondern vielmehr vollkommen anderswerthig sei. Verf. 
ist deshalb ein Gegner der Frauenemanzipation, welche die Gleichbe- 
rechtigung beider Geschlechter will, während er für eine Hebung der 
geistigen Bildung der Frau auf hygienischer Grundlage warm eintritt. 

v. Winckel (19) hält die von zahlreichen praktischen Aerzten aus- 
gesprochenen Klagen, dass die Studirenden der Medizin auf der Hoch- 
schule in der manuellen operativen Technik zu wenig ausgebildet werden 
für berechtigt und hat in Folge dessen in seiner Klinik Kurse eingerichtet, 


Geschichtliche und sonstige Werke allgemeinen Inhalts. 507 


in welchen eine beschränkte Anzahl von Theilnehmern unter seiner steten 
Aufsicht und Assistenz nicht nur kleinere gynäkologische Operationen, 
sondern auch einfachere Laparotomieen ausführen. Als Theilnehmer 
an diesen Kursen werden geübtere und vorgeschrittenere Studirende 
gewählt, welche womöglich vorher einen gynäkologischen Operations- 
kurs am Winckel’schen Phantom gehabt haben. Die Resultate der 
Operationen sind durchaus günstige gewesen. v. Winckel ist der 
Ansicht, dass insbesondere die grösseren Kliniken auch in den anderen 
operativen Fächern der Medizin den Studirenden ähnliche Kurse zur 
manuellen operativen Ausbildung und zur Hebung ihres Vertrauens 
in der operativen Thätigkeit einrichten sollen. Dem gegenüber hebt 
Fehling (6) hervor, dass die Klagen über ungenügende Aus- 
bildung der Mediziner von Seiten der Kliniken nicht berechtigt seien. 
Vielfach ist die Ursache der mangelhaften Ausbildung der jungen Aerzte 
in der zu kurzen klinischen Thätigkeit derselben in den Studentenjahren, 
sowie in der Zersplitterung der Medizin in einzelne Spezialfächer zu 
suchen. Der Vorschlag v. Winckels bietet die Gefahr, dass durch 
solche Operationskurse an der Lebenden ein ungenügend vorbereitetes 
Spezialistenthum grossgezogen wird, wie es sich schon heutzutage viel- 
fach breit macht. Die Hauptaufgabe der Frauenkliniken besteht in der 
Heranbildung guter Geburtshelfer und in dieser Beziehung weisst Fehling 
an dem Material der Hallenser Klinik nach, dass auch ohne die 
Öperationskurse im Sinne v. Winkels die Praktikanten in operativer 
Hinsicht eine genügende Ausbildung erfahren. 

A. R. Simpson (17) hielt in der gynäkologisch - geburtshilf- 
lichen Gesellschaft zu Glasgow, die ihn zum Ehrenpräsidenten erwählte, 
einen Vortrag über die Einführung und Verbreitung der Narkose in 
der englischen Geburtshilfe durch James Simpson. 

J. Simpson, dessen Abstammung, Kindheit und fernere Lauf- 
bahn eingehend geschildert werden, narkotisirte als erster in Eng- 
land am 19. Januar 1847 eine Kreissende mit engem Becken erfolgreich 
mit Aether, der schon im Vorjahr von den Amerikanern bei Opera- 
tionen zur Narkose benutzt worden war. Die weitere Ausbreitung 
des Aethers zu diesem Zwecke ist in erster Linie J. Simpson zu 
danken, der die Einwände, die dem Verfahren vom religiösen, sitt- 
lichen und wissenschaftlichen Standpunkt aus entgegengebracht wurden, 
zurück wies. 

Dass anfangs die Wirkungen des Aethers bedeutend überschätzt 
wurden — man schrieb ihm die Fähigkeit zu, die Wehen zu ver- 
stärken, den Damm zu lockern, die Gefahr der Geburt im Allgemeinen 


SI Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete. 


zu vermindern — ist wohl verständlich, wenn man bedenkt, wie sehr 
ein solches Narkotikum herbeigesehnt wurde. 

Unter der Reihe von anderen narkotischen Mitteln, die statt des 
Aethers mehrfach versucht wurden, war es das Chloroform, welches, 
trotz seiner Gefahren, als Narkotikum den ersten Platz einnahm und 
bis heute behauptet. 

Verf. schliesst mit dem Hinweis auf den frommen Sinn des grossen 
Forschers J. Simpson. 


c) Berichte aus Kliniken, Privatanstalten ete. 1 


l. Barone, Primo anno di funzionamento del reparto di Maternita e Ginece- 
logia dell Ospedale della Pace in Napoli. Napoli. (Herlitzka.; 

2. Beretning om det kgl. Frederiks Hospital samt den kgl. Födsels- y 
Plejestiftelse for Aareh 1896. (Bericht über das kgl. Frederiks Hospital 
und der kgl. Entbindungs- und Pflegeanstalt zu Kopenhagen für das Jahr 
1896.) Kopenhagen. (Leopold Meyer. 

3. Boerner, E., Das Puerperalfieber in der geburtshilflichen Klinik des kel 
Charite-Krankenhauses zu Berlin 1885—94. Diss. Berlin. 

4. Chrobak, R., Berichte aus der zweiten geburtshilflichen gynükologischen 

Klinik in Wien. Wien, Alfred Hoelter. 

Cosentino, Rendiconto della clinica ostetrico-ginecologica pureggiata del- 

l’ ospedale S. Francesco Saverio. Arch. di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 2, 5. 

6, 7, 9, 10, 12. (Herlitzka.) 

v. Erlach, H., Aerztlicher Bericht des Maria-Theresia-Frauenhospitals in 

Wien über das Jahr 1897. Wien. 

7. Hartel, G., Bericht über 1000 Geburten der kgl. Universitätsfrauenklinik 
zu Würzburg. Ein Beitrag zur geburtsh. Statistik. Diss. Würzburg. 

d Hauenstein, J, A resume of fifty years obstetric practice. Buff. mec. 
Journ. Vol. XXXVI, Nr. 11, June. ` 

9. Carl von Heideken, Ärsberättelse för 1896 från barnbördshesset i Abo. 
(Jahresbericht für 1896 von der Entbindungsanstalt zu Abo.) Finska läkare- 
sällskapets handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 5, pag. 645—53. 

! (Leopold Meyer.) 

10. Kehrer, F. A., Jahresberichte der Heidelberger Frauenklinik über die 
Vorkommnisse in den Jahren 1895 und 1896. Aerztliche Mittheilunger 
aus u. für Baden 1896 u. 1897. 


ar 


D> 


1) Unter dieser Rubrik werden in jedem Jahresberichte die jeweilig erscheinen- 
den Berichte aus Kliniken, Privatanstalten und aus der Praxis dem Titel naeh ap: 
geführt. Es würde den Raum unseres Jahresberichtes weit überschreiten, wenn au’ 
die einzelnen Berichte näher eingegangen würde; zudem wird in den einzelnen 
nachfolgenden Referaten auf manche der Berichte noch Rücksicht genominen werden. 


IK 


19. 
2) 


> 
x 


Berichte aus Kliniken, Privataustalten cte. 509 


. Kielsberg, Beretning om Kristiania foedselstiftelses wirksombed i 1891 


—1S95. Norsk Mag. for Laeger. 4. Raekke. XII. Bd. Nr. 9. 

— H., Beretning om Kristiania Födselstiftelses Virksombed 1891—1895. 
Norsk. Magaz. f. Lagev. pag. 1003. 

— Statistisk Beretning om Kristiania Födselsstiftelses Virksombed i 
Firearet- 1887—1890. Norsk Magaz. f. Lager. pag. 520. 


. Koch, Zur Schwangerschaftsstatistik. Eshenedelnik, Nr. 44. 


(V. Müller.) 


d Mann, Bericht der Szegediner kgl. ungarischen Hebammenschule 1884 


—1294. Szeged 1895. 


. Marval, C. de, Ueber Mortalität und Morbidität des Puerperalfiebers an 


der geburtshilflichen Klinik zu Basel während des Decenniums 1887—1896 
inkl. Diss. Basel. 


. Meurer, B. J. Th., Mededeeling der gevallen voorgekomen in de stede- 


lyke kraaminrichting te Amsterdam gedurende het jaar 1896. Jahresbericht 
der sebäranstalt in Amsterdam. Nederlandsch. Tydschr. v. Verlosk. e 
uyn. 8. Jaarg. Afl. 3. (A. Mynlieff.) 


.‚Michelini, Rendiconto Ostetrico (sinecologico della Maternità di Genova. 


(tenova, A. Capurre. 

Norris, R.C., Clinical Report of one years obstetrical work at the Preston 
Retreat. Amer. Gyn. and Obst. Journ. March. 

Ogata, 100 Laparotomien. Sci-i-kwai med. journ. 1896. Okt. bis Dez. 
Petroff, Bericht über die Saratow'sche Gebäranstalt von Dezember 
195 bis Dezember 1896. Arbeiten u. Protokolle d. physico-med. Gesell- 
schaft in Saratoff. (V. Müller.) 


. Poroschin, Medizinischer Bericht der geburtshilflichen Abtheilung von 


Prof. Slawiansky für 1894—1895. Jurnal akuscherstwa i shenskich 
bolesnej. Sept. bis Nov. (V. Müller.) 


. Raineri, Il biennio 1895—96 alla Maternita e R. Scuola Ostetrica di 


Vercelli. Vercelli Pip. Hollardi. (Herlitzka.) 


. Schulz, A., Die Anwendung der Zange in der kg). Universitätsfrauen- 


klinik zu Würzburg in den Jahren 1889—95. Diss. Würzburg. 


«+ Stadfeld, Bericht aus der kgl. Entbindungs- und Findelanstalt Kopen- 


hagens für das Jahr 1594. 


©). Steyn Parve, W. Fl. Unia, 19e Jaarverslag van de Vereenigung tot het 


verleenen van buitengewone verloskundige hulp voor den kleinen burger- 
stand. Nederlandsch Tydsch. v. Verl. e Gyn. 8. Jaarg. Afl. 2. 

(A. Mynlieff.) 
— Negentiende Jaarverslag van de Vereeniging tot het verleenen van 
buitengewone verloskundige hulp vor den kleinen burgerstand te 's Graven- 
hage (van 1. Juli 1894 ultimo Juni 1895.) Neederl. Tijds. vor Verlosk en 
Gyn. Afl. I. 


. Stephenson, Studies in practical Midwifery. The Scott. Med. and Surg. 


Journ. Vol. I, Nr. 7. July. 


č. Surowtzeff, Medizinischer Bericht der geburtshilflichen Abtheilung der 


Klinik von Prof. Slawiansky. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. 
April u. Mai. (V. Müller.) 


510 


29. 


30. 


31. 


32. 


33. 


34. 


10. 


Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete. 


Szabó, A., Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus- 
kórházi szülö-es nöbeteg osztály 1896 évi müködéséröl. (Ausführlicher 
Bericht über die Thätigkeit der unter Leitung des Primarius Prof. Elischer 
stehenden geburishilflichen und gynäkologischen Abtheilung des St. Rochus- 
Spitales zu Budapest im Jahre 1896.) Orvosi Hetilap, Nr. 42—44. 
(Temesváry.) 
Winter, A., Ergebnisse der in der Giessener Frauenklinik von 1888—1896 
ausgeführten Ovario- und Parovariotomien. Diss. Giessen. 
Winternitz, Ueber die Häufigkeit und Prognose der Zangenentbindungen 
auf Grund des gynäkologischen und geburtshilflichen Materials der Tübinger 
Universitätsfrauenklinik. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. IV, Heft 1u.2. 
Wiridarsky, Medizinischer Bericht der geburtshilflichen Abtheilung der 
kaiserlichen klinischen Gebäranstalt für zehn Jahre von 1883—1893. Inaug.- 
Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 
Wright, A. H., Notes on methods and results in the Burnside Lying in 
Hospital, connected with the Toronto General Hospital, Toronto, Canada. 
Brit. Med. Journ. Nr. 1921. 
Zehnter Jahresbericht des Frauenvereins zur Unterhaltung des unter 
dem Protektorate Ihrer kgl. Hoheit der Grossherzogin Louise von Baden 
stehenden Wöchnerinnenasyls für bedürftige Ehefrauen in Mannheim über 
das Jahr 1896. Mannbeim. 


d) Hebammenwesen. 


Ahlfeld, F.. Die Heisswasser-Alkoholdesinfektion und ihre Einführung 
in die allgemeine Praxis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8. 

— Was hat die Hebamme in der ersten halben Stunde nach der Geburt 
des Kindes zu thun? Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 12. Juni. 

Baumm, P., Ursache und Verhütung des Wochenbettfiebers, dargestellt 
für Hebammen. Breslau, Sternberg. 

Beaucamp, Zur Hebammen- und Wärterinnenfrage. Gesellsch. f. Geb. 
u. Gyn. zu Köln, 12. März 1896. Centralbl. f. Gyn., pag. 114. 
Biernacki, J., The training of nurses in relation to registration. Lancet 
Nr. 3828. 

Braun, G., Ueber Vorträge in Hebammenversammlungen. Geb.-gyn. Ges. 
in Wien, Sitzung v. 18. Mai. Centralbl. f. Gyn., pag. 1324. 


. Budin, P., et Crouzat, E., La Pratique des accouchements et l'usage 


des sages-femmes. Paris, Doin. 

Coester, Der Hebammenfreund. Berlin. 

Fabbri, G. B., Brevi nogioni del corpo umano dettate per la Scuola delle 
Levatrici. 3 Ediz. Rocca S. Casciano. (Pestalozza.) 
Geyl, A., Over de opleiding en maatschappelyke positiv der vroedvrouwen 
in de 17. u. 18. leurs. (Ueber die Erziehung und soziale Stellung der 
Hebammen im 17. und 18. Jahrhundert.) Med. Weekblad. 9. Jaarg. Nr. 
LA (A. Mynlieff. 


Hebammenwesen. AN 


, Heinricius, G., Om barmmorskeväsendet i Finland och om dess for- 


bättrande. (Das Hebammenwesen Finlands und über die Verbesserung des- 
selben.) Helsingfors. 88 pag. (Leopold Meyer.) 


. Hoenck, F., Zur Hebaınmenfrage und Puerperalfieberstatistik. Samml. 


klin. Vorträge. N. F. Nr. 174. Leipzig, Breitkopf & Härtel. 


. Keid Rentoul, R., Is it in the best interests of public hoalts and of 


public safety that the proposed plan of supplying poors women only with 
midwives should be opposed; and if so, how are midwives to be done 
without ? Lancet, Nr. 3829. | 


14. Leopold u. Zweifel, Lehrbuch für Hebammen. Leipzig, S. Hirzel. 


16. 


17. 
18. 


21. 


15. Maandblad voor practische Verloskunde, hoofd zakelyk ten dienste 


van vroedvrouwen. Onder Redacte van Dr. Nyhoff & Niemeyer Haarlem 
1897. (Die erste Hebammenzeitung in Holland.) (A. Mynlieff.) 
Mommsen, E., Zur Frage der Hebammenreform. Deutsche Vierteljahrs- 
schrift f. öffentl. Gesundheitspflege, pag. 557. 

Morton, Midwives pocketbook. London, Scientific Press. 

de Rihier, Les Sages-femmes en France; ce qu'elles ont été, ce qu'elles 
sont, ce qu'elles devraient être. Essai historique et critique. These de 
Paris. 


. Samschin, Ueber Hebung der theoretischen und praktischen Ausbildung 


der Hebammen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. 
(V. Müller.) 


. Vogt, H. Instrumental födselshjälp i jordmoderpraktiken. (Instrumentelle 


Geburtshilfe seitens der Hebammen.) Norsk Magazin for Lägevidenskaben. 
4 R. Bd. XII, Nr. 11, pag. 1216—33. (Vogt, der rühmlichst bekannte 
Vorsteher der zweiten norwegischen Hebammenschule zu Bergen, spricht 
sich dafür aus, dass die norwegischen Hebanımen ebenso wie die schwedi- 
schen und die finnischen den Gebrauch geburtshilflicher Instrumente erlernen 
sollen, weil es in Norwegen wegen der Abstände und sonstigen lokalen 
Verhältnisse oft unmöglich ist, rechtzeitige ärztliche Geburtshilfe herbeizu- 
schaffen. Die schwedischen und finnischen Hebammen erlernen den Ge- 
brauch der langen Zange und der Verkleinerungsinstrumente. Vogt scheint 
geneigt, dies als das beste anzusehen, will sich jedoch vorläufig damit 
begnügen, den Hebammen den Gebrauch der kurzen Zange zu lehren.) 

(Leopold Meyer.) 
Weichardt, 1331 Geburten in der Hebammenpraxis ohne Wöchnerinnen- 
todesfall. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 1896, Bd. III, Heft 6. 


Budin et Crouzat (7) besprechen in eingehender Weise das ge- 


sammte Gebiet der Geburtshilfe und streifen einige Abschnitte aus dem 
Gebiet der Gynäkologie, welche mitderGeburtshilfe näher zusammenhängen. 
Das Verständniss wird wesentlich erleichtert durch zahlreiche gute Ab- 
bildungen. Die vorgetragenen Anschauungen decken sich im Wesent- 
lichen mit den in Deutschland herrschenden, einige Abweichungen 
werden im Folgenden erwähnt werden. 


Nach einer sehr gründlichen Darstellung der Anatomie (Kap. T) 


und Physiologie (II) werden auch die wichtigsten Erscheinungen der 


512 Geburtshilfe, Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete. 


Entwickelungsgeschichte (III), die Bildung einer Morula, Gastrula, des 
Blastodernis u. s. w. erwähnt. Im Kap. IV (Schwangerschaft) wird 
entgegen unseren Anschauungen angegeben, dass sich der Hämoglobin- 
gehalt des Blutes und die Zahl der rothen Blutkörperchen vermindere. 
Als sichere Zeichen für Schwangerschaft gelten Kindsbewegungen und 
kindliche Herztöne, nicht das Fühlen von Theilen der Frucht. Wenn 
die Hebammen in der Schwangerschaft gerufen werden, sollen sie den 
Urin auf Eiweiss untersuchen, das dazu nöthige Verfahren wird be- 
schrieben. Die folgenden Kapitel V—VIII handeln über die Frucht 
am Ende der Schwangerschaft und die normalen Geburtsvorgänge Zur 
Entwickelung des nachfolgenden Kopfes wird der hier meist nach Veit- 
Smellie, in Frankreich nach Mauriceau benannte Handgriff 
empfohlen. Während der Geburt sollen öfters Scheidenspülungen mit 
Sublimat 1 : 4000 gemacht werden (IX), die Verschreibung von Subli- 
mat ist den französischen Hebammen gesetzlich zugestanden. Zur Ver- 
hütung der Blennorhoea neonatorum (X) wendet Budin (nach Cred&s 
Vorgang) Einträufelungen von Arg.nitr. an und zwar 1:150. Weiter 
unten wird zu diesem Zweck das Waschen der Augen mit Sublimat 
1 : 1000 empfohlen. Wesentlich verschieden von unseren Vorschriften 
gestaltet sich die Behandlung der Nachgeburtszeit (XI. Das Aus- 
drücken der Nachgeburt wir im Allgemeinen verworfen. Wenn nach 
20—30 Minuten die Nachgeburt noch nicht gekommen ist, soll die 
Hebamme durch Scheidenuntersuchuung feststellen ob dieselbe schon aus 
dem Uterus in die Scheide gelangt ist. In diesem Falle soll die Nach- 
geburt durch leichten Zug an der Nabelschnur entfernt werden. Im 
andern Fall soll die Hebamme warten. Nach vollendeter Geburt (XII) 
soll die Hebamme kleine Risse durch kleine Klammern — Serres- 
fines —, die nach 12—-24 Stunden abgenommen werden, vereinigen; 
bei grösseren Rissen ist der Arzt zu benachrichtigen. Des weiteren 
werden die Wochenbetterscheinungen (XIII) und die Folgen der regel- 
widrigen Geburt (XIV) insbesondere das Wochenbettfieber besprochen. 
Nach Darlegung der Gesetze verschiedener Länder wird nochmals hin- 
gewiesen auf die Nothwendigkeit der Desinfektion der Hände und 
Instrumente (Waschen mit Sublimatwasser 1 : 4000, Einreiben mit 
Sublimatvaseline 1 : 1000). Schwächliche Kinder werden mit Massage 
und Couveuse (Tarnier) behandelt, wenn sie nicht trinken wollen, 
nötbigenfalls mit Schlundsonde gefüttert (XV). 

Es folgt nun (XVI—XVIII) eine kurze Schilderung der patho- 
logischen Geburtsvorgänge, um die Hebamme in den Stand zu setzen, 
in solchen Fällen die Diagnose stellen und den Arzt rechtzeitig rufen 


Hebammenwesen. 513 


za können. Nach wenigen kurzen Bemerkungen über Wesen und 
Technik der Impfung, deren Vornahme den Hebammen zusteht, schliesst 
das Lehrbuch mit einer Zusammenfassung der das Hebammenfach be- 
treffenden französischen Gesetze. 

Nachdem Mommsen (16) an der Hand grosser Statistiken 
gezeigt hat, dass ausserhalb der Kliniken die Sterblichkeitsziffern bei 
Geburt und Wochenbett trotz Anti- und Aseptik noch recht ungenügende 
sind, sucht er den Grund für diese Verhältnisse in der mangelhaften 
Durchbildung der Hebammen. Er glaubt, dass es von erheblichem 
Vortheil sein würde, wenn die Hebammenpraxis in die Hände von ge- 
bildeten Frauen überginge, die sich nach Art der Schwesternvereine mit 
Mutterhäusern u. s. w. als „Schwestern für Geburtshilfe und Wochen- 
bett“ organiesiren sollten. 

Baumm (3) bespricht in klarer, fasslicher Ausdrucksweise das 
Wesen und den Ursprung des Wundfiebers und hebt bei der Einthei- 
lung der Pilze in giftige und ungiftige die besonders gefährlichen An- 
eteckungsmöglichkeiten hervor. Zur Verhütung des Wochenbettfiebers 
giebt er verschiedene Vorschriften, die Desinfektion der Hände und 
Arme theilt er in 1. einfache (Wasser und Seife, Lysollösung zwei bis 
drei Minuten lang) vor und nach der inneren Untersuchung; 2. ver- 
schärfte (== verlängerte einfache) nach Berührung mit eiterigen und 
fauligen Dingen; 3. doppelt verschärfte (= 2 mit Vollbad und Wäsche- 
wechsel) nach Verkehr mit Menschen, die an ansteckenden Krank- 
heiten leiden und nach Berührung von Leichen. 

Es folgen allgemeine und besondere Vorschriften für die Behand- 
lung von Kreissenden und Wöchnerihnen. 

Coester (8) schildert in klarer Darstellung die ersten Anfänge 
eines Hebammenstandes in Deutschland, die weitere Entwickelung des- 
selben und seine gesetzliche Festlegung. An der Hand zahlreicher 
Erlasse, besonders der preussischen Regierung über das Hebammen- 
wesen, bespricht er die für die Hebammen wichtigen Bestimmungen 
und weist sie auf ihre Pflichten hin, wobei der Pflege der Aseptik 
der gebührende Platz eingeräumt wird. Im Anhang werden der 
Reihe nach alle interessirenden Hebammenverordnungen und Regierungs- 
verfügungen abgedruckt, desgleichen am Schluss noch eine Reihe von 
wichtigen gerichtlichen Entscheidungen in einschlägigen Fällen. 

Das sächsische Lehrbuch der Hebammen von Leopold und 
Zweitel (14) ist in sechster Auflage erschienen. Unter anderen Neue- 
rungen seien insbesondere eine Reihe sehr guter Abbildungen hervor- 
gehoben, welche bestimmt sind, die Technik der äusseren Untersuchung 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 33 


514 Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel etc. 


zu veranschaulichen. Auf die Ausführung dieser Untersuchungsmethode 
unter möglichster Einschränkung aller unnöthigen inneren Untersuch- 
ungen ist in dem Lehrbuch nach wie vor grösseres Gewicht gelegt, 
wobei die Verff. es als selbstverständlich bezeichnen, dass die innere 
Untersuchung beim Unterrichte gründlich gelehrt werden muss. 

Beaucamp (4) verlangt, dass Wochenwärterinnen nur dann 
zugelassen werden sollen, wenn sie nach mehrmonatlicher Lehre in 
einer Klinik entsprechend ausgebildet sind und vor dem Kreisphysikus ein 
Examen bestanden haben. Eine gesetzliche Regelung dieser Frage ist 
unbedingt erforderlich, wie auch diese Personen dauernd dem Amtsarzte 
unterstellt bleiben sollen, welchem unter Umständen das Recht zustehen 
soll, den geprüften Wärterinnen das Zeugniss wieder zu entziehen. 

Für die Hebammenschülerinnen verlangt Beaucamp eine Aus- 
bildungszeit von neun Monaten in eigenen, nicht mit Universitätsklinik 
verbundenen Hebammenlehranstalten. Das Institut der Nachprüfungen 
der Hebammen in Gegenwart der Direktoren der Hebammenschulen 
- ist von grossem Vortheil. Hebammen, welche ungenügende Kenntnisse 
zeigen, sollen vom Physikus zu einem einmonatlichen Nachkurs in einer 
Hebammenschule bestimmt werden. 

Ahlfeld (1) empfiehlt auf Grund klinischer und bakteriologi- 
scher Untersuchungen zur Desinfektion der Hände für Aerzte und Heb- 
ammen die Heisswasser-Alkoholdesinfektion, deren Werth er gegenüber 
mehrfachen Einwänden, welche ihm von verschiedenen Seiten gemacht 
worden waren, vertheidigt. Damit die Hebamme auch im Stande ist, 
Watte, Instrumente und dergl. zu sterilisiren, fügte Ahlfeld der Mar- 
burger Hebammentasche einen einfachen Apparat hinzu, welcher aus 
zwei aus Nickelin gefertigten Schalen besteht, von welchen die eine 
als Deckel der andern gebraucht werden kann. In diesen Schalen 
kann die Sterilisirung über dem Heerdfeuer oder über einem Spiritus- 
kocher in kurzer Zeit vorgenommen werden. 

Ahlfeld (2) bespricht auf Grund eines von ihm abgegebenen 
gerichtlichen Gutachtens die Thätigkeit der Hebamme nach der 
Geburt des Kindes. Er legt mit Recht besonderes Gewicht darauf. 
dass die Hebamme sich in der ersten Viertelstunde ausschliesslich mit 
der Mutter zu beschäftigen habe, um sich von der dauernden Zusammen- 
ziehung der Gebärmutter zu überzeugen. Wenn dieselbe dann die 
Reinigung und Ankleidung des Kindes beginnt, muss dies in einer 
Situation geschehen, in welcher sie jeder Zeit nicht nur die Kreissende 
im Auge hat, sondern sich jeder Zeit auch rasch über die Kontraktions- 
verhältnisse des Uterus informiren kann. 


Hebammenwesen. 515 


G. Braun (6) wendet sich dagegen, dass von Aerzten den Heb- 
ammen geburtshilfliche Vorträge gehalten werden, in welchen Anschau- 
ungen verbreitet werden, welche von den Lehren der Hebammenschule 
in irgend einer Weise abweichen. Bei dem mässigen Bildungsgrade 
der Hebammen wirken solche Vorträge nur verwirrend, insbesondere 
wenn in denselben technische Ausdrücke gebraucht werden, welche von 
den Hebammen nicht oder falsch verstanden werden. 

Hoenck (12) beschreibt die Massnahmen, welche in Hamburg 
zur Verbesserung der Morbidität und Mortalität im Wochenbette den 
Hebammen gegenüber getroffen wurden. Nachdem die Aerzte seit einer 
Reihe von Jahren verpflichtet worden waren, Puerperalfieberfälle inner- 
halb kurzer Zeit zur amtlichen Kenntniss zu bringen, wurde jedem ein- 
zelnen Falle in soferne nachgegangen, dass die betreffende Hebamme 
eitirt wurde, wobei der betreffende Fall genau besprochen wurde und 
die Desinfektionsmassregeln der Hebamme erörtert wurden. Es stellte 
sich dabei vielfach heraus, dass die letzteren in ungenügender Weise 
vollzogen wurden und dass auch die Instrumente der Hebammentasche 
sich häufig in nicht entsprechender Verfassung befanden. Die Heb- 
ammen wurden dann belehrt, eventuell auch auf kurze Zeit suspen- 
dirt und es ist auf diese Art gelungen, wie aus der Hamburger 
Statistik hervorgeht, die Hamburger sanitären Verhältnisse in dieser 
Hinsicht entschieden zu verbessern. Verfasser meint, dass durch 
Einführung einer genaueren Listenführung der Hebammen, eventuell 
durch Einrichtung von Wiederholungskursen, die unter Umständen den 
Charakter einer gelinden Strafe annehmen würden, diese Einrichtungen 
noch verbessert werden könnten. 

Im Anschluss daran giebt Hoenck eine Uebersicht über die Mor- 
biditäts- und Mortalitätsverhältnisse Hamburgs seit Einführung der 
Antiseptik, aus welcher hervorgeht, dass die Verhältnisse sich entschieden 
in der neuern Zeit gebessert haben und zwar obwohl die Operations- 
frequenz im Allgemeinen zugenommen hat. 

Vor 18 Jahren empfahl Vogt (20), dass Hebammen in Nor- 
wegen im Gebrauch einer kurzen Geburtszange unterrichtet werden 
sollten. Diesem Vorschlag wurde damals von den Behörden nicht bei- 
getreten; und über die damals angewandten Argumente dafür und da- 
gegen wird berichtet. 

Die Frage wurde zu erneuter Diskussion gestellt, weil jetzt 
in Schweden, wo die Hebammen in vollständiger, instrumenteller 
Geburtshilfe unterrichtet werden, in Vorschlag gebracht ist, dass die 
Instrumente auf eine kurze Geburtszange beschränkt werden sollen. 

33* 


or 
— 
—— 


Geburtshilfe. 


Professor Sandin, Lehrer an der Hebammenschule in Stockholm, 


verficht die alte Ansicht, weil die Erfahrung vieler Jahre zeigt, dass 
diese nur zu Befriedigung der Behörden, der Aerzte und des Pu- 
blikums wirkt. (Brandt, Kristiania.) 


IL 


Anatomie und Entwiekelungsgeschichte der 


—R 


weibliehen Genitalien. 


Referenten: Dr. C. Gebhard und Dr. Carl Ruge. 


. Anufrieff, Ueber Grössenschwankungen der Conjugata diagonalis im 


Becken vonKreissenden und Puerperen bei verschiedener Neigung des Beckens 
und des Rumpfes. Wratschebnyja sapiski, Nr. 2 u. 3. (Mit Hilfe der 
Stieda’schen Formel berechnete Anufrieff, dass bei Kreissenden durch 
Senkung der Füsse und des Kopfendes des Rumpfes die Conjugata diag. 
sich bis zu 1 cm vergrössert, zuweilen auch mehr. Umgekehrt vergrössern 
sich die Durchmesser des Beckenausganges bei einer Beckenlage mit an- 
gezogenen Füssen.) (V. Müller.) 
Arnaud, Sul potere di assorbimento dell’ utero. Rivista di Ost., Gin. e 
Ped. 1896. Oct. pag. 329. 

Barth, Justus, De konichlige bekkenorganers anvendte topografiske ana- 
tomi. Norsk Magaz. f. Laegev., pag. 1185. (Theilweise auf eigene ana- 
tomische Dissektionen gestützt, liefert Verf. eine Uebersicht über die 
moderne Auffassung von der angewandten topographischen Anatomie der 
weiblichen Beckenorgane.) (K. Brandt, Kristiania.) 
Bayer, Uterus und unteres Uterinsegment. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 13. 
Bettmann, Contribution à la pathologie des trompes. Amer. Journ. of 
Obst. Mai. | 

Bidone, Residuo cartilagineo di organo branchiale. Rivista di Ost., Gin. 
e Ped. Torino, Nr. 11. (Herlitzka.) 
Bossi, Fettige Degeneration des Uterus während der Schwangerschaft. 
Ann. di Ost. e Gin. Dec. 1896. 

Browing, Beitrag zur Kenntniss des Levator ani. Med. News 12. Juni. 


16. 
1. 


18 
19. 


4. 


25 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 517 


. Commandeur, Etude sur le detroit supérieur du bassin normal dans la 


region lyonnaise. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVII, pag. 375 u. 442. 


. Consentino, Sulla Questione dello sviluppo e della maturazione del fol- 


lieulo di Graaf durante la gravidanza. Arch. di Ost. e Gin. Nr. 1, pag. 1. 


. Eden, On the Structure of the ripe Placenta, and the changes, which 


occur ın Placenta retained in utero after the Death of the Foetus. Trans- 
act. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXVIII, 1896. Part. IV, pag. 360. 
d’Erchia, Florenzo, Beitrag zum Studium des Bindegewebes des Uterus 
während der puerperalen Rückbildung. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 
V, pag. 595. 


. Fieux, Etude de la disposition normale des fibres musculaires de l'utérus 


d’apıes une serie des coupes. La Gen, pag. 256. 

Fiorentini, Alcune osservazioni istologiche sui cotiledoni dell’ utero dei 

ruminanti. Atti dell Associazione medica Lombarda, Nr. 3, pag. 318. 
(Herlitzka.) 


5 Fochier, Sur un point de l'anatomie de l'utérus. Soc. obst. de France. 


Paris. 22.—24. April. 
v. Franqué, Cervix und unteres Uterinsegment. Stuttgart. 


Frommel, Beitrag zur Frage der Wachsthumsrichtung der Placenta. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 489. 


. arusdew, Zur Histologie der Fallopia’schen Tuben. Centralbl. f. Gyn. 


(suieciardi, Contributo allo studio dell’ infarto bianco della superficie 
fetale della placenta. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 8. (Guicciardi 
kommt zu folgenden Schlüssen: Der weisse Infarkt der fötalen Oberfläche 
der Placenta ist sehr häufig; seine Entstehung kann nicht nur mit der 
blossen Gefässveränderung erklärt werden, er ist öfters mit isolirten oder 
gehäuften Cysten begleitet. Es scheint, dass die Färbung mit Fuchsin und 
Methyigrün die Decidualzellen von den Epithelialzellen des Chorion unter- 
scheidet. In den Infarktknoten kommen keine den Decidualzellen ähn- 
liche Zellen vor. Die Epitbelialzellen des Chorion zeigen Vakuolen, welche 
einen Ausscheidungsprozess darstellen und können sich in mehreren Schichten 
ordnen. Aus ihnen stammt das amorphe Gewebe, welches die Zotten um- 
giebt. diese verlieren dann das Syncytium und zeigen Neigung, sich zu 
vereinigen. Der Frequenz, der Struktur, der Entstehung nach besitzt der 
weisse Infarkt keinen pathologischen Charakter.) (Herlitzka.) 


. Hahn, Ein Stadium der Placentarentwickelung. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 


Bd. XXXIV, pag. 519. 


. Hammerschlag, Die Lage des Eierstockes. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 


Bd. XXXVII, pag. 462. 


. v. Herff, Beiträge zur Lehre von der Placenta und den mütterlichen Ei- 


hüllen. Zeitschr. f. Geb. u. (syn. Bd. XXXV, pag. 325 u. Bd. XXXVI, 
pag. 199. 


2 Herlitzka, Beitrag zum Studium der Innervation des Uterus. Zeitschr. 


f. Geb, u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 83. 

Hofmeier, Beiträge zur Anatomie und Entwickelung der menschlichen 
Placenta. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXV, pag. 414. 

Hornet, De la vessie dans l'état puerperal. These Lille. 


DIS 


26. 


27. 


25: 
29. 


30. 
31. 


33. 


34. 


or 
3: . 


36. 


38. 


Geburtshilfe. 


Johansen, Ueber das Chorionepithel des Menschen. Monatsschr. f. Get. 
u. (syn. Bd. V, pag. 291. 

Josefson, Arnold, Deciduo-cellulära vegetationer i peritoneum. Nordiskt. 
medicinskt arkiv. Bd. XXX, Nr. 28, 4 pag. (Josefson hat, ähnlich wie 
Pels Leusden und Schmorl bei einer Frau, die 1! Stunden nach der 
Entbindung starb (Chloroformtod ?), im Bauchfell an der hinteren Wand der 
Gebärmutter (und nur hier) bis erbsengrosse, an Tuberkelknötchen erinnernde 
Bildungen gefunden, die aus Zellen bestanden, die ganz wie Deciduazellen 
aussahen, und die zahlreiche Uebergänge zu den gewöhnlichen Bindegewebs- 
zellen zeigten. In einem anderen Falle sah Verf. im Bauchfelle am Ge- 
bärmuttergrunde und in der Fossa Dougl. weisse, hanfkorngrosse, feste 
Knötchen, die als ähnliche Bildungen imponirten, die aber kleine, subseröse 
Myome waren.) (Leopold Meyer.) 
Keilmann, Eine Cervixplacenta. Uentralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. 857. 
Keiffer, Recherches sur l'anatomie et la physiologie de l'appareil circula- 
toire de l'utérus des mammifères. Bull. de la Soc. belge de Gyn. et d’Obst 
Nr. 4, pag. 78. 

Klein, Uterin-Epithel. Münch. med. Wochenschr. Nr. 23. 

Knapp, Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekretes in den ersten 
Lebenstagen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 577. 


2. Leopold, Ueber die Bildung des intervilläsen Raumes in der Placenta. 


Verhandl. des 10. internationalen Kongresses zu Moskau. 

Pels Leusden, Ueber die serotinalen Riesenzellen und ihre Beziehungen 
zur Regeneration der epithelialen Elemente des Uterus an der Placentar- 
stelle. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 1. 

Mandl, Ueber den feineren Bau der Eileiter während und ausserhalb der 
Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft, 
pag. 130. 

Martin, A., Lage und Bandapparat des Eierstockes. Arbeiten aus dem 
Gebiete der Geb. u. Gyn. Ruge-Festschr. Berlin, pag. 1. 

Nagel, Beitrag zur Anatomie der weiblichen Beckenorgane. Arch. f. Gen. 
Bd. LIII, pag. 557. 


. Papernago, Das Becken der Hebräerin. Das lebende ausgetragene 


Hebräerkind. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (Papernago 
hat sorgfältige Messungen des Beckens von 176 Hebräerinnen, sowie von 
137 ausgetragenen Hebräerkindern angestellt. Er hat sich überzeugt, dass 
1. das hebräische Becken und die resp. lebenden ausgetragenen Früchte 
lange nicht so klein sind, wie die meisten Geburtshelfer annehmen; 
2. ähnelt das Hebräerinnenbecken der Form und Grösse nach mehr dem 
polnischen als dem russischen Becken; 3. entsprechen die Maasse der 
ausgetragenen Hebräerfrucht vollkommen den Maassen des Hebräerbeckens; 
4. kann man annehmen, dass die Konfigurationsfähigkeit des Kopfes der 
ausgetragenen Hebräerfrucht während der Geburt eine ganz bedeutende 
sein muss.) (V. Müller.) 
Robinson, Nerves of the Peritoneum. Med. Rec. April. 17th. 
Rondina, Il centrosoma nelle uova non fecondate di alcuni mammiferi. 
Arch. di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 12. (Rondino hebt hervor, dass in den 
Eiern einiger höherer Säugethiere schon vor dem Reifwerden und der Be- 


40. 


41. 


43. 


44. 


45. 


46. 


48. 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 519 


fruchtung sich ein centrales Körperchen befinde, welches in der Struktur 
und in der Entwickelung ganz jenem ähnlich ist, welches sich in den Eiern 
der niedrigeren Thiere findet. Verf. nennt dieses Körperchen primitives 
Eicentrum.) (Herlitzka.) 
Schatz, Die Gefässverbindungen der Placentarkreisläufe eineiiger Zwillinge 
und ihre Folgen. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 144. (Forts.) 

Schmorl, Ueber grosszellige (deciduaähnliche) \Vucherungen auf dem 
Peritoneum und den Ovarien bei intrauteriner Schwangerschaft. Monats- 
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 46. 


. Schultze, Ueber die Embryonalhüllen und die Placenta der Säugethiere 


und des Menschen. Sitzungsbericht der physikal.-med. Ges. Würzburg 
1896. 

Tjeenk-Willink, L. W. H., Bekkenveranderingen na heupgewrichts- 
ontstekung. Diss. inaug. Leiden. (Verf. beschreibt sieben Becken der 
Leidener Sammlung, bei welchen Hüftgelenkentzündung vorhanden ge- 
wesen, deren sekundäre Folgen zu bedeutenden Beckenänderungen geführt. 
Nachdem er die betreffende Litteratur berücksichtigt hat, wird für jedes 
Becken der Mechanismus behandelt. Aus den Beschreibungen der Becken 
und denen des Mechanismus, wodurch diese muthmasslich zu Stande ge- 
kommen sind, folgt nach Verf., dass bei Coxitis sehr verschiedene Becken- 
formen erwartet werden können. Den verschiedenen Momenten, welche 
die Beckenform beeinflussen, hat man also bei einer Pat. mit Coxitis bei 
der geburtshilflichen Untersuchung Rechnung zu tragen. (A. Mynlieff.) 
Ulesko-Stroganowa, Zur Frage von der Entstebung des Zwischen- 
zottenraumes. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 12 u. 95. 
Vignolo, Alcune consideratione istologiche sulla struttura delle membrane 
ovulari umane a termine di gravidanza. Ann. di Ost. e Gin., pag. 53. 
Webster, J. C., The changes in the uterine mucosa during pregnancy 
and in the attached foetal structures. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Febr. 
Vol. X, Nr. 2, pag. 168, Nr. 3, pag. 264, Nr. 5, pag. 535, Nr. 6, pag. 662. 
Vol. XI, Nr. 1, pag. 22, Nr. 2, pag. 156, Nr. 4, pag. 426, Nr. 5, pag. 547. 
— Bland Suttons views regarding the chauges in the mucosa of the 
Fallopian tube in tubal gestation. Amer. Journ. of Obst. New York, 
sept, pag. 354. 

v. Weiss, Zur Kasuistik der Placenta praevia centralis. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 22, pag. 641. 


Commandeur (9) hat 94 normale Becken von Lyonerinnen 


gemessen und kommt zu dem Schluss, dass die lyoner Becken im All- 
gemeinen gross sind, dass aber die Form zumeist eine etwas abgeplattete 
ist, vielleicht in Folge einer ethnologischen Eigenthümlichkeit. 


Die interessanten Untersuchungen, welche Knapp (31) über das 


Verhalten des Scheidensekretes bei Neugeborenen ange- 
stellt hat, führten zu folgenden bemerkenswerthen Resultaten: Unmittel- 
bar nach der Geburt kann das Scheideneingangssekret der Neugeborenen 
bereits keimhaltig gefunden werden, meist aber ist dasselbe steril und 


520 Geburtshilfe. 


zeigt amphotere oder schwach saure Reaktion. Die ursprüngliche Keim- 
freiheit geht aber in kürzester Zeit verloren und mit der ersten An- 
siedelung von Keimen nimmt die Menge des Scheidensekretes sowie 
dessen schleimige Beschaffenheit und saure Reaktion zu. Auch das 
Epithel der Scheidenschleimhaut wird zu einer lebhafteren Tbhätigkeit 
angeregt. Dieser physiologische Ausfluss ist so charakteristisch, dass 
man aus ihm allein schon Kinder vom zweiten Tage von allen anderen 
herausfinden kann. Das Sekret stammt ausschliesslich aus der Scheide, 
nicht aus dem Cervix. Die Flora der kindlichen Scheide rührt von 
Darmkanal her, und ebenso, wie sich in dem letzteren ein Kulturwechsel 
vollzieht, indem anfänglich die Kokken, später die Stäbchen überwiegen, 
so wechselt auch der Keimgehalt der Vagina in demselben Sinne. Am 
zweiten Tage findet man regelmässig Kokken, doch sind auch stets 
schon einige Stäbchenformen vorhanden. 24 Stunden später beobachtet 
man Zunahme der Epitheldesquamation, aber auch eine solche sämmt- 
licher Mikroorganismen, wobei Stäbchenbakterien anscheinend der ver- 
schiedensten Grösse und Form auftauchen. Vom dritten und den 
folgenden Tagen an lässt sich im Allgemeinen eine Abnahme der 
Kokken und Zunahme der Stäbchen feststellen. Hiermit kündigt sich 
der Beginn der Selbstreinigung der Scheide an. Zwischen dem dritten 
und fünften Tage zeigt das Scheidensekret seinen stärksten Säuregehalt. 
Die Zunahme des Säuregehaltes ist nicht der Anwesenheit des Bac. vag. 
Döderlein zuzuschreiben, denn wenn dieser die Oberhand gewonnen 
hatte, so war bereits eine Abnahme der ursprünglich sauren Reaktion 
festzustellen. Das Scheideneingangssekret reagirte stets saurer als das 
dem Scheidengrunde entnommene. Die Säureproduktion kommt zun 
grössten Theile den verschiedenen Arten der Coli-Bakterien zu. Am 
Schluss der interessanten Ausführungen warnt Verf. vor jeder über- 
flüssigen Berührung des Genitals, um eine Infektion desselben mit 
pathogenen Mikroorganismen zu vermeiden, und empfehlt Vorsicht bein 
Baden der Kinder, damit keine etwa an den Augen haftenden Gono- 
kokken durch das Badewasser auf die Genitalien übertragen werden 

Die normale Lage des Eierstocks ist mehrfach Gegenstand 
von anatomischen Untersuchungen gewesen. 

Mit Hilfe prachtvoll ausgeführter Tafeln und Skizzen demonstrirt 
A. Martin (35) die Lage des Eierstockes. Verf. greift auf die schon 
früher von Wieger geäusserte Ansicht zurück, dass beim Embryo 
das Lig. suspensorium ovarii, Lig. ovarii propr. und Lig. rot. uteri zu- 
sammen eine annähernd gestreckt verlaufende Falte bilden. Durch 
seinen Bandapparat wird das Ovarium in ziemlich freier Beweglichkeit 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 591 


so bor, dass seine Längsachse bei aufrechter Haltung der Frau mehr 
oder weniger senkrecht steht. Der Beckenwand braucht das Ovarium 
nicht nothwendiger Weise unmittelbar anzuliegen. Die sogen. Fossa 
Claudii ist nicht aufzufassen als durch Druck des Ovariums an der 
Beckenwand entstanden. 

Hammerschlag (21) förderte in einer auf Waldeyer’s An- 
regung an instruktiven Präparaten angefertigten Arbeit folgende Resul- 
tate zu Tage: Das Ovarium ist zwischen dem Lig. suspensorium und 
dem Lig. ovarii proprium suspendirt. Der Hilusrand sieht nach vorne, 
der konvexe und freie Rand nach hinten und medial. An denjenigen 
Stellen, an welchen der Eierstock in den verschiedenen Altersperioden 
liegt, bedingt er mehr oder weniger tiefe Eindrücke in der Beckenwand 
oder im Bauchfellsack. Bei der erwachsenen Frau liegt der Eierstock 
in einer als Fossa ovarii zu bezeichnenden Stelle, deren Begrenzung 
von der A. umbilicalis oder dem Nervus obturatorius, von der A. uterina 
und dem Ureter gebildet wird. Diese Fossa ovarii ist nicht identisch 
mit der sogen. Fossa Claudii. 

Nagel (36) beschreibt zunächst nach neuen Injektionspräparaten 
den Verlauf der den Uterus versorgenden Arterien im gewöhnlichen 
Zustand und in der Schwangerschaft. Die Befunde Hofmeier’s und 
Benckiser’s bezüglich des Verhaltens der A. uterina im graviden 
Uterus kann Nagel nicht bestätigen und hält er dieselben für die Er- 
scheinungen einer unvollkommenen Injektion. Auch die Angabe Da- 
vidsohn’s bezüglich der Gefässarmuth des unteren Gebärmutter- 
abschnittes erklärt Nagel nicht für zutreffend. Wenn gleichwohl bei 
Placenta praevia in der Regel keine Nachblutung eintritt, so liegt 
dies nach Nagel einfach daran, dass auch im uuteren Abschnitt 
des Uterus die Arterien in Muskelgewebe eingebettet liegen; die in 
Folge Ausstossung des Kindes unausbleibliche Verkleinerung des Or- 
ganes und die damit Hand in Hand gehende, wenn vielleicht auch 
geringfügige, Zusammenziehung der Muskelfasern genüge vollkommen, 
um das Arterienrohr zu schliessen. 

Aus den Erörterungen bezüglich der Venen soll hier nur die sehr 
treffende Bemerkung Nagel’s herausgegriffen werden, dass eine die 
Lage des Kontraktionsringes bezeichnende Kranzvene nicht existirt. 

Hinsichtlich der Lage des Eierstockes schliesst sich Nagel im All- 
gemeinen den Waldeyer’schen Ausführungen an, versucht aber ferner 
noch die Lage des Eierstocks in seiner Beziehung zum knöchernen 
Becken festzustellen. Die projizirte Lage des Eierstockes würde dann 
ein etwa 3 cm langes, 2 cm breites senkrecht zur Erdoberfläche stehendes 


922 Geburtshilfe. 


Oval dicht unterhalb des Beckeneinganges unmittelbar vor der Symph. 
sacro - iliaca erreichen und weiter abwärts den vorderen Rand der 
Incisura ischiadica major um etwa 1 cm überragen, das obere Ende 
des Ovals würde bis einige mm unterhalb der Linea innom. hinauf- 
gehen und das untere Ende die obere Grenze des absteigenden Sitz- 
beinastes eben erreichen oder überschreiten. 

Von Wichtigkeit sind ferner die Angaben über den Verlauf des 
Ureters. Derselbe zieht an der seitlichen Wand des kleinen Beckens 
bis zu der Stelle, wo die A. uterina abbiegt, mit der letzteren kreuzt 
er sich in der Höhe des inneren Muttermundes und zieht dann in einer 
Entfernung von 0,8—2,5 cm etwas unterhalb des Os int. am Collum 
uteri vorbei, beschreibt einen seichten Bogen aufwärts und senkt sich 
in die hintere Blasenwand ein. 

Der Schlussabschnitt der an eigenen Beobachtungen reichen Arbeit 
ist der Anatomie des Parametrium gewidmet. 

Fochier (15) injizirte die Uteringefässe mit grauer Salbe und 
fertigte von den Präparaten Röntgenphotogramme an. 

Herlitzka (23) unterwarf menschliche und thierische Uteri der 
Methylenblaumethode und fasst seine Resultate in folgende Schluss- 
folgerungen zusammen: Ausser dem zu den Gefässen gehörenden Plexus 
findet man im Gewebe des Uterus noch zwei andere durch Bau und 
Abstammung durchaus verschiedene Nervenelemente, nämlich 

1. ein Netz aus verzweigten Zellen bestehend, deren Fortsätze viel- 
fach mit einander anastomosiren. Dasselbe steht mit Bündeln R e mak- 
scher Fasern in Verbindung. Diese Zellen sind nicht als Ganglienzellen 
aufzufassen. Man kann vielmehr annehmen, dass ihnen einfach die 
Fortleitung der nervösen Reize zukommt. 

2. Einige myelinhaltige Fasern, die dieselben Eigenschaften auf- 
weisen, wie alle von der Cerebrospinalachse herkommenden Nerven. 

Die Fasern endigen mit ausgedehnten Verzweigungen, ohne jedoch 
mit den Faserzellen der Muskeln in Verbindung zu treten. Ganglien- 
zellen konnten im Gewebe des Uterus nicht aufgefunden werden. 

Die Tubenschleimhaut besitzt nach Bettmann (5) Längsfalten, 
aber keine Zotten und Drüsen. Die Falten werden bedingt durch die 
Thätigkeit der Muskulatur. Es existirt weder eine Basalmembran noch 
eine Musulcaris mucosae. Bei Entzündungen sind die Epithelzellen 
sehr widerstandsfähig. 

Die Veränderungen am schwangeren und puerperalen Uterus sind 
durch folgende Arbeiten näher ergründet worden. 

Bossi (7) verwandte eine Mischung von Müller’scher Flüssig- 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 523 


keit und Osmiumsäure. Er fand bei einem Uterus im achten Monat 
und bei zweien am Ende der Schwangerschaft schon starke Verfettung 
der Muskelelemente. 

d’Erchia (12) stellte vergleichende Untersuchungen an über die Zahl 
und Beschaffenheit der Mastzellen im Uterus von Neugeborenen und 
Erwachsenen, sowie auch im Uterus von Meerschweinchen. Er fand, 
dass sich die Zahl der Mastzellen im Beginn der puerperalen Rück- 
bildung vermehrt hat. Diese Vermehrung könne vielleicht von Be- 
deutung sein für die Begünstigung der Absorption derjenigen Sub- 
etanzen, welche von den Geweben des Uterus stammen. 

Schmorl (41) beschreibt grauweisse Knötchen und zottenförmige 
Wucherungen, welche er bei Wöchnerinnen auf dem Beckenperitoneun 
und den Ovarien gefunden hat. Die Prädilektionsstelle auf dem Bauch- 
fell ist die Excavatio recto-uterina. Mikroskopisch bestehen die Knöt- 
chen aus grossen vielgestaltigen Zellen, welche Aehnlichkeit mit den 
Elementen der Decidua besitzen. Sie liegen sowohl oberflächlich unter 
dem Endothel resp. dem Keimepithel, als auch in den tieferen Schichten 
in der Umgebung kleiner Venen. Dieser Befund wird von Josef- 
son (27) bestätigt. 

Eine weitere Serie von Arbeiten beschäftigt sich mit der Histologie 
und Histogenese der mütterlichen und kindlichen Eihüllen. Die Her- 
kunft des Syneytium steht noch immer im Mittelpunkt des Interesses. 

Eine umfangreiche Arbeit dieser Art liegt von Webster (46) vor. 
Sie enthält eine genaue Beschreibung der mütterlichen und kindlichen 
Eihäute in den verschiedenen Stadien der Schwangerschaft. (Die Repro- 
duktion der zahlreichen beigefügten Mikrophotogramme gereicht der 
Arbeit übrigens nicht zur Zierde.) 

Webster glaubt, dass die mütterlichen Sinus in der Decidua er- 
öffnet werden durch die Thätigkeit der Phagocyten. Die Zotten ragen 
nicht frei in die mütterlichen Sinus hinein. Die Bedeckung der Zotten 
besteht aus fötalem Epiblast. Arterien und Venen lassen sich in den 
oberflächlichen Schichten der Decidua nicht mehr mit Sicherheit an 
ihren Wandungen unterscheiden, Webster schlägt deshalb den Namen 
Vasa afferentia und efferentia vor. Die von Bumm angegebene An- 
ordnung der Gefässe an den Cotyledonen und deren Septa kann 
Webster nicht anerkennen. Die starke Schlängelung der Arterien 
in der Uterusmuskulatur und die starke sinuöse Erweiterung der Ka- 
pillargefässe in der Decidua bewirken, dass plötzliche Schwankungen 
im Blutdruck des mütterlichen Gefässsystems keinen schädlichen Ein- 
fluss auf die Befestigung der kindlichen Eihäute ausüben können. 


524 Geburtshilfe. 


Was das Amnion anlangt, so ist seine erste Entstehung beim 
Menschen nicht genau bekannt. In der dritten und vierten Woche ist 
das Amnionepithel so flach, dass dasselbe einem Endothel ähnlich sieht. 
Der mesodermale Bestandtheil lässt zwei Schichten erkennen, eine 
äussere, welche Aehnlichkeit haben soll mit der Epiblastschicht, und eine 
innere, welche aus einer homogenen, zellarmen Materie besteht. Im 
vierten Monat nehmen die Epithelzellen verhältnissmässig an Zahl zu, 
und werden höher; die Bindegewebsschicht ist von verschiedener Dicke. 
Im sechsten Monat beginnt die Bindegewebsschicht des Amnion sich 
mit derjenigen des Chorion inniger zu verbinden. — Am Ende der 
Schwangerschaft ist das Epithel des Amnion kubisch oder cylindrisch, 
die Kerne bald einfach, bald doppelt in einer Zelle vorhanden, liegen 
in den nach aussen gelegenen Abschnitten der Zellen. Stomata zwischen 
den Zellen hat Webster nicht deutlich erkennen können, hält deren 
Vorhandensein aber für wahrscheinlich. An manchen Stellen kann 
man die Bindegewebsschichten von denen des Chorion nicht deutlich 
von einander unterscheiden. 

Im weiteren Verfolg der Marchand’schen Arbeiten stellte Pels 
Leusden (33) an puerperalen Uteris Untersuchungen über das weitere 
Schicksal der sog. serotinalen Riesenzellen an. Er konnte 
zunächt an den ersten beiden Tagen nach der Geburt eine starke Zu- 
nahme der syncytialen Zellen wahrnehmen, vom 3.—4. Tage an da- 
gegen eine deutliche, sehr schnell vor sich gehende Abnahme. Von 
6. Tage an schienen diese Gebilde bis auf wenige Exemplare ver- 
schwunden zu sein. Ausser der Vermehrung fällt noch die zur Ober- 
fläche senkrecht gerichtete Anordnung dieser Zellen auf, ferner die 
Streckung des Protoplasma und die Reihenstellung der Kerne. Wäh- 
rend ein Theil der syneytialen Zellen zu Grunde geht, wandelt sich 
ein anderer in Elemente um, welche die grösste Aehnlichkeit mit 
Drüsenepithelien besitzen. Da sich nun in der Tiefe der Muskulatur 
Drüsenschläuche vorfanden, welche mit der Oberfläche in keiner Ver- 
bindung stehen, so kommt Verf. zu dem Schluss, dass sich diese Drüsen- 
schläuche aus den synceytialen Riesenzellen bilden und dass diesen 
letzteren geradezu die Bedeutung zukommt, dass aus ihnen sich auf der 
im Laufe der Schwangerschaft an Drüsenresten verarınten Placentarstelle 
wieder neue Drüsen bilden können. — Interessaut sind ferner die An- 
gaben des Vert ja über die Befunde solcher Riesenzellen in den Lungen- 
gefässen von Frauen, welche nicht an Eklampsie gestorben sind. 

Ulesko Stroganowa (44) giebt eine genaue und exakte Be- 
schreibung eines etwa 4 wöchentlichen Eies, welches zufällig in einem 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 325 
wegen Carcinom der Portio totalexstirpirten Uterus einer 31jährigen 
Frau gefunden worden war. Beim Aufschneiden des Uterus riss die 
Reflexa ein und das Ei löste sich von seiner Unterlage los. Die Be- 
funde an der Decidua und den Ühorionzotten entsprechen im Allge- 
meinen den heute gehegten Anschauungen. Das Zottenepithel besteht 
aus Syneytium und Langhans’scher Schicht. Beide Gewebsarten 
sind deutlich von einander getrennt, es kommen jedoch auch Stellen 
vor, an welchen die Differenzirung derselben Schwierigkeiten macht, 
Eine endgültige Entscheidung der Frage von der genetischen Einheit 
der Elemente der Zellschicht und des Syncytium lässt sich jedoch noch 
nicht fällen. 

Der Zwischenzottenraum entwickelt sich nach der Verf. in folgen- 
der Weise. Von den Zottenepithelien dringen die beiden Bestandtheile 
in die kompakte von strotzenden Blutgefässen durchzogene Schicht 
der Decidua vor. Unter vornehmlicher Betheiligung der Elemente der 
Langhans’schen Schicht wird die dünne, lediglich aus Endothel be- 
stehende Wand der mütterlichen Gefässe durchbrochen. Das hervor- 
quellende Blut dringt einestheils zwischen die Zellen der Zellschicht, 
anderentheils aber besonders in die Vakuolen und Kanäle, welche in 
den syncytialen Massen eingelagert sind. Durch Zugrundegehen der 
auf der Oberfläche der Decidua liegenden Bestandtheile des Zotten- 
epithels soll sich die Fibrinschicht der Nitabuch bilden. 

Hofmeier (24) weist mit Recht darauf hin, dass zum Studium 
der Piacentarverhältnisse die Untersuchungen an normalen Eiern 
unerlässlich seien. Seine seit Jahren fortgesetzten Bemühungen, nor- 
males Material zu erlangen, haben ihn in den Stand gesetzt, folgende 
Schlussfolgerungen aus den gewonnenen Priparaten zu ziehen. Sehr 
bald nach der Befruchtung des Ovulum in der Tube oder im Uterus 
bildet sich um dasselbe vielleicht aus den dasselbe noch umkleidenden 
Zellen der Corona radiata das sog. Syneytium, welches das Festhaften 
an der Oberfläche der Schleimhäute, vielleicht auch das Zustande- 
kommen der Tubenschwangerschaft begünstigt. In frühen Schwanger- 
schaftsmonaten zeigt das Chorion sowohl als die Zotten eine doppelte 
Zellbekleidung, nach aussen das Syneytium, nach innen die Lang- 
hans’sche Schicht. Auch das Tuben- und Uterusepithel bildet sich 
an der Stelle der Eianheftung in Syncytium um. Ob sich bei Tuben- 
schwangerschaft eine Reflexa bildet, sieht Hofmeier noch nicht als 
sicher erwiesen an. — Die Zotten spriessen zunächt an denjenigen 
Stellen der Eiperipherie vor, welche der mütterlichen Schleimhaut 
nicht anhaften. — Von den Zottenenden wuchern die sog. Zellsäulen 


326 Geburtshilfe. 


unter Durchbrechung des syncytialen Ueberzuges an die Oberfläche 
der Decidua und bilden hier Anbäufungen grosszelligen Gewebes, die 
mit der Decidua verschmelzen, während der syncytiale Ueberzug sie 
aussen umkleidet und ausnahmsweise mit dem hier noch vorhandenen 
syncytialen Epithel verschmilzt. Starke Wucherungen dieser Zell- 
schicht, sowohl auf der Decidua wie auch in Form von insulären Zell- 
anhäufungen im intervillösen Raum, sind höchst wahrscheinlich als 
pathologisch anzusehen. — Der intervillöse Raum kommunizirt schon 
in der dritten Schwangerschaftswoche mit den mütterlichen Gefässen, 
welche ausnahmsweise durch einwuchernde Zotten eröffnet waren, in 
der Regel und später wohl ausschliesslich durch eine Spaltung in der 
Decidua, deren oberer Theil (die kompakte Schicht) als Reflexa auf 
das Ei herübergezogen wird, während der untere Theil zur Ausbildung 
der Placenta verwendet wird. 


Johansen (26) untersuchte zwei Abortiveier und zwei in Folge 
von Schwangerschaft rupturirte Tuben. Er konnte sich nicht von der 
Anwesenbeit zweier ihrer Natur nach verschiedener Chorionepithelien 
überzeugen, ist vielmehr der Ansicht, dass sich die Zellen der Lang- 
hans’schen Schicht aus den Syneytiumzellen durch Vakuolisirung ent- 
wickeln. Das Syncytium seinerseits soll mütterlichen, aber nicht epi- 
thelialen, sondern bindegewebigen Ursprungs sein. 


Die Insertion und das Wachsthum der Placenta ist 
gleichfalls wieder Gegenstand mehrerer Abhandlungen. 


Aus dem eigenthümlichen Verlauf der Drüsen in der Schleimhaut 
des schwangeren Fledermausuterus schliesst Frommel (17), dass die 
oberflächlichen Schichten der Decidua serotina eine Dislokation in dem 
Sinne erfahren haben, dass dieselben sich auf ihrer Unterlage in 
der Richtung gegen die Peripherie der Placentaranlage verschoben 
haben. 


Keilmann (28) glaubt, bei der Ausräumung einer reifen Placenta 
deren Insertion an der vorderen Cervikalwaud gefühlt zu haben. 


Man wird dergleichen Tastbefunden solange mit Misstrauen be- 
gegnen müssen, bis durch ein anatomisches Präparat zweifellos die 
Möglichkeit einer cervikalen Placentarinsertion erwiesen worden ist. 
Ein solcher Fall ist nun anscheinend von v. Weiss (48) beschrieben 
worden. 


Bei einer 33 jäbrigen V para mit Placenta praevia musste die Pla- 
centa manuell gelöst werden. Dies gelang nur unvollständig und es 


Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 921 


wurde, da die Wöchnerin fieberte, am zweiten Tage der Uterus p. vag. 
total exstirpirt. Am herausgeschnittenen Präparat hafteteu Placentar- 
theile auf der Cervixschleimhaut bis zum äusseren Muttermund. Statt 
dieselben in situ zu belassen und mit der Cervixwand zusammen einer 
mikroskopischen Untersuchung zu unterziehen, wie es exakter Weise 
nöthig gewesen wäre, sind die betreffenden Placentartheile leider von 
ihrer Haftfläche losgelöst und einer besonderen Untersuchung unter- 
worfen worden. Die beigefügte Abbildung zeigt dementsprechend auch 
weiter nichts als Placentargewebe mit Decidua. Es ist somit mehr als 
wahrscheinlich, dass die Placenta lediglich durch Blutkoagula an der 
Cervixschleimhaut festgeklebt war. Die mikroskopische Untersuchung 
der in situ befindlichen Cervixwand hat nichts von Decidua oder gar 
fest eingewachsenen Chorionzotten ergeben. 


Hahn (20) beschreibt eine durch manuelle Ausräumung erhaltene 
viermonatliche Abortplacenta, welche zu einem beträchtlichen Theil auf 
der Reflexa entwickelt war. Dieser Theil trägt sogar die Nabelschnur- 
insertion. Verf. nimmt an, dass sich aus dieser Placenta bei weiterem 
Fortbestand der Schwangerschaft nicht nothwendig eine Placenta praevia 
hätte ausbilden müssen; die Reflexa-Placenta hätte sich nach Entfal- 
tung des oberen Cervikalabschnittes sehr wohl noch an die gegenüber- 
liegende Vera aulegen können. Das Resultat wäre dann am Ende der 
Schwangerschaft eine tiefsitzende Placenta mit marginaler, vielleicht 
velaınentöser Nabelschnurinsertion gewesen. 


Die ausführliche Arbeit von v. Herff (22) ist in erster Linie der 
Erklärung des Zustandekommens der Placenta praevia gewidmet. Vom 
normal anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Standpunkt inter- 
essiren hier lediglich die Anschauungen des Verf.’s bezüglich der Ent- 
stebung der sog. Reflexa.. v. Herff ist der Ansicht, dass sich das 
menschliche Ei vollkommen in die Decidua vera einniste. Das, was 
man bisher als Decidua reflexa bezeichnet habe, sei also nichts anderes 
als die oberste Gewebsschicht der Vera. 


Hinsichtlich des unteren Uterinsegmentes steht v. Herff auf dem 
Standpunkt, dass dasselbe als selbständiger anatomischer und physio- 
logischer Abschnitt des Hohlmuskels nicht vorhanden sei. Vielmehr 
sei das untere Uterinsegment nur das Ergebniss einer Dehnung und 
Erweiterung derjenigen Corpusabschnitte, die vom inneren Muttermund 
ab jeweilig enger sind als der Umfang des zu entleerenden Uterus- 
inhaltes betrage. Die Begründung dieser Anschauungen muss im Oti- 
ginal eingesehen werden. 


D25 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 

Eden (11) kommt auf Grund seiner Untersuchungen über die Ver- 
änderungen des Eies nach dem Tod der Frucht zu folgenden Resultaten: 
1. Nekrose des Fötus, der Nabelschnur, des Amnion, sowie der extra- 
placentaren Theile des Chorion und der Decidua. 2. Theilweise Be- 
hinderung des mütterlichen Kreislaufes in der Placenta durch Throm- 
bose des intervillösen Raums. 3. Nekrose einzelner Chorionzotten, in- 
sofern dieselben gegen das mütterliche Blut abgesperrt sind. 4. Fettige 
Degeneration und Verkalkung der abgestorbenen Theile. 


HI. 


Physiologie der Gravidität. 


Referent: Prof. A. Goenner. 


a) Menstruation, Ovulation, Zeugung, Befruchtung. 


1. Cosentino, G., Sulla questione dello sviluppo e la maturazione del fol- 
licolo di Graaf durante la gravidanza. Archivio di ostetrica e ginecologia, 
pag. 1; ref. in l’Obstetrique. 15. Juli, pag. 343. 

2. Gibson, J. L., Causation of sex. Lancet 5. Juni; ref. in amer. Journ. of 
obst. and diseases of women and childern. Sept., pag. 395. 

3. Vitanza, Sulla maturità e caduta periodica dell’ ovulo nella donna e nei 
mammiferi durante la gravidanza. Atti della Soc. ital. di Ost. e Ginec. 
Roma. Vol. IV, pag. 58. (Herlitzka.) 

4. — Della Superfetazione. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. 
Vol. IV, pag. 72. 


Cosentino (1) hat die Ovarien einer Frau histologisch unter- 
sucht, die im sechsten Monat der Schwangerschaft plötzlich gestorben 
war. Die Schnitte ergaben, dass während der Schwangerschaft, die 
Phasen der Ovulation die gleichen sind wie ausserhalb derselben. Von 
zwei Corpora lutea gehörte das eine dem Follikel an, dessen Ei be- 
fruchtet worden war, das andere einem Follikel, der während der 


Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 529 


Schwangerschaft einen gewissen Grad der Reife erreicht hatte. Der in 
Dehiscenz begriffene Follikel hätte gewiss ein Corpus luteum verum ge- 
liefert, wenn die Schwangerschaft ihr Ende erreicht haben würde. Cosen- 
tina zieht aus seinen Untersuchungen den Schluss, dass während der 
Schwangerschaft die Ovarien ihre physiologische Thätigkeit fortsetzen 
können bis zur Ruptur des Graaf’schen Follikels und dem Austritt 
des Eies. 

Gibson (2) glaubt, dass jeder Samenfaden und jedes Ei männ- 
lich oder weiblich sei und dass Befruchtung nur eintreten könne, wenn 
ein Ei mit einem Samenfaden von gleichem Geschlecht zusammenkomme. 

Vitanza (4) betont, dass in dem normalen Uterus eine Super- 
foetatio nicht möglich — aber ganz bestimmt in einem Uterus bilocularis 
und didelphys während der ganzen Schwangerschaft möglich ist. 


b) Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, 
Physiologie der Frucht. 


l. Bar et Eleuterescu, Le placenta et les foetus dans la grossesse g6mel- 
laire univitelline. l’Obststrique. 15. Mai, pag. 270. (Herlitzka.) 

2. Ducci, Contributo allo studio dei movimenti attivi del feto. Firenze. 

3. Fränkel, Das Uterus- und Chorionepithel beim Menschen und bei einigen 
Säugern. Centralbl. f. Gyn., pag. 1209. 

4. Frommel, R., Beitrag zur Frage der Wachsthumsrichtung der Placenta. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 489. 

A Füth, Ueber die Einbettung des Eies in die Tube. Verhandl. d. Ges. f. 
Geb. zu Leipzig, pag. 75. 

6. v. Herff, O., Die Placenta und ihre Eihüllen. Versamml. deutsch. Natur- 
forscher u. Aerzte zu Braunschweig. Sept. Ref. im Centralbl. f. Gynäk. 
pag. 1202. 

7. — Beiträge zur Lehre von der Placenta und von den mütterlichen Eihüllen. 
Mit 15 Abbildgn. im Text. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 200. 
(Der erste Theil der Arbeit von v. Herff ist in Bd. XXXV der Zeitschr. 
f. Geb. u. Gyn., pag. 349 erschienen und im Jahresbericht 1896 besprochen 
worden. Die Fortsetzung im XXXVI. Bd. behandelt die Lehre von der 
Placenta praevia und gehört folglich in die Pathologie der Schwanger- 
schaft.) 

8. His, Die Umschliessung der menschlichen Frucht während der frühesten 
Zeit der Schwangerschaft. Mit zwei Tafeln. Arch. f. Anat. u. Phys., anat. 
Abtheilg., pag. 399. 

9. Hubrecht, Die Rolle des embryonalen Trophoblasts bei der Placentation. 
Centralbl. f. Gyn., pag. 1206. 

10. Johansen, M., Ueber das Chorionepithel des Menschen. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 291. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 34 


530 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


11. Kossmann, Das Carcinoma syncytiale und die Entstehung des Syncytium 
in der Placenta des Kaninchens. Centralbl. f. Gyn., pag. 1204. 

12. de Loos, G. C., Das Wachsthum der menschlichen Chorionzotten. Diss. 
inaug. Leiden. 

13. Leopold, G., Uterus und Kind von der ersten Woche der Schwanger- 
schaft bis zum Beginn der Geburt und der Aufbau der Placenta. Geburteh.- 
anat. Atlas, 30 Tafeln enthaltend, mit erläuterndem Text und fünf Text- 
tafeln. Leipzig, Hirzel. 

14. Lombardini, Sulla placenta. Pisa, Nistri. 

15. Peters, Demonstration eines Eies. Centralbl. f. Gyn., pag. 1208. 

16. Siegenbeek van Heukelom, Demonstration eines Eies. Centralbl. f. 
Gyn., pag. 1207. 

17. Strahl, Die Placenta der Raubthiere. Centralbl. f. Gyn., pag. 1204. 

18. Ulesko-Stroganowa, K., Zur Frage von der Entstehung des Zwischen- 
zottenraumes. Mit drei Abbildgn. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 
12 u. 95. 

19. Vignolo, Alcune considerazioni istologiche sulla struttura delle mem- 
brane ovulari umane a termine di gravidanza. Ann. di Ost. e Gin. Milano. 
Nr. 1, pag. 53. 

20. Webster, J. C., The Changes in the uterine mucosa during pregnancy, 
and in the attached foetal structures. The amer. gyn. and obst. journ. 
Vol. X, pag. 168, 264, 535, 663, Vol. XI, pag. 23, 156, 426, 547. 

21. Weisz, F. (Budapest), Az újszūlött és függelékeinek fejlödési viszonyai 
a terhesség különbözö szakaiban tekintettel az anya testi fejlödésére és 
azon változásokra, melyeknek a magzat teste a sztlés következtében alá 
van vetve. Orvosi Hetilap. Nr. 37—42. 


Bar und Eleuterescu (1) haben die Schatz’sche Untersuchung 
kontrolliren wollen, welche die Ungleichheit des Gewichts von Zwillingen 
mit den Anastomosen der Placentargefässe und dem Blutkreislauf in 
Verbindung bringt. In ibrem physiologischen Theil enthält die Arbeit 
nichts Neues, der pathologische über Lues und Lebererkrankungen ge 
hört nicht hierher. 

Ducei’s (2) Untersuchungen beweisen, dass in 60°/o der unter- 
suchten Schwangeren rhythmische Fötalbewegungen zu beobachten sind, 
deren er zwei Arten beschrieben, die eine als kleine regelmässige 
Stösse, die andere als Wellenbewegungen der ganzen Bauchwand der 
Mutter. Jene deutet Ducci als Zwerchfellkrämpfe, diese mit Ahl- 
feld als oberflächliche Athmungsbewegungen des Fötus im Uterus. 
Höchst interessante Beispiele der verschiedenen Bewegungen wurden 
von Ducci graphisch dargestellt. (Herlitzka.) 

Anschliessend an die Arbeit v. Herff’s im 35. Band der Zeit- 
schrift für Geburtshilfe und Gynäkologie beschreibt Frommel (4) 
die Wachsthumsverhältnisse der Placenta bei der Fledermaus. An der 


Entwickelung des befruchteten Eics und der Placenta, Physiologie der Frucht. 531 


Schleimhaut des Uterus von Myotus murinus kann man eine innere 
Schicht unterscheiden, in welche die Chorionzotten ins Bereich der 
Serotina hineinwachsen und deren zellige Elemente sich in eine 
Protoplasmamasse mit grossen Kernen verwandeln, das Syncytium, 
und nach aussen davon die ampulläre Schicht. Die Drüsen dieser 
Schicht sind nicht nur plattgedrückt, sondern parallel mit der Innen- 
fläche des Eies in die Länge gezogen. Man kann beobachten wie 
dieser Vorgang mit dem Fortschreiten die Gravidität zunimmt. Diese 
Veränderung des Bodens der Placentaranlage erklärt Frommel durch 
Verschiebung der kompakten Schicht gegen die Peripherie der Placenta, 
wodurch dann eben die Drüsen der ampullären Schicht auseinander 
gezogen werden. 

Findet beim Menschen etwas Aehnliches statt, d. h. verschiebt 
sich die Placenta auf ihrer Unterlage mit der Decidua, so kann sie 
auch den inneren Muttermund überschreiten und zu Placenta praevia 
führen. Auf diese Weise wäre der Deciduaüberzug bei dieser letzteren 
auch in der Gegend des Os internum erklärt. | 


Füth (5) beschreibt ein Tubenei von ca. 21/2 Wochen, das durch 
Laparotomie gewonnen worden ist. Die Untersuchung desselben ergab 
mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass das Ei sich in die Schleimhaut 
eingebohrt hat und dass dieselbe nicht als Reflexa um dasselbe herum- 
gewachsen ist. 


von Herff (6) giebt einen historischen Ueberblick über die Unter- 
suchungen der Placenta durch Mac Kenzie, John Hunter, Leopold 
Am Schlusse desselben sagt er, dass wir bis jetzt nicht wissen, wie 
Eiweiss von der Mutter auf die Frucht übergeht. Es liegt aber nahe, 
anzunehmen, dass der protoplasmatische Zottenmantel, das Syncytium, 
dies bewerkstelligen kann. Dieses Syncytium interessirt ferner durch 
die von ibm ausgehenden bösartigen Neubildungen. Es ist daher 
wichtig zu wissen woher es stanımt, ob es mütterlichen oder fötalen 
Ursprungs ist. 

Strahl (7) berichtet über die Placenta der Raubthiere. 
Das Synceytium in derselben stammt vom Uterusepithel, intervillöse 
Räume wie bei der menschlichen Placenta giebt es nicht, sondern das 
mütterliche Blut verläuft in einzelnen getrennten Gefässstämmen. 

Kossmann (11) spricht über das Carcinoma syncytiale 
und die Entstehung des Syncytium in der Placenta des 
Kaninchens. Auch da ist das Synceytium umgewandeltes Uterus- 
Epithel. 

34* 


532 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Ferner berichtet Hubrecht (9) über die Rolle des embryo- 
nalen Trophoblasts bei der Placentation und demonstrirt 
diesbezügliche mikroskopische Präparate. 

Siegenbeek van Heukelom (16) zeigt eine junge mensch- 
liche Keimblase, deren Embryonalanlage eine Keimscheibe von 
300 u Länge hat. Das Synceytium bedeckt die Keimblase, die Zotten 
und auch theilweise die Zellsäulen; woher das Syncytium stammt, will 
Siegenbeek nicht entscheiden. 

Peters (15) demonstrirt ein Ovulum von 1,6 mm grösstem und 
0,8—0,9 mm kleinstem Durchmesser und gelangt zum Resultate, 
dass das Syncytium fötalen Ursprungs sei und aus der Langhans- 
schen Schicht stamme. 

Schliesslich hält Fränkel (3) einen Vortrag über das Uterus- 
und Chorion-Epithel beim Menschen und bei einigen 
Säugern, an dessen Schluss er sagt, das Syncytium sei nicht ein 
bestimmtes Gewebe von bestimmter Herkunft. Bei Menschen und 
Thieren kann in der Schwangerschaft durch Verschmelzen des Proto- 
plasmas der einzelnen Gewebselemente Syncytium entstehen, so aus 
dem Uterusepithel, dem kindlichen Ektoderm, dem Gefässendothel, den 
Deciduazellen. Der Name Syncytium als Bezeichnung eines bestimmten 
Gewebes ist unpassend. 

In der Einleitung bespricht His (8) die von Leopold in dessen 
Werk „Uterus und Kind“ abgebildeten jungen Eier. Den ersten Fall, 
der 7—8 Tage alt sein soll, hält er nicht für so jung, sondern wie 
den zweiten für etwa 2 Wochen alt. Er beschreibt darauf drei Eier, 
die ungefähr aus der gleichen Zeit stammen, giebt eine Uebersicht der 
bestehenden verschiedenen Meinungen über die Lagerungsstätte des Eies, 
die Bildung der Fruchtkapsel, das Verbalten der Chorionzotten zu den 
Blutgefässen, die ursprüngliche Bedeutung der intervillösen Räume, 
die Herkunft der Placentarsepta, die Zellenbekleidung der Chorionzotten 
und betont wie nothwendig es sei, nur das wirklich selbst Beobachtete 
als vorhanden zu betrachten und nichts dazu zu konstruiren, nament- 
lich warnt er davor aus Aborten des zweiten Monats Rückschlüsse 
auf die ersten Wochen zu ziehen. 

Die Decidua basalis (Serotina) besitzt in der ersten Zeit alle Eigen- 
schaften der menschlichen Uterusschleimhaut, nämlich Epithelüberzug, 
kompakte und ampulläre Schicht mit Drüsen und in der ersteren, die 
bis unter das Epithel reichenden Kapillaren. Das Ei lagert sich flach 
der Schleimhaut an, dringt nicht in die Tiefe. Die Höhlung der Frucht- 
kapsel ist ein durch Schleimhautfaltung abgeschnürter Theil der Uterus- 


Eotwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 533 


höhle, der durch Verlust des Epithels nachträglich seine ursprünglichen 
Eigenschaften einbüsst. 

Die Frucht liegt lose in der Fruchtkapsel, das Einwachsen der 
Chorionzotten in Drüsenschläuche ist eine Fiktion. Das Syncytium 
stammt nicht von Drüsenepithel des Uterus. ` Bemerkenswerth ist das 
Verhalten der Blutgefässe: der direkt von aussen her erfolgende, durch 
keine Submukosa vermittelte Eintritt spiralig gewundener, mit Ring- und 
Längsmuskularis versehener Arterien und deren in der Norm starker 
Kontraktionszustand, die Ausbildung der oberflächlich liegenden Kapillar- 
netze, die geringe Entwickelung venöser Abflussbahnen, sowohl was 
Zahl’ als Weite der Röhren betrifft. Die Annahme von Kölliker, 
Langhans und Leopold, dass die Chorionzotten die Uterusschleim- 
haut arrodiren, hat vieles für sich. 

Die Fragen: 1. „Besitzt das Stroma des Chorion und der Zotten 
einen Ueberzug von zwei genetisch verschiedenen Schichten? 2. Wo 
stammt dieser Ueberzug her?“ hat Johansen (10) durch Untersuch- 
ungen von vier Präparaten aus der dritten und sechsten Woche der 
Schwangerschaft zu beantworten gesucht. Die 2 drei Wochen alten 
Eier stammen aus dem Uterus, die 2 sechswöchentlichen aus geborstenen 
Tubarfruchtsäcken. Er hat gefunden, dass das Chorionepithel nicht 
aus zwei Schichten besteht, daher kann es nur mütterlich oder fötal 
sein, nicht beides. Er kommt zum Resultat, dass Zellsäulen und 
Syncytium von der Mutter stammen und nicht aus dem Oberflächen- 
epithel, sondern aus Bindegewebe entstanden sind. Im Frucht- 
sack hat er nie Epithel gefunden, wohl aber gut erhalienes, nicht 
gewuchertes, bis an die Reflexa heran bei den Tubenpräparaten. Das 
maligne Deciduom ist also als Sarcoma deciduocellulare zu betrachten. 

Zur Entscheidung der Frage, wie die Chorionzotten in den ein- 
zelnen Monaten der Gravidität, in Bezug auf ihre Grösse zu einander 
sich verhalten, hat de Loos (12) 20 Placentae aus sämmtlichen 
Schwangerschaftsmonaten untersucht. 

Seine mikroskopische Messungen und Zählungen ergaben ihm 
Nachfolgendes: „In jungen Placenten finden sich viele dicke und wenig 
dünne Zotten, in ausgetragenen ist's umgekehrt. Die Zahl der dünnen 
nimmt mit dem Fortschritt der Schwangerschaft zu, die der dicken ab, 
so dass in reifen Placenten die dicksten Zotten bedeutend dünner sind wie 
in jungen. Eben die Zotten mittlerer Dicke nehmen stetig zu. Die inter- 
villösen Räume werden immer kleiner. Nach Verf. lässt sich dieses 
folgenderweise erklären: Im ersten Monat hört die Dickenzunahme 
der grossen Zotten auf und zu gleicher Zeit beginnt die Zahl der 


534 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Seitensprossen fortwährend zuzunehnıen. Die ursprünglich dicksten 
Zotten nehmen direkt an Umfang ab, so dass es möglich ist, dass 
man in den letzten Monaten mit einer Atrophie der Zotten zu thun 
hat; auch würde der atropbische Zustand des Epitbelüberzuges dafür 
sprechen, obwohl es nicht zu verneinen ist, dass auch im letzten 
Monate noch Zotten neu erzeugt werden. (A. Mynlieff.) 

Leopold (13) giebt in den dreissig meistentheils farbigen Tafeln 
seines Atlas Bilder der Schwangerschaft von der ersten Woche bis 
zum Beginn der Geburt. Verschiedene Lagen und Stellungen des 
Kindes, die Eröffnung des Muttermundes werden veranschaulicht. Von 
den Tafeln sind hervorzuheben: Nr. 1 Ei von 7—-8 Tagen und Ei 
von 14 Tagen; Nr. 2 und 3, mikroskopische Schnitte derselben; 
Nr. 4, Fötus von 3!’/g Monaten mit beginnender Placenta praevia; 
Nr. 28, Graviditas tubo-ovarialis; Nr. 30, Autbau der Placenta an 
einem injizirten Präparate. 

Die Beschreibung der Tafeln und die Betrachtung der Ergebnisse 
findet sich in einem Textband.. Am Ende der Schwangerschaft hat 
die Decidua vera noch ganz den Typus der ersten Anlage, nur in 
Folge der Dehnung im verminderten Massstabe. Man findet zunächst 
der Muskulatur Drüsen und dazwischen ein Gerüst von Deeciduazellen, 
nach innen die aus diesen letzteren bestehende kompakte Schicht. Die 
Reflexa legt sich im IV. Monate an die Vera an, ist aber am Ende der 
Schwangerschaft als schmaler Zellstreifen mit Zottenästen fast überall 
noch erkennbar. Schon am Ende der ersten Woche sind an der 
Serotina Gewebsbalken zu finden, welche Gefässe tragen und von 
solchen umspült sind, zwischen diese Balken sind die Zotten hinein- 
gedrängt. Einwachsen der Zotten in Uterindrüsen wurde nicht be- 
obachtet und ist auch unwahrscheinlich. Schon in der zweiten und 
dritten Woche stehen die Zwischenzottenräume mit den Blutgefässen 
des Eibodens und der Eikapsel im direktesten Zusammenhange, „und 
damit hat die bisherige Annahme als unhaltbar zu gelten, dass sich 
ein wirklicher intervillöser Kreislauf erst im fünften Monate ausbilde“. 

Drüsenreste meist mit zerbröckeltem, selten mit normalem Epithel 
hat Leopold im Gegensatz zu Ruge und Hofmeier fast bei jeder 
reifen Placenta gefunden. Venenthrombose kommt schon vom vierten 
oder fünften Monat an vor, sie scheint durch Wucherung der Intima 
bedingt. „Es ist jeder Zweifel darüber ausgeschlossen, dass die De- 
ciduabalken selbst von Blut versorgt werden, dass sie aber auch dieses 
Blut auf wohlorganisirten Bahnen ebenso in die Tiefe wie in die 
Höhe des Zwischenzottenbereichs weiter befördern.“ Der Epithelmantel 


Eutwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 535 


der Zotten, das Syncytium und die Langhans’sche Schicht 
sind fötalen Ursprungs, eine arrodirende Thätigkeit des Syn- 
cytiums ist denkbar. 


In Bezug auf den Bau der Placenta sagt Leopold, „die 
Deciduabalken einerseits und die Zotten andererseits wachsen mehr 
und mehr und das Säulengerüst der nunmehr sich formenden Placenta 
erscheint aufgerichtet.“ Die Chorionzotten tauchen hier in das mütter- 
liche Blut, die fötalen Gefässe sind von demselben nur durch ihr En- 
dothel, embryonales Bindegewebe und das einreihige Zottenepithel getrennt, 
Mehrere Präparate bestätigten die schon früher ausgesprochene Ansicht 
Leopold’s, dass die Placenta an der hinteren Uteruswand sitzt, 
wenn die Tuben auf der Vorderwand konvergirend verlaufen, dagegen 
vorn, wenn sie an der Seitenwand ne parallel der Längsachse 
des Körpers herabgehen. 


Die Beobachtung v. Franquös, das untere Segment und 
die Cervix während der Schwangerschaft betreffend, werden bestätigt. 
Vom Cervikalkanal ist auch mit 9 Monaten nichts für das Ei ver- 
wendet. Die Verdünnung des unteren Uterinsegments geht der Er- 
weiterung der Cervix voraus. 


Die Verhältnisse von zwei Fusslagen geben Anlass zur Regel: 
„Liegt der Rücken rechts, so sucht man mit der rechten Hand den 
linken Fuss und umgekehrt. Man braucht zur Wendung bei Kopf- 
lagen stets diejenige Hand, deren Volarfläche der Bauchfläche des 
Kindes gegenüberliegt.“ Bei einer Hinterscheitelbeineinstellung mit 
plattem Becken ist die Erweiterung des Muttermundes durch die Blase 
zu sehen. 


Lombardini (14) hat in einer prächtigen Ausgabe sämmtliche 
Resultate seiner anatomischen Untersuchungen über den Bau der 
Placenta bei verschiedenen Tbierarten und bei dem Weib gesammelt. 
Es ist nicht möglich, in einem kurzen Referat über die werthvollen 
Ergebnisse dieser mühsamen Studien zu sprechen, erwähnt sei nur 
die Bestätigung eines flüssigen Inhalts in den drüsigen Ausbuchtungen 
der Uterus-Schleimbaut einiger Thiere (Pferd). Die Flüssigkeit bietet 
die Reaktionen eines albıuminösen Stoffes, Bei den Wiederkäuern hat 
Lombardini die Zusammensetzung der sogenannten Uterinmilch studirt, 
ihre Bedeutung für die Nährung des Fötus schätzt er sehr niedrig. 

(Herlitzka.) 


Ulesko-Stroganova (18) stellt das Ergebniss ihrer Unter- 
suchungen am Schluss der Arbeit in folgender Weise zusammen. 


536 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Schon am Ende der zweiten oder im Beginn der dritten Woche 
der Schwangerschaft differenzirt sich die Schleimhaut der Gebärmutter 
in zwei Schichten, in die Drüsenschicht und die kompakte Schicht. In 
früheren Zeiten der Schwangerschaft unterscheidet man zwei Arten von 
Deciduagewebe, völlig entwickeltes typisches Deciduagewebe und junges 
Deciduagewebe, das embryonalem Bindegewebe ähnlich ist. In einigen 
Gefässen der kompakten Schicht der Decidua finden sich besondere 
Elemente, die Leukocyten ähnlich sind und zuweilen den ausschliess- 
lichen Inhalt dieser Gefässe bilden. Nicht selten isoliren sich von der 
syncytialen Masse einkernige Elemente und werden von denselben ge- 
wissermassen abgesprengt. Unzweifelhaft kann man Uebergangsformen 
zwischen dem Syncytium und den Zellelementen der Langhans’schen 
Schicht feststellen. Den Elementen des Zottenüberzuges eigenthümlich 
ist das Vermögen, sich in die mütterliche Decidua einzubohren, zu ihren 
Gefässen vorzudringen und deren endotheliale Wände zu eröffnen. In 
früheren Stadien der Schwangerschaft wird die Durchbrechung der Ge- 
fässwände von einem Austritt des mütterlichen Blutes aus den Gefässen 
begleitet. Das Blut verbreitet sich längs der Kanälchen des Syncytium 
und zwischen den Elementen der Langhans’schen Schicht. Auf diese 
Weise entsteht der Zwischenzottenraum in Folge der Kanalisirung des 
Synceytiums und des nachherigen Zerfalls sowohl des Syneytium als auch 
der Zellmassen der Langhans’schen Schicht. Durch die Mitwirkung 
derselben Elemente kommt es zu einer Verschmelzung benachbarter 
Gefässe unter einander, wodurch der Zwischenzottenraum vergrössert 
wird. Später wird die zerstörende Rolle der genannten Elemente ein- 
geschränkt. 

Dieselben eröffnen zwar die Gefässwände und gelangen ins Gefäss- 
lumen, werden aber als unbrauchbare Elemente vom Blutstrom_ fort- 
getragen. Möglicher Weise dienen sie bei allgemeinem Ernährungs- 
verfall und bei Störungen der Bluteirkulation als Ernährungsquelle von 
malignen Umbildungen. 

Nach Vignolo (19) besteht gegen Ende der Schwangerschaft 
jede einzelne Eihülle aus zwei Schichten: das Amnios aus einer Epi- 
thelial- und einer Bindegewebsschicht, das Chorion aus einer Binde- 
gewebs- und einer Ektodermschicht, zuletzt die parietale Decidua aus 
einer kompakten und einer spongiösen Schicht. Diese Hüllen unterliegen 
gegen Ende der Schwangerschaft mehrfachen Rückbildungsprozessen 
nämlich: das Amnios und die Bindegewebsschicht des Chorions einer 
fettigen Entartung — die Ektodermalschicht einer Cellularnecrobiosis — 
die Decidua sogar einer Nekrosis. Verf. kann aber nicht so ohne 


Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 537 


Weiteres diese Degenerationen der Hüllen als einen der geburtserregenden 
Faktoren ansehen. (Herlitzka.) 


In der Einleitung werden von Webster (20) die Schwierigkeiten 
hervorgehoben, welche der Untersuchung der Veränderungen der Uterus- 
schleimhaut in der Schwangerschaft im Wege stehen und auf die ver- 
schiedene Deutung der Befunde hingewiesen. Seit sieben Jahren hat 
Webster die Uterusmukosa vom zweiten Monate an bis zum Ende 
der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett unter- 
sucht, sowie ungefähr 250 Mikrophotographien angefertigt. Diese zum 
grossen Theil der Arbeit beigegebenen Bilder sind mässig gut. 

Er giebt zunächst eine Beschreibung des Epithels, der Drüsen und 
des interglandulären Gewebes in nicht schwangerem Zustande; darauf 
folgt das Verhalten in den einzelnen Monaten. 


Mit sechs Wochen ist die Vera 3—7 mm dick, es besteht ein 
deutlicher Unterschied zwischen kompakter und schwammiger Schicht, 
das Epithel ist grossen Theils erhalten, aber verändert. Wenn andere 
das Fehlen desselben beobachtet haben, so beruht das wahrscheinlich 
auf nicht frischen uud schlecht gehärteten Präparaten. Die Flimmer- 
haare sind ganz verschwunden, die Zellkerne in verschiedenen Stadien 
der Degeneration. Diese Veränderung des Epithels ist wohl bedingt 
durch das rasche Wachsthum des Intercellulargewebes zu decidualer 
Struktur. 


Drüsen zeigen Vergrösserung aber keine Neubildung. Das 
Drüsenepithel ist kubisch oder noch flacher geworden und in Degene- 
ration begriffen, aus einander gezogen, was als mechanische Einwirkung 
des Wachsthums der interglandulären Elemente gedeutet wird. 

Die ausgesprochene Veränderung des interglandulären Ge- 
webes ist die Entwickelung der decidualen Zellen, sie sind rund, oval, 
polygonal, spindelförmig, je nachdem sie im Schnitt getroffen werden, 
mit rundlichen, grossen Kernen. 


Es ist das eine Hyperplasie von präexistirenden, embryonalen, 
zelligen Elementen, auch Zelltheilung findet statt und darum sind zu- 
weilen zwei Kerne vorhanden. Diese Deciduazellen entwickeln sich 
weder aus dem Epithel der Drüsen, noch aus dem Oberflächenepithel, 
noch aus den Leukocyten. 

Gefässe. Stellenweise findet sich enorme Erweiterung der Ka- 
pillaren mit einer einzigen Schicht Endothel. Vorhergehende Men- 
struation ist nicht nothwendig, damit das befruchtete Ei mit der nor- 
malen Schleimhaut in Verbindung treten kann. 


538 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Die Veränderungen im zweiten Monat sind nicht wesentlich. Im 
vierten Monat beträgt die Dicke der Schleimhaut 2—5 mm, das Ober- 
flächenepithel ist verschwunden, die Deciduazellen sind kleiner. Man 
findet in den Sinus Thrombose. Die Intima der Arterien und wahrschein- 
lich auch der Venen ist durch Schwellung des Bindegewebes oder 
Proliferation des Endothels verdickt. Im sechsten Monat ist die Decidua 
1—3 mm dick, es ist hauptsächlich die kompakte Schicht verdünnt, die 
Deciduazellen sind im Durchschnitt kleiner als mit vier Monaten, die 
Sinus in grosser Ausdehnung obliterirt, es sind keine Ueberbleibsel der 
Reflexa vorhanden, das Chorion steht in direkter Verbindung mit 
der Vera. 

Am Ende der Schwangerschaft ist die Decidua 0,75—2 mm dick. 
In vielen Zellen findet sich Degeneration der Kerne. Fibrin von Ex- 
travasaten her findet sich mehr in der Reflexa und Serotina als in 
der Vera. 

In Bezug auf die Decidua reflexa in den ersten zwei Wochen 
beschränkt sich Webster darauf, die Beschreibungen von Reichert 
und Schwabe wiederzugeben, ebenso für die dritte und vierte eine 
solche von Fraenkel. Erst von der sechsten Woche giebt er eigene 
Befunde, es ist ein Unterschied zwischen polarem und basalem Theil 
vorhanden. Am basalen lässt sich eine kompakte und spongiöse Schicht 
unterscheiden, letztere enthält Drüsen, aber weniger zahlreich als die 
spongiöse Schicht der Vera und Serotina, die Drüsen haben kubisches Epi- 
thel. Auf der Innenfläche der Reflexa fand er keine Oeffnungen und auf der 
Aussenfläche wenige. Gegen den Pol hin verschwinden die Drüsen, 
überall sind Gefässe vorhanden, hier und da Extravasate und beginnende 
Koagulationsnekrose Im zweiten Monate nimmt die fibrinöse Degene- 
ration zu und im dritten ist sie so weit fortgeschritten, dass die ur- 
sprüngliche Zellstruktur nur in der Nähe der Basis deutlich ist. Im 
vierten Monate ist die Reflexa eine dünne fibrinöse oder hyaline der 
Vera aufliegende Schicht, da zu dieser Zeit diese letztere keine Dege- 
neration aufweist, sind sie gut zu unterscheiden. Im fünften Monat 
finden sich nur noch Spuren der Reflexa, von denen im sechsten 
Monate nichts mehr vorhanden ist. Ueber die Ursachen des Zugrunde- 
gehens der Reflexa sind verschiedene Hypothesen möglich, mangelhafte 
Ernährung, Blutungen ins Gewebe, welche nachgewiesen sind, können 
daran schuld sein. Nach Fraenkel ist die Degeneration der Zotten 
des Chorion laeve das Primäre. Wo diese zu einer Reflexa-placents 
auswachsen, ist auch wenig fibrinöse Degeneration vorhanden, wie 
Webster bei einem Abort im vierten Monate gefunden hat. Zum 


Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 539 


Theil ist die Zerstörung der Reflexa auf den mechanischen Druck des 
wachsenden Eies zurückzuführen. Was die physiologische Rolle der 
Reflesa betrifft, so scheint sie in der ersten Zeit zur Fixirung des Eies 
zu dienen, zur Ernährung desselben auf dem Wege des Chorion laeve 
trägt sie wohl nur kurze Zeite und in beschränktem Maasse bei. 


Von der Decidua serotina im ersten Monate referirt W eb- 
ster Beschreibungen von Merttens, Schwabe, Kupffer und 
Minot. In der sechsten Woche ist sie 2—3 mm dick, !/—1/s davon 
kommt auf die kompakte Schicht. Das Oberflächenepithel ist ver- 
echwunden. Die Drüsen in der kompakten Schicht sind obliterirt. Die 
Oberfläche der Serotina ist höckerig. Das interglanduläre Gewebe ist 
verschieden, zum Theil finlet man Massen charakteristischer Decidua- 
zellen, an einzelnen Orten beginnende Degeneration, auf der Oberfläche 
der kompakten Schicht Fibrin mit geschrumpften Zellen. In der Vera 
ist die Degeneration diffuser und langsamer als in der Serotina. Die 
Vera in der sechsten Woche zeigt keine Spur von Syncytium, während 
dieses auf der Serotina reichlich vorhanden ist. In der kompakten 
Schicht sind wenig kleine Kapillaren, meist nur weite Sinus, die sich 
zum Theil in die intervillösen Räume öffnen. Die Sinus sind erwei- 
terte Kapillaren, nur entsprechend der Richtung des Blutstromes kann 
man sie ab- oder zuführend nennen. In der Spongiosa finden sich 
gewundene Arterien, an einzelnen lässt sich Endarteritis konstatiren. 


Im vierten Monat ist die Serotina dünner und höckeriger. Die 
Drüsen der Spongiosa sind zusammengedrückt, parallel der Oberfläche 
mit Epithel gefüllt. Die Degeneration des decidualen Gewebes ist fort- 
geschritten, Syneytium findet sich unregelmässig zerstreut in der ganzen 
Decidua und in der zunächst gelegenen Schicht der Muskularis. Die 
Blutsinus sind zahlreicher als in früherer Zeit, man sieht sie zuweilen 
an der Oberfläche mit intervillösen Räumen kommuniziren. 


Im sechsten Monat wird die Serotina dünner und die Zeichen der 
Degeneration nehmen zu, aber sie ist noch am Ende der Schwanger- 
schaft in einer Dicke von !/s—1 mm stellenweise zu finden. 


Die stärkste Entwickelung der Decidua fällt zwischen den zweiten 
und dritten Monat. Die gegen das Ende der Schwangerschaft zuneh- 
mende Verdünnung ist bedingt durch den mechanischen Druck des 
wachsenden Eies. Veränderungen nicht mechanischer Natur sind das 
Verschwinden des Oberflächenepithels und die Degeneration des Ge- 
webes zwischen den Drüsen durch Koagulationsnekrose. Diese ausge- 
eprochene Degeneration findet jedoch nicht in der Vera, sondern nur 


540 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


in der Serotina und Reflexa statt. Fettige Entartung kommt in nor- 
malen Fällen kaum vor. 

Die Absorption der Decidua während der Schwangerschaft findet 
wahrscheinlich statt durch den mütterlichen Blutkreislauf, durch Leuko- 
cyten und durch den fötalen Epiblast. Wir haben aber in der Decidua 
nicht nur Degenerationsvorgänge, sondern auch Wachsthumsvorgänge, 
als deren Vertreter die von Klein sogenannten Ersatzzellen zu be- 
trachten sind; nur auf diese Weise ist es zu erklären, dass am Ende 
der Schwangerschaft noch so viel Decidua vorhanden ist. 

In Bezug auf die frühesten Wechselbeziehungen zwischen Ei und 
Decidua sagt Webster: Der Epiblast scheint das Ei auf der Schleim. 
haut zu befestigen, ob das beim Menschen durch zottenförmige Aus- 
läufer der Zona pellucida geschieht, ist unbestimmt, Die Trabekeln des 
Epiblasts dienen wahrscheinlich als Pfadfinder für die permanenten 
Zotten. Die Nahrungsaufnahme für das junge Ei ist wahrscheinlich 
eine wichtige Funktion des proliferirenden Epiblasts. Das Verschwinden 
des Öberflächenepithels der Serotina und Reflexa ist wahrscheinlich 
durch Phagocythose der äusseren Schicht des Epiblasts zu erklären. 
Die Ansicht, das das Syneytium von dem uterinen Epithel abstamme ist 
absolut unhaltbar. Die Vorgänge am Oberflächen- und Drüsenepithel 
sind regressive und es ist unvernünftig sterbenden Zellen die Wachs- 
thumsenergie zuzumuthen, die nöthig ist, um dem Chorion die aus- 
gedehnte Protoplasmabedeckung zu geben. Die plasmodische Schicht 
der Decidua und die Bedeckung der Chorionzotten sind ohne Zweifel 
epiblastischen, fötalen Ursprungs. Diese plasmodische Schicht dient 
wahrscheinlich zur Herstellung der Verbindung zwischen mütterlichen 
Sinus und Zwischenzottenräumen. Die Zotten selbst tauchen gewöhnlich 
nicht in die mütterlichen Sinus, selten kommt es vor, dass eine Zotte 
in die Oeffnung eines Sinus sich erstreckt. 

Intervillöse Cirkulation. Die Bedeckung der mütterlichen 
Septa, welche man lange mütterliches Endothel nannte, ist in Wirk- 
lichkeit fötaler Epiblast. Es ist richtiger zu sagen, dass zu- und ab- 
führende Gefässe mit den intervillösen Räumen kommuniziren als 
Arterien und Venen; denn auf der Oberfläche der Schleimhaut findet 
man meist nur Kapillaren. Eine der ersten Veränderungen der Schwanger- 
schaft ist die Erweiterung der Capillaren der oberflächlichen Schicht 
der Serotina zu Sinus. Eine systematische Anordnung der Venen und 
Arterien, wie sie beschrieben worden ist, hat Webster nicht gefunden. 
Die intervillöse Cirkulation ist so angeordnet, dass sie von plötzlichen 
Druckschwankungen im mütterlichen Gefässsystem unabhängig ist. Es 


Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 541 


ist wahrscheinlich kein pulsirender Blutstrom, sondern eine gleich- 
mässig fliessende Blutmasse. Die schwächste Bewegung ist offenbar 
am weitesten von den Oeffnungen entfernt, also auf der Oberfläche 
des Chorion. Verschiedenheiten des Widerstandes mögen auch an der 
decidualen Oberfläche sich finden, entsprechend der Zahl und Stellung 
der Oeff'nungen der mütterlichen Sinus. 


Amnion. Wënn das Amnion entsteht ist unbekannt, mit acht (?) 
Tagen findet man noch keines, mit 14 (?) Tagen ist schon eine geschlossene 
Amnionhöble vorhanden. In der zweiten Woche besteht es nach Spee 
aus einer einfachen Schicht flacher Zellen, Epiblast und einer ein- 
facheren Schicht flacher Zellen darüber, Mesoblast. Im ersten Monat 
bildet sich zwischen diesen beiden Schichten eine homogene Matrix 
aus dem Mesothelium. Diese wächst im zweiten Monate. Im vierten 
Monate wird das Epithel kubisch oder säulenförmig und bleibt so bis 
ans Ende. Man findet nur noch wenige Reste eines deutlichen Meso- 
thels, das am Ende der Schwangerschaft fast ganz verschwunden ist. 
Stomata sind von verschiedenen Autoren beschrieben worden, es ist 
schwer eine bestimmte Ansicht darüber sich zu bilden, aber es ist sehr 
wahrscheinlich dass zwischen Epithelzellen kleine Kanäle existiren, 
durch die Flüssigkeit gehen kann. 


Chorion. Beide Schichten sind fötal wie Kastschenko und 
Minot angeben, und nicht beide mütterlich, wie Tafani glaubte, oder 


die eine mütterlich und die andere fötal, wie Turner, Waldeyer 
und Winkler dachten. 


Placentaler Theil des Chorion. In der zweiten Hälfte des 
ersten Monats werden die der Serotina entsprechenden Zotten zahlreicher. 
Bemerkenswerth ist in dieser frühen Zeit die proliferirende Thätigkeit 
der epiblastischen Zottenelemente. Mit sechs Wochen sind die Zotten 
viel zahlreicher und mehr verästelt. Das Bemerkenswertheste am Epithel, 
sowohl der Chorionmembran als der Zotten ist der geringe Bestand der 
Zellschicht, verglichen mit dem oberflächlichen Plasmodium. Die von 
Langhans sogenannten Zellknoten, welche dieser als von mütterlichem 
Gewebe abstammend betrachtet, sind zum Theil Deciduazellen, bestehen 
aber zum Theil auch, wie Kastschenko annahm, aus Zotten. Es 
ist sehr wahrscheinlich, dass das Zottenende mittelst seines Epithels 
deciduales Gewebe absorbiren kann. Vom vierten Monat bis ans Ende 
der Schwangerschaft nimmt die Dichtigkeit des Bindegewebes des Chorion 
zu. Mit 40 Wochen ist die Intima vieler Gefässe verdickt. Das 
Epithel fehlt an manchen Stellen, so dass das Bindegewebe in direktem 


542 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Kontakt mit dem Blut der Zwischenzpttenräume steht. Die Zotten 
sind relativ dünner als früher. 

In Bezug auf den nichtplacentalen Theil des Chorion ist nichts 
aus den Beschreibungen von Webster hervorzuheben. Er erwähnt die 
Verödung der Zotten und ihre allmähliche Verdünnung. 

Weisz (21) stellte an der v. Kezmärszky’schen Klinik zahl- 
reiche genaue Untersuchungen über die Maassverhältnisse des Fötus 
und dessen Adnexa an und kam zu folgenden Resultaten: 

Im 6. Monat betrug die Länge der Frucht 29,3 cm, das Gewicht 
642,5 g, der grösste Kopfumfang 25,5 cm; im 7. Monat: 36,42 cm, 
1001,4 g und 26,71 cm; im 8. Monat: 44,56 cm, 2115,7 g und 
34,64 cm; im 9. Monat: 47 cm, 2702,3 g und 36,05 em: im 10. Monat: 
50,0 cm, 3190,9 g und 37,45 cm. Sümmtliche Maasse vergrösserten 
sich bis zum 8. Tage des Wochenbettes. 

Die Placenta wog im 6. Monat 258,3 g, die Grösse betrug 11,3 
bis 12,5 cm, die Nabelschnur hatte eine Länge von 35,5 cm. Diese 
Maasse betrugen im 7. Monat: 309 g, 13,8—14,5 cm und 37,8 cm; 
im 8. Monat: 483,2 g, 15,3—17,75 cm und 45,3 cm; im 9. Monat: 
536,8 g, 16,4—19,05 cm und 52,9 cm; im 10. Monat: 594,7 g, 16,55 
bis 19,5 cm und 56,6 cm. | 

Die Maasse der Frucht standen in einem gewissen Verhältniss zu 
den Maassen der Mutter. Die Länge der Kinder, deren Mütter kleiner 
als 150 cm waren, betrug 49,44 cm, deren Mütter 150—160 cm 
hoch waren, 49,63 cm und deren Mütter über 160 cm hoch waren, 
50,9 cm. 

Das Alter der Mutter betreffend, fand Weisz, dass 

16—20 Jahre alte Mütter im Durchschnitt 49,30 cm lange Kinder 
aus dem 10. Monat hatten, 

20—30 Jahre alte Mütter im Durchschnitt 48,80 cm lange Kinder 
aus dem 10. Monat hatten, und 

30—40 Jahre alte Mütter im Durchschnitt 50,30 cm lange Kinder 
aus dem 10. Monat hatten. 

Die Gewichtsmaasse betrugen 3221,8 g, 3252,65 g und 3262,5 g. 

Weisz verglich auch die Schädelmaasse der Kinder mit denen 
der Mütter und fand die schon von anderen Autoren betonte Achn- 
lichkeit in der Schädelformation. Bei 50 Neugeborenen konnte er auch 
die Maasse der Väter eruiren und fand die folgenden Daten: 60—70 kg 
schwere Väter hatten die schwersten Kinder; über 70 kg schwere 
jedoch die schwächsten. 


„ Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 543 


Der Schädelbreiten-Index betrug bei den Vätern 83,13, bei den 


Müttern 83,65 und bei den Kindern 82,08; der Stirnbreiten - Index 
74,63, 74,9 und 69,43; schliesslich der dem kleinen Schädelunifang 
entsprechende Index: 86,71, 86,17 und 84,77. (Temesväry.) 


d Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus, 


Diagnostik und Diätetik der Schwangerschaft. 


. Bayer, Uterus und unteres Uterinsegment. Arch. f. Gynäk. Bd. LIV, 


pag. 13. 


. Bodon, K. (Budapest), A szulés idöpontjänak kiszämitäsänöl. (Berech- 


nung des Zeitpunktes der Geburt.) Szül&sznök Lapja. Nr. 4. 
(Temesväry.) 


. Boix et de Noé, Toxicité urinaire chez le cobaye en gestation. Arch. 


générales med. Nr. 9, pag. 257— 263. 


. Boyer, Contributions à l'étude des grossesses multiples et en particulier 


des grossesses multiples univitellines dans une cavité amniotique unique. 
Thèse Paris. 


. Dejorany, De la grossesse double au point de vue médico-légal. Thèse 


Lyon. 


. Dubé, Grossesse et accouchement chez les primipares. Thèse Paris 1896. 
. Floersheim, Les difficultés du diagnostic de la grossesse. Journ. de 


praticiens. 8. Mai. pag. 299. 


. v. Franque, O., Cervix und unteres Uterinsegment. Eine anatomische 


Studie mit zwei Tafeln in Farbendruck und neun in den Text gedruckten 
Figuren. Stuttgart, Enke. 


. Gardner, W. S., The diagnosis of early pregnancy. The amer. journ. 


of obst. and diseases of women and childern. January. pag. 54. 


. Grasset, Un cas de grossesse triple. Le courrier med. 10. oct. 1896, 


pag. 323. 


. Jullieu, Documents statistiqnes concernant l'étude des grossesses gémol- 


aires. Thèse Paris, 24 juil. 
Labadie-Lagrave, Boix et Noé, De la toxicité urinaire dans la 
grossesse. Société de biologie, Séance du 12 déc. 1896, pag. 1044; ref. in 
l’Obstetr. 15. Jan. pag. 58. 


- Leopold, De l'exploration externe. XII. congrès international de sciences 


médicales tenu à Moscou. 19—26 août. 
Levy, M., und Thumin, L., Beitrag zur Verwerthung der Röntgen- 
Strablen in der Geburtshilfe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32, pag. 507. 


. Liscia e Passigli, Contributo allo studio delle modificazioni gravidiche 


urinarie. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 9, pag. 703. 


. Löhlein, H., Ueber Achsendrehung des Uterus, besonders des graviden. 


Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16, pag. 243. 


544 


17. 


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20. 


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29. 


30. 


31. 


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Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Mandl, L, Ueber den feineren Bau der Eileiter während und ausserhalb 
der Schwangerschaft. Mit vier Abbildgn. u. einer Tafel. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft pag. 130. 

Marlio, Des modifications de la pigmentation de la peau au cours de la 
grossesse. These Paris 1896—97. 

Meyer, H., Zwei seltene Auskultationsphänomene bei einer Schwangeren. 
Centralbl. f. Gyn., pag. 904. 

Murray, Is there a positive pressure in the growing pregnant uterus? 
Edinb. med. Journ. Juli, pag. 30. 

— R., Milne. On deflection and rotation of the pregnant puerperal uterus. 
Tbe Edinburgh Med. Journ. June, pag. 160. 

Pagano, La tossicità del sangue materno e fetale nel cane. Arch. delle 
scienze mediche. Vol. XXI, fasc. 7. 

Pels Leusden, Fr., Ueber die serotinalen Riesenzellen und ihre Bezieh- 
ungen zur Regeneration der epithelialen Elemente des Uterus. Mit zwei 
Abbildungen im Text u. Taf. I—IV. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, 
pag. 1. (Die Arbeit von Pels Leusden bezieht sich auf Vorgānge im 
Wochenbett und wird daher in dem betreffenden Abschnitte besprochen 
werden.) 

Perret et Dubrisay, Recherches cliniques sur la mensuration de la 
tête foetale à travers la paroi abdominale. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 266. 


5. Pinard und Varnier, Beckenphotographie und Beckenmessung mittelst 


X-Strahlen. Internat. med. Kongress in Moskau, ref. in der Monatsschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 2114. 

Porak, Grossesse gémellaire à circulation dépendante, les deux enfants 
étant vivants. La méd. moderne. 15. Mai, pag. 305. 

Remy, Diagnostic de la grossesse masquée. Revue med. de l'Est et 
Journ. de med. et chir. prat. 10. Sept. pag. 658. 

Sapelli, Contributo allo studio del ricambio materiale nella gravidanza. 
Rivista di Ost., Gin. e Ped. Torino, Nr. 8, pag. 241. 

Stewart, R. W., Toxicity of urine of last month of pregnancy. Amer. 
Journ. of obst. and diseases of women and children. Sept. pag. 339. 
Tridondani, La diagnosi di sede dell’ inserzione placentare. Ann. di 
ost. et Gin. Juni, pag. 425; ref. in l’Obstetr. v. 15. Nov. pag. 544. 
Varnier, Pelvigraphie et Pelvimetrie par les rayons X. Ann. de Gyn. 
et d’Obst. Tom. XLVIII, Okt, pag. 361. 

Wild, Untersuchungen über den Hämoglobingehalt und die Anzahl der 
rothen und weissen Blutkörperchen bei Schwangeren und Wöchnerinnen. 
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 363. 


Bayer (1) antwortet auf von Franqué’s Arbeit „Uterus und 


unteres Uterinsegment“ sowie auf die Erwiderungen von Lahs und 
anderen gegen seine früherere Publikation über den Bau des Uterus. 
Der Inhalt der Arbeit ist daher zum Theil polemisch. Er sagt: 
„Ohne mikroskopische Untersuchungen und Messungen der Cervixfasern 
lässt sich einem Gefrierschnitt nun und nimmer mit Sicherheit ansehen, 


Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 545 


ob die Cervix entfaltet ist oder nicht.“ Da nun von Franqu& keine 
solche Messungen vorgenommen hat, hält er seine Untersuchungen zur 
Lösung der Frage über die Entstehung des unteren Uterinsegments für 
ungeeignet. Er selbst hat ca. 30000 Messungen von Fasern am Uterus 
vorgenommen und hält sich daher für die Beurtheilung der Frage 
competenter. Man muss unterscheiden: 1. normale Fälle mit 
Hypertrophie der Cervix in der Schwangerschaft und Entfaltung ihres 
oberen Theils zu einem unteren Uterinsegment; 2. abnormale Fälle, 
mangelnde oder sehr geringe Entfaltung des oberen ÜUervixabschnittes. 
Es kommt dann nicht zur Bildung eines typischen unteren Üterinseg- 
ments, der kontraktionsfähige Theil des Uterus reicht bis in die Nähe 
der Eispitze, 

Bei Placenta praevia haben wir, wenn sich die Cervix normal 
entfaltet hat, Blutungen in der Schwangerschaft, oft vorzeitige Geburt, 
Hypertrophie der Cervixfasern, gute Prognose für die Geburt; bei 
schlechter Entfaltung der Cervix keine Blutungen in der Schwanger- 
schaft, rechtzeitige Geburt, keine Cervixhypertrophie, ungünstige Ge- 
burtsprognose. Das Schlussresultat gipfelt in dem Satz: „Das eine 
Mal entfaltet sich die Cervix, das andere Mal nicht.“ 

von Franqu& (8) beschreibt 34 Präparate von schwangeren 
und nicht schwangeren Uteri im Hinblick auf die im Titel angegebenen 
Verhältnisse. Folgendes sind die Resultate, zu denen er gelangt: Zu 
jeder Zeit ist man berechtigt, ein Os internum anzunehmen, das dort 
liegt, wo die typische Schleimhaut und das typische Parenchym des 
Cervix aufhört und die Mucosa uteri sich in der Schwangerschaft zu 
Decidua verwandelt. Die Entwickelung des unteren Uterinsegments 
hängt nicht von derjenigen der Cervix ab, sondern hauptsächlich von 
der Wehenthätigkeit und ausserdem von der Entwickelung desjenigen 
Theils des Corpus uteri, aus dem sich in der Schwangerschaft das 
untere Üterinsegment bildet. 

In Bezug auf das Verbältniss zum Bauchfell kann man an der 
nicht schwangeren Gebärmutter sehr gut die Umschlagfalte von der 
festen Anheftung unterscheiden. Letztere ist immer höher als der 
innere Muttermund, erstere sehr oft unterhalb, oft gleich hoch, selten 
oberhalb desselben. Hinten dagegen ist die Unterscheidung zwischen 
fester und lockerer Anheftung des Bauchfells nicht leicht. In der 
Schwangerschaft schiebt sich die Blase mitunter zwischen Peritoneum 
und Uteruswand in das lockere Zellgewebe, so dass die Umschlagfalte 
böher zu liegen kommt, meistens ist das aber nicht der Fall, sondern 
die Verhältnisse bleiben denen ausserhalb der Schwangerschaft gleich. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 35 


546 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


Die von Fehling angenommene innige Verbindung von Cervix 
und Blasengrund während der Schwangerschaft besteht oft nicht. 
Das Verhältniss von Uterus und Blase in dieser Zeit ist überhaupt 
variabel, z. B. trifft es nicht immer zu, dass die Blase schon im 
neunten oder zehnten Monat in die Bauchhöhle tritt, nicht einmal im 
Beginn der Geburt ist das immer der Fall. 

Bei jeder Geburt bildet sich ein „unteres Uterinsegment“, nach 
oben begrenzt durch die feste Anheftung des Bauchfells, nach unten 
dureh den Beginn von Cervixschleimhaut und Substanz. Die Aus- 
dehnung desselben und .die Bildung des Kontraktionsrings an seiner 
oberen Grenze hängt von der Geburtsarbeit ab. Die Innenfläche des 
unteren Uterinsegments ist von Decidua bekleidet und nicht von 
Cervixschleimhaut, während die Cervix hyperplastische aber sonst un- 
veränderte Schleimhaut besitzt. Die Cervix uteri bleibt gewöhnlich 
bis zum Beginn der Schwangerschaft erhalten und der innere Mutter- 
mund geschlossen. Der Müller’sche Ring fällt während der Schwanger- 
schaft mit dem inneren Muttermund zusammen; im Verlauf der Geburt 
eine Grenze zwischen entfaltetem und noch nicht entfaltetem Cervix 
anzunehmen, ist überflüssig. 

Gardner (9) hält die Diagnose einer Schwangerschaft vom zweiten 
Monate an unter gewöhnlichen Verhältnissen für leicht. 

Das Brechen am Morgen hat nur Werth, wenn es bei Personen 
mit gesundem Magen an dem Tage beginnt, wo die Regel hätte ein- 
treten sollen. Die Veränderungen an den Brüsten sind nur bei Erst- 
geschwängerten bewerthbar. Weichheit der Portio fehlt nie ausser 
bei Narben. 

Dem Hegar’schen Zeichen wird kein grosser Werth beigemessen. 

1892 haben Chambrelent und Dement gefunden, dass die 
Toxicität des Urins in den letzten Monaten der Schwangerschaft unter 
der normalen Höhe sei. Die Untersuchungen von Labadie-Lagrave, 
Boix und No& (12) bestätigen dies und erweitern diesen Befund für 
die ganze Dauer der Schwangerschaft. Vom zweiten Monate an sinkt 
der Koeffizient der Giftigkeit des Urins, das Mittel beträgt 0,338. Im 
dritten Monate fällt er noch weiter und bleibt bis ans Ende gleich, 
d. h. ungefähr 0,217. Nach der Geburt bleibt die Toxicität niedrig 
und erreicht ungefähr nach zwei Monaten wieder die Norm. Die Toxi- 
cität könnte demnach zur Frühdiagnose der Schwangerschaft benützt 
werden. Erklärt wird die Erscheinung durch vermehrte funktionelle 
Thätigkeit der Leber, welche mehr der autochthonen Gifte zerstört, die 
die Entwickelung des Embryos hindern könnten. Sobald die Leber- 


Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 547 


zellen aus irgend einem Grunde ihrer Aufgabe nicht mehr gewachsen 
sind, wird der Urin hypertoxisch. Die Hypertoxicität haben die Verff. 
bei drei Schwangeren gefunden, welche Zeichen ungenügender Leber- 
funktion darboten (Urobilinurie, Glykosurie). Diese Beobachtungen 
können zur Erklärung der Eklampsie dienen. Sind die Nieren krank, 
funktionirt aber die Leber gut, so kommt es nicht zur Eklampsie, 
ebenso, wenn bei ungenügender Funktion die Leber und Nieren gesund 
bleiben. Ist aber eines dieser Organe schon krank und kommt die In- 
sufficienz des andern dazu, so entsteht Eklampsie. Diese entsteht also 
nur, wenn zu kranken Nieren ungenügende Funktion der Leber hinzu 
kommt und meistens wird die Erkrankung der Nieren durch Toxine 
bewirkt, welche die Leber nicht zerstört hat. 

Die Beobachtung, dass der Koeffizient der Giftigkeit des Urins 
auch nach der Geburt tief bleibt, erklärt das Auftreten der Eklampsie 
ım Wochenbett. 

Levy und Thumin (14) haben bei einer Belichtungsdauer von 
2—5 Minuten auch in weit fortgeschrittener Schwangerschaft deutliche 
Bilder des ganzen Beckens durch Röntgenstrahlen erhalten. 

Die Bilder sind jedoch perspektivisch verzerrt. Zur Bestimmung 
der Conjugata ist deshalb eine Rechnung nöthig, die hier nicht aus- 
fübrlich wiedergegeben werden kann und ausserdem ein Apparat, der 
aus einer Grundplatte und zwei vertikalen Ständern besteht. Die Be- 
rechnungsweise des queren Durchmessers des Beckeneingangs und Aus- 
gangs wird ebenfalls angegeben. 

Löhlein (16) erwähnt in seiner Arbeit, welche sich hauptsäch- 
lich auf Torsion des Uterus durch Övarialtumoren bezieht, dass in 
der Schwangerschaft die physiologische Achsen -Drehung der Gebär- 
mutter mit der linken Kante nach vorn zweimal in seiner Klinik zu- 
erst vom Assistenzarzt für ektopische Gravidität gehalten worden sei. 
Die linke Kante imponirte als etwas vergrösserter Uterus, das nach 
rechts gebeugte Corpus als extrauteriner Fruchtsack. Untersuchung 
per rectum in Narkose klärte die Verhältnisse auf. 

Mandl (17) hat an sieben durch Totalexatirpation der schwangeren 
Gebärmutter gewonnenen Präparaten die Tuben untersucht. Eine ge- 
ringe Verlängerung durch Streckung findet statt, dagegen keine sicht- 
bare Zunahme des Umfangs und keine auffallende Zunahme von Schleim- 
haut und Muskulatur. Verbreiterung einzelner Tubenfalten, nicht nur 
der Hautfalte hat er einige Male gefunden. Durch den Reiz der 
Schwangerschaft kommt es zu einer deciduartigen Umwandlung der 
Bindegewebszellen. Das Stratum circulare der Muskulatur ist so an- 

35* 


548 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


geordnet, dass die Bündel sich in aufeinander folgenden Lagen. unter 
mehr oder weniger spitzen Winkeln kreuzen. Durch Kontraktionen 
dieser Muskeln aber können wurmartige Bewegungen entstehen, welche 
wahrscheinlich mit dem Flimmerstrom die Weiterbewegung des Eies 
bewerkstelligen. 


Meyer (19) bat zwei mal bei Graviden resp. Gebärenden Töne 
gehört, welche den Herztönen ähnlich waren, aber nur kurze Zeit 
dauerten. Das Pochen war sehr frequent, ca. 250—300 Schläge in 
der Minute und unterhalb des Nabels zu hören. Das eine der Kinder 
zeigte kurz nach der Geburt Unterkieferzittern von ähnlichem Rythmus 
und Dauer, weshalb er geneigt ist, dieses Zittern als die Ursache des 
Geräusches anzusehen. 


Aus seinen Versuchen an Hündinnen schliesst Pagani (22), 
dass das fötale Blut die Eigenschaft, die Samenkörper oder die rothen 
Blutkörperchen zu zerstören, nicht besitzt. Diese aber erscheint wenige 
Stunden nach der Geburt und steigt schnell, so dass sie in acht Tagen 
grösser als die des mütterlichen Blutes ist. Die Placenta lässt einige 
Substanzen nicht durch, während sie anderen, sehr ähnlichen keinen 
Widerstand leistet. (Herlitzka.) 


Messungen von 150 Köpfen durch Perret et Dubrisay (24) 
haben ergeben, dass in den drei letzten Monaten der Schwangerschaft 
der Unterschied zwischen geradem und biparietalem Durchmesser des 
Kindskopfes durchschnittlich 25 mm beträgt, die man von ersterem ab- 
ziehen muss, um letzteren zu erhalten. Das Verfahren wurde 16 mal 
bei Schwangeren angewendet, davon sind zwei Fälle wegen besonderer 
Schwierigkeiten auszuscheiden, von den übrigen 14 Fällen ergab die 
Kontrolle am Kopfe des geborenen Kindes 24 Stunden nach der Ge- 
burt, dass 4 mal das Maass richtig war, 2 mal ein Irrthum von 2 mm 
zu viel, 8mal ein Irrthum von 1 mm zu wenig vorhanden war. Mit 
70 Fällen, die Perret in seiner Dissertation beschrieben hat, macht 
das 84 Beobachtungen, bei denen der Irrthum nicht mehr als 1—2 mm 
plus oder minus betragen hat; 3 mal wurde, gestützt auf diese Messung 
die künstliche Frühgeburt eingeleitet. 

Die Mittheilungen von Pinard und Varnier (25) sind im Wesent- 
lichen eine Wiederholung der Arbeit dieses letzteren in den Annales 
d’obstetrique et de gynécologie, die weiter unten referirt ist. 


Sapelli (28) unterwarf sieben gesunde und starke Schwangere 
während 1, 2 oder 3 der letzten Schwangerschaftsmonaten der folgen- 
den Diät: 140 g Brot, 150 g Suppe, 2 Eier, 1 Liter Milch, 350 g 


Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 549 


Fleisch, 150 g Gemüse, 16 Centiliter Wein und beobachtete, dass 
während der Schwangerschaft eine erhebliche Verminderung des Krea- 
tinin, welche gegen das Ende noch grösser wird, stattfindet. Dieses 
vermehrt oder vermindert sich gleichen Schrittes mit dem Urin. Verf. 
schliesst, dass während der Schwangerschaft im mütterlichen Organis- 
mus die azotirten Substanzen zu Gunsten des Fötus erspart werden. 
(Herlitzka.) 
Stewart (29) hat Experimente mit dem Urin Schwangerer vor- 
genommen, um die Toxicität desselben zu prüfen. Der Urin wurde 
gekocht, mit doppeltkohlensaurem Natron neutralisirt, und erwärmt in 
die Bauchhöhle von Kaninchen in wechselnder Quantität eingespritzt. 
In gleicher Weise wurden Kontrollversuche mit dem Urin Nicht- 
schwangerer gemacht. Das Resultat ist, dass der Urin Schwangerer 
im letzten Monate keine besondere Toxicität besitzt, dass aber im Urin 
des Weibes überhaupt ein heftiges toxisches Prinzip sich findet, denn 
ein grosser Theil der Thiere ging zu Grunde. Weitere Schlüsse will 
Stewart vorläufig nicht aus seinen Experimenten ziehen, 
Tridondani (30) sagt folgendes: Die Placenta sitzthinten 
oben, wenn die Adnexe sich auf der vorderen Fläche des Uterus 
nden, die Insertionspunkte derselben vom oberen Rand des Organs 
entfernt sind, ihre Lage nach aussen schief ist, der Uterus in seinem 
oberen und hinteren Theil konvexe Form zeigt, dagegen an der Vorder- 
fäche flach ist, wenn man vorn deutlich Kindstheile, Kindesbewegungen 
und Herztöne findet. Die Placenta sitzt hinten unten wenn die 
Verhältnisse sind wie oben, aber wenn die Adnexe nahe am oberen 
Rand des Uterus inseriren und der Fundus etwas konvex ist. Die 
Placenta sitzt vorn und oben, wenn Tuben und runde Mutterbänder 
seitlich, vertikal, parallel der Längsachse des Uterus verlaufen, ihre 
Insertionspunkte divergiren und vom oberen Rand des Fundus ent- 
fernt sind, wenn der obere Theil der Vorderfläche des Uterus convex 
ist und vorsteht und wenn man im oberen Viertel wenig Kindestheile, 
Kindesbewegungen und Herztöne wahrnimmt. Die Placenta sitzt 
vorn und unten bei denselben Verhältnissen, jedoch mit der In- 
serion der Tuben und Lig. rotundae nahe dem oberen Rand des 
Uterus, der eine ebene Oberfläche darbietet. Wenn die Placenta im 
Fundus sitzt, so ist dieser Theil konvex, halbkugelig, die Adnexe 
Inseriren sehr tief, im oberen Theil fühlt man die Kindestheile schlecht. 
Bt die Placenta seitlich, so ist die Oberfläche des Uterus stark 
vorgewölbt auf der Seite der Placenta, ebenda sind die Insertions- 
stellen der Adnexe sehr hoch, während sie auf der anderen Seite an 


550 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität. 


der normalen Stelle bleiben. Der Uterus ist auf der Seite der Pla- 
centa wie abgewichen und schief. Tridondani glaubt, die Placenta 
sitze am häufigsten hinten, während Cuzzi glaubt, sie sei öfter vorn, 
am seltensten ist sie seitlich. Die Statistik des Autors ergiebt, wie 
die von Leopold, dass der Sitz der Placenta an der binteren Wand 
konstanter bei Mehrgebärenden als bei Erstgebärenden ist. Die Ab- 
lösung an der vorderen Wand scheint schwieriger zu erfolgen und 
giebt eher zu Blutungen Anlass. Die Insertion hinten wäre also die 
normale, physiologische. 

Die Experimente Varnier’s (32) haben ergeben, dass die Ex- 
positionszeit 2 Min. für je 1 cm Dicke des zu durchdringenden Körpers 
betragen soll, also bei den zu seinen Versuchen benutzten Frauen 
30—40 Minuten. Es war denselben möglich, so lange unbeweglich 
zu bleiben. Die Radioskopie d. h. die direkte Betrachtung auf dem 
Platincyanürschirm hat sogar bei mageren und nicht schwangeren 
Individuen nichts ergeben. Die Radiographie d. b. die Photographie 
hat bei Frauen in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft nichts 
brauchbares ergeben. Nur bei nicht Schwangeren oder bei Graviden 
vor dem sechsten Monat ist die Pelvigraphie möglich. Verf. hat bei 
solchen Frauen 15mal brauchbare Clichés erhalten von normalen, 
symmetrischen und asymmetrischen Becken. Auch die Beckenmessung 
ist auf diese Weise möglich, wenn man durch Photographie von 
trockenen Becken Normalsilhouetten darstellt, die man mit den Sil- 
houetten der lebenden Frauen vergleichen kann. Man kann auf diese 
Weise bis auf 2—3 mm genau messen: die Entfernung der Spin. post. 
sup., die Breite des Sacrums, die Entfernung der Proc. spinos. der Kreuz- 
wirbel von der Spin. post. sup., die Entfernung der Mitte des Pro- 
montoriums von der Symphys. sacroiliac. ` 

Man kann auf gleiche Weise ziemlich genau den queren Durch- 
messer des Beckeneingangs schätzen, indem man 2 cm vom Radio- 
gramm abzieht. Endlich kann man Bilder des Arcus pubis und 
des queren Durchmessers des Beckenausgangs erhalten. Zur Her- 
stellung dieser letzteren bringt man die zu messende Person in sitzende 
Stellung, so dass die Tubera ischii die Platte berühren. 

Wild (32) hat in den letzten Wochen der Schwangerschaft eine 
leichte Zunahme des Hämoglobins und der rothen Blutkörperchen ge- 
funden, sowie eine sehr beträchtliche Zunahme der weissen Blutkörper- 
chen im Verhältniss zu den rothen. Der Blutverlust bei der Geburt 
vermindert die Menge des Hämoglobins und die Zahl der rothen 
Blutkörperchen, letztere nicht bedeutend, weil neue entstehen. Im 


Physiologie der Geburt. 551 


Wochenbett nehmen die rothen Blutkörperchen und das Hämoglobin 
zu, die weissen ab. Das Säugen beeinflusst die Blutbeschaffenheit in 
günstiger Weise. 





IV. 


Physiologie der Geburt. 


Referent: Privatdocent Dr. M. Walthard. 


a) Die verschiedenen Kindeslagen. 


L Cameron, Rapports de l’attitude du foetus avec l'utérus et le placenta. 
XII. Congres des sciences médicales a Moscou. Ann. de Gyn. pag. 460. 

2. Jullien, J., Documents statistiques concernant l'étude des grossesses 
gémellaires. Thèse de Paris, 15 Rue Racine, Henri Jouve. 

3. Leonhardt, F., Ueber die Kindeslagen bei Zwillingsgeburten. Dissert. 
Leipzig. 

4. Schaper, Charles, Face presentation. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI, 
Nr. 1. 


Jullien (2) kommt an Hand einer statistischen Untersuchung 
zuähnlichen Resultaten anderer Autoren. Seine Schlüsse sind folgende: 

1. Was die Kindeslagen und den Geburtseintritt bei 
Zwillingsschwangerschaft anbelangt: 

Der Geburtsbeginn der Zwillingsschwangerschaften tritt im Allge- 
meinen früher ein als bei Einkindschwangerschaften und meist im Laufe 
des IX. Monates. — Die Kindeslagen sind meist Kopflagen oder einer von 
beiden, meist der zweite Zwilling stellt sich in Beckenendlage zur Geburt, 
Das Vorkommen von zwei Beckenendlagen ist sehr selten. 

Die Arbeit umfasst die mehrfachen Schwangerschaften vom 1. Januar 
1835 bis 1. Januar 1897 d. h. von 62 Jahren mit 471 Fällen. Unter 
diesen 471 mehrfachen Schwangerschaften waren 464 Zwillingsschwanger- 
schaften und 7 Drillingsschwangerschaften auf 53303 Geburten während 


552 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


des nämlichen Zeitraumes. Das Verhältniss ist demnach 1 Zwillings- 
schwangerschaft auf 113 Einkindschwangerschaften, 1 Drillingsschwanger- 
schaft auf 7614 Einkindschwangerschaften. Von den mehrfachen 
Schwangerschaften kamen zur Geburt 
2 Fälle im III. Monat 
8 >» » IV , 
12. 9, a V. 5% 
24 nn VL , 
DR „ p» VIL bis VII!j2 Monat 
105 „ „ VII „ VII. ʻ 
144 „ „ VII „ Ni" , 
110 „ „ VIII „ IX. e 

Ueber die Kindeslagen giebt Verf. folgende Detailangaben: 

Im 9. Monat kamen 109 Fälle in Kopflage, 55 Fälle in Beckenend- 
lage beider Kinder und 128 Fälle in Kopflage des 1. und in Becken- 
endlage des 2. Kindes zur Geburt. 

Im 9. Monat kamen 48 Fälle in Beckenendlage des 1., Kopflage 
des 2. Zwillings, 2 Fälle in Querlage des 1. Fötus und 24 Fälle in 
Querlage des 2. Fötus zur Geburt. 

Die seltenste Lage ist die Gesichtslage bei mehrfachen Schwanger- 
schaften, dieselbe wurde nur 8 mal beobachtet und zwar beim 2. Zwilling 
6mal nach Hinterhauptslage und 2mal nach Beckenendlage. 


b) Diagnose der Geburt. 


1. Ahlfeld, Zur Diagnose der Zwillingsschwangerschaft. Zeitschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. XXXV, Heft 2, pag. 180. 

2. Boyer, Contribution à l'étude des grossesses multiples (en particulier 
des grossesses multiples univitellines) dans une cavité amniotique unique. 
Thèse de Paris. 

3. Budin, Presentation d'une radiographie de basin oblique ovulaire. 12. 
Congrès des sciences médicales de Moscou. Ann. de Gyn. et d'Obstétr. 
Oktober, pag. 360. 

4. Gonstans, Contribution à l'étude des principaux moyens destinés à évaluer 
le volume du foetus dans la cavité utérine. Thèse de Paris. 

4a.Clark, F. S., Pelvimetry: its Value in Obstetrics. Ann. of Gyn. and 
Ped. Vol. X, July, pag. 590. 

5. Denys, Étude critique sur les differents procédés de mensuration de la 
tête foetale pendant la vie intra-utérine. Thèse de Paris. 

6. Dornberg, Die Verwendung der Röntgen -Strahlen in der Geburtshilfe. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 35. 


-J 


(ip 


II. 


12. 


13. 


14. 


Diagnose der Geburt. 553 


. Dubrisay, Mensuration de la tête foetale à travers la paroi abdominale. 


Ann. de Gyn. et d’Obst. Avril. Tom. XLVII, pag. 416. 


. Duvae Douglas, F., Palpation of the foetal heart impulses in pregnancy. 


Bull. of the John Hopkins Hosp. Vol. VIII, Nr. 79. 


. Frazer, F., Vagitus uterinus. Lancet, 20. Februar. (An den Kopf des ` 


ersten Zwillings legte man die Zange an. Bei der ersten Traktion hörten 
Aerzte und Wärterin deutlich schreien, was sich noch mehrmals wieder- 
holte. Der zweite Zwilling wurde spontan geboren; beide Kinder lebten.) 


. Knapp, L. (Prag), Ueber die Verwendbarkeit des Phonendoskops von 


Bianchi und Bazzi in der Geburtshilfe. Prager med. Wochenschr. 1896, 
Nr. 46. (Nachtrag.) 

— Aceton im Harne Schwangerer und Gebärender als Zeichen des intra- 
uterinen Fruchttodes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 16, pag. 417. 

Klien, R., Zur Messung des Beckenausganges. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, 
pag. 131. (Eine Erwiderung polemischer Natur gegenüber Scheidt in 
Marburg.) 

Leopold, Ueber äussere Untersuchungsmethoden. Vom XII. internat. 
med. Kongress zu Moskau. Sitzung v. 21. August Vormittags. Ref. nach 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, pag. 1135. 

Levy, M., u. Tumin, L., Beitrag zur Verwerthung der Röntgenstrahlen 
in der Geburtshilfe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32. 


. Peret et Dubrisay, Recherches cliniques sur la mensuration de la tête 


foetale à travers la paroi abdominale. Congrés de la société obstetr. de 
France. L’Obstetr. 15. Mai, pag. 266. (In 16 Fällen wurde der biparietale 
Durchmesser durch Subtraktion von 25 mm vom direkt gemessenen occipito- 
frontalen Durchmesser berechnet und die erhaltenen Maasse mit den Maassen 
24 Stunden p. p. verglichen. Zweimal konnte der occipito-frontale Durch- 
messer nicht bestimmt werden. Zweimal wurden 2 mm zu viel, acht mal 
l mm zu wenig gemessen and nur vier mal wurde exakt gemessen.) 


. Pinard u. Varnier (Paris), Ueber Beckenphotographie und Beckenmes- 


sung mittelst X-Strahlen. Vom XII. internat. med. Kongress zu Moskau. 
Sitzung v. 28. August Vormittags. Ref. nach Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, 
pag. 1145. 


. Thorn, W., Vagitus uterinus und erster Athemzug. Sammig. klin. Vor- 


träge. N. F. Nr. 189. Ref. nach dem Centralbl. f. Gyn. pag. 285. Leipzig, 
Breitkopf & Härtel. 


Nachdem Pinard und Varnier (Paris) (16) schon im April 1896 


gezeigt hatten, dass man an der Leiche mit Hilfe der X-Strablen ein 
genaues Bild des Beckens und der Wirbelsäule erhalten kann (durch 
die Weichtheile hindurch, welche das Becken umschliessen und welche 
von ihm umschlossen werden), hatten sie ferner bewiesen, dass man so 
die Diagnose Symmetrie oder Asymmetrie des Beckens feststellen kann. 
Da aber eine dreistündige Exposition erforderlich war, musste man 
auf Versuche an der lebenden Frau verzichten. 


554 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Mit den Fortschritten der Technik konnten klinische Versuche an- 
gestellt werden; um gute Bilder zu erhalten, war aber die nothwendige 
Voraussetzung, dass das Verhältniss zwischen Platte, Lichtquelle und 


-Gegenstand ein ganz bestimmtes sei. Varnier giebt die technischen 


Einzelheiten an, die zur Aufnahme nothwendig sind, die vor allem 
darin bestehen, dass die Frau die Beine an einander, in Rücken- 
lage sich befindet, die Platte wird unter das Gesäss geschoben, wobei 
darauf zu achten ist, dass sie symmetrisch liegt und ca. 5 cm unter 
die Vulva herabreicht. Die Expositionsdauer beträgt nur zwei Minuten. 
Die Entwickelung muss langsam ausgeführt werden, trotzdem verliert 
der Abzug des Bildes an Schärfe, man studirt daher am besten die 
Platte selbst in verdunkeltem Zimmer. Die Resultate, zu denen Var- 
nier gelangt, sind folgende: die Radioskopie, d. h. die direkte Betrach- 
tung auf dem Schirm hat selbst bei mageren und nicht schwangeren 
Frauen keine guten Resultate ergeben, auch die Radiographie gelang bei 
Frauen, welche sich in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft befanden, 
nur unvollkommen. Wohl aber lässt sie sich bei nicht schwangeren 
Frauen ausführen. Varnier zeigt 15 Abzüge seiner Sammlung, welche 
beweisen, dass man in allen Fällen ein genaues Bild des Beckens und 
seiner Verbindung mit Schenkel und Wirbelsäule erhalten kann, das 
uns eine eben so gute Uebersicht giebt, wie wenn wir das skeletirte 
Becken betrachten. Man kann also in klinisch zweifelhaften Fällen 
mit Hilfe der Beckenradiographie bestimmen, ob ein Becken symme- 
trisch ist oder nicht; es lässt sich ferner der Grund und der Sitz der 
Asymmetrie, das Vorhandensein oder Fehlen einer Atrophie oder An- 
kylose im Sacroiliacalgelenk, auch die Diagnose der Spondylolisthesis so 
stellen; auch über den Zustand der Symphyse kann man sich mit Hilfe 
der Beckenradiographie unterrichten und beweisen, ob nach einer Sym- 
physeotomie eine Trennung geblieben ist oder nicht. Auch Beckenmes- 
sungen kann man so vornehmen, indem man das Bild, welches das 
Becken der lebenden Frau ergiebt, mit Aufnahmen von skeletirten Becken 
mit bekannten Maassen vergleicht und nach dem Befund können wir die 
Prognose für kommende Geburten stellen. Aber auch ohne Vergleich 
kann man folgende Maasse bis auf 2—3 mm genau bestimmen: 

1. Die Distantia spin. posterior superior. 

2. Die Breite des Os sacrum. 

3. Die Entfernung von der Crista spinosa lumbosacralis bis zur 
Spin. iliac. poster. super. 

4. Die Entfernung von der Mitte des Promontoriuns bis zur Sym- 
physis sacroiliaca. | 


Diagnose der Geburt. 555 


Diese Durchmesser, die sonst schwer festzustellen sind, sind äusserst 
wichtig für die Bestimmung des asymmetrisch schräg verengten Beckens. 

Auch den queren Durchmesser des Beckeneinganges kann man 
direkt bestimmen, indem man 2cm von dem Maasse der Photographie 
abzieht. 

Constans (4) bespricht die verschiedenen Methoden, welche zur 
Bestimmung des Volums des kindlichen Kopfes angegeben worden sind. 
Er verwirft zunächst die Fehling’sche Methode, wonach aus der Distanz 
der beiden Fontanellen auf die Grösse des kindlichen Kopfes ge- 
schlossen wird. Wird die Zange angelegt, so schliesst Duncan aus 
der Distanz der Zangengriffe auf den Durchmesser der betreffenden 
Schädelstelle. Auch dieses Verfahren giebt keine genauen Resultate. 
Verf. beschreibt die Methode von Farabeuf, welche die Querdurch- 
messer des kindlichen Schädels exakt zu messen gestattet und erörtert 
dann die Frage der Bestimmung der Conjugata vera. Wie viele Centi- 
meter sollen von der Conjugata diagonalis abgezogen werden? Es soll 
um so mehr abgezogen werden, als die Symphyse hoch ist, das Pro- 
monterrum hoch steht und die Beckeuneigung eine geringere ist. Am 
Schlusse seiner Besprechung kommt Verf. zur Ueberzeugung, dass so- 
wohl in der Gravidität als unter der Geburt die exakte Messung des 
kindlichen Schädels auf grosse Schwierigkeiten stösst und dass man 
auch bei annähernd exakter Messung Irrthümer bezüglich Festigkeit 
der kindlichen Kopfknochen sowie. der Conjugata vera begehen kann. 

Dubrisay (7) misst mit dem Kephalometer von Budin die 
vorspringenden Punkte der Stirne und des Oceiput, zieht von dieser 
Länge die Dicke der Bauchdecken ab und erhält so den F. O. Durch- 
messer. Zieht man von der Länge des F. O. 2,5 cm ab, so erhält 
man den biparietalen Durchmesser. Auf 16 Messungen ergab die 
Kontrollmessung 24 Stunden nach der Geburt 14mal eine Ueberein- 
stimmung mit dem ersten Maasse. In der Diskussion hebt Fochier 
hervor, dass beim platten Becken der Kopf sich nicht mit dem biparietalen 
Durchmesser einstelle und dessen Kenntniss demnach unnütz sei. Ausser- 
dem solle man die Kompressibilität des Kopfes nicht vergessen. 

Denys (5) hält die Schätzung des Diameter biparietalis des 
kindlichen Kopfes in graviditate et partu für ungenügend, wenn die 
länge dieses Durchmessers nach der Zeit der Schwangerschaft be- 
stimmt wird. Seine Gründe sind folgende: 1. Die Zeit der Schwanger- 
schaft kann nur in einer Grenze von einem Monat bestimmt werden, 
denn die Befruchtung des Eies findet nicht immer wie gewöhnlich an- 
genommen wird fünf Tage nach den letzten Menses statt, sondern auch 


556 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


wenige Tage vor den zum ersten Male ausgebliebenen Menses. Aus 
diesem Grunde können Irrthümer in der Schätzung des biparietalen 
Durchmessers von 9—10 mm vorkommen. Ausserdem nimmt die Länge 
des biparietalen Durchmessers zu mit der Grösse des Kindes; Knaben 
haben grössere Köpfe wie Mädchen; bei Beckenendlagen ist der parietale 
Durchmesser länger wie bei Kopflagen. Noch viel unsicherer scheint 
die Methode der Schätzung des biparietalen Durchmessers nach dem 
Gewicht des Fötus. Die Tabelle, welche von Hecker, Ribemont 
und Lepage konstruirt wurde, giebt keineswegs sichere Resultate. 
Abgesehen davon, dass das Gewicht des Fötus gar nicht immer der 
Zeit der Schwangerschaft entspricht, kommt es auch vor, dass Föten 
von bestimmtem gleichem Gewicht in der Länge des biparietalen Durch- 
messers um 2 cm differiren können. 

Ahlfeld’s Methode der Berechnung des biparietalen und bitem- 
poralen Durchmessers aus der Länge des Fötus bei direkter Messung 
dieser Länge ist öfters nicht anzuwenden aus folgenden Gründen: 
1. kann das obere Ende des Fötus nicht genau fixirt werden bei 
starker Spannung der Bauchdecken und Uteruswand; 2. kann das untere 
Ende nicht bestimmt werden bei hochstehendem vorangehendem Theil, 
was namentlich bei engem Becken häufig vorkommt. Ausserdem ist die 
Distanz vom Coccyx bis zum Scheitel des Fötus von der Haltung des 
Fötus abhängig und beträgt die Länge des Fötus keineswegs immer 
das Doppelte der Länge vom Coccyx zum Scheitel. 

Das Verfahren der Einpressung von P. Müller sucht 
weniger die Grösse des kindlichen Kopfes zahlenmässig anzugeben 
als vielmehr auf jeden Einzelfall angewandt die Beziehungen des 
Volums des kindlichen Kopfes zum Raum des mütterlichen Beckens 
zu bestimmen. (Nach der Beschreibung des Verfahrens, welche Denys 
giebt, entspricht das Verfahren keineswegs dem von P. Müller in 
der Berner Klinik geübten und beziehen sich demnach die meisten 
nachfolgenden Bemerkungen nur auf die Pariser Modifikation des 
P. Müller’schen Verfahrens. Ref.) 

Das Pariser Verfahren besteht in einer Einpressung des Kopfes 
mit der einen Hand und Austastung des zwischen Kopf und Symphyse 
übrig bleibenden Raumes mit der andern Hand von den Bauchdecken 
her. Verfasser hält dieses Verfahren für ungenügend in allen Fällen 
von Beckenenge nach dem Geburtsbeginn, weil alsdann eine Einpres- 
sung des Kopfes nicht mehr möglich ist. 

Bei nervösen Frauen ist das Verfahren ohne Chloroformnarkose 
unausführbar. 


Diagnose der Geburt. 557 


Das Verfahren ist schwierig auszuführen bei dicken Bauchdecken 
bei Hydramnios, bei Tumoren im Beckeneingang und bei Placenta 
praevia. Bei doppeltem Promontorium scheint oft zwischen Kopf und 
Symphyse reichlich Raum zu sein, während die Messung des wahren 
C. v. das Gegentheil ergeben müsste. — (Gerade die letzten Punkte 
gelten nicht für das P. Müller’sche Verfahren, weil das Resultat 
der Einpressung durch eine kombinirte Untersuchung festgestellt wird 
und dadurch Trugschlüsse ausgeschlossen sind. Ref.) 


Die Cephalometrie externe von Tarnier besteht in einer 
direkten Messung des fronto-oceipitalen Durchmessers durch die Bauch- 
decken. hindurch und Berechnung des biparietalen Durchmessers aus 
der Länge des erhaltenen Maasses. 


Dieses Verfahren ist ausgeschlossen bei ins kleine Becken ein- 
getretenem Kopf, bei Gesichts- und Stirnlagen sowie bei Schief- und 
Querlagen, bei welchen stets nur ein Ende zu berühren ist. Zur Be- 
rechnung der Länge des fronto-occipitalen Durchmessers sind für die 
Dicke der Weichtheile vom erhaltenen Maasse folgende Werthe abzu- 
ziehen: 

Für Frauen mit geringem Panniculus 2—3 mm 
5 H „mittlerem 3—4 „ 
J e „ starkem n 5—6 , 


Da durch die Konfiguration des kindlichen Schädels der biparie- 
tale Durchmesser verkleinert wird, so ist die wahre Länge des biparietalen 
Durchmessers — der post partum gewonnenen Länge + x; x = die 
Länge, um welche der biparietale Durchmesser in den ersten drei Tagen 
p. p. zunimmt. Nach Denys beträgt x empirisch bestimmt 3 mm. 

Um den biparietalen Durchmesser aus dem fronto -occipitalen 
zu berechnen, bedarf es eines Abzuges von 2!/s—2°jı cm am Ende 
der Schwangerschaft. 

Bei 81/2 Monat beträgt der Abzug 2,5 cm 


Bei 8 Mona ,, e we JS 2 
Bei 7!/2 Monat , De „ 19 „ 
Bei 7 Monat , 3 „ 18 „ 


Der Pr&henseur-Levier-Mensurateur von Faraboeuf 
als Messinstrument ist nur bei vollständiger Erweiterung des Cervikal- 
kanals anwendbar. Dieses Instrument giebt Aufschluss über die Länge 
des biparietalen Durchmessers, sowie über die Möglichkeit der Ver- 
kleinerung des kindlichen Schädels.. Seine Nachtheile sind einmal die 
Unmöglichkeit der Anwendung bei Beckenenge, bei geschlossenem 


558 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Cervikalkanal, bei stehender Blase. Die Anwendung an der lebenden 
Frau ist schwierig und lange dauernd. Auch das Abnehmen des In- 
strumentes ist oft mit den grössten Schwierigkeiten verbunden, was 
namentlich in denjenigen Fällen Berücksichtigung verlangt, wo eine 
andere Operation nöthig wäre. 

Knapp’s (10) Untersuchungen ergaben, dass bei Neugeborenen 
die Auskultation mit freiem Ohr vorzuziehen ist, da eine genaue An- 
passung des Phonendoskops in Folge der Unruhe der Kinder ganz un- 
durchführbar ist; nur bei Asphyxie könnte die Verstärkung der oft 
kaum wahrnehmbaren Herztöne erwünscht sein. Das Phonendoskop 
verstärkt aber nicht nur die Gehörwahrnehmungen, sondern modifizirt 
auch deren Klangfarbe. Mit der Verstärkung im Allgemeinen, die 
ein Vortheil ist, hängt aber auch ein Nachtheil zusammen: die Ver- 
stärkung der einzelnen Nebengeräusche, welche vielfach störend em- 
pfunden wird; dadurch wird auch das längere Untersuchen empfindlich 
und anstrengend. Bewährt hat sich das Instrument bei Schwangeren 
zur Auskultation der kindlichen Herztöne, namentlich zur genauen 
Bestimmung der Stelle der grössten Deutlichkeit; dies kann vortheil- 
haft sein bei Zwillingsfrüchten (mit zwei Instrumenten oder nur einem, 
wenn das freie Ohr gleichzeitig die andere Stelle abhorcht) sowie zur 
Differentialdiagnose zwischen Geräuschen aus dem kindlichen Herzen 
und aus der Nabelschnur. Fanden sich z. B. an richtiger Stelle ab- 
gegrenzte Herztöne, an einer entfernten aber synchrone Geräusche, so 
müsste man an Störungen in der Cirkulation des Nabelstranges denken, 
im umgekehrten Falle an einen (seltenen) fötalen Herzfehler. Weiter 
kann auch bei intra-uteriner Asphyxie das Phonendoskop zweckmässig 
sein, obwohl es hier entbehrlich ist, ebenso wie bei Bestimmung der 
Uteringeräusche, der physiologischen Athembewegung des Kindes etc. 
Auch bei Hydramnios und tetanischer Kontraktion des Uterus lässt das 
Phonendoskop im Stiche. Bezüglich der Frühdiagnose bei Schwanger- 
schaft (nach Löhlein) sind weitere Untersuchungen nothwendig. Die 
Einführung des Instruments in die Vagina wird widerrathen. 

Boyer (2) giebt zunächst einen Ueberblick über die gegen- 
seitigen Beziehungen zwischen Zwillingen in demselben Amnios und 
den Teratomen, woraus hervorgeht, dass Wareste der erste war, 
welcher damit die Existenz von Zwillingen in derselben Amnionhöble 
als sicher erwiesen darstellte. Aus diesen Untersuchungen geht zunächst 
hervor, dass das Vorkommen von Zwillingen in ein und demselben 
Amnion auf pathologischer Befruchtung im Sinne einer Ueberladung 
des Keimbläschens mit mehreren Spermatozven und nicht auf Super- 


Se 


Diagnose der Geburt. 559 


fotation beruht. Dies gilt für eine eineiige Zwillingsschwangerschaft 
mitund ohne Amnionscheidewand. Während früher angenommen wurde, 
dass aus zwei verschiedenen Eiern aus Zufall einmal ein Teratom ent- 
sichen können, gilt heute die Theorie, wonach aus einem Ei, welches 
von Anfang an zwei Primitivstreifen bildet, aus Zufall kein Teratom 
sondern immer zwei gut geformte Zwillinge in ein und demselben 
Amnion entstehen. 

Die Placenta der eineiigen Zwillinge ist einfach; nur bei eineiigen 
Zwillingen mit einem Amnion sieht man auf der fötalen Placentar- 
fläche gelegentlich eine Erhebung des Amnion. Zwischen den beiden 
Früchten bestehen Kommunikationen der Gefässsysteme namentlich bei 
einer einzigen Eihöhle. Diese Gefässkommunikationen sind oberfläch- 
liche und tiefe. 


Die Insertion der Nabelschnur findet central statt, beide Nabel- 
schnüre neben einander bei einem Amnion; dagegen peripher oder 
velamentös bei zwei Amnion. Die beiden Nabelschnüre können bei 
Zwillingen mit einem Amnion mit einander zu einem Knoten ver- 
schlungen sein. Auch können sich die Nabelschnüre der beiden Kinder 
gegen die Placenta hin zu einem einzigen Strang vereinigen. 

Das Vorkommen von Zwillingen in ein und derselben Eihöhle ist 
selten. Das Fehlen der Anınionscheidewand wird vielfach durch Ruptur, 
Usur etc, erklärt. Eine bessere Hypothese ist folgende: Die beiden 
Föten bilden je ein Amnion; allein bevor sich die Amnien geschlossen 
haben, kommen dieselben in gegenseitigen Kontakt und verschmelzen 
und bilden durch gemeinsames Weiterwachsen eine gemeinsame Am- 
nionhöble. 


Immerhin beweisen Fälle von Braun, Tarnier und Osment, 
sowie Lebedeff, dass Rupturen einer Amnionscheidewand auch vor- 
kommen. Was die Föten anbelangt, so sind dieselben ausnahmslos 
von gleichem Geschlecht. Meist sind beide Föten gleich stark ent- 
wickelt. In anderen Fällen beruht die ungleiche Entwickelung auf 
ungleicher Vertheilung der Gefässe, alsdann erkranken meist beide 
Zwillinge, der grössere an Herzerkrankungen, der kleinere an Leber- 
erkrankungen. Diese Zwillinge in einem Amnion stehen in naher Be- 
ziehung zur Entwickelung von Teratomen. Vereinigen sich die beiden 
Primitivstreifen. so entsteht die Doppelmissbildung; bleibt bei einer 
derartigen Verbindung der eine der Föten in seinem Wachsthum zu- 
rück, so entstebt ein Parasit etc. 


Es sterben und maceriren 3 mal mehr eineiige Zwillinge wie zwei- 


560 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


eiige Zwillinge. Im Allgemeinen stirbt nur ein Fötus ab. Die Geburt 
des zweiten Fötus folgt derjenigen des ersten sofort. 


Thorn (17) schreibt: Bei einer Frau mit allgemein ungleichmässig 
verengtem Becken, welche schon einmal eine sehr schwierige Entbin- 
dung hatte durchmachen müssen, war zur Einleitung einer künstlichen 
Frühgeburt eine Bougie eingelegt worden, doch schritt die Geburt nicht 
vorwärts, Als am fünften Tage mekoniumgefärbtes Fruchtwasser ab- 
ging und das Kind gefährdet zu sein schien, schob Thorn in die für 
zwei Finger durchgängige Cervix einen Barnes’schen Dilatator ein, 
welcher der Kürze wegen mit Luft aufgeblasen wurde. Fast unmittel- 
bar darnach trat eine Wehe ein, der Dilatator barst unter erheblicher 
Detonation und im selben Augenblick schrie das Kind und zwar in 
zwei Absätzen etwa dreimal. Die Töne klangen wie aus einer Versen- 
kung, waren aber so deutlich, dass sie von allen Anwesenden gehört 
wurden. Es wurde ein zweiter Dilatator eingelegt, dabei entwich 
etwas mit Lufiblasen gemischtes Wasser, die kindlichen Herztöne 
blieben gut, es setzten Wehen ein und nach 12 Stunden wurde spontan 
ein gesunder Knabe geboren. — Verf. bespricht nun ausführlich die 
Entstehung des Vagitus und kommt zu dem Schluss: der schreiende 
Fötus hat nicht durch die Lunge geathmet; er war apnoisch und befand 
sich in völliger Euphorie; er hatte keinerlei Bedürfniss, seine unge- 
störte placentare Athmung durch die Lungenathmung zu ersetzen; er 
hat unter dem Einfluss des mächtigen Reizes, welchen die dem Dilatator 
unter grosser Gewalt entströmende Luft in seinen grossen Luftwegen 
und auf seiner Körperoberfläche, vielleicht auch durch die Detonation 
an sich setzten, seinem Unlust- oder Schmerzgefühl durch kurze exspi- 
ratorische Töne Ausdruck gegeben. Die so erzeugten Töne sind nichts 
anderes als das Produkt einer Reflexwirkung gewesen. Wahrscheinlich 
giebt es noch eine zweite Art von Vagitus, wo Störungen in der pla- 
centaren Cirkulation leichtere Grade von Asphyxie erzeugen und wo 
gleichzeitig stärkere äussere Reize den Fötus zur Schmerzäusserung be- 
wegen. 


— 


VT 


a) 


O 


10. 


Mechanismus der Geburt. 561 


c) Mechanismus der Geburt. 


. Bodon, Ueber einen Fall von Geburt bei Transpositio viscerum totalis nebst 


einigen Betrachtungen über die Lage der Gebärmutter. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 20, pag. 592. 


. Botkowskaia, Des occipito-postérieures: étude statistique. Thèse de 


Paris. 


. Commandeur, Étude sur le detroit superieur du basin normal dans la 


région Iyonnaire. Ann. de Gyn. et d'Obst. Tom. XLVII. Mai et Juni. 


. Corson, Some clinical jottings on five hundred cases of labor. Amer. 


Journ. of Obst. Feb., pag. 175. 


. Coumol, Contribution à l'étude de la presentation de la face. Thèse de 


Parijs. 


. Davidson, A. (Los Angeles, California), Warum stellt sich der Fötus mit 


dem Kopfe ein? Glasgow med. journ. 1895, Juni. (Nichts Neues.) Nach- 
trag zum Litteraturverzeichniss. 


. Davis, Abnormal rotation of the occiput. The Philadelphia Policlinic. 


December 1896, pag. 511. 


. Drejer, Lidt om amigtsfödslen og dens behandling (Gesichtslagen). Norsk 


magazin for Laegevidenskaben. Marts, Nr. 3. 


. Gessner, Adolf, Zur Aetivologie der Gesichtslage. Aus den Verhandl. d. 


Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. zu Berlin. Sitzung v. 23. April. Zeitschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 2, pag. 322. 

Holm, T., Ueber Ursache, Verlauf und Therapie der hinteren und vor- 
deren Scheitelbeineinstellung unter Benützung von Beobachtungen der Mar- 
burger Frauenklinik. Diss. Marburg 1896. Vide auch Verlauf der Geburt. 


. Hirous, Selected cases from hundred consecutive confinements. The 


Amer. Gyn. and Obst. Journ. Nr. 4, pag. 437. 


. Magnani, Contributo allo studio delle cause di flessione in presentazione 


di vertice. Gazz. med. di Torino, Nr. 18—19. (Herlitzka.) 


. Pinard, Varnier, Champetier de Ribes, Presentation de quatre 


coupes congélés pour démontrer l'attitude de la tête au détroit supérieur 
et le méchanisme de l'engagement. Ann. de Gyn. et d’Obst. Novembre, 
pag. 442. 


, Routh, Parturition during Paraplegia with Cases. Transact. of the Obst. 


society of London. Vol. XXXIX, Part. III, for June & July, pag. 191. 


. Stewart, Robert W., Occipito-dextroposterior position of the fetal head. 


The Amer. Journ. of Obst. and Diseases of Women and Children. April. 


. Wilson, Reynold, The factors concerned in causing ultimate rotation in 


occipito-posterior positions. Amer. Journ. of Obst. February. 


Routh (14) berichtet zunächst über einen Fall von Geburt 


wäbrend Paraplegie. Die komplette Paraplegie entstand im VII. 
Schwangerschaftsmonat durch Läsion des Rückenmarks unter dem 
VL Dorsalwirbel. 261 Tage nach den letzten Menses und 2 Monate 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 36 


562 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


nach Eintritt der Paraplegie begann die Geburt ohne irgendwelche 
Schmerzen. Die Eröffnungsperiode dauerte 10 Stunden, die Aus- 
treibungsperiorde 4 Stunden. Die Placenta folgte 5 Minuten nachher 
durch leichte Expression. Beim Durchtritt des Kopfes durch die Vulva 
fühlte Patientin keinen Schmerz. Die Wehenpausen fehlten oft. 
Anfangs kontrahirte sich der Uterus p. p. ungenügend. Involution und 
Laktation waren normal. Der Tod erfolgte nach 6 Monaten. Alsdann 
erwähnt Routh die in der Litteratur erwähnten ähnlichen Fälle, 
die Experimente von Golz und Simpson und die Geburten nach 
dem Tode der Mutter, und gelangt alsdann zu folgenden Schlüssen: 

1. Der Geburtsvorgang ist theils ein automatischer, theils ein 
reflektorischer Vorgang. 

2. Es bedarf keiner direkten Verbindung mit dem Gehirn, um 
eine koordinirte Uteruskontraktion hervorzurufen. Das Gehirn scheint 
die Zeiträume zu reguliren, in welchen sich die Wehen wiederholen. 

3. Zum regelmässigen Wechsel zwischen Kontraktion und Er- 
schlaffuug dient vornehmlich die Verbindung des Uterus mit der 
Lumbaranschwellung des Rückenmarks. 

4. Es scheint wahrscheinlich, dass der Uterus seinen Inhalt 
automatisch entleeren kann. Aber bei Abwesenheit der Reflexe würde 
die ganze Geburt unregelmässig und unvollständig sein. 

b. Die Laktation ist nicht allein vom Nervensystem, sondern 
auch von chemischen Veränderungen des Blutes abhängig und diese 
von der chemischen Veränderung der Muskelfasern. 


Commandeur (2) bringt eine Studie über das normale Becken 
in der Gegend von I,yon und hebt zunächst hervor, dass die Conjugata 
vera am wenigsten vaiirrt. Unter den Becken, welche sich zwischen 
den unteren Graden des mittleren Beckens und den ersten Graden 
des engen Beckens befinden, zeigen allerdings alle Durchmesser eine 
Reduktion, aber am wenigsten die Conjugata vera. Der quere Durch- 
messer des Beckeneingangs kann bis auf 12,2 und die schrägen Durch- 
messer bis auf 11,3 sinken. 

Commandeur theilt alle normalen Becken in verschiedene Klassen 
wie folgt: 


platte 12. 
ohne Veränderung 
der C. v. 8. 
allgemein vergrössert 2. 


| allgemeine Grösse 16. 


I. Grosse Becken 38, theilen sich in 





Mechanismus der Geburt. Kr 


normal 17. 
| platt 17. 
II. Mittlere Becken 46, theilen sich in | ohne besondere Ver- 
| änderung der C. v. 8. 
allgemein vergrössert 2. 
Ohne besondere Verände- 
rung des schrägen Durch- 


messers 2. 


| allgemein klein 4. 
HI. Kleine Becken 10, theilen sich in à ohne besondere Ver- 
| kürzung der C. v. 6. 


Nach diesen Untersuchungen (helt Commandeur die Becken 
ein in 

1. Becken von normalem Typus. 

2. Platte Becken. 

3. Becken mit konstanter Conjugata vera. 

4. Kreisförmige Becken. 


5. Als sehr seltene Form, Becken mit Vorherrschen des schrägen 
Durchmessers. 

Die Conjugata vera beträgt in 42°/o 10—11 cm. 

a A e „ in 230/0 weniger als 10 cm. 

a A 2 „ in 36 °/o mehr als 11 cm. 

Hieraus ist ersichtlich, wie schwierig es ist, eine mittlere Durch- 
schnittslänge der C. v. anzugeben. 


Der quere Durchmesser variirt zwischen 12,3—19,5 cm; dieser 
Durchmesser ist im Allgemeinen konstanter als die C. v., mit welcher 
der quere Durchmesser oft im umgekehrten Sinne wechselt d. h. bei 
Verkürzung der C. v. tritt oft eine Verlängerung des queren Durch- 
messers des Beckeneinganges auf. 

Die mittleren als klassisch geltenden Angaben über die Länge 
des queren Durchmessers des Beckeneingangs sind im Allgemeinen 
zu klein. 

Die schrägen Durchmesser zeigen uns Schwankungen zwischen 11,3 
und 15 cm. Auch dieser Durchmesser ist in den Lehrbüchern im 
Allgemeinen zu klein angegben. 

Aus seinen Beobachtungen stellt Commandeur für die Um- 
gebung von Lyon folgende Mittelmaasse auf: 

36* 


564 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Conjugata vera 10,85 
Diameter transversus 13,75 
Diameter obliquus 12,79. 

Botkowskaia (2) bearbeitete statistisch das Material der Tarnier- 
schen Klinik, welches sich in fünf Jahren auf 6766 Geburten beläuft, 
worunter 1255mal Hinterbauptslagen mit abnormaler Rotation beob- 
achtet wurden. Von der Berechnung wurden alle Kinder weggelassen, 
deren Gewicht unter 2800 g betrug, weil bei kleinen Kindern die Ge- 
burt überhaupt nicht zu Störungen Veranlassung giebt. In einem ersten 
Kapitel giebt Verf. einen historischen Ueberblick und macht speziell 
darauf aufmerksam, dass die in den letzten Jahren erschienenen Pu- 
blikationen die alte Lehre von der ungünstigeren Prognose der II. 
und IV. Schädellagen erschüttert haben. (Vergl. die in diesem Bande 
referirten Dissertation aus der Pinard’schen Klinik von Corinin und 
Guerrero.) 

In einem weiteren Kapitel bespricht Verf. den Mechanismus der III. 
und IV. Lagen: 

1. Flexion des Kopfes bis das Kinn das Sternum berührt. 

2. Tiefertreten des flektirten Kopfes und Einstellung der Pfeilnaht 
in einem schrägen Durchmesser. Der Kopf tritt in dieser Stel- 
lung so lange tiefer bis er den Beckenboden berührt. 

3. Der Kopf rotirt mit der kleinen Fontanelle nach vorne unter den 
unteren Rand der Symphyse. 

4. Der Kopf tritt wie bei normaler Hinterhauptslage aus. 

Von diesem Mechanismus können folgende Abweichungen kon- 
statirt werden: 

ad 1. Oft flektirt sich der Kopf in der Halswirbelsäule sehr lang- 
sam oder gar nicht. 

ad 2. Bei ungenügend flektirtem Kopf rückt der Fötus nicht in 
die Tiefe vor. 

ad 3. Die kleine Fontanelle rotirt nicht nach vorne; in diesem 
Falle dreht sich das Oceiput in die Aushöhlung des Sacrum. 

Ausserdem kann die kleine Fontanelle in ihrer Rotation nach 
vorne auch über die Mitte der Symphyse nach der anderen Seite gleiten. 
— Bei Rotation der kleinen Fontanelle gegen das Sacrum wird sehr 
oft die vordere Muttermundslippe zwischen Kopf und Symphyse ein- 
geklemmt und wird Ödematös, wodurch einerseits die Rotation ge- 
hemmt und andererseits die eingeklemmte Partie nekrotisch wird. Die 
Kopfgeschwulst des vorderen Os parietale hemmt oft die Rotation der 
kleinen Fontanelle nach vorne. 


Mechanismus der Geburt. 565 


Tarniersche Klinik, Paris. 























== - 
Zahl der Geburten 0, a antllere Dauer 
BEE Bi Geburtsstunden der Geburten 
ea I | 
SZ) jpg [Parae 81 6,45 | 1798 Std. 2 Min. : 22 Std. 12 Min. 
së) © PBO Yultiparae 109 | 7,9 1066 , , Ju, 35, 
523 | | 
vi CH 
GE ——— 
EE Iparae 403 | 32,1 | 8112 Std. 2 Min. |20 Std. 30 Min. 
SS | II. Lage | | 
WE Multiparae 671 9535 ' 8300 „ e In 25 , 
EEE | Id i 
Mittlere Geburtsdauer bei: | 
484 Primiparen 38,55 ‚10210 Std. — Min. 21 Std. 30 Min. 
771 Multiparen 61,4 | 9766 , — , 113 , 30, 
Entbindung mit Zange 70, 
wovon: 
52 Primiparae = 10,75 
18 Multiparae = ZA | 


Aus dieser Statistik zieht Verf. folgende Schlüsse: 

Auf fünf Geburten findet man einmal eine Hinterhauptslage mit 
nach hinten gerichtetem Hinterbaupt. Häufiger findet man das Hinter- 
haupt nach rechts hinten als nach links hinten. Bei den Geburten 
mit dem Hinterhaupt nach hinten dauern diejenigen mit dem Hinterhaupt 
nach links hinten 1 Std. 22 Min. länger bei Primiparen und 2 Std. 
10 Min. (im Mittel) länger bei Multiparen als bei den gleichen Be- 
dingungen und einer Stellung des Hinterhauptes nach rechts hinten. 
Die mittlere Dauer für Erstgebärende ist 21 Std. 30 Min., für Mehr- 
gebärende 13 Std. 30 Min. Auf 1255 Geburten mit dem Hinterhaupt 
nach hinten fallen 27 Todgeburten oder Todesfälle des Kindes inner- 
halb der 36 ersten Stunden p. part., dies ist gleich 20 o Mortalität der 
Kinder gegenüber 1°/o bei normalen Lagen. 63 mal = 5°/o wurden 
Dammrisse konstatirt. Die Geburt musste 85 mal künstlich beendigt 
werden. — Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die Geburt ungefähr 
fünf Stunden länger dauert als bei einer Stellung des Hinterhauptes 
nach vorne und deshalb für Mutter und Kind ungünstiger ist. Unter 
den 1255 Geburten mit dem Hinterhaupt nach hinten drehte sich das- 
selbe 18mal nicht nach vorne, sondern diese Geburten kamen als 
Hinterlauptelagen mit dem Hinterhaupt nach hinten zur Beendigung. 
Diese 18 Fälle betreffen 11 Mehrgebärende und 7 Eratgebärende. 


566 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Die mittlere Dauer beläuft sich für Mehrgebärende auf 13 Std. 
10 Min, für Erstgebärende 24 Std. 11 Min. Dabei starben bei 
einer Primipara und einer Multipara je ein Kind unter der Geburt ab; 
zwei waren asphyktisch. Bei drei Erstgebärenden und einer Mehr- 
gebärenden fand sich ein grosser Dammriss. In einem weiteren Kapitel 
bespricht Verf. die Diätetik dieser Geburten: Wenn immer möglich» 
soll die Geburt exspektativ geleitet werden. Dreht sich das Hinter- 
haupt nicht nach vorne nach völliger Dilatation des Muttermundes, so 
soll manuell das Hinterhaupt während einer Wehe nach vorne rotirt 
werden. Gelingt diese manuelle Rotation nicht, so soll die Zange zu 
Hilfe genommen werden. 

Stewart (15) glaubt bei der Leitung einer Hinterhauptslage mit 
abnormaler Rotation (kleine Fontanelle nach hinten) sei der alte Satz, 
wonach die Geburt exspektativ behandelt werden soll, zu verwerfen. 
Dagegen soll möglichst frühzeitig und auch später, wenn immer mög- 
lich, die abnormale Lage korrigirt werden. Stewart beobachtete 
unter 100 Geburten 28 mal eine Hinterhauptslage in II. Stellung 2. Unter- 
art. Als Ursachen des Ausbleibens einer Rotation des Hinterhaupts 
nach vorne fand Stewart: 1. Rotation des kindlichen Rückens nach 
dem Rücken der Mutter; 2. Erschlaffung des Beckenbodens; 3. Ein- 
klemmung des Kopfes zwischen die Tubra ossium ischii; 4. enges Becken; 
5. Deflexion des kindlichen Kopfes. 

Sind wir genöthigt, eine derartige Diagnose zu stellen, so soll ein 
andauernder Versuch gemacht werden, den Kopf in Flexion zu erhalten. 
Unter Umständen soll in Narkose die ganze Hand in die Vulva ein- 
geführt werden. 


d) Verlauf der Geburt. 


1. Bayer, Uterus und unteres Uterinsegment. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, Heft 
1, pag. 13. 

2. Bodon, K., Ueber einen Fall von Geburt bei Transpositio viscerum totalis 
nebst einigen Betrachtungen über die Lage der Gebärmutter. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 20, pag. 561. 

3. Colmogoroff, Geburtsverlauf und weitere Beobachtungen nach einer 
Ventrofixation des Uterus. Centralbl. f. Gyn. Nr. 14, pag. 713. 

4. Corinin, Étude statistique sur la durée et le prognostic de l’accouche- 
ment dans le dégagement en occipito-sacree. These de Paris 1896. 


sr 


a | 


Ke 


19. 


ll. 


cerum: 


Verlauf der Geburt. 767 


. Dallmeyer, H., Schwangerschaft und Geburt bei abgestorbener Frucht. 


Diss. Halle 1896. 


. Embacher, F., Die Länge der Dauer der Geburt und ihr Einfluss auf 


das kindliche Leben. Diss. Königsberg 1896. 


. Fenoni, Il parto podalico nella clinica ostetrica de Pavia. Ann. di Ost. 


e Gin. Agosto Nr. 8. 


. v. Franque, O., Cervix und unteres Uterinsegment. Stuttgart, F. Enke. 
. Griffith and Lea, On breech presentation with extendet legs. Transact. 


of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, Part. I, January-February. 
Guerero, Étude statistique et clinique sur la durée et le prognostic du 
travail de l'accouchement dans les variétés postérieures de la presentation 
du sommet. These de Paris 1896. 

v. Herff, „Unteres Uterinsegment* und „Kontraktionsring“. Münchn. 
med. Wochenschr. Nr. 44. 


2. Holm, T., Ueber Ursache, Verlauf und Therapie der hinteren und vor- 


deren Scheitelbeineinstellung unter Benutzung von Beobachtungen an der 
Marburger Frauenklinik. Diss. Marburg 1896. 


. Jullien, J., Documents statistiques concernant l'étude des grossesses 


gémellaires. Thèse de Paris (conf. Kindeslagen und Nachgeburtsperiode.) 


. Klein, G., Die „Hängelage* vor drei Jahrhunderten. Centralbl. f. Gyn., 


Nr. 45, pag. 1350. (Klein macht darauf aufmerksam, dass eine Art Hänge- 
lage in zwei Abbildungen in dem Buche von Scipione Memorio dar- 
gestellt wird. Diese Bilder finden sich auch wiedergegeben im Ploss- 
schen Werk „das Weib in der Natur- und Völkerkunde“ auf pag. 100 u. 150 
mit folgenden Zusätzen: „Auch sind seine (des Memorio) Darstellungen, 
wie man die Kreissende bei schweren Entbindungen lagern solle, in hohem 
Grade absonderlich.. So müssen nach seiner Vorschrift solche Frauen, 
welche sehr fett sind, sich auf den Fussboden hinknieen und sich so weit 
nach hintenüber legen, dass ihre Schultern und ihr Kopf auf einem unter- 
geschobenen Kissen ruhen, während die Ellenbogen dem Fussboden auf- 
liegen und den Körper stützen helfen (pag. 100, 101).* 


. Mahler, J. (Budapest), A korai burokrep des befolyása a szülésre és 


gyerme ágyra. (Ueber Einfluss des frühzeitigen Blasensprunges auf Ge- 
burt und Wochenbett) Bäba-Kalanz, Nr. 7—8. (Temesväry.) 


6. Müller, L., Eine Geburt bei Uterus septus. Diss. Marburg. 
i. Truzzi Ettore, Della estrazione podalica del foeto. Verhandl. d. ital. 


Ges. f. Geb. u. Gyn. nach der Tagung vom 20.—23. Oktob. 1896. 


. Vittinghoff, H., Die Eigenthümlichkeiten im Verlaufe der Schwanger- 


schaft und Geburt missbildeter Früchte. Kasuistische Beiträge u. Beob- 
achtungen der Marburger Frauenklinik. Diss. Marburg. 


Bodon (2) berichtet über folgenden Fall bei Transpositio vis. 


Erste Geburt verlief normal. Die zweite Geburt ging bei der mittel- 


grossen Frau, deren Becken normale Maasse zeigte, ganz glatt. Der 
Fundus uteri neigte nicht in die rechte, sondern in die linke Bauch- 


568 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


hälfte, und auch die Rotation der Gebärmutter hatte im entgegenge- 
setzten Sinne stattgefunden. Diese letzteren Thatsachen sprechen denn 
auch für die Theorie, nach welcher 1. das Rektum im oberen Theile 
des Beckens linkerseits liegt und folglich im gefüllten Zustand den 
linken schrägen Durchmesser verengt und 2. die Basis des Mesen- 
teriums von rechts unten nach links oben verläuft und dementsprechend 
die Därme, die mehr in die linke Bauchhälfte zu liegen kommen, die 
Gebärmutter nach rechts drängen. 
Beim Neugeborenen sowie beim älteren Kinde lagen die Brust- 
eingeweide ganz normal. | 
Embacher (6) benutzt zu seinen Untersuchungen über die Länge 
der Geburtsdauer nur Schädelgeburten, weil bei diesen mit Recht an- 
genommen werden kann, dass, wenn nicht gerade aussergewöhnliche 
Missverhältnisse zwischen Geburtswegen und Geburtsobjekt obwalten, 
grobe pathologische Vorgänge am leichtesten auszuschliessen sind. Der 
Arbeit liegen 1024 Schädelgeburten zu Grunde, Dieselben sollen einzig 
zur Beantwortung der Frage herangezogen werden: „Giebt es auch bei 
einer Geburt, die ohne pathologische Komplikationen verläuft, Um- 
stände, welche den Placentarverkehr bedrohen, und in welchem Ver- 
hältnisse stehen dieselben zu der Länge der Dauer einer solchen 
normalen Geburt?“ 
I. Die Geburt dauerte bei 1024 Kindern zusammen 15671 
Stunden, also im Durchschnitt bei einem Kinde 15,30 Stunden. 
II. Bei einem Knaben dauerte die Geburt durchschnittlich 16,0 
Stunden. 
II. Bei einem Mädchen dauerte die Geburt durchschnittlich 14,50 
Stunden. 

Die Differenz in der durchschnittlichen Länge der Dauer 
der Geburt bei einer männlichen und einer weiblichen Frucht 
beträgt darnach 1,5 Stunden. 

IV. Die Geburt dauerte bei einer Primipara durchschnittlich 19,75 


Stunden. 

V. Die Geburt dauerte bei einer Multipara durchschnittlich 10,77 
Stunden. 

VI. Dauer der Geburt für einen Knaben einer Primipara 20,47 
Stunden. 


VII. Dauer der Geburt für ein Mädchen bei einer Primipara durch- 
schnittlich 18,88 Stunden. 

VIII. Dauer der Geburt für einen Knaben bei einer Multipara durch- 
schnittlich 11,02 Stunden. 


Verlauf der Geburt. 769 


IX. Dauer der Geburt bei einer Multipara für ein Mädchen 10,52 
Stunden. 
Für alte Primiparae wurde gefunden: 
X, Dauer der Geburt für einen Knaben 27,83 Stunden. 
XI. Dauer der Geburt für ein Mädchen 27,84 Stunden. 


Ausserdem fanden sich unter 146 von alten Primiparen geborenen 
Kindern 90 Knaben und 56 Mädchen, somit ein beträchtliches Vor- 
wiegen der männlichen Früchte. 


Die Austreibungsperiode. 
I. Die mittlere Dauer der Austreibungsperiode beträgt 2,93 
Stunden. 
IL Bei Knaben 2,95 Stunden. 
III. Bei Mädchen 2,97 , 
IV. Die Dauer der Austreibungsperiode beträgt im Mittel: 
bei Primiparen 3,32 Stunden, 
bei Multiparen 1,72 e 
V. Bei Primiparen für einen Knaben 3,46 Stunden, 
„ ein Mädchen 3,14 = 
VI Bei Multiparen für einen Knaben 2,00 Stunden, 
„ ein Mädchen 1,48 = 
vn. Für alte ee und Knaben 5,42 Stunden, 
ne a „ Mädchen 5,55 = 
Mit der Höhe des Gewichtes des Neonatus nimmt die 
Geburtsdauer erheblich zu. 


Unter 1024 Geburten kamen 88 Kinder = 8,59°/o scheintodt 
oder todt zur Welt; darunter befanden sich 61 Knaben auf 543 
= 11,24°/o und 27 Mädchen auf 481 = 5,61 jo. 

Bei 516 Primiparen kamen 59 todt resp. scheintodt = 11,43 Jo. 
Bei 508 Multiparen „ 29 „ = 2 = 5,7100. 

516 Primiparen lieferten 286 männliche Kinder, davon 42 todte 
resp. scheintodte = 14,7°/o und 230 weibliche Kinder, davon 17 todte 
resp, scheintodte — 7,39 Din. 

508 Mehrgebärende lieferten 257 männliche Kinder, davon 19 todte 
resp. scheintodte = 7,39°/o und 251 weibliche Kinder, davon 10 todte 
resp. scheintodte = 4,00°/o. 

146 alte Primiparen lieferten 90 männliche Kinder, davon 23 todte 
resp, scheintodte = 25,55°/o und 56 weibliche Kinder, davon 9 todte 
resp. scheintodte = 16,97 jo. 


570 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Von 88 Kindern, welche todt resp. scheintodt zur Welt kamen, 
wogen 65 mehr als 3250 g. 87°/o der todten resp. scheintodten 
Kinder hatten ein verhältnissmässig hohes Gewicht. 


Aus diesen Resultaten zieht Verf. folgende Schlüsse: 

1. Die Knaben sind bei der Geburt mehr gefährdet als die 
Mädchen. 

2. Die Früchte Erstgebärender sind in höherem Maasse gefährdet 
als diejenigen Mehrgebärender. 

3. Die Knaben Erstgebärender in höherem Grade als die Mad. 
chen derselben. 

4. Die Knaben Mehrgebärender in höherem Grade als die Mad. 
chen derselben. 

5. Bei allen Erstgebärenden sind die Gefahren für das kindlicbe 
Leben am grössten. 

6. Mit der Grösse des Gewichts steigt in allen Geburtsfällen die 
Gefahr tür das kindliche Leben. 

7. Je länger die Dauer der Geburt, um so grösser die Gefahr 
für das kindliche Leben. 


Jullien (13) kommt bei seinen Untersuchungen über den Geburts- 
verlauf bei Zwillingen zu folgendem Resultat: 

Die Dauer der Geburt ist länger wie bei der Einkindschwanger- 
schaft. Die Ursache liegt 1. in der geringen Kontraktionsfähigkeit eines 
allzusehr ausgedehnten Uterus; 2. in der ungenügenden Auflockerung 
des Cervikalkanals, weil die Geburt vor dem eigentlichen Ende 
der Schwangerschaft beginnt. In den meisten Fällen werden beide 
Kinder mit einem kurzen Intervall von ca. 15 Minuten geboren. Die 
Geburt des II. Zwillings wird durch den künstlichen Blasensprung be- 
schleunigt. 

Die Dauer der mehrfachen Geburt ist ferner abbängig vom vor- 
aufgegangenen Verlauf der früheren Geburten, sowie von den Kindes- 
lagen. 42 der mehrfachen Schwangerschaften wurden erst nach der 
Geburt des ersten Kindes diagnostizirt. — Bei 44 Geburten musste 
die Geburt künstlich beendigt werden und zwar 

14 mal mit der Zange. 

19 ,„ mittelst Wendung. 

2 ,„ mittelst Embryotomie. 
l „ mittelst Frübgeburt bei einem plattrhachitischen Becken. 

Dallmeyer (5) berichtet über den Verlauf der Geburt bei abge- 
storbener Frucht Folgendes: 


Verlauf der Geburt. orl 


Im Allgemeinen waren die Wehen gut, oft sogar sebr kräftig und 
båufig. 13 mal bestand Wehenschwäche, 1 mal Wehenlosigkeit, letztere 
in Folge von hochgradiger Erschöpfung der Mutter, die bald nach der 
Geburt an Lungenödem starb (Fall 76), 6 mal Fieber intra partum, 
darunter 1 mal nach vorzeitigem Blasensprung, 1 mal bei Tuberkulose 
der Mutter, 6 mal bei vorzeitigem Blasensprung; 5 mal kamen Damm- 
risse, 1 mal Riss des Frenulums und 1 mal eine geringe Verletzung 
der Scheide vor. Im Allgemeinen war der Geburtsverlauf ein rascher 
und leichter. 7 mal partus praecipitatus; 3mal wurde die Frucht in 
Querlage und duplicato corpore geboren. 

Die macerirte Frucht an und für sich erfordert weder 
in der Schwangerschaft noch während der Geburt das 
Eingreifen ùes Arztes. Da die Geburt in der Regel spontan 
und rasch verläuft, da die Geburt selbst bei Querlagen oft ohne 
Kunsthilfe allein durch die Naturkräfte beendet wird, so ist ein mög- 
lichst exspektatives Verhalten in solchen Fällen anzurathen und ein 
Eingreifen, zumal das Zieben an dem vorliegenden Theil wegen der 
Gefahr des Abreissens desselben, nach Möglichkeit zu vermeiden. 

Holm (12) kommt in seinen Untersuchungen zu folgenden Re- 
sultaten : 

Von 17 Geburten mit Scheitelbeineinstellung verliefen 8 Geburten 
spontan; von diesen 8 Geburten waren 4 Hinterscheitelbeineinstellungen 
und 4 Vorderscheitelbeineinstellungen. 

Die 4 Hinterscheitelbeineinstellungen, welche normal 
verliefen, zeigten Spontankorrektur und Spontanaustritt. Das Verhältniss 
der Conjugata vera und des biparietalen Durchmessers des Kinds- 
schädela stellt sich für diese Fälle folgendermassen : 

8,5 : 7,8; 8,1 : 8,5; 8,3 : 9,0; 8,7: 9,2. 

Die Geburtsdauer war in diesen Fällen: 

1. 1 Tag 1 Stunde 30 Minuten; 2. 1 Tag 4 Stunden 3 Minuten; 
3. 7 Stunden 38 Minuten; 4. 1 Tag 3 Stunden 30 Minuten. 

Ein Zurückweichen des hinteren Scheitelbeins über das Promon- 
torium wurde nicht beobachtet. 

Von den Vorderscheitelbeineinstellungen verliefen vier 
ohne jede Kunstbilfe. Das Verhältniss zwischen Conjugata vera und 
dem biparietalen Durchmesser betrug: 

8,5:9,1; 8,5:8,2; 8,5:9,0; 8,3: 9,0. 

Die Geburtsdauer war 3 Tage 20 Minuten; 20 Stunden 4 Mi- 

nuten; 13 Stunden 45 Minuten; 23 Stunden 30 Minuten. 


572 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


In allen Fällen trat allmählich die Pfeilnaht weiter nach vorn 
und unten und drehte sich aus dem queren Durchmesser in den 
schrägen Durchmesser. 

Müller (16) berichtet über folgenden, in der Ahlfeld’schen 
Klinik beobachteten Fall: 

Es handelt sich um eine 33 Jahre alte Idiotin, welche vor 
10 Jahren einen Knaben geboren haben will, der nach 5 Monaten 
starb. Es soll damals 14 Tage lang Wochenbettfieber bestanden 
haben. Die Untersuchung ergab ein allgemein verengtes rhachitisches 
Becken mit doppeltem Promontorium. Der Uterus stand 20 cm über 
der Symphyse und war in die Breite gezogen. Bauchdecken schlaff, 
frische und alte Striae, 4 Finger breite Diastase; innere Genitalien 
unentwickelt. Der 2 cm lange quergespaltene Muttermund lässt den 
Finger ein, der Cervix ist geschlossen. Es besteht II. Beckenendlage 
des Kindes. Am 30. Januar wurden deutliche Bewegungen des 
kleinen Kindes wahrgenommen. Am 14. Februar findet man von 
vorn nach hinten verlaufend im obersten Theile der Cervix eine derbe 
Hautwand; rechts dringt der Finger hoch in die Höhe, fühlt überall 
glatte Schleimhaut; links kann die Fingerkuppe eben eingehoben 
werden, ohne in die Uterushöhle zu kommen. Bei späteren Unter- 
suchungen findet sich die linksseitige Oeffnung mehr erweitert; der 
Finger dringt bis gegen die Fruchtblase, in der einmal ein kleiner 
Theil, dann eine pulsirende Nabelschnurschlinge gefühlt wird. Die 
Oeffnung rechts ist durch die ziemlich derbe, zur Seite gedrängte 
Scheidewand schwer zugänglich. 

Am 15. Februar wurden zur Anregung der trägen Wehen die 
Scheidendouchen wiederholt. Der Uterus ist dauernd mässig kontrahirt, 
Wehen schwach, auch nachdem die Gebärende zeitweise aufgewesen und 
herumgegangen. Obwohl die Geburt am 14. Februar Vormittags 1 Uhr 
begonnen hatte, erfolgte der Blasensprung erst am 19. Februar Vor- 
‚mittags 8 Uhr, die Geburt des Kindes 8 Uhr 10 Min., die Nachgeburt 8 Uhr 
30 Min. Beim Durchtritt durch das Becken befindet sich das Kind in 
I. Schädellage. Die Wehen sind unregelmässig, zuletzt kräftig. Die Ex- 
pressio placentae wird etwas frühzeitiger vorgenommen, da es dauernd 
mässig blutet. Die Placenta ist noch nicht tiefer getreten (1 Std. 20 Min. 
p. p.) und ihre Herausbeförderung gelingt erst nach wiederholten Expres- 
sionsversuchen, die durch das trommelartig aufgetriebene Abdomen 
erschwert werden. Die 245 g schwere, 17,5:14 cm grosse Placenta 
lässt keine Defekte erkennen, ist aber ungewöhnlich dünn; das Gewebe 
schlaff und blutleer, leicht zerreisslich. Der Uterus zieht sich gut 


Verlauf der Geburt. 573 


zusammen, erscheint auffallend breit. Blutverlust 1020 g. Nachge- 
burtsmechanismus nach Duncan. Dauer der Eröffnungs- und Aus- 
treibungszeit 5 Tage 7 Stunden 10 Minuten. Nachgeburtszeit 1 Stunde 
20 Minuten. Die Untersuchung am 9. Tage des Wochenbetts (27. Febr.) 
stellt Uterus septus fest. Die eine Hälfte lässt die Sonde 12 cm, 
die andere 10 cm tief eindringen. Die Scheidewand reicht bis zum 
inneren Muttermund, die Placentarstelle beginnt in der linken Hälfte 
nahe dem inneren Muttermund. Die männliche Frucht misst 33 cm. 


Vittinghoff (13) bringt in seiner Arbeit weniger eine Beschreibung 
der einzelnen Missbildungen .als vielmehr eine Zusammenstellung alles 
dessen, was für den Verlauf der Schwangerschaft, Geburt, für Diagnose 
und Therapie von Wichtigkeit ist. (Wir beschränken uns nur das- 
jenige aus dieser Arbeit zu referiren, was in den Rahmen der Physiologie 
des Geburtsverlaufes passt.) 


I. Hydrocephalie. Fall I. Vpara. Der Schädel zeigte un- 
genügende Ossifikation, sehr weite Nähte und geringen Grad von Hydro- 
cephalus. Geburt spontan. 

Fall II, III, IV. Entwickelung der Föten mittelst Kunsthilfe. 
Von den vier in der Anstalt geborenen Kinder waren zwei ausgetragen 
und zwei nicht ausgetragen ; zwei wurden todt geboren und zwei starben 
sogleich nach der Geburt. Das Fruchtwasser war in allen Fällen 
vermehrt. 

II. Mikrocephalie mit Encephalocele. Einmal beobachtet. 
II. Schädellage. Frühzeitiger Abfluss des Fruchtwassers. Vorfall einer 
Nabelschnurschlinge, die nicht mehr pulsirte. Spontane Geburt einer 
fast reifen Frucht mit Mikrocephalie, kleiner penisförmiger Ence- 
phalocele oberhalb der kleinen Fontanelle und Amniosadhäsionen. 
Von den Eihäuten fehlten Decidua und Chorion fast ganz. Die Menge 
des Fruchtwassers war anscheinend normal. 

Im weiteren wurden bei der Marburger Klinik bei völlig nor- 
malem Geburtsverlauf beobachtet: 

2 mal Defekt der Kopfhaut. 
mal Vererbung eines weissen Fleckes weisser Haare. 
mal Hemicephalie. 
mal Hasenscharte und Wolfsrachen. 
mal Struma. 
mal Spaltung des Kehlkopfes. 
mal Spina bifida. 
mal Situs transversus des Herzens und der Gefässe. 


GA Fi ba O GN ki 


14 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


1 mal Nabelschnurbruch. 

1 mal Strietura duodeni. 

3 mal Hypospadie. 

3 mal Polydactylie. 

1 mal Verkrüppelung der unteren Extremitäten und der rechten Hand. 
1 mal linksseitiger Pes varus. 

1 mal Mikromelia chondromalacica (bzw. fötale Rhachitis.) 


Ausserdem erwähnen wir der Vollständigkeit halber die spontane 
Geburt bei Hydramnios und bei Missbildungen. 


Guerero (10) konstatirt an Hand der französischen Litteratur, 
der er einige englische und deutsche Autoren beifügt, dass Mauriceau, 
Smellie, Roederer, Beaudelocque die nachträgliche Umwandlung 
einer III. und IV. Schädellage in eine II. resp. I. nicht kannten; dass 
Madame Lachapelle diese Drehung beobachtete, allein sich dieselbe 
nicht erklären konnte und dass es ein Verdienst Naegele’s ist, über 
den Mechanismus dieser Lagen klaren Aufschluss gegeben zu haben. 
Guerero konstatirt des ferneren, dass bis zur heutigen Stunde, Velpeau 
ausgenommen, die französischen Geburtshelfer ausser Tarnier die 
Geburten in III. und IV. Schädellage für Mutter und Kind ungünstig 
taxirten. An Hand des Materiales aus dem Hospital Beaudelocque 
aus den Jahren 1890, 1891, 1892, welches 975 III. und IV. Lagen 
umfasst, kommt Verf. zu folgenden Resultaten: 


975 zweite Unterarten von Hinterhauptslagen zerfallen in 
746 III. Lagen 
229 IV. Lagen. 


Diese vertheilen sich auf 563 Erstgebärende 
412 Mehrgebärende. 


Von den 975 Kindern gelangten zur Geburt 
966 in I. u. II. Hinterhauptlage, 


2 in III. u. IV. j 
4 in tiefem Querstand. 


Die Geburt verlief ohne Geburtshilfe in 940 Fällen = 96, 25 2.0 
5 e „ ` mittelst Zange „ 30 „ = 3,75°jo. 

Die mittlere Dauer der Geburt warfür Erstgebärende 16 Std. 15 Min. 
IT „ nm „ ag „ „ Mehrgebärende 9 Std. 2 Min. 


Die kürzeste Dauer der Geburt wurde in folgenden Fällen be- 
obachtet: 


Verlauf der Geburt. 975 


Alter Lage Dauer der Geburt, 
5. Juli 1891 Mehrgebärende; 22 Jahre; II. 1 Std. 50 Min. 
3. August 1891 e 30 ,„ III. 1 „ 4 „ 
17. Juli 1891 26 ,» IV. 1 „ 50 „ 
16. Juni 1891 Se 31 7 III. 1 u: 20 , 
27. Sept. 1891 S op n IIL 1,20 „ 
19. Juli 1891 7 35 ,„ IV. Low — wm 
28. August 1890 Primipara 20  „ III. 55 „ 
Die längsten Geburtszeiten waren folgende: 
Alter Lage Dauer der Geburt. 
18. Febr. 1890 Primipara 22 Jahre; IV 163 Std. — Min. 
5. Juli 1891 e 32: 5 III 111 „ 30 „ 
24. Juli 1891 mg AR „ HI 107 „ — ,„ 
3. Sept. 1891 „ 18 „ II 8 „ 55, 
6. Jan. 1891 ji 21 ,„ HI 79 — „ 
24. Dez. 1891 S 23 ,„ IV MÉ w — 


Die Geburt mit längster Dauer von 163 Stunden verlief spontan; 
Mutter und Kind blieben normal. 


Dank der. häufigen Rotation der III. und IV. Schädellagen in 
II. und I. Schädellage ist die Prognose dieser III. und IV. Schädel- 
lage nicht so ungünstig anzusehen. 

Die Dauer dieser Geburten ist im Durchschnitt nicht länger als die 
Dauer der Geburten in I. und II. Schädellage. 

Diese Geburten sind für die Frauen keineswegs so mühevoll wie 
von den Autoren angenommen wurde. 


Es muss bei den III. und IV. Schädellagen nicht häufiger künst- 
lich eingegriffen werden als bei den I. und II. Schädellagen. 


Corinin (4) kommt an Hand der französischen Litteratur zur 
Ueberzeugung, dass in Frankreich während des XVIII. und XIX. Jahr- 
hunderts die III. und IV. Hinterbauptslagen, soferne sich dieselben nicht 
im Verlaufe der Geburt in I. und II. Hinterhauptslagen umwandeln als 
Komplikationen mit ungünstiger Prognose angesehen wurden. — Einzig 
Madame Lachapelle und Velpeau halten diese Lagen für nicht 
besonders gefährlich. 


Verf. untersuchte den Verlauf der in III. und IV. Schädellage 
beendeten Hinterhbauptslagen aus den Jahren 1896 bis 1897 und 
kommt zu folgenden Resultaten: 


576 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Unter 10000 Geburten fanden sich 56 Fälle. (Ausgenommen 
sind die III. und IV. Schädellagen bei engem Becken.) Diese 
56 Fälle stellten sich anfänglich in dem Beckeneingang als III. 
Stellungen in 14 Fällen; IV. Stellungen in 13 Fällen; I Stel- 
lungen in 8 Fällen; hoher Querstand in 18 Fällen; unbekannt in 
8 Fällen. Werden 3 Fälle von Zange ausgeschieden, welche nicht 
wegen III. oder IV. Stellung mit langer Geburtsdauer sondern im Interesse 
der Mutter gemacht wurden, so musste die Zange in 53 Fällen 3mal 
angelegt werden. 8 Kinder starben. 

Die mittlere Dauer bei Mehrgebärenden betrug 7 Std. 56 Min. 

Die mittlere Dauer bei Erstgebärenden betrug 14 Stunden. 

Die mittlere Dauer der Austreibungsperiode bei Mehrgebärenden 
ist 35 Minuten. 

Die mittlere Dauer der Austreibungsperiode bei Erstgebärenden 
ist 2 Std. 11 Min. 

Der Verlauf dieser Schädellagen ist in 96,23°/o ein spontaner, 
die Dauer der Geburt und Austreibungszeit ist nicht länger als bei 
den Hinterhauptslagen mit normaler Rotation. 


Die Dauer der ganzen Geburt sowie der Austreibungszeit ist bei 
den Erstgebärenden nur um wenig vermehrt, Die Mortalität der Mütter 
= 0°fo. Die Mortalität für das Kind ist 1,78°/o gegenüber 0,48 °%/0 
bei normalen Geburten. Niemals kamen centraler Dammriss oder gar 
ausgedehnte Zerreissungen des Septum recto-vaginale oder des Sphincter 
externus vor. Ausser geringen vorübergehenden Temperatursteigerungen 
gelangten niemals Urinretention, niemals Blasen- oder Rektumfisteln, 
niemals Druckusuren zur Beobachtung. 





e) Diätetik der Geburt. 


1. Ahlfeld, F. (Marburg), Die Heisswasser-Alkoholdesinfektion und ihre Ein 
führung in die allgemeine Praxis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8. 

2. Beuttner, Antisepsis und Asepsis in der Geburtshilfe. Wiener Klinik. 

3. Carbonelli, G., Profilassi ortopedica in Ostetricia. L'Unione Medica 
Italiana. Torino. 

4. Carbajal Antonio, J., Traitement des presentations occipito-postérieurs. 


XII. Congrès des sciences medicales à Moscou. Ann. de Gyn. Novembre, 
pag. 445. 


10. 
11. 


12. 


13. 


14. 


14a. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


Diätetik der Geburt. 577 


Collins, Die schmerzlose Entbindung. Leipzig 1896. 

Cuthbert, Middleton, D., General management of cases during preg- 
nancy and confinefent. Amer. Journ. of Obst. February. 
Fothergill, Walcher’s position in parturition. British med. Journal. 
London, 31. Octob. Vol. II, pag. 1290. 1896. 


. Fürbringer u. Freyhan (Berlin), Neue Untersuchungen über die Des- 


infektion der Hände. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 6, pag. 81. 


. Gaede, M., Ueber Zwillingsgeburten und unser Verhalten bei der Geburt 


des zweiten Zwillings. Diss. Bonn. 

Godart, Die geburtshilfliche Aseptik. Policlinique, Nr. 24. 

Godson, Cl., Valedietory address on antiseptic midwifery. Lancet, 
Jan. 23. 

Holm, T., Ueber Ursache, Verlauf und Therapie der hinteren und vor- 
deren Scheitelbeineinstellung unter Benutzung von Beobachtungen der Mar- 
burger Frauenklinik. Diss. Marburg 1896. 

Kriwoschein, Ueber Verpflegung von Kreissenden in den städtischen 
Gebärasylen. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 
Logothétis, L’antisepsie dans les accouchements et les Sages-femmes. 
Rev. med. pharmak. Jan.-Febr. 

Leopold, Pinard, Henning, Diskussion über Aeussere Untersuchungs- 
methoden. Vom XII. internat. med. Kongress zu Moskau. Sitzung vom 
21. August Vormittags. Ref. nach Centralbl. f. Gyn. Bd. XXXVIII, pag. 
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Miranda, Antisepsi ed Asepsi in ostetricia. Arch. di Ost. et Gin. janv. 
pag. 12. 

