BOSTON
MEDICAL LIBRARY
S THE FENWAY.
JAHRESBERICHT
ÜBER DIE
FORTSCHRITTE
AUF DEM GEBIETE DER
GEBURTSHILFE UND GYNÄKOLOGIE
JAHRESBERICHT
ÜBER DIE
FORTSCHRITTE
AUF DEM GEBIETE DER
IHR UND GYNAKOLOGIE.
UNTER DER MITWIRKUNG VON
Dr. BOKELMANN (BERLIN), DR. K. BRANDT (KRISTIANIA), DR. BUMM (BASEL)
DR, CORTEJABENA (MADRID), DR. DONAT (LEIPZIG), DE. DOORMAN (LEIDEN),
DR. FROMMEL (ERLANGEN), DR. GEBHARD (GREIFSWALD), DR. GESSNER (ERLANGEN),
DR, GÖNNER (BASEL), DR. GRAEFE (HALLE A/S.), DR. v. HERFF (HALLE AIS),
De. HERLITZKA (FLORENZ), DR. L. MEYER (KOPENHAGEN), DR. V. MÜLLER
Sr. PETERSBURG), DR. MYNLIEFF (BREUKELEN), DR. NEUGEBAUER (WARSCHAU),
DR, PESTALOZZA (FLORENZ), DE. v. ROSTHORN (PRAG), DE. C. RuUGE (BERLIN),
DR. STEFFECK (BERLIN), DR. STUMPF (MÜNCHEN), DR. TEMESVÄRY (BUDAPEST),
De. Verr (LEIDEN), DR. WALTHARD (BERN), DR. WIEDOW (FREIBURG 1;BB.).
UND UNTER DER REDAKTION VON
PROF. DR. E. BUMM UND PROF. DR. J. VEIT
IN BASEL IN LEIDEN
HERAUSGEGEBEN VON
PROF. DR. RICHARD FROMMEL
ın ERLANGEN.
XI. JAHRGANG.
BERICHT ÜBER DAS JAHR 1897.
WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1898.
Das Recht der Uebersetzung bleibt vorbehalten.
eg EE
MAR 0 1311
J.F.B.
E Druck der Kei, Univorsitätsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg.
Inhalt.
. Gynäkologie.
Seite
Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel, Untersuchungs-
methoden etc. Ref.: Prof. Dr. Veit . . . 20. 3
Lehrbücher und Unterrichtsmethoden . . . . 2.2. 3
Instrumente . . ar ed g e he ee Te
Massage und Elektrieität ee ee ee E
Diagnostik . . Se LE e Et
Zusammenhang mit der EE Pathologie. ge r ea u ee, O
Allgemeines über Laparotomiii.. 21
Sonstiges Allgemeines . e, AN
i Pathologie des Uterus. Ref.: Prof. Dr. Wiedow. . . . Aë
Entwickelungsfehler mit Einschluss der Gynatresien `, . . 53
Atresie und Stenose des Cervix, Cervixrisse . . 58
Entzündungen des Uterus mit Einschluss der infektiösen Er-
krankungen . . en ie un an ol
Lageveränderungen des Uiar J a 6
Allgemeine.. 6686
Anteversio-flexideee. 4667
Retroversio-flexideeee. 167
Prolaps `. 76
Inversiooonnn. 280
Hernieeeen... 8833
Neubildungen des Uterus. Ref.: Prof. Dr. v. Horff. . . . 88
Myome . . x = g e, Bä
Carcinom, Sarkon Diddan e ër EE
Ligamente und Tuben. Ref.: Dr. Bokelmann . . ......149
Vordere Bauchwand, Hernien . e, Län
Hämatocele . . . . 154
Adnexe im Allzenieiden, Etgen Ggs er um
Beckenbindegewebe, Beckenperitoneum . . . . . Läb
Tuben u 2 so a o oe e e o o o re o té
VI Inhalt.
Seite
Krankheiten der Ovarien. Ref.: Privatdocent Dr. A. Gessner . 188
Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie . . . 188
Vereiterung und Abscedirung des Ovarium . . . . . 190
Verlagerungen des Ovariums . . . 22020... 191
Ovariotomie . . o wo og goog eok y 7
Allgemeines, erter Prigen DEE , . 192
Einfache Fälle, doppelseitige, wiederholte GE . . 198
Intraligamentäre Entwickelung . . . . . . . 108
Parovarialcysten . . 193
Komplikationen bei der Operation Ges und hohes
Alter, Achsendrehung, Vereiterung, Ruptur u. s. w.) . 194
Komplikationen im Heilungsverlaufe. . . . 197
Komplikationen mit Tumoren des Uterus und anderen Organen 197
Komplikation mit Schwangerschaft und Geburt. . . . 197
Kastration . . 198
Resektion, Konservalive Behandlung det Övanislärkrankungen;
Organtherapie nenne. 199
Vaginale Ovariotomie . . 2 nn nn... 19
Papilläre Tumoren . . Aë ie Dë Én ge SH
Carcinome und Endotheliome Kë g e ee 2U)
Sarkome . . . Se e e e pe EE
Solide Tumoren (Fibrome, Nsom 91
Dermoideysten und Teratome . e, 202
Tuberkulose . . SEENEN
Statistik der Orastie e, e e a go EE
Krankheiten derHarnorgane beim Weibe. Ref.: Prof. Dr. a 239
Allgemeines . . . . Pu S 3 239
V Urethr...2240
Anatomie. . do a a e oaa a a oa a
Entwickelungsfehler e 15 en. 246
Erworbene Gestalt- und Funktionel ilei 2447
Entzündungen und Strikturenn. nn. 249
Harnröhrenblutungen. . 0 nn . 258
Neubildungen nen. 209
Urethralstoinnnn. o . 26l
Blase . . go e An te 661
Anatomie und Physiolögie m 261
Allgemeine Diagnostik und geen J— Barbe 264
Missbildungen `, . Së e E e ` LEE
Neurosen und Eunktionastäranzen so go a g ow ay a ZC
Blasenblutungen . . . DECHE EE
Entzündungen . . ee ee me KEE
Verlagerungen der piast- Et b gu a be o i e a
Verletzungen der Blase ee, 305
Neubildungen `, 306
Steine `, dl
Inhalt.
Fremdkörper .
Parasiten
Urachus .
Harnleiter
Anatomie und Physiologie
Diagnostik
Missbildungen
Verengungen und Kr dilsringen
Entzündungen
Verletzungen .
Neubildungen .
Harngenitalfisteln :
Harnröhrenscheidenfisteln
Blasenscheidenfisteln .
Blasengebärmutterfisteln .
Harnleiterfisteln ` .
Chirurgische Erkrankungen dar Niören baim Weibe
- Allgemeines; Diagnostik; en Statistik
Missbildungen e DEENEN
Verlagerung der Nieren .
Hydronephrose
Eiterige Entzündungen
Tuberkulose . g
Verletzungen .
Steine ;
Nieronblutungen 2
Neubildungen .
Parasiten .
Menstruation und Ovulation. Ref.: Dr. Steffeck
Vagina und Vulva. Ref.: Dr. Richard Schick (in a von
Prof. Dr. v. Rosthorn) Fe e à ja *—
Vagina R i
Affektionen des Einen; Bildungsfehler der ‚Scheide. Aigo:
borene und erworbene Gynatresien g
Lageveränderungen der Scheide. Plastische J
Neubildungen der Scheide. Cysten .
Ernährungsstörungen, Entzündungen der Scheide, Séilen,
scheidenfisteln : ;
Fremdkörper in der Scheide. Verletzungen der Scheide
Blutungen ;
Dammrisse. Dammplastik
Vauva . . .
Bildungsfehler. Anomalien ; EECH
Entzündungen. Ernährungsstörangen! Exantheme .
Neubildungen. Cysten et ey
vn
Seite
316
321
323
327
332
333
336
337
341
342
342
343
356
360
362
461
469
469
469
474
476
478
485
487
488
488
489
492
VIII Inhalt.
Erkrankungen der Bartholin’schen Drüsen
Verletzungen. Thrombus et haematoma vulvae m vaginae
Neurosen. Vaginismus. Pruritus vulvae
Hermaphroditismus
Anhang
I. Geburtshilfe.
Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel, Hebammenwesen.
Ref.: Prof. Dr. Frommel .
Lehrbücher, Kompendien, Lehrmittel ;
Geschichtliche und sonstige Werke Sizenieinen Inhalts
Berichte aus Kliniken, Privatanstalten etc. .
Hebammenwesen
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen
Genitalien. Ref.: Dr. C. Gebhard und Prof. Dr. Carl Ruge.
Physiologie der Gravidität. Ref.: Prof. A. Goenner.
Menstruation, Ovulation, Zeugung, Befruchtung ;
Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physio-
logie der Frucht . l
Schwangerschaftsveränderungen im mütierlichen Geer
Diagnostik und Diätetik der Schwangerschaft
Physiologie der Geburt. Ref.: Privatdocent Dr. M. Walthard
Die verschiedenen Kindeslagen .
Diagnose der Geburt
Mechanismus der Geburt
Verlauf der Geburt .
Diätetik der Geburt .
Verlauf und Behandlung der: Nacheakertaparidde
Narkose und Hypnose der Kreissenden .
Physiologie des Wochenbettes. Ref.: Dr. Bokelmann .
Physiologie und Diätetik der Wöchnerin
Physiologie und Diätetik des Neugeborenen
Pathologie der Gravidität. Ref.: Dr. M. Graefe.
Hyperemesis gravidarum
Infektionskrankheiten in der Gravidität. ;
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwanseren- 2
Komplikation der Schwangerschaft mit Erkrankungen und Tu-
moren der Genitalorgane. Traumen. Lageveränderungen etc.
Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod, abnorm lange
Retention des abgestorbenen Eies
Seite
493
494
495
495
497
501
501
503
508
510
516
Inhalt. IX
Seite
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft. Abortus. Künst-
licher Abortus. Frühgeburt. Abnorm =. Dauer der Gra-
vidität . . . . 663
Extraitorinschwangórachufk, Schwängörscheft i im radimäntären
Nebenhorn eines Uterus bicornis . . . . . . . 674
Pathologie der Geburt. Ref.: Dr. Steffeck . . . . . . 713
Allgemeines . . 2366
Störungen von Seiten der Mutter te ee E 200
Die Geburt des Kindes betreffend . . . . . . . 719
Valva und Vagina `, 719
ve. 720
Utes a soe Be e re zen E
Enges Becken s Op a a oa a e a a e 7°
Osteomalacie . nn ne. 780
Uterusruptur . . GE a a ee 2
Geburt der Placenta betreffend ee er ee E:
Eklampsie . e, HA?
Andere Störungen . . Pa a er a ee ee
Störungen von Seiten des Kindes Be ee SE
Missbildungen . DEENEN
Multiple Schwangerschaft Se 698
Falsche Lagen . . y E o og i e a a a OS
Vorderhauptslagen nn nn. 768
Stirn- und Gesichtslage. 74
Querlagen oe 666
Beckenlagen . . E s e EE
Nabelschnurvorfall ind andere — A w a a ao TOR
Placenta praevia. >... A
Sonstige Störungen . e, 776
Pathologie des Wochenbettes. Ref.: Prof. Dr. E. Bamm . . 17
Puerperale Wundinfektin . e, 778
Aetiologie `, 8
Kasuistik. e, 794
Statistik . . ee ee o a ee e e
Prophylaxis und Therapie kega a g e a a a a RG
Prophylaxis . .
Therapie . . Bocas G ee SE
Andere Erkrankungen im 1 Wöchenbekie. Er o e, a BG
der Genitalien `, e, N
des übrigen Körpers `, e, RON
Geburtsbilfliche Operationen. Ref.: Dr. J. Donat. . . . 831
Künstliche Frühgeburt . m nn. BBI
Zange . . Ge g e o ae o e g e
Wendung. Steisslage. Extraktion. e, BA
X Inhalt.
Seite
Embryotomie „220 8
Accouchement forcé . ee iu
Konservativer Kaiserschnitt . . . 859
Liste der Fälle von Sectio caesarea von 1897 ind Nachträge
aus früheren Jahren ; 83838
Sectio caesarea nach Porro und Veran 3 00.0887
Anhang. Fälle von Kaiserschnitt und Hyatsrektoniie . . 39
Anhang. Litteratur-Nachtrag zu Bd. X, 1896 . . . . 907
Bericht über die Symphyseotomie u — Ref.:
Dr. F. Neugebauer . . Fe e x a ga
Gerichtsärztliche Geburtshilfe. Ref.: Prof. Dr. — 0.9
Allgemeines s 925
Impotenz in ihren Beziehungen zu zum bürgerlichen Rechte; SE
hafte Geschlechtsverhältnisse . . 926
Unsittlichkeitsverbrechen; Beweis der Virginität ina des statt
gehabten Beischlafes . . 937
Schwangerschaft in Beziehung auf dè EN Medizin . 956
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin . 975
Anhang: Genitalverletzungen ausserhalb der Geburt . . 991
Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin 994
Das neugeborene Kind. . . . 2 2.0.0.0. a 1000
Anhang: Missbildungen . . . . 202020020000. 1083
Autoren-Register . . . 22000. 0.00.1047
Bach Register . . . 2 ee 0.0.0. 1068
Sammtliche L.itteraturangaben, bei welchen das Jahr des Erscheinens
nicht besonders bemerkt ist, sind auf das Berichtsjahr — 1897 — zu
beziehen.
L Theil.
GYNAKOLOGIE.
Jahrerb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 1
Allgemeines, Lehrbücher,
Lehrmittel, Untersuchungsmethoden ete.
Beach
CR
19,
Referent: Prof. Dr. Veit.
a) Lehrbücher und Unterrichtsmethoden.
. Anuvard, Praktisches Lehrbuch der Gynäkologie. Autorisirte deutsche
Ausgabe nach der zweiten Auflage des Originals von R. Löwenhaupt.
Leipzig, Barsdorf.
2. Chrobak, Ueber den Unterricht in der Frauenheilkunde. Berichte aus
der zweiten geburteh.-gyn. Klinik in Wien. Bd. I.
. Doyen, E., Technique chirurgicale, Technique chirurgicale generale —
Opérations gynécologiques. Avec la collaboration du Dr. G. Roussel et
de M. A. Millot. Paris, Manne et Co.
. Fritsch, H., Die Krankheiten der Frauen, für Aerzte und Studirende. 8. Aufl.
Berlin, Wreden.
Galabin, A., A manual of midwifery. III. w. 271 engr. 4.ed.8. London,
Churchill.
Goffe, Methods of instruction in gynaecology. Amer. gyn. and obst.
Journ. VoL X, pag. 77.
. Hart and Barbour, Manual of gynaecology. With 13 plts. and 381
woodc. 5. ed. 8. London, Johnston.
. Hegar-Kaltenbach, Operative Gynäkologie mit Einschluss der gynäko-
logischen Untersuchungslehre. Vierte umgearbeitete und vermehrte Auf-
lage. Herausgegeben von Hegar unter Mitwirkung von Wiedow, Sonn-
tag, Bulius. Stuttgart, F. Enke.
. Jones, H., Macnaughton, Practical Manual of the diseases of women and
uterine therapeutics, for students and practitioners. 7th. Edition revised
and enlarged. London & New York, Tindels Baillichato.
Lewers, A. H.N., A practical text-book of diseases of women. 5. ed.
With 174 ill. and 4 col. plates. 8. London, Lewis.
1*
Gynäkologie. Allgemeines etc.
11. Meyer, Leopold (unter Mitwirkung von F. Howitz), Lärebog i Gynä-
kologi (Lehrbuch der Gynäkologie). Kopenhagen. 526 pag. mit 61 Fig. und
49 farbigen Tafeln (die meisten nach Lehmann-Schäffer’s Atlas).
(Leopold Meyer.)
12. Penrose, Ch. B., A Textbook of diseases of women. Philadelphia.
13. Phillips, J., Outlines of diseases of women. 2. ed. London W. 120 Illustr.
a. 2 append.
14. Playfair, W. S., A system of gynaecology. By many writers. Ed. by
Th. Cl. Albutt. London.
15. Pozzi, A., Treatise of Gynecology. 2. Amer. Edition translated from
the 3. french Edition. New York.
16. — Traité de la gynécologie clinique et opératoire. Paris, Masson et Cie.
3. edition.
17. Slawiansky, Spezielle Pathologie und Therapie der Frauenkrankheiten.
Theil II. Die Krankheiten der Tuben und Eierstöcke. St. Petersburg.
(V. Müller.)
18. Schmeltz, Gynécologie clinique et opératoire. Paris. 8°. 150 pag.
19. Sutton, J. Bland, The diseases of women. Philadelphia and London.
20. Sutton and Giles, The diseases of women. A Handbook for students
and practitioners. London, Rebmann.
21. Tolotschinoff, Lehrbuch der Gynäkologie. Charkoff. (V. Müller.)
22. Veit, J., Handbuch der Gynäkologie. In 3 Bdn. Bd. II. Bearbeitet von
Fritsch, Viertel, Döderlein, Gebhard, Veit, Schäffer, Ols-
hausen u. A. Mit zahlr. Abb. u. 4 Taf.
23. Webster, J. C.. Gynecology, practical and operative. With 54 fig.
London.
24. Winter, Gg., Lehrbuch der gynäkologischen Diagnostik. Unter Mitarbeit
von C. Ruge. 2. Aufl. Leipzig. Mit 20 Tafeln u. 140 Abbild.
25. Winternitz, Ueber Hilfsmittel beim gynäkologischen Unterricht. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 18. pag. 512.
Doyen (3), dessen technisches Können die Mehrzahl mit Be-
wunderung erfüllt hat und dem wir Alle manche wesentliche Ver-
besserung in der Ausführung unserer Operationen verdanken, hat als
einen Theil seiner speziellen Chirurgie die gynäkologische Operations-
lehre bearbeitet, oder besser gesagt, uns mitgetheilt, wie er seine gynä-
kologischen Operationen vornimmt. Ref. ist der Letzte, der das be-
dauert; ein so tüchtiger Operateur, wie Doyen es ist, zeigt sich als sol-
cher bei jedem Eingriff und die Art, in der er sich seine Pläne zurecht-
legt, ist von grossem Interesse. Alles ist dabei aber natürlich sehr
individuell gefärbt und leider allzu häufig mit polemischen Bemerkungen
gegen Péan gemischt, die oft von unangenehmer Schärfe sind;
P&an’s Verdienste werden gewiss erst später unbefangen kritisirt
werden können, aber in vielem ist er doch ein Vorläufer von Doyen,
Lehrbücher und Unterrichtsinethoden. 5
vor Allem auch in der Art von selbstgefälliger Schreibweise. Solche
Aeusserlichkeit auszusprechen halten wir uns für berechtigt, weil nur
allzuleicht glänzender, praktischer Erfolg als das hervorragendste wissen-
schaftliche Verdienst imponirt und weniger Geschickte leicht zur Nach-
ahmung verleitet. Doyen’s Verdienste um unsere gynäkologische
Technik erkennen wir willig an. Seine vaginale und abdominale
Uterusexstirpation stellt einen wesentlichen Fortschritt gegen frühere
Methoden dar. Das Prinzip, ohne präventive Blutstillung den Uterus
bis vor die Vulva zu bringen, ist wichtiger als seine Hemisection anté-
rieure; bei der abdominalen Myomotomie zuerst die Vagina von oben her zu
eröffnen und dann den Uterus von unten nach oben zu entwickeln,
it gewiss richtig; aber hierbei auch präventive Blutstillung zu ver-
meiden, ist eine unnütze Erschwerung des Verfahrens für die durch-
schnittliche Technik; die Schnelligkeit des Operirens hat in neuerer
Zeit stets zugenommen, aber gegen Rekordstrebereien der Operationszeit
muss ernstlich Einspruch erhoben werden. Wir hören, dass in 3—4
Minuten bei der abdominalen Totalexstirpation der Uterus entfernt wird;
dann aber kommt auch bei Doyen die Blutstillung und es scheint
auch bei seinen Patientinnen die Uterina zu buten, wenn sie durch-
schnitten wird.
Ueberraschend und staunenswerth sind seine Erfolge in der U reter-
chirurgie: bei einer Patientin in einer Sitzung die eine Niere auf-
schneiden und aus dem Becken einen Stein extrahiren, sofort hinterher
beide Ureteren vaginal incidiren und aus dem einen einen mehrere
Zll langen, fingerdicken Stein, aus dem anderen zwei Steine extrahiren,
dannaber ohne jede Naht Heilung erleben! Dass die Nieren und beide
Ureterenwunden spontan heilen, ist sicher mehr Glück, als andere Chirurgie
meist haben. Verdienstlich bleibt eine derartige Kühnheit aber sicher.
Das Prinzip dagegen seiner Fisteloperation, die er mit Tabaksbeutelnaht
und Lappenspaltung zu machen scheint, ist vorläufig weniger bedeutungs-
voll; besonders bedauern wir, dass er die Lappenspaltung als originelle
Doyen’sche Methode schildert; nimmt er hier vielleicht Tait sein
Recht, so geht es bei der Kolporrhaphie Simon und Hegar nicht anders.
Das sind kleine Rücksichten, die man von einem Doyen nicht ver-
langen kann. Die Mittheilungen über seine Colpotomia posterior
scheinen uns dagegen recht bemerkenswerth; wir finden besonders die
Individualisirung für die Wahl der Operation richtig. Am schwächsten
dagegen sind die Operationen wegen Lageveränderung des Uterus;
sine vaginale Operation wegen Anteflexio ist recht unglücklich, und dass
sine vaginale Retroflexionsoperation nichts nützt, hat er wohl selbst er-
6 Gynäkologie. Allgemeines etc.
kannt, fügt er doch rechtzeitig die Verkürzung der Ligamenta rotunda
hinzu.
So ist in Doyen’s Buch für den Gynäkologen Manches, das den Wider-
spruch reizt, Vieles aber von hohem Interesse. Wer schon einige operafive
Erfahrung und daher etwas kritische Kraft besitzt, wird mit dem grössten
Nutzen das Buch lesen, besonders da es sich leicht und bequem liest.
Der Anfänger aber möge nicht alle Operationen in der Gynäkologie
für so einfach halten, als sie sich in der Hand Doyen’s darstellen.
Der Zufall wollte es, dass Ref. ungefähr zu gleicher Zeit mit dem
eben besprochenen Buch Hegar’s 4. Auflage der Operativen Gynäko-
logie (8) las, die bisher Hegar und Kaltenbach dreimal bearbeitet
batten. Einen grösseren Unterschied kann man sich nicht denken.
Allerdings ist auch der Zweck ein anderer, dort die Darstellung des
von dem Autor geleisteten, hier die Vorführung des heutigen Standes
der gynäkologischen Operationslehre, unter Mittheilung der Arbeiten der
verschiedensten Autoren, unter Wahrung der eigenen Verdienste, aber
ohne irgend welche aggressive Kritik des Fremden. Der sorgfältige
Leser — denn einen solchen verlangt Hegar — wird manches zwischen
den Zeilen lesen, wird eine Kritik auch im Nichterwähnen von aller-
hand Uebermodernem finden, aber wir freuen uns an der neuen Auflage,
sowie an der früheren. Es bleibt die Stütze für jeden, der sich mit der
operativen Seite des Faches beschäftigt, sei es dass er sich im Interesse
einer Kranken orientiren will, was man etwa operiren lassen könnte,
sei es, dass man selbst vor ernsten Fällen noch einmal alle Hilfsmittel
kennen lernen will, sei es dass man im Beginn seiner Thätigkeit sich
auf die typischen Operationen einüben muss. Der allgemeine Praktiker,
der Anfänger und der Meister wird das Werk gerne studiren.
An Stelle von Kaltenbach sind Wiedow, Bulius, Sonntag
getreten.
Die Arbeitstheilung unter einander ist angegeben, aber Hegar
hat wohl selbst die redigirende Hand überall gehabt; das Werk macht
einen ganz einheitlichen Eindruck; wir gehen ja aber selbst dann, wenn
die drei Schüler Vieles ganz selbständig gearbeitet haben, nicht fehl,
wenn wir Hegar’s Unterricht als die Grundlage ansehen, auf der
alles aufgebaut ist.
Das erste Kapitel ist den gynäkologischen Untersuchungsmethoden
gewidmet; das Hauptverdienst ist hier die Klarheit der Darstellung ;
der kombinirten Untersuchung ist ein grosser Raum gewidmet, bleibt
diese Methode doch die Wesentlichste. Angriffe gegen die Untersuchung
vom Rektum werden ausführlich als gänzlich unberechtigt zurückgewiesen.
Lehrbücher und Unterrichtsmethoden. 7
Es spricht für den Geist, der in dem Werke weht, dass selbet von
Bozeman’s Speculum gesagt werden kann, dass vielfache eigene
Untersuchungen mit demselben von dem Verf. angestellt sind, ohne
dass sie definitiv befriedigt hätten. Hegar’s Untersuchungsmethode
per rectum bei angezogener Portio wird mir fast zu bescheiden behan-
delt, aber damit spricht sich auch hier wieder der grossartige Standpunkt
des Werkes aus; wir verdanken Hegar viel mehr als derartige kleine
Handgriffe, so spricht auch er nur ganz kurz darüber.
Der zweite Abschnitt ist der kleinen und der allgemeinen gynäko-
logischen Chirurgie gewidmet; die Vaginalirrigation, die vaginale Therapie,
die Ausschabung des Uterus wird hier abgehandelt, bei den Pessarien werden
auch die intrauterinen noch mit erwähnt, weil, allerdings nur ausnahms-
weise, Erfolge davon erwartet werden können. Die Elektrolyse wird nur
sehr kurz berührt; selbst zu Versuchen fühlte sich. Hegar nach den
vorliegenden Erfahrungen nicht verführt!
Die Tamponade des Uterus mit Jodoformgaze wird empfohlen,
wenn langsam die nöthige Erweiterung erwirkt werden soll. Von der
künstlichen Befruchtung sagen die Verf., dass sie sie gänzlich auf-
gegeben haben. Die Massage wird ausführlich besprochen, aber die
Anzeigen dazu werden sehr kühl und vorsichtig beschränkt; bei Subin-
volutio sieht man die besten Resultate.
Wichtiger aber als diese Einzelheiten sind die Lehren des Buches
über allgemeine Operationsprinzipien: Wundnaht, Antisepsis und Asepsis,
Laparotomietechnik ; die Darstellung dieser Kapitel ist das beste, was
wir über diese Fragen gelesen haben. Die eigene Erfahrung des Verte
spricht fast bescheiden, aber ganz präcis eine bestimmte Meinung aus,
aber den Meinungen anderer wird vollkommenes Recht zu Theil; wir
finden sie ausführlich dargestellt, die Verf. vermeiden jedoch vielfach die
Kritik mit Absicht; sie deuten damit gewissermassen an, dass in grosser
Ausdehnung bei derartigen Fragen verschiedene Auffassung existiren
kann, dass aber kein Grund vorliegt, einen durch Erfahrungen sicher
begründeten Standpunkt aufzugeben.
Nach der ausführlichen Darstellung der Laparotomie kann die
Örariotomie relativ kurz abgehandelt werden (die vaginale Ovariotomie
wird im Wesentlichen abgelehnt); umfangreicher ist das Kapitel der
Kastration. Schon die Definition zeigt, dass Hegar stets seine
Definition sich klar macht, ehe er sie ausspricht, also nun auch nicht
zu ändern braucht: die Kastration ist die Exstirpation gesunder und de-
generirter, jedoch nicht zu umfangreichen Tumoren entarteter Eierstöcke.
Die geschichtliche Darstellung der Operation stellt mit vornehmer Sicher-
8 Gynäkologie. Allgemeines vie.
heit Hegar’s Priorität und Verdienst hierbei fest. Die Auffassung, welche
gegenüber den Klagen über „Ausfallserscheinungen“ vertreten wird, ist
die, dass man bei indicirter Kastration sicher besser thut, die Eier-
stöcke ganz zu entfernen, als Stücke übrig zu lassen; der Vergleich
mit der Schilddrüse wird zurückgewiesen. Es ist ja auch klar, je stär-
kere Beschwerden zur Operation zwingen, desto grösser wird das Ge-
fühl von Befreiung durch die Kastration sein; dieses Gefühl von Glück
lässt gewiss selbst die folgenden Unbequemlichkeiten eher zu gering als zu
hoch schätzen. Ausführlich ist dann die Darstellung der Indikation und
der Technik der Operation.
Es folgen die Operationen an den Tuben; Verf. unterscheidet die
Exstirpation von der Drainage, auch wird die Operation der Tuben-
schwangerschaft abgehandelt.
Demnächst folgt das grosse Kapitel der Operationen am Uterus,
und dieses beginnt mit der Totalexstirpation, der abdominalen und der
vaginalen. Wir finden die verschiedenen Methoden ausführlich dar-
gestellt, auch P&an und Doyen finden ihren Platz und entschiedene
Anerkennung. Den verschiedenen Abweichungen vom typischen Ver-
lauf, bedingt durch Vorliebe des einen und anderen Operateurs oder
durch die Art des anatomischen Verhaltens, wird Verf. weiter gerecht.
Auch die sakrale und perineale Methode wird erwähnt. Die grossen
Vorzüge des Werkes sprechen sich gerade in diesem Kapitel aus, in
dem ja der grösste Theil der ganzen Tagesfragen der operativen Gynä-
kologie abgehandelt wird. Die Verf. sind modern im besten Sinne des
Wortes; sie erkennen das Gute der neuen Verbesserungen an, aber
erst wenn eigene Versuche den Werth der Methode gezeigt haben. Es
scheint uns richtiger nur dieses Urtheil kurz zusammenzufassen, als
Einzelheiten hier zu betonen.
Von den folgenden Kapiteln erscheinen uns die Operation der
Urinfistel, die Vorfalloperation und die Perineoplastik am besten ge-
lungen.
Die Litteratur ist in ihrem wesentlichen Theil ausführlich berück-
sichtigt; unerhebliches bleibt unerwähnt.
Wir finden in Hegar’s Buch eine reiche Quelle zum Studium,
die jedem nützlich ist. Der Anfänger findet auch die Indikationen
klar und präcis dargestellt, und damit eine ernste Warnung vor un-
nützem und unüberlegtem Operiren. Jeder einzelne aber wird mit Be-
friedigung das Werk studiren, wenn er sich über den heutigen Stand
unserer Technik in massgebender Weise orientiren will.
Lehrbücher und ` Unterrichtsmethoden. d
Der im Jahre 1897 erschienene Band des von Veit (22) heraus-
gegebenen Handbuches der Gynäkologie ist schon in dem vorigen
Jahresbericht von Frommel selbst besprochen.
Penrose (12) schreibt sein Buch wesentlich für den Studenten,
er vermeidet daher mit Absicht die Darstellung vieler verschiedener An-
sichten, sondern giebt im Wesentlichen stets eine Behandlungsart an; auf
Pathogenese etc. geht er nicht sehr tief ein. Er entspricht daher wohl
dem Bedürfnisse seiner Zuhörer vollständig, doch ist die allgemeine
Bedeutung des Werkes dadurch relativ geringer.
Nur wenige Worte über einige neue Auflagen von Lehrbüchern:
wir haben uns in früheren Jahrgängen dieses Berichtes schon über die
Vorzüge des Buches von Fritsch (4) ausgesprochen, wir können jetzt
nur betonen, dass die 8. Auflage denselben hervorragenden Platz unter
unseren Lehrbüchern einnimmt, wie die früheren; auch Pozzi’s (6)
grosses Werk begrüssen wir mit Freuden in der 3. Auflage und gleichzeitig
in 2. Auflage in englischer Sprache; die Fortschritte des Faches sind
vollständig berücksichtigt, das Werk wird weiter allen Anforderungen
gerecht.
Auch über Winter’s (24) Diagnostik, die in 2. Auflage vorliegt,
können wir nur auf unser günstiges Urtheil verweisen, welches wir im
vorigen Jahresbericht aussprachen.
Von englischen Lebrbüchern erschienen verschiedene neue Auf-
lagen, so von dem besonders werthvollen von Hart und Barbour (7),
ferner von Philips (13), Macnaughton Jones (9), Galabin (5) und
Lewers (10), sie entsprechen dem Unterrichtsbedürfniss, ebenso wie
diesem Zwecke zum Theil in Form von kurzer Uebersicht zu Examen-
zwecken die neuen Lehrbücher von Webster (23), Sutton (19) und
das französische Werk von Schmeltz (18) gerecht werden.
Chrobak’s (2) Einleitung zu dem I. Bande von Berichten aus
seiner Klinik bespricht in ausführlicher Weise den geburtshilflich-gynä-
kologischen Unterricht; hier an dieser Stelle ein Referat über diese
Arbeit zu geben, ist nicht gut möglich. Die besondere Bedeutung liegt
in der Schilderung der Schwierigkeiten, die Chrobak im Unterricht
durch die Wiener klinischen Einrichtungen zu überwinden hatte, und in
der Möglichkeit, trotzdem Gutes zu leisten. Die lokalen Schwierig-
keiten werden ja an anderen Orten andere sein, der Bericht, wie man
selbst unter unbequemen, ungünstigen Verhältnissen lehren kann, ist
sehr interessant.
Goffe (€) empfiehlt als Unterrichtsmethode in der kombinirten
Untersuchung die Anfänger auch auf die Richtung des Cervix achten
10 Gynäkologie. Allgemeines etc.
zu lassen. Der Cervix liegt entweder in der Achse der Vagina — das
ist pathologisch, kommt bei Anteflexio, Retroversio, Retroflexio vor —
oder er liegt senkrecht zur Scheidenachse, das zeigt die normale Lage an.
Erst wenn die Studenten hiernach urtheilen können, sollen sie den
Uteruskörper zu suchen lernen, und von diesem aus die Anhänge.
Winternitz (25) hat sich ein Modell zum Unterricht im gynä-
kologischen Untersuchen konstruirt, auf dem er in verschiedener Lage
den Uterus darstellen kann. Auch räth er, den Befund der Unter-
suchung zu modelliren, um dem palpirenden Studenten direkt zu zeigen,
wie er etwas fühlen soll, und endlich die Studenten selbst modelliren
zu lassen, um grössere Sicherheit zu erhalten, ob sie das füblen, was
sie sollen.
b) Instrumente.
1. Abbot, A new speculum. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag.
366. (Ein sich selbst haltendes Sims’sches Speculum.)
. Baumgärtner, Demonstration eines Apparates zum Biegen von Celluloid-
ringen. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gen 7. Versamml. pag. 413.
3. Bröse, Instrumente zu Vaginaloperationen. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. 365, pag. 41. (Zur vaginalen Uterusexstirpation.)
4. Courtin, J., Nouveau modèle de fixateur en caoutchouc pour maintenir
dans l’uterus les tiges de toutes sortes. La sem. med. Mai, Nr. 18.
5. Cruickshanck, Le nouvel injecteur vaginal „la Vonda“. Progrès med.
pag. 34.
6. Duke, A new combinated speculum. Lancet, March.
7. Fritsch, Operationstisch. Centralbl. f. Gyn. Nr. 39, pag. 1170.
8. Garrigues, Ein selbsthaltendes Speculum für Operationen in der Rücken-
lage. Frauenarzt, Heft 10.
9. Grad, H., A Method of untying the knots of silkligations. The Amer.
gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 105.
10. Gubareff, Ueber chirurgisches Nahtmaterial. ° Jurnal akuscherstwa i
shenskich bolesnei. Januar. (V. Müller.)
11. Hanks, A convenient durable portable ligature box. Amer. Gyn. and
Obst. Journ. Vol. X, pag. 257.
Dei
12. — A Needle Holder. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 230.
13. — A box for carrying ligatures. Ibidem, pag. 230.
14. — Scissors handled needle Holder for a curved, a Hagedorn or a straight
needle. Ibidem. Vol. X, pag. 256.
15. Jones, Macnaughton, Silfretaining glass retractors. London obst. Tr.
Vol. XXXVII, pag. 345. (Zum Auseinanderhalten der Laparotomiewunde.)
16. — Exhibition of instruments. Brit. gyn. Journ. Vol. DL, ng 16. (Nor,
legung der Instrumente Berliner Gynäkologen, die gelegentlich einer Reise
besucht wurden.)
18.
24.
Instrumente. 11
. Klien, Demonstration von Apparaten und Instrumenten. Verh. d. deutsch.
Ges. f. Gyn. 7. Versamml. pag. 373. (Verbesserung des Schimmel-
bausch schen Sterilisationsapparates und Anderes.)
Küstner, Demonstration von Instrumenten. Verh. d. deutsch. Ges. f.
Gyn. 7. Versamml. pag. 386.
. Martin, Chr., A Trocar Dilator for the evacuation of pelvic abscesses.
Brit. gyn. Joum. Vol. XLVIII, pag. 464.
— Wooden probes for making intrauterine appliances after curetting.
Brit. gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 465. (Ersatz für Playfairsonden.)
. Monprofit, Double valve abdomino-vaginale pour laparotomie. Arch.
prov. de Chir. Nr. 5. Ann. de gyn. Tom. XLVIII, pag. 560.
Reblaud, Ein Untersuchungs- und Operationstisch. Aerztl. Polytechnik
1896, Nr. 11.
. Reinecke, Untersuchungs- und Massagesopha, gleichzeitig verstellbar als
Untersuchungstisch resp. Untersuchungsstuhl für das ärztliche Sprech-
zimmer. Centralbl. f. Gyn. Nr. 43, pag. 1297. (Ohne Zeichnung kaum ver-
ständlich.)
— In der Höhe verstellbarer Untersuchungs- und Operationstisch mit
dreitheiliger Platte, auch als Untersuchungs- und Massagesopha verwend-
bar. Aerztl. Polytechnik. pag. 1.
. Saulmannpere, Un speculum nouveau. Bull. de la soc. belge de gyn.
(Ersparniss von Assistenz.)
, Schaeffer, Katgutsterilisation. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI,
pag. 178.
. Schaller, Öperationstisch für Beckenhochlagerung. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 49, pag. 1438.
2R. Schultze,B.S., Demonstration des Reverdin’schen Zugapparates. Verh.
d. deutsch. Ges. f. Gyn. 7. Versamml. pag. 408. (Empfehlung des Flaschen-
zuges auf Grund einer Myomoperation.)
. Schwarze, G., Ein neuer Scheidenhalter bei vaginalen Operationen.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 3, pag. 80. (Gebogen.)
. Vineberg. H. V., Vaginal-Irrigation. Ann. of gyn. and ped. Vol. X,
pag. 735. (Nichts Neues.)
— The sterilization of catgut after Hofmeister's Method. Amer. gyn.
and obst. Journ. Vol. X, pag. 660 u. 710.
5. Wenzel, Gynäkologischer Untersuchungstisch für das ärztliche Sprech-
zimmer. Centralbl. f. Gen Nr. 35, pag. 1054. (Irrigator an dem Tisch
angebracht.)
Verschiedene Operationstische sind auch in diesem Jahre publizirt;
wesentliche Vortheile werden natürlich dadurch erwirkt, dass von allen
Seiten Verbesserungen angegeben sind; hier auf die Einzelheiten eingehen,
würde nicht zweckmässig sein, ohne Abbildung sind die Tische nicht
zu verstehen. Besonders zweckmässig scheinen die von Fritsch (7)
und Schaller (27) zu sein. Wir verweisen auf die obigen Citate der
verschiedenen Autoren.
12 Gynäkologie. Allgemeines etc.
Schaller (27) beschreibt Fehling’s Operationstisch, der einfach
konstruirt ist und sowohl Beckenerhebung wie Kopfsenkung gestattet.
Die Fixation geschieht an den Schultern und den Unterschenkeln.
Küstner (18) hat eine Verbesserung an der Hakenzange ange-
geben, durch die sie weniger leicht lahm wird, ferner einen sterili-
sirten Griff zum Thermokauter und eine Verbesserung des Griffes der
Scheidenhalter, durch die die haltende Hand weniger leicht müde wird.
Hanks (12) hat an seinem Nadelhalter die Handgriffe ungleich
machen lassen, so dass man stets weiss, in welche Oeffnung der Daumen
gehört, er hat ferner die Enden, welche die Nadeln fassen sollen, an
der einen Seite für Hagedorn-Nadeln einrichten lassen, so dass man nun
allerdings alle Nadelarten mit demselben Nadelhalter fassen kann.
Chr. Martin’s (19) Trocardilator besteht aus einem gewöhnlich
scharfen Trocar und einer Kanüle, die so konstruirt ist, dass der eben-
gesetzte Kanal durch dieselbe erweitert werden kann; die Kanüle be-
steht aus zwei Theilen, die sicb von einander entfernen lassen.
Grad (9) hat ein sinnreiches Verfahren ersonnen, um unter Zu-
hilfenahme von drei Knoten und drei langen Fäden Seidenligaturen,
ohne sie durchzuschneiden, durch Lockerung der Knoten zu entfernen.
Baumgärtner (2) hat einen Apparat zum Biegen von Celluloid-
ringen konstruirt, um den aus kochendem Wasser genommenen Instru-
menten, deren Anfassen mit der Hand unmöglich ist, jede beliebige
Form geben zu können. Die Konstruktion ist recht gut, aber, wie dem
Ref. scheint, überflüssig, da Celluloidringe schon bei ca. 50° biegsanı
werden.
Courtin (4) will mit einer Kautschukplatte die Intrauterinpes-
sarien am äussern Muttermund fixiren.
Die Doppelrinne von Monprofit (21) soll mit der einen Seite
oberhalb der Symphyse in die Bauchhöhle, mit der andern Hälfte in
die Scheide eingeführt werden, und durch feste Verbindung der beiden
in einem Gelenk, für gute Beleuchtung des Operationsfeldes bei geringer
Assistenz sorgen.
Gubareff (10) empfiehlt als Nahtmaterial Hanf und Flachs-
fäden, welche er nach besonderen Methoden bearbeitet und so diesem
billigen Material Eigenschaften von geflochtener Seide und von Silkworm
verschafft. Nach der ersten Methode werden die Fäden zuerst in Soda
ausgekocht und dann in einer grossen Menge kalten Wassers ausge-
waschen. Sodann wird noch zweimal (das zweite Mal nach 6—8 Stun-
den) in einfachem Wasser zu je 15 Minuten ausgekocht, darauf mit
reinen Händen ausgedrückt und in Alkohol eingelegt (letzteres ist
Instrumente. 13
übrigens nicht unbedingt nothwendig). Nun werden die Fäden in einem
reinen Ort getrocknet, auf Glasspulen gewickelt und für 24 Stunden
in eine 25—30°/o Lösung von Celloidin (Schering) zu je gleichen Theilen
von Alkohol und Aether gelegt. Zu dieser Lösung wird noch etwas
gekochtes Ol. Ricini, nicht über 1°/o, hinzugefügt. Hierauf werden
die Fäden auf einen Holzrahmen gewickelt und dabei der Ueberschuss
von Kollodium abgestreif. Nachdem die so ausgespannten Nähte ge-
trocknet, werden sie in kleine Knäuel gewickelt und trocken aufbewahrt.
Vor dem Gebrauch werden die Fäden in Sublimatlösung 1 pro mille
zweimal ausgekocht: das erste Mal 6—8 Stunden vor der Operation
und dann noch unmittelbar vor derselben. Die so angefertigten Fäden
besitzen alle Eigenschaften der geflochtenen Seide.
Um künstliches Silkworm gut zu erhalten, nimmt Gubareff
einen nach der eben beschriebenen Methode bereiteten Faden, spannt
ihn horizontal und umgiebt ihn mittels eines in Celloidinlösung ange-
feuchteten Papierstückchens mit einer Schicht dieser Lösung. Ausge-
trocknet wird der Faden noch mehrere Mal auf dieselbe Art bearbeitet,
bis er äusserlich Silkworm vollkommen ähnlich sieht. (V. Müller.)
Vineberg (31) batte bisher Katgut trockener Hitze von 280
bis 290° F. drei Stunden lang ausgesetzt, aber er musste dabei grosse
Vorsicht anwenden, um es nicht brüchig werden zu lassen. Er em-
pfiehlt neuerdings Hofmeister’s Methode (Einlegen in 2°/o Formalin-
lösung für 12—48 Stunden, Auswaschen des Formalin durch strömen-
des Wasser 12 Stunden lang, Kochen desselben während 15 Minuten
und dann Aufbewahrung in Alkohol, eventuell mit Zusatz von Karbol-
saure. Er empfiehlt zur Präparation einen besonderen Apparat zum
Aufwickeln des Katgut.
Schaeffer (26) erklärt manche Unregelmässigkeit an seinem
Katgut durch die Schwierigkeit, absoluten Alkohol zu erhalten. Er
benutzt jetzt 90°igen Alkohol, dem er dann weniger Wasser hinzusetzt,
um die richtige Lösung zum Kochen zu erhalten.
Der Kasten, in dem Hanks (13) das Katgut und die Seide
sterilisirt und transportirt, ist relativ einfach eingerichtet, die Rollen
liegen am Rande des Kastens, die Fadenenden kommen unter den Deckel
an die Oberfläche, können also leicht abgewickelt werden.
14 Gynäkologie. Allgemeines etc.
c) Massage und Elektricität.
1. Beuttner, O., Ueber gynäkologische Massage in Beckenhochlagerung.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 19, pag. 544. (Diese Lagerung soll die Erschlaffung
der Bauchdecken unterstützen.)
2. Brandt, Thure, Massage bei Frauenleiden. 3. Aufl. er 8. Mit 55 Abb.
Berlin, Fischer’s med. Buchh.
3. de Frumerie, G., Massage gynecologique. Av. 47 fig.
4. Monod, E., Massage et troubles urinaires liés aux deviations uterines.
Arch. de Gyn. et de Tocol. Vol. XXIII, pag. 701.
5. Nordhoff-Jung, S. A., The Thure Brandt treatment in gynaecology
practically applied. Amer. Journ. of obst. Dec.
6. Schomroeff, Materialien zur Würdigung der Th. Brandt’schen Methode
bei Erkrankungen der weiblichen Genitalsphäre. Inaug.-Diss. St. Peters-
burg. (V. Müller.)
7. Schwarz, F. (Pécs), Mekrostdagnak villanynyal gyógyult két esete.
Gyögyäszat, Nr. 38. (Zwei Fälle von Uterusfibromen geheilt mittelst
Elektricität. In dem einen Falle (69 jährige Frau) traten nach jeder Sitzung
klonische Krämpfe in den Extremitäten, sowie kataleptische Erscheinungen
auf; nach 32 Sitzungen Aufhören der Blutungen, Kleinerwerden der Ge-
schwulst, vollständiges Wohlbefinden. In dem anderen Falle (seit fünf
Jahren Menopause) vollständiges Schwinden der faustgrossen Geschwulst
nach 30 Sitzungen.) (Temesväry.)
8. Stapfer, Traité de Kinésithérapie gyn&cologique (Massage et Gymnastique).
Nouvelle Methode de diagnostic et de traitement des maladies de femmes.
Préface de A. Pinard. Avec le portrait de Brandt. Paris, A. Maloine.
9. Stratz, C. H., Einige Bemerkungen über die Massage in gynäko-
logischen Fällen. Nederl. Tijdschr. voor Verlosk en Gynaec. Jahrg. VIII,
pag. 203. (Doorman, Leiden).
10. Wychotzky, Zur Frage über die Behandlung mittelst Elektricität einiger
Krankheiten der weiblichen Genitalia, Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnei. Februar. (V. Müller.)
Monod (4) gelang es, durch Massage in relativ kurzer Zeit, die
Blasenbeschwerden, die seiner Meinung nach von Üterusverlagerungen
abhängig waren, zu beseitigen.
Stratz (9) berichtet über die Fälle, welche er mit Massage be-
handelt hat.
Verf. hat von 2606 Patientinnen 114, das ist 4°/o, mit Massage
behandelt, und von diesen 2,5°/o mit gutem Erfolg.
Verf. macht an erster Stelle die vaginale Massage, später auch die
allgemeine über den ganzen Bauch. Verf. hat sehr viele Erfolge bei
den verschiedensten Krankheiten der Genitalien gehabt: In Retroflexio
fixirte Uteri, parametritische Exaudate, peritonitische Adhäsionen u. s. w.
Zur Illustration dienen einige ausführlichere Krankengeschichten.
(Doorman, Leiden.)
Diagnostik. 15
Auf Grund einer reichen Erfahrung empfiehlt Wychotzky (10)
bei chronisch entzündlichen Prozessen der weiblichen Genitalspbäre als
sehr gutes Resorbens den negativen Pol bei vagino-abdominaler Galvani-
sation. Er gebraucht eine Kohlenelektrode, deren Lage während der
Sitzung beständig geändert wird, so dass jedesmal der Kontakt mit
irgend einer Stelle der Vaginalschleimhaut nicht länger als eine Minute
dauer. Es werden von ihm nur schwache Ströme angewendet von
5 bis 30 Minuten. Anfangs werden die Sitzungen alle zwei Tage
wiederbolt, später täglich. Dauer der Sitzung 10—15 Minuten. Nach
den beigegebenen 12 Krankengeschichten zu urtheilen, müssen die Re-
sultate äusserst befriedigende gewesen sein. (V. Müller.)
d) Diagnostik.
l. Banga, H., Digital Examination of the Uterine Cavity for diagnostic
purposes. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 540.
2. Blackburn, Deceptive similarity of signs and symptoms of intraabdominal
disease. Tr. Amer. Ass. of obst. and gyn. 1896, pag. 70.
3. Boise, E., The differential diagnosis of shok, hemorrhage and sepsis.
Tr. Amer. Ass. of obst. and gyn. 1896, pag. 433.
4. Coe, H.C., The clinical Value of microscopical examinations of specimens
removed by the curette. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 1.
A Cordier, A. H., Skiagraphing of foreign bodies in the pelvis. Amer.
Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 222.
6. Cullen, Th. J., A rapid method of making permanent specimens from
frozen sections by the use of formalın. Bull. J. Hopkins Hosp., pag. 74.
i. Pick, L., A rapid method of preparing permanent sections for micro-
scopical diagnosis. Brit. med. Journ. Nr. 1881.
& Reinecke, Veränderungen des Uterus und seiner Adnexe unter dem
Einfluss mechanischer Reize, und die diagnostische Verwerthung derselben.
Münchn. med. Woch. pag. 52.
H Rosenwasser, M., Postclimacteric conditions that simulate advanced
uterine cancer. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, pag. 31.
l0. Russel, Malarial infection as a source of error in surgical diagnosis.
Bull. John Hopkins Hosp. Rep. Nov. Dec. 96.
Il. Schuster, Ueber Palpstion der Bauchorgane im warmen Vollbade. Wien.
med. Blätter. Nr. 12. März.
Bei aller Empfehlung der mikroskopischen Diagnostik ist Coe (4)
der Meinung, dass doch immer noch eine gewisse Anzahl von Fällen
übrig bleibt, in denen die Diagnose nicht sicher möglich ist. Klinische
16 Gynäkologie. Allgemeines ete.
Erscheinungen und anatomischer Befund zusammen müssen entscheiden;
bei Zweifeln ist er mehr für die Annahme der Malignität.
Rosenwasser (9) will die Diagnose auf Corpuscarcinom des
Uterus immer noch per exclusionem stellen und in diesem Sinne hält
er Fremdkörper in der Vagina, gangränöses Fibroid, senile Vaginitis,
atrophische Endometritis für beachtenswerth für die differentielle Diagnose.
Bei Cordier’s (5) Skiagramm ist bemerkenswerth, dass er die
vor Licht bewahrte Platte in die Scheide einführte, die Crooke’sche
Röhre parallel dazu auf die Bauchwand in der Entfernung von 6 bis
8 Zoll brachte; es gelang ihm auf diese Weise, Fremdkörper etc., die
in der Blase lagen, darzustellen.
Banga (1) tritt warm für Laminariadilatation des Cervix ein;
die Einführung des Fingers sichert die Diagnose einer intrauterinen
Erkrankung sehr erheblich; besonders betont auch er den Vortheil, den
er mit dieser Methode erreichte, indem er nur das blutende intrauterine
Myom und nicht den ganzen Uterus exstirpiren musste.
e) Zusammenhang mit der übrigen Pathologie.
1. Bossi, De l’influence de l'appareil génital de la femme sur l'échange des
materiaux de l’organisme. La Gynecologie. Tom. II, pag. 97.
2. Braithwaite, On the connexion (if any) between mental and non
puerperal uterine diseases. Lancet Nr. 3858. July.
3. Delagénière, Des relations de l’appendicite et des affections des annexes.
Ann. de Gyn. Tom. XLVIII, pag. 544.
4. Dercum, Functional nervous diseases; pathologial considerations as a
guide of treatment. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, pag. 166.
. Frascani, Dei rapporti fra la glandula tiroide e gli organi genitali fem-
minili. La Clinica Medica fasc. 14. (Herlitzka.)
Graefe, Die Einwirkung des Diabetes mellitus auf die weiblichen Sexual-
organe und ihre Funktionen. Samm). zwangl. Abh. a. d. Gebiet d. Frauen-
heilk. u Geburtsh. Bd. II, pag. 5.
Gumpertz, Ueber die Beziehungen zwischen Diabetes un und
Hysterie. Deutsche med. Wochenschr. 1896, 49.
. Hobbs, Surgical gynaecology in insanity. Brit. med. Journ., pag. 1917.
Holmes, T. K., Cases of melancholia cured by removal of interstitial
fipromata of the cervix uteri. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X1,
pag. 423.
10. Liesau, H., Der Einfluss der Kastration auf den weiblichen Organismus,
mit besonderer Berücksichtigung des sexuellen und psychischen Lebens.
Freiburg 1896, 163 pag.
or
e,
Ss
© —
1.
12.
13.
H.
Zusammenhang mit der übrigen Pathologie. 1%
Lyons, J. A.. Mental disturbances following plastic operations with Report
of cases. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 335.
Manton, W. P.. Postoperative Insanity especially in women. Ann. of
gyn. and ped. Vol. X, pag. 714.
Moll, A., Das nervöse Weib. Berlin, F. Fontane & Co.
Müller, Rudolf, Die Influenza und ihre Beziehung zu den weiblichen
Generationsorganen. In Graefe’'s Samml. zwangl. Abhandl. a. d Gebiet
d Frauenbeilk. u. Geburtsh. Bd. I, Heft 8. Halle 1896.
5 Müällerheim, Arteriosklerose der weiblichen (tenitalorgane. Centralbl.
f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 355. (Sektionsbefund bei Tuberkulose
des Peritoneum.)
. Negri, Soll" albuminuria nei tumori uterini e nei tumori ovarici. Annali
di ostetr. e Ginec. Milano, Nr. 11. (Herlitzka.)
. Pautzer, O., Membranous colitis in its relation to pelvic disease in women.
Ann. of gyn. and ped. Vol. X, pag. 728.
. Pincus, Ueber die Constipatio myogenita s. muscularis mulierum chronica.
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 413.
. Resinelli, Significato clinico dei versamenti pleurici nei tumori del
lľovaio. Annali di Ostetr. e Ginec. Milano. Nr. 10. (Herlitzka.)
. Rode, Obstructio alvi, Dysuri og Pruritus vulvae. Verhandlg. d. mediz. `
Gesellsch. zu Kristiania, pag. 215—20. (Leopold Meyer.)
. Rohé, G. H., The etiological relation of pelvic disease in women to in-
sanity. Brit. med. Journ., pag. 1917.
. Russel, The aftereffects of surgical procedures on the generative organes
of females for the relief of insanity. Brit. med. Journ., pag. 1919.
23. Serrigny, Psychoses génitales: contribution à l'étude des troubles mentaux
dépendants des affections utérines. Thèse de Lyon 1896.
24. de Swiecicki, Quelques remarques concernant la periodicité des fonc-
tions physiologiques et pathologiques dans l'organisme féminin. La semaine
gyn. Nr. 9. Mars.
. Warker, Ely. v. d., Gynecological aspects of Neurasthenia. Ann. of
Gyn. and Paed. Vol. X, pag. 195. (Neurasthenie ist nicht dem weiblichen
Geschlecht allein eigen.)
. Wiktor, Magenbeschwerden in Folge eines Pessars. Wiener med. Blätter.
Nr. 17. April.
Serrigny (23) hält uterine Erkrankungen bei Geisteskranken für
sehr häufig, jedenfalls für häufiger als bei Gesunden; er glaubt, dass
Psychosen selten allein durch diese Genitalaffektionen entstehen können,
häufiger muss man in ihnen nur ein unterstützendes Moment sehen;
manchmal kann die Heilung der Uteruskrankheit — durch Reflex, Sug-
gestion oder etwa durch Beseitigung toxischer Wirkung — einen gün-
stigen Einfluss auf die Geisteskrankheit haben.
Holmes (9) knüpft an eine ältere Beobachtung an, hier hatte er
eine puerperale Manie durch Naht eines Cervixrisses geheilt; später hatte
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 2
18 Gynäkologie. Allgemeines etc.
er noch weitere 14 Fälle von Psychosen durch Bebandlung der Geni-
talorgane kurirt; neuerdings hat er dreimal bei „eklatant unheilbaren“
Melancholien interstitielle cervikale Myome gefunden, und durch deren
Entfernung die Psychosen geheilt. Holmes ist der Ueberzeugung, dass
cervikale Affektionen mehr Einfluss auf die Entstehung von Psychosen
haben, als Erkrankungen höher gelegener Theile.
Die beiden Psychosen, welche Lyons (11) nach plastischen Ope-
rationen entstehen sah, haben kein besonderes Interesse, sie werden von
ihm nur berichtet, weil Bedenken bei ihm dadurch erwacht sind, an
der Lehre, dass durch Operation Psychosen regelmässig heilen.
Dercum (4) versucht die Neuronlehre für die Behandlung ner-
vöser Erkrankungen, die zum Theil auf Genitalleiden beruhen, nutzbar
zu machen.
Manton (12) ist der Meinung, dass Psychosen nach Operationen
im Wesentlichen nur bei schon vorher Kranken und jedenfalls Prädis-
ponirten auftreten. In Bezug auf die Häufigkeit giebt er folgende
Zahlen: Nach 5000 Operationen sah Simpson 10 Psychosen, Homans
nach 1000 Operationen 2. Unter 2000 psychischen Patienten sah
Homans 2, in denen die Ursache in Operationen gesucht werden
musste.
A. Moll (13) hat über das nervöse Weib ein Buch geschrieben,
in dem sich viel Wahres, wenn auch nichts Neues, in guter Schreibart
findet; leider ist das Buch populär gehalten, jedenfalls wendet es sich
an Laien, und da es hierfür zu viel Aerztliches enthält, so ist es wahr-
scheinlich geeignet, manche Nervosität zu erzeugen.
Aus der (im vorigen Jahresbericht pag. 859, 867 unter einem
anderen Kapitel berührten) Arbeit von Liesau (10) aus der Frei-
burger Klinik über den Einfluss der Kastration nach den Erfahrungen
an 50 kastrirten Frauen sei hervorgehoben, dass in etwa 3/4 der Fälle
die Menopause der Operation folgte; Beschwerden, die mit der Men-
struation in Beziehung zu bringen wären, zeigten sich bei den amenor-
rhoischen gar nicht, bei den weiter Menstruirenden in geringem Grade.
Vasomotorische Erscheinungen fehlten nur dreimal, Wallungen stärkerer
Art wurden nur dreimal beobachtet. Das körperliche Befinden besserte
sich deutlich in 48 Fällen, nur zweimal trat ein Misserfolg ein. In
36 Fällen hob sich der Ernährungszustand, Stumpfexsudate bildeten
sich sechsmal. Veränderungen in den sexuellen Empfindungen wurden
meist angegeben. Eine Umstimmung der Psyche nach der heiteren Seite
folgte meist, sehr selten nur trat Erregtheit oder Melancholie ein. Diese
guten Ergebnisse der Kastration aus der Freiburger Klinik scheinen
Zusammenhang mit der übrigen Pathologie. 19
uns sehr bemerkenswerth; sie beweisen uns ganz besonders, dass durch
das erfahrene Auge Hegar’s nur geeignete Fälle ausgesucht, die In-
dikation zur Kastration also richtig gestellt wurde.
Graefe (6) bespricht den Einfluss des Diabetes mellitus auf die
weiblichen Sexualorgane und ihre Funktionen. Ausser dem dabei oft
beobachteten Pruritus vulvae, dessen Pathogenese ausführlich erörtert
wird, berichtet Graefe, dass eine Atrophie der inneren Genitalien zwar
oft, aber nicht regelmässig eintritt; er beobachtete selbst eine Schwanger-
schaft und konnte noch 25 weitere aus der Litteratur bei im ganzen
16 Frauen zusammenstellen ; häufiger scheint es vorzukommen — er fand
31 derartige Schwangerschaften bei 17 Frauen —, dass während der
Schwangerschaft Diabetes vorübergehend auftritt. Bei zwei Drittel aller
Schwangeren mit Diabetes verlief alles normal; siebenmal fand sich
Hydramnion, fünfmal Traubenzucker im Fruchtwasser. Der Einfluss
der Schwangerschaft auf den Diabetes ist übrigens meist ungünstig;
Verf. beobachtete selbst in einem Falle schweres, wenn auch noch zur
Genesung kommendes Coma diabeticum, so dass er die Frage der Einleitung
der Frühgeburt und des Abortus mit Recht erörtert.
v. Swiecicki (24) hat in einem Fall hartnäckiger Metrorrhagien
bei einem jungen Mädchen einen Erfolg durch Kauterisation mehrerer
Stellen der Nasenschleimbaut erreicht. Im Anschluss daran erörtert
Verf. verschiedene physiologische Fragen aus der Geburtshilfe und
Gynäkologie — Ursache des Geburtseintritts, Gesetz der Periodicität —
und zeigt an der sekretorischen Kapacität des Körpers eine gewiase
gesetzmässige periodische Fluktuation.
Nach R. Müller (14) übt die Influenza einen Einfluss auf die
Genitalien bis dahin gesunder, ebenso wie schon vorher kranker Frauen
insofern aus, als eine Endometritis corporis mit Neigung zu
starken Blutungen, sowie eine Exacerbation älterer entzündlicher Er-
krankungen sehr gewöhnlich ist; auch Tumoren scheinen unter dem Ein-
fluss der Influenza stärker zu wachsen. Bei Schwangeren tritt häufig
eine Unterbrechung der Schwangerschaft ein; im Wochenbett kommt
ea zu längerer Andauer der.blutigen Beschaffenheit der Lochien. Müller
ist geneigt die Erklärung dieser sämmtlichen Erscheinungen in der
Annahme einer durch die Infektion hervorgerufenen Endometritis zu
suchen.
Pincus (18) erörtert die chronische Obstipation bei Frauen und
versucht seine Behandlung derselben durch theoretische Darlegungen zu
stützen; er will von einer nervösen eine muskulöse Verstopfung trennen
und von der muskulösen zieht er nur die durch anatomische Läsionen
2%
20 Gynäkologie. Allgemeines etc.
des Levator ani und der Bauchwand entstandene in den Bereich seiner
Untersuchung. Ist die Integrität der Bauchpresse gestört, so kann, — ist
der Levator ani gleichzeitig erschlafft, so muss chronische Obstipation
eintreten. Wichtiger als diese theoretischen Betrachtungen sind die
therapeutischen Vorschläge des Verf. Ausser der Prophylaxe, die ebenso
sehr die subcutanen Läsionen des Levator zu umgehen bestrebt, wie
dies wohl schwer zu erreichen ist, und besonders auf gute Wochenbetts-
diätetik hinarbeitet, empfiehlt er Muskelübungen der vorderen Bauch-
wand, dabei Massage mit Hilfe eines Uteruselevators, Widerstands-
bewegungen, grosse Klystiere etc. Recht hat Verf. jedenfalls, wenn er
eine geregelte Kur gegen die chronische Obstipation vorschlägt; dass
sie zu individualisiren ist, dürfte klar sein.
Delagénière (3) hält das Zusammenvorkommen von Appendicitis
und septischen Erkrankungen der Uterusanhänge für keinen Zufall; es
besteht meist ein Zusammenhang. Er sieht die Ursache der Erkrankung
im Darm liegen. Sein Bericht stützt sich auf fünf Fälle.
Pantzer (17) schildert das bekannte Bild der Colitis membranacea
bei Frauen; er sieht die Prozesse für besser an als im Allgemeinen
angenommen. Er will die ätiologisch wichtige Ursache der Verstopfung
beseitigen und ihre Wiederkehr verhindern. Regelung der Diät ist dann
meist ausreichend zur Heilung.
Bossi’s (1) Beweisführung für einen Einfluss des Genitalapparates
auf den Gesammtstoffwechsel ist theoretisch aufgebaut auf der Wellen-
bewegung, auf der Veränderung des Stoffwechsels durch Menstruation,
Schwangerschaft und Wochenbett u. s. w.; seine praktischen Belege sind
minder wertbvoll; eine Patientin mit „gichtischer Diathese“ bekommt
eine fieberhafte Exacerbation mit Erkrankung eines Gelenkes, sie kommt
stark herunter, die Exstirpation des gleichfalls erkrankten, aber nicht
malign veränderten Uterus führt zur Heilung, Patientin nimmt auch
nach Verschwinden des Fiebers an Gewicht zu. Auch in einem zweiten
Fall brachte die Exstirpation des myomatösen Uterus starke Gewichts-
zunahme hervor; in einem letzten Fall besserte sich das Allgemein-
befinden durch die Auskratzung des Uterus.
Negri (17) kommt in seiner interessanten Arbeit zu den folgen-
den Schlüssen: Die Abwesenheit von Albumin im Harne bei Abdominal-
tumoren schliesst nicht die Möglichkeit einer Nierenerkrankung aus.
Albuminurie wird in 12°/o von Ovarial- oder Uterintumoren beobachtet
und ist immer durch Störungen des Nierenkreislaufes hervorgerufen,
nämlich: entweder Venenstasis durch Druck auf die N ierenvenen, oder
Urinstasis durch Verengerung des einen oder beider Ureteren. Diese
Allgemeines über Laparotomie. 21
Albuminurie ist gefährlich, wenn mit dem Mikroskop eine Nephritis
parenchymatosa oder interstitialis oder Pyelonephritis nachgewiesen wird;
in diesen Fällen darf kein operativer Eingriff (mit Ausnahme von
Lebensindikationen) unternommen werden. (Herlitzka.)
Resinelli (19) kommt in seiner interessanten Arbeit zu folgen-
den Schlüssen :
1. Bei den Ovarialtumoren kann ein „Versamentum pleurae“
beobachtet werden, welches nicht als Komplikation, sondern als Folge
anzusehen ist.
2. Das „Versamentum“ ist selten doppelseitig und öfters auf der
rechten Seite. Es kaun ein Symptom der Verbreitung der Neoplasie
auf die Pleura sein, aber häufiger ein Symptom der Reaktion der Pleura
auf Reizungen, welche durch das Zwerchfell übertragen werden.
3. Wenn keine eigentliche Ursache der Entstehung des „Ver-
samentum“ gefunden wird, bedeutet dieses Malignität des Tumors.
4. Das „Versamentum“ bietet für sich selbst allein Indikation zur
sofortigen Intervention, wenn es nur nicht aus Verbreitung des Neo-
plasma entstanden ist.
5. Die Thoracocentesis muss in einigen Fällen vor der Laparotomie
unternommen werden — in der Entfernung des Tumors wird man
das beste Mittel, um das „Versamentum“ zu heilen, finden.
(Herlitzka.)
Frascani (5) schliesst aus seinen klinischen Beobachtungen, dass
nur die Pubertät, die Schwangerschaft und die Fibromyome des Uterus
öfters Vergrösserung der Schilddrüse verursachen, und dass die Er-
krankung und der Mangel der Schilddrüse öfters mit Atrophie der
Geschlechtsorgane vereinigt ist. (Herlitzka.)
f) Allgemeines über Laparotomie.
l. Abel, Ueber Bauchhernien. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gyn. 7. Versamml.
pag. 370.
. Andre, De l'influence palliative et curative de la laparotomie exploratrice
dans les processes fileux du petit bassin et dans les tumors de l'abdomen
accompagnées ou non d’ascite. Thèse de Lille.
2 Angelucci e Pieraccini, Sull’ opportunità ed efficacia della cura
chirurgico-ginecologica nella nevrosi isterica e nelle alienazioni mentali.
Rivista sperimentale di freniatria, Reggio, Fasc. 2°. (Herlitzka.)
4. Babacci, Alcune osservazioni sulla tecnica operatoria della isterectomia
addominale totale, come si pratica in Francia. Il Raccoglitore medico.
Vol. XXIII, Fasc. 16. Roma. (Herlitzka.)
to
ES
GI
.
O0
10.
11.
13.
14.
16.
17.
18.
19.
20.
Gynäkologie. Allgemeines etc.
Baldy, J. M., Remarks on drainage following abdominal section. Amer.
gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 521 u. 596.
. Bantock, La Torre, Quel est le mode de la fermeture de l'abdomen par-
aissant garantir le mieux contre les abcès, les eventrations et les hernies.
Congr. per. int. de gyn. et obst. 2. me session Genève. Vol. II, pag. 1.
Baudouin, La supériorité de la femme au point de vue des opérations
abdominales. Le Progrès méd., Nr. 28.
. Baumm, Ueber Indikationen und Grenzen der vaginalen Operationen. Verh.
d. deutsch. Ges. f. Gen 7. Versamml., pag. 433.
— Grenzen der vaginalen Operationen. Münchn. med. Wochenschr.,
Nr. 25.
Beckmann, Beitrag zur Abdominalchirurgie. Petersb. med. Wochenschr.
Nr. 16. April.
Beuttner, Ein Fall von Platzen der Bauchwunde nach Laparotomie.
Centralbl. f. Gyn., pag. 658. (Am neunten Tage erfolgt, Pat. genas.)
. Binkley, Diffuse Peritonitis. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol.X, pag. 65.
(Bei einer wie es scheint von Pyosalpinx ausgegangenen diffusen Peritonitis
mit grossen Mengen Eiter in abdomine operirte Binkley noch mit Er-
folg; er machte Laparotomie und Drainage.)
Blume, F., Dynamic Ileus following operations involving the abdominal
cavity, with remarks on adynamic Ileus. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI,
pag. 11.
Jolinière de Bouquet, Des adhérences peritonéales considérées comme
causes des phénomènes douloureux. Thèse de Lyon 1896.
Breffeil, J.H., De la coeliotomie vaginale postérieure appliquée à l’abla-
tion unilatérale des annexes. Bord. 1896.
Brown, Use of tubular drainage in connection with Gauze. Amer. gyn.
and obst. Journ. Vol. X, pag. 214. (Warme Empfehlung der Gazedrainage.)
Chase, W. B., Absorbable Ligatures and Sutures in pelvic and abdominal
Surgery. Ann. of Gyn. and Paed. Vol. X, pag. 336. (Prinzipielle Empfeh-
lung resorbirbaren Näh- und Unterbindungs-Materials.)
Clark, J. G., Postural method of draining the peritoneal cavity after
abdominal Operations. Bull. John Hopkins Hosp. Rep. Nr. 73. April.
— A critical review of seventeen hundred cases of abdominal sections
from the standpoint of intraperitoneal Drainage. Amer. Journ. of obst. Vol.
XXXV, pag. 81, 650.
Coelho, Sabino, La colpotomie antérieure et ses différentes indications.
Congrès int. per. de gyn. et d’obst. 2 me session Genève. Vol. II, pag. 223.
. Cullen. Th. S., Silkworm gut as a subcutaneous suture in closure of
abdominal incisions. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 171.
22. Currier, A. F., Ventral hernia resulting after abdominal section and its
treatment. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 579.
. Daclin, De la laparotomie vaginale dans le traitement de la peritonite
tuberculeuse à forme pelvienne. Thèse de Lyon.
. Döderlein, Ueber die vaginalen Operationswege. Verhandl. d. deutsch.
Ges. f. Gyn. 7. Versamml., pag. 425.
. Donald, A., Phantom Tumor. The Practitioner. March.
Ha.
H
Ze e
CN
40.
AL
4,
Allgemeines über Laparotomie. 23
Doran, A., Hernia of the abdominal cicatrix and operations for its cure.
The Lancet, Nr. 3874.
Engström, Ueber Darmlähmung nach operativen Eingriffen in der Bauch-
höhle. Centralbl. f Gyn. Bd. XXXVI, pag. 399.
Fritsch, Tod nach Laparotomie. Prager med. Wochenschr. 1596. Nr. 41.
Centralbl. f. Gyn. 1896, Nr. 40. (Fritsch betont in einem Vortrag, dass
zum guten Ausgang einer Laparotomie gehört, dass nicht viel Mikroorga-
nismen in die Bauchhöhle gelangen, dass Herz und Peritoneum selbst
normal ist. Neben der Antiseptik ist gute Technik, Geschick und Erfah-
rung für den Erfolg von grosser Bedetitung.)
Za Fuhr, Notiz zur Geschichte der Beckenhochlagerung bei chirurgischen
Operationen. Münchn. med. Wochenschr. 1896, Nr. 47.
29. Furneaux, Jordan J., Clinical Notes and Observations on one hundred
consecutive cases of abdominal section. Brit. gyn. Journ. Part. L, pag. 206.
(Ziemlich wertblose Statistik.)
. Galvani, Quelques considérations sur la peritonite tuberculeuse chronique
basées sur cinquante Laparotomies personelles. Revue de gyn., Nr. 6, pag.
1021. (Nichts Neues.)
. Garrigues, H. J., Secondary Operations. Ann. of Gyn. and Ped. Vol.
X, pag. 515.
32. Gatti, G., Sull processo intimo di regressione della peritonite tubercolare
per la laparotomia semplice. Archivio per le Scienze Mediche. Vol. XXI,
Nr. 10. (Pestalozza.)
. Haggard, Vaginal versus abdominal section for pus in the pelvis. The
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 295. (Eine leider nur sehr
kurze und wenig eingehende Besprechung dieser wichtigen Frage.)
4. Hahn, J., Zur Bauchnaht. Centralbl. f. Gyn., Nr. 12, pag. 324.
. Hawkins, Th. H., The advantages of vaginoabdominal Section. Amer.
Am. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 305.
. Hense, K, Ueber Koeliotomie bei Peritonitis tuberculosa. Diss. in. München.
. Hughes, The sequelae of dead ligatures and sutures. Amer. Journ. of
obst. Vol. XXXVI, pag. 453.
. Jasinski, Koeliotomia vaginalis posterior. Medycyna, pag. 762.
(Neugebauer.)
. Jones, Dixon, Mary A., Laparotomy for diseases of women from 1879
to 1889. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 74. (Statistische Ver-
gleiche.)
Kaarsberg, Lidt Kasuistik von Underlivssvulster fjernede per vaginam.
‘Kasuistische Mittheilung über die Exstirpation von Unterleibsgeschwälsten
von der Scheide her.) Hospitals Tidende. 4. R. Bd. V, Nr. 13, pag. 285
--91; Nr. 14, pag. 326—29. (Leopold Meyer.)
Kahn, Ein Beitrag zum suprasymphysären Kreuzschnitt nach Küstner.
Centralb). f. Gen Nr. 32, pag. 990. (Eine Ventrofixation.)
. Knapman, 10 Fälle von Peritonitis tuberculosa aus der kgl. chirurgischen
Universitätsklinik und dem St. Johanneshospital zu Bonn. Diss. in. Bonn.
Kouwer, Ueber die Bauchnaht bei der Laparotomie. Nederl. Tijdschr.
v. Verlosk. en Gyn. J. VII. Sitzungsberichte der niederl. gynäk. (iesell-
schaft. (Doorman, Leiden.)
44.
47.
49.
50.
51.
99.
60.
61.
Gynäkologie. Allgemeines etc.
Kreisch, Ueber die an derselben Person wiederholte Laparotomie. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 50.
. Lärgeau, La laparotomie en general. Progrès méd., Nr. 31.
46.
Lauenstein, Bemerkung zu dem Thema der Bauchdeckennaht, sowie zu
dem Bauchschnitt bei Ovariotomie wegen einkammeriger Cyste und ihre
schonende Entwickelung aus einem kleinen Schnitte. Centralbl. f. Gyn..
Nr. 30, pag. 945. (Empfehlung der kleinen Schnitte.)
Lauro, Doppio EE Archivio di Ostetr. e Ginec.,
Napoli, Nr. 9. (Herlitzka.)
Lennander, K. G., Om intraabdominell temporär kompression af aorta
eller nägon af dess största grenar vid vissa bäken-eller buckoperationer.
(Ueber intraabdominale, temporäre Kompression der Aorta oder einiger
ihrer grösseren Zweige bei gewissen Operationen in der Becken- oder Bauch-
höhle.) Upsala Läkareförenings Förhandlingar. N.F. Bd. II, pag. 433—41.
(Leopold Meyer.)
Lönneberg, Ingolf, Om emfysem i bukväggen efter laparotomie. (Ueber
Emphysem der Bauchwand nach Laparotomie.) Hygiea. Bd. LIX, Nr. 4,
pag. 401—16. (Leopold Meyer.)
Mac Ardle, Abdominal Section for tubercular disease. Tr. Amer. Ass.
of Obst. and Gyn. 1896, pag. 193.
. Manzoni, A. Di alcuni interventi laparotomici. R. Istituto lombardo di
scienze e lettere. Fasc. 382—386. (Herlitzka.)
52. Noble, Ch. P., A new Method of suturing the abdominal Well in celio-
tomy. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 507 and 549.
. Nüsslein, Die Peritonealtuberkulose und ihre operative Therapie. Diss.
in. Erlangen 1896.
De Paoli, Sull’ ultima serie di 40 laparotomie eseguite per indicazioni
gravissime. La Rassegna di Ostetr. e Ginec. Napoli, Nr. 4 e 5.
. (Herlitzka.)
Pfannenstiel, Ueber vaginale Geschwulstoperationen. Allgem. med.
Centr.-Ztg., Nr. 56.
Pinna Pintor, Notes statistiques sur le mouvement clinique et opératoire
de l'hôpital Maria Vittoria de Turin. Congr. pér. int. de gyn. et d’obst.
2. me. Genève. Tom. II, pag. 236. (Statistik der verschiedensten gynäko-
logischen Operationen im Laufe von 10 Jahren.)
Polk, W. M., Report of Operations opening the peritoneal Cavity, Second
medical Division, Bellevue Hospital. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol.
XI, pag. 267. (Statistik.)
Ratschinsky, Ueber gemischte Bauchnaht nach Coeliotomie. Jurnal
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.)
Reboul, De la péritonite chronique tuberculeuse. Thèse de Toulouse.
Rendu, De l'utilité de retarder le premier pansement de Mikulicz dana
les plaies abdominales. Congr. per. int. de gyn. et d’obst. 2 me session
Genève. Tom. II, pag. 172. (Zwei Operationen, răth, die Gazetamponade
möglichst lange liegen zu lassen.)
Reynolds, The choice between the abdominal and vaginal Incision in
the operative Treatment of acute pelvic Inflammations: with some remarks
DA
66.
69.
70.
74.
Sp e
i).
bi.
Allgemeines über Laparotomie. 29
upon the Technique of the vaginal Operation. Boston. med. and surg.
Journ., Nr. %.
. Rosenberger, Zwei Fälle von wegen tuberkulöser Peritonitis mit Erfolg
ausgeführten Laparotomien. Ung. med. Pr., Nr. 50.
. Rosenstein, Was leistet die Kolpotomie gegenüber der Laparotomie ”
Centralbl. f. Gen, Nr. 38, pag. 1148. (Nichts Definitives.)
. Russell, Postoperative emphysema of the abdominal Wall. Amer. Journ.
of obst. Vol. XXXV, pag. 517.
Scheloumoff, Zur Frage über die Entfernung der Adnexa durch die
Vagina. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. September—November.
(V. Müller.)
Schmitz, Ueber Ileus nach Laparotomie. Diss. in. Erlangen.
Senn, E.J., The treatment of suppurating fistulous Tracts. Ann. of gyn.
and ped. Vol. XI, pag. 183. (Empfehlung des scharfen Löffel zur Zerstörung
schlechter Granulationen.)
. Senn, N., Classification des peritonites aigues. Rev. de Gyn., Nr. 4,
pag. 641.
Smith, A., Lapthorn, Shok after abdominal operations and how to pre-
vent it. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 464.
Snow, H., On the value in real and supposed abdominal malignant disease.
Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 166.
. Sobestiansky, Sieben Bauchschnitte und zwei Fälle von Entfernung von
Fibromyomen durch die Scheide. Sitzungsprotokoll der kaiserl. kaukasi-
schen mediz. Gesellsch., Nr. 18. (V. Mülller.)
— Acht Bauchschnitte und ein Fall von Uterusexstirpation per vaginam.
Sitzungsprotokoll der kaukasischen mediz. Gesellschaft vom 16. Mai.
(V. Müller.)
. Solowieff, Zur Lehre über die Entfernung von Adnextumoren durch die
Scheide. Chirurgie, Nr. 2. (V. Müller.)
Stepkowsky, 12 Bauchschnitte aus Neugebauer’s Klinik wegen
chronischer Erkrankungen der Uterusadnexe. Medycyna, pag. 834, 863.
887. (Stepkowski hat aus dem klinischen Material der mit Bauchschnitt
verbundenen Operationen der Neugebauer’schenKlinik 12 Fälle einzeln
beschrieben, welche sich theils durch diagnostische, theils durch technische
Schwierigkeiten auszeichneten. Die Kasuistik eignet sich nicht zum Einzel-
referat an dieser Stelle.) (Neugebauer)
Stone, Üterus removed for fecal fistula and abdominal Pain. Amer.
Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag.410. (Die Indikationsberechtigung wurde
schon in der Diskussion angezweifelt.)
. Targett, Encysted tubercular Peritonitis and its effects upon the female
pelvis viscera. London obstr. Trans. Vol. XXIX, pag. 126.
vo, La Torre, F., Quel est le mode de fermeture de l’abdomen qui paraît
garantir le mieux contre les abcès, les eventrations et les hernies? La
Gynecologie. Tom. II, pag. 1, 104, 212.
. Tridondani, Tachicardia e midriati unilaterale post-laparotomiche. An-
nali di Ostetricia e Ginec. Milano, Nr. 7. (Herlitzka.)
26 Gynäkologie. Allgemeines ete.
79. Uhlmann, C., Ueber das Auftreten peritonealer ÄAdhäsionen nach Lapa-
rotomien mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen
trockener und feuchter Asepsis. Arch. f. Gyn., Bd. LIV, pag. 384.
80. Valenta von Marchthurn, A., Weitere 19 mittelst Laparotomie be-
handelte Fälle von Bauchfelltuberkulose. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 9.
81. Veit, J., Die Grenzen zwischen der Eröffnung des Peritoneums in der
Linea alba und von der Vagina aus. Vortrag, Sitzungsberichte der nieder].
gynäk. Gesellsch. 10. Febr. Nederl. Tijdschr. der Verlosk. en Gyn. J. VII,
pag. 295. (Doorman, Leiden.)
22. Vicarelli, Contributo all’ ovariotomie ed ovaro-salpingectomia vaginale.
Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria, Torino, Nr.12. (Herlitzka.)
R3. Voigt, Zur Kasuistik der Bauchfelltuberkulose. Diss. in, Jena 1896.
R4. Walker, E., The technique of the dry Method. Amer. Journ. of obst.
Vol. XXXVI, pag. 498. (Nichts Neues.)
85. Warth, Ueber Peritonitis tuberculosa. Diss. Bonn.
8. Wertheim, Die vaginalen Wege in die Peritonealhöhle. Wiener klin.
Wochenschr. Nr. 6.
87. Westphal, Zur Heilung der Peritonealtuberkulose vermittelst Leibschnitt.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 41, pag. 1244. (Drei Fälle.)
. Williams, H. P., Report of a case illustrating the benefit of laparotomy
and drainage in desperate cases of purulent peritonitis. Bost. med. Journ.
Februar.
29. v. Winckel, Ueber die chirurgische Behandlung der von der weiblichen
Genitalien ausgehenden Peritonitis. Wiener med. Blätter, Nr. 34.
90. Zweifel, Ein neues Verfahren bei der Wundnaht. Centralbl. f. Gyn.,
Nr. 19. Mai, pag. 537. (Ein etwas komplizirtes, nur durch Einsicht des
Originals verständliches Verfahren.)
LEI
*
Uhlmann (79) berichtet über Zweifel’s Erfahrungen mit
trockener und feuchter Asepsis; trotz ausgezeichneter Resultate bei der
Laparotomie entschloss sich Zweifel, um der Entstehung des Ileus
und der Bildung von Adhäsionen entgegenzutreten, entsprechend der
Arbeit von Walthard, feuchte Asepsis bei der Laparotomie anzu-
wenden. Uhlmann berichtet über 246 antiseptische, 481 trocken-
aseptische und 80 feuchtaseptische Operationen der Leipziger Klinik,
die Mortalität war 2,44 resp. 0,6 resp. 1,25. Sprechen schon diese
Zahlen zu Gunsten der trockenen Asepsis und bestätigt sich dies auch
bei der Vergleichung von Darmstörungen, die den Operationen folgten,
so ist das Verhalten von zum zweiten Laparotomerten besonders be-
merkenswerth; nirgends fanden sich Adhäsionen unverletzter peritonealer
Flächen, aber stets Adhäsionen der Stümpfe oder der vorderen Bauch-
wand mit unverletztem Peritoneum, keine der Methoden hat davor ge-
schützt; so sieht Uhlmann keine Veranlassung die feuchte Asepsis
der trockenen vorzuziehen.
Allgeıneines über Laparotoniie. St
v. Winckel (89) bespricht die chirurgischen Eingriffe bei allge-
meiner Peritonitis; für die tuberkulöse Form bestätigt er die bisherigen
Erfahrungen, ohne übrigens eine sichere Erklärung der Erfolge zu
geben; von der vaginalen Incision räth er ab. Aber auch bei opera-
tiver und puerperaler Peritonitis räth v. Winckel zur Laparotomie,
solange das Allgemeinbefinden noch leidlich ist. Selten ist bei gonor-
rhoischer Peritonitis die Laparotomie angezeigt, weil die diffuse Form
bier selten ist, nur bei Ruptur von Pyosalpinxsäcken ist sie nöthig.
Auch bei anderweiten Perforationsperitonitiden, die von den Genitalien
ausgehen, muss man mehr an die Laparotomie denken als bisher.
Senn (68) giebt eine Eintheilung der verschiedenen Formen der
akuten Peritonitis nach der Anatomie, der Aetiologie, der pathologischen
Anatomie und der Bakteriologie. Für die Gynäkologie ist aus dieser
grossen Zahl von Unterabtheilungen wichtig, dass es ausser der allge-
meinen auch lokale Peritonitis giebt, also Beschränkung auf das
Peritoneum des Uterus, der Ovarien, der Tuben etc, dass die Aetiologie
sehr wechselt, dass das Exsudat sehr verschieden ist, und Streptokokken,
Stapbylokokken. Pneumokokken, Colibacillen, Gonokokken und Tuberkel-
bacillen Peritonitis hervorrufen können.
La Torre (77) legt besonderen Werth zur Verhütung der Bauch-
brüche auf die Muskelnaht; jedenfalls ist nach ihm die Etagennaht mit Kat-
gut zur Zeit die sicherste Methode, wobei man Peritoneum, die tiefe Aponeu-
rose, die Muskeln, die oberflächliche Fascie und die Haut je als eine Etage
betrachtet; auch ist nach der Operation längere Zeit Vorsicht nöthig.
Bantock (6), der die Meinung vertritt, die Mikroorganismen
seien nicht die Ursache der Eiterung, sondern die Folge des Zurück-
laseens von todtem Material, hält bei der Laparotomie die einfache
Knopfnaht zum Schlusse der Bauchwände meist für ausreichend. Nur
bei sehr fetten oder sehr mageren Personen macht er isolirte Peritoneal-
in der Haut eine doppelte Etagennaht; für die äusseren Nähte nimmt
er Seide, für die versenkten Katgut, aber nicht Chromsäurekatgut.
A bel (1) hat alle Laparotomien der Leipziger Klinik auf ihre
Narbenfestigkeit nachträglich untersucht; in erster Linie ist eine gute
Wundnahbt das sicherste Prophylaktikum. Bei einfacher Knopfnaht sah er
290/0, bei isolirter, fascineller Etagennaht 9°/o Brüche. Demnächst nimmt
die Gefahr der Brüche zu mit der schlechten Heilung der Bauchwunde.
Die Beschaffenheit der Bauchdecken, die Konstitution, die Länge der
Zeit bis zur Wiederaufnahme der Arbeit sind weiter von grossem Einfluss.
Currier (22) schildert die verschiedenen Formen der Bauchhernien,
die nach Laparotomie entstehen können und betont die grosse Schwierig-
IS Gynäkologie. Allgemeines etc.
keit der Heilung, weil die Muskulatur sich weit zurückzog und atrophirte.
Er empfiehlt besonders sorgfältige Naht mit Kreuzung der Fäden.
J. Hahn (34) will bei Laparotomie die linke Rektusscheide
öffnen, provisorisch Peritoneum mit Haut vernähen ; nach der Operation
wird die Bauchnaht etagenweise mit Seide gemacht, zuerst Peritoneum,
dann Apeneurose, endlich mit Silkwormnaht die Haut vereinigt.
Fritsch (27) räth, weil die Desinfektion der Bauchhaut bei
Laparotomien nie ganz in die tieferen Schichten der Haut geben kann,
zur Sicherung der Sauberkeit die Nadeln zur Bauchnaht von innen
nach aussen und nicht, wie gewöhnlich wenigstens auf der einen Seite
geschieht, von aussen nach innen zu führen. Während der Operation
soll nicht mit der Hand, sondern mit Platten die Wunde auseinander-
gehalten werden.
Kouwer (43) hat gegen die direkte Naht nach Laparotomie zwei
Bedenken. Primo werden die anatomisch zu einander gehörenden
Schichten der Bauchwand nicht genau aneinander gebracht, secundo
wird die Muskelschicht in nicht genügender Weise versorgt. Durch die
direkte Naht wird der Muskel abgeklemmt und zur Atrophie geführt.
Verf. empfiehlt die nachfolgende Methode: Die Incision ganz genau in
der Mitte zu machen in der Linea alba, so dass die Scheiden der Rektus-
sehne nicht geöffnet werden. Man schliesst dann mit einer durchlaufenden
Naht die Linea alba. Darüber wird eine zweite Naht durch die Haut
gelegt. Verf. empfiehlt zur Vermeidung der Inaktivitätsatrophie Fara-
disation und Massage der Bauchwand. (Doorman, Leyden.)
Cullen (21) will auf Grund der Erfahrung im John Hopkins
Hospital nach der Laparotomie die Bauchwunde in Etagen nähen und
zwar das Peritoneum fortlaufend mit Katgut, die Fascien und Muskeln,
wenn sie dick sind, mit Silberdraht, wenn sie dünn sind mit Silkworm-
gut, ebenso die Haut mit Silkwormgut. Auffällig ist nur, dass Cullen
auch die fortlaufend versenkte Silkwormgutnaht wieder entfernen will.
Doran (26) will nicht besondere Nahtmethoden, sondern nur die
Uebung und dadurch bedingte Verbesserung des Nähens als Ursache
der Verminderung oder Häufigkeit der Bauchwunde ansehen. Muskelnaht
macht er nur bei fetten Personen; im Allgemeinen nimmt er eine die
Muskeln und die Aponeurose mitfassende tiefe Naht vor.
Noble (52) will nach Laparotomie die Bauchwunde so vereinigen,
dass er das Peritoneum mit fortlaufenden Katgutsuturen vereinigt, dem-
nächst mit Katgut die recti vernäht, die Aponeurose in einer besonderen
Etage, demnächst die Fascien und endlich die Haut auch mit Katgut
Allgemeines über Laparotomie. 2)
vereint. Er hofft besonders durch die Naht der Aponeurose Gutes zu
erreichen.
Ratschinsky (58) berichtet über die Resultate der gemischten
Bauchnaht in der Ott’schen Klinik beziehentlich der Hernienbildung.
Bei der Naht wird ausschliesslich Seide angewendet: zuerst werden eine
Reihe en masse Nähte durch die ganze Dicke der Bauchwand angelegt,
darauf wird die Aponeurose besonders mit Knopfnähten vernäht und
endlich noch plastische Hautnähte hinzugefügt. Diese Naht ist in 300
Fällen angewendet worden, von welchen in 97 bestimmte Angaben
über den Zustand der Kranken nach einem Zeitraum von 7 Monaten
bis zu 5 Jahren dem Autor zu Gebote stehen: Hernienbildung wurde
in 3,1°'o dieser Fälle konstatirt. (V. Müller.)
Hawkins (35) empfiehlt in allen Fällen, in denen konstant eine
Drainage nöthig sein könnte, vor der Laparotomie die Peritonealhöhle vom
binteren Scheidengewölbe aus zu öffnen, die Sicherheit des Vorgehens
scheint ihm dadurch grösser. Resultate oder Statistik werden nicht gegeben.
Hughes (37) will bei Laparotomien die Entstehung von Ad-
häsionen vermeiden, durch möglichste Vermeidung des Zurücklassens
von Fremdkörpern, oder dicker absterbender (?) Schnürstücke; grössere
Fremdkörper, todtes Material und Mikroorganismen sind die Ursache
von Adhäsionen.
Bouquet de Jolinitre (4) studirt die Frage, ob peritoneale
Adhäsionen an anderen Bauchhöhlenorganen als den Genitalien nach
Ablauf des akuten Stadiums der Entzündung die Ursache von Schmerzen
sein können. Er legt seiner Arbeit eigene und fremde Kasuistik zu
Grande und kommt zu dem Schluse, dass Adbäsionsbildung am Magen,
Darm oder Gallenblasse zu heftigen Schmerzanfällen führen kann; die
operative Zerreisung kann indizirt sein; zur Verhinderung der Wieder-
entstehung giebt er den (wohl nicht mehr richtigen) Rath der Ueber-
häutung der wunden Flächen mit Peritoneum.
Baldy (5) schildert sehr anschaulich, dass er immer mehr von
der Drainage bei Laparotomie zurückkam: wenn er überhaupt zweifelt,
ob oder ob nicht, drainirte er nicht mehr; er sieht seitdem weniger
Fisteln und Hernien.
Garrigues (31) schildert sieben sekundäre Laparotomien, die
röthig wurden, weil durch die früheren Operationen die Beschwerden
nicht gehoben wurden, insbesondere handelte es sich um Adhäsionen,
die zu Schmerzen Veranlassung gaben. Er räth, bei der primären
Laparotomie besonders auf die Vermeidung derselben zu achten und
30 Gynäkologie. Allgemeines etc.
fürchtet in dieser Beziehung in erster Linie mechanische Insulte des
Peritoneums bei der Operation.
Kreisch (44) giebt einen Bericht über 65 zweite an derselben
Frau vorgenommene Laparotomien ; wesentlich ist an der Zusammen-
stellung die Angabe, dass mit Ausnahme besonders ungünstig liegender
Fälle die Prognose der zweiten Laparotomie nicht schlechter ist, als die
einer gewöhnlichen derartigen Operation.
Auf Grund eines sehr sorgfältigen Studiums der bezüglichen
Litteratur und von 20 von Ott operirten Fällen stellt Scheloumoff (65)
folgende Indikationen für die Colpo-coeliotomie auf. Durch die Colpo-
tomia posterior wären zu entfernen in den Douglas’schen Raum dislocirte,
entzündete und cystisch entartete Eierstöcke und Tuben bis zu Kinds-
kopfgrösse. Cystische Geschwülste, welche das Becken bereits ver-
lassen haben, können ebenfalls auf diesem Wege entfernt werden,
wenn das untere Segment der Geschwulst ins Becken eindrückbar ist.
Ihrer Grösse nach können solche Tumoren Nabelhöhe erreichen; jedoch
müssen Adhäsionen mit Darm und Netz oberhalb der Linea innominata
unbedingt auszuschliessen sein. Für eine Colpotomia anterior eignen
sich interstitielle und submuköse Uterusmyome und Tuboovarialtumoren
bei Retroflexio uteri mobilis oder fixata, ausgenommen Fälle mit breiten,
flächenhaften derben Verwachsungen im Douglas’schen Raum.
(V. Müller.)
Pfannenstiel (55) entfernte einen Ovarialtumor beieiner 28 Jahre
alten Virgo vaginal, exstirpirte einen schwangeren Uterus im sechsten
Monat gleichfalls auf vaginalem Wege, kann sich aber bei Ovarial-
tumoren nicht für die vaginale Operation aussprechen, sondern will
nur bei Carcinomen und Myomen des Uterus diese Art vorziehen.
Coelho (20) machte die Eröffnung der Bauchhöhle vom vorderen
Scheidegewölbe aus, A mal wegen Myom, 12mal wegen einseitiger
Anhangserkrankung, 16mal wegen Retroflexio, 3mal wegen Ovarial-
tumoren, 10mal zur Punktion von Cysten des Cervix und Tuben; alle
Patientinnen genasen.
Wertheim (86) bespricht die Vorzüge des vorderen und hinteren
Vaginalschnittes; er hält im Allgemeinen die Eröffnung der Bauch-
höhle im vorderen Scheidengewölbe für besser, doch giebt es auch Fälle,
in denen sie vom hinteren Scheidengewölbe vorzuziehen ist.
Döderlein (24) bespricht auf Grund von 40 Vaginofixationen,
14 vorderen und 13 hinteren Colpotomien die vaginalen Operationswege
überhaupt; er sieht für richtig ausgesuchte Fälle in diesem Wege einen
Fortschritt, doch stehen wir erst im Beginn der Feststellung der In-
Allgemeines über Laparotomie. EM
dikationen; wer ungünstige Fälle aussucht, wird schlechte Resultate
haben.
Baumm (8) will bei enger Scheide, bei hoch sitzenden Er-
krankungen den vaginalen Weg gegen früher etwas einschränken, so
sehr er auch die Vorzüge der vaginalen Eröffnung der Bauchhöhle
anerkennt. Beschränkt man sich darauf nur die Uteruscarcinome zu
operiren, die den Uterus nicht überschritten haben, so kann und muss
man vaginal vorgehen, bei allen vorgeschrittenen Fällen operire man
von oben her. Bei Anhangstumoren, die fest verwachsen sind, abstrahirt
Baumm von dem vaginalen Weg, der stets mit Zunahme der tech-
nischen Schwierigkeiten recht gefährlich wird. Gut stielbare Tumoren
dagegen will Baumm ruhig von der Vagina aus angreifen.
Veit (81) hält die Frage, ob durch Laparotomie oder durch
Operation per vaginam die Tumoren des Uterus und der Adnexa ent-
fernt werden sollen, für eine sehr wichtige Tagesfrage.
Die Entscheidung ist für jede einzelne Krankheit z. Th. auch für
jeden Fall besonders zu geben.
Myome will Verf. alle von unten aus exstirpiren, sobald sie in
das Becken eingedrückt werden können.
Nur kleine Ovarialcysten dürfen per vaginam entfernt werden,
bei grossen Cysten kann die Operation gefährlich sein.
Bei Fällen von Tubenkrankheiten hält Verf. nur einseitige Fälle
geeignet zur vaginalen Exstirpation.
Tubengraviditäten will Verf. nur mit Vorsicht per vaginam operiren,
weil er in fünf Fällen, wo er so operiren wollte, zweimal nachträglich
zur Laaparotomie schreiten musste.
Verf. will die vaginale Laparotomie in nicht klaren Fällen
machen wie zur Diagnose, man soll bei mühsamen Fällen alle Vor-
bereitungen zur Laparotomie bereithalten; man sorge für die genaue
Sullung der Blutung, besonders aus der Art. spermatica.
(Doorman, Leiden.)
Engström (26a) bespricht die Darmlähmung nach Laparotomie,
den Pseudoileus, den Olshausen auf den mechanischen Insult bei
der Operation, Reichel auf Infektion zurückführte Engström selbst
hat vier derartige Beobachtungen gemacht, in einem derselben wurde
eine Stunde nach dem Tode aus der Bauchhöhle auf verschiedene
Nährböden geimpft, doch blieben die Proben steril. Jayle hatte bei
seinen Fällen stets ein positives Resultat erhalten, doch hält Engström
dies nicht für beweisend; auch schliesst er in seinen Fällen Infektion
aus und will daher mit Olshausen die mechanischen Insulte des
32 Gynäkologie. Allgemeines etc.
Peritoneum als Hauptursache, daneben aber auch nervöse Vorgänge als
wirksam ansehen.
Br. Schmitz (16) berichtet über vier Fälle von Ileus nach Lapa-
rotomie aus der Erlanger Klinik und stellt eine Reihe ähnlicher Fälle
aus der Litteratur zusammen; ohne in eine Erklärung des Deus einzu-
treten, will er zu seiner Vermeidung bei der Operation aseptisch und
schnell vorgehen und gleichzeitig mechanische Insulte des Peritoneums
vermieden sehen.
Blume (13) beschreibt nach eigenen Beobachtungen das Krank-
heitsbild des „Pseudoileus“ nach Laparotomie, wie es Olshausen zu-
erst ala besondere Todesursache hinstellte, mit dem Namen „dynamic
Ileus“. Er hält die Ursache nicht in Infektion liegend, wenn er auch
keine andere Aetiologie erweisen kann.
Lapthorn Smith (69) hält den Shock nach Laparotomie für
eine Reizung des Sympathicus, die zu Hirnanämie und Temperatur-
erniedrigung führt; das gleiche Bild entsteht durch starke Blutverluste,
durch plötzlichen Blutdruckwechsel bei Entfernung grosser Geschwülste,
durch schlechte Luft im ÖOperationszimmer, durch Abkühlung in Folge
von Entblössung. Hirnanämie ist minder leicht möglich bei Erhebung
des Beckens, ferner empfiehlt Smith die Anwendung von Strychnin
in kleinen Gaben.
Lennander (48) hat bei einer schwierigen Ovariotomie die im
Voraus geplante intraabdominale Kompression der Aorta mit gutem Er-
folg ausführen lassen und verbreitet sich des Weiteren über die Ver-
wendbarkeit dieses Eingriffes bei verschiedenen Operationen. Verf. fasst
das Resultat seiner Untersuchungen in folgende Sätze zusammen: 1. Durch
breite Kompression der Aorta jenseits der Theilung derselben wird das
ganze kleine Becken fast blutleer. 2. Wird die A. iliaca communis gegen
die Wirbelsäule oder das Kreuzbein oberhalb der A. sacroiliaca kom-
primirt, kann fast blutleer in der einen Hälfte der Beckenhöhle operirt
werden. 3. Im Fall des Verf.’s wurde Aorta während "lo Stunden
komprimirt und zwar ohne unangenehme Folgen. Eine so langdauernde
Kompression ist aber wohl meistens unnöthig. 4. Beim Aufhören der
Kompression muss man auf Verschlechterung der Herzaktion als Folge
vasomotorischer Parese grosser Gefässgebiete gefasst sein. Man muss
deshalb alles für eine sofortige intravenöse Infusion von Kochsalz-
lösung bereit halten. 5. Bei Milzresektionen oder bei der Exstirpation
einer nicht beweglichen Milz ist die Kompression der A. lienalis am
oberen Rande des Pankreas gegen die linke Seite der Wirbelsäule
vielleicht verwendbar. 6. Bei sehr schwierigen Nierenexstirpationen,
Allgemeines über Luparotomie. 33
wo die Bauchhöhle geöffnet werden muss, wird die Kompression der
Nierengefässe gegen die entsprechende Seite der Wirbelsäule von Nutzen
sein können. (Leopold Meyer.)
An der Hand von sechs Operationen zeigt Snow (70), dass die
Explorativincision in zweifelhaften Zuständen, weil gefahrlos, gewiss
geboten sein kann, und dass sie in unerwarteter und unerklärlicher
Weise maligne Fälle bessert oder zu bessern scheint.
Cullen (21) will durch Erhebung des Beckenendes beim Beenden
von Laparotomien, während des Verbindens und auch während der
ersten Tage nach der Operation den Strom der Flüssigkeit — er lässt
sterile Kochsalzlösung in die Bauchhöhle — nach dem Zwerchfell,
welches besonders gut resorbiren soll, dirigiren; er hofft so die Resul-
tate der Laparotomie zu verbessern.
Russell (64) erlebte zwei mal Emphysem der Bauchhaut nach
Laparotomie; er hält den Bacillus aerogenes capsulatus für die Ursache.
Lönnberg (49) theilte drei Fälle von Emphysem der Bauch-
wand nach Laparotomie von Netzel’s Klinik mit. Es waren zwei
Totalexstirpationen wegen Myom und eine unvollständige Ovariotomie.
In allen drei Fällen war Beckenhochlagerung angewendet. Im ersten Falle
trennte das Bauchfell sich während der Bauchnaht weit von den übrigen
Lagen der Bauchwand, in den zwei anderen Fällen wurde drainirt, und
Verf. glaubt, dass die Luft nach Entfernung des Drainrohrs resp. der
Gaze durch die Drainöffnung eingedrungen sei. In allen drei Fällen
war das Emphysem einseitig, verschwand völlig und war für die Rekon-
valescenz bedeutungslos. In einem Falle trat geringe Eiterung der
Bauchwunde ein, in den beiden anderen glatte Heilung.
(Leopold Meyer.)
Warth (85) publizirt vier Laparotomien wegen Peritonitis tuber-
culosa, bei denen hinterher Tuberculin R. gegeben wurde. Ueber defi-
nitive Heilung kann noch nicht gesprochen werden.
Von den 19 Frauen, welche Valenta (80) wegen Peritonitis
tuberculosa laparotomirte, genasen von der Operation alle, eine Patientin
starb an Inanition; bei 12 Fällen wurde Heilung der Peritonitis tuber-
eulosa konstatirt z. Th. durch die Sektion nach wegen Lungentuber-
kulose später erfolgtem Tode.
Ueber die Theorie der Heilung spricht sich Warth nicht aus.
Targett (76) beschreibt nach anatomischen Befunden die Adhä-
ionsbildung und die Verlagerungen der Organe in der Bauchhöble etc.
durch tuberkulöse Peritonitis, bei der die Tuben in zwei Fällen am
abdominalen Ende offen geblieben waren.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897.
ek
34 Gynäkologie. Allgemeines etc.
Reboul (59) kommt nach einer Zusammenstellung eigener und
fremder Beobachtungen zu dem Schluss, dass in drei Viertel der Fälle
bei der Peritonitis tuberculosa ein — meist seröses, selten eitriges —
Exsudat besteht. Die Symptomatologie und die Diagnostik ist oft
unklar; erst die begleitenden Erkrankungen weisen auf die Deutung
hin; die chemische Untersuchung des Inhaltes giebt keine diagnosti-
schen Kriterien.
Breffeil (15) erklärt auf Grund von sechs Fällen die Eröffnung
der Bauchhöhle vom hinteren Scheidengewölbe aus zur Entfernung
der Uterusanhänge einer Seite für ein zweckmässiges Verfahren, be-
sonders mit Hilfe der Pinces von Richelot. Der Eingriff ist geringer
als der vom vorderen Scheidengewölbe.e Man soll die Operation aber
beschränken auf kleine bewegliche und einseitige Geschwülste bei Be-
weglichkeit des Uterus.
Br. Voigt (83) und K. Hense (36) publiziren zwei resp. drei
neue Fälle von Bauchfelltuberkulose unter Zusammenstellung der son-
stigen bisherigen Erfahrungen, ohne eine eigene Erklärung der Heilung
durch Laparotomie zu geben.
Nüsslein (53) giebt eine recht gute Uebersicht des gegenwärtigen
Standes dieser Frage, ohne aber ausser der Publikation von acht neuen
z. Th. recht gut beobachteten Fällen etwas Neues zu bringen.
Die 10 Fälle von Knapmann (42) zeichnen sich dadurch aus,
dass ausser der Laparotomie auch Tuberculinum R. angewendet wurde.
Vicarelli (82) berichtet über zwei Fälle: 1. rechts Ovarosal-
pingitis mit Ovariumprolapsus; 2. rechts Parovarialcyste und Ovaritis.
Die kranken Adnexe wurden durch die Scheide entfernt. Verf. ist der
Meinung, dass auch in solchen Fällen die vaginale der abdominellen
Operation vorzuziehen sei. (Herlitzka.)
Angelucci (3) und Pieruccini verwerfen absolut die Ent-
fernung des normalen Uterus oder der normalen Adnexe als thera-
peutisches Mittel der Tollheit oder der hysterischen Neurosen. Nur
wenn die Geschlechtsorgane erkrankt sind, muss zur Operation ge-
schritten und dabei auch versucht werden, Suggestion zu üben; zu
diesem Zwecke kann auch eine Laparotomie simulirt werden.
(Herlitzka.)
PÄ
Sonstiges Allgemeines. 35
g) Sonstiges Allgemeines.
. Amann, Ueber einige nicht genitale ins Becken hineinragende Tumoren.
Congres int. per. de Gyn. et d’obst. 2me session, Genève. Tom. II, pag.
210. (Drei retroperitoneale Tumoren verschiedener Art und Ursprungs.)
. Anna, E., Das Weib in seiner Geschlechteindividualität. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 9.
Anufrieff, Ueber Hydrargyrum bijodatum als Antiseptikum in der
Gynäkologie. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (Anufrieff
berichtet über neun Coeliotomiefälle von Jastreboff und ihm selbst in
Warschau ausgeführt. Als Antiseptikum für Watte und Gazetampons,
sowie für die Hände des Operateurs wurde eine Lösung von Hydrargyrum
bijodatum 1 pro 10000 angewendet. Der Erfolg war ein guter. Watte
und Gaze wurden übrigens vor dem Auskochen in der besagten Lösung
mittelst Dampf sterilisirt. Was endlich die Bauchdecken anbelangt, so
wurden selbige vor dem Einschneiden erst mit Alkohol, Aether, Sublimat,
Karbol und dann erst mit Hydrargyrum bijodatum bearbeitet. Alle diese
Umstände erschweren es selbstverständlich, sich ein einwandsfreies Urtbeil
zu bilden, inwiefern der gute Erfolg dem Hydrargyrum bijodatum zuzu-
schreiben ist.) (V. Müller.)
. Arendt, E., Bemerkungen zur operativen Conceptionsverhinderung. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 44, pag. 1318. (Vaginale Umschnürung und Durch-
schneidung der Tuben. 15 Fälle.)
. Barone, Contribuzione allo studio della metrite emorragica. Rivista
clinica Terapeutica, Nr. 9. (Herlitzka.)
. Barth, Justus, De kvindelige bäkkenorganers anvendte, topografiske, ana-
tomi. (Topographische Anatomie der weiblichen Beckenorgane.) Norsk
Magazin for Lägevidenskaber. 4. R. Bd. XII, Nr. 11, pag. 1185—1206.
(Leopold Meyer.)
. Becking, A. G. Th., Kasuistische Mittheilungen aus der obstetrisch-
gynäkologischen Praxis. Tijdschr. voor Geneeskunde. J. VIII, Th. 2,
pag. 86. (Doorman, Leiden.)
. Bergesio, Sul trattamento chirurgico delle annessiti suppurate. Rivista
di Ostetricia, Ginecologia e pediatria. Torino, Nr. 1 e 2. (Nach der Be-
obachtung zahlreicher klinischer Fälle von Vereiterung des Beckenboden-
bindegewebes und von eitrigen Erkrankungen der Adnexe zieht Bergesio
die vaginale der abdominellen Hysterektomie vor. Verf. selbst hatte bei
152 solcher Operationen nur 24 Todesfälle.) (Herlitzka.)
. Beuttner, Ueber ein eigenthümliches Verhalten des Uterus beim Ein-
führen von Instrumenten. Centralbl. f. Gyn. Nr. 42, pag. 1271.
— Sterilisirung mittelst Tubendurchschneidung nach Laparotomie. Cen-
tralbl. f. Gyn. pag. 1227.
. Bodon, K., kgyet-mäst betegeink ápolásáról. (Etwas über die Kranken-
pflege.) Bäba-Kalauz Nr. 6. (Temesväry.)
. Braunstein, Zur Pharmakodynamik der Stigma maidis und Utilago
maidis. Ihr Einfluss auf die Kontraktilität der Gebärmutter. Russisches
Archiv für Pathologie, Bd. IV, Heft 3. (V. Müller.)
3*
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
Gynäkologie. Allgemeines ete.
Brown, Abdominal Record of the womans Hospital in the Year 1896:97.
Amer. gyn. and obst. Journ., Vol. X, pag. 215. (200 Operationen, 18 Todes-
fälle.)
Brunnenberg, K., Ueber die Häufigkeit und Ursachen der Sterilität
unter dem Krankenmaterial der kgl. Universitäts-Frauenklinik zu Würz-
burg von 1889 bis 1896. In.-Diss. Würzburg.
Buist, Some simple manoeuvres for general practice. Scott. med. surg.
Journ. Vol. I, Nr. 12.
Bumm, E., Ueber die Entwickelung der Frauenspitäler und die moderne
Frauenklinik. Zwei Reden. Mit einem Anhang: Beschreibung des Frauen-
spitals in Basel. Wiesbaden, Bergmann.
Carlson, Barthold, Några fall från Falköpings länslasarett. Upsala
Läkarefören förhandlingar. N. F. Bd. II, Heft 9, pag. 568—88. (Jahres-
bericht über Unterleibschirurgie in den ersten vier Monaten von 1896.)
(Leopold Meyer.)
Chase, W. B., Surgical Shock and Haemorrhage with Reference to Pre-
vention and Treatment. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 324.
Carrière, Contribution à l'étude des causes de l'incapacité maternelle.
Thèse de Paris 1896.
Coen, Rendiconto clinica della Sezione Ginecologica dell’ Ospedale d
Livorno. Rassegna di Ostetricia e Ginecologia. (Pestalozza.)
— Rendiconto clinico del Biennio 1893—94 della sezione ginecologica
dell’ ospedale Civile di Livorno. La Rassegna di Ostetr. e Ginec., Napoli,
Nr. 9, 10, 11, 12. (Herlitzka.)
. Condamin, R., Des indications de la columnisation en gynécologie. Arch.
de Tocol. et de Gyn. Vol. XXIII, pag. 731.
3. Cushing, E., Dedicatory address. Ann. of Gyn. and ped. Vol. XI, pag.
161. (Eröffnungsrede, nichts Neues.)
— E. W., Sociological aspects of gonorrhoea. Ann. of Gyn. and Paed.
Vol. X, pag. 642. (Nichts Neues.)
5. Dobbert, Bericht über die gynäkologische Abtheilung des Peter-Paul-
krankenhauses für 1896. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juni,
Juli und August. (V. Müller.)
Eastman, J., Facts and Fancies in our work. Ann. of Gyn. and Paed.
Vol. X, pag. 411. (Alierhand Polemik gegen übermässiges Operiren.)
. Erlach, H. v., Aerztlicher Bericht des Maria-Theresien-Hospitals in Wien
für das Jahr 1896. Wien.
Falk, Fortschritte und gegeuwärtiger Stand der vaginalen Operations-
technik. Ther. Monatsh. 96. pag. 10—12.
. Fasbender, Entwickelungslehre, Geburtshülfe und Gynäkologie in den
Hippokratischen Schriften. Stuttgart, F. Enke.
Fish, E.F., The uterus again. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 37.
30. Flesch, Bericht über die Thätigkeit der Poliklinik für Frauenkrankheiten
in Sachsenhausen-Frankfurt a. M. Frankfurt. Alt.
. Flo&l, Das Radfahren vom gynäkologischen Standpunkt. Deutsche med.
Wochenschr. 1896, Nr. 48.
. Fraenkel, E., Jahresbericht der Frauenheilanstalt in Breslau nebst Be-
merkungen zur operativen Gynäkologie und Geburtshilfe. Breslau.
3
35.
39.
AL
41.
42.
46.
D
A
wm)
Sonstiges Allgemeines. 37
Fritsch, Bemerkungen zu dem Aufsatz Sterilisation mittelet Tubendurch-
schneidung nach Laparotomie. Centralbl. f. Gyn., pag. 1228. (Besonders
im Hinblick auf Geburtsstörungen nur nach Vaginofixation zu em-
pfehlen.)
Fuchs, Zur Frage über die Behandlung der Sterilität. Protokolle und
Arbeiten der Gesellschaft Cherson’scher Aerzte für 1895—96. (Fuchs
will in 3 Fällen von Anteflexio uteri mit Hilfe eines Hodgepessars Schwanger-
schaft erzielt haben.) (V. Müller.)
Gardner, Bellamy, H., The use of nitrous oxide Gas and Oxygen in
minor gynaecological Operations. Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 224.
(Warme Empfehlung dieser Kombination.)
. Gutierrez, Sur l’occlusion intestinale aiguë consécutive à l’hysterectomie
vaginale. Congr. pér. int. de gyn. et d’obst. 2me session Genève. Tom.
II, pag. 126. (Drei Fälle derart.)
. Harbin, R. M., Rapid Dilatation of the Uterus, a conservative Operation.
Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 681. (Ein derartiger Erfolg bei ad-
häsiver Beckenperitonitis.)
Heiberg-Hansteen, (Gonokokker e suppurerende Buboner. Norsk
Magaz. f. Lagev., pag. 219. (In drei Fällen von gonorrhoischer Urethritis
ist es Verf. gelungen, den Gonococcus Neisser in suppurirenden Bubonen
nachzuweisen. Ueber die drei Fälle wird ausführlich berichtet.)
(Kr. Brandt, Kristiania.)
Heiden, Kurzer Jahresbericht über die gynäkologische Universitäts-Poli-
klinik des Herrn Hofrath Amann pro 1896. Münchn. med. Wochenschr.
Nr. 11. März.
Hirsch, Ueber den schädlichen Einfluss des Korsetts. Frauenarzt Heft 4.
Hirst, Barton Cook, Clinical Notes. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV,
pag. 790 u. 817. (Bericht über zwei Kaiserschnitte, einmal wegen
Dermoidcyste im Becken, genesen, das andere Mal wegen plattem Becken
bei sehr grossem Kind, gestorben; ferner über eine Cyste der grossen
Labie, die ohne Bersten entfernt wurde, und endlich über eine Steissbein-
excision wegen nicht konsolidirter Fraktur.)
— Clinical Notes. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 536. (1. Opera-
tion eines Ovarialprolapses, 2. septische Salpingitis angeblich durch Reten-
tion des dritten Kindes bei Drillingen.)
. Hobbs, Resume of the gynecological Work at the London Asylum. Amer.
Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 396. (Allgemeiner Bericht ohne Be-
sonderheit.)
. Hook, Weller van, The consequences of removing the uterus: The
Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 409.
. Huber, A.. Periproctitis gonorrhoica. Orvosi Hetilap, Nr. 48.
(Temesväry.)
Jacobs, Opotherapie ovarienne. La Policlinique 1896, Nr. 23 u. La
semaine gyn. Nr. 25. Juin.
. Janpolsky, Ein Kapitel aus dem Werke des Soranus von Ephesus „Ueber
die Frauenkrankheiten‘. (Uebersetzung aus dem Griechischen.) Jurnal
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.)
48.
49.
50.
52.
. Kisch, Herzbeschwerden der Frauen, verursacht durch den Cohabitations-
55.
60.
61.
62.
63.
64.
Gynäkologie. Allgemeines etc.
Macnaughton-Jones, H., Asepsis and Antisepsis in Gynaecology.
Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 338. (Schilderung der französischen Gynä-
kologen im Hinblick auf Einrichtungen zum Zwecke der Operationsaseptik.)
— Gynecology in Berlin. Brit. gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 586. (Be-
richt über Olshausen, Martin und Landau in ihren Kliniken.)
Jouin, De !’'bistotherapie appliquée aux maladies et aux troubles fonc-
tionnels du systeme génital féminin et particulièrement de la medication
par le tissu ovarien. Ann. de gyn. Tom. XLVII, pag. 83.
. Kaufmann, Zur Frage der Tripperinfektion der Frauen. Medycyna,
pag. 1026. (Neugebauer.)
Kehrer, Sterilisation mittelst Tubendurchschneidung nach vorderem Schei-
denschnitt. Centralbl. f. Gyn. Nr. 31, pag. 960. (Ein Fall derart, Empfeh-
lung sehr strenger Indikationsstellung.)
Keiffer. Essai de physiologie sexuelle generale. La semaine gyn., pag. 8.
akt. Münchn. med. Wochenschr., Nr. 23. Juni.
Kleinwăchter, Zur Verbesserung der Frauentracht. Ein Ersatz des
Korsetts. Deutsche med. Wochenschr., pag. 22.
— Die Organotherapie in der Gynäkologie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXVII, pag. 367.
Kossmann, Zur Reform der gynäkologischen Nomenklatur. Centralbl.
f. Gyn. April, pag. 542.
Landucci, Sedia letto per visite ed operazioni ginecologiche. Rivista di
ostetricia, ginecologia e pediatria. Torino, Nr. 7. (Neuer gynäkologischer
Untersuchungsstuhl, 54 kg schwer, welcher auch als Operationstisch —
horizontal oder mit geneigter Ebene für die Trendelenburg’sche Lage
— dienen kann.) (Herlitzka.)
Latis, La tiroide in ginecologia. Annali di Ostetr. e Ginec. Milano,
Nr. 2. (Herlitzka.)
Lebedeff, Die gonorrhoische Erkrankung der weiblichen Genitalia und
deren Einfluss auf die Funktion dieser Organe und den Allgemeinzustand
der Kranken. Wratsch Nr. 3. (Skizze über den heutigen Standpunkt der
Lehre von der Gonorrhoe des Weibes.) (V. Müller.)
Liboff, Zur Lehre von der Wirkung von Voll- und Sitz-Moorbädern
(Tamtucansee) verschiedener Konzentrationen bei Behandlung von Frauen-
krankheiten. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
Lorain, De l’ichthyol en gynécologie. Journal de med. de Paris. 28. IlI.
Lusk, W. T., Gynaecology at Bellevue Hospital. Amer. Gyn. and Obst.
Journ. Vol. XI, pag. 261. (Bericht über sieben Todesfälle, die unter 105
Laparotomien vorkamen.)
Malcolm, Mac Lean, The toxic effects of jodoform dressings. The Amer.
gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 249. (Als Folge von Jodoformverbänden
erlebte Malcolm Mac Lean Hauterkrankungen, Erythem, Ekzem und
Pruritus oder Urticaria, Kopfschmerzen, Delirium, Melancholie, ja sogar
schwere Ohnmacht etc.‘
. Marocco, Alcuni casi clinici di ginecologia. La Rassegna di Ostetricia
e Ginecologia. Napoli, Nr. 5—8. (Herlitzka.)
T
[>]
67.
Sonstiges Allgemeines, 39
6. Mansell-Moullin, Twelve Months gynaecological work. Brit. gyn.
Journ. Vol. L, pag. 194. (Statistik über 40 Laparotomien, vier Todesfälle.)
Menge, C., und Krönig, B., Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales.
2Thle. I. Menge, Bakteriologie des Genitalkanales der nicht schwangeren
und nicht puerperalen Frau. Leipzig. Mit Kurven.
. Mori, Sopra 650 casi di chirurgia abdominale. Regio Istituto lombardo
di scienze e lettere, fasc. 24—35.
. Nassauer, Stypticin bei Gebärmutterblutungen. Wiener med. Blätter,
Nr. 43.
. Norris, R. C., Clinical Notes. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI,
Nr. A, pag. 572. (Besprechung dreier Fälle; in dem ersten erwies sich der
Versuch, bei Adnexerkrankungen operativ vorzugehen, als sehr unglück-
lich, in dem zweiten Fall sah Norris Erfolg von Antistreptokokkenserun,
in dem dritten Fall beschreibt er eine Uterusexstirpation wegen Becken-
abscess.)
. Nowitzky, Medizinisch - statistischer Bericht über die gynäkologische
Abtheilung des Tiflis’schen Militärhospitals für drei Jahre. Wojenno-medic
jarnal. November. (V. Müller.)
2. Odebrecht, Bemerkungen zu dem Aufsatz: Ueber ein eigenthümliches
Verhalten des Uterus beim Einführen .von Instrumenten von Privatdozent
Dr. O. Beuttner in Genf (s. oben Nr. 9). Centralbl. f. Gyn., pag. 1442.
. Olshausen, R., Ueber Marion Sims und seine Verdienste um die
Chirurgie. Rede, gehalten zur Stiftungsfeier der Kaiser-Wilhelm-Akademie.
Berlin.
. Pazzi, Note cliniche sopra la virtù emmenagoga della ferratina con
speciali considerazioni storico-critiche sulla etiologia, patogenesi e cura
nell’ amenorrea. Il Raocoglitore medico. Roma, fasc. 5. (Herlitzka.)
. Pit’ha, Zur Benutzung des heissen Wasserdampfes in der Gynäkologie.
Centralbl. f. Gyn., pag. 652. (Empfehlung des Verfahrens auf Grund von
46 Beobachtungen.)
. Pompe, N. J. F. van Meerdervoort, Hyperämie als Cirkulations-
störung des weiblichen Geschlechtsorganes. VI. niederländischer Natur-
und Heilkundiger-Kongress zu Delft. (Doorman, Leiden.)
. Potejenko, Ueber das Alumnol in der Gynäkologie. Jurnal akuscherstwa
i shenskich bolesnej. April. (V. Müller.)
. Puistienne, H., Les pailletes d’acide boriques sont un excellent purifi-
cateur de la voie uterovaginale. Thèse de Paris.
9. Punton, The growing need of medical political Organization. Ann. of
gyn. and ped. Vol. XI, pag. 187.
. Rode, Emil, Gynecologia minor. Med. selsk. "e forb. i Norsk. Mag. f.
Lagev. pag. 215. (K. Brandt, Kristiania.)
. Ross, J. F. W., Gonorrhoea and its Control. Ann. of gyn. and ped. Vol.
XI, Nr. 2, pag. 93. (Ohne Neues darüber zu bringen, schildert Ross die
Gefahren der Gonorrhoe und verlangt gesetzliche Massregeln zur wirk-
lichen Üeberwachung der Prostitution.)
— Surgery and Facts. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 433.
(Gute Uebersicht über sonst Bekanntes.)
40
Gynäkologie. Allgemeines ete.
83. Roux, Étude de quelques rares formes de contractures hystériques. Thèse
de Paris 1896.
84. Runge, Das Weib in seiner Geschlechtsindividualität. Ein Wort zu der
Entgegnung auf einen gleichnamigen Vortrag von Anna E. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 13.
85. Saenger, M., Residual gonorrhoea. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X,
89.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
pag. 451.
. Schaeffer, O., Ueber Sitz und Ursprung des Kreuzwehes und des After-
schmerzes (Pseudococcygodynie). Centralbl. f. Gyn.. pag. 1249. (Koı:-
gestion und venöse Stauung in hämorrhoidalen und retrovaginalen Venen.)
. Scharlier, Surgery at the new hospital for women in 1896. Brit. med.
Journ., pag. 1910.
Schlapobersky. Zur Frage über den gynäkologischen Gebrauch von
Zincum chloratum Wratsch Nr.37. (Schlapobersky gebraucht eine 20° oige
Lösung von Zinc. chlorat. zur Behandlung von Endometritiden mittelst der
Playfair'schen Sonde.) (V. Müller)
Schwarz, Fall von primärer tuberkulöser Erkrankung der Genitalia in-
terna bei einer Frau. Südrussische medizinische Zeitung, Nr. 4.
(V. Müller.)
Schultz, H., Az argentaminsöl. Ueber das Argentamin. Orvosi Hetilap.
Ujabb. gyogyszerek. Nr. 1. (Anwendung des Argentamin mit gutem Er-
folg bei der Uterinalgonorrhoe (10° oige), Urethral- (2° oige) und Rectal-
gonorrhoe (5° oige Lösung). Die Gonokokken verschwanden nach kürzerer
Zeit als mit der Arg.nitr.-Behandlung und auch die Gewebe wurden damit
nicht so gereizt.) (Temesväry.)
— (Budapest), Adatok a gonococcus tenyésztés s a gonorrhoea diagnosis
ának kérdéséhez. Orvosi Hetilap, Nr. 49 — 50. (Temesväry,.)
Seeligmann, Ueber einen Fall von Genital- und Hauttuberkulose, be-
handelt mit Tuberculin R. Deutsche medizinische Wochenschrift Nr. 30,
pag. 416.
Semb, Oscar, Om gonorrhoe hos koniden. Tidsskr. f. d. norske Lagefor.
pag. 199. (Auf eigene Observationen gestützt giebt Verf. eine Uebersicht
über die Entwickelung der Bakteriologie der weiblichen Gonorrhoe und
die davon bedingten pathologisch-anatomischen Veränderungen.)
(K. Brandt, Kristiania.)
Sieur, De l'intervention par la voie sacrée dans les Tumeurs et inflam-
mations des organes génitaux de la femme. La sem. gyn. pag. 41.
Skutsch, Klinische Mittheilungen aus der Frauenklinik zu Jena. Korr.-
Bl. d. allgem. ärztl. Vereins von Tübingen. 1896, Nr. 12.
Smith, Th. C., Clinical Notes. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag.
91. (Hymen with a pin-hole opening.)
Spener, Ueber Veränderung des Korsetts. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXVI, pag. 352.
— Ueber Verbesserungen der heutigen Frauentracht. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 1.
— Die Vorschläge zur Verbesserung der Frauenkleidung und ibre Be-
deutung für die Krankenpflege. Zeitschr. f. Krankenpflege. Mai.
109.
101.
102.
103.
1%.
106.
107.
10%.
109.
110.
IL
113.
115.
116.
Sonstiges Allgemeines. 41
Spinelli, Riassunto statistico delle operazione eseguite nell’ istituto
ginecologico e casa di salute nel primo anno di fondazione. Rivista di
ginecologia contemporanea. Napoli, fasc. 1 e 2. (Herlitzka.)
Stehman, Thyroid and Ovarian Therapy in Gynaecology. Amer. gyn.
and obst. Journ. Vol. X, pag. 128 and 229. (Beobachtung und Versuche
an sechs Fällen, deren Resultate aber mindestens noch zweifelhaft
sind.)
Stockton, Some aspects of enteroptosis. Buffalo med. Journ. Vol. XXXVI,
Nr. 12.
Stoll, Weibliche Unfruchtbarkeit. Medizinskaja besseda, Nr. 19—24.
(V. Müller.)
Stott, New Hernia corsett. Lancet, pag. 3684.
. Stratz, C. H., Die Frauen auf Java. Eine gynäkologische Studie. Stutt-
gart. Mit 41 Abb.
Swiecicki v., Ueber die morphologische Untersuchung des Blutes in der
Gynäkologie. Nowiny lekarskie, pag. 157. (Neugebauer.)
Tambroni, La ooforoterapia nelle malattie nervose e mentale. Atti
dell’ Acc. delle Scienze Mediche. Ferrara. (Pestalozza.)
Theilhaber, Das Radfahren der Frauen. Deutsche med. Wochenschr.
1896. Nr. 48.
La Torre, La cura dell’ obesità nelle donne. Bullettino della societa
Lancisiana di Roma, fasc. 2, pag. 447. (La Torre behauptet, dass jene
Fälle von Dickleibigkeit, welche von Veränderungen der inneren Genital-
organe abhängig sind und Amenorrhoe erzeugen, durch Anwendung der
Elektricität zu behandeln seien.) (Herlitzka.)
Treub, H., Die Frau und das Fahrrad. Nederl. Tijdschr. van Geneesk.
10. Sept. (Doorman.)
— Integrale Statistik der grossen Operationen vom 12. Mai 1896 bis 12.
Mai 1897. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk en Gynaec. J. VIII, pag. 179.
(Doorman, Leiden.)
2. Trovati, Il gonococco nelle infezioni dei genitali interni della donna.
Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria. Torino, Nr. 1 e 8.
Í (Herlitzka.)
Vitanza, Laparoisterectomie ed asportazioni di enormi miofibromi inter-
stiziali dell’ utero per la via della vagina. Atti della Soc. italiano di
Ost. e Ginec. Roma. Vol. IV, pag. 119. (Herlitzka.)
. Warnek, Zwei Fälle von Doyen-Landau’scher Operation mit un.
günstigem Ausgange. Wratschebnyja sapiski, Nr. 8 u. 9. (Warnek hat
41 mal die Gebärmutter nebst Adnexa vaginal nach der Ligaturmethode
ausgerottet und 44 mal mit Hilfe von Klemmen. Jede dieser Serien weist
je zwei Todesfälle auf. Nach Vergleich beider Methoden spricht sich
Verf. entschieden zu Gunsten der Klemm-Methode aus.) (V. Müller.)
de Wasten, W., Rapport sommaire sur le service de la section gynv-
cologique de l'Hôpital d’Oboukhow pendant l'année 1897. St. Petersbourg.
Franke et Fasnet.
Wettergren, Carl, Nägra blad ur min praktik. (Blätter aus meiner
Praxis) Nordiskt medicinskt arkiv. Bd. XXX, Nr. 4. 22 pag. (Verf.
42 Gynäkologie. Allgemeines ete.
theilt mehrere recht interessante Fälle von operativ behandelten Unter-
leibsgeschwülsten mit, die den weiblichen Genitalorganen entstammen.)
(Leopold Meyer.)
117. v. Wild, Die Verhütung und Behandlung der chronischen Verstopfung
bei Frauen und Mädchen. Samml. zwangloser Abh. aus dem Gebiet der
Frauenheilk. u. Geburtsh. Bd. II, Heft 3.
118. Will, O.B., Medical Therapy of the female genitale Tract. Amer. gyn.
and obst. Journ. Vol. X, pag. 543. (Nichts besonders Werthvolles.)
Die Anregung, eine genaue systematische Untersuchung über das Vor-
kommen von Mikroorganismen im weiblichen Genitalkanal vorzunehmen,
geht wohl noch auf Schröder zurück; sie ist vielfach seitdem be-
folgt worden und was bisher geleistet ist, haben nun Menge (67) und
Krönig, vermehrt durch eine grosse Zahl eigener Untersuchungen zu-
sammengefasst. Hier gehen wir wenigstens kurz auf den Inhalt von
Menge’s Arbeit ein, die sich mit dem nichtschwangeren Genitalkanal
beschäftigt. Verf. beginnt nach Litteraturübersicht mit der Darstellung
der Methode, durch die er die fremden Angaben fast in ganzer Aus-
dehnung kontrollirte. Demnächst erfolgt die Besprechung der Bakterio-
logie der gesunden und kranken Vulva, Urethra und Bartholinischen
Drüsen. Im zweiten Kapitel werden die Verhältnisse der Vagina be-
sprochen; hier vindicirt er die Rolle des Vernichtungsprozesses gegen
etwaige pathogene Keime nur zum Theil den Milchsäure produzirenden
Scheidenbacillen Doederlein’s, vielmehr glaubt er, dass die Haupt-
aufgabe den die Scheide bewohnenden Anaeroben und ihren Produkten
zufällt.
Den Cervix uteri erklärt Menge normaler Weise für keimfrei ; in-
dem er von oben nach unten prüfte, gelang ihm der Nachweis mit
Sicherheit.
Die chronische Endometritis wird für nicht bakteriellen Ursprungs
erklärt, in Verbindung damit steht wohl die starke baktericide Eigen-
schaft auch des Cervix.
In der normalen Tuba leben keine Mikroorganismen, hei Er-
krankungen finden sich vor allem der Gonokokkus, demnächst der
Tuberkelbacillus; alle anderen Keime sind selten. Auch im Ovarial-
abscess wurden mehrfach die Gonokokken gefunden.
Wir können das Werk Menge’s, das eine sichere Basis in
genauen eigenen Untersuchungen hat, hier nicht ausführlicher besprechen,
müssen aber betonen, dass wir in ihm eine grundlegende Arbeit er-
blicken, die ein Verständniss vieler Prozesse der Gynäkologie wesent-
Sonstiges Allgemeines. 43
lich erleichtert, vor allem aber mit Sicherheit die bakteriologischen Ver-
hältniese des Genitalkanals objektiv festgestellt hat.
Stratz (105), der eine Reihe von Jahren selbst auf Java zuge-
bracht und in groeser Praxis dort Gelegenheit zu gynäkologischen Er-
fahrungen gehabt hat, berichtet uns in einer Studie, was ihm der Be-
achtung werthvoll schien. Man muss die Schwierigkeit des Arbeitens
in den Tropen aus direkten Berichten kennen, um zu begreifen, dass so
wenig über die dortigen Verhältnisse in gynäkologischer Beziehung be-
kannt ist und wird doppelt dankbar für das hier gebotene sein, wenn es
natürlich auch noch nichts Abschliessendes darstellt. Stratz giebt in der
zweiten Hälfte seines Buches auch eine Uebersicht über seine operative
Thäugkeit, auf die wir nicht eingehen, weil Verf. schon die ihm wich-
tiger erschienenen Ergebnisse früher publizirte.e Ethnographisch findet
man mancherlei Interessantes, illustrirt durch Darstellung des Körper-
baues in seinen Raceneigenthümlichkeiten. Die Aufnahme der Becken-
masee an der Lebenden nahm Stratz oft vor, so dass seine Zahlen zu Ver-
gleichen herangezogen werden können. Die tropische Anämie weist
Stratz mit van der Scheer zurück, sie besteht nur in einer durch
die Temperaturverhältnisse bedingten Blässe der Haut; dass der Fluor
albus als eine spezifisch-tropische Erscheinung nicht zu Recht besteht,
glauben wir dem Verf. ohne weiteres. Gynäkologische Erkrankungen
kommen bei Eingeborenen vielfach vor, unter dem benutzten Material
befinden sich 1000 Prostituirte. Stratz hat den Eindruck, dass Ovarial.
tumoren hier häufiger sind als Myome und Carcinome. Die geburtshilf.
lichen Erfahrungen sind besonders ethnologisch interessant, auch die
Thätigkeit der Hebamme zur Einleitung der Abortes gehört bierher. Die
künstliche Sterilität wird durch mechanische Retroflexion des Uterus be-
wirkt, dies wird durch äussere Handgriffe nach Art der Massage von
einzelnen Frauen gemacht; wollen die Frauen, dann concipiren, so wird
der Uterus ebenfalls von aussen wieder aufgerichtet. — Das Buch bringt
vieles Interessantes, seine Lektüre ist durch die Schreibweise des Verf.
sehr angenehm.
Bumm (6) hat bei Gelegenheit der Eröffnung der neuen Klinik
in Basel eine genaue Schilderung des Baues und der inneren Ein-
richtung derselben geben; alle modernen Verbesserungen, die das
Institut zum Unterricht wie zum Heilen der gynäkologischen Fälle
sowie als Gebäranstalt geeignet machen, sind angebracht. Weiter giebt
Verf. in leicht fasslicher Form einen Ueberblick über die geschichtliche
Entwickelung der Frauenspitäler. Die Abbildungen des Spitals von
aussen und von innen erläutern, wie er seinen Zweck erreichte. Wer
44 Gynäkologie. Allgemeines ete.
jetzt neue Kliniken zu bauen hat, wird diesen Neubau studiren müssen
und sei auf Bumm’s Darstellung verwiesen.
Runge (84) und Anna E. (2) versuchen in litterarischer Fehde
die soziale Stellung der Frau vom medizinischen Standpunkt aus zu
fixiren, kommen allerdings zu verschiedenen Ergebnissen.
Während Flesch (30) im Anschluss an seinen Jahresbericht
recht wenig allgemeine, oder besser gesagt, nicht verwerthbare Mitthei-
lungen macht, finden wir bei E. Fränkel (32) eine kurze Fortführung
des im vorigen Jahre Mitgetheilten uud allerhand interessante kleine
Mittheilungen. So tritt auch er in der Deutung von Beuttner’s Fall
(s. oben Nr. 9) für Uterusperforation und nicht für Atonie ein; er
beschreibt ausführlich einen periphytlitischen Abscess bei einer gynäko-
logischen Laparotomie, spricht sich gegen Vaginofixation und Ver-
kürzung der Lig. rotunda aus, sowohl gegen die vaginale als auch
gegen die von der Leistengegend her. Zweimal wandte er vergeblich
Mamorek’sches Antistreptokokkenserum an.
Pompe van Meerdervoort (76) spricht als seine Meinung
aus, dass jede Krankheit des weiblichen Geschlechtsorgans auf eine
Veränderung der Bluteirkulation zurückzuführen ist. Die infektiösen
Krankheiten sind, nicht durch ihre anatomischen und physiologischen
Abnormitäten, von den Kokken verursacht, die Anleitung zur Störung
der physiologischen Funktionen der Genitalorgane der Frauen. Die
Aenderung der Cirkulation hat grösseren Einfluss auf die Entstehung
der Symptome der kranken Organe.
Die Störung des Blutumlaufs kann leicht auftreten, da das Blut
schon in normalem Zustande einen langen Weg zum Herzen zurück-
legen muss. Bei Herzleiden und Lungenkrankbeiten tritt diese Störung
noch mehr auf.
Eine andere Ursache dieser Cirkulationsstörung ist der eigen-
thümliche Verlauf der Gefässe in dem Uteruskörper und in den breiten
Bändern. Sehr leicht entstehen in einem der Genitalorgane Störungen
in der Cirkulation durch Entzündungstumoren, andere Tumoren im Uterus
und zwischen den Blättern der Ligamenta lata. Auch die Lagever-
änderungen der Gebärmutter werden den Blutumlauf theilweise hemmen.
Diese Störungen kann man zu den passiven rechnen.
Aktive Hyperämien treten, die physiologischen bei Schwanger-
schaft und Menstruation ausgenommen, bei Entzündungen und bei
malignen Tumoren auf.
Zum Schlusse äussert Verf. die Meinung, dass die Ursache der
genannten Cirkulationsstörungen ein aus dem Ovarium stammender Reiz
Sonstiges Allgemeines. 45
sein soll, der die Eigenschaft besitzt, die Gefässwand in einen relaxir-
en Zustand zu bringen. Ist die Gefässwand krank, dann wird der
Reiz einen kleineren Einfluss auf die Gefässwand ausüben. Auch bei
kranken Ovarien wird der ovarielle Reiz schwächer wirken, als bei
normalen. In der Zeit der Menstruation wird dann durch den kleineren
Reiz weniger Blut, aber mehr Serum abgesondert werden. Eine länger
dauernde Menstruationsperiode ist zu erklären aues der langen Zeit,
welche nöthig ist, um die Gefässe wieder zu normaler Kontraktion zu-
rückzuführen.
Im Präklimakterium tritt eine ähnliche Cirkulatiousstörung auf.
(Doorman, Leiden.)
Potejenko (77) hat 22 Fälle verschiedener entzündlicher Zu-
sände der Gebärmutter und der Adnexa nach Grammatikati (täg-
liche Injektion mittels der Braun’schen Spritze einer Mischung von
Alumol 2,5, Tinct. Jodi und Alkohol absol. ca. 25,0) behandelt. Meistens
wurden 25—27 Injektionen gemacht. In allen diesen Fällen, ausge-
nommen einen von puerperaler Endo-Parametritis, verzeichnet Autor
eine bedeutende Besserung. Genesung will er in folgenden Fällen
geschen haben: sieben Fälle von Salpingooophoritis, in sechs Fällen
von catarrhaler Endometritis, einen Fall puerperaler Endometritis, zwei
Fällen von Gebärmutterblutungen (Endometritis und Fibromyome), einen
Fall polypöser Endometritis und in einem Falle puerperaler Para-
metritis. Autor muss leider zugeben, dass nicht in allen Fällen die
Genesung eine stabile war, da mehrere Male nach 1!/2—2 Monaten die
alten Symptome wieder zum Vorschein kamen. (V. Müller.)
Kleinwächter (55) berichtet über Versuche, welche er mit der
Örganotherapie in der Gynäkologie anstellte; zweimal gab er Wochen
lang bei einem unoperirbaren Uteruscarcinom Thyreoidintabletten, ferner
in fünf Fällen von Uterusmyom, zwei Fälle von Dysmenorrhoe nach
Salpingitis wurden theils mit Thyreoidin-, theils mit Ovarintabletten be-
handelt. Kleinwächter meint, einen günstigen Einfluss auf die
Stärke der Blutungen bei Myom, besonders ein Verschwinden der
atypischen Blutungen gesehen zu haben; auch glaubt er, dass die Blutungen
beim Carcinom sich verringert hätten.
Jacobs (46) bat durch die Darreichung von Eierstocksextrakt
in Wein klimakterische Beschwerden, sowie Ausfallserscheinungen nach
Kastration, Dysmenorrhoe bei Chlorose gebessert, auch genitale Psychosen
und Neurosen, sowie Verdauungsstörungen besserten sich; auch kli-
makterische Blutungen, die nicht in Tumoren begründet waren,
cessirten.
—
46 Gynäkologie. Allgemeines etc.
v. Hook (44) studirte die Folgen des Fehlens des exstirpirten Uterus.
Die direkte Berührung von Blase und Rektum ruft keinen Nachtheil
hervor, die narbige Retraktion der Ligamenta lata genügt als Ersatz
des Beckenbodens; durch die Narbenbildung erklärt v. Hook auch
das Ausbleiben von vaginalen Hernien, allerdings können sie auch durch
Ureterkompression schaden. Viel wichtiger aber erscheinen ihm die
nervösen Folgen der Uterusexstirpation, und mit den neueren Autoren
fühlt sich Verf. daher in der konservativen Richtung völlig einig.
Fish (29) ist sich allerdings klar, dass ein nüchterner Standpunkt
zwischen dem übermässigen Operiren der modernen Gynäkologie und
dem konservativen Verhalten schwer Anerkennung finden wird; trotz-
dem hält er unter Vorführung einzelner Erfahrungen die Entfernung
des Uterus für nicht zweckmässig, ohne dass besonders ernste Indika-
tionen vorliegen. Seine Begründung, u. A. auch durch die Furcht vor
vaginalen Hernien oder Prolaps und durch die Möglichkeit, durch
Ovarientransplantation ihn sogar noch empfängnissfähig zu machen,
scheint uns wenig glücklich.
v. Wild (117), der in einer kleinen Abhandlung den Zusammen-
hang zwischen Genitalfunktionen und Darmthätigkeit betont und auf
die Wichtigkeit richtiger Diät für die Vermeidung der Obstipation hin-
weist, empfiehlt zur Heilung der Obstipation Uebung des Recti im
Puerperium durch Aufrichtung aus horizontaler Rückenlage, Oelklystiere,
Faradisation des Bauches und gymnastische Uebungen.
Roux (83) schildert an der Hand von sechs Beobachtungen hyste-
rische Kontrakturen, durch die Klumpfuss, Skoliose, Schiefhals und
Kyphose vorgetäuscht wurden; die differentielle Diagnostik gegen die
essentiellen Formen der Erkrankungen ist oft nicht leicht; doch betont
Verf. die Untersuchung auf Stigmata und die Beachtung des krampf-
haften Zitterns der Augenlider.
Spener (97) will durch sehr breite Achselbänder und durch
Knöpfe, an denen die Kleider angeknöpft werden, die bisherigen Schäd-
lichkeiten des Korsetts durch Einschnürung vermieden sehen.
Kleinwächter (55) empfiehlt im Anschluss an Spener’s Auf-
forderung wiederholt den schon früher von ihm angegebenen Büstenbalter.
Punton (79) verlangt mit Recht eine grössere Berücksichtigung
ärztlichen Ratlıes bei hygienischen Gesetzen, insbesondere auch in Be-
ziehung auf Prostituirte etc. zur Vermeidung von Gonorrhoe.
Beuttner (9) bespricht zwei Fälle, in denen er ein auffallend
weites Eindringen von Instrumenten in den Uterus sah, und zwar hält
er dies für Folgen der Erschlaffung, nicht für Perforation.
Sonstiges Allgemeines. 47
Odebrecht (72) kritisirt dies als Perforation des Uterus.
Braunstein (12) hat experimentelle Untersuchungen über die
Wirkung von Stigma maidis und Ustilago maidis auf die Gebärmutter
an Kaninchen angestellt. Auf Grund seiner Experimente kommt Autor
zum Schlusse, dass Stigmata maidis auf vasomotorischem Wege ihre
Wirkung auf die Gebärmutter ausüben, dagegen wirkt Ustilago maidis
direkt auf die nervös-muskulären Elemente der Gebärmutter. Seine
klinischen Beobachtungen überzeugten Braunstein, dass Ustilago
maidis (30—40 Tropfen extracti fluidi) die Gebärmutterkontraktionen
bedeutend verstärkt und die Pausen verringert. Stigmata maidis em-
pfiehlt Autor in Fällen von Uterusblutungen, wo man ausschliesslich
auf die Gebärmuttergefässe einwirken muss. (P. Müller.)
Seligmann (92) beschreibt eine wesentliche Besserung, in andern
Fällen ein fast völliges Verschwinden von Adnextumoren, die er durch
den Befund von Tuberkelbacillen im Cervixsekret für tuberkulöse Pyo-
salpinx ansah, durch den Gebrauch von Injektionen von Tuberculinum R.
Chase (18) will zur Vermeidung von Shock darauf achten, dass
auch vor der Operation die Harnsekretion in Ordnung ist, will Herz-
tonica vorher gebrauchen lassen, will die Operation dann möglichst
abkürzen, bei Blutverlust Kochsalzinfusion machen und durch Lagerung
der Patientin die Entstehung verhüten.
Condamin (22) empfiehlt die von ihm angegebene Columnisation
der Vagina — allmäblich zunehmende Ausdehnung der Vagina durch
Tamponade — bei akuten Entzündungen des Uterus und der Anhänge
bei Retroversion des Uterus mit oder ohne Fixation, bei Peri- und Para-
metritis posterior, bei Parametritis oder Prolaps.
Als Zeichen residualer Gonorrhoe nennt Saenger (85) an
der Vulva die rothen Schleimhautflecke, die chronisch sklerosirende
Entzündung der Bartholini’schsn Drüse, die Cysten derselben und
die kleinen Geschwüre am Ausführungsgang der Drüse, ferner an der
Urethra die chronischen Entzündungen mit Strikturen, die Periurethritis,
in der Vagina die chronische Entzündung, am Uterus gewisse Formen
chronischer Schleimentzündung oder endlich an den Anhängen ver-
schiedene Formen der chronischen Perimetritis.
Unter 3323 verheiratheten Frauen der Würzburger Poliklinik fand
Brunnenberg (14) 474 — 293 primär und 181 sekundär — sterile
Frauen. Es handelte sich 32 mal um Missbildungen des Genitalkanal,
95 mal um Lageveränderungen, 203 mal um Entzündungen des Uterus
und der Anhänge, 104 mal um Tumoren und 40mal fand sich nichts
48 Gynäkologie. Allgemeines etc.
Abnormes. Verf. betont mit Recht die grosse Bedeutung der Entzün-
dungsprozesse an den Genitalien für die Entstehung der Sterilität.
Schultz (91) stellte eine Reihe von Gonokokkenkulturversuchen
mit den verschiedenen Nährböden an, und kam dabei zu folgenden
Resultaten:
I. Auf Menschenfleisch-Glycerin-Agar wurde 24 mal geimpft und
zwar mit Sekret aus der Urethra 12 mal, (1 positiv, 1 fraglich und
10 negativ), aus dem Cervix 7 mal (6 positiv, 1 negativ), aus dem
Uterus 2 mal (beide positiv) und mit Vulvovaginalsekret 3 mal (2 positiv).
II. Auf Blutserum nach Wertheim wurde 5 mal geimpft (2 mal
aus dem Uterus, L mal aus dem Cervix und 2mal aus der Urethra).
Eine Urethralimpfung ausgenommen alle positiv.
III. Auf Urin-Agar wurde 4mal mit negativem Erfolg geimpft;
die ganze Oberfläche des Nährbodens war voll Saprophyten.
IV, Auf Ascites--Agar wurde 2mal mit positivem Erfolg geimpft.
V. Die Impfungen auf Cysten-Agar waren sämmtlich negativ,
wahrscheinlich wegen zu geringem Eiweissgehalt der Cystenflüssigkeit.
Sämmtliche Versuche wurden mit reichlich gonokokkenhaltigen
Sekret ausgeführt.
Schultz zieht aus diesen Versuchen den Schluss, dass nur das
Blutserum und das Menschenfleisch -Glycerin-Agar als Gonokokken-
nährböden zu empfehlen sind, jedoch sicher nachweisbare Gonokokken
auch in diese nicht immer mit Erfolg geimpft werden können. Nament-
lich lassen die Impfungen mit dem Urethralsekret viel zu wünschen
übrig, so dass Schultz die mikroskopische Untersuchung den Kultur-
versuchen unbedingt vorzieht und sie für ein zuverlässiges Verfahren
hält. (Temesväry.)
Huber (45) bespricht im Anschluss an einige Fälle von gonor-
rhoischer Periproctitis bei Puellis publicis die Aetiologie und Pathologie
der Rektalgonorrhoe, und kommt zu folgenden Schlussfolgerungen:
1. Die Rektalgonorrhoe kommt relativ häufig vor; sie ist eine
der Urethralgonorrhoe analoge, spezifische Schleimbauterkrankung.
2. Die Rektalgonorrhoe kann auch die Lieberkühn’schen
Drüsen und deren Umgebung affiziren, wodurch eine der in der Harn-
röhre vorkommenden ähnliche Perifollieulitis des Bektuns entsteht.
3. Eine im Verlaufe der Rektalgonorrhoe entstehende Periproctitis
sei in den meisten Fällen als eine direkte Komplikation, nicht aber
als eine Mischinfektion aufzufassen. Dies schliesse jedoch nicht aus,
dass in gewissen Fällen auch nicht spezifische Mikroorganismen ähn-
liche Prozesse erzeugen.
Sonstiges Allgemeines, 49
4. Ein Theil dieser Abscesse entspricht genau den Jadassohn-
schen Pseudoabscessen in dem periurethralen Bindegewebe, der Prostata
und den Bartholinischen Drüsen.
5. Die Follieulitis und Perifolliculitis verschlimmern die Prognose
der Rektalgonorrhoe, denn gerade in solchen Fällen entstehen zumeist
Strikturen des Rektums.
6. Die Geschwürsbildung ist im Verlaufe einer Rektalgonorrhoe
ebenso selten, wie in dem der Urethralgonorrhoee. (Temesväry.)
Becking (6) berichtet zwei Fälle von Sectio Caesarea aus relativer In-
dikation:
1. Ipara mit allgemein verengtem, plattem, rhachitischem Becken. C. v.7 cm.
Die Operation wurde nach Eintreten der Wehen gemacht. Die Placenta lag
an der vorderen Seite der Uteruswand, das Kind war asphyktisch, wurde aber
wieder belebt. Die Blutung war stark. Mutter und Kind gesund entlassen.
2. VIpara, nur zwei Kinder lebendig geboren. Allgemein verengtes rha-
chitisches Becken. C. diag. 9’/s cm. Nach einigen vergeblichen Versuchen
mit dem Forceps den Kindeskopf zu extrahiren, wurde S. Caesarea gemacht.
Auch in diesem Fall war die Placenta an der vorderen Wand angeheftet in
der Wunde. Mutter und Kind gesund entlassen.
Verf. empfiehlt die Reinigung der Vagina vor der Operation, weil man
dann den grössten Theil der septischen Keime entfernen kann.
3. EinTumor ovarii befand sich während der Geburt im Cavum Douglasii,
der Kopf blieb über dem Beckeneingang stehen. Mit einem Troicart wurde die
Cyste punktirt, der Kopf kam ins Becken, wurde mit Forceps extrahirt. An
der linken Seite neben dem Uterus war nach der Geburt ein harter Tumor zu
fühlen, so gross wie eine Orange. Pat. bekam im Puerperium Fieber, während
der Tumor stark wuchs. Als Erscheinungen von Peritonitis auftraten, wurde
Laparotomie gemacht (20 T. post part), Tumor verwachsen mit der Umgebung.
Es war eine Dermoidcyste. Ein Theil des Inhalts war schon in die Bauch-
höhle eingetreten, bei der Lösung des Tumors riss an verschiedenen Stellen
die Wand durch. Pat. genas. Verf. meint, dass, hätte er die Art des Tumors
mit Sicherheit erkannt, er erst den Versuch hätte machen sollen, den Tumor
zu reponiren, und wenn dies misslungen wäre, sofort die Laparotomie zu
machen; zum Schluss berichtet Becking über eine supravaginaleAmputa-
tion des Uterus wegen interstitieller und subseröser Myome mit beginnen-
der Gravidität, behandelt mit. versenkter elastischer Ligatur. Pat. genesen.
Verf. vertheidigt diese Methode der supravaginalen Amputation der Ge-
bärmutter, weil die Operation kurz dauert und sehr leicht zu machen ist.
(Doorman, Leiden.)
Treub (111) berichtet über seine grossen Operationen aus dem Laufe eines
Jahres. Verf. nennt seine Statistik eine „integrale“, weil er nicht nur über
die guten Fälle Bericht erstatten will, sondern auch über die unglücklichen
Resultate, sowie über die Fehler in der Diagnose und in der Technik. Verf.
ist in der Mittheilung seiner Fälle sehr aufrichtig und werden die Kranken-
geschichten ganz der Wahrheit gemäss mitgetheilt. Die unglücklichen Fälle
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 4
50 Gynäkologie. Allgemeines ete.
werden ausführlicher besprochen, die günstig verlaufenden öfters nur beiläufig
erwähnt.
Verf. spricht weiter als seine Meinuug aus, dass diese integrale Statistik
äusserst lehrreich sein müsse für die anderen Kollegen, weil sie aus den mit-
getheilten Fällen ersehen können, wie sie am besten zum Vortheil ihrer Kranken
handeln können. Verf. regt auch die anderen Gynäkologen in Holland an, ihre
Statistiken in dieser Weise zu publiziren.
Die Zahl der klinischen Patientinnen betrug ungefähr 500, diejenigen der
Privatpatientinnen ca. 325 und die Zahl der poliklinischen Kranken, aus welchen
ein Viertel zu klinischen ausgewählt wurden, 774. Die Zahl der Operirten be-
trug also 1500. Verf. stellt der Indikation zur Operation die engsten Grenzen,
nur in der höchsten Nothwendigkeit greift Verf. zum Messer.
Ovarialcystome (23 Fälle, 6 Todesfälle) werden ohne Unterschied alle mit
dem Bauchschnitt exstirpirt, da einfache Cystome immer in maligne Degenera-
tion übergehen ; selbst in Fällen von schon malignen und vereiterten Cystomen
macht Verf. den Versuch die Kranken noch zu retten. Aus der letzten Art
von Fällen entstammen fünf Todesfälle, in einem Falle war Infektion die Causa
mortis.
Die Extrauterinschwangerschaftsfälle (5 Fälle, 1 Todesfall) wurden alle
mit Laparotomie behandelt. In einem einzelnen Fall hat Verf. versucht, per
vaginam zu operiren. Dieser Xoti ;
bare Se die ne Gen nie , wie mäch td Aer einzige Todesfall betraf
: N 2 drn in ihrer Privatwohnung
Die Salpingo opip Wes werden in Teichtengg äflen alle per Laparotomiam
andelt (3 aus der Privat-
“* AMnommen). Drei schwere Fälle
hat Verf. mit der Pean’ schen Gees per Vaginam behandelt.
Dass Verf. sehr streng seine Indikation zur Operation stellt, beweist er aus
dem Faktum, dass von 80 Frauen, welche mit Salpingo-oophoritis in die Klinik
eintraten, nur 18 operativ behandelt sind. Die anderen wurden alle mit anderen
Mitteln behandelt.
Die zwei Todesfälle betrafen Patientinnen, welche unter sehr ungünstigen
Verhältnissen operirt wurden.
Die acht mit P&an’scher Operation behandelten Fälle zählen einen einzigen
Todesfall, die Causa mortis war Collaps, 24 St. nach einer sehr schweren
Operation in einem äusserst komplizirten Falle mit beiderseitiger Pyosalpinx.
Paraproctitis, drohender Perforation in das Rektum.
Die Uteruscarcinome (2 Corpuscarcinome, 11 Cervixcarcinome, 2 Portio-
carcinome, 1 Adenoma mucosae uteri) werden mit den Pean’schen Klemmzangen
per Vaginam exstirpirt. Kein Todesfall war zu konstatiren.
Ein Fall von Darmcarcinom, operirt bei einer collabirten Frau, endete
mit dem Tode bald nach der Operation. Von den supravaginalen Amputationen
der Gebärmutter (11 Fälle, 9 Fibromyome, 1 malignes Ovarialcystom, 1 ma-
ligner Tumor des Uterus) genasen alle Patientinnen.
Verf. wendet noch immer die versenkte elastische Ligatur an. Dreimal
hat Verf. versucht, die Ligatur fortzunehmen, nachdem er die Cervixgefässe
mit vier seidenen Fäden umstochen hatte. Diese Methode gefiel Verf. nicht.
Sonstiges Allgemeines. DI
da de Blutung zu stark war und die Zeit für die Blutstillung die Operation
verzögerte. Verf. wird in den künftig zu operirenden Fällen wieder mit der
versenkten Ligatur operiren.
Verf. hat drei abdominale Uterusexstirpationen nach Doyen’s Methode
gemacht bei sehr grossen Fibromyomen der Gebärmutter. Die Blutung war in
einem Fall stark, in einem anderen mässig, im dritten gering. Verf. empfiehlt
die Operation für grosse Myome, aber wegen der Blutungsgefahr will er die
Operation nicht in Fällen, wo die Kranke sehr anämisch ist, anwenden. Alle
drei genasen. Die vaginale Hysteromyomektomie mit Morcellement machte
Verf. in vier Fällen bei grossen Fibromyomen. In allen Fällen wurde die
Vorderwand des Cervix gespalten, bis das Myom zugänglich wurde. Die Zer-
stäckelung der Geschwülste wurde theils durch das Ausschneiden von konischen
Partien (Segond), theils durch V-förmige Excisionen (Doyen) erreicht. Die
breiten Bänder wurden unter Anwendung von Klemmzangen ohne Blutung
durchgeschnitten.
Zwei Todesfälle: Virgo, 27 J., mit sehr schwacher Herzthätigkeit und
widerstandsioser Natur. 20 T. p. op. starb Pat. an Exhaustio nach einem
Darmkatarrh.
Zwei subseröse Fibromyome wurden per Laparotomiam entfernt mit.
gutem Erfolg.
Ventrofixation des Uterus hat Verf. nur zweimal gemacht; zuerst
bei einer Frau, wo die Adhäsionen so stark waren, dass selbst die Schultze-
sche Lösungsmethode feblschlug. Die zweite Patientin war eine Virgo, 21 J.
alt, eine Hysterika, welche zweimal in der Woche hystero-epileptische Anfälle
hatte. Pessaria hatten keinen Erfolg. Darum wurde die Gebärmutter an die
vordere Bauchwand angeheftet.
Verf. hebt hervor, dass im verlaufenen Jahre die grosse Anzahl von 160
Frauen mit Retroflexio uteri in klinischer und poliklinischer Behandlung ge-
nommen sind, und dass alle, nur die zwei obengenannten operirten Patientinnen
ausgenommen, in anderer Weise von ihren Beschwerden befreit sind und nur
die beiden operirten Fälle eine objektive Indikation für den operativen Eingriff
dtboten.
Verf. hat vier Kaiserschnitte mit gutem Erfolg für Mütter und Kinder
semacht. Ein Kind nur starb fünf Wochen nach der Geburt an Dyspepsie.
Im ersten Fall war die Sectio Caesarea indizirt bei einer Igravida mit
plattem rhachitischem Becken (Conj. v. 73/4), verengtem Ausgang. Die zweite
Frau hatte kongenitale Luxation der linken Hüfte, allgemein verengtes plattes
rhachitisches Becken (Conj. v. 3,75). Beim dritten Falle handelte es sich um
eine Frau, welche vier todte Kinder gehabt hat. Die relative Indikation war
der Wunsch der Frau, ein lebendiges Kind zu bekommen. Das Becken
war nicht sehr verengt. Conj. vera 8/4 cm, sp. 27, cr. 29, Umfang 96, dist.
tab. ischii 12'/s, Conj. diag. 10°/4, in Walcher’scher Lage 12'. Als aber die
Eihäute drei Wochen vor dem vermuthlichen Ende der Schwangerschaft zer-
nssen, wünschte die Frau und auch ihr Mann die Operation. Der Erfolg war
sehr günstig.
Ankylotisch-schräg verengtes Becken durch rechtsseitige Ankylose und
Luxation des Hüftgelenkes. Pat. hat in ihrem 10. Jahre nach einem Fall von
der Treppe eine Hüftgelenksentzündung durchgemacht, wobei Knochenstücke aus-
4*
52 Gynäkologie. Allgemeines etc.
gestossen sind. Das rechte Bein steht jetzt in rechtwinkeliger Beugung, in
Luxation ankylotisch auf dem Becken aufsitzend. Der linke Schenkelkopf ist
auch aus der Gelenkpfanne ausgetreten, aber noch beweglich. Die linke Hüfte
steht viel höher als die rechte. Beckenmaasse: Dist. spin. il. 16 cm, crist. 18!/2,
Conj. ext. 14!'2, Conj. vera Bilan, quere Abmessung des Beckeneinganges 7 cm.
Das rechte Sitzbein ist nach innen gedrungen. Unmittelbar über dem Tuber
ischii ragt ein unregelmässiges Knochenstück in die Beckenhöhle hinein. Die
Entfernung von der linken Spina ischii zum nächstgelegenen Theil des Sakral-
randes misst nur eine Fingerbreite. Rechts war diese Strecke 8—4
Fingerbreite. Das Sakrum war von oben nach unten platt.
Maasse nach der Operation genommen: Entfernung der Crista sacralis-
spina post. sup. sinistra 3 cm, dextra 5 cm; Entfernung des unteren Randes
der Symphyse-spina post. sup. sinistra 17?/s, dextra 153/4; Obliqua dextra (äis,
sinistra 19, post. sup. dextra 15'/s.. Zur Vermeidung von späteren Schwanger-
schaften wurden beide Tuben doppelt unterbunden und durchgeschnitten.
Verf. theilt am Schluss der Statistik fünf Nierenexstirpationen mit, welche
alle genasen. Der erste Fall war ein Sarkom der Niere, der zweite ebenso,
die drei anderen wurden wegen Verletzung des Ureters nach Operationen ge-
macht. (Doorman, Leiden.)
Treub (110). Der Sattel ist beim Velociped die Hauptsache,
dieser darf gar keine Beschwerden machen. Das Radfahren befördert
den Blutumlauf der Beckenorgane und des ganzen Körpers. Krank-
heiten der Menstruation u. s. w. sah er durch das Fahrrad geheilt.
(Doorman, Leiden.)
Theilhaber (108), wie Flöel (31) besprechen gleichfalls das Rad-
fahren vom Standpunkte der Gynäkologie, sie halten es beide für nütz-
lich im Sinne einer körperlichen Uebung und nervösen Kräftigung.
Masturbatorische Reizung kommt nach Theilhaber’s Ansicht nfcht.
vor; wohl entsteht manchmal Wundsein der äusseren Genitalien bei
starkem Panniculus. Dass bei Schwangerschaft und Menstruation das
Radfahren besser unterbleibt, ist klar.
Latis (59) hat drei Fälle von Endometritis haemorrhagica mit
Darreichung einer Widderschilddrüse jeden Tag während einem Monat
behandelt und Heilung erzielt. Verfasser möchte ferner, dass diese
Therapie auch in Osteomalaciefällen versucht sei, da er bei einer an
Osteomalacie kranken Wöchnerin, welche während fünf Monaten mit
Schilddrüse gefüttert wurde, eine offenbare Besserung beobachtete.
(Herlitzka.)
Trovati (112) studirte mit verschiedenen Methoden die Gono-
kokken, die sich bei den Infektionen der inneren Genitalien des
Weibes vorfinden, hebt dabei die pyogene Aktion der Gonokokken hervor,
Entwickelungsfehler. A)
und betont, dass sie auch allein die einzigen Infektionskeime der
aufsteigenden Gonorrhoe sein können. (Herlitzka.)
Nachdem Pazzi (74) einige eigene Bemerkungen über die prophy-
laktische medizinische und chirurgische Behandlung der transitorischen
Amenorrhoe besprochen hat, berichtet er über zwei Fälle, welche durch
Ferratin- Anwendung genesen sind. Verf. schliesst mit der Meinung,
dass das Ferratin eine augenscheinliche emmenagoge Eigenschaft in jenen
Fällen von Amenorrhoe, welche von einer allgemeinen konstitutionellen
Ursache abhängig sind, besitzte. (Herlitzka.)
Rode (80) macht aphoristische Bemerkungen über Obstruktio
alvi, Dysurie und Pruritus vulvae.
Seine Mittel gegen Obstruktion sind: Kräftige Kost, drei gute
Mahlzeiten täglich, eventuell ein Schnaps, Mittagsschlaf und keine ab-
führende Pillen.
Abelins Dilatation der Urethra ist sein Mittel gegen Dysurie
und gründliche Waschung mit Seife gegen Pruritus. Dies wurde auch
von P. Ruge warm empfohlen. (Kr. Brandt, Kristiania.)
lI.
Pathologie des Uterus.
Ref. Prof. Dr. Wiedow.
— —— —
l. Entwickelungsfehler mit Einschluss der Gynatresien.
l. Balbuzzi, Una rara deformità degli organi genitali muliebri. Gazzetta
degli Ospedali. Sem. I, fasc. 31. (Fall von angeborenen Uterus-Ovarien
und Müller'schem Gang-Defekt.) (Herlitzka.)
. Barone, Ematometra ed ematosalpinge in utero didelphi per atresia di
uno degli uteri. La Rassegna di Ost. e Ginec. Napoli, Nr. 8 e 9. (Barone
beschreibt einen Fall von Uterus didelphus mit einer einzigen Scheide;
im rechten Uterus und Tube war durch Obliteration mittelst eines mem-
branösen Stranges eine Hämatometra und Hämatosalpinx entstanden. Nach
Einschneidung des Septum wurde der Inhalt entleert und die Kranke ge-
nas. Nach einem Jahre Schwangerschaft im normalen linken Uterus mt
normalem Verlauf.) (Herlitzka.)
LEI
or
10.
11.
12.
13.
14.
16.
Gynäkologie, Pathologie des Uterus.
Bernhard, O., Uterus duplex separatus (s. didelphys) mit Vagina duplex.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 50. (Obige Anomalie wurde bei einer
26jährigen Frau beobachtet, man hatte den Verf. wegen Sterilität kon-
sultirt.)
. Burrage, Congenital absence of uterus and vagina. Amer. Journ. of
Med. Sc. Philad. Vol. CXIII, pag. 810.
. Chasse, M. A., Uterus bifide. Arch. de gyn. et de tocol. Tom. XXIII.
pag. 795. (Beschreibung eines Uterus bicornis unicollis, der bei der Sektion
eines 20jährigen Mädchens gefanden wurde.)
. Chodakowski, Ein Fall von erworbener Hämatometra. Przeglad Lekarsk.
pag. 3860 u. ff. (Neugebauer) und Tagebuch der Ges. der Aerzte der
Kasan’schen Univ. Heft III. (V. Müller.)
. Decio, Sopra un caso di emato-salpinge ed ematometra per mancanza
congenita della vagina. Atti della Associazione Medica Lombarda, Nr. 1,
pag. 23. (Herlitzka.)
. Delore, X., Hématocolpos et hématométrie consécutifs à un accouche-
ment normal et remontant a deux ans. Ann. de gyn. et d'obst. Tom.
XLVII, pag. 425.
. Dudley, Specimen of double uterus with osteophyte. Transact. of the
wom. hosp. Soo. 8. VI. Ref. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag.
209. (Unklare Schilderung eines Falles von doppeltem Uterus, dessen eine
schwangere Hälfte durch kriminellen Abort verletzt war. Die Frau starb
nach vorausgegangener Laparotomie. Die Diagnose wurde erst bei ge-
nauer Untersuchung des Präparates gemacht.)
Fergusson, W., Uterus bicornis unicollis. The Scott. Med. and Surg.
Journ. Vol. I, Nr. 7.
Gruner, Utero e trombe di Fallopia in un uomo. Giornale della R.
Accad. di Med. di Torino, fasc. 5, pag. 257. (Herlitzka.)
Hall, R. B., Double uterus with congenital closure of one cervix; uterus
distended with menstrual fluid. Transact. Obst. Soc. of Cincinnati. Ref.
Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, Nr. 5.
Jarman, A case of undevelopped internal genitalia. Transact. New York
Obst. Soc. 18. V. Ref. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 481.
(Es handelte sich um einen mangelhaft entwickelten Uterus bei fehlender
Scheide. Beim Versuch, letztere herzustellen, wurde das Rektum ange-
rissen und das Bauchfell im Douglas verletzt. Die Folge war eine lokale
Peritonitis und eine Rektovaginalfistel.)
Johnson, H. L. E., Atresia of the uterine canal after the Menopause.
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, Nr. 6. (Verklebung des Cervikal-
kanales bei einer 56jährigen Frau, dieselbe ist leicht mit der Sonde zu
trennen, worauf übelriechender Eiter in grosser Menge aus dem Uterus
ausfliesst.)
Kleinhans, F., Ueber einen Fall von Haematometra lateralis mit Haema-
tosalpinx. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 5, pag. 231. (Verf. entfernte
bei genannter Anomalie zunächst die Adnexe der verschlossenen Seite und
öffnete darnach den Uterus von der Scheide aus. Heilung.)
Lewers, Hämatometra bei Verdoppelung des Uterus. Transact. Obst.
Soc. of London. Meeting 7. X. 96.
2,
ts: tv
*
Entwickelungsfehler. OK)
. Manisculo e Titone, Singolare anomalia nell apparecchio uro-genitale
muliebre. Palermo. Tip. Bondi. (Herlitzka.)
. Martin, C.. Haematometra and haematosalpinx due to atresia of the
vagina. Abdominal hysterectomy with suture of the uterine stump to the
abdominal wall. The Brit. Gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 462. (Bei einem
19jährigen Mädchen, dan seit drei Jabren Molimina menstr. hatte, fand
Verf. eine Atresia vagin. mit Hämatometra und Hämatosalpiox. Der Uterus
war so gross als im sechsten Monat der Schwangerschaft. Verf. machte
die typische supravaginale Amputation und nähte den aus dilatirtem Cervix
und oberen Vaginalabschnitt gebildeten Stumpf in die Bauchwunde ein.
Heilung mit Bildung einer Bauchdeckencervixfistel.)
. Meurer, M., Uterus didelpbkys und Uterus bicornis. Nederl. Tijdschr. v.
Verlosk. en Gyn. Nr. 1, pag. 87. (Doorman, Leiden.)
. Meyer, R., Ueber Hämatosalpinx bei Verschlüssen doppelter Genitalien.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 310.
M. Peterson, An imperforate uterus. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X,
pag. 374. (Demonstration eines Uterus ohne Höhle, der Cervikalkanal
endigt in der Tiefe von nicht ganz ein Zoll blind, eine Tube gleichfalls
undurchgängig. Das Prăparat wurde zufällig bei der Sektion einer
75 jAhrigen Frau gefunden.)
Sachs, Entwickelungsfehler der weiblichen Genitalia als Indikation zum
operativen Eingriff. 1. Defectus uteri et vaginae, Castratio. 2. Atresia
vaginae partialis congen., haemelytrometra, Operatio gynatresia. Jurnal
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juli und August. (Der zweite Fall
endete letal.) (V. Müller.)
. Schwartz, Ed., Sur un cas d'absence congénitale des deux tiers inférieurs
du vagin avec développement incomplet des organes génitaux profonds.
Laparotomie exploratrice. Création d'un vagin complet. Rev. de Gyn.
et de Chir. Abd. Nr. 6.
4. Suetinoff, Fall von Pseudohermaphroditismus. Medicinskoje obosrenie.
Juni. (V. Müller.)
Tennberg, C. A. C., Beitrag zur Kenntniss der angeborenen Missbil-
dungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. V, pag. 300.
. Tombleson, J. B., A case of uterus bicornis. Lancet, Nr. 3857.
. Vitanza e di Bella, Su medici casi di „uterus septus* didelfi e su
altre malformazioni degli organi genitali umliebri. Atti della Soc. italiana
di Ost. e Ginec. Roma. Vol. IV, pag. 111. (Herlitzka.)
Tennberg (25) berichtet über 12 Fälle von Bildungsfeblern der
inneren Geschlechtstheile, welche in den Jahren 1880—1896 in
der Heinricius’schen Klinik in Helsingfors beobachtet wurden. Er
führt 8 Fälle von Verkümmerung des Uterus auf, in denen gleichzeitig
rudimentäre Entwickelung der Ovarien und der Scheide zu verzeichnen
war. In 3 Fällen bestand ein vollständiger Defekt des Uterus unter
56 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Mitbetheiligung der übrigen Geschlechtsorgane. 1 mal fand sich Defekt
der Vagina.
Der Fali von Hall (12) betrifft ein 13jähriges Mädchen, das seit
7 Monaten menstruirt war, seit der 2. Periode fortdauerndes Unwohlsein.
Die Untersuchung ergab einen Beckentumor, über dessen Natur Verf.
erst durch die Laparotomie Aufschluss erlangte. Es handelte sich um
einen doppelten Uterus, dessen rechte Seite verschlossen war. Rechte
Tube war frei. Der Tumor wurde von der Scheide aus geöffnet, aus-
gespült und drainirt. Heilung.
Meyer (20) hat die bisher veröffentlichten Fälle von Verdoppelung
des Genitalrohres mit gleichzeitigem Verschluss der einen Seite einer
kritischen Durchsicht unterzogen und kommt dabei zu dem Schluss,
dass der zur Hämatosalpinx führende Tubenverschluss auf infektiösen
Ursprung zurückzuführen ist, und zwar ist hierfür bei erworbenen Atresien
die gleiche Ursache verantwortlich zu machen, welche die Atresie selbst
herbeiführte, während bei den angeborenen Atresien die Infektion von
der offenen Hälfte des Genitalschlauches ihren Ausgangspunkt nimmt.
Lewers (16) beobachtete bei einem 17jährigen Mädchen einen
Fall von Haematometra Uteri duplicis. —
Brüste und äussere Genitalien sind normal, der Introitus ist
geschlossen, von der Harnröhre verläuft nach unten eine kleine Er-
hebung, zu deren Seiten seichte Vertiefungen mit rudimentärem
Hymen liegen. Uterus gänseeigross, an seinem unteren Theil fühlt
man per anum ein Grübchen, das für das Orif. ext. gehalten wird.
Incision zwischen Blase und Mastdarm und Einstossen einer Zange
an der Stelle des Grübchens; Entleerung theerartigen Blutes; nachdem
die Höhle entleert ist, fühlt man nach rechts ein zweites Grübchen ;
auch hier wird mit der Zange eingestossen und eine zweite, grössere
Höhle geöffnet. Drainage. — Die Scheide wird durch Einlage eines
Pessars offen gehalten.
Einen bezüglich seiner Aetiologie ganz unklaren Fall von Ver-
schluss des Genitalschlauchs berichtet Delore (8). Die 41jäbrige Frau
war vor 2 Jahren spontan niedergekommen und war seitdem nicht
mehr menstruirt. Seit 4 Monaten Schmerzen im Leib, die allmählich
kontinuirlich wurden. Bei der Untersuchung findet man die Scheide
4 cm oberhalb des Introitus verschlossen, das Becken ausgefüllt von
einem fluktuirenden Tumor, der sich bis in die linke Fossa iliaca er-
streckt. Durch Punktion wird der Sack entleert, danach Fieber, In-
cision und Ausspülen der Höhle. Trotzdem Tod am 4. Tag an
septischer Peritonitis. — Bei der Sektion wurden die Tuben frei
ele
ht
Entwickelungsfehler.
gefunden, die Peritonitis war durch Zerfetzung des Hämatometra-In-
halts entstanden.
Gruner (11) beschreibt einen Uterus und Tuben, welche in
anem Manne bei einer Hernienoperation im Leistenkanale gefunden
wurden. Aus diesem eigenen und aus anderen Fällen schliesst Verf.,
dass ein echter und physiologischer Hermaphroditismus bis jetzt noch nie
angetroffen wurde. (Herlitzka.)
Decio (7) bespricht einen Fall, bei dem es sich um ein 19jähriges
noch nicht menstruirtes Mädchen handelt, welches seit dem elften Jahre
starke Schmerzen im Unterleibe ungefähr jeden Monat und in den
letzten Jahren Schwellung des Unterleibes fühlte. Es handelt sich um
Hämatosalpinx und Hämatometra durch kongenitalen Mangel der
Vagina entstanden. Da per Vaginam kein Weg zu schaffen war, so
wurde zur Laparotomie geschritten und die beiden geschwollenen Tuben
entfernt. Der Uterus war so dick, wie er es im dritten Monat der
Schwangerschaft ist. Heilung. (Herlitzka.)
Chodakowski (6). Schröder soll zuerst den Bauchschnitt wegen
Hämatometra ausgeführt haben im Jahre 1881. In Russland machte
Slawianskij die erste solche Operation im Jahre 1883, eine Laparohysterek-
tomie wegen Hydrometra unilateralis dextra uteri duplicis bicornis. 1887 voll-
zog Sutugin eine uteroovarielle Amputation wegen angeborener Atresie des
untersten Abschnittes der Scheide wegen Hämatokolpometra und Hämatosal-
pinx. (Die erste Laparotomie wegen Hämatosalpinx vollzog ein Deutscher,
Namens Seydel in Sarepta in Russland im Jahre 1784, wonach die Frau
genas.) 1889 vollzog Gawronski in Charkow eine uteroovarielle Amputation
wegen Atresie der Scheide mit Hämatometra und einseitiger Hämatosalpinx.
189 vollzog Woskressjenskij eine uteroovarielle Amputation wegen Hydro-
metra. 1892 operirte Lwoff in Kazan wegen erworbener Scheidenatresie.
Die Atresie war nach Flecktyphus entstanden. Lwoff entfernte nur die
Hämatosalpinx, da wegen ausgedehnter Verwachsungen der Uterus sich nicht
isoliren liess und Eiter in demselben vermuthet wurde. 1893 vollzog Tolo-
ezynow in Charkow eine uteroovarielle Amputation wegen Hämatometra bei
absolutem Scheidendefekt. Endlich hat 1894 Phaenomenow in Kazan wegen
Hämstometra eine uteroovarielle Amputation vollzogen.
Sodann operirte Phaenomenow in folgendem Falle: 1896 24 jährige Frau
kommt schwer nieder. Dystocie dauert beinahe fünf Tage. Blasenscheiden-
fistel. Kolpokleisis in Phaenomenow's Klinik. Seit dieser Zeit allmonat-
liche Molimina. Jetzt seit fünf Wochen beständige Schmerzen. Diagnose
Hämatometra mit Blutansammlung im unteren Theile des Uterus hauptsäch-
lich. Am 19. Dezember 1896 Bauchschnitt. Uterus sieht aus wie drei Monate
Schwanger, füllt als eine Art Tumor das gesammte kleine Becken aus. Nach
Unterbindung der Ligamenta rotunda, Tuben und Art. spermaticae int. wurde
rechts und links centripetal von den Ligaturen je ein Schnitt an den Seiten-
kanten des Uterus geführt, Blutung aus den Uterusschnitträndern durch Klemmen
08 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
sistirt, dann Uterus durch Längsschnitt eröffuel, entleert, dann quer amputirt
und der Stumpf in den unteren Bauchwundwinkel eingenäht und mit Gaze aus-
gestopft. Am achten Tage erster Verbandwechsel, am 16. Tage stand die Frau
auf. Verlauf fieberlos. In der Folge Glasdrain und Formalinspülung der Höhle
des Uterusstumpfes, am 44. Tage Höhle noch 8 cm tief, aber äussere Fistel
in der Bauchwundnarbe so eng, dass kaum ein Gänsefederkiel eingeht und
zwar war die stenosirte Partie 5 cm lang.
In künftigen Fällen möchte es am Platze sein, die entleerte Uterinhöhle
durch Caustica zur Verödung zu bringen oder durch Vaporisation, wie es jüngst
Phaenomenow mit Erfolg in einem Falle von eröffneter Pyosalpinx that,
wo der Rest des Sackes in die Bauchwunde eingeuäht worden zu sein scheint.
(Neugebauer.)
Meurer (19) berichtet 1. über eine Frau, die schon 8 mal normal geboren
hat, bei welcher die Vagina von der Vulva aus ganz durch ein dickes
Septum in zwei Theile getheilt wird. Die Urethra befindet sich an
der normalen Stelle, es besteht kein Symphysenschlitz. Die beiden Vaginae
sind weit und glatt. Beide besitzen eine Portio vaginalis, welche beide die
Spuren von früherer Ausdehnung tragen. Die zwei Uteri liegen in Retropositio,
sind von normaler Grösse, divergiren sehr stark, so dass die Längsachse in der
Richtung des Lig. Poupartii verläuft. Mit der Sonde wird für die Länge der
einen Uterushöhle 6, für die der anderen 7 cm gefunden. Fin Lig. latum war
zwischen den beiden Halskanälen ausgespannt. Die Beckenmaasse waren alle
etwas vergrössert.
2. berichtet Verf. über eine Frau, welche nach der spontanen Geburt eines
ausgetragenen Kindes an unregelmässigen Blutungen litt. Die Vagina ist nor-
mal, besitzt zwei Portiones vaginales mit Spuren von geheilten Einrissen. Es
bestehen auch in diesem Falle zwei Uteri, der rechte grösser als der linke.
Links normales Ovarıum mit einem mit dem Uterus verbundenen Strang, rechts
id. Lig. vesico-rectale fehlt.
Die Beckenmaasse waren ungefähr normal.
Verf. bietet eine Uebersicht der einschlägigen Litteratur und die ver-
schiedenen Ansichten der Autoren über den Einfluss auf die Form des Beckens
Das Resultat des Verte ist: bei Fällen von doppeltem Uterus findet man
Distantia spinarum des Beckens und die Dist. Crist. vergrössert, die Con).
vera und Dist. spin. post. sup. verhältnissmässig klein zur grossen Dist. tuber.
ischii, ein breites Sakrum, das stärker nach vorn gedreht ist, eine mehr als
normale“ Lordose in der Lendengegend. (Doorman, Leiden.)
2. Atresie und Stenose des Cervix, Cervixrisse.
1. Baldwin, Complete occlusion of the uterine canal due to injury. Trans-
act. of the wom. Hosp. sac. 8. VI. Ref. Am. Gyn. et obst. Journ.
Bd. X], pag. 205. (Nach kriminellem Abort, der durch Einführen eines
Federhalters herbeigeführt war, Verschluss des Cervikalkanals, der längere
Zeit so vollständig war, dass das Menstrualblut im Uterus zurückgehalten
wurde. Heilung durch Dilatation des Cervix.
13.
IA
16.
Atresie und Stenose des Cervix. 59
. Barone, Sterilita muliebre e stenosi del canali cervicale in rapporte specie,
colle incisione bilaterale alla Sims. Archivio di Ostetr. e Ginec. Napoli,
Nr. 11. (Herlitzka.)
Courty, Rossner et Mars, Du traitement chirurgical de l'étroitesse
excessive de l’orifice externe de l'utérus. Ann. de Gyn. et d’Obst. Avril.
Emmet, Th. A, When to amputate in preference to the repair of a
lacerated cervix hy the usual method. Am. Gyn. a Obst. Journ. Bd. XI,
pag. 344.
. Jarmann, G. W., Lacerations of the cervix uteri. Am. Gyn. a Obst.
Journ. Bd. X, pag. 656. (Verf. bespricht zunächst die Aetiologie der Cervix-
risse, die nach seiner Ansicht dadurch zu Stande kommen, dass die vordere
Muttermundslippe zwischen Kopf und Beckenwand eingeklemmt wird,
während die hintere sich zurückzieht; er empfiehlt deshalb auch mit zwei
Fingern den vorderen Muttermundssaum hinter der Schoossfuge emporzu-
schieben (!).
. Lippe, J., Obliteration of the cervix uteri. Brit. Med. Journ. Nr. 1921.
i. v. Mars, A, Zur Erweiterung des äusseren Muttermunds modo Rosner.
Centralbl. f. Gym. Bd. XXI, Nr. 8.
Möller, E. E.. Idiopathische Hypertrophie der Portio vaginalis uteri.
Mitib. aus d. gyn. Klinik d. Prof. Engström in Helsingfors. Bd. I, Heft I.
. Noble, C. P., Ectropion of the cervix in Nulliparae resembling laceration
of the cervix. Am. gyn. and obst. Journ. Bd. X. pag. 135.
. Papernayo, Ein Fall von Stenosis orificii externi uteri post partum cum
haematometra cervicali temporaria et endometritide consecutiva. Jurnal
akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (V. Müller.)
. Patellani, L’ectropion congenito e l’erosione congenita di Fischel. Ann.
di Ost. e Gin. Nr. 3. (Herlitzka.)
- Pichevin, R., Amputation du col uterin exécutée suivant un procédé
mixte et complétée par le raccourcissement et le redressement de la
paroi antérieure de l'utérus Sem. Gyn. 18. Juni. — Ref. — Gynec. Bd. II,
Nr. A (Verf. will bei Kombination der Colpotomia ant. mit Amputatio
colli die losgelöste vordere Scheidenwand direkt mit stehengebliebenem Theil
der vorderen Muttermundslippe vereinigen, so dass dieser Scheidenlappen
die Begrenzung des neuen Muttermunds bildet. Um gleichzeitige Retro-
deviation zu beseitigen, soll ein grösseres Stück aus der vorderen als aus
der hinteren Muttermundslippe entfernt werden.)
Rosner, A., Zur Technik der Discission des äusseren Muttermundes.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 8. |
. Shaw-Mackenzie, Lacerations of the os uterivagina and perineum in
syphilitic women. The Lancet. Septbr. pag. 711.
Turgard, Allongement hypertrophique du col de l'utérus; son traitement.
Ann. de la policlinique de Lille Nr. 1, pag. 14, 39.
Del Vecchio, Il processo Pozzi nella cura della stenosi congenita del
collo uterino. La Rassegna di Ostetricia e Ginecologia, Napoli, Nr. 3.
(Herlitzka.)
Die Verfahren von Rosner (13) und Mars (7) suchen durch
Einheilen eines Schleimhautlappens in die Discissionswunde ein Wieder-
60 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
verwachsen derselben zu verhindern. Rosner gewinnt den Lappen
aus dem benachbarten Theile der Portio vag., Mars präparirt den
Lappen an der Stelle ab, die discidirt werden soll, führt den Schnitt
dann in der gewöhnlichen Weise seitlich bis zur Basis der Lappen und
näht diesen im Wundwinkel ein.
Emmet (4) zählt die Fälle auf, in denen statt der Emmet-
schen Operation die Amputatio colli zu machen ist. Es sind vor allem
sehr ausgiebige Risse, welche bis über den inneren Muttermund hinauf-
gehen, und Scheide und Beckenbindegewebe stark in Mitleidenschaft
ziehen; meist ist in diesen Fällen auch das Cervikalgewebe verändert
(eystisch degenerirt?). Weiter ist die Abtragung vorzuziehen, wenn die
Lappen des zerrissenen Cervix dünn und atrophisch sind, man ist dann
nicht im Stande, die Lappen selbst zu vereinigen, zieht höchstens die
mitangefrischte Scheide als Präputium über den Riss zusammen; sucht
man die dünnen Lappen selbst zu vereinigen, so schneiden die Nähte
wegen der Unnachgiebigkeit des darunterliegenden Gewebes durch. Die
Amputation wird mit der Scheere ausgeführt, zunächst alles Narben-
gewebe entfernt und darnach die Naht angelegt.
Noble (9) berichtet über zwei Fälle von umfänglicher Erosion
bei Nulliparen, welche bei oberflächlicher Betrachtung den Eindruck
machten, dass es sich um einen Üervixriss mit Ektropium handle; eine
genauere Inspektion führte zur Aufklärung. Aehnliche Fälle sind von
Fischel und Penrose beobachtet.
Diese Fälle sind besonders auch in forensischer Beziehung von
Wichtigkeit, weil sie eine überstandene Geburt vortäuschen können.
Barone (2) bespricht die verschiedenen Formen von weiblicher
Sterilität und schliesst mit der Behauptung, dass die mechanische Steri-
lität — welche durch Stenosis der Cervixhöhle erzeugt ist — die häufigste
sei; dass die Behandlung dieser mit der unblutigen Erweiterung eine
unvollständige und gefährliche Methode, während die Discission der
Cervix mit der Sim’s Methode die beste aller bis jetzt bekannten
Methoden ist. (Herlitzka.)
Patellani (11) bat das Ektropion und die kongenitale Erosion
Fischel’s studirt und hebt hervor, dass diese Formen nicht krank-
haft für sich selbst und nicht von Entzündungsprozessen begleitet sind.
Wenn sie aber nach der Geburt noch lange fortdauern, können andere
krankhafte Prozesse durch sie hervorgerufen werden. Endlich können
einige Formen, welche durch Hemmung der Umwandlung (in der Portio
vaginalis) des cylindrischen in normales Plattenepithel entstanden
Entzündungen des Uterus. ül
sind, von anderen unterschieden werden, bei welchen eine Eversion der
Endocervikalschleimhaut stattgefunden hat. (Herlitzka.)
3. Entzündungen des Uterus mit Einschluss der infektiösen
Erkrankungen.
. Beuttner, O., Einführung von Gaze in den Uterus. Corresp. f. Schw.
Aerzte, Nr. 3.
. Binkley, J. T., The prognosis of inflammatory conditions of the uterus;
Endometritis and Metritis. Am. Gyn. and obst. Journ. Bd. X, pag. 25.
(Der Vortrag des Verf. behandelt obiges Thema in der oberflächlichsten
Art, nur allgemein Bekanntes wird mitgetheilt.)
. Boije, O. A., Zur Aetiologie und Natur der chronischen Endometritis.
Mitth. aus der gyn. Klinik d. Prof. Engström in Helsingfors. Bd. I, Heft I.
. Bonnetblanc, Indications du curettage. Thèse de Paris.
. Bouchard, Du drainage utérin combiné à la dilatation et a l’antisepsie
dans le traitement des métrites et des complications pelviennes. Thèse
de Paris.
. Bouchet, Récherches bactériologiques sur quelques affections utérines.
Thèse de Paris.
. Carnot, Tuberculose uterine. Soc. d’Anat. de Paris. Mars.
. Caruso, Contributo al trattamento operativo della metrite cronica della
porzione vaginale. Atti della Soc. italiana di Ost. e Ginec. Roma,
Vol. IV, pag. 92. (Herlitzka.)
. Casati, Asportazione della mucosa del corpo uterino nella endometrite
emorragica ribelle ad ogni cura. Il Raccoglitore medico, Roma, Vol. XXIII,
fasc. 1; e Accad. delle Sc. mediche e nat. di Firenze. (Bei der unheil-
baren hämorrhagischen Endometritis, welche eine absolute Indikation
zur Hysterectomia totalis ist. schlägt Casati eine neue Operations-
methode vor: er entfernt nämlich per abdomen — nachdem er den Uterus
der Länge nach ganz aufgeschnitten hat und so die Uterushöhle geöffnet
— die ganze Schleimhaut und mit ihr zusammen eine recht dünne musku-
löse Schicht. Nachher Aetzung mit Zinkchlorid 10% — Schichtennaht —
Ventrofixation. Der Uterus kann so gut auf der vorderen als auf der
hinteren Wand eingeschnitten werden. Verf. berichtet zuletzt über einen
mit diesem Verfahren behandelten Fall, bei welchem er den besten Erfolg
erhalten hat.) (Herlitzka.)
. Cassan, C., L’airol appliqué au traitement des mötrites. These de Paris.
Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 42. (Das Airol wird mit Glycerin
(1:4) gemischt, mittelst Tampons in den Uterus eingeführt, nachdem der
Cervix dilatirt ist. Der Tampon wird jeden zweiten Tag erneuert und
etwa 10 mal im Ganzen eingelegt.)
. Dupuy, De la metrite hemorrhagique de la ménopause et de la vieillesse.
Thèse de Bordeaux.
. Emmet, J. D., Curettage and packing the uterus. Am. gyn. and obst.
Journ. Bd. X, pag. 561.
62
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Ferrari, T., Ricerche istologiche e considerazioni sopra l’utero delle
vecchie. Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria, Torino, Nr. 5.
(Herlitzka.)
Goelet, A. H., Behandlung der Endometritis. Frauenarzt, Heft 2.
Herman, G. E., Senile Endometritis. Treatment 11. III. Ref. Brit. Gyn.
Journ. Vol. L, pag. 276. (Verf. empfiehlt zunächst intravaginale Aetzungen
mit konzentrirter Karbolsäurelösung und darnach Irrigationen mit Chlor-
zinklösung. Liegt die Erkrankung im Uterus, so ist zunächst zu dilatiren,
dann zu curettiren, später folgen intrauterine Aetzungen mit Jodtinktur
oder konzentrirter Karbollösung.)
Ilkewitsch, W., Ueber die Behandlung von Endometritis mit Milchsäure.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 43.
Jung, Ueber die Regeneration der Uterusschleimhaut nach Verätzung mit
Chlorzinkpaste nach Dumontpallier. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr.
18. (Bei einer 43jäbrigen Frau, die lange an Blutungen litt, wurden Uterus
und Cervix mit Chlorziukpaste ausgestopft. Am vierten Tage Ausstossung
eines grossen Sequesters. Vier Monate später erneute Blutungen. Total-
exstirpation. Die Untersuchung beider Präparate ergab, dass trotz der
scheinbar vollständigen Verödung des Uterus eine Regeneration der Schleim-
haut, wenn auch nur auf einem beschränkten Gebiet der Uterushöhle statt-
gefunden hatte, und zwar weist diese neue Schleimhaut dieselben patho-
logischen Veränderungen auf wie die früher vorhandene. Verf. nimmt mit
W erth die Entstehung der neugebildeten Schleimhaut aus stehengebliebenen
Drüsenstümpfen an. Verf. will Chlorzink in 50°joiger Lösung mit Play-
fair’schen Sonden gebrauchen.)
Kaufmann, E., Beitrag zur Tuberkulose des Cervix uteri. Zeitschr. f.
Geb. u. Gen Bd. XXXVII, pag. 119. (Verf. berichtet über den bei der
Sektion zufällig gemachten Befund am Uterus einer 79jährigen Frau. Die
Cervikalhöhle war erweitert, ihre Wandung zerklüftet, mit grobkörnigen,
weiss-gelblichen Prominenzen besetzt; das Bild war dem eines Carcinoms
der Cervikalschleimhaut vollständig gleich. Die mikroskopische Unter-
suchung zeigte, dass es sich um Tuberkulose handelte. Tuberkelbacillen
wurden in Riesenzellen und in den verkästen Massen, wenn auch nur
spärlich, gefunden.)
Kelber, Zur Frage über die Regeneration der Uterusmuskulatur bei deren
Verletzungen. (Experimentelle Untersuchung.) Inaug.-Diss. St. Petersburg.
(V. Müller.)
Labusquiöre, R., De la regeneration de la muqueuse de l'utérus. Ann.
de Gyn. et d’Obst. Juni.
— Du chlorure de zinc en thérapeutique intra-uterinee Ann. de Gen.
et d’Obst. Juni.
La Torre, F., Endometrite glandolare gravissima. Atti della Soc. ital.
di Ost. e Gin. Bd. III. }
Leaa, A. W. W., A case of tubercular disease of the uterus and appen-
dages with remarks. The Med. Chronicle. Manchester. April, pag. 30.
Ludewig, H., Ueber Endometritis senilis. Diss. Berlin.
Lutand, Sur le traitement des metrites. Journ. de med. de Paris. 22.
August. (Verf. behandelt die Endometritis in drei Akten, 1. langsame
Entzündungen des Uterus. 63
Dilatation des Cervix mittelst Laminaria, 2. Ausspülung des Uterus mit
3*,iger Sodalösung und jedesmal nachher Auswischen der Höhle mit Jodo-
formäther (1:10), 3. Einführen mit Naphthol, Jodoform, Jodtinktur, Sali-
cylsäure, Kreosotglycerin präparirter Schwämme, welche je sechs Stunden
liegen bleiben und alle 2—3 Tage eingeführt werden. Aetzmittel verwirft
der Verf. Curette soll nur bei hämorrhagischen Formen gebraucht werden.)
ò Marchesi, Sclerosi dei vasi dell’ utero. Archivio di Ostetr. e Ginec.
Napoli, Nr. 2. (Die Sklerosis der Uterus- und Beckenbodengefässe ist nach
Marchesi durch jenen speziellen konstitutionellen Zustand, bei welchem
wegen Tonusmangel die Gefässe sich erweitern und Cirkulationsstörungen
hervorrufen, verursacht. In diesen Fällen schlägt Verf. als einziges thera-
peutisches Mittel die Uterusexstirpation vor.) (Herlitzka)
N. McKay, Stewart, Lawson Taits perineal operations and an essay on
DNA)
ke
curettage of the uterus. Ref. Brit. Gyn. Journ. Vol. IV, pag. 369. (Die
Arbeit entbält nach dem Referat nichts Neues.)
<» Morisani, T., Dell’ azione del bacterium coli comune sull’ endometrio.
Archivio di Ostetr. e Ginec. Napoli, Nr. 3. (Herlitzka.)
. Neelow, N. K., Tuberculose de l'utérus. Soc. d’accouch. et de gyn. de
Kieff. Ref. Ann. de gynéc. et d’obst. Tom. XLVII. Februar. (Die mikro-
skopische Untersuchung einiger aus dem Uterus einer 65jährigen Frau
auscarettirter Schleimhautpartikel ergab Riesenzellen und Tuberkelbacillen.
Die übrigen Organe waren gesund.)
1 Nejeloff, Fall von Tuberkulose der Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa
i shenskich bolesnej. Dezember. (Fall von primärer Tuberkulose der
Uterusschleimhaut, ulceröse Form nach Pozzi.) (V. Müller.)
. Neugebauer, Vier Fälle von plötzlichem Tode nach intrauterinen Ein-
spritzungen. Kronika Lekarska. 15. III. Heft 6, pag. 242—246, Heft 7,
pag. 288—293. (Neugebauer.)
— 28 Beobachtungen von utero-stomachalen und utero-intestinalen Fisteln.
Nowiny lekarskie, Nr. 10 u. 12. (Der Aufsatz wird deutsch veröffentlicht
werden.) i (Neugebauer.)
. Nitot, E., Abortivbehandlung der Endometritis mittelst Anwendung von
Bromdämpfen. Ber. über XII. internat. Kongr. zu Moskau. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 4. (Die Anwendung geschieht in der Art,
dass zunächst eine mit gesättigter wässeriger Bromlösung gefüllte Flasche
einerseits mit einem doppelläufigen Uteruskatheter, andererseits mit einem
Gebläse in Verbindung gebracht wird. Nach Einführen des Katheters in
den Uterus pumpt man mittelst des Gebläses Luft in die Flasche. Das
Verfahren ist gefahrlos und giebt gute Resultate bei akuter Endometritis
und Salpingitis.)
. Peterson, R., The use of the curette in puerperal and chronic endo-
metritis. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, Nr. 1. (Der Vortrag des
Vert e enthält nur Bekanntes.)
. Pilliet et Souligoux, Metrite parenchymateuse hemorrhagique (Sclerose
uterine). Progrès med. Nr. 19.
. Oui, Technique de l'injection uterine. L'Écho med. du Nord, Nr. 4.
3. Richard, Contribution à l'étude des metrites seniles. These de Paris.
64 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
38. Romme, Traitement des endométrites hémorrhagiques par l'ébouillante-
ment. Presse méd., pag. 201.
39. Schmid, E., Métrorrhagies et métrite hémorrhagique. Paris, Steinheil.
40. Schwartz, A., Un caso di tubercolosi primitiva degli organi genitali
della donna. La Rassegna di Ostetr. e Ginec. Napoli, Nr. 7.
(Herlitzka.)
41. Simons, Mechanische Intrauteriatherapie. Berliner klin. Wochenschr.,
Nr. 7.
42. La Torre, Le malattie dell’ utero nelle vergini. Bullettino della Società
Lancisiana di Roma, fasc. 2, pag. 420. (La Torre berichtet über 23 Fälle
von Uterus- oder Adnexerkrankungen bei Jungfern. Verf. ist der Meinung,
dass die kranken Mädchen bei den ersten menstrualen Beschwerden sich
gleich zum Arzte wenden müssten, bessere Kenntnisse über die Geschlechts-
funktion und weniger Vorurtheile haben sollten.) (Herlitzka.)
43. Walther, H., Beitrag zur Kenntniss der Uterustuberkulose. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 1.
44. Sheldour, Senile endometritis or senile metritis. Medicine. Detroit. April,
pag. 295.
45. Watkins, T. J., Treatment of endometritis. Amer. gyn. and obst. Journ.
Vol.X, pag. 27. (Bei der akuten septischen Form der Endometritis empfiehlt
Verf. Irrigationen und Ausstopfen der Uterushöhle mit Gaze. Bei den
übrigen Formen bevorzugt er im Allgemeinen das Curettement. Bei gonor-
rhoiseher Infektion ist in leichteren Fällen eine intrauterine Behandlung
nicht angebracht, weil die Erkrankung oft auf die Scheide beschränkt ist.)
46. Weber, S. L., The abuse of topical applications to the endometrium.
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 553. (Verf. bekämpft die
Verwendung der Aetzmittel zur Heilung der Endometritiden; er schreibt
ihrem unterschiedslosen Gebrauch die im Verlauf jener Erkrankung oft auf-
tretende Salpingitis zu. Er empfiehlt Curettement mit nachfolgender An-
wendung von Desinficientien.)
Im Gegensatz zu der gewöhnlichen Anschauung, dass die Endo-
metritis bei der Entstehung von Adnexerkrankungen eine grosse Rolle
spiele, glaubt Em met (12), dass diese Erkrankung meist sekundär im Ge-
folge anderweitiger lokaler oder allgemeiner Störungen auftrete. Der
Fluor, das angebliche pathognomonische Zeichen der Endometritis habe
seinen Ursprung meistens nicht in einer Uteruserkrankung, son-
dern in einer Blutstase. Eine Heilung durch Curettement sah Verf.
nur bei akuter Endometritis (nach Abort oder gonorrhoischer Infektion).
Der durch sogenannte katarrhalische Endometritis bedingte Fluor wird
durch Curettement nicht geheilt. Der Ausfluss kommt nach kürzerer
oder längerer Zeit wieder.
Walther (43) berichtet über drei Fälle von Uterustuberkulose. Der
erste betrifft eine 26jährige Primipara, die in langen Zwischenräumen
menstruirt war. Fluor giebt Anlass zum Curettement. Die Unter-
Entzündungen des Uterus, 65
suchung der entfernten Schleimhaut ergiebt glanduläre Endometritis
mit Tuberkelbildung im Zwischengewebe, ebenso finden sich reichlich
miliare Knötchen in einem Stück aus der verdickten Port. vag. exci-
dirten Gewebes. — Die zweite Frau litt an Blutungen post puerp.;
Curettement; die entfernte Schleimhaut zeigte das Bild einer glandulären
Hyperplasie mit reichlicher Tuberkelbildung.
Im dritten Fall handelte es sich um die Untersuchung einer von
dritter Hand excidirten Muttermundslippe mit Erosion; hier fanden
sich überall verstreut Tuberkelknötchen. Tuberkelbacillen wurden in
keinem Fall gefunden.
Kelber (19) bemühte sich auf experimentellem Wege die Frage über
die Regenerationsfähigkeit der glatten Muskulatur zu lösen. Dazu ge.
brauchte er Kaninchen, denen er nach vorbergeschicktem Bauchschnitte
ein Stückchen aus der Gebärmutter ausschnitt. Nach verschiedenen
Zeiträumen wurden die resp. Thiere getödtet, die verletzte Stelle nebst
umgebendem Gewebe ausgeschnitten und mikroskopiseh untersucht. Es
erwies sich, dass die Regeneration der glatten Uterusmuskulatur mittels
Karyokinese vor sich geht, jedoch langsamer verläuft, wie derselbe
Prozess im Epithel und Bindegewebe. Die Restitution des Muskelge-
webes kommt auf die Weise zu Stande, dass der Defekt im resp. Organe vor-
läufig durch Bindegewebe ausgefüllt wird, in welches darauf die neu-
gebildeten Muskelfasern hineinwachsen. Bei Gebärmutterverletzungen
restituirt sich in der Wunde nicht nur das Muskel-, sondern auch das
elastische Gewebe. (V. Müller.)
Ferrari (13) hat 20 Gebärmutter von todten Greisinnen studirt,
und folgende drei verschiedene Formen beschrieben: Die einfache
Involutio senilis, jene, welche von Endometritis cystica und jene, die
von End. interstitialis begleitet ist. Die wichtigsten Symptome sind:
1. Interstitielle Blutungen, welche ala Abortiv-Regeln — wegen der
mangelhaften funktionellen Hyperämie des Uterus senilis — anzusehen
sind. 2. Verklebungen der Schleimhaut durch trophische Störungen.
3. Gefässverletzungen, namentlich der Tunica media (Atheroma).
(Herlitzka.)
Aus seinen Versuchen mit dem Bacterium coli commune auf das
Endometrium der Meerschweinchen hebt Morisani (28) hervor, dass
die endouterinen Einspritzungen des B. c. c. immer negativen Erfolg,
wenn die Schleimhaut intakt ist, haben; wenn sie aber zuerst mechani-
schen oder chemischen Reizen unterworfen wurde, bildet sich immer
eine eitrige Endometritis durch das B. c. c., die Keime gehen von dort
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 5
66
Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
zu allen anderen Organen aus und verursachen zuletzt durch allgemeine
Infektion den Tod. (Herlitzka.)
10.
— — — — —
4. Lageveränderungen des Uterus.
a) Allgemeines.
. Alexander, W., Uterine displacements. Liverpool Med. chir. Journ.
pag. 123.
. Ciechanowski, St., Ein Fall von Achsendrehung des Uterus. Deutsch.
med. Wochenschr. Nr. 27.
. Crockett, M. A., Etiology and pathology of uterine displacements. Buff.
med. Journ. April.
. Gelli, L'uso dei pessari negli spostamenti dell utero. Il Pratico, Firenzi
Vol. II, pag. 40. (Herlitzka.)
Gemmel, Some displacements of the uterus with indication for their
treatment. The Med. Chronicle. Manchester, April, pag. 15.
Gordon, A., Shall uterine deviations always be operated upon. The
Philad. Polyclinic Nr. 24, pag. 243.
Neugebauer, Demonstration eines eigenthümlichen Pessares. Pam. Warsz.
Tow. Lek., pag. 1097. (Neugebauer erzählt folgende Beobachtung :
Eine 34jährige IXpara seit 16 Jahren verheirathet meldet sich bei ihm
wegen Harninkontinenz. Sie hat erst vier Kinder spontan glücklich ge-
boren, darauf aber fünf todte Kinder. Vor drei Jahren gebar sie das
achte Kind und stand am achten Tage nach der Geburt auf. Vom năchsten
Morgen an bemerkte sie Harnfluss durch die Scheide in Folge einer vesico-
vaginalen Fistel. Trotz dieser Fistel wurde sie bald abermals schwanger
und gebar das neunte Kind nach dreitägiger Geburtsarbeit todt wie die
vorhergehenden vier. Eine Woche nach dieser letzten Entbindung, die
vor zwei Wochen stattgehabt hat, hat eine Bäuerin der Kranken ein eigen-
händig aus Draht und Werch angefertigtes Pessar eingelegt, das heute
nach so kurzem Tragen schon vollständig von Harnsalzen inkrustirt war.
Neugebauer hat es noch nie erlebt, dass selbst ein in der Harnblase
befindlicher Fremdkörper so schnell von Harnsalzen inkrustirt worden
wäre wie dieser in vagina liegender Fremdkörper. An der hinteren Scheiden-
wand eine Pessardruckusur. Mit der Zeit wäre jedenfalls das Pessar in
die Harnblase eingedrungen, wenn es nicht jetzt entfernt worden wäre.)
(Neugebauer.)
Pinna-Pintor, Un nuovo pessario endo-utero-vaginale. (R. Accademia
di medicine di Torino.) Rivista di ostetricia, ginecologia e Pediatria, Nr. 5.
Torino.
Reamy, Treatment of malpositions of the uterus by pessaries. Transact.
Cinein. Obst. Soc. Am. Journ. of Obst. Bd. XXXVI, Nr. 3. (Ohne In-
teresse, Verf. bringt nur Bekanntes.)
Semb, O., En Kritisk fremstilling af uterin deviationernes patologiske
betydning. Norsk. Mag. for Laegevidenskaben. Bd. XII, Nr. 6—7. (Verf
bezeichnet seinen Standpunkt als einen eklektischen: es sind Uebertrei-
bungen an beiden Seiten; er stimmt ungefähr mit dem deutschen Stand-
punkt überein.) (Kr. Brandt, Kristiania.)
UH
Porsaat
ed
Lë
13.
Dr
Lageverănderungen des Uterus. 67
. Sielski, Einige Worte über den Mechanismus der normalen und patho-
logischen Uteruslagen. Przeglad Lekarski, pag. 307, 319 u. ff.
Sielski, F.. Zur Mechanik der normalen und pathologischen Lagever-
änderungen der Gebärmutter. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 20. (Verf.
bespricht im Wesentlichen die Bedeutung des intraabdominellen Druckes;
seine Ausführungen gleichen vielfach früheren Publikationen über dies
Thema.)
Webb, Curtis, The operative treatment of displacement of the uterus
Lancet. August, pag. 534.
. Webster, A criticism of recent views, regarding lateral deviation and
rotation of the uterus. Edinb. Med. Journ. Septbr., pag. 254.
b) Anteversio-flexio.
. Lévy, M., Procédés opératoires contre l’anteflexion pathologique de
l'utérus La Semaine Gyn., Nr. 11.
— Considérations sur l’antöflexion pathologique de l'utérus et son traite-
ment. Thèse de Paris 1896.
c) Retroversio-flexio.
. Abbe, R., Alexanders Operation. Ann. of surg. Dec. 1896. Ref. Centralbl.
f. Gen Bd. XXI. Nr. 23. (Verf. benutzt das vorgezogene Lig. rotund. ala
Faden für eine fortlaufende Naht, mit der er den geöffneten Leistenkanal
zunäht.
. Andries, J. H., Ueber Indikation zur operativen Behandlung der Retro-
flexio uteri und die Art der Ausführung dieser Operation. Diss. Berlin.
, Asch, R., Zur Technik der Alexander-Adams Operation. Centralbl. für
Gyn. Bd. XXI, Nr. 35. (Verf. glaubt nicht, dass die Invagination des
Peritoneum beim Vorziehen des Ligaments zur Entstehung von Hernien
disponire, dies trete vielmehr nach Spaltung der Aponeurose ein; man
soll deshalb das Ligament nach Austritt aus dem Leistenkanal suchen und
isoliren und die Wandungen des Kanals erhalten. Das Ligament wird
durch einige Nähte fixirt, die parallel mit seinem Faserverlauf ange-
legt sind.)
. Beck, C., Eine neue Methode der Hysteropexie. Centralbl. f. Chir. Nr. 33.
(Verf. öffnet die Bauchhöhle, isolirt das Lig. rotundum einer Seite und
näht dasselbe in die Bauchwunde ein. Drei Fälle von Prolaps wurden
mit Erfolg so behandelt.)
. Beuttner, O., Anatomische Untersuchungen über die Alexander-Kocher-
sche Operation. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 238. (Auf Grund
seiner Untersuchungen an 12 Leichen kommt Verf. zu dem Schluss, dass
es nothwendig ist, den Leistenkanal vollständig zu spalten, um das Lig.
rotundum sicher zu suchen; dasselbe ist am äusseren Leistenring nicht
immer zu finden, einmal ist dieser selbst zuweilen nicht oder nur unsicher
festzustellen, dann aber löst sich das Ligament schon oft während seines
Verlaufes im Leistenkanal in feine Fasern auf. Die Dicke des Ligaments
betrug im Durchschnitt 2,3 mm; dasselbe konnte im Maximum 12 cm, im
Minimum 5,5 cm vorgezogen werden.)
5*
68
-J
10.
11.
12.
13.
14,
15.
16.
Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
. Bienfait, Les déplacements de l’uterus en arrière. Gaz. med. de Paris,
pag. 313.
. Boralevi, Isteropessi e gravidanza. Ann. di Ost. e Gin., Nr. 9.
. Bouffaudeau, De l'hysteropexie par le procédé du professeur Laroyenne.
These de Lyon 1896.
. Calmann, A., Zur Technik der Alexander-Adams’schen Operation. Central-
blatt f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 4.
Candia, Behandlung der Rückwärtslagerungen der Gebärmutter. Atti
della soc. ital. di ost. e gin. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 23.
(Verf. wendet sich gegen die Behandlungsmethode, welche nur die Kor-
rektur der Lage bezwecken; Heilung gleichzeitig bestehender anderweitiger
Anomalien, besonders der chronischen Metritis, beseitigt oft die Be-
schwerden.)
Cholmogoroff, Anheftung der Gebärmutter an die Scheide und an die
Blase bei Senkung, Retroversio und Retroflexio. Wratsch. Nr. 2. (Cholmo-
goroffist Anhänger der Methode Dührssen-Mackenrodt- Wendeler.)
(V. Müller.)
Cimo, A. de, De la frequence des lesions annexielles dans les retro-
deviations douloureuses de l'utérus. These de Paris.
Cittadini, Associations de l’operation d’Alexandre aux interventions
vaginales conservatives sur les annexes dans les cas de retro-deviations
fixes, compliquées d’annexite. Bull. de la Soc. belge de gen et d’obst.
Nr. 4, pag. 69.
Delbet, Colpocystopexie. Gaz. des höp. 19. Januar. Ref. Gynec. Tom.
ll, Nr. 2. (Zunächst longitudinaler Schnitt von dem Harnröhrenwulst bis
zum Scheidengewölbe, Querschnitt darauf im Fornix. Ablösung zweier
Schleimhautlappen, darnach Totalexstirpation; jetzt werden die Stämpfe
der Ligg. rotunda isolirt, in die Scheide vorgezogen und mit einander und
mit den Scheidenwandungen vernäht. Schluss der Scheidenwunde.)
Elischer, J., Zur Operation des retroflektirten Uterus. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XX, Nr. 10. (Verf. wählt den Uterus als Angriffspunkt für seine
Operation, zunächst wird Colpotomia ant. gemacht und der Uterus aus der
Wunde herausgeleitet, sodann wird aus der vorderen Wand beginnend
von der Knickungsstelle gegen den Fundus zu ein 2,5—3 cm breiter Bogen-
lappen gebildet; darauf wird unterhalb der Knickungsstelle ein 2 cm breites
Stück vordere Collumwand angefrischt, jener Lappen heruntergezogen und
hier angenäht. Neun Fälle geheilt, in einem besteht normal verlaufende
Schwangerschaft.)
Falk, O., Die Elektrotherapie bei der Behandlung der Retroversio-flexio
uteri. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 21. (Verf. empfiehlt die Faradi-
sation der Ligg. sacrout. nach Reposition des Uterus, eine breite Platten-
elektrode kommt auf das Kreuzbein, die zweite kugelsondenförmige ab-
wechselnd ins Scheidengewölbe und Rektum, möglichst nahe der Insertions-
stelle der Ligamente. Der Uterus wird wäbrend der Behandlung durch
17.
ein Schultze’sches Pessar in Anteflexion erhalten.)
Feinberg, Die gegenwärtigen Ansichten über das Wesen und die Be-
handlung der Retroversio-retroflexio uteri. Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnej. Mai. à (V. Müller.)
25.
2%.
Lageveränderungen des Uterus, 69
. Fisher, J., Practical observations on the classification, etiology and patho-
logy of backward displacements of the uterus. Med. News. 24. April.
(Verf. bespricht hauptsächlich die Aetiologie und findet folgende vier Haupt-
ursachen der Anomalie: Vergrösserung des Uterus, Erschlaffung seiner
Wandung, Zunahme des intraabdominellen Druckes, Insufficienz der Be-
festigungsmittel.)
. Frederick, C. C., Which is the preferable operative method of hol-
ding the uterus in position. Ann. of Gyn. and Paed. Vol. XI, pag. 38.
(Oberflächliche Arbeit, in der Verf. zu der Schlussfolgerung kommt, dass
bei jüngeren Frauen die Verkürzung der Ligg. rotunda am meisten zu
empfehlen sei, die Ventrofixation sei nur bei Frauen jenseits des Klimax
anzuwenden.)
. Freudenberg, C., Zur Behandlung der Retroflexio uteri. Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 30.
. Friedrich, M., Ueber die dauernde Heilung der Retroflexio uteri durch
Pessarbehandlung. Diss. Kiel.
. Fritsch, H., Ueber Retroflexionsbehandlung. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
Nr. 33. (Bei armen Frauen, die geheilt sein wollen, um arbeiten zu
können, ist eine operative Behandlung nöthig. Verf. machte früher die
Ventrofixation, beobachtete aber, wenn Muskel und Fascie in die Naht
mitgefasst waren, oft Schmerzen beim Arbeiten. Jetzt fixirt er nur den
Uterus am Bauchfell und zwar so, dass eine pfennigstückgrosse Scheibe
des Uterus mit der Parietalserosa so umsäumt wird, dass sie extraperi-
toneal liegt. Die Vaginofixation hat Verf. aufgegeben. Gute Resultate
erzielt er neuerdings mit der Alexander-Adams'schen Operation.)
“3. Füth, H., Ueber die Alexander-Adams’sche Operation. S.-A. a. d.
Festschrift d. 50jähr. Bestehens d. St. Hedwigkrankenhauses in Berlin.
. Goffe, R., Shortening the round ligaments through the anterior vaginal
fornix for posterior displacements of the uterus. Transact. Amer. Gyn.
Soe, Ref. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, Nr. 6. (Verf. macht sich
die Ligg. rotunda durch Colpotomia anterior zugängig, spaltet das sie be-
deckende Peritoneum, zieht jedes Ligament 2'js—3 Zoll vor und näht es
in eine Falte gelegt, zusammen. Von acht so behandelten Fällen ein Miss-
erfolg dadurch, dass das Ligament nicht genügend frei gemacht war.)
Goldspohn, A., Why are retroversion and retroversioflexion of the
uterus per se pathological during the menstrual life of the humane female.
Ann. of gynec. and paed. Vol. XI, pag. 174.
Guelmi, Di un nuovo metodo di operazione nelle retroflessione dell’ utero.
Alessandro, Gazzotti e C. (Pestalozza.)
. Hall, R. B., Vaginal fixation of the round ligament for backward dis-
placements of the Uterus. Trans. Obst. Soc. of Cincinnati. Ref. Amer.
Journ. of obst. Vol. XXXV, Nr. 5, ferner Ibid. Vol. XXXVI, Nr. 3. (Fixa-
tion des Uterus nach dem Vorgang von Vineberg. Verf. öffnete die
Blase beim Loslösen derselben. Der Erfolg der Operation war gut. Der
Uterus blieb in Anteversion.)
‘. Hayd, H. E., Some observations upon ventral fixation. Ann. of Gyn.
and Paed. Vol. XI, pag. 27. (Verf. empfiehlt die Operation in Fällen von
70
30.
31.
32.
33.
34.
30.
36.
39.
40.
4].
Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Prolaps des Uterus in Verbindung mit plastischen Operationen am Collum,
in der Vagina und am Damm.)
Heinrich, Eine Bemerkung zur Alexander’schen Operation. Centralbl.
f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 26. (Verfasser wendet sich gegen den Vorschlag
Calmann’s die Wandungen des Leistenkanals unversehrt zu lassen.
Das Anziehen des Ligaments gebe zur Invagination des Peritoneum
und damit zur Bildung eines Bruchsackes Anlass. Man soll die Aponeurose
spalten, das Bauchfell öffnen und nun das Ligament vorziehen und mit
dem Peritoneum möglichst weit oben vernähen. Damit sei sicher die
Möglichkeit der Hernie vermieden.)
Hildebrandt, Beitrag zur Ventrofixation des Uterus. Deutsch. med.
Wochenschr. Nr. 50.
Hohl, A.L., Bericht über 60 Vaginofixationen des Uterus. Arch. f. Gyn.
Bd. LIV, pag. 615.
Hojnacki, Der heutige Stand der Lehre von den Retroversionen und
Retroflexionen des Uterus. Przeglad Lekarski, pag. 227.
Jacobs, Abdominale ligamentäre Trachelopexie uud Kolpopexie. Belg.
Ges. f. Geb. u. Gen in Brüssel. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 7.
(Verf. hat sein Verfahren (s. Jahresbericht Bd. X) neuerdings dahin modi-
fizirt, dass er statt die supravaginale Amputation auszuführen, nunmehr den
ganzen Uterus entfernt und das durch Naht geschlossene Scheidengewölbe
an die zurückgebliebenen Enden der Lig. lata anbheftet.)
Jayle, F. et Lima, A. de, Du röle capital des lésions annexielles dans
les retroflexions et retroversions douloureuses. Rev. de Gen et de Chir.
abdom. Nr. 6.
Jeannin, Contribution a l’etude de l’hysteropexie abdominale. These de
Lyon, 18%.
Jonnesco, Ein neues Verfahren in der Behandlung der Retrodeviatio
uteri. Ber. über XII. internat. Kongr. zu Moskau, Monatsschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. VI, Heft 4; ferner Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 11. (Nach
Eröffnung der Bauchhöhle durch Laparotomie trennt man die Verwach-
sungen, welche den Uterus fixiren, löst sodaun die Blase von der vorderen
Uteruswand ab und excidirt aus dieser in querer Richtung einen Keil,
dessen Basis 1,5 cm breit ist und dessen Spitze bis zur Mukosa reicht.
Nachdem diese Wunde geschlossen, folgt der zweite Akt, bestehend in
der intraperitonealen Verkürzung der Lig. rotunda.)
Kelly, H., Die Behandlung der Verlagerung des Uterus nach rückwärts.
Auszüglich verdeutscht von Prof. Kleinwächter, Frauenarzt, Heft 3.
. König, W., Die in der Hallenser Frauenklinik 1887—1896 wegen Retro-
flexio uteri ausgeführten Ventrofixationen der Gebärmutter. Diss. Halle.
Küstner, O., Die operative Behandlung der Retroversio-flexio uteri.
Samm). klin. Vortr., N. F., Nr. 171.
Lowell, Ventro-suspension of the uterus. The Boston. Med. and Surg.
Journ., Februar, pag. 149.
Mann, Me. D., Intra-abdominal shortening of the round ligaments for
posterior displacements of the uterus. Ann. of Gynec. and Paed., Vol. X],
pag. 107. (Verf. erläutert zunächst sein Operationsverfahren [beschrieben
Jahresbericht, Bd. IX, pag. 75] und berichtet dann kurz über 67 Fälle,
t.
An.
41.
A,
49.
Ñ.
to
g'e
e.,
ke
Lageveränderungen des Uterus. D
ohne Misserfolg DL Fine Frau wurde später schwanger und kam zu
normaler Zeit nieder. Indizirt ist die Operation bei fixirten Retrodeviationen.)
. Martin, Retroversion of the uterus. Journ. of the Am. Med. Assoc.,
20. Febr., La Gynec., Vol. II, Nr. 3.
Meyer, J., Zur Therapie der Retroversio. St. Petersb.. med. Wochenschr.,
Nr. 11.
Micheli, C., Di una particolarità di tecnica operatoria per |’ isteropessi
addominale a proposito di un caso di fissazione abdominale auteriore del-
l utero, seguita da due gravitanze fisiologiche. Atti del la Soc. italiana di
Ost. e Ginec. Rouen, Vol. IV., pag. 186. (Herlitzka.)
Mittermaier, Zur Behandlung der Retrodeviationen des Uterus. Geb.
(sesellsch. zu Hamburg, Sitzung 12. II. 95, Ref. Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI,
Nr. 7. (7 Fälle von Vaginäfixation, 7 Heilungen [eine Schwangerschaft im
1. Monat mit starken Blasenbeschwerden]. 6 Fälle von transperitonealer
Ventrifixation, bei freibeweglicher Retroflexio, alle geheilt. 6 Fälle von
Ventrifixation bei fixirtem Uterus, bei allen lag der Uterus später ante-
vertirt.
Newman, The new or direct method of shortening the round ligaments
for uterine displacement. Am. gyn. and obst. Journ., Vol. X, pag. 182.
(Prioritätsstreitigkeiten zwischen Verf. und Edebohls.)
Omorski, O., Vaginal ausgeführte Amputatio uteri supravaginalis wegen
retroflexio uteri fixata und descensus vaginae. Nowiny Lekarskie, pag. 409.
(Leider absolut unklare und unverständliche Beschreibung.)
(L. Neugebauer.)
Pernice, Bemerkungen zu der Operation der Retroflexio uteri nach
Alexander-Adams. Deutsch. med. Wochenschr. Nr. 20..
— Zur Modifikation des Alexander-Adams. Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI,
Nr. 51.
Pichevin, R., Pathogenie et traitement des retrodeviations uterines
a propos du rapport de M. Pozzi au Congrès de Genève. La Sem. Gyn.,
Nr. 36.
aLL Pozzi, S., Des indications du traitement, opératoire dans les retrodeviations
de I!’ utérus. Rev. de Gyn. et de Chir. abdom., Nr. 3, Mai bis Juni.
2 Ramdohr, von, Beck’s hysteropexia. Transact. New York, Obst, Soc.
Am. Gyn. a. Obst. Journ., Vol. XI, pag. 225. (Demonstration eines Falles
von Prolaps, der nach obiger Methode operirt war.)
. Reynolds, A preliminary report on a new method of vaginal fixation.
Univ. Med. Review. Ref. Brit. Gyn. Journ., Vol. IV, pag. 425. (Die neue(!)
Methode beruht auf dem Annähen der vorderen Uteruswand in der Nähe
des inneren Muttermunds an die Scheide nach vorheriger Loslösung der
Blase.)
. Rühl, W., Ueber die Berechtigung und Technik der operativen Behand-
lung der Gebärmutterrückwärtsbeugungen. Samnıl. klin. Vortr, N. F.,
Nr. L85186.
jaröl és therapiájáról. Klinikai Fürzetek, Nr. 11, pag 209—280. (Uebersicht-
liche Darstellung des heutigen Standes der Frage von der Aetiologie,
Pathologie und Therapie der Uterusretroflexion.) (Temesvärvy.)
=~]
LS
5
9.
60.
61.
62.
66.
67.
68.
Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Simoes, Traitement des retrodeviations mobiles par l'opération d’Alquie-
Alexander, La Gynec., Tom. II, Nr. 8 u. 4.
. Smith, A. Lapthorn. The results of one hundred and forty seven
operations for retroversion of de uterus. The Amer. Gyn. a. Obst. Journ ,
Vol. XI, pag. 325.
. Smith, Lapthorn, Parsons, J.Juglis, Murray, Robert, Goffe.
J. Riddle, Gardner, William, A Discussion on the palliative and
radical treatment of uterine flexions and displacements. Brit. med. Journ.
1921.
Sperling, M., Retrofixatio colli mittelst Colpo-Coeliotomia posterior (7 Fälle
nach eigenem Verfahren). Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI, Nr. 7. (Bogen-
förmiger Schnitt im hinteren Scheidengewölbe, Ablösung der Scheide hart
am Cervix, nach Eröffnung des Bauchfells Trennung fixirender Adhäsionen,
Annähen des hinteren Theils der Basis der Ligg. rectouterina an der
hinteren Wand des Cervix. Die Thatsache, dass von 7 operirten Fällen
bei 3 ein Misserfolg zu verzeichnen war, dient nicht zur Empfehlung des
eigenen Verfahrens! Ref.)
Spinelli, Resultati chirurgici e terapeutici della gustro isteropessia me-
diata. Rivista di ginecologia contemporanca, Napoli, fasc. 10, 11. Aus
mehreren Fällen schliesst Verf., dass die Ruggi-Spnelli-Beck’sche Operation
nur als prophylaktische Methode gegen den einfachen Uterusprolaps ihre
Indikation finden kann. (Herlitzka.)
Stapfer, Die Thure-Brandt’sche Behandlungsmethode der Retrodeviationen.
Frauenarzt, Heft 2.
Starzewski, Ueber operative Verkürzung der runden Mutterbänder im
Anschluss an.16 Operationen. Przeglad lekarski, pag. 124.
. Stratz, Zur Retroflexionsfrage. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, Nr. 13.
(Mittheilung über die Resultate der Retrofixatio colli mit Scheidenplastik
nach der Methode des Verf. Von 15 Operirten sind 18 bis zu 7 Jahren
recidivfrei geblieben, bei 4 normale Geburt mit späterer Normalstellung
des Uterus, bei 1 Abort im 8. Monat nach Trauma, Recidiv im Wochenbett.)
. Vedeler, Retroflexio. Hygiea Bd. LIX, Nr. 8, pag. 327. (L. Meyer.)
. Vineberg, H., Further experience with vaginal fixation of the round
ligaments for backward displacements of the uterus. Am. Journ. of obst.
Vol. XXXVI, Nr. 1.
Wakefield, The treatment of retrodisplacements of the uterus. Med.
Record. Juni, pag. 876.
Webb, C., The operative treatment of displacement ofthe uterus. Lancet,
Nr. 3861.
Woyer, G., Die Therapie der Retrodeviationen des Uterus in der Klinik
Schauta. Wiederholt aus dem Jahrbuche der Wiener k. k. Krankenan-
stalten. III. Jahrg. 1894. Allg. Wiener med. Zeitg. Nr. 1—3. Ref. Cen-
tralb. f. Gen, Bd. XXI, Nr. 11. (Verf. berichtet über die Resultate der
behandelten Retrodeviationen. Bewegliche Formen werden mit Massage
und Pessar behandelt, mit etwa 45°;o Heilung; ist ausnahmsweise opera-
tiver Eingriff nothwendig, so wählt Schauta die Vaginofixation (nur bei
Frauen jenseits des Klimax). Bei fixirten Formen wird zunächst Auf-
richtung des Uterus nach Schultze versucht; meistens wird Massage
Lageveränderungen des Uterus. 73
angewandt. Diese ergab in ca. 2500 Heilung, in ca. 8000 Besserung der
Beschwerden bei bleibender falscher Lage. In seltenen Fällen Trennung
der Adhäsionen nach vorausgegangener Kolpotomie, eventuell Laparotomie,
und darnach Vaginafixation, eventuell Ventrifixation.)
69. Zanini, La cura chirurgica degli spostamenti uterini. La Rassegna di
Ostetricia e Ginecologia. Napoli, Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8. (Zanini be-
richtet über die ersten 100 vorderen Abdominalhysteropexien in Italien und
schliesst unter anderem mit der Bemerkung, dass die intraperitoneale
vordere Abdominalhysteropexie nicht nur einen normalen Verlauf der
Schwangerschaft erlaubt, sondern auch einer eventuellen Befruchtung
günstiger, als alle anderen Operationsmethoden ist.) (Herlitzka.)
Küstner (39) vertritt den Standpunkt, dass jede Retroversio-
flexio, selbst wenn sie keine Beschwerden macht, zu behandeln ist.
Ist bei der mobilen Form dieser Lageanomalie ein operativer
Eingriff nothwendig, so kommt zunächst die Alexander-Adams-
sche Operation in Betracht in der Kocher’schen Modifikation, ferner
die Ventrovesicofixation nach Werth.
Bei der fixirten Form ist die Totalexstirpation indizirt, wenn die
gleichzeitige Entfernung der Adnexe nothwendig erscheint. Sind die
Verwachsungen derart, dass nach ihrer Trennung eine Korrektur der
Lage möglich erscheint, so löst man sie nach dem Vorgang von
Schultze, lässt darauf einige Wochen ein Pessar tragen und macht
dann eventuell die Alexander-Adams’sche Operation. — Bestehen
jedoch feste, ausgedehnte Verwachsungen, so macht man die Lapa-
rotomie, trennt dieselben mit dem Paquelin und macht dann die Ven-
trofixation.
Wird nach dem Klimax noch eine operative Behandlung fixirter
Retroflexionen nothwendig, so macht man die Totalexstirpation.
Pozzi (51) sieht dagegen in der Retroversio-dexio nur eine se-
kundäre Anomalie, die entweder durch Erschlaffung der Ligamente
oder durch ein grosses, schweres Corpus uteri bei weichem flexiblem
Hals veranlasst ist (freie R.), oder in entzündlichen Prozessen und
Verwachsungen ihre Ursache hat (adhärente R.) — Bei der ersten
Form müssen vor allem die Komplikationen von Seiten des Uterus
und der Adnexe beseitigt werden, sodann giebt man dem Uterus Halt
durch ein Pessar und Bauchbinde. Bei fixirter Retroversioflexio ver-
sucht man zunächst eventuell in Narkose die Reposition und zwar am
Besten in Knieellenbogenlage. Kommt man so nicht zum Ziel, so
darf man die Laparotomie nur dann machen, wenn es sich um die
Entfernung erkrankter Adnexe handelt, zu ausschliesslicher Lösung
der Adhäsionen ist die Operation nicht statthaft.
14 ` Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Martin (42) kommt zu folgenden Schlüssen:
1. Die Retroversion ist eine Anomalie, die sehr häufig bedeutende
anatomische Veränderungen nach sich zieht.
2. Etwa 20°/o mobiler Retroversionen sind ohne operative Be-
handlung zu heilen.
3. Eine kleine Zahl fixirter Retroversionen ist durch Massage oder
Electrizität zu heilen.
4. Fixirte Retroversionen heilt man durch Trennung der Adhä-
sionen nach Eröffnung des Douglas und nachfolgenden Verkürzung
der Ligg. rotunda.
5. Kompliziren Adnexerkrankungen die Lageveränderung, so
macht man die Laparotomie, entfernt eventuell das Kranke und ven-
trofixirt den Uterus.
6. Bei der Alexander-Adams’schen Operation sollen die
Ligamente nicht mit versenkten Suturen befestigt, sondern mit ein-
ander verknotet und unter der Haut befestigt werden.
Hohl (31) bespricht die Resultate, welche mit der Vaginofixation
in der Fehling’schen Klinik erreicht wurde.
In der Technik folgt Verf. im Allgemeinen der Dührssen-
schen vaginalen Vesicofixation. Die Fixation soll nur durch sero-
seröse Nähte erstrebt werden. Der untere Wundwinkel soll offen
bleiben und drainirt werden. — Der Verlauf war in nur 34 Fällen
vollkommen fieberfrei, 2 mal wurden grössere Exsudate im Douglas
beobachte. — Als Dauerresultat in 20 Fällen von Retroflexioversio,
die über ein Jahr beobachtet wurden, wurden 85°/o Heilung erreicht;
in 18 Fällen von Senkung oder Prolaps 56,25 °/o Heilung, 250/0 ge-
ringe Senkung, 18,75 °/o vollständiges Recidiv.
Eine Beseitigung oder bedeutende Besserung der vorhandenen Be-
schwerden wurde in 87,5 Jo erreicht. — Geburten nach der Operation
wurden bei 6 Frauen beobachtet, bei einer 2; 3 Frauen sind ausser-
dem gravid. 7 Schwangerschaften verliefen normal, bei 3 Frauen
waren stärkere Beschwerden vorhanden. 4 Geburten erfolgten spontan,
3 mal wurde wegen Schief- resp. Querlage die Wendung gemacht.
1 mal wurde Placenta praevia lateralis beobachtet.
Am Schlusse seiner Arbeit stellt der Verf. folgende Indikationen
für die operative Behandlung der Retroflexionen und Vorfälle auf:
1. Eine operative Behandlung ist bei beiden Lageanomalien nur
zulässig, wenn Pessar- oder andere Behandlung erfolglos ist.
2. Für die Vaginofixation passen die Fälle mobiler oder fixirter
Retroflexionen, die durch andere Therapie nicht zu heilen sind oder
Lageveründerungen des Uterus. 13
mit entzündlichen Adnexerkrankungen oder kleinen Adnextumoren
komplizirt sind, ferner die Fälle leichter Senkung oder Vorfälle, bei
denen der Erfolg anderer Eingriffe durch komplizirende Retroflexion
fraglich erscheint, hier sind ausserdem Prolapsoperationen nöthig. Die
Ventrofixatien ist 1. bei Komplikationen der Retroflexion mit grösseren
Adnextumoren oder 2. bei schweren Vorfällen, hier in Verbindung
mit plastischen Operationen am Beckenboden, indizirt.
Zum Aufsuchen des Lig. rotund. empfiehlt Pernice (48) den inneren
Wundrand und damit den oberen Theil der betreffenden grossen Labie
nach innen und unten stark anzuziehen; dadurch wird das Ligament
aus dem Leistenkanal vorgezogen und ist leicht zu finden. Die Be-
festigung des freigemachten Bandes wird durch mehrmaliges Durch-
leiten desselben unter der Fascie in der Richtung gegen den äusseren
Wundrand bewerkstelligt. (Schwer verständlich im Original. Ref.)
Calmann (9) macht einen 3 cm langen Hautschnitt auf das
Tuberc. pub. zu, legt sich darauf, indem das Imlach’sche Fetttröpf-
chen als Wegweiser benutzt wird, den äusseren Leistenring frei. Nun
wird beiderseits das Ligament, nachdem es vom Nervus pudend. ext
isolirt und gleichzeitig die Art. pud. extern. unterbunden ist, bis zum
Erscheinen des Proc. vag. peritonei vorgezogen und vorläufig in einer
Klammer fixirt. Sind beide Bänder freigemacht, so wird ihr proximales
Ende mit je zwei Nähten am äusseren Leistenring fixirt und die weitere
Befestigung durch Nähte erreicht, welche im Verlauf der Längsrichtung
das Ligament fassen und es an den unteren und oberen Rand der
Aponeurose fixiren. Zum Schluss werden die überschüssigen Ligament-
enden resezirt und die Stümpfe mit einander vernäht. — Unter 32
Operationen zerriss 2 mal das Ligament, und zwar 1 mal auf beiden
Seiten. Die Erfolge waren befriedigend.
Simoes (56) hält auf Grund seiner Erfahrungen in 26 Fällen
von Alexander-Adams’scher Operation diese für die einfachste und
sicherste Methode die mobile Retroversioflexio zu beseitigen. Man
komme ja häufig mit Pessaren zum Ziel, aber diese Behandlung sei
keine ideale und mehr und mehr durch operative Eingriffe zu ersetzen.
Diese versuchen entweder durch direkte Befestigung des Uteruskörpers
(Ventro-, Vaginofixation) oder durch Verkürzung der Ligamente (Ligg,
sacrouterina oder Ligg. rotunda) die Anteversion herzustellen. Verf.
hat sich für die Alexander’sche Operation entschieden, weil sie jene
Aufgabe sicher erfüllt und bei späterer Schwangerschaft und Geburt
keine Störung veranlasst.
76 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Die Mittheilung von Lapthorn Smith (57) bietet insofern Inter-
esse, als Verf. bei der Alexander’schen Operation nach Durch-
trennung der Haut, der oberflächlichen und der tiefen Fascien keine
schneidenden Instrumente mehr gebraucht; er fasst den ganzen Inhalt
des Inguinalkanals mit einer P&an’schen Pince und hat. dann sicher
das Ligament gefasst, und zwar durchschnittlich in !js—1!/g Minuten.
Die Prozedur ist so einfach, dass man sie mit verbundenen Augen aus-
führen kann. Indizirt ist die Operation nur bei Fehlen jeglicher
Adhäsionen; bestehen solche, so ist die Ventrofixation zu machen.
Verf. basirt seine Erfahrungen auf 94 Ventrofixationen und 53
Alexander’sche Operationen.
Vineberg (65) führt die vaginale Fixation der Ligg. rotunda
derart aus, dass nach Eröffnung der Bauchhöhle durch Kolpotomia
anterior die beiden Ligamente durch je zwei Suturen, eine3—4cm, die
zweite 2 cm vom Ansatz des Bandes an den Uterus entfernt, gefasst
wird, diese Nähte werden dann an die Scheidenlappen nahe der Schooss-
fuge befestigt. Bei voluminösem Uterus, Adhäsionen oder rigidem
Ligament wird ausserdem der Uterus selbst vaginofixirt durch eine
Sutur, die in der Mitte zwischen Os internum und Fundus uterus liegt.
15 Fälle wurden so mit Erfolg behandelt. Bei zwei Frauen trat
Schwangerschaft ein, die ebenso wie die Geburt ohne Störung verlief.
Bei beiden lag der Uterus später in Anteversion.
d) Prolaps.
l. Alexeeff, Zur Frage über die Veränderungen der Vaginalportion bei
Uterusvorfällen. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
2. Ballantyne, J. W., and Thomson, J., Congenital prolapsus uteri.
Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, Nr. 2. (Mittheilung von zwei Fällen,
in denen die genannte Anomalie jede mit Spina bifida und Klumpfuss kom-
binirt war. Verff. glauben, dass die wahrscheinliche Ursache Innervations-
störungen sind, bedingt durch die Spina bifida.)
Boeckel, Traitement des prolapsus génitaux chez les vieilles femmes.
Gaz. méd. de Strassbourg, Nr. 6, pag. 61.
4. Codivilla, L’ isterectomia vaginale nella cura del prolasso genitale.
Annali di Ostetr. e Ginec. Milano, Nr. 4. (Codivilla empfiehlt bei der
operativen Behandlung des Uterusprolapses nach der Exstirpation des
Uterus in dem supravaginalen Theil des Beckenbodens einen dem nor-
malen sich nähernden Zustand zu schaffen. Um Recidiv zu verhindern,
entfernt er, so weit es möglich ist, das Peritoneum der Blase und des
Dammes, um nachher die Wunde mit einer Tabakbeutelnaht zu schliessen.)
(Herlitzka.)
CA
Lageveränderungen des Uterus. w
5. Currier, A., Prolapsus utérin; son traitement radical chez les femmes
-)
10.
âgées. New York Med. Journ. 20. Febr. La Gen Tom. II, Nr. 2. (Verf.
fixirt für die vaginale Totalexstirpation folgende drei Indikationen. 1. Atrophie
oder Hypertrophie der Gewebe, welche den Erfolg einer plastischen Opera-
tion unsicher macht. 2. Erkrankungen des Uterus und der Adnexe. 3. Schwere
Beeinträchtigung der gesammten Existenz durch das Genitalleiden, das
jeden Lebensgenuss unmöglich macht.)
Engström, Otto, Exstirpation af Uterus och resektion af Vagina vid
total prolaps. Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 11,
pag. 1528—66. (Engström hat in 15 Fällen wegen Vorfalles die Ge-
bärmutter entfernt und die Scheidenwände resezirt. Alle Fälle sind geheilt,
aber in mehreren derselben stellte sich später Vorfall der Scheide ein.
Indikationen: Nur totaler Vorfall bei älteren am liebsten unverheiratheten
Frauen, besonders wenn sie schwächlich sind, da der Eingriff (eventuell
fast ohne Narkose ausführbar) besser wie die Ventrofixation mitsammt
der doch nöthigen vaginalen und perinealen Operationen vertragen wird.
Die Technik war ungefähr die von Fritsch angegebene, doch resezirt
Verf. erst die vordere Scheidenwand, nachdem die Gebärmutter entfernt
ist.) (Leopold Meyer.)
— Exstirpation des Uterus und Resektion der Vagina bei totalem Vor-
fall. Mitth. aus d. gyn. Klinik des Prof. Engström in Helsingfors. Bd. |,
Heft 2.
Gardini, Traitement chirurgical du prolapsus de l'utérus. An. Gazzetta
med. lombard. janvier. Ref. Gyn. Tom. II, Nr. 2. (Nach Umschneidung
des Collum wird an der vorderen und hinteren Wand der Bauchfellüber-
zug bis zum Fundus losgelöst, dann die Serosa von Blase und Mastdarm
abgelöst und nun möglichst grosse Stücke Peritoneum resezirt, die hoch
oben stehen gebliebenen Serosapartien vom Uterus einerseits, Blase resp.
Mastdarm andererseits werden dann mit einander vernäht. Weiterhin
Amputatio colli und Perineorrhaphie.)
. Grönholm, V., Bidrag till kännedomen om genitalprolape, med särskild
hänsyn till resultaten af dess operativa behandling. (Beitrag zur Kenntniss
des Genitalprolapses mit besonderer Berücksichtigung der Resultate der
operativen Behandlung.) Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX,
Nr. 7—8, pag. 926—1085. (Leopold Meyer.)
Hanssen, Prolapsus uteri totalis bei einer Neugeborenen. Spina bifida.
Münchn. med. Wochenschr. Nr. 88.
. Krause, L., Prolapsus uteri completus bei einem neugeborenen Kinde;
Spina bifida. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 16 u. Medicyna pag. 52, 72.
(Verf. erklärt den Zusammenhang zwischen beiden Anomalien dadurch,
dass „in Folge der Spina bifida und der damit bestehenden ungenügenden
Entwickelung des unteren Rückenmarksabschnittes die Ernährung der
Beckenorgane mangelhaft war, daher Schwinden des Fettgewebes, Locke-
rang des ganzen den Uterus stützenden Apparates“, wo die Disposition
zum Prolaps gegeben war. Das Kind starb in Folge der operativen Be-
handlung der Spina bifida. Sektion nicht gemacht. Aufgeführt sind ähn-
liche Fälle aus der Litteratur.)
13.
14.
16.
17.
18.
19.
Gynäkologie, Pathologie des Uterua.
Krusen, W., Treatment of uterine prolapse with illustrative cases. Amer.
Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 553. (Verf. behandelt sein Thema
in einer Form, welche kaum den Ansprüchen, die man an ein kompendiöses
Lehrbuch stellt, genügt.)
Marocco, Nuovo contributo sul pessario ad uovo, setto del Breisky, e
procedimento semplice di rimozione nei casi di incarceramento. Atti della
Soc. italiana di Ust. e Ginec. Roma. Vol. IV, pag. 77. (Herlitzka.)
Morisani, O., La cura chirurgica del prolasso dell’ utero. Atti della
Soc. italiana di Ostetr. e Ginec. Vol. IV, pag. 13. Roma. (Morisani
kommt in einer fleissigen Arbeit zu folgenden Schlüssen: 1. Die medizini-
schen Mittel können die Genitalprolapse nicht heilen, deswegen ist das
chirurgische Verfahren unbedingt nöthig. 2. Der Scheidenprolaps kann
mit einer plastischen Operation geheilt werden: bei Cystocelen die Colpor-
rhaphia ant., jedoch mit Restauration des Perineum vereinigt. Bei Colpo-
cele post. die Kolpoperineorrhaphie nach Hegar. 3. Der Uterurvaginal-
prolaps soll mit folgenden Methoden operirt werden: a) bei hypertrophı-
scher Verlängerung des Cervix mit der Amputatio supra- oder infravagi-
nalis derselben. b) Wenn die hintere Scheidenwand vom Rektum abgetrennt
ist und die Douglastasche tief hinuntergedrängt — mit der Rectovaginal-
fissuria nach Fabbri. c) Bei Schlaffheit der Ligam. suspensoria uteri:
die Alexander-Operation oder besser die vordere abdominale Hystero-
pexie. 4. Diesen Methoden muss eine vagino-perineale Plastik folgen, um
dauerhafte Resultate zu erlangen. 5. Die mediane Kolporrbaphie mit
Perinealplastik kann bei nicht mehr menstruirten Frauen ausgeführt werden.
6. Die vaginale Hysterektomie soll nur für alte Frauen oder für Fälle mit
genauer Indikation vorbehalten werden.) (Herlitzka.)
Petit, P., Traitement du prolapsus genital chez la femme. Soc. obst. et
gyn. de Paris. Ref. Ann. de gynec. et d’obst. Tom. XLVII. Februar.
(Verf. empfiehlt die plastischen Operationen am Beckenboden event. mit
Kombination der Alexander- Adams’schen Operation.)
— A propos du traitement du prolapsus genital. La Semaine gynéc.
fevrier. pag. 33.
Reynier, De l’elytrotomie postérieure dans le traitement du prolapsus
uterin. Congr. franc. de Chir. Ref. Ann. de Gyn. et d’obst., Tom. XLVIII,
pag. 546. (Verf. macht zunächst die Ventrofixation, wobei die Ligg. rotunda
und eine grosse Partie der Ligg. lata an der vorderen Bauchwand befestigt
werden. In gleicher Sitzung Eröffnung des Douglas’schen Raums von
der Scheide aus und Einführen eines Jodoformgazestreifens; 4 Tage später
wird dieser entfernt. Einige Zeit später Kolpoperineorrhaphie.)
Ruggi, Cura chirurgica del prolasso completo degli organi genitali muliebrii.
Gazzetta degli ospedali, Vol. I. Nr. 16. (Società medico-chirurgica di
Bologna.) (Herlitzka.)
Silberstein, Prolapsus completus uteri inversi. Przeglad Lekarski, pag. 183.
(Verf. beschreibt einen seltenen Fall von Prolapsus uteri inversi bei einer
70 jährigen, die niemals schwanger gewesen sein soll, ebensowenig soll
die Inversion durch einen Polypen bedingt worden sein. Die Inversion
bestand schon über 15 Jahre. Es gelang Silberstein die Reinversion
nach Emmet. Interessant ist der eigenthümliche Befund der bis zur
20,
21.
Lageveründerungen des Uterus. 79
Unkenntlichkeit veränderten Beschaffenheit des Endometrium sowohl wie
such der Scheidenschleimhaut. Silberstein behauptet, es seien im Ganzen
ım 19. Jahrhundert nur drei Fälle von Prolaps des invertirten Uterus be-
schrieben, die Fälle von Clinstock [durch ein Fibroid bedingte Inversion),
von Barbour und ein von Schröder citirter Fall. Für das 18. Jahr-
hundert citirt Silberstein ebenfalls drei Fälle: Henrici: „Sanden de
uteri prolapsu inversi.“ Regiomonte 1722, Boehmer: „Dissertatio de
uteri prolapsu et inversione.“ Halle 1745 und Heister: „Dissertatio de
prolapsu uteri cum inversione,“ Helmst. 1750.) (Fr. L. Neugebauer.)
Simons, E. M., Die Frage des Prolapses der weiblichen Genitalien in
Frankreich nebst kritischen Betrachtungen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.,
Bd. V, pag. 628. (Behandelt im Wesentlichen die Diskussionen des fran-
zösischen Chirurgenkongresses über obiges Thema.)
Stratz, Dr. C. H. (Haag), Prolapsus vaginae anterior. Üystocele. Elon-
gatio cervicis intermedia. Modifizirte Müller’sche Prolapsoperation. Nederl.
Tydschr. voor Verlosk. en Gyn., Jahrg. VIII, pag. 85. (Stratz operirte
einen Prolapsus vaginae anterior kombinirt mit Cystocele. Es bestand eine
Elongatio des intermediären Theils der Cervix. Verf. machte dieMüller’sche
Operation. Den ersten Akt [Colporrhaphia ant.) nach der Methode Feh-
ling-Hofmeier, dann umschnitt Stratz jetzt die Portio, präparirte die
Blase zurück und machte die ganze Cervix frei. Die Art. ut. wurden
links und rechts mit Ligaturen versehen und durchschnitten, nachher
wurde die Cervix abgeschnitten, während durch die Cervixmukosa seidene
Nähte durch den Uterus hindurch gelegt wurden und in die Vagina hinaus-
geführt wurden. In dieser Weise war der Uterusstumpf festgeschnürt.
Zum Schluss wurde die Hegar’sche Colpoperineorrhaphia posterior ge-
macht.) (Doorman, Leiden.)
. Theilhaber, A., Ueber Prolapsoperationen. Monatschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. V, pag. 488.
- Walker, Report of an operation for the relief of complete procidentia of
the uterus and bladder. Med. News. 3. Juli, pag. 17.
. Wardie, Mark, Ventrifixation for prolapsed uterus. Brit. med. Journ.,
Nr. 1916.
. Westphal, Ein Fall von Mastdarmvorfall, entstanden nach Operation
eines totalen Uterusprolapses. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. Nr. 4. (Verf.
erklärt obiges Vorkommen dadurch, dass durch die Operation des
Uterusprolapses die bestehende Rektocele reponirt wurde, ohne dass eine
entsprechende Verkleinerung der hypertrophischen Rektalwand stattfand.
Diese hypertrophische Partie prolabirte zuerst und zog dann weitere Rektal-
abschnitte nach sich. Heilung durch Resektion der hypertrophischen Partie.)
Grönholm (9) hat aus der gynäkologischen Klinik zu Helsing-
fors (Prof. Heinricius) 107 Fälle von Genitalprolaps zusammen-
gestellt und giebt eine tabellarische Zusammenstellung derselben. Be-
treffend die Resultate der verschiedenen operativen Eingriffe hat Verf.
versucht, die Patienten aufzusuchen und somit die Endresultate der
80 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Operationen festzustellen. Die erreichten Ergebnisse stellt Verf. mit
denjenigen von anderen Autoren, die auch das spätere Schicksal der
wegen Vorfalls operirten Patienten festgestellt haben, zusammen und
erreicht somit die folgenden Schlusssätze: Nach Scheidendammoperstionen
entsteht ein Recidiv in mehr wie 25°/o. Erneuerte Geburt bringt diese
Zahl um das Doppelte in die Höhe. Je grösser der Vorfall, je höher
das Recidivprozent. Recidiv kommt vor dem 30. und nach dem 60. Jahre
häufiger wie in den dazwischenliegenden Jahren vor. Je älter der Vor-
fall, je häufiger das Recidiv. Bei Nulliparen ist das Recidivprozent
viel höher wie bei postpuerperalen Vorfällen. Elongatio cervicis erhöht
das Recidivprozent, besonders hochgradig, wenn keine Amputatio colli
gemacht wird. Die besten Resultate werden durch Ventrofixatio uteri
erreicht, besonders bei Frauen, die sich nicht schonen können, und diese
machen bei weitem die Mehrzahl der wegen eines Vorfalls Behandlung
suchenden aus. - (Leopold Meyer.)
e) Inversion.
l. Abuladse, Ein fünfter Fall von Heilung einer kompleten Inversio der
Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober.
(V. Müller.)
2. Chrzanowski, Je, Inversio uteri totalis. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr.
42. (Die Anomalie war durch ein faustgrosses Fibrom entstanden. Hei-
lung durch Abtragung des Uterus.)
3. Da Costa, Clinical notes with specimens. A large polyp with inversion
of the uterus in a woman of advanced years. Amer. Journ. of Obst. Vol.
XXXVI, Nr. 3. (Die Anomalie bestand bei der 68jährigen Frau seit zwei
Jahren. Verf. entfernte den Polypen, worauf die Reinversion leicht ge-
lang.)
4. Fischer, Thomas, Complete inversion of uterus with complete procidentia
of the organ. Brit. Med. Journ. Nr. 1921.
9. Henrotay, Ueber einen Fall von nicht zu reponirender Inversio uteri.
Hysterectomia vaginalis. Heilung. Belg. Ges. f. Gyn. u. Geb. zu Brüssel.
Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 1. (22jährige Kranke kam drei
Monate nach der Geburt in Behandlung; nach erfolglosen Repositionsver-
suchen vaginale Totalexstirpation.)
6. Kraków, Ein Fall von chronischer Uterusinversion mit erfolgreichem
Redressement durch den wassergefüllten Kolpeurynter. Medycyna, pag.
1152. (Kraków beschreibt eine erfolgreiche Bekämpfung einer chronischen
Uterusinversion durch hydrostatischen Druck. 25jähr. Pat., vier Jahre ver-
heirathet, hat vor 16 Monaten zuletzt geboren. Die erste Entbindung
normal, jetzt aber wollte die Nachgeburt nicht heraus. Die Hebamme zog
mit einer Hand an der Nabelschnur, mit der anderen drückte sie auf den
Fundus uteri. Dabei verlor die Gebärende plötzlich das Bewusstsein. Als
sie wieder zu sich gekommen war, fühlte sie sich so schwach, dass sie
-3
ML
nn
19.
13.
—
rt
Lageveründerungen des Uterus. Hl
nicht ein Wort zu reden vermochte, wohl aber fühlte sie, dass zwischen
ihren Schenkeln ein heisser und nasser Klumpen lag, mit nassen l.appen
umhällt. Die Umgebung erklärte der Kranken, es sei, als die Hebamme
die Nachgeburt entfernte, eine grosse (seschwulst herausgefallen, wobei
eine so starke Blutung, stattgebabt habe, dass Synkope eintrat. Die Heb-
amme umwickelte, so schnell sie nur konnte, diese Geschwulst mit in Essig
getränkten Lappen, erklärten, die Frau müsse sterben, sie könne hier nichts
helfen und suchte schleunigst das Weite. Trotz dieser traurigen Vorher-
sage der weisen Frau erholte sich die Kranke sobald, dass sie schon nach
zwei Wochen das Bett verliess. Augenblicklich meldete sich die Kranke
16 Monate nach jener Entbindung zur Aufnahme in Neugebaner’sKlinik,
aus der sie nach 14 Tagen mit reponirtem Uterus entlassen wurde. Der
Kolpeurynter wurde zehn Tage lang angewandt und jeden Tag einmal
entfernt und wieder eingeführt, wobei jedesmal eine ziemliche Blutung
stattfand. Am zehnten Tage fühlte die Frau plötzlich einen so heftigen
Schmerz, dass eine Morphiumeinspritzung nothwendig wurde. Nach einigen
Minuten war der Schmerz fort und fühlte die Frau sofort eine grosse Er-
leichterung. Der Kolpeurynter wurde behufs Revision entfernt, der Uterus
erwies sich zur normalen Gestalt gebracht. Interessant ist die Beobach-
tung wegen der angeführten Details.) (Neugebauer.)
. Laurent, Un cas d’inversion uterine. Bull. de la Soc. Belge de Gyn.
Nr. 1.
. Lynch, W., Inversion of the uterus. Ann. of gyn. and paed. Vol. XI,
pag. 134. (Puerperale Inversion, wahrscheinlich entstanden durch Zug an
der Nabelschnur und gleichzeitige Expression. Reposition. Heilung.)
. Mackay, W. A., Inversion of the uterus. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag.
354.
Poney, H., Traitement de l’inversion uterine chronique par la traction
élastique prolongée du col combinée à la propulsion du fond de l'utérus.
La Gynéc. Tom. II, Nr. 1.
. Sava, Un caso d’ inversione cronica dell’ utero. Arch. di Ost. e Gin.
Nr. 9.
. Schacht, F. F., Complete inversion of the uterus — Duration a fort-
night — Reduction by manipulation. The Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag.
229. (Puerperale Inversion, welche nach 14tägigem Bestehen vom Verf.
mit Leichtigkeit manuell reponirt -wurde. Die 24 jährige Ipara war mit
Forceps entbunden. Placenta wurde, nachdem vorher Ergotin gegeben
war, durch leichten Zug entfernt. Ausser Retentio urinae, leichter Tem-
peratursteigerung und fötidem Ausfluss, der Anlass zu einer Untersuchung
gab, bestanden keine Symptome.)
Swan, W.E., Report of a case of inversion of the uterus. Albany Med.
Ann. Vol. XIX, Nr. 1.
, Treub, H, The mechanism of inversion of the uterus. Brit. Gyn. Journ.
Vol. L, pag. 304 and Genootsch. t. Bevord. der Natuur.-Genees. en Heel-
kunde. 27. IV.
A Vanderlinden u. de Buck, Notes sur un cas d'inversion uterine par
myomatose généralisée. Bull. de l’Acad. royale de Med. de Belgique. IV
serie. Tom. X, pag. 888.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 6
82 Gynäkologie. Pathologie des Uterus.
Im Anschluss an die Mittheilung eines Falles von vollständiger
Inversion mit Prolaps bei einer 33jährigen Frau, giebt Treub (14)
eine neue Theorie über die Entstehung dieser Lageveränderung. Nach
seiner Auffassung ist das Primäre stets die Lähmung einer Wandpartie,
die entweder durch Insertion einer Geschwulst oder der Placenta her-
vorgerufen ist. Die gelähmte Partie wird durch intraabdominalen Druck
in die Uterushöhle vorgebuchtet. Durch diese Einstülpung leidet nun
das Gewebe in der Umgebung des Inversionstrichters noth und wird
gelähmt; Kontraktionen der gesunden Wandpartien, welche den als
Fremdkörper wirkenden invertirten Theil auszutreiben suchen, ver-
grössern dann die Einstülpung, wonach wieder neue Randpartien in
Mitleidenschaft gezogen und schliesslich invertirt werden; so geht der
Prozess fort, bis schliesslich der ganze Uteruskörper umgestülpt ist;
damit hören dann selbstverständlich die Kontraktionen auf. Eine In-
vırson des Collum kommt nur durch Aktion der Bauchpresse zu Stande.
Poney (10) sucht die Reduktion des Uterus durch elastischen
Zug herbeizuführen. Er führt zunächst sechs starke Seidenfäden in
gleichem Abstand rings herum durch die Muttermundslippen, diese
werden mit secbs Gummischlauchenden, die an der unteren Seite
des Pavillons eines Stethoskops ringsherum befestigt sind, verbunden,
das andere Ende des etwa 14 cm langen Instruments wird auf den
invertirten Fundus gesetzt, nachdem dieser durch eine Gazekompresse
geschützt ist. Täglich ist zweimal nachzusehen, ob keine Gangrän der
Druckstelle eintritt. Verf. erkennt diese Gefahr seiner Methode selbst
an; eine seiner Patientinnen starb, bei vier gelang die Reposition voll-
ständig, bei einer fünften unvollständig. i
Mackay (9) berichtet über einen Fall von puerperaler Inver-
sion, die angeblich spontan entstanden war. Verf. sah die Kranke
drei Monate nach der Geburt. Die Reinversion wurde mittelst eines
becherförmigen Repositors ausgeführt, auf welchem ein elastisches Band
einen starken Druck ausübte. Nach 72stündiger Anwendung war
die Reinversion fast vollendet; nach weiteren 18 Stunden war der
Uterus reponirt, jedoch hatte sich das Organ so fest um den Repositor
kontrahirt, dass seine Entfernung erst nach vollständiger Spaltung der
hinteren Lippe gelang. |
Abuladse (1) beschreibt einen Fall von kompleter Uterusin-
version, welchen er mittels Kolpeuryse während eines Zeitraumes von
27 Tagen zur Heilung brachte. Vom 20. Tage an wurde bei bereits
eingeleiteter Reposition gleichzeitig mit der Kolpeuryse der untere Ab-
schnitt der sich reponirenden Gebärmutter mit Jodoformgazestreifen
Myome. 83
tamponirt. Ausserdem bekam die Kranke einige Mal Cornutin sub-
cutan, Secale innerlich und zwei Sitzungen faradischer Elektricität.
Auf Grund dieses Falles schliesst sich Autor vollkommen der Ansicht
Rein’s an, dass nämlich 1. die Kolpeuryse auf die Gebärmutter eire
dynamische und in keinem Falle mechanische Wirkung ausübe und,
2. dass der Reposition der Gebärmutter deren Theilung in einen Hohl-
muskel und einen Durchgangsschlauch vorausgeht, ein Vorgang, wie
er im Moment der Entstehung der Inversio stattfindet.
Di
(V. Mëller)
f) Hernien.
. Legueu, Angeborene Hernie des Uterus und der Anhänge. Imperforation
der Vagina. Semaine gynec. Nr. 18. Ref. Centralbl. f. Gyn., Bd. XXI,
Nr. 43. (In dem einen referirten Falle handelte es sich um eine links-
seitige Leistenhernie bei einer 13jährigen Frau. Bei der Operation fand
sich in derselben ein kleiner Uterus mit zwei Tuben (eine verschlossen)
und ein Eierstock, der andere fehlte. Beschwerden waren nicht vor-
handen.)
III.
Neubildungen des Uterus.
Referent: Professor Dr. von Herff.
a) Myome.
. Alexander, Transperitoneale Enucleation der Uterusfibroide. Scalpel.
Mai. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1281. (Die entstandene
Höble wird 48 Stunden lang mit Jodoformgaze ausgestopft, die vordere
Uteruswand vorübergehend an die vordere Bauchwand fixirt.)
. Ard, Hysterectomy, with subsequent Haemorrhage controlled by Hypo-
dermic injections of Ergotol. The Americ. gyn. and obstetr. Journal.
Vol. XI, pag. 683. (ÜUterusfibrom, vaginale Entfernung.)
. Baker, Multiple fibroids of the uterus, complicated with broad ligament
cyst of the left side and numerous thin fibrous sacs filled with clear fluid,
apparently free in the lower peritoneal cavity. Boston. med. and surg.
Journ. CXXXV, 23, pag. 567, 1896.
6*
10.
11.
12.
13.
14.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
. Baldy, A method of preventing vaginal prolapse following abdominal
hysterectomy. Am. Journ. of Obst. pag. 81.
. Batuaud, Atrophie spontanée d'un fibrome après l'accouchement. Journ.
de méd. de Paris, 11 avril.
. Bégouin, Fibromes utérins compliqués d'un petit kyste de lovaire et
d'une tumeur gazeuse de l'abdomen. Journ. de Méd. de Bordeaux, 28. Dec.
1896.
— Fibrome de l'utérus et épithélioma. Journ. de méd. de Bordeaux,
4 avril.
— Coexistence du fibrome et du cancer de l'utérus. Gaz. hebd. des Sc.
médic. de Bordeaux, Nr. 35, pag. 411.
Bérard, Myome malin de l'utérus. Gaz. des Hôp. de Toulouse, 19 sept.
1896.
Bergonié, Sur un cas de fibrome utérin volumineux ayant considérable-
ment diminué de volume à la suite d'un traitement par la faradisation.
Gaz. hebdom. des Sc. méd. de Bordeaux, mars, pag. 139.
Beurnier, Tumeur fibro-kystique de l'utérus à paroi extrèmement vascu-
laire. Journ. de Méd. de Paris. 18 oct. 1896.
Binaud, Corps fibreux intra-utérin. Incision bilatérale du col; ablation de
la tumeur par morcellement. Gaz. hebdom. des Sc. méd. de Bordeaux.
Nr. 9, p. 99.
Binaud et Bégouin, Fibrome utérin, petits kystes transparents de la
face post. de l'utérus. Journal de Méd. de Bordeaux. 26 déc. 1896.
Binkley, Fibroid of the uterus following double and its relations to
circumuterine inflammation. The Americ. gyn. and obstetr. Journ. Vol. X,
pag. 61.
Bland Sutton, On Myomata of the Neck of the Uterus. Transact. of
Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 160.
Boldt, Adenomatous Fibroma. The Americ. gyn. and obstetr. Journ.
Vol. XI, pag. 708. (Zweifelhafter Fall)
Bossi, Méthode d’hysterectomie vaginale. Gynéc., pag. 54.
— Sulla tecnica dell’ isterectomia vaginale. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 2.
Febbraio.
— Contributo allo studio clinico e anatomico del processo di assorbi-
mento dei fibromiomi uterini. Archiv. di Ost. e Ginec. Nr. 4, pag. 193.
. Bowreman Jessett, Note on five cases of fibro-myoma of uterus. The
British med. 3. August.
. Bovee, Fibroid degeneration of the Uterus after removal of Pus Tubes.
The Americ. Journ. of Obstetr. et Vol. XXXVI, pag. 366. .
22. Brohl, Demonstration eines Uteruspolypen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 625. (Bekanntes.)
. Brosin, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 874.
Broun, Specimens of uterine fibroids. The Americ. gyn. and obstetr.
Journ. Vol. X, pag. 351.
— Obstinate reflex vomiting for four days, following an abdominal
hysterectomy for a fibromyoma of the uterus, in which considerable boro-
32.
33.
As
—
2.
[702
AL
8.
-
Myome. Hi
glyceride gauze was packed in the pelvis to check oozing; complete ces-
sation of vomiting upon removal of the Gauze. The Americ. gyn. and
obstetr. Journ. Vol. X, pag. 357.
— Cystic Degeneration of Fibroid. The Amer. gyn. and obstetr. Journ.
Vol. XI, pag. 212.
T. Buckhard, 50 Fälle von vaginaler Totalexstirpation des Uterus nach
der Doyen-Landau’schen Methode. Arch. f. Gynäk. LIII, pag. 382.
>». Cann, La Castration chez la femme, des resultats thérapeutiques. Con-
séquences sociales et abus de cette opération. Paris. Ollier-Henry.
. Chadwick, J., Case of suppurating fibroid tumor of the uterus. The
Boston. Med. and Surg. J. april, pag. 407.
. Chalot, La transplantation systématique des deux uretöres et la ligature
préventive des deux artères iliaques internes pour exstirpation large du
cancer diffus de l'utérus par l'abdomen. Archiv. de gyn. et d’obst. Nr. 9
a 12 pag. 785.
. Charpentier, Spontane Schrumpfung von Fibromen nach der Geburt.
Journ. de Med. de Paris, April.
Cheney, The Management of Tumors of the Uterus and Appendages
complicating Pregnancy, with a report of two successful cases. The Americ.
Journ. of. Obst. Vol. XXXV, pag. 265. (Ein Fibrom.)
v. Chrzanowski, Zwei Fälle von sekundärer Verwachsung submuköser
Myome mit der gegenüberliegenden Wand des Uterus. Zeitschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. XXXV, pag. 11.
. Clarke, Traitement chirurgical des fibrromyomes de l'utérus. (Moskauer
Kongress.) Ann. de Gynec. Tome XLVIII, pag. 448.
— Operative Behandlung der Fibromyome des Uterus. XII. Internatio-
naler Kongress zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1147.
. Clivio, Contributo al trattamento retroperitoneale del peduncolo e al-
luso del laccio elastico nelle miomotomie. Annal. di Ost. e Gin, 1896,
pag. 825.
— Contribution au traitement du pédicule et à l'usage des lacs dans la
myomectomie. Annal. d'ost. e Gin. Milan, Dec. 1896. (Retroperitoneal»
Stielbehandlung mit elastischer Ligatur.)
è. Cittadino, Fibromyömes de l'utérus compliqués d’abces uterins et de
cancer cavitaire. Bullet. de la Soc. belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 3, pag. 60.
3. Couvelaire, Fibromyome uterin. Soc. anat. de Paris. mars.
. Da Costa, A large polyp with inversion of the uterus in a woman of
advanced years. The Am. Journ. of Obst. etc. Vol. XXXVJ, Nr. 237.
Cullen, Adenomyoma uteri diffusum benignum. Johns Hopkin’s Hospital
Reports 1896. {In den drei mitgetheilten Fällen ging der drüsige Anthei!
von der Uterusschleimhaut aus. Vorzügliche Abbildungen.)
Czempin, Demonstration von Uterusmyomen. Zeitschr. f. Geburtsh. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 340.
Damas, Essai experimental et clinique sur les complications infectieuses
des fibromyômes utérins. These de Lyon 1896, lre serie, Nr. 1117.
. Delageniere, Hysterectomie abdominale totale pour fibrro-myömes, 3 serie
de 10 nouveaux cas. Archives provinciales de chirurgie. Paris 1896, pag.
653.
46.
47.
48.
49.
56.
or
Lë
59.
~]
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
. Demantké, De l'hystérectomie abdominale pour gros fibromes utérins
par le procédé de la ligature élastique perdue (Procédé d’Olshausen‘.
Thèse de Paris 1896 —97, Nr. 539. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag.
1405. (Bouilly bildet Peritoneallappen, die über die versenkte Gummi-
ligatur nicht vernäht, sondern nur gelegt werden. 16°/o Sterblichkeit.)
Dervaux, M., Journal des Sec. med. de Lille, May 15th. (Tod an Urämie
nach abdomineller Hysterektomie wegen Myom; chronische Nephritis.)
Discussion sur I’hysterectomie abdominale totale. Société de chirurgie
de Paris. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 151. (Bemerkens-
werthe Diskussion zum Vortrage Richelot’s, siehe diesen.)
Diriart, Technique de M. Routier pour l’'hysterectomie abdominale totale.
Ann. de Gyn. et d'Obst. Tom. XLVIII, pag. 14.
— Traitement des fibromes utérins par l'hystérectomie abdominale totale.
Thèse de Paris, G. Steinheil. (Beschreibung von Routier’s Methode.)
Wi. Doktor, Die verschiedenen Operationsmethoden der Uterusfibrome im
Auslande. Vortrag im Aerzteverein in Budapest. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 142.
. Dorff, Presentation de pièces anatomiques de différents fibromes. Soc.
belg. gyn. et d’obst., pag. 5.
— A propos des indications opératoires du fibrome uterin. Bullet. Soc.
Belge de Gyn. et d’Obst. 1896, Nr. 10, pag. 201.
. Doyen, Ueber Kolpotomie und über die Totalexstirpation der Gebärmutter.
XII. Internationaler Kongress zu Moskau. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 1163. (Bemerkenswerth ist der Ausspruch, dass im Allgemeinen die
Klemmen auf die Fälle beschränkt werden sollen, in denen die Nähte
schwierig anzulegen sind.)
o4. Dudley, Die chirurgische Behandlung der Fibrromyome des Uterus. North-
western Lancet 1896, 1. Okt. (Bekanntes.)
. Dührssen, Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage-
rungen und Neubildungen der Gebärmutter. XII. Internationaler Kongress
zu Moskau. Ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 1131.
Duncan, Eighteen consecutive cases of intra-abdominal hysterectomy for
fibroids. The Lancet, Nr. 3846. May. Ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI,
pag. 1281. (Im Wesentlichen Schröder’s Methode mit zwei grossen Peri-
toneallappen. 5,500 Sterblichkeit.)
— Fibroids removed by the Intra-abdominal Method. Transact. of the
Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 88. (Kasuistik.)
— Five specimens of fibroid tumors of the uterus, removed by intra-
peritoneal method. Transact. of the Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXVIII,
pag. 345.
Duret, L’hysterectomie abdominale totale doit-elle &tre constamment
l'opération de choix dans la cure des fibromes uterins? La Semaine gyn.
Nr. 18, pag. 137.
— Sur deux cas exceptionnels d’hysterectomie abdominale totale. La
Semaine Gyn. Nr. 30. Jouillet.
. Edge, Fibro-Myomatous Uterus removed by Doyen’s Method of Pan-
Hysterectomy. The British gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 498.
63.
GR,
dÉ
BR,
10.
1.
72
13.
76
Myome. 87
. Elder, Remarks suggested by four Recent Hysterectomies. The British
gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 479. (Darunter abdominelle Hysterektomieen,
Kasuistik.)
Emmet, Multiple Myomata in the Abdominal Cavity. The Amer. gyn.
and obst. Journ. Vol. XI, pag. 6. (Anscheinend Sarkome, da nach zwei
Jahren nach einer ersten Operation Recidive wieder entfernt wurden.)
. Engström, Otto, Abdominal enucleation af myomer ur lifmoderkroppen,
A. Martins myomotomie ‘Abdominale Enucleation von Myomen aus dem
Gebärmutterkörper nach A. Martin.) Finska Läkaresällskapets Hand-
lingar. Bd. XXXIX, Nr. 2, pag. 236 — 93. (Leopold Meyer.)
— Abdominale Enucleation der Myome des Uteruskörpers. A. Martins
Myomotomie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 336.
Fargas, Procedimiento de hysterectomia abdominal en los cases de
miomas uterinos. Anales de obstetr. ginecopatia y pediat. pag. 97.
Fedoroff, Extraperitoneale Methode der Uterusexstirpation durch den
Bauchschnitt. Chirurgie Nr. 2. (Wegen eines Fibromyoms wurde die Total-
exstirpation des Uterus vorgenommen. Nach Eröffnung des hinteren und
vorderen Fornix wurde von der Scheide an die Lig. lata Klemmen ange-
legt. Nach Entfernung des Uterus wurde die Beckenwunde mit Gaze tam-
ponirt, deren Ende in die Scheide geführt wurde. Das hintere und vordere
Peritonealblatt wurden aneinandergeknüpft, Klemmen nach 48 Stunden
entfernt. Genesung.) (V. Müller.)
Feuchtwanger, Ein Uterusmyom mit Knorpel- und Knochenbildung.
Diss. Strassburg.
. Flaischlen, Lungenembolie nach Myomotomie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXVI, pag. 518.
Fleischer, Ueber die intraperitoneale Stielbehandlung bei Fihromyomen
des Uterus. Diss. Greifswald.
Fieux, Kyste du col utérin. Journ. de méd. de Bordeaux. 9 mai.
2. Fraikin, Myome oedémateux de utérus, tumeur sous-péritoneale pédi-
culée. Journ. de méd. de Bord. 30 mai.
Frey, Ueber das Cervixmyom, insbesondere über einen in der hiesigen
Frauenklinik beobachteten Fall von Fibromyom der vorderen Muttermunds-
lippe. Diss. Greifswald.
. Fry, Malignant Degeneration of Myoma. The Amer. Journ. of Obst. Vol.
XXXV, pag. 412.
a Funke, Zur totalen Uterusexstirpation per laparotomiam, speziell zur Be-
urtheilung der Stellung der Operation zur Myomotomie. Zeitschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 133. (Für die Freund’sche Operation eignen
sich die Grenzfälle der überhaupt noch zu operirenden Fälle in erster Linie,
weil man hierbei weit klarer die Ausdehnung des Carcinoms übersieht.
Bei 15 Carcinomfällen aus der Freund’schen Klinik beträgt die Sterb-
lichkeit 20° o. Anfangsstadien sollen überhaupt per vaginam operirt werden.
Ein grösserer Theil der Fälle aber häufiger von der Bauchhöhle aus, um
die Dauererfolge für das Carcinom zu steigern.)
Galabin, Rapidly growing Fibroid in a patient aged sixty-three. Trans-
act. of the Obstetr. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 229.
(KÉ
78.
79.
80.
8.
82.
83.
84.
85.
86.
87.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Galabin, Oedematous Fibroid Tumors of Uterus associated with Pregnancy.
Transact. of Obst. Soc. of London. Vol. XXXVII, pag. 286.
Gannat, De l'hystérotomie médiane vaginale comme moyen d'exstirpation
des fibromes sousmuqueux de l'utérus et d'exploration de la cavité utérine.
Thèse de Paris. Nr. 284.
Gardini, L’ isterectomia vaginale per la cura dei fibromiomi dell’ utero.
Società Med. chir. di Bologna. (Herlitzka.)
Gebhard, Anatomie und Histologie der Myome. J. Veit’s Handbuch
d. Gynäkologie, Bd. Il, pag. 450.
Goelet, Disappearance of Fibroids after Ligation of the Uterine Arteries.
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 462. (Ein Fall, der Tumor
reichte bis zum Nabel und verschwand allmählich völlig trotz Andauer der
Regel.) i
— Improved technique of vaginal ligation of the uterine arteries for
uterine fibromata. Indications for the operation. Med. Record. pag. 338.
Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1279. (Freilegung der Lig. cardinalia
durch einen Schnitt jederseits vom Muttermund bis zum Scheidengewölbe,
ohne die Bauchhöhle zu eröffnen. Unterbindung der Uterina. Atrophie der
(eschwulst soll sicher in sechs Monaten eintreten.)
— Vaginal ligation of the uterine arteries for fibroids of the uterus.
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 140.
— Vaginal ligation of the uterine arteries for Fibroids of the uterus.
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 219.
Goullioud, Hystérectomie abdominale totale pour fibromes. Arch. de
Tocol. et de Gynéc. Tom. XXIII, pag. 805. Arch. provinc. de Chir. Jan. 1.
Lyon. méd. 1896. August. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1281.
(Abtrennung der Scheide mit dem Paquelin.)
Gubareff, Die operative Behandlung der Uterusfibrome. Jurngl aku-
sherstwa i shenskich bolesnej. April. (V. Müller.)
Hall, Hysterectomy for multiple Fibroma. The Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 118.
— Some of the Sequelae following supravaginal hysterectomy. The
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 447.
— Cystic fibroid of the uterus. Amer. Journ. of Obst. mai. pag. 730.
—- a) Large fibroid of the Uterus which had undergone cystic Degenera-
tion. b) Cystic Fibroid of the Uterus. The Amer. Journ. of Obst. Vol.
XXXV, pag. 726. |
Harris, Calcified uterine fibroid. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol.
X, pag. 57.
Hartmann, L'hystérectomie abdominale totale. La technique opératoire,
ces indications. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 1.
— Discussion sur l'hystérectomie abdominal totale. Ann. de Gyn. et
d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 171.
Haultain, Electro-negative puncture in the uterine fibro-myomata, a
record of three cases. The Edinburgh med. Journ., june, pag. 615.
. Haussmann, Oblitération de la veine cave inférieure dans un cas de
fibro-myome. Wratsch, Nr. 15.
96.
100.
101.
102.
103.
105.
198.
ID,
Is,
109.
Uu.
11.
113.
Myome. 89
Heinricius, Exstirpation af degenererad uterusmyom. Finska Läkare-
săllskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 4, pag. 595—97. (Cystöse De-
generation eines gestielten, subserösen Fibromyoms nach einer Entbindung.
Entfernung. Heilung.) (Leopold Meyer.)
— Om indikationema för myomotomi. Finska läkaresällsk. Handl. Vol.
XXXVJII, 12. pag. 1014. 1896.
. Heurtaux, Myo-Fibrome de l'utérus à pédicule tordu, ablation, guérison.
Bull. de l’Acad. de Med. de Paris. 22 déc. 1896.
. Holmes, Cases of melancholia cured by removal of interstitial fibro-
mata of tbe cervix uteri. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag.
423.
Homans, The indications for and the technique of hysterectomy. The
Amer. journ. of the Medical Sciences. Vol. CXIV, Sep., pag. 251. (Be-
kanntes.)
Hook, van, The Consequences of Removing the Uterus. The Amer.
gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 405.
Howitz, Un nouveau traitement des fibromes de la matrice. Ann. de
Gyn. Tom. XLVI, pag. 607. 1896.
— Eine neue Behandlung der Gebärmutterfibrrome. Der Frauenarzt,
Heft4. (Entsprechend der bekannten Thatsache, dass Myome im Wochen-
bette schrumpfen, versuchte Howitz in einem Falle durch künstliche An-
regung einer Milchsekretion durch Saugen an der Brustwarze eine Schrum-
pfung der Myome herbeizuführen. Wiewohl nur dreimal täglich gesaugt
wurde, schrumpften in drei Fällen die Geschwälste.)
. Jacobs, Du fibrome uterin. Ses complications. La Policlinique. ler
mars.
— Fibrome uterin volumineux, Pyusalpinx bilatéral, abces de l'ovaire
droit. Torsion complete de la trompe gauche sur son arc. Bull. de la
Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. 1896. Nr. 8.
— Contribution au traitement chirurgical du fibrome uterin. Bull. de
la Soc. belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 3, pag. 58.
— 27 Myomoperationen während des Jahres 1896 mit drei Todesfällen.
Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 2. (Darunter 12 abdomi-
nelle Totalexstirpationen. Drainage nach der Scheide. Bester Erfolg.)
Janvrin, Selection of operation in cases of cancer of the cervix uteri
and of the uterus also. The Amer. Gen and Obst. Journ. Nr. 5, pag.
24.
Jessett, Notes of five cases on Fibro-myoma of the Uterus. The British
Gyn. Journ. Vol. L, pag. 157. (Kasuistik.)
Jobnston, Pediculated cervical fibroid. The Amer. journ. of Obst. Vol.
XXXVI, pag. 237.
Josephson, C. D., Om behandlingen af fibromyom i uterus. (Ueber die
Behandlung der Fibromyome der Gebärmutter.) Eira. 21. Jahrg. pag.
i5—82, 111—19, 1883—90, 217 —24. (Leopold Meyer.)
— Om behandlingen af fibromyoma i uterus. Stockholm. Eira. Nr. $.
4, 6 u. 7.
Ivanoff, Adeno-myome de l'utérus. These de Saint-Petersbourg.
%
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
122.
123.
124.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Ivanoff, Zur Frage über die Adenomyome der Gebärmutter. Jurnal
der russischen Gesellschaft für Volkshygiene. April. Nr. 4.
(V. Müller.)
Kaijser, Fritz, 7 fall af myoma uteri. Upsala Läkareförenings För-
handlingar. N. F. Bd. III, Heft 3, pag. 152—61. (Unter Kaijser’s sieben
Fällen von Myom wurde einer per vaginam coperirt. Die Geschwulst war
kindskopfgross, war in den Cervix entwickelt, hatte das vordere Scheiden-
gewölbe vorgebuchtet, zuletzt durchgewachsen, drang somit in die Scheide
und präsentirte sich in der Vulva. Sechsmal führte Kaijser den Bauch-
schnitt aus, dann fünfmal Amputatio uteri in der Hauptsache nach
Westermark (s.u.); einmal wurde ein gestieltes Myom entfernt; wegen
Brüchigkeit des Gewebes war in diesem Falle die Blutstillung recht
schwer.) (Leopold Meyer.)
Kippenberg, Zur Kastrationsfrage. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag.
966. (Polemik.)
Klein, Anzeigen zur supravaginalen Amputation des Uterus myomatosus.
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 256.
Kossmann, Die Abstammung der Drüseneinschlüsse in den Adeno-
myomen des Uterus und der Tuben. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 359.
Kottmann, Beitrag zur Lehre von den Fibromyomen, gestützt auf Beob-
achtungen von 416 Krankengeschichten. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 583.
Krajewski, Demonstration eines auf vaginalem Wege entfernten Uterus
mit 14 Myomen. Operation mit Zweitheilung des Uterus und Auslösung
der einzelnen Myome mittelst des korkzieherartigen Traktors von Segond.
Krajewski hat 10 solche Operationen gemacht und Karczewski eine.
Pam. Warsz. R. Tow. Lek. pag. 768. (Neugebauer.)
. Landau, Zur Technik der abdominalen Totalexstirpation des Uterus.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 689. (Die Methode in isolirter Unter-
bindung der spritzenden Gefässe bestehend und glatte Vernähung der
Peritonealwunde, entspricht bekannten amerikanischen Methoden völlig.)
— Entgegnung an Herrn M. Sänger. Centralbl. f. Gen Bd. XXI,
pag. 42. (Unbegründete Prioritätsansprüche.)
Lanelongue, Fibro-myome pédicule de l'utérus avec torsion du pédicule.
Journ. de Med. de Bordeaux, 26 dec. 1396.
Lauwers, Résultats immédiats et definitifs de l’'hysterectomie abdomi-
nale a pédicule rentré. Bull. de l'Acad. royale de Belgique. 4° serie,
Tome XI, pag. 115. La Semaine gyn. Nr. 22, pag. 172. (50 Fälle, ein
Todesfall durch Bacillus coli. Schleimhaut des Cervix wird exstirpirt und
dieser vernäht.)
— Degenerescences et complications des myömes nterins. Bullet. de
la Soc. belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 3, pag. 49.
> Lawson Tait, The modern treatment of myomatous disease of the
uterus. British med. Journ. pag. 779.
. Lebedeff, Deux cas de myomotomie. Soc. med. chir. de Saint-Peters-
bourg. 21 jan.
. Legueu et Marien, Note sur le rôle de l’inflammation dans le déve-
loppement d'une variété des fibro-myömes uterins. Bull. de la Soc. anat.
Tom. LXXI, année 5° serie, t. X, 1396, pag. 329. (Besprechen die Her-
N
131.
132.
137.
138.
139
149.
HI.
142.
183.
Myome. 91
kunft von epithelialen Elementen in Fibromyomen, besonders solche von
der Schleimhaut her.)
. Legueu. Des éléments glandulaires dans les fibro-myomes de l'utérus.
Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVII, pag. 134.
. Lewers, Uterus removed by Pan-Hysterectomy. Transact. of Obstetr.
Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 131.
Lovrich, Fibroma corporis uteri. Myomotomie. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 1157. (Tod am fünften Tage an septischer Peritonitis. Strepto-
kokken-Infektion aus dem Cervix.)
Lwoff, Zur Frage über die Enucleation grosser interstitieller Myome
durch die Vagina. Wratsch. Nr. 23. (Autor hat ein Myom von Kinds-
kopfgrösse per vaginam von der Uterushöhle aus mit gutem Erfolg ent-
fernt.) (V. Müller.)
. Macé, Contribution a l'étude de la torsion du pédicule des fibromes
sous-sereux de l'utérus. Thèse de Paris. Nr. 284.
. Mackenrodt, Kolpotomia posterior bei Myomen. Uentralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 469. (Demonstration.)
. Martin, A., Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage-
rungen und Nenbildungen der Gebärmutter. XII. Internationaler Kongress
zu Moskau. Ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 1132.
— Franklin, Lectures on the Treatment of Uterine Fibroids. Chicago.
Keener Company. 174 pag. (Kurze, auf eigene Erfahrung gestützte Dar-
stellung.)
Maynard, Fibromyome. a) Lang. Med. Chir. May 10 t. b) Boston.
Med. and Surg. Journ. May 20 th. (Tritt für frühes Operiren ein.)
Meinert, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 173.
Mermet, Fibro-myôme utérin sous-péritonéal téléangiectasique. Hydro-
salpinx secondaire et gigantisme annexiel. Société anat. 1896, p. 541.
— Deux cas de fibromyomes sous-peritoneaux à formations pseudo-
kystiques. Soc. anat. de Paris. 23 oct. 1896.
— Structure histologique d'un fibromyome uterine téléangiectasique ;
evolution sarcomateuse; thromboses vasculaires et lésions de dégénéres-
cence. Bull. de la Soc. anat. 5. S. X, 22, pag. 889. 1896.
Meyer, Ueber die Genese der Cystadenome und Adenome des Uterus.
Zeitschr. f. Gyn. u. Geb. Bd. XXXVII, pag. 327.
— Ein Beitrag zur Aetiologie der Myome. Diss. Halle a. S. (Myome
kommen relativ häufiger vor bei Ledigen und sterilen Frauen. Sie ent-
stehen nur im geschlechtsreifen Alter, die meisten kommen in der Zeit.
vom 30.—50. Lebensjahre zur Beobachtung. Nach der Menopause bilden
sie sich häufig zurück. Sterilität und herabgesetzte Fertilität sind Ursachen
der Myombildung.)
. Mittermaier, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 195.
. Möller, Elis Essen, Fall af retroperitonealt, cystiskt uterinmyom. Hygiea.
Bd. LIX, Nr. 11, pag. 448—76. (Leopold Meyer.)
. Monod, Polype uterin a apparition intermittente. Ann. de la policlinique,
Bordeaux, pag. 508.
92
147.
148.
149.
154.
155.
156.
157.
161.
162.
163.
164.
169.
166.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Monod, Fibromes utérins et utérus gravide. Bull. de la Soc. anat. 5.
S. X, 20, pag. 740. 1896.
Moore, J., Hysterektomie bei Fibroiden als Geburtshinderniss. North-
western Lancet. 1896. Sept. 1. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 603.
Monlonguet, De l'bystérectomie vaginale. Archives provinciales de
chirurgie. Paris. 1. mai. pag. 273.
. Mouprofit, Hystérectomie dans les fibrömes. Ann. de Gyn. et d’Obst.
Tom. XLVI, pag. 646.
. Müller, Supravaginal Hysterektomi ved Fibromyomer i Uterus. Hosp.
Tid. 4. R. Vol. IV, pag. 46, 47. 1896.
. Nelaton, Discussion sur l’hysterectomie abdominale totale. Ann. de
Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 175.
. Neugebauer, Demonstration eines in toto exstirpirten myomatösen
Uterus von Oil: Pfund Gewicht. Es war die abdominale Exstirpation
gemacht worden. Pam. Warsz. Tow. Lek. pag. 469. (Neugebauer.)
Noble, The Development and the Present Status of Hysterectomy for
Fibro-Myoma. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 652.
— L’bysterectomie pour fibromyömes et pour inflammations des annexes
en Amérique. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XCLIII. pag. 42.
Noirot, Traitement des fibromes par la paroi anterieure de l’abdomen.
These de Paris.
Noto, A., Emetemen ed oliguria di natura isterica in donna con utero
miomatoso e fibroma sottosieroso della purete anteriore dell’ istmo e
iperplasia areolare del collo con ectropion doppio. La Rassegna di Ost.
e Gin. Napoli, Nr. 7. (Herlitzka.)
— Due rari casi di fibromi interstiziali emorragici del collo e della
porzione dell’ istmo corrispondente. Arch. di Ost. e Gin. Nr. 9.
. Olshausen, Die abdominalen Myom-Operationen. J. Veit, Handbuch
der Gynäkologie. Bd. II, pag. 607.
. Ozenne, Corps fibreux de l'utérus. Uremie comateuse foudroyante chez
une femme de 50ans. La Sem. Gyn. Nr. 24. Jouin.
Palm, Ein Fall von Cystadenofibromyoma cervicis; kasuistischer Bei-
trag zu den Adenomyomen. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag 92.
De Paoli, Contributo alla casistica ed allo studio delle indicazioni del-
l’ Isterectomia totale del lato della vaginae e dello addome. Atti del-
l’ Accad. Med. Chir. di Perugia. Vol. IX, fasc. 2. (Herlitzka.)
Patzauer, Ein Fall von operirtem Leiomyoma submucosum uteri. Pester
med. Presse. Bd. IlI. 1896.
Péan et Schiller, Du choix de l'opération dans le traitement chirurgical
des fibro-myomes. La semaine Gyn. Nr. 2.
Penrose, An Enormous Fibroid Tumor of the Uterus. The Amer. Journ.
of Obst. Vol. XXXV, pag. 106.
Perry, A Modification of Doyen's Method of Abdominal Total Hysterec-
tomy. The Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 169. (Bevorzugt
nach freier Trennung der Ligamente isolirte Unterbindung der spritzenden
Gefässe statt Massenligaturen wie Doyen; sodann Vernähen der Peri-
tonealwunde mit Fixation der Stümpfe in die Scheide und völligen Peri-
tonealverschluss.)
167.
168.
Myome. 93
Pfannenstiel, Ueber die Adenomyome des Genitalstranges. Verbandl.
der deutschen Gesellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 195.
Pick, Uterus duplex myomatosus. Demonstration. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 1220. (Verf. will damit seine Ansicht beweisen, dass
Üterusverdoppelung und Geschwulstbildung in ätiologischer Beziehung und
. in Zusammenhang stehen. Das Myom soll embryonal angelegt gewesen sein
und die Vereinigung der Müller’schen Fäden verbindert haben, eine
Schlussfolgerung ohne Unterlage.) l
— Ein neuer Typus des voluminösen paroophoralen Adenomyoms. Arch.
f. Gyn. Bd. LIV, Heft 1. (Da in dem knolligen, theilweise cystischen
Tumor sich Psammomkörner in den Cystenwandungen vorfanden, so will
Verf. auf Grund dessen eine neue Geschwulstart, Adenomyoma psammo-
papillare aufstellen; sonst Bekanntes.)
Pigeounat, Contribution à la thérapeutique chirurgicale des gros
fibromes utérins; hysterectomie abdominale, méthode intrapéritonéale.
Thèse de Paris. 1896.
. Planque, Contribution à l'étude de la torsion des fibromes utérins. Thèse
de Paris. Nr. 325.
— Beitrag zum Studium der Torsion der Uterusfibrome. Thèse de Paris,
Steinheil. (Zwei neue Fälle, ganz ähnliche Befunde wie bei Ovarialtumoren.)
14.
135,
Platon, Abdominelle Totalexstirpation wegen Myom. Gazette de Gyn.
April. (Kasuistik.)
. Pompe van Meerdervoort, Dr. N. J. F., Das Ovarium beim Fibro-
myoma uteri. Nederlandsch. Tijdschr. v. Verlosk. en (syn. VIII Jahrg.
pag. 52. Mit einer Abbildung. (Doorman, Leiden.)
. Purcell, Fibro-myomatous Uterus removed by the Combined Method,
viz. Pan-Hysterectomy. The Brit. Gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 1.
— A Fibro-Myoma removed by Pan-Hysterectony, with Remarks on
Different Methods. The Brit. gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 479.
. Pozzi, Discussion sur l’'hysterectomie abdominale totale. Ann. de Gyn.
et d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 172.
. Pujol, Fibro-myomes uterins et conception. Arch. de Gyn. et de Toc.
VoL XXIII, pag. 720.
— Des rapports réciproques de la grossesse et de la parturition avec
des tumeurs fibreuses de l'utérus. Thèse de Montpellier 1895/96.
. Putmann, Mary, Fibrome uterin avec commencement de dégénérescence
sarcomateuse. N. Y. Med. Journ. 26 june.
. Quenu, Discussion sur l’hysterectomie abdominale totale. Ann. de Gyn.
et d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 174.
Quillian, Suprapubic Operations for fibroid, with report of cases. The
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 360.
. Reamy, Fibroids removed by Morcellation. The Amer. journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 109.
— Multiple Fibroma. The Amer. journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag.
235. (Kasuistik.)
Rechner, Contributions ä l'étude du pincement et de la ligature des
artères uterines comme procédé hemostatique et atrophiant dans le traite-
ment des fibromes uterins. These de Paris. Nr. 464.
94
186.
187.
188.
189.
` 190.
191.
191a.
192.
193.
194.
195.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Reclus, Hystérectomie abdominale totale. Société de chir. 7 Juillet.
— Discussion sur l'hystérectomie abdominale totale. Ann. de Gyn. et
OMM. Vol. XLVIII, pag. 157. (Reclus bekennt sich als Anhänger
Doyen’s, operirt waemöglich ohne präventive Blutstillung. Drainirt durch
die Scheide.)
Reynier. Discussion sur l’hysterectomie abdominale totale. Ann. de
Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 151.
Reynolds, Multiple Myofibroma of the uterus. The Amer. gyn. and
obst. Journ. Vol. X, pag. 366.
Richelot, L’'hysterectomie abdominale totale contre les fibromes uterins.
Revue de gyn. et de chir. abd. Nr. 2, pag. 195.
— L’hysterectomie abdominale totale. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom.
XLVII, pag. 27.
Ries, E., Eine neue Operationsmethode des Uteruscarcinoms. Zeitschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 518.
Rizzuti, Sulla istogenesi e etiologia del fibromioma uterino. Rivista di
Ginecologia contemporanea. Napoli. Fasc. 12. (Herlitzka.)
Robb, The conservative Treatment of the myomatous uterus. The Amer.
journ. of obst. and diseases of women et. Vol. XXXVI, pag. 289. (Be-
kanntes.)
v. Rosenthal, Ein Fall von Ausschälung eines submukösen Myoms.
Zerreissung der Gebärmutterwand. Koeliohysterektomie. Genesung. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 458.
— Fall von Enucleation eines submukösen Uterusfibroides, Perforation
der Uterinwand. Sofortiger Bauchschnitt mit Exstirpation des Uterus.
Genesung. Gazeta lekarska, pag. 376. (Verf. fand bei einer XlIpara,
die zuletzt vor zwei Jahren geboren hatte, ein kindskopfgrosses Fibroid
in die Scheide geboren, der 3-—4 querfingerbreite Stiel war in utero zu
tasten. Rosenthal löste den Stiel mit Finger und Scheere aus und
durchschnitt schliesslich seinen Rest. Keine Blutung darnach. Spülung
und Tamponade des Uterus. Dabei fiel ihm auf, wie viel Gaze er für
die Tamponade brauchte — über einen Meter. Zugleich trat Collaps der
Kranken ein. Künstliche Athmung, Aether und Kampher subcutan. Rosen-
thal vermuthete sofort auf Grund des Shoks, dass etwa eine Durch-
löcherung der Üterinwand mit untergelaufen sei, revidirte das Präparat
des exstirpirten Tumors und fand denn auch, dass ein Theil desselben
einen peritonealen Ueberzug trug, also musste ein Theil der Uterinwand
mit herausgeschnitten worden sein. Sofort Bauchschnitt. Nach Entfer-
nung der Gaze aus der Bauchliöhle zeigte sich, dass nur so viel Blut in
die Bauchhöhle eingedrungen war, als der Gazetampon fasste. An der
hinteren Uterinwand fand sich oberhalb des Collum eine Oeffnung mit
zerfetzten Rändern von 2 cm Länge und 1!’ cm Breite. Sofort Uterus-
exstirpation mit Lappenplastik nach Zweifel. Diese ganze Operation
dauerte 15 Minuten und wurde in Trendelenburg’s Hängelage aus-
geführt. Während der Bauchwandnaht subceutan 1000 g physiologische
Kochsalzlösung applizirt. Beide Operationen, sowohl die Exstirpation des
Tumors als auch der Bauchschnitt wurden ohne Narkose vollzogen. Abends
Puls kaum fühlbar, Temperatur + 35,8° C., abermals Kochsalzinfusion.
197.
198.
200.
201.
2/2.
203.
204.
Mvome. 95
Patientin machte eine Bronchitis und asthenische Pneumonie durch, genas
aber. Ein Abscens dee Beuehwunde komplizirte die Heilung. Rosen-
tkal hat von 1881—1896 im Ganzen 50mal submuköse Fibroide auf vagi
nalem Wege entfernt und davon sechs Operirte verloren, zwei an Sepsis,
zwei an Verblutung, einmal in Folge von Pneumonie und einmal in Folge
schwerer Anämie (schon vor der Operation konstatirt). Einmal konnte
er die Operation per vaginam nicht beenden und musste die abdominale
totale Uterusexstirpation hinzufügen. Die beiden Todesfälle an Sepsis
führt Rosenthal auf die vorausgeschickte Anwendung von Laminaria
zurück, die er heute ganz verworfen hat, ebensowenig will er das Collum
vor der Operation mit Hegar’s Dilatatoren eröffnen, weil dabei Schleim-
hautrisse sich ereignen, die zu septischen Resorptionen führen können.
Zweimal musste Rosenthal während der Operation von der Verkleine-
rung des Tumors durch Finger und Messer Abstand nehmen wegen Er-
lahmen der Hand, die zurückgelassenen Reste des Tumors wurden dann
spontan nach zwei oder drei Tagen nach Secale in collo uteri sichtbar,
wo dann die Abtragung keine Schwierigkeiten bereitete. Die Reste des
Fibroidbettes überliess Rosenthal gewöhnlich einer spontanen Nekroti-
sation und Abstossung und tamponirte einfach die Uterinhöhle nach der
Operation. Im Allgemeinen theilt Rosenthal bezüglich der Indikations-
stellung den Standpunkt Chrobak’s, nach Dührssen oder Veit hatte
er noch keine Gelegenheit, zu operiren. Zum Schluss fügt Rosen-
thal einige Bemerkungen hinzu über die Kasuistik ähnlicher Fälle, wo
bei dem Zuge an dem Fibroid der Uterus partiell invertirt wurde und
seine Wand bei Amputation des Tumors perforirt wurde.)
(Neugebauer.)
— Fall von Enucleatio vaginalis miomatis submucosi uteri, Perforatio
- uteri. Coeliohysterectomia. Sanatio. Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnej. Mai. (V. Müller.)
Routh, Entirely detached Uterine fibroid. Transact. of the Obst. Soc.
of London, Vol. XXXVIII, pag. 388.
Ruge, P., Ueber Indikationen zur Myomotomie. Monatsschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. V, pag. 131. (Mit Recht betont Verf. die Nothwendigkeit strenger
Indikationen. Entschieden im Unrecht befindet er sich aber, wenn er die
Resultate der Kastration für unsicher erklärt).
. Rumpf, Uterine fibromata in pregnancy, with report of a case. Am.
Gyn. and Obst. Journ. II, pag. 17.
Sänger, Replik auf vorstehende „Entgegnung* von Herrn L. Landau.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 45.
Saulmann, Demonstration von Myompräparaten. Diskussion. Centralbl.
f. Gyn. Bd. XXI, pag. 200.
Savor, Psammocarcinom in einem Cervikalpolypen. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 937. |
Schachner, Two cases of fibroid tumor of the uterus. Med. News.
jun, pag. 833.
Schäffer, Die elektrische Behandlung der Uterusmyome. Neits Handb.
d. Geb. Bd. II, pag. 501.
207.
208.
209.
210.
211.
212.
213.
214.
215.
216.
217.
218.
219.
220.
221.
222.
223.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
. Schiller, Le traitement opératoire des myömes du professeur Veit
Journ. de Med. de Paris. 26. Juli 1896.
. Schramm, Fall eines supravaginal amputirten myomatösen Uterus-
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1062. (Abschnürung der Cervix durch
einen Doppelfaden nach Hunter Robb.)
— Demonstration eines vaginal exstirpirten myomatösen Uterus. Central-
blatt f. Gyn. Bd. XXI, pag. 173.
Schwartz, Hysterotomie médiane antérieure vaginale, appliquée à lex-
stirpation des polypes intra-utérins. Sem. Gyn. 24 nov. 1896. (Bekanntes.)
— Stieltorsion der subserösen Uterusmyome. Gaz. méd. de Paris 1896,
Nr. 50. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 768. (Tumor mit Erfolg
entfernt. Gleiche Veränderungen wie bei Stieltorsion von Ovarialcysten.)
— Discussion sur l’hysterectomie abdominale-totale. Ann. de Gyn. et
d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 173.
Sebileau, Traitement des polypes de l’uterus. Gaz. de Par. 2. La Se-
maine gyn. Nr. 6, pag. 13—483.
Seeligmann, Demonstration von Myomen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI.
pag. 276.
Segond, L’hysterectomie abdominale totale dans l’ablation des gros
fibromes et le traitement des suppurations pelviennes. Considération sur
son manuel opératoire et sur la supériorité du procédé américain. Revue
de gyn. et le chir. abdominale, Nr. 4, pag. 605.
— Discussion sur lhystérectomie abdominal totale. Annal. de Gyn.
et d’Obst. Vol. XLVIII, pag. 160.
Smith, Rapid Decrease in the Size of a Fibroid Tumors of the Uterus
following its treatment by Electricity. Amer. Journ. of obst. February.
(Offenbar Hämatocele.)
Smith, Al. and Mc. Ardle, Intraligamentous Fibromyoma in Inguinal
Hernia. The Lancet May 29 th. (In einem Bruchsack des Inguinalkanales
fand sich ein strangulirtes Fibromyom des Lig. lat. vor.)
Souillart, Quelques considérations à propos de l’ablation vaginale des
fibromes uterins non suivie d’hysterectomie. Thèse de Lille (1895—96).
Spanton, Fibrome papillaire du col de l'utérus. Brit. gyn. Journ. Febr.
Stabb, Uterus with interstitial Fibroid removed from a patient aged
twenty-six. Transact. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 89.
Stone, Twenty-five consecutive succesful supravaginal Hysterectomies
for Fibroid tumors. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 143.
— Fibroid Tumor of the Uterus, removed by Baer’s Method. The
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 822.
v. Strauch, Eine einfache Methode der Hysterektomie. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 187. (Umlegen von elastischen Ligaturen um
das ganze Parametrium. Die Methode gilt nur für Myome und Adnex-
erkrankung; bei Carcinom soll Pacquelin und Klemmen bevorzugt werden,
11 Fälle.)
— Einige Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn Prof. Sneguireff:
Ueber 83 Fälle von Myoma-hysterectomie abdominalis nach modifizirtem
Doyen'schen Verfahren. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 368.
DA.
225
Hië
397
Myvome., Nr
Südekum, Ueber den Einfluss der Fibromyome auf das (eschlechtsleben
der Frauen. Diss. Marbnrg.
- O'Sullivan, Pan-Hysterectomy. Austral. Med. Gaz. 1896, Nov. (Schliesst
die Peritonealwunde nicht, sondern erweitert deren Ränder nach der
Scheide zu.)
— Notes on a case of pan-hysterectomy. The Lancet Nr. 3864.
Taendler, Anzeigen zur supravaginalen Amputation des Uterus. Münch.
med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 338,
. Tauffer, Demonstration eines vaginal entfernten Uterustibromes, das
bis zum Nabel reicht. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 407.
CH. Texier, Fibrome uterin donnant lieu à des symptömes de grossesse.
40,
21.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1807.
Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux. Med. de Bord. 23 nov. 96,
— Coineidence d'un fibrome et d'un &pitheliome uterin. Soc. des Se.
med. de Lyon. Gaz. des Hôp. de Toulouse, 7 nov. 1896.
Thesee, Contribution à l'étude du decubitus cuntus, complication pos-
sible dans l'hystérectomie vaginale. Thèse de Paris 1896—97.
32. Tóth, Demonstration von Uterusmyomen mit Gravidität komplizirt.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 136. (Diskussion pag. 137.)
. Tripier, Fibroma uterin volumineux, kyste ovarique ou uterin. Traite-
ment medical complexe. Guerison. Bull. gen. de therap. 30. nov. 1896.
. Twombly. Vaginal myomectomy. The Boston Med. and Surg. ‚Journ.
20. mai, pag. 477.
- Vanderlinden et de Buck, Notes sur un cas d’inversion uterine par
myomatose généralisée. Bull. de l'Acad. royale de Med. de Belgique,
IVe serie, Tom. X, pag. 888.
. Vanderveer, Uterine fibroids complicated by pregnancy. Med. News.
LXIX, 24 pag. 659, 1896.
“. Vanverts, Fibrome sous-péritonéal pédiculé de l'utérus et hématocèle
retro-uterine. Bull de la Soc. anat. 5. S. X, 21, pag. 753, 1896.
. Veit, J., a) Aetiologie, Symptomatologie, Diagnostik, Prognose der
Myome. b) Die palliative Behandlung und die vaginalen Operationen der
Uterusmyome. J. Veit's Handb. d. Gyn. Bd. II, pag. 447 u. 563.
— Ueber die Grenzen zwischen abdominalen und vaginalen Operationen.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1449. (Bei Myomen ist der vaginale Weg,
soweit sich diese vor der Operation in das kleine Becken eindrücken
lassen, der gegebene, für grössere Geschwülste der Bauchschnitt).
Veyrier, De la part qui revient aux courants faradiques dans le trai-
tement des fibromes de l'uterus. Thèse de Bordeaux, 1895—96.
Vincent, Fibrome uterin neglige: obstruction intestinale, gangrène de
la vessie, infection steriorémique et urinémique. Hystérectomie abdomi-
nale. Mort. Soc. Nat. de Méd. de Lyon. 6 Juil. 1896.
. Voss, J., Myomata uteri. Tidshrift for den norske laegeforening. 17.
Jahrg. Nr. 19, pag. 411—117. (Leopold Meyer.
. Warker, Ely van der, Rare complications in two cases of hysterectomy
The Am. Gyn. a. Obst. Journ. 1896, pag. 738.
. Wathen, Treatment of uterine myomata and diseases of the uterine an-
nexa per vaginam. The Am. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 405.
(Empfiehlt ein vagino-abdominales Vorgehen.)
-]
98 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
245. Weller Van Hook, The consequences of removing the uterus. The
Am. Gyn. and Obst. Journ. Nr. 4, pag. 405.
246. Westermark, F., Bidrag till frågan om den retroperitoneala stump-
behandlingen vid den supravaginala uterusamputationen för uterusmyom
(Beitrag zur retroperitonealen Stumpfbehandlung bei supravaginaler Am-
putation wegen Myoms). Hygiea. Bd. LIX, pag. 79—101, 1183—80.
(Leopold Meyer.)
247. Wettergren, Einige Blätter aus meiner Praxis.
248. Winslow Anderson, Uterine Fibroids. Pacific med. Journ. pag. 529.
249. Woyer, Schwangerschaft und Geburt nach abdomineller Myomektomie.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 563. (Bemerkenswerther Fall.
wegen einer Uterusfistel, aus der in der Schwangerschaft zeitweise Blut
abging. Schliesslich bedeutende Blutung in wiederholten Anfällen. Spon-
tane Geburt.)
250. Wylie, Fibroma complicated by Endometritis. The Amer. gyn. and
obst. Journ. Vol. X, pag. 193.
251. Zacharjewsky, Fibromyom des Cervix uteri, entfernt unmittelbar nach
der Geburt. Tagebuch d. Ges. d. Aerzte der Kasan’schen Universität.
Heft II. (V. Müller.)
Im Berichtsjahre wurde die Frage der Adenomyome und ibrer
Genese lebhaft besprochen. Viele werthvolle Details wurden beigebracht,
insbesondere unsere Kenntnisse dahin erweitert, dass diese Geschwülste
auch am Scheidengewölbe und in der Scheidenwand vorkommen. Die
Ansichten Recklinghausen’s, dass ein grosser Theil dieser Ge-
schwülste sich auf den Wolff’schen Körper zurückführen lasse, blieben
natürlich nicht ohne Anfechtung. Auf der anderen Seite wurde nach-
gewiesen, dass Drüsengebilde, ähnlich denen der Adenomyome, in der
Nähe des Scheidengewölbes, in den Ligamenta sacrouterina, in den Lig.
rotunda und zwar in der Höhe des Inguinalkanals, ja selbst in Iliacal-
lymphdrüsen vorkommen! Auch diese Gebilde sollen mit den Urnieren
im Zusammenhange stehen.
In therapeutischer Beziehung hat die vaginale Entfernung der
Myome, wie nicht anders zu erwarten stand, an Terrain gewonnen, was
ja im Interesse der Kranken im Allgemeinen nur zu wünschen steht.
Von den abdominellen Eingriffen nehmen die retroperitonealen Stiel-
versorgungen noch immer die erste Stelle ein, während die Kastration
mit Unrecht sehr in den Hintergrund gedrängt wird.
Sonst ist besonders auf die interessante historische Abhandlung von
Noble und auf den Abschnitt über Myome in J. Veit’s Handbuch
hinzuweisen, ferner sei auch auf die Vorträge und Diskussionen in der
französischen Gesellschaft für Chirurgie aufmerksam gemacht.
Myome. 99
In grossen Zūgen schildert Noble (154) die Entwickelung der
Hysterektomie bei Fibromyomen, wobei er besondere Rücksicht auf die
amerikanischen Verhältnisse nimmt.
Die erste Myomotomie auf Grund einer bewussten Diagnose wurde
zuerst von Kimball in Lowell, Mass. am 1. September 1853 aus-
geführt. Kimball amputirte den Uterus supravaginal, versenkte den
Stumpf und leitete die Unterbindungsfäden zum unteren Wundwinkel
heraus. Heilung.
Washington L. Atlee hatte aber schon frūher gestielte
Fibroide (1844) durch Laparotomie entfernt, und am 3. März 1853 ein
Myom ausgeschnitten, wie er auch vaginal die Tumoren zu entferneu
versucht hatte, stets bestrebt, die Geschwulst für sich abzutragen. Auclı
Walter Burnham in Lowell, Mass. hatte am 26. Juni 1853 den
Uterus in einer Zwangslage, er hatte Ovarialkystom diagnostizirt,
amputrt und den Cervix versenkt, weil das vor die Bauchdecken durch
Erbrechen vorgefallene Myom nicht hatte wieder zurückgebracht werden
können. Heilung. Der Fall wurde aber erst 1872 durch Irish und
1888 durch Perkins veröffentlicht, so dass Kimball litterarisch zu-
erst in Amerika bekannt wurde. Kimball.führte auch Koeberle’s
extraperitonegle Stielbehandlung in Amerika ein. Wohl durch
Schröder’s Einfluss lehrte Marcy 1881 den Stumpf durch eine
querdurchgelegte Kürschnernaht zu sichern, während Emmet 1884
zueret den Stumpf mit einer Peritonealmanchette bedeckte und vernähte.
Diese echte retroperitoneale Methode wurde von Emmet auch im Prin-
zip voll erkannt.
Eastman versorgte am 3. Februar 1887 den Stumpf durch
eine quere Kürschnernaht und bedeckte ihn mit einem hinteren und einem
vorderen Peritoneallappen. Gleichzeitig brannte er den Cervix aus und
drainirte den subperitonealen Hohlraum unter dem vernähten Peritoneum
mit Gummidrains nach der Scheide zu. |
Mary A. Dixon Jones führte in Amerika am 16. Februar
1888 die erste Totalexstirpation wegen Myomen aus und zwar abdomi-
nell und vaginal mit Klemmen. Sie hatte keine Kenntnisse von
Bardenheuer’s Werk, in dem dieser seine Methode zuerst beschrieben
hat (1888). Nebenbei sei erwähnt, dass Bardenheuer damals bereits
die Beckenhochlagerung anwandte, und zuerst die Totalexstirpation des
Uterus zur Entfernung beider Adnexe empfohlen hat.
Einen weiteren bemerkenswerthen Fortschritt in der Technik leitete
A. Stimson ein durch die vorgängige isolirte Unterbindung beider
Art. spermaticae et uterinae (1889). Damit fiel die provisorische elasti-
m
7 *
1%) Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
sche Uinschnürung des Uterus ganz weg. Milton in Cairo und Baer
übertrugen das Verfahren auch auf die supravaginale Amputation.
Die grössten Verdienste auf diesem Gebiete erwarb sich Kelly.
Er lehrte zunächst den nach Schröder versorgten Stumpf an die
vordere Bauchwand annähen (10. Oktober 1888). Nach einem Jahre
ging Kelly zur intraperitonealen und später zur retroperitonealen
Methode über. So gelangte Kelly schliesslich zu seiner jetzigen Technik
(12. November 1895), die anderweitig in diesen Jahrbüchern bereits
referirt wurde. Einen ähnlichen Weg ging Polk, der zunächst den Stumpf
extraperitoneal in einer peritonealen Manchette, die an das Parietalperi-
toneum befestigt wurde, zu lagern suchte, bald aber, beeinflusst durch
Stimson, zur Totalexstirpation überging.
Historisches Interesse erweckt ferner, dass Henry Byford in
Chicago den Stumpf in die Scheide einzustülpen lehrte (1889).
Joseph Eastman führte seine erste Totalexstirpation am
21. September 1889 aus, wobei er bestrebt war, möglichst dicht an der
Uteruskante die Ligamente zu durchtrennen. Häufig brauchte er da-
bei die Art. uterina nicht zu unterbinden. Richard Goffe (1890) trat
von neuem in Gemeinschaft mit Dudley für eine retroperitoneale
Stumpfversorgung ein.
Bis zum Jahre 1892 herrschte die Amputatio supravaginalis, ins-
besondere in ihrer extraperitonealen Methode vor. Als deren besonders
eifriger Vertreter machte sich Joseph Price bekannt. Nunmehr
erfolgte in Amerika ein bemerkenswerther Umschwung zu Gunsten
der Totalexstirpation, so dass diese jetzt vielfach im Vordergrund
steht und im Allgemeinen die Amputatio uteri supravaginalis stark
zurückgedrängt bat, während die extraperitonealen Methoden vielfach als
obsolet angesehen worden. Besondere Verdienste erwarb sich hierbei
Baer, der die Art. spermatica isolirt unterband, die Art. uterinae
in ihrem Verlauf durch das breite Mutterband aufsuchte und dort
unterband. Er zeigte dabei, dass der Cervix nunmehr nicht mehr
bluten könne, also keine besondere Unterbindungen oder Umstechungen
erfordere. Des Ferneren fürchtete er nicht eine Infektion vom Stumpf
bei der supravaginalen Amputation, den er übrigens retroperitoneal
versorgte.
1894 lehrte William K. Pryor die drei wesentlichen Ge-
fahren einer Totalexstirpation des myomatösen Uterus vermeiden, näm-
lich die Verletzung des Ureters, Blutungen aus den Venen der Kapsel
und die lange Dauer der Operation. Pryor unterband nämlich beide
Lig. lat. bis zu der Art. uterinae herab, eröffnete daun das hintere
Mvone. 101
Scbeidengewōlbe, so dass man mit einer Deschamp’s Nadel Ligaturen
umlegen konnte. Ablösen der Blase, Eröffnen des vorderen Vaginal-
sewölbes, worauf Unterbindung der Art. uterinae, sowie zuletzt noch
einmal der Spermatica central von der ersten Gesammtligatur. Der
Ureter wird vermieden durch möglichst dichtes Umführen der Des-
champ’s Nadel entlang dem Cervixgewebe, hierbei soll die Lage des
Ureters möglichst festgestellt werden und der Uterus stark nach der
anderen Seite gedrängt werden. Ablösen des Cervix von der Scheide
und seiner Verbindung mit dem Lig. cardinale. Drainage.
Diese Pryor’sche Methode und die von Kelly lassen selbst intra-
ligamentäre Tumoren vergleichsweise leicht entfernen, so dass sich daraus
die Vorliebe für die Totalexstirpation in Amerika zur Genüge er-
klären lässt.
Noble lässt in den weiteren Abschnitten seiner Abhandlung
den gleichzeitigen Bestrebungen auf dem Gebiete der Myomotomie in
Europa volle Gerechtigkeit zukommen, und betont insbesondere, dass
Charles Clay in Manchester 1844 die erste Hysterektomie, aller-
dings auf falsche Diagnose bin ausgeführt habe, während Koeberle
erst 1863 operirte, dieser aber die extraperitonealen Stumpf behandlungeı:
einleitete. Auch betont Verfasser, dass die Totalexstirpation wegen Myom
deutschen Ursprunges sei, und zwar von Bardenheuer zuerst aus-
geführt, wiewohl Clay’s zweite Operation in der Entfernung des ganzen
Uterus gipfelte.
Ueber die englischen Vorschläge wird bemerkt, dass Christoph
Martin, wie einst Marcy und später Zweifel das ganze Lig.
lat. in einzelne Abschnitte unterband, wiewohl hier nur vier Arterien
zu bluten im Stande seien.
Ausser einer genauen Schilderung des Kelly’schen Verfahrens
bringt die Abhandlung eine solche der Technik des Verf., wobei
er sich als strenger Anhänger der supravaginalen Amputation zeigt.
Wesentlich deshalb, weil mit Eröffnung des Vaginalgewölbes neue
Blutungsquellen aus dem Bezirke der Vaginal- und mittleren Hämor-
rhoidaläste entstehen, weil ferner mit voller Sicherheit die Scheide
nicht desinfizirt werden kann und schliesslich weil auch bei peritonealenı
Verschluss des Beckenbodens doch eine Drainage der subserösen
Wunde nöthig würde und hieraus sekundäre Infektion eintreten könne.
Noble unterbindet zunächst auf einer Seite die Art. spermatic. und
Art. rotund. Löst die Blase stumpf ab. Das Lig. lat. wird stumpf
mit einem Schwamme abgestreift, bis die Uterina zum Vorschein kommt.
Diese wird da umstochen, wo sie sich entlang dem Uterus anlegt und
102 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
zwar unter Mitfassen einer schmalen Schicht Cervixgewebes. Gleiches
geschieht auf der anderen Seite, Amputation im Cervix, dessen Kanal
mit Katgut vernäht wird. Blutstillung, retroperitonale Versorgung des
Stumpfes. Bei intraligamentärem Sitz muss sorgfältigst auf den Ureter
geachtet werden, der verlagert sein kann.
Von allgemeinem Interesse erscheint eine neuere Statistik, die
Noble giebt:
Supravaginale Amputation des Uterus wegen Fibromyom aus den
Jahren 1894, 1895, 1896.
Fälle Tod
Howard A. Kelly. . . ........155 7 (4,5°lo
John Baldy . . . 2 2 Dë 2 (3,3°/o)
Charles Penrose e D 4
Hermann Boldt. . . . . . 11 0
Noble {Mai 1891 bis April 1897) . 66 4
345 17 = 49°.
Totalexstirpationen aus gleicher Ursache:
William Polk 1894, 1895, 1896 . . 24 1
Hermann Boldt 1894—1896 . . . 28 1
1893, 1897 . . . 28 1
vor 1893. . . . . . 2I 7
111 10 90/0.
Ein Ergebniss, das sich mit der Statistik, die Olshausen in
J. Veits Handbuch giebt, gut deckt.
Noble erweist sich weiter als ein prinzipieller Gegner der vagi-
nalen Totalexstirpation der Myome, doch hat er darüber keine eigene
Erfahrungen. Weniger schroff steht Verf. der Kastration gegenüber,
doch will er sie nur dann ausführen, wenn kleine Tumoren starke,
nieht beherrschbare Blutungen bedingen und die Kranken sehr er-
schöpft sind — dies trotz guter Resultate.
Mit Nachdruck wird betont, dass man frūh operiren solle. Nach
Noble’s Erfahrungen beträgt die voraussichtliche Sterblichkeit der
nicht operirten Myomkranken 30—38°/o, während die supravaginale
Operation nur etwa 5°/o Verluste verschulde. Je früher man operire,
desto günstiger sei die Voraussagee Man dürfe nicht warten, bis die
Kranke etwa durch Blutungen u. s. w. erschöpft sei. Letzteres bedeute
einen nur scheinbaren Konservatismus zum Schaden der Kranken. Bei
jugendlichen Personen wäre, wenn irgend möglich, die Myomektomie
auszuführen, die zweifellos das Ideal der Myomoperationen darstelle,
Myonıe. 103
die allerdings neben vereinzelten Knollen wiederum frühes Operiren
voraussetze.
Nach Noble’s Ausführungen würde demnach, wie seinerzeit Mc.
Dowell (1809) die erste beabsichtigte Ovariotomie, Kimball (1853)
die erste bewusste Myomoperation in Amerika ausgeführt haben. Von
jeher blieb für Amerika die supravaginale Amputation charakteristisch,
zuerst von Kimball und Burnham (1853) ausgeführt. Die retroperito-
neale Stumpfversorgung wurde von Emmet (1884), Eastman (1887),
Goffe und Dudley (1890) besonders betont. Die isolirte Unter-
bindung der Art. spermaticae und uterinae in ihrem Verlaufe durch
die Ligamente ist auf Stimson (1889) und Baer (1892) zurück-
zuführen. Letzterer betonte auch die grossen Vortheile der Cervix-
amputation tief unterhalb des inneren Muttermundes ohne Cervix-
unterbindungen, höchstens, dass man mit einigen Katgutnähten die Cervix-
schleimhaut vereinigen soll. Eine systematische Technik intialigamentäre
Myome auszuschälen ist von Pryor (1894) und von Keily (1896)
ausgearbeitet worden.
Die Arbeit schliesst mit einem sorgfältigen Litteraturverzeichnise.
Cullen (41) untersuchte, ausser zwei Fälle von diffusen, nicht
bisarigem Adenomyom, einen Fall von interstitiellem Myom des
Uterus. Letzteres enthielt die Drüsengebildee Bei den beobachteten
drei Adenomyoınen fand sich grobes dichtes Netzwerk zwischen Schleim-
haut und Muskularis gelegen. Vielfach drangen Schleimhautpartien
zwischen die Muskelbündeln ein, ferner waren mitten in der Geschwulst-
masse Inseln von Schleimhautähnlichem Gewebe mit Cystenbildung
eingestreut. Diese Partien bestanden aus Drüsengewebe, wie denn
auch sonst die Drüsen sehr tief in die Geschwulst eindrangen. Aus
dem gleichen Gewebe können sich auch Polypen bilden. Eine be-
sondere Struktur des Myomgewebes liess sich nicht erkennen, hingegen
konnte für das diffuse Adenomyom die Herkunft der drüsigen Ab-
schnitte aus der Uterinschleimhaut nachgewiesen werden.
Ivanoff’s Untersuchungen (113, 114) erstreckten sich auf 62 Fälle
deiner Myome, uneingerechnet die grossen Myome. Die überwiegende
Mehrzahl der Uterusmyome enthalten keine Drüsenbildungen. Sind
solche vorhanden, eo können sie einen Reiz auf die benachbarten Ge-
webe ausüben. Diese Drüsenbildungen bestehen aus Drüsenröhren oder
(ysten, welch letztere aus den ersteren entstanden sind, beide mit
Cylinderepitbel versehen. Adenomyome können auch durch Eindringen des
(ylinderepithels der Serosa (?) entstehen. (Analyse in La Gynécologie,
2° Année pag. 333.)
104 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Legueu et Marien (129) besprechen an der Hand eigener Unter-
suchungen das Vorkommen von Drüsen in Fibromyomen. So konnten
Verff. an einem kleinen submukösen Fibromyome unmittelbar nach-
weisen, dass die Drüsenschläuche in seiner Mitte sicher von der Uterus-
schleimhaut herrührten, da diese in Verbindung mit jenen standen.
Weiter schliessen Verff., dass eine primäre Schleinhautentzündung die
Myombildung durch entzündliche Reizung veranlasst habe. (Siehe die
Ausführungen im Bulletin de la Société anat.)
Das Schicksal der im Myomgewebe eingeschlossenen Drüsenele-
menten ist ein verschiedenes. So können sie atrophiren, ja selbst ganz
verschwinden, besonders in jenen Geschwülsten, die subserös geworden
sind. Ferner können die Drüsenreste myxomatös entarten, viel häufiger
geben sie aber Ursache zur Cysten- oder zur Carcinombildung
ab. Während ersteres sehr häufig ist, ist letzteres sehr selten. So
fanden Verff. in einem grossen Fibromyom, 1800 g schwer, eine
Anzahl von Carcinomherden. Aehnliche Beobachtungen haben bereits
Klob, Roehrig, Glaser und Co& veröffentlicht. Verff. bezichten
als Ausgangspunkt dieser malignen Neubildung jene Drüseneinschlüsse.
Nur nebenbei wird der Theorie, dass die Drüseneinschlüsse in
Myomen von Resten des Wolff’schen Körpers herrühren, gedacht.
Unter Pfannenstiels (167) Fällen erscheint besonders bemerkens-
werth jener, in dem das hintere Scheidengewölbe in einen kleinen, dem
Uterus naheliegenden Tumor ‚umgewandelt war. Er enthielt kleine
gelblichbraune Pigmentflecken neben feinen Spalten und Cystchen. Die
Untersuchung zeigte diffuse Durchsetzung mit drüsenschlauchähnlichen
Massen, Pigmentkörperchen und einem Pseudoglomerulus. Interessant
ist, dass aus der einen Leistengegend am Leistenring ein Tumor ent-
fernt wurde, der den typischen Aufbau eines Adenomyomes aufwies,
jedoch nichts von Lymphdrüsengewebe zeigte.
Es handelte sich also nicht um eine Metastasenbildung, sondern
um das gleichzeitige Auftreten von Adenomyom an zwei verschiedenen
Stellen des Genitalkanals.. Pfannenstiel nimmt an, dass einerseits
das Paroophoron abnorm tief in die Scheide herabragte, andererseits
bei der Entwickelung der Genitalien der unterste Abschnitt der Urniere
mit dem Lig. rotundum in die Leistengegend gelangte. Einen ähn-
lichen Fall habe Cullen (John's Hopkins Hospital Bullet. 1896 Mai
schon beschreiben. Es fragt sich aber jetzt, ob die Erklärung Pfannen-
stiels noch aufrecht erhalten werden kann, nachdem Ries (191a) in
zweifellosen Iliacaldrüsen und in der Douglas’schen Falte Drüsen-
schläuche gefunden hat.
Myowe. 1053
Im linken Lig. sacro-uterinum fanden sich zwischen den Muskel-
und Bindegewebsbündeln mehr oder weniger gewundene, verzweigte
Drüsenschläuche, mit gut färbbarem Cylinderepithel ohne Flimmerung und
Pigmentirung. Kein Zusanımenhang mit dem Uterus, vielmehr lag noch
ein Zwischenraum von ca. 2 mm vor. In zwei Lymphdrüsen fanden
sich in den Bindegewebsbalken bis in die Follikelsubstanz hinein, diesen
ähnliche Bildungen mit schön ausgeprägtem Cylinderepithel. Einzelne
Drüsendurchschnitte schienen eine Muskelscheide zu besitzen. Mehr-
schichtung der Epithelien, Ausfüllung der Lumina oder unregelmässige
Kerntheilungsfiguren fehlten. Nirgends Schleim, hingegen schienen
Cilien an einzelnen Drüsenepithelien vorhanden gewesen zu sein. Sonst
enthielten die anderen benachbarten Lymphdrüsen Plattenepithelcarcinome,
genau dem des Cervix, das die Operation nothwendig gemacht batte.
Ries selbst ist am geneigtesten sich der Ansicht v. Reckling-
hausen’s, Cullen’s und Pfannenstiel’s anzuschliessen und
diese Drüsenschläuche als verirrte Theile des Wolff’schen Körper-,
die bis an oder in die Lymphdrüsen vorgedrungen sind, anzunehmen,
dies um so lieber, als der zugehörige Uterus Tubenwinkeladenomyonie
enthielt.
Meyer’s (142) Vortrag schloss mit der Ueberzeugung, dass
Aılenome im Myometrium sowohl von Resten des Wolff’schen Körpers
und Ganges, als von embryonal verspreugten Schleimhautkeimen anderer
drüsiger Neubildung seitens der Schleimhaut gebildet werden können,
dass ferner ein kombinirtes Vorkommen möglich ist und dass bei der
Bestimmung der Genese von Adenomyonen der verschiedenen genannten
Entstehungsmöglichkeiten gedacht werden muss.
Dass dabei das Adenomyom aus Urnierenresten die grösste Rolle
spielt, scheint Meyer nach v. Recklinghausen’s Untersuchung
ausser Zweifel.
Meyer’s Ergebnisse stützen sich auf eine Anzahl zum Theil
sehr interessanter Präparate. Da die ausführliche Arbeit in dem:
Berichtejahre noch nicht erschienen ist, so möchte Ref. betreffend der
Befunde kleiner Cysten im Cervix auf die Möglichkeit ihrer Herkunft
aus den hier nicht seltenen wurzelförmigen Ausläufern der Wolff-
schen Gänge hinweisen. Freilich will Verf., der selbst ein derartige-
Beispiel beigebracht, dieses als angeborenes Adenom vom Wolff-
schen Kanale deuten. Ihm waren die Arbeiten von Klein noch un-
bekannt.
Der schärfste Gegner erwuchs den Theorien v. Recklinghausen’:
über die Genese der Adenomyome in Kossmann (118). Insbe-
106 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
sondere verficht Verf. seine Ueberzeugung, dass die Ahstammung der
Cystadenome und Adenomyome des Uterus und der Tube von den nor-
malen oder von accessorischen Müller’schen Gängen nach wie vor eine
weit grössere Wahrscheinlichkeit habe, als die Herkunft von dem Wolff-
schen Körper. Auch gegen die Beweiskraft der Meyer’schen Prä-
parate verhält sich Kossmann abweisend. Der stark polemische
Charakter der Arbeit erschwert einen kurzen Auszug sehr, zumal man
die gegebenen Abbildungen unbedingt daneben haben muss. Es sei daher
hier nur darauf hingewiesen, dass Kossmann den wesentlichsten Grund
gegen die Herkunft der Adenomyome aus dem Wolff’schen Körper
in der Lokalisation der Tumoren sieht. Accessorische Müller’sche
Gänge sind an den Tuben häufig, sie kommen an beliebiger Stelle
vor; sie haben eine Muskularie, die natürlich gerade so gut myomatös
entarten kann, wie die der Haupttube oder die des Uterus. Daneben
können auch selbständige Myome sich ausbilden. Hier ist dann die
Vergesellschaftung eine ersichtlich zufällige. Denn accessorische Tuben
ohne Myome sind etwas ganz Allgemeiner. Diese Hypothese würde
zunächst die Entstehung der Adenomyome der Tuben und Parametrien
leicht erklären. Für die Geschwülste des Uteruskörpers nimmt Koss-
mann an, dass viel mehr Adenomyome ihre drüsigen Einschlüsse von
der Schleimhaut hernehmen, als man glaubt. Und für die anderen
Fälle, warum sollen accessorische Bildungen an den unteren Abschnitten
der Müller’schen Gänge nicht vorkommen?
Anlässlich und im Zusammenhang mit einer grösseren Besprechung
über Hysterektomie in der Société de Chirurgie de Paris erschienen ver-
echiedene interessante Arbeiten über diesen Gegenstand. So theilte zunächst
Hartmann (92, 93) seine Erfahrungen mit. Dieser bevorzugt ein
Verfahren, das nur wenig von dem Doyen’s abweicht. Beiderseitige
Unterbindung des Plica ovario-pelvica und mediane Eröffnung des
hinteren Scheidengewölbes mit Hilfe einer in die Scheide eingeführten Pin-
zette, Umschneiden der Portio von hier aus, wobei diese mit einem beson-
deren Instrumente hervorgezerrt wird. Nunmehr werden in dem lockeren
Bindegewebe der eröffneten Ligg. lata die rechte Uterina aufgesucht,
unterbunden und der Uterus völlig abgelöst und schliesslich die linke
Uterina versorgt. Bis auf eine kleine Oefinung wird die Peritoneal-
wunde mit fortlaufender Naht verschlossen.
Unter 19 glücklich verlaufenen Fällen finden sich 5 Fibrome
neben einem Corpuscarcinem. |
Diriart (48, 49) schildert eingehend das Verfahren seines Lehrers
Routier. Dieser beginnt mit der Umschneidung der Portio von der
Myome. 107
Scheide aus, soweit diese ausführbar ist, hierbei werden die seitlichen
Abschnitte der Scheide geschont und wenn irgend möglich die Fossa
vesicouterina und der Douglas eröffnet. Jetzt erst Laparotomie.
Beiderseitige Unterbindung der Adnexe. Mit Hilfe der Hände,
Muzeux’scher Zangen oder eines Pfropfenziehers wird der fibromatöse
Uterus herausgewälzt. Nöthigenfalls soll man mit grossen, tiefen
Schnitten trotz der starken Blutung, die bald nachlässt, die Masse ver-
kleinern. Stärkere blutende Gefässe fasst man. Erweitern der Scheide-
wunde, nöthigenfalls von der vorderen Wand aus. Mit zwei Fingern
wird die Blase mit den Ureteren vollständig abgelöst. Nunmehr wird
auf der einen Seite die Basis des Ligamentum latum mit einer Gummi-
ligatur versorgt und abgeschnitten. Gleiches geschieht mit der anderen
Seite womit der Uterus abgelöst ist. Uebrigens legt Routier kein Ge-
wicht auf die elastischen Schnüre. Die Unterbindungsfäden werden
in die Scheide eingeleitet und die Ligamentstümpfe in diese hinein-
gestülp. Kein Peritonealverschluss. Die Gummiligaturen fallen zu-
meist zwischen dem 20.—40. Tage ab.
Von 22 nach dieser Methode operirten Fibromen starben vier, je
ene Kranke an Embolie, Darmverschluss, Urämie bei chronischer
Nephritis (keine Autopsie) und eine an septischer Peritonitis. Eine weitere
Kranke starb an Darmperforation, die bereits vor der Operation schwer
an Peritonitis, Darmperforation und Darmverschluss erkrankt war.
Richelot’s (190, 191) Vortrag in der chirurgischen Gesellschaft
stellt eine weitere Abänderung seines Verfahrens dar. Die ausführliche
Beschreibung erschien in der Revue de gynécologie et de chirurgie ab-
dominale Nr. 2 mars-avril 1897. Hier sind im Wesentlichen die in-
swuktiven Abbildungen jener Arbeit wiedergegeben.
Richelot beginnt mit der Ablösung der Blase durch einen
Querschnitt und legt stumpf beide Art. uterinae bloss. Mit drei
Pinzetten wird das Lig. latum beiderseits gefasst, wobei die erste die
Plica ovariopelvica mit der Spermatica fasst, die letzte die Uterina.
Nach Ablösen des Uterus wird die Scheide abgetrennt, wobei der Schnitt
noch etwas in Uterusgewebe fallen soll. Sofort wird die Scheide mit
einigen Nähten verschlossen, wobei die Blutung aus den Wundrändern
gestillt wird. Nunmehr Katgutunterbindungen der Adnexe und Perito-
nealnaht über den Vaginalstumpf. Wenn Richelot einmal genöthigt
wird eitrige Adnexerkraukungen abdominell zu entfernen, so verfährt
er anfangs wie oben beschrieben, fasst aber sofort die freigelegten
Arteriae uterinae, eröffnet und löst sofort die Scheide ab. Von der
Basie aus wird die vordere Platte des Lig. latum eröffnet, das Lig.
118 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
rotundum versorgt. Stumpf geht man im Bindegewebe des Lig. lat.
lateral von dem Eitersack nach der Plica ovariopelvica hin und fasst
diese mit Pinzetten. Gleiches geschieht auf der anderen Seite. Sollte
trotzdem ein Eitersack platzen, so müsste man das kleine Becken aus-
waschen. Nur im letzteren Falle verschliesst man den Beckenbode
nicht, wie oben angegeben, sondern drainirt nach der Blutstillung mit
Gaze und einem Drain. Richelot hatte übrigens bis zur Zeit seine:
Vortrages nur einigemal so operirt.
An diesen Vortrag Richelot’s schloss sich eine lebhafte Dis-
kussion au, in der Reynier, Reclus, Segond, Hartmann,
Pozzi, Schwarz, Qu&nu, Routier und N&laton das Wort er-
griffen. Im Allgemeinen fand Richelot nicht vielen Anklang, insbe-
sondere betonte Reynier, dass dieses Verfahren, welches sich an das
von Polk anlehnt, keine Operation der Wahl sein könne, besonders
nicht bei grossen oder atypisch entwickelten Myomen und suche man
die Geschwulst vorher zu verkleinern, so verlängere man damit die
Operation und verlöre unnöthig viel Blut, man steigere die Gefahr
des Operationsshock. Redner bevorzugt das Doyen’sche Verfahren,
in ähnlicher Weise, wie dies Reclus auseinandergesetzt hat. Die
Art. uterina durchschneidet man frei und fasst sie erst dann in Pin-
zetten, auch drainirt Reynier nach der Scheide durch eine kleine
Peritonealöffnung. Eher würde Reynier die Richelot’sche Opera-
tion bei Adnexerkrankungen vornehmen, sofern der Uterus so er-
krankt ist, dass er mit entfernt werden muss. Aber auch für diese
Fälle dürfte vielfach die grösste Schwierigkeit in dem Aufsuchen der
Art. uterina eintreten. Besonders interessant ist ferner die Kritik
Segond’s, wo dieser zunächst zugiebt, dass er auch die abdominale
Totalexstirpation bei Adnexerkrankungen für einzelne Ausnahmefäll«
bevorzuge. Zweifellos sei bei grossen Myomen der abdominelle Weu
vorzuziehen. Welcher ÖOperationsmethode man hierbei folgen solle,
hänge vollkommen von den Eigenthümlichkeiten des Einzelfalles ab.
Was Richelot’s Verfahren beträfe, so sei es umständlicher in Be-
treff der Ablösung der Blase, dem Schutze der Ligaturen und der
Einfachheit der Blutstillung, als das von Doyen und der amerikani-
schen Modifikationen. Insbesondere werden letztere aller Beachtung
empfohlen. Unter diesen zieht Segond besonders das Verfahren von
Kelly vor. Im Wesentlichen also Unterbindung der Plica ovario-
pelvica und des Lig. rotundum an einer Seite, Versorgung des Lig.
latum dieser Seite bis die Arteria uterina erreicht wird, die sofort unter-
bunden wird. Nunmehr wird in gleicher Höhe der Cervix durch-
Myome. 109
-chnitten und so die Art. uterina der anderen Seite erreicht und
unterbunden. Von hier aus unterbindet man von der Basis beginnend
das Lig. latum und rotundum, sowie die Plica ovariopelvica der
anderen Seite. Sorgfältiger Wundverschluss. Will man nicht einen
Rest Cervix stehen lassen, so eröffnet man gleich nach der Unter-
bindung der ersten Art. uterina das Vaginalgewölbe und schneidet
Je Portio ab. Diesen Weg bevorzugt Segond um drainiren zu können.
Entfernt man den Cervix ganz, so ist die Blutung stärker und erfordert
mehr Ligaturen. Diese Grundzüge lassen sich leicht, je nach der
Eigenthümlichkeit des Falles beliebig verändern. Der Hauptvorzug
dieser Methode bestehe darin, dass sie in jedem Falle anwendbar ist,
„wohl bei Myomen wie bei Adnexerkrankungen. Hartmann wirft
der Methode Richelot’s Komplizirtheit vor. Pozzi macht darauf
aufmerksam, dass, je näher man an den Uterus kommt, desto geringer
die Lichtung der Gefässe sei und lobt das Kelly’sche Verfahren sehr.
Im Uebrigen schliesst er das Peritoneum, lässt aber die Scheidenwunde
Afen, Schwartz drainirt prinzipiell und hat sich in der letzten Zeit
der Kelly’schen Methode zugewandt. Quénu erklärt sich für Kelly,
während N&laton als Methode der Wahl das Doyen’sche Verfahren
bevorzugt.
Bossi (17, 18) verwirft die Anwendung von Spiegeln bei der Total-
xstirpation des Uterus, da der Finger freier beweglich sei und besser
lie Dicke und Spannung der Gewebe fühlen könne. Auch könne
man ohne Spiegel grössere Stücke beim Morcellement ausschneiden.
Im übrigen lässt Bossi nur im Nothfalle Klemmen liegen, da diese
Nachblutungen, Darmverletzungen und Stumpfinfektionen bewirken
können. Die Peritonealhöhle wird nicht verschlossen. Von 27 Total-
-xstirpationen wegen verschiedener Erkrankungen verlor er keine.
In zeitgemässer Weise bespricht W. van Hook (101) die Folgezu-
tände der Entfernung der Gebärmutter. So kann vor allem ein
Scheidenvorfall entstehen, indess dürfte solches wesentlich nur dort
nach Ref.’s Erfahrungen zu erwarten stehen, wo die Ligamentstümpfe
an die Scheide nicht befestigt werden und die Peritonealnaht nicht
ausgeführt wird. So hat Ref. nach Carcinom- und Myomoperationen
niemals einen Vorfall entstehen sehen, ‚sondern nur stets dann, wenn
wegen eines grossen Vorfalls der Uterus entfernt wurde, also bei hoch-
stadig erschlafftem Beckenboden und Ligamenten. Kürze der Scheide
sann bei Kolpohysterektomie deren Funktion wohl behindern. Denkbar
it auch eine Narbenkontraktion um den Ureter, wie denn Ref. einen
solchen Fall mit Pyelonephritis nach ausgedehntester Exstirpation eines
110 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Carcinoms, wobei der von Carcinommassen ummwucherte Ureter durch-
schnitten wurde, auf diese Weise hat entstehen sehen.
Bei unentwickelten Mädchen kann die Entfernung des Uterus.
und der Adnexa die Entwickelung des Genitale hintanhalten und gilt
dieser Umstand daher mit Recht als Kontraindikation. Ferner hat man
mehrfach Atrophie der Scheide beobachtet. Ob die klimakterischen Be-
schwerden nach Totalexstirpation wirklich schärfer oder rascher eintreten
oder ablaufen, müsste noch bewiesen werden. In einem Fall des
Verte, in dem ein Ovarium zurückgelassen wurde, menstruirte die
Frau noch fünf Jahre regelmässig durch eine Tube, die in die Vagina
eingenäht war. Ref. hat hingegen in zwei Fällen beobachtet, dass das
Zurücklassen eines Ovariums (Carcinom und Adnexerkrankung) solche
Beschwerden verursachte, dass in dem einen Fall noch nach Jahren
die Entfernung dieses Organes dringend nothwendig, in dem anderen
die Freude an der Dauerheilung des Carcinoms erheblich beeinträch-
tigt wurde. Die Entfernung des Uterus kann in einer Anzahl von
Fällen höchst nachtbeilig auf die Psyche der Frau wirken, der Uterus
ist auch nach Entfernung der Eierstöcke keine quantité negligeable.
Da aber unsere Kenntnisse über die nach der Operation auf-
tretenden Störungen sehr mangelhaft seien, fordert Verf. zu genauerer
Untersuchung jener Fälle auf, die wegen Carcinom operirt wurden, wie
denn auch eine möglichst strenge Indikationsstellung allseitig Platz greifen
müsse. Der Uterus sollte nur dann entfernt werden, wenn er selbst
erheblich erkrankt ist oder wenn bei vaginalem Operiren die Entfernung
der Adnexa durch die Uterusentfernung erheblich erleichtert wird.
Man solle sich stets fragen, warum muss der Uterus entfernt werden,
genau so streng wie etwa bei einer Niere.
Engström’s (64, 65) Erfahrungen erstrecken sich jetzt auf 100
abdominelle Myomenucleationen, die alle in kurzem Auszuge mitgetheilt
werden. Von diesen hundert Frauen starben nur fünf — eine sehr
geringe Sterblichkeit fürwahr. So verficht denn Engström jetzt eret
recht seine Operationsanzeigen, die er auf dem Internationalen Gynäko-
logenkongress in Brüssel 1892 aufgestellt hatte. Wenn ein Corpus-
myom Symptome erzeugt, die ernstlich die Gesundheit und Arbeitskraft
der Kranken stören, wenn es weiter wächst und vor allem, wenn ein
Stillstand des Wachsthums nicht bald zu erwarten ist,- so muss man
darnach streben, die Neubildung sobald als möglich isolirt zu ent-
fernen, zumal dieses Vorgehen nicht gefährlicher sei als andere Ope-
rationsmethoden. Nur in wenigen — drei — Fällen wuchsen Myome
nach, viermal trat Schwangerschaft ein, so dass auch nach dieser
Myome. 111
Richtung hin Engström sehr befriedigt auf seine Resultate sehen
kann.
Eine eingehendere geschichtliche Darstellung der Freund’schen
Operation enthält die Arbeit von Funke (75) aus der Klinik Freund’s
selbst, wobei 25 Fälle zu Grunde gelegt werden. Der vaginalen Ope-
ration, sei es Enucleation, sei es Totalexstirpation, fallen die Fälle bis
zur Grösse und Form des Kopfes eines ausgetragenen Kindes anheim,
wenn der Tumor von der Scheide bequem zugänglich ist, wenn die
topographischen Verhältnisse passend sind und der Kräftezustand der
Patientin als ausreichend erachtet wird. In zweifelhaften Fällen, sowie
in den Grenzfällen, ist ceteris paribus die Laparotomie als die über-
sichtlichere und gefahrlosere Operation vorzuziehen. Kontraindizirt ist
die vaginale Operation bei den Adenomyomen, weil diese gewöhnlich
durch ausgedehntere Verwachsungen mit der Umgebung komplizirt sind.
Die abdominelle Totalexstirpation wegen Myom ist nur in seltenen,
dann aber in sehr schwierigen Fällen auszuführen; hier ist natürlich
die Prognose sehr ernst. Sonst jet die supravaginale Amputation mit
versenktem Stumpfe auszuführen. Das Zurückbleiben des Stieles übt
keine entscheidende Rolle auf den Heilungsverlauf und sichert den festen
und natürlichen Abschluss nach dem Becken besser als nach der Total-
exstirpation. Unter den Komplikationen, die in der Freund schen
Klinik die abdominelle Totalexstirpation bedingten, sind vor allem zu
nennen: Verjauchung und Malignität der Tumoren und ungünstige topo-
graphische Entwickelung, wie bei Cervixmyom u. dgl. m. Die Abhandlung
echliesst mit einer kritischen Darstellung der verschiedensten Methoden.
Es lässt sich nicht für alle Fälle eine einheitliche Methode auf-
stellen. Am meisten Aussicht, durchweg zur Anwendung zu kommen,
haben die Methoden mit dem Ligaturverfahren. Die Klemmverfahren,
bei denen nach Anlegung von zwei oder vier Klammern die Operation
beendet sein soll, setzten gerade, breite Strassen voraus; mit dem
Ligaturverfahren kann man auch bei Raumbeengung zum Ziele kommen.
Im Ligaturverfahren gebührt der Klammer, als provisorisches Blut-
süllungsmittel, ein hervorragender Platz. Im Uebrigen sollte jede Ab-
änderung der Freund’schen Operation einen ausreichenden Grund
voraussetzen. Die vaginale Umschneidung soll gemacht werden, wenn
dieselbe leicht ausführbar ist und Vortheile verspricht: bei Carcinon
und verjauchtem Myom; das Peritoneum soll aber dabei nicht eröffnet
werden. Bei einfachen Myomen wird dieselbe meist unnöthig werden.
Die Ligamente werden präventiv unterbunden, dabei verwendete Klam-
mern werden nachträglich stets durch Ligaturen ersetzt. Die Uterina
112 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
wird nach Abpräparirung des Peritoneums im Parametrium umstochen.
Die Eröffnung der Scheide erfolgt in den Fällen, in denen die vaginale
Umschneidung nicht gemacht ist, von vorn oder von der Seite her.
Nach Entfernung des Tumors wird der Ureter, wenn er im Bereich
des Operationsfeldes liegt, auf seine Durchgängigkeit geprüft. Die In-
vagination der Adnexstümpfe wird nur bei abnormen Verwachsungen
unterlassen. Die Peritonealhöhle wird nicht durch Naht geschlossen,
wenn eine Indikation zur Drainage der Bauchhöhle nach allgemeinen
Grundsätzen vorliegt.
Für die Berner Verhältnisse konnte Kottmann (119) nachweisen,
dass die Ledigen in den Jahren 20—30 sehr stark unter den Gesunden
abnehmen, dass die Ledigen in den Jahren 30—36 relativ häufiger
Fibromyomkranke aufweisen, als die Verheiratheten, dass die Ver-
beiratheten in früheren und späteren Jahren häufiger erkranken und
dass sie häufiger an Fibromyomen leiden, als die Ledigen, d. h. dass
es in Bern mehr verheirathete Fibromkranke giebt, als ledige.
Unter den gynäkologisch Kranken erkranken an Fibromyom relativ
die am meisten, die im geschlechtlichen Verkehr leben, hernach die
Ledigen und diejenigen, die nicht geboren haben. Die, welche geboren
haben, erkranken demnach häufiger, wenn die Zählung auf die Art der
Erkrankung bezogen wird, dagegen erkranken mehr Ledige und Nulli-
paren bei Beziehung auf den Civilstand.
Schwangerschaft und Geburt an und für sich werden von Fibro-
myome nicht in hohem Grade beeinflusst.
Die Conceptionsfähigkeit ist bei myomkranken Frauen geringer
als bei gesunden Frauen.
| Die geringere Conceptionsfähigkeit beruht nicht auf Verheirathung
im höheren Alter.
Die Myonıkranken weisen durchschnittlich eine höhere Sterilität.
auf als die übrigen gynäkologischen Kranken, was einen Einfluss von
Seiten des Fibromyoms nahe legt.
Die gleich lange Dauer der Sterilität bei Fruchtbaren und Un-
fruchtbaren bis zum Eintritte von Symptomen seitens des Tumors legt
len Schluss nahe, dass schon damals myomatöse Veränderungen des
Uterus bestanden haben möchten, welche die Conceptionsfähigkeit zu
beeinflussen im Stande waren, wodurch die Annahme einer Conceptions-
behinderung durch Fibromyome auch für die Allgemeinheit sicher er-
scheint.
Wenn sich Ref. bis dahin im Allgemeinen mit den Ausführungen
des Verf.’s einverstanden erklären kann, so ist dies mit den Abschnitten
Mvone. 113
über die Wirkung des Klimakteriums und der Menopause leider nicht der
Fall, und zwar um deswillen, weil der Verf. das 46. Altersjahr als
Durchschnittszeit des Eintrittes der klimakterischen Periode ansieht. Für
de Verhältnisse in Halle trifft dies entschieden nicht zu. Sehr zahl-
reiche Frauen sind noch bis in den Anfang der 50er Jahre regelmässig
menstruirt, ohne myomkrank zu sein. Durch diese frühe Annahme
des Eintrittes des Klimakteriums hat sich Kottmann zu Schlüssen
verleiten lassen, die wenigstens mit den Beobachtungen in Halle nicht
übereinstimmen ; es sei denn, dass für Bern ganz besondere Ab-
weichungen herrschen, was Ref. natürlich nicht kontrolliren kann. Kott-
mann fand, dass 1. in annähernd !/s der untersuchten Kranken-
geschichten weder das Klimakterium, noch die Menopause irgendwelchen
hindernden Einfluss auf das Wachsthum hatten. 2. In vielen Fällen
war das Wachsthum rapider, die Symptome nahmen an Stärke zu.
3. Dieses schnelle Wachsthum beruhte nicht auf bösartiger Umwand-
lung. 4. Fibromyome entstehen in dieser sonst für die Rückbildung
angenommenen Zeit. Letzteres ist nach Ref. Beobachtungen richtig,
erstere Bemerkungen aber stehen mit allen sonstigen Beobachtungen,
auch denen des Verf.’s selbst, in Widerspruch, eofern man nicht eben will-
kürlich das 46. Lebensjahr als klimakterische Grenze festlegt. Thatsäch-
leh wird durch Myomentwickelung die Klimax häufig genug bis in
den Anfang der fünfziger Jahre verschoben, dann aber tritt die Rück-
hildung bis auf verschwindende Ausnahmen, am ehesten nicht bei
submukösen Myomen, die zur Polypenbildung führen, mit grosser Sicher-
heit ein. Damit stehen übrigens die Beobachtungen Kottmann’s in
Uebereinstimmung, wie dies ein Blick auf seine Tabellen lehrt.
Im Laufe des Berichtsjahres erschien der II. Band von J. Veit’s
Handbuch der Gynäkologie, der die Myome enthält. In dieser übernahm
Gebhard (80) die Schilderung der anatomischen Verhältnisse. Verf.
bespricht der Reihe nach in vorsichtig abwägender Weise die allgemeinen
mikroskopischen Eigenschaften der Myome und ihre Histologie, die
Adenomyome, die Histogenese der Myome, den Einfluss der Myome
auf Myometrium, Endometrium, Ovarium und Tuben. Besonders
interessant ist die Beschreibung der pathologischen Vorgänge im Myom-
zewebe, ihre Degenerationen und die Bildung der Mischgeschwülste.
Aus der Fülle des Gebotenen sei hier nur erwähnt, dass nach Geb-
hard’s Ansicht die grosse Mehrzahl der einfachen Uterusmyome
ıKugelmyome) im Virchow’schen Sinn irritativen Ursprunges sind
und ihre zelligen Elemente vorwiegend von Abkömmlingen der Uterus-
muskulatur beziehen. Hierbei dürfte eine mitunter stattfindende Be-
Jahrexber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Š
114 Gynäkologie. Neubildunzen des Uterus.
theiligung der Arterienmuskulatur nicht ausgeschlossen sein, insofern
sich die Fasern der Arterienmedia mit dem umliegenden Geschwulst-
gewebe verfilzen können. Bei der Schilderung der Histogenese der
Adenomyome schliesst sich Verf. den Ansichten von v. Reckling-
hausen an.
Der Herausgeber des Handbuches selbst, J. Veit (238, 239), über-
nahm die Aetiologie, Symptomatologie, Diagnostik, Prognose der Myome
und ihre palliative Behandlung, einschliesslich der vaginalen Operations-
methoden zu schildern. Die Myomätiologie liegt noch ganz im Dunkeln.
J. Veit erkennt die von Recklinghausen’schen Befunde für die
Adenomyome an, hingegen sei für die gewöhnlichen Myome eine An-
lage noch nicht nachgewiesen worden. Die Erblichkeit scheint eine
gewisse Rolle zu spielen, auch könne man sich ein Bild vorstellen,
wie Reize, die auf den Uterus dauernd wirken, Myombildung aus-
lösen können — aber sicher klargestellt sei letzteres noch lange nicht.
Eingehend und treffend werden Symptomatologie, Diagnose und Prognose
der Myome geschildert.
Aus dem Abschnitte über die palliative Behandlung sei mit
Freuden der konservative Sinn des Verf.’s hervorgehoben. Man muss
in der heutigen Zeit der Polypragmasie sovieler Gynäkologen Veit zu
besonderem Danke verpflichtet sein, dass er die Gelegenheit wahrnimmt,
mit Nachdruck auf die palliative Bebandlung der Myome und ihre
Erfolge hinzuweisen. Zeit ist es ja, den vielfachen Bestrebungen, die
Gynäkologie immer stärker in chirurgische Bahnen zu drängen, ener-
gisch entgegenzutreten. Verf. fübrt aus, dass nicht jedes Myom, weil
es einmal da ist, entfernt werden muss, Im Allgemeinen sollen diese
Neubildungen diätetisch behandelt werden, verschiedene Mittel können
palliativ wirken. Allerdings, nehmen die Erscheinungen einen bedroh-
lichen Charakter an, so muss man natürlich die Geschwulst entfernen.
Schwere Blutungen erheischen, wenn irgend möglich die Operation von
der Schleimhautseite, also entweder Entfernung myomatöser Polypen
oder Enulceation submuköser oder der Schleimhaut nahe sitzender
Tumoren. Stark ausgesprochene multiple Bildungen erheischen die
Totalexstirpation. Einklemmungserscheinungen im Becken verlangen
die Enulceation des Tumors und nur ausnahmsweise wird die ent-
fernung des ganzen Uterus nöthig werden. Lebhafte Schmerzen bei
interstitiellen Myomen, die sonst nicht zu bessern sind, erheischen die
vaginale Totalexstirpation, desgleichen ein gehäuftes Auftreten kleiner
Myome, nach deren etwaigen Enucleation ein existenzberechtigter Uterus
nicht mehr übrig bleiben wird, selbstverständlich auch maligne Degenera-
Myome. 115
tion. Dass die vaginale Operationsmethode im Verf. einen ebenso warmen
wie besonnenen, von jeder Uebertreibung freien Verfechter findet, ist
bei den bekannten Verdiensten J. Veit’s auf diesem Gebiete selbstver-
ständlich.
Die Darstellung der elektrischen Behandlung der Uterusmyome
hat Veit’s ehemaliger Assistent Schäffer (204) übernommen. Sie
gestaltete sich zu einer sehr fleissigen und eingehenden Monographie
über diesen Gegenstand, deren Umfang allerdings in keinem Verhältniss
zu dem Nutzen des Apostoli’schen Verfahren steht. Wie nicht
anders als Schüler Veit’s zu erwarten stand, steht Verf. in seiner
Kritik auf einen sebr vernünftigen Standpunkt, indem er erklärt, dass
eine grosse Anzahl von Myomen sich für die elektrische Behandlung
nicht nur nicht eignen, sondern dass es sehr zahlreiche Fälle
giebt, in denen sogar der Versuch nicht nur vergeudete Mühe, sondern
ein verkehrtes, ja gefährliches Beginnen ist. Im Uebrigen zielt
die Apostolische Behandlung nur auf eine symptomatische und
nicht auf eine radikale Heilung. Im Allgemeinen eigneten sich daher
für die elektrische Behandlung nur die kleineren und mittelgrossen, die
Nabelhöhe erreichenden Tumoren, doch vorzugsweise nur solche, die
sich interstitiell entwickelt haben. Die besten Erfolge werden hier er-
ziel, wenn die Myome erst einige Jahre vor dem Klimakterium ent-
stehen oder zur Behandlung kommen. Dann aber wird man immer
seltener über Misserfolge zu klagen haben.
Das weite und bei der schier unglaublichen Fülle von Veröffent-
liehungen kaum noch übersehbare Gebiet der Myomoperationen konnte
schwerlich einen besseren Bearbeiter finden alsOlshausen (159). Die
Reichhaltigkeit des Gebotenen gestattet hier nur auf einige wenige Punkte
näher einzugehen. Bei der Kritik der Methoden führt Verf. aus,
dass in einzelnen Fällen, in denen es sich um rasches Operiren oder
um verjauchte Myome handelt, die extraperitoneale Stielbehandlung
angezeigt sein kann. Im Uebrigen haben die Verfahren, die eine
Mittelstellung zwischen intra- und extraperitonealer Methode einnehmen.
keine Berechtigung mehr.
Für die intraperitoneale Methode lassen sich vier Gruppen ohne
Zwang aufstellen:
1. Schröder’s Methode: Keilexcision und Etagennaht.
2. Versenkung des Stumpfes mit elastischer Ligatur.
3. Sicherung durch Massenligaturen (Partienligaturen).
4. Retroperitoneale Methoden.
116 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Dazu tritt noch die abdominelle Totalexstirpation mit oder ohne
Peritonealnaht.
Trotz der vorzüglichen Resultate Brennecke’s weist Olshausen
die Schröder’sche Keilexcision als unsicher hinsichtlich der Blutungen
und Sepsis zurück. Die Versenkung des Stumpfes und die Massen-
umschnürung geben beide nahezu gleich vorzügliche Resultate (Treu b
"fie, Zweifel Ai, Die Erfolge Zweifel’s führt Olshausen mit
Recht auf dessen Sorge für eine vollkommene Trockenlegung des Opera-
tionsfeldes, dagegen nicht auf die Partienligatur, wieZweifel will, zu-
rück. Für sehr eilige Fälle empfiehlt Verf. unbedingt die elastische
Dauerligatur, sonst ist er entschieden der Meinung, und darin kann
man ihm nur beistimmen, dass die isolirte Unterbindung aller 6 Uterin-
arterien der Partienligatur weitvorzuziehen ist. Sie stellt zweifellos das
beste Verfahren zur Blutstillung dar. Eine besondere Desinfektion eines
stehen gebliebenen Cervixkanales ist nicht nothwendig, wie denn
auch eine Drainage durch den Cervix (v. Rosthorn, Chrobak) über-
flüssig erscheint; im Gegentheil diese kann erst die Gefahren herauf-
beschwören, denen man begegnen wollte.
Bei einer Totalexstirpation wird die Bauchhöhle vollständig ge-
schlossen und der subseröse Raum steht in breiter, freier Verbindung
mit der Scheide. Aber das bedingt keinen Vortheil, sondern den Nach-
theil einer sekundären Infektion. Daher liegt ein theoretischer Grund,
das ganze Organ, sofern der Cervix nicht mit erkrankt ist, zu entfernen,
nicht vor. Weiter steht der Einführung der Totalexstirpation als allge-
meine Methode die etwas schwierigere Technik und vor allem die
etwas längere Operationsdauer nicht unbeträchtlich im Wege. Die jetzt
vorliegende Statistik lässt übrigens eine Entscheidung nach dieser oder
jener Richtung noch nicht zu. Dies um so mehr, als sicher niemals
eine Methode gefunden werden wird, die für jeden Fall gleich gut
passt; nirgends muss mehr individualisirt werden als gerade bei den
Myomoperationen.
Der Erfolg der Kastration hängt allein davon ab, dase von beiden
Ovarien auch nicht das kleinste Stück Gewebe zurückbleibt; danu
sind aber die Erfolge hinsichtlich der Blutstillung mit Ausnahme ge-
stielter submuköser Myome nahezu sichere und bezüglich der Schrumpfung
bei interstitiellen, nicht cystischen Myome sehr befriedigend und bei
kleinen Myomen genügend. Die Kastration ist indess zu unterlassen
bei rein submukösen oder cystisch entarteten Myomen, ferner bei ge-
stielten subserösen oder bei verjauchten Geschwülsten und in der
Regel bei erheblich grossen, interstitiellen Tumoren, die über Nabelhöhe
Myome. 117
reicheu. Die Operation ist aber nur angezeigt, wenn nach technischen
Gründen die Amputation des Uterus besondere Schwierigkeiten und
Gefahren zu haben scheint oder, wenn bei einem hohen Grade von Er-
schöpfung der Kranken eine möglichst kurze Narkose und eine möglichst
wenig eingreifende Operation wünschenswerth ist.
Die atrophisirende Gefässunterbindung hat wahrscheinlich einen
palliativen Werth; sie kann vielleicht nicht einmal mit der Kastration
wetteifern. Sie ist also nur da zu versuchen, wo andere Operationen
nicht ausführbar sind z. B. bei Decrepidität, bei Unmöglichkeit der
Entfernung oder Auffindung der Eierstöcke; aber in solchen Fälleu
wird man auch nicht alle die Gefässe, was für den Ertolg unabweislich
nothwendig ist, auffinden.
Für verjauchte Myome soll in erster Linie die Totalexstirpation
und erst dann die Amputation im Cervix erwogen werden. Im letztern
Fall ist die Stielversenkung bei erreichter völliger Trockenlegung der
Uterushöhle der extraperitonealen Methode vorzuziehen.
Ueber den Abschnitt Myom und Schwangerschaft wird an anderer
Stelle berichtet werden.
Pompe van Meerdervoort (174) hat 45, bei fihromyomatösen
Gebärmüttern gefundene Ovarien mikroskopisch untersucht auf etwaige
Veränderungen im Gewebe. Verf. fand bei allen Ovarien Abnormi-
täten. Die Veränderungen beruhen hauptsächlich auf einer Degenera-
tion, einer hyalinen Modifikation der Wand der grossen Gefässe, einer
hyalinen Veränderung der kleineren Kapillaren und des Stromas; der
primordiale Follikel degenerirt und die übrigen Follikel werden in ihrer
Involution oder in ihrer Evolution mehr oder minder gestört.
(Doorman, Leiden.)
Iwanoff (113, 114) hat 62 Uterusmyome sorgfältig mikroskopisch
untersucht und darunter in einem Falle von subserösem Myom epithe-
liale Schläuche aufgefunden, die er weder als Abkömmlinge der Uterin-
drüsen, noch von Resten des W olf’schen Körpers anerkennen kann.
Er sieht sich gezwungen, Fabricius beizustimmen und die resp.
Schläuche durch Einsenkungen des Serosaepithels in die Tiefe zu er-
klären. (V. Müller.)
Im Zeitraume 1888—1896 hat Engström (64, 65) 100 mal die
Ausschälung von Myomen nach Martin ausgeführt und tritt sehr warm
für die Operation ein. Fünf Patienten starben, z. Th. an von der
Operation unabhängigen Umständen. Bei vier Patienten trat nach der
Operation Schwangerschaft ein; eine trug aus, zwei abortirten (die eine
zweimal), eine ist zur Zeit noch schwanger. Eine Weiterentwickelung
118 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
von bei der Operation übersehenen oder absichtlich zurückgelassenen
Myomknoten hat Verf. nur in zwei Fällen beobachtet.
(Leopold Meyer.)
Voss (242) hat im Jahre 1889 und 1890 die von ihm beobach-
teten Fälle von Fibromyomen veröffentlicht. In einem kleinen Aufsatz
theilt Verf. das spätere Schicksal einiger dieser Patienten mit und
wünscht zu zeigen, wie sich der gutartige Charakter dieser Geschwülste
dadurch zeigt, dass ihre Symptome, z. Th. die Geschwülste selbst, mit
dem Alter verschwinden. (Leopold Meyer.)
Westermark (246) veröffentlicht eine fortlaufende Serie von 40
supravaginalen Gebärmutteramputationen mit retroperitonealer Stiel-
behandlung wegen Fibromyom ohne Todesfall. Die vier ersten Fälle
sind fast genau nach Chrobak operirt, die übrigen aber mit einigen
Modifikationen. Die Ligg. lata werden beiderseits mit zwei langen
Klammern gefasst und zwischen denselben durchschnitten. Dann Ab-
präpariren eines grossen vorderen Bauchfelllappens (mit der Blase).
Isolation und Unterbindung der A. uterinae. Amputation der Gebär-
mutter so tief wie möglich. Eventuell blutende Stellen werden um-
stochen. . Ausbrennen des Cervikalkanals. Abnehmen der Klammer.
Isolirte Unterbindung der A. spermaticae int, Vernähung der durch-
schnittenen Ligamente und Fixirung des Bauchfelllappens durch Nähte
an der Hinterseite des Cervixstumpfes. Womöglich werden ein oder
beide Eierstöcke zurückgelassen. Vernähung der Bauchwunde in drei
Etagen. Massenligaturen finden sich somit gar nicht. Das Ausbrennen
des Cervikalkanales geschieht hauptsächlich, um denselben geräumiger
zu machen; Drainage durch denselben ist dagegen vielleicht gefährlich
und jedenfalls entbehrlich. — Die hier beschriebene Operation ist leichter
ausführbar und weniger gefährlich als die Totalexstirpation, die Verf.
für einige besondere Fälle vorbehalten haben will. — Die Operation
sieht Verf. als indizirt an bei: Blutungen; bei grossen Geschwülsten
oder schnellem Wachsthum derselben ; bei cystöser oder myxomatöser De-
generation; bei Incarcerationssymptomen, die sich nicht sonst wollen
heben lassen; bei Schmerzen und peritonitischen Symptomen; am häufig-
sten finden sich mehrere dieser Symptome gleichzeitig.
(Leopold Meyer.)
E. E. Möller (145) beschreibt einen in der Klinik von Netzel
operirten Fall von sehr grossem Cystofibroma uteri. Es fanden sich
unzählige Cystenräume von Mannskopfgrösse bis ganz kleinen. In
mehreren derselben fand sich Endothelauskleidung, und die Geschwulst
muss als ein Myoma cysticum lymphangiectodes angesehen werden. Die
Careinom, Sarkom, Deciduom. 119
Geschwulst buchtete sich aber auch submukös vor, und hier fanden
ich Einstülpungen der Drüsen der Gebärmutterschleimhaut in die Ge-
schwulstmasse. Klinisch ist bemerkenswerth, dass sich hier zwei öfters
für Cystofibrome als charakteristisch erwähnte Symptome vorfanden,
nämlich längere Zeit (hier 1!/s Jahre) Ausbleiben der Menses und reich-
licher seröser Ausfluss per vaginam. Die Geschwulstmasse war retro-
peritoneal entwickelt, die Operation recht schwierig. Die Ränder des
Geschwulstbetts wurden mit den Rändern der Bauchwunde vernäht,
der nach Schröder vernähte Stumpf in der Bauchwunde fixirt. Es
bildete sich eine Bauchfistel, die nach sechs Wochen reichlich zu secer-
niren anfing, und nach weiteren zwei Wochen überzeugte man sich von
dem urinösen Charakter des Sekrets. Ein Versuch, von einem
Lumbalschnitt aus den in einer schwieligen, bindegewebigen Masse ein-
gebetteten Harnleiter zu lösen, scheiterte, und es wurde die betreffende
ir.) Niere exstirpirt. Dieselbe zeigte interstitielle Nephritis und begin-
nende Hydronephrose. Die (47jährige) Patientin wurde geheilt ent-
lassen. (Leopold Meyer.)
Bossi (17,18) bebt hervor, dass während des Puerperiums und nach
der Kastration die Fibromyome durch fettige Entartung der fibro-mus-
kulären Zellen zerstört werden; dass dabei öfters eine schwere Aceto-
nurie beobachtet wird; dass in zwei Fällen, in welchen der Tumor
die Nabelhöhle erreicht hatte, Heilung erzielt wurde; mit Kastration
ın einem Falle, in dem anderen mit Unterbindung der Tuboovarial-
gefässe; dass in Betrachtung des günstigen Einflusses, welchen das
Puerperium auf die Involution der Fibromyome übt, jene Schwanger-
schaften, die mit Myom komplizirt sind und nicht ohne schwere Ge-
tahren verlaufen können, künstlich unterbrochen werden sollen.
(Herlitzka.)
b) Carcinom, Sarkom, Deciduom.
l. Alterthum, Vaginale Exstirpation eines carcinomatösen Uterus aus dem
sechsten Schwangerschaftsmonat. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. 863.
Arendt, Ueber das Klemmverfahren bei der vaginalen Radikaloperation.
Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 505. (Lobpreisung der Doaren schen
Methode entsprechend den Ansichten von L. Landau ohne irgend etwas
Neues zu bringen. Warme Empfehlung der Klemmen.)
Armstrong and Beatson, Discussion on Dr. Beatson’s Method of
Treatment of Inoperable Carcinoma. (Will einen Fall von Brustkrebsrecidiv
durch Kastration und Thyroidbehandlung geheilt haben, in anderen Fällen
gelang es nicht. Bei Gebärmutterkrebs erzielte er einige Besserung, aber
keine Heilung.)
Li
Ve
120
-]
10.
II.
12.
13.
14.
15.
16.
18.
19.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Bäcker, Ueber Aetiologie und Therapie des Gebärmutterkrebses. Arch.
f. Gyn. Bd. LIII, Heft 1, pag. 47.
Beck, Ein Fall von Schleimhautsarkom des Uterusfundus. Dissertation.
Tübingen.
Begouin, Cancer interstitiel du col de l'utérus avec prolongements épi-
theliaux dans le tissu musculaire du corps de l'organe. Ann. de Gyn. et.
d’Obst. Tom. XLVII, pag. 392. Soc. d’Obststr. et de Paed. Bordeaux.
12 jan.
Bell, The treatment of carcinoma of the uterus etc. without öperation.
The Scott. Med. and Surg. Journ. Vol. I, Nr. 7. July.
Bellini, Contribution a l'étude des rapports de la môle hydatiforme et
du deciduome malin. These de Paris. Nr. 90. 1896—1897.
Berton, Ueber den Einfluss der Excochleation auf die inkurablen Carci-
nome des Uterus. Inaug.-Diss. München 1896. (Am ehesten wurden die
Blutungen und der Ausfluss beschränkt, dagegen der Schmerz nicht wesent-
lich beeinflusst.)
Bokelmann, Demonstration von Uteruscarcinomen. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 300.
Boldt, Cancer du col et point cancereux isolé dans le fond de l'utérus.
Med. Record. 10 jul.
Bosche, Cancer uterin et grossesse. Thèse de Paris 1896—97. Nr. 547.
Bossi, Sulla tecnica dell’ isterectomia vaginale. Ann. di Ost. e Ginec.
Milano. Nr. 2, pag. 118. (Herlitzka.)
Bouilly, Des résultats thérapeutiques de I’hystsrectomie vaginale contre
le oancer de l'utérus. Revue de Thérapeutique. 15 mai. La Sem. Gen.
Nr. 19—20. Mai. (Von 127 Totalexstirpationen starben 25 sofort, darunter
10 septische Peritonitiden. Von 87 Kranken konnten 66 noch untersucht
werden, 21 waren gestorben. Je eine Dauerheilung nach sechs, fünf und
vier Jahren. Spätrecidiv sah Bouilly nach 3 und Ai: Jahren noch eir-
treten.) -
— Carcinoma uteri. Bull. gener. de Thér. févr. mars.
Bowreman Jesset, Carcinoma of Body of Uterus. The British Gyu.
Journ. Vol. XLIX, pag. 1. (Kasuistik.)
. Buonomo, Sul trattamento del Picciuolo nei casi di isterectomia vagi-
nale. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 10, 11. (Herlitzka.)
British Gynaecological Society 8 april. Discussion sur le traite-
ment du cancer inopérable. Brit. Med. Journ. 1 Mai.
Brohl, Vaginale Exstirpation des Uterus wegen Carcinom. Centralbl. f.
Gyn. Bd XXI, pag. 113. (Kasuistik ohne Belang, Eröffnung des Douglas
um den Fundus herabzuziehen, da der Cervix bereits zerfallen war.)
Burckhard, 50 Fälle von vaginaler Totalexstirpation des Uterus nach
der Doyen-Landau’schen Methode. Arch. f. Gyn Bd. LIII, pag. 352.
. Carstens, Remarks on vaginal hysterectomy. Ann. of gyn. and paediatry.
Vol. X, pag. 332. (Bekanntes, Klemmen.)
. Chalot, La transplantation systématique des deux uretères et la ligature
préventive des deux artères iliaques internes pour exstirpation large du
cancer diffus de l'utérus par l'abdomen. Arch. de Gyn. et de Tocolugie
Vol. XXIII, pag. 787.
— iia
de
vz
30.
31.
32.
33,
d
Careinom, Sarkom, Deriduom. 121
. Champion, Traitement palliatif du cancer utérin inopérable. Thèse de
Paris, Masson et Cie., 1896.
24. Cheyne-Watson, Objects and Limits of Operation for Cancer. Baillière,
Tindall Cox. (Trans. of Med. Soc. of London 1896.) (Wenn auch wesentlich
für Chirurgen geschrieben, so enthält der erste Abschnitt eine gute Zu-
sammenstellung der Natur und der Aetiologie dieser Neubildung.)
. Ciaceri, La cancroina nella cura del cancro. Gazz. degli Ospedali,
Vol. II. fasc. 145. (Herlitzka.)
Cittadini, Convient:il d'intervenir par coeliotomie abdominale dans
Ibysterectomie pour cancer du col. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et
d’Obst., Nr. 5.
. Coe, H., Adenome malin. New York. Med. Journ. june.
Collins, Two Cases (Carcinoma) of vaginal Hysterectomy. The British
gyn. Journ. Vol. L, pag. 323.
. Cragin, Epithelioma of cervix and cystic movable kidney. "The Amer.
gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 53.
Czempin, Die Bebandlung sogenannter inoperabler Carcinome des Uterus.
Der ärztliche Praktiker, Nr. 1 u. 2. Der F rauenarzt, Heft 4, April.
Denissenko, Ein neues Heilmittel gegen den Krebs. (Russisch.) Wratsch.
1896. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 60. (Empfiehlt warm Injek-
tionen, Umschläge und innere Darreichung von Herbae chelidonii majorie.)
Le Dentu et R. Pichevin, Diagnostic d'un cancer uterin à laide du
curage explorateur. Hystérectomie vaginale. Guérison datant de près de
six ans. La Semaine gyn. Nr. 8.
Desguin, Technique de l’hysterectomie vaginale. Procédé pour recon-
naitre la limite inférieure de la vessie et pour déplacer cette limite en
eloignant du champ opératoire. Bull de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst.
1896, Nr. 8. (Vorgängige Blasenfüllung.)
. Dirner, Fin Fall von Adenoma destruens uteri. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 410.
- Döderlein, Zur Technik der vaginalen Totalexstirpation, Klemmen oder
Ligatur? Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 74. (Verf. sieht in der Ver-
wendung der Klemmen nicht so sehr eine Verbesserung als eine Bereiche-
rung der Technik.)
. Donadoni, Nuova serie di colpo-isterectomie totali per indicazioni diverse.
Rivista di ginecologia contemporanea. Napoli. Fasc. 5—9. (Donadoni
glaubt an Erfolg der Ovarienverpflanzung gegen die verschiedenen St.
rungen, die sich nach der Kastration wegen Mangel der Ovarialsekretion
einstellen.) (Herlitzka.)
. Dorland, Deciduuma malignum. Univ. Med. Mag. July. (Zusammenfassende
Darstellung der Lehre des Deciduoms.)
Durante, Du déciduome malin ou épithélioma ecto-placentaire. Revue
méd. de la Suisse romande. 1896. Nr. 11, pag. 615. Journ. de Méd. de
Paris. Mars. Bull. de la Soc. d’Obst. et de Gyn. de Paris. 11 fév. (Erklärt
das Deciduom als ektoplacentares Epitheliom. — Diese Geschwulstart soll
sich aus dem fötalen Ektoderm entwickeln und daher rein epithelial sein.)
12
40.
41.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Durante, Demonstration des coupes de deciduome malin et de placenta
dans les premières phases du développement, Ann. de Gyn. et d’Obst.
Tom. XLVII, pag. 252.
Duret, L'hystérectomie abdominale totale doit-elle être constamment
l'opération de choix dans la cure des fibrömes utérins. La Semaine Gyn.
Nr. 16. Avril.
Eberlin, Ueber die Totalexstirpation des Uterus per vaginam nach der
Klemmmethode. Medizinskoje obosrenie. August. (Kasuistik.)
(V. Müller.)
2. Eiermann, Der gegenwärtige Stand der Lehre vom Deciduoma malignum
mit besonderer Berücksichtigung der Diagnose und Therapie. Halle a. S.
Elder, Remarks suggested by four Recent Hysterectomies. The British
gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 479. (Darunter vaginale Hysterektomie wegen
Curpuscarcinom. Kasuistik.)
Emanuel, Demonstration von Uterussarkom. Centralbl. f. Gyn. Bd. AAT,
pag. 111. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 354.
Emmet, A case of vaginal hysterectomy with the use of the Grad suture.
The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 216.
D’Erchia, F., Contributo allo studio del cancro primitivo dell’ utero.
Atti della soc. italiano di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 213.
(Herlitzka.)
Faure, Nouveau procédé d’hysterectomie vaginale. Presse med. 24. Okt.
1896.
Fehling, Totalexstirpation einer an Collumkrebs erkrankten Gebärmutter
im 7. Monat der Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. II,
pag. 349.
— Ueber Schwangerschaft und Geburt bei Collumcarcinom. Naturforscher-
versammlung Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1197.
— 100 Fälle vaginaler Ausrottung der Gebärmutter. Festschrift des
Stuttgarter ärztlichen Vereins. C. Schweizerbart, Stuttgart. (Darunter 73
wegen maligner Erkrankungen. Gesammtmortalität die Ligaturmethode,
Schluss. der Peritonealwunde. Voroperationen unmittelbar vor der Total-
exstirpation.)
— Das Verhalten des Arztes bei Koınplikation von Schwangerschaft
und Geburt mit Carcinoma colli uteri. Münch. med. Wochenschr. 44. Jahrg.
pag. 1314.
Fischel, Lacerationsektropium und Portiocarcinom. Wiener klin. Rund-
schau, Nr 9. (Nach einer früheren Schröder-Emmet’schen Operation
entwickelte sich ein Carcinom, das ganz das Bild eines Lacerationsektropium
darbot, wiewohl ein solches gar nicht vorhanden gewesen war.)
Fischer, Cancer of the Uterus and the General Practitioner. The Amer.
Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 563.
54. Flesch, Ein Fall von Uterussarkom. Berl. klinische Wochenschr. Bd,
XXXIII, pag. 51. 1896.
. Fochier, Carcinomatöse Entartung eines Uterusmyom. Revue internat.
de med. et de chir. 1896. Nr. 14. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag.
61. (65jährige Frau, rasches Wachsen des Tumors. Mikroskop ergab
Careinom im Myom.)
Ji.
10.
Carcinom, Sarkom, Deciduom. 123
. Fraenkel, E., Maligne Tumoren des Chorionepithels (sog. deciduale Sar-
kome). Sanıml. klin. Vorträge, Nr. 180, Aprilheft.
Freudenberg, Ueber die Behandlung des inoperablen Uteruskrebses mit
Chelidonium majus. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 940. (Tampons in
50° oige Lösung getaucht gegen die Neubildung angepresst. In 2-3 Tagen
soll ein wucherndes Blumenkohlgewächs in einen Krater verwandelt wer-
den, terner Beseitigung der Jauchung.)
— Ueber das primäre Carcinoma corporis uteri. Dissert. Leipzig 1896.
39. Gebhard, Drei Fälle von sogenanntem malignem Syneytiom. Verband.
d. deutsch. (sesellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 313.
— Leber das sog. „Synceytioma malignum“. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXVI, pag. 480.
. Gellhorn, Zur Kasuistik der Hornkrebse des Gebärmutterkörpers. Zeit-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 430.
2. Gemmell, A case of adenoma uteri malignum. The medical chronicle,
Manchester, febr. Tom. VI, pag. 348.
. roggans, Diagnostic précoce et hysterectomie vaginale dans le cancer
de l'utérus. Atlanta med. and surg. Journ. April. (Bekanntes.)
. boubareff, La valeur comparée des diverses méthodes opératoires dans
le traitemeut du cancer de l'utérus envisagées comme moyen de prévenir
les récidives. Ann. de Gyn. Tom. XLVIII. (Moskauer Kongress.) (Die
Methode der Zukunft ist die abdominelle Entfernung.)
— Contribution à la dégénérescence sarcomateuse des fibromes. Ann.
de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIl, pag. 255. (Journ. d’accouchements et de
gynécologie de St. Petersbourg 1896.)
. Grape, Ein Fall von Endothelsarkom des Uterus. Diss. Greifswald.
. Gubareff, Die operative Behandlung der krebsig entarteten Gebärmutter.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. September. (V. Müller.)
. Hall, Sequelae of supravaginal Hysterectomy. Ann. of (syn. and Ped.
Vol. XI, pag. 58. (Verwirft nicht resorbirbares Nahtmaterial, da versenkte
Ligaturen langdauernde Störungen verursachen können.)
. Hardy, Observations relatives au choix de la voie abdominale dans cer-
tains cas d’extirpation d'organes pelviens. Ann. de la Soc. med. chir. de
Liege, août, sept. 1896.
Hartmann, L’hysterectomie abdominale totale. La technique operatoire.
Ses indications. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 1. (Darunter
ein Fall von Corpuscarcinom. Heilung.)
Hille, 100 vaginale Totalexstirpationen der Gebärmutter. Diss. Halle a. 5.
‚Darunter 74 wegen Neubildungen, siehe übrigens bei Fehling; Zu Sterb-
liebkeit. Recidivfrei nach relativ kurzer Zeit noch 43,89 ° v.)
Hofert, Ueber malignes Cervixadenom. Diss. München.
‘3. Holleman, Bijdrage tot de kennis der pathologie van het deciduona
malignum. Dissert. Leyden, H. Kleyn. (Gute Zusammenstellung mit einem
neuen Fall.)
. Hunter, Robb, The conservative treatment of the myomatous uterus.
Amer. Journ. of Obst. sept. pag. 251.
"5. Jacobs, Modifikation der Operationstechnik bei vaginaler Hysterektomie.
Policlinique 1896. Nr. 12. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 62. (Nach
124
76.
84.
86.
87.
88.
89.
90.
9l.
92.
93.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Entfernung des Uterus werden die dazu benutzten Klemmen durch Seiden-
suturen ersetzt, als bester Beweis, dass man mit den Klemmen nicht weiter
peripher gelangt als mit Seidensuturen.)
Janvrin, Selection of Operation in cases of Cancer of the Cervix uteri
and of the Uterus also. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag.
m24.
. Johannesen, Sarcoma pelvis hos et 11 maaneder gammelt pigebarn.
Norsk. Magazin for Laegevidenskaben. Marts. Nr. 3.
Johnson, Treatment of cancer of the uterus. Boston med. and surg.
Journ. Vol. CXXV, 27, pag. 671. 1896.
Jona, Di alcuni casi di cancro curati colla sieroterapie. Atti dell’ Asso-
ciazione medica Lombardi. Nr. 2, pag. 156. (Herlitzka.)
Jurasowsky, Fall von Deciduom. welches sich nach Mola hydat. ent-
wickelte. Wratschebnyja sapisky. Nr. 1. (V. Müller.)
. Kalabin, Zur Frage über die Behandlung des Krebses mit Chelidoniv
majore. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 292. (Negatives Ergebniss.)
. Keiffer, ÜUterussarkom. Demonstration. Centralbl. f. Gen Bd. XXI,
pag. 203.
. Kleinhans (Prag), Ueber metastatisches und gleichzeitiges Vorkommen
von Krebs in der (sebärmutter und in anderen Unterleibsorganen. Prager
Zeitschr. f. Heilkunde. Bd. XVII, Heft 2 u. 3.
Kossmann; Ueber das Carcinoma syncytiale und die Entstehung des
Syncytiums in der Placenta des Kaninchens. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 1205. (Uebertragung der Befunde bei Kaninchen auf den Menschen
ohne jeden Beweis, dass dies möglich ist und daraus folgende Schlussfolge-
rung, dass das Deciduom ein Carcinom sei.)
— Ueber Carcinoma syncytiale. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1215.
(Wiewohl in keiner Weise Kossmann auch nur entfernt hat beweisen
können, dass das Zottensyncytium bei Menschen nichts anderes sei als
umgewandeltes Uterusepithel, erklärt Verf. die Deciduome als gewöhnliche
Uteruscarcinome mit puerperalen Veränderungen.)
Krämer, Zur Aetiologie vom Carcinom insbesondere des Uterus. Dissert.
Berlin.
Krukenberg, Zwei neue Fälle von Adenoma malignum der Cervixdrüsen.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 138.
Küstner, Freund's Exstirpation bei Uteruskrebs. Verhandl. d. deutsch.
Gesellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 448.
Landau, L. und Landau, T.. Die vaginale Radikaloperation. Berlin
1896.
— Entgegnung an Herrn M. Sänger zur Doyen’schen Methode der
Hysterectomia vaginalis nebst Replik von M. Sänger. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI. pag. 2.
Lapointe, Primary cancer of the liver simulating a fibroid tumor of the
uterus, removed by laparotomy. Ann. of gyn. and paed. Vol. X, pag. 267.
Lebedeff, De l'étiologie du cancer. Ann. de Gyn. et d’Obst. Vol. XVII,
pag. 167. (Entstehung eines Vaginalcarcinoms nach Jodkalitamponade.)
Legueu et Marien, Note sur une tumeur deciduale de l'utérus. Bull.
de la Soc. anat. 5 S. Tom. X, 17, pag. 594. Juillet 1896.
Careinom, Sarkonm, Deeiduom. 125
£
. Leinzinger, Ein Fall von Conception nach curettirtem Cervixcarcinom.
Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 502.
%. Lester, The destiny of vaginal hysterectomy for malign. diseases. Med.
News. pag. 69.
3%. Lewers, A Case of primary sarcoma of the Body of the Uterus („Deci-
duoma malignum‘) in a patient twenty four years of age, treated by
vaginal Hysterectomy. Transact. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX,
pag. 246.
9. — Un cas de deciduome malin. Brit. med. Journ. 17 July.
He. Lindfors, Fall von Deciduoma malignum nach Blasenmole. Vorläufige
Mittheilung. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 6. (Vaginale Totalexstir-
pation.)
9. — A.O. und Vestberg, Artur, Ett bidrag till det maligna deciduumets
kasuistik og patologi (Beitrag zur Kasuistik und Pathologie des malignen
Deciduoms). Upsala Läkareförenings Förhandlingar. N. F. Bd. II, Heft
3-6, pag. 293—331. (Leopold Meyer.)
l0. Livet, Emploi du carbure de calcium en chirurgie et particulièrement
- dans le traitement du cancer de l'utérus. Thèse de Paris 1896. H. Jouve-
IO Lomer, Cervixcarcinom. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 279. (Kasuistik
ohne Bedeutung.)
l2. Maas, Metritis and Carcinoma uteri. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X,
pag. 603. (Lenkt die Aufmerksamkeit auf Weigert's Ansichten der
bioplastischen Natur der Zellen.)
103. Mackenrodt. Ueber Exstirpatio uteri. Verhandl. d. deutsch. Gesellsch.
f. Gyn. Bd. VII, pag. 454. (Eingehende Beschreibung der Igniexstirpation
enthaltend.)
IM — Demonstration eines Uteruscarcinoms durch Igniexstirpation. Zeit-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 375. (Der Fall beweist, dass
in schwierigen Fällen die Igniexstirpation im Stiche lässt. Blasenver-
letzung.)
IO, Macnaughton-Jones, Case of carcinoma of the Uterus and large
Fibroma operated upon by vaginal Hysterectomy. The british gyn. Journ.
Vol. L, pag. 319.
16. Maffucci e Sirleo, Salla causa infettiva blastomicetica dei tumori
maligni. ll Policlinico. Vol. IV—C, fasc. Il e 12. (Herlitzka.)
Ir, Martin, A., Deciduoma malignum. Bost. med. and surg. Journ. April.
i28 Jahre alte Frau hatte 14 Monate vor der Aufnahme abortirt. In den
Venen des Uterus fanden sich theils gesunde, theils erkrankte Zotten.)
lù. — Demonstration von einem Uterus mit malignem Deciduom. Zeitschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 155.
19. Mauders, The method of Dr. Backer in the cure of tubercle and cancer.
Brit. Med. Journ. Nr. 1917.
II Meek, Two Cases of Carcinoma of Cervix treated with Curettage and
Chloride ef Zinc Paste. The Brit. (Gen Journ. Vol. L, pag. 155.
lll. Menaire, Epitheliome de ja muqueuse uterine. Journ. de Méd. de Bor-
deaux, 9 août.
ID Möricke, Kurze Skizze der verschiedenen Methoden zur totalen Aus-
rottung der krebsigen (sebärmutter nebst einem nach Schuchardt
126
113.
115.
119.
120.
121.
122
123.
124.
125.
126.
127.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus. -
operirten Fall. Festschr. d. Stuttgarter ärztl. Vereins. Schweizerbart'sche
Verlag. (Genaue historische Darstellung der verschiedenen Operations-
methoden.)
Monot et Chabry. Note sur un cas de déciduome malin. Revue de
gyn. et de chir. abdominale, Nr. 1, pag. 59. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI. pag. 1019 u. 1048. (Fall von decidualem Sarkom, Eiermann hin-
gegen erklärt den Fall für eine gutartige Blasenmole.)
. Müllem, Ueber ein grosses intraparietales Uterussarkom. Dissertat.
Greifswald.
. Müller. Emil, Diagnosen af Cancer corporis uteri. Hospitals-Tidende.
4. R. Bd. V, Nr. 40, pag. 91-947. (Leopold Meyer.)
. Neugebauer, Demonstration: Carcinoma cervicis mit sekundärem Krebs-
nest. Verh. d. deutsch. (Gresellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 173.
. Neumann, Blasenmole und malignes Deciduom. Verh. d. deutsch. Ges.
f. Gyn. Bd. VII, pag. 304. Diskussion pag. 315. 329.
— Blasenmole und malignes Deciduom. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. VI, pag. 17, 15%.
Noel, Sur la topographie et la contagion du cancer. Chancre ou cancer
des arbres. Cancer des hommes. Thèse de Paris.
Odebrecht. Carcinomatöser Uterus. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI,
pag. 355.
Opitz, Ueber die Veränderungen des Carcinomgewebes bei Injektionen
mit Krebsserum (Emmerich) und Alkohol. Berl. klin. Wochenschr.
1896. Nr. 34. (Beide Stoffe ergaben eine ähnliche Wirkung, vornehmlich
auf das eigentliche Carcinomgewebe.'
Pauchet, Hysterectomie vaginale et laparotomie pour lésions des annexes
de l'utérus. Gaz. hebdem. de med. et de chir. Nr. 14. pag. 131.
Pfannenstiel. Diskussion zu malignen Deciduomen. Allg. Med. Cen-
tral-Ztg. Nr. 5.
Pianesi, Sulla teoria blastomicetica del carcinoma e delle specifiche
colorazioni dei blastomiceti. Giornale internazionale delle scienze mediche.
Napoli. Nr. 12. (Herlitzka.
Pick, Ueber Metastasenbildung und Histologie der gutartigen Blasen-
mole. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1216.
— Drei Fälle von malignen Tumoren des Chorionepithels. Dissert.
Breslau.
Pichevin, De lextirpation totale de l'utérus par la voie vaginale. La
sem. Gyn. Nr. 23. Juni. (Zusammenfassende Darstellung dieser Operation.)
Poschmann, Sarcoma uteri nach Beobachtungen der llallenser Frauen-
klinik. Halle a. S.
Prévost, Coyteux, On hysterectomy. The Amer. gvn. and obst. Journ.
Vol. X, pag. 301.
Pryor, Transperitoneal simultaneous ligation of both internal iliac arteries
for recurrence in the cicatrice following vaginal hysterectomy for carci-
noma uteri. The Amer. Journ. of Obst. avril, pag. >07.
. Quint, Injection de sérum d’äne pour un cas de cancer de l'utérus.
Diminution des douleurs. aucune modification de l'état local. Nord. med.
15 avril.
135.
Lon
IHR,
139.
149.
141.
142.
143
144.
145.
Carcinom, Sarkom, Deciduom. 12:
. Rademacher, Ein Beitrag zu den Beobachtungen der carcinomatösen
Degeneration des Fibroma uteri. Diss. Greifswald 1895. (Myom und
Funduscarcinom.)
. Reinicke, Zur Frage des Sarcoma deciduocellulare. Arch. f. Gyn. Bd.
LIH, Heft 1, pag. 105.
— Beitrag zum Sarcoma deciduocellulare. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 90. (Wegen plötzlicher innerer Blutung Laparotomie. Linsengrosse
Perforationsstelle des Fundus. Grosszelliges Sarcoma haemorrhagicum
corporis uteri, genau entsprechend dem ënger chen Typus von Sar-
coma deciduocellulare. Redner erklärt daher alle Deciduome als Sarcoma
dieses Typus.)
Remfry, Microscopical sections of uterus showing chorionic villi and
douhtfult sarcoma. Obst. Transact. Vol. XXXVIII, pag. 223. 1896.
Report of Committee on Dr. Remfry’s Specimen, shown as Chorionic
Villi and Doubtful Sarcoma. Transact. of the Obst. Soc. of London.
Vol. XXXIX, pag. 2.
. Ricciardi, Contributo al decubito acuto in seguito all’ isterectomia vagi-
nale. Rivista di ginec. contemporanea. Napoli, fasc. >.
(Herlitzka.)
Richardson, Cases of malignant adenoma of the uterus, vagina and
rectum, with remarks upon surgery of this form of malignant disease.
The Boston med. and surg. Journ. pag. 406.
Ries, Fine neue Operationsmethode des Uteruscarcinoms. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 518.
Robinson, Hysterectomy. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. XI,
pag. 391. (Empfiehlt besonders isolirte Unterbindung der Uterinarterien,
wie vor Jahren übrigens Ref.)
Roncali, Intorno alla cura dei tumori maligni colle iniezioni delle toxine
dello streptococco dell’ erisipela associate con quelle del bacillo prodi-
gioso e colle iniezioni dei cosi detti sieri anticancerosi preparati coi metodi
di Richet e Hericourt e con quelli di Emmerich e Scholl. Il Policlinico.
Vol. IV—C, fasc. 1. (Herlitzka.)
Rosinski, Uebertragbarkeit des Carcinoms. Verhandl. d. deutsch. Ge-
sellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 479.
Routh, Amand, Specimen of malignant Papilloma of Uterus. Transact.
of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 5.
Russell, The operative significance of Metastases and Post-operative
recurrences in Carcinoma of the uterus. The Amer. Journ. of obst. and
diseases of women and children de 1896.
— Das Resultat von 47 Hysterektomien wegen Uteruscarcinom. Sem.
gyn. 1896. Nr. 10. Ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 62. (Schlechte
primäre Erfolge — 10° o Sterblichkeit, gute Dauererfolge, denn 44° « leben
länger als zwei Jahre recidivfrei.)
Sänger, Ueber vaginale Klemmen. Hysterektomie. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 65. (Klemmen- und Ligaturverfahren schliessen sich nicht
aus, sondern ergänzen sich gegenseitig; man soll sich die Vortheile beider
zu Nutze machen.)
128
147.
142.
149.
150.
153.
154.
155.
Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Schauta, Demonstration einer Blasenmole. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI.
pag. 93. (Während der Gravidität einer Blasenmole entwickelte sich
eine Scheidenmetastase, die aus den gleichen zelligen Elementen wie bei
Deciduoma malignum bestand. Später Totalexstirpation des Uterus.)
Schirschoff, Traitement du cancer de l'utérus par l'extrait de Cheli-
donium majus. Wratsch. Nr. 3. (Nur oberflächliche Krebsgeschwüre
sollen durch Ch. günstig beeinflusst werden, wie übrigens durch so viele
andere Mittel. Ein Fall.)
— Zur Frage über die Behandlung des Cancer uteri und der Erosionen
der Portio vaginalis mit Extr. Chelidonii. Bolnitschnaja gaseta Botnika.
Nr. 3. (Auf Grund seiner Beobachtungen meint Autor, das Extr. chelidonii
könne von Nutzen sein nur in Fällen von oberflächlichen Krebsgeschwüren.)
(V. Müller)
Schmeltz, Ueber Aetiologie und Pathogenese des Carcinoms. XII. Inter-
nationaler Kongress zu Moskau. Uentralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1166.
(Fand in verschiedenen Carcinomen die von Foà und Sondawitsch
beobachteten Carcinomparasiten.)
. Schmorl, Demonstration eines syncytialen Scheidentumors. Centralbl.
f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1217.
2. Shoemaker, Papillary Cancer of the Body of the Uterus. Absence of
cardinal Symptoms. The Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 533,
556.
Schulz-Schultzenstein, Intraligamentäres Myosarkom bei gleich-
zeitigem Vorhandensein zweier Ovarien. Arch. f. Gen. Bd. LIV, pag.
412.
Segall, Etude histologique de la môle hydatiforme et du deciduome malin.
These de Paris. 1896, 97. Nr. 477 und Rev. de gyn. et chir. abdom. pag. 616.
— Contribution à l'étude histologique de la môle hydatiforme et du
deciduome malin. Revue de gyn. et de chir. abdom. Juli, August,
pag. 616.
. Segond, Le decubitus acutus, complications possibles de l'hysterectomie
vaginale. Revue de gyn. et de chir. abdom. Nr. 1, pag. 59.
7. Smith (Dublin), Ein Fall von malignem Adenom des Cervix; vaginale
Hysterektomie. Med. moderne 1896. Nr. 69.
Snow, Escharotics in the treatment of uterine cervical Cancer. The
british gyn. Journ. Vol. L, pag. 312. (Ausser Chlorzink empfiehlt Snow
in erster Linie Kali causticum,, verwirft jede Ausschabung oder Kauteri-
sation.)
"9. Spanton, Papillate Fibroma of Cervix Üteri. The Brit. Gyn. Journ.
Vol. XLIX, pag. 468.
. Spelsberg, Die vaginale Totalexstirpation mit besonderer Berücksichti-
gung der Fälle aus der Bonner Frauenklinik in den Jahren 1895—96.
Diss. Bonn.
. Stone, Un cas de tumeur maligne de l'utérus, traité par les toxines de
l'erysipele et du bacillus prodigiosus.. Omaka med. Soc. Juin. 1896.
(Ein Jahr Heilung, mehrere Kollegen erklärten die Geschwulst als Car-
cinom )
UN
In
155.
169.
170.
I.
14.
155.
16
7.
Carcinom, Sarkoın, Deciduom. 129
. Stone, Report of a case of malignant uterine tumor treated by the toxine
of erysipelas and bacillus prodigiosus. Med. Record. New York 1896.
pag. «46.
. Sureau. Du curettage comme traitement palliatif de l’epithelioma du
col uterin inoperable. These de Bordeaux.
. Switalski, Statistique du cancer de l'utérus quelques points spéciaux.
Przeglad lekarski 1896. décembre. (Bei 3,94 °/o kranker Frauen wurden
in Krakau UÜteruscarcinome beobachtet, darunter 19 zwischen 20—30
Jahren bei 363 Fällen, sowie 6,3 Nulliparen. Jüdinnen erkranken seltener.:
Texier, Des indications de l’'hysterectomie vaginale dans le traitement
de l’epithelioma du col de l'utérus. These de Bordeaux. :Sorgfältige
Zusammenstellung.)
. Thorn, Statistisches und Klinisches zum Carcinoma uteri. Naturforscher-
versammlung in Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1196.
Münchn. med Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1247.
Treatment of Cancer of the Cervix Üteri by Galvano-cautery. The Amer.
Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 851.
Treub, Uterussarkom. Demonstration. Centralbl f. Gyn. Bd. XXI, pag. 911.
Tschop, Zur Kasuistik des Cancer uteri. Juschnorusskaja medicinskaja
gazeta 1896. Nr. 9. Russisch. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 591.
:Carcinom bei einem 19jährigen Mädchen.)
Ülesko-Stroganowa, Ueber einen Fall von bösartiger Neubildunx.
welche sich aus den Elementen der Zottenschicht entwickelt hatte. Deci-
duoma malignum autorum. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei.
Februar. (Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung eines bezüg-
lichen Falles nach vaginaler Üterusexstirpation bestätigt Ülesko-Stroga-
nowa Marchand’s Meinung über die Entstehung der resp. Neubildung
aus den Bestandtheilen der Chorionzotten ) (V. Müller.)
Veit, J., Carcinoma corporis uteri. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 910.
(Theilt vom praktischen Standpunkt aus die Corpuscarcinome in solche, die
sich leicht als Carcinome diagnostiziren lassen und in solche, die nur mit
Hilfe des Mikroskops erkennbar sind.)
— Ueber Carcinoma uteri. Vortrag. Sitzungsbericht Nederl. Gym.
Vereen. VIII. Jahrg. pag. 74. (Diagnostik. erläutert an einzelnen Fällen.)
(Doorman, Leiden.)
2 Villa, Su due casi di isterectomia vaginale. Rottura di pinze. Tachi-
cardia. Ann. di Ost. e (tin. Milano. Nr. 12. (Herlitzka.)
Vineberg, Carcinoma in One Horn of an Uterus Bicornis. The Amer.
gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 465.
Vitanza, La estirpazione totale dell’ utero per cancro. Ann. di Ost. e
in. Nr. 3, pag. 233.
— Total kxtirpation of the Uterus for cancer. Ann. di Ost. e (syn.
März. (Verf. legt an das Lig. cardinale Klemmen an, während die Sperma-
ticae Iert werden.)
— La estirpazione totale dell utero per cancro. I primi casi operati
e guariti in Sicilia. Cenni storico-critici sui vari processi pell" isterectomia
vaginale. Proposta di una nuova modificazione. Ann. di Ost. e (iin.
Milano. Nr. 2, 3. 'Herlitzka,)
Jahresber. f. Gynäkologie u, Geburtsb. 1807, 9
130
178.
179.
150.
181.
152.
183.
134.
188.
1x9.
190.
191.
Gynäkologie. Neubildunzen des Uterus.
Vitanza, Ancora della totale estirpazione vaginale dell’ utero e delle
ovaia per carcinoma limitato al collo, con la mia modificazione. Atti
della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 70. (Verf. glaubt
in einigen Fällen von initialen Cervixcarcinomen und Schwangerschaft die
Amputatio colli der totalen Exstirpation vorziehen zu können.)
(Herlitzk a.)
Vitrac, Deux hystérectomies vagino -abdominales, de nécessité pour
épithélioma primitif du corps de l'utérus. Un cas d'épithélioma à type dur.
Gaz. hebd. des Sc. méd. de Bordeaux. mai.
— Epithélioma primitif du corps de l'utérus. Soc. d’Obst. et Gyn. de
Bordeaux. 8 févr.
— Association du cancer uterin avec des lésions neoplastiques non
epitheliales de l'utérus et des annexes. Résumé statistique de 82 cas
d'épithélioma uterin. Gaz. hebd. des Sc. med. de Rordeaux. pag. 356.
Volowski, Inoculation conjugale du cancer. Ann. de (syn. et d’Obst.
Vol. XLVII, pag. 166. (Ein Jahr nachdem seine Frau von einem Vaginal-
carcinom geheilt worden war, erkrankte der Ehemann an Präputialcer-
cinom. Einen weiteren Fall führt File ebenda an.)
Walther, Ueber Myosarcoma uteri. Ein Beitrag zur Frage der Stück-
chendiagnose. Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 2.
Weil, Carcinoma corporis uteri mit Perforation am Fundus. Prager med.
Wochenschr. 15396. Nr. 23. (Spontaner Durchbruch zwei Tage vor der
Operation.)
. Winter, Einwirkung von Chelidonium majus auf den Uteruskrebs. Verh.
d. deutsch. Gresellsch. f. Gyn. Bd. VII, pag. 453.
. Winter u. Schmitt, Ueber die Behandlung des Uteruskrebses mit
Chelidonium majus. Uentralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 859. (Die Anwen-
dung dieses Mittels ist nutzlos und wegen seiner starken Schmerzhaftig-
keit und seiner ungünstigen Beeinflussung des Allgemeinzustandes zu wider-
rathen.)
. Williams, R., Ursprung der bösartigen Uterustumoren. Ann. of surg.
1896. September. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 1020. (Fibromgewehe
neigt weniger zu Carcinoın als anderes. Fibrome begünstigen nicht die
Entstehung von Krebs, da eine Kombination nur in 9°/o der Fälle vor-
kommt, Myosarkome sind hingegen nicht selten. Umwandlung von benignen
in maligne Geschwülste kommt vor, aber steht nicht in causalem Zu-
sammenhang.)
— Sarcoma of the Uterus. The Brit. gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 91.
(Sorgfältige, zusammenfassende Darstellung dieser Neubildung, die in
kindliche Formen, in das traubenförmige Sarkom, in Schleimhaut und
parenchymatöse Formen, denen sich das Deciduoma malignum anschliesst.
eingetheilt werden. Williams will die Endotheliome als Angiosarkome
ansehen.) E
— Cachexia of cancer. Edinb. Med. Journ. June.
— The clinical features of uterine cancer. The Lancet. 17. Okt. 1896.
Vol. l, pag. 1074.
— The malignant tumours of infancy, childhood and youth. The Lancet.
Nr. 3844. May.
Carcinom, Sarkom, Deciduom. 131
192. Wisselinck, Zur Therapie des Uteruscarcinoms. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 225.
198. Wychowsky, Zur Frage über Wucherungen der Gebärmutterschleim-
haut bösartigen Charakters. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei.