Montgomery, E. E., The value of Quinine as an Oxytoxic. Amer. Gyn. 
and Obst. Journ. Juni. Nr. 6, pag. 693. (Verf. hält Chinin als vortreff- 
liches Mittel zur Verstärkung der Wehenthätigkeit.) 

Marshall, Ewing, Medicines in Normal Labour. Ann. of Gyn. and Paed. 
Nr. 6, Vol. X. March. 

Maire, De la conduite à tenir en présence des mento-posterieures en- 
gagées. Thèse Paris. 

Mulert, G. (Schöneberg), Ueber die Einschränkung der inneren Unter- 
suchung der Gebärenden. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7. 


. Pazzi, M., La posizione del parto presso i diversi popoli prima e dopo 


l’ era volgure. Bull. delle scienze mediche. Bologna, pag. BIO. 
(Herlitzka.) 


. Puls, The prophylaxis of the puerperium. Ann. of Gyn. and Paed. janv. 


pag. 200. : 


. Rossi-Doria, Sulla necessità di preparare la donne al parto. Atti della 


Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 187. (Herlitzka.) 
Rubeška, W., Ueber den Dammschutz bei der Entwickelung des nach- 
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Schmidt, O., Ueber Steinschnittlage in partu. Centralbl. f. Gyn. Nr. 47. 
Schwab, De l'action du sulfate de quinine comme agent oxytocique. 
Journ. de Méd. de Paris. 29. Nov. 1896, pag. 570. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 37 


578 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


26. Stephenson, The management of labour in twin pregnancies. Scott. 
med. and surg. Journ. Jan. 

27. Stevens, T. G., Ueber frische Dammrisse. Guy’s hospital reports 1896. 
Ref. nach Centralbl. f. Gyn. Nr. 32, pag. 1003. 

28. Weir, R. (New York), Ueber die Desinfektion der Hände. Med. record. 
April 3. Ref. nach dem Centralbl. f. Gyn. Nr. 36, pag. 1102. 


Rube3ka (23) extrabirt das Kind (oder lässt es spontan aus- 
treten) mittelst des Mauriceau-Veit’schen oder Wigand-Martin- 
schen Handgriffs bis der Mund geboren ist. Dann erfasst die eine Hand, 
beim Mauriceau-Veit’schen Handgriff die über den Nacken gelegte, 
beim Wigand-Martin’schen diejenige, die exprimirt hat, das Kind 
bei deu Füssen und erhebt es stark in die Höhe, der Geburtshelfer 
stellt sich etwas zur Seite und die zweite Hand, diejenige, die im 
Munde war, kommt mit ausgestreckten Fingern nach Art des Ritgen- 
schen Handgriffes auf den Hinterdamm, wäbrend der Daumen in den 
Mund auf den Alveolarfortsatz des Oberkiefers zu liegen kommt. Nun 
beherrscht die Hand den nachfolgenden Kopf vollkommen und lässt 
ihn nur so weit austreten, als es die Elasticität des Dammes erlaubt, 
dann aber hält der Daumen kräftig zurück. Die ausgestreckten Finger 
drängen den Schädel von hinten her in den Schambogen und ent- 
lasten so den Damm. Wenn die grösste Cirkumferenz des Kopfes 
zum Durchschnciden gelangt, kann die Hand den Schädel auch wohl 
ausserhalb der Wehe herausheben. 


Was also bei vorausgehendem Kopfe beide Hände leisten, besorgt 
hier die eine und wohl auch mit demselben Erfolg. Weil das Kind 
den Mund und die Nase frei hat, kann es athmen; es kann wobl auch 
schon jetzt, wenn nöthig, der Schleim aus dem Munde und Rachen 
mit einem elastischen Katheter herausgezogen werden, und so hat die 
Entwickelung des Kopfes für gewöhnlich keine Eile mehr. 


R. Weir (28) hat die verschiedenen Methoden der Desinfektion 
der Hände einer experimentellen Kritik unterzogen und findet Sublimat 
allein nicht hinreichend, wohl aber in Verbindung mit Alkohol. Sebr 
günstig fielen seine Versuche mit einer Methode aus, welche zuerst von 
Klein empfohlen, von ihm aber etwas verändert worden ist, indem er 
Chlor in statu nascente anwendet. Er nimmt einige Krystalle des 
gewöhnlichen kohlensauren Natrons, der Waschsoda, in eine Hand, 
streut darauf etwa einen Theelöffel voll Chlorkalk und fügt so viel 
Wasser hinzu als nöthig ist, um eine dünne Paste herzustellen, mit 
welcher man 2—3 Minuten lang die Hände, Nägel und Vorderarme 


Diätetik der Geburt. 579 


reibt, so lange bis statt des anfänglichen Wärmegefühls sich im 
Gegentheil ein Gefühl von Kälte einstellt und sich die kleinen Körner 
des Chlorkalks ganz auflösen. Dann werden die Hände in sterilem 
Wasser oder Sublimatlösung abgewaschen. Mit dieser Art sich zu 
desinfiziren wurde in 95 °/o aller Versuche völlige Sterilisation der vorher 
mit der Reinkultur eines infektiösen Mikroorganismus, z. B. Milzbrand- 
oder Cholerabacillen, bestrichenen Hände erreicht. 


Godart (10) giebt Vorschriften, welche sich im Allgemeinen mit 
den in Deutschland gebräuchlichen decken. Ausserdem hält er es für 
nützlich, wenn die Schwangeren in den letzten Wochen vor der Ent- 
bindung täglich eine Sublimatausspülung (1:5000) der Scheide vor- 
nehmen. Zur Säuberung der äusseren Genitalien wäbrend der Geburt 
erachtet er die Seifenwaschung und das Abschneiden der Schamhaare 
für genügend. 

Stevens (27) führt ausser den gewöhnlichen Gründen für die 
Entstehung eines Dammrisses auch die mangelhafte Dehnungsfähigkeit 
der Weichtheile an, die zuweilen durch krampfhafte Kontraktionen der 
Scheidenmuskeln hervorgerufen wird. In solchen Fällen sollen schon 
im Beginn der Geburt bei Einführung des Fingers Kontraktionen des 
Scheidenschliessmuskels und des Levator ani ausgelöst werden. Ein- 
leitung der Narkose ist die beste Behandlung. Man kann folgende 
Gruppen von Dammrissen aufstellen: 


1. Gewöhnlich reisst Scheidenschleimhaut und Dammbhaut gerade 
in der Mittellinie, dabei pflegt keine Zerfetzung der Wundränder sich 
zu zeigen. Hierher gehören auch die Fälle, in denen die Mastdarmwand 
sich sehr resistent erweist und der Riss sich in Form eines Y zu beiden 
Seiten des Rektums spaltet, sodass dasselbe unverletzt im hinteren 
Wundwinkel liegt. Prinzipiell sind alle Dammrisse, die nicht nur das 
Frenulum betreffen, zu nähen. Als Nahtmaterial wird Silkworm empfohlen, 
Katgut verworfen; irgend ein Verband ist unnöthig, Für den Mast- 
darm perforirende Risse kann man in den Fällen, wo das Rektum 
nicht hoch hinauf eingerissen ist, eämmtliche Fäden von der Haut 
aus einfübren, derart, dass die nach hinten liegenden Nähte den Mast- 
darmriss und die vorderen die Scheidenschleimhaut zusammenbringen. 
Die erste Nadel sticht am besten in der Mitte zwischen Frenulum und 
Rektalwand ein und vereinigt dadurch den vordersten Theil des Mast- 
darmrisses. 

In der Nachbehandlung perforirender Risse empfiehlt es sich, am 
3. oder 4. Tage per rectum Ölivenöl zu appliziren, worauf nach 4 bis 

37* 


— 


580 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


6 Stunden ein gewöhnliches Seifenklystier folgt; vor allem hält es 
Verf. aber für wichtig, ein sehr weites Drainrohr, das gerade über 
den Sphincter ani reicht, zur Ableitung von Flatus einzuführen, denn 
die Nahtlinie wieder hauptsächlich durch Gase auseinandergedrängt. 
Nach dem ersten Stuhlgange kann das Drainrohr entfernt werden. 
Die Nähte will Stevens schon am 7.—10. Tage entfernen, er setzt 
zwar hinzu, dass Eile dabei nicht nothwendig sei. 


2. Eine nicht ungewöhnliche Form der Dammrisse bilden die- 
jenigen, welche nicht ihrer ganzen Länge nach in der Mittellinie liegen. 
Gewöhnlich beginnen sie an der einen oder anderen Seite des Bänd- 
chens und nähern sich nun, je mehr sie nach rückwärts verlaufen, 
desto mehr der Medianebene. Eine Blutung aus Hämorrhoidalgefässen 
kann möglicherweise auftreten, nie wird jedoch das Rektum angegriffen. 
Diese Risse kommen bei ungleicher Dehnung des Darmes zu Stande, 
so bei unvollkommen gedrehtem Hinterhaupt. 


Wiederum häufig vorkommend und nicht selten übersehen sind 
Scheidenrisse bei unverletzter Dammhaut. In der Form variiren diese 
Verletzungen mannigfaltig. Vorderhauptslagen sind häufige Veran- 
lassungen zu denselben. Hierher gehören auch die sich in die grossen 
Schamlippen fortsetzenden Risse. 


Bezüglich des Dammstützens vertritt Verf. die Meinung, dass 
die üblichen Methoden eher schädlich als nützlich sind und empfiehlt 
folgende Handgriffe: zwei Finger der rechten Hand hakt man über das 
Hinterhaupt und zieht nach unten, indem man rou gleicher Zeit zur 
Verstärkung der Flexion des Kopfes einen Druck nach hinten ausübt. 
Man verstärkt die Wirkung, wenn man mit der Spitze des Zeigefingers 
und Daumens der linken Hand durch den Damm einen Druck auf das 
Vorderhaupt ausübt, dadurch, dass die genannten Finger links und 
rechts vom Anus in der Nähe der Tubera ischii angepresst werden. 
Durch die Kombination der beiden Handgriffe gelingt es auch in der 
Wehenpause den Kopf heraus zu befördern. Prophylaktische Incisionen 
sollen in der Mittellinie angelegt werden. Im Gegensatze zur Spiegel- 
berg’schen Statistik (3,5 0/0) berechnet Verf., dass in 10,1°/o der Ge- 
burten Dammrisse entstehen. 

Eine sekundäre Naht gelang ohne Anfrischung am 12. Wochen- 
bettstage.. Der Originalarbeit sind gute Abbildungen beigelegt. 

Häufiger als gewöhnlich angenommen wird, ist die Schleimhaut 
der Scheide nicht so dehnungsfähig wie die Haut des Perineums. Es 
reisst dann zunächst die Scheidenschleimhaut in querer Richtung 


Diätetik der Geburt. 5S1 


von der Haut ab, und erst darauf wird der Damm vertikal in der 
Mittellinie gespalten. Die beiden Hälften des Dammes bewirken dann 
schliesslich auch noch zwei vertikale Schleimhautrisse von oft ungleicher 
Länge links und rechts von der Mittellinie. Bei der Behandlung ist 
es wichtig, dass die Zunge der Vaginalschleimhaut wieder an ihre 
richtige Stelle kommt. Wenn die Haut nicht in demselhen Umfange 
gerissen ist, thut man gut der exakten Neunähung wegen, dieselbe 
vorher mit der Scheere zu spalten. 


In seltenen Fällen reisst nicht allein die Schleimhaut, wie be- 
schrieben, in querer Richtung vom Damme ab, sondern in Ver- 
bindung mit derselben bleibt noch eine diekere Masse des Perineums. 
Da die äussere Haut ganz unverletzt bleiben kann, so werden diese 
Verletzungen nicht selten übersehen. Die Anlegung der Nath soll 
nach Stevens Erfahrungen schwieriger sein, wenn man nicht auch 
die äussere Haut spaltet. 


Schwab (25) ist überzeugt, dass das Chininum sulfuricum, sobald 
die Geburtsthätigkeit einmal begonnen hat, schnell energische Uterus- 
kontraktionen erzeugt. In allen Fällen von langdauernden Geburten 
in Folge von Wehenschwäche sah Stevens nach Darreichung von 
Chininum sulfuricum ausgezeichneten Erfolg. Nach seiner Erfahrung 
verstärkt das Chinin vorhandene Wehen, wirkt jedoch nicht abortiv. Es 
ruft nicht wie Secale cornutum einen Tetanus uteri, sondern inter- 
mittirende Kontraktionen hervor. Deshalb kann es ohne Gefahr während 
der Geburt gegeben werden. Seine Wirkung tritt nach "a Stunde ein; 
am besten giebt man zweimal 0,5 innerhalb 10 Minuten. Seine An- 
wendung empfiehlt sich, wenn nach dem Blasensprung die Geburt sich 
in die Länge zieht, die Mutter erschöpft ist und das Kind asphyktisch 
zu werden droht. 


Ausser dieser günstigen Wirkung scheint das Chinin auch leichte 
Nachgeburtsblutungen zu bewirken, welche aber auf Uterusmassage und 
heisse Ausspülungen stehen. 


Leopold (14a) sieht in der Aufstellung des Themas der äusseren 
Untersuchung auf dem internationalen medizinischen Kongress eine An- 
erkennung der Bestrebungen, die innere Untersuchung der Schwangeren 
und Gebärenden einzuschränken. Die geburtshilfliche äussere Unter- 
suchung ist in den letzten 30— 40 Jahren vorzüglich ausgebildet worden. 
Die äussere Untersuchung wurde früher vorwiegend in der Schwanger- 
echaft und im Beginn der Geburt, die innere während des Verlaufs 
derselben angewendet. Und doch kann man durch die äussere Unter- 


582 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


suchung nie eine Infektion verursachen, wie bei der inneren. Eine 
Schnelldesinfektion der Hände, wie sie der praktische Arzt, welcher 
mit vielem Infektionsmaterial in Berührung kommt, fast stets vor- 
nehmen muss, genügt keineswegs, um die Hände steril zu machen. 

Es giebt nur eine Methode, welche der äusseren Untersuchung, 
welche in Verbindung mit der Beckenmessung vorgenommen werden 
muss, dieselbe Sicherheit gewährt, die Fortschritte der Geburt zu ver- 
folgen, wie wir sie durch die innere Untersuchung erreichen; es eind 
dieses die vier von Leopold angegebenen Griffe: der erste Griff be- 
lehrt uns über die Grösse der Gebärmutter und darüber, ob das Kind 
gerade oder quer liegt, durch den zweiten erfahren wir, wo der Rücken 
liegt, der dritte giebt uns Auskunft über den vorangehenden Kindes- 
theil, wenn derselbe noch hoch steht, während der vierte uns diesen 
unterscheiden lässt, auch wenn er tief in das Becken hinabgetreten ist. 

Diese Untersuchungsmethode ist an mindestens 10000 Fällen in 
der Klinik von Leopold angewendet worden. Von 2000 Geburten 
im letzten Jahre hätten mindestens 1700 allein durch die äussere 
Untersuchung geleitet werden können, Hebammen und Aerzte sollen 
deshalb möglichst genau in der äusseren Untersuchung ausgebildet 
werden; beim Unterricht kann natürlich die innere Untersuchung nicht 
vernachlässigt werden. 

Anders verhält es sich bei pathologischen Geburten; hier kann 
nur eine äussere und innere Untersuchung gemeinsam die Indikations- 
stellung für den Zeitpunkt eines Eingriffes feststellen. 

Die gegen die äussere Untersuchung erhobenen Vorwürfe, dass sie 
vorzeitige Wehen erzeuge, dass das untere Uterinsegment gequetscht 
werde etc. haben sich nach den Erfahrungen Leopold’s nicht be- 
stätigt, wenn man die Untersuchung methodisch ausführt. 

Leopold stellt daher folgende zwei Sätze auf: 

1. Normale Geburten kann man allein mittelst der äusseren Unter- 
suchung leiten, mit ihr schädigt man weder eine Schwangere noch 
Gebärende. 

2. Zur Verhütung des Kindbettfiebers soll man daher die innere 
Untersuchung bei normalen Fällen möglichst vermeiden, bei regelwid- 
rigen auf das nothwendigste Maass beschränken. 

Pinard (14a) stellt als zweiter Referent folgende Thesen auf: 

1. Die äussere Untersuchung stellt für die Geburtshilfe eine der 
wichtigsten Untersuchungsmethoden dar. 

2. Diese Uutersuchungsmethode, welche seit undenklichen Zeiten 
bekannt ist, wird erst seit dem Anfang dieses Jahrhunderts regelmässig 


Diätetik der Geburt. 583 


angewendet; aber erst seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, und 
besonders erst in den letzten 20 Jahren ist sie methodisch ausgeführt 
worden und führt uns so zu Resultaten, welche uns zu der Forderung 
berechtigen, jede Schwangere muss äusserlich untersucht werden. 

3. Diese Methode ist leicht zu lehren und zu lernen, leicht aus- 
zuführen; sie giebt uns die beste Aufklärung über die Diagnose, ob 
die Schwangerschaft normal ist oder nicht, ob Zwillingsschwangerschaft 
besteht, ob es sich um eine Extrauterinschwangerschaft handelt. 

d. Gewisse Diagnosen, wie Drillinge, Hydrocephalus, können erst 
seit ihrer methodischen Ausführung bestimmt gestellt werden. 

5. Während der Schwangerschaft ist sie im Stande, in einer An- 
zahl von Fällen die Indikationen für prophylaktische Operationen ein- 
zuschränken. 

6. Während der Wehenthätigkeit steht sie an Wichtigkeit der 
inneren Methode nach, sowohl der Digitaluntersuchung, wie der Unter- 
suchung mit der ganzen Hand, obwohl auch sie allein bisweilen werth- 
volle Aufschlüsse über den Fortschritt der Geburt giebt. 

7. Während der Austreibungsmethode leistet sie wieder mehr und 
ist der inneren Untersuchung gleichwerthig. 

8. Nach der Entbindung im Wochenbett kommt sie in normalen 
Fällen allein in Frage, nur in pathologischen Fällen soll man sie mit 
der inneren Untersuchung gemeinsam ausführen. 

Henning (14a) Die äussere Exploration sollte womöglich 
stets der inneren vorausgehen, was auch den Hebammen zu empfehlen 
ist; denn sie bereitet auf das Zweckmässigste auf die innere Unter- 
suchung vor, ersetzt häufig die innere und lässt so gut wie nie Infek- 
tion zu. 

Meist wird sie durch den Tastsinn geübt; in dieser Form finden 
wir sie Ende vorigen Jahrhunderts bei den Japanern, oft mit sanftem 
Koneten (Shampooing) vereint. 

Aus der Diskussion, an der sich Küstner, La Torre, Mur- 
doch und Cameron betheiligen, ist hervorzuheben, dass Küstner 
die Möglichkeit betont, das Fruchtwasser zu palpiren und zwar nicht 
nur, wenn es vermehrt ist. Hierdurch haben wir auch die Möglichkeit, 
wenn wir es an getrennten Stellen deutlich nachweisen, die Diagnose 
der Zwillingsschwangerschaft sicher zu stellen. Ott betont gleichfalls 
die Nothwendigkeit der äusseren Untersuchung der Schwangeren und 
Gebärenden, aber auch jede gynäkologische Kranke sollte zuerst äusser- 
lich untersucht werden. Da jedoch die innere Untersuchung nicht 


584 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


immer, besonders in Lehranstalten, entbehrt werden kann, sah er zwei 
Fälle von Sepsis in einem Jahre. 


La Torre hat, obwohl er die innere Untersuchung in ausgedehnter 
Weise zu Unterrichtszwecken verwerthet, nie einen Fall von Sepsis 
beobachtet, ihre Lehre ist aber um so wichtiger, da wir allein mit ihrer 
Hilfe feststellen können, wann der Zeitpunkt für einen operativen Ein- 
griff gekommen ist. 


Ahlfeld (1) hält die bakteriologischen Resultate der Heiss- 
wasser- Alkoholdesinfektion für stichhaltiger als die praktischen Resul- 
tate. Mit dieser Methode sind selbst weniger geübte im Stande keim- 
freie Hände zu erzielen. Dieser Umstand giebt die Berechtigung die 
Heisswasser-Alkoholdesinfektion in die Praxis einzuführen. 


Ahlfeld konstruirte ausserdem eine Hebammentasche, welche 
illustrirt und erklärt wird. Im weiteren weist Verf. einige Einwände 
anderer Autoren zurück. Der Alkohol macht die Hände leicht trocken, 
was das Eingehen mit der ganzen Hand hemmen würde. 50°/o Alkohol- 
Ausspülungen des Uterus bei septischer Endometritis werden gut ver- 
tragen. Die Heisswasser-Alkoholdesinfektion sollte als obligatorische 
Desinfektionsmassregel für die Hebammen angenommen werden. 


Fürbringer und Freyhan (8) konstatiren zunächst aus der 
Litteratur, dass weder die Frage, ob mit Vortheil auf ein dem 
Alkohol folgendes Antisepticum verzichtet werden kann, 
noch die Frage nach der Theorie der Alkoholwirkung erledigt 
sind. 


Ihre Versuche gingen nach zwei Richtungen. 


Einmal sollte die Desinfektionwirkung überhaupt und zweitens der 
Grad der Desinfektion bestimmt werden. Was die Nährböden, welche 
zur Verwendung kamen, anbelangt, so warnen die Verf., um vor Schein- 
erfolgen bewahrt zu bleiben, vor der krystallklaren Gelatine 
saurer Reaktion. Das Optimum für Nagelschmutzbakterien liegt 
in der beim Alkalisiren wahrnehmbaren Opalescenz. Es wurde stets 
die ganze Hand dem Versuche unterworfen. Die Resultate waren 
folgende: 


Seifenwasserwaschung in kaltem’ Wasser lange fortgesetzt ergab 
stets unzählbare Kolonieen ; durch energische Bürstenbehandlung wurde 
nichts geändert. Skrupulöse Nagelreinigung vermochte nichts zu ändern. 
Das heisse Wasser ist besser wie das lauwarme, aber immerhin un- 
genügend. 


Diätetik der Geburt. 585 


Bürsten mit heissem Seifenwasser 3 Minuten, hierauf Waschung 
von 3 Minuten in (3°/o) Karbol, 1°/o (Lysol), (1°/oo) Sublimat lieferten 
fünfmal keine Keimfreiheit in 23 Miuuten. 

Alkoholwaschung (90/0) nach Heisswasserseifenwaschung bei einer 
Dauer der Alkoholbehandlung von 1, 3, 5 und 9 Minuten ergab 1, 
4,4, 6 mal Keimfreiheit. Und dies auch nach Aufquellen der Hand 
in heissem Wasser vor der Abimpfung. (Also nicht Scheinresultat 
im Kroenig’schen Sinne.) 

3 Minuten Heisswasserseifenbehandlung, 3 Minuten Alkohol, 1 Minute 
Lysol ergab absolute Keimfreiheit. 

In Versuchen über die Desinfektionskraft der Desinficentien dem 
Nagelschmutz gegenüber zeigte sich das Sublimat dem Lysol weit über- 
legen. 

Konzentrirter Alkobol hat starkes Desinfektionsvermögen. Der 
Alkohol bahnt nicht nur den nachfolgenden antiseptischen Lösungen 
sondern auch sich selbst Bahn. — Der Alkohol wirkt baktericid und 
löst die oberflächlichen Hautschuppen mit dem anhaftenden Schmutz 
einschliesslich der Bakterien und schwemmt sie ab. 


Marshall (17) bespricht zunächst den Gebrauch der Anti- 
septica bei der normalen Geburt. Nach gründlicher Reinigung der 
Genitalien und Umgebung mit Seife und warmem Wasser soll bei 
normalen Geburten zunächst der Gebrauch von antiseptischen Spülungen 
unterbleiben. Entfernung der Schamhaare hält er für unnöthig. Man 
hüte sich vor verstaubten Irrigatoren in der Privatpraxis. Zur Des- 
infektion der Hände empfiehlt Marshall Sublimat. Nach der Geburt 
soll jede Anwendung von Antiseptica unterbleiben. — In Malariagegenden 
empfieblt es sich 8—10 Tage a. p. Chininum sulf. zu verordnen. 


Chinin verstärkt die Wehen, wenn dieselben in regelmässigen 
Zeitabschnitten und kräftig auftreten. Bei zu kurzen Wehenpausen 
mit häufigen aber erfolglosen Wehen ist Chinin kontraindizirt, dagegen 
st Chloralhydrat von guter Wirkung. Chloroform verspare 
man bei normalen Geburten auf die Austrittsperiode. Alsdann spare 
man aber mit dem Chloroform nicht. Strychnin empfiehlt sich gegen 
Collaps post partum. Ergotin soll niemals gegeben werden, so lange 
Kind oder Placenta noch in Utero sind. Viele Fälle von partieller 
Kontraktion des Uterus sowie von Retentio placentae beruhen auf zu 
früher Darreichung von Ergotin. 


Cuthbert (6) empfiehlt bei allen Graviden eine genaue Unter“ 
suchung des Allgemeinstatus mit besonderer Berücksichtigung von Herz 


586 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


und Nieren. Ausserden sollen hereditäre Affektionen ausgeschlossen 
und die früheren Geburten berücksichtigt werden. Ferner sollte man 
es nicht unterlassen die Pat. wöchentlich zu untersuchen, damit man 
sich auf alle Eventualitäten für die kommende Geburt vorbereiten 
kann. — Während des letzten Monats soll der Arzt die physiologi- 
schen Funktionen des Ernährungs- und Harntraktus überwachen. Zur 
Pflege der Brustwarzen sind Adstringentien nicht empfehlenswerth. Die 
beste Behandlung der Brustwarzen besteht in Reinlichkeit und Ver- 
hütung von Druck; nöthigen Falle streiche man eine indifferente Salbe 
auf. Seereisen dürfen in normalen Fällen unternommen werden. Ma- 
lariapatienten sind schon vor der Geburt zu messen. Der Coitus während 
der Schwangerschaft ist unschädlich. Sorgfältige Behandlung der Zähne 
stört die Schwangerschaft nicht. Jeder Geburtshelfer soll sterilisirte 
Gaze und einen sterilisirten Injektionsapparat besitzen. Irrigationen 
post partum sollen nur bei besonderen Indikationen vorgenommen 
werden. 


Gaede (9) findet, dass die Zeit zwischen den Austreibungsakten 
bei Zwillingsgeburten nur selten länger als eine Stunde beträgt, durch- 
schnittlich nur !/4—3/s Stunden. Er citirt Fälle aus der Litteratur 
mit Zwischenzeiten von mehreren Tagen und bezweifelt zugleich die 
Richtigkeit dieser Angaben. Verf. zeigt alsdann, wie der Standpunkt 
der älteren Autoren allmählich verlassen wird und das aktive Ver- 
fahren . bezüglich der Geburt des II. Zwillings namentlich in Klein- 
wächter einen Verfechter findet. 


Verf. berichtet über einen Fall mit verzögerten Geburtsakt des 
II. Zwillings: Patientin 31 Jahre alt. I para. Beckenmaasse: Sp. il 26; 
Cr. il 29. Conj. ext. 20. Geburt des I. Zwillings spontan. Kind 
kommt asphyktisch zur Welt und stirbt. 30 Stunden post. p. Auf- 
nahme in die Klinik bei einer Temperatur von 40,1. — Frucht- 
wasser stinkend — Uterus steinhart, Muttermund 5 Markstück gross. 
Fest umschlossen vom Uterus lag die zweite Frucht in II b. Schädel- 
lage, vor dem Kopfe die pulsirende Nabelschnur. Die Scheide bis 
1 cm von Anus entfernt mit dem Damm eingerissen. Die Wund- 
ränder zeigen einen schmierigen, eiterigen, gelblichbraunen Belag. Nach 
Desinfektion der Kreissenden Versuch die Nabelschnur zu reponiren — 
alsdann Wendungsversuch und, da die Extraktion misslang, Embryo- 
tomie. Der Kopf riss ab, daher Perforation und Extraktion mit dem 
Kranioklast. Manuelle Enfernung der Placenta. Die Patientin starb. 
Sektionsergebniss Puerperalfieber. 


Verlauf und Behandlung der Nachgebartsperiode. 587 


An Hand dieses Falles sucht Verfasser zu beweisen, dass die 


Beförderung der Geburt des II. Zwillings nicht nur im Interesse des 
Kindes, sondern auch im Interesse der Mutter indizirt ist. 


or 


ba. 


f) Verlauf und Behandlung der Nachgeburtsperiode. 


. Ahlfeld, F., Was hat die Hebamme in der ersten halben Stunde nach 


der Geburt zu thun? Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 12. Juni. 

— Weitere Untersuchungen über die physiologischen Vorgänge in der 
Nachgeburtsperiode. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. H.3. Bd. XXXVI, pag. 443. 
— Zerreissung der Nabelschnur eines reifen Kindes während der Geburt. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXX, H 3. 


. Bar, Sur l'état du placenta et des foetus dans la grossesse g&mellaire 


univitelllne.e Ann. d’Obst. et de Gyn. Tom. XLII, pag. 491. 


. Bellot, Du röle du medecin dans la delivrance naturelle simple. These 


de Paris. 


. Gessner, Adolf, Beiträge zur Physiologie der Nachgeburtsperiode. Zeit- 


schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1. 

— Beiträge zur Physiologie der Nachgeburtsperiode. Habilitationsschr. 
Stuttgart. 

— Beiträge zur Physiologie der Nachgeburtsperiode. Vortrag in d. Ge- 
sellsch, f. Geb. u. Gyn. zu Berlin. Sitzung vom 22. Jan. Diskussion zu 
diesem Vortrag in der Sitzung v. 12. Febr. Ref. Centralbl. f. Gen Nr. 9, 
pag. 248. Diskussion Centralbl. f. Gyn. Nr. 13, pag. 355. 


, Jullien, J., Documents statistiques concernant l'étude des grossesses 


gémellaires. Thèse de Paris (Henri Jouve 15, Rue Racine). 


. Korswagen, J., De physiologische loslating der placenta. (Die physio- 


logische Lösung der Placenta.) Diss. inaug. Amsterdam. (Mynlieff.) 


. Karbaum, M., Klinische Beiträge zur Frage des Mechanismus der Nach- 


geburtsperiode. Diss. Breslau 1896. 


. Keilmann, H., Uterus im Beginn der Nachgeburtsperiode (nach Sectio 


caesarea an der Todten). Aus der Breslauer Frauenklinik. Aus dem 
stereoskopischen Atlas von Prof. Neisser. 8. Lieferung. Tafel XCIV. 
Verlag Th. G. Fischer & Co. Kassel 1896. 


. Lichtenstein (Frankfurt a’O.), Gegen den Cred&’schen Handgriff. Zeit- 


schrift f. praktische Aerzte, Nr. 4. Ref. nach dem Centralbl. Nr. 32, pag. 
1004. 


. Moseschwili, Vergleichende Wirkung flüssiger Extrakte aus Secale 


cornut., erhalten durch Bearbeitung mit Petrol- und Aethyläther, auf die 
kontraktile Fähigkeit der Gebärmutter. Anzeiger f. öffentliche Hygiene, 
gerichtlicbe und praktische Medizin. Juni. (Moseschwili hat Petrol- 
und Aethylätherextrakte aus Secale cornut. in die V. jugularis von kreissen- 


588 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


den Kaninchen eingeführt und die Gebärmutterkontraktionen bei erðffneter 
Bauchhöhle beobachtet. Petrolätherextrakt rief bedeutend stärkere Kon- 
traktionen hervor als Aethylätherextrakt. (V. Müller.) 

14. Porak, M., Grossesse gemellaire a circulation dépendante. Ann. d’Obst. 
et de Gyn. Tom. XLVII, pag. 487. 

15. Tridondani, La diagnosi di sede dell’ inserzione placentare. Ann. di 
Ost. e Gin. Juni, pag. 425. 

16. Szabó, A. (Budapest), A szülés utáni verzesek és azok kezelése. (Die 
Nachblutungen und ihre Behandlung.) Szül&sznök Lapja Nr. 7. 

(Temesväry.) 


Ahlfeld (2) kommt auf folgende während des Verlaufes der 
Nachgeburtsperiode aufgenommene Daten: Bezeichnung der vorangehen- 
den Placentarstelle durch eine Serre fine, welche bei Durchtritt durch 
die Schamspalte angelegt wird; Messung der Placentarverhältnisse 
sowie der kürzesten und grössten Entfernung des Eihautrisses von der 
Peripherie der Placenta; Sitz der Nabelschnurinsertion; Entfernung 
derselben vom nächstliegenden Placentarrande; intrauterine Feststellung 
der Placentarstelle am neunten Tage des Wochenbettes, zu folgenden 
Schlüssen : 

a) Sitz der Placenta. Die Placenta sitzt ziemlich gleich häufig an der 
vorderen oder hinteren Wand der Gebärmutter. Bestimmte Ursachen, die 
den einen oder anderen Sitz verursachen, sind bisher noch nicht festgestellt. 
Niemals fand Ahlfeld die Placenta im Fundus uteri, dagegen in über- 
wiegender Zahl im oberen Theile des Körpers, so dass der untere Rand 
der Placenta im hochschwangeren Uterus ca. 10 cm vom inneren Mutter- 
mund entfernt liegt; sehr häufig reicht die Placenta in das untere 
Dritttheil des Gebärmutterkörpers hinab und nicht selten erstreckt 
sie sich bis zum Muttermund hin. Nur selten geht sie von der 
vorderen auf die hintere Wand über. Sitzt die Placenta an der hin- 
teren Wand, so zeigt sie eine stärkere Entwickelung als wenn sie auf 
der vorderen Wand sich gebildet hat, und liegt durchschnittlich nicht 
unwesentlich weiter vom inneren Muttermund entfernt. 

b) Auf den Modus der Lösung, Fortbewegung und Ausstossung 
der Placenta üben den grössten Einfluss der Sitz und die Grösse der 
Nachgeburt aus, von ganz untergeordneter Bedeutung ist die Länge 
und der Sitz der Nabelschnur. Den typisch zu bezeichnenden Modus, 
bei dem die Placenta sich mit ihrer fötalen Seite, und zwar mit einer 
Partie zwischen unterem Rand und Centrum, zuerst in der Schamspalte 
zeigt und bei dem die Eihäute, wenigstens das Chorion, sich gänzlich 
nach der maternen Seite der Placenta umschlagen, findet man am 


Verlauf und Behandlung der Nachgeburtsperiode. 589 


ausgeprägtesten und häufigsten, wenn der untere Rand der Placenta 
10 cm und mehr vom inneren Muttermunde entfernt ist, wenn die 
Placenta eine Grösse von mindestens 450 g hat und besonders, wenn 
sie an der hinteren Wand der Gebärmutter sitzt. 


c) Je höher die Placenta im Uterus inserirt ist, desto häufiger 
kommt der Beaudelocque-Schultze’sche Modus zu Stande, desto 
geringer ist der Blutverlust, desto regelmässiger kann die Ausstossung 
der Placenta abgewartet werden und umgekehrt. 


Lichtenstein (12) wendet sich gegen die Ausführung des 
Cred&’schen Handgriffes in der Weise, dass möglichst bald nach 
der Geburt die Hand auf den Uterus gelegt und die Nachgeburt 
durch Druck zur Lösung gebracht werden soll. Auf eine derartige 
Behandlung führt Verfasser eine Anzahl von Retrodeviationen des 
Uterus zurück. Er empfiehlt mindestens 15 Minuten zu warten, durch 
heisse Kompressen Uteruskontraktionen anzuregen und mit der Hand 
von hinten her den Uterus zur Kontraktion zu bringen. Lichten- 
stein verwirft des Weiteren die zur Zeit angewendeten Operationen 
der Retrodeviationen. 


Gessner (6) kommt an der Hand einer ausführlichen Unter- 
suchung zu folgenden Resultaten: 


In weitaus den meisten Fällen tritt die Placenta aus dem Uterus 
nach Duncan, aus der Scheide nach Schultze aus. Dieser Mecha- 
nismus erleidet nun je nach dem Verhalten der vom unteren Rande 
abgehenden Eihäute mancherlei Abänderungen. Ergiesst sich z. B. 
hinter diese Eibäute im Verlaufe der Nachgeburtsperiode mehr Blut, 
so kommt die Umstülpung der Placenta nur unvollkommen zu Stande. 
Die Placenta tritt dann mit, dem Rande voran in die Scheide, 
mitunter erscheinen dann die mit Blut gefüllten Eihäute zuerst in der 
Vulva. Reicht die Insertion der Placenta ursprünglich schon näher 
an den inneren Muttermund heran, lösen sich die Eihäute hier oder 
zerreissen sie am unteren Rande, dann bleibt die Inversion aus und die 
materne Fläche der Placente geht in der Scheide voran und kann 
schliesslich auch zuerst in der Vulva erscheinen. Verf. hält die Ent- 
stehung eines retroplacentaren Hämatoms im Beginn der Ablösung für 
ausgeschlossen, weil ein Raum, in welchen die Placenta sich vorwölben 
könnte, überhaupt nicht entsteht und der in utero herrschende Druck 
jedenfalls grösser sein muss, als der Blutdruck. Die Entstehung des 
retroplacentaren Hämatoms ist auf die Zeit der sekundären Inversion 
der Placenta zu verlegen. Der Schultze’sche Mechanismus ist viel 


590 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


seltener als man gewöhnlich annimmt. Jedenfalls ist neben dem Ver- 
lauf des letzten Theiles der Geburt des Kindes am meisten die Zeit 
der beginnenden Placentarlösung und der Sitz der Placenta dafür be- 
stimmend, ob der Austritt der Placenta nach dem Modus von Schultze 
oder von Duncan erfolgt. 


Karbaum (10) führt als Kriterien für die physiologische und 
vollständige Ausstossung der Placenta aus dem Uterus in die Scheide 
folgende vier Vorgänge an: 

1. Das häufig zu beobachtende Austreten eines bis dahin in den 
Genitalien befindlichen Stückes Nabelschnur. 

2. Das etwaig& Höhersteigen des Uterus. 

3. Die Verringerung des sagittalen Durchmessers des Uterus und 
die Bildung des „Freund’schen Kammes“. 

4. Es wird mit der flachen Hand an der Symphyse vorbei ein 
Druck auf die cervikale Uteruspartie ausgeübt. Befindet sich bei Aus- 
führung dieses Handgriffes die Placenta noch im Corpus, so wird die 
Nabelschnur in die Vagina hineingezogen, während sie keine Bewegung 
zeigt, wenn die Placenta bereits unterhalb der eindrückenden Hand, 
das heisst in der Cervix resp. Scheide liegt. Ä 

Nach Erfüllung dieser Kriterien wird die Placenta durch Pressen 
der Frau oder durch Expressio placentae (II. Theil des Crede&’schen 
Handgriffs) entfernt. 

Nach den Beobachtungen Karbaum’s verschiebt sich das Ver- 
hältniss der invertirt geborenen Placenten zu den nicht invertirt 
geborenen etwas zu Ungunsten des Schultze’schen Mechanismus, ohne 
im Entferntesten sich den von Fehling und Zinsstag gefundenen 
Zahlen zu nähern: 


Invertirtt . . 2 2 . . . 352 = 65,770 
nicht invertirt . . . . . 134 = 25,04°io 
halb invertrt . . . . . 49 = 9,200 


Nicht invertirt geborene Placenten finden sich in ca. 12°; 
weniger bei Erstgebärenden, ein Minus, das den ganz invertirten zu 
Gute kommt. | 

Die durchschnittlicben Nabelschnurlängen sind im Gegensatz 
zu den von Zinsstag angegebenen Zahlen kaum von einander ver- 
schieden. 

Nabelschnurumschlingungen fanden sich 

bei invertirten Placenten. . . . . 17 
vw nicht invertrten . . . . . . 9 


Verlauf und Behandlung der Nachgeburtsperioile. 591 


bei halb invertrten . . . . .. 5 
„ 535 Fällen überhaupt 31 mal = 5,8°/o. 


Bei den invertirt geborenen Placenten befindet sich in der weitaus 
grössten Zahl der Fälle der Eihautries weit vom Rande. Die kürzeste 
Entfernung des Eihautrisses vom Rande ist bei den nach Schultze- 
xhem Modus geborenen Placenten unter 69 Notirungen 7,8 cm, die 
bei nicht invertirt geborenen 5,5. Nach Ahlfeld ist der untere Rand 
der Placenta im hochschwangeren Uterus 10 crm vom inneren Mutter, 
mund entfernt. Der Unterschied von 2,3 cm ist demnach beachtens- 
werth und steht mit der von Schultze und anderen Autoren bestätigten 
Thatsache, dass bei tieferem Sitz der Placenta der Austritt derselben 
nach Duncan eher statthaben könne, im Einklang. Bei Duncan- 
schem Modus wurden in 1°/o mehr operativ beendigte Geburten ge- 
funden. 


Der Schultze’sche Mechanismus ist derjenige Mechanismus, 
welcher in weitaus den meisten Fällen beobachtet wird und jedenfalls 
nicht pathologisch ist. Die Fehling’schen Beobachtungen bedürfen 
der Kontrolle. 


Keilmann (11) giebt uns ein stereoskopisches Bild, welches den 
Beginn der Lösung der Placenta nach Schultze’schem Modus illustrirt. 
Es handelt sich um einen Fall, wo nach dem Tode der Mutter zur 
Rettung des Kindes von Keilmann der Kaiserschnitt gemacht wurde. 
Da die Placenta an der hinteren Wand sass, war sie durch den Schnitt 
nicht lädirt werden. Das Amnion, das im Bilde von den Rändern 
der Placenta herabhängt, fand sich nach der Eröffnung des Uterus- 
cavums abgelöst, das Chorion aber noch an der Uteruswand adhärent. 
In plastischer Wölbung sieht man das Centrum der Placenta am weitesten 
vorgetreten ` es liegt: über der excentrisch gelegenen Nabelschnurinsertions- 
stelle. Hinter dieser ausgebauchten Placenta lässt sich nichts anderes 
als das retroplacentare Hämatom vermuthen, das jeden Augenblick mit 
dem Eigengewicht der Placenta die vollständige Lösung herbeiführen 
muss. Die dazu nothwendige leichte Ablösbarkeit des Chorions ist 
vorbereitet und dies ist der zweite Punkt, dessen Veranschaulichung 
uns in deutlicher Weise das Bild giebt. Das Chorion bleibt nicht 
fächenhaft an der Wand adbärent, auch legt es sich nicht wie manche 
Bilder in Lehrbüchern zeigen, in Plissefalten, sondern es passt sich 
der Verkleinerung der Uteruswand an, indem es sich in kleinsten 
Rhomboiden von der Wand abhebt, mit den Begrenzungslinien der 
Rhomboiden allein noch haftend. 


592 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Jullien (8) findet bei seinen Untersuchungen über den 
Verlauf der Nachgeburtsperiode bei mehrfachen Schwangerschaften 
Folgendes: 


Die Nachgeburt wird im Allgemeinen nach Ausstossung des zweiten 
Fötus geboren. Der Mechanismus ist der nämliche wie bei der ein- 
fachen Geburt mit Ausnahme von denjenigen Fällen, in welchen jedes 
Kind von seinen Eihäuten begleitet wird. Der Verlauf der Nachgeburts- 
periode war nur in 7 Fällen abnormal (2 mal Blutungen; 1 mal Re- 
tentio placentae, 1mal Adhärenz der Placenta, 8mal Blutungen nach 
Ausstossung der Placenta) 172mal gingen Placenta und Eihäute 
glatt ab; 92 mal waren zwei Placenten und zwei Fruchtsäcke zu be- 
obachten; 25mal waren die beiden Placenten durch Choriongewebe 
verwachsen; 2mal befanden sich die beiden Kinder in einer Frucht- 
höhle, d. h. in demselben Fruchtwasser, demselben Amnion und 
demselben Chorion; 78 mal wurde nur eine Placenta beobachtet, 
dabei bestand 72 mal die Scheidenwand aus zwei Amnionplatten und 
6 mal bestand die Scheidenwand aus zwei Amnion- und zwei Chorion- 


platten. 
Hydramnios der beiden Fruchtblasen wurde 11 mal beobachtet. 
Re „ ersten Fruchtblase e 7 mal A 
j „ zweiten e „ Limal y 


Von den 18 Fällen mit Hydramnios in einer Blase war das Kind 
in 10 Fällen kleiner als das Kind in der Blase mit normalem Frucht- 
wassergehalt. 


Bar (4) studirte die Verhältnisse der Placenta und Eihäute an 
13 Fällen von eineiiger Zwillingsschwangerschaft; es zeigten sich 
dabei 2mal einfaches Amnion, 11mal doppeltes Amnion. Bei ein- 
fachem Amnion waren in allen Fällen Gefässanastomosen oberflächlich 
an Venen und Arterien zu konstatiren. Bei den grösseren Föten 
(Maximum 2500 g) besteht Hypertrophie des Herzens, der Leber, 
Oedem der Placenta und Hydramnios, bei den kleineren Föten Bil- 
dungshemmung des Herzens, Lebercirrhose etc. 


Maygrier beobachtete in seinem Fall Anastomosen zwischen 
zwei Arterien. Die Geburt erfolgte früher als nach der Zeitrechnung 
stimmen würde Ein Kind ernährte das andere. Das ernährte Kind 
war schwerer als das ernäbrende. 

Porak (14) berichtet folgenden Fall: Die beiden Föten waren 
nur durch eine doppelte Amnionfalte getrennt, beide Kinder weiblich. 
Frühgeburt spontan im achten Monat. Der ernährende Fötus wog 


Narkose und Hypnose der Kreissenden. 593 


1200 g, lebte einige Stunden, sein Herz wog 10,50 g; die Leber 43 g. 
Die Placenta ist dünn, klein, relativ trocken. Der ernährte Fötus starb 
bei der Geburt, wog 980 g. Bei ihm war Hydramnios, Ascites, allge- 
meines subcutanes Oedem, Hydrothorax, Hydroperikard, bedeutendes 
Oedem der Placenta vorhanden. Herz 13 g. Leber 75 g. 


Der Fötus mit mangelhafter Entwickelung des Herzens ist der 


Parasit des Gesunden. 


10. 


g) Narkose und Hypnose der Kreissenden. 


Archangelsky, Ueber Bestreichen des Leibes mit einer Chloroformsalbe 
als Ersatz der Chloroformnarkose während der Geburt. Jurnal akuscherstwa 
i shenskich bolesnei. März. (Archangelsky hat in drei Fällen von sehr 
schmerzhaften Krampfwehen während der Geburt mit sehr gutem Erfolg 
eine Mischung von 1 Theil Chloroform mit 2—3 Theilen Ol. olivarum an- 
gewendet. Mit dieser Salbe wurde die Bauchwand bestrichen und darauf 
eine Priessnitz'’sche Kompresse oder einfach trockene Tücher gelegt. In 
allen drei Fällen liess der Erfolg, nämlich das Nachlassen der Schmerzen 
und das Erscheinen von normalen Wehen nicht lange auf sich warten.) 
(V. Müller.) 
Arnd, Ein Beitrag zur Technik der Aethernarkose. Korrespondenzbl. f. 
Schweizer Aerzte. Jahrg. XXVII, pag. 582. 
Arnold, W. J. J., Safeguards in chloroform administration. Brit. med. 
Journ. 1896, Nr. 1876. 
Ballantyne, A., Chloroform in midwifery Practice. Scott. med. and 
surg. Journ. Jan. 
Bandler, Action du chloroforme sur le foie. Mittheilungen a. d. Grenz- 
gebieten der Med. u. Chir. 1896. Bd. I, Heft 3. 
Braatz-Egbert, Allgemeinanästhesie und Lokalanästhesie. Antrittsvor- 
lesung, gehalten am 17. Juni 1896. Berliner Klinik, Heft 103. Januar. 
Briegleb, Karl, Für Schleich! Zeitschr. f. praktische Aerzte. Nr. 9. 
Mai. 


. Bukojemsky, F., Ueber Stillung der Geburtsschmerzen. Dnewnik VI 


sjesola russkich Wratschei wapemjat Pisogowa. Nr. 4. Ref. nach dem 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 16, pag. 446. 

— (Petersburg), Ueber Anästhesirung durch Aether und Chloroform- 
inhalationen bei normalen Geburten. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. III, 
Heft 3. 

Cempin, Dr. A., Die Technik der Chloroformnarkose. Otto Enslin, 
Berlin. 


Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 35 


594 


11. 


12. 


13. 


14. 


16. 


17. 


18. 


19. 


21. 


22. 


24. 


Zo. 
26. 


27. 
28. 


29. 


30. 


31. 


32. 


33. 


Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Davies, Hughes Reid, A note on a fatality occuring under Anaesthetics. 
The Lancet, Nr. 1841. April. 
Davis, Chloroform in obstetrics. The Boston med. and surg. Journ. 


August, 193. 


Allen Dudley, P., Effect of anaesthesia upon temperature and blood- 
pressure. Amer. Journ. of med. sciences. March. 

Gardener, Bellamy H., A modified ether inhaler. Brit. med. Journ. Nr. 
1887. 

— On the use of anaesthesia in obstetric practice. British Gyn. Journ. 
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Nr. 1909. July. 

— Chloroform and the heart. Brit. med. Journ. Nr. 1907. July. 
Lucas, C., Ein Gedanke über die Narkosen. Lancet, 20. Febr. Ref. nach 
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1873. 

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schrift, Nr. 23. Juni. 

O'Neill, Charles, The safe administration of anaesthetics with special 
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Osthelder, A., Ueber die Verschiedenheit der Einwirkung des Chloro- 
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Piretti (Neapel), Albuminunrie nach Chloroformnarkose. Arch. di ost. e 
gin. 1896. April. Ref. nach Centralbl. Nr. 30, pag. 953. 

Rosenfeld, R. (Karlsbad), Erfahrungen bei 150 Aethernarkosen. Prager 
medizinische Wochenschrift 1896. Nr. 23. Ref. nach Centralbl. Nr. 17, 
pag. 467. 


; Narkose und Hypnose der Kreissenden. 5% 


34. Sick, J. Fredk., W., A question for anaesthetics, pneumonia after 
surgical operations; an anaesthetics point of view. Lancet, Nr. 3838. 
March. 


35. Simpson, A. R. (Edinburg), Das Jubiläum der Anästhesie in der 
Geburtshilfe. Eine Ansprache an die Glasgow gynaecological and ob- 
stetrical society am 19. Jan. Separatabdruck aus dem Glasgow med. 
Journ. 


36. Thorp, Des accidents observés pendant ei après l’etherisation. These de 
Paris. 


37. Vidal, Influence de l’anesthesie chloroformique sur les phénomènes chimi- 
ques de l'organisme. These de Paris. 1896. 


38. Worcester, The superiority of chloroform as an anaesthetic in midwi- 
fery practice. The Boston Med. and Surg. Journ. August, pag. 198. 


Osthelder (31) experimentirte am Froschherzen unter nach- 
folgenden Bedingungen: 


Als Cirkulationsflüssigkeit wurde frisch abfiltrirtes Schweineblut, 
das mit zwei Theilen physiologischer Kochsalzlösung gemischt wurde, 
benützt. Bei den Chloroformversuchen kam eine mit Chloroform, bei 
den Aetherversuchen eine mit Aether gesättigte physiologische Koch- 
salzlösung in Anwendung. Dabei ist zu beachten, dass Chloroform in 
200 Thl. Wasser löslich ist, während Aether sich schon in 2 Thl. 
Wasser löst. Sowohl bei den Chloroform- wie bei den Aetherversuchen 
wurde zuerst Normalflüssigkeit (1 Thl. Schweineblut und 2 Thl. physio- 
logische Kochsalzlösung) durch das Herz geleitet, und die normale 
Herzaktion sowohl als auch die normale Pumpkraft des Herzens durch 
das in fünf Minuten gepumpte Blut festgestell. Dann wurde eine 
schwache Chloroform- resp. Aetherlösung durchgeleitet und ebenfalls 
Herzaktion und Pumpkraft bestimmt. Das Gleiche fand bei der dritten 
und stärkeren Lösung statt. Sämmtliche Versuche wurden an frisch 
präparirten Froschherzen, bei denen nach Unterbindung aller übrigen 
Gefässe eine Kanüle in die linke Aorta und eine in die untere Hohl- 
vene eingebunden wurde, angestellt. 

Diese Untersuchungen ergaben folgende Resultate: 

Chloroform bewirkt selbst in den kleinsten Mengen sehr erheb- 
liche Störungen des Blutkreislaufes, vor allem aber eine bedeutende 
Herabsetzung der Herzleistung. In der Mehrzahl der Fälle ist damit 
eine gleichzeitige Herabsetzung der Pulsfrequenz verbunden. 

Aether hat nicht immer eine Abnahme der Herzkraft zur Folge; 
unter Umständen sogar eine Erhöhung derselben. 

38* 


596 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt. 


Bei Chloroform wie bei Aether wurde eine ziemlich rasche Ge- 
wöhnung des Herzens an diese Gifte konstatirt, indem bei einer zweiten 
Durchleitung eine erhebliche Besserung des Blutdruckes und der Puls- 
frequenz gegenüber dem beim erstmaligen Durchleiten erzielten Resultat 
zu erkennen war. 


Der Aether ist weniger giftig wie das Chloroform. Aethernarkosen 
haben aber gelegentlich Collaps, Pneumonien, Lungenödem etc. zur 
Folge. In Folge dessen soll der Arzt für jeden Einzelfall individua- 
lisiren. 

Vidal (37) kommt in seiner vorzüglichen Studie über die physio- 
logischen Veränderungen am Chemismus des Organismus während der 
Anästhesie zu folgenden Resultaten: 


Der gesammte Stoffwechsel ist in hohem Maasse gesteigert, weil die 
Exkretionen zunehmen, ebenso die Wärmeproduktion und die Athen- 
frequenz. Es entsteht auf Kosten des Organismus eine wahre Ver- 
schwendung von chemischen Spannkräften. 


Thorp (36) kommt an Hand seiner Untersuchungen zu folgen- 
den Schlüssen: 


Der Aether ist dem Chloroform vorzuziehen: 1. weil die Anästhesie 
rascher eintritt wie bei Chloroforın. (Wir haben gerade entgegengesetzte 
Beobachtungen gemacht. Ref.) 2. Das Excitationsstadium ist kürzer 
und das Erbrechen seltener. 3. Aether disponirt namentlich zu tertiärer 
Synkope, gegen welche wir mit Erfolg eingreifen können, während 
Chloroform besonders zu sekundärer Synkope disponirt, welche wir 
nicht bekämpfen können. 4. Aether schädigt die Nieren weniger als 
das Chloroform. Kontraindizirt ist Aether nur bei Halsoperationen und 
in der Hirnchirurgie. 





10. 


11. 


12. 


13. 
14. 


Physiologie des Wochenbettes. 597 


V. 
Physiologie des Wochenbettes. 


— 


Referent: Dr. Bokelmann. 


a) Physiologie und Diätetik der Wöchnerin. 


. Albrecht, Fürsorge für die Wöchnerinnen und deren Angehörige. Deutsch. 


med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 42. 


. Balland, Influence du saturnisme sur la marche de la grossesse, le pro- 


duit de la conception et l’allaitement. Arch. Gyn. Tocol. Par. Vol. XXIII, 
pag. 750. 

Bang, Ueber die Ausscheidung des Jodothyrins durch die Milch. Berliner 
klin. Wochenschr. Nr. 52. 

Benckiser, Die Wöchnerinnenasyle Deutschlands. Deutsche med. 
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 43. 

Berggrün u. Winckler, Ueber eine maassanalytische Bestimmungs- 
methode der Eiweisskörper in der Frauenmilch (aus dem Laboratorium d. 
Kinderspitalsabtheilung der allgemeinen Poliklinik in Wien). Wien. klin. 
Wochenschr. Nr. 2 u. 10. 

Boissard, Le lait maternise, recherches et résultats cliniques. L’Obstetr. 
Paris 2 année Nr. 1, pag. 1—18. 

— De l'assistance des femmes accouchées. L’Obstetr. Paris, Nr. 6, 
pag. 512. (Statistischer Bericht über das Wochenbettsasyl zu Fontenay.) 
Brennecke, Errichtung von Heimstätten für Wöchnerinnen. Sonder- 
abdruck d. deutschen Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege, Bd. 
XXIX, Heft 1. 

— 1. Bericht über das Wöchnerinnenasyl zu Magdeburg 1895 und 1896; 
2. Hebammenschule und Wöchnerinnenasyl in Magdeburg. 

Brutzer, Ein Beitrag zur Wochenbettsdiätetik. (Aus der Kgl. Universi- 
tätsfrauenklinik zu Breslau.) Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 391. 
Budin, Production du lait par les nourrices. Soc. obstetr. de France. 
Ann. Gyn. et Obst. Paris, Vol. XLVII, pag. 491. 

—- Sur la quantité de lait produit par les nourrices. L’Obstetr. Paris, 
2 année Nr. 5, pag. 395—404. 

— Femmes en couches et nouveau-nés. 600 pag. Paris, Doin. 

Burgio, Sulle alterazioni istologiche dell’ utero nella involuzione puer- 
perale. Arch. di Ostetr. e Gin. Jun. pag. 357. (An puerperalen Ge- 
bärmüttern beobachtete Burgio, dass die fettige Entartung auf wenige 
Elemente beschränkt ist, viele Gefässe durch hyalin-amyloide Entartung 
obliterirt sind, die Decidua vera bis zum 12. Tage nach der Geburt vor- 
handen ist, die Schleimhaut sich grösstentheils aus den epithelialen Inseln 
und nur spärlich aus den oberflächlichen Drüsenfundus regenerirt.) 

(Herlitzka.) 


38 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22: 


25. 


26. 


27. 


29. 
30. 
31. 


33. 


Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes. 


d’Erchia, Beitrag zum Studium des Bindegewebes des Uterus während 
der puerperalen Rückbildung. (Aus der geb.-gyn. Klinik v. Prof. Pesta- 
lozza in Florenz.) Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 595. (Be- 
schäftigt sich mit den Ehrlich’schen Mastzellen.) 

Fieux, Ueber Antipyrin und Lactation. Wien. med. Blätter Nr. 49. 
Revue internat. de med. et de chir. prat. Nr. 18. 

Gamulin, L’allaitement chez les albuminuriques. Arch. de Gyn. Tocol. 
Paris, Vol. XXIII, pag. 743. 

Guiraud, Le lait de femme à l'état physiologique, son composition clini- 
que moyenne, principales causes, qui le font varier, quelques-unes de ses 
variations dans leurs rapports avec létat des nourrissons. Thèse de 
Bordeaux. 

Havas, A. (Budapest), Syphilis és szoptatás (Syphilis und Säugen). Bába- 
Kalauz Nr. 12. (Temesväry.) 
Hofbauer, Zur Physiologie des Puerperiums. (Aus der I. Frauenklinik 
von Schauta in Wien.) Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungs- 
heft pag. 52. 

Holzapfel, Zur Frage der Temperaturmessungen im Wochenbett. (Aus 
der Erlanger Universitäts-Frauenklinik.) Centralbl. Nr. 27, pag. 868. 
Keiler, Die Ausbildung der Pflegerinnen in Nordamerika. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 49. 


. Keller, La nutrition pendant la menstruation et son röle dans le pro- 


cessus vital de la femme. Arch. gen. pag. 524. 


. Köstlin, Beiträge zur Frage des Keimgehalts der Frauenmilch und zur 


Aetiologie der Mastitis. (Aus der Universitätsfrauenklinik zu Halle a. S.) 
Arch. f. Gyn. Bd. LIHI, Heft 2, pag. 201. 

— Zu Sarwey's Aufsatz „Ueber wissenschaftlich verwerthbare Tem- 
peraturbestimmungen im Wochenbett*. (Aus der Provinzial-Hebammen- 
lehranstalt zu Danzig.) Centralbl. f. Gyn. Nr. 18, pag. 500. 

Lepage, Sur l’allaitement maternel. Soc. de Med. publique et Hyg. 
profess. Mai. Presse med. Juin. 

Machell, Re-establishment of the milk-flow after an interval of 4 wecks. 
Brit. med. Journ. Vol. I, pag. 1412. (Die Mutter musste wegen wunder 
Warzen und Mastitis das Nähren aufgeben. Nach Ausheilung der Brust. 
legte sie das Kind wieder an und bekam bald wieder reichliche Milch- 
sekretion, so dass hierdurch der ganz heruntergekommene Säugling ge- 
rettet wurde.) 


. Marchetti, Sul valore pratico della reazione di Umikoff per stabilire 


l'età del latte di donna. Gazzetta degli Ospedali Nr. 46. 

Mensinga, Zur Stillungsnoth. Der Frauenarzt, Heft 10. 

Morse, Lactation. Ann. Gyn. a Paed. Boston. Vol. X, pag. 597. 

v. Rosthorn, Wochenbettsstatistik. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. 
Heft 6, pag. 551. 


. Sarwey, Ueber Rektalmessungen im Wochenbett. Centralbl. Nr. 29, 


pag. 920. 
— Ueber wissenschaftlich verwerthbare Temperaturbestimmungen im 
Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Nr. 15, pag. 396. 


Physiologie und Diätetik der Wöchnerin. 599 


34. Siegfried, Zur Kenntniss des Phosphors in der Frauen- und Kubmilch. 
Hoppe-Seyler’s Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. XXII, Heft 6. 
35. Silwansky, Zur Frage über die Veränderungen der Uterusmuskulatur 


im Puerperium. Charkow. Inaug.-Diss. (V. Müller.) 
36. Smester, Température du lait de femme. Revue de Mal. de l'Enf. XV, 
pag. 227. 


37. Sonntag, Ueber Konsistenz und Elasticitätsverhältnisse des Uterus 
während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. XII. internat. med. 
Kongress zu Moskau. Centralbl. Nr. 39, pag. 1165. 

38. Straus, Neue Mittheilungen über das Stillungsvermögen der Puerperae 
an der Münchener Kgl. Universitătsfrauenklinik. Diss. München. 

39. Szabó, Ueber die Milchdrüsen in ruhendem und thätigem Zustand. Magy 
tud. Akademia 1896, Heft 20. 

40. Wagner, Die Wochenbettspflege. Stuttgart, Enke. (Ein Nachschlage- 
und Repetitionsbuch für Wochenwärterinnen.) 

41. Wild, Untersuchungen über den Hämoglobingehalt und die Anzahl der 
rothen und weissen Blutkörperchen bei Schwangeren und Wöchnerinnen. 
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Heft 2, pag. 363 und Diss. Zürich. 

42. Winternitz, (Hugo), Findet ein unmittelbarer Uebergang von Nahrungs- 
fetten in die Milch statt? Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30, pag. 477. 

43. Wittnack, Ueber den Nucleingehalt der Kuh-, Frauen-, Ziegenmilch. 
Hoppe-Seyler Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. XXII, Heft 6. 


Aus der Prager Klinik liefert v. Rosthorn (31) eine wichtige 
Arbeit, die, als wesentlich statistisch, sich zum Referat nicht eignet, 
aber wegen zahlreicher interessanter Gesichtspunkte sehr zum Studium 
zu empfehlen ist. Dem Vorhandensein eines pathologischen Scheiden- 
sekrets legt v. Rosthorn in prognostischer Beziehung eine wesentliche 
Bedeutung bei, als deren Konsequenz sich eine prophylaktische Be- 
handlung des Genitalkanals ergiebt. Im Uebrigen führte der Vergleich 
der Fälle, bei welchen präliminare Scheidenausspülungen ausgeführt 
wurden, mit jenen, bei welchen sie unterlassen wurden, zu keiner in 
Betracht kommenden Differenz. Einige für die Aetiologie des Puerperal- 
fiebers hochinteressante Krankengeschichten werden in extenso mitge- 
theilt. Die Beziehungen der Gonorrhoe zum Kindbettfieber werden 
hervorgehoben und Bericht über diesbezügliche exakte Beobachtungen 
in Aussicht gestellt. 


Die erheblichen Differenzen in der Morbiditätsstatistik der deutschen 
Entbindungsanstalten lassen sich nur zum Theil durch die Hand- 
habung der antiseptischen Maassregeln und durch die verschieden 
grosse Ausnutzung des Materials zu Unterrichtszwecken erklären. 
Sarwey (32) glaubt vielmehr, für die Entstehung dieser Differenzen 
in erster Linie die Verschiedenheit der thermometrischen Methoden, 


600 Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes. 


auf deren Ergebnissen sich ja die Morbiditätsstatistik aufbaut, verant- 
wortlich machen zu müssen. Dementsprechend fordert er eine einheit- 
liche Methode der Temperaturbestimmungen und tritt für die aus- 
schliessliche Verwendung der Rektalmessung in klinischen Entbin- 
dungsinstituten ein, da wir nur auf diese Weise zu wissenschaftlich 
verwerthbaren Temperaturmessungen gelangen können. Die der Messung 
im Rektum zugeschriebenen Nachtheile, die Unbequemlichkeit für die 
Wöchnerinnen, die sich dazu auf die Seite legen müssen, und die Ge- 
fahr einer Infektion hält er für durchaus irrelevant und beruft sich 
auf die Thatsache, dass in der Tübinger Klinik seit 12 Jahren aus- 
schliesslich im Rektum gemessen wurde, ohne dass sich dadurch irgend 
welche Unzuträglichkeiten herausgestellt hätten. Als allgemein gültige 
Grenze zwischen normalem und nicht normalem Wochenbett will er 
eine Temperatur von 38,5 im Rektum fixiren. 

Demgegenüber betont Köstlin (24) die grosse Unbequemlichkeit, 
ja Gefährlichkeit einer temporären Seitenlage, besonders für erkrankte 
Wöchnerinnen, sowie die Unzuträglichkeiten, die die Rektalmessungen 
bei Dammrissen mit sich bringen. Viel wichtiger als der Ort der 
Temperaturbestimmung erscheint ihm die Forderung, alle Messungen 
unter ärztlicher Aufsicht. vornehmen zu lassen. 

Holzapfel (21) hat in der Erlanger Klinik vergleicheude Mes- 
sungen im Rektum, rechter und linker Achselhöhle, und zwar bei 31 
Wöchnerinnen angestellt. Der durchschnittliche Wärmeunterschied zwi- 
schen Rektum und Achselhöhle schwankte zwischen 2,1 und 2,9 Zehntel- 
graden. Da aber im einzelnen Falle bei derselben Person der Abstand 
zwischen Mastdarm und Achselhöhlentemperatur zwischen 1 und 10 
Zehntelgraden schwanken kann, so ergiebt sich, dass Morbiditäts- 
statistiken, denen ein verschiedener Ort der Messung zu Grunde liegt, 
überhaupt nicht verglichen werden können. Uebrigens giebt auch 
Holzapfel für wissenschaftliche Zwecke der Recktalmessung den Vor- 
zug, deren Infektionsgefahr thateächlich minimal ist, während für 
praktische Gesichtspunkte die Achselhöhlenmessung ganz ausreicht. 
Ueberhaupt aber ist der Werth lediglich auf Temperatursteigerungen 
aufgebauter Morbiditätsstatistiken ein zweifelhafter. 

Die sehr bemerkenswerthe Arbeit von Brutzer (10) aus der Bres- 
lauer Frauenklinik beginnt mit der Erwägung, ob die heutzutage üb- 
liche Diätetik des Wochenbettes, besonders in Bezug auf die Forderung 
längerer Bettruhe für die Wöchnerinnen, thatsächlich den physiologischen 
Verhältnissen entspricht. Verf. weist die Gründe zurück, die gegen 
das frühzeitige Aufstehen (vom zweiten Tage ab) der Wöchnerinnen 


Physiologie und Diätetik der Wöchnerin. 601 


angeführt werden. Dasselbe soll angeblich zu Störungen der Involution, 
Entstehung von Retroflexio und Prolaps, gelegentlich zu Embolien 
führen. Durch Wiederaufreissen in Verheilung begriffener Wunden 
sollen neue Infektionspforten gesetzt, ebenso der Hängebauch begün- 
stigt werden. Alle diese Gründe hält Verf. nicht für stichhaltig, glaubt 
im Gegentheil, dass z. B. die Disposition zu Embolien durch längeres 
Liegen eher eine Steigerung erfahren dürfte. 

Verf. hat nun seine an einer grösseren Zahl von Wöchnerinnen 
(ca. 1000), von denen der grössere Theil am 2.—5. Tage bereits das 
Bett verlassen hat, gemachte Beobachtungen zusammengestellt, die sich 
imWesentlichen auf das Verhalten der Temperatur und des Pulses, die 
Beschaffenheit von Stuhl und Urin, auf die Rückbildung der Geni- 
talien, endlich auf das Allgemeinbefinden und Körpergewicht beziehen. 
Die Wiedergabe dieser interessanten und zum Theil überraschenden 
Beobachtungen eignet sich nicht für ein Referat. Jedenfalls konnte 
Brutzer zu dem Schlussergebniss kommen, dass eine Schädigung der 
Gesundheit der Wöchnerinnen durch das frühzeitige Aufstehen nicht 
zu konstatiren, im Gegentheil eine raschere Hebung des Kräftezustan- 
des festzustellen war. Als praktisches Resultat dürfte es richtig sein, 
einer Frau bei günstigem Verlauf des Wochenbettes etwa am fünften 
Tage das Aufstehen zu gestatten. Dass eine genaue Kontrolle ihres 
Verhaltens vor und auch nach dem Aufstehen durchaus nothwendig 
ist, wird von Brutzer ausdrücklich hervorgehoben. 

Hofbauer’s (20) Untersuchungen beschäftigten sich mit dem 
Zahlenverhältniss der weissen Blutzellen in den verschiedenen Stadien 
der Geburt und des Wochenbettes. Während im Beginn der Geburt 
die Zahl der Leukocyten die normale Zahl nur wenig übertrifft, steigt 
sie im Verlauf der Geburt, bei protahirten Entbindungen bis über das 
doppelte des Anfangswerthes. Der Höhepunkt fällt in die Nachgeburts- 
periode, alsdann sinkt die Zahl und erreicht in 10—12 Stunden ihren 
tiefsten Punkt. Am 2.—3. Wochenbettstage findet sich wieder eine 
Vermehrung der Leukocyten, um mit der beginnenden Milchsekretion 
wieder abzufallen. Im Anschluss an die Untersuchungen von G. Schulz 
glaubt Verf. die starke Zunahme der Leukocytenzalhl im Verlaufe der 
Geburt auf erhöhte Arbeitsleistung, in erster Linie Uterusthätigkeit und 
Wirkung der Bauchpresse beziehen zu müssen. Der weitere Anstieg 
post partum ist als Nachwirkung aufzufassen, bis durch vasomotorische 
Einflüsse die reguläre Blutvertheilung wieder hergestellt wird. Die 
zweite Steigerung zum Beginn der Laktation dürfte auf die lokalen 
Vorgänge in den Brustdrüsen zurückzuführen sein. 


DE Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes. 


Budin (11) hat die Beobachtung gemacht, dass die Milchsekre- 
tion einer Amme mit den an sie in dieser Beziehung gestellten An- 
forderungen wächst. So konnte er beispielsweise mit 14 Ammen 64 Säug- 
linge ernähren. Die tägliche Milchproduktion nahm dabei um ein 
Bedeutendes zu, ohne dass die Qualität herunterging. So hält er es 
gelegentlich für angebracht, einer Amme, die ein Kind nur unvoll- 
kommen nährt, noch eines oder zwei dazu zu geben. Jedenfalls ist es 
empfehlenswerth, darauf zu dringen, dass eine für ein frühzeitig ge- 
borenes Kind genommene Amme gleichzeitig ibr eigenes Kind mitstillt, 
da im anderen Falle die Milchmenge bald abnimmt oder ganz versiegt. 

Die fleissige Arbeit von Köstlin (24) gipfelt in folgenden Resul- 
taten: Die Milch in den Brüsten von Schwangeren, Wöchnerinnen und 
Neugeborenen ist, wie die Untersuchungen anderer Beobachter und seine 
eigenen ergeben haben, in einem grossen Prozentsatz der Fälle keimbaltig. 
Köstlin fand bei Schwangeren in 860/0, Wöchnerinnen in 91°/,, 
Neugeborenen in 75°/, Mikroorganismen, und zwar vorzugsweise Sta- 
phylococcus albus. Irgend welche Anhaltspunkte für die Beeinflussung 
des Keimgehalts liessen sich nicht auffinden. Die Einwanderung der 
Bakterien erfolgt von aussen, vom Warzenhofe aus. Ein Eindringen 
auf dem Wege der Blutbahn ist bisher noch nicht einwandsfrei nach- 
gewiesen. Die Keime sind weder der Mutter noch dem Kinde schäd- 
lich. Eine Mastitis ohne Mikroorganismen giebt es nicht. Die In- 
fektion bei Mastitis erfolgt von aussen auf dem Wege der Lymphbahnen 
von Hautverletzungen aus und breitet sich je nach der Art der einge- 
wanderten Keime verschieden aus. Es entsteht entweder die gewöhn- 
liche Form der Mastitis, hervorgerufen durch Staphylokokken (haupt- 
sächlich St. aureus) oder die viel seltenere Form des Pseudoerysipels, des 
retromanımären Abscesses, verursacht durch Streptokokken. Eine meta- 
statische auf dem Wege der Blutbahn entstehende Mastitis ist bisher 
noch nicht sicher bewiesen. 

Arbeiten, die den Uebergang von seitens der Mutter aufgenom- 
menen Stoffen in die Milch behandeln, liegen mehrere vor: 

Winternitz (42) hat experimentell — durch Füttern einer Ziege 
mit Jodschweinefett, Nachweis des vom Milchfett gebundenen Jods — 
den Nachweis geliefert, dass Nahrungsfette unmittelbar in die Milch 
übergehen können. Ebenso geht subcutan einverleibtes Fett in die 
Milch über. 

Fieux (16) konnte bei seinen Versuchen den zweifellosen Ueber- 
gang von Antipyrin in die Muttermilch feststellen. Dosen von 1 g 
liessen sich schon fünf Stunden später in der Milch nachweisen, nach 


Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 603 


19—23 Stunden finden sich keine Spuren mehr von Antipyrin. Die 
Antipyrinmenge, welche in diesem Zeitraum die Brust passirte, betrug 
höchstens 0,05 g in einem Liter Milch, wenn innerhalb 16 Stunden min- 
destens 4 g Antipyrin verabreicht wurden. Ein Einfluss auf die Milch- 
menge und das Befinden des Säuglings war nicht zu konstatiren. 


Balland (2) fand, dass die chronische Bleiintoxikation nicht 
nur zahlreiche Aborte und Frühgeburten verschuldet, sondern auch, 
dass eine an Bleivergiftung leidende Mutter ihr Kind wegen der Ge- 


fahr einer langsamen und progressiven Vergiftung nicht selbst stillen 
darf. 


Silwansky (35) hat an weissen Ratten und Meerschweinchen 
mikroskopische Untersuchungen über die Involutionsvorgänge im Uterus 
im Puerperium angestellt. Nach diesen Untersuchungen fängt die Invo- 
lution während der Geburt an und besteht theilweise aus atrophischen, 
theilweise degenerativen Vorgängen in den Muskelelementen. Haupt- 
sächlich beobachtete er trübe Schwellung. Die meisten Kerne der 
degenerirten Zellen gehen zu Grunde. Eine Restitution von Muskel- 
gewebe hat er nicht beobachtet. Im Bindegewebe hat er theilweise hya- 
line Entartung beobachtet. Die Gefässe verengern sich theilweise, theil- 
weise entwickelt sich in ihnen Bindegewebe. (V. Müller.) 





b) Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 


l. Anthes, Ueber den Einfluss des Bades auf die Nabelwundheilung der 
Neugebornen. Inaug.-Diss. Halle a. S. 1896. 

2. Baczkiewicz, Demonstration eines achtmonatlichen Kindes von 11 kg 
Gewicht. Die kolossale Obesität erklärte sich durch die Beschaffenheit 
der Milch der Mutter, welche 8112°/o Fett enthielt und die Dichtigkeit 
von Sahne hatte. Pfeiffer hat auf 100 Milchanalysen kaum 14 mal einen 
Fettgehalt von 5—6° o gefunden und nur einmal bei einer Frau, welche 
schon den 12. Monat stillte, einen Fettgehalt von 9,053°/o. l 

(Neugebauer.) 

3. Baginsky u. Sommerfeld, Milchversorgung und Milchkontrolle. Arch. 
f. Kinderheilk. Bd. XXIII, pag. 196. 

4. Barone, Doppio cefalo-ematoma in parto fisiologico. Gaz. degli ospedali, 
Sem. 2°, fasc. 106. (Herlitzka.) 

5 Bastard, Contribution à l'étude du traitement du cordon ombilical après 
la naissance. Action des bains. Thèse de Paris, G. Steinheil. 

6. Bendix, Weitere Beiträge zum Stoffwechsel des Säuglings. (Aus der 
Universitätskinderklinik zu Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XLVI, pag. 308. 


10. 


11. 
12. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes. 


Berlioz, Résultats obtenus à Grenoble par l’emploi du lait sterilise. Acad. 
de med. Séance du 1 juin. pag. 685. 
Berti, Sopra uno zaffo fibrinoso epiteliale che occluseva il retto in una 
neonata. Bullettino delle scienze mediche. Bologna, fasc. 77. (Berti be- 
richtet über eine Neugeborene, welche 30 Stunden nach der Geburt einen 
wurmförmigen gelblichen Körper vom Rektum ausschied. Erst dann war die 
noch nicht stattgefundene Ausscheidung des Mekonium möglich geworden. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung ergab sich, dass der ausgeschiedene 
Körper — wahrscheinlich ein Entzündungsprodukt — aus epithelialen 
Massen und aus hyaliner Substanz bestand.) (Herlitzka.) 
Biedert, Die Kinderernährung im Säuglingsalter und die Pflege von 
Mutter und Kind. Stuttgart, F. Enke, 264 pag. 
Budin, Allaitement mixte et allaitement artificiel. L’Obstetrique Paris, 
2. année. Nr. 4, pag. 307-320. 
Budin et Berlioz, Le lait stérilisé. Académie de Méd., juin. 
Budin et Michel, Recherches sur l'alimentation des enfants débiles. 
L’obstetrique, Paris, 2. année, Nr. 2, pag. 97, Nr. 3, pag. 211. 
Camerer, Der Stoffwechsel des Kindes von der Geburt bis zur Beendi- 
gung des Wachsthums. Tübingen 1896, Laupp. 
Charpentier, Sur l’emploi du lait sterilise pour l'allaitement artificiel. 
Bull. de l’Académie de Méd. 29. Dez. 1896, pag. 880. 
Ciechanowski, Ueber Darmrupturen bei Neonaten. Przeglad Lekarski, 
pag. 293. (Neugebauer.) 
Cohn, H., Ueber Verbreitung und Verhütung der Augeneiterung der 
Neugeborenen in Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Holland und in der 
Schweiz. Berlin 1896, O. Coblentz, 111 pag. 
Cozzolino, L’alimentazione del bambino sano nel primo anno di vita. 
La Rassegna di ostetricia e ginecologia, Napoli, Nr. 3. (Herlitzka.) 
Epley, Hygiene of infancy, babyhood and early youth. Ann. Gyn. and 
Paed. Boston. Vol. X, pag. 694. 
Eschle, Kurze Belehrung über die Ernährung und Pflege der Kinder im 
ersten Lebensjabre. Verlag d. Reichs-Medizinalanz., Leipzig, B. Konegen. 
Fiedeldij, Ueber prophylaktische Mundreinigung bei Säuglingen. Nederl. 
Tijdschr. v. Geneeskunde, Mai. (Auf Grund des Bestehens einer Selbst- 
reinigung des Mundes durch den Schluckmechanismus und der Ueber- 
zeugung, die auch durch die Epstein’schen Beobachtungen bestätigt wird, 
dass die Waschungen nicht dem Zweck entsprechen und leicht Läsionen 
hervorrufen ohne die Imbibition mit Milch zu beseitigen, empfiehlt Fi e- 
deldij den Kollegen ganz auf diese Waschungen zu verzichten.) 

(A. Mynlieff.) 
Gernsheim, Ueber den Fettgehalt und den Grad der Sterilisation der 
Kindermilch bei einigen am meisten gebräuchlichen Verfahren der Zu- 
bereitung und Verabreichung unzersetzter Kindernahrung. (Aus dem La- 
boratorium des Bürgerspitals zu Hagenau i. E.) Jahrb. f. Kinderheilk. 
Bd. XLV, pag. 204. 
Gertler, Beitrag zur Lehre von den entzündlichen Erkrankungen des 
Nabels bei Neugeborenen. Przeglad Lekarski, pag. 641. 

(Neugebauer) 


33. 


42. 


Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 605 


. Grósz, Untersuchungen bezüglich des Eiweissstoffwechsels des Neuge- 


borenen und des Säuglings. (Aus der II. geb. u. gyn. Klinik des Prof. 
Tauffer in Budapest.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XLIX, pag. 380. 


. Grosz, J., A csecsemöe szäjmosäsäröl. (Ueber die Mundauswaschung der 


Säuglinge) Bäba-Kalauz Nr. 3, 4. (Temesväry.) 


. Heckmann, Ueber das Verhältniss des Kopfes der Neugeborenen zum 


Kopf der Mutter. Inaug.-Diss. Giessen 1896. 


. Herbst, Beiträge zur Kenntniss normaler Nahrungsmengen bei Kindern. 


(Aus der Universitäts-Kinderklinik zu Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. 
Bd. XLVI, pag. 245. (Bezieht sich auf Kinder im Alter von über zwei 
Jahren.) 


. Hery, Sur l’allaitement des nouveau-nés. Thèse de Paris, G. Steinheil. 
. Heubner, O., L’allattamento dei bambini ed i brefotrofii. La Rassegna di 


Ostetricia e Ginec. Napoli, Nr. 7. (Herlitzka.) 


. Heubner, Ueber die Ernährung der Säuglinge in den Säuglingsspitälern. 


Zeitschr. f. Krankenpfl. Nr. 6. 


. Johannson u. Westermark, Einige Beobachtungen über den Einfluss, 


welchen die Körperbeschaffenheit der Mutter auf diejenige des reifen Kindes 
ausübt. Skand. Arch. f. Phys. 7. Bd. 


. Kingston Barton, The value of sterilized milk. Brit. Med. Journ. 


pag. 14. 


. Knapp, Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekrets in den ersten 


Lebenstagen. (Aus der deutschen geburtsh. Universitätsklinik zu Prag.) 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 577. 

Knöpfelmacher, Untersuchungen über das Fett im Säuglingsalter und 
über das Fettsklerem. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 10 u. Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. XLV, pag. 177. (Vorläufige Mittheilung.) 


. Kosminski, Ein Fall von Melaena neonatorum. Przeglad Lekarski, 
pag. 471. | (Neugebauer.) 
. Lapinski. Beitrag zur Lehre von der Entstehung von Lähmungen der 


oberen Extremität bei Neugeborenen während des (reburtsaktes. Gazeta 
lekarska, pag. 766, 793. (Neugebauer.) 


. Levi, L’allattamento mercenario con speciale riguardo agli esporti. Padova, 


Tip. Prosperini. (Herlitzka.) 
37, Lugowski, Zwei Fälle von Pemphigus neonatorum. Gazeta lekarska, 
pag. 917. (Neugebauer.) 


°. Lyons, Incubators and milk laboratory feeding. Amer. Journ. Obstetr. 


New York, Vol. XXXVI, pag. 696. 


. Marfan, L’allaitement artificiel. Paris, G. Steinheil, 1896, 156 pag. 
. Michel, Sur le lait de femme et l'utilisation des ses matériaux nutritifs 


dans l'organisme du nouveau-né sain. L’Obstetr. Paris, Nr. 6, pag. 518. 


. Mikucki, Hat die Unterlassung des Badens einen vortheilhaften Einfluss 


auf das Verhalten des Nabelschnurrestes bei Neonaten? Przeglad Lekarski, 
pag. 460. (Neugebauer.) 

Montalcini, Di una interessante lesione retinica in occhi di neonati e 
della sua etiologia studiata specialmente sotto il punto di vista ostetrico. 
Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria, Torino, Nr. 3 u. A (Mon- 
taleini hat bei der Untersuchung der Augen von Neugeborenen in 23°;o 


606 Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes. 


bis 33° Blutungen der Retina gefunden, die gewiss nicht mit dem In- 
trauterinleben, sondern mit dem Geburtsmechanismus und noch anderen 
Faktoren in Beziehung stehen. Diese Blutungen verschwinden öfters in 
kurzer Zeit — aber einige Male können’ sie auch Störungen verursachen.) 
(Herlitzka.) 

43. Mühlmann, Die Temperatur der Neugebornen. Arch. f. Kinderheilk. 
Bd. XXIII, pag. 291. 

44. Muggia, A., Sulla quantità di ferro contenuta nei visceri dei bambini, 
studiata in rapporto alla questione della durata dell’ allattamento. Acca- 
demia di Torino. (Herlitzka.) 

45. Paquy, De la ligature et du pansement du cordon ombilicale. Revue 
d’Obst. Tom. X, pag. 129. 

46. Peaudecerf, Des soins à apporter au cordon ombilical chez le nouveau 
né, nouvelle méthode de suture du cordon. Thèse de Paris. Revue in- 
ternat. de méd. et de Chir. Nr. 16. 

47. de Rothschild, Quelques observations sur l'alimentation des nouveau- 
nés et de l’emploi raisonné du lait stérilisé. Join, éditeur, Paris. 

48. Schallehn, Die Zuverlässigkeit der Credé'schen Einträufelung. (Aus der 
Kgl. Universitätsfrauenklinik zu Göttingen.) Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 86. 

49. Schmidt, F., Beiträge zur Kenntniss des Mekoniums. Vierteljahrsschr. 
f. gerichtl. Medizin Bd. XIII, Heft 2. 

50. Temesväry, Zur Ammenfrage. Gyögyäszat 1896, pag. 100, 109, 121, 131. 

51. Titomanlio, Dell’ allattamento artificiale. La Rassegna di Ostetr. e 
Ginec. Napoli, Nr. 9, 10, 11, 12. (Herlitzka.) 

52. Umikoff, Die Diazoreaktion im Harne der Säuglinge. (Aus dem Labora- 
torium des Kaiserl. Findelhauses zu St. Petersburg.) Jahrb. f. Kinderh. 
Bd. XLIV, pag. 335. (Kommt zu dem Schluss, dass diese Reaktion im 
normalen Harn der Säuglinge niemais auftritt.) 

53. Vornhecke, Ein neuer Sterilisir-Apparat für Säuglingsnahrung. Zeitschr. 
f. Krankenpflege Nr. 12. 

54. Westphalen, Ueber den mikrochemischen Nachweis von Eisen im 
fötalen Organismus nebst Beschreibung eines Falles von Schatz’scher 
Zwillingsschwangerschaft. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Nr. 13, pag. 360. 


Für das Cred&’sche Verfahren der Einträufelung von Argent. 
nitricum in das Auge der Neugeborenen tritt neuerdings Schallehn 
(48) mit Entschiedenheit ein. Unter 917 so behandelten Kindern er- 
krankten nur zwei an Blennorrhoe == 0,218°/o und auch diese beiden 
Erkrankungen sind, als erst am achten Tage aufgetreten, wahrschein- 
lich erst nachträglich entstanden, also als Spätinfektionen aufzufassen. 
Die Reizerscheinungen der Conjunctiva sind, zumal bei Frühgeborenen, 
nicht abzustreiten, führten indessen nie zu dauernder Schädigung. Die 
Einträufelung wurde in allen Fällen streng nach Cred&’scher Vor- 
schrift ausgeführt, wobei Verf. besonderes Gewicht darauf legt, das 
Verfahren möglichst unmittelbar nach der Geburt des Kindes anzu- 
wenden. 


Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 607 


Fiedeldij (20) räth, die prophylaktischen Mundwaschungen bei 
Säuglingen zu unterlassen. Der Mund des gesunden Säuglings ist auch 
ohne Waschen meistens sauber. Das weisse Ausseben des Zungen- 
rickens unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme entsteht durch Imbi- 
bition der Schleimhaut mit Milch, die also nicht durch Abwischen 
entfernt werden kann. Durch die Schluckbewegungen des Kindes wird 
eine Selbstreinigung des Mundes hergestellt. Ausserdem aber ent- 
sprechen die Waschungen nicht ihrem Zweck, da sie im Gegentheil 
leicht Läsionen setzen und etwa vorhandene Pilze erst recht eingerieben 
werden. Verf. hat seit Jahren mit bestem Erfolge auf die Mund- 
waschungen verzichtet. 

Wer das Bedürfniss nach einer neuen Methode der Nabelschnur- 
unterbindung fühlt, kann das Verfahren von Peaudecerf (46) ver- 
suchen. Dasselbe besteht darin, dass eine sterilisirte Pincette dicht 
über dem Nabel die Nabelschnur in der Längsrichtung 24—36 Stunden 
lang komprimirt. Alsdann wird der durch die Pincettenbranchen 
komprimirte, vollständig blutleere und pergamentartige Theil der Nabel- 
schnur dicht über der Haut abgetrennt und der Nabel antiseptisch 
verbunden. Der kleine Nabelschnurrest fällt am 4.—5. Tage von 
selbst ab. Baden bis dahin verboten. 

Auf der Pinard’schen Klinik ist ebenfalls seit längerer Zeit auf 
das Baden der Neugeborenen verzichtet worden. Eine vergleichende 
Zusammenstellung von je 110 Neugeborenen, von denen die eine Serie 
täglich gebadet wurde, die andere nur nach der Geburt ein Reinigungs- 
bad bekam, ergiebt nach Bastard (5), dass der Abfall der Nabel- 
schnur bei den nicht gebadeten Kindern früher erfolgt, durchschnittlich 
nach 51/10 Tagen gegen "ie bei den gebadeten, und dass pathologische 
Störungen der Nabelwunde nur in 6,30/0 gegen 19°/o der gebadeten 
Kinder auftreten. 

Anthes (1) konnte dagegen nach Beobachtungen in der Hallenser 
Klinik feststellen, dass die gebadeten Neugeborenen seltener erkrankten 
als die Nichtgebadeten. Er empfiehlt, an der alten Methode festzu- 
halten. 

Die wissenschaftlich interessanten Untersuchungen über das Ver- 
halten des Scheidensekrets, die Knapp (32) an ca. 200 Neugeborenen 
ausführte, müssen, um verständlich zu werden, im Original studirt 
werden. Ob die von Knapp gefundenen Ergebnisse aber wirklich 
von so hoher praktischer Bedeutung sind, wie Verf. meint, dürfte vor 
der Hand wohl noch bezweifelt werden. Knapp will jede „Reinigung“ 
der kindlichen Genitalien vermieden wissen, vor allem aber dem Baden 


08 Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbeittes. 


des Kindes grösste Sorgfalt zuwenden (abgekochtes Wasser), oder noch 
besser zur „sicheren Vermeidung der vielfachen im Bade möglichen 
Uebertragungen von Krankheitsstoffen“ von diesen Bädern überhaupt 
Abstand nehmen. Das letztere hauptsächlich, um die Entstehung einer 
gonorrhoischen Vulvovaginitis zu vermeiden. (Sollten wirklich gonor- 
rhoische Infektionen von Neugeborenen jemals auf diesem Wege ent- 
standen sein? Ref.) 

Mühlmann (43) stellte durch Untersuchungen an 21 Neugebo- 
renen eine Durchschnittstemperatur von 36,3° fest. Das Verhalten, 
welches im Temperaturverlaufe mehrerer Kinder konstatirt wurde, ent- 
spricht nicht demjenigen des erwachsenen Menschen, indem sich in 
unregelmässiger Weise Maxima in der Nacht, Minima am Tage zeigten. 
Mühlmann glaubt dem Zustande der umgebenden Sphäre, speziell 
der Luft einen gewissen Einfluss auf die täglichen Temperaturschwan- 
kungen des -Kindes zuschreiben zu müssen. 

Michel (40) hat Untersuchungen über die Zusammensetzung der 
Frauenmilch, sowie die der Fäces mit Muttermilch ernährter Kinder 
angestellt und ist so zu Ergebnissen über die Ausnützung der in der 
Frauenmilch enthaltenen Nährstoffe seitens des Säuglings gekommen. 
Das Resultat ist, dass seitens eines normalen und in normaler Weise 
an Gewicht zunehmenden Säuglings eine fast vollständige Ausnutzung 
der Muttermilch stattfindet. Am geringsten ist diejenige der Salze, 
von denen an Kalk 40°/o, an Phosphorsäure ungefähr 10°/o sich in 
den Fäces wiederfinden, während Fett bis zu 96, stickstoffhaltige Be- 
standtheile bis zu 93/0 ausgenutzt werden. 

Schmitt (49) kam bei seinen Untersuchungen über Mekonium 
zu folgenden Ergebnissen: 

1. Das Kindspech widersteht in der Tacho sehr viel länger der 
Zersetzung als alle anderen Gewebe, welche nicht so wasserarm sind 
wie Knochen, Zähne, Haare etc. oder pathologische Produkte, wie ver- 
kalkte Gewebe, Konkremente etc. 

2. Gelbbraunes Mekonium in etwas grösserer Menge trocknet an 
der Luft auch in einem Zeitraum von 6—7 Monaten und wahrschein- 
lich noch viel länger nur wenig ein, sondera verharrt zum grossen 
Theil in breiigem Zustand und zeigt in diesem makroskopisch und 
mikroskopisch keine Veränderungen gegen frisches. 

3. Mekoniumflecken lassen auch nach 8—9 Jahren und wahr- 
scheinlich noch viel länger für die mikroskopische Untersuchung alle 
Bestandtheile des Kindspechs deutlich erkennen. 


Pathologie der Gravidität. 609 


4. Die Mekonkörper sind keine Gallenfarbstoffschollen, sondern 


geschrumpfte und theilweise zertrümmerte Zellen, welche sowohl aus 
den Zellen der verschluckten Vernix caseosa wie aus den abgestossenen 
Epithelzellen des Darms hervorgegangen und mit Gallenfarbstoff imbi- 
birt sind. 


5. Es giebt nicht zwei unter einander ganz verschiedene Arten 


von Kindspech, sondern das schwarzgrüne ist das Endprodukt des gelb- 
braunen, nachdem dasselbe durch theilweise Aufsaugung des in ihm 
enthaltenen Wassers eingedickt ist und die Zellen meistentheils ge- 
schrumpft und zum Theil zertrümmert sind. 





VI. 


Pathologie der Gravidität. 


.—— 


Referent: Dr. M. Graefe. 


Hyperemesis gravidarum. 


Antonchevitch, M. V., Schwangerschaftserbrechen. 12. internat. med. 
Kongress zu Moskau; ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 
717. 

De Argenta, C. M., Des vomissements dits incoercibles de la grossesse 
comme cause de prolapsus genitaux. La Gynec. Nr. 1, pag.59. (In Folge 
von Hyperemesis bildete sich im II. Monat ein Prolaps von Faustgrösse 
aus, welcher bis zum VIII. Monat unverändert blieb. Dann verschwand 
er vollständig.) 

Auvard et Daniel, Albuminurie gravidique chez une femme grosse de 
un mois et demi. Eclampsie. Vomissements incoercibles. Electricité gal- 
vanique. Avortement provoqué. Guerison immédiate. Arch. de Gynéc. et 
de Toc. Tom. XXIII, Nr. 9 a 12, pag. 675. 

Davis, E. P., Nausea and vomiting of pregnancy, with report of cases. 
The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. X, Nr. 4, pag. 449. (I. Eine Wittwe 
war mehrere Monate wegen chronischer Gastritis behandelt. Schliesslich 
wurde Retroversio uteri gravidi gefunden. Patientin befand sich bereits 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897 39 


610 


St 


10. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


im letzten Stadium der Inanition. Das Erbrechen hörte nach Reposition 
des Uterus auf; Patientin starb trotzdem. II. Starke Anteflexio. Hoch- 
gradige Erschöpfung. Erbrechen kaffeesatzartiger Massen. Substernaler 
Schmerz. Schwierige Erweiterung des Cervix in Narkose. Aufhören des 
Erbrechens. Abort. Bald danach Exitus letalis. Sektion ergab hochgradige 
„Disorganisation* des Blutes und einen sehr voluminösen, rigiden Cervix. 
III. I gravida. Anteflexio. Tod. IV. IIgravida. Ein Abort vorausgegangen. 
Patientin starb, ohne dass irgend etwas gegen das Erbrechen geschehen. 
V. lI gravida im VII. Monat. Albuminurie. Erbrechen seit dem IV. Monat. 
Bettruhe; Rektalernährung; tägliche Magenausspülung. Dabei geringe 
Besserung, bis nach 11 Tagen heftige Wehen eintraten unter Frost und 
Temperatursteigerung. Instrumentelle Cervixdilatation in Narkose; dann 
Barnes’scher Dilatator, schliesslich Gazetamponade. Am nächsten Tage 
wegen Blutung manuelle, forcirte Dilatation. Wendung, Extraktion. Gaze- 
tamponade des Uterus. Exitus fünf Tage post. part. VI. 34 jährige (era 
vida. Ein Partus vor neun Jahren. In der zweiten Schwangerschaft grosse 
Nervosität, Verstopfung. Bei geeigneter Behandlung Nachlass des Er- 
brechens. Besserung des Allgemeinbefindens.) 

Dirmoser, E., Hyperemesis gravidarum. Wiener med. Wochenschrift. 
August. 

Dorff, Ueber einen Fall von unstillbarem Erbrechen während der Schwanger- 
schaft. Belg. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. Brüssel. Ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 17, pag. 470. (22jährige Igravida concipirt sofort nach der Verhei- 
rathung. Von der fünften Woche an konstante Uebelkeit und Erbrechen. 
Erschwertes Gehen. Bessert sich, nachdem wegen Retroversio ein Pessar 
eingelegt war. Kurze Zeit darauf Paralyse beider Oberschenkel; stark 
verminderte Sensibilität. Globus hystericus. Anhaltender nervöser Husten. 
Nach drei Wochen plötzliches Schwinden der Paralyse der Oberschenkel, 
dafür Parese der Unterschenkel. Im IV. Monat Erbrechen besorgnisser- 
regend. Puls und Temperatur sinken. Im Urin kein Eiweiss. Da Sug- 
gestion und alle anderen Mittel erfolglos, Laminaria eingelegt. Am anderen 
Tag keine Wehen, aber Besserung aller Erscheinungen. Wiederkehr des 
Appetits. Euphorie bis auf die Paralyse, welche auch Elektricität nicht 
beeinflusste. Geburt am normalen Termin. Später bei Anwendung des 
konstanten Stromes auch Schwinden der Paralyse.) 

Geoffroy, J., Schwangerschaftsbrechen. The amer. journ. of obst. Vol. 
XXXVI, pag. 717. 

Moody, G. W., Nausea and vomiting of pregnancy. The med. age. Vol. 
XV, Nr. 1, pag. 3. 


. Noble, Ch. P., A clinical report on the course of pregnancy and labor 


as influenced by suspensio uteri. The Amer. gyn. and obst. journ. Nov. 
1896. 

Pozzi, Sull’ etiologia e terapia del vomito incoercibile nelle gravide. Arch. 
di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 5, 6. (Pozzi berichtet über fünf Fälle von 
Hyperemesis gravidarum, welche in der'Klinik von Tibone mit subcutanen 
Einspritzungen von jedesmal 1 cg Chlorhydratkokains in die Regio hypo- 
gastrica behandelt wurden. Alle genasen und vier gebaren lebendige Kin- 
der. Verf. fügt hinzu, dass Vicarelli in allen Fällen von unstillbarem 


Hyperemesis gravidarum. 611 


Erbrechen sauren Harn — welcher alkalisch bei chronischem Erbrechen 
ist — nachweisen konnte. (Herlitzka.) 

ll. Schaeffer, O., Pruritus, Vaginismus, einseitige Ovarie und Hyperemesis 
gravidarum bei derselben Patientin in verschiedenen Lebensepochen. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 12, pag. 812. 

12. Schwab, Traitement des vomissements incoercibles de la grossesse. La 
Presse méd. 16 déc. 1896, Nr. 677. 

13. Temple, Ueber Hyperemesis gravidarum. Brit. med. journ. Oct. 23.; ref. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 196. 


Eine Reihe von Autoren haben sich in diesem Jahr mit der Aetio- 
logie der Hyperemesis gravidarum beschäftigt. Die Annahme des Ref., 
dass sich die Zahl der Fälle, in welchen das unstillbare Erbrechen 
als ein hysterisches Symptom auftritt, schnell mehren werde, hat sich 
bisher nicht bestätigt. Ueber einen solchen berichtet Schaeffer (11). 

Die früher steril verheirathete, dann geschiedene Patientin hatte 
während und nach der Ehe an qualvollem Pruritus und Vaginismus 
gelitten. Durch Entfernung beider Nymphen und Excision des Hymen 
und des Ostium urethrae wurde Heilung erzielt. Später trat linksseitige 
Ovarie ein. Nach ihrer Wiederverheirathung wurde Patientin schwanger. 
Bald darauf traten Magenbeschwerden, Obstipation und Hyperemesis 
auf. Letztere trotzte allen therapeutischen Massnahmen, verschwand 
aber bei längerem Aufenthalt an der See und Trennung von dem Ehe- 
mann, um nach Rückkehr der Patientin sofort sich wieder einzustellen. 
Trotzdem trug sie aus und kam oline Kunsthilfe nieder. In der 
Zwischenzeit besserte sich das Erbrechen stets bei kurzen Besuchen bei 
Verwandten. 

Auch Dorff (6) neigt zu der Annahme, dass das unstillbare 
Erbrechen Schwangerer meist auf eine nervöse Disposition, besonders 
auf Hysterie zurückzuführen sei. Er berichtet über einen typischen 
Fall, welcher sich im Litteraturverzeichniss detaillirt wiedergegeben findet. 
Neben dem Erbrechen bestanden eine Reihe anderer charakteristischer 
hysterischer Erscheinungen. Das Erbrechen hörte nach Einlegen von 
Laminaria zur Einleitung des künstlichen Abortes auf und die Schwanger- 
schaft nahm ihren ungestörten Fortgang. Dorff fordert auf Grund 
dieser und ähnlicher von anderer Seite gemachter Beobachtungen, dass 
die Indikation der künstlichen Schwangerschaftsunterbrechung bei Hyper- 
emesis mehr eingeschränkt und vor allem die Hysterie behandelt 
werde. 

Die Ansicht, dass das Erbrechen auf reflektorischem Wege von 
dem Uterus ausgelöst wird, zählt noch immer viele Anhänger. So 
führt Moody (8) dasselbe auf den durch den wachsenden Uterus auf 

39* 


612 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


die Nervenendigungen ausgeübten Druck zurück. Vermittelst des Plexus 
hypogastr. und solar. soll auf reflektorischem Wege der Magen in Mit- 
leidenschaft gezogen werden. Es soll dann eine gewisse Gewöhnung 
des Nervensystems eintreten, so dass dasselbe in einer folgenden Schwanger- 
schaft weniger irritirt wird. Ist letzteres doch der Fall, so sieht Moody 
die Ursache in anderweitigen uterinen Affektionen oder Lageverände- 
rungen, welche zum Gegenstand der Behandlung gemacht werden müssen. 

Davis (4) ist der Meinung, dass Lage- und Strukturverände- 
rungen des Uterus bei der Aetiologie der Hyperemesis eine Rolle spielen. 
Retrodeviationen erscheinen ihm weniger gefährlich, als hochgradige 
Anteflexionen, welche er bei fünf von sechs Fällen beobachtete. Bei 
diesen bestand gleichzeitig eine ausgesprochene Verdickung und Härte 
des Cervix. Davis spricht auch von einer „Spasmodic condition“ des 
Uterus und der Beckenmuskulatur, welche er als „Pelvic tenesmus“ 
bezeichnet. Von der anhaltenden Reizung des Nervensystems, welche 
in den Beckenorganen stattfindet, leitet er eine Einwirkung auf die 
sekretorischen Nerven des Digestionstraktus ab. Es soll ein Ueber- 
schuss von Magensaft produzirt, dagegen die Pankreas-, Gallen- und 
Darmsekretion herabgesetzt werden. Bei den Kranken macht sich oft 
Apathie, Schlaflosigkeit und in manchen Fällen Hysterie geltend. Als 
eine sehr wichtige Erscheinung bezeichnet Davis das Auftreten von 
Hämatin im Erbrochenen, den Fäces und im Urin. Sie ist von übler 
prognostischer Bedeutung. Bei manchen Patienten will er einen beson- 
deren Geruch bemerkt haben. Er bringt ihn mit abnormen Sekretions- 
vorgängen und zersetzter Nahrung im Darm in Zusammenhang. 

Nach Temple (13) erkranken Erstgebärende häufiger an unstill- 
barem Erbrechen wie Mehrgebärende. Dasselbe ist keineswegs mit dem 
morgendlichen Erbrechen identisch, welches nicht von irgend einer spe- 
ziellen pathologischen Bedingung abhängig ist, während dies bei den 
pernieiösen Formen immer der Fall ist. Temple bedauert, dass erst 
sehr wenige pathologisch-anatomische Untersuchungen über das Leiden 
vorliegen. Die zahlreichen Reflextheorien, welche den gesunden oder 
kranken wachsenden Uterus für die Krankheit verantwortlich machen, 
werden aufgezählt, Hadra’s toxische Theorie erwähnt und schliesslich 
daran erinnert, dass neuerding Tumas in der Medulla ein Centrum 
für den Brechreiz, welches in naher Beziehung zu dem Centrum der 
Geschlechtsorgane steht, gefunden haben will. 

In der Diskussion über Temple’s Vortrag äussert Giles, dass 
nach seiner Ansicht drei Faktoren zusanımenwirken: 1. die erhöhte 
nervöse Spannung, welche sich immer in der Schwangerschaft findet, 


Hyperemesis gravidarum. 613 


2. irgend ein peripheres Irritament, so besonders der wachsende Uterus, 
3. ein Kanal, um die erhöhte Nervenspannung abzuleiten, hauptsäch- 
lich der Vagus. Er glaubt, dass Hyperemesis ohne organische Er- 
krankung vorkommt. 

Skene meint, dass die organischen Leiden den nervösen folgen; 
Leber und Magen erkranken sekundär. 

Eine ganz ausnahmsweise Ursache des unstillbaren Schwanger- 
schaftserbrechens scheint die Ventrofixatio uteri zu sein. Wenigstens 
ist ausser einem Fall, über welchen Noble (9) berichtet, kein weiterer 
bekannt. In dieeem wich die Hyperemesis keiner Behandlung. Die 
Patientin konnte nur durch kleine Mengen Milch und Nährklystiere 
am Leben erhalten werden. Trotzdem magerte sie weiter ab und litt 
unter anhaltenden Magen- und Unterleibsschmerzen. Mit Rücksicht 
hierauf wurde schliesslich die künstliche Frühgeburt im siebten Monat 
durch Einlegen von Bougies eingeleitet und mittelst Wendung beendet. 
Hierbei zeigte sich, dass Druck auf den Fundus sofort Erbrechen und 
Ohnmachtsanwandlung hervorrief; ebenso jede Traktion an dem herab- 
geschlagenen Bein nach der Wendung. Noble ist der Ansicht, dass 
die erwähnten Erscheinungen eine reflektorische Reizung durch Dehnung 
des künstlichen Bandes am fixirten Üterus seien. Der Wochenbetts- 
verlauf war ein günstiger. 

Geoffroy (7) ist der Ansicht, dass das unstillbare Erbrechen 
der Schwangeren eine Folge von Reflexkontraktionen des Pylorus, 
Duodenum und besonders des Blioddarmes ist. Eine sorgfältige Pal- 
pation des Colon soll es ermöglichen, dessen Hyperästhesie und Kon- 
traktur festzustellen und gleichzeitig als Therapie dienen. Nach einer 
bis drei kurzen Sitzungen sollen diese Erscheinungen und mit ihnen 
das Erbrechen verschwinden. 

Dirmoser (5), welcher in sechs schweren Fällen von Hyper- 
emesis genaue Harnuntersuchungen anstellte und reichliche Ausscheidung 
von Urobilin, viermal Blutfarbstoff, stets Eiweiss (mit der Schwere der 
Anfälle wechselnd), viermal auf der Höhe der Anfälle Aceton, dreimal 
sehr reichlich Pepton, Oxalsäure, meist Indol und Skatol stets ver- 
mehrt, hyaline und granulirte Cylinder, öfter Blutkörperchen, verfettete 
Epithelien, 'Tripelphosphate, harnsaures Natron und oxalsauren Kalk 
fand, denkt wegen der analogen Befunde bei Infektionskrankheiten an 
eine Intoxikation. Er stellt folgende Hypothese auf: Durch die Ver- 
grösserung des Uterus werden zunächst auf mechanische Weise die 
motorischen Nerven des Uterus, der Sympathikus und Vagus, gereizt. 
Beide, isolirt gereizt, lösen Kontraktionen des Uterus und Magens aus. 


614 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Vagusreizung steigert aber auch die Drüsensekretion in der Magen- 
schleimhaut und erzeugt Vermehrung der Schleimbildung, so dass der 
alkalische Magenschleim oft den sauren Magensaft neutralisirt, was 
man bei Hyperemesis oft beobachten kann. Diese Erscheinungen setzen 
aber auch ein prädisponirendes Moment für die Bildung von Toxinen, 
welches noch gesteigert wird durch die bei allen schweren Fällen vor- 
kommende Atonie des gesammten Darmtraktus. In erhöhtem Maasse 
findet Bildung und Resorption der Toxine vom Darm aus statt, wie 
obige Harnanalysen zeigen. 


Erwähnenswerth ist schliesslich, dass Antonchevitch (1) glaubt 
eine Aehnlichkeit der Erscheinungen bei unstillbarem Erbrechen der 
Schwangeren und bei solchen Thieren gefunden zu haben, welchen das 
Salz in der Nahrung nach Möglichkeit entzogen wurde. Er wendet 
deswegen bei Schwangeren ein Gemisch von Salzen (besonders Calcium- 
hyperphosphorikum, Glaubersalz und Bromsalz) an und will damit gute 
Erfolge erzielt haben. Sollten nicht vielleicht die Bromsalze die wirk- 
samen Faktoren gewesen sein? (Ref.). 


Unter Bezugnahme auf einen von ihnen beobachteten Fall äussern 
sich Auvard und Daniel (3) dahin, dass ein Zusammentreffen von 
Albuminurie und Hyperemesis eine so üble Prognose ergebe, dass so- 
fortige Schwangerschaftsunterbrechung indizirt sei. Sie erwähnen dabei, 
dass die Applikation des konstanten Stromes im Verlauf des Pneumo- 
gastricus (eine Elektrode am Hals, eine auf die Magengegend) das Er- 
brechen sehr günstig beeinflussen könne. 


In der Diskussion über Tem ple’s (13) Vortrag empfiehlt Gardner 
die Dilatation des Cervix, Manry den künstlichen Abort in schweren 
Fällen. Cameron erwähnt die günstigen Erfolge, welche Gauthier 
und Laret mit elektrischen Strömen geringer Spannung (positiver Pol 
in der Klavikulargegend, negativer oberhalb des Nabels), Pozzi mit 
subcutanen Kokain-Injektionen erzielt haben, räth aber auch in bedroh- 
lichen Fällen mit der Ausräumung des Uterus nicht zu lange zu 
warten. 


Schwab (12) vertritt die Ansicht, dass die Behandlung der 
Hyperemesis eine individualisirende sein müsse; in jedem einzelnen 
Fall müsse die Empfänglichkeit der Kranken für die verschiedenen 
Medikamente ausprobirt werden. Versagen sie, so räth er zur An- 
wendung des galvanischen Stromes; führt auch dieser nicht zum Ziel, 


zur digitalen Cervixdilatation, eventuell zur Einleitung des künstlichen 
Aborts. 


Infektionskrankheiten in der Gravidität. 615 


Auch für eine örtliche Behandlung spricht sich Davis (4) aus. 
Einen retrovertirten Uterus reponirt er; einen anteflektirten hebt er. 
Bleibt die Richtiglagerung des Uterus ohne Erfolg, so empfiehlt er die 
digitale Erweiterung des Cervikalkanals, eventuell mit Ablösung der 
tiefhaftenden Eihäute. Führt alles dies zu keiner Besserung, verliert 
das Blut sein Hämatin, versagt der Verdauungstraktus, so ist die 
Unterbrechung der Schwangerschaft indizirt. 

Im Uebrigen legt Davis noch besonderen Werth auf Regulirung 
des Stuhlganges. Wenn Abführmittel schlecht vertragen werden, em- 
pfiehlt er Salzwassereinläufe in das Rektum. Bei Schleimerbrechen sah 
er von ein- bis zweimaliger Magenausspülung eine günstige Wirkung. 
Vor einer öfteren Wiederholung warnt er. Das Epigastrium lässt er 
mit Seifenwasser, Alkohol und heissem Wasser waschen oder mit Oel 
und Alkohol (2: 1)einreiben. Vor sedativen Mitteln warnt er; höchstens 
lässt er Codein subeutan geben. Für hysterische Patienten empfiehlt 
er subcutane Einspritzungen sterilen Wassers mit stumpfer Kanüle. 

Auch Dirmoser (5) empfiehlt entsprechend seiner eben kurz 
skizzirten Hypothese über die Aetiologie der Hyperemesis Darm- 
ausspülungen mit Hegar’schen Klysmen und Auswaschungen des 
Magens mit Borsäure und Natr. bicarb.-Lösungen. Ferner räth er zu- 
nächst zur Ernährung p. rect. (zweimal täglich je ein Glas Milch mit 
einem Eidotter), Der Leib soll hydropathisch eingewickelt, gegen die 
Magengase eine Dosis Lindenkohle gegeben werden. 

Ist völlige Ruhe eingetreten, was oft schon am andern Tag der 
Fall sein soll, so wird mit der Ernährung per os (schluckweis in Reis- 
schlem gelöste Somatose oder Beeflea) begonnen bei Fortsetzung der 
Rektalernährung nach Vorausschickung von Reinigungsklystieren. Tritt 
nach einigen Tagen Hungergefühl ein, so soll man sich mit saurer Milch 
(alle 3 Stunden ca. !/s 1, dann magere und leichte Fleischkost) be- 
helfen. 


Infektionskrankheiten in der Gravidität. 


l. Archambaud, R., Le tétanos pendant la grossesse. La Revue méd. 
Dec. 1896, pag. 413. 

2. Bielinkin, F., Contribution a l'étude de la syphilis conceptionelle. Thèse 
de Paris 1896, mai. 

3. Chamberlent, Typhoid fever in pregnancy. Journ. de med. de Bor- 
deaux. May 23. et 30.; ref. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 
2, pag. 247. (Typhus im VIII. Monat. Frühgeburt fünf Tage nach Be- 
ginn der Erkrankung. Ungestörter Verlauf des Wochenbettes an sich. 
Genesung.) 


616 


10. 


11. 


12. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Deale, H. B., Intercurrent infectious diseases of pregnancy. The Amer. 
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 349. 

Dumont-Lenoir, Ueber das Auftreten von Lungentuberkulose während 
der Gravidität. Revue internat. de méd. et de chir. Nr. 9; ref. Centralbl. 
f. Gyn. Nr. 7. 

Durante, D., La questione della nutrice in casi di sifilide paterna. Arch. 
internazionale di med. e chir. Napoli, Fasc. 2, pag. 68. (Herlitzka.) 
v. Engel, G., Der Einfluss der Influenza auf den weiblichen Organismus. 
Wiener med. Presse, Nr. 43/44. 

Ferrari, T., Contribuzione alla patologia fetale da causa materna. Rivista 
di Ostetr., Gin. e ped. Torino, Nr. 4. (Ferrari beschreibt folgenden 
Fall: IV para, im vierten Monat schwanger, an Tuberculosis miliaris acuta 
erkrankt. Tod sechs Tage nach dem Eintritt in die Klinik. Bei der Autopsie 
Bestätigung der Diagnose. Alle Organe des Fötus zeigen sich mikro- und 
makroskopisch normal mit Ausnahme der Leber, die in eine kleine, braune, 
leicht zerbröckelnde Masse verwandelt ist. Nirgends konnte der Tuberkel- 
bacillus nachgewiesen werden. Uterus und Placenta normal. Verf. ist der 
Meinung, dass wenn eine Schwangere an Tuberculosis miliaris acuta stirbt, 
die Fötusleber schwere Veränderungen zeigen kann, welche, wenn auch nicht 
durch Tuberkelbacillen erzeugt, doch nicht anders erklärt werden können, 
als dass das mütterliche Blut einen schädlichen Einfluss (Toxine oder 
Bacillen ?) auf das Lebergewebe des Embryo, sowohl während des Lebens wie 
auch nach dem Tode desselben, geübt habe. Die grosse Menge Blut, welche 
direkt von der Placenta aus zur Leber geht, würde in dieser — leichter 
als in den anderen Organen — Veränderungen hervorbringen.) (Herlitzka.) 
Finger, Das Colles’sche Gesetz und die Frage des Choc en retour. 
63. Versamml. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Braunschweig. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 41, pag. 1211. 

Gilmore, G. H., Effect of la grippe on pregnancy. The med. age. Vol. 
XV, Nr. 24, pag. 739. (I. 35jährige V gravida im V. Monat. Heftiger In- 
fluenzaanfall mit hohem Fieber. Weheneintritt. Künstliche Beendigung 
des Aborts. Extraktion des bereits faultodten Fötus. Lösung der Placenta. 
Genesung. II. 32jährige Multigravida im VIII. Monat. Influenza mit 
hohem Fieber. Am dritten Tage der Erkrankung Eintritt schwacher Wehen. 
Nach achtstündiger Dauer derselben starke Blutung. Künstliche Entbin- 
dung. Fötus lebend. Wies die Erscheinungen einer in utero acquirirten 
Influenza auf. III. Igravida im IV. Monat. Influenza mit hohem Fieber. 
Schwache Wehen; blutig-seröser Ausfluss. Viburnum prunifolium und 
Chlorkali. Danach Aufhören der Wehen. IV. Nach einem normalen Partus 
eine grosse Zahl Aborte. Abrasio mucosae wegen Eindometritis. Im V. 
Monat schwanger. Influenza. Drohender Abort kam nach Vib. prunifol. 
und Chlorkali zum Stillstand.) 

Hochsinger, Das Colles’sche Gesetz und die Frage des Choc en retour. 
63. Naturforscherversammlung zu Braunschweig. Centralbl. f. Gen Nr. 40, 
pag. 1214. 

Jakub, Ueber den Einfluss der akuten infektiösen Krankheiten auf den 
Verlauf von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. XII. internat. med. 
Kongress zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Nr. 39, pag. 1169. 


Infektionskrankheiten in der Gravidität. 617 


13. Müller, Die Influenza und ihre Beziehung zu den weiblichen Generations- 
organen. Graefe’s Samml. zwangl. Abhandl. aus dem Gebiet der Geb. 
u. Gyn. Bd. I, Heft 8. 

14. Papinio, Immunità malarica nel feto. La Riforma med. Vol. IV, fasc. 18. 

(Herlitzka.) 

15. Rosinsky, Das Colles’sche Gesetz und die Frage des Choc en retour. 
63. Versamml. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Braunschweig. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1213. 

16. Schroeder, K., Mastitis in der Schwangerschaft. Inaug.-Diss. Marburg. 
1896; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50, pag. 1475. 

17. Schuhl, Ueber Pneumonie in der Gravidität. Presse med. 1896, Nr. 78; 
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29, pag. 936. 

18. Speier, E., Zur Kasuistik des placentaren Ueberganges der Typhusbacillen 
von der Mutter auf die Frucht. Inaug.-Diss. Breslau; ref. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 41, pag. 1263. 

19. Suchowetzky, Beobachtungen über Choleraerkrankungen bei Schwangeren. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.) 

20. Vinay, Pneumococcusinfektion in der Schwangerschaft. L’abeille med. 
Nr. 18; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 37, pag. 1128. 


Jakub (12) bespricht im Allgemeinen den Einfluss der akuten 
Infektionskrankheiten auf den Verlauf von Schwangerschaft, Geburt 
und Wochenbett,. Er stellt in Abrede, dass die erstere eine Immunität 
gegen akute Infektionskrankheiten bedinge. Letztere verlaufen bei 
Schwangeren nach seiner Ansicht nicht anders wie bei nicht schwangeren 
Frauen. Auch die Prognose wird durch die Gravidität nicht ver- 
schlechtert. Dagegen ist die Gefahr für das Kind eine nicht unerheb- 
liche. Sie hängt einerseits ab von der Temperaturhöhe, andererseits 
von der Möglichkeit des Ueberganges von Infektionsstoffen auf den 
kindlichen Organismus. Besonders ist das kindliche Leben bei Rekur- 
rens gefährdet. 

Die Influenza und ihre Einwirkung auf die Gravidität wird auch 
in diesem Jahre noch von drei Autoren erörtert. Eine sehr eingehende 
Abhandlung über ihre Beziehung zu den weiblichen Generationsorganen, 
insbesondere zu der Schwangerschaft danken wir Müller (13) Er 
bestätigt den ungünstigen Einfluss der Influenza auf die letztere. Nach 
seinen Erfabrungen kommt es in einem sehr hohen Prozentsatz der 
Fälle zum Abort, welcher mit starken Blutungen verläuft und künst- 
liche Beendigung erfordert. 

Gilmore (10) bezeichnet als die Ursache der häufigen Aborte 
bezw. Frühgeburten bei Influenza lokale Blutstauung in den Sinus und 
Plexus des Uterus, sowie direkte Infektion der Uterusschleimhaut. Bei 
drohendem Abort räth er behufs Verringerung der uterinen Kongestion 


618 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Viburn. prunifol., zur Vermehrung des Sauerstoffgehaltes des Blutes 
Kali chlor. zu geben. Ist der Abort nicht aufzuhalten, so ist Verf. 
für ein aktives Eingreifen, da durch die Influenza-Infektion der Uterus- 
muskel angeblich geschwächt und unfähig wird den Inhalt auszutreiben. 

Auch v. Engel (7) machte die Erfahrung, dass die Influenza 
bei schwangeren Frauen eine ernste und für die Schwangerschaft schäd- 
liche Infektionskrankheit ist. Nach keiner anderen Krankheit hat er 
so viel Aborte, Fehlgeburten und gestörte rechtzeitige Geburten gesehen, 
gleichviel ob es sich um leichtere oder schwerere Fälle handelt. 

Kurze Daten über die Einwirkung der Infektionskrankheiten auf 
die Schwangerschaft giebt Deale (4). Rötheln und Masern können 
durch länger anhaltendes Fieber, die letzteren auch durch heftigen 
Husten zum Abort führen. Aufgabe der Behandlung ist es daher bei 
begleitender Bronchitis die Hustenanfälle zu mildern, bei starkem 
Fieber dieses herabzusetzen. 

Bezüglich des Scharlach ist Deale der Ansicht, dass er seltener 
in der Schwangerschaft als im Wochenbett zum Ausbruch kommt. Die 
Prognose ist sowohl für Mutter wie Kind eine ernste, einerseits durch 
die Höhe des Fiebers, andererseits durch die septische Natur des In- 
fektionserregers. Diarrhoe soll eine häufige und gefährliche Komplika- 
tion sein, weswegen Vorsicht bei Verordnung von Abführmitteln ge- 
boten ist. Das Fieber räth Deale durch kalte Waschungen, feuchte 
Einpackungen, selbst kalte Bäder herabzusetzen. 

Als die schwerste, die Schwangerschaft komplizirende Infektions- 
krankheit bezeichnet Deale die Pneumonie. Fieber, Herz- und Cirku- 
lationsschwäche, Blutbeschaffenheit kommen hier in Betracht. Nach 
einer Zusammenstellung von Wallich tritt Abort in !/s, Frühgeburt 
(vom sechsten Monat an) in Za aller Fälle ein. Die mütterliche Mor- 
talität schwankt zwischen 50 und 100°/o; die fötale beträgt 80 Ae 
Die Einleitung des künstlichen Aborts heisst Deale, von Ausnahme- 
fällen abgesehen, nicht gut. 

Schuhl (17) ist bezüglich der Prognose weniger pessimistisch. 
Vier von ihm beobachtete Fälle verliefen alle günstig. Bei drei der- 
selben kam es allerdings zur Frühgeburt bezw. zum Abort. 

Interessant ist eine Mittheilung Vinay’s (20). Er macht darauf 
aufmerksam, dass der Pneumococcus als Saprophyt in Mund, Rachen, 
Nase etc. lebt und unter gewissen Umständen z. B. in der Schwanger- 
schaft virulent werden und sich auf anderen Punkten des Körpers 
ansiedeln kann. Er berichtet über einen Fall, in welchem eine 
Schwangere an gastrischen Störungen litt; im siebenten Monat treten 


Infektionskrankheiteu in der Gravidität. 619 


multiple Eiterungen auf. Frübgeburt, Tod 19 Tage p. p. und drei 
Monat nach der Erkrankung. Die Eiterungen waren durch Pneumo- 
kokken verursacht. 

Nur zwei Arbeiten beschäftigen sich mit der Komplikation. der 
Gravidität durch Typhus. Chambrelent (3) weist unter Bezug- 
nahme auf einen von ihm selbst beobachteten Fall darauf hin, dass 
Typhus in ca. ®/s der Fälle zur Schwangerschaftsunterbrechung führt 
und zwar spielt die Schwere der Erkrankung hier entschieden eine 
Rolle, auf der anderen Seite aber auch die individuelle Disposition. 
Denn auch bei leichten Fällen kann es zum Abort bezw. zur Frühgeburt 
kommen, umgekehrt die Schwangerschaft bei schweren (Verf. führt einige 
Beispiele aus der Litteratur an) ihren ungestörten Verlauf nehmen. 
Interessant ist, dass die Vidal’sche Probe auch bei dem Kind der 
vom Verf. beobachteten Patientin ein positives Ergebniss hatte. 

Wenn auch Deale (4) zugiebt, dass Schwangere für Typhus weniger 
disponirt sind, als Nichtschwangere, so bestreitet er doch, dass dieselben, 
wie von anderer Seite behauptet worden ist, immun seien. Die Er- 
krankung kommt während der ersten Schwangerschaftsmonate häufiger 
vor wie in den späteren und zwar ist die Prognose dann günstiger. 
Als Ursache der Unterbrechung müssen das hohe Fieber, Blutungen 
im Endometrium oder in den Eihäuten oder eine Herabsetzung des 
mütterlichen Blutdruckes, die zu fötaler Asphyxie führt, angesehen 
werden. 

Speier (18) hat die Fälle gesammelt, in welchen der placentare 
Uebergang der Typhusbacillen von der Mutter auf die Frucht mit 
Sicherheit nachgewiesen wurde. Er fügt eine eigene Beobachtung hinzu. 
Bei einer an Abdominaltyphus erkrankten Frau erfolgte in der vierten 
Woche desselben spontaner Abort einer viermonatlichen Frucht mit 
Placenta. Letztere zeigte sich schon makroskopisch mit Hämorrhagien 
durchsetzt. Die bakteriologische Untersuchung von Herzblut und Milz- 
saft fiel negativ aus. Dagegen wurde im Leberparenchymsaft und in 
der Peritonealflüssigkeit der Eberth-Gaffky’sche Bacillus mit Sicher- 
heit nachgewiesen. Ausserdem fanden sich solche spärlich in fötalen 
Theilen der Placenta. Hier fehlten Hämorrhagien. Speier glaubt, 
dass zum Zustandekommen einer intrauterinen Infektion mit Typhus- 
bacillen beim Menschen gröbere Läsionen nicht nöthig sind. 

Malaria soll nach Deale (4) während der Schwangerschaft nicht 
selten sein, allerdings häufiger eine akute Steigerung eines chronischen 
Zustandes, als eine primäre Infektion. Die Erkrankung kann auch 
den Fötus intrauterin ergreifen. Schwangerschaftsunterbrechung scheint 


620 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


die Ausnahme, nicht die Regel. Die Behandlung besteht in Verabreichung 
von Chinin, dessen abortbegünstigende Wirkung Deale bestreitet. 

Unter Bezugnahme auf einen von ihm selbst beobachteten Fall 
äussert sich Archambaud (1) über den Tetanus während der 
Schwangerschaft dahin, dass derselbe nicht so schwere Folgen zu haben 
brauche, wie man annehmen könnte. Ist der Uterus normal, besteht 
an sich keine Prädisposition zum Abort, so braucht es keineswegs 
zum letzeren zu kommen. — Das Tetanusgift geht durch die Placenta 
hindurch. Doch ist die Infektion des Fötus vermuthlich eine lang- 
samere und schwächere in Folge des: Widerstandes der Placenta und 
der geringeren Entwickelung des embryonalen Nervensystems. Spezielle 
abortive Eigenschaften kommen dem Tetanusgift nicht zu. 

Larynxtuberkulose scheint nach Dumont-Lenoir (5) während 
der Gravidität sehr selten zu sein. Bis jetzt sollen nur sechs Fälle 
bekannt sein. Das Leiden befällt am häufigsten Igravide und zwar 
bald nach Beginn der Schwangerschaft. Anfangs machen sich nur 
Heiserkeit, Husten und Schmerzen im Larynx bemerklich. Erst in 
der zweiten Hälfte der Gravidität nehmen die Beschwerden stark zu, 
insbesondere die Dyspnoe bei Verschlechterung des Allgemeinbefindens. 
Im achten Monate tritt oft in Folge von Kohlensäureintoxikation Früh- 
geburt ein. Post partum kommt es meist bald zum Exitus letalis. 

Zwei sehr interessante Vorträge über syphilitische Infektion der 
Mutter bezw. des Fötus hat uns die 63. Naturforscherversammlung zu 
Braunschweig gebracht. Finger (9) sprach über das Colles’sche 
Gesetz und die Frage des Choc en retour. Nach ihm giebt es eine 
zweifellos reine materne Syphilisvererbung. Beweis dafür sind jene 
syphilitischen Frauen, welche von mehreren Männern syphilitische Kinder 
gebären, ferner die reine postconceptionelle Syphilis. Die reine ma- 
terne Syphilis kann sich auf den Fötus sowohl ovulär als postconcep- 
tionell p. plac. übertragen. Der letztere Weg ist durch eine Reihe 
exakter klinischer Beobachtungen (48 Fälle) erhärte. Die ovuläre 
mütterliche Vererbung ist nicht erwiesen, nur durch Analogie mit der 
spermatischen Vererbung zuzugeben. 

Die Syphilis der Mutter, selbst im letzten Graviditätsmonat acqui- 
rirt, vermag auf den von gesunden Eltern gezeugten Fötus in utero 
auch überzugehen. Der Aufenthalt eines ex patre syphilitischen Fötus 
im Uterus einer gesunden Mutter ist meist nicht ohne Rückwirkung 
auf diese und äussert sich in verschiedener Weise: 1. Kann die Mutter 
syphilitisch werden. Conceptionelle Syphilis. Choc en retour. a) Früh- 
zeitige conceptionelle Syphilis. Auftreten unvermittelter, vom Primär- 


Infektionskrankheiten in der Gravidität. 621 


affekt nicht eingeleiteter sekundärer Erscheinungen während der Gravi- 
dität. (Die Thatsache des Uebergehens des Syphilisvirus p. plac. von 
dem ex patre syphilitischen Fötus auf die Mutter ist exakt bisher nicht 
erwiesen, nur p. analog mit der posteonceptionellen fötalen Syphilis zu- 
zugeben. Zweifellos aber dürfte ein Theil der als frühzeitige concep- 
tionelle Syphilis geltenden Fälle, insbesondere jene, in denen die 
sekundären Symptome bei der Mutter bereits im zweiten oder dritten 
Monate auftreten, eher auf spermatische Infektion, übersehenen oder 
wegen seiner hohen Lage im Uterus, Tuben nicht zu demonstrirenden 
Initialaffekt zurückzuführen sein. Zu dieser Annahme ist man berech- 
tigt, da einige Beobachtungen analogen Verlaufes der Syphilis bei 
Frauen latent syphilitischer Männer auch ohne interkurrente Gravidität 
vorliegen.) b) Tardive conceptionelle Syphilis. Auftreten unvermittelter, 
weder von Primär- noch Sekundärsymptomen eingeleiteter tertiärer 
Syphilis. 2. Die Mutter wird nicht syphilitisch, aber gegen Syphilis 
immun (Colles’sches Gesetz). 3. Die Mutter bleibt völlig gesund und 
unbeeinflusst. Was die Placenta speziell betrifft, so kann dieselbe 
sein: a) durchlässig für das Virus in einer Gruppe von Fällen. Diese 
Durchlässigkeit ist in der Richtung von Mutter zu Kind zweifellos er- 
wiesen, vom Kind zur Mutter wohl wahrscheinlich, aber nicht exakt er- 
wiesen; b) undurchlässig für Virus, durchlässig für die immunisirenden 
Toxine in einer zweiten Gruppe von Fällen, und sowohl in der Rich- 
tung von Mutter zu Kind, als auch umgekehrt; c) absolut undurch- 
lässig in einer dritten kleinen Gruppe von Fällen. Unter welchen Um- 
ständen und Bedingungen die Placenta sich bald durchlässig, bald 
undurchlässig erweist, entzieht sich bisher unserer Einsicht. Wohl gilt 
für eine Reihe von Fällen der Satz, dass die gesunde Placenta für das 
Virus undurchlässig, die kranke durchlässig sei, aber von diesem Satz 
kommen die merkwürdigsten Ausnahmen vor. Es wurden gesunde 
Mütter bei paterner fötaler Syphilis trotz intensiver Erkrankung der 
Plac. materna, gesunde Föten bei postconceptioneller Syphilis der 
Mütter trotz intensiver syphilitischer Erkrankung der Plac. foetalis und 
selbst der Gefässe des Nabelstranges beobachtet. 

Rosinsky (15) sieht das Punctum saliens in der Frage, unter 
welchen Umständen die Placenta für das Virus durchgängig ist und 
wann nicht. Er möchte die Undurchlässigkeit noch schärfer betonen 
wie Finger, da es nach seiner Ansicht nur in Ausnahmefällen zur 
posteonceptionellen Infektion der Mutter oder des Kindes, also dem 
Choc en retour kommt. Die germinative Uebertragung scheint die 
Regel zu sein. Die Placenta ist für gewöhnlich eine Schranke für das 


622 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


a amd 


Virus. Ueber die Umstände, unter welchen die Uebertragung durch 
sie hindurch stattfindet, sind wir noch im Dunkeln. Das Gesundbleiben 
der Placenta ist nicht immer die Voraussetzung für die Unmöglichkeit, 
wie die erhebliche Erkrankung der Placenta nicht immer die Noth- 
wendigkeit des Durchgangs bedingt. Vielleicht geht im letzteren Falle 
eine Immunisirung des gesunden Organismus durch übertragene Toxine 
voraus, wodurch der später erfolgende Durchbruch des Virus unwirk- 
sam wird. 

Wenn mehrere syphilitische Kinder geboren oder Aborte erfolgt 
sind, so empfiehlt Rosinsky auch die scheinbar gesunde Gravida 
sammt dem Ehemanne antiluetisch zu behandeln; in der Regel genügt 
die prophylaktische Behandlung des Mannes, wenn die nicht schwangere 
Frau keine Zeichen von Lues aufweist, um später gesunde Kinder zu 
erzielen. 

Hochsinger (11) erkennt auf Grund des Materials der Wiener 
Kinderpoliklinik den Choc en retour nicht an. Das Sperma hält er 
für nicht infektiös für die Mutter; es erzeugt nur Syphilis des Fötus, 
deren Folge dann Immunität der Mutter ist. Die Ausnahmen von 
dem Colles’schen Gesetz betreffen zu */;s Erstgebärende, bei denen 
noch nicht von früher her eine genügend hohe Immunität besteht, — 
in der Hälfte der Ausnahmefälle kamen ferner die Kinder nicht schon 
mit syphilitischen Manifestationen auf die Welt, sondern erkrankten 
erst wochenlang p. part.; in der anderen Hälfte endlich verlief die 
Syphilis der Kinder sehr milde. Nur drei oder vier Fälle lassen solche 
Erklärungen für ihre Ausnahmestellung gegenüber dem Colles’schen 
Gesetz nicht zu. 

Bielinkin (2) stellt am Schluss seiner Arbeit über concep- 
tionelle Syphilis folgende Sätze auf: 1. Findet die syphilitische Infek- 
tion während der ersten fünf Monate statt, so kommt es sehr häufig 
zum Absterben der Frucht. Kommt es aber erst im Laufe des sechsten 
Monats oder noch später zu jener, so nimmt die Gravidität meist einen 
ungestörten Verlauf. Die postconceptionelle Syphilis kann den Fötus 
zu jeder Zeit der Schwangerschaft befallen. Nur vom neunten Monate 
ab scheint dies nicht mehr der Fall zu sein. Doch kann das Kind 
auch während der früheren Monate der Infektion entgehen. Dies ist 
die Regel, wenn die Mutter erst während der drei letzten Monate in- 
fizirt wird. | 


Sonstige allgemeine und Organerkrankuungen bei Schwangeren. 623 


Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 


1: 


DNA 


Abbe, R., Appendicitis complicating pregnancy. Med. record. March; ref. 
The Amer. journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 734. (Eitrige Appendicitis. 
Operation. Geburt am normalen Termin.) 


. Abrahams, R., Appendicitis complicating pregnancy. The Amer. journ. 


of obst. Vol. XXXV, pag. 205. (I. 24jährige Il gravide. Während der 
Schwangerschaft von Zeit zu Zeit Schmerzen in der unteren Partie der 
rechten Unterleibsseite. Wurden Ende des VII. Monats stärker. Bald 
darauf Fieber; Dämpfung in der Ileo-Coecalgegend. Beides schwand unter 
Eis- und Opiumbehandlung. Frühgeburt im VII Monat. Kein Recidiv. 
IL 42jährige XIV gravide. Habituelle Obstipation. Ende des VII. Monats 
Schmerzen in der lleo-Coecalgegend; Erbrechen; Temperatursteigerung 
während neun Tagen. Normale Geburt. Später zwei Attaquen von Appendi- 
citis. TII. 40jährige Gravide im V. Monat. Chronische Obstipation. Er- 
brechen, Fieber, Unterleibsschmerzen, welche sich nach 24 Stunden in der 
Blinddarmgegend lokalisirten. Nach acht Tagen dort eine Resistenz nach- 
weisbar. Operation in Aussicht genommen, aber aufgegeben, da die Tem- 
peratur zur Norm abfiel und alle Beschwerden schwanden. IV. 26 jährige 
Multipara.. Anfang des IX. Monats körperliche Misshandlung. Nach 12 
Stunden Schmerzen in der rechten Fossa iliaca, wo ein blauer Fleck zu 
sehen. Acht Tage später normale (Geburt, Fünf Tage danach heftige Unter- 
leibsschmerzen; hohes Fieber; schlechter Puls; einmaliges Erbrechen. Am 
folgenden Tage Collaps. Fis auf die Ileo-Coecalgegend. Allmähliche Ge- 
nesung unter Zurückbleiben einer Druckempfindlichkeit.) 


. Audebert, Ein Fall von Ptyalismus in Folge von Retroflexio uteri gra- 


vidi. Gaz. hebdom. de med. et de chir. Nr. 58; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 50. pag. 1474. (38jährige IIpara. Schon im I. Monat starke Saliva- 
tion. Speichelmenge pro Tag ein Liter. Verdanungsstörungen, zunehmende 
Abmagerung. Schlaflosigkeit. Wegen Schluckbeschwerden bei fester Speise 
nur flüssige Nahrung. Uterus stark retroflektirt. Reposition. Richtige 
Lage durch Jodoformgazetampon gesichert. Sofortige Besserung des Ptya- 
lismus, welcher bald völlig schwand.) 

— J.L., Speichelfluss während der Schwangerschaft. Presse med. Sept. 


. Auvard et Daniel, Albuminurie gravidique chez une femme grosse de 


un mois et demi. Eclampsie. Vomissements incoercibles. Electricité gal- 
vanique. Avortement provoqué. Guerison immédiate. Arch. de gyn. et 
de toc. Tom. XXIII, Nr. 9 a 12, pag. 675. (29jährige Igravide in der 
Mitte des II. Monats. Seit 14 Tagen heftige Kopfschmerzen, Schwindel, 
Sehstörungen, seit acht Tagen unstillbares Erbrechen. Starke Albuminurie. 
Trotz innerer Mittel und Diät hält das Erbrechen an, das Allgemeinbefinden 
verschlechtert sich; es treten eklamptische Anfälle auf. Wiederholte An- 
wendung des konstanten Stromes, der positive Pol über der Clavicula 
zwischen den Ansätzen des Sterno-Cleido-Mastoideus, der negative auf die 
Magengrube. Danach Besserung des Erbrechens; etwas Kephyr und Alko- 
hol wird behalten. Einleitung des künstlichen Aborts durch Laminaria 
wegen Wiederkehr der eklamptischen Anfälle. Ausräumung des Eies. 
Schnelles Verschwinden der Albuminnrie.) 


624 


6. 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Cholmogoroff, Ueber den Einfluss der Schwangerschaft auf den Morbus 
Basedowii. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 4. (Bei einer XI para 
verschlimmerte sich mit jeder Schwangerschaft der schon früher vorhandene, 
vielleicht erbliche Basedow. Nach Ablauf der letzten Gravidität zeigte 
sich Atrophie der Genitalien.) 

Coe, Appendicitis bei Schwangerschaft und Geburt. Gesellschaft für Ge- 
burtsh. zu New York; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 15, pag. 412. 

Cucca, Sopra un caso di simulazione di gravidanza e di parto. La Ras- 


segna di Ost. e di Gin. Napoli, Nr. 7, 8. (Herlitzka.) 
Dobrowolsky, Zur Frage über Albuminurie bei Schwangeren, Kreissen- 
den und Puerperen. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 


Dorsett, W. B., The administration of phosphate of strychnia during 
gestation. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, Nr. 2, pag. 131. 

Douly, E. H., Observations on cases of pregnancy complicated by kidney 
affection. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, pag. 165. 
(I. 26jährige I gravide im VII. Monat. Starke Albuminurie, welche trotz 
Bettruhe, heisser Bäder und Milchdiät stetig zunahm. Mitte des VIL Monats 
Einleitung der künstlichen Frühgeburt mittelst Bougie. Allmähliche Ab- 
nahme des Eiweissgehaltes. II. Igravide im IX. Monat. Sechs Wochen 
zuvor fingen die Beine an zu schwellen, nachdem Patientin viel getanzt. 
Starke Albuminurie. Keine fötalen Herztöne. Einleitung der Frühgeburt. 
Schnelles Verschwinden des Eiweiss. In einer späteren Schwangerschaft 
keine Albuminurie. III. 28jährige Igravide bemerkte im VII. Monat Oedeme 
der Beine. Urin gerann beim Kochen völlig. Künstliche Frühgeburt. 
Schnelles Verschwinden der Albuminurie.) 

— Pregnancy complicated with renal diseases. Amer. gyn. journ. Aug. 
Ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 392. 

Ehrendorfer, E., Ueber einen seltenen Fall von ungewöhnlich starken 
Darmblutungen kurz vor der Geburt bei gleichzeitiger Schwangerschafts- 
nephritis. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Sonder-Abdruck. (22jährige Igra- 
vide, erblich nervös belastet, früher selbst neurasthenisch, hysterisch. Bis 
zum VI. Monat Hyperemesis. Dann starke Albuminurie mit epithelialen 
Cylindern; Hydrops-Anasarca. Zeitweilige Besserung durch laue Bäder- 
Milchkur, Diuretika. Ende des VIII. Monats angeblich in Folge von Diät- 
fehler Diarrhoe. Am folgenden Tage sieben eklamptische Anfălle, welche 
nach Chloralhydrat-Klysma aufhörten. Eiweissgehalt des Urins nahm bei 
Bettruhe und strenger Milchdiät ab; Urinmenge wurde reichlicher. Zeit- 
weilig Nasenbluten und Kopfschmerzen. Vier Wochen nach den eklamp- 
tischen Anfällen blutige Stühle mit stinkendem Darminhalt gemischt. Wehen- 
eintritt am normalen Termin. Kind kam spontan todt zur Welt. Auch 
während der Geburt aashaft stinkender, blutiger Ausfluss aus dem Anus. 
Im Wochenbett putride Endometritis. Allmähliche Genesung unter hysteri- 
schen Erscheinungen. Verschwinden der Albuminurie.) 

Falkiner, N., Herpes gestationis. Dublin journ. of med. scien. 1895. 
Oct.; ref. Contralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 144. 

Festenberg, Ein Fall von schwerer Chorea während der Schwangerschaft 
mit Uebergang in Manie. Heilung durch künstliche Frühgeburt. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 13, pag. 196. (26jährige in keiner Hinsicht erblich 


16. 


17. 


18. 


19. 


21. 


Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 625 


belastete IlI gravide. Ein normaler Partus, ein Abort im lII. Monat. Nach 
Ablauf der ersten drei Wochen der jüngsten Schwangerschaft hartnäckiges 
Erbrechen. Nach acht Wochen unwillkürliche, ungeordnete rasche Be- 
wegungen des rechten Armes, bald auch des Beines. Nervina und Nar- 
kotica völlig erfolglos; nur das Erbrechen hörte allmählich auf. Nach 
weiteren vier Wochen liessen die choreatischen Bewegungen mehr und 
mehr nach. Gleichzeitig entwickelte sich aber ein maniakalischer Zustand, 
welcher die Ueberführung der Patientin in eine psychiatrische Klinik nöthig 
machte. Schnelle Besserung; nach drei Wochen Patientin geheilt entlassen. 
Nach acht Tagen choreatische Zuckungen in den linken Gliedmassen, bald 
auch auf Rumpf und Kopf übergehend. Dieselben wurden so heftig, dass 
sie die Frau zur selbständigen Ausübung auch der einfachsten Verrich- 
tungen unfähig machten. Wegen starker Abmagerung (13 kg) Einleitung 
der künstlichen Frühgeburt durch Jodoformgazetamponade des Cervix; 
manuelle Ausräumung des Uterus. Schneller Nachlass der choreatischen 
Bewegungen. Am vierten Tage verschwunden.) 


Fischer, H., Hernien und Herniotomien während der Gravidität und im 
Wochenbett. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9, pag. 1414. (Fischer 
hat zweimal bei Wöchnerinnen, sechsmal bei Schwangeren die Herniotomie 
bezw. Taxis verrichtet. Zwei Schwangere im III., zwei im V., zwei im 
VI. Monat. Vier Nabel-, drei Schenkelbrüche, ein Leistenbruch. Zwei 
Kranke starben in vorantiseptischer Zeit an Peritonitis septica, eine an 
Shock kurz nach der Operation. Bei einer Patientin folgte der Operation 
unstillbares Erbrechen, Abort, septische Peritonitis.) 

Guyon, Ueber Hämaturie während der Schwangerschaft. Revue internat. 
de med. et de chir. Nr. 6; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1240. 
(I. 35jährige III gravide. Während der letzten beiden Schwangerschaften 
starke Hämaturie. Im VIII. Monat der zweiten Schwangerschaft Urin 
kaffeeartig. Er wurde bald wieder normal; auch Albuminurie fehlte dann. 
Im VII. Monat der dritten Schwangerschaft wieder Hämaturie, von Schmerzen 
in der rechten Nierengegend begleitet. Allmählich schwand sie, um nach 
der Geburt während des Stillens von Neuem aufzutreten und immer stärker 
zu werden. Mit sofortigem Absetzen des Kindes hörte auch die Häma- 
turie auf. Wegen anscheinender Vergrösserung der Niere Operation. Sie 
ergab, dass jene vollkommen gesund. II. Hämaturie im Verlauf der vierten 
Schwangerschaft. Spontanes Aufhören. In der fünften Schwangerschaft 
trat die Hämaturie wieder auf, verschwand abermals von selbst.) 
Jaccoud, Influence du marriage et de la grossesse sur les maladies du 
coeur. Sem. med. 1890, pag. 357. 

v. Jaworski, J., Ueber die schwere Anämie Schwangerer. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 31, pag. 967. 

Kern, G. (Budapest), Vizel&si nehézségek a terhesség, szülés és gyerme- 
kägy alatt. (Harnbeschwerden während der Schwangerschaft, Geburt und 
des Wochenbettes.) Szülsdsznök Lapja, Nr. 8--9. (Temesväry.) 
Köstlin, Schwangerschaft bei fast vollständigem Verschluss des Hymen 
komplizirt mit Nephritis und vorzeitiger Lösung der normal sitzenden 
Placenta. Münch. med. Wochenschr. 1896. Nr. 47. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 40 


626 


22. 


23. 


24. 


27. 


27. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Lannois, Influence de la mort du foetus sur l’albuminurie de la gros- 
sesse. Lyon med. 10 janv., pag. 37. (Eine Schwangere hatte früher an 
langwierigen tuberkulösen Eiterungen gelitten und im Anschluss an die- 
selben Albuminurie bekommen. Unter dem Einfluss der Gravidität Zunahme 
der letzteren; Auftreten schwerer urämischer Erscheinungen. Nach dem 
Absterben des Fötus sofortiger Nachlass derselben; innerhalb zweier Tage 
Verminderung des Eiweissgehaltes um die Hälfte; dann allmählicher Rück- 
gaug bis auf ein Minimum. Ausstossung des Fötus 17 Tage nach dem 
Absterben.) 

Liscia e Passigli, Contributo allo studio delle modificazioni gravidiche 
urinarie. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 9. (Herlitzka.) 
Lwoff, J., Maladies du coeur et grossesse. Ann. de gyn. et d’obst. Tom. 
XLVIII, pag. 489. (Kurzer Bericht über 18 einschlägige Fälle. 13 Kranke 
mit Mitralfehlern mit 15 Schwangerschaften, davon drei Primiparae. Zehn 
Schwangerschaften erreichten das normale Ende; bei drei kam es zu spon- 
taner Unterbrechung; zweimal musste dieselbe künstlich bewerkstelligt 
werden. Nur zweimal war der Schwangerschaftsverlauf ungestört; in den 
anderen traten während der zweiten Hälfte Oedeme, Herzklopfen, Asthma 
auf. Je jünger die Kranke, je frischer die Mitralinsufficienz war, um so 
günstiger der Schwangerschaftsverlauf. In den schweren Fällen machten 
sich die Kompensationsstörungen im VI. Monat bemerkbar. Die beiden 
künstlichen Frühgeburten verliefen normal. Drei Fälle von Aortenfehlern 
bei zwei Multiparen, zwei Geburten am normalen Termin; eine Frühgeburt. 
Bei der letzteren traten die Störungen schon frühzeitig ein; bei den anderen 
erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte.) 

— Ptyalismus während der Schwangerschaft. Presse med. 1896, Nr. 82; 
ref. Centralbl. f. Gyn., Nr. 29, pag. 932. (Bei zwei Multiparen trat im 
II. Monat Ptyalismus auf, erreichte im III. Monat seine Höhe und führte 
totale Erschöpfung, Abmagerung und nervöse Störungen herbei. Täglich 
wurden 1000—1600 ccm Speichel abgesondert. Bei beiden Patienten fand 
sich ein Cervixriss und eine Erosion der Portio; bei der ersten trat nach 
Kauterisation des Cervix und Gebrauch von Brom, Kokain, später Atropin 
schnelle Besserung ein. Bei der anderen Kranken halfen diese Verord- 
nungen nichts, so dass schon der künstliche Abort in Aussicht genommen 
wurde, als derselbe spontan eintrat. Sofort wurde die Salivation geringer; 
nach einigen Tagen schwanden alle Erscheinungen.) 

Mangagnini, L’acetonuria nella gravidanza. Gazzetta degli ospedali. 
Sem. I, Fasc. 19. (Verf. schliesst nach seinen experimentellen Untersuch- 
ungen, dass das Vorhandensein des Acetons in dem Harn während der 
Entbindung nicht ein sicheres Zeichen des Todes der Frucht ist, weil es 
sich auch in vielen anderen normalen und abnormen Zuständen der Schwanger- 
schaft vorfinden kann.) (Herlitzka.) 

Merkel, J., Nephrorrhaphie während der Schwangerschaft. Münchn. med. 
Wochenschr., pag. 855. (29jährige im IV. Monat schwangere Frau, seit 
zwei Jahren an quälenden Beschwerden in Folge von linksseitiger Wander- 
niere leidend. Dreimal stürmische Erscheinungen nach Achsendrehung der 
prolabirten Niere. Extraperitoneale Nephrorrhaphie nach Simon. Niere 
durch vier Nähte an den M. sacrolumbalis fixirt. Peritonitische Erschei- 


30. 


31. 


83. 


Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 627 


nungen. Während zweier Tage Abgang klarer Lymphe aus der Wunde 
in Folge von Verletzung des Pl. lymph. lumb. Später ungestörte Rekon- 
valescenz. Schwangerschaft nimmt normalen Verlauf.) 


. Munde, P., Perityphlitis und Appendicitis in ihrer Beziehung zur Gynä- 


kologie und Geburtshilfe. Amer. Gesellsch. f. Gyn.; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 41, pag. 1257. 


. Navas, Pyelonephritis in der Schwangerschaft. Abeille med. Nr. 18; ref. 


Centralbl. f. Gyn. Nr. 39, pag. 1185. 

Paracca, Ricerca dell’ acetone nell’ orina delle gravide con feto morto. 
La Settimana medica dello sperimentale. Firenze. Fase. 26. Bei acht 
Schwangeren mit todter Frucht gelang es Paracca, nie Acetonspuren im 
Harne nachzuweisen Verf. fügt hinzu, dass jedenfalls viele Methoden zur 
Feststellung des Acetons zu unsicher seien.) (Herlitzka.) 
Passigli e Liscia, La funzione del rene gravidico riguardo all’ elimi- 
nazione dell’ urea. La Riforma medica. Napoli, Vol. IV, fasc. 19. (Die 
Verf. schliessen aus ihren Untersuchungen, dass die Nieren bei Schwangeren 
sich in einem Funktionszustand befinden, welcher die habituelle Fähigkeit, 


Harnstoff mit dem Harne auszuscheiden, vermindert.) 
(Herlitzka.) 


2. Philips, Behandlung der Herzkranken während der Schwangerschaft, der 


Geburt und des Wochenbettes. Revue internat. de med. et de chir. prat. 
1896, Nr. 7; ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 142. 

Silea, Amblyopie und Amaurose bei Schwangeren, Gebärenden und Wöch- 
nerinnen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. V, Heft 4; ref. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 40, pag. 1289. 


. Simpson, J. C., Note on auto-intoxication during pregnancy. Lancet, 


July; ref. The Amer. gyn. and obet. journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 635. 


a. Stieda, A. Ueber Anaemia splenica in der Schwangerschaft. Centralbl. 


f. Gyn. Nr. 44, pag. 1358. 


. Tarnier, Ueber den Einfluss von Schwangerschaft und (Geburt auf die 


Nervenkrankheiten. Presse med. April; ref. Centralbl. f. Gyn. 1850, pag. 
1474. 


. La Torre, Gravidanza e diabete. Contributo all’ etiologia del diabete. 


Bullettino della Soc. Lancisiana di Roma. Fasc. 1, pag. 173. (Aus der 
Beobachtung eines Falles schliesst Verf., dass zwischen Schwangerschaft 
und Diabetes eine innige Beziehung existirt, dass der gegenseitige Einfluss 
gross und schädlich ist und dass die Prognose deswegen bei der mit Dia- 
betes komplizirten Schwangerschaft immer ungünstig zu stellen sei. Verf. 
sieht auch in dem übertriebenen Gebrauche von Jodkali eine Ursache der 
Entstehung des Diabetes.) (Herlitzka.) 


. Vicarelli, A proposito dell’ acetonuria in gravidanza quale segno di mortg, 


del prodotto del concepimento. Rivista di Ost., Gin. e Ped. Torino, Nr. 
11. (Vicarelli beweist die Unhaltbarkeit der Arbeiten Mangagnini’s 
und Paraca’s, welche die Wichtigkeit des Acetons im Harne der Schwan- 
geren als diagnostisches Zeichen des Fruchttodes leugnen wollen. Verf. 
betont, dass fast alle italienischen (klinischen) Geburtshelfer das Vorkom- 
men von Aceton bestätigt haben.) (Herlitzka.) 


40* 


628 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


39. Vinay, C., Ueber akutes Lungenödem bei Herzfehlern in der Schwanger- 
schaft. Lyon med. 1896, Nr. 1 und 8; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 50, pag. 
1471. 

40. Westermark, F., Ett fall af höggradig pseudograviditet — ner- 
veuse). (Fall von sehr ausgesprochener Pseudogravidität.) Hygiea. Bd. 
LIX. Verhandl. d. schwed. Aerztegesellsch., pag. 14447. 

(Leopold Meyer.) 

4l. Wright, A. H., Toxemia of pregnancy. The Amer. journ. of obst. Vol. 
XXXVI, pag. 56. 

42. Zweifel, P., Ueber plötzliche Todesfälle von Schwangeren und Wöch- 
nerinnen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 1, pag. 1. 


Mittheilurgen über progressive perniciöse Anämie Schwangerer 
sind sehr spärlich geblieben. Nach langer Zeit berichtet v. Jaworski 
(19) wieder über einen solchen. Es handelte sich um eine 45 jährige 
XIII para aus den arbeitenden Klassen, bei welcher die Anamnese 
nichts Besonderes ergab. Vom Beginn der letzten Schwangerschaft an 
zunehmende Schwäche, Schlaflosigkeit, Schwindel. In der Mitte des 
achten Monats auffallende Haut- und Schleimhautblässe. Leichtes 
Oedem der Füsse. "Leichtes systolisches Geräusch an Herzspitze und 
Aorta. Blutuntersuchung ergab hochgradige Oligocythämie, bedeutende 
Verminderung des Hämoglobins, hochgradige Leukocytose (weisse zu 
rothen Blutkörperchen 1:8), hoher Prozentsatz eosinophiler Zellen. 
Zwei Tage p. part. Tod unter ‘den Erscheinungen der Gehirnanämie 
und Herzinsufficienz. Die Sektion ergab kleine Milz, nicht vergrösserte 
Lymphdrüsen, im Querschnitt sehr trockne, hochgradig anämische Leber. 
Schleimhaut des Gastrointestinaltraktus, Uterusserosa und Muskulatur 
sehr blass. Knochenmark wie Himbeergelee. 

Ueber die Aetiologie der progressiven perniciösen AnämieSchwangerer 
weiss v. Jaworski weder in dem vorliegenden Fall noch im Allee 
meinen etwas Positives zu bringen. Dass starke Blutverluste, schwere 
Krankheiten, ungünstige Lebensverhältnisse, häufige Geburten als ur- 
sächliches Moment in Betracht kommen, bestreitet er. Er sieht in dem 
Leiden nicht nur sekundäre Anämie, sondern eine „Blutkrankheit“ in 
optima forma. Was die Therapie betrifft, so sind bisher alle Mittel 
erfolglos geblieben. Die von anderer Seite vorgeschlagene künstliche 
.Frühgeburt heisst Verf. nicht gut. 

Auch Fälle von Anaemia splenica während der Schwangerschaft 
sind bisher selten beobachtet worden. Stieda (35) theilt einen solchen 
mit. Eine zuvor stets gesunde 34jährige VlIgravide erkrankte im 
achten Monat unter den Erscheinungen einer rapid zunehmenden Anämie. 
Die drei Wochen nach dem Krankheitsbeginn vorgenommene Unter- 


Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 629 


suchung ergiebt eine Verminderung der rothen Blutkörperchen bis auf 
1 700000 und eine hochgradige Milzanschwellung. Am Ende des 
neunten Monats wird vornehmlich wegen der subjektiven Beschwerden 
der Patientin die Frühgeburt eingeleitet. Nachdem in den ersten Tagen 
des Wochenbettes eine weitere Verminderung der rothen Blutkörperchen 
eingetreten war, nehmen dieselben sehr bald an Zahl zu, während die 
Milzschwellung zu gleicher Zeit zurückgeht. Einen Monat post. p. 
wird Patientin geheilt entlassen und ist noch nach 3/4 Jahren gesund. 

Stieda betont, dass nach den neueren Untersuchungen im Gegen- 
satz zu der früheren Ansicht Gusserow’s ein Zusammenhang zwischen 
Anämie und Gravidität durchaus fragwürdig sei und bezeichnet in 
Folge dessen auch im vorliegenden Fall die Ursache der Erkrankung 
als unbekannt. Doch sieht er in der Schwangerschaft, zumal in den 
hohen Ansprüchen, welche Ernährung und Wachsthum des Fötus 
während des letzten Monats an den erkrankten mütterlichen Organis- 
mus stellen, sowie in der Beeinträchtigung der Cirkulation, welche der 
schwangere Uterus rein mechanisch bei einem durch Anämie geschwäch- 
ten Herzmuskel veranlasst, ein die komplizirende Blutkrankheit un- 
günstig beeinflussendes Moment. Im Gegensatz zu v. Jaworski ist 
er daher der Ansicht, dass in noch nicht zu weit vorgeschrittenen 
Fällen, insbesondere bei der Anaemia splenica, von einer frühzeitigen 
Schwangerschaftsunterbrechung Heilung zu erwarten ist. 

Wie schon erwähnt, ist von einer medikamentösen Behandlung 
der schweren Formen der Schwangerschaftsanämie kein Erfolg zu er- 
warten. Dagegen sah Dorsett (10) einen solchen bei leichteren anä- 
mischen, sowie nervösen und Schwächezuständen von dem Gebrauch 
von Strychnin sulf. (Pillen von Parke, Davis u. Comp.). 

Eine Reihe von Arbeiten beschäftigt sich mit der Komplikation 
der Schwangerschaft durch Herzkrankheiten. Eine solche über die 
Behandlung der letzteren, auf welche wir später zurückkommen, leitet 
Philips (32) mit einer Uebersicht der bei einer Gravida in Betracht 
kommenden Herzfehler ein. Er.nennt als solche 1. Residuen einer 
alten Perikarditis, 2. Myokarditis und Degeneration des Herzmuskels, 
3. Endokarditis chron., 4. die rekurrirende Form der akuten Endo- 
karditis. 

Zweifel (42) berichtet über zwei Fälle, in welchen an Mitral- 
insufficienz leidende Schwangere plötzlich verstarben, von denen die 
eine zuvor gar keine Beschwerden, die andere sehr geringe hatte. 

Wie gefährlich Herzfehler auch solchen Schwangeren werden 
können, bei welchen dieselben in früheren Graviditäten und Geburten 


630 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


keine Beschwerden verursacht hatten, beweisen mehrere Fälle, welche 
Vinay (39) mittheil. Akutes und akutestes Lungenödem trat ohne 
Vorboten — von Eiweiss im Urin abgesehen — ein und führte bei 
zwei von drei Patienten schnell zum Tod, einmal in wenigen Stunden. 
In einem dritten Fall (Nierenschrumpfung) trat spontane Geburt ein 
und die Kranke kam davon. Vinay ist der Ansicht, dass das Oedem 
der oberen Lungentheile (Oed. congestif) kein gewöhnliches Schwäche- 
ödem sei, sondern einen toxischen Eindruck, dem der Eklampsie ähn- 
lich, mache. Er empfiehlt Aderlass und möglichst rasche Entbindung 
mittels Champetier de Ribes’ Ballon. 

Lwof (24) danken wir einen sehr ausführlichen Vortrag über die 
Wechselwirkung von Schwangerschaft und Herzkrankheiten, welchen 
er mit einem kurzen Referat der meisten bisher über dies Thema ver- 
öffentlichten Arbeiten beginnt. Er vertritt die Ansicht, dass sich wäh- 
rend der Gravidität das Blut qualitativ (Plethora serosum, manchmal 
Hydrämie) verändert, seine Menge sich vermehrt und die Herzthätigkeit 
sich bei den schlechten Ernährungsbedingungen steigert. In Folge 
dessen hypertrophirt das gesunde, normale Herz theilweise, seine rechte 
Hälfte erweitert sich zum Theil; der Herzton wird schwächer. Nach- 
dem Verf. die event. Störungen, welche aus den verschiedenen Herzfehlern 
sich entwickeln, im Detail besprochen, erörtert er den Einfluss der 
Schwangerschaft auf dieselben. In der ersten Hälfte der letzteren kann 
bei guten Allgemeinbefinden und genügender Kompensation jede Ein- 
wirkung auf die Thätigkeit des Herzens und seine Ernährung aus- 
bleiben. Mit Beginn der zweiten Hälfte aber steigt in Folge des 
utero-placentaren Kreislaufes der Druck im Aortensystem ` in Folge 
dessen muss die Thätigkeit des rechten Herzens vermehrt werden, um 
die nothwendige Arbeit zu verrichten. Geschieht dies allmählich, so 
hypertrophirt das Herz. Wenn sich aber gegen Ende der Schwanger- 
schaft Hydrämie entwickelt, so ermüdet es. Als Folge kommt es zu 
atrophischen Prozessen im Herzmuskel auf der einen Seite, auf der anderen 
zu einer Dilatation der Ventrikel. Oedeme, Herzpalpitationen, Schwindel- 
anfälle sind die Folgeerscheinungen. Ausserdem macht sich die Ver- 
schiebung des Diaphragma nach oben, die Verdrängung des Herzens, 
die mangelhafte Blutoxydation in der Ernährung und in der Verminderung 
der Kompensation geltend. Je schwächer eine herzkranke Schwangere 
ist, je vorgeschrittener das Leiden, um so gefährlicher werden die Kom- 
pensationsstörungen sein; je früher sie in Erscheinung treten, um s0 
schlimmer werden sie sich gegen Ende der Gravidität geltend machen. 
Wenn auch das Herz in Folge diätetischer Massnahmen und medika- 


Sonstige allgemeine und ÖOrganerkrankungen bei Schwangeren. 631 


mentöser Behandlung lange Zeit auf dem Status quo erhalten werden 
kann, so ist doch eine plötzliche Verschlimmerung, ja ein unheilvoller 
Ausgang in Folge zufälliger Komplikationen nicht ausgeschlossen. Die 
Besserung der Symptome, welche sicb manchmal in Folge des Herab- 
steigens des Fundus uteri und des Diaphragmas geltend macht, ist nur 
eine scheinbare, Bei Aortenklappenfehlern kommt es bei Kompensations- 
_ störung zu Oedem, Asthma, Palpitationen, Arythmie und Albuminurie. 
In vorgeschrittenen Fällen kann sich im 6., 7. oder 8. Monat spontane 
Schwangerschaftsunterbrechung anschliessen. In Folge derselben, aber 
auch vor ihrem Eintritt erfolgt manchmal der Tod durch Herzlähmung. 


Mitralfehler sind bei genügender Kompensation im Allgemeinen 
weniger gefährlich. Nur können alle Momente, welche Störungen im 
kleinen Kreislaufe zur Folge haben, bedrohlich wirken. Auch schon 
die Erhebung des Zwerchfells, die schlechtere Blutbeschaffenheit machen 
sich in dieser Beziehung während der zweiten Hälfte der Schwanger- 
schaft bemerklich. Besonders gefahrbringend ist hier aber die Geburt. 


Für eine Unterbrechung der Schwangerschaft ist Lwoff nur dann, 
wenn sich schwere Erscheinungen von Kompensationsstörung bemerk- 
lich- machen. Durch Milchdiät, Bettruhe, Anwendung von Herztonicis 
lassen sich dieselben oft in Schranken halten. 


Lwoff stützt seine Ausführungen auf 15 Fälle von Mitral- 
insufficienz und drei Aortenklappenfehler. Von diesen starben drei. 
Treten bereits während der Gravidität Anzeichen von Herzparalyse und 
Lungenödem ein, so sind sie durch Cardiaca und Milchdiät zu be- 
kämpfen. Besonders bei den Aortenklappenfehlern kommt die medika- 
mentöse Behandlung in Betracht. Die Gefahr ist bei ihnen am grössten 
während der Schwangerschaft und in den ersten Tagen des Wochen- 
bettes. Treten die Erscheinungen insufficienter Herzthätigkeit bei Klappen- 
fehlern in bedrohlicher Weise auf, so ist die künstliche Fehl- oder 
Frübgeburt indizirt. Zur unmittelbaren Erleichterung ist die Blasen- 
sprengung in vielen Fällen vortheilhaft. 


Im Gegensatz zu Lwoff verwirft Philips (32) auf’s Entschie- 
denste die Einleitung des künstlichen Aborts bezw. der Frühgeburt bei 
Heftigwerden der Beschwerden. Wegen der mit diesen Eingriffen an 
und für sich schon verbundenen Gefahr — die Gewebe Herzkranker 
sollen sich leichter infiziren als die Gesunder — und mit Rücksicht 
auf das dann im Moment des Aborts oder der Frühgeburt durch Herz- 
störungen wiederum eintretenden Risiko will er diese, allerdings dem 
Arzt oft nahegelegten Eingriffe auf die desperatesten Fälle beschränken. 


632 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Besteht während der Gravidität kein Symptom von Herzinsufficienz, 
so begnügt sich Philips damit, jedes Treppensteigen zu verbieten und 
Magen- und Darmfunktion zu reguliren. Vor dem fünften Monate 
treten selten Kompensationsstörungen auf. Die Therapie soll dann in 
horizontaler Lagerung, Anwendung von Arsen, Eisen, Strychnin gegen 
die Herzschwäche und von Reizmitteln wie Aether etc. gegen Ohn- 
machts- und Schwindelanfälle bestehen. Sind Oedeme und Dyspnoe ` 
vorhanden, so ist mit Ausnahme der Fälle von Aorteninsufficienz Digi- 
talis oder Strophantus zu verordnen. 

Jaccoud (18) fordert von herzleidenden Frauen, wenn sie schwanger 
werden, Vermeidung jeder Anstrengung und Ermüdung. Ausserdem legt 
er grossen Werth auf Einhaltung von Milchdiät (zwei Liter) vom zweiten 
oder dritten Monat an. 

Grössere Arbeiten über Schwangerschaftsnephritis fehlen diesmal. 
Ebe wir die meist kasuistischen Aufsätze in Kürze wiedergeben, sei 
einer Abhandlung Wright’s (41) gedacht, welche sich mit der Toxämie 
in der Schwangerschaft beschäftigt, da diese ohne Frage häufig in 
einem ätiologischen Zusammenhang mit der Nephritis, Eklampsie etc. 
steht. 

Wright führt aus, dass im Körper der Schwangeren sich Toxine, 
zumal im Blut, der Leber und der Muskulatur finden. Er hält eine 
frühzeitige Erkenntniss dieser Toxämie für sehr wichtig. Speichelfluss 
(s. unten), Verdauungsstörungen, manchmal von einem eigenthümlichen 
Geschmack begleitet, Verstopfung, allgemeines Unwohlbefinden, Anämie, 
nervöse Kopfschmerzen, Sehstörungen, mangelhafte Urinabsonderung, 
Albuminurie sind die hauptsächlichsten Symptome. Wright verwirft 
eine reine Milchdiät, zieht vielmehr eine gemischte Kost (Milch, Butter- 
milch, Kumyss, so viel die Patienten trinken wollen, nicht mehr, 
reichlich Wasser, Thee einmal am Tag, Kakao, Limonade, Mineral- 
wasser, nicht zu frisches Brot und Butter, Reis, Tapioka, Arrowroot, 
Fisch, kleine Portionen weiches Fleisch, Austern, Gemüse aller Art, 
reife Früchte) vor. Bei parenchymatöser Nephritis mit starker Albu- 
minurie verbietet er jedes Fleisch, auch Eier und lässt Milch und 
Pflanzenkost geniessen. 

Was die medikamentöse Behandlung betrifft, so giebt Wright 
zunächst reichliche Dosen Magnesium sulf., später kleinere eventuell 
monatelang in der Annahme, dass durch dasselbe schädliche Sub- 
stanzen entfernt werden, welche sonst resorbirt werden, dass es ferner 
dem Blute eine grosse Menge Serum entzieht und mit ihm einen Theil 
der in jenem eirkulirenden Toxine. Für Schwitzkuren ist er nicht ein- 


Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 633 


genommen, empfiehlt aber, die Patientin täglich ein warmes Bad nehmen 
zu lassen. Die Einleitung des künstlichen Abortes bezw. der Früh- 
geburt billigt er im Allgemeinen nicht. 

Donly (11) hält es für wahrscheinlich, dass die Schwangerschafts- 
nephritis Folge einer Autoinfektion ist. 

Sehr interessant ist ein Fall, von Auvard und Daniel (4) ver- 
öffentlicht, in welchem bereits im Laufe des zweiten Schwangerschafts- 
monates schwere Nephritis und Albuminurie auftraten, gleichzeitig un- 
stillbares Erbrechen. Sofort nach Beendigung des künstlichen Abortes 
verschwand das Eiweiss aus den Urin, das Erbrechen hörte auf. 

Ueber einen seltenen Fall von schweren Darmblutungen bei einer 
an Nephritis leidenden Schwangeren im achten Monat berichtet Ehren- 
dorfer (13). Vier Wochen zuvor waren sieben eklamptische Anfälle 
aufgetreten, welche nach einem Chloralklysma aufhörten. Die Darm- 
blutungen stellten sich ein, nachdem zwei Tage vorher Calomel 0,6 in 
zwei Dosen wegen hartnäckiger Stuhlverstopfung gegeben worden war. 
Vielleicht stehen sie mit der Wirkung dieses Mittels in Zusammenhang. 
Ehrendorfer räth deswegen in ähnlichen Fällen dasselbe nicht zu 
geben bezw. mit seiner Verabreichung vorsichtig zu sein. Der Aus- 
gangspunkt der Blutungen waren nicht etwa hämorrhoidale Knoten, 
sondern wahrscheinlich Geschwüre in höher gelegenen Darmpartien. 
Auf das Allgemeinbefinden der Patientin hatten sie eine gewisse günstige 
Wirkung (Verschwinden von Kopfschmerz, Kopfdruck, Visionen), 
schwächten aber die Kranke und kosteten wahrscheinlich dem Fötus 
das Leben. 

Donly (11) befürwortet die Einleitung der künstlichen Frühgeburt, 
wenn eine Nierenerkrankung bereits lange besteht, der Eiweissgehalt 
ijs beträgt und Oedeme vorhanden sind. Wenn aber das Leiden ein 
vorübergehendes ist, sind die Chancen für Mutter und Kind bessere. 
Man kann das Fortschreiten der Schwangerschaft abwarten bis der 
Eiweissgehalt auf ?/s gestiegen ist, falls andere schwere Symptome 
fehlen. Uebelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel indiziren die Unter- 
brechung der Schwangerschaft. 

Silex (33) bespricht die Amblyopie und Amaurose bei Schwangeren. 
Die erstere ist ihm noch nie zu Gesicht gekommen. Seinen Ausfüh- 
rungen über Amaurose legt er die Litteraturaugaben und sechs eigene 
Fälle zu Grunde. Am häufigsten tritt sie bei Urämie auf. Die Pupillen 
verhalten sich verschieden. Auch die vollkommene Starre ist pro- 
gnostisch kein absolut ungünstiges Zeichen. Gewöhnlich reagiren die 
Pupillen gut. Die Diagnose kann nur der Augenspiegelbefund sichern. Die 


634 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Aetiologie ist noch dunkel; vielleicht handelt es sich um reflektorische 
Vorgänge. In der sonst symptomatischen Therapie ist eventuell Amyl- 
nitrit zu verwenden. 

Navas (29) bat 11 Fälle von Pyelonephritis während der 
Schwangerschaft zusammengestellt. Er glaubt, dass dieselbe viel häufiger 
sei, wie man annimmt, da sie gewöhnlich mit Cystitis verwechselt werde. 
Sie soll nie vor dem 5., gewöhnlich im 5., 6. oder 7. Monat auftreten 
und durch Kompression des Ureters durch den schwangeren Uterus, 
daraus resultirende Urinverhaltung und hinzutretende Infektion ent- 
stehen. Letztere soll durch Ermüdung, Ueberanstrengung und Erkäl- 
tung begünstigt werden und aus dem Blut stammen. Der Erreger ist 
gewöhnlich das Bacterium coli, welches bei verstopften Frauen in den 
Blutstrom gelangt. 

Die Prognose stellt Navas nicht ungüustig, da von 11 Müttern 
nur 2 starben, wahrscheinlich noch aus anderer Ursache. Zweimal 
trat Abort ein. 

Eine sehr seltene Komplikation in der Schwangerschaft ist die 
Hämaturiee Guyon (17) berichtet über zwei von ihm beobachtete 
einschlägige Fälle (s. Litteraturverzeichniss), welche beide spontan ge- 
nasen. Champetier de Ribes hat ihm einen dritten hierher ge- 
hörigen Fall mitgetheilt. Ueber ihre eigentliche Ursache ist er im 
Unklaren. Nur so viel steht fest, dass die Blutungen durch eine 
Hyperämie der Nieren bedingt werden. 

Mit dem Speichelfluss während der Schwangerschaft beschäftigen 
sich zwei Arbeiten sehr eingehend. Nach Lwoff (25) sind Fälle von 
schwerem Ptyalismus sehr selten. Derselbe beginnt im Anfang der 
Gravidität, ist anfänglich nicht bedeutend und wird eret im 3. Monat 
stärker. Durch Beeinträchtigung der Ernährung, Hervorrufung von 
Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und nervösen Störungen kann er ge- 
fahrbringend werden. Tritt nicht spontaner Abort ein oder wird der- 
selbe nicht künstlich eingeleitet, so kann sogar der Tod erfolgen. Nach 
Entleerung des Uterus hört der Speichelfluss, von seltenen Ausnahmen 
abgesehen, völlig auf. 

Lwoff ist der Ansicht, dass diese, der Hyperemesis gravidarum 
analoge Erkrankung, welche auch hauptsächlich während der ersten 
Schwangerschaftsmonate beobachtet wird, auf eine Retention von unge- 
nügend zersetzten Eiweisskörpern im Blut zurückzuführen sei. 

Simpson (34) bemerkt, dass bei Speichelfluss in der Schwanger- 
schaft der Speichel kein Ptyalin und weniger Natronsalze enthalte als 
der normale und so mehr dem Chordaspeichel ähnle als dem, welcher 


Soustige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 635 


durch Reizung des Sympathikus abgesondert wird. Reizung eines ent- 
fernten sensiblen Nerven kann Salivation hervorrufen; bestimmte uterine 
Zustände, selbst die Menstruation vermögen so zu wirken. Ein solcher 
Speichelfluss ist als eine reine, nervöse Störung zu bezeichnen und kann 
durch nervöse Sedation gehoben werden. 

Nach Bouchard ist einer der toxischen Bestandtbeile des Urins 
speicheltreibend. In grösseren Mengen als in dem letzteren findet er 
sich im Blut, der Leber, den Muskeln und erst aus diesen letzteren 
gelangt er in die Nieren. Im normalen Urin finden sich ausserdem 
zwei krampferregende Stoffe, durch deren mangelhafte Ausscheidung 
Eklampsie hervorgerufen werden kann. Ferner sind zwei primäre und 
gewisse sekundäre Quellen der Auto-Intoxikation zu berücksichtigen, 
zunächst primäre Störungen in der Leber, welche zu sekundären Zer- 
setzungsvorgängen im Darm führen, und Nierenreizung, sowie mangelnde 
Absorption und Exkretion von Toxinen. Zweitens kann eine so aus- 
gesprochene Insufficienz der Nieren bestehen, dass, wenn die Funktionen 
der Leber und des Darmtraktus nur in geringem Grade gestört sind, 
sehr ernste Symptome auftreten, zu denen es nicht gekommen wäre, 
hätten die Nieren normal funktionirt. Schliesslich kommt in Betracht, 
dass bei Schwangeren eine gesteigerte Thätigkeit und eine grössere 
Empfindlichkeit des Nervensystems gegen krampferregende Toxine 
besteht. 

Die Theorie des toxischen Ursprunges der Eklampsie wird nach 
Simpson auch durch das Auftreten verschiedener Neurosen während 
der Schwangerschaft und des Puerperiums gestützt. 

Speichelfluss ist als ein frühzeitiges Signal der drohenden Gefahr 
zu erachten. Bei urämischen Erscheinungen sind Hydragoga am Platz. 
Kalisalze sollten aber auf keinen Fall gegeben werden. Naphthalin 
und andere intestinale Antifermente können gegeben werden; desgleichen 
Quecksilberpräparate, besonders wenn die Leber mangelhaft funktionirt. 
Die beste Diät besteht in Milch in kleinen Quantitäten. Möglicher- 
weise werden die besten Resultate bei Eklampsie und renaler Insuffi- 
cienz durch Sauerstoffinhalationen und Aderlass erzielt. 

In einem Falle Audebert’s (3) war eine Retroflexio uteri gra- 
vidi die Ursache sehr starken Speichelflusses. Wenigstens schwand 
nach Richtiglagerung der Gebärmutter der letztere. 

Chorea ist eine recht seltene Komplikation der Schwangerschaft. 
Kroner (Inaug. Diss. 1896, Berlin) bat nur 151 Fälle zusam- 
mengetragen, Buist (Lancet 22. Juni 1895) allerdings weit mehr, 
nämlich 255. Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, dass 


636 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


dieser Autor auch solche Fälle aufgenommen hat, welche nicht in offen- 
barer Wechselbeziehung mit der Schwangerschaft gestanden haben, son- 
dern von anderer Seite als eine zwar neben der Gravidität bestehende, 
aber von ihr unabhängige Krankheit angesehen werden („Chorea in 
graviditate“ der Aelteren).. Dass die Prognose des Leidens eine ernste 
ist, geht daraus hervor, dass die Mortalität nach den verschiedenen 
Autoren zwischen 17,6 und 27,4°/o schwankt. 

Ueber einen sehr interessanten Fall berichtet Festenberg (15), 
dessen Details sich im Litteraturverzeichniss wiedergegeben finden. Jedes 
prädisponirende Moment fehlte. Abweichend von der Regel war es, 
dass die Chorea eine halbseitige war. Alle internen Mittel erwiesen 
sich als wirkungslos. Bei der Stärke der Choreasymptome nahmen 
die Kräfte schnell ab, so dass die Einleitung der Frühgeburt nöthig 
wurde. Zu der letzteren kann man sich nach des Verte Ansicht um 
so eher entschliessen, als spontane Unterbrechung der Schwangerschaft 
ziemlich häufig eintritt und die Mortalität der Frucht (Kroner) 30,8 %/o 
beträgt. 

Nach Tarnier (36) wird die Hysterie durch Schwangerschaft 
meist nicht beeinflusst. Selten tritt Besserung ein, noch seltener Ver- 
schlimmerung. Die Schwangerschaft selbst nimmt fast immer einen 
normalen Verlauf. 

Die Epilepsie bessert sich etwa in der Hälfte der Fälle. Eine 
Unterbrechung der Gravidität tritt selten ein. Im Gegensatz hierzu 
verschlechtert sich mit Eintritt der Schwangerschaft die Prognose der 
Chorea, da eine Mortalität von fast 30°/o konstatirt wurde und die 
Geburt in etwa 20°/o vor dem normalen Termine eintrat. 

Einen interessanten Fall, in welchem ein Tumor über dem ver- 
längerten Mark bei einer Schwangeren heftiges Erbrechen und Schwindel 
hervorgerufen hatte, berichtet Zweifel (42). Sie stürzte plötzlich zu 
Boden, war cyanotisch, ohne Athmung bei kräftigem Puls. Nach Konst. 
lichen Athmenbewegungen wurde die Sectio caesarea gemacht und ein 
dyspnoisches Kind extrahirt, welches wiederbelebt wurde. Im Original 
findet sich ein genauer Sektionsbericht der Mutter. 

Appendicitis scheint Schwangerschaft häufiger zu kompliziren, wie 
wohl bisher angenommen wurde. Nach Munde (28) kann Entzün- 
dung des Wurmfortsatzes zu jeder Zeit der Gravidität auftreten. Meist 
wird Abort oder Frühgeburt die Folge sein. Rasches chirurgisches Ein- 
greifen hält Mund& für nothwendig. Die Prognose wird in solchen 
Fällen stets eine schlechte sein; die Mortalität des perityphlitischen Ab- 
scesses in der Schwangerschaft ist eine hohe. In Fällen, in welchen 


Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 637 


es zweifelhaft ist, ob es sich um eine Erkrankung der Genitalorgane 
oder Appendicitis handelt, empfiehlt Verf. die Incision in der rechten 
Inguinalgegend. | 

Abrahams (2) schildert die Appendicitis als Komplikation der 
Schwangerschaft unter Zugrundelegung von 11 aus der Litteratur ge- 
sammelten und 4 eigenen Beobachtungen (s. Litteraturverz.). Bezüglich 
der Aetiologie ist nur zu bemerken, dass die Mehrzahl der Kranken- 
geschichten erwähnen, dass die Patienten an chronischer und hoch- 
gradiger Verstopfung gelitten hatten. Die Diagnose wird durch das 
Vorhandensein des uterinen Tumors wesentlich erschwert. Meist fehlen 
Dämpfung, Schwellung oder palpable Grenzen eines Appendixtumores. 
Als beachtenswerthe Symptome müssen angesehen werden: 1. chronische 
Obstipation, 2. plötzliches Auftreten von Unterleibsschmerzen, besonders 
heftig in der rechten Fossa iliaca, 3. Nachlass des allgemeinen Schmerzes, 
Lokalisation in der Appendixgegend, 4. Erbrechen, 5. Temperatur- und 
Pulssteigerung, 6. negatives Ergebniss der vaginalen Untersuchung. 
Zur Sicherung der Diagnose wird eine Exploration in Narkose wesent- 
lich beitragen. 

Zu Verwechslungen können Anlass geben: 1. rechtsaeitige Tuben- 
schwangerschaft, 2. Salpingitie, Pyosalpinx, Oophoritis, 3. rechtsseitige 
Wanderniere bezw. Nierensteine, 4. Typhus. 

Die Prognose richtet sich darnach, ob es sich um Abscessbildung 
oder katarrhalische Appendicitis handelt. Im ersten Fall ist sie sehr 
trübe (70°/o Mortalität), im letzteren sehr günstig (Oꝰ / o). Besonders 
übel sind die Fälle, in welchen der Uterus einen Theil der Abscess- 
wandung bilde. Was die Kinder betrifft, so blieb von den operirten 
Fällen nur eines am Leben; desgleichen bei der katarrhalischen Form, 
so dass die Mortalität 85,7 °/o beträgt. 

Was die Behandlung betrifft, so darf die Operation nicht zu lange 
aufgeschoben werden. Sie muss sofort vorgenommen werden, wenn es 
sich um akute Perforationsappendicitis handelt, wenn der Puls 116—120 
beträgt und in keinem Verhältniss zur Temperatur steht. In zweifel- 
haften Fällen ist die Operation dem Abwarten vorzuziehen. Findet 
man keinen Abscess, so stört die Eröffnung der Bauchhöhle die 
Schwangerschaft nicht. Ein plötzliches Verschwinden und ein plötz- 
liches Wiederkehren aller Erscheinungen nach 10—12 Stunden indizirt 
gleichfalls die Operation; schliesslich auch das Recidiviren einer alten 
Appendicitis während der Schwangerschaft. 

Coe (7) berichtet über mehrere Fälle von Komplikation der 
Schwangerschaft durch Appendicitis, welche ohne Operation gut verliefen. 


638 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Fischer (16) danken wir eine interessante kleine Arbeit über 
Hernien und Herniotomien während der Schwangerschaft. Er bemerkt, 
dass die ersteren sich während der Gravidität erst dann zurückzuziehen 
pflegen, wenn der wachsende Uterus die Därme zurückdrängt und die 
Bruchpforte verlegt. Auch dies geschieht nicht immer, zumal, wenn 
Verwachsungen des Bruchinhaltes mit der Pforte bestehen oder adbärente 
Därme zwischen Gebärmutter und Bruchpforte liegen bleiben, oder auch, 
wenn eine starke seitliche Verschiebung des schwangeren Uterus die 
Bruchpforte frei erhält. Kleine, bisher wenig oder gar nicht beachtete 
Brüche pflegen während der ersten Hälfte der Schwangerschaft, die 
ja als das wesentlichste ursächliche Moment für die Entstehung von 
Brüchen bei jungen Frauen zu betrachten ist, eine beträchtliche Ver- 
grösserung zu erfahren, da die Bruchpforten sich erweitern, auch die 
wechselnde Gestalt des Leibes die Zurückhaltung erschwert. In dieser 
Zeit wird daher auch die Einklemmung von Brüchen bei Schwangeren 
am häufigsten beobachtet. Doch scheiut das Ereigniss immerbin ver- 
hältnissmässig selten einzutreten. Einschliesslich sechs von ihm selbst 
beobachteter Fälle konnte Fischer nur 30 zusammenstellen. 

Was die Behandlung betrifft, so weist Fischer darauf hin, dass 
das Tragen von Bruchbändern gerade Schwangeren besonders lästig ist. 
Das englische bewährt sich hier besser wie das deutsche. Bei kleinen 
Nabelhernien empfieblt sich die Anlegung von Heftpflasterstreifen. Doch 
müssen die Frauen eine gute Leibbinde darüber tragen; bei grossen 
sollen die Patienten meist liegen und beim Herumgehen, so gut es geht, 
den Bruch mit einer Leibbinde mit Pelotteneinlage schützen. Fischer 
sah bei zwei jungen Frauen kleine Schenkelbrüche während der Gra- 
vidität sogar heilen, da sie viel lagen und beständig ein englisches 
Bruchband trugen. — Die Herniotomie ist während der Gravidität 
durch eventuellen Abort gefährlicher als sonst. Um den Eintritt des 
letzteren durch Abwendung des Erbrechens zu vermeiden, räth Fischer 
nicht in Narkose, sondern mittelst Schleich ’’scher Infiltrationsanästhesie 
zu Operiren. 

Falkin (14) berichtet über einen Fall von Herpes gestationis im 
dritten Monat der siebten Schwangerschaft. Von dem Rücken der 
Handgelenke ausgehend bedeckte er nach und nach den ganzen Körper. 
Schon in zwei früheren Schwangerschaften war das Leiden im dritten 
Monate aufgetreten. Beide Male hatte es sich merkwürdiger Weise 
um männliche, sonst immer um weibliche Kinder gehandelt. 


Komplikation der Schwangerschaft etc. 639 


Komplikation der Schwangerschaft mit Erkrankungen und 


Tumoren der Genitalorgane. Traumen. Lageveränderungen ete. 


1. 


Sr 
. 


Adenot, Trois opérations césariennes suivies de succès, dont une opéra- 
tion de Porro pour volumineux fibrome intraligamenteux. L'Obstétrique, 
Nr. 3, pag. 251. (33jährige III gravide. Ein Forceps, eine Steisslage. Seit 
der ersten Schwangerschaft war ein stetig wachsendes Uterusfibrom dia- 
gnostizirt. Das kleine Becken durch den Tumor fast vollständig ausgefüllt. 
Bei vollständig erweitertem Muttermund Porro, dann Ausschälung eines 
intraligamentären Myoms. Jodoformgazetamponade des restirenden Bettes. 
Genesung.) 
Alterthum, E., Vaginale Exstirpation eines carcinomatösen Uterus aus 
dem sechsten Schwangerschaftsmonat. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. £63. 
(43 jährige V para. Seit vier Monaten fast kontinuirlicher Blutabgang und 
ständige Unterleibsschmerzen. Untersuchung ergiebt Cervixcarcinom und 
Schwangerschaft im VI. Monat. Versuch der Totalexstirpation von der 
Vagina her in typischer Weise. Da der Uterus sich nicht tiefer ziehen 
lässt, Spaltung der vorderen Wand in einer Länge von 10 cm ohne den 
Hals. Ahlassen des Fruchtwassers; manuelle Lösung der vom Schnitt ge- 
troffenen Placenta; Extraktion des Fötus. Danach sinkt das Corpus nach 
unten und die Operation lässt sich leicht vollenden.) 
Biermer, R.,'Ein Fall von Enucleation eines interstitiellen Myoms bei 
bestehender Schwangerschaft. Centralbl. f. Gyn. Nr.20, pag. 563. (40 jährige 
IX gravide. Frühere Geburten stets normal. Bis zum IV. Monat Euphorie, 
dann heftige Blasenbeschwerden, welche den Katheterismus nöthig machen. 
Obstipatio. Fundus uteri handhreit über der Symphyse, auffallend weit 
nach hinten verlagert. Direkt hinter der Symphyse noch ein fester, derber, 
ca. kleinfanstgrosser Tumor, der der vorderen Wand des Uterus anzuge- 
hören scheint. Dieser als Ursache der quälenden Blasenbeschwerden an- 
zusehen. Cöliotomie. Schnitt über das obere Segment des Tumors. Enu- 
cleation desselben unter geringer Blutung. Verkleinerung des Geschwulst- 
bettes durch fünf tiefe Katgutligaturen. Schluss des Peritoneum darüber 
durch fortlaufende Katgutnaht. Etagennaht der Bauchwunde. Heilung p. p. 
Tod der Frucht fünf Wochen p. op. 12 Tage später Geburt eines todt- 
faulen Kindes. Wochenbett normal.) 
Boralevi, Isteropessi e gravidanza. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 9. 
(Herlitzka.) 
Boldt, H.J., Fibroids complicating pregnancy. The Amer. gyn. and obst. 
journ. Vol. X, Nr. 5, pag. 612. (Schwangerschaft im myomatösen Uterus. 
Im IV. Monat Blutungen. Abort. Später Hysterektomie.) 


. Cheney, B. A., The management of tumours of the uterus and appen- 


dages complicating pregnancy. The Amer. journ. of obst. Februar. 


. Chrobak, R., Vaginale Uterusexstirpation bei Carcinom und Schwanger- 


schaft. Centralbl. f. Gyn. Nr. 37, pag. 1104. (4ljährige IV gravide. Acht 
normale Geburten. Seit neun Monaten unregelmässige Blutungen. Bei der 
Untersuchung fand sich ein mannsfaustgrosses Carcinom des Cervix in der 
Scheide. Wehen. Entfernung der Krebsmassen mit einem grossen Löffel. 


64) 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Thermokauterisirung. Wendung, Extraktion. Sofortige vaginale Total 
exstirpation des Uterus. Glatte Genesung.) 

Cioja, Endometrite in gravidanza. Gazzetta degli Ospedali. Sem. 2°. 
Fasc. 106. (Cioja untersuchte ein nussgrosses Ei, in dessen Inneren poli- 
pöse, knotenförmige, gegen die Höhle des Eies gerichtete Hervorragungen 
sich befanden; diese zeigten sich unter dem Mikroskop als Blutergüsse. 
Verf. ist der Meinung, dass diese hämorrhagischen Herde Veränderungen 
der Decidua — welche einen deutlichen Entzündungsprozess aufwies — dar- 


stellen.) (Herlitzka.) 
Cosentino, G., Endometrite deciduale tubero-poliposa. Archivio di Ost. 
e Gin. Napoli, Nr. 4. (Herlitzka.) 


Da Costa, J.C., Celiotomy during pregnancy. The Amer. journ. of obst. 
Vol. XXXVI, pag. 335. (21jährige Igravide. Nach der Zangenentbindung 
gestörtes Wochenbett. Seitdem häufig Schmerzen in der linken Unterleibs- 
seite. In dieser machte sich im Dezember 1896 eine Schwellung bemerk- 
bar, welche grösser und schmerzhafter wurde, so dass Patientin zu Bett 
liegen musste. Da unregelmässige, 5—6 wöchentliche Blutungen dage- 
wesen, wurde keine Schwangerschaft vermuthet, zumal andere für eine 
solche sprechende Erscheinungen fehlten. Cöliotomie ergab einen durch 
Adhäsionen fixirten retroflektirten Uterus. Lösung der Verwachsungen; 
Genesung ohne Unterbrechung der Schwangerschaft.) 

Dietel, Ueber die Totalexstirpation des schwangeren Uterus wegen Cervix- 
myom per laparotomiam. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24, pag. 751. (Bei der 
Patientin war vor 1'/s Jahren intra part. ein cervikales Myom enucleirt 
und dann das Kind, da noch ein anderes von der Hinterwand des Cervix 
ausgebendes faustgrosses Myom Zangenextraktion nicht gestattete, perforirt 
worden. Septische W ochenbettserkrankung. Genesung. Der zurückgebliebene 
Tumor verkleinerte sich nicht. Mehrere Monate später Abort im II. Monat; 
starke Blutung; Ausräumung des Cavum mit der stumpfen Curette. Später 
wuchs das Cervixmyom sehr erheblich. Es wurde deshalb die Cöliotomie 
beschlossen. Bei derselben fand sich wieder Gravidität im III. Monat. 
Totalexstirpation des Uterus. Genesung.) 

Dührssen, Ueber die Behandlung des Uteruscarcinoms in der Schwanger- 
schaft. Centralbl. f. Gyn. Nr. 30, pag. 943. 

Dunning, H. L., Ovarian and fibroid tumors complicating pregnancy. 
Journ. Amer. med. assoc. July; ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, 
pag. 391. 

Emanuel, R., Ueber Endometritis in der Schwangerschaft und deren 
Aetiologie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, Heft 3, pag. 383. 


. Engström, Otto, Till fragan om laparomyomotomie under pågående haf- 


vandeskap. (Laparotomie während der Schwangerschaft.) Finska Läkare- 
sällskapets Handlingar. Bd. XXXIX. Nr. 4, pag. 543—54. (Engström 
theilt drei neue Fälle von Enucleation von Myomen (nach Martin) während 
der Schwangerschaft mit. I. Erste Schwangerschaft. Enucleation eines 
faustgrossen Tumors aus dem Muttergrunde Anfang des vierten Monats. 
Günstiger Verlauf. Rechtzeitige Geburt zu Hause. Das Kind wurde in 
Beckenendlage geboren und starb während der Geburt ab. II. Erste 
Schwangerschaft. Operation im 4.—5. Monat. Rechtzeitige Geburt eines 


17. 


19. 


20. 


23, 


Komplikation der Schwangerschaft etc. 641 


lebenden Kindes. III. Erste Schwangerschaft. Operation im vierten Monat. 
Geschwulst 17 x 15cm. Am Tage nach der Laparotomie Abort. Die Frucht 
war faultodt, 21 cm lang. Ungestörte Heilung. Vor der Operation wurden 
in allen drei Fällen 20 Tropfen Opiumtinktur per rectum gegeben.) 
(Leopold Meyer.) 


. Etheridge, J. H., Operation during pregnancy. Kans. med. journ. Juli; 


ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 392. (Drei Fälle von 
Örariotomie, darunter eine doppelseitige, in welchen die Schwangerschaft 
bis zum normalen Ende ihren Fortgang nahm, bei einem vierten trat Abort 
ein, nachdem eine von einer früheren Cöliotomie stammende Verwachsung 
des Darmes mit dem Stiel gelöst worden war.) 

Fabricius, J., Ruptur einer Pyosalpinx und folgende eitrige Peritonitis 
bei einer Schwangeren. Laparotomie. Heilung. Wiener klin. Wochenschr. 
Nr. 48. 


. Fehling, H., Das Verhalten des Arztes bei Komplikationen von Schwanger- 


schaft und Geburt mit Carcinoma colli uteri. Münchn. med. Wochenschr. 
23. Nov. 

Fochier, Sur le diagnostic de la grossesse compliquée de fibrome dans 
les premiers mois. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 248. 

Haultain, W. N., Some practical deductions from a series of cases of 
pregnancy complicated by fibromyomata. The brit. gyn. Journ. August 
1896, pag. 295. 


. Jellinghaus, Ueber Uterusrupturen während der Schwangerschaft. Arch. 


f. Gyn. XLV. Bd., Heft 1, pag. 103. (38jährige IX gravide. Nach allen 
Entbindungen mit Ausnahme der ersten manuelle Lösung der thatsächlich 
verwachsenen Placenta nöthig. Placentarstelle die drei letzten Male an 
der vorderen und Funduswand; die Uteruswand im Allgemeinen äusserst 
dünnwandig und schlaff. Im lII. Monat der neunten Schwangerschaft Sprung 
aus dem Fenster, welcher angeblich keine Gesundheitsstörung zur Folge 
gehabt. Die letzten sechs Wochen schwer als Wäscherin gearbeitet. Seit 
acht Tagen mässige Blutung und heftige Schmerzen. Untersuchung ergiebt 


beginnende Peritonitis und Ruptura uteri mit Austritt des lebenden Kindes. 


Göliotomie bestätigt die Diagnose. Der aus Amnion und Chorion bestehende 
Fruchtsack in der Tiefe des Beckens. Nabelschnur führt in den Uterus, 
dessen vordere und obere Wand klafft und frisch zerrissene Ränder zeigt; 
in ihm erscheint die Placenta. Typische Porro-Operation mit extraperi- 
tonealer Stielversorgung. Bis auf mässiges Fieber in den ersten drei lagen 
glatte Genesung.) 


2. Jepson, W., Multiple fibroids of the uterus, complicated by pregnancy: 


triplets; hysterectomy. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, 
pag. 170. (36jährige Igravide, welche sich vor ihrer Verheirathung stets 
gesund gefühlt. Ein Jahr nach derselben blieben die Menses aus und 
Unterleibsschmerzen stellten sich ein. Im lII. Monat war der Leib wie 
im VII. Monat ausgedehnt durch einen grossen, unregelmässigen Tumor. 
Dieser wuchs ausserordentlich schnell. Cöliotomie. Supravaginale Ampu- 
tation des Uterus. Extraperituneale Stumpfbehandlung. Glatte (ienesung.) 

— Uterine fibroids complicating pregnancy. Amer. gyn. journ. August. 
Ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 392. (Schnell wachsen- 
Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Al 


642 


27. 


28. 


29. 


30. 


31. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


der Unterleibstumor bei dreimonatlicher Schwangerschaft. Cöliotomie. Supra- 
vaginale Amputation des Uterus. Extraperitoneale Stielbehandlung. (Ge 
nesung. Der Uterus enthielt drei Föten.) 


, Keiffer, Des tumeurs fibreuses pendant la grossesse et l'accouchement. 


L’Obstetr. Nr. 3, pag. 242. 


. Kieffer, Des tumeurs fibreuses pendant la grossesse et l'accouchement. 


Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII. Mai, pag. 413. 


. Kunschert, Ueber Totalexstirpation des schwangeren Uterus bei Carci- 


nom. Inaug.-Diss. Bonn. (Abdominelle Totalexstirpation des schwangeren 
Uterus bei einer C. v. von 5 cm. Kind abgestorben.) 
Kuscheff, Zur Kasuistik der Einklemmungen der retroflektirten schwan- 
geren Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei. Januar. 
(V. Müller.) 
Löhlein, H., Ueber Achsendrehung des Uterus, besonders des graviden 
Uterus. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 14. (42jährige IV gravide. Am 
Ende des I. Monats plötzliche starke Blutung nach anstrengender körper- 
licher Arbeit. Abwärtsdrängen. Brennen in der Scheide; seit drei Wochen 
häufiger Urindrang. Einmal Ischurie. Befund: Elongatio colli; dasselbe 
liegt etwas nach vorn und rechts von der Beckenachse. Corpus uteri kinds- 
kopfgross, retroflektirt. Jedoch liegt nur die eine grössere Hälfte im kleinen 
Becken; ein kleineres Segment steht oberhalb des Promontorium und des 
vorderen Scheidengewölbes. An dasselbe schliesst sich ein mannskopf- 
grosser, prall elastischer Tumor an. Cöliotomie; Ovariotomie. Reposition 
des retroflektirten, 130—140° um seine Achse gedrehten Uterus. Glatte 
Genesung.) 
Lönnqvist, Bernh, Om ovarialtumörernas förhållande till hafvandeskap, 
förlossning och barnsäng. (Ueber das Verhalten der Eierstockgeschwülste 
in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.) Finska Läkaresällskapets 
Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 11, pag. 1439—96. (Lönnquist giebt erst 
eine allgemeine Uebersicht über die Eierstocksgeschwülste in obstetritischer 
Hinsicht und theilt danr die Erfahrungen aus der Gebäranstalt zu Helsingfors 
mit. Im Jahre 1879 wurde einmal die Ovariotomie sub partu gemacht, in 
den Jahren 1884—96 sieben mal Ovariotomie in der Schwangerschaft. Ein 
Todesfall an Sepsis. Drei mal Abort im Anschluss an die Operation. Zum 
Schluss giebt Verf. eine tabellarische Uebersicht über 205 Fälle von Ovario- 
tomie während der Schwangerschaft, die aus der Litteratur zusammenge- 
stellt sind; die Fälle, die in der Tabelle von Dsirne (Arch. f. Gyn. Bd. 
XLII. 1892) sich finden, sind nicht mitgerechnet.) (Leopold Meyer.) 
Mackenrodt, Enucleation von Myomen aus dem schwangeren Uterus. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 147. (38 jährige Igra- 
vide im III. Monat. Drohender Abort. In der hinteren Wand des Collum 
und der des Uterus über den inneren Muttermund faustgrosse, ganz un- 
bewegliche Myome. Enucleation derselben p. Colpotomiam post. Ver- 
nähung der Geschwulstbette. Glatte Rekonvalescenz. Abort 10 Wochen 
p. op. nicht eingetreten.) | 
Martin, A., Exstirpation eines schwangeren Uterus mit Myom. Zeitschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 143. (37 jährige Igravide. 
Schnelle Zunahme des Leibesumfanges unter qualvollen Zuständen. Ischurie. 


34. 


36. 


37. 


38. 


Komplikation der Schwangerschaft ete. 643 


Grosses, das Becken ausfüllendes Myom; rechts oben auf demselben der 
schwangere Uterus. Da sich letzterer bei der Cöliotomie auch mit Myom- 
keimen durchsetzt fand, Herausschälung des Beckenmyoms und Totalex- 
stirpation des Uterus. Genesung.) 


. Marx, Pregnancy complicated by over-distended bladder. The Amer. gyn. 


and obst. journ. Vol. XI, pag. 483. (I. Hochgradige Urinretention bei Retro- 
versio uteri gravidi. Der Blasenscheitel reichte bis dicht unter den Pro- 
cessus ensiformis. Die richtige Diagnose war nicht gestellt worden. Erst 
die Entleerung der Blase mittelst Katheter brachte Aufklärung.) 

Mc Cone, J., Clinical notes of a case of ovariotomy during pregnancy 
and of a case of congenital absence of the rectum. The Amer. journ. of 
obst. Vol. XXXVI, pag. 693. (31jährige, seit einem Jahr verheirathete 
Igravide. Vor drei Jahren Oedeme, Anschwellung des Leibes. Punktion. 
Nach acht Monaten Rückfall. Unter medikamentöser Behandlung besserte 
sich das Befinden. Menses jetzt sechs Monate ausgeblieben. Rapides An- 
schwellen des Leibes. Starke Beschwerden. Da medikamentöse Behand- 
lung erfolglos, Cöliotomie, bei welcher sich Ascites entleerte. Dann Ent- 
fernung einer grossen Ovarialcyste. Genesung. Geburt am normalen 
Termin.) 

Monod, Ch., Fibrome uterin. Grossesse. Hystörecetomie abdominal totale. 
Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII. Février, pag. 129. (39 jährige Igra- 
vide nach 23jähriger Ehe. Bis zum Nabel reichender, aus drei Abschnitten 
bestehender Tumor, deren einer das kleine Becken ausfüllt. Portio vag. 
nach vorn gedrängt. Das Corpus geht in die erwähnten Tumoren über. 
Menses seit 12 Wochen ausgeblieben. Cöliotomie. ` Bei der Entwickelung 
der Geschwülste platzt die linksseitige; ein viermonatlicher Fötus und Frucht- 
wasser tritt aus. Abdominale Totalexstirpation. Genesung.) 


. Neugebauer, Gunshot wounds of the pregnant uterus; ref. The Amer. 


journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 128. (Gravida im VII. Monat. Flinten- 
schuss aus naher Entfernung. Verletzung des Uterus. Wegen Schmerzen 
und Blutverlust wurde Patientin ungefähr 20 Minuten weit in das nächste 
Krankenhaus gebracht. Kind war inzwischen abgestorben (Herz, Lunge, 
Leber verletzt). Hauptsächlich war der Fundus getroffen. Dort war aus 
der Bauchwunde ein Stück Netz prolabirt. Sectio caesarea. Anfänglich 
septische Peritonitis. Allmählich Genesung.) 