Januar. (V. Müller.)
1%. Zeiss, Zwei Fälle von gleichzeitigem Portiocarcinom und Ovarialtumor.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 241.
195. Ziema cki, Ueber die Resultate der Behandlung von 20 Fällen bösartiger
Neubildungen mittelst Injektion von Antistreptokokkenserum. St. Petersb.
med. Wochenschr. Nr. 35.
19. Zondek, Demonstrastion von malignem Deciduom. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 156.
lš. — Deciduoma malignum. Bost. Med. and Surg. Journ. April. 1 pag.
(Fall nach Blasenmole.)
Im Jahre 1897 bat die Lehre des Uteruscarcinoms keine bemerkens-
werthe Fortschritte erfahren. Die Litteratur bringt ja zwar eine grosse
Menge von allerdings nicht immer werthvollen oder interessanten kasu-
istischen Mittheilungen, von Statistiken grösserer Operationsreihen, aber
nur sehr wenige allgemeinere Gesichtspunkte sind zu Tage getreten.
Diese finden sich dazu noch zumeist bei der Lehre der Behandlung
von Carcinom und Schwangerschaft, die ja in diesem Jahresberichte an
anderem Orte abgehandelt werden.
Im Allgemeinen machte sich ein immer stärkerer Widerspruch
gegen die Lehre der Impfmetastasen an sich und die vermeintliche
Häufigkeit der Krebsaufpfropfungen geltend. Die Erkenntnies dringt
immer mehr durch, dass diese zweifellos seltenen Möglichkeiten der
Krebsrecidive keinen wesentlichen Einfluss auf die Endresultate der
Krebsoperationen ausüben können, dass man durch so weitgehende
Vorsichtsimassregeln gegen diese vermeintliche hohe Gefahren, wie sie
in den Vorschlägen, z. B. Mackenrodt’sı zu Tage treten, keinen
besonderen Schritt in der Krebsbehandlung vorwärts thun kann. Be-
sonders deutlich ist dieser Zug in der Besprechung des Thorn ’schen
Vortrags auf der Naturforscherversammlung in Braunschweig hervor-
getreten (siehe Uentralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1198). Bessere Re-
sultate sind prinzipiell nur durch eine Ausdehnung der Operations-
grenzen zu erreichen, wie dies ja die Erfahrungen der Chirurgie laut
genug predigen.
Um so mehr muss man die Bestrebungen begrüssen, die vornehn:-
lich von Nordamerika ausgehen, und die die Entfernung der regionären
Lymphdrüsen, sowie möglichst grosser Abschnitte des Beckenzellgewebes
sich zur Aufgabe stellen. Bestrebungen, denen nur das prinzipielle
Wi
e Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Bedenken zunächst entgegensteht, dass durch die erhöhte unmittelbare
Sterblichkeit der etwaige Gewinn an Plus von Dauerheilungen mehr
wie aufgehoben wird, — doch darüber kann natürlich nur die Zukunft
entscheiden.
In der speziellen Technik scheint man sich vielfach von der
Klammerbehandlung zurückzuziehen, wie dies auch z. B. bei Doyen
der Fall ist, und das mit vollem Recht. Ist doch schon zur Genüze
bewiesen worden, dass die Klammern nicht weiter peripher die Gewebe
fassen, denn wo eine Klammer liegt, kann bis auf ganz seltenen Aus-
nahmen allemal noch eine Ligatur hinter dem Instrumente gelegt
und dieses abgenommen werden. Ref. will hier nicht näher darauf
eingeben, dass die Sterblichkeit der Ligaturmethode erheblich günstiger
ist, als bei der Klemmenmethode, selbst in den Händen Richelot’s
und Landau’s, ihrer Hauptvertreter. Wenn Arendt (2) behauptet,
‚lass die Klemmenmethode unzweifelhaft in Bezug auf Sicherheit vor
Nachblutungen eher einen Vorzug vor der Ligaturmethode beanspruchen
könne, so widerspricht dies auf das schroffste allbekannten Thatsachen.
Ref. hat noch nie eine schwere oder gar tödtliche Nachblutung zwei oder
drei Tage nach der Operation gesehen, wie deren doch so viele bei
der Entfernung der Klammern beobachtet worden sind. Vortheile bieten
die Klemmen nur insofern, als sie z. B. eine raschere Entfernung ch s
Uterus ermöglichen, dann aber muss man sie einzeln unterbinden und
abnehmen, um einen primären Verschluss oder wenigstens eine Ver-
kleinerung der Peritonealwunde vornehmen zu können, dieses grössten
Vortheiles der Ligaturmethode Hat man die Ligaturmethode ange-
wandt, so braucht man die Öperirte in ihrer Ruhe nicht vor dem
zwölften Tage zu stören, was doch gewiss schon allein von dem rein
menschlichen Standpunkte aus von nicht zu unterschätzender Bedeu-
tung ist. Ref. will aber damit nicht leugnen, dass es gewiss Fälle
giebt, und solche hat er selbst gesehen, in denen ein Liegenlassen der
Klemmen, z. B. um rasch eine Operation bei einer kollabirten oder sonst
höchst geschwächten Kranken zu beendigen, höchst wünschenswerth,
selbst nothwendig werden kann — aber dies sollten nur seltene Aus-
nahmsfälle, durch besondere Zwangslagen bedingt, sein. Ref. kann
also mit dieser weitgehenden Beschränkung sonst nur den Ausführungen
von Sänger (147) und Döderlein (35) dahin beipflichten, dass wir
den Nutzen und die Vortheile der Klemmen nicht verkennen sollen und
uns ihrer bedienen, wo sie solche wirklich bringen können. Die beiden
Methoden sollen sich ergänzen, aber nicht ersetzen.
Entsprechend dem Zuge der Zeit überall parasitäre Organismen
Careinom, Sarkon, Deeiduom. 133
ala Kraukheitsursachen zu entdecken, hat man sich auch vielfach mit
der Aetiologie des Carcinoms nach dieser Richtung hin weiter beschäf-
tigt. Besonders eingehend ist dies in Italien geschehen. Die bekannten
Befunde Foà’s sind anderweitig bestätigt worden, so besonders vou
Schmelz (151), aber der Beweis, dass diese Gebilde den Krebserreger
wirklich darstellen, ist nirgends auch nur annähernd geliefert worden.
Wie dies denn auch die schwere Uebertragbarkeit des Carcinoms durch
Pfropfung selbst bei Carcinomkranken um dem Einwande der Nicht-
disposition zu begegnen, hinreichend sicher voraussehen liess. Vieles
spricht gewiss für eine Infektiösität des Carcinoms, aber ob dies gerade
ein pflanzlicher oder thierischer Parasit sein muss, das steht doch noch
sehr dahin.
Im Einzelnen wäre zunächst die Arbeit von Krukenberg (87)
hervorzuheben, die sehr eingehend das Adenoma malignum des Cervix
«spricht. Insbesondere interessirt hier der Polyp, Fall 2. Wiewohl
nach zwei Jahren noch kein Recidiv oder Fortschreiten der Erkrankung
(Excision) beobachtet wurde, hält Verf. die eingehendst geschildert»
Neubildung für bösartig, da sie alle Merkmale eines malignen Ade-
noms an sich trug, nämlich: 1. Proliferation in axipetaler Richtung,
wodurch Mehrschichtung des Epithels bedingt wurde. 2. Die
Drüsenwucherung hatte an vielen Stellen den Mutterboden bis auf ge-
ringe Reste verdrängt. Die Hauptmasse der Neubildung bestand somit
in gewucherten Drüsen und nicht etwa in Stromavermehrung oder in. öde-
matöser Durchtränkung. 3. Der vorherrechende Epithelcharakter ent-
sprach nicht mehr dem cervikalen Typus, die Zellen hatten ihren
Charakter geändert. 4. Das Fortschreiten in der Tiefe war durch das
Auftreten der muskelbindegewebigen Bestandtheile des Cervix oder der
Portio dokumentirt. Der andere Fall eines malignen Cervixadenom
sensu strictiori mit Uebergang in ein Adenocarcinom erinnert lebhaft
an einen vom Ref. beobachteten Fall, der in der Dissertation von
Praetoris (1896) näher beschrieben wurde.
Die Mittheilung von Fehling (50) umfasst unter 100 Total-
exstirpationen 73 Operationen wegen maligner Tumoren, darunter fünf
Sarkome des Corpus. Ausserdem zwei Myome.
Bei Carcinom soll in der Regel stets der ganze Uterus, wenn
angängig mit den Adnexen entfernt werden. Die supravaginale Excision
ist nur in ganz seltenen Fällen bei geringer Knotenbildung angezeigt.
Fehling hatte nur zwei Verluste zu beklagen und nie Nebenverletzungen
134 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
gesehen. Dieses günstige Ergebniss ist allein auf die prinzipiell
auszuführende Peritionealnaht und auf die Ligaturmethode zurückzu-
führen. Voroperationen sind stets direkt vor der Totalexstirpation
auszuführen.
Thorn (166) schlägt vor, die sogenannten unreinen Fälle, konform
den Anschauungen Kaltenbach’s, bei denen die Neubildung schon
ausserhalb der Grenzen des Uterus vorgedrungen ist, aber die Total-
exstirpation technisch ausführbar lässt, durch den Tastoperations- und
Operationsbefund von den reinen auszuschalten, um die Leistungsfähigkeit
der Operation besser beurtheilen zu können. Fast alle unreinen Fälle
recidiviren innerhalb der ersten beiden Jahre nach der Operation. Von
sehr geringer praktischer Bedeutung sind die sogenannten Impfrecidive,
die nach Thorn’s Schätzung 10°/o aller Recidive abgeben. Die Vor-
schläge Winter’s zwar sind nützlich, weil diese der Wundinfektion
gleichzeitig entgegenarbeiten, schädlich aber, weil der Operateur einen .
nicht geringen Theil der Frühreeidive fälschlich seinem Eingreifen zu-
schreibt und dadurch in seinem Handeln gelähmt wird, insbesondere
schädlich durch den Uebergang zur Igniexstirpation. Die von Winter
beschriebene Exsudatform des Impfrecidives ist nicht für dieses charak-
teristisch, was Ref., der eine solche Form ohne Operation auf den
Sektionstisch zu sehen Gelegenheit hatte, abgesehen von anderen klinischen
Fällen, nur voll und ganz bestätigen kann. Hier handelt es sich viel-
fach nach Ref. Erfahrungen um Kombinationen von Carcinom und Ent-
zündung (Parametritis), womit das rasche Auftreten hinreichend erklärt
wird. Bei 62 Totalexstirpationen sah Thorn 27 Recidive, lauter unreine
Fälle bis auf drei evidente Impfreeidive. Die Sterblichkeit betrug nur
1,6°/o. Von den unreinen Fällen, — 42,5°/o der Gesammtzahl — recidivir-
ten 710/0 innerhalb der ersten 2 Jahre post operationem, die nach 3 oder
4 Jahre noch erkrankten Frauen bekamen ihr Recidiv stets in dem-
jenigen Parametrium, dass von vornherein nach allem als gefährdet an-
gesehen werden musste. Recidivfrei sind 4 Fälle von 5 Monaten,
bezw. 2—2!/s,, 3 Jahre post operationem. Dabei traten nur 5 mal
die Recidive im ersten Halbjahre ein, wie wohl Thorn sonst Anhänger
der palliativen Totalexstirpation ist, d. h. operirt, wenn der Uterus
technisch noch entfernt werden kann. Wesentlich anders war das
Resultat der Totalexstirpation bei den 32 reinen Fällen, von denen nur
22 hinreichend lange operirt worden sind. Von diesen recidivirten
zwei im ersten Jahre, 9% gegenüber 71%/o der unreinen Fällen.
? Fälle zeigten Spätrecidive, 2 starben an Tuberkulose ohne Recidiv,
so dass 10 Kranke übrig bleiben, die 2—3 Jahre post operationem
Carcinom, Sarkom, Deciduon. 135
noch leben. Für die reinen Fälle, die vor 6 Jahren operirt waren,
beträgt die Heilungsziffer 57°/o — Totalexstirpationen und supravaginale
Operationen zusammengenommen. Die supravaginale Amputation lässt
Verf. gelten für initiale Portiocarcinome, die durch andere Krank-
heiten komplizirt ein längeres Krankenlager erfordern oder die Operation
technisch erheblich erschweren. Parasakrale und sakrale Methoden werden
zurückgewiesen, hingegen seien die von Rumpf und Ries (Clark, Ref.)
ausgeführten abdominalen Operationen rationell, aber noch zu gefährlich.
Nicht im Aufsuchen und Beschreiben neuer ÖOperationswege liege die
Möglichkeit der Besserung des endgültigen Resultates, sondern in der
Frübdiagnose und in frühen Radikaloperationen.
Wisselinck’s (192) Zusammenstellung umfasst die von Küstner
in Breslau in den letzten 2!/2 Jahren operirten Fälle. Von 55 vaginal
operirten Kranken starb eine — 1,8°/o Mortalität, von 8 abdominellen
Operationen auch eine — 12,2°/o Sterblichkeit. Diese Resultate werden
mit denen anderer Autoren verglichen, wobei es sehr unangenehm auffällt,
dass Kaltenbach mit 23°!o Sterblichkeit erwähnt wird, wiewohl doch
schon längst Bücheler, vergleiche dessen Arbeit im Litteraturver-
zichniss, in der gleichen Arbeit eine sehr viel kleinere Zahl berechnet
hatte. Küstner hält an den Prinzipien der weitgehendsten Indikation
fest; Grenzfälle werden der Operation unterzogen (womit man gewiss den
Kranken sehr nützt und in keiner Weise den Werth der Operation
diskredititt. Man entfernt doch auch weitgediehene Mammacarcinome,
die keinerlei Aussicht auf Heilung darbieten und kein Chirurg hat
bisher von einer Diskreditirung der Manımaamputation gesprochen!
Ref.) Ferner weist Wisselinck an der Hand einer Reihe von
Litteraturbeispielen die Unzulänglichkeit der partiellen Operationen nach
— hohe supravaginale Portioamputation, — wegen der oft frühzeitig
eintretenden Metastasirung des Carcinomes im Cervix und Corpus. Und
trotzdem sucht Verf. einen derartigen von ihm beobachteten Fall als
Impfmetastase nach Curettement bei schon bestehendem Cervixcarcinom
zu erklären! Es wäre doch endlich an der Zeit bei der Beurtheilung
derartiger Fälle von sogenannter Impfmetastase, d. h. doch Carcinom-
aufpfropfungen die denkbar strengste Kritik walten zu lassen.
Wie sehr gerade bei der Besprechung dieses wichtigen Punktes
Wisselinck an sorgfältiger Kritik zu wünschen übrig lässt, trotzdem
er den Werth der Seelig’schen und anderen Untersuchungen anerkennt,
zeigt sich weiter darin, dass er Aufpfropfung und Impfung nicht von ein-
ander hält. Auch jetzt noch steht Kaltenbach’s Ansicht uner-
schüttert, dass die Möglichkeit eines Impfrecidives zuzugeben ist, dass
136 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
aber sein Vorkommen äusserst selten, jedenfalls aber noch nicht be-
wiesen worden ist, weder durch klinische noch durch experimentelle
Untersuchungen.
Küstner bedient sich nach Wisselinck der Ligaturen,
luxirt die Stümpfe in die Scheide und tamponirt mit einem dicken
Jodoformgazetanmıpon. Bei abdomineller Uterusexstirpation wird meistens
erst die Portio umschnitten und dann erst der Uterus von oben in
typischer Weise entfernt und zum Schlusse eine genaue Peritonealnaht
ausgeführt, gelegentlich auch die Scheide genäht und stets nach
Mikulicz der Douglas drainirt. Voroperationen werden unmittelbar
vorher ausgeführt und die entstandene Wundfläche mit dem Paquelin
verschorft.
Wie wenig erınuthigend der Erfolg der vaginalen Totalexstirpation
nach Doyen’scher Methode ausfallen kann, lehrt die Statistik von
Burckhard (20). Unmittelbar nach der Operation starben von 50 Frauen
10—20°/,, Nachblutung wurde niemals beobachtet, auch litten die
Kranken an keinen grösseren Schmerzen als nach der Ligaturmethode..
Ries (140) vermisst bei der Begründung seiner Methode noch den
Beweis, dass die entfernten anscheinend gesunden Iliacaldrüsen schon
zu einer Zeit carcinomatös infizirt sind, wo sie weder vor noch während
der Operation als vergrössert erkannt werden können. Jetzt ist Ries
in der Lage an eigenem Material diese Lücke auszufüllen Bei einem
typischen Plattenepithelcarcinom des Cervix, das abdominell entfernt
wurde, fanden sich Metastasen des Carcinoms in den iliacalen Lymph-
knoten, aber auch in zweien Gebilde, deren Erklärung schwierig ist.
Nämlich eine Cylinderepitbelmetastase in Gestalt von Drüsenschläuchen,
wiewohl das Corpus uteri vollständig gesund war und im Rektum wieder-
holt nichts Verdächtiges nachgewiesen werden konnte. Verf. ist daher
bis auf weiteres geneigt die gefundenen Drüsenschläuche in den Lymph-
knoten als Reste des Wolff’schen Körpers zu betrachten, eben-»
wie das am gleichen Präparate vorhanden gewesene Adenom im linken
Lig. sacro-uterinum oder die Tubenwinkeladenomyome.
(Vergleiche übrigens die Mittheilungen Pfaunenstiel’s über
Adenomyome.)
Die Operationsmethode hat Ries dahin abgeändert, dass er sofort
nach Unterbindung der Ovarien nach den Lymphdrüsen zu eingeht,
um bei der Ausräumung der Drüsen ohne Schwierigkeit den Ureter
aufzufinden und mit Ruhe das Beckenbindegewebe zu entfernen. Man
braucht dann nicht die Ureteren zu katheterisiren. Die Art. uterina
wird seitlich vom Ureter nahe an ihrer Abgangsstelle unterbunden.
Carceinon, Sarkom, Deciduoın. IER
Man muss soviel Bindegewebe als möglich entfernen ` die Grenzen geben
die Knochen und Muskeln des Beckens ab. Der Ureter hängt am
Schlusse guirlandenartig frei herab, doch wird seine Ernährung dadurch
wohl nicht gestört. Die hintere Blasen- und die vordere Rektumwand wird
volletändig freigelegt, so dass bei der Peritonealnaht Blase am Rektum
anliegt. Zum Schlusse sieht man im Becken nur die frontale Bauch-
fellnaht, die jederseits in die Naht über die Gefässe und in die der
Ligg. lata ausläuft.
Ries betont besonders, dass durch seine Methode inoperable
Carcinome nicht dadurch operabel werden, dass man die iliacaleıı
Drüsen entfernt. Die Methode bezweckt vielmehr eine Verbesserung
der Dauerresultate in den operablen Fällen, nicht eine Ausdeh-
nung der Indikation auf bisher als inoperabel betrachtete Fälle.
Zum Schlusse verficht Ries die Priorität seiner Methode gegen-
über Clark, der unter Kelly arbeitete. Nach allem scheint Freund
nach Funk 1881 als erster eine Totalexstirpation per laparotomiam au--
geführt zu haben, um carcinomatöse Iliacaldrüsen mitzuentfernen. Ries
weicht aber von Freund, wie von Rumpf insofern ab, als er die An-
zeige auch auf nicht vergrösserte Drüsen ausdehnt, genau so wie viele
Chirurgen die regionären Drüsen prinzipiell und mit bestem Erfolge
steta mitnehmen.
Werthvoll für die Lehre von Hornkrebs ist nach Gellhorn (61)
in erster Linie die hohe Energie des Verhornungsprozesses hervorzu-
heben, demnächst die Bösartigkeit gerade dieser Carcinome und endlich
das Vorkommen von Horn- und Drüsenkrebs unabhängig von und
neben einander im Uterus.
Ausser den bekannten klinisch ätiologischen Momenten hebt beson-
ders Bäcker (4) hervor, dass nach dem Budapester Material die Ent-
wickelung des Gebärmutterkrebses durch viele vorhergegangene Geburten
erleichtert wird. Verf. glaubt eine ganze Reihe von positiven Argu-
menten zur Bestätigung dessen gefunden zu haben, dass der Uterus-
krebs aus einer Endometritis und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach
aus der puerperalen oder aus einer ähnlichen Form derselben hervorgeht.
So kommt Vert zum Schlusse, dass
1. bis jetzt keine Basis zur Erklärung der direkten Ursache des
Carcinoms bekannt geworden ist. Insbesondere sei kein Grund zur
Annahme, dass das Carcinom durch einen spezifischen Mikroorganis-
mus bedingt sei, — womit Ref. völlig übereinstimmt.
2. Die klinische Ursache, die gewissermassen das Terrain vorbe-
reitet, bildet eine Gruppe von Endometritiden, deren Beginn in den
138 Gynäkologie. Neubildungen deg Uterus.
meisten Fällen auf das Wochenbett zurückgeführt werden kann. Dafür
spricht:
a) dass die Carcinomkranken unverhältnissmässig häufiger geboren
haben als die Nichtcarcinomkranken, wenn sich die Erkrankung auch
erst viele Jahre später ausbildet ;
b) dass nicht jede chronische Endometritis, sondern eine gewisse
puerperale Gruppe die Carcinomentwickelung begünstigt, — dafür spricht
auch der negative Befund, dass bei Gonorrhoekranken und sterilen
Frauen das Carcinom zu den Seltenheiten gehört;
c) dass fast in jedem Falle das Uteruscarcinon das Bild des
chronischen Katarrhs darbietet;
d) dass die Erkrankung bei Ledigen viel seltener als bei ver-
heiratheten Frauen und Wittwen anzutreffen sei.
Manche dieser Anschauungen dürfte wohl sehr anfechtbar sein!
Ein weiterer Theil der Bäcker’schen Abhandlung beschäftigt
sich mit der Öperationsstatistik von Tb. v. Kezmärszky im Um-
fang von 70 Fällen, 69 vaginale Operationen mit 8 Todesfällen = 11,6 °/o
und eine abdominelle.e. Achtmal Blasenverletzungen, einmal die des
Rektums; Dauerheilung über drei Jahre 26,92°/o.. Die Technik be-
stand in Ligaturmethode, hingegen wurde tamponirt wegen der vermeint-
lichen Nothwendigkeit der Drainage, wo doch bei der kleinen peri-
tonealen Oeffuung einer mit glattem Peritoneum versehene Peritoneal-
tasche ohne Ligamentstümpfe mit dem besten Willen nichts zum
Drainiren aufzufinden ist. Zweifellos wäre die Mortalität ohne Tam-
pons eine geringere gewesen, welche Methode übrigens nach einer traurigen
Erfahrung, Volvulus in Folge Adhärenz einer Darmschlinge am Tam-
pon, in Budapest jetzt verlassen wird.
Küstner (88), der über 16 Totalexstirpationen nach Freund
wegen Carcinom mit 4 Todesfällen berichtet, erklärt vom chirurgischen
Standpunkt aus diese als die leistungsfähigste. Insbesondere liesse sich
nur bei dieser die von Ries, Clark und Rumpf empfohlene Lymph-
drüsenexstirpation verbinden. Redner verlangt aber einen festen Ab-
schluss des Peritoneums nach unten durch Naht und vor allem die
Anwendung des Mikulicz’schen Tampons, theils zur Verstärkung der
Nahtlinie, theils zum Schutze der freien Bauchhöhle gegen Infektion.
So behandelte sieben Fälle genasen alle.
Rosinski (143) betonte in seinem Vortrage, dass alle Versuche
die Entstehung des Krebses auf Mikroparasiten zurückzuführen, ge-
scheitert seien, wie dies besonders aus der Zusammenstellung und der
Arbeit von Pianere hervorginge. Positiv wissen wir nur, dass ganz
Carcinom, Sarkom, Deciduon. 1:39
frische Gewebstheile eines Carcinoms auf ein anderes Geschöpf über-
tragen werden und dort weiterwachsen können, obne irgend wie ihre
malignen Eigenschaften zu verlieren. Anschliessend daran wird ein
soleher klinischer Fall näher beleuchtet.
Im Berichtsjahr hat die Lehre des Deciduoma malignum keine
bemerkenswerthen Fortschritte gemacht, trotz zahlreicher neu beobachteter
Fälle und Häufung interessanter Details. Wie weit bei der Frage
nach der ursprünglichen Matrix die Ansichten auseinandergehen, mag
schon daraus entnommen werden, dass die Deciduome als Carcinome
oder Sarkome, jüngsthin selbst als Endotheliom, bald mütterlichen,
bald fötalen oder gemischten Ursprunges angesehen werden. Ein Wirr-
warr der Anschauungen, der nicht eher schwinden wird, als bis die
Herkunft des Zottensyncytiums beim Menschen völlig klargelegt ist. Wie
weit man aber noch zur Zeit von diesem Ziele entfernt ist, hat die Dis-
kussion über den Bau der Placenta in der Naturforscherversammlung
zu Braunschweig mehr wie zur Genüge gezeigt. Ref.’s Hoffnung, einen
endgültigen Aufschluss über die Lehre von der Bildung des Syncytiums
der menschlichen Placenta zu bekommen, ist dabei völlig gescheitert.
Nur das wissen wir sicher, dass Befunde von Thieren nicht ohne
Weiteres auf den Menschen übertragen werden dürfen, wie dies so viele
der Untersucher über Deciduome ohne jeden Vorbehalt beneidenswerth leicht
than. Von allgemeinem Interesse waren sonst die Ausführungen N eu-
mann’s über den Zusammenhang zwischen Blasenmole und Deci-
duom, die aber nicht unbestritten geblieben sind, so dass die radikalen
therapeutischen Vorschläge dieses Autors (siehe weiter unten) bis auf
Weiteres besser nicht befolgt werden.
Zunächst sei der Mittheilung von Lewers (97) gedacht. Bei einer
24jährigen, erst ein Jahr verheiratheten Frau erfolgten anscheinend drei
Aborte nacheinander. Von der ersten angeblichen Fehlgeburt an stellten
sich dauernde Metrorrhagien ein, weswegen sie Hilfe suchte. Acht
Monate nach diesem Krankheitsbeginn wurde sie unter dem Verdachte
eines unvollkommenen Abortes aufgenommen, doch bald ergab eine
digitale Untersuchung die Anwesenheit einer Neubildung Vaginale
Totalexstirpation. Die mikroskopische Untersuchung zeigte Sarcoma
uteri, das vollständig dem Deciduoma malignum glich. Verfasser ver-
muthet trotzdem, dass die Frau niemals schwanger gewesen sei. Ueber
drei Monate nach der Operation befand sich die Operirte wohl und munter.
Mit dem Verhältniss zwischen Blasenmole und malignem Deci-
duom beschäftigte sich sehr eingehend und wiederholt Neumann
(118, 119). Seine Resultate werden wie folgt zusammengefasst.
140 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Die Blasenmole ist nicht als jenes harmlose Gebilde anzusehen,
wofür sie noch bis vor wenigen Jahren galt.
Die Erfahrung, dass der Blasenmole in manchen Fällen eine
äusserst bösartige Neubildung folgt, die rasch zum Tode führt, wird
durch die Beobachtung erweitert, dass diejenigen deletären Folgen,
welche sonst erst nach der Geburt auftreten, so die Metastasenbildung,.
während der Schwangerschaft eintreten können.
Die mikroskopische Untersuchung der Uteri weist ebenfalls naclı,
dass die maligne Neubildung schon während der Zeit, als sich die
Blasenmole noch im Uterus befindet, beginnen kann.
In drei Fällen vou Blasenmole, in welchen es zur malignen Neu-
bildung im Uterus gekommen, waren an den Blasenmolen zum Theil
höchst auffällige histologische Unterschiede im Vergleich mit gewöhn-
lichen Blasenmolen zu finden.
Die histologischen Kennzeichen der mit maligner Neubildung im
Uterus komplizirten Blasenmolen bestehen in dem Vorkommen von
syncytialen Geschwulstzellen im Zottenstroma, sowie in einer abnormen
Durchwucheruug: der von der Zellschicht abstammenden Zellherde durch
syncytiale Elemente.
Diese, weder an der Placenta noch an der Blasenmole normaler-
weise anzutreflenden Veränderungen der Chorionzotten berechtigen zur
Annahme, dass die Zottenerkrankung für die im Anschluss an die
Schwangerschaft sich entwickelnden malignen Umbildungen charak-
teristisch' ist.
Der letztere Schluss ist um so gerechtfertigter, als das geschilderte
Verhalten des Syneytium an den Chorionzotten vollständig analog ist
dem histologischen Verhalten syneytialer Geschwulstelemente im Uterus.
Die Zottenerkrankung hat in einer atypischen Zellwucherung ihren
Grund und so kann man — im histologischen Sinne des Wortes —.
von einer normalen und einer malignen Chorionzotte sprechen. Jeden-
talls ist die Blasenmole, und nicht nur unter Zugrundelegung be-
stimmter histologischer Kennzeichen, sondern auch mit Rücksicht auf
die klinische Beobachtung in eine benigne und in eine maligne Forn:
einzutheilen.
Somit wird es zunächst unsere Aufgabe sein, jede Blasenmole so-
fort nach ihrer Entfernung aus dem Uterus auf die geschilderten Ver-
hältnisse hin mikroskopisch zu untersuchen.
Findet man in einem Falle in der Blasenmole die beschriebenen
histologischen Merkmale der malignen Degeneration, so muss wohl
auf Grund der Erfahrungen, wie sie sich aus den besprochenen Fällen
Careinom. Surkom, Deeiduon. 11!
rgeben, unbedingt die Totalexstirpation. des Uterus ausgeführt werden.
Denn Neumann steht nicht an, die Zottenerkrankung an sich
als atypische Wucherung im Sinne einer Neubilduug aufzufassen und
es erscheint ihm dies allein schon als genügend, um die Exstirpation
des Uterus zu rechtfertigen.
Fällt die Untersuchung negativ aus, so wird man die Frau dessen
ungeachtet noch längere Zeit hindurch sorgfältig beobachten müssen,
dies zumal, weil ein endgültiges Urtheil über die praktische Bedeutung
ter beschriebenen Zottenerkrankung vorläufig nicht gefällt werden kann,
— womit man sich mit dem Verf. gewiss einverstanden erklären kann.
Pick (126) ergänzte die Beobachtungen Neumann auf der
Naturforscherversammlung zu Braunschweig dahin, dass auch eine gutartige
Blasennıole Metastasen setzen könne. Am 22. März 1894 trug Th. Lanu-
au bei einer 22jährigen Frau von der vorderen Scheidenwand, nahe der
Urethra, einen fast wallnussgrossen, sehr derben, blaurothen, polypösen
Tumor ab. Am anderen Tage Ausstossung einer Blasenmole. Kein Recidiv
nach jetzt 31/2 Jahren. Die Scheidengeschwulst bestand im Centrum
aus typiechen, zum Theil leicht blasigen Chorionzotten. Das Syneytium
hefand sich in lebhafter Wucherung mit Bildung von dicken Strängen,
Guirlanden u. e w. Die Untersuchung der Mole ergab in allen
Schnitten im Stroma einzelner Zotten grosse, eyneytial aussehende
Elemente. die mit den von Neumann beschriebenen identisch sind.
Pick bestreitet sodann ganz entschieden, dass diese Zellen im Stroma
der Molentrauben nur bei maligner Entartung der Molen gefunden
würden. Keineswegs dürfe ein derartiger Befund die Anzeige zur so-
tortigen Uterusexstirpation bilden, das beweise zwingend die mitgetheilte
Beobachtung. |
Ref. erecheint der Fall nach der Richtung hin sehr bemerkens-
werth, als damit der unumstössliche Beweis geliefert wurde, dass Tumoren
in der Sc'.eide und insbesondere am Harnröhrenwulst durch Meta-
-asirung aus dem Uterus her sich bilden können. Metastasiren sonst
maligne Uterustumoren, besonders Carcinome, nach der Scheide, so
hildet gerade der Harnıöbrenwulst eine beliebte Ansiedelungsstelle.
Wesbalb kann Ref. nicht sagen, aber er verfügt über eine ganze An-
zahl derartiger Beobachtungen. Bekanntlich sucht nun eine Reihe von
Untersuchern «die Entstehung dieser Scheidenmetastasen durch Impf-
ınfektion zu erklären, wiewohl ja schen lange die Möglichkeit der Ent-
»tehung von Metastasen durch retrograden Lymphstrom bewiesen worden
st. Für diese dürfte die Piek’sche Mittheilung besonders inter-
essant sein.
142 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Von ganz besonderer Bedeutung ist die Beobachtung von Schmorl
(152), der auf der Naturforscherversammlung in Braunschweig einen
Scheidentumor demonstrirte, der sich bei einer 38 jährigen Frau 18 Wochen
nach einer normalen Entbindung bemerkbar gemacht und innerbalb
eines halben Jahres zum Tode geführt hat. Uterus, Tuben, Ovarien
waren frei von Geschwulsterkrankung; es bestanden Metastasen in
den Lungen, der Leber, den Nieren und im Darm. Sowohl die
Scheidengeschwulst als auch die Metastasen zeigten den typischen Bau
der syncytialen Tumoren. Verf. ist der Ansicht gewesen, dass es sich
bei der Scheidengeschwulst nur um einen scheinbar primären Tumor
gehandelt hat. Wahrscheinlich handelte es sich bereits um eine Meta-
stase einer primär in der Placenta zur Entwickelung gekommenen Neu-
bildung, die, ohne den Uterus infizirt zu haben, bei der Geburt
vollständig ausgestossen wurde. Ref. bemerkte in der Diskussion, dass
er einmal Gelegenheit gehabt hatte, sich zu überzeugen, dass hämor-
rhagische Sarkome, z. B. des M. biceps eines Mannes ganz genau den
Bau eines syncytialen Tumors aufweisen könne, dass somit die von
J. Veit und anderen geäusserte Anschauung, dass wenigstens ein
Theil der Deciduosarkome nur hämorrhagische grosszellige Sarkome
darstellen, gewiss gerechtfertigt ist. Für Ref.’s Fall, der von Götze
in seiner klinischen Erscheinung eingehender mitgetheilt worden ist,
möchte er dies aufrecht erhalten.
Ulesko-Stroganowa’s(170) Schlüsse lauten: 1. Die als Deciduoma
malignum und unter anderen Bezeichnungen beschriebene Neubildung
besteht aus Elementen, die dem Zottenüberzug in der normalen Placenta,
dem Syneytium und der Langhans’schen Schicht eigen sind, wie auch
aus einkernigen Riesenzellen, welche in der normalen Placenta nicht
vorkommen. 2. Die Beziehungen der genannten Elemente unter einander,
zu den mütterlichen Gefässen und zum Grundgewebe sind dieselben
wie in der normalen Placenta. 3. Ihre zerstörenden Eigenschaften
treten hier mit besonderer Intensität hervor. 4. Die Bildung einkerniger
Riesenzellen aus dem Syneytium und der Langhans’schen Schicht ist
eine neue Bestätigung ihrer Annahme einer genetischen Identität der-
selben.
Aus dem im Centralblatt erschienenen Referate von Eiermann
über die Segall’sche Abhandlung (155), die Ref. leider im Originale
nicht zugänglich ist, sei entnommen, dass Verf. im Wesentlichen die
Lehren Marchand’s bestätigt. Die Blasenmole ist kein Myxom, son-
dern eine ödematöse Quellung des Stromas mit Proliferation der beiden
epithelialen Elemente der Zotte, des Syneytiums und der Langhans-
Careinom, Sarkom, Deciduon. 143
echen Zellen. Letztere vermehren sich durch Karyokinese, erstere durch
Knoepung und Abschnürung. Stroma wie Synceytium gehen regressive
Veränderungen ein, worauf z. B. die Vakuolenbildung beruht. Aetio-
logie unbekannt.
Das Deciduoma malignum ist eine Neubildung, die sich aus Syn-
cytium und Langhans’schen Zellen zusammensetzt; jenes ist mütter-
lichen, diese sind fötalen Ursprunges, also gemischter Herkunft. (Leider
ist in dem Referate der prinzipiell so überaus wichtige Beweis, aus
dem Segall diese so bestimmte Schlussfolgerung zieht, nicht angeführt.
D. Ref) Die Decidua betheiligt sich hierbei nicht. Die Geschwulst
breitet sich derart aus, dass die Zellen der Neubildung, vor allem das
Srneytium, zwischen den Muskelfasern vordringen, diese schliesslich
zerstören und so bis an und in die Gefässe gelangen, wonach sie im
Blutetrome weiter geschleppt werden können und so eine schwere Me-
tastasirung des Körpers bedingen.
Die Neubildung ist kein gewöhnliches Epitheliom, sondern nimmt
eine eigene Stellung ein. Segall nimmt die von Eiermann vor-
geschlagene Bezeichnung als Epithelioma ectoderma syncytiale an.
Wichtiger ist, dass Verf. sich der Lehre Neumann’s gegenüber
ablehnend verhält, insbesondere gebe das Eindringen von epithelialen
Elementen in das Stroma der Molenbläschen keinen Beweis der Malig-
nität ab.
Eine weitere Arbeit über das sogenannte „Syncytioma malignum“
erschien von Gebhardt (59,60). Die eingehende mikroskopische Unter-
suchung möge im Originale nachgelesen werden. In dieser Beziehung
si nur darauf hingewiesen, dass im ersten Falle deutlich synceytiale
maligne Umwandlung des Oberflächen- und Drüsenepithels nachgewiesen
werden konnte. Sonst handelte es sich in allen drei Fällen um Tu-
moren, als deren Ausgangspunkt das Epithel der Chorionzotten anzu-
sehen ist, und zwar war stets das Syncytium wie die Langhans’sch«
Schicht am Aufbau des Tumors betheilig. Am Zottenstroma war
keine Proliferationstendenz nachweisbar und des ferneren war keine
Thatsache für die Betheiligung des bindegewebigen Zottengrundstockes
an der Geschwulst zu erbringen. Aber Klarheit über die Herkunft
der Matrix dieser seltsamen Geschwülste, ob mütterlichen oder fötalen
Ursprungs, ob epithelial oder nicht, konnte Verf. ebensowenig wie alle
anderen bringen.
Auf Grund der Untersuchung von 5 Fällen kommt Fränkel (156)
zu folgendem Ergebnisse:
144 Gynäkologie. Nenbildungen des Uterus.
1. Das von Marchand geschilderte, aus Syneytium und Lang-
hans’scher Zellschicht zusamınengesetzte Gewebe befindet sich stets in
Bluträumen, die mit dem Gefässsystem des Uterus in direkter Verbin-
dung stehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit Gefässen ihre Entstehung
verdanken.
2. Die erwähnten Geschwulstmassen wuchern ausschliesslich inner-
halb der Gefässbahn in die Uterussubstanz ein. Zuerst liegen sie frei im
Gefässlumen. Später legen sie sich fest an die Wandung an, wobei
das Endothel zu Grunde geht, und wuchern von diesen Haftstellen
aus im Innern des Gefässsystems weiter. Das Bindegewebe der Gefäss-
wand geräth in Wucherung und wandelt sich an den Stellen, wo Ge-
schwulstgewebe angelagert ist, in Granulationsgewebe um.
3. Ein Eindringen von Geschwulstgewebe in die Uterussubstanz selbst,
ohne Vermittelung von Gefässbahnen, erfolgt von den Haftstellen der
Geschwulstkante an den sekundär veränderten Gefässwänden entlang
durch die sogenannten chorialen Wanderzellen. Dieselben stammen wahr-
scheinlich vom Syneytium ab. In wie weit die Zellen der Langhans-
schen Schicht bei ihrer Bildung betheiligt sind, ist schwer mit Sicherheit.
festzustellen. Die sub 1 erwähnten intravaskulären Knoten besitzen
nicht die Fähigkeit, etwa wie ein Carcinom das Gewebe direkt zu
‚lurchsetzen.
4. Es giebt Tumoren, die ausschliesslich aus chorialen Wander-
zellen bestehen. Doch ist auch bei diesem im höchsten Grade wahr-
scheinlich, dass ursprünglich die typischen Geschwulstarten vorhanden
waren, jedoch durch Ausschabung und Nekrose vernichtet wurden.
So theilt denn Verf. die im Anschluss an Gravidität entstandenen
(seschwülste des Chorionepithels ein in:
I. Tumoren, die sich aus Bindegewebe (normal oder myxomatö-',
Syncytium und eventuell auch chorialen Wanderzellen zusammensetzen.
Destruirender Placentarpolyp, destruirende Blasenmole.
II. Rein epitheliale Tumoren bestehen:
I. Nur aus Syncytium: L. Fränkel, Freund;
2. aus Synceytium und Langhans’scher Zellschicht: E. Fränkel,
Pestalozza, Aczél;
3. aus Syneytium, Langhans’scher Zellschicht und chorialen
Wanderzellen;;
4. nur aus chorialen Wanderzellen: Klien, Menge, E. Fränkel.
Anschliessend an einen Vortrag von L. Fränkel über die
malignen Tumoren der Placentarstelle des Uterus (sogenannte maligne
Deeiduome) entwickelte Pfannenstiel (124), dass der Krankheitsprozess
Carcinom, Sarkom, Deciduom. 145
demjenigen eines Sarkoms mit recht ausgesprochenen malignen Eigen-
schaften gleiche, nicht dagegen demjenigen eines Carcinoms, am wenig-
sten eines Uteruscarcinoms. Ferner glaubt Pfannenstiel, dass das
Syneytium umgewandeltes Endothel der Blutkapillaren der Uterus-
schleimbaut sei. Somit ist Verf. geneigt, das „maligne Deciduom“ für
eineGeschwulst durchweg mütterlichen Ursprunges zu halten, und
zwar für ein Endotheliom. Die Eigenart dieser Geschwulstkrankheit
berube auf der Eigenart des Syneytiums und der intervillösen Räume,
die beide nur in der Schwangerschaft vorkommen. `
Eine anerkennenswerthe Zusammenstellung der bisherigen Unter-
suchungen über das Deciduoma malignum unter Mittheilung eines
eigenen Falles bringt Eiermann (42). Neue Gesichtspunkte freilich,
ausser der Erfindung eines neuen Namens: Epithelioma syncytio-ecto-
dermale oder Epithelioma ectodermo-synceytiale konnte Verf. nicht zu
Tage fördern, wie übrigens aus dem Thema ja nicht anders zu erwarten
stand.
Die Abhandlung von A. Pick (127) wurde unter Weigert
ausgeführt und enthält drei neue Fälle, darunter zwei nach Blasenmole.
Verf. erklärt die Geschwulst, damit auch das Synceytium für fötalen
Ursprungee, ohne irgend einen Beweis hierfür beibringen zu können.
Im Geschwulstsysteme sei daher die Geschwulst epithelialer (?) Natur,
doch unterscheide es sich von den eigentlichen Carcinomen. Die Bös-
arigkeit der Geschwulst wird auf die grössere bioplastische Energie der
chorialen Elemente zurückgeführt. Die durch das Zugrundegehen des
Fötus freigewordene bioplastische Energie soll jetzt allein auf die Ele-
mente des Chorions übergehen. (Wie aber, wenn überhaupt keine
Schwangerschaft, wie so oft, vorausgegangen ist? Ref.) Im Ganzen
sind bis zu dieser fleissigen Arbeit 75 Fälle von Deciduoma bekannt.
geworden.
Mit Recht betont Gubareff (69) das Ungenügende der allge-
mein gültigen vaginalen Uterusexstirpation bei Portiokrebs im Vergleich
mit der neuesten Operationsmethode zur Entfernung von bösartigen
Geschwūlsten aus anderen Körpergegenden, z. B. der Operation des
Mammakrebses nach Kocher. Gubareff verkennt zwar nicht die Schwie-
igkeiten für die operative Entfernung des Beckenbindegewebes und der
tsp. Lymphgefässe und Drüsen, betont aber, dass auf Grund unserer
anatomischen Kenntnisse über die Lage der Lymphgefässe und Drüsen
les Beckens eine Methode auszuarbeiten sei mit deren Hilfe alle die-
jenigen Gewebe ausgerottet werden müssen, welche besonders günstige
Bedingungen für eine nachfolgende Entwickelung von Recidiven bieten.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 10
146 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
Nach Gubareff hat eine vaginale Operation Aussicht auf dauernden
Erfolg nur in Fällen von Corpuscarcinom und Cancer canalis cer-
vicalis, weil in diesen Fällen die Neubildung hauptsächlich nach innen
zu wachse und verhältnissmässig wenig die Muskularis ergreife: die
I,ymphgefässe werden verhältnissmässig spät ergriffen. Dagegen werden
bei Portiokrebs die zahlreichen Lymphgefässe sehr früh angegriffen. Keine
vaginale Operation kann darum in diesen Fällen soviel Bindegewebe aus-
rotten um vor einem baldigen Recidiv einigermassen gesichert zu sein.
Da ausserdem ein "Ergriffensein der Jumbaren Lymphdrüsen bei Portio-
krebs durch keine andere Untersuchungsart sicher konstatirt werden
könne, ausgenommen die Cöliotomie, so bezeichnet Gubareff diesen
letzteren Eingriff als die Zukunftsoperation des Cancer portion. vaginalis.
In drei Fällen von dieser Krebsart ist es Gubareff bei der Coelio-
tomie gelungen nach Ligirung der Art. uterina nach Altuchoff den
Harnleiter aufzufinden und von ihm eine bedeutende Menge von lockerem
Bindegewebe loszupräpariren; ausserdem entfernte er nicht wenig von
diesem Gewebe aus der Basis der breiten Bänder und von der inneren
Fläche der Muscul. obtur. intern. Der Verlauf dieser drei Fälle war
ein sehr guter. (V. Müller.)
Holleman (73) beschreibt einen Uterus, mit Deciduoma malignum,
welchen H. Gottschalk in Frankfurt a M. ihm zur Unter-
suchung gefälligst überlassen hat. Der Tumor ist tief in die Uterus-
wand bis zur Muskularis eingewachsen; die Muskularis ist ganz frei
geblieben. Im Centrum des Tumors ist eine Nekrose mit Blutungen
aufgetreten. Der histologische Befund zeigt, dass zwei Arten von Zellen
anwesend sind. 1. grosse, blasig geschwollene Zellen mit deutlichen
Membranen, 2. die sogen. Syneytiumzellen, zwischen den grossen Zellen
unregelmässig zerstreut. Die Kerne der Syucytiumzellen zeigen direkte
Theilung, die Kerne der grossen Zellen zeigen Mitosen. Eine kurze
Besprechung der Litteratur und eine Kasuistik der 30 bis 1896 publi-
zirten Fälle führen zur Epikrise. Verf. kann die allgemeine An-
nahme, dass die sogen. Deciduomen aus Deciduazellen und Syneytiun-
zellen bestehen sollen, nicht annehmen. Er stützt seine Meinung auf
die Anamnese des von ihm publizirten Falles. Die Frau hatte
4!/a Jahre vor dem Eintreten des Leidens eine Mola ausgestossen und
war doch 3!,/s Jahre im Klimakterium, als die Krankheit auftrat. Verf.
findet diesen Zwischenraum zu gross, um Zusammenhang zwischen der
Mola und der Entstehung der malignen Geschwulst anzunehmen.
Verf. stellt als seine Meinung auf:
Alle Fälle von sogen. Deciduomen sind maligne Tumoren, welche
Carcinom, Sarkoın, Deciduom. 147
schon vor dem Auftreten der Schwangerschaft bestanden haben, und
nachher kurz nach dem Ablauf der Schwangerschaft durch Cirkulations-
tungen oder veränderte Widerstandsfähigkeit sehr schnell gewachsen
sind; die Syncytiumzellen sind durch unbekannte Ursachen aus Uterus-
und Drüsenepithelium entstanden; die grossen epithelialen Zellen stammen
ab aus der Mukosa, als sekundäre Veränderungen der Epitheliumzellen.
(Doorman, Leiden.)
Die Krankengeschichte des von Lindfors und Vestberg (100)
mitgetheilten Falles von malignem Deciduom nach Blasenmule, der wenige
Tage nach vaginaler Totalexstirpation verendete, ist im Centralbl. für
Gyn. 1897, Nr. 1 mitgetheilt. Vestberg theilt sehr ausführ-
lich den mikroskopischen Befund mit. Vestberg hat besonders das
lokale Weiterwachsen der Geschwulst genau untersucht und stellt das-
selbe folgenderweise dar. 1. Syncytiale Ausläufer drängen ins lockere
intermuskuläre Bindegewebe hinein, theilweise dessen Lymph- und
Blutgefässen folgend, zereprengen und verdrängen das Gewebe, wachsen
durch Hinzukommen des anderen Geschwulstelementes zu mächtigen
Geschwülsten an, die kontinuirlich von der Oberfläche in gleicher Weise
in gewisse Richtungen in die Tiefe der Organwand durch sonst noch
geschonte Lager derselben vordringen. Das Gewebe kann hierdurch
auf grossen Strecken unterminirt werden und nekrotisiren. — 2. Sowohl
von diesen Verbreitungen der Neubildung in der Tiefe wie von der
der Organwand angrenzenden Fläche der Geschwulst findet eine schritt-
weise Zerstörung und völlige Substitution der Grebärmutterwand durch
neugebildetes Geschwulstgewebe statt. Schritt für Schritt wird ein
dünnes der Neubildung anliegendes Gewebe nekrotisch, wird resorbirt
und von Geschwulstelementen substituirt, die entweder die ganze Zeit
in ununterbrochener Kontinuität oder aber anfänglich als eine Infil-
trationszone von isolirten Zellen vorrücken, die allmählich, nachdem
das zwischenliegende Gewebe zerstört ist, zusammenschmelzen. Diese
Verbreitungsart kann sowohl durch zusammenhängendes Syncytium
wie auch durch freie syncytiale Zellen und durch Abkömmlinge der
Langhans’schen Zellschicht geschehen. Gegenüber J. Neumann
u. A. spricht Verf. sich entschieden dagegen aus, dass eine lokale Ver-
breitung der Neubildung durch die letzterwähnten Zellen in einer mit
der für Krebse charakteristischen Weise vorkäme. — 3. Die Ver-
breitung der Neubildung schreitet innerhalb der geschlossenen Gefässe
(Venen) in der Organwand in Form von Geschwulsthromben fort
In die Gefässe kann die Geschwulstvegetation eindringen, entweder
dadurch, dass die Gefässwand direkt nach Modus 1 durchbrochen wird
10*
148 Gynäkologie. Neubildungen des Uterus.
oder durch disseminirte Geschwulstzellen, die das Organgewebe, ohne
sich in demselben zu vermehren oder hier Geschwulstkolonien zu bilden,
durchwandern, und schliesslich in die Gefässe hineindringen und dann
erst hier solche bilden. — Es lassen sich somit diese Geschwülste
nicht mit den Carcinomen gleichstellen. (Leopold Meyer.)
Maffucci e Sirleo (107) schliessen ihre fleissige Arbeit mit der
Behauptung, dass zwar a priori die bösartigen Tumoren aus infektiöser
Ursache stammend zu betrachten seien, aber dass dieses noch nicht
durch biologische und experimentelle Beweise bestätigt wurde, — Das
Studium der Ursachen sei auf mehreren Parasitenklassen zu erstrecken,
da die Blastomiceten bis jetzt experimentell nur Entzündungen verur-
sacht haben und nicht immer in den menschlichen Carcinomen und
Sarkomen nachweisbar sind — dass es möglich ist, dass die Blastomiceten
Carcinome oder Sarkome verursachen können, dass aber kein Beweis
dafür vorhanden sei. (Herlitzka.)
Ricciardi (138) behauptet, dass der Colpohysterectomia totalis ein
Decubitus acutus folgen kann, und ist der Meinung, dass es sich um
eine nervöse Störung handle, welche sich durch Reizung der nervösen
Fäden des Sakralplexus verbreite. (Herlitzka.)
Aus mehreren klinischen Fällen machte D'Erchia (46) ein ge-
naues mikroskopisches Studium über das primitive Uteruscareinom.
Unter anderen hebt Verf. hervor, dass das Bindegewebe des Uterus
Hypertrophie und Hyperplasie nachweisen kann, und dass einige Zellen.
elemente des Bindegewebes des Cervix in Sarkomatoidzellen entarten
können. In dem Cervix, im Corpus, in den Tuben und Ovarien findet
man Zahlvermehrung der Bilutgefässe, die hypertrophisce Wände
haben — auch die Kapillargefässe sind mit hypertrophischen Endo-
thelialzellen bedeckt. Es wird auch immer eine erhebliche Hyper-
trophie und Hyperplasie der Corpusschleimhaut bemerkt. Verf. ist
der Meinung, dass auch in den erst beginnenden Fällen die totale Exstir-
pation des Uterus mit seinen Adnexen gerechtfertigt sei.
(Herlitzka.)
Ligamente und Tuben. 149
Ligamente und Tuben.
Referent: Dr. Bokelmann.
a) Vordere Bauchwand, Hernien.
. Bates, A case of inguinal hernia with bladder in the wall of the sac.
The Lancet Nr. 3877.
. Beteke, Ueber einen Fall von Ovarialhernie. Zeitschr. f. prakt. Aerzte,
Nr. 19. (Nach einem heftigen Hustenstoss Knotenbildung in der rechten
Leistengegend. B. stellte eine Hernie fest und konstatirte, dass das rechte
Ovarium nicht zu fühlen war, während ein Strang vom Uterus nach dem
Leistenkanal zog. Die Hernie verschwand fünf Tage später spontan bei
einer hastigen Bewegung der Frau, und nunmehr konnten beide Ovarien
palpirt werden, während der erwähnte Strang verschwunden war.)
. Biermer, Zwei Fälle von ÖOvarialhernien. Uentralbl. f. Gen Nr. 9.
pag. 233. (1. Im ersten Falle bestand das durch Operation gewonnene
Präparat aus einem ca. 10 cm langen, 3-4 cm im Durchmesser haltenden
spindelförmigen, am unteren Ende etwas dickeren Tumor. Derselbe besteht
aus mehreren fluktuirenden Hohlräumen, am unteren Ende befindet sich
ein ca. hühnereigrosser, derber Knoten, der auf dem Durchschnitt grau-
weisses straffes Bindegewebe mit zahlreichen kleinen mit gelblichbschleimigen
Inhalt gefüllten Hohlräumen zeigt. Reichliche Hämorrhagien im Stroma
Mikroskopische Diagnose Kierstockskystom. 2. Wallnussgrosse während
der Periode anschwellende (seschwulst in der rechten Leistenbeuge. Das
vorher nicht palpirbare Ovarium ist nach Reposition des Tumors am inneren
Leistenring abzutasten. Bruchband.)
. Boise, Operation for Umbilical Hernia on an Infant seven hours old.
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 223.
. v. Brackel, Ueber Hernientuberkulose. St. Petersb. Med. Wochenschr.
Nr. 42.
. Brandenburg, Ueber Hernia epigastrica. Korrespondenzbl. f. Schweizer
Aerzte, Nr. 4.
. Brohl, Sarkom(Demonstration). Verh. d. Ges. f. Geb. u. Gyn. z. Köln a. Rh.
Centralbl. f. Gen Nr. 4, pag. 114. (Das faustgrosse Sarkom wär bei der
56 Jahre alten Patientin dicht oberhalb des Lig. Pouparti von der Vena
femoralis ausgegangen und in das Lig. latum hineingewachsen. Entfernung
mit Unterbindung und Resektion der V. femoralis, Heilung.)
Büdinger, Ueber Diastasen der Linea alba der Kinder mit Incarcerations-
erscheinungen. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 21.
Cumston, Hydrocele muliebris. Boston med. and surg. Journ. CXXXVI,
12, pag. 278.
150 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
10. Currier, Ventral hernia resulting after abdominal section, and its treat-
ment. Ann. Gyn. a. Paed. Boston. Vol. X, p. 579.
11. — Suggestions concerning ventral hernia resulting from abdominal section,
and its treatment. Am. Gyn. Soc. Med. News. Vol. LXX, pag. 647. Am.
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 847. `
12. Dietel, Demonstration eines Kindes mit Nabelschnurbruch und fast voll-
ständigem Mangel der Nabelschnur. Verh. d. Ges. f. Geb. zu Leipzig.
Centralbl. f. Gen Nr. 14, pag. 374. (In dem faustgrossen Bruchsack
fanden sich, obwohl die Bruchpforte nur für einen Finger durchgängig
war, sämmtliche Darmschlingen, Magen, Milz und Leber, welche letztere
mit zahlreichen kleinen mit klarer Flüssigkeit gefüllten Cystchen an ihrer
Oberfläche besetzt war. Nabelschnur fehlt fast vollständig. Geburtsverlauf
bei der Ipara ohne Störungen.)
13. — Fall von Nabelschnurbruch mit Bauch-Blasen-Symphysenspalte. Verh.
d. Ges. f. Geb. zu Leipzig. Centralbl. Nr. 24, pag. 750. (Klein-apfel-
grosser Nabelschnurbruch mit Dünndarm und Leber als Inhalt. Unterhalb
eine 3 cm lange penisartige Hervorstülpung der Haut mit erbsengrosser
Oeffnung. An der Basis der Hervorstülpung zwei Hautfalten, weit unter-
halb das Skrotum mit Hoden darin. An der Stelle des Anus seichte Ein-
ziehung. Nach Eröffnung der Bauchhöhle zeigte sich der unterste Theil
des Dünndarms in jene penisartige Hervorstälpung verlaufend. Vom Colon
nur ein Ueberrest vorhanden. Die Ureteren, erheblich erweitert, liefen
beiderseits nach der seitlichen Bauchwand zu. Interessante Anomalien
des Skeletts )
14. Doran, Hernia of the abdominal cicatrix and operations for its cure. The
Lancet Nr. 3874.
15. Doran, Alban, Fibroma of the abdominal wall; increase during pregnancy.
Tr. Obst. Soc. Lond. Vol. XXXIX, pag. 42. (Reines Fibrom mit stellen-
weiser schleimiger Erweichung. Operation ohne besonderes Interesse.)
16. — Lipoma of the lumbar region four pounds in weight, and of twenty
years growth. Tr. Obst. Soc. of London, Vol. XXXIX, pag. 40. (Der
subcutan liegende Tumor, dessen Entfernung ohne Eröffnung des Peri-
toneum unschwer gelang, wog 4 Pfd.)
17. Douglas, Cysts of the urachus. Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI,
pag. 472. (36jähr. Frau, bemerkt seit 18 Monaten zunehmende Anschwel-
lung des Leibes. Abdomen entsprechend dem siebenten Monat der Gravi-
dität ausgedehnt durch einen weichen cystischen, wesentlich rechts dicht
unter den Bauchdecken liegenden Tumor. Bei der Operation konnte der
sehr grosse Cystensack, der zwischen Fascia transversalis und Peritoneum
lag, ohne Eröffnung des letzteren ausgeschält werden. Der Inhalt der
Cyste, der nicht näher untersucht wurde, betrug 25 „pints“. Tod nach
zwei Tagen unter septischen Erscheinungen, die Verf. auf eine Ernährungs-
störung resp. Gangrän des in so grosser Ausdehnung von seiner Unterlage
abgelösten Peritoneums beziehen will.)
IS. Goldspohn, Large ventral and umbilical herniae in the adult with three
cases of radical cure by an improved technique. Am. Gyn. and Obst.
Journ. N. Y. Vol. XI, pag. 301, Diese, pag. 605. (Das Verfahren gipfelt
darin, dass Entspannungsnähte von der lateralen Kante des Rektus
19.
20.
28
Vordere Bauchwand, Hernien. 151
zwischen hinterem Blatt der Rektusscheide und Muskulatur mittels Stiel-
nadel durchgeführt werden. Alsdann folgt isolirte Katgutnaht der vorderen
Rektusscheiden, des subcutanen Gewebes, der Haut. Als Material für die
Entspannungsnähte, die zwei Wochen liegen bleiben sollen, wird Draht
benutzt.)
Hobbs, A plea for the radical operation for hernia among the insane.
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 672.
van Hook, Large ventral hernia with intestinal adhesions and entero-
litbs. Trans. of Chicago Gyn. Soc. Am. Gyn. and Obst. Journ. N. Y.
Vol. XI, pag. 603. (Bei der Operation der nach Laparotomie entstandenen
Bauchhernie entfernte v. Hook wegen zahlreicher fester Adhäsionen ein 26
Zoll langes Dünndarmstück, welches zwei grosse Kothsteine enthielt. Darm-
naht. Heilung bis auf eine kleine Fistel.)
. Jordan, Tabargravidität in einer Leistenhernie.e Münchn. med. Wochen-
schr. XLIV, 1.
2. Knauer, Ein durch Radikaloperation geheilter Fall von Nabelschnurbruch.
Verb. d. Geb.-gyn. Ges. zu Wien. Centralbl. f. Gyn. Nr. 2, pag. 54.
(Demonstration eines Kindes, bei dem vor 12 Tagen die Radikaloperation
wegen Nabelschnurbruches ausgeführt wurde. Mandarinengrosse gestielt
aufsitzende von Amnion überkleidete Geschwulst, welche Proc. vermiformis,
Coecum und ein Stück des Colon ascendens enthielt. Unmöglichkeit der
Reposition wegen Verwachsung des Colon mit der Bruchsackwand, daher
Eröffnung des Bruchsacks, Vereinigung der Bauchdecken in drei Etagen.
Heilung.)
. Krilow, Radikaloperation der Hernia umbilicalis nach einer Modifikation
der Dauriac’schen Methode. Wratsch. Nr. 29.
. Launay et Wiart, 2 cas d’hernie inguinale congenitale de l'ovaire et
de la trompe. Bull. de la Soc. anat. 5 S. XI, 2, pag. 78.
. Legneu, Herie congénitale de l'utérus et ses annexes. Inıperforation
du vagin. La Sem. gyn. Nr. 18, Mai. (Zwei Fälle von ziemlich gleicher
Beschaffenheit. Im zweiten 18jährige Frau mit angeborener jetzt orange-
grosser Hernie der linken Leistengegend. Vagina endete als Blindsack,
Uterus nicht zu fühlen. Keine Menstruation, auch keine Molimina. Bei
der Herniotomie fand sich ein 2 cm langer Uterus, Ligamenta lata, eine
fadenförmige atrophirte an ihrem freien Ende verschlossene Tube ohne
Ovarium, die zweite Tube ebenfalls obliterirt mit etwas grösserem Ovarium.
Vom Uterus zog ein fibröser lumenloser Strang in dıe Tiefe der Bauch-
höhle. Reposition der Genitalien, Schluss des Leistenkanala.)
Lindholm, Dubbelsidig ooforosalpingektomi jämte total exstirpation of
uterus för varansamling i adnexa (discussion). Finska läkaresällsk. handl.
XXXIX, 6, 731.
. Menciere, Hernie de l'ovaire, particulièrement chez la petite fille. Revue
des Mal. de l'Enf. XV, pag. 270.
. Menge, Demonstration von Tumoren der Bauchdecken. Verh. d. Ges. f.
Geb. zu Leipzig. Centralbl. f. Gen Nr. 16, pag. 442. (1. Reines Lipom
von der Grösse einer Faust, subcutan entwickelt rechts oberhalb des Nabels.
2. Reines Fibrom, kindskopfgross, zwischen den diastatischen Recti vom
hinteren Blatte der Bauchfascie entwickelt, Ausschälung mit Entfernung
29.
30.
Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
eines Theils der hinteren Rektusscheide und Peritoneums. 3. Fibromyom
des Lig. rotundum sinistrum, hübnereigross ausserhalb des Leistenkanals
in der linken Inguinalbeuge entwickelt. Leichte Ausschälung. Zwischen
fibrösen Gewebspartien Bündel glatter Muskelfasern. 4. Nussgrosses rechts
von der Mittellinie unterhalb des Nabels sitzendes Atherom, gelegentlich
einer Ovariotomie mit entfernt. 5. Gallertcarcinom der Bauchwand als
Knoten im Nabelring entwickelt. Exstirpation des Tumors mit einem
grösserem Stück Peritoneum. Reichlicher Ascitesabfluss. Besichtigung
des Peritoneums ergiebt allgemeine Erkrankung desselben an zahllosen
Gallertcareinomknötchen. Wahrscheinlich primäres Bauchfellcarcinom, das
in der Gegend des Nabelrings die Bauchwand durchwuchert hatte. Die
ganze Bauchwand von Carcinomnestern durchsetzt. 6. Hühnereigrosser
maligner Tumor der Regio umbilicalis, wahrscheinlich von der Fascie aus-
gegangen, daneben Netzhernie der Linea alba. Exstirpation des Tumors
mit einem grossen Theil Haut, Fascie, Peritoneum und Netz. Heilung.
Die mikroskopische Untersuchung des Tumors, aus dem beim Durchschnei-
den auffallend viel milchige Fiüssigkeit ausfloss, zeigte sehr verwickelte
Strukturverhältnisse, so dass Menge trotz der Begutachtung durch drei
Pathologen von Fach zu einer abschliessenden Bestimmung der Natur der Ge-
schwulst zunächst nicht gelangen konnte. Möglicherweise dürfte es sich
um ein embryonales Carcinosarkom, eine Mischgeschwulst handeln, die
von Neubildungskeimen, die als fötale Zellen eine Zeit lang geruht hatten,
ausgegangen sein könnte.)
Michels, Ueber kalte Abscesse der Bauchdecken. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. VI, pag. 537.
— Ueber tiefliegende, vom Darm ausgehende Abscesse der Bauchdecken.
Inaug.-Diss. Bonn. (Drei in der Bonner Universitätsfrauenklinik beobach-
tete Fälle. In dem ersten Falle wurde ein mit dem Dünndarm fest ver-
wachsener zwischen Nabel und Symphyse gelegener Bauchdeckentumor
exstipirt und in der Meinung, dass es sich um ein Sarkom handle, das
verwachsene Darmstück resezirt. Exitus. Die mikroskopische Untersuchung
ergab nur entzündliche Schwartenbildung. In den beiden anderen Fällen
wurden die mit spärlichem Eiter durchsetzten 'Tumormassen unter Ver-
meidung der Peritonealhöhle mit gutem Erfolg excidirt.)
. Morgan, A case of right ovarian hernia with twisted pedicle, operation,
recovery. Lancet Mai 15, pag. 1340.
2. Nable, A remarkable case of ventral hernia cured by a flap operation.
Am. med. chir. bull. 1896, Nr. 25.
. Noirot, Traitement des fibromes de la paroi abdominale antérieure. These
de Paris.
. Ott. Leitende Motive bei Auswahl der Methoden zur Restitution des ver-
letzten Beckenbodens und der Bauchwand. Jurnal akuscherstwa i shens-
kich bolesnej. Juni. (V. Müller.)
5. Roncaglia, Enterocele vaginalis. Soc. ital. di ost. e gin. Rom 1896.
Bd. III. (Verf. heilte drei Fälle radikal durch Colpotomia posterior mit
Ausschneidung eines grossen dreieckigen Stückes, Resektion der Douglas-
Falten und Vernähung der Scheide.)
36.
40.
4l.
Vordere Bauehwand. Hernien. 153
Sänger, Demonstration eines faustgrossen multilokulären Colloidkystoms
der rechten seitlichen Bauchwand, entstanden nach Punktion einer grossen
ebensolchen Cyste des rechten Ovariums. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gyn.
VIL. Versammlg. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 409. (Drei Monate
nach der Punktion Entfernung der allseitig adhärenten vereiterten Cyste,
wobei bereits eine leichte Härte an der früheren Punktionsstelle bemerkt
wurde. Nach einem Jahre operative Entfernung einer aufgebrochenen
fistulös eiternden Geschwulst im rechten Hypogastrium. Zwei Geschwulst-
knoten durch Usur in je eine Dünndarmschlinge durchgebrochen. Darnı-
naht, Heilung.)
. Schilling, Enorm grosser Nabelbruch — abnorm viel Bruchwasser, Decu-
bitusgeschwür — Erysipel — Perforation, relative Heilung. Münchn. med.
Wochenschr. Nr. 44.
Schulten, af, Bidrag till bukhälans kirurgi. Finska Läkaresällskapets
Handlingar. Bd. XXXVIII, pag. 991. (Operation wegen nach Laparotomie
entstandenen Bauchbrüchen und wegen Eventration nach Gravidität.)
Seymour, Hernia of a sarcomatous ovary. Med. News. Vol. LXX, &
pag. 241.
Stierlin, Zur Kasuistik angeborener Nabelfisteln. Aus dem Alexander-
Hospital in Sofia. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 12, pag. 188. (1. Zwei
Monate altes Kınd, nach Abfallen der Nabelschnur Zurückbleiben einer
rothen (seschwulst, aus der Darminhalt austritt. Diagnose: Nabelkothfistel
mit prolabirter Darmschleimhaut. Spaltung des die Basis der (reschwulst
umgebenden Hautringes, Ablösung der cylindrischen (seschwulst, die sich
als 6 cm langes Divertikel einer Dünndarmschlinge erweist. Resektion
desselben. Heilung. 2. Urachusfistel bei einem 12jährigen Mädchen, die
seit der Geburt aus einer Oeffnung im Nabel Wasser entleerte. Metall-
sonden durch Urethra und in die Fistel eingeführt, treffen sich in der
Blase. Operation durch Anfrischung und Naht, Heilung.)
Stokes, Strangulated hernia, a sequel of an ovariotomy performed twenty-
seven years previously. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 724.
(75 jahrige Patientin, die vor 27 Jahren ovariotomirt worden war, seitdem
eine Bauchhernie zurückbehalten hatte. Plötzliche Einklemmungserschei-
nungen, Tod im Beginn der Narkose, ehe noch der beabsichtigte Bauch-
schnitt gemacht war. Die Obduktion zeigte, dass eine 20 cm lange Dünn-
darmschlinge durch den Bruchring unter die Haut ausgetreten und bis zur
völligen Aufhebung des Lumens in ihm strangulirt war.)
Stolipinski, Cure radicale des hernies ombilicales et des hernies de la
ligne blanche chez la femme. Medic. Obosr. Nr. 4.
— Ueber die radikale Behandlung von Nabel und Linea alba -Hernien
bei Frauen. Medicinskoje obosrenie. Juni. (V. Müller.)
. Stouffs, Hernie eines eiterigen Ovariums bei einer Frau von 68 Jahren.
Operation. Heilung. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Brüssel. Centralbl.
Nr. 29, pag. 929. (Der Inhalt des Bruchsackes bestand lediglich aus einem
in Eiterung übergegangenen Ovarium. Da gleichzeitig eitriger Ausfluss
aus der Vagina bestand, handelte es sich wahrscheinlich um eine Infektion
von dort aus. Stouffs hält’ eine radikale Heilung „wegen der wahr-
scheinlich bestehenden sebr vorgeschrittenen Veränderungen des Uterus
154
46.
47.
48.
Gynäkologie. ILigamente und Tuben.
und der Adnexe wohl nur durch totale Kastration erreichbar“. NB. die
Patientin war 68 Jahre alt!)
. Thomas, A case of ischio-rectal hernia due to dislocation of a subperi-
toneal fibroma. The Lancet. Nr. 3856.
Walbaum, Ueber Desmoide der Bauchdecken. Inaug.-Diss. Bonn.
Walter, Hydroparasalpinx in einer Hernia inguinalis externa. Centralbl.
f. Chir. Nr. 28, pag. 771.
Walther, Hydroparasalpinx in hernia inguinali externa. Nederl. Tijdschr.
v. Verlosk. en Gyn. Jahrg. VIII, Nr. 3. (Die jedesmal bei den Menses
49.
gr
D
anschwellende und schmerzhafte Hernie wurde wegen plötzlicher starker
Anschwellung und heftiger Schmerzen operirt. Es fanden sich zwei prä-
peritonal gelegene Cysten, auf die Wand des einen ging das Lig. rotundum
über.)
Westby, A case of abscess of abdominal wall following typhoid fever,
incision, recovery. Brit. Med. Journ. Nr. 1900.
b) Hämatocele.
Cullingworth, An address on pelvic haematocele considered from the
modern standpoint, delivered before the Nottingham medico-chirurgical Soc.
The Lancet. Vol. I, pag. 1662.
Currier, Haematoma of the right broad liganıent: jodoform poisoning,
three profuse haemorrhages in next two weeks. Tr. of N.Y. Obst. Soc.
Amer. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 80. (Der 23jährigen
Pat. waren vor einem Jahre beide Ovarien exstirpirt worden. Menstruation
cessirt seitdem völlig. Jetzt faustgrosser, fluktuirender Beckentumor. In-
cision des hinteren Scheidengewölbes entleert grosse Mengen Blutes. Tuber-
kulose des Peritoneum, vor einem Jahre nicht vorbanden, jetzt konstatirt.
Jodoformgazetamponade, Intoxikationserscheinungen. Nach deren Entfer-
nung zeigt sich Entstehung einer Scheidenrektumfistel. Nach einigen Tagen
wiederholte schwere Blutung, wahrscheinlich aus den Rändern der Scheiden-
wunde stammend. Schliesslich Heilung bis auf fast geschlossene Fistel.)
Delore, Kritische Bemerkungen zur Hämatocele. Lyon med. 1896. Mars
15 u. 22.
Eberlin, Ein seltener Fall von Haematocele retrouterina. Medicinskoje
Öbosrenje. Nr. 21. (Die seit sieben Jahren bestehende, wahrscheinlich auf
Blutungen aus perimetritischen Adhäsionen zurückzuführende Blutgeschwulst
reichte bis zwei querfingerbreit oberhalb des Nabels. Incision des hinteren
Scheidengewölbes, Drainage.)
Fischel, Ueber einen Fall von solitärer Haematocele peritubaria pseudo-
cystica (Sänger). Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 2. (Genaue
Beschreibung eines durch Laparotomie gewonnenen Tumors, der sich im
Wesentlichen der von Muret und Sänger beschriebenen Form von soli-
tärer Hämatocele anschliesst. Die Geschwulst bestand aus einem citronen-
grossen Sack mit hämorrhagischem Inhalt, der an der hinteren Fläche des
Bierstockes, der Ala vespertilionis und des Endstückes der Muttertrompete
sich anlagerte, wobei die letztere zum grössten Theil in die Sackwand ein-
Te
D?
—f
—
end
Gei
Hünmatocele. 155
gebettet erschien, während das Fimbrienende frei in das Lumen des Sackes
vorragte. Die Wand des Sackes, der zunächst für einen ovariellen Frucht-
sack gehalten werden konnte, bestand zum grössten Theil aus Fibrin und
Blutgerinnsel. Von den bisher beschriebenen Fällen unterscheidet sich der
vorliegende dadurch, dass die Hätmatocele an ihrer vorderen Wand un-
trennbar mit der Ala vespertilionis verwachsen war, dass das 4 cm lange
Endstück der Tube in der vorderen seitlichen Sackwand eingeschlossen
war und dass in ihrer unteren Wand die Morgagni’sche Hydatide und
andere dem Fimbrienende angehörige Einschlüsse enthalten waren.)
. Gardner u. Martin, Drei Fälle von Beckenhämatom. Montreal med.
journ. Januar. (Im ersten Falle Entstehung des Hämatoms auf dem Boden
einer Extrauterinschwangerschaft, im zweiten durch Adenocarcinom eines
Ovariums, im dritten in Folge Tuberkulose der Tube.)
. Gordon, Ueber das Haematoma periuterinum. Diss. Zürich.
. Henrotay, Hämatocele. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Brüssel. Centralbl.
Nr. 29, pag. 928.
. Jegoroff, Zur Frage über die Behandlung des Haematoma retrouterinum.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. April. (Beschreibt einen durch
Massage geheilten Fall.) (V. Müller.)
. Jegorow, Zur Therapie der retrouterinen Blutgeschwülste. Shurnal aku-
scherstwa i shenskich bolesnej. Nr. 4. (Spricht sich gegen operative Ein-
griffe und für die Behandlung mit Massage aus.)
. Jesset, Bowreman, Case of haematocele. Brit. Gyn. Soc. Brit. Gyn.
Journ. London. Vol. XLIX, pag.2. (Jessett glaubt, einen Fall von Häma-
tocelenbildung ohne Tubarschwangerschaft vor sich zu haben. Beide Tuben
waren verändert, die linke mit festen Blutgerinnseln, jedoch ohne Spuren
eines Schwangerschaftsproduktes gefüllt. Die laparotomirte Pat. ging nach
fünf Tagen plötzlich an Darmocclusion zu Grunde.)
. Kalinowsky, Haematocele retrouterina intraperitonealis post graviditatem
tubarıam und deren Behandlung. Eshenedelnik 1896. Nr. 46. r
. Lavise, Traitement de l’hematocele. Soc. belge de Chir. Nov. et Dec.
1896.
. Lwow, Apoplexie des rechten Ovarium, die zur Entwickelung eines Haema-
toma retrouterinum führte unter dem Bilde einer Tubenruptur bei extra-
uteriner Schwangerschaft. Gleichzeitige Pyosalpinx sinistra. Laparotomie.
Genesung bei Behandlung mit Antistreptokokkenserum. Wratsch. Nr. 37.
a Mironoff, Zur Vertheidigung der operativen Behandlung abgekapselter
Blutansammlungen im kleinen Becken. Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnej. Januar. (V. Müller.)
— Zur Vertheidigung der operativen Behandlung der Hämatocelen. Shur-
nal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Nr.I. (Plaidirt für Operation durch
das hintere Scheidengewölbe.)
. Montgomery, Pelvic blood collections and their treatment by vaginal
incisions. Tr. Amer. Gen Soc. Amer. Journ. Obst. N.Y. Vol. XXXV,
pag. 868. Ann. Gyn. Paed. Boston. Vol. X, pag. 521.
. Munde, Pelvic haematocele. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 580.
. Noble, Vaginal incision and drainage of suppurating haematoceles due
to ectopic gestation. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 282.
156 Gynäkologie., Lirawente und Tuben.
20. Pagenstecher, De los hematomas pelvicos en sus relaciones con los
embarazos ectöpicos. San Luis Potosi M. Esquivel y Cia.
21. Ricciardi, La elitrotomia iuxtacervicale come trattamento chirurgico
dell ematocele peri-uterino. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. Le",
(Herlitzka.)
22. Rosenwasser, Two cases bearing upon the diagnosis between ruptured
tubal pregnancy and ruptured pus tube. Ann. Gyn. and Paed. Boston.
Vol. X, pag 231 u. Amer. Journ. of Surg. and Gyn. Oct. 1896.
23. -- The treatment of circumscribed pelvic haemorrhage. Amer. Gyn.
Obst. Journ. N. Y. Vol. XI, Nr. 4, pag. 455.
24. Tauffer, 1. Hämatocele in Folge Tubaraborts. 2. Einseitige Hydrosal-
pinx. Gyn. Gesellsch. d. kgl. ungar. Aerztevereins zu Budapest. (Beide
Fälle vaginal operirt, in dem ersten wurde das von Pseudomembranen ein-
gehüllte Blutextravasat mit der ausgedehnten Tube entfernt.)
25. Vanverts, Fibrome sous-peritoneal pedicule de l'utérus et hematocele
retro-uterine. Bull. de la Soc. anat. 5. S. Tom. X, pag. 21, Nov. 1896.
26. Walker, Sectional anatomy applied to the study of pelvic haematocele.
Rep. of the Labor. of Coll. of Physic. Edinb. Vol. VI, pag. 247.
Cullingworth (1) glaubt das Entstehen einer Hämatocele häufiger
auf eine wiederholte Blutung aus dem offenen Tubenende beim sogen.
Tubenabort, als auf eine Ruptur der schwangeren Tube zurückführen
zu müssen. Der Tubenruptur sowohl wie der Blutung aus dem offenen
Ende pflegt die Blutung in die Tube selbst mit sekundärer Bildung
einer Tubenmole vorauszugehen. Unter 20 wegen Hämatocele operirten
Fällen fand Cullingworth 19mal, dass die Blutung aus dem freien
Ende der unrupturirten Tube stammte. In dem 20. Fall fand sich
merkwürdiger Weise auf der einen Seite eine Tubenschwangerschaft,
während auf der anderen Seite in Folge Ruptur einer Cyste des breiten
Ligaments die Hämatocele sich gebildet hatte. Unter weiteren 34 Fällen
frühzeitiger Tubenschwangerschaft fand sich 6 mal eine Tubenmole ohne
Ruptur und ohne Blutung nach aussen, 19 mal eine Tubenmole mit
Blutung aus dem freien Ende, davon 17 mal mit Hämatocelenbildung.
In 9 Fällen endlich war die Tube rupturirt, 7 mal mit diffusem Blut-
erguss in die Bauchhöhle, je einmal mit Bildung einer Hämatocele und
eines Hämatoms im Ligamentum latum. Die Frage, wann die Opera-
tion angezeigt ist, beantwortet Verf. dahin, dass man nur bei Blutungen
in Folge sehr früher Gravidität auf die Operation verzichten kann,
während späterhin das Schwangerschaftsprodukt zu gross ist, um resor-
birt zu werden, und zu immer neuen Blutungen führt.
Munde (8) berichtet über drei Fälle von Blutergüssen im Becken,
welche sicher nicht (?) auf eine Extrauterinschwangerschaft zurück zu führen
waren. Im ersten Falle handelte ‚es sich um eine im Anschluss an die
Hämatocele. 151
regelmässige Periode, die plötzlich aufhörte, eingetretene Hämatocele.
Schwangerschaft war, da die seit fünf Jahreu steril verheirathete
Patientin 14 Tage vorher untersucht war, mit Sicherheit auszuschliessen.
Die Ursache der Blutung glaubt Mund& in dem Platzen einer vari-
kösen Beckenvene oder in einer abnormen Blutung aus einem Graaf-
schen Follikel suchen zu müssen.
In den beiden anderen Fällen war bald nach Vornahme eines
Curettements ein extraperitoneales Beckenhämatom aufgetreten, das im
ersten Falle durch eine Incision in die Vagina mit nachfolgender
Drainage zur Heilung kam, während sich in dem zweiten Falle nach
der Incision und der etwas später vorgenommenen Ausschabung der
Wundhöhle ein linksseitiger Beckenabscess mit Betheiligung der beider-
zeitigen Adnexe entwickelte. Nach gemachter Laparotomie und Drai-
nage nach der Vagina hin kam auch dieser Fall zur schliesslichen
Heilung.
Henrotay (8) halt in jedem Falle von Extrauterinschwanger-
echaft (mit oder ohne Ruptur) operativen Eingriff, und zwar Laparotomie
für nothwendig. In Fällen von intraperitonealer Hämatocele empfiehlt
er vaginale Incision und Drainage nur in Fällen von Eiterung. In
allen anderen Fällen ist die Laparotomie das beste Mittel, um Blut-
gerinnsel, Placenta und die zerrissene Tube zu entfernen. Hämatone
des Ligamentum latum müssten im Prinzip vaginal operirt werden. Da
die Diagnose indessen schwer zu stellen ist, so ist der abdominale Weg
vorzuziehen. (Eine abwartende Behandlung der Hämatocelen, mögen
sie nun extra- oder intraperitoneal sein, scheint Henrotay nicht zu
kennen. Ref.)
Rosenwasser (22) fasst seine Erfahrungen über cirkumeskripte
Beckenblutungen dahin zusammen, dass mehr als die Hälfte der Fälle
bei sorgsamer Ueberwachung und absoluter Ruhe in ca. 6—8 Wochen
ohne Operation ausheilen. Nur da, wo die Ueberwachung und Ruhe
undurchführbar ist, ist baldige Operation geboten. Im Allgemeinen
soll nur auf spezielle Indikation, vor allem bei septischen Erscheinungen,
Wachsthum des Tumors, Kompression benachbarter Organe, operirt
werden. Die Laparotomie ist den vaginalen Incisionen in den meisten
Fällen vorzuziehen.
Derselbe Autor hält es zwar vom Standpunkte des praktischen
Chirurgen für ziemlich gleichgültig, ob es sich im einzelnen Falle um
die Ruptur einer Pyosalpinx oder einer Tubenschwangerschaft handelt,
da ja in beiden Fällen stets die schleunigste Operation indizirt ist
möchte aber doch unter Gegenüberstellung zweier Fälle Anhaltspunkte
158 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
für die Differentialdiagnose bringen. Neues enthalten die von ihm an-
geführten differentialdiagnostischen Symptome nicht.
c) Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum,
Beckenbindegewebe, Beckenperitoneum.
l. Abbott, A report of thirty cases of pelvic inflammation operated upon
between Juli 1895 and 1896 by vaginal incision and drainage. Am. Gyn.
Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 285.
2. Acconci, Trattamento chirurg. delle suppurazioni pelviche. Verh. d.
ital. Ges. f. Geb. u. Gyn. 18.—21. Okt.
3. Ardouin, Calcul du ligament large. Soc. anat. Par. Seance, Juin.
4. Aspell, Fibroma attached to tube, ovary and round ligaments. Tr.
Woman’s Hospital Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 642.
(Der faustgrosse Tumor sass im Lig. latum, in fester Verbindung mit der
Insertion des Lig. rotundum, der Tube und des Ovarium’s. Eine Ver-
bindung mit dem Uterus bestand nicht.)
5. Audiau, Contribution à l'étude du traitement des annexites. These des
Paris, G. Steinheil.
6. Baldwin, Case of retained menstrual blood in the broad ligament. Tr.
Woman’s Hospital Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. XI, pag. 71.
7. Baldy, A case of varicose vein of the broad ligament. Am. Journ. Obst
N. Y. Vol. XXXVI, pag. 310. (Die Patientin litt seit Jahren an heftigen
Unterleibsbeschwerden, für die sich eine Ursache trotz wiederholter Unter-
suchung nicht nachweisen liess. Bei der schliesslich vorgenommenen
Probelaparotomie fand sich ausgesprochene Hyperämie der beiderseitigen
Adnexe und Ligamente, ausserdem linkerseits hochgradig variköse Gefässe.
Baldy resezirte das betreffende Lig. latum mit Tube und Ovarium.)
. Bezon, De la gynécologie conservatrice dans les affections inflamma-
toires pelviennes. Thèse de Bordeaux.
H Boisseau et Rocher, Traitement des affections de l'utérus et des an-
nexes par l’oxychlorure d'argent obtenu par voie d'électrolyse. Soc. de
Chir. Revue de Chir. Paris. Tom. XVII, pag. 459.
10. Boldt, Recurrent pelvic inflammation with specimens. Tr. N. Y. Obst.
Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 703. Discuss. pag.
103—707.
11. Bonifield, Uterus and appendages removed by abdominal hysterectomy.
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 243.
12. Bossi, Methode d’hysterectomie vaginale. La Gyn. Paris. 2° année. Nr. 1.
pag. 54.
13. Bovée, Cyst of the round ligament. Tr. of Washingt. Obst. Gyn. Soc.
Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 412.
14. Brown, Inflammatory septic exsudate in the broad ligament approaching
it from below between the folds of the ligament: extraperitonaeal opera-
tion. Tr. Woman's Hosp. Soc. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. XI,
pag. 213.
CC
22.
mn
ët
26.
Adnexe im Allgemeinen, Ligamenfum latum und rotundum ete. 159
5. Burckhardt, Cyste des linken Gartner'schen Ganges. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Berlin, Bd. V, pag. 616.
. Castello, De la colpocoeliotomie dans l’exstirpation des lésions utero-
annexielles. These de Paris.
. Cibert, Abces du petit bassin avec pelviperitonite.. Lyon med. LXXXV,
pag. 110.
. Clarke, Pelvic inflammation: its causes and relations. Ann. of Gyn.
and Paed. Boston Vol. XI, p. 119.
. Cocquelet, Sur un cas de complication d'un kyste du ligment large.
Tbese de Paris, G. Steinheil.
. Deaver, Appendicitis in relation to disease of the uterine adnexa and
pregnancy. Buff. Med. Journ. Vol. XXXVII, Nr. 4.
. Delageniere, Indications de la castration abdominale totale dans le
traitement de certains cas de suppurations pelviennes. 10 Observations.
Instit. internat. de Bibliogr. scient. Paris.
— Des relations de l’appendicite et des affections des annexes. Congrès
francais de Chirurgie. Ann. de Gen et d’Obst. Paris, Vol. XLVII,
pag. 544. Revue de Chir. Paris, Tom. XVII, pag. 1054.
— De I!’hysterectomie abdominale totale comme temps préliminaire de
l’extirpation des kystes papillaires intraligamentaires. Congrès francais
de Chir. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris, Tom. XLVIII, pag. 545.
. Delassus, Tumeur caecale prise pour une annexite droite. Soc. obst. et
gyn. de Paris. Ann. Gen et Obst. Paris, Tom. XLVII, pag. 83. (Im
rechten Scheidengewölbe ein eigrosser, beweglicher, empfindlicher Tumor,
der für einen Salpinxtumor gehalten wurde. Bei der Laparotomie wurde
eine inoperable Neubildung des Cöcum konstatirt.)
Dezon, De la gynécologie conservatrice dans les affections inflammatoires
pelvriennes. These de Bordeaux.
Doran (Alban), The removal of suppurating pelvic tumors. Lancet.
Jan. 23.
. Dubar, Double kyste du ligament large gauche. L'Echo médical du
Nord Nr. 6.
, Dudley (Palmer), To what extent can we do conservative surgery upon
the uterine appendages with safety to the patient” Am. Gyn. Obst. Journ.
N. Y. Vol. X, pag. 110—187.
— Classification of inflammation of the uterus and its relations to cir-
cumuterine inflammation. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 1.
. Dührssen, Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage-
rungen und Neubildungen der Gebärmutter. XII. internat. med. Kongr. z,
Moskau. Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, pag. 1131.
. Duncan, On pelvic inflammation in women. Lanc. Jan. 2. Vol. I, pag. 9.
2. Duplay et Clado, Mémoire sur le traitement chirurgical des suppura-
tions pelviennes aiguës. Clinique Gyn. de l'Hôtel-dieu. La Semaine Gyn.
Nr. 1.
— — Traitement chirurgical des suppurations pelviennes aiguës. Nem.
Gyn. 5. janv.
. Edgar, 3 cases of broad ligament cysts. Glasgow med. Journ. XLVII,
2, pag. 140.
16)
ou
CH
37.
3x.
39.
40.
tl.
43.
44.
(iynäkologie. Ligumente und Tuben.
(Editorial). Cysts of the broad ligament. Ann. Gyn. and Paed. Boston.
Vol. X, pag. 683. (Referat nach [Raimondi?])
Engström, Otto, Perityphlit och högersidig Perisalpingo-Oophorit (Peri-
typhlitis und rechtsseitige Perisalpingo - Oophoritis). Finska Läkaresälls-
kapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 12, pag. 1659—99.
(Leopold Meyer.)
Euren, Cystis ligamenti lati, laparotomi. Hygiea LVII. 10, pag. 333,
336, 1896.
Ferguson, A plea for retention of the uterus in removing the adnexa
for septic disease. Am. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 413.
Fish, Shall we leave the uterus in situ in Excision of the adnexa. Am.
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 86.
Fischer, Fibrom und Dermoidcyste des Ligamentum rotundum, je ein
Fall. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 317. (Prallelastischer
Tumor der linken Leistengegend, der seit der Kindheit bestanden haben
soll, stärkeres Wachsthum seit Erkrankung an Gelenkrheumatismus vor
einem Jahre. Operation, Ausschälung des Tumors bis auf federkieldicken
Strang, der sich in die Bauchhöhle verfolgen lässt. Der Tumor von einer
Reihe von Muskelbündeln eingehüllt, nach Spaltung der 3 mm dicken
Wand Entleerung breiartigen Inhalts, der u. A. Cholestearinkrystalle
zeigte. Mikroskopisch bestand die Wand von innen nach aussen aus
mehrschichtigem Plattenepithel, einer dem Stratum Malpighi der Haut
analogen Epithelschicht, einer Schicht elastischer Fasern mit Fettablage-
rung, einer dicken Schicht in rundlichen Bündeln angeordneter Muskel-
fasern.)
Frank, Hysterectomy is it justifiable in septic diseases of the appen
dages? Ann. of Gyn. and Paed. Boston. Vol. XI, pag. 219.
2. Freund, W.A., Ueber Resorptionskuren. 69. Versamml. deutsch. Natur-
forscher u. Aerzte zu Braunschweig. Centralbl. Nr. 40. pag. 1195.
Fry, Uterus, tubes and ovaries removed for abscesses in both cornua and
broad ligaments and salpingitis. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV,
pag. 284.
Haggard, Vaginal versus abdominal section for pus in the pelvis. Ann.
Gyn. and Paed. Boston. Vol. X, pag. 344. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y.
Vol. X. pag. 295.
> Hall, Hysterectomy for inflammatory disease of the appendages. Tr. of
Cincinn. Obst. Soc. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 562.
Henrotin, The operation of choice in septic pelvic disease with especial
reference to the early vaginal incision. Brit. med. Journ. Nr. 1921.
— When in operating for septic pelvic disease, its becomes necessary
to remove the ovaries, it is usually advisable to remove the uterus also.
Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 393.
. Hlawazek, Ueber Komplikation von Schwangerschaft und Geburt mit.
eitrigen Entzündungen des weiblichen (Genitales und benachbarter Organe.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft A
. Hodgson, Fibroma of the right broad ligament. Brit. (iyn. Soc. Brit.
(Gen. Journ. London. Vol. L, pag. 183. (Laparotomie. Entfernung des
Uterus, der Adnexe und des rechtsseitigen Lig. latum. Drainage nach der
62.
63.
Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 161
Vagina. Heilung. Der Tumor erwies sich als ein entzündetes und ver-
ett: ctes Fibromyom.)
van Hook. The consequences of removing the uterus. Amer. Gyn. Obst
Journ. N. Y. Vol. X, pag. 405.
Jacobs, De l’ablation utero-annexielle par la voie abdominale. Ann. de
la Soc. belge de chir. Tom. X, Nr. 5—6.
Jocet, Des collections séreuses pelviennes. Thèse de Paris.
Jonnescu, Vollständige abdominale Kastration bei septischen Erkran-
kungen des Uterus und der Adnexe. XII. internat. mediz. Kongress zu
Moskau. Centralbl. Nr. 39, pag. 1167.
Kaufmann, Ueber Phlebektasien des Uterus und seiner Adnexe. Zeitschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 201.
Kern, Beitrag zur operativen Behandlung der entzündlichen Adnexerkran-
kungen. Diss. Breslau.
Kime, Drainage uterin comme traitement prophylactique et curatif des
inflammations pelviennes. Southern med. Record. fev. (Referat in der
„Gynecologie*.)
Klein, Zur normalen und pathologischen Anatomie der Gartner chen
Gänge. Gynäk. Gesellsch. zu München. 9. Juli 1896. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. VI, pag. 118.
K nüppel, Ueber Adnextumoren nebst mikroskopischen Untersuchungen
an einem Adnextumor mit Ascites. Dis». Berlin.
Krekels, Die primären Fibromyome der breiten Mutterbänder. Inaug.-
Diss. Strassburg 1896. (Zusammenstellung von 45 Fällen primär in den
breiten Mutterbändern entstandener Fibromyome. Acht von diesen Fällen
waren gestielt und hatten ihren Sitz am oberen Theil des Ligamentuın
latum, während die nicht gestielten Tumoren vorzugsweise in den an
Muskelfasern reichsten, dem Uterus direkt benachbarten Partien der Lig.
lata sassen.)
Krüger, Die Appendicitis und ihre Beziehungen zu den weiblichen Geni-
talorganen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLV, Heft 3 u. 4.
Kugelmann, Zur Behandlung der Parametritis und der durch dieselbe
erzeugten festen Exsudate. 69. Versammig. deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Braunschweig. Centralbl. Nr. 40, pag. 1220.
Leake, Etiology of pelvic inflammation. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol.
XXXVI, pag. 214.
Lindholm, Alfred, Ett fall af pneumokockinfektion med ovanligt forlöpp.
(Fall von Pneumokokkeninfektion mit ungewöhnlichem Verlauf.) Finska
Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 7—8, pag. 1119—39.
(Leopold Meyer.)
Lwoff, Die Colpotomia posterior bei Entzündungen und Neubildungen der
Adnexa. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. September. (Bericht
über 122 Fälle von Colpot. post. 3°/o Sterblichkeit.) (V. Müller.)
Mac Laren, Die Behandlung von Eiteranssmmlungen im Becken. North-
western Lancet 1896. Sept.
. Mainzer, 200 vaginale Radikaloperationen wegen chronisch-eitriger und
entzündlicher Adnexerkrankungen nebst Untersuchungen über die Dauer-
erfolge der vaginalen Radikaloperation. Arch. f. Gyn. Bd. LIN, pag. 421—506.
Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 11
162
67.
68.
69.
71.
72.
73.
74.
76.
77.
78.
79.
HO.
Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
Mallett, A complicated appendicial abscess. Amer. Gyn. Obst. Journ.
N. Y. Vol. X, pag. 644.
Mangin, Tumeur fibrocystique volumineuse, développée dans le ligament
large. La Gyn. Paris. 2° année. Nr. 5, pag. 385. La Sem. Gyn. Nr. 43.
(43jährige Frau. Tumor seit 10 Jahren, trotzdem vor zwei Jahren bei
bereits mannskopfgrosser Geschwulst spontane Entbindung. Bei der Lapa-
rotomie erwies sich der für ein Ovarialkystom gehaltene Tumor als eine
fibrocystische intraligamentär entwickelte Geschwulst, die mit dem rechten
Uterushorn zusammenhing und nach der Entfernung 14 Kilo wog. Die
Ovarien unverändert.)
Martin, A., Die Kolpotomie bei Entzündungen der Adnexe, bei Verlage-
rungen und Neubildungen der Gebärmutter. XII. internat. med. Kongress
zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, pag. 1132.
— Die Kolpotome und die chirurgische Behandlung der Pelviperitonitis.
Referat für die gynäk. Sektion des XII. internationalen med. Kongresses
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 235.
— Christopher, A trocar dilator for the evacuation of pelvic abscess.
Brit. gyn. Soc. Brit. gyn. Journ. London. Vol. XLVIIT, pag. 464.
— Franklin, Plea against hysterectomy when removing the ovaries for
septic pelvic disease. Amer. Gyn. Obst. Journ. N.Y. Vol. X, pag. 400.
Montgomery, The treatment of pelvic inflammatory conditions through
vaginal incision. Therap. Gaz. 3. S. Vol. XII, 10, pag. 649. Oct. 1896.
Morris, Preliminary note on a method tor the cure of gonorrheal sal-
pingitis.. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 684.
Müller, A., Demonstration von Phlebolithen am Ligamentum latum. Ges,
f. Geb. u. Gyn. in München. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag.
653. (Bei einer zur Entfernung einer vermeintlichen Pyosalpinx vorge-
nommenen Laparotomie fanden sich im linken Ligamentum latum unter-
halb der Tube sieben kugelige harte weisse Körper eingebettet, von denen
die beiden grössten reichlich erbsengross waren. Sämnitliche Körper waren
den grössten Venenstämmen des Ligaments seitlich angelagert und von
einer lederartigen festen Hülle der Venenwand eng umschlossen, über
welcher das Peritoneum sich leicht verschieben liess. Abtragung des Liga-
ments mit Tube und Ovarium. Heilung.) |
Munde, Perityphlitis and appendicitis in their relations to obstetrics and
gynecology. Med. News. Vol. LXX, pag. 621.
— Pelvic abscess. Amer. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 609. `
Noble, Hysterectomy after previous removal of the uterine appendages
together with remarks upon the symptoms due to the menopause after
hysterectomy and after Salpingo-Oophorectomy. Amer. Gyn. Obst. Journ.
N.Y. Vol. X, pag. 685, 699.
— The development and the present status of hysterectomy for fibro-
myomata and for inflammation of the uterine appendages in America.
Brit. Gyn. Journ. London. Vol. XLIX, pag. 48 u. Amer. Journ. Obst. N, Y.
Vol. XXXV, pag. 838.
— L’hysterectomie pour fibromyomes et pour inflammations des annexes
en Amérique. Traduit par Dr. R. Labusquiere. Ann. Gyn. et Obst. Paris.
Tom. XLVIII, pag. 42—77.
CO
Tee
I E SS e
*
91.
n.
93.
Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 163
. Palmer, To what extent can we do conservative surgery upon the uterine
appendages with safety to the patient? Amer. Gyn. nd Obst. Journ.
Februar.
- Pauchet, Castration abdominale totale pour salpingoovarites bilatérales.
La Sem. Gyn. Nr. 47.
— Hystérectomie vaginale et laparotomie pour lésions des annexes de
Puterus. Gaz. hebd. Tom. XLIV, pag. 14.
Pichevin, Appendice et organes génitaux de la femme. La Sem. Gyn.
Nr. 46.
. Pilliet, Sur quelques débris embryonnaires siégeant dans les annexes
utérines. Bull. de la Soc. anat. 5. S. Tom. X, 17, pag. 580. 1896.
— et Veau, Capsule surrénale aberrante du ligament large. Progrès
méd. 3 S. Tom. V, pag. 5.
. Piotrowski, Ascaris lumbricoides evacuirt durch die Wunde nach Ent-
leerung eines parametritischen Abecesses. Przeglad Lekarski 1896.
. Pryor, De la meilleure méthode pour prévenir la suppuration dans les
inflammations pelviennes aiguës. N. Y. State Med. ass. Brooklyn. Mai
1896. Med. News. sept. 1896. (Referat in der „Gynécologie“.)
. Raimondi, Les kystes des ligaments larges. Thèse de Paris.
. Renoux, Contribution à l'étude des collections séreuses pelviennes. Thèse
de Nancy.
Reynolds, The choice between the abdominal and vaginal incisions in
the operstive treatment of acute pelvic inflammations with some remarks
upon the technique of the vaginal operation. Boston med. and surg. Journ.
Vol. CXXXVII, 7, pag. 146.
Richelot, L'’Hystérectomie abdominale totale contre les affections des
annexes. Revue de Chir. Paris. Tom. XVII, pag. 701—710.
v. Rosthorn, Zur Anatomie des Beckenbindegewebes. Verh. d. deutsch.
Ges. f. Gyn. VII. Versammlung. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 336.
(Demonstration einer Reihe von Beckenschnitten.)
. Sänger, Die Behandlung der Beckeneiterungen. Sammlung klin. Vor-
träge n. F. Nr. 178. Leipzig, Breitkopf & Härtel.
. Segond, Des tumeurs annexielles bilatérales qu'il convient d'enlever
par voie vaginale avec hystérectomie. Revue de Gyn. et de Chir. ab-
dominale. Mars-Avril.
— Considérations sur la technique, les difficultés et les dangers de
l'hystérectomie vaginale en cas de fibromes et de suppurations pelviennes.
Progrès med. 3 S. Tom, V, pag. 7.
. Sellheim, Zur Topographie der Beckeneiterungen. Verh. d. deutsch.
Gesellsch. f. Gyn. VII. Versamml. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 342.
Sellman, Treatment of pus in the pelvis. Amer. Journ. Obst. N. Y.
Vol. XXXV, pag. 813, 827.
. Sieur, De l'intervention par la voie sacrée dans les tumeurs et inflam-
mations des organes génitaux de la femme. La Sem. Gyn. Nr. 41.
. Smith, Lapthorn, The comparative frequency of appendicitis as a com-
plication of pus-tubes, with some remarks on the technique of removing
the appendix. Brit. med. Journ. Nr. 1920.
11*
104
101.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
109.
110.
111.
112.
113.
Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
Smith and M’Ardle, A case of broad ligament myoma strangulated
by protusion tbrough the inguinal canal. Roy. Acad. of med. in Ireland.
Dublin journ. of med. sc. Sept. The Lancet. Vol. I, pag. 1471.
Sonnenburg, Beiträge zur Differentialdiagnose der Entzündungen und
Tumoren der Ileocöcalgegend mit besonderer Berücksichtigung rechts-
seitiger Adnexerkrankungen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40.
Stone, Distended Appendix. Tr. of Washingt. Obst. Gyn. Soc. Amer.
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 412.
— The surgical technique of operations for pus in the pelvis. Amer.
Journ. Obst. N.Y. Vol. XXXVI, pag. 294.
Stratz, Over de conservatieve behandeling van aandoeningen der adnexa
uteri. Nederl. Weekbl. Vol. I, pag. 20. Nederl. Tijdschr. v. Geneeskunde.
Bd. XXXIII. Mai 15. (Doorman, Leiden.)
Targett, Accessory adrenal bodies in the broad ligaments. Tr. obst.
Soc. London. Vol. XXXIX, pag. 157. (Obduktionsbefund bei einem neu-
geborenen Mädchen.)
Thiébaut, Abcès du ligament large, Kyste de l'ovaire, hystérectomie
abdominale. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 6.
Todd, Pelvic cellulitis following gonorrhoea. Brit. med. Journ. May 8.
pag. 1156.
Treub, Appendicitis und Parametritis. Revue de gyn. et de chir. abdom.
Nr. 22. Sitzung d. Ned. gyn. Vereinigung. 6. Januar. (Doorman.)
Vineberg, Laparotomy for intraligamentous cyst: diseased and adherent
adnexa and retroverted uterus, undetected tear in rectum, death in seven-
teen hours. Tr. of N. Y. Obst. Soc. Amer. Gyn. Obst. Journ. N.Y. Vol.
X, pag. 76. (Der retrovertirte Uterus wurde mit einem Instrument nach
vorn gezogen und so vom Rektum abgelöst. Hierbei musste der drei Zoll
oberhalb des Sphinkter sitzende Mastdarmriss erfolgt sein. Da in erster
Linie an eine innere Blutung gedacht wurde, Wiedereröffnung der Bauch-
höhle, die sich mit trüber Flüssigkeit gefüllt zeigte. Jodoformgazetam-
ponade des Beckens. Tod.)
Vitalien, Peritonite cancereuse primitive. La Sem. Gyn. Nr. 29.
Winawer, Beitrag zur Kasuistik vereiterter Cysten des breiten Mutter-
bandes resp. des Parovariums. Medycyna, Nr. 1—4. (Faustgrosser, nicht
fiuktuirender, fast unbeweglicher Tumor “links vom Uterus. Laparotomie.
Exstirpation des Tumors nach Spaltung des Peritoneum, bei der Aus-
schälung Platzen des Tumors mit Entleerung eitrigen Inhalts, der sich
indessen als steril erweist. Die mikroskopische Untersuchung liess einen
Parovarialtumor feststellen. Es folgt eine Zusammenstellung aller beob-
achteten Fälle von Vereiterung intraligamentärer Tumoren.)
v. Winckel, Behandlung der von den weiblichen Genitalien ausgehen-
den Entzündungen des Bauchfelles und des benachbarten Zellgewebes.
Jena, Fischer. 70 pag.
In der Pathologie der Adnexe nehmen auch in diesem Jahre die
Arbeiten über die operative Behandlung der entzündlichen Erkrankungen
der Anhänge den breitesten Baum ein und es kann in dieser Beziehung
Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 165
im Ganzen nur das für den vorigen Jahrgang gesagte wiederholt werden.
Nach wie vor wird lebhaft darüber diskutirt, ob bei Behandlung der
Beckeneiterungen der abdominale oder der vaginale Weg vorzuziehen
ist, ob des Weiteren die Entfernung der erkrankten Anhänge genügt,
oder ob, zumal bei beiderseitiger Affektion, die Mitentfernung des Uterus
allein die Dauerheilung verbürgt. Diese Fragen sind alle noch nicht
apruchreif, und werden es wohl noch lange nicht sein. Mit der Auf-
stellung grosser Zahlenreihen von durch die eine oder die andere Opera-
tion „Greheilten“ ist vor der Hand kaum etwas bewiesen. Nur eine Jahre
lange kritische Beobachtung der operirten Fälle wird es mit der Zeit er-
möglichen, zu einem einigermassen abschliessenden Urtheil über den Werth
der einzelnen Verfahren zu gelangen. Der Weg bis zu diesem Ziel
ist ein langer und mühsamer, und manchen Operateuren liegt an-
scheinend mehr daran, grosse Operationsserien in’s Feld zu führen,
ala durch eine genaue Abwägung der einzelnen in Betracht kommenden
Gesichtspunkte, und durch eine treue Beobachtung des ferneren Zu-
standes ihrer Patientinnen zu einer klaren Lösung der schwebenden
Fragen beizutragen.
Es ist daher auch von einem nur sehr beschränkten Interesse, zu
wissen, welchem Verfahren der einzelne Autor, mag das Gewicht seines
Namens noch so gross sein, zur Zeit gerade die Palme zuerkennt. Wenn
in gewisser Richtung mehr „konservative“, Bestrebungen sich geltend
machen, so ist dabei nicht zu vergessen, dass diese an sich gewiss
lobenswerthen Bestrebungen doch zunächst nur eine Erweiterung der
so wie so lax genug gestellten Indikationen im Gefolge gehabt haben.
Es wird die Aufgabe der nächsten Zeit sein, eine genauere Differenzirung
der einzelnen Formen entzündlicher Adnexerkrankungen herbeizuführen,
und demgemäss für jede einzelne Form die zweckmässigste Behand-
lungsweise aufzustellen. Es ist das freilich viel unbequemer, als sich
durch die Diagnose „Perimetritis“ oder „Pelvic inflammation“ ohne
Weiteres das Messer in die Hand drücken zu lassen.
Von wichtigeren Arbeiten muss diejenige Sänger’s (94) genannt
werden, die im Wesentlichen die vom Verfasser auf dem Genfer
Gynäkologenkongress referirten Anschauungen wiedergiebt. Er be-
spricht die einzelnen zur Zeit üblichen Operationsverfahren, wobei er sich
entschieden gegen die unnöthige Mitentfernung des Uterus wendet, die
nur in einzelnen Fällen schwerer Erkrankung berechtigt ist. Im
Allgemeinen giebt Sänger dem abdominalen Wege, übrigens im
Einklang mit den meisten deutschen Operateuren, den Vorzug An
der Anwendung der Drainage wird bei sog. unreinen Operationen fest-
166 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
gehalten, und zwar in Form der Mikulicz’schen Tampondrainage. Verf.
giebt zum Schluss eine Uebersicht von 43 Fällen von Cöliotomie ohne
Todesfall.
Sehr bemerkenswerth ist der Aufsatz über die „Behandlung der von
den weiblichen Genitalien ausgehenden Entzündungen des Bauchfells und
des benachbarten Zellgewebes“ von v. Winckel(113), die einen Theil des
Penzoldt-Stintzing’schen Werkes bildet. Einen besonderen Vor-
zug der Arbeit bildet die ausführliche anatomische Grundlage, auf
welchen die klinischen und therapeutischen Ausführungen des Verf.
aufgebaut sind. :
Auf dem internationalen Kongress zu Moskau waren Dührssen
und A. M artin die Referenten über die Kolpotomie. Beide sind auf Grund
ihres grossen Materials entschieden zu dieser Aufgabe berufen. Dührssen
(30) besprach das Thema in Anlehnung an die von ibm in 305 (!) Fällen
von Retroflexio mobilis und fixata ausgeführte Vaginaefixation. Zur
Heilung der Entzündungen des Beckenbauchfells bat er die Kolpo-
coeliotomia anterior 200 mal vorgenommen, 8 mal mit tödtlichem
Ausgang. Von 7 Frauen, bei denen er zu ventralen Operationen über-
gehen musste, starben 3. In 6 Fällen, in denen wegen schwieriger
Blutstillung die vaginale Radikaloperation angeschlossen wurde, kein
Todesfall.
Ueber eine noch grössere Zahl von Fällen verfügt Martin (69),
der die Operation 496 mal (!) ausgeführt hat, darunter nur 60 mal
zur Beseitigung mobiler Retroflexio, in allen anderen Fällen wegen
pelviperitonitischer Veränderungen. 4 Kranke starben, in 6°jo traten
Recidive der Beckenperitonitis ein, 27°/o wurden nur „gebessert“. In
einem Falle entfernte er das Ei aus der graviden Tube und vernähte
dieselbe. Martin hält die Fälle, in denen die Kastration oder neuer-
dings die vaginale Radikaloperation berechtigt sind, für seltene Aus-
nahmen, für gewöhnlich ist ein konservatives Verfahren möglich, bei
dem man den Uterus erhält und trotzdem die Beschwerden der Kranken
beseitigt. Bei sehr festen Verwachsungen indessen der Beckenorgane
mit der Beckenwand und dem Mastdarm und bei grossen Geschwülsten
erscheint der Bauchschnitt ungefährlicher. Gewöhnlich gelingt die
Trennung der Verwachsungen und die Durchführung der an den er-
krankten Beckenorganen vorzunehmenden Operationen von der Scheide aus.
Bei der Diskussion spricht sich Zweifel entschieden gegen die
Ueberlegenheit der vaginalen Operationen aus, während Lebedeff
zur Anwendung der althergebrachten Moor- und Schlammbäder räth,
da ja auch von Martin’s Patientinnen 27°/o nicht geheilt seien.
LS
N
D
A
Adnexe im Allgemeinen, Liganentum latum und rotundum etc. 167
Die ausführliche Arbeit von Mainzer (66) gründet sich auf ein
Material von 200 (!) vaginalen Radikaloperationen wegen entzündlicher
Adnexerkrankungen in der Landau’schen Klinik — eine Zahl, die
immerhin gross genug ist, um über die Vorzüge oder Nachtheile des Ver-
fahrens einigermassen ins Reine zu kommen. Mainzer fasst die Re-
sultate seiner Beobachtungen folgendermassen zusammen : Die Mortalität
betrug 4°/o. Von Nebenverletzungen kamen in den letzten 91 Fällen
vier Dickdarm- resp. Rekto-Vaginalfisteln zur Beobachtung. Ureter und
Blase wurden nie verletzt. Ileus kam nicht zur Beobachtung, die Ge-
fahr einer Peritonitis ist minimal. Arbeitsfähigkeit wurde in allen Fällen
vollkommener Operation erzielt, nach unvollkomınener Operation nicht
ohne Weiteres. Die Ausfallserscheinungen sind nach vaginaler Radikal-
operation geringer als nach doppelseitiger Adnexexstirpation. Beim
Vorhandensein stärkerer Ausfallserscheinungen „verspricht“ die Dar-
reichung von Eierstockssubstanz innerlich Beseitigung der Beschwerden.
Libido und Voluptas sexualis wird nur in seltenen Fällen beeinträch-
tigt. Auftreten von Psychosen wurden nicht beobachtet, der psychische
Zustand blieb fast immer der gleiche wie vor der Operation. Eine unvoll-
ständige Operation ist bei doppelseitiger entzündlicher oder eiteriger
Affektion der Adnexe im Interesse der Dauerheilung zu verwerfen, da-
gegen eventuelle Zurücklassung der Eierstöcke zur Vermeidung der Aus-
fallserscheinungen räthlich.
In Amerika scheint die Begeisterung für die massenhaft geübte
UÜterusexstirpation bei Beckeneiterungen allmählich im Schwinden be-
griffen zu sein. Während Henrotin (46) noch unentwegt daran fest-
halt, in der weitaus grösseren Zahl von Fällen, wo die Entfernung der
Adnexe nothwendig ist, den nunmehr nutzlosen und zu weiterer Er-
krankung disponirenden Uterus mit fort zu nehmen, vertreten Franklin
Martin (72), van Hook (50), Ferguson (38) einen weniger radi-
kalen Standpunkt. Sie machen besonders darauf aufmerksam, dass
der Eingriff in das Nervenleben der Frau bei der Mitexstirpation der
Gebärmutter ein ganz anderer ist, als wenn man sich mit der Ent-
fernung der Adnexe allein begnügt.
Frank (41) spricht sich in einem sehr verständigen Aufsatz gegen
die kritiklose Herausnahme des Uterus bei Beckeneiterungen aus. Eine
schwere Miterkrankung des Uterus ist verhältnissmässig selten, und an
einigen von anderen Operateuren als angeblich erkrankt entfernten Or-
ganen konnte er absolut nichts Pathologisches entdecken. Er eitirt
einige Fälle seiner Praxis, die von den Anhängern der Üterusexstir-
pation sicher ihrer gesammten inneren Genitalien beraubt wären, wäh-
168 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
rend er mit seiner Behandlung — Laparotomie und Behandlung der
Adnexe nach dem Grade ihrer Erkrankung — nicht nur Genesung,
sondern auch Schwangerschaft auftreten sah.
Duplay und Clado (32) dagegen wollen sogar im Stadium
akuter Entzündung die vaginale Uterusexstirpation vornehmen, wenig-
stens, wenn kein Fieber vorhanden ist.
Gegen die gerade unter seinen Landsleuten mit Vorliebe geübte
kritiklose Entfernung der entzündlich erkrankten Adnexe wendet sich
Dudley (Palmer) (28) in einem bemerkenswerthen, sehr geharnisch-
ten Artikel. Es gehört schon etwas Muth dazu, offen auszusprechen,
dass es in Amerika Aerzte giebt, die sich dem Övariengeschäft
(„ovary business“) zuwenden, weil es dabei am meisten Geld zu ver-
dienen giebt. Dudley stellt eine Reihe von 65 sich über neun Jahre
vertheilenden Laparotomien zusammen, die grösstentheils Fälle betreffen,
die seiner Ansicht nach von den meisten anderen Gynäkologen mit
Exstirpation der Adnexe oder des Uterus behandelt worden wären. Er
selbst war in jedem Falle bestrebt, alles, was von den Adnexen irgend-
wie noch von Werth war, den Patientinnen zu erhalten. So besonders
durch Zurücklassung gesunder Ovarialtheile, Aufschneiden verschlossener
Tuben, Loslösung und Freimachung verlötheter Organe. In 10 Fällen
folgte später Schwangerschaft, die sechsmal zur Geburt ausgetragener
Kinder führte, dreimal durch Abort (darunter ein artifizieller seitens der
Patientin) beendet wurde, während in dem 10. Falle zur Zeit noch Gra-
vidität bestand. Hierbei ist zu bemerken, dass nur der kleinere Theil
der Operirten in seinen späteren Schicksalen verfolgt werden konnte.
An ein der New-Yorker geburtshilflichen Gesellschaft von Boldt
(10) demonstrirtes Präparat — Uterus sammt Adnexen — knüpfte sich
eine interessante Diskussion, in der fast sämmtliche Redner mit seltener
Einmüthigkeit gegen die leichtfertige und kritiklose Art, wie heute
Uterusexstirpationen vorgenommen werden, Stellung nahmen. So betont
der Vorsitzende Murray, die Bedeutung des demonstrirten Präparats
liege nicht in seiner Seltenheit, sondern in seiner Häufigkeit. Gerade
in derartigen Fällen von chronischen Adhäsionen mit Oophoritis sehe
der beschäftigte Geburtshelfer häufig genug Schwangerschaft mit glück-
lichem Ausgange und konsekutivem Schwinden aller Beschwerden auf-
treten. Die radikale Operation könne wohl zur Heilung führen, oft
genug aber auch zur Zerstörung des ehelichen Lebens.
Auch Fish (39) hält es durchaus nicht für nöthig, in allen
Fällen von Exstirpation der Adnexe den Uterus mit zu eutfernen.
mn
Adnexe im Allgemeinen, Ligawentum latum und rotundum ete. 169
Er macht besonders aufmerksam auf die öfters darnach vorkommenden
psychischen Störungen.
Die vorläufig mitgetheilte neue Methode zur Behandlung gonor-
rhoischer Salpingitis von Morris (74) dürfte eine ebenso unnütze, wie
gefährliche Spielerei sein. Bei einer 26jährigen, seit 10 Jahren mit
Gonorrhoä infizirten, und seitdem an profusem Ausfluss leidenden Person
eröffnete er den Douglas, zog die Tuben vor und spülte sie vermittelst
eines Katheters mit 7°joiger H,O,-Lösung, sodann mit 2°/oiger Formal-
lösung aus, wobei er das Abfliessen durch den Cervikalkanal deutlich
beobachten konnte. Alsdann wurden die Tuben reponirt, die Vaginal-
wunden einen Tag lang drainirt. 16 Tage später hatte der Ausfluss
vollkommen aufgehört. Vor der Operation war das Cervikalsekret unter-
sucht, und der gonorrhoische Charakter festgestellt worden. Bei der später
vorgenommenen Untersuchung zeigten sich noch einzelne Gonokokken
im Cervixepithel, die Morris durch weitere Injektionen mit Formal-
lösung zu beseitigen hofft.
Mit Incision des hinteren Scheidengewölbes und Drainage ohne
Entfernung irgend eines Organtheiles hat Abbott (1) 30 Fälle von
Beckenentzündungen behandelt, und hält dieses Verfahren in allen
Fällen für ausreichend, die nicht durch tuberkulöse Erkrankung, durch
Myome und grössere Cysten, und durch maligne Degeneration kompli-
zirt sind. Auch bei Appendicitis und grösseren hochsitzenden Abscessen
reicht es nicht aus. In 27 Fällen erfolgte vollständige Heilung, in
drei Besserung. Kein Todesfall.
Haggard (44) schliesst seinen Aufsatz mit den begeisterten
Worten: „Das Gebiet der vaginalen Operation ist, in Fällen beginnender
Erkrankung der Eiterung vorzubeugen, ibr in Puerperalfällen zuvor-
zukommen, in verzweifelten Fällen das Leben zu retten. Ihre Anwen-
dung bei entzündlichen Beckenerkrankungen der Frauen und Becken-
eiterungen ist einer der grössten Triumphe unserer Zeit.“ Welch be-
neidenswerther Optimismus!
Freund (42) will bei entzündlichen Erkrankungen der Adnexe
nur bei eingetretener Eiterung, nicht im akuten Stadium, operiren. Bei
dem dazwischen liegenden Stadium der Infiltration oder Exsudation hat
er seit einiger Zeit ein neues, der konservativen Chirurgie entlehntes
Verfahren in Anwendung gebracht. Dieses Verfahren besteht in täg-
lich durch mehrere Stunden fortgesetztem Druck mittelst Schrotbeutels
auf die Beckenorgane und wird folgendermassen geübt: Ein über ein
Röhrenspeculum gezogener Condom von starkem Gummi wird, nachdem
das Ganze in mässiger Beckenhochlagerung in die Vagina geführt
170 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
worden ist, mit Schrot Nr. 3 bis zu 800 oder 1000 g gefüllt. Auf die
Unterbauchgegend wird nach Hochstreichen der Flexura iliaca ein
mehrere Pfund schwerer Schrotgummibeutel applizirt. Der Vaginal-
condom adaptirt sich vollkommen den Contouren der Vagina, letztere
wird verlängert und erweitert, die Beckenorgane werden elevirt. Bisher
waren günstige Erfolge bei chronischer Perimetritis, Parametritis, Adnex-
schwellungen etc. zu beobachten.
Kugelmann (61) spricht einer wesentlich medikamentösen Be-
handlung parametritischer Exsudate das Wort, und schreibt speziell
dem Opium nicht nur die Wirkung der Ruhigstellung des Darmes,
sondern auch baktericide Eigenschaften zu.
Dem Zusammenhang zwischen Adnexerkrankungen und Entzün-
dungen der Ileocöcalgegend, speziell des Wurmfortsatzes, wird neuer-
dings ein grösseres Interesse zugewandt, wie u. A. die Arbeiten von
Sonnenburg, Krüger, Mund& beweisen. Sonnenburg macht
auf anatomische Einzelheiten aufmerksam, speziell auf eine den Appendix
mit dem rechten Ovarium verbindende Peritonealfalte, die den Ent-
zündungserregern den Weg giebt, von einem Organ auf das andere
überzugreifen. Die Differentialdiagnose zwischen Pelveoperitonitis und
Appendicitis wird besprochen, wobei wegen der wichtigen Anamnese
und der Verhältnisse der Darmfunktion, die Beziehungen der Ge-
schwulst zur Uteruskante vor allem massgebend sind. Weiterhin zeigen
der Sitz des Exsudats im Verhältniss zur Beckenwandung, sowie die
Konsistenz ziemlich charakteristische Verschiedenheiten. Die klinischen
Erscheinungen zeigen viele Aehnlichkeiten, doch pflegt die Lokalieirung
des Schmerzes eine andere zu sein. Sonnenburg selbst operirte
drei Fälle von Appendicitis, bei denen die Diagnose Parametritis von
anderer Seite gestellt war, in zwei anderen Fällen zeigte sich statt der
vermutheten Appendicitis eine von den Genitalorganen ausgehende
Eiterung. In sechs Fällen waren gleichzeitig Erkrankungen des Appendix
und der Adnexorgane vorhanden. In vier Fällen traten im Verlauf
oder nach Operation der Appendicitis Erkrankungen der Adnexe auf.
Einmal Komplikation mit Tubargravidität.
Krüger (60) bespricht ebenfalls die Differentialdiagnose zwischen
Appendicitis und Genitalerkrankungen, wobei er die Unterscheidung
zwischen der perforirenden Appendicitis und dem erfolgten Durchbruch
einer Eiteransammlung im Becken für besonders schwer hält. Ebenso
machen die Kombinationen von Appendix- und Adnexkrankheiten oft
erhebliche Schwierigkeiten. Unter 21 derartigen Fällen, welche Verf.
mittheilt, finden sich zahlreiche interessante Beobachtungen.
Adnexe im Allgemeinen, Ligamentum latum und rotundum etc. 171
Munde& (76) glaubt, dass die perityphlititschen Erkrankungen bei
Weibern meist mit Beckenerkranukungen verwechselt werden. Bei der
Diagnose ist der Ausgangspunkt des Schmerzes von besonderer Wich-
tigkeit. Grosse Schwierigkeiten für die Diagnose entstehen bei abnormer
Länge des Wurmfortsatzes.. So sah Mund& bei der vaginalen In-
cision einer Hämatocele einen über 15 cm langen \Vurmfortsatz durch
den Einschnitt im Scheidengewölbe vorfallen. Bei Unsicherheit der
Diagnose empfiehlt es sich, falls die Operation nothwendig wird, den
Einschnitt in die rechte Linea semilunaris zu legen, da auf diesem
Wege sowohl der Processus vermiformis als auch eine Tubenanschwellung
gut entfernt werden kann.
Auf Grund von sechs eigenen und zwei fremden Beobachtungen
ist Treub (109) zu der Ueberzeugung der relativen Seltenheit einer-
seits, der Gutartigkeit andererseits der Appendicitis gekommen; er erklärt
sich diese eine Tbatsache durch die innige Verbindung des Mesenterium
des Proc. vermiformis mit dem Lig. latum bei Frauen. Oft entsteht aus
Appendicitis eine Parametritis.
Sellheim (97) legte der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
Serieuschnitte von zwei Becken vor. In dem ersten von einer drei
Wochen post partum gestorbenen I para stammenden Präparat handelt
es sich um eine mehr frische Infektion: extraperitonealer Abscess
zwischen Psoas und iliacus, kolossal infiltrirte Ligamenta lata und
infundibulo-pelvica mit röhrenförmigen Eiterherden, weiter unten ein
extraperitonealer pararektaler Eiterherd, beiderseits Pyosalpinx. Das
zweite Präparat, an dessen Trägerin vaginale Extirpation, als letztes
Hilfsmittel versucht werden sollte, zeigte exquisit chronisch-entzündliche
Veränderungen, hühnereigrossen intraperitonealen Eiterherd (wahrschein-
lich alte Pyosalpinx) auf der anderen Seite tubovariellen Eitertumor.
Perforation eines pararektalen Eiterherdes in den Mastdarm. Verände-
rungen des Ureters und der Blase.
Hlawazek (48) beschreibt aus der Chrobak’schen Klinik vier
Fälle von Schwangerschaft und Geburt, die durch eitrige Entzündungen
komplizirt waren, und von denen drei durch die Obduktion klargestellt
werden konnten, während eine in Genesung endigte. Im ersten Falle,
in dem die 21jährige II para unter den Erscheinungen septischer Endo-
metritis zu Grunde ging, ergab die Obduktion diffuse Peritonitis in
Folge einer Perforation des Processus vermiformis. Der zweite Fall,
eine eitrige Salpingitis mit Durchbruch nach der Scheide im 4. Schwanger-
schaftsmonat, endete mit normaler Geburt. Im dritten Falle ging die
wegen unvollständigem Abort in die Klinik eingelieferte Patientin unter
172 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
den typischen Erscheinungen der septischen Peritonitis zu Grunde. Die
Obduktion ergab eitrige Peritonitis, ausgehend von einem Ovarialabscess.
Der Beckenbefund war ein derartiger, dass die eitrigentzündliche Adnex-
erkrankung als entschieden älteren Datums anzusehen war. Im vierten
Falle war bei der 40jährigen zweitgebärenden ein parametritischer
Abscess älteren Datums in den Uterus und das Cavum Douglasi
durchgebrochen, daneben zahlreiche pyämische Herde.
Stratz (105) berichtet über 37 eigene Fälle von Adnexkrankheiten
um aus diesen Fällen abzuleiten, ob eine operative oder eine konser-
vative Therapie den Vorzug verdient. Er theilt die 37 von den 50
von ihm operirten Fällen in drei Tabellen ein: I. Einseitige Entzün-
dungen der Adnexe, mit Laparotomie behandelt: fünf Fälle, vier von
Pyosalpinx, ein Perioophoritis. Vier geheilt, einer gestorben an septi-
scher Peritonitis durch Bersten des Eitersackes. II. Zweiseitige unkom-
plizirte Entzündungen der Adnexe, mit Laparotomie behandelt: sieben
Fälle, alle gut geheilt. III. Komplizirte Erkrankungen der Adnexe:
fünf Fälle, alle gut geheilt.
Verf. schliesst aus seinen publizirten Fällen, dass Entzündungen,
welche auf Cirkulationsstörungen und Tuberkulose beruhen, bald ohne
klimakterische Erscheinungen zu zeigen, genesen und ebenso alte
Prozesse, wobei sich Hydrosalpinx, Cystovarium und Atrophie bildet.
Die gonorrhoische Entzündung ist auch nach der Operation zu hart-
näckig, um radikal zu heilen. Verf. will in alten, hartnäckigen Fällen
von Genitalgonorrhoe dieP&an-Doyen’sche Vaginaloperation machen.
Verf. empfiehlt das Verfahren bei gonorrhoischen Entzündungen,
doch soll man lange Zeit warten, ehe man operirt. Je länger man
wartet, desto geringer ist die Gefahr der allgemeinen Infektion. Er
verwirft die Methode, in zwei Tempi zu operiren, nämlich per La-
parotomie die Pyosalpinx zu erreichen, in der unteren Wundecke
dieselbe zu fixiren und drei Tage später mit Paquelin zu eröffnen,
Verf. hält die Salpingotomie für eine gefährliche Operation, welche
nur im äussersten Falle zu machen sei. Verf. hat schon viele Erfolge
mit der konservativen Behandlung gebabt. Tabelle IV giebt fünf
mittelst Massage geheilte Fälle. (Doorman, Leiden.)
Lindholm (63) beschreibt aus der Klinik Heinricius zu
Helsingfors einen Fall von periuterinem (perametranem) Abscess, der
tödtlich endete, und der besonderes Interesse wegen des Befundes von
Pneumokokken (Fraenkel) in dem aus demselben entleerten Eiter bean-
sprucht. Wie die Infektion entstanden ist, lässt sich nicht mit Sicher-
Tuben. 173
heit feststellen; Verf. ist geneigt, dieselbe als vom Schlunde aus ent-
standen zu betrachten. Es fanden sich bei der Autopsie grosse Ton-
sillarabscesse mit dickem, zähem, geruchlosem Eiter, der aber zunı
Bedauern des Verf. nicht bakterioskopisch untersucht wurde.
(Leopold Meyer.)
Engström (36) sucht in einem, durch viele interessante Kranken-
geschichten erläuterten Vortrag die Wechselbeziehungen zwischen Krank-
beiten des Proc. vermiformis und der rechtsseitigen Adnexe klarzulegen.
Entzündung des Proc. vermif. kann rechtaseitige Parametritis und Peri-
salpingo-Oophoritis hervorrufen. Aber umgekehrt kann sich die Ent-
zündung auch von den Geschlechtsorganen auf den Processus verbreiten,
sei es, dass derselbe durch pelveoperitonitische Adhäsionen fixirt und
geknickt wird, sei ea, dass seine Ernährung leidet, sei es endlich, dass
die entzündeten Organe direkt mit dem Processus verwachsen und
die Entzündung somit unmittelbar auf denselben weiter kriecht. In
nicht wenigen Fällen ist es unmöglich zu entscheiden, von welchem
Organ der Krankheitsprozess seinen Ausgang genommen bat. Zuletzt
erwähnt Verf. die Schwierigkeiten, die die differentielle Diagnose zwischen
Appendicitis und Perisalpingo-Oophoritis verursachen kann.
(Leopold Meyer.)
d) Tuben.
l. Acconci, Trattamento chirurgico delle suppurazioni pelviche. Atti della
Soe. italiana di Ost. e ginec. Roma, Vol. IV, pag. 180. (Herlitzka.)
. Ahlfeld, Ueber Erweiterung der Tuben bis zur Durchlässigkeit umfang-
reicher Sonden. Centralbl. Nr. 47, pag. 1385.
3. D'Anna, Epitelioma primitivo della tromba. Archivio e Atti della Societa
italiana di chirurgia pag. 699 e 707. (Herlitzka.)
t+. Arendt, Bemerkungen zur operativen Conceptionsverhinderung. Centralbl.
Nr. 44, pag. 1318.
. Bastianelli, I blastomiceti nelle salpingiti. (Società lancisiana Roma.)
Gazzetta degli ospedali, Vol. II, fasc. 151.
6. Bettmann, A contribution to the pathology of the fallopian tubes. Am.
Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 685.
i. Beuttner, Sterilisation mittels Tubendurchschneidung nach l.aparotomie.
Centralbl. Nr. 40, pag. 1227.
` Binkley jr., Fibroid of the aterus following double salpingo-oöphorectomy.
Tr. of Chicago Gyn. Soc. Am. Gyn. Obst. Joum. N. Y. Vol. X, pag. 61.
9. Blumenreich, Die Entwickelung der Fallopischen Tube beim Menschen.
Inaug. Diss. Berlin 1895.
t>
wt
174
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
Boldt, A specimen of utero-tubal mass. Tr. of N. Y. Obst. Soc. Am.
Gyn. Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 631. (Boldt beabsichtigte einen
anscheinend in Vereiterung begriffenen linksseitigen Tubensack zu exstir-
piren. Da sich bei der Laparotomie feste Darmverwachsungen und rechts-
seitige Pyosalpinx zeigten, welche letztere platzte, schloss er die Becken-
organe durch Kompressen von der Bauchhöhle ab und exstirpirte den Uterus
sammt Adnexen von unten, um eine Eiterinfektion der Bauchhöble zu
vermeiden.)
Bovee, Large ovarian hematoma and double pyosalpinx. Am. Journ.
Obst. N. Y. Vol. XXXV, pag. 284.
Broese, 1. Uterus mit Adnexen (doppelseitige Hämatosalpinx). 2. Uterus,
wegen nach Abort entstandenen parametritischen Abscesses exstirpirt. Verh.
d. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Berlin. Centralbl. f. Gyn. Nr. 14, pag. 369.
(Der nach Abort entstandene parametritische Abscess war nach der Scheide
und ausserdem nach der Blase perforirt. Behufs breiter Eröffnung des
Abscesses und besserer Drainage Exstirpation des Uterus. Eine am dritten
Tage entstandene Dünndarmscheidenfistel heilte nach einigen Wochen
spontan. Ein 14 Tage nach der Operation auf der Fossa iliaca sich ent-
wickelnder Abscess musste oberhalb des Lig. Poupartii eröffnet werden.)
Broun, A case of haematosalpinx. Tr. of N. Y. Obst. Soc. Am. Gyn.
Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 620. (Das Bemerkenswerthe des Falles
liegt darin, dass die Anamnese sicher für Gravidität sprach, die Operation
dagegen eine Hämatosalpinx ohne eine Spur (?) von Schwangerschafts-
produkt ergab.)
Buchstab, Das elastische Gewebe in den Eileitern der Frauen in nor-
malem und pathologischem Zustande. (Aus dem Laboratorium der Klinik
für Geb. u. Frauenkrankh. des Prof. Slaviansky.) Centralbl. Nr. 28,
pag. 896.
Bulius, Zur Diagnose der Tuben- und Peritonealtuberkulose. Verb. d.
deutschen Gesellschaft f. Gyn. VII. Vers. Leipzig, Breitkopf u. Härtel,
pag. 415.
Carr, Treatment of acute salpingitis. Am. Journ. Obst. N. Y. Vol. XXXV,
pag. 779, 822.
Clado, La salpingectomie a l’'hötel-dieu. La Sem. Gyn. Nr. 32.
Cullingworth, Clinical illustrations of the diseases of the fallopian
tubes and of the tubal gestation. Rivington. Percival and Co.
— Pyosalpinx, with multiple abscesses of the ovary. Tr. Obst. Soc.
London. Vol. XXXIX, pag. 47. (Rechtsseitige Pyosalpinx, das Ovarium
derselben Seite vergrössert, von zahlreichen kleinen Abscessen durchsetzt.
Linkerseits Hydrosalpinx, Ovarium cystisch vergrössert, frei von Abscessen.
Cullingworth führt den Ursprung auf Gonorrhoe zurück.)
Diskussion (Monprofit, Hartmann), Castration abdominale totale
pour salpingites suppurees. Congrès francais de Chirurgie. Ann. de Gyn.
et d’Obst. Paris. Tom. XLVIII, pag. 541—544.
Döderlein, Experimentelle Untersuchungen über Intrauterininjektionen-
Verh. d. deutsch. Gesellsch. f. Gyn. VII. Versamm!. Leipzig, Breitkopf
& Härtel. pag. 430.
23.
ZA.
Tuben. 175
. Doran, Alban, An unreported case of primary cancer of the fallopian
tubes in 1847, with notes on primary tubal cancer. Tr. of Obst. Soc. of
London. Vol. XXXVIII, pag. 322. (Der Bericht bezieht sich auf ein im
Jahre 1847 von dem jetzt noch lebenden Dr. Renaud nach einem frischen
Präparat gemaltes Bild, dessen beigegebene farbige Reproduktion die maligne
Veränderung der Tuben deutlich erkennen lässt, so dass wir hier wohl in
der That den ältesten bekannten Fall von primärem Tubencarcinom vor
uns haben.)
Duncan, Double pyosalpinx. Transact. Obst. Soc. London. Vol. XXXIX.
pag. 89.
Eckardt, Ein Fall von primärem Tubencarceinom. Arch. f. Gyn. Bd. LIII
pag. 183. (45jährige Frau. Kindskopfgrosser linksseitiger Tumor von
ovaler Gestalt, die Oberfläche kleinhöckerig, blauröthlich gefärbt. Im
Innern blumenkohlartige Wucherungen, zwischen ihnen freiliegende nekro-
tische Massen. Die Tubenwandung unregelmässig infiltrirt, mit cirkum-
skripten bis wallnussgrossen Knoten. Uterines und abdominales Tuben-
ende frei, im Lig. latum und Mesosalpinx zerstreute Iymphatische Ge-
schwulstherde. Ovarium normal. Die mikroskopische Untersuchung zeigte
sowohl adenomatöse als alveoläre Struktur. Klinisch konnte die Diagnose
Carcinom der Tube nicht gestellt werden.)
Fabricius, Ruptur einer Pyosalpinx und folgende eitrige Peritonitis bei
einer Schwangeren. Laparotomie. Heilung. Wiener klin. Wochenschr.
Nr. 48.
. Fenwick, A case of ruptured pyosalpinx closely simulating perforation
of the appendix, necropsy. The Lancet. Nr. 3874.
. Ford, Pus tubes and their management. Ann. Gyn. Paed. Boston. Vol.
X, pag. 457.
- Fraenkel, Placentarpolypen der Tube. 69. Versamml. deutsch. Natur-
forscher und Aerzte zu Braunschweig. Centralbl. Nr. 40, pag. 1220.
. Fritsch, Bemerkungen zu dem Aufsatz von Beuttner. Centralbl. Nr. 40.
pag. 1228. (Sterilisation mittelst Tubendurchschneidung.)
30. Goelet. Haematosalpinx of the right side. Amer. Gyn. Obst. Journ. N. Y.
Vol. X, pag. 467.
. Grusdew, Zur Histologie der Fallopia’schen Tuben. Aus dem Labora-
torium der Universitäts-Frauenklinik zu Kiel. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10.
pag. 257.
. Hall, Hysterectomy for double pyosalpinx. Amer. Journ. Obst. N. Y.
Vol. XXXV, pag. 117.
. Hegar, Tuberkulose der Tuben und des Beckenbauchfells. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 45.
. Hirst, Septic salpingitis of curious origin. Amer. Journ. Obst. April.
v. d. Hoeven. Dr. L., Ein Fall von Hämatopyosalpinx, komplizirt durch
Atresia vaginae acquisita. Nederl. Tijdschrift voor Verloskunde en Gynaecolo-
gie, Heft VIII, pag. 1. (Nach Diphtheritis Atresie der Vagina und im An-
schlusse daran eine Hämatopyosalpinx. Während der Operation (Lapa-
rotomie und sofort nachher vaginale Operation zur Heilung der Atresie)
fand sich eine Hämatosalpinx heraus, aber keine Hämatometra oder Hämato-
kolpos. Die Hämatopyosalpinx war nicht zu exstirpiren, der Sack wurde
176
40.
41.
42.
46.
47.
48.
49.
Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
darum nach aussen tamponirt. Pat. hatte ein drei Wochen langes Kranken.
bett und starb an Infektion und Pneumonie. Verf. schliesst aus den in
der Litteratur publizirten Fällen, dass die Eröffnung des Blutsackes per
vaginam sehr gefährlich ist.) (Doorman, Leiden.)
. Jacobs, Quelques cas de collections tubaires enkystees de volume ex-
ceptionel. Bull. de la Soc. Belge de Gen Nr. 1.
— Deux cas de tumeurs du pavillon. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu
Brüssel. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29, pag. 928. (Die beiden Präparate, die
Jacobs für Unica hält, zeigen einen durch einzelne Fimbrien gebildeten,
von der Tubencyste getrennten Tumor. Aehnliche Dinge sind von Zedel
und anderen beschrieben worden.) l
. Jenkins, Hydrosalpinx. Glasgow med. Journ. Vol. XLVIII, 3, pag. 217.
— Oöphoro-salpingitis bilateralis, hydrosalpinx, perisalpingitis. Glasgow
med. Journ. Vol. XLVII, 3, pag. 218.
v. Kahlden, Ueber das primäre Sarkom der Tuben. Beitr. z. pathol.
Anatomie u. allg. Pathol. Bd. XXI, 2, pag. 275.
Kehrer, Sterilisation mittelst Tubendurchschneidung nach vorderem
Scheidenschnitt. Centralbl. Nr. 31, pag. 961.
Kleinhans, Ueber einen Fall von Haematometra lateralis mit Hämatosal-
pinx. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 3. (Kongenitale Atresiə
der linken Hälfte eines Uterus bilocularis bei einem jungen Mädchen mit
nachfolgender Hämatometra und Hämatosalpinx dieser Seite. Punktion
durch die Scheide mit nachfolgender Drainage hatte nach neun Tagen die
Hämatosalpinx nicht verändert. Daher Cöliotomie, bei welcher die Ad-
nexe der kranken Seite entfernt wurden. Heilung. Beschreibung des
Präparates unter Beigabe einer Tafel. Der Fall ist relativ selten, 11 gleiche
sind seiner Zeit von Sänger zusammengestellt worden.)
. Kossmann, Cirkumskripte Hypertrophie der Muskulatur am interstitiellen
Tubentheil. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, 1, pag. 1683.
. Kötschau, Pyosalpinx. Demonstration. Verhandl. d. Gesellsch. f. Geb.
u. Gyn. zu Köln a. Rh. Centralbl. Nr. 21, pag. 627.
3. Landsberg, Ueber Hämatosalpinx und Tubenmenstruation. Inaug.-Diss.
Breslau 1896. Ref. Centralbl. pag. 1285.
Lapointe, Note sur un cas d’ovaro-salpingite bilaterale. Bull. de la
Soc. anat. 3. S. Tom. XI, 2, pag. 75.
Larin, Fall von cystischer Degeneration der linken Tube mit papilloma-
tösen Wucherungen auf der Innen- und Aussenfläche der Cysten. Operation.
Heilung. Wojenno-medic. jurnal. Oktober. (V. Müller.)
Lauro, Doppia piosalpingovariectomia. Arch. di Ost. e Gin. Nr. 9.
Lewers, Ruptured tubal pregnancy with haematosalpinx of opposite side.
Tr. Obst. Sec. London. Vol. XXXIX. pag. 189. (Die rechte Tube enthielt
eine wallnussgrosse Mole. Die Tube war rupturirt, das Ostium abdominale
stand offen. Die linke Tube war am abdominalen Ende geschlossen, ent-
helt ein frisches Blutgerinnsel.)
50. Lincoln, Concretions of lime salts in both tubes from a case of double
salpingitis. Clevel. med. Gaz. Vol. XII, 5, pag. 268.
51. Lovrich, Salpingitis purulenta gonorrhoica. Demonstration. Gyn. Sect.
d. kgl. ungar. Aerztevereins zu Budapest. (Der rechtsseitige Tubensack
39.
d
hl.
OG
GL
a»
di
"À,
Tuben. 117
barst bei der Operation, Tod am dritten Tage an eitriger Peritonitis. Aus
dem Tubeneiter wurden Gonokokken und Staphylococcus albus kultivirt,
während sich der zweite linksseitige Tubensack als steril erwies. Das
Sekret der Bauchhöble enthielt ebenfalls Staphylokokken.)
»2. Madden, The conservative and other treatment of diseases of the fal-
lopian tube. Brit. med. journ. Oct. Vol. II, pag. 1147.
— The conservative treatment and therapeutics of Fallopian-tube disease.
Therap. Gaz. 3. S. Vol. XIII, pag. 59.
. Mandl, Ueber den feineren Bau der Eileiter während und ausserhalb der
Schwangerschaft. Aus dem histolog. Instit. der kk Universität in Wien.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. Ergänzungsh. pag. 130.
A Manouélides, La Salpingo-Ovariotripsie. Thèse de Lyon. Province
med. Nr. 34.
. V. Mars, Sactosalpinx serosa dextra neben einer Pyosalpinx sinistra und
linkem Ovarialkystom. Demonstration. Gyn. Ges. zu Krakau. Monatsschr.
f. Geb. u. Gen Bd. V, pag. 385.
i. Meyer, Rob., Ueber Hämatosalpinx bei Verschlüssen doppelter (senitalien.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Stuttgart. Bd. XXXVI, pag. 310.
3. Nevejan, Diagnostic différentiel entre certaines formes d’appendicite et
dovarosalpingite. Thèse Lille 1896.
Oliver, A case of haematosalpinx. The Lancet. Vol. Il, pag. 1317.
Pagenstecher, Un caso di hidrosalpingitis unilateral operado con exito
por la celiotomia vaginal anterior. Fernando Camacho. Mexico.
Pasca, Echinococco della salpinge. Bull. della Soc. Lancis. Vol. XVI, 2,
pag. 81. 1896.
Pean, Pyosalpinx. Bull. de l'Acad. 3. S. Tom. XXXVII, 3, pag. 56
Janv. 19.
. Pichevin, Exstirpation des ovarosalpingites par la voie vaginale. La
Sem. Gyn. Nr. 15.
— Uterus enlevé avec les annexes par la voie vagmale, pour une double
pyosalpinx. Soc. obst. et gyn. de Paris. Ann. Gyn. et Obst. Paris. Tom.
XLVII. pag. 85.
Pissemski, Mikroskopische Präparate von Tubenschnitter. Verh. d. Ges.
f. Geb. u. Gyn. zu Kiew. Centralbl. Nr. 18, pag. 519.
Popoff, Anomalien der Entwickelung und des Baues der abdominalen
Tubenenden. Aus der geb.-gyn. Universitäts-Klinik von Lebedeff in
St. Petersburg. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft pag.
102.
'. Ries, Nodular forms of tubal disease. Journ. of exp. Med. Vol. II, Nr. 4.
— Primary papilloma and primary carcinoma of the fallopian tube. The
Journ. of Amer. Med. Assoc. Nr. 21.
— Ueber das Verhalten des Tubenstumpfes nach Salpingektomie. Cen-
tralbl. Nr. 28, pag. 901.
. Schmidt, O., Ueber Resektion der Tuben. Verh. d. Ges. f. Geb. u. Gyn.
zu Köln a. Rb. Centralbl. £ Gyn. Nr. 4, pag. 117. (Der Patientin waren
vor fünf Jahren die linksseitigen Adnexe entfernt, rechts die hydropische
Tube etwa IIe em von der Uteruskante abgebunden und entfernt, das ge-
sunde Ovarium dagegen zurückgelassen. Vier Jahre später Gravidität und
Jaliresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 12
178
71.
72.
73.
2
ee)
19.
80.
81.
82.
83.
Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
Geburt ad terminum. Eine sechs Wochen post partum vorgenommene
Untersuchung zeigte das rechte Ovarium dicht an der Uteruskante liegend.
wahrscheinlich mit dem Tubenstumpf verwachsen. Der Tubenrest musste
sich also nach der Bauchhöhle wieder geöffnet haben.)
— Uterus mit Pyosalpinxsäcken. Demonstration. Verh. d. Ges. f. Geb.
u. Gyn. zu Köln a. Rh. Centralbl. f. Gyn. Nr. 4, pag. 116. (Schmidt
will bei doppelseitiger eitriger Erkrankung der Adnexe den Uterus stets
mitentfernen.)
Schottländer, Ueber die Tuberkulose des Eierstockes und der Eier-
stocksgeschwülste nebst einigen Bemerkungen über die Tuberkulose des
Eileiters. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 4 u. 5.
Schultz, Heinr., Zur Frage der Durchgängigkeit der Tuben. Wiener
klin. Rundschau. Bd. XI, pag. 532, 545.
— Zur Frage der Permeabilität der Eileiter. Ungar. med. Presse. Bd. 1.
pag. 11. 1896.
Smith, A., Pyosalpinx. Demonstration. Brit. med. Journ. März 27. (Zwei
Pyosalpinxsäcke mit den Fimbrienenden mit einander verwachsen.)
— L., Nachblutung in Folge von Abgleiten der Ligatur bei Entfernung
der erkrankten Tuben und der Weg, dieselbe zu vermeiden. Amer. Journ.
Obst. Juni.
. Stinson, Removal of a tubo-ovarian-abscess (left) and an ovarian cyst
and tube (right) by enucleation, without ligature, clamp or cautery. N.Y.
med. Record. Vol. LI, 7, pag. 230. 3
Switalski, Ein Fall primärer Tuberkulose der Eileiter. (syn. Ges. zu
Krakau. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 385. (Beide Eileiter
waren als fingerdicke Tumoren zu palpiren. Bei der Laparotomie kon-
statirte man, dass die Tuben am Fundus der Blase fixirt waren und dass
die Blase hier eine verdächtige Infiltration zeigte, die, wie sich bei der
Resektion zeigte, bis dicht an die Schleimhaut reichte. Die Tuben mit
käsigen Massen gefüllt. Die Diagnose: Tuberkulose der Eileiter durch
mikroskopische und bakteriologische Untersuchung bestätigt.)
Tate, Tubo ovarian abscess. Tr. of Obst. Soc. of London. Vol. XXXVIII,
pag. 319, 380.
Tocheport, Kyste du pavillon de la trompe droite. Soc. d’anat. et phys.
de Bordeaux. Gaz. des Hôp. de Toulouse. Avril 96. (Am abdominalen
Ende der durch vaginale Cöliotomie erhaltenen Tube sassen zwei ge-
stielte durchsichtige Cysten von der Grösse einer Nuss und einer Erbse.)
Walla, Doppelseitige Hydrosalpinx. Demonstration. Gyn. Sektion des
kgl. ungar. Aerztevereins zu Budapest. Centralbl. Nr. 5, pag. 136.
Walter, Dr. G. Th, Hydrosalpinx in Hernia inguinali externa. Reder).
Tydschr. van Verlosk. en Gyn. Jahrg. VII, pag. 214.
(Doorman, Leiden.)
Watkins, Exhibition of unique microscopic sections of papilloma and
carcinoma of the tubes, with a review of cases treated by me at St. Luke's
Hospital during one year. Amer. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X1.
pag. 272.
. Wikerhauser, Pyosalpinx, Sarcoma abdominis, Recidiv. Drei Lapa-
rotomien. Liecnicki riestnik 1896. Nr. 3. (1892 Adnextumor entfernt, ein
Tuben. 179
Jahr später faustgrosses Sarkom in der Narbe mit den kranken Adnexen
entfernt. Zwei Jahre später wieder Recidiv, das auf Blind- und Dünndarm
übergegangen war.)
&. Wolff, Bruno, Ueber adenomähnliche Wucherungen der Tubenschleimhaut
bei Tubentuberkulose. Aus Prof. Sänger’s Frauenheilanstalt in Leipzig.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 497. Verh. d. deutsch. Ges. f.
Gyn. VII. Versamml. Leipzig, Breitkopf & Härtel. pag. 420.
Mandl (54) hatte Gelegenheit, den feineren Bau der Eileiter in
der Schwangerschaft an sieben durch Operation gewonnenen frischen
Präparaten zu studiren. Makroskopisch liess sich ein erhöhter Blut-
reichthum konstatiren und ein mit vorschreitender Schwangerschaft ge-
streckter werdender Verlauf. Eine sichtbare Zunahme der Cirkumferenz
in den einzelnen Abschnitten der Tuben war ebensowenig nachweisbar,
wie auffallende Volumszunahme der Mukosa und der Muskelschichten.
Auch die Breite und Länge der einzelnen Muskelfasern zeigte keine
Abweichungen von dem nichtschwangeren Zustande. Dagegen beruht
die Verbreiterung einzelner Tubenfalten auf Umwandlung und Ver-
grösserung der Bindegewebszellen, welche einen epitheloiden oder deci-
duazellenähnlichen Charakter annehmen, wie dies in höherem Grade bei
dem Sitze der Schwangerschaft in der Tube selbst der Fall ist. Doch sind
diese Veränderungen keine konstanten, da Mandl sie nur in einem der
von ihm untersuchten Präparate nachweisen konnte. Als konstanter
Befund war weiterhin eine besonders in der Gefässschicht zu Tage
tretende Ueberfüllung der Blut- und Lymphgefässe und eine gleich-
zeitig bestehende Hyperleukocytose nachweisbar.
Zum Schlusse folgen einige Bemerkungen über die Histologie der
normalen Tube, speziell über die Anordnung der Muskelfasern in der
Tuben wandung.
Bettmann (6) betont, dass man zu anatomischen Untersuchungen
an Tuben kein Leichenmaterial, sondern möglichst frische, dem lebenden
Körper entnommene Präparate benutzen muss, wenn man zu einwands-
freien Resultaten gelangen will. Er bat sein Augenmerk speziell auf
den Zustand der Schleimhaut und des Flimmerepitheliums gerichtet, und
gefunden, dass das letztere erstaunlich widerstandsfähig und ohne Rück-
sicht auf den Grad der Entzündung fast in jeder Tube nachzuweisen
ist. So konnte er lebendes Flimmerepithelium bei einer sehr vorge-
schrittenen katarrhalischen Salpingitis, bei einer interstitiellen Salpin-
gitis und bei einer „diffusen Salpingitis“ nachweisen. Ferner macht er
darauf aufmerksam, dass das uterine Ende der Tube in der Regel eine
gesunde Schleimhaut zeigt, trotz starker Veränderungen der abdominalen
12*
1899 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
Hälfte, was gegen einen vom Uterus auf die Schleimhaut fortwandernden
Prozess sprechen würde.
Verf. kommt zu dem Schluss, dass sehr häufig die Tubenwand
unabhängig von der Schleimhaut erkrankt ist, und dass wahrscheinlich
keine direkte Ausbreitung der Entzündung von der Üterusschleimhaut
her stattfindet. Die Tubenschleimhaut ist relativ sehr widerstandsfähig,
besonders das Flimmerepithelium, selbst bei sehr intensiver Tuben-
erkrankung.
Buchstab (14) hat an den Eileitern von 102 Mädchen und erwach-
senen Frauen Untersuchungen über die allmähliche Entwickelung des elasti-
schen Gewebes in denselben, und dessen Veränderung unter dem Einfluss
pathologischer Zustände angestellt. Das Material stammt in 67 Fällen
von an akuten Infektionskrankheiten Verstorbenen, 15 mal handelte es
sich um entzündliche Prozesse der Adnexe, 16mal um Extrauterin-
schwangerschaft. Die Details dieser fleissigen Arbeit müssen im Original
nachgelesen werden.
Grusdew (31) basirte seine Untersuchungen über die Histologie
der Tuben auf 89 Präparate aus der Kieler Klinik, von denen 64, und
zwar ausnahmslos normale durch die Sektion gewonnen waren, und den
verschiedensten Stadien des intra- und extrauterinen Lebens angehörten,
während 25, zumeist pathologische Tuben, auf operativem Wege ge-
wonnen waren. Die von Grusdew festgestellten Resultate eignen
sich nicht zum Referat, sondern müssen im Original etudirt werden.
Die wichtige Frage der Durchgängigkeit der uterinen Tubenostien
ist unter anderm von Schultz (73) geprüft worden. Bei seinen an
20 Leichen vorgenommenen Untersuchungen gelang es ihm in keinem
Falle, die Sonde vom Uterus aus in die Tube zu führen, selbst nicht
bei aufgeschnittenem Uterus. Dagegen fand er, dass das Uteringewebe
in der Tubenecke mit Leichtigkeit durchbohrt werden kann. Ebenso
gelang es Schultz in einer Reihe von Fällen unter Anwendung eines
ziemlich starken Druckes Flüssigkeiten vom Uterus durch die Tuben
zu spritzen, wobei jedoch am Tubenende nie mehr als einige Tröpfchen
herauskamen. Vom Abdominalende der Tube her gelang das Durch-
spritzen nach dem Uterus hin nur in einigen wenigen Fällen, wohl
deshalb, weil von hier aus kein so starker Druck angewendet werden
konnte. Alle diese Versuche wurden an normalen Tuben vorgenommen.
So kommt Verf. zu dem Resultate, dass ein Gelangen von Flüssigkeits-
überschuss aus dem Uterus in die Bauchböhle wahrscheinlich nur in
solchen Fällen möglich ist, wo viel Flüssigkeit in den Uterus gelangt
und nicht durch den Muttermund seinen Ausweg finden kann. Man
Tuben. —181
soll daher nicht mehr als ein halbes Gramm in den Uterus in-
Jiziren.
Zu wesentlich anderen Resultaten ist Döderlein (21) gekommen.
Er hat in sechs zur Totalexstirpation bestimmten Fällen experimenti causa
Flüssigkeit mittelst Braun scher Spritze in den vorher dilatirten Uterus
injizirt. In vier Fällen, in denen Methylviolettlösung injizirt war, fand
sich jedesmal, trotz aller angewandten Cautelen vorsichtigsten, langsamen
Einspritzens, dass die Flüssigkeit in die Tuben und sogar bis in die
Bauchhöhle gedrungen war. In einem weiteren Falle, wo Döderlein
Tinet. jodi fortior gewählt hatte, drang nichts von der Injektionsflüssig-
keit in die Tuben, hier zeigte sich aber beim Aufschneiden des Uterus
eine ganz ungewöhnlich dicke, fungöse Schleimhaut, so dass die Tuben-
ecken vollständig zugequollen waren. In einem sechsten Falle endlich,
wo 50°/o Chlorzinklösung injizirt war, wurden beim Eröffnen der
Bauchhöhle mehrere Esslöffel trüber, milchiger Flüssigkeit entleert, die
Döderlein als eine in Folge Eindringens von Chlorzink erzeugte s0-
fortige Transsudation auffasst. Die eine Tube war stark geröthet und
gequollen.
Selbstverständlich ist den Döderlein’schen Versuchen, als am
lebenden Material ausgeführt, denen von Schultz gegenüber ein un-
gleich höherer Werth beizumessen. Die Wichtigkeit der von Döderlein
klar nachgewiesenen leichten Durchgängigkeit der Tuben für in den
Uterus injizirte Flüssigkeit ist von allergrösstem praktischem Interesse,
und kann kaum energisch genug betont werden. Wird doch leider auch
heute noch mit der Braun’schen Spritze vielfach in unverantwortlicher
Weise gewirthschaftet, und kein Jabr vergeht, in dem nicht akuteste
Todesfälle ihr zur Last fielen.
Ahlfeld (2) glaubt, in einigen Fällen mit Sicherheit die Tuben
sondirt zu haben. So konnte er bei einer Patientin, die er in Sims-
scher Seitenlage sondirte, die Sonde mit Leichtigkeit und ohne jegliche
Kraftanstrengung in beide Tuben und nach Belieben in die Bauch-
höhle vorschieben. Durch bimanuelle, in Rückenlage vorgenommene
Abtastung war festzustellen, dass die Sonde am linken Horn den Uterus-
körper verliess. In einem anderen Falle gelang es Ahlfeld, mit
einem biegsamen Katheter die Tube zu passiren, was dadurch bewiesen
wurde, dass der aus dem Uterushorn austretende Theil immer die gleiche
Biegung zeigte. Bei Sondirung desselben Falles konnte der Sonden-
knopf durch die Bauchdecken festgehalten werden, während durch bi-
manuelle Abtastung festgestellt werden konnte, dass die Sonde an der
Spitze des Uterushorns den Uterus verliess.
152 Gynäkologie. Ligumente und Tuben.
Bulius (15) legt bei der Diagnose der Peritonealtuberkulose ganz
besonderes Gewicht auf den Nachweis kleiner Knötchen im kleinen
Becken. Diese meist auffallend harten Knötchen sitzen lose auf oder
dicht unter dem Peritoneum, und zwar an den Ligamenten, dem Uterus
und den erkrankten Adnexen, oder mehr vereinzelt im Verlauf der
Ligamenta uterina. Aehnliche, aber durch Grösse und Konsistenz meist
unterscheidbare Knoten kommen als Metastasen von Carcinomen, als
Aussaat papillärer Eierstockskystome, gelegentlich auch als kleine ab-
gesackte Transsudate bei entzündlichen Zuständen der Ligamenta lata
und der Tuben vor.
Der Nachweis solcher Knötchen ist auch für die Tuberkulose der
Tuben von hohem diagnostischem Werth. Daneben wird gerade bei
Tubentuberkulose am häufigsten die Rosenkranzform beobachtet, wäh-
rend Schauta und Chiari die sogen. Salpingitis isthmica nodosa
in erster Linie für die Gonorrhoe in Anspruch nehmen wollen. Diese
grösseren Knoten bestehen bisweilen nur aus der durch käsigen Inhalt
ausgedehnten Tube, bisweilen aus dem engen Tubenlumen und Binde-
gewebe. Im letzteren Falle wurde die Diagnose Tuberkulose durch den
Nachweis kleiner Verkalkungen gesichert.
H egar (33) unterscheidet je nach der Entstehung eine ascendirende
und eine descendirende Form der Tuben- und Bauchfelltuberkulose.
Bei der ersteren dringt das Gift von der Vagina her ein (Tuberkulose
des Darmes, Finger von Aerzten und Hebammen, weniger wahrschein-
lich durch Samen an Hodentuberkulose leidender Männer). Bei der
zweiten Form gelangt die Infektion aus dem Darm oder verkästen
Mesenterialdrüsen in das Peritoneum, und das Tubenostium. Bei der
Diagnose der Tubentuberkulose legt auch Hegar besonderes Gewicht
auf die knotige Anschwellung der Tube, zumal am Isthmus, ferner auf
die kleinen hanfkorn- bis bohnengrossen Knötchen auf den verschie-
denen Thelen des Beckenperitoneums. Eine Einwirkung auf benach-
barte Organe zeigte sich in drei Fällen von kleinem infantilem Uterus.
Eine Spontanheilung von Tuben- und Bauchfelltuberkulose kommt vor,
wie zwei Fälle illustriren. Ist ein operativer Eingriff indizirt, dies
zumal bei schon längere Zeit bestehenden Entzündungszuständen, so
zieht Hegar den abdominellen Weg prinzipiell vor.
Ries (67) ist auf Grund eigener Untersuchungen der Ansicht,
dass die Konotenform bei Tubenerkrankung auf sehr verschiedenen
pathologischen Zuständen beruben kann, die nicht klinisch, sondern
nur mikroskopisch zu erkennen sind. Es kann sich um Verdickung
Tuben. 183
durch epitheliale Bildungen und ebenso um entzündliche Veränderungen
des Bindegewebes in den Wandungen der Eileiter handeln.
Wolff (85) berichtet über einen Fall, in dem sich in zwei exstir-
pirten Tuben epitheliale Wucherungen zugleich aber auch typische
Tuberkel fanden. In beiden Eileitern fanden sich markige dicke Ge-
:chwulstmassen von papillärem Bau und diffusem Uebergang in das
umgebende Gewebe, so dass sich makroskopisch das ausgesprochene Bild
maligner Neubildung — Carcinom — darbot. Erst die mikroskopische
Untersuchung zeigte, dass es sich um typische Tuberkel-Bacillen in
Riesenzellen und neben diesen, daneben aber um einen mit Tuberkulose
kombinirten epithelialen Wucherungsprozess handelte. Den letzteren an-
betreffend fehlten die eigentlichen Kriterien für die Annahme eines
Carcinoms. Wolff glaubt sich daher mit der Bezeichnung adenom-
ähnliche Wucherungen — ähnlich den Adenomen der Uterusschleim-
haut — begnügen zu müssen. Wahrscheinlich hat sich als primärer
Prozess in den Tuben die Tuberkulose entwickelt und auf dem Boden
des Entzündungsprozesses ist es zu einer Wucherung des Epithels der
Tubenfalten gekommen.
Schottländer (72) bält die Infektion des Eileiters mit
Tuberkulose, der wichtigsten Erscheinungsform der primären Genital-
tuberkulose, durch drei Möglichkeiten gegeben, durch die Infektion von
det Oberfläche der Schleimhaut her durch die Lichtung des Cervikal-
canals, durch die „Iymphogene“ und endlich durch die „hämatogene“
Infektion. Der letztgenannten glaubt Schottländer eine grössere
Bedeutung beilegen zu müssen, als man bisher anzunehmen pflegt. Zur
Lösung dieser Frage will er experimentell den Eileitertrichter ver-
wunden und dann von einer Ohrvene aus Tuberkelbacillen in den
Kreislauf bringen.
Zum Zwecke dauernder Sterilisation in anderen Erkrankungsfällen
empfiehlt Kehrer(41) die Tubendurchschneidung nach vorderem Scheiden-
schnitt. Er selbst hat sie in einem Falle so ausgeführt, dass nach
Eröffnung der Excavatio vesico-uterina der Fundus uteri vorgezogen,
die Tuben in Abständen von 1 cm doppelt unterbunden und alsdann
durchschnitten wurden. Die Stümpfe werden mit feinem Katgut ver-
nābt. Alsdann Vaginofixation des Uterus oberhalb des Orificium
internum. Kehrer hält die Tubendurchschneidung für die einfachste
Operation zur Erzeugung von Sterilität, die auch am wenigsten störend
in die Genitalsphäre eingreift. Er will sie nur bei gesunden Tuben
vornehmen, da die erkrankten besser entfernt werden.
154 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
Es muss hervorgehoben werden, dass Kehrer diese Operation
nur auf strengste Indikation hin ausgeführt haben will. In erster
Linie bei schweren Konstitutionsanomalien, schwerer Anämie, Tuber-
kulose, Herzfehlern, langjähriger Nephritis, endlich bei Beckenvereng-
rungen höheren Grades. In jedem einzelnen Falle ist auf’s Genaueste,
und zwar von einem Collegium medicum das Für und Wider der
Sterilisation abzuwägen. Dass es dem Verf. damit ernst ist, beweist
ja am Besten die Thatsache, dass er mit nur einem Falle vor die
Oefientlichkeit tritt. Mancher andere Operateur würde — natürlich
angeblich unter ebenso strenger Indikationsstellung — gleich mit einigen
Dutzend „geheilter Fälle“ paradiren.
Arendt (4) dagegen hat die Tubenunterbindung zum Zwecke der
Sterilisirung im Anschluss an die Vaginofixation bereits 16 mal aus-
geführt. Dabei erlebte er es, dass eine seiner Patientinnen, bei welcher
die Tuben mit Formalinkatgut unterbunden waren bereits 3 Monate
später gravida wurde Uebrigens will Arendt für den Fall einer
Tubenunterbindung resp. Durchschneidung als selbständiger Operation
zur Verhütung von Conception in Zukunft den hinteren Scheiden-
schnitt wählen. Uebrigens wurden durch die Vornahme der Tuben-
unterbindung keine besonderen Beschwerden hervorgerufen, zumal auch
die Menstruation nicht in ungünstiger Weise beeinflusst.
Beuttner (7) macht in derselben Angelegenheit folgenden Vor-
schlag: Laparotomie, die Tuben werden möglichst peripher durch-
schnitten, und die beiden Wundflächen derart geschlossen, dass je eine
lineare Muskulaturnabt applizirt wird und je eine Serosanaht darüber.
Dann werden die Tuben durch eine cirkuläre Serosanaht wieder zu-
sammengenäht, und so in der Tube eine Scheidewand geschaffen. Auf
diese Weise will Beuttner durch die Unterbindung am peripheren
Tubenende einer Flüssigkeitansammlung in der Tube vorbeugen, ausser-
dem aber die Möglichkeit offen lassen, später eventuell durch Beseitigung
der Scheidewand oder Salpingostomie die Conceptionsfähigkeit wieder
herzustellen (!).
Fritsch (29) spricht sein Einverständniss mit dem Kehrer’schen
Vorschlag aus. Er hat die Durchschneidung der Tuben so ausge-
führt, dass er nach doppelter Unterbindung ein 1 cm langes Tuben-
stück zwischen den Ligaturen resezirte. In einem früheren Falle er-
lebte er es, dass nach Unterbindung beider Tuben mittels Seidenfaden
gelegentlich einer aus anderen Gründen vorgenommenen Laparotomie
die Patientin drei Jahre später wieder schwanger wurde und normal
gebar. Es scheint sich ihm hier um ähnliche Vorgänge zu handeln,
Tuben. 185
wie bei der Verklebung und Wiederkanalisirung eines experimentell
unterbundenen Darms.
Wie wenig übrigens die einfache Unterbindung der Tubensterilität
zu verbürgen im Stande ist, lehrt auch der Fall von Pissemski (65).
Der Patientin war gelegentlich eines wegen Beckentumors vorgenommenen
Kaiserschnitts die Tuben in einer Entfernung von 1 cm vom Uterus-
winkel mit einfacher Seidenligatur unterbunden. Trotzdem trat schon
vier Monate später wieder Schwangerschaft ein. Bei wiederholter Sectio
caesarea zeigte sich das Lumen der linken Tube vollständig obliterirt,
das Lumen der rechten Tube war in der Weise verändert, dass eine
allmäliche nach der Stelle der Ligatur hin zunehmende Verengerung
mit vollständigem Erhaltensein des Epithels konstatirt werden konnte,
während in der linken Tube ein Lumen nicht aufzufinden war.
v. Kahlden (40) beschreibt aus der Freiburger Klinik einen
neuen Fall von primärem Sarkom der Tuben (in der Litteratur sind
bisher vier Fälle bekannt), das von einer 5ljährigen unoperirt zu Grunde
gegangenen Frau stammte. Die Sektion ergab einen doppelseitigen
Tumor der Tuben mit Metastasen in beiden Ovarien, mit überaus zahl-
reichen grauweissen Metastasen im Peritoneum und Netz, sowie auf der
Peritonealoberfläche des Zwerchfells. Im Plexus pudendus wurden zahl-
reiche Thromben gefunden. Beide Tuben in meist wurstförmige Ge-
bilde verwandelt, die von weichen Blumenkohlmassen ausgefüllt sind.
Dieselben Blumenkohlmassen im Innern der hasel- bis wallnussgrossen
Ovarien. Nach der mikroskopischen Untersuchung handelt, es sich um
ein Sarkom, das seinen Ausgangspunkt von beiden Tuben genommen
hat, und zu späterer Erkrankung der Lymphgefässe des Ligaments
und der Ovarien geführt hat. Nach dem Verhalten der Tubenwandung
war die Neubildung zwischen Epithel und Muskularis, also in der
Schleimhaut der Tube entstanden. Von besonderem Interesse war das
Vorhandensein von ranken- und papillenartigen Bildungen (auch von
Sänger beschrieben) die von den Endothelien der Lymphgefässe
abstammen. Ausserdem konnte v. Kahlden Riesenzellen nach-
weisen.
W atkins (83) giebt eine Uebersicht, über die während eines
Jahres in seinem Hospital gemachten Operationen. Unter dem reichen
Material epeziell an Tubentumoren hebt er selbst zwei Fälle als be-
sonders interessant hervor. In dem ersten handelte es sich seiner
Meinung um primäre Tubenpapillome, eine Annahme, die auf Grund
der von dem Autor gegebenen Beschreibung nicht ohne Weiteres als
richtig angenommen werden kann. Wenn sich an beiden Ovarien
156 Gynäkologie. Ligamente und Tuben.
sowohl an der Oberfläche, als an den Cystenwandungen papillomatöse
Gebilde finden, dagegen nur an einer mit dem Ovarium zu einer
Tubenovarialcyste zusammengewachsenen Tube, während die andere
Tube sich ganz normal zeigte, so wird jeder unbefangene Beobachter
den Ausgangspunkt der Papillome im Ovarium suchen müssen.
Ferner beschreibt Watkins (83) einen neuen Fall (den zwanzigsten
der Litteratur) von doppelseitigem primärem Tubencarcinom. Gleich-
zeitig handelte es sich um Myome des Uterus und Adenomyome der
Tuben. Entfernung durch abdominale Totalexstirpation. Tod an
Recidiv nach sechs Monaten. Die genaue anatomische Beschreibung
(Dr. E. Ries) des interessanten Falles muss im Original studirt werden.
Popoff (66) beschreibt mehrere Fälle von abnormer Fimbrien-
entwickelung des abdominalen Tubenendes. Ferner die rechte Tube
aus dem Sektionsbefund einer 68jährigen Frau, deren Fimbrien durch
Verdickung der freien Enden ein keulenförmiges Aussehen erhielten.
Diese Verdickungen waren, wie Popoff durch chemische Reaktion
und mit Zubilfenahme von Röntgenstrahlen ermitteln konnte, auf Ab-
lagerungen von kohlensaurem Kalk zurückzuführen.
Der deutschen Naturforscherversammlung demonstrirte Fränkel
(28) zwei grosse, fest aufsitzende Placentarpolypen der Tube, die zu
immer erneuten Blutungen Veranlassung gegeben hatten. Sie verhalten
sich den Placentarpolypen des Uterus völlig analog und scheinen nichts
zu thun zu haben mit den Blutcoagulis, die als letzter Rest eines
Tubeneies in Resorption übergehen, vielmehr scheint es sich hier um
einen weiteren Ausgang tubarer Gravidität zu handeln, indem nach
imperfektem Tubenabort der zurückgebliebene Eirest Veranlassung zur
Entstehung eines Placentarpolypen giebt, der nunmehr die Operation
erforderlich macht.
Ries (69) konnte in drei Fällen, in denen vor längerer Zeit eine
oder beide Tuben exstirpirt waren, und nachträglich durch sekundäre
Operation des Uterus entfernt wurde, ein vollständiges Offenbleiben
des Tubenstumpfes nach dem Abdomen zu nachweisen. Jedesmal
fand sich ein durchgängiges, von wohlerhaltenem Epithel ausgekleidetes
Lumen. Ries glaubt diesem Befund für die Entstehung von Stumpf-
exsudaten grosse Wichtigkeit beimessen zu dürfen. Es handelt sich
entschieden um ein einfaches Weiterkriechen infektiöser Prozesse ent-
lang der Schleimhaut bis zu den offenen Tubenlumina hinaus, gerade
wie bei der primären Entstehung der Salpingitis etc. Je nachdem der
Uterus zur Zeit der Infektion infizirt ist, oder später von neuem in-
Tuben. 187
üzirt wird, würde es dann zum Auftreten eines Stumpfexsudats in den
ersten Wochen nach der Operation, oder aber in einem späteren Ab-
schnitt kommen. Auch das Zustandekommen einer Gravidität muss
durch die offen gebliebene Tube ohne Weiteres erklärlich erscheinen.
Für die Frage der Mitentfernung des Uterus bei Exstirpation der Ad-
nexe sind die Ries’schen Befunde von unzweifelhafter Bedeutung.
Madden (52) hat seit Jahren eine grosse Reihe von Pyo- und
Hydrosalpinx mit Punktion und Aspiration behandelt. Nach genauer
Bestimmung der Lage der Säcke führt man die Nadel des Aspiratore,
gedeckt von der Spitze des Zeigefingers bis zum hinteren Scheiden-
gewölbe vor, und stösst unter Kontrolle eines im Mastdarm befindlichen
Fingers in den hervorragendsten Theil der Geschwulst ein. Nach der
Aspiration Auswaschung des Tubensacks mit einem Antisepticum. Wenn
der Erfolg ausbleibt, so ist man später immer noch in der Lage, die
Exstirpation der erkrankten Tuben vornehmen zu können.
Walter (82) berichtet über eine Herniotomie. Der Tumor war
faustgross und belästigte die Patientin durch heftige Schmerzen. Im
Bruchsack wurde eine Hydrosalpinx entdeckt, die am Lig. rot.
entlang mit dem Üterushorn zusammenhing, was konstatirt wurde, in-
dem man den Finger in die Bauchhöhle brachte. Der Eierstock war
noch in der Bauchhöhle anwesend. Verf. hält den Tumor per Exclu-
sionem für eine parovariale Cyste oder eine Hydroparasalpinx. Verf.
kommt zu letzterer Diagnose auf Grund des gelatinösen Inbalta, der
fibrinösen Wand mit der stark entwickelten Vaskularisation im Stiel,
und vornehmlich der eigentümlichen Gewebe der Basis. Die Anwesen-
heit von zwei Cysten bestärkt Verf. in seiner Auffassung.
(Doorman, Leiden.)
Acconci (1) berichtet über seine Methode bei der vaginalen Ex-
stirpation der vereiterten Adnexe. Auf 67 solcher Operationen nur ein
Todesfall. Betont, dass das Losmachen der Verwachsungen mit Epi-
ploon oder Eingeweide immer unter der Kontrolle des Auges ausgeführt
werden kann, da es leicht ist, diese Organe ins Operationsfeld hinunter-
zaziehen. (Herlitzka.)
188
kel |
.
GE
13.
14.
14a.
Gynäkologie. Krankheiten der Ovurien.
A.
Krankheiten der Ovarien.
Referent: Privatdocent Dr. A. Gessner.
; I.
Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie !).
(Siehe auch die einzelnen Abschnitte im klinischen Theile.)
. Audebert, Volumineuse tumeur ovarique simulant une grossesse extra-
utérine. Gaz. hebd. des Sc. med. de Bordeaux. August.
. Begouin, Enorme kyste de l’ovaire à développement très lent. Soc.
d’anat. et de phys. de Bordeaux. Mai.
Boid, St., On oöphorectomy in the treatment of cancer. Brit. Med. Journ.
Nr. 1918.
Bousquet, Etude sur quarante cas d’ovariotomie pour tumeurs ou kystes
de l'ovaire. Le Centre médical. Juli.
Bozemann, N. G., A case of cyst without attachements in the pelvis.
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Nr. 1.
Bracklow, C., Ovarialtumor bei Uterus duplex. Diss. inaug. Königsberg.
Bulius, G, und Kretschmar, C., Angiodystrophia ovarii. Stuttgart,
F. Enke.
Dixon-Jones, M., Diseased ova. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI,
pag. 175.
Goldspohn, A., The Fate of ovaries in connection with retroversion
and retroflexion of the uterus. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag.
439.
Grigorieff, Zur Frage über die Transplantation der Eierstöcke. Experi-
mentelle Untersuchung. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
— W., Die Schwangerschaft bei der Transplantation der Eierstöcke.
Centralbl. f. Gyn.
. Hammerschlag, Die Lage des Eierstockes. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXVII.
Henderson, J. B., A note on the occurence of metrorrhagia after the
menopause in cases of ovarian tumour. Lancet, pag. 3829.
Heyse, G., Ein Beitrag zur mikroskopischen Anatomie der Ovarien Osteo-
malacischer. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 321.
Kretschmar, K., Ueber Pseudomyxoma peritonei. Monatschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft pag. 32.
1) Die fett gedruckten Zahlen besagen, dass die betr. Arbeit im Text be-
sprochen ist.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
*
28.
Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie. 1S9
. Lauro, Un errore diagnostico istruttivo. Arch. di Ost. e Gin. Napoli.
Nr. 11. (Im diagnostischen Irrthum Lauro’s handelte es sich um eine
Laparotomie, welche wegen Extrauterinschwangerschaft an einer 44 jährigen
Nullipara unternommen wurde — nach der Oeffnung des Bauchfelles ergab
es sich, dass es sich anstatt ektopischer Schwangerschaft um ein Cysto-
carcinom des linken Ovariums mit starken Verwachsungen an dem Becken-
boden handelte — Unoperabilität. Tod. (Herlitzka.)
Liebmann, C., Ein Fall von Fremdkörper im Ovarium. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 16.
Lwoff, Apoplexie des rechten Eierstockes, welche ein Haematoma retro-
uter. hervorrief mit dem klinischen Bilde einer ‘l'ubenruptur bei ektopischer
Schwangerschaft. Gleichzeitiges Vorhandensein einer Pyosalpinx sinistra.
Cöliotomie. Genesung bei Behandlung mit Antistreptokokkenserum. Wratsch.
Nr. 37. (V. Müller.)
Martin, A., Hämatom des Ovarium. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII,
pag. 340.
Meerdervoort, N.J.F. Pompe van, Het Ovarium bij fibrromyom van
den uterus. Nederl. Tijds. voor Verloosk. en (syn. Afi. I.
Meriwether, F. T., A large ovarian cyst-adenoma. Amer. Journ. of
Obst. Januar.
Moser, Ovarian fluid. N. Y. Med. Journ. 20. Februar. (Pathognomonische
Zellen für Ovarialtamoren giebt es nicht, am meisten Werth ist bei der
Diagnose auf eine grosse Anzahl von Colleid-Körperchen und Cholestearin-
Krystallen zu legen, ebenso auf grosse, fettig degenerirte Epithelzellen
und epitheliale Zellen mit Wimperhaaren.)
Oliver, J., Notes on two typical examples of varieties of ovarian tumour.
Lancet. pag. 3877.
Orthmann, Zur Pathologie des Corpus luteum. Verh. d. deutsch. Ges.
f. Gyn., pag. 351.
Petroff, Pathologisch-anatomische Veränderungen in den Eierstöcken (von
Hunden und Kaninchen) bei vollkommenem Hungern und nachfolgender
Mast. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
Pfannenstiel, Die Erkrankungen des Eierstockes und des Nebeneier-
stockes. Vente Handbuch der (iynäk. Bd. III, 1, pag. 237.
Popoff, Ueber Veränderungen der Eierstücke bei Kindern in Folge all-
gemeiner akuter Infektionskrankheiten (Scharlach, Masern, Variola, Hydro-
phobie, Diphtherie, Erysipel und Dysenterie). Inaug.-Diss. St. Petersburg.
(V. Müller.)
. Pozzi et Beaussenat. Contribution a la pathogenie et à l'anatomie
pathologique des kystes de l'ovaire. Revue de gyn. et de chir. abdominale,
pag. 245.
Przewoski, Demonstration von Präparaten. Pam. Warsz. Tow. Lek.
(Przewoski demonstrirte drei seltene Präparate: 1. Den Leichnam eines
sub partu abgestorbenen Kindes, bei dem das Mesovarium des rechten
Eierstockes anderthalb mal um die senkrechte Achse torquirt war, mit
Einbeziehung des abdominalen Endes der rechten Tube, sowie auch des
Processus vermicularis. Es war in Folge dessen zu so starker venüser
Stase im rechten EKierstocke gekommen, dass er einer welschen Nuss an
1%)
29.
30.
31.
32.
33.
34.
Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Grösse gleichkam. Dazu war serös-fihrinöse Peritonitis gekommen mit
einem so grossen flüssigen Ergusse, dass der Leib ganz bedeutend aufge-
trieben war, woraus eine bedeutende Erschwerung der Geburt folgte. Auf
dem Durchschnitte war der Eierstock dunkelroth und entleerte eine serös
blutige Flüssigkeit, das Gewebe war mässig von Leukocyten infiltrirt.
Eine Leistenhernie existirte nicht in diesem Falle wie in demjenigen
Rokitanski’s. 2. Die Eierstöcke einer 22jährigen, an Phthise Ver-
storbenen. Beide Kierstöcke in kindskopfgrosse Cysten verwandelt, der
linke war in loco geblieben, der rechte aber war nach Stieltorsion ganz
abgelöst und in der Nabelgegend an das Omentum fest angewachsen. An
der Stelle der Adnexa, wo der rechte Eierstock liegen sollte, fand sich
nur der Stumpf, der nach Abschnürung zurückgeblieben war. 3. Die Eier-
stöcke einer 29jährigen, in denen sich drei Cysten fanden, aus Corpora
lutea entstanden, eine Cyste haselnussgross, zwei bohnengross. Cysten-
wände hart, gelbweiss, die Wände bestehen aus dicht gedrängtem Binde-
gewebe und haben keinen epithelialen Aussenbezug. Inhalt der Cysten:
gelbliche seröse Flüssigkeit. Przewoski hält diese Art Cysten für sehr
selten.) (Neugebauer.)
Ratschinsky, Zur Frage über das sogenannte Pseudo-myxoma peritonei.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Februar. (Auf Grund zweier
von Ott operirter Fälle (einmal mit tödtlichem Ausgang, das zweite Mal
Genesung) und der mikroskopischen Untersuchung bestätigt Verf. voll-
kommen die Werth'schen Ansichten über diese Frage.)
(V. Müller.)
Rishmiller, J. H., Differential Diagnosis of ovarian cystoma. Amer.
Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 445. (Ziemlich vollständige, kurze
Besprechung der Differentialdiagnose. Nichts Neues.)
Stone, Ovarian cyst with mucoid degeneration. Tr. of the Washingt.
obst. Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 412.
— J. S., Multilocular cysts in regresses. Amer. Journ. of obst. Oct.
— Ovarian cysts in the Negro. Amer. Gyn. and obst. Journ. Vol. XI,
pag. 585. (Nach Stone’s Erfahrungen sind multilokuläre Kystome bei
Negerinnen sehr selten, während Parovarialcysten, papilläre Kystome.
Dermoidcysten und intraligamentäre Kystome gelegentlich von ihm beob-
achtet wurden.)
Wolff, Cystoma ovarii bei in der Entwickelung stehen gebliebenen Müller-
schen Gängen. Chirurgie, Nr. 8. (Bei der Cöliotomie wird ein mannskopf-
grosses Kystom entwickelt und dabei keine Spur vom Uterus konstatirt.
Im Stiel des Tumors wird eine kleine, mit Cylinderepithel austapezirte
Höhle aufgefunden und für ein Uterusrudiment angesprochen. Das
Kystom wird als aus dem rechten Ovarium entstanden erklärt und auch
eine rechtsseitige rudimentäre Tube konstatirt. Der linke Eierstock fehlte.)
(V. Müller.)
2. Vereiterung und Abscedirung des Ovarium (s. auch den
35.
Abschnitt über Komplikationen der Ovariotomie).
Doran, Alban, The removal of suppurating pelvic tumours illustrated by
two cases. Lancet, pag. 231.
36
ws
zj
3.
40.
4l.
4x.
Allgemeines, Anatomie und pathologische Anatomie. 191
Price, J., Ovarian abscess. Tr. of the Philadelphia obst. Soc. Amer.
(Gen, and obst. Journ. N.Y. Vol. X, pag. 611. (Doppelseitige vereiterte
Adnexe. Schwierige Enucleation des mit dem Darm vielfach verwachsenen
Ovarialabscesses. Price spricht sich für die Salpingo-Oophorektomie gegen-
über der uterinen Kastration aus.)
. Hunter Robb, and A. A.Ghriskey, Bacillus Proteus Zenkeri in ovarian
Abscess. Johns Hopkins Hosp. Med. Bull. Jan. (Wahrscheinlich hervor-
gerufen durch eine an einen Abort sich anschliessende Infektion des
Endometriums, die sich auf dem Wege der Tube dem Ovarium mitgetheilt
hatte. In dem äusserst übelriechenden Eiter fand sich der Bac. proteus
Zenker.)
v. Rosthorn, Demonstration von anatomischen Präparaten (Corpus luteum-
Abscesse). Verb. d. Deutschen Ges. f. Gyn. pag. 404.
. Stinson, Coplin, Removal of a tubo-ovarian abscess (left) and an ovarian
cyst and tube (right) by enucleation without ligature, clamp or cautery.
Med. Record. pag. 230.
de Vos, J., Abscès de l'ovaire. Arch. de gyn. et de toc. Tom. XXIII.
pag. 691.
Yordanoff, Recherches cliniques et bactériologiques sur les salpingo-
ovarites. Thèse de Paris.
3. Verlagerungen des Ovariums.
2. Betcke, Ueber einen Fall von Ovarialhernie. Zeitschr. f. prakt. Aerzte,
Nr. 19.
. Biermer, Zwei Fälle von Ovarialhernien. Centralbl. f. Gyn., pag. 233.
Hirst, B.C., The operative treatment of a prolapsed ovary. Amer. Journ.
of obst. Vol. XXXV, pag. 536. (Operative Verkürzung des Ligamentum
suspensorium ovarii nach ausgeführter Laparotomie durch je eine Silk-
wormsutur, die durch die Fascia pelvis in der (Gegend der Linea ileo-
pectinea dicht neben den Iliacalgefässen bindurchgeführt wird. Drei Fälle.
einer mit vollem Erfolg vor zwei Jahren operirt.)
. Menciere, L., Hernie de l'ovaire chez la petite fille. Revue mensuelle
des maladies de l'enfance. Juni.
Morgan, J., A case of right ovarian hernia with twisted pedicle: operation
recovery. Lancet, pag. 1340.
. Seymour, Hernia of a sarcomatous ovary. Med. News., pag. 241. (4>-
jährige Frau, bei der sich seit zwei Jahren eine kleine Geschwulst in der
Leistengegend zeigte, die anfänglich in Rückenlage verschwand, später
grösser geworden nicht mehr zu reponiren war. Wegen der Beschwerden
wurde zur Operation des vermeintlichen Netzbruches gerathen. Es fand
sich ein vergrössertes Ovarium, das sich leicht entfernen liess und bei der
mikroskopischen Untersuchung als Sarkom erkannt wurde.)
Stoufs, Hernie de l'ovaire en voie de suppuration chez une femme de
68 ans. Operation. Guerison. Bull. de la Soc. de gyn. et d’obst. pag. 29.
49.
50.
59.
Gynäkologie, Krankheiten der Ovarien.
II.
Ovariotomie.
1. Allgemeines, technische Fragen.
Boldt, Ovariotomie unter lokaler Anästhesie. Amer. gyn. and obst. Journ.
1896 Dez.
Butler-Smythe, A. C., Removal of a rapidly growing ovarian cyst
which had burrowed between the uterus and the hladder in a patient who
had been recently confined, and on whom ovariotomy had been performed
18 months previously. Lancet, Nr. 3828.
Defontaine, Kystes de l'ovaire, ovariotomie. Le Centre méd., pag. 163.
Doran, A., The details of ovariotomy and disputed points in aftertreat-
ment. St. Barth’s Hosp. Journ. Jan.
Dunlapp, F., D. Mc Dowell's Work in ovariotomy. Amer. Journ. of
obst. Vol. XXXVI, pag. 550. (Dunlapp berichtigt Mary Dixon Jones
dahin, dass Mc Dowell 1809 13 Ovariotomien mit acht Heilungen aus-
führte, eine Operirte, bei der die Operation nicht vollendet werden konnte,
lebte noch vier Jahre.)
Hellier, J. B., Case of ovarian cyst with unusual history. Lancet, pag.
3875.
Keith, Skene, The association of an ovarian cyst with marked bronzing
of the Skin. Brit. gyn. Journ. Vol. L, pag. 301. (Nach einer Punktion
der Cyste ging die Bronzefarbe der Haut zurück. Später Ovariotomie,
über deren Einfluss auf die Verfärbung der Haut nichts berichtet wird.)
Kratzenstein, G., Die Dauererfolge der Ovariotomie bei malignen Ovarial-
tumoren. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI.
Lauenstein, Bemerkung zu dem Thema der Bauchdeckennaht, sowie
zu dem Bauchschnitt bei Ovariotomie wegen einkammeriger Cyste und
ihrer schonenden Entwickelung aus einem kleinen Schnitt. Centralbl. f.
Gyn., pag. 949.
Lewers, A., A note on the occurence of metrorrhagia after the meno-
pause in cases of ovarian tumour. Lancet, pag. 23.
Meredith, W.A, Deaths after Ovariotomy; with remarks on the value
of flushing without subsequent Drainage of the Peritoneal Cavity. Lancet,
5. Juni. (Die Arbeit zerfällt in zwei Theile. Im ersten werden die sieben
Todesfälle, welche sich bei 250 Ovariotomien ereigneten, im zweiten die
Technik besprochen.)
Meriwether, A large ovarian cyst-adenoma and a report of a case of
ventrofixation done the second time. Amer. Journ. of Obst., pag. 100.
. Resinelli, Significato clinico dei versamenti pleurici nei tumori del-
l’ovaio. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 10.
. Simpson, Övariotomie unter Lokalanästhesie. Edinb. med. Journ. 1896.
Mai.
. Swain, A case of ovarian cystoma associated with prolapsus uteri, treated
by ovariotomy and hysteropexie. Brit. Med. Journ. Nr. 1911.
2.
84.
o.
in,
Ovariotomie. 193
Einfache Fälle, doppelseitige, wiederholte Ovariotomie.
Binkley, J. T., Cystic tumor. Tr. of the Chicago gyn. Soc. Amer. gyn.
and obst. Journ. Vol. X, pag. 59. (Ausserordentlich grosser Tumor bei
einer Negerin: flüssiger Inhalt wog 75, der solide Theil des Tumor 50 Pfd.
Laparotomie, schwierige Operation in Folge zahlreicher Verwachsungen.
Der Tod wird auf die zu rasche Entleerung des Abdomen geschoben. Die
Kranke wog vor dem Eingriff 360 Pfund '!)
. Johnstone, A large ovarian cyst. Tr. of the Cincinnati obst. Soc. Amer.
Journ. of obst. (Der Fall ist insofern bemerkenswerth, als es sich um
ein wohlentwickeltes Mädchen handelte, das 25 Jahre alt noch nie men-
struirt war. Im anderen Ovarium fand sich ein kleines Dermoid.)
Me Lean, Double ovarian cystomata complicated by four parovarian cysts,
with one intraligamentary cyst, seven distinct tumors in all. Tr. of the
N. Y. obst. Soc. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 355.
. Meinert, Seltene Ovarialtumoren. Centralbl. f. Gyn., pag. 173. (1. Rund-
zellensarkom von zwei Kilo Gewicht. 2. Multilokuläres, honigwabenartiges
Kystom des linken Ovarium bei 54 jähriger Frau. Dieser Fall glich unter
den wenigen bekannt gewordenen Fällen dieser Art nur dem von C. Braun
(Lehrbuch der Gynäkologie) als Myxoidkystom mit Ascites veröffentlichten.
Die Fälle der übrigen Autoren waren doppelseitig und ohne Ascites.)
Sänger. Demonstration einer Impfmetastase eines Kolloidkystoms in der
Bauchwand. Verh. d. Deutschen Ges. f. Gyn. pag. 469.
Scotti, Cisti ovarica. Rivista clinica terapeutica. Nr. 3. (Herlitzka.)
Stoufes, Kyste volumineux de l'ovaire en dégénérescence colloïde, ovario-
tomie, Guérison. Am. med. chir. J. Hainaut, pag. 9.
3. Intraligamentäre Entwickelung.
. Coequelet, L., Sur un cas de complication d'un kyste du ligament large.
These de Paris 1896 97.
. Dubar, L., Double kyste du ligament large gauche. L'Echo medical du
Nord, Nr. 6.
. Laroche, Contribution a l'étude de l'inclusion des kystes dans les liga-
ments larges. These de Paris 1896 97.
. Mangin, Tumeur-fibro-kystique volumineuse développée dans le ligament
large. La Semaine Gyn. Nr. 43.
. Raimondi, Les kystes des ligaments larges. These de Paris 1896 97.
4. Parovarialcysten.
76. Fraikin, Coexistence d'un kyste du par ovaire avec un fibrome inter-
stitiel de l’uterus. Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux. Journ. de Bor-
deaux. Mai.
77. (roelet, A H., A large parovarian cyst attached to the uterus and intestines
by firmly organized adhesions; removal by abdominal section; recovery.
Tr. of the N. Y. obst. Soc. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 213.
(Schwierige Entfernung wegen sehr ausgedehnter Verwachsungen, inshe-
sondere mit dem Darm.)
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 13
194
2
X
Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Heil. K.. Beitrag zur Chemie der Parovarialeysten. Centralbl. f. Gyr.
Nr. 46.
Lea, A. W. W.. Parovarian cyst with acute axial rotation. Tr. of the
obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 8. (Schwere Peritonealerschei-
nungen.)
Mittermaier, Parovarialtumor mit doppelter Stieltorsion und starker
Vergrösserung des Ovarium durch Blutung und Stauung. Centralbl. f. Gyr.
pag. 192. (Durch Fall plötzlich erkrankt mit peritonitischen Erscheinungen.
Heilung durch Laparotomie.)
5. Komplikationen bei der Operation (jugendliches und
hohes Alter, Achsendrehung, Vereiterung, Ruptur u. s. wi
nn
82.
NN,
1.
Amico-Roxas, Osservazione Anatomo-clinico studio pul Caso di cisti
dermoide suppurata dell’ ovaio, con atresia di tutto Canale cervicale.
Arch. di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 8. (Herlitzka.)
Bernhard, O., Ovariotomie mit unangenehmer Blutung. Centralbl. f. Gyn.
= Nr. 50. (Parenchymatöse Blutung aus der Blasenwand, entstanden durch
Ablösen breiter Adhäsionen mit dem Tumor, dadurch beherrscht, dass die
Blase mit physiologischer Kochsalzlösung angefüllt und dann in den unteren
Wundwinkel eingenäht wurde. Jodoformgazetamponade nach zwei Tagen
entfernt. Definitiver Schluss der Bauchwunde.)
3. Binaud et Begouin, Tumeur gazeuse de l'abdomen développée dans
une poche de kyste ovarique. La Semaine gyn. pag. 41.
. Bourrier, Considérations sur la rupture intrapéritoneale des kystes col-
loïdes de l'ovaire. A propos d'un cas de rupture avec ascite gélatineuse.
(uerison. Ann. de Gyn. et d’Obst. April. Gaz. hebdom. de Soc. med. de
Bordeaux., pag. 63, 76, 88. (Fall von „Pseudomyxoma peritonei“. Fünf
Jahre vorher war eine rechtsseitige Cyste entfernt worden, nun war das
linke Ovarium erkrankt. Die Arbeit enthält eine chemische Untersuchung
der Gelatinemassen des Peritoneum und Angaben aus der ausländischen
Litteratur. Die Werth sche Arbeit und die durch sie veranlassten deutschen
Arbeiten werden nicht erwähnt.
Brohl, Zwei Ovarialkystome. Centralbl. f. Gyn.. pag. 113. (Im zweiten
Falle zahlreiche Verwachsungen. Ileus drei Monate nach der Operation
beseitigt durch Opiumthe:apie.)
Bozeman, N. G. A case of ovarian cyst without attachements in the
pelvis. Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 44. (Seit drei Jahren
bestanden Unterleibsbeschwerden, seit einem Jahre Zunahme des Leibes.
Allseitig verwachsene Cyste, die keinen Zusammenhang mit den Genitalien
erkennen liess. Tuben und Ovarien zeigten keine Veränderungen. Mikro-
skopisch liess sich feststellen durch den Nachweis von Corpora fibrosa.
dass es sich um eine Ovarialcyste handelte, mit Wahrscheinlichkeit wurde
auch die Stelle ihres abzedrehten Stieles erkannt.)
Da Costa, JC Removal of a large dermoid cyst nine weeks after
labour. Am. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 337. (Nach einer Geburt
im Jahre vorher war ein kleiner Tumer in der linken Seite festgestelit
99.
91.
92.
93.
94.
100.
101.
192.
103.
104.
Ovariotomie. 195
worden. Jetzt, neun Wochen nach rechtzeitiger Geburt, heftige Beschwerden
und Fieber, rasch wachsender Tumor, der bei der Operation bis zum Nabel
reichte. Stieldrehung, einfache Operation, Heilung.)
Dickson, W., Double Ovariotomy with eighteen months’ interval bet-
ween the operations. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 219.
Eve, F., Two cases of abdominal operation in early childhood. Brit. med.
Journ. Vol. II, pag. 214.
Faucon, Torsion du pédicule d'un kyste de l'ovaire. Journ. de Sc. méd.
de Lille. Januar.
Ferand, Contribution à l'étude des kystes suppurés de l'ovaire. Thèse
de Bordeaux.
Gage, A., Ruptured ovarian cyst; operation, recovery. The Boston med.
and surg. Journ. pag. 59.
Goffe, R. J., Cyst of the ovary. Am. gyn. and obst. Journ. Vol. XI,
pag. 378. (Fiebernde Kranke, ein cystischer Tumor wird von der Scheide
aus incidirt, die entleerte Flüssigkeit enthielt keinen Eiter. Wegen des
Fiebers wird die Exstirpation der Cyste nicht angeschlossen, sondern
nach Abfall des Fiebers sieben Tage später durch Laparotomie das all-
seitig verwachsene Kystom entfernt.)
Harrison Cripps, Ovarian cysts communicating with the rectum. Brit.
med. Journ. pag. 6.
. Heinricius, G., De l'infection des kystes de l'ovaire. Ann. de Gyn.
Tome XLVII, pag. 257.
— Fall of ovariotomi utförd på en 72årig qvinna (Ovariotomie bei einer
72jährigen. Heilung). Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX,
Nr. 3, pag. 499—500. (Leopold Meyer.)
. Heinricius, G. und A. Lindholm, Om infektion af ovarialcyster.
Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 4, pag. 555—574.
(Leopold Meyer.)
. Herzog, L., Beitrag zu den Eierstocksgeschwülsten im kindlichen Alter.
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 51.
Hoffmann, C.S, Ovariotomy in a child thirty-three months old. Am.
Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 331.
Jasinski, Multilokuläre Cyste des rechten Eierstockes, kompleter Uterus-
vorfall, Ovariotomie und Ventrifixation des Uterus. Medycyna, pag. 937.
(Neugebauer.)
Johnston, Ovarian tumor. Trans. of the Cincinnati obst. Soc. Am.
Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 237. (Stieldrehung im Anschluss an
ein Tanzvergnügen.)
Kisseloff, M., Contribution a l’etude de la torsion de pedicule des
kystes de l'ovaire. These de Paris.
Loenen, Dermoidcyste des rechten Ovarium, Stieldrehung. Exstirpatien
nach 14 Monaten. Rekonvalescenz komplizirt durch Emphvsem und Bauch-
deckenphlegmone. Münch. med. Wochenschr. Nr. 52.
Marchesi, Contributo allo studio della rotazione assiale dei tumori
ovarici. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 2. (Um die Drehung eines Ovarial- oder
Uterustumors — mit Torsion des Stieles — zu erklüren sagt Marchesi,
dass diese aus einer gewissen Zahl verschiedener Drucks- und Gegen-
13”
1%
107.
108.
109.
110.
111.
Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
druckseinflüsse (welche, wenn auch verschiedenartig, sich doch immer in
dieselbe Richtung und nur auf einen gewissen Theil des Tumors ausüben
müssen) entstehen, nämlich von den konstanten und unzählbaren Ver-
änderungen des Endoabdominaldruckes, welcher seinen Einfluss auf den
Tumor übt, sobald dieser eine gewisse Beweglichkeit, durch die Länge
und die Dünnheit des Stieles erleichtert, erhalten hat. (Herlitzka.)
. Montgomery, E. E., Sapraemia resulting from the presence of a der-
moid cyst. Am. gyn. and obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 529. (Stiel-
drehung im Wochenbett. Bei der Laparotomie erwies sich der Stiel ab-
gedreht und der Tumor wurde nur durch Adhäsionen ernährt. Tod. Im
Stiel und in der Umgebung der Vagina verjauchte Thromben.)
. Mouthon, De la torsion du pédicule dans les kystes de l’ovaire. These
de Paris.
Neugebauer, Demonstration einer in Folge von Stieldrehung nekroti-
sirenden grossen Ovarialcyste, die von Neugebauer mit günstigem Aus-
gange für die Mutter im dritten Schwangerschaftsmonate durch Bauch-
schnitt entfernt wurde. Am Tage nach der Operation wurde eine todt-
faule Frucht ausgestossen, deren Absterben also keineswegs die Folge der
chirurgischen Intervention in der Schwangerschaft gewesen sein kann,
sondern eine Folge der akuten Stieltorsion des grossen Tumores, die eine
Peritonitis hervorgerufen hatte. Die 30jährige seit 11 Jahren verheirathete
Frau hatte vorher vier Kinder glatt geboren, das fünfte aber im siebenten
Monate. Schon seit acht Monaten ein auffallendes Wachsthum des Leibes
bemerkt. Jetzt dreimonatliche Schwangerschaft konstatirt und über
mannskopfgrosser Ovarialtumor. Bauchschnitt. Glatte Genesung. Pam.
Warsz. Tow. Lek. pag. 1099. (Neugebauer.)
Penrose, A spontaneous rupture of an oöphorotic cyst. Trans. of the
rect. on gyn. college of physic. of Philadelphia. Amer. Journ. of obst.
Vol. XXXV, pag. 109.
Pit’ha, W., Kasuistischer Beitrag zur posttyphösen Eiterung in Ovarial-
cysten. Centralbl. f. Gyn. Nr. 37.
Prochoroff, K., Die pathologisch - anatomischen Veränderungen der
Ovarialcystenwand nach Stieltorsion. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V
Suppl. pag. 122.
Schalita, Akute Darmocclusion bedingt durch Eierstockscysten. Jurn.
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juli u. August. (Zwei operirte, glück-
lich verlaufene Fälle, in welchen wohl Stieltorsion der Cyste, aber keine
Verwachsungen mit dem Darme konstatirt waren.) (V. Müller.)
2. Schwartz, E., Trois observations de suppuration des cystes de l’ovaire.
Ann. de Gyn. et d’Obst. April.
3. Severo, Contribution a l'étude des accidents causés par la torsion du
pédicule des kystes de l’ovaire. Thèse de Bordeaux.
. Storer, M., The traumatic rupture of ovarian cysts, with report of a
case. Boston Med. and Surg. Journ. Nov. 1896.
. Tóth, Fall von vollständig abgeschnürtem Ovarialkystom. Centralbl. f.
Gyn. pag. 1158. (31. V para datirte ihr Leiden auf vier Jahre zurück,
zwei Monate vor der Operation in Folge heftiger Bewegung starke Schmer-
zen im Leibe und rasches Wachsthum desselben, das eine Punktion noth-
Ovariotomie. 197
wendig machte. Bei der Laparotomie fand sich ein mannskopfgrosses,
multilokuläres Kystom frei in 20—22 Liter blütigen Ascites schwimmend.
Sein Stiel war vollkommen abgeschnürt. Der Tumor ging von rechts
aus; hier fehlte das Ovarium und es lässt sich hier ein narbiger Stumpf
nachweisen.)
Winawer, Beitrag zur Kasuistik der vereiterten Parovarialcysten.
Exstirpation der Cyste. Genesung. Medycyna, Bd. I, pag. 25, 48, 77.
(Neugebauer.)
. Wilson, Th., Chronic-axial rotation of an ovarian cyst giving rise to
extreme twistıng of the elongated uterus. Trans. of the obst. Soc. of
London Vol. XXXIX, pag. 167.
6. Komplikationen im Heilungsverlaufe.
*. Friedrich, E., Ein Fall von Parotitis nach Ovariotomie. Diss. inaug.
Tübingen.
. Montgomery, E. E., Sapraemia resulting from the presence of a der-
moid cyst. Am. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X.
. Nijhoff, G. C., Perforation in die Blase von seidenen Ligaturen, welche
um den Stiel einer Ovarialcyste angebracht waren. Nederl. Tijdschr.
voor Verlosk. en Gyn. Jahrg. VIII, 13 pag. (Doorman, Leiden.)
. Noto, Decubito acuto in sequito a laparotomia per cisto-sarcoma dell
ovaio destro. La Rassegna di Obst. e Gin. Napoli, Nr. 5.
1. Komplikationen mit Tumoren des Uterus und anderen
122.
123.
126,
Organen.
Hall, R. B., Abdominal hysterectomy for Sarcoma of the body of the
uterus, with a small ovarian tumor. Trans. of the Cincinnati obst. Soc.
Am. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 561.
Jesset, B, Uterine carcinoma, complicated by Dermoid cyst of ovary.
Brit. gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 4.
8. Komplikation mit Schwangerschaft und Geburt.
. Biddell, J. Scott, Ovarian tumour obstructing labour, removed during
the subsequent pregnancy. Scott. Med. and Surg. Journ. Febr.
5. Mc Cone, J., Clinical notes of a case of ovariotomy during pregnancy.
Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 693. (31 Jahre, früher schon
punktirt. Gravida m. VII., schwierige Differentialdiagnose. Einfache Ovario-
tomie. Ascites. Multilokuläres Kystom des rechten Ovarium. Spontane
Geburt eines ausgetragenen Kindes.)
Da Costa, Celiotomy during pregnancy. Amer. Journ. of obst. Vol.
XXXVI, pag. 335. (Linksseitiger verwachsener Ovarialtumor. Der Uterus
in fixirter Retroflexion wird aus seinen Verwachsungen gelöst. Heilung.
Fortbestand der Schwangerschaft.)
. Dujardin, Contribution a l'étude des kystes de l'ovaire dans l'état puer-
péral. Thèse de Lille 1896.
198
128.
129.
132.
133.
134.
155.
137.
155.
139.
Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Ill, Ch. L., Pregnancy after double ovariotomy. Amer. Journ. of obst.
Vol. XXXV, pag. 532. (Entfernung doppelseitiger Ovarialtumoren, der
rechte Tumor war kurz gestielt, so dass im Stumpf etwas Ovarialgewebe
zurückblieb. Die Menstruation trat noch zweimal auf, dann concipirte
die Frau und kam rechtzeitig spontan nieder. Im Wochenbett fühlte
man rechts anscheinend ein normales Ovarium, links war der Stumpf
deutlich zu fühlen.)
Keith, Skene, Ovarian cyst of over 6 years’ growth. Brit. Gyn. Journ.
Vol. XLIX, pag. 32. (Die einkammerige Cyste füllte nach über sechs
Jahren gerade das Becken aus, so dass sie bei der nach neunjähriger
Ehe zum ersten Mal Schwangeren ein Geburtshinderniss gebildet haben
würde.)
. Kingmann, A case of double ovariotomy during pregnancy. Labour
complicated by uterine inertia. The Boston Med. and Surg. Journ. Nr. 5.
. Lewitzky und Gogatzky, Entfernung einer Dermoidcyste des Eier-
stockes per rectum (Ovariotomia per rectum). Jurnal akuscherstwa i
shenskich bolesnej. Oktober. (Hohe Zange, Ruptur des Rektum und Ent-
fernung durch diesen Riss der resp. Cyste; Naht des Darmrisses. Col-
pitis sub partu. Exitus nach 33 Stunden. Sektion Peritonitis pelvis.)
(V. Müller.)
Macnauglton-Jones, H., Porro’s operation for suppurating ovarian
cyst completely blocking the pelvis. Brit. gyn. Journ. Vol. XLIX, pag. 22.
Östermayer, N., Dermoidcyste als (eburtshinderniss. Kraniotomie.
Incision des Sackes mit Herausnähen desselben. Heilung. Centralbl. f.
Gyn., pag. 617. (VII p. irreponibler anscheinend solider Tumor im Becken.
Dehnungserscheinungen am Uterus. Perforation des lebenden Kindes; da
die Kranioklasie nicht gelingt, Incision des hinteren Scheidengewölbes.
Nach manueller Entfernung mebrerer Haarballen Abfluss von Dermoid-
brei. Leichte Kranioklasie, manuelle Placentarlösung, Tamponade des
Cystenbalges und des Uterus (warum? Ref... Am dritten Tage wurde
die Tamponade entfernt und die Wundränder der Cyste in die Scheiden-
wunde eingenäht. Heilung unter Eiterung.)
Williams, J., On ovarian tumour with pregnancy. Lancet. Vol. II, pag.
129.
9. Kastration.
Blaisdell, F., Removal of ovaries in insanity. Med. Record. 20 Febr.
pag. 260. (Fall von akuter Manie, in welcher nach Entfernung beider
eystischer Ovarien und einer Tube Heilung eintrat.)
). Cann, E., La Castration chez la femme, des resultats thérapeutiques.
Conséquences sociales et abus de cette operation. Paris, Ollier-Henry.
(sottschalk, S., Ueber die Kastrationsatrophie der Gebärmutter. Arch.
f. Gyn. Bd. LIIL, pag. 309.
Jayle, F., Effets physiologiques de la castration chez la femme. Revue
de gyn. et de chir. abdominale. Nr. 3, pag. 403.
Kippenberg, Zur Kastrationsfrage. Centralbl. f. Gyn. Nr. 31.
140.
141.
10.
142.
143.
IH.
149.
150.
151.
ÖOvariotomie, 199
Popiel, Beitrag zur Lehre vom Einfluss der Kastration auf den Orga-
nismus des Weibes. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk. pag. 31.
Neugebauer.)
Reamy, Ovariotomy for hystero-epilepsy. Tr. of the Cincinnati obst.
Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 235. (In beiden Fällen
handelte es sich um Menorrhagien und Dysmenorrhoe, die zu Morphi-
nismus geführt hatten. Die Anfälle bestanden zur Zeit der Menstruation.)
Resektion, konservative Behandlung der Ovarial-
erkrankungen, Organthera pie.
Jacobs, Organothérapie ovarienne. Journ. d’Accouch. et Revue d’Acad.
et de Chir. Prat. Nr. 23.
— ÖOpotherapie ovarienne. La Sem. (syn. Nr. 25.
Jouin, Ueber die Wechselbeziehungen der Schilddrüsen und Eierstock-
Gewebetherapie. Verh. d. Soc. obst. et gyn. de Paris. Centralbl. f. Gyn.
pag. 199.
. Pozzi, De la résection et de l’ignipuneture de l'ovaire. Revue de gyn.
et de chir. abdom., pag. 3.
. Sherwood-Dunn, B., Conservation of the ovary. Ann. of Gyn. Vol. XI
pag. 81.
. Stehmann, H. B., Thyroid and ovarian therapy in Gynaecology. Amer.
Gyn. and Obst. Journ. Februar.
. Touvenaint, Ueber Organtherapie mit Eierstockssuhstanz. Verh. d. Soc.
obst. et gyn. de Paris. Centralbl. f. Gyn., pag. 198.
11. Vaginale Ovariotomie.
Condamin, R., De l’ovariotomie vaginale. La sem. gyn. Nr. 14.
Dührssen, Demonstration einer 20 pfündıgen mitsammt den tuberkulösen
Tuben durch vaginale Laparotomie entfernten Kierstockgeschwulst. Ver-
handl. d. 26. Kongr. d. deutsch. Ges. f. Chir.
Goelet, A.H., Simple cyst of the right ovary and dermoid cyst of the
left, removed by vaginal section recovery. Tr. of the N.Y. obst. Soc.
Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 212. (Einfache Entfernung
durch hinteren Scheidenbauchschnitt. Jodoformgaze-T'amponade der Wunde
und Scheide.)
2. Pfannenstiel, Ueber vaginale (Gteschwulstoperationen. Allg. Med.
Centralzeitung Nr. 56.
3. Robinson, D., Cystic ovaries. Tr. of the obst. Soc. of London. Vol.
XXXIX, pag. 130. (Entfernt durch Colpotomia anterior.)
. Schauta, F., Die vaginale Ovariotomie. Wiener med. Wochenschrift,
pag. 1.
3. Steinthal, Ueber Ovariotomie von der Vagina aus. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 6. (Steinthal berichtet über drei Operationen, zwei Cysten, einen
Abscess des Ovarium. In letzterem liess sich die Operation nur von der
Bauchhöhle aus vollenden. Er schliesst sich dem Urtheile Fehling's
200
158.
159.
160.
161.
162,
163.
164.
166.
167.
168.
169.
Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
an, dass man Adnextumoren nur ausnahmsweise von der Vagina aus in
Angriff nehmen soll. In allen schwierigen Fällen ist die Laparotomie
vorzuziehen.)
. Tauffer, Zwei Fälle von Ovariotomien per vaginam. Centralbl. f. Gyn.
pag. 407. (Beides diagnostizirte Dermoide, einmal vom vorderen, einmal
vom hinteren Scheidengewölbe aus entfernt. In diesem Falle wegen
Verunreinigung der Bauchhöhle Drainage. Spricht sich für die vaginale
Operation aus.)
. de Vos, J., Ovariotomie per vaginam. Policlinique 1896, Nr. 16.
12. Papilläre Tumoren.
Bouilly, Le pronostic des kystes vegetants des ovaires. Ann. de gyn.
et d’obst. Tom. XLVIII, pag. 548.
Bove&e, W., Papillomatous cyst of the left ovary. Tr. of the Washingt.
obst. Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 281.
Lovrich, Beiderseitiges, krebsig degenerirtes Kystoma ovarii papilli-
ferum. Centralbl. f. Gyn., pag. 409. (Tod an Peritonitis, Metastasen in
Leber, Lungen, Netz und Darm.)
— Zwei Fälle von zweiseitigem Ovarialpapillom. Centralbl. f. Gyn.,
pag. 910. (1. Kranke seit sieben Jahren frei von Recidiv. 2. Wird als
Oberflächen-Papillom angesprochen. Knotige Verdickungen im Netz be-
rubten auf entzündlichen Veränderungen.)
Schrader, Papillärer Ovarialtumor. Centralbl. f. Gyn. pag. 220. (Schrader
spricht sich gegen die Verkleinerung von Ovarialcysten bei der Operation
aus, weil dadurch u. A. leicht eine Verschleppung papillärer Wucherungen
in das Peritoneum stattfinden kann.)
Stouffs, Kystes de l'ovaire papillomateux, operation, guérison, présen-
tation des pièces. Bull. de la Soc. Belge de Gyn. et d’Obst. Nr. 5.
Withrow, Ovarian papillomata. The Cincinnati Lancet. clinic. pag. 38.
13. Carcinome und Endotheliome.
5. Baader, Ein Fall von Carcinom des Ovarium in jugendlichem Alter.
Tübingen 1896.
Chavannaz, Dégénérescence épithéliomateuse d'un kyste de l'ovaire.
Soc. d’Obst. et de Gyn. de Bordeaux. Juni.
Ciechanowski, Demonstration eines Adenokystoma carcinomatosum
beider Ovarien, bei der Sektion einer 52jährigen gefunden. Przeglad
lekarski, pag. 178. (Neugebauer.)
Dumont-Leloir, Volumineuse tumeur kystique proliférante de l'ovaire,
avec généralisation pariétale, epiploique et péritonéale. Laparotomie.
Suivie depuis cinq mois. Arch. de gyn. et de toc. Tom. XXIII, pag. 668.
(Trotzdem der maligne Charakter des Tumors mikroskopisch festgestellt
wurde, liess sich nach fünf Monaten noch kein Recidiv nachweisen.)
Meek, H., Primary adeno-carcinoma of both ovaries. Amer. Journ. of
Obst. Vol. XXXVI, pag. 205. (50jährige Patientin, wenig Ascites, wenig
Adhäsionen, solide knollige Tumoren; die mikroskopische Untersuchung
liess die Diagnose auf Adenocarcinom stellen.)
170.
171.
173.
114.
179.
179.
180.
Ovariotomie. 201
Odebrecht, Carcinoma ovarii. Centralbl. f. Gyn., pag. 950. (Vor 11
Jahren war bei der jetzt 43jährigen Kranken ein Carcinom des rechten
Ovarium entfernt worden. Jetzt fand sich an derselben Stelle ein kinds-
kopfgrosser solider Tamor, der von Blutergüssen durchsetzt war und aus-
geschält wurde. Mikroskopisch: Carcinom, also wohl als Recidiv auf-
zufassen.)
14. Sarkonie.
Goffe, J. R., Sarcoma of the ovary. Tr. of the N.Y. obst. Soc. Amer.
Gyn. and obst. Journ. Vol. XI, pag. 55. (Spindel- und Rundzellensarkom.
vom rechten Ovarium ausgehend, verursachte Menorrbagien.)
. Hall, R. B., Sarcoma of the ovary with intraligamentous ovarian cyst
of the opposite side. Tr. of the Cincinnati obst. Soc. Amer. Journ. of
obst. Vol. XXXV, pag. 560. (44jährige Frau, nach Punktion des Ab-
domens und Ablassen einer grossen Menge Ascites wurde die Diagnose
gestellt. Die Operation gestaltete sich in Folge ausgedehnter Verwach-
sungen sehr schwierig. Blasenverletzung wurde genäht. Heilung.)
Kötschau, Doppelseitige kindskopfgrosse Ovarialsarkome. Centralbl. f.
Gyn., pag. 627. (Der Fall war durch Magencarcinom komplizirt, das zu
Metastasen im Netz und Peritoneum geführt hatte. Tod an Erschöpfung.)
15. Solide Tumoreu (Fibrome, Myome).
Borreman, Fibromes de l'ovaire. Bull. de la Soc.: Belge de gyn. et
d’obst. 1896. Nr. 8.
, Briggs, H., Fibroma of the ovary and ovarian ligament with patho-
logical and clinical reports of a series of eight cases of fibroma of the
ovary and one of the ovarian Jigament treated by operation. Brit. Med.
Journ. Mai.
Coe, H C., Fibromyoma of the ovary ; operation, recovery. Tr. of the
N.Y. obst. Soc. Amer. Gyn. and obst. Journ. Vol. X, pag. 707. (Rasches
Wachstbum, 18 Pfund schwer, Ascites, wenig Adhäsionen.)
. Doran, Alban, Fibroma of tbe ovary; impaction; ascites; removal. Tr.
of the obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 37. (49jährige XI p. seit
zwei Jahren in der Menopause. Ein harter Tumor war schon früher be-
merkt und für ein Myoma uteri angesehen worden. Rasche Zunahme des
Leibes in Folge Ascites. Die Laparotomie war durch die Kürze des
Stieles erschwert. Heilung.)
Gaiser, Fibrom des rechten Ovarium. Centralbl. f. Gyn., pag. 875. (Zum
Theil cystisch erweicht.)
Roberts, H., A case of fibroma of the ovary undergoing calcanevus
degeneration. Tr. of the obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag.8. (Neun
Jahre steril verheiratbete Frau, seit 1'/s Jahren Metrorrhagien. Vom
rechten Ovarium ausgehendes verkalktes Fibrom in der Grösse eines
Puteneies. Keine Adhäsionen, wegen des kurzen Stieles fest im kleinen
Becken gelegen, sehr schmerzhaft. Kein Ascites. Einfache Laparotomie.
Heilung.)
Seganti, Fibroma ovarico calcificato. Supplem. al Policlinico. A. III,
Nr. 4. (Herlitzka.)
202
131.
189.
190.
191.
192.
19.
Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
16. Dermoidcysten und Teratome.
Bovce, W., Dermoid cyst of the ovary. Tr. of the Washingt. obst.
Soc. Amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 410. (5ljährige Farbige,
seit drei Jahren in der Menopause. Cystischer Tumor, einem Uterus am
Ende der Gravidität an Grösse entsprechend. Aeusserst schwierige Opera-
tion in Folge der ausgedehntesten Verwachsungen. Zur Bekämpfung des
Collapses Kochsalzlösung ins Abdomen gegossen und nach der Operation
infundirt. Anfänglich gute Erholung und normaler Heilungsverlauf. Am
21. Tage Exitus an Pneumonie. Die Sektion ergab Lungengangrän und
jauchige Pleuritis, die wegen der fieberfreien Rekonvalescenz nicht als
septische angesehen wird.)
2. Braun, Dermoid cyst. Tr. of the N.Y. obst. Soc. Amer. gyn. and ubst.
Journ. Vol. X, pag. 351. (Operation wegen mehrfacher peritonitischer
Attaken. Die Cyste war allseitig verwachsen, auch die Anhänge der
anderen Seite waren erkrankt und wurden entfernt. Schliesslich wurde
„der besseren Drainage wegen“ auch der Uterus exstirpirt. Am Präparat
fand sich neben der Dermoideyste noch eine kleinere Ovarialcyste.)
Cohn, Uu cas de kiste dermoidal ovarien. Rev. de Chir. Tom. 1, Nr. 6.
. Curti, Voluminosa cisti dermoide dell’ ovaio destra. Prolasso completo
dell’ utero. Asportazione del tumore e ventrofissazione dell’ utero. Gua-
rigione. Il Raccoglitore medico, Nr. 5. (Herlitzka.:
. Ewald, K., Recidivirendes und metastasirendes Teratom des Ovarium.
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 10.
). Frantzen, Ein Beitrag zu den Dermoiden des Ovarium. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. 5, Suppl., pag. 68.
7. Geyl, A., Betrachtungen über die Genese der sogenannten Ovarialder-
moide mit Bezug auf ein Vaginalteratom. Sammlung klin. Vorträge,
Nr. 190.
. Kappeler, Neue Beispiele für bis jetzt als selten betrachtete Befunde
in Teratomen des Ovariums. Diss. in. Tübingen 1896.
Merttens, Beitrag zur Lehre von den Dermoidcysten des Ovariums mit
besonderer Berücksichtigung der Zahnentwickelung in denselben. Zeitschr.
f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 287.
Munde, Dermoidcyste. Med. record. Januar. (Munde demonstrirte eine
Dermoidcyste, die er mit dem Finger von dem erweiterten Cervikalkanal
aus ausgeschält hatte. Die Kranke kam wegen übelriechenden Ausflusses
und es fand sich ein Büschel Haare, aus dem Muttermund herausragend,
wodurch die Diagnose leicht zu stellen war. Offenbar handelte es sich
um die Vereiterung einer Cyste, die nach dem Uterus hin durchgebrochen
war.)
Pfannenstiel, Ueber die Histogenese der Dermoidcysten und Teratome
des Eierstockes. Verl. d. deutsch. Ges. f. Gyn. Bd. VII, pag. 366.
Phocas, Kyste dermoide de l’ovaire ayant provoqué une peritonite.
Operation. (ruerison. Gaz. des höp. de Toulouse. Dez. 96.
Reamy, Dermoid cyst. Tr. of tbe Cincinnati obst. Soc. Amer. Journ.
of obst. Vol. XXXVI, pag. 234. (Drainage mit Gaze wegen schwer still-
barer Blutung, Heilung.)
194.
195.
1%.
191.
198.
199.
200.
0.
203,
208,
UOvariotomie. 2
Sirleo, Sopra un teratoma solido dell’ ovaio. Il Policlinico. Vol. IV—C,
fasc. 9 e 10. (Herlitzka.)
Tachefurt, Kyste dermoide des 2 ovaires. Soc. d’Anat. et de phys. de
Bordeaux. Journ. de Med. de Bordeaux. Nov. 96.
Thumim, L., Ueber carcinomatöse Degeneration der KEierstocksdermoide.
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 547.
Tschirner, Zur Kasuistik der doppelseitigen Ovarialdermoide mit be-
sonderer Berücksichtigung des mikroskopischen Befundes derselben. Diss.
inaug. Greifswald.
Villar, Kyste dermoïde contenant un liquide noir chez une jeune fille
de 15 ans. Soc. d'obst. et de Gyn. de Bordeaux. Dez. 96.
Voisin, A., Délire de la persécution. Kyste dermoide de l’ovaire, lapa-
rotomie, disposition des troubles mentaux. Journ. de Med. de Paris.
7. März.
Vouverts, Kyste dermoïde bilateral de l'ovaire. Volumineux kyste
developp: chez une femme âgée. Soc. d’anat. de Paris. Oct. 96.
. Yamagiwa, K, Zwei Fälle von Dermoidcysten des Ovarium mit carci-
nomatöser Degeneration und Metastasenbildung. Virchow's Arch. Bd.
CXLVII, pag. 99.
17. Tuberkulose.
von Franque, O., Zur Tuberkulose der weiblichen Uenitalien, insbe-
sondere der Ovarien. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVII.
Madlehner, M., Bemerkung zu der Arbeit Schottländer’s: Ueber
die Tuberkulose des Eierstockes. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V,
pag. 621. (Stellt lediglich einen Druckfehler richtig, der Schottländer
zu einer falschen Auffassung geführt hatte. An der behaupteten tuber-
kulösen Natur der von ihm beschriebenen Tubo-Ovarialcyste hält M ad-
lehner fest.)
Orthmann, Ueber Tuberkulose des Eierstockes. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 321 u. Centralbl. f. Gyn., pag. 678.
Schottländer, J., Ueber Eierstockstuberkulose. G. Fischer, Jena.
— Ueber die Tuberkulose des Eierstockes und der Eierstocksgeschwülste
u. s. w. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 321 u. 448.
. Wolff, B., Ueber die Tuberkulose des Eierstockes. Arch. f. Gyn. Bd.
Lil, pag. 235. (Fälschlich im vorjährigen Berichte unter dem Namen
Ehrendorfer citirt!)
18. Statistik der Ovariotomie.
Gow, W.J., Some notes on ovarian tumours with a first series of fifty
ovariotomies. Lancet, pag. 3871.
Lachmann, O., Die Ovariotomien in der Greifswalder geburtshilflich-
gynăkologischen Klinik vom Jahre 1890—97. Diss. inaug. Greifswald.
Es geziemt sich wohl hier an erster Stelle der Arbeit Pfannen-
stiel’s (25) über die Erkrankungen des Eierstocks und des Neben-
eierstocks zu gedenken, die sich würdig ihrem Vorgänger in Billroth’s
204 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Handbuch der Frauenkrankheiten an die Seite stellt. Die hervorragende
Arbeit lässt überall erkennen, wie der Verf., dem wir ja eine Reihe
bedeutsamer Arbeiten aus diesem Gebiete verdanken, nicht nur die
pathologisch-anatomische Seite beherrscht, sondern auch wie seine Dar-
stellung des klinischen Theiles auf eine grosse eigene Erfahrung gestützt
ist. Die gesammte Darstellung ist eine ausserordentlich klare und über-
sichtliche. Aus der Litteratur sind alle bemerkenswerthen Arbeiten be-
rücksichtigt, während kasuistische Mittheilungen, wie sie gerade auf
diesem Gebiete besonders in der ausländischen Litteratur so ausser-
ordentlich zahlreich sind, auch in den Litteraturverzeichnissen nicht
angeführt sind, es sei denn, dass sie einen Anspruch auf ein beson-
deres Interesse hätten.
Es kann nun hier nicht meine Aufgabe sein, eine umfassende Be-
sprechung dieser grossen Arbeit zu bringen, es möge nur kurz auf Ein-
zelnes hingewiesen werden.
Nach einer Besprechung der Anatomie, der Lageveränderungen
folgt das Kapitel Ernährungsstörungen, in welchem auch die Entzün-
dungen abgehandelt werden. Hier wird nach Möglichkeit die Aetio-
logie berücksichtigt. Bei der Operationstherapie der eitrigen Oophoritis
wird der in neuerer Zeit weniger geübten Incision von der Scheide aus
in empfehlender Weise gedacht. Gegenüber der vaginalen Cöliotomie
zur Entfernung entzündlicher und verwachsener Adnexe wird besonders
bei einseitiger Erkrankung die Ueberlegenheit der ventralen Cöliotomie
betont. Der Resektion des Ovariums bei infektiößsen Formen der Oopho-
ritis wird nicht das Wort geredet, bei chronischer Oophoritis kann diese
Operation gelegentlich in Anwendung kommen,
Den weitaus grössten Theil des Werkes nehmen natürlich die Neu-
bildungen ein. Nach einer allgemeinen Besprechung des Baues der
Geschwülste, der Art ihrer Insertion, ihres Wachsthums in Becken- und
Bauchhöhle, der Bedeutung des Ascites bei ÖOvarialtumoren kommt
Pfannenstiel zu der Eintheilung der Geschwülste. Er unterscheidet:
1. Parenchymatogene Neubildungen.
2. Stromatogene Neubildungen.
3. Kombinationsgeschwülste und im Anhang: Geschwülste des
Epoophoron.
1. Diese zerfallen in zwei Abtheilungen: epitheliale und ovulogene
Neubildungen.
Zu den epithelialen gehören auch die von Pfannenstiel
Kystoma serosum simplex genannten Cysten, die man bisher als
Hydrops folliculi bezeichnete. Sie unterscheiden sich von den Kysto-
Övariotomie. HK
men durch die Gestalt der Epithelien und vor allem durch das
Fehlen von proliferirenden, drüsenschlauchähnlichen Bildungen.
Die Eintheilung in glanduläre und papilläre Kystome, die sich
vom rein klinischen Standpunkte rechtfertigen lässt, ist fallen gelassen.
In diesen beiden Gruppen können papilläre Wucherungen in den Cysten
vorkommen. Die sogen. „Oberflächenpapillome“ werden als aus intra-
cvstischen papillären Wucherungen hervorgegangen angesehen.
Die von Pfannenstiel gewählte Eintheilung der Kystome
gründet sich auf die Verschiedenheit der Gestalt und der Funktion
der Epitbelzellen, die stets nur in einschichtiger Lage die Cysten aus-
kleden. Ihre Verschiedenheit ist schon makroskopisch aus der Ver-
schiedenheit des Oysteninhalts zu erkennen. Demnach wird unterschieden
ds Kystoma pseudomucinosum und das Kystoma serosum.
Die beiden Formen werden ausführlich nach ihren anatomischen und
klinischen Verschiedenheiten besprochen. Beide Formen können In-
plantationsmetastasen hervorrufen. Als solche wird auch das sogen.
Pseudomyxoma peritonei aufgefasst, das zu einer Fremdkörper-
peritonitis führen kann, aber nicht zu einer echten myxomatösen
Degeneration des Peritoneum.
Die sogen. papillären Kystome können klinisch den bösartigen
Neubildungen sich nähern, doch fehlen ihren Implantationsmetastasen
destruktive Eigenschaften, so dass sie vom anatomischen Standpunkte
aus als gutartige Tumoren bezeichnet werden müssen.
Carcinomatöse Degeneration von Kystadenomen ist jedenfalls nicht
häufig und mit Sicherheit nur in wenigen Fällen festgestellt.
Die Adenome und Carcinome nehmen ihren Ausgang vom Keim-
oder Follikelepithel. Das Kystadenoma serosum wird vom ersteren ab-
geleitet, während das Pseudomucinkystom nach Pfannenstiel’s An-
schauung von dem noch wenig differenzirten Epithel des Primärfollikels
ausgeht, ebenso wahrscheinlich die Carcinome.
Ueber die ovulogenen Neubildungen (Dermoideysten und
Teratome) ist an anderer Stelle dieses Jahresberichtes Pfannenstiel’s
Auffassung angeführt.
2. Als stromatogene Neubildungen werden die Fibrome
und Fibromyome, die Sarkome und Endotheliome, Angiome, Enchondrome
und Myxome aufgeführt, endlich noch Kombinationsgeschwülste.
Nach dem nun folgenden Kapitel über die Geschwülste des Epo-
ophoron folgt eine Besprechung der verschiedenen Theorien über die
Aetiologie der Ovarialtumoren, die wie alle derartigen Darstellungen
206 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
schliesslich darin gipfelt, dass wir Genaueres über die Aetiologie nicht
wissen und alle aufgestellten Theorien mehr oder weniger unbefriedi-
gend sind.
Einer eingehenden Schilderung der Symptomatologie der Ovarial-
tumoren folgt die Besprechung der Komplikationen (Stieltorsion, Ent-
zündung und Vereiterung, Ruptur, Schwangerschaft, Geburt und Wochen-
bett, Komplikation mit anderen Erkrankungen).
Sehr eingehend ist die Diagnose besprochen, wobei zweckmässiger
Weise eine Trennung in die Diagnose kleiner, mittelgrosser und grosser
Tumoren vorgenommen ist. Nur in seltenen Fällen ist eine Diagnose, welche
Art von Geschwulst man vor sich hat, möglich. Von Komplikationen
ist am ehesten noch die mit Schwangerschaft und die Stieltorsion mit
Sicherheit zu diagnostiziren.
Kontraindikationen gegen die Ovariotomie giebt es kaum, jeder
diagnostizirte Ovarialtumor soll der Operation unterworfen werden, selbst
bei vorgeschrittenen malignen Tumoren ist wenigstens der Versuch der
Exstirpation oft noch geboten.
Die Punktion der ÖOvarialcysten wird völlig verworfen, selbst
für die Fälle, in welchen von manchen dieselbe aus Indicatio vitalis
noch zugelassen wird. Hier, meint Pfannenstiel, sei die Ovarioto-
mie unter lokaler Anästhesie nach Schleich jedenfalls vorzuzieben.
Höchstens kann einmal zur momentanen Erleichterung die Punktion
der Ovariotomie vorangeschickt werden.
Bei der Ovariotomie ist es stets anzustreben, die Cyste, wenn irgend
möglich, unverkleinert zu entfernen, zur sicheren Vermeidung von Im-
plantationsmetastasen. Besonders muss immer der Zustand des anderen
Ovariums beachtet werden, das bei malignen und papillären Ovarial-
tumoren immer, und sonst überhaupt bei Kranken über 40 Jahren zu ent-
fernen ist.
Die Technik bei Adhäsionen, bei intraligamentären Tumoren wird
eingehend besprochen. Besonders bei vereiterten Tumoren ist es anzu-
streben, den Tumor im Ganzen zu entfernen. Dringt Eiter in das
Peritoneum oder kommen Verletzungen des Darmes zu Stande, so ist
die Drainage angezeigt durch die Bauchdecken oder die Scheide. Am
zweckmässigsten wird hierzu Gaze verwandt.
Beim Uebergreifen maligner Tumoren auf «das Peritoneum und die
Nachbarorgane muss man sich auf die Ablassung des Ascites beschränken.
Wird ein solcher Fall der Operation unterworfen, so können- ge-
legentlich auch bei unmittelbarem Uebergreifen auf nicht lebenswichtige
Ovarlotonıe. a,
Organe diese mitentfernt werden. Mitunter wird dabei doch wenigstens
ein vorübergehender Erfolg erreicht.
Bestehen Implantationsmetastasen, so sind dieselben bei der Ope-
ration so ausgiebig wie möglich durch Abkratzen und Verschorfen
nach der Exstirpation des primären Tumors zu zerstören.
Die Ovarialresektion hält Pfannenstiel nur in seltenen Fällen
für gerechtfertigt.
Bei der Behandlung der Komplikation mit Schwangerschaft und
Geburt ist nichts Besonderes hervorzuheben, ausser dass Pfannenstiel
bei solidem irreponiblem Tumor den Kaiserschnitt mit nachfolgender
Ovariotomie ausgeführt haben will.
Für die vaginale Ovariotomie spricht sich Pfannenstiel nicht
aus, Die wenigen Fälle, in denen diese Art der Operation mit der
wünschenswerthen Sicherheit auszuführen ist, geben für die ventrale
Operation einen fast absolut sicheren Erfolg, bei allen Komplikationen
aber ist diese Art des Vorgehens nicht angebracht.
Ein Kapitel über die Prognose der Övariotomie schliesst die vor-
treffliche Arbeit.
Mit der Lage des Ovarium beschäftigt sich die Arbeit von
Hammerschlag (12), der seine Studien an einem grösseren Leichen-
materiale, das den verschiedenen Lebensaltern entstammt, angestellt
bat. Das Ovarium liegt, seiner entwickelungsgeschichtlichen Anlage
entsprechend, zuerst in der Bauchhöhle, dann im grossen Becken. In
dieser Zeit ist es von verhältnissmässig erheblicher Grösse, ist nicht
von der Mesosalpinx bedeckt und steht in der Frontalebene mehr oder
weniger senkrecht zur Längsachse des Körpers.
Unter dem Einflusse des intraabdominalen Druckes, unter der un-
mittelbaren Last der Baucheingeweide und unter dem Zuge der Liga-
menta suspensoria und Ligamenta rotunda uteri tritt das Ovarium dann
in das inzwischen erweiterte kleine Becken. Dieser Vorgang findet
meist im ersten oder zweiten Lebensjahre statt. Hierbei kommt es zu
einer Achsendrehung des Organes von etwa einem rechten Winkel, so
dass das Ovarium dann mit seiner Längenchse der des Körpers an-
nährend parallel steht.
Der Eierstock ist zwischem dem zum Cöcum und Processus vermi-
formis bezw. zur Flexura sigınoidea coli gehenden Ligamentum suspen-
sorium und dem zum Uterus führenden Ligamentum proprium aufge-
hängt; mit den Hilusrand ist er am Mesovarium, einer Falte vom
hinteren Blatt des Lig. latum befestigt.
25 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Der gerade oder Hilusrand des Ovarium sieht nach vorne und
lateral, der konvexe oder freie Rand nach hinten und medial. Die
Wandfläche liegt der seitlichen Beckenwand innig an, die freie Fläche
sieht nach dem Beckeninnern und ist von der Tube und der Meso-
salpinx bedeckt. An den Stellen, an denen der Eierstock in den ver-
schiedenen Altersperioden liegt, bedingt er mehr oder weniger tiefe Ein-
drücke in die Beckenwand, bezw. im Bauchfellsack. Als typische,
bleibende Stelle ist diejenige anzusehen, die sich zwischen den Ver-
zweigungen der Arteria hypogastrica befindet. Hier liegt der Eierstock
in einer mehr oder weniger tiefen, durch seine eigene Konfiguration
bedingten Grube, Fossa ovarii, deren Begrenzung vorn die Arteria
umbilicalis, eventuell auch den Nervus obturatorius, hinten die Arteria
uterina und der Ureter bilden. In der Begrenzung kommen jedoch
geringere Abweichungen vor, die meist durch ungewöhnlichen Abgang
der Gefässe hervorgerufen werden.
Lageveränderungen des Uterus, Ereignisse, die den Raum im kleinen
Becken beschränken, abnorme Dehnung des Bandapparates rufen meist
Lageveränderungen des Eierstocks hervor, die jedoch noch nicht als
pathologisch zu bezeichnen sind.
Die von Claudius erwähnte Grube deckt sich jedenfalls nichı
mit der von Waldeyer als Fossa ovarii bezeichneten, auch ist die
von Claudius gegebene Beschreibung keine genaue.
Auch Vallin hat dieselbe Grube beschrieben wie Waldeyer
und Hammerschlag. Will man die „Fossa ovarii“ topographisch
näher bezeichnen, so folgt man am besten der Eintheilung von Waldeyer
der unterscheidet: 1. Fossa paravesicalis anterior et posterior. 2. Fossa
obturatoria. 3. Fossa hypogastrica.
Die Fossae paravesicales liegen zu Seiten der Blase vor dem Liga-
mentum teres (beim Manne Ductus deferens). Die Fossa obturatoria
liegt unterhalb der Vasa iliaca externa, zwischen Ligamentum teres
uteri (bezw. Ductus deferens) nach vorne und Ureter nach hinten
unten. Die Fossa hypogastrica liegt zwischen Ureter und dem late-
ralen Kreuzbeinrand.
Die Fossa ovarii (Waldeyer) nimmt nun als besondere Ab-
theilung den hinteren Abschnitt der Fossa obturatoria ein, während die
von Claudius beschriebene Grube in der Fossa hypogastrica liegt.
Popoff (26) hat in 25 Fällen die Eierstöcke von Kindern im
Alter von (ik bis 15 Jahren mikroskopisch untersucht. Die Kinder
waren an folgenden Krankheiten zu Grunde gegangen: Scarlatina sep-
tica, Scarlatina, Nephritis acuta p. scarlat., Scarlatina diphtheritica, Variola
Pathologische Anatomie. 209
vera, Variola vera confluens, Morbilli, Hydrophobia, Diphtheria, Dysen-
teria und Erysipelas migrans. Auf Grund seiner Untersuchungen kommt
er zu folgenden Schlüssen :
1. In Eierstöcken von Kindern, welche an Morbilli, Scarlatina und
Variola gestorben waren, beobachtet man Veränderungen hauptsächlich in
den Primordialfollikeln, sowie auch im Stroma. Diese Veränderungen be-
stehen in einem allmählichen, recht verbreiteten Untergange der Pri-
nordialfollikel: Schwellung der Epithelzellen, Vakuolisation der Eizelle
und endlich Zerfall des Follikels.
2. Bei Hydrophobie kommt in den Eierstöcken kleincystische De-
generation vor in Folge von starker Hyperämie, welche bei Variola
ebenfalla zu Dilatation von Primordial-, sowie auch reifer Follikel
tührt.
3. Im Stroma wurde stark ausgeprägte Hyperämie konstatirt, so-
wie in einzelnen Fällen herdweise oder diffuse Blutaustritte und endlich
Ansammlungen, von Iymphoiden Elementen.
4. Die Intensität dieser Veränderungen war anı wenigsten bei
Masern, am meisten bei Scharlach und Pocken ausgeprägt.
5. Bei gleichzeitigem Vorhandensein von zwei Infektionen sind die
Veränderungen ganz besonders intensiv. (V. Müller.)
Heyse (14) hat auf Fehling’s Anregung zwei Ovarien Osteo-
malacischer untersucht, ohne dabei wesentlich andere Ergebnisse als
seine Vorgänger zu erhalten. Da Hofmeier in einem derartigen
Falle auffallend wenig Follikel fand, so hat er auch Zählungen dieser
'n Vergleich mit einem normalen Ovarium vorgenommen. Die Berechnung
der Anzahl der Follikel von Henle (36000) wird von Heyse für
‘alsch erklärt. Er berechnete die Anzahl bei einem von einem 17 jährigen
Mädchen stammenden Ovarium auf 17600, in dem Ovarium einer
Osteomalacischen berechnet Heyse 5100 Föllikel, also eine Verringe-
mng auf weniger als ein Drittel. Da zwischen den beiden Personen
ein grosser Altersunterschied besteht, so fragt es sich, ob der gefundene
Unterschied nicht überhaupt ein regelmässiger ist. Jedenfalls würde
die grosse Verminderung in der Anzahl der Follikel der Östeomalaci-
chen schlecht zu der erhöhten Fertilität bei dieser Erkrankung passen,
wenn man den Schwund der Follikel als einen primären auffassen
wollte.
Zum Schluss wirft Verf, der nach Fehling den Einfluss der
Övarien auf die Entstehung der Östeomalacie als einen nervösen auf-
!asst, die Frage auf, ob sich dieser Zusammenhang nicht vielleicht durch
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 14
210 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Veränderungen an den Nerven der Ovarien Östeomalacischer feststellen
liesse (?).
Die Untersuchungen von Dixon-Jones (8) beschäftigen sich mit
einem Gebiete, das bisher nur wenig Bearbeiter gefunden hat. Wenn
es ja auch schon lange bekannt ist, dass viele Eier im Ovarium zu
Grunde gehen, so scheinen doch die Untersuchungen darzuthun, dass
dies in weit höherem Grade der Fall ist, als man bisher wohl annahm.
Dixon-Jones hat 90 Ovarien darauf untersucht. Degenerirte Eier
finden sich in grosser Anzahl nicht nur in erkrankten, sondern auch
in gesunden Ovarien. Andererseits liess sich auch der Befund normaler
Eier im pathologisch veränderten Gewebe feststellen. Die Verf. unter-
scheidet u. A. eine fettige, wachsartige, colloide und Pigment-Degene-
ration. Vielfach liessen sich auch akute entzündliche Veränderungen
an den Eiern nachweisen. Wegen der mikroskopischen Einzelheiten
muss auf die mit 23, leider sehr schematisirten, Abbildungen versehene
Arbeit verwiesen werden.
Grigorieff (10) hat bei 20 Kaninchen die Eierstöcke an ver-
schiedenen Stellen der Lig. lata und des Mesenteriums des Dünndarms
transplantirt. In acht Fällen wurde nach verschiedenen Zeiträumen
die Sektion ausgeführt und die Eierstöcke untersucht. Die Trans-
plantation wurde nach zwei verschiedenen Methoden ausgeführt. In
einer Serie von Fällen wurde der ohne Mesovarium abgeschnittene
Eierstock in eine mit 2—3 Nähten künstlich hergestellte blinde Tasche
des Peritoneums gethan. In einer zweiten Serie wurde das Ovarium
mit einem Theile des Mesovarıums entfernt; darauf der Rand des
letzteren an einer anderen Stelle angenäht und der Eierstock so mit
Bauchfell umgeben, dass seine obere Fläche frei ins Cavum peritonei
blickte. Diese zweite Methode erwies sich als vorzüglich, indem die
so transplantirten Eierstöcke bei der Sektion sich vollkommen vom
Peritoneum entblösst erwiesen und nur mit der Basis fest auf der neuen
Stelle sassen. Ihrem äusseren Ansehen nach unterschieden sie sich
nicht vom normalen Organ, nur war ihre Grösse um ein Geringes
kleiner. Ausserdem wurden von den so operirten Kaninchen vier
schwanger. Die auf das Lig. latum transplantirten Eierstöcke wuchsen
hier alle an. Während der ersten Zeit nach der Operation wurden in
solchen Ovarien wohl atrophische Erscheinungen konstatirt; später je-
doch verschwinden solche und das veränderte Gewebe restituirt sich
vollkommen. Das Mesenterium des Dünndarms erwies sich als eine
sehr ungünstige Stelle in dieser Hinsicht, indem die Eierstöcke hier
allmählich vollkommen resorbirt wurden. In den auf die Lig. lata
Pathologische Anatomie. 211
transplantirten Eierstõcken wurden alle Stadien der Follikel- und Ei-
relfung beobachtet und mehreremal trat Schwangerschaft ein.
(V. Müller.)
Interessant ist der Fall von Liebmann (16): Eine unverheirathete
Nullipara klagte über Schmerzen in der rechten Seite des Leibes und
Ausfluss. Es liess sich bei der Untersuchung ein harter Fremdkörper
feststellen, der vom Uterus zum rechten Ovarium zog. Bei der Incision
mit Eröffnung des Peritoneum vom hinteren Scheidengewölbe aus fand sich
eine rostige, in zarte Membranen eingehüllte abgebrochene Stopfnadel,
die zum Theile im Uterus, zum Theile im Ovarium steckte und sich
leicht entfernen liess. Die Wunde heilte ungestört und die Hyperämie
und Schwellung von Uterus und Ovarium bildeten sich rasch zurück.
Liebmann nimmt wohl mit Recht an, dass der Fremdkörper bei
einem Versuche der Aborteinleitung in die Bauchhöhle gerathen sei.
Die Kranke stellte dies bestimmt in Abrede.
Es ist ein zweifelloses Verdienst von Bulius und Kretschmar
(7), dass sie aus den vielen Erkrankungszuständen, die unter den Sammel-
namen der „chronischen Oophoritis, kleincystischen Degeneration“ zu-
sammen gefasst werden, einen genau geschilderten pathologisch-anato-
mischen Befund herausgehoben haben, dessen klinisches Bild anscheinend
ebenfalls gut gekennzeichnet ist.
Die Ovarien sind besonders im Diekendurchmesser vergrössert und
zeigen an.der Oberfläche zahlreiche Furchen und Einschnürungen. Nie-
mals ist jedoch die Vergrösserung durch einen sprungfertigen Graaf-
schen oder einen Corpus luteum -Follikel bedingt, und niemals fanden
sich durch Perioophoritis hervorgerufene Verwachsungen. Es besteht
eine starke Vermehrung und Neubildung von Gefässen, dabei zeigen
dieselben die hochgradigsten Veränderungen (hyaline Degeneration), die
bis zum völligen Verschluss des Lumens führen. Diese Veränderungen
betreffen die Arterien und Kapillaren, sowohl der Rinden- wie der
Marksubstanz. Die Primordialfollikel sind stark vermindert, da sie
schon frühzeitig hyalin degeneriren. Dementsprechend ist die Zahl der
Follikel in den verschiedenen Entwickelungsstadien bis zum reifen
Graaf’schen Follikel stark vermindert, die anscheinend reifen Follikel
sind meist kleincystisch degenerirt. Die Veränderungen an den Ge-
fissen werden von den Verff. als das Primäre angesprochen.
Sieben genau untersuchte Fälle liegen der Arbeit zu Grunde. Von
den klinischen Erscheinungen ist hervorzuheben, dass stets sehr pro-
fue menstruelle Blutungen bestanden, daneben heftige Kreuz- und
14"
212 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Leibschmerzen auch in der von Blutung freien Zeit. Vorwiegend waren
jugendliche, meist nullipare Mädchen und Frauen erkrankt.
Die Diagnose stützt sich auf den Nachweis vergrösserter, beweg-
licher Ovarien, deren unregelmässige Gestalt sich oft feststellen lässt.
Die Aetiologie der Erkrankung ist unklar. Bei dem Fehlschlagen jeder
anderen Therapie kann die Kastration angezeigt sein, die in vier Fällen
vollkommenen Erfolg hatte, in drei Fällen dagegen hörten zwar die
Blutungen auf, doch bestanden hier die Schmerzen fort.
Orthmann (23) bringt einige bemerkenswerthe Beiträge zur Patho-
logie des Corpus luteum, einem Gebiete, das noch ziemlich wenig
bearbeitet ist. Durch die physiologischen Vorgänge, welche sich nach
den Platzen eines Follikels abspielen, besonders durch den Bluterguss
und die Rissstelle muss man das Corpus luteum als einen locus minoris
resistentiae ansehen. Nach einer kurzen Erwähnung der Verkalkung
eines gelben Flecks führt Orthmann die sogenannte Verdoppelung
desselben an, die durch einen Bluterguss, der zur Abhebung der gelben
Schicht führt, zu erklären ist. Die Hämatome des Corpus luteum
zeichnen sich dadurch aus, dass sie meist an einem der beiden Pole
des Ovarium gelegen sind. Ihre Wandung lässt die charakteristischen
Faltungen an der Innenfläche meist leicht erkeunen. Ein derartiges
Hämatom kanu Kindskopfgrösse erreichen. Diese Cysten sind in epi-
thellose und epitheltragende zu unterscheiden. Bei ersteren findet sich
eine Fibrinschicht, welche der Luteinschicht aufliegt. Die Zellen der
letzteren behalten trotz starken Inhaltsdruckes ihr charakteristisches
Aussehen. In drei Fällen fand Orthmann der Luteinschicht an
Stelle der Fibrinschicht ein meist cylindrisches Epithellager aufliegend,
das jedoch auch einen kubischen, stellenweise plattenepitkelähnlichen
Charakter annahm.
Eine ausserordentlich grosse Rolle spielt das Corpus luteum bei
den entzündlichen Veränderungen des Ovarium. So konnte Orthmann
unter 30 Fällen von Ovarialabscess 21 mal deren Ausgang auf ein
Corpus luteum zurückführen. Auch er bestätigt in diesen Fällen das
von Langer und Fränkel beschriebene charakteristische Verhalten
der Innenfläche dieser Abscesse.
Neben epithellosen kommen auch epitheltragende Cysten des Cor-
pus luteum vor. Das Epithel ist wahrscheinlich auf das Follikelepithel
zurückzuführen.
Solide, vom Corpus luteum ausgehende Neubildungen, sind bisher
nicht beschrieben worden.
Pathologisch" Anatomie. 21:3
Auf die Bedeutung des Corpus luteum für die Infektion mit Tuber-
kulose ist an anderer Stelle des Berichtes hingewiesen.
Auch v. Rosthorn (38) bestätigt, dass die meisten Ovarial-
abscesse — wie dies schon früher von Langer ausgesprochen ist —
auf die Infektion eines Corpus luteum von der Tube aus zurückzu-
führen sind.
Pozzi und Beaussenat (27) berichten über Untersuchungen,
die sie an drei Kystomen angestellt haben mit dem Resultate, dass die
Cystenbildung mit Wahrscheinlichkeit in zwei Fällen von dem Epithel
der Graaf’schen Follikel ausgegangen sei, vom dritten Falle wird dies
mit Bestimmtheit behauptet. Diese Art von Tumoren soll sich durch
rasches Wachsthum und durch die Entwickelung von Ascites klinisch
kennzeichnen.
Laroche (73) und in noch ausführlicherer Weise Raimondi (75)
besprechen in ihren Dissertationen Darstellungen der „Cysten des Liga-
mentum latum“, d. h. Parovarialeysten und Kystome mit intraligamen-
tärer Entwickelung. Etwas Neues wird in den Arbeiten nicht gebracht,
abgesehen von einer Anzahl ausführlicher Krankengeschichten. Die
Litteratur ist, wenigstens bei Raimondi, ausgiebig berücksichtigt, die
doch gewiss sehr umfangreiche deutsche allerdings sehr stiefmütterlich
behandelt.
Einen Fall, der in allgemein-pathologischer Beziehung für die
Lehre von den Geschwulstimplantationen von grosser Bedeutung ist,
berichtet Sänger (68): Drei Monate nach der Punktion eines Ovarial-
kyetoms fand sich dasselbe allseitig adhärent und vereitert. Bei der
Operation wurde an der Punktionsstelle in den Bauchdecken eine leichte
Härte wahrgenommen. Nach einem Jahre fand sich hier eine aufge-
brochene, fistulös eiternde Geschwulst, die sich bei der Operation als
ein faustgrosses multilokuläres Colloidkystom herausstellte, das in zwei
Dünndarmschlingen eingebrochen war. Die Entfernung war nur unter
Resektion der Darmschlingen möglich.
Kretschmar (14a) beschreibt drei Fälle von sogen. „Pseudo-
myxoma peritonei“. Nach seinen mikroskopischen Untersuchungen
hält er an der von Werth gegebenen Erklärung fest und glaubt bei
seinen Untersuchungen die ersten Stadien der Organisation der Gallerte
gefunden zu haben. Gegenüber Wendeler betont Kretschmar,
dass alle beschriebenen Fälle in der Schilderung des Krankheitsver-
laufe, des Operationsbefundes, des Sektionsbefundes in allen wesent-
lichen Punkten derart übereinstimmen, dass daraus unzweifelhaft die
Einheitlichkeit der Erkrankung hervorgehe. Deshalb glaubt auch
214 Gynäkologie. Krankheiten der ÖOvarien.
Kretschmar behaupten zu können, dass die Werth’sche Erklärung
eine für alle Fälle zutreffende sei.
In einem der von Kretschmar beschriebenen Fälle konnte das
so ausserordentlich rasche Wachsthum klinisch festgestellt werden, in
einem Fall war die Ovarialerkrankung eine doppelseitige.
Kretschmar betont noch besonders, dass durch die zähen
Gallertmassen leicht eine Darmparalyse entstehen kann, ja dass die
Kranke selbst noch Wochen lang nach der Operation dieser Gefahr aus-
gesetzt ist.
Ueber einen Fall von sehr raschem Weachsthum eines Ovarial-
kystomes berichtet Butler-Smythe (50): Etwa (IA Jahre nach einer
wegen einer Cyste des linken Ovariums vorgenommenen Laparotomie,
bei welcher man das rechte Ovarium gesund gefunden hatte, gebar die
Kranke. Nach der Geburt konnte ein Tumor im Becken nicht ge-
funden werden, aber einen Monat später nahm ein cystischer Tumor
die ganze rechte Beckenhälfte ein und hatte sich im Verlaufe eines
weiteren Monats bereits um das Doppelte vergrössert.
Bei der Operation fand sich ein grosses, vom rechten Ovarium
ausgehendes Kystom (mit 17 | Inhalt), intraligamentär derart entwickelt,
dass es auch wesentlich zwischen Blase und Uterus gelegen, das Peri-
toneum auf der vorderen Fläche des letzteren weithin abgehoben hatte.
Ueber Hernia ovarii im Kindesalter berichtet Menci&re (45),
der selbst vier Fälle bei kleinen Mädchen beobachtet hat. Diesen reiht
er sieben Fälle aus der Litteratur an. Sämmtliche Fälle waren Leisten-
brüche (neun links, zwei rechts). Einmal fand sich darunter neben den
beiden Ovarien mit ihren Tuben auch noch der Uterus im Bruchsack.
Acht Fälle wurden durch die EES geheilt, zwei Fälle
mit Bandagen behandelt.
Biermer (43) bespricht im Anschluss an zwei eigene Beobach-
tungen kurz die Aetiologie, Symptome und Therapie der Ovarialhernien.
Alle Arten, mit Ausnahme der Inguinalbernien, sind als erworben an-
zusehen. Die letzteren sind in der Mehrzahl der bis jetzt beobachteten
Fälle angeboren. Etwa °/ı der beschriebenen Fälle sind also als an-
geboren anzusehen und in über der Hälfte dieser Fälle fand sich die
Verlagerung doppelseitig. Bei einer bestehenden Anlage (offenen Leisten-
kanal) kann Schwangerschaft und Geburt das Zustandekommen einer
Ovarialhernie begünstigen. Dieselbe kann Anfangs ohne Erscheinungen
zu machen bestehen, bald aber pflegt sich Empfindlichkeit des Ova-
rium einzustellen, insbesondere zur Zeit der Menstruation. Häufig beob-
Hernia ovarii. 215
achtet man dann auch eine Anschwellung des Organes, die nach Ab-
lauf der Menstruation wieder zurückgeht. Bildet das Ovarium allein
den Inhalt des Brucksackes, so können Incarcerationserscheinungen nicht
auftreten (wohl aber ähnliche bei Stieldrehung! Ref.). Fehlen des Darm-
schalles, die Erscheinungen bei der Menstruation und eine genaue bi-
manuelle Palpation werden wohl meist die Diagnose stellen lassen.
Bei angeborenen Hernien ist die Reposition unmöglich, man wird
sich daher darauf beschränken müssen, durch Schutzapparate das Ova-
rium gegen äussere Insulte zu schützen. Bei erworbenen Hernien kommt
in erster Linie die Taxis, nöthigen Falles in Narkose, in Betracht, dann
ein Bruchband.
Bestehen stärkere Beschwerden, so kann de Taxis eventuell nach
operativer Erweiterung der Bruchpforte ausgeführt werden, die jedoch
bei angeborenen Hernien nur selten gelingt. Endlich kommt die ope-
rative Entfernung in Frage. In Biermer’s Fällen wurde das einemal
das zu einem Kystom entartete Ovarium entfernt, im anderen wurde
das Ovarıum in Narkose reponirt.
Betcke (42) beschreibt eine inguinale Ovarialhernie, die bei einer
3djährigen Frau, die viermal geboren hatte, in Folge heftiger Husten-
stösse entstanden war. In der Inguinalbeuge fand sich ein schmerz-
batter, halb wallnussgrosser, beweglicher Tumor, der sich nicht durch
den Leistenkanal zurückbringen liess. Das linke Ovarium war leicht
nachzuweisen, das rechte nicht. Dagegen zog von der rechten Uterus-
kante zur Leistengegend ein derber Strang, bei dessen Anziehen der
Körper im Bruche etwas nach dem Leistenkanal zurückwich. Die Re-
position sollte in den nächsten Tagen in Narkose vorgenommen werden,
doch verachwand nach einigen Tagen der Körper plötzlich wieder unter
Schmerzen aus der Leistengegend bei einer heftigen Bewegung (Aufstehen
von der Bettkante aus) Nun war das rechte Ovarium an normaler
Stelle neben dem Uterus nachweisbar, so dass hieraus wohl die Diagnose
sesichert erscheint.
Morgan (46) berichtet einen Fall von angeborener inguinaler
Hernie des Ovarium, in welchem es in Folge Stieldrehung zu stürmi-
schen Erscheinungen gekommen war. Die Hernie war bei dem jetzt.
achtjährigen Mädchen bald nach der Geburt bemerkt worden, machte
aber anscheinend keine Beschwerden. Jetzt war die rechte Inguinal-
gegend angeschwollen, die Haut geröthet, die ganze Gegend sehr schmerz-
haft, es waren Krämpfe, doch kein Erbrechen aufgetreten. Das Ova-
rum war beweglich, aber irreponibel. Bei der Operation fand sich
etwas blutiges Bruchwasser. Das Ovarium war blauroth verfärbt, sein
216 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Stiel 2 ie mal gedreht. Beim Vorziehen desselben trat der Fundus uteri
in den Bauchsackhals. Abtragung des Ovarium nach Unterbirdung
des Stieles, Reposition des Uterus, Radikaloperation. Heilung.
Alban Doran (52) bespricht in ausführlicher Weise verschiedene
Punkte aus der Technik der Ovariotomie und aus ihrer Nach-
behandlung. So verbreitet er sich eingehend über die Wundnaht. Er
sieht die von den verschiedenen Autoren nach den verschiedensten Me-
thoden erzielten guten Resultate als eine Begründung seiner Ansicht
an, dass es weniger auf das Nahtmaterial und die verschiedenen Naht-
methoden ankommt, als vielmehr auf die Geschicklichkeit und Erfah-
rung des Operateurs. So werde z. B. von dem weniger Erfahrenen
viel verdorben durch zu festes Schnüren der Nähte. Im Allgemeinen
hält Doran eine einfache durchgreifende Naht für die Bauchdecken
für ausreichend, jedenfalls eine gesonderte Naht des Peritoneum für
überflüssig. Nur wenn die Rektus-Scheiden sich besonders stark zurück-
ziehen, bei sehr fetten Bauchdecken, andererseits aber auch hei atro-
phischen Bauchdecken, erscheint es ihm mitunter wünschenswerth ver-
senkte Nähte anzuwenden.
Die Drainage verwirft Doran im Allgemeinen, doch befürwortet
er eine sorgfältige Toilette des Peritoneum.
In der Nachbehandlung legt Doran einen grossen Werth auf
Nährklystiere und Opium. Letzteres lässt er in der Form der Tet.
Opii, 20 Tropfen sechsstündlich in einem Klystier von Beef-Tea, geben.
Gegen das Erbrechen in den ersten Tagen wird nichts gethan. Milch
reicht er nicht gerne, und dann auch nur mit Aqua calcis zusammen,
Thee, wenigstens gezuckerten, fürchtet er wegen Flatulenz.
Als Abführmittel ziebt er Koloquinthen dem Ricinusöl und den
Mittelsalzen vor.
Von besonderen technischen Vorschlägen seien hier noch die
folgenden erwähnt:
Lauenstein (57) empfiehlt als bestes Verhütungsmittel eines
späteren Bauchbruches den Schnitt bei einkammerigen, nicht verwach-
senen Kystomen möglichst klein anzulegen, dicht über der Symphyse.
Sobald die Cyste in der Bauchwunde sichtbar wird, stösst er einen nicht
zu dicken, einfachen Trokar ein, der so mit einem Gummischlauch ver-
bunden ist, dass die Trokarkanüle kontinuirlich und ohne Absatz auf
ihn übergeht. Hierdurch kommt bei dem raschen Einstich der Gummi-
schlauch ohne Weiteres in die Cystenöffnung zu liegen, so dass mit
Sicherheit ein Einfliessen von Cvsteninhalt in die Bauchhöhle ver-
Technik der Ovariotomie, Vereiterung von Cysten. 214
mieden wird. Nachdem so viel abgeflossen ist, dass der erschlaffte Pol
der Cyste sich vor die Bauchwunde hat ziehen lassen, wird der Trokar
entfernt und der Stich durch zwei fest angesetzte Klemmen verschlossen.
Durch geringen Druck auf den in der Bauchhöhle gelegenen Haupttheil
der Cyste wird allmäblich ihr Inhalt in den vor der Bauchwand liegenden
Abschnitt gedrängt, der sich dann immer mehr durch die in ibn ein-
:stromende Flüssigkeit vergrössert. So entwickelt sich rasch und scho-
nend der ganze Cystenbalg vor die Bauchwunde. Die Musc. recti werden
durch 1—2 Katgutnähte in dem kleinen Schnitt fest an einander ge-
naht. War der ursprüngliche Schnitt etwa 7 cm lang angelegt, so ent-
steht schliesslich eine ganz winzige Narbe.
Meredith (59) füllt nach Entfernung des Tumors die Bauch-
höhle mit sterilem Wasser an und lässt dieses in der Bauchhöhle ohne
die Bauchwunde zu drainiren. Als Vortheile dieses Verfahrens führt
er an, dass das in der Bauchhöhle zurückgelassene Wasser etwa vor-
handene Blutgerinnsel und colloide Massen verflüssige (?) und so deren
Aufsaugung erleichtere. In Folge der gesteigerten Resorption kommt
e: in den ersten beiden Tagen nach der Operation zu einer starken
Diurese, wodurch Nierenstörungen vermieden werden. Es treten weniger
leicht Verwachsungen ein und die im Abdomen befindliche Flüssigkeit
verhindert, dass der abdominale Druck sich rasch verändert. Bei dieser
Behandlung hatte Meredith unter 250 Ovariotomien nur 7 (!) Todes-
fälle zu beklagen.
Durch die beiden unter lokaler Anästhesie vorgenommenen
Övariotomien von Boldt (49) und Simpson (62) wird bestätigt, dass
dax Peritoneum nur wenig beeinflusst wird. Besonders beim Schnüren
der Unterbindungsfäden des Stieles wurden lebhafte Schmerzen em-
pfunden.
Ueber Vereiterung von Ovarialcysten finden sich auch in
diesem Jabre eine Reibe von Mittheilungen.
Ueber einen auch bakteriologisch untersuchten Fall berichtet
Heinricius (95). Hier war die Vereiterung einer Ovarialceyste, die
vorher keinerlei Erscheinungen gemacht hatte, unter hohem Fieber im
Wochenbette aufgetreten. Der Fall ging nach Ovariotomie, bei welcher
sich auch ein grösseres eiteriges Peritonealexsudat fand, in Heilung aus.
Obwohl eine Uebereinstimmung der in dem Eiter der Cyste gefundenen
Diplokokken mit den in den Lochien gefundenen Kokken nicht fest-
gestellt werden konnte, nimmt Heinricius eine Infektion der Cyste
durch den Genitalkanal der Wöchnerin als am Wahrscheinlichsten an.
218 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Im Exsudate der Bauchböble fanden sich die gleichen Diplokokken
wie in der Cyste und in deren Wand.
In dem Falle von Pit’ha (109) bandelte es sich um eine metastatische
posttyphöse Eiterung in einer Dermoideyste. Vier Monate nach über-
standenem Typhus war bei dem 25jährigen Mädchen ein vereiterter
Ovarialtumor festgestellt worden, der vom hinteren Scheidengewölbe
aus punktirt und dann ineidirt wurde. Der entleerte Eiter enthielt (wie
auch die Kulturversuche später bestätigten) eine Reinkultur von Typhus-
bacillen. Bei der sofort angeschlossenen Ovariotomie konnte der sehr
fest verwachsene Balg der Cyste im Ganzen entfernt werden. Heilung.
In der Cystenwandung, die sich an vielen Stellen kleinzellig infiltrirt
und in nekrotischem Zerfalle zeigte, konnten Mikroorganismen nicht
nachgewiesen werden.
Heinricius und Lindholm (97) theilen einen Fall mit, in wel-
chem der Inhalt einer Eierstockseyste während des Wochenbettes eitrig
wurde. Ovariotomie. Heilung. Die bakteriologische Untersuchung hat
keine unzweideutige Deutung des Falles gegeben. Die Verff. glauben,
dass die Eiterung von einer saprophytischen Infektion im \Vochenbette,
von der Gebärmutter ausgehend, herrührte. (Leopold Meyer.)
Winawer (116) hat, angeregt durch folgenden Fall, die Litteratur
über vereiterte intraligamentäre Cysten zusammengestellt:
Eine 25jährige Frau erkrankt unter Erscheinungen von Kreuz-
schmerz, Kopfschmerz und allgemeiner Entkräftung. Die Anamnese
ergiebt ausser unbedeutenden Einzelheiten, dass Patientin zuerst etwa
zwei Monate nach ihrer Verheirathung an Fluor, Gefühl des Brennens
im Unterleib und Schmerzen beim Woasserlassen erkrankte. Eine zwei-
malige Auskratzung hob den Fluor, bis Patientin nach längerer Frist
wieder mit Kreuzweh, Schmerzen in der linken Unterbauchseite erkrankte.
Fiebersteigerungen wurden nicht beobachtet. Der Mann der Patientin
leidet angeblicb an Blasenkatarrh. Bei der Untersuchung findet sich
links vom Uterus ein faustgrosser, nicht flukturiender, fast unbeweg-
licher Tumor, der auf Druck kaum empfindlich ist. Gonokokken im
Üterussekret nicht nachweisbar. Gemäss der Diagnose: Tumor des
Ovariums oder Parovariums wird die Laparotomie vorgenommen und
nach Spaltung des Peritoneums der Tumor exstirpirt. Verwachsungen
bestanden zwischen hinterem Blatt der Lig. lat., am Douglas und dem
S. romanum. Bei dem Versuche der Ausschälung platzt der Tumor,
eitriger Inhalt entleert sicb. Mikulicz-Tamponade und theilweiser
Schluss der Bauchhöhle nach 1/2 stündiger schwerer Operation. Patientin
wird geheilt entlassen. Der Eiter erweist sich sowohl bei der mikro-
Vereiterung, Cystenruptur. 219
skopischen Untersuchung, als auch beim Verimpfen auf Nährböden
steril. Die mikroskopische Untersuchung des Tumors lässt denselben
als vom Parovarium ausgebend erkennen. Verf. giebt nun eine ein-
gehende, sehr fleissige Zusammenstellung aller derartigen beobachteten
Fälle. Von allen therapeutischen Eingriffen empfiehlt er (mit Recht)
die radikale Exstirpation, trotzdem er die Mortalität nach diesem Ein-
griff bei intraligamentären vereiterten Cysten auf 40,9°/o berechnet. Er
empfiehlt den Tumor in toto, wenn möglich, auszuschälen, langen Bauch-
schnitt, frische Instrumente zum Vernähen der Bauchwunde; resp. Ein-
griff nach Beendigung des septischen Theiles durch einen bis dahin
unbeschäftigten Assistenten beendigen zu lassen, endlich auch den
Mikulicz-Tampon. (S. Flatau im Centralblatt.)
Storer (114) hat eine lehrreiche Zusammenstellung aus der Litte-
ratur über die Häufigkeit und die Ursachen der Cystenruptur an-
gefertigt. Es gelang ihm, 108 Fälle zu sammeln, in welchen ein Trauma
die Veranlassung zu dem Ereigniss abgab. In 30°’o der Fälle wurde
die Ruptur auf Bewegungen der Kranken selbst zurückgeführt, und
hier werden die alltäglichsten Dinge (Lachen, Husten, Niesen, Stuhl-
sang u. dergl. mehr) angeführt. Mitunter ist der Vorgang auch so zu
erklären, dass es ursprünglich zu einer Stieldrehung kam, deren Folge-
zustände erst dann die Ruptur veranlassten. Zweifellos war die Ruptur
in 70 Fällen auf die unmittelbare Einwirkung eines Trauma, darunter
3imal auf einen Fall zurückzuführen, doch erfolgte der Sturz nur
12mal unmittelbar auf den Leib. In den übrigen Fällen wird noch
am häufigsten ein Schlag (siebenmal) oder Stoss auf den Unterleib an-
geführt.
Der Riss sitzt meist in der vorderen Wand und stellt hier ent-
weder nur eine kleine Verletzung oder auch eine ausgedehnte Ruptur
ibis zu 20 em Länge) dar.
Ueber den Ausgang des Ereignisses liess sich nur in 82 Fällen
etwas feststellen, darnach trat der Tod unmittelbar im Anschluss an
die Verletzung an Shock oder Blutung 8mal ein, 16 Kranke erlagen
einer Peritonitis, 7 operirte Fälle verliefen ebenfalls tödtlich, so dass
Storer aus seinem Materiale eine Mortalität von 320/0 berechnet,
während meist eine Mortalität von etwas über 40°/o angegeben wird.
Von entscheidendem Einfluss auf den Verlauf schent der Inhalt
der Cyste zu sein: Eiter und Dermovidcystenflüssigkeit geben eine schlechte
Prognose, während sie bei kolloidem weniger, bei serösem Inhalt aber
durchaus gut zu nennen ist. Auch nachdem peritonitische Erscheinungen
aufgetreten sind, ist die Prognose noch nicht als absolut schlecht an-
220 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
zusehen. Man wird in diesem Falle immer noch die Operation ver-
suchen, da mehrere Fälle, trotz bestehender Peritonitis operirt, genasen.
Im Allgemeinen aber wird man sich abwartend verhalten können, ausser
wenn man die Ueberzeugung gewinnt, dass eine andauernde Blutung
in Folge der Ruptur besteht.
Hervorgehoben möge noch werden, dass wiederholt die Ruptur
bei der bimanuellen Untersuchung eintrat. Storer wurde hierdurch
selbst zu der Umschau in der Litteratur veranlasst. Allerdings fand
sich in diesen Fällen meist die Cystenwand erkrankt.
Penrose (108) berichtet einen bemerkenswerthen Fall von wieder-
holter Ruptur eines Ovarialtumors. Etwa eine halbe Stunde nachdem
ein äusserst heftiger, dann durch den ganzen Leib ausstrahlender Schmerz
in der Gegend des Ovarialtumors aufgetreten war, konnte der Tumor
nicht mehr nachgewiesen werden. Sehr bald darauf setzte eine ausser-
ordentlich starke Diurese ein, die mehrere Tage anhielt. Etwa einen
Monat später konnte das Auftreten des Tumors wieder festgestellt
werden. Bei der neuerlichen Aufnahme ins Krankenhaus: fand eich
ein unilokulärer Ovarialtumor. Bald nach der Aufnahme trat ein An-
fall von heftigem Schlucken auf und nun wiederholte sich der gleiche
früher schon beobachtete Vorgang. Da die Diagnose eines geplatzten
Ovarialtumors unzweifelhaft war, wurde die Laparotomie ausgeführt
und der entleerte Sack der Cyste, die vom rechten Ovarium ausge-
gangen war, wurde unschwer entfernt, ebenso die ins Abdomen ergossene
Flüssigkeit. Das Peritoneum war hochgradig injizirt. Die so sehr
rasch nach dem Platzen des Tumors auftretende starke Diurese glaubt
Penrose nicht auf Resorption der Flüssigkeit, sondern auf die Ver-
änderung der Druckverbältnisse im Abdomen zurückführen zu müssen (?).
Vielleicht begünstigte eine Degeneration der Cystenwand die hier so
leicht eingetretenen Rupturen; die zweite Ruptur war wohl durch die
lange Eisenbabnfahrt und das Auftreten des heftigen Anfalles von
Schlucken zu erklären. Bemerkenswerth ist, dass jeder Collaps fehlte
und dass zunächst nur der plötzlich auftretende Schmerz auf das
Ereigniss hinwies, das dann mit Sicherheit durch die vermehrte Diurese,
sowie den objektiven Befund am Abdomen zu diagnostiziren war.
Mehrere Arbeiten beschäftigen sich mit der Frage der Stiel-
drehung. Wenn auch wesentlich Neues nicht berichtet wird, so sind
doch immerhin einige Mittheilungen hervorzuheben.
So z. B. zwei Fälle von Wilson (117), in welchen der Uterus
mit in die Drehung hineinbezogen ward, in dem einen Fall wohl
in Folge sehr kurzer Stielgebilde. Im zweiten Falle wird das eigenthüm-
Stieltorsion. >]
liche Verhalten des Uterus dadurch erklärt, dass es offenbar viele Jahre
vor der Entwickelung des Ovarialtumors, wahrscheinlich in Folge puer-
peraler Entzündungevorgänge, zu ausgedehnten peritonealen Verwach-
sungen zwischen dem Uterus und seiner Umgebung gekommen war.
Erwähnt möge noch sein, dass in beiden Fällen wiederholte peritoni-
tische Anfälle, welche auf die Stieldrehung zu beziehen waren, im Ge-
folge stärkerer körperlicher Anstrengungen (Umbetten des schwer er-
krankten Gatten) sich eingestellt hatten.
Martin (18) demonstrirte ein Ovarium, das in Folge von Stiel-
torsion von ausgebreiteten älteren und frischen Blutgerinnseln durch-
setzt war, so dass es an Grösse sehr erheblich zugenommen hatte. Es
fanden sich ausserdem noch in der Umgebung des Organes pelveoperi-
tonitische Schwielen. Wahrscheinlich ist die Stieldrehung schleichend
entstanden und die akuten Erscheinungen sind auf die völlige Ab-
schnürung des Stieles zurückzuführen.
Prochoreff (110) hat in acht Fällen von Stieltorsion die
Wandung der Cysten mikroskopisch untersucht und legt die Ergebnisse
seiner Untersuchungen in folgenden Sätzen nieder:
Ein Bluterguss in die Cystenwand ist ein wichtiges Zeichen für
eine zustande gekommene Achsendrehung. Nach dem Organisations-
grade des Blutgerinnsels und dem Grade der Veränderungen des Blut-
farbstoffes lässt sich das Alter der Stieltorsion bestimmen. Der Blut-
erguss kann in allen Bindegewebsschichten der Cystenwand vorkom-
men. An den Gefässen der Cystenwand beobachtet man bei einer
frischen Torsion die Erscheinungen der Stase und eine Erweiterung
der Arterien und Venen oder nur der Venen. In denjenigen Fällen,
in welchen die Achsendrehung augenscheinlich vor langer Zeit zustande
gekommen war, ist das Bindegewebe der Wand, vorzugsweise in der
inneren Schicht, von einer hyalinen Degeneration ergriffen; in ver-
einzelten Fällen begegnet man einer partiellen Nekrose der Cystenwand,
welche von der inneren Fläche ihren Ausgang nimmt. An den Ge-
tässwänden beobachtet man in solchen Fällen entweder einen chroni-
schen interstitiellen Prozess (in den Arterien), welcher zur vollständigen
Obliteration des Gefässlumens führt, oder eine hyaline Degeneration.
Eine kalkige Degeneration der Wände trifft man vorzugsweise in sol-
chen Fällen an, welche entweder einen langen Stiel oder gar keinen
Stiel besitzen und ihre Nahrung aus den Verbindungen mit den Nach-
barorganen erhalten. Der peritoneale Ueberzug der Cyste (? Ref.)
löst sich ab und in Folge dieses Umstandes kommen Verwachsungen
der Cyste mit der Umgebung zustande. Die Epithelzellen der inneren
222 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Cystenfläche lösen sich ab, wobei die Bindegewebsschicht, welche dem
Epithelüberzuge unmittelbar anliegt, den Charakter des Granulations-
gewebes annimmt. Das Vorhandensein von derben Verbindungen mit
der Umgebung zeigt, dass die Torsion schon vor langer Zeit zustande
gekommen war.
Von Ovariotomien bei Kindern seien folgende erwähnt:
Der Fall von Hoffmann (99) ist dadurch bemerkenswerth, dass
bei dem 33 Monate alten Kinde in ziemlich regelmässigen Pausen
Blutungen aus den Genitalien auftraten, die als Menstruation seitens
der Angehörigen aufgefasst wurden. Es fanden sich nicht nur die
äusseren Genitalien auffallend stark entwickelt, sondern auch bei der
Operation der Uterus so gross wie der jungfräuliche Uterus. Der
8—10 Pfund schwere Tumor war vielfach verwachsen und erwies sich
bei der mikroskopischen Untersuchung als cystisches Sarkom. Das
Kind starb am Tage nach der Operation.
Bei der kleinen Patientin von Brohl (85) fiel eine starke Ent-
wickelung der Schamhaare bei sonst völlig kindlichem Habitus auf.
sowie ferner, dass bei dem 7jährigen Mädchen zweimal (Januar und
Februar) Blutungen aus der Scheide aufgetreten waren. Nach Ent-
fernung des grossen, wenig verwachsenen, vom linken Ovarium aus-
gehenden Kystoms kehrten diese Blutungen nicht wieder.
Eve (89) entfernte bei einem Kinde von 1 Jahr 10 Monaten eine
vereiterte Ovarialcyste. Wegen des bestehenden Fiebers war der vom
Rektum aus neben dem Uterus zu fühlende Tumor mit Wahrschein-
lichkeit als Pyosalpinx angesprochen worden. Es bestanden ausgedehnte
Verwachsungen mit dem Darme, welcher Umstand als Ursache für die
Vereiterung angesehen wird. Drainage. Heilung.
Eine Zusammenstellung von 35 Fällen von Ovariotomie bei Kin-
dern unter 12 Jahren ergiebt: 15 Dermoide, 10 einfache Kystome,
9 maligne Tumoren, 1 Fibromyom. Das jüngste Kind dieser Zusam-
menstellung war 1 Jahr o Monate alt.
Von Fällen von Komplikationen im Heilungsverlaufe seien
die folgenden besonders erwähnt:
In einem von McLean (66) berichteten Falle von doppelseitiger
Ovariotomie stellte sich unmittelbar nach der Operation Erbrechen ein,
das am sechsten Tage nach der Operation fäkulent wurde Es wurden
grosse Mengen erbrochen, die geradezu flüssigem Stuhlgang glichen,
Peristaltik war nicht vorhanden und ausserordentliche Tympanites stellte
sich ein. Es bestanden jedoch keine Schmerzen, auch machte die
Komplikationen bei der Ovariotomie. 223
Kranke keinen schlechten Eindruck. Aus letzteren Grūnden glaubte
McLean annehmen zu müssen, dass es sich nicht um Ileus, sondern
lediglich um eine ausserordentliche Reflexerregbarkeit des sehr empfind-
lichen Magens handelte. Es wurde daher angeordnet, per os nichts
mehr zu verabreicben (bekanntlich eine Grundregel der Behandlung
beim Verdacht auf Ileus! Ref... Auf Terpentin-Klystiere gingen Flatus
ab, das Erbrechen hörte auf und die Patientin erholte sich rasch
und genas.
Nyhoff (120) berichtet über einen Fall von ÖOvariotomie, bei
welchem später die um den Stiel angebrachten seidenen Ligaturen sich
in die Blase verirrten und dort Blasensteine verursachten.
Verf. sammelt die Statistik der in die Blase eingewanderten Fremd-
körper. Er nennt drei Möglichkeiten, wie die Fäden in die Blase
kommen können. Primo wenn die Blasenwand selbst verwundet ist,
secundo wenn nach Suppuration der Faden in die Blase ausgestossen
wird, tertio wenn ohne nachweisbare Suppuration ein Faden längere
Zeit nach der Operation in der Blase gefunden wird. Verf. nimmt auch
die Möglichkeit an, dass durch Druck nur ein Faden durch die Blasen-
wand hindurch gelangen könne, hält aber für seinen Fall Suppuration
ohne Fiebererscheinuugen für wahrscheinlich. (Doorman, Leiden.)
Williams (143) bringt eine Zusammenstellung über die Häufig-
keit der Komplikation von Ovarialtumoren mit Schwanger-
schaft. Er fand 375 Fälle mit 461 Schwangerschaften, da eine Reihe
von Frauen wiederholt schwanger wurden. Aus diesem Materiale sucht
er mehrere Fragen mehr allgemeinen Inhaltes zu beantworten, so zu-
nächst, ob Ovarialtumoren häufiger vorkommen bei Frauen, die schon
geboren haben. Da sich Ovarialtumoren verhältnissmässig weit seltener bei
\Verheiratheten als bei Ledigen finden, und wiederum bei Verheiratheten am
häufigsten bei Primiparen Ovarialtumoren vorkommen, so zieht Williams
den Schluss, dass Schwangerschaft nicht zu den begünstigenden Mo-
menten für die Entwickelung dieser Tumoren gezählt werden darf,
was auch daraus erhellt, dass mit zunebmender Zahl der Geburten die
Zahl der Ovarialtumoren abnimmt. Auch ein rascheres Wachsthun
in der Schwangerschaft stellt Williams in Abrede (?), ebenso auch
dass die Tumoren in der Schwangerschaft leichter maligne degeneriren.
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett können in verschie-
dener Weise ungünstig auf bestehende Tumoren einwirken: Stieltorsion,
Ruptur, Blutungen in Cysten, Vereiterung. Stieldrehung fand Williams
in etwa 6°;o seiner Fälle, Ruptur in 3,50%/o während der Schwanger-
schaft, während und nach der Geburt dagegen in 10 und gi o der Fälle.
224 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
In 58 Fällen von 461 Schwangerschaften trat Abort oder Früh-
geburt ein, und zwar anscheinend etwas häufiger bei Kystomen als bei
Dermoideysten. Carcinomatöse Tumoren beeinflussen die Schwanger-
schaft am schlechtesten: 8 Unterbrechungen von 14 Fällen. In
178 Fällen (also ungefähr 2:5) war die Geburt mehr oder weniger
unbeeinflusst durch den Tumor, d. h. es war Kunsthilfe nicht noth-
wendig. Meistens liess sich in den übrigen Fällen der den Weg ver-
sperrende Tumor ins grosse Becken verdrängen. In den Fällen, in
welchen dies nicht möglich war, wurde Zange, Wendung, Kraniotomie,
Kaiserschnitt oder auch Ovariotomie ausgeführt.
Die Mortalität der Komplikation von Schwangerschaft und Ovarial-
tumor ist eine recht hohe, sie stellt sich bei den einzelnen Eingriffen
folgendermassen dar:
Nach Punktion 260/0
„ Zange 260,0
„ Wendung 3300
„ Kraniotomie 440/0
„ Abort und Frübgeburt 170/0
„Kaiserschnitt 900/0
» Ovariotomie 100.
Bei dieser Zusammenstellung sind allerdings Fälle, bei welchen
mehrere Eingriffe (z. B. Punktion, Zangenversuch, Kraniotomie) aus-
seführt wurden, in den einzelnen Rubriken jedesmal mit aufgeführt.
Die grösste Sterblichkeit herrscht im Wochenbett, verhältnissmässig
sehr wenig Fälle gehen in der Schwangerschaft ohne Eingriff zu Grunde.
Es ist klar, dass durch die üblichen geburtshilflichen Operationen
die Mortalität nicht heruntergedrückt werden kann, deshalb soll vor der
Geburt eingegriffen werden. Hierzu sieht Williams zwei Wege: die
Ovariotomie in der Schwangerschaft und — den Kaiserschnitt vor
Eintritt der Geburt! Kleine, im Abdomen oder im Becken gelegene
Tumoren, die in die Bauchhöhle hinaufgeschoben werden können, stören
(lie Geburt nur wenig, aber in allen anderen Fällen soll operativ ein-
gegriffen werden. Kaiserschnitt soll nur dann ausgeführt werden, wenn
die Reposition des Tumors unmöglich ist.
Die Ovariotomie in der Schwangerschaft giebt eine gleich zute
‚sogar bessere! Ref.) Prognose für die Mutter als ausserhalb der Gra-
vidität.
Macnaugthon-Jones (132) fand bei einer hochfiebernden
Kreissenden das ganze kleine Becken durch einen Tumor ausgefüllt,
der ein absolutes Geburtshinderniss abgab. Nach ausgeführtem Kaiser-
Konservative Behandlung. 225
schnitt (lebendes Kind), stellte es sich heraus, dass es sich um einen
vereiterten Ovarialtumor handelte, dessen Inhalt. beim Versuche der
Auslösung sich in das Peritoneum ergoss. Nach mühsamer Ausschälung
des Tumors aus seinen Verwachsungen wurde der Uterus amputirt,
die Peritonealhöhle ausgespült und in die Bauchwunde eine Glasdrainage
eingelegt. Extraperitoneale Stielversorgung. Der Fall ging in Hei-
lung aus.
Ausgehend von der durch Brown-S&quard begründeten
Lehre der inneren Sekretion und gestützt auf Untersuchungen über die
Folgezustände der Kastration bei 100 Frauen spricht sich Sherwood-
Dunn (146) lebhaft für eine konservative Behandlung bei
Ovarialerkrankungen aus. 78 dieser Frauen zeigten Gedächtniesschwäche
60 klagten über fliegende Hitze und Schwindel, bei 50 war eine
Charakterveränderung festzustellen, sie waren leicht reizbar und dergl.,
42 zeigten gemüthliche Depression, hiervon waren 10 ausgesprochen
melancholisch, bei 75 war eine Verminderung des Geschlechtstriebes
aufgetreten und einige von diesen empfanden keine geschlechtliche Be-
friedigung mehr, 13 waren von ihren früheren Beschwerden nicht be-
freit, 35 hatten an Gewicht zugenommen, einige klagten über Abnahme
der Sehkraft, bei 12 hatte die Stimme einen mehr männlichen Charakter
angenommen, 15 zeigten verschiedene Hautaffektionen, 25 hatten über
starke Kopfschmerzen, besonders zur Zeit der früher auftretenden Periode
zu klagen, einige über Albdrücken und 5 über Schlaflosigkeit. In wenigen
Fällen war das geschlechtliche Bedürfniss gesteigert. Oefters klagten
die Frauen über verschiedene gastrische Beschwerden.
Es ist bemerkenswerth, dass die Folgeerscheinungen bei jüngeren
Frauen im Allgemeinen stärker ausgesprochen waren als bei älteren.
Wegen diesen schwer wiegenden Folgen spricht sich Sherwood-
Dunn dahin aus, dass bei gutartigen Erkrankungen des Ovarium ein
operativer Eingriff nur nach dem Fehlschlagen aller anderen thera-
Deutschen Massregeln vorgenommen werden soll. Er führt dann
mehrere Fälle an, in welchen die Darreichung von Ovarialpräparaten
von gutem Erfolge begleitet war. Ferner werden einige Fälle von
Resectio ovarii und Ignipunktur berichtet und dargelegt, in welchen
Fällen die Resektion der Ignipunktur vorzuziehen ist.
Auch Jacobs (142, 143), der den Ovarienwein für das beste
Präparat erklärt, spricht sich günstig über die Organtherapie aus.
Besonders auch bei psychischen Störungen, welche durch Genital-
affektionen entstanden oder mit ihnen in Zusammenhang stehen.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 15
226 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Blutungen in der Menopause, die nicht auf Tumoren zu beziehen waren,
wurden ebenfalls günstig beeinflusst.
20 g Ovarienwein werden gewöhnlich am Tage verabreicht, welche
Menge 0,2 Ovariumextrakt entspricht.
Pozzi (145) tritt nachdrücklich für eine konservative ope-
rative Behandlung bei chronischer Oophoritis und der Entwicke-
lung kleiner Geschwülste ein. Unbedingt zu verwerfen ist die Resectio
ovarii bei Neubildungen, deren Gutartigkeit nicht sicher feststeht und
natürlich bei malignen Erkrankungen. Wesentlich kommt also die
Resektion und die Ignipunktur in Anwendung bei gutartiger Neubildung,
bei kleinen Cysten mit serösem Inhalt (dagegen nicht bei kolloidem
Inhalt, oder wenn die Wandung papilläre Wucherungen zeigt), bei
Dermoideysten, bei chronischer Oophoritis ohne wesentliche Erkrankung
der Tuben. Pozzi spricht sich gegen die Tubenresektion aus, denn
wenn es zu einem Verschluss der Tuben gekommen ist, so ist nach
seiner Ansicht die Tubenwandung auch stets so schwer erkrankt, dass
das Organ physiologische Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. In der-
artigen Fällen fürchtet er die Kommunikation des Tubenlumens mit
dem Peritoneum wegen der Gefahr der Infektion. Bestehen jedoch nur
durch Sonde oder Schere zu trennende Verwachsungen in der Umgebung
des Tubenostium, so kann nach Durchtrennung derselben, falls die Tube
sich durchgängig erweist, der Tubentrichter auf den Resektionsstumpf
des Ovarium aufgenäht werden (Salpingorrhaphie), eine Operation, die
Pozzi zuerst 1891 ausgeführt hat.
Bei der Resektion muss man bestrebt sein, alles erkrankte Gewebe
durch den Schnitt zu entfernen, dieser Eingriff kann mit der Ignipunktur
vereinigt werden, um etwa noch sichtbare Cystchen in dem zurückgelassenen
Theile des Ovarium zu veröden. Gewöhnlich wird die erkrankte Partie
keilförmig aus dem Ovarium ausgeschnitten, die meist geringe Blutung
kann man mit dem Paquelin stillen, dann wird die Wunde mit fort-
laufender Katgutnaht vereinigt, die nur die Rinde fasst. Nur selten ist
eine tiefere (Seiden-)Naht dann noch zur völligen Blutstillung nothwendig.
Handelt es sich um eine Dermoideyste, an welcher noch gesunde Theile
des Ovariums erhalten sind, so ist dieselbe mit Resektion zu behandeln,
während die kleincystische Degeneration der Ovarien wesentlich mit der
Ignipunktur behandelt wird. Dabei ist Pozzi bestrebt, nicht nur die
Cystchen mit dem Paquelin zu eröffnen, sondern vollständig zu zer-
stören. Bei der ödematösen Form der kleincystischen Degeneration wird
das Ovarium in seiner ganzen Länge in der Mitte gespalten (Hemi-
sektion) und es werden dann noch die sichtbaren Cystchen ausgebrannt.
Konservative Behandlung, Organtherapie. 227
Pozzi behauptet, dass die Infektion des Ovarium bei derartigen
Prozessen oft vom Processus vermiformis ausgehe, weshalb man bei
der Operation immer auf dieses Organ seine Aufmerksamkeit richten
müsse.
Er spricht sich sehr günstig über seine Resultate aus, doch
mussten unter €2 derart behandelten Kranken sich später noch 8 einer
Radikaloperation unterwerfen. Von 48 Kranken, deren weiteres Schicksal
verfolgt werden konnte, erklärten sich 33 für völlig geheilt, 7 dagegen
hatten keinen wesentlichen Nutzen von dem Eingriff, 12 waren später
wieder schwanger geworden, eine Zahl, die nicht besonders bemerkens-
werth ist, da es sich anscheinend doch oft nur um geringfügige Ver-
änderungen an den Ovarien gehandelt hat.
Von der Ansicht ausgehend, dass der Uterus und die Schilddrüse
in enger Beziehung zu einander stehen, hatte Jouin (144) schon im
vorigen Jabre die Wirkung von Schilddrüsensubstanz bei Uterushämor-
rhagien, sogar solchen bei Gebärmutterkrebs, nachzuweisen gesucht. Jetzt
ist diese Wirkung für Jouin erwiesene Thatsache und nach ihm be-
handeln viele Gynäkologen in dieser Weise die Blutungen. Jouin
hat nun gefunden, dass umgekehrt die Eierstockssubstanz eine grosse Wir-
kung auf die Basedow’sche Krankheit und auf die Fälle von Men-
strualbeschwerden mit vermindertem oder aufgehobenem Blutabgang hat.
Jouin glaubt somit, dass bei der normalen Frau eine gewisse
Harmonie zwischen der Funktion der Schilddrüse und den Eierstöcken
vorhanden ist, und dass aus einer Störung derselben Krankheit entsteht.
Es wäre demnach zwischen einer Hyperfunktion der Schilddrüse bezw.
Hypofunktion der Ovarien und einer Hyperfunktion der Ovarien bezw.
Hypofunktion der Schilddrüse zu unterscheiden; bei dem ersten Fall
ist mit Ovarialsubstanz, beim zweiten mit Schilddrüsensubstanz zu be-
handeln. In die erste Gruppe gehört die Basedow’sche Krankheit, die
Störungen bei artefizieller und natürlicher Menopause und Atrophie der
Genitalien, in die zweite Gruppe die Kongestionen und Hämorrhagien
der Geschlechtstheile und Uterusfibrome. (Schober a a O.)
Touvenaint (148) verwendete zu seinen Versuchen Kalbsovarien,
welche durch Austrocknen pulverisirt worden waren. Es wurde davon
gewöhnlich zweimal täglich 0,12 gegeben, in einigen Tagen wurde diese
Dosis verdoppelt, niemals wurden unangenehme Nebenerscheinungen beob-
achtet. Die Behandlung wurde stets mehrere Wochen oder mehrere
Monate durchgeführt.
Touvenaint theilt 15 Krankengeschichten mit, dabei handelte
es sich 3mal um Amenorrhoe, 8mal um Dysmenorrhoe, 3mal um starke
15*
228 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Chlorose mit Menstrualbeschwerden, um allgemeine Störungen nach
Hysterektomie 4mal, nach doppelseitiger Abtragung der Adnexe 2 mal,
nach der natürlichen Menopause ebenfalls 2mal. Aus seinen Erfolgen
hierbei zieht Touvenaint den Schluss, dass die Verabreichung von
Eierstockssubstanz bei Amenorrhoe und Chlorose vorzügliche Resultate
liefert, dass sie bei der artefiziellen Menopause von gutem Nutzen ist,
und dass sie bei den Beschwerden der natürlichen Menopause weiter
versucht zu werden verdient. (Schober a. a. O.)
Bouilly (158) berichtet über die bei papillären und malignen Tu-
moren durch die Ovariotomie erreichten Resultate: Die Angaben be-
ziehen sich auf 39 papilläre Kystome, zwei solide maligne Tumoren (Car-
cinom und Fibrosarkom) und eine carcinomatös degenerirte Dermoid-
cyste. Im Anschluss an die Operation starben 4 Kranke, 1 erlag am
sechsten Tage einer Lungenembolie, 5 starben zwischen dem zweiten
und siebenten Tage an „Entkräftung“, 7 gingen an Peritonitis zu
Grunde. In vier Fällen musste die Operation aufgegeben werden, von
diesen Kranken erlagen zwei, die in den eben angeführten Todesfällen
enthalten sind. Ueber das spätere Schicksal der beiden anderen Kranken
liess sich nichts ermitteln.
In den ersten fünf Monaten nach der Operation starben fünf
Kranke.
17 Kranke konnten unter Beobachtung behalten werden, bei 7
von diesen scheint eine dauernde Heilung durch einmaligen Eingriff er-
reicht worden zu sein. Von diesen sind beobachtet: 5 Jahre 3 Monate
ein Fall, 3 Jahre 10 Monate zwei Fälle, 2 Jahre 11 Monate, 1 Jahr
10 Monate, 1 Jahr 8 Monate und 1 Jahr je ein Fall. Offenbar ist
der Erfolg davon abhängig, dass sekundäre Tumoren oder Implanta-
tionen im Peritoneum fehlen, doch blieben auch von letzteren einige
Fälle von Recidiv verschont. Der Fall von Carcinom ist seit vier Jahren
recidivfrei, der Fall von Fibrosarkom recidivirte nach sechs Monaten,
der Fall von carcinomatöser Degeneration einer Dermoidceyste ging sieben
Monate nach der Operation an Recidiv zu Grunde.
Wie wichtig es ist, bei papillären Kystomen auch das an-
scheinend gesunde Ovarium mitzuentfernen, lehrt der Fall von Dick-
son (88) Hier wurde 18 Monate nach der ersten wegen linksseitigen
papillären Kystoms ausgeführten Ovariotomie eine zweite Laparotomie
wegen Ascites und rechtsseitigen Tumors nothwendig. Sechs Wochen
nach dem Eingriff trat der Tod ein „unter allen Zeichen einer malignen
Erkrankung“. Sektion nicht gemacht.
Papilläre und maligne Tumoren. 229
Kratzenstein (56) berichtet aus Olshausen’s Klinik über
die Erfolge der Ovariotomie bei malignen Tumoren. Die 100 Fälle
entstammen den Jahren 1879—1892 und sind so ausgewählt, dass die
Fälle, über deren Verbleib und Schicksal nichts festzustellen war, weg-
gelassen wurden. (Leider ist die Zahl derselben nicht angegeben, was
im Interesse der richtigen Beurtheilung des wirklichen Resultates sehr
bedauerlich ist. Man wird wohl kaum irren, wenn man annimmt, dass
die meisten der Kranken, über welche nichts festzustellen war, bereits
verstorben sind. Ref.) Papilläre Kystome sind nicht mit aufgführt,
sondern nur:
1. Primäre Carcinome, Sarkome und ihre Mischarten (33 Fälle).
2. Carcinome, die durch Degeneration primär benigner, glandulärer
(27 Fälle) und papillärer Kystome (24 Fälle) entstanden sind.
3. Die sogenannten Fibrosarkome (16 Fälle).
28 Kranke erlagen den Folgen der Operation, darunter 5 an
Weiterverbreitung der Neubildung, 11 an Infektion. Die Häufigkeit
der letzteren Todesursache erklärt sich zur Genüge aus der Schwierig-
keit vieler Operationen in Folge ausgedehnter Verwachsungen, aus der
langen Dauer der Operation, sowie daraus, dass es sich sehr häufig um
kachektische Kranke handelte.
Von den entlassenen 72 Kranken sind 32 an Recidiv gestorben,
2 lebten zur Zeit der letzten Erkundigung noch mit Recidiven (beides
Kranke mit carcinomatöser Degenerirung eines glandulären bezw. papil-
lären Kystoms). Von den Verstorbenen litten zwei an Sarkom, 11 an
krebsig-glandulären, 19 an krebsig-papillären Kystomen, 9 an Carcinom
(darunter 2 Mischgeschwülste).
Es bestätigt sich hiernach die Erfahrung, dass die sogenannten
Fibrosarkome des Ovariums nicht als maligne Tumoren anzusehen sind.
Neben diesen Tumoren wurden auffallender Weise bei den Sarkomen
die besten Resultate erzielt (10 operirt, 8 entlassen — 2 Recidive).
Von den carcinomatösen Tumoren ergab das primäre Carcinom
das schlechteste Resultat: 18 operirt, 10 entlassen — 9 Recidive, dann
folgen die papillären, krebsig entarteten Kystome (24 operirt, 18 ent-
lassen — 10 Recidive) und die glandulären, krebsig entarteten Kystome
(27 operirt, 20 entlassen — 11 Recidive).
Von den beobachteten 34 Recidiven werden 12 als lokale, 3 als
Lymphdrüsenrecidive, 9 als metastatische, 8 als Weiterwucherungen
bezeichnet. In 2 Fällen konnte eine Entscheidung nicht getroffen
werden.
230 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Einzelne der Recidive werden auf eine unmittelbare Impfung zurück-
geführt und daraus der Schluss gezogen, dass maligne Tumoren wenn
irgend möglich unverkleinert zu entfernen sind.
Den Hauptgrund für die Häufigkeit der Recidive stellt die zu spät
ausgeführte Operation dar. Die meisten Kranken kommen erst zur
ärztlicben Behandlung, wenn bereits die Erkrankung weite Fortschritte
gemacht hat, öfters aber auch wird trotz ärztlicher Behandlung die
Diagnose zu spät gestellt, weil es unterlassen wird, auf geringfügige
Klagen hin eine genaue bimanuelle Untersuchung vorzunehmen.
Immerhin ist aus den berichteten Zahlen doch eine wesentliche
Besserung der Resultate gegen früher zu entnehmen.
Borreman (174) schickt den Krankengeschichten von vier Fällen
von Fibroma ovarii einige allgemeine Betrachtungen voraus,
die über die Stielbildung, dieser immerhin nicht häufigen Tumoren,
das makroskopische Verhalten u. s. w. nichts Neues bringen. Er
leugnet das Vorhandensein einer eigentlichen Kapsel, wenn sich auch
meist eine oberflächliche Schicht von dem Tumor ablösen lasse, so sei
diese Schicht doch nicht anders aufzufassen als eine Schicht dichteren,
derberen Bindegewebes. Die Tumoren können die gleichen Verände-
rungen eingehen wie die Fibrome des Uterus. Verhältnissmässig häufig
wird bei ihnen Stieldrehung beobachtet. Die Differentialdiagnose zwischen
subserösem Myom kann grosse Schwierigkeiten bieten.
Der erste Fall (19jähr. Mädchen) stellte ein reines Fibrom dar,
der zweite ist wegen der Doppelseitigkeit und Grösse der Tumoren be-
merkenswerth, die bei einer 54 jährigen Frau entfernt wurden. Zwei Jahre
später stellte sich die Frau wieder mit Ascites vor und im Abdomen
fanden sich zahlreiche harte Knoten, die sich bei der Sektion im Jahre
darauf als Sarkomatose des Peritoneums herausstellten. An den pri-
mären Tumoren liess sich auch bei mikroskopischer Untersuchung keine
maligne erkrankte Stelle auffinden. Im dritten Falle (19 jähriges Mäd-
chen) handelte es sich um ein reines Fibrom, das langgestielt, eine Stiel-
drehung erlitten hatte. Bei der vierten Kranken, 59 Jahre alt, waren
wiederholt schon Myome auf vaginalem Wege exstirpirt worden, wobei
echon ein grosser, intraabdominaler, solider Tumor festgestellt wurde.
Erst als hochgradiger Ascites aufgetreten war, wurde die Laparotomie
ausgeführt und der vielfach verwachsene, theilweise verkalkte, vom linken
Ovarium ausgehende Tumor entfernt. Im Tumor fand sich eine sehr
reichliche Entwickelung von Blut- und Lymphgefässen.
Merttens (189) beschreibt ausführlich den mikroskopischen Be-
fund einer Dermoidcyste und liefert so eine erwünschte Bestätigung der
Fibrome, Dermoideysten. 231
Wilms’schen Ausführungen. Die Cyste entstammt dem rechten Ova-
rium eines 6°/ı Jahre alten Mädchens und liess sich leicht entfernen.
Sie war etwa kindakopfgross und enthielt eine wasserklare Flüssigkeit.
Die Innenfläche der Wandung zeigte anscheinend Reste von geplatzten
Cystenmembranen, nur an wenigen Stellen war sie glatt, sonst lag ihr
eine zarte, dünne, etwas faserige, bindegewebige Membran an, die sich
überall leicht abbeben liess. So glaubte man zunächst, es mit einer
Mischform des gewöhnlichen Kystoms mit einer Dermuidceyste zu thun
zu haben, da in die Cyste zwei eigenartige, höckerige Gebilde vor-
sprangen, deren eines mit dicken, weisslichen, durch die Wand durch-
schimmernden Massen erfüllte Cystchen enthielt, während das andere
eine Knochenleiste und Haare aufwies. Die mikroskopische Unter-
suchung ergab, dass die mit wasserklarer, heller Flüssigkeit gefüllte
Cyste nichts mit der Zusammensetzung der gewöhnlichen Ovarialcysten
gemein hat. Es ist der ganze Tumor als ein dem Ovarium fremd-
artiger aufzufassen. [etzteres sitzt ihm kappenartig breit ausein-
ander gezogen auf und lässt sich an verschiedenen Stellen in nor-
maler Beschaffenheit nachweisen. Den Inbalt der Hauptcyste fasst
Merttens als aus Erweichung von myxomatösem Bindegewebe her-
vorgegangen auf, wozu ihm der Befund an der Innenfläche der Cyste, sowie
ein ähnlicher Befund in einer kleinen Dermoideyste, die einen zufälligen
Sektionsbefund bei einem Kinde bildete, bestimmt. Hier fanden sich
(Crstenräume, deren Entstehung aus erweichtem, myxomatösem Binde-
sewebe sich feststellen liess.
Die in der Wand gefundenen eigenthümlichen Vorsprünge wurden
in Reihenschnitte zerlegt. In einem fanden sich eine Anzahl von
organartigen Gebilden, die eine ganz regelmässige Anordnung zeigten:
zunächst zwei in einem Unterkiefer sitzende embryonale Zahnsäckchen
mit einem der Zunge ähnlichen Zwischengewebe, daran anschliessend
Speicheldrüsen mit Ausführungsgängen, ferner ein kehlkopfähnliches
Gebilde, umgeben von Thyreoidea, ein plattgedrücktes Medullarrohr,
ferner Trachea und daneben Darmtraktus, zum Theil in Kommunikation
mit der Trachea.
Das zweite dicht neben ihm gelegene Gebilde enthielt eine einen
ñachen Kopfknochen darstellende Knochenspange nebst Kopfhaut.
Merttens schliesst sich der Anschauung von Wilms in soferne
an, als es sich bei der Bildung der Ovarialdermoide oder Teratome jeden-
falls nicht um eine einfache Abschnürung gewisser Theile des Embryonal-
körpers handeln könne, doch muss seiner Anschauung nach zwischen
diesen Gebilden und dem wirklichen foetus in foetu noch ein Unterschied
232 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
gemacht werden. Bei dem Vorkommen in den Ovarien wird man doch
vielleicht auf eine Art spontaner Entwickelung zurückgreifen müssen,
welche möglicherweise mit irgend einer Anomalie in der allerersten Ent-
wickelung zusammenhängt.
Pfannenstiel (191), der unabhängig von Wilms eine grössere
Reihe von Dermoidceysten untersucht hat, ist zu denselben Anschauungen
gelangt, wie dieser Autor. Er bestätigt, dass nur an umschränkten
Stellen der Cyste ein hautbedeckter Geschwulstantheil zu finden ist,
während die übrige Cystenwand Cylinderepithel trägt, oder epithellos
ist. Haare, die man gelegentlich hier findet, sind abgestorbene Haare.
die sich erst sekundär in die Cystenwand eingespiesst haben. Der
hautbedeckte Geschwulstantheil, dem diese Haare ursprünglich entstam-
men, enthält stets Bestandtheile aller drei Keimblätter in zum Theile
weit vorgeschrittener Differenzirung. Man findet hier eine Art Embryo,
wenn auch in unvollkommener Weise angelegt. Vorzugsweise sind Ab-
kömmlinge des Ektoderms und immer am besten der Kopfantheil
des Embryo entwickelt, nebst Rudimenten der diesem angehörigen
Organe. Gelegentlich werden auch Bestandtheile des Rumpfes und der
Extremitäten angedeutet gefunden.
Nur ein Bestandtheil der weiblichen Keimdrüse ist fähig, diese
Bildungen zu produziren, das ist das noch nicht differenzirte Ei, das
Ei der Primordialfollikel.
Die Thatsache, dass so häufig Kystome in Verbindung mit Der-
moideysten gefunden werden, erklärt Pfannenstiel so, dass diese
Kombination ein Ausdruck dafür ist, dass histologisch verschiedene
Bestandtheile des Parenchyms gleichzeitig von demjenigen Reiz getroffen
werden, der die Geschwulstbildung anregt. Jeder Bestandtheil antwortet
auf diesen Reiz in der ihm eigenthümlichen Weise, unter Entwickelung
der ihm nun einmal innewobnenden formativen Fähigkeiten. Man kann
sich somit die Entstehung der Dermoidkystome so vorstellen, dass neben
einander einem und demselben Antrieb zur Geschwulstbildung folgend
die Eizelle zum eigentlichen Dermoid sich entwickelt, während das
Epithel des Follikels zu einem Pseudomueinkystom oder einem einfachen
serösen Kystom sich umbildet.
Die Entstehung der eigentlichen Teratome ist im Wesentlichen als
gleichartig aufzufassen; während aber die Dermoide eine mehr geord-
nete und, so weit es der beengte Raum gestattet, vollkommenere Ent-
wickelung der drei Keimblätter zeigen, geht diese Entwickelung bei
den Teratomen viel regelloser und unvollkommener vor sich und trägt
den Charakter einer atypisch proliferirenden Neubildung.
Dermoideysten. 233
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben ergeben, dass die carcino-
matöse Degeneration der Dermoidcysten doch nicht so ausser-
ordentlich selten ist, wie man früher annahm. Thumim (196) und
Yamagiwa (201) beschreiben derartige Fälle. Die Arbeit Thumim’s
entbält eine kurze Berücksichtigung der Litteratur, aus der hervorgeht,
dass bisher sieben einwandfreie Fälle von Plattenepithelcarcinom, aus
einer Dermoidgeschwulst hervorgegangen, beschrieben sind. Auch in
Thumim’s Fall handelte es sich um ein Plattenepithelcarcinom, das
bei einer 65 jährigen V para exstirpirt wurde. Das Vorhandensein eines
Unterleibstumors war schon 19 Jahre vorher festgestellt worden. Später
war eine Unterleibsentzündung aufgetreten, in Folge deren der Tumor
allseitige Verwachsungen einging, und, da er für ein Myom angesprochen
wurde, riethen verschiedene Aerzte von einer Operation ab, bis neuer-
dings erhebliche Beschwerden und rasches Wachsthum auftraten. Jetzt
wurde (durch Probepunktion von den Bauchdecken aus) die Diagnose
auf allseitig verwachsene Dermoidcyste gestellt. Die Operation war
recht schwierig, der Tumor riss ein und es wurde hier durch sofortige
mikroskopische Untersuchung die Diagnose auf Plattenepithelcarcinom
gestellt und deshalb auch noch eine verdächtige Stelle aus der vorderen
Bauchwand excidirt. Im Peritoneum war nichts von Metastasen nach-
weisbar. Der Tod trat 6 Monate nach der Operation an Recidiv ein.
In der exstirpirten Geschwulst fand sich die krebsige Degeneration
an mehreren von einander getrennten Stellen. Auch die von den Bauch-
decken entfernten Theile zeigten Krebsherde.
Thumim bespricht die Schwierigkeit der genauen Diagnosen-
etellung. In den beschriebenen Fällen beschränkte sich die Entwicke-
lung von Metastasen auf das Bauchfell. Ascites wurde meist nicht
gefunden, eine Bevorzugung des höheren Alters geht aus den Fällen
nicht hervor.
Ein äbnliches Bild liefert der zweite Fall von Yamagiwa (201):
hier war wegen zu ausgedehnter Verwachsungen die Operation auf-
gegeben worden und die Kranke ging an Erschöpfung zu Grunde.
Die mikroskopische Untersuchung der Dermoidcystenwand, sowie der
Metastasen im Peritoneum und den Mesenterialdrüsen ergab, dass es
sich um ein Plattenepithelcareinom handelte.
Nicht so im ersten Fall, in welchem die carcinomatöse Degenera-
tion in der Form eines Cylinderzellencarcinomes aufgetreten war. Der
Tumor entstammte einer ö3jährigen Patientin, die unoperirt zu Grunde
gegangen war, nachdem bereits bei Lebzeiten Metastasen festgestellt
waren.
234 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Yamagiwa bezeichnet den Tumor als eine teratoide Geschwulst,
da in der Wandung neben den Attributen der äusseren Haut glatte
und quergestreifte Muskelfasern, ferner Knochen und markhaltige
Nervenfasern sich fanden. Die carcinomatöse Degeneration wird auf
eine warzenförmige Hervorragung in der Wand der Cyste zurück-
geführt, an welcher Stelle vielfach verzweigte Kanäle und acinösen
Bau zeigendes, drüsiges Gewebe sich nachweisen liess, bald mit
cylindrischen, bald mit kubischen Wandepithelien ausgekleidet. Die
meisten Kanäle und Gänge, auch in den acinösen Theilen, hatten ihr Lumen
zum Theil oder ganz verloren und diese mit gewucherten Zellen ge-
füllten Kanäle und Gänge gingen unmittelbar in die carcinomatöse
Wucherung über.
Welche Art von Drüsen nun in dem Tumor primär angelegt war,
lässt sich mit Bestimmtheit nicht nachweisen. Jedenfalls handelte es sich
nicht um Schweissdrüsen. Yamagiwa glaubt wegen manchen Aehn-
lichkeiten mit Mamma-Carcinomen, dass es sich wohl um eine rudimen-
täre Mamma gehandelt haben möge.
Sirleo (194) giebt eine genaue Beschreibung eines Ovarialtumors,
welcher durch Laparotomie bei einer 22jährigen Frau exetirpirt wurde.
Die Kranke hatte vor vier Monaten nach einem Zwillingsabort (V. Monat)
eine Schwellung des Unterleibes wahrgenommen, welche immer grösser
wurde. Die Regeln blieben gleichzeitig aus. Nach Operation glatte
Heilung. Der Tumor hat Manneskopfgrösse und bestand aus drei
Theilen: einer Kapsel, einer grossen cystischen neoplastischen und einer
kleinen homogenen Masse. Aus der mikroskopischen Untersuchung
der eigentlichen neoplastischen Masse ergiebt sich, dass sich in ihr
die Reste eines verwirrt entwickelten Fötus befinden; aus der Unter-
suchung der Kapsel, dass die Höhle aus einem Graaf’schen Follikel
besteht, und dass in ihr noch placentare Residuen — von der Kapeel-
wand abhängig — nachweisbar sind. Verf. ist der Meinung, dass die
Entstehungsweise des Tumors folgende sei: ein Ei mit allen seinen
Hüllen hat sich in einem Graaf’schev Follikel entwickelt — nach
einiger Zeit ist eine Verwirrung (aus unbekannten Ursachen) der Em-
bryonalgewebe entstanden, so dass diese mit den mütterlichen ver-
wachsen sind und die Entstehung eines soliden Teratoms verursacht
haben. In Folge dessen wird die ueoplastische Masse nicht mehr von
der Placenta ernährt, da sie unmittelbar durch das miütterliche Blut
benetzt wird. Der Mutterkuchen selbst atrophirt und wird in einigen
Stellen, durch das Eindringen der Neoplasie in die Kapsel, zerstört. —
Aus diesem Falle und aus der Erwägung der Theorien, welche für die
Tuberkulore, 235
Erklärung der Dermoideysten und der Embryoidtumoren der Ovarien
aufgestellt wurden, kommt Verf. zu dem Schlusse, dass die partheno-
genetische Theorie unhaltbar, während die Intraovarialschwangerschaft
wahrscheinlicher ist. Da sich aber in dieser Theorie die Ovarialteratome
jeden Alters nicht einschliessen lassen, so glaubt Verf. je einen einzigen
Entstehungsmechanismus (Verwachsung embryonaler lebender Theile mit
dem Autosit) annehmen zu können, mit dem Unterschiede aber, dass
diese Theile einmal Reste eines Kindeies, andersmal jene eines Zwillings-
brudereies — in welchem Inneren sie sich entwickelt haben — vor-
stellen. (Herlitzka).
Die Tuberkulose des Ovarium hat zahlreiche Bearbeitungen
erfahren.
Wolff (207) hat in seiner Arbeit, die ein gutes Litteraturverzeich-
niss enthält, hauptsächlich auf drei Punkte sein Augenmerk gerichtet:
Er suchte zunächst Genaueres über die Häufigkeit der Eierstockstuber-
kulose festzustellen, ferner unter welcher Form die Erkrankung auftritt,
endlich suchte er zu ergründen, ob eine primäre Eierstockstuberkulose
vorkommt.
Es gelang ihm im Ganzen 145 Fälle in der Litteratur aufzu-
finden, die jedoch zum Theil nur ungenügend untersucht sind. Aus der
Zusammenstellung geht hervor, dass die Erkrankung am häufigsten in
den der Pubertätsentwickelung zunächst folgenden Jahren auftritt. Jeden-
falls kann die Erkrankung nicht mehr als so ausserordentlich selten
bezeichnet werden, wie dies zumal die älteren Autoren annahmen. Was
das beschriebene pathologisch-anatomische Bild anbetrifft, so werden
meistens ausgedehnte Käseherde oder käsig-eiterige Abscesse beschrieben,
nur wenige Autoren erwähnen auch die miliare Form und nur ganz
vereinzelt finden sich Fälle erwähnt, die makroskopisch keine Spur von
Tuberkulose erkennen liessen. In ätiologischer Beziehung wird an-
genommen, dass die Ovarien meist sekundär vom Peritoneum oder von
den Tuben aus, seltener wohl auf dem Wege der Blutbahn befallen
werden.
Im zweiten Theile der Arbeit geht Verf. ausführlich auf seine
eigenen Untersuchungen ein, die sich auf die Ovarien von 17 Leichen
beziehen, bei welchen sich ausgesprochene tuberkulöse Veränderungen
in anderen Organen fanden. Fünfmal — 60°/o fand sich bei diesen
Fällen Genitaltuberkulose, darunter waren die Ovarien dreimal befallen.
In allen diesen Fällen bestand eine über das ganze Bauchfell ver-
breitete Tuberkulose und die Ovarien waren stets frei von bindegewe-
236 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
bigen Verwachsungen, die Erkrankung war stets doppelseitig, makro-
skopisch war keine Spur von Tuberkulose an den Ovarien zu erkennen,
das Mikroskop aber zeigte überall ein sehr gleichartiges Bild aller-
kleinster tuberkulöser Herdchen.
Diese rein miliare Form der Tuberkulose fand sich hauptsächlich
in der peripherischen Zone der Eierstöcke, die einzelnen Prozesse zeigten
nur eine äusserst geringe Ausdehung, zuweilen nur eine einzelne Riesen-
zelle mit wandständigen Kernen, in deren Umgebung nur wenige Rund-
oder epithelioide Zellen sich fanden. Verkäsung fehlte stets, aber
immer war das Herdchen von einem cirkulär verlaufenden Kranz von
Bindegewebsfasern umgeben.
Jedenfalls handelte es sich in allen diesen Fällen um ein Ueber-
greifen der Erkrankung, sei es von den Tuben, sei es von dem Peri-
toneum aus, auf die freie Fläche des Ovariums.
Zwei weitere Arbeiten verdanken wir Schottländer (205, 206).
Die erstere, rein experimentelle, bringt in ausführlicher Weise die
Ergebnisse zahlreicher Versuche bei Kaninchen durch Infektion der
Ovarien mit tuberkulösem Materiale oder Reinkulturen Ovarialtuber-
kulose zu erzeugen. Es sei hier nur auf die ausserordentlich fleissige
Arbeit, in welcher die künstlich erzeugten tuberkulösen Veränderungen
auf das Genaueste an der Hand zahlreicher Abbildungen geschildert
sind, hingewiesen.
Die zweite, auf klinischem Materiale fussende Arbeit, berücksich-
tigt eingehend die Litteratur. Unter den etwa 150 Fällen der Litte-
ratur, können bei strenger Prüfung nur 30 anerkannt werden, in
welchen eine genauere mikroskopische Untersuchung stattgefunden hat.
Diesen fügt Schottländer sechs neue Fälle hinzu. Niemals konnten
Tuberkelbacillen nachgewiesen werden, wohl aber typische Tuberkel,
Riesenzellen, Verkäsung neben Mastzellen und eosinophilen Zellen.
Obliterirte Follikel können, worauf Schottländer besonders auf-
merksam macht, zumal wenn sie nur angeschnitten werden, leicht
Tuberkel oder auch Riesenzellen vortäuschen.
Ein sicherer Fall von primärer Eierstockstuberkulose ist bisher
noch nicht beschrieben worden, fast immer finden sich die Eileiter
gleichzeitig erkrankt und von ihnen oder vom Peritoneum geht die
Infektion der Eierstöcke aus, vielleicht von letzterem noch häufiger als
von den Tuben. Die Infektion kann hier sowohl auf dem Wege der
Blut- als auch der Lymphgefässe erfolgen. Leichter wird, wie auch
Wolff festgestellt hat, die Rindenschicht befallen und Schottländer
Tuberkulose. 23
giebt eine sehr genaue Schilderung der hier gesetzten Veränderungen,
die er mit seinen experimentell erzeugten Herden vergleicht. `
Zu der bisher siebenmal beobachteten tuberkulösen Erkrankung von
Eierstockscysten fügt Schottländer zwei neue Beobachtungen hinzu.
Auch hier scheint die Infektion meist vom Peritoneum aus zu er-
folgen.
Nach Orthmann (204) sind von den 177 Fällen der Litteratur
nur 57 mehr oder weniger genau mikroskopisch untersucht, 48 der-
selben betreffen Eierstockstuberkulose, 9 tuberkulöse Infektion von
Eierstocksceysten. In den erwähnten 48 Fällen scheint die Tuberkulose.
26 mal von den Tuben, 22 mal vom Peritoneum ausgegangen zu sein.
Orthmann unterscheidet zwei Hauptformen am Eierstock: Perioopho-
ritis tuberculosa und eigentliche Eierstockstuberkulose, die wieder iu
drei Formen vorkommt: miliare, käsige und abscedirende Form. Erstere
ist die häufigste, sie fand sich unter 48 Fällen 20 mal, die beiden
anderen 13 bezw. 15 mal. Nur in spärlicher Zahl finden sich Tuberkel
im interstitiellen Gewebe. In einem seiner vier Fälle konnte Orth-
mann nachweisen, dass die Tuberkulose von einem Corpus luteum
aus den Eierstock ergriffen hatte, in diesem, sowie in zwei anderen
seiner Fälle, gelang ihm der Nachweis von Tuberkelbacillen, der in den
erwähnten 48 Fällen mikroskopisch nur 9mal, durch das Thierexperi-
ment (Menge) 4 mal gelungen war.
Auch in dem ersten der von von Franqu& (202) beschriebenen
Fälle konnten Tuberkelbacillen nachgewiesen werden. Der Fall be-
anspzucht insofern ein besonderes Interesse, als er nach Ansicht des
Verf. als primäre Eierstockstuberkulose aufzufassen ist, des-
halb erscheint auch seine etwas genauere Wiedergabe gerechtfertigt. Es
handelte sich um eine hereditär nicht belastete Frau, deren Mann an
Tuberkulose gestorben war, und die seit 7 Jahren über Unterleibs-
beschwerden zu klagen hatte, die sich in letzterer Zeit sehr verschlim-
merten. Links und hinter dem Uterus fand sich eine an der Oberfläche
höckerige, wie papilläre Geschwulst, die als solider Ovarialtumor an-
gesprochen wurde. Die inneren Organe erwiesen sich gesund, insbe-
sondere liess sich auf den Lungen nichts Krankhaftes nachweisen. Der
Tumor wurde vom hinteren Scheidengewölbe schwer aus seinen Ver-
wachsungen ausgeschält, er besteht hauptsächlich aus dem apfelgrossen
Ovarium, mit welchem die verdickte Tube durch derbe Adhäsionen
verbunden ist. Auf dem Durchschnitt des Ovariums fanden sich einzelne
gelbliche, vorquellende Geschwulstknoten, so dass zunächst an ein
238 Gynäkologie. Krankheiten der Ovarien.
Sarkom gedacht wurde, mikroskopisch liessen sich jedoch alle Charaktere
vorgeschrittener Tuberkulose erkennen. Auch an der Schleimhaut der
Tube liessen sich tuberkulöse Veränderungen nachweisen, die jedoch
viel weniger weiter vorgeschritten waren und gegen das uterine Ende
hin sich verloren. Die Subgerosa der Tube bedingte wesentlich ihre
Verdickung, und auf der Serosa fanden sich einzelne Tuberkelknötchen.
Im Mesosalpinx und im Hilus des Ovariums fanden sich ausgebreitete
Veränderungen an den Gefässen und deutliche tuberkulöse Veränderungen
in den Lymphgefässen.
Dem genau geschilderten mikroskopischen Befunde entnimmt von
Franque&, dass bier eine tuberkulöse Infektion des Ovariums auf dem
Wege der Lymphbahnen wahrscheinlich von kleinen Exkoriationen der
Scheide aus durch die Cohabitation seitens des tuberkulös erkrankten
Mannes stattgefunden habe.
In einem zweiten Falle wurden doppeltfaustgrosse doppelseitige
tuberkulöse Tubensäcke und das rechte Ovarium entfernt. In dem
Ovarium wurde nur ein Tuberkel nachgewiesen, dagegen fanden sich
eigenthümliche Erweichungscysten, deren Wand aus Bindegewebe be-
stand, dessen Fibrillen unmittelbar in den breiartigen, an die atheroma-
tösen Prozesse der Gefässintima erinnernden Inhalt übergingen. Jeden-
falls haben diese Veränderungen mit Tuberkulose nichts zu thun.
Im dritten Falle war ein Jahr früher der Uterus ventrofixiert
worden und damals bereits miliare Knötchen an den inneren Genitalien
festgestellt worden. Nun mussten wegen tuberkulöser Adnextumoren
die Anhänge entfernt werden, das rechte Ovarium blieb zurück. Auch
im Parenchym des linken Ovariums, das makroskopisch ganz normal
aussah, fanden sich mikroskopisch miliare Tuberkel, wie dies Wolff
beschrieben hat. Die geringe Ausbreitung der Erkrankung im Ovarium
spricht für die geringe Disposition dieses Organes zur Tuberkulose.
2.
-3
Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. 239
VL
Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
—en.
Referent: Prof. Dr. Stumpf.
a) Allgemeines.
. Bazy, Maladies des voies urinaires. Séméiologie. Paris, Masson-Gouthies-
Villars
Daibler, A., Mikroskopie der Harnsedimente. Wiesbaden, J. F. Berg-
mann. (Atlas.)
. Delefosse, E., Traitement de la blennorrhagie chez l'homme et chez la
femme. Paris, Librairie Coccoz.
. Fritsch. H., Die Krankheiten der weiblichen Blase. J. Veit’s Handb.
d Gyn. Bd. II. (Enthält die Entwickelungsfehler und die Entzündungen
der Blase einschliesslich der reizbaren Blase, ferner die Neubildungen der
Blase, Harngenitalfisteln und die Erkrankungen der weiblichen Harnröbre.)
. Gujon, F., Leçons cliniques sur les maladies des voies urinaires. 3. Aufl.
Bd. Il u. UL Paris, M. J. Bailliere. (Enthält die Haru-Infektion u. Harn-
Intoxikation, ferner die Untersuchung der Harnorgane, die Cystoskopie
und die Antisepsis.)
— Die Krankheiten der Harnwege. Klinische Vorlesungen aus dem
Hospital Necker. Semiologie, Diagnostik, Pathologie, Therapie. Deutsch
von Kraus und Zuckerkandl. I. Bd.: Funktionelle Symptome, patho-
logische Veränderungen des Harn. Wien 1896, A. Hölder.
. König, A., Die neueren Hilfsmittel zur Diagnose und Therapie der Blasen-
krankheiten. Medizinische Bibliothek f. prakt. Aerzte Nr. 57—60, Leipzig
1895, C. G. Naumann.
. Loumeau, E., Chirurgie des voies urinaires. Études cliniques. Bordeaux,
Fere et fils. (Enthält einen hier besonders interessirenden Abschnitt über
die durch uterine Kongestion verursachten Störungen der Blasenfunktionen.'
. Morris, H., Injuries and diseases of the Genital and Urinary organs.
London 1895, Cassell and Co.
. Pousson, A., Affections chirurgicales des organe génito-urinaires. Paris,
Octave Doin.
. Skene, A. J. C., Diagnosis and treatment of diseases of the female uri-
nary organs. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 325 u. 405. (Allge-
meine Grundsătze der Diagnostik, wobei der Cystoskopie und dem Harn-
leiter-Katheterismus nur ein die bisherigen Methoden ergänzender Werth
zugeschrieben wird. Da die Kelly’ache Blasen-Inspektion eine Erweiterung
der Harnröhre nothwendig macht, wird ihr in vielen Fällen die gerade
Modifikation des Nitze’schen Kystoskops vorgezogen. Bei Blasenerkran-
kungen soll die Allgemeinbehandlung neben der lokalen nicht verabsäumt
werden.)
240
12.
16.
17.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
White, W., Genito- urinary and venereal diseases. London u. Phila-
delphia, J. B. Lippincott Comp. (Enthält die Krankheiten der Urethra,
Blase, Ureteren und Nieren.)
b) Urethra.
Abraham, O., Ueber Missbildung der inneren weiblichen Genitalien.
Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementheft pag. 74.
. Abramovich, Behandlung der Gonorrhoe durch innere Mittel, besonders
das Extractum fluidum Kawakawa (Piper methysticum). Ejedeln. 1896,
Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe Bd. VII, pag. 450.
(Das Mittel soll unschädlicher sein als die gebräuchlichen Balsamica.)
. Aschner, Behandlung der Gonorrhoe mit Argentamin. Orvosi Hetilap
1895. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe Bd. VII, p. 287.
. Asmus, Kreosot bei Gonorrhoe. Medicinsk. Obosr. 1896, Nr. 10; ref.
Deutsche Med.-Ztg. Nr. 58.
. Bagot, W.S., A note on the pathology of complete or annular prolapse
of tbe urethral mucous membrane in women, with the report of a case.
Medical News Bd. LXX, pag. 740.
. Baltz, Blennorrhoe-Behandlung mit Argonin. Monatsb. f. prakt. Dermat.
Bd. XXIII, Heft 8.
. Barlow, R., Zur Behandlung der akuten Gonorrhoe mit Protargol. Münchn.
med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1252.
. Bellini, Beitrag zur Behandlung der Blennorrhoe des Weibes. Giorn.
intern. delle mal. ven. e della pelle 1896, Heft 5.
Benario, Ueber Protargol, ein neues Antigonorrhoicum und Antisepti-
cum. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Therap. Beilage pag. 82.
Bodenstein, O., Zur Existenz und Therapie der chronischen Vaginal-
gonorrhoe. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 660.
. Bosse, Ueber das primäre Carcinom der Urethra beim Manne und beim
Weibe. Inaug.-Diss. Göttingen.
Callari, J., Sulla termoterapia del processo blennorragico; irrigazioni a
temperature elevate. Giora. Ital. delle mal. veneree e della pelle 1896,
Heft 3.
. Casper, L., Aufgaben und Erfolge bei der Behandlung der chronischen
Gonorrhoe. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XXXVIII, Nr. 15.
. Charpentier, A., Traitement méthodique de la blennorrhagie chez
l'homme par les lavages uréthraux avec la solution de permanganate de
potasse. Gaz. des Hôp. Nr. 5.
. Chotzen, Alumnolstäbchen bei urethraler Gonorrhoea. Med.-chir. Centralbl.
Bd. XXXII, pag. 142.
Christian, H. M., Treatment of Gonorrhoe by Rene of Argonin.
Therap. Gaz. pag. 447.
Coe, H. C., Cyst of the urethra in a female infant two weeks old. New
York Acad. of Med., Section on Obst. and Gyn. Sitzg. v. 25. III. Med.
Record, N. Y. Vol. LI, pag. 498.
18.
19.
21.
28.
29,
30,
Urethra. 241
Comby, Traitement de la vulvo-vaginite chez łes petites filles. Médecine
mod. Nr. 76.
Day, W. E., Hydrozone and Glycozone in the treatment of Gonorrhoea.
N. Y. Med. Journ. Vol. LXVI, pag. 330.
. Dudley, A. P., Some pathognomonic physical signs of chronic gonorrhoeal
infection in women and their value in the diagnosis of pelvic disease.
Amer. Gyn. Soc., Sitzg. v. 5. V. Med. Record N. Y. Vol. LI, pag. 782.
Duquaire, Methyl-Salicylat bei Gonorrhoe. Journ. des practiciens,
26. Juni.
. Epstein, Ueber die Behandlung der akuten Gonorrhoe mit Airol.
LXVIII. Naturforschervers. zu Frankfurt, Sektion f. Dermat. u. Syph.
Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 437.
. Ewald. Incontinentia urinae. Geb.-gyn. Ges. zu Wien, Sitzg. v. 19. Jan.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 406.
24. Fischer, H., Libération latérale et inférieure du méat urinaire dans le
traitement de incontinence essentielle d’urine chez la femme. Paris,
Jouve.
. Fritsch, H., Tripper und Wochenbett. Zeitschr. f. prakt. Aerzte Nr. 1.
. Gale wski, Die Frühbehandlung der Gonorrhoe mit Argentum-Spülungen.
LXVIII. Naturforscherversammlung zu Frankfurt, Sektion f. Dermat. u.
Syph. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 436.
. Goldberg, B., Die Behandlung des Trippers durch Spülungen mit über-
mangansaurem Kali. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe
Bd. VII, pag. 142 ff.
Gordon, Treatment of gonorrhoea by Argentamin. Med. Record, N. Y.,
Vol. L, November.
Hammer, Ueber Prostitution und venerische Erkrankungen in Stuttgart
und die praktische Bedeutung des Gonococcus. Arch. f. Dermat. u. Syph.
Hartmann und Reymond, De la suppuration des canaux accessoires
de l'urèthre chez la femme. Assoc. franç. d'urol., 2. Kongress. Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe, Bd. VIII, pag. 717.
. Howald, W., Behandlung der Gonorrhoe mit Airol. Korrespondenzbl. f.
Schweizer Aerzte 1896, Nr. 24.
. Howland, G. T., The comparative treatment of gonorrhoea with per-
manganat of potassium, permanganat of zinc, Formalin and nitrat of
silver. Med. Record of N. Y. Vol. LI, pag. 478. (Alle genannten Mittel
werden empfohlen.)
33. Jadassohn, Argonin bei der Gonorrhoe-Behandlung. Arch. f. Dermatol.
u. Syph. Bd. XXXII, Heft 1/2.
. Josephson,C.D., Om äkta och oäkta urethraldivertikel hos krinnan (Echte
und falsche Urethraldivertikeln beim Weibel, Nordiskt medicinskt arkiv.
Bd. XXX, Nr. 28, 42 pag. (Leopold Meyer.)
35. Ilnisky, Traitement des metrites par l’ichtyol et l’onguent napolitain.
Med. moderne 1896, Nr. 32.
. Irrevassowski, J., Prolaps der Urethralschleimbaut bei einem sechs.
jährigen Mädchen aus unbekannter Ursache. Westn. obst. gig. sud. i
prakt. Med. Nr. 4.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtah. 1897. 16
242
37.
38.
39.
40.
4l.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane heim Weibe.
Isaak, Ueber den Werth der Salbenbehandlung bei der chronischen
Plennorrhoe. Festschr. f. G. Lewin.
Kalabin, J. J., Zur Frage über die Behandlung des Krebses mit Cheli-
donia majore. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 292.
Klein, G. und Groschuff, K., Zur Anatomie der weiblichen Urethra
und des Scheidenvorhofes. Gyn. Ges. zu München, Sitzung vom 16. Mai
1895. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementsheft pag. 205.
(Siehe Jahresbericht Bd. IX, pag. 258.)
— — Ueber intraepitheliale Drüsen der Urethral-Schleimhaut. Anat.
Anz. 1896, Nr. 8.
Kolischer, G., Zur Behandlung der Urethritis beim Weibe. Wiener klin.
Rundschau Bd. XI, pag. 513.
— Blasenblutungen bei Frauen. Wiener med. Klub, Sitzung vom 12. Mai.
Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 516.
Krösing, R., Argentamin und Argonin in der Gonorrhoe-Behandlung.
Wissenschaftl. Verein d. Aerzte zu Stettin, Sitzung vom 4. Mai. Berl.
klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 510.
Lappe, Statistische Beiträge zur Gonorrhoe der Prostituirten. Inaug.-Diss.
Berlin.
Legueu, De la voie sous-symphysaire pour aborder l’uretre féminin.
Assoc. franç. d’urol. Il. Kongress. Uentralbl. f. d. Krankh. d Harn- u.
Sexual-Organe Bd. VIII, pag. 728.
Legueu und Levy, Behandlung der Blennorrhoe mit Airol. Soc. Franc.
de dermat. et syphil. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe
Bd. VII, pag. 288.
Litlehatschew und Orlow, Die Gonorrhoe der Prostituirten. XII. jin-
ternat. med. Kongress, Sektion für Syphilis. Centralbl. f. d. Krankh. d.
Harn- u. Sexual-Organe Bd. VIII, pag. 713.
Marmonier, Des tiges d’ichtyol dans le traitement de l’urethrite blen-
norrhagique chez la fomme. Dauphine med., 1896, Oktober.
Michailow, P. P., Urethralstein bei einem Mädchen. Detskaja medicina
Heft 1, ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 783.
Moehlau, J. G., An injection for gonorrhoea. New York Med. Journ.
Vol. LXV, pag. 262.
. Moore, J., The use of Methylene blue in Gonorrhoea. Brit. Med. Journ.
Vol. I, pag. 140.
Neisser, A., Protargol zur Behandlung der Gonorrhoe. Dermat. Cen-
tralbl. Nr. 1.
Neumann, E., Landärztliche Erfahrungen mit Airol. Wiener med. Blätter
Bd. XX, pag. 63.
Newton, G. N., Gonorrhoea. Chicago Clin. Rev., Januar.
Niebergall, Die Behandlung der Gonorrhöe mit übermangansaurem
Kali nach Janet. Deutsche militärärztl. Zeitschr.
Orloff, Die Behandlung der Gonorrhoe mit Formaldehyd. Wratsch 1895.
pag. 714. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe Bd. VII,
pag. 287.
Ousset, A., Étude sur les excroissances papillaires du meat urinaire (caron-
cule urethrale) chez la femme. These de Toulouse Nr. 181.
19.
Urethra. 243
. Paoli, Primäre Tuberkulose der äusseren weiblichen Genitalien. Ann.
dell’ Universita di Perugia. Tom. IX, Heft 1. Ref. Centralbl. f. d. Krank-
heiten der Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 786.
59. Pasteau, O., Étude sur le retrecissement de l’urethre chez la femme.
Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 799.
. Perrault, H., Quelques recherches sur les tumeurs dites polypes de
l'urèthre chez la femme. Thèse de Paris, Nr. 485.
. Piéry, Zur Behandlung der Gonorrhoe der weiblichen Genitalien mit Kohlen-
säure in statu nascendi. Gaz. hebd. de méd. et de chir. 1896. Nr. 56.
. Price, M., Laceration of the perineum. Philad. Polyclin., 15. Mai.
. Rasch, H., Zur Kenntniss und Behandlung der weiblichen Epispadie und
Fissura vesicae inferior. Beitrag z. klin. Chir. Bd. XVIII, pag. 557.
. Répiton-Préneuf, E., Contribution à l'étude des symptomes et du
traitement des polypes de l'urèthre chez la femme. Thèse de Lyon, Nr.
114.
Reubold, Aus der gerichtsärztlichen Praxis. Friedrich's Blätter f.
gerichtl. Med. u. Sanitätspolizei. Bd. XLVIII, pag. 81.
. Reynolds, E., Some cases of urethral polypus. Boston Med. and Surg.
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 443 u. 445.
. Robbe, Die Anwendung der Chromsäure bei der blennorrhoischen Cystitis
und Urethritis. Policlinique Nr. 13; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag.
1334.
. Röna, S., Der heutige Stand der Lehre von der Gonorrhoe. Orvosi hetilap,
Nr. 16 ff.; ref. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 1201.
. Rouffart, L’incontinence urethrale d'urine chez la femme. Journ. med,
de Bruxelles. Nr. 6.
. Ruggles, E. W., Protargol, ein neues Antigonorrhoicum. Centralbl. f.
d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 708.
. Sand, H., Zur Kasuistik und Aetiologie des primären Vulvarcarcinoms.
Inaug.-Diss. Kiel.
. Savaneski, Sur un cas de prolapsus de la muqueuse urethrale chez une
fillette. Med. obst. Nr. 7; ref. La Gynec. Tom. II, pag. 327.
. von Schäffer, Beitrag zur Frage der Gonokokkentoxine. Fortschr. d.
Medic. Nr. 21.
— Ueber den Desinfektionswerth des Aethylendiaminsilberphosphats.
Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankheiten. Bd. XVI, Heft 2.
15. Schmoll, J., Ueber die Totalexstirpation der Harnröhre beim Weibe mit
Anlegung einer Witzel’schen Schrägfistel. Inaug.-Diss. Kiel.
. Scholtz, Ueber den Prolaps der weiblichen Urethra. Mittheilungen a. d.
Hamburger Staatskrankenanstalten. Bd. I, Heft 2.
7. Spietschka, T., Zur Therapie der Gonorrhoe. Arch. f. Dermat. u. Syph.
Bd. II, Heft 2/3.
. Ssawanewski, W., Prolaps der Urethralschleimhaut bei Mädchen. Medi-
cinsk. obosr. Nr. 1. (Krankengeschichte, Statistik, Topographie der weib-
lichen Blase und Harnröhre.)
Stark, Zur Behandlung der Blennorrhoe. Monatshefte f. prakt. Derma-
tologie. Bd. XXV, Heft 12.
16*
244 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
80. Strauss, Der heizbare Irrigator mit selbstthätiger Temperatur-Regulirung
in Verbindung mit einer neuen Bügelhahn-Kanüle zur Behandlung des
Trippers mittelst Ausspülung mit Kalium permanganicum. Allgem. med.
Centralzeitung 1895, Nr. 52. (Inhalt aus dem Titel ersichtlich.)
81. Stumpf, M., Historische Bemerkungen zu dem Vortrage von Klein:
„Ueber die Anatomie der weiblichen Urethra." Gyn. Ges. zu München,
Sitzung vom 20. VI. 1895. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supple-
mentheft, pag. 209 (s. Jahresbericht Bd. IX, pag. 258).
82. Swindburne, Argonin bei Gonorrhoe. Journ. of Cut. and Gen.-Ur. Dis.
1896. Heft 8.
83. Veit, J., Urethrocele. Verhandl. d. deutsch. Ges. f. Gen VII. Kongress.
Leipzig. pag. 1896.
84. Wohlgemuth, H., Zur Pathologie und Therapie des Prolapses der weib-
lichen Urethra. Deutsch. med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 717.
85. Zydlowicz, L., Argonin, ein neues Antigonorrhoicum. Therap. Wochen-
schrift, Nr. 6.
1. Anatomie,
Pasteau (59) veröffentlicht genaue Untersuchungen über die ana-
tomischen Verhältnisse der weiblichen Harnröhre, die an Leichen und
an Lebenden vorgenommen worden sind. Vor allem leugnet er die
von anderen behauptete leicht gekrümmte oder schiefe Richtung der
Harnröhre, sondern schreibt ihr bei der stehenden Frau eine ziemlich
gerade Richtung senkrecht nach unten zu; dennoch hat sie eine Reihe
von Abweichungen aufzuweisen, jedoch sind diese Abweichungen zu
gering, als dass sie dem Herausfliessen des Harnas irgendwie erheb-
licheren Widerstand entgegenzusetzen vermöchten. Die Länge der Urethra
bestimmte Pasteau an Leichen zu mindestens 25 und höchstens
37 mm, an Lebenden 28—30 mm. Das Kaliber im ausgedehnten,
aber nicht dilatirten Zustande wurde zu 8mm Durchmesser oder etwas
weniger bestimmt. Die Gestalt des Lumens ist die eines abgestumpften
Kegels mit dem schmäleren Ende nach unten; die Harnröhrenmündung
ist also die engste Stelle. Durch Längsfalten, die in das Lumen vor-
springen, wird die Durchschnittsfigur eine sternförmige, allein durch
diese Falten wird das Lumen niemals verschlossen ; sie bewirken ferner
die Erweiterungsfähigkeit des Lumen auf 12—13 mm.
Im Allgemeinen liegt die Harnröhre oberhalb der mittleren Danım-
Aponeurose und lässt hier zwei Abtheilungen unterscheiden, eine von
dem quergestreiften Sphinkter umgebene und eine untere sphinkterlose.
Nach vorne steht die Harnröhre in Beziehung zum unteren Theil der
Symphyse, von dem sie durch den Plexus Santorini getrennt ist.
Wenn sie hier bei der Geburt durch den herabrückenden Kopf kom-
Urethra. 245
primirt wird, so kann dies nur in ihrem oberen Theile der Fall sein.
Nach hinten ist die Harnröhre in Verbindung mit der Scheidenwand,
der sie im unteren Theile näher liegt als gegen die Blase zu. Die
Ausmündung liegt im Mittel 2 cm unterhalb der Clitoris. Die Form
der Mündung ist bei jungen Individuen eine sehr enge vertikale Spalte;
bei Frauen mit geschlechtlichem Verkehr ist sie etwas geöffnet und
bei Frauen, die geboren haben, rundlich, bei alten Frauen etwas
klaffend. Bei letzteren ragt sie in die klaffende Vulva vor, bei jungen
Mädchen liegt sie tief und ist schwer zugänglich.
Die Schleimhaut zeigt in der Mitte der Hinterwand eine longitu-
dinale Falte und 3—4 gleiche auf den Seiten; dieselben sind durch
von der Blase herabsteigende Längsmuskeln bewirkt. Dazwischen ist
ein Faltensystem von schiefen und queren Falten vorhanden, jedoch finden
sich Querfalten im oberen Theil der Harnröhre nicht. Zwischen den Falten
finden sich Schleimhaut-Vertiefungen, den Morgagni’schen Lakunen
des Mannes entsprechend; am Grunde einiger dieser Lakunen öffnen
sich die Urethraldrüsen.
Die Schleimhaut trägt ein geschichtetes polymorphes Epithel, dessen
tiefe Schicht aus cylindrischen, mit der Längsachse senkrecht gegen das
Kanallumen gerichteten Zellen mit tief sitzenden Kernen besteht. Die
oberflächliche Schicht besteht aus mehreren Lagen polyedrischer Zellen.
Pflasterzellen hält Pasteau für pathologisch, auch an dem untersten
Theile der Hinterwand, wo sie von früheren Forschern für normal
gebalten wurden; sie finden sich in kindlichen Harnröhren nicht.
Die eigentliche Mukosa besteht aus einer Bindegewebsschicht, die in
die sehr lockeren Bindegewebsschichten der Submukosa übergeht. Bei
älteren Frauen finden sich in der Gegend der Harnröhrenmündung mit
den Längsfalten parallel gestellte 1 mm hohe Papillen und Drüsen-
mündungen.
Die Muskularis besteht aus inneren longitudinalen glatten Fasern, von
denen zwei von den Uretermündungen ihren Ursprung nehmen und bis
zur äusseren Harnröhrenmündung sich verschmächtigend verlaufen. Nach
aussen umgeben glatte Ringfasern die ganze Harnröhre, welche den
glatten Sphinkter darstellen. Zwischen den Muskelfasern verlaufen die
Venen, welche sich nur an der äusseren Mündung anhäufen.
Der quergestreifte Sphinkter zerfällt in einen oberen und einen
unteren Theil, von dem der erstere ein vollständig geschlossener, der
letztere einen hinten offenen Ring bildet. Der erstere steigt beinahe
bis zur Mitte der Harnröhre herab.
246 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Die Arterien stammen aus der A. pudenda interna, den Aa. vesicales
und vaginales; die Venen münden in den benachbarten Plexus, die
Lymphgetfässe, die besonders gegen den Blasenhals leicht zu injiziren
sind, in die seitlichen Becken- und tbeilweise in die Leistendrüsen.
Die Nervenäste stammen von den N. pudendis internis und dem Plexus
hypogastricus und geben sensitive, muskuläre und vaskuläre Zweige ab.
Klein und Groschuff (40) haben in den Harnröhren junger
Mädchen von 1—3 Jahren die von Mayer beschriebenen intraepithe-
lialen Drüsen in grosser Anzahl nachgewiesen. Ueber ihre Funktion
werden keine Angaben gemacht.
2. Entwickelungsfehler.
Rasch (63) schliesst sich bezüglich der Definition der Epispadie
und ihrer Unterscheidung von der subsymphysären Blasenspalte der
Erklärung und Eintheilung von Durand an, wonach es auf die An-
wesenheit eines Sphincter vesicae ankommt, ob ein Fall als Epispadie
oder als subsymphysäre Blasenspalte mit Epispadie anzusehen sei. Ein
als Uebergang von Epispadie 3. Grades zu subsymphysärer Blasen-
spalte zu deutender Fall bei einem 2jährigen Kinde, bei welchem die
vordere Kommissur der Labien gespalten war und die vordere Wand
der Harnröhre bis zum Sphinkter fehlte, der Sphinkter selbst zwar
grösstentheils nicht funktionirte, aber doch rudimentär vorhanden war,
wird aus der Wölfler’schen Klinik mitgetheilt. Die Operation wurde
in der Weise ausgeführt, dass unterhalb der Symphyse ein nach unten
konkaver, halbmondförmiger Schnitt bis zum Blasenhals geführt, dann
am Blasenhals zur Verengung desselben und zum Zweck der Vereini-
gung getrennter Sphinkterfasern quere Nähte gelegt wurden. Hierauf
wurde die so gebildete vordere Harnröhrenwand nach seitlicher An-
trischung der hinteren Harnröhrenwand mit dieser vereinigt, und ober-
halb der neugebildeten Harnröhrenmündung die gespaltene Clitoris und
die vordere Kommissur der Labien mit einander vernäht. Es kam zur
Kontinenz, nur die beiden Clitoris-Hälften wichen wieder etwas aus-
einander. -
Bezüglich der Entstehung dieser Missbildung steht Rasch auf
dem Boden der Reichel’schen Anschauung (s. Jahresbericht Bd. X,
pag. 296), wonach diese Verbildung nicht auf Berstung der Harnwege,
sondern als Hemmungsbildung und zwar als Folge des vollkommenen oder
theilweisen Ausbleibens der Verschmelzung der Ränder der Primitiv-
rinne zum Primitivstreifen in dem hinter der Aftermembran gelegenen
Abschnitte beruht.
Urethra. 24,
Schliesslich besprichtt Rasch 19 aus der Litteratur gesammelte
Fälle bezüglich ihrer Klassifizirung und der Therapie. (Eine „Obser-
vation personelle“ von Nunez — Pariser These 1882 — wird dabei
irrthümlicher Weise stets als von einem Autor Namens „Personelle“
angeführt!)
3. Erworbene Gestalt- und Funktionsfehler.
Abraham (1) veröffentlicht einen Fall von urethraler Inkonti-
nenz in Folge Erweiterung der Harnröhre durch urethralen Coitus bei
mangelnder Scheide. Nach künstlicher Scheidenbildung wurde die
Urethra in der Ausdehnung von 3cm durch eine Naht von 2 Etagen
von der neugebildeten Scheide aus verengert.
Fischer (24) modifizirt die von Fest angegebene Operation bei
urethraler Inkontinenz (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 277) in der Weise,
dass er die seitlichen vertikalen Incisionen in einer Ausdehnung bis zu
5 cm bis zur Vagina fortsetzt, dann nach aussen von derselben einen
Streifen Schleimhaut excidirt, endlich auch unterhalb der Urethra die
Verbindung von Harnröhre und Vulva und Vagina durchtrennt. Die
Wunde wird nicht genäht, sondern durch Einlegung von Gazestreifen
zur Vernarbung gebracht. In 10 Fällen von essentieller urethraler
Inkontinenz hat Fischer mit vollem Erfolge operir. Die Wirkung
der Operation besteht darin, dass die Harnröhre von Adhärenzen in
hrer Umgebung und daher von Verziehungen vollkommen befreit wird.
Solche Adhärenzen und Verziehungen der Harnröhre hält Fischer für
lie Ursache der essentiellen und urethralen Inkontinenz.
Rouffart (69) führte in einem Falle von urethraler Inkontinenz
mit gutem Erfolge die Drehung der Urethra und Verlegung derselben
zegen die Clitoris zu (Pousson) aus. Die Inkontinenz war durch
Dehnung der Urethra in Folge von Steinextraktion aus der Blase ent-
standen.
Ueber Prolapsus mucosae urethrae liegen folgende Ar-
beiten vor.
Bagot (5) entfernte in einem Falle von Prolapsus mucosae urethrae
bei einer 50 jährigen Frau die prolabirte Schleimhaut und vernähte den
Rand der Schleimhaut mit dem Orifiecium externum. Die excidirte
Schleimhaut zeigte angiomatösen Bau.
Ewald (23) beschreibt einen Fall von Prolapsus mucosae urethrae
mit Inkontinenz. Die Dislokation war bei der 56jährigen Frau wahr-
scheinlech vor 2 Jahren durch einen Stoss gegen den Unterleib ent-
standen. Selbst nach Reposition des Prolapses war die Urethralmün-
248 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
dung sehr schwer zu finden. Die Abtragung des Prolapses durch den
Thermokauter führte zu keiner Kontinenz. Seit dieser Operation besteht
ein Divertikel; um das Orificium externum findet sich eine Reihe para-
urethraler Gänge und die Schleimhaut zeigt ein bienenwabenartiges Aus-
sehen. Kolischer erklärt im vorliegenden Falle die Divertikelbildung
durch Zurückrutschen des Schleimhautringes nach der Thermokauteri-
sation.
Reubold (65) führt den Prolaps der weiblichen Harnröhren-
schleimhaut auf Wirkung der Bauchpresse bei gelockerter Verbindung
zwischen Scheide und Harnröhre zurück. Die Lockerung des Ge-
webes kann entweder durch die Konstitution bedingt oder durch Trauma
(z. B. Stuprum) bewirkt sein.
Savaneski (72) beschreibt einen Fall von erbsengrossem Vor-
fall der Harnröhrenschleimhaut bei einem 6jährigen Kinde. Die Ur-
sache des Vorfalls blieb unbekannt. Nach Durchführung von vier
Seidenligaturen wurde der Vorfall blutig abgetragen und die Wunde
durch die Ligaturen geschlossen; Heilung.
Scholtz (76) stellt aus dem Hamburger Krankenhause neun
Fälle von Urethralprolaps bei Frauen zusammen, grösstentheils bei
jungen Mädchen und bei alten Frauen. Als occasionelle Momente
wurden Konstipation und Blasenkatarrh mit starkem Harndrang ange-
geben, jedoch kann die Cystitis auch sekundär sein. Hereditäre An-
lage wird als grundlegende Ursache zugegeben. Bei Kindern ist der
Prolaps meist ein tolaler. Die Symptome bestehen in Schmerzen, er-
schwertem Harnlassen und theilweise in Blutungen; in einigen Fällen
war es zu Gangrän des Vorfalles gekommen. In sieben Fällen wurde
der Prolaps von Kümmell operirt und zwar viermal mit dem Paquelin
und dreimal mittelst Schere abgetragen. Nach der Operation wird ein
Dauerkatheter eingelegt. Alle Fälle wurden geheilt.
Wohlgemuth (84) verfuhr in einem Falle von Prolaps der
Harnröhrenschleimhaut bei einem 5jährigen Kinde nach dem Vorgange
von Israël (veröffentlicht von Holländer, s. Jahresbericht Bd. X,
pag. 274) in der Weise, dass er bei kirschgrossem Prolaps unter Lei-
tung einer Hohlsonde mit dem Paquelin radiär in der Längsrichtung
der Harnröhre verlaufende Streifen durch die ganze Dicke der Schleim-
haut branute. Die Narbenretraktion bewirkte in zwei Wochen eine
Verkleinerung des Prolapses um die Hälfte und durch eine zweite
gleiche Applikation wurde der Prolaps völlig beseitigt. Wohlgemuth
empfiehlt dieses Verfahren namentlich bei kleineren Prolapsen beson-
Urethra. 249
ders deshalb, weil es die Einlegung eines Verweilkatheters entbehrlich
macht.
Bezüglich der Aetiologie legt Wohlgemuth das Hauptgewicht
auf die Anstrengung der Bauchpresse, welche bei wiederholter oder be-
sonders intensiver Wirkung, sowie bei Elasticitätsverlust der Gewebe
durch Anämie, Skrophulose etc. den vorübergehenden Prolaps in einen
bleibenden verwandeln kann. In dem von ihm operirten Falle war der
Prolaps auf Keuchhusten zurückzuführen.
Comby (18) empfiehlt bei Prolapseen der Urethralschleimhaut,
wie sie in Folge gonorrhoischer Vulvovaginitis entstehen, die Aetzung
mit Argentum nitricum; gelegentlich kann operatives Eingreifen erfor-
derlich sein. Die gleichzeitig vorhandene Cystitis schwindet meist bei
exspektativer Behandlung.
Die Divertikel der Harnröhre und die Urethrocele be-
handeln folgende Arbeiten:
Coe (17) exstirpirte bei einem zwei Wochen alten Kinde ein wein-
beerengrosses Divertikel der Harnröhre, welches sich aus der Vulva
hervorgedrängt hatte. Ob es sich um ein wirkliches Divertikel gehan-
delt hat, ist jedoch nach der gegebenen kurzen Beschreibung nicht
sicher.
Josephson (34) hat bei einer 34 jährigen Frau eine pflaumen-
grosse, mit der Urethra kommunizirende Cyste von der Scheide her ent-
fent. Dieselbe war mit Flimmerepithel ausgekleidet und an einer
Stelle fand man eine 5 mm lange drüsenförmige Einsenkung. Die
Cystenwand bestand aus Bindegewebe und glatten Muskelfasern. Verf:
benennt die Geschwulst ein Kystadenom, das er aus Ueberresten des
Wolff’schen Organs entstanden ansieht. Die Kommunikation war
sekundär durch Durchbruch in dieselbe entstanden. Verf. beschreibt
dann eine bei einer anderen Patientin beobachtete wahre Urethrocele,
stellt 40 Fälle von diesem Leiden aus der Litteratur zusammen und
giebt, hierauf gestützt, eine Uebersicht über die Pathologie, Symptoma-
tologie, Diagnose und Therapie der wahren und falschen Urethraldiver-
tikeln. (Leopold Meyer.)
Veit (83) beobachtete eine Urethrocele mit zwei Oeffnungen in
die Urethra; die Cyste wie ihre Ausführungsgänge zeigten Plattenepithel.
Veit hält diese Create für eine Cyste des Gartner’schen Ganges.
4. Entzündungen und Strikturen.
Lappe (44) fand unter 694 an Gonorrhoe leidenden Prostituirten
die Urethra allein 334 mal, Urethra und Cervix 247 mal, Urethra
2) Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
und Bartholin’sche Drüsen 15mal, Urethra, Cervix und die Bar-
tholin’sche Drüsen 22mal, Urethra und Anus 1mal, Uretbra,
Cervix und Rektum 2 mal, Urethra, Cervix, Bartholin’sche Drüsen
und Rektum 1 mal erkrankt. Es war also die Urethra nur in 72 Fällen
(= 10,4°'o) frei von Erkrankung. Die Urethritis gonorrhoica ist prog-
nostisch günstig, weil die Harnröhre der Frauen die Anwendung starker
gonokokkentödtender Mittel erlaubt, von welchen (unter Jadassohn)
Ichthyol, Silbernitrat, Argentamin, Argonin und Actol zur Anwendung
kamen.
Hammer (29) legt beim Nachweis der Gonorrhoe weniger auf
die Gonokokken als auf die im Sekret vorhandenen Eiter- und Epithel-
zellen Gewicht und glaubt, dass nur die mehrmalige vollständige Ab-
wesenheit der Eiterzellen das einzig zuverlässige Kriterium für die
Heilung der Urethralgonorrhoe bilde.
Nach Litlehatschew und Orlow (47) lokalisirt sich der Go-
nococcus am häufigsten in der Cervix uteri, in der Harnröhre und in
den Bartholin’schen Drüsen; in den periurethralen Drüsen kann er
sich besonders lange erhalten. Der Gonococcus ist pyogen.
Bodenstein (10) glaubt, dass die gonorrhoische Infektion der
weiblichen Harnröhre nicht primär erfolgt, sondern meist nur sekundär
durch den aus der primär erkrankten Cervix herunterfliessenden infek-
tiösen Ausfluss.
Dudley (20) erklärt die Lokalisation entzündlicher Erkrankungen
in der Urethra für ein pathognomonisches Symptom des gonorrhoischen
Charakters entzündlicher Vorgänge in den inneren Genitalien.
Fritsch (25) macht darauf aufmerksam, dass bei gonorrhoischer
Infektion im Wochenbett die Urethra häufig frei von Erkrankung und
ihr Sekret ohne Gonokokken gefunden werden kann.
Róna (68) erklärt die Urethra neben der Cervix als häufigsten
Sitz der gonorrhoischen Infektion, und zwar sind meist beide Kanäle
gleichzeitig erkrankt. Die Vulvitis in ein Folge2ustand, der gonorrhoi-
schen Urethritie.
Hartmann und Reymond (30) beobachteten in zwei Fällen
Erkrankungen der periurethalen Gänge; in einem Falle handelte es
sich um gonorrhoische Infektion, im zweiten Falle enthielt der linke
Gang Eiter, der rechte war in einen Abscess verwandelt. Dieser wurde
in toto exstirpirt; die Schleimhaut zeigte die Struktur des Endtheils
der Urethra, nach welchem Befunde Verff. die drüsige Natur dieser
Gebilde ausschliessen.
Urethra. 251
Kolischer (41) bezeichnet als eine der häufigsten Residualerschei-
nungen nach Ablauf der akuten Gonorrhoe des Weibes das Bestehenbleiben
einer Urethritie, zu deren schwersten Arten jene gehören, die zu Ge-
schwürshildungen auf der Harnröhrenschleimhaut führen. Die medika-
mentöse Behandlung dieser Erkrankungsformen besteht, weil die Ein-
führung eines Endoskop’s zu empfindlich ist, in der Einführung von
Jodoform- oder Silbernitrat-Stäbehen. Wenn diese durch Zufügen
von Wachs weniger zerfliesslich gemacht worden sind, so können
Wachstropfen in die Blase gelangen, hier Beschwerden erzeugen und
sich als Fremdkörper an die Blasenwand ansetzen. Es sollen daher
solche Stäbchen nie länger als 4 cm lang hergestellt und nur unmittel-
bar hinter das Orificium externum eingeführt werden. Ein von der
Vagina aus eine Minute lang ausgeübter Druck bewirkt dann, dass
das Stäbchen an die Schleimhaut adhärirt und nicht mehr vorschlüpft.
Die Behandlung der Gonorrhoe wird in folgenden Arbeiten
erörtert.
Galewski (26) befürwortet bei akuter Gonorrhoe die Spülmethode
nach Janet und zwar mit. schwachen Silberlösungen (von 1: 2000 an).
Krösing (43) wandte bei frischen Gonorrhoen das Argonin und
das Argentamin (Aethylendiamin-Silberphospat) an und sah unter An-
wendung beider Mittel die Gonokokken in zehn Tagen verschwinden.
Newton (54) erklärt Argentamin und Argonin in der Gonorrrhoe-
Behandlung dem Silbernitrat nachstehend.
Gordon (28) empfiehlt zur Behandlung der Urethral-Gonorrhoe
Injektionen von 0,1°/o Argentamin-Lösung, welche starke Gonokokken
tödtende Wirksamkeit besitzt.
Bellini (8) hat von Argentamin-Irrigationen (1 : 5000—1 : 4000),
bessere Resultate gesehen als von Kaliumpermanganat - Bebandlung.
Aber auch Argentamin bleibt manchmal erfolglos.
Aschner (3) empfiehlt bei Urethral-Gonorrhoe das Argentamin
(1 :250—1 : 2000), welches tiefer in die Schleimhaut eindringt als
andere Silberpräparate und die Gonokokken in 10—12 Tagen zum Ver-
echwinden bringt, nachdem sie schon früher ihren aggressiven Charakter
verloren haben.
Zydlowicez (85) giebt an, dass das Argonin binnen kurzer Zeit
die Gonokokken vernichtet; das Mittel, welches in jedem Stadium der
Gonorrhoe zur Anwendung kommen kanu, verursacht keinerlei Reiz-
erscheinungen. Die Behandlung wird sistirt, wenn bei 3—5maliger Unter-
suchung, in dreitägigen Zwischenräumen ausgeführt, keine Gonokokken
mehr gefunden werden
252 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Swindburne (82) wandte bei akuter wie bei chronischer Urethritis
das Argonin in 2—10PJoiger Lösung an; das Mittel ist reizlos, tödtet
die Gonokokken und vermindert Ausfluss und Entzündung.
Nach Jadassohn (33) tödtete das Argonin in 1!/a—2PJoiger
Lösung die Gonokokken rasch ab, so dass das Mittel bei Urethral-
Gonorrhoe sehr empfohlen wird.
Christian (16) rühmt das Argonin in 1—10/oiger Lösung als
völlig reizloses Mittel, das die Gonokokken prompt tödtet, auf die
nach Abtödtung der Gonokokken bestehen bleibende katarrhalische Ent-
zündung der Schleimhaut aber wenig Einfluss hat.
Nach Baltz (6) bringen 3—7,5%/oige Argonin-Lösungen die
Gonokokken in durchschnittlich drei Wochen zum Verschwinden.
Benario (9) führt als neues Antigonorrhoicum das Protargol,
eine Verbindung von Silber mit einem Proteinstoff in die Praxis ein
und veranlasste in Folge günstiger Beobachtungen bei Urethralgonorrhoe,
wonach das Mittel sich als vollkommen reizlos erwies und dieGonokokken
in kurzer Zeit tödtete, die weitere Prüfung desselben durch
Neisser (52). Reizerscheinungen wurden bei Anwendung von
!a—1°/oigen wässerigen Lösungen auch von dem letztgenannten Autor
niemals beobachtet.
Ruggles (70) bestätigt nach Beobachtungen an der Poliklinik
von Frank und Lewin die prompte Gonokokken tödtende Wirksam-
keit des Protargol’s welches dem Argonin auch deshalb überlegen
ist, weil es leichter löslich und die Lösung haltbarer ist. Dagegen
scheint es eine antiseptische Wirkung zum Zweck der Heilung oder
Prophylaxe einer Sekundär-Infektion nicht zu besitzen.
Auch Barlow (7) bestätigt die günstige Wirkung des Protargol’s
bei akuter Urethritis und fand, dass !/s—1°/oige Lösungen niemals
Reizerscheinungen hervorriefen.
Nach Schäffer (74) besitzt unter den Silberverbindungen besonders
das Aethylendiaminsilberphosphat (Argentamin) den Gonokokken gegen-
über in hohem Grade eine abtödtende Kraft.
Spietschka (77) berichtet über die auf der Pick’schen Klinik
übliche Gonorrhoe - Behandlung mit Behring’scher Silberlösung
(1 Gramm frisch gefälltes Silberchlorid durch 10—15,0 unterschweflig-
saures Natron in Lösung gehalten). Die zur Irrigation benutzten Lösungen
waren 1:2000 bis 1:7500. In einigen Fällen wurde eine rasche
günstige Wirkung beobachtet, in der Mehrzahl der Fälle aber war der
Erfolg gering oder es traten starke Reizerscheinungen auf.
Urethra. 253
Ueber die Resultate mit Airol berichtet
Epstein (22), der mit Injektionen mit 10®/oiger Airol-Emulsion
gute Erfolge erzielte.
Neumann (53) sah von der Anwendung einer 10°/oigen Airol-
glycerin-Emulsion günstige Erfolge bei Urethral-Gonorrhoe.
Legueu u. Lévy (46) wollen nach Injektionen einer Airol-Emulsion
(20:150 Glycerin und 50 Wasser) Heilung gesehen haben.
Howald (31) behandelte akute Urethral-Gonorrhoen mit der
Airol-Glycerin-Emulsion (2,0 Airol: 5 Wasser und 15 Glycerin) und
beobachtete, dass die Gonokokken nach durchschnittlich 2,5, die Sekretion
nach 4,8 Injektionen verschwanden.
Dagegen hat Stark (79) bei der Behandlung der Urethral-Go-
norrboe mit Airol keine zufriedenstellende Resultate erzielt; als Begleit-
erscheinungen traten Aufregung, Schmerzen, Schnupfen und Lidödem
auf. Bessere Resultate gab Ichthyol, die besten dagegen Argonin.
Chotzen (15) empfieblt zur Behandlung der urethralen und cer-
vikalen Gonorrhoe Alumnol-Stäbchen (Zusammensetzung: 0,25 Alum-
nol, 2,0 Amyl. oryz., 3,0 Zucker, 0,5 Unguentum Glycerin., 3 Tropfen
Mucilago und 8 Tropfen dest. Wasser; hieraus 10 Stäbchen zu formen).
Orloff (56) hat das Formaldehyd allen anderen antigonor-
rhoischen Mitteln überlegen gefunden. Das Mittel war ad maximum
in 5°joiger Lösung angewendet.
Day (19) will von örtlicher Anwendung des Hydrozon (1:10—12
Wasser) und Glycozon (mit Glycerin zu gleichen Theilen) rasche Ab-
tödtung der Gonokokken beobachtet haben.
Duquaire (21) empfiehlt Harnröhren-Injektionen mit einer Mi-
schung von Methylsalicylat und Bismuthum subnitricum mit flüssiger
Vaseline (1:20: 100).
Möhlau (50) empfiehlt bei gonorrhoischer Urethritis Injektionen
von einer Lösung von je 10g Antipyrin und Tinct. ferr. chlor.
auf 150—250 g Wasser.
Marmonier (48) schreibt dem Ichthyol eine intensive gono-
kokkentödtende Wirkung zu und empfiehlt deshalb bei akuter gonor-
rboischer Urethritis die Harnröhre mit Wattesonden, die in Ichthyol-
glycerin (1:5) getaucht sind, auszuwischen. Zugleich soll auch die
analgesirende und die vasokonstriktorische Eigenschaft des Ichthyols
zur Wirkung kommen. Da meist zugleich die Vagina Sitz gonorrhoi-
scher Infektion ist (? Ref.), sollen zugleich auch Ichthyol-Tampons in
die Scheide eingeführt werden.
254 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Ilnisky (35) empfiehlt bei akuter und chronischer Urethral-
Gonorrhoe das Ichthyol in 2—3°/o igen Einspülungen und das Unguen-
tum Hydrarg. cin. in Suppositorien zu 0,06 und als Salbe zum Be-
fetten der Bougies (15,0 zu Lanolin und Ung. Parafin ag 8,0).
Auch nach Hammer’s (29) Erfahrungen giebt die Behandlung
der gonorrhoischen Urethritis mit Ichthyol gute Resultate.
Robbe (67) empfiehlt bei akuten und chronischen Entzündungen
der Harnröhre und Blase Ausspülungen mit Chromsäure 0,25°/oo.
Bei unempfindlichen Kranken kaun bis 0,5 °/o» gestiegen werden, jedoch
können bei Anwendung dieser Konzentration leichte Blutungen entstehen.
Piery (61) fand bei gonorrhoischer Urethritis die Anwendung der
Kohlensäure in statu nascendi als nicht befriedigend, dagegen als
sehr günstig bei Scheidengonorrhoe.
Collart (12) empfiehlt bei Gonorrhoe Harnröhreninjektionen von
36° R., bei welcher Temperatur nach Neisser die Gonokokken ge-
tödtet werden. Bei grosser Empfindlichkeit soll vorher Kokain injizirt
werden; übrigens erträgt die weibliche Harnröhre eine beträchtlich höhere
Temperatur als die männliche.
Niebergall (55) bestätigt für die Janet’schen Kaliumper-
manganat-Spülungen das schnelle Verschwinden der Gonokokken,
auf welche wahrscheinlich ein spezifischer Einfluss durch Hervorbringung
einer serösen Reaktion stattfinde.
Goldberg (27) fand das Kaliumpermanganat bei Urethralgonorrhoe
indizirt bei Vorhandensein von Gonokokken, kontraindizirt dagegen bei
akuter Entzündung; das Mittel beseitigte in 95°/o der Fälle die Gono-
kokken dauernd und zwar meist in 1—2 Wochen. Die Art der Wirkung
ist theils eine mechanisch durch die Spülungen hervorgerufene, theils eine
chemische oder vielleicht auch eine spezifisch antigonorrhoische. An-
gewendet wurden Lösungen von 1:3000—1: 1000.
Charpentier (14) sucht die heilende Wirkung des Kaliuimper-
manganats bei gonorrhoischer Urethritis nicht nur durch die mikrobicide
Eigenschaft des Mittels zu erklären, sondern auch damit, dass unter
dem Einfluss desselben die Harnröhrenschleimhaut verändert wird. Seine
Beobachtungen beziehen sich nur auf die männliche Harnröhre.
Casper (13) nennt als beste die Gonokokken tödtende Substanzen
das Thallin, das Kaliumpermanganat und dasSilbernitrat;
Argonin und Argentamin stehen diesen Mitteln nach.
Moore (51) empfiehlt neben der Anwendung lokaler Mittel die
innere Darreichung von Methylenblau, welches durch die Nieren
ausgeschieden und lokal abtödtend auf die Gonokokken wirkt.
K
Urethra. 255
Asmus (4) empfiehlt bei akuter Gonorrhoe Injektionen einer wässe-
rigen Kreosot-Emulsion (2—10°/oo).
von Schäffer (73) konnte durch Injektion von Gonokokken-
toxinen bei Urethritis chronica ohne Eitersekretion eine akute Eiterung
hervorrufen, die aber bald wieder verschwand. Er glaubt, dass auf
diese Weise auf chronische Urethralgonorrhoen günstig eingewirkt wer-
den könne.
Isaak (37) empfiehlt zur Behaudlung der Urethralgonorrhoe die
Anwendung von Medikamenten in Salbenform, die durch einen Salben-
halter und Katheter injizirt werden. Namentlich wird eine protrahirte
Wirkung der Medikamente in dieser Form betont.
Paoli (58) betont die relative Häufigkeit der Lokalisation der
Tuberkulose, wenn sie die äusseren Genitalien befällt, an der Harn-
röbrenmündung.
Skene (a. 11) beschreibt zwei Fälle von Herpes auf der Harı-
röbrenschleimhaut, beide wohl in Folge von Malaria-Infektion. In beiden
Fällen brachte Chinin Erleichterung und in einem wurde durch gleich-
zeitige Lokalbehandlung mit Kokain und Jodoform Heilung erzielt.
Die Strikturen der weiblichen Harnröhre werden von
Pasteau (59) in zwei Gruppen eingetheilt, in angeborene und in er-
worbene. Die ersteren können tief oder ganz oberflächlich sitzen, je
nachdem eine Stelle des in die Cloake herabwachsenden und sie theilen-
den Gewebsfortsatzes mit der gegenüberliegenden Blasenwand verwächst.
Auch sekundär können intrauterine Verklebungen der anfänglich gut
entwickelten Harnröhre, welche dann an der äusseren Harnröhrenmün-
dung sitzen, vorkommen. In diesen Fällen kann die Harnröhre von
oben her stark erweitert werden, so dass die verschlossene Harnröhren-
mündung mit den umgebenden Gebilden, besonders der Clitoris, stark
vorspringt, wie ein abgebildeter Fall beweist. Die erworbenen Strik- `
turen entstehen entweder durch chronische gonorrhoische, seltener nicht-
gonorrboische Entzündung oder durch Verletzungen, besonders während
der Geburt bei starrem Vaginalrohr oder durch masturbatorische oder
chirurgische Verletzungen der Harnröhre, oder endlich durch Ver-
narbung von Urethral-Schankern.
Die Häufigkeit der Harnröhrenstrikturen beim Weibe wurde bis-
her unterschätzt. Allerdings ist die Kürze und Weite des Kanals un-
günstig für die Entstehung einer Striktur, aber sie kommen deshalb
weniger zur Beobachtung, weil ihre Erscheinungen häufig den Frauen
verborgen bleiben. Die von Hermann aufgestellten senilen Strikturen
hält Pasteau für von früher her bestehende, latent gebliebene Strik-
256 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
turen, die erst bei eintretender seniler Blasen-Sklerose Erscheinungen
zu machen anfıngen. Im Ganzen konnte Pasteau 112 Fälle zusammen-
stellen und innerhalb eines Jahres 10 Fälle selbst beobachten.
Die entzündlichen Strikturen machen durchschnittlich früher Er-
scheinungen als beim Manne, weil die Blase des: Weibes muskelschwächer
ist; im Mittel kommen die Erscheinungen mit 37 Jahren zur Beob-
achtung. Die traumatischen Strikturen machen im Mittel 6!/s Jahre
nach der betreffenden Entbindung beziehungsweise !/s—2 Jahre nach
dem chirurgischen Eingriffe Erscheinungen.
Der Sitz der Strikturen ist bei Entstehung einer chronischen Ent-
zündung und nach Entfernung von Polypen am häufigsten im untern
Theil der Harnröhre, während die durch Geburtstraumen bewirkten Strik-
turen im Sphinktertheile ihren Sitz haben. Entweder ist nur eine Strik-
tur vorhanden oder es sitzen mehrere über einander. Ihre Gestalt kann
klappenförmig, ringförmig (kongenitale Strikturen), faltenförmig, halb-
ringförmig etc. sein. Ebenso ist der Grad der Verengerung ein sehr
verschiedener bis zur vollständigen Obliteration, in welchem Falle ge-
wöhnlich über der Obliteration eine Harnröhren-Scheiden- oder Blasen-
Scheiden-Fistel besteht. Oberhalb der Striktur ist die Harnröhre er-
weitert und es kann hier zur Bildung einer Urethrocele kommen. Unter
der Striktur ist die Harnröhre häufig der Sitz polypöser Exkrescenzen,
die einfach entzündlicher Natur sind und durch das Abträufeln des
Harns nach dem Harnlassen entstehen, wie sie auch sonst bei Inkon-
tinenz und Urethrocele hervorgerufen werden.
Der histologische Befund ergiebt bei Strikturen entzündlichen Ur-
sprungs eine Verdickung des Epithels, dessen oberste Schichten sich
abplatten, ferner in der Mukosa und Submukosa kleinzellige Infiltration
und Vermehrung der Bindegewebsfasern mit Verengerung der Gefässe.
Die gleichen Veränderungen des Epithels finden sich auf der Schleim-
baut oberhalb und unterhalb der strikturirten Stelle. Die Epithelver-
änderung lässt sich als das erste Stadium der chronischen entzündlichen
Irritation ansehen, die Veränderungen der Mukosa und Submukosa, die
schliesslich zur Striktur führen, als das Endstadium, das als eine wahre
sklerosirende Urethritis zu bezeichnen ist. Der Lieblingssitz
aller dieser Veränderungen ist die hintere Urethral-Wand und zwar
am häufigsten unmittelbar oberhalb der Harnröhrenmündung, welche
Stelle am meisten und intensivsten mit den abfliessenden virulenten
Flüssigkeiten in Berührung kommt. Wie bei Strikturen der männlichen
Harnröhre finden sich auch hier in den oberen Harnwegen mehr oder
weniger ausgeprägte Veränderungen.
Urethra. 257
Im Anfange ihres Bestehens bleiben die Strikturen gewöhnlich
lang ohne Symptome oder es besteht höchstens eine leichte Empfind-
lichkeit beim Harnlassen oder ein häufigerer Harndrang. Eines der
ersten Symptome ist der Schmerz während des Harnlassens oder nach
demselben; derselbe strahlt vom Hypogastrium beiderseits gegen die
Hüften und nach den Lendengegenden aus. Sehr häufig tritt ferner
häufigerer Harndrang auf, der stärker hervortritt je nach dem Grade
der Blasen-Infektion. Ein wichtiges Symptom ist die Behinderung der
Harnentleerung unter starkem Drängen und Unterbrechung des Harn-
strahla. Die Veränderungen der Stärke und Form des Harnstrahls
ind dieselben wie bei Strikturen der männlichen Harnröhre, nur fallen
sie hier weniger ins Gewicht, weil es der Frau unmöglich ist, ihren
Harnstrabl zu beobachten.
Von allgemeinen Symptomen sind besonders nervöse und hyste-
mide Erscheinungen zu nennen; Fieber, Abmagerung etc. bestehen nur
bei gleichzeitigem Vorhandensein von Komplikationen.
In klinischer Beziehung lassen sich drei Stadien unterscheiden ;
ein erstes Stadium, das symptomlos oder ohne besonders hervortretende
Symptome verläuft, ein zweites — Stadium der Dysurie — bis zum
Auftreten der gewöhnlichen Komplikationen, und ein drittes, das durch
die bei jeder Striktur schliesslich auftretenden Komplikationen modi-
fzirt ist. Diese Komplikationen bestehen in Retention und allgemeiner
Infektion. Die Retention ist anfangs eine nur unvollständige, wird
aber bei Gelegenheit irgend einer Kongestion zu den Beckenorganen in
Folge allmählicher Abschwächung der Muskelkraft der Blase eine akute
und vollständige. In Folge der Retention können Urethral- und Blasen-
Scheiden-Fisteln entstehen. Die häufigste und gefährlichste Komplika-
tion ist die Infektion der Blase und der höher gelegenen Theile des
Hamtraktus; sie kommt ebenso zu Stande wie beim Manne.,
Da die Kranken fast stets mit bereits sehr ausgesprochenen Sym-
ptomen, ja mit den genannten Komplikationen zum Arzte kommen, so
gründet sich die Diagnose zunächst auf die Schmerzen, den vermehrten
Drang, den Nachweis von Residualharn und etwaige Erscheinungen von
Cystitis. Die objektive Untersuchung der Harnröhre hat auf die An-
wesenheit von Polypen zu achten, oberhalb welcher die Striktur sitzen
kann, und die Sondenuntersuchung und die Endoskopie zu Hilfe zu
nehmen. Um Retention und Blasenreizung aus anderer Ursache aus-
schliessen zu können, müssen die inneren Genitalien einer genauen
Untersuchung unterworfen werden. Endlich ist noch der Zustand der
Blase, der Ureteren und der Nieren festzustellen.
Jehresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 17
258 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Die Prognose ist bei jüngeren Personen günstig, bei älteren un-
günstig; bei achon vorbandener Infektion hängt die Prognose von dem
Grade und der Ausdehnung derselben ab.
Zur Behandlung eignet sich in den meisten Fällen die langsame
Dilatation, welche so vorsichtig als möglich gemacht werden muss.
Man soll mit einem bequem durchgleitenden Bougie beginnen und die
Sitzungen höchstens jeden 2. Tag wiederholen und nicht länger als
2—3 Minuten dauern lassen. Längere Dilatation würde zu Recidive
und noch stärkerer Verengerung führen. Bei sehr engen Strikturen
ist die permanente Dilatation am Platze, indem das nicht zu grosse
Bougie nach der Einführung fixirt wird. Ist die Dilatation so ein-
geleitet, so soll das erste Verfahren, die langsame metbodische Dila-
tation sich anreihen. Das liegen bleibende Bougie darf nicht bis in
die Blase hinein ragen. Bei sehr harten Strikturen kann die Urethro-
tomia interna indizirt sein, wozu Pasteau eine Modifikation des
Maisonneuve’schen Urethrotom’s benützt. Nach der Urethrotomie
soll ebenfalls die Dilatation bis auf Nr. 50—55 Béniqué vorgenommen
werden. Sitzt die Striktur an der äusseren Harnröhrenmündung, so
kann sie mit einem einfachen Bistouri incidirt werden. Ist die Urethro-
tomie wegen zu enger Striktur unmöglich, so kann die forcirte Dila-
tation nothwendig werden. Die Elektrolyse hält Pasteau als zu kom-
plizirt für überflüssig.
Den Schluss der bemerkenswerthen Arbeit macht eine Zusammen-
stellung der Kasuistik aus der Litteratur, die bis 1801 zurückgreift,
an welche sich die Mittheilung von 2 von Albarran, je einem von
Michon und Janet und 12 vom Verf. selbst auf der Gujon’schen
Klinik beobachteten Fällen anschliesst.
5. Harnröhrenblutungen.
Die Unterscheidung zwischen Blasen- und Harnröhrenblutungen
bei Frauen ist nach Kolischer (42) am besten durch die Endoskopie
der Harnröhre zu treffen. Harnröhrenblutungen können durch Neu-
bildungen und durch Gonorrhoe hervorgerufen werden. Bei der letz-
teren können sich Geschwüre nnd kleine Exkrescenzen — Angiome —
bilden, welche leicht buten. Auch durch Behandlung der akuten
Urethral-Gonorrhoe mit zu harten Stäbchen können Blutungen hervor-
gerufen werden.
Urethra. s 259
6. Neubildungen.
Reynolds (66) macht in Fällen von Reizerscheinungen der Blase
und Cystitis auf die Möglichkeit gleichzeitig bestehender Urethral-Polypen
aufmerksam und fordert auf, die Harnröhre sorgfältig zu untersuchen.
Er theilt als Beleg zwei Fälle mit; in dem einen fand sich am Orificium
internum urethrae eine ®/s Zoll lange polypöse Prominenz, welche ab-
getragen wurde, und im zweiten waren fransenartige Vorsprünge an
der gleichen Stelle zu sehen, welche durch Aetzung entfernt wurden.
In beiden Fällen waren Reizerscheinungen und entaündete Stellen an
der Schleimhaut des Trigonum’s und an der Mündung der Ureteren
nachweisbar. Die Entfernung der polypösen Exkrescenzen in der Urethra
hatte in beiden Fällen eine erhebliche Besserung und Verminderung
der Reizerscheinungen von Seiten der Blase zur Folge.
Perrault (60) beschrabt 10 Fälle von Polypen der weiblichen
Harnröhre, die er für Angiome erklärt; sie entstehen durch Reize ver-
schiedenster Art, welche eine urethrale Kongestion zur Folge haben.
Die Behandlung bestehe in Abtragung mit oder ohne nachfolgender
Kauterisation.
Ousset (57), welcher fünf einschlägige Fälle veröffentlicht, erklärt
diese Gebilde für Angiopapillome. Da sie niemals spontan verschwin-
den, sind sie zu entfernen und zwar empfiehlt Ousset hierfür die von
Chalot geübte elliptische Excision nach vorausgegangener Dilatation
der Harnröhre; die Wunde wird schliesslich nicht geätzt, sondern durch
die Naht vereinigt.
Repiton-Pr&neuf (64) unterscheidet indolente und schmerzhafte
Harnröhrenpolypen. Die Schmerzhaftigkeit häugt weder von dem Sitz
noch von der Grösse der Gebilde ab, auch wurden niemals Nerven-
elemente in denselben gefunden. Auch er empfiehlt die Dilatation der
Harnröhre unter lokaler Anästhesie und dann die Excision der Polypeu
hart an der Stelle ihrer Implantation.
Legueu (46) schlägt vor die Incision der weiblichen Harnröhre
in Fällen, wo dieselbe nothwendig wird, z. B. wegen Polypen, von
vorne (unter der Symphyse) auszuführen, weil die Incision von der
Scheide aus leicht zur Fistelbildung führt. In einem Falle hat Legueu
auf diese Weise mit Erfolg operirt und zahlreiche Polypen entfernt.
In der Diskussion empfiehlt Forgue dieses Verfahren auch bei Harn-
röhrenfisteln mit narbiger Fixation der Harnröhre.
Schmoll (75) berichtet über einen Fall von Plattenepithel-
Carcinom der Urethra bei einer 53jäbrigen Frau aus der Kieler
chirurgischen Klinik. Das Careinom wurde bis an den Blasenhals
17*
IH Gynäkologie. Krankheiten der Hamorgane beim Weibe.
excidirt und die Blase von unten geschlossen. Da die Exstirpation
noch überall im gesunden Gewebe gelungen war, wurde sofort auch
der Rest des Carcinoms entfernt, womit auch die Ureter-Mündungen
excidirt werden mussten, und die Blase geschlossen, so dass die Ureteren
in die Blase sich entleeren konnten. Hierauf wurde oberhalb der
Symphyse eine intraperitoneale W itzel’sche Schräggfistel im Blasen-
scheitel angelegt. Es entstand eine mässige Cystitis, die durch Bor-
spülungen beseitigt wurde. Die Operirte wurde schliesslich mit gut
funktionirender Fistel entlassen.
In den Fällen von Bosse (11) und von Sand (71) handelte
es sich um periurethrale Carcinome. In dem Bosse’schen Falle stellte
der Tumor eine wallnussgrosse, blumenkoblartig zerklüftete Geschwulst
dar, die die Harnröhrenmündung umgab und bis 2 cm an die Clitoris
heranreichte. In dem Sand’schen Falle, in welchem die Entstehung
der Geschwulst auf ein Trauma zurückgeführt wird, war der Tumor
in ausgedehnter Weise geschwürig zerfallen und die Ulceration hatte
auch die Clitoris zerstört; zu beiden Seiten der Harnröhre lagen
gelappte Tumoren; die Hauptmasse der Geschwulst umgriff eylindrisch
die Harnröhre und war an der Symphyse und den absteigenden
Schambeinästen adhärent. Im ersteren Falle konnte der Tumor unter
Erhaltung des Sphinkter-Apparates noch entfernt werden; der zweite
Fall war inoperabel. Bosse stellt ausserdem fünf Fälle von echtem
Urethralcarcinom und 19 Fälle von periurethralem Carcinom aus der
Litteratur zusammen.
Kalabin (38) berichtet über einen Fall von periurethralem
Carcinom mit zweimaliger Recidive nach zweimaliger Operation. Da
schliesslich der Tumor nicht mehr exstirpirbar war, wurde das Extractum
Chelidonii majoris innerlich, in parenchymatösen Injektionen und durch
Bepinselung auf die exulcerirte Stelle der Geschwulst angewendet. Das
Allgemeinbefinden besserte sich unter dieser Behandlung, ebenso das
Aussehen der exulcerirten Stelle, dagegen machte die Entwickelung
des Carcinoms in die Tiefe rapide Fortschritte. Zu bemerken ist
ferner, dass die Injektionen des Fxtrakts, auch wenn es sterilisirt.
worden war, heftige Reaktion, bestehend in Schmerzen, Frost und
Fiebererscheinungen über 40° hervorriefen.
Price (62) erwähnt einen Fall von maligner Geschwulst an der
Harnröhrenmündung; dieselbe wurde operativ entfernt.
Blase. >61
7. Urethralsteine.
Michailow (49) entfernte bei einem 12jährigen Mädchen, das
seit drei Jahren an Harnbeschwerden gelitten hatte, einen 5 cm langen
Stein von 6 cm Umfang und 12,8 g Gewicht aus der Harnröhre.
a
d
Li
c) Blase.
1. Anatomie und Physiologie.
. Alapy, H., Bemerkungen zu Herrn Dr. Hottinger's Arbeit „Zur Frage
der Absorptionsfähigkeit der Harnblase“. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn-
u. Sexual-Organe, Bd. VII, pag. 328.
. Gerota, Ueber die Lymphgefässe der Blase. Anatomischer Anzeiger,
Bd. XII, pag. 89.
. Hottinger, R., Entgegnung zu den Bemerkungen des Herrn Dr. Alapy.
Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexualorgane, Bd. VII, pag. 333.
Kapsammer, G., u. Pal, J., Ueber die Bahnen der motorischen Inner-
vation der Blase und des Rektum. Wiener klin. Wochenschr, Bd. X, pag.
519.
Lewin, Weitere Versuche über die Beziehungen zwischen Blaseninhalt
und Nieren. Physiol. Ges. zu Berlin, Sitzung v. 29. X. Deutsche med.
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 825 und Vereinsbeilage, pag. 225.
Mayet, Anatomie et chirurgie de la vessie chez l'enfant. Paris, J. B.
Bailliere.
. Morro u. Gaebelein, Ueber das Resorptionsvermögen der Harnblase.
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XXXII, Heft 1:2.
. Schlesinger, H., Zur Physiologie der Harnblase. Wiener klin. Wocher-
schrift, Bd. X, pag. 1029.
. Versari, R., Recherches sur la tunique musculaire de la vessie et spéciale-
ment sur le muscle sphincter interne. Ann. des mal. des org. gen.-ur.
Tom. XV, pag. 1089 ff.
. von Zeiss|, M., Ueber den Blasenverschluss. Centralbl. f. d. Krankh.
d. Harn- u. Sexualorgane. Bd. VIII, pag. 412, s. Jahresbericht Bd. X, pag.
287.
Versari (9) kommt nach seinen Untersuchungen über den Bau
der Muskularis der Blase zu folgenden Schlüssen: Der glatte Musculus
sphincter internus Henle’s besteht und ist gut entwickelt bei erwach-
senen Männern und Frauen, bei Kindern und bei Neugeborenen (auch
bei anderen Säugethieren); er unterscheidet sich von der übrigen Mus-
kulatur der Blase durch die eigenthümliche Anordnung der Muskel-
fasern, durch deren Kompaktheit und geringere Grösse und durch die
geringere Entwickelung des intermuskulären Bindegewebee. Beim Manne
262 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
ist er nach hinten stärker entwickelt als bei der Frau und bei beiden
Geschlechtern existirt ein Blasenhals, der sich vom oberen bis zum
unteren Rande des Sphincter internus erstreckt. Dieser Theil der Blasen-
wand zeichnet sich nicht nur durch den Sphincter internus aus, son-
dern besteht auch aus radiär und schief verlaufenden Muskelfasern,
welche zwischen die Sphinkterfasern sich einsenken und denen man den
Namen Dilatator colli vesicae geben kann.
An der Blase selbst unterscheidet Versari äussere longitudinale
Fasern, welche vom Ligamentum pubovesicale und bei Frauen ausser-
dem von dem Peritoneum der Becken-Aponeurose ihren Ursprung
nehmen, ferner innere oder plexiforme longitudinale und eirkuläre
Fasern. Bei Jungfrauen und Nulliparen hat die Blase eine mehr drei-
eckige Gestalt mit der Spitze gegen den Scheitel zu und der Quer-
durchmesser überwiegt den Höhendurchmesser. Bei Frauen, die geboren
haben, hat die Blase dagegen die Gestalt eines Rechtecks mit abge-
rundeten Ecken und der vertikale Durchmesser überwiegt den queren.
Die Vertheilung der Muskelfasern ist dabei sehr variabel und so un-
regelmässig, dass die ältere Annahme von nur zwei Faserlagen begreif-
lich wird. Die gegen den Blasenscheitel verlaufenden Längsfasern setzen
sich wie beim Manne theils auf den Urachus fort, theils verlaufen sie
über den Blasenscheitel nach der Hinterwand. Die Längsfasern der
Vorderwand anastomosiren unregelmässig theils mit den Längsfasern
der Hinterwand und der Seitenwände, theils mit den cirkulären Fasern.
Manchmal verlaufen die rechts entspringenden Fasern nach links und
umgekehrt.
Nach den Untersuchungen von Mayet (6) ist die erweiterte Blase
nicht kugelförmig, sondern birnförmig mit dem breiten Ende nach unten.
Die kindliche Blase ist sehr beweglich, jedoch ist hier der Peter-
sen’sche Ballon nicht im Stande, die Blase in Kontakt mit der vor-
deren Bauchwand zu bringen. Der Bauchfellüberzug verhält sich wie
bei Erwachsenen, nur ist bei jungen Mädchen die vesico-uterine Bauch-
fellfalte sehr entwickelt und dadurch entsteht eine beträchtliche quere
Einfaltung der Blase. Die perivesikalen venösen Plexus sind vor der
Pubertät sehr wenig entwickelt. Im zweiten Theile bespricht Mayet
die Steinoperationen beim Kinde, von denen nur die Lithotripsie und
die Sectio alta in Betracht kommen. |
Gerota (2) unterscheidet ein Lymphgefässnetz der Schleimhaut
und ein Lymphgefässnetz der Muskularis. Das erstere zeigt seine reich-
lichste Entwickelung im Trigonum, jedoch wurden auch an der Seiten-
wand reichliche Lymphgefässe nachgewiesen; es kommunizirt mit den
Blase. 263
Lympbgefässen der Harnröhre und mündet in die seitlichen Becken-
Lymphdrüsen. Die Lymphgefässe der Muskularis bilden ein sehr zartes,
in den oberflächlichen Schichten der Muskularis sich verbreitendes Netz;
die sich bildenden Gefässstämme folgen dem Verlauf der Umbilical-
Arterien und münden in eine Drüse, welche unterhalb der Arteria iliaca
externa liegt oder in eine Drüse an der Theilungsstelle der Arteria
hypogastrica. Auch vor der Symphyse liegen Drüsen für die vordere
Wand der Blase.
Schlesinger (8) kommt nach klinischer Beobachtung zweier
Fälle von Blasenlähmung zu dem Schluss, dass die Harnblase ein
paariges Reflexcentrum in der Höhe des dritten und vierten Sakral-
segments besitzt, und dass wahrscheinlich von einer Rückenmarkshälfte
aus die ganze Harnblase mit sensibeln Fasern versehen wird. Mit
dem Mastdarmcentrum hält Schlesinger das Blasencentrum für nicht
identisch.
Kapsammer und Pal (4) stellten durch Versuche fest, dass die
Innervationsbahnen für die Blase des Hundes ausschliesslich durch die
vorderen Wurzeln des Rückenmarks ziehen.
Lewin (5) injizirte in die Blase zum Zwecke weiterer Studien
über die Rückströmung von Blaseninhalt nach dem Ureter und den
Nieren eine Aufschwemmung von Ultramarin, welcher Diatumeen bei-
gemischt waren. Er fand dann die grösste Menge des Farbstoffs in
den Lymphwegen, weniger in den Harnkanälchen und noch weniger
in den Blutgefässen der Niere; in den letzteren fand er auch die Dia-
tomeen, obwohl diese die rothen Blutkörperchen an Grösse um das
Fünf- bis Sechsfache übertrafen.
Entgegen den Versuchen von Hottinger (e. Jahresbericht Bd. X,
pag. 288) hält Alapy (1) seine Anschauung aufrecht, dass die Blasen-
schleimhaut eingeführte Gifte nicht resorbirt; wenn bei Einverleibung
von Giften in die Blase Vergiftungserscheinungen auftreten, so ist dies
auf Resorption seitens der Harnröhrenschleimhaut zu beziehen, denn
die Vergiftungserscheinungen verschwinden, obwohl noch eine beträcht-
liche Giftmenge sich in der Blase befindet. Diesen Erklärungen gegen-
über vertheidigt Hottinger (3) neuerdings seine Versuchsergebnisse
und tritt für die Resorptionsfähigkeit der Harnblase ein?).
Morro und Gaebelein (7) prüften das Resorptionsvermögen
der Harnblase auf anderem Wege. Sie unterbanden bei Hunden die
1; In Jahresbericht Bd. X pag. 286 und 288 ist irrthümlicher Weise der
Druckfehler Hattinger statt Hottinger stehen geblieben.
264 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Harnleiter und spritzten nach Entleerung und Ausspülung der Blase
die zu prüfenden Stoffe ein; nach einiger Zeit wurden die Thiere ge-
tödtet und die Resorption der Blase aus dem in derselben verbliebenen
Flüssigkeits-Rest bestimnt. Es wurde so die Resorption festgestellt
für Traubenzucker, Kochsalz in stärkerer Konzentration, Harnstoff,
Alkohol, Kaliumchlorat, Borsäure, Karbolsäure, Kokain, Chinin und
Morphium.
2. Allgemeine Diagnostik und Therapie; allgemeine
Pathologie.
1. Alapy, H., Zur Frage der Katheter-Sterilisirung. Centralbl. f. d. Krankh.
d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 380. (Polemik gegen Kutner
betreffs der Priorität der Kathetersterilisation durch Wasserdampf.)
2. — Zur Frage der Katheter-Sterilisation. Ebenda. Bd. VII, pag. 565.
3. Barlow, R., Kasuistisches zur Kystoskopie. Münchn. med. Wochenschr.
Bd. XLIV, pag. 1098.
4. Bazy, Sur un travail de M. Mougeot (Chaumont) intitulé: Cystostomie sus-
pubienne. Bull. et mém. de la Soc. de Chir. de Paris, Tom. XXII, pag.
124.
> Buquet u. Gascard, Analyse der Blasen- und Gallensteine durch die
Röntgen-Strahlen. Presse med. Nr. 41, ref. Münchn. med. Wochenschr.
Bd. XLIV, pag. 633.
6. Byford, H. T., Urethral dilator. Transact. of the Chicago Gyn. Soc..
Sitzung v. 19. Ill. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 584. (Modı-
fikation der von Kelly gebrauchten Dilatatoren durch Vereinigung in
einem sich verjüngenden Instrument von 10—50 der französischen Skala.)
7. Carpenter, F. B, Cystoscopic examination. Pacific Med. Journ. April.
(Empfehlung der Pawlik-Kelly’schen Methode.)
8. Cordier, A. H., Skiagraphing of foreign bodies in the pelvis. Amer.
Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 222.
9. Costa, T., Solutions chaudes de cocaine. Médecine moderne, Nr. 20.
10. Crickx, La cystoskopie. Journ. med. de Bruxelles 1896. Nr. 32. (Be-
schreibung der Instrumente und der Technik.)
ll. Desara-Coa, Il cateterismo permanente degli ureteri dopo la epicisto-
tomia. Il policlinico 1896, 1. November.
12. Donagäny, Z., Die Darstellung des Hämochromogens als Blutreaktion
mit besonderer Berücksichtigung des Nachweises von Blut im Harn.
Virchow’s Archiv, Bd. CXLVIII, pag. 234.
13. Doyen u. Houdin, Radiograpbie. Acad. de Med. Sitzung vom 8. VI.
Centralbl. f. d. Krankh. der Harn- und Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 683.
14. Duchastelet, L., Un nouvel aspirateur des graviers. Ann. des mal.
des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 499. (Modifikation des Gujon’schen
Aspirators.)
15. Eastman, J. R., Diagnosis by inspection of the urinary tract. Mississippi
Valley Med. Ass. Chirurg. Sektion. XXIII. Jahresversamml. Med. Record.
N»v York, Vol. LII. pag. 609.
l6.
Is,
13.
26.
47
EY
31.
Blase. SJ
von Fedoroff, Zur Cystoskopie bei blutigem Harn nebst einigen Be-
merkungen über den Katheterismus der Ureteren. Berl. klin. Wochenschr.
Bd. XXXIV, pag. 717.
. von Frisch, Durchleuchtung von Harnsteinen mit Röntgen -Strahlen.
Ges. d. Aerzte zu Wien, Sitzung v. 30. IV. Wiener med. Wochenschr.
Bd. XLVII, pag. 871.
Gär), Das Eucaïn in der urologischen Praxis. Therap. Monatshefte 1x96.
Heft 7.
Goldberg, Zur Abwehr. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VITI, pag. 304. (Polemik gegen Kutner wegen der Anti-
sepsis bei Harnkrankbheiten.)
. soordman, G., The phonendoscope as an aid in the detection of stone
in the bladder. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag.79. (Nachweis eines Blasen-
steines bei Sondirung durch gleichzeitige Anwendung des Phonendoskops.
. Gujon, F., Anesthesie generale; emploi du chloroforme pour les opéra-
tions, qui se pratiquent dans la vessie et l’urethre. Ann. des mal. des
org. gen.-ur. Tom. XIV, pag. 865.
. Hundley, J. M., Cystoscopic vesical examination. Maryland Med Journ.
1596, 5. Dezember.
3. Jacobsohn, Einige Untersuchungen über die Färbung und Konservirung
organisirter Harnbestandtheile. Festschr. f. G. Lewin 1895. (Färbung
des Harnsediments bei Gonorrhoe, Cystitis, Nephritis etc. mit alizarin-
sulfosaurem Natrium.)
. Keersmaecker, De l'action irritante des vapeurs de formol dans l’urethre.
Ann. et bulletin de la soc. de méd. d'Anvers 1896, September.
A Kelly. H., Examination of the female bladder and ureters. Montreal
Meeting of the Brit. Med. Assoc. 2. IX. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag.
413. (Demonstration seiner bekannten Methode.)
Koch, C. F. A., Eine modifizirte Trendelenburg'sche Blasenspalten-
operation. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 953.
Kutner, R., Zur Kathetersterilisation. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn-
und Sexualorgane. Bd. VIII, pag. 189. (Verf. vertheidigt seine Methode
der Katheter-Sterilisation gegen die von Alapy vorgebrachten Fin-
wände.)
— Neue Sterilisatoren für elastische Katheter und andere urologische
Instrumente. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII.
pag. 295. (Kleine Dampfsterilisatoren für elastische Katheter, ferner für
Metall- und elastische Sonden.)
— Technik und praktische Bedeutung der Asepsis bei der Behandlung
der Harnleiden. Berlin, A. Hirschwald. (Erschöpfende Darstellung der
methodischen Asepsis beim Katheterismus und bei der Behandlung der
Blasenkrankheiten, auch für Gynäkologen sehr lesenswerth, wenn auch
fast ausschliesslich die Verhältnisse beim Manne berücksichtigt sind.)
— Bemerkungen zu Goldbergs Abwehr. Centralbl. f. d. Krankh. d.
Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 305.
Lauwers, E., Sur la technique de la taille hypogastrique. Ann. de l'Acad.
de Med. de Belgique 1896, 30. Mai.
266
32.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Legueu, F., Des relations pathologiques entre l'appareil génital et l'ap-
pareil urinaire chez la femme. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV,
pag. 681 u. Revue internat. de med. et de chir. Nr. 18.
33. Lentaigne, J.. Apparatus for air distension of bladder in suprapubic
cystotomy. Royal Acad. of Med. in Ireland, chirurg. Sektion, Sitzung v.
14. V. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1487 u. Lancet Vol. I, pag. 1617.
(Der Apparat besteht aus einem Gummi-Gebläse an einem Silber-Katheter.)
34. Leven, Zur Asepsis der Bougies und Katheter. Deutsche med. Wochen-
schrift. Bd. XXIII, Tberap. Beilage, pag. 14.
, Long, J. W., Cystoscopie vesical examination. Midl. Med. Journ. 1896,
14. November.
36. Martin, E., Sterilization of urethral instruments. New York Acad. of
39.
40.
41.
42.
43.
44.
Med.; Section on gen.-ur. surgery, Sitzung v. 4. XI. Med. Record, New
York Vol. LII, pag. 717.
. May, H. W., An improved centrifuge. Med. Record, New York. Vol. LII,
pag. 904.
38. Nitze, M., Der cystoskopische Evakuationskatheter. Centralbl. f. d. Krankh.
d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 369. (Dient dazu, um nach Litho-
lapaxie im Anschluss an die Evakuation durch cystoskopische Untersuch-
ung den Beweis zu erbringen, dass die Blase völlig entleert ist.)
— Die intravesikale Operation der Blasengeschwülste. XII. internat.
med. Kongress. Ebenda, Bd. VII, pag. 377 ff., s. Jahresbericht Bd. X,
pag. 330.
— Modifikationen des Operations-Kystoskops. Ebenda, Bd. VIII, pag. 294.
Nogués, P., Description d'une sonde ballon et d'une modification apportée
au béniqué avec conducteur. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV,
pag. 1114.
Otis, W. K., Instrument zur Photographie des Blasen-Innern am Leben-
den. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahresversammlung. Med. News.
Vol. LXX, pag. 778.
Posner, C., Ueber Harntrübung. Ein Beitrag zur klinischen Harnunter-
suchung. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 635.
— u. Frank, E. R. W., Ueber elastische Katheter. Centralbl. f. d.
Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 1 ff., s. Jahresbericht
Bd. X, pag. 289 u. 290.
— — Žur Frage der Blaseninfektion durch den Katheter. Bericht über
die Verhand]. d. deutsch. Ges. f. Chir. XXVI. Kongress. Centralbl. f.
Chirurg. Bd. XXIV, Kongress-Beilage pag. 129 u. Berl. med. Ges. Sitzg.
v. 2. VI. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 126.
. Pouchet, Eucain. Soc. de Thérap. de Paris, Sitzung v. 27. I. Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 400.
. Reclus, La cocaïne et l’eucaine. Acad. de Med. Sitzung v. 16. II. Cen-
tralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VILI, pag. 400.
Romm, G., Zur Kasuistik und Technik der Sectio alta und der Blasen-
naht. Deutsche Zeitschr. Bd. XLIV, pag. 572.
. Sachs, W., Ein neues Harnblasen-Phantom. Arch. f. klin. Chir. Bd. LII,
Heft 1. (Zur Einübung von Untersuchungsmethoden und Operationen.)
Blase. 267
50. Stewart, The binaural vesical sound. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 89.
(Zum Nachweis von Blasensteinen.)
5l. Stierlin, Zur Technik des hohen Steinschnittes. Deutsche Zeitschr. f.
Chir. Bd. XLIV, Heft 3:4.
52. Viertel, F., Physikalische Untersuchungsmethoden der Blase. (Voit's
Handbuch d. Gyn. Bd. II, pag. 171. (Enthält die Sondenuntersuchung und
die Palpation der Blase, die Untersuchung des Harnes und besonders eine
eingehende Darstellung der Cystoskopie unter vorwiegender Berücksichti-
gung der Nitze’schen Instrumente, endlich den Katheterismus der Ure-
teren und die spezielle Diagnostik mit dem Kystoskop.)
33. Vogt, Eucaine. Soc. de Therap. de Paris, Sitzung v. 11. II. Centralbl.
f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 800.
A. Winter, G., Ueber Cystoskopie und Ureteren-Katheterismus beim Weibe.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 497 u. 547.
5 Wolff, L., Versuche mit Glycerin zur Sterilisirung weicher und elasti-
scher Katheter. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd.