Olshausen, R., Carcinom des Uterus und Schwangerschaft. Zeitschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1, pag. 1. i 
Pobedinsky, N., Sur le traitement du cancer du col pendant la gros- 
sesse et I’ accouchement, avec deux observations. Ann. de gyn. et d’obst. 
Tom. XLVII, April, pag. 281. (35jährige VII gravide. Seit Beginn der 
jetzigen Schwangerschaft Blutungen und Fluor. Im VI. Monat ein aus- 
gedehntes Collumcarcinom konstatirt. Auslöffelung desselben und Ver- 
schorfung der Wundhöhle mit dem Paquelin. Cöliotomie. Porro. Exstir- 
pation des Cervixstumpfes von der Vagina aus. Genesung der Mutter.) 
Poroschin, Bauchschnitte während der Schwangerschaft. Zur Frage 
über Ovariotomie und konservative Myotomie während der Schwangerschaft. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Dezember. (Kasuistischer Bei- 
trag.) (V. Müller.) 


41* 


GH 


39. 


40. 


4l. 


43. 


44. 


46. 


47. 


48. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Pujol, G., Un cas de grossesse dans un utérus fibromateux, mort de la 
mèro après expulsion spontanée à terme d'un enfant mort. Arch. de gyn. 
et de toc. Tom. XXII, Nr. 9 à 12, pag. 687. (35jährige II gravide. Starke 
Menorrhagien: Ein Abort im IV. Monat. Normale Schwangerschaft im 
myomatösen Uterus bis zum IX. Monat. Dann Absterben des Kindes. 
Spontane Geburt desselben. Tod der Mutter an Sepsis.) 

Routh, A., Die Blutungen in den ersten Monaten der Schwangerschaft. 
Lancet 1896. Mai; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 143. 

Rumpf, W. H., Uterine fibromata in pregnancy, with report of a case. 
The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 1, pag. 17. (35jährige, seit 
zwei Jahren verheirathete I gravide im III. Monat. Befund normal. Fünf 
Monate später 2°. Eiweiss im Urin; Oedeme der Beine. Milchdiät. Bei 
der Geburt wurden zahlreiche subseröse Fibrrome am Fundus uteri kon- 
statirt. Wegen Eklampsie Zange. Im Wochenbett schnelles Verschwinden 
der Tumoren und des Eiweissgehaltes des Urins.) 


. Schranz, V. (Budapest), Mehräk. Mehräk és terhesség. (Gebärmutter- 


krebs. Gebärmutterkrebs und Schwangerschaft.) Baäba-Kolanz. Nr. 9. 

(Temesväry.) 
Selensky, Zur Frage über Komplikation der Schwangerschaft und Geburt 
mit Gebärmutterkrebs. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 
Tomson, Zur Frage über konservative Myomotomie bei Schwangerschaft. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (Tomson entfernte 
während des zweiten oder dritten Schwangerschaftsmonates ein gestieltes. 
kindskopfgrosses Myom. Die resp. Kranke kam später kurz vor dem 
Termin nieder. Das Kind todt wegen Nabelschnurvorfalls.) 

(V. Müller.) 


. Trovati, Tre casi .di utero gravido, retroverso, incarcerato. Genova. A. 


Capurro. (Trovati beschreibt drei Fälle von Retroversio des schwangeren 
Uterus mit Erscheinungen der Incarceratio. In zwei Fällen gelang nach 
Blasenentleerung die Reposition. In dem dritten Repositionsversuch ver- 
geblich: Punktion des Uterus durch die hintere Scheidenwand, danach 
Abort.) 

Varnier, H., et Delbert, P., Retroflexion complete de l'utérus gravide 
a terme. Obstruction pelvienne par un fibrome adhérent. Hysterectomie 
abdominale totale. Guerison. Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII, Févr. 
pag. 102. (32jährige I gravide am normalen Schwangerschaftsmonat. Mutter- 
mund hoch oben hinter der Symphyse. Douglas und Kreuzbeinhöhlung 
durch einen nicht reponiblen, faustgrossen Tumor ausgefüllt. Im unteren 
Uterussegment der Steiss; der Kopf nicht nachweisbar. Weheneintritt; 
Fruchtwasserabgang mit Mekonium. Tod des Kindes. Cöliotomie. Uterus 
total retroflektirt; von seinem rechten Horn ausgehehend ein faustgrosses 
Fibrom, welches das kleine Becken ausfüllt. Abdominale Totalexstirpation 
des Uterus. Genesung.) 

Veiffer, Fibrome während der Schwangerschaft und der Geburt. Abeille 
méd. Nr. 18; ref. Centralbl. f. (Gen Nr. 42, pag. 1278. 

Vinay, Hämatom der Vulva während der Schwangerschaft. Province 
med. Nr. 23; ref. Centralbl. f. Gyn., Nr. 7. (23jährige im VI. Monat 
Schwangere fühlt nach epileptischem Anfall heftige Schmerzen in der 


Komplikation der Schwangerschaft ete. 645 


Vulva. Anschwellung derselben an der Vereinigung der linken grossen 
und kleinen Schamlippe Nach 48 Stunden Perforation nach aussen. In- 
cision; Jodoformgazetamponade. Heilung.) 


49. Williams, J., Ovarian tumor with pregnancy. Brit. med. journ. July; 
ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 391. 


50. Winter, Vaginale Totalexstirpation des im VII. Monat schwangeren 
Uterus wegen Portiocarcinom. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 805. (Spal- 
tung der vorderen Uteruswand bis ca. 6 cm über den inneren Muttermund. 
Entleerung des Fruchtwassers, Extraktion der Frucht. Dann verhältniss- 
mässig leichte Exstirpation. Rekonvalescenz durch ficberhafte Enteritis 
gestört.) 


Schon in den letzten zwei Jahrgängen konnten wir über Arbeiten 
Emanuel’s (14) berichten, in welchen er den Nachweis zu führen 
suchte, dass die Schwangerschaftsendometritis bakteriellen Ursprungs 
sein könne. Er stützte seine Annahme auf einen Fall, in welchem in 
der Decidua eines Aborteies Kokken, nach neuerlicher Schwangerschafts- 
unterbrechung Bacillen nachgewiesen werden konnten. Dieselbe Patientin 
hat jetzt zum dritten Mal abortir. Wie früher fiel die intensiv gelbe 
Farbe der Decidua vera und serotina auf. Die mikroskopische Unter- 
suchung derselben ergab wieder dichte Infiltration mit Rundzellen und 
zahlreiche Blutungen im Gewebe. Die Decidua serotina war in ihrer 
ganzen Dicke von den entzündlichen Veränderungen ergriffen, welche 
stellenweise zu mehr minder ausgedehnten Nekrosen geführt hatten. 
In den Entzündungsherden (Gram-Weigert) konnten grosse Mengen 
recht kleiner Diplokokken nachgewiesen werden, welche zum Theil inner- 
halb der Zellen lagen. Sie glichen den Mikroorganismen, welche Verf. 
vor drei Jahren bei derselben Patientin gefunden hatte. Emanuel 
zweifelt nach alledem nicht mehr, dass in seinem Fall jene Kokken 
die Veranlassung für die schwere Endometritis decidua und den Abort 
gewesen sind. Sehr auffallend ist es aber, dass ihm, als er acht Wochen 
post abort. wegen starker Blutungen die Abrasio mucosae ausführte 
und die letztere die charakteristischen Veränderungen der Endometritis 
chronica zeigte, ein Nachweis von Kokken trotz aller Mühe nicht 
gelang. Letztere scheint also in keinem Zusammenhang mit Mikro- 
organismen zu stehen und eine Eindometritis decidua, welche während 
der Schwangerschaft einen akuten Charakter trägt, eich nach Ablauf 
der letzteren der entzündlicben Natur zu entkleiden. Dass aber 
zum Zustandekommen einer Endometritis in der Gravidität eine chro- 
nische Entzündung des Endometrium vor Eintritt der ersteren noth- 
wendig sei, daran hält Emanuel mit Veit fest. 


646 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Nach Routh (40) ist bei Endometritis decidualis Jodkalium (drei- 
mal täglich 0,18—0,24) scheinbar in allen Fällen (auch nicht syphi- 
litischen) ein Specificum. | 

Im Vordergrund des Interesses steht die Komplikation der Schwanger- 
schaft durch Carcinom des Uterus und zwar in erster Linie die Be- 
handlung derselben. Nur Olshausen (36) beschäftigt sich in einer 
sehr ausführlichen Arbeit auch mit der Diagnose und Prognose. Dass 
das Uteruscarcinom in der Gravidität so häufig übersehen wird, führt 
er auf das Fortbestehen irregulärer Blutungen und das häufige Fehlen 
der Auflockerung und Verfärburg der Portio vaginalis zurück. Er ist 
aber der Ansicht, dass die Vergrösserung des Corpus uteri, besonders 
im Dickendurchmesser, sowie dessen teigige Beschaffenheit den Unter- 
sucher aufklären müsse. Besonders die letztere schützt vor einer Ver- 
wechselung mit blosser Hyperplasie oder Myom. Die Diagnose des 
Careinoms wird in der Regel durch die Manualuntersuchung leicht zu 
stellen sein, in zweifelhaften Fällen durch eine Probeexcision. 

Die Prognose ist im Allgemeinen ungünstig, da das Carcinom des 
Collum uteri sowohl in der Schwangerschaft wie nach der Geburt 
ausserordentlich schnell fortschreitet. Immerhin kommen Dauerheilungen 
nach Totalexstirpation vor. Hofmeier sah Recidivfreiheit nach 4, 
v. Ott sogar nach 8!/2 Jahren; Felsenreich nach 3 Jahren (gal- 
vanokaustische Amputation der Portio vag.) Gönner desgleichen nach 
Exstirpation eines haselnussgrossen Knoten in puerperio. Olshausen 
selbst hat zwar in 4 von 9 Fällen innerhalb eines Zeitraumes von 
5 Monaten bis zu 3!/sa Jahren Recidive konstatirt, vier andere Operirte 
sind aber seit 2!/2—7!/2 Jahren gesund geblieben. 

Fehling (18) ist geneigt, die Prognose günstiger wie Olshausen 
zu stellen, wenn rechtzeitig operirt worden ist. Die Frage, wie sich der 
Arzt bei durch ein Carcinom des Collum uteri komplizirter Schwanger- 
schaft verhalten soll, erörtert Fehling sehr eingehend. Sie ist verschieden 
zu beantworten, je nachdem es sich um ein operables oder inoperables 
Carcinom handelt. Im ersteren Fall wird jetzt wohl allgemein, wenn 
die Schwangerschaft den vierten Monat noch nicht überschritten hat, 
die vaginale Totalexstirpation des Uterus geübt. Sie ist fast leichter 
als ausserhalb der Schwangerschaft, da in der letzteren eine Auflocke- 
rung der Ligamente und Narben erfolgt. Ist der Uterus zu gross, um 
unverkleinert vaginal entfernt zu werden, so räth Fehling vom künst- 
lichen Abort bezw. von der Einleitung der Frühgeburt und der zwei- 
zeitigen Operation abzusehen. Er befürwortet die Verkleinerung durch 
Blasenstich, bei vorgeschrittener Schwangerschaft nach Abschiebung der 


Komplikation der Schwangerschaft etc. 647 


Blase durch mediane Spaltung des Uterus und Extraktion des Kindes. 
Auch die Placenta soll sofort entfernt werden, um die Blutung sicherer 
zu stillen. Dann wird die Totalexstirpation des Uterus sofort ange- 
schlossen. Ist das lebensfähige Kind zu gross, um ohne Schaden von 
der Scheide aus exstrahirt zu werden, so zieht Fehling der vaginalen 
die abdominelle Totalexstirpation vor. Die Freund’sche Methode 
verwirft er ihrer hohen Mortalität wegen. Nach der Sectio caesarea 
ist für die Exstirpation des Uterus der Gesichtspunkt massgebend, dass 
das erkrankte Collum nicht mit der Bauchhöhle in Berührung kommt. 
Macht man den Porro, so ist die Portio von der Scheide aus zu ex- 
stirpiren. 

Ist die carcinomatöse Infiltration schon zu weit auf das Becken- 
bindegewebe, auf die Submukosa der Blase ete. vorgeschritten, so dass 
eine Operation im Gesunden nicht mehr möglich ist, so ist das Leben 
des Kindes dem der Mutter voranzustellen. Ein streng exspektatives 
Verfahren ist einzuhalten. Nach einmal fester Diagnose soll sogar jede 
weitere Untersuchung, desgleichen die präventive Auskratzung des Car- 
cinoms unterlassen werden, um Infektion und Anregung der Frühgeburt 
zu vermeiden. Nur desinfizirende Scheidenausspülungen sind zu machen, 
oder eine Trockenbehandlung mit Airol- oder Dermatolpulver und 
lockerer Tamponade durchzuführen; ferner ist die Ernährung der 
Kranken zu heben. 

In ähnlicher Weise äussert sich Olshausen (36). Für die Be- 
handlung kommen nach ihm wesentlich in Frage: 1. Die vaginale 
Totalexstirpation der schwangeren Gebärmutter, 2. die Exstirpation auf 
gleichem Wege nach vorher bewirkter Entleerung des Uterus, 3. die 
abdominale Totalexstirpation des schwangeren Uterus, 4. die Sectio cae- 
sarea mit oder ohne nachfolgende Uterusexstirpation. 

Für die erste Zeit der Schwangerschaft ist, falls die Radikalope- 
ration überhaupt noch Chancen hat, die vaginale Exstirpation das 
rationellste und sicherste Verfahren. Dieselbe ist nicht nur bis zum 
dritten Monat, sondern bis zum sechsten anwendbar, wie ein Fall 
Olshausen’s beweist. Macht die Grösse des Organs Schwierigkeiten, 
so kann dasselbe durch Ablassen des Fruchtwassers wesentlich ver- 
kleinert werden. Das unmittelbare Ergebniss der vaginalen Exstirpation 
ist ein sehr günstiges. Einschliesslich dreier von Olshausen operirter 
Fälle sind jetzt 25 bekannt, welche alle genasen. 

Die vaginale Exstirpation nach vorher bewirkter künstlicher Ent- 
leerung des Uterus hat Verf. im Ganzen fünfmal angewandt, Ber- 
thold und Theilhaber in je einem Fall. Alle Kranken genasen 


618 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


zunächst. Der anfänglich länger bemessene Zwischenraum zwischen Ent- 
leerung des Uterus und Exstirpation wurde später auf 8—10 Tage 
beschränkt. Doch räth Olshausen jetzt der ersteren sofort die letztere 
anzuschliessen.. Er empfiehlt dies Verfahren überall da, wo die Ex- 
stirpation des vollen Uterus p. vag. grosse Schwierigkeiten voraussetzen 
lässt, bei abgestorbener oder nicht lebensfähiger Frucht. In Frage 
kommt hier nur noch die Amputation des schwangeren Uterus über 
dem Scheidengewölbe und die nachträgliche Exstirpation des zurück- 
gebliebenen Cervix von der Scheide her (Péan, Doyen, Zweifel, 
Hernandez, Fehling). Schliesslich ist von Fritsch, v. Ott und 
Mackenrodt die abdominale Totalexstirpation da ausgeführt, wo der 
Uterus für den vaginalen Weg zu gross erschien. 


Falls bei lebendem und lebensfähigem Kinde die Geburt per vias 
naturales unmöglich ist, so kommt, wenn das Careinom nicht mehr 
radikal operirbar ist, der klassische Kaiserschnitt und der Porro mit 
extraperitonealer Wundbehandlung in Betracht. Von zwei von Ols- 
hausen durch Kaiserschnitt Entbundenen starb eine an Sepsis. Er 
empfiehlt vor der Operation die jauchende Neubildung von der Vagina 
aus sorgfältig auszulöffeln und auszubrennen, um einer Infektion von 
ihr aus nach Möglichkeit vorzubeugen. 


Ist die Frucht zur Zeit der ersten Beobachtung bereits lebens- 
fähig, so ist, bei noch operablem Carcinom und schon begonnener Geburt, 
letztere auf dem für die Mutter schonendsten Weg zu vollenden, falls 
aber der Kaiserschnitt nöthig wird, der Uterus ohne Amputation im 
Cervix, aber nach vorhergängiger Entfernung der Placenta und Naht 
des Uterus p. vag. zu exstirpiren. 

Auch Chrobak (7) tritt für die sofortige vaginale Totalexstir- 
pation des frisch entbundenen carcinomatösen Uterus ein. Er bemerkt 
dabei, dass auch bei weit vorgeschrittenem Portiocarcinom die spon- 
tane Ausstossung einer reifen Frucht erfolgen kann, wenn die krebsige 
Infiltration, welche sich so gut wie gar nicht dehnen kann, einen 
grösseren Antheil der Muttermundränder frei gelassen hat. Erscheint 
dieselbe unmöglich, so zieht er die Sectio caesarea abdominalis dem 
von Dührssen empfohlenen vaginalen Kaiserschnitt vor. 


Im Anschluss an einen in der Hegar’schen Klinik operirten 
Fall bespricht Alterthum (2) die Behandlung des operablen mit Gravi- 
tität komplizirter Uteruscarcinoms. Handelt es sich um Fälle bis zum 
Ende des 4. Monats, so ist auch er für die vaginale Exstirpation ohne 
vorherige Entleerung des Uterus (eventuell Ablassen des Frucht- 


Komplikation der Schwangerschaft ete. 649 


wassers). Verf. hat 18 hierhergehörige Fälle mit 18 Heilungen zu- 
sammengestellt. Auch in noch vorgerückterer Zeit ist dasselbe Verfahren 
unter Umständen möglich (Olshausen’scher Fall im 6. Monat). 
Gewöhnlich aber wird man hier anders vorgehen müssen. Verschiedene 
Vorschläge sind gemacht worden. 1. Einleitung der Frühgeburt, 
Totalexstirpation 14 Tage später (Theilhaber). 2. Einleitung der Früh- 
geburt, nach deren Beendigung sofortige Totalexstirpation (Olshausen). 
3. Freund’sche oder kombinirte vaginale und abdominelle Totalexstir- 
pation (Fernandez, Zweifel, Ott, Puritano, Fritsch). 
4. Vaginale Exstirpation nach Eröffnung der vorderen Uteruswand 
und Herausnahme von Frucht und Placenta (Hegar, Dührssen, 
Odebrecht). Auch am Ende der Schwangerschaft will Dührssen 
in gleicher Weise operiren und durch den vaginalen Kaiserschnitt ein 
Kind entwickeln. Alterthum zieht hier den Kaiserschnitt durch 
Cöliotomie mit daran anschliessender Freund’scher oder kombinirter 
Totalexstirpation vor. 

Dührssen (12) vertheidigt unter Bezugnahme auf die von Alter- 
thum geäusserten Zweifel bezüglich der Durchführbarkeit der vaginalen 
Totalexstirpation des hochschwangeren Uterus dies Verfahren. Er be- 
fürwortet zunächst den vaginalen Kaiserschnitt zwecks Extraktion des 
Kindes. Nachdem auch die Placenta entfernt ist, spaltet er den 
Uterus weiter, eröffnet dabei die vordere und hintere Exkavation, 
zieht den Uteruskörper mit immer höher eingesetzter Kugelzange vor 
und klemmt oder bindet die Ligamente dann ab. 

Kunschert (26) empfiehlt auf Grund der in der Fritsch’schen 
Klinik gesammelten Erfahrungen bei inoperablem Carcinom und lebens- 
fähigem Kind den Poro mit extraperitonealer Stielversorgung, wenn 
es eich um die feste skirrhöse Form handelt; bei weichem, zerfallenem 
Carcinom dagegen Auskratung, Ausbrennen und eventuell frühzeitige 
Zange. Bei inoperablem Carcinom und nicht lebensfähigem Kind muss 
versucht werden, das Leben der Mutter zu erhalten. Durch fleissige 
Tamponade sollen Blutung und Jauchung in Schranken gehalten, even- 
tuell das Glüheisen, jedoch nicht der Löffel benutzt werden. Bei 
operablem Carcinom und Schwangerschaft bis zum 4. Monat ist die 
Totalexstirpation des Uterus p. vag. die rationellste Behandlungsmethode. 
Bei operablem Careinom und lebensfähigem Kind empfiehlt der Verf. 
den Kaiserschnitt und nachfolgende Freund’sche Totalexstirpation 
nach der Modifikation von Fritsch. Handelt es sich dagegen um ein 
operables Carcinom bei nicht lebensfähigem Kind über 6 Monat alt, so 
ist das sicherste Verfahren die Totalexstirpation des Uterus mitsammt 


650 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


dem Kind durch Laparotomie nach vorhergebendem Desinfiziren und 
Ausbrennen des Carcinoms von der Vagina aus. 

Nächst der Komplikation der Schwangerschaft durch Carcinom ist 
die durch Uterusmyome zum Gegenstand der Bearbeitung seitens einer 
Reihe von Autoren gemacht. Bekanntlich ist Hofmeier der Ansicht 
entgegengetreten, dass Uterusfibrome meist Sterilität zur Folge haben. 
Rumpf (41) pflichtet ihm hierin bei. Auch er ist der Ansicht, dass 
die ätiologische Bedeutung der Fibrome für die Sterilität sehr über- 
schätzt worden sei, desgleichen für das Zustandekommen von Aborten 
und Frühgeburten. In letzterer Hinsicht fällt der Sitz der Tumoren 
ins Gewicht. Interstitielle und submuköse Fibrome schaffen eine 
grössere Disposition zum Abort als subseröse. 

Auch Dietel (11) berichtet über einen Fall, welcher Hof- 
meier’s Ansicht stützt. Bei der Grösse der Myome bei der frag- 
lichen Patientin musste angenomraen werden, dass ihre Entwickelung 
viele Jahre in Anspruch genommen hat. Trotzdem war die Frau — 
im Ganzen 14mal — fast jedes Jahr gravid gewesen und hatte zehn 
Kinder ausgetragen. 

Erfahrungsgemäss sind Irrthümer bezüglich Schwangerschaft in 
einem myomatösen Uterus gar nicht selten. Es sind ungefähr 
30 Fälle bekannt, in welchen ein solcher exstirpirt und zur Ueber- 
raschung des Operateurs gravid gefunden wurde. Fochier (19) be- 
hauptet, dass bei durch Uterusfibrome komplizirter Schwangerschaft 
Fluktuation charakterisisch sei und fast immer gefunden werde. 

Auch Haultain (20) betont die Schwierigkeit der Diagnose. 

Die Mehrzahl der Arbeiten beschäftigen sich mit der Behandlung. 
Fast alle Autoren empfehlen im Prinzip ein abwartendes Verhalten, 
so Krug. Die Einleitung der Frühgeburt hält er kaum je für 
gerechtfertigt. Er bezeichnet sie als eine gefährliche Maassnahme, 
welche das kindliche Leben unnöthig opfert und die Tumoren zu- 
rücklässt. 

Auch Kieffer (25) empfiehlt exspektativ zu verfahren. Gegen 
etwa auftretende Blutungen empfiehlt er milde Diät, Bettruhe, 
Hydrastinin. Ist der Abort nicht zu vermeiden, so greift er zur 
Curette, ebenso dann, wenn der Abort theilweis erfolgt ist und noch 
Eitheile retinirt sind. 

Ferner tritt Haultain (20) für ein abwartendes Verhalten ein, 
da nach seiner Ansicht die Schwangerschaft meist ihr normales Ende 
erreicht und die Geburt einen günstigen Verlauf nimmt. Erst wenn 
sich ernste Symptome bemerkbar machen, räth er einzugreifen. In 


Komplikation der Schwangerschaft ete. 651 


gleichem Sinne äussert sich Saenger gelegentlich der Diskussion über 
Dietel’s (11) Vortrag. Die Anzeige zur Radikaloperation vor Ab- 
lauf der Schwangerschaft hält er nur für ausnahmsweise gegeben. 

Schliesslich ist Veiffer (47), abgesehen von besonderen Um- 
ständen, welche von vornherein die Unmöglichkeit einer Fortdauer der 
Schwangerschaft oder eine solche der Geburt voraussagen lassen, für 
ein „bewaffnetes Abwarten“. Die künstliche Frühgeburt verwirft er 
nicht vollständig. Die Indikationen seien dieselben wie beim engen 
Becken. Am ersten ist sie nach Veiffer angezeigt, wenn das Myom 
im Douglas sitzt. Bei Placentarretention empfiehlt er die Anwendung 
der Curette. 

Boldt (5) und Keiffer (24) sind der Ansicht, dass Fibrome 
eine Disposition zu Blutungen während -der Schwangerschaft und zum 
Abort schaffen. Ersterer konstatirt, dass die Gravidität sich nur in 
ca. 10°/o bis zum normalen Termin entwickelt, es aber in 90°/o 
in Folge von Eindometritis zum Abort kommt. Er spricht sich gegen 
die Einleitung des künstlichen Abort aus. Handelt es sich um intra- 
ligamentär entwickelte oder Cervixfibrome, so will er das normale 
Schwangerschaftsende abwarten und dann eventuell die Sectio caesarea 
machen. Kraniotomie, selbst Zange und Wendung verwirft er in sol- 
chen Fällen. Dem Porro zieht er die abdominale Totalexstirpation 
vor. In der Diskussion weist v. Ramdohr auf die Gefahr der Uterus- 
ruptur bei Cervix- und Corpusfibromen hin. Er räth, sofern es sich 
nicht um gestielte Fibrome handelt, nie das Schwangerschaftsende abzu- 
warten, sondern frühzeitig den Uterus zu exstirpiren. 

Keiffer (24) weist darauf hin, dass, kommt es bei durch Fibrom 
komplizirter Schwangerschaft zum Abort, sehr üble Komplikationen da- 
durch entstehen können, dass die Tumoren eine spontane Ausstossung 
des Eies verhindern, eine künstliche Entfernung desselben ausserordent- 
lich erschweren, ja gleichfalls unmöglich machen können. Trotzdem hält 
er es keineswegs für richtig, einen schwangeren myomatösen Uterus ohne 
Weiteres zu exstirpiren; er befürwortet vielmehr ruhiges Abwarten; ein 
energisches Eingreifen aber dann, wenn entstehende Komplikationen ein 
solches erfordern. Ist es zum Abort gekommen, die Placenta retinirt, 
so soll dieselbe mittelst einer mehr scharfen, als stumpfen, langgestielten 
Curette entfernt werden. 

Biermer (3) befürwortet schliesslich nach Mittheilung eines er- 
folgreich behandelten Falles bei subserösen und interstitiellen Myomen, 
auch wenn dieselben bereits ziemlich gross sind, die Enucleation, falls 
die Beschwerden eine Indikation zur Operation geben. Treten bei der- 


632 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


selben unvorhergesehene Hindernisse ein, so ist immer noch Zeit zur 
supravaginalen Amputation oder Totalexstirpation vorhanden. 

Während in den Vorjahren das Thema der Behandlung der durch 
Ovarialtumoren komplizirten Schwangerschaft von zahlreichen Autoren 
erörtert worden ist, findet dasselbe jetzt kaum noch Bearbeiter. Es ist 
dies wohl eine Folge davon, dass man sich allseitig dahin geeinigt hat, 
dass eine operative Entfernung der Geschwülste durchaus indizirt ist. 
Einige Arbeiten beschäftigen sich noch mit der Einwirkung der Ovarial- 
tumoren auf den Verlauf der Schwangerschaft bezw. der Schwanger- 
schaft auf jene. 

So hebt Chancy (6) die verhältnissmässige Häufigkeit von 
Aborten hervor, welche sich in Folge des Druckes von Geschwülsten 
auf den Uterus, der mechanischen Behinderung des. Wachsthums des 
letzteren, der mangelhaften Blutzufuhr und wahrscheinlich auch der 
Reizung des sympathischen Systems einstellen. Er weist ferner auf die 
Gefahren hin, welche bei Ovarialtumoren durch Stieldrehung mit Gangrän 
und Vereiterung des Tumors, durch Ruptur der Cyste und der Mög- 
lichkeit des Ileus entstehen können. 

Dunning (13) zeigt an verschiedenen Fällen, dass eine Komplika- 
tion der Schwangerschaft durch Fibrome zum Abort führen könne, aber 
das Leben nicht bedrohe, während die durch ovarielle Tumoren häufig, 
selbst in günstigen Fällen, schwere Druckerscheinungen, Peritonitis mit 
Adhäsionsbildung und nicht selten den Tod zur Folge habe. 

Williams (49) führt an der Hand eines statistischen Materials 
den Nachweis, dass Schwangerschaft für die Entstehung von Ovarial- 
tumoren keine Rolle spiele. Auch glaubt er nicht, dass das Wachs- 
thum .der letzteren durch die erstere beschleunigt würde. Die Schwere 
der Komplikation geht daraus hervor, dass 25°;o selbst der Frauen 
starben, bei welchen die Entbindung ohne besondere Schwierigkeiten 
vor sich gegangen war. Kleine im Abdomen gelegene Tumoren, oder 
solche, welche sich aus dem Becken in dasselbe schieben lassen und 
dort verbleiben, scheinen während der Geburt keine Traumen zu erleiden. 
Alle übrigen sollen operirt werden. Williams würde sich zur Sectio 
caesarea nur dann entschliessen, wenn die Entfernung des Tumors aus 
irgend einem Grund unmöglich wäre. 

Löhlein (28), welcher über den seltenen Fall einer Achsen- 
drehung des schwangeren Uterus in Folge eines grossen Ovarialtumors 
berichtet (siehe Litteraturverzeichniss), weist darauf hin, dass Urin- 
beschwerden für diese, sowie auch die des nicht schwangeren Uterus 
charakteristisch zu sein scheinen. 


Komplikation der Schwangerschaft eto. 653 


Nur zwei Arbeiten beschäftigen sich mit der Retroflexio uteri 
gravidi. Ueber einen gewiss sehr seltenen Fall, in welchem noch am 
Ende der Schwangerschaft der Uterus hochgradig retroflektirt lag, 
berichtet Varnier (46). Ursache der Lageveränderung war ein im 
kleinen Becken eingekeiltes Fibrom. 

Da Costa (10), welcher einen Fall mittheilt, in welchem er in 
Folge falscher Diagnose bei Retroflexio uteri gravidi fixati die Cölio- 
tomie gemacht hatte, die Verwachsungen löste und die Schwangerschaft 
ihren ungestörten Fortgang nahm, will prinzipiell den Bauchschnitt 
machen, wenn Adhäsionen den graviden Uterus hindern, sich aufzurichten, 
bezw. ihn zu reponiren. 

Ruptur eines Pyosalpinx bei einer Schwangeren und sich an- 
schliessende Peritonitis beobachtete Fabricius (17) Im 4. Monat 
traten plötzlich heftige Schmerzen auf. Wegen Verdachtes auf Extra- 
uteringravidität wurde die Cöliotomie gemacht und eine grosse Menge 
übelriechenden Eiters entleert. Es präsentirte sich ein bis zum Nabel 
reichender Tumor, der mit einem rechtsseitigen Pyosalpinx in Zusammen- 
hang stand. Die Bauchhöhle wurde offen gelassen und mit Jodoform- 
gaze tamponirt. Nach anfänglicher Besserung trat unter ständiger 
Vergrösserung des Uterus heftiges Erbrechen, Verfall der Kräfte, 
Temperatursteigerung ein. Trotz offener Bauchhöhle, starker Eiterung 
und theilweiser Verwachsung der vorderen Fläche des Uterus mit der 
vorderen Bauchwand wurde der Abort eingeleitet. Mit der Entleerung 
des Uterus trat rapide Besserung ein. Die Kranke genas. 

Eine sebr seltene Schwangerschaftskomplikation, die Uterusruptur, 
bespricht Jellinghaus (21). Im Anschluss an einen von ihm beobachteten 
Fall erörtert er Aetiologie, Diagnose, Therapie desselben. Für die Entsteh- 
ung bei seiner Kranken macht er eine umschriebene Verdünnung resp. 
Atrophie der Uteruswand in Folge fester Verwachsung der Placenta 
mit der letzteren und dadurch bedingter, mühseliger manueller Lösung 
während der letzten sieben Schwangerschaften verantwortlich. Das 
Fehlen einer mikroskopisch nachgewiesenen Strukturveränderung spricht 
nicht gegen diese Aetiologie. Am häufigsten kommt es wahrscheinlich 
dadurch zur Spontanruptur, dass ein inkompleter die Muscularis durch- 
setzender Riss, welcher sich oft durch die in den ersten Wochenbett- 
tagen beobachteten Hämatome kenntlich macht, bei einer erneuten 
Schwangerschaft zur kompleten Ruptur wird. Ferner kann eine im 
direkten Anschluss an ein Trauma erfolgte inkomplete Ruptur zu- 
nächst latent bleiben und erst allmählich zu einer vollständigen werden. 
Einen solchen Vorgang hält Jellinghaus in seinem Fall für aus- 


654 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


geschlossen, da bei der Schwangeren ein Trauma und zwar ein in- 
direktes (Sprung aus dem Fenster) bereits Ende des 3. Monats ein- 
gewirkt hatte; ebenso die Möglichkeit eines kriminellen Aborts. Er 
weist darauf hin, dass man mit der Diagnose des letzteren vor- 
sichtig sein und stets an eine Spontanruptur denken müsse. Die 
Prognose der Schwangerschaftsrupturen stellt Verf. nicht so schlecht, 
wie man es früher gethan. Sie hängt vor allem von der früh- 
zeitigen Diagnose ab. Doch ist es rathsam, die innere Untersuchung 
möglichst einzuschränken bezw. zu unterlassen, um eine Infektion der 
Frucht- und Nachgeburtstheile zu verhüten. 

Bei völliger Zerreissung des Uterus in späteren Schwangerschafts- 
monaten mit Austritt der Frucht in die Bauchhöhle räth Jellinghaus 
zur Cölliotomie mit supravaginaler Amputation des Uterus nach Porro, 
eventuell nach Sitz und Ausdehnung des Risses zur abdominellen 
Totalexstirpation. Einfache Naht des Risses hält er nur bei rein 
traumatischen Fällen, vorzugsweise mit Durchtrennung der Bauchdecken 
für empfehlenswerth, die vaginale Totalexstirpation in früheren Schwanger- 
schaftsmonaten bei durchaus sicherer Diagnose. 


Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod, abnorm lange 
Retention des abgestorbenen Eies. 


1. Arnstein, Ein Fall von Molenschwangerschaft von 11 monatlicher Dauer. 
Gaz. lekarsk., pag. 620. (Neugebauer.) 

2. Bode, Traubenmole. Gynäk. Gesellsch. zu Dresden; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 35, pag. 1063. (21jäbrige Igravide blutet seit Anfang des IV. Monats 
mit kurzen Unterbrechungen. Schnelles Wachsthum des Uterus. Im V. 
Monat Weheneintritt; spontane Geburt einer Blasenmole unter Gebrauch 
von Secale-Infus. Reste manuell entfernt.) 

3. Barone, Contributo anatomo-patologico e clinico sulla ritenzione prolon- 
gata della placenta nell’ aborto sotto il punto di vista ginecologico. Napoli. 

(Herlitzka.) 

4. Boissard, Ueber den Tod der Frucht während -der Schwangerschaft und 
ihre Retention in der Gebärmutterhöhle. Semaine méd. Nr. 43; ref. Cen- 
tralbl. f. Gyn., Nr. 7. 

a. Brindeau, Hydramnios due à un sarcome du rein. Ann. de gyn. et 
d’obst. Tom. XLVII. Mai, pag. 418. 

6. Champneys, H., Einige ungewöhnliche Fälle von Blasenmole. Practi- 
tioner 1896, Januar; ref. Centralbl. f. Gyn., Nr. 5, pag. 143. 

7. Durante, Contribution à l'anatomie pathologique de la mole hydatiforme. 
Ann. de gyn. et d'obst. Tom. XLVIII, Aout, pag. 149. 


d 


9a. 


10. 


ll. 


13. 


l4. 


18. 


Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod etc. 655 


Eden, Th. W., On the structure of the ripe placenta, and the changes 
which occur in placentae retained in utero after the death of the foetus. 
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXVIII, pag. 360. 


. v. Franque&, Ueber histologische Veränderungen in der Placenta und ihre 


Beziehungen zum Tode der Frucht. VII. Versamml. d. deutsch. Gesellsch. 
f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 25, pag. 820. 
Fratkin, Zur Kasuistik der Mola hydatitosa destruens. Wratsch. Nr. 12. 

(V. Müller.) 
Gottschalk, Zur Lehre von der vorzeitigen Lösung der normal sitzen- 
den Placenta. VII. Versamml. d. deutsch. Gesellsch. f. Gyn. zu Leipzig; 
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 819. 
Kunig, Zur Frage über verspäteten Abortus. Wratsch. Nr. 24. 

(V. Müller.) 
Lambinon, Note sur un cas de grossesse molaire. Expulsion d’une möle 
charnal en bloc. Journ. d’accouch. 1896, pag. 295. 
Lavabre, Fünfmonatliche Retention eines Fötus. Lyon méd. 1896. Dez. 
Ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50, pag. 1472. (11 normale Schwangerschaften ; 
acht lebende gesunde Kinder; kein Abort. Im IV. Monat der 12. Schwanger- 
schaft Aufhören aller Schwangerschaftszeichen bei sonstigem Wohlbefinden. 
Ausstossung des leicht mumifizirten Fötus ca. sechs Monat später. In der 
Placenta überall hämorrhagische Herde.) 
Loin, Hydramnios a forme aigue secondaire. Enfant macere. Mort de la 
mère. Arch. de gyn. et de tocol. Tome XXIII, Nr. 9 a 12, pag. 773. 
(39jährige Multipara. Letzte Geburt vor 11 Jahren. In den ersten Monaten 
wiederholte Blutungen. Vom V. bis VI. Monat schnelles Wachsthum des 
Uterus. Im letzten Monat kurz vor dem normalen Schwaugerschaftsende 
Erbrechen, Beängstigungen, Unterleibsschmerzen. Cervix noch erhalten. 
Eihautstich. Abgang von 5-6 Liter durch Mekonium gefärbten Frucht- 
wassers. Allmähliche Erweiterung des Muttermundes. Extraktion des 
abgestorbenen Fütus an den Füssen. Nabelschnur dreimal um den Hals 
geschlungen. Am folgenden Tage schwärzliches Erbrechen. Nach zwei 
Tagen Exitus letalis.) 


3. Lonthokine, M., Un cas de mole vésiculeuse dans une grossesse gemel- 


laire. Ann. de gyn. et J’obst. Tom. XLVIII, Aout, pag. 122. 


. Lutochin, Fall von Blasenmole bei Zwillingen. Wratsch. sapiski. Nr. 


2—3. (V. Müller.) 


. Lyons, A. J., Missed abortion. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, 


Nr. 4. (Dreimonatliches Ei nach siebenmonatlicher Schwangerschaft spon- 
tan ausgestossen, nachdem im III. Monat eine starke Blutung eingetreten, 
aber bei Bettruhe und vaginalen heissen Ausspülungen zum Stehen ge- 
kommen war.) 

Mittermaier, Viermonatliche Retention eines abgestorbenen Eies. (ie- 
burtsh. Gesellsch. zu Hamburg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 195. 
(Viermonatliches Ei vier Monate nach dem Fruchttod im Uterus zurück- 
gehalten; seit drei Monaten andauernde Blutungen. Nach Jodoformgaze- 
tamponade Ausräumung. Placenta liegt gelöst im Uterus, Frucht in den 
anscheinend intakten Eihäuten. Kein Fruchtwasser. Uterusschleimhaut 


656 


19. 


21. 


22. 


23. 


24. 


28. 


29. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


(Decidua) dick wie Leder sich anfühlend. Tod der Frucht vielleicht durch 
Umschlingung der Nabelschnur.) 

Neumann, J., Beitrag zur Kenntniss der Blasenmole. Wiener klinische 
Wochenschr. Nr. 4. 

Oliver, J., Retention of dead fetus in utero. Brit. med. journ. July; 
ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 395. (Vier Fälle von 
intrauterinem Fruchttod mit einer Retentionsdauer von 2!'/2, 3, 4 und 5 
Monaten.) 

Pick, L., Ueber Metastasenbildung und Histologie der gutartigen Blasen- 
mole. 63. Versamml. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Braunschweig; 
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1217. (Bei einer 22jährigen Frau im 
IV. Monat Blutungen. Uterus gross, weich. An der vorderen Scheiden- 
wand nahe der Urethra ein fast wallnussgrosser, sehr derber, blaurother, 
polypöser Tumor mit leicht graulicher Oberfläche. Reisst bei der Abtra- 
gung am Ansatz ab. Ausräumung einer Blasenmole drei Tage später. 
Scheidengeschwulst besteht im Centrum aus typischen Chorionzotten; an 
der Oberfläche Syncytium in lebhafter Proliferation.) 

Pollosson et Lavabre, Rétention foetale pendant cinq mois. Lyon 
méd. 20 déc. 1896. (Ausstossung eines im IV. Monat abgestorbenen Fötus 
nach Si monatlicher Retention. Derselbe sah aus, als ob er in Alkohol 
konservirt wäre. In der Placenta fanden sich Blutergüsse.) 

Routh, A., Die Blutungen in den ersten Monaten der Schwangerschaft. 
Lancet 1896. Mai; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 143. 

Schauta, Blasenmole. Geb.-gyn. Gesellsch. in Wien; ref. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 2, pag. 53. (IV gravide im V. Monat. Seit einiger Zeit blutiger 
Ausfluss. Blutung wurde allmählich immer stärker. In der Scheide ein 
erbsengrosser Knoten von dunkelblauer Farbe, der einem Varixknoten 
täuschend ähnlich sah. Tamponade des Uterus. Danach theilweiser Ab- 
gang einer Blasenmole. Völlige Ausräumung derselben. Excision des 
Scheidenknotens; Vernähung der Wunde. Mikroskopische Untersuchung 
qualifizirte den Knoten als Metastase mit denselben zelligen Elementen. 
wie sie das Deciduoma malignum aufweist und die sich auch in der Mole 
fanden.) 


. Schmorl, Zur mikroskopischen Anatomie der Blasenmole. Gyn. Ges. zu 


Dresden; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. 877. 

Schrader, Abnorm lange Eiretention. Geburtsh. Gesellsch. zu Hamburg: 
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr.7, pag. 195. (I. Wehen am richtigen Schwanger- 
schaftsende. Absterben des Kindes. Noch "io Jahr getragen. II. Fotos 
im VI. Monat abgestorben. Ausstossung 5!’ Monat später. III. Fall von 
Michael: Frucht nur 2 cm lang, Placenta über handtellergross, woraus 
Michael schliesst, dass sie noch nach dem Fruchttod weitergewachsen.) 


. Segale, B., Beitrag zur Histologie der Blasenmole und des malignen 


Deciduonss. Rev. de gyn. et de chir. abdom. Juli-Aug.; ref. Centralbl. f. 
Gen Nr. 52, pag. 1530, 

Sion, O., Contribution à l'étude de l’hydramnion dite aiguë et de son 
traitement. These de Paris 1896. 

Smith, Th. C., Hydrorrhoea. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, 
July, pag. 93. 


Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod ete. 657 


Eine seltene Ursache eines Hydramnios erwähnt Brindeau (5) 
nämlich ein Nierensarkom des Fötus. Im fünften Monat musste das 
Ei punktirt werden. Es entleerten sich 7—8 Liter Fruchtwasser. Bald 
darauf wurde das Kind ausgestossen, welches Ascites aufwies. Bei der 
Sektion fand sich die obenerwähnte Nierenerkrankung. 

Loin (14) berichtet über einen Fall von chronischem Hydramnios, 
welcher plötzlich in ein akutes Stadium überging. Er macht eine drei- 
fache Umschlingung der Nabelschnur für den ersteren, eine stärkere 
Zerrung der letzteren, welche den Tod des Fötus zur Folge hatte, für 
die plötzliche Zunahme verantwortlich. 

Sion (28) bemerkt, dass es ausser dem gewöhnlichen Hydramnion 
eine besondere Form giebt, welche sich in den ersten Schwangerschafts- 
monaten sehr rasch entwickelt und die Gravidität nicht zum normalen 
Ende kommen lässt. Diese akute Form ist sehr selten (unter 10977 
Geburtsgeschichten der Baudelocque’schen Klinik in Paris findet 
sich 623mal Hydramnion, darunter nur 8mal das akute). In Ganzen 
konnte Sion aus der Litteratur nur 53 Fälle sammeln. Bei 25 der- 
selben bestand Zwillingsschwangerschaft; bei 6 sichere, bei 6 wahr- 
scheinliche, bei 3 fragliche Syphilis. Ein Zusammenhang von akutem 
Hydranınion mit Zwillingsschwangerschaft und Syphilis ist daher kaum 
zu leugnen. Die Prognose für die Frucht ist schlecht. Von 32 auf 
23 Fälle kommenden Föten blieb nur einer am Leben. Für die Mutter 
ist der Zustand sehr schmerzhaft. Sie hat unter starken Leibschmerzen, 
Athemnoth und Oedemen zu leiden. 

Therapeutisch ist zuerst das Jodkali wegen seiner spezifischen Wir- 
kung zu versuchen. Bleibt der Gebrauch desselben erfolglos, ist die 
Schwangerschaft dem normalen Ende nahe oder die Frucht abgestorben, 
so hält Sion die Sprengung der Blase für indizirt, in den anderen 
Fällen die Punktion des Uterus. Eine Verletzung des Kindes oder der 
Placenta ist bei derselben nicht ausgeschlossen. 

Smith (29) beobachtete eine Schwangere, bei welcher 8 Monate 
lange Hydrorrhoe, zeitweise von Blutungen unterbrochen, bestand. Letz- 
tere wurden so stark, dass Ergotin gegeben wurde. Trotzdem nahm 
die Schwangerschaft ihren Fortgang. Die Frau wurde am normalen 
Termin von einem asphyktischen Kinde entbunden, das bald starb. 

In Folge der in letzter Zeit immer häufiger beobachteten Fälle 
von sogen. malignem Deciduom hat sich das Interesse in hohem Grade 
den Blasenmolen zugewandt, welche ja, wie bekannt, nicht selten in 
ätiologischen Beziehungen zu jenem stehen. Was man bisher ent- 
schieden vernachlässigt hatte, ein genaueres Studium des mikroskopischen 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 42 


658 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Baues, hat man jetzt nachgeholt und ist zu sehr interessanten Ergeb- 
nissen gekommen. 

So berichtet Durante (7) über die mikroskopische Untersuchung 
mehrerer Blasenmolen. Bei der ersten war der syncytiale Ueberzug 
der Blasen sehr dünn; das myxomatöse Gewebe derselben zeigte an 
verschiedenen Stellen eine Tendenz zu bindegewebiger Umbildung. Bei 
der zweiten fanden sich starke syncytiale Wucherungen in verschiedener 
Form, dagegen nahm die Langhans’sche Schicht an denselben nicht 
theil. Da die syncytialen Wucherungen auch in die Decidua vorge- 
gedrungen waren, so befürchtete Durante, dass es sich hier um eine 
maligne Form der Blasenmole handeln könne, doch war die Patientin 
noch 18 Monate nach Ausstossung der Mole völlig gesund. 

Noch wichtiger sind die Befunde Schmorl’s (25). Er konnte an 
einer Blasenmole die Befunde Marchand’s (mehr minder mächtige 
Wucherungen der Langhans’schen Zellschicht und des Syneytium, 
Einwuchern beider in die Serotina, regressive Prozesse des Zotten- 
stroma) bestätigen, fand ausserdem aber noch sehr eigenthümliche Ver- 
änderungen an den kleineren Zotten. An denselben liess sich nach- 
weisen, dass Theile des epithelialen Ueberzuges in das Zottenstroma ein- 
wuchern und dasselbe in mehr minder mächtigen Zellzügen durchsetzen. 
Ob diese Zellen von der Langhans’schen Schicht oder vom Syney- 
tium abstammen, wagt Sch morl noch nicht sicher zu entscheiden. Doch 
neigt er wegen der Beschaffenheit des Protoplasma (Verhalten gegen Farb- 
stoffe, Aussehen in Flemming-Präparaten), wegen des Vorhandenseins 
zahlreicher kleiner Fetttröpfchen (Ösmiumfärbung), wegen des Mangels 
von Glykogen und wegen der Beschaffenheit der Kerne der Ansicht 
zu, dass es sich dabei um Abkömmlinge des Syncytium handelt. An 
den Stellen, wo das Einwuchern der Epithelien in das Zottenstroma 
stattfindet, zeigt letzteres Veränderungen, wie man sie sonst am Binde- 
gewebe bei beginnenden Carcinomen beobachtet, nämlich Auflockerung 
der Fasern, reichliche Durchsetzung mit Rundzellen und, was allerdings 
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte, Wucherungen an 
den fixen Zellen. Blutgefässe waren nicht mit Sicherheit nachweisbar. 
Zum Schluss weist Schmorl auf eventuelle Beziehungen der beschrie- 
benen Veränderungen zu den malignen, syncytialen Neubildungen hin. 
Seine Vermuthung wird durch eine Beobachtung Schauta’s bestätigt. 
Bis jetzt war kein einziger Fall bekannt, in welchem bei noch bestehender 
Blasenmole sich diejenigen klinischen Symptome gefunden hätten, die die 
Malignität bewiesen hätten, wie Metastasen, Impfmetastasen etc. mit 
allen ihren deletären Folgen. Einen solchen Fall hat Schauta (24) ver- 


Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod ete. 659 


öffentlich. Während die Blasenmole noch in utero war, fand sich in 
der Vagina ein Geschwulstknötchen, dessen mikroskopische Unter- 
suchung ihn als Metastase mit den für das Deciduoma malignum 
charakteristischen zelligen Elemente qualifizirte, welche sich auch in der 
Mole fanden. Diese Beobachtung beweist, dass eine Mole schon im 
Uterus das zu Stande bringen kann, was ein Deciduoma malignum 
hervorzurufen vermag, nämlich Impfmetastasen. Daraus lässt sich 
eine sehr wichtige Lehre ziehen: die scheinbar gutartigen Blasenmolen 
sind es in der That nicht, da sich auf ihrem Boden bösartige Ge- 
schwülste bilden können. Der Fall lehrt weiter, dass schon bei An- 
wesenheit der Blasenmole sich Anzeichen zweifelloser Malignität einstellen 
können. Deshalb soll die Blasenmole wie ein malignes Gebilde 
betrachtet und behandelt werden. In dem 14 Tage p. p. entfernten 
Uterus fanden sich an der hinteren Wand der Innenfläche in einer 
Erhabenheit zahlreiche Knoten, in welchen die für das Deciduoma malig- 
num, sowie für die Blasenmole charakteristischen Elemente nachzu- 
weisen waren. 

Neumann (19) hat sich nun bemüht, bei Blasenmolen an diesen 
selbst Merkmale der malignen Degeneration aufzufinden. Seinen Unter- 
suchungen liegen acht Fälle zu Grunde. Bei fünf derselben bestanden 
keine Anzeichen einer malignen Neubildung; es wurde nur die Aus- 
räumung der Mole vorgenommen. Trotzdem blieben die Frauen 
gesund. In den drei weiteren Fällen dagegen kam es zur Bildung 
eines malignen Deciduoms. Der Uterus wurde bei denselben exstirpirt. 
In den zu den letzteren Fällen gehörigen Molen fand sich nicht das 
gewöhnliche mikroskopische Bild. Die Wucherung der Langhans- 
schen Zellschicht und des Syncytium beschränkte sich nicht auf die 
Oberfläche der Zotte und den Zwischenzöttenraum, sondern die zelligen 
Elemente drangen auch in den Zottenleib ein und im Stroma vieler 
Chorionzotten selbst fanden sich die grossen zelligen Elemente, welche 
sich am Aufbau des Deciduoma malignum betheiligen. Die Blasenmole 
wäre demnach in eine gutartige und bösartige Form einzutheilen. 
Neumann ist der Ansicht, dass diese Veränderungen der Chorionzotten 
zu einer Zeit diagnostisch verwerthbar seien, wo man bisher die Er- 
kenntniss der malignen Erkrankung nicht ermöglichen konnte. Er 
fordert, wenn die sofort nach der Ausstossung vorgenommenen Unter- 
suchung einer Blasenmole ein positives Resultat ergiebt, die Exstir- 
pation des Uterus, aber auch im anderen Fall eine sorgfältige Beobach- 
tung der Patienten. Diese diagnostischen Merkmale will Pick (21) 
nicht gelten lassen. Auch er fand bei einer Patientin, welche noch 

42” 


660 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


eine Blasenmole in utero hatte, einen fast wallnussgrossen Scheidentumor. 
Derselbe bestand im Centrum aus typischen, zum Theil leicht blasigen 
Chorionzotten. An deren Oberfläche war das Syncytium in lebhafter 
Proliferation mit Bildung von dicken Strängen, Guirlanden etc. Den 
Rest, die Schale der Geschwulst bildete geronnenes Blut, in welches 
Ausläufer der syncytialen Wucherungen sich herein erstreckten. An 
der Oberfläche nekrotische Scheidenschleimhaut. Seit 31/2 Jahre befindet 
sich die Frau wohl; zur Zeit besteht normale Schwangerschaft im 
4. Monat. 

Pick schliesst aus diesem Fall, dass die gemeine gutartige 
Blasenmole Metastasen zu setzen vermag, welche klinisch wahrgenommen 
werden können. Die Untersuchung der Mole selbst ergab auf allen 
Schnitten im Stroma einzelner Zotten grosse syncytial aussehende 
Elemente, welche mit den von Neumann beschriebenen Zellen im 
Zottenstroma bösartiger Blasenmolen identisch sind. Er erkennt ihren 
Ursprung durch atypisches Einwuchern des Syncytium in das Zotten- 
stroma an, bestreitet aber ganz entschieden, dass diese Zellen im 
Stroma der Molentrauben nur bei maligner Entartung der Molen ge- 
funden werden. Er warnt davor einen derartigen Befund als Anzeige 
zur sofortigen Uterusexstirpation anzusehen. 

Auch Segale (27) verhält sich Neumann’s Lehre gegenüber 
ablehnend. In dem Eindringen epithelialer Elemente in das Stroma 
der Molenbläschen sieht er noch kein Anzeichen der Malignität. Die 
Ergebnisse seiner an vier Blasenmolen vorgenommenen Untersuchungen 
decken sich mit denen Marchand’s. Auch er konnte bestätigen, 
dass die Blasenmole kein Myxom der Chorionzotten ist, sich vielmehr 
durch eine hydropische (ödematöse) Schwellung des Stromas und Prolifer- 
ation der beiden epithelialen Deckelemente der Zotten, des Syncytium und 
der Langhan»’schen Zellen charakterisirt. Letztere proliferiren durch 
Karyokinese, ersteres wuchert durch Knospung und Abschnürung. 
Stroma sowohl wie Syncytium gehen regressive Veränderungen ein 
(daher die Vakuolenbildung). Die Aetiologie der Blasenmole ist un- 
bekannt. Vielleicht giebt das Fehlen von Gefässen im Stroma einen 
Fingerzeig für die Erklärung des ödematösen Zustandes. 

Mit der Behandlung der Blasenmole beschäftigt sich nur eine 
Arbeit. Drei Fälle Champney’s illustriren die grossen Schwierigkeiten, 
welche es zuweilen bei tiefer Durchwucherung der Uteruswand macht, 
die Massen gründlich zu entfernen. In dem einen wurde viermal 
ausgekratzt. Auffallend ist es, dass zwei der Kranken infizirt wurden 
und starben. 


Krankbeiten des Eies, intrauteriner Fruchttod etc. 661 


Wieder einige Fälle von abnorm langer Retention des abge- 
storbenen Eies finden sich im Inhaltsverzeichniss, ein Beweis dafür, 
dass dieselbe häufiger vorkommt, wie man früher annahm. Schrader 
(26) glaubt, dass die Ursache in manchen Fällen tiefer seitlicher Sitz 
der Placenta sei. 


Routh (23) sucht die Ursache der missed abortion in einem 
langsamen Absterben des Fötus, wozu Erkrankung des Vaters (Lues, 
Nierenkrankheiten, Diabetes) als auch der Mutter (chron. Krankheiten 
und Anämie) führen sollen. Bezüglich der Veränderungen, welche 
sich an nach dem Fruchttod in utero retinirten Eiern einstellen, kommt 
Eden (8) zu Schlüssen, die sich nicht ganz mit den Untersuchungen 
von Franqu&’s, Merttens’ und des Ref. decken. Sofort nach dem 
Absterben des Fötus soll sich Nekrose des letzteren, der Nabelschnur, 
des Amnion, des extraplacentaren Amnion und der Decidua vera 
entwickeln. Die mütterliche Cirkulation in der Placenta soll allmählich 
durch Thrombose der intervillösen Räume aufhören, Nekrose der 
placentaren Chorionverzweigungen sich einstellen, je nachdem sie vom 
mütterlichen Blut abgeschnitten werden. 


Abgesehen von der Minderzahl der Fälle von Syphilis, Albumin- 
urie und seltenen Vergiftungen (Blei) ist nach Boissard (4) die Ur- 
sache des intrauterinen Fruchttodes häufig unbekannt. Die Feststellung 
desselben ist von der Erkenntniss des richtigen Schwangerschaftmonats 
abhängig. Werthvolle Zeichen für diese Erkenntniss sollen sein: 1. das 
Verschwinden früher festgestellter Herztöne, 2. das Krepitiren der fö- 
talen Knochen, 3. die Unbeweglichkeit des kindlichen Körpers, 4. der 
durch Fäulniss eintretende Geruch bei gesprungener Blase. 


Wenn Boissard behauptet, die Retention der Frucht dauere um 
so länger, je älter die Schwangerschaft sei, so kann ihm Ref. hierin 
nicht beistimmen. Nach seinen Erfahrungen ist eber das Umgekehrte 
der Fall. Boissard sagt: im Durchschnitt halte die Retention 15 Tage, 
nicht selten noch länger an. Bei in den ersten Monaten abgestorbenen 
Eiern hat Ref. eine Retentionsdauer bis zu fünf Monaten beobachtet. 


Die Entfernung des abgestorbenen Eies hält Boissard für er- 
laubt. Er hat sie dreimal ausgeführt. Eine Ausspülung des Uterus 
nach der Geburt einer todtfaulen Frucht hält er für selbstverständlich. 
Letztere kann nach seiner Ansicht auch bei intakten Eihäuten zur In- 
fektion der Mutter vermöge der Durchlässigkeit der Eihüllen führen, 
besonders dann, wenn auch die Placenta abgestorben ist (Infarkt, Hä- 
matom). 


662 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


65 Untersuchungen pathologischer Placenten durch v. Franqu£ 
(9) haben ergeben, dass partielle und totale Obliterationen der fötalen 
Gefässe nach dem Absterben der Frucht, einerlei aus welchen Gründen 
dasselbe erfolgte, sich in der Regel einstellen; mitunter gesellen sich 
auch aktive Zellproliferationen im Chorion und Anınion hinzu, so dass 
das Bild einer Choriitis und Amnionitis entsteht. Ganz die gleichen 
Vorgänge an den Gefässen und im Stroma konnten aber auch an 
Placenten von Früchten nachgewiesen werden, welche ganz kurz vor 
oder erst während der Geburt abgestorben waren, so dass die Ver- 
änderungen intra vitam foetus entstanden sein mussten; ebenso bei 
Früchten, welche lebend geboren wurden, aber schlecht entwickelt waren 
und bald darauf starben. Ob daher histologische Veränderungen in 
der Placenta Ursache oder Folge des Absterbens der Frucht sind, ist 
im Einzelfall nur dann zu entscheiden, wenn der klinische Verlauf und 
der Obduktionsbefund des Kindes genau bekannt sind. 

Bezüglich der luetischen Infektion ergab sich: 1. dass dieselbe auch 
bei der Aetiologie der vorzeitigen Lösung der normal sitzenden Placenta 
zu nennen ist, 2. dass in sonst normalen Placenten Lues zum Aus- 
druck kommen kann, einerseits durch Choriitis und Amnionitis, anderer- 
seits durch isolirte Endo- und Perivaskulitis der Zotten ohne Granular- 
hypertrophie (beides bei lebend geborenen Kindern). Entzündliche 
Veränderungen können von der Placenta materna auf den intervillösen 
Raum und auf die Placenta foetalis übergehen. 

Einen interessanten Beitrag zur Lehre von der vorzeitigen Lösung 
der normal sitzenden Placenta bringt Gottschalk (10). Nach seinen 
Untersuchungen können im Verlaufe der zweiten Schwangerschaftshälfte 
in Folge ungenügender Ernährung der Decidua basalis so ausgedehnte 
nekrobiotische Vorgänge in der letzteren Platz greifen, dass dadurch 
einerseits die Verbindung zwischen Placenta und Haftstelle gelockert, 
und andererseits durch Anhäufung von Zerfallsprodukten im cirku- 
lirenden Blute, welche im Wesentlichen durch die Nieren wieder aus- 
geschieden werden müssen, funktionelle Nierenstörungen nach Art der 
sogenannten Schwangerschaftsniere herbeigeführt werden. Vorzeitige 
Placentarlösung und Schwangerschaftsniere entwickelt sich auf dieser 
Basis um so leichter, wenn die Ernährungsstörungen in der Decidua 
gleichzeitig zu ausgedehnter Verstopfung grosser arterieller Bahnen ge- 
führt haben. Die ätiologische Bedeutung, welche der chronischen 
Nephritis für die vorzeitige Placentarlösung zukommt, gilt nicht für die 
Schwangerschaftsniere. Beide sind zu trennen. 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft ete. 663 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft. Abortus. Künst- 


10. 


11. 


12. 


12a. 


licher Abortus. Frühgeburt. Abnorm lange Dauer der 
Gravidität. 


. Abel, Ueber Abortbehandlung. Berliner klin. Wochenschr. Nr. 13 u. 14. 
. Baketel, H. S., Prolonged gestation. Med. record. July; ref. The Amer. 


journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 395. 


. Balland, J., Influence du saturnisme sur la marche de la grossesse, le 


produit de la conception et l'allaitement. (az. hebdom. de Med. et de 
Chir. 1896, pag. 1141. 


. Bissel, J. D., An embryo with its membranes, a true mole and a deci- 


duae cast, removed at the same time from a patient. The Amer. gyn. 
and obst. journ. Vol. XI, Nr. 1, pag. 75. 


. Buongiorno, Su di un caso clinico di parto prematuro artificiale con 


ritenzione di placenta. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 7, 9. 
(Herlitzka.) 

Büttner, R., Beitrag zur Beurtheilung des therapeutischen Werthes des 
Curettements bei Metrorrhagien nach Abort oder Geburt. Inaug.-Diss. Kiel 
1896. 

Charpentier, Ueber habituellen Abort. Abeille med. Nr. 21; ref. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 7. 

Coen, Il raschiamento immediato nell’ aborto incompleto. Rivista di ost., 
gin. e ped. Torino, Nr. 10. (Coen berichtet über 102 Fälle von unvoll- 
ständigem Abort, die er alle (!) mit sofortigem Curettement der Uterushöhle 
behandelt hat. Alle Operirte geheilt.) (Herlitzka.) 
Dodge, J. R., Embryonic miscarriage. Ann. of gyn. and ped. Vol. X, 
Nr. 9, pag. 538. 

Doleris, Instrumentelle Ausräumung des Uterus. Journ. méd. de Paris. 
20. Juni; ref. Der Frauenarzt, Nr. 1. 

— J. A., Traitement de l'avortement incomplet. La Gynec. Nr. 4, pag. 
359. 

Freund, W. A., Die moderne Lehre von der Behandlung des Abortus. 
Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 1. Aug. 

Geyl, Totaler akuter Prolaps der Eihäute im fünften Schwangerschafts- 
monat bei völliger Inaktivität der Gebärmutter. Medisch Weekbl. 9. Jaarg. 
Afi. 29. (Bei einer IIlpara im fünften Schwangerschaftsmonat trat bei 
mühsamem Stuhl unter heftigem Drängen und Pressen plötzlich ein 
3—4 cm langer Tumor aus den Genitalien heraus. Der Tumor liess 
sich bis zum geschlossenen Ostium uteri verfolgen, der Cervikalkanal 
war für einen Finger durchgängig und 9 cm lang. Der Uterus liess sich 
etwas über dem Umbilicus palpiren und enthielt eine Frucht. Da casu 
quo die Geburt unvermeidlich war, sprengte Verf. die Fruchtblase und 
es entfloss ungefähr 1! Liter Fruchtwasser. Nach 19 Stunden wurde in 
Kopflage ein fünfmonatlicher todter Fötus geboren von normalem Bau. 
Die Nachgeburt wies nichts Abnormales nach. Der Eihautriss war etwa 
2 cm vom Placentarrande entfernt. Geyl behauptet, dass etwa 2 cm Ei- 
häute nicht bis 10—11 cm — so lange war der ganze Prolaps — gedehnt 


664 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22, 


23. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


werden könnten, so dass ein Theil der Placenta am Prozesse theilgenommen 
haben möchte. Dass hierbei keine Blutung zu bemerken war, erklärte er 
aus dem bedeutend erhöbten intrauterinen Druck (Hydramnios) und der 
Bauchpresse. Hierdurch entstand Dehnung der Eihäute, zuerst im unteren 
Uterinsegment, nachher auch in den höher hinauf gelegenen Partien, 
wodurch die Eihäute sich gegen die Uteruswand verschieben konnten. 
(A. Mynlieff.) 
Gordon, A., Temporary sterility as cause of abortion at the first preg- 
nancy. Ann. of gen and ped. Vol. XI, Nr. 1, pag. 20. (Vier Fälle, in 
welchen die nach mehrjähriger Sterilität eingetretene erste Schwangerschaft 
mit Abort endete.) 
Grapow, Ueber Abortbehandlung. Geburtsh. Gesellsch. in Hamburg; ref. 
Centralbl. f. Gen Nr. 10, pag. 282. i 
Hahn, J., Zur manuellen Placentarlösung und Abortausräumung. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 22, pag. 347. 
Hamon, L., Contribution à létude du traitement des complications de 
l'avortement. Thèse de Paris. H. Jouve. 
Hauff, F., Ueber Abortbebandlung. Festschr. d. Stuttg. ärztl. Vereins. 
E. Schweizbart’sche Verlagshandlung. 
Horigan, J. A., Some moral and scientific aspects of abortion. The 
Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, pag. 177. (Bericht über vier 
Fälle, in welchen es trotz Fruchtwasserabgang und mehr oder minder 
starker Blutung gelang, den Abort aufzuhalten ) 
Jellet, H., A case of incomplete abortion. The Dublin journ. of med. 
sciences. May; ref. The Amer. journ. of gyn. and obst. Vol. XI, Nr. 1, 
pag. 113. (Der seltene Fall, dass die im III. Monat Schwangere — es lag 
Retroversio uteri gravidi vor — beinahe an einer akuten Blutung zu Grunde 
gegangen wäre, wenn nicht ein Placentarrest mittelst Curette entfernt und 
der Uterus tamponirt worden wäre.) 
Kelly, H., Ein Fall von Missed labour. Glasgow med. journ. 1896. July; 
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50, pag. 1472. (44jährige X para. Drei Tage 
nach dem normalen Geburtstermin Uebelkeit, Erbrechen, Anschwellen der 
Brüste, leichte Wehen. Am anderen Tage Aufhören der Kindsbewegungen. 
50 Tage später Frösteln, profuse Schweisse, Schwellung der Augenlider. 
Cervix schlaff, offen. Schädellage, Fötus macerirt. Wegen Wehenschwäche 
musste die Geburt durch Zug und Druck befördert werden.) 
Levy, H., Ueber einige wesentliche Fragen bei der Abortbehandlung. Med. 
Rundschau, Nr. 5 u. 6. 
Maygrier, Ch., Traitement de l’avortement incomplet. L’Obstetr. Nr. 4, 
pag. 321. 
Mittermaier, Ueber Abortbehandlung. Geburtsh. Gesellsch. zu Ham- 
burg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 195. 


. Newman. H.P., Behandlung unvermeidlichen Abortes. Amer. med. assoc. 


Philad. ; ref. Der Frauenarzt, Heft 1. 


. Pincus, L., Die ,Vaporisation“ in der Therapie des putriden Abortus. Cen- 


tralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 190. 


. Romme, R., Traitement de l'avortement. Arch. de gyn. et de toc. Vol. 


XXIII, Nr. 9 à 12, pag. 762, 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft ete. 665 


27. Sandberg, K.F.M., The pathology of unintentional abortion. The Amer. 
gyn. and obst. journ. Vol. X, Nr. 2, pag. 145. 

28. Schwab, M., De l’emploi du sulfate de Quinine dans le traitement de 
l'avortement incomplet. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 198. 

29. Stock, B., 60 Fälle von septischem Abort. Inaug.-Diss. Berlin. 


Eine eingebende Arbeit über die Ursachen des Aborts danken wir 
Sandberg (27). Er theilt sie ein in solche, welche auf das Ei, die 
Mutter, den Vater zurückzuführen sind. Bei den ersteren sind wieder 
zu unterscheiden: 1. pathologische Prozesse am Fötus (Syphilis, Typhus, 
Malaria, Cholera, Pocken, gelbes Fieber, Tuberkulose, Bleivergiftung, 
Peritonitis, Pleuritis, Anasarca, Rhachitis, Traumen), 2. an der Nabel- 
schnur (Stenose der Nabelschnurgefässe, Periphlebitis, Atherom, Thrombose, 
Umschlingung des Fötus durch die Schnur), 3. am Amnion (Hydramnion, 
Oligo-Hydramnion, Amnionitis), am Chorion (Traubenmole), an der 
Placenta (Placenta praevia, abnorme Dicke der Placenta in Folge von 
chronischer Endometritis, zu geringe Entwickelung der Placenta, Oedem 
derselben, Sklerose der Cotyledonen, fibröse und fettige Entartung, 
Placentarsyphilis, kleinzellige Infiltration, Blutungen in die Placenta, 
placentare Parasiten), an der Decidua (exanthematische, deciduale Endo- 
metritis, Endometritis decidua chron. diffusa, Endometritis decidua 
tuberosa et polyposa, Endometritis catarrhalis, Endometritis cystica, Atro- 
phie der Decidua) Angefügt sind hier weiter als Ursachen des 
Abortes chronische Metritis, Lageveränderungen des Uterus, Cervixrisse, 
Uterusfibrome, Carcinom, Ovarientumoren, Collum-Ulcerationen, Subinvo- 
lutio uteri, Adhäsionen, Adnexerkrankungen, welche eigentlich in das 
folgende Kapitel „Erkrankungen der Mutter“ gehören. In diesem führt 
Verf. Blei-, Quecksilber-, Kohlenoxyd- und Tabakvergiftung, Syphilis, 
Skrophulose, Intermittens, Chorea, Nierenerkrankungen, Diabetes, pro- 
trahirte Diarrhoen, Cirkulationsstörungen, Phthise an. Diese ätiologischen 
Faktoren spielen auch zum Theil von Seiten des Vaters eine Rolle. Bei den 
Thieren soll, wie Sandberg erwähnt, zu häufiger Coitus zum Abort 
disponiren in Folge von Alteration des Sperma. 

Gordon (13) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Thatsache, dass 
die nach mehrjähriger Sterilität eingetretene erste Schwangerschaft oft 
mit Abort endet und berichtet über vier einschlägige Fälle, bei welchen 
weder eine sorgfältige Anamnese und eine ebensolche Untersuchung 
beider Ehegatten einen nachweisbaren Grund für die Unterbrechung der 
Gravidität ergab. Trotzdem muss man nach Ansicht des Ref. die Ur- 
sache sowohl der Sterilität wie des Abortes in endometritischen Pro- 
zessen suchen. 


666 Geburtshilfe. Pathologic der Gravidität. 


Balland (3) stellte durch Thierexperimente fest, dass Blei- 
intoxikation eine Disposition zum Abort schafft. Auch die Beobach- 
tungen bei schwangeren Frauen sprachen hierfür. Aborte und Früh- 
geburten nicht lebensfähiger Kinder kommen sehr häufig vor. Kommen 
die Kinder rechtzeitig zur Welt, so sind sie so schwächlich, dass sie 
in den ersten Monaten oder Jahren zu Grunde gehen. 

Manche weder an Syphilis noch Alkoholismus leidende Frauen abor- 
tiren bei jeder Gravidität zu bestimmter Zeit. Charpentier (7) theilt 
diese Frauen in vier Kategorien: 1. Solche mit Uterusmissbildungen;; Uterus 
infantilis. Es treten häufige und wiederholte Uteruskontraktionen auf; 
nach 2!/g—31/a Monaten erfolgt Abort. 2. Mit Uterusdeviationen. Ante- 
und Retroversion sollen bedeutungslos sein, bei Ante- und besonders 
bei Retroflexio aber sich das Uterusgewebe an der Knickungsstelle ver- 
dicken, dadurch die Auflockerung des Collum verhindert werden und 
in Folge dessen häufig im vierten Monat Abort eintreten. 3. Mit Kon- 
gestion des Collum und Corpus uteri bei plethorischen Frauen mit 
starken Menses. Als beste Therapie empfiehlt Charpentier bier 
Blutentziehungen und zwar durch einige Schröpfköpfe auf die Nieren- 
gegend. 4. Mit Läsionen des Collum und Corpus uteri. Abgesehen 
von Neubildungen disponirt besonders Metritis zum Abort. Hier feiert 
das Curettement Triumphe. Bei Läsionen des Collum sollen oft aus- 
gedehnte Operationen gemacht werden können, ohne zum Abort zu 
führen. 

Bei einer Reihe von Frauen lässt sich überhaupt keine Ursache 
für den habituellen Abort finden. 

Sandberg (27) bezeichnet die folgenden Ausstossungsarten des 
Eies bei Abort als möglich: 1. das Ei in toto einschliesslich 
Decidua vera und circumflexa, 2. Trennung von der Decidua serotina; 
Zurückbleiben der Decidua vera, 3. Zurückbleiben auch der Decidua 
circumflexa, so dass zunächst nur Chorion, Amnion, Fruchtwasser 
und Fötus abgehen, 4. Einreissen des Chorion; Abgang des Amnion- 
sackes geschlossen oder geborsten. 

In den beiden ersten Monaten bleibt die Decidua meist zunächst 
zurück. 

Fast ein Modethema scheint die Behandlung des Aborts zu sein, 
eine solche Fülle von Arbeiten über dasselbe hat das vergangene Jahr 
gebracht. Merkwürdiger Weise geht, wie sich der Leser aus den 
nachfolgenden Excerpten überzeugen kann, aus jenen hervor, dass die 
Mehrzahl der Autoren in den wesentlichen Punkten übereinstimmt, 
zumal die deutschen. Auseinander gehen die Ansichten nur über den 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft ete. 667 


mehr oder minder ausgedehnten Gebrauch der Curette, die Mittel zur 
Erweiterung des nicht hinreichend durchgängigen Cervikalkanals, die 
Anwendung der vaginalen Tamponade bei drohendem Abort, der 
uterinen zur Nachbehandlung nach Ausräumung des Uterus. Auszüge 
aus den verschiedenen Arbeiten, welche den wesentlichen Inhalt der- 
selben wiedergeben, lassen wir nachstehend folgen. 

Dol&ris (10) spricht sich für instrumentelle Ausräumung des 
Uterus mittels Curette, eventuell auch Abortzangen bei inkomplettem Ab- 
ort aus. Nach dem Curettement, während dessen ein Assistent den Fundus 
nach unten presst, reibt er den Uterus mit Kreosot-Glycerin aus und 
epült reichlich mit 40° warmem Wasser nach. Schliesslich tamponirt 
er mit Jodoformgaze, welche mit 5°/o Kreosot-Glycerin-Lösung schwach 
getränkt ist. Alle2—3 Tage wird nach intra-uteriner Irrigation frische 
Gaze eingelegt. 

Hansen (16) spricht schon von einer Retention, wenn vier 
Stunden nach Ausstossung des Fötus die ‘übrigen Eitheile noch nicht 
gefolgt sind, und empfiehlt in diesem Fall eine „bewaffnete Exspektation“. 
Treten Blutungen ein, so sollen intra-uterine Injektionen von 45° 
gemacht werden; führen sie nicht zum Ziel das Curettement ohne Nar- 
kose. Die Tamponade wird als zweifelhafter Eingriff verworfen. In 
Fällen von beginnender Septikämie räth Hamon zunächst zu intra- 
uterinen Injektionen mit Quecksilberjodid-Lösung (1:4000) dreimal 
täglich. Sinkt die Temperatur nach 24 Stunden nicht, so wird (nach 
Pinard) kontinuirlich zunächst mit Quecksilberjodid, dann mit Lin 
Karbol irrigirt, zuletzt mit Borsäurelösung. Wenn dies nicht durch, 
führbar, so wird curettirt. 

Maygrier (22) neigt zu einer abwartenden Behandlung des 
Aborts. Einzugreifen räth er nur, wenn sich die Retention des Eies 
bezw. von Eitheilen mit Blutungen, Fieber, übelriechenden Lochien 
komplizirt, ferner bei Zwillingsplacenten, weiter, wenn Verdacht auf 
kriminellen Abort vorliegt, schliesslich, falls sich die Retention über 
drei oder vier Tage erstreckt und der Cervix gich wieder zu schliessen 
anfängt. 

Der „Curage digital“ giebt er den Vorzug, fordert aber für sie 
bequeme Durchgängigkeit des Cervikalkanales.. Fehlt diese, so muss 
sie mittelst Laminaria, Hegar’scher Dilatatoren oder kleinen Kolpeu- 
rynther bewerkstelligt werden. Die Curette soll nur unter Kontrolle 
des mit ibr eingeführten Fingers benutzt werden. Vor der Extraktion 
der gelösten Eitheile mittels Zangen warnt Maygrier. Er bewerk- 
stelligt sie nach Budin, durch Kompression des Uterus zwischen zwei 


668 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


im binteren Scheidengewölbe liegenden Fingern und der von den 
Bauchdecken aus die vordere Uterusfläche drückenden Hand. 

Nach Entfernung des Eies bezw. der Abortreste soll die Uterus- 
höhle mit Kreosot-Glycerin ausgewischt, dann mit einer desinfizirenden 
Lösung ausgespült und schliesslich noch ebenso wie die Vagina mit 
Jodoformgaze austamponirt werden. 

Die Anwendung der Curette und sog. Abortzangen verwirft 
Maygier mit der vorerwähnten Einschränkung als zu gefährlich, be- 
sonders mit Rücksicht auf die Möglichkeit einer Perforation der Uterus- 
wand. In Fällen, in welchen keine strenge Indikation zum Eingreifen 
vorliegt, empfiehlt er die Ausstossung der Eireste durch innerlichen 
Gebrauch von Chin. sulf. zu beschleunigen. 

Romme (26) bespricht drei Arbeiten über Abortbehandlung von 
Jacobs („A propos de l’avortement.“ La policlinique de Bruxelles, 
15. Déc. 1895, pag. 399), Lucas (Étude sur le traitement de la déli- 
vrance dans l’avortement incomplet Thèse Paris) und Müller. Die 
des letzteren ist bereits im vorigen Jahrgang dieses Berichtes besprochen 
worden. Es sei deswegen hier nur erwähnt, dass Müller mehr für 
ein abwartendes Verhalten und Verwendung der Tamponade ist. 
Jacobs dagegen spricht sich für ein aktives Eingreifen und das 
Curettement aus, wenn der Abort unvermeidlich ist. Ist der Fötus 
nicht abgestorben, die Blase erhalten, so räth er zu absoluter Bettruhe, 
Opiumklysmata event. unter Zusatz von Antipyrin, Vibrurn. prunifol. 
auch Hydrastis. Bei bedrohlicher Blutung, aber geschlossenem, rigidem 
Cervix will er zunächst Ergotin subceutan oder Chinin innerlich 
(stündlich 0,05) geben. Wird der Blutverlust trotzdem stärker, so 
macht er heisse (40—50° C.) vaginale Ausspülungen und führen auch 
diese nicht zum Ziel, die vaginale Tamponade. Dieselbe wird 
24 Stunden nicht gewechselt. 

Hat die Schwangerschaft den 3. Monat überschritten, so soll 
nach Jacobs eine Retention der Eihäute nach dem Abgang des Frucht- 
wassers und des Fötus die Regel sein und Blutungen und Sepsis sich 
häufig derselben anschliessen. Zunächst empfiehlt er hier zweistünd- 
liche (45 ° C.) intrauterine Irrigationen mit sterilem Wasser, bei Septikämie 
mit schwacher Sublimatlösung. Führen dieselben nach 24 Stunden 
nicht zum Ziel, so warnt er merkwürdiger Weise vor der digitalen 
Ausräumung, er empfiehlt auf’s Wärmste das Curettement mit nach- 
folgender Kreosotauswischung bezw. Gazetamponade der Uterushöhle. 
Es muss das um so mehr Wunder nehmen, als er für diesen Eingriff 
eine energische Dilatation des Cervix mit Hegar’schen Dilatatoren 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft etc. 669 


verlangt, welche in den fraglichen Fällen ohne Zweifel die Uterushöhle 
auch bequem für den Finger zugänglich macht. 

Lucas dagegen tritt, wenn der Cervikalkanal entsprechend durch- 
gängig ist, für die digitale Ausräumung ein; ist dieselbe nicht möglich, 
für die vaginale bezw. uterine Tamponade. In dringenden Fällen, 
bei profusen Blutungen oder septischen Erscheinungen dilatirt er den 
Cervix gewaltsam mit Hegar’schen Dilatatoren, räumt zunächst digital 
aus und schliesst unter Kontrolle des Fingers ein Curettement an. 
Auch er tamponirt dann die Uterushöhle mit Gaze. 

Aus diesen Arbeiten französischer Autoren geht hervor, dass die 
selben nach artifizieller Beendigung eines Aborts, mit Vorliebe die 
Üterushöhle mit Creosot-Glycerin auswischen und manche auch mit 
Jodoformgaze tamponiren. Auch Newman (24) verfährt so. Nur 
bedient er sich statt der Kreosotlösung 95°/o Karbolsäure, nachdem 
schon die Ausräumung des Uterus unter einem konstanten Strom von 
Sublimatlösung vorgenommen und derselben eine Ausspülung mit 
eben solcher nachgeschickt ist. 

Die deutschen Gynäkologen huldigen einer derartigen Polypragmasie 
in der Nachbehandlung nicht. Von einer Ausspülung des Cavum 
uteri mit einer desinfizireuden Lösung bezw. sterilem Wasser nach 
Entfernung des Eies oder der Eireste abgesehen, sieht wohl die grosse 
Mehrzahl von weiteren örtlichen Maassnahmen gerade so wie im 
Wochenbett ab. Nur ein Autor befürwortet die Befolgung chirurgischer 
Grundsätze nach jeder manuellen Placentarlösung und Abortausräumung, 
indem er die Tamponade der Uterushöhle mit in 1°/o Lysollösung 
getränkten Gazebinden (nicht Jodoformgaze, wegen der Intoxikations- 
gefahr) empfiehlt. Erst nach 48 Stunden soll die tamponirende Gaze 
entfernt und die Vagina dann noch einige Tage mit !/a—3/4 lo Lysol- 
lösung ausgespült werden. Wenn Hahn (15) diesem Verfahren nachrühmt, 
dass er bei Einhaltung desselben noch keinen fieberhaften Verlauf 
nach einem Abort gesehen habe, so wird ihm gewiss von vielen Seiten 
entgegengehalten werden, dass derselbe Erfolg auch ohne diese Maass- 
nahmen zu erzielen sei. 

Die vaginale Tamponade empfiehlt Dodge (9) für alle Fälle 
von Abort, in welchen der Muttermund bezw. der Cervikalkanal noch 
geschlossen, die Blutung aber stark ist. 

Abel (1) warnt bei unvollkommenem Abort, zumal wenn sich 
innerer und äusserer Muttermund wieder geschlossen, vor Anwendung 
des Löffels oder der Curette wegen der Perforationsgefahr bezw. der, 
dass Placentarreste zurückgelassen werden. Er empfiehlt in diesem 


70 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Falle die Erweiterung des Cervikalkanales mittelst Jodoformgazetampo- 
nade des ganzen Uteruscavum. Dass dieselbe gefährlich sei bestreitet 
er, vorausgesetzt, dass strenge Asepsis beobachtet und keine käufliche 
Jodoformgaze, sondern nur sterilisirte benutzt werde. Meist soll bereits 
nach 24 Stunden der innere Muttermund durchgängig sein; wenn nicht, 
wird die Tamponade noch einmal wiederholt. Ist die digitale Aus- 
tastung der Uterushöhle möglich, so wird dieselbe auch mit dem Finger 
ausgeräumt, dann mittelst watteumwickelter in 5°/oiger Karbollösung 
getauchten Kornzange ausgewischt, nicht ausgespült. Tritt nach Ent- 
fernung eines Abortes septisches Fieber ein, bezw. besteht dasselbe fort, 
so ist von anderer Seite die Totalexstirpation des Uterus empfohlen. 
Abel bestreitet die Berechtigung derselben. 

Bei Abortus imminens soll die Patientin das Bett hüten und 
Hydrastis innerlich nehmen. Ist er nicht mehr aufzuhalten, so genügt 
oft feste Scheidentamponade, um das Ei zur Ausstossung zu bringen. 
Nur bei dringender Indikation zur Entleerung des Uterus ist die Tam- 
ponade des Cavum uteri bei intaktem Ei angezeigt. 

Auch Mittermaier (23) befürwortet bei Retentio placentae post 
abort., wenn die Diagnose gestellt ist, auch ohne dringende Symptome 
(wie Blutung und Zersetzung) die sofortige Ausräumung nach, wenn 
nöthig, vorhergegangener Tamponade und Erweiterung des Cervix mit 
Jodoformgaze, da später sonst doch noch in Folge eintretender Blu- 
tungen in ca. 75°/o der Fälle ein operativer Eingriff nöthig wird. 

Auch Schütz (Diskussion) verfährt in gleicher Weise; nur ver- 
wirft er die Tamponade als Dilatationsmittel wegen der Infektionsge- 
fahr. Er zieht die Erweiterung mittelst Sonden oder Stiften vor. Auch 
bei septischem Abort mit Placentarretention stellt er die Prognose 
günstig. 

Büttner (6) kommt auf Grund der von Glaevecke in 28 Fällen 
gemachten Erfahrungen zu dem Schluss, dass das Curettement bei tech- 
nisch richtiger Ausführung gefahrlos ist, Blutungen nach Abort und 
Geburt durch dasselbe geheilt, die Menses meist in günstiger Weise 
beeinflusst werden und Sterilität ausgeschlossen, Gravidität im Gegen- 
theil häufig ist. 

Hauff (17) steht nicht auf dem extremen Standpunkt, dass jeder 
Abort zum Gegenstand eines operativen Eingriffs gemacht werden soll. 
Bei bestimmten Indikationen will er aber, wenn sich die Möglichkeit 
einer raschen operativen Entleerung des Uterus bietet, diese Gelegenheit 
nicht versäumen. Bei nicht genügender Erweiterung des Cervix dila- 
tirt er mit Hegar’schen Stiften und räumt meist mit dem Finger 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft etc. 671 


aus. Nachtbeile der aktiven Behandlung hat er nie gesehen, wohl aber 
den Vorzug, dass der Verlauf abgekürzt, Blut erspart wurde, und die 
Rekonvalescenz glatt verlief. Den Secalegebrauch verwirft Hauff, 
so lange noch das ganze Ei oder Reste desselben im Uterus sind, em- 
pfiehlt ihn aber zur Beschleunigung der Rückbildung nach Entleerung 
des letzteren. 

Jellet (19) spricht sich nur dann für ein aktives Eingreifen aus, 
wenn die Patientin so viel Blut verloren hat, dass ein weiterer Blutver- 
lust gefahrbringend erscheint, wenn es gewiss ist, dass ein Theil des 
Eies ausgestossen, ein anderer noch im Uterus retinirt ist, wenn kein 
Zweifel besteht, dass das Ei abgestorben ist. Für inkompleten Abort 
spricht, abgesehen von dem Ergebniss einer genauen Untersuchung 
alles dessen, was ausgestossen ist, das Anbalten der Blutung; für 
drohenden Abort stärkere Erweiterung des inneren wie des äusseren 
Muttermundes, für kompleten das umgekehrte Verhalten. Doch können, 
wie ein von Sutton selbst beobachteter Fall zeigt, diese Zeichen 
trügen. 

Horigan (18), ein energischer Gegner des künstlichen Aborts — 
die bisher für denselben aufgestellten Indikationen erkennt er nicht 
an, weil er den Werth des keimenden Lebens gleich dem mütter- 
lichen schätzt — will auch, wenn der spontane Abort unvermeidlich er- 
scheint, ja selbst wenn das Fruchtwasser abgegangen ist, noch den 
Versuch machen, die Schwangerschaft zu erhalten (Bettruhe, Opium, 
Plumb. subacetic,, Tannin, Acid. sulf. aromat.) Nur wenn er sich von 
dem Frachttod überzeugt hat, stimmt er der Beschleunigung des Aborts 
zu. Er giebt zu, dass hier die Diagnose eine schwierige sein kann. 
Als charakteristisch führt er an, dass die Brüste stärker anschwellen, 
schmerzhafter werden und Milchabsonderung eintritt. (Nach des Ref. 
Erfahrungen ist das Umgekehrte viel häufiger der Fall) Wenn 
Horigan weiter missfarbenen übelriechenden Ausfluss, Gasentwicke- 
lung im Uterus, Fieber als Zeichen des Fruchttodes anführt, so wird 
man ihm zustimmen, dass dieselben sichere seien, aber wer wird sich 
bereit finden, sie eret abzuwarten und dadurch die Patientin einer 
schweren Infektionsgefahr aussetzen ? 

So lange keine wehenartigen Schmerzen auftreten und die Blu- 
tungen für die Gravida nicht evident schädlich werden, muss man auch 
nach Grapow (14) suchen, die Frucht zu erhalten. Zu diesem Zweck 
empfiehlt er: Bettruhe, blande Diät, Sorge für leichten Stuhl; bei stär- 
kerem Bluten: lockere, aber dichte Scheidentamponade, eventuell 24- 
stündig zu erneuern; innerlich: Hydrastis oder Viburnum. Bei Lage- 


612 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


anomalien: Redression. Für die Fälle, in denen man den Uterus inı 
Vergleich zur supponirten Schwangerschaftszeit entweder auffallend klein 
— frühzeitig abgestorbene Frucht — oder auffallend gross — An- 
sammlung von grossen theerartigen Mengen alten Blutes zwischen Ei 
und Uteruswand — findet, räth er zu forcirter Entleerung in Narkose 
in einer Sitzung. 

Bei dem im Gang befindlichen Abort ist Grapow zunächst für 
ein abwartendes Verhalten. Führt dabei die Natur nicht zum Ziel, 
kommt es wegen vorzeitiger Placentarlösung zu stärkeren Blutungen 
oder bleibt das ganze Ei im Cervix stecken, dann ist der Uterus wo- 
möglich mit dem Finger zu entleeren, sonst die Scheide fest zu tam- 
poniren. Der unvollständige Abort erfordert stets künstliche Entleerung, 
bei welcher es zu statten kommt, dass selbst noch nach Wochen der 
Zeigefinger in Narkose ins Cavum gebracht werden kann, nöthigenfalls 
nach vorheriger Dilatation mit Hegar’schen Stiften. Curette und 
Kornzange verwirft Grapow, desgleichen vaginale und intrauterine 
Ausspülungen. 

Auf Grund von acht Beobachtungen empfiehlt Schwab (28) das 
Chin. sulf. in zwei Dosen zu 0,5 zur Beförderung der Ausstossung 
retinirter Eitheile bei unvollständigem Abort, falls dieselbe bereits sechs 
Stunden besteht. Noch frühzeitiger giebt er es, wenn Blutung oder 
Fieber eintritt. 

Ebenso wie Gra pow warnt Freund (12) vor einem zu aktiven, 
vielgeschäftigen Vorgehen bei der Behandlung des Aborts. Erst wenn 
derselbe sicher nicht mehr aufzuhalten, durch Scheidentamponade eine 
Ausstossung des Eies sicher nicht zu erzielen ist, befürwortet er nöthigen- 
falls stumpfe Erweiterung des Cervix bis zur Durchgängigkeit für den 
Finger, Austastung und Entfernung des Eies mit demselben. Die 
Verwendung von Instrumenten zu diesem Zweck verwirft er. Aus- 
führlich bespricht Verf. den septischen Abort. Ist bei septisch er- 
kranktem Uterus bereits die Umgebung ergriffen, so gestattet er nur 
bei starken Blutungen die Ausräumung des Uterus. Auch in diesen 
Fällen erklärt er die Curette für gefährlich und nutzlos. In schweren 
Fällen septischer Infektion will er die Totalexstirpation in Betracht 
ziehen; doch giebt er zu, dass die Wahl des Zeitpunktes sehr schwierig 
ist. Die Gelegenheit einen akut infizirten und isolirt erkrankten Uterus 
zu behandeln, ist selten; gewöhnlich handelt ee sich um die Formen 
des Iymphangoitischen und pyämischen Wochenbettfiebers. Bei allge- 
meiner Peritonitis bei der ersteren Form ist eine Operation von vorn- 
herein zwecklos. Da ein Theil der pyämisch erkrankten Wöchnerinnen 


Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft etc. 73 


selbst nach Monaten wieder gesund wird, ist die Frage, ob eine Früh- 
operation berechtigt ist, sehr schwer zu beantworten. Höchstens ist 
sie in Fällen von Pyämie nach unsauberem Abort am Platz. 

Eine eingehende Arbeit über „septischen Abort“ bringt auch 
Stock (29). Ihr liegt ein Material von 60 Fällen aus der Berliner 
Frauenklinik zu Grund. Wie Freund, ist auch der Verf. der Ansicht, 
dass kriminelle Aborte in den Grossstädten sehr häufig sind (nach 
Olshausen 80°/o aller in die klinische Behandlung aufgenommenen). 
Die Infektion bei Aborten soll durch das lange Umhergehen der 
Frauen mit ihrer Blutung begünstigt werden. Die Infektionskeime 
werden auf irgend eine Art, durch eine Untersuchung oder einen 
Ausräumungsversuch eingebracht. Auch Zersetzung des Eies, zurück- 
gebliebene Eireste mit der durch sie bedingten Blutung, die deswegen 
angewandte Tamponade oder andere operative Eingriffe können zur 
Infektion führen. 

Als Zeichen der Infektion sind anzusehen: putrider blutiger 
Ausfluss, mit Schüttelfrösten einsetzendes Fieber, Erhebung der Puls- 
frequenz bis zu 130 Schlägen, zeitweise Kreuzschmerzen und dumpfes 
Gefühl in der unteren Bauchgegend. Wenn 15 Stunden nach erfolgter 
Ausräumung Puls und Temperatur auf derselben Höhe bleiben, so ist 
eine Allgemeininfektion anzunehmen. Die Erscheinungen der Sepsis p. 
abort. entsprechen ganz denjenigen nach der Geburt. Oertliche Er- 
scheinungen können fehlen, oder es tritt allgemeine eitrige Peritonitis 
mit ihren charakteristischen Symptomen ein. 

Therapeutisch empfiehlt Stock Laminariadilatation, Ausräumung 
mit dem Finger (nicht Curette!) Ausspülung mit Lysollösung, inner- 
lich Secale-Präparate und Alkohol. 

Pincus (25)empfiehlt die Vaporisation des Cavum uteri bei putridem 
Abort dann, wenn keine Komplikationen in den Adnexen bestehen. 
Er rühmt dem Verfahren nach, dass es die im Uterus vorhandenen 
Keime zerstört, die frischen Wunden mit einen schützendem Coagulum 
bedeckt und gleichzeitig auch eine sehr energische Kontraktion anregt, 
wodurch die Wundfläche sofort bedeutend verkleinert und die Involu- 
tion, damit aber auch die Konvalescenz ungemein gefördert wird. Bei 
zehn Fällen erlebte er keine Störung. Das Fieber hörte jedoch nur 
bei fünf Kranken sofort (kritisch) auf; bei zweien trat Sepsis auf; 
drei waren überhaupt fieberfrei. Der Geruch hörte in fast allen Fällen 
sofort auf. Nur einmal musste die Vaporisatiin am dritten Tage 
wiederholt werden. Sie scheint Pincus auch deswegen noch besonders 
empfehlenswerth, weil das kranke Endometrium, welches so häufig 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 43 | 


674 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Veranlassung zum sog. habituellen Abort giebt, gleich mit entfernt 
werden kann, wenn man 100°igen Dampf bis zu zwei Minuten ein- 
wirken lässt. Vom 6.—8. Tag an soll dann durch Anwendung von 
Tinct. jodi das Heranwachsen eines gesunden Endometrium bewirkt 
werden. 

Baketel (2) berichtet über einen Fall einer Schwangerschaft 
von 316 Tagen. Nach 94stündiger Geburtsthätigkeit wurde das Kind 
mit der Zange extrahirt. Der Schädel fand sich verknöchert. 


Extrauterinschwangerschaft. Schwangerschaft im rudimentären 
Nebenhorn eines Uterus bicornis. 


l. Abel, Zur Behandlung der Tubengravidität. Berliner klin. Wochenschr. 
Nr. 16, pag. 124. 

2. Aspell, J., Three cases of ruptured ectopic gestation. The Amer. gyn. 
and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, pag. 229. (I. Vpara. Letzter Partus vor 
fünf Jahren. Menstruation stets regelmässig. Fall, nachdem Menses fünf 
Wochen ausgeblieben. Wegen Blutung Curettement. Später rechtsseitiger, 
parauteriner Tumor nachgewiesen. Erfolgreiche Cöliotomie. II. 32 jährige, 
seit 13 Jahren verheirathete Illgravide. Zwei Aborte, der letzte vor zwei 
Jahren. Letzte Menses im September. Im Oktober erster Schmerzanfall. 
Wiederholte sich öfter. Rechtsseitige Geschwulst neben dem Uterus. An- 
fang April Cöliotomie. In die Verwachsungen fand sich der Appendix 
einbezogen. III. 29jährige, seit acht Jahren verheirathete Ipara. Erster 
Partus vor sieben Jahren. Keine Aborte. Fünf Monate nach der ersten 
Entbindung heftiger Schmerzanfall und starke Blutung. Mehrmonatliches 
Krankenlager. Eitriger Ausfluss, welcher blieb. Rechtsseitiger Adnex- 
tumor. Bei der Cöliotomie fanden sich feste, alte Verwachsungen.) 

3. Bacon, M. W., Extra-uterine pregnancy. The Amer. gyn. and obst. journ. 
Vol. X, Nr. 3, pag. 371. (Cöliotomie. Genesung.) 

4. Barbour, Ektopische Schwangerschaft im V. Monat. Geburtsh. Gesellsch. 

zu Edinburgh. Lancet 1896, Dec. 19. (Fruchtsack wurde vor der Eröff- 

nung mit der Bauchdeckenwunde vernäht, nach der Eröffnung tamponirt- 

Fötus seit einigen Wochen abgestorben. Um Atrophie der Placenta ein- 

treten zu lassen, Operation aufgeschoben.) 

Baur, K. J., Laparotomie bei geborstener Tubarschwangerschaft. Inaug.- 

Diss. Berlin 1895. (15 Fälle, auf Grund deren die Cöliotomie als erfolg- 

reichste und einzigste Behandlung empfohlen wird ) 

6. Beaver, B. D., Tubal pregnancy. The med. and surg. reporter. May 29. 
Ref. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 632. (Vier 
(Geburten und zwei Aborte, der letzte 10 Monat vor Aufnahme der Patientin 
in’s Krankenhaus. Diagnose auf linksseitige, 3'2 monatliche Extrauterin- 
schwangerschaft gestellt. Cöliotomie. Bei dem Versuch, den Fruchtsack 


(aSa | 


10. 


13. 


14. 


Extrauterinschwangerschaft etc. 675 


aus seinen Verwachsungen zu lösen, heftige Blutung. Entfernung des 
Fötus; Placenta zurückgelassen. Auch ein rechtsseitiger Hydrosalpinx ab- 
getragen. Einnähen des Fruchtsackes in den unteren Theil der Bauch- 
wunde. Tamponade desselben mit Jodoformgaze. Genesung.) 


. Becking, A. G. Th., Graviditas extrauterina. Ned. Tydsch. v. Geneesk. 


Nr ò. (Ein Fall von Graviditas tubaria ampullaris bei einer IlI para, wo 
der Coitus eine Blutung im Fruchtsacke veranlasst hatte) (A. Mynlieff.) 


. Black, C. E., Appendicitis complicating ectopic pregnancy. Ann. gyn. 


and ped. June; ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 391. 
(Kein Verdacht auf Schwangerschaft, als die Patientin anfing, unter heftigen 
Schmerzen zu menstruiren. Es entwickelten sich die Erscheinungen der 
Appendicitis; starkes Fieber. Operation erwies Appendicitis und Ruptur 
eines tubaren Fruchtsackes. Genesung.) 


. Bobroff, Zur Frage über extrauterine Schwangerschaft. Chirurgie, Nr. 1. 


(V. Müller.) 
Boldt, Ektopische Schwangerschaft. Med. News. April; ref. Centralbl. 
f. Gyn. Nr. 85, pag. 1069. 


. Borelius, Jacques, Graviditas extrauterina. lHiygiea. Bd. LIX, Nr A 


pag. 535. (Rechtsseitige, geborstene Eileiterschwangerschaft. Laparotomie 
und Exstirpation am Tage der Berstung. Frucht 5—6 cm. Heilung.) 
(Leopold Meyer.) 


. Bovée, J. W., Retroperitoneal ectopic pregnancy at full term. The Amer. 


journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 314. (28jährige, seit acht Jahren ver- 
heirathete Nulligravida. Seit neun Jahren linksseitige Unterleibs- und 
Rückenschmerzen. Menses stets schmerzhaft, bald ante-, bald postponirend 
(bis 14 Tage). Letzte Menses 15. Dezember. Ungefähr vier Wochen später 
heftige Unterleibsschmerzen, welche Pat. zwangen, sich zu Bett zu legen 
und den grössten Theil der Folgezeit in demselben zu bleiben. Am nor- 
malen Ende der Schwangerschaft — im Juli und September traten Blu- 
tangen auf — wehenartige Schmerzen. Mit Nachlass derselben Aufhören 
der Kindsbewegungen. Am 18. November wurde Abdominalschwangerschaft 
diagnostizirt. Der Tumor rechts nahezu bis zur Leber. Cöliotomie. Er- 
öffnung des Fruchtsackes. Entwickelung des ausgetragenen Fötus. Pla- 
centa links im Becken. Ausschälung des Fruchtsackes, welcher dem Uterus, 
der Blase, dem Rektum und anderweit adhärent war. Unterbindung nur 
eines (refüsses. Glasdrainage. Fieber. Primäre Heilung der Bauchwunde. 
Tod an Sepsis am 13. Tage p. op. Bei der Sektion fanden sich nur hinter 
dem Uterus Eiteransammlungen, in denen Staphylococcus pyogenus aureus 
nachgewiesen wurde.) 

Boyster, Ein Fall von kombinirter Intra- und Extrauterinschwangerschaft 
am normalen Ende. The Amer. journ. of obst. Dez.; ref. Die Medizin der 
Gegenwart. Heft 2. 

Brandt, Kr., Ektopisk svangerskab. Med. selsk.’s forh. v. Norsk Mag. 
f. Laegev., pag. 224. (Verte vor vier Jahren publizirte Monographie: 
‚Die ektopische Schwangerschaft“ wird in einem kurzen Vortrage resu- 
mirt. Die Bedeutung der Krankheit, die Häufigkeit und verhältnissmässig 
leichte Diagnose wird hervorgehoben. 15 operirte Fälle mit einem Todes- 
fall. Präparate wurden demonstrirt. Verf. steht auf demselben Stand- 


43* 


66 


16. 


17. 


18. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


punkte wie Werth: die ektopische Schwangerschaft ist eine bösartige 
Neubildung, die sobald als möglich entfernt werden muss. Folglich macht 
ein erfahrener Chirurg Laparotomie, für den nicht chirurgisch geübten Arzt 
ist Eisbeutel, Ruhe und Opium zu empfehlen, bis die Hämatocele resorbirt 
ist. Es ist jedoch ganz unmöglich, zu wissen, ob die Adhäsionen oder Hämato- 
celenkapseln einer neuen Blutung widerstehen können. Deshalb soll auch 
in diesen Fällen die Laparotomie gemacht werden. Vaginale Operationen 
sind nur bei Abscessbildung indizirt, weil Ligaturen schwer per vaginam 
an die morschen graviden Tuben gelegt werden können. Gegen die citirte 
Statistik von Schauta und Martin opponirten in der nachfolgenden Dis- 
kussion Wedeler und Semb, deren Erfahrung in der Richtung geht, dass 
die Hämatocelen günstig verlaufen. Selbst hätten sie nie tödtlichen Aus- 
gang gesehen.) (Kr. Brandt, Kristiania.) 


. Brodowski, Demonstration eines Präparates von Extrauterinschwanger- 


schaft. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 807. (Brodowski demonstrirte 
ein Leichenpräparat. 33 jährige Frau starb nach zweimonatlicher Retention der 
Periode. Sie war in die Klinik von Krajewski eingetreten, der per vagi- 
nam eine Hämatocele retrouterina eröffnete. Einige Tage darauf Tod an 
Peritonitis. Es fand sich bei der Sektion eine rechtsseitige, nicht ruptu- 
rirte Tubenschwangerschaft, das Ei von Blutgerinnseln umgeben Obwohl 
die Tube nicht geplatzt war, hatte sich durch Blutung aus dem Ostium 
abdominale tubae eine Haematocele retrouterina gebildet. Merkwürdiger- 
weise angeborener Mangel des rechten Ovarium, so dass eine äussere 
Ueberwanderung des Eies angenommen werden muss. Ausserdem ein mit 
dem Cavum Douglasii kommunizirender Abscess des rechten Ligamentum 
latum. Als Krajewski die Frau operirte, hatte sie eine Temperatur von 
40 Grad und gerade deshalb attaquirte er den fluktuirenden Tumor von 
der Scheide aus. Ob die Frau vor kurzem ein Wochenbett durchgemacht 
hatte, weiss Krajewski nicht mehr.) (Neugebauer.) 


Broese, Rupturirte Tubenschwangerschaft. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. 
zu Berlin; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 135. (Frau mit den Zeichen 
hochgradigster Anämie in die Klinik gebracht. Quere Spaltung des hin- 
teren Scheidengewölbes. Linke Anhänge in die Scheide gezogen und mit 
Klemmen gesichert. Dann der retroflektirte Uterus mit einer Kugelzange 
gefasst und vorgezogen. Exstirpation der Tube und des Ovarium.) 


Brohl, Eine Extrauterinschwangerschaft. Gesellsch. f. Geb u. Gyn. zu 
Köln a. Rh.; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 4, pag. 113. (36 jährige Frau im 
III. Monat schwanger. Plötzlich heftige Schmerzen. Grosse Geschwulst 
im Abdomen; uterine Blutung. Nach drei Wochen Querschnitt im hinteren 
Scheidengewölbe. Eröffnung einer kleinen leeren Höhle im Douglas. Ein- 
schneiden einer sich vorwölbenden Membran. Entleerung flüssigen Blutes 
und Blutkoagula. Tamponade. Musste zwei Monate fortgesetzt werden. 
da bei Fortlassen sofort starke Blutung auftrat.) 


Cargill, Ch.H., Twin tubal gestation. The Amer. gyn. and obst. journ. 
Vol. X, Nr. 1, pag. 51. (Ruptur eines tubaren Fruchtsackes in der neunten 
Woche bei einer Igraviden. Blutung in die freie Bauchhöhle. Cöliotomie. 
In den Blutgerinnseln fanden sich Zwillinge. Tod 45 Stunden p. op.) 


19. 


20, 


25. 


26. 


Extrauteriuschwangerschaft etc. 07 


Choyan, Peritoneal flooding from rupture of tubal pregnancy. These de 
Paris 1896—97; ref. The Brit. gyn. journ. Tom. XLIX, Aug., pag. 150. 
Christie, O., Dobbeltsidig extrauterinsvangerskab (Graviditas tubaria 
dextra, graviditas tuboovarica sin.). Medicinsk Revue. 14. Jahrg. Heft 1, 
pag. 1—6. (Im Falle Christie’s wurde die geborstene, rechtsseitige Ei- 
leiterschwangerschaft durch Nachweis von Eihüllen bewiesen. Linkerseits 
fand sich eine gehorstene Tuboovarialcyste, Fruchttheile wurden aber nicht 
nachgewiesen. Verf. operirte im zweiten Monat, fasst die vermeintlichen 
zwei Schwangerschaften als gleichzeitige auf. Glatte Heilung. Unter den 
Symptomen, die im vorliegenden Falle sonst sehr wenig ausgeprägt waren, 
lenkt Verf. besonders die Aufmerksamkeit auf einen plötzlich einsetzenden 
vorübergehenden Drang zum Uriniren und schneidende Schmerzen bei diesem 
Akte. Das Symptom wird auch bei Berstung anderer Bauch- und Becken- 
organe, z. B. bei Berstung des Wurmfortsatzes beobachtet.) 

(Leopold Meyer.) 


. Ciechanowski, Ein Fall von Tubenschwangerschaft. Nowiny lekarskie, 


pag. 117. (Neugebauer) 
Cordier, A.H., Extrauterine pregnancy clinical phases of. Ann. of gyn. 
and ped. Vol. XI, Nr. 3, pag. 196. (I. 44jährige Multipara. In zweiter 
Ehe seit fünf Jahren steril verheirathet. Die bisher regelmässigen Menses 
blieben etwas über die Zeit aus. Dann geringe Blutung und Abgang von 
Membranen. Später wiederholte Schmerz- und Collapsanfälle. Cöliotomie. 
Entfernung des rupturirten, tubaren Fruchtsackes. Rektale Salzwasser- 
einläufe. Genesung II. 24jährige Il gravide. Erste Geburt vor vier Jahren. 
Menses stets regelmässig. Plötzlicher Schmerzanfall in der linken Unter- 
leibsseite.. Ohnmacht. Die Anfälle wiederholten sich. Es trat Fieber ein. 
Entfernung der achtwöchentlichen Tubarschwangerschaft durch Cöliotomie. 
(renesung.) 


23. Crouzat, Sur un cas de grossesse extra-utérine avec enfant vivant. Ann. 


de gyn. et de l’obst. Tom. XLVII, Mai, pag. 417. (Gravid. extraut. im 
VII. Monat. Kind lebend. Cöliotomie. Schädel und Nabelschnur des Fötus 
mit der Wand des Fruchtsackes verwachsen. Starb am folgenden Tage, 
die Mutter nach vier Wochen in Folge von Verjauchung der Placenta, 
welche wegen zu fester Verwachsungen zurückgelassen war.) 

— et Jeannel, Grossesse extra-utérine abdominale secondaire, enfant 
vivant. Laparotomie an 8° mois, mort de l'enfant le même jour, mort de 
la mère un mois après, par infection due à la putréfaction du placenta. 
Autopsie. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 261. 
Cullen, T. S., u. Wilkins, G. L., Schwangerschaft im rudimentären 
Nebenhorn. John Hopkins Hospital Reports 1896; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 50, pag. 1475. (Schwangerschaft im III. Monat. Exitus an Verblutung, 
ehe eine Operation vorgenommen werden konnte. Ucberwanderung des 
Eies vom rechten Ovarium zum linken Uterushorn, das durch einen soliden 
Strang mit dem Uterus verbunden war. Corpus luteum verum im rechten 
Ovarium.) 


Cullingworth, C. J., Clinical illustrations of the diseases of the fal- 
lopian tubes and of the tubal gestation. Rivington. Percival and Comp. 


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28. 


29. 


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Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Cullingworth, J., Unsere jetzigen Anschauungen über die Hämatocele. 
Lancet. Juni; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1071. 

Czempin, Zwei Fälle von Tubargravidität. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. 
in Berlin; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 28, pag. 906. (I. 33jährige Nullipara, 
sieben Jahre steril verheirathet. Innerhalb eines Jahres zwei Tubargravi- 
ditäten. Die erste rechtsseitig, operirt. Die zweite sechs Monate später 
eingetreten. Ruptur im IlI. Monat. Cöliotomie. Im Riss der Tube die 
Placenta. Genesung. II. Cöliotomie. Genesung.) 

Denis, Ein Fall von Extrauterinschwangerschaft von 12jähriger Dauer. 
Lyon med. 1896. Mai; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1426. 
Dirner, G. (Budapest), Tubaris terhesség esete. Közkörhäzi Orvostärsulat. 
Febr. 10. (Laparotomie wegen Ruptur einer graviden Tube. Exstirpation 
des Tubarsackes und des Ovarium. Heilung.) (Temesväry.) 
Dorsett, W. B., Tubal pregnancy; operation; recovery. Ann. of gyn. 
and ped. Vol. XI, Nr. 1, pag. 44. (35jährige IlI gravide. Seit der letzten 
Geburt vor sieben Jahren Beschwerden in der rechten Adnexgegend. Dort 
ein Tumor. Cöliotomie.) 

Dührssen, A., Ueber operative Behandlung, insbesondere die vaginale 
Cöliotomie bei Tubarschwangerschaft, nebst Bemerkungen zur Aetiologie 
der Tubarschwangerschaft und Beschreibung eines Tubenpolypen. Arcb. 
f. Gyn. Bd. LIV, Heft 2, pag. 207. 

Dunning, L. H., Ectopic gestation, a consideration of the intraligamen- 
tous, retroperitoneal form. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 
43. (Letzte normale Menstruation am 1. Februar. Nach Mitte März heftige 
Unterleibsschmerzen. Zweiwöchentliches Krankenlager. Uterine Blutung. 
Abgang von Hautfetzen. Langsame Erholung. Allmähliche Zunahme des 
Unterleibes. Kindsbewegungen. Ende November Wehen während einiger 
Stunden. Aufhören der Kindsbewegungen. Zwei Monate später wurde ein 
sich mehr nach der linken Seite erstreckender Tumor konstatirt, bei dessen 
Bewegung der Uterus sich mitbewegte. Die Höhle des letzteren hatte eine 
Länge von vier Zoll. Keine Fluktuation; kein Ballotement. Bei kombi- 
nirter Untersuchuug wurde ein Fötus gefunden. Cöliotomie. Der Frucht- 
sack überall von Peritoneum bekleidet, welches sich in der Höhe des Pro- 
montorium auf ihn überschlägt. Von ihm nach rechts der Uterus, mit dem 
Fruchtsack adhärent, aber nicht in ihm aufgegangen. Die vordere Wand 
des letzteren vom linken Lig. latum gebildet. Eröffnung des Fruchtsackes. 
Verhältnissmässig leichte Ausschälung desselben. Unterbindung einer 
grossen, von unten in den Sack eintretenden Arterie und mehrerer kleinerer. 
Die linke Tube war in demselben aufgegangen. Nach seiner Entfernung 
blieb eine unregelmässige Höhle zurück, deren vordere und hintere Wand 
durch Peritonealklappen gebildet wurden. Da die Hälfte der seitlichen und 
hinteren Fläche des Uterus völlig von Peritoneum entblösst war, wurde er 
exstirpirt. Glatte Genesung.) 

Eden, T. W., A decidual cast of the uterus, from a case in which there 
was no evidence of extra-uterine gestation. With microscopic sections. 
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, Part. II, pag. 132. 
Frank, Geplatzte Tubargravidität. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. zu Köln a. Rh. 
Ref. Centralbl. f. Gyu. Nr. 21, pag. 628. (Gravid. tubaria im II. Monat. 


36. 


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Extrauterinschwangerschaft ete. 679 


Beim Stuhl plötzlich heftige Schmerzen; Ohnmachtsanfälle.. Von Aerzten 
wegen Peritonitis behandelt. 20 Tage nach der Ruptur wegen Collapses 
Cöliotomie. Sack im Douglas mit Darmschlingen fest verwachsen. Aus- 
stopfung und Abkapselung der Höhle. Später sekundäre Bauchnaht. Ge- 
nesung.) | 

Frankenthal, L. E., Ruptured tubal pregnancy. The Amer. gyn. and 
obst. journ. Vol. XI, Nr. 3, pag. 358. (I. 28jährige, seit zwei Jahren ver- 
heirathete Nulligravide. Drei Monate zuvor Dilatation des Cervix, um eine 
Conception zu erleichtern. Monses zwei Monate ausgeblieben. Heftige 
Schmerzen im Unterleib um 9 Uhr; Tod um 1 Uhr, ehe operirt wurde. 
U. III. IV. Rechtsseitige Tubarschwangerschaften mit DEER des 
entsprechenden Ovarium.) 

Gardner, W., u. Martin, Drei Fälle von Beckenhämatomen. Montreal 
med. journ. — ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1070. 
Gorochoff, Zur Kasuistik der Tubenschwangerschaft. Medizinsk. obosr. 
November. (V. Müller.) 
Giles, A. E., Two unusual cases of tubal gestation; the one causing 
chronic intestinal obstruction and accompanied by a haematosalpinx of 
the non-gravid tube; the other simulating retroversion of the gravid uterus. 
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 232. (I. 38jährige, 
seit 13 Jahren verheirathete I gravide im II. Monat. Plötzliche Erkrankung 
an heftigen Leibschmerzen und Erbrechen, welches sich wiederholte. Der 
Cervix durch eine retrouterine Masse, welche das Rektum komprimirte, 
gegen die Symphyse verschoben. Beschleunigter Puls; Temperatur 40°. 
Diagnose: Cellulitis pelv. Da Milch in den Brüsten, auch an die Möglich- 
keit einer Retroversio uteri gravidi gedacht, deswegen nach einiger Zeit 
vergeblicher Versuch, denselben in Narkose zu reponiren. Von der Cölio- 
tomie wegen des schlechten Allgemeinzustandes Abstand genommen, da- 
gegen eine Sonde in den Uterus geführt, um den künstlichen Abort einzu- 
leiten. Der Uterus erwies sich als leer. Tod am nächsten Tage, nachdem 
man nun endlich auf die Diagnose „Extrauteringravidität* zurückgekommen 
war. II. 26jährige, seit acht Jahren verheirathete IV gravide. Ein Abort 
vor 12 Monaten. Nachdem die letzten Menses vier Wochen zuvor nur 
andeutungsweise aufgetreten, Ischurie. Nach Entleerung der Blase wurde 
die Diagnose entweder auf Retroflexio uteri gravidi oder Myoma uteri ge- 
stellt. In Narkose Repositionsversuch. Der Tumor liess sich etwas heben. 
Ein Ring wurde eingelegt. Urin konnte am nächsten Tage spontan ge- 
lassen und nun konstatirt werden, dass der Uterus kaum vergrössert vor 
der Geschwulst lag. Cöliotomie. Rupturirte rechtsseitige Tubarschwanger- 
schaft. Entfernung derselben, sowie der linksseitigen, gleichfalls erkrankten 
Anhänge. Genesung.) 

Gilford, H., Zwei Fälle von ektopischer Schwangerschaft. Lancet. Febr. 
Ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24, pag. 764. 

Gummert, Ein Fall von Schwangerschaft im verkümmerten Nebenhorn. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 23, pag. 705. (24jährige Igravide. Vier Wochen 
nach dem Ausbleiben der Menses heftige Unterleibsschmerzen ; nehmen all- 
mählich zu, so dass Patientin das Bett nicht verlassen kann. Im IV. Monat 
starker Blutabgang, Wehen. Danach Nachlass der Schmerzen; reichliche 


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Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Milchahsonderung. Nach sechs Wochen Menses, welche zweimal wieder- 
kehren. Linksseitige, ziehende Unterleibsschmerzen; Beschwerden beim 
Wasserlassen; Uebelkeiten, Erbrechen, später wieder Blutungen. Unter- 
suchung ergiebt den Uterus wie im Ill. oder IV. Monat vergrössert; kon- 
trahirt sich unter der Hand. Der linken Uteruskante vorn aufliegend ein 
gut orangegrosser Tumor mit einem nussgrossen Höcker nach oben und 
hinten, der durch einen breiten dünnen Stiel mit dem Uterus zusammen- 
hängt. Am folgenden Tage Abort. 14 Tage später Cöliotomie. Tumor 
breit mit Netz und vorderem Douglas verwachsen. Nach Lösung zeigt 
sich, dass von demselben nach hinten und unten Lig. rotundum, Tube und 
Ovarium abgehen. Abbinden des Stieles in zwei Partien. Uebernähen mit 
Serosa. Genesung. In dem völlig mit Placenta austapezirten Nebenhorn 
fand sich ein 21 cm langer, macerirter Fötus.) 
Hardie, D., Extra-uterine pregnancy. The Austral. med. gaz. July 1896. 
(Extrauterinschwangerschaft im VIII. Monat. Cöliotomie. Extraktion des 
Fötus. Kein Fruchtwasser. Placenta und Nabelschnur in der Bauchhöhle 
belassen. Der tubare Fruchtsack in die Bauchwunde eingenäht. Gaze- 
tamponade. Rekonvalescenz nicht glatt. Nach ca. sechs Wochen stück- 
weiser Abgang der Placenta. Allmähliche Heilung.) 
Harris, Weitere Fortschritte der Entbindung ektopischer lebensfähiger 
Früchte durch Cöliotomie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 2. 
Heinricius, Fall af laparotomi, utförd för akut hämatocele, kompliceradt 
med och uppkommet till följd af blödning genom tubarabort. (Laparotomie 
wegen Hämatocele durch Tubarabort veranlasst; Heilung.) Finska Läkare- 
sällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 1, pag. 192—-93. 

(Leopold Meyer.i 
Henrotay, Behandlung der Extrauterinschwangerschaft. Belg. Ges. f. 
Geh. u. Gyn. zu Brüssel; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29, pag. 927. 
Herman, Specimen of ectopie pregnancy going nearly to term in the 
peritoneal cavity. the placenta being attached to the tup of the uterus. 
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 135. (Diagnose 
war aus verschiedenen Gründen auf Uterusfibrom gestellt. Da die Pla- 
centa am Uterus inserirte, wurde dieser supravaginal amputirt, der Stumpf 
im unteren Wundwinkel befestigt. Glatte Genesung.) 
Herrick, Report of a case of typhoid fever complicated by extrauterine 
pregnancy. Med. news 1396. October 17. (Tod an typhösen Darmblu- 
tungen. Bei der Sektion fand sich in einer Höhle ein allseitig fest mit 
den Därmen verwachsener Fötus. Rechte Tube ganz kurz. W ahrschein- 
lich war eine rechtsseitige Tubargravidität geborsten.) 
Holme, A., Ectopic gestation. Brit. med. journ. June; ref. The Amer. 
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 391. (Vier Fälle von Ruptur des tubaren 
Fruchtsackes, zwei extra- und zwei intraperitoneal. In einem der ersteren 
wurde der Bluterguss resorbirt; die anderen genasen nach der Operation.) 
Holst, Alexander, Et tilfalde af graviditas extrauterina med eklampsie. 
Norsk Magaz. f. Laegev., pag. 1341. (Es wird von einem Falle von ek- 
topischer Schwangerschaft mit heftiger Eklampsie bei einer 23 jährigen 
P’rimipara berichtet. Ein Tumor wurde gefunden, der für den graviden 
Uterus im siebten Monat gehalten wurde. Der Harn enthielt bedeutende 


al. 


92. 


38. 


Extrauterinschwangerschaft etc. 61 


Mengen von Albumin. Nach subcutanen Gaben von Morphium nahmen die 
Anfälle an Häufigkeit ab. Warme Vaginaleinspritzungen konnten die Ge- 
burt nicht in Gang bringen. Nach zwei Tagen Sensorium wieder frei; deut- 
liche Kindesbewegungen. Die Patientin, die auf dem Lande wohnte, konnte 
bald das Bett verlassen. Nach einem Monat wurden Kindsbewegungen nicht ` 
mehr beobachtet und der Tumor wurde deutlich kleiner. Fünf Monate nach 
dem Ausbruche der Eklampsie bildete sich eine Fistel im Fornix vaginae 
und eine andere neben dem Nabel. Durch diese wurden Kinderknochen 
und etwas später der Kindeskörper theils herausgenommen, theils aus- 
gestossen. Die Fisteln, die mit dem Darm kommunizirten, schlossen sich 
allmählich und nach 24 Jahren war die Patientin vollständig gesund.) 
(Kr. Brandt, Kristiania.) 


. Jahreiss, Zwei Fälle von geplatzter Tubengravidität. Laparotomie. Hei- 


lung. Münchn. med. Wochenschr. Nr. &. (I. Ueravide Menses seit sechs 
Wochen ausgeblieben. Plötzliche Ohnmacht; alle Erscheinungen schwerer 
akuter Anämie. Cöliotomie. Enorme Blutung in die freie Bauchhöhle. 
Abbindung und Abtragung des linksseitigen tubaren Fruchtsackes. Nach 
Beendigung der Operation Patientin fast moribund. Künstliche Athmung; 
suhcutane Kochsalzinfusion während der nächsten vier Stunden. Genesung 
durch einen Abscess an der Injektionsstelle und Eiterung der Bauchwunde 
gestört. II. Nullipara. Menses acht Wochen ausgeblieben. Plötzliche Erkran- 
kung an sehr intensiven Leibschmerzen; Anämie. Cöliotomie. Flüssiges und 
geronnenes Blut, sowie dxs Ovulum in der Bauchhöhle. Der linksseitige 
tubare Fruchtsack abgebunden und abgetragen. Am zweiten Tag p. op. 
Abgang einer typischen Decidua. Glatte Genesung.) 

Janvrin, J. E., A case of tubal pregnancy, unruptured diagnosed and 
operated upon at about the end of the fifth week of gestation by lapa- 
rotomy. Result: recovery. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 
2, pag. 226. (42jährige Ipara vor 19 Jahren. Seitdem nicht wieder 
schwanger. Drei Jahre vor Eintritt der ektopischen Schwangerschaft 
Curettement. Perineoplastik, Emmet. Beim Stuhlgang plötzlicher Schmerz 
in der Gallenblasengegend bei gleichzeitigem Eintritt der Menses. Die 
Schmerzanfälle wiederholten sich mehrfach. Es liess sich eine Schwellung 
der rechten Tube nachweisen. Bei der CGöliotomie fanden sich beide An- 
hänge in dichte Adhäsionen eingebettet. Sie wurden entfernt. Genesung.) 
Jenkins, Tubargravidität. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. zu Glasgow. Brit. 
med. journ. März 20. (Mit dem rechtsseitigen tubaren Fruchtsack war der 
Processus vermiformis verwachsen. Er musste exstirpirt werden. Das 
rechte Ovarium hühnereigross, hatte dermoiden Inhalt, daneben eine Zone 
normalen Gewebes mit einem frischen Corpus luteum.) 

Jordan, M., Tubargravidität in einer Leistenhernie. Münchener mediz. 
Wochenschr. Nr. 1, pag. 7. 

Koblanck, Vier Präparate von Schwangerschaft im unvollkommen ent- 
wickelten Nebenhorn (III.—V. Monat). VII. Versamml. d. deutsch. Ges. 
f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 783. (Ein Präparat 
mit Berstung des Hornes von der Leiche, die übrigen durch Semiamputatio 
uteri gravidi gewonnen. Die Operirten genasen. In keinem der Präparate 
enthielt der das Nebenhorn mit dem Hauptorgan verbindende Stiel einen 


* 50. 


86. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Kanal. In drei Fällen hatte das Nebenhorn einen Sitz wie ein subseröses 
Myom, in dem vierten lag es ganz isolirt, gewissermassen intraligamentär. 
Der Corpus luteum lag immer auf der dem Nebenhorn entgegengesetzten 
Seite.) 

Kokmann, O., Recidivirte Tubargravidität mit normaler Gravidität und 
Geburt zwischen I. und II. Extrauteringravidität. Centralbl. f. Gen Nr. A0. 
pag. 1220. (24jährige tuberkulöse seit sieben Jahren verheirathete Frau. 
Ein Abort im ersten Jahre der Ehe. Nach sechs Jahren linksseitige Tubar- 
gravidität. Cöliotomie. Genesung. Vier Jahre später normale Schwanger- 
schaft und Geburt. Lungentuberkulose. Zwei Jahre nach dem Partus 
rechtsseitige Tubargravidität. Cöliotomie. Tod acht Tage p. op. an lobu- 
lärer Pneumonie und Peritonitis.) 

Kosminski, Einige Bemerkungen zur interstitiellen Schwangerschaft. 
Przeglad Lekarski, pag. 495 u. ff. (Interessanter Artikel über die ver- 
schiedenen Formen der sogenannten Interstitialschwangerschaft mit Be- 
schreibung dreier Fälle von Entleerung des Kies resp. der Frucht 
in die Uterinhöhle. Im ersten Falle (Frucht 15 cm lang) wurde mit Er- 
folg der Abort eingeleitet"durch Tamponade und intracervikal eingeführtem, 
wassergefülltem Gummiballon. Es erfolgte ein intrauteriner Abort und die 
Frau genas. Im zweiten Falle wurde nach der Geburt eines ausgetragenen 
Kindes die Placenta manuell geholt. Dabei entdeckte Kosminski in 
utero einen Befund, der ihn schliessen liess, dass das Ei theilweise in der 
Tube sich entwickelt hatte, weil nicht nur die räumliche Beschaffenheit der 
Fruchtbalterhöhle, sondern auch die auffallend verschiedene Dicke der 
Wand des Fruchthalters dafür sprach, ebenso auch der Sitz der Placenta. 
Es musste ein kleines Stück derselben in dem Winkel des Ostium uterinum 
tubae zurückgelassen werden aus Furcht, eine Ruptur der dünnen Wand 
zu veranlassen! Die Frau starb an Sepsis und die Sektion bestätigte die 
klinische Vermuthung. Im dritten Fall wurde bei der Vermuthungsdiagnose 
einer interstitiellen Schwangerschaft künstlich ein uteriner Abort mit Er- 
folg eingeleitet. Die Frau genas. Folgen allgemeine Betrachtungen über 
Diagnose, Aetiologie und Therapie.) (Neugebauer.) 


. Kouwer, Een geval van Ovariaalzwangerschap. (Zwangerschapmeend 


Graaff’schen Follikel) Nederlandsch Tydschr. v. Vert u. Gen 8. Jaarg. 
Afi. 3. (Bei einer 3ljährigen Vpara, welche vor sechs Wochen zum 
letzten Male menstruirt hatte, machte Kouwer, als er die Diagnose 
auf ektopische Schwangerschaft gestellt hatte, wegen innerer Blutung die 
Laparotomie. Die Operation bestätigte die Diagnose. Sie verlief glatt, 
nur wurden vom A Tage an grosse Deciduastücke ausgestossen. Bei 
makroskopischer Untersuchung zeigte sich ganz deutlich eine Ovarial- 
schwangerschaft. Das rechte Ovarium ist von einem ziemlich langen 
Mesovarium von der Tube getrennt. Die Tube ist wenig gewunden, ihre 
Franze ist hier und da zusammengeklebt, doch das Lumen ist frei. Auf 
dem Ovarium sitzt ein wallnussgrosser, breitgestielter Tumor, gerade an 
seiner Basis ist eine Perforationsöffnung sichtbar, an welcher noch Blut- 
coagula kleben. Dr. van Fussenbroek, welcher die mikroskopische 
Untersuchung vornahm — deren Resultat ist in extenso mitgetheilt — 
hält es für unzweifelhaft, dass die ektopische Schwangerschaft „iu casu“ 


6l. 


62. 


63. 


Extrauterinschwangerschaft ete. 6N3 


eine ovarielle war. Es zeigte sich ausserdem, dass zum Entstehen dieser 
eine Verwachsung zwischen Ampulla tubae und Ovarium nicht nöthig 
ist: es genügt, dass gerade ein Theil des Ovariums, welcher einen reifen 
Follikel enthält, in das Lumen der Tube einmündet, um die seltene Gelegen- 
heit „pour le mariage cellulaire de l’ovule et du spermatozoid“ (Auvard) 
an dieser Stelle zu ermöglichen. Nach Verf.'s Dafürhalten ward das Ei 
nicht aus der Oeffnung des geborstenen Graaf’schen Follikels herausge- 
treten, sondern es war durch diese Oeffnung das Spermatozoon hineinge- 
drungen und hatte das Ei befruchtet. welches sich in seinem Follikel jetzt 
weiter entwickelte. Die Oeffnung schloss sich nicht, doch das wachsende 
Ei legte sich gegen sie an, so dass sie vorläufig abgeschlossen war. 
Das weitere Wachsen des Eies und die Dehnung des Fruchtsackes be- 
wirkten am Rande der Oeffnung Bindegewebsbildung. Als die Chorion- 
zotten schliesslich die Oeffnung erreichten, kam es zu einer Blutung, 
welche den Prozess beendigte.) (A. Mynlieff.) 
Kretschmar, K., Ein seltener Fall von abgelaufener 'Tubenschwanger- 
schaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 6. 


. Krug, F., Remarks of ectopic gestation. The Amer. gyn. and obst. journ. 


Vol. XI, Nr. 2, pag. 230. 


. Lewers, Ruptured tubal pregnancy with haematosalpinx of opposite side. 


Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 190. (Der Fall 
ist dadurch interessant, dass es zur Ruptur der schwangeren Tube ge- 
kommen war, obwohl das abdominale Ende derselben offen war. Dagegen 
war das der anderen Tube geschlossen. In ihr fand sich ein frisches Blut- 
gerinnsel.) 

Lindquist, L., Twå fall af ektopisk graviditet. (Zwei Fälle von Extra- 
uterinschwangerschaft.) Hygiea. Bd. LIX, Nr. 7, pag. 51—61. (Im ersten 
Falle Lindquist’s wurden Schwangerschaftsprodukte nicht sicher nach- 
gewiesen (die mikroskopische Untersuchung wurde versäumt), aber die 
Krankengeschichte, sowie der Befund bei der Operation (Laparotomie) 
lassen keinen Zweifel über die Diagnose: linksseitige geborstene Tubar- 
schwangerschaft, aufkommen. Rekonvalescenz durch ein Beckenexsudat, 
Kolikanfälle, vorübergehenden Kothabgang durch die nicht geheilte Bauch- 
deckenwunde gestört; am 60. Tage p. op. ging aber per reetum ein 
grosser Klumpen ab, der sich als eine zusammengeballte, bei der Opera- 
tion in der Bauchhöhle vergessene Gazeserviette entpuppte; danach 
Heilung. Im zweiten Falle fand sich eine ungeborstene Tubarschwanger- 
schaft, der Fruchtsack barst während der Entfernung; Frucht 16 cm, frisch- 
todt. Heilung.) (Leopold Meyer.) 
Löhlein, H., Ueber Achsendrehung des Uterus, besonders des schwan- 
geren Uterus. Deutsche med. Wochenschr., Nr. 16. 

Longyear, H. W., Diagnosis and treatment of ectopic pregnancy. Ann. 
of gyn. and paed. Vol. X, Nr.7, pag. 587. (I. Ruptur in die freie Bauch- 
höhle nach Ruptur des tubaren Fruchtsackes. Typische Operation. Müh- 
selige Entfernung der massenhaften Blutgerinnsel aus der Bauchhöhle. 
Subcutane Kochsalzlösung- Infusion. Unerwarteter plötzlicher Tod zwei 
Stunden p. op. II. Ruptur in das Lig. latum mit Hämatombildung. In- 
cision des letzteren nach Cöliotomie. Entfernung der Blutgerinnsel und 


64. 


69. 


66. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


des Eies. Drainage der restirenden Höhle. In Folge von Eiterung etwas 
verzögerte (Genesung. III. Siebenwöchentliche intakte Tubarschwanger- 
schaft durch Cöliotomie entfernt. Glatte Genesung. IV. Ruptur des tubaren 
Fruchtsackes (ll. Monat) in die freie Bauchhöhle mit starker Blutung. 
Typische abdominale Operation. Blut in der Bauchhöhle zurückgelassen. 
Subeutane Infusion von Kochsalzlösung. Am Ende der ersten Woche p. 
op. etwas Fieber; leichter Icterus; Stichkanaleiterung. Am 12. Tage fluk- 
tuirende Resistenz zwischen den falschen Rippen und dem Hüftbeinkamm. 
Aspiration flüssigen Blutes. Wurde noch zweimal wiederholt. Genesung. 
V. Wiederholte intraperitoneale Blutung und öftere heftige Schmerzanfälle. 
Typische abdominale Operation. Beide Anhänge verwachsen. Die rechten 
mit dem Fruchtsack abgetragen, die linken, die sonst gesund, nur aus 
den Verwachsungen gelöst. Blut zum Theil in der Bauchhöhle belassen. 
Drainage. Genesung. VI. Interstitielle Schwangerschaft. Ruptur. Patientin 
kam fast pulslos zur Operation. Bei derselben erwiesen sich beide Ovarien 
und Tuben als normal. Die Rupturstelle fand sich links hinten am Fundus 
uteri. Sie wurde nach Entfernung des Kies durch vier Nähte geschlossen. 
Drainage der Bauchhöhle. Genesung. VII. Fünfwöchentliche Schwanger- 
schaft im distalen Ende der Tube. Keine Ruptur; Blutung aus dem er- 
weiterten Vestibulum. Bei der Operation fanden sich Verwachsungen am 
Netz und Colon, nach deren Lösung ein alter Pyosalpinx ausgeschält wurde. 
Nach Entfernung der anderen Tube Ausspülung der Bauchhöhle mit Salz- 
wasserlösung. Drainage. Genesung.) 

Ludwig, H., Ovarialschwangerschaft bei normaler uteriner Schwanger- 
schaft. Laparotomie am fünften Tage nach der spontanen Geburt des 
uterinen Fötus. Wiener klin. Wochenschr. 2. Juli 1896. (35 jährige VI para. 
Spontane Geburt eines lebenden Kindes nach sechs Stunden. Hebamme 
liess einen Arzt rufen, da sie noch ein zweites Kind fühlte. Dieser ent- 
fernte die Placenta manuell, konnte aber dabei jenes nicht erreichen. 
Patientin machte darauf eine 17stündige Fahrt nach Wien. Dort wurde 
konstatirt, dass die extrauterine Frucht noch am Leben war. Cöliotomie. 
Eröffnung des Fruchtsackes, welcher ca. 600 g Fruchtwasser enthielt. Ex- 
traktion eines gut entwickelten, 3570 g schweren Knaben. Abtragung des 
Fruchtsackes mit dem Uterus und seinen Anhängen. Extraperitoneale 
Stumpfbehandlung. Geringer Blutverlust. Rekonvalescenz durch eine 
Pneumonie gestört.) 

Malinowsky, Geburt der Frucht per vias naturales bei Extrauteria- 
schwangerschaft. Eshenedelnik, Nr. 45. (Nach Zangenextraktion des per- 
forirten Fötus wird die Hand in die Gebärmutter eingeführt, die Nach- 
geburt in der rechten Tube konstatirt und entfernt.) (V. Müller.) 
Marshal, G. R., Ruptur einer fünfwöchentlichen Extrauterinschwanger- 
schaft als Beitrag zur Aetiologie und pathologischen Anatomie frühzeitiger 
Tubenschwangerschaft. Glasgow med. journ. 1896. Nov. (30 jährige Frau 
hat ein neunjähriges Kind aus erster Ehe. Ein Jahr später wieder ver- 
heirathet. Bis jetzt steril. Tod sechs Wochen nach der letzten Menses 
an geplatzter Extrauterinschwangerschaft, ehe operirt werden konnte. 
Rechte Tube durch vielfache Adhäsionen abgeknickt; links keine Spur von 
solchen. Kleiner Fruchtsack, in dessen Mitte die Rupturstelle am aller- 


67. 


68. 


69. 


71. 


Extrauterinschwangerschaft ete. 685 


innersten Ende des Tubenkanales. Im Eisack zwischen Rupturstelle und 
innerem Tubenende ein kleines, feines Divertikel nach der vorderen Uterus- 
wand gerichtet. Das dazwischen liegende Gewebsstück ragt polypenartig in 
das Innere des Eisackes und legt sich klappenartig vor den Tubenkanal, 
so dass es wohl das Sperma hinein, das befruchtete Ei aber nicht aus der 
Tube herausgelassen.) 


Martin, Zur Kenntniss der Tubenschwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. V, Heft 1. (Komplikation einer geplatzten Tubargravidität 
mit Kystom des Ovarium der Gegenseite. Colpotomia anterior. Ausräu- 
mung der Eireste aus der Tube; Naht derselben. Genesung.) 

— A. Tubenschwangerschaft mit reinem Hämatom in der anderen Tube. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 146. (36 jährige 
Patientin. Letzte Menses 24. XII. 1896. Collaps am 10. III. Profuse 
Blutung aus dem nicht vergrösserten Uterus. Linksseitiger Adnextumor. 
Cöliotomie. Entfernung der linken Tube, welche ein sechs Wochen altes 
Ei enthielt. In der rechten ein daumendicker, bläulicher Knoten, welcher 
gleichfalls für eine Tubenschwangerschaft gehalten wurde. Es handelte 
sich aber um ein reines Hämatom.) 

— dGleichzeitige Schwangerschaft in beiden Tuben. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 144. (25jährige Ilgravide. Eine nor- 
male Geburt vor zwei Jahren. Seit einiger Zeit unregelmässige Blutungen 
und Schmerzen im Unterleib. Uterus erheblich vergrössert, nach vorn und 
rechts verlagert. Eine links neben und hinter ihm liegende Masse von 
Hämatocelenkonsistenz. Cöliotomie. Altes Blut in der Bauchhöhle. In 
der Ampulla tubae sinistrae ein dem II. Monat entsprechendes Ei. Ab- 
bindung dieser Adnexe. In der rechten Tube ein reichlich pflaumengrosser 
Knoten. Eröffnung desselben in der Längsrichtung der 'Tube; Entfernung 
des Kirestes und Blutgerinnsels. Naht der Tube. Glatte Rekonvalescenz.) 
Maslowsky, Zur Anatomie und Behandlung der extrauterinen Schwanger- 
schaft. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juli, August u. Sept. 
(Kasuistischer Beitrag, welcher unter anderem eine gute mikroskopische 
Untersuchung der abgegangenen Decidua uterina enthält.) 

(V. Müller.) 

Mc Cormack, A. T. Early diagnosis and treatment of ectopic gestation. 
The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI. July, pag. 59. 


. Me Cosh, A.J., Extrauterinschwangerschaft. Bericht über 15 mit Opera- 


tion behandelte Fälle. Amer. journ. of the med. sciene. 1896. August; 
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr.9, pag. 245. (Drei Nullipara. 12 Patienten hatten 
geboren. Nur fünf hatten vorher mehr weniger Schmerzen in den Becken- 
organen gehabt. Alle hatten eine oder mehrere Menstruntionen überschlagen; 
bei 14 hatten sich unregelmässige Blutungen angeschlossen. Nur einmal 
fehlten dieselben gänzlich. Bei acht Frauen waren ein- oder mehrere Male 
Shokerscheinungen aufgetreten. Sieben hielten sich selbst für schwanger, 
acht nicht. In 13 Fällen hatte die Schwangerschaft unter 14 Wochen ge- 
dauert, in zwei über vier Monate. Eine in extremis operirte Patientin 
starb. Interessant besonders ein Fall, in welchem hintereinander drei Rup- 
turen auftraten.) 


686 


73. 


14. 


76. 


17. 


78. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Meinert, Die Aussichten der abwartenden Behandlung bei tubarem Abort 
und bei Schwangerschaft. Gyn. (resellsch. zu Dresden; ref. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 6, pag. 171. 

Mittermeier, Fünf Fälle von extrauteriner Schwangerschaft. Geburtsh. 
Gesellsch. zu Hamburg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10, pag.275. (I. Ruptur 
im I. Monat. Akute Anämie. Blutung in die Bauchhöhle. Cöliotomie. 
Genesung. II. Tubarer Abort im I.—II. Monat mit Hämatocelenbildung 
und persistirender Blutung. Cöliotomie. Genesung. IlI. Ruptur im IM. 
Monat. Hämatocele. Fieber. Cöliotomie. Heilung. IV. Tubengravidität 
im II. Monat. Mannsfaustgrosser Hämatosalpinx. Fruchtwasserabgang 
durch den Uterus. Cöliotomie. Genesung. V. Gravidität im linksseitigen 
rudimentären Nebenhorn einer Nullipara. Uterus rechts, links neben ihm 
ein kleinkindskopfgrosser, beweglicher, runder Tumor. Cöliotomie ergiebt 
obigen Befund. Abtragen des schwangeren Nebenhorns. Genesung. Das 
Sperma musste hier durch die rechte Tube in die Bauchhöhle und von da 
in die linke Tube bezw. an das Ovulum des linken Ovarium gelangt sein.) 
— Fall von Extrauterinschwangerschaft. Geburtsh. Gesellsch. zu Ham- 
burg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 8, pag. 219. (Cöliotomie, glatte Heilung.) 
Neugebauer, Fälle ektopischer Schwangerschaft. VII. Versammle d. 
deutschen Gesellsch. f. Gyn. Leipzig; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 25, pag. 
782. (I. Interstitialschwangerschaft im V. Monat bei Uterus bicornis. Dia- 
gnose a. op. gestellt. Heilung. II. Fünfmonatliche Frucht; Ei wahrschein- 
lich durch Ruptur im II. Monat zwischen die Blätter des Lig. latum 
ausgetreten. Wegen andauernder Grössenzunahme Scheidenschnitt. Ex- 
traktion der Frucht. Kein Fruchtwasser. Tamponade. Bei dem ersten 
Wechsel am 14. starke Blutung. Nach sechs Wochen Abgang der Pla- 
centa in Fetzen. Genesung.) f 
-- Demonstration einer über fünf Monate retinirten, reifen, extrauterinen 
Frucht, die von Neugebauer durch den Bauchschnitt mit glücklichem 
Ausgang für die Mutter entwickelt wurde. Es handelte sich um eine tubare 
Schwangerschaft ohne Ruptur. Es wurde nach Resektion des Fruchthalters 
das unterste Segment desselben in die Bauchwunde eingenäht und mit 
Gazo drainirt. Die Placenta, welche auf der oberen Konvexität des Frucht- 
sackes sass, konnte ohne irgend eine Spur von Blutung in toto entfernt 
werden. Sie war lederartig hart, jede Cirkulation in ihr hatte aufgehört. 
Die Frau genas prompt. Der Fall wird deutsch veröffentlicht werden im 
Verein mit 30 anderen von Neugebauer operativ behandelten Fällen von 
Extrauterinschwangerschaft. Polnisch ist derselbe von Dr. Warszawski 
beschrieben. Pamietnik Warszawskiego Towarzystwa lekarskiego, pag. 
1120. (Neugebauer.) 
— Demonstration des Leichnams eines Kindes, das von Neugebauer 
im achten Monat einer Extrauterinschwangerschaft lebend entwickelt wurde. 
Es handelte sich um eine vor der Operation diagnostizirte Extrauterin- 
schwangerschaft. Neugebauer wollte das normale Schwangerschafts- 
ende abwarten, aber die Frau hatte so furchtbare Schmerzen, dass ein 
längeres Zuwarten nicht möglich erschien. Es handelte sich um eine 
wahrscheinlich sekundäre Abdominalschwangerschaft mit Sitz der Placenta 
an der hinteren Fläche der Harnblase. Die Placenta stiess sich sofort 


79. 


80. 


gI. 


82. 


83. 


Extrauterinschwangerschaft etc. 687 


nach Extraktion des frei in der Bauchhöhle zwischen den Därmen ge- 
lagerten Kindes spontan ab und wurden nur drei Umstechungen gemacht, 
um die nachfolgende Blutung zu stillen. Es waren nur an der vorderen 
Bauchwand und in der Tiefe des kleinen Beckens Reste des in einer frühen 
Schwangerschaftsperiode wahrscheinlich geplatzten Fruchtsackes nachweis- 
bar. Es wurde vor Schluss der Bauchwunde ein Gazetampon in die Ex- 
cavatio vesicouterina eingelegt. Patientin genas glücklich. Der seltene 
Fall ist 1898 in der Zeitschrift Medycyna von Dr. Janczewski beschrieben 
worden und wird gesondert deutsch veröffentlicht werden. Es ist dies der 
erste Fall von Entwickelung einer nahezu ausgetragenen lebenden Frucht 
bei Extrauterinschwangerschaft in Polen. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 
1099. (Neugebauer.) 


— Vorstellung einer zum ersten Male schwangeren Frau, welche seit 
ö!j2 Monaten vergeblich ihre Entbindung erwartet. Neugebauer lässt 
die Frage offen, ob es sich um eine Schwangerschaft mit abgestorbener 
Frucht in einem Horne eines Uterus bicornis handelt oder um eine Extra- 
uterinschwangerschaft. Die Operation wird die Frage aufklären. Pam. 
Warsz. Tow. Lek., pag. 1113. (Neugebauer.) 


— Demonstration eines wegen interstitieller ektopischer Schwangerschaft 
amputirten Uterus. Porro-Operation mit glücklichem Ausgang. Aussen- 
fixation des Stumpfes. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 768. 

(Neugebauer) 


Noble, Ch. P., Vaginal Incision and drainage of suppurating haemato- 
celes due to ectopic gestation. The Amer. gyn. and obst. journ. March. 
(Beide Fälle genesen nach dem in der Ueberschrift angegebenen operativen 
Eingriff völlig.) 

Nodet, Ein Fall von Elytrotomie wegen Extrauterinschwangerschaft vor 
dem fünften Monat. Arch. prov. de chir. Nr. 5; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 35, pag. 107. (42jährige Frau vor fünf Jahren wegen Salpingitis be- 
handelt. Nachdem Menses einige Monate ausgeblieben, Patientin an Er- 
brechen und heftigen Leibschmerzen gelitten, trat nach Coitus unter plötz- 
lichen Schmerzen uterine Blutung und Abgang einer Haut ein. Nachdem 
Patientin von anderer Seite wegen Abort, dann Salpingitis behandelt war, 
konstatirte Nodet einen fluktuirenden Tumor im Douglas, welcher festere 
Massen enthielt. Querschnitt im hinteren Scheidengewölbe. Extraktion 
des Fötus am Arm. Nabelschnur riss ab. Eintretende Blutung durch 
Tamponade gestillt, ohne nach der Placenta zu suchen. Temperatur einige 
Tage über 39°. Häufiger Wechsel der Tamponade. Höhle nach sechs 
Wochen so verkleinert, dass Patientin entlassen werden konnte. Placenta 
war resorbirt.) 

Norris, C. R., A case of extra-uterine pregnancy. The Amer. gyn. and 
obst. journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 600. (34jährige, seit vier Jahren steril 
verheirathete Frau hatte während der letzten sechs Jahre an Dysmenor- 
rhoe und Unterleibsschmerzen gelitten. Wiederholte Anfälle heftiger Unter- 
leibskrämpfe nach ihrer zweiten Verheirathung. Cöliotomie. Entfernung 
eines rechtsseitigen, primär in das Lig. latum, dann in die freie Bauch- 
höhle geborstenen tubaren Fruchtsackes.) 


688 


R4. 


89. 


90. 


91. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Oliver, J., Ovarian pregnancy: Operation; sac containing foetus and pla- 
centa removed intact; recovery. Lancet, July 25, 1896. (39jährige, seit 
12 Jahren verheirathete Ilgravide. Erster Partus vor 11 Jahren. Menses 
blieben vom Dezember 1894 bis August 1895 aus. Im März Abgang einer 
deciduaartigen Membran mit etwas Blut. 25. August 1895 starke Blutung; 
eine ebensolche 14 Tage später. Dann keine Menses bis zum 25. Dezbr. 
Von da ab regelmässige Wiederkehr derselben bis zum 14. Mai. Jetzt 
wurde ein grosser Tumor konstatirt, hinter demselben der Uterus. Bei 
der Cöliotomie fand sich die Geschwulst mit einem Stiel rechts inserirend. 
Dieselbe enthielt einen reifen Fötus, aber kein Fruchtwasser. Die rechte 
Tube erwies sich intakt.) 


. Pagny, E., Beitrag zum Studium der Extrauterinschwangerschaft: Ueber 


die Schwangerschaften, welche sich in gesunden Tuben entwickelt haben. 
These de Paris, G. Steinheil; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1428. 


. Peterson, R., Tubal pregnancy. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. 


X, Nr. 3, pag. 372. (Cöliotomie; Genesung.) 


. Purcell, F.A., A case of ectopic gestation with tubal rupture. The Brit. 


gyn. journ. Vol. XLIX, May, pag. 32. (26jährige Ipara. Partus vor drei 
Jahren normal. Keine Aborte. Euphorie. Sechs Wochen vor der Auf- 
nahme plötzlich heftiger Schmerzanfall. In der rechten Regio iliaca ein 
in den Douglas reichender elastischer Tumor. Cöliotomie. Rechtsseitiger 
tubarer Abort. Abtragung der Tube. Glatte Genesung. Nach A7: Monat. 
linksseitige Tubarschwangerschaft. Ruptur derselben. Cöliotomie. Glatte 
Genesung.) 
Pruvitt, Zweimalige Extrauterinschwangerschaft in demselben Eileiter. 
Med. News. Juni; ref, Centralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1429. (Multipara 
erkrankt unter den Symptomen einer Ruptur eines tubaren Fruchtsackes. 
Cöliotomie verweigert. 13 Monate abermals ganz ähnliche Erscheinungen. 
Diesmal Operation bewilligt. Grosse Mengen Blut in der Bauchhöhle. Be- 
trächtliche Adhäsionen um die linke Tube und Eierstock. Im Verlauf der 
ersteren ca. 5 cm links vom Uterus rundliche Geschwulst, welche beim 
Versuch, sie emporzuheben, frei wurde und in das Becken fiel. Adnexe 
abgetragen. Mitten in der Tube grosser Riss, durch welchen jene Ge- 
schwulst ausgetreten. Eileiter bildete zwei Seiten. Pruvitt ist der An- 
sicht, dass es sich um zwei tubare Fruchtsäcke gehandelt.) 
Rieppi, Sopra due casi di gravidanza extrauterina operati con successo. 
Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 5. (Rieppi berichtet über zwei Fälle. 
1. 30 jährige Pluripara. Extrauterinschwangerschatt am Ende des IX. Monats, 
Frucht seit vier Monaten todt. Laparotomie. Entfernung des Fötus sammt 
den Hüllen. Heilung. 2. 44 jährige VIIpara. Letzte Schwangerschaft vor 
12 Jahren. Extrauterinschwangerschaft im VI. Monat. Todte macerirte 
Frucht. Laparotomie. Entfernung des Fötus und der Cyste. Heilung.) 
(Herlitzka.) 
Robson, A. W. M., Two cases of tubal pregnancy. The Brit. gyn. journ. 
Vol. L, pag. 303. (I. Beginnender tubarer Abort. Cöliotomie. Genesung. 
IT. Ruptur des tubaren Fruchtsackes. Cöliotomie; Genesung.) 
Rosenwasser, M., Two cases bearing upon the diagnosis between rup- 
tured tubal pregnancy and ruptured pus tube. Amer. journ. of surg. and 


92. 


93. 


Extrauterinschwangerschaft etc. 689 


gyn. Oct. 1896. (I. Ruptur einer Tubenschwangerschaft im II. Monat. 


Blutung in die freie Bauchhöhle. Cöliotomie. Genesung. Il. Geborstener 
Pyosalpinx. Eiter in der Bauchhöhle. Cöliotomie. Abtragung des Sackes. 
Ausspülung der Bauchhöhle. Genesung.) 


— A case of intraperitoneal gestation at term. The Amer. journ. of 
obst. Vol. XXXVI. July, pag.52. (33 jährige, seit acht Jahren verheırathete 
II gravide. Zwei normale Geburten, letzte vor fünf Jahren. Seitdem ge- 
gesund. Letzte Menses am 23. April. Versuch, den Abort einzuleiten am 
13. Juni. Am 23. Juni plötzlich heftige Leibschmerzen, Ohnmacht. Lag 
zwei Wochen an peritonitischen Erscheinungen. Im Oktober Kindsbewe- 
gungen. Ende Januar Wehen; danach Aufhören der Kindsbewegungen, 
Uterus durch einen grossen Tumor ganz nach links gedrängt, hintere Vagi- 
nalwand nach unten. Am 20. Februar Frost, heftige Unterleibsschmerzen, 
Temperatursteigerung. Cöliotomie. Netz mit dem Fruchtsack verwachsen. 
Nach Lösung desselben präsentirt sich eine Oeffnung in dem letzteren. 
Extraktion des etwas macerirten weiblichen Fötus. Keine Spur von Frucht- 
wasser. Lösung der am rechten Rand und der rechten Rückseite des Uterus 
inserirenden Placenta. Profuse Blutung aus der Tiefe durch Klemmen ge- 
stillt. Unterbindung der linken A. ovarica. Entfernung der Klemmen. 
Einnähen des Sackes in die Bauchwand; Tamponade desselben mit Gaze. 
Intravenöse Kochsalzinfusion. Tamponade der Vagina. (tenesung unter 
anfänglich septischen Erscheinungen.) 


Ross, F. W., Three cases of ectopic gestation, two unruptured and one 
ruptured, brief clinical notes. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 
195. (l. Patientin stillte seit 17 Monaten; Menses regelmässig. Letzte 
am richtigen Termin, dauerte vier Wochen. Rechte Tube verdickt, vor 
dem Uterus liegend. Cöliotomie. Etwas Blut im Abdomen, aus dem 
Fimbrienende stammend. Abtragung der Tube. (Genesung. H. Auch hier 
waren die Menses nicht ausgeblieben, aber es hatten sich an die letzten 
unregelmässige Blutungen angeschlossen. Es wurde eine langsame Grössen- 
zunahme der Tube konstatirt. Uöliotomie. Keine Adhäsionen. Glatte 
Genesung. II. Typische Rupturerscheinungen. Uöliotomie sehr schnell 
ausgeführt. Kochsalzlösung p. rect. Genesung.) 


. Rossier, Ueber ektopische Schwangerschaft. VII. Versamml. d. deutsch. 


Gesellschaft f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 769. 
(17 Patienten aus der ersten Schwangerschaftshälfte und zwar neun Tubar-, 
drei Eierstocksschwangerschaften, fünf retrouterine Hämatocelen. Zwei 
starben, darunter eine in Folge Abwartens und sekundärer Ruptur einer 
Hämatocele trotz sofortiger Operation der puls- und reaktionslosen Frau. 
Fünfmal wurde die vaginale Incision angewandt; zweimal musste sofort 
die Laparotomie angeschlossen werden, das erste Mal sogleich wegen einer 
heftigen Blutung, die nicht anders bewältigt werden konnte; das zweite 
Mal acht Tage nach der Kolpotomie wegen mangelhafter Drainage. Drei 
andere vaginale Incisionen wurden bei sehr tief im Douglas liegenden Ge- 
schwülsten (zwei Hämatocelen, eine Tubargravidität) gemacht. Bei einer 
dieser Patientinnen musste zwei Stunden nach der Operation wegen heftiger 
Nachblutung von Neuem tamponirt werden.) 

Jahre»ber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 44 


690 


96. 


97. 


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100. 


` 101. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


5. Routier, Complete Ovisac and extra-uterine pregnancy; removal of a 


dead foetus at term. Sem. méd., pag. 83; ref. The Brit. gyn. journ, 
Tom. XLIX, May, pag. 151. (Rechtsseitige tubo-ovarielle, subperitoneale 
Schwangerschaft am rechtzeitigen Ende. Vollständige Entfernung des 
Fruchtsackes nach Lösung zahlreicher Adhäsionen. Genesung.) 

—— Behandlung der Extrauteringravidität. Abeille med. Nr. 11; ref. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1069. (Entfernung des Fötus und des Frucht- 
sackes, welcher dem Uterus adhärent war. Da letzterer an seiner ganzen 
hinteren Fläche blutete, Hysterektomie.) 

Sacchi, Gravidanza extrauterina all’ ottavo mese, laparotomia, feto e 
madre vivi. Gazz. medica cremonese. Fasc. 5 e 6. (Herlitzka.) 

Schramm, Schwangerschaft im linken rudimentären Nebenhorn eines 
Uterus bicornis. Retention einer achtmonatlichen Frucht (Missbildung!). 
Sectio caesarea. Entstehung einer linken Uretero Uterushornfistel. Heilung. 
VIL Versamml. d. deutsch. Gesellsch. f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. 
f. Gyn. Nr. 28, pag. €89. (36jährige Frau gebar vor 12 Jahren normal. 
Vor zwei Jahren Abort im II. Monat. Am 29. XI. 1895 letzte Menses. 
In der Schwangerschaft Uebelkeit, Erbrechen, heftige Schmerzen. Bis Ende 
Juni 1896 lebhafte Kindsbewegungen. Anfang August Fieber. Im Sep- 
tember (Ende der Schwangerschaft) Wehen, die bald aufhörten. Danach 
Besserung im Allgemeinbefinden. Anfang Dezember Menses. Befund: 
Leib wie im VIII. Monat ausgedehnt. Keine Kindstheile zu fühlen; keine 
Herztöne hörbar. Milch in den Brüsten. Sondirung des Uterus erzielt 
(Uli em Länge. Operation: Versuch, das Kind nach Durchtrennung der 
Scheide von hier aus zu extrahieren, misslingt. Sectio caesarea. Nach 
Eröffnung des Fruchtsackes lässt sich die Placenta ohne Blutung ab- 
schälen. Abtastung des Fruchtsackes ergiebt linksseitige Nebenhern- 
schwangerschaft. Exstirpation des linken Hornes wegen ausgedehnter. 
fester Verwachsungen mit den Därmen nicht möglich. Deshalb grösst- 
mögliche Resektion des Sackes, der mit dem rechten Horn nicht kom- 
munizirt. Einnähen des Restes in die Bauchwunde. Tamponade. Nach 
einigen Tagen Urinabsonderung durch den Sack. Ureter-Üterushornfistel 
wahrscheinlich bei dem Extraktionsversuch von der Scheide aus entstan- 
den. Fistel durch Herstellung einer Kommunikation zwischen Blase und 
Sackrest mittelst eingestossenen Troikarts und Einschieben eines Dauer- 
katheters, der 14 Tage liegen blieb, geheilt.) 
Schulze-Vellinghausen, A., Ueber die Laparotomie wegen freier 
intraperitonealer Blutung in Folge von früher Tubensch wangerschaft. 
Inaug.-Diss. Kiel 1895. 

Schwarz, F. (Pécs), Magzatot rejtö kürtnek a II. hönaphon történt 
repedése, a foetus eltävolitäsa a hügyhölyagon keresztül. Orvosi Hetilap, 
Nr. 35. Tubarschwangerschaft im Il. Monat bei einer 42jährigen Il para. 
Ruptur. Collapserscheinungen. Zwei Wochen später unter Fiebererschei- 
nungen Durchbruch der Hämatocele in die Harnblase. Vollständige Ent- 
leerung der Fötaltheile mit dem Urin. Heilung (durch Lungeninfarkt und 
Polyarthritis verzögert). (Temesväry.) 

Schwarzwaeller, Zwei Präparate von Extrauteringravidität. Berliner 
klin. Wochenschr. Nr. 41. (In beiden Fällen Cöliotomie und Genesung.) 


102. 


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107. 


108. 


Extrauterinschwangerschaft etc, 691 


Sippel, Zur Kenntniss und Behandlung der Tubenschwangerschaften 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 5. 

Smith, A. J., Ein Fall von rupturirter Tubenschwangerschaft durch 
Bauchschnitt geheilt. Dublin journ. of med. science. Januar. Ref. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1424. 


. Per Söderbaum, Om tubargraviditet. Upsala Läkareförenings För- 


handlingar. N. F. Bd. III, Heft 3, pag. 121—32. (Leopold Meyer.) 


. Spaeth, Kombination von Extrauteringravidität mit chronischer Pelveo- 


peritonitis. (ieburtsh. Gesellsch. zu Hamburg; ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 8, pag. 222. (Geburt vor neun Jahren; schwere Wochenbetterkran- 
kung. Seitdem häufig akute Attaquen von Perimetritis und Blutungen. 
Hämatocele. Tube entfernt. Auf der anderen Seite Hydrosalpinx und 
kleiner Ovarialabscess.) 


. Spoerlin, Ein Fall von Extrauterinschwangerschaft im VIII. Monat 


mit lebendem Kind. Centralbl. f. Gyn. Nr. 42, pag. 1265. (36 jährige 
Vlpara. Geburten und Wochenbetten normal. Letztes vor vier Jahren. 
Menses regelmässig; blieben Ende Januar aus. Ende März heftige Unter- 
leibsschmerzen; schwerer Collaps. Allmähliche Erholung. Die jetzt dia- 
gnostizirte Schwangerschaft entwickelte sich weiter. Verschlechterung 
des Allgemeinbefindens; zunehmende Schmerzen. Befund sprach für Extra- 
uterinschwangerschaft. Herztöne aber nicht zu hören. Kindsbewegungen 
hatten nach Angabe der Patientin seit drei Wochen aufgehört. Cölio- 
tomie. Fruchtsack allseitig mit der Bauchwand verwachsen. Starke Blu- 
tung bei dem Versuch, ihn abzulösen. Deswegen Eröffnung desselben. 
Placenta lag vorn. Sehr starke Blutung. Stückweise Lösung der Pla- 
centa. Extraktion des Kindes. Immer noch starke Blutung. Feste Tam- 
ponade des Fruchtsackes brachte sie zum Stehen. Nach vier Tagen Ent- 
fernung derselben. Neue Tamponade. Allmähliche Losstossung von 
Placentar- und Eihautresten. Genesung. Das schwächliche Kind starb 
nach drei Tagen.) 

Stankiewicz, Bluterguss nach Ruptur einer schwangeren Tube, Bauch- 
schnitt, Genesung. Gaz. lekarska, pag. 1055. (Stankiewicz konnte 
erst in extremis operiren, da Operation vorher von der Patientin ver- 
weigert. Nach Entfernung der Blutgerinnsel aus der Bauchhöhle wurde 
die geplatzte Tube resezirt. In der Rekonvalescenz Stumpfexsudat-Pelveo- 
peritonitis exsudativa, später per vaginam Einschnitt und definitive Hei- 
lung. Mikroskop bestätigt die klinische Diagnose) (Neugebauer.) 
Stauffs, Extrauterinschwangerschaft per vaginam operirt. Heilung. 
Belg. (zesellsch. f. Geb. u. Gyn. in Brüssel; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, 
pag. 201. (44jährige Xgravide.. Neun normale (ieburten, ein Abort. 
Menses zwei Monat ausgeblieben. Plötzliche, heftige Schmerzen. Ohn- 
machtsanfälle. Fieber. Douglas von einem in die Vagina hineinragen- 
den, weichen, fluktuirenden Tumor ausgefüllt. Eröffnung mittelst Thermo- 
kauter. Digitale Erweiterung. Entfernung grosser Blutgerinnsel. Finger 
stösst auf das an der Tube adhärente, apfelsinengrosse Ei. Leichte Ex- 
traktion des in demselben befindlichen Fötus. Herabziehen der Tube und 
des Eies gelingt nicht. Wegen bedrohlichen Zustandes der Patientin 
Formalinirrigation und Jodoformgazetamponade der Höhle. In den fol- 


44* 


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116. 


Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


genden 14 Tagen wegen stinkenden Ausflusses (Abgang von Placentar- 
stücken) und Fieber; 6—8mal täglich Ausspülung der Höhle mit Formalin- 
lösung.) 

Stepkowski, 12 Fälle von Extrauterinschwangerschaft aus Neuge- 
bauer’s Klinik. Gaz. lekarska, pag. 311 u. 344. (Stepkowski be- 
schreibt zwölf von Neugebauer operativ behandelte Fälle von Extra- 
uterinschwangerschaft: viermal wurde auf vaginalem Wege operirt und 
achtmal mittelst Bauchschnitt.) (Neugebauer.) 
Stinson, J.C., Ectopic gestation. Ther. gaz. March 15. Ref. The Amer. 
journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 735. 

Stottard, T. A., Ectopic pregnancy. The Amer. gyn. and obst. journ. 
Vol. X, Nr. 1, pag. 51. (I. Patientin zuvor stets gesund. Menstruation 
immer regelmässig. Cöliotomie in tiefem Collaps. Abdomen mit Blut- 
gerinnseln gefüllt. Ruptur des tubaren Fruchtsackes. Abtragung des- 
selben. Genesung. II. Plötzlicher Collaps. Auf die vorgeschlagene 
Operation gingen weder die Patientin noch die Angehörigen ein. Tod 
am folgenden Tage.) 

Strassmann, P., Die Entstehung der extrauterinen Schwangerschaft. 
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 86, pag. 776. 

Sutton, J.M., An unusual case of tubal abortion. The lancet, February 
13; ref. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 1, pag. 108. (In- 
kompleter tubarer Abort. Cöliotomie. Genesung.) 

Szabó, Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus- 
kórházi szülö-&s nöbeteg-osztály 1896. évi müködéséröl. Orvosi Hetilap. 
Nr. 43. (Acht Fälle von Extrauteringravidität; vier exspektativ behandelt. 
drei mittelst vaginaler Incision und einer mittelst Laparotomie operirt. 
Sämmtliche heilten.) (Temesväry.) 


. Targett, Ruptured gestation in an ill-developped right uterine cornu. 


The Amer. journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 576. (Schwangerschaft im 
V. Monat. Fruchtsack mit dem Cervix des linken, gut ausgebildeten 
Üterushornes durch einen schmalen, drei Zoll langen Strang, in welchem 
ein feiner Kanal zu verlaufen schien, verbunden. Von dem Fruchthalter 
ging das rechte Lig. rotundum ab; ausserdem das Lig. latum und die 
Tube. Im linken Horn eine Decidua. Ruptur nach Erbrechen. Schneller 
Tod.) 

Taylor, J. W., A second case of „abdominal“ pregnancy successfully 
treated by removal of child and placenta three months after deatlı of 
child at term. Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 
178. (30 jährige V gravide. Im IV. Monat mehrmaliges Blutbrechen. Des- 
wegen einwöchentliche Bettruhe. Abgesehen von einem dumpfen Schmerz 
im oberen Theil des Abdomen und auffallend schmerzhaften Kindsbewe- 
gungen fehlten besondere Schmerzanfälle. Auch eine Ohnmacht war nie 
eingetreten. Gegen das Ende der Schwangerschaft vermeintliche Wehen. 
Nach Aufhören derselben Verschwinden der Kindsbewegungen. Danach 
Euphorie. Später Blutungen. Zweimaliger Abgang fleischartiger Stücke. 
CGöliotomie. Fötus nur vom Amnion bedeckt in der Bauchhöhle. Fast 
blutlose Lösung der Placenta nach Ligirung einzelner Adhäsionen. Ge- 
nesung nach längerer Eiterung im unteren Wundwinkel.) 


Extrauterinschwangerschaft cte. 693 


117. Troczewski, Ausgetragene Extrauterinschwangerschaft. Abdominale 


118. 


Maceration der Frucht und Entstehung einer intestinalen und einer ab- 
domino-parietalen Fistel. Bauchschnitt. Genesung. Gazeta lekarska, pag. 
232. (Troczewski beschreibt folgenden Fall: 24 jährige Frau seit zwei 
Jahren verheirathet, erwartet im Februar vergeblich ihre Entbindung. 
Nach 24 stündigen vergeblichen Wehen hören die Bewegungen der Frucht 
am 2. Februar auf, man entlässt das bäuerische Geburtshilfsweib, welches 
alle Augenblicke nach diversem Herumtasten in der Scheide versicherte, 
es gehe alles ganz gut und die Geburt werde gleich erfolgen und über- 
lässt die Frau der (Gnade Gottes! Abends Frost, Fieber und ausgesprochene 
Peritonitis. Dieser Zustand dauert drei Wochen, dann Nachlass der stürmi- 
schen Erscheinungen, aber jetzt Abmagerung und zunehmende Kachexie. 
Im Juli Eiterausfluss aus dem Nabel und Austritt eines fötalen Knochens 
aus dem After. Ein jetzt geholter Arzt ordnete die Ueberführung der 
beklagenswerthen Kranken in ein Hospital an. Man brachte ein leder- 
überzogenes Skelett einer athmenden Frau in die Anstalt. Bei Druck auf 
den Unterleib entleert sich aus der Nabelfistel fäkulent riechender Eiter. 
Uterus atrophisch, infantil, nicht grösser als eine türkische Nuss. Scheide 
so klein und eng, dass sie kaum einen Finger einlässt. Fieber, beide 
Lungenspitzen weisen Gewebsverdichtung auf, Puls fadenförmig. Beim 
Bauchschnitt traf Troczewski sofort auf eine eitergefüllte Höhle, in der 
Fötusreste lagen. Einzelne Knochen waren gleichsam hineingedrängt 
zwischen die Darmschlingen, obgleich abgekapselt von ihnen. Nach Subli- 
matauswaschung der gesammten Höhle, aus der zuvor alle Fruchtreste 
entfernt waren, fand Troczewski, dass diese Höhle in der unteren 
Hälfte der Bauchhöhle und zwar mehr rechterseits lag, nur die vordere 
Wand wurde von der Bauchwand gebildet, alle anderen von verwachsenen 
Darmschlingen. Man konnte absolut keinen Hinweis auf einen Zu- 
sammenhang dieses Fruchthalters mit dem Uterus oder einer Tube 
finden. Eine Intestinalfistel des Fruchtsackes konnte Troczewski 
momentan nicht auffinden, tamponirte nur den ganzen Sack, ohne die 
Bauchwunde durch Nähte zu verkleinern. Der postoperative Verlauf war 
absolut fieberlos. Am nächsten Morgen Verband fükulent durchtränkt. 
Am 54. Tage Gaze entfernt und eine Dünndarmiistel entdeckt von 3 cm 
Länge und 1!2 cm Breite des Lumens. Die Wundsekretion fing nach 
einer Woche an, sich zu verringern, aber sehr langsame Genesung. Ver- 
geblicher Versuch eines operativen Verschlusses der Darmfistel, immerhin 
aber ging jetzt die Genesung schneller vorwärts. Die Kranke ist all- 
mählich genesen nach diesem seltenen Verlauf der extrauterinen Schwanger- 
schaft.) (Neugebauer) 
Tytler, P., Interstitielle Gravidität behandelt durch Naht des Risses. 
Brit. med. journ. Juni; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1071. (31 jährige 
VIII para kollabirte nach mehrwöchentlichem Ausbleiben der Menses. Bei 
der Cöliotomie fand man auf der rechten Seite des Fundus uteri einen 
Riss von der Medianlinie bis auf die rechte Tube reichend. Rechte Uterus- 
hälfte doppelt so gross wie die linke. In der sphärischen Höhle Fibrin, 
aber kein Ovum. Abtragung der rechten Anhänge. Naht des Risses mit 
vier Suturen. Heilung.) 


694 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


119. Versmann, Geplatzte Tubenschwangerschaft. Geburtsh. Gesellsch. zu 
Hamburg; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 10, pag. 274. (Cöliotomie; Gene- 


sung.) 
120. Vicarelli, La gravidanza extrauterina. La Rassegna di ost. e gin. 
Napoli, Nr. 3. (Herlitzka.) 


121. Warszawski, Ein Fall von Graviditas tubo-uterina s. interstitialis 
dextra. Bauchschnitt mit Uterusamputation. Genesung. Aus Neuge- 
bauer’s Klinik. Kronika Lekarska. Heft 19, pag. 877—886. 

(Neugebauer.) 

122. Warthin, A. Sc., Fall von ektopischer Schwangerschaft und Tuberku- 
lose. Med. News. 1896, Sept. 19. (Bei der Cöliotomie fand sich die linke 
Tube in eine kokosnussgrosse, überall adhärente Masse übergehend, in 
ihr ein Fötus. Auch die rechte Tube verdickt, geschlängelt, anı Ende 
eine haselnussgrosse, hämorrhagische Masse. Ueberall in Schleimhaut 
und Tubenwandungen, in Placenta, Nabelschnur und Wand des Eisackes 
fanden sich Miliartuberkel, Riesenzellen, käsig zerfallene, in der Placenta 
auch verkalkte Massen. Patientin starb an Peritonitis.) 

123. Weil, Ruptur der schwangeren Tube, Laparotomie, Heilung. Prager med. 
Wochenschr. 1896, Nr. 47. (28jährige Frau, vor vier Monaten zum ersten 
Mal spontan geboren. Menses seit sechs Wochen ausgeblieben; seit drei 
Wochen andauernde Blutung. Plötzlicher Kollaps. 5;4 Jahr später neuer- 
liche normale Schwangerschaft bereits nahe ihrem Ende.) 

124. Worall, R., Cases of ectopic gestation treated by abdominal section. 
The Brit. gyn. journ. Vol.L, pag. 358. (I. Zweimalige ektopische Schwanger- 
schaft bei derselben Patientin. Bei der ersten zunächst intraligamentär, 
später Ruptur in die freie Bauchhöhle, bei der zweiten tubarer Abort. 
Cöliotomie. Genesung. Il. Nicht geborstene Tubargravidität. Cöliotomie. 
Genesung. HI. Ruptur dicht am uterinen Ende der Tube. Cöliotomie 
Genesung. IV. Tubare Mole. Cöliotomie. Genesung.) 

125. — Ectopic gestation twice in the same patient within seven months. 
Australasian med. gazette. Vol. XVI, Nr.6. (Erst eine Ruptur des rechts- 
seitigen tubaren Fruchtsackes; Cöliotomie; Genesung. Sieben Monate 
später linksseitiger tubarer Abort. Abermalige Cöliotomie. Genesung.) 


Die Aetiologie der Tubenschwangerschaft bespricht Strassmann 
(112) in ausführlicher Weise. Nach ihm kommen drei Faktoren in 
Betracht. Erstens kann die Kraft zur Fortbeförderung des Eies fehlen 
oder zu gering, d. h. der Cilienstrom des Endosalpingium, möglicher- 
weise auch die Peristaltik der Tube gestört oder gehemmt sein (frühere 
Katarrhe und Entzündungen der Schleimhaut mit stellenweiser Zer- 
störung des Epithels und Strikturenbildung, Infiltrationen der Wan- 
dung, Fixationen und Verlagerungen des Organs in Folge von Peri- 
metritis). Zweitens kann der Kanal durch innere und äussere Momente 
zu eng sein (zum Theil kommen hier die unter I aufgezählten Ver- 
änderungen in Betracht, ferner Polypenbildungen in der Tube, Tumoren 


Extrauterinschwangerschaft etc. 695 


in der Nachbarschaft, Entwickelungs- und Bildungsfehler der Eileiter, 
die sogen. infantilen Windungen mit Abknickung des Lumens, ferner 
Hernien, Divertikel der Wand, accessorische Ostien oder Nebentuben). 
Drittens kann das Ei selbst zu gross oder von ungeeigneter Form sein 
(zu gross wird das Ei vielleicht bei zu langsamer Fortbewegung, bei 
abnorm langer Tube, bei Ueberwanderung vom anderen Eierstock her 
bei Hydramnios, Zwillingen. Bezüglich Veränderung der Eikonsistenz 
existiren nur Hypothesen: Aenderung der Granulosaschichten durch 
voraufgegangene Erkrankung des Follikelapparates, so dass das Ei 
zäher haftet, Versperrung der Eileiter durch Gerinnsel in Folge reich- 
licherer Blutung bei der Berstung des Follikels). 

Die Hypothese Webster’s, die Tubenschwangerschaft sei ein 
Atavismus, indem die Tube sich eine Decidua bilde (genetische Reaktion), 
verwirft Strassmann ebenso wie die Annahme Patellani’s, sie sei 
eine Schwangerschaft in dem auf einem vorhergehenden phylogenetischen 
Stadium stehen gebliebenen Abschnitt des Müller’schen Ganges. Die 
Decidua der Tube ist nicht die Ursache der ektopischen Ansiedelung, 
sondern umgekehrt. Wird das befruchtete Ei auf der Wanderung durch 
die Tube nach dem Uterus hin aufgehalten und kann es sich im Sta- 
dium der Chorionbildung an einer gesunden Stelle des Schleimhaut- 
epithels ansiedeln, die es zu syncytialer Umwandlung und zum Aufbau 
der das Ei ernährenden Zotten anregt, so entsteht eine extrauterine 
Schwangerschaft. 

Dührssen (32) sieht in der Endosalpingitis das hauptsächlichste 
ätiologische Moment für das Zustandekommen einer Tubarschwanger- 
schaft. Beweisend für diese Annahme ist ihm, dass er in 68,7 °/o seiner 
Fälle feststellen konnte, dass die geschwängerte Tube bereits vor dem 
Eintritt der Schwangerschaft erkrankt war. Er glaubt mit Schauta, 
dass dies in cn. 3/4 aller Fälle von Tubarschwangerschaft der Fall ist. 
Dass gerade eine Endosalpingitis die wesentliche Rolle spielt, dafür spricht, 
dass Dührssen, wieer theoretisch vermuthet, an seinen Präparaten die 
entzündlichen Veränderungen am uterinen Ende stärker fand, als am 
abdominalen. Es erklärt dieser Befund, dass das Ei in die Tube 
noch eindringen kann, im weiteren Verlauf aber die Kräfte lahm ge- 
legt sind, welche seine Fortbewegung bewirken, die Flimmerbewegung 
und die peristaltischen Bewegungen der Tubenniuskulatur. Dass die 
Flimmerhaare der ganzen Tubenschleimhaut verloren gehen, ist nicht 
nöthig; es genügt schon eine Abschwächung der Flimmerbewegung oder 
ein sireckenweiser Verlust der Cilien, um das Ei in der Tube festzu- 
halten. Diese Veränderungen begünstigen auf der anderen Seite das 


696 Geburtshilfe. Pathologic der Gravidität. 


Eindringen der Spermatozoen in die Tuben. Letzteres soll nach 
Dührssen physiologischer Weise nicht der Fall sein. Als häufigste 
Ursache der Salpingitis catarrhalis sieht Verf. schliesslich die Gonor- 
rhoe an. 

Als ein weiteres, aber seltenes ätiologisches Moment der Tubar- 
gravidität bezeichnet Dührssen Tubenpolypen, falls sie unmittelbar 
am Fruchtbalter zwischen diesem und dem Uterus sitzen, das Tuben- 
rohr völlig ausfüllen und ein höheres Alter als die Tubarschwanger- 
schaft besitzen. Er selbst hat einen solchen Fall beobachtet, welchen 
er detaillirt beschreibt. Auch puerperale Atrophie der Tuben soll Tubar- 
schwangerschaft zur Folge haben können, indem die atrophische Mus- 
kulatur nur zu einer mangelhaften Peristaltik befähigt ist. Hierdurch 
kann einerseits ein Liegenbleiben des Eies in der Tube ermöglicht, 
andererseits das Eindringen der Spermatozoen begünstigt werden. 

Longyear (63) ist der Ansicht, dass die Häufigkeit der Extra- 
uterinschwangerschaften in grossen Städten eine grössere wie in kleinen 
und auf dem Lande ist durch die Verbreitung der Gonorrhoe in den- 
selben. Also auch er sucht in Tubenerkrankungen die Ursache der 
ektopischen Schwangerschaft. 

Eine gerade entgegengesetzte Ansicht vertritt Pagny (85). In 
einer aus Pinard’s Klinik stammenden Arbeit sucht er zunächst 
Tait’s Hypothese von dem Zustandekommen der Extrauteringravidität 
zu widerlegen, dass die Befruchtung stets eine uterine sei, und dass 
der Entwickelung einer Tubarschwangerschaft stets eine Endzündung 
der Tube vorbergangen sein müsse. Die erste Annahme sucht der Verf. 
durch Beobachtungen an Thieren und die Untersuchungen Birch- 
Hirschfeld’s und Dührssen’s zu widerlegen. Bezüglich der zweiten 
behauptet er, dass die Anamnese bei Frauen, bei denen sich eine Extra- 
uterinschwangerschaft entwickelt hat, nur höchst selten (? Ref.) auf ein 
früher bestandenes Genitalleiden hinweist (in 20 Fällen Pinard’s 
nur viermal). Ferner will Pagny durch mikroskopische Untersuchung 
tubarer Fruchtsäcke (neun) festgestellt haben, dass sich wohl eine Modi- 
fikation der Tubenschleimhaut, nämlich eine Abplattung des Epithels 
findet, welche um so grösser wird, je näher man dem Sitz des Eies 
kommt, niemals aber Zeichen einer stattgehabten Salpingitis. Letztere 
soll im Gegentheil ebenso wie eine Metritis der Entwickelung des Eies 
ungünstig sein. 

McCormack (71) fand unter 8 Fällen von Extrauterinschwanger- 
schaft nur einen, bei welchem letzterer keine längere Sterilität voraus- 
gegangen war. In dem einen handelte es sich um eine erst seit acht 


Extrauterinschwangerschaft etc.. 6% 


Monaten verheirathete Frau, welche aber eine spezifische Vaginitis 
aufwies. 

Sippel (102) sah wieder in einem Fall, wie früher schon in anderen, 
äussere Ueberwanderung des Eies. Er ist geneigt, dieselbe als ätiolo- 
gisch hochbedeutsam anzusprechen. 

Die Diagnose der Tubarschwangerschaft lässt sich nach Dührssen 
(32) in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle bei genügender Berück- 
sichtigung der Anamnese und des objektiven Befundes mit ziemlicher 
Sicherheit stellen, falls die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist. Im 
anderen Fall sind Dührssen selbst Irrthümer (Pyosalpinx, Parovarial- 
cyste) vorgekommen. Um solche zu vermeiden, empfiehlt er in frag- 
lichen Fällen das Probecurettement behuts Aufsuchung typischer Deci- 
duazellen. Die Gefahr desselben erachtet er für nicht gross; ausserdem 
räth er, bei positivem Befund (Gefrierschnitte für 2—3 Minuten in 
2°/oiger Formalinlösung gelegt, gestatten schon in wenigen Minuten die 
Herstellung eines guten Dauerpräparates) der Abrasio sofort die Exstir- 
pation des Fruchtsackes anzuschliessen. 

Krug (59) sieht als eines der charakteristischsten Symptome der 
Extrauterinschwangerschaft das Auftreten eines plötzlichen, derart hef- 
tigen Schmerzanfalles, dass die Patientin ohnmächtig wird, an. Dass 
bei ektopischer Gravidität regelmässig die Menses ausblieben, wie dies 
in manchen Lehrbüchern angegeben wird, bestreitet er. Es kann vor- 
kommen, dass bereits 14 Tage nach der letzten Menses eine neue 
Blutung sich einstellt. 

Longyear (63), welcher eine kurze Uebersicht über die diagno- 
stischen Merkmale der Extrauterinschwangerschaft giebt, erwähnt, dass 
meteoristische Auftreibung der Därme für intraperitoneale Blutung 
spreche; ferner, dass eine geringe Temperatursteigerung charakteristisch 
für rupturirte Extrauterinschwangerschaft sei. 

Boldt (10) hält die Diagnose der Extrauterinschwangerschaft 
nach erfolgter Ruptur für leicht. Unter 63 Fällen hat er sie nur ein- 
mal nicht gestellt. 

Meinert (73) warnt vor der bimanuellen Untersuchung in frischen 
Fällen und namentlich im Haus der Patientin, da er nach derselben 
Verschlimmerung der inneren Blutung sah. Er glaubt, dass das Aus- 
bleiben der Menses zusammen mit dem plötzlichen Eintritt eines mit 
Collaps verknüpften Kolikanfalles vorläufig für die Wahrscheinlichkeits- 
diagnose genüge. Leopold äussert, dass der Abgang einer Decidua 
als diagnostisches Hilfsmittel in vielen Fällen nicht verwerthet werden 
könne, da er sehr oft ganz vermisst werde. Sehr leicht können inter- 


698 Gebyrtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


stitielle Myome, ferner entzündliche Adnextumoren, besonders im sub- 
akutem Stadium, welche atypische Blutungen hervorrufen, zu irrthüm- 
lichen Diagnosen Anlass geben. In zahlreichen Fällen besteht die 
Gravidität erst seit 14 Tagen bis 3 Wochen, so dass die Menses 
überhaupt noch nicht ausgeblieben sind. Die letzte vermeintlich sehr 
protrahirte Menstrualblutung ist bereits das Signal, dass die Frucht 
abgestorben ist. Leopold sieht in einer Blutung aus den Genitalien 
stets ein Zeichen des Fruchttodes. Brosin widerspricht dem. Er 
fand trotz wochenlanger Blutung eine lebende Frucht. 

Eine sachgemässe bimanuelle Untersuchung hält Leopold neben 
einer sorgfältigen Anamnese unter eingehendster Berücksichtigung der 
Blutungsverhältnisse für die sichersten Hilfsmittel der Diagnose. Auch 
Klotz und Brosin möchten die bimanuelle Palpation nicht missen- 

Löhlein (62) macht darauf aufmerksam, dass bei Schwangeren 
die normale Rechtstorsion des Uterus nicht selten besonders deutlich 
ausgeprägt ist und dann, wie es in der Giessener Klinik Assistenz- 
ärzten zweimal passirte, fälschlich eine ektopische Schwangerschaft 
vermuthet werden kann. Die nach vorn torquirte linke Kante des 
Uterus kann für das mässig vergrösserte Corpus, die nach rechts flek- 
tirte Hauptmasse desselben für einen extrauterinen Fruchtsack ange- 
sprochen werden, zumal wenn die Anamnese Schmerzen im Unterleib 
und Blutungen ergiebt. 

Dass bei Hämatocelen gelegentlich die Diagnose, rupturirte Tubar- 
gravidität fälschlich sein kann, beweisen zwei Fälle Gardner’s und 
Martin’s (37), in deren einem es sich um ein Adeno-Carcinom eines 
Ovarium, in dem anderen um Tubentuberkulose als Ausgangspunkt 
der Blutung handelte. 

In differential-diagnostischer Beziehung interessant sind zwei Fälle 
Giles’ (39). Bei beiden wurde zunächst die Diagnose fälschlich 
auf Retroversio uteri gravidi gestellt (s. Litteraturverz.), Repositions- 
versuche gemacht und bei der einen Kranken später der Uterus zwecks 
Einleitung des künstlichen Aborts sondirt. Die andere ging zu Grunde. 
Sie wäre wabrscheinlich gerettet worden, wenn man sich rechtzeitig zu 
einem operativen Eingriff entschlossen hätte. 

Bisher wurde der Abgang eines decidualen Uterusausgusses als ein 
Moment angesehen, welches für Extrauterinschwangerschaft sprach. 
Eden (34) bestreitet die Berechtigung hierzu auf Grund eines Falles, 
bei welchem ein völliger Abguss abging, der keine Spur placentaren 
Gewebes, eines Amnion, einer Nabelschnur oder eines Fötus enthielt. 
Dagegen erwies die mikroskopische Untersuchung seinen Aufbau aus 


Extrauteriuschwangerschaft ete. 699 


typischen Deciduazellen. In der Krankengeschichte liess sich kein 
Anhaltspunkt für eine Extrauteringravidität, wohl aber die für eine 
Schwangerschaft im Allgemeinen (10!/sawöchentliche Amenorrhoe, morgend- 
liches Erbrechen) finden. Eden hält eine solche wegen des oben an- 
geführten Fehlens fötaler Bestandtheile in dem Uterusabguss für ausge- 
schlossen. Auf Grund dieses und zwei gleicher von Griffith und 
Dakin veröffentlichter Fälle erklärt er den Abgang eines Decidua- 
sackes als kein pathognomonisches Zeichen für Extrauterinschwanger- 
schaft. 


Gilford (40) weist darauf bin, dass Rupturen ektopischer Frucht- 
säcke in den ersten vier Monaten wahrscheinlich sehr viel häufiger 
sind, als gewöhnlich angenommen wird. Die Collapserscheinungen 
können in dieser frühen Zeit ebenso fulminant sein wie später. 


Dührssen (32) leitet aus den von ihm beobachteten Fällen 
fünf verschiedene Ursachen der Tubenruptur ab: 1. Ruptur bei 
lebendem Fötus durch das fortschreitende Wachsthum des Eies, 
2. Rupturen nach dem Tode des Fötus a) durch bedeutende Blutergüsse 
in die Eibäute (Tubenmole), b) durch freie Blutung in den Tuben- 
kanal und behinderten Abfluss des Blutes, c) durch cirkumskripte 
Blutergüsse zwischen Ei und Tubenwand, 3. durch Ueberdehnung des 
Fruchthalters bei fixirtem Ostium abdominale und sich kontrahirendem 
uterinem Tubenabschnitt. 


Ein Fall Sutton’s (113) ist insofern von Interesse, als sich bei 
der Cöliotomie in der Bauchhöhle drei gesonderte, aber bezüglich 
ihrer Form ganz gleichmässig gestaltete, lJängliche Blutgerinnsel, in der 
Tube eine Mole fanden. Sutton erklärt dies so, dass es dreimal zu 
Blutungen in die schwangere Tube, zur Gerinnung des ergossenen 
Blutes und dann erst zur Ausstossung desselben unter heftigen 


Schmerzen — im Juli, August, September waren solche anfallsweis 
aufgetreten — gekommen sei. Einen ähnlichen Fall hat Noble 
beschrieben. 


Das Vorkommen eines Hämatosalpinx der anderen Seite bei Ei- 
leiterschwangerschaft scheint verhältnissmässig häufig zu sein. Wir 
finden dasselbe in einem Fall Giles’ (39) und einem Martin’s (68) 
verzeichnet. 


Nach Cullingworth (27) sind von 20 Beckenhämatocelen 
19 Folge einer Tubenschwangerschaft.e. Für die Bildung einer solchen 
sind die günstigsten Bedingungen bei drobendem (Mole) oder einge- 
tretenem tubaren Abort vor der 6. Schwangerschaftswoche gegeben. 


700 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Nur selten wird hier die Blutung eine so plötzliche und profuse sein, 
dass das Blut frei in die Bauchhöhle ergossen wird. Bei der Ruptur 
einer schwangeren Tube wird dagegen selten eine Hämatocele ent- 
stehen. Bei entzündlichen Adnexen kommt es nur ganz ausnahmsweis 
zur Hämatocelenbildung. Auch Hämatosalpinx ist nach Culling- 
worth in den allermeisten Fällen eine Folge von Tubargravdität. 

Die Fälle wiederholter Tubenschwangerschaft bei ein und derselben 
Frau scheinen verhältnissmässig häufig vorzukommen. So berichtet 
Worall (125) wieder über einen solchen. Zunächst war es zur Rup- 
tur eines rechtsseitigen tubaren Fruchtsackes gekommen, die durch die 
Cöliotomie konstatirt wurde. Sieben Monate später trat linksseitiger 
tuberer Abort ein. Nach abermaliger Cöliotomie genas die Patientin. 
Leider ist in dem Referat, welchem wir diesen Fall entnehmen (The 
Brit. gyn. journ. August, pag. 287) nichts gesagt, ob die linksseitigen 
Adnexe bei der ersten Cöliotomie normal gefunden wurden. 

Auch Purcell (87) berichtet über einen Fall, in welchem einer 
rechtsseitigen Eileiterschwangerschaft (tubarer Abort), welche durch 
Cöliotomie behandelt wurde, bereits nach 4!/s Monat eine linksseitige 
folgte. Sie rupturirte. Abermalige Cöliotomie führte auch diesmal 
zur Genesung. 

Gleichzeitige intra- und extrauterine Schwangerschaft ist wiederholt 
beobachtet worden. Ludwig (64) erwähnt, das Gutzwiller 
18 Fälle zusammengestellt hat. Von diesen genasen acht Mütter, 
sechs nach Cöliotomie, zwei durch Resorption der extrauterinen Fötus. 
Die anderen zehn Mütter starben an Blutung, Sepsis oder beiden. 
Von den Früchten wurden vier intra-uterine von der Scheide aus .ent- 
wickelt, die extrauterinen starben oder wurden durch die Cöliotomie 
extrahirt. In zwei Fällen waren beide Früchte todt oder der Frucht- 
sack barst, die Mütter starben in Folge dessen. In drei Fällen waren 
zwei Früchte ausgetragen, aber abgestorben. In einem wurde der 
extrauterine Fötus mittelst Cöliotomie extrahirt und dabei die intra- 
uterine Schwangerschaft entdeckt, in einem anderen starb der extrauterine, 
der intrauterine wurde am normalen Termin lebend geboren, der extra- 
uterine später vom Rektum aus extrahirt. Bei einer weiteren Patientin 
wurde der extrauterine Fötus mittels Cöliotomie extrahirt, der intra- 
uterine kurz darauf geboren. Schliesslich wurden in einem Fall beide 
Föten ausgetragen, der eine durch Cöliotomie, der intrauterine danach 
durch Hysterotomie entfernt. Die Mutter starb am vierten Tag po 
Alle übrigen extrauterinen Früchte starben; sechs der intrauterinen 
blieben am Leben. 


- Extrauterinschwangerschaft ete. OI 


Schröder, Kleinwächter, Brown und Parry geben die 
Resultate von 38 Fällen gleichzeitiger extra- und intrauteriner Schwanger- 
schaft. Zweimal wurden beide Früchte bis zum normalen Termin ge- 
tragen; von den extrauterinen blieb keine am Leben, von 24 intra- 
uterinen nur sieben. Somit ist ein von Ludwig berichteter Fall der 
einzige, in welchem der Mutter und beiden Kindern das Leben er- 
halten wurde (s. pag. 702). 

Diesen Beobachtungen fügt Boyster (13) eine weitere hinzu. Es 
handelte sich um eine 34jährige VIpara, bei welcher acht Wochen 
nach der Conception Erscheinungen von Tubenruptur sich einstellten. 
Am normalen Schwangerschaftsende gebar sie ein lebendes Kind. Im 
Abdomen wurde jetzt bei leerem Uterus ein zweites lebendes Kind ge- 
fühlt. Erst vier Wochen später willigte die Patientin in die operative 
Entfernung desselben, nachdem es abgestorben war und sich perito- 
nitische Erscheinungen eingestellt hatten. Die Operation gestaltete sich 
wegen Verwachsung des Fruchtsackes mit der vorderen Bauchwand 
grösstentheils extraperitoneal. Die Lösung der Placenta gelang ohne 
Blutverlust. Der an die linke Uteruskanute heranreichende Sack wurde 
durch die Bauchwunden drainirt. Die Patientin genas. 

Martin (69) berichtet über den seltenen Fall von gleichzeitiger 
Schwangerschaft in beiden Tuben. Er hat aus der Litteratur nur acht 
einschlägige zusammenstellen können. In dem seinen wurden die links- 
seitigen Anhänge abgetragen, der rechtsseitige tubare Fruchtsack ge- 
spalten, entleert und wieder vernäht. Es erfolgte glatte Heilung. 
‚Martin ist schon in einem früheren Falle so verfahren, desgleichen 
vor ihm Prochownik, dessen Patientin zwei Jahre p. o. mittelst der 
zurückgelassenen Tube concipirte, Diese Möglichkeit einer restitutio ad 
integrum des schwangeren Eileiters nach Entfernung des Eies ist von 
grosser Bedeutung, wenn die anderen Anhänge so schwer erkrankt sind, 
dass sie entfernt werden müssen. 

Entgegen der Ansicht Lawson-Tait’s ist Boldt (10) der Mei- 
nung, dass durchaus nicht alle ektopischen Schwangerschaften anfäng- 
lich tubare seien, sondern dass auch ovarielle, intramurale, interstitielle 
Schwangerschaften vorkommen. Von den ersteren hat er noch keinen 
Fall selbst gesehen, wohl aber von der letzteren. Bei einer in plötz- 
lichem Collaps Verstorbenen fand er einen Riss in der hinteren Uterus- 
wand dicht an der Tubenmündung. Dass eine interstitielle Schwanger- 
schaft sich noch in eine einfache uterine umwandeln kann, will Boldt 
bei einer Patientin beobachtet haben, welche er zwecks Tödtung des 
Fötus mit dem galvanischen Strom behandelte. Der Eisack hatte sich 


02 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


in der Tube dicht an ihrem uterinen Ende entwickelt. Nach der vierten 
elektrischen Sitzung verschwand er von dort; die Frau wurde zur rich- 
tigen Zeit vom Verf. entbunden. Das Vorkommen einer von Anfang 
an abdominellen Schwangerschaft hält er auch für sehr zweifelhaft. 

Ludwig (64) konnte aus der Litteratur 18 Fälle wirklicher 
Ovarialschwangerschaft zusammenstellen. Er fügt einen neuen hinzu 
(s. Litteraturverzeichniss), welcher insofern noch besonderes Interesse 
bietet, als die betreffende Patientin gleichzeitig intrauterin schwanger 
war. Sie gebar das uterine Kind spontan. Das extrauterine lebte noch 
fünf Tage später und wurde mittelst Cöliotomie lebend exstirpirt. Die 
rechten Uterusanhänge fanden sich normal. Das linke Ovarium war in 
dem Fruchtsack aufgegangen, über dessen Vorderfläche die Tube ver- 
lief. An der oberen Cirkumferenz des Fruchtsackes inserirte das Lig. 
ovar. propr. An dem äusseren Ende der Tube gingen die Fimbrien 
auf jenen über. In der Wand des Fruchtsackes fanden sich überall 
ovarielle Elemente, Keimepithel, zwei Corpora fibrosa und eine grosse 
Zahl von Follikeln. 

Nach Spiegelberg berechtigen folgende Punkte zur Diagnose 
„Ovarialschwangerschaft“: 1. Fehlen des Ovarium auf einer Seite, 
2. ovarielle Elemente in der Fruchtsackwandung, 3. Verbindung des 
Fruchtsackes ınit dem Uterus durch das Lig. ovarii, 4. Nichtbetheiligung 
der Tube au der Bildung der Wand des Fruchtsackes. Veit verlangt, 
dass beide Tuben und das eine Ovarium intakt sind, dass das zweite 
Ovariun fehlt oder einen Theil der Fruchtsackwandung bildet und dass 
das Lig. ovarii in den Sack übergeht. Alle diese Punkte waren in 
dem Ludwig’schen Fall erfüllt. 

Dunning (33) beschreibt einen Fall von „intraligamentärer, retro- 
peritonealer“ ektopischer Schwangerschaft. Durch Ruptur einer tubaren 
zwischen die Blätter des Lig. latum entstanden, fand sich der Frucht- 
sack allseitig von Peritoneum überzogen, welches seinen Ursprung von 
den Blättern des Lig. latum, der Tube, der seitlichen Beckenwand, der 
hinteren Wand des Uterus, dem Douglas und der hinteren Becken- 
wand nahm. Die mikroskopische Untersuchung der Fruchtsackwandung 
ergab, dass dieselbe aus festem Bindegewebe mit Zügen glatter Muskel- 
fasern bestand. 

Ueber einen ausserordentlich seltenen Fall, einer Tubargravidität 
in einer Leistenhernie berichtet Jordan (53). Bei einer 37 jährigen 
Frau hatte sich nach der ersten Entbindung ein Abscess über dem 
rechten Lig. latum gebildet. Dieser war quer incidirt und mehrmals 
ausgeschabt worden. Nach einer zweiten Entbindung (vergebliche Zangen- 


Extrauterinschwangerschaft etc. 703 


versuche bei hochstehendem Kopf) Bildung einer Blasenscheidenfistel. 
Vergebliche Versuche dieselbe (einmal nach Trendelenburg durch 
Querschnitt oberhalb der Symphyse, dreimal von der Scheide aus): zu 
schliessen. Erst ein fünfter Versuch auf vaginalem Wege (Czerny) 
führte zum Ziel. In der Gegend des rechten Leistenkanales bestand 
eine «dreimarkstückgrosse, in die Bauchhöhle führende Hernie; eine 
gleiche, für zwei Finger durchgängige lag quer über der Symphyse 
dem Leistenring entsprechend. 

Nachdem die Menses ca. 8 Wochen ausgeblieben waren, kollabirt 
Patientin plötzlich unter den Erscheinungen akuter Anämie. In den 
zwei nächsten Tagen gesellen sich solche eines Ileus hinzu. In der 
linksseitigen Quernarbe fand sich eine apfelgrosse, weiche, irreponible 
Hernie. Nachdem Einläufe von Wasser und Oel erfolglos geblieben, 
Herniotomie. Bei Eröffnung des Bruchsackes quollen aus demselben 
Blutgerinnsel; aus der Tiefe sickerte arterielles Blut nach. Nach Ver- 
längerung des Schnittes stiess man auf einen Fötus, tiefer im Bruch- 
sack auf den Fruchtsack mit Adnexen. Abtragung desselben. Lösung 
verschiedener Darmadhäsionen. Aseptische Gazetamponade der Bauch- 
höhle. Exitus letalis am folgenden Tag in Folge von Ileus, wie die 
Autopsie ergab. 

Ueber einen anderen, sehr interessanten Fall, in welchem sich 
13 Jahre nach einer überstandenen Tubarschwangerschaft noch Reste 
derselben in dem Eileiter fanden, berichtet Kretschmar (58). Bei 
Entfernung einer grossen linksseitigen Ovarialcyste fand sich die linke 
Tube starr und verdickt, in ihr eigenthümliche Verhärtungen, die beim 
Abrollen an einander knirschten. Von Verwachsungen waren Tube 
und Ovarium völlig frei. Erstere verdiekte sich von der Abtragungs- 
stelle an spindelig und endete nach gestrecktem Verlauf in einer Auf- 
treibung, deren äussere Wand von dem verschlossenen Tubenpavillon 
gebildet wird. Bei Eröffnung der aufgetriebenen Stelle kam man in 
eine bohnengrosse Höhle, welche eine Menge (35) feiner Knöchelchen 
beherbergte, welche die Theile eines fötalen Skeletts darstellen. Die 
Wand der Tube bestand vorwiegend aus Bindegewebe; sie und zwar 
besonders ihre subepitheliale Zone war stark von Leukocyten durchsetzt. 
Das Epithel war ein niedriges, dicht gedrängtes, flimmerloses Cylinder- 
epithel mit basalständigen Kernen. Die atrophische Schleimhaut trug 
nur ab und zu stärkere papillenförmige Erhebungen oder gestielte 
beerenförmige Anhänge. 

Wenn Kretschmar sagt, der Fall zeige aufs Neue, wie voll- 
ständig sich so schwere Veränderungen, wie sie nach der Zeit der 


704 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Schwangerschaft (III. Monat) und dem Krankheitsverlauf (Collaps, 
langwieriges Krankenlager) anzunehmen seien, sich zurückbilden können, 
so kann man ihm nach Ansicht des Ref. nicht beistimmen. Denn nicht 
nur in ihrer äusseren Form war die Tube, wie aus dem Obigen her- 
vorgeht, erheblich verändert geblieben; noch mehr Abweichungen von 
der Norm zeigte ihr mikroskopischer Bau, so dass man eher den Schluss 
ziehen kann, dass Eileiterschwangerschaft irreparable Veränderungen 
zu hinterlassen vermag. 

Einen weiteren Fall, in welchem noch bei einer bereits seit zwölf 
Jahren bestehenden und zwar ausgetragenen Extrauterinschwangerschaft 
operativ eingegriffen werden musste, (helt Denis (29) mit. Blasen- 
und Darmbeschwerden gaben die Veranlassung. 

Ueberhaupt kommen auch heute noch trotz des so häufigen früh- 
zeitigen, operativen Eingreifens ausgetragene Extrauterinschwangerschaften 
nicht selten vor. So berichteten Herman (46) und Taylor (116) über 
solche. In dem Falle des letzteren ist besonders bemerkenswerth, dass 
während des ganzen Schwangerschaftsverlaufes Anzeichen einer Ruptur 
oder eines tubaren Aborts fehlten, trotzdem aber der Befund bei der 
Operation es sehr wahrscheinlich machte, dass ursprünglich eine Eileiter- 
schwangerschaft bestanden, der Fötus sekundär in die Bauchhöhle ge- 
langt sei und sich dort, nur vom Amnion bekleidet, weiter entwickelt 
habe. Die Placenta hatte ihre Blutzufuhr zum Theil vom Lig. latum, 
zum Theil vom Omentum erhalten. 

Auch Spoerlin (106) theilt einen Fall mit, bei welchem durch 
die Cöliotomie ein lebendes Kind entwickelt wurde und die Mutter 
genas. Das erstere war allerdings sehr schwächlich, starb nach vier 
Tagen und wies eine Reihe von Difformitäten auf. 