VII, pag. 285.
56. Wossidlo, H., Das Eucain als lokales Anästheticum für Harnröhre und
Blase. Ebenda, Bd. VIII, pag. 86.
537. — Zwei verbesserte Harn-Centrifugen. Ebenda, Bd. VIII, pag. 659.
Winter (54) erklärt die Kystoskopie beim Weibe für
schwerer als beim Manne, weil die weibliche Blase wegen ihrer Ver-
bindung mit Uterus und Vagina bei Füllung nicht die regelmässige
Kugelgestalt der männlichen Blase annimmt, ausserdem sind zur Ent-
faltung der weiblichen Blase grössere Flüssigkeitsmengen als beim
Manne nothwendig, aber mehr als 150 cem werden bei empfindlicher
Blase schlecht vertragen. Noch schwieriger kann die Kystoskopie bei
Verlagerungen der Blase durch Uteruscarcinom, Retroflexion oder Para-
metritis werden, weil dabei der Blasenboden und die Ureter-Mündungen
dislocirt werden. Zur Untersuchung gebrauchte Winter das Nitze-
sche Kystoskop I von 21 cm Länge und 6,5 mm Dicke.
Bei Cystitis fand Winter die Blase meistens diffus injizirt, in
mehr chronischen Fällen cirkumskript gerötet und dann ist besonders
das Trigonum der Sitz der Injektion. Für indizirt erklärt übrigens
Winter die Kystoskopie nur in solchen Cystitis-Fällen, wo Neubil-
dungen, Steine oder Divertikel vermuthet werden oder wenu es sich
darum handelt, ob entzündliche oder nur nervöse Störungen vorliegen.
Ferner hat die Kyastoskopie Bedeutung für den Nachweis des Sitzes
namentlich kleiner Blasengenitalfisteln und zum Nachweis von Ureter-
fisteln, endlich von Nierenerkrankungen.
Winter bespricht ferner die Veränderung der Blase und ihrer
Gestalt bei Uterus-Verlagerungen und -Geschwülsten und bei Cystocele.
208 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe,
Bei Schwangerschaft konnte er stärkere Füllung grösserer oder kleinerer
Gefässe am Blasenboden und Verdickung des Ureteren-Wulstes nach-
weisen. Nimmt die Blasenwand selbst Theil an der Erkrankung von
Nachbarorganen, so tritt das von Kolischer beschriebene bullöse
Oedem der Blase auf; bei Exsudaten neben der Blase geht dasselbe
dem Durchbruch voraus und dieser erfolgt dann im Bereiche des bul-
lösen Oedems durch eine ganz feine Oeffnung. Das sich in dünnem
Faden entleerende fällt in der Blase zu Boden. Aebhnliche Verände-
rungen werden beim Carcinom des Uterus gefunden, eigentliche Carci-
nomknötchen oder ein flacher Tumor konnten nur in vereinzelten
Fällen gesehen werden. Diese Veränderungen bei Uteruscarcinom ent-
wickeln sich nur dann, wenn das Carcinom sich der Blase von der
vorderen und seitlichen Cervixwand nähert, bei vollständig freien Para-
metrien fehlen sie. Sie lassen daher einen Schluss auf den Zustand
des Septum vesico- vaginale zu. Eine Entscheidung, ob es sich um
Entzündung oder Neubildung handelt, wie Kolischer will, erlaubt
das bullöse Oedem nicht.
Zum Katheterismus der Ureteren benützt Winter das Casper-
sche Kystoskop, mit dem das Aufsuchen der Ureterenmündungen anı
leichtesten gelingt. Dem Katheterismus der Ureteren beim Weibe stellen
sich dieselben Schwierigkeiten gegenüber wie der Kystoskopie. Indizirt
ist der Katheterismus der Ureteren zum Nachweis von Nierenkrank-
heiten, und wo es sich um Untersuchung des Harns einer Seite handelt,
ferner zum Nachweis von Steinen und Strikturen des Ureters, zur
Diagnose der Unterbindung und Verletzung der Ureteren bei vaginalen
und abdominalen Operationen und endlich prophylaktisch zur Ver-
meidung von Verletzungen bei solchen Operationen.
In der Diskussion teilt Casper mit, dass er in Fällen von „Irri-
table bladder“ kleine wasserhelle Blasen in der Blasenschleimhaut ge-
funden habe; bei Steinverschluss des Ureters erklärt er den Harnleiter-
Katheterismus unter Umständen auch für therapeutisch werthvoll.
Czempin betont die Wichtigkeit der Kystoskopie für die Gynäkologie
zur Diagnose primärer und sekundärer Blasenerkrankungen und theilt
u. A. einen Fall mit, in welchem bei einem jungen Mädchen die ge-
wöhnliche Untersuchung eine Gonorrhoe ergeben haben würde, die
Kystoskopie dagegen ein Papillom der Blase erkennen liess. Macken-
rodt macht auf das Verfahren von Rose (s. Nierenerkrankungen)
aufmerksam und betont, dass bei vaginaler Exstirpation eines ver-
breiteten Carcinoms Ureterverletzungen oft nicht zu vermeiden und im
Interesse der Entfernung alles Krankhaften absichtlich vorgenommen
Blase. 269
werden müssen. Holländer warnt vor der Kystoskopie bei Blasen-
tuberkulose und bestreitet den hohen diagnostischen Werth des Harn-
leiter--Katheterismus bei Nierenkrankheiten. Borchert bestätigt die
Anschauung Winter’s, dass bei „Irritable bladder“ gewöhnlich Cystitis-
reste gefunden werden; beim bullösen Oedem handelt es sich manchmal
um einen proliferirenden Prozess, nicht um reines Oedem; schliesslich
bezeichnet er die Kystoskopie als einen nicht immer ungefährlichen
Eingriff, indem entzündliche Erscheinungen seitens der Nieren auftreten
können. Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Ureteren-Katheterismus
nimmt Borchert vorläufig eine abwartende Stellung ein. Schliesslich
bestreitet Casper die von Holländer behauptete Gefährlichkeit: der
Kystoskopie bei Blasentuberkulose und die Unmöglichkeit, die Katheter
zu sterilisiren.
Eastman (15) hebt zur Diagnose von Blasen- und Nieren-
affektiionen die Wichtigkeit der Kystoskopie und des Harnleiter-
Katheterismus hervor. In der Diskussion erwähnt Cordier die Durch-
leuchtung der Blase mit Röntgen-Strahlen zum Nachweise von
Steinen; die photographische Platte kann hierbei in die Scheide ein-
geschoben werden.
von Fedoroff (16) betont die Wichtigkeit der Kystoskopie und
des Harnleiter-Katheterismus für die Diagnostik der Blasen- und Nieren-
blutungen und führt zwei Fälle an; in dem einen wurde die rechte
Niere als Sitz der vorhandenen Nierenblutungen erkannt (männlicher
Kranker), im zweiten ergaben sich kleine Papillome am Blasenhalse
und an der Peripherie des Sphinkters als Ursache langjähriger Hämat-
urien bei einer 58jährigen Frau.
Barlow (3) berichtet über einen Fall von welschnussgrossem
Zottenpapillom der Blase und starken Blutungen bei einer 34 jährigen
Kranken. Durch Kystoskopie konnten Sitz, Grösse und Gestalt sicher
diagnostizirt werden. Die Operation (Angerer) führte zur Heilung.
Görl (18) empfiehlt das Eukain als Anästheticum bei der Kyato-
skopie; jedoch entstand in einem Falle stärkeres Brennen, in einem
zweiten Hämaturie; es ruft also eine Hyperämie hervor und eignet eich
deshalb nicht für alle Fälle.
Auch Wossidlo (56) empfiehlt das Eukain als lokales Anästhe-
ticum bei Eingriffen an Harnröhre und Blase und bei der Kystoskopie ;
vor dem Kokain hat es den Vorzug der viel geringeren Giftigkeit.
Pouchet (46) hält entgegen diesen Angaben das Eukain an
Gefährlichkeit dem Kokain nicht für nachstehend, andererseits aber
auch in Bezug auf seine anästhesirende Wirkung geringwerthiger. Die
270 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
letztere Angabe wird von Reclus (47) bestätigt. Costa (9) fand bei
Anwendung von auf 55° erwärmter Kokainlösungen die toxische Ge-
fahr eine geringere.
Nach Vogt (53) wirkt Eukain weniger toxisch als Kokain.
Long (35) macht darauf aufmerksam, dass viele Cystitiden, be-
sonders bei jungen Frauen, keine allgemeinen, sondern umschriebene
sind, die lokal unter Anwendung des Kystoskops zu behandeln sind,
entweder mit Silbernitrat, oder 10°/oiger Ichthyollösung.
Die Verwendbarkeit der Röntgen-Strahlen in der Diagnostik
der Blasenkrankheiten wird in folgenden Arbeiten besprochen:
Cordier (8) empfiehlt zum Nachweis von Fremdkörpern in der
weiblichen Blase die Röntgenphotographie. Die photographische Platte
wird in die Scheide eingeführt und es genügt eine Expositionsdauer
von fünf Minuten, um künstlich in die Blase gebrachte Fremdkörper
zu photographiren.
von Frisch (17) fand bei Durchleuchtung von Harnsteinen mit
Röntgen -Strahlen die Urat-Steine am Durchlässigsten und deshalb auf
Photogrammen kaum angedeutet, während Phosphat- und besonders
Oxalat-Steine dunkel erscheinen.
Doyen und Houdin (13) fanden die Blasensteine für die
Röntgen -Strahlen ebenso undurchlässig wie die Knochen.
Nach Buguet und Gascard’s (5) Untersuchungen sind eben-
falls die Oxalat-Steine für die Röntgen-Strahlen am wenigsten durch-
lässig. Es lässt sich ferner erkennen, ob die Steine bomogen oder aus
verschiedenen Stoffen zusammengesetzt sind, ferner die Art und die
Stellung des Kernes. g
Es folgt eine Reihe Arbeiten über Sterilisation der Ka-
theter.
Posner und Frank (45) untersuchten neue und gebrauchte
Katheter auf ihren Keimgehalt und fanden an ungebrauchten Kathetern
nur harmlose Luftbakterien. Dagegen konnten sie bei an Cystitis lei-
denden Kranken in den von ihnen benützten Kathetern dieselben Mikro-
organismen wie aus dem Harn — speziell Bacterium coli — nach-
weisen. Diese Keime fanden sich an den Kathetern sowohl nach
14tägigem Liegenlassen, als auch nach den üblichen Reinigungsmethoden
und bei der skrupulösesten Reinlichkeit. Es reichen also die üblichen
Reinigungsmethoden — mechanische Reinigung, Karbolsäure etc. —
durchaus nicht immer aus, um die infizirten Instrumente keimfrei zu
machen.
Blase. 271
Ausser der Katheter-Infektion, die auch durch Transport von in
der Urethra befindlichen Keimen in die Blase gefährlich werden kann,
kommt auch noch die Einwanderung von Keimen bei Atonie des
Sphinkters in Betracht, ferner die Infektion vom Blute und von den
Nachbarorganen aus.
Nach den neuerdings fortgesetzten Versuchen von Alapy (2)
(2. Jahresbericht Bd. IV, p. 645) werden die Katheter auch im Lumen
vollständig steril, wenn sie in einem mit Wattepfropfen verschlossenen
Glasrobr mindestens 10 Minuten lang dem strömenden Wasserdampf
ausgesetzt werden. Der Dampf nimmt seinen Weg also durch das
Lumen der Katheter, wenn er auch nicht direkt in die Oeffnung des
Katheters eingeleitet wird. Das früher vorgeschriebene Einwickeln
jedes Katheters in Filtrirpapier wurde nicht für nöthig befunden. Auch
mit Oel schlüpfrig gemachte Katheter werden, wenn sie 20 Minuten
lang strömendem Wasserdampf ausgesetzt sind, vollkommen steril.
Leven (34) bewirkt die Sterilisation elastischer Katheter dadurch,
dass er sie nach dem Gebrauche mit absolutem Alkohol abreibt
(Schimmelbusch) und dann in Paraffinum liquidum aufbewahrt,
welche Flüssigkeit aseptisch und antiseptisch wirkt und zugleich schlüpf-
rig macht.
Martin (36) empfiehlt zur Sterilisation der Katheter das Aus.
kochen, das bei fünf Minuten Dauer die Katheter nicht schädigt, ferner
die Formaldehyd-Dämpfe, die durch das Lumen des Katbheters zu leiten
sind und besonders bei kleinkalibrigen, z. B. Ureter-Kathetern zu em-
pfehlen sind, und das Paraform-Pulver, das in einer dichten Büchse
mit den Kathetern zusammen aufbewahrt wird. Zum Schlüpfrigmachen
des Katheters empfiehlt er Albolen oder 23°/oige Boroglycerinlösung.
Besser ist es, Lubricantien überhaupt nicht anzuwenden oder den sterilen
Katheter einzuführen, während sterile Salzlösung denselben durchfliesst.
In der Diskussion legt Alexander auf die genügend glatte Be-
schaffenheit und Biegsamkeit der Katheter Gewicht; W. Meyer be-
nützt zur Desinfektion besonders Formalin-Dämpfe und Calciumchlorid.
Ebenso befürwortet Skene die Formalin-Desinfektion und das Aus-
kochen; nach dem Katheterisiren soll die Urethra mit einer desinfi-
zirenden Flüssigkeit gereinigt werden, z. B. mit Zinkpermanganat oder
Argonin. Martin und Skene verwerfen den Gebrauch von Metall-
kathetern und Fuller und Reyes warnen vor Verletzungen beim
Katheterisiren, welche sehr leicht zu Infektion Veranlassung geben.
Wolff (55) empfiehlt zur Sterilisation der Katheter das einfache
Aufbewahren der letzteren in 3°/oigem Formalin-Glycerin, in welchem
372 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
— Í
die Katheter, wie Versuche zeigen, nach 24 stündigem Liegen voll-
kommen steril werden. Vor dem Gebrauch werden sie in Glycerin,
das 20°/o Zucker enthält, getaucht, weil das Formalin auf der Harn-
röhrenschleimhaut ein brennendes Gefühl verursacht,
Keersmaecker (24) beobachtete bei unmittelbarer Anwendung
von Kathetern, die mit Formol desinfizirt worden waren, Reizungszu-
stände der Harnröhrenschleimhaut und empfiehlt daher, solche Katheter
längere Zeit in Watte eingehüllt liegen zu lassen, bis sie von Formol
wieder befreit sind.
Zur Bestimmung des Eiter- und Blutgebalts desHarnes
liegt je eine Arbeit vor.
Posner (43) versuchte für Eiterharne die Methode der Trans-
parenz, indem er den Harn in ein Becherglas mit möglichst flachem
Boden giesst, welches auf einem bedruckten Blatt Papier steht. Die
Höhe der Flüssigkeit nach Centimetern, bei welcher die Druckschrift
eben noch erkennbar ist, giebt den Transparenzgrad an. Bei gleich-
zeitiger Zählung der Eiterkörperchen fand sich, dass ein Transparenz-
grad von !/2—1 (cm) ca. 40000 Eiterkörperchen in 1 cmm, Transparenz
2 10—20000 entspricht und dass bei höheren Transparenzgraden die
Zahl der Eiterkörperchen rasch abnimmt. Die Einfachheit der Methode
gegenüber der mühevolleren Zählung der Eiterkörperchen (s. Jahres-
bericht Bd. VII, p. 262) sichert der allerdings nur approximative Werthe
gebenden Transparenzbestimmung eine Zukunft.
Zum Nachweise des Blutes im Harn giebt Donagany (12) eine
neue empfindliche Probe an, welche in der Ueberfübrung des Blut-
farbstoffse im alkalisch gemachten Harn in Hämochromogen mittelst
Pyridin besteht. Es entsteht eine orangerothe Färbung, jedoch ist der
spektroskopische Nachweis sicherer und noch bei Verdünnung von
1:8000 positiv.
Gujon (21) erklärt die leichte Chloroformnarkose bei Eingriffen
an der Blase dann für indizirt, wenn die Blase selbst nicht pathologisch
verändert, namentlich wenn keine Cystitis vorhanden ist, so besonders
bei Steinen. Ist die Blase abnorm empfindlich gegen Dehnung und
Berührung oder dauern auch bei mässiger Empfindlichkeit die Mani-
pulationen voraussichtlich längere Zeit, so ist tiefe Chloroformnarkose
einzuleiten. Dagegen ist die kombinirte Morphium-Chloroformnarkose
angezeigt, wenn die Blase schon bei der Untersuchung von aussen
durch Kontrakturen antwortet, was namentlich bei stärkerer Cystitis
der Fall ist. Hierbei ist eine Vorbereitungskur, die in Bettrulie
und Silbernitrat-Instillationen besteht, nothwendig. Die Berührungs-
Blase. 273
sensibilität der Blase wird schon bei leichter, die Dehnungssensibilität
erst bei tiefer Narkose aufgehoben.
Ueber Operationsmethoden handeln folgende Arbeiten.
Romm (48) entfernte bei einem 4jährigen Mädchen einen hasel-
nussgrossen Stein aus der Blase durch Sectio alta. Heilung.
Bazy (4) will die Anlegung einer suprasymphysären Blasenfistel
auf starke Schmerzhaftigkeit in Folge von Blasenerkrankung, Blasen-
blutungen und Infektion mit subakutem Verlaufe, wo der Verweilkatheter
ohne Erfolg blieb, beschränken. Nutzlos ist die Fistelbildung bei akuter
septischer Infektion.
Desara-Coa (11) wendet nach der Epicystotomie, um den Ab-
fluss des Harns zu sichern und den Harn aus den Ureteren direkt
nach der Harnröhre zu leiten, einen dreifachen Katheter an; zwei
Branchen des Katheters werden in die Harnleiter und die dritte in die
Harnröhre eingeführt.
Koch (26) empfiehlt die Schliessung des Beckenringes bei Blasen-
spalte durch Brisement forcé der Schambeine zu bewirken und konnte
in einem Falle dies auch thatsächlich erreichen. Der operirte Fall be-
trifft einen Kranken männlichen Geschlechts.
Lauwers (31) führt die Sectio alta in Trendelenburg’scher
Lage und mittelst Kocher’schen Querschnitts aus. Die mit Borsäure
gefüllte Blase wird, nachdem sie oben und unten durch je eine Ligatur
fixirt ist, vor der Incision entleert, damit der infektiöse Inhalt nicht
mit der Wunde in Berührung kommt. Nach der Operation wird die
Blase durch Etagennähte aus Seide geschlossen und zur Nachbehand-
lang bei Erwachsenen ein Pezzer’scher Katheter eingelegt. Zur
Diagnose von Steinen empfiehlt Lauwers dringend die bimanuelle
Entersuchung, bei Frauen von der Scheide aus.
Stierlin (51) warnt bei Ausführung der Sectio alta vor zu
starker Füllung der Blase und räth, die sofortige Blaseunaht nur dann
vorzunehmen, wenn die Bedingungen für eine prima reunio günstig er-
scheinen, besonders also bei nicht zu grossen Steinen, bei Abwesenheit
einer Cystitis, bei nicht zu diekem Panniculus. Bleibt prima reunio
aus, so ist die Gefahr von Steinbildung um Seidenligaturen sehr gross.
Schliesslich sei noch eine Arbeit allgemeinen pathologischen In-
halts angeführt.
Legueu (32) theilt die Erkrankungen des Harnapparates, welche
durch Anomalien der weiblichen Genitalien bewirkt werden, in drei
Gruppen ein, in solche, die auf reflektorischem Wege entstehen, in Er-
krankungen durch mechanische Ursachen und in Infektionen von den
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 18
274 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Genitalien aus. Zu den auf reflektorischem Wege entstehenden Er-
krankungen der Blase rechnet Legueu die Polyurie, Dysurie und
Ischurie, seltener Inkontinenz, die durch eine von den Genitalien aus
bewirkte Kongestion hervorgerufen werden, ferner die durch Gravidität
bewirkten Störungen in der Funktion der Blase und der Harnleiter
(diese sind wohl zur zweiten Gruppe zu rechnen, Ref.), die Harnver-
haltung nach der Geburt, die Legueu mit Hysterie in Zusammenhang
bringt (? Ref.) und die Verschlimmerung bestehender Blasenerkrankungen
durch die menstruelle Kongestion. Die mechanisch bewirkten Blasen-
störungen beruhen auf Lageveränderungen und Tumoren des Uterus und
der Adnexe; sie bestehen in Störungen der Harnexkretion, Kompression
der Urethra, der Blase und der Harnleiter, Anurie, Urämie, Hydro-
nephrose. Durch Infektion von den Genitalien aus (Vulvitis, Metritis,
Salpingitis, Oophoritis) können infektiöse Cystitis und aufsteigende In-
fektion der Ureteren und Nieren bewirkt werden.
3. Missbildungen.
1. Dalle Ore, Ectopia vesicae. Atti della assoc. med. Lomb. 1896 Mai u.
Juni. (Fall nach Thiersch operirt.)
2. Duret, Sur la cure des exstrophies vésicales par la suture marginale.
Assoc. franç. d'urol. II. Kongress. Centralbl. für d. Krankh. der Harn-
u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 723. (Zwei glücklich operirte Fälle, einer
bei einem Mädchen.)
. Ewald, Ectopie der Blase. K. k. Ges. d. Aerzte zu Wien, Sitzung v.
29. I. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 133.
4. Harrison, R., Extroversion of the bladder treated by left nephrectomy
and transplantation of the right ureter trough the loin. Med. Soc. of
London, Sitzung v. 12. IV. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 977 u. Lancet,
Vol. I, pag. 1091. Med. Record, New York, Vol. LI, pag. 623. (Knabe
von 15 Jahren.)
Aa. Herczel, E., Radikale Operation einer Ectopia vesicae mit Implantation
der Ureteren in den Dickdarm. K. ungar. Aerzteverein zu Budapest, Sitzg.
v. 23. X. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 1129.
6. Murray, R.W., An operation for extroversion of the bladder. Brit. Med.
Journ. Vol. I, pag. 1468.
Pozzi, S.. Note sur un cas d’exstrophie de la vessie et sur une modification
de la methode autoplastique. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV,
pag. 18.
S9
~]
8. Tarver, F. E., Exstrophy of the bladder in a girl of thirteen years. opera-
tion, relief. Med. Record. New York. Vol. LII, pag. 49.
9. Tietze, A., Zur operativen Behandlung der angeborenen Blasenspalte.
Beitrag z. klin. Chir. Bd. XVIII, Heft 1.
Blase. de
10. Trombetta, Ectopia vesicae. XI. Kongress d. ital. Ges. f. Chirurg. z
Rom. Wiener med. Presse. Bd. XXXVIII, pag. 547.
ll. Waldstein, Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und Ectopia vesicae.
K. k. Ges. d. Aerzte zu Wien, Sitzung v. 21. V. Wiener klin. Wochen-
schrift. Bd. X, pag. 515 u. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 273.
Ewald (3) veröffentlicht einen nach Muydl’s Methode und zwar
mit vollem Erfolge operirten Fall von Ektopie der Blase. Bezüglich
der Gefahr einer Ureteritis und Pyelitis ascendens (helt er mit, dass
sammtliche von Maydl operirte vier Fälle jetzt die Operation über ein
Jahr hinter sich haben und vollkommen gesund sind. Der operirte
Fall betraf einen Knaben. In der Diskussion theilt Schnitzler einen
Misserfolg bei der Maydl’schen Methode mit, indem die Naht der extra-
peritoneal verlegten Implantationsstelle fast vollständig wieder aufging.
Er glaubt die Pyelonephritis nicht besonders fürchten zu müssen, weil
sie sicher auch auftritt, wenn nicht operirt wird.
Herczel (5) veröffentlicht einen Fall von Einpflanzung des Tri-
gonum Lieutaudii mit den Uretermündungen in das S romanum. Die
Operation wurde wegen Ectopia vesicae (an einem Knaben) ausgeführt.
In der Rekonvalescenz entwickelte sich eine schwere Pneumonie und
es trat eine Reizung der Niere mit Polyurie ein, welche letztere zur
Zeit der Veröffentlichung noch andauert. Der funktionelle Erfolg ist
ein voller, die Kontinenz ist bis zu fünf Stunden möglich. In der
Diskussion erklärte Vereb&lyi die Thiersch’sche Methode für nicht
befriedigend, glaubt aber, dass die dauernde Harnansammlung im Darm
von schädlichen Folgen für den letzteren werden könne Alapy
fürchtet, dass auch bei der Maydl’schen Methode trotz Einpflanzung
des ganzen Verschlussapparates der Harnleiter in den Darm aufstei-
gende Infektion auftreten könne und dass bei den bisher operirten Fällen
die Beobachtungsdauer noch zu kurz ist.
Tietze (9) verwirft das Maydl’sche Verfahren der Ureteren-
Einpflanzung in den Darm, nachdem Mikulicz tödtliche Pyelonephritis
danach beobachtet hatte, und tritt für die von Mikulicz in sieben
Fällen geübte Methode ein. |
Trombetta (10) spricht sich, da die Bildung von Harnleiter-
Rektum-Fisteln oder Harnblasen-Rektum-Fisteln bisher schlechte Resul-
tate ergab, für die von Maydl vorgeschlagene Darmimplantation der
Harnleiter mit ihrer Ausmündungspapille aus. Von neun Fällen war
bisher achtmal der Erfolg ein guter.
In dem Falle von Tarver (8) handelte es sich offenbar um eine
subsymphysäre Blasenspalte mit Epispadie. Die Neubildung der Urethra
18°
210 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
und des unteren Theils der Blase durch plastische Operation gelang
leicht, dagegen war die Ausdehnung der im Laufe der Jahre ge-
schrumpften Blase sehr schwierig und gelang nur allmählich. Das
Mädchen wurde schliesslich auf 3—4 Stunden kontinent.
Pozzi (7) giebt eine genaue Beschreibung des Falles, über den
er schon im vorigen Jahre (s. Jahresbericht Bd. X p. 298) berichtet
hatte, sowie der dabei befolgten Operationsmethode. Nach Vernarbung
der Bauchwunde, die in sebr fester und vollkommener Weise erzielt
wurde, wurde auch noch die Ausmündung der Blase durch Bildung
einer Harnröhre geschlossen, so dass der bisher aus den freiliegenden
Harnleiter-Mündungen abfliessende Harn sich in der Blase ansammeln
muss. Nach mannigfachen Störungen wurde endlich eine Kontinenz
bis zu 20 Minuten erzielt. Das neugebildete Blasen-Reservoir fasst
ungefähr 20 cem.
Murray (6) schloss in einem Falle von Blasen-Ektopie bei einem
dreijährigen Kinde die klaffende Blase durch zwei seitliche, aus der
Bauchhaut gebildete Thürflügel-Lappen und zwar mit vollem Erfolg.
Der zweite nach der gleichen Methode ebenfalls mit Glück operirte
Fall betrifft einen Knaben.
Der von Waldstein (11) beschriebene Fall zeichnet sich dadurch
aus, dass bei der 33jährigen Kranken mit Bauch- und Beckenspalte
die Blasenwand nicht gespalten war, sondern mit einem Kugelsegment
in die Bauchspalte hereinragte.e Unter der gespaltenen Clitoris war
der Anfang einer Rinne zu sehen, welche nach aufwärts in die Blase,
nach abwärts durch das normale Orificium urethrae externum in die
Scheide führte. Waldstein erklärt diese Spaltbildungen als embryonale
Hemmungsbildungen. Zugleich bestand Schwangerschaft im 5.—6. Lunar-
monat. Das Becken ist stark abgeplattet und die Symphyse auf
12 cm Breite gespalten; die Spalte ist durch ein Ligamentum inter-
pubicum überbrückt.
4. Neurosenu und Funktionsstörungen.
l. Alexander, W., Another method of ameliorating by operation otherwise
incurable incontinence of urine. Lancet, Vol. Il, pag. 16
Boyd, G. M., A case of retention of urine simulating pregnancy at term.
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 643 u. 702.
3. Carrière u. Verger, Ischurie hystérique sans hypersécrétion intestinale
compensatrice. Soc d'Anat. et de Phys. norm. et patb. de Bordeaux.
Sitzung v. 29. III. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 199.
4. Carter, Certain sources of neuroses in women. Med.Soc. of the County
of New York. Sitzung v. 27. IN. Medical News. Vol. LXXI, pag. 511.
FS
VE.
19.
29.
>
fa wie
Blase, SE
. Cognetti de Martiis, Bebandlung der Enuresis nocturna. Puglia Medica.
Bd. III, pag. 5; ref. Brit. Med. Journ. I Epitome, Nr. 12. (Fall nach der
Methode von Fiorani geheilt.)
. Collignon, Pollakiurie guérie par la bicyclette. Union med. du Nord
1896, 30. Mai; Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- n. Sexual-Organe. Bd. VII,
pag. 274. (Will zwei Fälle von Pollakiurie aus centraler Ursache durch
Radfahren geheilt haben.)
. Coutts, J. A.. Some points in the treatment of incontinence of urine in
children. Treatment, 9. September; ref. New York Med. Journ. Vol,
LXVI.
. Dietel, Harnretention. Ges. f. Geburtsh. zu Leipzig, Sitzung v. 19. 1.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 374. (Fall von Füllung der Harnblase
bei einem todtgeborenen Kinde trotz Durchgängigkeit der Harnröhre.)
. Fothergill. E., irritable bladder after Confinement. Practitioner, Mai.
. Garrigues, H. J., Secondary operations. Ann. of Gyn. and Ped. Vol.
X, pag. 516.
Guepin, Strychnine dans certains cas de parèse vésicale. France mod.
4. Juni.
. Guigues, E, De lincontinence d'urine vraie et essentielle chez la femme
et de ses divers traitements. Thèse de Lyon, Nr. 127.
Herman, G., A case of pelvic hydatid forming a retrouterine tumour
and causing retention of urine. Lancet 1896. Vol. Il, 21. November. (Fall
von Harnretention in Folge von Druck einer retrouterin sitzenden Echino-
coccus-Cyste.)
. Hornez, F. J., De la vessie dans l'état puerperale. Thèse de Lille,
Nr. 13.
. Jacobs, Vessie irritable chez la femme. Arch. de Gyn. et de Toc. Tom.
XXIII, pag. 801, s. Jahresbericht Bd. X, pag. 302.
. Johnstone, A. W.. Blasentenesmus. Transact. of the Cincinnati Obst.
Sve. Sitzung v. 17. IX. 1896. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag.
413.
. Jones, J. D., Extreme dilatation of the bladder complicating a retroverted
pregnant uterus. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 418.
. Judt. A., Klemme bei Enuresis nocturna. Zeitschr. f. Krankenpflege. Bd.
XVIII, Nr. 9. (Klemmen zur Verhinderung des Harnausflusses, für beide
Geschlechter bestimmt.)
Kutner, Harninkontinenz. Berl. med. Ges., Sitzung v. 24. XI. Deutsche
med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 234.
Lefebvre, Urinretention in Folge von Verlagerung des graviden Uterus.
Revue internat. de méd. et de chir. Nr. 16; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII,
pag. 27.
. Lugeol, Rétention d'urine et grossesse de cing mois. Soc. de Med. et.
de Chir. de Bordeaux, Sitzung v. 19. HI. Journ. de Méd. de Bordeaux.
Tom. XXVII, pag. 160.
Marx, S., Pregnancy complicated by over-distended bladder. New York
Obst. Soc. Sitzung v. 18. V. Amer. (syn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag.
433.
279 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
23. Monod, E., Massage et troubles urinaires liés aux déviations utérines.
Arch. de Gyn. et de Toc. Tom. XXIII, pag.711 u. Ann. de la policlinique
de Bordeaux 1896, November.
24. Rochet et Jourdanet, Les incontinences d'urine de l'enfance. Étude
pathogénique et thérapeutique. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 17.
25. Vanverts, J., Epithelioma polykystique bilatéral de l’ovaire; rétention
d'urine due à la compression de l'urètre par une des tumeurs développées
dans la cavité pelvienne. Soc. anat., Sitzung v. Juli 1896. Ann. des mal.
des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 218. |
Guigues(12) bespricht ausser der Inkontinenz nervösen Ursprungs
die Fälle von Inkontinenz nach schwerer Entbindung, nach Blasen-
scheidenfisteloperationen, bei Cystocele, Urethbrocele und kongenitalen
Missbildungen. Zur Behandlung wird die Anwendung der Elektricität
vorgeschlagen. In schweren Fällen, die dieser Behandlung trotzen,
wird bei urethraler Inkontinenz die Methode von Pousson, eine Kom-
bination der Methoden von Duret und Gersuny empfohlen. Ein
Fall von erfolgreicher Anwendung dieser Methode wird mitgetheilt.
Garrigues (10) berichtet über einen Fall von Lähmung des
Detrusor vesicae, wahrscheinlich auf hysterischer Basis, bei einer
Kranken, welche achtmal (!) laparotomirt worden war.
Gu&pin (11) erklärt das Strychnin bei Blasenparesen, die mit
Harndrang verbunden sind, für kontraindizirt, weil es in solchen
Fällen den Harndrang vermehrt und sogar zu vollständiger und
schmerzhafter Retention führen kann.
Kutner (19) beseitigte bei einem achtjährigen Mädchen, bei dem
die Blase vorgebuchtet war, und viel Residualharn enthielt, die Inkon-
tinenz durch Dilatation.
Nach Coutts (7) geht die Harn-Inkontinenz älterer Kinder meist
unmittelbar aus der physiologischen Harn-Inkontinenz des ersten Kindes-
Alters hervor und beruht auf derselben Ursache wie die letztere,
indem die Blase nicht unter der Herrschaft des Centralnervensystems
steht. Selten entwickelt sich eine Inkontinenz, nachdem die Kinder
schon kontinent geworden waren. Der Zustand hat die Neigung, bis
zum Eintritt der Pubertät fortzudauern; wenn er über die Pubertät
hinaus bestehen bleibt, was besonders beim weiblichen Geschlecht der
Fall ist, so ist die Prognose ungünstig und dann bestehen meist auch
sonst psychische Defekte. Ebenso ist die Prognose bei diurner Inkon-
tinenz schlechter als bei nächtlicher allein. In therapeutischer Be-
ziehung kommt in erster Linie in Betracht, dass man die Kinder in
regelmässigen Zwischenräumen die Blase zu entleeren anhält, und dass
Blase, 279
man in den letzten Tagesstunden die Getränkzufuhr beschränkt. Nur
in Fällen, wo das spezifische Gewicht des Nachtharns hoch ist und
der konzentrirte Harn Nachts die Blase zur Kontraktion reizt, soll
man im Gegentheil Abends Wasser zu trinken verordnen.
Von den Medikamenten steht die Belladonna oben an, jedoch
soll sie nicht in mehreren Dosen tagsüber, sondern in einer grösseren
Einzeldose des Abends gegeben werden. Sie wirkt lähmend auf den
Detrusor. Wo sie wirkungslos bleibt, soll Lycopodium versucht werden
(1—4 g der Tinktur drei mal täglich); es hat eine sedative Wirkung
auf die Blasenschleimhaut. Bromkalium eignet sich, wenn der Harn
abflieset, sobald der Harndrang eingetreten ist. Das Strychnin hält
Coutts für weniger wirksam, nur bei anämischen Individuen soll es
ın Kombination mit Eisen gegeben werden. Ebensowenig Vertrauen
ist in die vielen anderen Medikamente, die empfohlen werden, zu
setzen. In manchen Fällen nützt die Seitenlage des Kindes während
des Schlafes, jedoch soll diese nicht durch Applikation von Blasen-
pflastern am Rücken erzwungen werden. Die van Tienhoven’sche
Methode wird nicht erwähnt.
Rochet und Jourdanes (24) unterscheiden die essentielle oder
von ihnen als „nervös“ bezeichnete Inkontinenz von der symptomati-
schen. Von ursächlichen Momenten fanden sie für die nervöse Inkontinenz
Psychosen, Hysterie, Chorea und nervöse Systemerkrankungen in der
Ascendenz. Die Inkontinenz kann zunächst bedingt sein durch anor-
male Erregbarkeit des Blasenmuskels —- psychische Pollakiurie; bei
Tage kann dem Kontraktionsreiz der Blase oft Widerstand geleistet
werden, bei Nacht nicht. Als Therapie wird Belladonna oder andere
Sedative in steigender Dosis empfohlen. Ausserden kann die Inkon-
tinenz durch Hyperästhesie der Schleimhaut des Blasenhalses oder durch
Anästhesie derselben bewirkt sein; im ersteren Falle werden Kokain-
Instllationen und Katheterismus, im zweiten Kauterisation, Strychnin
und Elektrisirung des Sphinkters empfohlen. Endlich giebt es eine
Inkontinenz durch Haruretention in Folge von Sphinkterkrampf, wobei
stark vermehrter Harndrang vorhanden ist und die Inkontinenz bei
Nacht eintritt, wäbrend es bei Tage in Folge der häufigeren Ent-
leerungen nicht zur Retention kommen kann. Andererseits kann in
Folge des Sphinkterkrampfes völlige Harnretention und erst bei Ueber-
debnung der Blase Inkontinenz eintreten. Bei den spastischen Formen
werden methodische Einführung von Sonden, Elektrisirung der Blase
und irritirende oder kaustische Ausspülungen empfohlen.
Carrière und Verger (3) beobachteten einen Fall von hysteri-
280 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
scher Ischurie mit starker Herabsetzung der täglichen Harnmenge so-
wie Einschränkung aller Körpersekretionen. Bemerkenswerth ist, dass
die Harnröhre Sitz von mehreren Polypen war, welche von Carrière
entfernt wurden, jedoch blieb auch nach Entfernung derselben die
Ischurie bestehen.
Carter (4) erklärt Fissuren am Blasenhalse bei Frauen als häufige
Ursache allgemeiner Nervosität und erwähnt drei einschlägige Fälle.
Dasselbe wird von Vineberg bestätigt.
Alexander (1) führte in einem Falle von vollständiger Inkon-
tinenz, die keinem anderen Mittel wich, den Verschluss der Urethra
aus und legte eine suprasymphysäre Blasenfistel an. Das erstere ge-
schah durch Ablösung der Harnröhrenschleimhaut von der Muskularis,
Einstülpung der Schleimhaut und Vernähung, sowie Vernähung der
Muskularis über dem Schleimhautverschlusse. Die Blase wurde durch
Einführung eines dünnen elastischen Ringpessars durch die Cystotomie-
wunde in den Blasengrund an Kontraktionen und Entleerung ihres In-
halts nach der Urethra gehindert. Schliesslich wurde ein Verschluss-
apparat mit Abflussrohr an die suprasymphysäre Fistel eingefügt,
welcher gut funktionirte.e Die Anlegung einer Blasen- und Mast-
darmfistel mit Scheidenverschluss war in dem vorliegenden Falle nicht
möglich, weil auch der Sphincter ani zu schlaff war und flüssigen
Stuhl nicht zurückbielt.
Fothergill (9) gab bei Blasenreizung nach der Geburt Salol
und Tinctura Hyoscyami aä 7,5 auf 170 Wasser mit gutem Erfolg.
Johnston (16) empfiehlt bei Tenesmus der Blase und Dysurie
die Dehnung der Urethra.
Hieran schliessen sich einige Arbeiten über die Funktions-
behinderung der Blase durch Druck seitens der Genitalorgane,
namentlich des schwangeren Uterus.
Boyd (2) berichtet über eine so starke Füllung der Blase mit
Retention, dass Schwangerschaft ad terminum vorgetäuscht wurde.
Innerhalb 24 Stunden wurden durch wiederholten Katheterismus im
Ganzen 15 Liter Harn entleert. Nach Entleerung des Harnes fand
sich ein dem dritten Monat entsprechender schwangerer Uterus und
Boyd glaubt denselben, da er durch die gefüllte Blase retrovertirt
wurde, als Ursache der enormen Retention ansprechen zu müssen.
Der Grund zur Retention war wahrscheinlich durch gewohnheitemäs-
sige Unterdrückung des normalen Harndrangs gelegt. Boyd konnte
nur einen von Braxton Hicks beschriebenen Fall finden, der im
Grad der Blasenfüllung dem von ihm beobachteten nahekan, in wel-
Blase. 251
chem aber nur 10 Liter Harn entleert wurden. Ein ähnlicher Fall
wurde in der Diskussion von Da Costa mitgetheilt.
H ornez (14) bespricht die Störungen der Blasenfunktionen während
der Schwangerschaft und berichtet über einen Fall von Retention von
6 Liter Harn in Folge von Retroversio uteri gravidi im vierten Monat.
Nach Reposition blieb eine Cystitis zurück. Ausserdem werden die
Blasenstörungen während der Geburt und des \Wochenbettes — Retention,
Cystitis, Inkontinenz — besprochen.
Jones (17) beobachtete einen Fall von Harnretention durch Retro-
versio uteri gravidi, in welchem er 2!/4 Liter Harn mittelet Katheters
entleerte. Die Blase war so schlaff, dass sie bei der nachfolgenden
Ausspülung fast eine Gallone (= 4!/» Liter) Borsäurelösung fasste,
jedoch nach Reposition des Uterus, die drei Tage nach Entleerung der
Blase von selbst eintrat, gewann sie sehr bald ihre normale Kontrak-
tilität wieder.
Lefebvre (29) berichtet über drei Fälle von Harnretention bei
Retroflexio uteri gravidi. In zwei Fällen war ein Theil der Blase zwischen
Vagina und Rektum verlagert und im dritten wölbte die volle Blase so-
gar das Perineum vor. Bei Schwierigkeiten in der Entleerung der Blase
wird empfohlen, auf die Excavationes vesico- und recto-uterinae mit den
Fingern einen Druck auszuüben, um durch Verschieben der Blase ihre
vollatändige Entleerung zu bewirken.
Lugeol (21) berichtet über einen Fall von Harnretention im
5. Monat der Schwangerschaft, ohne dass eine nachweisbare Ursache
zu finden war. Dabei wurde regelmässig und manchmal unwillkürlich
Harn entleert; die Katheterisation ergab vier Liter eines ammoniakali-
schen Harnes. Lugeol erinnert daran, in einem anderen Falle mit der
auf die Blasengegend aufgelegten Hand deutlich Kontraktionen der
ausgedehnten Blase gefühlt zu haben und führt diesen Fall als einen
Beweis gegen die Angabe von Tarnier an, dass bei der Fühlbarkeit
von Kontraktionen das gefühlte Organ sicher der Uterus sei.
In der Diskussion erwähnt Mandillon einen Fall von 38stün-
diger Harnretention in der Placentarperiode mit Retention der Placenta
und Lugeol einen Fall von 12tägiger Retention im \Wochenbett mit
hohem Fieber (40°), so dass eine puerperale Peritonitis diagnostizirt
werden könnte. Die Anschauung von Mandillon, dass Harnretention
in der Placentarperiode eine Retention der Placenta bewirken könne,
wird von Lugeol bestritten (? Ref.).
Marx (22) beobachtete in einem Falle von Retroflexio uteri gra-
vidi mit starker Füllung der Blase, dass auch nach Reposition des
282 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Uterus die Blase sich wieder füllte und neuerdings Retention eintrat,
weshalb Marx eine Funktionsstörung der Blase auf hysterischer Grund-
lage anzunehmen geneigt ist.
Monod (23) hat in 11 Fällen von Störungen der Harnsekretion
in Folge von Verlagerungen des Uterus (Ante- und Retroflexionen und
-versionen, beginnendem Prolaps, Inversion der Scheidenwände) die Mas-
sage des Uterus und der Blase mit sehr zufriedenstellendem Erfolge
angewendet. Die Blasenstörungen bestanden in Pollakiurie, in einigen
Fällen zusammen mit partieller Inkontinenz. In einem Falle von
Blasenstörungen in Folge von Myoma uteri war kein Erfolg zu erzielen.
Vanverts (25) beschreibt einen Ovarialtumor, der so tief in den
Douglas’schen Raum hinein entwickelt war, dass derselbe den Uterus
nach vorne gegen den Blasenhals und die Urethra andrückte und so
Retention des Harns veranlasste.
Siehe ferner die Arbeiten von Martin und Brée te 7. 5) und
Seytre (c. 7. 8.).
o Blasenblutungen.
l1. Durante, D.. Cyklische Hämaturie im Kindesalter. La Pediatria 1896,
Nr. 10.
2. Frank, J., Ein Fall von Hämaturie und eine merkwürdige Ursache der-
selben. Wiener klin. Rundschau. Bd. XI, pag. 786.
3. Kolischer, Blasenblutungen bei Frauen. Wiener med. Klub, Sitzung v.
12. V. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 516.
4. Marsi, Menstruatio vicaria vesicalis. XII. internat. med. Kongress, Sektion
f. Gyn. Ann. de Gynec. Tom. XLVIII, pag. 420.
5. Morris, H., The importance of bimanual examination of the urinary
bladder in diagnosing hematuria of vesical from that of renal origin.
Lancet 1896. Vol. II, pag. 1210.
Kolischer (3) nennt als Ursachen von Blutungen aus der weib-
lichen Blase Tumoren, Entzündung, besonders akute gonorrhoische
Cystitis, bei welcher die Blasenschleimhaut mit kleineren Blutaustritten
besetzt gefunden wird, chronische Entzündung mit Geschwürsbildung,
Verletzungen, Erkrankungen der Nachrbarorgane und Veränderungen
an den Gefässen der Blase. Atheromatose der Gefässe und dadurch
Blutungen werden besonders bei Myomen und Carcinomen des Uterus
bewirkt; Retroflexio uteri gravidi kann in Folge von Stauung zu Blutungen
führen. Bei chronischer Entzündung können sich besonders am Ori-
ficium urethrae internum Polypen bilden, welche heftig bluten können.
Bei Greisinnen kann bei einfachem desquamativem Katarrh, sowie
Blase. 283
bei alter gonorrhoischer Cystitis Blutungen auftreten. Endlich können
Blutungen durch Blasen-Hämorrhoiden hervorgerufen werden, wobei
die erweiterten Venen sogar Tumoren vortäuschen können. Die Unter-
scheidung zwischen Blasen- und Nierenblutungen ist besonders durch
Kystoekopie zu treffen. Letztere können durch reichliches Wasser-
trinken und durch Druck auf die Nieren provozirt werden. Zur Be-
handlung der Blasenblutungen empfiehlt Kolischer Spülungen mit
eiekaltem Wasser. Aetzmittel sind zu vermeiden, ebenso die Tamponade
der Blase.
Frank (2) beobachtete in einem Falle von starker Hämaturie
bei einer 42jährigen Frau mit dem Grünfeld’schen Kystoskop zahl-
reiche scharfkantige, nadelförmige Harnsäure-Krystalle, die die Schleim-
haut der Blase besetzten und mit ihren Kanten und Spitzen ins
Blasen-Innere vorragten. Die sichtbaren Stellen der Blasenschleim-
baut waren stark geröthet und kongestionirt. Da die Entfernung
der Konkretionen durch gewöhnliche Spülungen nicht möglich war,
wurde der Bigelow’sche Evacuator angewendet und die Konkretionen
entiernt, worauf die Blasenblutungen aufhörten.
Durante (1) berichtet über zwei Fälle von cyklischer, in längeren,
unregelmässigen Pausen sich wiederholender Hämaturie bei Kindern
von 11 beziehungsweise 4 Jahren. Eine Rückwirkung auf das All-
gemeinbefinden war in keinem der Fälle vorhanden. Die Ursache blieb
in beiden Fällen unbekannt.
Marsi (4) beobachtete einen Fall von regelmässig wiederkehren-
der Menstruatio vicaria aus der Blase bei einer Frau, bei welcher wegen
Adnex-Erkrankung der Uterus exatirpirt worden war.
Morris (5) empfiehlt in Fällen, wo Zweifel bestehen, ob eine
Hämaturie vesikalen oder renalen Ursprungs ist, die bimauuelle Unter-
suchung der Blase vonBauchdecken und Vagina aus, wie sie von den
Gynäkologen längst geübt wird. In Chloroform-Narkose können benigne
wie maligne Tumoren der Blase auf diese Weise gefühlt werden. (S.
ferner Nierenblutungen.)
6. Entzündungen.
l. Armandon, L., Essai clinique sur la cystite tuberculeuse chez l'enfant.
These de Lyon, Nr. 110. (Nur ältere, schon publizirte Fälle.)
. Assmuth, J., Ueber Ausspülungen der Harnblase, ihre Anwendung in
der Praxis, ihr Missbrauch und ihre Kontraindikationen. St. Petersburger
med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 451.
3. Banzet, Traitement des cystites tuberculeuses. Ann. des mal. des org.
gen.-ur. Tom. XV, pag. 561.
to
=)
.
PL
10.
11.
1X.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Beach, Case of pelvic tumor formed by a calcified Meckel's diverticulum
uniting the ileum and bladder. Ann. of Surg. 1896. Nr. 10.
Bloom, H. C., Cystitis. Philad. Polielin. 22. Mai.
Bozeman, N. G., Tubular drainage through the vagina for chronic cys-
titis, with repoıt of cases. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 34.
Brodmeier, A., Ueber die Beziehung des Proteus vulgaris Hauser zur
ammoniakalischen Harnstoffzersetzung. Centralbl. f. Bakt. u. Parasiter-
kunde. Bd. XVIII, Nr. 12.
Bryson, J. P., A possible aid to the discovery of the tubercle bacillus
in the urine. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahresversammlung. Med.
News. Vol. LXX, pag. 178.
. Delbanco, Ueber Cystitis und Ureteritis cystica. Biolog. Abtlı. d. ärztl.
Vereins Hamburg, Sitzung v. 12.1. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV,
pag. 242.
Ehrlich, H., A case of septic pyelitis following cystitis as a complication
of the puerperium. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag.
444.
Escat, J., Des cystites rebelles chez la femme. Étude clinique; indica-
tions thérapeutiques. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 136.
Faltin, R., Beiträge zur Frage von den Wegen, auf denen Bacterium
coli commune in die Blase eindringt. Inaug.-Diss. Helsingfors 1896.
. Faulds, G., Zwei Fälle von Cystitis. Glasgow Med. Journ. 1895, Heft 10.
. Finkelstein, H., Ueber Cystitis im Säuglingsalter. Jahrb. f. Kinder-
heilkunde. Bd. XLIL, Heft ].
. Garceau, E., Some cases of Cystitis in women. Boston Med. and Surg.
Journ. Bd. CXXXVII, pag. 97, 126 u. 109.
— Some cases of cystitis. Ebenda, pag. 437.
d. Gilbert u. Grenet, De la cystite colibacillaire. Semaine méd. 1596.
Nr. 61. (Colicystitis bei einem Manne; Annahme, dass die Colibacillen
direkt durch die Urethra eingewandert sind.)
Grandcourt u. Guépin, Fausses cystites. XII. internat. Kongress f.
Medizin, Sektion f. Chirurg. Centralbl. f. d. Krankb. d. Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIII, pag. 713.
Guitéras, R., Surgical treatment of bladder disease. Soc. of the Alumni
of the City (Charity) Hosp. Sitzung v. 11. XI. 1896. New York Med.
Journ. Vol. LXV, pag. 398.
Guyon, F., Rapports de l'intoxication et de l'infection urinaires. Ann.
des mal. des org. gén.-ur. Tom. XIV, pag. 1081.
— Traitement des cystites tuberculeuses. Bull. méd. 13. Januar.
2. d’Haeuens, Behandlung der tuberkulösen Cystitis. La Policlinique 1396,
November. (Warme Empfehlung der Guyon'schen Sublimat: Instillationen.)
Haggard, W. D., Cystitis. Journ. of Amer. Med. Ass. 8. Mai.
Harovitz, M., Behandlung der gonorrhoeischen Cystitis. Centralbl. f. d.
gesammte Therapie, pag. 65.
. Harrison, R., Clinical remarks on some suppuration of the urinary
apparatus. Med. Record, New York. Vol. LII, pag. 8. Lancet Vol. I, pag.
1727 u. Wiener med. Blätter, Bd. XX. pag. 447.
CA Bei
m ZE
40.
Blase. IN)
. Heydenreich, Betastung der Blase. XI. französ. Chirurgenkongress».
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1276.
. Hogge, Observations de bacteriurie. Ann. de la Soc. med.-chir. de Liège
1896; ref. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 107.
a~ van Hoorn, W., Ueber das neue Tuberkulin T. R. bei der Behandlung
des Lupus und der Blasentuberkulose. Deutsche med. Wochenschr. Bd.
XXI, pag. 625. (Kurze Mittheilung über einen Fall von Blasentuber-
kulose, bei dem T. R. bisher schlecht vertragen wurde.)
. Hunt, D. L., Acute Cystitis. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI, pag. 142.
. Hutinel, Cystites coli-bacillaires chez les enfants. Presse méd. 1896,
Nr. 95.
. Kelly, H. A., The sources and diagnosis of pyuria. Med. News. Vol.
LXXI, pag. 756. Southern Surg. and Gyn. Assoc. X. Jahresversammig.
Med. Record. New York. Vol. LII, pag. 831.
52. Le Gendre, Dermoidcyste des kleinen Beckens mit Kommunikation nach
der Blase. Semaine med. 1896, Nr. 58; ref. Centralbl. f. (syn. Bd. XXI,
pag. 309.
33. Leidie, Recherches chimiques sur les urines purulentes Ann. des mal.
des org. gen.-ur. Tom. XIV, pag. 650.
4. Lindholm, A., Cystitis guonorrhoica. Finsk. Laekaresällsk. Handl. 1896.
Nr. 10; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 635.
5. Melchior, M., Cystitis und Urininfektion. Klinische, experimentelle und
bakteriologische Studien. Berlin, S. Karger.
— Die Bedeutung des Bacterium coli für die Pathologie der Harnwege.
Centralbl. f. d. Krankb. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 229.
. Meyer, W., Ueber Entstehung, Verlauf und Häufigkeit der Genitaltuber-
kulose des Weibes. Inaug.-Diss. München 1896.
32. Misiewicz, M., Beitrag zur Anatomie der Pericystitis. Centralbl. f. d.
Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 178.
— Ueber Diagnose und Therapie der Cystitis. Nowiny lekarsk. 1896.
Nr. 4.
. Motz, B., Cystite ancienne rebelle; taille hypogastrique; curettage vésical :
guérison. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag 835.
. Nicolaier, Die Wirkung des Urotropins bei Cystitis. Der ärztl. Prakt.
Nr. 12.
2. Nicolaysen, L., Ueber Bacteriurie bei Enuresis diurna Deutsche med.
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 195.
— Bacteriuri som aarsez til Enuresis diurna. Norsk. Mag. f. Laegevid.
1896, Nr. 10.
. Noguès, P., u. Pasteau, O., De l'emploi du permanganate de potasse
dans la thérapeutique des affections vésicales. Ann. des mal. des org.
gen.-ur. Tom. XV, pag. 367. |
. Nogués, Anästhesirung der Blasenschleimhaut. Monatshefte f. prakt.
Dermatologie.
Oesterlen, O., Ueber den Durchbruch perityphlitischer Abscesse in die
Blase und in die übrigen Hohlorgane des Beckens. Inaug.-Diss. Berlin
1896.
2856 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgaue beim Weibe.
47. Pawlik, Blasenkatarrh. Med ch. Centralbl. Bd. XXXII, pag. 100.
48. Perrimond, E., Des abscès pelviens spontanément ouverts dans la vessie
chez la femmes (fistules tubo-vesicales) et en particulier de leur traitement.
These de Lyon, Nr. 141.
49. Polak, J. O., A case of bladder tuberculosis successfully treated by
Kelly’s method of direct medication. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X.
pag. 41.
50. Posner, C., u. Lewin, A., Untersuchungen über die Infektion der Harn-
wege. Üentralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII, pag.
406 ff. (Ausführliche Mittheilungen der Versuche über Infektion der Harn-
wege vom Darm aus, s. Jahresbericht Bd. VIII, pag. 290.)
51. Ramond, F., Behandlung der tuberkulösen Cystitis mit Injektionen von
sterilisirter Luft. Bull. méd. 3. Febr.; ref. Wien. med. Presse. Bd. XXXVIII,
pag. 308.
52. Roersch, De la pericystite. Ann. de la soc. med.-chir. de Liège. Febr.
ref. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 729.
58. Ross, J. F. W., Gonorrhoea and its control. Ann. of Gyn. and Ped.
Vol. XI, pag 93.
54. Rovsing, Th., Klinische und experimentelle Untersuchungen über die
infektiösen Krankheiten der Harnorgane. Berlin, O. Coblentz u. Ann. des
mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 897 ff.
55. Sawyer, W. H., Puerperale Cystitis. Med. age, Nr. 1.
56. Socin, Christ, Bräuninger und Hägler, Jahresbericht über die
chirurgische Abtheilung und die chirurgische Poliklinik des Spitals zu
Basel 1895. Basel, Werner Riehm 1896.
57. Solomin, P., Ueber lokales cirkumskriptes Amyloid der Harnblase. Prager
med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 3.
58. Szulc. M., Ein Beitrag zur Kasuistik der Atresia vaginae membranacea.
Inaug.-Diss. Greifswald.
99. Täanago, G., Beiträge zur Aetiologie der Cystitis. Rev. clin. Madrid 1895,
Nr. 8 ft.
60. Termet, A., La cavité de Retzius et sa pathologie. Arch. gen. de med.
de Paris; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1022.
61. Tucker, G., On the value of an early cystotomy in acute haemorrhagic
cystitis. Lancet 1896. 3. Oktober. (Guter Erfolg der Epicystotomie bei
akuter hämorrhagischer Cystitis )
62. Valentine, F.C., Improvements in the irrigation treatment of Gonorrhoea.
Med. Record. New York. Vol. LI, pag. 79.
63. Van Imschoot, Trois cas de chirurgie vesicale. Ann. de la Soc. Belge
de Chir. 1896, 15. Oktober.
64. Verhoogen, Behandlung der tuberkulösen Cystitis durch Sublimat-In-
Jektionen. La policlinique 1896; Centralbl. f. d. Krankheiten d. Harn- u.
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 256. |
65. Walls, Membranous cystitis. Path. Soc. of Manchester, Sitzung v. 14. IV.
Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1089.
Zunächst ist eine Reihe von Arbeiten über die klinische Be-
deutung der Cystitis anzuführen.
Blase. IT
Gujon (20) unterscheidet streng zwischen Infektion und Intoxi-
kation bei Retention von Harn in der Blase. Die Infektion besteht
in lokalen Veränderungen, die Intoxikation in allgemeinen, wobei Dys-
pepsie, Abmagerung etc. in erster Linie zu beachten sind. Infektion
ohne Intoxikation ist von günstiger Prognose; tritt bei bestehender In-
toxikation noch eine Infektion auf, so wird die Prognose im hohen
Grade ungünstig.
Escat (11) beschuldigt als Ursachen bartnäckiger Cystitiden beim
Weibe die Kürze der Harnröhre und die grössere Leichtigkeit einer
Infektion der Blase, sowie die mangelhafte Unterstützung der hinteren
Blasenwand, welche sich bei Alterationen der Genitalien immer zuerst
verlagert, dazu ferner die Häufigkeit der „irritable bladder“. Dazu
kommen die mannigfaltigen Einflüsse der Menstruation, welche durch
Erhöhung der Kongestion fast stets eine Verschlimmerung einer bestehen-
den Cystitis bewirkt, sowie die Einflüsse der Geburt, des Wochenbettes und
der häufigen entzündlichen und anderen Erkrankungen der inneren
Genitalien. In allen Fällen von hartnäckiger Cystitis sollte also —
auch in der Menopause — eine genaue Untersuchung der Harnröhre,
der Nieren und der Beckenorgane nach etwaigen Ursachen vorgenommen
werden und ausserdem sollte vor und während der Menstruation eine
eingreifende Untersuchung der Blase wegen der grösseren Empfindlich-
keit derselben grundsätzlich vermieden werden.
Unter den Mitteln, welche bei hartnäckigen Cystitiden, die den
gewöhnlichen therapeutischen Vornahmen gegenüber sich widerstands-
fähig zeigen, nennt Escat in erster Linie das Curettement der Blase
per urethram mit darauffolgender Drainage. Diese Methode ist besonders
bei Affektionen des Trigonum und geringer Empfindlichkeit angezeigt;
dagegen ist bei stärkerer Empfindlichkeit, bei bestehender Pyelonephritis,
bei Hämaturie und stärkerer Pyurie, ferner bei Infiltration der Blasen-
wandungen bis in die tieferen Schichten und bei allgemeiner Cystitis
das Verfahren kontraindizirt. Die Cystoskopie erlaubt die genaue Fest-
stellung der Indikation.
Hat das Curettement zu keinem genügenden Erfolg geführt, so
kommt die Sectio alta mit Tamponade und Drainage der Blase in Be-
tracht. Diese Operation giebt vielfach bessere und schnellere Resultate
als die Kolpocystotomie, jedoch müssen, um Erfolg zu erzielen, alle
verdächtigen Stellen mit Curette und Thermokauter zerstört werden.
In Fällen, wo die Niere mit erkrankt ist, ist die Sectio alta kontra-
iadizirt, weil die Kolpocystotomie eine längere Drainage erlaubt als die
Sectio hypogastrica und ausserdem besteht bei letzterer Operation
295 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
immer ein gewisser Grad von Stagnation des Harns im Grund der Blase,
was bei der Kolpocystotomie nicht der Fall ist. Dennoch stellt die
Sectio alta ein sebr wirksames Mittel zur Bekämpfung hartnäckiger
Cystitiden dar und ist auch in jenen Fällen, in welchen man doch noch
zur Kolpocystotomie greifen muss, eine gute Vorbereitung zur letzt-
genannten Operation. Diese ist die Operation der Wahl bei gleich-
zeitiger Affektion der Niere, in welchen Fällen eine viel längere Drai-
nage nothwendig ist. An sie haben sich etwa erforderliche Nierenope-
rationen anzuschliessen. Die Fistel ist zu schliessen, wenn die Blasen-
wandungen geheilt und die Nieren zur Ruhe gekommen sind. Da die
Sectio alta meist eine Besserung im Gefolge hat, kann man mittelst
derselben Zeit gewinnen, um schliesslich unter günstigeren Bedingungen
die Kolpocystotomie auszuführen.
Die Arbeit enthält eine Zusammenstellung von sieben Fällen von
Sectio hypogastrica und sechs Fällen von Kolpocystotomie mit ihren
Resultaten. In einem der letzteren Fälle musste die Nephrektomie an-
geschlossen werden. In drei Fällen von Kolpocystotomie war vorher
mit nicht genügendem Resultate die Sectio hypogastrica ausgeführt worden.
Finkelstein (14) erklärt das Zustandekommen der Cystitis bei
Säuglingen am häufigsten durch Eindringen von Mikroorganismen durch
die Harnröhre, was besonders bei Mädchen erleichtert ist; selten ist die
Einschleppung durch die Blutbahn, obwohl die Cystitis meist im An-
schluss an Allgemein-Erkrankungen auftritt. Die Ansiedelung der
eingedrungenen Mikroorganismen wird durch die noch nicht geregelte
Harnentleerung und das häufige Vorkommen einer Harnretention be-
günstigt. Als Symptome werden kolikartige Schmerzen, Fieber, Unruhe
erwähnt; im Harn treten Blasenepithelien, Eiweiss, Eiter- und Blut-
körperchen und von Bakterien namentlich B. coli commune auf. Die
Schleimhaut ist mehr oder weniger geschwollen und häufig mit Blut-
punkten besetzt. Der Harn bleibt stets sauer.
Garceau (15) berichtet über einen Fall von seit 20 Jahren be-
stehender gonorrhoischer Cystitis, in welchem eine längere Lokalbehand-
lung erfolglos geblieben war. In der Folge entwickelte sich eine
doppelseitige Ureteritis; der linke Ureter konnte von der Scheide aus
als verdickt gefühlt werden und ausserdem bestand der von Reynold
als für Ureteritis charakteristische Schmerzpunkt ein Zoll oberhalb der
Mitte des Poupart’schen Bandes. Die Ureteritis wird hier als Ur-
sache der Hartnäckigkeit der Cystitis angesehen, indem von den Ure-
teren aus immer wieder Reinfektion der Blase erfolgt. Die Blasen-
schleimhaut selbst zeigte einzelne Noduli.
Blase. 280
In einem weiteren Falle von akuter Nodularcystitis bei gleich-
zeiiger Endometritis und Anusfistel fand Garceau ein klaffendes
Oricium urethrae und erklärt daher die Cystitis als durch Infektion
von der Endometritis und Anusfistel aus entstanden. Schliessen nie
beiden Harnröhrenlippen und besteht keine Affektion der Nachbar-
organe der Blase, so kann eine bestehende Cystitis als durch descen-
dirende Infektion von der Niere aus angesehen werden. Garceau
erklärt deshalb auch die von Trumpp beobachteten Cystitiden des
Kindesalters (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 313) als durch Infektion
auf den Lymphwegen entstanden. In einem weiteren Falle von Cys-
Us mit intermittirender Hämaturie ist die Entzündung wohl auf einen
Nierenstein zurückzuführen; ein solcher konnte allerdings mittelst der
Röntgen-Photographie nicht nachgewiesen werden, aber ein kleinerer
Stein kann sich dem Nachweise entziehen.
Für die Diagnose der Cystitis, ob sie eine primäre oder eine durch
descendirende Infektion hervorgerufene sekundäre ist, hält demnach
Garceau die Kystoskopie und die Ureteren-Katheterisation für sehr
werthvoll; besonders bei chronischen hartnäckigen Cystitiden sollte sie
stets vorgenommen werden, besonders wenn der Zustand der Blase eine
Kystotomie zu erfordern scheint. Bei akuter Cystitis sind diese Me-
thoden nicht nöthig, ausser wenn Verdacht auf Tuberkulose besteht
is. ferner Pyonephrose und Steinniere).
In der Diskussion empfiehlt Cushing eine keilförmige Excision
unterhalb der Harnröhre, um diese wieder schlussfäbig zu machen und
Cumston spricht sich bei hartnäckiger Cystitis für die Kolpocysto-
tomie aus.
An der Hand von fünf weiteren Fällen von Cystitis warnt
Garceau (16) davor, sich mit der einfachen Diagnose „Cystitis“ zu
begnügen und empfiehlt dringend die Kystoskopie, weil je nach dem
lokalen Befunde die Therapie verschieden sein muss. Von den fünf
mitgetheilten Fällen betrifft der erste eine Cystitis nodularis, bei welcher
die Stellen, wo die Knötchen sich in Gruppen angehäuft fanden, mit
Silbernitrat in Pulverform geätzt wurden. In zwei Fällen handelte es sich
wahrscheinlich um gonorrhoische Cystitis mit Ulcerationen am Orificium
internum und am Blasenhalse; in dem einen dieser Fälle wurde wegen
hochgradiger Empfindlichkeit und gleichzeitiger Urethritis die Kolpokysto-
tomie mit sehr gutem Erfolge ausgeführt; im zweiten Falle genügte
Aetzuug der Ulcerationen mit Silbernitrat in Pulverform. Im vierten
Falle waren oberflächliche Ulcerationen der Blasenschleimhaut vor-
tanden, die mit 10°joiger Silbernitratlösung geätzt wurden. Der fünfte
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 19
3%) Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weihe.
Fall endlich betrifft eine Kranke mit Uteruscarcinom und schweren
Reizerscheinungen der Blase; die Aetzung sekundärer Carecinomknötchen
im Trigonum brachte auch hier palliativen Erfolg.
Grandcourt und Gu&pin (18) verstehen unter „falscher“ Cystitis,
wenn bei intakter Blase die drei Hauptsymptone der Cystitis, Harn-
drang, Schmerzen und Pyurie vorhanden sind. Die Passage septischen
Eiters und die Anwesenheit pathogener Keime reicht nicht immer hin,
um Entzündung der Blase hervorzurufen. Reizung der Blase kann
bewirkt sein durch Erkrankungen der Nieren, der Harnleiter, der
Harnröhre, ferner durch pericystische und periurethrale Erkrankung,
durch Nervenkrankheiten, Diathesen und Intoxikationen. Eine Lokal-
behandlung bei „falschen Cystitiden“ ist kontraindizirt und die Behand-
lung muss auf Beseitigung der Ursache gerichtet sein.
Nach Leidi&’s (33) Untersuchungen präexistiren Pyin und Mucin
weder im Serum noch in den Eiterzellen, sondern aus letzteren bildet
sich bei ammoniakalischer Zersetzung eine schleimige Masse, die aus
Nucleoalbuminen, nicht aus Mucin, besteht. In Eiterharnen treten bei
ammoniakalischer Gährung alle Stufen der Eiweisszersetzung bis zu
Pyin — einem Alkali-Albuminat — auf. Das Mucin des sauren Harns
hesteht aus gefällten Globulinen.
Kelly (31) bespricht in einem Vortrage die verschiedenen Arten
der Pyurie und erwähnt als urethrale Pyurieen die Vereiterung der
Skene’schen Drüsen, die Urethritis und Ulcerationen und die sub-
urethralen Abscesse; ferner als vesikale Pyurien die eitrige Cystitis und
Trigonitis (eine barbarische Wortbildung! Ref.), Fremdkörper und Ulcera-
tionen. Zu den vesikalen Pyurien gehören auch diejenigen Eiterungen,
die durch Durchbruch aus der Umgebung der Blase in dieselbe ent-
stehen, z. B. durch Durchbruch von Tubarabscessen, Ovarialdermoiden,
Extrauterin-Schwangerschaften, Hüftgelenks- und Psoasabscessen, Wurm-
fortsatz - Abscessen, Intestinalfisteln und Uteruscarcinomen. Für die
Diagnose aller dieser Zustände rühmt Kelly die von ihm angegebene
Methode der direkten Blaseninspektion, ebenso aber auch für die Diagnose
der Eiterungen aus den oberen Harnwegen, welche durch Inspektion
der Harnleitermündungen und direkte Katheterisation der Ureteren er-
kannt werden können. Als solche werden genannt die tuberkulösen Er-
krankungen mit ihrer entzündlichen Area um die Uretermündung herum,
die Ureterabscesse hinter Strikturen, die Pyonephrosen, die Nieren-
tuberkulose und die Nierensteine, zu deren Erkennung wieder das früher
veröffentlichte Verfahren der Einführung mit plastischem Wachs über-
zogener Katheter empfohlen wird.
Blase. l 291
Ehrlich (10) beobachtete eine am 11. Tage des Wochenbettes
akut auftretende septische Cystitis, die sich in der Folge auf das
Nierenbecken ausbreitete. Das Wochenbett war in den ersten 11 Tagen
ohne Störung verlaufen und ein Katheter scheint nicht eingeführt
worden zu sein; die inneren Genitalien waren frei von Entzündung.
Die Behandlung bestand in innerer Darreichung von Natriumbenzoat,
Chinin und Borsäure. Heilung.
Ross (53) glaubt, dass viele Fälle von Cystitis im \WVochenbett,
welche gewöhnlich auf Kompression und Verletzung der Blase während
der Geburt zurückgeführt werden, vielmehr auf gonorrhoischer Infektion
beruhen.
Sawyer (55) räth zur Vermeidung einer Cystitis bei Wöchnerinnen
vor dem Einführen des Katheters die Vulva gut abzuseifen und zu
desinfiziren und den Introitus vaginae durch aseptische Gaze zu
schliessen. Zum Katheterisiren soll ein ausgekochter elastischer Katheter
verwendet werden. Bei bereits bestehender Cystitis soll die Blase mit
Borsäure-Kaliumpermanganat- oder Sublimatlösung (1 : 30000) aus-
gespült werden.
Harovitz (24) empfiehlt bei der akuten gonorrhoischen Cystitis
auser Bettruhe und den Narcoticis warme lokale Bäder, innnerlich
Salol, Natriumsalicylat oder Natriumbenzoat, allenfalls Balsamica.
Nach Besserung der akuten Symptome soll der etwaige Residualharn
durch Katheter entleert und ca. 90 g einer lauwarmen 1°/oigen Silber-
nitratlöeung injizirt werden.
Lindholm (34) berichtet über einen Fall von echter Blasen-
gonorrhoe bei einem 19jährigen Mädchen, in dessen Harn sich Gono-
kokken in Reinkultur fanden. Die Blase erwies sich bei der cysto-
:kopischen Untersuchung stark geröthet und zeigte einige oberflächliche
Substanzverluste.e Heilung durch Instillationen von Lapislösungen (1°'o)
und Borwasser-Spülungen.
Walls (65) beschreibt zwei Fälle von „membranöser Cystitis“
in Folge von Retroversio uteri gravid. In beiden Fällen wurden
Membranen ausgestossen, und in einem Falle zeigte die Membran
zahlreiche Reste von Muskelgewebe. Es handelte sich demnach um
Nekrose der Blasenschleimhaut und eines Theils der Muskularis, nicht
um „diphtberitische‘‘ oder „croupöse“ Cystitis, wie Walls meint.
Delbanco (9) hebt die Bedeutung der von Brunn’schen Epithel-
nester für die Entstehung der cystösen Cystitis und Ureteritis hervor,
indem er in zwei Fällen fand, dass die aktive Wucherung des Epithels
den ganzen Prozess beherrschte, während dem Bindegewebe keine s0
19*
292 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
massgebende Rolle zugeschrieben wird, wie dies von Seiten Aschoff’s
geschehen ist. Der parasitäre Ursprung der Affektion wird zurückgewiesen.
Hieran schliessen sich die Arbeiten über die Aetiologie der
Cystitis.
Melchior (35) kommt am Schlusse einer eingehenden Abhand-
lung über Urininfektion und Cystitis zu folgenden Schlüssen : Eine jede
Cystitis ist durch Mikroben bedingt — von seltenen Vergiftungen durch
chemische Stoffe abgesehen. Im Allgemeinen enthält der Cystitis-Harn
nur eine Spezies in Reinkultur, gewöhnlich in kolossaler Menge. Der
häufigste hierbei gefundene Bacillus ist das Bacterium coli commune;
es ist pyogen und infektiös und von sehr verschiedener Virulenz. In
der Harnröhre und Scheide sind häufig pathogene Keime, welche beim
"Eindringen in die Blase Cystitis erzeugen können. Die Keime allein
erzeugen keine Cystitis, sondern die Blase muss vorber durch dispo-
nirende Momente, besonders Retention und Trauma, die aber für sich
keine Cystitis bewirken können, empfänglich gemacht sein; nur der
Proteus Hauser hat vermöge seiner intensiven harnstoffzersetzenden
Eigenschaft die Fähigkeit, beim blossen Eindringen in die Blase, Cystitis
hervorzurufen. Auf den schon bestehenden Läsionen und auf der Be-
schaffenheit des Substrates in Verbindung mit den Eigenschaften des
Bakteriums, besonders der Virulenz, beruht die verschiedene Natur der
Cystitis. Bei jeder Cystitis enthält der Harn Eiterkörperchen, selbst
wenn nichtpyogene Keime eingedrungen sind. Die Existenz einer katar-
rhalischen Cystitis ist zweifelhaft. Die Mehrzahl der Cystiden
sind sauer und die Ammoniurie ist gewöhnlich von untergeordneter,
sekundärer Bedeutung; manchmal kann sie aber eine Bedingung für
das Zustandekommen einer Cystitis sein. Eine sauere Cystitis kann
ausser vom Tuberkelbacillus von Colibacillen, Streptococcus pyogenes,
Typhusbacillen, Gonokokken herrühren. Giebt der steril entnommene
Harn auf gewöhnlichen Nährböden beim Plattenverfahren keine Kul-
turen, so spricht dies für Tuberkulose. Es giebt eine echte gonor-
rhoische Cystitis, durch den Gonococeus selbst hervorgerufen.
Das Harnfieber entsteht theils durch Uebergang der Harn-Mikroben
ins Blut, theils häufiger durch Absorption der im Harn gelösten Bak-
teriengifte. Zur Prophylaxe einer Cystitis muss man nicht nur einer
vollkommenen Asepsis des Orificium urethrae sicher sein, sondern auch
Bromwasserspülungen der Harnröhre selbst vornehmen. Bei der lokalen
Behandluug der Cystitis wird Silbernitrat das souveräne Mittel sein.
Auf einem völlig anderen Standpunkte steht Rovsing (54), der
in einer neuen ausführlichen Arbeit (s. ausserdem Jahresbericht Bd. IV,
Blase. 293
pag. 659) eine Reihe neuer Untersuchungen veröffentlicht und zu folgen-
den Schlüssen kommt: Es giebt eine katarrbalische, nicht-suppurative
Affektion der Schleimhäute in den Harnwegen, die von einem ammonia-
kalischen, durch nicht-pyogene, harnstoffzersetzende Mikroben hervor-
gerufenen Zustand des Harns herrührt. Jede pyogene Mikrobe kann
eine suppurative Cystitis hervorrufen, wenn sie entweder in eine Ver-
letzung der Schleimhaut eingeimpft oder metastatisch in dieselbe ab-
gelagert wird, aber die grosse Mehrzahl der Cystitie-Fälle wird durch
harnstoffzersetzende pyogene Mikroben verursacht. Es ist dies eine
Folge davon, dass die Urethra normaliter und noch mehr in patho-
logischen Zuständen solche Mikroben beherbergt und dass das Ver-
mögen dieser Mikroben, den Harn in eine ammoniakalische reizende
Flüssigkeit zu verwandeln, sie in den Stand setzt, vom Harn aus
eine bisher gesunde Schleimhaut anzugreifen, ein Vermögen, welches
nach den bisherigen Untersuchungen andere pyogene Mikroben, jeden-
falle die Colibacillen nicht zu besitzen scheinen, denn eine von den
harıstoffzersetzenden Mikroben verursachte primäre Pyelonephritis ist
fast stets mit Cystitis komplizirt, während bei den Colibacteriurien und
Colipyeliten dies nicht der Fall ist. Das Bacterium coli ist die am
häufigsten in den Harnwegen getroffene Mikrobe und sie kommt dahin
in der Regel auf dem Blutwege. In den meisten Fällen von Bac-
teriurie ist die Infektion gutartig, so zu sagen unschädlich; das
B. coli ruft meistens eine leichte, gutartige Pyelitis hervor, in seltenen
Fällen veranlasst es eine Cystitis und Nephritis, wenn es auf dem
Blutwege in der Blasenschleimhaut oder im Nierengewebe abgelagert
wird. Vom Harn aus dagegen scheint es die Niere oder Blase nicht
angreifen zu können, auch nicht wenn Verletzungen oder Retention
vorhanden sind. Die Häufigkeit wie die Gutartigkeit ist dadurch zu
erklären, dass stets der Darm eine unendliche Menge von Colibacillen
enthält, welche in der Regel nicht nennenswerth pathogen sind. Aus-
nabmeweise kann es in höherem Grade virulent sein, und es ist wahr-
scheinlich, dass in solchen Fällen die eingedrungenen Oolibacillen nicht
dem Kranken selbst angehörten, sondern dass eine fremde, besonders
viralente Form eingedrungen ist. Rovsing theilt also die Ansicht
der Guyon’schen Schule, dass das B. coli der gefährlichste Feind der
Harnorgane sei, nicht, ja er ist sogar geneigt zu glauben, dass zwischen
den Colibacillen und gewissen pyogenen Keimen ein Antagonismus be-
stebt und dass die Colibacillen sogar eine heilbringende Rolle bei Ent-
zündungen der Harnwege spielen können, indem sie die bösartige In-
fektion in eine gutartige verwandeln.
294 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Melchior (36) betont gegenüber der Auffassung von Rovsing
die Bedeutung der Colibacillen für die Infektion der Blase und ent-
kräftet die von Rovsing vorgebrachten Einwürfe Zugleich weist
Melchior nach, dass die ammoniakalische Zersetzung des Harns bei
Cystitis von untergeordneter Bedeutung ist und dass die saueren Cysti-
tiden an Häufigkeit die ammoniakalischen überwiegen.
Faltin (12) unterwarf die von Wreden angestellten Versuche
über die Verletzung der Rektal-Wand und Eindringen der Colibacillen
von hier aus in die Blase einer Nachprüfung und kommt zu dem Er-
gebnisse, dass die Bakterien vom Darm aus direkt in die Blase durch-
wandern können, dass jedoch diese Infektionsart nicht wie Wreden
annimmt häufig, sondern nur sehr selten zu Stande kommt.
Hogge (27) beobachtete acht Fälle von Bakteriurie nach voraus-
gegangener Cystitis und Urethro-Cystiiis. Der Harn war in sechs
Fällen sauer und in fünf Fällen von fötidem Geruche. In allen
Fällen war nur eine Bakterienart nachzuweisen, und zwar durchaus
nicht immer das Bacterium coli. Lokale Beschwerden waren niemals
vorbanden. In therapeutischer Beziehung werden innerlich das Salol,
lokal Spülungen von Sublimat (1:20000) oder Silbernitrat (1 : 1000)
empfohlen.
Während nach M arfan’s Beobachtungen bei gonorrhoischer Vulvo-
vaginitis die Urethra nach oben meist nicbt überschritten wird, be-
tont dagegen Hutinel (30) die Möglichkeit des Ueberschreitens der
Urethra durch Colibacillen, welche bei Enteritis und Proktitis in die
Blase gelangen. Da nun in solchen Fällen in Folge der Diarrhöen
die Diurese abnimmt, stagnirt der Harn in der Blase und die Bak-
terien können sich in der Blase ansiedelu. Die Behandlung dieser
Form der Cystitis bestand in Ausspülungen mit Kaliumpermanganat
(0,5 Olai und gleichzeitiger Behandlung der Enteritis.
Nicolaysen (42, 43) fand bei vier Fällen von Enuresis diurna
bei Kindern — lauter Mädchen — die Cvlibacillen in Reinkultur.
Er glaubt nicht an ein Zugrundeliegen eines Blasenleidens, weil die
lokale Behandlung der Blase — auch bei zweien seiner Fälle — kein
Verschwinden der Bakterien aus dem Harn bewirkt. Der Rovsing-
schen Anschauung, dass solche Fälle möglicherweise auf ein kleines
Nierenkonkrement zurückzuführen sind, steht Nicolaysen nicht ablelı-
nend gegenüber.
Tänago (59) fand bei der bakteriologischen Untersuchung unter
elf Fällen von Cystitis dreimal Colibacillen in Reinkultur, zweimal
einen gelben Coccus longus, je einmal den Proteus, den Gonococcus,
Blase. 295
den Diplococcus liquefaciens und einen pathogenen Bacillus longus.
Der Proteus hatte die schwerste Cystitis-Form hervorgerufen. Die
Mikroorganismen können aus der Harnröhre, den weiblichen Genitalien,
den Nieren und dem Darmkanal in die Blase eindringen.
Brodmeier (7) wies im Gegensatz zu den Leube’schen Unter-
suchungsresultaten nach, dass der Proteus Hauser den Harnstoff in
energischer Weise ammoniakalisch zu zersetzen im Stande ist.
Posner und Lewin (50) berichten über die bakteriologischen
Untersuchungen von 22 Cystitis-Fällen, die gemeinsam mit P. F. Richter
ausgeführt worden sind. Unter den untersuchten Fällen fanden sich
drei Frauen; in zwei Fällen wurde der Proteus vulgaris iu Reinkultur
nachgewiesen, und zwar in einem Falle von Carcinoma uteri und in
einem Falle von Blasenlähmung durch Myelitis. Im dritten Falle
(Typhusrekonvalescentin mit geringgradiger Cystitis) fanden sich der
Staphylococcug pyogenes aureus und der Diplococcus subflavus.
In folgenden Arbeiten wird die Therapie der Cystitis be-
sprochen.
Assmuth (2) adoptirt für die Cystitis die Eintheilung von
Rovsing (s. Jahresbericht Bd. IV, pag. 659) und unterscheidet dem-
nach eine katarrhalische, eine eitrige und eine tuberkulöse Cystitis, je
nachdem die infizirenden Mikroorganismen bloss harnstoffzersetzend oder
zugleich Eiterung erregend sind. Eine Unterscheidung der gonorrhoi-
schen Cystitis als besondere Form erkennt er nicht an, weil er bei
dieser Cystitis die Hauptursache nicht dem Gonococcus sondern anderen
Eiterung erregenden Kokken zuschreibt. Was die Blasenausspülunugen
betrifft, so sind diese bei der katarrhalischen Cystitis wegen des
raschen, gutartigen Verlaufes, bei der tuberkulösen wegen der Schmerz-
haftigkeit der Blase kontraindizirt, aber auch die eiterigen Cystitiden
erfahren sehr häufig durch die Blasenspülungen keine Besserung, ja
häufig sogar eine Verschlimmerung, besonders dann, wenn die oberen
Harnwege affızirt sind. In diesem Falle und bei allen schmerzhaften
Cystitiden sind die Spülungen daher kontraindizirt. Bedingt indizirt
sind sie bei eitriger Cystitis ohne grosse Intoleranz der Blase gegen
Dehnung, aber auch hier nie im Initialstadium. Unbedingt indizirt
sind sie nur da, wo in Fällen kompleter Retention der Katheter nicht
mehr im Stande ist, dem Kranken ein erträgliches Dasein zu schaffen.
Jedenfalls ist aber eine kritiklose Anwendung der Blasenspülungen bei
Cystitis nicbt entschieden genug zu verurtheilen.
Valentin (62) führt Injektionen in Blase und Harnröhre bei
Frauen mit demselben Apparat wie bei Männern aus; derselbe besteht
296 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
ausser Irrigator und Schlauch aus einem Quetschhahn und einer von
einem glockenförmigen Glasschild bedeckten Spitze. Zuerst muss mit
den Fingern die Vulva zugänglich gemacht werden und hierauf sind
Scheide und Vulva gut aus- und abzuspülen; das Mundstück ist sodann
lose in das Orificitum externum einzuführen, so dass zunächst ein Rück-
fluss möglich ist und dann erst wird das Mundstück weiter in die
Harnröhre vorgeschoben. Der Sphinkter giebt hierbei nach und die
Flüssigkeit fliesst in die Blase ein. Schliesslich soll die Patientin die
eingedrungene Flüssigkeit selbst erfitleeren. Bei sehr empfindlichen
Harnröhren ist Kokainisirung nothwendig.
Bloom (5) empfiehlt zu Blasenspülungen bei Cystitis Kalium-
permanganat oder Acetanilid, letzteres in !/2°joiger Lösung.
Haggard (23) wendet zu Blasenspülungen bei Cystitis sterilisirte
Kochsalzlösung, bei alkalischer Gährung Borsäure, Salicylsäure oder
Silbernitrat an. Alle Spülungen werden am besten mit dem Kystoskop
vorgenommen. In besonders hartnäckigen Fällen empfiehlt er die An-
legung einer Blasenscheidenfistel.
Faulds (13) beobachtete zwei Fälle von Harndrang und Dysurie
bei völlig normalem Harn und ohne dass eine palpable Ursache für
die Funktionsstörung gefunden werden konnte, Um die Blase völlig
ruhig zu stellen wurde nach Dilatation der Urethra in diese ein Borlint-
Docht zur permanenten Drainage eingeführt und dadurch der Zustand
beseitigt.
Guitéras (19) empfiehlt bei akuter gonorrhoischer Cystitis Bett-
ruhe, alkalische Diuretica, Desinficientien, Antispasmodica und Sitz-
bäder, ferner Spülungen mit sehr verdünnter Silbernitratlösung (be-
ginnend mit 1:16000), oder wenn diese nicht ertragen werden Instilla-
tionen mit Silbernitrat, mit 1:1000 beginnend und bis 1:50 steigend.
Bei chronischer Cystitis fand er ebenfalls Silbernitratspülungen von
1:2000 bis 1:500 am erfolgreichsten.
Bei Blasentuberkulose empfiehlt Guit&ras in erster Linie allge-
meine roborirende und tonisirende Behandlung.
Harrison (25) verwendet bei gonorrhoischer Cystitis Blasen-
spülungen mit Kaliumpermanganat, Sublimat oder Silbernitiat und lässt
die letzte Portion nicht durch den Spülkatheter abfliessen, sondern von
selbst entleeren, damit auch die Urethra rein gespült werde. Bei anderen
Cystitiden benützt er besonders Borsäure oder Silbernitrat zu Aus-
spülungen, legt jedoch zugleich grossen Werth auf die Zufuhr von
mikrobiciden Mitteln per os, welche durch die Niere ausgeschieden
\
Blase. 297
werden, so ausser den Balsamicis besonders Borsäure, Magnesiumboro-
citrat, Natriumsalicylat mit Natriumbenzoat, auch Natriumbyposulſt.
Noguès und Pasteau (44) verwerfen bei infektiöser Cystitis
den weitgehenden Gebrauch des Kaliumpermanganats zu Spülungen,
welcher seit der allgemeinen Empfehlung von diesem Desinficiens bei
gonorrhoischen Affektionen gemacht wird. An desinfizirender Kraft
steht das Kaliumpermanganat dem Silbernitrat weit nach, welch letzteres
von der Guyon’schen Schule in zwei Konzentrationen (0,1°/o und
0,20/0) gebraucht wird. Die schwächere Lösung dient meist zur Pro-
phylaxe einer Infektion, nach diagnostischen und therapeutischen Ein-
griffen an der Blase, die stärkere wird bei schon bestehender Infektion
angewendet. Auftretende Schmerzen sind meist nicht auf die Konzen-
tration der Lösung, sondern auf die zu starke Dehnung der Blase
zurückzuführen. Dennoch kann auch das Kaliumpermanganat bei
Cystitiden gute Dienste leisten, weil es thatsächlich die Blase weniger
reizt als das Silbernitrat, ganz besonders ist es in solchen Fällen vor-
zuziehen, wenn das Silbernitrat eine Desquamation der Blasenepithelien
hervorruft. Auch ist es brauchbar, wenn nach länger fortgesetzten
Sibernitratspülungen ein Aussetzen dieses Mittels und Ersetzen durch
ein anderes Desinficiens wünschenswerth erscheint.
Nogués (45) empfiehlt zur Anästhesirung der Blasenschleimhaut
bei Behandlung mit Argentum nitricum das auf der Klinik von Guyon
gebräuchliche Anästhesirungsverfahren anzuwenden, wonach vor und
nach der Silbernitratanwendung 100 g einer 5°/oigen Antipyrinlösung
injizirt werden.
Pawlik (47) empfiehlt bei akuter Cystitis Ichthyolausspülungen
der Blase und äussere Applikation von Ichthyol-Vaselin-Lanolin (30/0).
Die Ausspülungen werden anfangs mit !/s°ioigen wässerigen Ichthyol-
lösungen gemacht. Bei chronischer Cystitis wurden 1°Joige Ichthyol-
lösungen verwendet.
Bozeman (6) empfiehlt neuerdings bei schwerer chronischer
Cystitis und bei Blasenblutungen die Kolpocystotomie, beziehungsweise
die Kolpo-Uretero-Cystotomie, wenn Ureter und Nierenbecken miterkrankt
sind. Besonders glaubt er, dass bei früher Ausführung der Operation
ein Fortschreiten der Entzündung auf den Ureter verhütet wird. Eine
Reibe von Fällen, in denen die Operation vortreffliche Erfolge erzielte,
wird mitgetheilt. Zur Offenhaltung der Blase empfiehlt Bozeman die
Excision eines runden Stückes aus dem Septum vesico - vaginale.
Hierauf wird mittelst eines von Bozeman konstruirten Loft Wasser,
Irrigators eine permanente Drainage eingeleitet. Der Schluss der
k
298 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
angelegten Fistel endlich gelingt unter Anwendung der Bozeman ’schen
Knopfoath. Von 13 so operirten Fisteln gelang der Schluss in acht
Fällen durch die erste Operation.
Motz (40) beschreibt einen von Guyon durch Sectio alta und
Curettement geheilten Fall von seit acht Jahren dauernder Cystitis,
welche den verschiedensten Behandlungsarten Widerstand geleistet hatte.
Die Cystitis war eine fungöse und zwar sassen die Fungositäten beson-
ders in der Gegend des Trigeonum. Zur Ausführung der Sectio alta
bediente sich Guyon wegen der Intoleranz der Blase gegen Flüssig-
keiten eines Katheters, der an der Spitze mit aufblähbarem Gummi-
ballon versehen war. Dieser Apparat wird von Noguès näher
beschrieben.
Van Imschoot (63) führte in einem Falle von hartnäckiger,
seit zwei Jahren bestehender Cystitis, die weder gonorrhoischen noch
tüuberkulösen Ursprungs war, die Kolpocystotomie aus, worauf die
Cystitis rasch und dauernd heilte. Die Blasenfistel wurde nach Sims
zum Schluss gebracht. l
Cumston empfiehlt nach einem Berichte von Hunt (29) bei
akuter Cystitis Bettruhe, Milchdiät, alkalische Wässer, ferner Buchu-
Extrakt, Natriumbenzoat mit Salol oder Natriumsalicylat und Chloro-
formwasser.
Nicolaier (41) empfiehlt bei infektiößsen Erkrankungen der Harn-
wege, besonders bei Cystitis, den inneren Gebrauch des Urotropin's.
Die mittlere Dosis beträgt 0,3—0,5, die höchste Tagesdosis nicht mehr
als 1,2 g. Ammoniakalische Zersetzung des Harus wird besonders
rasch und wirkungsvoll beeinflusst. Das Mittel soll die Mikroorganismen
nicht tödten aber ihre Entwickelung hemmen.
Ueber Pericystitisund sekundäre Cystitis handeln folgende
Arbeiten.
Perrimond (48) empfiehlt bei Durchbruch paravesikaler Ab-
scesse in die Blase, besonders bei solchen, die von den Adnexen aus-
gehen, die Eröffnung der Abscesse von der Scheide aus mit Drainagirung
der Höhle. Gewöhnlich schliesst sich hierbei der in die Blase gehende
Fistelgang sehr schnell. In Fällen, wo keine Heilung eintritt, kann ver-
sucht werden, die Fistel nach vorderer Kolpotomie zugänglich zu
machen und zu schliessen. Schlägt auch dieses Verfahren fehl, so ist
die vaginale Uterusexstirpation gerechtfertigt. Die Behandlung von der
Blase und besonders von Abdomen aus giebt erheblich schlechtere
Resultate. Werden solche Abscesse nicht behandelt, so pflegen sie
nicht auszuheilen, sondern veranlassen meist eruste sekundäre Störungen.
u wei w
Blase. 299
Öesterlen (46) verwirft bei Durchbruch perityphlitischer Ab-
scesse in die Blase die Blasenspülungen, weil durch Dehnung und Dis-
lokation der Blase die schon gebildeten Verklebungen zerrissen werden
können.
Beach (4) berichtet über eine 62 jährige Frau mit den Erscheinungen
einer schweren Cystitis, bei welcher in der Gegend der linken Arti-
culatio sacroiliaca ein Tumor gefunden wurde. Bei der Laparotomie
fand sich, dass dieser Tumor, dessen Wandungen verkalkt waren,
sowohl mit der Blase als mit dem Darme ca. zwei Fuss oberhalb des
Coecum’s kommunizirte Nach Exstirpation des Tumors wurden Blasen-
und Darmwunde durch die Naht geschlossen. Heilung. Da die
Untersuchung der Innenwand der Cyste Darmepithel erkennen liess,
wurde der Tumor für ein Meckel’sches Divertikel, dass mit der Blase
verklebt und in sie durchgebrochen war, erklärt.
Heydenreich (26) fand in einem Falle von Pyurie bei
digitaler Untersuchung der Blase nach Harnröhrendilatation eine
periuterine Abscesshöhle, die dann von der Scheide eröffnet wurde, Er
empfiehlt daher bei gewissen Uterus-Erkrankungen die innere Betastung
der Blase.
Le Gendre (32) berichtet über einen Fall von Durchbruch einer
Dermoideyste des Ovariums in die Blase, der unter Erscheinungen
schwerer Cystitis und Pericystitis sich vollzog und schliesslich mit
Ausstossung von dermoiden Massen und Haarbündeln vor sich ging.
Heilung durch Exstirpation der Cyste und Naht der Blase.
Misiewicz (38) berücksichtigt bei seiner Besprechung der Peri-
cystitis fast ausschliesslich die Verhältnisse beim Manne. Er unter-
scheidet eine echte Pericystitis, die durch Veränderungen in der Blasenwand
selbat sich charakterisirt, und eine Pericystitis spuria, welche von den
Nachbarorganen der Blase ausgeht. Die erstere Art entsteht entweder
durch eitrige Entzündung des Peritoneal-Ueberzuges oder durch sub-
peritoneale Abscedirung. In chronischen Fällen kommt es zu Hyper-
trophie und Verdickung des Peritoneums oder zur Bildung faserig-
fettiger oder käsiger Degeneration (production fibro-lipomateuse Guyon).
Auch die Tuberkulose kann zu fibrinös fettiger Degeneration des
Bauchfell-Ueberzugs führen.
Die Pericystitis spuria verbreitet sich von ähnlichen Vorgängen in
den Nachbarorganen auf die Blase, besonders von den inneren Geni-
talien aus, Hierher gehört auch die Pericystitis, welche im Gefolge von
Blasenkatarrhen auftritt und die zu adhäsiver Entzündung, Sklerosirung
der Wände, Verwachsungen mit dem Peritoneum und den Nachbar-
300 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
organen führt und Bewegungen, Kapacität und Dehnungsvermögen der
Blase beeinträchtigt.
Roersch (52) beschreibt einen Fall von primärer Cystitis, dessen
Veranlassung eine noch nicht völlig incarcerirte Inguinalhernie war.
Wahrscheinlich bildete ein Theil der Blase mit den Inhalt der Hernie
und die dadurch bewirkte passive Hyperämie die Veranlassung zur
Entstehung der Pericystitis nach Reposition des Bruches. Die Symptome
bestanden in Schmerzen, Dysurie und häufigem Harndrang; der Harn
war anfangs völlig klar, aber nach kurzer Zeit stellten sich auch
Symptome einer eiterigen Cystitis ein. Von der Scheide aus wurde
ein Exsudat gefühlt, welches auf Druck sehr empfindlich war, und
den ganzen Blasengrund sowie auch die Harnröhre in ihrem ganzen
Umfang ungab. Die Cystitis wurde zuerst mit Sublimat-Instillationen,
dann mit Sublimatspülungen und schliesslich mit Silbernitrat-Instilla-
tionen, die Pericystitis mit heissen Scheidenspülungen und Ichthyoltam-
pons behandelt. Allmählich trat Resorption des Exsudates und Hei-
lung ein und auch die Cystitis schwand.
Termet (60) beschreibt einen tödtlich verlaufenen Fall von Ver-
eiterung des prävesikalen Raumes, wobei sich der Eiter bis zum Nabel
und nach seitwärts um die Blase herum den Weg gebahnt hatte. Bei
der Eröffnung des Abscesses entleerte sich Harn und Eiter. Die
Kranke hatte seit längerer Zeit an eiteriger Cystitis gelitten. Von einer
Verletzung der Blase oder Harnröhre wird weder bei Beschreibung der
Operation noch im Sektionsbefunde etwas erwähnt.
Solomin (57) beschreibt einen Fall von lokalem Amyloid
der Harnblase bei einer 73jährigen Frau, die an Arteriosklerose
und chronischer Nephritis gestorben war. Die Infiltration der Blase
war handtellergross, umfasste die ganze Hinterwand und die beiden
Seitenwände, besonders die rechte, und reichte vom Blasenscheitel
bis zum Trigonum, wo sie, !/scm von der Harnröhre entfernt, endigte.
Die Schleimhaut war in diesem Gebiete geröthet, verdickt und in der
Mitte erodirt. Die Amyloidsubstanz, welche besonders die Submukosa
und Mukosa einnahm, gab die charakterischen Reaktionen. Die Mus-
kularis war nur theilweise miterkrankt, das perivaskuläre Zell- und
Fettgewebe dagegen frei. Das Epithel erwies sich nur als verdickt,
an einigen Stellen fehlend. In der Umgebung des Infiltrats waren
entzündliche Veränderungen nachweisbar, überhaupt waren die übrigen
Wände der Blase Sitz einer mässigen Cystitis. Endlich fanden sich
in dem Lumen von Lymphgefässen, die noch deutlich erkennbares Endo-
thel erhielten, homogene Massen eingelagert. Aetiologisch glaubt So-
Blase. SIM
lomin die Erkrankung auf entzündliche Vorgänge zurückführen zu
dürfen, wobei der allgemeine Marasmus und das hohe Alter wohl mit-
gewirkt haben. Der Fall ist deshalb von hohem Interesse, weil eine
lokale Amyloiderkrankung der Blase bisher nicht beschrieben worden ist.
Die folgenden Arbeiten haben die Tuberkulose zum Gegen-
stande (e, dazu auch Nierentuberkulose).
Meyer (37) theilt den Sektionsbefund eines Falles von Blasen-
tuberkulose mit aufsteigender Infektion des Ureters und der rechten
Niere mit. Zugleich war tuberkulöse Salpingitis und Durchbruch eines
tuberkulöeen Geschwürs in einen parametritischen Eiterherd mit ab-
gesackter tuberkulöser Pelveoperitonitis vorhanden. Ausserdem werden
17 Fälle von Genitaltuberkulose mitgetheilt, in denen fünfmal auch die
Harnorgane ergriffen waren, und zwar dreimal die Nieren, einmal die
Blase und einmal Blase und Urethra.
Bryson (8) empfiehlt in Fällen, wo es sich um Nachweis von
Tuberkelbacillen im Harn handelt, besonders den Residualharn zu unter-
suchen, in welchem die Bacillen in weitaus grösserer Anzahl vorhanden
sind, als in dem spontan gelassenen Harn.
Guyon (21) befürwortet bei tuberkulöser Cystitis zunächst die All-
gemeinbehandlung mittelst kräftiger Ernährung und Darreichung von
Kreosot. Für die Lokalbehandlung sind am wirksamsten Sublimat und
Guajacol. Das erstere Mittel wird in Verdünnung von 1:5000—1:3000
und zwar höchstens in Mengen von 50 Tropfen instillirt. Das Guajacol
bewirkt eine sichere, aber nicht lang anhaltende Anästhesie. Chirurgische
Eingriffe sind nur in späteren Stadien indizirt.
Banzet (3) tritt bei tuberkulöser Cystitis zunächst für die All-
gemeinbehandlung ein. Dieselbe besteht in erster Linie in möglichst
guter Ernährung, ja Ueberernährung, und die häufig angewendete Milch-
diät ist hier keineswegs ausreichend. Von Medikamenten ist besonders
das Kreosot anzuwenden und zwar am besten in der von Guyon an-
gegebenen Komposition mit Jodoform und arsenigsaurem Natron (0,05
pro pilula, 4 Pillen täglich). Zur Unterstützung der Allgemeinbehand-
lung sind Soolbäder anzuwenden. Zur Lokalbehandlung eignen sich
am besten die Instillationen von schwachen Sublimatlösungen und bei
heftigen Schmerzanfällen das Guajacol wegen seiner analgesirenden
Wirkung. Wenn die Sublimatbehandlung versagt, so ist beim Weibe
das Curettement per urethram mit nachfolgender prolongirter Drainage
der Blase indizirt, durch welche Methode eine beträchtliche Besserung
der Lokalerscheinungen mit gleichzeitiger Hebung des Allgemeinbefindens
erreicht wird. Die Sectio alta und in letzter Linie die Kolpokystotomie
AN Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
bleibt für jene Fälle reservirt, wo intensive Schmerzanfälle bestehen
und alle übrigen Behandlungsmethoden erfolglos geblieben sind; diese
Eingriffe finden keine Kontraindikation in dem herabgekommenen All-
gemeinzustande und in Lokalisationen der Tuberkulose in anderen
Organen.
Verhoogen (64) empfiehlt bei Blasentuberkulosen die Sublimat-
instillationen. Es sollen nicht mehr als 5—6 g einer Lösung von
1:10000—1:4000 instillirt werden.
In dem Baseler Bericht (56) werden zwei Fälle von Blasentuber-
kulose erwähnt, von denen der eine mit Nierentuberkulose komplizirt
war; die Blase wurde oberhalb der Symphyse eröffnet, excochleirt und
thermokauterisirt; der Fall von isolirter Blasentuberkulose kam zur
Heilung, der andere blieb ungebessert.
Ramond (51) bat drei Fälle von tuberkulöser Cystitis mit gutem
Erfolge durch Injektionen mit sterilisirter Luft behandelt. Das Ver-
fahren besteht darin, dass nach Entleerung der Blase mittelet weichen
Katheters eine 100 cem haltende Spritze voll Luft, die zuerst einen
am Ende der Spritze liegenden Wattepfropf passirt, mit dem Katheter
verbunden und deren Inhalt langsam injizirt wird; hierauf lässt man
die Luft wieder entweichen und injizirt sofort sehr rasch 250—300 cem
Luft und lässt diese Luftmenge unter Abklemmung des Katheters
5 Minuten in der Blase. Nun wird der Katheter entfernt, worauf die
Luft von selbst ausgetrieben wird. Die Operation soll jeden 2.—3. Tag
wiederholt worden. Ramond stellt sich die Einwirkung der Luft
ähnlich vor, wie bei der tuberkulösen Peritonitis, jedoch glaubt er, dass
auch die mechanische Dehnung der Blase und des Sphinkters in Be-
tracht komme. (Bezüglich etwaiger Gefahren dieses Verfahrens s. Lewin
und Goldschmidt, Erkrankungen der Niere. Ref.)
Polak (49) veröffentlicht einen Fall von erfolgreicher Lokalbe-
handlung eines silberdollargroseen tuberkulösen Geschwüres am Blasen-
hals und Trigonum bei einem 20jährigen Mädchen. Das Geschwür
wurde durch das Kelly’sche Speculum freigelegt und curettirt und
später wiederholt mit Silbernitrat geätzt. Nach zwei Monaten war die
Heilung eine vollständige und der Harn, der vorher reichlich Tuberkel-
bacillen enthalten hatte, liess keine Spur von abnormen Bestandtheilen,
namentlich von Bacillen, mehr erkennen. Die vollständige Heilung
wurde mittelst des Cystoskops nachgewiesen.
Szulc (58) beobachtete Durchbruch eines wohl auf tuberkulöser
Grundlage entetandenen paraproktalen Kothabscesses in die Blase; Tod.
Blase. KI
1. Verlagerungen der Blase.
l. Fargues. A. G., Étude sur la cystocöle crurale. These de Nancy. Nr. 1.
. Gibson, C. B., Personal experience in hernia of the bladder, with table
of cases. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 401.
3. Gould, Blasenhernie. Clinic. Soc. of London, Sitzung v. 10. XII. Brit.
Med. Journ. Vol. II, pag. 1796.
4. Lefebvre, A, Considerations sur quelques cas de rétention d'urine liés
aux deviations de l'utérus gravide. These de Paris, Nr. 402.
A Martin u. Bree, Retroflexion d’uterus gravide et prolapsus vésical retro-
uterin. Normandie med. 1896, Juni.
6. Morin, J. A., Etude de la cystocele crurale. These de Paris, Nr. 41%.
ıı. Petit u. Imbert, Cystocele crurale. Gaz. hebdom. de med. et chir. 1236.
Nr. 97.
d Seytre, P., Du renversement de la vessie dans le cul-de-sac de Douglas
compliquant la rötroversion de l'utérus gravide. These de Lyon, Nr. 143.
9. Shoemaker, G. E., Closure of ventral hernia in pregnancy. Med. and
Sarg. Rep. 10. April.
10. Ssalistschew, E. G., Beitrag zur Lehre von den Blasenbrüchen. Arch.
f. klin. Chir. Bd. LIV, pag. 135.
x
Ssalistschew (10) stellt 43 Beobachtungen von Blasenhernien
aus den letzten Jahren zusammen, unter welchen zweimal die Diagnose
vor der Operation und 13 mal während der Operation gestellt wurde.
In 28 Fällen wurde die Blase verletzt. Er unterscheidet endosacculäre
und extrasacculäre Hernien, je nachdem ein mit Bauchfell bedeckter
oder ein vom Peritoneum freier Theil der Blase im Bruchsacke gelegen
it Während der Operation sollte die Blase immer erkannt werden
und zwar an der Lipocele praevesicalis und der Lage der endosaccu-
lären Blasenhernien nach hinten und innen vom Bruchsack - die Blasen-
wand ist ferner durch netzartig durchflochtene Muskelfasern erkennbar,
endlich sollte in zweifelhaften Fällen die Bauchwand nach oben und
aussen vom Leistenring gespalten werden, um dem nicht sicher zu
deutenden Organe in der Bauchhöble nachzugehen. Der Operateur hat
die Aufgabe, die Blase unversehrt zu erhalten; wird sie verletzt, so
muss sie, wenn die Wandungen tief desorganisirt sind, offen gelassen
werden. \Venn ein eingeklemmter Blasentheil gangränös ist, so ist der-
selbe zu exstirpiren, die Blasenwände bei sonst intakten Wandungen
zu vernäben, die Bauchwunde aber zur Sicherheit offen zu lassen.
Unter drei eigenen Beobachtungen von Ssalistschew wurde einmal
die Blase verletzt.
Gould (3) berichtet über einen Fall von Verletzung der Blase
bei Operation einer linksseitigen Cruralhernie, in welche die Blase ver-
lagert war.
304 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Gibson (2) beobachtete zwei Fälle von Verlagerung der Blase
in eine Schenkelhernie In einem Falle wurde die Blase erkannt und
nicht verletzt, im anderen wurde sie irrthümlicher Weise incidirt und
dann mit einer doppelten Nahtreihe geschlossen; der Sack wurde
drainirt. Es trat völlige Heilung ein. Im ersten Falle war offenbar
eine vom Peritoneum überkleidete Partie der Blasenwand vorgefallen,
im zweiten Falle handelte es sich um eine extraperitoneale Blasenhernie.
Im Anschluss hieran stellt Gibson 103 Fälle von Blasenhernien
zusammen und zwar 77 Inguinal- und 22 Crural-Hernien; bei den
ersteren kommen nur 7, bei den letzteren 16 auf das weibliche Ge-
schlecht. In 67 Fällen wurde die Blase verletzi, in 36 blieb sie un-
verletzt. Unter 64 Fällen, in welchen die Blase verletzt wurde, sind
19 Todesfälle = 30°/o, jedoch war nur in un die Blasenverletzung
selbst die Ursache des schliinmen Ausgangs.
Martin und Brëe (5). beschreiben einen weiteren Fall (siehe
Lathuraz-Viollet, Jahresbericht Bd. X, pag. 326) von Retroflexio
uteri gravidi mit Harnretention, in welchem ein grosses Divertikel der
Blase hinter dem Uterus verzogen war und bei der Untersuchung einen
fluktuirenden Tumor im hinteren Scheidengewölbe vortäuschte Es ge-
lang leicht, einen Katheter in dieses Divertikel vorzuschieben und das-
selbe zu entleeren.
Ein ähnlicher von Laroyenne beobachteter Fall wird in der Dis-
sertation von Seytre (8) mitgetheilt. Die Blase erstreckte sich hier
über den Fundus des retroflektirten Uterus bis tief in den Douglas-
schen Raum herunter. In das Divertikel selbst konnte hier der Katheter
nicht vorgeschoben werden, aber unter Druck auf den fluktuirenden
Tumor des hinteren Scheidengewölbes entleerte sich der Inhalt des-
selben durch den in die Blase eingeführten Katheter. Nach Reposition
des Uterus nahm auch die Blase ihre normale Lage wieder ein.
Petit und Imbert (7) berichten über eine linksseitige Blasen-
Crural-Hernie bei einer 46jährigen Frau. Die Blase war bei der Her-
niotomie verletzt worden und wurde durch doppelte Etagennaht ge-
schlossen. Vor dem Blasen-Divertikel war keine Fettschicht zu erkennen
gewesen. Unter Einlegung eines Dauerkatheters trat Heilung per
primaın ein und die Narbe konnte nach der Heilung mittelst des Ky-
stoskops deutlich gesehen werden. Die Verf. empfehlen bei Verdacht
auf eine Verlagerung der Blase in einen Bruchsack die Kystoskopie
zur Sicherstellung der Diagnose.
Morin (6) veröffentlicht einen Fall von cruraler Blasenhernie bei
einem 23jährigen Mädchen. Bei der Operation fand sich eine dicke
Blase. 305
Fettschicht, welche die Nähe der Blase andeutete. Nach Entfernung
der Fettschicht konnte durch Kathetereinführung die Gegenwart der
Blase sicher erkannt werden. Reposition und Naht.
Fargues (1) berichtet über drei Fälle von cruralen Blasen-
hernien, alle bei Frauen. In zwei Fällen war die prävesikale Fett-
schicht vorhanden, in einem fehlte ie In dem von Froelich ope-
riten Falle wurde die Blasenmuskularis verletzt und die Schleimhaut
wölbte sich herniös vor; auch in dem von Breffeil operirten Falle
wurde die Muskularis oberflächlich verletzt, aber in beiden Fällen konnte
die Verletzung durch die Naht ohne Mühe geschlossen werden. In
allen drei Fällen gelang es, die Blase zu reponiren und den Bruchsack
zu vernähen.
Shoemaker (9) beobachtete einen Fall von Verlagerung der
Blase in eine grosse Bauchhernie und dadurch hervorgerufene und
durch Schwangerschaft erhöhte Dysurie. Die letztere wurde durch
Operation der Bauchhernie während der Schwangerschaft beseitigt.
8. Verletzungen der Blase.
l. Bernhard, O., Ovariotomie mit unangenehmer Blutung. Cetralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 1466.
2. Böckel, J., Zerreissungen von Blase und Darm im Verlaufe von Lapa-
rotomien. Revue de gyn. et de chir. abdom. Nr. 5; ref. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXII, pag. 167.
3. Croft, E. O., Spontaneous rupture of female bladder. Leeds and West
Riding Med.-Chir. Soc. Sitzung v. 15. I. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag.
400 u. Lancet. Vol. I, pag. 453.
4 Dietel, Ueber die Totalexstirpation des schwangeren Uterus wegen Cervix-
myom per laparotomiam. (Ges. f. Geburtsh. zu Leipzig. Sitzung v. 12. IV.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 751.
3. Janvrin, J. E., Verletzung der Blase. Transact of the New York Obst.
Soc. Sitzung v. 16. II. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 625.
(Fall von Verletzung der Blase bei dem Versuch, ein Myom der Vorder-
wand des Uterus auf vaginalem Wege zu exstirpiren; Diskussionsbemer-
kung.)
6. Meinert, Blasenverletzung. Gyn. Ges. zu Dresden, Sitzung v. 10. XI.
1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 173.
Böckel (2) berichtet über fünf Fälle von Verletzungen der Blase
und des Darmes bei Laparotomien, von welchen zwei schon früher
veröffentlicht worden sind. Blasenverletzungen werden hauptsächlich
durch Ausziehung der Blase bewirkt. Wird die Verletzung der Blase
sofort bemerkt, so empfiehlt Böckel fortlaufende Schleimbautnaht mit
Katgut, darüber Lembert-Naht mit feiner Seide, eventuell eine weitere
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsli. 1897. 20
306 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Seidenknopfnaht mit oder ohne Transplantation von Peritoneum, eventuell
Drainage und Verweilkatheter (Pozzi) Bei ālteren Blasenverletzungen
soll zweizeitig mit vorhergehender Fistulisation (Pozzi) operirt werden.
Wenn die Blase, ohne das es bemerkt worden ist, in den Stiel gefasst
wurde, so muss dass Abdomen, sobald Symptome auftreten, wieder ge-
öffnet werden und dann ist ebenfalls nach Pozzi zu operiren. Darm-
verletzungen sind ebenfalls sofort zu vernähen. Bei ausgedehnten
Verletzungen kann eine Resektion, eventuell die Anlegung eines Anus
praeternaturalis nothwendig werden.
Bernhard (1) nähte in einem Falle von parenchymatöser Blutung
aus der Blasenwand bei Ovariotomie die blutende Fläche der Blasen-
wand in den unteren Wundwinkel ein und tamponirte; nach 2 Tagen
konnten Tampon und Blasennähte entfernt und die Bauchwunde ge-
schlossen werden.
Meinert (6) beobachtete Einreissen der Harnblase bei suprava-
ginaler Amputation eines Uterusmyoms. Die Blase wurde genäht
und der die Rissstelle stützende Stumpf extraperitoneal versorgt. Heilung.
Dietel (4) beschreibt eine Verletzung der Blase bei abdomineller
Totalexstirpation eines myomatösen schwangeren Uterus; sofortiger
Nahtverschluss und Heilung.
Croft (3) berichtet über einen Fall von spontaner intraperitonealer
Ruptur der Blase in Folge eines !/2—1 Zoll grossen Geschwüres an
der hinteren und oberen Blasenwand. Tödtlicher Ausgang. Die Ruptur
war zu Stande gekommen, während die Kranke, welche eine Hämorrhoidal-
Operation durchgemacht hatte, sich im Bette aufrichtete, um ihre Kissen
zu richten (s. ferner Blasenscheidenfisteln und Verlagerungen
der Blase).
9. Neubildungen.
l. Albarran, Résultats de l'intervention chirurgicale dans les tumeurs.
Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 785.
2. Albarran und Bernard, Krebs parasitären Ursprungs. Abeille med.
Nr. 28; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, pag. 166.
3. Caird, F. M., The surgery of the bladder. Lancet. Vol. I, pag. 1763.
(Uebersicht über die modernen Fortschritte der Blasenchirurgie namentlich
bei Blasengeschwülsten und die hier angezeigten Operationen: Blasenex-
stirpation, Ureteren-Implantation in Blase und Darm.)
4. Chismore, G., A new method of removing polypoid growths from the
bladder. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. Sitzung v. 5. V. Boston Med.
and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 64.
. Cicera, Blasentumor mittelst des galvanischen Stromes geheilt. Revista
de Med. Barcelona 1896.
wu
Blase. 307
6. Dahl, B., Ueber primäres Carcinom der Harnblase. Inaug.-Diss. Kiel.
i. Desnos, Fragmentation et expulsion spontanées dea tumeurs de la vessie.
Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u.
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 727.
8. Dibbern, W., Ein Fall von primärem Blasensarkom. Inaug.-Diss. Greifs-
wald.
9. Goecke, Resektion der Blase bei Carcinom. Allgem. ärztl. Verein zu
Köln, Sitzung v. 14. XII. 1896. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII,
Vereinsbeilage pag. 176.
10. Guyon, F., Hématuries dans les néoplasmes de la vessie. Journ. de Méd.
et de chir. prat. 1896, Nr. 15.
ll. — Quelques remarques cliniques et anatomo-pathologiques sur les néo-
plasmes infiltrés de la vessie. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV,
pag. 225.
12 Herring, H. T., Treatment of papilloma of the bladder by nitrate of
silver. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 183. (Kurze Empfehlung schwacher
Silbernitrat-Injektionen bei Blasenpapillomen.)
13. Johnstone, A. W., Carcinom der Blase. Transact. of the Cincinnati
Obst. Soc. Sitzung v. 17. IX. 1896. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV,
pag. 415. (Curettement per urethram.)
4. Kolischer, G., Blaseapapillom. auf cystoskopischem Wege entfernt.
K.k. Ges. d Aerzte in Wien, Sitzung v. 29. I. Wiener klin. Wochenschr.
Bd. X, pag. 133.
Ia Macnaughton-Jones, H., Mixed-cell sarcoma of the bladder. Brit.
Gyn. Journ. Vol. XLVIII, pag. 467.
lô. Noguès, P., Néoplasme vésical infiltre; début marqué par des fréquences
et par des douleurs; hématuries peu abondantes ne survenant que tardive-
ment. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 398.
17. Paul, Vıllous tumours of the bladder. Liverpool Med. Inst. Sitzung v.
11. XI. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1508.
18. Robbine, Cases of Hematuria. Med. News. Vol. LXIX, 21. November.
19. Taylor. J. W., Sarcoma of bladder. Birmingham and Midland counties
branch of the Brit. Med. Assoc. Sitzung v. 30. IV. Brit. Med. Journ.
Vol. I, pag. 1850.
%. Wassiljew, M. A., Ueber Totalexstirpation der Harnblase bei bösartiger
Neubildung. Russki chirurg. Arch. 1895. Heft 4.
Albarran (1) giebt eine Uebersicht über seine Statistik von
operirten Blasentumoren. Unter seinen 29 Fällen sind sechs Papil-
lome, 22 Epitheliome und ein Sarkom. Sechs Operirte (= 20/0) sind
gestorben, alle bei malignen Geschwülsten und zwar vier nach pallia-.
tver und zwei nach radikaler Operation. Bei den vier nach pallia-
tiver Operation Gestorbenen war dreimal Sepsis und einmal Verblutung
die Todesursache. Von den zwei nach Radikal-Operation Gestorbenen
betrifft ein Fall eine Totalresektion der Blase bei einer 51 jährigen
Frau wegen eines breiten die Mündung des rechten Ureters einschliessen-
20*
AR Gynäkolcgie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
den Tumors; im zweiten Falle trat der Tod durch diffuse Peri-Ence-
phalitis und Pyelonephritis ein. In vier Fällen wurde, um mehr Zu-
gang zur Blase zu schaffen, die Symphyseotonie ausgeführt, darunter
ein Todesfall. In vielen Fällen wurde nach Exstirpation maligner
Tumoren dauernde Heilung erzielt. Von besonderen Interesse ist
ein Fall von grossem gestielt aufsitzendem Epitheliom, das die
` ganze Blase ausfüllte; es wurde abgetragen und der Stiel kauterisirt.
Nach elf Monaten war neuerdings ein Tumor vorhauden, der aber
ebenfalls gestielt — an einer anderen Stelle der Blase sass, während
die Operationsnarbe völlig normal aussah. Dieser zweite Tumor war
ein Papillom.
Chismore (4) entfernte Blasenpolypeun durch Einführung eines
Litholapaxie-Katheters, indem er durch Ansaugen dieselben in das
Fenster des Katheters brachte und nun durch Hin- und Herbewegen
desselben die Polypen abriss. In der Diskussion empfiehlt Fuller
hierfür die Anwendung des Kystoskop’s; Bangs hat bei Blasenpolypen
heisse Borsäure-Spülungen der Blase mit Erfolg vorgenommen.
Cicera (5) will bei einer 39jährigen Kranken, die an Häma-
turie und Harnzwang litt, einen Blasentumor durch den galvanischen
Strom (15—50 Milliamperes) in 19 Sitzungen geheilt haben. Es war
lediglich eine diffuse Verdickung in der Gegend des Trigonuni gefühlt
worden.
Guyon (10) beschreibt einen Fall von Blasenblutungen bei einer
54 jährigen Frau, welche schon vor 26 Jahren an vorübergehenden
Blasenblutungen — damals wohl auf rheumatischer Cystitis beruhend
— gelitten hatte. Die Sectio alta ergab die Anwesenheit eines gestielten
Tumors, der entfernt wurde.
Kolischer (14) beschreibt einen Fall von vier am linken oberen
Quadranten der Umrandung des Ostium urethrae internum sitzenden
zungenförmigen Papillomen, die bei der kystoskopischen Untersuchung
völlig durchscheinend und sehr beweglich gefunden wurden. Die
Symptome bestanden in Blutabgaug und heftigem Harudrang nach
der Miktion, weil offeubar durch den Harnabfluss die Papillome, von
denen zwei grösser und zwei kleiner waren, in die Urethra geschwemmt
wurden und hier heftige Reizerscheinungen hervorriefen. Kolischer
schuitt mittelst des ÖOperationskystoskops die Exkrescenzen an der
Basis ab und verschorfte die beiden mehr gegen das Blasenlumen
stehenden Stümpfe mit dem Galvanokauter, die gegen die Harnröhre
stehenden direkt mit dem Schnabel des Kystoskops. Heilung. Kolischer
bemerkt, solche Papillome namentlich im Gefolge chronischer Cystitiden
Blase. 309
wiederholt beobachtet zu haben. Er erklärt die endovesikale Operation
dann für indizirt, wenn ein sicherer Erfolg in Aussicht steht und
Voroperationen, wie auch foreirte Erweiterung der Haroröhre erspart
werden können.
Paul (17) behauptet den häufigen Uebergang scheinbar gutartiger
Zellpapillome der Blase in Carcinom.
Robbins (18) beschreibt einen Fall von Blasenblutungen in
Folge von Papillomen bei einer 23jährigen Kranken. Die Papillome
wurden per urethram mit Finger und Curette entfernt. Heilung.
Guitéras (c. 6, 19) befürwortet bei Blasentumoren beim Weibe
entschieden die Sectio alta gegenüber der Kolpocyastotomie.
Skene (a. 11) empfiehlt hei gefässreichen Blasentumoren, die
Basis derselben mit einer Klammer zu umfassen und dann durch den
elektrischen Strom eine Austrocknung und ein Absterben des Ge-
schwulst-Gewebes herbeizuführen.
Desnos (7) beobachtete in einem Falle mittelst des Kystoskops
die Selbatzerstörung eines Blasentumors bis auf den Stiel. Die Kranke
war mit Methylenblau-Injektionen behandelt worden. Die Gewebs-
trümmer gingen mit dem Harn ab, jedoch kann das Verschwinden
eines Tumors nur durch Veränderung im Innern desselben bewirkt
werden, in welchem Falle dann keine Geschwulstbestandtheile abgehen.
Ueber in filtrirte Tumoren handeln folgende Arbeiten.
Guyon (11) beepricht in einem klinischen Vortrage die „cavi-
tären“ und die „parietalen“ Tumoren der Blase und ihre Unterschiede
in Bezug auf Symptomatologie und Behandlung. Die cavitären Tumoren
bewirken gleich von Anfang an starke Blutungen, während die Häma-
turien bei den parietalen Tumoren unmerklich und langsam beginnen
und erst stark werden, wenn die Geschwulst bereits stark gewachsen
ist. Dagegen sind bei den parietalen Tumoren die cystitischen Erschei-
nungen mehr im Vordergrund. Die cavitären Tumoren geben daher
eine weit bessere Prognose, weil sie die Kranken früher zum Arzte
führen, bevor die maligne Neubildung sich auf dem I,ymphwege ver-
breitet hat; dies geschieht von der Zeit an, wo die Neubildung die
Mukosa überschreitet (Albarran), bei parietalen Tumoren also schon
sehr früh. Deshalb ist bei parietalen Tumoren die Behandlung meist
nur mehr eine palliative und besteht nach Eröffnung der Blase in
möglichst ausgiebiger Kauterisation der Geschwulstfläche. Hierauf pflegt
Guyon die Blasenwunde zu schliessen, selbet dann, wenn die Vorder-
wand der Blase Sitz der Geschwulst war, weil bei einer sekundären
310 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgsne beim Weibe.
Vereinigung die Gefahr der Verbreitung des Carcinoms auf die Blasen-
wunde eine grössere ist.
Noguès (16) berichtet über einen Fall von infiltrirtem, den ganzen
Blasengrund einnehmendem Epitheliom der Blase mit blumenkoblartiger
Oberfläche bei .einer 63jährigen Frau. Die Beschwerden bestanden in
Schmerzanfällen bei der Blasenentleerung und erst neun Monate später
traten ganz geringfügige Blutungen auf, zu einer Zeit, wo der Tumor
schon sehr bedeutende Entwickelung zeigte; Rückwirkungen auf das
Allgemeinbefinden waren noch nicht vorhanden. Die Schmerzen wurden
palliativ durch Antipyrin-Einspülungen erfolgreich behandelt.
Goecke (9) berichtet über drei Fälle von Resektion der Blase
wegen Carcinoms aus der Klinik von Bardenheuer. Ein Fall be-
trifft eine 71jährige Frau, bei welcher ungefähr ein Drittel der Blase
resezirt wurde. Die Kranke wurde sieben Wochen nach der Operation
per primam geheilt, ohne Fistel und nur mit leichter Cystitis entlassen.
Zwei Jahre später war die Operirte noch gesund und die Blasenkapa-
cität eine genügende (über 400 ccm). Die beiden übrigen Fälle be-
treffen männliche Kranke.
Bardenheuer hat jetzt den queren Schnitt, der grössere Ueber-
sichtlichkeit schafft, wegen der ungünstigen Bedingungen für die Heilung
verlassen und ist zum Längsschnitt zurückgekehrt. Nach Durchschnei-
dung der Bauchdecken wird das Peritoneum nach oben zurückgeschoben
und dann die Blase so weit als möglich aus dem perivesikalen Gewebe
losgelöst und mobilisirt; hierauf wird die Blase vorgewälzt, der Länge
nach incidirt, mit Fäden angeschlungen und in die Operationswunde
bineingezogen. Der jetzt genau abtastbare Tumor wird mit dem Stück
der Blasenwand, von dem er ausgeht, durch einen von aussen nach
innen durch alle Schichten der Blasenwand geführten elliptischen Schnitt
excidirt und die Wundränder durch fortlaufende Naht unter Schonung
der Schleimhaut vernäht; schliesslich wird auch die Bauchwunde ver-
näht und ein Dauerkatheter eingelegt.
Wassiljew (20) berichtet über einen Fall von Totalexstirpation
der Harnblase, welche an einer 30 jährigen, an Hämaturie und Harn-
drang leidenden Kranken mit inkrustirtem malignem Blasentumor von
oben her ausgeführt wurde. Die Harnleiter wurden ausserhalb der
Blase aufgesucht und in die Bauchwand eingenäht. Die Kranke genas,
obwohl beide Harnleiterenden auf eine Strecke von 2 cm nekrotisch
wurden. Die Pyelonephritis besserte sich, ebenso das Allgemein-
befinden.
Blase, 311
Dahl (6) beschreibt einen Fall von ausgedehntem primärem Car-
cinom der Harnblase, das in der Umgebung der rechten Harnleiter-
mündung sass und dessen Oberfläche in grosser Ausdehnung ge-
schwürigen Zerfall zeigte. Der Tumor wurde von der Scheide aus
stark vorspringend gefühlt, weshalb bei der im 8.—9. Monate befind-
lichen Gravida die künstliche Frühgeburt eingeleitet wurde. Die Kranke
atarb nach der Geburt. Die Sektion ergab ausser dem Blasentumor
eine rechtsseitige Hydronephrose und fettige Degeneration beider Nieren.
Albarran und Bernard (2) beobachteten einen Zottenkrebs der
Blase, in dessen Papillen Bilharzia-Eier gefunden wurden, deren An-
ordnung diejenige der epithelialen Proliferation aufs deutlichste beein-
flusste. Der Parasit wird in diesem Falle nicht als Krebserreger
sondern lediglich als Fremdkörper angesprochen, indem nur die pro-
liferirende Epithelzelle selbst als spezifisch für den Krebs gelten kann.
Der Krankheitsfall stammte aus Aegypten.
Macnaughton-Jones (15) beobachtete ein von der Scheide
aus gefühltes Sarkom des Blasenhalses; als Symptome waren Cystitis
und schwere Blasenblutungen vorhanden. Die theilweise exulcerirte
und flach aufsitzende Geschwulst wurde nach Dilatation der Urethra
exstirpirt. Die Oberfläche derselben war höckerig und vom Epithel
entblösst; die Geschwulstelemente bestanden in runden und ovalen
Zellen, theilweise auch in Spindel- und Riesenzellen. Sechs Tage nach
der Operation trat in Folge von Sepsis und Harnretention der Tod ein.
Taylor (19) exstirpirte durch Kolpocystotomie bei einer 27 jährigen
Kranken ein Sarkom der Blase; nach einem Jahre war die Operirte
noch frei von Recidive.
Dibbern (8) veröffentlicht einen von Helferich operirten Fall
von primärem weichem Rundzellensarkom der Blase. Zwei Jahre vor-
her war ein Mamma-Carcinom exstirpirt worden und seit 10 Monaten
waren bei der 36jährigen Frau Harndrang, Hämaturie, Blasenschmerzen
und Cystitis vorhanden. Der Tumor sass an der hinteren Wand der
Blase und am Trigonum und konnte von der Vagina aus deutlich
gefühlt und vom Uterus abgegrenzt werden. Unter Ausführung der
Sectio alta wurde von der Scheide aus ein grorser Theil der Blase
resezirt und die Ureteren in den noch handtellergrossen Rest der Blase
implantirt, die Bauchblasenwunde geschlossen und die Blase nach der
Scheide zu drainirt. Tod im Collaps nach 5 Tagen. Die Sektion
ergab Sarkom-Metastasen in den retroperitonealen Drüsen und im
Pankreas. (S. ausserdem Garceau (c. 6. 15.)
312
K
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
17a.
Lech,
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
10. Steine.
. Albarran, J., Indications de la lithotritie. XII. internat. med. Kongress.
Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 852.
. Baker, R., Litholapaxy in the civil hospital Hyderabad, Sind. Lancet.
Vol. II, pag. 648. (Vier Fälle bei Frauen unter 200 Fällen von Litholapaxie,
alle gebeilt.)
. Brewis, Small calculus passed per urethram and previously felt in the
left ureter. Edinburgh Obst. Soc. Sitzung v. 10. III. Edinburgh Med.
Journ. Vol. XLIII, pag. 453. (Demonstration.)
— Two calculi, each of the size of a pigeon’s egg, removed from the
bladder by cystotomia. Ebenda, pag. 453. (Demonstration.)
. Chevalier, Taille et lithotritie. Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Cen-
tralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 716.
. Cunningham, J. A., On stone in the bladder and operations for its
removal. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 329. (Resultate der Litholapaxie
und Cystotomie; betrifft nur männliche Kranke.)
. Debout d'Estrées, On the various explorations of spontaneous frac-
ture of stones in tbe bladder. Brit. Med. Journ. 1896. Vol. I, pag. 1138.
. Dickson, Vesical calculus. Forfarshire Med. Assoc. Sitzung v. 30. IX.
Lancet. Vol. II, pag. 1018. (Mit Piperazin erfolgreich behandelter Fall
von Blasensteinen.) |
. Folina, Epicystotomie beim Kinde mit vollständiger Blasennaht. Riforma
medica 1895. Nr. 43 ff.
Freyer, P. J., The modern treatment of stone in the bladder by litho-
lapaxy. London 1896, Bailliere, Tindall and Cox. 2. Auflage. (Das Material
erstreckt sich grösstentheils auf männliche Kranke, s. Keegan.)
Frölich, Blasensteine bei Kindern. Revue med. de l'Est. 1. Febr.
Gardner, W., Vesical Calculi. Montreal Meeting of the Brit. Med. Assoc.
1. IX. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 410. (Demonstration von Blasen-
steinen bei Uterusprolaps.)
— A case of procidentia uteri with numerous vesical calculi. Brit. Med.
Journ. Vol. II, pag. 1141.
Glagolew, W. M., Das Ballotement der Harnblase als Untersuchungs-
methode bei Blasensteinen. Wratsch. Lapisski 1896, Nr. 17 ff.
Guelliot, Calculs vesicaux. Soc. med. de Reims. Sitzung v. 17. III.
Ann. des mal. des org. gön.-ur. Vol. XV, pag. 671.
Haushalter, P., und Jacques, P., Des accidents consécutifs a l’imper-
foration de l'extrémité vesicale de l’uretere et spécialement des ureteres
surnume6raires. Presse med. 22. Mai. (Phosphat-Stein bei einem Kinde,
s. Harnleiter.)
Hellier, Phosphatic Calculus. Leeds and West Riding Med.-Chir. Soc.
Sitzung v. 5. III. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 7%.
Herczel, E. (Budapest), Kökepzödes elsulyesztett hölyagvarrat (silkworn:)
aloyän. Közköshäzi Orvostärsulat. Nov. 10. (Temesväry.)
— Kökepzödes a hölyagba bevitt hajtü kösül. Kösköshäzi Orvostär-
sulat. Nov. 10. (Herczel theilt einen Fall mit, wo ein 21jähriges MäJ-
chen sich zu onanistischen Zwecken eine Haarnadel in die Harnröhre ein-
2
31.
Blase. 31:3
führte, die dann den Ausgangspunkt zur Bildung eines citronengrossen
Steines abgab. Epicystotomie. Glatte Heilung.) (Temesváry.)
. Keegan, D. F., Litholapaxy in girls and women. Lancet. Vol. 1,
pag. 91.
. Mayet, Considerations anatomiques sur la vessie den enfants; taille et
hthotritie chez l'enfant. Thèse de Paris. Nr. 112.
. Milton, De ìla lithotritie en une séance comme le meilleur mode de
traitement des. calculs vesicaux de grandes dimensions. XII. internat. med.
Kongress; Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 852.
. Murray, R. W., Litholapaxy in children. Liverpool Med. Soc. Sitzung
v. 11. II. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 464 u. Lancet Vol. I, pag. 593.
(Fünf Fälle im Alter von 2—12 Jahren; Empfehlung der Litholapaxie )
.Neugebauer, Demonstration eines gänseeigrossen Blasensteines, der
sich um das Mittelstück der Länge der Schenkel zweier (!) Haarnadeln
gebildet hatte. Entfernung des Steines ein Jahr nach onanistiecher Ein-
führung der beiden Haarnadeln in die Harnröhre auf dem Wege der Kolpo-
cystotomie. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 468.
. Otis, W. K., The detection of stone in the bladder. New York Acad. o
Med., Section on Gen.-Ur. Surg. Sitzung v. 8. XII. 1896. Med. Record,
New York. Vol. LI, pag. 65.
Paquet, F., Contribution a l'étude de la lithotritie. These de Paris.
Nr. 32.
24. Parker, R.. Stone in the bladder. Liverpool Med. Soc. Sitzung v. 11. III.
Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 723. (Unter 10 Fällen von Blasensteinen
ein Fall bei einer Frau.)
Paulin. T., La maladie de la pierre dans les anciens duchés de Lorraine
et de Bar. Revue méd. de l'Est 1896, 15. Dezember. (Weist eine sehr
beträchtliche Abnahme der Lithiasis in den genannten Gegenden seit 1740
nach; das Verschwinden der Lithiasis ward auf die bessere Ernährung und
die günstigeren hygienischen Verhältnisse zurückgeführt.)
26. Payeur, J., Ueber die plastische Verwendung des Uterus bei schweren
Totalprolapeen alter Frauen. Inaug.-Dises. Strassburg 1896. (Zertrümme-
rung eines Rlasensteines bei Totalprolaps.)
. Pousson, Recidive post-op6eratoire des calcules de la vessie. Assoc.
franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIII. pag. 716.
. Schumkin, N., Ein Fall von hohem Steinschnitt mit Zertrümmerung des
Steines bei einer Frau. Wojenno-medizinski shurn. 1896. März. (100 g
schwerer Phosphatstein; Heilung.)
. Severeanu, Ueber einen Fall von spontanem Zerbrechen eines Blasen-
steines. Spitalul Nr. 3; XII. internat. ıned. Kongress. Revue de Chir.
Tom. XVII, pag. 854. (Fall von spontanem Zerbrechen eines Uratsteines
nach Trauma )
. Stein, 50 Blasensteinoperationen. Festschr. d. Stuttgarter ärztl. Vereins
zur Feier seines 25jährigen Bestehens.
Witte, J.G, Material zur Lehre von der Steinkrankheit. Die Chirurgie,
Heft 2: ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 772.
314 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Glagolew (14) schlägt zur Diagnose von Blasensteinen das
Ballotement bei mässig gefüllter Blase vor. Die Untersuchung wird
bimanuell von den Bauchdecken und vom Rektum — bei Frauen von
der Scheide — aus vorgenommen und besteht darin, dass der am
Blasenboden liegende Stein in die Höhe geschnellt wird, worauf er auf
den untersuchenden Finger wieder herunterfällt und deutlich gefühlt
wird. Dabei hat auch der Kranke das Gefühl, dass sich ein harter
Körper im Blaseninneru bewegt. Die Blase darf dabei nicht mehr als
150 ccm Flüssigkeit enthalten. Die Untersuchungsmethode ist nur bei
Neigung zu Blasenblutungen kontraindizirt.
Otis (22) bespricht ausser den gewöhnlichen Methoden des Nach-
weises der Blasensteine die Anwendung der Röntgen-Strahlen, hält
aber Uratsteine nicht für so dicht, dass sie auf diesem Wege nach-
gewiesen werden könnten, weil sie durchlässiger sind als die Knochen;
Oxalat- und Phosphat-Steine dagegen sind undurchlässiger (s. ferner
den Abschnitt über allgemeine Diagnostik der Blasenkrankheiten).
Keegan (18) berechnet die Häufigkeit der Blasensteine beim weib-
licben Geschlecht gegenüber dem männlichen auf 1:30; er selbst beob-
achtete unter 900 Blasensteinen 20 bei weiblichen Kranken, Keith
unter 1998 Fällen 57 und Freyer unter 864 Fällen 17. Als Ope-
ration der Wahl bezeichnet er die Litholapaxie, welche bei weiblichen
Kranken vorzügliche Resultate lieferte; er selbst führte dieselbe 18 mal,
Freyer unter 17 Fällen 13mal und Keith in allen 57 Fällen aus,
wobei er nur eine Operirte verlor. Die Entfernung des Steins durch
die Urethra mit Dilatation derselben verwirft er völlig, weil die Dila-
tation überhaupt, besonders bei jungen Mädchen eine rohe Operation
ist. Nur sehr kleine Steine sollten per urethram entfernt werden. Ist
die Litholapaxie nicht möglich, so kommt zunächst die Kolpokystotomie
und nicht die Sectio alta in Frage, weil sich jetzt bei der Kolpokysto-
tomie die Asepsis vollkommen durchführen lässt und die Wunde gut
und schnell zum Verschluss gebracht werden kann. In einem Falle
führte er dieselbe bei einem sehr grossen Steine (Gewicht 74 g) aus,
welcher die Blase völlig ausfüllte; bei Einführung des Lithotripters
zerriss das sehr verdünnte Septum urethro- und vesicovaginale und er
erweiterte die Oeffnung und extrahirte mit grosser Mühe den Stein.
Die Wunde heilte trotz der bei der Extraktion erlittenen Quetschung.
In einem weiteren Falle — bei einem siebenjährigen Kinde — war der
Stein in die Harnröhre eingekeilt und es bestand eine Blasenscheiden-
fistel; der 22 g schwere Stein wurde hier durch urethrale Lithotomie
entfernt und hierauf die Blasenscheidenfistel operirt.
Blase. 315
Albarran (1) vertheidigt die Lithotripsie gegen die Einwände,
dass eine Perforation der Blase geschehen könne und dass Fragmente
zurückbleiben. Die Recidive sind überhaupt auf von der Niere kom-
mende Konkretionen zurückzuführen. Die Lithotripsie ist wegen ihres
raschen Erfolges der Sectio vorzuzieben. Nur bei Kindern kommt letz-
tere Operation in Betracht, jedoch hat Albarran auch bei einem
sechsjährigen Mädchen die Lithotripsie mit Erfolg ausgeführt. Auch
Cystitis kontraindizirt die Lithotripsie nicht. Ebenso spricht sich Milton
für die Lithotripsie aus.
Paquet (23) theilt zwei Fälle von erfolgreicher Lithotripsie bei
weiblichen Kranken mit. In einem Falle hatte sich der Stein offen-
bar um Seidenligaturen, die nach einer Salpingotomie in die Blase
eingewandert waren, gebildet.
Chevalier (5) und Pousson (27) erklären die Lithotripsie für
ebenso chirurgisch und nicht für gefährlicher wie die Kystotomie, welche
auch nicht mehr vor Recidive schützt. Die Kystotomie soll nur bei
sehr grossen, harten und zahlreichen Steinen ausgeführt werden.
Stein (30) erklärt bei Blasensteinen die Sectio alta für angezeigt,
wenn der Lithotripter nicht in die Blase eingeführt werden kann,
ferner bei unbeweglichen und Divertikelsteinen, bei zu harten Steinen,
bei kleinen Kindern und bei aufgehobener Kapacität der Blase.
Witte (31) bevorzugt beim hohen Steinschnitt die sofortige Blasen-
naht ohne Einführung eines Katheters und empfiehlt nach Eröffnung
der Blase und Entfernung des Steins besonders darauf zu achten, ob
nicht auch der Ureter noch einen Stein enthält, weil sich hiernach die
Prognose der Operation richtet.
Mayet (19) berichtet über zwei Fälle von Lithotripsie bei Mädchen
von 10 und 15 Jahren. Im zweiten Falle hatte sich der Stein um
eine Haarnadel gebildet, welche drei Wochen nach der Lithotripsie
extrahirt wurde.
Nach Froelich (11) zeichnen sich die Blasenstein-Symptome bei
Kindern dadurch aus, dass niemals Hämaturie und Cystitie, sondern
nur Inkontinenz mit temporärer oder permanenter Retention besteht,
Die Biasen-Muskulatur wird stark hypertrophisch, die Schleimhaut aber
bleibt gesund. Zur Entfernung eignet sich nur die Sectio suprapubica.
Folina (9) empfiehlt bei Blasensteinren junger Mädchen die
Epicystotomie mit vollständiger Blasennaht,
Gardner (12) beobachtete bei einer 73jährigen Frau, die an
Uterusprolaps litt, eine grosse Menge von Steinen in der Blase, von
denen die grössten kastaniengross waren. Sie wurde durch Kolpokysto-
316 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
tomie entfernt und die Blasenwunde wurde zum Zweck der Drainage
offen gelassen.
Guelliot (15) entfernte durch Kolpokystotomie aus der Blase
einer 64 jährigen Frau einen ovalen Stein von 6 cm Länge und 75 g.
Der Stein wurde erst wenige Tage vor der Operation entdeckt, als
schon urämische Erscheinungen eingetreten waren, an welchen die
Operirte trotz der Entfernung des Steins zu Grunde ging.
Hellier (17) berichtet über einen Fall von Phosphatstein, der
bei einer vorher an Blasenscheidenfistel erfolgreich operirten Frau
per urethram entfernt wurde.
Debout d’Estr&es (7) adoptirt für die Erklärung des spontanen
Zerbrechens von Blaaensteinen die Einwirkung von Kontraktionen der
Blase (Civiale) und das Bersten des Kernes und führt hiefür klinische
Beweise an. Die Anschauung, dass periphere Lagen eines grossen
Steines oder zahlreicher kleinerer, die wegen ihrer Menge und Grösse
nicht von Harn befeuchtet werden, abbröckeln können, wird für weniger
wahrscheinlich erklärt. (S. ferner Lanwers (c. 2. 31.) und den Ab-
schnitt über Fremdkörper in der Blase.)
Herczel (17a) theilt auch einen Fall mit, wo er bei einer
30jährigen IIIp. vor vier Jahren eine ausgedehnte Vesicovaginal-
fistel mit Erfolg operirte. Pat. gebar seitdem zum viertenmal ` Geburt
und Wochenbett waren normal; seit einem halben Jahre bildete sich
jedoch unterSymptomen von Harnbeschwerdenein Harnstein, zu dessen Ent-
fernung Herczel die Epicyetotomie ausführte. Der konzentrisch geschichtete
Phosphatstein war 6!/s cm lang, 21/2 cm breit und 29!/2 g schwer,
und musste, weil an einer Stelle der Blasenwand adhärent, in mehreren
Partien entfernt worden. Heilung per primam. Der Stein hatte sich
um den in die Blase ragenden Theil einer versenkten Silkwormnaht
gebildet. Temesväry.
11. Fremdkörper.
l. Baur, H., Ueber neun Fälle von Fremdkörpern in der Harnblase. Inaug.-
Diss. München.
2. Collins, E. T., Foreign body from bladder. Brit. Gyn. Journ. Vol. L,
pag. 322.
3. Friele, Ein Fall von partieller Blasenresektion. Medicinsk Revue 1896,
November.
4. Grünfeld, Haarnadel in der Blase. K. k. Gesellsch. d. Aerzte zu Wien,
Sitzung v. 14. V. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 486.
— Fremdkörper in der Blase. Wiener med. Blätter. Bd. XIX, Nr. 48.
yr
Blase. 317
&. Kolischer, G., Ueber Immigration von Fadenschlingen in die weibliche
Blase post operationem. Wiener klin. Rundschau, Bd. AL pag. 53.
‘. Limper, L., Ueber Fremdkörper in der Harnröhre und Blase. Inaug. Diss.
Bonn.
ž. Lunn, J. R., Four pieces of wire removed from a woman’s bladder. Brit.
Med. Journ. Vol. II, pag. 342.
9. Neugebauer, F.L., Blasenstein um Fremdkörper. Verhandl. d. deutsch.
Ges. f. Gyn. VII. Kongress. Leipzig, pag. 172.
19. — Harnsteinbildung um eine Ligatur. Pam. Warsz. Tow. Lek. Bd. XCII,
pag. 482.
li. Nijhoff, G. C., Perforation von Seidenligaturen in die Blase Nederl.
Tijdschr. v. Verlosk. en Gyn. Bd. VIII; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXIII,
pag. 1189.
12. Pearson, H.L., Fremdkörper in der Blase. Birkenhead Med. Soc. Sitzg.
v. 15. I. Lancet. Vol. I, pag. 234.
13. Piotrowski entfernte aus der Harnblase ein Pessar, das bei bestehen-
der Blasenscheidenfistel in die Scheide eingeführt worden und von da in
die Harnblase eingedrungen war. Przeglad Lekarski. pag. 123.
(Neugebauer.)
14. Piqué, Corps étrangers de la vessie. Assoc. franç. d’urol. Il. Kongress.
Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 728.
13. Roberts, L., Fremdkörper in der Blase. North of England Obst. aud
Gyn. Soc. Sitzung v. 19. Il. Lancet. Vol. I, pag. 666.
16. Russell, A.W. Vesical calculi deposited on silk sutures. Glasgow Obst.
and Gyn. Soc. Sitzung v. 24. 11. Lancet. Vol. I, pag. 813.
1%. Seiffart, Nachweisung einer Haarnadel in der weiblichen Blase durch
X-Strahlen. Centralbi. f. Gen Bd. XXI, pag. 7.
Is. Tennberg, C. A. C., Beitrag zur Kenatniss der angeborenen Missbil-
dung der weiblichen Geschlechtsorganue. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
V, pag. 30.
Kolischer (b. 41) beobachtete als Fremdkörper in der Blase
Wachstropfen, welche von medikamentösen Stäbchen, die mit Wachs
hergestellt waren und zur Behandlung von Entzündungen in die Urethra
eingeführt worden waren, herrührten. Solche Wachskügelchen können
als Trauben aneinanderhängend an der Blasenwand, und zwar sonder-
barer Weise nicht am Trigonum, sondern im Scheitel adhärent werden.
Durch gewöhnliche Spülungen sind sie dann nicht eutfernbar, sondern
sie müssen mittelst Kystoskops und stumpfer Curette abgetragen werden.
Ausserdem beobachtete Kolischer als Fremdkörper schwarze Flocken,
die durch Ausspülungen mittelst unzuverlässiger Spritzen in die Blase
gekommen waren, und Lack-Partikelchen von elastischen Katheter,
besonders solchen, an welchen durch Auskochen und Sublimat-Des-
infektion der Lack rissig geworden war. Auch diese Fremdkörper
318 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
folgen häufig dem Flüssigkeitsstrome nicht und müssen dann mit Hilfe
des Operationskystoskops3 entfernt werden.
Friele (3) beschreibt einen Fall von Ulceration der oberen
hinteren Blasenwand bei einer Kranken, bei welcher 21 Jahre vorher
Blasensteine entfernt worden waren, die 17 Jahre vorber während
eines Nervenfiebers eine Anzahl Nähnadeln verschluckt hatte, einmal
wegen Erstickungsanfällen tracheotomirt worden war und öfters an
Hautgeschwüren gelitten hatte, die zur Heilung kamen, als die Kranke
verhindert wurde, sie stets aufs Neue zu reizen. Friele führte
einen Querschnitt über die Symphyse aus und resezirte intraperitoneal
die Stelle der Ulceratten. Das Peritoneum wurde für sich genäht.
Die Blasenulceration zeigt nur Granulatiensgewebe, keine malignen
Elemente. Nach kurzer Zeit wurden zwei Knochenstücke und ein
bohnengrosser Kieselstein aus der Blase entfernt, welche die Kranke,
wie sie eingestand, selbst eingeführt hatte.
Pearson (12) entfernte aus der Blase einer Frau den Beinhand-
griff eines Federhalters, nachdem er die Harnröhre unter lokaler
Anästhesie erweitert hatte. Ueber weitere Fälle von Fremdkörpern
berichteten Stansfield, Brien und Hughes.
Piqué (14) entfernte aus der Blase ein Fragment eines Elfen-
beinfederhalters, um das sich ein grosser Stein gebildet hatte.
Roberts (15) entfernte ein mit Phosphaten inkrustirtes Bleistift-
stück aus der Blase einer 37 Jahre alten verheiratheten Frau.
Tennberg (18) berichtet über einen Fall von Fremdkörper in
der Blase; die Frau, bei welcher Uterus und Ovarien fehlten, hatte
sich, angeblich um die Regel hervorzurufen, eine Flasche in die Urethra
eingeschoben und dieselbe. war ihr entschlüpft. Nach Dilatation der
Urethra wurde dieselbe leicht extrahirt.
Collins (2) entfernte bei einer 25jäbrigen Frau durch Kolpokysto-
tomie einen 3 Zoll langen hölzernen Federhalter, der vor 21/3 Jahren ein-
geführt worden war. Nur die Mitte des Fremdkörpers war inkrustirt, die
beiden Enden, welche in die Blasenwand eingebettet waren, waren von
Inkrustationen frei geblieben. Von Interesse ist das gänzliche Fehlen
von Symptomen seitens der Blase trotz des langen Aufenthaltes des
Fremdkörpers in derselben.
Neugebauer (9) beobachtete einen Fall von Blasenstein, der
sich um zwei gleichzeitig in der Blase befindliche Haarnadeln gebildet
hatte. Derselbe wurde per Kolpocystotomiam entfernt, worauf die In-
eisionswunde mit Kupferdrahtnähten geschlossen wurde.
Blase. 319
In einem weiteren Falle hatte sich ein Blasenstein um eine Wachs-
kugel gebildet. Die Wachskugel war von der Kranken eingeführt, um
eine Blasenscheidenfistel zu verstopfen, und war in die Blase geschlüpft.
Grünfeld (4) extrahirte aus der Blase einer 31 jährigen Frau
eine quer liegende Haarnadel, deren Spitzen in der Blasenwand staken,
in der Weise, dass er neben dem Kystoskop eine hakenförmig umge-
bogene Knopfsonde einführte, den oberen Schenkel der Haarnadel um-
fasste und das Sondenende gegen den Bügel der Nadel vorschob. Nach
Entfernung des Kystoskops liess sich nun die Haarnadel mittelst der
Sonde leicht extrahiren.
Grünfeld (6) zählt unter 47 Fällen von Fremdkörperr in der
weiblichen Blase, die er aus der Litteratur gesemmelt hat, 30 auf,
in welchen die Fremdkörper per urethram eingeführt worden waren;
in 13 Fällen haudelse es sich um Seidenligaturen, die von Nachbar-
organen in die Blase einwanderten. Die 4 von ihm selbst neu ver-
ößfentlichten Fälle betreffen männliche Kranke.
Lunn (8) entfernte aus der Blase einer 24jährigen Kranken vier
Drahtstücke, wovon zwei von Haarnadeln stammten; drei derselben
waren an der Blasenwand adhärent.
Unter den neun von Baur (1) veröffentlichten Fällen von Fremd-
körpern in der Blase betrifft nnr einer eine weibliche Kranke. Die
7 cm lange Haarnadel war nach Dilatation der Harnröhre leicht
zu extrahiren. Nur zwei Tage lang bestand Inkontinenz.
Limper (7) berichtet über zwei von Gerstein operirte Fälle
von Fremdkörpern in der Blase; im ersten Falle konnte die Haarnadel
mittelste stumpfen Hakens auf den Bügel gewendet und extrahirt
werden. Im zweiten Falle bei einem zehnjährigen Mädchen handelte
e3 sich um einen um einen Griffel gebildeten Stein, der durch Sectio
alta entfernt wurde; Heilung.
Seiffart (17) konnte bei einer 18jährigen Virgo eine in der Blase
liegende Haarnadel durch Röntgen-Strahlen nachweisen. So interessant
der mitgeteilte Fall ist, so muss doch bemerkt werden, dass die Ein-
führung photographischer Platten in eine virginelle Scheide, wie
dieses hier geschehen ist, allgemeine Anwendung in äbnlichen Fällen
nicht finden dürfte, um so mehr als mittelst des tastenden Fingers die
Lage eines solchen Fremdkörpers genügend exakt festgestellt werden
kann; ja über das sehr wichtige Verhalten der Nadelspitzen zur
Blasenwand, deren Einkeilung etc. bringt einzig die Betastung und Son-
dirung Sicherheit, nicht aber die Anwendung der X-Strahlen. Die
Eutfernung der Haarnadel werde nach Dilatation der Harnröhre durch
SS Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Pincetten und zuletzt durch einen Roser’schen Ringhaken und all-
mähliches Biegen der Nadelschenkel bewerkstelligt.
Kolischer(6) unterscheidet zwei Gruppen von klinischen Sympto-
men, unter welchen Ligaturfäden — von Ovarial-Stümpfen und Vagino-
fixationen — in die Blase einwandern können. Entweder sind die
Symptome sehr akut: Schüttelfrost mit Fieber, heftige Blasenschmerzen,
Trübung des Harns durch Eiter, Epithelien, manchmal durch Blut-
beimengung — oder die Erscheinungen sind milder, es besteht Harn-
drang, etwas Dysurie und wechselnde Trübung des Harns und Schmerzen
am Ende der Harnentleerung. Im ersten Falle erfolgt eine Absce-
dirung um die Ligatur mit rascher eitriger Perforation der Blase, im
zweiten ist die Durchwanderung der Blasenwand eine langsame. Mit
dem Kystoskop sah Kolischer in zwei Fällen eine blutunterlaufene
Hervorwölbung, die von bullösem Oedem umgeben und bei Sonden-
betastung sehr empfindlich war. Ist der Abscess in die Blase durch-
gebrochen oder eröffnet worden, so sieht mau das Ende des Ligatur-
fadens, dessen Entfernung aber oft längere Zeit nicht möglich ist, weil
er noch nicht gelockert ist. Eine allgemeine Infektion der Blase von
einer solchen Perforationsstelle aus, wenn die Blase vorher intakt war,
kommt nicht zu Stande. Die Entfernung dieser Fadenschlingen, welche
meist mit dem Knoten voraus einwandern, wird von Kolischer mittelst
des Operations-Kystoskops (Nitze) vorgenommen, indem er den Faden
unterhalb des Knotens mit einer Scheere durchschneidet und dann mit
einem Zängelchen extrahirt.
Man soll deshalb jedesmal, wenn nach einer Operation an den
inneren Genitalien Blaseubeschwerden auftreten, zunächst kystoskopiren.
Nach Entfernung der Ligatur folgen gewöhnlich die anderen Liga-
turen desselben ÖOperationsstumpfes durch denselben Eitergang nach.
Sind die Fremdkörper entfernt, so heilt die vorhandene cirkumskripte
oder ausgebreitete Cystitis schnell und nur selten ist es nothwendig, ein
etwa zurückbleibendes Ulcus auszukratzen oder zu kauterisirten.
Nijhoff (11) berichtet über einen Fall von Blasenbeschwerden,
sieben Wochen nach einer Övariotomie, bei welcher der Stiel mit sechs
bis sieben Seidenligaturen umschnürt worden war. Die Beschwerden
bestanden in Dysurie bei alkaliscem an Phosphaten reichem Harn
und Retention. Spontan wie bei Katheterismus gingen aus nekrotischem
Gewebe bestehende Pseudomembranen ab. Einige Monate später
wurden durch Sondirung und Kystoskopie Konkremente konstatirt, die
durch zweimalige Lithotripsie entfernt wurden. Als Kern dieser ver-
schiedenen Steine wurden fünf Seidenfäden erkannt. Die Einwanderung
Blase. 321
in die Blase kann dadurch erfolgen, dass entweder bei der Ligirung
die Blase mitgefasst wurde oder dass in der Nähe der Blasenwand
liegende Ligaturen in Folge bakterieller Infektion und Eiterung in
die Blase perforiren oder endlich, dass Ligaturen durch Druckusur in
die Blase kommen, aus welcher sie nach einiger Zeit inkrustirt abgehen.
Eine Entfernung nach Dilatation der Urethra hält Nijhoff nicht für
indizirt, weil länger dauernde Inkontinenz entstehen kann und später
doch vielleicht die Lithotripsie nothwendig wird, welche ohne Dilatation
ausgeführt werden kann.
Russell (16) entfernte aus der Blase einer Frau, bei welcher
fünf Jahre vorher die Sectio Caesarea gemacht worden war, Konkre-
mente, die sich um eingewanderte Seidenligaturen gebildet hatten.
Einen weiteren Fall von Fremdkörper siehe bei Sutherlin
te. 55).
12. Parasiten.
l. Huber, Ueber einen Fall von tropischer Hämaturie, bedingt durch Disto-
mum haematobium. Ges. d. Charite-Aerzte, Sitzung v. 12. Novbr. 1896.
Berl. Klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 213. (Betrifft einen Araber
männlichen Geschlechts.)
2. Strube, G., Ueber das Vorkommen von Parasiteneiern und -Larven im
Harn der Bewohner von Natal und Transvaal. Deutsche med. Wochenschr.
Bd. XXIII, pag. 522 und Vereinsbeilage pag. 142.
Strube (2) fand bei Indiern und Negern aus Natal und Trans-
vaal dreierlei Parasiten, nämlich die Eier von Bilharzia, Larven von
Filaria sanguinis hominis, welche in Form von durchschnittlich 0,45 mm
langen Rundwürmern auftraten, endlich rundliche Gebilde von 0,06
bis 0,07 mm Länge und 0,04 mm Breite doppelkonturirter Schale und
grobkörnigem Inhalt — ebenfalls Eier, die aber nicht näher bestimmt
werden konnten. Die Untersuchung des Blutes auf Parasiten blieb
stets negativ. Das Allgemeinbefinden war in keinem Falle gestört,
nur in einem Falle trat Hämaturie auf und es fanden sich im Harn
rothe und weisse Blutkörperchen, Blasen- und Nierenepithelien und
Hameylinder. S. ausserdem Albarran und Bernard (c. 9. 2.).
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 21
322 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorzane beim Weihe.
d) Urachus.
1. Bereskin, Th. J., Ueber Steinbildung im Urachus. Wratsch. Sapisski,
Nr. 1. (Operative Entfernung eines kindskopfgrossen Steines aus dem
mit der Blase kommunizirenden Urachus bei einem Manne.)
2. Douglas, R., Cysts of the urachus. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI,
pag. 472 u. 567.
3. Newman, D., Rare variety of cyst of the urinary bladder probably
arising from the urachus, cured by operation. Glasgow Med. Journ. 1896,
Heft 7.
4. Renssen, Ein Fall von an der Blasenseite offen gebliebenem Urachus.
Med. Weekbl. v. Noord- en Zuid-Nederland Bd. IV, Nr. 23, ref. Centralbl.
f. Gyn. Bd. XXII, pag. 167.
A Stierlin, R., Zur Kasuistik angeborener Nabelfisteln. Deutsche med.
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 188.
6. Trogneux, A., Contribution a l'étude des fistules ombilico-vesicales.
Thèse de Paris Nr. 129. (Betrifft einen Fall bei einem $jährigen Knaben.
bei dem die Operation wegen Komplikation mit Tuberkulose nicht von
Erfolg war.)
Stierlin (5) veröffentlicht einen Fall von Urachusfistel bei
einem 12jährigen Mädchen. Der Harnabgang durch den Nabel dauert
seit dem Abfall des Nabelschnurrestee. Durch die in der unteren
Nabelhälfte befindliche Vertiefung, die mit Schleimhaut ausgekleidet
war, liess sich eine Sonde bis in die Blase einführen, die mit einer
per urethram eingeführten sich traf. Das Orificium urethrae externum
lag versteckt und von einer Schleimhautfalte bedeckt und die Harn-
röhre verlief auffallend steil nach hinten. Die Fistel wurde in der
Weise operirt, dass beiderseits von ihr aus ein 1!/s cm langer Quer-
schnitt gemacht wurde; hierauf liess sich der den Urachus auskleidende
Schleimhaut-Cylinder excidiren. Der Rand desselben wurde angefrischt
und vernäht, darauf ebenso die Hautwunde. Verweilkatheter, Heilung
per primam. Für solche einfache Fälle verwirft Stierlin die Laparo-
tomie mit Resektion des Urachus.
Douglas (2) veröffentlicht einen Fall von Urachus-Cyste bei einer
37 jährigen Frau. Die Cyste wurde rechterseits unterhalb des Nabels
als kuglige, fluktuirende, unbewegliche Geschwulst von glatter Ober-
fläche wahrgenommen und mit Wahrscheinlichkeit für eine Ovarialcyste
gehalten. Subjektive Symptome, welche charakteristisch gewesen wären,
fehlten. Bei der Operation konnte die Cyste mit Leichtigkeit und ohne
Eröffnung des Peritoneums ausgeschält werden. Es kam aber zu
Gangränescenz des benachbarten Peritoneum parietale und die Operirte
starb an „Sapraemie“. Douglas betont in der Statistik der Urachus-
Harnleiter. 32:3
Cysten die überwiegende Belastung des weiblichen Geschlechtes, indem
von 37 Fällen 29 auf Frauen kommen. Charakteristische Symptome
bieten diese Cysten meist nicht und nur in seltenen Fällen wurde die
Diagnose vor der Operation richtig gestellt.
In der Diskussion theilen Van der Veer, Ill, Reed und Mc
Murtry Fälle von Urachus-Cysten mit. Ill betont die Gefahr der
Haminfiltration nach Exstirpation einer mit der Blase kommunizirenden
Urachus-Cyste und Reed macht auf die Gefahr der Infektion auf-
merksam, wenn die Cysten-Wände entzündet sind. In diagnostischer
Beziehung hebt Ill für mit der Blase kommunizirende Cysten die
absatzweise Entleerung der Blase hervor.
Newman (3) operirte eine wahrscheinlich vom Urachus aus-
gehende Cyste bei einer 39jährigen Frau. Die Cyste, welche eine
gelatinöse, ammoniakalisch riechende Flüssigkeit entbielt, wurde partiell
resezirt und in die Hautwunde fixirt. Mit der Blase, die übrigens
blutigen Harn enthielt, scheint die Cyste nicht in Verbindung gewesen
zu sein.
Renssen (4) berichtet über einen Fall von Schmerzen in der
Nabelgegend und Hervorwölbung des Nabels beim Pressen bei einem
Kinde von 6 Jahren. Der Katheter konnte mit der Spitze bis zum
Nabel vorgeschoben werden und schien vorher durch einen engen Kanal
zu gleiten. Es war dies nur während der Schmerzanfälle wegen
Harnstauung im Urachus möglich. Nach Incision in der Medianlinie
wurde der Urachus, in dem eine Sonde lag, extraperitoneal bis zum
Blasenscheitel freigelegt, dann der obere Theil nach doppelter Unter-
bindung durchtrennt und der untere Theil unmittelbar oberhalb der Blase
abgebunden und durchschnitten, dann die Blasenwand vernäht. Der
obere Urachus-Rest wurde an die rechte Rectus-Scheide fixirt und dann
die Wunde geschlossen. Heilung.
e) Harnleiter.
l. Albarran, J., Catheterisme cystoscopique des ureteres. Soc. de Chir.
Sitzung v. 19. V. Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 598.
2. — Uretère surnumeraire. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 743 u. Wiener
klin. Rundschau. Bd. XI, pag. 706.
— Ein neues Ureteren-Kystoskop und: dessen Anwendung. Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 697. (Der Vor-
theil desselben besteht darin, dass es als einfaches Kystoskop, als Irri-
gations- und Ureterenkystoskop gebraucht werden kann, dass statt zwei
21*
S9
8
19.
29.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
enger Kanäle ein weiter sich daran befindet und dass die Irrigationsvor-
richtung getrennt vom optischen Apparat sterilisirt werden kann.)
. Albarran, J., Zur kystoskopischen Technik der Ureteren-Katheterisation.
Revue de gyn. et de chir. abdom. Nr. 3; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 1334.
. Barth, W., Ueber den angeborenen Verschluss des Ureters mit cysten-
artiger Vorwölbung desselben in die Harnblase. Inaug.-Diss. Giessen.
. Bazy, De l'urétéro-pyélo-néostomie. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 400.
. Bovée, W., Uretero-ureteral anastomosis. Ann. of Surg. Januarheft.
— A contribution to the experimental surgery of the ureter. Ann. of
Surg. Heft 9.
. Bradford, J. R., Experimental atrophy of the kidney. Path. Soc. of
London. Sitzung v. 7. XII. Lancet. Vol. II, pag. 1533.
. Byford, H.T., Whalebon ureteral guide; spiral ureteral sound. Transact.
of the Chicago Gyn. Soc. Sitzung vom 19. III. Amer. Gyn. and Ọbst.
Journ. Vol. X, pag. 585. (Dünne Ureter-Sonde, welche bei Operationen im
Parametrium eingeführt wird, um die Lage des Ureters zu sichern; dient
auch zur Diagnose bezüglich der Betheiligung des Ureters an parametranen
Erkrankungen, besonders bei Carcinom.)
. Chalot, La transplantation systématique des deux uretères et la ligature
préventive des deux artères iliaques internes pour extirpation large du
cancer diffus de l'utérus par l'abdomen. L'indépendance méd. 1896, 16.
September u. Arch. de Gyn. et de Toc. Vol. XXIII, pag. 785.
. Crookshank, F.G., A case of obstructive suppression of urine. Lancet.
Vol. II, pag. 715.
. Cumston, Lumbar nephrectomy in anuria due to uterine cancer. Boston
Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXIV, pag. 286. (Fall von Nephrotomie
— nicht Nephrektomie — bei Kompression der Ureteren durch Uterus-
carcinom.)
. Dasara, D., Der permanente Katheterismus der Ureteren nach hohem
Blasenschnitt. Policlinico 1896, 1. November.
. Delagénière, Chirurgie des uretères. Arch. prov. de chir. Nr. 6. (Aus-
führliche Darstellung sämmtlicher operativer Eingriffe am Ureter, besonders
bei Verletzungen der Ureteren und der Implantationsmethoden in Blase,
Darm und Bauchdecken.)
Doyen, Calculs de l'uretère. Acad. de Méd. Sitzung v. 8. VI. Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 680. (Demonstration
von Uretersteinen, die von vier Kranken stammten.)
. Eastman, J. R., Diagnosis by inspection in the urinary tract. Ann. of
Gyn. and Ped. Vol. XI, pag. 205.
. Emmet, B. Mc. E., Multiple Myomata in the abdominal cavity. Amer.
Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 6.
Fargas, M. A., El mejor procedimiento de histerectomia abdominal en
los casos de miomas uterinos. Ann. de obst., gin. y pedr.; ref, Centralbl.
f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1328.
Faytt. Th., Ueber die topographischen Verhältnisse der Harnleiter zu
Harnblase und Gebärmutter. Memorab. d. Warschauer med. Vereins 1896,
ref. allgem. Wiener med. Zeitg. Bd. XLII, pag. 364.
39,
A0.
Harnleiter. 325
. Fenger, Chr., Ureterectomy. Amer. Surg. Assoc. Sitzung v. 6. V. Med.
Record. Vol. LI, pag. 820.
. Fränkel, E., Ureterencysten. Biolog. Abth. d. ärztl. Vereins Hamburg,
Sitzung v. 23. I. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 290.
. Funke, E., Ueber den Verlauf der Ureteren. Deutsche med. Wochenschr.
Bd. XXIII, pag. 273.
24. Guisy, B., Deux cas de neuralgies rénales idiopathiques provoquées par
une contraction énergique des uretères chez deux personnes hystériques.
Progrès méd. Nr. 17.
5. Guyot, Note relative a un cas de compression de l'uretère droit par un
utérus gravide. Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux. Sitzung v. 8. II.
Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 181.
%. Hartcop, Fr., Hochgradige Verdickung der Wandungen der Blase und
der Harnleiter. Zeitschr. f. Med.-Beamte. Bd. X, pag. 419.
. Hartmann, Ureterectomie totale. XI. franz. Chirurgenkongress. Revue
de Chir. Tom. XVII, pag. 1046.
. Haushalter, P., und Jacques, P., Des accidents consécutifs à l’imper-
foration de l'extrémité vésicale de luretère et spécialement des uretères
surnuméraires. Presse méd. 22. Mai.
. Herz, J., Ueber Harnleiterfisteln. Inaug.-Diss. Freiburg 1896.
. Jacques, M., Niere mit vier Ureteren. Presse méd. 17. April.
. Johnson, F. W., The Ureters in hysterectomy for cancer of the uterus.
Boston Med. and Surg. Journ.; ref. Edinburgh Med. Journ. Vol. XLIV,
pag. 615.
. Kaijser, F., Ein Fall von Implantation des Ureters in die Blase. Cen-
tralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1221.
. Kohlhardt, Ueber eine Zottengeschwulst des Nierenbeckens und des
Ureters. Virchows Arch. Bd. CXLVIII, pag. 565.
. Lanwers, Quelques observations de chirurgie rénale. Ann. de la Soc.
Belge de Chir. Sitzung v. 15. XII. 1895. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u. Sexual-Organe. Bd. VII, pag. 364.
. Larkin, Calculus in the Ureter. Liverpool Med. Soc. Sitzung v. 25. ITI.
Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 855 u. Lancet. Vol. I, pag. 960.
36. Lloyd, J., A case of stone in the ureter. Brit. Med. Assoc. LXV. Jahres-
versammlung, Chirurg. Sektion. Med. News. Vol. LXXI, pag. 379.
. Mackie, W., Catheterization of the ureters (female) as a diagnostic
measure. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 719.
d Munde, P. F., Retro -uterine Haematocele; ruptured tubo- ovarian sac,
probable ectopic; prolapse and removal of vermiform appendix; açcidental
enucleation and removal of three inches of ureter. New York Acad. of
Med. Geburtsh.-gynäk. Sektion, Sitzung v. 24. XII. 1896. Med. Record.
New York. Vol. LI, pag. 134.
Nagel, Die Lage des Ureters innerhalb des kleinen Beckens. Arch. f.
Gyn. Bd. LIII, pag. 603.
Nitze, M., Eine neue Modifikation des Harnleiterkatheters. Centralbl. f.
d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 8. (Kystoskop und
Harnleiterkatheter sind in der Weise modifizirt, dass die Lampe sich in
der Fortsetzung des eigentlichen Kystoskops befindet und dass es leicht
41.
42.
43.
46.
47.
48.
49.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
möglich ist, die Metalltheile des Instruments herauszunehmen, ohne den
in den Harnleiter eingeführten Katheter mit herauszuziehen oder auch nur
in seiner Lage zu verschieben.)
Noble, C. P., Injury to ureter during operation. New York Med. Journ
Nr. 2.
Obici, A., Le anomali di sbocco degli ureteri. Soc. med.-chir. di Bologna
1896 u. Gaz. med. Lomb. 1896. Nr. 29.
Ozenne, M., Urämie in Folge von Uterusmyomen. Semaine gyn. 15. Juni.
(Fall von Kompression der Ureteren durch Uterusmyome;; Hydronephrose,
tödtliche Urämie.)
Petit, P., Les rapports pelviens des ureteres chez la femme. Gaz. med.
de Paris. Tom. LXVIII, pag. 532.
. Pisani, U., Vorschlag zu einer neuen Methode der Einpflanzung der Ure-
teren ins Rektum. Policlinico 1896, 1. Juli.
Protopopow, S. A., Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Ure-
teren. Pflüger’s Archiv. Bd. LXVI, pag. 1.
Queirel, Die Symphyseotomie in der Gebäranstalt zu Marseille. Revue
internat. de med. et de chir. prat. 1896. Nr. 19; ref. in Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 525.
Ramsay, O., Double Ureter. Johns Hopkins Hosp. Bull. 1896 Nov. u.
Dezember. (Vollständige Verdoppelung mit doppelter Blaseneinmündung
und doppeltem Nierenbecken.)
Robinson, H. B., A successfull case of retroperitoneal uretero-lithotomy.
Brit. Med. Journ. Vol II, pag. 648.
Schwalbe, Zur Anatomie der Ureteren. Anat. Anzeiger. Bd. XII.
Schwartz, Sur l’ureterocystoneostomie immédiate pour remédier a une
section de l’uretere, pendant une hysterectomie abdominale totale pour
fibromes. XI. franz. Chirurgenkongress. Revue de Chir. Tom. XVII, pag.
1045.
Schwarz, Ueber abnorme Ausmündungen der Ureteren und deren chirur-
gische Behandlung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XV, Heft 1. (Ausführliche
Beschreibung des Wölfler’schen Falles, s. Jahresbericht Bd. IX, pag. 338;
ausserdem Zusammenstellung aller bisher bekannten einschlägigen Fälle.)
Seiffart, Beitrag zur Ureter-Bauchfistel-Frage. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 613.
Solger, Zur Kenntniss der spindelförmigen Erweiterung des menschlichen
Harnleiters. Anat. Anzeiger 1896, Nr. 14.
Sutberlin, W., Ueber Kystoskopie und Katheterismus der Ureteren.
Inaug.-Diss. Berlin.
Tietze, Ureternaht. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 961.
. Veau, V., Des dilatations congenitales des conduits excreteurs du rein.
(raz. des Höp. Tom. LXX, pag. 353.
Veit, J., Die Grenzen zwischen abdominalen und vaginalen Operationen.
Niederl. Ges. f. Geb. u. Gyn. Sitzung v. 10. II. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 1448.
Waldeyer, Ueber die Lage der Ureteren. XI. Anatomenversammlung
in (rent. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 114.
Harnleiter. 327
1. Anatomie und Physiologie.
Nach Funke’s (23) Untersuchungen beschreiben die Ureteren
zwei S-formige Krümmungen, von denen eine in der Frontal-, die andere
in der Sagittal-Ebene lieg. Am Nierenbecken sind sie beim Weibe
9—11 cm von einander entfernt, an den Vasis iliacis 6°/—8,5 cm,
im Becken 9—10 cm, in der Ebene des Orificium uteri externum
6—7 cm, an der Einmündungsstelle in die Blase ca. 5 cm. Im Becken
kreuzt der linke Ureter die Gefässe etwas höher oben als der rechte
und liegt unter dem Mesenterium des S Romanum da, wo sich die
Fossa intersigmoidea befindet. Im Becken liegt der Ureter hinter der
Arteria uterina, zwischen ihr und einer grösseren Vene. Im Verlauf
nach vorne kreuzt er die A. uterina. Mit dem Rektum tritt er nicht
ın Berührung. Die Ureteren treten nicht ins Ligamentum latum ein,
sondern liegen unter demselben dicht an der Basis. Zwischen Uterus
und Ureteren liegen mächtige Venenplexus, jedoch liegt der linke Ureter
der seitlichen, nach vorne gedrehteu Uteruskante näher als der rechte.
Vom Collum uteri sind sie ca. 2,5 cm entfernt, dagegen liegen sie
dicht an der seitlichen vorderen Scheidenwand 1,5—2 cm unterhalb des
Orificium externum.
Funke folgert hieraus, dass bei supravaginaler Uterusexstirpation
der Schnitt im Scheidengewölbe möglichst hoch oben dicht an der Portio
m führen ist. Bei den seitlichen Umstechungen muss man ebenfalls
möglichst hoch nach oben gehen.
Der seitlichen Beckenwand liegen die Ureteren nirgends an, da
zwischen ihnen und der Beckenwand ein fettreiches lockeres Binde-
gewebe mit Gefässen und Nerven liegt.
Faytt (20) kommt auf Grund von Leichenuntersuchungen zu
folgenden Schlüssen betreffs der gegenseitigen Lage der Ureteren und
des Uterus. Linkerseits beträgt die Entfernung des Harnleiters von
der Seitenwand des Uterus 0,8—2, rechterseits ad maximum 2—3 cm.
Nach oben vergrössert sich die Entfernung des Harnleiters, linkerseits
auf 2—2,5, rechts 2—3 cm, wenn der Uterus normal liegt. Bei vaginaler
Üterusexstirpation ist es ungefährlicher, einen queren, 4—5 cm nicht
übersteigenden Schnitt näher dem Halse zu führen, wenn die Lage des
Uterus normal ist; ist der Uterus descendirt, so muss der Schnitt
vom Seitengewölbe der Scheide begonnen werden. Je mehr der Uterus
nach der Seite gekrümmt ist, desto näher liegen demselben die Ureteren,
und zwar der linke immer näher als der rechte. Die Verletzung des
Ureters beim Durchschneiden des Lig. latum ist weniger gefährlich als
328 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
bei Durchschneidung des Scheidengewölbe.. Durch stumpfe Ablösung
der Ureteren kann man dieselben vom Uterus mehr entfernen, aber
innerhalb gewisser Grenzen. Der im anatomischen Plexus venosus ver-
laufende Theil des Ureters kann nur schwer abgelöst werden, weil hier
am unteren Theil des Lig. latum der Harnleiter einen fixen Punkt
besitzt; es soll daher die Ablösung des Ureters stumpf vorgenommen
werden, um die periuterinen Venenplexus und die Arteria uterina nicht
zu verletzen.
Nach Nagel (39) geschieht die Kreuzung des Ureters mit der
Arteria uterina in der Höbe des inneren Muttermundes, und zwar so,
dass bei aufrechter Stellung die Arterie vor und über dem Ureter liegt.
An der Einsenkungsstelle des Ureters in die Blasenwand sind die Ureteren
4 cm von einander entfernt. Auf der Höhe des Collum uteri beträgt
der Abstand der beiden Ureteren 7,5—8 cm. An der Kreuzungsstelle
mit der A. uterina liegen die Ureteren 2,5 cm von der Beckenwand
entfernt. An den Kreuzungsstellen mit der A. spermatica int. und der
A. uterina erhält der Ureter ein kleines Gefäss, das sich ihm eng an-
schmiegt und in rückläufiger Richtung verläuft. Ein Fühlen des un-
veränderten Ureters vom Rektum aus hält Nagel nicht gut für
möglich.
Petit (44) studirte das anatomische Verhältniss der Ureteren im
kleinen Becken in Rücksicht auf die üblichen chirurgischen Eingriffe.
Er fand, dass im subperitonealen Abschnitte die Ureteren so weit von
einander entfernt sind, dass sie bei 6 cm breiter Incision des hinteren
Scheidengewölbes (Colpotomia posterior) nicht getroffen werden können.
Von dem Ovarium liegt der Ureter unter normalen Verhältnissen weit
ab; bei Verwachsungen des Ovariums in der Tiefe des Beckens tritt
der Ureter in nahe Beziehungen zu demselben und kann bei Abtragung
des Ovariums verletzt werden. Intraligamentäre Cysten des Parovariums
und ebensolche Uterusmyome sind vom Ureter durch die aponeurotische
Gefässscheide getrennt. Im paravaginalen Theile gegen die Blase
zu eind die Ureteren 4cm weit von einander entfernt, so dass die Col-
potomia anterior diese Breite nicht überschreiten darf. Durch Er-
schlaffung der Ligamente kann der Ureter tiefer gelagert sein, so dass
er statt in der Höhe des Fornix vaginae unter demselben liegt; ebenso
liegt er dann näher an Uterus und Scheide und kann dann in eine
Klammer gefasst werden. Petit glaubt, dass eine grosse Zahl von
Todesfällen an Shock auf Verletzung des Ureters bei Beckenoperationen
zurückzuführen sind, so dass auf ihre anatomische Lage im Einzelfalle
sorgfältig zu achten ist.
Harnleiter. 329
Nach Schwalbe’s (50) Untersuchungen sind die Ureteren nicht
rein cylindrische Schläuche, sondern sie zeigen oberhalb des Eintritts
ins kleine Becken eine spindelförmige Erweiterung und zugleich sind
beim Eintritt ins kleine Becken drei Biegungen vorhanden. Diese Eigen-
thümlichkeit wird mit der aufrechten Haltung des Menschen in Ver-
bindung gebracht, weil dieselben bei Thieren fehlen.
Nach Waldeyer (59) liegt der Ureter häufig an der unteren
medialen Konvexität der Fossa ovarica; in der Diskussion wird jedoch
hervorgehoben, dass weder der Verlauf des Ureters noch seine Beziehungen
zu dieser Tasche konstant sind.
Bezüglich der Verletzung der Ureteren bei vaginalen Operationen
betont Veit (58), dass solche nur dann zu fürchten sind, wenn die
ÜUreteren Ipathologisch dislocirt sind; die Blutung aus der Blasenwand
bei Ablösung der Blase vom Uterus ist nach Veit unbedeutend.
Auch Fargas (19) betont, dass bei der vaginalen Exstirpation
des myomatösen Uterus nach Doyen die Harnleiter und die Blase
nicht in Gefahr kommen, verletzt zu werden.
Protopopow (46) veröffentlicht Untersuchungen über den ana-
tomischen Bau des Ureters. Er fand dessen Wandung bestehend
aus einer inneren longitudinalen und äusseren Ringmuskelschicht, zu
welch letzterer in den unteren Partien äussere longitudinale Faserzüge
kommen, welche in lückenhaften Lagen angeordnet sind. Die Schleim-
baut hat eine Epitheldecke, die sich von der der Blase und des Nieren-
beckens unterscheidet; Drüsen fehlen. Alle Schichten des Ureters ent-
halten im ganzen Verlaufe desselben Nervenfasern uud Nervenzellen
und überall ist reichliche Gefässversorgung vorbanden.
Die Untersuchungen Protopopow’s über die Funktion der Ure-
teren ergaben, dass der in denselben eintretende Harn bewegungs-
anregend wirkt, indem mit der Menge der eintretenden Tropfen — mit-
telat eingebundener Kanüle regulirt — die Frequenz der Kontraktionen
zunimmt. Asphyxie, venöse Stauung durch Zuklemmen der Vena cava
oberhalb der Nierenveneneinmündung macht die Kontraktivnen frequenter,
Verschluss der Nierenarterie bewirkt vorübergehende, Verschluss der
Aorta dauernde Verlangsamung der Kontraktionen. Durch Exstirpation
der Nieren werden die Harnleiterbewegungen nicht zum Aufhören ge-
bracht, wohl aber durch Unterbindung des Ureters unmittelbar unter
dem Nierenbecken, weil hierdurch Nervenfasern aus der Anastomose
zwischen Ganglion mesent. inf. und Plexus hypogastricus verletzt werden.
Die Anschauung vom rein myogenen Ursprung der Ureterthätigkeit
wird von Protopopow geleugnet, weil bei Durchschneidung des
330 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Splanchnicus regelmässig Verlangsamung, durch Reizung des peripheren
Stumpfes dagegen Beschleunigung der Kontraktionen hervorgerufen
werden. Von Medikamenten wurde eigentlich nur Atropin beeinflussend
gefunden; es beschleunigte anfangs die Kontraktionen, später verlang-
samte und zuletzt lähmte es dieselben.
Bradford (9) erzielte bei Hunden durch Ligirung und Durch-
trennung des Ureters eine Atrophie der Niere bis auf ein Viertel ihrer
normalen Grösse. Die Atrophie beruhte besonders auf Zusammenge-
drängtsein der Tubuli und Schrumpfung der Zellen.
2. Diagnostik.
Albarran (1, 3, 4) benützt zur Ureteren-Katheterisation eine
Modifikation des Nitze’schen Kystoskops, und zwar hat die Lampe
intensiveres Licht, ist beweglich und nach Belieben verstellbar; das
Verbindungestück zwischen der Lampe und dem optischen Theile ist
sehr dünn und endlich besteht die Modifikation in der Transmission des
elektrischen Stromes. Das Kystoskop kann als Irrigations- und als
Ureterkystoskop gebraucht werden, schafft ein grosses, sehr gut beleuch-
tetes Gesichtsfeld, erleichtert die Auffindung der Ureter-Mündungen, er-
laubt grössere Beweglichkeit der Harnleitersonden und endlich kann
während des Katheterismus Prisma und Lampe durch Irrigationen ge-
reinigt werden.
Albarran veröffentlicht im Anschluss hieran zwei Fälle von
Stenose der Ureteren, drei Pyonephrosen, eine Nierenfistel nach Nephro-
tomie und einen Fall von Retention blutigen Harns im Nierenbecken.
Eastman (17) zieht für die Katheterisation der Harnleiter das
Casper’sche Ureteroskop sowohl dem Nitze’schen Instrument als der
Pawlik-Kelly’schen Methode vor. Die letztere Methode erfordert
viel längere Einübung und bei dem Nitze’schen Kystoskop ist es
schwerer, den Katheter richtig zu leiten, so dass Verletzungen der
Schleimhaut und Blutungen aus derselben leichter möglich sind. Aller-
dings können auch bei Benützung des Casper’schen Instrumentes
Verletzungen vorkommen. Bleibt der Harnleiter-Katheter längere Zeit
liegen, so kommt es immer zu Epithel-Abstossung und es treten per
diapedesin rotbe Blutkörperchen aus. Zur Vermeidung von Infektionen
durch den Harnleiter-Katheter empfiehlt Eastman, nach Casper’s
Vorgang, nach jeder Katheterisation einige Tropfen einer 0,1 °/oigen
Silbernitratlösung in den Ureter einzuspritzen. Kontraindizirt ist der
Harnleiter-Katheterismus bei akuten Entzündungen und für gewöhnlich
nutzlos bei Nierengeschwülsten, wo Blutungen hervorgerufen werden
Harnleiter. 331
können. Eastman kommt zu dem Schlusse, dass der diagnostische
Werth der Kystoskopie und des Harnleiterkatheterismus ausser allem
Zweifel stehe, wenn auch beide Methoden die bisherigen diagnostischen
Methoden nur ergänzen, nicht völlig ersetzen. Irrthümer sind auch
hier möglich, indem primäre Eiterungen der Nieren von sekundären
durch Harnleiter-Katheterismus nicht zu unterscheiden sind und die
zweite Niere konsensuell erkrankt sein kann, so dass der primäre Sitz
der Erkrankung zweifelhaft bleiben kann.
Mackie (37) berichtet nach einer ausführlichen Beschreibung des
Hamleiterkatheterismus, wie er von Kelly geübt wird, über zwei Fälle,
in denen das Verfahren angewendet wurde. Im ersten Falle handelte
es sich um eine im Wochenbett entstandene Cystitis mit aufsteigender
Ureteritis und Nephropyelitis. Die Diagnose konnte bier nur durch
den Harnleiterkatheterismus gesichert werden, weil die Niere auf
Druck völlig schmerzlos war und nur der rechte Ureter von der Vagina
aus etwas verdickt und etwas empfindlich gefunden wurde. Die Nephro-
tomie brachte Heilung. Im zweiten Falle waren die Erscheinungen
von Seiten der rechten Niere primär vorbanden und erst später trat
Cystitis auf In der rechten Niere, welche nach abwärts verlagert
war, wurde deshalb eine eiterige Nephropyelitis vermuthet. Die Kathe-
terieation beider Harnleiter ergab jedoch völlige Gesundheit beider
Nieren und die Eiterung war deshalb auf die Blase beschränkt. Beide
Fälle werden als Beispiele für den diagnostischen Werth des Harn-
leiterkatheterismus angeführt.
Sutherlin (55) empfiehlt zur Uretersondirung besonders den Ge-
brauch des Casper’schen und des Brenner’schen Kystoskops und
führt zur Illustration der Wichtigkeit der Kystoskopie und des Ureteren-
Katheterismus drei Fälle bei Frauen aus der Landau’schen Klinik
an. In zweien handelte es sich um Steine, die sich um Fremdkörper
gebildet hatten, und zwar einmal um eine nach abdominaler Myom-
Exstirpation in die Blase eingewanderte Seidenligatur und einmal um
eine Haarnadel; im letzteren Falle bestand Gravidität im 2. Monate.
In beiden Fällen wurde der Stein mit dem Fremdkörper entfernt.
Im dritten Fall handelte es sich um eine Ureterverletzung nach
vaginaler Exstirpation des Uterus. Mittelst des Kystoskops und des
Katheteriimus des Harnleiter wurde Verletzung des rechten Ureter
und Narbenverschluss des vesikalen Endes erkannt. Die mit Eiter-
heerden durchsetzte Niere wurde exstirpirt.
Dasara (14) hat, um nach Sectio alta die Harninfiltration zu
vermeiden, einen Katheter „a tripla corrente“ konstruirt. Derselbe
332 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
besteht aus dem geraden Theil eines Metallkatheters (18—20 franzö-
sische Skala), der 3—5 cm länger als gewöhnlich ist; der zweite Theil
besteht aus drei kleinen elastischen Kathetern, die sich zu einem kurzen
Stamme vereinigen, welcher mit dem metallenen Theile verbunden wird.
Der Metallkatheter wird auf einem aufgeschraubten gewöhnlichen
Katheterstück vorher eingeführt; nach Eröffnung der Blase wird von
innen der aufgeschraubte Theil entfernt und der elastische dreiläufige
Theil aufgesetzt. Von den drei kleineren Kathetern kamen zwei (12
bis 15 cm lang) in die Harnleiter, der dritte (7 bis 10 cm lang) in
den Blasengrund. Auf diese Weise wird aller Harn durch die Harn-
röhre nach aussen geleitet. Nach 24—48 Stunden, wenn die Gefahr
der Harninfiltration vorüber ist, wird das Instrument per urethram
entfernt.
3. Missbildungen.
Barth (5) beschreibt einen Fall von Verschluss des linken Ureters
bei einem Zwillingskinde weiblichen Geschlechts, das ausserdem noch
Hasenscharte, Gaumenspalte, Polydactylie und kongenitalen Herz- und
Aortenfehler aufwies. An Stelle der Mündung des dilatirten linken
Harnleiters in die Blase fand sich eine 5 mm im Durchmesser messende
Cyste, in welche der Ureter endigte, Das Nierenbecken dieser Seite
zeigte leichte Dilatation. Die aus der Litteratur gesammelten ca. 15
Fälle einschlägiger Art werden eingehend analysirt.
Albarran (2) delt eine Beobachtung bei einem 20jährigen
Mädchen mit, welches seit der Geburt an Harnträufeln litt. Unter-
halb der Harnröhrenmündung fanden sich mehrere Blindsäckchen und
aus zweien derselben trat zeitweilig Harn aus. Durch Kystoskopie
wurde das Vorhandensein zweier normaler Ureteren festgestellt, ebenso
durch die Methylenblau-Probe, dass eine Verdoppelung der Urethra
nicht vorhanden war. Da eine der Oeffnungen eine Sonde 20 cm
weit eindringen liess, musste es sich um einen überzähligen Ureter
handeln. Albarran machte zuerst die Sectio alta und führt Sonden
in die beiden normalen Ureteren ein, dann isolirte er von der Scheide
aus den überzähligen Ureter, resezirte sein blindes, durch Harnstauung
zur Tasche umgewandeltes Ende und nähte den Ureter dann, Schleim-
haut an Schleimhaut in die Blase ein. Erst eine zweite Operation
führte die bleibende Einpflanzung des Ureter’s in die Blase herbei.
Haushalter und Jacques (28) beobachteten einen Fall von
Verdoppelung des linken Ureters und Mündung des überzähligen Ureters
in eine im Innern der Blase am Trigonum aufsitzende sekundäre Blase
Harnleiter. 333
von Welschnussgrösse. Die rechte Niere war vergrössert. Die Blase
war durch einen Phosphatstein fast ganz ausgefüllt, der obere Theil
der Ureteren war stark cystisch erweitert und das Nierenbecken ent-
hielt ebenfalls zwei Steine. Das mit 2!/s Jahren gestorbene Kind
(Mädchen) war um einen Monat zu früh geboren und hatte seit der
Geburt Blasenstörungen.
Brewer (g. 2.1.) fand unter 151 Leichenuntersuchungen einmal
4 Ureteren, je 2 von einer Niere entspringend; in einem Falle fanden
eich linkerseits zwei volletändige Ureteren, der eine vom oberen Theil
der Niere aus einem erkrankten Nierenbecken entspringend, die andere
vom unteren Theil mit normalem Nierenbecken. In zwei Fällen waren
die Ureteren nur im Anfangstheil verdoppelt und vereinigten sich im
weiteren Verlaufe. |
Jacques (30) fand bei der Sektion einer an Darmtuberkulose
verstorbenen Frau vier völlig getrennte Ureteren. Jede Niere besass zwei
Nierenbecken. Linkerseits mündeten die zwei Ureteren dicht neben einan-
der in die Blase, rechterseits war die Einmündung des einen Harnleiters
an normaler Stelle, die des andern in der Mitte zwischen dieser und
dem Orifieium internum urethrae.
Obici (42) beobachtete bei der Sektion einer an Puerperalfieber
Gestorbenen jederseits zwei Ureteren, welche getrennt in die Blase ein-
mündeten. Der überzählige linke Ureter durchbohrte die Blasenwand
l cm oberhalb der Urethra und mündete hier in eine 3 cm lange,
2 cm breite Vorblase, die sich nach unten wieder verengte und schliess-
lich in der Mitte der Urethra ausmündete. Funktionsstörungen während
des Lebens waren, wie es scheint, nicht vorhanden.
4. Verengungen und Erweiterungen.
Crookshank (12) beschreibt einen Fall von narbiger Striktur
des Ureters 2 Zoll unterhalb des Nierenbeckens und Verschluss des
Ureter--Lumens durch eine Schleimhautfalte. Das 11jährige Mädchen
starb unter urämischen Erscheinungen, weil die andere Niere verödet
und cystisch degenerirt war; 3 Jahre vorher soll an derselben eine
Operation ausgeführt worden sein. Die narbige Ureter-Striktur wird
als Folge einer Verletzung durch einen den Harnleiter passirenden
Stein gedeutet.
Guyot (25) beschreibt einen Fall von Kompression des rechten
Ureters durch einen stark nach rechts geneigten schwangeren Uterus;
der obere Theil des Harnleiters war von der Dicke eines kleinen
Fingers und die Niere war entsprechend vergrössert. Ausserdem fand
334 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
sich eine akute Coxitis rechterseits. Der Tod war unter den Symptomen
zunehmender Kachexie eingetreten. |
Guisy (24) berichtet über zwei Fälle von Nierenneuralgien, welche
genau die typischen Charaktere der Steinkolik zeigten. In dem einen
Falle war palpatorisch eine nicht näher zu bestimmende Resistenz in
der Nierengegend, im zweiten eine akute Hydronephrose nachweisbar.
In beiden Fällen schwanden die Anfälle ganz plötzlich unter Aus-
scheidung einer grossen Menge Harns. Da beide Male Konkremente
nicht zu Tage kamen und beide Kranke hysterisch waren, glaubt
Guisy in beiden Fällen einen auf hysterischer Basis entstandenen
Ureter-Spasmus als Ursache annehmen zu müssen.
Nach Lloyd (36) kann ein im Ureter eingekeilter Stein dieselben
Erscheinungen verursachen wie ein Stein im Nierenbecken, nur fehlt
die Druckempfindlichkeit der Niere. Die speziellen hauptsächlichsten
Symptome sind Schmerzanfälle und häufige Hämaturien; Auftreibung
des Abdomens mit Erbrechen und beschleunigtem Pulse treten bei
Uretersteinen häufiger auf als bei Nierensteinen. Ist der Ureter völlig
verstopft, so atrophirt die Niere in kurzer Zeit; ist dagegen der Ver-
schluss kein vollständiger, so kommt es zur Sekretstauung im Nieren-
becken. Ist ein Stein nachgewiesen, so muss er entfernt werden, ent-
weder durch Lumbarschnitt oder durch Iliacal-Schnitt oder von der
Scheide aus. Die Ureterwunde heilt nach Extraktion des Steines, auch
wenn sie nicht genäht wird.
Larkin (35) empfiehlt in Fällen, wo bei Steinsymptomen die
Nephrotomie gemacht, aber kein Stein gefunden wird, den Ureter zu
sondiren; er konnte in drei solchen Fällen den Stein im Ureter nach-
weisen.
Robinson (49) entfernte durch retroperitoneale Uretero-Litho-
tomie einen im rechten Ureter eingekeilten Stein von (ils Zoll Länge
und (a Zoll Dicke. Die Niere war hydronephrotisch und der Stein
war durch bimanuelle Untersuchung von der Vagina aus gefühlt worden.
(S. ferner Hydronephrose.)
Veau (57) unterscheidet bei den kongenitalen Erweiterungen des
Ureters solche durch Hemmungsentwickelung und solche durch abnorme
Entwickelung. Die Dilatation des Ureters kann entstehen durch Miss-
bildung des Ureters selbst — Verschluss, Verengung, Klappenbildung —
oder durch Kompression von den Nachbarorganen aus, z. B. durch eine
ihn kreuzende Arterie, durch den Müller’ schen oder den Wolff’schen
Gang. Die hauptsächlichste Ursache der kongenitalen Dilatation stellen
aber die abnormen Ausmündungen des Ureters dar, welche zumeist an
Harnleiter. 335
überzähligen Ureteren ihren Sitz haben. Die abnorme Mündung in
ein anderes Organ kann dabei offen oder verschlossen sein. Der Ureter
kann dabei in das Rektum oder an abnormer Stelle in die Blase
oder in die Urethra, oder endlich in den Tractus genitalis einmünden.
Eine Dilatation bei rektaler Einpflanzung kann durch Verengung der
Mündungsstelle, durch Verengung oder Verschluss des Rectum’s oder
durch blindes Endigen in der Wand des Rektums bedingt sein. Bei
sbnormer Einpflanzung in die Blase kann die Dilatation durch
Länge des Verlaufs zwischen den Schichten der Blasenwand, durch Ver-
engung der Mündungsstelle und durch blindes Endigen an der Ein-
pflanzungsstelle bewirkt werden; hierdurch kann es zur Bildung einer
intra- oder einer extravesikalen mehr oder weniger grossen Cyste oder
Ampulle kommen, die möglicherweise durch die Harnröhre nach aussen
treten kann. Die Mündung des Ureters in die weibliche Harnröhre
führt manchmal zur Inkontinenz, manchmal aber auch wegen Ver-
engung der Mündung in die Harnröhre und wegen der das Endstück
des Ureters umgebenden Muskelfasern zur Dilatation. Bei Ausmündung
in das Vestibulum fehlt meist ein Schlussapparat, aber dadurch besteht
ein leichter Grad von Erweiterung, welche aber von sekundärer Be-
deutung ist. Als Ausmündungsstellen im weiblichen Genitaltraktus
kommen in Betracht die Tube — nur durch hochgradige Missbildung
bewirkt, — der Uterus — selten — häufiger die Scheide oder auch
der Gartner’sche Gang. Endlich können durch Missbildungen hoch-
gradige Anomalien in der Ausmündung des Ureters bewirkt werden,
wie z. B. ein Fall von Einmündung in Urachus und durch denselben
in die Amnios-Höhle (Lagoutte) beweist.
Endlich können Dilatationen durch angeborene Fehler der Harn-
röhre bewirkt werden, und zwar durch Fehlen derselben, durch Ver-
schluss und durch kongenitale Stenose.
Die Dilatation der Ureteren ist in solchen Fällen eine allgemeine,
und reicht bie ans Nierenbecken, bewirkt also eine Hydronephrose.
Periureterale Entzündungsvorgänge führen hierbei zu Bindegewebsent-
wiekeluung in der Umgebung des Ureters oder auch zu periureteralen
Abscessen. Die Dilatation kann aber auch eine cirkumskripte sein
und sitzt dann meist am unteren Ende des abnorm mündenden Ureters,
besonders häufig retrovesikal. Die Folge der Dilatation ist Atrophie
der Niere, bei Sitz des Hindernisses in der Harnröhre ferner Dilatation
der Blase, Hypertropbie ihrer Wandungen, Ascites. Der Inhalt solcher
Taschen besteht bei offener Mündung aus Harn, bei geschlossener aus
einer an Harnstoff armen Flüssigkeit.
336 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane bein Weibe.
Von ausschliesslich anatomischem Interesse sind die Fälle, bei
welchen in Folge ausgedehnter Harnstauung die Früchte nicht lebens-
fäbig sind; dies ist der Fall bei allgemeiner Harnstauung in Folge
urethralen Verschlusses, bei Verschluss beider, nicht doppelt ange-
legter Ureteren und bei Komplikation mit anderen nicht lebensfähigen
Missbildungen. Von klinischem Interesse dagegen sind die Hydro-
nephrosen, welche zum Geburtehinderniss werden und die einseitige
Hydronepbrose oder die doppelseitige bei doppelter Ureteranlage. Die
Diagnose ist namentlich bei jenen Fällen äusserst schwierig, wo die
Einpflanzungsstelle des Ureters blind ist. Bei freier Ausmündung
in Urethra oder Vestibulum steht die Inkontinenz im Vordergrund,
bei blinder Endigung in der Vaginalwand sind mit Flüssigkeit
gefüllte Cysten zu erkennen. Die fötale Hydronephrose entzieht sich
der Diagnose; sie führt gewöhnlich zu Frühgeburt. Die abdominelle
Hydronephrose ist durch Palpation erkennbar; leichter sind die Dilata-
tionen des Ureters im kleinen Becken mit extra- oder intraveeikaler
Cysten-Bildung und die offenen Ausmündungen in Urethra, Vestibulum
und Vagina zu erkennen.
Die Prognose richtet sich nach dem Zustand und der Funktions-
fähigkeit der Niere und der Quantität des vorhandenen secernirenden
Parenchyms; sie ist daher besser bei doppelseitiger Hydronephrose
mit beiderseitiger Verdoppelung der Ureteren als bei einseitiger Hydro-
nephrose. Eine Gefahr besteht in sekundärer Infektion, welche von
der Blase aus möglich ist oder bei normaler freier Ausmündung direkt
erfolgen kann.
Die Behandlung richtet sich nach der speziellen anatomischen
Anordnung im Einzelfall. Das Ziel muss immer die Herstellung
einer Verbindung des abmorm mündenden Ureters mit der Blase und
dann der Verschluss der abnormen Mündung sein.
Solger (54) fand übrigens schon bei Föten im mittleren Theile
des Harnleiters spindelförmige Erweiterungen und deutet sie als Resultat
einer frühzeitig und vorübergehend stärker hervortretenden Wachsthums-
neigung, deren Effekt später verschwinden, aber auch bestehen bleiben
kann.
5. Entzündungen.
Hartcop (26) beschreibt einen Fall von doppelseitiger eitriger
Pyelonephritis mit Geschwürsbildung auf der Schleimhaut des Nieren-
beckens und enormer Verdickung der Wände der Blase und beider
Ureteren, welch letztere 4 cm im Durchmesser massen, wovon nur ein
Harnleiter. 337
Drittel auf das Lumen kam. Die Harnleitermündungen in die Blase
waren sehr stark erweitert. Die Dickenzunahme der Blasen- und Harn-
leiterwände erstreckte sich auf alle Schichten der Wand. Da das
(21jährige) Mädchen seit frühester Kindheit inkontinent war, so ist die
Erkrankung wohl als von der Blase ausgehend und sekundär auf die
Ureteren und Nieren übergegangen aufzufassen.
Fränkel (22) beobachtete im Ureter multiple Schleimhauteysten,
die theilweise gestielt aufsassen. Nach seinen Untersuchungen giebt
es supra- und intraepitheliale Cystenbildung, von denen die letzteren
durch Verlegung des Ostiums der Schleimhaut-Krypten des Ureters ent-
stehen, während die erstere Form in ihrer Entstehung noch unerklärt ist.
Ueber Ureteritis cystica s. Delbanco (c. 6. 9).
6. Verletzungen.
Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über einen Fall von mehrfacher
Verletzung des Ureters bei abdominaler Myom-Exstirpation mit extra-
peritonealer Stielversorgung. Eine höher sitzende Verletzung des Ureters
wurde genäht und sein centrales Ende ins Scheidengewölbe eingepflanzt.
Die Uretervaginalfistel verengerte sich, dagegen ging durch den extra-
peritoneal versorgten Stiel Harn ab. Zur Beseitigung der Inkontinenz
wurde die Nephrektomie ausgeführt; Heilung.
In dem von Herz (29) aus der Hegar’schen Klinik mitgetheilten
Falle handelte es sich um Verletzung des Ureters bei abdominaler Myom-
Exstirpation mit extraperitonealer Stielversorgung. Von der Mitte der
2. Woche post operationem an ging Harn durch den Wundtrichter ab.
Es gelang einen künstlichen Gang von der Blase zum Wundtrichter
herzustellen, indem mittelst eines von der Blase aus eingeführten Troi-
karts durchgestossen und ein Dauerkatheter eingelegt wurde. Heilung.
Der Fall stammt bereits aus dem Jahre 1888. |
Lanwers (34) machte eine Nephrektomie nach Verletzung des
Harnleiters bei Ovariotomie; Tod nach einem halben Jahre.
Mund& (38) excidirte mit einem durch Kolpotomia posterior ent-
fernten tubo-ovariellen Fruchtsack einen 3 Zoll langen Strang, der sich
als der rechte Ureter erwies. Eine plastische Operation hält er wegen
der Länge des excidirten Stückes für kaum möglich.
Noble (41) berichtet über einen Fall von Exstirpation eines
extrauterinen Fruchtsacks und eines interligamentären Ovarialtumors
mit Verletzung des Ureters. Da diese weit oben stattgefunden hatte,
musste die Niere exstirpirt werden.
Jahresber. f. Gynäkologie u Geburtsh. 1897. 22
338 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Queirel (47) beobachtete unter 13 Fällen von Symphyseotomie
einmal Incontinentia urinae und einmal Zerreissung des Ureters.
Johnson (31) schlägt bei vaginaler Totalexstirpation des carcino-
matösen Uterus vor, Sonden in die Ureteren einzulegen, um diese vor
Verletzung zu schützen.
Bove&e (7) empfiehlt neuerdings seine Methode der Vereinigung
des durchschnittenen Ureters, wie er dieselbe in einem Falle von Durch-
trennung des Harnleiters bei Exstirpation einer Pyosalpinx ausgeführt
hat. Dieselbe besteht (s. Jahresbericht X, pag. 352) in schräger An-
frischung und Vereinigung durch Knopf- und rectanguläre Nähte.
Tietze (56) verletzte den Ureter in einem Falle von hoher Mast-
darmexstirpation und vereinigte ihn in der Weise, dass das eine Ende
innen, das andere aussen 1 cm weit eingeschnitten und dann die beiden
Enden vereinigt wurden. Heilung ohne Fistelbildung. Die Beschrei-
bung der Vernähung ist kurz und nur mit Hilfe der beigegebenen
Abbildung verständlich.
Emmet (18) berichtet über einen Fall von multiplen am Netze ge-
stielt aufsitzenden Myomen bei einer Kranken, bei welcher ein ähnlicher
Tumor 2 Jahre vorher unter Verletzung des Ureters von ihm entfernt
worden war. Der Ureter war durch Uretero-Ureteral-Anastomose wieder
zur Vereinigung gebracht worden. Bei der zweiten Laparotomie wurde eines
der multiplen Myome hart am Ureter an der Stelle der Verheilung
gefunden und bei dessen Exstirpation der Ureter wieder etwas, aber
nur geringfügig, verletzt; derselbe wurde vernäht und mit Peritoneum
bedeckt. Während der Heilung entstand an der Stelle der Ureter-
Verletzung ein rasch wachsender Tumor, der für sarkomatös gehalten
wurde, aber epäter sich wieder verkleinerte.
Seiffart (53) resezirte bei der Exstirpation eines im Ligamentum
latum intraligamentär lagernden Tumors ein Stück des Ureters von
4 cm Länge, weil der Strang für eine Adhäsion gehalten worden war.
Beide Ureter-Enden wurden möglichst nahe aneinander (2 cm) in die
Bauchwunde eingenäht; durch den Heilungs- und Schrumpfungsprozess
rückten sich im Laufe der Zeit die beiden Enden, von denen das vesikale
durch Sondirung offen gehalten wurde, ganz aneinander, und schliess-
lich trat eine Vereinigung der beiden Enden ein, so dass der
Harn sich wieder in die Blase entleerte, was durch kystoskopische
Untersuchung bestätigt wurde.
Fenger (21) unterscheidet bei der Ureterektomie eine primäre
Operation, bei welcher der Ureter zugleich mit der Niere exstirpirt wird
(ausgeführt von Kelly, Tuffier, Postnikow und Elliot) und
Harnleiter. 339
eine sekundäre, bei welcher nach der Nephrektomie die Exstirpation
des Ureters nothwendig wurde (Reynier, Poncet), ferner eine totale
und eine partielle (erstere von Reynier und zweimal von Kelly,
letztere von Kelly, Tuffier, Postnikow und Poncet ausgeführt).
Die Exstirpation kann auf transperitonealem und extraperitonealem
Wege geschehen (erstere ausgeführt von Kelly und von Postnikow,
letztere von Tuffier, Kelly, Elliot, Reynier und Poncet),
fener auf sakralem und auf vaginalem (Kelly) Wege Als Indi-
kationen werden angeführt Tuberkulose, Eiterung in dem erweiterten
Harnleiter und Hydro-Ureter ohne Infektion desselben.
Cabot empfiehlt in der Diskussion nur die Israöl’sche Schnitt-
führung und verwirft den transperitonealen Weg, ebenso die von
Kelly ausgeführte Implantation des Ureter-Restes in die Scheide.
Als Indikationen für die Ureterektomie erkennt Cabot nur ausgedehnte
Vereiterung und Tuberkulose an; in letzterem Falle soll der Ureter
æ% vollständig wie möglich exstirpirt werden.
Hartmann (27) reibte in einem Falle von Nephrektomie bei
Nierenvereiterung einen Monat nachher die Ureterektonie an; dieselbe
wurde durch schräge iliacale Incision unter Ablösung des Peritoneums
ausgeführt. Die Einführung einer Sonde in den Ureter, welcher bei
der Nephrektomie in die Hautwunde implantirt worden war, erleich-
terte das Auffinden des Ureters, der aus dem umgebenden Bindegewebe
stampf ausgelöst wurde. Die Abtrennung desselben erfolgte hart an
der Blase. Hartmann glaubt, dass viele eiternde Lumbalfisteln des-
balb sich nicht schliessen, weil der Ureter noch Sitz von Eiterung ist.
Schwartz (51) verletzte bei einer abdominalen Totalexstirpation
eines myomatösen Uterus den rechten Ureter. Derselbe wurde sofort
in die Blase implantirt und mit muko-mukösen und sero-serösen Nähten
befestigt. Ein Dauerkatheter wurde in den Ureter, ein gleicher in die
Blase eingeführt. Vollkommene Heilung, obwohl der Ureter-Katheter
viel Harn vorbeifliessen liess. i
Kaijser (32) berichtet über einen Fall von Ureter-Verletzung
nach sakraler Totalexstirpation des carcinomatösen Uterus. Der Harn-
abfluss stellte sich erst 14 Tage nach der Operation ein. Die alte
Narbe wurde gespalten, der rechte Ureter, welcher verletzt war, auf
5 cm Länge ausgelöst und in die Blase eingenäht, nachdem das peri-
phere Ureter-Ende mittelst einer Zange von der Harnröhre aus in die
Blase gezogen war. Da keine Kontinenz auftrat, wurde nach 5 Monaten
eine zweite Operation, und zwar in ähnlicher Weise, wie beim ersten
Male, ausgeführt. Hierbei musste der Ureter stark angezogen werden
22*
>40 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
und es wurde zur Sicherung der Naht deshalb an den durch den Ureter
geführten und durch die Harnröhre nach aussen geführten Fäden ein
permanenter Zug durch Anhängen eines 200 Gramm-Gewichtes ausge-
übt. Diesmal war die Operation von Erfolg. Die Fistel entstand hier
wahrscheinlich durch Fassen der Ureter--Wand in eine Ligatur und
das Misslingen der ersten Operation wird auf die Insufficienz der
Katgut-Naht bezogen. Die schliessliche Einpflanzung des Ureters in
die Blase gelang bei der letzten Operation dadurch, dass das Peri-
toneum (unabsichtlich) eröffnet wurde und der Ureter sowohl intra-
als extraperitoneal auf eine weite Strecke ausgelöst werden konnte.
Bove&e (8) hat bei Thierversuchen, wenn ein Theil des Harnleiters
verloren gegangen ist, die Niere aus ihrer Kapsel gelöst und so weit
herabgezogen, dass die Harnleiterenden vereinigt werden konnten oder
dass der proximale Stumpf in die Blase implantirt werden konnte. Die
Niere muss an der neuen Stelle durch Nähte fixirt werden.
Chalot {11) gelang es in einem Falle von vorgeschrittenem Portio-
Carcinom mit Umwucherung der Ureteren, die beiden letzteren in einer
Sitzung in das Rektum zu transplantiren und dann das ganze Carcinom
im Gesunden zu umschneiden und zu exstirpiren. Die Einpflanzung
geschah mittelst vernickelter Kupferröhren von 3!/2 cm Länge und
einem Durchmesser von bis zu 5 mm mit konisch geformten Enden
und einer cirkulären Rinne, die von dem einen Ende 1!j cm entfernt
ist; das kürzere Ende wurde in das abgeschnittene Ureterende einge-
schoben, bis dasselbe die Cirkularrinne wenige Millimeter überragte und
über diese Rinne wurde das Ureterrohr mit einem feinen Seidenfaden
fest zugeschnürt. Hierauf wurde das Rohr durch einen Längsschnitt
in das Rektum eingeführt und die Ureterwand durch Nähte mit der
Mastdarmwand gut vereinigt. Die Intubationsröhren wurden durch das
Rektum ausgestossen. Bei Implantation in die Blase, welche, wenn sie
möglich ist, der in den Darm vorzuziehen ist (eventuell durch Lösung
` der Blase von der Sympbyse nach dem Vorgange von H. Kelly), muss
das in die Blase sehende Ende der Röhre mit. einem Faden armirt
werden, welcher durch die Urethra nach aussen zu leiten ist, damit die
Röhre entfernt werden kann. Chalot glaubt, dass durch dieses Ver-
fahren, welches vor oder nach der Exstirpation des Carcinoms vorge-
nommen werden kann, eine grössere Zahl bisher für inoperabel gehal-
tener Carcinome radikal exstirpirt werden können.
Pisani (45) suchte die Giordano’sche Methode der Ureteren-
einpflanzung ins Rektum dadurch zu verbessern, dass er, um eine
Knickung der Ureteren zu vermeiden, dieselben in die hintere Wand
Harnleiter. 341
des Mastdarms einpflanzte. Nachträgliche Stenosirung und aufsteigende
Infektion wurden dadurch hintangehalten, dass die Harnleiter mit dem
zugehörigen Stück Blasenwand, also mit dem natürlichen Sphinkter
eingenäht wurden. Bei beiden Versuchsthieren trat Heilung ein, auch
ungestörte Entleerung des Harns in den Darm, jedoch starben Beide,
das eine an innerer Einklemmung, das zweite an septischer Peritonitis
in Folge Platzens der Bauchwunde.
Bazy (6) führte in zwei Fällen die Uretero-Pyeloneostomie aus
d. h. die Einpflanzung des Ureters am tiefsten Punkte des durch Hydro-
nephrose ausgedehnten Nierenbeckens. Die zwei ÖOperationsfälle be-
treffen männliche Kranke, von denen einer genas; der andere starb,
weil die Hydronephrose bereits infizirt war. Die Operation kann auf
transperitonealem und auf lumbalem Wege gemacht werden. Der Ureter
ist schräg geschnitten zu implantiren oder er muss nach querer Ab-
trennung geschlitzt werden, damit die neue Kommunikationsöffnung
möglichst weit werde. Die Naht ist mit Katgut oder Seide ausgeführt
worden, jedoch dürfen keine Seidennähte in das Lumen des Ureters
hineinragen, damit nicht Konkretionen entstehen. Bei grossen hydro-
nephrotischen Taschen ist die Einnähung vom Nierenbecken aus vor-
zunehmen.
Des Weiteren äussert sich Bazy bei intermittirender Hydronephrose
für die Nephrorrhaphie, wenn der Sack klein ist; bei grösseren Säcken
ist diese Operation nur dann auszuführen, wenn die Ureterenöffnung
eine grosse ist. Ist die Nephrotomie ausgeführt, so verkleinert sich
eine sehr ausgedehnte Niere fast stets sehr schnell und der vorher un-
durchgängige Ureter wird plötzlich wegsam, was er durch zwei Fälle
von Pyonephrose belegt, in denen vor der Operation kein Eiter im
Harn war, nach der Operation aber sofort Pyurie auftrat.
Endlich führt Bazy einen Fall an, in welchem bei beweglicher
Niere dann Erleichterung eintrat, wenn die Frau die Knie-Ellenbogen-
lage mit Erhöhung des Beckens einnahm, indem dadurch die Niere an
ihre normale Stelle sich begab.
Siehe ausserdem Harnleiterfisteln.
7. Neubildungen. .
Kohlhardt (33) beschreibt einen Fall von apfelgrosser Geschwulst
am unteren Nierenpol linkerseits bei einer 69 jährigen Frau, die seit
zwei Jahren an zunehmender Hämaturie litt. Die Niere wurde mit dem
oberen Ende des Harnleiters in der Länge eines Fingers exstirpirt.
Heilung. Das Becken der atrophischen Niere enthielt am Harnleiter-
342 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe. `
ursprung eine diesen zum Theil verletzende, weiche, gefässreiche Geschwulst,
welche aus langen dünnen Zöttchen bestand und ausserdem disseminirte
ähnliche kleine Zottengeschwülste in der ganzen Schleimhaut und im
oberen Harnleiterstück. Es handelte sich aber nicht um ein Carcinom,
sondern um gutartige Schleimhautwucherungen.
f) Harngenitaliisteln.
1. Harnröhrenscheidenfisteln.
1. Berczeller, Harnröhrenfistel. Gynäk. Sektion des kgl. ungar. Aerzte-
vereins zu Budapest, Sitzung v. 6. IV. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag.
1157.
2. Philbert, L. J. E., Restauration morphologique et fonctionelle du canal
de l’uröthre chez la femme. Thèse de Nancy, Nr. 12.
Berczeller (1) erwähnt die Entstehung einer Harnröhrenscheiden-
fistel bei einer spontan entbundenen Erstgebärenden mit engem Becken.
Philbert (2) nennt unter den Ursachen der Zerstörung des Sep-
tum urethrovaginale die Geburtsvorgänge, namentlich Druck-Gangrän
durch den lange im Becken stehenden Kopf sowie unvorsichtigen Ge-
brauch der Zange, ferner Extraktion von Steinen oder Fremdkörpern
nach forcirter Erweiterung der Harnröhre, Traumen durch Sturz mit
gespreizten Beinen oder ausnahmsweise bei der Cohabitation, diphthe-
ritische und phagedänische Geschwüre, Einführung von Fremdkörpern,
carcinomatöse Zerstörungen, endlich absichtliche Verstümmelung (Skopzen!)
und Missbildungen (Hypospadie). Aber auch ohne Verletzung der Harn-
röhre kann eine Aufhebung ihrer Funktion, also urethrale Inkontinenz
bewirkt werden durch schwierige Entbindungen, durch starke Dilatation
oder endlich nach Urethralschnitt oder Wiederherstellung der Urethra.
Nach eingehender Besprechung der Operationsmethoden theilt Philbert
zwei von Froelich beobachtete Fälle mit, in denen der obere Theil
der Harnröhre zerstört und eine Harnröhren-Blasenhals-Scheidenfistel
vorhanden, sowie der bestehende untere Abschnitt der Harnröhre atretisch
war. Die Operation bestand in Durchführung eines Troikarts durch
die Harnröhrenatresie gegen die Blase und Einlegung von Kathetern,
bierauf Schluss der Harnröhrenblasenscheidenfistel durch Anfrischung
und Naht. In einem Fall wurde glatte Heilung mit Kontinenz, im
zweiten fast vollständiger Verschluss der Fistel mit zeitweiliger Kontinenz
erzielt.
Harngenitalfisteln. 343
Bei urethraler Inkontinenz obne Zerstörung werden die Methoden
von Schultze, Himmelfarb und Gersuny empfohlen.
Siehe ferner Blasenscheidenfisteln.
2. Blasenscheidenfisteln.
l. Berger, P., Fistule vaginale compliquée d’oblitöration cicatricielle de
l'orifice vésical de l’urethre; guérison. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag.
177 und Soc. de chir., Sitzung v. 17. II. Ann. des mal. des org. gen.-ur.
Tom. XV, pag. 736.
Bishop, New operation for vesico-vaginal fistula. Med. Soc. of London,
Sitzung v. 25. I. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 268 u. Lancet. Vol. I,
pag. 315 u. Vol. I, pag. 1675.
2a. Bowen, W.S., A case of large vesico-vazinal fistula cured. Amer. Journ.
of Obst. Vol. XXXVI, pag. 97 u. 102.
3. Bozeman, N. G., Instrument for collecting urine. Transact. of the
Woman's Hosp. Soc. Sitzung v. 11. V. Amer. Gyn. and Obst. Journ.
Vol. XI, pag. 72. (Urinal für Kranke mit Blasenscheidenfisteln.)
A Bullock, T. S., Ausgedehnte Zerstörung der weichen Geburtswege. Med.
age. Nr. 14. (Grosse Blasenscheidenfistel, die vorläufig noch nicht operirt
werden konnte; Zerstörung des Uterus.)
. Cianciosi, Contributo alla cura delle fistule cisto-vaginali con la con-
cutazione e sutura. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 1.
(Herlitzka.)
6. Depage, Cystite consécutive a Ja presence de fils de soie dans la vessie.
Ann. de la Soc. Belge de Chir. 1896, pag. 201.
. Elischer, Mehrere Fälle von Cystovaginalfisteln. Ges. d. Spitalärzte zu
Budapest, Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 448.
& — Komplizirte Blasenscheidenfistel. Gyn. Sektion d. k. ungar. Aerzte-
vereins zu Budapest, Sitzung v. 26. I. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 411.
(Demonstration.)
9. — Komplizirte Vesicovaginalfistel. Ges. d. Spitalärzte zu Budapest,
Sitzung v. 10. III, 29. IX. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 794
u. 1053.
1). — J. (Budapest), Hölyaghuvelysipoly esete. Castratio. Közkörhäzi
Orvostärsulat. März 10. (Schwierige Blasenscheidenfisteloperation bei einer
33jährigen Up (Vernachlässigte Querlage). Zur Verhinderung weiterer
wegen narbig überaus verengter Vagina gefahrvollen Entbindungen wurde
auch die Kastration ausgeführt. Heilung.) (Temesväry.)
ll. Frank, Ueber hohe Blasenfisteln. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Köln, Sitzg.
v. 23. IV. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 117.
12. Freund, W. A., Vesicovaginal- und Rektovaginalfisteln. Unterelsäss.
Aerzteverein in Strassburg, Sitzung vom 28. XI. 1896. Deutsche mediz.
Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 23 und LXIX. Naturforscher-
Versammlung in Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1193.
13. Fürst, M., Heilung einer durch weitgreifende gangränöse Zerstörung des
Urogenital-Apparates hervorgerufenen Incontinentia urinae durch Kolpo-
kleisis. Inaug.-Diss. Strassburg.
Fé
a
=)
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
27.
28.
29.
30.
31.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgune beim Weibe.
Gessner, Fall von Peroneus-Lähmung und Blasenscheidenfistel. Verh.
d. Ges. f. Geb. u. Gyn. zu Berlin, Sitzung v. 9. IV. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 166.
Hoareau, E., Du traitement des fistules vesico-vaginales par le procédé
dit dédoublement. Thèse de Paris. Nr. 103.
Horn, F, Die ascendirende Pyelonephritis nach chirurgischen Eingriffen
(„Surgical kidney“) und ihre operative Behandlung. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. V, Supplementheft pag. 58.
Jacobi, H. A., Kasuistische Mittheilungen über einige seltenere Fälle von
Zerreissung der weichen Geburtswege. Inaug.-Diss. Würzburg 1896.
Jovanovic, J., Blasenscheidenfistel mit Vorfall der Blase durch dieselbe.
Srpski archiv za celokup. lek. Nr. 10; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXV.,
pag. 365. (Vorfall des oberen Theiles der Blase bis in die Vulva.)
Karczewski, A., Einige geschichtliche Bemerkungen zur Lappenspal-
tungsmethode bei den Blasenscheidenfisteln. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI.
pag. 836.
Keegan, D.F., Litholapaxy in girls and women. Lancet. Vol.I, pag. 91.
Kolischer, G., Heilung einer Blasenscheidenfistel durch endovesikale
Galvanokauterisation. Wiener med. Presse Bd. XXXVIII, pag. 1629.
. Kuntschewitsch, Operative Behandlung der Fisteln beim Weibe. Inaug.-
Diss. St. Petersburg; ref. La Gyn. Tom. Il, pag. 344.
. Lipinski, Deux cas de fistules vésico -vaginales guérie par l'opération
d’episiokleisis avec fistule recto-vaginale artificielle. Gaz. de Gyn. Tom. XLVII.
. Loumeau, Traitement des fistules vésico-vaginales par le procédé de
„dédoublement“. Assoc. franç. d'urol. II. Kongress. Gaz. med. de Paris.
Tom. LXVIII, pag. 586.
. Mackenrodt, A., Zur Geschichte und Technik der Blasenfisteloperationen.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 445.
. Mann, Bericht der Szegediner kgl. ungarischen Hebammenschule 1884
—1894. Szegedin 1895. Berichtet Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1084.
(Enthält den Bericht über 34 Harnfisteln, nämlich zwei Urethrovaginal-,
vier Vesicocervical- und 28 Vesicovaginalfisteln.)
Martin, Ch., Etude sur le traitement opératoire des fistules vesico-vagi-
nales. These de Paris. Nr. 600.
Neugebauer, F. L., Blasenscheidenfistel.e Verh. d. deutschen Ges. f.
Gyn. VII. Kongress. Leipzig, pag. 173.
— Sündenregister der Scheiden-Pessarien. Volkmann’s Samnilg. klin.
Vorträge. Neue Folge Nr. 198.
Péan, Restauration anaplastique de lurèthre, du vagin, de la vessie et
du rectum. Ann. des Gyn. Tom. XLVII, pag. 195 u. Revue internat. obst.
1. April.
Pinna-Pintor, Un caso di vasta fistola vesico-vaginale guarita colla
sutura dell’ utero capovolto in vagina. Giornale della R. Accad. di Med. di
Torino, Nr.7. (Aus einem mit glücklichem Erfolg operirten Falle schliesst
Pinna-Pintor, dass in einigen Blasenscheidenfisteln, die nicht direkt
geschlossen werden können, der umgestürzte mit den Rändern der Fistel
zugenähte Uterus ganz gut als plastisches und nützliches Material, um
ausgedehnte Substanzverluste zu ersetzen, dienen kann.) (Herlitzka.)
Harngenitalfisteln. 34
32. Rouffart, Fistule vesico-intestinale consécutive a une hysterectomie vagi-
nale; laparotomie; suture vesicale et intestinale; guérison. Journ. med.
de Bruxelles 1896, Nr. 14.
33. Samter, O., Ueber komplizirte und besonders fixirte Blasenscheidentisteln.
Volkmann’s Sammlung klin. Vorträge. Neue Folge, Nr. 175.
34. Schmid, C., Ueber die neueren Methoden der Blasenscheidenfistel-Opera-
tion. Inaug.-Diss. Freiburg 1896.
3. Söderbaum Per, Ett fall af fistula vesico-uterina Upsala Läkareförenings
Förhandlingar. N. F. Bd. III, Heft 3, pag. 133—34. (Söderbaum heilte
leicht eine nach einer schwierigen, ohne Kunsthilfe beendeten Geburt ent-
standene Blasen-Gebärmutterhalsfistel durch direkte Naht nach Ablösung
der Blase von der Gebärmutter, von der Scheide her. Pat. hütete nur
acht Tage das Bett. Keine Katheterisation.) (Leopold Meyer.)
36. Stankiewicz, Beitrag zur Behandlung der Blasenscheidenfisteln nach
der Lappenmethode. Gaz. lek. pag. 448. (Stankiewicz tritt sehr warm
für die Methode der Lappenplastik bei Harnfisteln ein und beschreibt vier
eigene Beobachtungen.) (Neugebauer)
37. Szabó, Fall von Blaseninversion und grosser Blasenscheidenfistel. Gyn.
Sektion d. k. ungar. Aerztevereins zu Budapest. Sitzung v. 10. XI. 1896.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 139.
ZS. Tauffer, Zwei Fälle von Scheidenblasenfisteln. Gyn. Sektion d. k. ungar.
Aerztevereins zu Budapest. Sitzung v. 22. XII. 1896. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 407.
39. Van Imschoot, Trois cas de chirurgie vesicale. Ann. de la Soc. belge
de chir. 1896, 15. Oktober.
A Walk, Spule im Uterus. Russ. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. 1896. 2. Halb-
Jahr.
il. von Walla, B., Studien im Anschluss an 115 Zangenoperationen. Monats-
schrift f. Geb. u. Gen Bd. V, Supplementheft pag. 109.
42. Zematzky, Ueber Naht von Blasenscheidenfisteln nach der Lappenmethode.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei. Oktober. (V. Müller.)
vo
Le d
Jacobi (17) berichtet über einen Fall von querer Durchreissung
der Blase in der Mitte zwischen Scheitel und Trigonum in der Aus-
dehnung von 5 cm. Der Riss entstand im Anschluss an eine grosse
Uterusruptur, die bei Durchziehen der Schultern durch den Muttermund
entstanden war, nachdem vorher der perforirte Schädel ohne Zerreissung
hatte durchgezogen werden können.
Hornez (c. 4. 14) erwähnt einen Fall von Blasenscheidenfistel
nach Zangenoperation, die nach protahirter Geburt vorgenommen wor-
den war. Die Inkontinenz trat am sechsten Tage des Wochenbettes
unter Ausstossung eines gangränösen Gewebsstückes ein.
Sza bó (38) beschreibt eine nach Decapitation entstandene doppelte
Blasenscheidenfistel mit Inversion der Blase. Nach Reposition der-
selben ward eine 20Ohellerstückgrosse mit Karunkeln versehene Oeff-
346 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
nung — die eingerissene Urethral-Mündung sichtbar; hinter derselben
befand sich eine 1 cm breite straffe Brücke und hinter dieser eine
zweite kleinthalergrosse Oeffuung, durch welche der in Narben-
gewebe eingebettete Uterus gefühlt wurde. Zur Schliessung der Sub-
stanzverlutte wird die Freund’sche Einheilung des Uterus in
Aussicht genommen.
von Walla (41) beobachtete unter 115 Zangenoperationen an
der von Kezmärszky’schen Klinik nur einen Fall von Blasen-
scheidenfistel, welche sich spontan schloss !).
Berger (1) beschreibt einen Fall von isolirter grosser Blasen-
scheidenfistel, welche bei der siebenten, wie es scheint spontanen
Entbindung einer 34jährigen Frau entstanden war. Die 6 cm
lange, 4 cm breite Fistel, deren hinterer Rand 1 cm von der vorderen
Muttermundslippe entfernt war, zeigte nur an den Rändern starres
Narbengewebe, während die übrigen Wände der Scheide normale Be-
schaffenheit hatten. Ausserdem fand sich das Orificium urethrae inter-
num völligobliterirt. Berger stellte zuerst die Verbindung zwischen Blase
und Harnröhre wieder her, indem er auf vorgeschobenen Sondenknopf
von der Blase aus incidirte und Blasen- und Urethral-Schleimhaut mit
einander vernähte. Später wurde nach dreimonatlicher präparatorischer
Behandlung nach Bozeman der Fistelrand umschnitten, gegen die
Blase umgestülpt und mit Tabaksbeutelnaht geschlossen, darüber die
Vaginalränder vereinigt. Die Heilung erfolgte bis auf eine halbfranc-
stückgrosse Oeffnung am rechten Wundwinkel. Nach sechs Monaten
wurde auch diese zum Verschluss gebracht, aber nach Simon’scher
Anfrischung und Naht. Die Kontinenz war noch keine völlige, weil
noch eine nadelstichgrosse Oeffnung blieb, die sich aber nach kurzer
Zeit von selbst schloss. Der Verschluss der Blase am neugebildeten
Orificium urethrae internum funktionirte in befriedigender Weise. Nach
kurzer Zeit stellten sich aber Blasenblutungen ein und die kystosko-
pische Untersuchung ergab unterhalb der Narbe einen Granulations-
knopf, der unter Blasenspülungen zum Verschwinden gebracht wurde.
1) In Band X des Jahresberichts pag. 361 wurde im Anschluss an eine Mit-
theilung von Bäcker über die Frequenz der Blasenscheidenfistel in Ungarn ein
ungünstiger Schluss auf die Ausübung der Geburtshilfe in Ungarn gezogen. Dieser
Schluss ist ein irrthümlicher, denn nach einer brieflichen Mittheilung von Temes-
vary liegt der Grund, warum viele Fistelfälle von den Kliniken zurückgewiesen
werden, darin, dass die ungarischen Kliniken bisher über zu wenig Raum verfügten,
und nicht darin, dass es in Ungarn mehr Fistelfälle giebt als anderwärts.
Stumpf.
Harngenitalfisteln. 347
Im Ganzen spricht sich Berger auf’s Wärmste für die präparatorische
Behandlung nach Bozeman aus und zieht als Nahtmaterial den
Silberdraht dem von ihm in dem beschriebenen Falle verwendeten
Fil de Florence vor.
In der Diskussion (hel Bazy einen Fall von ausgedehntem
Defekt des Septum vesico- und urethrovaginale mit, dessen Verschluss
ihm gelang. Der grösste Theil des Blasendefektes wurde durch Los-
lösung der Blasen- von der Scheidenwand erreicht, an den sehr fest
fixirten Partien wurde nur das die Narben bedeckende Epithel entfernt
und die Urethra wurde durch seitliche Lappen neu gebildet. Der
mangelnde Sphincter wurde durch einen Apparat ersetzt, der aus einer
Pelotte bestand, welche mit einer Binde befestigt wurde; auf diese
Weise wurde eine befriedigende Kontinenz für die Dauer von drei
Stunden erzielt. Routier empfiehlt ausgedehnte Incisionen der nar-
bigen Umgebung und hat zehn Fälle operirt und neun durch An-
frischung und Naht zum Verschluss gebracht; in einem Falle wurde
die Kolpokleisis ausgeführt. Ricard spricht sich für Ablösung der
Scheiden- von der Blasenwand aus und zieht als Nahtmaterial starken
Silberdraht vor. Lucas Championnitre betont, dass die Methode
dem jeweiligen Falle angepasst werden muss und bezeichnet die Harn-
röhrenfisteln als besonders schwierig für die Operation. Er hat in
einem Falle 24mal operirt. Qu&nu spricht sich für die Ablösung
der Scheiden- von der Blasenwand aus und hält die Wahl des Naht-
materials für gleichgültig.
Depage (6) berichtet über einen Fall von grosser Blasenscheiden-
fistel nach vaginaler Uterusexstirpation. Die Fistel wurde von der
Scheide aus nach Schuchardt’s parasakraler Incision zum Verschluss
gebracht. Nach der Heilung trat Pyurie auf, die man zuerst auf
einen retrovaginalen Abscess, später auf Pyonephrose bezog, aber weder
die vesico-vaginale Drainage noch die Freilegung der Niere brachte
eine Aenderung. Schliesslich wurde durch Kystoskopie die Anwesen-
heit von Seidenfäden in der Narbe als Ursache erkannt und nach
Ihrer Extraktion die Cystitis beseitigt.
Elischer (6) beschreibt fünf Fälle von Blasenscheidenfisteln ;
in zwei Fällen war auch die Harnröhre völlig zerstört und in
einem von diesen Fällen fehlte auch die Portio vaginalis. In einem
dritten Falle handelte es sich um eine Blasen-Cervix-Fistel, in den
übrigen um reine Blasenscheidenfisteln. Bis jetzt wurde nur in einem
dieser Fälle operirt, aber im rechten Wundwinkel schnitt eine Naht,
348 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
welche durch ein Fibroma molluscum geführt worden war, durch und
die Wuudränder wichen wieder aus einander.
Von ätiologischer Bedeutung ist die Angabe Elischer’s, dass in
Ungarn die Becken der ungarischen und slovakischen Frauen weit sind,
die Becken der Südslavinnen und besonders der Jüdinnen sehr un-
günstige Beschaffenheit haben.
Elischer (8) berichtet ferner über einen Fall von kombinirter
Blasenscheidenfistel und Scheidenmastdarmfistel mit starker Narben-
verengerung der Scheide und narbiger Atrophie der Portio und Atresia
uteri. Die Zerstörungen waren durch spontane Geburt eines in Schief-
lage befindlichen Kindes bewirkt worden. Es gelang nach Ablösung
der Vaginalwand von der Blasenwand die Blasenfistel und darüber die
Vaginalwand zu schliessen. Der atrophische Knopf der Portio vaginalis
wurde abgetragen und darüber die Vaginallappen geschlossen, jedoch
konnte der Rektumriss noch nicht vereinigt werden. Wegen der Narben-
verengerung der Scheide und der Atresia uteri wurde ausserdem die
Kastration ausgeführt.
W. A. Freund (6) beschreibt einen Fall von Harnfistel bei
einem 23jährigen Mädchen, das sich mit 9 Jabren bei einem Sturz
vom Baum an einem Zaunpfahl gespiesst hatte und an Inkontinenz,
Dermatitis an den äusseren Genitalien und Melancholie litt. Es fand
sich ein 4 cm langer Fistelgang am linken Umfange der vorderen
Scheidenwand, welcher 1 cm oberhalb der Spitze der Columna rugarum
beginnt, unter der Schleimhaut schräg nach links oben und hinten
aufstieg und im hinteren Laquear linkerseits mit einem Schlitz aus-
mündete, ferner weiter nach links hinten eine zweite Fistel, die bogen-
förmig nach vorne und etwas abwärts verlaufend linkerseits in die
Blase führte. Wahrscheinlich wurde das Mädchen bei voller Blase
auf die Latte gespiesst und die bauchig nach innen gewölbte Scheiden-
wand bot dem von links eindringenden Spiess Widerstand; hierauf fiel
das Mädchen wahrscheinlich nach vorne über, so dass nun hinten linke
das Laquear und der linke Seitenzipfel der Blase durchbohrt wurde.
Die Verlagerung der Fistelöffnungen, ihr gewundener Verlauf und die
Inkongruenz ihrer Ein- und Ausmündung erklären sich aus den ver-
änderten Lageverhältnissen der Beckenorgane bei und nach dem Zu-
standekommen der Fistel. Heilung durch Operation.
Im zweiten Falle entstand die Fistel bei Geburt in Vorderscheitel-
stellung, wobei nach vergeblichem Zangenversuch Perforation und
Kranioklasma ausgetührt worden war. Das Becken war allgemein ver-
engt. Es fand sich in dem stark narbig veränderten Scheidengewölbe
Harngenitalfisteln. >19
eine federkielgrosse Blasenscheidenfistel und ein 1 cm weiter nach links
beginnender bogenförmig durch das linke Parametrium und Paraproctium
um die linke Seite des Rektums herum zum Kreuzbein verlaufender
eiternder Fistelgang. Schluss der Blasenfistel durch Operation, darauf
Eröffnung der paraproktitischen Eiterhöhle und Heilung. Die Ent-
stehung der Fistel wird hier durch Druckgangrän bei spiraliger Ver-
drehung von Cervix und J,aquear von links nach rechts erklärt.
Frank (11) operirte in einem Falle von sehr hochsitzender stark
narbiger Fistel mit Verlust der ganzen Portio in der Weise, dass Blase
und Uterus von oben her von ihren Narbenfixationen getrennt und mobi-
lisirt wurden. Jetzt erst wurde die Fistel von unten zugänglich. Sie
wurde angefrischt und vereinigt, jedoch war bei der Ablösung die
Blase eingerissen und musste von oben vereinigt werden. Die Wunde
oberhalb der Symphyse wurde offen gelassen. In den ersten 13 Stunden
bestand Anurie, dann trat die Sekretion wieder ein. Heilung. Von
Wichtigkeit ist, dass bei den vorhergegangenen Versuchen, die Fistel
lediglich von unten zugänglich zu machen, der Douglas’sche Raum
eingerissen war.
Frank bespricht hierauf die Methode der Trockenlegung der
Fistel durch Einlegung eines dicken Schlauches in die Blase.
Gessner (14) beobachtete nach protrahirter spontaner Geburt —
die Hebamme hatte allerdings nach geborenem Kopf den Rumpf, und
wie es scheint mit grosser Anstrengung extrahirt — eine ausgedehnte
Zerstörung des Damms, des Septum recto-vaginale und Blasenscheiden-
fistel. Die Scheide war nach der Verheilung in einen kurzen narbigen
Blindsack verwandelt, der mit der Blase kommunizirte. Ausserdem
bestand Peroneus-Lähmung.
Keegan (20) operirte eine durch einen in die Harnröhre ein-
gekeilten Stein verursachte Blasenscheidenfistel bei einem 7jährigen
Mädchen. Wegen Beschränktheit des Raumes musste vorher der Damm
bis zum After incidirt werden. Die mit Silberdraht genähte Wunde
heilte bis auf eine nadelgrosse Oeffnung, mit der die Kranke entlassen
werden musste; bei dem jugendlichen Alter war anzunehmen, dass sie
sich spontan schliessen würde.
Neugebauer (28) erweiterte eine seit 21 Jahren bestehende
Blasenscheidenfistel, um einen in der Blase um eine Wachskugel ge-
bildeten Stein (s. c. 11. 9) zu entfernen und suchte dann die Fistel
zu schliessen. Die Blase war aber so verkleinert und atrophisch ge-
worden, dass der Harn zwischen den Nähten oder durch die Stich-
kanäle sich wieder hervordrängte, sobald der Verweilkatheter entfernt
350 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
wurde. Neugebauer beabsichtigt deshalb eine hohe Kolpocleisis
auszuführen.
Tauffer (39) deckte in einem Falle von grosser Blasenscheiden-
fistel und theilweiser Zerstörung der Harnröhre den Defekt durch den her-
abgezogenen Uterus, während die kleinen Labien zur Bildung einer 4!/2—5
cm langen Urethra verwendet wurden, die mit dem 1!/s cm langen Harn-
röhrenrest verbunden wurde. Die Kontinenz ist vorläufig eine partielle.
Auch im zweiten Falle handelte es sich um Fehlen der vorderen
Scheidenwand und eines Theiles der Urethra. Schliesslich betont
Tauffer, dass er schon im Jahre 1885 Blasenscheiden-Defekte durch
Herabziehen des Uterus beseitigt habe.
Schmid (34) berichtet über zwei Fälle von ausgedehnten, narbig
fixirten Blasenscheidenfisteln aus der Hegar’'schen Klinik. Im ersten
Falle wurde die Fistel von Sonntag nach Simon’scher Anfrischung
in zwei Sitzungen geschlossen. Im zweiten Falle, welchem bereits
sechs vergebliche Operationen vorausgegangen waren, waren die Fistel-
ränder am Knochen adhärent. Hegar löste deshalb zunächst die
vordere Vaginalwand vom Knochen ab und vereinigte durch die so
bewirkte Mobilisirung der Blase die grosse Fistel in einer zweiten
Sitzung bis auf eine kleine offengebliebene Stelle.
Hoareau (15) und Martin (27) heben bei grossen Fisteln mit
fixirten Rändern den Vortheil der Methode des Ablösens der Scheiden-
und Blasenwand hervor. Die Operation von. der Blase aus ist nach
Martin indizirt bei starkem Narbenspangen und Adhärenzen der
Fistel an die Nachbarorgane und an das Becken und bei grosser Enge
und longitudinaler Verziehung der Scheide, ausserdem bei Steinen und
bei Infektion der Blase. Martin führt als Belege drei Fälle von
Blasenscheidenfisteln nach vaginaler Uterusexstirpation und einen nach
einer Entbindung an. In den sechs von Hoareau mitgetheilten
Fällen waren zwei nach Entbindung und vier nach vaginaler Uterus-
extirpation entstanden.
Horn (16) veröffentlicht aus der Prochownik’schen Klinik
zwei Fälle von Blasenscheidenfisteln. Im ersten Falle entstand die
Fistel bei der Geburt in Folge einer bis in die Blase reichenden
Incision des rigiden Muttermundes, im zweiten nach vaginaler Exstir-
pation des myomatösen Uterus und Verletzung der Blase. Im ersten
Falle wurde durch Lappenspaltung operirt und Verschluss erzielt.
Im zweiten Falle, wo nach Mackenrodt operirt wurde, gelang der
Verschluss erst nach mehreren Nachoperationen durch schliessliche
Kauterisation mit Salpetersäure. In beiden Fällen kam es zu auf-
Harngenitalfisteln. KO
steigender eitriger Niereninfektion (s. Nieren-Eiterungen).. Im Anschluss
an die beim ersten Falle gemachten Erfahrungen warnt Horn davor,
eine Fisteloperation zu unternehmen, bevor die Alkalescenz des Harns
nicht beseitigt ist.
Karczewski (19) kam bei Nachforschungen über die Priorität
der Lappenspaltungsmethode bei Blasenscheidenfisteln zu dem Ergebnisse,
dass M.Collis in Dublin die Methode in origineller Weise anwandte,
ohne von früheren Operateuren, die auf ähnlichem Wege vorgingen,
etwas zu wissen. Blasius dagegen, der von Sänger als der eigentliche
Erfinder der Methode erklärt worden ist, kannte zwar die Methode
und führe sie auch offenbar wie Collis aus, aber aus seinen Schriften
geht hervor, dass Hayward und Dieffenbach schon vor ihm die
Methode ausgeführt hatten.
Mackenrodt (25) hält gegenüber Klien (f. 3. 3.) aufrecht, dass
seine Operation viel weiter gehe, als die Folet-Wölfler-Champneys-
sche Operation und dass sie auf ausgiebigen Medianschnitt vom Harn-
röbrenwulst angefangen beruht, wodurch eine ausgedehnte Freilegung der
Blase ermöglicht wird. In ganz verzweifelten Fällen endlich gelingt
es durch die von ihm in die Chirurgie der Blasenfisteln eingeführte Total-
exstirpation des Uterus die hochgradig verengte Scheide zugänglich und
hochsitzende Blasenfisteln operabel zu machen. In dieser Beziehung
konkurrirt seine Methode mit der Freund eschen, bei welcher auch
der Uterus in seiner Funktion geopfert wird. Etwaige Harnröhren-
fisteln müssen natürlich dabei für sich operirt werden.
Kuntschewitsch (22) empfiehlt zur Schliessung der Fisteln die
Anwendung der ursprünglich von Gerdy und Collis angegebenen
und neuerdings von von Winckel eingeführten Lappenspaltungs-
methode. Bei nach Entbindungen entstandenen Fisteln soll die Ver-
einigung in querer Richtung, bei durch Pessarien bewirkten dagegen
in Jongitudinaler Richtung erfolgen. Bei sehr ausgedehnten Fisteln
muss zur Schliessung die Scheide oder der Uterus herbeigezogen werden.
Die mitgetheilte Kasuistik enthält 29 Fälle und zwar 23 leichte, von
welchen 18 völlig geheilt, 4 gebessert wurden und nur 1 unverändert
blieb, und 7 schwierige, mit 3 völligen Heilungen und 3 Fällen mit
Verkleinerung der Fistel und 1 Falle, der ungebessert blieb.
Loumeau (24) operirte drei Fälle von Blasenscheidenfisteln, von
denen eine nach Entbindung, eine durch Pessardruck und eine nach
vaginaler Operation entstanden war. In allen Fällen wurden Blasen-
und Scheidenschleimhaut von einander getrennt, die erstere mit Katgut
32 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
und die letztere mit Silberdraht genäht. Unter Nachbehandlung mit
Verweilkatheter trat in allen Fällen Heilung ein.
Stankiewicz (36) operirte in drei Fällen von Blasen-Scheiden-
und einem Falle von Blasen - Mutterhals- Scheiden -Fistel mittelst der
Lappenmethode und hält diese für indizirt bei grossen Blasenscheiden-
fisteln sowie bei kleinen, in welchen die Simon-Sims’sche Methode nicht
ausführbar ist, ferner bei hochsitzenden Blasen-Scheiden-Fisteln, bei
Blasen-Scheiden-Cervix-Fisteln und isolirten Blasen-Cervix-Fisteln. Die
Blasenwunde empfiehlt er mit Katgut, die Scheidenwunde mit Seide
zu nähen; in einem Falle, in welchem nur mit Katgut genäht worden
war, platzte die Wunde am zweiten Tage bei einem Hustenstoss.
Nach der Operation soll für 5—8 Tage ein Dauerkatheter eingelegt
werden.
Bishop (2) umschneidet den Rand der Fistel und lässt den
Lappen in Zusammenhang mit der Blasenwand; es entsteht so ein
Lappentrichter, durch dessen Ränder lange Doppelligaturen geführt
werden, welche er von der Scheide aus knotet und deren Enden er
mittelst einer durch die Urethra eingeführten Zange in die Blase und
durch die Harnröhre nach aussen leitet. Die Oeffnung an der Spitze
des Lappentrichters wird hierauf durch Tabaksbeutelnaht unter Ver-
meidung der Blasenschleimhaut geschlossen ` nun wird mit einer zweiten
Tabaksbeutelnaht das Bindegewebe und zuletzt mit Katgut-Ligaturen
der Vaginal-Defekt zum Verschluss gebracht. Schliesslich werden die
durch Blase und Harnröhre nach aussen geführten Leitfäden abge-
schnitten. Es handelt sich also besonders darum, den umschnittenen
und abgelösten Fistelrand in die Blase hineinzuziehen. Die Ränder
legen sich nun aneinander und es wird ein in die Blase vorspringender
Sporn gebildet, der von der Scheide aus durch Vernähung der Muscularis
vesicae und des Bindegewebes fixirt wird.
Die Nachbehandlung besteht in methodischer Einführung des
Katheter. Eine Inkrustation der in die Blase vorspringenden Falte
ist nach Bishop nicht zu fürchten, weil diese Falte keine rauhe,
unebene Oberfläche bietet.
P&an (30) beobachtete einen Fall von enormer Zerstörung sowohl
des Septum urethro-vesico-vaginale wie des Septum recto-vaginale und
des ganzen Dammes in Folge einer Entbindung, welche nach vier-
stündigem Stehenbleiben des Kopfes in der Vulva mittelst gewaltsamer
Zangenoperation beendigt worden war. Der Schluss beider Kommuni-
kationen wurde durch Bildung eines Lappens aus der seitlichen Vaginal-
wand und schliesslich durch Herbeiziehung von Material aus Vulva
Harngenitalfisteln, 353
und grossen Labien erzielt; der genaue Gang der Operation erscheint
aus der gegebenen Beschreibung ohne Abbildung schwer verständlich.
In den Blasendefekt wurde auch der Rest der Portio eingeheilt, so
dass die Menstruation per vesicam stattfindet. Das Resultat war im
Tebrigen Kontinenz sowohl quoad urinam als quoad faeces.
Nach dem Vorgange von W. A. Freund operirte Pintor (31)
eine grosse Blasenscheidenfistel mit fast vollständiger Zerstörung des
Septum vesico-vaginale, indem er den im vorderen und hinteren Scheiden-
gewölbe frei gemachten Uterus umkippte und mit seiner hinteren Wand
in den Defekt einnähte. Wegen narbiger Atresie des Orificium externum
Atrophie der Ovarien und Fehlen der Menstruation wurde kein Fundus-
Muttermund gebildet. Heilung.
Samter (33) beschritt bei Blasenscheidenfisteln mit am Knochen
fixirten Fistelrande einen neuen Weg, inden er in zwei Fällen die
untere innere Umrandung des Foramen obturatorium resezirte und
dadurch eine Beweglichkeit des Fistelrandes erreichte. Der erste der
beiden Fälle ist dadurch von besonderem Interesse, dass eine Reihe
von ÖOperationsversuchen der verschiedensten Art ohne Erfolg gemacht
worden waren. In beiden Fällen wurde Verschluss der Fistel erzielt, in
einem allerdings erst nach drei Nachoperationen und ohne Erzielung von
Kontinenz, weil der Schlussapparat der Blase zu Grunde gegangen war.
Die Operation von der Blase aus eignet sich für solche Fisteln nicht,
wohl aber ist diese geeignet bei von der Scheide aus nicht zugänglichem
Blasen-Uterus und Blasen-Cervixfisteln. Ein weiteres Verfahren der
Zugänglichmachung komplizirter Fisteln ist der Scheidendammschnitt,
den Samter in mehreren Fällen mit Erfolg ausgeführt hat, nament-
lich ermöglichte derselbe in einem Falle von Defekt des ganzen Septum
vesico-vaginale den Schluss desselben in einer Sitzung. Der Schnitt
erweitert die Scheide in ausgiebigster Weise und ermöglicht, weil er
ins paravaginale und paravesicale Bindegewebe führt, die Lösung der
Scheiden- von der Blasenwand und dabei die Mobilisirung der Fistel-
ånder. Das Verfahren ist indizirt bei solchen Fisteln, die hoch oben
im Scheidegewölbe liegen oder sich dahin erstrecken, während der Uterus
hoch fixirt ist. Der Schnitt ward auf der Seite angelegt, wo die ver-
steckteste Ecke der Fistel liegt.
Die partielle Resektion des Schambogenschenkels suchte Sanıter
auch sonst für die Chirurgie der Blase bei beiden Geschlechtern zu ver-
werthen und er fand, dass sich bei doppelseitiger Ausführung der
Resektion die untere Wand der Blase und die Ureteren in weitestem
Umfange zugänglich machen lassen.
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 23
304 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Kolischer (21) gelang es, eine kleine, offenbar durch Zangen-
anlegung bei nicht erweitertem Muttermunde bewirkte Blasenscheiden-
fistel durch eine einmalige von der Blase aus ausgeführte Galvano-
kauterisation zum völligen und dauernden Verschluss zu bringen. Der
Nahtverschluss erschien nicht rathsam, weil die Fistel in unmittelbarer
Nähe der Mündung des rechten Ureters lag, nicht ganz 1 cm von der-
selben entfernt. Die Kauterisation wurde deshalb von der Blase mittelst
des Operations-Kystokops ausgeführt, weil es bei Aetzungen von Fisteln
darauf ankommt, dass auch die Blasenschleimhaut in der Umgebung
der Fistel kauterisirt wird. Den raschen Erfolg führt Kolischer
auf die Enge der Fistel, das kurze Bestehen derselben — die Operation
wurde 2 Monate nach der Entbindung ausgeführt —, endlich darauf
zurück, dass die Fistel wahrscheinlich ein Residuum eines grösseren
Defektes war, der sich grösstentheils schon von selbst geschlossen
hatte.
Rouffart (32) berichtet über eine nach Totalexstirpation des Uterus
und Blasenverletzung aufgetretene Blasenscheidenfistel. Dieselbe wurde
durch direkte Vereinigung zur Heilung gebracht. Da aber Speisereste
im Harne gefunden wurden, musste noch eine Kommunikation zwischen
Blase und Darm angenommen werden, und da diese von der Scheide
aus nicht auffindbar war, wurde die Laparotomie ausgeführt und die
Fistel tief im Becken unter adhärenten Darmschlingen zwischen dem
Blasenboden und einer Darmschlinge aufgefunden. Freilegung, An-
frischung und Naht der Blasen- wie der Darmöffnung, Drainage mit
Borsäuregazestreifen an die Nahtstellen; Heilung.
Zematzky (43) beschreibt sein operatives Vorgehen in einem
Falle von Blasenscheidenfistel in der Gegend des Orificium urethrae
ntern. Der Durchmesser der Fistel betrug reichlich 3!/2 Querfinger ;
der Fistelrand war mit dem Periost in der Gegend des rechten Tuber
Ischii unbeweglich verwachsen. Die Scheide war durch reichliche Narben-
bildung sehr bedeutend verengt. Zematzky schnitt sich nun zu beiden
Seiten der Fistel zwei Lappen aus der Vaginalschleimhaut und der
resp. kleinen Schamlippe von 5 resp. 4 qcm zurecht. Der grössere
Lappen wurde mit der Schleimhautfläche zum Blasenlumen in die Fistel-
öffnung eingenäht, der kleinere Lappen wurde hierauf auf die Wund-
fläche des grösseren umgestülpten aufgenäht und so jeglicher Defekt in
der Vaginalschleimhaut vollkommen geschlossen. Zur Sicherung des
Urinabflusses wurde noch eine Sectio suprapubica hinzugefügt und die
Kranke auf den Bauch gelegt. Es erfolgte Heilung der Fistel. Ze-
matzky schlägt vor, diese Art Fistelnaht Operatio plastica fistulae
Harngenitalfisteln. 305
vesicovaginalis cum reversione seu reverso (plastische Uniklappungs-
methode der vesikovaginalen Fistulorraphie) zu nennen.
(V. Müller.)
Fürst (13) berichtet über einen an der Freund’schen Klinik
beobachteten Fall von ausgedehntester Blasenscheidenfistel mit starrer
Narbenbildung, Verschluss der Cervix und Portio. Der Defekt war
nach Zangenentbindung bei plattem Becken, aber erst einige Zeit
nach der Geburt durch ausgedehnte Gangrän der Weichtheile und
Losstoesung der gangränösen Theile entstanden. Durch den Defekt,
an dessen Rande der rechte Ureter mündete, war die Blasenwand in
ausgedehnter Weise prolabirt. Da der Douglas’sche Raum von
narbigen Massen ausgefüllt war, war die Freund’sche Methode der
Uterus-Stürzung und -Einbeilung unausführbar. Der Versuch, durch
Loslöeung der Blase vom Uterus und Mobilisirung der Blasenränder
den Defekt zu schliessen, missglückte, indem der gewonnene Lappen
gangränös wurde; auch zwei in derselben Richtung gemachte Nach-
operationen blieben erfolglos, so dass nur die Kolpokleisis übrig blieb,
die aber auch erst nach vier Operationen völlig gelang. Der Fall beweist,
dass die Kolpokleisis, die durch die modernen Fortschritte sehr in den
Hintergrund gedrängt worden ist, doch in einzelnen Fällen als Ultimum
refugium gerechtfertigt sein kann.
Lipinski (23) operirte zwei Fälle von grossem Blasendefekt und
Zerstörung des Sphincter urethrae mittelst Episiokleisis und Anlegung einer
Scheidenmastdarmfistel. Im ersten Falle wurde zuerst eine einfache
Kolpokleisis versucht, jedoch kam es nicht zur Kontinenz, weil der
Sphincter vesicae zerstört war, so dass erst sekundär eine Mastdarm-
fistel angelegt wurde. Der Verschluss erfolgte erst nach wiederholten
Operationen und die Kranke wurde kontinent. Der zweite Fall lag
einfacher, weil die Scheide weit herunter sehr stark narbig verengt war
und weil ohnedies eine Mastdarmscheidenfistel bestand. Auch hier wurde
Kontinenz erzielt, ohne dass weitere Störungen von Seiten des Mast-
darms eintraten. Zur Offenhaltung der künstlichen Mastdarmscheiden-
fistel wird die Einlegung eines Glasdrains, an dem in T-Form ein
Gummirohr befestigt wird, empfohlen.
Ueber Fisteln durch Druck von Pessarien wird von
flgenden Autoren berichtet:
In dem von Bowen (2a) mitgetheilten Falle war die grosse Blasen-
sheidenfistel durch Wendung bei vernachlässigter Schieflage — die
Hebamme hatte an dem vorliegenden Arm gezogen — entstanden.
Nachdem die Fistel vier Jahre bestand und mehrfache ÖOperationsver-
23*
356 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
suche vergeblich geblieben waren, schloss Bowen die Fistel, indem er
die Cervix in dieselbe einheilte.e In der Diskussion tritt besonders
'Bovée für vollkommenere Methoden der Fistelbehandlung ein.
Neugebauer (29) hat neuerdings (s. Jahresbericht Bd. VII.
pag. 327) 117 Fälle von Verletzungen durch Scheidenpessarien zusam-
mengestellt, worunter in 61 Fällen die Harnorgane verletzt waren, und
zwar kamen vor: 42 DBlasenscheidenfisteln, 13 Blasenscheiden- und
Scheidenmastdarmfisteln, 2 Harnleiterscheidenfisteln, 1 Harnleiterblasen-
scheidenfistel und 3 Perforationen der Harnröhre. In 25 Fällen war
die Verletzung durch das gefährlichste aller derartigen Instrumente,
das Zwanck’sche beziehungsweise Zwanck-Schilling’sche Flügel-
pessar bewirkt worden. |
Van Imschoot (40) beschreibt einen Fall von grosser Blasen-
scheiden- und Mastdarmscheidenfistel, welche durch ein 24 Jahre ge-
legenes Scheidenpessarium bewirkt worden war. Um das Pessar hatte
sich ein hühnereigrosser Phospbatstein gebildet. Nach drei Wochen
langer Desinfektion wurde zuerst der Stein entfernt, später die Blasen-
fistel und zuletzt die Mastdarmfistel geschlossen.
Walk (41) beschreibt eine Blasenscheidenfistel in Folge einer neun
Jahre in der Scheide befindlichen Spule, welche als Prolapspessar ge-
dient hatte; die Spule war in den Uterus geschlüpft.
3. Blasengebärmutterfisteln.
1. Bruny, L. J., De la colpotomie antérieure comme operation préalable a
la restauration des grandes pertes de substances vösico-vaginales et des
fistules utero-vesicales. Thèse de Lyon. Nr. 74.
Ehrendorfer, E., Fistula vesico-cervicalis. Wissenschaftl. Aerztegesell-
schaft in Innsbruck. Sitzung v. 14. XI. 1896. Wiener klin. Wochenschr.
Bd. X, pag. 301.
Klien, R., Zwei Fälle von Blasencervixfistel nebst Bemerkungen über die
Operation dieser Fisteln. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 222.
4. Latouche, Fistule vesico-uterine; suture intra-vesicale par la voie sus-
pubienne. Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 968.
. Savor, R., Ein Fall von Uteruskörper-Blasenfistel mit seltener Aetiologie.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1436.
6. Schramm, J., Schwangerschaft im linken rudimentären Horn eines Uterus
bicornis; Retention einer achtmonatlichen Frucht (Missbildung); Sectio
caesarea; Entstehung einer linken Ureter-Uterushornfistel; Heilung. Ver-
handl. d. deutsch. (resellsch. f. Gyn. VIIL. Kongress. Leipzig, pag. 177.
x
os
Deal
Latouche (4) berichtet über einen Fall von Blasenuterusfistel
(jedenfalls isolirte Blasencervixfistel, Ref.) bei einer 44jährigen Frau,
Harngenitalfisteln. 357
die zum 13. Male, und zwar diesmal mit dem Forceps, entbunden
worden war. Der Harnabfluss wurde von der Kranken erst 6 Wochen
nach der Geburt bemerkt. Die Scheide war, wie es scheint, nicht
narbig verengt und der Harn träufelte aus dem Orificium uteri ab.
Die Sonde traf unterhalb des Orificium uteri internum auf einen Wider-
stand, konnte aber nicht in die Blase eindringen. Latouche ent-
schied sich für die vesikale Operation, öffnete die Bauchdecken und
Blase durch Vertikalschnitt, erweiterte den Bauchschnitt durch theilweise
quere Durchtrennung der Ansätze der geraden Bauchmuskeln und frischte
schliesslich die sehr tief, zwischen und etwas über den Harnleitermün-
dungen gelegene Fistelöffnung an und vernähte sie. Die Blase war vor-
ber mit 200 g Flüssigkeit ausgedehnt und durch einen Petersen’schen
Ballon von der Scheide aus gehoben worden, jedoch erschwerte letzterer
das Auffinden der Fistel, so dass er nach Eröffnung der Blase heraus-
genommen werden musste. Heilung ohne Störung. Latouche be-
zeichnet bei derartigen Fisteln, wenn sie nicht von der Scheide aus
leicht zugänglich sind, den vesikalen Weg als den geeignetsten, jedoch
bemerkt Ricard hierzu mit Recht, dass gerade in diesem Falle die
vaginale Operation wegen der Weite der Scheide und der normalen
Beschaffenheit der Portio zu überlegen gewesen wäre.
Bezüglich der Details der Technik betont Latouche die Wich-
tigkeit der Desinfektion der Scheide, die Vorzüge der vertikalen Eröff-
nung der Blase und bei schwerer Zugänglichkeit der Fistel die elek-
trische Beleuchtung des Blasengrundes. In das Cavum Retzii kann eine
Gazedrainage eingeführt werden. |
Klien (3) veröffentlicht zwei Fälle von Blasen-Cervix-Fistel aus der
von Winckel’schen Klinik. Im ersten Falle präsentirte sich die
Fistel zunächst als erbsengrosse granulirende Stelle gerade an der Um-
schlagstelle des vorderen Scheidengewölbes. Mehrere Operationen führten
nicht zur Kontinenz, bis eine genaue Untersuchung schliesslich dazu
führte, dass ausser der im Scheidengewölbe sichtbaren Fistel noch eine
tiefliegende Blasencervix-Fistel bestand. Diese wurde nach der Folet-
Wölfler-Champneys’schen Methode operirt; dabei gelang es aber
nicht, den obersten Theil der Fistel zu nähen und es wurde daher nach
partieller Vernähung des Blasendefektes die Höhle zwischen Blase und
Cervix mit Gaze tamponirt und ein Verweilkatbeter eingelegt. Der nicht
genähte Theil der Fistel verschloss sich hierauf durch Granulationen
von selbst. Im zweiten Falle handelte es sich um eine isolirte Harn-
röhrenscheidenfistel und eine oberflächliche Blasencervixfistel an der
Umschlagstelle der Scheidenwand, beide wahrscheinlich Reste eines
358 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
ursprünglich vorhanden gewesenen, aber operirten grossen Blasendefektes.
Ausserdem bestand aber noch eine tiefe Blasencervixfistel, welche erst
nach Schluss der oberflächlichen dadurch erkannt wurde, dass das Harn
aus dem Muttermund abfloss. Sie wurde durch Spaltung der Cervix
freigelegt, trichterförınig umschnitten und vernäht, jedoch konnte durch
die erste Operation noch kein Verschluss erzielt werden. Bemerkens-
werth ist, dass in beiden Fällen nach Operation der oberflächlichen
Fistel auch die tiefliegende für einige Tage undurchlässig wurde, was
von von Winckel auf eine nach der Operation auftretende und einige
Tage anhaltende Schwellung des Gewebes in der ganzen Umgebung zu
beziehen ist.
Klien hält die Folet-Wölfler-Champney’sche Methode
nicht für alle Blasencervixfisteln für geeignet, sondern nur für solche,
wo die Fistel von der Cervix aus nicht zugänglich gemacht oder ge-
schlossen werden kann und wo ein mehr weniger grosser Defekt der
vorderen Muttermundslippe besteht. Die Methode hat nämlich ausser
ihrer grösseren Komplizirtheit den Uebelstand, dass das Septum vesico-
cervicale zerstört wird und dass so eine Retroflexio uteri entstehen
kann, was allerdings vielleicht verhindert werden kann, wenn nach
Schluss der Blasenfistel die präcervikale Höhle nicht vernäht, sondern
mit Gaze drainirt wird.
Bezüglich der Vorgeschichte des ersten Falles ist von Interesse,
dass bei Kopflage und Armvorfall nach vergeblichem Zangenversuch
seitens des Arztes die Hebamme das Kind an Kopf und Arme manuell
extrahirte und dass der Harnabgang durch die Scheide sofort nach der
Geburt eintrat.
Ehrendorfer (2) erklärt bei der Entstehung von Druckbrand-
fisteln bei verengtem Becken nicht allein das verengende Moment, sondern
auch die Zange, besonders wenn sie bei bochstehendem Kopf und nicht
völliger Erweiterung des Muttermundes angelegt worden ist, für be-
theiligt. In dem von ihm veröffentlichten Falle von Blasen-Cervix-Fistel
versuchte Ehrendorfer zuerst (nach Folet, Champneys etc.) die
Blase von der Scheide zu trennen, was wegen des starren Narben-
gewebes nicht gelang; dann wurde die Fistel von der Cervix aus an-
gefrischt und vernäht, jedoch ohne Erfolg. Da Lapis-Aetzungen nicht
zum Verschlusse führten, wurde der Versuch der Trennung der Blase
von der Cervix wieder aufgenommen; diesmal gelang die Freilegung
der Fistel, welche in der Blase kleinfingergross war und die nun ohne
weitere Anfrischung und ohne Mitfassen der Schleimhaut durch Seiden-
nähte verschlossen wurde. Hierauf wurde die Cervix incidirt und nun
Harngenitalfisteln. 359
auch die Cervix-Fistel vom Cervikalkanal aus geschlossen. Die Nach-
behandlung bestand in Einlegung des Dauerkatheters und Jodoform-
gaze. Tamponade der Scheide.
Bezüglich der Gestalt solcher durch Drucknekrose entstandener
Fisteln bemerkt Ehrendorfer, dass sehr häufig der Defekt in der Blasen-
wand viel grösser ist als die Fistel in der Cervix, weshalb auch die
Anfrischung von der Cervix aus oder die Aetzung der Cervikalöffnung
gewöhnlich nicht zum gewünschten Verschlusse führt.
Ein eigenthümlicher Fall von Uteruskörper-Blasenfistel
ist von Savor (5) beschrieben. Die Fistel entstand durch Adhärenz
der bis auf eine Entfernung von 6 cm vom Fundus uteri (die Frau
starb 11/2 Stunden nach Geburt eines Kindes am Ende des IX. Schwanger-
schaftsmonate) hinaufreichenden Blase an das untere Ende einer Kaiser-
schnittnarbe.. Die Sectio Caesarea war vor 5 Jahren wegen platten
rhachitischen Beckens (Conj. v. 71/2 cm) ausgeführt worden. In der
Blase fand sich ein Phosphatstein, der als Kern eine Seidenligatur
enthielt und die Blase befand sich im Zustande chronischer Cystitis.
Die Fistel war jedenfalls durch beiderseitigen Durchbruch eines um
die unterste Nahtschlinge gebildeten Abscesses entstanden. Von be-
sonderem Interesse ist, dass sie mit in Decidua umgewandelter Uterus-
Schleimhaut bedeckt war und dass auf ihr die Placenta gesessen hatte.
Da während der ganzen Zeit seit dem Kaiserschnitt kein Harnträufeln
bestand, so musste die hoch am Blasenscheitel (nicht Fundus, wie Ver-
fasser diesen Theil der Blase nennt. Ref.) sitzende Fistel wahrschein-
lich einen gewundenen engen Kanal dargestellt haben, und während
der Schwangerschaft war in Folge der Decidual-Entwickelung und des
Sitzes der Placenta auf dieser Stelle die Fistel erst recht unwegsam gewor-
den. Dagegen hatte der Eiterdurchbruch in die Blase eine Cystitis her-
vorgerufen, welche zur Bildung eines Phosphatsteines führte. Erst nach
der Geburt wurde durch Verschiebung der Muskelfasern die Fistel
wegsam und es ging Blut durch den in die Blase eingeführten Katheter
ab, zugleich floss ammoniakalischer Harn in den Uterus und bewirkte
hier Infektion und zum Tode führende Sepsis. Als Analogon für
die zeitweilige Unwegsamkeit der Fistel führt Savor das Verhalten
der Blasen-Oervix-Fisteln an, welche durch Verschiebung der Organe
ebenfalls unwegsam und nach neuerlicher Geburt wieder wegsam werden
können.
Bruny (1) schlägt bei grossen Defekten des Septum vesico-vagi-
nale und ebenso bei Blasen-Cervix-Fisteln die Kolpotomia anterior und
Ablösung der Scheide vom Uterus vor. Auf diese Weise gelingt die
360 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Mobilisirung der fixirten Blasenränder und die Heranziehung von Ge-
websmaterial zur Deckung grosser Scheiden-Blasen-Defekte. Operations-
fälle werden nicht mitgetheilt.
Schramm (6) verletzte den linken Ureter bei dem vergeblichen
Versuch, eine extrauterin liegende Frucht per vaginam zu entfernen.
Bei der nachfolgenden Laparotomie zeigte sich, dass die Frucht in einem
rudimentären linksseitigen Nebenhorn lag. Der Ureter war mit seinem
distalen Ende in den Fruchtsack eingeheilt und Schramm stellte nun
von der Blase aus durch Durchstossen eines Troikars eine Verbindung
zwischen Blase und Fruchtsack her, die er durch Drainage offen hielt,
bis schliesslich Schluss des Fruchtsackes und dadurch Kontinenz
eintrat.
4. Harnleiterfisteln.
l. Amann, J.A., Ueber Ureteren-Einpflanzung in die Blase auf abdominalenı
Wege zur Heilung von Ureterenfistein. Verhandl. d. deutsch. Gesellsch.
f. Gyn. VII. Kongress. Leipzig, pag. 501.
2. Boldt, H.J., Ein Fall einer mit Erfolg operirten Harnleiterscheidenfistel.
New Yorker med. Monatsschr. 1896, September. (Einpflanzung des Ureters
in die Blase, s. Jahresbericht. Bd. X, pag. 371.)
3. Mikule, O., Ein Beitrag zur Chirurgie der Ureteren- Verletzungen. Inaug.-
Diss. Breslau.
3a. Naumann, G., Fistula uretero-uterine. Lithiasis cervicis uteri. Nephro-
lithiasis. Evidement. Nephrectomia. Helsa (Heilung). Hygiea. Bd. LIX,
Nr. 5, pag. 545—47. (Leopold Meyer.)
3b.Neuman Per, Tre fall af operativa ureterskador. (Drei Fälle von Läsion
des Ureters bei Operation). Hygiea. Bd. LIX, Nr. 12, pag. 598—609.
(Leopuld Meyer.)
4. Obalinski, A., Weitere Beiträge zur Nierenchirurgie.. Wiener med.
Wochenschr. Bd. XLVII, pag. 278.
. Rouffart, Ureterocystoneostomie. Soc. Belge de Gyn September 1596.
Presse med. Nr. 16.
6. Treub, H., Statistik über Nierenoperationen. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk.
en Gyn. Bd. XIII. Heft 3; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1159.
or
Herz (e. 29) stellt tabellarisch 30 Fälle von einfachen und 10 Fälle
von komplizirten Harnleitergenitalfisteln zusammen, die durch die Ge-
burtsvorgänge entstanden waren. Ferner wurden 53 Fälle von durch
Beckenoperationen entstandenen und drei durch Pessardruck bewirkte
Harnleiterfisteln zusammengestellt.
Mikule (3) berichtet über einen Fall von Ureterscheidenfistel aua
der Mikulicz’schen Klinik. Die Fistel war durch Excision eines
grossen Ureter-Stückes bei vaginaler Uterus-Exstirpation entstanden.
Harngenitalfisteln. 361
Mikulicz legte den verletzten (linken) Ureter retroperitoneal frei
und fand, dass das verschlossene Ende desselben bis dicht an die
Blasenwand heranreichte. Der Ureter wurde in der Längsrichtung
incidirt und nun ein Troikart bis an die Blase durchgestossen, hier-
auf ein Drainrohr nach der Blase zu in den Ureter eingelegt und
dessen Ende mit Seidenfäden, die zur Urethra herausgeleitet wurden,
armirt, endlich die Ureter-Wunde geschlossen und ein Verweilkatheter
in die Blase eingelegt. Trotz Eitergehalt des Harns der rechten Niere
erfolgte schliesslich Einheilung des Ureters in die Blase.
Amann (1) führte in zwei Fällen von Ureter-Fisteln, die von
der Scheide aus nicht zugängig waren und bei denen erst Kyato-
skopie und Ureter-Sondirung entschied, welcher Harnleiter verletzt
war, die Einpflanzung in die Blase vom Abdomen her aus. Amann
verfuhr dabei in der Weise, dass er nach Laparotomie in steiler Becken-
hochlagerung das Peritoneum an der Kreuzungsstelle des Ureters mit
der Arteria iliaca communis einschnitt, dann den Ureter an der Stelle,
wo er in die Narbenmasse eingebettet war, durchschnitt und den ganzen
Ureter durch den ersten Peritonealschnitt heraufzog. Dann wurde das
Peritoneum entlang der Linea innominata unterminirt und der Ureter
auf diesem neuen Wege subperitoneal der Blase zugeleitet. Die Blase
wurde nun mit Katheter dem Ureter-Ende ebenfalls extraperitoneal
nahe gebracht und hierauf die beiden Peritoneum-Schlitze sowie das
Peritoneum der vorderen Bauchwand geschlossen. Jetzt erst wurde die
Blase incidirt und der Ureter schräg implantirt. Die Operation gelang
im ersten Fall ohne grosse Mühe, im zweiten dagegen musste wegen
starker Infiltration des Peritoneums dieses mehrfach inzidirt werden.
Der Enderfolg war beide Male ein völlig befriedigender. Der Vorzug
der Methode liegt in der extraperitouealen Einpflanzung des Ureters in
die Blase.
Rouffart (5) beschreibt einen Fall von Harnleiterscheidenfistel
nach wegen Pyosalpinx ausgeführter vaginaler Totalexstirpation. Beide
Harnleiter schienen verletzt und es wurde zuerst der linke in die Blase
reimplantirt, was auch gelang. Beim Versuch, auch den rechten zu
implantiren ergab sich, dass rechterseits keine funktionirende Niere
vorhanden war. Tod an Urämie. Die Sektion ergab an Stelle der
rechten Niere eine mandelgrosse, bindegewebige Masse. Die linke
Niere war hypertrophisch (1120 g schwer) und theilweise vereitert.
Obalinski (4) beobachtete eine rechtsseitige Ureterfistel nach
Totalexstirpation des carcinomatösen Uterus, die nach Schuchardt
ausgeführt worden war und bei der beiderseits weit in die Parametrien
362 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
vorgedrungen werden musste. Die sofort vorgenommene Implantation
des Ureters ins Rektum gelang nicht, weshalb die Niere exstirpirt
wurde; Heilung.
Treub (6) berichtet über drei Fälle von Nierenexstirpation bei
Ureter-Fisteln nach Uterus-Exstirpationen. (S. ausserdem Sutherlin
(e. 55).
Neumanns (3 b) drei Fälle von Läsion des Ureters sind folgende:
1. 2 Monate nach Ausschälung einer linksseitigen subperitoneal ent-
wickelten Adnexgeschwulst öffnete sich eine Ureterfistel durch die
Bauchnarbe. Ein Versuch, eine Scheiden-Ureter- statt der Bauch-Ureter-
fistel zu etabliren (um erstere leichter schliessen zu können) gelang
nur vorübergehend. 9 Monate nach Entstehung der Fistel Erweiterung
der Bauchwunde; der Ureter war dermassen in Narbengewebe eingehällt,
dass eine Vernähung der Fistel oder Implantation in die Blase un-
möglich erschien. Nach diesem Eingriff schloss sich aber die Fistel
allmählich; Pat. ist völlig gesund und wurde kaum 1 Jahr später
wieder schwanger. — 2. Nach vaginaler Totalexstirpation der krebsigen
Gebärmutter mittelst Klammer zweitägige Anurie unter völligem Wohl-
befinden. Dann ging wieder Harn per urethram aber auch per
vaginam ab. Die Ureterfistel wurde nach Bildung einer Blasenscheiden-
fistel und Vernähung der Scheidenwände über den zwei Fisteln (hohe
Kolpokleisis) geschlossen. — 3. Bei abdominaler Totalexstirpation der
Gebärmutter wegen eines schnell gewachsenen Fibromyoms wurde der
Ureter lädirt und auch die Blasenwand perforirt. Sofortige Ein-
nähung des Ureters in das Blasenloch. Pat. starb am dritten Tag
p. op. an Sepsis. Die Geschwulst zeigte maligne Degeneration mit
Metastase in Lunge und Leber. Der linke Ureter zeigte sich bei der
Sektion ohne Striktur fest in der Blasenwand fixirt.
g) Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe.
1. Allgemeines; Diagnostik; Operationsmethoden;
Statistik.
l. Abbe, New incision for nephrectomy. Ann. of Surg. Juniheft.
2. Achard, Ch., und Castaigne, J., Diagnostic de la perméabilité rénale.
Soc. méd. des Hôp. Sitzung v. 30. IV. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 502.
3. Albarran, J., Chirurgie rénale. XII. internat. med. Kongress. Revue de
Chir. Tom. XVII, pag. 849.
vd
un
10.
IL
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 33
. Albarran, J., Ueber den Katheterismus der Ureteren. XII. internat. med.
Kongress. Chirurg. Sektion. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV,
pag. 814.
— Nouvelles observations de catheterisme cystoscopique des ureteres.
Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u.
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 721.
Bard, La perméabilité rénale dans les néphrites. Soc. des sciences méd.
de Lyon. Sitzung v. 12. V. Province méd. Tom. XIJ, pag. 289.
. Bianchi. Gli spostamenti dei reni durante la digestione gastrica. Gazz.
degli osped. e delle clin. 1896, Nr. 148.
. Bloch, O., Ueber die diagnostische Nierenresektion. XII. internat. med.
Kongress. Chirurg. Sektion. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag.
999.
. Bourg, L., Essai sur le diagnostic de la perméabilité rénale par le bleu
de méthylėne. Thèse de Paris. Nr. 620.
Bräuninger, H.. Beiträge zur Nierenchirurgie. Beitrag z. klin. Chir.
Bd. XVII, pag. 461.
Casper, L., Ueber den diagnostischen Werth des Ureteren-Katheterismus
für die Nierenchirurgie. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 828.
llaCumston, Incision of the kidney in cases of uncomplicated nephro-
1?
Ze
13.
18.
19.
Y
21.
un
D
lithiasis. Ann. of Surg. Heft 9.
Daubois, D., De l’isolement immédiat de la cavité peritondale dans la
nephrectomie abdominale. Thèse de Lyon, Nr. 118.
Deriaud, P., Contribution à l'étude du diagnostic de la perméabilité
rénale par le procédé du bleu de méthylène. Thèse de Paris, Nr. 559.
. Fenwick, E. H., The value of the electric light cystoscope in lowering
the mortality of nephrectomy. Brit. med. Journ. Vol. I, pag. 516 u. 527
u. Lancet. Vol. I, pag. 592.
. Hawkes, F., A table of 17 congecutive nephrectomies. Med. and surg.
report of the Presbyt. Hosp. of the city of New York. (17 Fälle, sämmt-
lich geheilt, jedoch kein Fall an maligner Erkrankung.)
. Hölscher, R., Ueber Katheterisation der Ureteren. Münchn. med. Wochen-
schrift. Bd. XLIV, pag. 1481.
. Holländer, E., Ueber den diagnostischen Werth des Ureteren-Katheteris-
mus für die Nierenchirurgie. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV,
pag. 740.
Holmes, B., Some experience in the diagnosis of surgical diseases of the
kidnpy, ureter, bladder, prostate and urethra. Ann. of Gyn. and Ped. Vol.
XI, pag. 211.
Israel, Zur kompensatorischen Hypertrophie der Nieren. Virchow’s
Arch. Bd. CXLVI, pag. 350.
Kablukow, A., Zur Kasuistik der Nierenchirurgie. Med. obosr. Nr. 4.
(Zwei Fälle von lumbarer Nephrektomie.)
v. Klecki, C., Ueber die Ausscheidung von Bakterien durch die Nieren
und die Beeinflussung dieses Prozesses durch die Diurese. Arch. f. exp.
Pathol. u. Pharmakol. Bd. XXXIX, pag. 173. (s. Jahresbericht Bd. X, pag.
375.)
24.
29
26.
28.
29.
80.
31.
32.
33.
34.
36.
37.
38.
39.
40.
Gynäkologie. Krankheiten der Hurnorgane beim Weibe.
. Lewin, L, u. Goldschmidt, H., Kurze Mittheilung aus dem Gebiete
der Nierenpathologie. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 601.
. Mac Gillivray, a) Nephrotomy; b) a calculus removed by nephrotomy;
c) a kidney from a case of nephrectomy. Edinburgh Med.-Chir. Soc.
Sitzung v. 13. I. Edinburgh Med. Journ. Vol. XLIll, pag. 337. (Demon-
strationen.)
Makower, A., Ueber die Durchlässigkeit der Niere für Bakterien und
über die baktericide Wirkung des Harnes. Inaug.-Diss. Würzburg.
Manly, Renal suppuration an de value of micro-urinalysis as an aid to
its definite diagnosis. Amer. Med. Assoc. Geburtsh.-gyn. Sektion. Med.
Record, New York. Vol. LII, pag. 130. (Wichtigkeit der Kystoskopie und
des Harnleiter-Katheterismus für die Diagnose der Niereneiterungen.)
Meyer, W., Catheterism of the ureters in the male with the help of the
ureter cystoscope; a report of seven cases. Med. Record. New York. Vol.
LI, pag. 613 u. 639. (Betont die Wichtigkeit der Kystoskopie und des
Ureter-Katheterismus für die Diagnose der Nierenkrankbeiten.)
. Neumann, A., Eine einfache Methode, den Urin beider Nieren beim Weibe
gesondert aufzufangen. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 6%.
— Zur Technik des gesonderten Auffanugens des Urins beider Nieren
beim Weibe. Ebenda, pag. 176 u. 856.
Newman, D., Cases of disease of the kidney demanding treatment and
which presented dilficulties in diagnosis. Scottish Med. and Surg. Journ. Heft 1.
Noé, Diagnose der renalen Permeabilität. Presse med. 26. Juni.
de Paoli, E., Considerazioni su alcuni casi di chirurgia del rene e sul-
l’ uso terapeutico del succo renale. Communicaz. fatta alla soc. ital. di
chir. 1896; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1325.
Pawlik, Kasuistischer Beitrag zu den Geschwülsten der Nierengegend.
Časop. lék. česk. 1896, Nr. 19; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1027.
Pérès, J., Contribution à l'étude de la perméabilité rénale, son diagnostic
par l'emploi du bleu de méthylène. Thèse de Toulouse, Nr. 225.
Perkins, Extraperitoneal exploration of the ureter. Ann. of Surg. 1896,
Nr. 44.
. Ratynski, M. A., De la néphrectomie lombaire par morcellement. These
de Paris, Nr. 479.
Rendu, De l'utilité de retarder le premier pansement de Mikulicz. Kyste
volumineux du rein. Néphrectomie transpéritonéale ; Guérison. Lyon méd.
1896, Nr. 15.
Rose, H., Eine einfache Methode, den Urin beider Nieren beim Weibe
gesondert aufzufangen. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 614.
775 u. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 121.
— Ein neues Verfahren, bei der Frau den Urin beider Nieren gesondert
aufzufangen. Aerztl. Verein in Hamburg, Sitzung v. 5. I. Deutsche med.
Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage pug. 56.
Serenin, Zur Frage der Nephrotomie. Med. obosr. Nr. 7.
Sondern, F.E., Remarks on the technique of analysis of small quantities
uf urine as obtained by the ureter catheter. New York Med. Journ. Vol.
LXV, pag. 324. (Anleitung zur Analyse kleiner Quantitäten Ham, wie
sie beim Ureter-Katheterismus gewonnen werden.)
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 36:5
A. Sorel, E., Étude critique et expérimentale sur le passage des microorga-
nismes dans l'urine. Thèse de Toulouse, Nr. 207.
42. The Middlesex Hospital, W. Report of the surgical Registres 1895
(Joha Murray). London 1896, H. K. Lewis.
43. Tilman, O., Nierenexstirpation. Bericht über die chirurg. Klinik des
Geh. Obermed.-Raths Prof. Dr. v. Bardeleben (t) für die Zeit v. 1. IV.
1894 bis 30. XI. 1895. Charité-Annalen, Bd. XXI.
4. Voisin u. Hauser, Diagnose der renalen Permeabilität. Soc. med. des
hôp. Sitzung v. 25. VI.
Wagner, P., Die Grenzen der Nierenexstirpation. Centralbl. f. d. Krankh.
der Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 57, s. Jahresbericht, Bd. X,
pag. 380.
AA
Le
Bianchi (7) fand mittelst des Phonendoskops, dass während der
Verdauung die rechte Niere um 3 cm nach der Axillarlinie und um
3—4 em nach aufwärts sich verschob und zugleich um die Sagittalaxe
drebte, so dass die Konvexität nach rechts sah und der untere Pol
nach aussen rückte. Die linke Niere verschob sich in jeder der ge-
nannten Richtungen um 1 cm weniger und drehte sich nur ganz wenig
um die Sagittalaxe.
Lewin und Goldschmidt (22) machten bei Gelegenheit von
Thierexperimenten die auffällige Beobachtung, dass bei Füllung der
Blase mit Luft diese in den Harnleiter eintrat, die Niere vergrösserte
sch und drehte sich um ihre Achse und schliesslich trat unter einem
ägenthümlichen feinen Geräusche Luft in die Nierenvene und von da
in die Cava ein, worauf der Tod des Thieres erfolgte. Eine gleiche
Beobachtung wurde von Poirier gemacht. Eine Erklärung dieser
Erscheinung wird vorläufig nicht versucht. |
Die Frage, ob die Nieren in die Blutbahn gebrachte Bakterien
zur Ausscheidung bringen, wurde von von Klecki (21) in bejahen-
dem Sinne beantwortet. Die Versuche wurden an Hunden und mit
Bacillas pyocyaneus vorgenommen. Da einzelne Versuche negativ aus-
elen, ist zu schliessen, dass eine solche Ausscheidung, wenn geringe
Mengen von Bakterien eingeführt wurden, nicht nothwendig eintreten musse.
Die Ausscheidung geschieht hauptsächlich in der Glomerulis. Sie kann
zuerst ausschliesslich durch die eine Niere, durch die andere erst
später geschehen und beginnt manchmal unmittelbar nach der Einver-
lebung, hört aber meist auf, bevor alle Bakterien aus der Blutbahn
verschwunden sind. Eine Steigerung der Diurese hatte keinen Einfluss
auf die Ausscheidung.
Sorel (41) beweist auf Grund von Untersuchungen bei Infektions-
krankheiten und von Experimenten den Uebergang von Bakterien in
366 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
den Harn. Die Niere kann dabei ausnahmsweise gesund bleiben,
jedoch ist die Ausscheidung gewöhnlich an vaskuläre und nekrobiotische
Prozesse in den Nieren gebunden.
Makower (24) bestätigte durch Versuche die baktericide
Wirkung des von der Luft abgeschlossenen sauren und eiweissfreien
Harns gegenüber Typhus- und noch mehr gegenüber Milzbrand-
Bacillen. Die Frage, ob Bakterien eine völlig gesunde Niere zu pas-
siren im Stande sind, muss noch als unentschieden gelten
Israel (19) erinnert veranlasst durch die Veröffentlichung von
Sacerdoti (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 374) daran, dass er schon vor
16 Jahren die Frage, ob durch Steigerung der Funktionsthätigkeit ohne
Nephrektomie oder direkte Verletzung der Nieren eine Hypertrophie her-
vorgerufen werden könne, in bejahendem Sinne beantwortet habe, ohne
allerdings die feinen histologischen Vorgänge nachzuweisen, wie dies
von Sacerdoti durch den Nachweis von Mitosen geschehen ist.
Unter den Arbeiten über Diagnostik der Nierenkrank-
heiten sind zunächst diejenigen anzuführen, welche die Kystoskopie
und den Katheterismus der Ureteren sowie die getrennte Auf-
sammlung des Harns beider Nieren zum Gegenstande haben.
Hölscher (16) zieht beim Katheterismus der Ureteren im Ganzeu
das Casper’sche Instrument dem Nitze’schen vor. Das Einschieben
der Katheter in die Ureteren-Mündung ist nicht schwierig und war
unter 28 ausgeführten Blasenuntersuchungen nur zweimal nicht mög-
lich. Eine Gefahr der Infektion des Ureters oder der Nieren ist kaum
vorhanden, dagegen kommen verhältnissmässig häufig Verletzungen der
Schleimhaut vor, die sich durch allerdings meist nur mikroskopisch
nachweisbare Blutungen, besonders aber durch komplete Epithel-Ab-
schilferung dokumentiren.
Hölscher theilt hierauf fünf Fälle von Katheterismus der Ure-
teren, und zwar vier bei Frauen mit. Im ersten Falle handelte es sich
darum, bei Vergrösserung der einen Niere die Gesundheit der anderen
festzustellen, was leicht gelang; die Nephrektomie ergab ein von Neben-
nierenresten ausgehendes Sarkom. Im zweiten Falle stiess der Ureter-
Katheter auf ein Hinderniss; die Nephrotomie ergab einen Stein im
Nierenbecken ; Tod an Sepsis; bei der Sektion fand sich 4 cm oberhalb
der Ureter-Mündung eine Striktur und Abknickung des Harnleiters.
Der dritte Fall ist deshalb bemerkenswerth, weil die rechtsseitige
Pyonephrose durch den Katheter entleert und durch Ausspülungen
eine erhebliehe Besserung herbeigeführt werden konnte. Im vierten
Falle endlich handelte es sich um eine rechtsseitige Wanderniere; be-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 367
züglich eines vermutheten gieichzeitigen Vorhandenseins eines Steines
gab Mer der Ureter-Katheterismus keinen sicheren Anhaltspunkt. Der
von der erkrankten Seite secernirte Harn war anfangs sehr trüb, je-
doch bestand die Trübung nur in einem Ueberschuss von Uraten und
Oyalaten. Die Freilegung der Nieren ergab nur Bchleff het des Or-
ganes und Verlagerung, weshalb die Nephrorrhaphie ausgeführt wurde.
Im Ganzen kommt Hölscher zu dem Schlusse, dass die
Katheterisation der Ureteren einen wichtigen Faktor in der Diagnostik
der Nierenkrankbeiten darstellt.
Holländer (17) warnt davor, den diagnostischen Werth des
Harnleiterkatheterismus in kritikloser Weise zu überschätzen und die
Methode zu verallgemeinern, da dem Verfahren immer noch eine Reihe
von Uebelständen anhaftet, so vor allem die Schwierigkeit, die Ka-
theter zu desinfiziren, und die Möglichkeit beim Einführen des Katbeters
die Schleimhaut zu verletzen, wodurch ein Weitergreifen einer Entzün-
dung von der Blase auf die Ureteren ermöglicht wird. Dazu kommt,
dass gegenüber den bisher gebräuchlichen diagnostischen Hilfsmitteln
der Ureter-Katheterismus häufig nicht nothwendig ist, um die Dia-
gnose zu sichern, und endlich giebt auch er in manchen Fällen keine
eindeutigen Ergebnisse. Holländer kommt daher zu dem Schlusse,
dass dem Harnleiterkatheterismus nicht die souveräne Rolle zukommt,
de ihm von vielen Seiten beigemessen wird und dass man in der
grössten Mehrzahl der Fälle ohne die gesonderte Harnaufsaugung
auskommt. |
Caspar (11) widerlegt alle die von Holländer gegen den
diagnostischen Werth des Harnleiterkatheterismus vorgebrachten Ein-
wände, namentlich den der schweren Sterilisirbarkeit und der Infektions-
möglichkeit, sowie den Vorwurf, dass durch Blutungen, die die Ein-
führung des Katheters veranlasst, das diagnostische Bild unklar werden
kann. Caspar kommt zu dem Schlusse, dass der Ureter-Katheterismus
durchaus nicht die übrigen diagnostischen Hilfsmittel entbehrlich macht,
sondern sie nur ergänzt, dass demselben aber für zweifelhafte Fälle
namentlich zur Feststellung der Gesundheit der Schwesterniere ein
grosser Werth zugemessen werden muss.
Albarran (4) konnte bei einem rechtsseitigen Abdominaltumor
mittelst des Ureterenkatheterismus eine Erkrankung der Niere aus-
schliessen ; die Operation ergab ein vielseitig verwachsenes Ovarialkystom.
Kutner (c. 2. 29) äussert sich sehr pessimistisch über den Harn-
leiterkatheterismus, durch welchen sehr leicht eine Infektion der oberen
Harnorgane hervorgerufen wird, besonders wenn die Katheter durch
368 Gynäkologie. Krankheiten der Hammorgane beim Weibe.
eine affızirte Blase durchgeführt werden müssen; dazu kommt, dass
die gebräuchlichsten Ureteren-Kystoskope sehr schwer zu desinfiziren
sind und noch schwerer die Harnleiterkatheter,
Fenwick (14) betont die Wichtigkeit der Kystokopie für Nieren-
chirurgie und glaubt, dass durch diese Untersuchungsmethode die noch
immer zu hohe Mortalität der Nephrektomie eingeschränkt werden könne.
Namentlich ist sie angezeigt in Fällen von Nephropyelitis ohne Betbhei-
ligung des unteren Theils der Harnorgane. Bei Frauen ist die Kelly-
sche Methode der Katheterisation der Ureteren eine noch sicherere
diagnostische Methode. Unter 21 Fällen von Nephrektomie und voraus-
gegangener Kystoskopie (4 bei Frauen: je 1 Fall von Pyonephrose,
von malignem Adenom, von Carcinom eines erweiterten Kelches und
von Tuberkulose mit Steinbildung) hatte Fenwick 2 Todesfälle.
Bei Tuberkulose der Blase erklärt sich Fenwick gegen die
Sectio alta mit Auskratzung der Ulcerationen, wenn multiple Geschwüre
vorhanden sind; nur bei isolirten Geschwüren kann er diese Behandlung
befürworten. In der Diskussion befürworten noch Lockwood und
Taines die Kystoskopie für die Diagnostik der Nierenkrankheiten.
Rose (37) fängt den aus einem Harnleiter ausfliessenden Harn
in der Weise auf, dass er in Beckenhochlagerung ein abgeschrägtes
Speculum — nach vorgängiger Dilatation der Urethra — in die vorher
entleerte, gereinigte und mit Luft gefüllte Blase einführt und die Mündung
des Speculums fest gegen die in die Mitte desselben eingestellte Harn-
leitermündung andrückt. Da bei Beckenhochlagerung die Harnleiter-
mündungen den am höchsten liegenden Theil der Blase bilden, so fliesst
der Harn des andern Harnleiters in den mit Luft gefüllten und tiefer
liegenden Blasenscheitel und es ist dadurch möglich, den Harn jeder
Seite gesondert und ohne schwereren Eingriff — es ist nur Kokain-
Anästhesie nothwendig — zu gewinnen.
In einer weiteren Mittheilung berichtet Rose über die bei Unter-
suchung von 11 Blasen an Lebenden gemachten Erfahrungen. Zunächst
stellte er die Entfernung der Ureter--Mündungen vom Orificium urethrae
externum auf durchschnittlich 5!/j„—6 cm fest; nur in einem Falle
von sehr ausgedehnter Blase betrug sie 6 cm. Behufs Vornahme der
ersten Untersuchung, welche die Feststellung der Lage der Harnleiter-
mündungen zum Zwecke hat, ist es zweckdienlich, 16 Stunden vorher
die Flüssigkeitszufuhr zu verhindern. Die im eingeführten Speculum
sich ansammelnde Flüssigkeit wird entweder mit Watte-Stäbchen aus-
getupft oder mit einer Spritze mit Gummischlauch ausgesogen. Zum
Zwecke der Harngewinnung wird dann eine zweite Untersuchung vor-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 369
genommen, bei welcher eine Anästhesirung meist nicht mehr nöthig ist.
Der Harn sammelt sich nur dann im Spiegel, wenn dieser gut ange-
drückt ist, sonst fliesst er in die mit Luft ausgedehnte Blase. Eine
Ansammlung von Flüssigkeit beweist, dass der Spiegel anschliesst und
dass der Harn nur aus dem eingestellten Ureter kommt. Die Flüssig-
keit muss nun gleichmässig ansteigen; ein Einfluss der In- und Ex-
spiration auf den Stand des Flüssigkeits-Niveaus würde beweisen, dass
der Inhalt des übrigen Theils der Blase mit dem Inhalt des Speculums
in Verbindung steht, der Ureter also nicht isolirt ist. Zur Besichtigung
benutzt Rose Sonnenlicht oder eine elektrische Stirnlampe. Bei ent-
zündlichen Veränderungen und Schmerzbhaftigkeit der Blasenwand wird
eine genügende Ausdehnung der Blase oft erst nach einer subkutanen
Morphium-Injektion oder nach 5 Minuten langer Füllung der Blase
mit 15 Gramm einer 2°Joigen Kokain-Lösung erreicht. Als beste
Lagerung ergab sich eine Erhöhung des unteren Endes des Unter-
suchungstisches um 55° mit wagrecht gegen den Leib gebeugten Ober-
schenkeln, weil eine stärkere Aufwärtslagerung des Beckens auf längere
Zeit nicht gut ertragen wird.
Neumann (28) sucht dasselbe Ziel auf einem anderen Wege zu
erreichen; er führt eine 4 cm lange und 1 cm dicke etwas gekrümmte
und im Lumen durch eine Scheidewand sagittal in zwei seitliche Hälften
getheilte Röhren in die Harnröhre ein. Die Scheidewand setzt sich
über den Rand der Röhre noch 4 cm fort und dieser Theil der Scheide-
wand ist bestimmt, den unteren Theil der Blase — das Trigonum in
der Mitte abzutheilen. Hierauf führt man einen Finger in die Scheide und
drückt das Septum der Röhre gegen die Symphyse an. Der untere
Theil der Blase ist jetzt in zwei Hälften getheilt, so dass die 3 cm
von einander entfernten Harnleitermündungen ihren Inhalt in der Richtung
nach unten und innen getrennt in die beiden Oeffnungen der getheilten
Röhre entleeren können. An einem Falle von linksseitigem Nierentumor
konnte Neumann mit dieser Vorrichtung den Harn beider Nieren
völlig getrennt erhalten. Als Vorzüge dieser Methode nennt Neu-
mann, die Entbehrlichkeit sogar der Lokal-Anästhesie, die geringe
Wahrscheinlichkeit der Infektion, die Entbehrlichkeit der Blasenbeleuch-
tung, die Einfachheit des Instrumentes und der Ausführung, die grosse
Sicherheit der Trennung des beiderseitigen Sekretes und besonders
auch den Umstand, dass die Methode in bequemer Stellung der Kranken
ausgeführt werden kann, also weder Knieellenbogenlage (Kelly) noch
Trendelenburg’sche Position (Rose) nöthig ist.
Rose (38) macht gegen das Neumann’sche Verfahren den Ein-
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 24
370 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
wand, dass es nicht absolut sicher ist, indem namentlich bei Schwel-
lungen der Blasenschleimhaut ein dichtes Anlegen derselben an das
Septum nicht möglich ist und dass bei solchen Blasen die Einführung
des Instrumentes auch Blutungen verursachen kann. Ferner wird bei
empfindlichen Personen doch die Kokainisirung der Blase nothwendig
werden und bei Kindern ist das Verfahren wegen Enge der Vagina nicht
anzuwenden. Endlich ist die Entbehrlichkeit der Blasenbeleuchtung kein
Vorzug, da einerseits die Kontrolle für die wirkliche Scheidung des
beiderseitigen Sekrets fehlt und andererseits bei Beleuchtung der Blase
zugleich der Zustand der Blasenschleimhaut festgestellt werden kann.
Beim Rose’schen Verfahren ist eine Dehnung der Harnröhre nur um
2 mm mehr nothwendig als beim Neuma nn’schen.
In einer Erwiderung sucht Neumann (28) die Rose’schen Ein-
wände zu entkräften, jedoch dürften die Vorzüge der einen oder anderen
Methode sich wohl erst aus der Praxis ergeben. Neumann giebt
endlich an, dass ein Andrücken des Instruments gegen die Symphyse
gar nicht nöthig sei, sondern dass es genüge, das Instrument gegen
die hintere Blasenwand dicht anzupressen und dass schon hierdurch
eine Scheidung des Sekrets zu erreichen sei.
Die Diagnostik betreffs der Funktionstüchtigkeit der Nieren
wird durch folgende Arbeiten bereichert.
Tilman (43) berichtet über zwei Fälle von Nierenexstirpation
aus der von Bardeleben’schen Klinik; in einem Fall trat Genesung
ein, im zweiten Falle Tod in Folge Erkrankung der anderen Niere.
In letzterem Falle war bei der Kystoskopie aus dem Harnleiter der
erkrankten Seite die Entleerung eitrigen, aus dem anderen die Ent-
leerung klaren Harns erkannt worden; der Fall lehrt daher, dass der
entleerte Harn aus beiden Nieren getrennt genau untersucht werden
muss.
Nach Achard’s (2) Untersuchungen lässt die Ausscheidung des
Methylenblaus durch die Nieren einen Schluss auf die Funktions-
tüchtigkeit derselben zu. In 22 Fällen, in welchen intra vitam die
Ausscheidung des Farbstoffs ungestört vor sich ging, wurden stets die
Nieren bei der Sektion gesund befunden; dagegen waren von 28 Fällen
verzögerter Ausscheidung 13 mal die Nieren erkrankt. Namentlich in
Verbindung mit dem Ureter-Katheterismus dürfte die Methylenblau-
Probe Anhaltspunkte für die Funktionstüchtigkeit der beiden Nieren
geben.
Nach Bard (6) geht bei epithelialen Läsionen der Niere das
Methylenblau sehr rasch durch die Niere durch.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. Km
Noé (30) schlägt die von ihm angegebene Jodkaliumprobe als
der Methylenblauprobe überlegen vor; die Zeit des Erscheinens des
Jods im Speichel bis zum Zeitpunkt des Erscheinens im Harn lässt
auf die Permeabilität der Nieren schliessen. Die Methode ist deshalb
sicherer, weil nach Voisin und Hauser (44) nicht alles Methylenblau
als blauer Farbstoff, sondern ein Theil als farbloses Umwandlungs-
produkt ausgeschieden wird.
Dieselbe Frage wird in gleicher Weise in den Dissertationen von
Bourg (9), Deriaud (13) und Pérès (33) behandelt.
Perkins (34) fand in einem Falle, in welchem wegen cirkum-
skripter Schmerzhaftigkeit in der Gegend des Ureters, der ausser-
dem bei der Palpation verdickt gefunden wurde, der extraperitoneale Iliacal-
schnitt ausgeführt wurde, den Ureter leer, dagegen fanden sich mehrere Oxa-
lat-Steine im Nierenbecken, von wo sie durch Nephrotomie entfernt wurden.
In diagnostischer Beziehung macht Pawlik (32) bei Nierenge-
schwülsten auf den Nachweis eines Restes der Niere aufmerksam, welcher
die platte, bohnenförmige Gestalt beibehält und kappenartig der Ge-
schwulst aufsitzt. Ausserdem erweist die Katheterisation der Ureteren
und die Beobachtung der beiderseitigen Sekretionsgrösse die grössere
oder geringere Betheiligung der Niere an der Erkrankung.
Bezüglich der Operationsmethode erklärt sich Pawlik bei allen
grösseren Nierentumoren für den transperitonealen Weg.
Holmes (18) übt zur Bestimmung der Grenzen der Nieren die
auskultatorische Perkussion unter Kontrolle der Schallleitung mittelst
des Phonendoskops und fand in einer Reihe von Fällen, die er an-
führt, bei der nachfolgenden Operation die mittelst seiner Untersuch-
ungsmethode bestimmten Grenzen des Organs bestätigt. Vor Ausfüh-
rung der Nephrektomie oder Nephrotomie nimmt er den Harnleiter-
katheterismus zur Feststellung der Funktion der anderen Niere zu Hilfe.
Ueber Operationsmethoden und Statistik handeln folgende
Arbeiten.
Bräuninger (10) berichtet über die Resultate der Nieren-
chirurgie aus der Socin’schen Klinik. Unter 23 Fällen wurden 17
nephrektomirt mit einer Gesammtmortalität von 29,41°/o. Die lumbale
Xephrektomie ergab eine Mortalität von 26,66°/o gegen 50° o für
die transperitoneale (nur 2 Fälle, Von den 10 Nephrotomien wurden
8 sekundär nephrektomirt. Ein günstiges Resultat hängt vor allem
von der Sicherung der Diagnose besonders des Zustandes der Schwester-
niere ab, wozu namentlich die Kystoskopie als werthvoll erkannt
wurde. Zur lumbalen Operation wird der dicht unter der XII.
24°
312 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Rippe beginnende, schräg nach vorne und unten verlaufende Schnitt
am meisten empfohlen; bei Nephrotomie und Nephrorrhaphie wird
er bis zur Axillarlinie geführt, zur Exstirpation grösserer Tumoren
weiter nach vorne mit oder ohne Oeffnung des Peritoneums; bei
sehr grossen Tumoren ist auch die transperitoneale Methode in be-
schränktem Maasse gerechtfertigt, ebenso wo es sich um Hufeisennieren
handelt. Da bei Anwendung antiseptischer Mittel wiederholt Nieren-
reizung beobachtet wurde, wurde prinzipiell zur Asepsik übergegangen.
Die Eröffnung des Peritoneums muss immer als ernste Komplikation be-
trachtet werden, denn alle Todesfälle kommen nur auf Operationen mit
Eröffnung des Bauchfelle. Der Stiel wurde mehrmals, um die Operation
abzukürzen, abgeklemmt und die Zange 1—6 Tage liegen gelassen.
Der Ureter wurde, wo es möglich war, auf eine Strecke freigelegt,
resezirt und mit Seide unterbunden und vernäht. Zur Vermeidung von
Bauchhernien im vorderen Wundwinkel wurde bei den späteren Ope-
rationen entweder unmittelbar eine Wundverkleinerungsnaht im vorderen
Wundwinkel oder frühzeitig eine Sekundärnaht vorgenommen.
Als Folge der Operation wurde fast durchgängig — auch bei nicht
fieberhaft verlaufenden Fällen — eine Erhöhung der Pulsfrequenz über
100 wahrgenommen sowie häufig vorübergehende Albuminurie und
Cylindrurie, und regelmässig bedeutende Herabsetzung der täglichen
Harnmenge.
Albarran (3) empfiehlt bei Hydronephrosen zuerst einen Ver-
such, den Ureter zu katheterisiren; gelingt dies nicht, so soll vor der
Operation eine Sonde in den Ureter eingeführt werden, welche das Auf-
suchen des Ureters erleichtert, den Charakter und Sitz des Hindernisses
erkennen und eine allenfalls auszuführende Ureteropyeloneostomie leich-
ter ausführen lässt.
Bei Pyonephrosen tritt Albarran in erster Linie für die Nephro-
tomie ein; die Nephrektomie kann als sekundäre Operation in Betracht
kommen. Die Heilung eiternder Nierenfisteln kann durch Einlegung
eines Dauerkatlieters in den Harnleiter beschleunigt werden. Schliesst
sich unter dieser Behandlung die Fistel nicht, so kann je nach Be-
schaffenheit des Nierenbeckens und der Fistel die Ureterektomie, die
Ureteropyelostomie oder Nephrektomie in Betracht kommen.
Bei malignen Geschwülsten der Niere spricht Albarran für mög-
lichst frübzeitigen Eingriff, und zwar rechnet er bierbei die Adenome
zu den klinisch bösartigen Geschwülsten, schon deshalb, weil sie makro-
skopisch nicht von Epitheliomen zu unterscheiden sind und sogar die
Unterscheidung durch das Mikroskop schwierig ist.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Welle. 313
Bei Tuberkulose befürwortet Albarran die primäre Nephrektoniie:
die Nephrotomie kommt nur bei Retentionen im Nierenbecken in Be-
tracht, wenn das Allgemeinbefinden oder der Zustand der anderen Niere
die Nephrektomie nicht zulässt.
Bezüglich der Technik der Nephrorrhaphie äussert sich Albarran
als Gegner der Abschälung der Kapsel, welche die Operation kompli-
art; der Jonnesco’schen Methode wirft er vor, dass die Niere nicht
an normaler Stelle befestigt wird.
Die Sätze Albarran’s gründen sich auf ein Material von 100
Nierenoperationen.
In der Diskussion erklärt sicb Tuffier auf Grund von 156 aus-
geführten Nierenoperationen für möglichste Einschränkung der Indika-
tionen der Nepbrorrhaphie, ferner bei benignen Tumoren für die Nieren-
resektion, bei Niereneiterungen und Tuberkulose für die Nephrektomie.
Grosse Hydronephrosen sollen ohne Eröffnung der Bauchhöhle operirt
werden, bei intermittirenden Hydronephrosen ist die Nephrorrhaphie
indizirt. Israël hat für die Nephrektomie eine Gesammtmortalität von
20°jo, für die bei malignen Tumoren nur 12,5°/o erzielt, welch letz-
tres Resultat der Benützung aller diagnostischer Hilfsmittel zu ver-
danken ist. Bloch befürwortet in zweifelhaften Fällen die Resektion
eines Stückes und die mikroskopische Untersuchung, nach deren Er-
gebniss sich das weitere Verfahren richtet. Gersuny theilt einen Fall
mit, der beweist, dass auch der Harnleiter-Katheterismus nicht immer
eine unzweifelhafte Diagnose ergiebt.
Die Statistik des Middelesex Hospitals (42) für Nierenoperationen
ergiebt bei Nierentuberkulose eine Nephrotomie mit sekundärer Nephro-
ektomie und drei primäre Nephrektomien mit einem Todesfall; bei
Nierensteinen sechs Nephrolithotomien, einmal mit Pyonephrose, obne
Todesfall; bei Pyelitis calculosa und perinephritischem Abscess einmal
Lendenschnitt und Explorativ-Laparotomie mit tödtlichem Ausgang.
Bei drei Fällen von Hydronephrose wurde die primäre Nephrektomie
ohne Todesfall ausgeführt, dieselbe Operation bei einem Fall von Pyo-
bephrose, hier mit tödtlichem Ausgang. In vier Fällen von beweglicher
Niere wurde die Nephrorrhapbie — stets mit Erfolg — gemacht. Bei zwei
Fällen von Nephralgie brachte der explorative Lumbalschnitt bei negativem
örtlichem Befunde einmal definitive Heilung. Bei Hämaturie ohne
örtlichen Befund führte die Nephrotomie wegen sekundärer Blutung
in einem Falle zum Tode; bei Pyurie wurde einmal die explorative
Nephrotomie ohne Erfolg ausgeführt.
374 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Serenin (39) will die Indikationen der Nephrektomie mehr als
bisher geschieht, zu Gunsten der Nephrotomie beschränkt wissen, und
zwar nicht nur bei Hydro- und Pyonephrose, Pyelonephritis und Nephro-
lithiasis, sondern auch in diagnostisch dunklen Fällen bei Tumoren,
besonders des Nierenbeckens; die sekundäre Nephrektomie kann in
dringend indizirten Fällen immer noch ausgeführt werden.
Cumston (11a) empfiehlt bei Nephrektomie die Nierengefässe
mit Klammer zu fassen und benützt hierzu ein scherenförmiges Klammer-
instrument,
Abbe (1) schlägt vor, bei der Nephrektomie den Schnitt in der
Richtung der Fasern des M. obliquus externus bis herunter einen Zoll
nach innen von der Spina anterior superior o. i. zu führen. Das Peri-
toneum kann bei dieser Schnittführung leicht abgelöst werden. Der
Vortheil des Schnittes liegt in der ausgedehnten Freilegung der Niere
und des Ureters bis herunter zum Beckeneingang und in der Vermei-
dung von Bauchhernien.
Ratynski (35) giebt eine Beschreibung der Tuffier’schen Me-
thode der Nierenzerstückelung bei der lumbaren Nephrektomie, welche
besonders bei alten vereiterten Steinnieren oder tuberkulösen Nieren
mit ausgedehnten perinephritischen Adhäsionen empfohlen wird. Weniger
geneigt für die Methode sind weiche, stark blutende Nierengeschwülste.
Daubois (12) beschreibt die für die transperitoneale Nephrekto-
mie von Poncet und Villard vorgeschlagene Methode der sofortigen
Annähung der Wundränder des hinteren Peritonealblattes an die Bauch-
wunde, um die Bauchhöble gegen das Operationsfeld völlig abzuschliessen.
Durch diese Methode wird der transperitoneale Weg auch für die Ex-
stirpation infizirter, vereitertes Material enthaltender Nieren, z. B. bei
tuberkulösen Abscessen etc, anwendbar.
Rendu (36) empfiehlt nach Exstirpation grosser Nierentumoren
die Gaze, mit welcher die Höhle tamponirt worden ist, erst nach
ca. 30 Tagen, wenn keine Eiterung aufgetreten ist, zu entfernen, weil
früheres Entfernen derselben zu Fieber führen soll.
De Paoli (31) veröffentlicht Versuche über die Verwendbarkeit
von Injektionen von Nierenparenchymsaft bei Thieren und bei nieren-
kranken Menschen. Bei ersteren waren die Resultate nicht besonders
günstig, bei den Kranken dagegen glaubte man einen günstigen Ein-
fluss auf die Harnmenge und die Menge des ausgeschiedenen Harn-
stoffs erkennen zu können. Die behandelten Fälle betrafen zwei Fälle
von Nierentuberkulose, hierunter einer mit doppelseitiger Erkrankung,
beide mit Nephrektomie (einmal sekundär nach Nephrotomie, einmal
zu
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 35
primär vorgenommen) behandelt; der erstere wurde geheilt, der zweite
gebessert;; ferner einen Fall von Pyonephrose (Nephrektomie und Heilung),
einen von Steinniere (Nephrotomie und Tod an ascendirender Pyelonephri-
tis der anderen Seite), einen Fall von Angiosarcoma cysticum (Incision und
Tod nach fünf Monaten), endlich einen Fall von Pyelitis calculosa, der
allein durch Organsaftinjektionen Besserung erfuhr. De Paoli glaubt
dass auch bei vorhandener Miterkrankung der zweiten Niere die Neph-
rektomie auf diese günstig einwirken könne.
2. Missbildungen.
l. Brewer, G.E.. Some observations upon the anatomy of the kidney. Med.
News. Vol. LXXI, pag. 129. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. Med. Record,
New York. Vol. LI, pag. 711.
2. Cruse, U., Ein seltener Fall von Kuchenniere mit Verlagerung in die
Kreuzbeinhöhle. Inaug.-Diss. München.
3. Dawbarn, Abnormal kidney. Ann. of Surg. 1896, Oktober.
4. Dürck, Demonstration eines Falles von Agenesie des Uterus und der
Scheide. Gyn. Ges. zu München, Sitzung v. 17. XII. 1896. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 651.
. Goecke, Kongenitaler Defekt, resp. mangelhafte Entwickelung einer Niere.
Allg. ärztl. Verein in Köln, Sitzung v. 27. IV. 1896.
6. Meschinet de Richemond, Un cas de fusion des rein par leur extre-
mité inférieure. Soc. d’anat. et de phys. norm. et path. de Bordeaux,
Sitzung v. 18. X. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII. pag. 535.
(Zufällig bei der Sektion gefunden, keine Störungen intra vitam.)
ıı Naumann, H., Ueber die Häufigkeit der Bildungsanomalien der Nieren.
Inang.-Diss. Kiel.
i Rossi, U., Su alcune ectopie congenite dei reni e su altre anomalie del-
l apparato urinario. Accad. medico fis. Fior., Sitzung v. 25. VI. 1896.
Settimana med. dello Sperimentale 1896, pag. 331.
. Spiegelberg, Apiasie der linken Niere. Virchow's Arch. Bd. CXLII,
pag. 54.
ur
GE
Naumann (7) fand unter 10177 Sektionen am Kieler patho-
logischen Institute in 3 Fällen Mangel beider Nieren, 8mal Mangel
der linken und 3mal Mangel der rechten Niere, sowie 3mal einseitiger
Nierenmangel ohne Angabe der Seite. Verlagerung beider Nieren fand
sch in 2, Verlagerung der linken in 13, der rechten 5, einseitige Ver-
lagerung ohne Angabe der Seite in 2 Fällen. Bei Nierenverlagerung
fand sich Atrophie der Niere 3mal links, 3mal rechts und einmal
beiderseits. Kuchennieren fanden sich linkerseits 3 mal, rechterseits
mal, beiderseits 5mal. Fötale Lappung wurde in 5 Fällen (2 Er-
wachsene) beobachtet, doppelseitige Cystenniere in 14 Fällen und ein-
316 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
seitige Cystenniere rechterseits in zwei Fällen. In 2 Fällen fand sich
eine verwachsene Kuchenniere, in 17 Fällen Hufeisenniere.
Brewer (1) fand bei 151 Leichen 1mal die linke Niere fehlend.
ferner in Bezug auf die Gefässversorgung, dass 85 mal die Niere mehr
als eine Arterie hatte, und zwar 70 mal zwei Arterien von der Aorta, 12
Nieren erhielten 3, 2 Nieren 4 und eine 5 Arterienstämme und zwar drei
von der Aorta und je eine von der A. ovarialis und von der A. iliaca
communis. 21 Nieren erhielten accessorische Arterien an einer anderen
Stelle als im Hilus, und zwar 19 am oberen und 6 am unteren Pol
und 3 an der Vorderfläche. Die A. spermatica ging einmal von der
A. renalis und zweimal oberhalb der Nierenarterie von der Aorta ab,
so dass sie den Nierenstiel etwa in seiner Mitte kreuzte.
Spiegelberg (9) fand bei der Sektion einer früher an linksseitiger
Wanderniere behandelten 33jährigen Frau, die an Ulcus ventriculi
gestorben war, dass die linke Niere fehlte. Zugleich war Uterus bilo-
cularis bicornis und Vagina septa vorhanden. Die Bauch-Aorta war
dünn, die linke Nierenarterie fehlte und statt des linken Ureters war
ein enger Strang vorhanden, welcher sich hinter der Blase im Binde-
gewebe verlor. Die linke Harnleiterpapille fehlte.
Goecke (5) beschreibt einen Fall von rudimentärer Bildung der
linken Niere, die ein 2 cm grosses bindegewebiges Gebilde darstellte.
Die Nierengefässe und der Ureter fehlten, jedoch wurde das Rudiment
von einzelnen kleineren Gefässen, die aus Aorta und Iliaca communis
entsprangen, versorgt. Die rechte Niere war in einen grossen Tumor
verwandelt, der wahrscheinlich ein Endotheliom mit tbeilweiser fibro-
matöser Anordnung darstellt.
Dürck (4) fand bei einer 59jäbrigen Frau mit Fehlen des Uterus
und der Scheide auch Fehlen der rechten Niere und des Ureters, wo-
gegen links eine mit dem Hilus nach rückwärts gelegene grosse Kuchen-
niere sich fand.
Rossi (8) beobachtete einen Fall von kongenitaler doppelseitiger
Ektopie der Nieren, ferner einen Fall von Fehlen der linken Niere
und Ersatz derselben durch eine zweite rechte, endlich einen Fall von
Hufeisenniere.
Cruse (2) beschreibt einen Fall von Vereinigung der beiden
Nieren zu einer im Becken unterhalb des Promontoriums liegenden
Kuchenniere. Die von einander zu unterscheidenden, mit getrenntem
Hilus versehenen Nierenantbeile verhielten sich so, dass die rechte Niere
viermal so gross war als die linke. Die Missbildung wurde bei einem
männlichen an Meningitis gestorbenen Individuum beobachtet.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. Km
Dawbarn (3) beschreibt einen Fall von Anomalie des Nierenbeckens,
welche bei einer Obduktion zufällig gefunden wurde. Aus der ver-
längerten, gelappten Niere entsprangen 7 bis zu 1 Zoll lange Röhren,
welche in einen orangengrossen Sack mündeten, aus dem erst der Ureter
entsprang. Die übrigen Theile des Harnapparats zeigten keine anormale
Bildung.
9.
19,
3. Verlagerung der Nieren.
. Aldor, Zwei operirte Fälle von Wanderniere. Gyógyászat 1896, Nr. 15—16:
ref. Centralbl. f. Gen. Bd. XXI, pag. 1081.
. Baldy, J.M., Note on a case of movable kidney. Transact. of the section
on Gyn. College of Physic. of Philadelphia. Sitzung v. 15. IV. Amer. Journ.
of Obst. Vol. XXXV, pag. 818.
. Barker, Annähung beider Nieren. Méd. moderne 1895, Nr. 95.
. Bryson, J. P., Clinic observation on loose and displaced kidney. Amer.
Ass. of Gen.-Ur. Surg. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 710.
. Büdinger, K., Zur Methode der Nephropexie. Centralbl. f. Chir. Bd.
XXIV, pag. 355.
. Bullitt, J. B., Ueber Wanderniere. Med. age 1896, Nr. 11: ref. Cen-
tralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 597.
. Comby, Die Wanderniere im Kindesalter. Soc. med. des Höp., Sitzung
v. 21. V. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 697.
. Diakonow, P. J., Zur Chirurgie der Nieren. Die Chirurgie, Nr. 7 (russisch).
Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1162.
Dole, M. P., Enteroptosis. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII,
pag. 345.
Keelen, A. S., Mechanotherapy of movable kidney. Med. Soc. of London,
Sitzung v. 22. XI. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1576 u. 1836.
l0a.Federici, N., Studio sul rene mobile, contributo operativo al metodo di
IL
12,
Tuffier. La Riforma med. Vol. II, fasc. 62—65. Napoli. (Herlitzka.)
Fischer, J. Leibbinde. Wiener med. Klub, Sitzung v. 1. XIL. Wiener
klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 1113. (Bei Enteroptose.)
Fournier, Ectopie rénale; reduction produite par la trepidation pendant
un voyage en chemin de fer. Accad. de Med. Sitzung v. 21. IX. Gaz.
med. de Paris. Tom. LXVIII, pag. 467.
. Garrigues, H. J., Secondary operations. Ann. of (syn. and Ped. Vol A,
pag. 518.
. Habel, Tabes dorsalis und Wanderniere. Centralbl. f. innere Med. Bd.
XVIII, pag. 161.
a Hellmer, O., Ueber Wanderniere, ihre Behandlung durch Nephrorrhaphie
und deren Dauererfolge. Inaug.-Diss. Berlin.
. Jonnesco, Th., Ein neues Verfahren der lumbalen Nephropexie. Centralbl.
f. Chir. Bd. XXIV, pag. 809. XII. internat. med. Kongress, Sektion f.
Chir. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag.
113.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Irwin, J. W., Movable kidney associated with acute gastritis. Medic.
Heft 5.
Keller, C., Ueber den Einfluss akuter Traumen auf die Entwickelung
der Wanderniere. Monatsschr. f. Unfallheilkunde, Nr. 4 u. Med.-chirurg
Centralbl. Bd. XXXII, pag. 221.
Klamann, Ein Fall von akuter Nierendislokation. Monatsschr. f. Unfall-
heilkunde, Nr. 6.
Landau, L., Wanderniere und Unfall. Aerztl. Sachverständigenzeitung,
Bd. lII, pag. 4.
Langerhans, Ueber Enteroptose. Arch. f. Verdauungskrankheiten. Bd.
III, Heft 3.
Lebedeff, Bewegliche Niere, einen Ovarialtumar vortäuschend. Wratsch.
Nr. 18; ref. Semaine gyn. 6. Juli.
Lochhead, A case of movable kidney with dilatation of the stomach.
Glasgow Med. Journ. 1896, Nr. 6.
Lund, F. B., Movable kidney and enteroptosis. Boston Med. and Surg.
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 335.
Merkel, J., Nephrorrhaphie in der Schwangerschaft. Müncbn. mediz.
Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 523 u. 855.
Minin, A., Ein Fall von Nephrorrhaphie. Wratsch. Nr. 22.
26a. Moscucci, Contributo alla sintomatologia, diagnosi e cura del rene mobile.
27.
28.
29.
30.
81.
32.
33.
34.
36.
37.
38.
Arch. ital. di clin. med. Vol. IV, fasc. 20, pag. 522. (Herlitzka.)
Müllerheim, Kongenitale Verlagerung der Niere. Verb. d. Ges. f. Geb.
u. Gyn. zu Berlin, Sitzung v. 8. I. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI,
pag. 371.
Naumann, Chirurgische Kasuistik aus dem Lazarethe von Helsingborg.
Ren mobilis. Nephrorrhapbia. Hygiea 1896, Heft 2.
Newmann. D., Four cases of movable kidney. Med. Press 1896, 15.
Januar.
— Three renal cases. Glasgow Med. Journ. 1896, Nr. 7.
Noble, Ch. P., Some further observations concerning movable kidney.
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 63.
Obalinski, A., Ein rationelles Verfahren bei lumbaler Nephropexie. Cen-
tralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 977.
Obrastzow, W., Ueber Enteroptose. XII. internat. med. Kongress. 5. Sekt.
Med.-chir. Centralbl. Bd. XXXII, pag. 653. (Berücksichtigt nur die Entero-
ptose im engeren Sinne und die Nephroptose nur nebenher.)
Palleroni, G., Sopra un caso di doppio rene migrante e di nefropessia
lombare bilaterale. Guarigione. Gazz. degli osped. e delle clin. Nr. 16.
. Pasteau, O., Ectopie rénale double avec pyelonephrite droite. Soc. anat.
Sitzung v. Februar. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 666.
— Anomalie rénale et rein flottant. Soc. anat. März. Ebenda, pag. 668.
Post, S. E., Floating kidney. Med. Record. New York. Vol. LII, pag.
681. (Vier ganz kurz erwähnte Fälle.)
Ramsay, F. W., Fixation of liver and both kidneys in a case of Glenard’s
disease. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1152.
. Reed, H., Anchoring the kidney. Journ. of the Amer. Medic. Assoc.
Nr. 13.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 319
—
H.
4l.
Roesing, Zar Nephropexie. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 978.
Rosenthal, N., Zur Aetiologie der Wanderniere. Therap. Monatshefte
1896. Heft 12.
Ross, J. F. W., Dislocation of the kidney. Brit. Med. Journ. Vol. II,
pag. 965.
43. Rotgans, J., De Bebandling der zwerfnier. Werken van het Genootsch.
ter bev. d. Natuur-, Genees- en Heelkunde te Amsterdam 1896; ref. Cen-
tralbl. f. innere Med. Bd. XVIII, pag. 686.
4. Schütz, R., Ein Fall gekreuzter Dystopie der rechten Niere ohne Ver-
wachsung beider Nieren. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLVI, pag. 523.
15. Schwalbe, Mittheilung über zwei Fälle von kongenitaler Nierenverlage-
rang. Virchow's Arch. Bd. CXLVI, Heft 3. Naturhist.-med. Verein
Heidelberg, Sitzung v. 23. II. Münchn. mediz. Wochenschr. Bd. XLIV,
pag. 460.
#. Senn, N., Lumbar nephropexy without suturing. Journ. of the Amer.
Med. Ass. Nr. 24.
47. Serenin, W., Zur Annähung der Niere. Die Chirurgie, Nr. 7 (russisch);
ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1160.
#3. Stiller, Ueber Enteroptose im Lichte eines neueren Stigma neurastheni-
cum. Arch. f. Verdauungskrankheiten. Bd. II, Heft 3.
49. Stinson, J. C., Another method of fixation of the kidney. Med. Record.
New York. Vol. LI, pag. 550.
W. Stockton. C. G., Enteroptosis. Buffalo Med. Journ. Juli.
3l. Stone, A K., Enteroptosis as a clinical factor in the diseases of women.
Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 332.
2 Watson, F. S., A report of post-mortem examination of some cases of
movable kidney. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. Med. Record. New York.
Vol. LI, pag. 710.
3. Wehmer, P., Ueber angeborene Nierenverlagerungen. Kalender f. Frauen-
u. Kinderärzte. Kreuznach, pag. 55.
A Wolff, Ueber die Erfolge der Nephrorrhaphie auf Grund der nach dem
Verfahren von Rose in Bethanien operirten Fälle. Deutsche Zeitschr. f.
Chir. Bd. XLVI, pag. 533. |
Wolkow, M.M., u. Delitzin, S. N., Die Pathogenese der Wanderniere.
St. Petersburg; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXV, pag. 41.
seh
Ka
32.
—
GC
*).
Zunächst ist eine Reihe von Arbeiten über Aetiologie, Patho-
genese und Symptomatologie der beweglichen Niere an-
zuführen.
Bryson (4) sucht die Bedingung für die Verlagerung der Niere
in dem Verhalten der Fettkapsel mit oder ohne allgemeine Entero-
ptose; die Niere kann entweder innerhalb ihrer Kapsel, oder die Kapsel
kann mit der Niere beweglich werden, oder es können beide Momente
gegeben sein. Die Schmerzhaftigkeit ist in diesen Fällen auf die Ge-
fässe zurückzuführen, welche durch die Verlagerung der Niere gezerrt
oder torquirt werden, so dass es zur Kongestion und Schwellung der
30 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Niere kommt; besonders ist dies bei Rotation der Niere um ihre Längs-
achse der Fall und diese Art der Verlagerung ist häufiger als die
Abwärtsverschiebung. Die bei Verlagerung der rechten Niere be-
obachteten Störungen der Magenfunktion, welche bei linksseitiger
Nephroptose fehlen, bringt Bryson in Verbindung mit Alteration des
Vagus. Die nach abwärts verlagerte Niere kann ausserdem um ihre
Längsachse gedreht sein, und zwar so, dass der Hilus nach hinten
gerichtet ist; in einem solchen Falle fand sich ein Adbäsionsstrang vom
unteren Rande der Niere zur 12. Rippe; hier war der Ureter geknickt,
die Niere war atrophisch und in leichtem Grade bydronephrotisch und
es bestanden ziehende Schmerzen; wenn die Kranke aufrecht stand,
war ÖOligurie, wenn sie horizontal lag, war Polyurie vorhanden, was
auf neurotischem Wege erklärt wird. Hier wurde die Niere fixirt und
drainirt. Die Niere kann aber auch um ihre kurze Achse gedreht sein,
so dass der Hilus nach aufwärts sieht. In allen diesen Fällen schwanken
die Symptome entweder in Bezug auf ihre Intensität oder es sind nur
Erscheinungen von Seiten der Niere oder nur solche von Seiten des
Magens vorhanden oder sie sind kombinirt; jedenfalls entstehen sie
aber alle aus denselben Ursachen. Er glaubt schliesslich, dass
wiederholte kongestive Schwellung der Niere eine Ursache der Ver-
lagerung sei.
Brewer (g. 2. 1) unterscheidet die „palpable Niere“ bei Fühlbarkeit
der Niere nach einer der bekannten Untersuchungsmethoden, ferner die
„bewegliche Niere“, wenn die Niere verschoben, der obere Pol aber
nicht gefühlt werden kann, endlich die „Wanderniere“, wenn auch
der obere Pol zu fühlen ist. Bei Leichenuntersuchungen fand er den
höchsten Punkt der Niere in der Mehrzahl der Fälle 3 Zoll von der
Wirbelsäule entfernt zwischen der 11. und 12. Rippe. Unter 200
klinisch untersuchten Fällen (142 Männer und 56 Frauen) fand er
die Niere 11mal = 5,5°/o beweglich, und 9mal einfach palpabel und
je 1mal beweglich und als Wanderniere.e Auf die 142 Männer
kamen nur zwei Fälle von beweglicher Niere — 1,4°/o, beide rechts,
auf die 56 Frauen dagegen 9 = 17,3 fie ebenfalls alle rechterseits.
Unter allen ı1 Fällen waren nur einmal Symptome vorhanden, die
auf die Nieren zu beziehen waren. Bei 151 Leichenuntersuchungen
fanden sich 14mal = 9,2°/o bewegliche Nieren und zwar 10 bei
Männern (auf 91 Fälle) und nur 4 bei Frauen (auf 56 Fälle). Die
Verschiedenheit der Ergebnisse bei der klinischen und der anatomischen
Untersuchung kann auf der geringen Zahl der untersuchten Fälle be-
ruhen, oder darauf, dass die klinische Untersuchung unzuverlässig ist:
Chirurgische Erkrankungen der Nieren bein Weibe. Sl
oder darauf, dass der Nachweis der Unbeweglichkeit bei der anatomi-
schen Untersuchung nicht beweist, dass intra vitam die Niere nicht
beweglich war.
Watson (52) benützte 38 Leichen von 40—48 Jahre alten
Männern und Frauen zu neuen Untersuchungen über Nierenverlagerung.
Er fand hierunter acht Fälle von beweglicher Niere, je vier bei Männern
und bei Frauen, und zwar waren in vier Fällen beide Nieren, in drei
Fällen nur die rechte und in einem Falle nur die linke Niere beweglich.
In zwei Fällen war das Organ um seine Längsachse gedreht; in zwei
anderen, wo das Peritoneum sehr schlaff war, war eine solche Drehung
durch peritoneale Querspangen unmöglich gemacht. Die in diesen
Fällen gefundene Vergrösserung der Nieren war durch Kongestion und
nicht durch Knickung des Ureters bedingt. Nur in einem Falle wurde
eine Hydronephrose bemerkt — und zwar nicht in einem der acht Fälle
von Nierenverlagerung —, und zwar in Folge von Steinverschluss. Watson
glaubt, dass Zerrung des Ureters Kongestion zur Niere und nicht
Hydronephrose bewirke; lässt die Zerrung nach, so gehen grössere
Quantitäten Harn ab, als dies bei Aufhören eines Uıeter-Verschlusses
der Fall wäre. Bei Drehung des Nierenstiels können die Bestandtheile
desselben in ungleicher Weise betroffen sein, so dass die Gefässe tor-
quirt werden, ohne dass der Ureter unwegeam wird. Bei Abwärtsver-
schiebung der Niere braucht der Ureter, wenn er nicht adhärent und
wenn das Peritoneum schlaff ist, nicht geknickt zu werden; dies tritt
nur bei adhäsiver Fixation des Ureters ein. Die auffallende Polyurie
nach Kongestion vergleicht Watson mit der gleichen Erscheinung bei
Hunden, welche nach Aufhören der Kongestion das sechsfache Quantum
Harn entleeren können, als ihre Blase fassen kann. Watson spricht
schliesslich die Anschauung aus, dass die Nephroptose sehr häufig,
wenn nicht immer eine Theilerscheinung einer allgemeinen Enteroptose
it; endlich seien die krystalliniechen Elemente, besonders Oxalate im
Harn bei beweglicher Niere immer mehr oder weniger vermehrt.
Bullitt (6) scheidet die erworbene Wanderniere strenge von der
kongenitalen Form, bei welcher ein Mesonephron vorhanden ist, Unter
den Symptomen wird besonders die hartnäckige Obstipation und die
schweren, anfallsweise auftretenden gastrischen Beschwerden, wie sie
sonst nur bei Pylorusstenose vorkommen, hervorgehoben. Da sowohl
diätetische Kuren als auch Auflegen von Pelotten meist erfolglos sind,
tritt Bullitt für die Nephrorrhaphie ein.
Lund (24) ist durch seine Untersuchungen zur Anschauung ge-
kommen, dass in den meisten Fällen von Nephroptose auch Entero-
382 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
ptose besteht, jedoch giebt es auch Nephroptosen ohne allgemeine
Enteroptose. Die Nephrorrhaphie hält er deshalb vor allem bei iso-
lirter Nephroptose angezeigt, lässt sie aber auch zu, wenn zugleich
Enteroptose besteht, weil durch diese Operation oft die besonders hervor-
stechenden Nierensymptome beseitigt werden können und weil Zerrung
und Knickung der Ureteren und der Nierengefässe behoben werden.
Die durch die Verlagerung des Magens und der Gedärme bewirkten
Symptome werden allerdings durch die Nephrorrhaphie nicht beeinflusst.
In ätiologischer Beziehung stellt Lund die Herabsetzung des intra-
abdominellen Druckes durch Relaxation der Bauchdecken, die Re-
sorption des intra-abdominalen Fettes und den Einfluss des Schnürens
in den Vordergrund.
In gleicher Weise bestätigt Dole (9) die häufige Coincidenz von
Nephroptose und Enteroptose und steht auch in therapeutischer Be-
ziehung, besonders bezüglich der Indikationen: der Nephrorrhaphie auf
dem gleichen Standpunkte wie Lund. Ebenso hält er in erster Linie
gute Ernährung, Entfernung drückender Korsetts und gute Unter-
stützung der Bauchdecken für indizirt.
In der Diskussion erklärt Watson die Niere dann für abnorm
beweglich, wenn die der Respiration folgenden Verschiebungen des
Organs 3 cm und darüber betragen; da ferner die nicht vergrösserte
Niere nur bei sehr dünnen und schlaffen Bauchdecken gefühlt werde,
so hält er jede Niere, die bei Abwesenheit dieser Bedingungen leicht
zu palpiren ist, für vergrössert oder für verlagert. Er ist entschieden
der Ansicht, dass die Nephroptose häufig ohne Enteroptose vorkommt.
Die Nephroptose kann zwar oft symptomlos bleiben, kann aber auch
ganz charakteristische Symptome hervorrufen, deren Beseitigung durch
die Nephrorrhaphie ihre direkte Abhängigkeit von der Nephroptose be-
weist. Die Schmerzanfälle führt er auf Zerrung und Kuickung des
fixirten Ureters und auf Torsion der Gefässe zurück, wobei er in Ueber-
einstimmung mit Albarran die dabei eintretenden Beschwerden nicht
auf eine akute Hydronephrose, sondern auf Kongestion der Niere
„urückführt.
Stiller (48) führt die Enteroptose und Nephroptose auf eine
fluktuirende zehnte Rippe zurück, die er in vielen Fällen von Enteroptose
und Nephroptose fand und die er deshalb als ein Stigma neurasthe-
nicum oder enteroptoticum bezeichnet. Dieselbe kennzeichnet das
Vorhandensein eines höberen Grades von Gracilität des Knochenbaues
und ihr ursächlicher Zusammenhang mit Enteroptose und Nephroptose
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. Kee
erklärt das Zustandekommen dieser Zustände auf Grund kongenitaler
Anlage.
Nach Ston e’s (51) Beobachtungen fand sich in einer grossen An-
zahl von Enteroptose-Fällen die Niere nicht verlagert. Im Uebrigen
bespricht Stone vorzugsweise den Zusammenhang von Enteroptose
mit Üterus-Affektionen.
Langerhans (21) unterscheidet Landau’sche (postpuerperale) und
Meinert’sche Enteroptosen, welch’ letztere auf chlorotischer Grundlage
oder aus anderen unbekannten Gründen entstehen. Die Bandagen-
bebandlung hält er nur in den Fällen der erstgenannten Gruppe
indizirt. Für so gut wie erfolglos hält er die Thure Brand t’sche Unter-
nierenzitterdrückung und empfiehlt statt derselben Gymnastik, besonders
mit Rumpfdrehungen und Beugungen. Bei Gebrauch von Sesamöl
(von Noorden) beobachtete er in vielen Fällen Gewichtszunahme und
Besserung des Allgemeinbefindens. Die Nephrorrhaphie wird nur in
jenen Fällen zugelassen, in welchen nur die Niere dislocirt und andere
Organe nicht oder nur wenig betheiligt sind.
Stockton (50) empfiehlt in allen Fällen von Enteroptoeis mit
Nephroptosis, wenn schwere nervöse Erscheinungen vorhanden sind,
die Nephrorrhaphie. |
Wolkow und Delitzin (55) versuchten die Lage der Nieren
in der Leiche, mittelst eines komplizirten, ingeniösen Messapparates
und mittelst Hohlnadeln, die mit Oelfarbe gefüllt wurden, sowie durch
Grypsausgüsse der paravertebralen Nischen zu bestimmen und die auf
ihre Lage einwirkenden Momente durch Versuche zu erforschen. Die
Resultate der beiden Forscher ergaben, dass die paravertebralen Nischen,
welche normaliter tiefe nach unten trichterförmig sich verjüngende
Räume bilden, bei Wanderniere seichter und mehr cylindrisch sind.
Diese Anomalie ist angeboren und erblich übertragbar. Als Haupt-
moment für die normale Lage der Nieren wird das intraabdominelle
Gleichgewicht bezeichnet, wobei die Bauchwand eine Bandage, die
Baucheingeweide eine elastische Pelotte für die Nieren bilden. Daher
wird eine Verlagerung der Niere durch Nachgiebigkeit der Bauchwand
begünstigt, durch Vergrösserung des Inhalts der Bauchhöhle dagegen
verhindert. Von Einfluss ist ferner die Beschaffenheit des Band-
apparates der Nierenkapsel, welcher bei transitorischer Hyperämie
(Menstruation) gedehnt wird. Nierengefässe und Harnleiter haben
geringen Einfluss auf die Beweglichkeit der Niere.
Die Nieren folgen den Athembewegungen und den Veränderungen
der Körperlage. Durch festes Schnüren in der Höhe der IX.—X.
354 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Rippe (Korsett) wird die Tiefe der Nierennische verringert und eine
Nephroptose begünstigt, durch Schnüren in der Höhe der XII. Rippe
dagegen wird die Nephroptose gehindert. Das überwiegende Vorkommen
der Nephroptose beim Weibe beruht darauf, dass hier die Nierennische
schon von Anfang an seichter und cylinderförmig ist; ferner wirken
Menstruation, Geburten und Kleidung begünstigend.
Eine für die Therapie wichtige Frühdiagnose kann durch genaue
Untersuchung der Lendengegend und der Bauchmuskulatur sowie durch
Ermittelung der Erblichkeitsverhältnisse gestellt werden. Die prophy-
laktische Therapie besteht in der Begünstigung des Bestehens der
Lendenlordose, tiefer Schnürung des Gürtels (XII. Rippe) und An-
wendung orthopädischer Apparate; bei der Menstruation und im
Wochenbett ist Ruhe nöthig, bei Senkung des Zwerchfelles durch
Husten oder Pleura-Exsudate die Ursache zu beseitigen. Das Korsett
ist im Mädchenalter zu verbieten, bei schlaffen Bauchdecken ist eine
Bandage nothwendig. Schon ausgebildete Nephroptose ist ebenfalls
durch Bandagen und orthopädische Aushöhlung der Lendengegend zu
behandeln. Die Nephrorrhaphie ist nur in speziellen Fällen, die
Nephrektomie nur äusserst selten angezeigt. |
Keller (18) theilt die Traumen, welche zur Entstehung der Wander-
niere führen, in drei Gruppen: 1. direkte Traumen gegen die Lenden-
gegend entweder durch Stoss und Schlag oder durch Fall; 2. hoch-
gradige Aktion der Lumbalmuskeln, besonders bei Vornüberstürzen;
3. Sturz aus mehr weniger beträchtlicher Höhe auf Füsse, Gesäss oder
Damm mit starker Erschütterudg des ganzen Körpers. Obwohl die
Möglichkeit einer Entstehung der Wanderniere durch Traumen feststeht,
so ist im Einzelfalle der Beweis der traumatischen Ursache doch schwer
oder vielleicht gar nicht zu führen. Als Anhaltspunkt hierfür könnte
die Höhe, in welcher der untere Nierenpol die vordere Bauchwand
berührt gelten; liegt dieser Punkt unterhalb des Nabels, so sind die
Gefässe verlängert und dann ist wahrscheinlich eine schon vor dem
Trauma bestehende Nierenverlagerung anzunehmen. Die Beurtheilung
wird besonders dadurch erschwert, weil Nierenverlagerungen lange Zeit
ohne Symptome, also auch lange Zeit vor dem Trauma bestehen können
und andererseits, weil der Fall oft erst lange Zeit nach dem Trauma
in ärztliche Beobachtung kommt. Bezüglich des Verhaltens der trau-
matischen Nierenverlagerung bei Frauen und der Nierenzerreissung bei
Männern steht Keller auf dem Standpunkt von Küster (s. Jahres-
bericht Bd. IX p. 359).
Landau (20) giebt die Entstehung der Wanderniere auf trau-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 3835
matischem Wege zu, warnt aber davor, beim Befunde einer unkon-
plizirten Wanderniere nach einem Unfall den blossen Befund zur Fest-
stellung des ursächlichen Zusammenhangs zwischen Unfall und Er-
krankung zu verwerthen.
Klamann (19) berichtet über einen Fall von akuter Entstehung
einer Dislokation der Niere, die dicht unter dem Leberrande zu fühlen
und leicht zu reponiren war. Die Dislokation entstand bei Heben
eines schweren Korbes und wurde entweder durch die starke Anspannung
der Bauchmuskeln oder durch Aufstützen des Korbes auf das Abdomen
bewirkt.
Fournier (12) erwähnt einen Fall von Nierenverlagerung, bei
dem die Beschwerden durch die Erschütterungen gelegentlich einer Eisen-
bahnfahrt für die Dauer von 3 Jahren völlig schwanden; die nach
3 Jahren wieder aufgetretenen Beschwerden wurden auf dieselbe Weise
zum Verschwinden gebracht.
Habel (14) fand unter 24 Frauen, die an Tabes dorsalis litten
6 Fälle von Wanderniere und glaubt, dass die Tabes einen gewissen
Einfluss auf die Entstehung der Nierenverlagerung bei schon prädis-
ponirten Individuen ausübe. |
Garrigues (13) hält es für möglich, dass durch Totalexstirpation
des Uterus eine Verlagerung der Niere begünstigt werde; zunächst
würden Darmschlingen den leeren Raum zwischen Blase und Rektum
einnehmen, später können aber noch höher gelegene Bauchorgane, wie
die Niere herabgleiten. Diese Anschauung stützt sich auf die Beob-
achtung nur eines Falles, jedoch schliesst Garrigues hieraus, dass
die Häufigkeit der Nierenverlagerung nach Wochenbetten auf die Volums-
verkleinerung des Uterus nach der Geburt zu beziehen sei.
Baldy (2) glaubt nicht, dass die mannigfaltigen nervösen Störungen
bei beweglicher Niere wirklich diesem Organ zuzuschreiben sind und
führt einen Fall an, in welchem schwere nervöse Erscheinungen bei
wenig beweglicher rechter Niere vorhanden waren. In der Diskussion
vertritt Da Costa die Ansicht, dass solche Erscheinungen vom Ureter
abhängen können und erwähnt einen Fall, in welchem Adhäsionen am
Ureter beseitigt wurden, worauf die nervösen Erscheinungen schwanden.
Shoemaker glaubt, dass eine bewegliche Niere durch Zerrung an den
sympathischen Nerven sehr wohl intensive nervöse Ersch einungen herbei
führen könne.
Rosenthal (41) untersuchte bei 83 Kindern von 7—14 Jahren
den Stand der Nieren und fand unter 51 Mädchen 26mal, dass die
rechte Niere an der unteren Rippe bis zu zwei Dritttheilen des Organs
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 25
386 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
zu fühlen war; in zwei Fällen fand sich eine ausgesprochene Wander-
niere. Dagegen war unter 32 untersuchten Knaben nur dreimal die
Niere zu fühlen. Rosenthal verwirft deshalb die bisherigen ätiolo-
gischen Deutungen und nimmt für das weibliche Geschlecht eine
Geschlechtseigenthümlichkeit an, welche erst in excessiver Form einen
krankhaften Zustand darstellt.
Comby (7) fand unter 25 daraufhin untersuchten Knaben und
Mädchen von 3 Monaten bis 14 Jahren sechs Fälle von beweglicher
Niere. Vier Kinder (4—14 Jahre alt) hatten lange Zeit an Dyspepsie
gelitten und es liess sich Magenerweiterung, Leberschwellung oder all-
gemeine Erschlaffung und Senkung der Baucheingeweide nachweisen;
zwei (Mädchen) schnürten sich stark. In zwei weiteren Fällen (Mäd-
chen von 33 Tagen und 3 Monaten) war die Verlagerung offenbar eine
kongenitale. In der Diskussion (elt Mathieu mit, die Wanderniere
im Kindesalter sehr selten getroffen zu haben; Guinon hat sie bei
zwei jungen Mädchen beobachtet, wo sie unter ähnlichen Verhältnissen
wie bei Erwachsenen (Nervosität, Schnüren) zu Stande gekommen ist.
Wehmer (53) beschreibt einen Fall von kongenitaler Nieren-
verlagerung vor das Kreuzbein mit Fixation der Niere durch Spangen
an den Uterus und die linken Adnexe. Die Niere wurde für einen
linksseitigen Ovarial-Tumor gehalten und deshalb die Laparotomie ge-
macht. Nachdem der wahre Charakter des Tumors erkannt war, ent-
schloss sich Wehmer zur Exstirpation, wobei gleichzeitig die links-
seitigen Adnexe, Tube und Ovarium „zur besseren Freilegung des
Operationsfeldes“ exstirpirt wurden. Die Harnsekretion hob sich schon
vom zweiten Tage nach der Operation an und die Öperirte genas;
auch die früher besonders während der Menses auftretenden Schmerzen
kehrten nicht wieder. Diagnostisch wird besonders auf den Verlauf
des Colon descendens hingewiesen, welches über die Niere weg nach
rechts und dann erst in die Tiefe verlief und dessen Verlauf in solchen
Fällen durch Luftaufblähung nachgewiesen werden kann.
Schwalbe (45) veröffentlicht zwei Fälle von Verlagerung der
rechten Niere. Im ersten Falle war sie unter die linke verlagert und
mit dieser verwachsen; im zweiten lag sie vor dem 4. und 5. Lenden-
wirbel und überschritt die Mittellinie um 1 cm.
Schütz (44) fand bei der Sektion einer 32jährigen, an Cerebro-
spinal-Meningitis gestorbeuen Frau die rechte Niere links von der
Lendenwirbelsäule gelagert. Dieselbe zeigte embryonale Lappung, der
Harnleiter ging von der Vorderseite ab, die Arterie entsprang aus der
Aorta unter dem Ursprung der A. mesenterica inferior. Am Mesen-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. BST
terium fand sich ein „Mesenterium commune“. Die Verlagerung wird
als kongenital erklärt. Die rechte Nebenniere lag an normaler Stelle.
Intra vitam war der in der linken Bauchseite gefühlte Tumor für eine
verwachsene Wanderniere gehalten worden.
Müllerheim (27) berichtet über einen Fall von Verlagerung der
linken Niere ins Becken, so dass der Uterus nach rechts verschoben
wurd. Die Niere war am Kreuzbein adhärent. Die Abwesenheit ent-
zündlicher Erscheinungen, die Kürze des Ureters und die normale An-
ordnung der Gefässe sprechen für den kongenitalen Charakter der
Verlagerung.
Die folgenden Arbeiten handeln über neuere Methoden der
Nephrorrhaphie,
Büdinger (5) berichtet über einen Fall von Nephrorrhaphie, in
welchem nach Blosslegung der Niere zwei parallele 6 cm lange und
2 cm von einander entfernte Längsschnitte in die Capsula fibrosa an-
gelegt wurden, die dann durch einen in deren Mitte sie vereinigenden
Querschnitt zu einer H-Figur vervollständigt wurden. Hierauf wurden
die hierdurch gebildeten Kapsel-Lappen nach unten und oben von der
Niere abpräparirt und hinter der Haut- und Muskelwunde in stumpf
hergestellte Oeffnungen eingeführt und mit der oberflächlichen Fascie
vernäht. Hierauf wurde das innere dem Bauchfell aufliegende Fascien-
blatt vorgezogen und dicht unter dem unteren Nierenpol an die Mus-
kulatur vernäht. Der Vorzug dieser Technik beruht nach Büdinger
auf der Verwendung von lebendem, mit der Niere organisch verbundenem
Gewebe zur Fixation unter Vermeidung tief greifender Parenchym-
Nähte, in dem Verschluss des Hohlraumes, in den die Niere sinken
kann, durch Aunähung des tiefen medialen Blattes der Fascia retro-
renalis, endlich in Erleichterung der Entstehung von Adhäsionen durch
breite Blosslegung der Niere.
Von Interesse im vorliegenden Falle ist, dass die seit acht Jahren
bestehenden heftigen Magenbeschwerden und kolikartigen Anfälle,
welche durch Bandagenbehandlungen noch zugenommen hatten, un-
mittelbar nach der Operation schwanden, dass ferner bei der Operation
die Fettkapsel sich fast völlig geschwunden fand und dass das Nieren-
becken nicht erweitert, die Nierensubstanz nicht hyperämisch war, ob-
wohl während des Anfalls operirt wurde. Die Niere war nach drei
Monaten noch fixirt, jedoch war über das spätere Befinden der Operirten
nichts zu erfahren.
Jonnesco (16) verfährt bei der Annähung der Niere in folgen-
der Weise. Er macht den Hautschnitt vom äusseren Rande des Musc.
25*
388 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgaue beim Weibe.
sacrolumbalis längs der XII, und wenn diese zu kurz ist, längs der
XI. Rippe, wodurch die genannten Rippen freigelegt werden; der N.
iliohypogastricus wird dabei zur Seite gezogen oder (? Ref.) durchtrennt.
Hierauf wird die Fettkapsel zum grösten Theil resezirt und die fibröse
Kapsel von der äusseren Seite in der ganzen Länge abgeschält. Hier-
auf werden die Ränder der eingeschnittenen fibrösen Kapsel ausge-
stülpt bis zu der Stelle, wo die Fäden das Nierenparenchym durch-
dringen sollen — ca 1!/2 cm von der äusseren Seite der Niere
entfernt. Die Fäden werden gedoppelt durch alle Schichten des Wund-
randes — Haut, M. sacrolumbalis, tiefe Aponeurose, Capsula fibrosa
und Nierenparenchym, hierauf wieder durch die fibröse Kapsel der
Vorderfläche, durch das Periost der XII., oder wenn diese zu kurz ist,
der XI. Rippe und durch alle Schichten des anderen Wundrandes
durchgeführt. Im Ganzen werden drei solche Fäden durchgeführt und
alle gehen durch das Periost der XII. bezw. XI. Rippe. Zwischen die
Enden der doppelten Fäden werden Rollen aus starker Gaze gelegt
und über diesen Rollen die Enden der Fäden ohne zu starkes An-
ziehen geknüpft. Schliesslich werden die Wundränder durch besondere
Nähte (Fil de Florence) oder mittelst Zwischenhautnaht aus feinem
Katgut geschlossen. Verband. Am 10. Tage werden die Haftligaturen
herausgezogen, dann ein neuer Verband angelegt. Bei den ersten
Operationen wurde bei den Haftligaturen Seide benützt, später wurde
einfach links und rechts je ein U-förmiger Silberdraht durchgezogen
und hierdurch die Anheftung bewirkt. - Den Hauptwert dieser Methode
schreibt Jonnesco der Einfachheit, ferner der Befestigung der ganzen
Niere an die 12. Rippe und der Entfernbarkeit der Fäden zu, wodurch
alle Nachtheile permanenter Ligaturen — Schmerzen, Eiterung, Fisteln,
Bildung eines sklerotischen Bindegewebsstrangs im Nierenparenchym
längs der Ligaturen — völlig vermieden werden.
Noble (31) tritt neuerdings für die Nephrorrhaphie ein und er-
klärt sie für indizirt bei Vorwiegen der lokalen Nierensymptome, sowie
bei starken nervösen Erscheinungen, wenn die palliative Behandlung
erfolglos blieb. Bei Enteroptose muss sich die Therapie zugleich gegen
die Dislokation der übrigen Baucheingeweide und gegen die Schlaftheit
der Bauchwandungen richten. Bei geringgradiger Dislokation und
Schwund des Nierenfettes ist die Mastkur angezeigt.
. Was de Technik der Nephrorrhaphie betrifft, so folgte Noble in
seinen ersten Fällen den Vorschriften von Edebohls (Jahresbericht
Bd. VII, p. 356). Da er aber in mehreren Fällen Eiterung auf-
treten sah, so liess er Silkworm-Fäden-Drainage weg und vermied die
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 389
Spaltung der fibrösen Kapsel, weil diese stets zu kleinen Blutungen
aus den oberflächlichen Nierengefässen Veranlassung giebt, auch stillt
er sorgfältig jede auch ganz geringe Blutung. Um eine Zerrung der
Haftligaturen und ein Durchschneiden derselben durch die Nierensub-
stanz zu vermeiden, legt Noble zwischen je zwei dieser Ligaturen je
einen Faden ausschliesslich durch die Wundränder um diese fest an-
einander ziehen zu können.
Unter den von Noble operirten 18 Fällen, sind vier Fälle von
doppelseitiger Operation. Eine Öperirte starb in Folge von Morbus
Brighti, der schon vor der Operation vorhanden gewesen war. In allen
Fällen blieb die Niere an Ort und Stelle. Neun Operirte wurden von allen
Beschwerden dauernd befreit und vier wurden beträchtlich gebessert ;
in vier Fällen, die vor noch nicht langer Zeit operirt sind, kann von
Dauerresultat noch nicht gesprochen werden.
Obalinski (32) legt bei der Ausführung der Nephrorrbaphie
Werth auf die Dekortikation der Niere, die er in der Gestalt eines '|'
II"
vornimmt; die hierdurch entstehenden Thürflügellappen werden mit
Katgut-Nähten an die Bauchwunde befestigt. In einem so operirten
Falle trat dauernde Heilung mit Nachlass der Beschwerden ein, während
in einem nach Riedel operirten Falle Recidive, nämlich Verlagerung
der Niere und Wiederkehr der Beschwerden eintrat.
Die von Obalinski angegebene Methode wurde von seinem
Assistenten Rustowski zum ersten Male am Menschen ausgeführt und
zwar leicht und mit vollem Erfolge in Bezug auf dauernde Befestigung
der Niere und Beseitigung der Beschwerden.
Roesing (40) erlebte mittelst der von Riedel empfohlenen
Methode der Kombination von Naht und Tamponade bei der Nephro-
pexie einen totalen Misserfolg, so dass die Niere schon am 10. Tage
nach der Operation wieder gesunken war und am 14. Tage im Hypo-
gastrium lag. Roesing glaubt dass auch bei der von Jonnesco
gehandhabten Ligaturenführung die Ligaturen durchschneiden könnten
und schlägt vor, die Niere nach Eröffnung des Peritoneums in eine
künstlich gebiltete Bauchfelltasche zu lagern, wobei die Plasticität des
Bauchfells zur Bildung dauernder Adhäsionen führen kann. Tamponade
und Einführung reizender Substanzen werden deshalb schwerlich eine
feste Vernarbung bewirken, weil die herangezogenen Organe beweg-
liche Muskeln und Fascien sind. Im übrigen empfiehlt jedoch Roesing
in erster Linie die Bandagenbehandlung.
390 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Reed (39) macht die Nephrorrhaphie ohne lumbare Incision. Er
incidirt auf der Seite der Affektion vorne die Bauchdecken, reponirt
die Niere und sticht dann in der Lumbalgegend sechs Zoll lange
Nadeln durch hintere Bauchwand und Nieren zwischen XI. und XII.
Rippe durch und knotet die Fäden — Nahtmaterial beliebig — über
einer Gazekompresse. In den meisten Fällen führt er einen, in man-
chen Fällen zwei Haftfäden durch; dieselben werden nach 10—14
Tagen entfernt. Ueber die Resultate wird nicht berichtet.
Die von Stinson (49) vorgeschlagene Nephrorraphie gipfelt darin,
dass die Haftligaturen nichts vom Nierengewebe mitfassen sollen. Nach
Freilegung der Niere und gründlicher Untersuchung derselben wird
zuerst die obere Haftligatur durch Fascia lumbalis anterior, Fettkapsel
und Capsula fibrosa gelegt und mit einer Hagedorn-Nadel unter der
letzteren durchgeführt und dann auf dieselbe Weise ausgestochen und
geknüpft; hierauf wird in gleicher Weise die unterste angelegt. Dann
folgt ebenso die Anlegung der — zwei oder mehr — Zwischenligaturen,
welche aber noch nicht geknüpft werden, sondern Stinson näht zu-
erst die Fettkapsel und die Lumbalfascie und dann erst folgt das
Knüpfen der zwischenliegenden Haftligaturen. Endlich wird Muskel-
und Hautwunde vereinigt und ein mit Heftpflasterstreifen befestigter Ver-
band aus Sublimatgaze, sowie darüber aus Watte angelegt. Die Operir-
ten sollen mindestens zwei Wochen im Bett gehalten werden, und wenn
Prima intentio um diese Zeit noch nicht eingetreten ist, noch länger.
Als Nahtmaterial für die Haftligaturen benützt Stinson Chromsäure-
Sehnen. Die Operation selbst wird zuerst in der Seitenlage ausgeführt
und die Fixation der Niere selbst dann in der Trendelenburg’schen
Position vollendet. Die Methode erfüllt die von Stinson verlangten
Bedingungen: 1. es wird dem umgebenden Gewebe ermöglicht, die Niere
in der normalen Lage zu erhalten; 2. die Funktion der Niere wird in
keiner Weise gestört, wie dies durch Ligaturen per substantiam geschieht;
Hämaturie, Nephritis, Abscesse, Schmerzen treten nicht auf; 3. unvor-
hergesehene Symptome, Zögerung in der Wundheilung, Fisteln, ausge-
dehnte und schmerzhafte Narben, wie sie durch Tamponade der offen
gelassenen Wunde und durch Ablösen der Capsula fibrosa herbeigeführt
werden, werden vermieden; 4. Mortalität gleich Null.
Senn (46) schlägt vor, zur Nephrorrbaphie die Niere durch den
Simo n’schen Schnitt freizulegen und an die normale Stelle zu briugen ;
die Fettkapsel wird im Bereich der Wände resezirt und die fibröse
Kapsel mit einer Nadel skarifizirt. Hierauf wird das untere Drittel
der Niere stumpf freigelegt und ein kräftiger Jodoformgaze-Streifen unter
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 391
demselben durchgezogen. Die Wunde wird tamponirt und über dem
Tampon die Enden des Gazestreifens geknotet. Die Tampons werden
nach 5—6 Tagen entfernt und dann die Wunde durch Heftpflaster
allmählich zusammengezogen. Das Abdomen erhält einen Kompressions-
verband und die ÖOperirten müssen mindestens vier Wochen liegen.
Es wird also keine einzige Hafıligatur angelegt. In vier Fällen er-
zielte Senn mit dieser Methode sehr zufriedenstellende Resultate.
Wolff (54) hat mittelst der Rose’schen Methode bei Nephror-
rhapbie bei einfachen Wandernieren durchaus sichere Erfolge erzielt.
Das Verfahren besteht darin, dass nach lumbarer Freilegung der Niere
und Trennung der Fettkapsel, die Capsula fibrosa stumpf gespalten
und nach beiden Flächen von der Niere abgelöst wird. Die Niere
wird dann mit 2—3 Parenchym-Nähten (starkes Katgut) an den verte-
bralen Hautrand befestigt, die Wunde genäht und drainirt; hierauf
fünf Wochen Bettruhe.
Bei komplizirten Wandernieren wurden durch die Nephrorrhaphie
zunächst die von der Niere ausgehenden Schmerzen beseitigt und da-
durch für die Behandlung der komplizirenden Erkrankungen günstigere
Bedingungen geschaffen. Die Nephrorrhapbie ist aber schon deshalb
angezeigt, weil nicht sicher festzustellen ist, wie viele von den vor-
handenen Beschwerden nicht doch auf die Niere selbst zu beziehen
sind. Natürlich müssen solche Kranke nach der Operation weiter in
Behandlung bleiben.
Hieran schliesst sich eine grosse Reihe von Veröffentlichungen
kasuistischen Inhalts.
Hellmer (15) veröffentlicht sechs Fälle von Nephrorrhaphie bei
Wanderniere mit Recidive der Beweglichkeit und der vorher vorhan-
denen Beschwerden, jedoch ist in einem Falle auch die andere Niere
beweglich, in einem handelte es sich um Tabes, in einem dritten sind
die wieder aufgetretenen Beschwerden vielleicht auf eine zugleich be-
stehende Hernie zurückzuführen. Eine vierte Operirte, die an alter
Lues litt, starb an Peritonitis. In den zwei anderen Fällen wird die
Recidive auf die zur Anwendung gekommene Methode der Nephror-
rhaphie (bloss Annähung der Kapsel) bezogen. Hellmer empfiehlt
in erster Reihe die Behandlung mit Bandagen, Massage, Elektricität
und Regelung der Diät; die Nephrorrhaphie soll nur ausgeführt werden,
wenn die Beschwerden sicher von der beweglichen Niere ausgehen,
jedoch besteht bei starken nervösen Beschwerden eine geringe Garantie
für den Erfolg. Wird die Niere wieder beweglich, so soll die Read-
fixio nach einer besseren Methode vorgenommen, eine Nephrektomi«
392 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
aber vermieden werden. Als beste Methode wird die Anlegung von
Parenchym-Nähten empfohlen.
Pasteau (35) beschreibt eine bei einer Sektion gefundene Dis-
lokation beider Nieren bei einer ca. 50jährigen Frau. Die rechte Niere
war weiter nach abwärts dislocirt als die linke, ausserdem war sie von
sklerosirtem und entzündlichem Gewebe umgeben, das Nierenbecken mit
Eiter und die Niere mit Eiterheerden durchsetzt. Der Ureter war im
kleinen Becken durch ein Uterus-Carcinom komprimirt. Die Arteria
renalis war rechts 10 cm, links 8 cm lang; links entsprang 3!/2 cm
von ihrem Ursprung aus der Aorta ein 5 cm langer nach dem unteren
Theil des Hilus verlaufender Ast. Die Vena renalis mass rechts 6!/2,
links 8 cm. Die Nierenverlagerung wird hier als erworben aufgefasst.
In einem zweiten von Pasteau (36) beschriebenen Fall war die
rechte Niere bis in die Fossa iliaca herab verlagert und mit ihrem
unteren Ende nach vorn gerichtet; ihre Arterie — 7 cm lang — ent-
sprang weiter abwärts als gewöhnlich, 8 mm vom Ursprung der Art.
mesenterica inferior entfernt. Der Ureter war vollständig geknickt.
Die linke Niere stand 2 cm oberhalb der Crista ossis ileum mit dem
unteren Pol gegen die Medianlinie zu gerichtet. Die 6 cm lange
Arterie verlief sehr stark schräg nach unten. Beide Arterien waren
enger als gewöhnlich. Auch in diesem Falle wird die Anomalie als
erworben gedeutet, allerdings rechterseitg zusammen mit einer kongeni-
talen Anomalie.
Bräuninger (g. 1. 10) theilt drei Fälle von Nephrorrhaphie aus
der Socin’schen Klinik mit. In allen drei Fällen wurden die Kranken
dauernd von ihren Beschwerden geheilt und Socin ist der Anschauung,
dass man in allen Fällen, wo Wandernieren starke Beschwerden machen,
die Operation vornehmen soll. Der eine der drei Fälle ist in diagno-
stischer Beziehung von Interesse, indem die verschiebliche, dislocirte
Niere für einen nicht retroperitoneal gelagerten Tumor gehalten wurde,
weil der gefüllte Darm sich nicht über die Geschwulst lagerte. Erst die
Laparotomie ergab, dass es sich um Wanderniere handelte. Socin
legte in allen Fällen je zwei Parenchymnähte.
Aldor (1) veröffentlicht zwei mittelst Nephrorrhaphie operirte
Fälle von beweglicher Niere, beide mit glücklichem Ausgange; in einem
Falle war intermittirende Hydronephrose, im zweiten starke Leibschmerzern,
Abmagerung und Arbeitsunfähigkeit vorhanden gewesen.
Barker (3), welcher bei einer 27jährigen Frau erst die linke und
nach acht Tagen die rechte Niere annähte, bezeichnet die Nephror-
rhaphie als das letzte zu Gebote stehende Mittel zur Beseitigung der
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 393
durch Nephroptose bewirkten Beschwerden. In ätiologischer Beziehung
legt er besonderes Gewicht auf zu enge Korsetts.
Serenin (47) berichtet über zwei Fälle von Nephrorrhaphie In
dem einen Falle wurde die Kranke von allen Beschwerden befreit; die
andere Kranke ging an Sepsis zu Grunde. Zur besseren Befestigung
der Niere schlägt Serenin die Tamponade der Wunde vor.
In dem von Naumann (28) operirten Falle wurden durch Nephror-
rhaphie (vier Seidennähte) die seit mehr als fünf Jahren bestehenden
Beschwerden beseitigt.
Diakonow (8) machte in drei Fällen die Nephrorrhaphie, in
zwei Fällen mit vollkommener, dauernder Beseitigung der Beschwerden;
nur in einem Falle traten nach einer durchtanzten Nacht wieder heftige
Schmerzen auf; obwohl die Niere selbst nicht dislocirt und auf Druck
schmerzfrei war, war jedoch der Leib unterhalb der Niere auf Druck
schmerzhaft. Der Heilverlauf war in diesem Falle nicht ganz aseptisch
gewesen. Im Ganzen spricht sich Diakonow für die Annähung der
Niere aus.
Eccles (10) hat 16 Fälle von beweglicher Niere mit Abdominal-
massage und Gymnastik behandelt und alle mit befriedigendem und
sogar Dauer@rfolge.e Nur in einem Falle blieb eine Besserung völlig
aus. Er empfiehlt diese Behandlung an Stelle der eingreifenderen Ne-
phrorrhaphie. In der Diskussion bemerkt Freyer, bei Massagebehand-
lung der beweglichen Niere niemals Besserung beobachtet zu haben.
Irwin (17) beobachtete sechs Fälle von Nierenverlagerung mit
schwerer entzündlicher Erkrankung des Magens; er glaubt, dass die
Gastritis durch eine von der Niere aus bewirkte Störung des Nerven-
systems verursacht wurde.
Lebedeff (22) diagnostizirte bei einer 19jährigen Kranken einen
linksseitigen, beweglichen und bis ins Becken herunter verschieblichen
Körper als Ovarialtumor. Bei der Laparotomie wurde erkannt, dass
es sich um eine bewegliche Niere handelte, und zwar weil links an
normaler Stelle ebenfalls eine Niere gefunden wurde, um eine überzählige.
Sie wurde daher exstirpirt. Heilung. Das exstirpirte Organ zeigte
völlig normale Verhältnisse, besonders auch am Nierenbecken, Ureter
und Gefässstiel.
Lochhead (23) berichtet über einen Fall von beweglicher, am
Nabel fühlbarer Niere mit heftigen Schmerzanfällen, Digestionsstörungen
und Nierenblutungen, in welchem durch lediglich symptomatische Be-
handlung — Ruhe, Magenspülungen, Diätetik — sowie Tragen einer
394 Gynäkologie. Krankheiten der llarnorgane beim Weibe.
Bandage die Symptome in fünf Monaten zum Schwinden gebracht
werden konnten.
Merkel (25) führte bei einer 29jährigen, im vierten Schwanger-
schaftsmonate befindlichen Frau mit linksseitiger Wanderniere, bei
welcher wiederholte akute Anfälle von Uebelkeit, Erbrechen etc. eine
mehrmals aufgetretene Achsendrehung des Organs und Zerrung des
Ureters annehmen liessen, die Nephrorrbaphie aus. Die Schwangerschaft
wurde nicht unterbrochen. Die Heilung wurde durch Auftreten einer
Lympbhfistel in Folge Anstechens des Plexus Iymphaticus lumbalis ge-
stört. Die Schmerzen verschwanden dauernd und die Niere blieb fest
fixirt,
Newman (29) beschreibt vier Fälle von erfolgreicher Nephror-
rhaphie bei beweglicher Niere; in zwei Fällen handelte es sich um
intermittirende Hydronephrose und in den übrigen zwei um Torsion der
Gefässe und vorübergeherde Albuminurie und Cylindrurie. Die Fixation
erfolgte möglichst hoch oben und unter Resektion eines möglichst grossen
Theiles der Fettkapsel.
Newman (30) beschreibt zwei weitere Fälle von erfolgreicher
Nephrorrbaphie, einen mit heftigen Schmerzanfällen in Folge Torsion
der Nierengefässe und -Nerven und einen von intermittisender Hydro-
nephrose mit Knickung des Ureters.
Palleroni (34) berichtet einen Fall von doppelseitiger Nephror-
rhaphie aus der chirurgischen Klinik zu Palermo (Tansini). Zuerst
wurde die linke Niere, und, als nach mehreren Monaten auch die rechte
beweglich wurde, auch diese angenäht. Bei der zweiten Operation wurde
die erst operirte vollständig an normaler Stelle befestigt gefunden. Auch
die zweite Niere blieb fest an Ort und Stelle, obwohl bald nach der
Heilung ein schweres Trauma durch Fall auf den Rücken stattfand.
Von besonderem Interesse ist, dass alsbald nach jeder der beiden Ope-
rationen heftige bedrohliche Erscheinungen von Darnverschluss auf-
traten, die nach sieben Tagen von selbst verschwanden.
Ramsay (38) berichtet über einen Fall von Verlagerung beider
Nieren, erst der linken und später der rechten, sowie der Leber. Er
fixirte beide Nieren nach der Methode von Vulliet (Jahresbericht
Bd. IX, pag. 373) mit vollem Erfolge und führte dann die He-
patopexie aus. Seitdem operirte er in mehreren Fällen von Nephro-
ptose nach Vulliet und spricht sich über die Erfolge dieser Operation,
über die Fixirung der Niere und die Beseitigung der Beschwerden
überaus günstig aus.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 395
Rotgans (43) beschreibt zwei Fälle von Nierenverlagerung, einen
mit, den zweiten ohne gleichzeitige Erscheinungen von Enteroptose. Die
Behandlung nach Glénard ergab im ersten Falle keine Besserung.
Im zweiten Falle fühlte sich der untere Pol der Niere vergrössert und
besonders schmerzhaft an; die Niere wurde freigelegt, die Kapsel inci-
dirt und dann die Fixation der Niere vorgenommen. Das vorhanden
gewesene heftige Erbrechen schwand sofort nach der Operation in der
Folge auch die anderen Symptome und die Kranke wurde völlig ge-
heilt. Das Erbrechen erklärt Rotgans durch den Zusammenhang
der Niere mit dem Duodenum (Lig. duodeno-renale His). In der Dis-
kussion betont Kuhn das häufige Vorkommen beweglicher Nieren ohne
Symptome, so dass er den ganzen Symptomenkomplex auf nervösem Ur-
sprung zurückführt; die bewegliche Niere wäre dann nur als Adjuvans
für die gleichzeitige Schwäche des Nervensystems aufzufassen. Ver-
mei) dagegen schliesst bei der Wirkung der Nephrorrhaphie die Sug-
gestion völlig aus, weil er in einem Falle von schweren nervösen Er-
scheinungen eine Scheinoperation völlig wirkungslos fand, während
nach der später ausgeführten Nephrorrhaphie alle Symptome verschwanden.
Aach zwei Jahren erfolgte Recidive, welche nach Excision der starken
fibrösen Narbenadbäsionen beseitigt wurde. Vermeij fasst deshalb
die klinischen Erscheinungen als durch mechanische Ursachen bedingt
auf und empfiehlt die Nephrorrhaphie als wirksame Operation.
Ross (42) beschreibt einen diagnostisch sehr schwierigen Fall bei
einer 53jährigen Frau, welche häufige Schmerzanfälle hatte, während
welcher unter dem Leberrande ein wallnussgrosser Tumor zu fühlen
war; wenn dieser zurückgedrückt wurde, schwanden die Schmerzanfälle.
Die Diagnose wurde mit einiger Wahrscheinlichkeit auf Gallensteine gestellt.
Die schliesslich nothwendige Laparotomie ergab, dass der Tumor das
untere Ende der verlagerten rechten Niere war und zwar sass hier eine
Cyste, die bei der Incision etwa 200 g Flüssigkeit entleerte. Die Höhle
wurde drainirt. Nach der Operation wurden die Anfälle seltener,
hörten aber nicht völlig auf. Ross unterscheidet streng zwischen be-
weglicher Niere und verlagerter Niere, welch letzterer Zustand selten
it und für welchen der mitgetheilte Fall ein Beispiel darstellt.
(Siehe ferner Hydronephrose.)
4. Hydronephrose.
l. Bazy, De I’hydronephrose et de son traitement par l’uretero-py@lone&ostomie.
La sem. med. 1896, Nr. 52.
2. Bergh, C. A., Hydronephrosis intermittens, ren mobilis dexter. Nephror-
rhaphie, Heilung. Hygiea 1896, Heft 9.
396
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Boccard, M., Contribution a l'étude du traitement chirurgical de l'hydro-
nephrose. Thöse de Lyon, Nr. 144.
Boeckel, Hydronephrose, nephrectomie transperitoneale; guérison opéra-
toire. Assoc. frang. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 715.
Brinon, Des hydronephroses cong£nitales et des dilatations congenitales
des uretöres. Thèse de Paris 1895.
Coe, H., Old case of Caesarean Section; Hydronephrosis from pressure
of fibroid tumor on the ureter; death from exhaustion. Transact. of the
New York Obst. Soc. Sitzung v. 16. II. Amer. Gyn. and Obst. Journ.
Vol. X, pag. 624.
Cragin, E. B., Epithelioma of cervix and cystic movable kidney. Trans-
act. of the New York Obst. Soc. Sitzung v. 16. IIL. Amer. Gyn. and
Obst. Journ. Vol. XI, pag. 53.
Cramer, K., Eine operative Behandlungsweise der hydronephrotischen
Wanderniere. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 585.
Dalziel, Cystic kidney simulating ovarian tumour. Glasgow Med. Journ.
1896, Nr. 8.
Dayot fils, Observation de tumeur du rein droit (Hydronéphrose congéni-
tale) ayant simulé une grossesse; néphrectomie transpéritonéale; guérison.
Arch. prov. de chir. Tom. V, pag. 749.
Duplay, Hydronéphrose intermittente infectée. Union méd. 1896, Nr. 23.
Ferger, Conservative operative treatment of sacculated kidney: Cysto-
nephrosis. Ann. of surg. 1896 Juni.
Foa, Ueber einen Fall von kongenitaler Nierencyste. Riforma med. 1896,
Nr. 158.
15. Funke, C., Beitrag zur chirurgischen Behandlung der cystischen und
infektiösen Geschwülste der Niere. Prager med. Wochenschr. Bd. XXII,
pag. 73 ff.
Gayet, G., Le traitement de l’'hydronephrose par le retournement de la
poche à l'extérieur. Lyon méd. 18. April.
Gerster, A. G., A contribution to the surgery of the kidney and of the
ureter. Amer. Journ. of Med. Sciences. Vol. CXIII, pag. 677.
Greiffenhagen, Hydronephrose. Revaler Aerzteverein, Sitzung v. 1.
IV. 1896. St. Petersburger med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 372.
Guyon, F., u. Albarran, J., Physiologie pathologique des rétentions
rénales Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 1200.
Häckel, Hydronephrose. Wissensch. Verein d. Aerzte in Stettin, Sitzung
v. 7. IX. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 897. (Grosser Sack
bei einem 23jährigen Mädchen, wobei die Niere fast intakt auf dem Sack
aufsass; Exstirpation.)
Hansemann, Ueber Veränderungen des Nierengewebes bei erhöhtem
Druck im Nierenbecken. Physiolog. Ges. in Berlin, Sitzung v. 26. XI.
Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage, pag. 239.
Hebb, Hydronephrose. Path. Soc. of London. Sitzung v. 18. V. Lancet,
Vol. I, pag. 1413. (Demonstration.)
30.
31.
33.
39,
An.
—
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 397
. Lanwers, Quelques observations de chirurgie rénale. Ann. de la Soc.
Belge de chir. Sitzung v. 15. XII. 1895. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u. Sexual-Organe. Bd. VII, pag. 364.
. Lapointe, Hydronephrose du rein droit. Bull. de la soc. anat. de Paris
1896, pag. 376.
. Lebec, Hydronephrose volumineuse par obliteration totale de l’uretere;
nephrectomie transp£ritondale. XI. französ. Chirurgen-Kongress. Revue
de Chir. Tom. XVII, pag. 1043.
3». Lenger, Nephrotomie wegen Hydronephrose bei einer Schwangeren;
Eklampsie, Tod am dritten Tage. Presse med. 1896, Nr. 101.
, Lenhartz, Nierengeschwulst. Aerztl. Verein zu Hamburg. Münchn.
med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 148.
. Mc Burney, Nephrectomy for displaced kidney and hydronephrosis. Ann.
of Surg. 1896, Februar.
. Maury, Hydronephrose; nöphrectomie. Soc. d’anat. path. de Bruxelles.
Sitzung v. 10. I. 1896. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe.
Bd. VII, pag. 361.
. Monod, Uretero-pyelo-ndostomie. Acad. de Med. Sitzung v. 30. III. Gaz.
des Höp. Tom. LXX, pag. 376. (Fall von Einpflanzung des Ureters an
eine günstigere Stelle des hydronephrotischen Nierenbeckens; männlicher
Kranker.)
Morison, R, Abdominal surgery; hydronephrosis due to movable kidney ?
Suppuration of tbe kidney; nephrectomy. Med. Press. 1896, Nr. 11.
— Hydronephrosis due to stricture of ureter; suppuration; rupture of
abscess into duodenum; nephrectomy. Ebenda, 15. April.
2. Nattan-Carrier, Kystes multiples des voies urinaires. Soc. anat. de
Paris. Sitzung v. 21. V. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIII, pag. 606. (Fall von Cysten der rechten Niere, des
Ureters und der Blase bei einer 77jährigen Frau.)
Newman, D., The relationship of movable kidney to renal colic associated
with transitory hydronephrosis and intermittent albuminuria. Brit. Med.
Journ. Vol. 1I, pag. 970.
. Obalinski, A., Weitere Beiträge zur Nierenchirurgie.. Wiener mediz.
Wochenschr. Bd. XLVII, pag. 233 ff.
. Ord, Lectures on renal diseases. Practitioner 1896, November. (Behandelt
die Pathologie und Therapie der Hydronephrose, der Tumoren und Para-
siten der Niere und der Nierensteine.)
. Owen, E., Two cases of hydronephrosis. Lancet. Vol. II, pag. 1453.
. Pawlik, Kasuistischer Beitrag zur Diagnose und Therapie der Geschwülste
der Nierengegend. Arch. f. klin. Chir. Bd. LIII, Heft 3. Casop. lék. cesk.
1896, Nr. 19; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1027.
. Payeur, J., Ueber die plastische Verwendung des Uterus bei schweren
Totalprolapsen alter Frauen. Inaug.-Diss. Strassburg 1896. (Ein Fall von
Hydronephrose bei Totalprolaps.)
Pfannenstiel, Hydronephrose. Allg. med. Centr.-Ztg. Bd. LXVI, Nr. 27.
Richardson, M. H., A case of Fengers pyeloplasty for intermittent
hydronephrosis. Amer. Surg. Ass. XVIII. Jahresversammig. Med. News.
Vol. LXX, pag. 681.
398 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
41. Sayet u. Jaboulay, Le traitement de l’hydronephrose par le retourne-
ment de la poche à l'extérieur. Lyon med. 18. April.
42. Sudeck, Ueber primäre, durch Ureter- und Nierenbeckenstrikturen be-
dingte Hydronephrosen. Mittheilgn. a. d. Hamburg. Staatskrankenanstalten
von Lenhartz u. Rumpf. Bd. I, Heft 1. Hamburg, L. Voss.
43. Tauffer, Fall von beiderseitiger intermittirender Hydronephrose. K. Ges.
d. Aerzte zu Budapest. Sitzung v. 12. XII. 1896. Wiener med. Presse.
Bd. XXXVIII, pag. 314.
44. Thorel, Hydronephrotische Hufeisenniere. Aerztl. Verein in Nürnberg,
Sitzung v. 3. XII. 1896. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 402.
(Durch Carcinom des Uterus komprimirter Ureter.)
45. Wagner, P., Zur Kenntniss der traumatischen Hydronephrose. Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII, pag. 1.
46. Wilson, Intermittent Cysts of the ovary and kidney. Birmingham Med.
Rev. August.
47. Wolf, M., Beitrag zur Lehre von der Hydronephrose. Inaug.-Diss. Berlin.
Guyon und Albarran (18) unterscheiden zunächst komplete
und inkomplete Retentionen in der Niere und ausserdem je nach dem
Inhalt des Nierenbeckens Uronephrosen, Uropyonephrosen und
echte Pyonephrosen; im ersten Fall besteht der Inhalt des Nieren-
beckens aus unzersetztem Harn, im zweiten aus zersetztem Harn und
im dritten aus Eiter.
Bei vollkommenem aseptischen Verschluss des Harnleiters wird der
Harnleiterdruck erhöht, die Niere kongestionirt und ödematös und die
secernirte Harnmenge verringert. Später sinkt der Druck im Harn-
leiter, die Kongestion nimmt wieder ab und es zeigt sich beginnende
Atrophie der Epithelien ; die fortdauernde Sekretion führt allmäblich zu
einer immer mehr wachsenden Hydronephrose, bis alles secernirende Ge-
webe zerstört ist; aus dem Inhalt des Sackes verschwinden allmählich
Harnstoff, Phosphate und Chloride und die Nierenfunktion hört fast
völlig auf. Wird nach kurzer Dauer der Retention der Sack wieder
eröffnet, so stellt sich unter vorübergebender Polyurie die volle Funk-
tion wieder her. Bei Eröffnung nach länger dauerndem Verschluss
nimmt die Sekretionsgrösse zu und übertrifft manchmal sogar die der
gesunden Niere, aber der secernirte Harn ist arm an normalen Harn-
bestandtheilen, aber dennoch reicher als vorher, so lange die Hydro-
nephrose geschlossen war. Um die Funktionstüchtigkeit der Niere zu
prüfen, ist es also nothwendig, das nach Oeffnung des Sackes gelieferte
Sekret zu untersuchen.
Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei geschlossener Uropyo-
nephrose. Nach Eröffnung des Sackes kann auch hier die Niere ihre
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 399
Funktion wieder gewinnen. Die Menge des secernirten Harns kann
auch hier dem Sekret der gesunden Niere gleichkommen oder dasselbe
übersteigen, aber der Harn der kranken Seite ist, wie Versuche er-
geben, ärmer an Chloriden, noch ärmer an Harnstoff und besonders
an Phosphaten gegenüber dem der gesunden Niere. Die Toxicität des
Harns ist auf der kranken Seite um das Dreifache grösser als auf der
gesunden, und fremde in den Organismus gebrachte Stoffe passiren die
kranke Niere langsamer als die gesunde; letzteres wurde besonders für
das Methylenblau nachgewiesen, während Jodkalium ebenso rasch in
den Harn der kranken Niere übergeht als in den der gesunden.
Bei geschlossenen Pyonephrosen ist die Nierensekretion so gut wie
voliständig unterdrückt; nach der Wieder-Eröffnung des Eitersackes
verhält sich die Sekretion in den einzelnen Fällen sehr verschieden, je
nachdem grössere oder geringere Reste von Nierensubstanz erhalten
geblieben sind.
Bei nicht geschlossenen Uronephrosen und Uropyonephrosen
sind die Sekretionsverhältnisse ganz ähnlich wie bei primär geschlossenen,
sekundär wieder eröffneten Säcken. Offene Pyonephrosen secerniren
weniger Harn als Uro- und Uropyonephrosen.
Aus diesen Untersuchungen ziehen Guyon und Albarran den
wichtigen Schluss, dass in Fällen, in denen das Sekret der beiden Nieren
ziemlich übereinstimmende Zusammensetzung zeigt, eine renale Retention
auszuschliesen ist. Des Weiteren ist der Schluss zu ziehen, dass nach
Aufhebung des Abfluss-Hindernieses eine Niere für den Organismus,
auch wenn sie mangelhaft funktionirt, immer noch von Bedeutung ist,
ausser bei Pyonephrosen mit weitgehender Zerstörung des secernirenden
Gewebes. Sogar Säcke mit sehr verdünnten Wandungen können für den
Organismus noch eine Bedeutung haben. Die Diagnose wird in
Fällen von renaler Retention sich nicht auf die Art der Retention
beschränken dürfen, sondern hat auch die Natur des Hindernisses und
die Funktionstüchtigkeit der erkrankten Niere genau zu ermitteln.
Hansemann (20) fand bei akutem Ureter-Verschluss zuerst Er-
weiterung der Harnkanälchen, die zugleich durch Umrollung nach
aussen kürzer werden. Am 3. Tage traten Kerntheilungsfiguren in den
Kanälchen-Epithelien auf und hierauf Zellenwucherung. Später hört die
Neubildung von Zellen auf, die Harnkanälchen werden dünner und
die Epithelien platt. Im Bindegewebe treten Wucherungsvorgänge auf.
Hansemann glaubt, dass als formativer Reiz für diese Vorgänge
die Dehnung allein nicht ausreicht.
400 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Wagner (45) beweist aus einem selbst Baba und einer
Reihe aus der Litteratur gesammelter Fälle neuerdings die Ent-
stehungs-Möglichkeit einer echten Hydronephrose aus Trauma. Die
Begründung der Annahme ist dieselbe wie in einer früheren Arbeit
Wagners (s. Jahresbericht Bd. VIII, pag. 377).
Gayet (15) beschreibt eine von Jaboulay ausgeführte Operation,
welche für geschlossene grosse Hydronephrosen-Säcke empfohlen wird.
Dieselbe besteht darin, dass nach lumbarer Incision des Sackes durch
Zug an der gegenüberliegenden Wand der ganze Sack umgestülpt und
durch die Hautwunde nach aussen geführt wird Die Hautwunde
wird offen gelassen. In dem so operirten Falle erfolgte langsame
Atrophie des vorgezogenen Sackes, jedoch war nach fünf Monaten noch
eine kleine. Oeffnung, die von einem Granulationsknopf bedeckt ist,
vorhanden. Schnelle Ausführbarkeit der Operation, keine Wahrschein-
lichkeit einer Infektion, ein Minimum von Shock, Leichtigkeit des
Ureteren-Katheterismus in Fällen von Steinverstopfung, endlich Er-
haltung der Niere und ihrer noch nicht genügend gekannten inneren
Sekretion werden als Vortheile der Operationsmethode angegeben.
Bazy (1) bezeichnet mit dem Namen Ureteropyeloneostomie die
Einpflanzung des geknickten Ureters in das erweiterte Nierenbecken
an derjenigen Stelle, welche für den Abfluss des Harns am günstigsten
erscheint. Die Operation wurde in einem Falle von Hydronephrose
mit Erfolg ausgeführt.
Richardson (40) führte in einem Falle von Hydronephrose bei
einer 29jährigen Kranken die von Fenger vorgeschlagene Pyeloplastik
aus, indem er den Ureter unter der Knickungsstelle mit der ihn be-
rührenden Stelle des erweiterten Nierenbeckens incidirte und durch
Nähte vereinigte. Heilung.
Die folgenden Arbeiten sind grösstentheils kasuistischen Inhalts.
Sudeck (42) beschreibt drei Präparate von Hydronephrosen, zwei
durch Operation und eines durch Sektion gewonnen. In den zwei
ersteren Fällen war die Hydronephrose durch Striktur des Ureters an
seiner Umschlagsstelle entstanden und zwar einmal (13jähriges Mädchen)
wahrscheinlich durch Pyelitis und einmal (30 jährige Kranke) entweder
kongenital oder ebenfalls entzündlich. In beiden Fällen führte die
Nephrektomie zur Heilung. Der dritte Fall betrifft eine Striktur des
Ureters bei einem Manne. Sudeck fordert auf, bei Hydronephrosen
möglichst konservativ zu verfahren.
Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über fünf Fälle von Hydro-
nephrose, darunter drei Frauen. In einem Falle bandelte es sich um
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 401
transperitoneale Nephrektomie bei Hufeisenniere; Heilung. Im zweiten
Falle wurde die Nephrotomie und nach zwei Monaten die sekundäre
Nephrektomie ausgeführt; Heilung. Der dritte Fall betrifft ein 16 jähriges
Mädchen, bei welchem die Nephrektomie dadurch sehr erschwert war,
dass der Sack in Folge einer schon vorher ausgeführten Laparotomie
und Einnähung in die vordere Bauchwand adhärent war; ein Theil
des völlig verjauchten Sackes blieb zurück und diesen suchte man nach
fast zwei Jahren zu entfernen, was aber wegen der starken Verwach-
sungen nicht gelang. Tod.
Bocard (3) berichtet über zwei von Condamin operirte Fälle
von Hydronephrose. Die von Condamin geübte Methode bei der
Nephrektomie hydronephrotischer Säcke besteht darin, dass nach Er-
öffnung der Bauchhöble die Ränder des Peritoneum parietale mit Klemm-
pinzetien gefasst werden; hierauf wird das den Sack bedeckende Peri-
tonealblatt incidirt und auch dessen Ränder mit den Peritonealrändern
der Bauchwunde mittelst Klemmpinzetten gefasst und vereinigt. Die
Bauchhöble wird so abgeschlossen und nun erfolgt die Ausschälung des
Sackes und die Stielversorgung. In beiden Fällen erfolgte Heilung.
Wolf (47) beschreibt einen Fall von doppelseitiger Hydronephrose
mit Tod an urämischen Erscheinungen. Linkerseits war die Hydro-
nephrose durch Kompression des Ureters durch ein nach Uterus-
exstirpation aufgetretenes Carcinomrecidiv hervorgerufen. Die viel grössere
rechtsseitige Hydronephrose wird für kongenital, durch schräge Ein-
pflanzung des Ureters und Ventil-Klappenverschluss bewirkt, gehalten.
Pfannenstiel(39) berichtet über die Exstirpation zweier Hydro-
nephrosensäcke. Im ersten Falle war die Differentialdiagnose zwischen
Hydronephrose und Ovarialtumor mit Stieldrehung schwankend, nament-
lich weil der Tumor bis ins Becken reichte. Die Laparotomie ergab
Hydronephrose rechterseits und doppelte Adnextumoren mit Eiterdurch-
setzung des Uterus an beiden Tubenecken. Die Hydronephrose wurde
ausgeschält und der peritoneale Beutel ohne Naht versenkt, die Adnex-
tumoren und der Uteruskörper wurden abgetragen und die Stümpfe
versenkt. Heilung. Zwei Monate nach der Operation traten Nieren-
koliken mit plötzlicher Anurie ein, später Albuminurie und Hämaturie,
dann Genesung.
Im zweiten Falle handelte es sich um eine linksseitige Hydro-
nephrose, welche sechs Tage nach einem Abortus im dritten Monate
wegen Fiebers und Abnahme des Kräftezustandes per laparotomiam
exstirpirt wurde. Die peritoneale Hülle wurde durch Tabaksbeutelnaht
geschlossen. Nach fünf Tagen Tod unter urämischen Erscheinungen.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 96
402 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Die Sektion ergab vereiterte Steinniere rechterseits. In beiden Fällen
war also die Schwesterniere erkrankt, obwohl beide Male der Harn
völlig eiweissfrei gefunden worden war. Pfannenstiel verlangt da-
her mit Recht eine länger dauernde Beobachtung unter Zuhilfenahme
der verschiedensten diagnostischen Hilfsmittel, um über den Zustand
der anderen Niere klar zu werden; in Fällen, in denen eine Beobach-
tung nicht möglich ist, wäre die Nephrotomie vorzuziehen.
Böckel (4) exstirpirte auf transperitonealem Wege eine grosse
Hydronephrose, deren vielkänımeriger oberer Theil eine trübe, deren
ähnlich gebauter unterer Theil eine klare Flüssigkeit enthielt. Die
Rindensubstanz war nur mehr 5 mm mächtig. Heilung, jedoch erkrankte
nach drei Monaten die andere Niere an Pyelitis und die Operirte starb.
Coe (6) berichtet über einen Fall von Hydronephrose in Folge
Kompression des rechten Ureters durch ein verhältnissmässig kleines
Uterusmyom. Obwohl das Myom nicht entfernt werden konnte, floss
der Hydronephroseninhalt ab. Später kam es wegen des Myoms zur
Sectio caesarea und nach einigen Jahren ging die Kranke nach noch-
maliger Entstehung der Hydronephrose zu Grunde. Bei der Sektion
fand sich die rechte Niere in einen cystischen Tumor mit getrübtem
Inhalt verwandelt und der Ureter stark erweitert. Aber auch die linke
Niere war Sitz eines cystischen Tumors, obwohl ihr Ureter nicht kom-
primirt war. In der Diskussion erwähnen auch Edebohls und Jar-
man Fälle von Hydronephrose in Folge von Ureterkompression durch
ein Uterusmyom.
Cragin (7) berichtet über einen Fall, in welchem in einer Sitzung
ein Uterus mit Epitheliom der Portio — dasselbe war vorher ausge-
löffelt und kauterisirt worden -— und ein durch Knickung des Ureters
in Folge von Nierenverlagerung entstandener Hydronephrosensack per
laparotomiam entfernt wurden. Heilung. In der Diskussion erwähnt
Jarman die Exstirpation einer cystösen Niere mit Ausgang in Heilung,
obwohl auch die andere Niere cystös degenerirt war.
Dalziel (9) machte bei einem 20 jährigen Mädchen wegen median
liegenden cystischen Tumors, den er für ovariellen Ursprungs bielt, die
Laparotomie. Der Tumor, welcher hinter dem Mesenterium des Dünn-
darms lag, zeigte sich als von der rechten Niere ausgehend, und be-
stand aus sechs grossen diekwandigen Cysten und geringen Resten
von Nierensubstanz. Die Arteria renalis war median verlagert. Exstir-
pation, Heilung.
Dayot (10) beschreibt einen Fall von rechtsseitiger Hydronephrose
bei einem 21jährigen Mädchen; wegen Ausbleiben der Regel, Vergrösse-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 403
rung der Brüste mit Pigmentirung des Warzenhofes und sich wieder-
holendem Erbrechen war Schwangerschaft diagnostizirt worden. Die
Untersuchung ergab einen rechtsseitigen, bis zur Leber reichenden,
prall elastischen Tumor bei nicht vergrössertem, anteflektirten Uterus.
Der Tumor liess sich durch Aufblähung des Magens von der Leber
abgrenzen und wurde deshalb, obwohl Störungen seitens der Nieren
fehlten, mit Wahrscheinlichkeit für renalen Ursprungs gehalten. Der
hydronephrotische Sack wurde sammt dem atrophischen Nierenrest auf
transperitonealem Wege entfernt, wobei sich der Ureter an einer Stelle
stenosirt und geknickt — wahrscheinlich kongenital — fand. Nach
Ligirung und Abtrennung der Gefässe wurde die Höhle mit Jodo-
formgaze drainirt; die Peritonealbedeckung des Tumors war mit dem
Wandperitoneum der Bauchwunde vorher vereinigt worden. Heilung.
Fenger (12) erklärt die Entstehung der Hydronephrose haupt-
sächlich durch asymmetrische Ausdehnung des Nierenbeckens und dadurch
bewirkte Klappenbildung in Folge theilweisen oder zeitweiligen Ver-
schlusses des Harnleiters, der durch Knickung bei Nierenverlagerung
oder durch temporäre Pyelitis mit Schwellung der Schleimhaut veran-
lasst sein kann. Er plaidirt für konservative Behandlung durch Be-
seitigung der Knickung des Ureters, indem die verlagerte Niere an
normaler Stelle fixirt wird. Bei mehrfachen Cysten schlägt er vor, den
Abfluss in den Ureter dadurch zu sichern, dass man durch Durch-
trennung der Septa mittelst des Thermokauters die vielfachen Höhlen
in eine einzelne verwandelt und den Ureter durch Sondiren von der
Nephrotomiewunde aus offen hält. Wenn die Pyelitis beseitigt ist, wird
erst die Niere aus ihren Verwachsungen gelöst und die durch den
Sektionsschnitt getrennten Nierenhälften durch Naht vereinigt.
Foa (13) fand in einem Falle von kongenitalen Cysten der Nieren
beträchtliche Entwickelung des intertubulären Bindegewebes, besonders
um die Papillen, aber sich bis in die Rindensubstanz erstreckend;
zwischen dem Bindegewebe fanden sich verschiedene zellige Elemente
und kleine embryonale Gefässe. Foa fasst die kongenitale Cystenbildung
weder als interstitielle Nephritis, noch als Adenom auf.
Funke (14) beschreibt 12 Fälle von Hydronephrose aus der
Gussenbauer’schen Klinik, wovon 3 Fälle auf Nierenverlagerung
mit Ureterknickung (2 davon waren intermittirend) und 2 auf Trauma
zurückzuführen waren. In den übrigen Fällen war die Ursache unklar.
Von den 2 traumatischen Fällen betrifft der eine eine echte traumati-
sche Hydronephrose, der zweite eine Pseudohydronephrose. Von den
12 Fällen kommen 8 auf das weibliche Geschlecht. In 7 Fällen wurde
26*
404 Gynäkologie Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
die Nephrektomie, in 2 Fällen die Nephrotomie und in einem der letz-
teren die sekundäre Nephrektomie ausgeführt. Die Heilung nach den
Nephrektomien ging stets ungestört von statten. In einem Falle von
Nephrotomie blieb Monate lang eine Fistel bestehen. Funke erklärt
sich bei kleinen Hydronephrosen, namentlich bei intermittirenden, gegen
einen operativen Eingriff, bei allen längere Zeit bestehenden sowie
bei traumatischen Hydronephrosen dagegen für die Nephrektomie. Die
Nephrotomie ist bei einkämmerigen Säcken und bei nicht sicher fest-
stehender Gesundheit der anderen Niere angezeigt. Wenn nach längerem
Bestehen einer Nephrotomiefistel eine sekundäre Nephrotomie angezeigt
ist, so ist dieselbe gewöhnlich sehr schwieriz.
Gerster (16) berichtet über vier Fälle von Hydronephrosis,
darunter zwei bei Frauen. In einem derselben wurde die hydronephro-
tische Niere exstirpirt; im zweiten war Cystitis und doppelseitige Pye-
litis vorhanden mit Verdacht auf Tuberkulose, obwohl niemals Tuberkel-
bacillen gefunden worden waren. Die Nephrotomie brachte hier zeit-
weilige Erleichterung und die eine Zeit lang offen gehaltene Fistel
schloss sich nach Entfernung des Drains. Von den zwei anderen
Fällen ist einer von traumatischer Hydronephrose erwähnenswerth wegen
der bei demselben mit Erfolg ausgeführten Ureteroplastik. Im Ganzen
äussert sich Gerster bei Hydronephrose für die Nephrotomie.
Greiffenhagen (17) berichtet über die Exstirpation eines rechts-
seitigen hydronephrotischen Sackes bei einem 17jährigen Mädchen. Die
Hydronephrose, welche durch eine angeborene Stenose des Ureters 5 cm
oberbalb der Einmündung in die Blase bewirkt worden war, war vorher
per laparotomian ineidirt und nach vorne und hinten drainirt worden.
Da aber keine Schrumpfung eintrat, wurde die sekundäre Nephrek-
tomie ausgeführt. Es trat Reflex-Anurie und Exitus letalis ein.
Lapointe (23) berichtet über einen von Segond exstirpirten
Hydronephrosen-Sack bei einem 23jährigen Mädchen. Das secernirende
Gewebe war fast völlig geschwunden. Heilung. Da auch das obere
Ureter-Ende erweitert war, wird eine im rechten Scheidengewölbe ge-
fühlte Geschwulst, die für ein Ovarium gehalten wurde, vielleicht aber
ein Harnstein war, als Ursache der Verlegung des Harnleiters an-
gesehen.
Lanwers(22) spricht sich bei Hydronephrose und Gesundheit der
anderen Niere gegen die Nephrotomie wegen der Gefahr der Fistel-
bildung und für die Nephrektomie aus und zwar macht er diese auf
transperitonealem Wege, um die Gesundheit der anderen Niere durch
Abtastung feststellen zu können.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 405
Lebec (24) exstirpirte bei einer 34jährigen Kranken auf trans-
peritonealem Wege eine rechteseitige Hydronephrose, deren Symptome
auf 16 Jahre zurückgingen. Heilung. Der Ureter war undurchgängig
und durch fibröses Gewebe obliterirt.
Lenger (25) beobachtete einen Fall von grosser Hydronephrose
bei einer im 6. Monate Schwangeren. Die grosse fluktuirende Cyste
war für ovariellen Ursprungs gehalten worden. Der ganze Sack wurde
per laparotomiam exstirpirt. Am Tage nach der Operation trat ein
eklamptischer Anfall auf und trotz Befreiung des Uterus von dem
macerirten Fötus ging die Operirte an weiteren eklamptischen Anfällen
drei Tage nach der Operation zu Grunde.
Lenhartz (26) entfernte bei einer 32jährigen Frau eine 2600 g
schwere Cystengeschwulst der rechten Niere. In der durch Probe-
punktion gewonnenen Flüssigkeit waren zahlreiche hyaline mit grossen
Fetttropffen und scholligem Blutpigment besetzte Cylinder nachzu-
weisen, während der Harn gar keine Anomalien bot. Das Nieren-
parenchym war hochgradig degenerirt, der Ureter verschlossen.
Mc. Burney (27) exstirpirte eine tief ins Becken verlagerte
cystische Niere durch sekundäre Nephrektomie, nachdem die Cyste ent-
leert, ausgewaschen und mit Gaze tamponirt worden war. Die Fistel-
öffnung war durch Naht geschlossen worden und nun wurde unter
Umschneidung derselben die Niere entfernt.
Maury (26) spricht in einem Falle Retroversio uteri als Ur-
sache von Hydronephrose an.
Morison (31) fand bei Ausführung einer transperitonealen Nephrek-
tomie den rechtsseitigen mit Eiter gefüllten Sack mit dem Duodenum
verwachsen und in dieses durchgebrochen. Nach Ausschälung der
Niere wurde die Oeffnung im Darm vernäht. Tod an Collapse am
Tage der Operation. Die Hydronephrose, welche nachträglich vereitert
war, war durch Striktur des Harnleiters an der Grenze des mittleren und
unteren Drittels hervorgerufen.
Obalinski (34) führte unter 6 Fällen von Hydro-Pyonephrose
(darunter 5 Frauen) 5mal die Nephrotomie aus, mit 3 völligen Heilungen;
2mal blieb eine eiternde Fistel bestehen Ineinem Falle wurde der Sack
auf transperitonealem Wege operirt; der Sack stand mit der anderen
Niere (Hufeisenniere!) in Verbindung und konnte nur unter starker
Blutung von ihr abgelöst werden; Tod 30 Stunden nach der Operation.
Owen (36) exstirpirte bei einem 13jährigen Mädchen eine wahr-
scheinlich kongenitale linksseitige Hydronephrose auf transperitonealen
Wege. Das Organ zeigte fötale Lappung und liess am unteren Ende
406 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
noch eine beträchtliche Menge funktionsfähigen Gewebes erkennen. Der
zweite Fall betrifft einen Knaben mit traumatischer Hydronephrose.
Pawlik (37) beschreibt einen Fall von partieller Hydronephrose
bei einer 50jährigen Frau, die seit 14 Jahren an Nierenkoliken litt.
Am oberen Pole des mannskopfgrossen hydronephrotischen Sackes konnte
der erhaltene Theil der rechten Niere getastet werden. Bei der trans-
peritonealen Operation fand sich eine gabelige Theilung des Ureters,
dessen einer Ast zum erbaltenen Nierentheil, dessen anderer zur Hydro-
nephrose führte. Die letztere wurde exstirpirt, die zurückgelassene
Niere und das Nierenbecken vernäht und die Bauchwunde geschlossen ;
es trat Heilung ein, jedoch traten nach der Operation noch Nieren-
koliken auf und die Sekretion der rechten Niere blieb geringer.
Weiter beschreibt Pawlik einen Fall von linksseitiger retro-
renaler seröser Cyste bei einer 73jährigen Frau, bei welcher durch Ureter-
Katheterismus eine Erkrankung der Niere selbst ausgeschlossen werden
konnte. Es fanden sich durch die hinter der Niere liegende Cyste
Magen und Leber nach rechts und das Zwerchfell stark nach aufwärts
verdrängt und die Lumbalgegend vorgewölbt Bei der Lumbal-Excision
entleerten sich 4,4 Liter einer klaren, nicht sedimentirenden Flüssigkeit.
Die mit der Niere nicht in Verbindung stehende Cyste wurde drainirt.
Schluss der Höhle nach zwei Monaten.
Fälle von intermittirender Hydronephrose werden in folgen-
den Arbeiten angeführt.
Bergh (2) berichtet über einen Fall von bis zu Kindskopfgrösse
anschwellender intermittirender Hydronephrose rechterseits., Unmittel-
bar nach spontaner Entleerung wurde die Nephrorrhaphie ausgeführt
und dabei die Niere normal gross gefunden.