Wir schliessen ein kurzes Referat zweier Arbeiten an, welche die 
Behandlung vorgeschrittener ektopischer Schwangerschaft bezw. bei 
lebendem Kind erörtern. 

' Bov&e (12) räth, wenn eine Extrauterinschwangerschaft bereits den 
7. Monat erreicht hat und die Beschwerden der Mutter nicht erheblich 
sind, die ersten beiden Wochen des 9. Monats abzuwarten und dann 
erst zu operiren, sofort aber, wenn der Fötus bereits abgestorben ist. 
Stirbt derselbe nach Eintritt falscher Wehenthätigkeit am normalen 
Ende der Schwangerschaft, ist Bov&e auch nicht für ein abwartendes 
Verhalten. Wenn ein solches von anderer Seite damit begründet 
worden ist, dass in der Zwischenzeit der Placentarkreislauf aufhören 
solle, so wendet er dagegen ein, dass dies keinesweg bald der Fall zu 
sein brauche. Vier Monate nach dem Fruchttod können noch gefahr- 


Extrauterinschwangerschaft ete. TOD 


drohende placentare Blutungen eintreten. Wenn irgend möglich, soll 
man nach Bovée den Fruchtsack und die Placenta entfernen. Er 
empfiehlt die Bauchhöhle zu drainiren, aber, falls es zu ermöglichen, 
nicht durch die Bauchwunde, sondern durch die Vagina. 

Nach Harris’ (43) Zusammenstellung sind bis zum Jahr 1887 im 
Ganzen 30 lebensfähige Früchte bei Extrauterinschwangerschaft durch 
Cöliotomie extrahirt worden mit einer Mortalität von etwa 800/0. Zu diesen 
kommen jetzt weitere 45 Fälle mit etwa 30°/o. Theilt man die be- 
kannten 75 Fälle in drei Abtheilungen zu je 25, so genasen in den- 
selben je 3, 16 und 17 Frauen. Dementsprechend besserten sich auch 
die Resultate für die Kinder. Eine Reihe ist bekannt, welche jetzt 
schon im 10. bis 17. Lebensjahr stehen. Wenn auch ein derartiges 
Austragen für die Mütter der Kinder ohne Zweifel sehr gefährlich ist, 
so sind die letzteren doch keineswegs, wie man früher annahm, stets 
missgestaltet, sondern oft wohlgebildet. 

Zu frühzeitigem Eingreifen wird man sich oft nur mit Rücksicht 
auf die Mütter entschliessen. Die wichtigste Frage bleibt die nach 
der Behandlung der Placenta. Beigefügte sorgfältige Tabellen zeigen, 
wie verschieden Bau und Gefässversorgung des Mutterkuchens sein 
kann und wie verschieden sich deshalb der Modus seiner Abtragung 
gestalten muss. Auch heute noch wird man in einer nicht kleinen 
Zahl von Operationen auf die direkte Auslösung verzichten müssen. 

Routier (95) räth, wenn eine ektopische Schwangerschaft sich 
über den 5. Monat hinaus entwickelt hat, nur den Fruchtsack zu er- 
öffnen, den Fötus zu entfernen, die Placenta zurückzulassen und den 
Sack zu drainiren, falls das Kind lebte. 

Bezüglich der Behandlung der ektopischen Fruchtsäcke in den 
ersten Monaten der Schwangerschaft gehen die Ansichten immer noch 
weit auseinander. Doch befürwortet die grosse Mehrzahl der Gynä- 
kologen aller Länder ein operatives Eingreifen. Und selbst die Ver- 
theidiger eines abwartenden Verhaltens geben die Nothwendigkeit zu, 
in bestimmten Fällen auf einem oder dem anderen Weg die Ursache 
der Blutung zu beseitigen. 

Meinert (73) ist im Ganzen Anhänger der abwartenden Behand- 
lung der ektopischen Schwangerschaft der ersten Monate, zumal bei 
kompletem, tubarem Abort. Bei Verhaltung des gelösten Eies in der Tube 
(inkompletem Abort) kommt es meist zur Ruptur, bei der die Cöliotomie 
häufig, aber keineswegs immer das einzige Rettungsmittel is. Meinert 
ist mit den Jahren immer konservativer geworden. Bei dem wegen 
gefahrdrohender Recidive der inneren Blutung zur Operation gelangten 

Jahresber. f. Gynäkalogie u. Geburtsh. 1897. 45 


700 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Fällen war nicht selten das Leiden unerkannt geblieben (Verwechslung 
mit inkompletem, uterinem Abort, Retroflexio uteri gravidi, Perforations- 
peritonitis, Koprostase) oder durch bimanuelle Untersuchung ver- 
schlimmert worden. In der sich anschliessenden Diskussion über den 
Meinert’schen Vortrag befürwortet Leopold die sorfortige Cölio- 
tomie bei schweren intraperitonealen Blutungen, besonders mit Rücksicht 
auf die Fälle, wo auch nach monatelanger konservativer Behandlung 
doch noch schliesslich eine neue Blutung und akuter Exitus eintrat. 
Auch bei Frauen aus den arbeitenden Klassen, welche nicht monate- 
lang liegen können, ist baldige Operation am Platz; desgleichen bei 
Kranken in den besseren Ständen, wenn der Tumor von Innen schnell 
wächst oder neue Collapszustände eintreten. Die Palliativbehandlung 
hat überhaupt nur Aussicht bis Anfang des 3. Monats, da später 
eine völlige Resorption des Fötus nicht zu erwarten ist. In ähnlichen 
Sinn änssern sich Klotz, Brosin, Gede, Marschner. 

Auch Cullingworth (27) vertritt den Standpunkt, dass Hämato- 
celen, welche sich innerhalb der ersten sechs Wochen durch Blutung 
aus dem Tubenostium bilden, ohne Operation zur Heilung gelangen 
können. Öperirt soll sofort werden, auch in den ersten sechs Wochen, 
wenn die schweren Symptome für eine Ruptur sprechen oder wenn 
der Tumor der Tube sich in der Beobachtungszeit vergrössert oder 
wenn ein freier Erguss in die Bauchhöhle erfolgt ist. 

Rossier (94), welcher einen kurzen Ueberblick über die ver- 
schiedenen Ansichten giebt, die heute noch bezüglich der Behandlung 
der ektopischen Schwangerschaft herrschen, befürwortet selbst in erster 
Linie die Cöliotomie nach gestellter Diagnose, gleichviel ob der Frucht- 
sack noch intakt, ob er geborsten oder tubarer Abort eingetreten ist. 
Die Kolpotomie will er nur in besonders günstigen Fällen ausführen. 
Auch bei Hämatocelen zieht er im Allgemeinen die Cöliotomie der 
Kolpotomie wegen der Möglichkeit einer gründlicheren Operation vor. 
Nur bei bestehender Infektion, bei Abscessbildung wählt er den vagi- 
nalen Weg, will aber im Gegensatz zu Segond den Uterus schonen. 

Henrotay (45) theilt die Extrauterinschwangerschaft vor dem 
4. Monat bezüglich der zu ergreifenden Behandlung ein in: 1. in Ent- 
wickelung begriffene d. h. abortive Hämatosalpinx aber ohne Ruptur 
der Tube, 2. peritoneale Ueberschwemmung mit Blut, 3. langsame 
oder einfache Ruptur oder abdominaler Abortus (Hämatocele), Was 
die erste Kategorie betrifft, so verwirft Henrotay die von Rouffert 
befürwortete Hysterektomie, welche er nur dann für erlaubt hält, wenn 
stark ausgebildete Erkrankungen der beiderseitigen Adnexe besteben 


Extrauterinschwangerschaft ete. rin 


und wenn es sish um eine gonorrhoische Affektion handelt. Doch 
zieht er die bilaterale Salpingektomie der totalen abdominalen Hysterek- 
tomie als weniger eingreifend vor. Eine geringe Affektion der Tube 
oder des Eierstockes der anderen Seite berechtigen nicht zur Entfernung 
dieser Organe. Die Cöliotomia vaginalis kann die Laparotomie nur 
dann ersetzen, wenn sie vollständig und ohne Drainage ausgeführt 
werden kann. Bei der zweiten der oben angeführten Kategorien ist 
stets die abdominelle Cöliotomie angezeigt. Die dritte, die Hämatocele 
ist nur bei Vereiterung oder intraligamentärem Sitz mit Incision zu 
behandeln. 

Sippel (102) will jede über die ersten Monate fortgeschrittene 
Tubarschwangerschaft operativ behandeln. Durch präventive Ligatur 
der Spermatica interna und eventuell des Ramus anastomoticus der 
Uterina lässt sich die Blutung beherrschen. Ist sofortige Operation 
nicht möglich, so lässt sich durch dauernde Erhaltung in der Tren- 
delenburg’schen Beckenhochlagerung Nutzen erzielen. Sippel ver- 
wandte sie bei einer völlig ausgebluteten Patientin. Nach 12 stündiger 
Hochlagerung war ihr Zustand derart gebessert, dass er sie in das 
Krankenhaus überführen und operiren konnte, Glatte Heilung. 

Boldt (10) lässt die Patientin nach Ruptur eines tubaren Frucht- 
sackes nicht ins Krankenhaus schaffen, sondern operirt an Ort und 
Stelle. Bei tiefem Collaps sucht er denselben vor der Operation durch 
Einwickeln der Gliedmassen und Darreichung von Reizmitteln zu heben. 
Auf Entfernung aller Blutklumpen aus der Bauchhöhle legt er kein 
Gewicht; er hält schnelle Beendigung, der Operation für wichtiger. Bei 
nicht geborstenem Fruchtsack befürwortet er den vaginalen Weg zur 
Entfernung. 

Stinson (110) räth jede ektopische Schwangerschaft auf abdomi- 
nalem Weg unter Benützung eines resorbirbaren Ligaturenmaterials zu 
entfernen und zwar will er die einzelnen Gefässe unterbinden, nicht 
grössere Gewebspartien umstechen. Der Tubenstumpf soll mit Perito- 
neum übernäht werden. Sind Anzeichen einer örtlichen oder allgemeinen 
Infektion vorhanden, so spült Stinson die Bauchhöhle mit Salzlösung 
aus und drainirt mit Gaze. 

McCormack (71) spricht sich für sofortige Operation aus, auch 
wenn Collaps besteht. Ausspülung der Bauchhöhle mit sterilem 45° C, 
warmem Wasser nach Entfernung des tubaren Fruchtsackes hält er 
für geeignet, jenen zu heben. 

Auch Cordier (22) befürwortet ein operatives Eingreifen, da nach 
seinen Erfahrungen bei abwartendem Verhalten die Mortalität in Folge 

45* 


8 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


der primären Blutung oder sekundär an Sepsis und Peritonitis eine sehr 
erhebliche ist. Er hält keinen Fall für ausser Gefahr, ehe nicht die 
blutenden Stellen durch Ligaturen gesichert sind. Er giebt dem ab- 
dominalen Weg den Vorzug vor dem vaginalen. 

Dunning (33) spricht sich bei intraligamentärer Entwickelung 
eines extrauterinen Fruchtsackes in vorgeschrittener Schwangerschafts- 
zeit für die Enucleation aus, weil die Genesung der Patientin eine 
schnellere ist, Eiterung und Fistelbildung sicherer vermieden wird, so- 
fern die rauhen Flächen in der Beckenhöhle mit den restirenden Peri- 
toneallappen gedeckt werden, weil es seltener zur Bildung einer Bauch- 
hernie bei völligem Schluss der Bauchwunde kommen wird. Falls die 
Placenta am Uterus inserire und ihre Lösung zu starker Blutung führt, 
räth Dunning den ersteren nach Ligirung der Uterina zu ex- 
stirpiren. 


Worall (124) empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen nach Ent- 
fernung tubarer Fruchtsäcke die Bauchhöhle mit Salzlösung auszuspülen 
und zu drainiren. 


Longyear (63) räth bei allen Operationen wegen Extrauterin- 
gravidität Rücken und Extremitäten zu wärmen, Salzlösung zu infun- 
diren, nach der Operation letztere p. rect. zu geben, ferner subcutan 
Strychnin, Digitalis und Nitroglycerin. 

In der Diskussion über einen Vortrag Krug’s (59) befürwortet 
Grandin 1. die Bauchhöhle nach Möglichkeit von Blutgerinnseln zu 
säubern und 2. nach der Vaging zu drainiren. 


Dührssen (32) spricht sich gegen therapeutische Versuche aus, 
welche sich nur den Tod des Fötus als Ziel setzen, weil eigene Beob- 
achtungen auch ihm bewiesen haben, dass die Ruptur noch häufig nach 
dem Absterben der Frucht eintritt. Als Operationsverfahren empfiehlt 
er in erster Linie die vaginale Cöliotomie vom vorderen Scheidengewölbe 
aus, welche er in ihren einzelnen Phasen genau schildert. Der Ab- 
bindung der Adnexe lässt er im Allgemeinen die Extraktion des Corpus 
uteri aus dem Peritonealschlitz vorhergehen. Um eine Uebersicht über 
die von ihm mittelst der verschiedenen Methoden erzielten Resultate 
zu geben, theilt er in Tabellenform zunächst 19 ventrale Cöliotomien, 
2 Kolpotomiae posterior, dann 14 vaginale Cöliotomien bei 13 Patien- 
tinnen und 3 vaginale, totale Kastrationen mit. Auf Grund dieses 
Materials kommt er zu dem Schluss, dass die vaginale Cöliotomie 
einen geringeren Eingriff darstellt als die ventrale, da bei derselben die 
Shockwirkung und die Störungen fortfallen, welche gerade bei der 


Extrauterinschwangerschaft ete. 109 


Tubarschwangerschaft bezw. der durch sie bewirkten Anämie von der 
Bauchwunde (Nekrose bei sehr fettreichen Bauchdecken) ausgehen können, 
dass ferner die vaginale Cöliotomie zu schnellerer Heilung und Wieder- 
herstellung der Arbeitsfähigkeit führt als die ventrale. Doch hält 
Dührssen die letztere dann für angezeigt, wenn der Tubentumor in 
Kombination mit einer Hämatocele den Beckeneingang überragt, ferner 
in allen Fällen, wo bei grossem starrem Uterus die Scheide eng und 
rigide ist. Wenn bei hochgradigster Anämie trotz subcutaner oder intra- 
venöser Infusion von physiologischer Kochsalzlösung der Puls sich nicht 
wesentlich hebt und der Tod unmittelbar bevorsteht, so ziehe er die 
vaginale Radikaloperation mit Abklemmung der Ligamente vor, da sie 
sich in wenigen Minuten vollenden lässt, während die Narkose oder 
die einfache Eröffnung der Leibeshöhle von oben her sofort den Tod 
auf dem Operationstisch herbeiführen. 


Bei Hämatocele empfiehlt Verf. die ventrale Cöliotomie, weil sie 
gestattet, die pathologischen Veränderungen der Genitalorgane wirklich 
gründlich zu beseitigen. Nur bei stärkerer chronischer Anämie oder 
bei Zersetzung des ergossenen Blutes ist sie kontraindizirt. 


Auch Nodet (82), welcher einen Fall von mehrmonatlicher Extra- 
uteringravidität durch Elytrotomie und Extraktion des Fötus zur Hei- 
lung brachte, empfiehlt dies Verfahren gegenüber der Cöliotomie, wenn 
die Schwangerschaft den fünften Monat noch nicht überschritten hat, 
Gefährliche Blutungen aus der Vaginalwunde oder der durch den Schnitt 
getroffenen Placentarstelle sollen sich vermeiden lassen, wenn man den 
Schnitt klein macht. Treten sie trotzdem ein, so lassen sie sich nach 
Nodet’s Ansicht durch Tarnponade stillen. Er hat aus der Litteratur 
12 Fälle zusammengestellt, von denen bei drei eine Blutung eintrat, 
welche aber nie tödtlich verlief. Zwei Kranke starben; woran sagt das 
Referat nicht. 


Ebenso empfiehlt Broese (16) zur Exstirpation tubarer Frucht- 
säcke den hinteren Scheidenschnitt mit künstlicher Retroflektirung des 
Uterus. Martin zieht die Kolpotomia ant. vor. 


Abel (1) dagegen spricht sich gegen die Entfernung tubarer 
Fruchtsäcke auf dem vaginalen Weg aus, einerseits wegen der hierbei 
nicht selten eintretenden, schwer zu stillenden Blutungen, welche unter 
Umständen ein sofortiges Anschliessen der Cöliotomie erfordern, anderer- 
seits wegen der der Kolpotomia anterior oft (d. h. bei Vaginofixation) 
sich anschliessenden erheblichen Dislokationen der Blase und festen 
Verwachsungen derselben mit dem Uterus. Als Beweis führt er einen 


710 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Fall an, in welchem von Martin ein kleines Myom der vorderen 
Uteruswand exstirpirt und dann die Vaginofixation ausgeführt war. 
Der spätere Versuch, den Üterus wegen Durchsetzung mit Myomen 
total zu exstirpiren scheiterte in Folge von Verletzung der mit der bin- 
teren Uteruswand flächenhaft aber fest verwachsenen Blase. 


Als Vertheidiger der v. Winckel’schen Morphiuminjektionen 
tritt Schramm gelegentlich der Diskussion über Meinert’s (73) Vor- 
trag auf. Er ist nie in die Lage gekommen, operativ vorgehen zu 
müssen. In den Fällen von Tubarschwangerschaft war die Diagnose 
durch Abgang einer Decidua gesichert. Jedesmal erfolgte Heilung durch 
Anwendung des erwähnten Verfahrens. Klotz erwähnt, dass er einige 
Fälle mit dem galvanischen Strom behandelt. Zweimonatliche Ovula 
wurden ohne Blutung resorbirt. 


Krug (59) dagegen verwirft die verschiedenen Methoden, welche 
bezwecken, den Fötus zum Absterben zu bringen, da hiermit noch 
keine endgültige Sicherheit für die Genesung der Mutter gegeben ist. 
Letztere kann trotzdem noch an akuter Blutung und Anämie oder 
Septikämie zu Grunde gehen. Krug räth mit Rücksicht hierauf stets 
zu Operiren. 


Bove&e (12) erwähnt einen von ihm operirten Fall, welcher für 
die Wirksamkeit der elektrischen Behandlung der Extrauteringravidität 
charakteristisch ist. Von anderer Seite war sie als erfolgreich be- 
zeichnet. Es war zweimal täglich von der Mitte des dritten Monats 
an während 31 Tagen elektrisirt worden. Trotzdem nahm das Ab- 
domen an Umfang zu. Vom Ende des fünften Monats an kam die 
Patientin in die Behandlung Bov&e’s.. Ende des sechsten Monats 
wurden p. vag. Skelettknochen entfernt, welche einem ca. fünfmonat- 
lichen Fötus angehörten. 


Schwangerschaft im rudimentären Nebenhorn eines Uterus bicornis 
scheint nicht so selten vorzukommen, wie man gemeinhin annimmt. 
Wir finden in diesem Jahre allein acht Fälle mitgetheilt. Fünf der- 
selben kamen zur Operation und genasen; die drei vor derselben ge- 
borstenen gingen an Verblutung zu Grunde. Bei den vier Kranken 
Koblanck’s (54) fand sich kein Kanal im Stiel, welcher das Neben- 
horn mit dem Uterus verband. Dagegen konnte Targett (114) einen 
solchen konstatiren. Interessant ist ein Fall Gummert’s (41), iv 
welchem im vierten Monat der Fötus im Nebenhorn abstarb, einige Zeit 
darnach uterine Schwangerschaft eintrat, Abort erfolgte und dann das 
rudimentäre Nebenhorn mit Erfolg auf operativem Weg entfernt wurde. 


Extrauteriuschwangerschaft ete. 711 


Erwähnenswerth ist auch der Fall Schramm’s (98), in welchem die 
Schwangerschaft sich bis zum achten Monate entwickelt hatte, dann 
der Fötus abgestorben war. Die operative theilweise Entfernung des 
Fruchtbalters gestaltete sich sehr schwierig. Es bildete sich im An- 
schluss an dieselbe eine Uretero-Uterushornfistel, welche schliesslich ge- 
heilt wurde (s. Litteraturverzeichniss). 

Rooswinckel bringt in seiner Dissertation aus der Litte- 
ratur 12 Fälle von tubouteriner Schwangerschaft zusammen, welche er 
ausführlich mittheilt. Weiter erwähnt Verfasser die Simon’sche 
Statistik von 40 Fällen, von welchen 16 sicher nicht Tubouterin- 
graviditäten heissen dürfen, 15 zweifelhafte Fälle und acht ganz sichere 
Fälle sind. Verfasser kritisirt verschiedene Mittheilungen über Fälle, 
welche nach seiner Meinung nicht zu der genannten Art von Schwanger- 
schaft gehören. Er bezeichnet nur diejenigen Fälle als tubouterine 
Schwangerschaft, wo das Ei eingebettet ist in demjenigen Theil der 
Tube, der in der Uteruswand verläuft. Er schliesst also aus die Fälle 
von Uterushorn- und Tubarschwangerschaft. Die Schwangerschaft im 
rudimentären Nebenhorn kann mit der vom Verf. besprochenen Ab- 
normität verwechselt werden, da im ersten Fall das rudimentäre Neben- 
horn sich sehr stark entwickelt, aber das nicht schwangere Horn 
an Grösse nie übertrifft, da es vor der Zeit berstet. Durch diesen 
Wuchs der beiden Uterushörner entsteht eine Art von Fundus uteri, 
der bei dem nicht schwangerem Uterus mit rudimentärem Nebenhorn 
fehlt, da nur die Vereinigung der normal entwickelten Müller’schen 
Gänge einen wahren Fundus bilden kann. Dieser Zustand macht 
die Verwechslung mit interstitieller scil. tubo-uteriner Schwangerschaft 
sehr leicht. Es ist klar, dass je mehr das Ei in dem normal ent- 
wickelten Horn in der Nähe der Einmündung des rudimentären 
Horns sich befindet, destomehr das Bild der interstitiellen Schwanger- 
schaft vorgetäuscht wird. Denn das Ei wird die benachbarten Gewebe, 
also auch das normale Horn zu grösserer Entwickelung anspornen. 

Der Unterschied zwischen dem Wuchs bei tubo-uteriner Schwanger- 
schaft und demjenigen bei Schwangerschaft in dem rudimentären 
Nebeuhorn, liegt in der Thatsache, dass im ersten Fall eine Neigung 
besteht, einen schräg verlaufenden Fundus zu formen, im zweiten 
Fall aber einen horizontal verlaufenden, mit horizontal auslaufenden 
Tuben. Im ersten Fall wird auch die Tube mit nach oben ge- 
nommen werden, während die Tube der nichtschwangeren Seite tief 
im Becken liegen bleibt; im zweiten Fall stehen die Tuben ungefähr 
in gleicher Höhe. 


‘12 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität. 


Verf. theilt zum Schluss einen Fall von tubo-uteriner Schwanger- 
schaft mit aus der Leydener Klinik im Jahre 1893. Die Frau hatte 
in dem 4. Monat der Schwangerschaft Symptome einer inneren Blutung 
gehabt. Der Fötus von sieben Monaten bei einer IV. Gravida lag 
in der linken Bauchbälfte, ohne Hüllen. Der Kopf war auf dem 
linken Hüftbein zu fühlen, der Steiss unter dem Rippenbogen. Zur 
Rechten der Frucht war der vergrösserte Uterus. Man beschloss noch 
sechs Wochen abzuwarten, damit das Kind mehr Lebenschancen hätte. 
Einen Monat vor dem Ende der Schwangerschaft musste der auf- 
tretenden Wehen halber die Laparotomie gemacht werden. Der ver- 
grösserte Uterus war in dem letzten Monat stark gewachsen. Das 
Kind (41 cm 1,7 kg) lag ganz frei in der Bauchhöhble, war leicht 
asphyktisch, wurde zum Leben gebracht. Im Uterus war ein bandteller- 
grosses Loch, die Perforationsstelle.e. Weiter war die Diagnose von in- 
terstitieller Schwangerschaft ganz klar. Supravaginale Amputation des 
Uterus, elastischen Schlauch um die Cervix angelegt und mit dem 
Stumpf versenkt. Verlauf für die Mutter ungestört, das Kind starb 
50 Stunden nach der Operation, 

Verf. meint, dass jede ganz festgestellte nicht zerrissene Extrauterin- 
gravidität in einer der ersten Monate Indikation zur Operation bietet. 
Bei Ruptur des Fruchtsackes sind zwei Fälle möglich, entweder die 
Frau verblutet sofort oder der Collaps wird überwunden und die Pa- 
tientin erholt sich. , 

Ist die Schwangerschaft bis zur Mitte fortgeschritten, dann 
räth Verf. an, wenn die Frucht todt ist, sofort zu operiren, aber wenn 
die Frucht lebt, abzuwarten, nur die Patientin in eine Klinik zu 
legen, um in jeder Gefahr sofort zur Operation schreiten zu können. 
Tritt keine Gefahr für Mutter oder Kind auf, dann operire man in 
einer der zwei letzten Wochen vor dem wahrscheinlichen Ende der 
Schwangerschaft. e Doorman (Holland). 


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wz 


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~ 


10. 


Pathologie der Geburt. 713 


VII. 


Pathologie der Geburt. 


Referent: Dr. Steffeck. 


— — 


I. Allgemeines. 


. Murdoch Cameron, Beziehungen der Lage der Frucht zur Gebärmutter 


und Placenta. Intern. Kongr. zu Moskau. 


. Chéron, H., Uterus didelphys in seinen Beziehungen zu Schwangerschaft 


und Geburt. L'Obstétr. Nr. 2. 


. Coe, H. C., Shock in obstetric surgery. Amer. Gyn. and Obst. Journ. 


N. Y. Vol. X, pag. 411—446. 


. Demelin, L., Des infections amniotiques qui se produisent après la rup- 


ture des membranes. Arch. de Gyn. et de Tocol. Tom. XXIII, pag. 679 
687. 


. Dubois, H., Die Riesenkinder vom geburtshilflichen Standpunkt. Thèse 


de Paris, G. Steinheil. 

Fabiani, Lesione violente, gravidanza e parto. La Rassegna di Ost. e 
Gin. Napoli, Nr. 6 e 9. (Herlitzka.) 
Frazer, F., Vagitus uterinus. Lancet, 20. Februar. (Deutliches Schreien 
beim Anlegen der Zange. Kind lebend geboren. Ref.) 

Gebhard, C., Ueber das Bacterium coli commune und seine Bedeutung 
in der Geburtshilfe. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1. 

Mc Gee, Künstliche Athmung bei Neugeborenen. Med. record, 8. Mai. 
(Erfasst das Kind an den Beinen und am Hals von hinten und bewegt es 
schnell auf- und abwärts, d. h. mit Kopf nach oben und Kopf nach unten. 
Ref.) 

Gmeiner, J., Ueber einen Fremdkörper in den Eihäuten. Prager med. 
Wochenschr. Nr. 28. (Nach vorausgegangenem Kaiserschnitt fand sich bei 
der nächsten Geburt ein Silberdrahtring in den Eihäuten. Ref.) 


. Grauval, Des anteversions et latcroversions utcrines au point de vue 


obstetrical. Thèse de Paris. 


. Hirons, J. G., Selected cases from one hundred consecutive confine- 


ments. Amer. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 437—441. 


. Hoag, J. C., Artificial dilatation of the parturient canal in labor. Amer. 


Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 158—164. (Enthält nur eine 
Aufzählung aller bekannten Methoden. Ref.) 


. Hofmeister, Ueber Wachsthumsstörungen des Beckens bei frühzeitig 


erworbener Hüftgelenkskontraktur. Beiträge zur klin. Chirurgie. Bd. XIX, 


Heft 2. 


14 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


15. Knapp. L., Geschichtliche Bemerkungen über Bedeutung und Aetiologie 
des vorzeitigen Abganges von Mekonium. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, Heft3. 

16. Köster, G.. Ueber Entbindungslähmungen. Deutsches Arch. f. klin. Med. 
Bd. LVIII, Heft 3. 

17. Krasser, J., Zur Kenntniss und forensischen Würdigung- der Geburts- 
verletzungen. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. Bd. XIII, Heft 2. 

18. Lewy u. Thumin, Beitrag zur Verwerthung der Röntgen-Stralilen in 
der Geburtshilfe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32. 

19. Löhlein, Zur Entstehung und Behandlung des Haematoma vulvae der 

= Neuentbundenen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10. 

20. Millo, Superfoetatio. Lancet, 13. März. 

21. Puech, P., Blutung bei Placenta praevia oder bei normalem Sitz der Pla- 
centa. Gaz. des hôp., 12. Jan. 

22. Routh, A., Geburten bei paraplegischen Frauen. Geburtsh. Gesellsch. zu 
London. 12. Juni. 

23. Schwab, Chininum sulfuricum bei Wehenschwäche. Med. moderne, Nr. 3. 

24. Strassmann, P., Ueber die Geburt der Schultern und über den Schlüssel- 
beinschnitt. Arch. f. Gyn. Bd. LII, Heft 1. 

25. Wolfram, W., Ein Beitrag zur Wiederbelebung asphyktischer Neuge- 
borener. Centralbl. f. Gyn. Nr. 9. 

26. Woodworth, B. G., Practical Obstetrics. Amer. Gyn. and Obst. Journ. 
N. Y. Vol. XI, pag. 453. 


Cameron (1). Die Lage der Frucht wird, bei normalem Becken 
und normalen anderen Zuständen, bedingt durch den Sitz der Placenta 
Der Rücken der Frucht liegt an der entgegengesetzten Seite, wie die 
Placenta; liegt z. B. die Placenta an der hinteren Wand rechts, so 
liegt der Rücken nach links und vorn. Zu dieser Ueberzeugung kam 
Verf. durch Beobachtungen bei Kaiserschnitten. Wahrscheinlich spielt 
auch bei Querlagen der Sitz der Placenta eine entsprechende Rolle. 

Cheron (2). 18 Fälle von Uterus didelphys, welche während der 
Schwangerschaft oder der Geburt oder auch lange Zeit nach dem Puer- 
perium beobachtet wurden, liegen der Arbeit zu Grunde. Verf. bespricht 
1. die Menstruation: dieselbe ist gewöhnlich verspätet und mit Schmerzen 
verbunden ` beide Uteri menstruiren meist gleichzeitig; während der 
Schwangerschaft der einen Hälfte menstruirt die andere nicht. 

2. Schwangerschaft: Von 29 erreichten 24 ihr normales Ende; 
in 5 Fällen wurden nach einander Schwangerschaften des einen und 
dann der anderen Uterushälfte beobachtet. 

3. Geburt: Alle bis auf eine, wo die Laparotomie gemacht wurde, 
verliefen per vias naturales. Der nichtschwangere Uterus spielt bei 
der Geburt die Rolle eines Fibroms oder einer Ovarialeyste. Die Aus- 
treibungsperiode kann sowohl durch den leeren Uterus wie durch 
Scheidensepta verlängert werden. 


Allgemeines. 715 


4. Placentarlösung und Wochenbett: Die Placenta musste unter 
18 Fällen zweimal manwell entfernt werden. Das Wochenbett zeigt 
keine Besonderheiten. 

5. Diagnose: Entweder liegen beide Uteri nebeneinander oder 
der leere Uterus liegt im Douglas 

6. Therapie: Unter 18 Fällen einmal Zange, einmal Wendung, 
einmal Porro. — Der im Douglas liegende leere Uterus muss aus der 
Lage befreit, Septa müssen durchtrennt werden. 

Demelin (4). 1. Die Länge des Intervalls zwischen Ruptur der 
Eihäute und der Geburt ist von grossem Einfluss; eine Infektion ist 
häufig, wenn 2—5 Tage dazwischen liegen. 

2. Die Länge der Geburtsdauer ist sehr wichtig; bei schnellen 
Geburten (nach vorzeitigem Blasensprung) sind Infektionen seltener als 
bei langsamen. 

3. Häufige innere Untersuchung trägt viel Schuld an der Infektion; 
ausser subjektiver Antisepis ist die Desinfektion der äusseren Geschlechts- 
theile und der Vagina nach jeder Untersuchung zur Verhütung der In- 
fektion nöthig. 

4. Tamponade der Vagina nach dem Blasensprung ist wegen 
Infektionsgefahr zu vermeiden. 

5. Bei Kopflagen sind Infektionen nach vorzeitigem Blasensprung 
häufiger als bei anderen Lagen. | 

6. Pathologische Beschaffenheit der Genitalien begünstigt eine 
Infektion. 

7. Das Absterben des Fötus erleichtert eine Infektion. Die 
Folgen des vorzeitigen Blasensprungs sind für Mutter und Kind gleich 
getährlich. Die Mutter wird der Infektion ausgesetzt und das Kind kann 
absterben. Und selbst wenn das Kind lebend geboren wird, so können 
sich die Folgen äussern in: 1. Erythemen am Rumpf und an den 
Extremitäten, ähnlich dem Erysipel oder in miliaren subepidermoidalen 
Abscessen, 2. in multiplen Abscessen, 3. in Nabel-Infektionen, 4. in 
Lebererkrankungen (schwerer Icterus) nach umbilicaler Phlebitis, 5. in 
Verdauungsstörungen, 6. in Erkrankungen der Respirationsorgane. 

Die Therapie bei vorzeitigem Blasensprung hat zunächst zu be- 
stehen in: Bettruhe, antiseptischem Verband der Vulva und Abwarten. 
Bei erfolgter Infektion: in Beschleunigung der Geburt (bei beweglichem 
Kopf mit Kolpeurynter, bei feststehendem Kopf mit dem Ecarteur 
von Tarnier). Bei lebendem Kind: peinlichste Sauberkeit, häufige Bäder. 

Dubois (5). Die Arbeit stammt aus der Klinik Baudelocque. 
Verf. bespricht im Anschluss an 45 Fälle die Aetiologie, Diagnose, 


T16 Geburtshilfe. Patholegie der Geburt. 


Prognose und Therapie bei Riesenkindern. Als untere Gewichtsgrenze gelten 
4900 g. Das schwerste Kind wog 11 kg 300g. Seine Schlussfolgerungen 
sind: 1. Früchte von über 6 kg sind sehr selten, 2. in der Aetiologie 
spielen Alter der Mutter, Zahl der Geburten, Heredität und möglicher- 
weise Lues eine Rolle, 3. differentialdiagnostiecb sind Hydramnios 
und mehrfache Schwangerschaft zu nennen, 4. die Prognose für die 
Frucht ist zweifelhaft; die Mortalität der Mütter ist hoch, 5. bei der 
Geburt entstehen Schwierigkeiten durch die Grösse des Kopfes, des 
Schulter- und Trochanteren-Durchmessers. 

. Gebhard (8). Nach Züchtungsversuchen auf verschiedenen 
Nährböden ist Verf. der Ansicht, dass in der Eihöhle sehr wohl Ver- 
hältnisse vorhanden sind, unter denen das Bact. coli c. gedeihen kann 
und unter denen es zur rapiden Gasentwickelung kominen kann. Den 
Nährboden für das Bact. c. c. bietet nicht allein das Fruchtwasser, 
sondern auch die Vernix caseosa, das Amnion, der Nabelstrang und 
das abgestorbene Kind selbst. Mithin muss man dem Bact. c. e als 
Ursache der Tympania uteri eine hervorragende Rolle beinessen. 
Nicht so bei der allgemeinen putrilen Infektion; hier haben die 
Anaöroben eine grössere Bedeutung. 

Hofmeister (14) stellte seine Untersuchungen mit Hülfe von 
Röntgen-Strahlen an einem achtjährigen Knaben mit koxalgisch schräg 
verengtem Becken an. Durch eine rechtsseitige Coxitis hatte sich eine 
Ankylose des Oberschenkels in Adduktions-, Innenrotations- und 
Flexionsstellung entwickelt; die Gelenkpfanne ist leer und der Ober- 
schenkelkopf steht 5 cm oberhalb und hinter der Pfanne. Die rechte 
Beckenseite zeigt nun gegenüber der linken eine stark vermehrte Neigung. 
Verf. ist der Ansicht, dass für das Zustandekommen eines so ver- 
änderten Beckens nicht allein die Uebertragung der Rumpflast auf die 
gesunde Seite Schuld ist, sondern dass die pathologische Stellung der 
Extremität eine grosse Rolle dabei spielt. 

Knapp (15) berichtigt die Bemerkung Rossa’s, dass man den 
Mekonium-Abgang als Zeichen bestehender Asphyxie erst bei Sch wart: 
(die vorzeitigen Athembewegungen, Leipzig 1858) zum ersten Mal er- 
‚wähnt findet. Nach Verf. Studien findet sich schon in Völtern’s 
„neueröffnete Hebammenschul“ aus dem Jahre 1687 die Angabe, dass 
den deutschen Hebammen der Abgang des „Beches“ als Zeichen 
für den bevorstehenden Tod des Kindes längst bekannt ist. 

Köster (16). Die Entbindungslähmungen zerfallen in cerebrale, 
spinale und peripherische Lähmungen. Die cerebralen Lähmungen 
Gliederstarre; Abducens- zusammen mit Facialis--Lähmung) entstehen 


Allgemeines. 717 


durch Blutungen in die weichen Hirnhäute und Hirnsubstanz in Folge 
langdauernder Geburten oder Zangen - Extraktionen. Die spinalen 
Lähmungen sind meist die Folge von Verletzungen des Rückenmark: 
sowohl bei spontanen Geburten wie bei forcirten Extraktionen. Die 
Kinder sterben gewöhnlich kurz nach der Geburt. — Eine weit bessere 
Prognose haben die peripherischen Lähmungen; die häufigste Form, die 
Facialislähmung, entsteht entweder durch Druck eines Zangenlöffels 
oder durch fehlerhafte Kopfeinstellung. Lähmungen der oberen Ex- 
tremitäten sind selten; sie entstehen durch Drusk auf den Plexus 
brachialis entweder durch die Zange oder durch die in die Schulter 
eingehakten Finger. Eine Behandlung dieser Lähmungen ist möglichst 
früh einzuleiten. 

Krasser (17) theilt folgende sechs Fälle mit: 

1. Fahrlässige Tödtung eines Neugeborenen durch schwere Ver- 
letzungen des Kopfes, während der Geburt beigebracht. 

2. Oberarmverrenkung durch Wendungsversuche seitens einer 
Afterhebamme. 

3. Druckmarke am Kopf; Leber- und Lungenruptur — wahrschein- 
lich in Folge von meohanischer Fruchtabtreibung. 

4. Ringförmiger Druckstreifen an der Kopfhaut einer fünfmonat- 
lichen Frucht, durch den Muttermund entstanden (Fruchtabtreibung 
durch äussere Umstände auszuschliessen). 

5. Zerreissung einer Frucht durch Selbsthilfe bei der Geburt. 

6. Abreissen der Wirbelsäule und Zerquetschung der Leber bei 
einer 5—6 monatlichen Frucht in Folge von Zug an den Beinen. 

Lewy und Thumin (18) berichten über Aufnahmen von Becken 
mit Hilfe von Röntgen-Strahlen. Die Bilder zeigen die absoluten 
Maasse der wichtigsten Durchmesser, der Conj. vera und der queren 
Durchmesser des Ein- und Ausganges in perspektivischer Verzerrung. 
Durch einen Messapparat und eine Berechnungsformel erhält man die 
richtigen Werthe. 

Löhlein (19) hat das Haematoma vulvae in fünf Fällen beob- 
achtet, von denen zwei ausführlich mitgetheilt werden. In dem einen 
der Fälle trat die Blutgeschwulst nach Zangenentbindung, in dem 
anderen nach Sturzgeburt auf. In beiden Fällen blutete es nach aussen 
aus kleinen Einrissen der Schleimhaut und Verf. entschloss sich daher 
zur Incision mit nachfolgender Tamponade, wie er denn überhaupt für 
grössere Hämatome die operative Behandlung angewendet wissen will. 

Millo (20) fand neben einem Fötus, der etwa aus der 16. Woche 
stammte, ein vollkommen frisches und unverletztes Ei aus der siebten 


‘18 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Woche. Da die Frucht des letzteren völlig frisch und gesund erschien, 
hält er es für ausgeschlossen, dass dieselbe länger abgestorben im Uterus 
retinirt geblieben wäre. 

Routh (22). Bei einer Multipara mit Fraktur des sechsten Rücken- 
wirbels und völliger Lähmung der unteren Körperhälfte trat die Ent- 
bindung am 261. Tage ein ohne die geringste Schmerzempfindung der 
Frau. Die Wehen waren nicht regelmässig; die erste Geburtsperiode 
dauerte 10 Stunden, die zweite 31/4 Stunden und die Nachgeburtsperiode 
fünf Minuten. ‚Involution des Uterus und Milchsekretion waren normal. 
Wie eine Durchsicht der Litteratur ergiebt, kann bei Paraplegie auch 
Conception eintreten; in dem eitirten Fall war die Lähmung erst im 
siebenten Monat acquirirt. 

Schwab (23) behauptet vom Chininum sulf. eine Wehen beför- 
dernde Wirkung, sobald erst einmal die Geburt begonnen hat. Im 
Gegensatz zu Secale soll es keinen Tetanus uteri, sondern wirkliche 
Wehen hervorrufen. Die übliche Dosis ist 0,5 g zweimal während 
10 Minuten. Die Wirkung tritt gewöhnlich nach !/s Stunde ein. 

Nach Strassmann’s (24) Erfahrungen erfolgt der Durchtritt 
der Schultern stets so, dass sich zunächst die vordere Schulter an der 
Symphyse anstemmt und dass dann die hintere über den Damm schneidet. 
Unter normalen Verhältnissen ist es rathsam, nach der Geburt des 
Kopfes ruhig eine Wehe abzuwarten und unter Emporheben des Kopfes 
und Stützen des Dammes den Durchtritt der Schultern spontan sich 
vollziehen zu lassen. Genügt die Wehe nicht, oder droht dem Kinde 
Gefahr, so soll man die Schultern durch Druck von aussen durchs 
Becken treiben. Bei ausgesprochenem räumlichen Missverhältniss, ent- 
weder in Folge engen Beckens oder zu starker Entwickelung des Kindes 
oder in Folge von Missbildungen liefert die Durchschneidung eines oder 
beider Schlüsselbeine mit einer Siebold’schen Scheere ein vortrefflicher 
Mittel, die Extraktion der Schultern zu bewerkstelligen. 

Wolfram (25) empfiehlt bei Asphyxie folgendes Verfahren: das 
Kind wird mit hängendem Kopf auf den Schooss gelegt; die linke 
Hand ruht auf dem Brustkorb, die rechte umfasst die Beine. Die Ober- 
schenkel werden nun, unter gleichzeitigem Druck der linken Hand, 
dem Thorax genähert — dadurch entsteht das Exspirium; umgekehrt 
das Inspirium. 

Woodworth (26) empfiehlt bei verstrichenem Muttermund statt 
der Zange die bimanuelle Expression, angewendet bei jeder Wehe — 
oft mit überraschendem Erfolg. 


Störungen von Seiten der Mutter. 719 


II. Störungen von Seiten der Mutter. 
A. Die Geburt des Kindes betreffend. 


1. Vulva und Vagina. 


1. Eberlin, Kongenitale Obliteration der Vagina als Geburtshinderniss. Rev. 
intern. de med. et de chir. Nr. 10. 

2. Everke, Perforirende Scheidenzerreissungen während der Geburt. Intern. 
Kongr. zu Moskau. 

3. Ferraresi, I setti trasversali della vagina sotto il rapporto della origine 
congenita, della proiezione vaginale e della importanza ostetrica. Ann. 
di Ost. e Gin. Milano, Nr. 2, 6, 67, 9, 10, 11, 12. (Herlitzka.) 

4. Lambertenghi, A proposito di un caso di lacerazione centrale del 

perineo durante il parto. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 1, pag. 22. 

(Herlitzka.) 

Poroschin, M., Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei er- 

worbenen Scheidenverengerungen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1224 

—1227. 

6. Poroschin, Fall von Schwangerschaft und Geburt mit ciner narbigen 
Striktur der Scheide komplizirt. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. 
Juni. (Spontane Geburt, bei Untersuchung zwei Monate p. p. kein Reci- 


Vi 
$ 


div der Striktur.) (V. Müller.) 
7. Totesch, Colporrhexis sub partu. Protokolle und Arbeiten der Gesell- 
schaft Cherson’scher Aerzte für 1895 —96. (V. Müller.) 


d Wettergren, Carl, Haematoma vulvae et vaginae intra partum etc. 
Eira. 21. Jahrg. Nr. 18, pag. 603—9. (Wettergren’s Fall von Haema- 
tomae vulvae zeichnet sich nicht nur durch die bedeutende Grösse der 
Geschwulst aus („wie der Kopf einer achtmonatlichen Frucht“), sondern 
war auch durch Pblebitis beider Unterextremitäten und wiederholte Lungen- 
embolien komplizirt. Spontane Berstung der Blutgeschwulst am dritten 
Tage p. p. Heilung nach langer Rekonvalescenz.) (Leopold Meyer.) 


Eberlin (1) fand bei einer Primipara den Introitus durch eine 
dicht hinter dem Hymen liegende Membran vollständig verschlossen. 
Nirgends eine Spur von einer Oeffnung, nur in der Mitte eine kleine 
Narbe; die Dicke der Membran 1 cm. Verf. glaubt, dass die Mem- 
bran beim Coitus zerstört wurde und später wieder zusammenheilte. 
Derartige kongenitale Obliterationen sind nur drei in der Litteratur 
beschrieben. 


Everke (2) beobachtete drei Scheidenzerreissungen bei Geburten. 
Aetiologisch spielt das enge Becken die Hauptrolle. Ist die Frucht in 
die Bauchhöhle ausgetreten, so ist die Laparotomie zu machen, sobald 
sich die Frucht nicht von unten leicht extrahiren lässt. Die Naht 


CH) Geburtshilfe. Patholovie der Geburt. 


des Risses von der Scheide aus ist leichter als von der Bauch- 
höhle aus. 

Im FallePoroschin’s (6) sass die transversale Membran im oberen 
Drittel der Scheide und wurde schon vor dem Eintritt der ersten 
Schwangerschaft konstatirt. Als Mädchen hatte die Frau schon lange 
Jahre an Ausfluss gelitten. Schwangerschaft trat sehr bald nach der 
Verheirathung ein und wurde vollkommen exspektativ behandelt. Im 
letzten Monat fand man die Vagina trichterförmig nach oben verengt 
und im oberen Drittel durch eine Membran mit kleiner spaltförmiger 
Oeffnung verschlossen. Kurz vor dem Beginn der Wehen war die 
Membran weicher und die Oeffnung für einen Finger passirbar. Im 
Beginn der Austreibungsperiode genügte ein manueller Erweiterungsver- 
such, um die Membran durch Zerreissen zum Schwinden zu bringen. 
Geburt dann durch Zange beendet. Zwei Monate nach der Entbindung 
nur noch Andeutungen der früheren Membran zu konstatiren. 


(V. Müller.) 


2. Cervix. 

l. Fieux, G., Quelques cas de rigidité spasmodique du col traités par la 
rupture des membranes. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, 
pag. 431—441. 

2. Kraków, Ein Fall von Schwängerung und Entbindung durch eine Scheiden- 
cervixfistel. Medycyna, pag. 465. (Neugebaner.) 

3. Meyer, H., Ein Fall von Oedema acutum cervicis parturientis. Centralbl. 
f. Gyn. Nr. 35. 

4. Muggia, R., Sopra D ipertrofia del collo uterino come causa di distocia. 
Rivista di ost., gin. e ped. Torino, Nr. 6 e 7. (Muggia betont, dass 
die Hypertrophie des Collum uteri immer Distocio während der Geburt 
erzeugt. Er schlägt in diesen Fällen als prophylaktische Behandlung die 
Amputatio colli in der Schwangerschaft vor.) (Herlitzka.) 

>. Pobedinsky, Sur le traitement du cancer du col pendant la grossesse 
et l'accouchement. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVII, pag. 231—266. 


Fieux (1) empfiehlt entgegen der allgemeinen Ueberzeugung bei 
rigidem Muttermund die Sprengung der Blase als bestes Mittel zur 
Erweiterung. In fünf Fällen, wo die Erweiterung 9—59 Stunden auf 
sich warten liess, kam der Muttermund nach Sprengung der Blase in 
1—5!/g Stunden zum Verstreichen. 

Nach Meyer (3) zeigte sich bei einer IV para gleich nach Be- 
ginn der Wehen vor der Vulva ein faustgrosser bläulicher Tumor, aus 
dem seröse Flüssigkeit aussickerte.e Der Stiel der Geschwulst setzte 
sich in die vordere Partie des Cervix fort. Es handelte sich demnach 
um ein kolossales Oedem der vorderen Muttermundslippe. Die durch das 





Störungen von Seiten der Mutter. «21 


Oedem verzögerte Eröffnungsperiode wurde durch vorsichtiges Anlegen der 
Zange am tief stehenden Kopf abgekürzt. Involution ganz so normal 
wie sonst, 

Kraków (2) beschreibt eine sehr seltene Beobachtung aus Neu- 
gebauer’s Klinik. Eine 22jährige Frau hat einmal im dritten Monate 
abortirt, wobei die Eireste von einem Arzte instrumentell entfernt worden 
sein sollen. Sie meldete sich zwei Jahre später wegen ständigen Aus- 
flusses aus der Scheide und Sterilität. Uterus antevertirt mit spitz- 
kegelförmiger Vaginalportion und sehr enger Oeffnung. An der hin- 
teren Wand der Portio vaginalis findet sich 2 cm oberhalb des äusseren 
Muttermundes eine Delle und Oeffnung, eine Fistula cervico-vaginalis 
laqueatica (L. Neugebauer), welche bequem die Sonde in den Uterus 
eindringen lässt. Mehrmalige Anfrischung der Ränder dieser Fistel 
und Nahtverschluss führten nicht zur Verheilung, weil das Gewebe 
eminent rigide war und die Gewebsspannung eine sehr grosse. Es trat 
nun, nachdem die Fistelöffnung in Folge der mehrmaligen Anfrischung 
grösser geworden war, Conception ein. Die Schwangere fürchtete, nicht 
austragen zu können und kam deshalb in die Ambulanz, wo ihr ge- 
rathen wurde, ruhig alles Weitere abzuwarten und zur Entbindung so- 
fort Hilfe zu verlangen; sie ging jedoch dann zu einem anderen Arzte, 
der aus unbekanntem Grunde ihr einen künstlichen Abort anrieth. Die 
Kranke ging jedoch darauf nicht ein. Kraków wurde zur Entbindung 
geholt, nachdem bereits vor einer Stunde das Wasser abgeflossen war. 
Die Geburt stand nach Aussage der Hebamme still, der Kopf war in 
den Mutterhals eingetreten und drang auf die Fistelöffnung ein, die 
den Eindruck eines beinahe ganz eröffneten Muttermundes machte. Der 
eigentliche Muttermund jedoch lag weiter nach vorn und zwischen ihm 
und der Fistelöffnung überspannte eine muskulöse fleischige Brücke den 
vordringenden Schädel. Kraków durchschnitt dieselbe mit einem 
Scheerenschlag, worauf der Kopf schnell herabtrat. Da er jedoch im 
Ausgange stehen blieb, folgte eine Beckenausgangszange im Interesse 
des Kindes. 

Kraköw vernähte die durchschnittene Brücke nicht sofort, da sie 
nicht blutete und kein Grund zu sofortiger Vernähung vorlag. Gilattes 
Wochenbett. 

Folgen Bemerkuugen über die Cervicovaginalfisteln auf Grund der 
Beschreibung Neugebauer’s (Arch. f. Gen Bd. XXXIII—XXXV). 
Neugebauer beschrieb 1890 eine genau ebensolche Fistel, die nach 
einem instrumentell hervorgerufenen Abort entstanden war. Es folgte 
später noch ein spontaner Abort. Bei Aufnahme in die Klinik fand 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Gebartah. 1897. 46 


122 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Neugebauer den Muttermund sehr eng, die an der hinteren Cervikal- 
wand befindliche Fistel hingegen liess den Zeigefinger ein, war 2 cm 
lang und (ls cm breit. Es gelang, diese Fistel operativ zu ver- 
schliessen, nach zweimaliger Anfrischung jedoch erst. In beiden Fällen 
spricht alles für traumatischen instrumentellen Ursprung der Fistel. 
Ausser diesen beiden Fällen kennt Neugebauer nur noch einen ein- 
zigen dritten analogen, den Fall von Nordmann (Arch. f. Gyn. 
Bd. XXIX). Die Frau hatte zweimal im siebenten Monate spontane 
Frühgeburt durchgemacht und war der Gatte luetisch. Nordmann, 
an den sich die Kranke wegen weissen Flusses gewandt hatte, kon- 
statirte eine Üervicovaginalfistel an der hinteren Wand des Collum 
uteri. Da weder makroskopisch noch mikroskopisch sich irgend eine 
andere Aetiologie für die Fistel erhärten liess, wurde ihre Ent- 
stehung von Nordmann auf ein Trauma sub partu bezogen. Nord- 
mann erwähnt hier einen Fall von Piering aus der Prager Klinik, 
wo ein Kind durch einen Querriss der hinteren Cervikalwand geboren 
wurde und zwar im sechsten Schwangerschaftsmonate. 

Zum Schluss folgen einige Bemerkungen über die Druckusuren 
sub partu als Ursache von Cervikalfisteln, welche nach Neugebauer 
beinahe in 5°/o aller Fälle die Blasenscheidenfisteln, namentlich die 
höher oben nahe am Collum uteri liegenden begleiten. Die Cervico- 
vaginalfisteln, welche oft hinterbleiben als Rest eines nur im unteren 
Theile spontan verheilten Collumlängsrisses erwähnt Kraków an dieser 
Stelle nicht. (Neugebauer. 


3. Uterus. 


1. Bowen, S., Ante-partum hour-glass contraction of the uterus. Tr. of 
the Wash. Obst. Soc. 14. Dez. 1896. 

2. Burton, K. H., Complete inversion of the uterus on the fifth day after 
confinement, with recovery. Amer. Journ. of obst. N. Y. Vol. XXXVI. 
pag. 548. 

3. Griziotti, Utero arcuato e presentazione podalica ripetuta. Ann. di 
Ost. e Gin. Milano Nr. 1. (Im Falle von Griziotti handelt es sich um 
eine V para, bei welches alle Geburten mit Steisslage verliefen. Verf. findet 
den Grund der Wiederholung dieser Lagen im Uterus, welcher arcuatus 
oder subseptus war. Die Entstehung dieser Uterusform ist im Becken zu 
suchen, welches im queren Durchmesser erweitert war, da eben bei 
solchen Becken öfters auch der Uterus im queren Durchmesser grösser 


als normal ist.) (Herlitzka.) 
4. Gurwitsch, Geburtsfall bei fehlerhafter Entwickelung der Geschlechts- 
organe. Eshenedelnik. Nr. 40. (V. Müller.) 


5. Harrison, A case of inversio uteri post partum. Amer. Gyn. and Obst. 
Journ. N.Y. Vol. X, pag. 638—642. 


Störungen von Seiten der Mutter. 123 


6. Jakesch, W., Partus bei Uterus bicornis duplex subseptus bicollis cum 
vagina duplice. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24. 

7. Laurent, Inversion utérine traitée par l'hysteréctomie. Presse méd., 
9. Jan. 

8. Marx, S., Inversion of the puerperal uterus. Amer. Gyn. and Obst. Journ. 
N. Y. Vol. XI, pag. 415—420. 

9. Maygrier, M., Insertion du placenta sur une tumeur uterine, probable- 
ment de nature fibromateuse. Soc. obst. et gyn. de Paris. 14. Jan. (An 
der Insertionsstelle der Placenta im unteren Uterinsegment fand sich ein 
erweichtes Fibrom. Tod an Verblutung. Ref.) 

10. Noto, Utero biloculare od uterus septus causa di ripetute presentazioni 
del piano laterale. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 9. 

11. Pujol, G., Un cas de grossesse dans un utérus fibromateux. Arch. de 
Gyn. et de Toc. Paris. Tom. XXIII, pag. 687--691. (Spontane Geburt. 
Tod am dritten Wochenbettstago an Infektion oder Urämie. Ref.) 

12. Sekowski, Schwangerschaft und Geburt bei einem Uterus duplex. Gaz. 
lekarska, pag. 773, 805. (Sekowski beschreibt zwei eigene Beobach- 
tungen von Schwangerschaft und Geburt bei Uterus duplex und knüpft 
daran einige allgemeine Bemerkungen.) (Neugebauer.) 

13. Sjöberg, Zwei Fälle von Inversio uteri. Hygiea, Nr. 348. 

14. Smith, H., Abreissen des invertirten Uterus. Brit. med. Journ., 12. Juni. 

15. Surowtzeff, Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei Ent- 
wickelungsfehlern der Genitalia (Uterus bilocularis. Vagina septa. Integrität 
des Hymen). Wratsch. Nr. 3. (V. Müller.) 


Von Publikationen über Uterusinversion liegen folgende vor. 


Burton (2). 24jährige Primipara; spontane Geburt. Am 
fünften Wochenbettstage nach einmaligem Aufstehen völlige Inversion 
des Uterus. Zunächst nur Zurückschieben des Uterus in die Vagina; 
erst nach 14 Tagen völlige Reponirung in Narkose. 

Harrison (5). Die Inversion des Uterus trat bei einer III. para 
nach leichter Wendung °/ı Stunden nach der Geburt des Kindes 
ein. Während dieser Zeit starke Blutung aus dem Uterus, die durch 
Reibungen beherrscht wurde. Plötzlich nach einer Wehe totale In- 
version. Verf. glaubt, dass bei Atonie des Uterus durch das Gewicht 
der zum Theil gelösten Placenta plus dem hinter ihr angesammelten 
Blut eine Inversion herbeigeführt werden kann. 


Sjöberg (13). 1. 26jährige IV. para. Schnelle spontane 
Entbindung; ziemlich schneller Abgang der Nachgeburt „ohne kräf- 
tigeren Zug an der Nabelschnur“ seitens der Hebamme. Völlige Uterus- 
invertion, die leicht ganz reponirt werden kann. Tod an Verblutung 
binnen zehn Minuten. 2. Anämische I. para; spontane Geburt; 
Abgang der Nachgeburt verzögert. Deshalb Massage des Fundus 

46* 


124 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


„ohne nennenswerthen Zug“ am Nabelstrang seitens der Hebamme. 
Völlige Inversion — leichte Reponirung. Trotzdem ebenfalls Tod. 


Smith (14). Sturzgeburt in vornüber gebeugter Haltung. Aus 
der Scheide herausragend ein grosser Tumor, den die Hebamme für 
den Kopf eines Zwillings hielt. 3/4 Stunden lang zog die Hebamme 
an der Geschwulst, bis sie dieselbe herausbrachte. Der Tumor war 
der abgerissene invertirte Uterus mit dem Lig. latum und der Tube 
der einen Seite. Blutung gering. Tamponade der Vagina. Heilung. 


Marx (8) berichtet über drei Fälle: 


1. IV. para; normale Geburt bis der Kopf im Ausgang steht. 
Dann plötzlich starke Blutung in Folge inkompleter Uterusinversion. 
Forceps; Kind lebend. Nabelschnur sechs Zoll lang. Placenta ma- 
nuell gelöst; Uterus-Tamponade; Heilung. Ursache der Inversion war 
die kurze Nabelschnur. 


2. I. para; spontaner Abort im 6. Monat. Frucht und Pla- 
centa spontan ausgestossen, gleichzeitig totale Inversion. Der Uterus 
wird in die Vagina zurückgebracht und die Scheide tamponirt. Nach 
zwei Tagen abdominale Hysterektomie mit Drainage nach der Vagina 
hin. Heilung. 


3. I. para; normaler Verlauf, bis wegen Wchenschwäche die 
Zange angelegt wird. Placenta &xprimirt. Bald darauf Schrei, 
starke Blutung, Uterus ganz invertirt in Vagina, kann nicht reponirt 
werden. Eine Stunde später Exitus. 


Jakesch (6). Bei einer I. para, die schon drei Tage vergeb- 
lich gekreisst hatte, fand sich eine doppelte Vagina, ein doppelter 
Cervix und ein Uterus bicornis subseptus. Der Kopf der Frucht sass 
im linken Uterushorn, der Rumpf und die Placenta im rechten. Der 
Kopf war stark nach links abgewichen, beweglich über dem Becken- 
eingang; der linke Cervikalkanal für eine Hand durchgängig; Kind 
abgestorben. Verf. machte unter grossen Schwierigkeiten die Perforation 
und Kranioklasie; weitere Schwierigkeiten bot die Extraktion des 
Rumpfes, der immer noch in der rechten Uterushälfte gelegen war und 
dort durch das vorspringende Septum zurückgehalten wurde. Endlich 
gelang es neben dem Kopf die Hand bis zu den Schultern heranzubringen 
und diese in den linken Uterus hinüber zu leiten. Hiermit waren die 
grossen Schwierigkeiten beboben. Placenta manuell gelöst. Glatter 
Verlauf. 


Di 


—] 


11. 


12. 


13. 
14. 


=] 
T 
© 


Störungen von Seiten der Mutter. 


4. Enges Becken. 


. Adenot, Kyphoskoliotisches Becken. Lyon med. 1896, 1. Nov. 
. Bruschi, Vizio di bacino, applicazione di forcipe, gangrena dei genitali, 


Endometrite, Enterite ulcerosa, Terapia, Guarigione. Arch. di Ost. e Gin. 
Napoli. Nr. 7. (Herlitzka.) 


. Budin, P., Photographie par les rayons X d'un bassin de Naegelé. L’Obst. 


6. Jabrg. 15. Novbr. (Eine wohl gelungene Abbildung eines schräg ver- 
engten Beckens an der Lebenden mit Hilfe von Röntgen-Strahlen. Ref.) 


. Cianciosi, Considerazioni sul parto nei bacini ristretti. Bullettino delle 


scienze mediche. Bologna. Fasc. 315. (Aus dem Berichte von Cianciosi 
über 155 Fälle von engem Becken ergiebt es sich, dass er die künstliche 
Frühgeburt mit Symphyseotomie der Sectio caesarea vorzieht und dass 
er immer die Walcher’sche Lage benützt, da man mit dieser eine grössere 
Beweglichkeit der Gelenke und so eine gewisse Erweiterung des Beckens 
erhält.) (Herlitzka.) 


. Cioja, Del bacino piatto per lussazione doppia coxofemorale. Gazzetta 


degli Ospedali. Sem.2°. (Cioja behauptet, dass ein Becken mit bilateraler 
Häftgeleuksluxation ein plattes Becken sein muss. Solche Becken zeichnen 
sich durch folgenden Charakter aus: 1. Verkürzung der Con). vera (—7 cm). 
2. Starke Neigung. 3. Verlängerung der queren Diametra des Beckenein- 
ganges und jener des Beckenausganges. 4. Verkürzung des Beckentrichters. 
5. Ossa ilei viel senkrechter als normal.) (Herlitzka.) 


. Dobbin, G., Tho frequency of contracted pelvis in the Obstetrical service 


of the Johns Hopkins Hospital. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, 
pag. 145—164. (Die Zahl der engen Becken nähert sich der an deutschen 
Kliniken. Ref.) 


. Elischer, J. (Budapest), Nehéz szūlés utáni complicatiók. Közkórházi 


Orvostársulat. Nov. 10. (Eingehende Schilderung eines schweren Geburts- 
falles bei allgemein verengtem Becken.) (Temesväry.) 


. Fieux, G., Version appliqué a un cas de retr&cissement du bassin. Ann. 


de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 385—388. (Die Wendung 
und Extraktion gelangen relativ leicht. Das Kind, bis dahin gesund, starb 
am dritten Tage an den Folgen meningealer Blutung. Ref.) 

Fournier, G., Dystocie dans un cas de scoliose. L’Obstetr. Paris, Nr. 5, 
pag. 385—3897. 


. v. Herff, Spondylolisthetisches Becken. VII. Versamml. d. deutsch. Ge- 


sellsch. f. Gyn. Leipzig. 

Kouwer, Partus by emd woms met Kyphotisch bekken. Nederl. Tydschr. 
v. Verlosk. en Gyn. VIII. Jaarg., pag. 309. (A. Mynlieff.) 
Klien, B., Die geburtshilfliche Bedeutung der Verengerungen des Becken- 
ausganges, insbesondere des Trichterbeckens. Samml. klin. Vorträge. N. F. 
1896, Nr. 169. 

— Zur Messung des Beckenausganges. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5. 

La Torre, Una nuova classificazione dei bacini viziati. R. Istituto lom- 
bardo di scienze e lettere. Fasc. 45, pag. 450. (Herlitzka.) 
— F., Une nouvelle classification des bassins viciés. L’Obstetr. Paris. 
Nr. 5, pag. 405—419. 


126 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


16. Lewitzky, Weibliches kyphotisches, nicht rhachitisches Becken. Jurnal 
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.) 

17. Matzejewsky, Ueber die prophylaktische Wendung bei engem Becken 
und deren Verhältniss zur abwartenden Methode. Jurnal akuscherstwai 
shenskich bolesnei. Januar u. Februar. (V. Müller.) 

18. Pestalozza, Fréquence relative et formes les plus usuelles des rétré- 
cissements du bassin. Rapport au Congrès Internationale de Genève. 

19. Sawanewsky, Fall von künstlicher Frühgeburt bei allgemein verengtem 
Becken. Medizinskoje obosrenie. April. (V. Müller.) 

20. Treub, H., Le bassin dans la luxation coxofemorale. Leyden. 


Fournier (9). In einem Fall von dorsaler und dorso-Jumbarer 
Skoliose musste die Geburt wegen Nichteintretens des Kopfes mit hoher 
Zange beendet werden, obwohl das Becken nur sehr wenig verändert 
war und obwohl zwei Geburten spontan verlaufen waren. Verf. schiebt 
die Dystocie auf eine Abknickung der Halswirbelsäule des Kindes zu 
seiner Rückenwirbelsäule und glaubt in solchen Fällen von Geburts- 
störung durch Graderichtung der ganzen Wirbelsäule des Fötus mit 
Hilfe von entsprechender Lagerung der Mutter das Hinderniss 
heben zu können. (Ob aber seine theoretischen Erwägungen praktischen 
Werth haben, ist sehr zu bezweifeln, da ja bekanntlich alle fehlerhaften 
Neigungen des Kopfes nur selten und schwer, selbst durch kombinirte 
Handgriffe zu korrigiren sind). 


Klien (12). Die geburtshilfliche Bedeutung der Verengerungen 
des Becken-Ausgangs, speziell des Trichterbeckens, ist bisher zu stief- 
mütterlich behandelt worden. Es lag dies daran, dass eine geeignete 
Messung der Durchmesser des Ausgangs nicht existirtee Klien hat 
diesem Bedürfniss abgeholfen (siehe Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 2, 
Heft 3). 

Die Normalmaasse der wichtigen Durchmesser des Ausgangs sind 
nach Klien: 


Für die äussere Conj. der Beken-Enge . . . . 12,5 cm, 


also für die innere , ei re a ee ED y 
für die Dist. tuber. . . . 10 , 
für den Abstand der Dist. ib: vom Dre arcuat . 6 , 

— » » von der Aussenfläche 
der Kreuzbeinspitze . —— 1 


also für d. Abstand d Dist. tub. von dei Innentläche 9,75 „ 


Abweichend von den früheren Methoden der Messung hebt Verf. 
mit Recht hervor, dass es für alle Störungen des Geburtsverlaufs im 


Storungen von Seiten der Mutter. 127 


Beckenausgang ankommt auf den geraden Durchmesser der Becken- 
Enge. Deshalb giebt Klien folgende neue Eintheilung des Trichter- 
beckens: 

A. Trichterbecken mit normal grosser oder wenig verengter Conj. 

der Beckenenge, bei denen 

1. die Distant. tub. nur relativ verkürzt ist, dagegen der 
innere hintere Sagittaldurchmesser des Ausgangs so klein ist, 
dass, beides zusammengenonmen, eine spontane Geburt nicht 
möglich ist, 

2. die Distant. tub. an und für sich absolut zu klein ist, 
um den Kopf durchtreten zu lassen. 

B. Trichterbecken mit absolut zu kleiner Conjugata der Becken-Enge 

1. ohne gleichzeitige Verkürzung der Ausgangsdurchmesser, 
2. mit gleichzeitiger Verkürzung derselben. 

Die klinische Bedeutung dieser Arten des Trichterbeckens wird 
theils durch praktische Erfahrungen, theils theoretisch erläutert. Die 
Erfahrungen gipfeln in Folgendem: 

1. Bei annähernd normaler Conjugata der Becken-Enge und 
normalem Sagittaldurchmesser des Ausgangs wird für Schädellagen 
kein geburtshilfliches Hinderniss geschaffen, wenn die Dist. tub. 9,4 
bis 9,0 beträgt; die Grenze liegt bei einer Dist. tub. von 9,0—8,0 cm. 
Beim nachfolgenden Kopf dagegen können bei diesen Maassen 
schon Störungen ernster Art eintreten. 

2. Bei annähernd normaler Conjugata der Becken-Enge, aber 
bei Verkürzung des hinteren Sagittaldurchmessers des Ausgangs unter 
9 cm, darf die Dist. tub. nicht unter 8 cm sinken. Sonst tritt Gebär- 
unmöglichkeit ein. 

3. Ist die Dist. tub. unter 8 cm, so giebt diese Verkürzung 
allein ein absolutes Hinderniss. 

4. Eine Conj. der Becken-Enge bis zu 9 cın erlaubt noch 
die Möglichkeit einer Geburt; unter 9 cm ist sie absolut zu eng. 

5. Bei absoluter Verkürzung der Conj. der Becken-Enge ist 
eine Verkürzung der Ausgangsdurchmesser ohne Belang, weil ohne- 
hin schon eine spontane Geburt unmöglich. 

Auf die Beschaflenheit des Schambogen winkels kommt nicht 
viel an; denn ist dieser zu eng, so kann sich der Nacken anstemmen 
und das Hinterhaupt dreht sich erst später nach vorn. Alle diese 
Aougaben passen nur für Schädellagen; bei Becken-, Vorderhaupts- 
und Gesichtslagen verschieben sich die Verhältnisse ungünstiger;; bei 


(28 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Kleinheit des Schädels dagegen gestalten sie sich günstiger als an- 
gegeben. 

Therapeutisch ist zu bemerken, dass ein Zangenversuch im All- 
gemeinen gemacht werden kann bei einer Dist. tub. bis zu 8 cm; unter 
8 cm kommt die Perforation, resp. Symphyseotomie und Sectio cae- 
sarea in Betracht. Bei einer Dist. tub. unter 5,5 cm ist die Sectio 
caesarea absolut indizirt. 

Bei Schieflagen ist die Wendung auf den Kopf der auf die Füsse 
vorzuziehen. Falsch ist bei Schädellagen die Wendung auf die Füsse. 
Bei nachfolgendem Kopf ist stets die Zange zu versuchen, wenn die 
anderen Handgriffe versagen. In der Gravidität kommt die künstliche 
Frühgeburt in Frage bis zur Dist. tub. von 6,5 cm. 

Klien (13) tritt in diesem Aufsatz dem von anderer Seite er- 
hobenen Vorwurf entgegen, dass das von ihm angegebene Instrument 
zur Messung des Ausgangs nicht praktisch sei und dass seine Mes- 
sungen zu komplizirt seien. Er bevorzugt sein Instrument zur Be- 
stimmung der Distantia tuberum entschieden vor dem Tasterzirkel. Es 
eignet sich ausserdem zur Messung aller drei wichtigen Abstände: 
nänılich für die Distantia tuberum, deren Entfernung von der äusseren 
Fläche der Kreuzbeinspitze und für die äussere Conjugata der Becken- 
Enge. Die Innenmaasse der beiden letzten Durchmesser erhält man 
durch Abzug von je 1 cm. 

La Torre (14). Nach Verf’s Ansicht ist die einzig richtige 
Eintheilung der Becken nach der Form derselben. Er schlägt vor 
drei Typen von Formen zu wählen: 

1. die ovale, 
2. die trianguläre, 
3. die atypische. 

Als Eintheilung der Becken empfiehlt er demnach: 

1. Transversal-ovales Becken (Conj. verkürzt): Zurückbleiben 
der Entwickelung, einfache oder rhachitische Veränderungen des 
Beckens, doppelte Hüftgelenks-Luxation. 

2. Schräg-ovales Becken (einer der beiden schrägen Durchmesser 
verkürzt): Zurückbleiben der Entwickelung einer Sacro-iliacal- 
Symphyse, Beschädigung eines Beines. 

3. Grad-ovales Becken (transversaler Durchmesser verkürzt): 
Zwurückbleiben des Knochengerüsts im Allgemeinen, ferner der 
beiden sacro-iliacalen Symphysen, Kyphose. 

4. Trianguläres Becken (mehrere Durchmesser verkürzt): Starke 
Verkrümmung der Knochen durch Rhachitis oder Osteomalacie. 


Störungen von Seiten der Mutter. 729 


5. Atypisches Becken: Verletzungen der Wirbelsäule, rhachitische 
Skoliose und Kyphose, Eiterungen oder Frakturen der Wirbel 
oder der Beckenknochen, Spalt in der Symphyse. 

Treub?’ s (20) Arbeit basirt auf genauer Untersuchung von 

33 Luxationsbecken und zwar von 19 mit bilateraler Luxation und 
14 mit einseitiger Luxation. Nach der Beschreibung und Abbildung 
jedes einzelnen dieser Becken folgt dann die allgemeine Beschreibung 
des Luxationsbeckens. Treub unterscheidet sowohl bei unilateraler 
wie bei bilateraler Luxation zwei Typen des Beckens: 

1. Type aplati, 2. Type élargi du bassin ilio-f&moral, 

Bei ersterem Typus stehen die Hüftschaufeln mehr steil, so dass 
die Quermaasse des Beckens und die Dist. cristarum kleiner als normal 
sind, während die Dist. spin. nicht verringert, ja selbst vergrössert sein 
kann. Die Conj. vera ist etwas verkürzt, das Promontorium steht in 
der Höhe der Lin. innominata, das Kreuzbein ist mehr nach vorn ge- 
treten, besonders der unterste Theil desselben, der Schambogenwinkel 
ist vergrössert, die Höhe des Beckens ist gering. 

Bei dem zweiten Typus ist die Dist. cristarum und spinarum 
ebenso wie beim ersten Typus. Aber: das Promontorium steht unter 
der Linea innominata, das Kreuzbein tritt mehr zurück, die Conj. vera 
ist vergrössert, der Querdurchmesser des Eingangs ist ebenfalls leicht 
vergrössert. Die Beckenmitte und der Ausgang sind ebenso wie beim 
ersten Typus. 

Bezüglich der Entstehung der Beckendifformität stebt Treub 
bezüglich der Beckenneigung auf dem Standpunkt, dass dieselbe nicht 
die Folge ist vermehrter Lenden-Lordose, sondern dass sie auf die 
Wirkung des M. ileo-psoas zu beziehen ist. 

Matzejewsky (17) vergleicht die Resultate der prophylaktischen 
Wendung und der abwartenden Methode für Mutter und Kind in 
Fällen von engem Becken mit einer Conj. diag. von 10/2 bis 8!/2 cm. 
Als Material benutzt er 115 Fälle, welche nach der abwartenden Me- 
thode behandelt wurden: darunter endigte die Geburt spontan 61 mal, 
30mal wurde das Kind mit Zange (darunter 26 hohe Zangen) und 
4 mal mittelst der Perforation extrahirt. Mit prophylaktischer Wendung 
standen ihm 60 Fälle zur Verfügung, welche er in folgende drei 
Gruppen eintheilt: 1. 20 Fälle mit Wendung bei steheuder Blase, 
2. 16 Fälle, wo die resp. Operation während der ersten drei Stunden 
nach dem Blasensprunge ausgeführt und 3. 16 Fälle, in welchen ein 
noch längerer Zeitraum nach. dem Blasensprunge verstrichen war. 
Matzejewsky kommt zu folgenden Schlüssen: 


730 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


A. Die Sterblichkeit der Kinder stellt sich bei abwartender Me- 
thode auf 14,800; dagegen konstatirt man für die Fälle von Wen- 
dung bei stehender Blase eine solche von 25/0, folglich um 10,2" 
mehr als bei abwartender Methode. 

B. Perforation und hohe Zange, resp. die schwersten Fälle der ab- 
wartenden Methode, lieferten zusammen 36,7°/o Sterblichkeit. Die 
schwersten Wendungsfälle, resp. diejenigen der dritten Gruppe, ergaben 
62,5°/o Sterblichkeit, d. h. um 25,8°/o mehr als Perforation und hohe 
Zange zusammen. 

C. Ebenso ist die Sterblichkeitsziffer für Perforation und hohe Zange 
um 19,6°/o geringer als in den Wendungsfällen der zweiten Gruppe. 
Auf Grund dieser statistischen Vergleichung schliesst Matzejewsky, 
dass für die Erhaltung der Frucht die abwartende Methode ungleich 
besser ist, als die prophylaktische Wendung. 

Die Folgen für die Mutter, traumatische Verletzungen und 
Wochenbetterkrankungen, ergaben keinen wesentlichen Unterschied für 
beide Methoden. (V. Müller.) 


a) Osteomalaeie. 


l. Arcangeli, Osteomalacia curata con la cloroformizzazione. Bullettino 


della Societa Lancisiana di Roma, Nr. 1. (Herlitzka.) 
2. Ferroni, Contributo alla struttura delle ovaie osteomalaciche. Ann. di 
Ost. e Gin. Milano, Nr. 9. (Herlitzka.) 


3. Frey, E., Zur Kasuistik des Kaiserschnittes mit Kastration bei Osteo- 
malacie. Centralbl. f.Gyn. Nr. 46. (Völlige Heilung, noch nach 19 Monaten 
konstatirt. Ref.) 

4. Gindiceandrea, Osservazioni sull’ osteomalacia. Bullet. della Societa 
Lancisiana di Roma. Fasc. 2, pag. 311. (Verf. giebt bei der Behandlung 
der Osteomalacie, was die medizinische Therapie betrifft, der gemischten 
(d. h. Chloroform-Phosphor) den Vorzug und möchte die chirurgische nur 
auf zwei einzige Indikationen beschränken: 1. als Nothoperation die Porro- 
operation, 2. als therapeutisches Mittel in jenen Fällen, in welchen die 
inneren Geschlechtsorgane einen deutlichen Einfluss auf den Verlauf der 
Krankheit üben.) (Herlitzka.) 

5. Heyse, G., Ein Beitrag zur mikroskopischen Anatomie der Ovarien Osteo- 
malacischer. Arch. f. Gyn. Bd. LIJI, Heft 2. 

6. Latzkou. Schnitzler, Ein Beitrag zur Organotherapie bei Osteomalacie. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 37. 

7. Macedonio, Patogenesi e cura dell’ osteomalacia. Arch. di Ost. e Gin. 
Napoli. Nr. 10. (38jährige IV gravide hat während der Schwangerschaft 
Schmerzen, die gegen das Ende immer stärker wurden in der Gegend der 
Symphysis sacro-iliaca. 26. Juni 1896 in die Anstalt aufgenommen. Es 
wurde ein osteomalacisches Becken mit totaler Stenosis diagnostızirt. 
Kaiserschnitt mit Fehling’s Methode. Kind lebend. Mutter geheilt. Bei 


Störungen von Seiten der Mutter. 731 


der mikroskopischen Untersuchung der Ovarien wurden viele Corpora lutea, 
ein eben geplatzter und ein am Platzen naher Follikel bemerkt. Verf. 
schliesst daraus, dass der Krankheitsprozess der Osteomalacie — wie 
Fehling sagt — eine Hyperfunktion der Ovarien sei.) 
(Herlitzka.) 
8. Schottländer, J., Kasuistischer Beitrag zur Lehre von der Osteomalacie. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 3. 
9. Senator, Zur Kenntniss der Osteomalacie und der Organotherapie. Berl. 
klin. Wochenschr. Nr. 6. 


Heyse (5) richtete bei der Untersuchung der Ovarien von zwei 
Östeomalacischen zum ersten Male seine Aufmerksamkeit auf die An- 
zahl der Follikel. Er schätzt nach seinen Untersuchungen in einem 
normalen Ovarium die Zahl der Follikel auf etwa 17600. Die Unter- 
suchung eines der „osteomalacischen Ovarien“ ergab, nach derselben 
Methode bestimmt, nur etwa 5100 Follikel. Abgesehen von dieser Ab- 
nahme der Follikel bestätigte Verf. die Angaben früherer Autoren über 
den abnorm grossen Gefässreichthum und über die hyaline Degeneration 
der Gefässe. — Verf. sagt sehr richtig, es sei sehr fraglich, ob die 
drei Veränderungen nicht sekundärer Natur sein können; jedenfalls ist 
es bisber nicht gelungen, an den Ovarien Osteomalacischer spezifische 
pathologische Prozesse aufzufinden, die als Ursache der Osteomalacie 
anzusprechen wären. Das bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten. 

In dem Aufsatz von Senator (9) sind keine neuen Gesichts- 
punkte enthalten; der eine Fall, bei dem die Organotherapie mit Eier- 
stockssubstanz versucht wurde, spricht auch nicht mit einiger Sicherheit für 
diese Behandlung. 

Von Latzko und Schnitzler (6) wurde diese Behandlung 
mit Eierstockssubstanz in fünf Fällen nachgeprüft und auch nicht in 
einem einzigen derselben konnte man einen anhaltenden Erfolg kon- 
statiren. Darauf aber allein kommt es an; denn vorübergehende Besse- 
rung oder Stillstand in dem Fortschreiten der Osteomalacie gehören zu 
dem charakteristischen Verlauf der Krankheit. Ganz mit Unrecht ist 
daher die „Organotherapie“ für die Osteomalacie als Heilmittel vielfach 
genannt worden. 

Auch Schottländer (8) hat die Ovarien von drei Osteomala- 
eischen untersucht und fand: 1. Fehlen des Keimepithels, 2. das Stroma 
derber und theilweise hyalin, 3. starken Reichthum an Gefässen neben 
hyaliner Entartung der Kapillaren und kleineren Arterien, 4. eine Ver- 
minderung der Primordialfollikel. Also im Ganzen dieselben Befunde 
wie die anderen Autoren. Verf. sagt, wenn überhaupt ein Zusammen- 


132 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


hang zwischen diesen Veränderungen der Eierstöcke und der Osteomalacie 
besteht, so ist er nur so zu denken, dass beide Erkrankungen auf der- 
selben noch unbekannten Ursache beruhen, vielleicht in einer Erkran- 
kung des Blutes. Und deshalb sollte man in nächster Zeit der che- 
mischen Untersuchung der Ovarien näher treten. — Zum Schluss giebt 
Verf. eine Hypothese von Kehrer wieder, in dessen Klinik die Arbeit 
entstanden ist. Kehrer nimmt an, dass die Ovarien pathologischer 
Weise einen chemischen Körper bilden, der fortwährend ius Blut über- 
gehend, die Veränderungen der Knochen hervorruft. Dieser chemische 
Körper wird auch normaler Weise in geringen Quantitäten produzirt, 
hemmt dann aber nur die Knochenneubildung; seine Hoypersekretion 
erzeugt Osteomalacie. 


b) Uterusruptur. 


1. Dietel, Uterusruptur bei manueller Placentarlösung. Geburtsh. Ges. zu 
Leipzig. 26. Juli. 

2. Doktor, Fall von Uterusruptur. Ungar. Aerzte-Verein zu Budapest, 
6. April. 

3. Frascani, V., Rottura completa dell’ utero, laparotomia, amputazione 
utero-ovarica, guarizione. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 5. (Im Falle 
von Frascani handelt es sich um eine spontane Üterusruptur (während 
der Geburt einer Pluripara) mit Uebergang des Fötus in die Bauchhöhle, 
starke Anämie, Laparotomie (in einer Bauernhütte) mit supravaginaler 
Amputation. Glatte Heilung. Die Uterusruptur war durch Induration des 
Muttermundes bedingt, diese brachte eine passive Dehnung und zuletzt 
eine Ruptur des unteren Segmentes zu Stande. Becken, Fötus und Uterus- 
muskulatur waren normal.) (Herlitzka.) 

4. Gessner, Ein Fall von Üterusruptur. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 
XXXVII, Heft 1, pag. 162. 

5. Heydrich, Ein Fall von spontaner Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn., 
Nr. 20. 

6. Hintze, Ueber einen Fall von spontaner Uterusruptur. Geburtsh. Ges. 
zu Leipzig, 29. März. 

7. Hübl, Uterusruptur. Geb.-gyn. Ges. zu Wien, 26. Okt. 

8. Jellinghaus, Ueber Uterusrupturen während der Schwangerschaft. Arch. 
f. Gyn. Bd. LIV, Heft 1. 

9. Kronland, Uterusruptur sub partu. Gaz. lekarska, pag. 834. (Kron- 
land wurde zu einer Illpara gerufen, welche zweimal glatt geboren hatte. 
Er fand sie fiebernd; 12 Stunden nach Wehenbeginn hatten die Wehen 
plötzlich aufgehört. Puls 100, keinerlei Schmerzen im Leibe, das Kind in 
der Bauchhöhle zu tasten, frei beweglich. Tiefer Riss des linken Scheiden- 
gewölbes und Querriss des unteren Uterinsegmentes mit Austritt von Kind 
und Nachgeburt in die Bauchhöhle. Durch den Riss tastete Kronland 
den beweglichen Kopf, nach vergeblichem Zangenversuch leichte Wendung 
und Extraktion des Kindes. Placenta manuell aus der Bauchhöhle geholt. 


10. 


11. 


12. 


13. 
14. 


16. 


17. 


18, 


19. 


20. 


Störungen von Seiten der Mutter. T33 


Keine Spülung und keine Tamponade, da keine Blutung. Woher der Riss, 
konnte Kronland nicht ergründen. Nach 2!’ Wochen sah er die Kranke 
wieder. Peritonitis, Kachexie, Decubitus: die Kranke schien dem Tode 
nah. Sie liess sich nicht untersuchen, ebensowenig wollte sie etwas wissen 
von einer Ueberführung in ein Spital. Nach einem Jahre besuchte die 
ehemalige Patientin Kronland. Sie hat fünf Monate zu Bett gelegen 
und war ohne jede ärztliche Behandlung genesen. Regel kam nach sechs 
Monaten wieder. Auch jetzt liess Patientin sich nicht untersuchen.) 
(Neugebauer.) 
Leopold, Beitrag zur Ruptura uteri. Geburtsh. Gesellsch. zu Dresden. 
9. März. 
Ludwig, H., Klinische Beiträge zur operativen Therapie der Uterusruptur. 
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 11 u. 12. 
Mars, Fall von spontaner Uterusruptur sub partu, Bauchschnitt, Total- 
exstirpation des Uterus, Genesung. Przeglad Lekarski, pag. 143. 
(Neugebauer.) 
Pee, A., Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn. Nr. 12. 
Poroschin, Zur Aetiologie von spontanen Uterusrupturen während der 
Schwangerschaft und der Geburt. Wratsch. Nr. 41. (Poroschin be- 
schreibt einen Fall von Uterusruptur während der Schwangerschaft nach 
einem Falle. Bei der mikroskopischen Untersuchung auf elastisches Gewebe 
nach Dawydoff wurden bedeutende Veränderungen dieses Gewebes in 
den Gefässen konstatirt und vollkommenes Fehlen in der Gegend der 
Ruptur.) (V. Müller.) 


. v. Ramdohr, Rupture of the uterus at term, following primary inertia. 


The Amer. gyn. and obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 46—50. 

Roberts, H., Two cases of Ruptura uteri. Lancet 1896, 19. Dechr. 
(Beide durch Tamponade behandelt. Heilung.) 

Schäffer, Spontane Uterusruptur während der Geburt. Therap. Monats- 
hefte, Juli. 

Stschetkin, Drainage durch die Lumbalgegenden bei Rupturen des 
Uterus und der Scheidengewölbe während der Geburt. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 51. 

Tissier, M., Rupture uterine avec kystes hydatiques dissemines dans 
la cavité pelvienne. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 
163. 

Woyer, Spontanruptur des Uterus in der alten Kaiserschnittnarbe. Monats- 
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 2. (Die Muskelnaht des Uterus hatte, 
obwohl lege artis ausgeführt, nicht gehalten. Ref.) 


Dietel (1) berichtet über eine violente Uterusruptur, die bei dem 


Versuch der manuellen Placentarlösung von einem anderen Arzt ge- 
macht worden war. Der betreffende Kollege hatte den Uterus in der Höhe 
des Orif. int. durchbohrt, das Lig. latum eröffnet und ebenfalls per- 
forirt und Stücke des Mesenteriums entfernt und das Lig. rotundum 
durchrissen. Die Laparotomie in extremis ausgeführt, hatte keinen Er- 


34 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


folg mehr. — Dietel empfiehlt die Abschälung der adhärenten Pla- 
centa mit dem Ulnarrand der Hand, nicht mit den Fingerspitzen, vor- 
zunehmen (Zweifel’s Vorschrift). 


Gessner’s (4) Beobachtung ist dadurch von grossem Interesse, 
dass die Ruptur erst fünf Tage nach der Entbindung erkannt wurde. 
Nach leichter Wendung wegen engen Beckens wurde die Perforation 
des nachfolgenden Kopfes gemacht. Nach der Entbindung gar keine 
Blutung. Im Wochenbett Harnverhaltung, so dass die Hebamme kathe- 
terisiren musste. Am fünften Tage plötzlich abundante Blutung, welcher 
die Frau nach einigen Stunden erlag. Bei der Sektion fand sich links- 
seitige Ruptur des unteren Uterinsegments, mächtiges Hämatom des 
linken Lig. latum und grosser retroperitonealer Bluterguss bis zur Niere 
herauf. Gessner glaubt, dass der anfangs verklebte Riss durch starke 
Ausdehnung der Harnblase wieder klaffend wurde und so die tödtliche 
Blutung herbeiführte. 


Im Falle Heydrich (5) trat bei einer VIpara im Beginn der 
Geburt eine stärkere Blutung auf; als der Kopf im Beckenausgang 
stand, Nachlass der Wehen und Schmerzen im Leib. Leichteste Zangen- 
entbindung. Placenta folgt nicht. Es fand sich ein grosser Längs- 
riss in der hinteren Scheiden- und Cervixwand, aus welchem die Nabel- 
schnur heraushing. Die Placenta lag am abhängigsten Punkte des sehr 
grossen, bis über die Mitte der Oberschenkel reichenden Hängebauchs 
und wurde manuell entfernt. 'Tamponade des Risses — Tod nach 
mehreren Stunden. Verf. macht mit Recht den sehr starken Hängebauch 
und die dadurch bewirkte extreme Dehnung der hinteren Cervixwand 
für die spontane Ruptur verantwortlich. 


In Hintze’s (6) Fall war in Folge eines Dermoidtumors, der 
tief im Douglas sass, eine spontane Ruptur der Vorderfläche des unteren 
Uterinsegments eingetreten und Kind und Placenta lagen frei in der 
Bauchhöhle. Laparotomie — Entfernung der Frucht, Tamponade des 
Risses nach der Vagina. Trotz Pneumonie und Bauchdeckenabscesses, 
aus dem das Bacterium coli commune gezüchtet wurde, schliesslich 
Heilung. 


Nach Hübl (7) trat bei einer X para, die neunmal in kurzen 
Zwischenräumen geboren hatte, während der Austreibungsperiode bei 
Schädellage plötzlich eine inkomplete quere Ruptur des unteren Uterin- 
segments vorn ein. Die Frucht wurde spontan geboren, der Riss tam- 
ponirt und der Uterus komprimirt. Keine Blutung mebr und relativ 
gutes Befinden. Einige Stunden darauf plötzlich Tod an Herzläbmung. 


Störungen von Seiten der Mutter. 35 


Die Beobachtung Jellinghaus' (8) ist eine Stütze der An- 
schauung, dass eine abnorme Verdünnung der Uteruswand allein schon 
ausreicht, um, unter dem Einfluss von Schwangerschaftswehen, auch 
ohne grösseres, äusseres Trauma und ohne dass alle von Band] für 
eine Entstehung einer Ruptur geforderten Bedingungen erfüllt sind, 
eine spontane Zerreissung des Uterus herbeizuführen. — Bei sieben 
vorausgegangenen Geburten war stets manuelle Placentarlösung nöthig 
gewesen. Im sechsten Monate der achten Schwangerschaft tritt ohne 
äussere Veranlassung Uterusruptur am Fundus ein — Porro — Hei- 
lung. Die mikroskopische Untersuchung der nur 0,8—0,9 cm dicken 
Muskelwand ergiebt nichts Abnormes, speziell keine fettige Degeneration. 
Die Ursache der Ruptur war also allein die hochgradige Verdünnung 
der Uteruswand. 

Leopold (10) bekennt sich als Anhänger der möglichst sofor- 
tigen Laparotomie mit Naht des Risses, Drainage des Uterus und even- 
tuell auch Drainage des Bauchraumes. Er bespricht zwei Fälle von 
fast völligem Abreissen des Uteruskörpers am Collum; den einen brachte 
er durch die Operation zur Heilung; der andere, weil bereits infizirt, 
starb an Peritonitis. 

Auch Ludwig (11) ist ein Anhänger der operativen Therapie. 
Die Arbeit enthält eine Reihe von höchst lehrreichen, klar geschilderten 
Fällen, deren Studium nur zu empfehlen ist. Auf Grund dieser Er- 
fahrungen giebt Verf. folgende therapeutische Rathschläge: Die Ent- 
bindung ist per vias naturales vorzunehmen, wenn schon ein grosser 
Kindestheil ins Becken eingetreten ist und wenn die Diagnose einer 
Ruptur an der unentbundenen Frau nicht mit Sicherheit zu stellen ist. 
Ist die Frucht nach der Ruptur nicht oder nur zum Theile ausgetreten, 
so ist die Entbindung per vaginam dann vorzunehmen, wenn die Zer- 
reissung dadurch voraussichtlich nicht komplizirter wird. 

Bei gänzlichem Austritt der Frucht ist die Entbindung per lapa- 
rotomiam zu machen, wenn die Geburtswege nicht vollkommen erweitert 
sind, sowie bei Beckenenge, bei starker Blutung und bei Verletzung der 
Nachbarorgane. 

Bei theilweisem Austritt der Frucht oder wenn sich das Kind 
noch im Uterus befindet und lebt, ist die Sectio caesarea indizirt, 
falls die Entbindung per vaginam schwierig ist und falls zur Beherr- 
schung der Blutung doch die Laparotomie nöthig ist. 

Die Naht von der Vagina her ist nur bei kleineren und günstig ge- 
legenen Rupturen möglich. Anderen Falles ist die Naht per laparo- 
tomiam zu machen. Diese letztere aber ist wieder nicht indizirt bei zu 


136 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


starkem Collaps, bei Infektion, bei zerfetzten Wundrändern, bei bedenk- 
lichen Nebenverletzungen, bei Unzugänglichkeit der Risswunde. 

In Fällen, wo der Uterus nicht erhalten werden kann und wo 
das Allgemeinbefinden relativ gut ist, tritt die abdominelle Totalexstir- 
pation in ihr Recht. Ueber die vaginale Totalexstirpation fehlen Verf. 
eigene Erfahrungen. 

Die supravaginale Amputation mit Hilfe der elastischen Ligatur 
ist indizirt, wenn die Operation sehr rasch ausgeführt werden muss. 

Mars (12) berichtet folgenden Fall: Eine 40jährige Frau hat acht 
ausgetragene Kinder geboren und zuletzt — vor einem Jahre — abor- 
tirt. Jetzt neue Schwangerschaft; nach viertägigen Wehen am Schwanger- 
schaftsende aus unbekannter Ursache Genitalblutung und dann allmäh- 
liches Aufhören der Wehen. Da die Blutung fortbestand, liess die 
Hebamme die Gebärende nach Krakau bringen — zwei Meilen im 
Leiterwagen — in das Spital. Unterwegs soll sie etwa einen Liter 
Blut verloren haben. Temperatur 36,0° C., Puls 120. Gleichmässige 
Auftreibung des ganzen Leibes. Unmöglich den Uterusgrund abzu- 
tasten, wohl aber tastete man den Kopf des Kindes beweglich dicht 
über der Symphyse, links oberhalb des Nabels die Füsse dicht unter 
den Bauchdecken, Rücken rechts. Oedema vulvae, aus der Scheide 
wölbt sich die hintere Vaginalwand vor in Gestalt eines faustgrossen 
Tumors. Vordere Cervikalwand höher oben nicht genau zu tasten, 
Muttermund weit, Kopf getastet, beweglich mit weicher Kopfgeschwulst; 
erhebt man ihn etwas, so entleeren sich reichliche Blutgerinnsel. Zwei 
Stunden nach Ankunft der Frau Bauchschnitt bei Diagnose einer 
Ruptur mit Austritt des Kindes in die Bauchhöhle. Aus der Bauch- 
wunde ergiesst sich etwa ein Liter flüssiges Blut, dann wird die Frucht 
entfernt und die ebenfalls in der Bauchhöhle befindliche Placenta. 
Uterus lag von Därmen bedeckt der Wirbelsäule auf. Corpus gut 
kontrahirt, vorn der Quere nach und auch seitlich vom Collum abge- 
rissen; rechterseits geht der Riss sogar auf die hintere Collumwand 
über, so dass nur an der hinteren Wand noch eine Verbindung mit 
der Scheide besteht. Ausserdem an der hinteren Collumwand eine 
nicht perforirende Usur. Nach Erhebung des Uterus in die Bauch- 
wunde noch etwa ein Liter Blutklumpen entfernt. Jetzt erst klare 
Uebersicht; die hintere Harnblasenwand ganz vom Peritoneum ent- 
blösst, das quer durchgerissen erschien. Nach Abbindung und Ver- 
sorgung der Adnexa wurde die bestehen gebliebene hintere Wand des 
Collum mit einer langen Klemme der Quere nach gefasst und oberhalb 
derselben abgeschnitten. Es blutete aus der hinteren Wand der Harn- 


Störungen von Seiten der Mutter. 137 


blase und zurückgebliebenen Gewebsfetzen der vorderen Collumwand. 
Es wurden nun alle Reste sowohl der hinteren als auch vorderen Col- 
lumwand total exstirpirt, wobei einige Ligaturen nöthig wurden — 
letztere, lang belassen, wurden in die Scheide geleitet, ein Gazestreifen 
ebenfalls in die Bauchhöhle eingelegt und zur Scheide hinausgeführt, 
ein anderer Gazestreifen sollte die hintere Harnblasenwand komprimiren 
und wurde zum unteren Bauchwundwinkel hinausgeleitet. Ein Liter 
physiologische Kochsalzlösung wurde in die Bauchhöhle eingegossen 
und selbige dann verschlossen. Todtes Kind von 3600 g und 52 cm 
Länge; grosse Kopfgeschwulst. Das anatomische Präparat besteht aus 
dem sammt Tuben und Ovarien amputirten Uterus und aus einem 
zweiten Theile, dem Collum. Fieberhafter Verlauf bis 39° C. am 
fünften Tage und Meteorismus, der nach Massgabe der Stuhlentleerungen 
schwand. Vom achten Tage an bis 20 Stublentleerungen täglich. Es 
war einfach nicht zu glauben, was für kolossale Kothmassen der Darm 
beherbergte; sobald der Darm leer war, ging mit einem Male alles gut. 
Am fünften Tage wurde der abdominale Gazedocht entfernt und durch 
einen neuen ersetzt. Vom fünften bis neunten Tage wurde die Gaze 
aus der Scheide allmählich entfernt, am 26. Tage stand die Frau auf. 
Heute Scheide hochgezogen und oben trichterförmig verengt. Conjugata 
diagonalis 11 cm, exterca 17 cm. (Neugebauer) 


Nach P&e (13) war bei einer X para nach Wendung wegen Quer- 
lage und vergeblicher Kephalotripsie bei dem neuen Versuch, den Kopf 
zu extrabiren, derselbe abgerissen und durch eine Ruptur im unteren 
Uterinsegment ausgetreten. P&e fand den Kopf auf der linken Becken- 
schaufel liegend, den Uterus daneben kontrahirt. Laparotomie unter 
den schlechtesten äusseren Verhältnissen. Der Kopf, noch von Peri- 
toneum bedeckt, wird entwickelt, der Riss genäht. Heilung. 


v. Ramdohr (15) berichtet über zwei Geburten, die sich wegen 
primärer Wehenschwäche über Tage hinzogen und ohne vorherige be- 
drohliche Zustände mit spontaner Uterusruptur endeten. Verf. stellt 
in Folge dessen die Frage zur Diskussion, ob es richtig ist, bei primärer 
Wehenschwäche abzuwarten, oder ob man die Geburt auch bei gutem 
Allgemeinzustand nicht bald künstlich beenden soll — eine Frage, die 
sich nach Ansicht des Ref. generell nicht beantworten lässt. 


Schäffer (17) theilt folgenden Fall mit: VIpara; fünftägiges 
Koreissen. Moribundes Aussehen; Kopf im Beckenausgang, mit Zange 
entwickelt. In der vorderen Wand 21 cm langer Riss, durch welchen 
Dünndarmschlingen hervordringen. Reponirung derselben, Tamponade, 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 47 


738 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Kompression — wider alles Erwarten Heilung. Bei einer Geburt zwei 
Jahre später deutlich die Narbe im Uterus fühlbar. 


Stschetkin (18). In einem Fall von Scheidenruptur und grosser 
subperitonealer Blutung bis zu den Nieren hinauf, kam es im weiteren 
Verlauf zu Eiteransammlung in der Höhle. Verf. machte eine breite 
Incision in der Lumbalgegend, ähnlich wie bei der Nierenexstirpation, 
drainirte die Eiterhöhle und bemerkt hierbei, dass bei Durchspülung 
der Scheide das Wasser aus dem Drain abfloss. Diese Beobachtung 
brachte Verf. auf den Gedanken, dass der Lumbalschnitt bei derartigen 
Blutungen der einzig richtige Ort für die Ableitung der Flüssigkeit 
sei. Er empfiehlt ihn daher für derartige Rupturen; ja sogar für 
peritoneale Ergüsse will er den Lombalschn mit Eröffnung des Peri- 
toneums und gleichzeitig die Eröffnung des Douglas vornehmen, um 
eine wirklich ausgiebige Drainage herstellen zu können. 


(War auch Verf.’s Vorgehen in dem citirten Fall richtig, so wird 


bei nicht eitrigen Ergüssen die Therapie wohl kaum Nachahmung 
finden. Ref.) 


Tissier (19). Die Uterusruptur erfolgte in Folge von zahlreichen 
Hydatiden-Cysten in der Umgebung des Uterus. 18 Jahre vorher war 
der Patientin eine Hydatidencyste aus der Leber entfernt worden. 


B. Geburt der Placenta betreffend. 


l. Baggio, Due metrorragie post partum. Il Raccoglitore medico. Roma. 
Vol. XXIII, Fasc. 14. (Herlitzka.) 

2. Bennet, Hemorrhagie par decollement prématuré du placenta. Amer. 
Journ. of Obst. Mai. 

3. Böcher, C., Om Placentarretention. Hospitals-Tidende. 4. R. Bd. V, Nr. 
23, pag. 556—60; Nr. 24, pag. 569—77. (Leopold Meyer.) 

4. Burckhardt, O., Zur Technik der Placentarlösung. Centralbl. f. uyn. 
Nı. 45. 

5. Campione, Delle emorragie post-partum. Corriere delle Puglie. 


(Herlitzka.) 
6. Curäatulo, Intorno ad una nuova origine della placenta marginata. Ann. 
di Ost. e Gin. Milano. Nr. 7. (Herlitzka.) 


— 


Drejer, P., Om den tidlige lösunig af rigtig fostet moderkage. Norsk 
Magaz. f. Laegev., pag. 1299. 

8. Evertz, J. Ph., De ontydige loslating van de normaal gelegen placenta. 
(Die unzeitige Lösung der normal gelegenen Placenta.) Diss. inaug. Leiden. 
(Auf Grund dreier Fälle der geburtshilflichen Klinik Leiden behandelt 
Evertz diese Frage und untersuchte die Placenten. Zwei der Fälle 
zeigten Nephritis, der dritte nichts. An zwei Placenten konnte er eine 
Endometritis decidualis nachweisen. Als Ursache der Lösung betrachtet 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


17. 
18. 


19, 


24. 


Störungen von Seiten der Mutter. 139 


Evertz die Endometritis, welche auch durch Infektion beim Coitus verur- 
sacht werden kaun.) (A. Mynlieff.) 


. v. Franqué, O., Ueber histologische Veränderungen in der Placenta und 


ihre Beziehungen zum Tode der Frucht. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 
XXXVII, Heft 2. 

Gottschalk, Fall von vorzeitiger Lösung der normal sitzenden Placenta 
im neunten Schwangerschaftsmonat. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, 
Heft 3, pag. 542. 

— Zur Lehre von der vorzeitigen Lösung der normal sitzenden Placenta. 
Deutsche Gesellech. f. Gyn. zu Leipzig. 

v. Gravenstein, Een geval van placenta adhaesiva met eclamptischen 
aanval ned manueele vernyde ring der placenta. (Greneesk. Tydschr. v. 


Nederlandsch. Indie, pag. 537. (A. Mynlieff.) 
Grillenzoni, Un caso di placenta dimidiata. Atti dell’ Accad. delle 
scienze mediche e naturali. Ferrara, pag. 171. (Herlitzka.) 


Guéniot, Tumeur du placenta observé chez une primipare. L’Obstetr. 
Paris. Nr. 3, pag. 275. 

Hahn, J., Zur manuellen Placentarlösung und Abortausräumung. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 22. 


. Jones, Hemorrhage occurring four hours after delivery. Amer. Journ. 


of Obst. Vol. XXXV, pag. 135. 

Keilmann, A., Eine -Cervixplacenta. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27. 
Kumpf, F., Ueber ein einfaches Verfahren gegen post-partum-Blutungen 
ex atonia uteri. Centralbl. f. Gyn. Nr. 11. 

Massen, Zur Lehre von der Verhaltung und Anwachsung der Nachgeburt. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Mai u. Juni. (V. Müller.) 


20. Mynlieff, A., Blutung aus dem Sinus utero placentaris. Nederl. Tydsch. 


v. Verlosk. en Gyn. 8. Jaarg. 


. Niebergall, Ueber Placentargeschwülste. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 


Bd. VI, Heft 5. 


. Olivier, A., De l'emploi des injections de sérum artificiel au cours et 


a la suite des h&morrhagies post partum. l’Obstetr. Paris. Nr. 1, pag. 
19—30. (Empfiehlt die intravenöse Injektion physiologischer Kochsalz- 
lösung. Ref.) 
Pazzi, Sopra un caso di placenta dimidiata descritta del Prof. Grillenzoni. 
Bull. delle scienze mediche. Bologna. Fasc. 473. (Pazzi beschreibt eine 
Placenta dimidiata, nämlich eine solche, die in zwei Lappen getheilt ist, 
welche unter einander durch einen membranösen Strang verbunden sind 
und glaubt eine Analogie zwischen dieser Art menschlicher Placenta und 
der Placenta bidiscoidalis der Affen aufstellen zu können. Er ist ferner 
der Meinung, dass die ätiologische Ursache dieser Placentaranomalie nıcht 
nur in der Mutter, sondern auch im Fötus zu suchen sei.) 

(Herlitzka.) 
Rivron, De la rupture du sinus circulaire. These de Paris. Nr. 385. 


Bennet (2). Geburt durch Forceps beendet. Nach dem Ein- 


legen eines Löffels stürzt etwa ein Liter schwarzen Blutes heraus. 
Nach der Geburt des Kindes keine Blutung mehr. 


47* 


740 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Burckhardt (4). Die Gefahren einer manuellen Placentarlösung 
bestehen in dem Fiinschleppen von pathogenen Keinen aus der Vagina 
in den Uterus und im Zurücklassen von mehr oder weniger grossen 
Placentarstücken. Die erste Gefahr will Verf. vermeiden können durch 
Einlegen grosser Specula in die Scheide, die zweite durch Nachkratzen 
mit einer 17 mm breiten Curette. (Ref. ist erstaunt darüber, dass an 
der Baseler Klinik soviel Werth auf den Keimgehalt der Vagina gelegt 
wird. Sollten sich die Anschauungen darüber geändert haben 2 


Drejer (7) hat in seiner Privatpraxis fünf Fälle von vorzeitiger 
Lösung der normal sitzenden Placenta beobachtet. Eine Mutter und 
fünf Kinder starben. 


Verf. erwähnt die Arbeiten anderer Autoren und erklärt, dass in 
keinem seiner Fälle Albuminurie vorhanden war, schreibt deshalb dieser 
wenig ätiologische Bedeutung zu. Von ätiologischer Bedeutung ist 
dagegen Endometritis. Durch äussere Gewalt, Anstrengungen, 
heftige Kindesbewegungen etc., bersten die morschen Gefässe oder die 
Verbindung mit dem Uterus wird aufgehoben und die retroplacentare 
Blutung entsteht. Die wichtigsten Symptome sind die Zeichen einer 
inneren Blutung; dabei nimmt der Uterus an Ausdehnung schnell 
zu, was zusammen einen bedeutenden Collaps bedingt. Da eine solche 
retroplacentare Blutung überstanden werden kann und die Schwanger- 
schaft später normal verläuft, besteht die Behandlung, wenn der Zu- 
stand der Patientin nicht gefahrdrohend ist, inRuhe und Narkoticas; 
widrigenfalls Entbindung sobald wie möglich. Ist der Muttermund 
dilatabel oder offen, Zange, Wendung oder Perforation, weil da: 
Kind gewöhnlich schon abgestorben ist. Ist der Muttermund geschlossen, 
so wird dieser durch Instrumente oder Finger erweitert. Im Uebrigen 
wird die Anämie auf gewöhnliche Weise behandelt. 

(Kr. Brandt, Kristiania). 


v. Franqu& (9) giebt eine Fortsetzung seiner früheren Unter- 
suchungen über Veränderungen der Placenta als Erklärung für das 
Absterben der Frucht kurz vor oder während der Geburt. Verf. ist 
der Ansicht, dass die histologischen Befunde, wie Wucherung und 
Kernvermehrung der Intima und Adventitia, bindegewebige Um- 
wandlung der Media, partielle und totale Obliteration der Gefässe, 
rundzellige Infiltration der Zottenstämme, des Chorion und des Am- 
nion — also Erkrankungen der fötalen Placenta zu Ernährungs- 
störung und zum Tode des Kindes, kurz vor, oder während, oder kurz 
nach der Geburt führen können. Bei macerirten Früchten, die schon 


Störungen von Seiten der Mutter. ‘4 


längere Zeit vor der Geburt absterben, lässt sich nicht entscheiden, ob 
diese Placentarveränderungen primärer oder sekundärer Natur sind. 

Zwei der Fälle haben aufs Neue gezeigt, dass histologisch nach- 
weisbare entzündliche Veränderungen an der Placenta materna auf die 
Placenta foetalis übergehen können. 

Gottschalk (10). Ohne äussere Ursache erfolgte bei einer 
I.para im 9. Schwangerschaftsmonat die vorzeitige Lösung der normal 
sitzenden Placenta. Als Ursache derselben fand sich Nephritis der 
Mutter. Gottschalk behauptet, dass Blut in der Eihöhle vor- 
handen gewesen sei und glaubt, dass der retroplacentare Bluterguss an 
einer Stelle die Eihäute durchbrochen habe und dass auf diesem Wege 
die ganze Eihöhle mit Blut gefüllt worden sei. Dieser Auffassung 
wird in der Diskussion mehrfach widersprochen. 

Gottschälk (11). Die bisherige Ansicht ist die, dass durch 
chronische Nephritis und Schwangerschaftsniere derartige Veränderungen 
in der Decidua erzeugt werden, dass eine vorzeitige Lösung der Placenta 
stattfinden kann. Verf. ist dagegen der Ansicht, dass das Primäre Er- 
näbrungsstörungen der Decidua mit nachfolgender Nekrobiose sind. 
Hierdurch wird die Haftstelle der Placenta gelockert und ferner findet 
eine Anbäufung von Zerfallsprodukten im Blute statt, welche Nieren- 
störungen nach Art der Schwangerschaftsniere herbeiführt. — Die an- 
fangs citirte Annahme gelte daher nur für die chronische Nepnritis. 

Guéniot (14). Hühnereigrosser Tumor am Ansatz der Nabel- 
schnur, bestehend aus Kapillaren und Bindegewebe, also gutartig. 
Mutter und Kind gesund. 

Hahn (15) will den Uterus und die Vagina nach jeder Aus- 
räumung locker mit 1°/o Lysol-Gaze zwecks Drainage tamponirt wissen. 

Keilmann (17). Bei einem sonst normalen Partus während der 
Eröffnungs- und Austreibungsperiode leichte Blutung. Die durch Druck 
geborene Placenta haftet mit einer 2—3 cm grossen Partie an der 
vorderen Cervixwand und zwar bis zum Rand des äusseren Mutter. 
mundes fest: und muss dort abgelöst werden. Keilmann glaubt, 
dass diese Fälle für eine sekundäre Implantation der Placenta sprechen. 
(Zu bedauern ist, dass Keilmann diesen Fall nicht im Wochen- 
bett nachuntersucht hat. Ref.) 

Kumpf (18). Gestützt auf die Thatsache, dass Zitterdrückungen 
eine tetanische Zusammenziehung von Muskeln auslösen, empfiehlt 
Verf. bei Atonia uteri durch möglichst schnelle Zitterdrückungen zu- 
nächst auf die vordere, dann auf die hintere Uteruswand, Kontraktionen 
hervorzurufen. In zwei Fällen bewährte sich die Methode vortrefflich. 


42 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Massen (19) berichtet über die Resultate der mikroskopischen 
Untersuchung zweier Präparate, welche durch die Sektion von zwei 
Frauen gewonnen waren, welche an den Folgen von Anwachsung der 
Placenta vor über zehn Jahren gestorben sind. Im ersten Fall kon- 
statirt Massen eine akute interstitielle Entzündung, welche die ganze 
Dicke der Uteruswand einnimmt. Während nun aber im Muskelge- 
webe die Entzündung einer frühen Periode angehört (kleinzellige In- 
filtration), zeigt jene auf der inneren Fläche der Gebärmutterwand 
einen mehr produktiven Charakter, nämlich junges Bindegewebe, welches 
diejenigen Bestandtheile der Gebärmutterschleimhaut vollkommen ver- 
nichtet hat, aus welchen sich die reife Decidua serotina entwickeln 
sollte. Dieser Fall gehört folglich zu denjenigen von unzweifelhafter 
Dindegewebsanwachsung der Placenta, wie sie von Leisse, Leopold 
und Neumann beschrieben sind. 


Im zweiten Fall zeigte die mikroskopische Untersuchung eine sehr 
reichliche Entwickelung von intermuskulärem Bindegewebe, sowie eine 
homogene Entartung der Zellen der Decidua foetalis. 

(V. Müller.) 


Mynlieff (20) berichtet über folgenden Fall von Blutung aus 
dem Sinus utero-placentaris. 


Eine vollkommen gesunde IIpara bekam im 8. Lunarmonate 
plötzlich eine heftige Blutung. Sie legte sich sofort zu Bett und 
wurde Mynlieff einige Stunden später dazugerufen. — In der Vagina 
Blutcoagula. Portio weich, noch in toto vorhanden. Ein vorliegender 
harter Theil liess sich palpiren. Von Wehenthätigkeit keine Spur. 
Da keine neue Blutung mehr eintrat, wurde Bettruhe empfohlen und 
war Patientin nach vier Tagen wieder vollkommen normal. 


Drei Wochen später wiederholte sich die Blutung, doch weniger 
heftig, worauf 7 Tage nachher die Geburt ganz spontan verlief. Von 
Blutung keine Spur. An der Placenta liessen sich zwei Risse bemerken, 
der eine parallel am Rande der Placenta verlaufend, ungefähr 7—8 cm 
von ihr entfernt und der andere vertikal auf dem Placentarande 
stehend. Rechts liegt am Rande ein grosses Blutcoagulum von älterem 
Datum, welches sich in das Lumen eines Gefässes fortsetzt. Eine 
Sonde lässt sich eine Strecke weit ins Gefäss hineinführen, links ein 
kleineres Coagulum, welches sich ebenso in ein Gefäss fortsetzt. Rechts 
waren die Eihäute zum Theil blutig tingirt. Von einer Ablösung der 
Cotyledonen war nirgends etwas zu sehen. 


Auf Grund der klinischen Symptome und des Placentar-Befundes 


Störungen von Seiten der Mutter. 143 


behauptet Mynlieff, dass es sich hier um eine Blutung aus dem 
Sinus utero-placentaris gehandelt hat. (A. Mynlieff.) 

Niebergall (21) beschreibt einen eigenartigen Placentartumor, 
den er als Myxoma fibrosum teleangiectodes disseminatum bezeichnet. 
Aus der Litteratur konnte er 30 Fälle von Placentargeschwülsten 
zusammenstellen und zwar: 14 Myxome, 5 Angiome, 4 Fibrome, 
2 Fibromyome, 3 Sarkome und 2 von angiomatösem Bau. Als Aus- 
gangspunkt dieser Bindegewebsgeschwülste sind die Chorionzotten an- 
zusehen. 


C. Eklam psie. 


l. d'Andon, Étude sur l'emploi cn Amérique du veratrum viride dans le 
traitement de l'éclampsie. Thèse de Paris. Nr. 430. 

2. Appleby, Guajacol for treatment of eclampsia. Med. and Surg. Journ. 
März 18. . 

3. Auvard et Daniel, Albuminurie gravidique chez une femme grosse de 
un mois et demie. Eclampsie. Arch. de Gym. et de Toc. Vol. XXIII, pag. 
675 — 679. 

4. Bar et Guyeisse, Lesions du foie et des reins chez les &clamptiques 
et les foetus issus des femmes 6&clamptiques. L’Obstötr. Paris. Nr. 3, pag. 
263—265. 

5. Bué, V., Pathogénie et traitement des accès éclamptiques. Arch. de Gyn. 
et de Toc. Tom. XXIII, pag. 641—668. 

6. Casiccia, Del miglior trattamento dell’ eclampsia. Pammatone. Nr.3, 4. 

(Herlitzka.) 

7. Catto, W. M., Puerperal eclampsia. Amer. gyn. and obst. Journ. Okt. 

8. Charpentier, Treatment of eclampsia. Ann. of Gyn. and Ped. Boston. 
Vol. X, pag. 209—219. 

9. Cianciosi, Nuovo contributo alla patogenesi e causa dell’ eclampsia 
gravidica. Bull. delle scienze mediche. Bologna, pag. 836. (Cianciosi 
berichtet über vier Eklampsie-Fälle, welche nach der Entleerung des Uterus 
— dreimal Wendung und Extraktion, einmal Zange — genasen.) 

(Herlitzka.) 

10. Clark-Skelton, Acetone in eclampsia. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, 
pag. 196—205. 

11. M’Comb, Puerperale Konvulsionen. Med. age, Nr. 14. (Empfiehlt Pilo- 
carpin, Tet. Veratri viridis und dann Morphium, alles subcutan. Ref.) 

12. Eskelin, Karolina, 150 fall af eklampsi. Finska Läkaresällskapets Handi. 
Bd. XXXIX, Nr. 1, pag. 38—182. (Leopold Meyer.) 

13. Falk, O., Partielle hydropische Degeneration der Placenta bei einer Eklamp- 
tischen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 36. (Frucht trotz der Degeneration wohl 
gebildet. Ref.) 

14. Frankenthal, A case of eclampsia. Trans. of the Chicago Gyn. Soc. 
18. Juni. 


«44 


15. 


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17. 


18. 


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21. 
22. 
23. 


24. 


26. 


27. 


28. 


29. 


30. 


31. 


Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Gishitzky, Fall von Urämie nach der Geburt ohne kklampsieerschei- 
nungen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. 
(V. Müller.) 

Gürich, L., Der Werth des Morphins bei der Behandlung der Eklampsie. 
Inaug.-Diss. Breslau. 
Hagopoff, Contribution a l'étude de la pathogenie de l’&clampsie puer- 
perale. These de Paris, pag. 546. 
Halbertsma. Bydrage tot de verloskundige behandeling der eclampsia 
gravidarum et parturientiam. Nederlandsch. Tydschr. v. Verlosk. en Gyn. 
8. Jaarg., Afi. 2. (In dieser Abhandlung giebt Verf. in extenso seinen 
auf dem Genfer gynäkologischen Kongress gehaltenen Vortrag wieder, 
auf den wir hinweisen. Conf. X. Jahrgang, pag. 709.) 

(A. Mynlieff.) 
Heady, J. F., Eclampsia treated with large doses of morphia hypodermati- 
cally. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 229—233. 
Hefting, J. D., Nogleno sectio caesarea by eclampsia gravidarum. Med. 
Weekbl. 9. Jaarg. Nr.29. (Hefting machte an einer Ipara, welche zehn 
Tage später die Entbindung erwartete, die Sectio caesarea, weil eklamp- 
tische Anfälle auftraten, welche nach Morphiumeinspritzungen nicht nach- 
liessen. Von Wehenthätigkeit keine Spur. Patientin in tiefem Coma. Das 
Kind kam lebend zur Welt. Verlauf glatt. Nach der Operation traten 
keine Anfälle mehr auf.) (A. Mynlieff.) 
Huguenin, Le Traitement de l’&clampsie. Rev. prat. des trav. de méd. Nr. 8. 
Jewett, Puerperal eclampsia. Tr. of the N. Y. Obst. Soc. 16. März. 
Johnston, C. H., Puerperal eclampsia. Ann. of Gyn. and Ped. Boston. 
Vol. X, pag. 544—549. 
Kern, G. (Budapest), A terhesek és gyermekägyasok rängögörcse. (Leber 
Eklampsie der Schwangeren und Wöchnerinnen.) Szülesznök Lapja, Ar. 
2—4. (Temesväry.) 


. Kettlitz, M., Ueber Kaiserschnitt wegen Eklampsie. Inaug.- Dissert. 


Halle a.S. 

Kollmann, Zur Aetiologie und Therapie der Eklampsie. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 13. 

Launois et Merlin, Nephrite gravidique gaave. Urémie et &eclampsie. 
Journ. des Praticiens, 4. Sept.. pag. 563. 

Lindfors, A. O., u. Sundberg, C., Bidräg till Puerperal-Eklampsiens 
klinik och patologiska anatomi. (Beiträge zur Klinik und pathologischen 
Anatomie der Puerperaleklampsie.) Nordiskt medicinskt arkiv. Bd. XXX. 
Nr. 21, 47 pag. (Leopold Meyer.) 
Macnaughton, Jones, Note on the aetiology of eclampsia. Tr. of the 
Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 12. (Im Anschluss an einen 
Fall werden die verschiedenen Theorien über die Ursache der Eklampeie 
besprochen. Ref.) 

Mariantschik, Notizen über puerperale Eklampsie. Medizinskoje obos- 
renie. Februar. (V. Müller.) 
Maygrier, M., Eclampsie post partum. Ann. de Gyn. et d’Obst. Pans. 
Tom. XLVIII, pag. 85. (is Stunden p. p. erster Anfall. in weiteren 1? 
Stunden vier neue Anfälle; gleich darauf Exitus. Ref.) 


32. 


36. 


37. 


38. 


39. 
40. 


41. 
42. 


43. 


44. 


Störungen von Seiten der Mutter. 145 


Merletti, Sulle autointossicazioni gravidiche. Il Morgagni. Part. I, Nr. 11. 
(Merletti glaubt, dass die Eklampsie der Gipfelpunkt der Autointoxi- 
kation der Schwangeren sei und dass man manchmal bei der Nekroskopie 
von an Eklampsie Gestorbenen keine Verletzung der Ausscheidungsorgane 
findet, da weder die Nephritis gravidica noch die Hepatitis unbedingt für 
die Entstehung der Eklampsie nöthig sind; diese ist die akute Form, 
während die nicht akute schwere Nieren- und Lebererkrankungen ver. 
ursacht. Beide Formen werden durch Bouchard's Autointoxikations- 
Theorie erklärt.) (Herlitzka.) 


. Oui, Puerperale Eklampsie. Abeille med. Nr. 24. 


Paoletti, Un altro caso di eclampsia in gestazione trattato col metodo 
Bossi. Gazz. degli Ospedali. Sem. I, Fasc. 46. (In dem Falle von Paoletti 
handelte es sich um eine Primipara, im VIII. Monat schwanger, die von 
eklamptischen Anfällen ergriffen wurde: Aeusserer Muttermund noch ge- 
schlossen, alle therapeutischen Mittel nutzlos. Anwendung des Dilatatorium 
von Bossi, in 15 Minuten iisem Erweiterung. Anlegung der Zange 
(Kopf noch im Beckeneingange). Extraktion eines lebenden Kindes. Hei- 
lung. Zu bemerken, dass nach der Anlegung des Dilatatoriums die eklamp- 
tischen Anfälle verschwanden.) (Herlitzka.) 


3. De Paoli, Un altro caso di eclampsia in gestazione trattato col metodo 


Bossi. Gazz. degli Ospedali. Nr. 46. 

Pazzi, M., Studio storico critico sopra la eclampsia puerperale e casistica. 
Bologna. (Herlitzka) 
Pestalozza, Sul moderno concetto e sulla cura della eclampsia puer- 
perale. La Settimana medica dello Sperimentale, Firenze 1896—97. 
Potter, The principles of treatment in puerperal eclampsia. Amer. Journ. 
of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 680—689. 

Prutz, Ueber Eklampsie. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40. 
Przewoski, Untersuchungen über den pathologisch-anatomischen Befund 
der verschiedenen Organe nach puerperaler Eklampsie auf Grund der Sektion 
von sechs Wöchnerinnen, von denen fünf ohne und eine mit Icterus be- 
haftet der Eklampsie erlegen waren. Vortrag in der Warschauer ärztl. 
vesellsch. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk.. pag. 198. (Neugebauer.) 
Schmid, M., Eklampsie bei Mutter und Kind. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25. 
Shober, J.B., A case of eclampsia successfully treated with large doses 
of veratrum viride. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXV. pag. 788—790. 
Szabó, A., Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus- 
kórházi szülö-6s nöbeteg-osztäly 1~96 évi müködéséröl. Orvosi Hetilap. 
Nr. 73. (Fünf Fälle von Eklampsie (: 1257), ein Todesfall. Die Behandlung 
bestand in reichlichen Morphininjektionen, Chloroformnarkose, rasche Be- 


endigung der Geburt.) (Temesväry.) 
Tonelli, Eclampsia puerperale. Cilindruria senza albuminuria. Gazz. 
med. di Torino. Nr. 24. (Herlitzka.) 


5. Turazza, Sopra un caso di eclampsia. Rivista Veneta di scienze mediche. 


Venezia. Fasc. 4, pag. 170. (Igravida, sechs Monate schwanger, plötzliche 
starke Eklampsieanfálle. Einleitung der Frühgeburt mittelst Tamponade 
des Uterus und der Scheide mit Jodoformgaze. Darreichung von 5 g 
Jalappe, Extraktion. Reichlicher Stuhl. Heilung.) (He rlitzka.) 


146 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


46. Frau Ulesko-Stroganowa, Der gegenwärtige Standpunkt der Frage 
über die Eklampsie. Russ. Archiv für Pathologie, klinische Medizin und 
Bakteriologie. 1V. Heft 3. (V. Müller.) 

47. Vaquez et Nob&court, Pression arterielle dans l’&clampsie puerperale. 
Soc. méd. des Hôp. 29. Jan. 

48. van de Velde, J. Th., Eclampsia puerperslis tardıforma. Nederl. Tydsch. 
v. Verlosk. en Gyn. VIII. Jaarg. Afl.4. ` 

49. — Experimentee le onderzoekingen over de auto-intoxicatie der Zwanger- 
schap. Nederlandsch. Tydsch. v. Verlosk. X. 

50. Verardini, Rettifiche storiche sul parto forzato nelle incinte agonizzanti 
per eclampsia. Rendiconto delle Sessioni della R. Accad. delle scienze 
dell’ Istit. di Bologna. Nr. 1. (Herlitzka.) 

51. Volhard, Experimentelle kritische Studien zur Pathogenese der Eklampsie. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 5. 

52. Wiggins, Blutegel bei Eklampsie. Brit. med. Journ. 13. März. 


Appleby (2). Das Gajacol scheint zu wirken durch Herab- 
setzen des Blutdruckes, Verminderung der Temperatur und Schweiss- 
beförderung. 40—50 Tropfen subcutan applizirt, hatten in zwei Fällen 
überraschenden und anhaltenden Erfolg. 

Auvard und Daniel (3) beobachteten den seltenen Fall von 
Albuminurie und unstillbarem Erbrechen im zweiten Monat der Schwanger- 
schaft, gefolgt von Eklampsie. Künstlicher Abort brachte Heilung. — 
Bezugnehmend auf diese Beobachtung rathen Verff. bei gleichzeitigem 
Bestehen von Albuminurie und unstillbarem Erbrechen in den ersten 
Monaten sofort den Abort einzuleiten. Sie empfehlen Dilatation mit 
Laminaria, oder Bougies oder Tamponade mit Jodoformgaze, und wenn 
all’ dies nutzlos, Curettement mit nachfolgender Uterustamponade. (Nach 
Ansicht des Ref. sind alle vorbereitenden Mittel zur Einleitung eines 
zweimonatlicben Abortes unnöthig; man dilatirt einfach mit Dilata- 
toren und räumt in derselben Sitzung sofort mit einer grossen Curette 
aus. Bei einiger Geschicklichkeit kann man innerhalb von 15—20 
Minuten so jeden 2—21/» Monate schwangeren Uterus ohne Gefahr 
entleeren und ohne dass etwas zurückbleibt. Eine Tamponade ist nach 
richtiger Ausführung ganz überflüssig; die Sekretion im Wochenbett iet 
ganz minimal.) 

Bar et Guyeisse (4). Verff. fassen die von anderen Autoren 
beschriebenen Leber- und Nierenveränderungen bei Eklampsie nicht auf 
als charakteristisch für Eklampsie, sondern als Folge einer Infektion 
und Toxänie. Bei den Kindern Eklamptischer findet man dieselben 
Veränderungen, aber nicht in jedem Fall. 

Bu& (5). Nach Besprechung der verschiedenen Theorien über 
die Ursache der Eklampsie kommt Verf. zu der Ansicht, dass die 


Störungen von Seiten der Mutter. 147 


Eklampsie die Folge einer Autointoxikation während der Schwanger- 
schaft ist, unterstützt durch Reizbarkeit des Nervensystems. 

Abgesehen von der prophylaktischen Behandlung (Milchdiät) zer- 
fällt die Therapie der Anfälle in die medikamentöse und geburtshilf- 
liche. In leichteren Fällen ist der Verlauf der Geburt sich selbst zu 
überlassen und anzuwenden sind: 1. Einführung von Milch; 2. Ader- 
lass bei kräftigen cyanotischen Personen; 3.Injektion von künstlichem 
Serum; 4. drastische Abführmittel; 5. heisse Bäder; 6. Narkotica: 
Chloroform, Chloral in Klystieren (4—20 g innerhalb von 24 Stunden), 
Morphium, Veratrum viride. Geburtshilfliche Operationen sind nur in 
schweren Fällen indizirt und dann auch nur solche, die ohne Gefahr 
sind, also kein Accouchement forcé, kein Kaiserschnitt. Man soll sich 
vielmehr nur auf ungefährliche Beschleunigung der Geburt (Ballon, 
Bougie etc.) beschränken und erst bei völliger Erweiterung operiren. 

Charpentier (8) gehört gleichfalls zu den Gegnern der jetzt 
leider modern gewordenen aktiven Therapie. Seine Grundsätze sind: 
1. Jede Schwangere mit Albumen oder auch nur mit Oedemen ohne 
Albumen muss absolute Milchdiät einhalten; 2. bei kräftigen Personen 
ist zunächst ein Aderlass zu machen von 200 - 300 g, dann Chloral- 
klystiere; 3. gegen die Anfälle selbst Chloroform; 4. abwarten bis die 
Geburt spontan beginnt; 5. hat die Geburt spontan begonnen und schreitet 
sie aber langsamı vor, so ist die Geburt schonend mit Zange oder Wen- 
dung und Extraktion zu beenden; 6. vor jedem Eingriff ist die völlige 
Erweiterung abzuwarten ; 7. die Geburt ist nur in seltenen Fällen ein- 
zuleiten; 8. Accouchement forcé und Kaiserschnitt sind zu verwerfen. 

Eskelin (12) bespricht 150 Fälle von Eklampsie, die in den 
Jahren 1853—1896 unter 18132 Geburtsfällen in der Gebäranstalt 
zu Helsingfors beobachtet worden siud, somit 0,8300. Es waren 
77, 330/0 Iparae, 22,67°/o Pluriparae, darunter fast die Hälfte II parae. 
Besonders die älteren Iparae scheinen am häufigsten erkrankt. Ferner 
fanden sich: Ecl. gravidar. 16,30/0, Ecl. parturient. 62,0°/o, Ecl. 
puerperar. 21,48°/o. Der Urin war in vier Fällen eiweissfrei vor dem 
ersten Anfalle, nur in einem Falle während der Anfälle In 35,58°/o 
dauerten die Anfälle nach der Entbindung fort. Es starben 29 oder 
19,33°/o, von den Iparae 20,69°/o, von den Multiparen 14,71°/o. Für 
die Fälle, wo die Eklampsie vor der Geburt oder im Anfang derselben, 
ausbrach, betrug die Mortalität 25,97°/o, für diejenigen, wo die Eklampsie 
spät in der Geburt anfing 3,7°/a und für die Fälle von E. post partum 
10,34 °/0. Die Kindersterblichkeit war 33,55°;0. Verfasserin sucht den 
Einfluss der durch die Zeiten wechselnden Therapie ausfindig zu machen; 


148 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


wegen des langen Zeitraumes (43 Jahre), in welchem auch die An- 

schauungen über Antiseptik u. s. w. so sehr gewechselt haben, lässt 

sich jedoch in dieser Beziehung aus dem Material nichts erbringen. 
(Leopold Meyer.) 

Frankenthal (14) berichtet über einen schweren Fall, der nach 
Accouchement forcé mit Hilfe Dührssen’scher Cervixschnitte in Hei- 
lung überging. In der Diskussion sprechen sich einige für sofortige 
Entleerung des Uterus aus, andere dagegen, so Bacon, der subcutane 
Kochsalzinfusionen und Venaesektion im Verein mit heissen Bädern, 
Morphium und Veratrum viride empfiehlt. 

Gürich (16) berichtet in seiner Dissertation über 39 Fälle von 
Eklampsie und glaubt aus diesen Fällen folgende Schlüsse ziehen zu 
können: 1. Das Morphium hat keinen günstigen Einfluss auf die An- 
fälle; 2. Krampfanfälle und Wehen stehen in keinem direkten Zu- 
sammenhang; 3. die Eklampsie ist keine Reflexneurose; 4. die Zahl 
der Anfälle gestattet keine sichere Prognose. 

Halbertsma (18), bekanntlich einer der eifrigsten Verfechter 
der aktiven Therapie, bespricht in seiner Arbeit 49 Fälle von Eklampsıe 
und kommt zu dem Schluss, dass in prognostisch ungünstigen Fällen 
in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft oder im Anfang der 
Geburt die Therapie eine aktive sein müsse. Es kämen also für die- 
selbe in Betracht: 1. Alle schweren Fälle; 2. solche, bei denen in den 
letzten Monaten der Gravidität die Geburt voraussichtlich nicht ein- 
treten wird; 3. Fälle, bei denen die Geburt voraussichtlich nur lang- 
sam fortschreitet. In letzteren Fällen konkurrirt die Sectio caesarea 
mit dem Accouchement forcé durch Dührssen’s tiefe Cervixincisionen. 
Letztere sind dann zu machen, wenn der supravaginale Theil des Cervix 
verstrichen ist. 

Wieder ganz entgegengesetzter Ansicht ist Huguenin (19). Er 
will das Accouchement forcé nur in der Agone, den Kaiserschnitt nur 
post mortem ausgeführt wissen. Im Uebrigen ist er Anhänger von 
Chloralhydrat (4—10 g in 24 Stunden), Abführmitteln und Chloro- 
forminhalationen; Morphium wendet er nicht an, ebensowenig Pilo- 
karpin. 

Jewett (22) berichtet über einen Fall von Eklampsie post par- 
tum bei einer Primipara nach normaler Schwangerschaft (bis auf etwas 
Eiweissgehalt in den letzten Tagen) und nach leichter Beckenausgangs- 
zange. Sieben Anfälle in den ersten 13 Stunden nach der Geburt. 
Am dritten Tage bis auf Oligurie mit starkem Albumengehalt alles 
auf Wunsch, Am vierten Tage Exitus. — Verf. betont, dass ausser 


Störungen von Seiten der Mutter. 49 


der Untersuchung auf Albuminurie in der Schwangerschaft auch die 
quantitative Urinbestimmung sehr wichtig sei. 

Johnston (23) berichtet über acht Fälle. Seine therapeutischen 
Prinzipien sind: 1. Entbindung sobald als möglich; 2. Unterdrückung 
der Anfälle durch Chloroform, Morphium, Chloral; 3. Reizung der 
Haut durch warme Bäder von 20 Minuten Dauer; 4. peinlichste Anti- 
sepsis. 

Kettlitz (25) stellt in seiner Dissertation 28 Fälle von Kaiser- 
schnitt bei Eklampsie zusammen; diese lehren folgendes: 1. Der Kaiser- 
schnitt bei Eklampsie ergiebt eine sehr hohe Mortalität der Mütter, be- 
dingt nicht durch die Operation als solche, sondern durch die Erkrankung; 
2. der Einfluss des Kaiserschnitts auf den Verlauf der Krankheit ist 
identisch mit dem anderer Operationen; 3. in den seltenen Fällen, wo 
eine Entbindung per vias naturales ohne das Kind zu opfern nicht 
möglich ist, kann der Kaiserschnitt indizirt sein. 

Kollmann (26) fand in dem Blut Eklamptischer das Fibrinprozent. 
bedeutend höher als bei normalem Schwangerschaftsende, nämlich 0,67 
bis 0,9°/o. Er schliesst hieraus auf eine abnorme Anhäufung von 
Globulinen in dem Blut Eklamptischer. Wird aber hierdurch das 
Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen, so kommt es zum Ausbruch 
der Eklampsie. Die höhere Giftigkeit des Blutserums Eklamptischer 
erklärt sich ebenfalls durch den höheren Globulingehalt. Verf. ist da- 
her für ein möglichst frühzeitiges geburtshilfliches Eingreifen (Kolpeu- 
rynter und Incisionen) und nicht für ein Abwarten bis bedrohliche 
Zustände auftreten. Ferner ist der Aderlass zu empfehlen, weil einer- 
seits das Blut von seinen Globulinen befreit wird und weil der Verlust 
der Blutmasse durch Wasser ersetzt und so das Blut noch weiter ver- 
dünnt wird. 

Lindfors (28) giebt eine Uebersicht über den jetzigen Stand 
der Eklampsie-Frage und (helt ausführlich zwei Fälle mit letaleın 
Exitus mit. Die genaue Autopsie dieser Fälle wird von Sundberg 
mitgetheilt. Derselbe fand in den Organen die gewöhnlichen Ver- 
änderungen: 1. Multiple autochthone Thromben mit konsekutiven Kreis- 
laufstörungen und Nekrose, besonders in der Leber, aber auch in der 
Lunge und in einem Falle in der Milz. — 2. Embolien von Leber- 
zellen, in einem Falle auch von Syneytium. — 3. Parenchymatöse 
Degeneration der Nieren („Schwangerschaftsniere“), des Myokard, der 
Leber. — 4. Infarkte und Blutungen in der Placenta. — Lindfors 
zieht dann aus der ganzen Untersuchung folgende Schlussfolgerungen : 
Die tbrombotischen, degenerativen und hämorrhagischen Leberverände- 


750 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


rungen sind nicht durch die Krämpfe hervorgerufen, sondern vor dem Auf- 
treten derselben entstanden. — Die Leberzellenembolien sind nach den 
Thromben in der Leber entstanden. — Die Blutüberfüllung der Lungen, 
die zum grossen Theil von den Thromben abhängt, ist vielleicht theilweise 
durch die Herzschwäche und den Respirationskrampf, der die Krämpfe 
begleitet, verschuldet. — Die Entstehung von Thromben in den Nieren, 
der Leber, den Lungen und dem Mutterkuchen ist eine der zuerst ent- 
stehenden anatomischen Veränderungen. — Die ursprüngliche Ursache 
sowohl dieser organischen Läsionen wie der klinischen Symptome kaun 
mit der grössten Wahrscheinlichkeit einem toxischen organischen Agens 
zugeschrieben werden (Leopold Meyer.) 

Oui (33). Die Frage der Aetiologie offen lassend, bekennt sich 
Verf. zu folgender Behandlung: Prophylaktisch Milchdiät, Abführmittel 
und bei ersten Prodromen Chloral 4—8 g in 24 Stunden. Beim Aus- 
bruch der Krankheit kein Morphium, sondern Chloroform während der 
Anfälle und Chloral, als Klysma (4,0 : 100 Milch, 15—20 g pro die); 
reichliche Milchzufuhr und subcutane Kochsalzinfusionen (300—400g 
mehrmals täglich); Aderlass nur bei vorhandenem Lungen- und Gehirn- 
Oedem; Anregung der Schweisssekretion. Die Erweiterung des Mutter- 
mundes ist abzuwarten und dann die Geburt zu beenden. — In der 
Schwangerschaft ist die künstliche Frühgeburt nicht einzuleiten, weil 
entweder die Krankheit zum Stillstand kommt, oder weil die Geburt 
spontan eintritt, 

Pestalozza (37) betont, dass bei Schwangeren eine leichtere Ver- 
letzbarkeit nicht nur der Nieren, sondern auch der Leber vorhanden 
ist. Er glaubt, dass die multiplen Thrombosen bei Eklamptischen durch 
Vermehrung der Gerinnungssubstanzen des Blutes entstehen; in diesem 
hat er auch eine enorm grosse Quantität von Globulinen — vielleicht 
durch Zellenvernichtung entstanden — nachgewiesen. Daraus glaubt 
Verf. schliessen zu können, dass die Eklampsie eine Intoxikation sei, 
die durch konvulsionserregenden Substanzen hervorgerufen wird. Diese 
Substanzen entstehen wahrscheinlich in der Leber durch unvollständige 
Umwandlung der azotirten Substanzen, oder sie werden durch die 
Nieren wegen Insufficienz nicht ausgeschieden. Ferner sagt Verf., dass 
aus der Placenta ins mütterliche Blut heterogene Substanzen dringen, 
welche in allen Organen, aber hauptsächlich in den weniger wider- 
standsfähigen, nämlich Leber und Nieren, Thromben und Blutungen 
verursachen können. — Verf. bespricht zuletzt die Behandlung der 
Eklampsie. Vor allem ist die rasche Entleerung des Uterus ange- 
zeigt: wenn die Geburt schon begonnen hat, so kommt man leicht 


Störungen von Seiten der Mutter. 751 


mit den gewöhnlichen Dilatationsmitteln und mit manueller oder instru- 
menteller Extraktion des Kindes zum Ziele; wenn dieses aber nicht 
der Fall ist, so soll die Einleitung der Geburt mit der Einführung 
einer Sonde in den Cervixkanal unternommen werden; zur forcirten 
Erweiterung oder zum Kaiserschnitt darf nur in besonderen Fällen 
geschritten werden. Jede Intervention soll in Narkose ausgeführt 
werden. — Dazu warme Bäder, Abführmittel, Aderlass, dem man 
subcutane Einspritzungen von physiologischer Kochsalzlösung folgen 
lässt, Morphium, Herzerregungs- und alle jene therapeutischen Mittel, 
die im einzelnen Falle erfordert werden. (Herlitzka.) 

Potter (38) wieder will aktiv sowohl während der Schwanger- 
schaft wie bei der Geburt verfahren. 

Prutz (39) hat 500 Fälle zusammengestellt. Am häufigsten 
fanden sich Nierenveränderungen (unter 368 Nierenbefunden waren 
nur sieben normal); dann kommen Leberveränderungen (213 mal be- 
obachtet), in denen die Hämorrhagien und hämorrhagische Nekrosen 
überwiegen; an dritter Stelle rangiren Veränderungen des Gehirns. 
Auch hier überwiegen Blutungen. Die anderen Organe sind weit 
seltener erkrankt. Verf. glaubt nicht, dass jene Erkrankungen die 
Ursache der Eklampsie sind, sondern hält sie für sekundär. Die 
Eklampsie ist keine einheitliche Erkrankung. 

Schmid (41). In einem schweren Fall von Eklampsie der Mutter, 
der aber in Heilung überging, bekam das Kind zwei Stunden post 
partum den ersten typischen Anfall, dem bald weitere und stärkere 
folgten; am nächsten Tage Tod des Kindes. Die Sektion ergab im 
Gehirn, in Nieren und Leber Befunde, wie sie gewöhnlich bei Eklampsie 
vorkommen. Verf. zweifelt daher nicht an einer Uebertragung der 
Krankheit. 

van de Velde (48) versuchte die Eklampsie-Frage näher zur 
Lösung zu bringen durch eine Reihe von Experimenten an schwangeren 
und nichtschwangeren Kaninchen, welchen intravenös Harn injizirt 
wurde. In die Vena auric. post. wurde der Nachts gelassener Menschen- 
harn injizirt, welcher durch Natron bicarbon. neutral gemacht und 
nachher filtrirt wurde. Die Technik ist im Original ausführlich be- 
schrieben. Aus seinen Versuchen ergab sich, dass schwangere Kanin- 
chen viel schneller mit Konvulsionen reagirten wie nichtschwangere. Für 
die schwangeren betrug die Dosis 9 ccm pro Kilo Thier, während 20 ccm 
bei den nichtschwangeren noch keine Krämpfe hervorriefen. Zur Ent- 
scheidung der Frage, welche die Ursache dieser rasch auftretenden Re- 
aktion sein möchte, hat Verf. sehr fleissig experimentirt und kommt 


192 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


er zu der Schlussfolgerung, dass im schwangeren Organismus mehr 
giftige Stoffe gebildet werden wie im nichtschwangeren, dass diese 
Stoffe durch die Nieren eliminirt werden müssen, so dass von den 
Nieren einer Schwangeren mehr gefordert wird wie sonst. Durch 
diese grössere Quantität der Toxine können die Nieren - Epithelien 
rascher lädirt werden, was zur Schwangerschafts-Niere führt und die 
Niere insufficient macht. 


Ist es soweit gekommen, so werden sowohl die Schwangerschafts- 
Toxine wie die im Harn eines nichtschwangeren Individuums vor- 
kommenden giftigen Stoffe im Blut angehäuft. Die ersten sind über- 
wiegend konvulsivirend, von den letzten tritt der narkotische Gift- 
stoff am meisten hervor, während der krampferregende sich zu den 
Schwangerschaftstoxinen binzufügt. 


Die Eklampsie entsteht primo loco durch Vergiftung mit Schwanger- 
schaftetoxinen, secundo loco ist eine Vergiftung mit den „normalen“ 
Harntoxinen, also eine Urämie im Spiel. 


In Bezug auf die Frage: Was sind die Schwangerschaftstoxine 
und von wo kommen sie her, möchte Verf. bis jetzt noch mit einem 
„ignoramus“ antworten. Dass sie vom Fötus geliefert werden, er- 
achtet er nicht bewiesen. Diese Frage bleibt noch zur Lösung offen. 

(Mynlieff.) 

Van de Velde (49) hat sich ferner bestrebt, die seit dem Er- 
scheinen der Löhlein’schen Arbeit „Eklampsie im Spätwochenbett‘ 
publizirten Fälle von Eklampsie, welche geraume Zeit nach der Eni- 
bindung auftraten, aus der Litteratur zu sammeln. 


Seit 1882 sind noch 4 Fälle veröffentlicht, wovon zwei sehr 
zweifelhaft sind, nämlich der Fall Fuchs, der mehr ein Fall von 
Embolie war, und der Fall Theilhaber’s bei dem es sich mehr 
um eine Epilepsie handelte. Es bleiben also noch zwei Fälle übrig, 
einmal der Fall Nydin, wobei in der 4. Woche des Puerperiums 
Eklampsie auftrat, doch in diesem Falle litt die Patientin an einer 
chron. Nephritis, eben wie die in der Löhlein’schen Arbeit erwähnten 
Fälle von Olshausen, Meye und Simpson. Der Fall Tonelli’s, 
vom Verf. ausführlich beschrieben, ist faktisch nur der einzige Fall 
von Eclampsia puerperalis tardissima, bei welchem die Eklampsie ganz 
allein auf Rechnung der Schwangerschaft und ihre Folgen 


estellt 
werden kann. 


r 
D 


Schliesslich wird vom Verf. die Frage der Eklampsie ohne Albu- 
minurie berührt. Nach seiner Meinung beweist das Fehlen von Albumen im 


Störungen von Seiten der Mutter. 153 


Harn absolut nicht, dass die Niereninsufficienz keine Rolle spielen 
sollte in der Pathogenese der Eklampsie, welche Ansicht eine Bestä- 
tigung in zwei Sektionsprotokollen und in der Krankengeschichte eines 
der Fälle findet. Bei allen war ein Nierenleiden nachzuweisen, obwohl 
Albuminurie fehlte. 


Bei genauerer Untersuchung des Harns — nicht nur auf Albumen, 
sondern auch auf anormale organische Elemente — und bei grösserer 
Vollkommenbheit der Diagnostik in Bezug auf die Nierenpermeabilität 
werden Fälle von Eklampsie ohne zu gleicher Zeit bestehender Nieren- 
insufficienz bestimmt äusserst selten werden. 


Da bis jetzt alle Fälle von Eklampsie als Eklampsia puerperalis 
bezeichnet werden, wird vom Verf. eine neue Nomenklatur vorgeschlagen 
und achtet er es für erwünscht, in Zukunft zu reden von Eklampsia 
durante graviditate, Ekl. durante partu und Ekl. puerperalis.. Von 
dieser letzteren habe man dann noch die Ekl. p. tarda und die tardissima 
zu unterscheiden. Wo die Grenze dieser beiden zu stellen ist, ist 
schwierig anzugeben. Es erscheint aber rationell, bis zum Ende des 
neunten Tages nicht von E. tarda zu sprechen. (A. Mynlieff.) 


Vaquez et Nob&court (47). Die Untersuchungen der Verff. 
ergaben .eine bedeutende Erhöhung des arteriellen Druckes während 
eines Anfalls, ferner ein Sinken des Druckes in der anfallsfreien Zeit 
doch so, dass er immer noch grösser als normaler Weise ist, und ferner 
ein Ansteigen des arteriellen Druckes vor Ausbruch eines Anfalls und 
Sinken zur Norm bei Verschwinden der Anfälle. Verff. sehen in 
dieser Steigerung des arteriellen Druckes die Ursache der Hämorrhagien 
im Gehirn, Leber und Nieren. Praktisch sind die Befunde von Wich- 
tigkeit, weil ein Steigen des arteriellen Druckes das Herannahen eines 
Anfalls anzeigt, das Sinken dagegen die Genesung. 


Volhard’s (51) Arbeit ist deshalb besonders wichtig, weil seine 
zahlreichen Versuche an Kaninchen zeigen, wie vorsichtig alle Theo- 
rien über die Aetiologie aufzunehmen sind und wie oft die Versuche 
andere Schlüsse zulassen. So war es auch mit den Injektionen des 
Harns und des Blutserums Eklamptischer. Das einzig Positive, was 
Verf. aus seinen Versuchen ersah, war, dass im Harn Eklamptischer 
zweimal eine Substanz vorhanden gewesen sein muss, die intravitale 
Thrombosen erzeugen konnte. Weitere Versuche müssen lehren, ob 
eine solche Substanz immer und nur bei Eklampsie vorkommt. 


Wiggins (52) empfiehlt Blutegel in die Nierengegend (12 — 2. 
Stück) möglichst bald nach dem ersten Anfall. 
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. AN 


1. 


2, 


-] 


Ka 


10. 


II. 


Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


D. Andere Störungen. 


Baketel, Verlängerte Schwangerschaft und Verknöcherung der Fonta- 
nellen als Geburtshinderniss. Med. record, 21. Juli. 

Becking, A. G. Th., Tumor ovarii während der Geburt. Ovariotomie 
3 Wochen post partum. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. Nr. 5. (Bei einer 
27jährigen Ipara, welche acht Tage vor der Geburt über heftige Bauch- 
schmerzen geklagt hatte, fand Becking als sie in partu war, im Cavum 
Dougl. einen Tumor, der das Eintreten des Kopfes behinderte. Verf. 
machte per vaginam eine Punktion und entleerte den "Tumor. worauf der 
Kopf tiefer trat. Da Wehenschwäche eintrat, wurde die Geburt mit der 
Zange beendigt. Unmittelbar nach der Geburt konnte ein orangegrosser. 
ziemlich derber Ovarialtumor palpirt werden. Drei Wochen nachher, als 
der Tumor bedeutend grösser wurde, wurde laparotomirt und eine Dermoid- 
cyste entfernt. Verlauf glatt.) (Mynlieff.) 
Bodon, K., Ueber einen Fall von Geburt bei Transpositio viscerum 
totalis. Centralbl. f. Gyn. Nr. 20. 

Brünings, Ueber einen Fall von Herztod intra partum. Monatsschr. f. 


Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 1. 


». Cholmogoroff, S., Geburtsverlauf und weitere Beobachtungen nach 


einer Ventrofixatio uteri. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24. 

— Ruptur des Symphysengelenks während der Geburt. Wratsch Nr. 12. 

(V. Müller.) 

Condamin, K., Deux cas de grossesse et d'accouchement normal après 
l'hystéropexie abdominale antérieure. Arch. de Gyo. et de Toc., Paris, 
Vol. XXIII, pag. 787—743. 
Crouzat, Mort rapide après l'accouchement par suite d'une méningite. 
Ann. de Gyn. et d’Obst., Paris, Tome XLVII, pag. 417. 
Dorland, Gestational complications and dystocia subsequent to anterior 
fixation of the uterus. Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV, pag. 112. 
Eberhart, Lymphangioma cystoides als Geburtshinderniss. Monatsschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 3. 
Esmann, Viggo, Et Tilfaelde af Svangerskab og Födsel efter Ventro- 
fixation af Uterus (Fall von Schwangerschaft und Geburt nach Ventro- 
fixation). Hospitals-Tidende, A R. Bd. V, Nr. 25, pag. 5983—98. (Der 
33jährigen III para Esmann’s war vor sechs Jahren wegen Prolapses die 
Gebärmutter [nach Leopold] ventrofixirt worden. Seitdem Wohlbefinden 
bis zu der jetzigen Schwangerschaft. Während derselben entstand im 
unteren Theil der Narbe ein grosser Bruch, der den grössten Theil der 
Gebärmutter enthielt und der Schwangeren grosse Schmerzen und andere 
Beschwerden verursachte. Rechtzeitige Geburt. Sebr schwache Wehen. 
Fusslage und Vorfall der Nabelschnur. Extraktion eines ausgetragenen. 


' lebenden Knaben (3100; 53). Die Involution der Gebärmutter etwas retar- 


12. 


dirt, Wochenbett sonst normal. Der Bauchbruch soll später operirt. werden.) 
(Leopold Meyer.) 

Fieux, Kyste dermoide de l'ovaire cause de dystocie. Soc. de Gyn.. 

d’Obst. et Paediat. de Bordeaux, 13. April. (Der Tumor sass zwischen 


ty 
Led 


23. 


— e gp 


Störungen von Seiten der Mutter. (GA 


Vagina und Rektum; nach Punktion desselben Forceps und Vernähung 
der Scheidenwunde. Heilung. Später Laparotomie. Ref.) 


. Gessner, Peroneus-Lähmung nach schwerer Entbindung. Zeitschr. f. 


Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1, pag. 166. 


. Gibert, Deux cas de grossesse à terme après l'hysteropexie abdominale 


antérieure. L’Obstetr., Paris, Nr. 2, pag. 149—156. 


. Gordon, A., Intravenous injections of artificial serum in puerperal 


haemorrhages. Ann. of Gyn. and Paed., Boston, Vol. X, Nr. 7. 
Grusdew, Zur Statistik der Geburten nach Antefixatio uteri. Münchn. 
med. Wochenschr. 1896, Nr. 46. 


. Loin, Hydramnios à forme aiguë secondaire. Enfant macere. Mort de 


la mère. Arch. de Gyn. et de Toc., Paris, Tom. XXII, pag. 777—175. 


. Musgrove, Subcutanes Emphysem post partum. Lancet, 31. Juli. 


Norris, B. C., The management of labor complicated by ventrofixation. 
Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV, pag. 91—97. 

Ostermayer, N., Dermoidcyste als Geburtshinderniss. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 21. 


. Pasquali, E., Varici della vescica causa di distocia. Atti della Soc. 


italiana di Ost. et Ginec. Roma, Vol. IV, pag. 100. (Im Falle von Pas- 
quali handelt es sich um eine Schwangere (1X. Monat), die starke Blu- 
tungen aus der Blase aufwies. Die Blutungen waren aus Blasenvaricen 
entstanden, die durch den Druck des schwangeren Uterus gesprungen 
waren. Durch Unterbrechung der Schwangerschaft und der Entleerung 
des Uterus wurde die schon stark anämische Frau geheilt. Kind lebend.) 
(Herlitzka.) 


. Schwarz, F., (Pécs) A szülést megakadályozó dermoideysta. Gyógyá- 


szat Nr. 40. (Dermoidcyste als Geburtshinderniss bei einer 30jährigen 
Ipara. Accouchement forcé im VI. Monate der Schwangerschaft wegen 
ausserordentlich heftiger Metrorrhagie. Wendung und Extraktion, wohei 
die Cyste platzt. Tod am dritten Tage post. part. an Peritonitis.) 
(Temesväry.) 

Selhorst, J. F., Een geval van karing by geventio finceerden uterus. 
Med. Weekblad. 9e Jaarg. (Selhorst machte an einer 3öjährigen, seit 
10 Jahren steril verheiratheten Frau mit stark retroflektirtem Uterus die 
Ventrofixatio nach Olshausen. Verlauf glatt. Nach vier Monaten trat 
Schwangerschaft ein, welche ohne Störungen verlief. Die Portio war 
hoch, nach hinten gerichtet. Bei der Geburt verlief die Eröffnungsperiode 
sehr langsam und trat schliesslich sekundäre Wehenschwäche cin, so dass 
man genöthigt war, das sich in Steisslage befindende Kind zu extrahiren. 
Das Wochenbett war normal. Die sekundäre Wehenschwäche ist nach 
der Ansicht Selhorst's auf Rechnung der Rigidität der Gewebe bei einer 
alten Ipara zu stellen. Von den sieben im Jahre 1895 vom Verf. vorge- 
nommenen Ventrofixationen war dieser Fall der einzige, wo Geburt & terme 


erfolgte, während es in einem anderen zum Abortus kam.) 
(Mynlieff.) 


. Tref, De la rétention des membranes après l'accouchement à terme. 


Thèse, Nancy. 


(ER 


156 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Ueber Geburten nach Fixirung des Uterus liegen wieder zahlreiche 
Publikationen vor: 

Cholmogoroff (5) hatte wegen totalen Prolapses die Ventro- 
fixation des Uterus nach Czerny-Leopold gemacht und später in 
zwei Sitzungen die typischen Kolporrhaphien. Der Erfolg war ein aus- 
gezeichneter und bald darauf eintretende Schwangerschaft und Geburt 
boten keine Komplikationen. Der Effekt der Operation auch nach der 
Geburt gut. 

Auch Condamin (7) berichtet über zwei ganz normale Schwanger- 
schaften und Geburten nach Ventrofixation, die nach Laroyenne 
unterhalb der Tubenansätze gemacht worden war. Vaginofixation wird 
verworfen. 

Dorland (9). Nach dem Studium von 179 Geburten nach 
Fixirung des Uterus kommt Verf. zu folgenden Schlussfolgerungen: 

1. Vom geburtshilflichen und gynäkologischen Standpunkt aus ist 
die Ventrofixation des Uterus in ihren Erfolgen die beste Methode. 

2. Bei nur geringen Kunstfehlern in der Fixirung sind die folgenden 
Schwangerschaften recht gefährlich. 

3. Diese Gefahren wachsen proportional der tiefen Fixirung des 
Üterusfundus — daher sind die vaginalen Fixationen ganz besonders 
gefährlich. 

4. Die abnormen Fixirungen bewirken: Schmerzen, hochgradiges 
Erbrechen, Frühgeburten, abnorme Kindeslagen, mechanische Hinder- 
nisse, Wehenschwäche, Rigidität des Cervix, Uterusruptur, placentare 
Anomalien, Nachblutungen. 

5. Ueber die Hälfte der Schwangerschaften und Geburten bieten 
Abnormitäten. 

6. Etwa 14°/o abortiren, über 12°/o zeigen Geburtskomplikationen 
nach Hysteropexie, während 27°/o nach Vaginofixation abortiren. 

Gibert (14). In beiden Fällen war die vordere Uterusfläche 
ventrofixir: — in einem Fall spontane Geburt, im anderen Fall schwere 
Wendung — beide Kinder lebend. 

Grusdew (16) beobachtete unter 190 Fällen von Fixirung des 
Uterus (86mal auf ventralem, 50mal auf vaginalem Wege, 54 mal 
durch Alexander’sche Operation) 31 mal Conception. Besonders gut. 
verliefen Schwangerschaft und Geburt in den nach Alexander ope- 
rirten Fällen und Verf. hält daher diese Methode für bewegliche Retro- 
flexionen für die beste. 

Norris (19) berichtet über zwei Geburten nach Ventrofixation 
des Uterusfundus, komplizirt durch einen dicken fibrösen Wulst an der 


Störungen von Seiten der Mutter. 197 


Fixationsstelle und durch maximale Ueberdehnung der hinteren Uterus- 
wand. Unter grosser Gefahr der Uterusruptur gelang es mit Mühe, 
durch hohe Zange resp. Extraktion am Fuss die Geburt zu beenden. 
Charakteristisch war in beiden Fällen die übergrosse Dehnung der 
hinteren Uteruswand und die mangelhafte Erweiterung des Cervix. 

Es folgen jetzt Arbeiten verschiedenen Inhaltes: 

Baketel (1). Die Entbindung trat 316 Tage nach der letzten 
Menstruation auf. Aeussere Umstände machen es sicher, dass die 
Schwangerschaft in der That so lange gedauert hat. Das männliche 
Kind wog 5 kg und 800 g; die Kopfdurchmesser überschritten die 
Norm um 2 cm; die kleine Fontanelle war fast ganz verschlossen; die 
Kopfnähte waren nicht zu fühlen. Die Geburt nahm mehrere Tage 
in Anspruch und wurde durch eine „schwere Zange“ beendet. 

Bodon (3). Die Geburt verlief in jeder Beziehung normal. In- 
teressant ist, dass auch der Uterus an der Transpositio insofern theil- 
nahm, als der Fundus sich deutlich nach links hinüberneigte und 
die Rotation der Gebärmutter sich auch entgegengesetzt der nor- 
malen ausgebildet hatte (vordere Uterusfläche nach links sehend, rechte 
Uteruskante vorn hinter den Bauchdecken). Diese Lage des Uterus in 
der linken Seite deutet darauf hin, dass die normale rechtsseitige Lage 
des schwangeren Uterus durch das Rektum und den übrigen Darm 
bedingt wird. 

Brünings (4). Die Frau hatte eine hochgradige Kyphoskoliose 
der Brustwirbelsäule.. Der Tod trat in dem Moment ein, wo die Hand 
behufs Extraktion des Kindes eingeführt wurde. Die Sektion ergab 
Dilatation und Hypertrophie des über doppelt zu grossen Herzens. 

Crouzat (8). Nach ganz normaler Entbindung und ohne alle 
vorherigen Krankheitserscheinungen starb die Wöchnerin plötzlich in 
Folge eitriger Meningitis, die durch Pneumokokken hervorgerufen war. 
Impfungen von Thieren mit diesen Kokken führten den Tod an Sep- 
tikäme herbei; die bakteriologische Untersuchung ergab auch hier wieder 
Reinkulturen von Pneumokokken. Der Hergang der Infektion ist 
unklar. 

Eberhart (10). Das Geburtshinderniss trat ein, nachdem der 
Kopf mit der Zange entwickelt war. Von der linken Achselhöhle 
ging ein grosser cystischer Tumor aus, nach dessen Entleerung die 
Extraktion leicht war. 

Gordon (15) empfiehlt intravenöse Kochsalzinjektionen als blut- 
stillendes Mittel bei Blutungen post partum. In einem Fall von Abortus 
mit sehr starken Blutungen und nicht fühlbarem Puls sistirten die 


158 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Blutungen nach vier Injektionen in die Vena basilica zu je !/s Liter 
physiologischer Kochsalzlösung. Die Injektionen wurden gut vertragen 
und wirkten direkt lebensrettend. 


Gessner (13). Dieser Fall von Peroneuslähmung ist nach einer 
spontanen Geburt entstanden, die 2 mal 24 Stunden bis zum Durch- 
schneiden des Kopfes gedauert hatte. Die Extraktion der Schultern 
machte ebenfalls erhebliche Schwierigkeiten. Das Wochenbett war 
14 Tage lang fieberhaft. Der Genitalbefund ergab: Zerreissung des 
Dammes, zerfetztes granulirendes Vaginalrohr, Fehlen der Portio, grosse 
Blasenscheidenfistel. Diese hochgradigen Zerstörungen sind ebenso wie 
die Peroneuslähmung auf den lang dauernden Druck des Kopfes zurück- 
zuführen. 

Musgrove (18). 12 Stunden nach der Geburt, bei der die 
Patientin die Bauchpresse stark verwendet hatte, trat plötzlich ein hef- 
tiger Schmerz links von der Trachea, etwas oberhalb des Sternalrandes 
der Clavicula auf. Keine Athemnoth, Lungenbefund normal, aber 
aussetzender Puls. Verf. glaubt, dass die Luft die vordere Wand der 
Mediastinalfascie mit der Vena jugularis durchbrochen habe. Nach 
10 Tagen war das Emphysem der Haut verschwunden. 


OÖstermayer (20). Der Tumor, im kleinen Becken liegend, ver- 
hinderte das Eintreten des Kopfes; Reposition unmöglich. Perforation 
und Kranioklasie ohne Erfolg. Dann Incision des Tumors von der 
Vagina aus, Ausräumung desselben mit der Hand und hierauf leichte 
Beendigung der Geburt. Der Tumorsack wurde eingenäht, die Höhle 
tamponirt. Heilung. 


Ill. Störungen von Seiten des Kindes. 


A. Missbildungen. 


1. Arens, Ueber einige seltenere Missbildungen. Geb. Ges. zu Dresden, 
11. Mai. 

2. Barone, Un caso raro di distocia pelvica per voluminoso angioma 
cavernoso della faccia antero-interna della coscia del feto. Archivio 
di Ostetr. e Ginec., Napoli, Nr. H (Barone beschreibt einen Fall von 
kongenitalem Angioma cavernosum am oberen Drittel des Schenkels 
eines Fötus. Der Tumor war kindskopfgross und erschwerte die Geburt 
des Steisses. (Herlitzka.) 


8. 


Störungen von Seiten des Kindes. 159 


Biegel, S., Twee gevallen van hydrorrhaches. Medisch. Weekbl 4. Jaar, 
Afi. 16. (Im ersten Falle handelte es sich um eine Querlage, Hydrorrhachis 
vom 4. und 5. Lumbarwirbel sowie des Os sacrum, während das Os coccygis 
normal zu fühlen war; im zweiten Falle um Zwillinge bei einer II para. 
Beim ersten Kinde bestand Hydrorrhachis der zwei unteren Dorsal- und 
oberen Lumbarwirbel. Ausserdem bestand Atresia ani. Das zweite Kind 
war ein normales. Obwohl Hydrorrhachis öfters von anderen kongenitalen 
Störungen begleitet ist, so konnte Verf. in der Litteratur keinen Fall 
herausfinden, wo sie in Verbindung mit Atresia ani vorkam.) 
(Mynlieff.) 


4. Bowes, K., Seltene Missbildung. Lancet, 20. Febr. 


11. 


12. 


13. 


Coville, M., Monstre sym&lien. Ann. de Gyn. et d’Obst., Paris, Tome 
XLVII, pag. 327. 

Dietel, Kind mit Nabelschnurbruch und fast vollständigem Mangel der 
Nabelschnur. Geb. Ges. zu Leipzig, 19. Januar. 

— Missbildung. Ebenda, 12. April. 

Dujon, V., Monstre double provenant d’une brebis. Soc. Obstetr. et Gyn. 
de Paris, 12. Nov. 1896. 

Eberhart, Missbildung. Deutsche Ges. f. Gyn. zu Leipzig. 

Hedman, K., Ett operatirt bebandladt Fall af hernia umbilicalis conge- 
nita hoss ett nys födt barn (Nabelschnurbruch. Operation. Heilung). Finska 
Läkaresällskapets Handlingar, Bd. XXXIX, Nr. 12, pag. 1743—45. (In 
Hedman’s Fall war der Nabelschnurbruch kaum faustgross, enthielt Leber 
und Darmschlingen. Reposition unschwer. Operation in tiefer, 1!/2 Stun- 
den dauernder Chloroformnarkose. 2 Stunden nach der Geburt. Eine durch 
die Haut quer über den Bruch gelegene Seidennaht zog die Ränder der 
Bruchpforte zusammen Reposition. Isolirte Unterbindung der Nabelgefässe. 
Abtragung des Bruchsackes unter schrittweiser Anlegung von Seidennähten. 
Heftpflasterverband. Am selben Abend entstand eine grosse Inguinalhernie. 
Vier Tage nach der Operation schnitten die Nähte durch; Vereinigung des 
Bauchfells. Zwei Tage später wurden in Chloroformnarkose die Hautwund- 
ränder aufgefrischt und vernäht; die Nähte schnitten aber wieder durch. 
Heilung durch Granulation. Es bildete sich auch eine Inguinalhernie auf 
der anderen Seite und die Narbe buchtet sich hervor, wenn das Kind presst 
oder schreit.) (Leopold Meyer.) 
Hübl, H., Kind mit angeborenem linksseitigen Zwerchtfelldefekt. Geb.- 
gyn. Ges. zu Wien, 22. Juni. 

Horváth, M. (Budapest), Luxatio congenita genu. Budapesti kir. Orvose- 
gyesirtet, März 6. (Angeborene Luxation beider Kniegelenke bei einem 
in Schädellage normal geborenen Kinde. Eine gute Röntgen-Photographie 
zeigt die präfemorale Luxation beider Tibien. Die Patellae fehlen, wes- 
halb die Prognose ungünstig zu stellen war. Die Therapie bestand in 
Redressionsmanipulationen und orthopädischem Verband.) 

(Temesväry.) 

Kopits, E., Mchenbelüli alszärtöres esete. Orvosi Hetilap Nr. 19. (Fall 
von intrauteriner Unterschenkelfraktur des linken Beines, wahrscheinlich 
durch ein Trauma [Tragen einer schweren Last im 6. Monate der Schwanger- 
schaft] verursacht. Keine sonstigen Abnormitäten. Wenig Fruchtwasser. 


14. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


23. 


Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Unblutige Trennung der Bruchenden. Gypsverband. Heilung. Gute Callus- 
bildung. Kürzerwerden der erkrankten Extremität um 1 cm.) 
(Temesväry.) 
Lewis, H. F., Triencephalus. Amer. Journ. of Obstetr., Vol. XXXV, 
pag. 11— 54. 
Philipps, Fetal Monstrosity (Hemicrania). Trans. of the Obst. Soc. of 
London. Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV, pag. 576. 
Rosing-Hansen, C., Prolapsus funiculi umbilicalis. Habilitationsschrift. 
Kopenhagen, 195 pag. (Rosing-Hansen giebt, gestützt auf 637 Fällen 
von Nabelschnurvorfall, die in den Jahren 1842—95 in der Kopenhagener 
Entbindungsanstalt beobachtet sind, eine Uebersicht über die verschiedenen 
Fragen, die hinsichtlich dieser Geburtskomplikation von Interesse sind. 
In den letzten 30 Jahren dieses Zeitraumes war Stadfeldt Leiter der 
Anstalt, und derselbe war ein eifriger Anhänger der Repositionsmethode. 
Es kamen in diesen 30 Jahren 224 Fälle von Kopflagen mit Nabelschnur- 
vorfall komplizirt zur Beobachtung, und nur 66 Kinder starben (29,5°;v). 
Dieses an und für sich gute Resultat bleibt doch hinter den von Ols- 
hausen und Gusserow erreichten zurück. Verf. glaubt deshalb die 
Repositionsbehandlung etwas einschräuken zu müssen: Wenn die Verhält- 
nisse für Wendung und sofort angeschlossene Extraktion günstig sind, 
ist diese Behandlung der Reposition vorzuziehen.) (Leopold Meyer.) 
Schäffer, E., Zur Lehre von den menschlichen Missbildungen. Arch. f. 
Gyn. Bd. LIII, Heft 1. 
Scheib, A., Vollständiger Defekt beider Nieren bei einem Fötus. Prager 
med. Wochenschr. Nr. 42 u. 43. 
Sperino, Presentazione di un mastricino. (Accademie di Torino.) Gazzetta 
degli ospedali, Sem. 2°, fasc. 151. (Zwillingsgeburt eines normalen und 
eines missgebildeten Fötus dem Genus symphus (s. monopus Försters) 
angehörend.) (Herlitzka.) 
Stern, A., Symmetrical malformations. Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV. 
pag. 334. (Ein Kind mit Fehlen beider dritter Finger, ohne sonstige Ab- 
normitäten.) 
Stevens, A case of completely Cleft Spine associated with an unusual 
visceral malformation in an anencephalic foetus. Amer. Journ. of obst., 
Vol. XXXV, pag. 279. 
Switalski, Einige Bemerkungen über Hydrocephalus sub partu. Przeglad 
Lekarski, pag. 424. (Neugebauer.) 
Waldstein, Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und 
Ectopia vesicae. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. VI, Heft 3. 


Arens (1). Der erste Fall betrifft ein Kind (einer VII para) 


mit grossem Osteosarkom der Orbita. Die zweite, auch von einer ge- 
sunden IV para stammende Missbildung besteht in Hydrocephalie, Situs 
transversus viscerum und Epignathie (ein aus der Mundhöhle heraus- 
ragender, am Gaumen inserirender bindegewebiger Tumor). 


Störungen von Seiten des Kindes. 761 


Bowes (4). Ein ausgetragenes weibliches Kind zeigt folgende 
Abnormitäten: Oesophagus unterhalb des Larynx blind endigend; der 
vom Magen aufsteigende Theil des Oesophagus in die Trachea an ihrer 
Bifurkation einmündend. Defekt beider Radii und beider Daumen. 

Coville (5). Die Unterextremitäten durch eine muskulöse Mem- 
bran verbunden; Anus und äussere Genitalien fehlen; an ihrer Stelle 
ein nussgrosser Höcker. Colon transversum und descendens, Rektum 
und Blase fehlen. 

Dietel (6). Der Fötus, aus dem achten Monat stammend, 37 cm 
lang, zeigt fast vollständiges Fehlen der Nabelschnur und einen grossen 
Nabelschnurbruch, in welchem der ganze Darm, die Leber, der Magen 
und Milz liegen. Die Bruchpforte war dabei nur für einen Finger 
durchgängig. Auf der Leber zahlreiche peritoneale Cysten. 

Eine andere von Dietel (7) beschriebene Missbildung zeigta 
grossen Nabelbruch, in welchem der Dünndarm und ein grosser Theil 
der Leber lagen; fernerhin Bauchblasensymphysenspalte. 

Eberhart’s (9) Fall zeigt zahlreiche Cystenbildungen mit cho- 
koladenbrauner Flüssigkeit auf der ganzen linken Brusthälfte, in der 
Achselhöhlle und auf dem linken Arm. Die Geschwulst muss als 
Lymphangioma cystoides von seltener Grösse angesehen werden. 

Hübl (11). Linksseitiger Zwerchfelldefekt bei einem 3800 g 
schweren Kind, welches 10 Minuten lang lebte. In der linken Brust- 
hälfte liegen Dünndarm, Magen und linker Leberlappen; in der rechten 
Herz und Lungen. Die nach der Geburt entdeckte Dextrokardie, so- 
wie der tympanitische Schall über der ganzen linken Körperhälfte liessen 
schon vor der Sektion die Diagnose stellen. 

Scheib (18). Bei einem siebenmonatlichen weiblichen Fötus voll- 
ständiger Defekt beider Nieren; trotzdem selbständige intrauterine Ent- 
wickelung des Fötus. Hiernach scheinen also die Nieren für die Ent- 
wickelung des Fötus in utero von geringer Bedeutung zu sein. 

Schäffer (17). Die todtgeborene achtmonatliche Frucht zeigte 
folgende Abnormitäten: 

1. Atresie der Urethra, enorme excentrische Hypertrophie der Harn- 
blase; Obliteration des rechten Ureter und degenerative Prozesse in der 
rechten Niere. 

2. Fötale Inklusionen von Muskel- und Knorpelgewebe, sowie 
epithelialer Elemente in der rechten Niere. 

3. Agenesie der linken Niere und des linken Ureters. 

4. Vollständiger Defekt des linken Hodens und Nebenhodens mit 
linkem Samenleiter. | 


162 


Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


5. Kryptorchismus dexter, Obliteration des rechten Samenleiters, 


Mangel der rechten Samenbläschen. 


6. Aplasie der Prostata. 
7. Einmündung des Colon descendens in die Harnblase; völliger 


Defekt des Rektum und des Anus. 


— 


8. Residuen fötaler Peritonitis. 
9. Chondrodystrophia foetalis. 


B. Multiple Schwangerschaft. 


. Adamson, A case of triplets. Edinb. obst. Soc. 9. Dezbr. 1896. 


2. Ausch, O., Vierlingsschwangerschaft. Prager med. Wochenschr. Nr. 11 


10. 


11. 


12. 


u. 12. 


. Bar et Eleuterscu, Le placenta et les foetus dans la grossesse gemel- 


laire univitelline. L’Obstetr. Paris. Nr. 3, pag. 270. 

Birbès, H&morrhagie pendant la grossesse; grossesse g&emellaire méconnue 
jusqu'au moment du travail. Rev. obst. intern. Nr. 92. (Zweiter Fötus 
entspricht dem dritten oder vierten Monat. Ref.) 

Dejevany, Zur Statistik der Zwillingsschwangerschaft in Frankreich. 
Rev. intern. de med. et de chir. Nr. 10. 


. Gagotzky, Fall von postmortaler gewaltsamer Entbindung von (lebenden) 


Zwillingen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. 
(V. Müller.) 
Gelli, Un caso di parto trigemino. Il Pratico. Vol. II, pag. 23. Firenze. 
(Drillingsgeburt mit verschiedenen Hüllen (Amnios und Chorion). Erstes 
Kind 3300 g, zweites 3600 g, drittes 3470 g. Die drei Placenten wogen 
zusammen 1650 g. Alle Kinder lebend und gesund. Mutter gesund.) 
(Herlitzka)) 


. Littauer, Foetus papyraceus. Geburtsh. Ges. zu Leipzig. 17. Mai. 


Lonthokhine, M., Un cas de môle vésiculeuse dans une grossesse gemel- 
laire. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVIII, pag. 123—127. 
Maygrier, Ch., Grossesse g6mellaire univitelline. L’Obstetr. Paris, Nr. 4, 
pag. 301—307. 

Perret, Grossesse gemellaire, mort de lun foetus a 7 mois, accouchement 
à terme, développement normal du second foetus. L’Obstetr. Paris. Nr.3, 


pag. 273. 
Santovecchi, Distocia fetale in donna pluripara con gravidanza gemel- 
lare. Gazz. degli Ospedali. Vol. II, Fasc. 139. (Herlitzka.) 


Adamson (1). Multipara von 34 Jahren. Im sechsten Monat 


Abort von Drillingen. Placenta einfach mit einem Chorion und zwei 
Amnien. Im ersten Amnion zwei todte Früchte, im zweiten Amnion 
eine lebende Frucht. 


Ausch (2). Die Vierlinge stammen von einer II para im sechsten 


Monat. Zwei Placenten, deren eine drei Nabelschnüre aufweist und 


Störungen von Seiten des Kindes. 1063 


ein Chorion; die dazu gehörigen Früchte, sämmtlich weiblichen Ge- 
schlechte, scheinen aus einem Ei zu stammen. 

Dejevany (5). Die Statistik umfasst die Jahre 1861—1888 
und 985920 Geburten; darunter 9644 Zwillinge = 9,78:1000. Die 
Zwillingsgeburten sind in Frankreich seltener als in anderen Ländern 
Europas. Die Sterblichkeit der Zwillinge ist dreimal grösser als die 
anderer Kinder. Die Lebensfähigkeit scheint bei zweieiigen Zwillingen 
grösser zu sein als bei eineiigen. 

Littauer (8) Der Fötus entsprach dem dritten Monat; der 
andere Zwilling reif. Beide Früchte hatten eine gemeinsame Placenta, 
deren einer Theil das Aussehen eines Infarktes bot. 

Lonthokhine (9) Gegen Ende der Schwangerschaft unregel- 
mässige Blutungen, die sich bei Beginn der Geburt so verstärken, dass 
dieselbe schleunigst künstlich beendet werden muss. Nach der Geburt 
eines lebenden Kindes wird durch eine Wehe eine Blasenmole ausge- 
stossen. Die zum Kind gehörige Placenta normal. 

Maygrier(10). Multipara; Hydramnios, Zwillinge. Beim Sprengen 
der ersten Blase fast kein Fruchtwasser; Kind wegen Nabelschnurvorfalls 
todt geboren. Beim Sprengen der zweiten Blase 8!/2 Liter Frucht- 
wasser, Kind klein, stirbt bald. Placenta zeigt ein Chorion und zwei 
Amnien und grosse arterielle und venöse Anastomosen beider weit ent- 
fernten Nabelschnüre. 


C. Falsche Lagen. 


1. Vorderhauptslagen. 


1. Corinin, Étude statistique sur la durée et le pronostic de l'accouchement 
dans le dégagement en occipito-sacrdee. Thèse de Paris, G. Steinheil. 

2. Fry, H., Manual rectification of faulty Head-Positions. Amer. Journ. of 
Obst. Vol. XXXV, pag. 345—360. 

3. Gillepsie, W., Forceps rotation in occiput posterior positions of the 
vertex. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 224—229. 

4. Mendes de Leon, Forcipale Extraktion bei Vorderhauptslagen. Niederl. 
Ges. f. Geb. u. Gyn. 10. März. 

5. Stanton, Manual rectification in occipito-posterior positions. Tr. of the 
Cincinnati Obst. Soc. 10. Decbr. 1896. 

6. Stewart, B. W., Occipito-dextro-posterior Position of the fetal head. Amer. 
Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 541—549. 


Corinin (1). Unter 10000 Geburten 56 Vorderhauptslagen — 
0,56 io. In 96,23°/o verlief die Geburt spontan. Bei Mehrgebärenden 
betrug die durchschnittliche Dauer der Geburt nur 7 Stunden 56 Mi- 


64 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


nuten, also nicht viel mehr als bei Hinterhauptslagen ; ebensowenig 
differirte die Zeit bei Erstgebärenden. Mortalität der Mütter O, die der 
Kinder 1,78°;0. Dammrisse nur leichteren Grades und nicht viel häufiger 
als bei Hinterhauptslagen. 


Fry (2). Nach einem interessanten Rückblick auf die geburts- 
hilflichen Eingriffe bei fehlerhaften Kopfstellungen vom Anfang dieses 
Jahrhunderts bis jetzt entwickelt Verf. seinen Standpunkt‘ in dieser 
Frage. Er ist ein grosser Anbänger der manuellen Umwandlung 
fehlerhafter Kopfstellungen, also der Vorderhaupts-, der Stirn- und Ge- 
sichtslagen. Diese Umwandlungen sind stets in Narkose und manuell 
vorzunehmen, sowohl wenn der Kopf noch im Beckeneingang steht, als 
auch wenn er schon ins Becken eingetreten ist. 


Mendes de Leon (4). Ist die kleine Fontanelle nach hinten 
gerichtet und bleibt sie es auch trotz Lagerung der Kreissenden auf 
die Seite, wo der Rücken des Kindes liegt, so soll man mit der Zange 
den Kopf nicht drehen, weil dies gefährlich und oft unmöglich, son- 
dern das Hinterhaupt über den Damm schneiden lassen. Mit der 
Zangenanlegung bei Vorderhauptslagen ist so lange zu warten, bis eine 
Indikation seitens des Kindes gegeben ist. (Nach Ansicht des Ref. ist 
dieser Standpunkt der einzig richtige; dreht sich der Kopf nicht spontan 
in der Zange mit dem Hinterhaupt nach vorn, so soll man ihn ruhig 
in Vorderhauptslage extrahiren.) 


Stanton (5) empfiehlt bei beweglichem Kopf in Narkose die 
manuelle Umwandlung der Vorderhauptslage in Hinterhauptslage mit 
gleichzeitiger Drehung des ganzen Kindeskörpers. Hierauf Achsenzug- 
zange. (Wie selten wird dieser Eingriff gelingen! Und wozu auch? 
Wenn man schon bei beweglichem Kopf eingreifen will oder muss und 
doch chloroformirt, so soll man lieber gleich die Wendung machen. 
Ref.) 


2. Stirn- und Gesichtslagen. 


l. Dreier, P., Lidt om Ausegtsfödslen og dens Behandling. Norsk. Magaz. 

f. Lagev. 4. R. Bd. XII, Nr. 3, pag. 296—314. 

Gessner, Zur Aetiologie der Gesichtslage. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 

XXXVII Heft 2. 

3. Gomberg. M. B. A case of face presentation with posterior rotation of 
the chin. Atlantic Med. Weekly, 29. Mai. (Ipara; Geburt durch Wendung 
beendet. Kind gestorben, Mutter stirbt an Sepsis.) 


NL 


4. Retze, Ueber die Beziehung der Gesichtslage zum engen Becken. Inaug.- 
Diss. Bonn. 


Störungen von Seiten des Kindes. 765 


5. Rose, H., Herabziehen des Gesichtes am Oberkiefer bei Stirnlage. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Nr. 50. 

6. Volland, Zur Behandlung der Gesichtslagen mit nach hinten gerichtetem 
Kinn. Centralbl. f. Gen Nr. 50. 


Drejer (1) schildert kürzlich die Entwickelung, welche die 
Lehre von Gesichtslage und ihrer Behandlung durch Boër, Bau- 
delocque, Cazeaux, Pippinskjöld, Schatz, Thorn erfahren 
hat. Wenn sich das Kinn nach vorne wendet, überlässt Verfasser 
die Geburt sich selbst, und die Behandlung weicht von der bei Schädel- 
lage angewandten nicht ab. Wenn sich das Kinn nach hinten wendet 
und nach vollständiger oder ungefähr vollständiger Eröffnung des Mutter- 
mundes, Berstung der Eihäute und kräftigen Wehen nach einigen 
Stunden nicht ins Becken herabtritt, oder dauernd hochstehend bleibt 
und das untere Uterinsegment gedehnt ist oder die fötalen Herztöne 
unregelmässig werden, macht Verf. Redressement. 


Das Redressement wird in Rückenlage in Narkose ausgeführt. 
Die eine Hand fasst das Hinterhaupt, welches darnach über den 
Muttermund gebracht wird; gleichzeitig drückt die äussere Hand die 
kindliche Brust aufwärts und nach aussen. Ist momentane Ent- 
bindung wünschenswerth, wird die Zange angelegt. Wendung hält 
Verfasser für gefährlicher. Ueber vier Fälle mit günstigem Aus- 
gange wird berichtet. 

(Kr. Brandt, Kristiania.) 

Gessner (2). Im ersten Fall war die Ursache der Gesichtslage 
in abnormen Kontraktionszuständen der einen Seite des Uterus zu 
suchen. Auf Morphium und warme Umschläge legten sich allmählich 
jene fehlerhaften Kontraktionen und das Kind wurde in Gesichtslage 
epontan geboren. — Im zweiten Fall, der ebenfalls spontan verlief, ist 
die Ursache der Gesichtslage in einer ausgesprochenen Dolichocephalie 
zu erkennen mit grösserem hinteren Hebelarm, also ein Fall, welcher 
der Hecker’schen Theorie entspricht. — Sicher kommen als Ursache 
der Gesichtslage die verschiedenartigsten Momente in Betracht. 

Retze (4) beschäftigte sich gleichfalls mit der Frage nach der 
Aetiologie und zwar an der Hand von 17 an der Bonner Klinik beob- 
achteten Gesichtslagen. Auch er ist der Ansicht, dass eine Reihe von 
Momenten das Zustandekommen einer Gesichtslage ermöglicht, dass aber 
das enge Becken eine Hauptrolle unter den Ursachen spielt. In jenen 
17 Fällen fand sich 8mal enges Becken und 4mal ein im Verhältniss 
zum Kopf enges Becken. 


166 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


In 8 Fällen spontaner Geburtsverlauf, 4 mal Forceps, 4mal Wen- 
dung, 1 mal Perforation. Zwei Umwandlungsversuche in Hinterhaupts- 
lage missglückten insofern, als sich die Gesichtslage sofort wieder 
herstellte. 

Rose (5). In einem Fall von Stirnlage mit tief im Becken 
etehendef Stirn und drohender Uterusruptur versuchte Rose zunächst 
das Herabbringen des Hinterhauptes nach Baudelocque, dann die 
Zange — beides vergeblich. Als letzten Versuch (vor der Perforation) 
ging er mit zwei Fingern in den Mund des Kindes ein und zog am 
Oberkiefer nach abwärts — der Erfolg war ein überraschender: au: 
der Stirnlage wurde eine Gesichtslage mit nach vorn gerichtetem Kinn 
und nun konnte die Geburt mit Glück durch die Zange beendet werden. 
— Im Anschluss an diesen Fall bespricht Verf. die Maassnahmen bei 
Stirnlagen: 

1. Bei noch beweglicher Stirn kommt die Umwandlung nach 
Schatz (äussere Handgriffe) und die nach Thorn (kombinirte Hand- 
griffe) in Frage; wenn erfolglos, so Wendung. 

2. Bei feststehender Stirn kommt der Thorn’sche Handgriff oder 
das Verfahren nach Baudelocque (Herabholen des Hinterhauptes) in 
Frage; wenn erfolglos, dann das Rose’sche Verfahren (Zug am Ober- 
kiefer). 

3. Bei feststehender Stirn und drohender Uterusruptur ist vorsichtig 
der Baudeloque’sche oder Rose’sche Handgriff anzuwenden; wenn 
erfolglos, dann Perforation. 

Volland (6) empfiehlt noch einmal seinen schon früher ange- 
gebenen Handgriff bei Gesichtslagen mit nach hinten gerichtetem Kinn. 
Er umfasst das Gesicht mit der ganzen Hand, so dass der Zeigefinger 
unter das Kinn zu liegen kommt und dreht in der Wehenpause das 
Gesicht so, dass das Kinn mehr seitlich zu stehen kommt. Während 
der Wehe wird das Gesicht in dieser Stellung fixirt. In der nächsten 
Wehenpause wird die Drehung in obigem Sinn weiter fortgeführt, bis 
schliesslich das Kinn nach vorn kommt. 


3. Querlagen. 


1. Clemens, H., Ueber Embryotomie mit dem Sichelmesser. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 41. 

2. Herzfeld. K. A., Der Braun’sche Schlüsselhaken. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 44. 

3. Silberstein, Ueber vernachlässigte Querlagen der Frucht. Przeglad Lek. 
pag. 335 u. ff. (Neugebauer.! 


Störungen von Seiten des Kindes. 767 


Clemens (1). Auf Grund von neun Fällen, in denen oft die 
ungünstigsten Verhältnisse vorlagen, empfiehlt Verf. das Schultze- 
sche Sichelmesser zur Dekapitation. Bei nur einiger Vorsicht lassen 
sich Verletzungen sicher vermeiden. Dem Braun’schen Schlüsselhaken 
gegenüber hat das Sichelmesser den Vorzug, dass die Lage des Kindes 
in keiner Weise verändert wird, während bei dem Schlüsselhaken ein 
Mitdreben des Kopfes und daraus eine Uterusruptur resultiren kann. 


‚Herzfeld (2) dagegen weist den Vorwurf zurück, dass bei An- 
wendung des Schlüsselhakens ein Mitdrehen des Kopfes und eine 
Uterusruptur entstehen könne. Natürlich muss man mit einer Hand 
den Uterus auf der Seite fixiren, wo der Kopf liegt und muss den 
richtig angelegten Haken gegen die Seite des kindlichen Kopfes und 
nicht gegen die des Rumpfendes drehen. Das sind Jie vielfach nicht 
beachteten, alten Vorschriften Karl Braun’s. An den Wiener Kliniken 
ist nie eine Uterusruptur durch den Haken verursacht worden. 


4. Beckenlagen. 


1. Blocq, Étude statistique sur la presentation du siège decomplete mode 
des fesses. L’Obstetr. Paris. Nr. 4, pag. 332. | 

2. Demelin, Dystocie par presentation du siège d6complete mode des fesses. 
L’Obstetr. Paris. Nr. 4, pag. 333. 

3. Ferroni, Il parto podalico nella clinica ostetrica di Pavia. Studio statis- 
tico. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 8, 12. (Herlitzka.) 

4. Griffith and Lea, On breech presentation with extended legs. Tr. of 
the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 13—40. 


Griffith und Lea (4) berichten über 17 Fälle von Steisslage 
mit ausgestreckten Beinen. 10 davon verliefen spontan. In 7 Fällen 
war Kunsthilfe nöthig und zwar viermal durch Angreifen am Steiss 
selbst und dreimal durch Herabholen eines Fusses.. Die Diagnose 
dieser unvollkommenen Steisslage ist bei Erstgebärenden zwar schwer, 
aber möglich; denn der Steiss pflegt leichter in’s Becken einzutreten 
mit ausgestreckten als mit fiektirten Beinen und ferner ist die Möglich- 
keit vorhanden neben dem Kopf die Füsse zu fühlen. Bei Mehrge- 
bärenden ist die Diagnose durch innere Untersuchung noch leichter. 
Die unvollkommene Steisslage kann primär bestehen, oder erst sekundär 
während der Geburt sich ausbilden. Die sekundäre Form ist häufiger 
als die primäre. Bei Erstgebärenden ist die unvollkommene Steisslage 
häufiger (etwa 70°/o der Fälle). 


168 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Die Prognose für das Kind ist nicht schlechter als bei gewöhn- 
lichen Steisslagen. 

Die Wendung auf den Kopf ist vortheilhaft, bevor die Geburt 
begonnen hat. 

Die meisten Fälle verlaufen spontan. 

Das prophylaktische Herunterholen eines Fusses ist nur ausnahms- 
weise erforderlich. 

Die Beugung des Beines ist vorzuziehen dem Herunterholen des- 
selben bis in die Scheide. 

Ist Hilfe nöthig, wenn der Steiss tief im Becken steht, so thut 
eine weiche Binde, um den Oberschenkel gelegt, gewöhnlich gute Dienste. 


5. Nabelschnurvorfall und andere Lagen. 


1. Ahlfeld, Zerreissung der Nabelschnur eines reifen Kindes während der 
Geburt. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, Heft 3. 

2. Bianchi, Un caso di abnorme atteggiamento del feto. R. Istituto lom- 
bardo di scienze e lettere. Fasc. 22, pag. 215. (Herlitzka.) 

3. Cullough, Mc, Unusual case of prolapsus funis. Amer. Journ. of Obst. 
N.Y. Vol. XXXVI, pag. 233. (Vorfall der Nabelschnur bis vor die Vulva 
im fünften Schwangerschaftsmonat. Ref.) 

4. Haggard, W.D., Another case of prolapsus funis. Amer. Journ. of Obst. 
N. Y. Vol. XXXVI, pag. 549. 

5. Hübl, H., Seltener Tumor der Nabelschnur. Geb. Ges. zu Wien. 16. Novbr. 

6. Königstein, J.. Ueber einen Fall von kurzer Nabelschnur eto. Wiener 
med. Blätter, Nr. 19. 

7. Lefour, Presentation du sommet et procidence du membre supérieur 
gauche. Revue Obst. internat. 21. Juli, pag. 169. (Nach Reponirung des 
linken Armes Forceps. Kind lebend. Spontane Uterusinversion, die sofort 
zurückgebracht wird. Heilung.) 

Ss. Lycett, J. A., Dystocia from relative shortness of the funis. The Brit. 
med. Journ. 2. Jan. 

9. Meyer, H., Einige Fälle von intrauteriner Verletzung der Nabelschnur. 
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Heft 1. 

10. Motta, A., Zur Lehre der Hinterscheitelbeineinstellung. Arch. f. Gyn. 
Bd. LIV, Heft 3. . 

ll. Neugebauer, F., 45 Fälle von Retention des bei Extraktion an den 
Füssen abgerissenen oder abgeschnittenen Kopfes oder einzelner Knochen 
desselben in utero. Gaz. lekarsk., pag. 1298, 1336, 1363, 1398, 1427. 

(Neugebauer.) 

12. Paoletti, Un caso di procidenza di una mano ed un piede con presen- 
tazione di Vertice OIDA. La Rassegna medica, Nr. 7. (Herlitzka.) 

13. Porak, M., Insertion velamenteuse du cordon pendant le travail. Ann. 
de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 253. 

14. White, R., A case of presentation of the cord Atlantic Med. weekly. 
l. Mai. 


Störungen von Seiten des Kindes. 769 


Ahlfeld (1). Der Fall ist folgender: Erstgebärende mit etwas 
allgemein verengtem Becken. Im Laufe der normalen Geburt in 
der Austreibungsperiode plötzlich Tod des Kindes. Nach der Geburt 
des Kopfes verzögert sich der Durchtritt der Schultern; die Hebamme 
entwickelt dieselben durch foreirten Zug am Kopf. Die Nabelschnur 
ist dicht am Nabel zerrissen; ihre Länge beträgt 44 cm und sie ist 
einmal um den linken Unterarm und einmal um den rechten Unter- 
schenkel umgewickelt. Die Zerreissung der Nabelschnur durch Zug 
am Kopf gehört zu den grössten Seltenheiten und ist, ebenso wie das 
Absterben des Kindes während der Geburt, nur durch die Kürze der 
Schnur zu erklären. Forensisch ist die Beobachtung von grosser 
Wichtigkeit. 

Haggard (4). Erstgeschwängerte im 3. Monat. Mässige Blutung. 
Nabelschnur bei geschlossenem Cervix vor der Vulva liegend. Ein- 
leitung des Aborts durch Tamponade. 

Hübl (5). Normale Geburt, Kind lebend und gut entwickelt. 
In der Mitte der sonst ganz normalen Nabelschnur ein gänseeigrosser, 
glatter, blaurother Tumor, der sich als grosser Varix der Nabelvene 
erwies. 

Königstein (6). Bei einer Nabelschnur von 34 cm Länge 
Blutung ante partum vorzeitige Placentarlösung an der Stelle der 
Nabelschnurinsertion. In einem zweiten Fall (Zwillinge) musste die 
geborene Frucht wegen 28 cm langer Nabelschnur sogleich abgenabelt 
werden, weil die Kürze der Schnur die Beweglichkeit des Kindes 
hinderte. Auch hier theilweise vorzeitige Lösung der Placenta. 

Lycett (8). Kopf spontan bis zum Einschneiden geboren; dann 
kein Fortschritt trotz guter Wehen und normalen Beckens. Forceps, 
Nabelschnur umschlungen, lässt sich nicht zurückstreifen, muss durch- 
schnitten werden. Kind lebend, 11 Did wiegend. Länge der Schnur 
nicht angegeben. 

Porak (13). Der Eihautriss befand sich zwischen Insertion der 
Nabelschnur und dem Rand der Placenta. Auf diese Weise wurde 
die Nabelschnur vom vorrückenden Theil komprimirt und das Kind 
todt geboren. 

White (14). Der Fall ist bemerkenswerth dadurch, dass von 
Anfang an bei Schädellage und stehender Blase die gut pulsirende 
vorliegende Nabelschnur gefühlt wurde und dass ohne Eingriff das 
Kind lebend mit vorgefallener Nabelschnur spontan geboren wurde. 
Günstig war, dass der Blasensprung erst kurz vor dem Durchschneiden 
des Kopfes erfolgte. Kind 91/3 Did. schwer. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 49 


710 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Meyer (9). Die interessanten Beobachtungen des Verfassers sind 
folgende: 

1. Zerreissung einer Nabelvene beim Versuch der Reponirung 
der vorgefallenen Nabelschnur. Tod des ausgetragenen Kindes an 
Verblutung. 

2. Ein Fall von Zerreissung einer Nabelvene bei Insertio vela- 
mentosa, verursacht durch Abreissen eines Stückes Chorion, das mit 
dem Amnion fest verwachsen war. Absterben des Fötus im 4. Monat. 

3. Spontanruptur der Nabelvene in Folge von geplatztem Varix. 
Ursache wahrscheinlich Lues. Absterben der Frucht im 5. Monat. 

4. Ein unaufgeklärter Fall von Nabelschnurverletzung und Ab- 
sterben des Kindes kurz vor der Geburt. Reichliches Blut im Eisack 
deutete auf eine Zerreissung, die aber nicht zu finden war. Vielleicht 
handelte es sich um Ruptur eines accessorischen Blutgefässes. 

Motta (10). Die Arbeit stammt aus der Dresdener Klinik und 
umfasst einen Zeitraum von neun Jahren, in welchem unter 12622 
Schädelgeburten die Hinterscheitelbeineinstellung im Ganzen 83 mal 
(= 0,65°/,) beobachtet wurde. Verf. giebt eine sehr lesenswerthe 
tabellarische Uebersicht über den Verlauf dieser 83 Fälle. Bezüglich 
der Aetiologie der Hinterscheitelbeineinstellung ergiebt sich aus diesen 
Fällen, dass das enge Becken und der vorzeitige Blasensprung eine 
grosse, wenn nicht die grösste Rolle spielen, denn nur in zwei Fällen 
von allen 83 war das Becken normal, in allen übrigen mehr oder 
weniger verengt. Hängebauch wird nur fünfmal erwähnt, scheint also 
ätiologisch nicht von Bedeutung zu sein. Die Ursache der Hinter- 
scheitelbeineinstellung bei normalem Becken ist noch dunkel; in den 
beiden beobachteten Geburten waren die Kindsschädel auffallend gross. 

Diagnostisch ist wichtig, dass in allen jenen Fällen bei der äusseren 
Untersuchung das sogenannte Hegar’sche Zeichen (die Querfurche 
oberhalb der Symphyse, welche der Abknickung des kindlichen Halses 
entspricht) beobachtet wurde. Die innere Untersuchung ergiebt meist 
die Pfeilnaht quer verlaufend und zwar entweder 1—2 cm vor dem 
Querdurchmesser des Beckeneingangs (l. Grad) oder quer an der 
Symphyse (II. Grad) oder oberhalb der Symphyse, so dass das ganze 
hintere Scheitelbein und das hintere Ohr zu tasten ist (III. Grad). 
Auch die Verschiebung der Scheitelbeine übereinander (das hintere 
schiebt sich über das vordere) ist für die Diagnose von Bedeutung. 

Der Mechanismus der spontanen Geburt bei Hinterscheitelbein- 
einstellung ist verschieden; war der Kopf noch nicht fixirt, so trat 
zunächst das vordere Scheitelbein tiefer bis beide Scheitelbeine in 


Störungen von Seiten des Kindes. 771 


gleicher Höhe standen; war dagegen der Kopf schon fixirt, so trat 
das hintere Scheitelbein zuerst ganz ins Becken und erst dann schob 
sich das vordere Scheitelbein hinter der Symphyse vorbei und tiefer. 


Was die Therapie betrifft, so ist zunächst volle Klarheit über 
Form und Grad der Beckenverengerung und über die Grösse des kind- 
lichen Schädels anzustreben. Der Verlauf früherer Geburten ist sehr 
zu beachten. Bei stehender Blase und noch nicht völliger Erweiterung 
ist abzuwarten und zur Schonung der Blase und Vorbereitung der 
Weichtheile der Kolpeurynter einzulegen. Bei vollständiger Erweiterung 
ist die Blase zu sprengen und zunächst eine spontane Rektifikation 
abzuwarten; wenn letztere nicht eintritt, so ist die Wendung mit so- 
fortiger Extraktion zu machen. Ist die Blase vorzeitig, wie meist, ge- 
sprungen, so ist Abwarten nur so lange erlaubt, als absolut keine 
Gefahr für Mutter oder Kind vorliegt. Besteht aber eine Indikation 
zur Beendigung der Geburt und ist die Erweiterung noch nicht voll- 
ständig, so ist ein Wendungsversuch nur bei Mehrgebärenden gestattet, 
andernfalls muss man perforiren. Die prophylaktische Wendung ist 
zu verwerfen. Die bimanuelle Rektifikation ist, weil in den meisten 
Fällen erfolglos, nicht empfehlenswerth. Ebenso ist die hohe Zange 
zur Korrektur der Einstellung im Allgemeinen zu verwerfen; nur bei 
Mehrgebärenden und so fester Fixation des Kopfes, dass nur die Per- 
foration übrig bleiben würde, ist ein Zangenversuch gerechtfertigt. 


Scheut man sich nicht vor dem Opfern des kindlichen Lebens 
durch die Perforation, so ist die Prognose für die Mutter gut. Alle 
83 Mütter konnten gesund entlassen werden. Von den Kindern wur- 
den 39 lebend geboren. 


D. Placenta praevia. 


l. Barone, Contribuzione allo studio del meccanismo e trattamento de!- 
l emorragia in inserzione viziosa della placenta con applicazione di un 
nuovo metodo terapeutico. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 3, 4. 
(Barone giebt dem Champetier-Apparate, um die Blutungen der Pla- 
centa praevia zu stillen, vor der vaginalen Tamponade den Vorzug.) 

(Herlitzka.) 

2. Blacker, G.J., The treatment of placenta praevia. Tr. of the Obst. Soc. 

of London. Vol. XXXIX, pag. 188—157. 


d v. Braun, B., Fall von Placenta praevia. Geburtsh. Gesellsch. zu Wien 
26. Oktbr. 


4. Charles, Un cas mortel d’hemorrhagie par placenta praevia. Journ. 
d’accouch. 19. Septbr. 


49* 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


ten 


Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


Cushing, E. W., The comparative value of the principal methods of 
treatment of hemorrhage due to abnormal insertion of the placenta. Ann. 
of Gyn. and Paed. Boston. Vol. XI, Nr. 3. 
Fieux, G., Cing observations relatives au traitement de l’hemorrhagie par 
insertion basse du placenta. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVIII, 
pag. 97—109. 
Heil, K., Zur Therapie der Placenta praevia. Therap. Wochenschr. 1596, 
Nr. 42. 
v. Herff, O., Zur Lebre von der Placenta preevia. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gyn. Bd. XXXVI, Heft 2. 
Hofmeier, Schatz, Placenta praevia. Deutsche Gesellsch. f. Gyn. zu 
Leipzig. 
Numers, G. v., Studier öfver Placenta praevia. Helsingfors 1896, 135 pag. 
(Leopold Meyer.) 
De Paoli, Osservaziðni cliniche sopra alcuni casi di placenta previa cen- 
trale. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 10. (De Paoli theilt 
mehrere Fälle von Placenta praevia centralis mit und betont, dass bei ge- 
schlossenem Mutterhalse und starken Blutungen das mechanische Dilata- 
torium Bossi’s das vollkommenste Instrument ist wegen der raschen 
Erweiterung, die es erzeugt und wegen der leicht durchführbaren Asepsis. 
Verf. schlägt auch die regelmässige Anwendung der Uterusscheiden-Tam- 
ponade nach der Operation vor.) (Herlitzka.) 
La Torre, Quattro casi di placenta previa centrale curati col metodo del 
Deventer. Madri guarite, figli vivi. Bull. delle Societa Lancisiana di Roma. 
Fasc. 1, pag. 184. (La Torre brauchte in vier Fällen von Placenta praevia 
centralis die Deventer’sche Methode mit vollständigem Erfolg, die Mütter 
genasen und die Kinder wurden lebend geboren. Verf. betont, dass diese 
Methode allen anderen, auch den besten, vorzuziehen sei, da kein Instru- 
ment oder sonstiges Mittel nöthig sei, um sie sofort und mit Nutzen an- 
zuwenden, und dass sie in folgender Weise modifizirt werden soll: Nach- 
dem die Placenta durchbrochen ist, dringt die Hand in die Uterushöhle 
hinein, ergreift die Füsse, zieht sie herunter und vollendet die Geburt 


durch Extraktion.) (Herlitzka.) 
v. Weiss, O., Zur Kasuistik der Placenta praevia centralis. Centralbl. 
f. Gyn. Nr. 22. 


Wennig, W. H., Placenta praevia with special reference to treatment. 
Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 513—530. 


Blacker (2). Auf Grund von 16 aus der Litteratur gesammel- 
und 6 eigenen Fällen, die alle mit dem Kolpeurynter behandelt 


wurden, formulirt Verf. die Vortheile dieses Verfahrens gegenüber der 
Wendung folgendermassen : | 


1. Die Einführung des Kolpeurynters ist bedeutend leichter als die 


Ausführung der Wendung. 


2. Die Blutstillung ist eine ganz sichere. 


Störungen von Seiten des Kindes. 113 


3. Die Neigung zum Weiterbluten kann man bei den Traktionen 
am Kolpeurynter genau kontroliren und durch den Zug am Ballon 
wird das Kindesleben nicht gefährdet. 

4. Die Vermeidung der Gefahr für das Kind wird dadurch be- 
dingt, dass der Ballon und nicht ein Kindstheil die Erweiterung vollbringt. 

5. Die Leichtigkeit der sofortigen Entbindung nach Ausstossung 
des Ballons. 

6. Der Ballon wirkt als mächtiges Reizmittel für die Wehen- 
thätigkeit des Uterus. 

7. Die verringerte Mortalität der Kinder, die in den 22 Fällen 
nur 36,3°jo betrug. Die Infektionsgefahr ist sicher zu vermeiden. Der 
Ballon ist nach Sprengung der Blase einzuführen. Bei Placenta prae- 
via centralis ist der Ballon durch die Perforationsöffnung der Placenta 
hindurchzuführen. 

v. Braun (3). Dieser Fall von Placenta praevia, der tödtlich 
endigte, zeigte einen interessanten Befund: Der noch im Uterus befind- 
liche Kopf des Kindes hatte den unten liegenden Placentarlappen nach 
oben hinaufgeschlagen und umgeklappt. Trotzdem kein Blut im Uterus. 

Cushing (5). Verf. giebt eine Statistik über die Erfolge der 
verschiedenen therapeutischen Massnahmen bei Placenta praevia: 

1. Tamponade; sie giebt nach Juge eine Mortalität der Mütter 
von 26,8°/, und der Kinder von 77,6°],. 

2. Die Wendung nach Braxton Hicks: sie giebt materne 
Mortalität von 6°/, und fötale Mortalität von 78°],. 

3. Die künstliche Blasensprengung allein: nach Pinard 63 Er- 
folge unter 66 Fällen; nach Baudelocque unter 73 Fällen 45 mal 
ausreichend und mit gutem Erfolg. 

4. Blasensprengung und Einführung des Kolpeurynters nach 
Champetier ist nach Ansicht des Verf. die beste Methode. Zahlen 
fehlen leider darüber. 

Heil (7). Die geringe Zahl seiner Erfahrungen bringt Heil 
zur Empfehlung der cervico-vaginalen Tamponade in den Fällen, wo 
das Kind lebt und die Blutung nicht bedrohlich ist. Er erzielte eine 
Kindermortalität von 12,5°/,, bei der kombinirten Wendung dagegen 
eine solche von 60—80°|,. 

v. Herff (8). Zwei fundamentale Voraussetzungen liegen der 
Abhandlung zu Grunde: 

1. Die Bildung einer Placenta praevia kann stattfinden durch Nest- 
bildung in der nächsten Nachbarschaft des inneren Muttermundes (pri- 
märe Präviabildung). 


174 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


2. Durch ungewöhnlich grosse Placentaranlage bei höher gelegenem 
Sitz des Eies (sekundäre Präviabildung). 


Es fragt sich nur, auf welche Weise kommt es zu theilweiser oder 
vollständiger Ueberdachung des inneren Muttermundes. Die einfachste 
Erklärung ist die Hofmeier’sche Theorie, nämlich die Bildung einer 
„Reflexaplacenta“. Doch ist eine solche am Ende der Schwangerschaft 
noch nicht beobachtet worden und überdies werden durch diese Theorie 
jene Fälle nicht erklärt, in denen die Placenta in der Umgebung des 
Muttermundes fest anhaftet. Man müsste denn annehmen, dass die 
Zotten die Reflexa durchbohren und in die Vera eindringen; aber dieser 
Vorgang ist ebenso unwahrscheinlich, wie unbewiesen. Erklären liesse 
sich die Sache nur so, dass man bei einem fortschreitenden Veröden 
der Zottenanlage auf der Reflexa gleichzeitig ein Weiterwachsen der 
Placentaranlage in die Vera hinein bis zum inneren Muttermund herab 
und um diesen herum annimmt. Durch diesen Vorgang, also durch 
eine Vergrösserung der Placentaranlage in ihrer gewohnten Wachsthums- 
richtung in die Vera hinein, oder kurz gesagt: durch Bildung einer 
„Reflexa serotina“ lassen sich die verschiedenen Präviaformen in der 
That erklären. Eine Praevia totalis nämlich denkt sich Verf. dann 
entstanden, wenn bei einem tief eingenisteten Ei die Zottenanlage sich 
mehr oder weniger konzentrisch gegen den Muttermund, d. h. in die 
Vera, vordrängt und hier angelangt, die Deciduaränder zum Verschmelzen 
unter Verlust ihres Epithels bringt und somit eine Brücke bildet, auf 
welcher die Placenta den Muttermund überschreitet und rings um den- 
selben eine echte Serotina bildet. 


Hofmeier (9). Die Bildung einer Praevia geht vor sich: 1. Wenn 
die Spaltung der Decidua (als Folge des Eiwachsthums) sich bis in die 
Umgebung resp. bis an den inneren Muttermund erstreckt, oder wenn 
bei Placenta marginata der innere Muttermund umwachsen wird; 2. durch 
Ausbildung einer Reflexa-Placenta über dem inneren Muttermund; 3. un- 
wahrscheinlich ist die Einbettung des Eies über dem inneren Mutter- 
mund. 


Die Blutung stammt entweder aus dem intervillösen Raum oder 
aus Deciduagefässen in Folge Ablösung eines Placentarlappens. Nach 
dem Blasensprung andauernde Blutung deutet auf Ablösung eines höher 
gelegenen Lappens. 


Therapie: Bei noch geschlossener Cervix Tamponade der Vagina. 
Nach dem Beginn der Geburt Blasensprengung. Liegen grössere Pla- 
centartheile vor oder verzögern sich die Wehen: kombinirte Wendung 


Störungen von Seiten des Kindes. 119 


auf einen Fuss; eventuell intrauterine Kolpeuryse. Die Nachgeburts- 
periode ist möglichst abwartend zu behandeln. 

v. Neuner (9) stellt 72 Fälle von Placenta praevia zusammen, 
giebt eine Darstellung der Geschichte, Pathogenese, Aetiologie, Sympto- 
matologie, Anatomie und Prognose dieses Leidens und widmet dann 
hauptsächlich der Therapie seine Aufmerksamkeit. Von den 72 Fällen 
stammen 10 Fälle aus der Poliklinik der Charit& zu Berlin, wo Verf. 
dieselben mit Nagel zusammen beobachtet hat; in zwei von diesen 
Fällen wurde nur die Blase gesprengt, zweimal bei Beckenendlage ein 
Fuss geholt, einmal die innere Fusswendung, fünfmal Fusswendung 
nach Braxton Hicks gemacht. Von den Müttern starb keine, von 
den Früchten 60°/o. Die restirenden 62 Fälle wurden in der Entbin- 
dungsanstalt zu Helsingfors in den Jahren 1846—1895 beobachtet. 
Eine Frau starb unentbunden. Von den übrigen 61 Müttern starben vier 
(6,1°/0), von den Früchten kamen 38 todt zur Welt (62,3°/o) und in 
den ersten Tagen des Wochenbettes starben noch 10 Kinder. — Verf. 
sieht die Wendung nach Braxton Hicks als zu schwierig für den 
gewöhnlichen Praktiker an, befürwortet statt dessen die intrauterine 
Tamponade mittelst des Ballons von Champetier de Ribes nach 
Sprengung der Fruchtblase, eventuell Durchbohrung des Mutterkuchens. 
Scheidentamponade, wie Accouchement forcé werden ganz verworfen, 
erstere nur den Hebammen gestattet. (Leopold Meyer.) 

Schatz (11). Die Placenta praevia kann entstehen: 1. durch 
primäre Schleimhauthypertrophie an der Ei-Insertionsstelle bei normal 
hohem Sitz; 2. bei tiefer Ei-Einbettung (Uteruseckenplacenta); 3. als Uterus- 
kantenplacenta in Folge abnormer Ausbreitung eines in einer Uterus- 
hohlkante inserirten Eies; 4. als tiefsitzende Uteruskantenplacenta bei 
tiefem Sitz der Placenta; 5. sekundär durch Margobildung; 6. durch 
Bildung einer Reflexaplacenta. 

Therapie: Bei geschlossenem Cervix Tamponade der Vagina. 
Blasensprengung erst bei eröffnetem Muttermund mit sofortigem An- 
schluss der Wendung. Die intrauterine Kolpeuryse wird warm em- 
pfohlen ; sie giebt für die Kinder bessere, für die Mütter nicht schlech- 
tere Resultate als die Wendung. 

v. Weiss (13). Diese Beobachtung ist deshalb von Wichtig- 
keit, weil hier bei einer Placenta praevia centralis ein grosser Theil 
der Placenta der Cervixwand bis herab zum äusseren Muttermund fest 
anhaftete und weil v. Weiss die Umwandlung der Cervikalmukosa in 
echte Decidua serotina nachweisen konnte. Die Bildung einer solchen 
Cervixplacenta lässt sich nach der Ansicht des Verf.’s nur so erklären, 


716 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt. 


dass das Ei sich unmittelbar über oder in dem inneren Muttermund 
eingebettet hatte. Für diese tiefe Einbettung des Eies spricht auch 
der Befund an dem Uterus, dessen untere Partien überall Placentar- 
bett aufweisen, während der ganze obere Theil glatte Decidua trägt. 

Wenning (14). Bei Behandlung der Placenta praevia muss man 
mehr wie sonstwo individualisiren. Allgemein lässt sich nur sagen: 
Tamponade vor Eröffnung des Cervix, Blasensprengung nur nach Be- 
ginn der Wehen, Wendung nur bei genügender Erweiterung oder Er- 
weiterungsfähigkeit des Cervix. 

ad 1: Die Tamponade muss kunstgerecht gemacht werden, am 
besten mit Jodoformgaze mit Hilfe des Neugebauer-Speculum. Der 
Arzt darf die Kreissende dann nicht mehr verlassen. Die Tamponade 
muss so lange liegen bleiben, eventuell 12 Stunden, bis Blut sich 
aussen zeigt. Ist der Cervix geöffnet, so muss er mit tamponirt werden. 
Ist er für zwei Finger durchgängig, so ist der Kolpeurynter intrauterin 
anzulegen. 

ad 2: Blasensprengung ist nöthig, wenn die Blutung profus ist 
und Tamponade nicht hilft, oder wenn Wehen fehlen und Aussicht 
vorhanden ist, durch Blasensprengung solche anzuregen. 

ad 3: So segensreich die Wendung nach Braxton Hicks auch 
ist, für den Praktiker ist sie nicht immer ausführbar. Er soll sie nur 
dann machen, wenn die Extraktion schnell angeschlossen werden kann 
oder wenn der Fall ganz verweifelt ist. 


E. Sonstige Störungen. 


1. Barker, G., Verletzung der Schulter durch Schultz e’'sche Schwingungen. 
Lancet. 8. Mai. 

2. Brindeau et Georgin, Sur un cas d’hydramnios du a un sarcoma du 
rein du foetus. L’Obstetr. Paris. Nr. 4, pag. 334. 

3. Doléris et Scheffer, Un cas de fracture intra-uterine du tibia, avec 
vice de conformation. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 
253. (Die Beobachtung wird von Kirmisson und Porak angezweifelt. 
Ref.) 

4. Heady, J. F., Case of Cephalbematoma. Tr. of the Cincin. Obst. Soc. 
11. März. (Nach spontaner Geburt; stehende Blase bis fünf Minuten vor 
dem Ende. Ref.) 

5. Hoffa, A., Ein Fall von intra partum entstandener Unterschenkelfraktur. 
Phys.-med. Ges. zu Würzburg. Nr. 1. 

6. Ludwig, Fall von Hydrencephalocele. Geb.-gyn. Gesellsch. zu Wien. 

18. Mai. 

Michnoff, Ueber Verhaltung der Eihäute in therapeutischer Hinsicht. 

Bolnitschnaja gasela Botkina. Nr. 71—15. (V. Müller.) 


= 


Störungen von Seiten des Kindes. 


& Pinkuss, Macerirter Fötus mit Oedem. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 
XXXVII, Heft 1, pag. 159. 


9. Stone, J., A case of intrauterine Hydrocephalus. Med. news. 6. März. 


10. Tenner, K., Ein Fall von Gehirnbruch. Wiener klin. Wochenschrift, 
Nr. 21. 


ll. Tehetchouline, C. D., Un cas de traumatisme intra-uterin. Ann. de 
Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 168. 


12. Wolff, B., Zur Kasuistik der Geburtshindernisse durch fötale Cystenniere. 
Inaug.-Diss. Bonn. 


Barker (1) fand bei einem acht Monat alten Kind eine Parese 
des linken Armes und nimmt an, dass eine Zerreissung des M. infra- 
spinatus und teres minor durch Schultze’sche Schwingungen statt- 
gefunden. (Die Geburt bot jedoch so grosse Schwierigkeiten, dass die 
Parese wohl wahrscheinlich durch diese veranlasst wurde.) 

Hoffa (5) Bei einem Kinde fand sich bandbreit über dem 
Fussgelenk eine Pseudarthrose, die bei spontanem Geburtsverlauf nach 
Ansicht Hoffa’s durch Anstemmen des Fusses gegen die Becken- 
knochen entstanden sein muss. In der Litteratur finden sich 10 der- 
artige Fälle von Pseudarthrose, deren operative Behandlung wegen 
Atrophie der Bruchenden erfolglos blieb. 

Ludwig (6). Die Hydrencephalocele von Orangengrösse - wurde 
nach spontaner Geburt in Hinterhauptslage beobachtet. Da Durch- 
brach an der Kuppe der Geschwulst drohte, trug Ludwig die Ge- 
schwulst ab und versenkte den unterbundenen Stiel in den Schädel. 
Die Haut wurde mit Seide geschlossen. Später zwar Zunahme der 
Hydrencephalocele, aber dann blieb dieselbe stationär. 

Stone (9) entleerte den Hydrocephalus bei Steisslage durch An- 
bohrung des Spinalkanals unter Fortnahme eines Wirbels und durch 
Einführen eines Katheters bis in die Kopfhöhle. Zwei Liter alkalisch 
reagirender Flüssigkeit. 

Tenner (10) operirte mit Erfolg bei einem sonst normalen Kinde 
einen Gehirnbruch von Apfelgrösse am Hinterhaupt. Der Bruch ent- 
hielt Kleinhirn und eine von den weichen Häuten umschlossene Flüssig- 
keit. Verf. tritt für möglichst frühzeitige Operation ein, falls das Kind 
sonst keine Missbildung zeigt. 

Pinkuss (8). Das hochgradige Oedem des Fötus mit anschei- 
nenden Knochenveränderungen war Verf. geneigt, auf fötale Rhachitis 
zurückzuführen. Wie aber die Untersuchung mit Röntgen-Strahlen 
erwies, war das Knochengerüst völlig normal und als Ursache des 
Hydrops fand sich eine interstitielle Nephritis. Für Syphilis liessen 
sich keine Anhaltspunkte auffinden. 


a] 
~l 
LE 


Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Tschetchouline (11). Eine Frau am Ende der Schwanger- 
schaft prallt mit dem Bauch an eine Ecke und verliert das Bewusst- 
sein. Zwei Tage darauf Geburt eines lebenden Kindes mit Ekchymose, 
entsprechend der Stelle des Trauma. 

Wolff (12) stellt in seiner Dissertation 29 Fälle von Cystenniere 
aus der Litteratur zusammen und fügt einen neuen Fall aus der Bonner 
Klinik hinzu, in dem beide Nieren bis auf Faustgrösse entartet waren. 
Die Geburt wurde durch Perforation und Entleerung des stark ausge- 
dehnten Bauches ermöglicht. 





VIN. 


Pathologie des Wochenbettes. 


Referent: Prof. Dr. E. Bumm. 


A. Puerperale Wundinfektion. 


1. Aetiologie. 


1. Ahlfeld, Die Lehre von der puerperalen Selbstinfektion und vom Selbst- 
touchiren in forensischer Beziehung. Zeitschr. f. Med.-Beamte. Berlin. 
Heft 20, pag. 733. 

2. Anderson, Puerperal sepsis. West. M. Rev. Lincoln Neb. II, pag. 341. 
3. De Amico, Infezione puerperale e erysipela migrante. Incurabili, Nap. 
XII, pag. 483. (Herlitzka.) 

4. Bacon, Concerning some question about the pathology of puerperal in- 
fection. Chir. med. Rec. Vol. XIII, pag. 98. 

a. Baldassari, Contributo allo studio del passaggio dell’ infezione di stan- 
lococco della madre al feto. La Riforma medica. Napoli. Vol. III, Fasc. 14. 
(Baldassari spritzte einem schwangeren Kaninchen eine reine Staphylo- 
kokken-Kultur ein, nach 36 Stunden wies er Kokken im mütterlichen Blute. 
aber nicht in dem des Fötus nach, da die Placenta keine Veränderungen 
darbot. Das Epithel der Chorionzotten lässt die Mikroorganismen von 
der Mutter zum Fötus nicht durch, wohl aber die bakteriellen Toxine. 
Auch in dem Falle Baldassari’s wurde eben darum die Schwangerschaft 
unterbrochen.) (Herlitzka.) 


=) 


CEA 


10. 


11. 


13. 


14. 


16. 


17. 


Puerperale Wundinfektion. 79 


. Borde, Sulla cause della febbre puerperale. Lucina, Bologna 1896. Tom. I, 


pag. 81, Tom. II, pag. 101. 


. Du Bouchet, Remarques a propos de sept observations d’infection puer- 


pérale. Ann. de Gyn. et d’Obst. Mai. Tom. XLVII, pag. 360. 


. Bumm, E., Zur Kenntniss des Eintagsfiebers im Wochenbett. Centralbl. 


f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1337. 

Burmeister, Fall von Uterus duplex supraseptus. Zeitschr. f. Geb. u. 
Gen. Bd. XXXVII, pag. 169. 

Crouzat, Mort rapide en 24 heures, moins de 2 jours après l’accouche- 
ment, par suite d'une méningite infectieuse a pneumocoques, sans symp- 
tömes pr&monitoires. Rev. med.-chir. de mal. des femmes. Paris. Tom. 
XIX, pag. 296. 

Crovetti, Un caso di tetano puerperale. Gazz. degli ospedali. Vol. II, 
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complicating obstetric operations. Tr. Amer. Gyn. Soc. Phil. 1896. Vol. 
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Delore, Microbes dans le placenta des femmes non malades. Lyon med. 
Tom. LXXXV, pag. 376. 

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pag. 94. 


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Dobbin, Puerperal Sepsis due to infection with the bacillus aeroganes 
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Ueber einen Fall von Gasblasen im Blute einer nach Tympania uteri ge- 
storbenen Puerpera. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 375. 


. Duff, The source of puerperal sepsis. Amer. Journ. obst. N. Y. Vol. 


XXXVI. pag. 483. Disc. pag. 554. 


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seine Beziehung zur Schaumleber. Virchow's Arch. Bd. 133. 


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der Geburtshilfe. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 132. 


. Goebel, Bemerkungen zu den Arbeiten von Schnell und Wendeler: 


Ueber einen Fall von Gasblasen im Blute einer nach Tympania uteri ge- 
storbenen Puerpera. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. pag. 247. 


SO 


27. 


28. 
29. 


30. 
31. 


32. 


33. 


34. 


36. 


37. 


38. 


39. 


40. 


41. 


42. 


43. 


44. 


45. 


46. 


Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Goenner, Sind Fäulnisskeime im normalen Scheidensekret Schwangerer? 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 24. 

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Gramm, The present status of puerperal infection. Hahneman Month. 
Philad. Vol. XXXII, pag. 148. 

Hamilton, Puerperal fever. Tr. Vermont M. Soc. 

Hastings, Septicaemia in the puerperium. N. Y. M. J. Vol. LXVI, pag. 
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Harkin, Puerperal septicemia. Phys. and Surg. Detroit. Vol. XIX, pag. 
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Haworth, Puerperal fever and its causes. State M. London. Vol. V, 
pag. 426. 

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from parturition. Syst. Gyn. London and N. Y. 1896. 


>. Herrgott, Un cas de putréfaction foetale. Ann. de Gyn. et d’obst. Tom. 


XLVII. Mai, pag. 345. (Herrgott berichtet über einen Fall von 
intrauteriner Fäulniss des Fötus, der durch eine im Becken eingeklemmte 
Dermoidcyste zurückgehalten war. Die Frau starb nach der Entwickelung 
der Frucht durch den Kaiserschnitt. Es werden die Symptome der intra- 
uterinen Fäulniss ausführlich behandelt und auch die Vorgänge bei der 
Fäulniss im Allgemeinen besprochen. Besondere bakteriologische Unter- 
suchungen fehlen.) 

Heuck, Beitrag zur Frage der Endometritis, insbesondere der Retentio 
chorii et deciduae. Arb. a. d. Geb. d. Geb. u. Gyn. z. Feier von C. Ruge. 
Berlin 1896, pag. 223. 

Hirst, Lectures on puerperal Sepsis. Med. Times and Hosp. Gaz. London 
1896. Tom. XXIV, pag. 703, 735, 767, 783. 

Jacob, Ueber einen geheilten Fall von Tetanus puerperalis nebst Be- 
merkungen über das Tetanusgift. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIII, 
pag. 283. 

Jacobs, Un cas d'infection diphterique génitale post partum. J. d’ac- 
couch. Liège. Tom. XVIII, pag. 462. 

Kime, R. R., The present status of pnerperal infection. Ann. of Gyn. 
and Ped. Vol. XI, Nr. 2, pag. 107. 

Knapp, Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekretes in den ersten 
Lebenstagen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 

Köstlin, Beiträge zur Frage des Keimgehaltes der Frauenmilch und zur 
Aetiologie der Mastitis. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 201. 

Legueu, Infection urinaire et infection puerpérale Rev. gen. de clin. et 
therap. Paris. Tom. XI, peg. 353. 

Lewis, Local manifestations of invasions during the puerperium. Chic. 
Clin. Rev. Vol. VI, pag. 371. 

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puerperal woman. Chic. Clin. Rev. Vol. VII, pag. 292. 

Longyear, H. W., Puerperal diphtheria. The amer. Journ. obst. Vol. 
XXXVI, Oct.. pag. 489. (Fünf Fälle mit Nachweis des Diphtheriebacillus, 
z. Th. neben dem Streptococcus.) 


Puerperale Wundinfekt'on. «sl 


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50. Neumann, Untersuchungen über Schwefelsäureausscheidung und Darm- 
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59. Tarnier, De la phlegmatia alba dolens. Independ. med. Paris. Tom. IIl, 
pag. 265. 

60. Walthard, Der Bakteriengehalt des weiblichen Genitalsekretes und seine 
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BI. f. Schweiz. Aerzte. Bd. XXVII, pag. 593. 

DL Wathen, The etiology of puerperal sepsis. Internat. Clin. Phil. 7 s. 
Vol. II. pag. 285. 

62. Wendeler, Bemerkungen zu dem Aufsatz von Schnell: Ueber einen 

Fall von Gasblasen im Blute einer nach Tyınpania uteri gestorbenen Puer- 

pera. Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. IV, pag. 581. 


Die wichtigste Publikation, welche das Kapitel der Aetiologie der 
puerperalen Wundinfektion im laufenden Berichtsjahre aufzuweisen hat, 
ist die „Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales“ von 
Menge und Krönig (47). Dieses gross angelegte Werk zerfällt in 
zwei Theile, deren erster — die Bakteriologie des Genitalkanales der 
nicht achwangeren und nicht puerperalen Frau — von Menge, deren 
zweiter — die Bakteriologie des Genitalkanales der schwangeren, kreissen- 
den und puerperalen Frau — von Krönig bearbeitet ist. Beide Theile 
stehen in innigem Zusammenhang und nehmen vielfach auf einander Be- 
zug. Wer auf dem Gebiete der Bakteriologie der weiblichen Genitalien 
arbeiten will, wird aus dem genannten Werke nicht nur über unsere bis- 
herigen Kenntnisse sich unterrichten können, sondern auch eine grosse 
Fülle neuer Beobachtungen und Untersuchungen finden. Freilich alle 


Deg Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Fragen sind auch in dieser überaus ausführlich gehaltenen Monographie 
nicht erschöpfend beantwortet, es zeigt sicb vielmehr auch bier wieder, 
dass um so mehr neue ungelöste Räthsel auftauchen, je mehr unser 
Wissen sich vertieft. Dies gilt auch von dem Abschnitt der puerperalen 
Wundinfektion, der in folgendem in grossen Zügen referirt werden soll. 

Der erste Abschnitt behandelt die Saprophyten der Scheide in der 
Schwangerschaft und im Wochenbett.. Bei Schwangeren fand Krönig 
die Angaben Döderlein’s insoweit bestätigt, als im Allgemeinen ein 
Sekret, welches im mikroskopischen Bilde vornehmlich „Stäbchenbak- 
terien“ aufweist, relativ oft einen hohen Säuregrad hat, ferner eine mehr 
zähflüssige Konsistenz, weisses Kolorit und einen geringen Gehalt von 
Leukocyten. Ein Sekret, welches mehr feine Kurzstäbchen und ver- 
schiedene Kokkenformen einschliesst, zeigt häufig geringeren Säure- 
grad, reichen Gehalt an. Eiterzellen und oft eine mehr dünnflüssige 
Beschaffenheit. Bei der Anwendung von schwach alkalisch reagirendem 
Agar-Agar als Nährsubstrat (das den bekannten Wundinfektionserregern 
zusagt und mit dem Walthard, Vahle u. a. in ca. 25°/o Strepto- 
kokken nachgewiesen haben, Ref.) konnte Krönig bei 167 Schwangeren 
im Scheidensekret keine saprophytisch lebenden Mikroorganismen (ab- 
gesehen vom Soorpilz und von weisser Hefe in zwei Fällen) nach- 
weisen. Einmal traten Streptokokken auf, von welchen aber Krönig 
annimmt, dass sie nicht als Saprophyten in der Scheide lebten, son- 
dern als Parasiten in der entzündeten Cervikalschleimhaut oder auch 
in der Decidua sich befanden. Diese Streptokokken unterschieden sich 
zudem kulturell wesentlich vom Strept. pyogenes. Um die gewöhnlichen 
Saprophyten der Scheide, welche ja immer vorhanden sind, aber auf 
dem schwach alkalischen Agar nicht wachsen, zum Gedeihen auf künst- 
lichem Nährsubstrat zu bringen, bedarf es einer besonderen Zusammen- 
setzung desselben und der Anaërobiose. Die verschiedenen angewandten 
Züchtungsverfahren und die damit erhaltenen anaöroben Stäbchen- und 
Kokkenformen werden ausführlich beschrieben. 

Krönig berichtet ferner über die bereits früher (Jahrgang X) re 
ferirten Untersuchungen, welche das Vorhandensein einer baktericiden 
Kraft der Scheide Schwangerer beweisen. Die Faktoren, welche der 
Scheide die bakterieiden Eigenschaften verleihen, sind unbekannt, sicher 
ist, dass kein mechanischer Reinigungsprozess vorliegt. 

Ueber das Verhalten des Wochenbettes bei pathologischem uud 
normalen Scheidensekret im Sinne Döderlein’s fand Krönig be 
im Ganzen 285 Fällen, dass die Morbidität bei beiden Sekretarten 
nahezu gleich ist. Dies ändert sich auch nicht, wenn man nur solche 


Puerperale Wundlinfektion. 783 


Fälle zusammenstellt, die nicht innerlich untersucht worden sind, oder 
nur jene Fälle nimmt, die innerlich untersucht wurden. 

Bezüglich der Möglichkeit, die Scheide durch Irrigation mit anti- 
septischen Flüssigkeiten zu desinfiziren, kommt Krönig zum Schluss, 
dass die gewöhnlich gebrauchten Desinfizientien absichtlich oder zufällig 
in die Scheide eingeführte Mikroorganismen nicht vernichten, dagegen 
das Scheidensekret mechanisch entfernen oder chemisch zerstören und 
dadurch die baktericide Kraft der Vagina zeitweise aufheben. Mit 
Recht betont Krönig bei dieser Gelegenheit die prinzipiell verfehlte 
Schlussfolgerung früherer Untersucher, welche eine gelungene Desinfek- 
tion annehmen, wenn sie keine Kolonien bei der Aussaat mehr bekamen, 
während doch in der That die meisten Scheidenkeime auf den gewöhn- 
lichen Nährsubstraten und ohne Anwendung besonderer Methoden über- 
haupt nicht wachsen. 

Der fehlenden Wirkung desinfizirender Spülungen entspricht das 
Resultat, welches bei der Zusammenstellung des Wochenbettsverlaufes 
ausgespülter und nicht ausgespülter Kreissender der Leipziger Klinik 
erhalten wurde. Von den gespülten Kreissenden (1414) fieberten 36,2°;«, 
starben 0,28°/o, von den nicht gespülten (1629) fieberten 25,9°/o, starben 
0.06° o, die Morbidität ist also bei den nicht gespülten um 10°’o ge- 
ringer, und nicht nur die Morbidität wird kleiner, sondern auch die 
Schwere der einzelnen Erkrankungen nimmt ab. Dieses Verhältniss 
bleibt das Gleiche, wenn man die innerlich untersuchten und nicht 
untersuchten Fälle für sich betrachtet, immer ergiebt sich bei den ge- 
spülten Kreissenden eine um ca. 10°/o höhere Morbidität. 

Bei der gesunden Wöchnerin bleiben bei Anwendung des aëroben 
Verfahrens zur Züchtung des Scheidensekrets die Platten steril (d. h. 
also, es befinden sich in dem Sekret keine der gewöhnlichen Wund- 
infektionskeime). Die in den Lochien nicht infizirter Wöchnerinnen vor- 
handenen Mikroben, vorwiegend Kokkenformen, sind fast ausschliesslich 
obligat anaërobe Bakterien, von denen verschiedene Arten beschrieben 
werden. Wie Versuche ergaben, verliert das Scheidensekret in den 
ersten Tagen des Wochenbetts seine baktericide Kraft, um sie erst Ende 
der ersten Woche des Puerperiums wieder zu erhalten. 

Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den Aenderungen 
imKeimgehalt desGenitalkanales beiKreissenden. Unter 
normalen Verhältnissen ist die Fruchthöhle keimfrei; eine Vermehrung 
von Organismen im Fruchtsack hat pathologische Bedeutung. Bei 21 
fiebernden Kreissenden konnte Krönig das Fruchtwasser untersuchen 
und fand viermal Bacterium coli, in 15 Fällen blieb die aörobe Züch- 


184 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


- 


tung erfolglos, dagegen wuchsen i2mal anaërobe Mikroben bei Luft 
abschluss, bei zwei Kreissenden endlich, wo eine Zersetzung des Frucht- 
wassers nicht durch den Geruch nachgewiesen werden konnte, waren 
der Streptococcus pyogenes resp. der Staphylococcus pyogenes aureus 
in Reinkultur vorhanden. Die verschiedenen anaöroben Bakterien, welche 
sich im Fruchtwasser fanden, werden genauer nach ihren morpholo” 
gischen, kulturellen und pathogenen Eigenschaften beschrieben und wird 
dabei auch der Symbiose mehrerer Bakterienarten im Fruchtwasser ge- 
dacht. Es folgt sodann eine ausführliche Abhandlung der klinischen 
und histologischen Befunde bei nachgewiesenem Keimgehalt der Frucht- 
höhle. Die Prognose der Fiebersteigerungen in der Geburt ist im All- 
gemeinen ungünstig, die klinischen Symptome während der Geburt geben 
aber nur ein unsicheres Bild für die nachfolgende Wochenbetterkran- 
kung; die sicherste Prognose für das Wochenbett kann nur durch die 
bakteriologische Untersuchung der Infektionskeime des Fruchtwassers 
gestellt werden. Dieselbe ist deshalb so zuverlässig, weil gewöhnlich 
bei eintretender Wochenbetterkrankung dieselben Mikroorganismen die 
Ursache der Erkrankung bilden. So hat die Infektion des Fruchtwassers 
mit Fäulnisskeimen eine Fäulnissinfektion des Endometrium in puerperio 
zur Folge. Auch die Prognose für das Kind steht in Beziehung zum 
Keimgehalt der Fruchthöhle, wie an verschiedenen Beispielen dargethan 
wird, Was die Therapie anlangt, so war ein Einfluss antiseptischer 
Spülungen p. part. in sofern stets erfolglos, als die Keime des Frucht- 
wassers regelmässig während des Puerperiums wiedergefunden wurden. 
Ob eine Abschwächung ihrer Virulenz durch die antiseptische Spülung 
herbeigeführt wird, ist vorläufig nicht festzustellen. 

Der dritte Abschnitt handelt von der Aenderung im Keim- 
gehalt des Genitalkanales bei infizirten Wöchnerinnen. 
Die puerperale Uterushöhle ist unter normalen Verhältnissen keimfrei, 
doch kann, wie Krönig 13mal bei 63 untersuchten fieberfreien Wöch- 
nerinnen sah, Keimgehalt der Üterushöhle bestehen. Unter Anwen- 
dung von verschiedenen, der Art der Keime angepassten Züchtungs- 
verfahren konnte Krönig bei infizirten Wöchnerinnen folgende Bak- 
terienarten isoliren: 1. Den Streptococcus pyogenes, 2. den Staphylococcus 
p. aureus, 3. den Gonococeus, 4. das Bacterium coli commune, 5. anaërob 
wachsende Bakterien. Die Krankheitssymptome sind von der Natur 
der vorhandenen Mikroorganismen abhängig. Ihr Eindringen und ihre 
Verbreitung im mütterlichen Gewebe wird an der Hand der in der 
Leipziger Klinik vorgekommenen Fälle genauer beschrieben. Von 
besonderem Interesse sind zwei tödtlich verlaufene Fälle von Infektion 


Puerperale Wundipfektion. (85 


mit anaëroben Bakterien. Im Anschluss an diese histologisch-anatomischen 
Beobachtungen werden die klinischen Erscheinungen bei nachgewiesenem 
Keimgehalt der Uterushöhle (Streptokokken, anaërobe Bakterien, Gono- 
kokken) ausführlich verfolgt. Die lokale Therapie, bestehend in Aus- 
spülungen der Uterushöhle mit antiseptischen Lösungen, ergab, wie nach 
der Geburt, so auch im Wochenbett regelmässig Misserfolge, es gelang 
1. B. bei Streptokokkeninfektion in keinem einzigen Falle, eine Keim- 
freiheit des Cavum uteri zu erzielen. 

Das Schlusskapitel der Monographie ist der Frage der Selbst- 
infektion gewidmet. Der Verf. kommt bier getreu seinen früheren 
Veröffentlichungen über diesen Punkt zu dem Resultat, dass eine Selbst- 
infektion mit Bakterien der Scheide für den Streptokokkus, den Staph. 
pyogenes aureus und das Bact. coli nicht anzunehmen ist, weil diese 
Keime nicht als Saprophyten in der Scheide leben können (was bekannt- 
lich jetzt, besonders bez. des Streptokokkus, vielfach bestritten wird, Ref.). 
Dagegen ist eine solche Infektion von der Haut der äusseren Genitalien 
her möglich. (Wenn Krönig aber nicht nur die Haut der äusseren 
Genitalien als Quelle der Selbstinfektion gelten lässt, sondern auch die 
Haut der übrigen Körperoberfläche dazu nimmt und beispielsweise von 
einer echten autogenen Infektion spricht, wenn bei einer Sturzgeburt eine 
Kreissende mit schmutzigen Fingern in die Scheide fährt und sich in- 
fizirt, so zeigt dies nur wieder, bis zu welcher Verwirrung der Begriffe 
das Spielen mit Worten führen kann. Ref.) 

Im Gegensatz zu Krönig und Menge vertritt Walthard (60) 
neuerdings seine früheren Beobachtungen, wonach sich, abgesehen von 
den Saprophyten, in der Vagina der nicht untersuchten nicht ausge- 
spülten schwangeren und gebärenden Frau Mikroorganismen befinden, 
welche morphologisch und kulturell zu der Gruppe der Puerperalfieber- 
keime gehören. Die Virulenz dieser Keime ist im Allgemeinen gleich 
null, sie nimmt nicht durch Wachsthum in dem Fruchtwasser oder in 
den Lochien zu, sondern steigt nur durch Wachsthum im Gewebe ihres 
Wirthes, wenn der Widerstand dieser Gewebe sinkt. Die klinischen 
Beobachtungen widersprechen dieser Annahme nicht, da ca. 250 
der Frauen im Wochenbett fieberhaft erkranken. Der Charakter dieser 
Erkrankungen ist im Allgemeinen ein äusserst milder, was der geringen 
Virulenz der pathogenen Vaginalmikroorganismen entspricht. Wenn 
Krönig in der Anaörobiose einen Hauptunterschied zwischen seinen 
eigenen und den von Walthard gezüchteten Streptokokken sieht, so 
it dem entgegenzuhalten, dass man häufig aus Eiteransammlungen 
Streptokokken züchten kann, welche anfangs nur anaörob gedeihen und 

Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. OU 


T86 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


nur durch Weiterzüchtung allmählich zu aërobem Wachsthum geführt 
werden können. Dass Streptokokken ihre Virulenz verlieren können, 
ist bekannt, nicht pathogene Streptokokken sind aber, abgesehen von 
den Krönig’schen, bis jetzt nicht bekannt. 

Auch die Theorie der Selbstreinigung der Vagina durch ihren 
Säuregehalt ist nur bedingt richtig. Krönig und Menge implantirten 
alkalische Bouillonkulturen auf die saure Vagina; es ist dadurch nur 
bewiesen, dass an alkalisches Substrat gewöhnte Mikroben auf sauren 
Boden nicht gedeihen. 

Ahlfeld (1) bricht gegenüber Bernstein, der in der ärztlichen 
Sachverständigenzeitung (1897 Nr. 13u.14) die Lehre von der puerpe- 
ralen Selbstinfektion als wissenschaftlich unbegründet und praktirch 
schädigend verurtheilt, neuerdings eine Lanze zu Gunsten der Selbst- 
infektion. Die Richtigkeit der Lehre von der Selbstinfektion hat 
sich ihm im Laufe der Jahre mehr und mehr bestätigt, da trotz der 
Fortschritte der subjektiven Antiseptik der Prozentsatz der fiebernden 
Wöchnerinnen ziemlich der gleiche geblieben ist. Wenn auch Kröniz 
und Menge die Ansicht vertreten, dass das Scheidenrohr gesunder 
Kreissender frei von pathogenen Keimen ist, so steht dem doch eine 
weit grössere Zahl von Beobachtern gegenüber, die in der Scheilı 
pathogene Mikroben gefunden haben, jedenfalls hat die Bakteriologie 
bisher noch nicht gegen die Selbstinfektion entschieden. Ahlfeld 
stellt eine Reihe von Typen der Selbstinfektion auf, die bei nicht be- 
rührten Frauen vorkommen können und gegen die sich seines Erachten: 
ein Widerspruch nicht erheben lässt. Hierher gehören a) die Spontau- 
verletzungen des Gebärorganes. Wenn nach Ruptur des Uterus und 
des Scheidengewölbes Scheideninhalt in die Bauchhöhle dringt, so tritt 
Peritonitis ein, die meist mit dem Tode endet. Das ist Selbstinfektion. 
(Dieser Satz ist so allgemein ausgesprochen nicht richtig. Scheiden- 
inhalt macht nicht obne Weiteres Peritonitis, wie die anstandslos hei- 
lenden Fälle von Ruptur des Scheidengewölbes mit Netz- und Darm- 
vorfall beweisen. Kommt es nach der Ruptur zur Peritonitis, so ist 
bei der freien Kommunikation der Genitalien mit der Aussenwelt eine 
Einwanderung von Keimen von Aussen gerade so gut möglich, wie 
nach Verletzungen des Peritoneums an der Bauchwand. Ref.) b) Sehr 
tiefe Ceervixrisse können unter Umständen Parametritis, auch Peritonitis 
zur Folge haben; doch müssen dazu in der Regel prädisponirende Mo- 
mente wie Quetschungen bei engen Becken, langdauernde Austreibungs- 
periode etc. vorhanden sein (welche auch das Einwandern der Keime 
von Aussen begünstigen. Bet), c) Ueberlange Ausdehnung der Aus- 


Puerperale Wundinfektion. © S 


treibungsperiode. d) Zurückbleiben von Placentarresten bei freier Kom- 
munikation des Cavum uteri mit Cervix und Scheide (Auch hier ist 
die aufsteigende Infektion von Aussen nicht auszuschliessen, sondern 
wahrscheinlich. e) Placentarpolypen. f) Retention umfangreicher Ei- 
haut- und Deciduapartien. g) Einwanderung von Scheidenkeimen in 
die keimfreie Uterushöhle im Laufe des Wochenbettes, besonders wenn 
gleichzeitig Retention der Lochien besteht. h) Peritonitis oder Para- 
metritis aus früher entstandenen Abscessen recidivirend, wobei es sich 
hauptsächlich um gonorrhoische Prozesse handelt. (Die Gonorrhoe im 
Wochenbett hat mit der Wundinfektion und der Selbstinfektion über- 
haupt nichts zu thun, sie ist und bleibt Gonorrhoe und als solche 
Ausseninfektion, wenn sie auch im Puerperium aufs Neue aufflackert, 
Fieber und akute Erscheinungen macht. Ref.) 

Der Selbstinfektion fällt ein erheblicher Theil der fieberhaften 
Vorgänge im Wochenbett zur Last, die eich aber von der durch Ein- 
impfung virulenter Keime hervorgerufenen Infektion durch langsames 
Ansteigen der Symptome unterscheiden und nur selten tödtlich enden. 

Die Lehre won der Selbstinfektion erschwert die Verurtheilung 
einer gewissenlosen oder nachlässigen Hebamme keineswegs, sondern 
die Schwierigkeit des verurtheilenden Verdikts wird dadurch hervoi- 
gerufen, dass der Richter den strengen Nachweis eines Kausalnexus 
zwischen ungenügender Händedesinfektion und Erkrankung und Tod 
fordern muss. Nicht weil die Hebamme oder der Vertheidiger auf die 
Möglichkeit einer Selbstinfektion hinweist, wird die Angeklagte frei- 
gesprochen, sondern weil sich nicht bestimmt nachweisen lässt, dass der 
Tod die Folge der infizirenden Untersuchung gewesen ist. Das Sich- 
selbstuntersuchen und sich gegenseitig Untersuchen der Schwangeren 
und Kreissenden hält Ahlfeld für nicht besonders häufig, und, inso- 
weit es sich um eine Berührung des unteren Theils des Genitaltraktus 
handelt, für ziemlich belanglos. 

Goenner (27) hat interessante Untersuchungen angestellt über 
die Frage, ob die Zersetzung des Fruchtwassers und der Lochien, welche 
häufig Fieber in der Geburt und im Wochenbett herbeiführt ohne dass 
eine Berührung und Infektion der Kreissenden und Wöchnerinnen statt- 
gefunden hat, durch fäulnisserregende Keime herbeigeführt wird, 
die von vornherein in der Scheide sind (Selbstinfektion) oder von Aussen 
einwandern. Nachdem Goenner durch vielfach modifizirte Versuche 
dazu gelangt war, im keimfrei aufgefangenen Fruchtwasser bei absolut 
anaerober Züchtung ein sicheres Reagens auf das Vorhandensein fäul. 
nisserregender Keime zu finden, wurde zur Infektion der Probeflüssig- 


50* 


(SS Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


keit das Scheidensekret gesunder Schwangerer gewählt. Es trat in 
keinem einzigen Falle Fäulniss ein. Goenner kommt deshalb zum 
Schluss, dass die bei gesunden Schwangeren in der Scheide vorhandenen 
anaöroben Bakterien es nicht sind, welche die faulige Endometritis ver- 
ursachen, sondern solche, welche von aussen in den Körper gelangen. 
Man darf deshalb bei dem Wochenbettfieber durch faulige Zersetzung 
ebensowenig wie bei der Streptokokkeninfektion von Selbstinfektion 
sprechen, sondern hat auch hier ein Einwandern der Fäulnisserreger 
von Aussen anzunehmen. 

Duff (18) giebt die muthmassliche Infektionsquelle von 50 Fällen 
puerperaler Sepsis in seiner Privatpraxis an. Er fand Retention von 
Placentarresten, Eiterung und Erysipel am Finger der Hebamme, Ueber- 
tragung durch den Arzt, der von einer infizirten Kreissenden kam, 
Mangel jeglicher Antisepsis, Uebertragung durch dieselbe Hebamme in 
vier Fällen, Uebertragung durch den Arzt, der vorher einen Abscess 
geöffnet, Diphtherie, Gangrän des Beines u. dgl. behandelt hatte. In 
vielen Fällen liess sich eine Quelle der Infektion, die zuweilen trotz 
der günstigsten hygienischen Verhältnisse eintrat, überhaupt nicht mit 
Sicherheit feststellen. 

Gebhard (25) bringt iin Anschluss an seine früheren Mittheilungen 
neue Beobachtungen über das Vorkommen des Bacterium coli 
commune bei Tympania uteri. Er verfügt jetzt über 25 Fälle 
von Tympania und konnte bei 18 derselben das Vorkommen des Bact. 
coli com. mit Sicherheit nachweisen. Besonders bemerkenswerth ist ein 
Fall, in welchem es gelungen ist, schon während der Geburt das Vor- 
handensein des Bact. coli com. am Damm und in der Vagina nach- 
zuweisen. Es gewinnt hierdurch die Annahme der Ueberwanderung 
des Bakteriums vom Anus zu den inneren Geschlechtsorganen eine 
wesentliche Stütze. Diese kann entweder selbständig auf Kapillar- 
strassen erfolgen (Selbstinfektion) oder durch den untersuchenden Finger 
erleichtert werden. Bei passender Versuchsanordnung, die ein rasches 
Verdampfen des gebildeten Gases verhindert, erzeugt das Bact. coli 
regelmässig in den künstlichen Nährsubstraten auch ohne Zuckerzusatz 
Gase. Gebhard empfiehlt zum Nachweis der Gasbildung besonders 
die Emulsionskultur in Agar oder Gelatine, erstere im Brutschrank, 
letztere bei Zimmertemperatur. 

In ‘zwei Fällen von putridem Emphysem, welches im Puerperium 
eine Rolle spielt und unter Zerfall der rothen Blutkörperchen und Gas- 
bildung in allen Organen zum Tode führt, fand Gebhard ein obligat 
ana@robes, nach Löffler und Gram färbbares Kurzstäbchen, das 


Puerperale Wundinfektion. 189 


auch Thiere unter Emphysembildung tödtet. Im ersten der Fälle war 
daneben auch der Colibacillus gegenwärtig. Dieser spielt die wichtigste 
Rolle bei der Tympania uteri, während in den Fällen einer allgemeinen 
putriden Infektion den Anaöroben eine grössere Bedeutung beizu- 
messen ist. 

Zu derselben Ansicht gelangt auch Goebel (26), der den gas- 
bildenden Bacillus in vier Leichen fand und genauer studirte. Es 
handelt sich um den „Bacillus aörogenes capsulatus“, den 
Welch und Nuttal zuerst beschrieben haben und Ernst (19) im 
Uterus und den gasenthaltenden Organen einer Frau fand, die im An- 
schluss an einen septischen Abort im vierten Monat zu Grunde ging- 
Der Bacillus ist identisch mit dem Bacillus phlegmones emphysematosae 
von E. Fraenkel und wurde auch von Krönig (pag. 98 u. 227) 
im Fruchtwasser bei der Lebenden nachgewiesen. Derselbe Bacillus 
kommt wahrscheinlich auch im Falle von Schnell (cf. von, Bericht) 
und in einigen der Fälle von Wendeler (62) in Betracht, der den 
Schnell’schen Fall auch als Sepsis acutissima betrachtet und einige 
Beobachtungen beibringt, bei welchen es nach Abort und im Wochen- 
bett noch bei Lebzeiten der Patienten zur Gasentwickelung in einzelnen 
Geweben kam, die sich nach dem Tode noch weiter ausbreitete. Es 
fanden sich wiederholt dabei in Ausstrichpräparaten aus der Mitte der 
Organe auffällig dicke, grosse, stäbchenförmige Bakterien. 

Eine ähnliche Beobachtung bei Uterus duplex supraseptus (aber 
ohne bakteriologischen Befund) giebt Burmeister (9). 

Einen neuen, bakteriologisch genau untersuchten Fall von Infektion 
mit Bacillus a@rogenes capsulatus berichtet Dobbin (16) aus 
der geburtshilflichen Abtheilung des Johns Hopkins-Hospitals.. Die 
Patientin hatte ein allgemein verengtes Becken und war nach zweitägiger 
Geburtsarbeit bei todtem Kind durch die Kraniotomie entbunden worden. 
Bei der Untersuchung des Fötus und der Placenta zeigte sich die über- 
raschende Thatsache, dass über Nacht eine starke Emphysembildung 
aufgetreten war. Kulturen, Strichpräparate und Thierexperiment er- 
gaben die Anwesenheit des Bact. aërogenes caps. in grosser Menge. 
Derselbe Mikroorganismus fand sich auch in den Lochien. Die Patientin 
starb am zweiten Tage p. part. und entwickelte sich auch bei ihr nach 
dem Tode ein Emphysem im ganzen Körper, der fast das doppelte 
Volumen erreichte als er vor dem Tode hatte. Der Bacillus ist nach 
den Arbeiten von Welch, Nuttal und Flexner unter normalen 
Verhältnissen weder pathogen noch entwickelt er sich im menschlichen 
Körper. In günstiges Medium, todtes, sauerstoffarmes Gewebe versetzt 


790 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


geht er jedoch eine rasche Entwickelung ein und es erfolgt eine rasche 
Intoxikation des Befallenen durch die erzeugten Ptomaine. Im vor- 
liegenden Falle erfolgte die Vermehrung des Bacillus nach dem Ab- 
sterben des Fötus und die Frau war vor der Entbindung durch die 
im Uterus erzeugten Toxine bereits so schwer infizirt, dass auch die 
Entfernung des Fötus und mit ihm der Hauptinfektionsquelle keine 
Rettung mehr bringen konnte. 

Dobbin verweist auf einen weiteren analogen Fall von Perkins, 
in welchem der Bacillus nachträglich im Präparate noch konstatirt 
werden konnte, und ist, wie Goebel, der Meinung, dass die Beobach- 
tungen Schnell’s und Wendeler’s auf den gleichen Mikroorganis- 
mus zurückzuführen sind. Die Litteratur über den Gegenstand ist am 
Schlusse vollständig zusammengestellt. 

Schenk (53) bringt eine sorgfältige Zusammenstellung der Litte- 
ratur, welche die Betheiligung des Colibacillus an der puerperalen 
Wundinfektion betrifft, und berichtet selbst über zwei neue Fälle derart aus 
der deutschen geburtshilflichen Klinik zu Prag. Im ersten Falle han- 
delte es sich um einen kriminellen Abort, der ohne gröbere Verletzungen 
des Genitaltraktus in Folge diffuser fibrinöser Peritonitis tödtlich ver- 
lief. Im Uterus, der Placenta, in den Tuben und im Peritoneum fand 
sich der Colibacillus, im Peritonealexsudat zugleich aber auch der 
Streptococcus pyogenes. Die zweite Beobachtung wurde bei einer I para 
nach normaler Geburt gemacht. Die Temperatur stieg schon zwei 
Stunden p. part. und erreichte in den nächsten Tagen 40°. An der 
Portio und in der Scheide treten belegte Stellen auf, die sich allmäh- 
lich reinigen. Genesung. In den Uteruslochien sowie im Sekret der 
belegten Stellen wird als einziger Mikroorganismus das Bact. coli ge- 
funden. Schenk nimmt an, dass die Infektion in diesem Falle vom 
Mastdarm her geschah und glaubt, dass die Prognose der reinen Coli- 
infektionen besser ist und diese leichter verlaufen als die Mischinfektionen 
mit Streptokokken. 

Die sieben Beobachteten von du Bouchet (7), in welchen 
bakteriologisch-histologische Untersuchungen der Sekrete und Gewebe 
angestellt wurden, betreffen einen Fall von Gonorrhoe im Wochenbett, 
einen Fall von Infektion mit Colibacillus, vier Fälle von Mischinfektion, 
bedingt durch Streptokokken und anaërobe Bakterien. du Bouchet 
legt besonderes Gewicht auf den gleichzeitigen Nachweis verschiedener 
Bakterien und betont, dass nach Achaline die Fäulnisskeime und 
ihre löslichen Stoffwechselprodukte die Virulenz des Streptokokkus ver- 
stärken und ihn befähigen, pathogene Wirkungen auszuüben. Im 


Puerperale Wundinfektion. 791 


Wochenbett würden also zunächst die Fäulnisskeime im Uterus sich 
vermehren und unter ihrem Einfluss würde der an sich unschädliche 
Streptokokkus die nöthige Virulenz zur Infektion gewinnen. 

Demelin (15) untersuchte an 4416 Geburten der Tarnier’schen 
Klinik das Verhältniss des frühzeitigen Blasensprunges zur Fäulniss des 
Fruchtwassers. Es zeigte sich, dass diese Fäulniss um so häufiger 
beobachtet wird, je früber die Eihäute vor dem definitiven Ende der 
Geburt zerrissen sind und zwar fällt die grösste Häufigkeit (11,26 °/u) 
der Fäulnies auf diejenigen Fälle, in welchen die Ruptur der Mem- 
branen 2-—5 Tage vor der Geburtsbeendigung erfolgte. Fälle, in wel- 
chen die Ruptur länger als fünf Tage vorausgegangen war, ergaben 
geringere Prozentzahlen (8,3%0) von Fäulniss. Der Grund dafür liegt 
darin, dass nicht sowohl die Länge der Zeit, welche im Allgemeinen 
zwischen Ruptur der Membranen und Geburt verstreicht, als die Zeit 
der eigentlichen Wehenthätigkeit in Betracht kommt. Als Ursache 
der Infektion des Fruchtwassers führt Demelin an: Oftmalige Unter- 
suchung, bei der leicht Keime, selbst mit dem aseptischen Finger von 
den Genitalien aus in die Eihöhle verschleppt werden; ferner Infektion 
durch die Hände der Kreissenden, durch die Wäsche und Instrumente. 
Unter den Kindeslagen prädisponiren besonders die Gesichtslagen zur 
Fäulniss. Ausserdem geben Erkrankungen der Genitalien (Vegetationen, 
Vaginitis, Carcinom etc.) und Absterben des Fötus zur Fäulniss Ver- 
anlassung. Die Folgen sind Fieber und Sepsis im Wochenbett bei der 
Mutter und für das Kind häufig Asphyxiee Kommt es lebend zur 
Welt, so können Erytheme der Haut, Abscesse der Haut, Nabelinfek- 
tion, Phlebitie, Erkrankungen des Digestionstraktus und endlich septi- 
sche Bronchopneumonien sich anschliessen. In prophylaktischer und 
therapeutischer Hinsicht werden möglichste Reinlichkeit, möglichste 
Einschränkung der Untersuchung und bei bereits bestehender Fäulniss 
möglichst rasche Entbindung empfohlen, zu welchem Zweck die künst- 
liche Erweiterung des Cervix am Platze ist. Das geborene Kind ist 
möglichst von den anhaftenden faulenden Massen des Fruchtwassers 
zu befreien. 

Longyear (46) beschreibt sechs Fälle von echter puerperaler 
Diphtherie der Genitalien aus seiner Konsultationspraxis. In allen 
Fällen wurde der Nachweis des Diphtheriebacillus in den Membranen 
durch die Kultur erbracht. Leider ist die Beschreibung des lokalen 
Befundes nur sehr oberflächlich, dagegen um so mehr von der Behand- 
lung die Rede; ein Fall verlief tödtlich, viermal wurde nur der Löffler- 
sche Bacillus, zweimal gleichzeitig der Streptokokkus nachgewiesen. 


792 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Behandlung: Diphtherieserum mit gutem Erfolg, ausserdem lokale 
A ntisepsis. 

Bumm (8) erörtert die Ursache des leichten (Eintags-) Fiebers im 
Wochenbett. Trotz der günstigen hygienischen Verhältnisse und der 
rigorosesten Durchführung der Antiseptik an der neuen Baseler Klinik 
ist die Zahl der Fieberfälle im Wochenbett gegen früher nicht zurück- 
gegangen und betrug im Jahre 1897 22°/o.. Von den 170 Fieber- 
fällen bei 750 Wöchnerinnen treffen 16°'o auf zufällige Erkrankungen, 
55%0 auf Genitalerkrankungen und zwar 13°/o auf Streptokokkeu- 
infektion, 7°/o auf Gonorrhoe, 350/0 auf putride Intoxikation, bei 29° n 
endlich konnte eine Ursache des Fiebers mit Sicherheit nicht festgestellt 
werden. Die Mehrzahl der Fieberfälle war bedingt durch Stauung 
des zersetzten Lochialsekretes. Es handelt sich dabei nicht um eine 
primäre Infektion des Cavum uteri mit Fäulnissbakterien, sondern um 
ein allmähliches Aufsteigen der Zersetzung von der Scheide her. So 
lange der Abfluss frei ist, kann Fieber völlig fehlen, es tritt erst auf, 
wenn der Sekretabfluss aus irgend einem Grunde behindert ist. So 
lange es eine offene Wundbehandlung im Wochenbett giebt und so 
lange die Aussenwelt Keime enthält, wird es auch eine Zersetzung der 
Lochien geben; vorläufig giebt es kein Antiseptikum und keine Methode, 
durch welche sich die Zersetzung und Stauung völlig verhindern lassen. 
Zum Glück handelt es sich in der Regel nur um leichtes und kurz- 
dauerndes Fieber, welches mit dem Freiwerden des Abflusses, ohne 
Schaden zu thun, rasch verschwindet. 

Ferr& (20) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Frühsymptome der 
puerperalen Infektion, welche diagnostisch von grosser Bedeutung, im 
Allgemeinen aber noch wenig gewürdigt sind. Die konstantesten und 
am frühesten eintretenden Symptome sind: 1. Leichte Temperatur- 
erhebungen, welche gegen Abend sich einstellen und am Morgen in 
einen völligen Abfall der Temperatur übergehen können. 2. Puls- 
beschleunigung, welche zwar auch noch durch andere Ursachen, wie 
z. B. Ermüdung bei der Geburt oder Blutverluste, hervorgerufen werden 
kann, immer aber Beachtung verdient. 3. Schlaflosigkeit. 4. Kopf- 
weh. 5. Anomalien des Wochenflusses. ö. Leichte Frostgefühle. 

Jacob (38) berichtet über einen Fall von puerperalem Tetanus, 
der nach Frühgeburt im achten Monat auftrat, vom Anfang an leicht 
und chronisch verlief und in Heilung überging. Es bestand sehr übel- 
riechender Ausfluss aus der Vagina, in dem aber trotz mehrfacher 
Untersuchungen Tetanusbacillen nicht nachgewiesen werden konnten. 
Es wurden 5 g Behring’sches Tetanusantitoxin und nach zwei Tagen 


Puerperale Wundinfektion. 133 


noch einmal 10 g, ausserdem Chloralhydrat in grossen Dosen angewandt. 
Die Verimpfung von Milch und Urin der Patientin auf Mäuse blieb 
resultatlos, dagegen rief die Injektion des Blutes trotz der 22 bezw. 15 
Stunden vorhergegangenen Einverleibung des Antitoxins bei Mäusen 
noch Tetanus hervor. Das Toxin war zum grössten Theil in den Zellen 
des Blutes enthalten, denn das Serum und der Auszug aus dem Blut- 
kuchen erwiesen sich bei der Verimpfung als nicht giftig. 

Rubeska (52) berichtet über sechs Fälle von puerperalem Te- 
tanus aus der Prager Hebammenschule. Der erste Fall stammt noch 
aus der Zeit vor Entdeckung der Tetanusbacillen, in vier Fällen wurde 
durch Kultur und Impfung der Tetanusbacillus nachgewiesen, einmal 
blieben beide resultatlos. Drei Fälle ereigneten sich kurz nach einander 
und ist deshalb die Uebertragung durch den Assistenzarzt von einem 
Fall auf den anderen wahrscheinlich. Die Exstirpation des Uterus 
(ein Fall) und die Anwendung von Tizzoni’s Antitoxin erwiesen sich 
als erfolglos, sämmtliche infizirte Wöchnerinnen starben. Rubeska 
stellt 20 Beobachtungen vom Jahre 1890 ab zusammen, die alle tödt- 
lich endeten, nur ein Fall von Irving, der am 11. Tage p. part. be- 
gann, zeigte nach 16 Tagen Besserung und ging in Genesung über. 
Die Seltenheit der Tetanusinfektion muss bei der grossen Verbreitung 
der Bacillen überraschen. Dass, wie Heyse glaubt, die Streptokokken- 
infektion nicht die geeigneten Veränderungen für den Tetanuserreger 
erzeugt, ist nicht anzunehmen, denn in einem Falle konnte noch vor 
Ausbruch des Tetanus der Streptokokkus kulturell und mikroskopisch 
im Uterusinhalte nachgewiesen werden. 

H. W. Freund (23) veröffentlicht die interessante Beobachtung 
einer Mastitisepidemie, welche sich auf sämmtliche sechs Wöch- 
nerinnen eines und desselben Saales erstreckte, sodass innerhalb 17 Tagen 
sämmtliche Insassen an schweren Entzündungen der Brustdrüse er- 
krankten. Der Infektionserreger war der Staph. pyogenes albus, der 
aus dem Munde eines mit Stomatitis aphthosa in die Abtheilung ge- 
brachten Kindes an die Brust der Wöchnerin 2 kam, die ihr eigenes 
Kind infizirte und von der dann die Infektion auf die Wöchnerin 3 
und 5 übersprang. Die Erkrankungen bei den Wöchnerinnen 1 und 4 
standen mit der Epidemie in keinem direkten Zusammenhang. 

Eine ähnliche Beobachtung berichtet Schwarz (55), der im Jahre 
1896 eine bei 12 Wöchnerinnen epidemisch auftretende phlegmonöse 
Mastitisepidemie erlebte, die stets mit Schüttelfrost und hohem Fieber 
einsetzte, mit Schwellung, Röthung und Empfindlichkeit erst der einen, 
dann beider Brüste einherging. An der Warze waren keine Exkoria- 


v94 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


tionen oder Schrunden zu finden. Hervorgerufen wurde diese Epidemie 
durch eine sämmtliche Wöchnerinnen abwartende Hebamme, die einem 
an Stomatitis leidenden Säugling den Mund auswusch, ohne sich nach- 
her die Hände zu desinfiziren. 

Die Abscesse lagen alle tief und wurden mittelst Incision, nach- 
folgender Drainage und Ausspülungen mit Lysollösung behandelt. Es 
entleerte sich stets ein dickflüssiger, blutiger Eiter. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung wurden zahlreiche Strepto- 
kokken und Staphylokokken gefunden (kein Micrococcus tetragenus!). 
Sämmtliche Wöchnerinnen wurden gesund entlassen; einige von ihnen 
gebaren seitdem wieder und stillten ihre Säuglinge in normaler Weise. 

(Temesväry.) 


2. Kasuistik. 


1. Barone, A proposito d'un caso di setticemia puerperale. Bitonto 1296. 
N. Garofalo. 

2. Bell, Infection following childbirth with report of a case. West. M. Rev. 
Lincoln. Neb. II, pag. 197. 

3. Du Bouchet, Remarques à propos de 7 observations d'infection puer- 
pérale. Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII, pag. 360. 

4. Casamayor-Dufaur, Deux observations de septicémie puerpérale. Rev. 
obat. internat. Toulouse. Tom. III, pag. 96. 

5. Corles, Puerperal infection. J. Am. M. Ass. Chicago. Vol. XXIX, pag. 
1257. 

6. Corminas, Curación de una infección purulenta puerperal. Rev. de cien. 
méd. de Barcel. Tom. XXIII, pag. 94. 

7. Crovetti, Un caso di tetano puerperale. Gazz. de osp. Milano. Vol. XVIII, 
pag. 956. 

8. Cullen, Fatal puerperal sepsis due to introduction of an elm tent. Johns 
Hopkins Hosp. Rep. Balt. Vol. VI, pag. 109. 

9. Debelie, Des infections puerpérales. Rev. méd. Louvain. Tom. XV. pag. 
481. 

10. Dominguez, Adame, Algunos casos prácticos de fiebre puerperal. Rev. 
méd. de Sevilla. Tom. XXVIII, pag. 129. 

ll. Fabicius, Prophylaxis in the puerperal insane; puerperal septicaemia, 
illustrated by one case. State Hosp. Bull. Utica 1896. Vol. I, pag. 334. 

12. Fieux, 3 cas d'infection puerperale. Bull. med. Paris. Tom. XI, pag. 610. 

13. Findley, Report of cases illustrating complications of puerperal sepsis. 
Jowa M. J. Vol. III, pag. 47. 

14. Hirst, Puerperal tetanus, with a report of three cases in the University 
Maternity. Univ. M. Mag. Phil. Vol. IX, pag. 750. 

15. lloreau, et H. Delagénière, Délire aigu consécutif A de l'infection 
puerperale, guéri par le curettage et la désinfection de l'utérus. Arch. 
méd. d'Angers. Tom. I, pag. 64. 


Puerperale Wundinfektion. 795 


16. Humiston, Acute septicemia. Cleveland M. J. Vol. II, pag. 73. 

17. Irving, Notes on a puerperal case. Australas. M. Gaz. Sydney. Vol. XVI, 
pag. 372. 

18. Jardine, Phlegmasia dolens, with notes of two cases. Glasgow M. J. 
1896. Vol. XLVI, pag. 333. 

19. King, Postpartal hemorrhage, saline infusion, septicaemia, recovery. N. 
Orl. M. and S. J. Vol. L, pag. 205. 

20. Lewis, Infection following labor. Chicago Clin. Rev. Vol. VI, pag. 235. 

21. Mitchell, Report of a case of septic peritonitis. Kansas City Med. Index 
1896. Vol. XVII. 

22. Monin, Phlegmatia alba dolens puerperale; deux cas probables d’auto- 
infection. Lyon méd. Tom. LXXXVI, pag. 463. 

23. Montgomery, E. E., Sapraemia resulting from the presence of a der- 
moid cyst. The amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, Nr. 5, pag. 529. (Die 
Dermoidcyste war nicht infizirt, sondern hatte zur Entstehung eines Throm- 
bus vag. Veranlassung gegeben, der durchbrach und verjauchte. Tod.) 

24. Parke, Report of a case of puerperal pelvic cellulitis. The Amer. Gyn. 
and obst. Journ. Vol. XI, Nr. 5. 

25. Schroeter, Phlegmasia alba dolens. Med. et surg. Rep. Phil. 1896. Vol. 
LXXV, pag. 683. 

26. Szántó, E. (Budapest), Phlegmasia alba dolens és heveny pajzsmirigylob 
esete. Gyögyäszat. Nr. 22. (Fall von Phlegmasia alba dolens bei einer 
25jährigen lIpara, in deren Folge sechs Wochen p. partum eine akute 
Thyreoiditis entstand. Heilung.) (Temesväry.) 

27. Tarnier, Accouchement lent; infection puerperale, phlegmatia alba dolens; 
mort de la mère un mois après l'accouchement, autopsie. J. de sages- 
femmes. Tom. XXV, pag. 201, 209. 

28. Troczewski, Ein ungewöbnlicher Fall von Septikämie im Wochenbett. 
Gaz. lek. Warschau. 2. s. Bd. XVII, pag. 262. 

29. Villeneuve, Métrite pxerpérale; retention de débris placentaires, curet- 
tage, guérison. Marseille méd. Tom. XXXIV, pag. 291. 

30. Willcox, A case of tedivus labour, followed by double phlegmasia alba 
dolens and gangrene. Lancet. London. Vol. Il, pag. 1188. 


Troczewski (28) beschreibt folgenden eigenthümlichen Fall: 
Eine 22jährige Frau, die als Mädchen an sehr hartnäckiger und lange 
daueruder Malaria gelitten hatte, heirathet und wird bald schwanger. 
Verlauf der Schwangerschaft sehr unangenehm in Folge von Hyper- 
emesis und Entkräftung — aber kein Arzt zu Rathe gezogen. Am 
18. Februar spontane Entbindung nach zwölfstündiger Dauer. Lebendes 
Kind. Sub partu mehrfache kleine Einrisse der grossen Schamlippen, 
sonst keinerlei Läsionen. Placenta manuell aus der Scheide entfernt 
mit allen aseptischen Cautelen. Vom dritten Tage an Frost und Fieber 
und zwar Temperatursteigerung von + 38,5 —39° C. nur Nachmittags 
zwischen 1 und 6 Uhr, Nachts und Morgens nie Fieber. Absolut 


T96 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


keinerlei pathologischer Befund zu entdecken bis auf die kleinen Ein- 
risse der Schamlefzen, die binnen mehreren Tagen abheilten — trotz- 
dem dauerte das Fieber fort, und die Milz fing an, beträchtlich zu 
schwellen. Chinin, Methylenblau und Arsenik blieben ganz ohne Wir- 
kung, nachdem man diese Mittel angesichts der früheren Malaria in 
starken Dosen anwendete. Troczewski vermuthete puerperale Sepsis, 
ein anderer Arzt verborgene Schwindsucht der Lungen. Die Abmage- 
rung nimmt zu, Patientin wird immer elender, das Abendfieber dauert 
an. Die Milz schwillt immer mehr. Nachdem dieser desolate Zustand 
einige Wochen andauert, wird Malaria und Schwindsucht ausgeschlossen 
und doch puerperale Infektion angenommen. 

Nach acht Tagen steigt die Temperatur bis + 40° C. Man rufi 
durch subcutane Terpentineinspritzung einen Abscess hervor, keinerlei 
Einwirkung zum Besseren. Zustaud wird immer schlechter, in der 
elften Woche wird eine Blutprobe untersucht, in der sich einige Strepto- 
kokken finden und das Bestehen einer akuten Leukämie ausgeschlossen. 
Man sah also die Krankheit für eine puerperale Infektion jetzt an und 
machte Einepritzungen von Antistreptokokkenserum, das aus dem Institut 
Pasteur bezogen war. DerZustand blieb trotzdem gauz unverändert. Am 
3. Mai, nach zehnwöchentlicher Krankheit, entdeckte Troczewski 
eine ausgebreitete Drüsenanschwellung am Halse — Drüsenpackete hart, 
wenig beweglich und wenig schmerzhaft auf Druck. Es wurden vier 
Einspritzungen des Serum gemacht und nach jeder Einspritzung nahm 
die Drüsenschwellung zu. Keinerlei heilender Einfluss, Temperatur 
stieg noch höher, Puls wurde noch frequenter — bis 125. Endlich 
verbot de Familie jeden weiteren Versuch mit den Serumeinspritzungen. 
Es wurde überhaupt jede ärztliche Behandlung abgebrochen und die 
Kranke ihrem Schicksale überlassen. Allmählich nahm das Fieber ab, 
im Juni, im fünften Monate nach der Entbindung, brachte man die 
Kranke auf das Land, wo die frische Luft und kräftige Kost das Ihrige 
dazu beitrugen, dass die aufs Aeusserste geschwächte Frau wieder zu 
Kräften kam und bald das Bett verlassen konnte. Heute ist sie bereits 
fast ganz hergestellt (im September, beinahe acht Monate nach der 
Entbindung). Troczewski ist nun zum Schlusse gelangt, dass es 
sich hier doch um ein larvirtes Puerperalfieber, eine latente Infektion 
septischer Art handelte. Alles in dem gesammten Krankheitsbilde 
sprach gegen eine solche Diagnose, und doch musste sie schliesslich 
gestellt werden per exclusionem und wurde durch die Blutuntersuchung 
bestätigt. Die Lymphdrüsenanschwellungen, welche ursprünglich au 
Lymphsarkom erinnerten, bezieht Troczewski auf die Serumein- 


Puerperale Wundinfektion. 797 


epritzungen, weil sie plötzlich nach diesen Einspritzungen auftraten und 
nach Ausscetzen der Einspritzungen bald rückgänrig wurden. 


LKA 


2a. 


2b. 


*7 


10a. 


ll. 


13. 


14. 


(Neugebauer.) 


3. Statistik. 


. Bayer. Ueber den Einfluss der Scheidenspülungen und des Touchirens 


auf den Verlauf des Wochenbettes. Inaug.-Diss. Leipzig 1894. (Die Resul- 
tate sind in dem Buche von Menge und Krönig mitberücksichtigt.) 


. Black. A years work as the Glasgow Maternity Hospital. Glasgow M. 


J. Vol. XLVIII, pag. 362. 

v. Braun-Fernwald und Hübl, Zur Frage über die Verwendung der 
Asepsis und Antisepsis in der Geburtshilfe. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, 3. Hft. 
Bumm, Ueber das Eintagsfieber im Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. pag. 
1337. 

Charles, Statistique du service hospitalier et de la rlinique des sages- 
femmes. J. d’accouch. Liège. Tom. XVIII, pag. 111. 

Corson, Eug. R., Some clinical jottings on five hundred cases of labor. 
The amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 864. (12 Todesfälle auf 500 
Geburten.) 


. Crouzat, Première série de 1000 accouchements à la clinique de Toulouse. 


Revue obst. internat. Toulouse. Tom. III, pag. 138. 

Cullingworth, On the undiminished mortality from puerperal fever in 
England and Wales. Tr. of the obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, II 
— An inaugural address on the undiminished mortality from puerpera 
fever in England and Wales. Brit. med. Journ. London. Vol. I, pag. 573 
und Lancet. Vol. I, pag. 643. 

Doléris, Statistique du service d’accouchements de la Pitié. L’Obstetr. 
2. Année, Nr. 6. 

Godson, C.. Valedictory address on antiseptic midwifery. Lancet. Vol. I, 
Jan. 23. (Giebt eine Darstellung der Gesundheitsverhältnisse am City of 
London Lying-in Hospital von 1870 bis 1896, welche darthut, dass weniger 
die baulichen als die hygienischen Verbesserungen und insbesondere die 
Einführung des Sublimats als Desinficiens ein ausserordentliches Herab- 
gehen der Mortalität an Puerperalfieber bewirkten.) 


. Hartel, Bericht über 1000 Geburten der Frauenklinik zu Würzburg. 


Inaug.-Diss. Erfurt. Ruebsam & Sohn. 

Hofmeier, Zur Verhütung des Kindbettfiebers in den geburtshilfl. Unter- 
richtsanstalten. Sammlung klin. Vorträge. N. F. Nr. 177. 

Holzapfel, Zur Frage der Temperaturmessungen im Wochenbett. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 868. 


. Hönck, Zur Hebammenfrage und Puerperalfieberstatistik. Samml. klin. 


Vorträge. N. F. Nr. 174. (Ist unter „Hebammenwesen“ pag. 515 referirt. 
Ref.) 

Kjelsberg, Bericht über die Gebäranstalt in Kristiania. Norsk. Magaz. 
f. Lag., pag. 1003. 

Kostright, Puerperal mortality in Brooklyn during 1895. Brooklyn M. 
J. Vol. XI, pag. 91. 


798 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


23. 


24. 


28. 


26. 


27. 


28. 


Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Köstlin, Zu Sarwey’s Aufsatz: Ueber wissenschaftliche verwerthbare 
Temperaturmessungen im Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Nr. 18. 
Lambert, Obstetrical asepsis and the results of 6 years out door service; 
morbidity and mortality statistics of 10233 cases. M. Rep. Soc. Lying-in 
hosp. N. Y., pag. 219. 

Lambinon, Fréquence et gravité de l’hetero-infection puerperale par la 
contagion digitale. J. d’accouch. Liege. Tom. XVIII, pag. 161. 

De Marval, Ueber Mortalität und Morbidität an der geburtshilfl. Klinik 
zu Basel während des Decenniums 1887—1896 inkl. Inaug.-Diss. Kreis 
Basel. 

Maygrier, Ch., De I’hospitalisation des femmes en couches infectées. 
Statistique comparé du service d'isolement et des services généraux de 
l'hôpital Lariboisiere. L’Obstetr. 2. Année, Nr. 3. 

Menge u. Krönig, Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales. II. Theil. 
Monat, Notes on the statistics of childbirth in the lying-in wards of the 
work-house infirmaries of England and Wales for ten years 1871—1880. 
Scalpel. London. Vol. II, pag. 42. 

Norris, Richard C., Clinical reports of one years obst. work at the 
Preston retreat. The amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X. March. Nr. 3. 
von Rosthorn, Wochenbettstatistik der deutschen geburtshilflichen Uni- 
versitätsklinik in Prag. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 591. 
Sarwey, Ueber Rektalmessungen im Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI, pag. 920. 

— Ueber wissenschaftlich EN Temperaturbestimmungen im 
Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 396. 

Szabó, A., Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus- 
kórházi szülö-és nöbeteg-osztäly 1896 évi müködéséröl. (Bericht der geburts- 
hilflich - gynäkologischen Abtheilung des St. Rochus-Spitales in Budapest 
1896.) Orvosi Hetilap. Nr. 42. (1257 Geburten; 0,47%% Mortalität; 8,58° o 
Morbidität. Von den ausserhalb des Spitals entbundenen und später herein- 
gebrachten Wöchnerinnen starben 21,56°0'! Die Zahl der Dammrisse be- 
trug 5.33 °/0.) (Temesväry.) 
Weichardt. 2667 Geburten in der Hebammenpraxis ohne infektiösen 
Wöchnerinnentodesfall. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungs- 
heft pag. 159. 

— W., Puerperal mortality. Trans. epidemiological. Soc. of 
London. N. XV. 


Cullingworth (6) beschäftigt sich in einer ausführlichen, mit 


Plänen und Tabellen ausgestatteten Arbeit mit der Sterblichkeit an 
Puerperalfieber in England und Wales Auf Grund der von Boxall 
(vergl. die früheren Berichte) und Williams (28) ausgearbeiteten Sta- 
tistiken wird zunächst festgestellt, dass die puerperale Mortalität an 
Kindbettfieber seit 1847 bis 1895 nicht gesunken ist, sondern sich 
sogar seit 1881 gesteigert und konstant auf der Höhe von 2,9 bis 
2,0°:ou gehalten hat. Die Steigerung ab 1881 ist wohl darauf zurück- 


Puerperale Wundinfektion. 799 


zuführen, dass von dieser Zeit ab die Registrirung der puerperalen 
Todesfälle genauer erfolgt und in zweifelbaften Fällen nachgeforscht 
wird. Jedenfalls hat die Sterblichkeit gegen früher nicht abgenommen 
und die jetzigen Zahlen bleiben immer noch hinter der Wirklichkeit 
zurück. Williams hat die Mortalität an Puerperalfieber in den ver- 
schiedenen Distrikten von England und Wales für die Jahre 1847 bis 
1894 zusammengestellt und gezeigt, dass dieselbe zwischen 2,4 und 
1,4°/oo schwankt. Dabei ergiebt sich, dass die Dichtigkeit der Bevöl- 
kerung nicht als ein Faktor angesehen werden kann, der die Sterblich- 
keit steigert und dass im Gegentheil spärlich bevölkerte Distrikte in 
gebirgiger Gegend, wo ärztliche Hilfe nur schwer zu haben ist, die 
höhere Sterblichkeitsziffer aufweisen. Genaueres wird über die Mortalität 
in den einzelnen Distrikten von Glasmorgan angeführt. Auch hier 
kommen Unterschiede von 4,7 bis 1,60/oo vor und scheinen schlechte 
ungebildete Hebammen und die Unmöglichkeit, ärztliche Hilfe herbei- 
zuziehen, die Hauptfaktoren der höheren Mortalität zu sein. Culling- 
worth bringt eine Zusammenstellung der Puerperalfiebermortalität in . 
den einzelnen (41) Quartiren von London während der Jahre 1891 bis 
1895. Die Zahlen schwanken zwischen O%on und 3,64 °:00 und ergiebt 
sich auch hier keine Uebereinstimmung zwischen der Dichtigkeit der 
Bevölkerung und der Frequenz des Puerperalfiebers. Cullingworth 
ist der Ansicht, dass die Vernachlässigung der Antiseptik von Seite 
der Hebammen und Aerzte Schuld daran ist, dass in der Privatpraxis 
keine Besserung der Puerperalfiebermortalität beobachtet wird und die 
günstigen Zahlen wie in den Spitälern noch nicht erreicht worden sind. 

Maygrier (19) berichtet über seine Erfahrungen an der lkolir- 
abtheilung des Hôpital Lariboisiere, welche die infizirten Wöchnerinnen 
und Kinder von der Gebärabtheilung und ausserdem, insoweit Betten 
frei sind, auch infizirte Wöchnerinnen aus der Stadt aufnimmt. Von 
der Gebärabtheilung wurden während 13 Monaten bei 1259 Geburten 
und Aborten 28 Frauen transferirt, von denen vier starben (zwei an 
Eklampsie, eine an Sublimatvergiftung, eine an Sepsis). Von den aus 
der Stadt aufgenommenen 58 Frauen sind 10 gestorben und zwar alle 
an Sepsis. Es zeigt sich somit eine bedeutend höhere Mortalität bei 
dieser Kategorie von Wöchnerinnen. 

Infizirte Wöchnerinnen werden ferner, wenn die Isolirabtheilung 
nicht Platz bietet, auf der medizinischen oder chirurgischen Abtheilung 
verpflegt. Von 40 solchen Wöchnerinnen starben 11 = 27,500, wo- 
raus Maygrier Veranlassung nimmt, zu fordern, dass sämmtliche 
inßzirte Wöchnerinnen eine spezialistische Behandlung erhalten. 


800 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


v. Rosthorn (23) wendet sich gegen die Oberflächlichkeit, welche 
bislang vielfach bei statistischen Berichten zu Tage getreten ist. Noch 
wird unsere Litteratur durch eine Reihe von Puerperalstatistiken, die 
sich nicht über das Niveau eines gewöhnlichen Zahlenrapports erheben, 
belastet. Folgende . Anforderungen müssen an eine für wissenschaft- 
liche Zwecke verwerthbare Statistik gestellt werden: a) Zur Feststellung 
der auf Rechnung der Klinik zu setzenden Morbiditätsverhältnisse 
soilten nur solche Wöchnerinnen verwerthet werden, die bereits vor 
der Geburt als Schwangere in Beobachtung standen. b) die spontanen 
Geburtsfälle müssen vón den operativ beendeten getrennt werden. c) Die 
Zahl der Untersucher und der Untersuchungen ist in Betracht zu ziehen. 
d) Vorhandensein und Art des Ausflusses ist zu berücksichtigen. e) Des- 
gleichen die Dauer der Geburt und der Nachgeburtsperiode. f) Die 
Prinzipien der Handhabung der Antiseptik sind anzugeben. g) Die 
Temperaturkurven sind mit der Aufzeichnung der Pulskurven zu ver- 
binden. h) Die Aufstellung von Jahres- resp. Monatskurven soll über 
. die Frequenz der Morbidität zu verschiedenen Zeiten aufklären, was die 
Ursachen der Häufung von Erkrankungen festzustellen erleichtert. 
i) Leichte und schwere Erkrankungställe sind zu trennen. k) Unter- 
suchungen über die Keime in der Luft der Kreiss- und Wochenzimmer 
sind von Zeit zu Zeit anzustellen. 1) Die Dauer des Verbleibens der 
Wöchnerinnen in der Klinik ist anzugeben, bei Fiebernden der Ent- 
lassungsbefund. m) Todesfälle sind durch genaue klinische und patho- 
logisch-anatomische Befunde zu erläutern. 

Nach Aufstellung dieser Forderungen bringt v. Rosthorn die 
Statistik der Deutschen geburtshilflichen Klinik zu Prag vom 1. Oktober 
1891 bis zum 31. März 1897. Zahl der Geburten 5676, davon spon- 
tan 5022 = 90,55°/o. Die Zahl sämmtlicher Erkrankungen im Wochen- 
bett beträgt 771 = 13,58°%o, die Zahl der fieberhaften Affektionen 
579 = 10,2°Io. 

Gesammtzahl der Erkrankungen an Wochenbettfieber 303 = 5,33 ® 0. 
Davon kommen in Abzug, weil ausserhalb untersucht oder nur in der 
Geburt fiebernd 90 Fälle, so dass auf Rechnung der Klinik 213 Fälle 
von Fieber im Wochenbett = 3,75°/o verbleiben. 

Ueber innerlich untersuchte und nicht untersuchte Kreissende sind 
vom Jahre 1896 genauere Aufzeichnungen vorhanden. 172 von 1086 
\Wöchnerinnen waren nicht untersucht, von diesen fieberten 17 = 9,88°'o. 
Von 914 untersuchten Frauen hatten 123 = 13,45°!o ein fieberhaftes 
Wochenbett. Schaltet man die Fälle nicht puerperalen Ursprunges des 
Fiebers, die ausserhalb untersuchten und nur intra partum fiebernden 


Puerperale Wundinfektion. 801 


Frauen aus, so kommen auf die untersuchten "oo, auf die nicht unter- 
suchten nur 1,16°/o fiebernde. 

150 Scheidensekrete Schwangerer wurden in Bezug auf ihr bak- 
teriologisches Verhalten genauer untersucht und fand sich dabei aus- 
gesprochen pathologisches Sekret in 45 Fällen. Von 98 Fällen des 
Jahres 1897, bei denen „Ausfluss“ während der Geburt festgestellt wurde 
wurden 30 untersucht, 68 nicht untersucht. Die Untersuchten hatten 
26,6°/o Fieber aufzuweisen, die nicht Untersuchten 4,41°/o. (Dieses 
Resultat kann keine allgemeine Gültigkeit beanspruchen, da die Zahlen 
viel zu klein sind und sich unter den 30 Untersuchten zudem zwei 
operative Geburten (Perforation und Zange) befinden. Ref.) 

Ein Vergleich der Morbiditätsverhältnisse der ausgespülten und 
nicht ausgespülten Kreissenden ergiebt keinen nennenswerthen Unter- 
schied (10,34 :10,61°/o Fiebernde). 

Die berechnete Mittelzahl von 10,2°/o fieberhafter Wochenbetten 
wurde regelmässig im Juli jedes Jahres überschritten. Hieran reiben 
sich die Monate Dezember, März und November. 

Genauere bakteriologische Angaben über die Ursachen des Fiebers 
fehlen, dagegen sind in 75 Fällen klinische Befunde mitgetheilt. 25 mal 
war die Lokalisation des Infektionsprozesses in der Scheide oder am 
Scheidentheil, 9 mal liessen sich leichtere Affektionen im Parametrium 
nachweisen, 9 mal war eine „ausgesprochene Endometritis“, 8 mal Lochio- 
metra vorhanden, 2 mal wurden Phlebothrombosen, 5 mal gonorrhoische 
Prozesse verzeichnet. e 

Die Gesammtmortalität betrug (auf 5676 Wöchnerinnen 50 Todes- 
fälle) 0,8800, die Mortalität an Wochenbettfieber (20 Fälle), 0,38 o, 
wovon 0,15°/o (9 Fälle) auf Rechnung der Klinik kommen. 

v. Rosthorn betont zum Schlusse, dass die geringe Zahl von 
Fieberfällen bei innerlich nicht Untersuchten einen neuerlichen Beleg 
dafür bringt, dass die Indagation, besonders von ungeübter Hand aus- 
geführt, einer der wesentlichen Faktoren des Wochenbettfiebers ist, dem- 
gegenüber die Selbstansteckung im engeren Sinne sehr in den Hinter- 
grund tritt. Als eine der wesentlichsten Errungenschaften der Lietztzeit 
ist die Erkenntniss zu betrachten, dass dem Vorhandensein eines patho- 
logischen Scheidensekretes in prognostischer Beziehung eine Bedeutung 
beizumessen ist. Dass dieses den Verlauf des Wochenbettes im ungünstigen 
Sinne zu beeinflussen im Stande ist, bestätigen die beigebrachten Er- 
fahrungen und wird wohl allgemein anerkannt. 

Dies ist nun allerdings nicht der Fall. Krönig (20, pag. 
24, 25) weist darauf hin, dass schon Burckhardt die puerperale 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 51 


302 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Morbidität bei normalem und pathologischem Scheidensekret nahezu 
gleich gefunden hat und bringt selbst folgende Zahlen aus der Leip- 
ziger Klinik: Von 154 während der Geburt nicht untersuchten Schwangeren 
hatten 91 normales und 63 ein pathologisches Sekret. Von den Frauen 
mit normalem Sekret fieberten 24,2°/o (darunter zwei wegen Strepto- 
kokkenendometritis), von den Frauen mit pathologischem Sekret fieberten 
22,20/0o (einmal Streptokokkus). Von 71 untersuchten Kreissenden mit 
normalem Sekret fieberten 15, von 60 untersuchten Kreissenden mit 
pathologischem Sekret fieberten 10. Krönig hält deshalb dafür, dass 
eine Untersuchung des Scheidensekretes für klinische Zwecke unnöthig 
ist und Schwangere mit pathologischem Sekret nicht von den Touchir- 
übungen ausgeschlossen zu werden brauchen. 

Auch über die Folgen des Touchirens kommt Krönig (pag. 374 ff.) 
zu entgegengesetzten Ansichten. Von 1629 Kreissenden ohne Desinfek- 
tion des Genitalkanales wurden innerlich untersucht 395. Diese zeigen 
eine Morbidität von 27,06°o. Nicht untersucht wurden 1034. Diese 
zeigen eine Morbidität von 25,26°a. Auch die Spülung resp. Des- 
infektion der Scheide macht hierin keinen Unterschied. Von 1414 mit 
sogen. prophylaktischer Desinfektion behandelten Kreissenden wurden 
819 touchirt mit 37,6°’o Morbidität, 595 nicht touchirt mit 34,2" v 
Morbidität. | 

v. Braun-Fernwald und Hübl (2a) geben eine ausführliche 
Darstellung der Vorkommnisse an der G. Braun schen Klinik in Wien 
im Jahre 1895. Vorausgeschickt werden. Bemerkungen über die dort 
gebräuchliche Methode der Temperaturmessung, die allgemeinen Verhält- 
nisse der Klinik und die Art der Asepsis und Antiseptik. Die detaillirten 
Angaben über Zahl und Art der pathologischen Vorkommnisse können 
hier übergangen werden. Ueber den Wochenbettsverlauf sind drei 
Tabellen mitgetheilt, aus denen folgende auffallend günstige Resultate 
zu entnehmen sind: Zahl der beobachteten Geburten 2953. Es fieberten 
insgesammt (auch eine einmalige Temperatursteigerung im Wochenbett 
auf 37,6 wurde ala Fieber aufgefasst und Fieber durch extragenitale 
Erkrankungen ist mitgerechnet), nur 247 Fälle = 8,36°'o. Davon ent- 
fallen auf leichte Wochenbettfieber 144 Fälle = 4,870,0. Wirkliche 
Wochenbetterkrankungen traten in 65 Fällen = 2,2°/0 auf. 

Nicht innerlich untersucht wurden 1551 Frauen, von diesen fieberten 
5,7300, und zwar 3,8°/o leicht, 0,77°/o schwer. Von 1042 in der 
Anstalt innerlich untersuchten Frauen fieberten 9,21 °o und zwar 5,37 !o 
leicht, 2,3%/0 schwer. Es ergiebt sich somit, dass das Wochenbett der 
nicht untersuchten Fälle durchaus günstiger verläuft als in den unter- 


Puerperale Wundinfektion. 803 


suchten Fällen. Bei den ausserhalb der Anstalt untersuchten Fällen 
betrug die Gesammtmorbidität 17,22 °/0. 

Berechnet man die nicht operirten Fälle (1525) für sich, so ergiebt 
sich bei den nicht untersuchten 5,7°/o, bei den untersuchten Frauen 
7,11°/o Fieber. Bei den Operirten, vorher nicht untersuchten Frauen 
stellt sich die Morbidität auf 3,840, bei den Operirten und im Laufe 
der Geburt Untersuchten auf 18,09°lo, während von den auswärts Unter- 
suchten und Operirten 24,750 fieberten, 

Von sämmtlichen 2953 Frauen waren 360 ausserhalb der Anstalt 
untersucht. Diese trägt deshalb nur die Verantwortung für 2593 Frauen, 
von denen 151 = 5,82°/o fieberten. 

Die Gesammtmortalität beträgt neun Fälle = 0,3%0, zwei Fälle 
starben an Sepsis, beide sind ausserhalb der Anstalt untersucht und 
infizirt worden, so dass die Mortalität an Sepsis, welche der Klinik zur 
Last fallt, unter 2593 Fällen = 0 ist. 

Hofmeier (10a) bringt zu den früher von ihm mitgetheilten 
Zahlen über zweimal je 1000 Geburten der Würzburger Klinik einen 
statistischen Bericht über das dritte Tausend. Gestorben sind von 
diesen 1000 Wöchnerinnen im Ganzen 9, davon 2 an Sepsis. Die 
Gesammtmortalität unter den 3000 Geburten und Wochenbetten be- 
trägt 0,7, die an Infektion 0,2, die an Infektion in der Anstalt 0,13°/ o 
Nur 1 Todesfall an Sepsis ereignete sich nach spontan und normal 
verlaufener Geburt. 

Die Gesammtmorbidität der 3000 Fälle beträgt 9,2°'o, die Mor- 
bidität an Infektionserkrankungen 5,9%. Zum Vergleich mit andern 
Anstalten wird die Tabelle Ahlfeld’s angeführt, aus welcher hervor- 
geht, dass die Zahlen der Würzburger Klinik, was Mortalität und 
Morbidität anlangt, zu den besten bisher erreichten gehören. Diese 
guten Resultate führt Hofmeier auf die prophylaktische Desinfektion 
der Scheide und des Cervix mit !/2°/oo Sublimatlösung zurück und 
stellt zur Illustration des mit der Desinfektion Erreichten die Resultate 
solcher Anstalten gegenüber, in welchen die prophylaktische Desinfek- 
tion der Scheide nicht ausgeführt wird. Hierauf folgt eine kritische 
Betrachtung der von gegnerischer Seite zu Ungunsten der präliminären 
Scheidendesinfektion vorgebrachten Zahlen. Den Grund, warum diese 
nicht in allen Kliniken dieselbe günstige Wirkung gethan hat (so dass 
z. B. die Marburger Klinik, wo die prophylaktische Desinfektion eben- 
falls aus Ueberzeugung gehandhabt wird, 33,07 °/o Morbidität gegenüber 
9,2°/o der Würzburger aufweist), sucht Hofmeier in der verschiedenen 
Art der Durchführung der Desinfektionsmassregeln. 


51* 


SI Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Zum Schlusse spricht sich Hofmeier zu Gunsten der Selbst- 
infektion aus und sucht diese Lehre dadurch zu stützen, dass er die 
Folgen der gonorrhoischen Infektion im Wochenbette an zwei Fällen 
seiner Klinik beleuchtet. (Die gonorrhoische Infektion und ihre Folgen 
haben aber mit der Selbstinfektion, bei welcher man wesentlich septische 
Wundinfektionen im Auge hat, nichts zu thun. Der Modus der gonor- 
rhoischen Infektion und ihre Bedeutung fürs Wochenbett sind jetzt so 
ziemlich aufgeklärt, die gonorrhoische Infektion kann aber nicht benützt 
werden, um die strittige Selbstinfektion mit pyogenen und Fäulniss- 
keimen zu beweisen. Ref.) 

de Marval (18) berichtet über die Morbiditäts- und Mortalitäts- 
statistik der Baseler geburtshilflichen Klinik während der 10 Jahre 
1887—1896. Die Mortalität an zufälligen Erkrankungen schwankt 
zwischen O und 0,52°/o, die an accidentellen puerperalen Affektionen 
wird wesentlich durch die Eklampsie beeinflusst und zeigt in den 
einzelnen Jahren ebenfalls Schwankungen zwischen 0 und 0,53°o. 
Die Gesammtmortalität an septischen Prozessen betrug bei ingesammt 
4779 Wöchnerinnen 0,23°/o, in fünf Jahrgängen trat überhaupt kein 
Todesfall an Sepsis ein, während in andern die Sterblichkeit an 
septischer Infektion bis auf 0,23—0,78°/o stieg. Trotz Unterlassung 
der Desinfektion der Scheide in den letzten drei Jahren wurde bei 
1720 Geburten kein septischer Todesfall beobachtet. 

Die Zusammenstellung der Morbiditätsverhältnisse ist deshalb von 
Interesse, weil sie einen Vergleich der Resultate gewährt, die in den 
hygienisch wenig günstigen Räumen des alten Spitals und der mit allen 
Verbesserungen der Neuzeit ausgerüsteten neuen Frauenklinik erzielt 
wurden. Es zeigt sich, dass trotz der rigorosesten prophylaktischen 
Maassnahmen und der günstigsten äusseren Verhältnisse die Morbidität 
nicht gegen früher gesunken ist und nach wie vor ca. 13°/o beträgt. 
Den Grund des Gleichbleibens der Morbidität sucht de Marval in 
folgenden: Das Fieber aus accidentiellen Erkrankungen (ca. 3,8°;o) 
bleibt sich gleich, ebenso das Fieber in Folge von Gonorrhoe (ca. 7°/o). 
Es bleiben somit ca. 90 %/o Fiebernde in Folge von Genitalerkrankungen. 
Die schweren septischen Infektionen sind auf ein Minimum zurück- 
gegangen, die Hauptmasse der Lokalerkrankungen, ca. 84°/o, wird 
durch Endometritis dargestellt. 10°/o der Endometritisfälle sind durch 
Streptokokken hervorgerufen, 90 °/o dagegen durch faulige Zersetzung, 
die durch Keime bewirkt wird, die wahrscheinlich von aussen ein- 
wandern und bei der offenen Wundbehandlung der Wöchnerinnen nicht 
auszuschliessen sind. | 


Puerperale Wundinfektion. 805 


Genauere Angaben über die Ursache der fieberhaften Wochenbett- 
erkrankungen finden sich bei Krönig (pag. 369), der 247 Fälle von 
Fieber analysirte und bei Bumm (2b), der über 170 Fieberfälle be- 
richtet. 


Es fieberten 
nach Krönig nach Bumm 
durch accidentelle Erkrankungen 5,6 °/0 16 o 
durch Endometritis 55,4 „ 55 „ 
und zwar Streptokokken 22 13 „ 
Fäulnisskeime 16 ,„ 35: A 
Gonokokken 13 ,, T p 
durch Mastitis KS 04 „ 
die Ursache des Fiebers konnte 
nicht bestimmt werden in 9 „ 29 p 
der Fälle. 


Kjelsberg (13) berichtet Folgendes aus der Gebäranstalt in 
Kristiania: Temperatursteigerung wurde im Ganzen bei 12,2/o 
der Fälle konstatirt. Ernste Fälle von Febris puerperalis kamen 
33 mal vor, 7 mit tödtlichem Ausgange. 

In den fünf letzten Jahren war die Mortalität der Gebärenden 
0,830%/0. Die Zahl der an Febris puerperalis gestorbenen war 7, 0,15°/o 
von allen Gebärenden. 

Die Mortalität an Febris puerperalis ist in der Gebäranstalt seit 
1876 regelmässig herabgegangen. 


1876—1883 = 0,34 jo Mortalität 
1883—1886 -= 0,23 ‚, j) 
1887—1890 = 0,21 „ D 
1891 —1895 = 0,15 „ nu 


Weichhardt (27) berichtet aus dem 2. und 6. Med.-Bezirk des 
Herzogthums Sachsen-Altenburg, wo bereits 1895 bei im Ganzen 1331 
Geburten kein Wöchnerinnentodesfall vorgekommen war, dass auch im 
Jahre 1896 von den bei 1336 Geburten vorgekommenen sieben Todes- 
fällen im Wochenbett kein einziger auf Infektion beruhte. Es handelte 
eich meist um Tod an Verblutung oder Phthisis. Eine Hebamme wurde 
bestraft, weil sie wegen Blutung keinen Arzt beigezogen hatte. Sie 
machte von da ab von der Herbeiziehung ärztlicher Hilfe übermässigen 
Gebrauch (28 mal bei 100 Geburten) und sind bei diesen 28 Geburten 
neben anderen minder gefährlichen Eingriffen nicht weniger als 17 
manuelle Placentarlösungen vorgenommen worden (!). 


806 Geburtehilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Um Einbeitlichkeit in die aus verschiedenen Anstalten hervor- 
gegangenen Wochenbettsstatistiken zu bringen und zugleich eine mög- 
lichst sichere Methode der Temperaturbestimmung zu besitzen, empfiehlt 
Sarwey (25) die Temperaturmessung per rectum, welche an der Tübinger 
Klinik seit Jahren in Gebrauch ist und keinerlei Missstände hat er- 
kennen lassen. Als Grenze zwischen normalem und nicht normalem 
Wochenbett ist eine Temperatur von 38,5 °'/o in recto zu fixiren. Neben 
der Gesammtmorbidität ist eine spezifizirende Angabe der Temperatur- 
erhöhungen nothwendig und zwar sind die Fälle zu trennen: a) in 
Temperatursteigerungen obne nachweisbare Ursache bei normaler Invo- 
lution der Genitalien; b) solche mit lokaler oder allgemeiner Infektion ; 
c) solche, welche durch rein accidentelle Erkrankungen herbeigeführt 
werden. Holzapfel (11) stimmt bezüglich der Vorzüge der Tempe- 
raturbestimmung im Rektum bei und stellt fest, dass die Differenz 
zwischen Achselhöhlen- und Rektumtemperatur zwischen 2,1 und 2,9- 
Zehntelgraden schwankt. Köstlin (15) wendet sich gegen die Rektal- 
messung, indem er betont, dass eine Hauptsache bei der Messung das 
gewissenhafte Ablesen des Thermometers ist, das bei der Rektalmessung 
gerade so unterlassen werden kann wie bei der Achselhöhlenmessung, 
und dass z. B. gerade bei erkrankten Wöchnerinnen das täglich zweimal 
nöthige Einnehmen einer Seitenlage Gefahren mit sich bringen kann. 
Hiergegen wird von Sarwey (24) eine auf 2325 Fälle basirte Statistik 
der Tübinger Klinik aufgeführt, welche bei einer Morbidität von 8,9°;o 
(Messungen nur bis zum achten Tage) und einer Mortalität von 0,047 %0 
nichts von einer Zunahme der Temperaturerhöhungen oder der Infek- 
tionsfälla durch die Rektalmessungen erkennen lässt. 


4. Prophylaxis und Therapie. 


l. Acconci, Sulla scelta del metodo di assistenza al parto. La clinica 
moderna. Fasc. 3 e 11. 

2. Adam, Puerperal fever treated by antistreptococcic serum, followed im- 
mediately by enteric fever, recovery. Brit. Med. Journ. London 1896. Vol. 
JI, pag. 1825. 

3. Archangelsky, Drei Fälle von Serotherapie puerperaler septischer Er- 
krankungen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Mai. (Archan- 
gelsky hat in drei Fällen schwere puerperale Erkrankungen mit Anti- 
streptokokken resp. Staphylokokkenserum aus dem Institut für experi- 
mentelle Medizin zu St. Petersburg behandelt. Er schickte keine bakterio- 
skopische Untersuchung voraus, sondern entschied sich zu dem betreffenden 
Agens ex juvantibus et nocentibus. Archangelsky ist mit dem Erfolg 
sehr zufrieden.) (V. Müller.) 


11. 


12. 


20. 


21. 


23. 


Puerperale Wundinfektion. 87 


. Aronson, H., Ueber Antistreptokokkenserum. Berliner klin. Wochenschr. 


1896. Nr. 32. 


. Baldy, Antistreptococcic serum in a case of acute puerperal Iymphan- 


gitis and phlebitis. Amer. Journ. obst. May, pag. 645. 


. Bayer, Ueber Serumtherapie bei Puerperalfieber. Ges. f. Geb. u. Gyn. 


za Köln. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 303. 


. Beuttner, Ueber Antisepseis und Asepsis in der Geburtshilfe. Sep.-Abdr. 


a. d. „Wiener Klinik“. Urban & Schwarzenberg, Wien u. Leipzig. 


. Bonnaire, The treatment of puerperal infection. Internat. Clin. Phil. 


1896. Vol. II. 


. Boyd, The importance of exploring the birth canal in search of the seat 


of puerperal infection. Internat. Clin. Phil. Vol. Ill, pag. 276. 


, v. Braun-Fernwald u. Hübl, Zur Frage über die Verwendung der 


Asepsis und Antisepsis in der Geburtshilfe. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 
4. 

Budin, P., Femmes en couches et Nouveau-nds. Octave Doin. Paris. 
616 pag. | 

Bufalini, Laparotomia in un caso di peritonite puerperale purulenta. Il 
Raccoglitore medico. Roma. Vol. XXIII, Fasc. 3. (Fall von Peritonitis 
septica puerperalis. Laparotomie. Desinfektion des Bauchfelles mit warmer 
Bor- und Salioylsäurelösung. Drainage durch die Bauchwunde mit Jodo- 
formgaze. Heilung nach zwei Monaten.) (Herlitzka.) 


. Campbell, Notes of a case of septic infection after childbirth success- 


fally treated by antistreptococcic serum. Glasgow M. J. Vol. XLVIII, 
pag. 382. 


. Chaleix, Sur un cas d'infection puerpérale généralisée et traitée par la 


sérotherapie. Gaz. hebd. de sc. méd. de Bordeaux. Tom. XVIII, pag. 222. 


. Charles, Traitement de la septicémie puerpérale. J. d’accouch. Liège. 


Tom. XVIII, pag. 168. 


. Chason, J. D., Puerperal septicemia, its cause and treatment. Ann. of 


Gyn. and Paed. Vol. X, Nr. 9. (Bekanntes. Ref.) 


. Cioffi, Un altro caso di guarigione di endometrite difterica di origine 


puerperale, curato col siero di Behring. Gaz. des osp. Milano. Vol. XVIII, 
pag. 715. 


. Clark, Submammary infusions of Salt solution in primary anemia, in 


shok and in septic infection. The amer. Journ. obst. Vol. XXXV, June, 
pag. 825. 


. Colson, Un cas de septic6mie puerp6erale aiguë guérie par les injections 


souscoutandes de liquide physiologique. Ann. Soc. med.-chir. de Liege 
1896. Tom. XXXV, pag. 400. 

Cummins, Case of puerperal septicaemia treated by antistreptococous 
serum, with recovery. Brit. med. Journ. London. Vol. 1, pag. 39. 
Damato, Antisepsi e cura delle febbri puerperali. La Puglia Medica. 
Basi. Nr. 10. (Herlitzka.) 


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the use of the serum; also two failures. Amer. Journ. obst. Mai, pag. 645. 
— Antiseptic dressing of the genital tract after operative delivery. 
Therap. Gaz. Detroit. Vol. XIII, pag. 148. 


N 


25. 


26. 


29. 


30. 


31. 


32. 


33. 


35. 


36. 
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38. 


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40. 


41. 


42. 


43. 


45. 


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und möchte, dass die innere Untersuchung sehr beschränkt und durch 
die äussere ersetzt werde. (Herlitzka.) 
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‚empfiehlt besonders für solche Fälle von puerperaler Infektion, die sich 


sehr lange hinziehen und allen anderen Mitteln trotzen, die Fochier’sche 
Methode der künstlichen Provokation von Abscessen. Diese Methode hatte 
in einem Falle, wo sie am 75. Tage p. part. zur Anwendung kam, sehr 
günstigen Erfolg und bietet keinerlei Nachtheile dar.) | 

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ponade zum Zwecke der Dilatation eine Perforation herbeigeführt worden 
war. Ref.) 

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119. Weiland, Das Chlorwasser in der Geburtshilfe. Aerztliche Mittheilgn. 
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(Neugebauer.) 


a) Prophylaxis. 

Ueber die Prophylaxe des Puerperalfiebers liegen im Berichtsjahre 
keine Arbeiten vor, welche neue und wesentliche Gesichtspunkte bringen. 
Es wird je nach der Stellung zur Selbstinfektionslehre für oder gegen 
die prophylaktische Scheidendesinfektion, für Einschränkung der inneren 
Untersuchung, für und gegen Asepsis, für Asepsis und Antisepsis u. s. w. 
eingetreten. Die meisten diesbezüglichen Empfehlungen finden eich in 
den sub 3 besprochenen statistischen Arbeiten, deren Zahlen dann zu- 
gleich als Beleg für die empfohlene Methode dienen. Krönig sah 
bei Anwendung und Unterlassung der inneren Desinfektion keinen 


Puerperale Wundinfektion. 813 


Unterschied in der Morbidität, ebensowenig bei innerlich untersuchten 
und nicht untersuchten Frauen, er hält die Scheidenkeime für unge- 
fährlich und die innere Desinfektion deshalb auch bei operativen Ge- 
burten für unnöthig, die Zulassung von Frauen mit sogen. pathologischem 
Scheidensekret zu Touchirübungen für gestattet. Desgleichen glaubt 
Bumm, dass die Mehrzahl der leichten Fieberfälle im Wochen- 
bett, welche er auf putride Zersetzung und Stauung des Lochialsekretes 
zurückführt, durch die prophylaktische Desinfektion der Scheide nicht 
beeinflusst wird. Hofmeier tritt für die präliminare Desinfektion 
der Scheide durch sanftes Ausreiben mit !ig0/vo Sublimatlösung nach 
der Methode von Steffeck ein und hält dieselbe besonders in An- 
stalten, die dem Unterricht dienen, zur Erzielung guter Resultate für 
nöthig. v. Rosthorn findet keinen wesentlichen Unterschied der 
Morbidität bei Anwendung oder Unterlassung der Scheidendouche, em- 
pfiehlt sie aber beim Vorhandensein eines pathologischen Scheiden- 
sekretes. v. Braun-Fernwald und Hübl treten besonders unter 
ungünstigen äusseren Bedingungen für die Beibehaltung der Antiseptik 
ein, Godson (36) für die Anwendung des Sublimates, dem er eine 
bedeutende Verbesserung der Morbidität und Mortalität am City of 
London Lying in Hospital zuschreibt. 

Die Anleitung zur Antisepsis und Asepsis in der Geburtshilfe von 
Beuttner (7) ist besonders für den Praktiker berechnet, dem in 
kurzen Zügen die wichtigsten Punkte der Desinfektionslehre in Rück- 
sicht auf die einzelnen Akte der Geburt und die Eingriffe des Geburts- 
helfers vorgetragen werden. (Bedenklich erscheint die Empfehlung von 
heissen Sublimatspülungen (!/2°/o0) nach der manuellen Placentar- 
lösung. Ref.) 

Acconci (1) glaubt an die Möglichkeit einer Autoinfektion, die 
von der Anwesenheit von Streptokokken in der Scheide herrührt; 
aber er betont, dass dieselbe dem allgemeinen und lokalen Zustand der 
Gebärenden und nicht einzig den Streptokokken selbst zuzuschreiben 
sei. Daraus schliesst Verf., dass in den Fällen, in denen die mütter- 
lichen Gewebe irgendwie gelitten haben und in jenen, in welchen der 
allgemeine Stoffwechsel abnorm ist, die Desinfektion der Scheide und 
die rasche Beendigung der Geburt zweckmässig sind. (Herlitzka.) 

Miranda (78) wünscht besonders die innere Untersuchung zu be- 
schränken, während Mulert (82) umgekehrt die Beschränkung der 
inneren Untersuchung, wie sie jetzt vielfach empfohlen wird, bekämpft 
und besonders auch deshalb für nicht angebracht hält, weil dann der 
praktische Arzt jede Uebung im Untersuchen verlieren würde. 


814 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Ueber Desinfektionsvorschriften für Hebammen sieke unter Heb- 
ammen wesen. 


Ausgedehnte und wissenschaftlich exakte Untersuchungen über die 
Wirkung von Desinfektionsmitteln auf Bakterien sind von Krönig 
und Paul (61) in der Absicht angestellt worden, die erhaltenen Re- 
sultate zur Ausarbeitung praktischer Desinfektionsmethoden verwenden 
zu können. Obgleich in der Litteratur eine grosee Zahl von Beobach- 
tungen über die Wirkung verschiedener Desinficientien auf Bakterien 
in reinen Lösungen vorliegen, so mussten doch von Neuem Versuche 
angestellt werden, da die Resultate zum Theil sehr von einander ab- 
weichen und nicht direkt mit einander vergleichbar sind. Die Versuche 
sind vielfach nicht unter gleichen Bedingungen, z. B. Einhaltung der 
gleichen Temperatur der Lösung, Wahl des gleichen Testobjektes u. s. e. 
ausgeführt worden. Um den Desinfektionswerth verschiedener Lösungen 
vergleichen zu können, müssen folgende Bedingungen eingehalten werden. 

1. Zunächst müssen äquimolekulare Mengen der betreffenden Stoffe 
bei einer vergleichenden Versuchsreihe angewendet werden. 

2. Die als Testobjekt dienenden Bakterien müssen gleiche Wider- 
standsfäbigkeit haben. 

3. Die Anzahl der zu vergleichenden Versuchen verwendeten Bak- 
terien muss die gleiche sein. 

4. Die Bakterien müssen in die desinfizirenden I,ösungen gebracht 
werden, ohne dass etwas von dem Nährsubstrat, auf dem sie gezüchtet 
sind, mit übertragen wird. 

5. Die Desinfektionslösungen müssen stets dieselbe Temperatur 
haben. 

6. Nach der Einwirkung der desinfizirenden Mittel müssen die 
Bakterien wieder möglichst vollständig von diesen befreit werden. 

7. Die Bakterien müssen, nachdem sie der Einwirkung der des- 
infizirenden Lösungen ausgesetzt sind, auf gleichen Mengen desselben 
günstigen Näbrbodens bei gleicher Temperatur, wenn möglich beim 
Optimum, zum Wachsthum gebracht werden. 

8. Die Zahl der noch vermehrungsfähig gebliebenen Bakterien, 
welche auf festen Nährböden Kolonien gebildet haben, muss nach Ab- 
lauf derselben Zeit festgestellt werden. 

Unter diesen Bedingungen wurden die verschiedenen Salze, Säuren, 
Basen, Halogene, Oxydationsmittel, organische Verbindungen (Solveol, 
Solutol, Lysol, Phenol, Formaldehyd) durchgeprüft. Die Verff. ziehen 
folgende Schlussfolgerungen : 


Puerperale Wundinfektion. 815 


1. Vergleichende Untersuchungen über die Giftwirkung verschie- 
dener Stoffe müssen mit äquimolekularen Mengen angestellt werden. 

2. Die Desinfektionswirkung der Metallsalzlösungen hängt nicht 
allein von der Konzentration des in der Lösung befindlichen Metalls 
ab, sondern ist abhängig von den spezifischen Eigenschaften der Salze 
und des Lösungsmittels. 

3. Lösungen von Metallsalzen, in denen das Metall Bestandtheil 
eines komplexen Ions und demnach die Konzentration der Metallionen 
sehr gering ist, desinfiziren ausserordentlich wenig. 

A Die Wirkung eines Metallsalzes hängt nicht nur von der spe- 
zifischen Wirkung des Metallions, sondern auch von der des Anions, 
bezw. des nicht dissociirten Antheils ab. 

5. Die Halogenverbindungen des Quecksilbers (inkl. der des Rho- 
dans und Cyans) wirken nach Massgabe ihres Dissociationsgrades. 

6. Die Desinfektionswirkung wässeriger Mercurichloridlösungen 
werden durch Zusatz von Halogenverbindungen der Metalle und von 
Salzsäure herabgesetzt. Es ist wahrscheinlich, dass diese Verminderung 
der Desinfektionskraft auf einer Rückdrängung der elektrolytischen Dis- 
sociation beruht. 

7. Die Desinfektionswirkung wässeriger Lösungen von Mercuri- 
nitrat, Mercurisulfat und Mercuriacetat wird durch mässigen Zusatz von 
Natriumchlorid wesentlich gesteigert. 

8. Die Säuren desinfiziren im Allgemeinen im Verhältniss ihres 
elektrolytischen Dissociationsgrades, d. h. entsprechend der Konzentration 
der in der Lösung enthaltenen Wasserstoffionen. 

Den Anionen, bezw. den nicht dissociirten Molekeln der Flusssäure, 
Salpetersäure und Trichloressigsäure kommt eine spezifische Giftwirkung 
zu. Diese spezifische Wirkung tritt mit steigender Verdünnung gegen- 
über der Giftwirkung der Wasserstoffionen zurück. 

9. Die Basen Kalium-, Natrium-, Lithium-, Ammoniumhydroxyd 
desinfiziren im Verhältniss ihres Dissociationsgrades, d. h. entsprechend 
der Konzentration der in der Lösung enthaltenen Hydroxylionen. 

Die Woasserstoffionen sind für Milzbrandsporen und in höherem 
Grade für den Staphylococcus pyogenes aureus ein stärkeres Gift als 
die Hydroxylionen bei gleicher Konzentration. 

10. Die Desinfektionswirkung der Halogene Chlor, Brom, Jod 
nimmt entsprechend ihrem sonstigen chemischen Verhalten mit steigendem 
Atomgewicht ab. 

11. Die Oxydationsmittel: Salpetersäure, Dichromsäure, Chlorsäure, 
Ueberschwefelsäure und Uebermangansäure wirken entsprechend ihrer 


816 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Stellung in der für Oxydationsmittel auf Grund ihres elektrischen Ver- 
haltens aufgestellten Reihe. Das Chlor passt sich dieser Reihenfolge 
nicht an, sondern übt eine sehr starke spezifische Wirkung aus. 

12. Die Desinfektionswirkung verschiedener Oxydationsmittel wird 
durch Zusatz von Halogenwasserstoffsäuren (z. B. Kaliumpermanganat 
mit Salzsäure) bedeutend gesteigert. 

13. Die Angaben Scheurlen’s, dass Phenollösungen durch Zu- 
satz von Salzen besser desinfiziren, konnten bestätigt werden. Eine ein- 
wandsfreie Erklärung für diese Erscheinung liess sich nach den bisher 
angestellten Versuchen nicht geben. 

14. Die bekannte Thatsache, dass die in absolutem Aethylalkohol, 
Methylalkohol und Aethyläther gelösten Körper fast ohne jede Wirkung 
auf Milzbrandsporen sind, konnten bei den geprüften Lösungen be- 
stätigt werden. f 

15. Die Desinfektionswirkung wässeriger Lösungen von Silber- 
nitrat und Mercurichlorid wird durch Zusatz von bestimmten Mengen 
von Aethylalkohol, Methylalkohol und Aceton wesentlich gesteigert. 

16. Die Desinfektionswirkung wässeriger Lösungen von Phenol 
und Formaldehyd nimmt mit jedem Zusatz von Aethylalkohol und Me- 
thylalkohol ab. 

17. In Bouillon, Gelatine, Körperflüssigkeiten u. s. w. oder in 
wässerigen Lösungen, denen derartige Flüssigkeiten zugesetzt sind, ist 
die desinfizirende Wirkung der Metallsalze im Allgemeinen geringer als 
in rein wässerigen Lösungen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Abnahme 
der Desinfektionswirkung auf einer Verminderung der Konzentration der 
Metallionen in der Lösung beruht. 

18. Aus der bakterientödtenden Kraft eines Stoffes einen Rück- 
schluss auf seine entwickelungshemmende Wirkung zu ziehen, ist un- 
zulässig. 

19. Es ist wahrscheinlich, dass bei der Entwickelungshemmung 
der elektrolytische Dissociationsgrad der Metallsalze eine geringe Rolle 
spielt und dass es nur auf die Konzentration des Metalls in der Nähr- 
lösung ankommt. 

20. Zwischen Konzentration und Giftwirkung der Quecksilberchlorid- 
lösungen bestehen gewisse allgemeine Gesetzmässigkeiten. Es ist wahr- 
scheinlich, dass sich ähnliche Beziehungen auch bei den Lösungen anderer 
Stoffe finden lassen. 

21. Die Giftwirkung der Metallsalze auf lebende Pflanzenzellen 
steht in gewissen Beziehungen zum elektrolytischen Dissociationsgrad. 


Puerperale Wundinfektion. 817 


b) Therapie. 

Die Heilbestrebungen beim Puerperalfieber stehen zur Zeit unter 
dem Zeichen der Serotherapie. Nicht weniger als 49 Publikationen 
über die Anwendung von Antistreptokokkenserum liegen im Berichts- 
jabre vor. Ein abschliessendes Urtheil über den Werth des Verfahrens 
lässt sich aber trotz der grossen Zahl der Arbeiten noch nicht gewinnen. 
Meistens handelt es sich um Einzelbeobachtungen und günstig ver- 
laufene Erkrankungen im Wochenbett, bei denen jedoch die Art des 
infizirenden Mikroorganismus oft gar nicht festgestellt ist und die des- 
halb keinen Anspruch darauf machen können, als wissenschaftliches 
Beweismaterial für die Wirkung des Antistreptokokkenserums zu gelten. 


Die neueren wissenschaftlichen Prüfungen des Antistreptokokken- 
serums sprechen sich nicht gerade zu dessen Gunsten aus. 


Aronson (4) betont in einer sehr lesenswerthen Arbeit zunächst 
die Schwierigkeit, als Ausgangsobjekt für die Herstellung des Serums 
einen möglichst virulenten Streptokokkus zu erhalten. Die natürlich 
vorkommenden Streptokokken sind meist nur wenig virulent, oft Kanin- 
chen gegenüber ganz unwirksam. Eine Steigerung der Virulenz wurde 
von Aronson in der bekannten Weise dadurch erzielt, dass der 
Streptokokkus durch den Körper einer grossen Reihe von Kaninchen 
geschickt wurde und aus dem Herzblut der gestorbenen Thiere immer 
wieder neue Kulturen zur Impfung weiterer Thiere gezüchtet wurden. 
Als Nährboden für die Streptokokken diente schwach alkalische Pferde- 
fleischbouillon mit Zusatz von 1/2°/o Pepton und !/ıo°/o Traubenzucker. 
Die wirksamsten, mit dieser einfachen Bouillon erhaltenen Kulturen 
waren schliesslich derart, dass ein Hundertmillionstel eem Kaninchen von 
1000 g Gewicht in zwei Tagen tödtete. Ein solch günstiges Ergebniss 
lieferte aber nicht jede Bouillon, trotz genauer Einhaltung derselben 
Bedingungen bei der Herstellung und trotz des gleichen Gehaltes an 
Nährstoffen und Alkali. Auch das mikroskopische Aussehen der Strepto- 
kokken wechselt sehr und zeigt bald lange Ketten, bald mittelgrusse 
bald auch nur Diplokokken und ganz kurze Ketten. Die auf das 
mikroskopische Aussehen der Kokken und das Verhalten der Bouillon- 
kulturen gegründete Unterscheidung von verschiedenen Streptokokken- 
arten, wie sie v. Kurt und v. Lingelsheim vorgenommen haben, 
muss fallen gelassen werden. Man kann durch steigenden Zusatz von 
Traubenzucker lange Streptokokken in ganz kurz wachsende verwandeln. 
Eine bestimmte Beziehung zwischen Virulenz und mikroskopischem Aus- 
sehen lässt sich nicht feststellen. 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 52 


818 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Die Versuche Aronson’s, ein wirksames Streptokokkentoxin her- 
zustellen, sind ziemlich ergebnisslos verlaufen, indem weder die Filtrate 
der Kulturen, noch die abgetödteten Bakterienleiber einen wirksamen 
Stoff lieferten. Zur Immunisirung und Gewinnung von Serum wurden 
lebende virulente Kulturen bei Esel und Pferd verwendet. Die Em- 
pfänglichkeit der einzelnen Thiere ist sehr verschieden und die Dosen 
sind ausserordentlich schwankend, nach denen intensive Reaktionen auf- 
treten. Das beste erhaltene Serum stammte von einem Pferde, das im 
Laufe von sechs Monaten ca. 3 Liter Bouillonkulturen erhalten hatte. 
Eine Dosis von 0,2—0,4 ccm dieses Serums, vorher eingespritzt, genügte, 
um ein Kaninchen von 1000 g gegen eine starke Streptokokkeninfektion 
zu schützen. Die Prüfung des Antistreptokokkenserums ist jedoch eine 
heikle Sache, weil man über ein konstant wirkendes Testgift resp. eine 
dementsprechende Kultur nicht verfügt. Nur vergleichende Serum- 
prüfungen geben ein einigermassen genaues Bild von der Wirksamkeit 
eines bestimmten Antistreptokokkenserums. Bei solchen vergleichenden 
Versuchen stellte sich heraus, dass das Marmorek’sche Serum aus 
dem Institut Pasteur gegenüber den Streptokokken Aronson’s 
nahezu völlig unwirksam war und in einer Dosis von 1 ccm nicht ein- 
mal den Tod des infizirten Versuchsthieres hinausschieben konnte. Diese 
mangelnde Wirksamkeit erklärt Aronson aus der Wirkung der Zeit, 
welche nach drei Monaten mindestens 90°/ọ der Antikörper in vorher 
als wirksam erkanntem Serum zerstörte. Im Gegensatz zum Diphtherie- 
heilserum sind die Streptokokkenantikörper auch in mit 0,5 /o Phenol kon- 
servirtem Serum nicht haltbar. Wie auch schon Denys und Mar- 
chand beobachtet haben, besteht ferner eine direkte baktericide 
Wirkung des Serums gegenüber den Streptokokken nicht. Aronson 
ist der Ansicht, dass wir noch weit entfernt sind von der sicheren 
Entscheidung der Frage nach dem praktischen Werth des Antı- 
streptokokkenserums, die Schwierigkeit der Prüfung des Serums und 
die mangelhafte Haltbarkeit der Antikörper kompliziren das Problem 
ausserordentlich. 

Ebenfalls negative Resultate erhielt mit dem Marmorek’schen 
Serum Petruschky (88). Er konnte weder irgendwelche Schutzwir- 
kung nachweisen, noch bestätigen, dass die von Marmorek ange- 
wandten Kulturverfahren Streptokokken von besonders starker Virulenz 
liefern. Dagegen fanden Merieux und Nieman (76), dass das 
Serum aus dem Institut Pasteur schon in der Dosis von 0,1 ccm, 
das Serum Vaise in der Dosis von 0,2 ccm gegen die 10 fache tödt- 
liche Dosis des Streptokokkus Marmorek schützte und empfehlen 


Puerperale Wundinfektion. 819 


daher die Anwendung des Antistreptokokkenserums zu therapeutischen 
Versuchen beim Menschen. 

Auf dem internationalen Kongress in Moskau referirten Wallich 
(103) und Weinstein (117) über die Wirkung der Serotherapie beim 
Puerperalfieber. 

Wallich betont, dass Antistreptokokkenserum nur anwendbar ist 
bei der Streptokokkeninfektion, vorläufig aber die Diagnose dieser Art 
der Infektion klinisch nicht gestellt werden kann (was nicht richtig ist, 
denn Mikroskop und Kulturglas gestatten sehr wohl die Fälle von Strepto- 
kokkeninfektion sicher zu differenziren, Ref... Die Wirksamkeit des 
Serums kann nicht an Einzelfällen, sondern nur durch zahlreiche Beob- 
achtungen an einer Klink studirt werden. Dies geschah von Seite 
Wallich’s an der Clinique Baudelocque von Professor Pinard. Zu- 
nächst wurde eine Reihe von Thierversuchen angestellt, die vor allem 
zeigten, dass das Marmorek’sche Serum auf trächtige Thiere keine üblen 
Folgen ausübt. Die zweite Frage, welche zu entscheiden war, ging 
dahin, ob das gewöhnliche Antistreptokokkenserum, welches durch 
Streptokokken beliebiger Provenienz gewonnen war, auch in solchen 
Fällen wirksam blieb, wo die Thiere mit Streptokokken, die von Puer- 
peralfieber herrührten, geimpft wurden. Es kam ein schwächeres und 
stärkeres Serum zur Anwendung; das erstere zeigte bei den infizirten Thieren 
keinen deutlichen Effekt, das zweite wurde erst zu kurze Zeit gebraucht, 
um einen sicheren Rückschluss zu gestatten. Drittens wurde die Einwir- 
kung des Serums auf puerperale Streptokokken im Reagenzglas geprüft, 
wobei sich ergab, dass diese Pilze im Antistreptokokkenserum sehr wohl 
gedeihen und ihre Virulenz beibehalten. Die Wirkung des Serums im 
Körper kann deshalb höchstens eine indirekte sein, indem es eine ver- 
stärkte Phagocytose hervorruft. 

Die klinische Prüfung des Serums wurde auf zweierlei Weise vor- 
genommen. Erstens wurden solche Kreissende, welche der Infektion 
verdächtig waren (mangelhafte Desinfektion im Beginn der Geburt, 
lange Geburtsdauer, Blutungen, operative Fälle u. dgl.) prophylaktisch 
mit Serum behandelt. Es sind im Ganzen 383 Frauen, von denen 
58 erkrankten; sie bilden den dritten Theil der unter 2270 Wöch- 
nerinnen des Jahres 1896 überhaupt erkrankten. Die Statistik der 
vorausgehenden Jahre, wo ohne Serum nur die intrauterine Spülung 
in Anwendung kam, zeigt ähnliche Verhältnisse. Die allgemeine Mor- - 
bidität zeigt ebenfalls keine Differenz gegenüber den Vorjahren, eine 
Einwirkung des Serums auf die Quantität der Erkrankungen war also 
nicht festzustellen. Ebensowenig ist dies bezüglich der Qualität, d. h. 


52* 


820 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


der Schwere der Erkrankung bei den prophylaktisch Geimpften der 
Fall; unter den fünf Todesfällen des Jahres war bei vier prophylaktisch 
geimpft worden. 

Zweitens wurden 104 bereits infizirte Wöchnerinnen in kurativem 
Sinne mit Serum behandelt und zwar mit Mengen von 10—20—350 
und sogar 750 cem. Die Mortalitätsziffer an Septikämie ist gegenüber 
1895 etwas zurückgegangen (0,22 °/o gegen 0,24 "lol, aber gegenüber 1894 
(0,18°/v) sogar gestiegen. In zwei der Todesfälle, wo die bakteriolo- 
gische Diagnose gemacht werden konnte, handelte es sich um Strepto- 
kokkeninfektion. Die kurative Anwendung des Antistreptokokkenserum 
darf so lange nicht als einzige Behandlungsweise des Puerperalfieber: 
gelten, als nicht klinisch die Fälle von Streptokokkeninfektion sicher 
ausgeschieden werden können, man darf jedenfalls nicht verlangen, 
dass das Serum gegen alle Arten der Infektion sich wirksam erweist. 

Weinstein’s Referat bezieht sich im Wesentlichen auf Thier- 
versuche. Katzen wurde kurze Zeit nach dem Wurf durch die Scheide 
eine Streptokokkenkultur injizirt, welche nach zweimaliger Passage durch 
den Körper eine erhöhte Virulenz besass.. Ein Kontrollthier blieb un- 
behandelt, dem anderen wurde Marmorek’sches Serum injizirt, so- 
bald die Temperatur zu steigen begann. Während die nicht mit Serum 
behandelten Kontrollthiere hohes Fieber zeigten, starke Sekretion mit 
Streptokokken darboten, abmagerten, unter Eiterung im Becken allmäh- 
lich eingingen oder zwischen dem 10. und 15. Tage unter akuten Symp- 
tomen verendeten, hatten die mit Serum geimpften Thiere eine niedrigere 
Temperatur, geringe Sekretionen, welche keine oder nicht mehr virulente 
Streptokokken enthielten, blieben wohl und genasen. 

In zwei klinischen Beobachtungen (Sepsis nach Myomotomie und 
puerperale Septikämie) trat der Tod trotz der Seruminjektionen ein. 
Weinstein erklärt solche Misserfolge dadurch, dass es sich entweder 
nicht um Streptokokkeninfektion handelt oder die Injektionen zu spät 
oder in nicht genügender Dosis vorgenommen wurden. 

Savor (100) berichtet nach einer einleitenden Uebersicht über die 
bisherigen Versuche mit Antistreptokokkenserum über eine Reihe von 
Beobachtungen, welche bei Wöchnerinnen mit Puerperalfieber an der 
Chrobak’schen Klinik angestellt wurden. Es handelt sich im Ganzen 
um 19 Fälle, welche unter Beigabe der Temperaturkurven ausführlich 
beschrieben werden. 17 davon sind rein puerperale Fälle. In sämmt- 
lichen wurde die bakteriologische Untersuchung des Uterusinhaltes aus- 
geführt, die in 15 Fällen die Anwesenheit von Streptokokken in der 
Uterushöhle ergab. Ein Fall erschien als leichte Infektion, sechs Fälle 


N 


Puerperale Wundinfektion. 821 


waren mittelschwer, acht Fälle boten das Bild einer schweren Infektion 
dar. Der Erfolg blieb aus in sechs Fällen, einer dieser Fälle endete 
trotz grosser Serummengen letal, in zwei anderen Fällen entwickelten 
sich trotz Injektion von 20—60 ccm parametrane Exsudate. Zweifel- 
haft blieb der Erfolg in fünf Fällen, bei einem Erysipel sank die 
Temperatur zwar eklatant, doch breitete sich das Erysipel nach 25 ccm 
noch aus und trat nach der dritten Injektion ein Recidiv auf, das nach 
Behandlung mit essigsaurer Thonerde denselben Temperaturabfall zeigte, 
wie unter der Serumbehandlung. Anscheinend günstigen Einfluss auf 
den Verlauf der Temperatur zeigten fünf Fälle, doch ist nur ein schwerer 
Fall darunter. Zum Vergleich führt Savor noch 24 nicht mit Serum 
behandelte Fälle an; 14 derselben wurden intrauterin irrigirt, 10 gar 
nicht behandelt, die Temperatur fiel ohne jeden Eingriff ab und finden 
sich dabei ganz analoge rapide Temperaturabfälle wie nach den Serum- 
injektionen. Es sind diese Beobachtungen geeignet, dem Urtheil über 
die durch Serum erzielten Erfolge noch mehr Zurückbaltung aufzu- 
erlegen. Ein schädlicher Einfluss der Injektionen konnte nicht fest- 
gestellt werden und ist deshalb gegen die Fortsetzung der Versuche 
nichts einzuwenden, zumal es nicht ganz ausgeschlossen erscheint, auf dem 
Wege der Serumtherapie auch septischen Prozessen erfolgreich zu begegnen. 

Auch von Seite amerikanischer Aerzte liegt eine Reihe von Beob- 
achtungen über die Wirkung des Serums vor, welche nicht allzu sehr 
zu Gunsten desselben sprechen. 

Hirst (45) verwandte Marmorek’s Serum dreimal. In einem 
über einen Monat lang dauernden Fall von reiner Blutsepsis ohne nach- 
weiebare lokale Erkrankungen blieb das Serum ganz wirkungslos; das- 
selbe war der Fall bei einer Wöchnerin mit Thrombophlebitis. Bei 
einer dritten Patientin mit Sepsis nach Porro’schem Kaiserschnitt 
schien das Serum die Temperatur herabzusetzen, es entleerte sich aber 
zu gleicher Zeit ein Abscess durch die Vagina und ist es wahrschein- 
licher, dass hierauf der Temperaturabfall zurückgeführt werden muss. 
Hirst hat gegen das Serum verschiedene Einwände zu erheben: 1. be- 
einträchtigt es die bisherigen Behandlungsmethoden, welche in 4/5 der 
Fälle Heilung erzielen; 2. ist es schwer gleichmässig herzustellen ; 3. ist 
seine Anwendung vorläufig eine rein empirische und nur in ls der 
Fälle berechtigt, in denen es sich um Streptokokkensepsis handelt; 
4. ist es nicht gefahrlos (zwei Todesfälle von Gaulard und Bar und 
Tissier); 5. weiss bis jetzt Niemand, wie das Serum wirkt. Geschieht 
dies durch Hervorrufung von Hyperleukocytose, so besitzen wir dafür 
bessere Mittel. 


822 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


Norris (85) sah in einem Falle, den er als Iymphatische Infek- 
tion (Infiltration der Basis des Lig. lat. mit J,aceration des Cervix) 
raschen Abfall des Fiebers nach der Injektion, aber nachdem sechs 
Tage lang das Serum injizirt worden war, stellte sich ein Erysipel des 
Gesichts ein. 

Shoemaker (106) injizirte bei Sepsis nach Abort; die Injektionen 
bewirkten Temperatursteigerungen und die Patientin starb. 

Davis (22) berichtet einen Erfolg bei Sepsis nach Abort. Die 
Temperatur war aber schon vor Verabreichung des Serums in Abfall 
begriffen. In zwei anderen Fällen schwerer puerperaler Sepsis erwies 
sich das Serum wirkungslos, beide Frauen starben. 

Baldy (5) beobachtete in einem anscheinend günstigen und nicht 
schweren Fall puerperaler Infektion nach der ersten Injektion eine 
plötzliche Steigerung der Temperatur, vier Stunden nach der zweiten 
Injektion starb die Frau und Baldy wirft deshalb die Frage auf, ob 
das Serum tödtlich wirkte oder ob ein eigenartiger abnormaler Verlauf 
der Sepsis vorlag. Jedenfalls mahnt die Beobachtung zur Vorsicht in 
der Verabreichung des Serums. 

Ueber diese Fälle fand in der gynäkologischen Sektion des College 
of Physicians in Philadelphia eine eingehende Besprechung statt. 

Charpentier hat 40 mit Serum behandelte Fälle von Puer- 
peralfieber aus den verschiedenen Pariser Spitälern zusammengestellt 
mit 22 Heilungen und 17 maligem tödtlichem Ausgang (42,5 °/o). Zieht 
man fünf in extremis zur Behandlung gekommene Fälle ab, so bleibt 
immer noch eine Mortalität von 35,5°/0o. 25 mal war eine bakteriolo- 
gische Untersuchung angestellt worden, die 16 mal (9 Heilungen, 7 Todes- 
fälle) Streptokokken, 9mal daneben Staphylokokken oder Bact. coli 
(5 Heilungen, 4 Todesfälle) ergab. 

Viel bessere Resultate zeigt eine Zusammenstellung von Shober 
(101) aus englischen Spitälern. Von 21 injizirten Wöchnerinnen ge- 
nasen 17 und starben nur 4 == 19,04°/o, was theils auf die bessere 
Auswahl der Fälle, theils auf die grössere Wirksamkeit des Serums 
zurückgeführt wird. Es wurde 5mal Marmorek’s Serum (1 Todes- 
fall), 5 mal das Serum des Brit. Institute of preventive medicine (1 Todes- 
fall) 5mal das Serum des Pasteur’schen Institutes (1 Todesfall), 3 mal 
das Serum von Burrows und Wellcome (1 Todesfall) angewendet. 

Adam (2) wandte am 11. Tage post partum bei hohem Fieber 
und fötiden Lochien Serum an, es wurden im Ganzen 107 ccm, theils 
aus dem Institut Pasteur, theils aus dem bakteriologischen Institut 
von Lyon, injizirt. Das erste Serum hatte gar keine Wirkung, auf 


Puerperale Wundinfektion. 823 


das zweite sank die Temperatur, es entwickelte sich aber eine Enteritis, 
die an Typhus denken liess. Die Kranke genas. 

Murray berichtet über die völlig erfoļglose Anwendung des 
Antistreptokokkenserum von Gibier in einem Falle von „Ovarial- 
abscess“: Wegen Temperatursteigerung und Hochstand des Kontraktions- 
ringes manuelle Erweiterung des Cervix, hohe Zange, manuelle Lösung 
der Placenta. Fruchtwasser und Eihäute bei lebender Frucht bereits 
zersetzt (Bacillen und Streptokokken). Deshalb noch Ausschabung des 
Endometrium und Jodoformgazetamponade. Nach 24 Stunden Fieber. 
Am dritten Tage Seruminjektionen, am sechsten Tage wegen links- 
seitiger Schwellung Incision der Bauchdecken und Entleerung eines nicht 
abgekapselten Ovarialabscesses, dessen Eiter zum Theil in die Bauch- 
höhle fliesst. Fünf Stunden später Exitus. Bei der Sektion findet 
sich auf der linken Seite des Uterus eine Ulceration, die durch die 
Serosa noch etwas in die Muskulatur hineinreicht. Eine entsprechende 
Veränderung an der Serosa des adhärenten Colon transversum. (Der 
Fall ist unklar und aus der Beschreibung weder die Art der Verbrei. 
tung der Infektion noch die Art des entleerten Eiterherdes ersicht- 
lich. Ref.) 

Smith (108) berichtet über die erfolgreiche Anwendung von Anti- 
streptokokkenserum in einem Falle von schwerer septischer Peritonitis 
im Puerperium, welche am dritten Tage begann, mit sehr hohen Tem- 
peraturen und frequentem Puls (140) einherging. Bakteriologische Unter- 
suchung der Sekrete und des Blutes sind nicht angestellt worden. Die 
Injektionen (im Ganzen sechs) wurden vom fünften Tage an verabreicht, 
lokale Behandlung fand, abgesehen von einer Uterusspülung, die nichts 
zu Tage förderte, nicht statt. Smith ist der Meinung, dass das Serum 
zum Mindesten nichts geschadet hat, und dass die Peritonitis vielleicht 
durch Erguss des Contentums einer katarrhalisch entzündeten Tube ver- 
ursacht wurde. 

Eine Zusammenstellung im Brit. gyn. Journal bringt folgende 
Daten über die Resultate der Serumtherapie: Shober fand, dass 
von 21 in England während des Jahres 1896 veröffentlichten 
Fällen nur 190/0 starben. Hirst, Norris, Shoemaker, Davis, 
Baldy und Edmund verloren von 10 Fällen 5 und unter den günstig 
verlaufenen fünf Fällen waren nur zwei, in welchen eine günstige Wir- 
kung des Serums zu Tage trat. 

Bayer (6) sah bei der Anwendung von 150—180 g des Serums 
von Denys und Leclef zwar die Temperatur von 40° auf 37— 38° 
sinken, dann aber einen starken Schweiss ausbrechen, wobei das Herz 


824 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


schwächer wurde, die Temperatur wieder stieg und die Kranken rasch 
zu Grunde gingen. Bayer kommt zum Schluss, dass wenigstens bei 
der embolischen Form des Puerperalfiebers die Seruminjektion keinen 
Nutzen bringt. 

In einer sehr klar geschriebenen Abhandlung bespricht Grandin 
(38) die chirurgische Behandlung des Puerperalfiebers. 
Davon ausgehend, dass das Fieber entweder durch intrauterine Fäul- 
niss oder durch Infektion mit pathogenen Keimen entsteht, empfiehlt 
Grandin bei putrider Endometritis die Curette, die Ausspülung und 
die Tamponade der Uterushöhle Dagegen sind bei septischer Endo- 
metritis diese Mittel meist ohne Nutzen und sehr oft gefährlich; je 
weniger aktiv wir in solchen Fällen verfahren, desto besser. 

Ist die Sepsis über den Ort des Eintrittes hinausgegangen, und 
weiter im Uterus, in den Tuben und Övarien, im Peritoneum und im 
übrigen Körper verbreitet, so ist die Frage, wie man zu operiren hat, 
weniger schwierig, als die Frage, wann operirt werden soll. Wenn die 
Keime bereits im ganzen Körper verbreitet sind, nützt die Entfernung 
des Uterus und der Adnexe nicht mehr viel. Auf der anderen Seite 
ergiebt das Vorhandensein einer Infektion am Uterus und an den Adnexen 
an sich noch keine Indikation zur Operation und Verf. warnt vor zu 
raschem Vorgehen. Auch bei lokalisirter Peritonitis ist ein operativer 
Eingriff erst günstig, wenn der Eiterherd genau bestimmt werden kann 
und gut abgegrenzt ist. Bei allgemeiner septischer Peritonitis ist das 
beste, was die Chirurgie leisten kann, die Eröffnung der Bauchhöble 
durch multiple Incisionen, Irrigation uud Exstirpation des Uterus und 
der Tuben, wenn diese nachweisbar verändert sind, was aber gewöhn- 
lich nicht der Fall ist. 

Eine ausführliche Darstellung der chirurgischen Behandlung der 
Peritonitis, und speziell der puerperalen Peritonitis, giebt v. Winckel 
(121). Es sind hauptsächlich drei Punkte, welche in Frage kommen, 
und noch strittig sind. 1. Soll man nach der Entleerung des Exsu- 
dates im Bauchfell Spüluugen mit irgend einer Flüssigkeit machen? 
2. Ist der ursprüngliche Herd der Erkrankung, der puerperale Uterus, 
wegzunehmen ? 3. Ist es nöthig oder unnütz, eine Drainage des Bauch- 
fells vorzunehmen? Bezüglich der ersten Frage stellt v. Winckel 
zunächst die Ansichten der Autoren zusammen und kommt dann zum 
Schluss, dass die Spülung des Peritonealraumes bei der diffusen Peri- 
tonitis als wirksam und heilend zu empfehlen is. Auch bezüglich 
der Anwendung der Drainage mit Gummidrains und Jodoformgaze 
äussert sich v. Winckel zustimmend, sie hat den Zweck, den Abfluss 


Puerperale Wundinfektion. 825 


des Eiters, den man bei der Operation nicht hat entfernen können, zu 
sichern und ist deshalb nicht nur nicht unnütz, sondern wirksam: und 
unerlässlich. Dagegen ist es nicht gerechtfertigt, jedesmal den Uterus 
zu entfernen, nur wenn trotz des Zurückgehens der Peritonitis eine 
Eiterung des Beckengewebes eintritt, bleibt die Exstirpation des Uterus 
und seiner Adnexe das letzte Hilfsmittel und ist dabei der vaginalen 
Exstirpation der Vorzug vor der Porro-ÖOperation zu geben. 

Buffalini (12) und Tuttle (113) berichten über je einen Fall 
von eitriger resp. septischer Peritonitis im Puerperium mit Ausgang in 
Heilung nach Spülung und Drainage. 

Norris (83) führt zur Begründung der Nothwendigkeit frühzeitiger 
Untersuchung der Vagina in Fällen von puerperaler Sepsis folgende 
Beobachtung an: Normale Geburt, die ersten 10 Tage fieberfreier Ver- 
lauf, von da ab Fieber und deshalb dreimaliges Curettement mit Spü- 
lung der Uterushöhle. Die bimanuelle Untersuchung stellt Schwellung 
des linken Lig. lat. und Vergrösserung der linken Tube und des Ova- 
riums fest. Deshalb Laparotomie, wobei frische Adhäsionen zwischen 
der linken Tube, dem Ovarium und dem Darm gefunden und die Tube 
nebst dem Ovarium entfernt wurden. Gazetampon. Die Patientin starb 
vier Tage nach der Operation (die im Grunde genommen ganz nutzlos 
und unnöthig war. Ref... Bei der Obduktion fanden sich an der vor- 
deren und seitlichen Scheidenwand drei Geschwüre, welche der Aus- 
gangspunkt der Infektion gewesen sein sollen und durch deren früh- 
zeitige Desinfektion nach Ansicht des Verte die Weiterverbreitung des 
septischen Prozesses zu verhindern gewesen wäre. 

Lewis (63) und Robinson (96) empfehlen die Methode Fochier’s 
(Erzeugung künstlicher Abscesse im subeutanen Bindegewebe). Robinson 
hebt ihren Nutzen besonders für solche Fälle hervor, die sich sehr lange 
hinziehen und hatte bei ihrer Anwendung, die keinerlei Nachtheile dar- 
bietet, noch 75 Tage p. part. einen günstigen Erfolg. 

Ill (51) sah von der „Carossa“-Methode bei septischer Endometritis 
gute Erfolge. Die Methode besteht darin, dass der Uterus mit Gaze 
tamponirt und in diese mittelst einer Kanüle ständig 20°/o Alkohol 
mit oder ohne Rotterin eingeleitet wird, 20—50 ccm in der Stunde. 
Eine durchaus absprechende aber gerechte Kritik der „Methode“ hat 
Schücking (102) publizirt. 

Zu Gunsten der Vaporisation in der Therapie des putriden 
Abortus tritt Pincus (90) neuerdings ein. Voraussetzung ist, dass die 
Vaporisation nur dann angewendet werden darf, wenn keine Kompli- 
kationen in den Adnexen bestehen. Sie zerstört in geeigneten Fällen 


826 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


nicht nur die Keime, sondern bewirkt eine Bedeckung der frischen 
Wunden mit einem schützenden Coagulum und regt sehr energische 
Kontraktionen an, die die Wundfläche bedeutend verkleinern und die 
Involution fördern. 10 Fälle von Vaporisation bei putridem Abortus 
verliefen ohne Störung, 5mal hörte das Fieber sofort auf, in 2 Fällen 
trat Lysis ein und 3 waren überhaupt fieberfrei. Einmal musste nach 
drei Tagen die Vaporisation wiederholt werden. Pincus ist mit seinen 
Erfolgen so zufrieden, dass er die Vaporisation als Specificum in der 
Behandlung des putriden Abortus erklärt und glaubt, dass sie sich 
auch in der Therapie der unkomplizirten puerperalen Endometritis als 
Specificum bewähren wird. 


B. Andere Erkrankungen im Wochenbette. 


1. der Genitalien. 


1. Bossi, Utero atrofico e superinvoluzione uterina, note cliniche e ana- 
tomiche. Atti di Soc. ital. de ost. e gin. 1896. Roma. Bd. II, pag. 295. 

2. Green, Remarks on secondary puerperal haemorrhage, with report of 
2 cases. Boston M. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 152. 

3. Harrison, G. T., A case of inversio uteri post partum, with remarks 
upon the aetiologie of puerperal inversion of the uterus. The Amer. 
Gyn. and obst. Journ. Vol. X, Nr. 5. 

4. Marx, Major lesions of the genital tract in the puerpery. Med. News. 
N. Y. Vol. LXXI, pag. 715. 

ð — B., Inversion of the puerperal Uterus. The amer. gyn. and obst. J. 
Vol. XI, Nr. 4. 

6. Oui, Le thrombus puerpéral de la vulve et du vagin. Rev. prat. d’obst. 
et de paed. Paris. Tom. X, pag. 161. 

7. Owen, Notes of a case of haematoma following childbirth. Intercolon. 
M. J. Melbourne. Vol. II, pag. 306. 

8. Paris, Folie des femmes enceintes, des nouvelles accouchees et des nour- 
rices etc. Paris, A. Maloine. 

9. Pazzi, Sopra un caso non recidivo di inversione acuta dell’ utero puer- 
perale. Bull. delle scienze mediche di Bologna. Fasc. 417. (Aus der Beob- 
achtung eines Falles kommt Pazzi zum Schlusse, dass die Inversio uteri 
mehrere Entstehungsmechanismen haben kann, dass sie aber immer nur 
einer Ursache unterliegt, nämlich einer Unvollkommenheit der Uterus- 
architektur und dass das Recidiv sehr selten ist und nicht Sterilität be- 
dingt.) (Herlitzka.) 

10. Schimpf, Ueber puerperale Blutungen. Zeitschr. f. Wundärzte u. Ge- 
burtsh. Fellbach. Ed. XLVIII, pag. 195. 


11. 


13. 


15. 


16. 


10. 


12. 


13. 


14, 


Andere Erkrankungen im Wochenbette. 827 


Sjöberg Nils, Tvä fall af inversio uteri post partum. (Zwei Fälle von 
Inversio uteri post partum.) Bd. LIX, Nr. 3, pag. 348 - 55. 
{Leopold Meyer.) 


. Spinelli, Della inversione uterina. Rivista di ginecol. contemporanea. 


Napoli. Fasc. 1 e 2. (Spinelli beschreibt vier Fälle von Inversio uteri 
puerperalis und ist der Meinung, dass die Uterusmuskulatur verdünnt, er- 
weicht sein und den physiologischen Tonus verloren haben muss, damit die 
Inversio, aktiv oder passiv, stattfinden kann.) (Herlitzka.) 
Témoin, Deux observations de suppuration pelvienne d'origine puerpérale 
compliquées de kyste dermoïde de l'ovaire. Assoc. franç. de chir. Proc. 
verb. Paris. Tom. X, pag. 925. 


. Walther, Spätblutungen im Wochenbett, verursacht durch Placentar- 


polypen. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. Frankurt. Bd. VI, pag. 333. 
Weber, Zur Behandlung puerperaler Inversionen der Gebärmutter. Jurnal 
akuscherstwa i shenskich bolesnei. November. (V. Müller.) 
Wettergren, Haematoma vulvae et vaginae intra partum. Eira. Stock- 


holm. Bd. XXI, pag. 603. 


2. des übrigen Körpers. 


. Atkinson, Embolism of the pulmonal artery more as two months after 


delivery, death. Brit. M. J. London. Vol. I, pag. 203. 


. Bauer, Puerperal thrombosis. Cleveland J. M.. Vol. II, pag. 24. 
. Blake, A case of retention of urine in a puerperal woman with extreme 


dilatation of the bladder. Clin. J. London. Vol. IX, pag. 253. 


. Call, Acute tuberculosis in puerperal women. Boston M. and S. J. Vol. 


CXXXVII, pag. 342. 


. Cantarano, Cura e profilassi dei disturbi cerebrali del puerperio. La 


Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 1. (Herlitzka.) 


. Cutler, A case of puerperal polyneuritis following delivery. Boston M. 


and Surg. J. 1896. Vol. CXXXV, pag. 620. 


. Dirner, G., A gyermekágyi elmezavarról. (Ueber Wochenbettpsychosen.) 


Bába-Kalauz. Nr. 3. (Temesváry.) 


. Doléris, De l'éventration consécutive à la grossesse, son traitement méd. 


et chir. gyn. Paris. Tom. II, pag. 399. 


. Ehrlich, A case of septic pyelitis following cystitis, as a complication 


of the puerperium. Boston M. and S. J. Vol. CXXXVII, pag. 444. 
Eklund, Albuminuria in pregnant and puerperal women. Tr. Amer. Ass. 
Obst. and Gyn. 1896. Philad. Vol. IX, pag. 420. 


. Fry, H. D., Puerperal malarial fever. The amer. Journ. of obst. Vol. 


XXXV, pag. 1. 

Gessner, Kranke mit Peroneuslähmung nach schwerer Entbindung. Zeit- 
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 166. 

Goltmann, Sudden death in puerperium with report of 2 cases. Memphis 
M. month. Vol. XVII, pag. 145. 

Guillement, Température excessive indépendante de tout accident in- 
fectieux et chez une femme accouchée depuis onze jours. Gaz. méd. de 
Nantes. Tom. XV, pag. 124. 


828 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 


23. 


24. 


25. 


26. 


27. 


28. 


29. 
30. 


31. 
32. 


Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


. Hallervorden, Zur Pathogenese der puerperalen Nervenkrankheiten und 


der toxischen Psychosen. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LIII, pag. 661. 
Kennedy, Sciatica from compression during labor cured by massage ete. 
N. Y. M. J. Vol. LXV, pag. 423. 

Knauer, Aetiologische Zeit- und Streitfragen bezüglich der sog. Puerperal- 
psychosen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. Ergänzungsheft pag. 197. 
Köster, Ueber Entbindungslähmungen. Deutsches Arch. f. klin. Med. 
Bd. LVIII, pag. 257. 

van Konynenburg, J. C., Een geval van anurie. Nederl. Tydschr. v. 
Geneesk. Afl. 2, Nr. 97. (Eine gesunde XIIpara wurde am 19. Dezember 
von Konynenburg von einem todten, Smonatlichen Fötus entbunden. Quer- 
lage. Wendung. Die Pat. erlag am 26. Dezember. Während der Erkrankung 
bestand eine absolute Anurie. Der Katheterismus fiel jedesmal negativ aus, 
nur einige Tröpfchen einer hellen Flüssigkeit, welche keine Harpsäure enthielt, 
wurden herausbefördert (Schleim). Ausser einem weissen Belag auf den 
Tonsillen (ein Tag vor dem Tode) war nur Athemnoth zu konstatiren bei 
normalem Lungenbefund. Bei kräftigem Puls verschied die Patientin. Kein 
Lungenödem. Im Mundschleim liess sich keine Harnsäure nachweisen. 
Von den verschiedenen Momenten, welche Anurie veranlassen können und 
vom Verf. ausführlich erörtert werden, möchte hier vielleicht ein abnormer 
Zustand des Nervus vagus in Betracht kommen. (A. Myonlieff.) 
Leeson, Two cases of paraplegia after parturition. Edinb. M. J. n. s. 
Vol. I, pag. 411. 

Lehmann, Hemianopsie bei puerperaler Amaurose. Berliner klin. Wochen- 
schrift. 1896, pag. 1134. 

Martin et A. Halipré, Paralysie obstétricale. Normandie méd. Rouen. 
Tom. XII, pag. 117. 

Mizon, 3 cas d'érythème scarlatiniforme desquamatif consécutivement à 
des accidents puerpéraux; diagnostic, pathogénie. Nord. méd. Lille. Tom. 
III, pag. 167. e 

Musgrove, Subcutaneous emphysema following labour. Lancet. London. 
Vol. II, pag. 252. 

Neef, Malaria or sepsis in the puerperium. The amer. Journ. of obst. 
Vol. XXXV, pag. 130. (Diskussion dazu in der Gyn. and obst. Soc. of 
Baltimore ebenda.) 

Noera, Sulla polinevrite acute puerperale. Il Pisani, Gazz. Sicula Palermo, 


pag. 19. (Herlitzka.) 
Nyulasy, Case of puerperal pleuropneumonia. Brit. M. Journ. Vol. I, 
pag. 1090. 

Osler, Chills and fevers in post-partum anaemia. Montreal M. J. Vol. 
XXV, pag. 794. 


Rhein, Puerperal neuritis. Univ. M. Mag. Philad. Vol. IX, pag. 340. 
Saenger, Ueber Neuritis puerperalis. Mitth. a. d. Hamb. Staatskranken- 
anstalt. Bd. I, pag. 482. , 

Stack, Puerperal erythema. Lancet. London. Vol. II, pag. 1113. 
Stieber, Note sur un cas de névrite puerpérale localisée, survenue sans 
cause bien déterminée après un avortement de trois mois. Rev. obst. 
internat. Toulouse. Tom. III, pag. 111. 


Andere Erkrankungen im Wuchenbette. S29 


33. Vergely, Fièvre dans les suites de couches, somnolence, apathie dues à 
l'insuffisance hépatique. Mém. et bull. Soc. de méd. et chir. de Bordeaux, 
pag. 239. 

34. Vogt, H., Embolic af arteria pulmonalis. Helbreddse. Norsk Magaz. f. 
Lagev., pag. 1180. (Es wird über einen Fall von Embolie der Arteria 
pulmonalis mit Ausgang in Genesung berichtet. Die Embolie trat bei 
einer Wöchnerin auf, die nach einem normalen Puerperium am zehnten 
Tag das Bett verliess. Gleichzeitig werden drei andere Fälle, alle mit 
tödtlichem Ausgang, referirt.) (Kr. Brandt, Kristiania.) 

35. Webber, Puerperal traumatosis. Physician and surg. Ann. Detroit and 
Arbor. Vol. XIX, pag. 535. 

36. Wood, Psoas abscess following confinement. Brooklyn. M. J. Vol. XI, 


pag. 490. 
37. Zweifel, Ueber pötzliche Todesfälle bei Schwangeren und Wöchnerinnen. 


Centralbl. f. Gyn., pag. 1. 


Fry (11) berichtet über eine Reihe von Fällen von Malariafieber 
im Kindbett und hält dasselbe in Columbia für so häufig, dass er bei 
18°/o aller Wöchnerinnen des Gebärhauses Intermittens als Ursache 
des Fiebers ansieht. Von besonderer Wichtigkeit ist die Differential- 
diagnose zwischen septischem Fieber und Malariafieber. Im Allgemeinen 
ist das septische Fieber viel häufiger und thut man deshalb gut, jedes 
Fieber in der ersten Zeit des Puerperiums so lange als septisch zu be- 
handeln, bis nicht das Gegentheil erwiesen ist. Bei der Diagnose des 
Intermittensfiebers ist vor allem die Anamnese wichtig, welche auf 
vorausgegangene Anfälle hinweist. Eine völlig normale Entbindung, 
die unter antiseptischen Cautelen erfolgte, spricht eher für, eine schwierige 
künstliche Entbindung eher gegen Malaria. Weiter kommt der lokale 
Befund und der Erfolg der antiseptischen Behandlung in Betracht. Die 
Art des Fiebers, sein Auftreten, seine Dauer und Höhe können eben. 
falls Anhaltspunkte geben. Malariafieber kann zu jeder Zeit eintreten 
und zeigt gewöhnlich höhere Temperaturgrade als das septische und 
tiefe Remissionen. Der Puls ist dabei weniger frequent als bei Sepsis, 
das Aussehen der Patientinnen weniger schlecht, eine gewisse Empfind- 
lichkeit des Uterus kann jedoch ohne lokale Infektion auch bei Malaria 
bestehen. Ausschlaggebend ist der Nachweis von Plasmodien im Blute, 
wozu jedoch wiederholte Untersuchungen nöthig sind. 


Die Differentialdiagnose zwischen Malaria und Sepsis bespricht 
auch Neef (25) in einem Vortrage in der Gyn. and obst. Soc. in 
Baltimore. Ausser den bereits erwähnten diagnostischen Zeichen er- 
wähnt er, dass der Malariafrost die Sekretionen nicht beeinflusst, regel- 


80 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes. 


mässig wiederkehrt, von starkem Schweiss und rapidem Temperatur- 
abfall gefolgt und gewöhnlich mit Leber- und gastrischen Störungen 
verbunden ist. Es schliesst sich an den Vortrag Neff’s eine längere 
Diskussion an, in welcher über einzelne Beobachtungen von Malaria 
im Wochenbett berichtet wird. 


Der von Gessner (12) berichtete Fall von Peroneuslähmung be- 
sitzt deshalb eine besondere Bedeutung, weil die Lähmung nicht nach 
Zangenentbindung, sondern nach einer spontanen Geburt auftrat, die 
von der Hebamme durch Extraktion des Rumpfes beendigt wurde. 
Gessner führt die Lähmung auf den lang dauernden Druck des 
Kopfes bei engem Becken zurück, der auch zu einer Gangrän des Cervix 
und des oberen Theiles der Scheide mit nachfolgender narbiger Oblite- 
ration geführt hat. 


Zweifel (37) beschreibt einige Fälle von plötzlichem Tod im 
Wochenbett: 1. Uraemia acutissima bei beginnender Lungengangrän in 
Folge von aspirirten Speiseresten 2. 3. und 4. Embolie der Lungen- 
arterie, 5. und 6. Mitralinsufficienz (Schwangere), 7. Osteom der Hirn- 
häute über dem verlängerten Mark (Schwangere). 


Walther (14) giebt eine übersichtliche Darstellung der Spätblu- 
tungen im Wochenbett, als deren Ursachen der Reihe nach die mangel- 
hafte Involution, die Lösung eines Thrombus an der Placentarstelle, 
abnormer Inhalt der Uterushöhle, Blutcoagula, Eihäute, Placentarreste 
und -polypen, Lageveränderungen, Stauungshyperämien durch Herzfebler, 
Lungenerkrankungen, Verstopfung u. s. w. besprochen werden. Die 
Therapie soll stets eine kausale sein; ist ein Eingehen in die Uterus- 
höble nöthig, so ist der Gebrauch von Instrumenten wie Kornzange, 
Polypenzange und Curette möglichst einzuschränken und nur unter 
genauer Kontrolle des Fingers gestattet. 


10. 


11. 


Geburtshilfliche Operationen, 831 


IX. 


Geburtshilfliche Operationen. 


— 


Referent: Dr. J. Donat. 


Künstliche Frühgeburt. 


. Audebert, Parallèle entre l’accouchement prématuré et la symphyseotomie 


dans les bassins rétrécis. Gaz. hebd. des Soc. med. de Bordeaux. April. 
Siehe auch Thèse Paris, Steinheil. 


. Beck, G., Zur künstlichen Erweiterung des Cervix uteri mittels des Dila- 


tators von Bossi. Prager med. Wochenschr. Nr. 13. 


. Boyd, James P., The indications for and technique of the induction of 


premature labour. Albany med. Annals. Vol. XVIII, July 7. 

Bué, De la manoevre de Champetier de Ribes. Le Nord medical. Fevrier, 

pag. 37. 

Casiccia, Della dilatazione artificiale dell collo uterino specialmente 

nella provocazione del parto prematuro. Pammantone Nr. 1—2, pag. 49. 
(Herlitzka.) 


. Festenberg, Ein Fall von schwerer Chorea während der Schwangerschaft 


mit Uebergang in Manie. Heilung durch künstliche Frühgeburt. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 13. 

Graefe, Ueber die Einleitung bezw. Beschleunigung der Geburt durch 
intrauterine Kolpeuryse. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 29. Juli. 
Hoag, J.C., Artificial Dilatation of the Parturient Canal in Labour. The 
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X. February. 

Horn, Ueber die Erfolge der Prochownik’schen Diät zum Ersatz der 
Frühgeburt etc. bei engem Becken. Ges. f. Geb. zu Köln, 25. Nov. Ref. 
Centralbl. f. Gyn., pag. 645. 

Kleinhans, Die intrauterine Anwendung des Kolpeurynters. Monatsschr. 
f. Geb. u. Gyn. Bd. VII, Heft 2. 

Konrád, M. (Nagyvárad), A müvi abortus és koraszülés technikája. 
Biharmegyei orvosgyógyszeréozi egylet. Febr. (Konrád theilt ein neues 
Verfahren zur Einleitung des künstlichen Abortus mit, das darin besteht, 
dass er die Sänger’sche (flache, dünne, biegsame) Metallsonde mit Watte 
umgewickelt und in Jodtinktur eingetaucht in die Uterushöhle einführt. 
Die Sonde wird 2—3 Stunden lang mittelst Jodoformgazetamponade der 
Scheide fixirt, sodann entfernt und, wenn nothwendig, am nächsten Tage 
wieder eingeführt. Die Vortheile dieser in allen Fällen mit Erfolg angewende- 
ten Methode findet Konrád darin, dass eine Assistenz unnöthig ist, da man 
die Sonde auch in einem Röhrenspekulum einführen kann, diese Einführung 


13. 
14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


'19. 


20. 


21. 


22. 


23. 


24. 


25. 


26. 


27. 


29. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


sehr leicht und ohne jede Verletzungsgefahr des Uterus und der Frucht- 
blase gelingt und dass die Jodtinktur kontraktionserregend und zugleich 
desinfizirend wirkt.) (Temesväry.) 
Leusser, DieProchownik’sche Diät zur Erzielung kleiner Leibesfrtichte 
bei Beckenverengerung. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 30, pag. 830. 
Lucas, Die Uterusschwäche bei provozirten Geburten. Obstetr. Jan. 
Mandelstamm, Einige Bemerkungen zur Frage über die Abrasio uteri 
als Mittel für künstlichen gesetzlichen Abortus. Jurnal akuscherstwa i 
shenskich bolesnej. März. (Mandelstamm dilatirt nach Hegar, ent- 
fernt mittelst Fingercurette, Kornzange die Fruchtblase, kratzt dann mit 
einem scharfen Löffel aus und ätzt endlich mit 50°%/oiger Karbolsäurelösung.) 
(V. Müller.) 
Mensinga, Sozial-medizinische Epikrise zur Inaugural-Dissertation von 
Schelb-Bremen „über die Indikationen und Ausführung des künstlichen 
Abortus®. Referent Prof. Freund- Strassburg 1891. Der Frauenarzt. April. 
Meurer, R. T. J., Fall von Prochownik scher Diätkur. Klinischer Be- 
richt. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk. en Gyn. Bd. VIII, Heft 3. Centralbl. 
f. Gen Nr. 38. 
Michel, Est-il utile de provoquer l’accouchement chez une femme ayant 
eu des accès d’eclampsie? These de Paris. 
Mueller, A., Kolpeuryse und Ballondilatation des Cervix (Diskussion). 
Gyn. Ges. zu München. 21. V. 96. Ref. Monatsschr. f. Geb. Bd. VI, pag. 
116. 
— Zur Anwendung des elastischen und unelastischen Ballons in der Ge- 
burtshilfe.. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 41. 
Müller (Trier), De abortu medicali, eine neue wichtige Entscheidung des 
hl. Stuhles. Pastor bonus. Jahrg. VIII, Heft 3. 
Pobedinsky, Ueber Anregung von Frühgeburt mittels des Kolpeurynters 
und Ballons von Champetier de Ribes. Jurnal akuscherstwa i shens- 
kich bolesnej. September. (V. Müller.) 
Pradon, Ein Fall von „schwerer Entbindung‘, behandelt durch Diät. 
Hygiea. Bd. LVIII, pag. 327. Ref. Jahrg. 1896. 
Sachs, Zur Frage über die Ausführung des gesetzlichen künstlichen Abortes. 
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. December. (V. Müller.) 
Saft, H., Eine neue Methode der Anwendung des Glycerins zur Einlei- 
tung der künstlichen Frühgeburt. Deutsche med. Wochenschr. 1898, Nr. 3. 
Schulz, A., 71 Fälle von Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Inaug.- 
Diss. Halle. 
Stieda, Ueber die intrauterine Anwendung von Ballons zur Einleitung 
der Frühgeburt und des Abortus. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 3. 
Swayne, J.G., Einleitung der künstlichen Frühgeburt resp. des Aborts bei 
Krankheiten der Mutter, die nicht ein direktes Geburtshinderniss bilden. 
Bristol med.-chir. journ. 1896. März. 


. Tarrozzi, Dell’ azione della glicerina sull’ utero gravido. Arch. di farma- 


cologia e terapeutica. Fasc. 4. (Herlitzka.) 
Teissier, Quelques remarques sur l’accouchement prématuré provoqué 
et la symphyséotomie dans les bassins retrecis. These de Lille. 


Künstliche Frühgeburt. 833 


30. Vogt, H., Künstlich eingeleitete Frühgeburt bei engem Becken. Norsk 
Mag. for Laegevid. 1895, pag. 349—379. Ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 32. 
3l. Wienskowitz, Künstliche Frühgehurt durch Uterustamponade mittelst 
glyceringetränkter Judoformgaze. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 15. März 1898. 


Uebersieht man die neuere Litteratur über künstliche Frühgeburt, 
so könnte man von einer beginnenden „Aera der Ballondilatation“ 
sprechen. Seit Verwendung der intrauterinen Kolpeuryse zur Be- 
schleunigung der Gebyrt (Schauta) wurde die günstige Wirkung der 
über den inneren Muttermund hinaufgeschobenen und dann gefüllten 
Blasen durch immer neue Versuche bestätigt, mancherlei Modifikationen 
in Bezug auf Material, Form und Anwendung der Blasen wurden ange- 
geben, so dass sich diese Methode mehr und mehr Freunde erwerben musste. 
Sie wurde zur Unterstützung bei langsam verlaufenden Geburten, zur 
Einleitung von Frühgeburt, bei Placenta praevia und Eklampsie an- 
gewendet und hat, wenn auch nicht immer, so doch in den meisten 
Fällen solche Vortheile gebracht, dass sie wohl weiter empfohlen 
werden kann. 

Wir gehen näher auf die einschlägigen Arbeiten von Stieda und 
Graefe ein. Stieda (18) giebt uns an der Hand der Litteratur eine 
genaue Darstellung der neueren Methoden der Erweiterung des Uterus 
durch Einführung von Blasen (Metreuryse) und unterscheidet eine 
cervikale und supracervikale Metreuryse, als deren beider Haupt- 
vertreter Barnes und Tarnier gelten. Er bespricht diese Methoden 
und ihre vielfachen Modifikationen, ihre Erfolge und Misserfolge, nennt 
die Arbeiten von Schauta, Mäurer, Dührssen, Braun von 
Fernwald, A. Mueller und anderer, die sich eingehend mit der 
Ballondilatation beschaftigt haben und berichtet dann über 9 Fälle 
von künstlicher Frühgeburt aus der Giessener Klinik, in denen sich 
die supracervikale Metreuryse durchaus bewährt hat. 7 Mütter machten 
ein normales Wochenbett durch, 2 fieberten in Folge florider Phthise. 
Ein Kind starb an Meningitis und Pneumonie 5 Tage post partum, 
die anderen wurden lebend entlassen. Vor allem rühmt Stieda 
die prompte Wirkung des verwendeten Barnes- Fehling’schen 
Ballons, der als Fremdkörper Wehen erregt, die Ablösung der Eihäute 
bewirkt und in jedem Fall es ermöglicht, durch Zug am Ballon den 
Wehenreiz zu verstärken und den Cervix noch mechanisch zu dehnen. 
Letzteres ist im Allgemeinen bei Einleitung der Frühgeburt nicht noth- 
wendig, auch nicht zu empfehlen bei elastischen Blasen. Will man 
prinzipiell einen Zug am Ballon ausüben, dann sind solche aus nicht 
elastischem Material (Cham petier-Mueller) einzuführen. 

Jıhresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Oé 


834 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Den Barnes-Fehling’schen Ballon änderte Stieda dahin, 
dass derselbe die Verjüngung in der Mitte nicht besass, 8,5 cm breit 
und 10 cm lang war. Bis zu 680 cm Flüssigkeit konnten eingespritzt 
und dadurch ein Umfang des Ballons bis 32 cm erreicht werden. Verf. 
giebt bei solcher Ausdehnung dem dickwandigen Braun’schen Kol- 
peurynter den Vorzug, da er haltbarer ist. Nach eigenen und anderen 
Beobachtungen hält Stieda diese Methode der Erweiterung für 
Mutter und Kind für ungefährlich, ihre Anwendung eventuell unter 
Benutzung von Simon’schen Spiegeln und Anhaken der Portio ein- 
fach. Einen unverkennbaren Nachtheil des Ballons sieht Stieda 
in der nicht seltenen Veränderung der Kindeslage. Tritt die frühere 
günstige Lage des Kindes nach Ausstossung des Ballons nicht wieder 
ein, so sind Operationen nöthig, welche unter Umständen das Leben 
des Kindes in Frage stellen; auch ist es nicht selten nöthig, ein- 
zugreifen, wenn nach Ausstossung des Ballons Wehenschwäche eintritt. 
Trotzdem gilt die Ballondilatation ohne Zug für ein geeignetes Verfahren 
zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Soll sie bei der Einleitung 
des künstlichen Abortus wirken, so kann man den Zug nicht enibehren, 
wie drei citirte Fälle beweisen. Zum Schluss beschreibt Stieda 
genau das Verfahren, wie es vorläufig in der Klinik zur Einleitung 
der Frühgeburt geübt wird. 

In gleichem, empfehlenden Sinne spricht sich Graefe (6) über 
die intrauterine Kolpeuryse zur Einleitung der Frühgeburt aus. 
Er kritisirt zunächst die bekannten Hauptmethoden, Eihautstich, 
Krause’sche Methode, das Cohen’sche Verfahren, die Glycerin- 
anwendung nach Pelzer-Frank und deren Modifikationen von 
Kossmann, Theilhaber, Flatau. Wenn auch diese letzteren 
Methoden einen entschieden schnelleren Anfang bezw. Fortgang der 
Geburt herbeiführen als die ersten beiden, so haften ihnen doch neben 
grossen Gefahren bei Anwendung erheblicher Glycerinmengen Mängel 
genug an, oft müssen andere Erregungsmittel angewendet werden, vor 
allem gelingt es bei keiner der genannten Methoden, in kurzer Zeit 
die Geburtswege so zu erweitern, dass die Geburt im dringenden Fall 
ohne Schädigung von Mutter und Kind rasch beendigt werden kann. 
Dies ist aber mit Hilfe des intrauterinen Kolpeurynters und Dauerzug 
möglich, wie die vielen bisherigen Erfahrungen lehren. Graefe be- 
richtet nun über fünf eigene Fälle, betreffs deren Einzelheiten wir auf 
das Original verweisen; bei einer der Frauen wurde das Verfahren in 
der folgenden Schwangerschaft wieder mit Nutzen angewendet. Hier 
handelte es sich um Beckenenge, im 2. Fall, einer Vpara, zwang 


j Künstliche Frühgeburt. 835 


Eklampsie 4 Wochen ante term. zur Beschleunigung der Geburt. In 
kurzer Zeit nach Einführen des mit Is Liter abgekochtem Wasser ge- 
füllten Ballons setzen Wehen ein; Dauerzug eine Stunde lang, Blasen- 
sprengung, hohe Zange, lebendes Kind. Heilung. Im 3. Fall Placenta 
praevia mit schwerster Blutung. Auch hier rasche Eröffnung des 
Muttermundes durch den Kolpeurynter, Wendung und langsame Extrak- 
tion des todtien Kindes. Fall 4: künstliche Frühgeburt wegen 
Schwangerschaftsniere, 7 Minuten nach Einlegen der Blase gute Wehen, 
welche die Geburt in einer knappen Stunde spontan beendigen. Im 
5. Fall handelte es sich um spontanen Wasserabfluss im 7. Monat 
und Vorfall der Nabelschnur. Einleitung der Geburt durch Kolpeuryse, 
die trotz mancherlei Misslichkeiten (s. Orig.) doch in 5 Stunden die 
Geburt ermöglichte. 

Graefe schildert im Anschluss an seine Beobachtungen die 
Leistungsfähigkeit dieser Methode auch auf Grund der übrigen bekannt 
gemachten Fälle (Dührssen, Gerich, Mäurer, Füth u. A.) 
Durch das Verfahren selbst wurde keine der Mütter erheblich gefährdet, 
auch für die Kinder erwies es sich als günstig. Von den Indikationen 
der intrauterinen Kolpeuryse bespricht Graefe eingehend die Placenta 
praevia, die Eklampsie und die das Leben der Schwangeren bedrohen- 
den Krankheiten. 

Bei vorzeitigem Woasserabfluss und fehlenden Wehen wirkt: der 
Kolpeurynter an Stelle der fehlenden Geburtefaktoren. Einführung 
des besser mit !/2 Liter gekochtem Wasser oder schwacher Lysollösung 
zu füllenden Ballons ist einfach und aseptisch vorzunehmen. Der manuelle 
Zug ist wirksamer, darf aber nie forcirt werden, ohne Zug ist das Ver- 
fahren weniger brauchbar. Graefe ist überzeugt, dass dasselbe in der 
Hand des praktischen Arztes viel Segen stiften wird, da es sowohl die 
Geburt einzuleiten als zu beschleunigen im Stande ist. 

A. Mueller (18) weist in der Diskussion zu seinem Vortrag (s. Be- 
richt 1896) die Vorwürfe, welche der Ballondilatation gemacht wurden 
zurück. Zur Einleitung der Frühgeburt kann der Cervix erst durch 
andere Mittel leicht dahin erweitert werden, dass der Ballon dann ein- 
zuführen geht; sein Platzen beruht häufig auf einem zu starken Zug 
oder darauf, dass der Ballon ohne Ablassen eines Theiles seines In- 
haltes das betreffende Becken nicht passiren konnte. Wer Zug an- 
wenden will, muss feste Modelle nehmen; die Antiseptik des Ballons kann 
sicher durchgeführt werden; es ist freilich nicht selten, dass nach Aus- 
stossung des Ballons die Wehen aufhören, dann ist aber stets der 
Muttermund so weit, dass sofort jede angezeigte Operation durchzu- 


"är 


836 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


führen ist. Cervixzerreissungen sind sehr unwahrscheinlich, da sehr 
starker Zug nicht immer gleich angewendet wird (und bei fortschrei- 
tender Wehenthätigkeit der Muttermund auch dehnbarer wird. Ref.) 
Bei Placenta praevia wendet Mueller lieber die feste Scheidentamponade 
mit Watte an. In der Diskussion begrüssen ferner noch Klien und 
Stumpf die Ballondilatation als Fortschritt und empfehlen sie zur 
Nachahmung. 

Eine neue Form eines Gummiballons, einen „Excitator-Dila- 
tator des Cervix“ giebt Lucas (13) an: der Ballon wird ebenfalls 
zusammengefaltet in den Cervix eingeführt und vermittels eines Irri- 
gator3 von Eguisier nach und nach ausgedehnt. Lucas hatte 
auch nach einem Mittel gesucht, welches Wehen anregt und zugleich 
eine schnelle Erweiterung des Muttermundes bewirkt, da alle bisher zur 
Anwendung gekommenen Mittel zur Einleitung der künstlichen Früh- 
geburt nicht genügten, sie regen alle mehr oder weniger intensiv Wehen 
an, deren regelmässiger Fortgang aber erst auf die Erweiterung des 
Cervikalkanales Einfluss hat. 

In der Dissertation von Schulz (25) über 71 Fälle von Ein- 
leitung der künstlichen Frühgeburt aus der Hallenser Klinik wird die 
Cervikalkolpeuryse nach Barnes-Fehling in Fällen von Beckenenge 
als beste Methode empfohlen. 

Pobedinsky (21) berichtet über 20 Fälle künstlicher Frühgeburt, 
hervorgerufen durch den in die Gebärmutter eingeführten Kolpeurynter 
oder Ballon von Champetier de Ribes. Pobedinsky ist mit der 
Methode sehr zufrieden, da sie in allen Fällen rasch zum Ziele führte. 
Bei allen Mehrgebärenden gelang die Einführung von der 32. Schwanger- 
schaftswoche an ohne jegliche Schwierigkeit. Bei Ersigebärenden musste 
in einigen Fällen vorher eine Bougie für 5—6 Stunden eingelegt werden. 
Champetier de Ribes’s Ballon ist etwas schwerer einzuführen al: 
Braun’s Kolpeurynter; ausserdem ist er weniger dauerhaft, indem er 
zuweilen bei stärkerer Füllung platzt und auch der Schlauch bei stär- 
kerem Anziehen abreissen kann. Bei eingeführtem Braun’schen Kol- 
peurynter vermeidet es Autor, einen stärkeren Zug anzuwenden; der 
Kolpeurynter kann sonst leicht herausgleiten ohne eine volle Eröffnung 
herbeigeführt zu haben. (V. Müller.) 

Kleinhans (10) fasst die an der Prager deutschen Klinik für 
Geburtshilfe gewonnenen Erfahrungen in folgendem zusammen: 

1. Die Ballondilatation ist ein werthvolles Mittel zur Einleitung 
der künstlichen Frühgeburt, da sie schneller und sicherer als die bis- 
herigen wirkt. 


Künstliche Frühgeburt. 837 


2. Bei pathologischer Veränderung des Uterus kann sie im Stiche 
lassen; es kann auf eine kurz dauernde Wehenthätigkeit vollständige 
Wehenschwäche eintreten. 

3. Bei Eklampsie ist die Methode das beste Mittel, um auf schonende 
Weise eine baldige Entbindung zu ermöglichen. 

4. Zur Einleitung des Abortus ist die Methode weniger zu em- 
pfehlen, weil gewöhnlich hierzu eine der bisher gebräuchlichen Me- 
thoden als vorbereitende nöthig wird, welche als solche ebenso zum 
Ziele führt. 

5. Wegen der Nachtheile der Gummiballons dürfte es sich em- 
pfeblen, solche aus unelastischem Materiale — nach dem Modell von 
Champetier — zu verwenden. 

Beck (2) benutzte in drei Fällen den Dilatator von Bossi zur 
schnellen Erweiterung des Üervikalkanales und rühmt die sichere Wir- 
kung und leichte Handhabung des Instrumentes. Im ersten Fall, Ein- 
leitung eines Abortus wegen unstillbaren Erbrechens, war zweimal ein 
Bougie eingelegt worden, es trat Fieber und übelriechender Ausfluss 
ein, so dass eine weitere Indikation zur Beendigung des Abortus vor- 
lag, welche mit dem Dilatator in wenigen Minuten gelang. Im zweiten 
und dritten Fall sah Beck denselben Effekt bei unvollständigem 
Abortus. Beck will nach diesen Erfahrungen das Instrument zur 
Einleitung der Frühgeburt und zur Beschleunigung der Geburt bei 
Eklampsie empfehlen, da die Erweiterung so gelingt, dass entbindende 
Operationen daran angeschlossen werden können. 

Die Vorschläge Prochownick’s, durch entsprechende Diät einen 
Einfluss auf die Entwickelung des Kindes in utero auszuüben und da- 
durch die Einleitung der Frühgeburt bei Beckenenge zu umgehen, 
fanden weitere Anwendung, wie die Arbeit von Leusser (12), welche 
sich auch mit der Geschichte dieser Methode beschäftigt, lehrt. Er 
stellt die bisher bekannten Fälle zusammen und berichtet über eine 
eigene Beobachtung, über deren günstigen Verlauf er erstaunt war. Es 
handelte sich um eine 40 jährige IX para mit allgemein verengtem, 
platten Becken, bei welcher früher aber noch nie die Frühgeburt ein- 
geleitet worden war. 6 Kinder waren, wenn auch oft schwierig, aber 
spontan geboren, 1 mal Perforation, 1mal Wendung mit todtem Kind. 
Diät 10 Wochen lang genau nach Prochownick;-die Frau arbeitete 
dabei ebenso wie früher und vertrug die Entziehung gut. Der Nutzen 
war auffallend, innerhalb von kaum zwei Stunden wurde ein lebendes 
2900 g schweres, aber dabei mageres Kind spontan geboren, das auch 
weiter gut gedieh. Leider sind die Gewichte der früheren Kinder zum 


Kä Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Vergleich nicht angegeben, immerhin ist der Fall werthvoll, wegen 
seines prompten Erfolges und seiner gewiss nicht leichten Durchführuug 
in der Landpraxis. Leusser’s Vorschlag, diese Diät auch in Fällen 
vorzuschreiben, wo erfahrungsgemäss grosse Kinder trotz normalen Beckens 
schwierig geboren wurden, oder wo bei höherem Alter der Gebärenden 
sehr enge, weiche Geburtswege die Geburt erschweren könnten, ist wohl 
zu beherzigen. 


In dem Fall von Horn (9) war der praktische Erfolg sehr gut, 
weniger befriedigend der theoretische: 


Bei einer IV para mit allgemein mässig verengtem Becken, welche 
das erste Kind sehr schwer gebar (Zange) und trotz zweimal einge- 
leiteter Frühgeburt die Kinder nicht erhalten konnte, wurde am 2. Sept. 
1897 die Prochownick’sche Kur in der Klinik begonnen und bis 
zum 18. Oktober fortgesetzt; (letzte Menses Ende Dezember 1896). 
Die leichte Geburt erfolgte spontan, Kind 55 cm lang, 4100 g schwer, 
ziemlich gutes Fettpolster, ziemlich harte Schädelknochen. Horn er- 
klärt sich den Fall so, dass das Gewicht des Kindes ungefähr da 
stehen blieb, als die schon verspätet eingeleitete Diätkur der Mutter 
begann. Der Fötus hatte bereits genug Fett angesetzt, die weitere 
Zunahme und das Festerwerden der Knochen wurde durch die Diät 
der Mutter verhindert. Die Schwierigkeiten der Diätdurchführung 
liegen im Kostenpunkt, in der zu fordernden Energie und Willensstärke 
der Schwangeren und in der Wahl des richtigen Zeitpunktes für den 
Beginn der Behandlung. Horn zählt bereits 43 Fälle, erkennt den 
Misserfolg im 11. Fall Prochownick’s nicht an und berichtet bei 
dieser Gelegenheit das interessante Faktum, dass jene Frau sich seit- 
dem bereits zwei mal der Diätkur unterworfen und ihre Kinder glatt 
und spontan geboren hat. Auch die Widerstandsfähigkeit der Kinder 
im späteren Alter wurde inzwischen genügend nachgewiesen. 


Weiter noch einige Worte über dasGlycerin zur Einleitung der 
Frühgeburt. Seit Jahren bemühen sich immer wieder einzelne Aerzte, 
das zweifellos wehenanregende, aber als gefährlich wieder ver- 
worfene Mittel in neuer Form, in veränderter Weise anzuwenden, 
weil so oft andere Mittel im Stich liessen und damit die rechte Zeit 
der Schwangerschaftsunterbrechung zum Nachtheil für Mutter und Kind 
überschritten wurde. 


Wir verweisen auf unsere Referate in den Vorjahren, in welchen 
wir den jeweiligen Stand der Versuche und Erfolge mit Glycerin aus- 
führlich besprachen. In der vorliegenden Litteratur finden sich nur 


Künstliche Frühgeburt. 839 


zwei Arbeiten, welche sich ausser der oben citirten Arbeit von Graefe 
mit der Frage der Glycerinanwendung beschäftigen. Saft (24) berichtet 
aus der Breslauer Hebammenlehranstalt unter Heranziehung der bisher 
bekannten Litteratur über neue Versuche mit Glycerin in einer für den 
Organismus unschädlichen aber doch wirkungsvollen Weise. Die Er- 
fahrung hat gelehrt, dass grosse Mengen Glycerins schnell und sicher 
Wehen anregen, aber schaden, kleine Mengen unsicher oder gar nicht 
wirken. Saft wollte nun grössere Mengen Glycerins einführen, dessen 
wasseranziehende und damit wehenerregende Kraft benützen, aber doch 
einer Resorption schädlicher Glycerinmengen vorbeugen. Die Methode 
der Einleitung der künstlichen Frühgeburt in der Anstalt war folgende: 
Krause’sche Bougies; liessen diese im Stich, wurde an ihrer Stelle 
ein hohles Bougie mit einem am oberen offenen Ende befestigten 
Gummikondom eingeführt, welcher dann durch Einspritzen von 400 
bis 500 ccm Lysollösung aufgeblasen wurde. Die Eihäute wurden so 
in grösserer Ausdehnung von der Uteruswand abgelöst und durch den 
Fremdkörper zugleich Wehen ausgelöst. Saft ersetzte die Gummiblase 
durch ein Fischblasenkondom, also eine thierische Membran und füllte 
dieses mit Glycerin. Nach dem Gesetz der Membrandiffusion konnte 
dieses seine wasserentziehende Wirkung ausüben, ohne sofort in grösserer 
Menge resorbirt zu werden, 

Wie Versuche lehrten fand solche Diffusion wirklich statt, durch 
die Membran wurde Wasser angezogen, das austretende verdünnte 
Glycerin konnte zudem am Bougie leicht abfliessen. Verf. schildert 
die Technik der Anwendung dieser Methode, verlangt Wasserdichtigkeit 
der Fischblasen, welche in Aether entfettet und in Sublimatalkohol 
desinfizirt werden. Das mit der Blase armirte hohle Bougie wird nur 
soweit eingeführt, dass die Blase über den inneren Muttermund zu 
liegen kommt. Im Ganzen sind sieben Fälle so behandelt worden, die 
ersten vier als experimentelle mit 40—60 ccm Glycerin in der Blase. 
Durchschnittsdauer der Frühgeburt ca. 108 Stunden, während deren 
auch andere Methoden in Anwendung kamen. Eine Geburt verlief 
spontan, dreimal war Kunsthilfe nöthig. Die späteren drei Fälle ver- 
liefen durchschnittlich in 52 Stunden, hier wurde nur die Glycerinblase 
mit 100 cem Inhalt angewendet, bei einer Geburt war Kunsthilfe an- 
gezeigt, zwei verliefen spontan. Einmal nur wurde eine kurze Albu- 
minurie während der Geburt bis zum 2. Wochenbettstage beobachtet, 
die aber nicht auf Glycerin zurückgeführt wurde, sonst kamen Störungen 
nicht vor. Verf. sieht in der Glycerinblase nicht nur einen mechani- 
schen Reiz, sondern hält auch durch die Diffusion von Glycerin dessen 


Hi) Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


spezifische, wehenanregende Wirkung für sicher und zugleich für un- 
schädlich, da es in grösseren Mengen nicht resorbirt wird. 


Wienskowitz (31) empfiehlt zur Einleitung der Frühgeburt 
Jodoformgazetamponade des Cervix, taucht aber die oberen 15 cem des 
Gazestreifens in steriles Glycerin, wovon er etwa 15 ccm ansaugen und 
miteinführen lässt, — ein Verfahren, wie es schon Simpson 1893 
empfahl, der statt Gaze Watte in Glycerin tauchte und damit den 
Cervix tamponirte. 


Mit den Indikationen der künstlichen Frühgeburt befassten 
sich die Arbeiten von Boyd (3) und Swayne (27). Ersterer lässt 
von Beckenenge abgesehen folgende bestehen: Placenta praevia und 
Eklampsie, vorgeschrittene Fälle von Lungen- und Herzleiden, allge- 
meinem Oedem, Gelbsucht, Geschwülsten und Hydramnion; in Fällen, 
in denen bei früheren Schwangerschaften durch Placentarerkrankung 
die Früchte in der letzten Zeit absterben, oder wo der Kindskopf zu 
hart und gross zu werden pflegt, so dass die Geburt selbst bei normalem 
Becken zu schwer wird. Swayne (helt 13 Fälle von Schwanger- 
echaftsunterbrechung mit (Hyperemesis, Albuminurie, Hydramnios), von 
denen drei zu Grunde gingen, weil man zu lange gewartet hatte und 
warnt davor, die Mutter zu lange der Gefahr solcher bestehender Er- 
krankungen in der Schwangerschaft auszusetzen, zumal in solchen 
Fällen auch die Entwickelung des Kindes oft eine minderwerthige bleibt. 





Zange. 


l. Campbell, Ueber die Zange und die Sterblichkeit bei derselben. Brit. 
med. journ. Dec. 

2. Engel, G. (Kolozsvár), A fogómütét a magängyakoslatban. Orvosi Hetilap. 
Nr. 25—26 u. Wiener med. Presse. Nr. 21 u. 22. (Engel bespricht die 
Indikationen und Ausführungen der Zangengeburten während seiner 20- 
jährigen Privatpraxis. Er legte die Zange 7° mal an, und zwar 4d4mal 
(36,4° o) im Interesse der Mutter, siebenmal (8,9;e) im Interesse des Kindes, 
neunmal (11,5°.0) in beider Interesse, 13 mal (16,6°%) wegen Lebensgefahr 
der Mutter und fünfmal (6,4"e) wegen Lebensgefahr des Kindes. Von den 
Fällen war sechsmal Eklampsie, einmal Zwillingsgeburt, dreimal Gesichts- 
lage, zweimal Scheitelbeinstellung, zweimal Stirnlage, sechsmal enges Becken 
(nach Passiren der verengten Stelle), einmal Nabelschnurvorfall, zwein.al 
Placenta praevia vorhanden. Von den Müttern starben sechs (7,6° ei, von 
den Kindern 16 (20,5°c) und nach Abzug der macerirten Kinder 12 (15° »ı. 

(Temesväry. 


= 


-J 


Zange. 841 


. Fochier, Sur les applications du forceps dans les cas de presentation du 


parietal postérieur. V. Congrès de la Soc. Obst. de France. WÜÖbstetr. 
15. Juillet. 


. Gillespie, Forceps rotation in occiput posterior position of the vertex. 


The Amer. Journ. of Obstetr. and Dis. of W. ete. Vol. XXXVI, Nr. 236. 
August. 


. Heinricius, G., u. Mellberg, E., Om de pa barnbördshuset i Helsing- 


fors 1834—1895 utförda 1073 tangförlossningarna. (Ueber die im Lebär- 
hause zu Helsingfors 1834—1895 ausgeführten 1073 Zangenentbindungen). 
Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 2, pag. 315—50; 
Nr. 3, pag. 399—418. (Statistische Zusammenzählungen, die sich für ein 
kurzes Referat nicht cignen.) (Leopold Meyer.) 


. Hübl, H., Atypischer Forceps bei bedeutendem räumlichen Missverhältniss. 


lebendes Kind. Geb.-gyn. Ges. in Wien, 18. Mai. Ref. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 44. 


. Jellett, H., The use of the forceps in midwifery. Brit. med. Journ. 


Nr. 1916. 


. Mendes de Leon, Ueber forcipale Extraktion bei abnormer Drehung des 


Schädels. Niederl. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. Sitzung v. 10. März. Cen- 
tralbl. f. Gyn. pag. 1449. 


. Parke, W. E., When shall we use the Forceps? The Amer. (syn. and 


Obst. Journ. Vol. X, Nr. 2. February. 


. Queirel, Ueber Symphyseotomie und die hohe Zange. Ann. de gyn. 1896. 


Nr. 2. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 253. 


. Schulz, A., Die Anwendung der Zange in der kgl. Universitäts-Frauen- 


klinik zu Würzburg in den Jahren 1889—1895. Diss. Würzburg 1896. 
Centralbl. f. Gyn., pag. 41. 


. Stuhl, C., Anwendung der hohen Zange in der kgl. Universitäts-Frauen- 


klinik zu Berlin in der Zeit vom 1. Juli 1890 bis 31. Dezember 1895. 
Diss. Berlin. 


. Tótb, Ueber die Anwendung der hohen Zange mit besonderer Rücksicht 


auf das enge Becken. Arch. f. Gyn. Bd. LV, Heft 1. 
— Hohe Zange statt Wendung. Gyn. Sektion d. k. ungar. Aerztevereins. 
Budapest. April. 


. Vogt, H., Instrumental födalskjap ijordmodenpraktiken. Norsk Mag. for 


Laegevid., pag. 1216. 


Wie im letzten Jahresbericht beschäftigen uns auch in diesem 


einige Arbeiten über die „hohe Zange“, von denen die ausführlichste 
und interessanteste diejenige von Tóth (13) ist. Das Material dazu 
stammt aus der Klinik Tauffer in Budapest, in welcher innerhalb 
15 Jahren 7775 Geburten beobachtet wurden mit einer Frequenz von 
Zangenoperationen von 1,500. Unter diesen waren innerhalb der letzten 
10 Jahre 44 Fälle von hoher Zange, welche wohl geeignet sind, die 
Berechtigung dieser Operation zu illustriren. Der literarische Streit 
über den Werth und über die Gefahren der Zange bei hochstehenden: 


842 Geburtshilfe. Geburtshilfliiche Operationen. 


Kopf und Beckenenge ist noch lange nicht zu Ende. In der Privat- 
praxis ist selten jemand im Stande, werthvolle Erfahrungen über diese 
Operationen zu machen, manche klinische Lehrer nehmen einen ab- 
lehnenden Standpunkt gegen dieselbe ein, sind bei solchen Geburten 
ultra-konservativ oder bevorzugen die Wendung auf den Fuss, können 
dieselbe auch eher als in privater Praxis ausführen, weil sie die Ge- 
burten von Anfang an beobachten, genauere Untersuchungen und 
Messungen vornehmen können und weil Chef und ältere Assistenten 
Erfahrung und grössere Uebung in solchen Fällen besitzen. (D. Ref.). 
Dass die Klinik von Tauffer betrefis der Zangenoperationen über- 
haupt einer grossen Mässigkeit huldigt, geht aus der Frequenz der- 
selben — 1,9°/o — hervor, von 7775 Geburten wurden 155 mittels 
Zange beendigt. Einen konservativen Standpunkt nimmt man auch 
bei den Geburten bei engem Becken ein. In den Jahren bis 1891 
wurde in neun Fällen die prophylaktische Wendung bei Schädellage 
vorgenommen, die Indikationen waren die bekannten: fehlerhafte Haltung 
des Kopfes, Unmöglichkeit seines Eintritts in das Becken bei normalem 
und verengtem Beckeneingang, Gefahr für Mutter oder Kind. Achtmal 
gelang die Wendung, einmal blieb es beim Versuch. Entwickelt wurden 
fünf lebende Kinder, zwei todte, zweimal musste perforirt werden. Von 
den Müttern erlitten zwei tödtliche Uterusrupturen. Sieben Becken 
waren verengt, Diag. 11—10 cm. 

Diese ungünstigen Erfahrungen bestimmten den Leiter der Klinik, 
in den weiteren gleichen Fällen erst exspektativ zu verfahren und dann 
anstatt der Wendung die hohe Zange zu machen, um deren Werth 
und Gefahr zu prüfen. Diese Versuche fielen nun recht günstig aus, 
so dass Tóth der hohen Zange unter den später zu nennenden Ein- 
schränkungen das Wort rede. Es kamen in Klinik und Poliklinik 
insgesammt 44 Fälle zur Beobachtung, darunter 10, in welchen es 
nur beim Versuch blieb und die Geburt auf andere Weise beendet 
werden musste Die Fälle sind in drei Tabellen geordnet, die erste 
enthält 10 Fälle von hoher Zange bei normalem Becken, die zweite 
24 Fälle bei Beckenenge, die dritte 10 Fälle von Zangenversuch. 

Die Indikationen waren Wehenschwäche, zu lange Geburtsdauer 
mit Gefahr für Mutter und Kind, Cervixdehnung, Fieber, Erschöpfung, 
einmal Eklampsie, einmal Nabelschnurvorfall, anomale Haltung des 
Kopfes. Tabelle I ergiebt 7 lebende Kinder, 3 todte; Wochen- 
betten in 8 Fällen normal, in zweien Fieber. Tabelle II, sieben 
klinische, 17 poliklinische Geburten, darunter zwei Erstgebärende, von 
denen eine nach Eklampsie an Sepsis zu Grunde ging, in beiden Fällen 


Zange. R43 


waren die Kinder todt. Von 24 Fällen waren 12 Becken platt (11 
lebende, ein todtes Kind), 12 allgemein verengt (10 lebende, 2 todte 
Kinder). Siebenmal war die Conj. diag. kürzer als 11 em. Der Kopf 
stand in 10 Fällen im Beckeneingaug fixirt, in 14 beweglich darüber. 
Von den Müttern hatten nur sechs kurzes Fieber, nur eine ein Exsudat, 
welches in Heilung überging, eine Mutter ging zu Grunde (1 : 34 = 2,9 Jo 
Mortalität). Tabelle III enthält die Zangenversuche, Fälle, welche die 
Grenze bezeichnen, über die hinaus mit der hohen Zange kein Erfolg 
zu erwarten ist, welche aber auch gleichzeitig beweisen, wie schwierig im 
Einzelfall es zu beurtheilen ist, ob der Kopf noch den Geburtskanal 
zu passiren vermag. Vier Fälle sind klinisch, sechs poliklinisch; drei 
Primiparae, sieben Pluriparae. Becken zweimal normal (grosses Kind, 
fehlerhafte Kopfhaltung); acht Becken waren verengt, davon vier Fälle 
II. Grades; in fünf Fällen stand der Kopf fest, in den übrigen be- 
weglich, dabei viermal in abnormer Haltung (Stirnlage, Naegele). Unter 
anderen Indikationen sind genannt siebenmal drohende Uterus- 
ruptur, einmal schwere Athmungsstörung bei Nephritis. Eine Frau, 
bei welcher nach der Zange noch ein Wendungsversuch gemacht worden 
war, ging an Cervixzerreissung zu Grunde, vier Wöchnerinnen fieberten. 

Verf. beantwortet die Frage, ob die hohe Zange für die Mutter 
so gefährlich sei, wie man immer meint, mit nein. Von seinen 44 
Fällen hat er nur zwei verloren, durch die Zange eigentlich nur eine 
Frau, denn die andere war durch die Wendung zu Tode geschädigt. 
Töth hält demnach die hohe Zange keineswegs für gefährlicher als 
die Zangenoperationen im Allgemeinen. Auch die vorgekommenen V er- 
letzungen waren nie erheblicher Art und nie zahlreicher als bei 
anderen Zangen, auch geringer als bei Wendungen. Die Nach- 
geburtsperiode verlief 36 mal ohne Störung, einmal war manuelle 
Lösung nöthig, unter sieben Fällen von Atonie viermal die Tamponade 
des Uterus. ` 

Die Mortalität der Kinder spricht ebenfalls nicht zu Un- 
gunsten der hohen Zange. Sie ergab 28 lebende Kinder, von denen 
noch eins nachträglich starb, sechs todte bezw. nicht wiederbelebte Kinder. 

In praxi ist gewiss viel Missbrauch mit hohen Zangen getrieben 
worden, sie ist in der Hand des Ungeübten gefährlich, die Beurtheilung 
des richtigen Zeitpunktes, sachliche Ausführung nicht leicht, dasselbe 
ist aber von der prophylaktischen Wendung zu sagen. Vor dieser hat 
aber die hohe Zange den Vortheil voraus, dass bei längerem Zuwarten 
viele Geburten noch spontan verlaufen und dass bei der Nothwendig- 
keit, die Geburt zu beenden, die Zange oft noch gelingt, wo die 


844 Geburtshilfe. Geburtsbilfliche Operationen. 


Wendung zu gefährlich ist. Verf. verwirft die prophylaktische Wendung 
nicht, möchte sie aber für die Fälle aufgespart wissen, wo bei voraus- 
gegangener Geburt die hohe Zange missglückte und wo der Arzt zur 
rechten Zeit eingreifen kann. Dass in solchen Fällen oft der nach- 
folgende Kopf leichter durch das Becken geht, als der vorangehende, 
lehrt die Erfahrung. Eine Reihe von Tabellen verschiedener Geburten 
bei denselben Frauen lehrt, wie verschieden die einzelnen Geburten ver- 
laufen, wie verschieden die Kunsthilfe sein muss, sie lehrt aber auch, dass 
das abwartende Verfahren bei Beckenenge und Schädellage noch lange 
nicht das schlechteste ist. Leider ist in diesen Tabellen auf die jeweilige 
genaue Gewichtsbestimmung des Kindes nicht die nöthige Rücksicht 
genommen, bezw. sind nicht genaue Wägungen gemacht worden, was 
bei poliklinischen Material ja schwierig genug ist. Noch eines 
wünscht Töth, nämlich die sofortige Perforation des lebenden Kindes, 
sobald die hohe Zange versagt und Gefahr für die Mutter vorhanden 
ist. Selbst Versuche der Wendung sind absolut verboten. 

Töth legt die Zange im queren Durchmesser an, nur manchmal 
ist es nothwendig, später sie mit einer gewöhnlichen zu vertauschen. 
Narkose ist wünschenswertb, von Instrumenten bevorzugt er die Tar- 
nier’sche Zange hat aber auch die von Breus, Naegele und Ols- 
hausen angewendet. Der Zeitpunkt zur Zange ist gekommen, wenn 
der Kopf trotz 3—4 stündiger guter Geburtsarbeit den Beckeneinganıg 
nicht passirt, wenn die Kopfgeschwulst sehr gross, das untere Uterin- 
segment druckempfindlich ist und die Frau fiebert. Dann ist die Zange 
als Versuch gestattet und zwar von den zu grossen Kindern bei nor- 
malen Becken abgesehen lieber bei Verengerung des Beckens im I. Grade 
und dann erst bei denen II. Grades, „wo sich die Verengerung um die 
obere Grenze herumbewegt“. Unter günstigen Umständen kommt für 
solche Fälle auch die Symphyseotomie in Frage. Des Näheren bezüg- 
lich der ausführlichen Arbeit verweisen wir auf die Originalarbeit. 

Stuhl (12) versteht unter „hoher Zange“ die Anwendung eines 
Zangeninstrumentes bei Schädellagen, bei welchen sich der Kopf noch 
über dem Beckeneingang befindet, oder auch schon mit einem Segment 
eingetreten ist, jedoch darf der grösste Umfang die Beckeneingangsebene 
noch nicht passirt haben. Wir lesen erst die Geburtsgeschichten von 
15 klinischen Fällen, dann in Tabelle I und II die von 62 poliklini- 
schen Geburten, von denen die Tabelle II 12 Fälle mit nicht ganz 
vollkommenen Geburtsberichten enthält. 