Duplay (11) berichtet über einen Fall von aufsteigender Infektion
einer intermittirenden Hydronephrose, bewirkt durch eine im Wochenbett
entstandene akute gonorrhoische Cystitis. Die Hydronephrose entleerte
sich nach einem 24stündigen Schmerzanfall und es wurden 1—2 Liter
Harn entleert.
Tauffer (43) berichtet über einen seine Grösse wechselnden Tumor
der verlagerten rechten Niere bei einer 22jährigen Kranken. Die linke
Niere war ebenfalls verlagert und vergrössert, aber auch in wechselndem
Grade. Mit der Verkleinerung der Tumoren nahm immer die Harn-
menge zu. Die Therapie war hier wegen Erkrankung beider Nieren
eine symptomatische. Korányi batte in diesem Falle durch Bestim-
mung des Gefrierpunktes des Blutes auf 0,72—0,74° (statt normal
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 407
0,56°) das Nichtvikariiren der linken Niere festgestellt, bevor diese
als Tumor zu tasten war.
Wilson (46) empfiehlt zur Untersuchung intermittirender Ovarial-
cysten und Hydronephrosen den Harnleiter-Katheterismus; im veröffent-
lichten Falle handelte es sich um eine Ovarialcyste.
Newman (33) erklärt die Entstehung der intermittirenden Hydro-
nephroge bei Nierenverlagerung entweder durch Torsion des Ureters
und der Gefässe oder durch plötzliche Knickung des Ureters oder
durch winkelige Einmündung des Ureters in die Blase (? Ref.). Ist
der Abfluss des Harns aus dem Nierenbecken verhindert, so sinkt in
Folge der Kompression der kleinen Arterien seitens der Harnkanälchen
die Geschwindigkeit des Blutstroms und die Harnsekretion geht zurück;
wird das Hinderniss beseitigt, so entleert sich eine grosse Menge ver-
dünnten Harns, indem das in der Niere aufgetretene Oedem schwindet
und einer arteriellen Hyperämie Platz macht. Während der starken
Ausdehnung des Nierenbeckens wird auch die Sekretion auf der ge-
sunden Seite plötzlich unterdrückt; dies geschieht auf reflektorischem
Wege und zwar entweder durch krampfhafte Zusammenziehung der
Muskelfasern des Ureters oder durch lokale Herabsetzung des Blut-
drucks in Folge von Krampf der Arteriolen. Da aber keine besondere
Schmerzhaftigkeit in der nicht erkrankten Niere zu beobachten ist, so
ist die letztere Entstehungsweise die wahrscheinlichere.
Cramer (8) veröffentlicht die Operation einer durch Ureterknickung
bewirkten hydronephrotischen Wanderniere aus der Barden heuer’schen
Klinik. Bardenheuer legte durch den geknickten Ureter an dessen
unterer Wand einen Längsschnitt bis ins Nierenbecken an, die Wund-
ränder wurden auseinander gehalten und durch eine senkrecht auf die
ursprüngliche Schnittrichtung angelegte Nahtlinie wieder vereinigt. Hei-
lung. Cramer macht hierbei auf die von Bardenheuer schon früher
gemachte Beobachtung aufmerksam, dass sich auch grosse hydronephro-
tische Säcke nach einer konservativen Operation rasch verkleinern und
dass nach Aufhebung des hohen intrasaccalen Druckes das komprimirte
Nierengewebe wieder funktionsfähig werden kann. Aus diesem Grunde
wt eine konservative Behandlung der hydronephrotischen Säcke zu
empfehlen.
5. Eiterige Entzündungen.
l. Albarran, J., Fistule rénale guérie par le cathöterisme a demeure des
ureteres. Soc. de chir. Sitzung vom 19. V. Centralbl. f. d. Krankh. d.
Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 512.
408 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
2. Alexander, S.T., Drainage of the kidney and pyrexia. New York Acad.
of Med. Sektion f. allg. Chir. Sitzung v. 10. V. Med. Record, New York.
Vol. LII, pag. 171.
8. Aly, Surgical kidney. Aerztl. Verein in Hamburg, Sitzung vom 30. IT.
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 372. ,
4. Baginsky, A., Ueber Pyelonephritis im Kindesalter. Deutsche mediz.
Wochenschr. Bd.. XXIII, pag. 400.
5. Bovet u. Huchard, Pyélonéphrite infectieuse guérie par les injections
sous-cutanées de solution saline de chlorure de sodium. Soc. de thérap.
Sitzung v. 12. I. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 862.
6. Chevalier et Mauclaire, Nephrotomie pour anurie chez une femme
ayant un rein unique. Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f.
d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 723.
7. Coelho, S., Trois cas de néphrectomie dans des pyélo-néphrites suppurées,
suivie de guérison. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 891.
8. Delbet, L'hématocatharsis dans les pyélites et les hémorrhagies. Presse
méd. Nr. 2.
9. Elliot, J. W., Nephro-Ureterectomy; retroperitoneal extirpation of a
kidney with its ureter. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag.
173 u. 187.
10. Fuller, Interesting points connected with a nephrectomy secondary to
a nephrotomy. Journ. of cutan. and gen.-ur. diseases 1896, Nr. 163.
li. Genova, L., Di un caso di pielonefrite blennoragica, di gomme della cal-
lotta e di pachimeningite purulenta. Giorn. ital. delle mal. ven. 1895,
Heft 9. (Sektionsbefund von aufsteigender gonorrhoischer Ureteritis und
Pyelonephritis.)
12. Goldberg, B., Ueber Albuminurie bei Blennorrhoe. Monatsschr. f. prakt.
Dermatol. 1896, Nr. 8.
13. Hannecart, Néphrectomie chez une femme de 70 ans. Journ. de Méd.
de Bruxelles, 22. April.
14. Homans, J., A case of nephrectomy for renal abscess, calculous pyelitis
and cholecystotomy in the same patient; recovery. Boston Med. and Surg.
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 547.
15. Israel, J., Demonstration von vier Nierengeschwülsten. Freie Vereinigung
d. Chirurgen Berlins. Sitzung v. 13. VII. 1896. Berliner klin. Wochen-
schrift. Bd. XXXIV, pag. 104.
16. Klugkist, H., Ueber puerperalen parametritischen Abscess mit nachfolgen-
der Pyelonephritis. Inaug -Diss. Greifswald.
17. Kudinzew, J., Ein Fall von Nephrektomie wegen multipler Pyonephrosis.
Med. obosr. Nr. 1. g
18. Küster, E. F., Ueber Pyelitis und Pyelonephritis. Inaug.-Diss. München
1896. (Sektionsbefund von eiteriger Pyelitis und Perinephritis bei einem
Manne.)
19. Lilienthal, H., The diagnosis and treatment of surgical renal disease.
Ann. of Surg. 1896, pag. 257.
20. Loumeau, Pyonéphrose ou congestion renale. Assoc. franç. d’urol.
II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII],
pag. 721.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 409
21. Macaigne, Nephritis in Folge von Colibacillen. Arcb. gen. de Méd. 1896,
Nr. 12.
2. M’Ardle, Suppurating kidney. Royal Acad. of Med. in Ireland, Section
on Pathol. Sitzung v. 5. XI. Lancet. Vol. II, pag. 1327.
23. Mendelsohn, Ueber medikamentöse Bebandlung der Krankheiten der
oberen Harnwege. LXIX. Naturforscherversammlung zu Braunschweig.
Innere Sektion. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 894.
24. Navas, H., Des pyelonephrites gravidiques. These de Lyon, Nr. 57 u.
Gaz. hebd. de med. et chir. Nr. 53.
25. Niebergall, Die primären und sekundären Eiterungen’in dem die Niere
umgebenden Fettbindegewebe (primäre u. sekundäre Paranephritis). Deutsche
militärärztl. Zeitschr. 1896, Heft 8—10. (Kingehende Schilderung der Aetio-
logie, Symptomatologie, Differentialdiagnese, Prognose und Therapie unter
Mittheilung von 20 neuen Fällen, worunter zwei eigene Beobachtungen.)
26. Seelig, Ueber Pyelitis. Verein f. wissenschaftl. Heilkunde zu Königs-
berg, Sitzung v. 29. III. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 198.
Vereinsbeilage.
27. Steiner, Eitrige Paranephritis, entstanden durch Nierenabscess. Centralbl.
f. Chir. Bd. XXIV, Nr. 13.
28. Wollstein, M., Abscess of kidney; cystitis without symptoms. New York
Path. Soc. Sitzung vom 28. X. 1896. Med. Record, New York. Vol. LI,
pag. 138.
Nach den Untersuchungen von Goldberg (11) kommt in 12°/o
der Fälle von akuter Gonorrhoe wahre Albuminurie vor, die nur in
einem Sechstel als Folge von aufsteigender Cysto-uretero-pyelonephritis
aufgefasst werden kann. In den übrigen fünf Sechsteln nimmt Gold-
berg eine Infektion der Nieren durch die Blutbahn auf metastatischem
Wege an. Diese Albuminurie verschwindet meistens nach einer Dauer
von wenigen Wochen, kann aber auch, wenn die Gonorrhoe chronisch
wird, ebenfalls chronisch werden, jedoch bleibt sie auch in diesem Falle
meist geringfügig und nimmt nur höchst selten gefahrdrohende Grade an.
Baginsky (4) unterscheidet zwei Kategorien von Pyelonephritis
im Kindesalter, eine leichte und eine schwere Form. Die erstere entsteht
im Anschluss an Dyspepsie, Obstipation und membranöse Colitis; der
Gehalt des Harns an Eiterkörpern, Cylinder-Bruchstücken und ge-
schwänzten Epithelien ist wechselnd. Von Bakterien enthält der Harn
besonders das B. coli commune. Die schweren Fälle kommen bei Sommer-
diarrhoen mit grünlichen, schleimigen oder blutigen Stüblen vor. Der
viel Eiter, Cylinder und Epithelien enthaltende Harn erweist sich als
stark bakterienhaltig, besonders sind B. coli commune, Bacillus pyo-
cyaneus und Proteus nachzuweisen. Die Nieren sind vergrössert und
schmerzbaft und lassen bei der Sektion stecknadel- bis bohnengrosse
410 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
eiterige und hämorrhagische Herde erkennen. Diese Form ist progno-
stisch sehr ungünstig (alle vier beobachteten Kinder starben). Fin kel-
stein bestätigte in der Diskussion das Vorhandensein der Arten des
B. coli commune im Harn bei Pyelonephritis im Kindesalter und betont
besonders das häufige Vorkommen dieser Erkrankung bei Mädchen,
bei denen das Eindringen der Bakterien besonders leicht ist; er ist ferner
geneigt den Ausgang solcher Pyelonephritiden in Schrumpfnieren an-
zunehmen. Posner nimmt in solchen Fällen nicht einen ascendirenden
Prozess, sondern eine Infektion durch die Blutbahn an, was durch
die Experimente mit Darmunterbindung gestützt wird, eine Anschauung
die von Baginsky nicht getheilt wird.
Boret und Huchard (5) empfehlen bei infektiöser Pyelonephritis
die subcutane Injektion von physiologischer Kochsalzlösung, wodurch
eine verstärkte Diurese mit vermehrter Ausscheidung toxischer Sub-
stanzen bewirkt wird Ein Fall wird als Beispiel angeführt. Bei
gleichzeitigen Cardiopathien ist die vorgeschlagene Behandlung kontra.
indicirt.
Fuller (10) stimmt mit Israël dahin überein, dass bei Nieren-
eiterungen die primäre Nephrotomie und Drainage sowie eventuell
die sekundäre Nephrektomie der primären Exstirpation vorzuziehen ist.
Die durch das von Israël empfohlene Verfahren erzielten Resultate
sind deshalb bessere als bei primärer Nephrektonie, weil durch die
Nephrotomie das Volum der Niere beträchtlich verringert wird und
die Niere daher später leichter und bei kleinerem Hautschnitt zu ent-
fernen ist, ferner weil nach der Nephrotomie die Umgebung des Organs
so sehr mit plastischer Lymphe durchtränkt wird, dass bei der sekun-
dären Nephrektomie die Resorption septischer Stoffe sehr beschränkt
wird, endlich weil sich in der Zeit nach der Nephrotomie der Zustand
der anderen Niere sicher beurtheilen lässt.
Lilienthal (19) befürwortet bei eiterigen Entzündungen der
Niere zunächst die einfache Nephrotomie und konnte damit einen Fall
zur Heilung bringen, in welchem die Niere Sitz pyämisch-metastatischer
Abscesse war. In einem Falle von vereiterter Steinniere musste, weil
die nach Nephrotomie zurückgebliebene Fistel nicht heilte, die sekundäre
Nephrektomie ausgeführt werden.
Macaigne (21) beschreibt drei Fälle von descendirender Infektion
durch Colibacillen, für welche Form der Infektion er zwei Ursachen
annimmt, nämlich eine Verletzung der Oberfläche des Verdauungs-
kanals und eine stärkere Virulenz der Bacillen. Klinisch und patho-
logisch unterscheidet er zwei Formen descendirender Infektion: 1. Eine
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 411
epitheliale unter der Erscheinung einer Glomerulo- und Tubular-Nephritis
verlaufende, bei welcher der Harn Colibacillen enthält; die Epithelial-
Läsionen sind entweder bedingt durch die Bacillen selbst oder durch
die Toxine; die Prognose ist gewöhnlich günstig. 2. Eine eiterige
Form, bei welcher Fieber, Oedeme, Albuminurie, Cylindrurie und
Pyurie vorhanden sind; die Symptome ähneln einer Pyelonephritis
oder einer primären eiterigen Nephritis, aber Ureteren und Blase sind
gesund; in der Niere entwickeln sich miliare Abscesse, welche die Coli-
bacillen entbalten und aus Embolis in den Glomerular- und Inter-
tübular-Gefässen oder aus Bacillen-Haufen innerhalb der Kanälchen
entstehen. Die Abscesse sitzen im letzteren Falle peritubular, im
ersteren perivaskulär. Zugleich besteht intensive Glomerulitis, Peri-
glomerulitis und kleinzellige Infiltration und die Kanälchen sind mit
Bacillenhaufen angefüllt.
Obalinski (g. 4. 34) bezeichnet bei allen Pyonephrosen, mögen
sie auf Lithiasis oder auf anderen Ursachen beruhen, die Nephrotomie
als die tonangebende Operation; unter 20 einschlägigen Fällen wurde
dieselbe 8mal, jedesmal mit günstigem Erfolge ausgeführt, während fünf
Fälle von Nephrektomie zweimal zum tödtlichen Ausgang führten.
Auch die einfache Incision ergab günstige Resultate, indem sämmtliche
sieben Operirte genasen, zwei allerdings unter Bildung einer Nieren-
fistel. Die Nephrotomie ist schon deshalb die Methode der Wahl, weil
die Hilfsmittel, durch welche der Zustand der anderen Niere beurtheilt
werden kann, vor allem der Ureter-Katheterismus, schwierig anzuwenden
und doch noch unsicher sind. Nach Obalinski’s Erfahrungen darf
übrigens die Funktionstüchtigkeit der anderen Niere angenommen werden,
wenn die erkrankte Niere bei der Palpation 2—3 mal vergrössert
gefunden wird. Die Nephrektomie ist nur dann indizirt, wenn vor-
handene Steine nicht radikal entfernt werden können und sehr ver-
breitete Eiternischen vorhanden sind, welche zu Eitersenkungen oder
zu langdauernden Eiterungen Veranlassung geben können ; kontraindizirt
it sie bei starken Verwachsungen der Nierenkapsel mit der Umgebung,
% dass deren Trennung starke Blutungen herbeiführen kann. Da die
meisten Pyonephrosen auf Steinbildung beruhen, soll man nicht zögern,
den operativen Eingriff auch in einem frühen Stadium der Erkrankung
zu unternehmen.
Delbet (8) beobachtete bei einem Falle von Pyelonephritis nach
Intravenöser Injektion von 1!/» Liter 7?/o iger Chlornatrium-Lösung
mit Natriumsulfat ein Absinken des Fiebers unter gesteigerter Diurese
und Diarrhoe. Als Kontraindikatiin wird Herzschwäche erwähnt,
412 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
jedoch kann zuerst mit subeutanen Infusionen ein Versuch gemacht
werden.
Mendelsohn (23) betont, dass bei Infektion der oberen Harn-
wege, speziell bei Infektion des Harns, das bisher übliche Salol von
dem Urotropin Nicolaier’s in Schatten gestellt wird. Dasselbe ist bei
Zuständen von Harnzersetzung innerhalb der Harnwege in einer Reihe
von Fällen mit grossem Erfolge gegeben wurden. In der Diskussion
bestätigt auch Posner die gute Wirkung des Urotropins bei Harn-
zersetzung.
Elliot (9) exstirpirte eine vereiterte Niere bei einer 24jährigen
Kranken, an welcher früher beiderseits die Nephrotomie ausgeführt
worden war. Auf der rechten Seite hatte dieselbe einen Eiterherd,
linkerseits nur eine Cyste ergeben. Da rechterseits nochmals Schmerzen
auftraten, war die Nephrotomie wiederholt worden und nach dieser
Operation blieb eine eiternde Fistel zurück, die Arbeitsunfähigkeit her-
beiführte, weshalb die Kranke die Exstirpation der Niere verlangte.
Diese wurde erst ausgeführt, nachdem unter Zunahme der Harustoff-
Ausscheidung einerseits, einer Hebung des Ernährungszustandes an-
dererseits die Funktionstüchtigkeit der anderen Niere festgestellt war.
Die Ausschälung der Niere aus dem derben Narbengewebe war schwierig.
Nach der Exstirpation fand sich der Ureter daumendick erweitert und
mit Eiter gefüllt; da derselbe in der Höhe des Beckeneingangs nor-
males Kaliber anzunehmen schien, wurde er bis in diese Höhe herunter
exstirpirt und der Rest sorgfältig vernäht. Vollständige Heilung. Elliot
glaubt, dass ein Stein Ursache der Eiterung gewesen ist, obwohl ein
solcher nicht gefunden wurde. Die exstirpirte Niere war fast voll-
ständig durch Eiterung zerstört. Nach der Operation nahm die täg-
lich ausgeschiedene Harnstoffmenge stetig zu.
In der Diskussion (Suffolk District Med. Society) wird von Wood,
Cabot, Richardson und Reynolds die Beobachtung der Harn-
ausscheidung nöthigenfalls mit Zuhilfenahme des Kystoskops und des
Harnleiter-Katheterismus als wichtig betont; von Interesse ist hier
besonders der von Reynolds erwähnte Fall, in welchem ohne
Harnleiter- Katheterismus wahrscheinlich auf die gesunde Niere in-
cidirt worden wäre. Burrage spricht sich für die Nothwendigkeit der
Ureterektomie in Fällen von tiefgreifender Eiterung im Harnleiter aus
und erwähnt einen Fall, in welchem nach der Nephrektomie die Eite-
rung aus dem belassenen Harnleiter fortdauerte. Bezüglich der Be-
handlung des Harnleiters nach der Nephrektomie befürwortet Cabot
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 413
in geeigneten Fällen die von Kelly zuerst ausgeführte Implantation
des Ureter-Restes in die Scheide.
Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über vier Fälle von Pyonephrose
(zwei bei Frauen). In einem Falle wurde nach Nephrotomie die
sekundäre Nephrektomie, im zweiten die primäre Nephrektomie aus-
geführt. Beide Operirte genasen. Von den zwei Fällen bei Männern
ist einer dadurch bemerkenswerth, dass eine tödtliche Blutung aus der
Vena cava eintrat. Bräuninger tritt bei Pyonephrose für möglichst
frühzeitige Operation ein.
Klugkist (16) beschreibt einen Fall von tödtlicher Pyelonephritis
nach eitriger Parametritis mit Durchbruch des Abscesses in die Blase.
Die doppelseitige Pyelonephritis erfolgte offenbar auf dem Wege auf-
steigender Infektion. Tod an Urämie.
Navas (24) theilt drei selbst beobachtete Fälle von Pyelonephritis
in der Schwangerschaft mit und bespricht ausserdem acht aus der
Litteratur gesammelte Fälle. In fünf Fällen trat die Erkrankung im
5. Monat der Schwangerschaft auf, in den anderen Fällen im 6. und
7. Monate. Die Affektion sass stets rechterseits. Die Infektion, welche
in der Mehrzahl der Fälle durch Colibacillen bewirkt wird, geschieht
vom Darm aus auf dem Wege der Blutbahn. In zwei Fällen trat der
Tod ein, beidemale erst nach der Geburt, in dem einen Falle wohl
durch Sepsis nach kriminellem Eingriff. In sieben Fällen trat Heilung
unter gewöhnlicher medikamentöser Behandlung und durch Entleerung
des Eiters durch den Ureter ein. In drei Fällen wurde die Nephrotomie
ausgeführt, mit einem Todesfall (Guyon). Die Nephrektomie kommt nur
als sekundäre Operation bei bleibender Eiterfistel in Betracht.
Albarran (1) brachte eine nach Nephrotomie bei Pyonephrose
zurückgebliebene Lumbalfistel dadurch zum Schluss, dass er Verweil-
katheter in beide Ureteren einlegte.
Lanwers (g. n. 22) operirte drei Pyonephrosen mittelst Nephro-
tomie und drei andere mittelst Nephrektomie. Die Indikation des Ein-
griffes ist für den Einzelfall streng zu individualisiren ; grosse Schwäche
und Erkrankung der anderen Niere kontraindiziren die Nephrektomie.
Newman (g. 3, 30) beobachtete das Verschwinden einer Pyo-
nephrose während der Palpation, obwohl nachher kein Eiter aus der
Blase entleert wurde. Der Inhalt war wahrscheinlich ins Colon abge-
flossen. Nach Wiedererfüllung des Sackes Nephrotomie und Heilung.
Alexander (2) beobachtete nach Nephrotomien bei Pyonephrosen,
dass er öfters den Abfall der Temperatur erst eintreten sah, wenn der
Drain aus der Niere entfernt wurde.
414 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Aly (3) stellte in einem Falle von Pyonephrose die Diagnose
durch das Rose’sche Verfahren der getrennten Harngewinnung. Nephr-
ektomie.
Chevalier und Mauclaire (6) beobachteten plötzliche Anurie
bei einer Frau, der vor sechs Jahren wegen Pyonephrose die rechte
Niere entfernt worden war. Die Nephrotomie ergab einen Liter trüben
Harns im Nierenbecken. Der Ureter blieb bis jetzt undurchgängig.
Coelho (7) bezeichnete bei Pyelonephritis als Operation der Wahl
die Nephrotomie; die Nephrektomie ist nur ausnahmsweise indizirt. Es
werden drei Fälle von Nephrektomie mitgetheilt, die alle mit Genesung
endigten. Im ersten Falle handelte es sich um eine vereiterte Stein-
niere, bei der die Exstirpation gemacht wurde, weil nicht alle Steine
sich entfernen liessen. Im zweiten Falle machte der hochgradig de-
generirte Zustand der Niere und die Zerreisslichkeit ihres Gewebes die
Exstirpation nothwendig. Der dritte Fall betrifft einen männlichen
Kranken.
Hannecart (13) entfernte bei einer 70Ojährigen Frau, die an
Nierenschmerzen und Hämaturie litt und bei der ein fluktuirender Tumor
in der rechten Nierengegend gefunden wurde, die pyonephrotische
Niere; das Nierengewebe war vollständig zerstört. Heilung. Die Pyo-
nephrose war wahrscheinlich nach Verlagerung der Niere entstanden.
Homans (14) berichtet über die Exstirpation einer mit Eiter und
Steinen gefüllten Niere bei einer 42jährigen Kranken, bei der schon
vor 13 Jahren ein Nierentumor gefunden worden war. Schnitt in der
Linea semilunaris. Zugleich wurde die mit Steinen gefüllte Gallenblase
incidirt. Heilung.
Israël (15) exstirpirte eine Pyonephrose bei einer im fünften
Monate schwangeren Frau mit glücklichem Ausgang und ohne Unter-
brechung der Schwangerschaft.
Loumeau (20) beobachtete bei einer an Cystitis in Folge von
Blasenstein leidenden Frau eine Schwellung beider Nieren, die für den
Ausdruck einer Pyonephrose gehalten wurde. Die Lumbalincision er-
gab aber nur eine starke Kongestionirung der Niere.
M’Ardle (22) exstirpirte eine vereiterte Niere, in deren Eiter-
herden Colibacillen in Reinkultur gefunden worden. Die ÖOperirte
genas.
Seelig (26) legt bei der Diagnose pyelitischer Eiterungen
das Hauptgewicht auf die Kystoskopie und den Harnleiterkathe-
terismus; für die Therapie lenkt er die Aufmerksamkeit auf Spülungen
des Nierenbeckens.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 415
Wollstein (28) berichtet über einen Fall von verkästem Nieren-
abscess; das Nierengewebe war auf !/s reduzirt. Die Kranke starb an
Morbus Brighti der anderen Niere. Zugleich fand sich eine Cystitis,
besonders in der Gegend des Trigonum, welche symptomlos ge-
blieben war.
6. Tuberkulose.
l. Albarran, Deux n&phrectomies précoces pour tuberculoses miliaires du
rein; guérison. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, Nr. 10.
2. — J., Indications opératoires dans la tuberculose rénale. XI. franzöds.
Chirargenkongress. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 1044.
3. — Les infections secondaires dans la tuberculose urinaire. Ann. des
mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 1.
4. Bangs, L. B., Resultats after nephrectomy for renal tuberculosis. Amer.
Ass. of Gen.-Ur. Surg. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 711.
3. Brown, F. T., Renal Tuberculosis. New York Med. Journ. Vol. LXV,
pag. 377 ff.
6. Bunge, R., u. Trautenroth, A., Smegma- und Tuberkelbacillen. Fort-
schritte d. Med. Bd. XIV, Nr. 23 ff.
T. Carlier, L’intervention chirurgicale dans la tuberculose du rein. Assoc.
franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIII, pag. 721.
8. Garceau, E., Some cases of Cystitis in women. Boston Med. and Surg.
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 97 u. 109.
9. Goldberg, Ueber Nierentuberkulose. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn-
u, Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 469.
10. Guyon, F., Anurie tuberculeuse. Journ. de med. et chir. prat: 1896, Nr. 15.
(Fall von Annie ohne Nierensteine.)
ll. Heinricius, G., Njurtuberkulos; Nefrotomi; Nefrektomi. Finska Läkare-
sällsk. Handl. Bd. XXXVII, pag. 527; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV,
pag. 429.
12. Hotchkins, Tubercular kidney. Ann. of Surg. 1896, Oktober.
13. Kammerer, F., Tuberculosis of the kidney. New York Acad. of Med.
Chirurg. Sektion, Sitzung v. 14. XII. 1896. Med. Record. New York. Vol.
LI, pag. 62.
. Kelynack, T. N., The „scrofulous“ kidneys. Med. chron. Mai.
. King, H. M., A case of genito-urinary tuberculosis; necropsy. Med. News.
Vol. LXXI, pag. 302.
6. Lindl, P., Ueber Urogenitaltuberkulose. Inaug.-Diss. München 1896.
. Littleword, Nephrectomy for tuberculous disease. Leeds and West
Riding Med.-Chir. Soc. Sitzung v. 19. III. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag.
1161. (Ein Fall, Genesung.)
. Lorenz, R., Zur Frühdiagnose der Nierentuberkulose. Inaug.-Diss. Greifs-
wald 1896.
. Loumeau, Nephrectomie pour tuberculose primitive du rein. XI. franz.
Chirurgenkongress. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 1044.
416 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
20. Mankiewicz, Exstirpirte tuberkulöse Niere. Berliner med. Gesellsch.
Sitzung v. 28. IV. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage,
pag. 99. (Demonstration.)
21. Mc Burney, Tubercular kidney, nephrectomy. Ann. of Surg. 1896, Juli.
22. Meyer, W., Early diagnosis and early nephrectomy for tuberculosis of
the kidney. Med. News. Vol. LXX, pag. 545.
23. Michel, A., Des tuberculoses latentes du rein. These de Montpellier,
Nr, 52.
24. Percheron, A., De l'intervention chirurgicale dans la tuberculose rénale.
Thèse de Paris, Nr. 524.
25. Polak, J. O., Nephrectomy for tuberculous kidney; two cases. New York
Acad. of Med., Section on Obst. and Gyn. Sitzung v. 25. III. Med. Record.
New York. Vol. LI, pag. 498. (Zwei Fälle, davon ein Todesfall.)
26. Selby, Nierentuberkulose mit Steinen; doppelseitige Pyonephrosis calcu-
losa. Leeds and West Riding Med.-Chir. Soc. Sitzung v. 19. II. Lancet,
Vol. I, pag. 668. (Demonstration der Präparate.)
27. Steel, J. D., Case of primary renal tuberculosis. Amer. Med. Assoc.
L. Jahresversammlung. Med. News. Vol. LXX, pag. 869. (Betont die
Möglichkeit der primären Nierentuberkulose.)
28. Stewart, D., u. Kelly, A., On the occurence of primary tuberculosis
of the kidney with special reference to primary miliary form. Med. News.
Vol. LXXI, pag. 193.
29. Stoeve, G., Zur Frage der Urogenitaltuberkulose. Inaug.-Diss. Jena 1896.
(Krankengeschichte und Leichenbefund bei cinem Manne.)
30. Thümmel, H., Exstirpation einer tuberkulösen Wanderniere. Beiträge
z. wissenschaftl. Medizin. Festschr. z. Braunschweiger Naturforscher-Ver-
sammlung. Braunschweig, H. Brubn, pag. 290.
3l. Tuffier, Contribution à l'étude de l’intervention chirurgicale dans la
tuberculose du rein. Soc. de chir. Sitzung v. 13. VI. Ann. des mal. des
org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 712.
32. Van der Veer, A., Haematurie; large tubercular kidney, right side;
right lumbar incision, transverse, 12'/» inches; peritoneum not injured;
recovery. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI, pag. 137. (Betrifft einen Kranken
männlichen Geschlechts.)
Brown (5) veröffentlicht eine ausführliche Darlegung seines im
vorigen Jahre in einem Vortrag (Jahresbericht Bd. X, pag. 44) geäusserten
Standpunktes. Für die Anfangsstadien der Erkrankung empfiehlt er
eine allgemeine roborirende, eventuell klimatische Behandlung. Tritt
dagegen Pyurie mit Fieber auf bei nachweisbarer Vergrösserung und
Empfindlichkeit der Niere, oder kommt es zu Nierenblutungen mit
Kolik ähnlichen Erscheinungen, so ist die Nephrektomie strikte indizirt,
auch wenn irgendwo im Körper — meistens in der anderen Niere —
ein noch aktiver oder geheilter Tuberkulose-Herd nachgewiesen wird.
Das Gleiche ist der Fall, wenn unter der roborirenden Behandlung
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 417
Appetit und Körpergewicht abnehmen, Pyurie, Schmerzhaftigkeit und
Nierenschwellung dagegen zunehmen. Dass in solchen Fällen bestehende
Blasenbeschwerden mit der Nephrektomie plötzlich verschwinden, be-
weist, wie lange die excernirenden Harnwege trotz der fortwährenden
Ausscheidung der Bacillen immun bleiben können. In Fällen, wo die
excernirenden Harnwege sicher bereits erkrankt sind, wo auch die andere
Niere, wenn auch in geringerem Grade affizirt ist und wo Peritoneum,
Tuben und Ovarien erkrankt sind, kann ebenfalls die Nephrektomie
zeitweilig Erleichterung schaffen, wenn der Hauptherd in einer Niere
sitzt und der natürliche Abfluss durch den Ureter unzureichend ist.
Anschliessend (hel Brown die Statistik von Mc Burney zu-
sammen mit der seinigen mit: von 28 Nephrektomien wurden 9 bei
Tuberkulose ausgeführt, mit einem Todesfall (bei transperitonealer
Operation) wegen Erkrankung der anderen Niere. Die übrigen Nephrek-
tomien kommen auf 7 Fälle von Pyonephrose, 2 Fälle von septischen
Erkrankungen in der Nierenwunde, ferner je 2 von Hydronephrose,
von Calculose und von Nierenruptur (ein Todesfall), endlich je ein Fall
von Nierenabscess nach Ruptur, Oysten-Niere und chronische diffuse
Nephritis. In 17 Fällen wurde auf transperitonealem, in 11 auf lumbarem
Wege operirt.
Von den lumbaren Schnittführungen passt für die Nierenexstir-
pation mehr die transversale, während die vertikale mehr für die Nephror-
rhaphie sich eignet. Die transperitonealen Methoden durch das Meso-
colon oder durch das Mesenterium involviren namentlich bei den dünn-
wandigen tuberkulösen und Eiternieren die Verunreinigung des Bauch-
fells, eignen sich jedoch für die Exstirpation sehr voluminöser Nieren,
Ist das Colon stark medianwärts verdrängt, so gestattet auch bei grossen
Nierentumoren die extraperitoneale Schnittführung oder die Schnitt-
führung durch das Mesocolon den besten Zugang zum Stiel.
Goldberg (9) betont als Frühsymptome der Nierentuberkulose
besonders Koliken und Blutungen mit Pyurie. In seltenen Fällen kommt
es im Anfangsstadium zu einer Hämaturie, so dass die Aufstellung
einer „forme h&maturique‘ der Nierentuberkulose gerechtfertigt erscheint.
Die Kystoskopie ist für die Frühdiagnose von hohem Werth, jedoch
kann auch sie im Stiche lassen, weil die pathologischen Veränderungen
der Blase nicht immer charakteristisch für Nierentuberkulose sind und
die Blase auch völlig frei von Erkrankung sein kann; in diesem Falle
beweist aber die Kystoskopie den Sitz der Erkrankung in den oberen
Harnwegen. Für die Diagnose, welche Niere erkrankt ist, kann eben-
falls die Kystoskopie von grossem Wertbe sein, jedoch wird mit Recht
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 27
418 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weihe.
betont, dass die Sekretion eines klaren Harns die Tuberkulose nicht
völlig ausschliesst. Von weiterem Werthe erscheint die Palpation der
Nieren, jedoch ergiebt diese durchaus nicht immer Aufschluss über Sitz
und Charakter der Erkrankung. Endlich wird bei Eiterharn auf die
Wichtigkeit der von Posner vorgeschlagenen Zählung der Eiterkörper-
chen und Vergleich der Zahl mit dem Eiweissgehalt hingewiesen, welche
Methode für Annahme oder Ausschluss einer renalen Erkrankung von
grossem Werthe ist.
In therapeutischer Beziehung befürwortet Goldberg für Initial-
fälle zunächst die Allgemeinbehandlung verbunden mit geeigneter medika-
mentöser Therapie (Kreosot, Ichthyol), weil kleinere tuberkulöse Herde
sich abkapseln und unschädlich werden können. Bei der Indikations-
stellung für den operativen Eingriff und die Art desselben kommt der
Zustand der Blase und der Schwesterniere, vor allem aber der nach
der Freilegung der erkrankten Niere gefundene Zustand dieses Organes
selbst in Betracht. Hierbei wird betont, dass nachweisbare Erkrankung
anderer Theile des Harnapparates die Nephrektomie nicht vollkommen
kontraindizirt. In zweifelhaften Fällen empfiehlt Goldberg nach Nephrek-
tomie den Harn der anderen Seite isolirt zu untersuchen und dabei be-
sonders den Harnstoffgehalt in Betracht zu ziehen und im Falle günstigen
Ergebnisses dann die sekundäre Nephrektomie anzuschliessen. Bei
Gewissheit einer Erkrankung der Schwesterniere ist nur die Nephrotomie
zulässig. |
Von den drei von Goldberg mitgetheilten Fällen betrifft einer
eine Frau, bei welcher vor der Operation die Diagnose Cystitis und
Hydropyonephrose der beweglichen rechten Niere gestellt worden war.
Nach der Nephrotomie wurde die Erkrankung durch Nachweis von
Tuberkelbacillen als tuberkulös erkannt und da die andere Niere gut
funktionirte, am zweiten Tage die Nephrektomie vorgenommen. Da
auch nach der Heilung im Harn Tuberkel gefunden wurden, ist zwar
auch die zurückgebliebene Niere nicht frei von Tuberkulose, aber die
Frau ist unter angemessener Allgemeinbehandlung drei Jahre nach der
Operation noch in gutem Zustande.
Albarran (3) bespricht in einem klinischen Vortrage die sekun-
dären Infektionen bei Nierentuberkulose. Die tuberkulöse Erkrankung
der Harnwege ist anfangs eine isolirte Infektion mit Tuberkelbacillen,
sie bleibt es aber nicht lange, denn die nekrosirte Gewebstheile ent-
haltenden Organe bieten der sekundären Infektion mit pyogenen Mikro-
organismen einen sehr günstigen Boden. Unter den pyogenen Mikro-
organismen spielen hierbei die Colibacillen die Hauptrolle Die sekun-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 419
däre Infektion der Nieren kann dabei auf doppeltem Wege erfolgen:
entweder ist nur die Blase tuberkulös erkrankt, dann dringen die
Mikroben der sekundären Infektion leicht durch die Harnleiter nach
aufwärts; oder die Ureteren oder die Nieren sind tuberkulös erkrankt
und dann werden die Nieren selbst der Sitz doppelter Infektion. Die
sekundäre Infektion beschleunigt oft in rapider Weise die anfänglich
durch die Tuberkulose bewirkten Zerstörungen und zugleich kommt es
durch dieselben zu einer bedeutenden Tiefenwirkung, indem die Mikro-
organisraen der sekundären Infektion — Colibacillen, Staphylokokken
— in Folge des Verlustes der Epitbelschicht auf die unten liegenden
Gewebe einwirken und hier Pericystitis, Periureteritis, Peri- und Para-
nephritis hervorrufen. Aber auch Erkrankungen von Organen und
Organtheilen, die von Tuberkulose verschont geblieben waren, werden
durch die sekundäre Infektion hervorgerufen. So kann bei Nieren-
tuberkulose die Blase durch sekundäre Infektion erkrankt sein, so dass
nach Exstirpation der Niere die Blase zum Ausheilen kommt. Aus
diesem Grunde kann die Gegenwart einer Cystitis nicht als Kontra-
indikation gegen Nephrektomie betrachtet werden. Im Gegentheil wird
durch die Exstirpation einer tuberkulösen Niere auf eine Cystitis nicht
nur dann ein wohltbätiger Einfluss ausgeübt, wenn diese durch sekun-
däre Infektion erzeugt ist, sondern auch dann, wenn die Blase selbst
tüberkulös erkrankt ist, indem dann die letztere einer lokalen Behand-
lung — Sublimat-Instillationen nach Guyon — zugänglich wird. Eine
Peri-Ureteritis kann nach der Nephrektomie ebenfalls vollständig zurück-
gehen, wie klinische Erfahrungen beweisen.
Die sekundäre Infektion der Niere kann in der tuberkulös er-
krankten Niere aber auch in der anderen Niere auftreten, so dass bei
vorhandenen Nierensymptomen und gleichzeitig vorhandenen Tuberkel-
Bacillen im Harn die Diagnose, welche Niere wirklich die tuberkulös
erkrankte ist, sehr schwierig sein kann. Wenn irgend möglich soll
deshalb die Kystoskopie und die Katheterisation der Ureteren aus-
geführt werden, um die Diagnose möglichst zu sichern.
Bei der Feststellung der Indikation für die spezielle Art des chirur-
gischen Eingriffs ist vor allem die Bedeutung der betreffenden: Niere
für den Gesammt-Organismus und für die bestehende Kachexie mass-
gebend. Bei tuberkulöser Niere kann die Nephrotomie wenn auch nur
vorübergehende Besserung bringen, so dass nach Besserung des Allge-
meinzustandes die vorher nicht ausführbare Nephrektomie sekundär
vorgenommen werden kann. Da Nephrotomie und Drainage nur bei
einfach eitriger Infektion bleibenden Erfolg schaften können, so glaubt
27*
420 Gynäkologie. Krankheiten der Hornorgane beim Weibe.
Albarran, dass in solchen Fällen, wo nach Nephrotomie bei an-
scheinend tuberkulöser Niere eine Heilung ohne Fistelbildung zu Stande
gekommen ist, es sich häufig um einfach eitrig infizirte Nieren gehandelt
habe. In jedem Falle, wo man sich zur Nephrektomie entschlossen hat,
sollte deshalb die Niere nach der Freilegung mit dem Sektionsschnitt
eröffnet und genau untersucht werden. Findet sich eine einfache Pyo-
nephrose, so soll es bei der Nephrotomie bleiben; finden sich einzelne
tuberkulöse Herde, so kann die Auskratzung oder auch vielleicht die
partielle Resektion in Frage kommen. Ist aber die Niere durch Tuber-
kulose und zugleich durch eitrige Infektion zum grossen Theile zerstört,
so ist die Nephrektomie indizirt, die in solchen Fällen sehr gute Resul-
tate giebt. Die einfache Nephrotomie bei tuberkulöser Niere giebt da-
gegen schlechte Dauer-Resultate, indem, wenn auch zeitweilig Besserung
eintritt, die Tuberkulose fortschreitet.
Tuffier (31) betrachtet den chirurgischen Eingriff bei Nieren-
tuberkulose dann für indizirt, wenn die Allgemeinbehandlung nicht zum
Ziele geführt hat und wenn Zufälle eintreten, welche das Gesammt-
befinden alteriren und die Widerstandskraft herabsetzen. Solcbe von
den erkrankten Nieren aus eintretende Zufälle sind Nierenblutungen,
Koliken, allgemeine Infektion und Intoxikation. Unter den wegen
Nierenblutungen operirten Fällen befindet sich einer, bei welchem nur
die Nephrotomie ausgeführt wurde und nirgends Zeichen von Tuber-
kulose — auch nicht bei der Operation — sich fanden; die Blutungen
hörten auf, jedoch trat zwei Jahre nach der Operation wieder eine
Blutung auf. Tuffier rechnet auch diesen Fall zu den Tuberkulosen
und hält bei solchen Fällen die Nephrektomie für indizirt. Nicht alle
Nierenblutungen bei Tuberkulose indiziren jedoch die Operation, sondern
nur solche, die durch ihren Grad und ihre Hartnäckigkeit das Leben
oder die Widerstandskraft bedrohen.
Die Schmerzen bei Nierentuberkulose haben meist den Charakter
von Koliken und können entweder von gleichzeitig vorhandenen Steinen
— was selten der Fall ist — ausgehen oder von tuberkulöser Erkran-
kung des Ureters oder von der Niere selbst, welche dann intensive,
weitgehende tuberkulöse Veränderungen aufzuweisen pflegt. Nur in
solchen Fällen ist die Operation indizirt, wo die Schmerzen jeder andern
Therapie Trotz bieten.
Die Erscheinungen von Infektion und Intoxikation, welche den
chirurgischen Eingriff erheischen, bestehen entweder in solchen, welche
auch bei nicht tuberkulösen Pyonephrosen vorkommen — besonders
abendliche Fiebersteigerung — oder in solchen, welche mehr auf eine
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 421
allgemeine Intoxikation hindeuten, wie Dyspepsie, Diarrhoen, Kräfte-
verlust, Nachtschweisse, Kachexie. Diese Gruppe von Erscheinungen
bildet die häufigste Intoxikation zur Nephrektomie. Von fünfzehn von
Tuffier ausgeführten Operationen kommen neun auf diese Indikation,
zwei auf Hämaturien und vier auf Schmerzanfälle Von allen Operir-
ten starben zwei und zwar kamen dieselben bei der letztgenannten
Indikation zur Beobachtung. Die aufgeführten Fälle sind zum Theil
schon in früheren Arbeiten Tuffiers veröffentlicht.
Carlier (7) betont die Häufigkeit des gleichzeitigen Vorbanden-
seins von Blasen-Erscheinungen bei Nierentuberkulose und warnt davor,
sich durch diese Komplikation von einem Eingriff abhalten zu lassen,
weil die Blasenbeschwerden nach der Operation von selbst verschwinden.
Kelynack (14) fand lokale Tuberkulose der Nieren („Scrofulous
kidneys“) in ca. !/2%o aller Obduktionen und zwar meist doppel-
seitig. In 90°/o dieser Fälle fanden sich tuberkulöse Affektionen an
anderen Organen, nämlich in 70°/o in den Lungen, in 75°; an
anderen Stellen des Urogenital-Trakts. Bei skrophulöser Niere ist daher
eine sorgfältige Untersuchung der übrigen Organe des Körpers nöthig.
Das Durcbschnittsalter für die ekrophulöse Niere beträgt 34 Jahre, das
männliche Geschlecht ist häufiger befallen als das weibliche.
Stewart und Kelly (28) veröffentlichen eine Beschreibung der
miliaren und der käsigen Form der Nierentuberkulose. Die erstere
Form, deren Vorkommen gewöhnlich nur als sekundär durch Infektion
von der Blutbahn aus angenommen wird, kann auch primär vorkommen,
wofür ein Fall mit Sektionsbericht als Beispiel angeführt wird. Für die
käsige Form nehmen Stewart und Kelly die ascendirende Infektion
sowie die Infektion von der Blutbahn aus an, während die Infektion
ren Nachbarorganen möglich, aber sehr selten ist. Obwohl häufig
frühzeitig Hämaturie, Pyurie, Schmerzen in der Lendengegend etc. auf-
treten, kann doch auch, obwohl selten, der Verlauf ein sehr latenter
sin. Die Prognose wird in Fällen, in welchen eine Operation unzu-
lässig ist, als sehr ungünstig bezeichnet. Die einzige wirklich wirk-
same Behandlung ist nur die chirurgische.
Mever (22) veröffentlicht neuerdings einen Fall von Nierentuber-
kulose, in welchem die Kystoskopie durch Nachweis einer Entzündung
in der Umgebung der rechten Harnleitermündung eine Frühdiagnose
ermöglichte. Der Harnleiterkatheterismus ergab normalen Harn linker-
seits, rechts konnte dagegen wegen Striktur des Ureters kein Harn er-
halten werden. Die Nephrektomie bei der 46jährigen Kranken führte
zur völligen Heilung und auch die cirkumskripte Cystitis war bald nach
422 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
der Operation vollständig verschwunden. Meyer dringt deshalb auf
möglichst frühzeitige Sicherung der Diagnose mit Aufwand aller dia-
gnostischen Mittel und auf eine möglichst frühzeitige radikale Operation.
Lorenz (18) legt bezüglich der Frühdiagnose der Nierentuber-
kulose das Hauptgewicht auf den Nachweis der Tuberkelbacillen im
Harn, sowie auf Ueberimpfung des zu prüfenden Harnes auf Meer-
schweinchen und die Erzeugung tuberkulöser Erkrankungen bei den
‘Versuchsthieren. Zur Therapie wird die Nephrektomie empfohlen.
Bunge und Trautenroth (6) berichten über einen Fall von
Nierenerkrankung, in welchem die Diagnose auf Grund des Nachweises
von Tuberkelbacillen auf Nierentuberkulose gestellt worden war. Auch
makroskopisch zeigte die exstirpirte Niere die Charaktere der Tuber-
kulose, die mikroskopische Untersuchung jedoch ergab, dass es sich um
eine vereiterte Steinniere handelte, und dass die im Harn nachgewiesenen
„Tuberkelbacillen“ offenbar Smegma-Bacillen waren. Solche können
überall, wo Bestandtheile der an der Körperoberfläche sich ansammelnden
Hautsekrete in die Krankheitsprodukte hineingelangen können, zu Ver-
wechselungen mit Tuberkelbacillen führen. Die Unterscheidung der
beiden Arten ist sehr schwierig, und es wird hierzu eine Entfärbung
der mit Karbolfuchsin gefärbten Präparate, welche mit Alkohol und
Chromsäure vorbehandelt werden, vorgeschlagen. Für die Untersuchung
des Harns auf Tuberkelbacillen ist von besonderer Wichtigkeit, dass
der mittelst Katheter entleerte Harn niemals Smegmabacillen enthält.
Eine genaue Untersuchung des Harns auf geformte Bestandtheile und
Mikroorganismen erfordert übrigens beim Weibe überhaupt die Ent-
leerung mittelst Katheters.
Albarran (1) berichtet über zwei Fälle von Nephrektomie wegen
miliarer Tuberkulose; in dem einen trat Heilung ein, im zweiten
schwanden die Blutungen, aber die begleitenden Blasenerscheinungen
besserten sich nur langsam.
Im Ganzen hat Albarran (2) bei Nierentuberkulose 8mal
nephrektomirt und 11 mal nephrotomirt mit je einem Todeslfall. Die
Dauererfolge sind bei der Nephrektomie viel besser, indem 5 Öperirte
seit mehr als einem Jahre recidivfrei sind und alle Operirten noch leben,
während von 10 Nephrotomirten nach sieben Monaten 7 gestorben
waren. Die Indikationen richten sich nach dem Grade der Läsion der
erkrankten Niere und ihrer Umgebung (perirenale Herde), nach dem
Allgemeinbefinden und nach dem Zustand der anderen Niere. Die
Nephrotomie hat nur palliativen Werth, besonders zur momentanen Be-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 423
seitigung von Eiterretentionen. Die sekundäre Nephrektomie bezeichnet
Albarran als ebenso ernst wie die primäre.
Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über fünf Fälle von Nierentuber-
kulose, worunter vier Frauen. Eine starb nach der Nephrotomie an
eiteriger Peritonitis in Folge von Perforation eines linksseitigen peri-
nephritischen Abscesser, eine zweite nach Nephrotomie und sekundärer
Nephrektomie in Folge von Pyelonephritis (nicht Tuberkulose!) der
anderen Niere. Die anderen genasen nach Nephrotomie und sekundärer
Nephrektomie.
Lindl (16) veröffentlicht Krankengeschichte und Leichenbefund
von einem Falle von Tuberkulose der rechten Niere mit käsigen Herden
und gleichzeitiger Tuberkulose der Blase. In der Niere wurden Tuberkel
bacillen nachgewiesen, ebenso im Gewebe der Blasenwand, dagegen
konnten in gleichzeitig bestehenden Ulcerationen der Vagina und Vulva
keine solchen nachgewiesen werden.
Stoeve (29) empfiehlt in einer unter Stintzing gearbeiteten
Dissertation zum Nachweis der Tuberkelbacillen die Probe von de Voss
ilnaug.-Diss. Rostock 1891), wonach der Harn mit verdünnter Hühnerei-
weisslösung versetzt und auf 65—70° erhitzt wird, wobei sich die
Bacillen im Sediment sammeln. Endlich wird in zweifelhaften Fällen
die Tuberkulin-Injektion empfohlen.
Der Baseler Bericht (c. 6. 56) führt einen Fall von Nephrektomie
bei Nierentuberkulose mit Ausgang in Genesung auf.
Michel (23) macht auf die frühzeitig auftretenden Blasensymp-
tome bei Nierentuberkulose aufmerksam, welche die ersten Erscheinungen
namentlich bei käsiger Form der Nierentuberkulose sein können. Die
Kystoskopie ist das einzige und sicherste Mittel, das in solchen Fällen
eine frühzeitige Diagnose stellen lässt.
Percheron (24) unterscheidet nach den am meisten vortretenden
Symptomen eine blutende, eine schmerzhafte und eine pyelo-nephritische
Form der Nierentuberkulose. Die Nephrotomie ist nur eine palliative
Operation und nur angezeigt bei reduzirtem Kräftezustand, bei Zweifel
über die Gesundheit der Schwesterniere und bei grossen perinephritischen
Abscessen ; sie führt nur selten zur Heilung und sehr oft zur Fistelbil-
dung. In allen übrigen Fällen ist die Nephrektomie die Operation der
Wahl, welche in der Mehrzahl der Fälle zur dauernden Heilung und
nur in 2,30/0 der Fälle zu Fistelbildung führt, entweder in Folge
Degeneration der Fettkapsel oder Erkrankung des Ureters, welch
letzterer übrigens durch Ureterektomie entfernt werden kann. Die
mitgetheilte Kasuistik enthält 11 auf der Klinik von Tuffier beob-
424 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
achtete, bereits früher publizirte Fälle und zwei neue. In einem der
letzteren waren Blasensymptome vorherrschend, so dass die Kystotomie
gemacht wurde, wobei der Ureter an seiner Mündungsstelle erkrankt
gefunden wurde. Die Nephrotomie konnte den Tod nicht aufhalten.
Im zweiten Falle bestanden seit 4 Jahren Anfälle von Nierenkolik.
Die subkapsuläre Nephrektomie brachte Heilung, jedoch besteht noch
jetzt eine eiternde Fistel.
Bangs (4) fand für 112 Fälle von Nephrektomie bei Nieren-
tuberkulose die Operationsmortalität zu 19°/o, die Mortalität in den
ersten 3 Monaten nach der Operation zu 28°/o. Die Zahl derer, welche
1—8 Jahre nach der Operation gesund blieben, betrug 33.
Barlow (c. 2. 3) fand in einem Falle von Tuberkulose der
linken Niere bei einer 50jährigen Frau die Umgebung des linken
Ureters entzündet und aus dem Ureter käsige Massen austreten, den
rechten Ureter dagegen frei von Entzündung. Da auch die rechte
Niere vergrössert erschien, wurde nur die Nephrotomie gemacht und
die mehrfachen Abscesse eröffnet. Heilung.
Garceau (8) berichtet über eine Nephrektomie wegen Nieren-
tuberkulose bei einer 21jährigen Kranken. Die Nierensymptome waren
gegenüber den Blasenerscheinungen so sehr zurücktretend, dass sie
längere Zeit übersehen wurden. Die Kystoskopie ergab schliesslich
Ulcerationen um die Mündung des rechten Ureters und beim Ureter-
Katheterismus liessen sich Tuberkelbacillen im Harn der rechten
Niere nachweisen. Nach der Exstirpation der Niere, welche einen
wallnussgrossen Abscess und disseminirte Tuberkel enthielt, wurde
noch eine zweimalige Kauterisation ulcerirter und verdächtiger Stellen
in der Blase mittelst Silbernitrat vorgenommen. Von Interesse ist,
dass die tägliche Harnmenge sich nach der Nephrektomie von 900 auf
1200 cem hob. Auch bezüglich der Blasenbeschwerden wurde schliess-
lich eine erhebliche Besserung erzielt.
Garceau exstirpirte ferner bei einer 22jährigen Kranken, welche
vier Jahre lang an Cystitis mit starker Pyurie und hochgradigem Tenes-
mus gelitten hatte, die rechte Niere. Die Kystoskopie hatte ergeben,
dass die rechte Hälfte der Blase stärker entzündet war als die linke
und dass die Ureter-Mündung von Ulcerationen umgeben war. Der
Ureter-Katheterismus ergab rechterseits starken Eitergehalt, aber keine
Bakterien, namentlich keine Tuberkelbacillen. Obgleich die rechte
Niere bei der Palpation nicht vergrössert schien, wurde sie nach
Freilegung doch doppelt so gross als normal gefunden; die Exstirpation
wurde vorgenommen, weil zahlreiche bohnen- bis wallnussgrosse Ab-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 42)
scesse in der Niere vorhanden waren. Der Ureter, dessen Lumen auf
Kleinfingerdicke erweitert war, wurde weder sondirt noch exstirpirt,
weil der Allgemeinzustand die Beschleunigung der Operation erforderte.
Nach der Operation schwanden auch die Blasenbeschwerden.
In einem weiteren Falle von 7 Monate lang bestehenden Cystitis-
Erscheinungen fand sich ausser Retroversio uteri mit starker Endome-
tritis eine hochgradige Cystitis mit doppelseitiger Ureteritis und Pyelitis
sowie Nierenreizung.e Nach Korrektion der Lage des Uterus wurde
die Endometritis beseitigt und es gelang durch Spülungen der Blase
und Diuretica die Cystitis zu beseitigen, während die oberen Harn-
wege noch etwas Eiter secernirten. Garceau nimmt in diesem Falle
zuerst eine aufsteigende Infektion, primär der Harnröhre und Blase,
durch die Endometritis an; die Erkrankung der Blase wurde schliess-
lich durch absteigende Reinfektion unterhalten.
Obalinski (g. 3. 32) nephrektomirte in zwei Fällen von Nieren-
tuberkulose bei Frauen; eine Kranke, die bei der Operation schon
sehr herabgekommen war, starb 14 Tage nach der Operation an tuber-
kulöser Meningitis, die andere genas. ` Obalinski betont auch hier,
dass bei starker Vergrösserung einer tuberkulösen Niere die andere
ala funktionstüchtig angenommen werden kann und die Nephrektomie
auszuführen ist, weil eine so vergrösserte Niere durch den tuberkulösen
Prozess sicher zerstört ist. Im Uebrigen giebt die Nierentuberkulose
eine absolute Indikation zur Nephrektomie.
Heinricius (11) ineidirte eine fluktuirende Geschwulst in der
rechten Nierengegend, aus der reichlicher dickflüssiger Eiter entleert wurde.
Obwohl im Harn keine Tuberkelbacillen nachgewiesen werden konnten,
erwies sich die Niere doch als tuberkulös und musste sekundär wegen
Recidive der Eiterung exstirpirt werden. Die Wunde heilte, jedoch
bestand noch nach 26 Monaten eine Eiter secernirende Fistel.
Diakonow (g. 3. 8) berichtet über eine Nephrektomie bei wahr-
scheinlicher Nierentuberkulose mit Abscessbildung über dem Poupart-
schen Band. Während der Wundheilung entwickelte sich eine Lungen-
tuberkulose. Die beiden übrigen berichteten Fälle (eitrige Pyelo-
nephritis und Nieren-Careinom) betreffen männliche Kranke.
Hotchkins (12) exstirpirte bei einer 26jährigen Frau auf lum-
balem Wege die rechte Niere, welche Abscesse enthielt, die für tuber-
kulös gehalten wurden, obwohl Tuberkelbacillen nicht nachgewiesen
werden konnten. Die Symptome bestanden in Schmerzanfällen in der
Nierengegend mit Fieber und zeitweiser Anwesenheit von Eiweiss im
Harn, der sonst weder Blut- noch Eiterkörperchen, noch Cylinder ent-
426 Gyuäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe,
hielt. Die Erscheinungen von Seiten der Nieren waren erst zwei Monate
vor der Operation aufgetreten.
Kammerer (13) exstirpirte eine tuberkulöse Niere bei einer jungen
Frau , welche schon früher an Abscedirung der Halsdrüsen gelitten
hatte und welcher er bereits einen Lumbalabscess, der offenbar schon
mit der Niere in Verbindung stand, geöffnet hatte. Zunächst blieb
eine Fistel, nach deren Heilung jedoch Schwellung verschiedener Lymph-
drüsen des Körpers und auch Volumzunahme der zurückgebliebenen Niere
auftrat. In diesem Falle scheint die Tuberkulose der Niere sekundär.
In einem zweiten Falle (15 jähriges Mädchen) incidirte er einen fluktuiren-
den Lumbalabscess und exstirpirte drei Monate später die tuberkulöse
Niere. Andere tuberkulöse Herde waren nicht vorhanden und die
Operirte genas.
King (15) beschreibt einen Fall von vollkommener Zerstörung
der rechten Niere durch Tuberkulose bei einem 13jährigen Mädchen.
Im Eiter fanden sich ausser Tuberkelbacillen noch Streptokokken und
Bacterium coli commune. Sekundär waren Blase, Harnröhre und Mesen-
terialdrüsen erkrankt. Die linke Niere zeigte subakute parenchyma-
töse Nephritis aber keine Tuberkulose.
Loumeau (19) berichtet über eine Nierenexstirpation wegen
Tuberkulose bei einer 27 jährigen Kranken. Die Symptome bestanden
in abundanten Blutungen, welche von Koliken begleitet waren. Voll-
ständige Heilung.
Mc Burney (20) berichtet über einen Fall von Nierentuberkulose,
in welchem bei einem 14jährigen Mädchen wegen der vorwiegenden
Blasenerscheinungen eine Blasenscheidenfistel — natürlich vergeblich —
angelegt worden. Schliesslich wurde die Niere exstirpirt; Heilung.
Thümmel (30) berichtet über die transperitoneale Exstirpation
einer tuberkulösen, stark nach abwärts verlagerten rechten Niere bei
einer 25jährigen Kranken, bei der schon zwei Jahre vorher Tuberkel-
bacillen im Harn nachgewiesen worden waren. Die Kystokopie ergab
tuberkulöse Granulationen um die Mündung des rechten Harnleiters.
Die Exstirpation geschah mittelst parallel zum Rippenbogen von der
Mittellinie bis zur Darmbeinschaufel geführten Schnittes und Trennung
des Peritoneums lateral vom Colon ascendens. Die exstirpirte Niere
enthielt in der Pyramideneubstanz käsige Herde, sowie Verkäsungen in
der Ureter-Schleimhaut. Die Heilung erfolgte, nachdem sich Fisteln
gebildet hatten, welche Eiter ohne Tuberkelbacillen secernirten.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe.
7. Verletzungen.
!. Alessandri, Ueber Verletzungen der Niere. XII. ital. Chirurgenkongress.
Mänchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1371.
2. Fargier, L., Des hematomes retro-pöritoneaux dans les contusions graves
de l'abdomen. These de Lyon, Nr. 102.
Franz. Zur Kasuistik der subcutanen Nierenverletzungen. Deutsche Zeit-
schrift f. Chir. Bd. XLV, pag. 221.
4. siordano, Nepbrektomien nach schweren Verletzungen. XI. Kongress
d. ital. Gesellsch. f. Chir. in Rom. Wiener med. Presse, Bd. XXXVIII,
pag. 510. (Ein Fall von Stichverletzung der Nierengefässe und ein Fall
von Hufschlag gegen die Nierengegend mit Zertrümmerung der Niere.
Nephrektomie; in beiden Fällen tödtlicher Ausgang.)
Hartcop, Fr., Austritt einer Niere in die Brusthöhle. Zeitschr. f. Med.-
Beamte. Rd. X, pag. 417. (Fall von Austritt einer vollständig von den
isefässen und dem Harnleiter abgerissenen und von der Fettkapsel befreiten
Niere in den Pleuraraum durch einen Riss im Zwerchfell; Folge eines
Traumas dorch Ueberfahren, Tod am folgenden Tage.)
^. Lambret, De l’incision libératrice de la capsule propre du rein.
des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 707 und Revue de Chir. Tom.
XIV, pag. 243.
. Pfeiffer, R., Ueber Erkrankungen der Nieren in Folge von Kontusionen.
Inaug.-Diss. Breslau.
*. Richardson, Two cases of perforating gunshot-wound of the kidney.
Transact. of the Amer. Surg. Ass. Vol. XIV. Philadelphia 1896.
93. Sladowsky, L., Ueber Nierenrupturen. Inaug.-Diss. Halle.
lù. Sorrentino, Nierennaht. XI. Kongress d. ital. Ges. f. Chir. zu Rom.
Wiener med. Presse, Bd. XXXVIII, pag. 547.
ll. Zeidler, G., Ueber operative Eingriffe bei subcutanen Nierenzerreissungen.
Bolnitsch. gas. Botk. Nr. 1 ff.
Ann.
Alessandri (1) empfiehlt bei Nierenverletzung möglichst kon-
servative Behandlung. Nach seinen Thierversuchen wird Unterbindung
der Nierenvenen ziemlich gut vertragen; Unterbindung der Nieren-
arterien führt zu partieller Nekrose; Unterbindung beider Gefässe zu
rapider Schrumpfung der Niere.
In dem ersten von Franz (3) beschriebenen Fall wurde eine
Verletzung der Niere durch Muskelzug und Einpressen des Organs
zwischen Rippen und Wirbelsäule angenommen; vielleicht war die ver-
letzte Niere schon vorher erkrankt und zwar tuberkulös. Im zweiten
Falle bestand die Verletzung in einem Stoss gegen den Leib. Während
im ersten Falle die Hämaturie 3!/g Stunden nach der Verletzung auf-
trat, zeigte sie sich im zweiten Falle erst nach vier Tagen und ging dann
in eine traumatische Nephritis mit Albuminurie und Cylindrurie über.
In beiden Fällen Heilung bei konservativer Behandlung.
428 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Lambret (6) legte in einem Falle von starken Nierenschmerzen
9 Monate nach einem Trauma gegen die Niere, das Hämaturien her-
vorgerufen hatte, die Niere frei, um ein vermuthetes perirenales
Hämatom- zu entfernen; ein solches fand sich aber nicht, sondern
statt desselben eine starke Verdickung der Kapsel bei Vergrösserung
der Niere. Es wurde deshalb mit Thermokauter ein 5 cm breiter
Längsstreifen aus der Capsula fibrosa entfernt. Heilung.
Sorrentino (10) führte in einem Falle von Schnittwunde der
Niere, die fast ein Drittel des Organs betraf, schichtenweise (Niere,
Fettkapsel, Muskelschicht) die Naht mit Katgut aus. Heilung, ob-
wohl durch gleichzeitigen Verletzung des Colons ein pararenaler Abscess
entstand.
Richardson (8) berichtet über zwei Fälle von Schussverletzungen
der Niere, und zwar einmal mit Zerreissung des Nierenbeckene und
der Nierenvene, im zweiten Falle mit Durchbohrung der Nierensub-
stanz. Im ersten Falle wurde nephrektomirt, aber nach zwei Tagen trat
der Tod ein und es zeigte sich eine akute Glomerulonephritis. Im
zweiten Falle Gaze-Drainage und Heilung.
Zeidler (11) berichtet über einen Fall von subcutaner Nieren-
zerreissung bei einer 3ljährigen Frau, die betrunken über eine Treppe
hinabgestürzt war. Es bestanden Schmerzen in der rechten Lumbal-
gegend, Erbrechen, Hämaturie, Anänıie und ein Bluterguss unter der
Haut in der rechten Lendengegend. Nach Freilegung der Niere fand
sich dieselbe in zwei Hälften zerrissen und von den Gefässen und
dem Ureter abgetrennt. Die Niere wurde entfernt, Gefässe und Ureter
unterbunden und die Wunde tamponirt. Heilung. Zeidler tritt in
solchen Fällen für möglichst frühzeitige Operation ein.
Pfeiffer (7) zählt unter den durch Trauma möglichen Nieren-
erkrankungen auf: parenchymatöse und eiterige Nephritis, perinephritische
Abscesse, Nierensarkome und Carcinome (erstere bei Kindern), Wander-
niere, Nephrolithiasis, Hydronephrose, Verletzungen der grossen Gefässe
und traumatisches Aneurysma der Arteria renalis sowie Thrombose der
Nierenvene.
Sladowsky (9) theilt 7 Fälle von Nierenrupturen mit, darunter
nur eine Frau. Bewusstlosigkeit trat in 3, Erbrechen in 2 Fällen
auf. Heftige Schmerzen bestanden in allen, Hämaturie in 6 Fällen.
Anurie einmal. Stets war eine mehr oder weniger grosse fluktuirende
Schwellung nachzuweisen. Die Temperatur war in fünf Fällen an-
fangs erhöht. Die Behandlung war stets eine konservative und bestand
in Ruhelage, Eis, Opium, Excitantien, Diät. Vier Verletzte genasen, in
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 129
zwei Fällen trat eine traumatische Neurose, in einem Falle Hydro-
rephrose ein.
Fargier (2) hält die Prognose der Nierenverletzungen nicht
für ungünstig und befürwortet ebenfalls die konservative Behandlung.
Sollte ein chirurgischer Eingriff nothwendig werden, so ist ebenfalls so
konservativ als möglich zu verfahren und die partielle Resektion der
Niere der totalen Exstirpation wenn möglich vorzuziehen.
L
S
A Sin
LEI
13.
14.
8. Steine.
Abrahams, R., The genital phenomena of renal calculi. New York Med.
Journ. Vol. LXVI, pag. 349.
Adenot, Pyonéphrose calculeuse; néphrectomie transpéritonéale ; guérison.
Soc. des sciences méd. de Lyon. Dezember 1896. Ann. des mal. des org.
gen.-ur. Tom. XV, pag. 517.
. dAulnay, Lycetol. Ref. med.-chir. Centralbl. Bd. XXXII, pag. 478.
. Battle, Nephrolithomie pour ablation d'un calcul d’oxalate de chaux
dun caractère peu commun. Med. moderne. Nr. 54.
. Begouin, Deux cas d’anurie calculeuse; nécessité de l'opération précoce.
Assoc. franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankb. d. Harn- u.
Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 723. (Todesfall wegen Verweigerung der
Operation.)
. Bell u. Parkin, Total suppression of urine for four days; nephrolitho-
tomy, recovery. Lancet 1896, 12. September.
. Bernard, Sur l'hydronéphrose calculeuse de la première enfance. Assoc.
franç. d’urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIII, pag. 724.
. Brakel, Nierenexstirpatidn bei Nephrolithiasis und Pyonephrose. Med.
(ses. zu Dorpat, Sitzung v. 16. X. 1896. St. Petersb. med. Wochenschr.
Bd. XXII, pag. 308.
Braquehaye, Pyelonephrite calculeuse. Soc. d’Anat. et de Phys. norm.
et path. de Bordeaux. Sitzung v. 6. IX. Journ. de Med. de Bordeaux.
Tom. XXVII, pag. 475.
. Brenning, Ueber steinlösende Mittel. Monatsschr. f. prakt. Dermatol.
1896, Heft 2. (Uebersicht über die im Gebrauch befindlichen Mittel.)
. Chappuis u. Chauvel, Recherches des calcules du rein par les rayons
X. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XIV, pag. 565.
Clark, A., Nephrolithotomie bei einem Hermaphroditen. Med. moderne
1896, Nr. 43.
Davies, Renal calculus in the left kidney. Hunt. Soc., Med. Press 1896,
11. November.
Deneke, F., Ein Fall von schwerer Nierenblutung nach Nephrolithotomie.
Beiträge z. wissenschaftl. Med. Festschr. z. Braunschw. Naturforscher-
versammlung. Braunschweig, H. Bruhn, pag. 83. (Blutung wahrscheinlich
durch die Punktionsnadel verursacht, mit der der Stein im Nierenbecken
gesucht und gefunden wurde; sekundäre Nephrektomie, Heilung. Männ-
licher Kranker.)
430
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
. Ducamp d’Orgas, Ch., La Lithiase rénale dans la première enfance.
Thèse de Paris, Nr. 562.
Duret, H., Sur les calculs ramifiés du rein et les opérations qui leur
conviennent. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 350.
Ebstein, Die Pathologie der Harnsteine. XII. internat. med. Kongress.
Fenwick, E. H., The Roentgen rays and the fluoroscope as a means of
detecting small deeply-placed stones in the exposed kidney. Brit. Med.
Journ. Vol. II, pag. 1075.
Greiffenhagen, Nephrolithotomie. Revaler Aerzteverein, Sitzung vom
1. IV. 1896. St. Petersb. med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 372.
Guiteras, Case of pyonephrosis due to nephrolithiasis. Journ. of cutan.
and gen.-ur. dis. 1896, Nr. 160 u. 161.
Haig, A., The uric acid diathesis. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 40 u.
303. (Polemische Bemerkung gegen Freyer und Dutton mit Betonung
des Einflusses der Nahrung auf die Konkrementbildung, speziell in Indien.)
— „The uric acid diathesis* are we to continue to believe in it. Edin-
burgh Med. Journ. Vol. XLIV, pag. 35.
Heaton, G., Stone in the kidney. Birmingham Med. Rev. September
(Eine Nephrektomie, sieben Nephrolithotomien.)
Humphry. Urinary calculi, their formation and structure. Journ. of Anat.
and Phys. 1596, Januar.
Jackson, T. V., Case of renal calculi. Birmingham and Midland counties
branch. Sitzung v. 1. X. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1212.
Jollenaere, R., Lycetol als Lösungsmittel für Harnsäure. La Belgique
med.; ref. Lancet, Vol. II, pag. 39.
Jordan, J. F., Calculous pyonephrosis. Midland Med. Soc. Sitzung v.
16. XII. 1896. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 20.
Kammerer, F., Nephrectomy, subsequent Uretero-Lithotomy on opposite
side. New York Acad. of Med. Sektion f. allg. Chir. Sitzung v. 10. V.
Med. Record, New York. Vol. LII, pag. 170.
Kisch, E. H., Ueber den Einfluss der Kalkwässer auf harnsaure Nieren-
konkretionen. Wiener med. Wochenschr. Bd. XLII, pag. 1004.
König, G., Die Steinniere und ihre Behandlung. Inaug.-Diss. Marburg.
Köster, Nierensteine. Niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilkunde in Bonn.
Sitzung v. 8. II. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage,
pag. 192. (Demonstration eines rehgeweih-ähnlichen grossen Steins aus
dem linken und mehrerer grösserer und kleinerer aus dem rechten Nieren-
becken einer Frau mit geringer Pyelitis.)
2. Kohn, J., Uricedin Stroschein. Wiener med. Wochenschr. Bd. XLVII,
pag. 2116. (Empfiehlt nach Erfahrungen an sich selbst das Uricedin bei
Lithiasis und harnsaurer Diathese.)
3. van Konijnenburg, J., Ein Fall von Anurie. Nederl. Tijdschr. v.
(seneeskonde, Nr. 11. (Fall von völliger Anurie im Wochenbette bei leerer
Blase, Tod; bleibt unaufgeklärt, da Sektion nicht gemacht werden konnte.)
Korányi, Nephrolithiasis. K. ungar. Aerzteverein in Budapest, Sitzung
v. 3. IV. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 474.
. Laurie, A. P., u. Leon, J. T., Notes on tbe photography of renal and
vesical calculi by the X-Rays. Lancet. Vol. I, pag. 169.
zb.
38.
39.
AU.
4l.
42.
2,
4.
46.
47.
49.
30.
—
Léi
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weıbe. 43i
Lennander, K. G., Om njursten, med tva lyckligt operade fall. Upsala
Läkarefören. Förhandl. N. F. Bd. lI, pag. 58. Deutsche med. Wochenschr.
Bd. XXIII, pag. 337.
. Le Noire, Ueber das Vorkommen des Bacıllus pyocyaneus im mensch-
lichen Harn. Soc. de Biol. Sitzung v. 18. I. 1896. Centralbl. f. d. Krankh.
d. Harn- u. Sexual-Organe, Bd. VII, pag. 272.
Lesin, W. W., Zur Frage über chirurgische Eingriffe bei Nieiensleinen:
Annalen d. russ. Chirurgie Heft 3; ref. Centralbl. f. Chirurgie Bd. XXIV.
pag. 808.
Lewis, B., The relation of oxaluria and uric-acid excess to genito-urinary
inflammations and disorders Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahres-
versammlung. Med News. Vol. LXX, pag. 778.
Loebisch, W.F., Pyelitis calculosa urica. Wissenschaftl. Aerztegesellsch.
zu Innsbruck, Sitzung v. 16. Jan. Wiener klinische Wochenschr. Bd. X,
pag. 304.
Mac Intyre, Nachweis von Nierensteinen durch die Röntgen-Strahlen.
Lancet 1896, Bd. Il, 11. Juli.
Martin, E., Detection of kidney stone. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg.
Med. Rec. New York. Bd. LI, pag. 712.
Mendelsohn, M., Zur inneren Behandlung der Nierensteinkrankheit.
Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 286 u. 350.
Mordhorst, Die Ursachen der Unwirksamkeit verschiedener gegen harn-
saure Diathese empfohlener Mittel. Therap. Monatsh. 1896, Heft 4 (siehe
Jahresbericht Bd. X. pag. 428). Berl. med. Ges., Sitzung v. 24. III. Berl.
klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 325.
3. Morison, R., A case of nephrolithotomy. Northumberland and Durham
Med. Soc. Med. Press 1896, 30. Dezember.
Müller, Ueber Nephrolithiasis nach Rückenmarksverletzungen. Arch. f.
klin. Chir. Bd. L, pag. 601. (Führt das häufige Vorkommen von Nieren-
steinen nach Rückenmarksverletzungen auf die lange Rückenlage und die
Cystitis zurück.)
Myles, Nephrolithotomy and Nephrectomy. R. Acad. of Med. in Ireland,
chirurg. Sektion, Sitzung v. A III. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 78% u.
Lancet. Vol. I, pag. 888. Edinburgh Med. Journ. Vol. XLIV, pag. 209.
. Neve, E.F., A case of renal irritation simulating calculus of the kidney
cured by nephrectomy. Lancet. Vol. I, pag. 664. (Bei der Nephrotomie
wurde kein Stein gefunden; Beseitigung der Beschwerden durch die
Operation.)
Nicodemi, C., Pionefrosi destra da calcolo; nefrolitotomia; guarigione.
Gazz. degli osped. e delle clin. Nr. 67.
Page, F., Three cases of nephrolithotomy in which the stones were ex-
tracted by an incision through the pelvis of the kidney; no fistula. Brit.
Med. Journ. Vol. II, pag. 906.
Raw, Nachweis von Nierensteinen durch Röntgen-Strahlen. Lancet 1596,
Bd. II, 21. November.
Reynolds, E., Case uf renal stone. Obst. Soc. of Boston. Sitzung v.
18. V. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 398.
ze
<ı
kend |
LE:
60.
61.
62.
63.
67.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Roberts, E., The uric acid diathesis. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 625.
(Macht aufmerksam, dass die von Reis lebende Bevölkerung Indiens viel
weniger Steinkranke aufweist, als die Nordprovinzen, wo sehr wenig Reis
gebaut wird.)
Rosenschtat, J., Ueber den Einfluss der Borshomquellen auf die Blut
beschaffenheit. Med. obosr., Nr. 7. (Empfiehlt wie Wichodzew (66) die
Borshomquelle, als in ihrer Zusammensetzung dem Vichy sehr nahe stehend,
zur Erhöhung der Blutalkalescenz.)
. Ruhemann, Jodlithium bei harnsaurer Diathese und Nierenkoliken. Cen-
tralbl. f. d. gesammte Therapie, Novbr. (Empfiehlt Jodlithium in 1°/oiger
Lösung und in Pillen.)
. Scherk, C, Die Behandlung der harnsauren Diathese vom ätiologischen
Standpunkte aus beleuchtet. Der ärztl. Praktiker u. med.-chir. Centralbl.
Bd. XXXII, pag. 413. (Zusammenstellung der Ansichten der bekanntesten
Autoren.)
. Schulz, J., Ein Beitrag zur Nierenchirurgie, speziell der Steinniere. Inaug.-
Diss. Leipzig 1896.
58. Secchi, E., Nierensteine. Atti della assoc. med. Lombardo 1896, Mai u.
Juni.
59. Spillmann, P., Traitement de la diathese urique par le jus de citron.
Revue med. de l'Est 1896, November. (Fand die Wirkung des Citronen-
saftes auf den Stoffwechsel gleich Null und warnt vor der in Deutschland
von Pfuschern empfohlenen Citronenkur.)
Strauss, J., Ueber den Einfluss des kohlensauren Kalkes auf den mensch-
lichen Stoffwechsel, ein Beitrag zur Therapie der harnsauren Nierenkon-
kretionen. Arbeiten a. d. städt. Krankenhause zu Frankfurt a. M. 1896.
Swain, Effect of the Röntgen Rays on Calculi. Bristol Med.-Chir. Journ.,
März u. Lancet 1896, Vol. II, 19. Dezember.
Tunnicliffe, F. W., Contribution to our knowledge of soluble urates:
preliminary note. Brit. Med. Journ. Vol. I. pag. 518.
Umber. F., Ueber die Beziehungen der Harnsäure zu den Nucleinen der
Nahrung. Inaug.-Diss. Heidelberg 1896.
Vailhen, A., De l'intervention chirurgicale dans l’anurie calculeuse. These
de Paris. Nr. 33.
. Wettzack, Lycetol bei Nierenkolik. Gaz. hebdom. de med. et chir.
11. Juli.
Wichodzew, J., Borshom bei Podagra und bei Behandlung der Harn-
säure-Dyskrasie. Wratsch. Nr. 17. (Empfehlung der alkalischen Borshom-
schen Katharinenquelle als eines kräftigen Diuretikums bei harnsaurer
Diathese.)
Woollcombe, Fourteen calculi removed from a kidney. Plymouth Med.
Soc. Sitzung vom 20. XI. Lancet. Vol. II, pag. 1459. (Kurze Notiz.)
Humphry (24) verlegt den Ort der Bildung der Harnsteine für
gewöhnlich in die Niere, wo sie durch zwei Komponenten entstehen,
nämlich durch Zunahme oder Alteration der Qualität des schleimigen
Sekrets der Nierenkanäle oder Nierenkelche und durch Vorhandensein
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 433
einer ungewöhnlichen Menge von Harnsäure, Oxalsäure oder Cystin.
Der Schleim bewirkt die Umwandlung der krystallinischen Massen in
amorphe und die Zusammenballung derselben. Die Steine können
mehrere — beobachtet wurden bis zu fünf — Kerne enthalten, welche
Vereinigung mehrerer Kerne entweder in der Niere oder in der Blase
vor sich gehen kann. Das mehr oder weniger rasche Wachsen der
Steine hängt von der vorhandenen grösseren oder geringeren Menge
von Schleim ab. In der Blase schlagen sich auf einen Stein Phos-
phate nieder oder die gleichen Komponenten, aus denen ursprünglich
der Stein besteht, während sich auf andere Fremdkörper fast ausschliess-
lich Phosphate niederschlagen. Urat- und Cystin-Steine sind meist
oval, abgeflacht, Oxalat-Steine rund, Phosphatsteine dagegen unregel-
mässig geformt.
Ebstein (17) verlangt für die Bildung von Harnsteinen stets
eine organische Grundsubstanz, die den Kern darstellt, und auch die
Vergrösserung der Steine erfolgt stets unter Vermittlung dieser organi-
schen Substanz.
Abrahams (1) beobachtete in zwei Fällen von Nierenkoliken
Schmerzhaftigkeit und Schwellung eines Ovariums mit anfallsweise auf-
tretenden Schmerzen in der Ovarialgegend. Nach Aufhören der Schmer-
zen wurden Konkremente entleert. Da die Schwellung und Schmerz-
haftigkeit des Ovarium objektiv nachgewiesen wurde, handelt es sich
wohl nicht um subjektive Täuschung in Bezug auf den Sitz des Schmerzes,
sondern um -Irradiationen ähnlicher Art, wie sie beim männlichen Ge-
schlechte in Bezug auf die Hoden beobachtet wurden. Abrahams
empfiehlt daher in Fällen von „Oophoritis“ aus zweifelbafter Ursache
die Aufmerksamkeit auf die Nieren zu richten. i
Le Noire (37) fand in einem Falle von Nierenstein und Pyelitis
im Harn neben den Colibacillen den Bacillus pyocyaneus, den er aber
für einen Saprophyten hält, während er die Colibacillen in dem be-
treffenden Falle für die Erreger der Eiterung erklärt.
Bernard (7) fand bei vier an Enteritis verstorbenen Kindern
Hydronephrose, die er auf den gleichzeitig im Nierenbecken gefundenen
Harnsäuregries zurückführt. Klinisch blieben die Hydronephrosen latent,
jedoch ist eine Weiterentwickelung derselben nach Abheilung der Ente-
ritis möglich. |
Ducamp d’Orgas (15) veröffentlicht 40 Fälle von Kindersektionen,
bei welchen Konkremente in der Niere gefunden wurden; es handelt
sich durchweg um schlecht ernährte, rhachitische, hydrocephalische,
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 28
434 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
tuberkulöse und syphilitische Kinder und als Ursache der Steinbildung
werden die schlechten Ernährungsverbältnisse beschuldigt.
Nach den Leichenversuchen von Chappuis und Chauvel (11)
wird mit Verbesserung der Methoden ein Nachweis von Nierensteinen
durch Röntgen -Strahlen möglich werden, da dieselben für die Strahlen
undurchgängig sind, und zwar sowohl Urat- wie Phosphat- Steine.
Allerdings ist auch die Niere schwerer durchlässig als die Muskulatur,
weil sie Harn enthält, der als starke Mineralsalzlösung die Impermea-
bilität bewirkt.
Fenwick (18) benützt neuerdings zum Aufsuchen kleiner Steine,
die mit den bisherigen Methoden schwer zu finden sind, weil sie in
einem Kelch oder in der Nierensubstanz oder auch verborgen im Nieren,
becken liegen, die Durchleuchtung mit Röntgen-Strahlen an der frei-
gelegten Niere. Alle Steine, Urat-, Phosphat- und Oxalat-Steine können
auf diese Weise gefunden werden.
Koränyi (34) berichtet über eine 40jährige Kranke mit beider-
seitigen Nierenkoliken und rechtsseitiger Hydronephrose.. Aus dem Be-
fuude eines niedrigen Gefrierpunkts des Blutes (0,65°) wurde auf eine
Insufficienz der Nieren geschlossen, welche durch alsbaldiges Auftreten
einer linksseitigen Nierenkolik und Ausbildung einer linksseitigen Hydro-
nephrose bestätigt wurde.
Laurie und Leon (35) bestätigen durch Versuche die geringe
Durchlässigkeit der Oxalat- und Urat-Steine für die Röntgen-Strahlen
und konnten in mehreren Fällen an Lebenden den Nachweis von
Steinen führen.
Mac Intyre (41) gelang es mittelst der Röntgen-Strahlen bei
fünf Fällen, in welchen Nierensteine vermuthet wurden, niemals, einen
Stein nachzuweisen. Ebenso blieben die gleichen Versuche Cod mans
(Diskussion) in sechs Fällen, wo Nierenstein-Symptone vorhanden waren,
völlig erfolglos. Dagegen konnte Raw (51) nach einstündiger Exposition
einen Stein nachweisen und ebenso Swain (61); im letzteren Falle
handelte es sich um einen 91/2 Gramm schweren Calciumoxalat-Stein.
Martin (42) beschuldigt für die Entstehung von Nierensteinen
die hereditäre Anlage, Traumen und andere Erkrankungen der Niere.
Als unsicherstes klinisches Symptom von Steinen bezeichnet er die
Schmerzhaftigkeit, als wahrscheinliche starken Schleimgehalt des Harns,
Hämaturie besonders nach Bewegungen mit Methämaglobin (öfter als
Oxyhämaglobin) im Harn, Pyurie, Koliken. Positive Symptome ergeben
sich aus dem Abgang von Steinen, aus der Lumbarincision mit direkter
Durchsuchung des Nierenbeckens und aus der Röntgen - Photographie.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weihe. 435
Die letztere Untersuchungsmethode lässt alle Arten von Steinen er-
kennen, am besten die Phosphatsteine, aber sie ist ebenfalls nur eine
die übrigen Methoden unterstützende, keine absolut beweisende; in
einem Falle erschien auf dem Photogramm ein Stein, welcher bei der
Operation nicht gefunden wurde. In der Diskussion wird hervorge-
hoben, dass die kleinen Steine, welche die quälendsten Symptome be-
wirken, gerade unentdeckt bleiben können, sowohl für die Röntgen-
Strahlen als auch bei der direkten Austastung des Nierenbeckens.
Bei Versuchen ausserhalb des Körpers fand Swain (61) die
Oxalat-Steine als die dichtesten.
Duret (16) bespricht an der Hand eines Falles von grossen
korallenförmig verästeltem Nierenstein das in solchen Fällen einzu-
schlagende Operationsverfahren. Die Extraktion solcher Steine nach
Nephrotomie ist meistens erst möglich nach Zertrüämmerung des Steines
— Nephro-Lithotripsie. Ist dabei das Nierengewebe grösstentheils zu
Grunde gegangen und eine Pyonephrose vorhanden, so ist die Niere
zu exstirpiren und der Eitersack zu entfernen. In dem beschriebenen
Falle handelte es sich um einen 200 g schweren, grösstentheils
aus Phosphaten bestehenden Stein, der einen Urat-Kern hatte, bei einer
39jährigen Frau, die ausser Vergrösserung der linken Niere mit inter-
mittirender Pyurie und Fieber keine Nierensymptome bot. Die Incision
wurde seitlich retroperitoneal ausgeführt und nach Nephrotomie der
Stein mit dem Dolbeau’schen Lithotripter in mehrere Theile zer-
brochen und diese extrahir. Hierauf wurde die Niere subkapsulär
exstirpirt bis auf eine kleine Manchette, die um den Hilus stehen blieb.
Da aber die Nierenkapsel total eiterig infiltrirt war, so wurde dieselbe
ebenfalls exstirpirt und ein Theil der eiterig infiltrirten Fettkapsel mit
entfernt. Heilung. In der dritten Woche trat plötzlich eintägige voll-
ständige Anurie ein, die aber von selbst verschwand.
Vailhen (65) befürwortet bei Anurie in Folge von Nierensteinen
die ungesäumte Ausführung der Nephrotomie, sowie urämische Erschei-
nungen aufgetreten sind. Bevor solche Symptome auftreten, kann man
einige Tage palliativ verfahren, aber länger darf mit dem chirurgischen
Eingriff nicht zugewartet werden. Die Nephrotomie hat nur deshalb
schlechte Resultate (30 —35°/o Mortalität) aufzuweisen, weil häufig zu
spät operirt wird. |
König (30) veröffentlicht 9 Fälle von Nephrolithotomie aus der
Küster’schen Klinik, darunter 6 Frauen. In einem Falle wurde die
Operation doppelseitig ausgeführt. Eine Operirte starb unter urämischen
Erscheinungen, die andern genasen. Die Nephrektomie ist nur bei
ogs
436 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
weitgehender Zerstörung der Niere indizirt. Zwei solche Fälle wurden
von Schulz mitgetheilt, beide mit Ausgang in Heilung.
Adenot (2) berichtet über eine Exstirpation der über Manns-
kopfgrösse vergrösserten rechten Niere, die bis über die Mittellinie nach
links herüberreichte.e Auf lumbaleın Wege gelang die Auslösung der
cystischen, mit Eiter und Steinen gefüllten Niere nicht, weshalb der
Tumor durch Schnitt längs des äusseren Rectus-Randes freigelegt werden
musste. Tamponade der enorm grossen Wundhöble, Heilung.
Battle (4) entfernte bei einem 19 jährigen Mädchen durch Nephro-
lithotomie einen Oxalat-Stein, der an einer Stelle fast mit dem Nieren-
gewebe verwachsen war und an der freien Oberfläche scharfe, aus
hexagonalen Krystallen bestehende Vorragungen zeigte. Die Stein-
symptome gingen auf 10 Jahre zurück.
Garceau (g. 6. 8) konnte in einem Falle von Cystitis mit inter-
mittirender Hämaturie, bei welchem Oxalat-Krystalle im Harne ge-
funden und daher ein Nierenstein vermuthet wurde, mittelst der
Röntgen-Photograpbie keinen Stein im Nierenbecken nachweisen.
Der Fall von Bell und Parkin (6) beweist, dass selbst nach
viertägiger völliger Anurie die Nephrolithotomie noch Heilung bringen
kann.
Brakel (8) berichtet über einen Fall von Nephrolithotomie bei einer
seit 7 Jahren an Abgang kleiner Konkremente und Pyurie leidenden
Kranken. Bei der Nephrotomie wurde das Nierenbecken mit Eiter
gefüllt gefunden und aus dem Anfangstheil des Ureters ein in den-
selben eingekeilter Stein entfernt. Da eine eiternde Fistel zurückblieb,
aus der noch Blutungen auftraten, wurde die sekundäre Nephrektomie
nothwendig, die ziemliche Schwierigkeiten bot.
Braquehaye (9) berichtet über einen Fall von sekundärer Ne-
phrektomie bei einer 27jährigen Kranken, bei welcher nach der Nephro-
tomie eine eiternde Fistel zurückgeblieben war. Bei der Nephrotomie
war viel Eiter entleert aber ein Stein nicht gefunden worden. Bei der
Exstirpation fand sich die Niere atrophisch und in einen Eitersack
verwandelt und an der Ursprungsstelle des Ureters wurde ein bohnen-
grosser Stein gefunden. Die mikroskopische Untersuchung ergab die
Abwesenheit von Tuberkelbacillen und auch sonst keinen Anhaltspunkt
für Tuberkulose.
Clark (12) theilt einen Todesfall nach erfolgreicher linksseitiger
Nephrolithotomie mit; der Tod erfolgte einige Tage nach der Operation
unter fortwährendem Erbrechen, obwohl sich die Harnsekretion wieder
eingestellt hatte. Die Kranke — die übrigens ein männlicher Pseudo-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 43°
hermaphrodit war — war allerdings 2 Jahr vorher an der rechten
Niere operirt worden.
Gerster (g. 4. 16) berichtet über einen Fall von eiteriger Steinniere bei
einer 40jährigen Kranken, die früher an Nierenblutungen und Koliken
gelitten hatte, und deren Harn viel Eiter enthielt. Bei der Nephrotomie
wurden fünf Abscesse entleert, von denen jeder einen Stein enthielt.
Nach 3 Monaten wurde, da die Eiterung anhielt, die Niere exstirpirt ;
sie enthielt neuerdings sechs Abcesse mit je einem Stein. Heilung.
Greiffenhagen (19) entfernte bei einer 4ijährigen Kranken
mit schweren pyämischen Symptomen durch Nephrolithotomie zwei un-
gewöhnlich grosse Nierensteine. Tamponade, Heilung.
Obalinski (g. 4. 34) machte bei 4 Fällen von Nephrolithiasis
(darunter 2 Frauen) dreimal die Nephrektomie und einmal die Nephro-
tomie; von den 3 nephrektoniirten starb eine Kranke. Die Operation
wurde stets mittelst des Bergmann schen Schnittes ausgeführt, ein-
mal nach vorgängiger Laparotomie, weil die Diagnose zwischen Nephro-
und Cholelithiasis schwankte.
Guiteras (20) machte in einem Falle von Pyonephrose und
vier Steinen im Nierenbecken, weil er wegen zeitweiliger Ausscheidung
von klarem Harn die andere Niere für gesund gehalten hatte, die
Nephrektomie, die Operirte starb aber an akuter Entzündung der
anderen Niere und Anurie. Die im Nierenbecken der exstirpirten Niere
gefundenen Steine waren von auffallender Grösse; der grösste war
6,5 cm lang, 3,5 cm breit und 1,5 cm dick. |
Jackson (25) entfernte bei einer 24jährigen Gravida durch Nephro-
lithotomie aus der rechten Niere vier Steine von zusammen 28 g
Gewicht. Nach zwei Tagen trat Frühgeburt im 4.—5. Monate ein und
die Operirte starb unter urämischen Erscheinungen. Bei der Sektion
fanden sich auch in der linken Niere 11 Steine von zusammen ca 60 g
Gewicht.
Jordan (27) exstirpirte eine eitrige Steinniere auf transperitonealem
Wege. Die Kranke klagte erst kurze Zeit vor der Operation über
Schmerzen in der Nierengegend;; der saure Harn war stark eiterhaltig.
Heilung.
Kammerer (28) berichtet über einen Fall von Nephrotomie
und sekundärer Nephrektomie rechterseits wegen vereiterter Steinniere.
1t/2 Jahre nach der Heilung traten linkerseits Nierenschmerzen mit
Oligurie und Erscheinungen von Fieber und Nausea ein; nach 30 stündiger
Anurie wurde die linke Niere freigelegt und da im Anfangstheil des
Ureters ein bohnengrosser Stein gefühlt wurde, der Harnleiter incidirt,
438 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
der Stein entfernt und das Nierenbecken durch eine Nephrotomie- Wunde
drainirt und ausgespült. Am 5. Tage wurde der Ureter-Schnitt genäht
und nach 2 Monaten war die Wunde geschlossen.
Lennander (36) veröffentlicht zwei Fälle von Nephrolithotomie
bei Frauen. Der erste Fall betrifft ein 18jähriges Mädchen, bei dem
eine kongenitale Entstehung des Steines angenommen wurde und bei
dem die Diagnose lange dunkel geblieben war. Die Freilegung der
Niere ergab einen im Nierenbecken festsitzenden Stein, der nach Nephro-
tomie mittelst Elevatoriums herausgebrochen werden musste. Während der
Nierenincision wurde durch Kompression der Hilusgefässe mittelst mit
Gummi überzogener Zangen eine künstlicl.e Blutleere erzielt, so dass
die Blutung gleich Null war. Zum Schluss wurde die Niere mit vier
Nähten geschlossen und nach theilweiser Resektion der Fettkapsel der
konvexe Rand und ein Theil der vorderen und der hinteren Nieren-
fläche mit der Muskulatur in Berührung gebracht. Heilung.
Auch im zweiten Falle (54 jährige Frau) blieb die Diagnose lange
dunkel, so dass eine probatorische Laparotomie unternommen wurde,
welche den Grund der rechtsseitigen Schmerzanfälle in der Gallen-
blase — vergeblich — suchte. Bei der Nephrolitothomie fand sich
das Nierenbecken mit einem theils kittähnlichen, theils fein gekörnten
Brei ausgefüllt, in welchem sich ein Oxalat-Stein von der Grösse einer
halben Kaffeebohne fand. Nach Vernähung der Niere wurde dieselbe,
da sie auch dilocirt war, nach Gujon an der Muskelwunde ange-
näht und das Nierenbecken drainirt; Heilung. Der Inbalt des Nieren-
beckens bestand aus fibrinhaltigen Eiweisskörpern, Uraten, Urobilin
und Bakterien-Haufen — Bact. coli commune, Die Entstehung dieser
Masse wird durch Blutung in Folge des primär bestehenden Oxalat-
Steines, Coagulation, Infektion durch B. coli commune und Farbstoff-
umwandlung erklärt.
Lesin (38) berichtet über einen Fall von Nephrolithotomie bei
einer 60 jährigen Frau mit lange bestehenden Rückenschmerzen und
Pyurie. Nach Lumbal-Schnitt und Eröffnung des Nierenbeckens wurde
ein 80 g schwerer Phosphatstein aus der Tiefe des Nierenbeckens
extrahirt; ausserdem fanden sich gegen den oberen Nierenpol zwei
weitere mit Steinen gefüllte Säcke, die eröffnet wurden. Auswaschung
und Tamponade; Heilung. Lesin erklärt sich in solchen Fällen
für möglichsten Konservativismus.
Morison (45) empfiehlt bei Nierenoperation die Anlage eines
T-Scbnittes, dessen senkrechter Schenkel im Iliocostalraum bis zum
Rande des Quadratus lumborum geführt wird. Bei dieser Schnitt-
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 439
führung kann in Rückenlage operirt werden, wodurch die Narkose
erleichtert wird, ferner ist nach Eröffnung des Abdomens in der Linea
semilunaris die Diagnose einer Nierengeschwulst rasch sicher zu stellen
und der Zustand der zweiten Niere zu erkennen; endlich gestattet diese
Schnittführung leichteren Zugang zur Niere als jede andere und er-
möglicht die Drainage nach abwärts mehr als der Abdominal - Schnitt.
M yles (47) betont die Schwierigkeit des Nachweises von Nieren-
steinen sogar nach Freilegung der Niere und erwähnt einen Fall, in
welchem bei der Nephrotomie kein Stein gefunden worden war; eret
nach der Exstirpation der fortwährend Eiter secernirenden Niere wurde
ein haselnussgrosser Stein gefunden. Die Acupunctur der Niere wird
ala gefährlich verworfen, dagegen der Nachweis der Steine mittelst der
Röntgen-Strahlen als aussichtsvoll bezeichnet. Bei cystöser beweg-
licher Niere hält Myles die cystöse Degeneration für das Primäre, die
Verlagerung für sekundär. Für die Nephrektomie schlägt er die lumbare
Operation vor, wenn nöthig nach Erweiterung des gewöhnlichen Schnittes
durch einen vertikalen. In der Diskussion wird der diagnostische
Werth der Röntgen-Strahlen anerkannt, aber zugleich auch die ver-
schiedene Durchlässigkeit der verschiedenen Konkremente gegen dieselben
erwähnt.
Nicodemi (49) berichtet über einen Fall von Nephrolithotomie
mit Entleerung von 11/2 l Eiter und Entfernung eines 7 g schweren
Steines. Im Eiter fand sich Bacterium coli commune. Heilung nach
Spülungen und Tamponade. Nicodemi erklärt sich in solchen Fällen
grundsätzlich für die Nephrotomie und erst wenn die Fistel nicht zur
Heilung gebracht werden kann, für die sekundäre Nephrektomie.
Page (60) tritt bei der Nephrolithotomie für die direkte Incision
des Nierenbeckens ein. In drei Fällen — darunter einer bei einer
weiblichen Kranken, bei der 27 Steine entfernt wurden — führte er dies
Verfahren mit Glück aus, ohne dass eine Fistel zurückblieb.
Reynolds (52) berichtet über einen Fall von erfolgreicher Nephro-
lithotomie. Durch Ureterkatheterismus wurde linksseitige Pyurie und
viele Krystalle im Sekret festgestellt, während rechterseits nur leichte
Pyelitis bestand. Der entfernte Stein hatte die Grösse des vordersten
Daumengliedes.
Secchi (58) macht aufmerksam, dass bei einfacher Ausspülung
des Nierenbeckens nach Nephrotomie ein Stein sich in eine Lakune
einbetten und dann zurückbleiben kann.
Ueber medikamentöse und diätetische Therapie handeln
folgende Arbeiten:
440 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Strauss (60) bestätigt durch Versuche an Kranken die von
Noorden’schen Angaben über den Einfluss der Kalkzufuhr bei harn-
sauren Nierenkonkretionen (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 428). Dagegen
beobachtete Kisch, welcher die Phosphorsäureausscheidung unter dem
Einfluss der kalkhaltigen Marienbader Rudolfsquelle kontrollirte, bei
einem Falle allerdings eine Abnahme sowohl des Di- als des Morc-
natriumphosphats, in einem zweiten Falle dagegen eine Vermehrung
der letzteren Verbindung. Er glaubt daher, dass die gebräuchlichen
Mineralwässer noch zu wenig reich an Kalk sind, dagegen ist nicht zu
befürchten, dass der gleichzeitige Alkaligehalt dieser Wässer eine alka-
lische Reaktion des Harns herbeiführt, indem er stets auch nach mehr-
wöchentlichem Gebrauch dieser Wässer den Harn sauer fand. Endlich
ist Kisch (29) geneigt, die günstige Einwirkung der Kalkwässer auf
harnsaure Konkremente, besonders auf die diuretische Wirkung dieser
an Kohlensäure reichen Mineralwässer zurückzuführen.
Loebisch (40) berichtet über einen Fall von Nephrolithiasis mit
Nierenkoliken und Hämaturie bei einer 40 jährigen Frau, bei welcher
das Urotropin in zwei täglichen Dosen von je 0,5 unter Ausschluss
nucleinreicher Nährmittel nach vier Wochen ein Aufhören der Blutungen
und ein Herabsinken der im Harne sich spontan ausscheidenden Harn-
menge erzielt wurde. Loebisch glaubt, dass das Urotropin in der
Weise auflösend wirke, dass beim Durchgang des Urotropins durch die
Niere sich Formaldehyd abspaltet und dann die barnsäurelösende Eigen-
schaft dieses Körpers zur Wirkung kommt.
Mendelsohn (43) betont neuerdings die Unmöglichkeit, schon
gebildete Harnsteine durch medikamentöse Mittel zur Lösung zu bringen
und sucht die günstige Wirkung der gebräuchlichen Mineralwässer in
der Diluirung des Harns und in der Anregung der Diurese, wie er sie
besonders für die ungarische Salvatorquelle nachweisen konnte. Das
Wesen der Konkrementbildung sieht er darin, dass die Harnsäure aus-
nahmsweise statt ausserhalb des Körpers schon innerhalb der Harn-
wege ausfällt und ein irgendwo stecken bleibender Krystall, der immer
eine organische Grundsubstanz hat, kann dann zur Steinbildung Ver-
anlassung geben, wenn er nicht wieder durch den reichlicher secernirten
Harn fortgespült wird. Ausser für reichliche Diurese muss therapeutisch
auch zeitweise für Alkalizufubr gesorgt werden, jedoch darf die Reaktion
des Haros, nicht wirklich alkalisch werden, damit nicht andererseits
die Erdphosphate ausfallen.
Dagegen betont Mordhorst (44) die Möglichkeit der Auflösung
wenigstens kleiner (1—2 mm) Konkremente durch Alkalisirung des
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 441
Harns nur darf das zugeführte Wasser nicht zu stark kalkhaltig sein.
Er will beim Gebrauch des Wiesbadener Gichtwassers eine Auflösung
solcher Konkremente beobachtet haben, während Kutner in der Dis-
kussion (Berliner med. Gesellschaft) die Wirkung auch dieses Mineral-
wassers lediglich auf die Anregung der Diurese und die Elimination
kleiner Kopkremente zurückgeführt wissen will.
Nach den Versuchen von Tunnicliffe (63) ist das Piperazinurat
beträchtlich leichter löslich als das Lithion- und Kaliumurat. Die Ver-
suche sind vorläufig lediglich im Reagensglas angestellt, so dass noch
keine Schlüsse bezüglich der Behandlung harnsaurer Konkretionen ge-
zogen werden.
Wettzack (66) empfiehlt bei Nierenkoliken das Lycetol in Dosen
von 1,5 mit 0,5 Natriumbicarbonat zweimal des Tages in einem Glas
alkalischen Mineralwassers (z. B. Contrex£ville).
Jollenaere (26) betont die harnsäurelösende Eigenschaft des
Lycetols; es ist zugleich von starker diuretischer Wirkung.
d’Aulnay (3) empfiehlt Lycetol zu 3 g in Eau de Vals gelöst
bei barnsauren Nierenkonkretionen.
Lewis (39) macht auf die irritirende Wirkung eines vermehrten
Gehaltes an Oxalsäure und Harnsäure im Harn aufmerksam, wodurch
die normalen Schleimhäute der unteren Harnwege gereizt oder schon
bestehende Entzündungen verschlimmert werden können. Durch diä-
tetische, medizinische und Allgemeinbehandlung kann die Ausscheidung
der Harn- und Oxalsäure beeinflusst werden.
Umber (64) bestätigt die Erhöhung der Harnsäureausscheidung
nach nucleinreicher Nahrung.
9. Nierenblutungen.
l. Bruni, Die Kystoskopie bei Hämaturie. Riforma med. 1896, Nr. 112.
(Nachweis des renalen Ursprungs der Hämaturie in einem Falle von Nieren-
tuberkulose.)
2 Dauchez, H., Hämaturien renalen Ursprungs. Journ. de clin. et de therap.
infant. 12. August. (Bespricht die im (Gefolge von Hautkrankheiten im
Kindesalter auftretenden Hämaturien.)
. Eccles, F. R., Clinical lecture on Haematuria. Brit. Med. Journ. Vol. I.
pag. 1402.
4. Grosglik, S., Ueber Blutungen aus anatomisch unveränderten Nieren.
Volkmann’s Sammlung klinischer Vorträge. Nr. 203 und Medycyna,
Nr. 26 ff.
| DE)
DN
442 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
5. Guyon, F., Des conditions suivant les quelles se produisent les héma-
turies vesicales et les hematuries rénales. Ann. des mal. des org. gen.-ur.
Tom. XV, pag. 113.
6. — Les hematuries pendant la grossesse. Journ. de Med. et Chir. prat.
Februar. Revue internat. de méd. et de chir. Nr. 6.
7. Hamel, P., De l’hematurie essentielle. Thèse de Paris, Nr. 432.
& Heubner, Fall von Nierenblutungen. Gesellsch. d. Charité- Aerzte zu
Berlin, Sitzung v. 12. XI. 1896. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV,
pag. 212.
9. Holmes, B., Persistant renal haematuria. Journ. of the Amer. Med. Ass.
1896, 19. September. (Doppelseitige Nierenblutung, wohl auf syphilitischer
Grundlage.)
10. Klemperer, G., Ueber Nierenblutungen bei gesunden Nieren. Deutsche
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 129 ff. u. Vereinsbeilage, pag. 33.
ll. Robbins, Cases of Hematuria. Med. News. Vol. LXIX, 21. November.
(Fall von Blutung aus dem rechten Ureter bei einer an Arthritis und
Icterus leidenden Frau.)
Klemperer (10) unterscheidet bei den Blutungen aus gesunder
Niere zunächst zwei Gruppen, nämlich kurzdauernde und nur einmal
auftretende Blutungen, welche meistens nach Ueberanstrengung eintreten,
und langdauernde. Diese letzteren beruhen entweder auf Hämophilie
oder es handelt sich um Blutungen ohne hämophile Disposition, welch
letztere Klemperer angioneurotische Blutungen nennt. Die
letzteren Nierenblutungen kontraindiziren die Operation und können
wie ein angeführter Fall beweist, durch hydrotherapeutische Massnahmen
beseitigt werden. In der Diskussion zieht Nitze für die letzte Klasse
von Blutungen die von Israel gewählte Bezeichnung „essentielle
Hämaturie“ vor und spricht sich für Vornahme der probatorischen In-
cision aus, weil die Unterscheidung von Blutungen durch Tumoren eine
sebr schwierige sein kann und die Prognose der Nierentumoren von
der Frühdiagnose abhängt. Auch Senator epricht sich für die pro-
batorische Freilegung der Niere aus und theilt die Nierenblutungen bei
gesunden Nieren in renale Hämophilien, essentielle Hämaturien obne und
essentielle Hämaturien mit Schmerzen.
Gujon (5) spricht als direkte Ursache der Blasen- wie der Nieren-
blutungen die Kongestion der Blasen- und der Nierenbeckenwandungen
an. Damit aber eine stärkere Blasenblutung entstehen kann, ist es
nothwendig, dass die Blasenwand entweder anatomisch verändert oder
verletzt wurde (z. B. durch Steine) oder dass sie längere Zeit in hohem
Grade ausgedehnt war. Ausnahmsweise können Steine durch ihre blosse
Anwesenheit, ohne dass sie direkt eine Verletzung bewirkt hätten, eine
Kongestion hervorrufen. Auch bei Nierenblutungen steht die Kongestion
Chirurgische Erkrankuugen der Nieren beim Weibe. 443
als Grundursache in erster Reihe, aber hier kann es ohne derartige
anatomische Läsion, wie sie bei der Blase nothwendig ist, zu Blutungen
und zwar sehr hohen Grades kommen. Eine Reihe von Beispielen wird
zur Begründung dieser Ausführungen angeführt.
Grosglik (4) schliesst sich auf Grund des bisher in der Litte-
ratur vorliegenden Materials — er stellt 18 Fälle zusammen, welchen
er einen selbst beobachteten Fall anreiht — im Wesentlichen der
Deutung und Eintheilung von Klemperer an, indem er Blutungen
aus gesunden Nieren auf hämophiler, traumatischer und vasomotorischer
Grundlage annimmt. In tberapeutischer Beziehung empfiehlt Gros-
glik bei hämnphilen Hämaturien symptomatische Behandlung, wenn
die Blutung keine lebensgefährliche ist; bedroht sie jedoch das Leben,
so ist nicht nur die Blosslegung, sondern sogar die Entfernung der
blutenden Niere indizirt. Da bei Hämaturien auf vasomotorischer Basis
die Diagnose äusserst schwierig ist, ausserdem auch die Blutungen aus
gesunden Nieren sehr selten sind, so soll in solchen Fällen durch Frei-
legung und genaue Durchsuchung der Niere nach Durchschneidung
derselben die Diagnose gesichert werden. Nur durch Nephrotomie
können kleine Steine und cirkumskripte tuberkulöse Herde gefunden
werden, und deshalb ist diese Operation auszuführen. Werden dabei
keine Veränderungen gefunden, so ist die Niere zu vernähen und zu
reponiren. Wenn die Nephrotomie erfolglos ist, so ist die sekundäre
Nephrektomie vorzunehmen.
Gerster(g. 4. 16) führte in einem Falle von akuter Nephritis mit
starken Hämorrhagien die Nephrotomie aus. Die Niere wurde sehr
kongestionirt, die Kapsel hochgradig gespannt gefunden. Nach der
Operation hörten die Blutungen auf und die Operirte genas vollkommen,
so dass der Verdacht auf Tuberkulose unbegründet war. Das Nieren-
becken war von völlig normaler Beschaffenheit und enthielt keinen Stein.
Bei derartigen Fällen empfiehlt Gerster nach dem Vorgang von
Harrison (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 378) die Spaltung der enorm
gespannten Nierenkapsel. In einem ähnlichen Falle, in welchem aber
die Blutungen fehlten und bei starken Nierenschmerzen nur etwas
Albumen und Eiter im Harn nachzuweisen war, machte Gerster
ebenfalls die Nephrotomie. Die Fettkapsel war stark ödematös und die
Niere sehr kongestionirt; aus dem Nierenbecken entstand eine arterielle
Blutung, die durch Tamponade gestillt wurde. Nach Entfernung des
Tampons trat die Blutung wieder ein und da mehrere Abscesse sich
fanden, wurde schliesslich die Niere exstirpirt. Sie war von embolischen
Abscessen durchsetzt. Heilung.
444 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Gujon (5) lenkt die Aufmerksamkeit auf Fälle von Hämaturie
während der Schwangerschaft. In einem von ihm selbst beobachteten
Falle trat die Hämaturie periodisch in drei auf einander folgenden
Schwangerschaften und in der Laktation nach der dritten Schwanger-
schaft auf und verschwand sofort nach Absetzen des Kindes. Die
Freilegung der rechten Niere, welche der Sitz von Schmerzen war, er-
gab keine Anomalie des Organs. In einem zweiten Falle trat die
Hämaturie in der 4. und 5. Schwangerschaft ein, um von selbst zu
verschwinden. Im Ganzen hat Gujon drei, Champetier de Ribes
einen derartigen Fall beobachtet. Diese Hämaturien beruben auf
Nierenblutungen aus unbekannter Ursache und können zu hochgradiger
Anämie führen.
Hamel (7) unterscheidet von der eigentlichen essentiellen renalen
Hämaturie eine Hämaturie mit Nephroptose, eine solche mit renaler
Neuralgie, eine solche mit Albuminurie, eine Hämaturie auf hämophiler
Grundlage und eine mit Purpura einhergehende Form. Ein Fall der
letztgenannten Art bei einem fünfjährigen Mädchen wird mitgetheilt.
Nach Aufhören der Nierenblutung trat Albuminurie ein, die noch
einige Zeit andauerte.
Eccles (3) bespricht die Bedeutung der Hämaturie und die Dia-
gnose des Sitzes der Blutung nach den bekannten Merkmalen des
blutigen Harns und theilt vier Fälle von Hämaturie bei Frauen mit;
in zwei derselben war wahrscheinlich (keine Sektion) die Blutung auf
maligne Geschwülste der Niere und in zwei auf Malaria zurückzu-
führen. In den zwei letztgenannten Fällen trat Genesung ein.
Heubner (8) berichtet über einen Fall von Tumor der linken
Niere bei einem kleinen Mädchen, welches mehrere Anfälle von Nieren-
blutungen gehabt hatte. Da die angeborene Cysten-Niere nicht doppel-
seitig ist, handelt es sich, wie in der Diskussion von Senator betont
wurde, wahrscheinlich um ein Nierensarkom.
10. Neubildungen.
1. d’Ajutolo, Su di un struma surrenale accessorio in un rene. Bolletino
delle Scienze med. di Bologna, Bd. XII.
2. Albarran, Structure et développement des adenomes et des epitheliomes
du rein. Ann. des mal. des org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 243 ff.
3. Albrecht, M., Kasuistischer Beitrag zu den malignen Nebennierenstrumen.
Inaug.-Diss. Greifswald.
4. Alessandri, Intorno ai tumori del rene sviluppati da porzioni aberranti
di capsule surrenali. ll Policlinico 1396, pag. 393.
10.
11.
13.
14.
19.
21.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 445
. Allen u. Cherry, Primary neoplasms of the kidney. Proc. of Intercol.
Congr. of Australasia. Brit. Med. Journ. Vol. II, Epitome Nr. 260.
. Baginsky, Grosses Nierensarkom bei einem Kinde. Berl. med. Gesellsch.
Sitzung v. 5. V. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage,
pag. 105.
. Begouin u. Vitrac, Reins polykystiques et anurie calculeuse; sueurs
d’uree. Soc. d’anat. et de phys. norm. et path. de Bordeaux, Sitzung v.
18. X. Journ. de Med. de Bordeaux, Tom. XXVII, pag. 535.
Bergh, C. A., Aus dem Lazareth in Gefle: Sarcoma renis sinistri, Nephrek-
tomie, Heilung. Hygiea 1896, Heft 9.
. Bloch, Fall von Amputation der Niere. Hospitals Tidende 1896, Nr. 34 ft.
u. 38; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1162.
Bolton, P. R., Kidney tumors derived from suprarenal rests. New York
Acad. of Med.; Sektion f. allg. Chir. Med. Record, New York. Vol. LII.
pag. 172.
Bowlby, A. A., Unusual specimen of gummatous disease of kidney. Path.
Soc. of London, Sitzung v. 16. UL Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 717 u.
Lancet. Vol. I, pag. 807.
Braun, H. L. M., Des tumeurs malignes du rein chez Penfant. Thèse
de Nancy, Nr. 11.
Brindeau u. Georgin, Sur un cas d'hydramnios dû a un sarcome du
rein du foetus. Compte rendu du congrés de la Soc. obstétr. de France,
V. Kongress. L’Ostetr. Tom. II, pag. 334.
Burghart, Nebennierensarkom. Verein f. innere Med. in Berlin, Sitzung
v. 15. III. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 259. (Fall von einem
von der Niere völlig getrennten Kystosarkom der linken Nebenniere bei
einer 39jăhrigen Frau, die an Diabetes litt.)
. Charon, Sarcome du rein chez un enfant do 19 mois; néphrectomie. Ann.
de la Soc. Belge de Chir. Heft 1, pag. 43.
. Churton, Sarcoma of the kidney. Leeds and West Riding Med.-Chir.
Soc. Sitzung v. 19. II. Lancet, Vol. I, pag. 667. (Kein Recidiv seit acht
Jahren.)
Clado, Maladie kystique du rein. Gazette des Hôp. Tom. LXX, pag.
1029 ff.
Dalle Ore, Nefrectomia per tumore renale voluminoso in bambino di
due anni e mezzo; guarigione. Atti dell’ assoc. med. Lombardo 1896,
Nr. 2.
Dirner, Fall von transperitonealer Exstirpation eines Nierentumors. Gyn.
Sektion d. k. ungar. Aerztevereins in Budapest, Sitzung v. 10. XI. 1896.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 141.
Drew, D., Villous papilloma of the kidney, ureter and bladder, becoming
malignant. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 82. (Fall von Verstopfung des
Ureters durch ein Papillom des Nierenbeckens; die Tumoren des Ureters
und der Blaze waren nur oberflächlich aufsitzend und schienen gutartig;
männlicher Kranker; Tod.)
Durante, D., Ein Fall von Nierensarkom bei einem zweijährigen Kinde
mit Metastasen in Brust- und Schädelhöhle. La Pediatria 1696, pag. 237.
446
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
8l.
32.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
Elischer, J., Ein Fall einer mit Nierenexstirpation verbundenen retro-
peritonealen Bauchgeschwulst. Gesellsch. der Spitalärzte zu Budapest,
Sitzung v. 4. XI. 1896. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 193.
Fausel, M., Ein Fall von Sarkom der Nierenkapsel. Inaug.-Diss. Tübingen
1893.
Fröhlich, G, Nierensarkom. Wissenschaftl. Verein d. Aerzte in Stettin,
Sitzung v. 7. VI. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 897.
Gatti, La lecitina nelle strume renali di Grawitz. Giorn. della R. accad.
di med. di Torino, Nr. 7—9; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1325.
Heineke, W., Ueber maligne Nierengeschwülste im Kindesalter. Inaug.-
Diss. München.
Heinlein, Nierenearkom. Nürnb. med. Gesellsch. u. Poliklinik. Münchn.
med. Wochenschr. Bd. XLIV, Nr. 41.
Hellendall, Ueber hereditäre Schrumpfniere im frühen Kindesalter. Arch.
f. Kinderheilkunde, Bd. XX, Heft 1/2.
Höhne, E., Ein Beitrag zur polycystischen Nierenentartung. Deutsch. med.
Wochenschr. 1896, Nr. 47; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 688.
Hume, Sarcoma of kidney. Northumberland and Durham Med. Soc.
Sitzung v. 14. I. Brit. med. Journ. Vol. I, pag. 272.
Jaffe, Mannskopfgrosser Tumor der linken Niere. Wissenschaftl. Ver-
einigung Posener Aerzte. September 1896. Deutsche med. Wochenschr.
Bd. XXIII, Vereinsbeilage pag. 56.
Janvrin, Fibrolipoma of the kidney. Transact. of the New York Obst.
Soc. Sitzung vom 17. XI. 1896. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X.
pag. 75.
. Kaijser, F., Kasuistik öfver & kongl. Serafimerlasarettet värdade fall
af malign njurtumor jämte några ord om dessa tumörers diagnostik. Hygiea
Bd. LVIII, Heft 2; ref, Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 974.
Kammerer, Sarcoma of kidney. Ann. of Surg. 1896, Juni.
Kelynack, Renal growths. Pathol. Soc. of Manchester, Sitzung v. 8. XII.
Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1801. (Demonstration von mikroskopischen
Präparaten.)
Kozowsky, A., Zur Histologie der kongenitalen Cystenniere. Russ. Arch.
f. Path., klin. Med. u. Bakteriol. Bd. II, Nr. 2.
Kümmell, Nierensarkom. Geburtsh. Ges. zu Hamburg, Sitzung v. 1. 1.
1895. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 192. (Exstirpation bei einem 14
Monate alten Kinde; Genesung.)
Küster, Ueber Neubildungen der Niere und ihre Behandlung. Centralbl.
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII, pag. 583. XII. internat.
med. Kongress.
Kynoch, Adenomatous tumour of the kidney. Edinburgh Obst. Soc.
Sitzung v. 13. I. Edinburgh Med. Journ. Vol. XLIII, pag. 227. (Exstir-
pation bei einem Kinde, Heilung.) l
Legueu, F., Le cancer du rein mobile. Ann. des mal. des org. gén.-ur.
Tom. XV, pag. 628.
Loumeau, E., Cancer du rein. Ann. de la policlinique de Bordeaux, ref.
Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 867.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 447
22. Macnaughton-Jones, H., Specimen of renal tumour; nephrectomy;
recovery. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 176.
43. Mc Weeney, Tumours of the kidney composed of suprarenal tissue.
Dublin Med. Journ. 1896, Heft 4, s. Jahresbericht Bd. X, pag. 447.
4. Martin, Tumeur du rein droit du poids de 2200 grammes chez un enfant
de 5 mois; compression de l'uretère gauche par la masse n&oplasique;
hydronephrose. Lyon med. 1896, Nr. 27 u. Province med. 1896, Nr. 21.
45. Minervini, Contribuzione allo studio dei tumori renali provenienti da
resti di capsula surrenale. Clinica chir. Nr. 3.
458. Munde, Two cases of nephrectomy. Transact. of the Woman's Hosp.
Soc. Sitzung v. 12. I. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag. 517.
#4. Newman, D., Cases of primary cancer of the kidneys. Glasgow Med.
Journ. 1896, Nr. 3.
ti. Palacios, R., Bösartiger Tumor mit Ektopie der rechten Niere. Nieren-
schnitt. Arch. de la Soc. de Estudios Clin. Habana 1896.
48%, Poncet, Nephrectomie pour cancer du rein; valeur sömeiologique de
I'hematurie. Soc. nat. de med. de Lyon. Sitzung v. 8. V. Province med.
Tom. XII, pag. 228.
49. Ramm, Sarcoma renis, Nephrektomie, Heilung. Norsk. Mag. f. Laege-
vidensk. 1896, Nr. 10. (Bei einem zweijährigen Knaben.)
50. Reid, A case of large tumour of kidney, removed by abdominal section.
Glasgow pathol. and clin. Soc. (Glasgow Med. Journ. 1896, Nr. 3.
AL Ricard, Adenome hemorrhagique du rein; nephrectomie transperitoneale;
guérison. Gaz. des höp. 1896, Nr. 61.
52. Ricker, G., Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten in der Niere. Habili-
tationsschr. Jena, G. Fischer. Centralbl. f. allgem. Pathol. u. path. Anat.
Bd. VII.
53, Rovsing, Ist die Resektion der Niere eine zuverlässige Operation bei
malignen Nierengeschwülsten”? Hosp. Tid. 1896, Nr. 37 u. 38; ref. Cen-
tralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1162.
H. Scudder, Ch. L., A case of nephrectomy for cystic adenoma in a preg-
nant woman. Amer. Ass. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahresversammlung. Med.
News. Vol. LXX, pag. 778.
55. Spence, W.J., A case of obstructed labour due to congenital disease of
kidneys. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 651.
%. Steinbrück, Cysten der Niere. Wissenschaftl. Verein d. Aerzte in Stettin.
Sitzung v. 2. XI. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 1126.
ny, Steiner, Ueber polycystische Degeneration der Nieren und der Leber.
Freie Vereinigung d. Chirurgen Berlins. Sitzung v. 10. V. Centralbl. f.
Chir. Bd. XXIV, pag. 822.
5. Vandervelde, Fibromes et adénomes des reins. Soc. d’anat. path. de
Bruxelles. Sitzung v. 5. II. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIII, pag. 212.
59. Vincent, Néoplasme du rein; néphrectomie chez une petite fille. Province
méd. 1896, Nr. 27 u. Lyon méd. 1896, Nr. 28.
Weinberg, Epithélioma primitif tubulé du rein avec envahissement de
uretère. Bull. de la soc. anat. de Paris 1896, Nr. 16.
6).
—
445 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
61. Williams, W. R., Malignant tumors of irfancy, childhood and youth.
Lancet. Vol. I, pag. 1194 ff.
62. Young, A., Sarcoma of the kidney. Sheffield Med Chur, Soc. Sitzung
v. 11. XI. Lancet. Vol. lI, pag. 1390. (Nur kurz erwähnt; Nephrek-
tomie.)
63. de Zwaan, Adenoma renis. Weekblad v. h. Nederl. tijdschr. v. Genees-
konde 1896, Vol. II, pag. 283. (Resektion der Niere wegen Erkrankung
der anderen; Tod an Tetanus; die Diagnose war auf Lithiasis gestellt
worden.)
Albarran (2) bespricht in ausführlicher Weise die Geschichte
der Lehre von den epitbelialen Geschwülsten der Niere und unter-
scheidet zwei Haupigruppen, die Adenome und adenoiden Geschwülste
einerseits und die Epithelial-Carcinome andererseits. In der erstgenannten
Gruppe wird ein canaliculärer, ein cavitärer und ein alveolärer Typus
unterschieden, welch’ letzterer an Glykogen und Fett überaus reiche
Geschwülste liefert, die dem Grawitz’schen Strumae lipomatodes
aberratae entsprechen. Allen diesen Typen ist eine das Geschwulst-
gewebe vom Nierengewebe scheidende Kapsel gemeinsam. Dies ist bei
der 2. Gruppe, den Epitbelial-Carcinomen nicht in der Weise der Fall,
jedoch giebt es zahlreiche Uebergänge zwischen beiden Hauptgruppen,
so dass eine strikte Scheidung der beiden Hauptgruppen nicht möglich
ist. Bei den Epithelialgruppen unterscheidet Albarran zwei Typen,
das gewöhnliche Epitbel-Carcinom und das Epitheliom mit hellen Zellen.
Die erstere Form liefert namentlich bei Kindern durch myxomatöse Ent-
artung des Stromas Mischgeschwülste zwischen Carcinom und Sarkom.
Von den in die Nierenkapsel versprengten embryonalen Keimen
gehört ein Theil der Niere an; es handelt sich um verspreugte Kanälchen,
die nirgends Bildung von Glomerulis zeigen; ein Theil aber ist supra-
renalen Ursprungs. Gewisse epitheliale Geschwülste, besonders die Adenome
von canaliculärem Typus, stammen von versprengten Kanälchen der
Niere selbst ab, dagegen stammen andere Tumoren von alveolärem
Bau und mit hellen Zellen von versprengten Nebennierenkeimen. Die
Mehrzahl der epithelialen Nierengeschwülste jedoch, besonders solche
mit hellen Zellen, stammen vom Kanälchen-Epithel ab. Da die gewöhn-
lich für die Abstammung aus Nebennierenkeimen angeführten Momente
alle nicht absolut beweisend sind, so lässt sich unmöglich die relative
Häufigkeit der Alveolar-Adenome mit hellen Zellen, welche aus Harn-
kanälchen entstanden sind, zu denen, welche aus Nebennierenkeimen
stammen, bestimmen. Die manche Geschwülste umgebende Kapsel
hält Albarran für entstanden durch Reizung des Bindegewebes und
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 449
Sklerose desselben. Es giebt aber auch Nieren-Adenome ohne nephritische
Reizung. Endlich können die Adenome in Epitheliome übergehen.
Zum Schlusse wird eine genaue Beschreibung von 16 Nierenge-
schwülsten, deren Untersuchungsergebnisse die Grundlage der von
Albarran aufgestellten Sätze bilden, mitgetheilt.
Allen und Cherry (5) fanden bei Untersuchung von 29 Nieren-
tumoren, dass Lipome sehr häufig Inseln und Herde von carcinomatösem
Gewebe enthalten. Die untersuchten Fälle von Adenom scheinen
alle von Nierenkanälchen, nicht von Nebennierenresten abzustammen.
Zwischen den einzelnen Formen von Adenom lassen sich bestimmte
Grenzen nicht ziehen, weil alle möglichen Uebergänge zwischen den
einzelnen Formen vorkommen. Von den Sarkomen pflegen die spindel-
ıelligen, welche viel fibröses Gewebe enthalten, langsam zu wachsen ;
am schnellsten wachsen die Sarkome, welche epitheliale Bestandtheile
enthalten ; diese epithelialen Einschlüsse stammen meist von dem Epithel
der Harnkanälchen, jedoch können sie auch von den Lymphgefäss-
Endothelien abstammen. Geschwülste, welche carcinomähnlich sind,
sind häufig dennoch mesoblastischen Ursprungs und eigentlich als
Sarkome aufzufassen, indem ihre Metastasen sarkomatös sind. Allen
und Cherry gaben dieser Geschwulstform den Namen „Sarcoma
carcinomatodes“. Abwesenheit einer Geschwulstkapsel spricht durchaus
nicht für Malignität einer Geschwulst. Zum Schlusse wird hervorge-
hoben, dass aktive Tumoren merkwürdiger Weise gewöhnlich einzeln,
inaktive dagegen oft multipel vorhanden sind.
Bloch (9) machte in einem Falle von bösartiger Nierengeschwulst
weil diese nur die untere Hälfte des Organs einnahm, die Resektion
der Niere. Die partielle Resektion erschien angezeigt, weil der Charakter
der Geschwulst nicht sicher bösartig war. Bei sicher bösartigen Ge-
schwülsten hält Bloch wie Rovsing die primäre Nephrektomie,
nicht die Resektion für angezeigt.
Kaijser (33) veröffentlicht 11 Fälle von bösartigen Nierentumoren
aus der Klinik John Bergh’s.. Die Mortalität bei den operativen
Fällen stellt sich auf die günstige Ziffer von 25°/o. Zur Diagnostik
wird als häufiges bisher nicht bekanntes Symptom heftiger Singultus
erwähnt,
Küster (38) dringt bei Nierengeschwülsten auf die Nothwendig-
keit einer möglichst frühzeitigen Diagnose, die durch die Palpation
nicht immer sicher erreicht wird; bei dunkler Diagnose, namentlich bei
‚Verdacht auf bösartige Geschwulst, soll deshalb die Diagnose, wenn
sie auf anderem Wege nicht zu erbringen ist, durch den einfachen,
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 29
Lui Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
selbst durch den doppelten Lendenschnitt erzwungen werden. Deutlich
erkannte Geschwülste sind ausschliesslich durch den Lendenschnitt zu
beseitigen, so lange sie frei beweglich sind; ist dagegen die Beweglich-
keit beschränkt, so soll der transperitoneale Weg eingeschlagen werden,
um die Verhältnisse vor einem weiteren Eingriffe möglichst klar zu
stellen. Ganz unbewegliche Geschwülste dürfen überhaupt nicht mehr
operirt werden.
Janvrin (32) berichtet über die transperitoneale Exstirpation
eines von der Kapsel ausgehenden Fibrolipoms der linken Niere. Die
Geschwulst wurde von der Niere, die völlig intakt war, abgetragen und
das Geschwulstbett durch eine lumbale Gegen-Incision drainirt; Heilung.
Martin (44) fand bei einem unter urämischen Symptomen ge-
storbenen fünfmonatlichen Kinde einen Nierentumor von 2200 Gramm
Gewicht, der auch den Ureter der anderen Seite komprimirte und
zu Hydronephrose der gesunden Niere führte. Der Tumor war ein
perirenaler und bestand aus quergestreifter Muskulatur; auf seinem
oberen Theile sass das nicht veränderte Nierengewebe auf.
Bowlby (11) berichtet über die Exstirpation eines Nierentumors
bei einer 40jährigen Frau; derselbe war vor der Operation als harte,
bewegliche Geschwulst fühlbar gewesen und für bösartig gehalten wor-
den. Nach der Operation erwies er sicb als eine gummöse Geschwulst,
in welcher keine Reste von Nierengewebe mehr nachgewiesen werden
konnten. Der Harn war zeitweilig eiweisshaltig gefunden worden.
Ricker (52) beschreibt ausser den Nierencysten in unveränderter
Umgebung, für die noch immer keine genügende Erklärung gefunden
ist, besonders die Adenome und unterscheidet hier das tubulöse und
das trabekuläre Adenom und die aus Nebennierenkeimen entstandenen
Tumoren der Niere. Für das tubulö:e Adenom ist die Entstehung
aus isolirten Resten von Harnkanälchen möglich. Das trabekuläre
Adenom, das sich durch Fettinfiltration der unmittelbar auf der Kapillar-
wand aufsitzenden hockcylinderischen Epithelien auszeichnet, entsteht
wahrscheinlich aus echten Nierencysten, in denen sich bindegewebige,
dann rein kapilläre Balken ausspannen; sie stehen sicher in Beziehung
zu chronisch-entzündlichen Veränderungen in der Niere und kommen
besonders in der Umgebung von Nierennarben vor.
Die von Nebennierenkeimen abstammenden Tumoren stellen sub-
kapsulär angelegte, solitäre, in allen Grössen zu findende Tumoren mit
solidem Bau dar, welche häufig und früh Erweichungshohlräume zeigen;
sie bestehen aus Zellsträngen, die deht an Kapillaren anstossen oder |
durch geringes Bindegewebe von ihnen getrennt sind; ihre polygonalen
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 51
Zellen enthalten nahezu regelmässig, aber nicht immer, Fett und neigen
zur Riesenzellenbildung. Ein bier einschlägiger mannskopfgrosser Tumor
bei einer 29 jährigen Frau ist von Albrecht (3) beschrieben. Am
unteren Pole des Tumors sass die von Geschwulstmasse absolut freie
Niere auf.
Ricard (51) exstirpirte auf transperitonealem Wege eine kinds-
kopfgrosse Geschwulst der rechten Niere bei einer 49jährigen Frau.
Der Bauchschnitt wurde am äusseren Rande des Rectus ausgeführt,
und von seinem oberen Winkel noch ein Querschnitt nach der Seite
geführt. Der Tumor, welcher in ausgedehnter Weise mit den Därmen
verwachsen war, war eine mit Blut gefüllte Cyste, deren Inonenwandupgen
mit zottigen Vorragungen besetzt waren; die anatomische Diagnose
wurde deshalb auf ein hämorrhagisches Adenom gestellt (Nebennieren-
struma? Ref... Die Wundheilung war nur anfangs etwas gestört.
Scudder (54) will in einem Falle von cystischem Nieren-Adenom
Gallenfarbstoff in der Cyste gefunden haben. Die bei der schwangeren
Frau ausgeführte Operation war von gutem Erfolg und die Schwanger-
schaft wurde nicht unterbrochen.
Vandervelde (58) fand bei chronischen Nierenkrankheiten
namentlich bei Sklerose der Nieren kleine, von dem umgebenden Nieren-
gewebe scharf geschiedene Tumoren, die Fibrome oder Adenome sind.
Sie kommen meist nur in der Einzahl vor.
Ueber das Sarkom der Niere handeln folgende Arbeiten.
Fausel (23) berichtet über ein der linken Niere am unteren
Pole aufsitzendes faustgrosses Sarkom der Nierenkapsel bei einer 3 jährigen
Frau, die ohne Operation starb. Ausserdem wurden acht gleichartige
Fälle — alle beim weiblichen Geschlecht — aus der Litteratur zusammen-
gestellt, von denen fünf operirt wurden mit zwei Todesfällen.
Treub (f. 4. 6) hat zwei Fälle von Nierensarkomen mit glück-
lichem Erfolge operirt (Recidive? Ref.).
Baginsky (6) beobachtete ein grosses Spindelzellensarkom bei
einem Kinde. Der Harn war ziemlich normal. Probe- Incision, Tod.
Bergh (8) exstirpirte bei einer 66jährigen Frau, die seit drei
Jahren an Nierenkoliken gelitten hatte, ein kindskopfgrosses Sarkom
der linken Niere auf lumbalem Wege; Heilung.
Brindeau und Georgin (13) beschreiben ein orangengrosses
Rundzellen-Sarkom der Niere bei einem 1100 g schweren Fötus. Wegen
vorhandenen hochgradigen Hydramnios (7 1) war bei der übrigens
gesunden Primipara die künstliche Frühgeburt eingeleitet worden.
294
452 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane bein Weibe.
Charon (15) entfernte bei einem 19 Monate alten Kinde ein die
ganze linke Hälfte des Abdomens ausfüllendes höckeriges Rundzellen-
sarkom. Tod an Shock. Während des Lebens war niemals Hämaturie
oder Albuminurie vorhanden gewesen, wahrscheinlich weil der Ureter
komprimirt war.
Durante (21) beschreibt ein mannskopfgrosses Rundzellensarkom
der linken Niere bei einem zweijährigen Mädchen. Der Tod erfolgte
durch Metastasen im Gehirn, unter der Pleura diaphragmatica, in den
Drüsen des Mesenteriums und Mediastinums und in der Leber.
Elischer-(22) berichtet über transperitoneale Exstirpation eines
retroperitonealen, von den Drüsen ausgegangenen, theilweise verkalkten
spindelzelligen Fibrosarkoms, das mit der Niere eng verwachsen war
und bei der Ausschälung eine starke Blutung aus der Niere verursachte.
Die Niere wurde deshalb mit exstirpirt. Die Operation war terner da-
durch komplizirt, dass auch intraperitoneal zahlreiche Verwachsungen
zwischen Dünndarm, Colon, Uterus und Blase vorhanden waren.
Der gleichzeitig vorhandene Nabelbruch wurde excidirt. Heilung nach
anfänglicher Oligurie, jedoch ist die Prognose getrübt, weil wieder
Tumoren gefühlt wurden, die entweder zurückgeblieben waren oder neu
entstanden sind.
Fröhlich (24) exstirpirte bei einer 24 jährigen Kranken ein links-
seitiges Rundzellensarkom der Niere, dessen Wachsen seit dem letzten
Wochenbett — vor 9 Monaten — bemerkt worden war. Der Harn trüb,
eiweisshaltig, aber nie bluthaltig gewesen. Heilung. Nach acht Wochen
trat aber unter unbestimmten Erscheinungen — Lungendämpfung,
Schmerzhaftigkeit der rechten Niere — Exitus ein; keine Sektion.
Ein zweiter Fall von Exstirpation betrifft einen sechsjährigen Knaben ;
Heilung.
Funke (g. 4. 14) berichtet über zwei Nephrektomien wegen Nieren-
sarkomen bei Kindern. Das eine blieb während der Operation an Shock,
beim zweiten trat Heilung ein.
Ausserdem kamen auf der Gussenbauer’schen Klinik 18 Nieren-
tumoren bei Erwachsenen zur Beobachtung und zwar 10 bei Frauen.
Nur bei 8 Kranken wurde operirt, in den übrigen Fällen waren bereits
Metastasen und Lymphdrüsenerkrankungen aufgetreten. In fünf Fällen
handelte es sich um Carcinom, in drei um Sarkom von der Nebenniere
ausgehend. Die Resultate waren ungünstig, indem (einschliesslich der
Kinder) vier Operirte während oder bald nach der Operation starben
und vier an Recidive erkrankten; über zwei fehlen spätere Nachrichten.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 453
Im Ganzen spricht sich Funke namentlich bei weichen Ge-
schwülsten für den lumbalen Weg aus und betont endlich die Wichtig-
keit der Exstirpation der retroperitonealen Drüsen, wenn diese erkrankt
gefunden werden.
Heinlein (27) beobachtete das gleichzeitige Vorkommen eines
Cystosarkoms der Niere mit Ovarialtumor. Nach transperitonealer Ex-
sirpation des -ersteren wurde der zweite, das Becken ausfüllende Tumor
gefunden; derselbe wurde nicht exstirpirt. Heilung.
Hume (30) exstirpirte bei einer ö3jährigen Frau ein kokosnuss-
grosses vom unteren Pol der rechten Niere ausgehendes, bewegliches
Sarkom; Lumbardrainage, Heilung. Von Symptomen war lediglich
Pollakiurie vorhanden, Nierenblutungen feblten.
Jaffé (31) exstirpirte einen mannskopfgrossen Tumor der linken
Niere durch grossen transversalen Schnitt unter dem Rippenbogen unter
Eröffnung des Bauchfells. Der Nierenstiel wurde durch P&an’sche
Klammern versorgt, jedoch wird dieses Verfahren nicht empfohlen, da
es Prima intentio verhindert. Heilung unter anfänglicher Oligurie und
später auftretender starker Polyurie. Der Tumor erwies sich als stark
zerfallenes alveoläres Sarkom, das gegen die Nierenreste durch eine
derbe Kapsel geschieden war und dessen Höhle mit dem Nierenbecken
kommunizirte. Dennoch waren niemals Tumorbestandtheile im Harn
aufgetreten. Bei der Operation solcher Tumoren legt Jaff& besonders
auf ausgedehnte Freilegung durch einen grossen Schnitt Gewicht, was
wichtiger ist als die Frage ob lumbar oder transperitoneal vorgegangen
werden soll.
Kammerer (34) entfernte bei einer 60 jährigen Kranken auf
transperitonealem Wege eine mannskopfgrosse Geschwulst (Carcinom
oder Sarkom 21 der rechten Niere. Die Kystoskopie hatte ergeben, dass
eich aus dem rechten Harnleiter kein Harn entleerte. Die gut beweg-
liche Geschwulst hatte sich in das Mesocolon ascendens hinein ent-
wickelt und das Colon medianwärts verdrängt. Vier Wochen später
erfolgte an Hirnembolie Exitus; Metastasen waren nicht vorhanden.
Pawlik (g. 4. 37) entfernte durch transperitoneale Operation bei
einer 28jährigen Frau ein weiches Spindelzellensarkom der rechten
Niere. Die Geschwulst war seit einem halben Jahre nachweisbar, auf
Druck schmerzhaft und liess am oberen Pole einen Rest der Niere
nachweisen. Die Beweglichkeit der Geschwulst war so gross, dass sie
eich einerseits bis unter den Rippenbogen, andererseits so weit nach
abwärts verschieben liess, dass sie von der Scheide aus erreicht werden
konnte. Bemerkenswerth ist, dass die Funktion der rechten Niere der
454 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
der gesunden gleichkam. Heilung ohne Recidive (Beobachtungsdauer
erst ein halbes Jahr).
Ein zweiter Fall von Sarkonı der Nierengegend war auf ınetastatischem
Wege von einem sarkomatösen Uteruspolypen aus entstanden; die
Geschwulst lag im Mesocolon descendens und die Diagnose war durch
Harnleiter-Katheterismus und Darmaufblähung annähernd richtig ge-
stellt worden. Probe-Incision und tödtlicher Ausgang.
Israel (g. 5. 15) berichtet über ein Nierensarkom, das kaum
eine Vergrösserung der Niere bewirkt hatte; aus dem oberen Theile
ragte ein polypöser Zapfen ins Nierenbecken herein, der starke Blu-
tungen und in Folge dessen hochgradige Anämie veranlasst hatte.
In einem zweiten Falle von Sarkom der Niere füllte ein sarko-
matöser Thrombus die ganze Vena renalis aus, so dass diese an ihrer
Einmündungsstelle in die V. cava abgetrennt werden musste, was bei
extraperitonealem Schnitt völlig exakt ausgeführt werden konnte.
Ein weiterer von Israel mit Glück operirter Fall betrifft ein
Adenocarcinom bei einem 15jährigen Mädchen.
Munde (45a) exstirpirte auf lumbalem Wege ein Angiomyxo-
sarkom der rechten Niere; das Peritoneum war eröffnet und sofort
wieder vernäht worden. Tamponade der Wundhöhle mit Jodoformgaze
und Heilung.
Lanwers (g. 4. 22) exstirpirte zwei Nierensarkome bei Kindern.
In einem Falle trat nach einem halben, im zweiten nach einem Viertel-
jahre der Tod an Recidive ein. In keinem Falle waren Hämaturien
vorhanden gewesen.
Reid (50) berichtet über die transperitoneale Exstirpation eines
2600 g schweren Nierentumors, der ein Myom des Uterus oder des
Ligamentum latum vorgetäuscht hatte. Heilung. Der Tumor, welcher
ein Spindelzellensarkom war und theilweise die Struktur eines reinen
Fibroms aufwies, sass unter der Nierenkapsel und- hatte die in ihrem
Bau wenig veränderte Niere völlig umwachsen; als sein Ausgangspunkt
wurden das subkapsuläre Bindegewebe oder die \Wandungen der Lymph-
räume Angenommen.
Lilienthal (g. 5. 19) exstirpirte bei einem 28/4 Jahre alten
Mädchen ein 2!/2 Pfund schweres Rundzellensarkom der linken Niere.
Vincent (59) berichtet über die erfolgreiche Exstirpation eines
3 Pfund schweren Nierentumors (Sarkom ? Ref.) bei einem 10 jährigen
Mädchen. Der Tumor war erst zwei Monate vor der Operation be-
merkt worden und sehr rasch gewachsen. Der \Wundverlauf war
günstig.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 455
Williams (61) glaubt viele Fälle von Nierensarkomen bei Kin-
dern auf versprengte Nebennierenreste zurückführen zu eollen. Die
Nierensarkome des Kindesalters sind meist kongenital, von Anfang an
multipel und gewöhnlich doppelseitig.
Heineke (26) beschreibt neun Fälle von Nierensarkom im
Kindesalter und kommt zu dem Schlusse, dass Carcinome der Nieren
bei Kindern, wenn überhaupt, so doch äusserst selten vorkommen. Er
stimmt bezüglich dieser malignen Tumoren mit Birch-Hirschfeld
überein, welcher diese Neubildungen unter dem Namen der embryonalen
Nierengeschwulst in eine Gruppe zusammenfasst, deren voller Typus
das embryonale Adenuo-Myosarkom darstellt; demnach wären diese Ge-
schwülste unter die desmoiden Neubildungen einzureihen.
Braun (12) stellt 12 Fälle von Carcinom und 18 Fälle von
Sarkom der Niere im Kindesalter zusammen. Unter den letzteren be-
findet sich ein selbst beobachteter Fall aus der Nancyer Klinik
(Heydenreich), der nach der Operation tödtlich ausging. Die Mehr-
zahl dieser Geschwülste sind zu den Sarkomen zu rechnen und viele
derselben enthalten embryonale glatte Muskelfasern. Die Exstirpation,
deren Prognose sehr ernst ist, ist nur bei gutem allgemeinen Kräfte-
zustand angezeigt, wenn die Geschwulst noch klein und nicht adhärent
ist, oder auch bei grösseren Tumoren, wenn Metastasen und Lymph-
drüsenerkrankungen auszuschliessen sind.
Weitere Fälle von Carcinom der Niere beschreiben:
Legueu (40) beobachtete zwei Fälle von Carcinom der verlagerten
Niere. Im ersten Falle war die Niere in der Fossa iliaca in aus-
gedehnier Weise adhärent. Die Frau wurde nicht operirt. Der zweite
Fall betrifft eine 54jährige Frau, welche bereits an Hämaturien ge-
gelitten hatte. In der Fossa iliaca dextra fand sich ein kindskopf-
grosser, sehr verschieblicher Tumor von glatter Oberfläche und praller,
fast fluktuirender Konsistenz; derselbe liess sich in die Lendengegend
zurückschieben und schien mit den inneren Genitalien nicht zusam-
menzuhängen. Die auf transperitonealem Wege vorgenommene, sehr
leicht auszuführende Exstirpation ergab ein tubulöses Epitheliom, das
von der unteren Nierenhälfte ausging, während die obere Hälfte der
Niere intakt schien. Obwohl der Tumor sehr leicht ausschälbar war,
fanden sich doch bereits Metastasen in retroperitonealen Lymphdrüsen.
Die Heilung nach der Operation erfolgte ohne Störung.
Loumeau (41) veröffentlicht einen Fall von Exstirpation eines
sicher diagnostieirten Nierencarcinoms bei einer 47 jährigen Frau. Die
Symptome bestanden in Nierenblutungen und heftigen Koliken. Da seit
456 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
15 Jahren Beschwerden in der rechten Nierengegend vorhanden gewesen
waren, wurde angenommen, dass die Niere vor der Geschwulstentwickelung
beweglich gewesen war. Die Operation des Tumors wurde wegen seiner
Grösse auf transperitonealem Wege vorgenommen. Der Eingriff erfolgte
auf Wunsch der Kranken, obwohl Anhaltspunkte für Metastasen in
der linken Lunge gegeben waren. Tod am Tage nach der Operation ;
keine Sektion.
Macnaughton-Jones (42) berichtet über einen Fall von Ver-
grösserung der verlagerten rechten Niere bei einer 40jährigen Frau,
welche seit der vor einem Jahre überstandenen Entbindung Nieren-
symptome bot. Die Diagnose schwankte zwischen geschlossener Pyo-
nephrose und Sarkom. Die ınittelst Langenbuch’schen Schnittes
exstirpirte Geschwulst erwies sich als echtes Carcinom der Niere, vom
Epithel des gewundenen Kanälchen ausgehend und nahm die unteren
zwei Dritttheile des Organs ein; der Bau war ein alveolärer, die Al-
veolen zeigten theilweise ein durch Erweichung des Centrums entstan-
denes Lumen und die Zellelemente befanden sich in vorgeschrittener
fettiger Degeneration. Die Operirte genas ohne Zwischenfall. Mac-
naughton-Jones ist geneigt, namentlich für verlagerte Nieren eine
Neigung zu maligner Geschwulstentwickelung anzunehmen.
Newman (46) nimmt für die Entstehung des Nierencarcinoms
die Theorie der chronischen Reize, besonders durch Nierensteine, in
Anspruch und führt einen Fall an, in welchem sich in einer Steinniere
ein Carcinom entwickelte.
Pawlik (g. 4. 37) beobachtete bei einer 50jährigen Frau ein
melanotisches Carcinom der linken und der rechten Nebenniere mit
Metastasen in den Halsdrüsen, in der Bauchhaut und im Ober-
schenkel. In der Bauchhöhle fand sich rechterseits eine kindskopf-
grosse, bis in die Lendengegend reichende Geschwulst, an deren me-
dialem Rande das Colon verlief. Da die Exstirpation der Halsdrüsen-
metastase ein weiches Carcinom ergab, wurde nicht operirt. Tod unter
den Erscheinungen von Gehirnmetastasen. Bei der Sektion fanden sich
Metastasen in beiden Nieren, in Gehirn, Leber, Uterus, Endo- und
Epikard, Peritoneum und Lungen.
Poncet (48) exstirpirte bei einer 47jährigen Frau ein rechts-
seitiges Nieren-Carcinom auf transperitonealem Wege durch Schnitt am
äusseren Rektusrande. Die Schnittränder der vorderen und der hinteren
Peritoneal-Incision wurden mit einander vereinigt, um das Geschwulst-
bett völlig vom Bauchfell abzuschliessen. Hämaturien waren niemals
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 45%
vorhanden gewesen, überhaupt fehlt nach Poncet dieses Symptom in
einem Drittel der Fälle von Nierentumoren.
Ein von Weinberg (60) veröffentlichter und von Gérard-
Marchand operirter Fall von Nieren-Epitheliom ist deshalb von Inter-
esse, weil die Neubildung in den Anfangstheil des erweiterten Ureters
hineingewuchert war; die Nierenvene war frei geblieben.
Bräuninger (g. 1. 10) berichtet über fünf Fälle von Nieren-
tumoren (vier Frauen). In vier Fällen war Carcinom vorhanden, dar-
unter eine Struma suprarenalis aberrata; in einem Falle (2°/sjähriges
Mädchen) handelte es sich um ein Sarkom. In einem Falle wurde
transperitoneal operirt (Tod), in den übrigen auf lumbalem Wege. Zwei
von den an Carcinom Öperirten genasen. Das an Sarkom operirte
Kind starb und es fanden sich im oberen Theil des Ureters zwei erbsen-
grosse Geschwülste und in der Vena renalis wandständige Tumormassen,
in den Lungen multiple Metastasen. In dem Falle von Struma supra-
renalis ist das äusserst langsame Wachsthum des Tumors bemerkenswerth.
Weitere Fälle von Tumoren, die aus Nebennierenresten
abzuleiten sind, sind in folgenden Arbeiten beschrieben.
D’Ajutolo (1) beschreibt einen Fall von suprarenaler Struma
(Grawitz) und Alessandri (4) veröffentlicht zwei weitere ein-
schlägige Fälle, welche die Grawitz’sche Theorie von der Abstam-
mung dieser Geschwülste von versprengten Nebennierenkeimen stützen.
Bolton (10) stellt 35 Fälle von Nierentumoren zusammen, die
aus versprengten Nebennierenkeimen entstanden; 13 hiervon kamen
auf das weibliche Geschlecht. Die beiden Nieren waren gleich oft
befallen. In mehreren Fällen kam es zu Metastasen in anderen Or-
ganen. Das Alter der Erkrankten schwankte zwischen 2!/2 und 79
Jahren. Als Behandlung wird die Nephrektomie empfohlen. Der von
Bolton operirte Fall betrifft einen männlichen Kranken.
Dirner (19) exstirpirte auf transperitonealem Wege eine von der
rechten Niere ausgehende Geschwulst, welche dicke bräunliche Flüssig-
keit ausfliessen und gar kein Nierengewebe erkennen liess; wahrschein-
lich handelt es sich um ein kongenitales, aus cystadenoidem und Chon-
drom-Gewebe aufgebautes Teratom (vielleicht Struma aberrans supra-
renalis ? Ref.) Heilung, jedoch ist bereits Recidive wahrscheinlich.
Ein ähnlicher Fall wird in der Diskussion von Elischer erwähnt;
hier handelte es sich um ein riesenzelliges, fibröses Adenosarkom mit
nekrobiotischem Kern; die Kranke starb nach der Operation an Ina-
nition. Tauffer macht auf die diagnostische Wichtigkeit des Verhält-
nisses des Colons zur Geschwulst aufmerksam; dasselbe wird an die
455 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
innere Peripherie des Tumors geschoben und wird besonders bei Auf-
blähung des Darnıs dort palpirt. Bei grossen Tumoren zieht Tauffer
die transperitoneale Nephrektomie der lumbalen vor.
Gatti (25) bestätigt die Grawitz’sche Deutung der Genese der
Nierenstrumen und bestimmte den Leeithin-Gehalt dieser Geschwülste
auf 3,47 Din in Uebereinstimmung mit Alexander, welcher denselben
auf 3—-4°/o bestimmt hatte.
Minervini (45) berichtet über die Exstirpation einer Nierenge-
schwulst bei einer 45jährigen Frau aus der Klinik von Morisani
in Genua. Die Symptome bestanden in Lendenschmerzen linkerseits
und intermittirendem Blutharnen. Die Nephrektomie brachte zunächst
Heilung, jedoch erfolgte zwei Jahre später tödtliche Recidive. Die Ge-
schwulst entsprach in ihrem Bau einer Grawitz’schen Nierenstruma;
sie nahm den oberen Pol der Niere ein und lag in einer von Nieren-
gewebe streng geschiedenen Kapsel; der mikroskopische Bau war theils
alveolär, theils papillär, die Zellen waren Nierenepithelien ganz unähn-
lich, waren gross, polyedrisch, pigmentirt, fettig degenerirt und in parallele
Reihen geordnet.
Minervini theilt die Nebennierenstrumen in drei grosse Gruppen:
1. Heterogene Lipome Virchow’s, deren grosse polyedrische
Zellen fettig degenerirt sind und der Marksubstanz der Nebenniere
entsprechen ; diese Geschwülste sind klein, gutartig, multipel, aber dia-
gnostisch und chirurgisch ohne Bedeutung. 2. Adenome, welche
tubuläre Zellwucherungen, Epitheleysten und Riesenzellen enthalten
und deren Zellen ebenfalls fettig degenerirt sind; sie sind oft sehr gross,
solitär, sitzen am oberen Nierenpol oder an der Konvexität, machen
keine Metastasen und recidiviren nicht. 3. Carcinome von alveo-
lärem, papillärem oder ganz unregelmässigem Bau mit Entwickelung
von Cysten, welche mit fettigem und hämorrhagischem Detritus angefüllt
sind; vom Nierengewebe sind sie nicht mehr streng abzugrenzen.
Den Schluss bilden Abhandlungen über die kleincystische
Degeneration der Nieren.
Begouin und Vitrac (7) berichten über einen Fall von doppel-
seitiger kleincystischer Degeneration der Nieren bei einer 52 jährigen
Frau. Die linke Niere war bis auf Hühnereigrösse geschrumpft, die
rechte zu einem 1 Kilogramm schweren Körper vergrössert; das Becken
derselben enthielt 200—300 Gramm eines konzentrirten Harns, ausser-
dem 5—6 Steine, von denen einer den Ureter völlig verschloss. Der
Tod erfolgte nach 11tägiger Anurie an urämischem Koma; ein opera-
tiver Eingriff war verweigert worden.
Chirurgische Erkrankungen der Nieren beim Weibe. 459
Clado (17) beschreibt einen Fall von doppelseitiger kleincystischer
Nierendegeneration bei einer 48jährigen Frau, bei der die Nierensymp-
tome auf 16 Jahre zurückgeben. Die rechte Niere wurde als kinds-
kopfgrosser etwas beweglicher Tumor, der etwas tiefer als normal lag,
nachgewiesen. Die Harnmenge war auf 2—3 l vermehrt und der
Harn enthielt etwas Albumin und wenige Eiterkörperchen. In Narkose
wurde der Tumor als etwas höckerig erkannt und zugleich die linke
Niere als vergrössert nachgewiesen, so dass damit die Diagnose gesichert
war. Clado rechnet die polycystische Niere zu den Neubildungen
und nennt die Geschwulst das „mucoide Epitheliom“ der Niere. Die
Behandlung blieb eine palliative.
Dalle Ore (18) berichtet über die Exstirpation cines cystischen
Tumors der linken Niere bei einem 2!/sjährigen Kinde. Die Ent-
stehung desselben war vor 1!/2 Jahren bemerkt worden. Von Seiten
der Nieren waren keinerlei Symptome vorhanden gewesen und die täg-
liche Harnmenge schwankte zwischen 800 und 1200 ccm. Der Tumor
selbst hatte ein Gewicht von 1600 g und der Harnleiter war durch-
gängig. Heilung.
Hellendall (28) beobachtete bei den zwei Kindern einer Mutter
(Mädchen) hochgradige Schrumpfniere, deren Anfang er in das Fötal-
leben zurückverlegt. Bei dem einem der Kinder wurden in einer Niere
kleine Chondrome nachgewiesen.
Kozowsky (36) schliesst sich bezüglich der Entstehung der kongeni-
talen Cystenniere der Anschauung von Nauwerck und Hufschmid an,
wonach die Cysten sich durch einen Proliferationsprozess mit nach-
folgender Degeneration der Harnkanälchen, besonders der Henle’schen
Schleifen und der Bellini’schen Röhren bilden.
Obalinski (g. 4. 34) exstirpirte eine kindskopfgrosse kleincystisch
degenerirte Niere bei einer 40 jährigen Frau auf transperitonealem Wege.
Heilung.
Spence (55) beobachtete kleincystische Degeneration beider Nieren,
welche 700 g wogen, bei einem gut entwickelten, 4275 g schweren Kinde
weiblichen Geschlechts. Die durch die Nierentumoren bewirkte Aus-
dehnung des Leibes war so bedeutend, dass die Entwickelung des Rumpfes
nach der Geburt des Kopfes auf erhebliche Schwierigkeiten stiess.
Steinbrück (56) beobachtete multiple Cystenbildung in den
Nieren einer unter pyämischen Erscheinungen verstorbenen 30 jährigen
Frau; die Cysten waren erbsen- bis kirschengross, der Inhalt serös klar,
oder gelblich gefärbt, bei den grösseren Cysten hämorrhagisch. Der
Harn war stets klar gewesen und hatte nur wenig Eiter und Epithel-
460 Gynäkologie. Krankheiten der Harnorgane beim Weibe.
cylinder enthalten. Von einer Operation war wegen des schlechten
Allgemeinbefindens und der Unsicherheit der Diagnose Abstand ge-
nommen worden.
Steiner (57) hebt als Symptome der polycystischen Nierendege-
neration zunächst die Erscheinungen der Schrumpfniere hervor; dazu
kommen Nierenblutungen, zahlreiche Cylinder im Vergleiche zu dem
schwachen Eiweissgehalt, und hyaline Schollen. Bei der Palpation
findet man die vergrösserten höckerigen Nieren, die man zunächst für
Nierengeschwäülste halten könnte, von denen die polycystische Degeneration
sich durch Doppelseitigkeit sowie durch überaus chronischen, über
Jahrzehnte sich hinziehenden Verlauf unterscheidet. Die Probepunktion
ergiebt in dem hämorrhagischen Cysten-Inhalte Körper ähnlich denen,
die in der Prostata und in Strumen gefunden werden, im Inhalt der
übrigen Cysten eigenthümlich in Reihen angeordnete epitheloide Zellen.
Endlich werden auch in der Leber Cysten gefunden, die durch Palpation
nachgewiesen werden können.
Pathologisch-anatomisch glaubt Steiner mit Virchow, dass die
polyeystische Degeneration auf Grund einer interstitiellen Nephritis ent-
steht; die Harnkanälchen werden umschnürt und in das Innere der-
selben kommt es zu einer Exsudation von homogenen Massen, ähnlich
den hyalinen Cylindern, und schliesslich zur cystösen Dilatation. Die
grössten Cysten erreichen die Grösse eines kleinen Apfels. Der Cysten-
Inhalt ist theils durchsichtig gallertig, theils braunroth und hämorrhagisch.
11. Parasiten.
l. Gorsse, Kyste hydatique de la plevre et du rein. Soc. anat. de Paris.
Sitzung v. 1. V. 1896. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe.
Bd. VII, pag. 534.
2. Houzel, Kyste hydatique du rein. Soc. de Chir. Sitzung v. 3. VI.
Ebenda, Bd. VIII, pag. 753.
Ein Fall von Echinococcus-Cyste der Niere wurde von Gerster
(g. 4. 16) beobachtet. Die 26 jährige Kranke liess eine Vergrösserung der
Niere besonders am oberen Pole des Organs erkennen und entleerte ein-
mal unter starken Nierenkoliken Echinococeus-Cysten. Die Niere wurde
freigelegt und am oberen Ende derselben mit der Umgebung innig ver-
wachsen eine hartschalige kokosnussgrosse Cyste gefunden, welche geöffnet
wurde und aus der sich ein Konvolut von Echinococeus-Cysten ent-
leerte. Die Cyste wurde mit Gaze tamponirt. Da sie sich gar nicht
verkleinerte, wurde sie nach vier Wochen exstirpirt. Die Operation war
Menstruation und Ovulation. 461
scht schwierig, die beiden letzten Rippen mussten resezirt werden,
Pleura- und Peritoneal-Höhle wurden breit eröffuet. Schliesslich gelang
die Ausschälung und die Operirte genas. Die Schale bestand aus
Kalk-Konkretionen, welche fötalen Schädelknochen ähnlich waren.
Gorsse (1) beschreibt einen Fall von Echinococcus-Cyste der
rechten Niere, die mit einer pleuralen Cyste in Verbindung stand, welch
letztere in den unteren rechten Bronchus durchgebrochen war.
Houzel (2) operirte bei einer 26jährigen Frau auf transperitonealem
Wege eine Echinococeus-Cyste der linken Niere. Er fand eine Einzel-
niere vor und liess daher einen Theil der Niere zurück. Tod an
Urämie nach fünf Tagen.
VII.
Menstruation und Ovulation.
Referent: Dr. Steffeck.
l. Dauchez, Des irrégularités menstruelles et en particulier des menor-
rhagies au debut de la puberté. Sem. Gyn. 22. Juni.
. Duke, A., Intrauterinstift bei Dysmenorrhoe. Scalpel, Febr.
3. Dunning, W. L., Membranous dysmenorrhoea. Amer. Gyn. and Obst.
Journ. N. Y. Vol. X, pag. 433—437.
4. Fedoroff, Zur Frage über die Uteroovarialfunktion in Verbindung mit
den mensfruellen und klimakterischen Erscheinungen im weiblichen Orga-
nismus. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juni. (V. Müller.)
A Giles, A. E., The cyclical or wave theorie of menstruation, with obser-
vations on the variations in pulse and temperature in relation to menstrua-
tion. Tr. of the Obst. Soc. of London, 3. März.
. Godart, Dysmenorrhoe. Policlinique, Nr. 20.
. Guilmard, Des troubles de la menstruation dans les maladies du coeur.
Thèse de Paris.
Johnstone, A., Dysmenorrhoea. Ann. of Gyn. and Ped. Boston. Vol,
X, pag. 471—481.
to
os
=.
LE
452 Gynäkologie.
Y9. Keiffer, J. H., La menstruation dans ses rapports avcc la patholog!e
générale. L’Obstetr. Paris, Nr. A pag. 290—301.
10. Keith, S., Treatment of Dysmenorrhoea. The Dt. Gyn. Journ. London
Vol. XIII, Nr. 51.
11. Lackie, J. L., Verhaltung von Menstrualblut in einer Hälfte eines Uterus
duplex. Edinb. med. Journ. März,
12. Marsh, M.. Intermenstrual phenomens. Amer. Journ. of Obst. New York.
Juli.
13. Marsi, Vikariirende Menstruation. Internat. Kongress zu Moskau.
14. Palmer, Curattage in dysmenorrhea. Transact. of the Cincinnati Obst.
Soc. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 413-416.
15. Plumb, P. E., Precocious menstruation. N. Y. Med. Journ. A Juni.
16. Vedeler, Dysmenorrhoea hysterica. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, Heft 2 und
Norsk Magazin for Laegevidenskaben. 4. R. Bd. XII, Nr. 10, pag. 1095
—1129. (Vedeler hat unter 3994 weiblichen Patienten 57 getroffen, die
an Dysmenorrhoe litten. Verf. glaubt und sucht aus den Krankenge-
schichten zu beweisen, dass dieses Leiden als ein hysterisches Symptom
anzusehen ist.) (Leopold Meyer.)
17. — DB. Dysmenorrhoea hysterica. Norsk. Magaz. f. Laegev., pag. 1090.
(Kr. Brandt, Kristiania.)
18. Vetere, Sulla metrorragia infantile sua eziologia e cura chirurgica. Arch.
di Ost. e Gin. Napoli, 10. (Herlitzka.)
19. Webster, J. C., Die biologische Basis der Menstruation. Montreal med.
Journ., April.
Zunächst seien die Arbeiten allgemeinen Inhalts besprochen:
Giles (5) fasst die Menstruation auf als eine wiederkehrende
Vorbereitung für die Aufnahme und Ernährung eines befruchteten
Eies. Ohne ein solches verläuft die Menstruation zwecklos. Seine
Beobachtungen über die Temperatur ergaben: dieselbe ist am niedrigsten
in der Mitte der intermenstruellen Zeit, steigt dann allmählich an und
erreicht ihr Maximum zwei Tage vor den Menses. Sie sinkt plötzlich
am letzten Tage vor den Menses, sinkt zum zweiten Mal am Ende
der Periode und sinkt zum dritten Mal bei Beginn der intermenstru-
ellen Zeit.
Die Puls-Beobachtungen ergaben: Der Blutdruck ist am höchsten
zwei Tage und ein Tag vor den Menses; während der Periode fällt er
langsam ab und ist am niedrigsten nach dem Aufhören der Menstrual-
blutung.
Guilmard (7). Die Krankheiten des Herzens beeinflussen die
Menses sowohl in der Pubertät, wie während des Geschlechtslebens,
wie in der Menopause. Die Pubertät kann verzögert oder beschleunigt
werden durch Herzfehler. Die mitralen Fehler verzögern, die Aorten-
Fehler beschleunigen den Eintritt der Menses. Während des Ge-
Menstruation und Ovulation. 463
schlechtslebens neigen Herzkranke zu Blutungen, Dysmenorrhoe und
Uteruskatarrh.
Die Menopause wird beschleunigt durch Mitral-, verzögert durch
Aorten- Fehler.
Blutungen während der Menopause sind nicht selten.
Keiffer (9) Iu der Einleitung seiner Arbeit giebt Verf. eine
Uebersicht über den Bau des Uterus. Er unterscheidet drei Zonen:
l. eine äussere Muskelschicht, angrenzend an das Peritoneum, mit
longitudinalen Fasern; 2. eine innere Muskelschicht und 3. die Schleim-
haut mit den Drüsen. Durch alle drei Schichten hindurch verläuft,
im Wesentlichen vertikal zur Schleimhaut, eine grosse Zahl von Ar-
terien und Venen, die an den Uebergängen der einzelnen Zonen
mächtige Gefässknäuel bilden und in der Schleimhaut resp. am Peri-
toneum enden. Zur Zeit der Menstruation zieht sich die äussere
Muskelschicht zusammen, das Blut wird in die innere Muskelschicht
getrieben, von da aus in die Schleimhaut und geht durch die Venen
zur äusseren Muskelschicht zurück. |
Die menstruelle Blutung ist im Grunde genommen keine Hämor-
rthagie und keine Extravasation, sondern eine Sekretion, ganz genau
so wie die Ausscheidung des Urins durch die Nieren. Daher auch
die Verschiedenheit des Menstrualblutes je nach dem Gesundheitszu-
stand der Frau; daher der innige Zusammenhang der Menses mit dem
Zustand des ganzen Organismus.
Zur Zeit der Pubertät scheint in vielen Fällen der Uterus seinen
exkretorischen Aufgaben noch nicht gewachsen zu sein; daher die
Unregelmässigkeiten der Menses bei jungen Mädchen und ihr schlechter
Gesundheitszustand, der bedingt ist durch ungenügende Ausscheidung
der Toxine.
Bei Eintritt der Schwangerschaft sind all’ die bekannten Be-
schwerden zurückzuführen auf die Amenorrhoe. Die Beschwerden
hören erst auf, wenn die übrigen sekretorischen Organe die fehlende
Arbeit des Uterus übernommen haben. Bleiben die Beschwerden (so
ı. B. unstillbares Erbrechen) bestehen, so muss der Abort eintreten
oder herbeigeführt werden. In anderen Fällen endlich sammeln sich
die Toxine im Körper langsam an und üben allmählich ihren schäd-
lichen Einfluss aus (Eklampsie).
Nach der Geburt tritt, wenn die Mutter ihr Kind nicht nähıt,
alsbald die Menstruation wieder auf und entfernt die Toxine. Nährt
aber die Mutter und besteht Amenorrhoe, so scheint die Brust zu
Gunsten des Organismus, statt der Menses, einzutreten. Tritt trotz
464 Gynäkologie.
des Stillens die Periode ein, so treten sofort mannigfache Krankheits-
erscheinungen auf, bedingt durch eine mangelhafte Menstruation und
mangelhafte Ausscheidung der Toxine. l
Bei Eintritt der Menopause endlich sehen wir wieder mannig-
faltige Krankheitserscheinungen, die zurückgeführt werden müssen auf
die fehlende Ausscheidung der Toxine durch den Uterus.
Die vielen Beschwerden der künstlich amenorrhoisch gemachten
Frauen, sowie derjenigen, die wegen Missbildungen keine Menses
haben, zeigen deutlich, dass der Uterus bei den Mammiferen die Rolle
einer Drüse spielt.
Marsh (12) stellt folgende Theorie auf: Die Ovulation erfolgt
alle 28 Tage, aber ist getrennt von der Menstruation durch einen
Zeitraum von 14 Tagen. Jm normalen Zustand gebt die Ovulation
unbemerkt vor sich; bei pathologischen Veränderungen aber macht
sie Schmerzen. Ein Ovarium wechselt mit dem anderen ab in der
Ovulation. Zwischen dem Ende der Menses und der Ovulation liegt
eine Zeit von 6—8 Tagen, die zur Regeneration der Uterusmukosa dient.
Webster (19). Die Frage nach der Ursache der Menstruation,
soviel Theorien auch darüber bestehen, ist völlig ungelöst. In geist-
reicher Weise kritisirt Verf. diese verschiedenen Theorien und sucht
ihre Unrichtigkeiten zu beweisen. Wunderbarerweise ist gerade die
einzige Theorie, die von Geddes und Thomson, so gut wie unbe-
achtet geblieben und grade sie hat die grösste Wahrscheinlichkeit.
Jene Theorie gipfelt darin, dass der menstruelle Vorgang in Ver-
bindung steht mit dem Ausgleich von Anabolismus und Katabolismus
im Organismus des Weibes. Während der Pubertät wird ein Ueber-
schuss produzirt, da der Anabolismus den Katabolismus überwiegt.
Während der Schwangerschaft wird dieser Ueberschuss zur Ernährung
des Eies verwendet. Tritt keine Schwangerschaft ein, so wird der
Ueberschuss an Anabolismus durch die menstruelle Blutung abge-
schieden und so ein Ausgleich hergestellt.
Der Vergleich mit dem ganzen Thierreich lehrt uns beim männ-
lichen Geschlecht als vorherrschend bestehend den Katabolismus, beim
weiblichen den Anabolismus. Ja schon Spermatozoen und Ei zeigen
diese Unterschiede: die Spermatozoen sind katabolisch, das Ei ist ana-
bolisch.
Es folgen jetzt die Arbeiten über Dysmenorrhoe:
Duke (2) empfiehlt für die „obstruktive“ Dysmenorrhoe die An-
wendung eines Intrauterinstiftes, der aus einem spiralig gewundenen
Kupferdraht besteht und hohl ist. Am Ende des Stiftes befindet sich
Menstruation und Ovulation. 465
eine Vorrichtung, welche das Herausgleiten des Stiftes verhindert. An-
seblich kann der Stift Monate lang getragen werden.
Dunning (3) plaidirt in seiner Arbeit für die Anwendung des
konstanten Stroms zur Behandlung der Dysmenorrhoea membranacea. Der
Fall ist folgender: Einige Jahre nach der Geburt des ersten Kindes
typische Dysmenorrhoea membranacea mit Ausstossung der Membran
am siebenten Tage, jedesmal ebenso verlaufend. Uterus und Ovarien
vielfach adhärent. Nach erfolgloser Anwendung von Jodätzungen und
innerer Mittel: Curettement und Laparotomie mit Lösung aller Adhä-
sionen und Ventrofixation — ebenfalls erfolglos, da schon von den
zweiten Menses an immer wieder Membranen ausgestossen werden.
Weitere Medikationen auch ohne Erfolg. Nach Anwendung des kon-
stanten Stromes (negativer und positiver Pol abwechselnd intrauterin —
20—30 Ampères) sofortige Besserung; schon von den zweiten Menses
an keine Membranen mehr. Bis zur Publikation (fünf Monate lang)
ganz gesund.
Godart (6). Bei jedem Fall von Dysmenorrhoe ist streng zu
individualisiren. Liegt eine Stenose des Collum vor, so räth er zur
Discision. Und zwar unterbindet er zunächst die Uterinae, spaltet dann
den Cervix 1—1!/2 cm lang, erweitert den Kanal mit Dilatatoren und
macht mehrfache Incisionen am inneren Muttermund. Endlich wird
ceurettirt und der Cervix mehrere Tage tamponirt und später noch aus-
gespült.
Johnstone (8). Die Ursachen der Dysmenorrhoe liegen erstens
in Erkrankungen neben dem Uterus und zweitens in Erkrankungen
des Uterus selbst. Klinisch unterscheiden sich beide dadurch, dass
prämenstruelle Schmerzen sich bei Erkrankungen neben dem Uterus
finden, während comenstruelle Beschwerden bei Erkrankungen des
Uterus selbst sich einstellen. Oft finden sich beide Formen nebenein-
ander. — Sogenännte nervöse Dysmenorrhoe dagegen giebt es nicht;
sondern fussend auf seinen Erfahrungen in den letzten 15 Jahren sagt
Verf., dass sich stets anatomische Veränderungen entweder im Uterus
selbst (mangelhafte Entwickelung, Endometritisz, Myome etc.) oder in
der Umgebung, wenn auch erst bei der Laparotomie, konstatiren lassen.
Ist diese Ansicht aber richtig, so kann man sagen, dass jede Dys-
menorrhoe heilbar ist. (Für sehr operationslustige Gynäkologen also ein
weites Feld! Ref.)
Keith (10) bespricht die Formen der uterinen Dysmenorrhoe, be-
dingt durch Stenose und hochgradige Anteflexio. Als neu empfiehlt er
die Operation Dudley’s: die Spaltung des Cervix nach rückwärts
Jähresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 30
466 Gynäkologie.
nach vorausgegangener Dilatation desselben. In der Diskussion darüber
schliessen sich mehrere Autoren der Ansicht an, dass diese Operation
Vorzüge der lateralen Spaltung gegenüber besitze.
Palmer (14) theilt die Dysmenorrhoe ein in nervöse, kongestive
oder entzündliche, obstruktive und membranöse. Selbst bei nervöser
Dysmenorrhoe bilden sich nach Verf.s Ansicht mit der Zeit Verände-
rungen im Endometrium aus und diese erklären die günstige Wirkung
einer sachgemäss ausgeführten Auskratzung. Denselben günstigen Er-
folg haben wir bei mancher Dysmenorrhoe auf entzündlicher Basis, bei
Dysmenorrhoe in Folge von Stenose und bei Dysmenorrhoes membra-
nacea mit dem Curettement. (anz besonders bei letzterer Form ist
eine intrauterine Galvanisation nach der Auskratzung empfehlenswerth
und zwar räth Verf. zum positiven Pol intrauterin, wenn die Menses
zu stark sind, zum negativen, wenn sie zu schwach sind.
Vedeler (16) hat unter ca. 4000 Patientinnen 57 Fälle von
Dysmenorrhoe beobachtet, die er sämmtlich auf Hysterie, als die Ur-
sache, zurückführt. Zum Beweise dafür theilt er 13 Krankengeschichten
in extenso mit, aus denen der Leser allerdings das Bestehen einer
Hysterie erkennen muss. Vedeler ist daher der Ansicht, dass unter
die Rubrik „hysterische Dysmenorrhoe“ alle die Fälle zu bringen sind,
die man sonst als mechanische, ovarielle oder nervöse Dysmenorrhoe
bezeichnet hat. Am häufigsten findet man die hysterische Dysmenorrhoe
bei Nulliparen und zwar einige Jahre nach dem ersten Auftreten der
Menses. Der Grund dafür, dass so wenige Dysmenorrhoen bisher als
hysterische anerkannt und beschrieben wurden, liegt nach der Ansicht
des Vert a darin, dass die Dysmenorrhoe oft das einzige hervortretende
Symptom einer Hysterie ist und dass die anderen Symptome derselben
nur latent vorhanden sind. Solche latente Symptome sind: die Hyper-
ästhesie der Bauchhaut, die Anästhesie mancher Körperregionen, zu-
weilen einer ganzen Körperhälfte, die Einschränkung des Gesichtsfeldes,
die Veränderungen im Gehör, Geruch und Geschmack, die veränderte
Muskelkraft der Hände und Arme und endlich Veränderungen in dem
psychischen Wesen. Alles dies sind Punkte, auf welche man bei der
Untersuchung zu achten hat; insbesondere ist auch auf ein voran-
gegangenes Trauma oder auf eine starke psychische Erregung zu
fahnden, nach welcher die Dysmenorrhoe nicht selten zum ersten Male
auftritt. Je mehr man bei der Anamnese und bei der Untersuchung
nach Anhaltspunkten für die Hysterie ausgeht, desto häufiger wird man
die Hysterie als die Ursache der Dysmenorrhoe erkennen. Verf. schreibt,
wie es nach diesen Standpunkte nicht anders möglich ist, den Behand-
Menstruation und Ovulation. 467
lungsmethoden, wie Faradisation, Dilatation, Ergotin und Bronkali, nur
suggestiven Werth zu und räth, die Behandlung der Dysmenorrhoe
dem Neuropathologen zu überlassen. Wenn es auch allgemein aner-
kannt ist, dass bei Hysterie ganz besonders häufig Dysmenorrhoe vor-
kommt, so muss es doch Wunder nehmen, dass Vedeler alle seine
57 Fälle auf Hysterie zurückführen zu müssen glaubt. Sollten iu
Christiania so sebr viele hysterische Mädchen und Frauen und so sehr
viel weniger Uterus- urd Adnexerkrankungen existiren, wie hier zu
Lande?
Lackie (11). Bei einer 24jährigen Patientin, die seit 8 Jahren
regelmässig menstruirt war, bestanden intermenstruelle Schmerzen und
zunehmende Schmerzen in der rechten Unterleibsseite und Abgang von
schmierigem Blut einige Tage nach den Menses. Neben dem Uterus
ein schliesslich bis kindskopfgrosser Tumor, bei dessen Probepunktion
sich altes Blut entleerte. Incision von der Scheide aus und Erweite-
rung der von dem Tumor nach dem Cervix hin bestehenden kleinen
Fistel. Einlegen eines Drains in dieselbe Später alle 14 Tage
Menses, einmal aus der linken, einmal aus der rechten Hälfte des
Uterus.
Marsi (13) beobachtete bei einer jungen Dame, bei der wegen
doppelseitiger Adnex-Erkrankungen die vaginale Radikaloperation ge-
macht war, regelmässig wiederkehrende vierwöchentliche Blutungen aus
der Blase. In dem Blut waren nur Blutkörperchen und Blasenepithelien
nachweisbar.
Plum b’s (15) Beobachtung ist wegen ihrer Seltenheit bemerkens-
werth: Ein 9 Pfund schweres neugeborenes Mädchen zeigt Entwicke-
lung der äusseren Genitalien, wie etwa ein 15jāhriges Mädchen. Be-
sonders fällt auf die völlige Behaarung der Schamtheile und die starke
Hypertrophie der Clitoris. Beim Baden des Kindes, besonders be-
Berührung der Geschlechtetheile Erektion der Clitoris. Sechs Wochen
nach der Geburt !/stägige Menses, die in Zwischenräumen von 6 Wochen
regelmässig wiederkehren. Das Kind war bei der Publikation 10
Monate alt.
Fedoroff (4) hat experimentelle Untersuchungen angestellt über den
Einfluss von unmittelbar vor der Menstruation entnommenem Blute des
Weibes, ebenso auch von Menstrualblut auf das Gefässsystem des Kanin-
chens. Zu dem Zwecke fertigte er wässerige Lösungen an aus dem
Bodensatze von Glycerinextrakten beider Blutarten. Nach Injektion
solcher Lösungen in die Venen von kastrirten Kaninchenmüttern be-
30*
468 Gynäkologie.
obachtete Fedoroff jedesmal ein Sinken des Blutdruckes in der Karotis
und Beschleunigung von Herzthätigkeit und Athmung. Einige Thiere
gingen unter Erscheinungen von Herzparalyse zu Grunde Zum Ver-
gleich wurde auch Männerblut ähnlich behandelt und injizirt. Es
traten wohl auch geringe Schwankungen des Blutdruckes ein, jedoch
glichen sie sich bald wieder aus.
Aehnlich dem Menstrualblut verhielten sich flüssige Extrakte aus
Decidua gravidar. und aus Brustdrüsen des Schweins bereitet. Dagegen
hatten eine andere Wirkung Eierstocksextrakte resp. Ovariinum Poehl.
Nach Injektion dieser Substanzen hob sich der Blutdruck in der Karotis
und es trat Verlangsamung der Herzthätigkeit und Athmung ein; der in
Folge von Injektion von Menstrualblut gesunkene Blutdruck hob sich
bedeutend, sogar über die Norm. So sind die Wirkungen von Övarial-
substanz einerseits und der Extrakte von Menstrualblut, Decidua und
Brustdrüsen andererseits diametral entgegengesetzt.
Mit viel Nutzen hat Autor das Ovariin sowohl bei klimakterischen
Symptomen verabreicht, als auch in gewissen Erkrankungen jüngerer
Subjekte. Erkrankungen, die er als temporäre funktionelle Insuffi-
cienz der Eierstöcke deutet. Zu diesen letzteren rechnet Autor unter
anderem die schweren gastro-kardialen Störungen im Anfangsstadium
der Schwangerschaft, Hier will er auch mit sehr gutem Erfolge Ovariinum
Poehl gegeben haben. Die Erhöhung des Blutdrucks in Folge von
Verabreichung von Ovariin hat Fedoroff auch an anderen gynäko-
logischen Kranken mit Hilfe des Basch’schen Sphygmomanometers
konstatirt. (V. Müller.)
Dr
13.
14.
Vagina und Vulva. 469
VHI.
Vagina und Vulva.
— ——
Referent: Dr. Richard Schick
(in Vertretung von Prof. Dr. v. Rosthorn).
a) Vagina.
Affektionen des Hymen. Bildungsfehler der Scheide.
Angeborene und erworbene Gynatresien.
- Becker, Zur Kasuistik der Atresia hymenalis. Aerztl. Rundschau Nr. 40.
Bernhard, O., Uterus duplex separatus mit Vagina duplex. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 50.
. Boldt, H. J., Atresia of vagina, pyosalpinx und probably intraligamen-
tous myofibroma. The americ. Gyn. and Obst. Journ. May.
. Borelius, Jacques, Atresia vaginae, haematometra (?), haematokolpos.
Hygiea. Bd. LIX, Nr. 5, pag. 334—35. (Bei der 17jährigen Patientin
Borelius’ fand sich ein Querseptum im unteren Theil der Scheide, ob
angeboren oder in der Kindheit erworben geht aus der Krankengeschichte
nicht hervor. Hymen und Introitus vaginae normal. Incision. Heilung.
(Leopold Meyer.)
. Borysowicz, Plastische Erweiterung des verengten Cervikalkanals und
des inneren Muttermundes. Vortrag. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 818.
(Neugebauer.)
. Burrage, W. L., Absence of uterus and vagina. Lancet, Febr.
Delore, Hématocolpos et hématometrie consécutifs à un accouchement
normal et remontant à deux ans. Ann. de gyn. et d’obet. Juin, pag.
425—431.
Eberlin, Ein Fall von kongenitaler Obliteration der Scheide als Geburts-
binderniss. Revue intern. de méd. et de chir. Nr. 10.
Engström, Senile Atrophie der Vagina. Mittheilungen a. d. gyn. Klin.
des Prof. Dr. Engström in Helsingfors. Bd. I, Heft 2.
Esmond-W hite, H. P., Hymen imperforatum. Indian. gaz. Jan.
. Ferraresi, I setti traversali della vagina. Ann. di ost. e gin. fevr.,
pag. 131 u. ff.
(rorkom, Ueber Atresia ani congenita mit abnormer Mündung des Darmes
und die entwickelungsgeschichtliche Deutung desselben nebst Mittheilung
eines Falles von Anus vulvo-vaginalis bei einer erwachsenen Frau. Inaug.-
Diss., Königsberg.
Hart, D. Berry, Transverse septal atresia of the lower third of the
genital tract. The Scott. med. and surg. Journ. Nr. 4.
Hoeven van der, Hämatosalpinx bei Atresia vaginae aquisita. Nederl.
Tijds. v. Verlosk. en Gyn. VIII, Nr. 1.
470
—16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
34.
32.
6
Gynäkologie. Vagina und Vulva.
. Jones, F. A., Double uterus and vagina. Buff. med. Journ., Febr. (Ent-
hält die Beschreibung eines Falles dieser Deformität.)
Klein, Ueber die Beziehungen der Müller’schen zu den W olff’schen
Gängen beim Weibe. Verh. d. VII. Vers. d. deutschen Ges. f. Gen in
Leipzig 9. Juni.
Latouche, Absence congenitale du vagin. Arch. prov. de chir. Nr. 4.
Legueu, Angeborene Hernie des Uterus und der Anhänge, Imperforation
der Vagina. Semaine gyn. Nr. 18.
Lewers, A case of double uterus with double haematometra and com-
plete absence of the vagina. Trans. of the obst. Soc. of London, Vol.
XXXVII, pag. 327.
Christopher-Martin, Haematometra and haematosalpinx due to atresia
of the vagina. The Brit. Gyn. Soc. Nov. 12, 1896.
Orloff, Fall von ringförmiger Striktur der Scheide in deren unteren
Drittel nach der Geburt. Wratsch Nr. 5. (V. Müller.)
Palm, R., Beitrag zur Entstehung der Cysten im Hymen. Arch. f. Gyn.
Bd. LIII.
. Perrando, Sulla molteplicita dell’ imene. Gaz. degli ospedali, Vol. Ile,
fasc. 109. (Herlitzka.)
. Piering, O., Ein Fall von Scheidenstenose nach Verätzung mit Oxal-
säure (Tentamen suicidii), nebst Bemerkungen über die Eintheilung der
erworbenen Scheidenstenosen. Arch. f. Gyn. Bd. LIV.
5. Popoff, D., Un cas rare de stenose acquise du vagin. Ann. de Gyn. et
d’Obst. Jan.
— Ein seltener Fall von acquirirter Scheidenobliteration. Bolnitschnaja
gaseta Botkina Nr. 11 u 12. (V. Müller.)
Poraschin, Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei erworbenen
Scheidenverengerungen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40.
Frau Prokofiewa, Verwachsung des Hymen, Ansammlung von Blut in
der Scheide und theilweise in der Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa i
shenskich bolesnej, Oktober. (V. Müller.)
See, H. v., Ueber Hämatokolpos und Hämatometra. Inaug.-Diss. Leipzig.
Smith, C., Hymen with a pin hole opening. Clinical notes. Am. Journ.
of Obstetr. July.
Spruill, Absence of vagina and uterus. N. C. Med. Journ. Dec. 20th.
1896.
Stouffs, Atresie congénitale du vagin chez une petite fille de 3 ans;
presentation de la malade. Bull. de la soc. Belge de gyn. et d’obst. Nr. 3,
pag. 65.
. Szulc, M., Ein Beitrag zur Kasuistik der Atresia vaginae membranacea.
Inaug.-Diss., Greifswald.
Tennberg, Angeborene Deformitäten des Uterus und der Vagina (finnisch).
Finska läkaresälls Hand. oct.
Vedin, A., Fall von erworbener Atresia vaginae. Med. record. Oktober.
Wilson, A case of atresia of the vagina. Med. rev. 13. Febr. (Ent-
leerung der entstandenen Haematometra durch Spaltung der abschliessen-
den Membran.)
Vagina. 471
Bernhard (2) beschreibt einen Fall von Sterilität bei einer
26jährigen, normal menstruirten Frau mit zwei isolirten, kleinen Uteris
und doppelter Scheide. Er entfernte das Septum in der Scheide. Die
Sterilität blieb gleichwohl bestehen, wohl in Folge der infantilen Uteri.
In einem Falle von angeborenem Defekt von Uterus und Vagina
iobne Menstruationebeschwerden) bildete Burrage (6) eine künstliche
Scheide durch Lappenbildung vom Perineum und den kleinen Labien.
Die Scheide genügte der Pat. vollkommen zur Ausübung des Coitus.
Delore (7) berichtet über folgenden eigentbümlichen Fall. Eine
41jäbrige Frau, die sechs normale Geburten durchgemacht hatte, verlor
nach der letzten Geburt ihre Regel. Diese Geburt soll normal ver-
laufen sein und nur vier Stunden gedauert haben. Pat. war stets ge-
sund und hatte nie ein Genitalleiden. Vaginale Ausspülungen waren
nicht gemacht worden. Seit vier Monaten Schmerzen im Unterleib,
welche in letzter Zeit zunahmen. Seit acht Tagen einige Schüttelfröste.
Man fand rechts im Unterleib einen fluktuirenden Tumor, der sich in
das kleine Becken fortsetzte. 4 cm über dem Scheideneingang war in
der Scheide eine Membran ausgespannt, durch welche Fluktuation ge-
fühlt werden konnte. Die Punktion dieser Membran förderte eine
braune Flüssigkeit zu Tage, während der Bauchtumor sich gleichzeitig
verkleinerte. Am nächsten Tage Erweiterung der Oeffnung, Ausspülung
der Höhle. Trotzdem starb Pat. an einer eitrigen Peritonitis. Die
Sektion ergab, dass nebst einer bedeutenden Dilatation des Scheiden-
gewölbes eine ebensolche der Cervix uteri bis zum Orificium int. be-
standen hatte. In Bezug auf die Entstehung der Atresie nimmt Delore
an, dass dieselbe sich in den ersten Wochen nach der Entbindung
durch Vernarbung einer oberflächlichen, während der Geburt entstan-
denen Ulceration entwickelt habe.
Esmond White (10) berichtet über eine 18jährige Patientin
mit Hymen imperforatus. Das zurückgehaltene Menstrualblut ver-
ursachte einen Tumor, der bis nahe an den Rippenbogen reichte.
Klein (16) und Groschuff konnten bei einem 4!/s Monate
alten Mädchen die Wolff’schen Gänge beiderseits neben der Scheide
bis in den Hymen verlaufend nachweisen und fanden die Skene’schen
Drüsen unabhängig davon im Septum urethro-vaginale, wodurch sie die
Anschauung, dass die paraurethralen Gänge (Skene’schen Drüsen) das
distale Ende der Wolff’schen Gänge seien, widerlegten. Am neuge-
borenen und ausgewachsenen Schwein konnte Klein die Wolff’schen
Gänge vom Parovarium bis in die distalen Theile der Scheide verfolgen.
Am Genitale eines neugeborenen Mädchens verfolgte er in einer Reihe
472 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
von Serienschnitten den linken Wolff’schen Gang vom Parovarium
durch das Ligamentum latum in die Seitenwand des Corpus uteri und
in die Cervixsubstanz hinein, von wo derselbe über das Scheidengewölbe
neben der Scheide bis in den Hymen verlief. Klein verweist auf die
Möglichkeit der Entstehung von Neubildungen (Adenomyome, Uterine,
Scheiden- und Hymen-Cysten) aus den Resten dieses Ganges. Fernere
Untersuchungen an Kaninchen-Embryonen ergaben, dass sich der
Müller’sche Gang von dem Wolff’schen abspalte.
Latouche (17). Bei der 19jährigen Patientin, deren äusseres
Genitale normal entwickelt war, fehlte die Vagina vollständig; ebenso
liessen sich durch rektale Untersuchung weder Uterus noch Adnexe
konstatiren. Latouche bildete durch Präpariren zwischen Rektum
und Urethra eine Scheide.
Nach Aufzählung der verschiedenen Theorien über die Aetiologie
beschreibt Palm (22) einen Fall von Hymenal-Cyste. Dieselbe
sass auf der rechten Vorderfläche, nahe dem Rande des Hymen.
Die mikroskopische Untersuchung ergab eine Auskleidung der Wand
mit mehrschichtigem Plattenepithel. Die Wand selbst bestand aus
lockerer Bindegewebe mit spärlichen, eingelagerten Muskelzellen. Nach
diesem Befunde schliesst Palm einen Zusammenhang der Neubildung
mit den Gartner'schen Kanälen aus. In den angelegten Serien-
schnitten wurde besonders auf das Vorhandensein eines mikroskopischen
Lumens geachtet, das als Einmündungsstelle eines von oben herab-
laufenden Kanales hätte gedeutet werden können. Es wurde aber kein
solcher gefunden. Palm nimmt an, dass es sich um eine kleine Balg
geschwulst gehandelt habe, welche aus einer Talgdrüse hervorge-
gangen wäre.
Unter Zugrundelegung von 469 Fällen der bekannten Neu-
gebauer’schen Statistik giebt Piering (24) eine Eintheilung der er-
worbenen Scheidenstenosen auf Grund der Entstehungsursache Er
unterscheidet Stenosen in Folge 1. traumatischer Ursachen und zwar
durch Geburtstraumen, Verletzungen durch äussere Gewalt und opera-
tive Eingriffe und Fremdkörper; 2. entzündlicher Ursachen, zu welchen
Puerperalprozesse, akute Infektionskrankheiten, Kolpitis verschiedener
Formen, Lues gerechnet werden; 3. chemischer Ursachen; 4. thermi-
scher Ursachen (Verbrühung, Kauterisation). Es folgt die Beschreibung
eines Falles von Scheidenstenose durch Einspritzung von Kleesalz.
Die 27jährige Patientin machte durch Injektion von ca. 20 g Kleesalz
in die Scheide einen Selbstmordversuch. Trotz sofortiger Ausspülung
mit Wasser entstand eine intensive eitrige Kolpitis, die zur Abstossung
Vagina. 473
von Schleimhautfetzen führte und deren Heilung mehrere Wochen be-
anspruchte. Nachdem sich Patientin durch fünf Jahre wohl befunden
hatte, traten Metrorrhagien und dysmenorrhoische Beschwerden auf.
Bei der Untersuchung fand Piering 4 cm über dem Introitus vaginae
einen harten, unnachgiebigen Narbentrichter, aus welchem eine feine,
nur für die Uterussonde durchgängige Oeffnung in das Scheidengewölbe
führte. Die Behandlung bestand in Dilatation der Oeffnung mittelst
Hegarstiften, Excision des grössten Theiles der Narbe, nachdem zuvor
zur Nahtanlegung Fäden mittelst einer Peaslee’schen Nadel unter
der Narbe durchgeführt worden waren. Nach einem halben Jahr ver-
engte sich indes die Scheide wieder, so dass der Finger nicht mehr
durchgeführt werden konnte, doch blieb die Patientin frei von Be-
schwerden.
Poupoff (25) stellt auf Grund der bekannten 'Thatsachen, basirt
auf ätiologische Momente, folgende Eintheilung der erworbenen Scheiden-
stenosen auf: 1. Folgen von gynäkologischen Operationen, 2. Traumen
während der Geburt oder ausserhalb derselben durch Fremdkörper;
3. Verbrühungen oder Verschorfungen durch chemische Agentien ;
4. akute Infektionskrankheiten (Typhus, Scarlatina, Diphtherie, Pneu-
monie u. 8. el: 5. septische puerperale Affektionen; 6. chron. Infek-
tonskrankheiten (Tuberkulose, Gonorrhoe, Lues, Krebs); endlich 7.
Vaginitis ulcerosa adhaesiva im Klimakterium (Hildebrandt).
Nach einigen Bemerkungen über das Verhältniss der Frequenz von
erworbenen und angeborenen Atresien und Stenosen berichtet Popoff
über einen eigenthümlichen Fall aus der Klinik Lebedeff (Peters-
burg). 45jährige verheirathete Frau, die stets regelmässig menstruirt
war, nie geboren und nie an einer uterinen Krankheit zu leiden hatte.
Plötzliche Erkrankung mit Fieber, hypogastrische Schmerzen und Harn-
verhaltung. Bald darauf übelriechender Ausfluss, Abstossen eines
fifrösen Tumors auf spontanem Wege (submuköses Myom, welches in
die Scheide geboren und nekrotisirt war). Seither Amenorrhoe, leichte
Beschwerden alle vier Wochen. Bei der Untersuchung findet sich:
Scheide nur 4 cm lang, am Ende derselben Narbengewebe, der oberste
Scheidenabschnitt partiell abgeschlossen, Retroversion der atrophischen
Gebärmutter, Perivaginitis und Parametritis. Eine Abgrenzung von
Portio vag. und dem obliterirten Scheidenstück ist nicht gut durchführ-
bar. Zweifellos hat sich durch Substanzverlust beider Theile die Ver-
änderung herausgebildet. Chirurgische Behandlung wurde in diesem
Falle nicht angewendet, da eine bestimmte Anzeige (Schleimretention,
Blutansammlung) nicht vorlag.
474 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
In dem von Vedin (35) beschriebenen Falle war nach einer Ent-
bindung eine Narbe in der Scheide entstanden, welche bis auf eine enge
Oeffnung die Scheide abschloss. Trotzdem trat neuerdings Schwanger-
schaft ein. Dehnung und Incision der Narbe während der Geburt.
2. Lageveränderungen der Scheide Plastische Opera-
tionen.
1. Baldy, J. M., A method of preventing vaginal prolapse following ab-
dominal hysterectomy. The amer. Journ. of obst. Jan.
2. Berger, Hernies vaginales et pudendales. Ann. de gyn. et d’obst. Nov.
3. Bouilly, Traitement du prolapse. Französ. Chirurgenkongress. Ann. de
gyn et d’obst. Nov.
4. Delbet, Kolpocystopexie et nouveau procédé de kolpoperinéorrhaphie.
Gaz. des hôp. Janv., pag. 63.
5. Gersuny, R., Eine Plastik bei Defekt der Vagina. Geb.-gyn. Gesellsch.
in Wien, 19. Jan. l
6. — Eine Operation der Cystocele vaginalis. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7.
7. Gubaroff, Ueber einige Vereinfachungen der Kolpoperineorrhaphie. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 48.
8. Maeckler, G., Die Behandlung des Prolapsus vaginae mittelst eines
wiegenförmigen Pessars. Inaug.-Diss. Kiel.
9. Marsi, Neue Operationsmethode bei Cystocele vaginalis. XII. internat.
med. Kongress zu Moskau.
10. De Marsi, Processo operativo nuovo per la cura chirurgica del cistocele
vaginale. Bull. delle scienze mediche. Bologna. Fasc. 221. (De Marsi
schlägt für die Fälle von vaginaler Cystocele eine Operationsmethode vor,
mit welcher man eine Verkleinerung der Vaginalhöhle und die Entstehung
einer starken longitudinalen Stütze (einer neuen Columna rugarum anterior)
erhält.) (Herlitzka.)
11. Petit, Paul, Traitement du prolapse genitale chez la femme. Société obst.
et gyn. de Paris. 14. Janv.
12. Phillips, John, Anterior Colpotomy. Transact. of the obst. soc. of London.
Vol. XXXVIII, pag. 213
13. Pichevin, M. R., Technique de la colpoperineorrhapie de Hegar. La
Sem. Gyn. Nr. 14, Avril.
14. Simons, E. M., Die Frage des Prolapses der weiblichen Genitalien in
Frankreich nebst kritischen Betrachtungen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Juni. (Ein Sammelreferat über französische Arbeiten.)
15. Stratz, Prolapsus vaginal anterior. Cystocele. Elongatio cervieis inter-
media. Nederl. Tyds. voor Verlosk. en Gyn. Afi. 2.
16. Theilhaber, A., Ueber Prolapsoperationen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Mai.
17. Truzzi, Della vaginostrettura col processo Bellini-Freund-Flatau nella
cura chirurgica del prolasso. Atti della Soc. italiana un di Ost. e Gin.
Roma. Vol. IV, pag. 5l. (Herlitzka.)
Vagina. 415
Um das Entstehen eines Scheidenprolapses nach der supravaginalen
Amputation zu verhüten, empfiehlt Baldy (1) folgende, wiederholt
von ihm geübte Methode. Nach erfolgter Amputatio uteri mit Ent-
fernung der Adnexe legt er rechts und links eine Silkwormnaht, welche
die äussersten seitlichen Partien des Cervixstumpfes fasst und unter
den Stümpfen des Ligamentum rotundum und der Vasa spermatica
durch das Ligamentum latum cirkulär angelegt wird. Durch das
Knüpfen dieser Naht wird der Cervixstumpf gehoben und die Scheide
nach aufwärts ausgespannt. Das Peritoneum über dem Cervix wird
durch eine fortlaufende Katgutnaht geschlossen.
In einem Falle von angeborenem Defekt der Scheide verwendete
Gersuny (5) einen aus der vorderen Mastdarmwand gebildeten und
einen zweiten von der Schleimhaut des Introitus lospräparirten Lappen
zur Bildung der neuen Scheide. Zwei Fälle wurden in dieser Weise
mit Erfolg operirt.
Zur Operation der Cystocele vaginalis giebt Gersuny (6) fol-
gendes Verfahren an: Medianer Längsschnitt von der vorderen Mutter-
mundslippe bis in den Urethralwulst. Ablösung der Blase von der
vorderen Scheidenwand.. Durch eine Reihe in der Medianlinie der
Blase gelegter Etagennähte wird der ausgestülpte Theil der Blase in
Form einer Falte nach innen eingestülpt. Darauf theilweise Resektion
der abgelösten Scheidenlappen und lineare Vereinigung derselben.
Gubaroff (7) empfiehlt eine Art Dammplastik ähnlich der
Lawson-Tait’schen Operation. Querschnitt durch den Damm, welcher
halbmondförmig von dem hinteren Ende der einen kleinen Schamlippe
zu dem der anderen verläuft. Die Scheidenschleimhaut wird in Form
eines Lappens nach aufwärts abgelöst. Anlegen mehrerer durchgrei-
fender Knopfnähte. Der Rand der abgelösten Schleimhaut wird durch
eine fortlaufende Kürschnernaht zusammengezogen.
Die von Marsi (9) empfohlene Operation hat den Zweck, eine
Art neue Columna zu bilden, welche die Blase stützen soll. Längs-
schnitt von der Urethra zum Fornix, Abpräpariren zweier seitlicher
Lappen. Die Basis dieser Lappen wird durch Knopfnähte, die Lappen
selbst werden darüber in Form eines Firstes durch fortlaufende Naht
vereinigt.
Als fundamentale Operation des Prolapses bezeichnet Petit (11)
die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Scheide und des
Dammes. Bei gleichzeitiger Retroversion wird die Verkürzung der
Ligamenta rotunda empfohlen. In der Mehrzahl der Fälle genügen
die Operationen an den Halteapparaten zur Heilung. Die Hysteropexie
476 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
möchte Petit durch die Alqui&-Alexander’sche Operation ersetzt
wissen. Die Hysterektomie ist nur zulässig bei Fällen von irreponiblem
Prolaps oder bei Komplikationen mit Fibrom oder Carcinom.
Theilhaber (16) glaubt, dass die Retroflexio uteri in der Mehr-
zahl der Fälle nicht in ursächlichem Verhältniss zur Entstehung der
Prolapse stehe und hält dafür, dass die Anteflektirung des Uterus kein
Schutzmittel gegen Prolaps sei. Er verwirft daher die Vaginaefixatio
und die Ventrifixatio uteri. Das Wichtigste scheint ihm die Verenge-
rung der Scheide und des Introitus vaginae zu sein. Den Schwerpunkt
der Operation verlegt er auf eine ausgedehnte Colporrhaphia anterior
und entfernt in einem Stück fast die ganze vordere Scheidenwand nebst
einem Theil der seitlichen. Darauf wird eine Dammplastik nach
Lawson-Tait angeschlossen. Von 13 so operirten Fällen ist keiner
rückfällig geworden (dieselben wurden in den letzten zwei Jahren
operirt).
3. Neubildungen der Scheide, Cysten.
Ashburn, Primary vaginal sarcoma. Cin. Lanc. Clin. April 17.
. Geyl, A., Betrachtungen über die Genese der sog. Ovarialdermoide mit
Bezug auf ein Vaginalteratom. Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 190.
3. v. Herff, Ueber Scheidendrüsen. Versamml. deutsch. Naturforscher u.
Aerzte. Braunschweig.
4. Ito, S., Ueber Fibrome, Cystofibrome und Adenofibrome der Scheide. Inaug.-
Diss. Halle.
5. Lebedeff, De l'étiologie du cancer du vagin. Soc. de med. et chir. de
St. Petersburg. Séance d. 4. nov. 1896. Wratsch, pag. 1414.
6. Neugebauer, Cinquante observations personelles de kystes du vagin.
Rev. de gyn. et de chir. abd. Nr. 4. Juillet.