Unter 6401 klinischen Geburten wurde 15 mal die hohe Zange 
angelegt, von 14 damit extrahirten Kindern waren 3 todt, 4 starben 


Zange. 845 


bald nach der Geburt, 7 blieben am Leben. Einmal Zangenversuch 
und Perforation. Von den lebenden Kindern zeigten die meisten Ver- 
letzungen. 7 Mütter machten ein normales Wochenbett durch, 6 fieberten, 
davon 3 schwer. 2 Mütter starben, beide Iparae, eine davon nach 
Eklampsie und Symphyseotomie, die andere schwer verletzt an begin- 
nender Peritonitis und hämorrhagischer Nephritis. 


In der Poliklinik wurde 62mal unter 15171 Geburten die hohe 
Zange angelegt, in 9 Fällen ohne Erfolg. In letzteren nach der Zange 
noch 2 Wendungen und 7 Perforationen. Im Ganzen wurden die per- 
forırten eingerechnet, 15 Kinder todt geboren, 4 starben nachher. Maass- 
und Gewichtsangaben genauerer Art fehlen für diese Fälle, meist waren 
es aber abnorm grosse Kinder. Von den Wöchnerinnen starben 4 (an 
Infektion 3, an Blutung 1), 4mal sind schwere Infektionen bei be- 
stehenden starken Verletzungen verzeichnet. 


Die Prognose der hohen Zange war für erstgebärende Mütter und 
deren Kinder viel ungünstiger als für die Mehrgebärenden, wie aus den 
Berechnungen hervorgeht. Die Indikationen waren die bekaunten, in 
der Hälfte der Fälle war das Becken abnorm, nie war aber ein Miss- 
verhältniss zwischen Kopf und Becken primär Anlass zum Eingriff, 
in vielen Fällen indizirte die Zange eine abnorme Entwickelung der 
Kinder. 


Von Zangen wurden verwendet 10 mal die mit Achsenzug, je 
2mal die Prager, die Naegele’sche und die Hohl’sche Zange. An- 
legang im queren Durchmesser, meist in Narkose. Stand zuletzt der 
Kopf im tiefen Querstand auf dem Beckenboden, wurde die Zange 
schräg angelegt. Verf. schliesst damit, dass er die hohe Zange bei 
Erstgebärenden ganz verwirft, dass er bei Mehrgebärenden erst exspek- 
tativ verfährt und dann die Zange nur als Versuch ansieht; ob dabei 
der Kopf noch beweglich über dem Becken steht, ist gleichgiltig. Nach 
6—8 Traktionen wird es klar sein, ob es möglich ist, den Kopf durch 
den Beckeneingang zu ziehen. Wenn es nicht geht, dann ist Perfora- 
tion nöthig. 

Hübl (6) berichtet über einen Fall von atypischem Forceps bei 
bedeutendem räumlichen Missverhältniss bei einer 32jährigen Frau mit 
allgemein verengtem, platt rhachitischen Becken (C. v. knapp 8 cm). 
1. Geburt Kraniotomie; 2. Geburt Forceps, Kind todt; 3. Geburt (künst- 
liche Frühgeburt) todtes Kind; 4. Geburt prophylaktische Wendung, 
Kind tief asphyktisch, Tod nach zwei Tagen. Letzige Geburt 11 Stunden 
nach dem Blasensprung wegen Dehnung des unteren Uterinsegmentes 


846 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


mittelst Achsenzugzange nach Breus am hochstehenden Kopf, der sich 
aber gut konfigurirt hatte. Lebendes Kind von 3400 g Gewicht. Das- 
selbe bekam am vierten Tage eine Parese des linken Armes, als dessen 
Ursache Verf. eine intermeningeale Blutung der rechten Schädelhälfte 
beschuldigt. Heilung. In der Klinik Schauta wird die hohe Zange 
nach genügender Konfiguration des Schädels mit gutem Erfolge ange- 
wendet. Im Bericht 1895 sind 31 hohe Zangen mit 28 lebenden und 
gesunden Kindern gegenüber nur 6 prophylaktischen Wendungen ver- 
zeichnet. Nur 6 Mütter zeigten nach den Zangenentbindungen vorüber- 
gehende Temperatursieigerungen im Wochenbett. Hübl verlangt aller- 
dings für die hohe Zange eine „geübte Hand“. 

Queirel (10) als Anhänger der Symphyseotomie will diese grund- 
sätzlich statt der hohen Zange bei Beckenenge ausgeführt wissen. Selbst 
mit Versuchen der Zangenextraktion soll man sich nicht aufhalten. Zwei 
einschlägige Beobachtungen sind zur Begründung dieser Anschauung 
berichtet. Im ersten Fall gelang bei mässig verengtem Becken und 
hochstehendem Kopf die Zange nicht, die Frau wurde schliesslich durch 
Perforation entbunden, starb aber einige Stunden p. p. Im anderen 
fast gleichen Fall wurde die Symphyseotomie gemacht und Mutter und 
Kind erhalten. Fall 1 gestattet freilich noch eine andere Deutung, als 
die zu Ungunsten der Zange. 

Parke (9) stellt sechs Indikationen für die Zangenoperation auf, 
aus denen hervorgeht, dass in der ersten Geburtsperiode selten oder nie- 
mals vor dem Blasensprung eine Zange angelegt wird, sie kann aber 
nöthig werden nach demselben bei wachsender Erschöpfung von Mutter 
oder Kind, bei Krämpfen, Placenta praevia und Nabelschnurvorfall 
(1—3). 

4. In der zweiten Geburtsperiode, sobald nach einer halben Stunde 
der Kopf nicht vorrückt, es sei denn ein Missverhältniss zwischen Kindes- 
theil und Geburtskanal vorhanden. 

5. In letzterem Fall muss man zögern, selten länger als zwei 
Stunden; dann kann die Zange angelegt werden, ebenso 

5. wenn der Kopf eingetreten ist und er mit der Wehe nicht vor- 
rückt oder nach derselben zurückgeht. 

Die sich anschliessende Diskussion über Parke’s Vortrag in der 
Gesellschaft für Geburtshilfe zu Philadelphia bringt Näheres über die 
Indikationen und lehrt deutlich die Meinungen der einzelnen Mitglieder. 
Es kann hier nicht auf die lange Besprechung eingegangen werden. 

Jedenfalls sind die amerikanischen Geburtshelfer im Durchschnitt 
weniger konservativ in Bezug auf die Zange, da sie ihre Gefahren für 


Zange. 847 


viel geringer schätzen, als die Beobachtungen bei uns lehren. Wenn 
man länger als zwei Stunden nach vollständigem Verstreichen des 
Muttermundes und Eintritt des Kopfes ins Becken wartet, so kommt 
nach Ansicht Hamilton’s, dem sich Campbell (1) anschliesst, das 
Kind gewöhnlich in Gefahr. Nach Campbell’s Ansicht, der unter 
107 Erstgebärenden 1 Mutter und 4 Kinder verlor, sind die Fälle von 
Vesikovaginalfisteln geringer geworden, auch kann er Münchmeyer 
betreffs der hohen Zahl von Dammrissen bei Zangengeburten nicht bei- 
stimmen. Zu denen, welche eine weise Beschränkung der Zangenopera- 
ration lehren, gehört auch v. Engel (2), der in einem kurzen Artikel 
die Zangengeburt in der Privatpraxis bespricht. Er bekennt sich zu 
den konservativen Geburtshelfern und sieht als Lehrer seine höchste 
Aufgabe darin, den Studirenden die Indikationen und Bedingungen der 
geburtshilflichen Operationen sorgfältig einzuprägen und ihnen Gelegen- 
heit zu bieten, die Operationen an der Lebenden zu sehen und selbst 
auszuführen. Jetzt werden nach Ansicht des Verf.’s noch viel zu viel 
Zangenoperationen in der Privatpraxis ausgeführt. Die konservative 
Richtung der Kliniken hat noch keine Wirkung auf die praktischen 
Aerzte gehabt, zudem fehlt es diesen viel zu oft an Zeit und Geduld, 
sowohl wie an manueller Geschicklichkeit, Uebung und Assistenz und 
dann häufen sich die ungünstigen Folgen für die Gebärenden. 

v. Engel sieht die Zangenoperation auch als eine blutige an, die 
sie auch bleibt, wenn alle Vorbedingungen für sie erfüllt sind. Die 
Weichtheile erleiden meist eine zu schnelle Dehnung und die Zange 
hat nicht sowohl Einfluss auf die Häufigkeit der Verletzungen, als auf 
deren Grösse. Ein Vortheil ist aber hier nicht zu unterschätzen, dass 
sorgfältige Naht der Wunden bei strenger Antisepsis die besten Erfolge 
zeitig. Der Fehler des Uebersehens von Verletzungen wird in der 
Privatpraxis noch gar zu oft gemacht und rächt sich bitter. Die gün- 
stigen Erfolge in den Kliniken sind in der Privatpraxis deshalb nicht 
zu erreichen, weil der Arzt meist zu spät zu den Gebärenden gerufen 
wird, weil dieselben oft schon durch vorausgegangene Untersuchungen 
oder mangelhafte Antisepsis infizirt sind. Es fehlt auch dem Arzt oft 
die nöthige Ruhe und Kenntniss. Es muss von ihm verlangt werden, 
dass er sich selbst erst durch die weitere sachgemässe Beobachtung der 
Geburt überzeugt, ob Hilfe nöthig ist, die Nothwendigkeit darf ihm 
nicht durch die Angaben der Gebärenden oder der Hebamme auf- 
gezwungen werden. Die Zange ist vielfach vermeidbar; die prophy- 
laktische Zangenoperation giebt die besten Resultate bei sachgemässer 
Leitung der Geburt. Bei Gefahr der Mutter und Fehlen der Vor- 


348 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


bedingungen der Zange passiren die gröbsten Fehler; es ist nöthig, hier 
allgemein gültige Regeln aufzustellen. Die neuere zu aktive Richtung, 
welche auf die Asepsis ihr volles Vertrauen setzt und grosse Ver- 
letzungen absichtlich setzt, um die Geburten zu beendigen, ist nicht zu 
empfehlen. Verf. giebt zum Schluss 78 eigene Beobachtungen aus 
seiner Privatpraxis an. 59 Erstgebärende stehen 19 Mehrgebärenden 
gegenüber, 6 Mütter starben, 12 Kinder wurden todt geboren. Die 
Operation wurde 44 mal im Interesse der Mutter, 9mal in deren und 
des Kindes Interesse ausgeführt, 7 mal im Interesse des letzteren allein. 
= Wegen Lebensgefahr des Kindes wurde 5mal, wegen gleicher Gefahr 
der Mutter 13 mal operirt. Immer griff v. Engel mit einer gewissen 
Abneigung zur Zange, da er so oft mit einem unsichtbaren Feinde, der 
Infektion, zu kämpfen fürchtete. 

In der Dissertation von A. Schulz (11) aus der Würzburger Klinik 
lernen wir die Bestrebungen möglichster Einschränkung der Zangen- 
operation kennen. Bei 2800 Geburten der stationären Klinik wurde 
nur in 66 Fällen (2,36°/v) die Zange angelegt, die hohe Zange nur 
in 3,030/o von diesen. Wegen Wehenschwäche wurde in 45,4°/o der 
Fälle operirt, sonst war das Interesse des Kindes massgebend. 55,6 /o 
der Mütter erlitten Verletzungen. Die Mortalität der Mütter, auf Rech- 
nung der Zange gesetzt, war O°/o, die Morbidität 30,86 °/o. 

Unter abnormaler Drehung des Schädels möchte Mendes de 
Leon (8) die Fälle von Schädellage verstehen, bei denen die Pfeil- 
naht im queren oder schrägen Durchmesser mit nach hinten gerich- 
teter kleiner Fontanelle verläuft. Hierbei kann die kleine Fontanelle 
am tiefsten stehen, bei 3. und 4. Schädellage, oder die grosse Fonta- 
nelle: in allen Beckenebenen den tiefsten Stand behalten. 

Wenn nur möglich, möchte Mendes de Leon das Hinterhaupt 
nach vorne gerichtet extrahiren, ist dagegen die kleine Fontarelle nach 
hinten gerichtet, so entwickelt er das Hinterhaupt über den Damm. 
Die Drehung des Kopfes mit der Zange erachtet er für gefährlich 
und öfter unmöglich. Was die Indikation zum Anlegen der Zange 
betrifft, so tritt er der Lehre Pinard’s bei, insoweit eine vitale Indi- 
kation von Seiten des Kindes die Operation nicht fordert. 

(A. Mynlieff.) 





LUD 


~? 


10. 


11. 


Wendung. Steisslage. Extraktion. $49 


Wendung. Steisslage. Extraktion. 


. Fieux, G., Version appliquée à un cas de rétrécissement du bassin. Ex- 


traction facile. Mort de l'enfant au troisième jour. Ann. de Gyn. et d’Obst. 
Tom. XLVII. May. 


. Gelderblom, A., Over de keuze van den voet, voor keering by dwars- 


ligging. Nederlandsch Tydschr. v. Verlosk. en Gyn. 8. Jaarg. Afl. 2. (Verf. 
theilt einen Fall aus derSchauta’schen Klinik mit. Bei einer 46 jährigen 
VlIpara war ausserhalb der Klinik von einem erfahrenen Geburtshelfer 
wegen (Querlage (Kopf 1l. Rücke v.) die Wendung versucht und deshalb 
der linke Fuss herabgeholt worden. Als die Wendung scheiterte, wurde 
die Frau sechs Stunden nachher in die Klinik übergeführt, wo die Wendung 
nach Herabholung des rechten Fusses ganz leicht gelang. In Bezug auf 
diesen Fall berührt Verf. die Frage, welchen Fuss man bei Querlage mit 
nach vorn gekehrtem Rücken abzuholen habe und betont die Gefahr, den 
mit der vorliegenden Schulter ungleichnamigen Fuss herabzuholen.) 

(A. Mynlieff.) 
— Nog iets over de keuze van den voet voor keering by schouderlig- 
ging. Nederl. Tydsch. v. Verlosk. en Gyn. 8. Jaarg., Afl. 3. (An der 
Hand von Schauta’s geburtshilflichen Arbeiten betont Gelderblom, wie 
das Hinaufschieben des Kopfes während der Wendung von Schauta 
gemacht wird, während Verf. an einem zweiten Falle das Richtige des von 
ihr eingenommenen Standpunktes näher vertheidigt.) (A. Mynlieff.) 


. Geldern, C., Ueber die Wahl des Fusses bei der Wendung. Nederl. 


Tijdschr. van Verlosk. en Gyn. Jahrg. 8, Nr. 2. Ref. Centralbl. f. Gyn., 
pag. 1100. 

Hübl, s. Zange, Zur propbylaktischen Wendung. Geb.-gyn. Ges. in Wien. 
18. Mai. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1325. 

Ligtrink, Propbylaktische Wendung bei engem Becken. Niederl. Ges. 
f. Gyn. 1896. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 911. 

Mazcewsky, Version podalique pour étroitesse du bassin; sa valeur 
comparative avec la méthode d’expectation. Journ. d’Obst. et de Gyn. 
St. Petersbourg. Jan., Febr. 

Rokitansky, Zur Extraktion des nachfolgenden Kopfes. Arch. f. (iyn. 
Bd. LIV, Heft 2. 

Rothenberg, Max, Ueber die Entwickelung des nachfolgenden Kopfes. 
Der Frauenarzt, Nr. 1 u. 2. 

Rubeska, Ueber den Daminschutz bei Entwickelung des nachfolgenden 
Kopfes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 19, pag. 540. 

Treub, H., Over de keuze van den voet voor keering by schouderligging. 
Nederlandsch. Tydschr. van Verlosk. en Gyn. 8. Juarg. Afl. 2. (Auf Ver- 
anlassung des Artikels Gelderblom’s bestreitet Treub die Behauptung, 
dass man bei Schulterlage nicht ohne Gefahr die untere Extremität, welche 
man am ersten vorfindet, zur Wendung fassen könne. Nach seiner prakti- 
schen Erfahrung ist es ganz gleichgültig, welchen Fuss man fasst. Es 
kommt nur darauf an, dass man während des Aktes der Wendung nicht 
nur am Fusse zieht, sondern durch Hinaufschieben des Kopfes mit der 
äusseren Hand die Wendung unterstützt.) (A. Mynlieff.) 


Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 54 


850 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


12. Truzzi, Extraktion am Beckenende. Atti della soc. ital. di ost. e gin. 
Ref. nach Liebmann. Centralbl. f. Gyn., pag. 1000. 


13. Tsakirrs, Schlingenführer bei Steisslage. XII. internat. med. Kongress 
Moskau. Centralbl. f. Gyn., Nr. 39. 


14. Ziegenspeck, Demonstration einer Wendungsschlinge. VII. Kongress 
d. deutsch. Ges. f. Gyn. Leipzig. 


In seiner Arbeit über die Entwickelung des nachfolgen- 
den Kopfes, welche allen neueren Veröffentlichungen über diese 
Operation gerecht wird, nur etwas zu breit angelegt ist, giebt Rothen- 
burg (9) eine Darstellung der gebräuchlichsten und anerkanntesten 
Methoden, auf deren richtige Ausführung besonderer Werth gelegt 
wird. Neben der Beherrschung der Methoden ist für den Praktiker 
die Beckenmessung von höchstem Werth, die in vielen Fällen erst 
das beste Verfahren anzeigen kann, durch welches Mutter und Kind 
am wenigsten gefährdet werden. So werden vorausgegangene schwierige 
Geburten sowohl die Anzeige zur Frühgeburt, als zur prophylaktischen 
Wendung geben, letztere ist bei platten Becken bis zu einer C. v. von 
wenigstens 7 cm, bei allgemein verengten bis C. v. 7,5 ausführbar. 
Frühgeburt bei solchen Becken giebt noch eine bessere Prognose, welche 
noch besser wird, wenn die Verengerung bis 8,5 cm und darüber beträgt. 
Auch die Prochownick’sche Diät, 6—8 Wochen vor Ende der 
Schwangerschaft eingeleitet, ist bei habitueller Grösse der Kinder und 
mässiger Beckenverengerung prophylaktisch empfehlenswerth. 


Zur Entwickelung des nachfolgenden Kopfes ist der Wigand- 
Martin-v. Winckel’sche Handgriff der beste, vorzügliche Unter- 
stützung findet derselbe bei Walcher’scher Hängelage. 


Bei nach vorn abgewichenem Kinn muss zunächt Stellungsver- 
besserung vom Mund oder Hinterhaupt aus versucht werden, gelingt 
dies nicht, ist der umgekehrte Mauriceau’sche Handgriff ange- 
bracht. Bei Aufstemmung des Kinnes über der Symphyse, also 
bei Streekung des Kopfes umfassen zwei Finger von hinten her den 
Nacken, gleichzeitig werden die Füsse wie beim Prager Handgriff stark im 
Bogen gegen den Bauch der Gebärenden aufgehoben. Die von manchen 
Autoren hier empfohlene Zange verwirft Verf., der sich zudem 
als prinzipieller Gegner der Zange am nachfolgenden Kopf erklärt. 
Nur bei tiefem Kopfstand und mässiger Verengerung des Becken- 
ausganges (Klien) können Fälle vorkommen, wo die zur Hand liegende 
schnell angelegte Zange bei Versagen der Handgriffe das Kind noch 
retten dürfte. Mit dieser einen Ausnahme soll bei Versagen der manu- 


Wendung. Steisslage. Extraktion. 51 


ellen Extraktion das Kind perforirt werden, weil dadurch die Mutter 
am meisten geschont wird. 


Man perforirt durch das Hinterhauptsloch oder eine Seitenfontanelle, 
im Nothfall durch die Hinterhauptschuppe mit Naegele’scher oder 
Siebold’scher Scheere, die Eutwickelung des Kopfes geschieht manuell, 
wenn es geht, oder durch einen in die Perforationsöffnung eingesetzten 
scharfen Haken, oder durch den Kranioklasten. Kephalothryptor am nicht 
perforirten Kopf wird verworfen, ebenso langes Zuwarten nach Absterben 
des Kindes (Theilhaber). Nur bei nach vorn abgewichenem Kinn 
kann eine Zeit lang abgewartet werden, was nothwendig wird bei noch 
ungenügend erweitertem Cervix. Auch des Dammschutzes bei Ent- 
wickelung des nachfolgenden Kopfes nach den Methoden von Oster- 
mann und Rubeska wird Erwähnung gethan. 


C. Rokitansky (8) hat sich schon im Jahre 1874 in der 
„Wiener med. Presse“ auf Grund eigener Erfahrungen und Unter- 
suchungen an frischen Leichen Neugeborener entschieden gegen die 
Zange am nachfolgenden Kopf ausgesprochen, vermisst aber eine 
Rücksichtnahme auf diese Arbeit, ausser bei Herzfeld, bei allen 
Autoren, welche seitdem über dieses Thema Arbeiten veröffentlicht 
haben. Wie damals so vertheidigt Verf. auch heute den Mauriceau’schen 
(modif. Smellie’schen) Handgriff als gefahrlos und vollkommen aus- 
reichend. Im Vergleich zu den Resultaten, welche mit der Zange am 
nachfolgenden Kopf erreicht wurden, sind die seinigen besser, da die 
folgende Zusammenstellung seines klinischen Materiales ergiebt, dass 
kein Kind in Folge der Extraktion todt geboren wurde und die Zahl 
der asphyktisch Geborenen auch geringer war. Dazu kommt, dass in 
der Klinik meist noch nicht oder unvollkommen eingeübte Operations- 
zöglinge Hilfe leisteten, wobei Chef oder Assistent freilich zur Assistenz 
zugegen waren. 


Von 1892—97 kamen 170 Beckenendlagen bei 168 Gebärenden 
vor: 87 primäre Untenendlagen, 27 sekundäre aus Schädellagen und 
56 aus Querlagen bei 48 Erst- — 105 Mehr- — und 15 Vielgebärenden. 
59 Kinder wurden todt geboren, darunter 8 Aborte und 18 Früh- 
geburten, 1 reife Frucht war macerirt; 57 waren intrauterin todt, 
2 intrauterin asphyktisch. Letztere waren grosse Kinder, die nach der 
Enthirnung noch 3320 und 3200 g wogen, und bei denen wegen 
Beckenenge gewendet worden war. 

Bei den 57 intrauterin todten Kindern fanden sich 32 mal schwere 
Komplikationen während der Geburt. Von den 111 lebend geborenen 

54* 


852 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


waren 68 reif, 40 Frühgeburten, 3 Aborte. Von ersteren wurden 4? 
asphyktisch, 26 lebensfrisch geboren. Kein Kind war verletzt. Betreffs 
der weiteren genauen Angaben über die Erfolge der Extraktion aus 
primären und sekundären Beckenendlagen müssen wir auf die Original- 
arbeit verweisen. In Prozenten ausgedrückt ergeben sich 61,770 
asphyktisch, 38,23 din lebensfrisch geborene Kinder. 


Nach Truzzi (12) ist die beste Methode der Entwickelung des 
nachfolgenden Kopfes die nach Mauriceau-Veit. Eine Vor- 
bedingung des Zustandekommens primärer Beckenendlagen scheint ihm 
das abnorme Becken, das er in 23 seiner Fälle fand. Nur zur indizirten 
raschen Beendigung der Geburt darf bei noch beweglicher Frucht die 
Steisslage in Fusslage umgewandelt werden. Steht der Steiss fest, so 
wird die nöthige Extraktion durch Einhaken der Finger oder elastische 
Schlingen, noch besser durch den Forceps bewirkt. Die Löffel- 
spitzen müssen um ein Kleines die Cristae ilei überragen. Bei nach 
hinten gerichteten Rücken sollen die Löffel an den Oberschenkeln und 
am Rücken liegen. Bei manueller Extraktion soll nebenbei der Hand- 
griff nach Kristeller ausgeübt werden. Bei der Armlösung soll die 
operirende Hand längs der Bauchseite des Kindes geführt und nur 
ausnahmsweise darf der Rumpf gedreht werden, um die Arme in der 
Kreuzbeinhöhlung lösen zu können. 


Nach Geldern (4), zu dessen Arbeit auch Treub sein Gutachten 
über die Wahl des Fusses bei der Wendung abgiebt, ist es bei Quer- 
lage mit dem Rücken nach vorn nöthig, den der vorliegenden Schulter 
entsprechenden Fuss herunterzuholen, also den unteren — eine Lehre, 
die wohl überhaupt noch wenig angefochten ist. Der Streit über die 
Wahl des Fusses bezieht sich gewöhnlich auf die dorso-posterioren 
Querlagen. 


Treub ist in der Wahl des Fusses nicht wählerisch und sieht 
auch nie Komplikationen, so bald die Wendung als solche richtig 
ausgeführt wird. Ohne starken Zug innen auszuüben soll vor allem 
die äussere Hand den Kopf des Kindes nach oben dirigiren. 


Im Anschluss an einen Bericht über einen atypischen Forceps bei 
starker Beckenenge (s. Zange) vertritt H ü b l (3) den Standpunkt der Klinik 
Schauta zur prophylaktischen Wendung, welche nur bei im 
geraden Durchmesser verengten Becken in Frage kommt; dabei wird noch 
eine grössere Fruchtwassermenge verlangt und an Erstgebärenden nur 
ungern gewendet. Prinzipiell wird die prophylaktische Wendung 
überhaupt nicht ausgeführt. 


Embryotonnie. 853 


Rubeska (10) wendet bei der Extraktion des Kopfes den 
Mauriceau-Veit’schen oder den Wigand-Martin’schen Hand- 
griff an, bis der Mund geboren ist. Dann erfasst bei ersterem Hand- 
griff die über den Nacken gelegte, bei letzteren die Hand, die exprimirt 
hat das Kind bei den Füssen und erhebt es stark in die Höhe. 
Während der Operateur etwas zur Seite tritt, kommt die zweite Hand 
mit ausgestreckten Fingern nach Art des Ritgen’schen Handgriffes 
auf den Hinterdamm, der Daumen derselben Hand aber in den Mund, 
auf den Alveolarfortsatz des Oberkiefers.. Die ausgespreitzten Finger 
drängen den Kopf vor und entlasten den Damm, während der Daumen 
das Zurückhalten übernimmt, sobald die Spannung zu gross wird. 


Embryotomie. 


l. Carbonelli, Cranioclastia su testa posteriore. Unione Medica Italiana 
Torino. (Die Patientin, in der zweiten Schwangerschaft von Carbonelli 
glücklich durch Symphyseotomie operirt, wurde bei ihrer dritten Geburt 
wegen Arm- und Nabelschnur-Vorfall nach Wendung mittelst Kranioklasie 
am nachfolgenden Kopf entbunden.) 

2. Clemens, H., Ueber Embryotomie mit dem Sichelmesser von B. S. 
Schultze. Centralbl. f. Gyn. Nr. 41. 

3. Engel, Gábor, Ueber Decapitation. Ungar. med. Presse. Nr.40 u. 41. 

4. Favr, Bohrperforation. Demonstr. Kongress zu Moskau. Centralbl. f. 
Gyn. Bd. XXXVIII, s. Bericht 1896. 

5. Gigli, Embriotomie col filo. Decollazione. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 12. 

6. v. Herff, Die Zertrümmerung des Schultergürtels (Kleidotomie) bei der 
Entwickelung des nachfolgenden Rumpfes. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Heft 3. 

7. — Cephalotripsie oder Kranioklasie. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 35. 

8. Herzfeld, A., Nochmals „der Karl Braun’sche Schlüsselhaken‘. Er- 
widerung gegen H. Clemens. Centralbl. f. Gyn. Nr. 44. 

9, Konarshewsky, Material zur Statistik der Perforationen, welche in der 
St. Petersburger Gebäranstalt von 1885—1894 ausgeführt wurden. Inaug.- 
Diss. St. Petersburg. (V. Müller.) 

10. De Lee, Craniotomy of the death child. Medicine, Detroit Mich. Nr. 2, 
pag. 100. 

ll. Mattoli, Due casi di embriotomia. Gazz. degli ospedali. Vol. II. Fasc. 
91. (Herlitzka.) 

12. Ostermayer, Dermoidcyste als Geburtshinderniss. Kraniotomie. In- 
cision des Sackes mit Herausnähen desselben. Heilung. Centralbl. f. Gyn. 
Nr. 21. 

13. Schneider, Kasuistischer Beitrag zur Anwendung des Schultz e'schen 
Sichelmessers. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 20. 


854 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


14. Stone, J., Fall von intrauterinem Hydrocephalus von ungewöhnlicher 
Grösse; Entleerung der Flüssigkeit durch den Spinalkanal, darauf leichte 
Entwickelung des Kindskopfes. Med. News. März. Centralbl. f. Gyn., 
pag. 44. 

15. Vicarelli, Guiseppe, Presentazione di un novo ceraniotomo „Craniotomo 
trivella“. Verhandl. d. ital. Ges. f. Geb. u. Gyn. 19.—22. Oktober (Dr. 
Rocchi). (Vicarelli bat ein neues Kraniotom verfertigen lassen, 
welches einem grossen Tischlerbohrer ähnlich ist. Dieses Kraniotom zeigte 
sich in mehreren Fällen als ein nützliches und leicht anwendbares Instru- 


ment.) (Herlitzka.) 
16. Zuccaro, Perfezionamento al mio craniotomo. Un caso di craniotomia 
temporanea. La Puglia Medica, Bari, Nr. 8 e 12. (Herlitzka.) 


Accouchement force. 
1. De Paoli, Accouchement forcé bei einer Sterbenden. Rassegna di ost. e 
gin. 1896. Sept.-Nov. 
2. Mortagne, De l’accouchement methodique rapide. Thöse de Paris. 
3. Vitanza, Se i dilatatori sono da preferirsi alle incisioni del collo del- 


l’ utero nel parto forzato in donne agonizzanti per eclampsia. Atti della 
Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 171. (Herlitzka.) 


v. Herff’s (6) Vortrag im Verein der Aerzte zu Halle enthält 
so viel Praktisches und Belehrendes, dass wir ein ausführliches Referat 
desselben an die Spitze dieses Kapitels setzen wollen. Ausgehend von 
den Fällen, in welchen so mancher Geburtshelfer aus mangelnder Be- 
urtheilung eines räumlichen Missverhältnisses zwischen Kopf und Ge- 
burtskanal zum Schaden der Frau und selbst bei schon todtem Kind 
falsch operirte, weil er sich scheute, den eingetheilten Kindestheil zu 
verkleinern, fragt v. Herff, warum immer noch in praxi so vielfach 
hier gefehlt wird. Verf. glaubt nicht, dass dies am Unterricht der 
Studirenden liegt, denn diesen werden die verkleinernden Operationen 
am Phantom und Kindesleichen ebenso sorgfältig gelehrt als Zange und 
Wendung, Operationen, die oft viel schwieriger sind als erstere. Auch 
die Gefährlichkeit des Eingriffes kann die Scheu vor demselben nicht 
erklären. Nach eigenen Erfahrungen aus der Hallenser Klinik bietet 
die Perforation mit nachfolgender Kranioklasie eine bessere Prognose 
als manche schwierige Wendung. Von 18€8 bis 1897 kamen in der 
Klinik auf 3068 Geburten 41 Perforationen mit sieben Todesfällen, 
in Stadt und Land 2722 volle Entbindungen mit 83 Perforationsfällen 
und zwei Verlusten vor. Aus beiden Zahlenreihen berechnet sich eine 
Operationshäufigkeit von 2,1°/o und eine Sterblichkeit von 7,3 °;o. 
Zwei Frauen starben an Uterusruptur, drei an Eklampeie, je eine an 


Embryotomie. 855 


schwerer Nephritis und Chloroformwirkung, zwei an Sepsis, die ausserhalb 
der Klinik bei anderweitigen Entbindungsversuchen acquirirt war. Wird 
die Perforation mit einem der verschiedenen Perforatorien und nicht 
mit dem Trepan vorgenommen, führt man am nachfolgenden Kopf das 
Perforatorium hinter der Symphyse empor, so sieht v. Herff nirgends 
ernste Schwierigkeiten. Er glaubt, dass die Aerzte eine grössere Scheu 
vor der folgenden Kranioklasie und Kephalothrypsie haben und daher 
die verkleinernden Operationen überhaupt unterlassen. Es muss ihnen 
daher die einfachste dieser Methoden als Operation der Wahl gelehrt 
werden, das ist die Kranioklasie, die technisch am leichtesten ist 
und das breiteste Operationsgebiet einnimmt, v. Herff will die 
Kephalothrypsie gar nicht kritisiren, er ist in 20 jähriger geburtshilf- 
licher Thätigkeit nie in die Lage gekommen, den Kephalothryptor 
anzuwenden, will aber damit nicht sagen, dass es nicht Fälle geben 
kann, wo letzterer mehr leistet als ersterer. 

Die Bedingungen der Anwendung des Kranioklasten sind leichter 
als beim Kephalothryptor, der Muttermund braucht nur bis Fünfmark- 
stücksgrösse erweitert zu sein, bei langsamen und vorsichtigen Ausziehen 
ist eine blutige Erweiterung nicht nötbig, zumal da der Schädel zu 
einem Kegel ausgezogen wird. Der Kranioklast kann bei grösserer 
Beckenenge angewendet, er kann an jedem Endpunkt eines Becken- 
durchmessers, bei Seitenlage der Frau auch hinter der Symphyse, bei 
jedem Stand, jeder Stellung und Haltung des Kopfes angelegt werden, 
auch am abgerissenen Kopf, er lässt sich auch an andere Körpertheile, 
Steiss und Rumpf, anlegen. Natürlich kann das’ Instrument einmal 
abgleiten, kann die gefassten Knochen, besonders Seitenwandbein und 
Hinterhauptbein abreissen, dann wird es eben von neuem und sicherer 
anzulegen versucht. Das Instrument ist demnach dem Arzte, besonders 
auch dem weniger geübten am meisten zu empfehlen. Zudem machen 
die neuerdings gebrauchten Modelle von Auvard und Zweifel den 
Kephalothryptor ganz entbehrlich, wenn auch der noch hohe Preis der 
Instrumente ihrer allgemeinen Einführung in der Praxis noch hinderlich 
sind. Für den Kranioklasten bevorzugt von Herff das Simpson- 
Braun esche Modell mit leichter Beckenkrüämmung und einer Ent- 
fernung der Schlossachse von etwa 24 cm von der Spitze des In- 
strumentes. 

Bleiben wir gleich bei dem Instrumentarium zur Embryotomie, so 
gehören hierher die Arbeiten von Clemens und deren Erwiderung 
von Herzfeld sowie der Aufsatz von Schneider (13). Dieser hat 
mit grosser Sorgfalt litterarische Studien sowohl über die Empfehlung 


80 Geburtshilfe, Geburtshilfliche Operationen. 


des Sichelmessers aus der Jenenser Schule, als über die abfälligen 
Kritiken des Instrumentes angestellt und ist verwundert, wie zahlreich 
die letzteren sind. Alle Einwendungen gegen das Sichelmesser kommen 
darauf hinaus, dass es wegen seiner scharfen Schneide für die Ge- 
bärende und den Operateur zu gefährlich sei. Verf. illustrirt das 
Operationsverfahren der Decapitation mit dem Sichelmesser zunächst 
an einem selbst beobachteten Fall. Eine wiederholt schwer entbundene 
X para hatte erst nach 60 stündiger wechselnder Wehenthätigkeit (das 
Fruchtwasser war in dieser Zeit zum grössten Theil abgeflossen), während 
sie ihre schwere Arbeit weiter verrichtete, nach Hilfe geschickt. Der 
Arzt fand die Folgen dieser groben Vernachlässigung bei Beckenenge 
(C. v. 7—7,5). Querlage bezw. eingekeilte Schulterlage mit über- 
mässiger Dehnung des unteren Uterinsegmentes, Kind todt. Diagnose 
in Narkose gestellt. Trotz missglückten Wendungsversuches wurde 
derselbe auch von dem hinzugerufenen Verfasser wiederholt (!. Nach 
Erkenntniss der Unmöglichkeit einer Wendung wurde die Verkleinerung 
des Kindes beschlossen. Das allein zur Verfügung stehende Sichel- 
messer, dessen Gebrauch Schneider nur noch vom Phantom her in 
Erinnerung war, liess sich um den etwas herabgezogenen Hals leicht 
einführen und gelang die Durchtrennung des Halses trotz Erschwerung 
der Deckung des Instrumentes und Kontrolle seiner Bewegungen durch 
das enge Becken mit scharf vorspringendem Promontorium überraschend 
leicht ohne Verletzung von Mutter und Operateur. Die Entwickelung 
des Rumpfes durch Zug am vorgefallenen Arm machte keine Schwierig- 
keit, der perforirte Kopf wurde mit dem Kranioklasten entfernt. Schneider 
betont, dass die Kontrolle des Messers und seiner Bewegungen möglich 
war, zumal sich die scharfe Schneide immer im kindlichen Körper 
befand, nur die Durchschneidung der letzten Weichtheile muss 
langsam und vorsichtig ausgeführt werden. Das Kind lag während 
der Operation fast unbeweglich, so dass eine weitere Dehnung des 
unteren Uterussegmentes nicht stattfand. Auch dieser Fall ist also 
eine Stütze der Empfehlung der Operation seitens Schultze und 
Küstner. Verf. zählt 22 Fälle aus der Litteratur zusammen und 
fügt diesen ausser seinen eigenen noch einen persönlich ihm von 
Schultze mitgetheilten und den eines anderen Arztes aus der Land- 
praxis zu. Unter diesen 25 Fällen verlief einer aus der Dorpater 
Klinik (Redlich und Küstner) tödtlich: verschleppte Querlage durch 
nicht sachverständige Hilfe, Uterusruptur. Der Embryotomieschnitt 
ging durch den Hals zur Achselhöhle. Sonst ist in keinem Fall eine 
Schädigung der Mutter oder des Operateurs berichtet, Beweis genug, 


Embryotomie. 857 


dass die Verwerfung des Sichelmessers nicht gerechtfertigt ist, zumal 
es wiederholt noch dann zum Ziele führt, wo der Braun’sche Schlüssel- 
haken versagt, oder überhaupt nicht anwendbar ist. 


Auf Grund von neun mit dem Sichelmesser operirten Fällen 
schliesst sich Clemens (2) diesem günstigen Urtheil an, der in seinem 
ersten Fall noch als Schultze’s Assistent operirte, die übrigen Fälle 
waren solche, bei denen er konsultirt wurde. In acht Fällen handelte 
es sich um eingekeilte Querlage meist mit drohender Uterusruptur, in 
einem Fall um unvollständige Wendung wegen Schädellage mit Nabel- 
schnurvorfall. Wendung unausführbar, Kind lag schliesslich auch quer. 
Trotz ungünstigster Umstände gelang die Einführung des Sichelmessers 
ohne nennenswerthe Schwierigkeit, ebenso die Durchschneidung. Nie 
hatte Clemens die Empfindung, dass er die Mutter oder sich ver- 
letzen konnte, keine Wöchnerin erkrankte. Mit Schneider ist er der 
Ansicht, dass die Durchschneidung von Spirituskindern am Phantom 
viel schwieriger ist, als die des frischen Kindes an der Lebenden, 
ebenso dass beim Durchschneiden des Halses das Kind ruhig in seiner 
Lage bleibt. Den Braun’schen Schlüsselhaken verwirft Clemens 
gänzlich, besser scheint der Trachelorhekter von Zweifel, den er 
aber noch nicht angewendet hat. Das Instrument ist komplizirter als 
das Sichelmesser und nur zur Dekapitation bestimmt, während letzteres 
das Kind auch in jeder anderen Stelle des Rumpfes durchschneiden 
kann. 


Wie schon vor zwei Jahren gegen Zweifel so tritt auch diesmal 
Herzfeld (8) gegen Clemens für den Braun’schen Schlüsselhaken 
ein, ohne sich neuerdings in eine Diskussion einzulassen. Die von 
Clemens gefürchteten Gefahren der Mitbewegung der Frucht bei 
Drehung mit dem Haken und Gefährdung des unteren Üterinsegmentes 
bestehen gar nicht, wenn man die Embryotomie so ausführt, wie sie 
Carl Braun für sein Instrument angegeben hat. Fehler in der Aus- 
führung der Methode dürfen dieser nicht zur Last gelegt werden und 
wenn seit 30 Jahren an den Wiener Kliniken der Braun’sche Haken 
mit bestem Erfolg angewendet wird, so spricht dies genügend für den- 
selben. Dass andere Instrumente ebenfalls ihre Dienste thun, soll ihnen 
nicht abgesprochen werden, man darf aber einer so bewährten Methode 
nicht Fehler andichten, die sie nicht besitzt. 


von Engel (3) ist weder mit dem Sichelmesser noch mit dem 
Braun’schen Schlüsselhaken zufrieden, hält ersteres für zu gefährlich 
weil nicht genug kontrollirbar. Mangels eines besseren Instrumenter 


858 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


ist man immer noch auf den Schlüsselhaken angewiesen, obgleich das 
Zerfleischen der Weichtheile oft viel Zeit und Kraft erfordert. Zudem 
kann der Haken auch einmal abgleiten und Verletzungen machen. Die 
Modifikationen des Ecraseurs und der Kettensäge sind auch nicht für 
den Gebrauch zu empfehlen. Das neue Zweifel’scbe Instrument, den 
Trachelorhektor nennt von Engel eine sehr geistreiche Erfindung, 
doch nur gefahrlos in der Hand des geübten Praktikers. Probirt hat 
es Verf. auch noch nicht. Er verlangt von dem gewünschten Dekapi- 
tationsinstrument einfache Konstruktion und leichte Handhabung, Gefahr- 
losigkeit für die mütterlichen Weichtheile, glattes Durchschneiden des 
Halses. Bei seinen letzten Dekapitationen fixirte von Engel den 
Hals mit dem Braun’schen Schlüsselhaken, nahm aber die Durch- 
schneidung von Weichtheilen und Knochen mittels der Siebold- 
schen Scheere vor, ein Verfahren, welches als das beste empfohlen zu 
werden verdient. 

v. Herff (6) erlebte im Jahre 1889 einen Fall von Anencephalus 
mit Riesenentwickelung des Rumpfes. Die Schulternbreite lag über 
dem Beckeneingang in querer Stellung fest und folgte dem Zug nicht, 
ebensowenig liessen sich die Arme herunterholen. v. Herff ging mit 
einem Levret’schen scheerenförmigen Perforatorium von der Rücken- 
seite in den oberen Brustabschnitt und zerbrach durch starkes Spreitzen 
die oberen Rippenpaare und ein Schlüsselbein, wodurch die weitere 
Entwickelung des Rumpfes möglich wurde. In seiner 1893 erschienenen 
Operationslehre nannte Verf. diesen Eingriff Kleidotomie und empfahl 
denselben. Im Jahre 1896 beobachtete er einen weiteren Fall von 
Unmöglichkeit der Entwickelung der Schultern bei einem grossen Kind 
und engem Becken einer II para. Wegen Verzögerung der Geburt, 
Fieber und Pulsbeschleunigung Zange, nun Stillstand. Schultern lagen 
unbeweglich im rechten schrägen Durchmesser über dem Beckeneingang, 
die vordere Schulter wie festgehakt weit über dem l. Schambeinast, 
die linke ganz über dem rechten Darmbeinkreuzgelenk. v. Herff 
zerstörte nun mittels Perforatorium den hinteren Schultergürtel, worauf 
die Schulter tiefer trat, so dass es schliesslich gelang mit dem Guyou- 
schen halb scharfen Haken die Schulter soweit herabzuziehen, dass der 
hintere und später der vordere Arm entwickelt werden konnte und der 
Rumpf sich nun extrabiren liess. Inzwischen haben auch Pheno- 
menoff, Knorr und Strassmann einschlägige Mittheilungen ge- 
macht, nur dass diese die Clavicula allein zerbrechen. 


=] 


10. 


Konservativer Kaiserschnitt. 859 


Kouservativer Kaiserschnitt. 


. Awtandiloff, Ein Fall von konservativem Kaiserschnitt (Sänger-Opera- 


tion) mit glücklichem Ausgang für Mutter und Kind. Monatsschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. VI, pag. 270. 


- Becking, A.G. Th., Casuistische mede deeling nit de obstetrisch-gynae- 


cologische praktyk. Nederl. Tydschr. v. Geneesk., Nr. 3. (I. Sectio 
caesarea. Verf. theilt zwei Fälle dieser Art mit, bei welchen die Opera- 
tion aus relativer Indikation vorgenommen wurde.) (A. Mynlieff.) 


. Braun, G., Sectio caesarea mit querem Fundalschnitt nach Fritsch. 


Centralbl. f. Gyn. Bd. XLV. Verhandl. d. Ges. f. Geb. u. Gyn. in Wien. 
Juni. ' 
Brünings, Ueber theilweise Verdünnung einer alten Kaiserschnittsnarbe 
bei wiederholter Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VII, 
Heft 3. 

Cameron, Murdoch, A successful case of cesarean section; eight cranio- 
tomies previously. Brit. med. Journ. 1898. Nr. 1931. 

Chirchow, J., Operation césarienne pour bassin retreci. Wratsch. 1896, 
pag. 589. Ref. Ann. de Gyn. et d’Obst. Mai. l 

Christio, O., To tilfaelde af sectio caesarea. (Zwei Fälle von Kaiser- 
schnitt.) Medicinsk Revue. 14. Jahrg. Nr. 6, pag. 161—65. (Im ersten 
Falle Christie’s bildete bei der 3&jährigen XI para eine feste, irreponible, 
vom Kreuzbein breitbasig entspringende Geschwulst ein absolutes Geburts- 
hinderniss. Sectio caesarea nach Sänger (mit Resektion einer Scheibe 
Muskularis beiderseits). Glatte Heilung. Kind ausgetragen, 5l cm, ob 
lebend oder todt, wird nicht angegeben. Im zweiten Falle entwickelte 
sich bei einer V gravida im IV.—V. Monat unter Fieber, Schmerzen, Kräfte- 
verfall eine riesig schnell wachsende, fluktuirende Unterleibsgeschwulst. 
Keine Blutung. Konsistenzwechsel der Wandungen der Cyste nicht nach- 
zuweisen. Explorativlaparotomie. Die Geschwulst war die schwangere 
Gebärmutter — akutes Hydramnion. Incision; Entfernung zweier in einem 
gemeinsamen Amnionsack gelagerter Früchte, 23,5 resp. 19,5 cm, beide 
sonst gleichmässig entwickelt; Herzen, Leber, Nieren normal. Nachgeburt 
zeigte nichts Abnormes. Im Wochenbett eine fieberhafte Darmaffektion 
(Appendicitis?); Heilung.) (Leopold Meyer.) 
Clemenz, Sectio caesarea conservativa mit querem Fundalschnitt nach 
Fritsch wegen Carcinom. Centralbl. f. Gyn. 1898, Nr. 10. 


. Cosentino, Operazione cesarea con conservazione dell’ utero e asporta- 


zione delle ovaie. Arch. di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 8 (Gonsentino 
berichtet über einen konservativen Kaiserschnitt, welcher wegen Osteo- 
malacie an einer 35jährigen Frau am Ende der Schwangerschaft ausge- 
führt wurde. Dabei Entfernung der Adnexe als therapeutisches Mittel. 
Kind lebend, Mutter geheilt. Aus der Untersuchung der Ovarien konnte 
Verf. nicht die Fehling’sche Theorie bestätigen.) (Herlitzka.) 
Dixon, Cesarean section under difficulties. The Amer. Journ. of Obst. 
and Dis. of Wom. and Ch. Vol. XXXVI, Nr. 236. August. 


11. 


12. 


13. 


14. 


16. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
22. 


93. 


24. 


25. 
26. 


27. 


28. 


29. 


30. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Dohrn, Der Kaiserschnitt an verstorbenen Schwangeren. Sammi. klin. 
Vortr. N. F. Nr. 188. Leipzig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XCVII, pag. 100. 
Everke, C., Ueber die Anlegung des Uterusschnittes bei Sectio caesarea. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 45. (Fall referırt in diesem 
Jahresbericht. Bd. X.) 

Frank, Köln, Schnittführung bei Sectio caesarea. Ges. f. Geburtsh. zu 
Köln, 16. Dez. Ref. Centralbl. f. Gyn. 1898, pag. 646. 

Frey, Emilie, Zur Kasuistik des Kaiserschnittes mit Kastration bei Osteo- 
malacie. Centralbl. f. Gyn. Nr. 46, pag. 1361. 


. Fritsch, Ein neuer Schnitt bei der Sectio caesarea. Centralbl. f. Gyn. 


Nr. 20. 
Fronczack, Francis, A case of post-mortem cesarean section. Buff. 

Med. Journ. Vol. XXXVII, Nr. 7. 

Gördes, Konservativer Kaiserschnitt. Mutter und Kind lebend. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 29. Juli. Fall in Bd. X referirt. 

Grossich, A., Sectio caesarea in viva. Ung. Med. Presse. Dezember: 
Nr. 51 u. 52. 

Hain, H., Ein Fall von Sectio caesarea mit dem Fundalschnitt nach Fritsch. 

Wiener klin. Wochenschr. Nr. 52. 

Hecking, Sectio caesarea conservativa und Gonorrhoe. Arch. f. Gen 
1898. Bd. LVT, pag. 129. 

Hirst, B. C., Technique of Cesarean Section. The Amer. Journ. of Obst. 
January. 

— Two cesarean sections. Verhandl. d. Sektion f. Gyn. des College 
of physicians zu Philadelphia. Amer. journ. of obst. 21. Jan. 

— Two cesarean sections, one for a dermoid cyst impacted in the pelvis, 
the other for a flat rachitic pelvis and an ower grown child. The Amer. 
Journ. of Obst. and Diseases of Women and Children. Vol. XXXV. 
June. 

Hoedemaker, H. ten Cate, Mededeeling omtrent zeven gunstig ver- 
loopen gevallen van sectio caesarea. Nederl. Tijdsch. voor Verloosk. en 
Gyn. 8. Afl. Nr. 4. 

Horn, Kaiserschnitt mit querem Fundalschnitt. Geb.-gyn. Ges. in Köln, 
Sitzung v. 16. Dez. Ref. Centralbl. f. Gyn. 1898, pag. 648. 

Jewett, A Case of Cesarean section. The Amer. Gyn. and Obst. Journ. 

Vol. XI, July, pag. 51. 

Johannowsky, Ueber die verschiedenen Uterusschnittmethoden bei der 
konservativen Sectio caesarea. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, 

Heft 4. 

Kefting, Eenrum, Sectio caesarea bei Eclampsia gravidarum. Med. Weekbl. 
v. N. en Z. Nederl. 4. Jaarg. Bd. XXIX. Ref. Centralbl. f. Gynäk. 1898, 
pag. 26. 

Kirchhoff, Kaiserschnitt mit Schnittführung nach Fritsch. Deutsche 
med. Wochenschr. Nr. 39. 

Knauer, Fall von Sectio caesarea mit querem Fundalschnitt. Geb.-gyn. 
Ges. in Wien, 16. Nov. Ref. u. Diskussion. Centralbl. f. Gyn. 1898, pag. 79; 
s. auch klin. Wochenschr. Nr. 49. 


32. 


33. 


34. 


35. 


36. 


37. 


38. 


39. 


40. 


Al. 


42. 


43. 


46. 
47. 


48. 


49. 


50. 


Konservativer Kaiserschnitt. 861 


. Landucci, Presentazione di operate. Bollettino della Società Medica 


Provinciale di Bergamo, Nr. 3. (Landucci berichtet über einen Kaiser- 
schnitt nach Sänger (13 Giugno) bei plattem, nicht rhachitischem Becken, 
C.v. = 60. Guter Erfolg bei Mutter und Kind.) 

Leopold und Haake, Ueber 100 Sectiones caesareae. Arch. f. Gyn. 
LVI. Bd., pag. 1. 

Leopold, Nebenhornschwangerschaft; Kaiserschnitt. XII. internat. med. 
Kongress zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXXVIII. 

Lunn, John R., A case of cesarean section for contracted pelvis: recovery 
of mother and savety of the child. Brit. Med. Journ., pag. 1925. 
Lwoff, J. M., Opération césarienne avec issue favorable pour la mère et 
pour l'enfant. Wratsch., pag. 118. Ref. Ann. de Gyn. et d’Obst. Mai. 
Madlener, Zwei Fälle von Kaiserschnitt. Münchn. med. Wochenschr. 
Nr. 1. 1898. 

Mandelstamm, Ein Fall von konservativem Kaiserschnitt mit glück- 
lichem Ausgang für Mutter und Kind. Centralbl. f. Gen Nr. 32, 
pag. 985. 

Mason, P. B., A case of cesarean section. The Lancet, Nr. 3873, pag. 
1317. 

Müller, P. (Bern), Ueber den Fundalschnitt bei der Sectio caesarea. Cen- 
tralbl. f. Gyn. 98, Nr. 9. 

Neugebauer, F., 58 Kaiserschnitte, ausgeführt wegen theilweisem oder 
vollständigem Verschluss der Scheide. Separatabdr. aus den Verhandl. d. 
Warschauer med. Ges. 

Olshausen, Ueber Sectio caesarea und die Erweiterung ihrer Indikation 
beim engen Becken. XII. internat. med. Kongr. zu Moskau. Centralbl. f. 
Gyn. Nr. 38. 

— R., Ueber Kaiserschnitt und seine Indikation bei Beckenverengerung. 
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, 3. Heft. 

Pasquali, Ercole, Taglio cesareo. Verhandl. d. ital. Ges. f. Geb. u. Gyn. 
19.—21. Okt. Herausgegeben von F. Saverio Rocchi. 


. Pawloff, Zur Frage über die Wahl zwischen konservativem Kaiserschnitt 


und Porrooperation. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Februar. 
(An der Hand eines glücklich verlaufenen Falles von Kaiserschnitt nimmt 
Pawloff die Indikationen für konservativen Kaiserschnitt und für Porro 
durch.) (V. Müller.) 


. Pinard, Kaiserschnitt und Totalexstirpation bei absoluter Beckenenge. 


Ann. de gyn. Nr. 2. 

— Kaiserschnitt wegen Tumoren im kleinen Becken. Abeille med. Nr. 28. 
Polosson, Kaiserschnitt. Tod durch Darmocclusion. Province med. 
Nr. 15. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1094. 

Powell, Dudley, Allen, Cesarean section. The Amer. Journ. of Obst. 
Mars, pag. 322. 

v. Ramdohr, Rupture of the uterus at terme. The Amer. Gyn. and Obst. 
Journ. Vol. X, January. 

Riddet, A case of cesarean section for cyesis complicated by malignant 
disease of the rectum. The Lancet, Nr. 3862. 


55. 


56. 


57. 


58. 


60. 
61. 


62. 


63. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


. Reyinga (Groningen), Sectio caesarea mit querem Fundalschnitt. Nederl. 


Tijdschr. v. Geneesk. 1898, Nr. 1. 


. Ross, James F. W., Cesarean Section: Obstruction of the Pelvis er a 


large fibroid tumor; us Induction of premature labour. Recovery. 
The Amer. Journ. of Obt. etc. Febr., pag. 261. 


. Schramm, Schwangerschaft im linken rudimentären Horn eines Uterus 


bicornis. Retention einer achtmonatlichen Frucht (Missbildung). Sectio 
caesarea. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gyn. Leipzig. 

Schröder, H., Noch einmal der quere Fundalschnitt. Monatsschr. f. Geb. 
u. Gyn. Bd. VII, Heft 2. 

Seiffart, Vaginaler Kaiserschnitt mit angeschlossener Totalexstirpation 
eines carcinomatösen Uterus am Ende der Schwangerschaft. Centralbl. f. 
Gyn. 1898. Nr. 5. 

Sereznikow, Bauchschnitt bei Schwangerschaft im rudimentären Horn 
eines Uterus bicornis und lebensfähiger Frucht. Wratsch. Nr. 17. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Ref., pag. 1089. 

Sidney, A. Bontor, A successful case of cesarean section in a cottage. 
The Lancet, Mars, pag. 660. 

Siedentopf, Ein Fall von Kaiserschnitt mit Eröffnung des Uterus durch 
queren Fundalschnitt und Totalexstirpation wegen Sepsis. Centralbl. f. 
Gyn. 1898. Nr. 4. 


. Sorel, Kaiserschnitt wegen Uteruscarcinom. Arch. prov. de chir. Nr. 5. 


Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1093. 

Storry, F., A case of cesarean section. Brit. Med. Journ. Nr. 1920. 
Vitanza, Rosario, Rettificazioni storico-critiche intorno al parto forzato 
e al taglio cesareo in donna gravida agonizzante. Verhandl. d. ital. Ges. 
f. Geb. u. Gyn. 19.—21. Okt. Dr. Roocchi. 

Wendarskaia, Wiederholter Kaiserschnitt. Südruss. med. Zeitschrift, 
Nr. 12. The Amer. Journ. of Obst. May, pag. 737. 

Wilson, Reynolds, Report of a caesarean section. The Amer. Gyn. and 
Obst. Journ. Vol. X. May. Nr. 5. 

Winkler, Ueber den Fundalschnitt bei Sectio caesarea nach Fritsch. 
Vortrag a. d. Wochenversammlung d. Vereins d. Aerzte in Reichenberg. 
August. 


. Woyer, G., Ein Fall von Spontanruptur des schwangeren Uterus in der 


alten Kaiserschnittsnarbe. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 192. 


Konservativer Kaiserschnitt. 863 


Liste der Fälle von Sectio caesarea von 1897 und Nachträge aus 
früheren Jahren. 








| Indikationen Ausgang für 

! Operateur und — — Quelle 
| Bemerkungen Be Mutter Kind 

| 








l. eier 37]. Ip. mit Kypho- Heilung lebt | Monatsschrift f. 


‚ Tiflis Skoliose. Becken Geb. u. Gyn. VI. 
| latt, C. d. 9 cm, Heft 3. 
| G v. 6,5—7 cm. 

2. Braun, G. 27j. Ip. allgemein R s Centralbl. f. Gyn. 
ı Wien ungleichmässig ver-' pag. 1352, SC 
| engtesrhachitisches gyn. Ges. 

Becken; C.v.6?;4 cm. Wien. 
Schräglage,primäre 
Wehenschwäche. | 
Querer Fundal-) 
schnitt, stärkere 
| Blutung als ge- 
wöhnlich, 15 tiefe, 
| 8 oberfl. Nähte. 

3. Brünings an Zwergin, vor J „ Monatsschrift f. 

| München j2 Jahren Sectio Geb. u. Gyn. VII, 
caesarea, Uterus- pag. 286. 


naht mit Katgut. 
1. Kind wieder ge- 
storben. Auf 
Wunsch 2. Kaiser- 
schnitt,” Kind as- 
hyktisch, wieder- 
de Uterusnaht 
schwierig durch 
eine in derMitte der 
vorderen Fläche et- 
wa 4 cm lange stark 
verdünnte Partie. 
Keilförmige Execi- 
sion der Narbe. 
Ueber die doppelte 
` Etagennaht De 
, noch sero - seröse 
Nähte. Bauch- 
deckenabscess im! 
Wochenbett. Dies- 
mal wurde Seide als; 
Nahtmaterial ver- 
wendet. 








864 


Geburtshilfe. 


Geburtshilfliche Operationen. 








Nr.) Operateur 


| 
Se 
4. Cameron 
Glasgow 





5.!Chirchow 


6. Christie, O. 


7. |Derselbe 





| Bemerkungen 


241. Mehrgebärende. 





Indikationen | Ausgang für | 


und 





| 


omal am normalen 
Ende ihrer Schwan- 
gerschaften, 2mal 
im 7.Monat mittelst 
Kraniotomie ent- 
bunden. Rhachiti- 
sches Becken, C. d. 
2Zoll,Unterbindung 
und Durchtrennung 
der Tuben. 





35j. VIIp. 1. Kind 


lebt, kam zu früh 
und scheintodt, die 
andern alle per- 
forirt. C. v. 7,5 cm. 
Operation 6 Stunden 
nach dem Blasen- 
sprung. 


38j. VIII p. irrepo- 
nibler, retroperi- 
tonealer solider Tu- 
mor des Kreuz- 
beines. Sectio nach 
Sänger. Tumor 
nicht exstirpirt. 


IVp. glaubte im 4. bis 
5. Monat schwanger 
zu sein. Fieber. Leib 
durch einen fluktu- 
irenden Tumor von 
der Grösse eines 
hochschwangeren 
Uterus ausgedehnt. 
Portio weich, ge- 
schlossen(?). Tumor 
schnell wachsend; 
es wurde an Ova- 
rialcyste neben 
Schwangerschaft 
gedacht und Probe- 
laparotomie ge- 
macht. Es ergab: 
sich Hydramnion; 
und Zwillings- 
schwangerschaft. 
Sectio caesarea 
nach Sänger. | 


Mitter 


Heilung 





Kind 








Quelle 








Li 


Zwillinge 
nicht 
lebens- 
fähig 





| 


Brit. Med. Journ. 
Nr. 1931, 1. Jan. 
1898. 


Wratsch 1896, 
pag. 598. Ref. 
Ann. de Gyn. et 
d’Obst., May. 


Medicinsk. Revue 
XIV, pag. 161. 


Konservativer Kaiserschnitt. 365 

















Indikationen Ausgang für 
Nr.| Operateur und a n Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind 
.— T — — — —— een, E ` — ee —— dee | u s Ze SE ES eg a DE es WË 
8. |Clemenz 34j. IVp. Geburten‘ Heilung lebt | Centralbl. f. Gyn. 


St. Petersburg | normal. In letzterivom ent- 
Schwangerschaft |bindenden 
heftige Rücken- | Eingriff | 
schmerzen, öfters | 
Urinverhaltung, | 
starkeAbmagerung. 

Faustgrosses Carci- | 

nom der Portio mit 

ausgebreiteter In- | 
filtration der Para- | 


1598, pag. 249. 








metrien. Nach Ein- 
tritt von Wehen 
Sectio caesarea, vor- 
her in anderem 
Raum Entfernung 
der Carcinommas- 
sen und Tamponade 
derScheide. Querer 
Fundalschnitt 
nach Fritsch. 
Uterusnaht. Drai- 
nage nach der 
Scheide. Carcinom 
schreitet bis zur 
Entlassung fort. 


9. [Cosentino 35j. Mehrgebärende.| Heilung 5 Arch. di Ost. e 
Osteomalacie. Ka- Gin., Agosto 
stration mit Erhal- 
tung des Uterus. 


10, Dixon Ip. seit 36 Stunden tł 5 The Amer. Journ. 
in der Geburt. Ge- of Obst. and Dis. 
burtskanal verlegt XXXV1,Nr. 236. 


durch ein grosses 
Fibrom. Trotz 
Wiedereröffnung 
und Ausspülung der 
Bauchhöhle Tod am 
6. Tage an Sepsis. 
Porro war ausge- 
schlossen. Opera- 
| tion auf einer Farm. 


| | 
| ' 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 55 











866 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 











| 

Indikationen | Ausgang für 
a — — Quelle 
Mutter Kind 








Nr.| Operateur und 


Bemerkungen 











Centralbl. f. Gyn. 
1898, pag. 647. 

















| | 
IL Krank 23j. Ip. nach zwei-. Heilung u lebt 
Köln tägiger Geburts- 

arbeit und nach| 
Blasensprung vom 
Lande in dieAnstalt 

' gebracht. Allgemein 
verengtes Becken, 
C. v. 6,5. Unteres 
Uterinsegment bei 
hochstehendem 
Kopf sehr verdünnt. 
Querer Fundal- 
schnitt. 


; enge und Dehnung 

| des unteren Uterin- 
| segmentes. Querer 
Fundalschnitt, 
Ä starke Blutung und 
Atonia uteri. Uterus 
bleibt auch nach der 
Naht schlaff. Fieber 
im Wochenbett 16 


Tage lang. 








12. |Derselbe |21). 1p. mit Becken- 5 ' a | i 
| | 


Centralb!. f. Gyn. 


13. Frey, Emilie |36j. Vp. seit der 3. i | ` 
pag. 1363. 


Operateur Dr. | Schwangerschaft 
Mermann beginnende Oste o- | 
malacie, welche | 
in der letzten stark 
zugenommen hatte. | 
Becken gab absolute 
Indikation zum | 
Kaiserschnitt. 
Derselbe am 31.Jan. | 
| 





1896; nach klassi- 
scher Operation 
werdenÖvarien und 
Tuben für sich ent- 
fernt. Besserung 
trat nach mehreren 
Monaten ein, so 
dass dieFrau wieder 
gehen und arbeiten 
kann. Beobach- ` 
tungszeit19Monate. 

















Konservativer Kaiserschnitt, 867 








Indikationen Ausgang für 
a "Ee Quelle 


Mutter u Kind 
| 


Bemerkungen 











r.| Operateur und 
se, 
| 











| 
14. Fritsch ha erster Fall von: Heilung lebt Central. f. Gyn. 
querem Fundal- | pag. 561. 
schnitt. Nähere 
Ä Angaben über Indi- 
kation fehlen. 
| Weiteres s. Referat. 
| 
15.'Fronczak 31j. Frau, Mutter von: S. c. an |wiederbe- | Buff. Med. Journ. 
| 7 Kindern, erkrankt! der Ver- llebtabert; Bd. XXXVII, 
| unter den Erschei- storbenen nach kur- Nr. 7. 
nungen von Angina zer Zeit | 
| pectoris und stirbt 
ım Anfall in Beisein 
| des Arztes, der so- 
i fort den Kaiser- 
schnitt macht. Kind 
| durch Schultze- 








sche Schwingungen 
| belebt, stirbt bald 
| wieder. 
16. Grossich 40j. Frau; 1. Geburt! Heilung ' lebt | Ung. med. Presse 
| dauerte 13 Tage und | ' Nr. 51, 52. 


Nächte, Kind todt, | 
2. Schwangerschaft | 
spontan im 4. Monat 
unterbrochen. 3. 

Schw. Drillinge, 4 
Tage in der Geburt, | 
kleine todte Kinder. 





4. Schw. Kranioto- 
mie. Becken rhach. 
C. v. 7,5—8 cm, 
| Sect. caes. ohne | 
| Schwierigkeit und | 
| 
| 








auf typische Weise 
beendigt. 
17. Hain Allgemein und be- s a Wiener klinische 
| sonders im Ausgang Woch. Nr. 52. 


verengtes Becken, 
C.d.7,5. Elastische 
Ligatur. Querer 
Fundalschnitt.' 
| 





18. Hirst, B. C. |Rhachit. Zwergin; e š ' Verhandl. d. gyn. 
C. v. 6,25 cm. Sektion des Col- 
19. 'Derselbe Rhachit. Zwergin:, ` | a Philadelphia. 
C. v. 6 cm. Ref. Centralbl. f. 





Gyn. 1898, pag. 
| 568. 





| lege of phys. zu 
| 
| 
| 


20. Derselbe EingekeilteDermoid- . | j 
cyste. ! 55* 


368 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 














| Indikationen | Ausgang für 
Nr| Operateur uud a Quelle 
| Bemerkungen Mutter Kind 


| 





| 
21. Hirst, B. C. [Beckenenge Heilung | ' lebt 


T'a em und — 

mässige Entwicke-! | | 
lung der Frucht. 
Absolutelndikation, | 
3--4 Wochen nach Ä | 
dem Ende der | 
Schwangerschaft. | 


i 
| 
a) 





| 
22. Hecking 23). IIi p. mit allge- S Archiv f. Gen 
Op. Leopold | mein verengtem | 1898, Bd. LVI. I. 
lattenBecken, C.v. 
em. 1.Geburt Per- 

| foration des leben- | 
den Kindes nach | 
| Kolpeuryse und | 
| Wendungsversuch. | 
| 2. Geburt Wendung | 
| Kei ae u. 
üxtraktion, Kind 
starb bald. Diesmal 
Sectio caes. nach 
langemWarten und | 
vergebl.Walcher- 
scher Lagerung. 
Eine gonorrhoische 
Infektion kompli- 
zirte das Wochen- | 

hett. Bauchdecken- 
eiterung, im Eite 
Gonokokken, im 








Urethralsekret 
Streptokokken und 
Gonokokken. 





| 
23. Hoedemaker |27j. Ip. mit engem z ? Nederl. Tijdschr. 
Deventer Becken und Vorfall voor Verloosk. 

der Nabelschnur bei en Gyn. VII. 

Schädellage u. 3 cm Nr. 4. 

weitenMuttermund. 

Sect. caes. In der 

zweitenSchwanger: 

schaft künstliche: | 

Frühgeburt, Wen. 

dung u. Extraktion. 
Kind nach 2 Std. +. 
24, \Derselbe deshalb die3. Schw. S lebt Š 
2. Operation an! wieder durchKaiser-' | 
derselben Frau | schnitt beendigt. | 


| 
| 


| | 








Konservativer Kaiserschnitt. 869 





— m nm Om U mn — —— — — — e — — Memmingen 





| Indikationen Ausgang für 
Nr. Operateur und Ee EE Quelle 
Bemerkungen Mutter : Kind 














NEE e - = : 
25. Hoedemaker Illp. mit Becken- Heilung lebt | Nederl. Tijdschr. 
. Deventer enge. 1. Kind mace- i voor Verloosk. 
| rirt, 2. Kind perfo- | en Gyn. VII, 
| rirt. Jetzt Sectio Nr. 4. 
| ohne Komplikation. 


26. Derselbe Mehrgebärende, mit 3 1 S 
i vorausgegangenen 
normalen Geburten. 
i Jetzt eingekeilte 
Schulterlage. Kindt. 
Embryotomie wur- 
de für unmöglich 
(!) gehalten, daher 





Sectio caesarea (UD 
Extraktion erst | 
möglich nach Durch 
schneidung des 
festen Kontrak- 
tionsriuges. 


27. |Derselbe Pat. seit 3 Tagen in) } am 3. lebt R 
der Geburt. Becken-| Tage an | t bald 
enge. Fieber, Fett Herz |nach der 
herz, unregelmäs-| lähımung | Geburt 
siger Puls. C. d. 
8 cm. 


28. |Derselbe Xp mitwiederholten; Heilung t 
schweren Geburten. 
Beckenenge C. d. 
8 cm. iesmal 
Schieflage mit 
Handvorfall. Kon- 
traktionsring, Kind 
Tt, Dehnung des 
Uterinsegmentes. 
Dekapitation er- 
scheint auch inNar- 
kose zu gefährlich, 
daher Kaiserschnitt. 
Unterbindung und 
Durchschneidung 
der Tuben. 


24). Ip. Beckonenge i lebt P 
hochgradig, C. d. 

6,5. Glatte Opera- 

tion. Tubendurch-: 

schneidung nach 
| Unterbindung. 


29. |'Derselbe 


870 


Nr.| Operateur 


30. Hoedemaker 





31. Tewett 











| 


Geburtshilfe. 


IL cm, 


— — — — — —— — — — a — 


'26j. Ip. Blutungen; Heilung 


Indikationen 


und 


Bemerkungen Mutter 


einige Wochen vor 
der Geburt. Schw. 
komplizirt durch 
ein Myom der hin- 
teren ÜUteruswand 
und eine gleiche 
intraligamentäre 
Geschwulst. Wegen 
Gefahr der Verblu- 
tung nachKochsalz- 
infusionSectio ohne 
Narkose. Plac. auf 
weichem cystischen 
Myom inserirt. 2] 
Kochsalzlösung in 
die Bauchhöhle, im 
Wochenhett wie- 
derholte grosse 
Klysmata,l'umoren 
p. o zurückge- 
gangen. 


17j. Ip. Zwergın, 
Zwergbecken, C. d. 
typischer 
Kaiserschnitt ohne 
Bemerkungen. 
Kind ț am 17. Tage 
an Inanition. 


Geburtshilfliche Operationen. 


Ausgang für 


Quelle 
Kind 








| 
? Nederl. Tijdschr. 
| voor Verloosk. 
| en Gyn. VIII, 
Nr. 4. 











= 
| | 


lebt Theam. Gyn.and 
' Obst. Journ. XI, 
July, pag. 51. 











Konservativer Kaiserschnitt. ‘1 


ed 








Indikationen Ausgang für 
Nr.| Operateur und ET Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind 











EE 
32. Johannowsky2. Kaiserschnitt Heilung | tief as- ——— für 


an derselben phykt. | Geb. u.Gyn.VI. 
Person, 1. Opera- nicht 4, pag. 354. 

| tion 1891, lebendes belebt 
Kind; Heilung durch 

| Bauchdeckenab- 


scess  komplizirt. 
| Breite vordere 
Uterusadhäsion, 
Uterusbauchwand- 
fistel zurückgeblie- 
ben. Relative Indi- 
kation.Beckenenge. 
Diesmal Uterus 
eventrirt und durch 
Längsschnitt ani 
seiner hinteren! 
Wand eröffnet. 
Vordere Verwach- 
sungen gelöst, wo- 
mit auch die Fistel! 
heilte. Uterusnaht 
mit Silkworm. Es 
war keine Retro-' 
flexionsstellung zu 


Stande gekommen, 
| 





Uterus nirgends 
fixirt oder adhärent. 





Derselbe Berichtet kurz über) d 
einen weiteren Fall, 
den er mittels des 
queren Fundal- 
schnittes nach 


lebt n 





Fritsch operirte. 
Nähere Angaben 
| | fehlen. 


34. Kefting Ip. mit starken Oede- S Med. Weekbl. v. 
Eenrum men,hohemEiweiss- N. en Z. Nederl, 
. gehalt u. häufigen 4. Jaarg. 29. 
| eklampt. Anfällen. 
Keine Wehen, tiefes 
| Koma, lebendes 
Kind. Sect. caes. in 
Chloroformnarkose. 
Operation ohne Be- 
sonderheiten. Koma ' | 
schwand nach 2 Ta 
gen, Eiweiss nach 5 
Tagen. Später eine 
normale Geburt. 


> Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 











Indikationen Ausgang für 
Nr.| Operateur und eu Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind 











3. k irchhof 32). Rhachitica (C.v.| Heilung lebt Deutsch. med. 
6/44 cm) ist 7mal Wochenschrift 
durch Einleitung Nr.39, pag. 629. 
des Abortus, 1 mal | 
durch künstl. Früh- 
geburt im Anf. des 
9. Monats (Kranio- 
klasie) entbunden. 
Querer Fundal- 
schnitt. Vorzüge | 
desselben werden | 
anerkannt. Glatter 
Verlauf, keine Blu-, 
tung notirt. Naht 
eng. 





86.1Knauer Rhachit.Becken. Cd. a 5 Wien.klin.W och. 
9,5 cm, C. v. 8 cm. Nr. 49. 
Querer Fundal- 
schnitt, dessen 
Vortheile ebenfalls 
gewürdigt werden. | 


37. |Derselbe Referirt über einen| Sekt. an lebt nach: Geb.-gyn. Ges. zu 
Fall von Sect. caes.| der Ver- |2 Monaten) Wien 16. Nov. 
in mortua mitleben-|storbenen| noch 1897. Centr. f. 
dem Kind, welches | Gyn.1898, Nr.3. 
auch leben blieb. 

Tod der Mutter er- 
folgte plötzlich in 
Folge eines Gehirn 

tumors. 10 Min.p.m. 
Operation. Kind tief 
asphyktisch, wieder 
belebt nach 1!/2 Std. 


38. (Leopold s. weitere 50 Fälle 
zusammengestellt 
im Arch. f.Gyn. Bd. 
LVI, Heft 1. Die 
ersten 50 Fälle Leo- 
pold’s s. Cörner, 
| Arbeit. aus d. Kgl. 
Frauenklinik zu 
Dresden Bd. I, 1893. 


39. Lunn Beckenenge. | Heilung l Jebe hr Med: Join 
| | | | Nr. 1925. 





Konservativer Kaiserschnitt. 873 





| 


Indikationen . Ausgang für 
| 
Nr. Operateur und | m, une = Quelle 
| Bemerkungen Mutter Kind 


pe a teas a Bere 
40. Lwoff, J. M. Schwer rhachitische: Heilung lebt : Wratsch p. 118. 
| | 


| . H Gebärende. 1. Ge- Ref. Annal. de 
| burt, etwas früher Gyn. et d’Obst., 
beginnend durch May. 


| Kraniotomie des t 
Kindes beendet. All- 

| l gem.verengt. rhach. 
| Becken. C. d.7,5 cm. 
Operation nach Be- 

ginn der Geburt. 

|  Unterbindung und | 
| theilweise Excision! 

| i der Tuben. 


41. Madlener 








S | tł Münchn. med. 
normales Becken, | Wochenschr. 
mehrmals vergeb-) Nr. 1, 1898. 
licheZange. Tetanus: 
uteri, fötaler Tumor 


| 303. Ip.Gesichtslage, 
als Hinderniss an- 
| 








genommen, Wen- 
dung gelingt nicht. 
Kaiserschnitt auf 
dem Lande. Zur 
Ueberraschung er- 
gab sich ein — 








cephalus mit sehr 





| breiten Schultern. 
Wochenbett fieber- 

| haft. Ausstossung 

| von Seidenfäden 

| durch die Bauch- 
narbe. 


42. 'Mandelstamm 19jähr. Ip. asym- F lebt Centralbl. f. Gyn. 
. Odessa metrisch, schräges, Nr. 32, pag. 985. 
allgem. verengtes, 

lattes Becken. C. v. 

d em, typische Ope- 

ration, 12 tiefe, 20 

oberflächl. Nähte. 

Beide Tuben durch-| 

trennt nach doppel 

terLigirung, von der 

| linken einStück ez. | 

cidirt. Becken ist 

genau beschrieben., 


| | 
Eaa 
| 








874 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


























Indikationen | Ausgang für 
Nr.| Operateur und | S Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind | 
ae | j eG rn nn S = —ã— = E ö— — — — Be —— 
43. Mason 40j. Frau, Carci- 


nom der Scheide vom 
und des Uterus! Eingriff 
komplizirt mit E 

| Schwangerschaft. | 

| Konservativer Kai- 

| serschnitt ohne vor-| 
herige Behandlung: 
des Carcinoms. 
Operation typisch. 


Heilung | lebt |The Lancet Nr. 
J 3873, pag. 1316. 





44. Sr ard Fibroma uteri. Kon- Heilung ` Abeille med. 
| (Beobachtung | servativer Kaiser- Nr. 28. 
' von Poncet) | schnitt. P. hätte in 
| beiden Fällen totale) 
abdominale Hyster- 
ektomie vorge- 
zogen. | 
45. Derselbe Enchondrome füll- t t | Ref. Centralbl. f. 
| (Beobachtung | ten Scheide ` und ` Gyn.1898, Nr.11. 
von Lecerf) | Becken alsGeburts- 
hindernisse. 


Konservativer Kai- 
serschnitt in 17Min. 
Schon vom 2. Tage 
an Fieber. Tod am 


46. ‚Polosson 35 j. rhach. Zwergin. tł lebt  Prov.méd. Nr.15. 


5. Tago. Sektion: 
Keine Peritonitis, 
keine Verwachs- | | 
ungen, kein Eiter, 
Uterusnaht ge- | 
schlossen. Unvoll- | 
ständiger Darmver-, 
schluss nach Kom- 
pression des S.Rom. 
und Darmlähmung. 
(Warum .nichtdoch 
Sepsis?) P. hat in 
einem Jahre sieben, 
Kaiserschnitte ge- 
macht und nur die- 
‚sen Fall verloren, 
will auch bei sehr: 
engen Becken wei- 
terhin lieber nach 
Porro operiren. 











—— — — — —— — — — — 








Nr. Operateur 


GG | 


| 
47. Powell 


An Ramdohr 
| Nachträge 1895 


| 


Derselbe 
1895 


49. 





. (Be yinger 
‚ Groningen 
| 


51. Derselbe 


Konservativer Kaiserschnitt. 


| Indikationen 


| 
und | 
Lemerkungen | 


| Ä 
Ip. t. Geburt 1889, 
Kraniotomie. Dann! 
künstliche Frühge- 
burt im 7. Monat, 
Zange, Kind todt, 
a 
1897 Kaiserschnitt 
3Tage nach W asser- 
abfluss. Operation 
im Haus. Doppelte 
Katgut-Muskelnaht, 


oberfl. Sılknaht. 


‚Uterusruptur bei 
ı einer Ill. Gebären- 
| den, deren vorher- 
gehende Geburten 
i mit Kunsthilfe be- 
| endigt werden muss- 
ten. C. d. 4 Zoll. Frau 
starb während der 
Operation. 


22). Ip. engesBecken; 
abaclatelndikation. 
Operation 15 Std. 
nach Geburtsbe— 
ginn unter den gün- 
stigstenUmständen. 
C. d. 6,5 cm mit nor- 
malem Verlauf. 


lp. mit platt rhach. 
Becken. C.v.6,5cm. 
Es bestand Fieber, 
stinkenderAusfluss, 
Albuminurie.Leben- 
des Kind, zu dessen 
Rettung Sect. caes. 
Querer Fundal- 
schnitt, geringe 
Blutung. Etagen- 
naht mit Katgut 
nach Auswischen 
derlterushöhle mit 
Jodoformgaze. Fie- 
ber bis zum21.Tage, 
Scheidendouchen 
mit Lysol. 


Operirte kurz darauf 
einen gleichen Fall 
auf dieselbe 
Weise mit gutem 

| Erfolg. 


875 


Ausgang für 


Mutter | Kind | 


Heilung 


t 
nach 24 
Std. an 


Sepsis _ 


Heilung 





| 


Quelle 


lebt The Amer. Journ. 
of Obst. Mars, 
pag. 322. 
r | 
lebt The Amer. Journ. 
of Obst. X, 
January. 


J Nederl. Tijdschr. 
voor Geneesk. 
1898, Nr. 1. 





876 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 





! 
| 
l ' 


Indikationen . Ausgang für 


Nr.| Operateur und re een | Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind = 


Wi 


52. Rid dett 37j. Frau, seit 24 Std.. Heilung lebt 
London in der Geburt. Ouer - 
lage. Maligner 
Tumor des Rek- 
tums gab ein Ge- | 
burtshinderniss, so 
dass die wahre Con- 
jugata auf 2'/2 Zoll | | 
verkürzt wurde. | 
Kachexie. Es war | 
dies die 6.Geburt,die 
früheren waren nor- 
mal. Operation ohne 
Zwischenfall. 12 | 
tiefe und eine Reihe | 
| 














The Lancet Nr. 


p 
| 3862, pag. 600. 


Lembert'scher 
Nähte. Durchschnei- | | R 
dung der Tuben. 





53. Ross, James |Frau mit grossem, t The Amer. Journ. 
breit ins Lig. lat. nicht of Obstetr., 
entwickeltem Fi- lebens- | February. 
brom. Einmal fähig 
Abortus, danach 
Oophorektomie vor- 
geschlagen und ver- 
weigert. In jetziger 
Schwangerschaft | 
weiteres Wachs- | | 
thum der Ge- | 
schwulst. Einlei- | 

tung der Frühgeburt: 

vergebens, Placenta | 

praevia, Blutungen, | 

keine Wehen, daher | 

Sectio caesarea. | 




















Konservativer Kaiserschnitt. 


877 








Nr. 


Operateur 





28 


55. 


Schramm 
Dresden 


Schröder 
Operateur 
Fritsch 





g 


i 


Indikationen 
und 
Bemerkungen 


36; Frau hatte vor 1? Heilung 


Jahren einmal ge- 
boren, vor 2 Jahren 
einmal abortirt. 
Frühe Beschwerden 
in jetziger Schwan- 
gerschaft. Zur Zeit 
der erwarteten Ge- 
burt Schmerzen, die 
wieder aufhörten. 
Schw. im linken ru- 
dimentären N eben- 
horn einesUterus 
bicornis. Frucht 
abgestorben. Da von 
derScheide her nicht 
zu operiren war La- 
parotomie. Operat. 
s. Originalvortrag. 


















ITI p. mit platt rhach. 
Becken. C.d. 7,5cm. 


Perforation des 

Kindes. Kranio- 
klasie vergeblich, 
Wendung und Ex- 
traktion. Diesmal 
Sect. caes. vor Ein- 
tritt der Geburt am 
vermuthlichen Ende 
der Schwanger- 

schaft. Uterus even- 
trirt, vor Anlegung| 
der Naht (querer 
Fundalschnitt) 
wieder zurückge- 
bracht. Durch die 
noch vorher ange- 
legten 2 Suturen an 
den Enden des 

Schnittes steht die! 
Blutung. Weiterer 
Verlau glatt. | 





Ausgang für 


Mutter 


n 








Kind 


lebt 





| 


| 
| 
| 
| 





Quelle 


VII. Kongress der 
deutsch. Ges. f. 
Gyn. in Leipzig. 


Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. 
1898, VTI, Hit. 2. 


878 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 

















| Indikationen Ausgang für 
Nr.| Operateur und = Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind 
86. |Seiffart VIp. !/s; Jahr lang in Heilung lebt | Centralbl. f. Gyn. 
letzter Schwanger- 1598. pag. 121. 


schaft atypische 
Blutungen und 
stinkender Ausfluss. 
Faustgrosses Car- 
cinomderPortio 
(hintere Lippe). Pa- 
rametrien ei, Des- 
infektion d. Scheide, 
oberflächliche Ver- 
schorfung des Tu- 
mors mit Pacquelin, 
Auslöffelung und 
energische Desin- 
fektion. Am Nach- 
| 
| 
| 
| 


— — - — 


mittag desselben 
Tages Abtragung | 
der ganzen hinteren, 
Lippe mitGlüheisen. 
Vaginaler Kai- 
serschnitt nach 
Dührssen. Zange 
entwickelt denKopf. 
Totalexstirpation 
des Uterus nach Lö- 
sung der Placenta. 


57. Sereznikow 137j.1p.Schwanger- lebt Wratsch Nr. 17. 


Operateur schaft im rudi- 2400 g | Ref. von Neu- 
' V. Ott mentären Horn. 48 cm gebauer, Cen- 
| an in der 33. ; tralbl. f. Gen 

oche. Frucht liegt: | pag. 1089. 


grösstentheils frei: 
in der Bauchhöhle, 
Kopf, Schultern und 
Hände liegen im 
Fruchthalter, der 
zwischen den Blät- 
tern d.Lig.lat.dextr., i 
Placenta an seiner 
hinteren Wand. An 
der rechten Uterus- 
kante weder Lig. 
rot. noch Ovarium 
zu finden. Ruptur 
war sebleichend er-' 
folgt ohne grössere 
Blutung. Näheres 
siehe Referat. 














Konservativer Kaiserschnitt. 879 


— — — 


| Indikationen Ausgang für 
Nr. Operateur und i | 


| Bemerkungen | Mutter Kind 





98. Sidney 34; Ip. Nach mehr Heilung | lebt The Lancet, pag. 

A. Bontor als zweitägiger Ge- 660, Mars 
burtsarbeit Cervix 
entfaltet. Zweimali- | | 
| ger Forceps ohne ! 
| Erfolg. Sectio bei 
| lebeudem Kind. | 
Beckenmaasse Ä 

bezw. nähere Indi- 

| kationen fehlen. 





| 
59. Sieden topf |24j. Ip. kommt nach 5 x Centralbl. f. Gyn. 
d Magdeburg länger als 36 stünd. , 1898, pag. 92. 
Geburtsarbeit in die 
Anstalt. Temp. 38,3, | 
Puls 110. Becken- | 
enge (C. v. auf 6 bis Ä | 
6,5 geschätzt). Te- | 
tanus uteri. Leben- 





des Kind. Kaiser- 
| schnitt nach Porro 
| 
D 





beschlossen. Eröff- 

nung des Uterus 

durch queren Ä 

Fundalschnitt. , 

Nach Naht der | 

Wunde Ablösung 

der Blase und ab- 

dominale Total- | 

exstirpation des ' 

septisch infizirten | 
| 


Uterus. 
| 
. Sorel Operables Collum-| Heilung | } i Arch. prov. de 
= Le Havre carcinom, schon] vom chir. Nr. 5. 


im Beginn der letz-| Eingriff 
ten 9. Schwanger- 
schaft einer 42; j. 
Frau ontdeckt, kam 
erst bei der Geburt, 
bis wohin es unope- 
rabel geworden war, 
zurBehandlung. Ge- 
burt vaginal nicht 
möglich, Kaiser- | 
schnitt. Die radikale) 
Operation war im 
Anfang der Schw. 
vorgeschlagen, aber! 
nicht angenommen 
worden. 














— — — —— — — — — — -ae 





| | | 


SS) 


Nr. 


61. 





62.'Wendarskaia Bei der 1. Sect. caes. 


` 
| 





63. 


64. | 


Operateur 


Storry 


Wilson 


Winkler 





Geburtshilfe. 


Geburtshilfliche Operationen. 


Indikationen Ausgang für 


und 


Mutter Kind 





Bemerkungen 


Quelle 
| 





IIp. hatte vor sieben Heilung lebt 
Jahren ohne Kunst- 
hilfe geboren. Jetzt 
bei einer Conjugata 
von 23/4 Zoll kein 
Fortschritt der Ge- 
burt, Zange vergeb- 
lich, daher Ge 
führung ins Spital! 
und Kaiserschnitt. 
in typischer Weise. 





war die Frau zur | 
Verhütung weiterer 
Schwangerschaft | 
kastrırt worden. 
Trotzdem noch 2l 





Schwangerschaften, 

eine durch Kranio- 

tomie beendet, die 

zweite durch wie- 

derholten Kaiser- 

schnitt. Danach 
Unterbindung und 
Durchschneidung | 
der Tuben. | 


14j. Ip. allgemein e 
verengtes Becken. 
Operation nach Ge- 
burtsbeginn. Dop- 
pelte Uterusnaht 

mit Silkworm. 


Fall von konserva-| 5 3 
tivem Kaiserschnitt 
mit Eröffnung des 
Uterus durch que-! 
ren Fundal- ! 
' schnitt. | 


| Brit. Med. Journ. 
Nr. 1920. 


': Südruss. mediz. 
: Zeitschr. Nr. 12. 
, Ref. The Amer. 
Journ. of Obst.. 
- Mavy. 





The Amer. Gyn. 
and Obst. Journ. 
' X, May. 


Vortrag i. Verein 
deutsch. Aerzte 
in Reichenberg, 
' August. Referirt 
Centralbl. f. Gyn. 
1898. pag. 107. 





Konservativer Kaiserschnitt. 


881 








Nr.) Operateur 


— nl. 


| 

65. Everke 
` Bochum 
| (Fall 28) 


| 
| 





| 





66. Derselbe 
| (Fall 29) 





Indikationen 
und 


Bemerkungen 


ran P., enges 
Becken, relativeIn- 
: dikation. Operation, 
| am 21. VI. durch. 
| Ass.-Arzt Dr. Sie 
‚ burg. Frau wurde 
| kreissend nach 
| häufigenUntersuch- 
ungen gebracht. Be- 
| finden die ersten 5 
| Tage gut, dann Sep- 
| Bis. Seklion- Bauch | 
| wunde schlecht ge- 
heilt, fibrinöse Auf- 
lagerungen in der 
! Bauchhöhle,Uterus- 
| wunde nicht ge-| 
heilt. Endometrium! 
schmutzig verfärbt;: 
: bier wohl primäre 
Infektion, die sich! 
, durch Uteruswunde! 
| in die EES 
fortsetzte. | 


| 





Kleine Frau, enges 
Becken mit Exosto- 
sen an beiden hori- 
zontal. Schambein- 
ästen. (Operateur : 
Dr. Sieburg.) 








| 
| 
| 
| 


Jahresber. f. Gynäkelogie u. Geburtsh. 1897. 





| Ausgang für 





























—-—— | Quelle 
Mutter Kind | 
t | lebt | Briefliche Mit- 
Sepsis | | theilung. 
| 
| 
| 
i i 
Heilung lebt e 
TF am 6. 
| Tage an 
Pemph 
syphil 
Ki 
j 
56 


832 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 











Indikationen Ausgang für 
| 
Nr. Operateur und dE ee Quelle 
| Bemerkungen Mutter Kind 
67. Everke 2. Kaiserschnitt bei Heilung | lebt Briefliche Mit- 
(Fall 31) | einer Frau mit ' | ; theilung 


engem Becken. Re-: | 
. lative Indikation. ! 
Nach der 1. Sectio | 
(1895) entstand eine | 
Scheiden - Uterus- _ | 
Bauchdeckenfistel, . 
die durch Anfrisch- 
ung und Naht ge- 
heilt wurde. 2. Ope- 
ration am 12. XII; 
Uterus mit Bauch-: 
wand so verwach-' 
sen. dass der Schnitt. , 
nur oben und unten‘ 
das Peritoneum ı 


Ä | 

durchtrennt. Eröff-' | 
| 

? 


D 
Geer ` a EE ne ht E 


nung des Uterus in | 
situ. Naht desUterus | 
und der Bauch- 

decken. Im Wochen. 

bett Abscess, aus | 
dem sich Fäden ent- | 
leeren. \Wiederum 
Bauchdecken- 

Uterusfistel, womit | 
nach A Wochen ent-: | 
lassen. 


68. Derselbe 
| (Fall 32) 
19. Il. 1898 


Gesichtslage. enges 
Becken; relative In- 
dikation. Im Wo-: 
chenbett Fieber und 
Abscess. der nach 
aussen durchbricht' 
und Bauchdecken-| 
| Uterus - Scheiden- 
fistel hinterlässt, 
durch die sich ca. 20. 
Seidenfäden aus- | 
| 
| 
| 





— — — — — M — 








stossen. Mit Fistel 
entlassen. | 


69. Zweifel '27j. Up. quer ver: z 
| Nachtrag 1895 . engtes Robert- 
Ä , sches Becken, diag. 
' 13 cm. 1. Geburt 
durch Perforation 
beendigt. / 


= Aus den dem Ref. 
gütigst zur 

Durchsicht ge- 

ebenen Journa- 

en der Klinik. 


Konservativer Kaiserschnitt. 333 





























| | 
Indikationen | Aus gang für 
Nr.| Operateur | und SR Quelle 
| Bemerkungen Mutter | Kind 
| — — te — — 
—— — ren — | 
70. Zweifel I p. allgemein ver. Heilung lebt Aus den dem Ref. 


| gütigst zur 
| Durchsicht ge- 
| gebenen Jour- 


| engtes Becken. SC 
| ` nalen derKlinik. 


| lative Indikation | 
| | | 
| i 
| Ä | 
71. Derselbe Wo). AE l.und2.Ge-| „ | 2. š 
, 2. Kaiserschnitt) burt Zange, todte, ! 
Kinder; 3. ‚Geburt; l | 
Perforation; 4. Ge- | 
burt Zange, todtes 
Kind; 5. Geburt | 
Kaiserschnitt | 
vor4 Jahren. Allge-| | 
mein verengtes, ` 
latt rhach. Becken! 
I. Grades, C. v. 8.0. 


| | Kind in Steisslage. 





72. Derselbe 39). IVp. mit rhach. F 

Becken. 1. Kind' 
Forceps t, 2. Kind 
erforirt, 3. Kind 
orceps, lebt, da- . 
nach Blasenschei- 
denfistel. Relative 
Indikation zur Sect. 
caesarea. 


CS Kaiserschnitt| plattemBecken.C.v. 
5,0 cm. 1. Kaiser- 
schnitt 1893, Ab- 
ortus im 3. Monat 

| 1894. Jetzt konser- 
vativer Kaiser- 
schnitt wiederholt. 


| 
| 
74. 'Derselbe 2 Al Ili p. mit rhach. s 
| Nachtrag 1896 | plattem Becken III. 
Grades. C. v. nach. 
| Skutsch 6,6 cm. 
' Bei den ersten bei- 
| den Geburten wurde 
| die Wendung ge: 
macht, in beiden 
Fällen war die Per- 
foration des nach- 
| folgenden Kopfes: | 
. nothwendig. | 


| 
73. Derselbe 265. III p. mit rhach. d | 8 | 5 
| | 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 














, ' l | 56* 


884 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 





E — — EEE = — 2 — — 






| SA 8 
| Indikationen Ausgang für 
Nr.| Operateur | und — — Quelle 
Bemerkungen Mutter Kind 




















75. Zweifel 
3. Kaiserschnitt 


Heilung lebt, spä- Aus den dem Ref. 


Mr Ulp. mit rhach. 
ter an Ña- gütigst zur 


attem Becken. 








an derselben | C. v. 5,9 cm stark belinfek- | Durchsicht ge- 
Frau vorspr. Promont. 2 tion (?) Tt | gebenen Jour- 
vorausgeg. Kaiser- Ursache | nalen derKlinik. 
schnitte, Kinder auch 
nach6u. 13 Wochen durch Sek- 
' gestorben (1888 u. tion nicht 
1894). geklärt 


WS —— — Perforation, 2. Ge- 
burt Sectio caes., 
Kind lebt noch, 3. 
Frühgeburt im 7. 
Monat Perforation, 
14.0.5. Frühgeburten 
im 3. u. 6. Monat. 
Rhachitisch lattes 
Becken. C.v.7,5cm. / 
77. Derselbe Allgemein — 
2. Kaiserschnitt, Becken, rhach. platt 
3. Grades. lIp. 1. 
| Kaiserschnitt Dez. 
| 1892. 
| 


| | 
76. Derselbe 80j. VIp. 1. Geburt k lebt 
| 





| 
| | 
78. |Derselbe Rhachitisch plattes v s 
Becken 3. Grades, 
C. v. 6,1 cm. 25). I p. 
8 Std. 40 Min. Ge- 
| burtsdauer, Hinter-, 
' scheitelbeineinstel- 
| lung. 





79. Derselbe Sept. 1892 erste Sect. 
2. Kaiserschnitt caes. bei einer 2. Ge- 
burt mit allgemein 
ungleichmässig ver- 
engtem rhachit. 
Becken 2. Grades. | 
Kind in Querlage. 











Kouservativer Kaiserschnitt. SS) 





| Indikationen Ausgang für 


| x 
Nr. Operateur | und — SE Quelle 
| Bemerkungen | Mutter Kind ' 


) 





— l 


SO Fälle von 1897. 29j. III p. mit allge- Heilung lebt Aus den dem Ref. 
| 26. Aug. Opera- mein ungleichmäs- ‚ gütigst zur 
ı teurDr.Dietel. sig verengtem platt: | Jurchsicht ge- 
3. Kaiserschnitt rhachit. Becken ` | sebenen Jour- 
ı an derselben 2. Grades. Nach A | nalenderKlinik. 
: Fran. ' Stunden Geburts- | 
dauer und Durch-) i 
gängigkeit des Mut- | | 





termundes für drei 
Finger. Sprengung 
der Blase, dann' 
Sectio. Sagittal- 
schnitt einen Quer- 
finger breit von der 
Medianlinie. Netz- 
Uterus-Bauch wand-' 
Verwachsungen. ` 
(Der Fall ist beson- 
ders deshalb inte- 
ressant, weil nach‘ | 
dem 2.Kaiserschnitt 
dieTuben unterbun-: 
den worden waren. 
Besondere Ver- 
öffentlichung er- ` 
folgt noch ) 

| 


. Zweifel 28). IVp. rhach. plat- i 5 | ; 
tes Becken. C. v. | 
| 6.826,9 cm nach | | 
Skutsch. Ersten | 


EL 
bech 


dreiGeburten durch 
` Perforation be- ! 
ı endigt. Nect. caes., 
` doppelte Unterbin- 
dung und Durch. 
schneidung der Tu- | 
ben. Netz an der 
vorderen Uterus. ` 
| wand durch zwei | | 
| Seidenfäden fixirt. | 
82. z 28). Ip. mitallgemein A | e z 
| verengtem rhach. | 
‚ plattem Becken III. 
| | Grades. C.v.7.4cm 
ı nach Skutsch. 














856 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 





| Indikationen 





| 
Nr.! Operateur und | = — 


| 





| 

| 

| 

| Bemerkungen ı Mutter , Kind 
Ä 


| 

83. GEET 37). Frauzum15.mal, + am 13. lebt Aus den dem Ref. 
schwanger.Seit1896 Tage p. o. gütigst zur 
i Schmerzen im Leib, Durchsicht ge- 
u. Mastdarm. Dia- | | gebenen Jour- 
 gnose:Carcinoma, nalen der Klinik 
ı recti et pelvis, 
zweimal im Januar, 
u. Juli 1897 operirt. 
Jetzt schwanger im 
9. Monat. Operation 
| nach Geburtsbegitn 

| Sect. caes. conserv. 
. Frau hatte am 
Damm, den grossen 
| Labien, in der Leis- | 
tengegend und am 
Kreuzbein belegte 
Operationswunden, 
kam schon mit Fie- 
| ber, Aufstossen etc., 
i zur Geburt und | 








en — 





fieberte weiter. 





Sectio caesarea in mortua. 


1. Everke Frau F., kam wegen ł lebt  Briefliche Mit- 
Nr. 27 seiner eines schweren | theilung 
Fälle Nierenleidens mori- | | 

bund in die Anstalt, i 

stirbt bei Unter- 

suchung. Sect. caes. 

an der Todten. 


| ' | 
2. Zweifel Schwang. im 9. Mon., t ‚ asphyk- ` P 
Nachtr. 1395 die früher ő mal nor- tisch ge ` 
mal geboren, wird ‚boren, wie-, 
mit der Diagnose derbelebt,' 
l Eklampsie in die ‚doch nach 
Anstalt geschickt.. 10 Std. t 
ı Anfälle von Be-, | 
Leder wa- | 
ren vorausgezangen, 
typ. Krämpfe nicht 
. beobachtet Plötz- | 
licher Exitus letalis | 
| am Tage nachher | 
| Ä Kaiserschnitt. Ope- | 
| | rateur Dr. Dietel. | 
| Sektionsdiagnose: Ä 
Nephritis,Apoplexia | 


-cerebri (Basis.. 
| Arteriosklerose. 





Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 837 














Indikationen Ausgang für | 

Nr. Operateur und — — || Quelle 
| Bemerkungen - Mutter Kind Ä 

| 

SSES — — — — a et — — — — re = KE te ——— — 

3. Zweifel mit schwerer tł tł "Nach den Journa- 
| 1897 Nephritis gravida- | ' len der Klinik. 
| | rum, kam mit star-' | Hierzu gehören 
| . ken Oedemen in die, | : aus der Tabelle 
| Poliklinik, sollte so- die Fälle Nr. 
| | fort aufgenommen ‚ 15, 38. 
| ` werden, kehrte aber, 
| ‚ noch einmal nach, 

Hause zurück. be 
kam in der Aacht 
einen Krampfanıall,' 
| starb aufdemTrans-: | 
port zur Klinik. Kai- 
| serschnitt an der 
- Todten. Kind be- 
reits ohne Herz- 
| schlag, nicht belebt. 
| ; Sektionsdiagnose: 
| Starke Nephritis 
| ı gravid. Herz kräftig, 
| Gehirn o Bes. | 
| | | 
| 
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 

1. Adenot, Geburtsbinderniss durch Fibrome. Porro. Lyon med. June 7. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 42. (Referat.) 

2. — (Lyon), Trois opérations c&sariennes suivies de succès, dont une 
operation de Porro pour volumineux fibrome intraligamenteux. Congrès 
de la Soc. obst. de France. April. L’Obstetr. 15. Mai. 

3. Barrow, David, A case of the Porro operation. Recovery of mother 
and child. The Amer. Journ. of Obst. and Dis. of Wom. and Children. 
Vol. XXXVI, Nr. 239. 

4. Casiglia, Relation d'un cas d'opération césarienne. Procédé de Porro. 
Suites heureuses pour la mère et l'enfant. Nice. 

5. Dönhoff, Eine Porro’sche Operation, indizirt durch vorhergegangene 
Vaginofixatio. Centralbl. f. Gen Nr. 36, pag. 1079. 

6. Dirner, Fall von Sectio caesarea (Porro) bei Osteomalacie. Budapesti 
kir. Orvosegyestilet 1896. Jan. 

7. Duchamp, Ein Fall von Sectio caesarea mit nachfolgender Amputation 


des invertirten Uterus von der Scheide aus. Heilung. Rev. internat. de 
med. et de chir. Nr. 20. 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


. Fehling, Das Verhalten des Arztes bei Komplikation von Schwanger- 


schaft und Geburt mit Carcinoma colli uteri. Münchn. med. Wochenschr. 
Nr. 47. 
Ferri, Due Operazioni cesarea con amputazione utero-ovarica per osteo- 
malacia. Giornale per le Levatrici 1896, Nr. 23, 24. Nr. 1. 
(Herlitzka.) 
Gow, Uterus from a case of Porro operation with intra-peritoneal treat- 
ment of the stump. Transact. of the Obst. soc. of London. Vol. XXXIX, 
Jan. and Febr. 
Hirst, Fall von Porro-Operation. Verhandl. d. gyn. Sektion des College 
of phys. in Philadelphia. 
Madlener, Zwei Fälle von Kaiserschnitt (ein Porro). Münchn. med. 
Wochenschr. Nr. 1. 
Noble, C., Ein klinischer Bericht über den Einfluss der Suspensio uteri 
auf Schwangerschaft und Geburt. Amer. gyn. and obst. journ. Novbr. 
1896. Ein Fall von Porro und Beitrag zur künstl. Frühgeburt, s. Ref. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 34. 
Pasquali, Taglio cesareo. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma 
Vol. IV, pag. 104. (Kaiserschnitt mit supravaginaler Amputatio an einer 
rhachitischen Schwangeren (125 cm hoch — c. ext. 14 — c. d. 5 cm) im 
VII. Monat. Kind lebend, Mutter geheilt.) (Herlitzka.) 
Pobiedinsky, Fall von Porro-Operation. Geburtsh. Ges. zu Moskau. 


- Ref. Ann. de Gyn. et d’Obst. Fevrier. 


16. 


17. 


18. 


19. 


20. 


21. 


22. 
23. 


24. 


Robson, Porro’s Operation for suppurating ovarian cyst completely 
blocking the Pelvis. The Brit. Gyn. Journ. May. 

— Two cases in wich Porro’s operation was performed for impacted 
pelvic tumours preventing delivery. Brit. Med. Journ. Nr. 1921. 
Schröder, Noch einmal der quere Fundalschnitt (drei Porro-Kaiser- 
schnitte). Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. VII, Heft 2; s. auch Sectio 
caes. Conserv. 

Spencer, H., Drei Fälle von Porro-Operation mit extraperitonealer 
Stielversorgung. Amer. Journ. of Obst. March. Transact. of the obstetr. 
soc. of London 1896. Dec. 2. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1095. 
Steinthal, Ein Fall von Kaiserschnitt nach Fritsch bei Uterusmyom. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 14. 

Stembarth, Ein Fall von Amputatio supravaginalis uteri und ein Kaiser- 
schnitt wegen Beckenenge. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk., pag. 25, 265. 
(Die erste Operation wurde wegen eines Fibroides gemacht und nach 
Kastration und Amputation des Uterus der Stumpf in die Bauchwunde 
eingenäht; die Frau genas, die zweite Operirte starb am siebenten Tage 
an Sepsis.) (Neugebauer.) 
Taendler, Porro-Operation. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 6. 
Urban, Kaiserschnitt nach Vaginofixatio. Aerztl. Verein Hamburg, 1. XII. 
1896. Deutsche med. Wochenschr. Vereinsbeilage, pag. 32. 

Winkler, Ueber den Fundalschnitt bei Sectio caesarea nach H. Fritsch. 
(Ein Porro-Fall). Vortrag im Verein deutscher Aerzte in Reichenberg. 
August. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 107. 


Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 89 


Anhang. 


Fälle von Kaiserschnitt und Hyvsterektomie. 
(Siehe auch Fall 56 und 59 Tabelle I und Fall 2, 6, 7, 10 der folgenden Tabelle.) 


25. Pinard et Segond, Gastro-hysterectomie, suivie de l’hysterectomie totale 
chez une femme en travail à terme, ayant un retrecissement extrême du 
bassin. Ann. de Gyn. et d’Obst., Févr. 


26 Varnier et Delbet, Retrofiexion complete de l'utérus gravide à terme. 
Obstruction pelvienne par un fibrome adhérent. Hysterectomie abdominale 
totale. Ann. de Gyn. et d’Obst., Février. 


Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 








| 5 j 
| | Indikationen , Ausgang für Ä 
Nr. Operateur | und Lg re E Guellé 
| 
| 


Bemerkungen | Mutter `, Kind 


I 








.;Adenot 33j. IH p. Frau, das. Heilung lebt Lyon. méd. 
| erste Mal mit For- . 3200 g ı June 7. 
ceps, das zweite Mal! ' Gewicht | 
durch Perforation | | 
entbunden, wobei: 
Fibrome festgestellt: 
wurden. Jetzt gros- 
ses Fibrom Geburts- 
hinderniss. Porro.!| 
Extraperit. Stumpf. 
behandlung nach 
Abtragung von 2 
grossen (Greschwül-: 
sten; eine im rech- 
ten breiten Band, 
intraligamentär, 
eins subperitoneal 
an der Hinterwand, 
nicht gestielt. Ä ⸗ 





be 


I 











| 
9, B arrow '44j. Frau, 2 lebende P lebt | The Amer. Journ. 
| Rinder. Fünf Jabr | of Obst. etc. 
nach dem 2. Kind, | XXXVI, Nr.239. 
multiple Myome | | 
| entdeckt, die in der 
3. Schwangerschaft. | 
| amEndedenPorro 
bedingten. Total- 
| exstirpation des | 
| Uterus. | 


| | 











890 





Xr. 


3. Dönhof 








Operateur | 





>] Quell 


i 








Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 
Indikationen ı Ausgang für 
und | 
Bemerkungen © Mutter Ä Kind | 
Schwere Geburtsstö-, Heilung | t 





rung nach Vagino- 
fixation. 1. Geburt; 


i normal. 1895 Retro-| 
i flexiooperation,1896; 


März beginnt die 
2. Schw. gleich mit 
viel Beschwerden. 
Geburt setzt mit: 
kräftigen Wehen 
ein. Befund der be-' 
kannte, Uterus in 
starker Anteflexion 
nach dem Becken 


' hin Gert, Scheide 


straff nach oben ge ` 
zogen, Muttermund: 
hoch. Hinter der. 
Blase Gesicht und: 
pulsirende Nabel- 
schnur des sonst 


schräg liegenden | 


Kindes zu fühlen.: 
Nach weiteren 10: 
Std. Kaiserschnitt.! 
Kind vorher durehi 
Vorfall der Nabel-' 
schnur abgestorben. 
HintereUteruswand| 


: doppelt so lang als, 
die vordere. 6—10. 








cm lange Verwach-| 
sung zwischen Cor- 
pusundBlase. Porro, 
wegen Blutverlust.| 


-= Extraperitoneale 


Stumpfbehandlung.: 








Centralbl. f. Gyn. 
| pag. 1079. 








Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 


891 





Nr. Operateur 





4. EES 
‚ (Modifikation 
| von Porro, In- 
versio uteri arti- 
‚ ficialis und Ab- 


‚ tragung ) 


a. Fehling 


| 


| und ——— 





| 


| 


I 





| 
| 
| 


Indikationen Aus gang für 





Bemerkungen ' Mutter 


48j. I .Geburtsdauer. SE 
24 Std. Erst typi- 
sche Sectio, dann 
künstliche Inver-, 
sion nach Spaltung 
der hinteren terus- 
wand bis der U terus 
vor der Vulva lag, 
Schluss der Bauch-' 
wunde, Liesung des' 
Uterus, Abtragung 
desselben, Stumpf 
mit Gaze umwickelt, 


' in die Scheide zu-, 
| rückgeschoben. D. 


hat das Verfahren 
schon vor 11 Jahren 


ı vorgeschlagen. 


31; j. Frau, zweimal, 

zuletzt 1892 gebo-ı1lJahr spä- 
ren, seit 1894 Blu-! ter am 
tungen, seit August! Carc. t 
1894 schwanger mit: 

vielen Schmerzen. 
Zerfallendes Blu- 
menkobhlgewächsan! 

Stelle derPortio. In- 
filtration des linken 
Parametriums. | 

Durch das geöffnete 

| Collum Fruchtblase 

gefühlt. Wehen ma- 

chen keine Fort- 
schritte der Geburt. 

Zwei seitliche In- 
cisionen in den Cer- 

vix, Blasenspreng- 

ung, nach 13 Stun- 

den vergeblicher 

W ehen P orro. 
Extraperitoneale 
Stielbehandlung. 

Patientin war erst 


‘in der (Geburt zur 





| Aufnahme gekom- 
| men (April 1895). 


Kind 


lebt 


3250 e 


Gewicht ' 


Quelle 





ı Revue internat. 
' de méd. et de 
chir. prat. Nr.20. 








| Münch. mediz. 
Wochenschrift 
Nr. 47. 


l 


892 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 




















Indikationen Ausgang für 
Nr. Operateur : und mn EE Quelle 
| | Bemerkungen Mutter | Kind Ä 
—— oeh N I EE ga D — - — — = — = 
| | Ä | 
6. Fe hling '32j. Frau, hat sechs Heilung | lebende | Münchn. mediz. 


mal geboren, zuletzt bis 13. IX.! Fehlge- Wochenschrift 
1894. Letzte Menses 1897 'burtbald}| Nr. 47. 
Januar 1895, Can- Wohlbe- ' 

croid der hinteren; finden | 

Lippe, Graviditas) | 

Mensis VI, 19. Juli! | | 

1895 Porro. Kind' | 

lebt kurze Zeit. ` Ä 

Neben ihm im Er 

hautsack ein Foetus 

papyrac. Entfern- 

ung des Collum-: | 

stumpfes auf vagi- Ä 

naleın Wege.Schluss | 
der Peritoneal- ` | 
| wunde von der Va- | 
| gina ausmitKatgut. | 


! 





7. :Derselbe Dei einer 40j. Frau, lebend ge- S 
| : die siebenmal, zu. boren wird) 
| | letzt 1895 geboren nach As- 
| hatte, entwickelt! hyxiebe-' 
' sich in der letzten! ebt,tnach 
' Schwangerschaft. | 6 Stunden 


die im Juni begann, ' 

_ einCarcinom der 

: Cervixschleim-: 

haut. Diese Dia-' 

gnose wird neben 

der Schwanger- 

schaft im 9. Monat: 

und lebendem Kind: | 

gestellt. 29. Jan. | 

1897 Porro miti | 
| 








nachfolgender vagi- 
naler Exstirpation: 
des Collum. Heilung: 
gestört. In Folge: 
' zu tiefen Anlegens! 

deg Schlauches riss! 

| die Serosa pariet. 
ein, musste wegen! 
Blutungen vielfach 
umstochen werden.! 
Drainage der Wun- 
de, Fistelheilung | 
verzögert. | 
| 





| 





Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 893 


| | | 
| | Indikationen : Ausgang für 


| 
8. G asiglia Allgemein en Heilung 
| Becken, C. v. 5cm. 
Ip. seit 48 Std. in 


| der Geburt. Porro. 
Verf. stellt die In- 
| 





Nr.| Operateur 





und e en Quelle 


Bemerkungen | Mutter | Kind 


! 
1 








lebt | Nice 1897. 





dikationen für er- | 
haltenden und 
Porro-Kaiserschnitt: | 
| nebeneinander (s. 

| Ref.). | 








` | 

Gow Bei einer 37j. Frau , | lebt |Transact. of the 

werden im 8. Monat Däi, Pfund] obst. soc. of 
derSchwangerschaft | schwer | London Band 
multipleMyome ge- | XXXIX, Januar 
funden, von denen und Februar. 
eines im Douglas 
liegend ein absolu- 
tes Geburtshinder- 
niss bildete. Porro; 
im Dezember 1896. 
Intraperitoneale | 
Stielbehandlung, | 
linkes Ovarium 
bleibt erhalten. G. 
hat unter 17 Fällen 
von intraperit. Stiel- 
behandlung bei | 
Myomen 16 geheilt. Ä 





— nn — — — — —— 








10. Hirst 19j.Ip.längeralsvier| " ‚ lebt |Transact. of the 
| Tage in der Geburt. gyn. soc. of 
| Becken durch eine: | Philadelphia. 
| grosse für ein 
| Fibroid angesehene 
| Geschwulst einge. | 
nommen, die als ab- 
| solutes Geburts- 
| hinderniss ange- | 
| sehen wurde. Frau | 
| wurde ins Hospital| | 
| | geschafft und nach 
Porro operirt. Die 
| Geschwulst war eine 
| 
| 








| Dermoidcyste, 
intraligamentär ge- 
lagert, geborsten' 

| und vereitert mit 
gangränöser Ent- 
zündung der 

| Beckenhöhle Hy- 

| sterektumie. | 

i | 








894 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 





Indikationen | Ausgang für 














Nr. Operateur ` und — —— Quelle 
l’eınerkungen | Mutter Kind | 
— -— — — Z 5 _ Sécher: Ce E, — Ds ee Ee 
1l1.:Madlener 211. Frau, dreimal Heilung Zwillinge | Münchn. mediz. 
i o K. entbunden,! lebende | Wochenschrift 
| ' 1892 in der 4. Schw. 





‚Mädchen | 1898, Nr. 1. 


nach einem Sturz‘ 
an allmäblich zu- 
nehmender Osteo-' 
malacie erkrankt. 
4. Geburt noch nor- 
mal, seitdem ar- 
beitsunfähig. 5.Ge- 
burt schwere Zange, 
6. Geburt Perfora-: 
tion. Jetzt am Ende. 
der?7.Schw.vorBin-: 
tritt von Wehen! 
Porro. Abbindung; | 
der Ligamente, dann 
wie bei Zweifel’s 
Myomamputation. | 
Stumpf versenkt.‘ 
Keine Drainage. 











12. Nobls Berichtet in einer Ar- t | ? ‚Amer. gyn. and 
beit über den Ein-  obst.Journ.1896, 
fluss der Suspensio: | Nov. 
uteriaufSch wanger- Ä 


schaft und Geburt‘ 
unteranderem auch. 

über einen Fall von. 

Porro, wo sich an 

der vorderenlterus-' 

wand und am Fun-' 

dus Verdickungen; | 
ausgebildet hatten, E 
welche ein Fibrom | 
| vortäuschten und: | 
| ein ernstes Geburts-! 
| hinderniss darstell-: 
| | ten. Noble wünscht! 
jede schwangere 

' Frau nach Ventri- 
i fixation ständig zu 
| 





me Ae mm 


| beaufsichtigen und! 
sobald sich Verdick-) | 
| | ungen der Naht- | 
| | stelle zeigen, die! | 
Frübgeburt einzu- | 
| | leiten. | | 
| | 
13. Pobiedinsky Ip. mit unregelmäs-! Heilung | lebt |! Geb. Ges. zu Mos- 
sig verengtem | | kau. Ref. Annal. 
| deGyn.etd’Obst. 
| Fevrier. 


| i Becken. C. v. Gem. 
| Porro. 





Sectio caesarean nach Porro und Varianten. 895 
| Indikationen ı Ausgang für | 
Nr. Operateur | und ee Dez ` Quelle 
d Bemerkungen Mutter : Kind | 


14. Robson 


j 
| 


15. Schröder 


16. Derselbe 








3; Frau, schwer Heilung | 


| krank, Fieber, 
; schneller Puls; | 
| Schwangerschaft 
' am Ende, lebendes- 
Kind. Leib stark 
aufgetrieben. La- 
parotomie wegen 
| eines grossen 
Beckentumors, der. 
sich als eine ge- 
Lee eiterige 
Èy yste ergab. Porro. 
Entfernung der | 
Cyste, Ausspülung 
der Bauchhöhle. | 
| Stumpf versenkt. 
Schluss der Bauch- 
| wunde. | 











Ip. Allg. verengtes 
plattes Becken, 
C. d. 7,5 cm. Frau 
wünscht lebendes! 
Kind; Sectio caes. 
Porro auf Wunsch 
um spätere Concep- 
tion auszuschlies- 
sen. Intraperito- ` 
neale Stielversorg-| 
ung. Querer Fun-: 
dalschnitt zurEr- 
öffnung des Uterus. 
Leichtes Stumpf-: 
exsudatimWochen- 
bett. 


E Ostsee 
cie. Porro. Wegen: 
der starkenSchmer- 
zen und fortschrei- 
tenden Erkrankung 
| Operation schon 4 

ochen ante par-| 
; tum. Querer Fun-! 
| dalschnitt. Ope- 
ration wie im vori-! 
gen Fall. 


| i 








i ' 

















lebt 


‚The Brit. Gyn. 


Journ. May. 

| 

| 

} 

| 

| 

Mon. f. Geb. u. 
— VII, pag. 


k 








896 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


























zum Kaiserschnitt. nitis 
Kam nach 30stünd.' 

' Geburtsarbeıt fie- 
; bernd in die An- | 
stalt, war wieder-. 

holt untersucht Ä 
worden. Kind todt. | 
Porro. Amputations-; 
stümpfe mit Peri-; 
toneum bedeckt | 
ausser am linken 
Ligamentstumpf, 
wo es nicht gelingt.' 
Am 2. Tage schwere! 
septische Erkrank- | 
ung. 


` l 
Indikationen | Ausgang für re 
Xr. Operateur und es ! Quelle 
| | Bemerkungen Mutter . Kind | 
| Ge A 3 - = B — — — — - ——— 
17. Schröder Ip. mit platt rhachit. t t | Mon. f. Geb. u. 
Becken. C. d. 6 cm, septische | Gyn. VII, pag. 
| absolute Indikation Perito- 157, 
| 





nn m nn E a 


.ıSpencer, H. |Uebertragung um r Heilung lebt | Amer. Journ. of 
Tage nach der Men- j | Obst., March. 

struationsberech- 

nung. Multiple | 

Myome. Porro. 

Von Frühgeburts-; 

einleitung war ab-, 

gesehen worden, da. 

| , von ihr nichts zu er-. 

| ` hoffen war. Ka | 
` extraperitoneal. 

| 





— — ne mn 


19. Derselbe — 
des Kreuzbeins als am9. "Tage, 
absolutes Geburts- an Nieren. 
| ' hinderniss. Porro, schrumpf- 
extraperitoneale ung ` 
Stielbehandlung. | 
| 
Einer 33j.Frau wurde Heilung 
nach ihrer 6. Geburt 
der Cervix wegen 
Epitheliom ampu-. 
tirt. Nach 14 Mona- | 
ten wieder Schw., | 
während welcher Ä 
sich die kleine Oeff- | 
nung in der festen. ' 








20. |Derselbe 


— — — 


Uterusnarbe völlig | 
schloss. Porro. ` | 
Stumpf wie oben. | 





Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 807 














| | ie 
| Indikationen | Ausgang für | 
Ar Operateur und Ä a | Quelle 
| | Bemerkungen Mutter | Kind | 
| 








= EE — — — — — — — —— —— — — — — — —— 








| | | 
21. Steinthal 34 j. Ip. Geburts- Heilung lebt | Centralbl. f. Gyn. 
hinderniss ein das! 1898, Nr. 14. 
Becken verlegendes 
grosses subseröses) 
Myom. Schräglage.| 
Drohende Uterus- 
ruptur nach langer 
kräftiger Geburts- 
arbeit. Porro. Oeff- 
nung d.Üterus durch! 
queren Fundal- 
schnitt, auf wel- 
chen noch zur Ent- 
wickelung des 
Kopfes ein sagit- 
` taler gesetzt wer- 
den musste. Ge- 
schwulst mit abge- 
ı tragen. Stiel extra-: 














peritoneal. 
22. Tändler musste sich bei einer) e A Münchn. mediz. 
. 31}. Ilp., welche an | | Wochenschrift 


atonischen Nach- | Nr. 6. 
blutungen litt, wel-. | 
che immer anfall- 
weise nach Anfül- 
lung des Uterus 
eintraten und nach-! 
' dem ein Placentar- 
| : polyp entfernt wor-| 
| den war, in der 6. 
Woche p.p.noch zur 
‚, Amputatio uteri | | 
` supravaginalis ent: Ä | 
schliessen, weil | 
dorch kein Mittel; 
‚ eine Dauerkontrak-: 
tion des atonischen. 
Uterus zu Stande 
kommen wollte. 
‚ Schon nach der. 
ersten normalen Ge- 
` burt war Atonie vor-, 
handen. Stumpf 
nach Chrobak re- 
troperitoneal. 























Jahresber. f. Gynäkologie n. Geburtsh. 1897. 


898 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 








Indikationen ' Ausgang für 
i | 
Nr. Operateur und Tea EE EEN Quelle 
Bemerkungen Mutter `, Kind 
BEE 
23. Urban Schwere Geburtsstö- Heilung lebt ae Sa Aerztl. Verein zu 


rung nach Vagino- 
fixation bei einer 
29j. IV p. Mutter- 
mund nach hinten; 
oben gezogen, öff- 
nete sich nicht. | 
Scheide trichterför- | 
; mig. Kein Fortgang. 
| derGeburt,drohende: 
I Uterusruptur. 

Porro, um neue 
Gefahren für die 
Frau zu beseitigen. | 
Operation der Vag. | 
Fixation war (ix 
Jahre vorher aus-, | 
geführt. | 


| Hamburg. Ref. 
Deutsche med. 
Wochenschrift 





V. Bd. p. 32. 





24. Winkler Porro-Fall mit que- a | ? Vortrag im Ver. 
| rem Fundal- | , Deutsch. Aerzte 
schnitt nach ` | in Reichenberg. 
Fritsch, wobei die | August. Centr. 
Leichtigkeit der f. Gen 189, 
Entwickelung des Nr. 4. 
i Kindes durch den-, 
| selben besonders ' | 
hervorgehoben wird.: | 
Sonst ist über das; | 
| 





| Nähere des Falles 
‚im Referat nichts, 
; zu ersehen. | 





25. Everke Osteomalacie, ab-: Heilung | lebt |Briefl. Mittheil. 
Bochum solute Indikation. | 
(Fall 30) Querer Fundal- | | 

Ä schnitt, leichte, | | 


Entwickelung der l 
' Frucht. Porro. Ex- | 
' traperit. Stielbe- | 
handlung. 


! 





Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 


Indikationen | 
Nr. Operateur und 


| Bemerkungen | 


J—— 


Ausgang für | 


Mutter 








26. Everke IIp., vor 2 Jahren von. 
. 1898 EverkedurchSect.' 
(Fall 33) caesar. entbunden. 
! Schwere Atonia 

| uteri. Sagittalnaht 
| ; gut vereinigt, an- 
| | fangs keine Blutung. 

Porro, retroperi-' 

| tonealeStielbehand-' 

‚ lung. Uteruspräpa-| 

: rat beweist die feste! 

| : Naht der neuen und 

| die gute Narbenbil-' 
| ' dung der alten : 
| : Wunde nach tiefen 
| . und oberflächlichen 


Nähten. 
27. Fehling | 

i (8. Kettlitz, 

| Dissertation) 





| 
| 
44). Frau, hat einmal. 
| abortirt? myoma- 
: töser schwangerer, 
| Uterus. Frau in der 
| Geburt. Irreponi- 
| | bles Myom im ` 
Becken als (seburts-' 
| hinderniss. Porro- 
Kaiserschnitt. Ex- 
| traperitoneale Stiel- 
| behandlung. Im 
| Wochenbett ein ' 
| eklamptischer An- 
fall. Eiweiss vor 
| der (Geburt nachge- 
wiesen. f am 7. Tage 
an Lungenödem. 
23. Pinard- 32j. Ip. asymmetr. 
Segond | kyphoskolirtes 
Nachtrag 1896 Becken Abtragung 
| des ganzen Uterus: 
| und seiner Adnexe! 
‚nach Kelly’s Me- 
thode. | 


| 
? 


|] 





N = 





fehlen Angaben Brief. Mittheil. 
i eben nach vol- 
i lendeter Opera- 

| | tion. 








-Kettlitz, Diss., 


| t 
V | nach 14 | Halle, Ueber 

‘ Stunden ' Kaiserschnitt 
| | wegen Eklam- 
| | psie (28 Fälle). 
| 
| I 
| 

Heilung lebt Ann, de Gyn. et 


' d’Obst., Febr. 
| 





CZ 
~] 
%* 


900 i Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 





Indikationen Ausgang für 
Nr. Operateur | und ro sn Br, Quelle 
| Bemerkungen | Mutter . Kind | 


| 








l | 
29.. Varnier et 32). Ip. hatte schon! Heilung + im Ge Ann. de Gyn. et 
Delbet vor der Schw. einen ginn der | d’Obst.. Febr. 
Nachtrag 1896 DBeckentumor, der, Geburt 
unbeweglich in der, | 
Kreuzbeinhöhle lie-' | | 
gend ein Geburts- | 
hinderniss bewirkte. 
Tumor ging vom 
rechten Uterushorn 
aus und zeigte sich | 
als Fibrom. Total- 
exstirpation des 
ganzen Üterus. Ver- 
| fasser berichten 
über 17 Fälle dieser 
Operation. 








Im laufenden Berichtsjahr ist die in unseren Tabellen zusammen- 
gestellte Zahl von Kaiserschnittfällen eine besonders grosse geworden. 
Zu unseren bisher referirten Fällen, die wir durch Nachträge aus 
früheren Jahren möglichst zu vervollständigen suchten, kommen in 
diesem Jahr noch die im Arch. f. Gyn. Bd. 56. I von Leopold und 
Haake veröffentlichten 50 Kaiserschnitte aus der Dresdener Frauen- 
klinik, welche wir nicht direkt in unsere Tabellen aufgenommen haben, 
auf welche wir aber auch an dieser Stelle noch einmal hinweisen. Neben 
diesen Fällen möchten wir noch auf die Tabelle von Neugebauer 
(39) hinweisen. Leider ist uns die Arbeit nicht zu Händen gekommen. 
Aber nicht nur die Zahl der Fälle ist diesmal vermehrt, sondern wir 
finden auch neue Vorschläge, neue Modifikationen zur Ausführung des 
erhaltenden Kaiserschnittes, so vor allem den von Fritsch (15) aus- 
gehenden Vorschlag des fundalen Querschnittes zur Eröffnung 
des Uterus. In Folge unbeabsichtigter Verzögerung der Herstellung 
unserer Tabellen haben wir zur Vollständigkeit auch die einschlägigen 
Fälle aus den ersten Monaten des Jahres 1898 mit aufgenommen, so 
dass wir schon eine grössere Anzahl nach Fritsch operirter Fälle 
zusammenstellen konnten. Fritsch beobachtete gelegentlich einer Sektion 
einer Hochschwangeren, bei welcher er den Uterus durch einen Quer- 
schnitt über den Fundus aufschneiden liess, um den Muttermund von 
innen oben zu sehen, dass sich das Kind sehr leicht extrahiren liess 


Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 91 


und der Schnitt eine sehr geringe Ausdehnung hatte. Er beschloss 
bei einem nächsten erhaltenden Kaiserschnitt diese Schnittführung und 
sah dabei folgende Vortheile: Der Leibschnitt konnte höher im Ab- 
domen angelegt werden, so dass der Nabel in der Mitte der Bauch- 
wunde lag, der Uterus brauchte nicht dauernd eventrirt zu werden, es 
liessen sich die Bauchdecken so gut an den Uterus andrücken, dass 
keine Verunreinigung der Bauchhöhle eintrat, nur der Fundus liegt 
während der Naht ausserhalb der Bauchhöhle. Die Entwickelung des 
Kindes gelang überraschend leicht und die Funduswunde war durch 
rasches Zusammenziehen des Uterus so klein, dass sie durch acht enge 
Nähte geschlossen werden konnte. Dann verläuft der quere Fundal- 
schnitt parallel mit den Gefässen, die Naht desselben fasst auch diese 
quer und die Blutung steht schon nach Anlegung der ersten tiefen 
Nähte an den Wundenden. Fritsch empfahl diese Methode den 
Kollegen zur Prüfung, und wohl selten ist in den letzten Jahren ein 
neuer Vorschlag in Bezug auf den Kaiserschnitt so schnell und in so 
vielen Fällen aufgenommen worden, wie gerade dieser. Wir zählen 
einschliesslich des ersten Falles von Fritsch 14 Fälle von querem 
Fundalschnitt bei konservativem Kaiserschnitt und 5 Fälle bei Porro- 
Kaiserschnitt; in letzteren wurde 4 mal die leichte Entwickelung des 
Kindes ganz besonders gerühmt, in einem Fall, in welchem der Kopf 
durch Striktur am inneren Muttermund (Kontraktionsring) festgehalten 
wurde, musste auf den queren Schnitt noch ein sagittaler gesetzt 
werden. 

Braun (3) war wohl der erste, der sich über den neuen Schnitt 
äusserte, er konnte sich auf Grund seiner Beobachtung dem Lob nicht 
anschliessen, da die Entwickelung des Kindes nicht leichter und nicht 
schwerer als sonst war, die Blutung jedoch so erheblich, dass er 15 
tiefe und 8 oberflächliche Suturen anlegen musste, was er aber nicht 
dem Querschnitt anrechnet. Gelegentlich einer späteren Diskussion 
darüber wendet Braun noch ein, dass bei grossen Kindern der Schnitt 
zuweilen nicht gross genug sein könnte zur Entwickelung des Kindes, 
was ihm von Knauer widerlegt wurde, der ein ziemlich grosses Kind 
entwickelte und bemerkte, dass eventuell der Schnitt gegen die Tuben 
hin erweiterungsfähig ist. Braun will die Methode nicht für alle 
Fälle empfehlen. In derselben Diskussion hebt R. v. Braun her- 
vor, dass es besser sei, den Uterus zu eventriren, um Verunreinigung 
der Bauchhöhle zu verhüten, was beim Längsschnitt leichter möglich 
sei. Dann sei noch nicht erwiesen, ob die oft sehr dünne Fundus- 
narbe bei folgenden Geburten so gut aushielte, wie die an der vorderen 


902 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Wand. Bei Wundeiterung kann bei Querschnitt eher Peritonitis oder 
mindestens Adhäsionen der Därme entstehen, die bei Längsschnitt nicht 
so zu fürchten sind, da sich dann auch eher der Eiter durch Absce- 
dirung der adhärenten Bauchdecken einen Ausgang sucht. Den Fall 
von Johannowsky (27) mit hinterem Längsschnitt hätte R. v. Braun 
lieber mit Umschneidung der Fistel durch sagittalen Schnitt operirt. 
Braun stimmt in vielem mit Everke (12) überein, welcher schon im 
Jahre 1896 in einem Fall (s. Ref. Bd. X 1896, Nr. 46 der Tabelle) 
den queren Fundalschnitt angewendet hat. Ausser den von Fritsch 
genannten Gründen der leichten Entwickelung des Kindes, der geringeren 
Blutung, zieht er noch folgende in Erwägung: Die Placenta würde häu- 
figer vermieden, da dieselbe meist an der vorderen oder hinteren Wand 
inserirt, Verwachsungen der Uterus- und Bauchwunde würden nicht eut- 
stehen, der Lochialabfluss sei leichter, Wundinfektion weniger zu befürch- 
ten; bei späteren Schwangerschaften sei die Üterusnarbe einem geringeren 
Druck ausgesetzt. Nun verlor Everke diesen Fall an Sepsis und beschul- 
digt den Schnitt in Folge ungenügender Ernährung der Wunde durch 
Abbindung der zuführenden Gefässe als Ursache der schlechten Heilung 
und schliesslichen Infektion der Wunde. Dann wendet er noch gegen 
die Schnittführung am Fundus ein, dass hier leichter Verwachsungen 
der Därme, des Magens und des Netzes vorkommen können, die später 
durch den sich verkleinernden Uterus argen Zerrungen ausgesetzt sind. 
Bei Abscedirungen der queren Funduswunde würde Peritonitis leichter 
eintreten und selbst wenn der Abscess in den Darm perforirte, wäre 
die Prognose ungünstiger, als bei Bauchwandabscessen. 
Johannowsky führte bei einem wiederholten Kaiserschnitt wegen 
einer vorderen Uterusbauchdeckenfistel den hinteren Sagittalschnitt 
aus, will diesem aber damit keineswegs eine allgemeine Anwendung zu- 
sprechen, sondern ihn nur für einzelne Fälle als zweckmässig hin- 
stellen. Cohnstein hat den hinteren Uterusschnitt ohne Naht schon 
1881 empfohlen, Sänger kritisirtte und verwarf diesen Vorschlag, 
ebenso Frank. Auch mit Naht ist Sänger gegen diese Schnitt- 
führung. Johannowsky erkennt die Gründe an, glaubt aber, dass 
es Fälle geben kann, wo der hintere Uterusschnitt das einzig mögliche 
Verfahren werden kann. Verf. besprichi dann den vorderen Längs- 
schnitt, den tiefen Querschnitt, der wenig zur Verwerthung gekommen 
ist, und den hohen Querschnitt (querer Fundalschnitt nach Fritsch), 
welchem gegenüber dem bisher üblichen vorderen Längsschnitt so viel 
Vortheile anhaften, das Johannowsky ihn besonders empfehlen kann. 
Er sah gelegentlich dessen Anwendung die von Fritsch genannten 


Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 903 


Vorzüge bestätigt und möchte ihn dem vorderen Längsschnitt vorziehen, 
um so mehr, als die Blutstillung durch die Naht leichter und sicherer 
ist, als beim Längsschnitt, wo die Gefässe nicht parallel mit diesem 
verlaufen. Im Weiteren widerlegt Verf. Everke’s Bemerkungen gegen 
den queren Fundalschnitt, möchte aber auf Grund der Beobachtung 
Everke’s darauf aufmerksam machen, die Naht nicht zu straff anzu- 
ziehen, sie nicht zu weitfassend anzulegen, um das Zwischengewebe nicht 
zu sehr blutleer zu machen. Strengste Asepsis ist bei dieser Operation 
nöthig, dann würden auch Darmverwachsungen vermieden. Als Naht- 
material empfiehlt Johannowsky Silkworm. Hätte er die Vor- 
züge des queren Fundalschnittes vor Operation seines citirten Falles 
bei Bauchdeckenuterusfistel gekannt, so hätte er denselben angewendet. 
Den hinteren Sagittalschnitt wählte er, um eine Inkongruenz der neuen 
Uterus- und Bauchdeckennaht zu schaffen. Derselbe würde sich auch 
rationell verwerthen lassen bei Myomen der vorderen Uteruswand und 
Schwangerschaft, wobei man die Möglichkeit ins Auge fasst, den kon- 
servativen Kaiserschnitt zu machen. Jedenfalls plaidirt Johannowsky 
für einen gewissen Spielraum in der Wahl des Uterusschnittes bei Sectio 
caesarea und will den vorderen Längsschnitt nicht als einzig unentbehr- 
lichen angesehen wissen. 

Schröder (54) hat bei vier weiteren Fällen aus der Bonner Klinik 
die Vortheile des queren Fundalschnittes bestätigt gefunden, vor allem 
die leichte Entwickelung des Kindes, die schnelle Verkleinerung des 
Uterus, die Möglichkeit, bei konservativem Kaiserschnitt den Uterus 
bis auf seinen Fundus wieder zu versenken und den Bauchschnitt 
höher oben anzulegen. Dann wendet er sich gegen Everke, in 
dessen tödtlichem Fall nicht die Naht, bezw. die quere Anlegung 
der Uteruswunde, sondern eine septische Infektion anzuschuldigen ist. 
Auch Verwachsungen mit den Därmen sind bei aseptischen Operationen 
nicht zu befürchten, zudem sieht die Wunde des queren Fundalschnittes 
nicht direkt nach der freien Bauchhöhle, sondern nach vorn, da sich 
der Uterus bald nach der Geburt in Anteflexion legt, worin er auch 
durch Bandagen gehalten werden kann. 

Winkler, Knauer, Stein, Clemenz, Kirchhof, Sieden- 
topf, Rejinga sprechen sich für den queren Fundalschnitt aus. 
Derselbe ist wiederholt auch bei Porro-Kaiserschnitt mit Nutzen an- 
gewendet worden und auch bei diesem zu empfehlen, 

Auch Peter Müller (38) hat seit einer Reihe von Jahren den 
vorderen Medianschnitt bei der Sectio caesaria verlassen und denselben 
auf den Fundus verlegt. Derselbe geht in sagittaler Richtung über 


AA Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


den Fundus, so dass die vordere und hintere Wand des Uterus gleich- 
mässig betroffen wird. Der gewöhnliche vordere Sagittalschnitt traf zu 
oft in das verdünnte untere Uterinsegment hinein und war hier die 
Blutstillung eine viel schwerere und die Narbe oft sehr dünn, abgesehen 
davon, dass sehr oft die Placenta vorn sitzt und tief herunter reicht. 
Die Blutung beim Sagittalschnitt durch den Fundus ist nicht stärker, 
das Kind lässt sich immer leicht entwickeln, die Bauchhöhle ist gut 
zu schützen und die Narbe ist eine viel solidere Müller verwendet 
nur Katgut fortlaufend, die erste Nahtreihe fasst die unteren Muskel- 
schichten mit Decidua, die zweite und dritte Nahtreihe fasst die höher 
gelegenen Muskelschichten und eine oberflächliche Naht vereinigt das 
Peritoneum. Seit 6 Jahren wird nach dieser Methode operirt, Nach- 
blutungen haben sich nie eingestellt. Müller empfiehlt deshalb den 
Schnitt im Fundus uteri und hält den Unterschied nicht für erheblich, 
ob man in querer oder sagittaler Richtung schneidet. Auch Frank 
ergreift zur Frage der Schnittführung bei Sectio caesarea wieder das 
Wort, um dem tiefen Querschnitt nach Kehrer als den besten 
zu empfehlen. Die nächste Gefahr für die Operirte ist die Blutung, 
die nach Frank’s Ansicht bei jeder Schnittführung gleich gross ist, 
zumal wenn man die Placenta trifft, was beim Fundusschnitt am wahr- 
scheinlichsten ist. Die Blutung aus der Schnittwunde hat keine Be- 
deutung und ist sicher zu stillen, mag der Schnitt parallel zu den 
Gefässen laufen oder nicht. Infektion des Schnittes gefährdet immer 
das Resultat der Operation, es ist der Schnitt am meisten gefährdet, 
welcher der Scheide am nächsten liegt. Sehr gefährlich ist der tiefe 
Schnitt, wenn die Placenta tief sitzt. Bezüglich der Rekonvalescenz 
ist der tiefe Schnitt am wenigsten zu fürchten, weil hier Adhäsionen 
mit Nachbarorganen am wenigsten Beschwerden machen. Die Incision 
am Fundus führt am wahrscheinlichsten zu störenden Verwachsungen 
mit Netz und Därmen. Frank glaubt nicht an eine reine prima 
reunio, wünscht nur dass die Fäden nicht das Cavum durchziehen. 

Der Schnitt durch die hintere Wand wie bei Jobannowskv 
ist nur ganz ausnahmsweise angezeigt, muss aber vernäht werden; der- 
jenige durch die vordere Wand hat wenige Bedenken. 

Um den queren Fundalschnitt kennen zu lernen, hat er denselben 
in zwei Fällen angewendet, sah beide Male starke Blutungen, geht auf 
eine nähere Kritik aber nicht ein. 

Es werden wohl in Zukunft weitere Erfahrungen vor allem wieder- 
holte Schwangerschaften den endlichen Werth des queren Fundalschnittes 
entscheiden, heute scheint er eine beachtenswerthe Neuerung zu sein. 


Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 905 


Des weiteren müssten wir noch der Verhandlungen, welche auf 
dem internationalen Kongress in Moskau über die Sectio caesarea statt- 
fanden, gedenken. Dort und in seiner Abhandlung in der Zeitschrift 
f. Geb. tritt Olshausen für Erweiterung der absoluten wie 
relativen Indikationen des Kaiserschnittes ein, denn die Gefahren des- 
selben sind wesentlich geringer geworden und die Prognose vielfach 
günstiger, als bei Abwarten oder anderweitigen entbindenden Operationen. 

Am besten führt man den Kaiserschnitt aus, sobald einige Stunden 
Wehenthätigkeit vorüber sind, bei Gefahr der Mutter kann man jedoch 
auch vor Anfang der Geburt operiren. Zur Technik bemerkt Ols- 
hausen nach Eventration des Uterus möglichst den Placentarsitz 
zu ermitteln, um ein Anschneiden der Placenta zu vermeiden. Der Schnitt 
soll im Fundus beginnen und je nach Sitz der Nachgeburt nach vorne 
oder nach hinten verlängert werden. Nach Entfernung von Kind und 
Placenta wird die Innenfläche des Uterus unberührt gelassen, auch 
die Decidua nicht zu entfernen versucht. Erst jetzt wird der Cervix 
komprimirt. Die Naht führt Olshausen stets mit Katgut aus, ohne je 
einen Nachtheil derselben erlebt zu haben. Wie sich Verf. u. a. bei 
fünf Wiederholungen des Kaiserschnittes überzeugen konnte, war die 
Heilung vollkommen, meist wurde der Uterus adhärent gefunden. Seit 
1888 hat Olshausen bei 24 Frauen wegen Beckenenge 29 mal 
den Kaiserschnitt ausgeführt, 29 Kinder wurden lebend geboren, 
26 lebend entlassen, 20 hatten ein Durchschnittsgewicht von 3316 g 
bei rhachitischen Müttern. Zwei Mütter sind gestorben, eine au Sepsis, 
eine in Folge einer bei der Operation zurückgelassenen Serviette. 

Nur 4 Frauen zeigten Temperaturen im \Wochenbett stets unter 
38, die übrigen fieberten, fast alle hatten erhöhte und länger dauernde 
Pulsbeschleunigung. Olshausen bringt diese Zustände mit adhäsiver 
Peritonitis in Beziehung. Bei bestehender Infektion vor der Geburt 
darf nie der erhaltende Kaiserschnitt gemacht werden. 

Bei direkter Gefahr der Mutter (Eklampsie) ist, falls es kein 
schonendes Verfahren giebt, ebenfalls die Sectio caesarea angezeigt. 

Endlich scheint die Symphyseotomie noch nicht die technische 
Sicherheit erlangt zu haben wie der Kaiserschnitt, der eine einfache 
Operation ist. 

Zur Diskussion berichtet Leopold, dass er in 14 Jahren 93 
Kaiserschnitte gemacht habe, davon waren 67 erhaltende, 26 nach 
Porro; zu letzteren waren häufiger unbedingte Indikationen für den 
Kaiserschnitt. Betreffs der Technik hält Leopold an der Schlauch- 
konstriktion fest, der Schlauch wird umgelegt und nach Entfernung 


906 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


des Kindes wenn möglich nur einige Minuten zugeschnürt. Er giebt 
Olshausen recht betreffs der Erweiterung der Indikationen, hält die 
Operation aber nicht für so einfach und will dem praktischen Arzt 
im Allgemeinen eher rathen, die künstliche Frühgeburt einzuleiten. 
Leopold hat von seinen Fällen 8,6°/o verloren. Zweifel hat in 
10 Jahren 55 Kaiserschnitte mit einem Todesfall operirt, er hält die 
Gefahr der Operation für grösser als bei der Symphyseotomie. v. Ott 
will möglichst früh operiren, ohne längere Wehenthätigkeit abzuwarten, 
verwirft die präventive Blutstillung durch Schlauch- oder manuelle 
Konstriktion und lässt nur die Arterien in den Ligamenten komprimiren. 
Anschneiden der Placenta fürchtet er nicht, zur Naht wird nur dünne 
Seide benutzt. 

Fehling (Porro-L. 8) empfiehlt bei operablem Carcinom im 
9. und 10. Monat der Schwangerschaft das abdominelle Ver- 
fahren (Kaiserschnitt) zur Entfernung des Kindes, darnach Abpräpari- 
rung der Blase, Schluss der Uteruswunde und vaginale Exstirpation 
des Organes. Porro ist ebenfalls angängig sobald man nur den 
elastisch ligirten Collumrest vaginal entfernt. Hände und Instrumente 
dürfen erst am Schluss der Operation mit dem Carcinom in Berührung 
kommen. In früheren Monaten der Schwangerschaft darf bei diagnosti- 
zirtem operablen Carcinom auf die Frucht keine Rücksicht genommen 
werden, es ist die Totalexstirpation ohne oder nach vorheriger Ent- 
leerung des Uterus nothwendig. 

Casiglia (s. Porro-L. 4) räth den entfernenden Kaiserschnitt 
(Porro) bei allen infizirten Gebärenden, bei welchen die Sectio caesarea 
angezeigt war, zu machen; ebenso kommt er in Frage bei langem 
Fruchtwasserabfluss und todtem Kind, nach wiederholten Operations- 
versuchen; ferner bei Tumoren, welche die exakte Uterusnaht erschweren, 
bei Osteomalacie, Uterusruptur, ebenso bei extremer Beckenenge, wo 
jedoch auch Tubendurchtrennung und Kastration in Frage kommen. 

Dohrn (11) stellt fest, wie schwer es für den Arzt sein kann, 
den Kaiserschnitt an der Verstorbenen noch rechtzeitig zu machen, um 
das Kind zu retten. 

Es ist wünschenswerth, dass die Angehörigen zum Eingriff ihre 
Einwilligung geben, es dürfen aber nicht mehr als 20 Minuten nach 
dem Tode verstrichen sein, ebenso muss die Schwangerschaft soweit 
vorgeschritten sein, dass das Kind zu erhalten ist. Das Kind bleibt 
ja so wie so in den allerseltensten Fällen erhalten. 

Bei chronisch Kranken wird man in geeigneten Fällen prophy- 
laktisch die Frühgeburt einleiten können. 


Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 907 


Die gesetzlichen Vorschriften über den gebotenen oder erlaubten 
Kaiserschnitt an der Verstorbenen, welche in den verschiedenen einzelnen 
Staaten Deutschlands gegeben worden sind, werden von Dohrn an- 
geführt. 

Kettlitz (27 der Tabelle) stellt in seiner Dissertation 28 Fälle 
von Kaiserschnitt wegen Eklampsie zusammen. Letztere giebt eine 
sehr hohe Mortalität, welche aber nicht durch die Operation, sondern 
die Schwere der Fälle bedingt ist. Der Einfluss des Kaiserschnittes 
auf die Eklampsie ist gleich den anderen operativen Entbindungsarten ; 
der Kaiserschnitt kann also als schnellste Entbindung in gewissen 
schweren Fällen angezeigt sein. 


Anhang. 
Litteratur-Nachtrag zu Bd. X, 1896. 


Varia. 


1. Dührssen, Ueber chirurgische Fortschritte in der Geburtshilfe. Deutsch. 
med. Wochenschr. Nr. 45. 

2. Eiermann, A., Die Walcher'sche Hängelage. „Die Praxis“, Zeitschr. f. 
prakt. Aerzte in kleinen Städten und auf dem Lande. (Frankfurt a. M.) 
1896, Nr. 9. 

3. Fothergill, W. E., Walcher's Position in Parturition. Brit. Med. Journ. 
1896, Nr. 1870. 

4. Grusdew, Zur Statistik der Geburten nach Antefixatio uteri. Münchn. 
med. Wochenschr. 1896, Nr. 46. 

5. Jungmann, Beitrag zur Behandlung der Gesichtslagen durch manuelle 
Umwandlung in Hinterhauptslagen. Arch. f. Gyn. Bd. LI, Heft II. 

6. Knorr, Rich., Beitrag zur Behandlung der Gesichtslagen durch manuelle 
Umwandlung in Hinterhauptslagen. Festschr. f. Karl Ruge. S. Karger, 
Berlin. 

7. Lean, C. Mac, Ueber Reposition bei Nabelschnurvorfall. Diss., Berlin 1896. 

8. Neumann, Emil, Ueber prophylaktische Dammincisionen beim Durchtritt 
des Kopfes. Wien. med. Bl. 1896, Nr. 44, 

9. Noble, Charles, A clinical report on tbe course of pregnancy and labour 
as influenced by suspensio uteri. Amer. Gyn. and Obst. Jonrn., November, 
1896. 

10. Ostermann, R., Die Walcher'sche Hängelage und ihre praktische Be- 
deutung. Diss., Strassburg 1896. 

11. Pazzi, Neuer Beitrag zur Anwendung des Hebels bei allgemein vereng- 
tem Becken. Atti della soc. ital. di ost. e gin. Il, 1896. 

12. Rosenburg, Julius, The menagement of occiput-posterior positions. The 
New York Policlinic. Jan. 1896. 

13. Rühl, W., Ueber die Behandlung von (reburtsstörungen nach vaginaler 
Fixation. Centralbl. f. Gyn. Nr. 6. 


YUS 


14. 


16. 


19. 


20. 


21. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Tucker, Erwin, Some unusual cases of obstetrics. Amer. Gyn. and 
Obst. Journ, Sept. 1896. 

Warren, Plans for delivery of occipito-posterior positions. The Amer. 
Journ. of obst. March. 1896, pag. 365. 


1897. 


Ba rkman, Beitrag zur Beurtheilung der tiefen Cervixincisionen bei der 
Geburt. Casopis lekarü Ceskych 1895, Nr. 39. Ref. Centralbl. f. Gyn.. 
pag. 995. 


. Baumann, (., Ueber die Berechtigung der oberflächlichen Einschnitte 


in die Cervix. Diss., Berlin. 

Burkhardt, Zur Technik der Placentarlösung. Ein Beitrag zum asepti- 
schen Verfahren bei geburtshilflichen Operationen. Centralbl. f. Gyn., 
Nr. 45. 

Carbajal, A. S., Zur manuellen Rektifikation der hinteren Scheitelbein- 
einstellung. XII. intern. med. Kongr. Moskau. Centralbl. f. Gyn., Nr. 38. 
Demelin, Ueber Hysteropexien vom geburtshilflichen Standpunkt aus. 
Obstetrique 1896, Sept. Centralbl. f. Gyn. No. 45. 

Fry, Manual rectification of faulty head position. The Amer. Journ. of 
Obst., März, pag. 345. 


22. Grusdew, Zur Statistik der Geburten nach Antefixatio uteri. Münchn. 


29. 


30. 


31. 


32. 


33. 


34. 


med. Wochenschr. 1896, Nr. 46. Centralbl. f. Gyn. Nr. 45. 


. Huppert, Die Bedeutung der Walcher’schen Hängelage. Arch. f. Gyn. 


Bd. LVI, pag. 199. 
Jardine, Eine Entbindung in Walcher's Hängelage bei engem Becken. 
Glasgow. med. Journ., April. 


5. Klein, G., Die „Hängelage“ vor drei Jahrhunderten. Ceniralbl. f. Gyn. 


Nr. 45. 


. Kösminski, Beitrag zum aseptischen Verfahren bei gewissen geburts- 


hilflichen Operationen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29. 


. Pazzi (Bologna), Historische Berichtigung zur sogenannten Walcher- 


schen Hängelage. Atti della soc. ital. di ost. e gin. 


. — Der geburtshilfliche Hebel bei Gesichtslagen mit nach hinten gerich- 


tetem Kinn. Rassegna di ost. e gin. 1896, Nov.-Dec. Ref. Centralbl. f. 
Gyn., Nr. 32, pag. 999. 

Rose, H., Herabziehen des Gesichtes am ÖOberkiefer bei Stirnlagen. 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 50. 

Rühl, W., Die Anatomie und Behandlung der Geburtsstörungen nach 
Antefixirung des Uterus. Berlin, S. Karger. 

Sinclair, J., Die Schäden künstlicher Entbindungen. Brit. med. Journ. 
Sept. 4. 

Spyra, Ein Beitrag zur Behandlung der Gesichts- und Stirnlagen. Diss.. 
Breslau. 

Volland, Zur Behandlung der Gesichtslagen mit nach hinten gerichteten 
Kinn. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50. 

Ziegenspeck, Zur manuellen Korrektur der Deflexionslagen. Aer, 
Rundschau Nr. 11. 


Sectio enesarca nach Porro und Varianten. 909 


Am Schlusse unseres Berichtes pflegten wir unter „Varia“ eine 
Reihe von Arbeiten zusammenzustellen, welche zum Kapitel ‚„Geburts- 
hilfliche Operationer“ zugehörig sind. Im letzten Bericht ist dieses 
Kapitel nicht berücksichtigt worden, wir holen deshalb das Versäumte 
nach und lassen wenigstens das vorhandene Litteraturverzeichniss 
nachdrucken. 

Von den Einzelarbeiten möchten wir vor allem die über Wal- 
cher’s Hängelage und deren günstigen Einfluss auf den Ein- und 
Durchtritt des Kopfes hervorheben. Eiermann (2) beklagt es, dass 
Jahre vergangen sind, bevor die Mittheilung Walcher’s Gehör ge- 
funden hat und nennt die Namen derer, welche in den letzten Jahren 
die Erfahrungen Walcher’s durch eigene ergänzen konnten. 

Alle Beobachter stimmen darin überein, dass die Hängelage in 
gewissen Fällen von erschwertem Kopfeintritt bei Becken mässiger 
Verengerung ganz ausgezeichnete Dienste leistet und empfehlen dieselbe 
sehr angelegentlich. Auch Eiermann berichtet über einschlägige 
Beobachtungen. Die Walcher’sche Hängelage ist mit Hilfe des 
Querbettes überall herzustellen, die Beine müssen aber wirklich herab- 
hängen und der Steiss scharf mit dem Bett- bezw. Keilkissenrande ab- 
schneiden. Es ist sicher, dass durch diese Lage eine Vergrösserung 
der Conjugata um ca. 1 cm eintritt. Vielfach wird es gelingen, bei 
Ausnützen dieser Lagerung die Zahl der „hohen“ Zangen einzu- 
schränken, was schon als grosser Nutzen anzuerkennen ist. Die 
Walcher’sche Lage leistet aber auch in Fällen von Entwickelung 
des nachfolgenden Kopfes die allerbesten Dienste, besonders bei Becken- 
enge, hier wirkte sie oft lebensrettend für das Kind; auch die Perfora- 
tion des vorangehenden und nachfolgenden Kopfes wird erleichtert. 
Selbstverständlich ist ein Nutzen der Lagerung bei Beckenenge höheren 
Grades nicht zu erwarten, mässig verengte Becken sind aber viel 
häufiger und gerade hier leistet die Walcher’sche Lagerung so vor- 
treffliches, dass dem Geburtshelfer die Pflicht erwächst, in einschlägigen 
Fällen schon vor operativen Eingriffen dieselbe zu erproben und ihren 
Nutzen bei letzteren zu verwerthen. 

Wie in letzter Zeit das Interesse an der Bedeutung der Hänge- 
lage gewachsen ist, beweisen einige historische Notizen, wie diejenigen 
von Klein (25) und Pazzi (27), sowie Bemerkungen von La Torre 
und Dimanti gelegentlich der Diskussion über Symphyseotomie auf 
dem Moskauer internationalen Kongress. Danach wäre die Anwendung 
der Hängelage in ähnlicher Weise schon vor 300 Jahren empfohlen 
worden. Scipione Mercurio habe sie schon 1589 angegeben (Dimanti). 


910 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Klein weist auf zwei Abbildungen in der vierten Auflage des te- 
kannten Ploss’schen Werkes „Das Weib in der Natur- und Völker 
kunde“ hin, die zweifellos eine Art Hängelage darstellen und in dem 
Hebammenbuch Mercurio’s bei unnatürlichen Geburten empfohlen 
wird. La Torre bestätigt dieses und hält die Walcher’sche Lage 
für durchaus geeignet, um den Fortschritt der Geburt zu erleichtern. 
Pazzi weist auf Grund historischer Studien ebenfalls nach, dass die 
sogenannte Walcher’sche Lage schon vor sehr langer Zeit empfoblen 
worden sei, er nennt Sebastiano Melli als den ersten, welcher die 
Lage mit herabhängenden Beinen erdachte und empfahl (vergl. La 
Comare Levatrice 1721). Walcher’s Verdienst bleibt es aber, in 
neuester Zeit den Werth der Hängelage für Mutter und Kind erkannt 
und bewiesen zu haben. Auch Pazzi wünscht eine häufigere An- 
wendung der Melli-Walcher'schen Hängelage in der geburtshilf- 
lichen Praxis. Wie schon Fothergill’s (3) Beobachtungen beweisen. 
gewinnt auch in England die Anwendung der Hängelage an Boden; 
so liegt eine einschlägige Beobachtung von Jardine (24) vor: eine 
VIpara, deren vorhergehende Geburten sehr schwer waren und von 
deren Kiudern nur eines (Frühgeburt) lebend geboren wurde, bedurfte 
bei ihrer letzten Entbindung wieder Kunsthilfe. Der Kopf stand bei 
mässig rhachitischem Becken (C. v. 23/4 Zoll) fest im Beckeneingang: 
mehrfache vergebliche Zangenversuche, deren letzter erst gelang, nach- 
dem die Kreissende die Walcher’sche Hängelage eine Zeit lang ein- 
genommen hatte. 

Vorgreifend erwähnen wir aus den neuesten Veröffentlichungen 
diejenige von Huppert aus der Dresdener Frauenklinik. Aus dieser 
Anstalt hatte schon Wehle im Jahre 1894 günstige Erfahrungen 
mit der Hängelage veröffentlicht. 

Huppert berichtet über weitere 28 Versuchsfälle, welche näher 
in der Tabelle einzusehen sind. In 18 Fällen war die Walcher’sche 
Lage von Erfolg (10 Mehrgebärende, 8 Erstgebärende), bei ersteren 
waren die früheren Geburten meist operativ beendet worden. Zur Be 
obachtung kamen anfangs nur platte Becken, dann auch allgemein 
verengte. Hier war der Erfolg geringer, aber auch hier zeigte sich der 
Einfluss der Lage auf die Vergrösserung der Conjugata. Becken mit 
Ankylose im Ileosakralgelenk sind, wie auch andere Beobachter her- 
vorheben, nicht zu beeinflussen. Die untere Grenze der Beckenver- 
engerung, bei der es noch gelang, mit Hilfe der Walcher'schen 
Hängelage die Spontangeburt eines lebenden Kindes zu erzielen (49,5 cm, 
2850 g) fällt in das Bereich der relativ indizirten Sectio caesarea. 


Sectio eaesarea nach Porro und Varianten. 911 


Die Grösse der vorher gemessenen Conjugata schwankte zwischen 
9—6,5 cm. Zuweilen änderte sich auch nach der Lagerung die vor- 
her schwache Wehenthätigkeit zum Besseren. Die Hängelage wirkte 
dann am besten, wenn der Kopf noch mehr oder weniger beweglich 
im Beckeneingang stand oder nur mit einem kleinen Segment in den- 
selben hineinragte. Bei tieferem Stand bewirkte die Hängelage keine 
Aenderung. Besonders günstig wirkte sie bei vorzeitigem Blasensprung 
und hier wurde sie schon angewendet, wo der Muttermund bei ver. 
strichener Portio erst 2—3 Markstück gross war. Die Dauer der 
Wirkung der Hängelage schwankte von 20 Minuten bis 3 Stunden, 
je nach den Widerständen und war meist kürzer bei platten Becken. 
In drei Fällen blieb der Erfolg der Hängelage aus, in 15 Fällen trat 
er prompt ein; dreimal musste noch zur Zange gegriffen werden, eine 
Zahl, welche zur Genüge die Vortheile der Hängelage klarlegt. In 
den übrigen Fällen war entweder das Missverhältniss zwischen Kopf 
und Becken zu gross, die Haltung des Kopfes regelwidrig und nicht 
zu ändern, oder die Frauen schon zu sehr erschöpft, oder es traten 
Komplikationen ein, welche eine schleunige Entbindung indizirten. 
Nach Huppert’s Beobachtungen ermöglicht die Walcher'sche Hänge- 
lage bei platten Becken (C. v. bis 7, eventuell darunter) und bei all- 
gemein verengten Becken (C. v. bis 7,5, selten darunter), Spontan- 
geburten in Schädellage herbeizuführen. Hierzu kommen noch die 
normalen Becken mit abnorm grossen Kindern. Huppert nennt noch 
folgende Bedingungen: relativ guter Kräftezustand der Gebärenden 
also gute Wehenthätigkeit; die Blase soll gesprungen und die Portio 
verstrichen sein; der kindliche Kopf soll den oben schon erwähnten 
Stand haben. Bei grösserem Missverhältniss wird man zwar keine 
Spontangeburt erwarten können, aber doch den Nutzen der Hänge- 
lage beobachten, die Operationen werden erleichtert, die Gefahr 
auch für das Kind verringert. Bei mässiger Beckenverengerung 
iet durch die Hängelage nicht nur eine bedeutende Beschleuni- 
gung, sondern auch recht oft eine spontane Beendigung der Geburt 
zu erwarten. 


912 


GA 


N 


10. 
11. 


12. 


13. 


14. 
10. 


16. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Bericht über die Symphyesotomie (sammt Nachträgen). 
Bericht von Dr. F. Neugebauer. 


Audebert, Parallele entre l'accouchement prématuré et la symphyses- 
tomie dans les bassins retrecis de 8!2 a 9'2 cm. Gaz. hebdom. des Sc. 
med. de Bordeaux. Avril, pag. 169, 210, 219. 

Ayers, E.A., The pubic symphysis in parturition, with a report of cases 
of Symphysiotomie and of traumatic and spontaneous rupture of the joint. 
Amer. Journ. of Obst. July; s. Brit. Gyn. Journ. August, pag. 29. 
Barone. Una siofisiotomia al reparto di maternità e ginecologia del- 
l ospedale della Pace di Napoli — madre e feto vivi — con brevi con- 
siderazioni di confronto col parto prematuro artificiale nei vizi pelvici. La 
Rassegna di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 1. (25 jührige I gravida, C. v. 8 cm. 
22. VIII. 1596 aufgenommen. Symphyseotomie, Diastase 6 cm, dann Zange. 
Kind belebt. Heilung nach 30 Tagen.) (Herlitzka.) 
Basilio Bonardi. Taglio lateralizzato del pube col filo-sega-Gigli ìn 
donna a termine con bacino piatto-rachitico. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 1. 
1898. 

Bleynie, Quelques remarques sur la symphyséotomie à propos de cing 
opérations pratiquées à la Maternité de Limoges. Limousin Medical. Mai. 
pag. 66, Nr. 6, pag. 83. 

Braithwaite, Symphysiotomy from the General Practitioners Point of 
View. Brit. Gyn. Journ. Vol. XIII, Nr. 51, pag. 446. (Braithwaite hat 
drei Mütter und zwei Kinder gerettet.) 

Bué. Die Symphyseotomie in der geburtshiltlichen Klinik zu Lille. Revue 
méd. 1896, Nr. 93. 


. Charles. N.. Douze symphyséotomies pratiquées à la Maternité de Liège. 
. Chotmogorow, Symphysitis purulenta. Wracz. 1898, pag. 125. Russisch. 


— Symphysenruptur sub partu. Wracz. Nr. 12, pag. 345. Russisch. 
Cragin, Edwin B.. Symphysiotomy with an unusual complication. New 
York Med. Rev. Vol. LII. pag. 240. April. 

Me Creery. F. R.. Fall von Symphyseotomie. Med. Record. 15. VII. 

1896. S. Centralbl. f. Gyn. Nr. 1. pag. 25. (V para mit Promontorii proci- 
dentia, viermal Zange, meist todte Kinder, jetzt Kind belebt; Eiterung und 
Decubitus an einer Hüfte durch Bandagendruck, aber Heilung und guter 
(sang, trotzdem die Schambeine über 1 cm klafften.) 

Crimail. Symphyséotomie. Retrecissement de 8 centimètres. Operation 
faite dans de très mauvaises conditions. Guerison. Ann. de Gyn. Juin. 
pag. 475. 

Cucca. s. Novi. 

Davis. Edward P.. Symphysiotomy for the relative indication. Med. 
News. Vol. LXX, 3. pag. 78. Jan. 16. 

Dobbert. Incision bei Symphysenvereiterung post partum. Genesung. 
Journ. f. Geb. u. Fr.. pag. 671. Russisch. (IIpara nach Spontangeburt 
am fünften Tage aufgestanden, allmählich entstand ein Abscess in der 


31. 


36. 


37. 


Symphyseotomie. 913 


Symphyse. Einschnitt, Entleerung, Diastase der Sehambeinenden, nach Ent- 
leerung der Knochensequester Heilung. Bindegewebige Vernarbung, guter 
Gang bei Entlassung.) 

Dührssen, 33 Fälle von Vereiterung der Symphyse. Arch. f. Gyn. Bd. 
XXXV, pag. 89. 

Earle, Frank B., Symphysiotomy. Medecine. Vol. III. June 6., pag. 477. 
(Erfolgreiche Operation bei allgemein verengtem Becken.) 


. Engelmann, George J., Remarks on symphysiotomy. Boston Med. and 


Surg. Journ. Vol. CXXXVII. 2. July, pag. 34. 


. Faux, Fracture de la symphyse pubienne. Rép. Univ. d’Obst. et de Gyn. 


ISSS, pag. 497 et 1889, pag. 1. 


. Fieux. Un cas de symphyséotomie. Bull. et mém. de la Soc. de Gyn., 


d’Obst. et de Pédiatrie de Bordeaux. Tom. VI. pag. 55. 
— Symphyscotomie pour excès de volume et irréductibilité de la tete 
foetale. Ann. de Gyn. 1598. Janvier, pag. 68. 


. Frank, Demonstration nach Symphyseotomie. Centralbl. f. Gyn. Nr. 21, 


pag. 627: s. auch Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI. pag. 304. 


24. Fullerton, Fall von Symphyseotomie. Northwestern Lancet. 15. Aug. 


1891, s. Centralbl. f. Gyn. Nr. 18, pag. 524. 


. Gaspar, E., Embryotomie, symphyséotomie et opération césarienne. Bull. 


de la Soc. Méd. de Charleroi. Tom. XV. 1894, pag. 112, 122. 


. Glenn, J. H., Rupture of the symphysis pubis. suppuration, death. Lancet 


1893. Vol. II, pag. 875. 


. Hartwig, M., Spontaneous rupture of the symphysis pubis during labor. 


Med. News. Philadelphia 1893. Vol. LATIT. pag. 220. 


. Hink, Wiener geb.-gyn. Ges. 18. V. S. Centralbl. f. Gyn.. pag. 1339. 
. Izac, Que faut-il penser de la symphyséotomie? These Toulouse. 


v. Jordan, Vier Symphyseotomien mit einem Todesfall in Folge septi- 
scher Endometritis. Przegl. Lek. 1896, Nr. 13, pag. 79; s. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 207. 

Kouwer, Patientin mit kyphotischem Trichterbecken und starker Beweg- 
lichkeit in der Symphyse, wodurch die Zangenextraktion eines lebenden 
Kindes von 3300 g ermöglicht wurde. Niederl. Ges. f. Geb. u. Gyn., siehe 
Centralbl. f. Gyn. Nr. 49, pag. 1450. 

Küstner, Annales de Gyn. Toim. XLVIII, pag. 283. 

Laloyaux, Parallèle entre Pembryotomic, la symphyséotomie et l'opéra- 
tion césarienne. Bull. de la Soc. Méd. de Charleroi. Tom. XV. 1894, pag. 
83, 103. 

Loehlein, „Exostose vor dem rechten Ileosacralgelenk im Anschluss an 
eine Symphyseotomie entstanden“ (mit Krankenvorstellung). Deutsche med. 
Wochenschr. Nr. 22. 26. August, pag. 160. 


. Michel. D. A., Du décubitus acutus comme complication de la sym- 


pbyseotomie. Paris. 

Murillo, Observation de la premiere symphyscotomie pratiquée au Chili. 
Ann. de Gen Tom. XLVII, pag. 434—486. 

Novi, R. e Cucca, C., Per la sinfisiotomia. Sui veri limiti nei quali 
bisogna praticare l’ operazione. Rassegna di Ost. e Gin. Nr. o 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 58 


914 


38. 


39. 


40. 


41. 


42. 


43. 


44. 


45. 


46. 


47. 


48. 


49. 


öl. 


52. 


53. 


Geburtshilfe. Geburtshilfliiche Operationen. 


Pinard, De la symphyseotomie à la clinique Baudelooque du 7 Decembre 
1895 au 7. Decembre 1896. Ann. de Gyn. Janvier. Tom. XLIII. Bereits 
berichtet im Jahresbericht für 1896. 

— A., De la symphyseotomie à la clinique Baudelocque 1895 à 1896. 
These Paris. 

Pomeroy, E. H., Case of symphysiotomy. Boston med. and surg. Journ. 
Vol. CXXXVII, 2, pag. 36. July. 
Pruvost, „Bassin rachitique et symphyssotomie.* Echo med. du Nord. 
Tom. I, pag. 17. 

— Un cas de symphyseotomie. La Revue Médicale. Nr. 147. 28. IV. 
pag. 167. 

Quisling, N. A., Symfysenruptur hos Födende. Norsk Mag. f. Laegevid. 
4. R. Bd. VII. 1892. Nr. 12, pag. 1464—65. 

Remy, Rupture de la symphyse pendant l'accouchement. Rep. Univ. 
d’Obst. et de Gyn. 1889, pag. 364. 

Rotet, G., Symphyseotomie et accouchement prématuré artificiel. Thèse 
Paris 1896. 

Scharff, A., Ein Beitrag zur Kasuistik der Symphyseotomie. Diss. in. 
Würzburg. 

Schönberg, Symfysenruptur hos Födende. Norsk. Mag. f. Laegev. 4. R. 
Bd. VII. 1892, Nr. 9, pag. 889—902. 
Teissier, Quelques remarques sur l’accourhement prématuré provoqué 
et la symphyséotomie dans les bassins rétrécis. Thèse Lille. 
Uspensky, Ueber zwei Fälle von Symphyseotomie. Med. Obosrenje 1896. 
Nr. 19; siehe Journ. f. Geb. u. Fr., pag. 219. Russisch. (Beide Opera- 
tionen erfolgreich.) 

Valdagni, Contributo allo studio della sinfisiotomia. Rivista di ostetr., 
gin. e ped. Torino. Nr. 8, 9. (Valdagni spricht über die Indikations- 
stellungen der Symphyseotomie, wie sie in der Klinik von Tibone gestellt 
werden: Zur Symphyseotomie darf nur in :Yothfällen gegriffen werden, 
ihr ist die künstliche Frühgeburt vorzuziehen, aber nicht, wenn mit dieser 
kein lebensfähiges Kind zu erhalten ist. Die C. v. muss nur zwischen 
65 und 75 mm schwanken. Am Schlusse seiner Arbeit berichtet Verf. 
über sechs Symphyseotomien, welche während vier Jahren in der Klinik 
ausgeführt wurden: von den Müttern eine todt, Kinder alle lebend.) 

(Herlitzka.) 

Varnier, Rapport sur la symphyse&otomie. 12. internat. med. Kongress 
in Moskau. Ann. de Gyn. Tom. XLVIII, pa: 189—272. 

Veronese, C., Studio sulla sinfisiotomia con contributo clinico e speri- 
mentale. Napoli 1896. Arch. di Ost. e Gin. Vol. III, Nr. 2—3, pag. 144 
—158. 

Zweifel, P., Referat über die Symphysectomie. Moskauer Kongress. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 22. 

— Symphyseotomie. Moskauer Kongress. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, 
pag. 273—283. 


Symphyseotomie. 915 


Ayers (2) 5 Operationen, 4mal Heilung, im 5. Falle 8 Tage 
später durch Zangendruck Scheidengangrän mit Mastdarmeröffnung, 
Pneumonie, Tod. Jetzt wieder 3 Fälle mit Heilung. 

Alle Operationen subcutan gemacht: Urethra und Blase werden 
durch die Sonde nach einer Seite gedrängt, ein Einschnitt wird etwas 
unter dem Schambogen unterhalb der in die Höhe gehobenen Clitoris 
gemacht; der linke Zeigefinger wird in die Scheide eingeführt bis zum 
hinteren oberen Theile des Gelenkes; ein Tenotom wird bis auf "la Zoll 
von dem oberen Rande desselben dicht am Knochen in die Höhe ge- 
führt, dann mit einem geknöpften Messer vertauscht und mit demselben 
das Gelenk unter der Kontrolle der Finger durchtrennt; ein Assistent 
komprimirt oberhalb des Gelenkes.“ Daun Zange, später Kompressions- 
verband. 

Ayers beschreibt seinen Hängemattenfixationsapparat und fügt 
noch einen Fall von traumatischer Symphysenruptur hinzu. In seinem 
Fall nach Zange Ruptur und Blasenscheidenfistel, letztere geheilt, aber 
Diastase von 1!/a Zoll geblieben seit einem Jahre. Blase drängt sich 
in die Diastase ein, der linke Ast stand !/ı Zoll tiefer als der rechte, 
Zusammendrängen unmöglich. Gin Wylie legte das Gelenk jetzt 
bloss und vernähte die Stümpfe mit Silberdraht. Kontakt war nur mit 
Hebel und grosser Gewalt zu erreichen. Vollständige Vereinigung. 

Crimail (13). 27jährige Ipara, seit 48 Stunden gebärend, am 
normalen Schwangerschaftsende nach vergeblichem Zangenversuche auf 
dem Lande nach Nantes gebracht am 3. IX. 1894, weil die Aerzte 
keine Perforation am lebenden Kinde machen wollten. Temperatur 
38° C., Puls 110. Während der ganzen Reise Knieellenbogenlage, 
da die Kreissende es nicht aushielt, auf dem Rücken zu liegen. Vulva 
geschwollen und exkoriirt, Uterus fest kontrahirt, sanguinolenter Aus- 
fluss mit Mekonium. C. diag. kaum 95 mm, Vera etwa 8 cm, Kopf 
über dem Beckeneingang, nur durch den kontrahirten Uterus immobili- 
sirt. Wegen grosser Kopfgeschwulst Lage nicht genau bestimmbar. 
Allgemein verengtes Becken. Kind lebt. Symphyseotomie nach Ein- 
führung einer gekrümmten Zinkschutzplatte hinter die Symphyse vor Knor- 
peldurchschneidung. Sofort 2 cm Diastase, dann bei foreirter Schenkel- 
abduktion ein leises Krachen und Diastase auf 5—6 cm gebracht; 
Tampon, dann Extraktion mit Zange, Kind schrie mehrmals auf, konnte 
aber nicht erhalten werden und starb bald (Fraktur des linken Os 
parietale mit Bluterguss unter dem Periost und unter den Meningen. 
Breite Hautabschürfung an der rechten Wange). Kind 2950 g. D. bip. 
95 mm. Intrauterine Spülung. 

58* 


916 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


Periostale Nähte, Nähte der geraden Bauchmuskeln und der Sym- 
physenweichtheile. Scheidentamponade. Verband. Fieberhaftes Wochen- 
bett, aber Genesung. Am 28. Tage aufgestanden. Allmählich guter 
Gang. 

(War diese Operation erlaubt oder nicht vielmehr leichtsinnig 
unternommen? Der Operateur kann noch von Glück sagen, dass die 
Mutter davonkam. Neugebauer.) 


Davis (15). IlIpara, erstes Kind mit Zange lebend, jetzt ver- 
geblich Zange. C. ext. 19,75 cm. Nach Symphyseotomie Tarnier's 
Zange, Kind von 3600 g starb nach 18 Stunden an Pneumonie (?). 
Riss der vorderen und hinteren Scheidenwand vernäht, Schamfugen- 
wunde 24 Stunden lang mit Jodoformgaze drainirt, weil übler Geruch. 
Am nächsten Tage Saprämie, Spülcurette. Nach 7 Wochen mit fester 
Vereinigung entlassen. 


Es war die einzige von 7 Operationen, wo das Kind nicht gerettet 
wurde. 


Fieux (21). Operirte am 25. Tage nach der Symphyseotomie 
vorgestellt. Ipara mit Conj. diag. 10 cm, nach vergeblicher Zange 
Tarnier’s Schamfugenschnitt mit Farabeuf’s Hohlrinnensonde, Dia- 
stase 5 cm, lebendes Kind schnell ausgetrieben, 2830 g. Nach Ver- 
nähung mit Katgut und fil de Florence Placenta spontan ausgetrieben. 
Glatte Heilung, vom 15. Tage an Tarnier-Lefour’s Immobilisations- 
schwebe fortgelassen, 17. Tag aufgestanden. — Moussou sah eine 
seiner Operirten schon am dritten Tage unerlaubter Weise herumgehen, 
hat jedoch keinen Nachtheil davon bemerkt, 

Fieux (22). 33jährige IV para, einmal Ausgangszange, zweimal 
spontan glatt geboren. Jetzt Zange angelegt, aber Mekonium, alè 
Symphyseotomie. Diastase auf 55 mm gebracht, eine Zangenzug bringt 
den Kopf in das kleine Becken. Glatte Heilung trotz etwas Fieber 
am 3., 4., 8. und 9. Tage mit Diarrhoe. 15. Tag aufgestanden. Fieux 
führt diesen Falls als Beleg für Pinard’s und Varnier’s: „La 
dystocie par excès de volume de la tête foetale comporte la méme in- 
dication que la dystocie par viciation pelvienne“. In seinem Fall war 
das Becken normal, aber D. bip. des Kindes 105 mm, Zange hätte 
hier eine Schädelfraktur gesetzt. Die Symphysenwunde verbindet Fieux 
mit Traumaticin und ist damit zufrieden. 

Frank (23). 34jährige II para, bei der ersten Entbindung Wen- 
dung, Kopf riss ab und wurde in Stücken geholt, Scheiden- und Damm- 
riss, 5 Wochen zu Bett. 


Symphyseotomie. 917 


Jetzt nach Blasensprengung bei voller Eröffnung Nabelschnurvor- 
fall, Symphyseotomie mit Osteoplastik, Wendung, Extraktion. Glatte 
Heilung, 14. Tage aufgestanden, guter freier Gang. Beckenmaasse: 

früher: Sp. 25 Cr. 26 Tr. 29 Bd. 16,0 
jetzt: „ 27 w ee E „ 175 

Da das gerade Messer wegen Hängebauches zur Lostrennung des 
Kuochenstückes unpraktisch, hat Frank ein S-förmig gebogenes Messer 
konstruirt. Suturen, welche die Knochenlamelle mit den Symphysen- 
enden vernähen, besser nicht direkt zu knüpfen — schwierige Entfer- 
nung — sondern besser durch die äussere Haut zu führen und über 
einen Jodoformgazestreifen zu knüpfen. 


Fullerton (24). Interessanter Fall von erfolgreicher Symphy- 
geotomie an einer II para mit Naegele’s schräg verengtem Becken. 
Bei der ersten Entbindung hohe Zange, todtes Kind. Ankylose des 
linken Hüftgelenkes nach Coxitis im 10. Lebensjahre. Jetzt Symphy- 
seotomie, Klaffen von nur 1 cm und doch jetzt leichte Zangenentwicke- 
lung, dabei bilaterale Kompression der Hüften. Nachher Beckenring 
durch Heftpflasterstreifen zusammengezogen, 5 Wochen lang. Nachher 
Gang mit Stock, allmählich ganz frei. 

Hink (28). Geburt 4!/3 Jahre nach Symphyseotomie, die Schauta 
vollzogen hatte. Jetzt klaffen die kolbig verdickten Symphysenenden 
mehr als 1 cm, Finger lässt sich eindrängen. Maasse jetzt: 25, 27, 32, 
18, 11, 91/2 cm gegen früher vor der Sympbyseotomie 24,5 —26,5— 
31,5—18—11—9,5. 

Diagonalis und Vera unverändert, Quermaasse um !/s cm weiter 
geworden. Spontane Geburt mit einer kräftigen Wehe, dabei Klaffen 
von 2!/g cm. Afebriler Verlauf, nach drei Wochen mit Beweglichkeit 
aller drei Beckengelenke entlassen. 


Kind 3700 g, um 350 g schwerer als das mit Symphyseotomie 
früher geborene Kind. Nach etwa 7 Wochen klafft die Symphyse im 
Liegen nur 3/4 cm. Beim Geben aber schieben sich die Stümpfe an 
einander auf und ab, so dass alternirend ein Stumpf den anderen um 
l cm überragt (also Schlottergelenk, Ref.), auch in den hinteren 
Gelenken Bewegungen leicht zu konstatiren. 

Hink giebt für diesen Fall eine gute Einwirkung der Symphy- 
geotomie zu, will aber keineswegs deshalb eine Lanze für den Operateur 
brechen. 

Die frühere Symphyseotomie hinterliess bleibende Beweglichkeit am 
Becken, Vergrösserung der Quermaasse und ermöglichte jetzt die Spon- 


918 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


tangeburt eines grossen Kindes. Nachtheile der übermässigen Beweg- 
lichkeit in den Beckengelenken nicht bemerkt. 


Küstner (32) hat auf 7 Sympbyseotomien keine der Mütter ver- 
loren und sämmtliche Kinder gerettet. Zweimal sah er unangenehme 
Scheidenrisse mit Kommunikation mit der Gelenkwunde. Einmal ope- 
rirte er bei Gesichtslage mit nach hinten gerichtetem Kinn. Zweimal 
übte er die wiederholte Symphyseotomie aus, einmal Symphyse so ver- 
knöchert (?), dass er zum Meissel statt des Messers greifen musste. 
Küstner warnt vor der Wendung nach Symphyseotomie und zieht 
die Schädelzange vor. Symphyseotomie bleibt Sache des gewandten, 
berufenen Operateurs, der weniger gewandte Arzt kann mit der Per- 
foration mehr Mütter retten, als mit der Symphyseotoniie. 


Löhlein (34). V para vor 16 Tagen Frühgeburt in seiner Klinik. 
Dritte Entbindung mit Symphyseotomie beendigt, bei der vierten Früh- 
geburt. Allgemein verengtes plattes rachitisches Becken. C. diag. 
105 mm. Nach der Symphyseotomie ist eine Verkürzung des rechten 
Schrägdurchmessers hinzugekommen. (Parostose im Anschluss an das 
Trauma einer Symphyseotomie entstanden). 


Am 5. I. 1895 nach erfolglosem Zangenversuch in Walcher's 
Hängelage Symphyseotomie, dann leichte Zange (Kind von 3570 g), 
Kind starb aber nach drei Tagen. Mutter stand am 27. I. auf und 
ging am 5. III. gesund nach Hause. Schon am 25. II. 1895 halb- 
wallnussgrosser Tumor, hart und höckerig getastet, der über der etwas 
unebenen Oberfläche der einen Art. sacroiliaca nach abwärts verlief 
und mit seinem unteren Rande bis an das obere innere Ende des Lig. 
spinososacrum reichte. Es handelte sich zunächst wahrscheinlich um 
einen subperiostealen Bluterguss dort. Bei den späteren Frühgeburten 
fand man den Tumor etwas vergrössert; etwa 1,5 cm von der Mitte 
des Kreuzbeins beginnend, reichte seine Basis bis an den medianen 
Rand des For. ischiad. majus. — Der Tumor hatte die Grösse eines 
halben Borsdorfer Apfels (weltbekanntes Maass?). Der rechte schräge 
Durchmesser des Beckeneinganges war durch ihn um 1!/z bis 2 cm 
verkürzt. 


Jetzt sub partu Wendung auf einem Fuss, Knabe von 2440 g 
extrahir. Mutter und Kind in gutem Zustande entlassen. 


Murillo (36). 36jährige I para mit tuberkulöser Dorsalkyphose 
C. ext. 16 cm, C. vera 7 cm, Hängebauch. Es gelingt nicht den Knorpel 
mit dem Messer zu spalten, also Kettensäge, schwere Einführung, 
aber leichtes Sägen. Nach Symphyseotomie leichte Zange (Tarnier’s), 


Symphyseotomie. 919 


Diastase 6 cm, Kind nach !/4 Stunde belebt, ein Zangenlöffel hatte 
eine Nabelschnurschlinge komprimir. An 400 g Blut sub operatione 
verloren. Oberflächliche und tiefe Nähte, Kompressivverband. Knabe 
3200 g. D. bip. 95 mm. Mutter und Kind gesund entlassen. 


Pomeroy (40). 2Ljährige rachit. I para, Zwergin. C. ext. 17,5 
diagonalis 6,75, vera 5 cm. Hoautschnitt nur 1!/s cm lang, dann 
Zange, kräftiger Knabe von 5400g (!) bei 6cm Diastase trotz Gegen- 
druck. Nur Heftpflasterverband, keine Naht. Gute, feste Vereinigung, 
volle Genesung. 


Pruvost(42). Rachit. Becken von C. d. 9 cm, bei der ersten Geburt 
schwere Zange, todtes Kind. Jetzt nach Zangenversuch Symphyseo- 
tomie, Zange. Am 25. Tage aufgestanden. Genesung. Später spontane 
Frühgeburt von 8!/2 monatl. Zwillingen; der Umstand, dass es Zwillinge 
waren, soll es erklären, warum die Frau mit der Frühgeburt glücklich 
niederkam. 


Scharff (46) theilt drei Symphyseotomien mit, von denen zwei 
von Hofmeier ausgeführt wurden. 

1. Plattes Becken Lut 0,5 cm hoher Exostose an der Innenseite 
der Symphyse. C. diag. 9,25 cm. I para. Cervixerweiterung durch 
Glycerinjodoformgaze, Ko:peurynter, Blasensprengung, am 7. Tage Schüt- 
telfrost und Fieber, Scheidenausspülung, Sympbysiotomie am 24. II. 1895, 
dann Breus’ Zange, die abgleitet. Neues Anlegen, Traktion, die 
nur wenig klaffende Symphyse geht unter krachenden Geräusch auf 
mehrere Centimeter auseirander, die Harnblase wölbt sich in den Spalt. 
Nun Zangenanlegung, en-llich Ritgen’s Handgriff. Schluss der Sym- 
physe, 4—5 versenkte periostale Silberdrahtsuturen und tiefgreifende 
Seidennähte.e. Fieber im Wochenbett. Heilung. Lebender Knabe von 
3100 g. 

2. 26jährige I para: platt rachit. Becken, C. diag. 9,5 cm. Fieber, 
Verdacht auf Tympania uteri, Kolpeurynter, Symphyseotomie, dann 
Breus’ Zange. Beim Schädeldurchtritt klafft die Symphyse 1!/s cm, 
Weichtheile reissen jetzt ein, Einschnitt am linken Tuber ossis ischii, 
Silberdraht und Seidennänte der Symphysenwunde. Geringer Blutver- 
lust, Uterus gut kontrahirt, aber Puls klein, schwindet ganz, Collaps, 
Dyspnoe. Bei Verbandlösung entleeren sich etwa 100 g Blut. Aether- 
injektion, Kochsalzinjektion. Operation 3. VI. 1896 um 9 Uhr früh, 
um 31/3 nachmittags Tod. Nur Sektion der Bauchhöhle von der 
eröffneten Wunde aus: innere Genitalien ohne Besonderheiten, keine 
Blutung irgendwo nachweisbar. Kind 2700 g, gedeiht. 


92) Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


3. 29jähriges Dienstmädchen, an dem am 2. XII. 1895 ander- 
seits die Symphyseotomie ausgeführt war, wonach Patientin neun 
Wochen lang einen Gypsverband trug. Nachher schon zwei kleine 
aber vergebliche Operationen an der eiternden Symphysenwunde, daher 
zu Hofmeier gebracht, wo am 26. XI. 1896 Auskratzung der Wunde, 
dann am 9. XII. der chirurgischen Klinik überwiesen. Patientin kann 
weder gehen noch stehen, nicht auf der Seite liegen. Operation 14. 
XII. 1896 wegen Symphyseneiterung mit Fistel. „Die alte Narbe wird 
excidirt, Periost zurückgeschoben, sodann einige rauhe Stücke und die 
wenigen röthlichgrauen Granulationen mit Hohlmeissel und scharfen 
Löffel entfernt. Der Knochendefekt nach Entfernung der vorderen 
Wand hat eine Breite von 3 cm, eine Länge von 5 cm und nur eine 
dünne flächenhafte Knochenwand bleibt hinten als Verbindung zwischen 
den beiden Ossa pubis bestehen. Ueberall harter, gesund aussehender 
Knochen, nirgends schlaffe Granulationen.“ 

1. II. 1897: „Noch immer Schmerzen, bei Druck auf den rechten 
aufsteigenden Schambeinast, aktive Beweglichkeit nur bis zu einem 
Winkel von 45°, passive auch nicht weiter. Schmerzen besonders hei 
Flexion und Innenrotation; links Bewegung nicht gestört.“ 

Scharff konnte keine hinreichende Erklärung für den plötzlichen 
Tod der 2. Operirten finden; trotzdem die Frau fünf Tage nach Wasser- 
fluss infizirt die Klinik betrat, ist Sepsis als Todesursache hier nicht an- 
zunehmen, der Tod mag die Folge des Zusammentreffens verschiedener 
ungünstiger Momente gewesen sein. Das 2. und 3. Kind gedeihen, 
das der ersten Öperirten ging „in der Ziehe“ zu Grunde. 

Im 3. Falle auffallend, dass Schmerzen und Bewegungsstörungen 
nur auf die rechte Seite beschränkt sind, dass gerade Flexion und 
Innenrotation so gestört sind, während Aussenrotation und Abduktion 
weder schmerzhaft noch behindert. 

Man vermuthet hier eine tuberkulöse Erkrankung der Symphyse (?). 

Varnier (51) gründet seine Schlussfolgerungen auf 86 Operationen 
der Clinique Baudelocque. 

1. Diemomentane Erweiterung des Beckens ergiebt das 
Resultat, dass das Sterblichkeitsprozent der Kinder bei 
engem Becken demjenigen während und nach der Zangen- 
extraktion aus dem normalen Becken gleichkommt.. 

Auf 86 Pelvitomien: 

81 Kinder lebend extrahirt 94,18"/Jo. 
3 asphyktische werden nicht belebt 


SR — 
3 todtgeboren 5,80/0 Letalität. 


Symphyseotomie. 921 


Von den 81 lebend geborenen Kindern starben sieben binnen der 
ersten drei Wochen, sekundäre Mortalität 8,7 °/o. 

Im Ganzen ergiebt sich ein Letalitätsprozent der Kinder von 12 
auf 86, also 13,95 Po. 

‚Da jedoch drei Kinder in Folge von Streptokokken- oder Broncho- 
pneumonie starben, so fallen der Symphysevtomie nur neun Todesfälle 
zu, also 10,4 "fo. 

Auf 6258 andere Entbindungen 144 Zangengeburten: 

125 bei Erstgebärenden: 
4 °/o sofortige Letalität 
4,16°/o sckundäre Letalität 
19 bei Mehrgebärenden: 
5,3%o sofortige Letalität 
5,5% sekundäre „ „ 


| zusammen 8 °/o. 


| zusanımen 10,5 "/o. 


Varnier geht jedoch noch weiter und schreibt den Tod von zwei 
Kindern nicht der Symphyseotomie sondern dem vorausgeschickten 
Zangenversuche zu, den Tod eines Kindes dem Mangel an Vitalität 
in Folge künstlicher Frühgeburt, den Tod eines 4. dem Umstande, 
dass das Lig. subpubicum nicht durchschnitten worden war und eines 
5. dem Umstande, dass der Beckenring nicht vor der Extraktion ge- 
nügend erweitert war. Heute wird statt Pinard’s Schrauben£carteur nur 
Farabeuf’s Ecarteur gebraucht, Kombination von künstlicher Früh- 
geburt mit Symphyseotomie ist verlassen, ebenso der vorausgeschickte 
Zangenversuch (Schädelbrüche!), damit kann man die Kindersterblich- 
keit nach Symphysiotomie auf 5°;0 herabsetzen. 

Als Beweiss, dass zweimal der vorausgeschickte Zangenversuch, 
resp. künstliche Frühgeburt für das Kind tödtlich wurde führt Verf 
an, dass beide Frauen bei Wiederholung der Symphyseotomie bei der 
folgenden Entbindung ohne vorausgeschickte Zange resp. am normalen 
Schangerschaftsende lebende Kinder gebaren. 

Es fallen also streng genommen nur vier Todesfälle des Kindes 
den 81 Operationen zu Last, also 4,9 Jo, folglich ist das Sterblichkeits- 
prozent geringer als nach Zangenentbindung bei normalem Becken. 

Die Ursache des grösseren Sterblichkeitsprozents bei Zangen- 
extraktion aus dem normalen Becken aber sei nur im Anlegen der 
sogenannten hohen Zange zu suchen, welche „das normale Becken 
zu einem engen werden lasse“. 

2. Die momentane Beckenerweiterung veranlasst weder 
eine Blutung noch Läsionen der hinteren Gelenke, welche 


922 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


das Leben oder die spätere Integrität der Operirten bedrohen. 
Blutung beim Schamfugenschnitt stets gering, retrosympbysärer Gaze- 
tampon während der Extraktion und schneller Beckenschluss und Wund- 
naht nachher genügen; die hinteren Gelenke leiden nicht mehr als 
schon experimentell festgestellt war: nur leichte Periostablösungen. Der 
beste Weg den Läsionen der hinteren Gelenke vorzubeugen ist, vor 
Extraktion des Kindes den Beckenring soweit zu erweitern, als nöthig 
ist ohne alle die andererseits empfohlenen Schutzvorrichtungen (seit- 
licher Druck gegen die Trochanteren, Gurt, Esmarch’s Schlauch etc.). 
Es wurde fast immer die Diastase vor Extraktion auf 60 mm gebracht, 
10 mal auf 65 mm und 6 mal auf 70 mm. 

3. Läsionen von Blase und Harnröhre sind Aus- 
nahmeerscheinungen und wahrscheinlich der Zange und 
ungenügender Erweiterung des Muttermundes zuzu- 
schreiben. Auf 86 Operationen kamen nur zweimal urethrovesikale 
Risse vor und diese waren nicht durch die Erweiterung des Becken- 
ringes sondern nur durch die übermässige Spannung der Weichtheile 
bei der Extraktion veranlasst. In einem Falle (Nr. 26) handelt es sich 
um ein Becken mit Coxalgie nach Trauma, asymmetrisches Becken: da 
das eine Os ilei fast unbeweglich war, keine Drehung vollzog, so ent- 
stand eine Blasenläsion durch Druck des bezüglichen Symphysen- 
stumpfes. Wo Verdacht vorliegt, dass die Beweglichkeit eines der 
hinteren Gelenke beschränkt ist, ist die Sympbyseotomie nicht zu em- 
pfeblen. l 

(Die ausgedehnte Zerreissung von Blase und Harnröhre im Falle 
82 schreibt Verf. der ungenügenden Erweiterung des Muttermundes 
sub extractione, aber nicht der Symphyseotomie zu.) 

4. u. 5. Die unter aseptischen Bedingungen aus- 
geführte Symphyseotomie gefährdet dieGebärende nicht 
mehr als irgend eine andere geburtshilfliche Operation 
und die Hauptursache der mütterlichen Sterblichkeit 
nach Symphyseotomie ist puerperale Septikämie. 

Von 86 Operirten starben 10, also 11,6°Jo. 

3 mal Tod aus accidentellen Ursachen — unabhängig von der 
Symphyseotomie (Fall 27, 49, 76. Darmverschluss, Influenza, Pneu- 
monie mit eitriger Pleuritis), also 7 Todesfälle auf 83 Operationen, 
also 8,4°/o; da aber 2 Frauen ferner infizirt die Klinik betraten und 
der Tod der vorausgegangenen septischen Infektion zuzuschreiben ist, 
(Symphysenwunde normal vertheilt trotz allgemeiner Infektion), so 
bleiben nur 5 Todesfälle auf 81 Operationen, also 6,1°/o, wo de 


Syınphyseotonie. 923 


Syınphyseotomiewunde, primär oder sekundär infizirt, mit dem Genital- 
traktus kommunizirend oder nicht, eine Rolle bei dem definitiven 
Resultat gespielt haben mag — in 3 von diesen 5 Fällen fieberten die 
Frauen schon vor der Symphyseotomie. (Folgt ausführliche Beschreibung 
dieser Fälle und Nekropsiebefund. pag. 209— 220.) 


6. Nach Symphyseotomie erfolgt vollständige funk- 
tionelle Wiederherstellung Eine bleibende Becken- 
erweiterung als Folge ist zur Zeit noch nicht bewiesen. 
Ein per primam geheilter Symphysenschnitt bringt 
keinerlei Störungen mit sich, bedingt keinerlei Störung 
einer folgenden Schwangerschaft oder Entbindung. Die 
Symphyseotomie kann ohne Schaden an derselben Frau 
wiederholt werden. 


Verf. hat am 7. Dezember 1896: 2 von 13 im Jahre 1892, 8 von 
13 im Jahre 1893, 8 von 20 im Jahre 1895 und 4 von 14 im Jahre 
1896 operirten Frauen untersucht, keine meldete sich wegen irgend 
welcher Beschwerden ausser einer Harnfistelkranken (von 1892). 


17 mal wurde eine neue Entbindung nach früherer Symphyseo- 
tomie in der Klinik absolvirt; bei 4 von diesen 17 wurde die Sym- 
physeotomie zum zweiten Male gemacht mit gutem Ausgang. (Fall 4 
u. 42, 9 u. 51, 24 u. 52, 29 u. 62), die übrigen 13 Frauen kamen 
spontan nieder. | 

Verf. konnte niemals eine Vergrösserung der Conj. diagonalis 
konstatiren, nicht einmal in der Walcher’schen Hängelage. 

(Folgt Beschreibung von 11 Entbindungen ohne Symphyseotomie 
bei Frauen, welche früher die Symphyseotomie durchgemacht hatten, 
Gewichts- und Grössentabelle der Kinder die mit Hilfe der Symphyseo- 
tomie und ohne dieselbe geboren wurden.) 

7. Auf eine bleibende genügende Erweiterung des 
Beckenringes nach Symphyseotomie ist auch bei der 
Plastik Phaenomenow’s und Frank’s nicht zu rechnen, es 
sei denn beim kyphotischen Becken. (? Ref.) 


Verf. bat eine der von Frank mit angeschlossener Osteoplastik 
Symphyseotomirten in Köln untersucht und meint, der Grössengewinn 
sei zu gering, das Becken bleibe doch zu eng und urtheilt darüber 
mit den Worten: „Le jeu n’en vaut pas la chandelle“ (pag. 251). 

8. Eine Indikation zur Symphyseotomie liegt stets vor 
bei lebendem Kinde, voll eröffnetem Muttermunde, relativer 
oder absoluter Beckenenge, sobald die Kalkulation ergiebt, 


924 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen. 


dass eine Diastase von 7 cm genügen wird, um den Fötus 
ohne Trauma zu extrahiren. 

Die Symphyseotomie eignet sich nicht nur für das 
enge Becken sensu strictiori sondern auch für normale 
Beckenbeiübergrossem Kindeodergewissenfehlerhaften 
Einstellungen (z. B. Stirnlagen). 


9.u.10. DieSymphyseotomie soll anStelle der künstlichen 
Frühgeburt, forcirten Zange und Wendung stattfinden bei 
engem Becken. Die Embryotomie am lebenden Kinde findet 
keine Anhänger mehr. Die Walcher’sche Hängelage genügt 
nicht für eine ausreichende Erweiterung des Beckenringes. 


11. Bezüglich der speziellen Indikation für Symphyseo- 
tomie sind die engen Becken in zwei Gruppen zu trennen: 

1. Symmetrische Becken, welcher Art auch die Ursache der 

sagittalen Verkürzung des Beckeneinganges oder der transver- 
salen des Beckeneinganges sei (auf 86 Operationen 77 Fälle). 

2. Asymmetrische Becken (auf 86 Operationen 9 Fälle). 

a) in Folge von Coxalgie, einseitiger angeborener Schenkel- 
luxation, rachitischer, skoliotischer Deformation etc. 

b) in Folge von Sakrocoxalgie, Hyperplasie einer ala ossis sacri 
mit nachfolgender Synostose etc. 

(Folgen Einzelfälle mit anatomischen und schematischen Ab- 
bildungen.) 

12. u. 13. Die Rolle der Symphyseotomie ist erschöpft 
mit der Erweiterung des knöchernen Beckenringes. Es ist 
gefährlich sie auszuführen, um eine Dilatation der Weich- 
theile erzielen zu wollen. Irrationell ist dieSymphyseotomie 
bei Beckenverengerung durch Weichtheiltumoren. 


14. Ausser den genannten Kontraindikationen ergeben 
sich andere aus dem Gesundheitszustande der Gebärenden 
und des Fötus — aber wo bleiben die Kriterien für den Gesund’ 
heitszustand an Mutter und Frucht? Bezüglich der Frucht kann nur 
das Aufhören der Herztöne eine Kontraindikation abgeben, bezüglich 
der Mutter kommt es darauf an, eine latente Infektion sicher zu er- 
kennen. Auf 86 Operationen gingen von 5 Frauen, die schon vor der 
Operation fieberten, drei zu Grunde. 

Zum Schluss giebt Varnier das Roentgen’sche Sciatogramm 
des Beckens einer Hündin, das durch „metalloplastie interpubienne“ 
experimentell von ihm und Hartmann erweitert worden war. (15 mm 


Gerichtsärztliche Geburtshilfe. Allgemeines. 925 


breite Aluminiumplatte bei Symphysiotomie eingepflanzt und eingeheilt. 
Das Thier verendete am 81. Tage an Pneumonie.) 

Zweifel (54) hat von 31 Operirten keine verloren, 29 Kinder gerettet 
(alle Frauen sind zur vollen Arbeitsfähigkeit genesen) und legt darauf 
Gewicht gegenüber dem Pessimismus der deutschen Geburtshelfer. Be- 
züglich der Verheilung des Schambeingelenkes, so erfolgt knorplige oder 
mindestens bindegewebige Verheilung und funktionelle restitutio in 
integrum. Gangvermögen und Arbeitsfähigkeit leiden nicht. 

Bei Beschränkung der Fälle auf eine Conj. vera nicht unter 65 mm 
werden Läsionen an den hinteren Gelenken nicht vorkommen. Die 
Blutungsgefahr ist bei Symphyseotomie ebenso gering wie beim Kaiser- 
schnitt, es genügt dagegen eine Gazetamponade vereint mit schnellem 
Zusammendrängen der Schambeinenden, eventuell mit Scheidentamponade. 
Scheidenzerreissungen beugt man am sichersten vor, indem man nach 
dem Schnitt die Austreibung der Natur überlässt. Die Hauptgefahr 
ist die der septischen Infektion. Es gilt alle Wundtaschen zu drainiren 
und jeder Sekretstauung durch Tamponade und äusseren Bindendruck 
vorzubeugen (Bauchbinde und T-Binde). 

Symphyseotomie bringt geringere Gefahren mit sich als der 
Kaiserschnitt. 


X. 
Geriehtsärztliche Geburtshilfe. 


Referent: Professor Dr. Stumpf. 


— — 


a) Allgemeines. 


l. Brouardel, Les procès en responsabilité médicale. Annales d'hygiène 
publique et de médecine légale. III. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 432. (Be- 
trachtungen allgemeinen Inhalts.) 

2. Clarke, J. J., Post-mortem examinations in medico-legal and ordinary 
cases. London, New York u. Bombay 1896. Longmans, Green and Comp. 

3. Coutaigne, H., Précis de médecine légale. Paris, Masson et Comp. 

d Dittrich, P., Lehrbuch der gerichtlichen Medizin für Studirende und Aerzte. 
Wien u. Leipzig, W. Braumüller. 

5. Herold, J., A manual of legal medicine, for the use of practitioners and 
students of medicine and law. Philadelphia, J. B. Lippincott and Co. 


926 


6. 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


v. Hofmann, E., Atlas der gerichtlichen Medizin. München, Lehmann. 
(Zahlreiche werthvolle Original-Abbildungen von Präparaten, besonders von 
Uterusrupturen, Uterusverletzungen, Organen Neugeborener, ausserdem 
zahlreiche Abbildungen von Varietäten des Hymen.) 

Keferstein, Einige Bemerkungen zur Abfassung von gerichtlichen Ob- 
duktionsprotokollen und zur Ausführung gerichtlicher Leichenöffoungen. 
Zeitschr. f. Med.-Beamte. Bd. X, pag. 434. (Berichtigungen zu einigen der 
gebräuchlichen Schemata für gerichtliche Obduktionen.) 

La responsabilité medicale: Un médecin peut-il être déclaré, par les tribunaux. 
responsable à raison d'une imprudence exclusivement imputable à l'homme 
de l'art? Journ. de Méd. de Bordeaux. Tom. XXVIII, pag. 573 u. Progrès 
méd. Jahrg. XXV, Bd. II. (Die Konferenz der Advokaten am Pariser 
Appellhofe beantwortete diese Frage mit Nein. Es ist dies wichtig iu 
einem Lande, in welchem in der Tagespresse angeregt wurde, dass ein 
Arzt, der beim Redressement des Pott’schen Buckels einen Kranken ver- 
liert, oder dem eine Rhinoplastik nicht gelingt, zusammen mit den Eltern 
des betreffenden Kindes zur Verantwortung gezogen werden solle.) 
Luff, A. P., Text-book of forensic Medicine and Toxicology. London u. 
New York 1895, Longmans, Green and Co. 

Raffaele, A., Guida pratica alle perizie medico-legali, civili e penali. 
Für Aerzte und Juristen. 2. Aufl. Neapel 1895. S. Chiara. Mit 43 farbigen 
Abbildungen. 

— Clinica di medicina legale. Prima serie di casi. Neapel 1896. S. 
Chiara. 

Tourdes, G., u. Metzquer, E., Traité de médecine légale théorique et 
pratique. Paris, Asselin u. Houzeau. 

Vibert, Ch., Précis de médecine légale. Paris 1896. 4. Aufl. Bailliere et 
Fils. S. Jahresbericht Bd. IV, pag. 355. 

Witthaus. R. A., Medical Jurisprudence. Forensic Medicine and Toxi- 
cology. New York 1896. William Wood and Comp. 


b) Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte; 


zweifelhafte Geschlechtsverhältnisse. 


. Abraham, O., Ueber Missbildung der inneren weiblichen Genitalien. 


Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementsheft, pag. 74. 
Alexander, E., Ueber einen Fall von Pseudohermaphroditismus. Deutsche 
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 606. 

Allen, C. W., Report of a case of phsycho-sexual hermaphroditism. Med. 
Record. New York. Vol. LI, pag. 653. 

Ancheless, Zur Kasuistik der Missbildungen an den Genitalien erwachsener 
Frauen. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. in Kiew. Bd. VII; ref. Monatsschr. f. 
Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 59. 

Anderson, T., Absence of internal organs of generation. Amer. Pract. 
and News. 26. Juni. 


13. 


14. 


15. 


16. 


17. 


18. 


19. 


21. 


22. 


23. 


24. 


Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte ete. 927 


. Arendt, E., Bemerkungen zur operativen EES Cen- 


tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1318. 


, Baerecke, V. Z., Dr. Goltman’'s Hermaphrodite. Amer. Journ. of Obst. 


Vol. XXXVI, pag. 359. 


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928 


26. 


26a. 


27. 


28. 


29. 
30. 
3l. 


32. 


33. 


34. 


39. 


36. 


37. 


38. 


39. 


40. 


41. 


Geburtshilfe. Gerichtsürztliche Geburtshilfe. 


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Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 479. 

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Paul Gassen erfundenes Instrument zur Behebung der Impotenz, genannt 
Erektor. Friedreich’s Blätter f. gerichtl. Medizin u. Sanitätspvlizei. Bd. 
XLVIII, pag. 217. (Günstige Beurtheilung des Instrumentes P. (sassen’s. 
welcher angeklagt war, durch unzüchtige Annoncen das Strafgesetz verletzt 
zu haben.) 

Krol, P. J., Drei Fälle von Defectus vaginae et uterus rudimentarns. 
Shurn. akusch. i shensk. bolesn. 1896. Heft 12. 

Latouche, Angeborenes Fehlen der Vagina. Arch. prov. de Chir. Nr. 4. 
Legnen, Angeborene Hernie des Uterus und der Anhänge; Imperforatio 
vaginae. Semaine gynec. Nr. 18; ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 
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and complete absence of the vagina. Transact. of the Obst. Soc. of London. 
Vol. XXXVIII, pag. 327. (Fall von gänzlichem Fehlen der Scheide be 
einem 17jährigen Mädchen; künstliche Scheidenbildung.) 

Menke, W., Ueber Hermaphroditismus. Berliner klin. Wochenschr. Bd. 
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Neugebauer, F.L., Einige Worte über männliche Behaarung bei Frauen 
und einige andere Anomalien der Behaarung und allgemeinen Entwicke- 
lung. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gen VII. Kongress. Leipzig, pag. 
176. (Kurzer Auszug einer in polnischer Sprache erschienenen Arbeit.) 
— Pseudohermaphroditismus. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyo. VII. 
Kongr. Leipzig, pag. 173. 

— Ueber Hermaphroditismus. Verhandl. des VII. Kongresses polnischer 
Aerzte u. Naturforscher in Lemberg., pag. 302. 

— Ein junges Mädchen von männlichem Geschlecht; verhängnissvolle 
Folgen einer irrthümlichen Geschlechtsbestimmung. Internat. photogr. 
Monatsschr. f. Med. u. Natuwissenschaften. Bd. III, Heft 7/8; a Jahres: 
bericht Bd. X, pag. 859, Nr. 31. 

Neumann, J., Ueber die Impotentia virilis. Wiener med. Wochenschr. 
Bd. XLVII, pag. 1289 ff. (Erörtert die verschiedenen Ursachen der männ- 
lichen Impotenz.) | 
Orloff, Ringförmige Scheidenverengerung im unteren Drittel der Scheide. 
Wratsch. Nr. 5—7. 

Paget, S., A case of hermaphrodism. Aesculap. Soc. of London, Sitzung 
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Popoff, D., Un cas rare de stenose acquise du vagin. Ann. de Gyn. 
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42. 


43. 


SE = 


47. 


48. 
49. 


60. 


Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte ete. 929 


Pozzi, S., Sur un pseudo-hermaphrodite androgynoïde: Prétendue femme 
ayant du chaque côté un testicule, un épididyme (ou trompe?) kystique 
et une corne utérine rudimentaire à gauche forment hernie dans le canal 
inguinal; cure radicale; examen microscopique. Acad. de Méd. Sitzung 
vom 28. VII. 1896. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 62. 
(Genauere Beschreibung des im Vorjahre veröffentlichten Falles mit Ab- 
bildungen, s. Jahresbericht. Bd. X, pag. 864.) 

Praud, J., Troubles nevropathiques consecutifs a l’ablation de l'utérus 
et des annexes. Thèse de Paris 1896. 

Primrose, A case of uterus masculinus. Brit. Med. Jour. Vol. II, pag. 881. 
Ramage, J., Congenital absence of ovaries with rudimentary uterus. 
Brit. Med. Journ. 1896. Vol. II, pag. 1032. 

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vortäuschte. Bull. de la soc. Belge de Gyn. et d’Obst. 3896, Nr 10. (Fall 
von wahrscheinlichem Fehlen des Uterus bei einer 52;ährigen Frau, die 
30 Jahre verheirathet und nie menstruirt war. Der Tumor war ein Fibrom 
unsicheren Ursprungs.) 

Rodsewitsch, Vollständiges Fehlen des Uterus und der Ovarien. Russk. 
Medicina 1895, Nr. 11; ref. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 59. 
Routh, A. Battey’s Operation. Lancet. Bd. II, pag. 683. 

Rüth, Fragliche Impotenz als Ehehinderniss. Friedrichs Blätter für 
gerichtliche Med. u. Sanitätspolizei. Bd. XLVIII, pag. 66. 

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segment“ (Hermann). Med. Record, New York. Vol. Ll, pag. 585. 
Taussig, L., Considerazioni medico-legali sopra un caso di epispadia 
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Tennberg, C. A. C., Beitrag zur Kenntniss der angeborenen Missbil- 
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Diss. Erlangen 1896. | 
Watson, J. K., Battey’s Operation. Lancet. Vol. II, pag. 620. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsl. 1897. 59 


930 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Zunächst ist eine Reihe von neuerdings veröffentlichten Fällen 
von zweifelhaftem Geschlechte zu erwähnen. 

Alexander (2) beschreibt einen Fall von doppelseitigem Leisten- 
bruch bei einem 16jährigen, anscheinend weiblichen Individuum. Die 
äusseren Genitalien, sowie der Habitus waren weiblich, die Scheide, 
deren Eingang einen Hymen erkennen liess, 3 cm lang und blind 
endigend, Uterus und Adnexe aber fehlend und das Becken männlich. 
Labia minora waren vorhanden, aber schwach entwickelt, die Clitoris 
war 2 cm lang und liess, auf der Unterfläche von der Glans beginnend, 
eine feine Raphe erkennen, die bis zur Urethra verlief. In dieser 
Raphe war auf der Grenze zwischen mittlerem und oberen Drittel eine 
stecknadelspitzgrosse Oeffnung zu sehen, durch welche eine feine Sonde 
etwa 3 mm tief eingeführt werden konnte. Die Operation der linken Leisten- 
hernie ergab rudimentäre Hoden, Nebenhoden und Samenblase, aber 
ohne Spermatozoiden, und auch die früher vorgenommene Operation 
der rechten Leistenhernie soll männliche Genitalien ergeben haben. Da: 
als Weib sich fühlende Individuum erwarb später eine Gonorrhoe. 

Allen (3) berichtet über ein 23jähriges, sich weiblich tragendes 
und auch weibliche Neigung zeigendes Individuum. Die äusseren Ge- 
schlechtstbeile hatten völlig männliche Bildung, nur waren die beiden 
im Skrotum befindlichen Keimdrüsen auf Druck ganz unempfindlich 
und der Cremaster-Reflex fehlte. Die Gesichtsbildung war weiblich, 
ebenso die Stimme; die rechte Mamma war grösser als die linke, 
Becken und Schambehaarung männlich, Fuss und Hand zeigten auf einer 
Seite männliche, auf der anderen weibliche Bildung. Nach Angabe 
des Individuums treten vierwöchentlich 5—6 Tage dauernde Blutaus- 
scheidungen aus Urethra und Rektum auf. Im Rektum fand sich ein 
Substanzverlust, durch den sich eine Sonde eine kurze Strecke weit 
einschieben lässt. Der Fall ist äusserst schwierig zu deuten, um so 
mehr, als in psychischer Beziehung das Individuum durchaus weibliche 
Eigenschaften erkennen lässt. 

Beck (10) kommt nach genauer Untersuchung seines im vorigen 
Jahre (Jahresbericht Bd. X pag. 861) veröffentlichten Falles zu dem 
Schlusse, dass es sich thatsächlich um einen wahren Hermaphroditen 
gehandelt habe. Die Frage dreht sich vor allem darum, ob die durch 
Operation entfernten Sarkome von Hoden abstammen, was aber auch 
durch die neuerlich angeführten Gründe nicht als bewiesen angenommen 
werden kann. 

Carson und Hrdlicka (17) beschreiben ein sich weiblich 
gerirendes Individuum mit Schamspalte und grossen Labien ; die kleinen 


` e — — — 
— er 


Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte etc. 931 


Labien fehlen und der Geschlechtshöcker entspricht dem Penis eines 
Knaben von 4—5 Jahren, hat eine Glans, aber nur die Andeutung 
einer Vorhaut und ist undurchbohrt. In der Tiefe des Vestibulum ist 
eine kreisförmige Oeffnung für die Scheide; die Harnröhrenöffnung 
liegt sehr weit zurück. Der enge Scheidenkanal ist 7 cın lang und 
endigt blind, ohne dass Uterus und Övarien zu fühlen sind. Die 
Labien enthalten beiderseits einen hodenähnlichen Köper, der einen 
Strang zum Leistenkanal entsendet. Es handelt sich also wohl um 
einen männlichen Hypospadiaeus. Das 27 Jahre alte Individuum ist 
schwachsinnig. 

Clark (18) berichtet über das Sektionsergebniss bei einem männ- 
lichen Pseudohermaphroditen, der im Leben für ein Weib gehalten 
worden war. In der rechten Schamlippe lag ein Hoden, der zweite im 
linken Leistenkanal; der Penis war rudimentär, die Prostata war an- 
gedeutet; ein Uterus fehlte und die Mammae zeigten männliche Bildung. 

Goltman’s (22) Pseudohermaphrodit ist ein unzweifelhafter, 
männlicher Hypospadiaeus trotz seiner weiblichen Gesichtsbildung, seiner 
Stimme und seiner weiblich geformten Brüste. Der Penis ist undurch- 
bohrt, die Urethra mündet an seiner Basis, das Skrotum ist gespalten, 
aber seine Hälften enthalten Keimdrüsen ; Scheide, Uterus, Övarien, 
Prostata fehlen. Aus der Urethra tritt bei Reizung gewisser Stellen 
der Genitalien eine Flüssigkeit zu Tage, welche Spermatozoiden ent- 
hält. Das Becken zeigt männlichen, die Schambergbehaarung dagegen 
weiblichen Typus. 

In dem von Guyot und Laubie (24) beschriebenen Falle han- 
delt es sich wahrscheinlich um einen Pseudohermaphroditismus femi- 
ninus. Die äusseren Genitalien bestehen aus grossen und kleinen Labien 
und einer mit Glans versehenen, im Erektionsstadium 6 cm langen 
Clitoris. Die letztere zeigt an der Unterfläche eine Rinne, die nach 
einer Oeffnung führt, durch welche sich Harn und Menstrualblut ent- 
leeren, jedoch sind beide Kanäle getrennt sondirbar. Bei der Unter- 
suchung per rectum wird ein Körper gefühlt, der für einen Uterus ge- 
halten wird; Keimdrüsen wurden nicht aufgefunden. Die Menstruation 
soll ein- bis zweimal monatlich auftreten und von Schmerzen begleitet 
sein. Was die sekundären Geschlechtscharaktere betrifft, so zeigen 
Schädel und Gesicht männliche Bildung und Behaarung. Das Muskel- 
system ist kräftig entwickelt, dagegen zeigen Arme, Brust (zwei gut 
entwickelte Mammae) und Becken sehr charakteristische weibliche Bil- 
dung. Das Individuum, welches angeblich männliche Geschlechteneigung 
hat, wurde als Knabe erzogen, bis im 11. Lebensjahr, wo das Merkmal 

59” 


932 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


— Fluss — aufgetreten sein soll; auch später trug es Männerkleidung 
und arbeitete als Maurer. (Da es später als „Schau-Zwitter“ auf 
Reisen ging, sind die anamnestischen Angaben mit Vorsicht aufzu- 
nehmen. Ref.) 

Keiffer (27) beschreibt einen Fall von Virilismus bei einer doch 
wohl unzweifelhaft weiblichen Person, die seit ihrem 10. Lebensjahre 
zuerst unregelmässig, dann regelmässig aus ihren kindlich entwickelten 
Genitalorganen menstruirte. Die männlichen Charaktere bestehen in Bart- 
wuchs auf Oberlippe und Wangen, starker Behaarung auf Abdomen 
und Schenkeln, starkem Vorspringen der Muskelbäuche, männlich ge- 
bildeten Brustdrüsen und männlich geformtem Becken und auch sonst 
männlichem Habitus. Die Labia minora sind wenig entwickelt, da- 
gegen die Clitoris von der Grösse eines kindlichen Penis mit blinder 
Vertiefung an der Spitze. Die Urethra ist weiblich gebildet, Vulva 
und Vagina eng, der Uterus klein und 6 cm lang; Ovarien waren 
nicht nachzuweisen. 

Menke (33) beschreibt einen Fall von Pseudohermaphroditismus 
femininus bei einem 5 Wochen alten Kinde. Die Clitoris war zu einem 
2 cm langen undurchbohrten Gliede entwickelt und mit Eichel und 
Präputium versehen. Eine an der Unterfläche verlaufende Rinne führte 
in das Orificium urethrae. Die inneren Genitalien bestanden aus einer 
über die Norm verlängerten Scheide, dem schwach zweihörnig geformten 
Uterus, der ganz nach links verdrängt war, mit Tuben und Ovarien. 
In der rechten Beckenhälfte verlief der zweimal geknickte Darm. Die 
Verlagerung der Beckenorgane wird auf die starke Füllung der Blase 
bezogen. Von besonderem Interesse ist, dass im rechten grossen Labium 
ein rundlicher Körper sass, der bei äusserer Betastung an einen Testikel 
denken liess, bei der Sektion aber sich als aus Fett bestehend erwies. 

Menke schlägt vor, in zweifelhaften Fällen das Geschlecht 
trotz der grösseren Häufigkeit des Pseudohermaphroditismus masculinus 
für weiblich zu erklären, weil bei der weiblichen Erziehung des Bildungs- 
defekt länger verborgen bleibt und das heranwachsende Kind länger 
vor dem Gespötte der übrigen Kinder verschont bleibt. Die Bestim- 
mung des Geschlechtes zunächst den Eltern und nach der Pubertät 
dem Individuum selbst zu überlassen, wie dies das preussische Land- 
recht vorschreibt, wird mit Recht als verfehlt betrachtet, weil das 
sexuelle Empfinden des Zwitters sowie die sekundären Geschlechtsmerk- 
male ganz und gar nicht massgebend sind. Zum Schluss werden 
mehrere Beispiele, besonders ein Fall von Steimann, zur Begründung 
dieser Anschauung aufgeführt und in strafrechtlicher Beziehung mit 


Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte etc. 933 


Recht auf die verminderte Zurechnungsfähigkeit der Pseudohermaphro- 
diten hingewiesen. 

Neugebauer (35) berichtet über einen männlichen Hypospadiäus 
mit Kryptorchismus und Pollutionen; das Individuum wurde bis zum 
18. Jahre als Mädchen erzogen und machte einen Selbstmordversuch 
mit Strychnin, dem durch Irrthum ein Bruder desselben zum Opfer fiel. 

Paget (40) beschreibt einen Fall von Hermaphroditismus bei einem 
9jābrigen Kinde. Der nach unten adhärente Penis (elt das leere 
Skrotum in zwei Pseudo-Labien und an seiner Wurzel mündet die 
Harnröhre; wahrscheinlich ein männlicher Hypospadiaeus. 

Primrose (44) beschreibt einen Fall von Kryptorchismus mit 
Uterus, rudimentären Tuben und 4 cm langer Vagina, welche letztere 
in die Pars prostatica urethrae mündete. Ein Testikel war sarkomatös 
entartet. 

Soulima (53) beschreibt den Genitalbefund eines seit 2 Monaten 
als Frau verheiratheten Individuums, das jedenfalls ein männlicher Pseudo- 
hermaphrodit ist. Die äusseren Genitalien zeigen die Charaktere eines 
in der Rhaphe gespaltenen Skrotums, in dessen Hälften jederseits eine 
Keimdrüse mit Epididymis und einem nach dem Leistenkanal ver- 
laufenden Strang zu fühlen ist. Die „Clitoris“ ist ein 3 cm langer 
Körper mit Glans und Präputium. Die Mündung der Urethra zeigt 
weiblichen Typus und ausserdem finden sich Schleimhaut-Duplikaturen, 
die kleinen Schamlippen entsprechen. Auch die sekundären Geschlechts- 
eigenschaften sind vorwiegend männlich, besonders Knochenbildung, 
Becken, Schambehaarung, Mammae, Stimme und Gesichtszüge, dagegen 
fehlt ein Bart und der Haarwuchs ist weiblich. In Bezug auf ge- 
schlechtliche Neigung verhält sich das Individuum neutral. Von In- 
teresse ist, dass zwei Geschwister des Individuums im Alter von 9 und 
5l/a Jahren, obwohl sie äusserlicb Mädchen zu sein scheinen, die 
gleichen Anomalien der Geschlechtstheile zeigen, während die übrigen 
Geschwister normal gebildete Mädchen sind. 

Der von Stimson (56) beschriebene Fall betrifft unzweifelhaft 
einen Mann mit wohlgebildeten äusseren Geschlechtstheilen, aber nur 
einem Hoden — dem rechten — im Skrotum. Da ein Tumor im 
Becken vorhanden war, wurde laparotomirt und es fand sich ausser 
dem nicht descendirten, sarkomatös degenerirten rechten Hoden eine 
Uterusanlage, die in zwei Hörner auslief, ohne Ligamenta rotunda. 

Hieran schliessen sich die Publikationen über Fälle von Miss- 
bildung der inneren Genitalien und dadurch bewirkte Impo- 
tentia co&undi und concipiendi. 


934 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Abraham (1) veröffentlicht drei Fälle von Defekt beziebungs- 
weise rudimentärer Bildung von Ovarien, Uterus und Scheide; zwei 
Frauen waren verheirathet, jedoch war in einem Falle die Potentia 
coëundi wenigstens im beschränkten Maasse vorhanden, in einem war 
sie aufgehoben. Libido sexualis war in allen Fällen vorhanden. Im 
2. Falle wurde zur Herstellung der Potentia co&undi eine Scheide 
gebildet. 


Ancheles (4) beschreibt einen Fall von völligem Mangel der 
inneren Genitalien bei einer 26jährigen verheiratheten Frau. 

Rodsewitsch (47) veröffentlicht einen Fall von Fehlen des 
Uterus und der Ovarien bei mangelhaft entwickelter Vulva und Vagina. 

Anderson (5) beobachtete einen Fall von völligem Mangel von 
Scheide, Uterus, Tuben und Ovarien bei einer verheiratheten Frau mit 
wohlgebildeten äusseren Genitalien. Geschlechtliche Neigung fehlte. 

Balduzzi (8) beschreibt eine seit ein Jahr verheirathete Frau 
mit wohlgebildeten äusseren Genitalien. Der Eingang in die Scheide 
war von regelmässiger Weite und der Anfangstheil der Scheide war 
3 cm weit, dagegen fehlten der grösste Theil der Scheide, der Uterus 
und die Ovarien. Die Impotentia generandi war also aufgehoben, 
die Impotentia co&undi nur eine bedingte. 


In dem Falle von Borelius (14) handelte es sich um völlige 
Impotentia co&undi in Folge von totalem, kongenitalem Mangel der 
Scheide; Menses fehlten, dagegen waren Molimina vorhanden. 

Decio (19) beschreibt einen Fall von völligem Mangel der Scheide 
mit Menstruationserscheinungen; eine Scheidenbildung gelang nicht. 
Uterus und Ovarien waren gut entwickelt. Die Adnexe wurden exstirpirt. 

Dürck (20) fand bei der Sektion einer zweimal verheirathet ge- 
wesenen Frau einen völligen Mangel des Uterus und der Scheide. Die 
Cohabitation war in der zweiten Ehe behindert, wie der Mann glaubte, 
durch Adipositas der Frau. Zugleich fehlten rechterseite Niere und 
Ureter. Die Urethra war stark ausgedehnt, nach der Ansicht von 
Dürck in Folge von Cobabitationsversuchen. 

Gersuny (21) beobachtete zwei Fälle von totalem Mangel der 
Scheide bei vollkommen weiblichem Körperbau; auch Uterus und 
Adnexa fehlten. 

Krol (29) berichtet über 38 auf der Kiewer Klinik beobachtete 
Fälle von Fehlen der Scheide — darunter drei Eigenbeobachtungen. 
Von den 38 Frauen waren 28 verheirathet. In 17 Fällen bestand 
eine Dilatation der Harnröhre. In acht Fällen konnte die Anwesen- 


Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte etc. 935 


heit eines Uterusrudimentes und der Ovarien klinisch nicht nachge- 
wiesen werden. 


Latouche (30) beschreibt einen Fall von völligem Fehlen der 
Scheide bei einer 19jährigen Mädchen. Bei wohlgebildeten äusseren 
Genitalien fand sich an Stelle des Scheideneingangs eine seichte Grube, 
die mit einem perlmutterartig glänzenden Membran verschlossen war 
Die Untersuchung ergab auch wahrscheinliches Fehlen des Uterus 
Dennoch wurde eine Scheidenbildung ausgeführt, welche nach La- 
touche’s Anschauung zur Herstellung des Facultas co&undi gerecht- 
fertigt ist, damit nicht der Coitus per urethram vollzogen werde. 

Legueu (31) beschreibt zwei fast gleiche Fälle von blindsack- 
formiger Scheide und Impotentia concipiendi. Der an der normalen 
Stelle fehlende Uterus fand sich als 2 cm langes Organ in einer an- 
geborenen Leistenhernie; die Anhänge der einen Seite waren atrophisch. 
die der andern besser entwickelt, aber auch obliterirt. Nur ein Ovarium 
war vorhanden. Blase und Rektum berührten einander und vom 
Uterus bis zur Kuppe der Scheide verlief ein solider fibröser Strang. 
Keine Menstruationsmolimina, 

Ramage (45) berichtet über eine 29jährige Frau mit gut ent- 
wickelten äusseren Genitalien, Scheide und Cervix. Der Uterus ist 
rudimentär, die Ovarien fehlen, ebenso die Menstruation. Der Habitus 
ist ein weiblicher. 


Spruill (45) berichtet über einen Fall von völligem Mangel von 
Uterus und Scheide bei wohlgebildeten äusseren Genitalien. 

Tennberg (58) veröffentlicht 12 Fälle von Missbildungen der 
inneren Genitalien, die auf der Helsingforser gynäkologischen Klinik 
in 17 Jahren zur Beobachtung gekommen sind. Durchgängig handelte 
es sich um Mangel oder rudimentäre Bildung von Ovarien, Uterus und 
Scheide, in einem Falle bestand Hymen imperforatus. Die meisten 
Personen waren verheirathet, zeigten weiblichen Typus, hatten normalen 
Geschlechtstrieb und meistens bestand Potentia coëundi, wenn auch bei 
einigen in beschränktem Maasse. 

Schmidt (51) beschreibt einen Fall von Fehlen des Uterus und 
blindsackförmig geschlossener Scheide bei einem 26jährigen, nie men- 
struirten Mädchen. Beide Ovarien lagen in Leistenhernien. 

Uibeleisen (59) beschreibt einen Fall von Mangel der Scheide, 
Rudiment des Uterus und des linken Ovariums und Hymen duplex 
bei gut gebildeten äusseren Genitalien und weiblichen Körpertypus. 
Potentia co&undi aufgehoben. 


936 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Fälle von erworbener Atresie werden in folgenden Arbeiten 
erwähnt, 

Orloff (39) beschreibt einen Fall von narbiger Ringverengerung 
der Scheide im unteren Drittel, die kaum die Spitze des kleinen Fingers 
paseiren liess. Die Geburt, durch welche die betreffende Verletzung 
herbeigeführt war, war eine spontane gewesen, hatte aber 24 Stunden 
gedauert. 

Popoff (41) beschreibt einen Fall von Atresie der Vagina und 
Verkürzung derselben auf 4 cm in Folge Vernarbung nach spontaner 
Abstossung eines Tumors, wahrscheinlich eines Uterusmyonıs. 

Stawell (55) beschreibt einen Fall von erwarbener Atresie der 
Scheide in Folge von Entzündungsvorgängen im 5. Wochenbett. 

Die folgenden Arbeiten behandeln die Zulässigkeit der opera- 
tiven Sterilisation und deren Folgen. 

Watson (60) wirft die Frage auf, ob es zulässig ist, nach 
schweren Entbindungen zur Verhütung weiterer Unglücksfälle eine 
Frau zu kastriren. Da es sich in dem von Watson angezogenen 
Falle nur um die Gefahr eines nochmaligen Einreissens eines genähten 
Dammes handelt, so wird für diesen Fall diese Frage von Routh (48) 
mit Recht verncint. 

Ein von Arendt (6) veröffentlichter Fall beweist, dass nach 
Unterbindung der beiden Tuben mit Formalin-Catgut wieder Schwanger- 
schaft eintreten kann. Bei Unterbindung mit Seide ist Sterilisation 
eingetreten. 

Ill (26) berichtet über einen Fall von Schwangerschaft nach 
doppelseitiger Ovariotomie; der Stiel des linksseitigen Tumors war sehr 
kurz gewesen uad hier war Ovarialgewebe zurückgeblieben. 

Praud (43) kommt bei seinen Untersuchungen über die Wirkung 
der Exstirpation der weiblichen Genitalien auf das Nervensystem zu 
dem Ergebnisse, dass die dadurch hervorgerufenen nervösen Ersche- 
nungen sehr verschiedenartig sind und sowohl der Hysterie als der 
Neurasthenie oder dem Morbus Basedowii ähnlich werden können. Auch 
geistige Erkrankung kann hervorgerufen werden. Die Operation wirkt 
entweder direkt durch Shock auf reflektorischem oder vasomotorischem 
Wege oder die Wirkung tritt allmählich durch Einwirkung auf die 
Psyche auf. Vorher bestehende nervöse Erscheinungen können in ein- 
zelnen Fällen verschwinden, in anderen aber auch exacerbiren. 

Zur männlichen Impotenz liegen folgende hier interessirende 
Veröffentlichungen vor. 


Unsittlichkeitsverbrechen; Beweis der Virginität etc. 937 


Benzler (13) berechnet für diejenigen Männer, welche an gunor- 
rhoischer doppelseitiger Hodenentzündung gelitten hatten, dass nur 
38,7°/o einen Nachwuchs erzielten. War der Samenstrang an der 
Entzündung betheiligt, so wird die Sterilität des Mannes besonders wahr- 
scheinlich. 


Rüth (49) berichtet über seine Begutachtung eines Falles von 
Impotenz bei einem 51jährigen Manne, der vor einer Reihe von Jahren 
durch Trauma gegen die Wirbelsäule eine Lähmung der Blase erworben 
und die Facultas co&undi verloren hatte. Da die Blasenlähmung sich 
wieder verloren hatte und ein gewisser Grad von Erektionsfähigkeit 
wieder eingetreten war, wurde das Gutachten dahin abgegeben, dass 
auch die Facultas coöundi sich wieder einstellen könne. 

Taussig (57) beschreibt ein 16jähriges, anscheinend und wohl 
auch wirklich männliches Individuum mit kleinem Penis und Epi- 
spadie, sowie geschlossenem Skrotum, das zwei kleine Körper enthielt- 
Das Individuum ist cohabitationsfähig, hat aber keine Ejakulationen. 
Da also zwar keine Potentia generandi aber Potentia coöundi besteht, 
beantworten sich die aufgeworfenen Fragen (Möglichkeit einer Heirath etc.) 
von selbst. 


c) Unsittlichkeitsverbrechen; Beweis der Virginität und des 
stattgehabten Beischlafes. 


1. Baer, Th., Weitere Beiträge zur Lehre von der weiblichen Rektalgonor- 
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2. Bernheim, Der Hypnotismus und die Suggestion in ihren Beziehungen 
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zu Kiew, Sitzung v. 25. IV. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 519. 
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gerichtl. Medizin u. Sanitätspolizei. Bd. XLVIII, pag. 81. 

Richter, M., Die Spermaprobe von Florence. Zeitschr. f. Med.-Beamte. 
Bd. X, pag. 849. 

— Der mikrochemische Nachweis von Sperma. Wiener klin. Wochen- 
schrift. Bd. X, pag. 569. 

Rille, Rectalgonorrhoe. Verhandl. d. Wiener dermat. Ges. Sitzung vom 
24. II. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 251. 

Roberg, Unsittlicher Ueberfall eines achtjährigen Mädchens von einem 
neunjährigen Knaben unter Beihilfe seiner beiden Brüder von fünf und 
sechs Jahren. Zeitschr. f. Med Beamte Bd. X, pag. 165. 

Rodrigues, N., Un cas curieux d’hymen double avec defloration uni- 
latérale. Revista medico-legal da Bahia. Tom. I, Nr. 1; ref. Ann. d’hygiene 
publ. et de méd. leg. Serie IIl, Tom. XXXV, pag. 90. 

Róna, S., Der heutige Stand der Lehre von der Gonorrhoe. Orvosi hetilap. 
Nr. 16 ff.; ref. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 1201. 

Ross, F. W. F., Menstruation (?) in newborn infants. Brit. Med. Journ. 
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pag. 93. 

Schultz, Beiträge zur Pathologie und Therapie der weiblichen Gonorrhoe. 
Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. XXXIV, pag. 199; s. Jahresbericht Bd. X. 
pag. 281 u. 877. 

Seuvre, E., Menstruation prématurée. Union méd. du Nord-Est, Nr. 2. 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität ete. 941 


68. Sharp, L., A case of virginal gonorrheal vaginitis. Med. News. Vol. LXX, 
pag. 120. 

69. Steinschneider, Ueber die Differenzirung der Gonokokken durch das 
Züchtungsverfahren und das Färbungsverfahren. Wiener med. Wochenschr. 
Bd. XLII, pag. 561 ff. 

10. — Eidotteragar, ein Gonokokken-Nährboden. Berl. klin. Wochenschr. 
Bd. XXXIV, pag. 379. 

11. Surowzow, S., Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei Miss- 
bildungen der Geschlechtsorgane (Hymen imperforatus). Wratsch. Nr. 3. 

12. Touton, Ueber Provokation latenter Gonokokken. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI, pag. 41. 

13. Townsend, Ch. W., A case of precocious maturity. Boston Med. and 
Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 231. 

#4. — A pregnant cretin. Arch. of Pediatr. Januar. 

15. Tyrrell, E. M., Report of a case of gonorrhoeal arthritis in a newborn 
infant. Med. News 1896. I. Vol., pag. 271. (Schwellung beider Handrücken 
bei einem an Blepharoblennorrhoe erkrankten Kinde.) 

76. Valentine, F. C., When may gonorrhoeal patients marry? New York 
1896. G. A. Sykes. (Verbot der Heirath bei Infektionsmöglichkeit.) 

7. Vedin, A., A case of acquired atresia of the vagina, complicated by 
pregnancy. Med. Record, New York. Vol. LU, pag. 480. 

18. Warman, N., Zur Aetiologie und forensischen Beurtheilung der Scheiden- 
rupturen sub coitu. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 736. 

19. Wassermann, A., Ueber Gonokokkenkultur und Gonokokkengift. Berl. 
klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 685 u. 699. 

DL Whitney, W. F., The identification of seminal stains. Boston Med. and 
Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 329. 

81. Wladimiroff, G. E., Adolescentia praecox bei einem 6'/»jährigen Mäd- 
chen. Arch. f. Kinderheilkunde. Bd. XXI, pag. 360. 


Ueber Stuprum und den Nachweis desselben handeln folgende 
Arbeiten. 

Goodell (19) erklärt zur Annahme eines Nothzuchtverbrechens 
für ausreichend, wenn der Penis zwischen die Labien eingedrungen ist, 
mit oder ohne Ejakulation. Die Defloration junger Mädchen ist be- 
weisend für eine Vergewaltigung in Anbetracht des Missverhältnisses 
zwischen der Grösse des Gliedes und der Enge des Introitus vaginae. 
Der Zustand des Hymens ist dabei von grösster Wichtigkeit für die 
Beurtheilung, ob eine Cohabitation stattgefunden hat oder nicht. Sowie 
das Glied völlig eingedrungen ist, ist der Zustand der Grenze der 
Genitalschleimhaut beweisend, dass eine Vergewaltigung stattgefunden 
hat. Bei unvollkomnıenem Eindringen des Gliedes ohne Ejakulation 
ist die Beweisführung schwierig, wenn nicht unmöglich. Endlich sind 
die gewöhnlichen Aufscheuerungen beim Gehen und andere Verletzungen 
von Vergewaltigungsverletzungen schwer zu unterscheiden. 


942 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Legludie (41) veröffentlicht eine Zusammenstellung von 445 
Gutachten, unter denen 193 sich auf Nothzuchtfälle beziehen. Nur in 
4 Fällen handelte es sich um Attentate von Frauen auf Knaben, in 
allen anderen Fällen von Männern auf junge Mädchen. Bei der Be- 
urtheilung solcher Fälle macht Legludic besonders auf die Wichtigkeit 
des Hymen annularis aufmerksam, der ein Eindringen des Gliedes ohne 
Verletzung zulässt und dessen Vorkommen durchaus nicht selten ist. 
Besondere Vorsicht erfordert die Begutachtung bei Vulvovaginitis, weil 
die spontane Form von der traumatischen nicht zu unterscheiden ist; 
sogar in Fällen, wo Gonokokken nachgewiesen wurden, ist die 
Annahme einer blennorrhoischen Vulvovaginitis häufig genug un- 
möglich. 

Huchard (28) veröffentlicht die unglaublich scheinende Geschichte 
von einer Anklage gegen einen jungen Arzt auf Nothzucht. Der Arzt 
wurde verhaftet und mit Handschellen (!) ins Gefängniss gebracht 
erst nach 6 Tagen wurde ihm die Anklage mitgeteilt und nach 45tăgiger 
Untersuchungshaft wurde er freigelassen, weil man jetzt erkannte, dass 
die Anklägerin eine Hysterische und die Anklage grundlos war. Welch’ 
merkwürdiges Prozessverfahren in dem Lande der Freiheit und Men- 
schenrechte! 

Irevassowsky (34) berichtet über einen ohne nachweisbare Ur- 
sache aufgetretenen Prolaps der Harnröhrenschleimhaut. Die von den 
Eltern des 6 Jahre alten Kindes behauptete Schändung konnte nicht 
nachgewiesen werden.. 

Reubold (57) analysirt den von Dorffmeister veröffentlichten 
Fall von Prolapsus mucosae urethrae nach Stuprum (s. Jahresbericht 
Bd. I, pag. 237) und erklärt die Entstehung des Harnröhrenvorfalls aus 
einer Wirkung der Bauchpresse nach Dehnung des Zwischengewebes 
zwischen Harnröhre und Scheide gelegentlich der Immissio penis. Ein 
Eindringen des Gliedes in die Harnröhre selbst erklärt Reubold für 
unwahrscheinlich, weil die weibliche Harnröhrenmündung kein ein- 
gezogener Trichter ist, sondern vermittelst ihrer Karunkeln eine Hervor- 
ragung darstellt, an welcher das Glied gleichsam abgleitet. Allerdings 
hatte die Immissio penis den Vorfall verursacht, aber ein solcher Vorfall 
ist als ein von besonderen Umständen (z. B. von Gewebsschlaffheit 
bei schwächlicher Konstitution) abhängiges und mehr zufälliges oder 
als ein durch rücksichtsloses und brutales Vorgehen des Attentäters 
bewirktes Ereigniss anzusehen. 

Reubold veröffentlicht ferner einen Fall, in welchem ein reif, 
nirter Kurpfuscher ein Mädchen durch Einathmen von Kohlendunst, 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 943 


der aus einem Kohlenbügeleisen entwickelt wurde, in einen willenlosen 
Zustand versetzte, um daselbe zu missbrauchen; die Betäubung gelang, 
aber an der Ausführung seines Vorhabens wurde er durch Dazwischen- 
kunft der Eltern des Mädchens gestört. Reubold schreibt in diesem 
Falle die Betäubung ausschliesslich dem Einfluss des Kohlenoxyds zu, 
nicht den zu den Kohlen zugefügten riechenden Stoffen (Weihrauch), 
denn das Kohlenoxyd bewirkt Betäubung ohne Erstickungsgefühl, wobei 
die Betäubung ganz plötzlich eintreten kann, besonders, wenn das 
Kohlenoxyd rein oder in starkem Prozentverhältnisse eingeathmet wird. 
Roberg (61) berichtet über einen Ueberfall eines 8jährigen 
Mädchens seitens eines Yjährigen Knaben, welcher mit Hilfe zweier 
5- und 6jähriger Knaben eine Bandlitze fest um die hypertrophische, 
3 cm lange Clitoris gerade an der Basis der Glans clitoridis fest zu- 
sammenschürte. Der Fall beweist, dass seitens eines Yjährigen Knaben 
in planvoller Absicht — er hatte die Litze, ein Haarband, das dem 
Mädchen abgenommen worden war, vorher in eine Schlinge gelegt — 
ein unsittlicher Ueberfall ausgeführt werden kann und dass drei Knaben 
von 5—9 Jahren ein 8jähriges Mädchen überwältigen können, endlich 
dass bei Kindern eine Hypertrophie die Clitoris vorkommen kann. 
Florence (16) giebt eine Methode an, welche erlaubt, bei ver- 
dächtigen Flecken den Nachweis des Sperma’s auch dann zu führen, 
wenn keine Spermatozoiden mehr nachweisbar sind. Er fand, dass 
eine Jod-Jodkalium-Lösung mit einer im menschlichen Sperma ent- 
haltenen Substanz — dem Virispermin — charakteristische Krystalle 
liefert, die den Hämin-Krystallen sehr ähnlich sind. Zum Nachweis 
benützt er eine Jod-Jodkalium-Lösung, welche der Formel KJ, ent- 
spricht, d. i. 1,65 Jodkalium und 2,54 Jod in 30 Gramm Wasser. 
Es geben jedoch auch schwächere Lösungen (KJ,) ebensolche Krystalle. 
Die Florence’schen Krystalle sind von bräunlich-rother Farbe, 
spitzig und von rhomboidaler Form; sie sind wenig löslich in kaltem, 
leicht löslich in warmem Wasser und fallen beim Erkalten wieder aus; 
der Luft ausgesetzt verschwinden sie, treten aber wieder auf, wenn 
neuerdings von dem Reagens zugesetzt wird. Leicht löslich sind sie 
ferner in Aether, Alkohol, Säuren, fixen Alkalien und Jodkalium- 
Lösung, nicht löslich dagegen in schwacher Ammoniak-Lösung. Für ihr 
Entstehen ist reichliche Verdünnung nothwendig. Die Substanz des 
Spermas, welche die Reaktion mit Jod-Jodkalium hervorruft, wird von 
Florence Virispermin genannt, ein Körper, der aber nicht dem Sper- 
minum Poehl entspricht. Flecken anderer Art als Sperma-Flecken 
sind nicht im Stande die Reaktion zu geben, so gab die Untersuchung 


944 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


von Flecken von Blut, Harn, Schweiss, Speichel, Thränen, Galle, 
Milch, Nasen- und Vaginalschleim stets negatives Resultat, ebenso 
das Sekret der Cowper’schen Drüsen. Auch das Sperma von Thieren 
giebt nach den bisherigen Untersuchungen die Reaktion nicht. Be- 
züglich der Verwerthung der Probe kommt Florence zu folgenden 
Schlüssen : 

1. Wenn die Reaktion allein auftritt und keine Fragmente von 
Spermatozoiden zu finden sind, so handelt es sich wahrscheinlich um 
Flecken von menschlichem Sperma; 2. tritt die Reaktion auf und 
sind Köpfe von Spermatozoiden zu sehen, so handelt es sich sicher 
um menschliches Sperma; 3. sind Köpfe oder sonstige Reste von 
Spermatozoiden vorhanden und bleibt die Reaktion negativ, so ist es 
unsicher, ob menschliches Sperma vorliegt. 

Florence konnte bei einem 102 Jahre alten Manne in den 
Samenbläschen Spermatozoiden nachweisen. 

Unabhängig von Florence hat Lecco (40) die Reaktion von 
Jod auf Sperma gefunden. Er bezeichnet die Reaktion als gute Vor- 
probe. Wenn die Reaktion negativ ausfällt, so ist ziemlich sicher 
anzunehmen, dass die untersuchten Flecken nicht von Sperma her- 
rühren. Bei positiver Reaktion ist es noch unbedingt nothwendig 
nach dem Spermatozoiden zu suchen und diese nachzuweisen. 

Richter (58) bestätigt die Angaben von Florence, fand aber 
dass die Krystalle auch entstanden, wenn Vaginal- und Uterus-Schleim 
von Leichen, Prostata-Saft, verfaulte menschliche Organe, eingetrocknete 
Gebirnsubstanz, verschimmeltes Eiweiss und Eigelb, sowie auch Hunde- 
sperma mit Jod-Jodkalium-Lösung zusammengebracht wurden. Alle 
diese Körper enthalten zersetztes Lecithin und besonders ein Zersetzungs- 
produkt desselben, das Cholin, so dass Richter schliesst, dass das 
in der Samenflüssigkeit reichlich enthaltene Lecithin und seine Zer- 
setzungsprodukte. die Florence’sche Reaktion bewirken. Was die 
praktische Verwerthung der Florence’schen Reaktion betrifft, so führt 
Richter einen Fall von zweimaliger Vergewaltigung eines 73/4 Jahre 
alten Mädchens seitens eines an Gonorrhöe leidenden Mannes als Bei- 
spiel an. Das Kind zeigte einen unverletzten, dünnen, ringförmigen 
Hymen mit erbsengrosser Oeffnung, Eiterbelag auf den äusseren 
Thelen und eitrigem Ausfluss aus der Scheide. In dem Eiter waren 
intra- und extracellulär liegende Gonokokken nachzuweisen und anderer- 
seits wurde bei dem Manne ein gonorrhoischer Ausfluss nachgewiesen. 
Ausserdem lag das am unteren Rande vorne und rückwärts Flecken 
aufweisende Hemd des Kindes zur Untersuchung vor; in Wasser 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität ete. 945 


macerirte Stückchen dieser Leinwand ergaben im Macerat die Florence- 
sche Reaktion, welche dadurch bestätigt wurde, dass bei einem Flecke 
noch gut erhaltene Spermatozoiden nachgewiesen wurden. Es wurde 
später von dem Angeklagten ein Anpressen des Gliedes auf die Geni- 
talien des Kindes eingestanden. Richter schlägt demnach den Werth 
der Reaktion insoferne hoch an, als dieselbe bei mit verschiedenen 
Flecken versehenen Untersuchungsobjekten eine rasche Orientirung 
erlaubt, indem ein Fleck, der die Reaktion nicht giebt, sicher kein 
Spermafleck ist. Das Reagenz muss selbstverständlich verlässig sein 
und vorher mit Sperma geprüft werden; da es unter höherer Temperatur 
leidet, ist es in kaltem Wasser aufzubewahren. Durch Zusatz von 
Jodsäure (Ueberschuss von Jod!) gelang es Richter, die erhaltenen 
Krystalle vorläufig zehn Tage zu konserviren, was deshalb von Wich- 
tigkeit ist, weil die Krystalle sonst rasch aus den Präparaten ver- 
schwinden. 

In einem zweiten Falle von Vergewaltigung eines 13jährigen 
Mädchens durch seinen Stiefgrossvater konnte Richter (50) keine 
Flecken finden, welche die Florence’sche Probe ergaben. Da nach der 
Vergewaltigung reichliche Blutungen aus den Genitalien auftraten und 
die Unterkleider reichlich mit Blut befleckt waren, konnte man denken, 
dass etwaige Spermaflecke vielleicht durch nachträglich angetrocknetes 
Blut verdeckt worden seien. Es ergab sich aber nach Aufweichung 
des Blutfleckens nirgends die Gegenwart von Spermatozoiden und auch 
keine Florence’sche Reaktion. Der Hymen war bei dem Kinde intakt. 

In einem dritten Falle — Selbstmord bei einem 20 jährigen Mädchen 
nach wahrscheinlicher Cohabitation mit zwei Männern — fanden sich an der 
Innenfläche der Oberschenkel beiderseits ein blassblauer 20 cm langer, 2 cm 
breiter von oben vorne nach unten hinten gegen das Knie verlaufender 
Streifen und mehrere rundliche blaue Flecke ebenda, welchen subcutane 
Blutaustritte entsprachen. Der Hymen war ohne frische Verletzung. Der 
Scheiden-Oervikal-Schleim sowie der in den Ampullen der Tuben ange- 
sammelte Schleim ergab die Florence’sche Reaktion, jedoch waren Sperma- 
tozoiden nirgends nachzuweisen. Da auch der Genitalschleim von 
10 Tage alten Kindern die Florence’sche Reaktion giebt, so war 
hier aus dem positiven Ausfall der Reaktion kein bindender Schluss 
zu ziehen, um so weniger, als auch nicht anzunehmen war, dass 
etwa eingedrungene Spermatozoiden schon zu Grunde gegangen sein 
konnten. 

Johnston (32) kann ebenfalls in vollem Umfange die Angaben 
von Florence bestätigen und hält die neue Sperma-Probe für einen 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 60 


946 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


grossen Fortschritt für die gerichtliche Medizin. Er stellte Unter- 
suchungen über das Verhalten des Sekrets der Prostata, der Samen- 
blasen, der Hodensubstanz etc. an und fand im Ganzen, dass wenn 
das Sperma mit dem Prostata-Sekret gemischt war, die Reaktion am 
promptesten auftrat, jedoch erhielt er auch aus Hodensubstanz und 
aus dem Inhalt der Samenbläschen typische Reaktion. Nur in zwei Fällen 
blieb die Reaktion negativ, jedoch handelt es sich hier um einen Fall 
von Carcinom der Samenbläschen und der Prostata und um einen Fall 
von doppelseitiger chronischer Vesiculitis mit Corpora amylacea in der 
Prostata, jedoch waren in beiden Fällen Spermatozoiden vorhanden. 
Hpypertrophie der Prostata alterirt das Auftreten der Reaktion nicht. 
In einem Falle fand Johnston die Reaktion — allerdings nicht in 
typischer Weise vor der Pubertät (7!/sjähriger Knabe) auftreten; sonst 
blieb sie beim Genitalsekret von Kindern stets negativ. Zersetzungs- 
vorgänge, wie sie bei Wasserleichen oder lang an der Luft gelegenen 
Leichen eintreten, scheinen entgegen den Angaben Florence’s die 
Reaktion etwas zu stören. 

Posner (54) erhielt die Florence’sche Reaktion mit Sperminum 
Poehl, ferner auch aus unlöslicben Trockenpräparaten von Hoden, 
Prostata und Ovarium und aus faulendem, zersetztem Sperma, das die 
Sperma-Elemente nicht mehr erkennen lässt. Durch Extraktion mit 
kochendem angesäuertem Wasser wird die Reaktion noch empfindlicher, 
Posner glaubt, dass die Florence’sche Reaktion praktisch in zweifel- 
haften Fällen immerhin in Betracht kommt. 

Nach den Untersuchungen von Whitney (80) giebt die Sperma- 
Flüssigkeit die Florence’schen Krystalle nur dann, wenn die Mischung 
des Sperma’s nıit dem Prostata-Sekret intra vitam vor sich gegangen 
ist. Sperma aus den Hoden oder Samenbläschen stammend giebt die 
Reaktion nicht, ebenso wenig das aus der Prostata ausgepresste Sekret. 
Dagegen erhielt Whitney mit aus dem Nebenhoden eines Kaninchens 
ausgepresstem Sperma positives Resultat, mit Hundesperma dagegen 
negatives. Die Florence’sche Probe ist für gerichtlich-medizinische 
Zwecke demnach von hohem Werth, besonders in Verbindung mit der 
Untersuchung auf Spermatozoiden mittelst Doppelfärbung mit Eosin und 
Methylgrün, mit welcher auch Fragmente von Spermatozoiden nach- 
gewiesen werden können, indem sich die Basis des Kopfes tiefgrün, 
die Spitze und der Schweif rot färben. Auch thierische Spermatozoiden 
färben sich nach dieser Methode nicht in gleicher Weise. 

Coitus-Verletzungen werden von folgenden Autoren berichtet: 

Rodrigues (62) berichtet über einen Hymen duplex septus bei 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 947 


einer 17jährigen Negerin; die beiden Hymenal-Oeffnungen waren 
11 mm Jang und die rechte Oeffuung zeigte deutliche Deflorations- 
Verletzungen, das Septum war jedoch unverletzt. 


Halbreich (21) beobachtete als Coitus-Verletzung eine Kommuni- 
kation zwischen der Vulva (in der Fossa navicularis) und dem Rektum, 
ca. 5 cm oberhalb der Analöffnung in dasselbe einmündend. 


Warman (78) beobachtete in einem Falle von angeblich gewalt- 
samem Coitus bei einer 58jährigen Frau, die 8 mal geboren hatte, 
eine quere Zerreissung des hinteren Scheidengewölbes in der Aus- 
dehnung von 4 cm, welche um so weniger erklärbar scheint, als die 
Genitalien sehr schlaff waren und ein Prolaps der hinteren Scheiden- 
wand vorhanden war. Nach genauerer Nachforschung ergab sich, dass 
die betreffende Cohabitation keine unfreiwillige, sondern dass die Frau mit 
voller Libido dabei betheiligt war. Warman glaubt demnach, dass 
solche tiefe Verletzungen des oberen Abschnittes der Scheide nur bei sehr 
stürmischer Cohabitation vorkommen, wobei besonders von Seite der Frau 
ein gesteigertes Begehrungsgefühl nach längerer Enthaltsamkeit ins 
Gewicht fällt, während bei Nothzuchtversuchen die äusseren Genitalien 
verletzt werden. Warman geht demnach nach Analyse seines Falles 
und der aus der Litteratur gesammelten Fälle so weit, dass er die 
Behauptung aufstellt, bei alleinigen tiefliegenden Scheidenwunden in 
Folge von Coitus könne die Nothzucht völlig in Abrede gestellt 
werden. 

Loubier (e 44) fand unter 70 zum ersten Male Schwangeren, die 
er auf das Verhalten des Hymen untersuchte, in zwei Fällen Karunkeln, 
jedoch konnte in diesen Fällen eine vorausgegangene Frühgeburt nicht 
mit Sicherheit ausgeschlossen werden. 

Fälle von Conception bei unverletzten Hymen und erwor- 
berer Atresie werden von folgenden Autoren erwähnt. 

Eberlin (11) berichtet über eine Schwangerschaft bei supra- 
hymenalem völligem Verschluss der Scheide; er nimmt an, dass eine 
kongenitale Verengung durch die Cohabitationsverletzung und durch 
Gonorrhoe zu vollständigem Verschluss gelangt ist. 

Himmelsbach (27) erwähnt einen Fall von Schwangerschaft bei 
unverletztem und unnachgiebigem Hymen. 

Brunox (4a) beschreibt einen Fall von völliger, narbiger Obturation 
der Scheide nach einer, wie es scheint, durch Operation beendigten 
Geburt. Trotzdem wurde die Frau schwanger, aber bei der Geburt 
trat in Folge der Verödung der Scheide Uterusruptur und Tod ein. 

60* 


945 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Poroschin (53) erwähnt einen Fall von Conception bei hochgradiger, 
trichterförmiger, wahrscheinlich durch einen Entzündungsprozess ent- 
standener Scheidenverengung, die ca. 5 cm oberhalb des Hymen sass. 
(Im 13.—14. Jahre soll ein Suppositorium statt in den Mastdarm in 
die Scheide eingebracht worden sein.) Die stenotische Stelle zeigte 
nur eine kleine spaltförmige Oeffnung und war von festem Narben- 
gewebe umgeben. 

Vedin (77) berichtet über einen Fall von Schwangerschaft bei 
seit 14 Jahren bestehender fast vollständiger cirkulärer Atresie an 
der Grenze des unteren mit dem mittleren Drittel der Scheide. Nur 
eine feine Sonde konnte durch die kleine Oeffnung durchgeführt werden. 
Da Dammverletzung, Cystocele und Rectocele bestand, so war die 
Cohabitation wohl nur in sehr unvollkommener Weise möglich gewesen. 
Die Atresie war Folge einer Verletzung bei der ersten Geburt. 

Es folgen Publikationen über vorzeitige Geschlechtsreife 
und vorzeitige Schwangerschaft. 

Ein Fall von symmetrischer Hypertrophie beider Mammae bei einem 
6 monatlichen Kinde ohne frühzeitige Entwickelung der Genitalorgane 
ist von Bittner (3) beschrieben. 

Brohl (4) beobachtete Blutausscheidung aus den Genitalien bei 
einem 7jährigen Mädchen mit Ovarial-Kystom. Der Mons Veneris 
zeigte dichte Behaarung, sonst war der Habitus ein kindlicher. Nach 
der Ovariotomie stellte sich die „Periode“ nicht wieder ein. 

Campbell (5) beobachtete bei einem Knaben mit 2 Jahren volle 
Enntwickelung der Genitalien und Ejakulationen, die aber keine Sperma- 
tozoiden enthielten. 

Clendinnen (6) veröffentlicht einen Fall, in welchem die Menses 
im 4. Lebensjahre auftraten und sich regelmässig wiederholten. Im 
8. Lebensjahre war das Kind 4 Fuss 8!'4 Zoll hoch und 81 Pfund 
schwer; Scham- und Achselhaare, sowie Brüste zeigten die Entwicke- 
lung wie bei Erwachsenen. Eine Röntgen-Photographie der Hand erwies 
auch die Verknöcherung über das thatsächliche Alter hinaus bedeutend 
vorgeschritten. indem an den Metakarpalknochen und Phalangen Diaphysen 
mit Epiphysen bereits vereinigt waren. 

von Haven (23) berichtet über einen Fall ‚von Cohabitation 
zwischen einem 5!/sjährigen Mädchen und einem 9 Jahre alten 
Knaben; nach einem Jahre trat bei ersterem eine Genitalblutung auf, 
die von von Haven für Menstruatio praecox gehalten wurde. 

In dem von Jardine (31) mitgetheilten Falle von „Menstruation“ 
bei einem 5 Tage alten Kinde, handelte es sich um einen einmaligen 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 949 


Blutabgang, nicht um echte Menstruation. Das Gleiche gilt für den 
von Leney (42) veröffentlichten Fall von vaginaler Blutung am 
3. Lebenstage. Diese Anschauung wird auch von Henderson (25) 
und Ross (64) getheilt. 

Plumb (52) beobachtete bei einem neugeborenen Kinde vorzeitige 
Entwickelung der äusseren Genitalien, welche mit Haaren besetzt waren; 
die Clitoris war 11/4 Zoll lang und 3 Linien dick und das Präputium 
erstreckte sich über ein Drittel ihrer Länge. Die Mammae waren von 
auffallender Entwickelung und das ca. 4000 g schwere Kind zeigte 
ausgesprochenen weiblichen Gesichtsausdruck. Nach 6 Wochen trat 
blutige Ausscheidung aus den Genitalien von 2’/stägiger Dauer auf 
und diese wiederholte sich alle 6 Wochen in der gleicher Weise. Von 
Interesse ist endlich, dass am ersten Tage nach der Geburt auf äussere 
Reize Erektion an den Brustwarzen und an der Clitoris bemerkt 
wurde. 

Seuvre (67) berichtet über ein früh menstruirendes Kind im Alter 
von 43/ı Jahren; die Mammae sind gut entwickelt, die Schamlippen 
mit Haaren besetzt und das Becken nach der Breite entwickelt. 

Wladimiroff (81) beschreibt einen Fall von vorzeitiger Ent- 
wickelung bei einem 6!/2jährigen Mädchen, dessen Mammae und äussere 
Genitalien die Entwickelung eines löjährigen Mädchens zeigen. Es 
besteht Blutausscheidung aus den Genitalien, jedoch ist es nicht sicher 
ob diese regelmässig wiederkehrt. 

Findley (13) berichtet über die rechtzeitige Entbindung einer 
12 Jahre 10 Monate alten verheiratheten Frau. 

Hyatt (29) berichtet von einer Entbindung im 12. Lebensjahre; 
das so geborene Mädchen menstruirte im 11., verheirathete sich im 12. 
und gebar ebenfalls nicht ganz 13 Jahre alt. 

Townsend (73) berichtet über einen Fall von frühzeitiger Ent- 
wickelung bei einem einjährigen Kinde. Die Vergrösserung der Brüste 
war seit dem dritten Lebensmonate bemerkt worden und seit dieser Zeit 
stellten sich regelmässig alle vier Wochen wiederkehrende Blutausschei- 
dungen aus den Genitalien von 2—3 tägiger Dauer ein. Das Kind 
war kräftig entwickelt — 30 Zoll lang und 28 Pfund (= 12600 g) 
schwer; -die äusseren Genitalien zeigten spärlichen Haarwuchs und 
waren normal gebildet, nur wird betont, dass die Hymenalöffnung 
weiter als gewöhnlich war. Im Anhange wird ein Fall von Morse 
mitgetheilt, der ein bei der Geburt 14 Pfund (= 6200 g) schweres Kind 
betrifft; mit 9 Monaten trat die Menstruation ein und mit 14 Monaten 
entsprach es in seiner Entwickelung einem 3jährigen Kinde; die Brüste 


I Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


waren gut entwickelt und die Warzen dunkel pigmentirt. Die spärlich 
mit Haaren bedeckten Genitalien entsprachen denen eines 7— -8jährigen 
Kindes; die Vagina war dehnbar, 4 cm lang und 1!/4 cm weit und 
mit Falten besetzt, Auch geistig war das Kind frühzeitig entwickelt, 
jedoch waren Zeichen von Geschlechtstrieb nicht vorhanden. 

Die Gonorrhoe und ihre Bedeutung für die gerichtliche Medizin 
haben folgende Arbeiten zum Gegenstande. 

Lademann (38) stellt für die gerichtlich-medizinische Beurtheilung 
der Gonorrhoe folgende Leitsätze auf: Der sichere Nachweis der Gono- 
kokken als solcher ist durch Färbung nach Gram gut durchführbar; 
in zweifelhaften Fällen ist das modifizirte Wertheim’sche Platten- 
kulturverfahren als einfachste Methode zu benützen. Dieses Verfahren 
und die jetzt als möglich nachgewiesene Impfung am Auge neugeborener 
Kaninchen (Heller), giebt zuverlässige Resultate, besonders auch be- 
züglich der Virulenz. Der etwas schwierigere Gonokokkennachweis bei 
chronischer Gonorrhoe lässt sich verschiedentlich (durch Provokation, 
Untersuchung der Filamente) leichter gestalten. Eine Verwechselung 
der Gonorrhoe mit anderen Zuständen wird im Anschluss an die be- 
gleitenden Nebenumstände in den meisten forensen Fällen auszuschliessen 
sein. Da die Gonorrhoe eine schwere Infektion ist, besonders für das 
Weib, dürfen Leute, die gonorrhoisch infizirt gewesen sind, nicht ohne 
Weiteres heirathen und spätere Gesundheitsschädigung ist sehr leicht 
möglich. Die Vulvovaginitis bei kleinen Mädchen, deren Schleimhaut 
sehr empfänglich gegen die Ansteckung ist, kann durch Stuprum, aber 
auch auf vielfachen anderen Wegen entstehen; wichtig ist in dieser 
Beziehung, dass die Gonokokken sich in Trippereiterflecken noch Monate 
lang nach vollständiger Eintrocknung (Kratter) nachweisen lassen. 

Ravogli (56) betont die Wichtigkeit des mikroskopischen Nach- 
weises der Gonokokken in gerichtlichen Fällen, während er dem Kultur- 
verfahren geringere Wichtigkeit. beimisst, weil bei positivem Ausfall des 
letzteren auch der einfache mikroskopische Nachweis der Gonokokken 
leicht ist. Die Gonorrhoe bei kleinen Mädchen führt Ravogli mei- 
stens auf Infektion in der Familie, im Pensionat ete. und nur in sehr 
seltenen Fällen auf Stuprum zurück. Endlich betont er die Wichtig- 
keit des Gonokokkennachweises bei Prostituirten und schlägt vor, solche, 
bei denen noch Gonokokken nachweisbar sind, unbedingt im Spitale zu 
behalten und die Entlassung erst dann zu gestatten, wenn keine Gono- 
kokken mehr nachweisbar sind. 

Hammer (22) bestätigt die von Neisser ausgesprochene Au. 
schauung, dass für die Diagnose Gonorrhoe die makroskopische Dia- 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. sl 


gnose nicht genügt, sondern die mikroskopische zu Hilfe genommen 
werden muss. In Stuttgart werden daher die Prostituirten alle 8 Tage 
auf Gonokokken im Harnröhrensekret untersucht, alle vier Wochen wird 
statt des Harnröhrensekretes das Cervikalsekret untersucht. Je mehr 
Eiterkörperchen das Harnröhrensekret enthält, um so wahrscheinlicher 
ist die Gegenwart von Gonokokken, je mehr dagegen Epithelien in dem- 
selben sind, desto unwahrscheinlicher sind Gonokokken vorhanden. 

Finger (14) bezeichnet die klinische Untersuchung der Frauen 
auf Gonorrhoe für vollständig ungenügend, indem er nachweist, dass 
ein grosser Prozentsatz von Prostituirten, welche scheinbar frei von 
gonorrhoischer Erkrankung befunden wurden, thatsächlich in den Se- 
kreten, besonders der Urethra und Cervix, Gonokokken erkennen lassen, 
andererseits können pseudo- und postgonorrhoische Affektionen das Bild 
einer echten Gonorrhoe vortäuschen, während keine Gonokokken mehr 
nachweisbar sind. Er verlangt daher an Stelle der klinischen Unter- 
suchung die Untersuchung auf Gonokokken, wenn eine Gonorrhoe sicher 
nachgewiesen werden soll. 

Colombini (7) fand bei blennorrhoischer Urethritis von 235 Fällen 
die Reaktion des Urethralsekrets nur zweimal neutral, in allen anderen 
Fällen aber alkalisch. Die saure Reaktion des Harns verhindert aber 
die Entwickelung der Gonokokken nicht, denn Colombini erhielt 
auch in stark sauer reagirendem eiweisshaltigen Harn eine lebhafte Ent- 
wickelung von Gonokokkenkulturen. 

Hijmans van den Bergh (26) wies durch Versuche nach, 
dass für die intracellular liegenden Gonokokken die Zeit von 30 Se- 
kunden zur Entfärbung durch Alkohol zu kurz ist, sondern eine Zeit 
von 2!j2 Minuten zur vollen Entfärbung nöthig ist. Bei Entfärbung 
über 4 Minuten beginnen auch die pyogenen Kokken den Farbstoff 
zu verlieren. Viel schneller als der absolute Alkohol dagegen ist der 
Aceton-Alkohol im Stande, die Gonokokken zu entfärben. 
| Lang (39) verlangt zum sicheren Nachweise der Gonorrhoe stets 

die genaue und mehrfache mikroskopische Untersuchung auf die An- 
wesenheit von Gonokokken. 

Touton (72) empfiehlt zur Provokation latenter Gonokokken zu- 
nächst während 20 Tagen 10 Diday’sche Ausspülungen der ganzen 
Urethra mit Silbernitrat oder Argentamin (0,025—0,5°jo0) und dann 
die Untersuchung und das Auswischen mit Knopf-Bougie, eventuell in 
Verbindung mit Crippa’s Methode, ferner das mehrmalige Ausdrücken 
der Prostata und Samenblasen. Auch bei der weiblichen Urethra könnte 
eine Provokation versucht werden. 


952 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Csillag (9) versuchte als Nährboden für Gonokokken schwach 
alkalischen Menschenfleisch-Glycerin-Agar und zwar wie es vorläufig 
scheint, mit befriedigendem Resultate. 

Heiman (24) erklärt Agar mit Pleura-Serum für den besten 
Nährboden zur Züchtung der Gonokokken, während Urin-Agar weniger 
geeignet ist. Bezüglich der Vulvovaginitis bei Kindern glaubt er, dass 
es eine katarrhalische Kolpitis neben der echt gonorrhoischen giebt. 
Zum Nachweis der Gonokokken erklärt er die Gram’sche Metbod 
für nothwendig. 

Jondellund Ähmann (35) unterwarfen die bisherigen Verfahren 
der Züchtung der Gonokokken einer Nachprüfung und fanden als den 
besten Nährboden den Ascites-Agar. Die Brauchbarkeit der Wert- 
heim’schen Methoden, des Finger’schen Harn-Agars und desKral- 
schen eiweissfreien Nährbodens für die Diagnose wird bestritten, die 
Eigenbeweglichkeit des Gonokokkus im hängenden Tropfen dagegen 
bestätigt. Em Einfluss der Wärme konnte nicht beobachtet werden. 

Orlowsky (51) empfiehlt zur Kultur der Gonokokken den Stein- 
schneider’schen Nährboden. 

Róna (63) konnte die Gonokokken auf sechserlei Nährböden 
züchten, nämlich auf Menschenfleisch-Glycerin-Agar, auf Harn-Agar, 
auf Pfeiffer’schem mit menschlichem Blut bestrichenem Agar, auf 
Cystenflüssigkeit-Agar, auf Ascites-Agar und auf menschlichem Serum 
mittelst des Plattenverfahrens. Die Gonorrhoe des Weibes kann nach 
Róna nur dann als sicher angenommen werden, wenn Gonokokken 
nachgewiesen wurden; bei negativem Befunde ist wiederholte Unter- 
suchung nothwendig. Nur bei chronischer Adnexerkrankung kann ohne 
Gonokokkennachweis Gonorrhoe angenommen werden. Der Hauptsitz 
der Gonorrhoe beim Weibe sind Urethra und Cervix und zwar sind 
meist beide Kanäle gleichzeitig erkrankt. Die Vulvitis hält Röna 
nicht für eine direkte Folge der Gonorrhoe, sondern für eine Begleit- 
erscheinung der Urethritis. Die Vulvovaginitis im Kindesalter beruht 
auf direkter oder indirekter gonorrhoischer Infektion. Dagegen ist die 
gonorrhoische Natur der Colpitis maculosa und granulosa noch nicht 
feststehend;; überhaupt ist die Vagina ein seltener Sitz der Gonorrhoe 
(18,6°/0); sie kommt meist nur vor bei jungen Frauen, die wenig coitirt 
haben und bei kleinen Mädchen. 

Steinschneider (69) kommt bei seinen neuerdings fortgesetzten 
Untersuchungen über die Nachweisbarkeit der Gonokokken durch Fär- 
bung und Züchtung zu dem Schlusse, dass deren Vorhandensein nur 
dann als vollkommen genau und wissenschaftlich bewiesen angenommen 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 953 


werden darf, wenn bei Behandlung nach Gram und entsprechender 
Nachfärbung in Zellen eingeschlossene, den Gonokokken morphologisch 
gleiche Diplokokkenhaufen sich finden, welche die Farben-Nuance des 
zur Nachfärbung verwendeten Farbstoffes bieten; ausserdem wenn bei 
Anwendung des Kulturverfahrens Kolonien zur Entwickelung kommen, 
welche a) Gonokokken-Kolonien makroskopisch und mikroskopisch 
gleichen, b) auf nicht mit Serum vermengten Agar übertragen kein 
Wachsthum zeigen und c) aus Diplokokken bestehen, welche nach 
Gram behandelt sich nicht färben. 


Steinschneider (70) ermittelte ferner Eidotter-Agar, den er 
durch Zusatz einer 20°/o igen Lösung von Dinatriumphosphat durch- 
sichtiger gemacht hatte, als guten Nährboden für die Kulturen der 
Gonokokken. 


Wassermann (79) hat alle Nährböden für Gonokokkenkulturen 
nachgeprüft und erklärt diejenigen für die besten, welche uncoagulirtes 
Serum-Albumin und Pepton enthalten, und zwar ist menschliches Serum- 
Albumin geeigneter als das von Pflanzenfressern. Da menschliches 
Serum-Albumin sehr schwer erhältlich und schwer sterilisirbar ist, so 
fand Wassermann als besten Ersatz für die Praxis das Schweine- 
serum, das im Verhältniss von 15 zu 30—35,0 mit Wasser verdünnt, 
mit 2—3 cem Glycerin vermischt und durch 0,8 Nutrose (Casein- 
natriumphosphat) uncoagulirbar gemacht wird. Nach dem Kochen wird 
diese Mischung mit Pepton-Agar versetzt. Weiter fand Wassermann, 
dass die Gonokokken ein spezifisches Gift produziren, gegen welches 
es nach den bisherigen Versuchen keine Immunität giebt; hieraus er- 
klärt sich, dass die pathologischen Prozesse — unterhalten durch das 
Toxin — fortbestehen können, ohne dass Gonokokken zu finden sind. 
Diese Toxine sind von grösstem Einfluss auf das Fortbestehen von 
chronisch-gonorrhoischen Prozessen und das Entstehen von Erkrankungen 
an entfernteren Organen. 


Baer (1) weist in einer statistischen Arbeit nach, dass jede fünfte 
venerische Kranke eine Rektalgonorrhoe aufweist und unter den gonor- 
rhoisch Erkrankten jede dritte mit Rektalgonorrhoe behaftet ist. Nament- 
lich ist die Affektion bei Prostituirten häufig und ganz besonders wenn 
alle drei gewöhnlichen Eingangspforten — Urethra, Cervix, Bartholin- 
sche Drüsen — zugleich erkrankt sind. Ausserdem ist hier aus der 
Arbeit von Baer hervorzuheben, dass die Ulcera recti entgegen der 
Auffassung von Jullien nicht als pathognomonisch für Gonorrhoe zu 
betrachten sind. 


954 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


König (37) folgert aus dem Umstande, dass die Rektalgonorrhoe 
überwiegend häufig beim Weibe auftritt, dass die Erkrankung wohl 
durch Autoinfektion zu Stande kommt. Als diagnostisch wichtig werden 
hahnenkammförmige Schwellungen um die Analmündung herum hervor- 
gehoben ; dieselben stützen zusammen mit der Eiterung und der Schwellung 
der Schleimhaut die klinische Diagnose. 

Rille (60) erklärt im Anschluss an die Mittheilung eines Falles 
von Rektalgonorrhoe in Uebereinstimmung mit Nobel (Diskussion), 
dass zur sicheren Diagnose einer gonorrhoischen Erkrankung die blosse 
Färbung der Kokken nicht ausreicht, sondern auch die Züchtung vor- 
genommen werden muss, weil es Diplokokken giebt, welche sich in 
Bezug auf die Färbefähigkeit von den Gonokokken nicht unterscheiden. 
Besonders für die Gonorrhoe der Mundschleimhaut betont Rille die 
Wichtigkeit des Züchtungsverfahrens, da er wiederholt bei verschiedenen 
Mundaffektionen im Speichel den Gonokokken morphologisch ganz ähn- 
liche Mikroorganismen gefunden habe. 

Dass auch durch andere Krankheitserreger als durch Gono- 
kokken eine Urethritis bewirkt werden könne, beweist ferner ein 
Fall von Josipovice (33), in welchem bei allen klinischen Erschea- 
nungen einer akuten Gonorrhoe und dicker Eitersekretion keine Gono- 
kokken, sondern Colibacillen nachgewiesen wurden. 


Nach Nacciarone (49) können nichtblennorrhoische Urethritiden 
entstehen durch Katheterismus, Onanie, Radfahren, durch Infektions- 
krankheiten, Diabetes, durch Medikamente (Arsenik, Kalisalze, Can- 
thariden etc.), endlich durch scharfe Ingesta, besonders Gewürze. 


Die Möglichkeit nicht gonorrhoischer Urethritiden wird ferner von 
Eraud und Nogués (12) und von Janet (30) bestätigt. 


Ueber Vulvovaginitis bei Kindern berichten folgende 
Autoren: 

Sharp (68) beobachtete gonorrhoische Eiterung in Vulva und 
Vagina bei intaktem Hymen. Die Schleimhaut war geröthet und ge- 
sehwellt und im Eiter wurden die Gonokokken nachgewiesen. Die In- 
fektion war durch ein Einspülungsrohr hervorgerufen worden, welches 
von einer Freundin des 21jährigen Mädchens benützt wurde. 


Ross (65) erwähnt eine Epidemie von gonorrhoischer Vulvovagi- 
nitis, bei welcher 326 Mädchen von 4 bis 16 Jahren durch Benützung 
des gemeinsamen Baderaumes infizirt wurden. Ferner erwähnt er einen 
Fall von gonorrhoischer Vulvovaginitis und Urethritis bei einem Kinde 
unmittelbar nach der Geburt. 


Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität ete. 955 


Marfan (44) betont bei gonorrhoischer Vulvovaginitis kleiner 
Mädchen die Möglichkeit der sekundären Erkrankung der Urethra mit 
Urethralprolaps, der Blutungen veranlassen kann. Zur Behandlung 
werden Waschungen mit Kaliumpermanganat (0,1°/o) und wenn dies 
unwirksam bleibt, mit Sublimat-Resorcin oder Silbernitratlösungen 
(0,01°/o beziebungsweise 1°/o und 0,03°/o) oder Einlagen von Salben 
mit Jodoform (3,3°/o), Ichthyol (3,3°/o), rothem Präcipitat (1°/o) oder 
besonders Alumnol (3°/o) empfohlen. 

Keiffer (36) bespricht die so häufige Leukorrhoe neugeborener 
Mädchen, die er auf die Ausstossung eines in der letzten Zeit der 
Schwangerschaft gebildeten und aus abgestossenem Gewebe (wohl de- 
squamirten Epithelien) bestehenden Pfropfs zurückführt. Bei Infektion 
kann eine eitrige Sekretion eintreten. Keiffer nimmt eine ähnliche 
Disposition der Conjunctiva für die Ophthalmoblennorrhoe an, bei der 
aber ebenfalls eine Infektion hinzutreten muss. 

Comby (8) hält keineswegs das Stuprum für die Hauptursache 
der Gonorrhoe bei kleinen Mädchen, sondern bält die Infektion in der 
Mehrzahl der Fälle für entstanden durch unabsichtliche Uebertragung mit- 
telst der Wäsche oder der Schwämme und bei gemeinsamer Bettbenutzung. 
Ausser durch Gonokokken kann eine Vulvovaginitis ferner noch bei 
Ekzem, Varicellen, Impetigo contagiosa und anderen akuten Infektions- 
krankheiten des Kindesalters entstehen. 

Endlich seien noch zwei Arbeiten über das Heirathsverbot 
bei Gonorrhoe und Syphilis angeführt. 

Proegler (55) schlägt vor, einem Manne, der an Gonorrhoe ge- 
litten hat, die Heirath nur dann zu erlauben, wenn sicher weder Gono- 
kokken, noch Tripperfäden, noch eine Striktur vorhanden ist. 

Finger (15) führt zur Ertheilung der Eheerlaubniss an Syphi- 
litische folgende Bedingungen an: 1. Eine milde, normal verlaufende 
Syphilis; 2. ein Interval von mindestens fünf vollen Jahren zwischen 
Infektion und Ehe; 3. ein von Syphilis-Symptomen absolut freies Inter- 
vall von drei Jahren, wobei die anamnestische Versicherung des Mannes 
bezüglich der Symptomfreiheit natürlich nicht massgebend ist; 4. eine 
systematische Behandlung der Syphilis; 5. eine energische Quecksilberkur 
unmittelbar vor der Ehe. Endlich ist der Kranke aufmerksam zu 
machen, dass auch nach Erfüllung dieser Bedingungen die Ehe doch 
nicht unbedingt gefahrlos ist. 


956 


Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


d) Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 


l. 


2. 


10. 


ll. 


12. 


13. 


14. 


l5. 


16. 


17. 


Adriani, Falsche Denunciation über ein Sittlichkeitsverbrechen bei einer 
Hysterischen. Giorn. per imedici periti giudiziari ed ufficiali lanitari. Bd. 1. 
A medical man convicted of administering a noxious substance with illegal 
intent. Lancet. Vol. II, pag. 953. (Klage gegen einen Arzt wegen Ver- 
ordnung von Pillen zum Zweck der Procuratio abortus; Verurtheilang.) 
An abortionist sentenced. Lancet. Vol. II, pag. 1626. (Verurtheilung einer 
Abtreiberin.) 

Archambaud, Ein Fall von Tetanus während der Schwangerschaft. Presse 
méd. 1896, Nr. 104. 

Baketel, H. S., Prolonged pregnancy and premature ossification of the 
cranium, causing dystocia. Med. Record, New York. Vol. LII, pag. 159. 
Balland, J., Influence du saturnisme sur la marche de la grossesse, le 
produit de la conception et l'allaitement. Gaz. hebdom. 1896, 29. Novbr. 
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Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 957 


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Müller, A., De abortu medicali, eine neue wichtige Entscheidung des 
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Mutter wird neuerdings von theologischer Seite für unzulässig erklärt.) 
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Jüngst. 

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von Wrzesniowski, s. Jahresbericht Bd. X, pag. 900 u. Analyse einiger 
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Phelps, A. M., Intra-uterine fracture complicated with congenital ab- 
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Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 959 


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899. (Bespricht den Werth des H egar '’schen Zeichens für die Frühdiagnose 
der Schwangerschaft.) 

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Vol. LU, pag. 252. (Zweifache Stichwunde in das Abdomen einer im VI. 
Monat Schwangeren; Laparotomie und Vernähung der zwei Uteruswunden: 
nach drei Tagen (seburt eines Fötus mit penetrirender Stichwunde, Ver- 
letzung des Dünndarmes und eitriger Peritonitis.) 

Staffer, Du massage pour appréciation des signes de probabilité de la 
grossesse. V. Congrès de la Soc. Obst. de France. L'Obstétr. Tom. II, 
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Stearns, Fall von Kaiserschnitt post mortem, Entwickelung eines leben- 
den Kindes. Med. Record, New York. Bd. L, 1896, 15. August. 


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einzigen Hand möglich? Gynäk. Ges. zu München, Sitzung v. 16. V. 1895. 
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementsheft, pag. 206. 

Szabó., A., Kimutatäs az Elischer füorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus- 
kóshàzi szüldö-&s nöbeteg osztály 1596 évi müködeseröl. Bericht der geb.- 
gyn. Abtheilung des St. Rochus-Spitales in Budapest 1596. Orvosi Hetilap. 
Nr. 43. (Szabó theilt in seinem Bericht mit, dass im Laufe eines Jahres 
acht abortirende Mädchen von einer Hebamme in die Gebäranstalt des 
Rochusspitales gebracht wurden: eines (die Schwester der Hebamme) starb 
an Sepsis. Es konnten in keinem Falle künstliche Eingriffe nachgewiesen 
werden, bis endlich im neunten Fall die Patientin den (mit 20 Gulden be- 
zablten) Eingriff der Hebamme eingestand, worauf diese selbstverständlich 
dem Gericht übermittelt wurde.) (Temesvärvy.) 
Tarnier, S., Abdominalwunde bei einer Schwangeren. Congrès period. 
de gynec. d’obst. et de pediatr. Bordeaux 1895. Paris; ref. Centralbl. f. 
Gyn. Bd. XXT, pag. 1096. 

Tissier, Foetus de deux mois et demi présentant au niveau de la région 
ischiatique une perforation donnant issue à une anse d’intestin. Soc. obst. 
et gyn. de Paris. Sitzung v. 14. I. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 162. 
(Verletzung durch Einleitung des kriminellen Abortus mittelst einer Strick- 
nadel.) 


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Dünndarmschlinge in der Perforationsöffnung, Peritonitis, Laparotomie, 
Enterotomia coeco-ilealis lateralis, Sutur des Uterus mit Hysteropexie, Tod. 
Lyon med. 1896, 26. Juli; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1504. 
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Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 961 


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Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


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Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. %3 


Die Diagnose der Schwangerschaft in früherer Zeit 
wird in folgenden Arbeiten behandelt. 

Eder (23a) führt als erste Schwangerschaftszeichen für das Ende 
des zweiten Monats an: Erweichung der Cervix, Ausdehnung des Fundus 
uteri, Hegar’schee Zeichen und bei Nulliparen Veränderungen an 
den Brüsten; für das Ende des 3. Monats: Blaue Verfärbung der 
Schleimhäute, Erweichung von Scheide und Cervix, Vergrösserung des 
Uterus bis zur Grösse einer Orange, Hegar’s Zeichen, Auftreten von 
Üteruskontraktionen, Veränderungen an den Brüsten. 

Gardner (26) legt bei der Frühdiagnose der Schwangerschaft 
das Hauptgewicht auf die Vergrösserung und Weichheit des Uterus, 
kann jedoch die Sicherheit des Hegar’schen Zeichens nicht für alle 
Fälle bestätigen. Unter den Symptomen seitens der Brustdrüse ist die 
Vergrösserung der Warzenhofdrüsen das zuerst auftretende. Aus der 
Veränderung der Grösse und Konsistenz des Uterus konnte in 75 Fällen 
von Schwangerschaft von der 6. Woche an die Diagnose mit Sicher- 
heit gestellt worden. In der Diskussion (Obstetr. Soc. of. Baltimore), 
wird von Browne und Neale die Wichtigkeit und Zuverlässigkeit 
des Hegar’schen Zeichens hervorgehoben. 

Von 75 Schwangerschaften, die Gardner in früher Zeit unter- 
suchte war bei 24 die Zeit der Geburt in Erfahrung gebracht worden. 
10 abortirten und in 5 Fällen überstieg die Schwangerschaft die Dauer 
von 280 Tagen; allerdings rechnete Gardner stets von der letzten 
Menstruation an. Die höchste beobachtete Ziffer für die Schwanger- 
schaftsdauer betrug 304 Tage. 

Staffer (60) empfiehlt zur Ermittelung der Schwangerschaft in 
früber Zeit die „palpatorische Massage“ und nennt als Schwangerschafts- 
symptome die dem ersten Ausbleiben der Regel folgende Erschlaffung 
und Abflachung des Leibes sowie die feste elastische Konsistenz des 
Uterus und das Hegar’sche Zeichen, dem er grossen Werth beimisst. 
Endlich wird als für Schwangerschaft sprechend erwähnt, dass ein vorher 
devieirter Uterus leichter reponirbar ist und reponirt bleibt. 

Meyer (40) macht darauf aufmerksam, dass schwache Kindes- 
bewegungen schon im 4. Monat der Schwangerschaft durch Auskultation 
nachgewiesen werden können — eine Beobachtung, die schon von N aegele 
gemacht worden ist. Das Zeichen ist so zuverlässig, dass bei einer zweiten 
Untersuchung mit negativem Resultat die Diagnose auf Tod der Frucht 
gestellt werden kann. Durch Kneten des Uterus können diese schwachen 
Kindesbewegungen hervorgerufen werden. Auch Singultus der Frucht 
konnte Meyer beobachten. 

61* 


964 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Lutaud (37) stellte im Anschluss an einen gegen einen Gerichts- 
urzt ausgesprochenen Tadel, dass er bei Untersuchung einer Person 
auf Schwangerschaft die Untersuchung des Blutes versäumt habe, in 
der Société de Médecine légale die Frage, ob die Untersuchung des 
Blutes ein Mittel zur Diagnose der Schwangerschaft oder einer vor 
kurzem stattgehabten Geburt an die Hand gebe. Diese Frage wurde 
von der Gesellschaft verneint. 

Boldt (12) berichtet über einen Fall vou eingebildeter Schwanger- 
schaft, in welchem morgendliches Erbrechen und Anschwellung der 
Brüste eintrat; der Frau war vor ibrer Verheirathung der Uterus 
exstirpirt worden und sie war vorber von den Folgen dieser Operation 
genau unterrichtet worden. 

Pailhas (48) bemerkt an der Hand eines Falles von „Grossesse 
nerveuse“, dass die Schwangerschaftsstreifen am Bauche selbst nach 
vier bis fünf Jahren, namentlich bei jugendlichen Individuen mit prallen 
Bauchdeckep, ihre röthliche oder blauröthliche Beschaffenheit bewahren, 
so dass bei Unterscheidung alter von neuen Streifen mehr auf den 
Glanz als auf die Farbe geachtet werden muss. In dem berichteten 
Falle waren die Brüste geschwellt, die Warzenhöhe pigmentirt, die 
Mammarvenen dilatirt, die Mammae secernirend. Die Schwanger- 
schaftsstreifen hatten eine röthliche bis blauröthliche Farbe beson- 
ders während der Menstruation; das Menstrualsekret schien jauchig. 
Pailhas gab sein Gutachten dahin ah, dass Anhaltspunkte für die 
Annahme einer vor kurzem überstandenen Entbindung nicht gegeben 
seien. Später gestand die Person ein, dass sie Schwangerschaft und 
Geburt simulirt habe und dass ein Kind unterschoben worden sei. 

Fälle von abnorm langer Dauer der Schwangerschaft 
wurden von folgenden Autoren erwähnt. 

Baketel (5) berichtet über eine Schwangerschaftsdauer von 316 
Tagen, gerechnet von der letzten Menstruation an. Das Kind war 
über 5200 Gramm schwer und sein Schädel war in allen Durchmessern 
ca. 3/4 Zoll grösser als gewöhnlich. Es wird schliesslich erwähnt, dass 
der Gerichtshof für den Distrikt Columbia eine Schwangerschaftsdauer 
von 6—12 Monaten, der oberste Gerichtshof von Indiana eine solche 
von 113 Tagen anerkennt. 

In dem von Ross (55) beobachteten Fall ist der Zeitpunkt E 
Beginns der Schwangerschaft zwar unsicher, aber die Schwangerschaft 
war dennoch sicher von abnorm langer Dauer, da die Geburt erst 227 
Tage nach dem Tage des objektiven Nachweises der Fruchtbewe. 
gungen eintrat. Ross berechnet hieraus eine Schwangerschaftsdauer von 


Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 5 


nıindestens 311 Tagen, da Fruchtbewegungen objektiv vor dem 4. Monat 
nicht nachgewiesen werden können. Die Menses traten übrigens noch 
3 mal nach Nachweis der Fruchtbewegungen auf. Das Kind wog bei 
der Geburt 10 Pfund. 


Neugebauer (44) stellt 36 Fälle von abnorm langer Schwanger- 
schaftsdauer zusammen. An der Spitze steht ein Fall von 409tägiger 
Dauer (Fitzgerald), diesem reihen sich Fälle von 389 Tagen (Hayes), 
343 Tagen (Königsfeld) und 334 Tagen (Mans) au. Die übrigen 
Fälle dauerten 330 Tage und darunter. 


Wigodski (71) berichtet über eine Schwangerschaft von 11 monat- 
licher Dauer. Die Geburt trat 61/2 Monate nach Eintritt der Kinds- 
bewegungen auf. Die Frucht, ein lebender Anencephalus zeichnete 
sich durch grosse Breite der Schultern aus. 


Ueber Superfötation und Zwillingsschwangerschaft 
handeln folgende Arbeiten. 

Bidder (10) wirft an der Hand eines Präparates von Doppel- 
feblgeburt, wobei der eine Zwilling vom Scheitel bis zur Steissbein- 
spitze 6 cm, der andere im Ganzen nur 17 mm lang war, die Frage 
der Möglichkeit einer Superfötation auf. Im vorliegenden Falle kann 
aber, wie in der Diskussion (Berliner mediz. Gesellschaft) von Virchow 
und Landau betont wurde, von Superfötation schon deshalb nicht 
die Rede sein, weil die beiden Früchte an einer gemeinsamen Placenta 
sassen, 

Auch der von Eddowes (23) mitgetheilte Fall ist gar nicht be- 
weisend; neben zwei Frūchten aus dem 6. Monate wurde ein Fötus von 
10 wöchentlicher Entwickelung ausgestossen. Die dem letzteren Fötus 
zugehörige Placenta und ihr Verhältniss zur gemeinsamen Placenta der 
zwei grösseren Früchte wurde nicht untersucht. 

Jardine (29) erklärt alle diese Fälle als Zwillinge mit zurück- 
gebliebener Entwickelung des einen derselben; in derselben Weise 
äussert sich King (33). 

In dem Lyle’schen (38) Falle von angeblicher Superfötation 
differirten die Früchte nur um etwa 3 Wochen! 

Ebensowenig kann der von Ibotson (30) bekannt gegebene 
Fall, in welchem neben einem lebenden ausgetragenen Zwilling ein 
ca. drei Monate alter todter, noch dazu missbil-leter Fötus geboren 
wurde, als Superfötation angesehen werden, wie auch die Redaktion 
der Lancet beifügend erklärt. Als Illustration möge der Fall von 
Wight (70) dienen, der eine Zwillingsfrühgeburt betrifft: der eine 


6 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Zwilling entsprach in seiner Entwickelung dem 5., der andere dem 
7. Monat, aber die Zwillinge waren eineiig! 

Als Fall von Superfötation wird ferner von Mills (42) eine Be- 
obachtung angeführt, nach welcher ein 17 Wochen alter Fötus zugleich 
mit einem völlig frischen Embryo von ca. sieben Wochen ausgestossen 
wurde. 

Ueber kriminellen Abortus handeln folgende Arbeiten. 

Dejouany (19) erörtert nach einer Besprechung der Physiologie 
und Statistik der Zwillingsgeburten die drei Fälle von doppeltem Kinds- 
mord, die in der Litteratur vorhanden sind (Bellot, Schuhmacher 
und Rabatel-Montag). Zuletzt wird eine Beobachtung von 
Lacassagne besprochen und zunächst hervorgehoben, dass die Unter- 
sucbung der Mutter keine Anhaltspunkte dafür ergiebt, dass Zwillinge 
geboren worden sind. Das gleiche Alter zweier aufgefundener Leichen, 
die Färbung der Haare (?), die Aehnlichkeit, die Art der Durchtrennung 
der Nabelschnüre lassen sich für die Wahrscheinlichkeit verwerthen, 
dass es sich um Zwillinge handle, ferner auch die gleiche Todesursache, 
die Nähe der Orte, wo die Leichen gefunden wurden und die gleiche 
Art des Verstecktseins, jedoch können sichere Schlüsse auch hieraus 
nicht gezogen werden. 

Horigan (28) verurtheilt in einem längeren Aufsatze den krimi- 
nellen Abortus vom moralischen Standpunkt aus und erörtert die er- 
schreckende Häufigkeit dieses Verbrechens in Amerika auch bei den 
gebildeten Ständen, wobei er besonders die Boardinghouses, in welchem 
junge Ehepaare häufig vor Gründung eines Haushaltes Wohnung 
nehmen, als Brutstäiten des Lasters bezeichnet. Auch die Einleitung 
des künstlichen Abortus, wo sie bisher als gerechtfertigt angesehen 
wird, wird von ihm verworfen; hierbei gehtHorigan, wie es scheint, 
aber doch zu weit, wenn es auch sehr an der Zeit erscheint, dass sich 
eine energische Stimme gegen die da und dort in Gebrauch gekommene 
zu aktive Behandlung erhebt. Die Verpflichtung des Arztes, jeden 
Abortus möglichst lange konservativ zu behandeln und nicht etwa in 
übertriebener Befürchtung des Eintritts einer Sepsis den Uterus zu 
entleeren in Fällen, wo vielleicht das Ei noch hätte erhalten werden 
können, wird gebührend hervorgehoben. Zum Schlusse werden vier 
Fälle angeführt, in welchen trotz Wasserabflusses die Schwangerschaft 
länger fortbestand, jedoch kam es in einem derselben doch nach kurzer 
Zeit zur Unterbrechung der Schwangerschaft. In drei Fällen war der 
Wasserabfluss durch ein Trauma auf das Abdomen hervorgerufen worden. 

Neugebauer (44) theilt in seiner Abhandlung über Fremdkörper 


Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. Wr 


des Uterus 56 Fälle mit, in welchen Fremdkörper von aussen absicht- 
lich eingeführt wurden und zwar kommen ıfahe an 40 Fälle auf Ver- 
suche, den Abortus einzuleiten. Unter den von den Frauen selbst zu 
diesem Zwecke eingeführten Fremdkörpern dominirt weitaus die Haar- 
nadel, unter den von Abtreibern eingeführten die Gummi-, Metall- und 
Fischbeinsonden oder Katheter. 

Der Bericht von Brouardel, Thoinot und Maygrier (13) 
betrifft den traurigen Fall Boisleux-La Jarrige La Jarrige 
hatte einer Schwangeren und ihrem Zubälter die Unterbrechung der 
Schwangerschaft versprochen und sie zu diesem Zwecke Boisleux 
zugeführt. Dieser führte — im 4. Monat der Schwangerschaft — ein 
Curettement aus, perforirte dabei den Uterus, der abgerissene Kopf 
der Frucht trat in die Bauchhöhle aus und eine Darmschlinge fiel in 
den Uterus vor. Nach fünf Stunden machte Boisleux in seiner sehr 
unsauberen Klinik die Laparotomie, aber die Operirte starb an Peri- 
tonitis. Die Sektion ergab ausser akuter Peritonitis eine Verletzung 
der oberen hinteren Wand des Uterus, die die ganze Uteruswand 
durchsetzte. Der Uterus erwies sich durch Anwesenheit einer Placen- 
tarfläche und durch Vergrösserung (12:7 cm und 203 Gramm) als ein 
Uterus mit vor Kurzem beendigter Schwangerschaft. Boisleux 
behauptete, von dem Bestehen einer Schwangerschaft keine Kenntniss 
gehabt zu haben, obwohl nachgewiesen wurde, dass er sein Opfer in 
der Chloroformnarkose bimanuell untersucht hatte. Er wurde mit 
La Jarrige der Einleitung des kriminellen Abortus überführt und 
verurtheilt. 

Der Bericht enthält ein Gutachten über die Sektion bei einem 
zweiten von Boisleux operirten Fall. Der Uterus fand sich au; 
abdominellem Wege exstirpirt und der Tod war alsbald nach der 
Operation eingetreten. 

Oldag (46) berichtet über einen Fall von Fremdkörper im Uterus 
einer Frau, welche behufs Verhütung der Conception sich nach jeder 
Cohabitation den Uterus mit lauwarmem Wasser ausspritzte, war bei 
einer solchen Manipulation die Spitze des aus Hartgummi bestehenden 
Ansatzstückes im Uterus abgebrochen. Dasselbe stak thatsächlich im 
Uterus, zum Beweise, dass die Frau im Stande war, sich dasselbe 
wirklich selbst bis in den Uterus einzuführen. Nach Laminaria- 
dilatation wurde das 7 cm lange Stück, das vier Tage im Uterus ge- 
blieben war entfernt, der Uterus ausgespült und mit Gaze tamponirt. 
Trotz aller dieser Manipulationen wurde die ohne Wissen Oldag’s 
bestehende Schwangerschaft nicht unterbrochen, denn sechs Wochen 


968 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


später wurde ein Ei, das eine kleinfingerlange Frucht (also ca. 10 
Wochen alt) enthielt, ausgestossen, wahrscheinlich auf neuerliche Ein- 
griffe. Der Fall beweist ausser der Möglichkeit des Selbstsondirens 
die manchmal enorme Toleranz des schwangeren Uterus. 

Ozenne (41) berichtet über vier Fälle von intrauterinen Ein- 
griffen am schwangeren Uterus: in einem Falle wurde ein Jodoform- 
stift in die Cervix eingeführt, der 24 Stunden liegen blieb, im 2. ein 
Laminariastift, der 48 Stunden lang belassen wurde und in zwei Fällen 
wurden Üervixpolypen entfernt. In keinem dieser Fälle wurde die 
Schwangerschaft unterbrochen. Chirurgische Eingriffe am schwangeren 
Uterus werden also gut ertragen und sind bei dringender Indikation 
und wo es sich um das Fortbestehen der Schwangerschaft handelt, 
auch vorzunehmen. | 

Perkins (50) veröffentlicht zwei Fälle von plötzlichem Tod in 
der Schwangerschaft und zwar wurden die beiden Frauen todt im ärzt- 
lichen Sprechzimmer aufgefunden. Die Sektion ergab in beiden Fällen 
Luftembolie von der Placentarstelle aus, und in beiden Fällen fard sich 
das untere Ende der Placenta, die im ersten Falle normal, im zweiten 
etwas tiefer als gewöhnlich (3 em vom Orificium externum entfernt) 
sass, von der Hafifläche getrennt. Im ersten Falle waren die Mem- 
branen intakt, im zweiten waren sie geöffnet und die Eihöhle enthielt 
Luft. Jedenfalls war in beiden Fällen die Luftembolie Folge eines 
Eingriffs zum Zwecke der Einleitung des kriminellen Abortus, die im 
zweiten Falle mit einem gekrümmten Instrument bewerkstelligt worden 
war. Die erste Schwangere befand sich im 5., die zweite im 6.—7. 
Monate. 

Perrin de la Touche (51) berichtet über einen plötzlichen 
Todesfall bei Einspritzung in den Uterus zum Zweck der Einleitung 
des kriminellen Abortus seitens einer Abtreiberin. Die Schwangerschaft 
war schon bis zum Ende des siebenten Monats vorgeschritten und bei 
der Sektion fand sich keine Spur einer Verletzung, jedoch waren die 
Eihäute bis über die Mitte des Uterus hinauf abgelöst. Nach Aus- 
sage der Abtreiberin hatte sich die Schwangere die Kanüle selbst ein- 
geführt. Die Frage, ob dies möglich ist, wird in bejahendem Sinne be- 
antwortet, besonders unter Bezugnahme auf die Versuche von Laguerre 
(Thèse de Toulouse 1892/93), wonach unter 16 Frauenspersonen 12 
im Stande waren, sich eine Sonde in den Uterus einzuführen. 

Auch in dem von Shoemaker (57) mitgetheilten Falle hatte 
die 21 jährige Person den verbrecherischen Abortus im dritten Schwanger- 
schaftsmonate mit einem aus einem alten Korsett genommenen Fischbein 


Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 969 


sich selbst eingeleitet. Drei Jahre vorher hatte sie sich auf ähnliche Weise 
den Abort im fünften Schwangerschaftsmonate eingeleitet. Sie erkrankte 
an Sepsis und starb trotz Behandlung mit Marmorek’s Serum. Die 
Sektion ergab keine Verletzung des Uterus, aber gelblichen Belag am 
Os externum und in der Scheide. 

Stumpf (62) stellte durch Versuche, die er anlässlich eines Pro- 
zesses gegen eine ehemalige Hebamme wegen gewerbsmässiger Abort- 
Einleitung angestellt hatte, fest, dass eine Sonde, namentlich wenn sie 
keinen festen Griff hat oder grifflos ist (Stricknadel!) sich leicht mit 
einer Hand auch bei virginellen Personen in den Muttermund einführen 
lasse; auch eine Einführung in den inneren Muttermund ist leicht mög- 
lich, jedoch wird von der Abtreiberin, wenn einmal die Sonde bis zum 
inneren Muttermund vorgeschoben ist, gewöhnlich Gewalt gebraucht, 
wofür die zahlreichen Verletzungen am inneren Muttermund bei solchen 
Proceduren sprechen. 

Connolly (17) erklärt den kriminellen Abortus für nicht so 
häufig als allgemein angenommen wird, namentlich deshalb, weil er 
von Laien schwer auszuführen sei; ist doch auch für Aerzte die Ein- 
leitung des künstlichen Abortus nicht ganz so einfach. Innere Mittel 
hält er für völlig unwirksam. 

Ob der von Liebmann (36) veröffentlichte Fall hierher gehört, 
ist nicht sicher. Es fand sich das 4 cm lange Fragment einer. Stopf- 
nadel mit dem einen Ende im Uterus, mit dem anderen im Ovarium 
steckend; es wurde durch Kolpotomie entfernt. Die Annahme, dass ein 
Versuch der Aborteinleitung vorliegt, ist jedenfalls wahrscheinlicher, als 
die Angabe, dass die Nadel unversehens in die Scheide geschlüpft sei. 

Vincent (68) beschreibt einen Fall von kriminellem Abortus 
mit Perforation des Uterus und Einklemmung eines durchrissenen Dünn- 
Jarmstückes in die Perforationsöffnung. Es trat trotz Operation der 
Tod ein, ohne dass über die Vorgänge bei der Einleitung des krimi- 
nellen Abortus etwas zu erfahren war. 

Für die grosse Häufigkeit des kriminellen Abortus in Amerika 
sprechen die Beobachtungen von Gardner (26). Von 30 untersuchten 
Schwangeren abortirten 10 und von diesen waren 2 Aborte sicher und 
6 wahrscheinlich kriminell und nur 2 sicher spontan. In einem Falle 
blieb der Versuch, zuerst mit Oleum thymi, dann mit Pennyroyal-Oei 
(Mentha pulegium) den Abortus einzuleiten, erfolglos. 

Lemoine (34) berichtet über einen Fall von Einleitung des 
künstlichen Abortus mittelst Elektricität; der eine Pol war in die Scheide 
eingeführt, der andere auf das Abdomen aufgelegt worden. Schon bei 


970 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Anwendung des Stromes trat ein Ohnmachtsanfall auf; nach 2 Tagen 
wurde unter Blutung eine Frucht (2.—3. Monat) ausgestossen. Am 
7. Tage trat Peritonitis auf, der die Kranke am 11. Tage nach der 
Procedur erlag. Die Sektion ergab am inneren Muttermunde vorne 
und hinten je eine tiefe Ulceration mit unregelmässigen fetzigen Rändern 
und missfarbigem Belag. 


Wenczel (69) fand nach einem Abortus eine Aehre im Uterus, 
die wohl zur Aborteinleitung eingeführt worden war. 


Die Veranlassung der von Calmann (14) angestellten Versuche 
gab eine gerichtliche Untersuchung wegen Einleitung des kriminellen 
Abortus, bei welcher die Frau angab, die Hebamme habe ihr mit einem 
spitzen Instrumente die Fruchtblase gesprengt, während die Hebamme 
angab, die Frau nur katheterisirt zu haben. Die zu lösenden Fragen 
waren folgende: 1. Ist eine Frau im Stande, eine Berührung in den 
‚Eingängen des Urogenitalsystems richtig zu lokalisiren ? 2. kann sie die 
eingeführten Gegenstände nach Form, Grösse und Beschaffenheit be- 
urtheilen ? An Nicht-Schwangeren konnte Calmann feststellen, dass das 
Einführen des Katheters in die Harnröhre nicht als solches empfunden 
wird, ferner dass Scheide und Portio sehr schlecht lokalisiren und em- 
pfinden, besonders wenn der empfindliche Introitus und der Damm nicht 
berührt werden. Die Berührung des inneren Muttermundes und meistens 
der Corpusschleimhaut ist sehr empfindlich, aber die Frauen können 
nicht erkennen, ob ein Fremdkörper im Uterus ist und welcher Art 
er ist. Berührung des Anus und des Rektums wird dagegen deutlich 
lokalisirt. 


Bei Schwangeren verhält sich die Urethra nicht anders als bei 
Nicht-Schwangeren ; die Sensibilität und der Tastsinn der Scheide scheint 
vermindert zu sein; Portio, äusserer Muttermund und Cervix waren 
ganz unempfindlich. Der Temperatursinn der Portio ist ebenfalls sehr 
wenig ausgebildet, namentlich wurden warme Gegenstände und Flüssig- 
keiten (40° C.) von der Portio isolirt gar nicht empfunden, kalte da- 
gegen mehrmals annähernd richtig erkannt. Karbolsäure schädigt bereits 
in 1°/oiger Lösung die Wahrnehmungsfähigkeit, ebenso Sublimat in 
0,1°/oiger Lösung, weniger dagegen das Lysol. In der Harnröhre ist 
der Temperatursinn deutlich vorhanden, in der Scheide nur sehr schwach. 
Die Schmerzempfindung ist in der Harnröhre ziemlich lebhaft, in der 
Scheide, an der Portio und im Cervikalkanal nur sehr mässig; hierin 
besteht die einzige subjektive Unterscheidung zwischen Scheide und 
Uterus. 


Schwaugerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 91 


Arbeiten über die ekbolische Wirkung von Medika- 
menten. 

Boissard (11) leugnet die Wirkung des Chinins und Natrium- 
salicylats auf den schwangeren Uterus, ebenso dürfen Anästhetica und 
Quecksilberpräparate, sowie Purgantien (Ol. Castoris, Cascara, Senna 
und Einläufe) ohne Befürchtung des Eintritts von Uteruskontraktionen 
gegeben werden. Dagegen sind alle Emmenagoga zu vermeiden. Warme 
Bäder und Vaginalspülungen sind ohne Schaden für das Bestehen der 
Schwangerschaft. 

Fieux (24) theilt eine Beobachtung mit, nach welcher bei einer 
an Intermittens leidenden Gravida die drohende Frühgeburt durch Chinin 
verhindert werden konnte. Er kann daher das Chinin nicht für kontra- 
indizirt bei Schwangeren gelten lassen. 

Hare (27) folgert aus einer Sammelforschung über den Einfluss 
des Chinins auf die Kontraktionen des Uterus, dass dieses Mittel nicht 
direkt Kontraktion hervorrufe und dass es namentlich in der Schwanger- 
schaft nicht im Stande sei, Wehen zu erregen. In der Diskussion 
(Philadelphia Obstetr. Society) ergab sich bezüglich des letzteren Punktes 
allseitige Zustimmung. 

Bennet (9) behauptet nach Erfahrungen an zwei Fällen den Ein- 
tritt von Uteruskontraktionen nach Chiningaben. Die Fälle sind aber 
nicht beweisend, weil in beiden Schwangerschaftsnephritis und Oedeme 
vorhanden waren. 

Fälle von Traumen in der Schwangerschaft. 

Archambaud (4) berichtet über einen Fall von traumatischem 
Tetanus in der Schwangerschaft nach einer Verletzung am Fusse. Ob- 
wohl die Erkrankung 1!/2 Monate dauerte und die Bauchmuskulatur 
stark tonisch kontrahirt war, trat keine Unterbrechung der Schwanger- 
schaft ein und auch das am normalen Termine geborene Kind zeigte 
keine Spuren von Einwirkung des Tetanusgiftes. 

Dutauzin (22) beschreibt einen Fall von schwerer Verlening 
einer im fünften Monate Schwangeren mittelst Hornstoss durch eine 
Kuh. Das Horn hatte von der Schenkelbeuge aus das grosse Labium 
rechterseits durchbohrt, war von hier aus in die Scheide eingedrungen 
und hatte das rechte Scheidengewölbe um den Uterus herum durch- 
rissen. Trotz dieser schweren Verletzung und des bedeutenden Blut- 
verlustes wurde die Schwangerschaft nicht unterbrochen und die Ent- 
bindung trat zu rechter Zeit spontan ein. 

Leonpacher (35) beschreibt einen Fall von Verblutung einer 
Schwangeren aus einem Unterschenkel-Varix. Die Verblutung erfolgte 


972 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


innerhalb 13 Minuten und ohne dass die Blutung zum Bewusstsein 
der Frau gelangte; wahrscheinlich war der Varix ohne äusseres Trauma 
geborsten. 

Phelps (52) berichtet über eine kongenitale in rechtwinkeliger 
Flexionsstellung und mit Verschiebung der Bruchenden geheilte Fraktur 
beider Unterschenkelknochen; ausserdem fehlten drei Zehen mit ihren 
Mittelfussknochen. Die Mutter hatte im sechsten Monat der Schwanger- 
schaft einen schweren Stoss gegen das Abdomen erlitten. 

Robinson (54) berichtet über einen Fall von Bauchschuss bei 
einer im achten Monate Schwangeren. Die Schussöffnung sass rechts 
und etwas unterhalb des Nabels Bald setzten Wehen ein und e 
wurde ein todtes Kind geboren, das die Schusseingangsöffnung an der 
rechten Schulter, die Ausgaugsöffnung in der linken Regio iliaca, wo 
eine Darmeschlinge vorgetreten war, erkennen liess. Die Kugel fand 
sich in den abgegangenen Coagulis. Bei der manuellen Entfernung 
der Placenta wurde die Schussöffnung in der Vorderaand des Uterus 
gefühlt. Bei völlig konservativer Behandlung genas die Mutter, concipirte 
später nochmals und trug aus. 

Sava (56) berichtet über einen Fall von Verwundung des Ab- 
domens in der Schwangerschaft. Die im achten Monat Schwangere 
fiel gegen einen spitzen Pfahl, der im Epigastrium die Bauchhaut durch- 
drang. Wegen intraperitonealer Blutung wurde die Laparotomie gc- 
macht und als Quelle der Blutung das zerrissene Netz gefunden. Der 
Uterus war unverletzt. Die Schwangerschaft wurde nicht unterbrochen. 

Der schon früher (Jahresbericht Bd. IX, pag. 862) berichtete Fall 
von Tarnier (63) erweist sich bei der jetzt vorliegenden ausführlichen 
Veröffentlichung als besonders merkwürdig. Eine im fünften Monate 
schwangere Frau hatte sich unabsichtlich eine 12 em lange Nadel in 
den Leib gespiesst, die ihr aus dem Leib entfernt wurde. Zwölf Tage 
später ging etwas Wasser ab und einen Monat nachher begann eine 
Blutung aus der Scheide; erst drei Monate nach dem Unfalle traten 
Wehen ein und es wurde ein lebendes Kind (1100 g) geboren, gefolgt 
von stinkendem Fruchtwasser, worauf die Placenta wegen Blutung von 
der Hebamme entfernt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde eine klein- 
fingergrosse, kuppelartige Vertiefung an der sehr dünnen Uteruswand 
wahrgenommen. Bei der Untersuchung der Eihäute ergab sich, dass 
der Eihautriss nur 3,5 cm im Durchmesser mass (Diam. biparietalis des 
Kindes 6,5, Schädelumfang 25 cm) und dass nur das Centrum der Placenta 
die Basis des nur 210 cem Flüssigkeit fassenden Eihautsackes bildete, 
während an der gesammten peripheren Zone der Placenta die Eihäute 


Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 973 


mit deren fötaler Fläche verklebt waren. Tarnier nimmt hiernach 
an, dass der Fötus zu einer Zeit, wo er noch viel kleiner war, aus 
den Eihäuten herausgeschlüpft sein musste, und dass er sich von da an 
lebend zwischen Eihäuten und Uteruswand weiter entwickelt habe; dieser 
Austritt des Fötus ist wahrscheinlich nicht gleich bei dem Trauma, 
sondern erst bei dem 12 Tage nachher erfolgten Wasserabfluss, der 
die Folge einer durch das Trauma bewirkten Endometritis war, erfolgt. 

Tschetschulin (65) beobachtete eine Verletzung des Kindes in 
Form einer Sugillation an der linken Schulter. Die Frau batte zwei 
Tage vor der Geburt ein Trauma gegen das Abdomen erlitten; das 
Kind war lebend. | 

Fälle von Uterusruptur in der Schwangerschaft. 

Jellinghaus (31) veröffentlicht einen Fall von nicht traumatischer 
Ruptur des Uterus im sechsten Monate der Schwangerschaft mit Aus- 
tritt des Eies in die Bauchhöhle Als ursächliches Moment wird die 
Verdünnung der Wand beschuldigt und diese wieder auf die bei allen 
vorausgegangenen (Geburten (7) nöthige Placentarlösung zurückgeführt. 
Der Riss verlief an der Vorderwand des Fundus quer von links oben 
etwas nach rechts unten, hatte theilweise fetzige Ränder und war 9 cm 
lang, die Wanddicke auf 0,3—0,4 cm reduzirt. Eine solche Verdün- 
nung, beziehungsweise Atrophie, genügt zur Annahme einer besonderen 
Prädisposition zur Ruptur. Ein traumatischer Einfluss wurde im vor- 
liegenden Falle ausgeschlossen, ebenso ein krimineller Eingriff, weil die 
Verletzung zu weit vorne und nicht in der Fortsetzung der Becken- 
achse lag und weil die Rissränder keine entzündliche Reaktion und 
keine Nekrose zeigten. Der Uterus wurde exstirpirt und es erfolgte 
Genesung. 

Jordan (32) veröffentlicht einen Fall von Längsriss des Uterus 
im sechsten Monate der Schwangerschaft. Der Riss befand sich der 
Placentarstelle gegenüber und der Fötus trat in die Bauchhöhle aus. 
Eine Ursache des Risses wurde nicht ermittelt. 

Poroschin (52a) beobachtete eine am Ende der Schwangerschaft 
bei einer 45jährigen 17-Gebärenden entstandene zickzackförmige, 5 cm 
lange Ruptur an der hinteren Wand des Fundus, welche die Dicke der 
Muskelschicht bis zu einem Viertel durchsetzte. Die Schwangere war auf 
den Rücken gefallen, ohne sich dabei äusserlich zu verletzen, worauf zo- 
fort heftige Schmerzen im Abdomen auftraten und die Kindesbewegungen 
aufhörten. Die Geburt ging trotz der Verletzung gut vor sich — nur 
unter Anwendung von Kristeller und Cred& Tod äis Stunden 
nach der Geburt an Herzschwäche und akuter Anämie. 


074 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Legal (e. 41) beschreibt einen Fall von Ruptur des schwangeren 
Uterus (achten Monat) in Folge von Sturz und darauffolgendem Aus- 
tritt des Kindes in die Bauchhöhle. Die Schwangere war aus einer 
Höhe von 4 m auf die Füsse gefallen und in die Kniee gesunken, so 
dass wahrscheinlich durch einen Druck der Kniee gegen das Abdomen 
die Uterusverletzuug zu Stande gekommen war; eine plötzliche Druck- 
steigerung im Moment des Auffalleus kann unterstützend gewirkt haben. 
Der Riss durchsetzte in longitudinaler Richtung die ganze Vorderwand 
des Uterus bis zum Fundus. Heilung nach Laparotomie. 

Woyer (72) beobachtete eine Spontanruptur des Uterus in der 
alten Kaiserschnittnarbe; es handelte sich um Zwillingsschwangerschaft 
im neunten Monate und Hydramnios. Der Riss war scharfrandig uud 
am kontrahirten Organe noch 12 cm lang. 

Rivron (53) berichtet über einen Fall von tödtlicher Blutung 
durch Ruptur der Vena coronaria placentae und stellt 25 gleichartige 
Fälle aus der Litteratur zusammen. 

Ueber die Entbindung plötzlich verstorbener Schwan- 
gerer handeln folgende Arbeiten: 

De Paoli (49) befürwortet nach dem Vorgange von Rizzoli 
(1834) die Entbindung einer Sterbenden per vias naturalis, da der 
Muttermund und der Cervixkanal sich leicht erweitern lassen. Die Ein- 
schnitte in die Cervix verwirft er und empfiehlt bei langer Cervix die 
Anwendung des Bossi’schen Dilatators.. In einem Falle gelang es 
ihm, nach digitaler Erweiterung der Cervix und Sprengung der Blase 
die Wendung zu machen und das Kind zu entwickeln. 

Dohrn (21) kommt bei Besprechung des Kaiserschnittes an der 
Todten zu dem Schlusse, dass nur sehr wenige Fälle im Siune der 
Wissenschaft diesen Eingriff‘ rechtfertigen. Nur wenn die Schwangere 
die 28. Woche überschritten hat, wenn ihr Tod unzweifelhaft feststeht 
und wenn seit Eintritt des Todes nicht mehr als 20 Minuten ver- 
gangen sind, hat die Operation Sinn und Zweck. Eine jede gesetz- 
geberische Bestimmung, die den Arzt für alle Fälle zum Kaiserschnitt 
an Verstorbenen verpflichtet, ist verwerflich, weil sie eine Härte gegen 
die Angehörigen, einen nicht zu billigenden Zwang gegen den Arzt 
enthält und im praktischen Leben undurchführbar ist. Der Vorschlag, 
den Kaiserschnitt in agone auszuführen, ist ebenfalls für die Praxis 
nahezu werthlos. 

Stearns (61) vermochte fünf Minuten nach dem Tode einer an 
Lungen- und Kehlkopftuberkulose Verstorbenen ein tief asphyktisches 
Kind durch Kaiserschnitt zu extrabiren, dessen Wiederbelebung gelang. 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 975 


Die kindlichen Herztöne schlugen noch zwei Minuten nach dem Tode 
der Mutter regelmässig, verschwanden aber nach dieser Zeit. 


In Bezug auf die Zulassung von Operationen während der 


Schwangerschaft sind die Meinungen längst einig. Massgebend 


in 


dieser Frage sind bezüglich des Carcinoms und Myoms die 


Arbeiten von Olshausen (113, 114), siehe zugleich die Dissertation 
von Kaussmann (98), sowie von Fehling (90), Dührssen (87) 
und Pasquali (110). Die Kasuistik ist aus den oben mitgetheilten 
Litteraturangaben ersichtlich. 


e) 


ID 


10. 


IL 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 


. Ahlfeld, F., Was hat die Hebamme in der ersten halben Stunde nach 


der Geburt des Kindes zu thun? Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 12. 


. A midwife cautioned. Lancet. Vol. I, pag. 1286. (Verwarnung einer Heb- 


amme wegen zu später Herbeirufung ärztlicher Hilfe und dadurch veran- 
lassten Todes der Kreissenden ; nähere Angaben fehlen.) 


. A remarkable case. Lancet. Vol. I, pag. 607. (Fall von plötzlichem Tod 


bei der Geburt bei einer verheiratheten Frau, welche nicht wusste. 
dass sie schwanger war.) 


. Ayers, E.A., The pubic symphysis in parturition. Amer. Journ. of Obst. 


Vol. XXXVI, pag. 1. 


. Bäcker, Fall von Uterusruptur. Gyn. Sektion des k. ungar. Aerztevereins 


zu Budapest, Sitzung vom 3. XI. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 
138. 


. Bleich, Ueber Sarggeburt und Mittheilung eines neuen Falles. Viertel- 


jahrsschr. f. gericht Medizin, 3. Folge, Bd. XIV, pag. 252. 


. Borgnis, M., Ueber Uterusrupturen. Inaug.-Diss. Heidelberg 1896. 
. Branham, J. H., Uterusruptur. Maryland Med. Journ. 15. Aug. 
. Brown, D.J., Acute inversion of the uterus following delivery of placenta. 


Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 126. 

Brünings, Th., Ueber einen Fall von Herztod intra partum bei hoch- 
gradiger Kyphoskoliose der Brustwirbelsäule. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 
Bd. VI, pag.49. (Hochgradige Dilatation des linken, Dilatation und Hyper- 
trophie des rechten Ventrikels, Lungenödem.) 

Bullock, T. S., Ausgedehnte Zerstörung der weichen Geburtswege. Med. 
age, Nr. 14. 


. Burton. R. H., Complete inversion of the uterus on the fifth day after 


confinement, with recovery. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 548. 
Chavoix, Inversion uterine complete après l'accouchement. Soc. de Med. 
et de Chir. de Bordeaux. Sitzung v. 18. VI. Journ. de Med. de Bordeaux. 
Tom. XXVII, pag. 336. 


. Cholmogorow, S., Zerreissung der Schamfuge während der Geburt. Wratsch 


Nr. 12. 


Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


9. Colmer, P. A., A case of ruptured Uterus. Lancet, Vol. I, pag. 661. 
. Couradin, P., Le cas du Dr. Laporte, responsabilité pénale des méde- 


© cins. Gaz. med. de Paris. Tom. LXVII, pag. 517. 


18. 
19. 
20. 


24. 


td 
gr 


Lei 
Ka 


29. 


30. 


31. 


ala. 


33. 


34. 


— Exercice illegal de la médecine par les sages femmes. Gaz. med. de 
Paris. Tom. LXVIII, pag. 550. (Verurtheilung einer Hebamme wegen Be- 
handlung von Frauenkrankheiten.) 

Czarkowski, Inversio uteri. Gaz. lekarsk. Nr. 52. 

Dannenberg, K., Ueber Uterusruptur. Inaug.-Diss. Berlin. 

Debus, H., Ueber Bewusstlosigkeit während der Geburt. Inaug.-Diss. 
Tübingen 1896. | 


. Doktor, Fall von Uterusruptur. Gyn. Sektion des k. ungar. Aerztevereins 


zu Budapest, Sitzung v. 6. IV. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1157. 
Doleris, J. A., u. Lenoble, E., Rupture de la cloison recto-vaginale, 
consécutive a la pression exercée par la tête foetale chez une primipare 
a tissus peu resistants. La Gynéc. Tom. Il, pag. 134. 


. Ergot before delivery. Lancet. Vol. II, pag. 927. (Fall von Ergotin- 


Darreichung durch die Hebamme bei Schädellage mit Vorfall von Fuss, 
Hand und Nabelschnur; Verurtheilung dieses Missbrauches.) 

Everke, Perforirende Scheidenzerreissung während der Geburt. XII. inter- 
nat. med. Kongress zu Moskau, gynäk. Sektion. Ceutralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI, pag. 1168. 


. Fisher, Tb., Complete inversion of uterus with complete procidentia of 


the organ. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1178. 

Ford, C. S., Fatal hemorrhage from slight wound of vulva. New York 
Med. Journ. Nr. 2. (Der Riss ging durch den linken Schenkel der Cli- 
toris.) 


. Fotscha, F. J., Zerreissung der Scheide bei der Geburt. Wratsch. 1896: 


Nr. 35. 

Frascani, Rottura completa dell’ utero. Laparotomia, amputazione utero- 
ovarica, guarigione. Ann. di Ost. e Gin., pag. 358. 

Freund, W. A., Ueber komplizirte Urinfisteln. LXIX. Naturforscherver- 
sammlung in Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1193. 
Gessner, Inkomplete Uterusruptur. Verhandl. d. Ges. f. Geb. u. Gyn. 
zu Berlin, Sitzung v. 26. III. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 
162. 

Greschistscheff, Zur Frage über die Selbsthilfe Kreissender in gericht- 
lich-medizinischer Hinsicht. Anzeiger f. öffentl. Hygiene. Gerichtliche n. 
praktische Medizin. Mai. (V. Müller.) 
Grünwald, J., Uterusruptur mit Vorfall des Ovariums und der Tube. 
Korrespondenzbl. d. ärztl. Vereins von Thüringen 1896, Nr. 5. 
Harrison, G. T., A case of inversio uteri post-partum, with remarks 
upon the aetiology of puerperal inversion of the uterus. Amer. Gyn. and 
Obst. Journ. Vol. X, pag. 541 u. 638. 

Heydrich, Ein Fall von spontaner Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn. Bd. 
XXI, pag. 588. 

Jacobi. H. A., Kasuistische Mittheilungen über einige seltenere Fälle von 
Zerreissung der weichen (teburtswege. Inaug.-Diss. Würzburg 1896. 


39. 


40. 


4l. 


$5. 


4h. 


41. 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 977 


. Jurinka, J., Zwei Fälle von Uterusruptur während der Geburt. Monats- 


schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 489. 


. Kinkead, Cases of inversion of the uterus. Edinburgh Med. Journ. Vol. 


XLIV, pag. 53. 


. Krajewski. W. H., Neuer Beitrag zur chirurgischen Behandlung der 


Üterusruptur unter der Geburt. Przegl. chirurg. Bd. VI, Heft 1; ref. Cen- 
tralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 998. 


38. Kreitmair. Inversio uteri puerperalis. Münchn. med. Wochenschr. Bd. 


XLIV. pag. 937. 

Künzig, E., Ueber das Hämatom der Vulva und der Vagina. Inaug.-Diss. 
Tübingen 1896. 

Laurent. Inversion utérine traitée par l’hysterectomie. Soc. Belge de 
Gyn. et d'Obst.; Presse méd. 9. Januar. 

Legal. J.. Ueber Uterusruptur während der Geburt und während der 
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2. Leopold, (r., Beitrag zur Ruptura uteri. (syn. Ges. zu Dresden, Sitzung 


v. 9. II. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 879. 


. Lesin, W., Zur Porro’schen Operation. Wratsch. 1896, Nr. 43. 
. Loubier, E., Ueber Verletzungen am Scheideneingang bei spontanen Ent- 


bindungen. Inaug.-Diss. Berlin. 

Ludwig, H., Klinische Beiträge zur operativen Therapie der Uterusruptur. 
Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 253. 

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pag. 134. 

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pag. 354. 


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Journ. Vol. T, pag. 1351. (Präcision der Indikationen, in welchen die An- 
wendung von Ergotin während der (teburt zulässig ist; die Indikationen 
dürften aber noch viel enger gezogen werden! Ref.) 


9. Marshall. F. D., Inversio uteri. Chicago clin. Rev. Juli. 


— E., Ergot in labor. Ann. of Gyn. and Ped. März. 


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Obst. Journ. Vol. XI, pag. 415 u. 489 u. Med. News. Vol. LXXI., pag. 715. 


». Mittenzweig, H., Ueber Selbsthilfe bei der Geburt. Vierteljahrsschr. f. 


gericht]. Medizin, 3. Folge, Bd. XIII, pag. 86. 


A Moraux, G. J. B., De l'étude de la disjonction de la symphyse pubienne 


dans l'accouchement. These de Lille Nr. 21. 


d Morisani, Ueber die Verantwortlichkeit des Chirurgen resp. Geburts 


helfers bei dem Tode einer Frau. Giornale per i medici periti giudiziari ed 
ufficiali sanitari. Bd. I. 


» Narath, A., Die operative Behandlung der Dünndarmgenitalfisteln mit 


besonderer Berücksichtigung der „Darmaus-chaltung*“. Arch. f. klin. Chir. 
Bd. LII, Heft 2. 


. Neugebauer, F.L., u. Warszawski, Inversio uteri. Kronika Dekarsk 


1896. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Gehurt-h. Ier, 62 


978 


58. 


60. 


61. 
62. 


63. 


64. 


67. 
68. 


69. 


Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


. Novelli, Gehirnembolie während der (Geburt. Arch. di ost. e gin. 1896. 


Juni-Juli; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1000. (Fall von zweimaliger 
Gehirnembolie während der Geburt, Hemiplegie, Facialisparalyse, A phasie. 
Olshausenu. Pistor, Obergutachten der k. wissenschaftlichen Deputation 
für das Medizinalwesen, betreffend ärztlichen Kunstfehler. Vierteljahrs- 
schrift f. gerichtl. Medizin, 3. Folge, Bd. XIII, pag. 267. 

Parquet, Contribution à l'étude de la mort subite et de la mort rapide 
dans les suites de couches. Thèse de Paris. Nr. 395. 

Pazzi, Akute Uterus-Inversion. Med.-chir. Ges. in Bologna, Sitzung von 
29. V. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1091. 

Pée., A., Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 326. 
Phillips, J., Ruptured Uterus. Obst. Soc. of London. Sitzung v. 6. X. 
Lancet. Vol. Il, pag. 986. 

Pinard, Albarran u. Varnier, Caractères objectifs des lésions vési- 
cales produites par une aiguille de matelassier de 21!’ cm de long sur 
5 mm de large. Ann. de Gyn. Tom. XLVIII, pag. 480. 

Poney, H., Traitement de l'inversion uterine chronique. La Gynec. Tom. 
II, pag. 49. 


. Rapczewski, Inversio uteri. Gaz. lekarsk. Nr. 52. 


Richter, Zwillingsgeburt nach dem Tode der Mutter. Aerztl. Sachver- 
ständigenzeitung. Bd. III. pag. 461. 

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Schacht, F. F., Complete inversion of the uterus; duration a fortnight: 
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(Spontaner Längsriss.) 


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ture of the uterus; recovery. Brit. Med. Journ. Vol. lI, pag. 276. (Spontan- 
ruptur.) 





Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 979 


Debus (20) tritt für die Möglichkeit einer Ohnmachtsbewusst- 
losigkeit während der Geburt ein, besonders bei sehr kräftigen 
und sehr schmerzhaften Wehen und bei Individuen, die unter abnormen 
äusseren Verhältnissen und grosser psychischer Aufregung niederkommen. 
Als Beweis theilt er einen auf der Klinik von Saexinger beobachteten 
Fall von Geburt in vollständiger Ohnmacht und nachfolgender Amnesie 
bezüglich der Geburtsvorgänge mit. Bei gerichtlicher Beurtheilung 
solcher demnach im Bereich der Möglichkeit liegenden Fälle ist die 
genaue Ermittelung des Geburtsverlaufes nach den verschiedenen Aus- 
sagen, die Berücksichtigung der Nebenumstände, sowie der physischen 
und psychischen Konstitution bei und nach der Geburt, endlich das 
Ergebniss der objektiven Untersuchung von Mutter und Kind, welche 
auf sehr schmerzhafte und starke Wehenthätigkeit schliessen lassen 
können, von Wichtigkeit. 

Ueber Kunstfehler bei der Geburt handeln folgende Arbeiten: 

Couradin (16) veröffentlicht den Wortlaut des Urtheils in dem 
Falle Laporte, der in der ärztlichen Welt so grosses Aufsehen ge- 
macht hat. Der aktenmässig festgestellte Hergang ist folgender: 
Laporte legte bei einer VIpara, die schon zweimal mit der Zange 
entbunden war, die Zange an. Nach dreimaligem vergeblichen Zangen- 
versuche entschloss er sich zur Perforation und gebrauchte dazu, da 
er die entsprechenden Instrumente nicht bei sich hatte, eine etwas 
gekrümmte Matratzen-Nadel, die aus dem Haushalte der Frau genommen 
und angeblich nicht desinfizirt worden war. Sie soll ohne Leitung eines 
Fingers eingeführt worden sein, jedoch widersprechen sich hierin die 
Zeugenaussagen. Hierauf führte Laporte eine Schere ein, setzte ihre 
Spitze auf den Schädel und suchte sie mit einem Hammer in den- 
selben hineinzutreiben, wurde aber hieran von den Anwesenden gehindert. 
Der Kopf erschien hierauf in der Vulva und wurde von Laporte 
nun mit der Zange entwickelt. Die Wöchnerin starb nach 3 Tagen 
an Becken-Peritonitis und bei der Sektion fand sich eine doppelte 
Perforation der Blase, die von einigen Sachverständigen (Maygrier) 
auf die zur Perforation gebrauchte Nadel zurückgeführt, von Pinard da- 
gegen ala spontan durch Knochensplitter entstanden angesehen wurde. La- 
porte wurde wegen dieser von ihm herbeigeführten Verletzung zu 3 Mona- 
ten Gefängniss verurtheilt. Es erscheint vor einer definitiven Beurtheilung 
des Falles, der durchaus nicht eindeutig ist, angezeigt, die Veröffent- 
lichung der Gutachten seitens der Sachverständigen abzuwarten. Un- 
begreiflich ist aber jedenfalls, dass Dr. Laporte wie ein gemeiner 


Verbrecher in Untersuchungshaft genommen wurde. 
62* 


(FA) Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Pinard (63) führte in dem Falle Laporte als Sachverständiger 
aus, dass die bei der Sektion in der Blasenwand gefundenen Vcr- 
letzungen nicht von der Matratzen-Nadel herrühren könnten, die Laporte 
zur Perforation verwendet hatte, sondern spontan durch den Druck des 
Schädels gegen die Blase entstanden. Er führte zum Beweise dieser An- 
sicht mit Albarran und Varnier Versuche an Hündinnen aus und 
fand, dass solche mit einem gleichen Instrument, auch wenn es septisch 
war, hervorgebrachte Verletzungen sich sofort wieder schliessen und nur 
durch eine kleine Ekchymose kenntlich sind. 

In dem von Olshausen und Pistor (58) begutachteten Falle 
handelt es sich um eine schwere, zum Tode führende Verletzung seitens 
eines Arztes. Da die Ausstossung der Placenta nach der Geburt des 
Kindes zögerte, machte der Angeklagte über eine Stunde lang sehr 
gewaltthätige Expressionsversuche, die nicht zum Ziele führten, nach- 
dem er durch Zug an der Nabelschnur, die abriss, auch nicht zum Ziel 
gekommen war. Neun Stunden nach der Geburt des Kindes fühlte 
er eine weiche Geschwulst in der Scheide, die er für die Nachgeburt 
hielt und in die er deshalb eine Hakenzange einsetzte. Hierauf eng 
er mit der Hand in die Scheide ein, durchbohrte das Scheidengewölbe, 
zerriss die Blase und riss schliesslich mit der in die Muttermundslippe 
eingesetzten Zange die ganze Gebärmutter aus. Die Frau starb an 
Verblutung. Das Obergutachten sprach sich dahin aus, dass der an- 
geklagte Arzt grobe, unentschuldbare Unwissenheit und Unkennt- 
niss bewiesen und die pflichtmässige Aufmerksamkeit ausser Augen 
gesetzt habe. 

Narath (55) beschreibt einen Fall von Zurückbleiben der Hinter- 
hauptsschuppe im Uterus bei stückweiser Entfernung des Schädel: 
eines macerirten Kindes. Es entstand eine Perforation des Uterus mit 
Bildung zweier Dünndarmscheidenfisteln. 

Lesin (43) berichtet über einen Geburtsfall in Steisslage, bei 
welchem am 3. Tage der Geburt von 6 Dorfhebammen (in Russlandı 
so stark an dem geborenen Rumpfe gezogen wurde, dass der Rumpf 
abriss. Nach 7 Tagen wurde die Frau mit Fötal-Kopf und Placenta 
im Uterus ins Hospital gebracht, wo wegen Sepsis und Blutung der 
Porro’sche Kaiserschnitt gemacht wurde; Heilung. 

Ahlfeld (1) begutachtete einen Fall von tödtlicher Verblutung 
nach der Geburt und führte dabei aus, dass die beschuldigte Hebamme 
es an der nöthigen Aufsicht der Entbundenen habe fehlen lassen, weil 
dieselbe schon nach 10—15 Minuten mit der Besorgung der Ent- 
bundenen und dem Baden und Ankleiden des Kindes fertig war. Die 





Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. (bal 


erste Viertelstunde nach der Geburt sollte, wie Ahlfeld mit Recht 
ausführt, ausschliesslich zur Beobachtung der Mutter verwendet werden. 

Das British Medical Journal (76) berichtet über die Klage gegen 
eine Hebamme, welche bei einer Blutung vor der Geburt angeblich 
wegen Placenta praevia die Wendung erst auf einen, dann auf den 
zweiten Fuss gemacht und dann Chinin, Choralhydrat und Ergotin ge- 
reicht und schliesslich die \WVöchnerin verlassen hatte. Nach drei 
Stunden war sie wegen Collaps der Wöchnerin wieder gerufen worden, 
worauf sie Alkohol innerlich und per Rectum gab und Aether injiziıte. 
Die Puerpera starb und die Sektion ergab Embolie der Pulmonalarterie, 
aber normalen Sitz der Placenta. Die Hebamme wurde verurtheilt, 
weil sie 1. bei der Blutung während der Geburt nicht nach dem Arzt 
geschickt hatte, 2. dem Ehemann nicht die vorhandene Gefahr mitge- 
theilt und 3. ihre Befugniss überschritten hatte. 

Marshall (50) erklärt die Anwendung von Ergotin während 
der Geburt für fehlerhaft und schreibt ihr besonders die Fälle von 
sanduhrförmiger Kontraktur des Uterus zu. 

Mittenzweig (52) beschreibt unter Hinweis auf zwei einschlägige 
Fälle die Verletzungen, welche durch Selbsthilfe bei der Geburt am 
kindlichen Körper entstehen können. Da der häufigste Zeitpunkt der 
Selbsthilfe der ist, in welchem das Kind mit dem Kopfe oder bei 
Beckenendlage mit dem Rumpfe schon geboren ist und die Selbst- 
hilfe den Zweck hat, den noch nicht geborenen Theil des Kindes 
heranzuziehen, so sitzen die Verletzungen bei Kopflage mit Hinter- 
hauptsmechanismus gewöhnlich im Gesicht, oder in Folge Hinein- 
greifens in den Mund, am Gaumen und im Rachen, oder endlich in 
Folge Anfassen des Kinns unter demselben und in der Regio supra- 
broden ` ein weiteres Hineingreifen in die Geschlechtstheile ist kaum 
möglich, so dass hoch oben am Halse sitzende Verletzungen für Selbst- 
hilfe sprechen, während Würgespuren den unteren Theil des Halses 
betreffen. Durch gewaltsames Hervorziehen können dann subcutane 
Blutungen am Halse, Blutergüsse im Sternocleidomasteus und an 
dessen Sternalursprung stattfinden. Besonders spricht weiter Ein- 
reissung des Mundes für Selbsthilfe, wenn auch solche Verletzungen 
in seltenen Fällen auch bei absichtlicher Tödtung vorkommen können. 
Von Bedeutung ist die Richtung der Nageleindrücke, welche bei Selbst- 
hilfe quer mit der Konkavität nach dem Kopfe gerichtet verlaufen, 
während sie bei absichtlicher Erwürgung der Längsachse des kindlichen 
Körpers entsprechen. Schädelbrüche können in solchen Fällen bei 
mangelhafter Ossifikation der Schädelknochen ebenfalls hervorgerufen 


9x2 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


werden, bei gut verknöcherten Schädelknochen werden aber grössere 
Koochenverletzungen gegen Selbsthilfe sprechen. Bei Geburt in Becken- 
endlage sind für die Selbsthilfe charakteristisch die Verletzungen an 
Rumpf und Gliedern, an Hals und Gesicht und in der Mund- und 
Rachenhöhle; auch Verletzungen an der Wirbelsäule und Brüche der 
Condylen des Hinterhauptbeins können hierbei entstehen. 

Die Folge der Selbsthilfe bei Geburten kann der Tod des Kindes 
in oder häufiger nach der Geburt sein und zwar in Folge der Ver- 
letzungen direkt oder in Folge vorübergehenden Verschlusses der A them- 
wege durch Hineingreifen in Mund und Rachen, durch Blutverluste 
aus den Verletzungen in Mund und Rachen, Blutaspiration, Nerven- 
zerrungen oder akute Oedeme. 

Die genauere Berücksichtigung der gefundenen Verletzungen wird 
im konkreten Falle ergeben, ob dieselben durch Selbsthilfe entstanden 
sein können, wobei dann die Angaben der Mutter über den Geburts- 
hergang und die supponirte Selbsthilfe zu beurtheilen sind, in wie weit 
sie mit den gefundenen Verletzungen in Einklang gebracht werden 
können. In einen der mitgetheilten Fälle war die Beurtheilung dadurch 
erschwert, dass die Mutter nach geleisteter Selbsthilfe in der Angst, 
dass die dem Kinde beigebrachten Verletzungen zu einer Anklage 
führen könnten, das Kind auch noch erwürgt hat. Jedoch erlaubte 
auch dieser Fall eine erschöpfende Begutachtung, die sich mit den An- 
gaben der Mutter in Einklang bringen liess. 


Ueber violente Uterusrupturen während der Geburt 
sind folgende Arbeiten hier erwähnenswerth: 


Jacobi (34) berichtet über einen Fall von kompleter Üterus- 
ruptur, welcher bei engem Becken erst bei vorsichtigem Durchziehen der 
Schultern entstand, nachdem der perforirte Kopf mit dem Kranioklasten 
durch den nicht vollständig erweiterten Muttermund ohne Verletzung 
des letzteren durchgezogen war. Der Riss begann an der rechten Kante 
4 cm unterhalb des Ligamentum rotundum, verlief zuerst an der rech- 
ten Kante entlang und dann nach der Mitte der Vorderwand, wo er 
sich durch Cervix und Scheide und weit in die Blase hinein fortsetzte, 
welch letztere in der Mitte zwischen Scheitel und Trigonum 5 cm weit 
quer durchrissen war. Tod. Das Uterusgewebe fand sich kleinzellig 
infiltrirt und die Muskulatur im Zustande fettiger Degeneration; diese 
Veränderungen wie die bestehende Tympania uteri werden als dispo- 
nirende Momente für das Zustandekommen dieser Ruptur angesehen. 


Ausserdem berichtet Jacobi über zwei Fälle von Zerreissung des 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 983 


Septum rectovesicale und einen Fall von centralem Dammriss, alle bei 
spontaner Geburt. 

Borgnis (7) beschreibt einen Fall von kompleter Längsruptur 
der Cervix nach 3 maligen vergeblichen Zangenversuchen bei osteo- 
malacischem Becken. In einem zweiten Falle trat die Ruptur — 
Laquear-Riss — wahrscheinlich bei Reposition des neben dem Kopf vor- 
gefallenen Armes ein, in einem dritten nach vergeblicher Zangenaulegung 
an den vorliegenden Steiss und schliesslicher Herabholung eines Fusses. 
Die übrigen vier Fälle betreffen Spontanrupturen — hierunter ein nach 
Einleitung der künstlichen Frühgeburt entstandener Riss. 

Unter den 21 von Dannenberg (19) veröffentlichten Rupturfällen 
befinden sich 12, in denen die Ruptur wohl mit Wahrscheinlichkeit eine 
violente war, und zwar 10 nach Wendungen beziehungsweise Wendungs- 
versuchen und zwei nach gewaltsamer Entwickelung des nachfolgenden 
Kopfes. 

In dem Falle von Branham (8) entstaud die Uterus- und 
Vaginalruptur während einer Zangenoperation. 

In einem von Legal (41) beschriebenen Fall war die Entstehung 
der grossen Cervixscheidenruptur, die in der hinteren Wand sass und 
bis in den Douglas’schen Raum reichte, wahrscheinlich eine spontane, 
obwohl ein vergeblicher Wendungs- und Perforationsversuch_ stattge- 
funden hatte. 

Doktor (21) beobachtete nach Wendung bei engem Becken eine 
komplete, bis zum Kontraktionsring reichende Uterusruptur; tödtlicher 
Ausgang. In der Diskussion erwähnt Töth zwei Fälle von tödtlicher 
Uterusruptur nach Wendung bei Beckenenge; er hält in solchen Fällen 
die hohe Zange für ungefährlicher als die Wendung. 

Gessner (30) beobachtete einen Fall von inkompleter Uterus- 
ruptur, wahrscheinlich bei Extraktion des nachfolgenden perforirten 
Kopfes entstanden; am 5. Tage des Wochenbettes trat plötzliche Blutung 
und in der Folge Exitus ein. 

In dem Grün wald’schen Falle (31) ist die Ruptur doch wohl 
durch die Wendung bei vernachlässigter Querlage und nicht durch die 
spätere Ausräumung von Coagulis aus dem Uterus bewirkt worden 
Die Euphorie unmittelbar nach der Geburt spricht nicht gegen das 
Vorhandensein einer Ruptur. Die letztere war sichelförmig, sass am 
rechten hinteren Umfang der Portio und ihr vorderer Winkel setzte 
sich in einen tiefen Cervixriss fort. 

Jurinka (35) beschreibt einen Fall von violenter Uterusruptur 
bei Wendungsversuch aus Stirnlage. Die Scheide war von der Cervix 


954 Geburtshilfe. (ierichtsärztliche Geburtshilfe. 


durch einen Querriss abgetrennt, ausserdem verlief ein Längsriss vom 
Kontraktionsring an durch die Cervix zur Scheide und endlich zog von 
der Mitte des linken Lig. rotundum ein nach oben bogenförmiger Riss 
zum rechten Rande der Excavatio vesico-uterina. Die Verletzung ent- 
stand jedenfalls schon durch die Einführung der operirenden Hand. 
Der 2. Fall von Jurinka betrifft eine komplete Spontanruptur bei 
plattem Becken. 

Krajewski (37) berichtet über einen Fall von Uterusruptur nach 
Wendungsversuchen bei verschleppter Schieflage. Die Verletzung 
bestand in Abreissung der Portio mit tief ins Paremetrium reichenden 
Riss und ausserdem in einer Ruptur des Uterus selbst; endlich war die 
rechte Arteria uterina durchrissen. 

Leopold (42) berichtet über einen Fall von Abreissung der 
vorderen Collumwand von der hinteren Blasenwand in der Höhe des 
Uebergangs der Cervix zum untern Segment; ausserdem war die Cervix 
vorn und seitlich vom Corpus vollständig abgerissen und endlich fand 
sich eine in den Douglas’schen Raum führende Verletzung des 
hinteren oberen Scheidengewölbes mit zerfetzten Rändern. Die Uterus- 
ruptur war mit grosser Wahrscheinlichkeit durch die Wendung (platt- 
rhachittsches Becken, Conj. vera 7,5) entstanden, aber erst nach 8 Stunden 
von dem Arzte bei Gelegenheit des Versuches der manuellen Placentar- 
lösung erkannt worden. Die Verletzung des hinteren Scheidengewölbes 
epricht ausserdem dafür, dass bei nicht genügend von oben und aussen 
fixirtem Kopf ein Perforationsversuch gemacht worden ist. Die Infektion 
erfolgte wahrscheinlich bei Gelegenheit des Versuchs der Placentar- 
lösung, so dass die Laparotomie die Sepsis nicht mehr aufhalten konnte. 
Ueber die Anzeige und die Vorbedingungen zur Wendung fehlen die 
anamnestischen Angaben. 

Ludwig (45) bespricht 9 Fälle von Uterusruptur, von denen 
wahrscheinlich nur zweimal die Verletzung spontan entstanden ist; 
aber auch von diesen Fällen ist der eine nicht sicher zu deuten, weil 
die Hebamme vorher innere, nicht näher zu ermittelnde Manipulationen 
vorgenommen hatte. Weiter ist dieser Fall wieder ein Beweis, dass 
auch bei ins Becken eingetretenem Kopf eine Ruptur entstehen kann. 
Von den übrigen 8 Fällen treffen 3 auf Zangenversuche und 2 auf 
Wendung und Wendungsversuche In einem Fall erfolgte der Riss 
bei Extraktion des Rumpfes nach Decapitation, und in einem Falle 
bei Impression des Kopfes des todten Kindes ins Becken behufs Aus- 
führung der Perforation. In einem der durch den Forceps bemerkten 
Rupturfälle war auch die Blase angerissen. 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 985 


Marx (51) berichtet über zwei Fälle von Uterusruptur; im ersten 
trat die Ruptur spontan auf, im zweiten war sie durch Zangenoperation 
bei über dem Beckeneingang stehendem Kopf hervorgerufen. Alle zwei 
Frauen starben. 

In vier weiteren Fällen handelte es sich um schwere Scheiden- 
verletzungen, und zwar in zwei Fällen um perforirende Fornix-Risse, 
hervorgerufen in einem Falle durch Wendungsversuche, im zweiten durch 
mehrfache Eingriffe bei macerirtem Kind — Forceps mit Abreissung 
des Kopfes, scharfer Haken. Im dritten Falle entstand bei Zer- 
stückelung eines ebenfalls macerirten, in Steisslage sich präsentirenden 
Kindes ein tiefer Riss in der hinteren Scheidenwand und im vierten 
eine schwere Durchreissung der hinteren Vaginalwand und des Dammes 
bis ins Rektum bei einfacher Zangenentbindung. Die erstgenannten 
drei Frauen starben. 

In dem von Pée (6i) beschriebenen Falle war die Uterusruptur 
offenbar schon während der Wendung eingetreten, weil die Operation 
trotz Einkeilung der vorliegenden Schulter bei Schieflage leicht aus- 
zuführen war. Später trat der perforirte Schädel, nachdem der Kepha- 
lothrypter vergeblich angelegt worden und durch Zug am Halse der 
Kopf abgerissen war, durch den Riss in die Bauchhöhle aus. Laparo- 
tomie, Heilung. 

Pillips (62) berichtet über einen eigenthümlichen, schwer zu deu- 
tenden Fall von Uterusruptur bei Steisslage und Frühgeburt im sechsten 
Monate der Schwangerschaft. Der Riss erstreckte sich linkerseits vom 
Fundus bis zur Höhe des Os internum und zwar entstand er während 
des Durchtritts des Schädels. 

Schall (70) beobachtete Uterusruptur nach protrahirter, schliess- 
lich instrumenteller Entbindung. 

Die Möglichkeit einer Spontanruptur des Uterus bei tief im Becken 
stehendem Kopf wird durch einen von Schäffer (69) beobachteten 
Fall bewiesen. Heilung. Zwei Jahre später konnte bei Gelegenheit 
einer Placentarlösung die rinnenförmige Narbe in der Uteruswand ge- 
fühlt werden. 

In dem von Heydrich (33) veröffentlichten Falle handelte es 
sich um sicher spontane Ruptur des Uterus bei tief in Beckenenge 
stehendem Kopf. Der Riss führte in den Douglas’schen Raum und 
wird durch starke Anteflexion bei hochgradigem Hängebauch erklärt. 

Ein weiterer Fall von Uterusruptur bei tief im Becken stehenden 
Kopf (Gesichtslage mit regulärer Rotation) wurde von Colmer (15) 
beobachtet. 


din Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Bäcker (5) beschreibt einen Fall von spontaner Uterusruptur, 
der deshalb von Interesse ist, weil er bei geringgradiger Beckenverenge- 
rung und ohne jede fulminante Erscheinung eintrat. 


Fotscha (27) beobachtete einen Fall von spontaner Abreissung 
der Scheide vom Uterus zu zwei Dritttheilen des Scheidenrohrs. Tod. 


Andere Verletzungen während der Geburt werden von 
folgenden Autoren beschrieben: 


“ Loubier (44) untersuchte 192 frisch entbundene Frauen, bei 
welchen keine Kunsthilfe geleistet worden war, auf die Gegenwart von 
Vulvarverletzungen und fand unter den 120 Erstgebärenden keine ein- 
zige ohne sichtbare Verletzungen, und von den 72 Mehrgebärenden 
fand sich nur bei 30 (= 41,6°/o) keine sichtbare Verletzung, Die 
kleineren Verletzungen fanden sich konstant an der Innenfläche der 
kleinen Labien, an der vorderen Kommissur neben oder über der Harn- 
röhrenmündung und in der Schleimhaut der Fossa navicularis. Fre- 
nularverletzungen waren unter den Erstgebärenden in 66°‘o, unter den 
Mehrgebärenden in 31°/o vorhanden. Von 8 zu früh Entbundenen 
hatten nur 3 keine sichtbaren Verletzungen. Dammrisse wurden in 
25°/o berechnet, und zwar sind unter denselben 6mal mehr Erstgebä- 
rende als Mehrgebärende Unter 61 Wöchnerinnen waren bei 41 die 
Leistendrüsen geschwellt. 


Bullock (11) berichtet über einen Fall von Blasenscheidenfistel 
nach Kraniotomie, Entfernung der einzelnen Schädelknochen und Ent- 
wickelung eines Riesenkindes. Einige Monate nach der Geburt wurden 
einige frische Adhäsionen gelöst, wobei plötzlich die Bauchhöhle sich 
öffnete und Darmschlingen sichtbar wurden. Ein Uterusrest konnte 
nicht mehr aufgefunden werden, obwohl periodische Blutausscheidungen 
aus den Genitalorganen bestanden. Bullock glaubt, dass nicht die 
Operation, sondern der lange Stand und intensive Druck des eingekeilten 
Kopfes die Zerstörungen bewirkt hatte. 


Dol&@ris und Lenoble (22) beobachteten eine Durchbrechung 
des Septunı rectovaginale oberhalb des Sphincter ani und mit Ver- 
schonung desselben bei einer Erstgebärenden mit sehr engen aber wenig 
resistenten \Veichtheilen. Obwohl der Kopf mittelst Forceps entwickelt 
worden war, halten sie die Verletzung für spontan entstanden und durch 
den Kopf selbst bewirkt, welcher durch die Vulva längere Zeit zum 
Stillstand gebracht worden war. 


Everke (24) beobachtete eine ausgedehnte Zerreissung der Scheide 
mit Verletzung der Blase nach Zangenentbindung bei engem Becken 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 987 


und mit tödtlichem Ausgang. In ätiologischer Beziehung wird das enge 
Becken in erster Linie angeschuldigt. 

W. A. Freund (29) macht auf den gewundenen Verlauf von Fistel- 
gängen und auf die abnorme Lage von Harnfisteln aufmerksam, welche 
durch die veränderten Lageverhältnisse der Beckenorgane gegen einander 
bei und nach dem Zustandekommen der Fisteln bewirkt ist, und warnt 
davor, in forensen Fällen aus dem ungewöhnlichen Verlaufe und der 
abnormen Lage der Fisteln voreilige Schlüsse auf die Art der Ent- 
stehung zu ziehen (s. pag. 358). 

Künzig (39) berichtet über ein grosses Vulvar- Hämatom mit 
Platzen und Verblutung. Dasselbe entstand während der Zaungenextrak- 
tion des im tiefen Querstand befindlichen Kopfes. 

Ayers (4) veröffentlicht zwei von Wylie beobaclıtete Fälle von 
Ruptur der Schamfuge bei Zangenentbindung. 

Cholmogorow (14) beobachtete bei einer angeblich leichten 
Zangenoperation bei einer 38 jährigen Erstgebärenden, erster Hinterhaupts- 
lage und normalem Becken, und zwar beim Erheben der Zangengriffe 
eine unter Krachen erfolgende Zerreissung der Symphyse, zugleich 
Schleimbautzerreissung am Introitus, unterhalb der Clitoris und der 
Harnröhre bis zur Blase. Durch Anlegung eines Beckengürtels wurde 
eine Wiedervereinigung der 3!/g cm weit klaffenden Sympbysen-Enden 
bewirkt. 

Moraux (53) beobachtete einen Fall von Ruptur der Symphyse 
bei Extraktion mit dem Levret’schen Forceps. 

Fälle von Inversio uteri: 

Smith (73) berichtet über einen fast unglaublichen Fall, in welchen 
der prolabirte invertirte Uterus von der Hebamme für den Kopf eines 
zweiten Zwillings gehalten und nach ?/ıstündigem Zerren mit der Tube 
und dem Ovarium einer Seite (die Adnexe der anderen Seite wurden 
als kongenital fehlend angenommen) ausgerissen wurde. Dennoch genas 
die Wöchnerin! Die Inversion scheint in Knieellenbogenlage einge- 
treten zu sein. 

Ein äbnlicher Fall wird aus Australien (78) gemeldet. Hier hatte 
die Hebamme durch Zug am Nabelstrang den Uterus invertirt und 
dann denselben, weil sie ihn für die Placenta hielt, völlig ausgerissen, 
Die Frau starb. Die Hebamme wurde wegen Tödtung zu 5 Jahren 
Haft verurtheilt. 

Treub (77) stimmt bezüglich der Ursachen der Uterusinversion 
nach der Geburt mit G. Thomas überein, dass zwei Momente — 
Schlaffheit der Wandungen und Druck von oben oder Zug von unten — 


9S8 Geburtshilfe. Gerfchtsärztliche Geburtshilfe. 


zur Entstehung einer solchen nothwendig sind. In erster Linie hält er 
die Paralyse der Placentarstelle und ihrer Umgebung für massgebend ; 
dieselbe führt zu einer partiellen Inversion und der kontraktionsfähige 
Theil der Uteruswandungen treibt nun den in die Uterushöhle sich vor- 
wölbenden Theil wie einen fremden Körper durch die Cervix aus. 

In dem von Brown (9) mitgetheilten Falle wurde die Inversion 
durch starken Zug seitens des Arztes (!) an der Nabelschnur herbei- 
geführt. Die Wöchnerin genas nach Laparotomie und Reduktion des 
Uterus. 

In dem Falle Chavoix (13), der zum Tode führte, war die In- 
version durch Zug an der Nabelschnur und gleichzeitige Kompression 
des Uterus seitens der Hebamme veranlasst worden. 

In dem Falle von Czarkowski (18) entstand die Inversion 
spontan, in dem von Rapczewski (65) durch Zug am Nabelstrang, 
in dem von Sachs (67) dadurch, dass die Kreissende auf Anweisung 
der Hebamme während der 3. Geburtsperiode in eine Flasche blies. 

In dem Falle von Harrison (32) entstand die Inversion bei 
starker Anstrengung der Bauchpresse, nachdem allerdings längere Zeit 
bei atonischem Uterus Expressionsversuche gemacht worden waren; die 
Placenta sass fest an der Uteruswand. Harrison stellt als Bedingungen 
für das Zustandekommen der Inversion auf: Schlaffheit der Wandungen 
und geöffneter Muttermund. Die spontane Inversion beginnt mit par- 
tieller Einstülpung des erschlafften Organes; die Festigkeit der Ver- 
bindung zwischen Placenta und Uteruswand spielt hierbei eine wichtige 
Rolle. Bei der violenten Entstehung der Inversion ist der Zug an der 
Nabelschnur die häufigste Ursache, jedoch muss dabei das Organ er- 
schlafft sein und die Placenta fest an der Uteruswand sitzen. 

Kinkead (36) zählt als Ursachen der akuten Üterusinversion 
auf: Zug am Nabelstrang, Expressionsversuche, endlich manuelle Lösung 
der Placenta bei partieller Adhärenz derselben. 

In dem von Kreitmair (38) veröffentlichten Falle hatte die 
Hebamme nach der Geburt des Kindes sich offenbar nicht mit der 
Halbentbundenen, sondern ausschliesslich mit dem Kinde beschäftigt, 
und es trat plötzlich während dieser Vornahmen eine Blutung ein. Hier- 
auf soll die Hebamme den Leib gerieben haben und während dessen 
prolabirte unter heftigem Pressen der invertirte Uterus. Ein spontanes 
Entstehen ist hier nicht ausgeschlossen, weil die Nabelschnur zweimal 
um den kindlichen Hals geschlungen war. 

Lynch (46) berichtet über einen Fall von Uterusinversion, den 
er für spontan entstanden hält; er giebt aber zu, dass er die Placenta 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 959 


durch Expression und leichten Zug an der Nabelschnur zu 
Tage gefördert hatte. 

Von den von Marx (51) beschriebenen Fällen war jedenfalls 
einer auf Zug an der Nabelschnur zurückzuführen; in einem weiteren 
Falle entstand die Inversion plötzlich bei Anlegung einer festen Leib- 
binde nach Geburt der Placenta, also bei einer starken Erhöhung des 
intraabdominalen Druckes. In einem Falle entstand eine beginnende 
Inversion schon bei der künstlichen Entwickelung des Kindes in Folge 
Kürze der Nabelschnur (sechs Zoll). In der Diskussion (New-York 
Obstetr. Soc.) berichtet Murray über einen analogen Fall von Ent- 
stehung der Inversion schon bei der künstlichen Entwickelung und 
Kürze der Nabelschnur (ebenfalls sechs Zoll) und einen Fall, in welchen 
durch Druck auf den entleerten Uterus seitens der Hebamme eine par- 
tielle Inversion entstand. 

Marx beobachtete ferner einen Fall von Uterusinversion nach 
Frühgeburt im 6. Monate; die Kreissende hatte nach der Geburt des 
Kindes selbst am Nabelstrang gezogen und die Inversion bewirkt. 

Unter den sechs von Poney (64) berichteten Fällen entstand bei 
zweien die Inversion durch Zug am Nabelstrang; in den anderen 
vier Fällen ist die Ursache nicht angegeben. 

Der Fall von Schacht (68) ist ätiologisch völlig unklar; die 
Inversion war bei der mit Forceps entbundenen 25jährigen Primipara 
erst am 14. Tage des \Wochenbettes bemerkt worden. 

In den zwei von Sjöberg (72) veröffentlichten Fällen von Uterus- 
inversion ist jedenfalls am Nabelstrang gezogen worden, da in beiden 
Fällen angegeben ist, die Hebamme habe „keinen kräftigeren“ Zug an 
der Nabelschnur ausgeübt. ; 

In den von Taste (75) neu mitgetheilten Fällen war einmal sehr 
an der Nabelschnur gezogen worden und in einem Falle entfernte die 
Hebamme manuell die Placenta. 

In dem Falle von Marshall (49) war wahrscheinlich an der 
Nabelschnur gezogen worden, dagegen scheint die Inversion in den 
Fällen von Laurent (40), Mackay (47) und Solberg (74) spontan 
entstanden. 

Die Möglichkeit eines akuten Entstehens von Inversio uteri im 
Wochenbett wird durch folgende zwei Fälle bewiesen. 

Burton (12) beobachtete die Entstehung einer akuten Inversion 
am 5. Wochenbettstage, als die Wöchnerin das Bett verlassen hatte. 
Durch eine am 3. Tage vorgenommene Untersuchung erscheint die An- 
nahme einer schon vorher bestehenden partiellen Inversion ausgeschlossen. 


990 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Fischer (25) beobachtete eine Inversio uteri mit Vorfall, die 
erst am 4. Tage nach der Geburt unter starkem Pressen bei der De- 
fäkation entstand. 

Parquet (59) beschreibt einen plötzlichen Todesfall währen! 
einer intrauterinen Ausspülung in der 3. Geburtsperiode. Die Sektion 
ergab keinerlei Todesursache, namentlich keine Luft in den Vener. 
Parquet bezeichnet solche Todesfälle, wovon er noch zwei Beispiele 
aus der Litteratur mittheilt, als durch „Inhibition“ entstanden, und 
bezeichnet mit diesem Namen ein plötzliches Aufhören der Funktionen 
des Centralorgans ohne vorgängige anatomische und nutritive Störung 
auf einen an der Peripherie wirkenden Reiz. Die Sektion hatte ferne: 
eine allseitige Adhärenz der Placenta und der Eihäute an den Üterus- 
wandungen ergeben, so dass die Injektion wahrscheinlich in den intakten 
Eisack gemacht wurde. 

Endlich sind noch zwei Fälle von Geburten nach dem Tode 
anzuführen. 

Bleich(6) berichtet über einen neuen Fall vom Sarggeburt, der des- 
halb von Interesse ist, weil die Ausstossung des Uterusinhalts nicht 
bei der bald nach dem Tode erfolgten Obduktion, sondern erst bei der 
zweiten Obduktion, welche nach der 10 Tage nach dem Tode erfolgten 
Exhumation gemacht wurde, gefunden wurde. Der Uterus war voll- 
kommen invertirt und die Placenta abgelöst. Die Ausstossung war 
also ausschliesslich durch postmortale Kräfte — Todtenstarre des Uterus 
und Fäulniss — erfolgt, jedoch nimmt Bleich auch bier eine prä- 
mortale Wehenthätigkeit an, welche wahrscheinlich dadurch hervorge- 
rufen worden ist, dass die im 7. Schwangerschaftsmonate befindliche 
Frau kurz vor ihrem Tode von drei Männern kurz nach einander 
geschlechtlich gebraucht worden war. 

Richter (66) theilt einen Fall mit, der als Geburt post mortem 
nach Selbstertränkung aufzufassen ist. Ein Kind wurde mit zerfaserter 
Nabelschnur bei Hochwasser angeschwemmt, ein zweites fand sich in 
Verbindung mit der Zwillingsplacenta und endlich fand sich die Leiche 
der Mutter mit Inversion und Prolaps des Uterus. Richter ver- 
wirft für die Erklärung der Geburt post moriem die Annahme der 
Todtenstarre des Uterus und stellt die Wirkung der Fäulniss an erste 
Stelle, giebt jedoch zu, dass sich damit alle Fälle von Geburt post 
mortem nicht erklären lassen. 


3a. 


9a. 


10. 


11. 


12. 


13. 


14. 


15. 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 991 


Anhang: Genitalverletzungen ausserhalb der Geburt. 


. Abe], Ueber Abort-Behandlung. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXVIII, 


Nr. 13 ff. 
Affaire de Dr. Lassalette.e Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, 
pag. 204. (Verurtheilung eines Arztes wegen Kunstfehlers, weil eine am 
Uterus operirte Frau sich verblutet hatte und bei der Sektion im Uterus 
sich eine zurückgelassene Arterien-Klemme fand. die blutende Arterie aber 
nicht unterbunden war; die Art der Operation geht aus der kurzen Notiz 
nicht hervor.) 
Ahlfeld, F., Ueber Erweiterung der Tuben bis zur Durchlässigkeit um- 
fangreicher Sonden. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1385. 
Alexandroff, Aus gerichtlich-medizinischer Praxis. Tod an Peritonitis 
nach Verletzung der (Gebärmutter. Anzeiger f. öffentl. Hygiene, gericht!. 
u. prakt. Medizin. Juli. (V. Müller.) 
Beuttner, O., Ueber ein eigenthümliches Verhalten des Uterus beim Ein- 
führen von Instrumenten. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 42. 
Binder, Hämatom der äusseren Genitalien. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, 
pag. 1033. 
Courant, G., Zur instrumentellen Perforation des Uterus. Centralbl. f. 
Gyn. Bd. XXI, pag. 1411. 
Döderlein, Experimentelle Untersuchungen über Intra-uterin-Injektionen. 
Verhandl. d. deutschen (res. f. (synäk. VII. Kongress. Leipzig, pag. 430. 
Haberda. A., Ueber Arsenvergiftung von der Scheide aus und über die 
lokale Wirkung der arsenigen Säure. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, 
pag. 201. 
Huber, W., Ueber Abortbehandlung. Gräfe’'s Sammig. zwangloser Ab- 
handlungen. Bd. I, Heft 5. 
Jurasowsky, Gerichtlich- medizinischer Fall von Vorfall der Urethral- 
schleimhaut. Anzeiger f. öffentl. Hygiene, gericht]. u. prakt. Medizin. April. 
(V. Müller.) 
Leubuscher u. Meuser, Ueber die Resorptionsfähigkeit der Scheiden- 
schleimhaut. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. Nr. 11. 
Mittermaier, Fremdkörper im Uterus. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 
1416. 
Odebrecht, E., Bemerkungen zu dem Aufsatz: „Ueber ein eigenthüm- 
liches Verhalten des Uterus beim Einführen von Instrumenten“. von Privat- 
docent Dr. O. Beuttner in Genf. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 42. 
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1442. 
Piering, O., Ein Fall von Scheidenstenose nach Verätzung mit Oxal- 
säure. Arch. f. Gen Bd. LIV, pag. 72. 
v. Rosenthal, J., Ein Fall von Ausschälung eines submukösen Myoms. 
Zerreissung der Gebärmutterwand; Köliohysterektomie; Genesung. Cen- 
tralbl. f. Gyn. Bd. XXT, pag. 458. (Der Titel giebt den Inhalt an.) 
Tuszkai, E., Vulvaverletzung. Kgl. ungar. Aerzteverein zu Budapest. 
Sitzung v. 8. V. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 571. (Ver- 
letzung unterhalb der Clitoris durch Sturz.) 


992 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Die Erscheinung, dass eine eingeführte Sonde plötzlich weit in 
den Uterus eindringen kann, wird von Beuttner (4) auf plötzliche 
Relaxation, welche durch den Reiz des eingeführten Instrumentes aus- 
geübt wurde, zurückgeführt, von Ahlfeld (2) dagegen durch Ein- 
dringen in die Tube gedeutet. Courant (6) dagegen erklärt die 
Beuttner’schen Beobachtungen als wahrscheinliche Perforationen der 
Uteruswand, weil es pathologische Zustände in der Uteruswand giebt, 
bei welchen diese auch mit voluminösen Instrumenten leicht durchbohrt 
werden kann. Dass dies auch ausserhalb des Puerperiums möglich ist, 
beweist ein von Courant mitgetheilter Fall, in welchem der Uterus 
mit Sonde und Curette durchbohrt und die Durchbohrungsstelle bei der 
am nächsten Tage vorgenommenen Laparotomie als 1 em breiter Riss 
im Peritonealüberzuge mit fest an einander schliessenden Rändern ge- 
sehen wurde. Die Perforation ist am leichtesten bei mangelhafter In- 
volution oder Atrophie nach infektiösen Wochenbetten, bei Atrophie in 
Folge konstitutioneller Erkrankungen und bei Tumorbildung; endlich 
ist Courant geneigt, besondere Stellen in der Uteruswand anzunehmen, 
die einem leichten Innendruck nachgeben. Courant spricht zum 
Schluss die Mahnung aus, immer eine Perforation anzunehmen, wenn 
der Tastbefund mit einer grösseren Tiefe des Eindringens eines Instru- 
mentes sich nicht in Einklang bringen lässt und dabei ganz besonders 
Uterusspülungen auch mit weniger differenten Mitteln zu unterlassen. 

In gleicher Weise wie Courant erklärt Odebrecht (12) die 
Beuttner’schen Beobachtungen durch eine geschehene Perforation des 
Fundus und führt einen Fall von Ventrifixatio an, in welchem er 
nach Eröffnung des Peritoneums die Sonde aus dem gegen die Bauch- 
wunde angedrängten Uterus herausragen sah (es war die Orthmann- 
sche Hakensonde benützt worden). In demselben Falle war die Uterus- 
wand so morsch, dass auch die durch sie angelegten Nähte sofort 
durchschnitten. Ganz besonders hält Odebrecht ein im Uterus ge- 
spreiztes Instrument, wie Beuttner es benützte (Schultze’scher Dila- 
tator) für geeignet, den Fundus zu durchbohren, wie ja auch die Ge- 
fährlichkeit der Einführung von Kornzangen, z. B. zur Entfernung 
von Eiresten, feststeht. Bezüglich der Perforation des Uterus, die nach 
seiner Anschauung auch dem geschicktesten Arzte passiren kann, und 
ihrer gerichtsärztlichen Beurtheilung weist Odebrecht auf die Wich- 
tirkeit der von Fritsch aufgeworfenen Frage hin, ob der betreffende 
Eingriff‘ gerechtfertigt war oder nicht, und gerade in Bezug auf die 
Beuttner’schen Fälle verwirft er das viermalige Durchführen der 
Sonde (zur Demonstration) als ungerechtfertigt. Ist ein Uterus sicher 


Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 993 


oder wahrscheinlich perforirt, so soll bei Abwesenheit von Komplika- 
tionen, das weitere Handeln negativ sein und der Uterus als ein Noli 
me tangere betrachtet werden. 

Abel (1) verwirft bei der Abortusbehandlung die Curette als ge- 
fährliches Instrument, das die Perforation leicht hervorbringen kann, 
ebenso Huber (9). 

Döderlein (7) stellte im Anschluss an den im Vorjahre von 
Hofmeier begutachteten Fall (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 921) Ver- 
suche an, ob bei vorschriftsmässig ausgeführten intrauterinen Infektionen 
Flüssigkeit durch die Tuben in die Bauchhöhle dringen kann. Die 
Versuche wurden bei Kranken gemacht, die zur Totalexstirpation be- 
stimmt waren. Unter 6 Fällen drang trotz vorheriger Dilatation des 
Cervicalkanals, langsamem Vorschieben des Spritzenstempels, sofortigem 
Zurücksaugens überschüssiger Flüssigkeit 5 mal die Flüssigkeit — 4 mal 
Methylviolett und 1 mal Chlorzink — in die Tuben und sogar in die 
Baucbhöhle ein. In einem Fall drang die Flüssigkeit nicht ein, aber 
hier waren die Ostia uterina tubae verquollen. In einem weiteren 
Falle, in welchem zu Abtreibungszwecken — die Frau war übrigens 
nicht schwanger — Lysollösung in den Uterus eingepumpt worden 
war, drang wahrscheinlich auch Flüssigkeit in die Bauchhöhle ein. 

In einem Falle von Mittermaier (11) machte das Zurücklassen 
einer Seidenligatur nach Myomumschnürung, in einem zweiten das Zurück- 
bleiben der Trümmer eines Glaskatheters in Folge infektiöser Erschei- 
nungen spätere Eingriffe nothwendig. 

Leubuscher und Meuser (10) fanden bei Versuchen die Re- 
sorptionsfähigkeit der Scheidenschleimhaut bei normalem Epithel sehr 
gering, dagegen wurden eingeführte Medikamente bei Alteration des 
Epitbels schnell resorbirt, weshalb in solchen Fällen stärker wirkende 
Arzneimittel nur mit grosser Vorsicht intravaginal anzuwenden sind. 

Haberda (8) veröffentlicht einen tödtlichen Fall von Arsenik- 
vergiftung von der Scheide aus. Die Veränderungen im oberen Theil 
der Scheide, wo das Gift in selbstmörderischer Absicht — Schwanger- 
schaft war übrigens nicht vorhanden — deponirt worden war, fanden 
sich die Scheidenwand in ganzer Dicke, das Septum recto-vaginale und 
die Mastdarmwand geschwollen, infiltrirt und von Hämorrhagien durch- 
setzt, sowie auch das Peritoneum des Douglas’schen Raums an der 
Entzündung betheiligt; die Scheidenschleimhaut war von einer dicken, 
blätterigen, fibrinösen Exsudatschicht bedeckt. Im unteren Theil der 
Scheide fanden sich ebenfalls intensive Entzündungserscheinungen in 
Folge Abfliessen des Sekretes, das eine gewisse Menge des Giftes 

Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 63 


994 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


gelöst enthielt. Aus dieser Beobachtung, sowie aus Thierexperimenten 
leugnet Haberda die bisher verbreitete Ansicht, dass die arsenige 
Säure den Aetzgiften beizuzählen ist, sondern schreibt ihr eine inten- 
sive Entzündungserregung zu, die zu Hyperämie, Blutungen und ent- 
zündlicher Exsudation ins Gewebe führt; die Exsudation führt dauv 
sekundär zu Nekrose der in ihrer Ernährung beeinträchtigten Gewehs- 
schichten. Die Beobachtung dieses Falles ist ferner von besonderer 
Wichtigkeit für die Frage der Resorptionsfähigkeit der Scheidenschleim- 
haut, um so mehr als neuerdings Arsenik wieder als lokales Aetzmittel 
bei Portiocareinomen vorgeschlagen worden ist. 

Piering (13) berichtet über einen Fall von durch Verätzung er- 
zeugter trichterförmiger Narbenstenose der Scheide etwa 4 cm oberhalb 
des Introitus. Die Verätzung war durch Eingiessung einer Lösung 
von oxalsauren Kali (Selbstmordversuch) herbeigeführt worden. 

Ein Hämatom der äusseren Genitalien ohne Trauma, sondern ledig- 
lich nach Heben eines schweren Gegenstandes wird von Binder (ol 
beschrieben. Die Blutung entstand zwischen Sitzhöcker und Anus, 
also wohl von einem Hämorrhoidalgefäss aus, und verbreitete sich 
sekundär in das rechte Labium majus, das bis zu Faustgrösse an- 
schwoll. Als Disposition für die Gefässverletzung wird Alkohol-Miss- 
brauch angenommen. 


f) Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen 
Medizin. 


l. Ahlfeld, F., Die Lehre von der puerperalen Selbstinfektion und vom 
Selbsttouchiren in forensischer Beziehung. Zeitschr. f. Medizinalbeamte. 
Bd. X, pag. 733. 

2. Anwendung des Lysols in der Hebammenpraxis. Erlass des preussi- 
schen Ministeriums. Zeitschr. f. Med.-Beamte. Bd. X, Beilage pag. 74. (Zu- 
lassung von Lysol für die Hebammenpraxis.) 

3. Bernstein, A., Puerperale Selbstinfektion. Aerztl. Sachverständigenzei- 
tung, Nr. 13/14. 

4. Constant, Infection d’une nourrice par un nourisson syphilitique heredi- 
taire. Soc. de Med. et Chir. Sitzung v. 8. II. Gaz. hebdom. de Med. et 
Chir., pag. 187. 

5. Fournier, Cas de syphilis communiquée par un nourrisson à sa nourrice. 
Ann. d'hygiène publique et de médecine légale. lI. Serie, Tom. XXXVII, 
pag. 366. (Fall von Uebertragung der Syphilis von dem hereditär syphi- 
litischen Säugling auf die Amme, von dieser auf ihr Kind und ihren Mann; 
Selbstmord der Amme.) 


Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 99,5 


6. Goltmann, Sudden deaths in the puerperium. Memphis Med. Monthly, 
pag. 145. 

7. Hamonic, La syphilis par l'allaitement. Journ. de Clin. et thérap. infant. 
pag. 175. 

8. Pistre, J., Infection d'une nourrice par un nourrisson syphilitique; respon- 
sabilité des parents; responsabilité du médecin. Presse méd., pag. 124. 
(Betont die Verantwortlichkeit des Arztes und der Eltern bei Infektion 
einer Amme durch ein kongenital-syphilitisches Kind.) 

9. Poix, G.. Intoxication aiguë par le sublimé. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, 
pag. 834. 

10. Responsabilité civile des médecins. Gaz. méd. de Paris. Tom. LXVIII, 
pag. 203 u. 226. 

ll. Schatteles, Fall von extragenitaler Sklerose. Verhandl. des Vereins 
ungar. Dermatologen und Urologen in Budapest. Sitzung v. 30. IX. 1896. 
Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 120. 

12. Une nourrice contaminede par son nourisson atteint de syphilis héréditaire 
est-elle toujours en droit de réclamer des dommages-interöts? Semaine 
med. u. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 131. 

13. Verhütung der Uebertragung des Kindbettfiebers. Polizeiverordnung des 
kgl. Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Zeitschr. f. Med.-Beamte, Bd. X, 
pag. 75. (Anzeigepflicht bei Fällen von Wochenbettsfieber.) 

14. Vogt, H., Embolie der Arterie pulmonalis. Norsk Mag. for Laegevidensk. 
pag. 1130. 

15. Zurücknahme des Prüfungszeugnisses einer Hebamme wegen wieder- 
holter gröblicher Verletzung ihrer Berufspflichten. Zeitschr. f. Med.-Beamte 
Bd. X, Beilage pag. 161. 

16. Zweifel, P., Ueber plötzliche Todesfälle von Schwangeren und Wöch- 
nerinnen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1 u. 19. 


Brouardel (g 24) bespricht die Diagnose des Status puerperalis 
und legt dabei auf die Grösse des Uterus und das Lochialsekret das 
Hauptgewicht; von geringerem Werth sind die Befunde an den Brüsten, 
namentlich aber die Schwangerschaftstreifen. 

Die Frage, ob eine Frauensperson schwanger sein kann, ohne es 
zu wissen, wird von Brouardel für Primiparae, unregelmässig men- 
truirte, idiotische und sonst krankhafte Zustände bietende Personen 
bejaht. Dagegen bezeichnet er eine Geburt, ohne dass sie von der 
Frau bemerkt würde, oder im natürlichen Schlafe als höchst unwahr- 
und die hierfür angeführten Fälle, die er genauer analysirt, als nicht 
sicher beweisend. 

Bezüglich der Frage der Bewusstlosigkeit nach der Geburt hält 
Brouardel eine solche bei grossem Blutverlust für möglich und bei 
verheimlichter Geburt für häufiger, aber durchaus nicht für so häufig, 
wie Freyer (s. Jahresbericht Bd. I, pag. 250). Endlich leugnet 

63* 


996 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Brouardel mit Recht eine besondere Form von Wahnsinn nach der 
Geburt, durch welche ein Kindsmord entschuldigt werden könnte. 

Die Gazette médicale (10) veröffentlicht einen merkwürdigen Fall 
von Civilklage einer Frau, welche wegen Kindsmord in Untersuchung 
genommen worden war, gegen den Gerichtsarzt, welcher aus der Ver- 
erösserung des Uterus, frischen Schvwangerschaftstreifen und Sekret in 
den Brüsten die Diagnose gestellt hatte, dass sie frisch entbunden sei. 
Statt dessen war sie Gravida und gebar im Gefängnisse, so dass sie 
ausser Verfolgung gesetzt wurde. Der Gerichtsarzt wurde wegen Ab- 
gabe des unrichtigen Gutachtens zum Schadenersatz verurtheilt. 

Ahlfeld (1) tritt bezüglich der forensen Bedeutung der Lehre 
von der Selbstinfektion den Behauptungen von Bernstein (3) 
entgegen, welcher die Selbstinfektion verwirft und bedauert, dass diese 
Lehre es den Hebammen erleichtere, ihre Schuld zu verbergen und der 
Strafe, die sie wegen Unterlassung der Reinlichkeitsvorschriften ver. 
dient hätten, zu entgehen. Ahlfeld begründet neuerdings die Lehre 
von der Selbstinfektion, indem das von Menge und Krönig 
behauptete Nichtvorkommen von pathogenen Keimen in der Scheide 
noch keineswegs sicher feststehe und dass die Bakteriologie noch nicht 
gegen die Selbstinfektion entschieden habe. Er stellt hierauf bezüglich 
der Entstehung der Selbstinfektion acht Typen auf: a) Spontan- 
verletzungen des Uterus und Scheidengewölbes, b) tiefe Cervixrisse, 
c) überlange Dauer der Austreibungsperiode bei engem Becken und 
ungünstigen Lagen oder Einstellungen der Frucht, d) Zurückbleiben 
von Placentarresten, besonders wenn ein Theil derselben in Cervix oder 
Scheide herunterragt, e) Placentarpolypen, f) Retention grösserer Ei- 
haut- oder Deciduareste, g) Einwanderung von Scheidenkeimen in die 
Uterushöhle während des \Wochenbettes bei ungenügender Involution 
und Erweiterung des unteren Uterinsegmentes, endlich h) Recidive von 
Peritonitis oder Parametritis aus früher entstandenen ÄAbscessen, grössten- 
theils auf gonorrhoischer Basis. Bei allen Typen mit Ausnahme von a, e 
und h findet in der Regel nur ein langsames Ansteigen der Temperatur 
statt und niemals tritt ein initialer Schüttelfrost ein; im weiteren 
Verlauf, wenn die Zersetzungen im Uterus einen höheren Grad erreicht 
haben, kann dies allerdings auch hier eintreten. Das langsame An- 
steigen der Symptome giebt also auch in forensen Fällen Anhaltspunkte 
für die Annahme einer Selbstinfektion. Es erscheint wichtig, die Haupt- 
schlusssätze Ahlfeld’s hier mit seinen eigenen Worten anzuführen: 

„War die Gebärende bei Eintritt der Geburt thatsächlich gesund, 
ist die Geburt leicht, und zumal nach dem Blasensprunge, schnell ver- 


Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 997 


laufen, ist die Nachgeburt sammt ihren Eihäuten in toto ausgestossen, 
hat die Sektion kein Zurückbleiben eines Placentarrestes oder einer 
Pl. succenturiata ergeben, auch keinen bis in das Scheidengewölbe gehenden 
Cervikalriss, dann ist der Tod in Folge von Selbstinfektion fast mit 
absoluter Sicherheit auszuschliessen. Wird hingegen festgestellt, dass 
die Geburt nach dem Fruchtwasserabflusse noch sehr lange gedauert 
hat trotz kräftiger Geburtsanstrengungen, dass noch dazu ein enges 
Becken vorlag, dass Theile des abgestorbenen Kindes, z. B. ein Arm, 
lange Zeit vor den äusseren Genitalien oder tief in der Scheide lagen 
finden sich bei der Autopsie umfangreiche Druckstellen an den mütter- 
lichen Geweben, wurden Placentarreste im Uterus gefunden, die in Zer- 
fall begriffen waren, ergab die Autopsie Zeichen einer fortschreitenden 
Gonorrhoe oder alter recidivirter Abscedirungen, dann ist nicht auszu- 
schliessen, dass der Tod auch in Folge einer Selbstinfektion herbei- 
geführt sein kann.“ „Nur die Fälle können zu einer Verurtheilung 
führen, in denen Arzt und Hebamme das Infektionsgift nachweislich 
an ihrer Hand aufgenommen und es dann, ohne sich genügend zu reinigen, 
bei der Untersuchung einer Gebärenden oder frisch Entbundenen einge- 
führt haben.“ Es ist also nach Ahlfeld nicht die Lehre der Selbst- 
infektion an sich, welche die Verurtheilung erschwert, sondern der vom 
Richter verlangte strenge Nachweis des Kausalnexus zwischen unge- 
nügender Händedesinfektion und Erkrankung und Tod. 

Vielmehr als durch die Selbstinfektion wird, wie Ahlfeld weiter 
ausführt, einer Hebamme die Beschönigung ihrer Nachlässigkeit erleich- 
tert durch die neuerdings von Bernstein aufgestellte Behauptung, 
dass die Frauen — natürlich mit ungewaschenen Händen — sich sehr 
häufig selbst innerlich untersuchen. Wenn es auch häufig vor- 
kommt, dass Frauen sich die äusseren Geschlechtstheile direkt berühren, 
so kommt doch nach Ahlfeld’s Erfahrungen ein eigentliches Selbst- 
touchiren sehr selten und höchstens bei Hebammen vor, und dass die 
Beschmutzung der äusseren Theile so schädliche Folgen habe, kann 
Ahlfeld nicht anerkennen, weil ja die Beschmutzung namentlich bei 
der Defäkation etwas sehr Häufiges ist und dann viel mehr Frauen er- 
kranken würden. Ahlfeld schliesst seine Betrachtungen mit dem 
Satze, dass die Lehre von der Selbstinfektion und von dem Selbst- 
touchiren wohl die Beurtheilung über Schuld oder Unschuld eines 
Arztes oder einer Hebamme erschwere, dass aber eine Entscheidung 
im Urtheil durch sie nicht herbeigeführt werden könne, da eine Ver- 
urtheilung wegen fahrlässiger Tödtung nur eintreten kann, wenn der 
Kausalzusammenhang zwischen ungenügender Desinfektion und Erkran- 


998 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


kung und Tod hinreichend wahrscheinlich gemacht oder festgestellt ist 
und andere Todesursachen ausgeschlossen sind. 

Im Anschluss an die Ahlfeld’schen Ausführungen sei hier ein 
Fall erwähnt, in welchem eine Hebamme wegen fahrlässiger Tödtung 
(Puerperalfieber) angeklagt war, (15) aber freigesprochen wurde, weil 
zwei Sachverständige pur die Möglichkeit des ursächlichen Zusam- 
menhanges des Todes mit der nachgewiesenen Unterlassung der Rei- 
nigungsvorschriften zugaben, zwei weitere Aerzte einen Zusammenhang 
als wahrscheinlich und ein fünfter einen solchen als „fast“ mit Be- 
stinmtheit gegeben erachteten. Das Gericht nahm deshalb an, dass 
nach keinem der abgegebenen Gutachten die Möglichkeit einer anderen 
Ursache für die Erkrankung der Wöchnerin als völlig ausgeschlossen 
anzunehmen war. Der Hebamme war nachgewiesen worden, dass sie 
in drei Fällen bei Gebärenden innere Untersuchungen und in einem 
Falle sofort nach der Geburt die Entfernung der Nachgeburt durch 
Eingehen mit der Hand in die inneren Theile vorgenommen habe, ohne 
sich die Hände in der vorgeschriebenen Weise gereinigt zu haben; 
ausserdem hatte sie in einem Falle zur Durchtrennung der Nabelschnur 
eine in dem betreffenden Haushalte verwendete, nicht. desinfizirte Schere 
gebraucht und in einem weiteren Falle sich nicht die Gewissheit ver- 
schafft, ob die Nachgeburt rechtzeitig und vollständig abgegangen war. 
Aus diesen Gründen wurde auf Zurücknahme des Prüfungszeugnisses 
erkannt. 

Plötzliche Todesfälle im Wochenbett: 

Zweifel (16) beschreibt einen plötzlichen Todesfall im Wochen- 
bett am 11. Tage desselben, bei dem aber nicht Embolie der Lungen- 
arterien, wie vermuthet wurde, sondern subakute Nephritis — ausser- 
dem ein Herd von beginnender Lungengangrän in Folge Aspiration 
von Speiseresten — bei der Sektion gefunden wurde. Wegen des 
Nierenbefundes wurde Uraemia acutissima als Todesursache angenommen. 
Da die Wöchnerin aber krank (infizirt) war und zweimal narkotisirt 
gewesen war, so glaubt in der Diskussion Sänger einen Herztod an- 
nehmen zu sollen, während Doederlein auf die Infektion das grösste 
Gewicht legt. 

Ausser dem mitgetheilten Falle hat Zweifel 6 Fälle von plötz- 
lichem Tod im \Vochenbett beobachtet, darunter 3 Fälle von Embolie 
der Lungenarterie, 2 Fälle von Mitralinsufficienz und 1 Fall von Hirn- 
tumor. Ein weiterer Todesfall an Eıinbolie der Lungenarterie wurde 
ausserhalb des Wochenbetts nach Exstirpation der Bartholin’scheu 
Drüse beobachtet, ferner ein Todesfall an Stenose der beiden Coronar- 


Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 999 


arterien nach Ventrifixatio uteri und ein Fall von Hirntumor pach 
Ovariotomie. Als Schutz gegen Embolien der Lungenarterie werden 
Blutstillung und strengste Asepsis dringend empfohlen, jedoch werden 
auch diese Massregeln nicht alle Fälle von Lungenembolie verhüten 
lassen. 

Goltmann (6) berichtet über zwei Todesfälle im Wochenbett 
an Embolie der Art. pulmonalis, ausgehend in einem Falle von vari- 
kösen Venen, im anderen von Herzthromben. 

Parquet (e. 59) theilt einen plötzlichen Todesfall am neunten 
Tage des Wochenbetts in Folge von Embolie der Lungenarterie mit. 
Die Wöchnerin stürzte unmittelbar nach dem Aufstehen todt nieder. 
Die Puls- und Temperaturkurve im Wochenbett zeigt die charakteristi- 
schen von Leopold beschriebenen Veränderungen. 

Vogt (14) berichtet über drei tödtliche Fälle von Embolie der 
Lungenarterie im Wochenbett. Ein Fall, in dem die Embolie am 
10. Tage beim Verlassen des Bettes auftrat, endigte mit Genesung. 

Poix (9) veröffentlicht einen Fall von Sublimatvergiftung bei 
einer Wöchnerin, welche irrthümlicher Weise von der zu Vaginalinjek- 
tionen bestimmten Sublimatlösung getrunken hatte. Sie trank alsbald 
Milch und erbrach darauf heftig, so dass der Exitus letalis verhütet 
wurde. 

Die Semaine médicale (12) erwähnt eine Entscheidung des 
Pariser Appellhofes in der Klagesache einer Amme, die von dem here- 
ditär syphilitischen Säugling mit Lues infizirt worden war. Da die 
Symptome von hereditärer Lues erst nach einiger Zeit auftraten und 
die beiden Eltern keinerlei Symptome von Syphilis zeigten, auch nie- 
mals an Syphilis gelitten zu haben angaben, wurde der Amme keine 
Entschädigungsberechtigung zuerkannt. Es wird mit Recht die Frage 
aufgeworfen, ob nicht schon das blosse Vorhandensein der hereditären 
Syphilis bei dem Säugling die Verautwortlichkeit der Eltern involvire. 

Schatteles (11) berichtet über einen Fall von syphilitischer Iu- 
fektion einer Amme in der Mammilla durch einen kongenital syphiliti- 
schen Säugling. Einschlägig zu dieser Frage sind ferner die Fälle 
von Constant (4), Hamonic (7), Fournier (5) und Pistre (8). 


1000 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


QO si 


10. 


11. 


12. 


13. 
14. 


16. 


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(II (e Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


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ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1401. | 
Kratter, J., Zur Kenntniss und forensischen Würdigung der Geburtsver- 
letzungen. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Medizin. 3. Folge, Bd. XIII, pag. 
354. 


1004 


SCH 


I 
or 


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99. 


100. 


101. 


102. 


Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Lambert, S. W., Umbilical sepsis in the newborn, occurring at the 
nursery and child's hospital. New York, during 1896. Med News. Vol. LXX. 
pag. 557. 


5. Lambinon, La déclaration des foetus agés de moins de 6 mois est-elle 


obligatoire? Journ. d'accouchement, pag. 104. 

Laubmeister, J, Ueber Harnsäure-Infarkte beim Neugeborenen. Inaug.- 
Diss. Würzburg 1896. 

Lesser, A., Kindesmord? Zeitschr. f. Med.-Beamte, Bd. X, pag. 233. 


. Lincoln, J. R., Gastric ulcer in the newborn. Boston Med. and Surg. 


Journ. Vol. CXXXVII, pag. 178. (Ein Fall von Melaena, der auf „Ver- 
sehen“ zurückgeführt wird! Die Mutter war im fünften Monat der Schwanger- 
schaft Zeugin eines Hämatemesis-Anfalles bei ihrer Schwester gewesen!) 
I:ugeol, Déclaration du foetus. Soc. de Med. et de Chir. de Bordeaux, 
Sitzung v. 12. II. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 102 
u. 225. 

Lutaud, De la déclaration des foetus et des embryons. Ann. d'hygiène 
publique et de medecine legale. III. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 145. (Be- 
tont für Frankreich die Anzeigepflicht, wenn die Frucht nach dem vierten 
Monat der Schwangerschaft ausgestossen worden ist.) 


. Mc Donnell, D, Birth palsy. Ulster Med. Soc. Sitzung vom A II. Brit, 


Med. Journ. Vol. I, pag. 469. 


. Mc Gee, W. C.. Resuscitation of the newborn. Med. Record, New York. 


Vol. LI, pag. 677. 

Mackenzie, J., Notes on a case of asphyxia neonatorum in which the 
heart continued to beat for more than four hours without the respiratory 
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Martin u. Hallipre, Paralysies obstetricales. Bull. méd., 6. Juni. 


. Matignon, Note sur l’infanticide en Chine. Archives d’Anthropologie 


criminelle. Tom. XI, pag. 133. (Ethnologische Studie.) 

Merrick, S. N., The wright of newborn infants. New York Med. Journ. 
Vol. LXVI, pag. 809. 

Meyer, H., Nochmals zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener. 
Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1896, Nr. 23. 

— Zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener. Ebenda, Nr. 26. 
— Einige Fälle von intrauteriner Verletzung der Nabelschnur. Arch. f. 
Gyn. Bd. LIII, pag. 1. 

Monjaras, J. E., Need of uniformity in the meaning of the term „‚still- 
born‘. Amer. Publ. Health Ass. at Buffalo, Sitzung vom 15. IX. 1896. 
Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 124. (Will den Begriff „Todt- 
geboren“ auf alle Kinder ausdehnen, welche nach mehr als sechs Monaten 
intrauterinen Lebens todt geboren wurden.) 

Montalcini, Di una interessante lesione retinica in ochi di neonati e 
della sua eziologia studiata specialmente sotto il punto di vista ostetrico. 
Riv. di ost. e gin. e ped., pag. 9. 

Müller, Arth., Demonstration von Verletzungen des Schädels bei der 
Extraktion und Expression des nachfolgenden Kopfes. Gynäk. Ges. zu 
München, Sitzung vom 27. II. 1896. Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. V. 
Supplementheft, pag. 226. 


Das neugeborene Kind. 1005 


102a. Muggia. A., Ectopia cordis congenita. Il Morgagni, Parte I, pag. 202. 


107. 


109. 


110. 


11. 


112. 


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116. 
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1898. (Muggia berichtet über einen Fötus, welcher frühzeitig mit dem 
Herzen ausserhalb der Thoraxhöhle mit Durchgängigkeit des Ductus arterio- 
sus Botalli und mit noch offenem Septum intraventriculare geboren wurde. 
Die hauptsächlichen vaskulären Anomalien betrafen den gemeinsamen 
Entstehungspunkt der zwei Carotiden und der rechten Subclavia. Der 
Fötus wies noch Leporinlippe und Syndactilie auf. Das Herz trat aus 
der Thoraxhöhle durch ein Loch im oberen Theil des Sternums, welches 
fibrös-knorpelig war. Verf. erklärt in diesem Falle die Ectopia cordis 
entweder aus einer Entwickelungshemmung der Thoraxwandungen oder 
aus Verwachsungen des Fötus mit seinen Hüllen.) (Herlitzka.) 


. De Noble. Ausdehnung der Lungen bei todtgeborenen Kindern. Journ. 


de Méd. de Paris, 20. Juni. 


. Nordmann. A., Zur Kasuistik der Druckmarken. Centralbl. f. Gyn. Bd. 


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. Oehlschläger, Noch einmal zur Wiederbelebung Neugeborener. Cen- 


tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 545. 

— Dr. Knapp’s geschichtliche Bemerkungen in Nr. 22 des Central- 
blattes für Gynäkologie über mein Verfahren zur Wiederbelebung Neu- 
geborener. Ebenda, pag. 1080. 

Olano. Ein Riesenkind. El Monitor medico, ref. Med. News, Vol. LXX, 
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8$. Orlowski. G., L’etiologie des hémorrhagies chez le nouveau-né. Thèse 


de Paris, Nr. 265. 

Oui. Les hemorrhagies gastro-intestinales des nouveau-nés. L'Echo méd. 
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S. Jahresbericht Bd. X, pag. 907. 

Peaudecerf, Des soins a apporter au cordon ombilical chez le nouveau- 
né. Gaz. hebdom. de méd. et de chir., pag. 738. 

Pincus, L.. Die sogenannte Myositis progressiva ossificans multiplex, 
eine Folge von Geburtsläsion. Deutsche Zeitschr. f. Chirurg. Bd. XLIV, 
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Sarkewitsch. N.. Verblutungstod eines zweiwöchentlichen Kindes nach 
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Schäffer, O., Ueber Blutergüsse in den Wirbelkanal bei Neugeborenen 
und deren Ursachen. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 278. 


16 
119. 


120. 


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122. 


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Geburtshilfe. Gerichtsär:tliche Geburtshilfe. 


Schallehn, G.. Die Zuverlässigkeit der Cred&’schen Einträufelung. Arch. 
f. Gyn. Ba. LIV, pag. 86. 

Schmidt, Ad., Fall von angeborener Abducens-, Facialis-, Hypoglossus- 
Lähmung und Mangel der linksseitigen Mm. pectorales. Niederrhein. 
Ges. f. Natur- u. Heilkunde in Bonn, Sitzung v. 14. XII. 1896. Deutsche 
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 63. Vereinsbeilage. (Keine Angaben 
über etwaige Geburtsstörungen.) 

— F. C. Tb., Beiträge zur Kenntniss des Mekonium. Vierteljahrsschr. 
f. gerichtl. Med. 3. Folge, Bd. XII, pag. 320. 

Schrader, Impression des Thorax. Geburtsh. Ges. zu Hamburg, Sitzung 
vom 26. IlI. 1895. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 222. 

Schrank, $., Kunstfehler bei ritueller Cirkumcision in Folge Luxatio 
penis. Gyógyászat, Nr. 16. 

Scudder, Cb. L., Congenital dislocation of the shoulder-joint. Amer. 
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Skutsch, F., Melaena neonatorum. Korrespondenzbl. des allgem. ärztl. 
Vereins von Thüringen 1896, Nr. 12. 

Smith, Th. C., Intrauterine fracture of the humerus. Amer. Journ. of 
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. Stieber, Accouchement prématuré. Soc. obst. de France; Ann. de Gyn. 


Tom. XLVII, pag. 490. 

Strassmann, F., Seltsamer Kindsmord. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. 
Med. 3. Folge, Bd. XIV, pag. 260. 

Sutherland, Obstruction laryngée congénitale ou respiration stridoreuse 
des nouveau-nés. Journ. de clin. et de thérap. infant, pag. 761. 
Tarnier, Geburtslähmung. Journ. de sages-femmes, 16. März. (Fall 
von Lähmung beider Arme, die bei Kxtraktion am Beckenende aufge- 
schlagen waren.) 

Taylor, G. C., Tetanus neonatorum. Lancet 1896, Vol. II, 19. Dezbr. 
(Tödtlicher Fall aus unbekannter Ursache, entstanden zwei Tage nach 
Abfall des Schnurrestes.) 

— H. L., Laxity of the ligaments with congenital hip luxation. Amer. 
Orthopaed. Ass. Sitzung vom 6. V. Med. Record, New York. Vol. LI, 
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New York Acad. of Med., Section on Paed. Sitzung vom 8. IV. Med. 
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Thorn, W., Vagitus uterinus und erster Athemzug. Volkmann’s 
Sammlung klin. Vorträge, neue Folge, Nr. 189. 
Toms. S. W. S., Cerebral injury. Arch. of Ped. März. 


Das neugeborene Kind. 1007 


139. Ungar, E., Ueber den Nachweis der Zeitdauer des Lebens der Neuge- 
borenen. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. 3. Folge, Bd. XIII, pag. 56. 

140. Verrier, Influence de l'accouchement sur les maladies nerveuses que 
présente ultérieurement l'enfant en particulier sur la maladie de Little ou 
sur des états analogues. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 1082. 

141. Wagner, Tödtlich verlaufener Fall von Asphyxie eines Neugeborenen 
nach spontaner Geburt und Nabelschnurumschlingung. Verein d. Aerzte 
Nord-Kurlands, Sitzung vom 29. VI. St. Petersburger med. Wochenschr. 
Bd. XXII, pag. 356. (Bietet nichts Besonderes.) 

142. Walter, W., General considerations on the treatment and management 
of ophthalmia neonatorum. New York Med. Journ. Vol. LXV, pag. 80. 
(Spricht sich für Anwendung der Credé’schen Prophylaxe aus, die er 
als völlig unschädlich für die Augen bezeichnet.) 

143. Watkins, W. H., Treatment of the newborn child. New Orleans Med. 
and Surg. Journ. Juni. (Verwirft für die Privatpraxis die prophylaktische 
Cred&’sche Einträufelung der Augen.) 

144. Wentz, A. C., Umbilical cord. Penn. Med. Jorn. Juni. 

145. Wolfram, W., Ein Beitrag zur Wiederbelebung asphyktischer Neuge- 
borener. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 241. 

146. Zagowski, S., Zwei Fälle von Pemphigus neonatorum foliaceus. Gaz. 
lekarska. Nr. 34; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, pag. 340. 


Olano (107) berichtet über ein Kind von 68 cm Länge und 
10000 g Gewicht, das bei der Sektion — die Mutter starb unent- 
bunden — im Uterus gefunden wurde. Ueber die Dauer der Schwanger- 
schaft war, wie es scheint, nichts Sicheres zu erfahren. 

Rainier (115) beobachtete ein vollständig ausgetragenes Kind 
mit allen (?) Zeichen der Reife, das nur 1 Pfund und 7 Unzen wog 
(= 650 g) und bald nach der Geburt starb. 

Lugeol (89) veranlasste den Zusammentritt einer Kommission in 
der medizinisch-chirurgischen Gesellschaft zu Bordeaux zur Beant- 
wortung der Frage, von welcher Entwickelung an die Geburt einer 
todten Frucht zur Anzeige gebracht werden müsse. Die Kommission 
einigte sich in Anbetracht der an verschiedenen Orten Frankreichs ver- 
schiedenen Gepflogenheiten dahin, dass die Verfügung des Seine-Prä- 
fekten vom Jahre 1882, nach welcher auch die Embryonen von sechs 
Wochen zur Anzeige gebracht werden müssen, als allgemein gültige 
Vorschrift aufzustellen sei. 

Ungar (139) hat in Verbindung mit Büchner die von Dohrn 
und Eckerlein angestellten Versuche über die Grösse des Luft- 
wechsels beim Neugeborenen in den ersten Lebenstagen mit Hilfe eines 
verbesserten Apparates einer erneuten Prüfung unterzogen. Seine Re- 
sultate sind mit denen von Dohrn und Eckerlein übereinstimmend, 


18 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


indem eine Zunahme des Luftwechsels vom 1. bis zum 2. Lebenstage, 
dann eine Verminderung am 3. Tage und von da ab eine allmähliche 
Zunahme bis zum 8. Tage konstatirt wurde. Ungar kann sich jedoch 
der Dohrn’schen Deutung, dass die Abnahme des Luftwechsels auf 
der Ausdehnung einer geringeren Zahl von Alveolen beruhe, nicht an- 
schliessen, sondern hält an der Anschauung fest, dass schon durch die 
ersten Athemzüge die Lungen völlig entfaltet wurden, wofür die zahl- 
reichen Sektionen plötzlich gestorbener Neugeborener und Versuche an 
Thieren beweisend sind. Aus diesem Grunde ist es auch nicht erlaubt, 
bei vollständig entfalteten Lungen auch nur mit Wahrscheinlichkeit 
den Schluss zu ziehen, dass ein Neugeborenes nicht sofort nach der 
Geburt gestorben ist. Andererseits kann man aus unvollständig ent- 
faltenen Longen nicht schliessen, dass die nicht ausgedehnten Partien 
niemals ausgedehnt waren, denn es sind genügend Fälle sicher gestellt, 
in denen aus bereits mit Luft ausgedehnten Lungen die Luft wieder 
völlig verschwunden ist, und es ist nicht möglich, Lungenpartien, die 
wieder luftleer geworden sind, von solchen, die niemals ausgedehnt 
waren, zu unterscheiden. Mit absoluter Bestimmtheit ist also auf Grund 
des Befundes luftleerer Lungen selbst ein längeres Leben nach der 
Geburt nicht auszuschliessen, sondern man ist nur berechtigt, dies für 
nicht wahrscheinlich zu erklären. Ebenso wenig darf aber bei Vor- 
handensein selbst ausgedehnter atelektatischer Stellen geschlossen werden, 
ein Kind habe nicht längere Zeit gelebt oder eine vita minima ge- 
führt; selbst bei Ueberwiegen der atelektatischen Partien, und sogar 
wenn nur kleinere Partien der Lungen lufthaltig sind, wird man hieraus 
allein ein längeres, kräftiges Leben nach der Geburt höchstens für 
weniger wahrscheinlich erklären dürfen. 

Zur Bestimmung, wie lange ein Kind nach der Geburt gelebt habe, 
kann aus den erwähnten Gründen der grössere oder geringere Luftgehalt 
der Lungen nicht herbeigezogen werden. Von den übrigen Merkmalen, 
die für eine kürzere oder längere Lebensdauer sprechen könnten, geben 
Kopfgeschwulst, Veränderungen am Skelett, Beschaffenheit der fötalen 
Kreislaufwege und Harnsäureinfarkt nur Aufschluss, wenn es sich um 
eine Lebensdauer von mehreren Tagen oder Wochen handelt. Mehr 
Anhaltspunkte bietet die Beschaffenheit der Nabelschnur, aber auch 
diese nur bei mehrtägiger Lebensdauer, wobei zu beachten ist, dass 
Erscheinungen von denarkirender Entzündung nicht immer auftreten. 
Dagegen hält Ungar den Inbalt des Verdauungskanales für werth- 
voller für die Beurtheilung der Dauer des Lebens, wenn auch die von 
Breslau hierüber aufgestellten Regeln nicht die allgemeine Gültigkeit 


Das neugeborene Kind. 1009 


haben, die ihnen zugeschrieben wurde. U ngar glaubt, dass eine Luft- 
füllung des Darmes bis zum Colon, vorausgesetzt, dass eine Behinde- 
rung der Luftaufnahme durch die Lungen auszuschliessen ist, ein 
stundenlanges Leben wahrscheinlich macht. Endlich spricht Ungar 
die Vermuthung aus, dass sich vielleicht aus der Sekretion der kind- 
lichen Mammae ein Anhaltspunkt für die Lebensdauer gewinnen lassen 
könnte. 

Schmidt (121) kommt nach seinen über das Mekonium ange- 
stellten Untersuchungen zu folgenden Schlüssen: 1. Das Mekonium 
widersteht in der Leiche sehr viel länger der Zersetzung als alle anderen 
Gewebe, welche nicht so wasserarm sind wie Knochen, Zähne, Haare etc. 
oder pathologische Produkte, wie verkalkte Gewebe, Konkremente etc.; 
Beobachtungen an zwei hochgradig verwesten Kinderleichen werden als 
beweisend angeführt. 2. Gelbbraunes (amniotisches, Huber) Mekonium 
in etwas grösserer Menge trocknet an der Luft auch in 6—7 Monaten 
und wahrscheinlich in noch längerer Zeit sehr wenig ein, sondern ver- 
harrt zum grossen Theil in breiigem Zustande und zeigt in diesem Zu- 
stande makroskopisch und mikroskopisch keine Veränderungen gegen 
frisches. 3. Mekoniumflecken lassen auch nach 8—9 Jahren und wahr- 
scheinlich noch viel länger durch die mikroskopische Untersuchung alle 
Bestandtheile des Kindspeches völlig deutlich erkennen. 4. Die Mekon- 
körper sind keine Gallenfarbstoffschollen, sondern geschrumpfte und 
theilweise zertrümmerte Zellen, welche sowohl aus den Zellen der ver- 
schluckten Vernix, wie aus abgestossenen Epithelzellen des Darmes 
hervorgegangen und mit Gallenfarbstoff imbibirt sind. 5. Es giebt nicht, 
wie Huber meint, zwei unter einander ganz verschiedene Arten von 
Kindspech, sondern das schwarzgrüne ist das Endprodukt des gelb- 
braunen, nachdem dasselbe durch theilweise Aufsaugung des Wassers 
eingedickt und die Zellen meistens geschrumpft und zum Theil zer- 
trümmert sind. Zur Färbung des Mekoniums empfiehlt Schmidt 
1°/oige Fuchsinlösung und alkoholische Methylenblaulösung mit Zu- 
satz von 0,01P/oiger Kalilauge; der letztere Farbstoff eignet sich be- 
sonders zur Färbung der Mekonkörper. 

Dallemagne (38) kommt nach Versuchen an fötalen Lungen 
zu dem Schluss, dass Lungen, die nicht geathmet haben, viel lang- 
samer faulen, als solche, die geathmet haben, namentlich faulen sie 
gewöhnlich ohne Gasentwickelung, so dass sie bei längerem Aufenthalt 
in Wasser sehr selten an die Oberfläche kommen. In Petri’schen 
Schalen und in der Erde faulen sie ohne Gasentwickelung, ebenso 
wahrscheinlich in begrabenen Leichen. In Leichen, die unter Luft- 

Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1347. 64 


1910 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


zutritt gefault sind, giebt die Gasentwickelung in den Lungen ein ganz 
au. Jeres Bild, als wenn die Lungen geathmet haben. Die Fäulniss der 
Lungen unter Gasentwickelung lässt sich herbeiführen, wenn man Wasser 
mit Erde gemischt durch die Trachea in die Lungen injizirt. 

Der Harnsäureinfarkt der Neugeborenen findet sich nach den 
Untersuchungen von Laubmeister’(86) am häufigsten zwischen dem 
2. und 14. Tage und widersteht der Fäulniss und dem Eintrocknen 
länger als die Lungen. Für sich allein lässt er keinen untrüglichen 
Schluss, dass das Kind gelebt habe, zu, aber mit anderen Zeichen, die 
das Leben des Kindes wahrscheinlich machen, ist er ein beachtens- 
werthes Symptom, das dieser Annahme Festigkeit und Stütze verleiht. 

Bordas (18) ermittelte durch Versuche mit Röntgen -Strahlen 
an fötalen Lungen, dass luftleere Lungen dunkel, luftgefüllte hell er- 
scheinen, entsprechend den Ergebnissen der Lungenprobe. 

Brouardel (22) schildert die Kennzeichen des Todes der Frucht 
vor, während und nach der Geburt. Die Kennzeichen des vor der 
Geburt erfolgten Todes sind bekannt; bemerkenswerth ist aber der Zu- 
stand der Frucht, wenn zu den Erscheinungen der Maceration noch die 
der Fäulniss hinzukommen. In diesem Falle geht die Fäulniss niemals 
vom Abdomen aus, wie dies an Leichen, die geathmet und gelebt 
hatten, der Fall ist, sondern immer von der Peripherie. Als Tode-- 
ursachen während der Geburt nennt Brouardel die Erstickung in 
Folge Unterbrechung des Placentarkreislaufes, sei es durch vorzeitige 
Ablösung oder durch Kompression der Nabelschnur, ferner Schädei- 
druck und Verblutung durch Abreissen der Nabelschnur in Folge 
ihrer Kürze oder durch Insertio velamentosa. Der Befund von Meko- 
nium in den Respirationswegen ist hier von grösster Wichtigkeit, ferner 
dient die Kopfgeschwulst zur Beurtheilung der Dauer der Geburt, die 
von heimlich Entbundenen immer als sehr kurz angegeben wird, end- 
lich ist wichtig der Nachweis des Oedems der Geschlechtatheile, der Ekchy- 
mosen oder grösseren Blutergüsse oder Hämatome unter der Galea und 
auf den Hirnhäuten, wie sie besonders bei Steisslagen entstehen, wenn 
die Geburt des nachfolgenden Kopfes verzögert wird. Endlich ist die 
Beurtheilung von Impressionen und Frakturen der Schädelknochen, wie 
sie spontan bei engem Becken als mit den Ossifikations-Strahlen ver- 
laufende Fissuren oder als Frakturen in der Nähe von Össifikations- 
defekten vorkommen, von Wichtigkeit. In solchen Fällen ist auch die 
Untersuchung des Beckens der Mutter nicht zu unterlassen. Bleibt 
das Kind nach der Geburt vor den Geschlechtstheilen im Fruchtwasser, 
dem ergossenen Harn und den entleerten Fäces der Mutter liegen, so 


Das neugeborene Kind. 1011 


bezeichnet der Mekoniumgehalt der feinsten Athemwege den Tod der 
Frucht während der Geburt, wenn auch Mund, Rachen und Nase mit 
Fäces gefüllt sind. 


Als Zustände, weiche nach der Geburt den Tod des Kindes herbei- 
führen, werden genannt: Missbildungen, Pneumonia alba, interstitielle 
Encephalitis und Hirnblutungen, Verschluss der Athemöffnungen durch 
die sich vorlagernden Membranen und die Gefahren der Sturzgeburt: 
Abreissen der Nabelschnur und Schädelfrakturen. 


In einem weiteren Vortrage schildert Brouardel (23) die Be- 
funde an Kinderleichen, die in Abortgruben geworfen wurden und hebt 
zunächst die graugrünliche Verfärbung und den charakteristischen scharfen 
Geruch solcher Kadaver hervor. Die feinsten Respirationswege ent- 
halten Fäkalstoffe, wenn die Kinder lebend in die Grube geworfen 
wurden. Da die Frauen gewöhnlich als Vertheidigung anführen, dass 
sie auf dem Kloset von der Geburt überrascht wurden, so ist auf die 
Beschaffenheit der Nabelschnur und der Placenta zu achten, welche 
bei unvorhergesehener Geburt mit abstürzt. Die Fäulniss geht an 
solchen Kadavern sehr langsam vor sich und mit der Zeit kommt es 
sogar zur Saponifikation und Leichenwachsbildung. Hierauf bespricht 
Brouardel die Verletzungen, welche das Kind davonträgt, und zwar 
in Rücksicht auf die jetzigen Pariser Klosets (durchgängig mit Klappen- 
verschluss und ca. 11cm im Durchmesser messender Klappe). Kleinere 
Kinder, welche die Klappe passiren, erleiden Verletzungen durch die 
Rauhigkeiten der Thonröhre, grössere Kinder schon bei der Passage 
der Klappe, oder sie bleiben hier stecken und können dann mit Gewalt 
durchgedrückt oder sogar zerschnitten worden sein. Der Nachweis, ob 
das Kind lebend in die Grube gefallen ist, beruht in dem Nachweis 
des Inhaltes der Lungenalveolen und in dem Zustand seiner äusseren 
Verletzungen. Schliesslich ist nicht ausgeschlossen, dass ein Kind in 
der Grube noch eine Zeit lang am Leben bleibt und nicht an Er- 
stickung, sondern an Schwefelwasserstoffvergiftung stirbt. 


In Rücksicht auf den Einwand, dass die Mutter im Kloset von 
der Geburt überrascht wurde, macht Brouardel aufmerksam, dass 
bei der gewöhnlichen Stellung das Kind nicht in das Kloset, sondern 
gegen die Brille geboren wird, und sogar wahrscheinlich auf den Fuss- 
boden herunterfällt, wobei es eine Reihe von Verletzungen davon- 
tragen kann. 


Die Frage, wie lange das Kind in einer Grube gelegen hat, ist 
im konkreten Falle schwer zu beantworten und richtet sich nach dem 
64% 


1012 Geburtshilfe. Geriehtsärztliche Geburtshilfe. 


Inhalt und dem Füllungsgrad der Grube und anderen durch die Oert 
lichkeit gegebenen Zufälligkeiten. 

Ridder (116) veröffentlicht zwei Fälle von krimineller Zerstücke- 
lung der Leichen neugeborener Kinder. Im ersten Falle soll nach An- 
gabe der Mutter die Zerstückelung durch Hinunterstossen der Leiche 
durch das Kloset mittelst einer Eispicke geschehen sein. Die Obduk- 
tion ergab aber mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Zerstückelung mit 
einem messerähnlichen Instrumente und theilweise Ansengung. Ent- 
gegen den Angaben der Angeklagten war die Frucht ausgetragen 
(Knochenkerne, Fingernägel). Die Lungenprobe konnte nicht mehr 
angestellt werden, jedoch ergab der Zustand der Verletzungen, dass die- 
selben dem bereits todten Kinde beigebracht worden waren. Im zweiten 
Falle handelte es sich um die gerichteärztliche Untersuchung der Frag- 
mente eines stark zerstückelten Kindes, das nach dem Ergebniss der 
Untersuchung neugeboren, reif und lebensfähig war. Nach dem 
Ergebnisse der Lungenprobe hatte es jedoch nicht gelebt, da die Lunge 
zwar Luft enthielt, die aber auf leichten Druck entwich (Fäulniss). 
Beide Angeklagte wurden von Kindsmord freigesprochen, dagegen wegen 
Leichenbeseitigung verurtheilt. 

Ein äusserst lehrreicher Fall von zweifelhaftem Kindsmord wird 
von Lesser (87) mitgetheilt. Das betreffende Kind zeigte eine grosse 
Menge von theils oberflächlichen, theils schweren Verletzungen — zum 
Theil Knochenbrüche — an Stirne, Scheitel, Schläfen, Gesicht, Ohr- 
gegend, sowie an Brust und Schulter und liess durch den Luftgehalt 
der Lungen erweisen, dass es gelebt habe. Die Mutter war aber über 
die Zeit der Schwangerschaft im Unklaren, weil ihr von ärztlicher Seite 
im Anfange der Schwangerschaft das Bestehen einer solchen in Abrede 
gestellt worden war, und gebar schliesslich am Kloset, in welches das 
Kind unter Abreissen der Nabelschnur hineinstürzte. Die gefundenen 
Verletzungen liessen sich mit den von der Angeklagten gemachten An- 
gaben in Uebereinstimmung bringen, so dass für eine absichtliche Tödtung 
des Kindes kein Beweis erbracht werden konnte. 

Strassmann (131) veröffentlicht einen Fall von Kindsmord 
durch Ausreissen des Unterkiefers. Die Kreissende hatte das Kind in das 
Kloset geboren, wobei vielleicht die Nabelschnur abgerissen war, dann 
das Kind herausgenommen und zu tödten versucht. Beide Mundwinkel 
waren 51/g beziehungsweise 21/2 cm weit eingerissen, der Unterkiefer 
doppelt gebrochen, die Mundhöhle und der Kehlkopf zerrissen und 
Magen. Lunge und obere Luftwege mit Blut gefüllt. Eine Selbsthilfe 
war durch das Geständniss der Mutter ausgeschlossen. 


Das neugeborene Kind. 1013 


Ueber schwere Geburtsverletzungen des Kindes handeln 
folgende Arbeiten: 

Braun (20) beobachtete an einem in Steisslage geborenen todten 
Rinde Verletzungen von Anus und Vagina in Folge vergeblicher Ent- 
wickelungsversuche (Versuch, den Fuss herabzuholen und viermaliger 
Zangenversuch mit Abgleiten). In der Diskussion berichtet Haberda 
über einen Fall, in welchem bei dem in Steisslage geborenem Kinde 
das Septum recto-vaginale zerrissen war. 

Dujardin (47) beschreibt einen Fall von Keratitis in Folge Zangen- 
druck; Ausgang in Heilung. 

Kratter (83) theilt eine Reihe von Geburtsverletzungen mit. Im 
ersten Falle handelte es sich um eine Schädelverletzung, die dadurch 
zu Stande kam, dass der tief in der Scheide stehende Kopf von einer 
Afterhebamme für die Fruchtblase gehalten und mit einer Scheere zwei- 
fach eingeschnitten war, so dass an dem geborenen Kopfe eine 8 cm 
lange über das rechte Scheitelbein sagittal verlaufende Schnittwunde 
und von deren hinteren Hälfte eine 10 cm lange vertikale Wunde bis 
zur Ohrmuschel verlief. Eine zweite Pfuscherin nähte nach der Geburt 
die Wunde mit Nähnadel und gewöhnlichem Zwirn. Das Kind starb 
an Sepsis der Wunde nach 10 Tagen. Die Sektion ergab ausser der 
Hautverletzung eine Kochenverletzung des rechten Scheitelbeins und da 
auf dem linken, den „Ielferinnen‘“ nicht zugänglichen Scheitelbein ein 
Kephalhämatom sass, so ist die Kombination einer spontanen mit einer 
artihiciellen Geburtsverletzung in sofern möglich, als auch das rechte Scheitel- 
bein Sitz eines Kephalhämatoms gewesen und auch vielleicht die Schädel- 
fraktur bei der protrahirten Geburt spontan erfolgt sein konnte. Der 
Tod des Kindes musste natürlich auf die Weichtheilwunde und die 
nachfolgende Behandlung seitens der Pfuscherinnen zurückgefühit 
verden. 

Im zweiten Falle hatte eine Pfuscherin bei Schieflage an dem 
vorgeiallenen Arme gezerrt und dadurch nach dem Bericht des Obdu- 
centen eine Luxation des Humerus mit ausgedehnter Zerreissung der 
Schultermuskulatur herbeigeführt. Das Kind starb ab und musste von 
einem Arzte dekapitirt werden und nach zwei Tagen starb auch die 
Mutter. Kratter bezweifelt in diesem Falle das Vorhandensein einer 
echten Luxation, weil er durch Versuche festgestellt hatte, dass bei 
Drehungen und Bewegungen des Armes, denen derselbe nach der 
Mechanik des Schultergelenkes nicht folgen kann, sowie bei Zug an 
dem Arme durch ein 5 Kilo-Gewicht niemals eine Luxation, sondern 
stets eine Diaphysenfraktur entsteht, welche Verletzung bei Neugeborenen 


1014 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


an allen Gelenken die der Luxation bei Erwachsenen entsprechende 
Verletzung darstellt. 

In zwei weiteren Fällen kommt bei der Art der vorgefundenen 
Verletzung die Möglichkeit einer Kindsabtreibung in Frage. Das erste 
dieser Kinder, welches dem 5.—6. Schwangerschaftsmonate entsprach, 
war in einem Glase in Spiritus aufgefunden worden. Es zeigte auf 
der Scheitelhöhe eine kreisrunde, scharf begrenzte Druckmarke, in deren 
Umgebung eine ausgedehnte blutige Durchtränkung der Kopfschwarte 
sich befand. Kratter hält diese Verletzung für typisch bei Ver- 
letzungen durch Instrumente, die zum Zweck der Einleitung der Früh- 
geburt eingeführt werden. Bei dem kleinen Kinde konnte die Ver- 
letzung nicht durch Knochendruck seitens des Beckens gedeutet werden. 
Ausserdem fand sich eine subkapsuläre Leberruptur und eine Lungen- 
ruptur mit ausgedehnten Hautsuffusionen. Solche Verletzungen ent- 
stehen nach Kratter’s Anschauung nur durch äussere mechanische 
Einwirkung, vielleicht auch durch Selbsthilfe, während einfache Häma- 
tome innerer Organe durch langdauernden ungewöhnlich starken Druck 
innerhalb der Geburtswege bei protrahirter Geburt entstehen können. 

Die zweite Frucht, die ungefähr von gleicher Entwickelung war, 
zeigte um den Schädel und zwar ungefähr im Sinne der Peripheria 
suboceipito-bregmatica herumverlaufend einen bis zu 1 cm breiten band- 
artigen vertrockneten Dehnungsstreifen, der an einzelnen Stellen so fest 
an den Knochen angepresst und gedehnt war, dass der Knochen durch- 
schimmerte. Der Gedanke des ersten Begutachters, dass es sich um 
kriminellen Abortus und dadurch herbeigeführte Verletzung handelte, 
erwies sich als irrig. Die äusserst auffallende Verletzung entspricht. 
den durch Umschnürung des Halses bei nachfolgendem Kopfe im 
Muttermund bewirkten Strangfurchen und ist jedenfalls ebenfalls auf 
Umschnürung seitens der Weichtheile bei spontaner Geburt zurück- 
zuführen. In der Litteratur findet sich eine ähnliche Verletzung nirgends 
erwähnt. 

Der fünfte Fall von Kratter ist deshalb von besonderem 
Interesse, weil es sich um direkt beobachtete Selbsthilfe handelte. Die 
in, vierten Monate abortirende Frau griff im Momente des Durch- 
schneidens des vorangehenden Rumpfes nach den Geschlechtstheilen 
und riss die Frucht aus den Geschlechtstheilen heraus, wobei beide 
untere Extremitäten aus- beziehungsweise abrissen, die Bauchwand schlitz- 
förmig einriss und die Nabelschnur abgerissen wurde. Kratter zieht 
aus diesem Falle den Schluss, dass gebärende und abortirende Frauen 
manchmal rein automatische Bewegungen mit den Händen nach den 


Das neugeborene Kind. 1015 


Genitalien ausführen, welche nur als Reflexbewegungen aufgefasst werden 
können und dass durch automatisches, halb unbewusstes Zugreifen 
schwere Verletzungen erzeugt werden können. Trotz der Kleinheit des 
Kindes waren auch mebrfache Scheidenrisse entstanden. 

Im sechsten Falle endlich handelte es sich um mehrfache Ver- 
letzungen einer sechsmonatlichen Frucht. Die Haut der Unterextrenii- 
täten war mehrfach abgerissen, die Leber rupturirt und die Wirbelsäule 
im obersten Brusttheile zerbrochen. Die Verletzungen erklären sich aus 
brüsquem Hervorziehen an dem voran geborenen Rumpf seitens der 
Hebamme. Da das Kind lebensunfähig war und von der Hebamme 
eine Gefährdung der Mutter durch Blutung behauptet wurde, wurde die 
Hebamme freigesprochen. 

Müller (102) beobachtete in fünf Fällen von Expression des 
nachfolgenden Kopfes Fissuren, Frakturen und Eindrücke des kind- 
lichen Kopfes. Müller exprimirt allerdings mit grosser Gewalt, „mit 
geballter Faust und wenn nöthig mit voller Körperkraft‘“, ein Verfahren, 
welches, wie in der Diskussion von Stumpf bemerkt wird, auch für 
die Mutter für bedenklich erklärt werden muss. 

Nordmann (104) beobachtete bei einem durch kombinirte Wen- 
dung auf den Fuss (aus Kopflage) und Extraktion geborenem nicht 
ausgetragenen Kinde — 44 cm lang, nach Einleitung der künstlichen 
Frühbgeburt bei nicht rhachitischem platten Becken von 8!/4—8!/2 em 
Conjugata vera — über dem rechten Trochanter major eine markstück- 
grosse Drucknarbe von braunschwärzlicher Färbung und lederartiger 
Konsistenz, die sich abstiess und unter Bildung eines Hautgeschwürs 
schliesslich verheilte. Eine ähnliche zehnpfennigstückgrosse Druckmarke 
wurde bei dem spontan geborenen Kinde einer VIII para mit weitem 
Becken über den Tuber calcanei, 13 cm oberhalb des Sohlenrandes 
beobachte. Nordmann glaubt, dass in beiden Fällen die umschrie- 
bene Nekrose durch Druck bei der Geburt erklärt wird, jedoch kann 
nur im ersten Falle das enge Becken beschuldigt werden. Im zweiten 
Falle waren ausser Hängebauch disponirende Momente nicht vorhanden. 
Zum Schluss wird die Schwierigkeit der Unterscheidung solcher Druck- 
marken von solchen, die durch amniotische Stränge bewirkt wurden, 
betont. 

Hink (70) beschreibt einen Fall von tiefer, löffelförmiger Impres- 
sion des linken Stirn- und Scheitelbeins, die im frischen Zustande 9 em 
lang und 4 cm breit war; «die Geburt war bei allgemein plattrhachiti- 
schem Becken (Conjugata vera 9 cm) nach 30 stündigem Kreissen durch 
Zange beendigt worden. Eine zweite Impression entstand bei spontaner 


1016 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Geburt und einfach plattem Becken (Conj. v. 10!/s) und zwar nach 
nur 12stündiger Geburt; die Impression sass auf dem Scheitelbein. Der 
letztere Fall beweist, dass auch bei kurzem Geburtsverlauf und wenig 
verengtem Becken solche Impressionen entstehen können. In der Dis- 
kussion erwähnt Dittel, dass in solchen Fällen im Augenhintergrunde 
Verschiedenheiten zwischen der kranken und gesunden Seite zu finden sind. 


Stieber (129) beobachtete Knocheneindrücke am Schädel bei 
einem frühgeborenen Kinde von 1860 g Gewicht, Das Becken war 
ein skolio-rhachitisches. 

Toms (138) beobachtet eine schwere Schädelverletzung nach 
Zangenoperation, die zu Idiotie führte. 

Schrader (122) beobachtete einen Fall von tiefer Impression des 
Thorax bei einem neugeborenem Zwillingskindee Der Eindruck war 
durch den Kopf des zweiten Kindes entstanden. 

Hübl (74) berichtet über einen Fall von fast vollständiger scharf- 
liniger Trennung des Kopfes vom Rumpfe bei einer 1600 g schweren, 
vorher abgestorbenen Frucht, bei welcher eine Manualhilfe exercitii 
caussa geleistet worden war. Die Kreissende war Trägerin eines all- 
gemein verengten Beckens mit falschem Promontorium. Dadurch, dass 
sich das Kinn an dem falschen Promontorium anstemmte und der Kopf 
stark gebeugt wurde, bildete bei zu stark horizontalem Ziehen an dem 
Rumpf die Symphyse über der hinteren Halsseite ein Hypomochlion, 
was zur Entstehung der Verletzung führte. 


Die folgenden Arbeiten haben Hämatome beim Kinde zum 
Gegenstand. 

Barabo (9) beobachtete ein doppeltseitiges Kephalhämatom hei 
spontaner Geburt und normalem Becken; er sucht die Ursache desselben 
in einem Bildungsfehler der äusseren Knochenlamellen. 


Heady (66) erklärt das Kephalhämatom für selten und beob- 
achtete einen Fall bei spontaner Geburt. In der Diskussion betonen 
Gillespie und Tate, dass Kephalbäinatome häufig sind und sowohl 
bei Zangenapplikation als bei Spontangeburt vorkommen. Mc Kee 
beobachtete ein Kephalhämatom bei Steisslage, zusammen mit menin- 
gealen Blutungen. 


Eberhart (48) beobachtete ein kirschkerngrosses Hämatom über 
dem rechten Jochbein, ein kirschgrosses am linken Unterkieferast über 
dem Foramen mentale und ein doppeltbohnengrosses im oberen Drittel 
der Sternocleidomastoideus-Scheide. Eine Torticollis bestand nicht. Das 
Kind war mit Zange entwickelt worden, jedoch hält Eberhart die 


Das neugeborene Kind. 1017 


Hämatome nicht für durch Zangendruck, sondern wahrscheinlich bei dem 
langen Stand des Kopfes am Beckenboden für spontan entstanden (? Ref.). 

Herter (68) fand bei einem frühgeborenen (sechsmonatlichen) 
Kinde, welches eine Woche nach der protrahirten aber spontanen Geburt 
gestorben war, Blutergüsse in beide seitliche Hirnventrikel. 

Montalcini (101) fand bei der Untersuchung des Augenhinter- 
grundes bei Neugeborenen in 23,33 in retinale Blutergüsse, die auf die 
Geburtsvorgänge zurückzuführen sind. Dieselben werden meist schnell 
resorbirt, können aber doch ausnahmsweise funktionelle Störungen ver- 
ursachen. 

Nach Schäffer’s (118) Untersuchungen kommt auf 10 Sektionen 
Neugeborener ein Fall von Blutungen in den Wirbelkanal, dagegen zwei 
von Blutungen in die Schädelhöhle. Die meisten Wirbelkanalblutungen 
(64?/0) treffen auf Läsionen, die in der Geburt entstanden sind, und 
zwar ist dies besonders bei nicht ausgetragenen Kindern der Fall. In 
drei Fällen war der Sitz an der Medulla oblongata, zweimal am Hals- 
theile, dreimal am Cervico-dorsal- und Dorsaltheile und zweimal im 
Dorso-Lumbaltheille. Als andere Ursachen wirkten Krankheiten, die 
nach der Geburt auftraten (septische Infektion, Erstickung etc.). Asphyxie 
und Unreife der Kinder wirken als disponirende Ursachen, so dass 
stärkere mechanische Eingriffe — Extraktion, Schultze’sche Schwin- 
gungen, ungeschicktes Heben und Anfassen — solche Blutergüsse her- 
vorrufen können. Die Prognose richtet sich nach der Grösse und dem 
Sitz; in letzterer Beziehung ist der Sitz an der Medulla oblongata am 
ungünstigsten. Iu prophylaktischer Beziehung wird beim nachfolgenden 
Kopf der Wigand-Martin’sche Handgriff dem Mauriceau’schen 
vorgezogen und bei Trichterbecken statt foreirter Extraktion die Zange 
empfohlen, ferner bei der Anlegung der Zange vor zu starkem Druck 
gewarnt und endlich die Wichtigkeit der Prophylaxe der Asphyxie und 
einer post partum möglichen Infektion hervorgehoben. 

Fälle von Geburtslähmungen: 

Cibert (32) beschreibt zwei Fälle von Lähmung der oberen Ex- 
tremität durch Zerrung der fünften und sechsten Cervikalwurzeln, und 
zwar in beiden Fällen nach Zangenanlegung bei vorliegendem Kopf. 
In beiden Fällen war zugleich Facialislähmung vorhanden. Im ersten 
Falle kann die Lähmung nicht direkt durch Druck der Zange ent- 
standen sein, weil die Zangenspitzen nicht unmittelbar am Halse lagen, 
sondern wohl durch Drehung des Halses, weil der Kopf in Vorder- 
scheitelstellung entwickelt wurde. Zum Schlusse stellt Cibert 76 Fälle 
von Geburtslähmung der oberen Extremität tabellarisch zusammen. 


1018 Geburtshilfe. (ierichtsärztliche Geburtshilfe. 


Köster (80) betont gegenüber Küstner das Vorkommen wirk- 
licher Armlähmungen in Folge der Geburtsvorgänge ohne gleichzeitige 
I;piphysenverletzungen und führt zwei Fälle dieser Art an, wo keine 
Spur einer weichen Krepitation nachzuweisen war. In beiden Fällen 
handelte es sich um Lähmung des Nervus suprascapularis, in einem 
rechterseits, im zweiten beiderseits, in Folge der Lösung des hinauf- 
geschlagenen Armes. In beiden Fällen bestand auch noch wahrschein- 
lich Parese des Deltoideus. Ferner beschreibt Köster einen Fall von 
nach der Geburt entstandener Epiphysenablösung in Folge von Syphilis 
und einen Fall von bei Armlösung herbeigeführter Fraktur beider 
Humeri, in welchen es durch die Kallusbildung beiderseits zu vorüber- 
gehender Lähmung des N. radialis kam. 

Fieux (51, 52) bespricht die Geburtslähmungen des Plexus bra- 
chialis, welche zumeist die von der fünften und sechsten Nerven wurzel 
versorgten Muskeln (Deltoideus, Coracobrachialis, Brachialis internus 
und Biceps) betreffen. Er weist nach, dass die Kompression dieser 
Nervenstämme am Erb’schen Punkt durch die Clavicula an der Vorder- 
fläche der Scaleni weder bei Zusammendrücken des bisacromialen Durch- 
messers noch bei der Armlösung noch auch durch Druck der zu hoch 
liegenden Spitzen der Zangenlöffel möglich sei, sondern dass lediglich 
asynklitischer Zug sowohl nach der Geburt des vorangehenden Kopfes, 
als bei Entwickelung der dem Kopf vorangehenden Schultern fähig 
ist, eine Dehnung und Zerrung der Nervenfasern der fünften und 
sechsten Cervikalwurzel herbeizuführen und dadurch die Lähmung zu 
bewirken. Besonders ist dies der Fall nach der Geburt des Kopfes, 
wenn dieser gegen den Damm gesenkt wird, um die vordere Schulter 
zur Einstellung zu bringen, und wenn der Kopf nach vorne bewegt 
wird, um die hintere Schulter dem extrahirenden Finger zugänglich zu 
machen; im ersten Fall wird der vordere, im zweiten der hintere Arm 
von der Lähmung betroffen. Beim nachfolgenden Kopfe findet stets 
ein Zug an dem zur Seite gebogenen Halse statt, wenn die Arme hinauf- 
geschlagen sind und gelöst werden. Die Betheiligung des Supinator 
longus bei solchen Läbmungen wird von Fieux geleugnet, weil dieser 
Muskel vom Radialis versorgt wird und überhaupt gar keine supini- 
rende Wirkung hat; die Pronationsstellung des gelähmten Armes ist 
vielmehr Folge des Ausfalls der Bicepswirkung. 

In der Diskussion erkennt Audebert die Fieux’sche Erklärung 
für viele, aber nicht für alle Fälle an, weil solebe Lähmungen auch 
bei ganz spontan verlaufenden Geburten vorkommen können, wie ein 
von ihm angeführter Fall beweist. 


Das neugeborene Kind. 1019 


Als Beweis für seine Anschauung führt Fieux (53) einen weiteren 
Fall von Lähmung des linken Armes bei einem Kinde an, das in 
zweiter Steisslage geboren worden war. Die Lösung des emporgeschlagenen 
linken (hinteren) Armes erwies sich als sehr schwierig und konnte nur 
durch sehr starkes Erheben des Rumpfes gegen die Symphyse bewerk- 
stelligt werden; hierdurch wurde eine starke Dehnung der linken Hals- 
seite und eine Zerrung der zwei obersten Wurzeln des Plexus brachialis 
und die Armlähmung bewirkt. 

Guillemot (63) veröffentlicht 12 Fälle von Armlähmung und 
zwar handelte es sich stets um Lähmung des fünften und sechsten 
Cervikalnerven. Alle Lähmungen entstanden bei der Geburt und in 
Beckenendlage; einige Kinder zeigten auch Caput obstipum. Sämnit- 
liche Fälle stammen aus der Praxis einer und derselben Hebamme 
und an dem betreffenden Orte beläuft sich die Zahl der Lähmungs- 
fälle nach Angabe des dortigen Arztes Dr. Prouff sogar auf dreissig! 

Haynes (65) erwähnt einen Fall von Lähmung des rechten 
Armes und Verletzung des Schlüsselbeins bei einem Kinde, bei dem 
nach Geburt des Kopfes wegen Zögerung der Schultern .eine Schlinge 
um den Hals gelegt wurde, mittelst welcher das Kind mit einem kräf- 
tigen Zuge entwickelt worden ist. Die beiden anderen Fälle betreffen 
Armlähmungen nach Zangenextraktion. 

MeDonnel (91) führt die durch die Geburt hervorgerufenen 
Lähmungen des Kindes auf den zarten Bau der Wandungen der Hirn- 
gefässe, auf venöse Blutstauung im Schädel oder auf Erkrankungen 
der Gefässwandungen, besonders durch Syphilis zurück. 

Grosz (62) berichtet über einen Fall von Diplegie bei einem aus 
einer extrauterinen Schwangerschaft stammenden Kinde von 45 em 
Länge und 2660 g Gewicht. Links am Schädel sass eine hochgradige 
borenförmige Impression. Die rechte obere und untere Extremität 
waren parelisch, ebenso der rechte Facialis; die Extremitätenmuskulatur 
war im Zustand der Hypertonie Die rechte Hand zeigte athetotische 
Bewegungen. Bei der Sektion fand sich Atrophie des linken Sehnerven, 
graue Degeneration der linken Seiten- und beiderseitigen Hinterstränge 
und die rechte Rückenmarkshälfte war in der Eintwickelung gegen die 
linke zurückgeblieben (s. Reismann, Jahresbericht Bd. X, pag. 652). 

Knochenverletzungen an den Extremitäten werden von 
folgenden Autoren beschrieben: 

Bittner (16) beschreibt einen Fall von Fraktur der Tibia mit 
abnormer Beweglichkeit bei einem neugeborenen Kinde; auf der Haut 
befand sich eine adhärente Narbe von 1 cm Länge. Ein Trauma hatte 


1020 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtsbilfe. 


weder während der Schwangerschaft noch während der Geburt statt- 
gefunden. Als Ursache wird Hängenbleiben des Fötus an einer Nabel- 
schnurschliuge oder an einem Amniosfaden beschuldigt. Zugleich fehlte 
die Fibula und die zweite Zehe und der Fuss befand sich in Valgus- 
Stellung. 

Colter (35) beobachtete Frakturen am rechten Arm und am 
rechten Bein bei einem in Steisslage geborenen Kinde, bei dem nur 
der Kopf künstlich entwickelt worden war. Ausserdem waren Klump- 
hände und Klumpfüsse vorhanden. Die Frakturen waren jedenfalls in- 
trauterin entstanden. 

Dol£&ris und Scheffer (43) beobachteten eine Tibiafraktur 
etwas unter der Mitte der Diaphyse mit einer der Frakturstelle ent- 
sprechenden Hautnarbe. Die Ursache wurde nicht ermittelt. Die 
zweite Zehe fehlte, die Mm. peronei waren atrophisch und der Fuss stand 
in Equino-varus-Stellung. 

Gangolphe (59) beschreibt einen Fall von Humerus-Fraktur 
mit Radialisläbmuug bei einem in Kopflage geborenen Kinde. Wegen 
Zögerung der Schultern war bei dem sehr grossen Kinde (9 Pfund) au 
den Schultern gezogen worden, jedoch, wie ausdrücklich bemerkt wird, 
mit aller Vorsicht. Der N. radialis war an der Frakturstelle stark 
gedehnt. 

Hoffa (72) beobachtete eine Unterschenkelfraktur nach spontaner 
Geburt, vermuthlich in Folge Anstenımen des Unterschenkels gegen 
den Beckenring. 

Kopitz (81) berichtet über einen Fall von intrauteriner Schenkel- 
fraktur; dieselbe war bei der Geburt bereits geheilt, aber mit starker 
"Deformität. 

Smith (126) führt zwei Fälle von Oberarmfraktur bei Kinderu 
an, die mit der Zange entwickelt waren. In beiden Fällen sass de 
Fraktur in der Mitte der Diaphyse und die Ursache der Verletzung 
blieb unerklärt. 

Brown (27) beobachtete bei einem spontan geborenen Kinde 
eine Luxation des Humerus-Kopfes nach hinten, was auch die 
aufgenommene Röntgen -Photograpbie bestätigte. Er scheint Gewicht 
darauf zu legen, dass die Mutter im ö. Schwangerschaftsnionate einen 
Nerven-Shock erlitten und darauf die Kindesbewegungen eine Zeit lang 
nicht mehr gefühlt habe. Jedenfalls handelt es sich aber um eine 
Geburtsverletzung, die allerdings spontan entstanden ist. 

In den Fällen von Phelps (113) wird über die Entstehungsart 
der Verletzung nichts mitgetheilt. 


Das neugeborene Kind. 1021 


Eve (49) beobachtete zwei Fälle von kongenitaler Luxation des 
Humerus-Kopfes nach hinten unter die Spina scapulae. Beide Kinder 
waren mit Kunsthilfe geboren worden, weshalb es sich offenbar um 
Geburtsverletzungen, wahrscheinlich bewirkt durch Zug an der Schulter, 
handelte. 


Scudder (124) beobachtete zwei Fälle von kongenitaler Schulter- 
luxation, obwohl in beiden Fällen die Geburt normal verlaufen war. 
In einem der Fälle sollen in der ersten Woche Arm und Hand ge- 
schwollen gewesen sein. 


Taylor (134) führt die kongenitale Hüftgelenksluxation auf 
Traumen vor oder während der Geburt oder auf Entwickelungsstörungen 
der Knochen und Gelenke in Folge anormaler Lagen, Hydramnios 
oder verspäteter oder verfrühter Ossifikation zurück. Namentlich fand 
er in zwei Fällen auch in den meisten übrigen Gelenken Schlaffheit 


der Gelenkbänder. 


Kader (76) sucht die Ursache des Caput obstipum muscu- 
lare in einer interstitiellen fibrösen Myositis, welche sich auf Grund 
von Geburtsverletzungen — Druck der Hand oder von Instrumenten, 
Druck der Geburtswege, Dehnung des Kopfnickers — entwickelt. Auch 
durch Infektion vom Darm aus kann die Myositis in dem verletzten 
Muskel hervorgerufen werden. Endlich kann auch eine infektiöse 
Myositis als idiopathische Erkrankung oder im Verlauf verschiedener 
Infektionskrankheiten ohne vorherige Verletzung des Muskels entstehen. 
Die Entstehung durch primäre, intrauterine Kopfnicker-Kontraktur wird 
von Kader verworfen. 


Hildebrand (69) beschreibt einen Fall von doppelseitigem 
Caput obstipum nach Geburt in I. Steisslage; der Kopf war nicht 
extrahirt, sondern nur exprimirt worden. Das Caput obstipum wurde 
erst vier Wochen nach der Geburt bemerkt und zwar fand man in 
beiden Mm. sternocleidomastodeis pflaumengrosse, harte Geschwäülste, 
die aus sehr derbem Bindegewebe und atrophischen Muskelfasern be- 
standen und weder Blutfarbstoff noch Reste davon enthielten. Hilde- 
brand hält das Caput obstipum nicht für rein traumatischen Ursprungs, 
sondern glaubt, dass das Trauma nur die Veranlassung zur Entstehung 
der Myositis giebt, wahrscheinlich indem nach Kader Mikroorganismen 
in kleine Geburtsverletzungen der Muskeln aus dem Darmkanal auf 
dem Blutwege einwandern. Ein ähnlicher Fall wird in der Diskussion 
von Petersen mitgetheilt, welcher ebenfalls der Kader’schen Er- 
klärung beistimmt. | 


1022 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


In dem von Bittner (17) beschriebenen Falle von Schiefhals 
handelt es sich wahrscheinlich um eine intrauterine Entstehung. Das 
Kind war spontan, und zwar in Kopflage geboren worden. Der Kopf 
war ganz auf die rechte Schulter geneigt und nach links gedreht, der 
rechte Sternocleidomastoideus fast um die Hälfte verkürzt. Zugleich 
besteht. auch rechtsseitige Facialis-Lähmung und wahrscheinlich rechts- 
seitige Hypoglossusparese. Da die Mittellinie des Gesichts einen nach 
links konvexen Bogen bildet, so wird eine Schädel-Skoliose angenom- 
men und daher auch auf eine kongenitale Entstehung der Kopfhaltung 
geschlossen. 

Taylor (135) beobachtete bei einem sechs Wochen alten Kinde eine 
seit der Geburt bestehende Steifheit an beiden Schulter- und Ellboger- 
gelenken, in geringerem Grade in den Hand- und Fingergelenken. Der 
linke Arm war zwei Wochen nach der Geburt wegen Dislokation der 
Schulter geschient worden, jedoch kann dies bei der Doppelseitigkeit 
der Affektion nicht als Ursache gelten. Ueber die Vorgänge bei der 
Geburt wird nichts mitgetheilt. Nach Jacobi und Sayre zeigte die 
von dem Falle aufgenommene Röntgen-Photographie Bildungsanomalien 
an den Gelenkflächen der Knochen und besonders einen grösseren Ab- 
stand zwischen Radius-Köpfchen und Gelenkfläche des Humerus sowie 
eine Verschiebung des Olecranon nach aufwärts. Demnach würde mit 
Wahrscheinlichkeit eine ursprüngliche Bildungsanomalie und keine Ver- 
letzung anzunehmen sein. | 

Pincus (112) beschreibt als Folge von Geburtstraumen eine in 
den ersten Lebensmonaten auftretende progressive ossifizirende Myosotis, 
die in der Muskulatur des Nackens, Halses und Rückens sowie der Ex- 
tremitäten sitzt. Schon durch bei spontaner Geburt entstehenden Traumen 
sollen diese in Form von multiplen Osteomen und Exostosen auftreten- 
den Veränderungen hervorgerufen werden, jedoch wird zugleich eine 
hereditäre Disposition angenommen, auf Grund deren die Veränderungen 
sich entwickeln. 

Verrier (140) führt die „spastie rigidity“ Little's bei neuge- 
borenen Kindern auf Verletzung des Rückenmarkes zurück, beschuldigt 
aber auch als veranlassendes Moment das Lufteinblasen von Mund zu 
Mund, wodurch eine Kohlensäure-Vergiftung hervorgerufen wird. Ein 
Fall wird angeführt. 

Ueber Nabelschnurzerreissungen liegen zwei Publika- 
tionen vor: 

Ahlfeld (2) beobachtete Abreissen der fest um den linken Ell- 
bogen und den rechten Unterschenkel (Schnürfurchen!) herumge- 


Das neureborene Kind. 1023 


schlungenen Nabelschnur während des Austritts der Schultern. Der 
Riss erfolgte 3 cm vom Nabel des Kindes entfernt. 

Meyer (99) beobachtete einen Fall von Zerschneidung eines 
Nabelschnurgefässes mittelst der Repositionsechlinge bei der Reposition 
der Nabelschnur und veröffentlicht zwei weitere Fälle von unerklärter 
Anreissung eines Gefässes der Nabelschnur in der Schwangerschaft; 
in einem Fall war die Vene angerissen, im zweiten Falle liess sich der 
Riss nicht mehr sicher auffinden. 

Taylor (136) fand bei einem mit der Zange entwickelten Kind 
vier Stunden nach der Geburt rasch zunehmende Schwellung des rech- 
ten Hodens in Folge Torsion des Samenstranges, so dass die Exstir- 
pation des Hodens nothwendig wurde. 

Arbeiten über Melaena neonatorum: 

Hermary (67) fand bei der Sektion von Melaena-Fällen starke 
Kongestion der Schleimhaut des Verdauungstraktus mit Ulcerationen 
im Magen, Duodenum und manchmal im Dünn- und Dickdarm. Diese 
Veränderungen werden auf Asphyxie, Cirkulationsstörungen im Pfort- 
adergebiet, Druck gegen das Abdomen bei der Geburt, vasomotorische 
Störungen durch Blutungen im vierten Ventrikel, Missbildungen, Er- 
kältung, Infektion und Syphilis zurückgeführt. 

Costinesco (36) unterscheidet Melaena auf traumatischer, auf 
mechanischer und auf toxisch-infektiöser Grundlage. Sie kann essentiell 
sein oder einen der Krankheitsfaktoren oder eine Komplikation dar- 
stellen. Die Sektion ergiebt Ulcerationen, die Folge der zu Grunde 
liegenden Erkrankung sein können. Bei syphilitischer Grundlage wer- 
den Veränderungen der Leber (Hypertrophie) gefunden. 

Orlowski (108) schreibt die Melaena — mit oder ohne Nabel- 
blutung — in den meisten Fällen der Syphilis oder einer Infektion 
mit Streptokokken, Staphylokokken oder Kolibacillen zu; alle anderen 
ursächlichen Momente sind nur von sekundärer Bedeutung. 

In dem von Bährecke (7) mitgetheilten Falle fand sich ein 
Duodenal-Geschwür, dessen Entstehung, weil sein Grund mit braunem 
auf älteren Zerfall rother Blutkörperchen beruhendem Blutfarbstoff be- 
deckt war, auf das intrauterine Leben zurückverlegt wird. Die Landau- 
sche Theorie konnte Bährecke in seinem Falle nicht bewahrbeitet 
finden, ebenso waren Entzündungen des Darmkanals auszuschliessen, 
weil keine Schwellung der Follikel vorhanden war, und endlich war 
keine syphilitische oder hämophile Grundlage gegeben. Die Gehirn- 
sektion zur Prüfung der v. Preuschen’schen Theorie konnte nicht 
gemacht werden. Bährecke glaubt, dass nicht alle Fälle von Melaena 


1924 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


auf eine Ursache zurückzuführen sind, sondern dass es auf Geschwürs- 
bildung, auf Hyperämie des Magens und Darms oder auf Hämophilie 
beruhende Fälle giebt. 

Chrzanowski (31) fand in einem Falle von Melaena bei der 
Sektion Blutergüsse unter die Kopfhaut, die Wand des Herzbeutels 
und des Oesophagus, in den rechten Hinterhauptslappen und die linke 
Kleinhirnhemisphäre; im zweiten Falle fanden sich keine derartigen 
Blutungen. Geburtstraumen und Geschwüre im Verdauungskanal hält 
Chrzanowski bei der Entstehung der Melaena für ausgeschlossen. 

Dimitriewski (41) glaubt in einem Falle von Melaena die Er- 
krankung auf eine durch die Unterbindung des Nabels bewirkte Hv- 
perämie des Magens und Darmes zurückführen zu sollen. 

Fischer (54) veröffentlicht einen Fall von Melaena, den er auf 
eine angeborene transitorische Haemophilie zurückführt; zugleich wird 
als Grundursache eine vor, während und nach der Geburt entstandene 
Stauungshyperämie des Magens und Darmes angenommen. Bei der 
Mutter des Kindes wurde grosse Neigung zu Blutungen nach Traumen 
ermittelt. 

Kosminski (82) beobachtete echte Melaena bei einem Kinde, 
bei welchem die manuelle Umwandlung der Gesichts- in Schädellage 
ausgeführt worden war. Dennoch stellt Kosminski für diesen Fall 
die Entstebung durch Trauma in Abrede, weil weder eine Impression 
noch eine Kopfgeschwulst vorhanden gewesen sei. Ausser der trauma- 
tischen Melaena nimmt Kosminski eine infektiösse an, während 
Flatau die Melaena nicht als Erkrankung sui generis, sondern als 
einen auf verschiedenster Ursache beruhenden Symptomenkomplex 
auffasst. 

Skutsch (125) beobachtete Melaena bei einem durch Zange leicht 
entwickelten und leicht asphyktischen Kinde, das intrauterin geathmet. 
hatte. Er glaubt, dass nicht die leichte Zangenextraktion, sondern 
eher der langdauernde Durchtritt durch das etwas verengte (platte) 
Becken eine Läsion der Hirntheile im Sinne von v. Preuschen her- 
vorgebracht haben konnte. 

Zur Asphyxie der Neugeborenen liegen folgende Arbeiten vor: 

Oehlschläger (105) erinnert daran, dass er schon im Jahre 
1893 das Vorziehen der Zunge bei asphyktischen Neugeborenen em- 
pfonlen habe, allerdings nicht in rhythmischer Weise, wie dies La- 
borde ausführt. Aber beide Verfahren haben nach seiner Auffassung 
nur den Zweck, die Athemwege freizumachen und die Lab ord eschen 
Traktionen sind erfolglos, wenn nicht ausserdem rhythmisch Luft ein- 


Das neugeborene Kind. 1025 


geblasen wird. Statt des Vorziehens der Zunge mittelst Kornzange 
kann auch der bei Chloroformasphyxie eingebürgerte Heiberg’sche 
Handgriff (Vorziehen des Unterkiefers) angewendet werden. 

In einer historischen Berichtigung hierzu bemerkt Knapp (78), 
dass das von Oehlschläger empfohlene Verfahren schon von Sie- 
bold, Stark und Ebermayer und im vorigen Jahrhundert von 
Hoffmann, Mursinna, Gehler, Röderer und Henckel an- 
gewendet und empfohlen worden sei. 

Gegenüber diesen Bemerkungen von Knapp bleibt Oehlschläger 
in einer weiteren Veröffentlichung (106) darauf stehen, dass das Vor- 
ziehen der Zunge in zielbewusster Weise zur Beseitigung der Asphyxie 
von ihm zuerst angewendet worden ist. (In der Beurtheilung der 
Schultze’schen Schwingungen, „die so mancher Geburtshelfer für das 
allein seligmachende hält“ und die manchem Neugeborenen wegen 
der dadurch bewirkten „Sugillationen unter der Brusthaut und den ge- 
legentlichen Schlüsselbeinbrüchen“ hätten erspart werden können, trifft 
Oehlschläger weit über das Ziel hinaus. Die Anschauung, dass 
bei zurückgeschlagener Zunge auch durch Schultze’sche Schwingungen 
die erste Inspiration nicht bewirkt werden könne, ist unrichtig, denn 
die Schwingungen müssen, wenn sie richtig ausgeführt werden sollen, 
zuerst eine Exspirationsbewegung hervorrufen und diese Ex- 
spirationsbewegung kann das durch die zurückgeschlagene Zunge be- 
wirkte Hinderniss beseitigen. Damit soll übrigens das Oehlschläger- 
sche Verfahren keinesfalls als völlig entbehrlich bezeichnet werden. Ref.) 

De Noble (103) erkennt an, dass durch Schultze’sche Schwing- 
ungen und Zungentraktionen auch bei todten Kindern eine Füllung 
der Lunge mit Luft bewirkt wird, jedoch ist diese Füllung nur eine 
partielle, auf einige Theile der Lungen beschränkte. 

Meyer (97) betont auf eine Anfrage von Köhl (79), dass der 
Katheterismus der oberen Luftwege nur dazu dienen soll, den obtu- 
rirenden Schleim zu entfernen. Lufteinblasungen durch den Katheter 
dagegen können Emphysem, Ruptur der Alveolen und Pneumothorax 
erzeugen. Ferner betont Meyer (98), dass die Laborde’schen 
Zuugentraktionen nur auf dem Wege des Reflexes wirken und daher 
nur im ersten Stadium der Asphyxie anwendbar sind, dass dagegen im 
zweiten Stadium ausschliesslich die Einleitung künstlicher Athmung von 
Wirkung sein kann und dass unter den Respirationsmethoden den 
Schultze’schen Schwingungen der erste Rang zuzuerkennen ist. 

Barker (10) ist geneigt, eine von ihm an einem acht Monate 
alten Kinde beobachtete Deformität der Schulter mit Funktionsstörung 

Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 65 


Ki 
126 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


des Armes auf die nach der Geburt ausgeführten Schultze’schen 
Schwingungen zurückführen zu müssen. Die Veränderung der Schulter 
bestaud in Einwärtsrotation, Adduktion und Vorwärtsziehung des 
Humerus, sowie Atrophie der Streckmuskulatur, woraus Barker sowie 
Gould auf eine Zerreissung dieser Muskeln bei Ausführung der 
Schultze’schen Schwingungen schlossen. Als Anhaltspunkte hiefür 
werden die von Geburt an bestehende Funktionsstörung und eine da- 
mals bestehende ausgedehnte Sugillation hinten an der Schulter und in 
der Achselhöhle angeführt. Da Barker und Gould die Vorgänge 
bei der Entbindung, die in Deutschland vor sich gegangen war, nur 
aus der Anamnese erfuhren, ist ihr Schluss, die Verletzung gerade auf 
die Schultze’schen Schwingungen zurückzuführen, ein sehr gewagter, 
um so mehr, als auch die Entbindung selbst eine schwierige, operative 
und in ihren Einzelheiten Barker offenbar nicht bekannt war, weil 
er hierüber nichts mittheilt. Dazu kommt, dass das Kind nach sieben- 
monatlicher zweckentsprechender Behandlung von Kraske untersucht 
wurde, welcher eine Erb’sche Lähmung der 5. und 6. Cervikalwurzel 
und ausserdem mit Wahrscheinlichkeit eine bei der Geburt stattge- 
fundene Epiphysenverletzung diagnostizirte.e Es wird sich demnach 
wohl mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine Verletzung bei der Ge- 
burt selbst gehandelt haben und nicht um eine solche durch Schultze- 
sche Schwingungen. Der Einwand Barkers, dass Kraske das 
Kind erst nach siebenmonatlicher Behandlung und beträchtlicher Bes- 
serung gesehen habe und deshalb den ursprünglichen Zusammenhanz 
nicht mehr sicher habe erkennen können, dürfte kaum stichhaltig sein, 
denn Barker und Gould haben das Kind ja auch erst acht Monate 
nach der Geburt zum ersten Male gesehen. 

Wolfram (145) beschuldigt die Schultze’schen Schwingungen 
der tiefen Einbeförderung aspirirter Fremdkörper bis in die Alveolen. 
Er wendete ein Verfahren an, das in abwechselnder Kompression des 
Thorax und Druck der unteren Extremitäten gegen die Bauchwand 
besteht. 

Clasen (33) sieht in der Abkühlung des kindlichen Körpers 
bei den Schultze’schen Schwingungen einen grossen Nachtheil dieser 
Methode und schlägt statt derselben vor, das Kind unmittelbar aus 
dem warmen Bade durch den Schwingungen ähnliche Bewegungen zur 
Inspiration zu bringen. Das im Bade liegende und in gleicher Weise 
wie bei den Schultze’schen Schwingungen mit. den Händen gehaltene 
Kind wird mit stark dorsalflektirter Wirbelsäule mit dem Rumpf aus 
dem Bade in die Höhe gehoben (Inspiration) und dann wieder zurück- 


Das neugeborene Kind. 1027 


bewegt, indem schliesslich die Daumen vorne beiderseits den Thorax 
komprimiren (Exspiration). Prinzipiell von den meisten künstlichen 
Athmungsmethoden verschieden ist dieser Vorschlag deshalb, weil wie 
es scheint mit der Inspiration begonnen wird, während die meisten 
Wiederbelebungsmethoden mit der Exspiration beginnen. 

Brown (26) erwähnt als Zeichen eingetretenen Todes das Zurück- - 
gehen der Mastdarmtemperatur um 15—20° unter die Norm und em- 
pfiehlt bei scheintodten Kindern alle 2—3 Minuten diese Temperatur 
zu messen, um Anhalt für die Aussichten der Wiederbelebungsversuche 
zu haben. Ausserdem ist beim Scheintod die Pupille nur mässig weit, 
beim Tode völlig erschlaft. Brown fand übrigens alle Wiederbe- 
lebungsversuche der subcutanen Injektion von Analepticis nachstehend; 
er spritzt 4—5 Tropfen Whisky mit einem Tropfen Tinct. Belladonnae 
in jedem Arm, oder 4—6 g warmes Wasser subeutan und zugleich 
6 g mit 1 Tropfen aromatischer Ammoniakepiritus in den Darm. Zu- 
gleich werden erwärmte Tücher und heisses Wasser in Gummibeuteln 
aufgelegt und bei Wiederkehr des Schluckvermögens Thee oder Milch 
mit den genannten Analepticis innerlich gegeben. 

Fieux (50) benützt zur Insufflation von asphyktischen Neuge- 
borenen das Stethoskop. (Die Vortheile gerade dieser Jusufflations- 
methode sind schwer zu entdecken. Ref.) 

Mc Gee (92) macht zur Wiederbelebung scheintodter Neugeborner 
auf- und abwärts schwingende Bewegungen, indem er das Kind mit 
einer Hand bei den Füssen fasst und mit der anderen unter den 
Schultern hält. Die Bewegungen werden erst langsam, später 15—20 
mal in der Minute ausgeführt. Er will damit bei Asphyxia pallida 
gute Erfolge erzielt haben. 

Mackenzie (93) berichtet über einen Fall von Asphyxie, in 
welchem trotz künstlicher Respiration (Silvester, M. Hall, Luft- 
einblasen) keine selbständige Athmung eintrat und das Herz noch vier 
Stunden schlug. Trotz dieser Herzkontraktionen wurden nach vier 
Stunden die Wiederbelebungsversuche abgebrochen und das Kind starb. 

Die von Audebert (5) angewendete Respirationsmethode besteht 
in abwechselnder Streckung und Beugung des Kindeskörpers. 

Demelin (40) beschreibt 22 Fälle von Bronchopulmonar-Apo- 
plexien, welche sich besonders an der Basis und den hinteren Partien 
der Lungen befinden; die Bronchien und die Trachea enthalten oft 
Blut, ebenso Magen und Darm, ohne dass die Epitheldecke des Darms 
verletzt ist. Prädisponirt sind frühgeborene, in Steisslage und durch 
Wendung geborne Kinder und mehr die Knaben als die Mädchen. 

65* 


1028 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Als Symptome während des Lebens werden Cyanose, Dyspnoë, Austritt 
von Blut aus dem Mund und manchmal Oedem der unteren Extremi- 
täten beschrieben. Die beschriebenen Erscheinungen sind offenbar 
Symptome von Asphyxie bezw. Atelektase. 


Thorn (137) beobachtete einen Fall von deutlichem Vagitus 
uteérinus in einem Falle von Einleitung der künstlichen Frühgeburt 
mit einem Barnes’schen Dilatator, welcher bei der Füllung mit Luft 
unter Detonation sprang und Luft in den Uterus eintreten liess. 
Während und nach dem Vagitus waren keinerlei Symptome von As- 
phyxie gegeben, namentlich waren die fötalen Herztöne ganz regel- 
mässig. Thorn nimmt daher an, dass die Luft ohne Inspirations- 
bewegung in die oberen Luftwege gedrungen sei und dass reflektorisch 
eintretende Exspirationsstösse sie wieder entfernten. Er nimmt deshalb 
zwei Arten von Vagitus an: bei der einen Art — der gewöhnlichen — 
wird der Vagitus durch Lufteindringen in den Uterus, Störung des 
placentaren Kreislaufes, äusseren Reiz und gesteigerte Erregbarkeit 
des Athemcentrums hervorgerufen; bei der zweiten Art fehlt die Störung 
der placentaren Athmung und es kommt nur zu einer einmaligen 
Aktion der Athmungsmuskulatur; eine alveoläre Athmung braucht dabei 
nicht stattzufinden und es dringt vielleicht gar keine Luft in die 
tieferen Luftwege ein; bei ungestörter placentarer Athmung werden die 
grossen Luftwege so stark gereizt, dass vermittelst sensibler Nerven 
eine Reflexaktion der Athemmuskeln quasi zur Abwehr ausgelöst wird, 
deren Effekt bei genügend vorhandener Luft der Vagitus sein kann. 


Frazer (56) beobachtete Vagitus uterinus beim ersten Zwilling, 
während er den mit der Zange gefassten Kopf extrahirte. Er glaubt, 
dass beim Einführen der Zangenblätter Luft in den Uterus einge- 
drungen ist. Das Kind wurde lebend und ohne Zangendruck geboren. 


Arbeiten über die Prophylaxe der Ophthalmoblennorrhoe: 


Jacobsohn (75) legt bei der Prophylaxe der Ophthalmogonorrhoe 
das Hauptgewicht auf die Thätigkeit der Hebammen, indem er die- 
selben verpflichtet wissen will, bei allen Fällen von verdächtigem 
Scheidenausfluss unmittelbar nach der Geburt des Kindes die Cred é- 
sche Einträufelung auszuüben; ausserdem verlangt er die Anzeigepflicht 
innerhalb 24 Stunden unter Strafandrohung sowie die Verpflichtung, auf 
ungesäumte Anrufung ärztlicher Hilfe zu dringen. Bis zur gesetzlichen 
Einführung dieser Vorschriften soll an alle Eltern bei der Anmeldung 
der Geburt von den Standesämtern eine Belehrung über die Gefahren 
der eiterigen Bindehautentzündung vertheilt werden. (Eine solche An- 


Das neugeborene Kind. 1029 


weisung, die auch Anweisungen über die Pflege des Kindes überhaupt 
enthält, wird bereits an einigen Standesämtern in Bayern vertheilt. Ref.) 


Schallehn (119) beobachtete neuerdings an der Runge’schen 
Klinik, wo früher die Morbidität an Ophthalmoblennorrhoe = 0 gefun- 
den wurde, zwei Fälle von Blepharoblennorrhoe unter 917 Kindern, 
aber in beiden Fällen trat die Erkrankung erst am achten Tage auf, 
ist also zu den Spätinfektionen zu rechnen. Schallehn macht ausser- 
dem aufmerksam, dass manche Fälle von Blepharoblennorrhoe auf zu 
spät vorgenommener Einträufelung beruhen können, was besonders bei 
asphyktisch geborenen Kindern leicht möglich ist, bei denen zunächst 
Wiederbelebungsversuche vorgenommen werden. Besonders betont wird, 
dass dauernde Schädigung durch die Einträufelung niemals beobachtet 
worden ist; der vorübergehende Argentum-Katarrh- fällt als Nachtheil 
nicht ins Gewicht. 


Chartres (30) untersuchte in 26 Fällen von eiteriger Ophthalmie 
der Neugeborenen das eiterige Sekret auf Mikroorganismen und fand 
in 36 Die Gonokokken allein, in 120/0 Löfflersche Bacillen, in 120/0 
Mikrokokken, in 8°/o Streptokokken, in ebensoviel Gonokokken mit 
Streptokokken und in den übrigen die genannten Mikroben in wechseln- 
der Mischung. Die prognostisch schlimmsten Fälle sind diejenigen, 
wo Streptokokken entweder allein oder mit Löffler’schen Bacillen 
gefunden wurden. Solche Fälle endeten mit Blindheit oder waren mit 
schwerer Broncho-Pneumonie komplizirt. Wo Gonokokken allein nach- 
gewiesen wurde, war die Prognose yünstiger. Die Therapie ist mög- 
lichst früh einzuleiten und besteht in sofortigen Ausspülungen mit 
Kaliumpermanganat und in Aetzungen mit Silbernitrat. Ueber die 
Prophylaxe äussert sich Chartres nicht näher. 

Adams (1) spricht sich aufs Entschiedenste für die prophylakti- 
sche Silbernitrat-Einträufelung in allen Fällen aus, in welchem der 
leiseste Verdacht auf Gonorrhöe besteht. In der Diskussion wird all- 
gemein die Nothwendigkeit der Prophylaxe und die Verminderung der 
Morbidität in den Entbindungsanstalten nach Einführung derselben 
anerkannt. 


Bernstein (14) tritt energisch für die allgemeine prophylaktische 
Anwendung der Ored&’schen Einträufelung ein und will alle Geburts- 
helfer und Hebammen zur Anwendung derselben verpflichten. 

Cohn (34) führt die immer noch grosse Zahl von schweren Augen- 
eiterungen bei Neugeborenen auf die schlechte Pflege der erkrankten 
Kinder in der Armen- und poliklinischen Praxis zurück und fordert 


1030 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


die Ausbildung von Pflegerinnen, welche unentgeltlich zu den Wöch- 
nerinnen geschickt werden könnten. 

Dubrovitz (46) berichtet über zwei Fälle von Vulvovaginitis 
mit Gonokokken bei kleinen Mädchen. In einem Falle erfolgte die 
Uebertragung durch mit gonorrhoischem Ausfluss beschmutzte Wäsche, 
im zweiten Fall blieb die Quelle der Infektion unbekannt. 

Hubbell (73) empfiehlt ebenfalls dringend die Cred&’schen Ein- 
träufelungen zur allgemeinen Prophylaxe. 

Ueber Nabelbehandlung und Nabelsepsis handeln folgende 
Autoren: 

Bastard (12) kommt nach Gegenüberstellung von 110 gebadeten 
und ebensoviel nicht gebadeten Neugeborenen zu dem Schluss, dass 
das tägliche Bad den Abfall des Nabelschnurrestes um durchschnittlich 
zwei Tage verzögert. Da es ausserdem im Stande ist der Wunde In- 
fektionskeime zuzuführen, wird es bis zur Vernarbung der Nabelwunde 
verworfen. 

Zu dem ganz entgegengesetzten Resultate kam Anthes (4) bei 
Untersuchungen auf der Fehling’schen Klinik. Er fand, dass die 
gebadeten Kinder einen günstigeren Verlauf der Nabelwundheilung, 
einen früheren Abfall des Nabelschnurrestes und einen niedrigeren 
Prozentsatz an Fieberfällen aufwiesen als die nicht gebadeten. Er 
schliesst hieraus, dass das tägliche Bad für die Nabelwundheilung nicht 
nur ungefährlich ist, sondern dieselbe sogar im günstigen Sinne be- 
einflusst. 

Dorland (45) verwirft die meisten gebräuchlichen Behandlungs- 
arten des Nabelschnurrestes, welche alle eher geeignet sind, das Gewebe 
zu erhalten, statt es zum Eintrocknen zu bringen. 

Bar (8) empfieblt statt der Ligirung die Abklemmung des Nabel- 
strangs. Die Klammer wird unmittelbar vor dem Nabel senkrecht auf 
die Achse des Stranges angelegt und der Strang hart an der Klammer 
durchschnitten. Nach 24 Stunden wird die Klammer abgenommen; 
der abgeklemmte, völlig trockene Schnurrest wird hierauf mit der 
Schere hart an der Haut abgetragen und der Nabel antiseptisch ver- 
bunden. Die völlige Reinigung der Nabelwunde nimmt aber wie es 
scheint längere Zeit in Anspruch, indem noch am 14.—15. Tage sich 
Reste abstossen. So lange die Vernarbung nicht vollendet ist, soll 
das Kind nicht gebadet werden. 

Peaudecerf (111) empfiehlt die von Bar angegebene Behand- 
lung der Nabelschnur mit Anlegung einer Klemmpincette statt der 
Ligirung. Unter 100 Fällen, die so behandelt wurden, trat kein Fall 


Das neugeborene Kind. 1031 


von Infektion auf. Die Pincette wird nach 24—36 Stunden entfernt, 
der kurze Schnurrest fällt am 4.—5. Tage ab. Das Kind darf wäh- 
rend dieser Zeit nicht gebadet werden. 

Kellar (77) verwirft überhaupt die Unterbindung der Nabelschnur, 
weil die Ligirung nicht allein nichts nützt — auch die Hämorrhagie 
aus den Nabelarterien sei so wenig wie bei den Thieren zu fürchten 
— sondern auch durch Verhinderung der Mumifikation, Hervorrufung 
von Entzündungen in den Nabelgefässen, Verursachung anormaler Vor- 
gänge in den Gefässgebieten direkt schadet. 


W entz (144) empfiehlt die Bepulverung des Schnurrestes mit. Calomel 
und Borsäure (1:7); der Strang soll hiebei in 9—16 Tagen (!) ab- 
fallen. 

Flagg (55) bringt bei der Behandlung des Nabelschnurrestes die 
Einzelligatur der Gefässe mit Katgut und die Durchtrennung der Schnur 
hart am Nabel in Vorschlag. Der Verband wird mit Wismuthsub- 
gallat und aseptischer Gaze gemacht. Flagg will demnächst versuchen 
die Nabelwunde zu nähen (! Ref.) und mit Collodium zu bedecken. 

Lambert (84) beobachtete unter 147 im Child’s Hospital in 
New York geborenen Kindern 95 Fieberfälle, darunter 47 mit Nabel- 
granulationen; 18 Kinder zeigten septische Erscheinungen und 5 starben. 
Lambert kommt nach seinen Beobachtungen zur Empfehlung, alle 
austrocknenden Pulver fortzulassen, nur die Basis des Schnurrestes zu 
verbinden, den Schnurrest selbst aber unbedeckt zu lassen, um ihn 
der austrocknenden Wirkung der Luft auszusetzen. Das Baden ist bis 
zur Heilung des Nabels auszusetzen. 

Franz (57) beobachtete einen Fall von milder und einen Fall 
von schwerer Tetanus-Infektion. Im ersten Fall betrug die Inkubations- 
zeit 15 Tage. In beiden Fällen trat Heilung ein. 


Davis (39) fand bei einem Neugeborenen, das ausser grünen 
Stühlen Blutungen aus verschiedenen Schleimhäuten zeigte, in den 
Fäces Colibacillen, Micrococcus pyogenes aureus und albus und hält 
die Infektion für eine praenatale.e Ausser den genannten Mikroben 
wurde auch ein Coccus gefunden, der dem Micrococcus tetragonus ver- 
satilis ähnlich war. 

Zagowski (146) beobachtete zwei Fälle von Pemphigus neona- 
torum foliaceus in der Praxis einer Hebamme. Ein Kind starb am 
fünften Tage. In diesem Falle hatte die Temperatur des Bades — 
die Hebamme bestimmte dieselbe stets nur nach dem Gefühl — 28° R. 
niemals überschritten, im zweiten Fall erreichte dieselbe aber 35° R. 


1032 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


Behnke (13) beobachtete 21 Fälle von Pemphigus neonatorum 
in der Praxis von drei Hebammen, mit drei Todesfällen. 


Snow (127) berichtet über einen Fall von Acetanilid-Vergif- 
tung bei einem neugeborenen Kinde in Folge von Anwendung 
von Acetanilid-Bepulverung des Nabelschnurrestes. Die Erscheinungen 
bestanden in Cyanose, jagender Respiration und raschem, schwachen 
Puls; Genesung. 


Ueber Blutungen bei Neugeborenen handeln folgende Mitthei- 
lungen: | 

Averill (6) beobachtete eine tödtliche Nabelblutung bei einem 
Kinde am fünften Tage nach der Geburt, bevor der Schnurrest sich 
abgestossen hatte. Da Purpuraflecken auf der Haut zu sehen waren, 
handelte es sich wohl um angeborene Hämophilie, 

Ein weiterer Fall von schwerer idiopathischer Nabelblutung wurde 
bei einem gut entwickelten, spontan geborenen Kinde, ebenfalls vor 
Abstossung des Schnurrestes, am 4. und 5. Tage von Phillips (114) 
beobachtet. Ikterus und Purpura fehlten in diesem Falle Da die 
Nadelstiche bei der Unterbindung in diesem Falle nicht bluteten und 
auch die Anamnese keinerlei Anhaltspunkte bot, kommt hier eine 
hämorrhagische Diatbese nicht in Frage. 

In dem von Dittrich (42) beobachteten Falle von Verblutung 
eines Kindes aus der unterbundenen Nabelschnur konnte nach dem 
Befunde sowohl eine absichtliche Unterlassung des bei der Geburt 
nöthigen Beistandes als auch eine strafbare Fahrlässigkeit ausgeschlossen 
werden. Bei der Geburt, welche auf dem Wege zur Klinik eintrat, 
war die Unterbindung der Nabelschnur von der Begleiterin der Mutter 
vorgenommen worden; um die Nabelschnur fand sich ein Bändchen in 
vielen Touren herumgelegt, aber dennoch war die Unterbindung nicht 
fest genug, um eine Blutung zu verhindern. 


Burton (28) berichtet über einen Todesfall durch Verblutung 
nach Incision des Zungenbändchens seitens einer Hebamme. Unter 
der Zunge fand sich ein !/2—?/4 Zoll ausgedehnter Schnitt, der die 
ZJungenmuskulatur blosslegte. 


Die folgenden Autoren theilen schlimme Folgen nach der rituel- 
len Cirkumeision mit. 2 

Brothers (21) beobachtete einen Fall von Gangraena penis nach 
der rituellen Cirkumeision; die Gangrän war offenbar durch die Blut- 
stillungsmethode des „Mohel“, die er wegen einer 24 Stunden nach 
der Operation aufgetretenen Nachblutung anwandte, hervorgerufen. 


Missbildungen. 1033 


Das Kind starb an Sepsis. Brothers verlangt gesetzliche Vorschrif- 
ten gegen Befugniss-Ueberschreitung seitens der Beschneider. 


Schrank (123) berichtet über einen Kunstfehler bei Ausübung 
der rituellen Beschneidung: Wegen Luxatio penis trat derselbe bei 
Anziehen des Präputiums hinter die Skrotalhaut zurück und es wurde 
statt des Präputiums die Haut des Penis selbst eingeschnitten. Es 
kam zu starker Blutung, die durch Tamponade und Vereinigung der 
inneren Präputiallamelle mit der Penishaut gestillt werden musste. 


Stern (128) berichtet über einen Fall von Karbolvergiftung nach 
ritueller Cirkumeision ; der „Mohel“ hatte Karbolumschläge auf die offene 
Wunde verordnet. 


Anhang. 


Missbildungen. 


1. Ahlfeld, Zwei menschliche und drei thierische Missbildungen mit Synotie 
(Agnathie). Aerztl. Verein zu Marburg, Sitzung vom 2. VI. Berl. klin. 
Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 812. 

2. Allen, J. Q., Congenital teeth. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 
142. 

3. Amann, J.A., Amniotische Adhäsionen. Gynäk. Ges. zu München, Sitzg. 
vom 18. VI. 1896. Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. VI, pag. 116. 

4. — W., Ueber einen Fall von angeborenem Mastdarmverschluss. Inaug.- 
Diss. Freiburg. 

5. Anders, Ueber amniotische Einschnürungen der Extremitäten. Deutscher 
ärztl. Verein zu St. Petersburg, Sitzung vom 7. IV. St. Petersburg. med. 
Wochenschr. Bd. XXII, pag. 280. l 

6. Ardouin, P., Spina bifida latent ou sans tumeur. Revue d'orthopédie 

1896, Nr. 6. ° 

Ardouin u. Kirmisson, Missbildung. Revue d’orthopedie, 1. März. 

(Exomphalus, Spina bifida, Hüftgelenkluxation, Klumpfuss, Fehlen der 

Blase und der Genitalien.) 

& Arens, Ueber einige seltenere Missbildungen. Gyn. Ges. zu Dresden, 
Sitzung vom 11. V. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1063. (Ein Fall von 
Osteosarkom der Orbita und ein Fall von Epignathus mit Hydrocephalie.) 

9. Arreat, E., Pied-bot varus equin congenital. These de Montpellier, Nr. 38. 

10. Ashby, Congenital stenosis of the pylorus. Arch. of Ped. Juli. 

1l. Ayasse, M., Bec-de-lievre compliqué. Thèse de Paris, Nr. 240. 

12. Ballantyne, J. W., a) Anencephalic foetus; b) congenital fibroma of 
scalp of a new-born infant. Edinburgh Obst. Soc. Sitzung vom 10. II. 
Edinb. Med. Journ. Vol. XLHI, pag. 339. 


~ 


1034 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


13. 


14. 


21. 


22. 


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Ballantyne, J. W, Teratogenesis; an inquiry into the causes of mon- 
strosities. Edinb. Oliver & Boyd. (Verwirft das „Versehen“, glaubt aber, 
dass dauernde Gemüthszustände der Mutter von Einfluss auf die Entwicke- 
lung der Frucht sein können.) 

— u. Thomson, J., Congenital prolapsus uteri. Amer. Journ. of Obst. 
Vol. XXXV, pag. 161. (Zwei Fälle.) 

Bamberger, Abnormität der Hand. Wiener klin. Rundschau 1896, Ar. 45. 
(Daumen mit drei Phalangen.) 


. Battle, W.H., Congenital dislocation of both hips. Clin. Soc. of London, 


Sitzung vom 22. X. Lancet, Vol. II, pag. 1117. 

Barabaschew, P. N., Zur Kasuistik der angeborenen Hornhauttrübungen. 
Westnik Oftalm. 1896, Juli. 

Barreras, A., Une caso de distocia per hidrocefalia. Revista de Med. y 
cirurg. de la Habana, pag. 235. August. 


. Bayer, C., Ueber die Endresultate der in der chirurgischen Abtheilung 


des Kaiser Franz-Joseph-Kinderhospitals in Prag seit dem Jahre 1883 ope- 
rirten Fälle von Spina bifida und Encephalocele. Zeitschr. f. Heilkunde, 
Bd. XVII, Heft 56. 

Beach, H. H. A., Chronie Hydrocephalus; puncture. Boston Med. and 
Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 676. 

Bergkammer, F., Ueber einen Fall von Teratom — Inclusio foetalis ab- 
dominalis. Deutsche med. Wochenschr. 1896, Nr. 44. 

Berkeley, W.N., Congenital tumor of the hard palate. New York Acad. 
of Med. Pädiatr. Sektion, Sitzung vom 11. XI. Med. Neen Vol. LXXI, 
pag. 780. 

Beyer, Ueber doppelseitige ungleichartige Porencephalie. Neurolog. Cen- 
tralbl. Nr. 14. (Möglicherweise auf die Geburtsvorgänge zurückzuführen.) 
Bilhaut. Fall von angeborenem (ienu recurvatum. Annales de Chir. et 
d’Orthopedie. Tom. X. pag. 257. (Bei Oligohydramınia.) 

Binnie, J. F., Congenital fistulae and eysts of the neck. Kansas City 
Med. Index, Februar. 

Bockenheimer, Die kongenitale Cystenniere. Inaug.-Diss. Würzburg. 
Boise, E., Operation for umbilical hernia on an infant seven hours old. 
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 223. 

Bolster, F.. An anencephaleus monster. Brit. Med. Journ. Vol. 1, pag. 
1346. e 

Booker, W. D., Case of congenital diaphragmatic hernia. Amer. Ped. 
Soc. IX. Jahresversammlung. Med. News. Vol. LXX. pag. 717. 
Bottomley, Deformed foetus (Fehlen des Processus nasofrontalis). Trans- 
act. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX. pag. 184. 

Bowes, C. K., Rare congenital malformation. Lancet. Vol. 1. pag. 519. 
(Oesophagus-Trachealfistel; Fehlen des Radius und des Daumens beider- 
seits.) | 

Bradford, E. H., Congenital dislocations of the hip-joint. Congress of 
Amer. Phys. and Surg. 4.—#. Mai. Med. News. Vol. LXX, pag. 644. 
Bradley, W., Unusual succession of monsters. Brit. Med. Journ. Vol. I, 
pag. (8. (Encephalocele bei der ersten, Spina bifida bei der dritten Ent- 
bindung derselben Frau.) 


39. 


40. 


41. 


42. 


Missbildungen. 1035 


Braquehaye, Malformations congénitales multiples: bec-de-lièvre uni- 
latéral avec saillie de l'intermaxillaire, sans division de la voûte palatine 
ni du voile; luxation congénitale de deux hanches en haut en avant; pieds 
bots valgus congénitaux. Soc. de Méd. et de Chir. de Bordeaux, Sitzung 
vom 29. X. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 532. 
Brault, Un cas d'absence du rectum. Echec de la périnéotomie postérieure, 
colotomie iliaque, bon fonctionnement de l'anus ventral pendant 3 semaines, 
puis anus sacré par le methode de Kraske, guérison opératoire, décès. le 
onzième jour. (Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. gr 

Brindeau u. Georgiu. Sur un cas d'hydramnios dü à un sarcome du 
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1036 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


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58. 


SE 


en 
Q 


58. 


99. 


60. 


61. 


Cornell, B., Umbilical fistula with prolapse of the intestine. Montreal 

Med. Journ. Februar. 

Coville, Fötale Missbildung. Gaz. hebdom. de med. et chir., Nr. 24. 

(Untere Extremitäten durch eine 10'/2 cm lange muskulöse Membran ver- 

bunden, Imperforatio ani, (renitalatresie, Fehlen des Colon transversum 

und descendens, der Blase, des Urachus und der Ureteren; Ovarien und 

Tuben vorhanden, Uterus bicornis, Scheide fehlend.) 

Cremazy, De la polydactylie. These de Toulouse, Nr. 215. 

Decherf. J. B. X. E., Luxations congenitales de la hanche. These de 

Lille, Nr. 14. 

Decio, Mostruositä fetale inedita osservata nel secolo XVI. ‘Ann. di Ost. 

e Gin. Milano, Nr. 8. (Decio publizirt einen Brief aus dem Jahre 1531. 

in welchem über eine Missgeburt berichtet wird. Aus der Beschreibung 

und aus der beigefügten Zeichnung ist es klar, dass es sich um einen 

Dipus tribrachius, welcher der 32. der bisher bekannten wäre, handelte.) 
(Herlitzka.) 


. Dejouany. A., De la grossesse double au point de vue médico-légal. 


Lyon. (Bespricht die Doppelmissbildungen.) 

Delanglade, Note sur un cas de malformations multiples chez un nou- 
veau-ne. Journ. de clın. et thérap. infant., pag. 344. 

Demons, Rachitisme intra-utérin. Soc. d'obst. de gynéc. et de péd. de 
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beider Fibulae. Ges. f. Geburtsh. zu Leipzig, Sitzung vom 12. IV. Cen- 
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Duer, C., Case of spontaneous amputation of both lower extremities in 
a newborn infant. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1179. (Am Tage nach 
der Geburt auftretende Geangrän der unteren Extremitäten und spontane 
Abstossung derselben.) 


. Duiet, Congenitales Fibro-Papillom der Fusssohle. Médecine mod. 1896, 


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Missbildungen. 1037 


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trikeln mit partiellem Septumdefekt.) 

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(tebert, Zähne beim Neugeborenen. Archiv f. Kinderheilkunde. Bd. XXIV, 
Heft 1/2. 


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Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


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— Mostri Anencefali e derencefali. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 4. 
pag. 328. (Giglio hebt hervor, dass die Fötus anencefali und derencefali 
schon während der Schwangerschaft — insbesondere durch den schwachen, 
unbestirnmten, fernen, raschen, doppelten Herzschlag — diagnostizirt werden 
können; dass der(schurtsmechanismus wegen der Form eines steifen Kegels, 
welche der Körper dieser Missgeburten mit dem Kopfe annimmt, anormal 
und unvollständig verläuft; dass die geburtshilflichen Indikationen ver- 
schieden sind von denen, welche für die gewöhnlichen Gesichtslagen an- 
genommen werden.) (Herlitzka.) 
Gloy, K., Ueber die in der chirurgischen Klinik zu Greifswald vom 1. IV. 
1890 bis 1. X. 1896 vorgekommenen Fälle von Hasenscharten. Inaug.-Diss. 
Greifswald. 

Golaz. H., Luxations congenitales de la hanche. These de Paris. Nr. 
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Goldberger, H.. Kongenitale Hautdefekte am ausgetragenen Kinde. Gyn. 
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Goldschmidt, A., Sakraltumoren und ihr Einfluss auf Schwangerschaft 
und Geburt. Inaug.-Diss. Berlin. 

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des Darmes (Anus vulvo-vaginalis). Inaug.-Diss. Würzburg. 

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und Vagina.) 

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schwangerschaft stammenden Säugling. Orvosi Hetilap 1896, pag. GA 
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Missbildungen. 1039 


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zu Hamburg, Sitzung vom 25. V. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII. 


~ 
D 


Vereinsbeilage. pag. 199 u. 217. 


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Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe. 


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sitzender Verschluss; keine Sektion.) 

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Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 66 


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pag. 144. 

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f. Gen Bd. LIII, pag. 115. (Atresie der männlichen Harnröhre, excen- 
trische Hypertrophie der Blase, Obliteration des rechten Ureter, degenera- 
tive Prozesse in der linken Niere mit fötalen Inklusivonen von Muskel- 
und Knorpelgewebe, sowie von epithelialen Elementen; Agenesie der linken 
Niere und des linken Ureters, Defekt des linken Hodens, Chondrodystrophie.) 
Scheib, A., Vollständiger Defekt beider Nieren bei einem 10 Minuten 
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Mikro-, Hemicephalie, Hasenscharten, Strumen, Spina bifida, Hals-, Brust- 
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Autoren-Register. 


Die fett gedruckten Zahlen sind Referate. 


A Aldor 377, 892. | Archamband 956, 971. 
2 Alessandri 427, 427, 444, | Archangelsky 593, SU6. 

Ahbe, R. 67, 623, 960. 457. Ard 83. 

— 362, 374. ‚ Alexander, W. 66, 83, 276, | Ardouin, P. 1033. 
Abbott 10, 158, 169. 280. | Arduin 158. 
Abel 21, 27, 663, 669, 674, — E. 926, 930. ' Arendt, E. 35, 119, 188, 

709, 991, 998. Ke S. T. 408, 413. | 926, 986. 
Abraham, O. 240, 247, 926,' — 495, 49. — 173, 184, 1033. 

84 Alexandroff 991. Arens 758. 760: 


| 


i Argenta, C. M. 609. 


Abrahams, R. 429, 488, 623, Alexeeff 76. 
637. Armandon, L. 283. 


‚Allen, Ch. W. 926, 930. 








Abramovich 240. — 445, 449, 861. Armstrong 119. 
Abuladze 80, 82. — J. Q. 1033. Arnaud 516. 
Acconci 158, 173, 187, 806, GE 119. Arnd 593. 

813. — F. 639, 648, 960. Arnold, W. J. J. 593. 
Achard, Ch. 362, 870. | Air 408, 414. Arnstein 654. 
Adam 306, 822. ' Amann 35. | Aronson, H. 807, 817. 
Adams, A. E. 1000, 1029. — J. A. 360, 861, 1033. | Arreat, E. 1033. 
Adamson 762, 762 | — W. 1033. | Asch, R. 67. 
Adenot 429, 486, 639, 725 | De Amico TTR. | Aschner 240, 251. 
Adriani 956. i Amico-Roxas 194. ‚ Ashburn 476. 
Ahlmeyer, E. 1000 Ancheless 926, 93. ! Asbby 1033. 
Ahlfeld 173, 181, 552, 76%, | Anders 1033. | Asmus 240, 255. 

169, 778, 786, 1033. : Anderson 778. ‚ Aspell 158. 

— F., 510, 514, 576, 58544. — T. 926, 984. — J. 674. 

587, 588, 975, 980, 991, | d'Andon 748. : Assmuth, J. 283, 295. 

994, 996, 1000, 1022. Andre 21. Atkinson 827. 
Ahmann 939, 952. Andries, J. H. 67. Audebert 188, 623, 635, 
d’Ajutolo 444, 457 ‚ Angelucci 21, 4. | 831, 912, 1000, 1027. 
Alapy, H. 261, 268, 264, Anna, E. 35, 44. | Audian 158. 

>. | D'Anna 173. d’Aulnay 429, 441. 





Albarran 306, 307, 811, | Anthes 603, 607. , Ausch, O. 762, 162. 


415, 418, 422, 444, 448. -— E. 1000, 1030. | Auvard 4, 609, 614, 623, 
497. Antonchevitsch, M. V.609, | 683, 743, 746. 
— J. 312, 815, 323, 830,! 614. Averill 1000, 1082. 
332, 324, 362, 867, 372, Anufrieff 35, 516. Awtandiloff 859. 
363, 396, 898, 407, 418. ' Appleby 743, 746. Ayasse, M. 1033. 
Albrecht, M. 444, 45l. ' Arcangeli 730. Ayers, E. A. 912, 915, 


— 597. ‚ Archamband, R. 615, 620. 975, 987. 


1048 


B. 


Baader 200. 

Babacci 21. 

Bacon. M. W. 674. 

— 178. 

Baczkiewicz 608. 

Bäcker 120, 187. 

Baer, Th. 937, 958. 

Baehrecke, E. 1000, 1028. 

Baerecke, V. Z 927. 

Baggio — 

Baginsky, A. 408, 409. 
— 445, 451, 603. 

Bagot, W. S. 240, 247. 

Baketel, H. S. 663, 674, 
956, 964. 

— 754, 757. 

Baker 83, 975, 986. 

— . 312, 

Balbuzzi 53. 

Baldassarı 778. 

Balduzzi 927. 

Baldwin 58, 158. 

Baldy 84, 158, 807, 822. 

— J. M. 22, 29, 377, 385, 

474. 475. 

Balland, J. 663, 666, 956. 

9 


Ballantyne, J.W. 76, 1033, 
1034. 


— A. 593. 

Baltz 240, 252. 
Bamberger 1034. 
Bandler 593. 

Bang 597. 

Banga, H. 15, 16. 
Bangs, B. L. 415, 424. 
Bannun, P. 510, 518. 
Bantock la Torre 22, 27. 
Bunzet 283, 301. 


Bar 529, 880, 587, 592, 
743, 746, 762, 1000, 
1030. 


Barabaschew, P. N. 1034. 


Barabo 1000, 1016. 
Barbour 3, 9, 489, 674. 
Bard 363. 370. 

Barker 377, 892. 

— G. 776, 777, 1000, 1025. 
Barkmann 908. 


Barlow 240, 252, 264, 269, 


424. 

Barone 35, 53, 59, 60, 508, 
603, 654, 758, 771, 794, 
912. 

Barothy, A. 927. 

Barozzi, J. 1000. 

Barreras, A 10834 


Barres, Roy de 459. 


ı Bereskin, 


Autoren-Register, 


Barth, J. 35, 516. 

— W. 324, 882. 
Basilio Bonardi 912. 
Bastard 603, 1000, 1080. 
Bastianelli 173. 

Bates 149. 
Batuaud BA. 
Battle, W. H. 1034. 

— 429, 486. 
Baudouin 22. 
Baumann, G. 908. 

— E. 960. 
Baumgärtner 10, 12. 

— H. 497, 498. 
Baumgarten, H 485. 
Baumm 22, 

Baur, H. 316, 319. 

— K. 674. 

— 827. 

Bayer 516, 543, 

797, 807, 828 
— C. 103%. 


341, 395, 400. 
Beach, H. H. A. 1034. 
— 284, 299. 
Beaucamp 510, 514. 
Beaussenat 189, 218. 
Beatson 119. 

Beaver, B. D. 674. 
Beck, G., 831, 887. 

— C. 67, 495, 927, 980. 
— 120. 

Becker 469, 927. 


Becking, A. G. Th. 35, 49, 


675, 754, 759, 956. 
Beckmann 478, 479. 


Begouin 84, 120, 188, 194, 


429, 445, 458. 
Behnke 1000, 1082. 
Beirne, H. P, 956. 
Bekmann 22. 

— W. G. 960. 

Bell 120, 429, 794. 

Bellini 120, 240, 251. 

Bellot 587. 

Benario 240, 252. 

SCC K. 503, 506. 
97 


Benda, C. 927. 
Bendix 603 
Benedikt 960. 
Bennett, T. J. 960. 
Bennet 738, 789. 
— R. C. 956, 971. 


| Benzler 927, 987. 
i Berau, D. 779. 


Bérard 84. 
Berczeller 342, 
Th. J 


342 


20) 


DEE 


644, 566, 


Beretning 508. 
Berger 474. 
. 343 


Bergesio 35. 
Berggrün 597. 
Be C. A. 395, 406, 445, 


Een F. 1034. 
Bergonie 84. 

Berkeley, W. N. 1034. 
Berlioz 604. 

Bernard 306, 811, 429, 488. 
Bernhard 54. 

— O. 194, 305, 806, 469, 

471 


Bernheim 937. 


— vg 


Beat 604. 

Berton 120. 

Betcke 149, 191, 219. 
Bettmann 173, 179, 516, 


Bernstein, A. 994. 
. J. 1000, 1029. 


239, 264, 273, 324, 522. 
| Beurnier 84. 
i Beuttner 22, 35, 


576. 
61, 67, 478, 991, 


992. 

-— 173, 184, 807 
Beyer 1034. 
Bezon 158. 
Bianchi 363, 365, 768. 
Biddel). J. Scott. 197. 
Bidder 956, 965. 
Bidone 516. 
Biedert 604. 
Biegel, S. 759. 
Biélinkin, F. 615, 622 
Bienfait 68. 
Biermer 149, 191, 214. 

R. 497, 498, 639, 960. 

Biernacki, J. 510. 
Bilbaut 1034. 
Binaud 84, 194. 
Binder 494, 494, 991, 9%. 
Bingel, E. 1000. 
Binkley, jr. 173. 

— J. T. 61, 84, 193. 


— 22, 
Binnie, J. F. 1084. 
Birbès 762. 
Bishop 343, Bad 478, 450. 
Bissell, J. D. 663. 
Bittner, W. 937, 948. 
— 1000, 1019, 1022. 
Black, C. E. 675. 

97. 


— 


Blackburn GN 
Blacker, G. J. 
| Blaisdell, F. 
| Blake 827. 


112. 


I. 71, 
198. 


Autoren-Register. 1049 








ROT. 
Bolster, F. 1034. Brauham, J. H. 975, 983. | — P. 501, 508, 510, 511, 
775 


Bland Sutton 84. | Bouffaudeau 68. ! British Gynaecological 
Bleich 975, 990. ; Bouilly 120, 200, 228, 474.| Society 120. 

Bleynie 912. Bouquet, J. de 22, 29. Broca 1035. 

Bloch, O. 363. ! Bourdon 1000. Brodmeier, A. 284, 295. 

— 445, 449. | Bourg, L. 363, 871. ' Brodowski 676. 

Blocq 767. | Bourrier 194. Bröse 10. 

Bloom, H. C. 284, 286. | Bousquet 188, 489. ' Broese 174, 676, 709. 
Blume, F. 22, 31, 960. |Bovee &4, 158, 174. | Brohl 84, 120, 149, 194, 
Blumenreich 173. Dee W. 200, 202, 324, 888,! 222, 676, 937, 948. 
Bobroff 675. ' 340. ! Brosin 84. 

Boccard, N. 396, 401. | — J. W. 675, 704, 710. ` Brothers, A. 1000, 1082. 
Bockenheimer 1034. Bovet 408, 410. | Brouardel, P. 1001, 1010, 
Bode 654. Bowen, S. 722. | 1011. 

Bodon 35, 561. — W. S. 343, 855. — 925, 956, 967, 995. 

— K. 543, 566, 567, 754, | Bowes, K. 759, 761, 1034. Broun 84, 174. 

757. Bowlby, A. A. 445, 450. |Browing 516. 

Bodenstein 240. 250. Bowremann, J. 84, 120. Brown, A. P. 1085. 

— O. 478, 490. Boyd 807. — F. T. 415, 416. 
Böckel 76, 396, 402. — G. M. 276, 280. ı — 22, 36, 158. 

— J. 305, d — J. P. 831, 840. : — D. J. 975, 988. 
Boecher, C. 738. Boyer 543, 552, 558. i — B. 1001, 1020, 1027. 
Boerner, E. 508. Boyster 675, 701. : Brünings 754, 757, 975. 
Boid, St. 188. Bozeman, N. G. 188, 194, | Bruni 441. 

Boije 61. 284, 297. 343. Brunings 859. 
Boise 149. Braatz-Egbert 593. | Brunnenberg 36, 47. 

— E. 15, 1034. v. Brackel 149. Brunox 937, 97. 
Boissard 597, 654, 661, | Bracklow, C. 188. | Bruny, L. J. 356, 859. 

936. 971. Bradford, C. H. 1034. ! Bruschi 725. 

Boix 543, 546. Bradfort, J. R. 324, 880 : Brutzer 597, 600. 
Boixeau 158. Bradley, W. 1034. Bryson, J. B. 284, 801, 
Bokelmann 120. Braithwaite 16, 912. 377, 379. 
Boldt &4, 120, 158, 168, | Brakel 429, 486.  Buchstab 174, 180. 
174, 192, 217, 675, 697, | Brandenburg 149. De Buck 81, 97. 

701. 707. Brandt, K. 675. ‚ Buckhard 85. 

— H. J. 360, 469, 639, | Braquehaye 429, 4836, Budin 552, 597, 602, 604, 

61. 956, 960, 964. 1035. 807 
Bolton. P. R. 445, 457. Brault 1035. A. 

Bonifield 155. Braun 202. Bue 831, 912. 
Bonnaire &07. — B. v. 771, 778. ' — V. 743, 746. 
Bonnetblanc 6l. -- H. L. M. 445, 456. | Büdinger 149. 
Boralevi 6%, 639. — G. 510, 515, 859. — K. 377, 887. 
Bordas 1000, 1010. — R. 1000, 1018. ' Büttner, R. 663, 670. 
Borde 779. | — R. von Fernwald 797, Bufalini 807, 825. 
Borelius 469, 675. 802, 807. Buff 927. 

— J. 927. Braunstein 35, 47. Buet 36, 1035. 

Borgnis, M. 975, 988. Bräuninger 286, 387, 892, | Bukojemsky, F. 593. 

Borreman 201, 280. 400. 413, 423, 457. Bulius 174, 182. 
Borysowicz 469. — H. 363, 871. | — G. 158, 211. 

Bosche 120. Breffeil 22, 9. ! Bullitt. J. B. 377, 381. 

— Ch. 960. Brennecke 597. ;Bullock. T. S. 343, 455, 
Bosse 240, %0. Brenning 429. 975, 986. 

Bossi 16, 20, 84, 109, 119, | Brewer 380. ' Bumm, E. 36. 779. 792. 

120, 158, 501, 516, 522,| — G. E. 375, 376. 77. 
826. Brewis 312. Bunge. R. 415. 422. 

Botkowskaja 561, 564. Briegleb, K. 593. Buongiorno 663. 

Bottomley 1034. Briggs, H. 201. : Buonuma 120. 

Bouchard 61. Brindeau 445, 451. 654,  Buquet 264, 270. 

Bouchet, W. du 61, 779,| 697, 776, 1035. ı Burckhardt 120, 136, 159, 


190, 794. Brinon 396. | 908 


1950 


Burckhardt, O. 738. 740. 
Burgess, A. H. 1035. 


Burghart 445. 
Burgio 597. 
Burmeister 779, 
Burrage 54. 

— W. L. 469, 471, 960. 
Burrell, H. L. 1035. 
Burton. K. H. 722, 7128. 

— R. H. 975, 989. 

— S. H. 1001, 1082. 
Busse 478, 481, 1035. 
Butler-Smythe, A. C. 192, 

214. 

Byford, H. T. 264, 324. 


189. 


C. 


Cade 1035. 

Caird, F. M. 306. 

Calderini 501 

Call 827. 

Calları. J. 240, dat 

Calmann, A. 68, 75. 
970. 

Camerer 604. 

Cameron 551. 

— Murdoch 713, 714. 
— M. 859. 

Campbell 840, 847, 807. 

Campione T38. 

Candia 68. 

Cann, E. 198. 

— Me. 418. 

— $3. 

Cantaro 827. 

Canu, E. 927. 

Carbajal Antonio J. 576. 
— A. S. 908. 

Carbonelli 853. 

— G. 576. 

Cargill, Ch. H. 676. 

Carlier 415, 421. 

Carlson, B. 36. 

Carnot 61. 

Carr 174. 

Carreiro. B. T. 495. 

— 36. 276. 279. 
Carsou 496, 927, 980. 

Carstens 120. 

Carter 278, 280. 

Caruso Gl. 

Carvallo 1035. 

Casamayor-Dufaur 794. 

Casati 61. 

Casiccia 743. 831. 

Cas Sé L. 240, 


— 418. 


956. 


254, 363, 


Autoren-Register. 


| Cassan 6l. 
: Castaigne, J. 365, 370. 
; Castello 159. 
| Catto, W. M. 743. 
Cempin, A. 593. 
Chabry 126. 
Chadwick, J. 85. 
Chaleix 807. 
| Chalot 85, 120, 324, 340. 
' Chamberlent 615, 619. 
Chambrelent 956, 1035. 
'Champetier de Rıbes 561. 
Champion 121. 
'Champneys, H. 654 
ı Chancy 639, 652. 
. Chappuis 429, 484. 
Charles 771, 797, 807. 
— N. 912. 
Charpenter, F. B. 264. 
Charpentier 85, 604, 663, 
666, 743, 747. 
— A. 240, 254. 
Charon 445, 452. 
Chartres 1001, 1029. 
Chase, W. B. 22, 36. 
Chason, J. D. 807. 
Chassy 54. 
Chavannaz 200. 
Chavoix 975, 988. 
' Chauvel 429, 434. 
Cheney 85. 
Chéron, H. 713. 714. 
Cherry 445. 449. 
Chevalier 312, 815, 408. 
414. 
Cheyne-Watson 121. 
Chirchow, J. 859. 
Chismore. G. 306. 308. 
Chodakowskıi 54, AN. 
Cholmogoroff 68, 
754. 196, 975. 
Chotmogorow 912. 
Chotzen 240, 258. 
Choyau 617. 
Christ 2x6 
Christian, H. M. 240, 
Christie. O. 677. &59. 
Chroback 3. 9 
© — R. 503, 509, 639, 688. ' 
Chrzanowski 1001, 1024. 
— J. v. — 85. 
Church, S. K. 1035. 
Churton Se 
Ciaceri 121. 
Cianciosi 343. 725, 743 
Cibert 159. 
— M. 1001. 1017. 
Cicera 306, 308. 
Ciechanowski 66. 200, 604. 
617. 


9,9 


st) as . 


503, 624. 


| Cimo, A. de 68. 
Cioffi 807, 1035 
Cioja 639, 725. 
Cittadini 68, 85, 121. 
Clado 159, 168, 174, 445, 
459. 
Clark, 807, 927, 9831. 
— A. 429, 486. 
— F S. 552 
— J. G. 22. 
Clark-Skelton 743. 
i Clarke 85, 159. 
` — d. J. 925. 
: Clasen 1001, 1026. 
: Clauss, H. 1035. 
Clemens, H. 766. 
, 857. 
i — 859. 
| Clivio 85. 
| EE 159. 
L. 193. 
| Cos Codivilla 76. 
' Coe 121, 624, 637. 
ı — H. C. 15, 15, 201, 240. 
249, 713. 
— H. 396, 402. 
ES 22, 80. 
. 408, 414. 
— 36 663. 
Coester 510, 513. 
Cognetti de Martiis 277. 
Cohn 202. 
 — H. 604. 1001, 1029. 
Collignon 277. 
Collins 121, 577. 
= — E. T. 316, 318. 
Colmer, P. A. 976, 955. 
Colmogoroff 566. 
Colombini 938, 951. 
Colson 807. 
| Colter 1001, 1020. 
i M’ Comb 143. 
Comby 241, 249, 377, 386, 
A 4%, 938, 955. 
| Commandeur 517, 819, 561, 
! 562. 
p onami, K. 754, 756. 
478. 


— S 36, 47, 199. 
 Connolly 956, 969. 
ı Conradin, P. 976, 979. 
i Constans 502, 555. 
Constant 994, 999. 
' Corazza, L. 1035. 
Cordier, A. H. 15, 16, 254, 
270, 676. 707. 
i Corinin 566, 763, 763. 
| Coriveaud, A. 957. 
: Corles 794. 
Corminas 794. 


OO 


A53, 


Autoren-Register. 1051 








Cornell, B. 1036. 'Czarkowski 976, 988. Demelin 767, 779, 791, 908, 
Corson 561. Czempin 85, 121, 489, 490.) 1001, 1027. 

— E. R. 797. | Demons 1036. 

Cosentino e SCH SC | Deneke, F. 429. 

— G. 528 ‚598, 64 | D. Denis 678, 704. 

Da Costa 80, 85, 197. | Denissenko 121. 

— F C. 640, 658, 960. | Da Costa, J. C. 194. Le Dentu 121. 

Costa, T. 264, 270. Daclin 22. Denys 552, 859. 
Costineseo, J. 1001, 1028. | Dahl, B 307, 811. Depage 343, 347. 

Coumol 561. Daibler, A. 239. Dercum 16, 18. 
Councilman, W. T. 1035. Dakin, W. R. 501. Dériaud, P. 363, 371. 
Courant, G. 991, 992. Dalle Ore 274, 445, 459. Dervaux, M. 86. 

Courtin, J. 10, 12. Dallemagne 1001. 1009. Desara-Coa 264, 278. 
Courty 59. Dallmeyer, H. 567, 570. | Desguin 121. 

Coutaigne, H. 925. Dalziel 396, 402. Desnos 307, 809. 
Couvelaire 85. Damas 85. Dezon 159. 

Coville, M. 759, 761. ' Damato 807. i Diakonow, P. J. 377, 393, 
— 1036, 1041. Daniel 609, 614, 623, 688,| 425. 

Cozzolino 604. 743, 746 Dibbern, W. 807, 811. 
Cragin 121. Dannenberg, K. 976, 988 Dickson 195, 312. 

— E. B. 396, 402, 912. ; Dasara, D. 324, 331. Dietel 150, 977, 305, 306, 
Cramer, K. 396, 407. | Daubois, D. 363, 874. 640, 650, 651, 732, 733, 
Craudall, F. M. 1001. — H Ai. 759, 761, 960, 1036. 
Cremazy 1036. 461. | Dimitriewsky 1002, 1024 
Crickx 264. | Davidson, A. 561. , Dirner 121, 445, 457. 
Crimail 912, 915. Davies 429. — G. 678, 827. 
Crockett, M. A. 66. — H. R. 594. Diriart 86, 106. 
Croff, E. O. 305, 806. Davis 561, 594, 807, 822. | Dirmoser, E. 610, 613, 615. 
Crookshank, F. G. 324, 388.) — E. P. 609, 612, 615, | Dittrich, P. 925, 1002, 
Crouzat 676, 754, 757, 779. 779, 912, 916, 1001, 1081.: 1082. 

— E. 510, 511, 797. Dawbarn 375, 876. Dixon 859. 
Crovetti 779, 794. Dawis, E P. 501, 508. — Jones Marie 188, 210. 
Cruickshanck 10. Day, W. E 241, 258 — H. G. 1036. 
Cruse, U. 375, 876. Dayot fils 396, 402 Djémil-Bey 957. 
Csillag 938. Deale, H. B. 616. 618, 619 | Dobbert 36, 912. 
Cucca 6%, 912. | Deaver, J. B. 980. Dobbin, G. 725. 
Cullen 85, ie 794. — 779, 789. 

— T.S. 2 E? 83, 677. Debelie 794. Dobrowolsky 624. 

— Th. JL 15 Debout d'Estrées 312, 316. | Doctor 732, 976, 983. 


Dodge, J. R. 663, 669. 
Doederlein 22, 30, 121, 132, 
174, 181. 991, 998. 


Cullingworth, J. 678, 699, | Debus, H. 976, 979. 
706. : Decherf, J. B. X. E. 1036. 
— C. J. 677. Decio 54. 7, 1036. l 





— 154, 156, 174, 797, — C. 927, DBA. — A. 478, 503, 506. 
798. ı Defontaine 192. Dohrn 859. 
Cullough, Mc. 768. Dejevany 762, 768. — R. 957, 974. 
Cummins 807. Dejonany, A.957, 966, 1036. , Doktor 86. 
Cumston 149, 324, 363, 374. | Dejorany 543. Dole, M. P. 377, 882. 
Cunningham, J. A. 312. Blees H. 794. Doleris 478, 482, 663. 667. 
Curatulo 738. — 16. 20. 85, 159, 324. | 776, 797, 827, 1002, 1020. 
Currier 150, 154. Delanglade 1036. | — J A. 976, 986. 
— À. F. 22, 27. i Delassus 159. Dollinger 1002. 
— À. 77. Delbanco 284, 291. Dominé 489. 
Curti 202. Delbet 68., 408, 411, 474. | Donadent 1 Adame 794. 
Cushing, E. 36. Delbert, P. 644, 658. | Donadoni 121. 
— E. W. 36, 772, 778, Delefosse, E. 239. er Z. 264, 272. 
938. Delitzin 379, 883. ald 
Cuthbert Middleton, D 577, | Delore 54, 56, 154, 469, 471, ban E. H. 624, 633. 
585. 779. Doran 150. 
Cutler 827. Demantke 86. |l — A. 23, 28,150, 159, 175. 
Cutts, J. A. 277, 278. Démelin, L. 713. | 190, 192, 201, 216. 





1152 


Dorff 86, 610, 611. 
Dorland, W. A. N. 1002, 
1030. 
— 121, 754, 756. 
Dornberg 552. 
Dorsett, W. B. 624, 629, 
678. 
Douglas, R. 322, 822. 
C. 1036. 


— 150, 807. 

Doyen 3, 4, 86, 264, 270, 
324. 

Drejer 561, 738, 740. 

— P. 764, 765. 

Drew, D. 445. 

Dubar 159. 

— L. 193. 

Dubé 543. 

Dubois, H. 713, 715. 

Dubrisay 544, 548, 553, 555. 

Dubrovitz. M. 1002, 1080. 

Ducamp d’Orgas 430, 488. 

Ducei 529, 530. 

Dudley 54. 86, 861. 

— P. 159, 168. 

— À. P. 241, 250, 594. 

Duchastelet, L. 264. 

Duer, C. 1036. 

Duff 779, 788. 

Dührssen 86, 159, 166, 199, 
640, 649, 678, 695, 697, 
699, 708, 907, 913, 960, 
975. 

Dürck 375, 376, 927, 984. 

Duiet 1036. 

Dujardin 197, 1002, 1018. 


Dujon, V. 759 
Duke 10. 
— A. 461, 464. 


Duloroy 1036. 

Dumont-Leloir 200. 

Dumont-Lenoir 616, 620. 

Duncan 86, 159, 175. 

Dunlapp, F. 192. 

Dunning, W. L. 461, 468. 
— H. L. 640, 652, 678, 
702, 708. 

Duplay 159, 168, 396, 406. 

Dupuy 61. 

Duquaire 241, 250. 

Durante 121, 122, 654, 658, 
1036. 

— D. 282, 283, 445, 452, 
616 


Duret 86, 122, 274. 
— 430, 435. 


DU 


Durno 807. 
Dutanzin 957, 971. 
Dutt, A. C. 1036. 
Duvae Douglas, F. 553. 


Autoren- Register. 


E. 


Earle, F. B. 913. 
Eastmann 36. 


— J. R. 264, 269, 324, 330. 
Eberhart 754, 757, 759, 761, 


1002, 1016. 
Eberlin 122, 154, 469, 719, 
719, 938, 947. 
Ebstein 430, 438. 
Eccles, A. S. 377, 398. 
— F. R. 441, 44. 
Eckardt 175. 


Erlach, H. 508. 
Ergot 976. 
Ernst 779, 789. 
Erskine 1037. 
Escat, J. 284, 287. 
Escherich 1037. 
Eschle 604. 
Eskelin, K. 743, 747. 
Esmann, Viggo 754. 
DOM White, H. P. 469, 
1 


Etheridge, J. H. 641, 960. 
"Euren 160. 


Eddomes, W. D. 957, 965. ` Eve, F. 195, 222, 1002, 1021. 


Edebohls 807. 


| Eden, T. W. 655, 661, 678, 
963. 


Edmunds 807. 

Edson, B. 1036. 

Ehrendorfer, E 356, 358, 
624, 633. 


' Ehrlich 827. 


— H 284, 91. 
Eiermann 122, 145. 
— A. 907, 909. 
Eisenmenger, V. 1036. 
Eklund 827. 
Elder 87, 122. 
Eleuterescu 529, 530, 762. 
Elischer, 343, 347, 348. 
— 68, 446, 452, 489, 
725. 


Elliot, J. W. 408, 412. 

Elsner 1037. 

Emanuel, R. 640, 645. 
122 


Emmet 87, 121. 

— B. Mc. E. 324, 888. 
— Th. A. 59, 60. 

- J. D. 61, 64. 
Embacher, F. 567, 568. 
ar G. v. 616, 618, 840, 


— G. 853, 857. 
Engelmann. G. J. 913. 








Everke 719, 719, 859, 976, 


986. 
Evertz, J. Ph. 738. 
Ewald, K. 202. 
— 241, 247, 274, 275. 
— C. 1037. 
| F. 


' Fabbri, G. B. 510. 

| Fabiani 713. 

! Fabre 485, 486. 

| Fabricius 175, 794. 

— J. 64, 653, 960: 
Fahm, J. 1037. 
Falkener, N. 624, 638. 
‚Falk, O. 68, 743. 





| — 36. 
, Faltin, R. 284, 294. 


Fargas 87. 

— Miguel A. 324, 329. 
Fargier, L. 427, 429. 
Fassbender 36. 

— H. 503, 504. 
Faucon 195. 

Faults 284, 296. 
Faure 122. 

Fausel, M. 446, 481. 
Faux 913. 

Favr, 853. 

Faytt, Th. 324, 827. 
Federici, N. 377. 

v. Fedoroff 265, 269. 


Engström, 23, 31, 160, 173, | Fedorowskaja - Wiridars- 
469. | 


— 0. 77, 87, 110, 117, 
640. 
Epley 604. 
Ep cm, A. 489. 
241, 258. 
Eraud 938, 954. 


kaja 478. 
Fédoroff, 87, 461, 487. 
ı Fehling 122, 188, 504, 507, 
961, 975. 
— H. 501, 508, 641, 646. 
Feinberg 68. 
Feldt 807. 


D'Erchia, F. 122, 148, 517, | Fenger, Chr. 325, 388. 
523 7 


— 598, 1001. 
von Erlach 36. 


Fenoni 3 
Fenwick, E. H. 363, 368, 
430, 434. 


Autoren-Register. 


Fenwick 175. 


! 
— P. C. 1037. 
Ferand 195. ne G. 725, 726 
Ferger 396, 408. | Fowler 808. 
Fergusson, W. 54. | Fraenkel, E. 36, 44, 123, 


— 160, 167. 

Ferraresi 469, 719, 1037. 
Ferrari, T. 62, 65, 616. 
Ferre 779, 792. 

Ferroni 730, 767. 
Festenberg 624, 686, 831. 
Feuchtwanger 86. 
Fiedeldij 604, 607. 
Fieux, G. 720, 720, 725 
771,849, 1002, 1018. 1027. 
— 87, 517, 598, 602, 754, 
779, 794, 807, 913, 916, 
957, 961, 971, 1037. 
Fincham, W. S. 1037. 
Finger 478, 616. 

— E. 938, 951, 955. 
Findlay 779, 794. 
Findley, W. M. 938, 949. 
Finkelstein, H. 284, 288. 
Fiorentini, 517. 

Fischel, 122, 154. 
Fischl, R. 1037 


143, 325, 887, 1037. 
Fraikin 87, 193. 





678, 859, 912, 916. 

— E. R. W. 266, 270. 
— J. 282, 288. 

— L. 1037. 


Frankenthal, L. E 679. 
— 743, 748 

Frantzen 202. 

Franz 427, 429. 

O. v. Franqué 203, 517, 
543, 545. 567, 
739, 740. 

Fraskani 16, 21, 976. 

. 732. 


ké 


Fratkin 655. 
Frazer, F. 553. 
1028. 
Frederick, C. C. 69. 
Freudenberg, C. 69. 


713, 1002. 


— — — EE er 


Fischer, J. 377, 479, 482, — 123. 
497, 498. Freund 779, 798. 
— L. 1002, 1024. — W. A. 160, 169, 343, 
— Th. 80. 848, 663, 672, 976, 987. 
— 122, 160. Frey 87, 1037. 
— H. 241, 247, 625, 638.| — E. 730, 860. 
Fish 36, 46, 160, 168. Freyber er, 1037. 
Fisher 808. Freyer, P. J 312. 
— Th. 976, 990. Freyhan 477, 484. 
— J. 69 Friedmann, A. 1037. 
Flaischlen 87. Friedrich, E. 197. 
Flagg, Ch. E. B. 1002, — M. 69. 


l | Friele 316, 818. 
Flandrin 808, 1037. y Frisch 265, 270. 
Fleischer 87. 

Flesch 36, 44, 122. 
Fletscher, H M. 1037. 
Floersheim 543, 957. 
Floël 36. 


238, 37, en 239, 241, 250 
` — 175, 184, 860. 
Froelich 312, 815, 479. 

| Froehlich, G. 446, 452. 


Florence 938, 948. | Fromm 488. 
Flory. H. O. 1037. Frommel 517, 526. 
Foa 396, 408, 1037. — R. 529. 


Fochier 122, 517, 522, 641, | Fronczack 860. 
841. Fronhoefer, E. 1037. 
Folina 312, 815. ' Fronz 1002. 1081. 


Ford, 175, 494 

— C. 8 976. 908. 

Fosbery. W. H. 1037. | — H. 763, 764. 
Fotcha 485. Fuchs 37. 


— F. 976. 986. Fürbringer 477, 484. 
Fothergill, W. E. 907. 910. | Fürst, M. 343, 855. 

E. 277, 280. Füth, H 69, 529, 531. 
— 577. Fuhr 23. 





Frank 160, 167, 343, 849, | 











: Fritsch. H. 3, 9, 10, 11, 23, 


1053 


Fournier 377, 885, 808, 994, | Fuller 408, 410. 
999. ‚ Fullerton, 913, 917. 


' Funke 87. 111. 452. 


p 325, 327. 
3,: — C. 396. 403. 


' Furneaux 23. 


G. 


Gasda, M. 577. 586. 
Gage, A. 195. 
Gagotzky, 762. 


Frankel 175, 186, 529. 582. | Gaiser 201. 


Galabin 808. 
— A. L. 3. 9. 87, 88, 
508 


Galewski 241, 251. 
Gallois 1037. 


„OL, 


655. 662, | Galvani 23. 


Gamble L. D. 1002. 
Gamulin 598. 


ı Gannat 88. 


: Gangolphe 1002, 1020. 
Garceau, E. 284. 288, ai, 
415, 424, 436. 





| Gardini 77, 88. 
| Gardner 155. 


— H. 37. 
— W. 312 815, 679, 698. 
— W.S. 543, 546, 957, 


968, 969. 
Garrigues, H. J. 277, 278. 
377, 885, 594 


| — 10, 23, 31. 


Garman, J. B. 594. 
Gascard 264, 270. 
Gaspar, E. 913. 
Gaszynski 1002. 
Gatti 23, 446, 458. 
Gayet, 396. 400, 1037. 
Gebert 1037. 
Gebhard 88, 118, 123, 143. 
779, l 
— C. 713, 716. 
(Gelderblom, A. 849. 
Geldern, C. 849, 852. 
Geldner, H. 492. 
Gellhorn 123, 187. 
elli 66, 762. 
Gemmell 123. 
Genova, L. 408. 


Fry 87, 160, 779, 827, 829, | Geoffroy 610, 618. 
| Georgin 445, 451, 776, 1035 


Gerber 1038. 


Gernsheim 604. 
Gerota 261, 262. 
(ierschun 938 
(Gerster 487, 448, 460. 


— A. 396, 404 


1054 
(iersuny, R. 474, 475, 927 


934. 
Gertler 604. 


Gessner 344, 349, 561. 587, 
VON. 
970. 


589, 732, 734, 755, 
T64. 765, 827, 830. 
983 


Geyl, A. 202, 476, 504. 510. 


— 488, 663. 

Ghezzi 1038. 

(ihriskey, A. A. 191. 

Gibert 755, 756. 

Gibson, J. L. 528, 529. 

Giese 1038. 

Gigli 853. 

Gilbert 2%. 

Giles 4. 

— A. EÈ 
497, 679, 698, 699. 

Gilford, H. 679, 699. 

Gillepsie, W. 763. 

— l. 

Gilmore, G. H. 616. 617. 

Giordano 427. 

Giudiceandrea 730. 


Gishitzky TH. 


Glagolew, W. M. 312. 314. 


Glassford, R. W. 1003. 
Glenn, J. H. 9183. 
Gloy 1038. 

(Gmeiner, J. 713 
Godart 461, 465, >77. 
Godfrey, H. W. 455. 
— 495, 495. 
Godson, Cl. 577, 797. 
Goebel 779. 789. 
Goecke 307, 810, 375. 


die 


— RN, 175. 
Goenner, A 479, 482. 
Gönner 780, 787 
Gördes &60. 

Görl 265, 269. 
Goffe, R. 69. 

— J. R. 195, 201. 

— 3,9. 

Gogatzky 198. 
Goggans 123. 
Golaz, H. 1038. 


Goldberg 241, 254, 264.415. 


417. 

— B. 408, 409. 
Goldberger 103. 
Goldschmidt. A. 1038, 

— H. 364, 369. 
(toldspohn, A. 69, 188. 

— 150, 487, 487. 


Goltmann, M. 496. 497, 027. 


— 827, 995, 999. 
Gomberg, M. B. 764. 


461, 462, 492. 


77.399 


NOS. 


376. 
Goelet., A. H 62, 193. 199. 


Autoren- Register, 


' Goodell, W. C. 938, 941. 
-Goordman, G. 265. 
Gordillo 780. 


Gordon 155, 241, 251, 479. 
. 


— A. 66, 664. 665, 75 
(Gorkom 469. 

— J. van 1038. 
Gorochoff 679. 
(Gorsse 460, 461. 

741. 

— S. 19. 
| Goubareff 123. 
Gouillioud 88 


Gourdon. J. J. M. L. 1038. 


| Gourzein 1038. 


Gow, W. J. 203. 

ı Grad, H. 10, 12 
Graefe 16, 19, 831. 

ı Gräfe, M. 492. 
Graham. E. E. 1033. 
Gramm 780. 
Grandcourt 284, 294 








'Grandin, E. H. 808. 824. 


Grant, W. F. 1038 
Grape 123. 

' Grapow 664, 671. 

i Grasset 543. 
Grauval 713. 

v. Gravenstein 739. 
Green 594, 827. 


, | Greiffenhagen 396, 404. 430. 
437 


| Grent 2. 
Greschistscheff 976. 

; Griffith 567, 767. 46%. 
Grigorieff 188, 210. 

ı Grillenzoni 739. 

. Griziotti 722. 
Grönholm, V. 77, 79. 
Grodecki 927. 
Groschuff, K 242, 246. 
' Grosglik, S. 441, 443. 
l Grossich, A. 560. 

' Grosz 604, 1003, 1019. 
'* — J. 604, 1038. 
Groth 808. 

' Grünfeld 316, 319. 
(irüneberg 1038. 
Grünwald, J. 976, 983. 
Gruner 54, DN. 
(srusdeff 175, 180. 


i Grusdew 517, 755, 786, 907, 


903. 


Gubareff 10, 12, 88, 123, 


145. 
Gubaroff 474, 475. 
Guelmi 69. 
| Guelliot 312, 816. 


| Gümburg 1038. 


‘Guéniot 739, 741. 
Günther, C. 1038. 
Guépin 277, 278, 234. 2W. 


Guerero 567, pit. 


Gürich, L. TH, 738. 


Guiard, F. P. 938. 


‚Guiceiardi 517. 
Guillement 827. 

, Guillemot 1003, 1019. 
Gottschalk 655, 662, 739. Guilmard 461, 462. 

| Guirand 998. 

'Guisy, B. 325, 3. 


Guigues, E. 277, 278. 
(zuiteras 284, 296. 430. 83i. 
Gujon, F. 259, 265, 272. 
(ummert 679, 710. 


tsumpertz 16. 
‚Gurwitsch 722. 


Gutierrez 37. 


'Guyeisse 743, 746. 
Guyon 625, 6838. 


— F. 284, 287, 301. 307. 
808, 309. 396, 398, 415. 


| 
| 442, 442, 44. 
Hri 325, 333, 927. 


v. Gyurkowechky, V. 925. 


| H. 
Haake 861. 

Haas 808. 

'Habel 377, 385. 
'Haberda. A. 991. 993. 
Haeckel 396. 
Haegler 286. 
d’Haeuens 284. 


‚Haggard 23. 160, 169. 


769 
Hagopoff 744. 


D 284, 296. 16x, 


' Hahn 23, 28. 517, 927. 
' — J. 664, 669, 739. 4. 


Haie, L. 1038. 

Haig, A. 430. 

Hain, H. 860. 

Halbertsma 74, 748. 

llalbreich 479. 

— N. L. 938, #7. 

Halfter, F. 961. 

Halipre, A. 82°. 

Hall 88, 123, 160. 179. ` 
— R. B. 5. 56. 69. 19. 
201. 

Hallervorden 828. 

Hallipre 1004. 


Hamel, P. 442, 44. 
: Hamilton 780. 


Hammer 241, 250, 254, 935. 
950. 


Autoren-Register. 1055 














Hammerschlag 188. 907, | Heiden 37. :Himmelsbach, G. A. 930, 

517, 521. Heil, K. 194, 772. 773. 947. 

Hamon, L. 664. | Heiman, H 938, 952. Hinder 808 

Hamonic 995, 999. ' Heineke, W 446, 455 Hink 913. 917. 

Hanks 10, 12.. Heinlein 446, 453, 1039. | — V. 1003. 1015. 
Hannecart 408, 414 Heinricius Su. 680. Hintze 732, 734. 
Hansemann 396, 399. — (6. 195, 217, 218, 415, Hirous 561. 

Hanssen 77, 667, 1039. 425. 511, 841. . — J. G. 713. 

Hansteen 37. ‚Hellendall 446, 459. Hirsch 37. 

Harbin 37. Heller, J. B. 192. I Hirst Barton Cook 492. 
Hardie, D 680. ` — 312, 316 Hirst 175, 780, 794, 508, 
Hardy 123. Hellmer, O. 377, 891. 821. 

Hare 594 Heinrich 70. — B. C. 37, 191, 860, 

— H. A. 957, 971. | Henderson, J. B. 188. | 1039. 

Harkin 720. — T. R 938. 99. i His 529, 582. 

Harovitz, M. 284, 291. ; Henning 577, 581, 582, 583. Hjort 1003. 

Harris %8. 6x0, 708. Henrotay 80, 155, 157, 680, Hlawazek 160, 171. 1039. 
Harrison 722, 728 ' 106. i Hoag. J. C. 713, 831. 
Harrison Cripps 195. Henrotin 160, 167. Hoareau. 34, 850. 

— R. 274, 254, 296. Ra 808. ' Hobbs 16, 151. 

— G. T. 826, 976, 988. ' Hense 23. | Hochsinger en 622, 
Hart, B. 3, 9. ‚ Herbst 605. Hodgson 160. 

— D. B. 469. Herezel, E. 274, 275, 312,| Hoedemaker, H. ten Cate 
Hartcop. Fr. 325. 836, 427.| 316 i R60. 

Hartel. (x. 508. Herff, O. v. 529, 531, 772,|Höhne, E 446. 

— 797. 7173 Hoelscher. R. 363 366. 
Hartigan 1003. — v. 476, 476, 492, 493, Hoenck F. 511, 515. 
Hartmann 88, 106, 123.241. 517, 527. 567, 725, &53.| — 797. 

250, 325. 889. 854, 858. |Hoepfel, W. 1039. 
Hartwig, M. 913. Herlitzka 517, 522 | Hörschelmann 485. 
Hastings 780. Herman 680, 04, 780. van der Hoeven, Dr. L. 
Hauenstein. J. 508. GE 8. 175. 

Hauff, F. 664, 670. IR, — 469. 
Haultain, W. N. 641. 650. Hermary, A. 1003, 1023. |Hofbauer 398, 601. 

— 808. ‚Herold, J. 925. Hofert 123." 

Haultin 88. Herrgott 780. ons A. 776, 777, 1003, 
Hauser 365. ! Herrenschneider 508. 1020. 
Haushalter, P. 312, 325, ' Herrick 680. ‘Hoffmann, C. S. 195, 228. 

332. | Herring, H. T 307. v. Hofmann. E. 926. 
Haussmann 88. | Herter 1003, 1017. Hofmeier 517, 525. 772, 
Havas, A. 598. : Hery 605 ' 774. 797, 808. 

Haven, C. v. 938. 98. Herz, J. 325, 387, 360. ' Hofmeister 713, 716. 
Hawkes, F. 363. ' Herzfeld, K. A. 501, 502., Hogge 285, 294. 
Hawkins, Th. H. 23. 29. 766, 767. Hohl, A. L. 70, 74. 
Haworth 780. — A. 853, 857. Hojnacki 70. 

Hayd. H. E. 69. ' Herzog 195. Holländer, E. 363, 367. 
Haynes 1003, 1019. Hess, C. 1039. Hollemann 123, 146. 
Hazen. W. P. C. 1039. Heubner 442, 444, 605. Holm, T. 561, 567, 571, 577 
Heady. J. F. 744, 776, 1003. — O. 605. Holme, A. 680. 

1016. ‚Heuck 750. i Holmes 89. 

Heaton, G. 430. Heurtaux 89 | — B. 363, 871, 442. 
Hebb 396. 'Heydenreich 235, 299. | — T. K. 16. 17. 
. Hecker 1039. Heydrich 732, 734, 976, 985. Holst, Al. 630. 

Hecking 860. i Heyse, G. 188, 209, "äu. ‚Holzapfel 398, 600, 797, 
Heckmann 605 | 731. 806. 

Hedmann, K. 759. ; Hijmans van der Bergh 939, Homans 89. 

Hefting. J. D. 74. | 451. | — J. 408, 414. 

Hegar 3, 6, 175. 182. Hildebrandt 70, 1003, 1021.:}onau 493. 498. 

Heiberg 37. Hill, L. 594. Ivan Hook 37, 46. 89, 151, 


v. Heideken, U. 508 ‚Hille 123. , 161, 167. 


1056 


van Hoorn, W. 285. 
Horeau 794. 

Horn 831, 888, 860. 
— Fr. 344, 850. 
Hornet 517 


Hornez, F. J. 277, 281, 345. | 


Horrocks i 
Horváth, M. 759. 
Hotchkins 415, 425. 
Hottinger, R. 261, 268. 
Houdin 264, 270. 
Houzel 460, 461. 
Horigan, J. A. 664, 671, 

957, 966. 
Howald, W. 241, 258. 
Howard 809. 
Howitz 89. 
Howland, G. T. 241. 
Hrdlicka 496, 927, 980. 
Hubbell, A. A. 1003, 1030. 
Huber, A. 37, 48. 

21. 


— W. 991, 998. 


Huchard 408, 410. 939, 942. 


Hübl 732, 734, 849, 852, 
807. 

— H. 759, 761, 768, 769, 
841, 845, 1003, 1016, 1039. 

Hubrecht 529, 532 

Huff 809. 

Hughes 23, 29. 

Hugueuin 744. 

Hume 446, 453. 

Humiston 795. 

Humphry 430, 482. 

Hundley, J. M. 265. 

Hunt, D. L. 285, 298. 

Hunter, R. 123. 

Huppert 908. 

Huthwaite 809 

Hutinel 285. 

Hyatt 939, 99. 


I. 


Ichistowitsch 1039. 
Ibatson, E. C. B. 957, 988. 
Ilkewitsch, W. 62. 

Ill, Ch. L. 198, 928, 936. 
— 809, 825. 

Ilnisky 241, 254. 
Irevassowsky, J. 939, 92. | 
Irrevasowski, J. 241. 
Irving 795. 

Irwin, J. W. 378, 898. 
Isaak 242, 255. 

Israel 363, 866, 454. 

— J. 408, 414, 961. 

Ito, S. 476. 


Autoren-Register. 


'Ivanoff 89, 108, 117, 90. | 
Izac 918. | 


| 
J. | 


Jaboulay 398. 

‚Jaccoud 625, 682. 
— T. V. 430, 487, 
| 


' Jacob 780, 792. 
Jacobi, H. A. 344, 845. 976, 
982 


— A. 1039. 
Jacobsohn 265, 492, 1003, 
1028 


Jacobson, A. C 1039. 
Jacobs 37, 45, 70, 89, 123, 
161, 176, 199, 225, 277, 
780, 9 961. 
Jacques, P. 312, 325, 882. 
325, 888. 


Talasschn; 241, 252. 

Jaffe 446, 453. 

Jahreiss 681. 

Jakesch, W. 723, 724. 
Jakub 616, 617. 

Janet 939, 954. 

Janpolski 37. 

Janvrin 89, 124, 446, 450. 
| . E 305, 6 


3 5, 681. 
' Jardine 795, 908, 910. 957, 
965. 


— R. 939, 948. 

lees 2 sch 

 — G. 

, Gate 9 23, e 

IJ. v. Jaworski 625, 
809. 

Jayle, F. 70, 198. 

| Jeanne, A. 1039. 

| Jeannel” 676. 

ı Jeannin 70. 

Jegoroft 155. 

Jellet, H. 501, 664, 671, 
841, 1039. 

Jellinghaus 641, 658, 732, 
7185, 957, 978. 

Jenkins 176, 681, 809. 

Jepson, W. 641, 961. 

Jesset 89. 

— B. 197. 

Jessett, Bowremann 155. 

: Jewett 744, 748, 860, 809, 
1039. 

Joachimsthal 1039. 

Jocet 161. 

Johannesen 124 

Johannovsky 860. | 

Johannson 605. 


| 
| 
| 


628, 


| 


Kahn, 23, 
Kaijser, 


Johansen 518, 3%. 
529, 583. 


Johnson, F. W. 325, 338. 
— HL E. 54. 


24. 
. Johnston, W. 939. 945. 
95 


— C. H. 744, 749. 
Jobnstone 193. 

A. W. 277, 280, 307. 
— A. 461 


, 465. 

Jollenaere, R. 430, 441. 
Jona 124. 
Jones 739, 961. 

— H. M. 3, 9. 

— Dixon, M. A. 23. 

— J. D. 277, 281. 

— F. A. 470. 
Jonkovsky 1039. 
Jonnesco 70. 

— Th. 377, 887. 
Jonnescu 161. 
Jordan 151. 

— J. F. 430, 587. 
v. Jordan 913, 957, 972. 
— M. 681, 702. 
Josefson, Arnold 518, 523. 
mh C. D. 89, 241, 


Josipovice, S. 939, 954. 
Jouin 38, 199, 227. 
Jourdanet 278, 279. 
Jovanovic, J. 344. 


Judt, A. 277. 

Jullien, J. 551, l, 367. 
570, 587, 592. 

Jullien 543. 


Jungmann 907. 
Jundell 939, 952. 
Jung 62, 492. 

| Jurasowsky 124, 991. 
GEES J. 977, 983. 


K. 


Kaarsberg, H. 809. 
— 23 


Kaczanowski, P. 1039. 
Kader 1003, 1021. 
Kahlden, von 176, 185. 
809. 

F. 90, 325, 39. 
446, 449 


"Kaiser, H. 1039. 


kalabin 124, 242, 260. 


Kalinowsky 155. 
| et F. 415,426, 430, 


— 446, 453. 


Kaltenbach 3, 6. 

Kappeler 202. 

Kapsammer, G. 261, 

Karajau, E. v. 489, Gg 

Karbaum, M. 587, "590. 

Karczewski, À. 344, 851. 

Kast 928. 

Kaufmann, 38, 62. 161. 

Kaussmann, A. 961, 975. 

Keegan. D. F. 313, 814, 
344, 349. 

Keersmaecker 265. 272. 

Keferstein 926. 

Kefting, E. 860. 

Kegler 479. 

Kehrer, F. A. 508. 

— 38, 176, 183, 1039. 

Keid Rentoul, R. 511. 


Keiffer 38, 124, 489, 518, 
982, 939, 


642, 651, 928, 

955, . 

— F. H. 462, 468. 
Keiler 598. 

Keilmann, A. 739, 741. 

— H. 587, 591 

— 518, 526. 

Keith Skene 192, 198. 

— S. 461, 468. 
Kelber 62, 68. 

Kellar 1003, 1081. 
Keller, C. 378, 884. 

— 598, 1089. 

Kelly, A. H 285, 290. 
— H. 70, 265, 664. 

Kelynack 446. 

— T. N. 415, 421. 
Kennedy 827. 

Kern 161. 

— G. 625, 744. 
Kettlitz, M. 744, 749. 
Kiefer 642, 650. 
Kielsberg 509, 797. 
Kime 161, 809. 

— R. R. 780. 

King, E. E. 957, 965. 

— H. M. 415, 426. 

— 795, 809. 
Kingman 198. 

— R. A. 961. 
Kingston Barton 605. 
Kinkead 977, 988. 
Kippenberg 90, 198. 
Kirby, E. R. 1040. 
Kirchhoff 860. 
Kiriloff 504. 

Kirk, R. 594. 
Kirmisson 1040. 
Kisch 38. 

— E. H. 430. 

Kisseloff, M. 195. 


Autoren-Register. 


: Klamann 378, 8385. 


Le Klecki, C. 363. 
. | Klein 90, 
| 470, 471, 518. 


— G. 567, 908, 909. 
Kleinhans 176, 831, 886. 
Kleinhaus 54, 124. 
Kleinwächter 45, 46, 55. 
Klemperer, G. 442, 442. 
Klien, B. 725, 726, 128. 
— R. 356, 857, 553 
— 11. 
Klugkist, H. 408, 413. 
Knapmann 23, 3. 
Knapp 518, 519, 605, 607, 
780. 


— L. 479, 482, 553, 558, 


714, 716, 1003, 1025. 
J. 1040 


Knauer 151, 828, 860, 1040. 


Knöpfelmacher 605. 
Knorr 907. 
Knüppel 161. 
Kober 809. 


Koblanck 492, 498, 681, 710. | 


Koch, C. F. A. 265, 278. 


— 509. 
Koehl, E. 1003, 1025. 
König, A. 239. 
430, 485. 
— W. 70. 


— 939, YA. 
Königstein, J. 768. 769. 
Köster 430, 828. 


— (GG. 714, 716, 1003, 1018. 
Kötschau 176, 201,492, 498. 
| Köstlin 598, 600, 602, 625, 


TBU, 798, 806. 
| Kohlhardt 325, 341. 

Kohn, J. 430. 

Kokmann, O. 682. 
Kolischer, G. 242, 251, 258, 

307, 308, 317, 817, 820, 

344, 834. 

— dei 282. 

Kollmann 744, 749. 
Konarshewsky 853. 
Kondisch 1040. 

van Konij DUB: J. 430. 
Konrad, M. 83 
v. Ge J. C. 
Kopits, E. 759. 

— 1003, 1020. 
Koranyi 430, 4834. 
Korswagen, J. 587. 
Kosminski, 

— 605, 682, 809, 908. 
Kossmann 38, 90, 105, 124, 

176, 530, 5831. 

Kostright 797. 


828. 


Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 


161, 242, 246, | 


F. 1003, 1024. 


1057 


' Kottmann 90, 102. 
Kouwer 23, 28, 682, 725, 
913. 


| Kozowaky, A. 446, 459. 


Kraemer 124. 

v. Krafft-Ebing 928. 
Krajewski, W. H. 977, 984. 
— 90. 

Kraków 80, 720, 721. 
Kranz, B. 961. 

Krasser, J. 714, 717. 
Kratter, J. 1003, 1018. 
Kratzenstein, G. 192, 229. 
Krause 1040. 

— L. 77. 

Kreisch 23, 80. 

Kreitmair 977, 988. 
Krekels 161. 

Kretschmar, C. 188, 211. 
— K. 188, 218, 683, 708. 
Krilow 151. 

Kriwoschein 577. 

Sue 781, 798, 801, 809, 


814. 

— B. 39, 42. 
Krösing, R. 242, 251. 
Krol, P. J. 928, 984. 


Kronland 732. 

Krüger 161, 170. 
Krukenberg 124, 188. 
Krusen, 78. 

Krug, F. 683, 697, 708, 710. 
Kümmell 446. 

Kudinzew, J. 408. 

Künzig, E. 977, 987. 
Küster, E. F. 408. 

— 446, 449, 913, 918. 
Küstner 11, 12, 124, 188. 
— 0. 70, 78, 487, 487. 

Küttner, H. 489, 491. 
Kugelmann 161, 170. 
Kumpf, F. 739, 741. 

Kunig 659. 

Kuntschert 642, 649. 
Kuntschewitsch 344, 351. 
Kuscheff 642. 

Kutner, R. 265. 

— 277, 278, 367. 

Kutz 496, 497. 

Kynoch 446, 1040. 


L. 


Labadie-Lagrave 543. 

Labusquière 62, 479, 489, 
491, 495. 

Lacayo, E. 1040. 

Lachmann, O. 203. 

Lack, H. L. 1045. 


67 


1058 Autoren-Register. 












Lackie, J. L. 461, 467. Lefebvre 277, 281. Liff 810. 

Lademann 939, 950. Lefour 768. ' Ligeti, J. 1040. 
Lafarelle 1040. ' Legal, J. 977, 988. Ligtrink 849. 

de Lalaubie 509. — 974. : Lilienthal 408, 410, 454. 
Laloyaux 913. Le (tendre 285, 299. ‘Lima, A. de 70. 
Lainbertonghi 719. reset H. 939, 942. ‚ Limper, L. 317, 319. 
Lambert, S. W. 1004, 1081. | Legneu 151."  Linberger 487. 
Lambinon 655, 798, 809,: Legueu 83, 90, 91, 104, 124, Lincoln 176. 

1004. 242, 253. 259, 470, 780,1 — J. R. 1004. 

Lambret 427, 428, 798. 928, 935. Lindenthal 479, 488. 
Landau, L. 124, 37x, 884.| — F. 266, 278, 446, 455. | Lindfors, A.O. 125, 141,744, 

— Th. 124. Lehmann 828. 78. 

— 90. Leidié 285, 290. — 125. 

Landsberg 176. | Leinzinger 125. Lindholm, A. 195, 218, 285. 
Landucci 38, 861. | Lemichey 494. 201. 

Lanelongue 90. Lémoine. M. 957, 969. — 151. 161, 172. 

Lang, A. 939, 981. Leney, L. 939, 949. Lindle. P. 415, 438. 
Langerhans 378, 888. Lenger 397, 405. Lindquist, L. 683 
Lannois 626, 744. Lenhartz 397, 405. Lipinski 344. 355, 479, 493. 
Lanwers 90. 325, 887, 397, | Lennander, K. G. 24, 32, Lipinsky 492. 

404. 413, 454. 431, Aën. Lippe, J 59. 

. 265, 278. Le Noire 431, 433. Liscia e Passigli 543, 626, 
Lappe 242, 249. Lentaigne, J. 266. 627. 
Lupinski 605. i Léon J. T. 430, 434. Lisenkow, N. 1040. 
Lapointe 124, 176, 397, 404. ` Lenoble, E. 976, 986. Litlehatschew 242, 250. 
Laran #899. Leonhardt. F. 551. : Littauer 762, 763. 
Larin 176. Leonpacher 957, 971. | Little. E. M. 1040. 
Largeau 24. Leopold 5ll, 518, 518, 543, | Littleword 415. 
Larkin 325, 334. 503, 577, 581, 582, 588, | Livet 125. 
Laroche 193. 738, 785, 861. Lloyd, J. 325, 33. 
Laskine 809. | — G. 530, 584, 977, 989. Lobas 1040. 
Lutis 38, 2. | Lep page 598. ' Lobell 810. 
Latouche 356, 856, 470, 472, Lesin, W. W. 431, 438, 977, Lochhead 378, 38. 

928, 085. 980. :Loebisch, W. F. 431, 480. 
Latzko 730, 781. Lesser, A. 1004, 1012. , Löhlein, H. 494, 49, KE) 
Laubie 927, 981. ! Leubuscher 497, 498, 991, : | 547, 642. 652, 683, 68. 
Laubmeister 1004, 1010. ! 998. | — 714, 717, 913. 918. 
Lauenstein, C. 24. ; Pels Leusden 518, 524, 544. | Loenen 195. 

— 192, 216. i Leusser 832. ! Loenneberg 24, 33. 
Launay 151. , Lester 125 ' Loenngvist. B. 642. 
Laurie, A. P. 430, 434. Leven 266, 271. Logothétis 577. 

Laurent 81. 723, 977, 989. Levi 605. Loin 655, 697. 755. 
Lauro 24, 176, 189. Levy 242, 258, 259. ‚ Lombardini 530, 535. 
Lavabre 655. J H. 664. Loiner 125. 

Lavaux 1040. | — M. 67, 543, 847, 553. | Long, J. W. 266, 230. 
Lavise 155. ' Lewers 54, 56. 91, 125, 139, | Longyear 810 

Law 809. ' 176, 470, 683, 1040. — H. W. 683, 6%. 69%, 
Lawrie. E. 594. | — A. 192. ' 708, 780. E 

Lawson Tait 90. — A. H. N. 3, 9, 928. ' Lonthokine, M. 655. 

Lea 767. Lewin, L. 364. 365. ` Lonthokhine, M. 762, 163. 

— A. W. W. 62, 194. — 261. 263, 256, 295. de Loos. G C. 530. 33. 
Leake 161. Lewis 750, 795, 210, 823. Dorain 38. 

Lebec 397, 405. |! — B. 431, 41. Lorenz, R. 415, 4%. 
Lebedetť 38 90, 124, 378,. — H. F. 760, 1040. Loubier 947. 

393, 476. 477. ı Lewitzky 198, 726. — E. 977. 986. 

Lecco, M. T. 939, 9. : Lewy 714, 717. Loumeau 344, 351. 403. 414. 
Lecornu 1040. Lieft 38. 415, 426. 

Lesrand, Ch. L 1040. ı Lichtenstein 87, 989. — E. 239. 446, 45. 
Dr Lee S10, 853. ı Liebmann, C. 159, 211. Lovrich 91. 176. 20. 


Leeson Sin, i Liesau, H. 16, 18. Lowell 70. 


Lucas, C 594. 
832. 


Ludewig., H. 62. 
Eadteter 776, 777, 1041. 
. 6 00, 702, 733, 
785, 977, ' 984. 
Luff, A. P. 926. 


Lugeol 277,281, 1004, 1007. 


Lugowski 605. 
Lund, F. B. 378, 381. 


Lunn, J. R. 317, 319, 861. 


Lusk 38. 


Lutaud 62, 957, 964, 1004. 


Lutochin 655. 


Lwoff 91, 161, 188, 486, 861. 


— J. 626, 630, 684. 
Lwow 155, 939, 1041. 
Lycett, J. A. 768, 769. 
Lyle, A. 957, 965. 
Lynch, W. 81. 

— D. W. 977, 988. 
Lyons 605. 


— J. A. 17, 18, 655, 1041. 


M. 


Maandblad 511. 

Maas 125. 

Maass 1041. 

Macaigne 409, 410. 

Mac Ardle 24. 

Machell 598. 

Macé 91. 

Macedonio 730. 

Mac Gillivray 364. 

Mac Jntyre 431, 434. 

Mackay, W. A 80, 82, 977, 
989. 


Mackenrodt 91, 
y6l. 


— A. 344, 851. 
Mackenzie, J. 1004, 1027. 
Mackie, W. 325, 831. 
Mac Larcu 161. 
Maclennau, Alex. 594. 
Mac Lean '907. 


Macnaughton-Jones, H.447, 
456 


Macnoughton, 
125, 744. 
— H., 198, 
Madden 177, 187. 
— T. M. 977. 
Madlehner 203. 
Madlener 861. 
Maeckler, G. 474. 
Maffe 1041. 


Maffucci e Sirleo 125, 148. 


Magnani 561. 


125, 642, 


Jones 38, 
224, 307, 311. 


Autoren- Register. 


Mahler, J. 567. 

Maire 577. 

Mainzer 161, 167. 
Makower 364, 866. 
Malcolm, Me Lean 38. 
Malınowsky 634. 
Mallett 162. 
Mandelstamm 832, 861. 
Mandl 177, 179, 518. 


— L. 479, 488, 544, 547. 


Mangagnini 626. 
Mangin 162, 193, 810. 
Manisculo et Titone 55. 
Mankiewicz 416. 


Manouelides 177. 
Mansell-Moullin 38. 
Manton, W. P. 17, 18. 
Manzoni, A. 24. 

Mapleton 810. 

Marchesi 63, 195. 
Marchetti 598. 

Marcus, K. 594. 

M’Ardle 163, 409, 419. 
ar 489, 491, 605, 939, 


Marie 1041. 
Marien 90, 124. 
Marjantschik 744. 
Marlio 544. 
Marmonier 242, 253. 
Marocco 38, 78. 
Mars 59, 733, 786. 
v. Mars 177. 
Marslı, M. 462, 464. 
Marshal, E. 577, 585, 977. 
— G. R. 684. 


Marshall, 
989. 
De Marsi 474. 


Marsi 282, 288, 462, 467, 


474, 475. 


Martin 71, 74, 91, 125, 155, 
447, 450, 679, 685, 669, 


701, 828, 1004, 1041. 
— A. 162, 166, 167, 189, 
221, 518, 520, 642, 961. 
ee? 
Ch. 344, 350. 
Chr. 470. 
E. 266, 271, 431, 484. 
Martin-Franklin, Chr.11,12. 
Marval, C. de 509, 798, 804. 
Marx 643, 810, 826, 977, 
985, gen 
— 277, 281, 723, 724. 
Maslowsky 685. 
Mason, P. B. 861. 


F. D. 977, 981, 


1059 


| Masse 1041. 
| Massen 739, 742. 
: Matas 1041. 


: Matign 


on 1004. 


i Matthews, J. C. S. 1041. 


Mattoli 853. 

Matzejwsky 726, 726. 

Mauclaire 408, 414. 

' Mauders 125. 

Maury 397, 405. 

May, H. W. 266. 

Mayer, H. N. 1041. 

Mayet 261, 262, 313, 315. 

Maygrier, C. 664, 687, 762, 
68, 798, 799. 

— M. 723, 744. 

— 1041. 

Maynard 91. 

Mazcewsky 849. 

Mc. Burney 397, 405, 416, 
426. 


Mc. Cormac 685, 696, 707. 
Mc. Cone, J. 197, 643, 961, 
1041. 


Mc. Cosh, A. J. 685. 
Mc. Donnel, D. 1004, 1019. 


. Kay, St. Géi 
. Kenzie 1041. 
‚ Lean 193, 222. 
Mc. Oscar, J. 1041. 
Mc. eu J. 447, 1041. 
Meadows, A. 501, 508. 
Mechan, A. 1041. 
Meek 125, 200. 
Mejia, R. EEN 
Meinert 91, 193, 305, 306, 
686, 697, 705, 710. 
Melchior, M. 285, 292, 294. 
Mellberg, E. 841. 
Mellod, S. 1041. 
Menaıre 125. 
Menciere 15l. 
L 


— L. 191. 

Mendelsohn, 409, 412, 

— M. 431, 40. 

Mendes de Leon 763, 764, 
841, S48. 

Menge, C. 39, 42. 

— 151, 781, 798. 

— Kroenig 498, 781. 

Menke, W. 928, 932. 

— 496, 497. 

Menser 497, 498. 

Mensinga 598, 832. 

Meredith, W. A. 192, 217. 

Mérieux 810, 818. 

Meriwether, F. T. 
192. 


189, 


67* 


1060 


Merkel, J. 378. 894, 626, 
961. 

Merletti 745. 

Merlin 744. 

Mermet 91. 

Merrick, S. N. 1004. 
Mertens 202, 203. 

Merz, H. 488, 1041. 

Meschinet de Richemond 
375. 
Meunier 1041. 

Meurer, M. 55, 58. 

— B. J. Th. 509. 

— R. T. J. 832. 

Meuser 991, 998. 
Meyer 91, 105. 

— H. 544, 548, 720, 720, 
768, 770, 958, 968, 1004, 
1023, 1025. 

== ol SL. 

— L. 4. 

— R. 55, 56, 177. 

— 285, 801, 364, 416. 421. 
Michailow, P. P. 242, 261. 
Michailowitsch, J. 1041. 
Michel 604. 605. 608. 

— A. 416, 428, 832. 

— D. A. 913. 

Micheli., C. 71. 
Michelini 509. 
Michels 152. 

Michie 961. 

Michnoff 776. 
Mihäjlowitz 479, 484. 
Mikuki 605, 961. 
Mikule, O. 360, 860. 
Miller 781. 

— A. G. 1042. 

Milles, J. W. 810. 
Milligan, E. T. 958. 
Millo 714, 717. 

Mills, H. W. 958. 
Milton 313. 

Minduer 487. ` 
Minervini 447, 458. 
Minin, A. 378. 
Miranda 577, 810, 813. 

Mironoff 155. 

Misiewicz, M. 285, 299. 

Mitchell 795. 

Mittermaier 71, 91, 194, 
655, 664, 670, 686, 991, 
993 


Mittenzweig, H. 977, 981. 
Mizon 828. 

Moehlau 242, 258. 
Moericke 125. 

Möller, E. E. 59. 

— 91, 118. 

Moll 17, 18. 


Autoren-Register. 


! Mommsen, E. 511, 518. 
| Monat 798. 
i Moncorvo 939. 
Mongour 1042. 
Monguidi 1042. 
Monin 795. 
Monjaras, J. E. 1004. 
Monlonguet 92. 
Monod, Ch. 643, 961. 

— E. 278, 282. 

— 91, 92, 397, 104? 
Monot 126. 
Monprofit 11, 12, 92. 


' Mulert, G. 577. 
| — 810, 813. 
| Mull, R. 1042. 
Mundé, P. 627, 636. 
— 155, 162, 171, 202, 447, 
454. 
— P. F. 325. 337. 
Murillo 913, 918. 
M. R. C. S. 1042. 
Murray, R. W. 274, 276, 
813, 544, 1042. 
Musgrove 755, 758, 828. 
Muskat. G. 1042. 


Montalcini 605, 1004, 1017. | Muzio 1042. 
Montgomery 155, 162, 810. ' Myles 431, 489. 
— E. E. 196, 197, 577, Mynlieff, A. 739, 742. 


795. 
Moody, G. W. 610, 611. 
Moore, J. 92, 242, 254. 
Moorhead 810. 


Mysch 1042. 


N. 


Moraux, G. J. B. 977, 987. | Nable 152. 


Mordhorst 431, 440. 


Nacciarone 940, 954. 


Moreau 940. Nagel 325, 838, 518, 521. 

Morgan 192. Narath, A. 977, 980. 

— J. A. 191, 215. Nassauer 39. 

Mori 39. ' Nattan-Carrier 397. 

Morisani 977. ' Naumann, H. 375, 875. 
— O. 78. | — 378. 

— T. 63, &. — G. 360. 

Morison, R. 397, 405, 431, | Navas, H. 409, 418, 962. 
488. — 627, 684. 

Morris, 162, 169. Neale 781. 

— H. 239, 282, 288. Neef 828, 829. 

Morro u. Gaebelein 261,268. | Neelow, K. N. 63. 

Morse 598. Negri 17, 20. 

Mortagne 854. Nejeloff 63 

Morton öll. O’Neill 594. 

Moscucci 378. Neisser, A. 242, 252, 502. 

Moser 189. Nelaton 92. 


Moseschwili 587. 
i Motta A. 768, 770. 
` — 1042. 
| Motz. B. 285, 298. 
; Moucet 962. 
!'Mouthon 196. 
| Muck, O. 1042. 
| Mühlmann 606, 608. 
ı Müllem 126. 
' Müller 92, 431, 617, 617, 
832. 
— A. 162, 832, 835, 958, 
| 1004, 1015. 
| — E. 1042. 
— Emil 126. 
— L. 467, 472. 
l == H 861. 
| — R. 17, 19. 
! Müllerheim 17, 378, 387. 
Muggia, A. 606, 1005. 
I — R. 720. 





Nemirowsky 490. 
Neugehauer 63, 66, 92, 126, 
196, 313, 476, 477, 486, 
496, 643, 686, 687, 861, 
928, 988. 
— F. 488, 768. 
— F. L. 317, 818, 344. 
349, 356, 940, 958, 965. 
966, 977, 1042. 
Neuhaus 1042. 
Neumann 126, 189, 781. 
— A. 364, 869, 890. 
 — E. 242, 253. 907. 
ı — J. 656, 659, 928. 
: — Per 360, 382. 
v. Neuner, G. 772, 778. 
Nevejan 177. 
Neve, E. T. 431. 
Newmann 71, 418. 
ı — D. 322, 828, 364, 378. 
: 394, 397, 407, 447, 406. 


Autoren-Register. 1001 


Newmann, H. P. 664, 669. | Olshausen 39, 92, 115, 861. | Parkin 429. 





Newton, G. N. 242, 351. 978, 980. Parquet 978, 990. 
Nicodemi. C. 431, 439. | — R. 643 646, 647,962,975. | Parvin, Th. 1042. 
Nicolaier 285, 298. | Omorski. 0. 71, Pasca 177. 
Nicolaysen, L. 285, 294. ‚Opitz 126. Pascal, E 1005. 
Niebergall 242, 254, 409. Ord 397. Pasquali, E 755, 861. 

739, 743. Orloff 242, 253. 470, 476,! — 962, 975. 

Nieman 810, 818. 477, 479, 928, 986. Passigli 543, 626, 627. 

Nijhoff 197, 223 ‘Orlow 242, 250. Pasteau. O. 243, 244, 255, 
— G. C. 317, 320. i Orlowsky 940, 952, 285, 297, 378, 892. 

Nitot 63. | G. 1005, 1028. Patellani 59, 60. 

Nitze, M. 266, 325. Orthmann 189,203, 212,287. | Patzauer 92. 

Nobecourt 746, 758. | Osler S28. Pauchet 126, 163. 

Noble 92, 99, 155, 162, 907. Ostermann, R. 907. Paul 307, 309 

— Ch. P, 28. 52, 59, 60, Ostermayer, N. 198, 755,| — Ch. 809, 814. 

326, 837, 378, 388, 487, 758. Paulin, T. 313. 

487, 610, 618, 687. — 853. | Pawlik — 297, 364, 458, 
de — 1005, 1025. Östhelder, A. 594, 59. 457, 397, 406. 

Nodet 687, 709. Otis 266, 313, 814. Pant B81. 

Noé 364, 871. Ott 152. Payeur J. 313, 397. 

de — 543, 546. | Oui 63, 745, 750, 826, 1005. | Pazzi, M. 504, 577, 978. 
Noel 126. | Ousset, A. 242, 9. — 39, 52, 739, 745, 826, 
Noera 828. | Owen 826 907, 908, 909. 

Nogués, P. 266, 285, 297,| — E. 397, 405. Pean 92, 177, 344, 852, 479, 

307, 810, 938, 954. Ozenne 92. 484. 

Noirot 92, 152. — E. 958, 968. Pearson, H. L. 317, 818. 
Nordmanr, A. 1005, 1015.| -- M. 396. Peaudecerf 606, 1005, 1080. 
Norris. B. C. 755, 756. :Ozoux 1040. Pée, A. 733, 787. 

— 810, 822, 825. | — A. 978, 985. 

— RC. 39, 509, 687, 798. | p Penrose 92, 196, 220. 
Noto, A. 92. | 2 — C. B. 4, 9. 

— 197, 723. Packard, F. A 1042. Bercheron: A. 416, 4238. 
Novelli 978. ı Pagano 544, 548. Peres, J. 364, 371. 

Novi, R. e Cucca 903. | Page F. 431, 489. Perkins 364. 

Nowitzky 39. ‚ Pagenstecher, G. 156, 177.| — J. 958, 968. 

Nüsslein 24, 84. | Baget, S. 928, 988. Pernice 71, 75. 

Nyhoff. G. C. 502. ' Pagny, E. 688, 696. Perrando 470. 

Nyulasy 828. Pailhas 958, 964. Perrault, H. 243, 259. 
Pal, J. 261, 268. Perret 544, 548, 553, 762. 
Palacios, R. 447. Perrimond, E. 286, 298. 

0. Palleroni, G. 378, 894. Perrin de la Touche, E. 958, 

Palm 92. 968. 

Obalinski, A. 360, 861, 378,| — R. 470, 472. Perriol 1042. 

389, 397, 407, 411, 425, Palmer 163, 462, 466. Perry 92. 

487, 459. Pantzer, O. 17, 2%. Pestalozza 726, 745, 750. 
Obici, A. 326, 838. Paoletti 745, 768. Peters 530, 582. 
Obrastzow 378. ıDe Paoli 24, 92, 364, 874, | Peterson 55, 

Odebrecht 39, 47, 126, 201," 490, 745, 772, 775, 854,| — R. 63, 688, 810. 

991, 992. 958, 974. Petit 488, 488, 490, 1042. 
Oefele 504. — 243, 255. — P. 78,326, 328, 474,475. 
Oehlschläger 1005, 1024, | Papernago 518. Petroff 189, 509. 

1025. Papernayo 59. Petruschky 810, 818. 
Oesterlen, O. 285, 299. Papinio 617. Pfannenstiel 24, 80, 92, 104, 
Ogata 509. Paquet, F. 313, 315, 999. 126, 144, 189, 199, 202, 
Olano 1005, 1007. Paquy 606. 208, 232, 397, 401. 
Oldag, R. 958, 967. ' Paracca 627. Pfeiffer, R. 427, 428. 
Oliver 17. Paris 826. Phelps, A. M. 958, 972, 

— J. 189, 656, 688. Parke, W. E. 841, 846. 1005, 1020. 
Olivier, A. 739. — 795. Philbert, L.J. E. 342, 342. 


— 810. ı Parker, R. 313. Philips 4, 9, 627, 629, 681. 


1062 Autoren-Register. 





Philipps 760. Poroschin 719. 720, 733 | R. 
Phillips 474, 978, 985. — M.N. 940, 948, 958, 
— H C. 1042. 978. Rabagliati 962. 
— H. H. 1005, 1082. Portengen, J. W. 502. Rademacher 127. 
Phocas 202. Poschmann 126. !' Raffaele, A. 926. 
Pianesi 126. Posner, C. 266, 272, 286, ' Raimondi 163, 193. 
Pichevin, R. 59, 121. 295, 940, Raineri 509. 
— 126, 163, 177, 490. Post, S E. 378. Rainier, F. C. 1005, 1007. 
— M. R. 474. Potejenko 39, 45. Rakhmanow 594. 
Pichez. L. J. M. 1042. Potel, G. F. 1043. ©- | Ramage, J. 929, 985. 
Pick 93, 126, 141. 145. Potter 745, 751. v. Ramdohr 71, 73, 733, 
— L. 15, 656, 659. Pouchet, E. 266, 269. 787, 861. 
Piezeonnat 93. Pousson, A 239. Ramm 447. 
Pieraccini 21, 34. — 313, 315. Ramond, F. 286, 308. 
Piering, O. 470, 472, 991, | Pozzi 92, 189, 218, 199, | Ramsay, F. W. 378, 39. 
994. 226, 610. — 0. 326. 
Piery 243, 254. — A. 4, 9. Ramsey 811. 
Pilliet 63, 163, 1043. — S. 71, 274, 276, 929. | Rapezewski 978, 988. 
Pinard 544, 548, 553, 558, | Pradon 839. Rasch, H 243, 246, 488. 
861, 577, 861, 810, 914, | Prand. J 929, 986. 1043. 
978, 980. 1043. Preu 1043. Ratschinsky 24, 29, 190. 
Pincus 17,19, 811,825, 1043. | Prévost. C. 126. Ratynski, M. A. 364, 374. 
— L. 664, 673, 1005, 1022. | Price 487.  Rauneff 1043. 
Pinkuss 777, 777. — J. 191. | Ravogli, A. 940, 950. 
Pinna Pintor, A. 24, 66, — M. 243, 260. ı Raw 431. 
344, 358. Priffe. Mme. de Magondeaux | Rawlings 811. 
Piotrowski 163, 317. 490. Raynaud &11. 
Piqué 317, 818. Primrose 929. Reamey 66, 93, 199. 
Piretti 594. Pristley 1043. Reamy 202. 
Pisani, U. 326. 340. Prochoroff, K. 196, 221. | Reblaud 11. 
Pissemski 177, 185. Proegler, C. 940, 955. ' Reboul 24, 34. 
Pistre 995, 999. Prokess, A 492. | Rechner 93. 
Pistor 978, 980. — 1043. ' Reckmann 962. 
Pıt'ha 39, 196, 218. Prokofiewa 470. ' Reclus 94, 266, 270. 
Planque 93. Protopopow, S. A. 326, 329. i Reed, H 378, 890. 
Platon 92. Prutz 745, 751. , Reefschläger 1043. 
Playfair, W. S. 4. Pruvitt. 688. | Reid 447, 454. 
Plumb, P. E. 462, 466, 940, | Pruvost 914, 919. ' Reinecke 11, 15. 
949. Pryor 126, 163. Reinicke 127. 
Pobedinsky, N. 643, 962. ' Przewoski 189, 745. Remfry 127. 
— 720, 832, 836. | Puech. P. 488, 714. | Remy 544, 914. 
Poix, G. 995, 999. : Pujol 93, 962. Rendle, C. E. R. 1043. 
Polak, J. O 286, 302, 416.) — G. 644, 723. Rendu 24, 364, 374. 
Polk, W. M. 24. Puistienne 39. Renoux 163. 
Pollosson 656, 861. Puls 577. | Renssen 322, 323. 
Pomeroy, F. H. 914, 919.) — A. J. 811. ‚ Répiton-Préneuf, E. 243, 
Pompe van Meerdervoort | Punton 39, 46. | 259. 
39, 44. 93, 117, 189. Pupovac. D. 1043. | Resinelli 17, 21. 192, 492, 
Poncet 447, 456. Purcell 93. 7l1. 
Poney, H. 81, 82, 978,989.| — F. A. 688. 700. | Retze 764, 765. 
Pont 1043. Putmann, M. 93. ‚Reubold 243, 248, 940. 
Pooth 1043. Pye-Smith 1043. 942 


Popiel 199. 


Kenscher: C. 1043. 
Popoff 177, 186, 189, 208, 


Reyinga 862. 








476, 477. Q. Reymond 241, 250. 
— P. 470, 473, 928, 936. | Queirel 326, 338, 841, 846. Reynier 78, 94. 
Porak 544. Quénu 93, ‚Reynolds. E. 24, 71. 94, 
- M. 5S8, 592, 768, 769. | Quillian 93. 163, 243, 259, 431, 439. 
Poraschin 470. 909, 643. Quint 126. | Rhein SUN. 


Poroschin, M. 719. | Quisling, N. A. 914. | Rhode, H. 476. 





Ribmon-Dessaignes, A. 
02, 808. 
Ricard 63, 447, 401. 

Ricciardi 127, 148, 156. 
Richardson 127, 427, 428. 

M. H. 397, 400. 
Richelot 94, 107, 163. 
Richer 811. 
Richmond 811. 
Richter 978, 990. 

— M. 940, %5. 
Ricker, G. 447, 450. 
Ridder, O. 1005, 1012. 
Rıddet $61. 

Riedel 1043. 
Rieppi 688. 


Ries. E. 94. 104, 127, 186. 


— 177, 182, 186. 
de Rihier 511. 

Rille 940, 964. 
Rishmüller, J. H. 190. 
Ritter, G. 1043. 
Rivron 739. 

— M. 958, 97t. 
Rızzuti 94. 

Robb 94. 

— H. 1%. 

Robbe 243, 254. 

Robbins 307, 809, 442. 

Roberg 940, 98. 

— H. 201, 476, 477, 
733. 

— L. 317, 318 

— E. 432. 

Robinson 127, 518. 

— H. B. 326, 334. 

— D. 199. 

— R. 811, 825. 

— S. W. 958, 972. 
Robson, A. W. M. 688. 
Rocher 158. 

Rochet 278, 279, 929, 1048. 
Rode 17. 

— E. 39, 52. 
Rodrigues, N. 940, 942. 
Rodsewitsch 929, 984. 
Roersch 286, 800. 
Rösing 319, 389. 

Rohe, G. H. 17. 

Rokitansky 849, 851. 
Romm, G. 266, 278. 
Romme, R. 664, 668. 


— 64. 

Róna. S. 243, 250, 940, 952. 
Roncaglia 152. 

Roncali 127. 

Rondıno 518. 

Root, E H. 1043. 


Rose, H. 364, 368, 869, 


765, 766, 908. 


Autoren-Register, 


Rosenberger 25. 
: Rosenburg 907. 
Rosenfeld, R 594. 
Rosenschtat, J. 432. 
Rosenstein 25. 
ı v. Rosenthal, J. 991 
— 94 
— N. 379, 388. 
Rosenwasser 156, 157, 479, 
BEN, 689. 
| — M. 15, 16. 
Rosing-Hausen, C. 760. 
, Rosinski 127, 188, 617, 621. 
Rosner. A. 59, 59. 
i Ross, J. F. W. 39, 286, 
i 291, 379, 894, 862. 
— E. F. 958, 964. 
— F. W. 68. 
— F. W. F. 940, 954. 
' Rossi Doria 504, 577, 811. 
— W. 375, 876. 
. Rossier 689, 706. 
ı Rossner 59. 
v. Rosthorn 163, 191, 218, 
504, 598, 599, 798, 800. 
Rotet, G. 914. 
Rotgans. J. 379, 394. 
: Rothenberg, M. 849, 850. 
de Rothschild 606. 
Rouffart 243, 247, 344, 854, 
360, 361. 
Routh 95. 561, 561. 
— A. 127, 644, 645, 656, 
661, 714, 718, 929. 
Routier 690, 708. 
| Roux 40, 46. 
| Rovsing 447. 
— Th. 286. 
Rubeska 781, 798, 849. 858. 
— W. 577, 578. 
Rüdinger, (+. 1044. 
Rühl 71. 
— W. 907, 908. 
Rüth 929, 987. 
Ruge, C. 95. 
Ruggi 78. 
Ruggles, E. W. 243, 252. 
Ruhemann 432. 
Rumpf, W. H. 644, 650. 
— 95. 
Runge 40, 44. 
504, 506 











Russell, A. W. 317, 321. 


S. 


Sacchi 690. 
Sachs 55, 832, 975, 988. 
V. 266. 





Russel 15, 25, 88. 127, 811. 


106:3 


Sänger 95, 127, 132, 153, 
163. 165, 193, 479, 504, 
828, 1044. 


:ı — M. 40, 47. 


Saft, H. 832, 839. 
Saks, G. G. 929. 
Samschin 511. 
Samter 1044. 

— 0. 345, 358. 
Samuelson, G. S. 1044. 
Sand 243, 260. 

— H. 493. 

Sandberg., K. F. M. 665, 

665. 666 


Santovecchi 762. 

Sapelli 544. 

Sarkewitsch 1095. 

Sarwey 598, 599, 798, 806. 

Sauer 1044. 

Saulmann 95. 

Saulmannpere 11. 

Sava 81, 958, 97% 

Savaneski 243, 248. 

Savor, R. 356, 859, 811. 
820 


— 95. 
Sawanewsky 726. 
Sawyer, H. W. 286, 291. 
Sayet 398. 
v. Scanzoni, G. 1044, 
Schachner 95. 
Schacht, F. F. 81, 978, 989. 
Schäffer, 11, 18, 95, 105. 
733, 787, 978, 985. 
— von 243, 252, 259. 
— E. 760, 761, 1044. 
— O. 40, 495, 502, 611, 
611, 1005, 1017 
Schalita 196. 
Schall, J. H. 978, 985. 
Schallehn 606, 606, 1006. 
1029. 
Schaller 11, 12. 
Schaper 551. 
Scharff. A. 914, 919. 
Scharlieb 40. 
Schatteles 995, 999. 
Schatz 518, 772, 774, 1044. 
Schauta 128, 656, 658. 
— F. 199. 
Scheffer 1002, 1020. 
Scheib, A. 760, 761, 1044. 
Scheloumoff 25, 80. 
Schenk, F. 490. 781, 790. 
Scherk, C. 432. 
Schiller 92, 96. 
Schilling 153. 
Schimpf 826. 
Schirschoff 128. 
Schlapobersky 40. 


1064 


Schlesinger, H. 261, 263. 
Schmeltz 5, 9, 128, 133. 
Schmid, C. 345, 850, 351. 

— E. 64. 

— M. 745, 751. 
Schmidt, Ad. 1006, 1009. 
F. 606, 608. 

— H. 929, 935. 

— Q0. 177, 577. 

Schmitt 130, 

Schmitz 25, 32. 
Schmoll, J. 243, 259. 

Schmorl 128, 142, 476, 477, 

518, 523, 656, 658. 
Schneider 853. 
Schnitzler 730, 781. 
Schoenberg 914. 
Scholz 243, 248. 
Schorong, A. 962. 
Schottlaender 178, 183, 203, 


236. 

— J. 731, 7831. 

Schrader 200, 656, 1006, 
1016 


Schramm 96, 690, 862. 

— J. 356, 360. 
Schrank, S. 1006, 1058. 
Schranz, V. 644. 
Schroeder, K. 617. 

— H. 862. 
Schroeter 795. 
Schücking 811, 825. 
Schütz, R. 379, 386. 
Schuhl 617, 618, 781. 
Schulten 153. 
Schultz 940. 

— H.40, 48, 71, 178, 180. 
Schultze 519. 

— B. 8. 11. 
Schulz, A. 509, 832, 836, 

841 


1.488; 
Schulz-Schulzenstein 128. 
Schulze- Vellinghausen, A. 

690. 
Schumkin, N. 313. 
Schuster 15. 
Schwab 577, 581, 611, 614. 

— M. 665. 

Schwalbe 326, 829, 379, 
356 


Schwartz, A. 64, 96. 

— E. 196. 

— 326, 839. 
Schwarz, E. 55. 

— F. 699, 755, 781, 798. 
— 40, 326. 
Schwarze 11, 498. 
Schwarzwäller 690. 
Scotti 193. 


Autoren. Register. 


Scudder, Ch. L. 447, 451, | Simons 64. 


962, 1006, 1021. 
Sebardt, C. 1044. 
Sebileau 96. 

Secchi. E. 432, 439. 

See, H. 470. 

Seeligmann 40, 96. 

Seelig 409, 415. 

Segale, B. 656, 660. 
Segall 128, 142. 

Segantı 201. 

Segond 9, 128, 163. 
Seiffart 317, 319, 326, 838, 

862. 

Sekowski 723. 
Selby 416. 

Selensky 644. 
Selhorst, J. F. 755. 
Sellheim 163, 171. 
Sellmann 163. 
Semb 40. 

— 0. 66. 

Senator 731. 

Senn. E. J. 25, 27. 
— N. 25, 379, 290. 
Sereznikow 862. 
Sergent, E. 1044. 
Serenin 364, 374, 379, 398. 
Serrigny 17, 17. 
Severeanu 313, 1044. 
Severo 196. 

Seuvre, E 940, 949. 
Seymour 153, 191. 
Shaw 781. 
Shaw-Mackenzie 59. 
— J. 487, 488. 
Sharp 811. 

— L. 941, 954. 
Sheen 811. 

Sheldour 64. 
Sherwood-Dunn, B. 199,225. 
Shober, J. B. 745. 

— 811. 

Shoemaker, G. E. 958, 962, 

968 


— 128, 811. 

Sick, J. F. W. 595. 

Sidney, A. B. 862. 

Siedentopf 862. 

Siegenbeek van Heukelom 
530, 532 

Siegfried 599. 

Sielski 67. 

— F. 67. 

Sieur 40, 163. s 

Silberstein 78, 766. 

Silea 627, 633 

Silwansky 599, 603. 

Simoes 72, 75. 

Simons, E. M. 79, 474. 


Simpson 192, 217, 1044. 
— A. R. 504, 507, 595. 
— J. C. 627, 63. 

Sinclair, J. 908. 

— W. J. 978. 

— 495. 

Sion, O 656, 657. 

Sippel 691, 697, 707. 

Sirleo 125, 148, 203, 234. 

Siron 1036. 

Sitzinsky 1044. 

Sizinski 486. 486. 

Sjoeberg 723, 728. 

Sjoeberg Nils 827. 

— 978, 989. 

Skell 781. 

Skene, A. J. C. 239, 255, 
309 


Skinner 811. 
Skutsch 40. 

— F. 1006, 1024. 
Sladowsky, L. 427, 428. 
Slawiansky 4. 
van Slyk 781. 

Smester 599. 
Smith 72, 96, 128, 164, 811, 
823. 
— A. 25, 32, 178. 
A. J. 691. 
AL T; 6. 
C. 470 
E. H. 978, 987. 
H. 723, 724 
— Lapthorn 163 
— Th. C. 40, 656, 657, 
929, 1006, 1020. 

Snow, J. M. 1006, 1032. 

— 25, 88, 128. 
Sobjestianski 25. 

Soci 286. 

Söderbaum, Per 345, 691. 
Solberg, M. 978, 989 
Solger 326, 336. 
Solomin, P. 286, 300. 
Solowietf 25. 

Sondern, F. E. 364. 

Sonnenburg 164. 
Sonntag 599, 958. 
Sorel, E. 365, 369. 

— 862. 

Sorrentino 427, 428. 
Souillart 96. 
Souligoux 63. 
Soulima 929, 933. 
Spaeth 691. 


‚ Spanton 96, 128. 


Spelsberg 128. 
Spence, W. J 447, 459. 
Spencer, W. 1044. 





Spener 40 46. 
Speier 617, 619. 
Sperino 760. 
Sperling, M. 72. 
Spiegelberg 375, 876 
Spietschka, T. 243, 252. 
Spinelli 41, 72, 827. 
Speth, J. 1044. 
Spillmann, P. 432. 
Spörlin 691, 704, 
Spraill 470. 

J. L. 929, 988. 
Spy ra 908. 
— — W. 243. 
Stabb 9 
Stack e? 
Stacpoole, F. 811. 
Stadfeld 509. 
Staffer 959, 968. 
Staley, E. K. 1044. 
Stansby 812. 
Stankiewitez 345, 352, 691. 
Stanton 763, 764. 
Stapfer 72. 
Starck 243, 258. 
Starzewski 72. 
Stauffs 691. 
Stawell, J. C. 929, 986. 
Stearns 959, 974. 
Steckmetz, F. 1044. 
Steel, J. D. 416. 
Steele 812. 
Stefanis 1044. 
Stefkins 1044. 
Stehmann 40. 
— H. B. 199. 
Stein 313, 815. 
Steinbrück 447, 459. 
Steiner 409, 447, 460. 


Steinschneider 941,952; 953. 


Steinthal 199. 
Stephenson 509, 578. 
Stephowski 25. 
Stepkowski 692. 

S A. 760, 1006, 1088, 


Stetter 1045. 

Stevens 760. 

— M. E. 1045. 

— Th. G. 578, 579. 

Stewart 267. 

— B. W. 768. 

— D. 416, 421. 

— W. R. 544, 549, 561, 
566. 


Steyn Parvé, W. Fl. U. 509. 
Stieber 828. 1006, 1016. 
Stieda. A. 627, 628. 

— 832, 888. 

Stierlin 153, 267, 278. 


Autoren-Register. 


Stierlin, R. 322, 822. 
Still, G. F. 1045. 

Stiller 379, 882. 
Stimson, L. A. 929, 988. 


Stinson 178, 191, 379, 890. 


— J. C. 692, 707. 
Stock, B. 665, 678. 
Stockton 41. 

— C. G. 379, 888. 
Stoerk, O. 1045. 
Stoeve, G. 416, 428. 
Stokes 153. 
Stolipinski 153. 

! Stoll 41 


to A 

| Stone 25, 96, 123, 129, 164. 
— A. K. 879, 

— J. 777, 777, 854. 
— d. DG. 1045. 

— J. S. 190. 

— R. M. 493. 
Stoner, A. P. 1045. 
Storer 196, 219. 
Storry, F. 862. 

Stoss, A. 1045. 

Stott 40. 

Stottard 692. 

Stoufes 193. 

Stouffs 153, 200, 470. 
Stoufs 191. 


Strahl 530. 
Strassmann, F. 1006, 1012. 
— P. 692, 694, 714, 718. 


Stratz 41, 48, 72, 79, 164, 


172, 474. 
Strauch. v. 96. 
Strauss 244, 599. 


32, 


Stroganoff 502. 

Stroh, C. 1045. 
Strube 321, 821. 
Struve, P. 1045. 
Stschetkin 733, 738. 
Stuhl, C. 841, 844. 
Stumpf, M. 244, 959, 969. 
Suchowetzky 617. 
Sudeck 398, 400. 
Südekom 97. 

| Suetinoff 55. 

! O'Sullivan 97. 

| Sundberg, C. 744, 749. 
: Sureau 129. 

i Surowtzeff 509, 723. 

‚ Surowzow, S. 941. 
Sutherland 1006. 

A. 1045. 
Sutherlin, W. — goi. 
Sutton, J B. 4, 
| — J. M. 692, en 
Swain 192, 432, 485. 
‚Swan, W. E. 8. 


1065 


Swanwick 812. 

Swayne, J. G. 832, 840. 

v. Swiecicki 17, 19, 4l. 

Swindburne 244, ECH 

Switalski 129,178, 760,1045. 

Swoboda 1045. 

Szabó 345, 845, 599, 692. 
— A. 510, 588, 745, 798, 
959. 

Szäutö, E. 795. 

| Szulc, M. 286, 802, 470. 


| 





T. 


Tachefurt 203. 

 Taendler 97. 

ambron 4l. 

 Tánags. G. 286, 294. 

Target 25, 88, 164, 692, 710. 

Tarnier 627, 686, 781, 795, 
1006, 1045 

— S, 959, Weg 

Taruffi 1045. 

| Tarozzi 832. 

| Tarver, F. E. 274, 

Taste, L. 978, 989. 

Tate 178, 494. 

Tauffer 97, 156, 200, 345, 
850, , 406. 


Taussig, * 929, 987. 
sr G. C. 1006, 1021, 


1028. 
— A. E. 307, 811, 692. 
104 


— H. L. 1045. 
i Tehetchouline, C D. 
778 


Teissier 832, 914. 
Temesváry 606. 

Témoin 827. 

Temple 611, 612, 614. 
Tennberg. GA C. 55.55. 

317, 818, 929, 985. 

— 470. 

Tenner, K. 777, 777. 
Termet, A. 286, 800. 
Teuner, C. 1045. 

Texier 97, 129. 
Theilhaber 41, 52. 

— A. 79, 474, 476. 

The Middlesex Hospital 365. 
372. 
| Theodor 1045. 

 Thesee 97. 
| Thiébaut 164. 
: Thomas 154. 
A. 476 





275. 


T71, 


Thomson, G. J. 962. 
: — J. 76, 1034. 


1066 Autoren-Register. 


Thorel 398. Turgard 59. 

Thorn 129, 134. Tuszkai. E. 494, 991. 
— W.553.560. 1006, 1028. Tuttle 812. 825. 
Thorp 595. 3%. i Twombly 97. 


Thümmel. H. 416, 426. Tyrchovski sen. 504. 
Thumin, L. 203. 543. 547. Tyrrell, E. M. 941. 


553. Tytler, P. 693. 
— 714, 717. 

Tietze, A. 274, 279. U 
— 326. 838. ` 


Uhlmann, C. 26, 26. 
Uibeleisen, C. 929, 985. 

: Ulesko - Stroganowa 129, 
Tissier, M. 733, 738, 959. 142, 519, 524, 530. 535 
Tixier 486. 486 746. 

Tjeenk-Willink, L. W. H. Ulmer, W. 1046. 


Tilanus 1045. 
Tilman. O. 365. 370, 1045. 
Titomanlio 606. 


519. Umber, F. 432, 441. 
Tocheport 178. Umikoff 606. | 
Todd 164 Ungar. E. 1007, 1007. 
Tombleson. e SC 55. Upshur, J. N. 978. 
Toms, S. W. S. 1006, 1016. | Uspensky 914. 


Tomson 644. 
Tonelli 745. | y 
Tornton 594. i 
La Torre, F. 25,27. 41. 62, Vailhen. A. 432, 435 
64, 725. 728. zu Valdagni 914. 
íl 
Op. 33, 962. 


— 627. 725, 
Totesch 719. 
Tóth 97, 196, 841, 841, 962. | Valentin 959. 


Tourdes. 3. 926. Valentine, F. C. 286. 295. 
Touton 941, 951. 441. 
Touvenaint 199, 227. ' Vallon 49». 
Townsend, C. W. 941, 949. Van Imschoot 286. 298. 
Trautenroth 415, 422 | 336. 
Tref 755 a 8. 97. 
Treub, H. 41. 49. 52, 81, Van der Mey 501. 
82, 360, 362, 501, 726. Van der Veer, A. 416, 962. 
729, 849. 978, 987. 97 
— 129, 164, 171, 451. Vandereälde 447, 451, 746, 
Tridondani 544, 49, 59% 191. 
Tridondini 25 . ‚ Vaquez 746, 743. 
Tripier 97 Varnier 544, 548, 590, 553, | 
Troczewski 693, 795 933. 61. 914, 920. 
Trogaeux, A 322. — H 644, 653. 
Trombetta ZA 2792. Varlot, G. 1046. 
Trovati 41, 92, 644 Vauverts 97. 156, 1042. 


Truzzi Kitore 467. — J. 
Truzzi 474, 850, 852. 
Tsakirrs 850. 


278, 282. 
Veau, V. 326, 388. 
Vecchio, del 59. 


Tschetschulin. C. D. 959, Vedeler 72, 462, 466. 
973 Vedin, A. 470, 474, 941. 
T'schirner 203. 948. 
Tsehistowitsch, F. 1045. Veiffer 644, 651 
Tschop 129. ‚ Veit, J. 26, 31, 97, 114, 129, 
Tucker, E. 908. 244, 249, 396, 329, 498. 
-- G. 286, — 4,9. 
Tuffier 416. 490 Veitch 812 


Tull, E. 498. 
Tunnicliffe, F. W. 432, 441. | 
Turazza 745, 


| Verardini 746. 
Vergely 829. 
| Verger 276, 279. 


Valenta von Marchthurn : 


Veorhoogen 286, 302. 
Veronese, C. 914. 
Verrier 1007, 1022. 
Versari, R. 261, 261. 
Versmann 694, 1046. 
Vestberg, A. 125, 143. 
NV En 479. 
Vetere 462. 

ı Veyrier 9. 

 Vibert, Ch. 926. 

. Viearelli, G. 8%. 
— 26, 34. 627, 
Vidal 595, 596. 
Viertel, F. 267. 

' Vignolo 519, 530, 

Villa, N. 1046. 

— 129. 

: Villar 203. 
Villeneuve 795. 
Vinay 494, 617, 61S, 644. 
812. 959. 

— Ch. 628, 630. 
Vincent 97, 447, 454, 959. 

' 969. 


| Vineberg 129, 164, 812. 
— H. V. 11, 18. 
— H. 72, 76 
ı Visino, C. 1046. 
Vitalien 164. 
ı Vitanza 41, 55, 
528, 529. 854. 
, — R 862 
‚ Vitrac 130. 
Vittinghoff. H. 467. 
1046. 
| Vogt. H. 511, 515, 
Eau 995, 999. 
- Eucoine 267, 
Voigt 26. 34. 
. Voisin 203, 365. 
46, 788. 
Volland 765, 766, 90x3. 
' Volovski 476. 478. 
V olowski 130. 
de Vos, J. 97, 118, 191. 
200. 
Vorphecke 606. 
| Vouverts 203. 


694. 


129. 130, 
442. 
833, 


829 
270. 








W. 

Wagner, P. 365, 398, 400. 
' — 599, 1007. 

‚ Wainstein 812, 819. 

' Wakefield 72. 

Walbaum 154. 
| Waldeyer 326, 399. 
| Waldstein 275, 276, 

— E. 488, 489. 
| Walford, W. G. 1046. 


Autoren-Register. 


Walk 345, 356. "Wenzel 11. | 
Walker, E. 26. Wertheim 26, 80. 

— 79, 156. 489. : Westby 154. 
v. Walla, B. 345, 346. Westermark, F. 98, 118, 
Walla 178. 605, 628 


Wallich 810, 811, 819. 


' Westphal 26, 79. 
Walls 286, 291 


Westphalen 606. 


Walsh 812. Wettergreen 827. 
Waldhard 781, 785. Wettergren, C. 41, 98, 
Walter J54. 719. 


Wettzack 432, 441. 
White, R 768, 769. 


— G. Th. iR 187. 


Walther 64, 130, 154, 


Whitney, W. F. 941, 946. 
- W. 1007. Wiart 151. 
Wardie 79. Wichodzew, J. 432. 
Warker 97. Wichert 486, 486. 
— E: vd 17. Wienskowitz 833, 840 


Warman, N. 941, %7. 
Warmann 486, 486. 


Wiggins 746, 758. 
: Wight, J. S. 959. 


Warnek 41. Wigodsky 960, 965, 1046. 
Warren 908. Wiktor 17. 
Warth 26, 88. .— M. 1046 


Warthin, A. Sc. 694. Wikerhauser 178. 
Warszawski 694, 977. i wild 544, 50, 599. 
Wassermann, A. 941, 958. — v. 42, 46. 


Wassiljew, M. A. 307, 310. | Wilkins, G. L. 677. 


Q 
X 
N 


Wasten 41. Will, O. B. 41, 498. 
Wathen 97. 781. | Willcox 795. 

Watkins, 178, 185, 186. | Williams, H. P. 26. 

— T. J. 64. | — J. 198, 645, 652, 962. 
— W. H. 1007. | - J. D. 812. 

Watson, F. S. 379, 881. — R. 130. 

-- J. K. 929, 936. l! — W. 798. 

Webb 67, 72 — W. P. 1046. 

Webber 829. — W. R. 448, 455. 


Weber e e 827. 


— S L. . — H. 97 
Wehster Se ' — R. 561. 
— J. C. 4, 9, 462, 464, — Th. 197, 220. 
519, — 530. 887. Winawer 164, 197, 218. 
Wehmer. P. 379. 886. v. Winckel 26, 27, 164, 504, 


Weichardt 511, 798, 805. 506, 812, 894. 

Weil 130, 694. | Winckler 597, 862. 
Weiland 812.  Winslow-Anderson 98, 
Weinberg 447, 457. Winter 130. 645. 
Weinstein 812. — A. 510. 

Weir, R. 578. 578. 


v. Weiss 519, 526. 1046. 
— 0. 772, 775. ' Winternitz 4, 9, 510. 
Weissz 530, 542. : — H. 599, 602. 


Weller van Hook 98. 


Wiridarsky 510. 
Wellington. H. 1046. 


Wisselinck 131, 135. 


Wenczel 959, 970. : Withe, W. 240. 
Wendarskaja 862. Witbrow 200. 
Wendeler, P. 498. Witte. J. G. 313, 315. 
— 781, 789. | Witthaus, R. A. 926. 
Wennig, W. H. 772. 776. Wittnack 599. 
Wentz, A. C. 1007, 1031., Wittner, M. 1046. 


| Wilson 398, 407, 470, 882. | 
8. 


— G. 4, 9, 267, 267, 962, 


1067 


Wladimiroff, G. E. 941, 949. 
Wohlgemuth, H 244, 248. 
Wolf, °M. 398, 400. 
Wolff, B. 179, 188. 203, 
235, 7117, 775, 1046. 
— 190, 379, 391. 
— L. 267, 271. 
Wolfram, W. 714, 718, 
1007, 1026. 
Wolkow, M. M. 379, 883. 
Wollstein, M. 409, 415. 
Wood, F. O. 1046. 
Woodhouse 1046. 
Woodruff 1046. 
Woodworth 714, 715. 
Woollcombe 432. 
Worcester 595. 
Wossidlo, H. 267, 269. 
Worall, R. 694, 700, 708. 
Woyer 98, 733, 862. 
— G. 72, 960, 974. 
Wright, A. H. 510, 62°. 


632. 
Wulff, P. 1046. 
Wychowsky 131. 
i Wyeth, J. A. 1046. 
. Wylie 98. 


| 
| 
| KS 
———— 203, 233. 
Vordanoff 191. 


| Young, A. 448. 
— J. W. 487. 


Z. 


| Zachariewsky 98. 

' Zagowski, S. 1007, 1031. 

Zanini 78. 

Zasacki 812. 

Zehnter 510. 

Zeidler, G. 427, 428. 

| Zeiss 131. 

v. Zeissl, M. 251. 

' Zematzky 345, 854. 

| Ziegenspeck 850, 908. 

: Ziemacki 131. 

‚ Zondeck 131. 

' Zuccaro 854. 

de Zwaan 448. 

| Zweifel, 26, 511, 513. 329, 
830. 


P. 628, 629, 636, 914, 
925, 995, WS. 
| Zydlowicz, L. 244, 2 





E 


Sach-Register. 


— — — 


A. 


Abort 663, Behandlung des — 666, 
künstlicher — 635, krimineller — 966. 

Accouchement force 854. 

Adenoma malignum d. Cervix 133. 

Adenomyom d. Uterus 103. 

Adnexerkrankungen 158, 164. 

Aetiologie d. Careinoma uteri 139, 
— der puerperalen Wundinfektion 778, 
781, — d. Cystitis 292. 

Amyloid d. Harnblase 300. 

Anatomie d. Tuben 179, — d. Ham- 
röhre 244, — der Harnblase 261, — 
der Ovarien 188, — d. weibl. Geni- 
talien 516. 

Anteversio-flexio uteri 67. 

Asphyxie 1024. 

Atresia cervicis 58, vaginae, erworbene 


— 


B. 


Ballondilatation zur Einleitung der 
künstl. Frühgeburt 833. 
Bauchnaht 27. 
Bauchwand, vordere 149 ff., Em- 
physem d. — nach Laparotomie 33. 
Becken, enges 725. 
Beckenbindegewebe 158. 
Beckenendlagen 767. 
Beckenperitoneum 158. 
Befruchtung 528. 
al Beweis des stattgehabten 
EE der Scheide d. Vulva 


Blasenblutungen 28. 
Blase siehe Harnblase. 


Blasengebärmutterfisteln 356. 
Blasenmole 658. 
Blasenscheidenfisteln 343. 
Blasensteine 312. 
Blennorrhbhoea neonatorum 1028. 


C. 


Carcinom d. Uterus 119 f., — d. 
Harnblase 306, — d. Harnröhre 259, 
— d. Nieren 455, — d. Ovarien 200, 
er — d. Uterus b. Schwangerschaft 
646. 

Castration 199, Folgezustände d. — 
235. 

Cervix, Risse d. — 58. 

Coitus, Verletzungen durch d. — 946. 

Corpus luteum 212. 

Cystitis 283, Aetiologie d. — 292. 
sekundäre — 298, — tuberculosa 301, 
Therapie d. — 2%. 


D. 


Dammplastik 487. 

Deciduoma malignum 119, 139. 

Dermoidcysten d. Ovarien 202, 230. 

Diagnostik d. Geburt 552, gynäkolog. 
— 3 ff, — d. Schwangerschaft 963. 

Diätetik d. Geburt 576, — d.Schwanger- 
schaft 543, — d. Wochenbettes 597. 

EES d. puerperalen Genitalien 
191. 

Dysmenorrhoe 464. 


E. 
Eklampsie 743. 


, Elektricität 15, — b. Myomen (Ia 


Sach-Register. 


Embryotomie 853. 

Emphysem der Bauchhaut nach La- 
parotomie 33. 

Entwickelung d befruchteten Kies 
529 ff. 

Entwickelungsfehler d. Uterus 53, 
— d. Harnröhre 246. 

Entwickelungsgeschichte d. Harn- 
röhre 244. 

Entzündung d Uterus 61, — d. Scheide 
478, — d. Harnröhre 249, — d. Harn- 


blase 336, — d. Harnleiter 336, — 
eitrige der Nieren 407, — d. Ovarien 
190. 


Ernährungsstöüruugen d. Scheide 
478, 489. 

Extraktion 849. 

Extrauterinschwangerschaft 674. 


F. 


Fremdkörper in der Harnblase 316. 

Freund’sche Operation 111. 

Frucht, Physiologie d. — 529 ff. 

Fruchttod 654. 

Frühgeburt 663, künstliche 831. 

Funktionsfehler d. Hamröhre 247, 
— d. Harnblase 276. 


G. 


Geburt, Physiologie der — 551 ff., 
Kindeslagen 551, Diagnose d. — 552, 
Verlauf d — 55%, Mechanismus d. 
961, Verlauf d — 566, Diätetik d. — 
576, Verlauf u. Behandlung d Nach- 
geburtsperiode 587, Narkose u. Hyp- 
nose Kreissender 593, Pathologie d. 
— 713 ff., Allgemeines 713, Störungen 
von Seiten d. Mutter, die — d. Kindes 
betr.: Vulva u. Vagina 680, Cervix 
682, Uterus 722, Enges Becken 725, 
Osteomalacie 730, Uterusruptur 732, 
die — d. Placenta betr.: 739, Eklampsie 
143, andere Störungen 754, Störungen 
v. Seiten d. Kindes: 758 ff., Missbil- 
dungen 758. multiple Schwangerschaft 
762, Falsche Lagen: Vorderhaupts- 
lagen 763, Stirn- u. (Gesichtslagen 
764, Querlagen 766. Beckenendlagen 
767, Nabelschnurvorfall und andere 
Lagen 768, Placenta praevia 771, 
sonstige Störungen 776. 

Geburtshilfe. gerichtsärztliche 925, 
:933 ff., Allgemeines 925, Impotenz 926, 
zweifelhafte Geschlechtsverhältnisse 
926. 930, Unsittlichkeitsverbrechen 
937, 941, Beweis d. Virginität u.d. statt- 


1069 


gehabten Beischlafes 937, Schwanger- 
schaft i. Beziehung auf gericht]. Medizin 
956, Operationen während d.Schwanger- 
schaft 960 ff., Geburt in ihren Bezıeh- 
ungen zur gericht!. Medizin 975, Ver- 
letzungen ausserhalb d. Geburt 991, 
Wochenbett in seinen Beziehungen z. 
gerichtl. Medizin 994, d. neugeborene 
Kind 1000. 

Geschlecht, zweifelbaftes 926, 930. 

seschlechtsreife, frühzeitige 948. 

(desichtslage 764. 

Gestaltsfehler d. Harnröhre 247. 

Glycerin b. künstlicher Frühgeburt 838. 

Gonorrhoe 47, Gerichtliche Bedeutung 
d. — 950. 

Gynäkologie, Zusammenhang mit d. 
übrigen Pathologie 16. 

Gynatresie 53. 


H. 


Hämatocele 154 ff. 
Hämatom d. Vulva 494. 
Harnblase, Krankheiten d. — 261 ff., 
Anatomie u. Physiologie d. — 261, 
Diagnostische u. therapeutische Metho- 
den 264, Allgemeine Pathologie 264, 
Operationsmethoden273,Missbildungen 
274, Neurosen u. Funktionsstörungen 
276, Blasenblutungen 282, Entzün- 
dungen 283, Aetiologie d. Cystitis 
292, Therapie 295, Verlagerungen 303, 
Verletzungen 305, Neubildungen 306, 
Blasensteine 312, Fremdkörper 316, 
Parasiten 321. 
Harngenitalfisteln 342. 
Harnleiter 323, Anatomie u. Physio- 
logie 327, Diagnostik 330, Missbil- 
dungen 332, Verengerungen u. Er- 
weiterungen 333, Entzündungen 336, 
Verletzungen 337, Neubildungen 341. 
Harnleiterfisteln 360. 
Harnorgane, Krankheiten d. — 239 ff. 
Harnröhre, Krankheiten d. — 240. 
Anatomie u. Entwickelung d. — 244, 
Entwickelungsfehler 246, erworbene 
Gestalt- u. Funktionsfehler 247, Ent- 
zündungen u. Strikturen 249, Harn- 
röhrenblutungen 258, Neubildungen 
d. — 25), Steine 261. 
Harnröhrenscheidenfisteln 342. 
Hautemphysem nach Laparotomie 33. 
Hebammenwesen 510. 
Hermaphroditismus 49. 
Hernien 179 ff. — d. Uterus 83, — d. 
Ovarien 214. 
Hydramnios 657. 
Hydrorrhoea gravidarum 657. 


1070 


Hymen, Affektionen d. — 469, Con- 
ception bei unverletztem — 947. 
Hyperemesis gravidarum 609. 


I. 


Ileus nach Laparotomie 31. 

Impotenz 926. 

J 
Schwangerschaft 615. 

Instrumente 12 ff. 

Inversion d. Uterus 80, — d. puer- 
peralen Uterus 723, 987. 


in der 


K. 


Kaiserschnitt, konservativer 859, — 
nach Porro 887. 

Katheter, Sterilisation d. 270. 

Kind, d. neugeborene 1000. 

Kindslagen 55l. 

Krankheiten d. Eies 694. 

Kunstfehler 979. 

Kystoskopie 267. 


L. 


Lähmungen inFolge d. Geburt 1017. 

Lageveränderungen d. Scheide 474, 
— d. Uterus 66, — d. Pvarien 191, 
214. 

Laparotomie, Allgemeines 21 ff., — 
b. septischer Peritonitis 27, 29. 

Lehrbücher d. Geburtshilfe 501, — 
d. Gynäkologie 3. 

Lehrmittel der Geburtshilfe 501, — 
der Gynäkologie 3 

Ligamente 149 ff, — um latum 158, 
— rotundum 158. 


M. 


Massage 14 ff. 
Mastdarmscheidenfistel 478. 
Mastitis 793. 

Mechanismus d Geburt 561. 

Melaena neonatorum 1023. 

Menstruation 461 ff., 528. 

Mikroorganismen d. weibl. 
talien 42. 

Missbildungen 758, 1035, — d. Vulva 
488, — d. Vagina 469, — d. Harn- 
blase 274. 

Missed abortion 661. 


Geni- 








Sach-Register. 


Mvome d Uterus 83 ff., 
chwangerschaft 650. 

Myomotomie 106, Entwickelung d. 
— in Amerika 99. 


und 


N. 


Nabelinfektion 1030. 
Nabelschnur, — vorfall 768. 
Nephrorrhapbie 387. 
Neubildungen d Uterus Bf, — 
d. Scheide 476, — d. Harnröhre 259, 
d Blase 841. — d Nieren 444. 
Neurosen d Vulva 495, — d Blase 276. 
Nieren, Chirurgische Erkrankungen 
362 ff., Allgemeines 362, Diaguostik 
862, Operationsmethoden 562, Statistik 
362, Missbildungen 375, Verlagerung 
377, Hydronephrose 395, Eitrige Ent- 
zündungen 407, Tuberkulose 415, 
Nierenverletzungen 427, Nierensteine 
429, Nierenblutungen 441,Neubildungen 
444, Parasiten 460. 
Nothzucht 941. 


O. 


Operationen, geburtshilfliche 831. 
Ophthalmoblennorrhöe 1028. 
Osteomalacie 730. 

Ovariotomie 192 ff, — technische 
Fragen 192, Einfache, doppelseitigr. 
wiederholte — 19. 

Ovarialsubstanz, Behandlung rut 

Ovarium, Krankheiten d — 188 ff. 
Lage d. — 208, Anatomie und patho- 
logische Anatomie 188, 209, Absce- 
Jdirung 190, Vereiterungen 190, 214. 
Lageveränderungen 192, 216, Ova- 
riotomie 112, Achsendrehung 1%, 
220, Vereiterung 194, Ruptur 194, 219, 
Papilläre Tumoren 200, 228, Parovarial- 
cysten 193, Intraligamentäre Ent- 
wickelung 193, Komplikationen bei der 
Operation 194, 217, Komplikationen 
im Heilungsverlaufe 197, 222, Kom- 
plikation mitSchwangerschaft o Geburt 
197, 223, 652, Carcinome und Endo- 
theliome 200, 229, Sarkome 201. 
` Dermoideysten und Teratome 202. 230, 
Solide Tumoren 201, 230, Komplika- 
tionen mit Tumoren des Uterus und 
anderen Organen 197, Allgemeines 
über Övariotomie 192, doppelseitige 
und wiederholte Ovarıotomie 193, Va- 
ginale Ovariotomie 199, Kastration 
198, Resektion, konservative Behand- 





Sach- Register. 


lung der Ovarialerkrankungen, Organ- 

therapie 199, 225, Tuberkulose 203, 

235, Statistik d. Ovariotomie 243. 
Ovulation 461 ff., 528. 


P; 


Parasiten d. Blase 321. 
Parovarialcysten 193. 
Pathologie d. Schwangerschaft 609 ff., 
— d. Geburt 713 ff., — d. Wochen- 
bettes 778 ff, — d. Ovarien 183. 
Pericystitis 298. 
Peritonitis tuberculosa 33. 
Physiologie d. Harnblase 261, — d. 
Schwangerschaft 523 ff., — d. Frucht 
529 ff, — der Geburt 551 f., — d. 
Wochenbettes 597 ff. 
Placenta praevia 771. 
Porro’sche Operation 887. 
Prophylaxe 
kungen 806, 812. 
Prolaps des Uterus 76. 
Prochownik’sche Kur 837. 
Pseudomyxoma peritonei 213. 
Puerperium siehe Wochenbett. 


R. 


Retroflexio uteri gravidi 653. 
Retroversio-flexio uteri 67 ff. 


S. 


Sarkom d. Nieren 451, — d. Ovarien 
201, — d. Uterus 119. 

Scheide siehe Vagina. 

Schwangerschaft, Physiologie d. — 
923 ff., Menstruation 528, Ovulation 
928, Zeugung 528, Befruchtung 528, 
Entwickelung d. befruchteten Eies 529, 
Physiologie d. Frucht 529, Schwanger- 
schaftsveränderungen im mütterlichen 
Organismus 543, Diagnostik u. Diätetik 
d. — 543, Pathologie d. — Gun ff., 
Hyperemesis gravidarum 609, Infek- 
tionskrankheiten in d. — 615, Sonstige 
Allgemeine u. Organerkrankungen in 
d. - 623, Komplikation mit Erkrun- 
kungen u. Tumoren d. Genitalorgane, 
Operationen an denselben, Traumen, 
Lage-Veränderungen 639, Krankheiten 
des Eies 654, intrauteriner Fruchttod 
654, abnorm lange Retention d. abge- 
storbenen Eies 654, Vorzeitige Unter- 
brechung d. — 663, abnorm lange 
Dauer d. — 663, 964, Abortus 663, 


er puerperalen Erkran- ` 


1071 


665, Künstl. Abortus 663, Frühgeburt 
663, Extrauterinschwangerschaft 674, 
— im rudimentären Nebenhorn 674, 
710, Diagnose d. — in früherer Zeit 
963, Traumen in d. — 971, vorzeitige 
— 948. 

Statistik d. Ovariotsmie 203. 

Steisslage 849. 

Stenose d. Cervix 58. 

Sterilisation, operative 936. 

Stieldrehung b. Ovarialtumoren 194, 
220. 

Stirnlagen 764. 

Strikturen d. Harnröhre 249. 

Stuprum 94l. 

Superfötatio 965. 

Symphyseotomie 912. 

Synceytiom 119, 139. 


T. 


Technik d. Ovariotomie 192, 216. 
Teratoma ovarii 203, 230. 
Tetanus puerperalis 792. 
Thrombus vulvae et vaginae 494. 
Tuben 149, 173, Histologie d — 179, 
Durchgängigkeit d. — 180, Sondirung 
d. — 183, Tuberkulose d. -- 183. 
Tubenschwangerschaft 674, Aetio- 
logie d. — 694. i 
Tuberkulose d. Tuben 184. 
Peritoneum 33. 
Tympania uteri 788. 


— d. 


U. 


Untersuchungsmethoden, gynäko- 
logische 3. 

Urachus 323. 

Uterus, Entwickelungsfehler 53, Ste- 
nose der Cervix 58, Atresie der Cer- 
vix 58, Entzündung 61, Lageverände- 
rungen 66 ff, Anteversioflexio 67, 
Retroversio-flexio 67 ff., Prolaps 76, 
Inversion €0, Hernie 83, Neubildungen 
d. — 83 ff, Myome 83, Carcinome 
119 ff., Sarkome 119 ff., Deciduo 119, 
139. 

Uterusruptur 732, violente — 982, 

in der Schwangerschaft 653, 973. 


V: 


Vagina 469 ff., Affektionen d. Hymen 
469, Gynatresien 469, Bildungsfehler 
d. — 469, Lageveränderungen 474, 
plastische Operationen 474, Neubil- 


1072 


dungen 476, Cysten 476, Ernährungs- ! 


störungen 478, Entzündungen 478, 
Mastdarmscheiden-Fisteln 478, Fremd- 
körper 435, 
tungen 485, 
plastik 487. 

Vaginitis gonorrhoica b. kleinen ` 
Mädchen 954. 

Verletzungen b. d. Geburt 987, — 
beim Coitus 946. — der Kinder b. d. 
Geburt 1013. 

Vorderhauptslagen 763. 

Vulva 49% ff, Bildungsfehler 488, Ano- 
malien Au. "Ernährungsstörungen 489, 
Entzündungen 489, Exantheme 489, 
Neubildungen 492, Cysten 492, Er- 
krankungen d. Bartholini’schen Drüsen 
493, Verletzungen 494, Thrombus u. 


‚Damnriss 487, Damm- 


Hämatom 494, Neurosen 495, Vaginis- ` 


mus 495, Pruritus 495, Hermaphrodi- 
tismus 495. 


Vulvovaginitis 


Verletzungen 485, Blu- : 


Sach-Register. 


kleiner Mädchen 


954. 


W. 


| Walcher’'sche Hängelage 909. 
: Wendung 849. 


Physiologie d. — 597 ft.. 
men u. Diätetik d Wöchnerin 

597, — d. Neugeborenen 603, Patho- 
logie d. — 778 ff., puerperale Wund- 
infektion: Aetiologie 778, «81, Kasui- 


stik 794, Statistik 796, Prophylaxe, 
Therapie &06, 817, Anderweitige Er- 
krankungen im —: der Genitalien 526. 


des übrigen Körpers 827. 


Z. 
Zange 840. 


— ff A en ei, Ben —