7. Orloff, Diagnostic differential du chancre mou avec le cancer du vagin.
Soc. de med. et chir. de St. Petersburg. Seance 4. nov. 1896.
8. Popoff, Fibromyome de la paroi antérieur du vagin. Soc. de med. et
chir. de St. Petersburg. 4. Nov. 1896.
9. Roberts, H., Notes of a case of primary epithelioma of vagina. Trans-
act. of the obst. soc. of London. Dec. 1896.
10. Rhode, H., Das primäre Carcinom der Vagina. Inaug.-Diss. Halle.
11. Schmorl, Demonstration eines syncytialen Scheidentumors. 69. Versamml.
deutscher Naturf. u. Aerzte. Braunschweig.
12. Thomas, A., Myxomatous tumour of vagina in a child one year and
nine months old. Brit. med. Journ. Nr. 1920.
13. Volovski, Inoculation conjugale du cancer. Soc. de med. et chir. de St.
Petersburg. 4. nov. 1896.
REES
v. Herff (3) demonstrirt Präparate von Scheidendrüsen mit be-
ginnender C'ystenbildung durch Sekretstauung. Er kann im Wesent-
Vagina. 47
lichen die Resultate von Preuschens nur bestätigen. Scheidenkrypten
bat er jedoch nicht gesehen, wiewohl er ganz älınliche Bilder erhalten
hat, die sich aber auf Reihenschnitten ausschliesslich als Schrägschnitte
der Ausführungsgänge herausstellten.
Lebedeff (5). Bei der Tamponbehandlung eines Falles von
Metritis kam es zur Entwickelung eines Geschwürs in der Scheiden-
wandung, welches sich zu einem krebsigen umwandelte. Es wird in
der Diskussion auf verschiedene Momente hingewiesen, unter welchen
die Krebsentwickelung stattfindet.
Neugebauer (6) fand unter 2000 Fällen 50 mal Vaginalcysten.
Der grösste Theil derselben rührte von Resten der Gartner’schen
Kanäle her. Manchmal bersten solche Cysten und geben Veranlassung
zur Entstehung von Krypten in der Scheide. Nur die grossen Vaginal-
cysten bedürfen einer Behandlung. Dieselbe besteht in Resektion,
welche vollkommen ausreicht und einfacher ist als die Enucleation.
In zwei Fällen stellte Orloff (7) die Diagnose durch die
mikroskopische Untersuchung. Ein Fall von Ulcus molle der Scheide
sah makroskopisch einem Carcinomgeschwür ähnlich. Die histologische
Untersuchung ergab eine Granulationsgeschwulst. Da Tuberkulose aus-
zuschliessen war, blieb nur zu entscheiden, ob Ulcus molle oder durum,
welches letztere auf der Scheidenschleimhaut gewöhnlich seine charak-
teristischen Eigenschaften verliert. Später bestätigte das Auftreten mul-
tipler Schaukergeschwüre die Diagnose Ulcus molle.
Popoff (8) berichtet über eine 44 jährige Kranke der Lebedeff-
schen Klinik; seit acht Jahren wird ein gestielter Tumor der vorderen
Scheidenwand gespürt von der Grösse einer Apfelsine. Die Geschwulst
wird ohne Schwierigkeit entfernt. Die Untersuchung ergiebt ein gefäss-
armes, aber an Lymphgefässen reiches Fibromyom.
Roberts (9) schildert einen Fall von primärem Epitheliom im
mittleren Drittel der hinteren Scheidenwand, das er operativ entfernte,
nachdem vorher wegen Enge der Scheide der Damm gespalten
worden war.
Schmorl (11) berichtet über einen Scheidentumor, der 18 Wochen
nach einer normalen Entbindung bei einer 30 jährigen Frau entstanden
war. Der Fall endete letal. Uterus und Adnexe waren frei von Ge-
schwulstbildung. Dagegen fanden sich Metastasen in Lunge, Leber,
Niere und Darm. Sowohl die Scheidengeschwulst als auch die Meta-
stasen zeigten den typischen Bau syncytialer Tumoren. Schmorl
hält den Scheidentumor für eine Metastase einer Placentargeschwulet,
478 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
welche, ohne den Uterus zu infiziren, bei der Geburt ausgestossen
worden war.
Volovski (13) theilt einen Fall mit von Uebertragung eines
Krebses von dem hinteren Scheidengewölbe auf das Präputium des
Mannes. Es wurden in der Diskussion analoge Fälle mitgetheilt,
welche die Kontagiosität und Uebertragung des Carcinoms erweisen
sollen.
4. Ernährungsstörungen, Entzündungen der Scheide,
Mastdarmscheidenfisteln.
1. Beckmann, Ulcus rotundum vaginae simplex. Jurnal akuscherstwa i
shenskich bolesnei. Februar. (Beckmann beschreibt ein zweimarkstück-
grosses Ulcus im hinteren Fornix, welches ausgeschnitten per secundam
heilte. Die mikroskopische Untersuchung erwies junges zellenreiches Binde-
gewebe nebst Endarteritis.) (V. Müller.)
2. — DL'ulcère rond simple du vagin (traduit du Russe par Mme Recht-
samer). Ann. de gyn. et d’obst. May.
3. Beuttner, Osc., Ulcera rotunda vaginae. Korresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte.
Mai.
4. Bishop, S., Eine neue Operationsmethode für Vesicovaginalfisteln. Lancet.
Juni.
A Bodenstein, O., Zur Existenz und Therapie der chronischen Vaginal-
gonorrhoe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 42.
6. Busse, Demonstration eines spontan ausgestossenen Vaginalschlauches.
Greifswalder med. Verein. Sitzung v. 6. Nov. Münchn. med. Wochenschr.
Nr. 50.
Cann, Mc., The aetiology of gonorrhoea. Transact. of the obst. soc. of
London. Vol. XXXVIII. 1896.
8. Casper, Aufgaben und Erfolge bei der Behandlung der chronischen
Gonorrhoe. Berliner klin. Wochenschr. Nr.15. (Die Arbeit berücksichtigt
nur die männliche Gonorrhoe.)
9. Condamin, Traitement des fistules recto-vaginales inférieurs pur le
dédoublement de la cloison et l’interposition des masses musculaires péri-
neales. Sem. gyn. pag. 161. |
10. Döderlein, A., Vaginitis gonorrhoica bei fehlendem Uterus. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Januar.
11. Doleris et Lenoble, Fistule recto-vaginale par rupture du sinus rétro-
perineal. Soc. obst. et gyn. de Paris. Séance du 8. avril. Ann. de gyn.
et d’obst. mai.
12. Fedorowskaja-Wiridarskaja, Fall von Colpo-hyperplasia cystica
(Vaginitis emphysematosa). Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Nov.
(V. Müller.)
13. Finger, Die Blenorrhoe der Sexualorgane und ihre Komplikationen. Wien
1296.
~]
20.
21.
22.
30.
8l.
Vagina. 479
. Fischer, J., Soor des weiblichen Genitales. Wiener med. Wochenschr.
Nr. 15.
. Fröhlich, Fistule recto-vaginale chez une petite fille de 6 ans. Rev.
med. de l'Est. avril, pag. 191.
. Goenner, A., Sind Fäulnisskeime im normalen Scheidensekret Schwangerer ?
Centralbl. f. Gyn. Nr. 24.
. Gordon, Gonorrhoea in women. Med. Record. N. Y. November 1896,
pag. 790.
. Halbreich, Ein Fall von Fistula vagino (vulvo-) perineo-rectalis post
coitum. Wratschebnyja sapiski, Nr. 2 u. 3. (V. Müller.)
. Kegler, Weicher Schanker der Vagina. Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnej. Dez. (V. Müller.)
Knapp, L., Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekretes in den
ersten Lebenstagen. Monatsschr. f. Gyn. u. Geb. Juni.
Labusquiere, De la gonorrhoea. Ann. de gyn. et obst. mai. (Epilog
zur Naturforscherversammlung in Frankfurt im September 1896, auf welcher
die Gonorrhoe hauptsächlich durch die Referate von Neisser, Sänger
und Bumm abgehandelt wurde. Enthält nur ein kurzes Excerpt aller
dieser Vorträge und der später erfolgten Bemerkungen Wertheims.)
Lindenthal, Aetiologie der Kolpohyperplasia cystica. Wiener klinische
Wochenschr. Nr. 1 u. 2.
. Lipinski. Deux cas de fistule vesico-vaginales guéries par l'opération
d’episiocleisis avec fistule recto vaginale arteficielle.e Ann. de gyn. et
d’obst. mars.
. Mandl, Ludwig, Zur Kenntniss der Vaginitis gonorrhoica. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Januar.
. Mibäjlowits, Gonorrhoische Erkrankungen der Scheide und des Endo-
metrium. Verhandl. d. XII. internat. med. Kongr. zu Moskau. Sitzung
am 21. August.
. Orloff, Zur Differentialdiagnose zwischen weichem Schanker und krebsi-
gem Geschwür der Scheide. Bolnitschnaja gaseta. Botkina Nr. 14—16.
(V. Müller.)
. Péan, Restauration anaplastique de l’urethre, du vagin, de la vessie et
du rectum. Ann. de gyn. et d’obst. Mars.
. Rosenwasser, A plea against the meddlesome treatment of acute gonor-
rhoea in women. Cleveland Journ. of med. Aug. 1896.
. Sänger, Residual gonorrhoea. Ann. of gyn. and Paed. Nr. 8. (Der In-
halt ist aus Saenger’s Referat auf der Naturforscher-Versammlung in
Frankfurt (Sept. 1896) bekannt)
Vesuviat, De la blenorrhagie ascendante chez la femme. Thèse de Paris
1896.
Weber, Perivaginitis dissecans phlegmonosa. Ann. de gyn. Febr.
Beckmann (2) theilt folgenden Fall mit. 64jährige Frau,
zwei Geburten, hatte nie einen Prolaps, nie ein Pessar getragen. Aus-
fluss, im hinteren Scheidengewölbe ein rundes Geschwür mit scharfen
Rändern, etwas vertieft, geröthet, mit gelbem Detritus bedeckt, von
450 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
weicher Beschaffenheit. Die mikroskopische Untersuchung ergab End-
arteriitis der Umgebung.
Bishop (4) überträgt eine Operationsmethode, die er in den letz-
ten Jahren bei Rektalfisteln verwendet hatte, auf Blasenscheidenfisteln.
In drei Fällen ging er folgendermassen vor: Umschneidung der Fistel,
wodurch ein kreisförmiger Scheidenlappen entsteht. Ablösung der
Fistel von der Umgebung. An vier symmetrisch gelegenen Punkten
werden nun durch den Scheidenlappen Fäden gelegt, welche mittelst
einer Zange durch die Blase und zur Urethra herausgeleitet werden.
Sobald nun an den Fäden angezogen wird, wird die Fistel förmlich in die
Blase hineingestülpt; die Wundfläche des Scheidenlappens kommt nach
aussen und man vereinigt jetzt mittelst einer oder mehrerer Tabak-
beutelnähte die Wunde über der Fistel. Die Pat. müssen 10 Tage in
der Bauchlage verbleiben. In den ersten Tagen wird zweistündlich
katheterisirt.
Bodenstein (5) verweist zunächst auf die Beobachtung, die man
so häufig bei Gonorrhoe-kranken Frauen machen kann, dass oft im
hinteren Scheidengewölbe ein Sekret angesammelt ist, das in Aus-
sehen und Beschaffenheit von dem Cervix-Sekret sehr abweicht. Das
letztere ist dick, glasig und von weisser Farbe, während im hinteren
Scheidengewölbe ein dünnflüssiges, copiöses, gelbes Sekret zu finden
ist. Das Mikroskop zeigt in solchen Fällen häufig in Cervix-Sekret
gar keine Gonokokken, in dem dünneitrigen Scheidensekret sind ab
und zu solche zu finden. Um zu bestimmen, ob wirklich das hintere
Scheidengewölbe ein Sitz der Infektion ist, wurde nach gehöriger Des-
infektion das Scheidengewölbe fest ausgestopft, wobei vor die Cervix
ein deutlich erkennbarer Tampon gelegt wurde, der das Uterussekret
abzuhalten hatte. Die mikroskopische Untersuchung befestigte die An-
nahme Bodenstein’s, dass wirklich das hintere Scheidengewölbe einen
Hauptsitz der Infektion bilde. Im Gegensatz zu Bumm und Neisser
wird also eine chronische vaginale Gonorrhoe auch unter gewöhnlichen
Verhältnissen bei erwachsenen Personen als möglich angenommen.
Bodenstein glaubt, dass die Infektion im hinteren Scheidengewölbe
leicht ihren primären Sitz aufschlagen könne, da das infektiöse Sekret
des Mannes an diesem Ort zuerst deponirt werde. Die Urethritis
gonorrhoica hält er für eine erst sekundär entstandene Affektion. Be-
züglich der Diagnose wird auf die bekannten klinischen Kriterien, wie
sie Sänger genau angegeben hat, verwiesen und gleichzeitig eine
Methode angegeben, um eine versteckte Gonorrhoe aufzufinden. Die-
selbe besteht in einer festen Tamponade der Scheide, wodurch eine
Vagina, 481
verstärkte Sekretion der mit Gonorrhoe behafteten Stellen angeregt
wird. In dem so erhaltenen Sekrete sind dann die Gonokokken zu
finden. Bei der Therapie verweist Bodenstein zunächst auf
die Unzulänglichkeit der Spülungen, welche meist nur eine geringe
Menge des Sekretes fortschaffen. Die angewendeten Mittel dringen
ferner nicht tief genug ein, um die Gonokokken zu treffen. Boden-
stein empfiehlt während der Spülungen, welche in Rückenlage der
Patientin vorgenommen werden sollen, entweder das Ausreiben aller
Scheidenfalten mit dem Finger oder das Hervorrufen eines „Aerokolpos“,
indem man gleichzeitig Luft in die Scheide eindringen lässt, wodurch
alle Falten geglättet werden. Um die in der Tiefe der Epithelien
versteckten Gronokokken hervorzubringen, wird zunächst mehrere Tage
lang mit Ichthyolglycerin fest tamıponirt, wodurch ein starker Flüssig-
keitsstrom gegen die Oberfläche zu hervorgerufen wird, dann erst wer-
den Lösungen von Argentum nitricum angewendet.
Busse (6) berichtet über eine 39jährige Frau, die an Kolpitis
adhaesiva litt. Jedesmal nach Lösung der Verwachsungen stellte sich
eine Blutung ein, die endlich so stark wurde, dass man Tampons mit
Eisenchlorid und Chlorzink einführte. Infolgedessen trat Nekrose der
Schleimhaut ein und am dritten Tage wurde ein Schlauch, bestehend
aus dem Scheidenrohr sammt Portio vaginalis ausgestossen. Es war
in Folge tiefgreifender Nekrose eine dissecirende Entzündung des peri-
vaginalen Gewebes eingetreten, welche die Ausstossung der nekrotischen
Gewebe veranlasste. |
Noch bis in die letzte Zeit war es zweifelhaft, ob überhaupt bei
Erwachsenen eine gonorrhoische Infektion der Scheide vorkomme.
Bumm, der gewiss über eine sehr grosse Erfahrung auf diesem Ge-
biete verfügt, hat erst kürzlich mitgetheilt, dass er in fünf Fällen eine.
akute gonorrhoische Entzündung der Scheide gesehen habe. Döder-
lein (10) berichtet nun über einen Fall, in dem die Gonorrhoe zweifel-
los ihren Sitz in den Scheidenwandungen haben musste. Der be-
treffenden Patientin wurden im Juli wegen‘ gonorrhoischer Erkrankung
des Uterus und der Tuben (faustgrosse Tumoren im Douglas) diese
kranken Organe vollständig entfernt, worauf glatte Heilung eintrat.
Als Döderlein die Patientin im Oktober wiedersah, war das blind-
sackförmige, obere Ende des Scheidenrohres völlig verschlossen, gut
vernarbt; nur bestand eiteriger, etwas brennender Fluor. Bei Unter-
suchung des mit Methylenblau gefärbten Deckglaspräparates fand.
Döderlein zu seiner Ueberraschung ausschliesslich Gonokokken und
zwar zum Theil freiliegend, zum Theil in Zellen eingeschlossen. Da
Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Al
482 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
in diesem Falle der Uterus fehlte, konnten die Gonokokken nur aus
den Scheidenwandungen herrühren, wodurch abermals das Vorkommen
einer akuten, durch Gonokokken erregten Kolpitis festgestellt erscheint.
In dem Falle von Dol&ris und Lenoble (11) handelte es sich
um eine 22jährige Person mit Chloro-Tuberkulose, welche mittelst Zange
entbunden worden war und dabei eine Rektovaginalfistel acquirirte, die
sich auf chirurgischem Wege wieder beseitigen liess. An Stelle einer
centralen Perinealruptur entwickelte sich diese abnorme Verbindung.
Das Hinderniss bildete der krampfhaft zusammengezogene Scheiden-
eingang (Vaginismus?). Residuen einer entzündlichen Veränderung der
Scheidenwand lagen nicht vor.
Fischer (14) beobachtete vier Fälle von Soor des weiblichen
Genitales. Der Soor war in einem Falle als selbständige, in den drei
anderen als accidentelle Erkrankung aufgetreten. Von den letzteren
betrafen zwei Fälle Frauen mit subakuter Gonorrhoe, einer eine im
vierten Monate schwangere Frau mit Ulcus molle. Aus der Beschrei-
bung des Krankheitsbildes ist hervorzuheben das Auftreten der glän-
zend weissen, sammtartigen Flecken an der Vulva und im unteren
Drittel der Scheide, welche auf der Unterlage ziemlich fest haften. Die
subjektiven Symptome sind hauptsächlich heftiges Jucken und Beissen.
Das mikroskopische Bild der abgekratzten Stückchen ist das allgemein
bekannte. Zur Behandlung empfiehlt Fischer in konzentrirte Lösungen
von Kali hypermanganicum getränkte Tupfer, mit welchen die kranken
Theile ziemlich kräftig abgewischt werden müssen.
Auf Grund bakteriologischer Untersuchungen, deren Details im
Original nachgesehen werden müssen, kommt Goenner (16) zu dem
Schlusse, dass die in der Scheide gesunder Schwangerer vorkommenden
anaöroben Bakterien nicht diejenigen sind, welche die faulige Endo-
metritig verursachen. Vielmehr wird letztere durch solche Bakterien
hervorgerufen, welche von aussen in den Körper gelangen. Wie bei
dem durch Streptokokken verursachten Puerperalfieber dürfen wir daher
in der Regel nicht von Selbstinfektion sprechen, sondern müssen Ueber-
tragung der Keime durch den Arzt, die Hebamme, Geräthe etc. an-
nehmen.
Knapp (20) findet das Sekret des Scheideneingangs in vielen
Fällen schon unmittelbar nach der Geburt keimhaltig, in der grösseren
Zahl der Fälle ist es aber steril. 48 Stunden nach der Geburt fällt
die Reichlichkeit und ausgesprochen schleimige Konsistenz des Sekretes
auf. Stets lassen sich um diese Zeit Mikroorganismen in wechselnder
Menge nachweisen. Knapp weist darauf hin, dass sich in der Scheide,
Vagina. 483
ähnlich wie dies Escherich für die Mikroorganismen des Darmes
Neugeborener festgestellt hat, ein Kulturwechsel vollzieht, indem die ur-
sprünglichen Kokkenformen von einer allmählich zunehmenden Stäb-
chenflora verdrängt werden. Knapp vermuthet, dass ein Zusammen-
hang zwischen den Erscheinungen im Darme und der Scheide besteht
und dass die Mikroorganismen der Scheide einfach vom Mastdarm aus
in dieselbe eingewandert sind. Schon am dritten Tage beginnt dieser
Wechsel der Keimformen. Den Säuregrad des Scheidensekretes fand
Knapp am stärksten zwischen dem 2.—5. Tage. Nach seiner Mei-
nung kommt die Säureproduktion zum grössten Theil den verschiedenen
Arten der Colibakterien zu.
Nach einer genauen Zusammenstellung der einschlägigen Litteratur
berichtet Lindenthal (22) über seine eigenen Untersuchungen. Ge-
legenheit zur Untersuchung bot ihm eine an Peritonitis suppurativa
verstorbene Wöchnerin mit ausgebreitetem Emphysema vaginae. Es
gelang Lindenthal, aus dem Inhalte der vaginalen Gascysten ein
Stäbchen rein zu züchten, welches besonders in zuckerhaltigen Nähr-
böden gedeiht, anaörob wächst und im Nährmedium zahlreiche Gas-
blasen bildet. Bei Impfung des subcutanen Zellgewebes von Meer-
schweinchen entstand ein ausgebreitetes Oedem mit Gasbildung. Ebenso
gelang es Lindenthal durch Impfung mit diesen Stäbchen an der
Scheide von Meerschweinchen eine Entzündung mit Bildung von Gas-
blasen hervorzurufen. Lindenthal nimmt an, dass diese Eigenschaft
nicht ausschliesslich dem von ihm reingezüchteten Stäbchen zukomme,
sondern dass auch andere Mikroorganismen ähnliche Wirkungen auf
der Scheidenschleimhaut entfalten können.
Lipinski (23) hat in zwei Fällen von ausgedehnten Blasen-
scheidenfisteln durch Episiokleisis mit Anlegung einer artefiziellen Rekto-
vaginalfistel günstige Resultate erzielt. Die Kranken konnten den Harn
willkürlich entleeren und blieben ohne Beschwerden.
In dem Streite, ob die Gonokokken nur in das Epithel der Schleim-
Mute oder ob sie tiefer in das Bindegewebe eindringen, nimmt Mandl
(24) durch vorliegende Arbeit Stellung zu Gunsten der letzteren Anschauung.
An der Hand von drei Fällen frischer Gonorrhoe, die an der Klinik
Schauta beobachtet wurden, sucht Mandl darzulegen, dass die Gono-
kokken im Bereiche der Scheide die Epithelgrenze überschreiten und
sich im subepitbelialen Bindegewebe, wenn auch gewöhnlich nur in den
obersten Schichten verbreiten. Es ist dies eine Anschauung, die un-
gefähr mit derjenigen Wertheims übereinstimmt. An den beobach-
teten Fällen wurden kleine Stückchen entzündeter Vaginalschleimhaut
31*
484 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
exeidirt und nach entsprechender Färbung auf Gonokokken untersucht.
In allen Fällen fanden sich Gonokokken im Epitbel und in der un-
mittelbar angrenzenden Bindegewebsschicht. Durch dieses tiefere Ein-
dringen der Mikroorganismen erklärt Mandl die Schwierigkeiten,
die sich der Behandlung gonorrhoischer Affektionen entgegenstellen.
Durch die Gonokokken tödtenden Mittel werden eben nur die in den
Epithelien enthaltenen Mikroorganismen vernichtet, aber nicht die be-
reits in die tieferen Schichten eingedrungenen.
Nach Besprechung der bisher üblichen Methoden der Gonorrhoe-
behandlung berichtet Mihäjlowits (25) über seine Behandlungsmethode,
die er in 140 Fällen mit gutem Erfolge angewendet hat. Er stellt
die Portio in einem runden Spiegel ein, und giesst Argentum-nitricum-
Lösung in den Spiegel. Bei Endonetritis lässt er die Flüssigkeit in
den Uterus eindringen, sonst wischt er bloss die Cervix aus. Nachher
wird die Scheide mittelst eines Wattetampons ausgewaschen. Die Stärke
der Argent. nitric.-Lösung ist anfangs 1:3000, später 1:2000 und
1:1000.
Pe&an (27) theilt in einem Akademieberichte das gute Resultat
einer konnplizirten Plastik mit. Durch eine sehr protrahirte Geburt,
bei welcher vier Tage hindurch der grosse Kindestheil über dem Damme
stand, kanı es schliesslich zur Zangenentbindung und zur kompleten
Zerreissung von Damm, Septuim-, Recto-, Urethro- und Vesico-vaginale.
Es war damit zur Bildung einer Kloake gekommen, aus welcher Urin,
Stuhl und Menstrualblut ausfloss; diese Kloake war von unregelmässig
gestaltetem Narbengewebe umgeben. Der Blasengrund fehlte vollständig,
ebenso die Harnröhre. Gebärmutter atrophisch, die Portio tiefetehend,
von Narbenmassen überdeckt, das Orificium nicht passirbar für die
dünnste Sonde. P&an hat es unternommen, durch kleinere Lappen-
bildungen, welche aus der Bedeckung der Vulva genommen waren,
einerseits die Blase und damit auch die tiefstehende Portio vaginalis
zu decken, andererseits eine Art Perineum und ein Septum recto-
vaginale herzustellen. Dies geschah in sehr komplizirter, im Detail
nicht wiederzugebender Art. In einer zweiten Sitzung werden neuer-
dings Hautlappen präparirt, welche dann durch Verschiebung gegen
die Medianlininie in Verbindung kamen, was grosse Schwierigkeiten
bereitete; in der Medianebene wurde ein kleines Intervall gelassen, um
den Abfluss von Blut, welches sich nach der Operation angesammelt
hat, zu gewähren. Es wurde zu Stande gebracht, dass sowohl eine
Kontinenz des Harnes, als eine solche des Stuhles erreicht wurde.
Weber (31) berichtet über eine eigenthümliche Beobachtung: Eine
Vagina. 485
3djährige verheirathete Frau, die dreimal geboren hatte, jedoch von
ihrem Manne seit 15 Jahren geschieden war, kam unter den Erschei-
nungen eines Abdominaltyphus mit einer Temperatur von 40,5, trockener
Zunge, Ikterus, Diarrboen, Delirien, weichgeschwellter Milz in das
Krankenhaus. Erst am fünften Tage nach ihrer Aufnahme kam es
zu einem Blutausfluss. Acht Tage später wurde ein Fremdkörper aus
der Scheide gezogen, welcher die Form eines weichen Rohres hatte und
bald erkennen liess, dass es sich um den grössten Theil der Scheiden-
wandung und ein Stück des Gebärmutterhalses gehandelt hatte. Dies
liess sich nicht allein an der ganzen Form der einzelnen Theile, son-
dern auch mikroskopisch erkennen, da alle Schichten, Drüsen
u. s. w. wie unter normalen Verhältnissen erhalten waren. Nach Ent-
fernung dieser nekrotischen Partien schwand das Fieber und Patientin
erholte sich sehr bald. Schon vier Tage nachher war die Scheiden-
wunde rein, granulirend, in 14 Tagen hatte sich die Scheide in einen
kurzen von Narbengewebe umgebenen Kanal umgewandelt, welcher
kaum zwei Phalangen des Zeigefingers eindringen liess. Bakteriologisch
konnte nichts Bestimmtes eruirt werden.
Der Autor ergeht sich nun in Erörterungen der Aetiologie dieses
Falles unter Heranziehung der aus der Litteratur bekannt gewordenen
Fälle, wobei auch die Diagnose und Verlauf der Perivaginitis dissecans
besprochen wird. Die Seltenheit dieser Affektion ist dadurch erwiesen,
dass Schröder nicht einen einzigen Fall selbst gesehen hatte. Nach
den Angaben der Autoren scheint dieselbe in Kombination mit Pneu-
monie und Abdominaltyphus sich einzustellen.
5. Fremdkörper in der Scheide. Verletzungen der Scheide.
Blutungen.
1. Baumgarten, H., Ein Apparat zum Biegen von Celluloidringen. Monats-
schrift f. Geb. u. Gyn. Nov. (Baumgarten empfiehlt einen etwas kom-
plizirten Apparat, durch welchen der erweichte Celluloidring die passende
Biegung erhält.)
Bullock, T. S., Ausgedehnte Zerstörung der weichen Geburtswege nach
einer Geburt. Med. age. Nr. 14.
3. Fabre, Eine Haarnadel in der Vagina eines vierjährigen Mädchens. Gaz.
med. de Paris., Nr. 13.
4. Fotcha, Un cas d’arrachement du vagin pendant le travail. Wratsch.
1896, Nr. 35. (Russisch.)
Godfrey, H. W., Retention of pessary. Lancet, Dec. 1896. (Godfrey
entfernte ein hölzernes Ringpessar, welches 33 Jahre getragen wurde.)
6. Hoerschelmann, Ein Fall von vernachlässigtem Pessar. St. Petersh.
med. Wochenschr. Nr. 34.
Lo
Nu
486 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
7. Lwoff, Noch ein Fall von Abreissen des hinteren Fornix sub coitu. Jurn.
akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (V. Müller.)
8. Neugebauer, Sündenregister der Scheidenpessare. Samml. klin. Vortr.
N. F. 198. Leipzig, Breitkopf & Härtel.
9. Sizinski, Zerreissung der Scheide durch Coitus. St. Petersburger med.
Wochenschr. Nr. 4.
10. Tixier, Ein originelles Scheidenpessar. Province med. Nr. 18.
ll. Warman, Zur Aetiologie und forensischen Beurtheilung der Scheiden-
rupturen sub coitu. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24.
12. Wichert, Ein eigenthümlicher Fall von Verwachsung eines Scheiden-
pessars. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7.
In Fabre’s (3) Falle brachte sich ein vierjähriges Mädchen eine
Haarnadel in die Scheide. Die Mutter des Kindes pflegte mit einer
solchen Oxyuren aus der Scheide des Kindes zu entfernen. Der runde
Theil drang in den Douglas’schen Raum, während die Spitzen sich
in die Scheidenwände einbohrten. Die Extraktion gelang unter Zuhilfe-
nahme eines Ohrenspiegels.. Glatte Heilung.
Sizinski (9) beschreibt folgenden Fall: Eine gesunde kräftige
Multipara bekam während eines Coitus in halbsitzender Stellung eine
heftige Blutung aus der Scheide. Die Inspektion ergab einen Einriss
des hinteren Scheidengewölbes bisin den Douglas’schen Raum. Der-
selbe wurde genäht und heilte per primam.
Tixier (10) demonstrirt einen Fassspund, den sich eine Frau
wegen ihres Prolapses in die Scheide eingeführt hatte und welcher Ge-
schwüre der Scheide und starke Eiterung bewirkt hatte.
Nach Warmann (11) basiren die bisher für die Entstehung von
Scheidenwunden sub coitu angenommenen ätiologischen Momente nur
auf theoretischen Annahmen. Die vorhandenen Litteraturangaben kon-
statiren fast in allen solchen Fällen die vorausgegangene geschlecht-
liche Abstinenz der Frau Warmann glaubt, dass dieser Umstand
und dessen natürliche Folge, das gesteigerte Begehrungsgefühl, zu einer
allzu stürmischen Einleitung des Coitus Veranlassung giebt, wodurch
die hintere Scheidenwand durch eine doppelte Wirkungskraft ange-
griffen wird. Nach des Verte Ansicht ist daher bei tiefliegenden
Scheidenwunden, die in Folge eines Coitus entstanden sind, die Noth-
zucht auszuschliessen.
Wichert (12) entfernte bei einer 62 Jahre alten Frau ein ein-
gewachsenes Zwanck-Schilling’sches Pessar. Dasselbe verursachte
starke Schmerzen und stinkenden Ausfluss. Die beiden Flügel und
das Scharnir des Pessars waren von Bindegewebssträngen umwachsen
Vagina. 487
und mussten, nachdem zuvor der Stiel dea Pesears mittelst einer Beiss-
zange abgezwickt worden war, mit einem geknöpften Messer durch-
schnitten werden. Durch die adhäsive Entzündung war die Scheide
geschrumpft und eine Spontanheilung des früher angeblich nicht unbe-
trächtlichen Prolapses entstanden.
6. Dammrisse Dammplastik.
l. Goldspohn, Perineorrbaphia intrapelvica, infravaginalis ohne Gewebs-
verlust. Medicine. Juli.
2. Küstner, O., Die funktionelle Bedeutung der individualisirenden Procto-
Perineoplastik. Centralbl. f. Gyn. Nr. 43.
3. Limberger, Ueber Damm- und Scheidenrisse, deren Prophylaxe und
Therapie in der kgl. Universitäts-Frauenklinik zu Erlangen. Inaug.-Diss.
Erlangen.
4. Mindner, F., Die individualisirende Methode der Procto-Perineoplastik
(Küstner), dargestellt im Anschluss an 21 danach operirte Fälle von
Damm-Rektum-Spalten. Inaug.-Diss. Breslau.
A Noble, Charles P., A contribution-to the technique of operation for the
cure of laceration of the pelvic floor in woman. The amer. Gyn. and obst.
Journ.
6. Price, Laceration of the perineum. Pbil. Poly. May 15th.
7. Shaw-Mackenzie, J., Einrisse bei sypbilitischen Frauen. Lancet, 18.
Sept.
. Young, J. W., Fernwirkung ungeheilter Damm- und Cervixrisse. Med.
age. Nr. 8.
20
Goldspohn (1) empfiehlt zur Dammplastik einen halbkreis-
förmigen Schnitt an der Haut- und Schleimhautgrenze. Ablösung eines
Scheidenlappens ` versenkte Katgutnähte vereinigen den zerrissenen Musc,
levator. Darüber etagenweise Vereinigung.
Die bisher verwendeten Methoden der Plastik bei totalem Damm-
riss scheinen Küstner (2) allzu schematisch zu sein. Indem er
auf seine früheren Arbeiten verweist, hebt Küstner nur her-
vor, wie selten es mit den gebräuchlichen Methoden gelingt, ein in
jeder Beziehung befriedigendes funktionelles Resultat zu erreichen. Das
liegt häufig daran, dass die Enden des M. sphincter ani ext. nicht
genau an einander gebracht werden. Küstner fand wiederholt an
frischen Dammrissen, dass ein Stück des Sphinkter aus der einen Wund-
hälfte herauagerissen ist. Häufig bildet sich an dieser Stelle eine grubige
Vertiefung in der Narbe, welche während der Operation den Ort mar-
kirt, wo das Muskelende zu finden ist.
Noble (5) empfiehlt eine Modifikation der Emmet’schen Damm-
plastik. Dreieckige Anfrischungsfigur. In die obere Spitze des Drei-
458 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
ecks schiebt sich in Gestalt eines V die Columna rugarum post. Be-
sonderer Werth wird darauf gelegt, den getrennten M. levator und
Transvereus perinei blosszulegen und durch besondere Nähte zu ver-
einigen.
Nach Shaw-Mackenzie (7) sollen bei syphilitischen Frauen
häufiger Einrisse der Scheide und des Dammes vorkommen. Eine
Dammplastik bei früher syphilitisch gewesenen Frauen giebt ein un-
sicheres Resultat.
b) Vulva.
1. Bildungsfehler. Anomalien.
1. Fromm, Beiträge zur Kasuistik der Hypospadie und Epispadie. Inaug.-
Diss. Würzburg.
2. Geyl, Zwei Fälle von Mangel der Labia minora. Mit einer Abbildung.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V.
3. Merz, H., Ein Fall von Cloakenbildung bei geschlossener Blase und Miss-
bildung der äusseren Genitalien. Inaug.-Diss. München.
4. Neugebauer, F., 34 Beobachtungen von Verdoppelung der äusseren Ge-
schlechtstheile.. Mit acht Abbildungen. Pamietnik Warszawskicgo Toma-
warzystwa lekarsjkigo pag. 327. (Neugebauer.)
5. — Beitrag zur Lehre von der Verdoppelung der äusseren weiblichen
Genitalien. Gazeta lekarska, pag. 561. (Neugebauer)
6. Petit, Traitement de l'anus vulvaire congenital. _Soc. obst. et gyn. de
Paris. Ann. de gyn. et d’obst. avril.
7. Puech, P., A quel âge convient-il d'opérer l'anus vulvaire. La sem. gyn.
Nr. 42.
HN Rasch, H., Zur Kenntniss und Behandlung der weiblichen Epispadie und
Fissura vesicae infer. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XVIII, H. 3.
9. Tennberg, C., Beitrag zur Kenntniss der angeborenen Missbildungen der
weiblichen Geschlechtsorgane. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. April. (Be-
schreibung von 11 Fällen von Missbildungen aus der gynäkologischen Klinik
in Helsingfors.)
10. Waldstein, E., Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und
Ectopia vesicae. Monatsschr. f. Geb. u. (syn. Sept.
Bei einem 10jährigen Kinde verwendete Petit (6) die Methode
der Transposition des Perineum von Rizzoli zur Beseitigung eines
Anus vulvaris congen. — Der After öffnete eich ein wenig oberhalb
der hinteren Kommissur mittelst einer ovalären Spalte. Die End-
phalange des Zeigefingers konnte eingeführt werden in eine Ampulle,
welche sich in einer Krümmung in das Mastdarmrohr verfolgen liess.
Vulva. 480
Das Steissbein fehlte. In seinem Vortrage in der geburtshilflichen Ge-
sellschaft zu Paris erörtert er noch die verschiedenen anderen Me-
thoden.
Nach eingehender Berücksichtigung der einschlägigen Litteratur
giebt Waldstein (10) die genaue Beschreibung und Abbildung des
Falles. Es handelte sich um eine Ektopie der Blase ohne Spaltbildung.
Es bestand ein Bauchwanddefekt, in dem sich die Blase, nur von der
äusseren Haut bedeckt, befand. Das Becken war im Ein- und Aus-
gang bedeutend verbreitert, die geraden Beckendurchmesser waren ver-
kürzt. Die grossen Labien nur als niedere Wülste angedeutet, die
Clitoris gespalten, die Vagina eng, 7 em lang.
2. Entzündungen. Ernährungsstörungen. Exantheme.
l. Barbour and Walker. Ulcus serpiginosum vulvae. The Scott. med.
and surg. Journ. Vol. I, Nr. 7. July.
. Barres, Roy de, Du kraurosis de la vulve. La sem. gyn. Nr. 15. avril.
Bousquet, Atresie cicatricielle de la vulve. L. obst. Nov.
Comby, Vulvo-vaginitis haemorrhagica des petites filles. Bull. de mem.
de la soc. med. d. höp. de Paris. Oct. 23.
. Czempin, Kraurosis vulvae. Berliner klin. Wochenschr., Nr. 52. 1896.
Referat d. Ges. f. Geb. u. Gyn. Berlin. Sitzung v. 10. Juni 1896.
6. Domine, Etude critique sur le traitement de la blenorrhagie urethrale
chez la femme. Thèse Paris 1596.
ı. Elischer, J., Vulvitis adhaesiva operált esete. Közkörhaäzi Orvostärsulat.
März 10. (Heilung einer adhäsiven Vulvitis mittelst Operation. Plastik.)
(Temesväry.)
8. Epstein. Alois, Vulvite, vulvo-vaginite et autres inflammations des
organes génitaux externes des petites filles. Traité des maladies de l'en-
fence. Tom. III.
9. Karajau, E. v., Ein Fall von primärer Tuberkulose der Vulva mit ele-
phantiastischen Veränderungen der Clitoris. Wiener klin. Wochenschr.
Nr. 42.
10. Keiffer, Sur le développement eınbryonaire du vagin et la vulvo-vagi-
nite des petites filles. Bull. soc. Belge de gyn. et d’obst. 1896. Nr. 10,
pag. 218.
ll. Küttner, H.. Zur Tuberkulose der weiblichen äusseren (Grenitalien. Beitr.
z. klin. Chir. Bd. XVII, H. 2.
12. Labusquiere, Du kraurosis de la vulve. Ann. de gyn. et d’obst. aout,
pag. 130.
13. Marfan, Komplikationen der Vulvovaginitis kleiner Mädchen. Abeille
med. Nr. 16.
14. — Causes el symptômes de la vulvo-vaginite blenorrhagique des petites
filles. (taz. hebdum. de med. et chir. Nr. 21. pag. 291.
=» e ré
D
4% Gynäkologie. Vagina und Vulva.
15. Nemirowsky, Zur Pathologie und Therapie des Pruritus vulvae. Eshene-
delnik, Nr. A (In zwei Fällen erzielte Autor Heilung durch Behandlung
mit dem faradischen Strome.) (V. Müller.)
16. De Paoli, Contributo allo studio della tubercolosi primitiva degli organi
genitali esterni femminei nell’ età adulta. Atti e Rendiconti dell Accademia
medico-chirurgica di Perugia. Vol. IX, 1°. (Herlitzka.)
17. Pichevin et Petit, Sur le kraurosis vulvae. Soc. obst. et gyn. de
Paris. Séance du 11. fev. Ref. Ann. de gyn. et d’obst. mars.
18. Priffe, Mme. de Magondeaux, Contributions à l'étude de la leuko-
kératose vulvo-vaginale. Thèse de Paris.
19. Schenk, F., Tuberkulose der äusseren weiblichen Genitalien. Beitr. z.
klin. Chir. Bd. XVII.. H. 2. (Fall von Geschwursbildung am äusseren Geni-
tale eines 4'/sjährigen Mädchens mit Schwellung der Leistendrüsen. Ex-
stirpation des Geschwürs sammt Leistendrüsen. In den exstirpirten Ge-
weben finden sich Riesenzellen und Tuberkelbacillen. Heilung.)
Comby (4) hält dafür, dass es sich in Fällen von Menstruatio
praecox um eine hämorrhagische Form von Vulvitis handle. Es werden
drei Fälle von Genitalblutungen bei Kindern beschrieben. In zwei
Fällen (Kinder von 6-—8 Jahren) bestanden gonorrhoische Affektionen,
der dritte Fall (Kind von zwei Jahren) hatte einen Fluor nach Masern
zurückbehalten. In allen drei Fällen fanden sich fungöse Wucherungen
an der Mündung der Urethra. Diese hält Comby für die Ursache
der Blutungen. Die Therapie bestand in Kauterisation der Wucherungen
und antiseptischem Verband.
Czempin (5) demonstrirt mikroskopische Präparate von zwei
Fällen von Kraurosis vulvae. In einem Falle, 23jähriges Mädchen,
hatte sich an der linken Seite der Clitoris ein bohnengrosses Cancroid
gebildet; die Vulva wurde zum grössten Theil exstirpir. Bei einer
31jährigen Frau wurden die erkrankten kraurotischen Stellen entfernt.
Karajau (9) beschreibt einen eigenthümlichen Fall von Genital-
tuberkulose bei einem zweijährigen Mädchen. Seit einem Jahre hat das
Kind, das nebenbei an einer skrophulösen Ophthalmie leidet, eine Ge-
schwulst in der Schamgegend. Die das äussere Genitale umgebende
Haut zeigt Ekzem. Die grossen Schamlippen sind geschwollen, zwischen
beiden ragt ein 3 cm langer, 1 cm dicker Tumor hervor, der der Cli-
toris angehört. Die Oberfläche desselben zeigt Substanzverluste. Die
Diagnose wurde anfangs auf Elephantiasis clitoridis gestellt und der
Tumor wurde abgetragen. Als Karajau das Kind 10 Monate später
sah, war ein Recidiv vorhanden. An Stelle der Clitoris trat wieder ein
zapfenförmiger Tumor, der auf das rechte grosse Labium übergreift, im
untersten Theil der Scheide ein Geschwür. Die inguinalen Lymph-
Vulva. 491
drüsen beiderseits geschwollen und schmerzhaft. Abermalige Operation
wurde verweigert. Die histologische Untersuchung ergab Tuberkulose
(Nachweis von Tuberkelbacillen) Da an den inneren Organen keine
Spur von Tuberkulose nachzuweisen war, musste der Fall als primäre
Tuberkulose der äusseren Genitalien aufgefasst werden. Karajau
stellt die spärlichen bisher veröffentlichten Fälle der Liitteratur zu-
sammen.
Küttner’s (11) Fall betrifft ein dreijähriges Mädchen, das an
einer Schwellung der inguinalen Drüsen erkrankte. Incision, lang-
dauernde Eiterung. Im Verlauf entstand ein Geschwür an einer grossen
Schamlippe und mehrere kleinere in der Umgebung. Die mikrosko-
pische Untersuchung ergab Tuberkulose. Excision, Genesung. Küttner
nimmt an, dass die Lymphdrüsenschwellung sich sekundär in Folge
eines kleinen, vorher unbemerkt gebliebenen Geschwürs am äusseren
Genitale entwickelte.
Labusquitre (12) stellt die Ergebnisse der bekannten Arbeiten
von Breisky, Martin, Peter, Gördes, endlich jene von Piche-
vin und Petit über Kraurosis vulvae übersichtlich zusammen, wobei
hervorgehoben wird, dass diese Erkrankung in Frankreich entweder
überhaupt selten vorkommt, oder dass man sie daselbst noch nicht er-
kennen gelernt hat. In dem Falle Pichevin handelt es sich um
eine 28jährige verheirathete Frau, bei welcher weder Gonorrhoe noch
Syphilis nachweisbar war, und die bald nach ihrer Verheirathung an
einem heftigen Pruritus litt, der hauptsächlich in der Gegend der Clitoris
am oberen Theile der linken grossen Schamlippe seinen Sitz hatte. An
dieser fanden sich auch einige kleine Krebsknoten. Die kleinen Labien
hochgradig atrophisch, die Scheide geschrumpft und nicht dehnbar.
Ausgesprochene Leukoplasia mit carcinomatöser Degeneration. Histo-
logisch: Entzündung und Hypertrophie der Haut, aber mit regressiver
Metamorphose der Organe, welche dieselbe enthält. Verdickung der
Gefässwandung und fibröse Degeneration der Nerven. Die Drüsen von
einem sklerosirenden Prozesse auch beeinträchtigt. Nekrose und Hyper-
kitinisation der epidermoidalen Elemente. Alles Bekannte über Symp-
tome, pathologische Anatomie dieser eigenthümlichen Affektion ist
übersichtlich angeordnet und zum Schlusse die Behauptung ausgesprochen,
dass die Kraurosis einer chronisch entzündlichen Hyperplasie des Binde-
gewebes mit der Tendenz zur Retraktion und narbigen Atrophie mit
Oedem der oberen Schichten des Integuments und der Epidermis unter
Degeneration des elastischen Gewebes entspricht.
Marfan (13) unterscheidet drei Arten von Komplikationen der
492 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
Vulvovaginitis kleiner Mädchen. 1. Infektionen der umgebenden
Partien: Vulvitis phlegmonosa, Bartholinitis, Blennorrhagia anorectalis,
Urethritis; der Prozess kann wie bei der Erwachsenen bis zum Peri-
toneum ascendiren und eine tödtliche Peritonitis hervorrufen. 2. Die
gonorrhoische Ophthalmie. 3. Der gonorrhoische Rheumatismus der Ge-
lenke. Zur Behandlung empfiehlt Marfan übermangansaures Kali
zu Waschungen und Spülungen in Lösungen von 1:1000, ferner Subli-
mat, Resorein, Argentum nitricum, Jodoformstäbchen, die in die Scheide
eingeführt werden.
3. Neubildungen. Cysten.
l. Geldner, H., Fibroma molluscum labii majoris dextri. Inaug.-Dissert.
(Greifswald.
2. Giles, A. E., Molluscum fibrosum of the labium majus. Transact. of the
obst. soc. of London. Vol. XXXIX, 7. Juli. (Die Geschwulst war während
der Schwangerschaft entstanden und wurde entfernt.)
3. Graefe, M., Ein Fall von Myxom des Labium majus. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 4.
4 v. Herff, Ueber Cystomyome und Adenomyome der Scheide. Verk. d.
VIL Vers. d. deutsch. Ges. f. Gyn. zu Leipzig. 10. Juni.
5. Hirst Barton Cook, A cyst of the labium removed without rupture.
The amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, 6.
6. Jakobsohn, Ein Fall von cystischer Neubildung der kleinen Schamlippe.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juni. (V. Müller.)
Jung, Ueber einen Fall von Careinom der Damm- und Aftergegend. Inaug -
Diss. Freiburg.
be
8. Koblanck, Operation eines Vulvacarcinoms. Verhandl. d. Gesellsch. f.
Geb. u. Gyn. Berlin. 22. Jan.
9. Koetschau, Ueber Elephantiasis vulvae. Münchn. med. Wochenschr.
Nr. 13.
10. Lipinsky, Fall von Cancroid der Clitoris und des oberen Drittels der
inneren Oberfläche der grossen Schamlippen operativ entfernt in der gynä-
kologischen Abtheilung bei der Mohilew’schen Gebäranstalt nebst Aus-
schälung aller inguinalen L,ymphdrüsen. Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnei. Februar. (V. Müller.
11. Prokess, A. (Budapest), Vulva-iykeplet két esete. Közkorhäzi Orvos-
tärsulat. Okt. 27. (Zwei Fälle von Neoplasma der Vulva. a) halbfaust-
grosse Fibrome der Labia minora bei einer 38jährigen Ilp. Kxstirpation.
Plastik. Heilung. b) Faustgrosses primäres Carcinom der rechten Scham-
lippe bei einer 42jährigen lI p.) (Temesväry.)
12. Resinelli, Di un tumore cistico della clitoride. Ann. di Ost. e Ginec.
Milano. Nr. 5. (Resinelli beschreibt einen Fall von Cyste der Clitoris.
welche einer seltenen Form, nämlich einer Dermoideyste. zuzuschreiben
war. Diese Cyste wäre durch eine abnorme Lage, einer Introflexio. den
fihrroepithelialen Elementen der Clitoris entstanden.) (Herlitzka.)
Vulva. 493
13. Sand, H., Zur Kasuistik und Aetiologie des primären Vulvacarcinoms.
Inaug.-Diss. Kiel.
H Stone, R. M., An instructive case of labial cyst. Ann. of gyn. and paed.
Jan. ‚Stone beschreibt die Incision einer hühnereigrossen Cyste des
linken Labium, worauf zweimal (!) eine starke Nachblutung erfolgt sein
soll.)
Nachdem v. Recklinghausen von der Tube herab bis zur
Cervix uteri Adenomyome gefunden hatte, welche durch Einschlüsse
von Resten des W olff’schen Körpers charakterisirt sind, konnte theo-
retisch auch ein Vorkommen solcher Adenomyome in der Scheide an
‚jenen Stellen, wo sich Reste des W olff’schen Ganges befinden, vermuthet
werden. In zwei Fällen von Myomen des Scheidengewölbes fand v. Herff
(4) drüsige und cystische Gebilde. In dem einen Falle liess sich auf
Serienschnitten die Entstehung aus Scheidendrüsen nachweisen. In
dem anderen Falle aber fanden sich inselartig angeordnete Drüsen-
röhren, welche so sehr den von v. Recklinghausen beschriebenen
Befunden glichen, dass v. Herff dieselben als Ueberreste von Theilen
der Urniere ansehen möchte. Demnach kommen in der Scheide wahr-
scheinlich auch echte Adenomyome vor.
Bei Exstirpation eines Vulva-Carcinoms entstand ein handteller-
grosser Defekt auf der Symphyse. Um gleichzeitig die rechtsseitigen
Lymphdrüsen zu entfernen, schnitt Koblanck (8) von dem rechten
oberen Wundwinkel direkt in die Leistenbeuge und schälte hier die
Lymphdrüsen aus. Hierdurch entstand ein Hautlappen, welcher die
Deckung des grossen Defektes in ausgiebiger Weise gestattete.
Koetschau (9) beobachtete die Affektion bei einer 37jährigen
Multipara. Pat. war in ihrer Jugend anscheinend skrophulös, leidet
ausserdem an Psoriasis. Seit der dritten Gravidität bemerkt sie eine
Geschwulst in der Schamgegend, die während jeder folgenden Gravi-
dät (im Ganzen sechs) wächst. Das rechte grosse Labium chronisch
hyperplasirt, Clitoris normal, die linke grosse und kleine Schamlippe
sind in einen bis über die Mitte des Oberschenkels herabhängenden
Tumor verwandelt (das Gewicht desselben beträgt 2!/4 kg). Abtragung
desselben und Naht. Die histologische Untersuchung ergab den typi-
schen Befund der Elephantiasis arabum.
4. Erkrankungen der Bartholin’schen Drüsen.
l1. Honau, Ueber Carcinome der Glandulae Bartholini. Inaug.-Dissertation
Berlin.
Nach einer kurzen Besprechung der normalen und der carcinoma-
tös erkrankten Bartholin’schen Drüse beschreibt Honau (1) einen
494 Gyuäkologie. Vagina und Vulva.
an der Landau’schen Klinik zur Operation gelangten Fall und den
pathologisch-anatomischen und histologischen Befund des Genaueren.
Hervorgehoben wird, dass sich in dem histologischen Präparate Reste
der intakten Bartholin’schen Drüse mitten in den Geschwulstmassen
nachweisen liessen, ein Umstand, der als beweisend für den Ursprung
der Geschwulst angesehen wird. Ferner folgt die Anführung von sechs
aus der Litteratur gesammelten Fällen.
5. Verletzungen. Thrombus et haematoma vulvae et vaginae.
l. Binder, Hämatom der äusseren Genitalien. Centralbl. f. Gyn. Nr. 34.
2. Ford, Fatal hemorrhage from slight wound of vulva. N. Y. Med. Journ.
9. Januar. (Tod in Folge von Blutung aus einer Risswunde von Vs Zoll
Durchmesser an der Mündung von Clitoris und Labium minus.)
. Lemichey, De l'hématocèle paravaginale. These de Paris.
4. Löhlein, H., Zur Entstehung und Behandlung des Haematoma vulvae der
Neuentbundenen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10.
A Tate, Pudendal hematocele. Cincinnati Lancet. Clin. 1896. Vol. II, pag.
397.
6. Tuszkai, E. (Budapest), Vulvaserülesritka esete. Budapesti Kir. Oovose-
gyesület. Mai 8. (Bei einer 32jährigen Op. entstand bei einer Kahnfahrt
in Folge eines Falles auf einen 20 cm langen Eisennagel, der zur Befesti-
gung der Ruderringe diente, eine 1 cm lange und 1'’scm tiefe Verletzung
zwischen Clitoris und Harnröhre. Heilung.) (Temesväry.)
. Vinay, Hämatom der Vulva während der Schwangerschaft. Province med.
Nr. 23. (Das Hämatom entstand nach einem epileptischen Anfall. Die
Behandlung bestand in Incision und Jodoformgaze-Tamponade.)
=
=)
Binder (1) berichtet folgenden Fall. Nach einer körperlichen
Anstrengung (Heben einer schweren Last) entstand bei einer 39jährigen,
gesunden Frau ein Hämatom der grossen Schamlippen und der Ge-
sässgegend, das innerhalb 14 Tagen wieder verschwand. Als ätiologi-
sches Moment vermuthet Binder Brüchigkeit der Gefässe in Folge
übermässigen Alkoholgenusses.
Löhlein (4) berichtet über zwei Fälle grosser Hämatome, von
denen das eine nach einer mittelst Zange beendeten Geburt einer an
chronischer Nephritis leidenden Frau aufgetreten, während das andere
in Folge einer präcipitirten Geburt entstand. In beiden Fällen fanden
sich Vestibularrisse, von denen aus die Blutung in die Gewebe erfolgte.
Die Hämatome wurden breit gespalten, die Coagula ausgeräumt, mit
Jodoformgaze tamponirt, und die bestehenden Risswunden, soweit mög-
lich durch die Naht vereinigt. Löhlein räth für Fälle von sub partu
entstandenen Blutgeschwülsten ein mehr aktives Vorgehen als es gegen-
Vulva. 495
wärtig in den meisten Lehrbüchern empfohlen wird. Die Furcht vor
der Eröffnung frischer Blutsäcke mag in vorantiseptischen Zeiten be-
gründet gewesen sein. Unter dem Schutze der Aseptik scheint es
Löhlein richtiger, solche Blutsäcke zu öffnen, die blutenden Stellen
aufzusuchen und zu umstechen, eventuell zu tamponiren.
6. Neurosen. Vaginismus. Pruritus vulvae.
l. Godfrey, Three cases of vaginismus due to a hyperesthetic condition of
the hymen. Quart. med. Journ. January.
2. Labusquiere, Du prurit vulvaire (son traitement). Ann. de gyn. et
d’obst. Janv. (Zusammenstellung aus bekannten Arbeiten über die Behand-
lung des Pruritus. Besonders ausführlich wird die Therapie P. Ruge's
beschrieben.)
3. Schaeffer, O., Pruritus, Vaginismus, einseitige Ovarie und Hyperemesis
gravidarum bei derselben Patientin in verschiedenen Lebensepochen. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 12.
4. Sinclair, On vaginismus. The med. chron. Manchester. dec. 1896, Tom.
VI, pag. 161.
A Vallon et Petit, Vaginisme avec orgasmes veneriens liés a la repletion
vesicale. La sem. gen Nr. 28. Juillet.
Godfrey (1) berichtet über drei Fälle von Vaginismus in Folge
von Hyperästhesie des Hymen oder dessen Resten, welche durch Ent-
fernung dieser geheilt wurden.
Schaeffer (3) beschreibt einen Fall, dessen Eigenthümlichkeit
darin besteht, dass die Erscheinungen des Pruritus, Vaginismus, ein-
seitiger Ovarie und der Hyperemesis gravidarum zu verschiedenen Zeiten
bei derselben Patientin auftraten. Die anfangs bestehende Vulvitis
pruriginosa konnte, nachdem alle palliativen Behandlungsmethoden ohne
Erfolg versucht waren, durch Excision der Nymphen und des Hymen
beseitigt werden. Die mikroskopische Untersuchung ergab bedeutende
Erweiterung aller Gefässe. Im Anschluss an diesen Fall wird die
Pathologie und Therapie der genannten Erkrankungen eingehend be-
eprochen.
7. Hermaphroditismus.
i. Alexander, Ueber einen Fall von Pseudohermaphroditismus. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 38.
2. Beck, C., Description of specimen taken from a hermaphrodite. Med.
Rec. New York. 20. Febr.
3. Carreiro, Bruno T., Pseudohermaphroditismo androgynoide con uno caso
de supposta hernia inguinal d’ovario. O Correro med. de Lisboa. oct. 96.
pag. 199.
4% Gynäkologie. Vagina und Vulva.
4. Carson u. Hrdlicka, Fall von Pseudohermaphroditismus masculinus
completus. Albany med. annales. October.
5. Goltmann, M., A case of false hermaphroditisme. Amer. Journ. of obst.
August.
6. Kutz, Ueber einen Fall von Pseudohermaphroditismus mit Feststellung
des (reschlechtes durch Exstirpation eines Leistenhodens. (fesellsch. f.
Geb. zu Leipzig. 26. Juli.
7. Menke, Hermaphroditismus. Deutsche med. Wochenschr. Berliner med.
(res. 13. Jan.
8. Neugebauer, Beitrag zur Lehre von dem Hermaphroditismus. Fort-
setzung der Kasuıstik von 631 Beobachtungen. Fall 386—432. Przeglad
Chirurgiczny. Bd. III, Heft 4, pag. 579—610. (Neugebauer.)
9. — Eine Reihe neuer Beobachtungen von männlicher Behaarung bei Frauen
und einigen anderen Anomalien der Behaarung und allgemeinen Entwicke-
lung. Mit 14 Abbildgn. Kronika Lekarska, Heft 20, pag. 925—934, Heft
21, pag. 913—981, Heft 22, pag. 1027—1035, Heft 23, pag. 1088—1090 u.
Litteraturverzeichniss der Behaarungsanomalien, pag. 1127—1187. 221
Nummern umfassend. (Neugebauer)
10. — Vorstellung eines 26jährigen, seit neun Jahren steril verheiratheten
Kryptorchisten mit weiblicher Behaarung der Scham und fingerweiten
Leistenkanälen. Der Patient ist im Stande, durch starkes Pressen und
Drängen beide kleinen hypoplastischen Hoden aus der Bauchhöhle in den
Hodensack hineinzutreiben, muss aber dann schnell mit der Hand die Hoden
draussen fixiren. Sowie er die Hand entfernt, schlüpfen die Hoden in die
bauchhöhle zurück. Descensus testiculorum voluntarius, eine seltene Form.
(Geschlechtsgefühi vorhanden. Pam. Warsz. Tow. Lekarskiego. pag. 480.
(Neugebauer.)
LL. — Vorstellung eines mit Infantilismus behafteten 26 jährigen, wegen
Sterilität von seiner Frau geschiedenen Mannes und eines mit Kryptor-
chismus behafteten neugeborenen Knaben. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk.
pag. 802. (Neugebauer.)
12. — Vorstellung des sogenannten Vogelkopfknaben Dobos janos aus
Ungarn. Mikroneumocephalia. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 197.
(Neugebauer.)
Alexander (1) beobachtete eine 16 jährige Patientin, die bereits
vor drei Jahren wegen einer Anschwellung der rechten Leistenbeuge
operirt worden war. Damals ergab die mikroskopische Untersuchung
des Bruchinhaltes Hodengewebe. Patientin kam nun wieder wegen
intensiver Schmerzen in der linken Leistengegend, wo sich nun eben-
falls eine Hernie vorfand. Der Inhalt des Bruchsackes war ein über
kirschgrosses Gebilde, dessen mikroskopische Untersuchung abermals
Hodengewebe ergab. Das Individuum zeigte sonst weiblichen Habitus.
Das Genitale entsprach einem normalen weiblichen, die Clitoris hatte
eine Länge von 2 cm mit deutlicher 1/2 em langer, nicht perforirter
Vulva. 4%
Glans; niedriges halbkreisförmiges Hymen; der Introitus vaginae für
den kleinen Finger durchgängig, 3 cm lange, blind endigende Scheide.
Die Untersuchung per rectum liess weder Uterus noch Ovarien, noch
auch eine Prostata erkennen.
Das knöcherne Becken hatte einen männlichen Bau. Brüste klein.
Nach der Klebs’schen Eintheilung wäre der Fall ale Pseudoherma-
phroditismus masculinus externus zu bezeichnen.
Goltmann (5) giebt die Beschreibung und Abbildung eines
Falles von Hermaphroditismus mit vollkommen weiblichem Habitus,
gespaltenem Skrotum, kurzem Penis, Hypospadie und kurzem, blind
endigenden Recessus unter der Harnröhrenmündung.
Kutz (6) beschreibt ein Individuum mit ausgesprochen weib-
lichem Habitus. Normales äusseres Genitale, weite, blindsackförmig.
nach oben geschlossene Scheide. Rechts in der Leistengegend ein fast
hühnereigrosses Gebilde, welches sich während der Operation als Hoden
erweist, links in der Leistengegend eine kleine Blasenhernie.
Menke (7) beschreibt das Genitale eines fünf Wochen alten,
an Brechdurchfall gestorbenen Zwitters. Das Kind hatte ein 2 cm langes,
mit Eichel und Präputium versehenes, hakenförmig nach abwärts ge-
krümmtes Glied, an dessen unterer Fläche ziemlich weit vorn eine von
flachen Hautfalten umsäumte Rinne in das Orificium urethrae führte.
Bei der äusseren Besichtigung also weiblich, jedoch mit männlichem
Gliede und Hypospadie. Die inneren Geschlechtsorgane durchaus weib-
lich. Tuben und Ovarien normal. Die Scheide ungewöhnlich lang,
sonst normal. |
Menke bespricht sodann die eigenthümliche soziale Stellung eines
solchen Zwitters und die Schwierigkeiten, die sich aus der bestehenden
Gesetzgebung bezüglich Erb-, Ehe- und Strafrecht ergeben.
Anhang.
1. Albarran, Ueberzähliger Ureter mit Oeffnung nach der Vagina und Vulva.
Gaz. des höp. Nr. 79.
2. Baumgärtner, H., Beitrag zur Technik der heissen Scheidenspülungen.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Jan.
3. Biermer, R., Zwei Fälle von Ovarialhernien. Centralbl. f. Gyn. Nr. 9.
4. Fischer, J., Ueber Genitalatrophie bei inneren Erkrankungen. Wiener
med. Presse 1896, Nr. 27, pag. 890.
>». Giles, A. E., Vaginal douching. The Lancet, Nr. 3846. May.
6. Leubuscher u. Menger, Ueber die Resorptionsfähigkeit der Scheiden-
schleimhaut. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. Nr. 11.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 32
498 Gynäkologie. Vagina und Vulva.
7. Menge-Krönig, Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales. Leipzig,
A. Georgi.
8. Schwarze, Ein neuer Scheidenhalter bei vaginalen Operationen. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 3.
9. Tull, E., Atrophy of vagina following hysterectomy. Amer. gyn. and
= obst. Journ. Dec. 1896.
10. Veit, J., Die Erkrankungen der Vagina. J. F. Bergmann, Wiesbaden.
Siehe J. Veit, Handbuch der Gynäkologie.
ll. Wendeler, P., Kritische Bemerkungen zur Entwickelung der weiblichen
Geschlechtsorgane beim Menschen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 20.
12. Will, O. B., Medical therapia of the female genital tract. The amer.
gyn. and obst. Journ. May.
Baumgärtner (2) konstruirte ein Hartgummi-Speculum, welches
den Zweck hat, bei heissen Scheidenspülungen das äussere Genitale
vor Einwirkung des heissen Wassers zu schützen. Dasselbe ist ein
kurzes Röhren-Speculum mit einer Rinne.
Nach einer Zusammenstellung der einschlägigen Litteratur be-
schreibt Biermer (3) zwei Fälle von Ovarialhernien. In beiden Fällen
handelte es sich um Einklemmung von Ovarien in Leistenhernien. Bei
einer Patientin gelang die Taxis, bei der anderen kam es zur Her-
niotomie.
Leubuscher und Menser (6) prüften die Resorptionsfähigkeit
der Scheide an schwangeren und nichtschwangeren Frauen, denen Jod-
kali in die Scheide eingeführt wurde. Würde diese Substanz mittelst
Globuli in der Menge von 0,5—1 g applizirt, so wurden erst nach
2—3 Stunden sehr geringe Mengen Jod im Harn ausgeschieden. Bei
Anwendung derselben Substanz in wässeriger Lösung oder in Glycerin
erschien das Jod schneller und in etwas grösserer Menge im Harne.
Dabei liess sich bei Schwangeren keine höhere Resorptionsfähigkeit
konstatiren.
I. Theil.
GEBURTSHILFE.
I.
Allgemeines,
Lehrbücher, Lehrmittel, Hebammenwesen.
— — —
Referent: Professor Dr. Frommel.
—
a) Lehrbücher, Kompendien, Lehrmittel.
. Bossi, Le nostre istitutioni ostetrico-ginecologiche. Arch. di Ost. e Gin.
Napoli Nr. 6. (Herlitzka.)
. Leerboek der Verloskunde. Door Prof. G. H. van der Mey u. Prof.
H.Treub. 1. Deel. Haarlem, De Erven Bohn. (Das vom verstorbenen
Prof. van der Mey hinterlassene Material für ein Lehrbuch der Geburts-
hilfe hat Treub auf meisterbafte Weise geordnet und durch Ergänzung
des Fehlenden zu einem vorzüglichen Lehrbuche umgebildet. Da seit
mehreren Jahren kein originelles Lehrbuch in Holland erschienen, so ist die
Herausgabe dieses Buches, welches sich in praktischer Hinsicht besonders
auszeichnet, ein Faktum von grosser Bedeutung für die holländische
Litteratur.) (A. Mynlieff.)
. Budin, P., Femmes en Couches et Nouveau-Nés. Paris, O. Doin.
. Calderini, Manuale clinico di terapia e di operazioni ostetriche per
studenti e medici pratici. Torino, Rosenberg e Sellier. (Herlitzka.)
5 Dakin, W. R., A Handbook of Midwifery. New York, Longmans, Green
and Co.
. Dawis, E. P., A Treatise on Obstetrics. Edinburgh and London, Young
J. Peutland.
. Fehling, H., Die Physiologie und Pathologie des Wochenbettes. 2. Aufl.
Stuttgart, F. Enke.
, Galabin, A. L., A manual of Midwifery. IV Ed. London, J. u. A.
Churchill.
. Herzfeld. K. A., Praktische Geburtshilfe. Leipzig u. Wien, F. Deuticke.
10.
IL
Jellett, H., A short practice of Midwifery. J. u. A. Churchill, London,
Meadows, A., A manual of Midwifery. IV Ed. London, H. Renshaw.
502 Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel etc.
12. Nyhoff, G. C., Register voor verloskundigen. Haarlem. (A. Mynlieff.}
13. Neisser, A., Stereoskopischer Atlas. XIX. Lieferung aus der Provinzial-
hebammenlehranstalt zu Köln a. Rh. von F. Frank. XX. Lieferung aus
der kgl. Frauenklinik zu Breslau von O. Küstner.
14. Portengen, J. W., Leerboek der verloskunde voor leerling-vroedvrouwen.
Amsterdam by Scheltema & Holkema. (A. Mynlieff.)
15. Ribemont-Dessaignes, A., Précis d’Obstetrique. Paris, Masson et Cie.
16. Schaeffer, O., Atlas und Grundriss der Lehre vom Geburtsakt und der
operativen Geburtshilfe. 4. Aufl. München, J. F. Lehmann.
17. Stroganoff, Ueber Sterilität macerirter Früchte und über aseptische
Kinderleichen für Operationen am Phantom. Jurnal akuscherstwa i shens-
kich bolesney. November. (V. Müller.)
Das Lehrbuch der praktischen Geburtshilfe von Herzfeld (9)
giebt in ziemlich kompendiöser Form eine Schilderung der gesammten
Geburtshilfe in phyesiologischer und pathologischer Hinsicht. Es ist
dem Verf. gelungen, den grossen Stoff in 20 einzelnen Vorlesungen
unterzubringen, ohne dass eine wesentliche Lücke zu koustatiren wäre.
Damit ist den Bedürfnissen des Praktikers, welcher sich rasch über
irgend einen Fall orientiren will, sicher in glücklicher Weise entgegen-
gekommen, wobei noch hervorzuheben ist, dass der Verf. die entschiedene
Begabung klarer und prägnanter Schilderung besitzt, um die einzelnen
Abschnitte dem Leser in leicht verständlicher Weise vorzuführen. Das
Lehrbuch ist aber nicht allein für den Praktiker, sondern auch für
den Studirenden bestimmt und in dieser Beziehung scheint es doch
etwas zweifelhaft, ob für diesen die Anordnung des Stoffes vor-
theilhaft ist. Da der Verf. bestrebt war, die ganze Materie in einer
beschränkten Anzahl einzelner Vorlesungen unterzubringen, war es
nicht wohl zu vermeiden, dass die physiologischen und pathologischen
Verhältnisse in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett nicht wie in
einem systematisch angelegten Lehrbuch getrennt abgehandelt wurden,
sondern dieselben werden vielfach in einem Abschnitt zusammen be-
handelt. Für Studirende, welche den klinischen Unterricht bereits ab-
solvirt haben, wird in Folge dessen das Herzfeld’'sche Werk gewiss
eine vortheilhafte Lektüre bilden, während der Anfänger sicher besser
fahren wird, wenn er zuerst in die physiologischen Verhältuisse genau
eingeführt wird, um daraus das richtige Verständniss für die Pathologie
zu gewinnen. Die dem Lehrbuche beigegebenen Abbildungen illustriren
den Text in sehr auschaulicher Weise, insbesondere sind die photo-
graphischen Nachbildungen einzelner Operationen am Phantom sehr
gut gelungen.
Geschichtliche und sonstige Werke allgemeinen Inhalts. 503
Das Lehrbuch der Physiologie und Pathologie des Wochenbettes
von Fehling (7) ist in zweiter Auflage erschienen und dem heutigen
Stande unseres Wissens auf diesem Gebiete entsprechend umgearbeitet.
Es ist ein gutes Zeichen für das wissenschaftliche Streben unserer Aerzte
und Studirenden, dass ein derartiges Werk, welches nur einen, wenn
auch hochwichtigen Tbeil der Geburtshilfe umfasst, in neuer Form auf-
gelegt werden musste. Dazu trägt allerdings nicht am wenigsten die
ausserordentlich klare auf reicher Erfahrung basirende Schilderung des
Stoffes durch den Verf. bei, welche dem Werke in seiner neuen Auf-
lage sicher wieder zahlreiche Leser zuführen wird.
Das Lehrbuch der Geburtshilfe von Dawis (6) entspricht, was
seinen Umfang und die Anordnung "des Stoffes anbelangt, ungefähr
unseren gebräuchlichen deutschen Lehrbüchern und ist unter sorgfültiger
Berücksichtigung der gesammten Litteratur durchaus dem heutigen Stande
unserer Wissenschaft entsprechend abgefasst. Der Inhalt des Buches
ist durch sehr zahlreiche, vielfach auch deutschen Werken entnommene
Abbildungen dem Verständniss des Lesers wesentlich näher gebracht.
Die Lehrbücher von Galabin (8), Meadows (11), sowie das-
jenige von Ribemont-Dessaignes und Lepage (15) sind in neuer
Auflage erschienen; das letztere ist ein äusserst umfangreiches und
sorgfältig durchgearbeitetes, treffliches Werk.
Unter dem Titel „Femmes en Couches et Nouveau-N&s“ giebt
P. Budin (3) eine Sammlung von 58 einzelnen Aufsätzen und Vor-
tragen heraus, welche in verschiedenen Zeitschriften erschienen oder
bei verschiedenen Gelegenheiten von ihm gehalten worden waren.
Das Werk ist ein beredter Beweis von dem staunenswerthen Fleisse
und der trefflichen Beobachtungsgabe des Verfassers.
b) Geschichtliche und sonstige Werke allgemeinen Inhalts.
l. Benckiser, K., Die Wöchnerinnenasyle Deutschlands. Deutsche med.
Wochenschr.
— Cholmogoroff, Die Aufgaben des geburtshilflichen Unterrichts. W ratsch.
Nr. 9. j (V. Müller.)
Ve
. Chrobak, R., Ueber den Unterricht in der Frauenheilkunde. Berichte
a. d. zweiten geb.-gyn. Klinik in Wien. Wien, Alfr. Hoelter.
. Döderlein, A., Ueber Vergangenheit und Gegenwart der Geburtshilfe.
Antrittsrede. Leipzig, A. Georgi.
. Fasbender, H., Entwickelungsgeschichte, Geburtshilfe und Gynäkologie
in den hippokratischen Schriften. Stuttgart, Enke.
ki,
ar
10.
11.
12.
13.
14.
16.
17.
18.
19.
Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete.
Fehling, Zur Erweiterung des medizinischen Unterrichts. Münchn. med.
Wochenschr., pag. 63.
Geyl, A., Seeumsche verloskundigen uit de laahte helft der 18 leurs.
Seeländische Geburtshelfer aus der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Geneesk. Tydschr. Bd. Il, Nr. 22,23. (A. Mynlieff.)
Kirilloff, Ueber Geburtshilfe bei den Transbaikal’schen Fremdvölkern in
Verbindung mit einigen Besonderheiten ihrer Sitten. Anzeiger f. öffentl.
Hygiene, gerichtliche u. praktische Medizin. April. (V. Müller.)
Oefele, Geschlechtsverkehr und Geburtshilfe im alten Aegypten. Aerztl.
Rundschau Nr. 40.
Pazzi, M., Aggiunte alla Bibliografia ostetricia e ginecologica italiana del
1870 al 1894. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma Vol. IV, pag. 49.
(Herlitzka.)
Rossi Doria, Bibliografia ostetrica e ginecologica italiana per l anno
1895, compilata secondo la classificazione decimale. Tipi dell unione
Cooperation Edit. (Herlitzka.)
— Assistenza materna. Proposte per l' istituzione di una assistenza
alli madri povere nella gravidanza, nel punto e nel puerperio. La Ras-
segna di Ost. e Gin. Napoli Nr. 11 e 12. (Herlitzk a.)
— Proposte per l’ istituzione di una „Assistenza alle madri povere
nella gravidanza, nel parto e nel puerperio.“ Atti della Societa ital. di
Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 151. (Herlitzka.)
v. Rosthorn, Spencer Wells, Nekrolug. Prager med. Wochenschr. Nr. 9.
A Runge, M., Das Weib in seiner Geschlechtsindividualität. II. Aufl. Berlin,
Springer. |
Sänger, Stephane Tarnier. Nekrolog. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. pag.
143.
Simpson, A. R., The Jubilee of Anaesthetic Midwifery. Glasgow, Mag-
dougall.
Tyrchowski, sen., Die Warschauer geburtshilfliche Klinik von 1802—1884.
Pam. Warsz. Tow. Lekarsk. (Der emeritirte Professor der Warschauer
geburtshilflichen Klinik Tyrchowski hat in einer sehr sorgfältigen und
umfangreichen Arbeit die gesamımte Geschichte der Klinik mit allen ihren
Ereignissen beschrieben. Der Aufsatz ist reich an Schlaglichtern über die
verschiedenen amtlichen Persönlichkeiten, welche mit der Klinik in Be-
ziehung gestanden haben, berücksichtigt die wissenschaftliche Statistik der
Klinik ebensowohl als Personalnotizen und wird von jedem Einheimischen
mit dem grössten Interesse gelesen werden.) (Neugebauer.)
v. Winckel, F., Zur Erweiterung des medizinischen Unterrichts. Opera-
tionskurse an Lebenden. Münchn. med. Wochenschr. 1896, Nr. 46.
Fasbender (5) unterzieht die hippokratische Entwickelungs-
lehre, Geburtshilfe und Gynäkologie unter sorgfältiger Berücksichtigung
der Lehre anderer alter Kulturvölker, der Aegypter, Hebräer und
Inder, einer eingehenden und sorgfältigen Kritik. Indem im ersten
Theile des Werkes die Lehren der anderen Kulturvölker im Vergleich
zu der hippokratischen gebührend gewürdigt werden, wird festgestellt,
Geschichtliche und sonsitge Werke allgemeinen Inhalts. DU)
dass im Allgemeinen die Grundlehren der alter Inder von denen des
Hippokrates verschieden sind. Im zweiten Theile werden die einzelnen
Anschauungen der hippokratischen Schule kritisch beleuchtet. Da-
bei berichtigt der Verf. theils manche bisher irrthümliche Anschau-
ung, theils hebt er besonders wichtige Punkte ausdrücklich hervor.
Für die Lehre von der Anatomie ist wichtig, dass die Hippokratiker
Eierstöcke, Eileiter, Clitoris, Hymen offenbar nicht kennen. Die
Schwangerschaftszeichen stimmen ziemlich überein mit denen der alten
Aegypter. Die Milch wird nicht in den Brüsten, sondern im Unter-
leib gebildet. Im 7. Monat „steigt“ das Kind aus der Ruhelage in
Kopflage, nach den Gesetzen der Schwerkraft, nicht durch eigene
Kraft, wie Veit in Peter Müllers Handbuch angiebt. Die Priori-
tät für diese Anschauungen kommt nicht Aristoteles, sondern den
Hippokratikern zu. Die allgemeine Ansicht, dass Hippokrates die
Knaben aus dem rechten, die Mädchen aus dem linken Eierstock ent-
stehen liess, ist durchaus irrig, schon aus dem Grund, weil die Ovarien
nicht bekannt waren (s. oben). Auch den Hoden kann dabei keine
entscheidende Rolle zuertheilt werden, weil sie mehr für die harnbe-
reitenden Organe gehalten wurden. Die Fruchtabtreibung wird von
den Hippokratikern verworfen. Druck und Dehnung der mütterlichen
Theile verursachen die Geburtsschmerzen. Gesteigert werden diese
durch Auseinanderweichen der Hüftbeine, aber nur bei Erstgebärenden,
da nach der ersten Geburt die Diastase eine bleibende ist und für
die folgenden Geburten ausreicht. Aristoteles beschreibt den Austritt
der Nachgeburt nach Schultze’schem Modus — d. h. die Placenta
erscheint vor der Vulva durch den Eiriss gestürzt. Einen eigentlichen
Geburtsstuhl kannten die Hippokratiker nicht. Zwillinge entstehen
aus einem Coitus. Die Ueberfrucht wird nicht als zweiter Zwilling
betrachtet, sie kommt nicht zur vollständigen Entwickelung. Das enge
Becken wird nirgends erwähnt. Als einzige normale Lage gilt die
Kopflage; deshalb werden alle anderen Lagen durch äussere wie innere
Handgriffe möglichst in Kopflage verwandelt, ausgenommen die voll-
kommene Fusslage. Da das Kind normaler Weise sich selbst gebärt,
muss bei todtem Kind immer Kunsthilfe eintreten. Der springende Punkt
für Physiologie und Pathologie des Wochenbettes ist der Wochenfluss.
Ueber die Gynäkologie ist weniger zu sagen, da die Anschau-
ungen hierüber feststehender sind. Hervorgehoben sei, dass die Men-
struation, ebenso wie die Milchabsonderung, bedingt ist durch die
Verschiedenheit der weiblichen Körpergewebe. Unter den Begriff „rother
Fluss“ fallen die Wochenbettsblutungen.
DOG Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete.
Doederlein (4) giebt einen Ueberblick über die Entwickelung
der Geburtshilfe, die zuerst von Frankreich, dann von Holland und
Frankreich zusammen in die Höhe gebracht wurde, während England,
Deutschland, Oesterreich, Italien erst später an der Ausbildung der
Geburtshilfe sich hervorragend betheiligten. Nachdem er die entgegen-
gesetzten Anschauungen Osianders, der 54 °/o operativ entband und
Boörs, der nur in 0,6 °/o der Fälle die Zange anwandte, hervor-
gehoben hat, bespricht Verf. die Entwickelung der Antiseptik in der
Geburtshilfe Als Grundsatz zur operativen Frage gilt: möglichst
wenig operativ entbinden. An der Klinik soll im Interesse der Stu-
direnden das Material möglichst ausgenutzt werden, aber unter pein-
lichster Beobachtung der Antiseptik.
Benckiser (1) betont die Nothwendigkeit der Wöchnerinnen-
asyle, die nur Frauen zur Entbindung und zu 9—12 tägigem Wochen-
bett aufnehmen ; Unverheirathete werden nur im Nothfalle aufgenommen,
da für diese schon vorzugsweise durch die Universitätskliniken gesorgt
ist. Derartige Asyle giebt es bis jetzt in Aachen, Düsseldorf, Mann-
heim, Magdeburg, Köln, Elberfeld, Bremen, Karlsrube, Dortmund,
Ludwigshafen, Baden-Baden, Wiesbaden, Berlin. In Gründung be-
griffen sind solche in Wien, Essen, Königsberg, Nürnberg. Wichtig
für das Gedeihen der Asyle sind Krippen wie in Aachen und Karls-
ruhe. In denselben werden die kleinen Kinder der betr. Wöchnerinnen
versorgt. .
Runge (15) weist zunächst nach, dass vor allen anderen der
Frauenarzt berechtigt sei, in der sogenannten Frauenfrage mitzureden.
Nach sämmtlichen Anlagen und Instinkten liegt für das Weib
der Schwerpunkt in den Fortpflanzungsvorgängen, vor allem der
Mutterschaft. Seine körperlichen Eigenschaften machen das Weib
schutzbedürftiger, besonders während der Regel und der Schwangerschaft,
es ist daher im Öffentlichen Leben dem Mann gegenüber im Nachtheil.
Nach einer Würdigung der seelischen Eigenschaften des Weibes
kommt Verf. zu dem Schluss, dass das Weib nicht gleichwerthig mit
dem Manne, sondern vielmehr vollkommen anderswerthig sei. Verf.
ist deshalb ein Gegner der Frauenemanzipation, welche die Gleichbe-
rechtigung beider Geschlechter will, während er für eine Hebung der
geistigen Bildung der Frau auf hygienischer Grundlage warm eintritt.
v. Winckel (19) hält die von zahlreichen praktischen Aerzten aus-
gesprochenen Klagen, dass die Studirenden der Medizin auf der Hoch-
schule in der manuellen operativen Technik zu wenig ausgebildet werden
für berechtigt und hat in Folge dessen in seiner Klinik Kurse eingerichtet,
Geschichtliche und sonstige Werke allgemeinen Inhalts. 507
in welchen eine beschränkte Anzahl von Theilnehmern unter seiner steten
Aufsicht und Assistenz nicht nur kleinere gynäkologische Operationen,
sondern auch einfachere Laparotomieen ausführen. Als Theilnehmer
an diesen Kursen werden geübtere und vorgeschrittenere Studirende
gewählt, welche womöglich vorher einen gynäkologischen Operations-
kurs am Winckel’schen Phantom gehabt haben. Die Resultate der
Operationen sind durchaus günstige gewesen. v. Winckel ist der
Ansicht, dass insbesondere die grösseren Kliniken auch in den anderen
operativen Fächern der Medizin den Studirenden ähnliche Kurse zur
manuellen operativen Ausbildung und zur Hebung ihres Vertrauens
in der operativen Thätigkeit einrichten sollen. Dem gegenüber hebt
Fehling (6) hervor, dass die Klagen über ungenügende Aus-
bildung der Mediziner von Seiten der Kliniken nicht berechtigt seien.
Vielfach ist die Ursache der mangelhaften Ausbildung der jungen Aerzte
in der zu kurzen klinischen Thätigkeit derselben in den Studentenjahren,
sowie in der Zersplitterung der Medizin in einzelne Spezialfächer zu
suchen. Der Vorschlag v. Winckels bietet die Gefahr, dass durch
solche Operationskurse an der Lebenden ein ungenügend vorbereitetes
Spezialistenthum grossgezogen wird, wie es sich schon heutzutage viel-
fach breit macht. Die Hauptaufgabe der Frauenkliniken besteht in der
Heranbildung guter Geburtshelfer und in dieser Beziehung weisst Fehling
an dem Material der Hallenser Klinik nach, dass auch ohne die
Öperationskurse im Sinne v. Winkels die Praktikanten in operativer
Hinsicht eine genügende Ausbildung erfahren.
A. R. Simpson (17) hielt in der gynäkologisch - geburtshilf-
lichen Gesellschaft zu Glasgow, die ihn zum Ehrenpräsidenten erwählte,
einen Vortrag über die Einführung und Verbreitung der Narkose in
der englischen Geburtshilfe durch James Simpson.
J. Simpson, dessen Abstammung, Kindheit und fernere Lauf-
bahn eingehend geschildert werden, narkotisirte als erster in Eng-
land am 19. Januar 1847 eine Kreissende mit engem Becken erfolgreich
mit Aether, der schon im Vorjahr von den Amerikanern bei Opera-
tionen zur Narkose benutzt worden war. Die weitere Ausbreitung
des Aethers zu diesem Zwecke ist in erster Linie J. Simpson zu
danken, der die Einwände, die dem Verfahren vom religiösen, sitt-
lichen und wissenschaftlichen Standpunkt aus entgegengebracht wurden,
zurück wies.
Dass anfangs die Wirkungen des Aethers bedeutend überschätzt
wurden — man schrieb ihm die Fähigkeit zu, die Wehen zu ver-
stärken, den Damm zu lockern, die Gefahr der Geburt im Allgemeinen
SI Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete.
zu vermindern — ist wohl verständlich, wenn man bedenkt, wie sehr
ein solches Narkotikum herbeigesehnt wurde.
Unter der Reihe von anderen narkotischen Mitteln, die statt des
Aethers mehrfach versucht wurden, war es das Chloroform, welches,
trotz seiner Gefahren, als Narkotikum den ersten Platz einnahm und
bis heute behauptet.
Verf. schliesst mit dem Hinweis auf den frommen Sinn des grossen
Forschers J. Simpson.
c) Berichte aus Kliniken, Privatanstalten ete. 1
l. Barone, Primo anno di funzionamento del reparto di Maternita e Ginece-
logia dell Ospedale della Pace in Napoli. Napoli. (Herlitzka.;
2. Beretning om det kgl. Frederiks Hospital samt den kgl. Födsels- y
Plejestiftelse for Aareh 1896. (Bericht über das kgl. Frederiks Hospital
und der kgl. Entbindungs- und Pflegeanstalt zu Kopenhagen für das Jahr
1896.) Kopenhagen. (Leopold Meyer.
3. Boerner, E., Das Puerperalfieber in der geburtshilflichen Klinik des kel
Charite-Krankenhauses zu Berlin 1885—94. Diss. Berlin.
4. Chrobak, R., Berichte aus der zweiten geburtshilflichen gynükologischen
Klinik in Wien. Wien, Alfred Hoelter.
Cosentino, Rendiconto della clinica ostetrico-ginecologica pureggiata del-
l’ ospedale S. Francesco Saverio. Arch. di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 2, 5.
6, 7, 9, 10, 12. (Herlitzka.)
v. Erlach, H., Aerztlicher Bericht des Maria-Theresia-Frauenhospitals in
Wien über das Jahr 1897. Wien.
7. Hartel, G., Bericht über 1000 Geburten der kgl. Universitätsfrauenklinik
zu Würzburg. Ein Beitrag zur geburtsh. Statistik. Diss. Würzburg.
d Hauenstein, J, A resume of fifty years obstetric practice. Buff. mec.
Journ. Vol. XXXVI, Nr. 11, June. `
9. Carl von Heideken, Ärsberättelse för 1896 från barnbördshesset i Abo.
(Jahresbericht für 1896 von der Entbindungsanstalt zu Abo.) Finska läkare-
sällskapets handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 5, pag. 645—53.
! (Leopold Meyer.)
10. Kehrer, F. A., Jahresberichte der Heidelberger Frauenklinik über die
Vorkommnisse in den Jahren 1895 und 1896. Aerztliche Mittheilunger
aus u. für Baden 1896 u. 1897.
ar
D>
1) Unter dieser Rubrik werden in jedem Jahresberichte die jeweilig erscheinen-
den Berichte aus Kliniken, Privatanstalten und aus der Praxis dem Titel naeh ap:
geführt. Es würde den Raum unseres Jahresberichtes weit überschreiten, wenn au’
die einzelnen Berichte näher eingegangen würde; zudem wird in den einzelnen
nachfolgenden Referaten auf manche der Berichte noch Rücksicht genominen werden.
IK
19.
2)
>
x
Berichte aus Kliniken, Privataustalten cte. 509
. Kielsberg, Beretning om Kristiania foedselstiftelses wirksombed i 1891
—1S95. Norsk Mag. for Laeger. 4. Raekke. XII. Bd. Nr. 9.
— H., Beretning om Kristiania Födselstiftelses Virksombed 1891—1895.
Norsk. Magaz. f. Lagev. pag. 1003.
— Statistisk Beretning om Kristiania Födselsstiftelses Virksombed i
Firearet- 1887—1890. Norsk Magaz. f. Lager. pag. 520.
. Koch, Zur Schwangerschaftsstatistik. Eshenedelnik, Nr. 44.
(V. Müller.)
d Mann, Bericht der Szegediner kgl. ungarischen Hebammenschule 1884
—1294. Szeged 1895.
. Marval, C. de, Ueber Mortalität und Morbidität des Puerperalfiebers an
der geburtshilflichen Klinik zu Basel während des Decenniums 1887—1896
inkl. Diss. Basel.
. Meurer, B. J. Th., Mededeeling der gevallen voorgekomen in de stede-
lyke kraaminrichting te Amsterdam gedurende het jaar 1896. Jahresbericht
der sebäranstalt in Amsterdam. Nederlandsch. Tydschr. v. Verlosk. e
uyn. 8. Jaarg. Afl. 3. (A. Mynlieff.)
.‚Michelini, Rendiconto Ostetrico (sinecologico della Maternità di Genova.
(tenova, A. Capurre.
Norris, R.C., Clinical Report of one years obstetrical work at the Preston
Retreat. Amer. Gyn. and Obst. Journ. March.
Ogata, 100 Laparotomien. Sci-i-kwai med. journ. 1896. Okt. bis Dez.
Petroff, Bericht über die Saratow'sche Gebäranstalt von Dezember
195 bis Dezember 1896. Arbeiten u. Protokolle d. physico-med. Gesell-
schaft in Saratoff. (V. Müller.)
. Poroschin, Medizinischer Bericht der geburtshilflichen Abtheilung von
Prof. Slawiansky für 1894—1895. Jurnal akuscherstwa i shenskich
bolesnej. Sept. bis Nov. (V. Müller.)
. Raineri, Il biennio 1895—96 alla Maternita e R. Scuola Ostetrica di
Vercelli. Vercelli Pip. Hollardi. (Herlitzka.)
. Schulz, A., Die Anwendung der Zange in der kg). Universitätsfrauen-
klinik zu Würzburg in den Jahren 1889—95. Diss. Würzburg.
«+ Stadfeld, Bericht aus der kgl. Entbindungs- und Findelanstalt Kopen-
hagens für das Jahr 1594.
©). Steyn Parve, W. Fl. Unia, 19e Jaarverslag van de Vereenigung tot het
verleenen van buitengewone verloskundige hulp voor den kleinen burger-
stand. Nederlandsch Tydsch. v. Verl. e Gyn. 8. Jaarg. Afl. 2.
(A. Mynlieff.)
— Negentiende Jaarverslag van de Vereeniging tot het verleenen van
buitengewone verloskundige hulp vor den kleinen burgerstand te 's Graven-
hage (van 1. Juli 1894 ultimo Juni 1895.) Neederl. Tijds. vor Verlosk en
Gyn. Afl. I.
. Stephenson, Studies in practical Midwifery. The Scott. Med. and Surg.
Journ. Vol. I, Nr. 7. July.
č. Surowtzeff, Medizinischer Bericht der geburtshilflichen Abtheilung der
Klinik von Prof. Slawiansky. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej.
April u. Mai. (V. Müller.)
510
29.
30.
31.
32.
33.
34.
10.
Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete.
Szabó, A., Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus-
kórházi szülö-es nöbeteg osztály 1896 évi müködéséröl. (Ausführlicher
Bericht über die Thätigkeit der unter Leitung des Primarius Prof. Elischer
stehenden geburishilflichen und gynäkologischen Abtheilung des St. Rochus-
Spitales zu Budapest im Jahre 1896.) Orvosi Hetilap, Nr. 42—44.
(Temesváry.)
Winter, A., Ergebnisse der in der Giessener Frauenklinik von 1888—1896
ausgeführten Ovario- und Parovariotomien. Diss. Giessen.
Winternitz, Ueber die Häufigkeit und Prognose der Zangenentbindungen
auf Grund des gynäkologischen und geburtshilflichen Materials der Tübinger
Universitätsfrauenklinik. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. IV, Heft 1u.2.
Wiridarsky, Medizinischer Bericht der geburtshilflichen Abtheilung der
kaiserlichen klinischen Gebäranstalt für zehn Jahre von 1883—1893. Inaug.-
Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
Wright, A. H., Notes on methods and results in the Burnside Lying in
Hospital, connected with the Toronto General Hospital, Toronto, Canada.
Brit. Med. Journ. Nr. 1921.
Zehnter Jahresbericht des Frauenvereins zur Unterhaltung des unter
dem Protektorate Ihrer kgl. Hoheit der Grossherzogin Louise von Baden
stehenden Wöchnerinnenasyls für bedürftige Ehefrauen in Mannheim über
das Jahr 1896. Mannbeim.
d) Hebammenwesen.
Ahlfeld, F.. Die Heisswasser-Alkoholdesinfektion und ihre Einführung
in die allgemeine Praxis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8.
— Was hat die Hebamme in der ersten halben Stunde nach der Geburt
des Kindes zu thun? Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 12. Juni.
Baumm, P., Ursache und Verhütung des Wochenbettfiebers, dargestellt
für Hebammen. Breslau, Sternberg.
Beaucamp, Zur Hebammen- und Wärterinnenfrage. Gesellsch. f. Geb.
u. Gyn. zu Köln, 12. März 1896. Centralbl. f. Gyn., pag. 114.
Biernacki, J., The training of nurses in relation to registration. Lancet
Nr. 3828.
Braun, G., Ueber Vorträge in Hebammenversammlungen. Geb.-gyn. Ges.
in Wien, Sitzung v. 18. Mai. Centralbl. f. Gyn., pag. 1324.
. Budin, P., et Crouzat, E., La Pratique des accouchements et l'usage
des sages-femmes. Paris, Doin.
Coester, Der Hebammenfreund. Berlin.
Fabbri, G. B., Brevi nogioni del corpo umano dettate per la Scuola delle
Levatrici. 3 Ediz. Rocca S. Casciano. (Pestalozza.)
Geyl, A., Over de opleiding en maatschappelyke positiv der vroedvrouwen
in de 17. u. 18. leurs. (Ueber die Erziehung und soziale Stellung der
Hebammen im 17. und 18. Jahrhundert.) Med. Weekblad. 9. Jaarg. Nr.
LA (A. Mynlieff.
Hebammenwesen. AN
, Heinricius, G., Om barmmorskeväsendet i Finland och om dess for-
bättrande. (Das Hebammenwesen Finlands und über die Verbesserung des-
selben.) Helsingfors. 88 pag. (Leopold Meyer.)
. Hoenck, F., Zur Hebaınmenfrage und Puerperalfieberstatistik. Samml.
klin. Vorträge. N. F. Nr. 174. Leipzig, Breitkopf & Härtel.
. Keid Rentoul, R., Is it in the best interests of public hoalts and of
public safety that the proposed plan of supplying poors women only with
midwives should be opposed; and if so, how are midwives to be done
without ? Lancet, Nr. 3829. |
14. Leopold u. Zweifel, Lehrbuch für Hebammen. Leipzig, S. Hirzel.
16.
17.
18.
21.
15. Maandblad voor practische Verloskunde, hoofd zakelyk ten dienste
van vroedvrouwen. Onder Redacte van Dr. Nyhoff & Niemeyer Haarlem
1897. (Die erste Hebammenzeitung in Holland.) (A. Mynlieff.)
Mommsen, E., Zur Frage der Hebammenreform. Deutsche Vierteljahrs-
schrift f. öffentl. Gesundheitspflege, pag. 557.
Morton, Midwives pocketbook. London, Scientific Press.
de Rihier, Les Sages-femmes en France; ce qu'elles ont été, ce qu'elles
sont, ce qu'elles devraient être. Essai historique et critique. These de
Paris.
. Samschin, Ueber Hebung der theoretischen und praktischen Ausbildung
der Hebammen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März.
(V. Müller.)
. Vogt, H. Instrumental födselshjälp i jordmoderpraktiken. (Instrumentelle
Geburtshilfe seitens der Hebammen.) Norsk Magazin for Lägevidenskaben.
4 R. Bd. XII, Nr. 11, pag. 1216—33. (Vogt, der rühmlichst bekannte
Vorsteher der zweiten norwegischen Hebammenschule zu Bergen, spricht
sich dafür aus, dass die norwegischen Hebanımen ebenso wie die schwedi-
schen und die finnischen den Gebrauch geburtshilflicher Instrumente erlernen
sollen, weil es in Norwegen wegen der Abstände und sonstigen lokalen
Verhältnisse oft unmöglich ist, rechtzeitige ärztliche Geburtshilfe herbeizu-
schaffen. Die schwedischen und finnischen Hebammen erlernen den Ge-
brauch der langen Zange und der Verkleinerungsinstrumente. Vogt scheint
geneigt, dies als das beste anzusehen, will sich jedoch vorläufig damit
begnügen, den Hebammen den Gebrauch der kurzen Zange zu lehren.)
(Leopold Meyer.)
Weichardt, 1331 Geburten in der Hebammenpraxis ohne Wöchnerinnen-
todesfall. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. 1896, Bd. III, Heft 6.
Budin et Crouzat (7) besprechen in eingehender Weise das ge-
sammte Gebiet der Geburtshilfe und streifen einige Abschnitte aus dem
Gebiet der Gynäkologie, welche mitderGeburtshilfe näher zusammenhängen.
Das Verständniss wird wesentlich erleichtert durch zahlreiche gute Ab-
bildungen. Die vorgetragenen Anschauungen decken sich im Wesent-
lichen mit den in Deutschland herrschenden, einige Abweichungen
werden im Folgenden erwähnt werden.
Nach einer sehr gründlichen Darstellung der Anatomie (Kap. T)
und Physiologie (II) werden auch die wichtigsten Erscheinungen der
512 Geburtshilfe, Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel ete.
Entwickelungsgeschichte (III), die Bildung einer Morula, Gastrula, des
Blastodernis u. s. w. erwähnt. Im Kap. IV (Schwangerschaft) wird
entgegen unseren Anschauungen angegeben, dass sich der Hämoglobin-
gehalt des Blutes und die Zahl der rothen Blutkörperchen vermindere.
Als sichere Zeichen für Schwangerschaft gelten Kindsbewegungen und
kindliche Herztöne, nicht das Fühlen von Theilen der Frucht. Wenn
die Hebammen in der Schwangerschaft gerufen werden, sollen sie den
Urin auf Eiweiss untersuchen, das dazu nöthige Verfahren wird be-
schrieben. Die folgenden Kapitel V—VIII handeln über die Frucht
am Ende der Schwangerschaft und die normalen Geburtsvorgänge Zur
Entwickelung des nachfolgenden Kopfes wird der hier meist nach Veit-
Smellie, in Frankreich nach Mauriceau benannte Handgriff
empfohlen. Während der Geburt sollen öfters Scheidenspülungen mit
Sublimat 1 : 4000 gemacht werden (IX), die Verschreibung von Subli-
mat ist den französischen Hebammen gesetzlich zugestanden. Zur Ver-
hütung der Blennorhoea neonatorum (X) wendet Budin (nach Cred&s
Vorgang) Einträufelungen von Arg.nitr. an und zwar 1:150. Weiter
unten wird zu diesem Zweck das Waschen der Augen mit Sublimat
1 : 1000 empfohlen. Wesentlich verschieden von unseren Vorschriften
gestaltet sich die Behandlung der Nachgeburtszeit (XI. Das Aus-
drücken der Nachgeburt wir im Allgemeinen verworfen. Wenn nach
20—30 Minuten die Nachgeburt noch nicht gekommen ist, soll die
Hebamme durch Scheidenuntersuchuung feststellen ob dieselbe schon aus
dem Uterus in die Scheide gelangt ist. In diesem Falle soll die Nach-
geburt durch leichten Zug an der Nabelschnur entfernt werden. Im
andern Fall soll die Hebamme warten. Nach vollendeter Geburt (XII)
soll die Hebamme kleine Risse durch kleine Klammern — Serres-
fines —, die nach 12—-24 Stunden abgenommen werden, vereinigen;
bei grösseren Rissen ist der Arzt zu benachrichtigen. Des weiteren
werden die Wochenbetterscheinungen (XIII) und die Folgen der regel-
widrigen Geburt (XIV) insbesondere das Wochenbettfieber besprochen.
Nach Darlegung der Gesetze verschiedener Länder wird nochmals hin-
gewiesen auf die Nothwendigkeit der Desinfektion der Hände und
Instrumente (Waschen mit Sublimatwasser 1 : 4000, Einreiben mit
Sublimatvaseline 1 : 1000). Schwächliche Kinder werden mit Massage
und Couveuse (Tarnier) behandelt, wenn sie nicht trinken wollen,
nötbigenfalls mit Schlundsonde gefüttert (XV).
Es folgt nun (XVI—XVIII) eine kurze Schilderung der patho-
logischen Geburtsvorgänge, um die Hebamme in den Stand zu setzen,
in solchen Fällen die Diagnose stellen und den Arzt rechtzeitig rufen
Hebammenwesen. 513
za können. Nach wenigen kurzen Bemerkungen über Wesen und
Technik der Impfung, deren Vornahme den Hebammen zusteht, schliesst
das Lehrbuch mit einer Zusammenfassung der das Hebammenfach be-
treffenden französischen Gesetze.
Nachdem Mommsen (16) an der Hand grosser Statistiken
gezeigt hat, dass ausserhalb der Kliniken die Sterblichkeitsziffern bei
Geburt und Wochenbett trotz Anti- und Aseptik noch recht ungenügende
sind, sucht er den Grund für diese Verhältnisse in der mangelhaften
Durchbildung der Hebammen. Er glaubt, dass es von erheblichem
Vortheil sein würde, wenn die Hebammenpraxis in die Hände von ge-
bildeten Frauen überginge, die sich nach Art der Schwesternvereine mit
Mutterhäusern u. s. w. als „Schwestern für Geburtshilfe und Wochen-
bett“ organiesiren sollten.
Baumm (3) bespricht in klarer, fasslicher Ausdrucksweise das
Wesen und den Ursprung des Wundfiebers und hebt bei der Einthei-
lung der Pilze in giftige und ungiftige die besonders gefährlichen An-
eteckungsmöglichkeiten hervor. Zur Verhütung des Wochenbettfiebers
giebt er verschiedene Vorschriften, die Desinfektion der Hände und
Arme theilt er in 1. einfache (Wasser und Seife, Lysollösung zwei bis
drei Minuten lang) vor und nach der inneren Untersuchung; 2. ver-
schärfte (== verlängerte einfache) nach Berührung mit eiterigen und
fauligen Dingen; 3. doppelt verschärfte (= 2 mit Vollbad und Wäsche-
wechsel) nach Verkehr mit Menschen, die an ansteckenden Krank-
heiten leiden und nach Berührung von Leichen.
Es folgen allgemeine und besondere Vorschriften für die Behand-
lung von Kreissenden und Wöchnerihnen.
Coester (8) schildert in klarer Darstellung die ersten Anfänge
eines Hebammenstandes in Deutschland, die weitere Entwickelung des-
selben und seine gesetzliche Festlegung. An der Hand zahlreicher
Erlasse, besonders der preussischen Regierung über das Hebammen-
wesen, bespricht er die für die Hebammen wichtigen Bestimmungen
und weist sie auf ihre Pflichten hin, wobei der Pflege der Aseptik
der gebührende Platz eingeräumt wird. Im Anhang werden der
Reihe nach alle interessirenden Hebammenverordnungen und Regierungs-
verfügungen abgedruckt, desgleichen am Schluss noch eine Reihe von
wichtigen gerichtlichen Entscheidungen in einschlägigen Fällen.
Das sächsische Lehrbuch der Hebammen von Leopold und
Zweitel (14) ist in sechster Auflage erschienen. Unter anderen Neue-
rungen seien insbesondere eine Reihe sehr guter Abbildungen hervor-
gehoben, welche bestimmt sind, die Technik der äusseren Untersuchung
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 33
514 Geburtshilfe. Allgemeines, Lehrbücher, Lehrmittel etc.
zu veranschaulichen. Auf die Ausführung dieser Untersuchungsmethode
unter möglichster Einschränkung aller unnöthigen inneren Untersuch-
ungen ist in dem Lehrbuch nach wie vor grösseres Gewicht gelegt,
wobei die Verff. es als selbstverständlich bezeichnen, dass die innere
Untersuchung beim Unterrichte gründlich gelehrt werden muss.
Beaucamp (4) verlangt, dass Wochenwärterinnen nur dann
zugelassen werden sollen, wenn sie nach mehrmonatlicher Lehre in
einer Klinik entsprechend ausgebildet sind und vor dem Kreisphysikus ein
Examen bestanden haben. Eine gesetzliche Regelung dieser Frage ist
unbedingt erforderlich, wie auch diese Personen dauernd dem Amtsarzte
unterstellt bleiben sollen, welchem unter Umständen das Recht zustehen
soll, den geprüften Wärterinnen das Zeugniss wieder zu entziehen.
Für die Hebammenschülerinnen verlangt Beaucamp eine Aus-
bildungszeit von neun Monaten in eigenen, nicht mit Universitätsklinik
verbundenen Hebammenlehranstalten. Das Institut der Nachprüfungen
der Hebammen in Gegenwart der Direktoren der Hebammenschulen
- ist von grossem Vortheil. Hebammen, welche ungenügende Kenntnisse
zeigen, sollen vom Physikus zu einem einmonatlichen Nachkurs in einer
Hebammenschule bestimmt werden.
Ahlfeld (1) empfiehlt auf Grund klinischer und bakteriologi-
scher Untersuchungen zur Desinfektion der Hände für Aerzte und Heb-
ammen die Heisswasser-Alkoholdesinfektion, deren Werth er gegenüber
mehrfachen Einwänden, welche ihm von verschiedenen Seiten gemacht
worden waren, vertheidigt. Damit die Hebamme auch im Stande ist,
Watte, Instrumente und dergl. zu sterilisiren, fügte Ahlfeld der Mar-
burger Hebammentasche einen einfachen Apparat hinzu, welcher aus
zwei aus Nickelin gefertigten Schalen besteht, von welchen die eine
als Deckel der andern gebraucht werden kann. In diesen Schalen
kann die Sterilisirung über dem Heerdfeuer oder über einem Spiritus-
kocher in kurzer Zeit vorgenommen werden.
Ahlfeld (2) bespricht auf Grund eines von ihm abgegebenen
gerichtlichen Gutachtens die Thätigkeit der Hebamme nach der
Geburt des Kindes. Er legt mit Recht besonderes Gewicht darauf.
dass die Hebamme sich in der ersten Viertelstunde ausschliesslich mit
der Mutter zu beschäftigen habe, um sich von der dauernden Zusammen-
ziehung der Gebärmutter zu überzeugen. Wenn dieselbe dann die
Reinigung und Ankleidung des Kindes beginnt, muss dies in einer
Situation geschehen, in welcher sie jeder Zeit nicht nur die Kreissende
im Auge hat, sondern sich jeder Zeit auch rasch über die Kontraktions-
verhältnisse des Uterus informiren kann.
Hebammenwesen. 515
G. Braun (6) wendet sich dagegen, dass von Aerzten den Heb-
ammen geburtshilfliche Vorträge gehalten werden, in welchen Anschau-
ungen verbreitet werden, welche von den Lehren der Hebammenschule
in irgend einer Weise abweichen. Bei dem mässigen Bildungsgrade
der Hebammen wirken solche Vorträge nur verwirrend, insbesondere
wenn in denselben technische Ausdrücke gebraucht werden, welche von
den Hebammen nicht oder falsch verstanden werden.
Hoenck (12) beschreibt die Massnahmen, welche in Hamburg
zur Verbesserung der Morbidität und Mortalität im Wochenbette den
Hebammen gegenüber getroffen wurden. Nachdem die Aerzte seit einer
Reihe von Jahren verpflichtet worden waren, Puerperalfieberfälle inner-
halb kurzer Zeit zur amtlichen Kenntniss zu bringen, wurde jedem ein-
zelnen Falle in soferne nachgegangen, dass die betreffende Hebamme
eitirt wurde, wobei der betreffende Fall genau besprochen wurde und
die Desinfektionsmassregeln der Hebamme erörtert wurden. Es stellte
sich dabei vielfach heraus, dass die letzteren in ungenügender Weise
vollzogen wurden und dass auch die Instrumente der Hebammentasche
sich häufig in nicht entsprechender Verfassung befanden. Die Heb-
ammen wurden dann belehrt, eventuell auch auf kurze Zeit suspen-
dirt und es ist auf diese Art gelungen, wie aus der Hamburger
Statistik hervorgeht, die Hamburger sanitären Verhältnisse in dieser
Hinsicht entschieden zu verbessern. Verfasser meint, dass durch
Einführung einer genaueren Listenführung der Hebammen, eventuell
durch Einrichtung von Wiederholungskursen, die unter Umständen den
Charakter einer gelinden Strafe annehmen würden, diese Einrichtungen
noch verbessert werden könnten.
Im Anschluss daran giebt Hoenck eine Uebersicht über die Mor-
biditäts- und Mortalitätsverhältnisse Hamburgs seit Einführung der
Antiseptik, aus welcher hervorgeht, dass die Verhältnisse sich entschieden
in der neuern Zeit gebessert haben und zwar obwohl die Operations-
frequenz im Allgemeinen zugenommen hat.
Vor 18 Jahren empfahl Vogt (20), dass Hebammen in Nor-
wegen im Gebrauch einer kurzen Geburtszange unterrichtet werden
sollten. Diesem Vorschlag wurde damals von den Behörden nicht bei-
getreten; und über die damals angewandten Argumente dafür und da-
gegen wird berichtet.
Die Frage wurde zu erneuter Diskussion gestellt, weil jetzt
in Schweden, wo die Hebammen in vollständiger, instrumenteller
Geburtshilfe unterrichtet werden, in Vorschlag gebracht ist, dass die
Instrumente auf eine kurze Geburtszange beschränkt werden sollen.
33*
or
—
——
Geburtshilfe.
Professor Sandin, Lehrer an der Hebammenschule in Stockholm,
verficht die alte Ansicht, weil die Erfahrung vieler Jahre zeigt, dass
diese nur zu Befriedigung der Behörden, der Aerzte und des Pu-
blikums wirkt. (Brandt, Kristiania.)
IL
Anatomie und Entwiekelungsgeschichte der
—R
weibliehen Genitalien.
Referenten: Dr. C. Gebhard und Dr. Carl Ruge.
. Anufrieff, Ueber Grössenschwankungen der Conjugata diagonalis im
Becken vonKreissenden und Puerperen bei verschiedener Neigung des Beckens
und des Rumpfes. Wratschebnyja sapiski, Nr. 2 u. 3. (Mit Hilfe der
Stieda’schen Formel berechnete Anufrieff, dass bei Kreissenden durch
Senkung der Füsse und des Kopfendes des Rumpfes die Conjugata diag.
sich bis zu 1 cm vergrössert, zuweilen auch mehr. Umgekehrt vergrössern
sich die Durchmesser des Beckenausganges bei einer Beckenlage mit an-
gezogenen Füssen.) (V. Müller.)
Arnaud, Sul potere di assorbimento dell’ utero. Rivista di Ost., Gin. e
Ped. 1896. Oct. pag. 329.
Barth, Justus, De konichlige bekkenorganers anvendte topografiske ana-
tomi. Norsk Magaz. f. Laegev., pag. 1185. (Theilweise auf eigene ana-
tomische Dissektionen gestützt, liefert Verf. eine Uebersicht über die
moderne Auffassung von der angewandten topographischen Anatomie der
weiblichen Beckenorgane.) (K. Brandt, Kristiania.)
Bayer, Uterus und unteres Uterinsegment. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 13.
Bettmann, Contribution à la pathologie des trompes. Amer. Journ. of
Obst. Mai. |
Bidone, Residuo cartilagineo di organo branchiale. Rivista di Ost., Gin.
e Ped. Torino, Nr. 11. (Herlitzka.)
Bossi, Fettige Degeneration des Uterus während der Schwangerschaft.
Ann. di Ost. e Gin. Dec. 1896.
Browing, Beitrag zur Kenntniss des Levator ani. Med. News 12. Juni.
16.
1.
18
19.
4.
25
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 517
. Commandeur, Etude sur le detroit supérieur du bassin normal dans la
region lyonnaise. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVII, pag. 375 u. 442.
. Consentino, Sulla Questione dello sviluppo e della maturazione del fol-
lieulo di Graaf durante la gravidanza. Arch. di Ost. e Gin. Nr. 1, pag. 1.
. Eden, On the Structure of the ripe Placenta, and the changes, which
occur ın Placenta retained in utero after the Death of the Foetus. Trans-
act. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXVIII, 1896. Part. IV, pag. 360.
d’Erchia, Florenzo, Beitrag zum Studium des Bindegewebes des Uterus
während der puerperalen Rückbildung. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
V, pag. 595.
. Fieux, Etude de la disposition normale des fibres musculaires de l'utérus
d’apıes une serie des coupes. La Gen, pag. 256.
Fiorentini, Alcune osservazioni istologiche sui cotiledoni dell’ utero dei
ruminanti. Atti dell Associazione medica Lombarda, Nr. 3, pag. 318.
(Herlitzka.)
5 Fochier, Sur un point de l'anatomie de l'utérus. Soc. obst. de France.
Paris. 22.—24. April.
v. Franqué, Cervix und unteres Uterinsegment. Stuttgart.
Frommel, Beitrag zur Frage der Wachsthumsrichtung der Placenta.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 489.
. arusdew, Zur Histologie der Fallopia’schen Tuben. Centralbl. f. Gyn.
(suieciardi, Contributo allo studio dell’ infarto bianco della superficie
fetale della placenta. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 8. (Guicciardi
kommt zu folgenden Schlüssen: Der weisse Infarkt der fötalen Oberfläche
der Placenta ist sehr häufig; seine Entstehung kann nicht nur mit der
blossen Gefässveränderung erklärt werden, er ist öfters mit isolirten oder
gehäuften Cysten begleitet. Es scheint, dass die Färbung mit Fuchsin und
Methyigrün die Decidualzellen von den Epithelialzellen des Chorion unter-
scheidet. In den Infarktknoten kommen keine den Decidualzellen ähn-
liche Zellen vor. Die Epitbelialzellen des Chorion zeigen Vakuolen, welche
einen Ausscheidungsprozess darstellen und können sich in mehreren Schichten
ordnen. Aus ihnen stammt das amorphe Gewebe, welches die Zotten um-
giebt. diese verlieren dann das Syncytium und zeigen Neigung, sich zu
vereinigen. Der Frequenz, der Struktur, der Entstehung nach besitzt der
weisse Infarkt keinen pathologischen Charakter.) (Herlitzka.)
. Hahn, Ein Stadium der Placentarentwickelung. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXIV, pag. 519.
. Hammerschlag, Die Lage des Eierstockes. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. XXXVII, pag. 462.
. v. Herff, Beiträge zur Lehre von der Placenta und den mütterlichen Ei-
hüllen. Zeitschr. f. Geb. u. (syn. Bd. XXXV, pag. 325 u. Bd. XXXVI,
pag. 199.
2 Herlitzka, Beitrag zum Studium der Innervation des Uterus. Zeitschr.
f. Geb, u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 83.
Hofmeier, Beiträge zur Anatomie und Entwickelung der menschlichen
Placenta. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXV, pag. 414.
Hornet, De la vessie dans l'état puerperal. These Lille.
DIS
26.
27.
25:
29.
30.
31.
33.
34.
or
3: .
36.
38.
Geburtshilfe.
Johansen, Ueber das Chorionepithel des Menschen. Monatsschr. f. Get.
u. (syn. Bd. V, pag. 291.
Josefson, Arnold, Deciduo-cellulära vegetationer i peritoneum. Nordiskt.
medicinskt arkiv. Bd. XXX, Nr. 28, 4 pag. (Josefson hat, ähnlich wie
Pels Leusden und Schmorl bei einer Frau, die 1! Stunden nach der
Entbindung starb (Chloroformtod ?), im Bauchfell an der hinteren Wand der
Gebärmutter (und nur hier) bis erbsengrosse, an Tuberkelknötchen erinnernde
Bildungen gefunden, die aus Zellen bestanden, die ganz wie Deciduazellen
aussahen, und die zahlreiche Uebergänge zu den gewöhnlichen Bindegewebs-
zellen zeigten. In einem anderen Falle sah Verf. im Bauchfelle am Ge-
bärmuttergrunde und in der Fossa Dougl. weisse, hanfkorngrosse, feste
Knötchen, die als ähnliche Bildungen imponirten, die aber kleine, subseröse
Myome waren.) (Leopold Meyer.)
Keilmann, Eine Cervixplacenta. Uentralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. 857.
Keiffer, Recherches sur l'anatomie et la physiologie de l'appareil circula-
toire de l'utérus des mammifères. Bull. de la Soc. belge de Gyn. et d’Obst
Nr. 4, pag. 78.
Klein, Uterin-Epithel. Münch. med. Wochenschr. Nr. 23.
Knapp, Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekretes in den ersten
Lebenstagen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 577.
2. Leopold, Ueber die Bildung des intervilläsen Raumes in der Placenta.
Verhandl. des 10. internationalen Kongresses zu Moskau.
Pels Leusden, Ueber die serotinalen Riesenzellen und ihre Beziehungen
zur Regeneration der epithelialen Elemente des Uterus an der Placentar-
stelle. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 1.
Mandl, Ueber den feineren Bau der Eileiter während und ausserhalb der
Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft,
pag. 130.
Martin, A., Lage und Bandapparat des Eierstockes. Arbeiten aus dem
Gebiete der Geb. u. Gyn. Ruge-Festschr. Berlin, pag. 1.
Nagel, Beitrag zur Anatomie der weiblichen Beckenorgane. Arch. f. Gen.
Bd. LIII, pag. 557.
. Papernago, Das Becken der Hebräerin. Das lebende ausgetragene
Hebräerkind. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (Papernago
hat sorgfältige Messungen des Beckens von 176 Hebräerinnen, sowie von
137 ausgetragenen Hebräerkindern angestellt. Er hat sich überzeugt, dass
1. das hebräische Becken und die resp. lebenden ausgetragenen Früchte
lange nicht so klein sind, wie die meisten Geburtshelfer annehmen;
2. ähnelt das Hebräerinnenbecken der Form und Grösse nach mehr dem
polnischen als dem russischen Becken; 3. entsprechen die Maasse der
ausgetragenen Hebräerfrucht vollkommen den Maassen des Hebräerbeckens;
4. kann man annehmen, dass die Konfigurationsfähigkeit des Kopfes der
ausgetragenen Hebräerfrucht während der Geburt eine ganz bedeutende
sein muss.) (V. Müller.)
Robinson, Nerves of the Peritoneum. Med. Rec. April. 17th.
Rondina, Il centrosoma nelle uova non fecondate di alcuni mammiferi.
Arch. di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 12. (Rondino hebt hervor, dass in den
Eiern einiger höherer Säugethiere schon vor dem Reifwerden und der Be-
40.
41.
43.
44.
45.
46.
48.
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 519
fruchtung sich ein centrales Körperchen befinde, welches in der Struktur
und in der Entwickelung ganz jenem ähnlich ist, welches sich in den Eiern
der niedrigeren Thiere findet. Verf. nennt dieses Körperchen primitives
Eicentrum.) (Herlitzka.)
Schatz, Die Gefässverbindungen der Placentarkreisläufe eineiiger Zwillinge
und ihre Folgen. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 144. (Forts.)
Schmorl, Ueber grosszellige (deciduaähnliche) \Vucherungen auf dem
Peritoneum und den Ovarien bei intrauteriner Schwangerschaft. Monats-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 46.
. Schultze, Ueber die Embryonalhüllen und die Placenta der Säugethiere
und des Menschen. Sitzungsbericht der physikal.-med. Ges. Würzburg
1896.
Tjeenk-Willink, L. W. H., Bekkenveranderingen na heupgewrichts-
ontstekung. Diss. inaug. Leiden. (Verf. beschreibt sieben Becken der
Leidener Sammlung, bei welchen Hüftgelenkentzündung vorhanden ge-
wesen, deren sekundäre Folgen zu bedeutenden Beckenänderungen geführt.
Nachdem er die betreffende Litteratur berücksichtigt hat, wird für jedes
Becken der Mechanismus behandelt. Aus den Beschreibungen der Becken
und denen des Mechanismus, wodurch diese muthmasslich zu Stande ge-
kommen sind, folgt nach Verf., dass bei Coxitis sehr verschiedene Becken-
formen erwartet werden können. Den verschiedenen Momenten, welche
die Beckenform beeinflussen, hat man also bei einer Pat. mit Coxitis bei
der geburtshilflichen Untersuchung Rechnung zu tragen. (A. Mynlieff.)
Ulesko-Stroganowa, Zur Frage von der Entstebung des Zwischen-
zottenraumes. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 12 u. 95.
Vignolo, Alcune consideratione istologiche sulla struttura delle membrane
ovulari umane a termine di gravidanza. Ann. di Ost. e Gin., pag. 53.
Webster, J. C., The changes in the uterine mucosa during pregnancy
and in the attached foetal structures. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Febr.
Vol. X, Nr. 2, pag. 168, Nr. 3, pag. 264, Nr. 5, pag. 535, Nr. 6, pag. 662.
Vol. XI, Nr. 1, pag. 22, Nr. 2, pag. 156, Nr. 4, pag. 426, Nr. 5, pag. 547.
— Bland Suttons views regarding the chauges in the mucosa of the
Fallopian tube in tubal gestation. Amer. Journ. of Obst. New York,
sept, pag. 354.
v. Weiss, Zur Kasuistik der Placenta praevia centralis. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 22, pag. 641.
Commandeur (9) hat 94 normale Becken von Lyonerinnen
gemessen und kommt zu dem Schluss, dass die lyoner Becken im All-
gemeinen gross sind, dass aber die Form zumeist eine etwas abgeplattete
ist, vielleicht in Folge einer ethnologischen Eigenthümlichkeit.
Die interessanten Untersuchungen, welche Knapp (31) über das
Verhalten des Scheidensekretes bei Neugeborenen ange-
stellt hat, führten zu folgenden bemerkenswerthen Resultaten: Unmittel-
bar nach der Geburt kann das Scheideneingangssekret der Neugeborenen
bereits keimhaltig gefunden werden, meist aber ist dasselbe steril und
520 Geburtshilfe.
zeigt amphotere oder schwach saure Reaktion. Die ursprüngliche Keim-
freiheit geht aber in kürzester Zeit verloren und mit der ersten An-
siedelung von Keimen nimmt die Menge des Scheidensekretes sowie
dessen schleimige Beschaffenheit und saure Reaktion zu. Auch das
Epithel der Scheidenschleimhaut wird zu einer lebhafteren Tbhätigkeit
angeregt. Dieser physiologische Ausfluss ist so charakteristisch, dass
man aus ihm allein schon Kinder vom zweiten Tage von allen anderen
herausfinden kann. Das Sekret stammt ausschliesslich aus der Scheide,
nicht aus dem Cervix. Die Flora der kindlichen Scheide rührt von
Darmkanal her, und ebenso, wie sich in dem letzteren ein Kulturwechsel
vollzieht, indem anfänglich die Kokken, später die Stäbchen überwiegen,
so wechselt auch der Keimgehalt der Vagina in demselben Sinne. Am
zweiten Tage findet man regelmässig Kokken, doch sind auch stets
schon einige Stäbchenformen vorhanden. 24 Stunden später beobachtet
man Zunahme der Epitheldesquamation, aber auch eine solche sämmt-
licher Mikroorganismen, wobei Stäbchenbakterien anscheinend der ver-
schiedensten Grösse und Form auftauchen. Vom dritten und den
folgenden Tagen an lässt sich im Allgemeinen eine Abnahme der
Kokken und Zunahme der Stäbchen feststellen. Hiermit kündigt sich
der Beginn der Selbstreinigung der Scheide an. Zwischen dem dritten
und fünften Tage zeigt das Scheidensekret seinen stärksten Säuregehalt.
Die Zunahme des Säuregehaltes ist nicht der Anwesenheit des Bac. vag.
Döderlein zuzuschreiben, denn wenn dieser die Oberhand gewonnen
hatte, so war bereits eine Abnahme der ursprünglich sauren Reaktion
festzustellen. Das Scheideneingangssekret reagirte stets saurer als das
dem Scheidengrunde entnommene. Die Säureproduktion kommt zun
grössten Theile den verschiedenen Arten der Coli-Bakterien zu. Am
Schluss der interessanten Ausführungen warnt Verf. vor jeder über-
flüssigen Berührung des Genitals, um eine Infektion desselben mit
pathogenen Mikroorganismen zu vermeiden, und empfehlt Vorsicht bein
Baden der Kinder, damit keine etwa an den Augen haftenden Gono-
kokken durch das Badewasser auf die Genitalien übertragen werden
Die normale Lage des Eierstocks ist mehrfach Gegenstand
von anatomischen Untersuchungen gewesen.
Mit Hilfe prachtvoll ausgeführter Tafeln und Skizzen demonstrirt
A. Martin (35) die Lage des Eierstockes. Verf. greift auf die schon
früher von Wieger geäusserte Ansicht zurück, dass beim Embryo
das Lig. suspensorium ovarii, Lig. ovarii propr. und Lig. rot. uteri zu-
sammen eine annähernd gestreckt verlaufende Falte bilden. Durch
seinen Bandapparat wird das Ovarium in ziemlich freier Beweglichkeit
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 591
so bor, dass seine Längsachse bei aufrechter Haltung der Frau mehr
oder weniger senkrecht steht. Der Beckenwand braucht das Ovarium
nicht nothwendiger Weise unmittelbar anzuliegen. Die sogen. Fossa
Claudii ist nicht aufzufassen als durch Druck des Ovariums an der
Beckenwand entstanden.
Hammerschlag (21) förderte in einer auf Waldeyer’s An-
regung an instruktiven Präparaten angefertigten Arbeit folgende Resul-
tate zu Tage: Das Ovarium ist zwischen dem Lig. suspensorium und
dem Lig. ovarii proprium suspendirt. Der Hilusrand sieht nach vorne,
der konvexe und freie Rand nach hinten und medial. An denjenigen
Stellen, an welchen der Eierstock in den verschiedenen Altersperioden
liegt, bedingt er mehr oder weniger tiefe Eindrücke in der Beckenwand
oder im Bauchfellsack. Bei der erwachsenen Frau liegt der Eierstock
in einer als Fossa ovarii zu bezeichnenden Stelle, deren Begrenzung
von der A. umbilicalis oder dem Nervus obturatorius, von der A. uterina
und dem Ureter gebildet wird. Diese Fossa ovarii ist nicht identisch
mit der sogen. Fossa Claudii.
Nagel (36) beschreibt zunächst nach neuen Injektionspräparaten
den Verlauf der den Uterus versorgenden Arterien im gewöhnlichen
Zustand und in der Schwangerschaft. Die Befunde Hofmeier’s und
Benckiser’s bezüglich des Verhaltens der A. uterina im graviden
Uterus kann Nagel nicht bestätigen und hält er dieselben für die Er-
scheinungen einer unvollkommenen Injektion. Auch die Angabe Da-
vidsohn’s bezüglich der Gefässarmuth des unteren Gebärmutter-
abschnittes erklärt Nagel nicht für zutreffend. Wenn gleichwohl bei
Placenta praevia in der Regel keine Nachblutung eintritt, so liegt
dies nach Nagel einfach daran, dass auch im uuteren Abschnitt
des Uterus die Arterien in Muskelgewebe eingebettet liegen; die in
Folge Ausstossung des Kindes unausbleibliche Verkleinerung des Or-
ganes und die damit Hand in Hand gehende, wenn vielleicht auch
geringfügige, Zusammenziehung der Muskelfasern genüge vollkommen,
um das Arterienrohr zu schliessen.
Aus den Erörterungen bezüglich der Venen soll hier nur die sehr
treffende Bemerkung Nagel’s herausgegriffen werden, dass eine die
Lage des Kontraktionsringes bezeichnende Kranzvene nicht existirt.
Hinsichtlich der Lage des Eierstockes schliesst sich Nagel im All-
gemeinen den Waldeyer’schen Ausführungen an, versucht aber ferner
noch die Lage des Eierstocks in seiner Beziehung zum knöchernen
Becken festzustellen. Die projizirte Lage des Eierstockes würde dann
ein etwa 3 cm langes, 2 cm breites senkrecht zur Erdoberfläche stehendes
922 Geburtshilfe.
Oval dicht unterhalb des Beckeneinganges unmittelbar vor der Symph.
sacro - iliaca erreichen und weiter abwärts den vorderen Rand der
Incisura ischiadica major um etwa 1 cm überragen, das obere Ende
des Ovals würde bis einige mm unterhalb der Linea innom. hinauf-
gehen und das untere Ende die obere Grenze des absteigenden Sitz-
beinastes eben erreichen oder überschreiten.
Von Wichtigkeit sind ferner die Angaben über den Verlauf des
Ureters. Derselbe zieht an der seitlichen Wand des kleinen Beckens
bis zu der Stelle, wo die A. uterina abbiegt, mit der letzteren kreuzt
er sich in der Höhe des inneren Muttermundes und zieht dann in einer
Entfernung von 0,8—2,5 cm etwas unterhalb des Os int. am Collum
uteri vorbei, beschreibt einen seichten Bogen aufwärts und senkt sich
in die hintere Blasenwand ein.
Der Schlussabschnitt der an eigenen Beobachtungen reichen Arbeit
ist der Anatomie des Parametrium gewidmet.
Fochier (15) injizirte die Uteringefässe mit grauer Salbe und
fertigte von den Präparaten Röntgenphotogramme an.
Herlitzka (23) unterwarf menschliche und thierische Uteri der
Methylenblaumethode und fasst seine Resultate in folgende Schluss-
folgerungen zusammen: Ausser dem zu den Gefässen gehörenden Plexus
findet man im Gewebe des Uterus noch zwei andere durch Bau und
Abstammung durchaus verschiedene Nervenelemente, nämlich
1. ein Netz aus verzweigten Zellen bestehend, deren Fortsätze viel-
fach mit einander anastomosiren. Dasselbe steht mit Bündeln R e mak-
scher Fasern in Verbindung. Diese Zellen sind nicht als Ganglienzellen
aufzufassen. Man kann vielmehr annehmen, dass ihnen einfach die
Fortleitung der nervösen Reize zukommt.
2. Einige myelinhaltige Fasern, die dieselben Eigenschaften auf-
weisen, wie alle von der Cerebrospinalachse herkommenden Nerven.
Die Fasern endigen mit ausgedehnten Verzweigungen, ohne jedoch
mit den Faserzellen der Muskeln in Verbindung zu treten. Ganglien-
zellen konnten im Gewebe des Uterus nicht aufgefunden werden.
Die Tubenschleimhaut besitzt nach Bettmann (5) Längsfalten,
aber keine Zotten und Drüsen. Die Falten werden bedingt durch die
Thätigkeit der Muskulatur. Es existirt weder eine Basalmembran noch
eine Musulcaris mucosae. Bei Entzündungen sind die Epithelzellen
sehr widerstandsfähig.
Die Veränderungen am schwangeren und puerperalen Uterus sind
durch folgende Arbeiten näher ergründet worden.
Bossi (7) verwandte eine Mischung von Müller’scher Flüssig-
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 523
keit und Osmiumsäure. Er fand bei einem Uterus im achten Monat
und bei zweien am Ende der Schwangerschaft schon starke Verfettung
der Muskelelemente.
d’Erchia (12) stellte vergleichende Untersuchungen an über die Zahl
und Beschaffenheit der Mastzellen im Uterus von Neugeborenen und
Erwachsenen, sowie auch im Uterus von Meerschweinchen. Er fand,
dass sich die Zahl der Mastzellen im Beginn der puerperalen Rück-
bildung vermehrt hat. Diese Vermehrung könne vielleicht von Be-
deutung sein für die Begünstigung der Absorption derjenigen Sub-
etanzen, welche von den Geweben des Uterus stammen.
Schmorl (41) beschreibt grauweisse Knötchen und zottenförmige
Wucherungen, welche er bei Wöchnerinnen auf dem Beckenperitoneun
und den Ovarien gefunden hat. Die Prädilektionsstelle auf dem Bauch-
fell ist die Excavatio recto-uterina. Mikroskopisch bestehen die Knöt-
chen aus grossen vielgestaltigen Zellen, welche Aehnlichkeit mit den
Elementen der Decidua besitzen. Sie liegen sowohl oberflächlich unter
dem Endothel resp. dem Keimepithel, als auch in den tieferen Schichten
in der Umgebung kleiner Venen. Dieser Befund wird von Josef-
son (27) bestätigt.
Eine weitere Serie von Arbeiten beschäftigt sich mit der Histologie
und Histogenese der mütterlichen und kindlichen Eihüllen. Die Her-
kunft des Syneytium steht noch immer im Mittelpunkt des Interesses.
Eine umfangreiche Arbeit dieser Art liegt von Webster (46) vor.
Sie enthält eine genaue Beschreibung der mütterlichen und kindlichen
Eihäute in den verschiedenen Stadien der Schwangerschaft. (Die Repro-
duktion der zahlreichen beigefügten Mikrophotogramme gereicht der
Arbeit übrigens nicht zur Zierde.)
Webster glaubt, dass die mütterlichen Sinus in der Decidua er-
öffnet werden durch die Thätigkeit der Phagocyten. Die Zotten ragen
nicht frei in die mütterlichen Sinus hinein. Die Bedeckung der Zotten
besteht aus fötalem Epiblast. Arterien und Venen lassen sich in den
oberflächlichen Schichten der Decidua nicht mehr mit Sicherheit an
ihren Wandungen unterscheiden, Webster schlägt deshalb den Namen
Vasa afferentia und efferentia vor. Die von Bumm angegebene An-
ordnung der Gefässe an den Cotyledonen und deren Septa kann
Webster nicht anerkennen. Die starke Schlängelung der Arterien
in der Uterusmuskulatur und die starke sinuöse Erweiterung der Ka-
pillargefässe in der Decidua bewirken, dass plötzliche Schwankungen
im Blutdruck des mütterlichen Gefässsystems keinen schädlichen Ein-
fluss auf die Befestigung der kindlichen Eihäute ausüben können.
524 Geburtshilfe.
Was das Amnion anlangt, so ist seine erste Entstehung beim
Menschen nicht genau bekannt. In der dritten und vierten Woche ist
das Amnionepithel so flach, dass dasselbe einem Endothel ähnlich sieht.
Der mesodermale Bestandtheil lässt zwei Schichten erkennen, eine
äussere, welche Aehnlichkeit haben soll mit der Epiblastschicht, und eine
innere, welche aus einer homogenen, zellarmen Materie besteht. Im
vierten Monat nehmen die Epithelzellen verhältnissmässig an Zahl zu,
und werden höher; die Bindegewebsschicht ist von verschiedener Dicke.
Im sechsten Monat beginnt die Bindegewebsschicht des Amnion sich
mit derjenigen des Chorion inniger zu verbinden. — Am Ende der
Schwangerschaft ist das Epithel des Amnion kubisch oder cylindrisch,
die Kerne bald einfach, bald doppelt in einer Zelle vorhanden, liegen
in den nach aussen gelegenen Abschnitten der Zellen. Stomata zwischen
den Zellen hat Webster nicht deutlich erkennen können, hält deren
Vorhandensein aber für wahrscheinlich. An manchen Stellen kann
man die Bindegewebsschichten von denen des Chorion nicht deutlich
von einander unterscheiden.
Im weiteren Verfolg der Marchand’schen Arbeiten stellte Pels
Leusden (33) an puerperalen Uteris Untersuchungen über das weitere
Schicksal der sog. serotinalen Riesenzellen an. Er konnte
zunächt an den ersten beiden Tagen nach der Geburt eine starke Zu-
nahme der syncytialen Zellen wahrnehmen, vom 3.—4. Tage an da-
gegen eine deutliche, sehr schnell vor sich gehende Abnahme. Von
6. Tage an schienen diese Gebilde bis auf wenige Exemplare ver-
schwunden zu sein. Ausser der Vermehrung fällt noch die zur Ober-
fläche senkrecht gerichtete Anordnung dieser Zellen auf, ferner die
Streckung des Protoplasma und die Reihenstellung der Kerne. Wäh-
rend ein Theil der syneytialen Zellen zu Grunde geht, wandelt sich
ein anderer in Elemente um, welche die grösste Aehnlichkeit mit
Drüsenepithelien besitzen. Da sich nun in der Tiefe der Muskulatur
Drüsenschläuche vorfanden, welche mit der Oberfläche in keiner Ver-
bindung stehen, so kommt Verf. zu dem Schluss, dass sich diese Drüsen-
schläuche aus den synceytialen Riesenzellen bilden und dass diesen
letzteren geradezu die Bedeutung zukommt, dass aus ihnen sich auf der
im Laufe der Schwangerschaft an Drüsenresten verarınten Placentarstelle
wieder neue Drüsen bilden können. — Interessaut sind ferner die An-
gaben des Vert ja über die Befunde solcher Riesenzellen in den Lungen-
gefässen von Frauen, welche nicht an Eklampsie gestorben sind.
Ulesko Stroganowa (44) giebt eine genaue und exakte Be-
schreibung eines etwa 4 wöchentlichen Eies, welches zufällig in einem
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 325
wegen Carcinom der Portio totalexstirpirten Uterus einer 31jährigen
Frau gefunden worden war. Beim Aufschneiden des Uterus riss die
Reflexa ein und das Ei löste sich von seiner Unterlage los. Die Be-
funde an der Decidua und den Ühorionzotten entsprechen im Allge-
meinen den heute gehegten Anschauungen. Das Zottenepithel besteht
aus Syneytium und Langhans’scher Schicht. Beide Gewebsarten
sind deutlich von einander getrennt, es kommen jedoch auch Stellen
vor, an welchen die Differenzirung derselben Schwierigkeiten macht,
Eine endgültige Entscheidung der Frage von der genetischen Einheit
der Elemente der Zellschicht und des Syncytium lässt sich jedoch noch
nicht fällen.
Der Zwischenzottenraum entwickelt sich nach der Verf. in folgen-
der Weise. Von den Zottenepithelien dringen die beiden Bestandtheile
in die kompakte von strotzenden Blutgefässen durchzogene Schicht
der Decidua vor. Unter vornehmlicher Betheiligung der Elemente der
Langhans’schen Schicht wird die dünne, lediglich aus Endothel be-
stehende Wand der mütterlichen Gefässe durchbrochen. Das hervor-
quellende Blut dringt einestheils zwischen die Zellen der Zellschicht,
anderentheils aber besonders in die Vakuolen und Kanäle, welche in
den syncytialen Massen eingelagert sind. Durch Zugrundegehen der
auf der Oberfläche der Decidua liegenden Bestandtheile des Zotten-
epithels soll sich die Fibrinschicht der Nitabuch bilden.
Hofmeier (24) weist mit Recht darauf hin, dass zum Studium
der Piacentarverhältnisse die Untersuchungen an normalen Eiern
unerlässlich seien. Seine seit Jahren fortgesetzten Bemühungen, nor-
males Material zu erlangen, haben ihn in den Stand gesetzt, folgende
Schlussfolgerungen aus den gewonnenen Priparaten zu ziehen. Sehr
bald nach der Befruchtung des Ovulum in der Tube oder im Uterus
bildet sich um dasselbe vielleicht aus den dasselbe noch umkleidenden
Zellen der Corona radiata das sog. Syneytium, welches das Festhaften
an der Oberfläche der Schleimhäute, vielleicht auch das Zustande-
kommen der Tubenschwangerschaft begünstigt. In frühen Schwanger-
schaftsmonaten zeigt das Chorion sowohl als die Zotten eine doppelte
Zellbekleidung, nach aussen das Syneytium, nach innen die Lang-
hans’sche Schicht. Auch das Tuben- und Uterusepithel bildet sich
an der Stelle der Eianheftung in Syncytium um. Ob sich bei Tuben-
schwangerschaft eine Reflexa bildet, sieht Hofmeier noch nicht als
sicher erwiesen an. — Die Zotten spriessen zunächt an denjenigen
Stellen der Eiperipherie vor, welche der mütterlichen Schleimhaut
nicht anhaften. — Von den Zottenenden wuchern die sog. Zellsäulen
326 Geburtshilfe.
unter Durchbrechung des syncytialen Ueberzuges an die Oberfläche
der Decidua und bilden hier Anbäufungen grosszelligen Gewebes, die
mit der Decidua verschmelzen, während der syncytiale Ueberzug sie
aussen umkleidet und ausnahmsweise mit dem hier noch vorhandenen
syncytialen Epithel verschmilzt. Starke Wucherungen dieser Zell-
schicht, sowohl auf der Decidua wie auch in Form von insulären Zell-
anhäufungen im intervillösen Raum, sind höchst wahrscheinlich als
pathologisch anzusehen. — Der intervillöse Raum kommunizirt schon
in der dritten Schwangerschaftswoche mit den mütterlichen Gefässen,
welche ausnahmsweise durch einwuchernde Zotten eröffnet waren, in
der Regel und später wohl ausschliesslich durch eine Spaltung in der
Decidua, deren oberer Theil (die kompakte Schicht) als Reflexa auf
das Ei herübergezogen wird, während der untere Theil zur Ausbildung
der Placenta verwendet wird.
Johansen (26) untersuchte zwei Abortiveier und zwei in Folge
von Schwangerschaft rupturirte Tuben. Er konnte sich nicht von der
Anwesenbeit zweier ihrer Natur nach verschiedener Chorionepithelien
überzeugen, ist vielmehr der Ansicht, dass sich die Zellen der Lang-
hans’schen Schicht aus den Syneytiumzellen durch Vakuolisirung ent-
wickeln. Das Syncytium seinerseits soll mütterlichen, aber nicht epi-
thelialen, sondern bindegewebigen Ursprungs sein.
Die Insertion und das Wachsthum der Placenta ist
gleichfalls wieder Gegenstand mehrerer Abhandlungen.
Aus dem eigenthümlichen Verlauf der Drüsen in der Schleimhaut
des schwangeren Fledermausuterus schliesst Frommel (17), dass die
oberflächlichen Schichten der Decidua serotina eine Dislokation in dem
Sinne erfahren haben, dass dieselben sich auf ihrer Unterlage in
der Richtung gegen die Peripherie der Placentaranlage verschoben
haben.
Keilmann (28) glaubt, bei der Ausräumung einer reifen Placenta
deren Insertion an der vorderen Cervikalwaud gefühlt zu haben.
Man wird dergleichen Tastbefunden solange mit Misstrauen be-
gegnen müssen, bis durch ein anatomisches Präparat zweifellos die
Möglichkeit einer cervikalen Placentarinsertion erwiesen worden ist.
Ein solcher Fall ist nun anscheinend von v. Weiss (48) beschrieben
worden.
Bei einer 33 jäbrigen V para mit Placenta praevia musste die Pla-
centa manuell gelöst werden. Dies gelang nur unvollständig und es
Anatomie und Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. 921
wurde, da die Wöchnerin fieberte, am zweiten Tage der Uterus p. vag.
total exstirpirt. Am herausgeschnittenen Präparat hafteteu Placentar-
theile auf der Cervixschleimhaut bis zum äusseren Muttermund. Statt
dieselben in situ zu belassen und mit der Cervixwand zusammen einer
mikroskopischen Untersuchung zu unterziehen, wie es exakter Weise
nöthig gewesen wäre, sind die betreffenden Placentartheile leider von
ihrer Haftfläche losgelöst und einer besonderen Untersuchung unter-
worfen worden. Die beigefügte Abbildung zeigt dementsprechend auch
weiter nichts als Placentargewebe mit Decidua. Es ist somit mehr als
wahrscheinlich, dass die Placenta lediglich durch Blutkoagula an der
Cervixschleimhaut festgeklebt war. Die mikroskopische Untersuchung
der in situ befindlichen Cervixwand hat nichts von Decidua oder gar
fest eingewachsenen Chorionzotten ergeben.
Hahn (20) beschreibt eine durch manuelle Ausräumung erhaltene
viermonatliche Abortplacenta, welche zu einem beträchtlichen Theil auf
der Reflexa entwickelt war. Dieser Theil trägt sogar die Nabelschnur-
insertion. Verf. nimmt an, dass sich aus dieser Placenta bei weiterem
Fortbestand der Schwangerschaft nicht nothwendig eine Placenta praevia
hätte ausbilden müssen; die Reflexa-Placenta hätte sich nach Entfal-
tung des oberen Cervikalabschnittes sehr wohl noch an die gegenüber-
liegende Vera aulegen können. Das Resultat wäre dann am Ende der
Schwangerschaft eine tiefsitzende Placenta mit marginaler, vielleicht
velaınentöser Nabelschnurinsertion gewesen.
Die ausführliche Arbeit von v. Herff (22) ist in erster Linie der
Erklärung des Zustandekommens der Placenta praevia gewidmet. Vom
normal anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Standpunkt inter-
essiren hier lediglich die Anschauungen des Verf.’s bezüglich der Ent-
stebung der sog. Reflexa.. v. Herff ist der Ansicht, dass sich das
menschliche Ei vollkommen in die Decidua vera einniste. Das, was
man bisher als Decidua reflexa bezeichnet habe, sei also nichts anderes
als die oberste Gewebsschicht der Vera.
Hinsichtlich des unteren Uterinsegmentes steht v. Herff auf dem
Standpunkt, dass dasselbe als selbständiger anatomischer und physio-
logischer Abschnitt des Hohlmuskels nicht vorhanden sei. Vielmehr
sei das untere Uterinsegment nur das Ergebniss einer Dehnung und
Erweiterung derjenigen Corpusabschnitte, die vom inneren Muttermund
ab jeweilig enger sind als der Umfang des zu entleerenden Uterus-
inhaltes betrage. Die Begründung dieser Anschauungen muss im Oti-
ginal eingesehen werden.
D25 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Eden (11) kommt auf Grund seiner Untersuchungen über die Ver-
änderungen des Eies nach dem Tod der Frucht zu folgenden Resultaten:
1. Nekrose des Fötus, der Nabelschnur, des Amnion, sowie der extra-
placentaren Theile des Chorion und der Decidua. 2. Theilweise Be-
hinderung des mütterlichen Kreislaufes in der Placenta durch Throm-
bose des intervillösen Raums. 3. Nekrose einzelner Chorionzotten, in-
sofern dieselben gegen das mütterliche Blut abgesperrt sind. 4. Fettige
Degeneration und Verkalkung der abgestorbenen Theile.
HI.
Physiologie der Gravidität.
Referent: Prof. A. Goenner.
a) Menstruation, Ovulation, Zeugung, Befruchtung.
1. Cosentino, G., Sulla questione dello sviluppo e la maturazione del fol-
licolo di Graaf durante la gravidanza. Archivio di ostetrica e ginecologia,
pag. 1; ref. in l’Obstetrique. 15. Juli, pag. 343.
2. Gibson, J. L., Causation of sex. Lancet 5. Juni; ref. in amer. Journ. of
obst. and diseases of women and childern. Sept., pag. 395.
3. Vitanza, Sulla maturità e caduta periodica dell’ ovulo nella donna e nei
mammiferi durante la gravidanza. Atti della Soc. ital. di Ost. e Ginec.
Roma. Vol. IV, pag. 58. (Herlitzka.)
4. — Della Superfetazione. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma.
Vol. IV, pag. 72.
Cosentino (1) hat die Ovarien einer Frau histologisch unter-
sucht, die im sechsten Monat der Schwangerschaft plötzlich gestorben
war. Die Schnitte ergaben, dass während der Schwangerschaft, die
Phasen der Ovulation die gleichen sind wie ausserhalb derselben. Von
zwei Corpora lutea gehörte das eine dem Follikel an, dessen Ei be-
fruchtet worden war, das andere einem Follikel, der während der
Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 529
Schwangerschaft einen gewissen Grad der Reife erreicht hatte. Der in
Dehiscenz begriffene Follikel hätte gewiss ein Corpus luteum verum ge-
liefert, wenn die Schwangerschaft ihr Ende erreicht haben würde. Cosen-
tina zieht aus seinen Untersuchungen den Schluss, dass während der
Schwangerschaft die Ovarien ihre physiologische Thätigkeit fortsetzen
können bis zur Ruptur des Graaf’schen Follikels und dem Austritt
des Eies.
Gibson (2) glaubt, dass jeder Samenfaden und jedes Ei männ-
lich oder weiblich sei und dass Befruchtung nur eintreten könne, wenn
ein Ei mit einem Samenfaden von gleichem Geschlecht zusammenkomme.
Vitanza (4) betont, dass in dem normalen Uterus eine Super-
foetatio nicht möglich — aber ganz bestimmt in einem Uterus bilocularis
und didelphys während der ganzen Schwangerschaft möglich ist.
b) Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta,
Physiologie der Frucht.
l. Bar et Eleuterescu, Le placenta et les foetus dans la grossesse g6mel-
laire univitelline. l’Obststrique. 15. Mai, pag. 270. (Herlitzka.)
2. Ducci, Contributo allo studio dei movimenti attivi del feto. Firenze.
3. Fränkel, Das Uterus- und Chorionepithel beim Menschen und bei einigen
Säugern. Centralbl. f. Gyn., pag. 1209.
4. Frommel, R., Beitrag zur Frage der Wachsthumsrichtung der Placenta.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 489.
A Füth, Ueber die Einbettung des Eies in die Tube. Verhandl. d. Ges. f.
Geb. zu Leipzig, pag. 75.
6. v. Herff, O., Die Placenta und ihre Eihüllen. Versamml. deutsch. Natur-
forscher u. Aerzte zu Braunschweig. Sept. Ref. im Centralbl. f. Gynäk.
pag. 1202.
7. — Beiträge zur Lehre von der Placenta und von den mütterlichen Eihüllen.
Mit 15 Abbildgn. im Text. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 200.
(Der erste Theil der Arbeit von v. Herff ist in Bd. XXXV der Zeitschr.
f. Geb. u. Gyn., pag. 349 erschienen und im Jahresbericht 1896 besprochen
worden. Die Fortsetzung im XXXVI. Bd. behandelt die Lehre von der
Placenta praevia und gehört folglich in die Pathologie der Schwanger-
schaft.)
8. His, Die Umschliessung der menschlichen Frucht während der frühesten
Zeit der Schwangerschaft. Mit zwei Tafeln. Arch. f. Anat. u. Phys., anat.
Abtheilg., pag. 399.
9. Hubrecht, Die Rolle des embryonalen Trophoblasts bei der Placentation.
Centralbl. f. Gyn., pag. 1206.
10. Johansen, M., Ueber das Chorionepithel des Menschen. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 291.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 34
530 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
11. Kossmann, Das Carcinoma syncytiale und die Entstehung des Syncytium
in der Placenta des Kaninchens. Centralbl. f. Gyn., pag. 1204.
12. de Loos, G. C., Das Wachsthum der menschlichen Chorionzotten. Diss.
inaug. Leiden.
13. Leopold, G., Uterus und Kind von der ersten Woche der Schwanger-
schaft bis zum Beginn der Geburt und der Aufbau der Placenta. Geburteh.-
anat. Atlas, 30 Tafeln enthaltend, mit erläuterndem Text und fünf Text-
tafeln. Leipzig, Hirzel.
14. Lombardini, Sulla placenta. Pisa, Nistri.
15. Peters, Demonstration eines Eies. Centralbl. f. Gyn., pag. 1208.
16. Siegenbeek van Heukelom, Demonstration eines Eies. Centralbl. f.
Gyn., pag. 1207.
17. Strahl, Die Placenta der Raubthiere. Centralbl. f. Gyn., pag. 1204.
18. Ulesko-Stroganowa, K., Zur Frage von der Entstehung des Zwischen-
zottenraumes. Mit drei Abbildgn. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag.
12 u. 95.
19. Vignolo, Alcune considerazioni istologiche sulla struttura delle mem-
brane ovulari umane a termine di gravidanza. Ann. di Ost. e Gin. Milano.
Nr. 1, pag. 53.
20. Webster, J. C., The Changes in the uterine mucosa during pregnancy,
and in the attached foetal structures. The amer. gyn. and obst. journ.
Vol. X, pag. 168, 264, 535, 663, Vol. XI, pag. 23, 156, 426, 547.
21. Weisz, F. (Budapest), Az újszūlött és függelékeinek fejlödési viszonyai
a terhesség különbözö szakaiban tekintettel az anya testi fejlödésére és
azon változásokra, melyeknek a magzat teste a sztlés következtében alá
van vetve. Orvosi Hetilap. Nr. 37—42.
Bar und Eleuterescu (1) haben die Schatz’sche Untersuchung
kontrolliren wollen, welche die Ungleichheit des Gewichts von Zwillingen
mit den Anastomosen der Placentargefässe und dem Blutkreislauf in
Verbindung bringt. In ibrem physiologischen Theil enthält die Arbeit
nichts Neues, der pathologische über Lues und Lebererkrankungen ge
hört nicht hierher.
Ducei’s (2) Untersuchungen beweisen, dass in 60°/o der unter-
suchten Schwangeren rhythmische Fötalbewegungen zu beobachten sind,
deren er zwei Arten beschrieben, die eine als kleine regelmässige
Stösse, die andere als Wellenbewegungen der ganzen Bauchwand der
Mutter. Jene deutet Ducci als Zwerchfellkrämpfe, diese mit Ahl-
feld als oberflächliche Athmungsbewegungen des Fötus im Uterus.
Höchst interessante Beispiele der verschiedenen Bewegungen wurden
von Ducci graphisch dargestellt. (Herlitzka.)
Anschliessend an die Arbeit v. Herff’s im 35. Band der Zeit-
schrift für Geburtshilfe und Gynäkologie beschreibt Frommel (4)
die Wachsthumsverhältnisse der Placenta bei der Fledermaus. An der
Entwickelung des befruchteten Eics und der Placenta, Physiologie der Frucht. 531
Schleimhaut des Uterus von Myotus murinus kann man eine innere
Schicht unterscheiden, in welche die Chorionzotten ins Bereich der
Serotina hineinwachsen und deren zellige Elemente sich in eine
Protoplasmamasse mit grossen Kernen verwandeln, das Syncytium,
und nach aussen davon die ampulläre Schicht. Die Drüsen dieser
Schicht sind nicht nur plattgedrückt, sondern parallel mit der Innen-
fläche des Eies in die Länge gezogen. Man kann beobachten wie
dieser Vorgang mit dem Fortschreiten die Gravidität zunimmt. Diese
Veränderung des Bodens der Placentaranlage erklärt Frommel durch
Verschiebung der kompakten Schicht gegen die Peripherie der Placenta,
wodurch dann eben die Drüsen der ampullären Schicht auseinander
gezogen werden.
Findet beim Menschen etwas Aehnliches statt, d. h. verschiebt
sich die Placenta auf ihrer Unterlage mit der Decidua, so kann sie
auch den inneren Muttermund überschreiten und zu Placenta praevia
führen. Auf diese Weise wäre der Deciduaüberzug bei dieser letzteren
auch in der Gegend des Os internum erklärt. |
Füth (5) beschreibt ein Tubenei von ca. 21/2 Wochen, das durch
Laparotomie gewonnen worden ist. Die Untersuchung desselben ergab
mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass das Ei sich in die Schleimhaut
eingebohrt hat und dass dieselbe nicht als Reflexa um dasselbe herum-
gewachsen ist.
von Herff (6) giebt einen historischen Ueberblick über die Unter-
suchungen der Placenta durch Mac Kenzie, John Hunter, Leopold
Am Schlusse desselben sagt er, dass wir bis jetzt nicht wissen, wie
Eiweiss von der Mutter auf die Frucht übergeht. Es liegt aber nahe,
anzunehmen, dass der protoplasmatische Zottenmantel, das Syncytium,
dies bewerkstelligen kann. Dieses Syncytium interessirt ferner durch
die von ibm ausgehenden bösartigen Neubildungen. Es ist daher
wichtig zu wissen woher es stanımt, ob es mütterlichen oder fötalen
Ursprungs ist.
Strahl (7) berichtet über die Placenta der Raubthiere.
Das Synceytium in derselben stammt vom Uterusepithel, intervillöse
Räume wie bei der menschlichen Placenta giebt es nicht, sondern das
mütterliche Blut verläuft in einzelnen getrennten Gefässstämmen.
Kossmann (11) spricht über das Carcinoma syncytiale
und die Entstehung des Syncytium in der Placenta des
Kaninchens. Auch da ist das Synceytium umgewandeltes Uterus-
Epithel.
34*
532 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Ferner berichtet Hubrecht (9) über die Rolle des embryo-
nalen Trophoblasts bei der Placentation und demonstrirt
diesbezügliche mikroskopische Präparate.
Siegenbeek van Heukelom (16) zeigt eine junge mensch-
liche Keimblase, deren Embryonalanlage eine Keimscheibe von
300 u Länge hat. Das Synceytium bedeckt die Keimblase, die Zotten
und auch theilweise die Zellsäulen; woher das Syncytium stammt, will
Siegenbeek nicht entscheiden.
Peters (15) demonstrirt ein Ovulum von 1,6 mm grösstem und
0,8—0,9 mm kleinstem Durchmesser und gelangt zum Resultate,
dass das Syncytium fötalen Ursprungs sei und aus der Langhans-
schen Schicht stamme.
Schliesslich hält Fränkel (3) einen Vortrag über das Uterus-
und Chorion-Epithel beim Menschen und bei einigen
Säugern, an dessen Schluss er sagt, das Syncytium sei nicht ein
bestimmtes Gewebe von bestimmter Herkunft. Bei Menschen und
Thieren kann in der Schwangerschaft durch Verschmelzen des Proto-
plasmas der einzelnen Gewebselemente Syncytium entstehen, so aus
dem Uterusepithel, dem kindlichen Ektoderm, dem Gefässendothel, den
Deciduazellen. Der Name Syncytium als Bezeichnung eines bestimmten
Gewebes ist unpassend.
In der Einleitung bespricht His (8) die von Leopold in dessen
Werk „Uterus und Kind“ abgebildeten jungen Eier. Den ersten Fall,
der 7—8 Tage alt sein soll, hält er nicht für so jung, sondern wie
den zweiten für etwa 2 Wochen alt. Er beschreibt darauf drei Eier,
die ungefähr aus der gleichen Zeit stammen, giebt eine Uebersicht der
bestehenden verschiedenen Meinungen über die Lagerungsstätte des Eies,
die Bildung der Fruchtkapsel, das Verbalten der Chorionzotten zu den
Blutgefässen, die ursprüngliche Bedeutung der intervillösen Räume,
die Herkunft der Placentarsepta, die Zellenbekleidung der Chorionzotten
und betont wie nothwendig es sei, nur das wirklich selbst Beobachtete
als vorhanden zu betrachten und nichts dazu zu konstruiren, nament-
lich warnt er davor aus Aborten des zweiten Monats Rückschlüsse
auf die ersten Wochen zu ziehen.
Die Decidua basalis (Serotina) besitzt in der ersten Zeit alle Eigen-
schaften der menschlichen Uterusschleimhaut, nämlich Epithelüberzug,
kompakte und ampulläre Schicht mit Drüsen und in der ersteren, die
bis unter das Epithel reichenden Kapillaren. Das Ei lagert sich flach
der Schleimhaut an, dringt nicht in die Tiefe. Die Höhlung der Frucht-
kapsel ist ein durch Schleimhautfaltung abgeschnürter Theil der Uterus-
Eotwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 533
höhle, der durch Verlust des Epithels nachträglich seine ursprünglichen
Eigenschaften einbüsst.
Die Frucht liegt lose in der Fruchtkapsel, das Einwachsen der
Chorionzotten in Drüsenschläuche ist eine Fiktion. Das Syncytium
stammt nicht von Drüsenepithel des Uterus. ` Bemerkenswerth ist das
Verhalten der Blutgefässe: der direkt von aussen her erfolgende, durch
keine Submukosa vermittelte Eintritt spiralig gewundener, mit Ring- und
Längsmuskularis versehener Arterien und deren in der Norm starker
Kontraktionszustand, die Ausbildung der oberflächlich liegenden Kapillar-
netze, die geringe Entwickelung venöser Abflussbahnen, sowohl was
Zahl’ als Weite der Röhren betrifft. Die Annahme von Kölliker,
Langhans und Leopold, dass die Chorionzotten die Uterusschleim-
haut arrodiren, hat vieles für sich.
Die Fragen: 1. „Besitzt das Stroma des Chorion und der Zotten
einen Ueberzug von zwei genetisch verschiedenen Schichten? 2. Wo
stammt dieser Ueberzug her?“ hat Johansen (10) durch Untersuch-
ungen von vier Präparaten aus der dritten und sechsten Woche der
Schwangerschaft zu beantworten gesucht. Die 2 drei Wochen alten
Eier stammen aus dem Uterus, die 2 sechswöchentlichen aus geborstenen
Tubarfruchtsäcken. Er hat gefunden, dass das Chorionepithel nicht
aus zwei Schichten besteht, daher kann es nur mütterlich oder fötal
sein, nicht beides. Er kommt zum Resultat, dass Zellsäulen und
Syncytium von der Mutter stammen und nicht aus dem Oberflächen-
epithel, sondern aus Bindegewebe entstanden sind. Im Frucht-
sack hat er nie Epithel gefunden, wohl aber gut erhalienes, nicht
gewuchertes, bis an die Reflexa heran bei den Tubenpräparaten. Das
maligne Deciduom ist also als Sarcoma deciduocellulare zu betrachten.
Zur Entscheidung der Frage, wie die Chorionzotten in den ein-
zelnen Monaten der Gravidität, in Bezug auf ihre Grösse zu einander
sich verhalten, hat de Loos (12) 20 Placentae aus sämmtlichen
Schwangerschaftsmonaten untersucht.
Seine mikroskopische Messungen und Zählungen ergaben ihm
Nachfolgendes: „In jungen Placenten finden sich viele dicke und wenig
dünne Zotten, in ausgetragenen ist's umgekehrt. Die Zahl der dünnen
nimmt mit dem Fortschritt der Schwangerschaft zu, die der dicken ab,
so dass in reifen Placenten die dicksten Zotten bedeutend dünner sind wie
in jungen. Eben die Zotten mittlerer Dicke nehmen stetig zu. Die inter-
villösen Räume werden immer kleiner. Nach Verf. lässt sich dieses
folgenderweise erklären: Im ersten Monat hört die Dickenzunahme
der grossen Zotten auf und zu gleicher Zeit beginnt die Zahl der
534 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Seitensprossen fortwährend zuzunehnıen. Die ursprünglich dicksten
Zotten nehmen direkt an Umfang ab, so dass es möglich ist, dass
man in den letzten Monaten mit einer Atrophie der Zotten zu thun
hat; auch würde der atropbische Zustand des Epitbelüberzuges dafür
sprechen, obwohl es nicht zu verneinen ist, dass auch im letzten
Monate noch Zotten neu erzeugt werden. (A. Mynlieff.)
Leopold (13) giebt in den dreissig meistentheils farbigen Tafeln
seines Atlas Bilder der Schwangerschaft von der ersten Woche bis
zum Beginn der Geburt. Verschiedene Lagen und Stellungen des
Kindes, die Eröffnung des Muttermundes werden veranschaulicht. Von
den Tafeln sind hervorzuheben: Nr. 1 Ei von 7—-8 Tagen und Ei
von 14 Tagen; Nr. 2 und 3, mikroskopische Schnitte derselben;
Nr. 4, Fötus von 3!’/g Monaten mit beginnender Placenta praevia;
Nr. 28, Graviditas tubo-ovarialis; Nr. 30, Autbau der Placenta an
einem injizirten Präparate.
Die Beschreibung der Tafeln und die Betrachtung der Ergebnisse
findet sich in einem Textband.. Am Ende der Schwangerschaft hat
die Decidua vera noch ganz den Typus der ersten Anlage, nur in
Folge der Dehnung im verminderten Massstabe. Man findet zunächst
der Muskulatur Drüsen und dazwischen ein Gerüst von Deeciduazellen,
nach innen die aus diesen letzteren bestehende kompakte Schicht. Die
Reflexa legt sich im IV. Monate an die Vera an, ist aber am Ende der
Schwangerschaft als schmaler Zellstreifen mit Zottenästen fast überall
noch erkennbar. Schon am Ende der ersten Woche sind an der
Serotina Gewebsbalken zu finden, welche Gefässe tragen und von
solchen umspült sind, zwischen diese Balken sind die Zotten hinein-
gedrängt. Einwachsen der Zotten in Uterindrüsen wurde nicht be-
obachtet und ist auch unwahrscheinlich. Schon in der zweiten und
dritten Woche stehen die Zwischenzottenräume mit den Blutgefässen
des Eibodens und der Eikapsel im direktesten Zusammenhange, „und
damit hat die bisherige Annahme als unhaltbar zu gelten, dass sich
ein wirklicher intervillöser Kreislauf erst im fünften Monate ausbilde“.
Drüsenreste meist mit zerbröckeltem, selten mit normalem Epithel
hat Leopold im Gegensatz zu Ruge und Hofmeier fast bei jeder
reifen Placenta gefunden. Venenthrombose kommt schon vom vierten
oder fünften Monat an vor, sie scheint durch Wucherung der Intima
bedingt. „Es ist jeder Zweifel darüber ausgeschlossen, dass die De-
ciduabalken selbst von Blut versorgt werden, dass sie aber auch dieses
Blut auf wohlorganisirten Bahnen ebenso in die Tiefe wie in die
Höhe des Zwischenzottenbereichs weiter befördern.“ Der Epithelmantel
Eutwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 535
der Zotten, das Syncytium und die Langhans’sche Schicht
sind fötalen Ursprungs, eine arrodirende Thätigkeit des Syn-
cytiums ist denkbar.
In Bezug auf den Bau der Placenta sagt Leopold, „die
Deciduabalken einerseits und die Zotten andererseits wachsen mehr
und mehr und das Säulengerüst der nunmehr sich formenden Placenta
erscheint aufgerichtet.“ Die Chorionzotten tauchen hier in das mütter-
liche Blut, die fötalen Gefässe sind von demselben nur durch ihr En-
dothel, embryonales Bindegewebe und das einreihige Zottenepithel getrennt,
Mehrere Präparate bestätigten die schon früher ausgesprochene Ansicht
Leopold’s, dass die Placenta an der hinteren Uteruswand sitzt,
wenn die Tuben auf der Vorderwand konvergirend verlaufen, dagegen
vorn, wenn sie an der Seitenwand ne parallel der Längsachse
des Körpers herabgehen.
Die Beobachtung v. Franquös, das untere Segment und
die Cervix während der Schwangerschaft betreffend, werden bestätigt.
Vom Cervikalkanal ist auch mit 9 Monaten nichts für das Ei ver-
wendet. Die Verdünnung des unteren Uterinsegments geht der Er-
weiterung der Cervix voraus.
Die Verhältnisse von zwei Fusslagen geben Anlass zur Regel:
„Liegt der Rücken rechts, so sucht man mit der rechten Hand den
linken Fuss und umgekehrt. Man braucht zur Wendung bei Kopf-
lagen stets diejenige Hand, deren Volarfläche der Bauchfläche des
Kindes gegenüberliegt.“ Bei einer Hinterscheitelbeineinstellung mit
plattem Becken ist die Erweiterung des Muttermundes durch die Blase
zu sehen.
Lombardini (14) hat in einer prächtigen Ausgabe sämmtliche
Resultate seiner anatomischen Untersuchungen über den Bau der
Placenta bei verschiedenen Tbierarten und bei dem Weib gesammelt.
Es ist nicht möglich, in einem kurzen Referat über die werthvollen
Ergebnisse dieser mühsamen Studien zu sprechen, erwähnt sei nur
die Bestätigung eines flüssigen Inhalts in den drüsigen Ausbuchtungen
der Uterus-Schleimbaut einiger Thiere (Pferd). Die Flüssigkeit bietet
die Reaktionen eines albıuminösen Stoffes, Bei den Wiederkäuern hat
Lombardini die Zusammensetzung der sogenannten Uterinmilch studirt,
ihre Bedeutung für die Nährung des Fötus schätzt er sehr niedrig.
(Herlitzka.)
Ulesko-Stroganova (18) stellt das Ergebniss ihrer Unter-
suchungen am Schluss der Arbeit in folgender Weise zusammen.
536 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Schon am Ende der zweiten oder im Beginn der dritten Woche
der Schwangerschaft differenzirt sich die Schleimhaut der Gebärmutter
in zwei Schichten, in die Drüsenschicht und die kompakte Schicht. In
früheren Zeiten der Schwangerschaft unterscheidet man zwei Arten von
Deciduagewebe, völlig entwickeltes typisches Deciduagewebe und junges
Deciduagewebe, das embryonalem Bindegewebe ähnlich ist. In einigen
Gefässen der kompakten Schicht der Decidua finden sich besondere
Elemente, die Leukocyten ähnlich sind und zuweilen den ausschliess-
lichen Inhalt dieser Gefässe bilden. Nicht selten isoliren sich von der
syncytialen Masse einkernige Elemente und werden von denselben ge-
wissermassen abgesprengt. Unzweifelhaft kann man Uebergangsformen
zwischen dem Syncytium und den Zellelementen der Langhans’schen
Schicht feststellen. Den Elementen des Zottenüberzuges eigenthümlich
ist das Vermögen, sich in die mütterliche Decidua einzubohren, zu ihren
Gefässen vorzudringen und deren endotheliale Wände zu eröffnen. In
früheren Stadien der Schwangerschaft wird die Durchbrechung der Ge-
fässwände von einem Austritt des mütterlichen Blutes aus den Gefässen
begleitet. Das Blut verbreitet sich längs der Kanälchen des Syncytium
und zwischen den Elementen der Langhans’schen Schicht. Auf diese
Weise entsteht der Zwischenzottenraum in Folge der Kanalisirung des
Synceytiums und des nachherigen Zerfalls sowohl des Syneytium als auch
der Zellmassen der Langhans’schen Schicht. Durch die Mitwirkung
derselben Elemente kommt es zu einer Verschmelzung benachbarter
Gefässe unter einander, wodurch der Zwischenzottenraum vergrössert
wird. Später wird die zerstörende Rolle der genannten Elemente ein-
geschränkt.
Dieselben eröffnen zwar die Gefässwände und gelangen ins Gefäss-
lumen, werden aber als unbrauchbare Elemente vom Blutstrom_ fort-
getragen. Möglicher Weise dienen sie bei allgemeinem Ernährungs-
verfall und bei Störungen der Bluteirkulation als Ernährungsquelle von
malignen Umbildungen.
Nach Vignolo (19) besteht gegen Ende der Schwangerschaft
jede einzelne Eihülle aus zwei Schichten: das Amnios aus einer Epi-
thelial- und einer Bindegewebsschicht, das Chorion aus einer Binde-
gewebs- und einer Ektodermschicht, zuletzt die parietale Decidua aus
einer kompakten und einer spongiösen Schicht. Diese Hüllen unterliegen
gegen Ende der Schwangerschaft mehrfachen Rückbildungsprozessen
nämlich: das Amnios und die Bindegewebsschicht des Chorions einer
fettigen Entartung — die Ektodermalschicht einer Cellularnecrobiosis —
die Decidua sogar einer Nekrosis. Verf. kann aber nicht so ohne
Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 537
Weiteres diese Degenerationen der Hüllen als einen der geburtserregenden
Faktoren ansehen. (Herlitzka.)
In der Einleitung werden von Webster (20) die Schwierigkeiten
hervorgehoben, welche der Untersuchung der Veränderungen der Uterus-
schleimhaut in der Schwangerschaft im Wege stehen und auf die ver-
schiedene Deutung der Befunde hingewiesen. Seit sieben Jahren hat
Webster die Uterusmukosa vom zweiten Monate an bis zum Ende
der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett unter-
sucht, sowie ungefähr 250 Mikrophotographien angefertigt. Diese zum
grossen Theil der Arbeit beigegebenen Bilder sind mässig gut.
Er giebt zunächst eine Beschreibung des Epithels, der Drüsen und
des interglandulären Gewebes in nicht schwangerem Zustande; darauf
folgt das Verhalten in den einzelnen Monaten.
Mit sechs Wochen ist die Vera 3—7 mm dick, es besteht ein
deutlicher Unterschied zwischen kompakter und schwammiger Schicht,
das Epithel ist grossen Theils erhalten, aber verändert. Wenn andere
das Fehlen desselben beobachtet haben, so beruht das wahrscheinlich
auf nicht frischen uud schlecht gehärteten Präparaten. Die Flimmer-
haare sind ganz verschwunden, die Zellkerne in verschiedenen Stadien
der Degeneration. Diese Veränderung des Epithels ist wohl bedingt
durch das rasche Wachsthum des Intercellulargewebes zu decidualer
Struktur.
Drüsen zeigen Vergrösserung aber keine Neubildung. Das
Drüsenepithel ist kubisch oder noch flacher geworden und in Degene-
ration begriffen, aus einander gezogen, was als mechanische Einwirkung
des Wachsthums der interglandulären Elemente gedeutet wird.
Die ausgesprochene Veränderung des interglandulären Ge-
webes ist die Entwickelung der decidualen Zellen, sie sind rund, oval,
polygonal, spindelförmig, je nachdem sie im Schnitt getroffen werden,
mit rundlichen, grossen Kernen.
Es ist das eine Hyperplasie von präexistirenden, embryonalen,
zelligen Elementen, auch Zelltheilung findet statt und darum sind zu-
weilen zwei Kerne vorhanden. Diese Deciduazellen entwickeln sich
weder aus dem Epithel der Drüsen, noch aus dem Oberflächenepithel,
noch aus den Leukocyten.
Gefässe. Stellenweise findet sich enorme Erweiterung der Ka-
pillaren mit einer einzigen Schicht Endothel. Vorhergehende Men-
struation ist nicht nothwendig, damit das befruchtete Ei mit der nor-
malen Schleimhaut in Verbindung treten kann.
538 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Die Veränderungen im zweiten Monat sind nicht wesentlich. Im
vierten Monat beträgt die Dicke der Schleimhaut 2—5 mm, das Ober-
flächenepithel ist verschwunden, die Deciduazellen sind kleiner. Man
findet in den Sinus Thrombose. Die Intima der Arterien und wahrschein-
lich auch der Venen ist durch Schwellung des Bindegewebes oder
Proliferation des Endothels verdickt. Im sechsten Monat ist die Decidua
1—3 mm dick, es ist hauptsächlich die kompakte Schicht verdünnt, die
Deciduazellen sind im Durchschnitt kleiner als mit vier Monaten, die
Sinus in grosser Ausdehnung obliterirt, es sind keine Ueberbleibsel der
Reflexa vorhanden, das Chorion steht in direkter Verbindung mit
der Vera.
Am Ende der Schwangerschaft ist die Decidua 0,75—2 mm dick.
In vielen Zellen findet sich Degeneration der Kerne. Fibrin von Ex-
travasaten her findet sich mehr in der Reflexa und Serotina als in
der Vera.
In Bezug auf die Decidua reflexa in den ersten zwei Wochen
beschränkt sich Webster darauf, die Beschreibungen von Reichert
und Schwabe wiederzugeben, ebenso für die dritte und vierte eine
solche von Fraenkel. Erst von der sechsten Woche giebt er eigene
Befunde, es ist ein Unterschied zwischen polarem und basalem Theil
vorhanden. Am basalen lässt sich eine kompakte und spongiöse Schicht
unterscheiden, letztere enthält Drüsen, aber weniger zahlreich als die
spongiöse Schicht der Vera und Serotina, die Drüsen haben kubisches Epi-
thel. Auf der Innenfläche der Reflexa fand er keine Oeffnungen und auf der
Aussenfläche wenige. Gegen den Pol hin verschwinden die Drüsen,
überall sind Gefässe vorhanden, hier und da Extravasate und beginnende
Koagulationsnekrose Im zweiten Monate nimmt die fibrinöse Degene-
ration zu und im dritten ist sie so weit fortgeschritten, dass die ur-
sprüngliche Zellstruktur nur in der Nähe der Basis deutlich ist. Im
vierten Monate ist die Reflexa eine dünne fibrinöse oder hyaline der
Vera aufliegende Schicht, da zu dieser Zeit diese letztere keine Dege-
neration aufweist, sind sie gut zu unterscheiden. Im fünften Monat
finden sich nur noch Spuren der Reflexa, von denen im sechsten
Monate nichts mehr vorhanden ist. Ueber die Ursachen des Zugrunde-
gehens der Reflexa sind verschiedene Hypothesen möglich, mangelhafte
Ernährung, Blutungen ins Gewebe, welche nachgewiesen sind, können
daran schuld sein. Nach Fraenkel ist die Degeneration der Zotten
des Chorion laeve das Primäre. Wo diese zu einer Reflexa-placents
auswachsen, ist auch wenig fibrinöse Degeneration vorhanden, wie
Webster bei einem Abort im vierten Monate gefunden hat. Zum
Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 539
Theil ist die Zerstörung der Reflexa auf den mechanischen Druck des
wachsenden Eies zurückzuführen. Was die physiologische Rolle der
Reflesa betrifft, so scheint sie in der ersten Zeit zur Fixirung des Eies
zu dienen, zur Ernährung desselben auf dem Wege des Chorion laeve
trägt sie wohl nur kurze Zeite und in beschränktem Maasse bei.
Von der Decidua serotina im ersten Monate referirt W eb-
ster Beschreibungen von Merttens, Schwabe, Kupffer und
Minot. In der sechsten Woche ist sie 2—3 mm dick, !/—1/s davon
kommt auf die kompakte Schicht. Das Oberflächenepithel ist ver-
echwunden. Die Drüsen in der kompakten Schicht sind obliterirt. Die
Oberfläche der Serotina ist höckerig. Das interglanduläre Gewebe ist
verschieden, zum Theil finlet man Massen charakteristischer Decidua-
zellen, an einzelnen Orten beginnende Degeneration, auf der Oberfläche
der kompakten Schicht Fibrin mit geschrumpften Zellen. In der Vera
ist die Degeneration diffuser und langsamer als in der Serotina. Die
Vera in der sechsten Woche zeigt keine Spur von Syncytium, während
dieses auf der Serotina reichlich vorhanden ist. In der kompakten
Schicht sind wenig kleine Kapillaren, meist nur weite Sinus, die sich
zum Theil in die intervillösen Räume öffnen. Die Sinus sind erwei-
terte Kapillaren, nur entsprechend der Richtung des Blutstromes kann
man sie ab- oder zuführend nennen. In der Spongiosa finden sich
gewundene Arterien, an einzelnen lässt sich Endarteritis konstatiren.
Im vierten Monat ist die Serotina dünner und höckeriger. Die
Drüsen der Spongiosa sind zusammengedrückt, parallel der Oberfläche
mit Epithel gefüllt. Die Degeneration des decidualen Gewebes ist fort-
geschritten, Syneytium findet sich unregelmässig zerstreut in der ganzen
Decidua und in der zunächst gelegenen Schicht der Muskularis. Die
Blutsinus sind zahlreicher als in früherer Zeit, man sieht sie zuweilen
an der Oberfläche mit intervillösen Räumen kommuniziren.
Im sechsten Monat wird die Serotina dünner und die Zeichen der
Degeneration nehmen zu, aber sie ist noch am Ende der Schwanger-
schaft in einer Dicke von !/s—1 mm stellenweise zu finden.
Die stärkste Entwickelung der Decidua fällt zwischen den zweiten
und dritten Monat. Die gegen das Ende der Schwangerschaft zuneh-
mende Verdünnung ist bedingt durch den mechanischen Druck des
wachsenden Eies. Veränderungen nicht mechanischer Natur sind das
Verschwinden des Oberflächenepithels und die Degeneration des Ge-
webes zwischen den Drüsen durch Koagulationsnekrose. Diese ausge-
eprochene Degeneration findet jedoch nicht in der Vera, sondern nur
540 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
in der Serotina und Reflexa statt. Fettige Entartung kommt in nor-
malen Fällen kaum vor.
Die Absorption der Decidua während der Schwangerschaft findet
wahrscheinlich statt durch den mütterlichen Blutkreislauf, durch Leuko-
cyten und durch den fötalen Epiblast. Wir haben aber in der Decidua
nicht nur Degenerationsvorgänge, sondern auch Wachsthumsvorgänge,
als deren Vertreter die von Klein sogenannten Ersatzzellen zu be-
trachten sind; nur auf diese Weise ist es zu erklären, dass am Ende
der Schwangerschaft noch so viel Decidua vorhanden ist.
In Bezug auf die frühesten Wechselbeziehungen zwischen Ei und
Decidua sagt Webster: Der Epiblast scheint das Ei auf der Schleim.
haut zu befestigen, ob das beim Menschen durch zottenförmige Aus-
läufer der Zona pellucida geschieht, ist unbestimmt, Die Trabekeln des
Epiblasts dienen wahrscheinlich als Pfadfinder für die permanenten
Zotten. Die Nahrungsaufnahme für das junge Ei ist wahrscheinlich
eine wichtige Funktion des proliferirenden Epiblasts. Das Verschwinden
des Öberflächenepithels der Serotina und Reflexa ist wahrscheinlich
durch Phagocythose der äusseren Schicht des Epiblasts zu erklären.
Die Ansicht, das das Syneytium von dem uterinen Epithel abstamme ist
absolut unhaltbar. Die Vorgänge am Oberflächen- und Drüsenepithel
sind regressive und es ist unvernünftig sterbenden Zellen die Wachs-
thumsenergie zuzumuthen, die nöthig ist, um dem Chorion die aus-
gedehnte Protoplasmabedeckung zu geben. Die plasmodische Schicht
der Decidua und die Bedeckung der Chorionzotten sind ohne Zweifel
epiblastischen, fötalen Ursprungs. Diese plasmodische Schicht dient
wahrscheinlich zur Herstellung der Verbindung zwischen mütterlichen
Sinus und Zwischenzottenräumen. Die Zotten selbst tauchen gewöhnlich
nicht in die mütterlichen Sinus, selten kommt es vor, dass eine Zotte
in die Oeffnung eines Sinus sich erstreckt.
Intervillöse Cirkulation. Die Bedeckung der mütterlichen
Septa, welche man lange mütterliches Endothel nannte, ist in Wirk-
lichkeit fötaler Epiblast. Es ist richtiger zu sagen, dass zu- und ab-
führende Gefässe mit den intervillösen Räumen kommuniziren als
Arterien und Venen; denn auf der Oberfläche der Schleimhaut findet
man meist nur Kapillaren. Eine der ersten Veränderungen der Schwanger-
schaft ist die Erweiterung der Capillaren der oberflächlichen Schicht
der Serotina zu Sinus. Eine systematische Anordnung der Venen und
Arterien, wie sie beschrieben worden ist, hat Webster nicht gefunden.
Die intervillöse Cirkulation ist so angeordnet, dass sie von plötzlichen
Druckschwankungen im mütterlichen Gefässsystem unabhängig ist. Es
Entwickelung des befruchteten Eies und der Placenta, Physiologie der Frucht. 541
ist wahrscheinlich kein pulsirender Blutstrom, sondern eine gleich-
mässig fliessende Blutmasse. Die schwächste Bewegung ist offenbar
am weitesten von den Oeffnungen entfernt, also auf der Oberfläche
des Chorion. Verschiedenheiten des Widerstandes mögen auch an der
decidualen Oberfläche sich finden, entsprechend der Zahl und Stellung
der Oeff'nungen der mütterlichen Sinus.
Amnion. Wënn das Amnion entsteht ist unbekannt, mit acht (?)
Tagen findet man noch keines, mit 14 (?) Tagen ist schon eine geschlossene
Amnionhöble vorhanden. In der zweiten Woche besteht es nach Spee
aus einer einfachen Schicht flacher Zellen, Epiblast und einer ein-
facheren Schicht flacher Zellen darüber, Mesoblast. Im ersten Monat
bildet sich zwischen diesen beiden Schichten eine homogene Matrix
aus dem Mesothelium. Diese wächst im zweiten Monate. Im vierten
Monate wird das Epithel kubisch oder säulenförmig und bleibt so bis
ans Ende. Man findet nur noch wenige Reste eines deutlichen Meso-
thels, das am Ende der Schwangerschaft fast ganz verschwunden ist.
Stomata sind von verschiedenen Autoren beschrieben worden, es ist
schwer eine bestimmte Ansicht darüber sich zu bilden, aber es ist sehr
wahrscheinlich dass zwischen Epithelzellen kleine Kanäle existiren,
durch die Flüssigkeit gehen kann.
Chorion. Beide Schichten sind fötal wie Kastschenko und
Minot angeben, und nicht beide mütterlich, wie Tafani glaubte, oder
die eine mütterlich und die andere fötal, wie Turner, Waldeyer
und Winkler dachten.
Placentaler Theil des Chorion. In der zweiten Hälfte des
ersten Monats werden die der Serotina entsprechenden Zotten zahlreicher.
Bemerkenswerth ist in dieser frühen Zeit die proliferirende Thätigkeit
der epiblastischen Zottenelemente. Mit sechs Wochen sind die Zotten
viel zahlreicher und mehr verästelt. Das Bemerkenswertheste am Epithel,
sowohl der Chorionmembran als der Zotten ist der geringe Bestand der
Zellschicht, verglichen mit dem oberflächlichen Plasmodium. Die von
Langhans sogenannten Zellknoten, welche dieser als von mütterlichem
Gewebe abstammend betrachtet, sind zum Theil Deciduazellen, bestehen
aber zum Theil auch, wie Kastschenko annahm, aus Zotten. Es
ist sehr wahrscheinlich, dass das Zottenende mittelst seines Epithels
deciduales Gewebe absorbiren kann. Vom vierten Monat bis ans Ende
der Schwangerschaft nimmt die Dichtigkeit des Bindegewebes des Chorion
zu. Mit 40 Wochen ist die Intima vieler Gefässe verdickt. Das
Epithel fehlt an manchen Stellen, so dass das Bindegewebe in direktem
542 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Kontakt mit dem Blut der Zwischenzpttenräume steht. Die Zotten
sind relativ dünner als früher.
In Bezug auf den nichtplacentalen Theil des Chorion ist nichts
aus den Beschreibungen von Webster hervorzuheben. Er erwähnt die
Verödung der Zotten und ihre allmähliche Verdünnung.
Weisz (21) stellte an der v. Kezmärszky’schen Klinik zahl-
reiche genaue Untersuchungen über die Maassverhältnisse des Fötus
und dessen Adnexa an und kam zu folgenden Resultaten:
Im 6. Monat betrug die Länge der Frucht 29,3 cm, das Gewicht
642,5 g, der grösste Kopfumfang 25,5 cm; im 7. Monat: 36,42 cm,
1001,4 g und 26,71 cm; im 8. Monat: 44,56 cm, 2115,7 g und
34,64 cm; im 9. Monat: 47 cm, 2702,3 g und 36,05 em: im 10. Monat:
50,0 cm, 3190,9 g und 37,45 cm. Sümmtliche Maasse vergrösserten
sich bis zum 8. Tage des Wochenbettes.
Die Placenta wog im 6. Monat 258,3 g, die Grösse betrug 11,3
bis 12,5 cm, die Nabelschnur hatte eine Länge von 35,5 cm. Diese
Maasse betrugen im 7. Monat: 309 g, 13,8—14,5 cm und 37,8 cm;
im 8. Monat: 483,2 g, 15,3—17,75 cm und 45,3 cm; im 9. Monat:
536,8 g, 16,4—19,05 cm und 52,9 cm; im 10. Monat: 594,7 g, 16,55
bis 19,5 cm und 56,6 cm. |
Die Maasse der Frucht standen in einem gewissen Verhältniss zu
den Maassen der Mutter. Die Länge der Kinder, deren Mütter kleiner
als 150 cm waren, betrug 49,44 cm, deren Mütter 150—160 cm
hoch waren, 49,63 cm und deren Mütter über 160 cm hoch waren,
50,9 cm.
Das Alter der Mutter betreffend, fand Weisz, dass
16—20 Jahre alte Mütter im Durchschnitt 49,30 cm lange Kinder
aus dem 10. Monat hatten,
20—30 Jahre alte Mütter im Durchschnitt 48,80 cm lange Kinder
aus dem 10. Monat hatten, und
30—40 Jahre alte Mütter im Durchschnitt 50,30 cm lange Kinder
aus dem 10. Monat hatten.
Die Gewichtsmaasse betrugen 3221,8 g, 3252,65 g und 3262,5 g.
Weisz verglich auch die Schädelmaasse der Kinder mit denen
der Mütter und fand die schon von anderen Autoren betonte Achn-
lichkeit in der Schädelformation. Bei 50 Neugeborenen konnte er auch
die Maasse der Väter eruiren und fand die folgenden Daten: 60—70 kg
schwere Väter hatten die schwersten Kinder; über 70 kg schwere
jedoch die schwächsten.
„ Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 543
Der Schädelbreiten-Index betrug bei den Vätern 83,13, bei den
Müttern 83,65 und bei den Kindern 82,08; der Stirnbreiten - Index
74,63, 74,9 und 69,43; schliesslich der dem kleinen Schädelunifang
entsprechende Index: 86,71, 86,17 und 84,77. (Temesväry.)
d Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus,
Diagnostik und Diätetik der Schwangerschaft.
. Bayer, Uterus und unteres Uterinsegment. Arch. f. Gynäk. Bd. LIV,
pag. 13.
. Bodon, K. (Budapest), A szulés idöpontjänak kiszämitäsänöl. (Berech-
nung des Zeitpunktes der Geburt.) Szül&sznök Lapja. Nr. 4.
(Temesväry.)
. Boix et de Noé, Toxicité urinaire chez le cobaye en gestation. Arch.
générales med. Nr. 9, pag. 257— 263.
. Boyer, Contributions à l'étude des grossesses multiples et en particulier
des grossesses multiples univitellines dans une cavité amniotique unique.
Thèse Paris.
. Dejorany, De la grossesse double au point de vue médico-légal. Thèse
Lyon.
. Dubé, Grossesse et accouchement chez les primipares. Thèse Paris 1896.
. Floersheim, Les difficultés du diagnostic de la grossesse. Journ. de
praticiens. 8. Mai. pag. 299.
. v. Franque, O., Cervix und unteres Uterinsegment. Eine anatomische
Studie mit zwei Tafeln in Farbendruck und neun in den Text gedruckten
Figuren. Stuttgart, Enke.
. Gardner, W. S., The diagnosis of early pregnancy. The amer. journ.
of obst. and diseases of women and childern. January. pag. 54.
. Grasset, Un cas de grossesse triple. Le courrier med. 10. oct. 1896,
pag. 323.
. Jullieu, Documents statistiqnes concernant l'étude des grossesses gémol-
aires. Thèse Paris, 24 juil.
Labadie-Lagrave, Boix et Noé, De la toxicité urinaire dans la
grossesse. Société de biologie, Séance du 12 déc. 1896, pag. 1044; ref. in
l’Obstetr. 15. Jan. pag. 58.
- Leopold, De l'exploration externe. XII. congrès international de sciences
médicales tenu à Moscou. 19—26 août.
Levy, M., und Thumin, L., Beitrag zur Verwerthung der Röntgen-
Strablen in der Geburtshilfe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32, pag. 507.
. Liscia e Passigli, Contributo allo studio delle modificazioni gravidiche
urinarie. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 9, pag. 703.
. Löhlein, H., Ueber Achsendrehung des Uterus, besonders des graviden.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16, pag. 243.
544
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Mandl, L, Ueber den feineren Bau der Eileiter während und ausserhalb
der Schwangerschaft. Mit vier Abbildgn. u. einer Tafel. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungsheft pag. 130.
Marlio, Des modifications de la pigmentation de la peau au cours de la
grossesse. These Paris 1896—97.
Meyer, H., Zwei seltene Auskultationsphänomene bei einer Schwangeren.
Centralbl. f. Gyn., pag. 904.
Murray, Is there a positive pressure in the growing pregnant uterus?
Edinb. med. Journ. Juli, pag. 30.
— R., Milne. On deflection and rotation of the pregnant puerperal uterus.
Tbe Edinburgh Med. Journ. June, pag. 160.
Pagano, La tossicità del sangue materno e fetale nel cane. Arch. delle
scienze mediche. Vol. XXI, fasc. 7.
Pels Leusden, Fr., Ueber die serotinalen Riesenzellen und ihre Bezieh-
ungen zur Regeneration der epithelialen Elemente des Uterus. Mit zwei
Abbildungen im Text u. Taf. I—IV. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI,
pag. 1. (Die Arbeit von Pels Leusden bezieht sich auf Vorgānge im
Wochenbett und wird daher in dem betreffenden Abschnitte besprochen
werden.)
Perret et Dubrisay, Recherches cliniques sur la mensuration de la
tête foetale à travers la paroi abdominale. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 266.
5. Pinard und Varnier, Beckenphotographie und Beckenmessung mittelst
X-Strahlen. Internat. med. Kongress in Moskau, ref. in der Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 2114.
Porak, Grossesse gémellaire à circulation dépendante, les deux enfants
étant vivants. La méd. moderne. 15. Mai, pag. 305.
Remy, Diagnostic de la grossesse masquée. Revue med. de l'Est et
Journ. de med. et chir. prat. 10. Sept. pag. 658.
Sapelli, Contributo allo studio del ricambio materiale nella gravidanza.
Rivista di Ost., Gin. e Ped. Torino, Nr. 8, pag. 241.
Stewart, R. W., Toxicity of urine of last month of pregnancy. Amer.
Journ. of obst. and diseases of women and children. Sept. pag. 339.
Tridondani, La diagnosi di sede dell’ inserzione placentare. Ann. di
ost. et Gin. Juni, pag. 425; ref. in l’Obstetr. v. 15. Nov. pag. 544.
Varnier, Pelvigraphie et Pelvimetrie par les rayons X. Ann. de Gyn.
et d’Obst. Tom. XLVIII, Okt, pag. 361.
Wild, Untersuchungen über den Hämoglobingehalt und die Anzahl der
rothen und weissen Blutkörperchen bei Schwangeren und Wöchnerinnen.
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 363.
Bayer (1) antwortet auf von Franqué’s Arbeit „Uterus und
unteres Uterinsegment“ sowie auf die Erwiderungen von Lahs und
anderen gegen seine früherere Publikation über den Bau des Uterus.
Der Inhalt der Arbeit ist daher zum Theil polemisch. Er sagt:
„Ohne mikroskopische Untersuchungen und Messungen der Cervixfasern
lässt sich einem Gefrierschnitt nun und nimmer mit Sicherheit ansehen,
Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 545
ob die Cervix entfaltet ist oder nicht.“ Da nun von Franqu& keine
solche Messungen vorgenommen hat, hält er seine Untersuchungen zur
Lösung der Frage über die Entstehung des unteren Uterinsegments für
ungeeignet. Er selbst hat ca. 30000 Messungen von Fasern am Uterus
vorgenommen und hält sich daher für die Beurtheilung der Frage
competenter. Man muss unterscheiden: 1. normale Fälle mit
Hypertrophie der Cervix in der Schwangerschaft und Entfaltung ihres
oberen Theils zu einem unteren Uterinsegment; 2. abnormale Fälle,
mangelnde oder sehr geringe Entfaltung des oberen ÜUervixabschnittes.
Es kommt dann nicht zur Bildung eines typischen unteren Üterinseg-
ments, der kontraktionsfähige Theil des Uterus reicht bis in die Nähe
der Eispitze,
Bei Placenta praevia haben wir, wenn sich die Cervix normal
entfaltet hat, Blutungen in der Schwangerschaft, oft vorzeitige Geburt,
Hypertrophie der Cervixfasern, gute Prognose für die Geburt; bei
schlechter Entfaltung der Cervix keine Blutungen in der Schwanger-
schaft, rechtzeitige Geburt, keine Cervixhypertrophie, ungünstige Ge-
burtsprognose. Das Schlussresultat gipfelt in dem Satz: „Das eine
Mal entfaltet sich die Cervix, das andere Mal nicht.“
von Franqu& (8) beschreibt 34 Präparate von schwangeren
und nicht schwangeren Uteri im Hinblick auf die im Titel angegebenen
Verhältnisse. Folgendes sind die Resultate, zu denen er gelangt: Zu
jeder Zeit ist man berechtigt, ein Os internum anzunehmen, das dort
liegt, wo die typische Schleimhaut und das typische Parenchym des
Cervix aufhört und die Mucosa uteri sich in der Schwangerschaft zu
Decidua verwandelt. Die Entwickelung des unteren Uterinsegments
hängt nicht von derjenigen der Cervix ab, sondern hauptsächlich von
der Wehenthätigkeit und ausserdem von der Entwickelung desjenigen
Theils des Corpus uteri, aus dem sich in der Schwangerschaft das
untere Üterinsegment bildet.
In Bezug auf das Verbältniss zum Bauchfell kann man an der
nicht schwangeren Gebärmutter sehr gut die Umschlagfalte von der
festen Anheftung unterscheiden. Letztere ist immer höher als der
innere Muttermund, erstere sehr oft unterhalb, oft gleich hoch, selten
oberhalb desselben. Hinten dagegen ist die Unterscheidung zwischen
fester und lockerer Anheftung des Bauchfells nicht leicht. In der
Schwangerschaft schiebt sich die Blase mitunter zwischen Peritoneum
und Uteruswand in das lockere Zellgewebe, so dass die Umschlagfalte
böher zu liegen kommt, meistens ist das aber nicht der Fall, sondern
die Verhältnisse bleiben denen ausserhalb der Schwangerschaft gleich.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 35
546 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
Die von Fehling angenommene innige Verbindung von Cervix
und Blasengrund während der Schwangerschaft besteht oft nicht.
Das Verhältniss von Uterus und Blase in dieser Zeit ist überhaupt
variabel, z. B. trifft es nicht immer zu, dass die Blase schon im
neunten oder zehnten Monat in die Bauchhöhle tritt, nicht einmal im
Beginn der Geburt ist das immer der Fall.
Bei jeder Geburt bildet sich ein „unteres Uterinsegment“, nach
oben begrenzt durch die feste Anheftung des Bauchfells, nach unten
dureh den Beginn von Cervixschleimhaut und Substanz. Die Aus-
dehnung desselben und .die Bildung des Kontraktionsrings an seiner
oberen Grenze hängt von der Geburtsarbeit ab. Die Innenfläche des
unteren Uterinsegments ist von Decidua bekleidet und nicht von
Cervixschleimhaut, während die Cervix hyperplastische aber sonst un-
veränderte Schleimhaut besitzt. Die Cervix uteri bleibt gewöhnlich
bis zum Beginn der Schwangerschaft erhalten und der innere Mutter-
mund geschlossen. Der Müller’sche Ring fällt während der Schwanger-
schaft mit dem inneren Muttermund zusammen; im Verlauf der Geburt
eine Grenze zwischen entfaltetem und noch nicht entfaltetem Cervix
anzunehmen, ist überflüssig.
Gardner (9) hält die Diagnose einer Schwangerschaft vom zweiten
Monate an unter gewöhnlichen Verhältnissen für leicht.
Das Brechen am Morgen hat nur Werth, wenn es bei Personen
mit gesundem Magen an dem Tage beginnt, wo die Regel hätte ein-
treten sollen. Die Veränderungen an den Brüsten sind nur bei Erst-
geschwängerten bewerthbar. Weichheit der Portio fehlt nie ausser
bei Narben.
Dem Hegar’schen Zeichen wird kein grosser Werth beigemessen.
1892 haben Chambrelent und Dement gefunden, dass die
Toxicität des Urins in den letzten Monaten der Schwangerschaft unter
der normalen Höhe sei. Die Untersuchungen von Labadie-Lagrave,
Boix und No& (12) bestätigen dies und erweitern diesen Befund für
die ganze Dauer der Schwangerschaft. Vom zweiten Monate an sinkt
der Koeffizient der Giftigkeit des Urins, das Mittel beträgt 0,338. Im
dritten Monate fällt er noch weiter und bleibt bis ans Ende gleich,
d. h. ungefähr 0,217. Nach der Geburt bleibt die Toxicität niedrig
und erreicht ungefähr nach zwei Monaten wieder die Norm. Die Toxi-
cität könnte demnach zur Frühdiagnose der Schwangerschaft benützt
werden. Erklärt wird die Erscheinung durch vermehrte funktionelle
Thätigkeit der Leber, welche mehr der autochthonen Gifte zerstört, die
die Entwickelung des Embryos hindern könnten. Sobald die Leber-
Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 547
zellen aus irgend einem Grunde ihrer Aufgabe nicht mehr gewachsen
sind, wird der Urin hypertoxisch. Die Hypertoxicität haben die Verff.
bei drei Schwangeren gefunden, welche Zeichen ungenügender Leber-
funktion darboten (Urobilinurie, Glykosurie). Diese Beobachtungen
können zur Erklärung der Eklampsie dienen. Sind die Nieren krank,
funktionirt aber die Leber gut, so kommt es nicht zur Eklampsie,
ebenso, wenn bei ungenügender Funktion die Leber und Nieren gesund
bleiben. Ist aber eines dieser Organe schon krank und kommt die In-
sufficienz des andern dazu, so entsteht Eklampsie. Diese entsteht also
nur, wenn zu kranken Nieren ungenügende Funktion der Leber hinzu
kommt und meistens wird die Erkrankung der Nieren durch Toxine
bewirkt, welche die Leber nicht zerstört hat.
Die Beobachtung, dass der Koeffizient der Giftigkeit des Urins
auch nach der Geburt tief bleibt, erklärt das Auftreten der Eklampsie
ım Wochenbett.
Levy und Thumin (14) haben bei einer Belichtungsdauer von
2—5 Minuten auch in weit fortgeschrittener Schwangerschaft deutliche
Bilder des ganzen Beckens durch Röntgenstrahlen erhalten.
Die Bilder sind jedoch perspektivisch verzerrt. Zur Bestimmung
der Conjugata ist deshalb eine Rechnung nöthig, die hier nicht aus-
fübrlich wiedergegeben werden kann und ausserdem ein Apparat, der
aus einer Grundplatte und zwei vertikalen Ständern besteht. Die Be-
rechnungsweise des queren Durchmessers des Beckeneingangs und Aus-
gangs wird ebenfalls angegeben.
Löhlein (16) erwähnt in seiner Arbeit, welche sich hauptsäch-
lich auf Torsion des Uterus durch Övarialtumoren bezieht, dass in
der Schwangerschaft die physiologische Achsen -Drehung der Gebär-
mutter mit der linken Kante nach vorn zweimal in seiner Klinik zu-
erst vom Assistenzarzt für ektopische Gravidität gehalten worden sei.
Die linke Kante imponirte als etwas vergrösserter Uterus, das nach
rechts gebeugte Corpus als extrauteriner Fruchtsack. Untersuchung
per rectum in Narkose klärte die Verhältnisse auf.
Mandl (17) hat an sieben durch Totalexatirpation der schwangeren
Gebärmutter gewonnenen Präparaten die Tuben untersucht. Eine ge-
ringe Verlängerung durch Streckung findet statt, dagegen keine sicht-
bare Zunahme des Umfangs und keine auffallende Zunahme von Schleim-
haut und Muskulatur. Verbreiterung einzelner Tubenfalten, nicht nur
der Hautfalte hat er einige Male gefunden. Durch den Reiz der
Schwangerschaft kommt es zu einer deciduartigen Umwandlung der
Bindegewebszellen. Das Stratum circulare der Muskulatur ist so an-
35*
548 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
geordnet, dass die Bündel sich in aufeinander folgenden Lagen. unter
mehr oder weniger spitzen Winkeln kreuzen. Durch Kontraktionen
dieser Muskeln aber können wurmartige Bewegungen entstehen, welche
wahrscheinlich mit dem Flimmerstrom die Weiterbewegung des Eies
bewerkstelligen.
Meyer (19) bat zwei mal bei Graviden resp. Gebärenden Töne
gehört, welche den Herztönen ähnlich waren, aber nur kurze Zeit
dauerten. Das Pochen war sehr frequent, ca. 250—300 Schläge in
der Minute und unterhalb des Nabels zu hören. Das eine der Kinder
zeigte kurz nach der Geburt Unterkieferzittern von ähnlichem Rythmus
und Dauer, weshalb er geneigt ist, dieses Zittern als die Ursache des
Geräusches anzusehen.
Aus seinen Versuchen an Hündinnen schliesst Pagani (22),
dass das fötale Blut die Eigenschaft, die Samenkörper oder die rothen
Blutkörperchen zu zerstören, nicht besitzt. Diese aber erscheint wenige
Stunden nach der Geburt und steigt schnell, so dass sie in acht Tagen
grösser als die des mütterlichen Blutes ist. Die Placenta lässt einige
Substanzen nicht durch, während sie anderen, sehr ähnlichen keinen
Widerstand leistet. (Herlitzka.)
Messungen von 150 Köpfen durch Perret et Dubrisay (24)
haben ergeben, dass in den drei letzten Monaten der Schwangerschaft
der Unterschied zwischen geradem und biparietalem Durchmesser des
Kindskopfes durchschnittlich 25 mm beträgt, die man von ersterem ab-
ziehen muss, um letzteren zu erhalten. Das Verfahren wurde 16 mal
bei Schwangeren angewendet, davon sind zwei Fälle wegen besonderer
Schwierigkeiten auszuscheiden, von den übrigen 14 Fällen ergab die
Kontrolle am Kopfe des geborenen Kindes 24 Stunden nach der Ge-
burt, dass 4 mal das Maass richtig war, 2 mal ein Irrthum von 2 mm
zu viel, 8mal ein Irrthum von 1 mm zu wenig vorhanden war. Mit
70 Fällen, die Perret in seiner Dissertation beschrieben hat, macht
das 84 Beobachtungen, bei denen der Irrthum nicht mehr als 1—2 mm
plus oder minus betragen hat; 3 mal wurde, gestützt auf diese Messung
die künstliche Frühgeburt eingeleitet.
Die Mittheilungen von Pinard und Varnier (25) sind im Wesent-
lichen eine Wiederholung der Arbeit dieses letzteren in den Annales
d’obstetrique et de gynécologie, die weiter unten referirt ist.
Sapelli (28) unterwarf sieben gesunde und starke Schwangere
während 1, 2 oder 3 der letzten Schwangerschaftsmonaten der folgen-
den Diät: 140 g Brot, 150 g Suppe, 2 Eier, 1 Liter Milch, 350 g
Schwangerschaftsveränderungen im mütterlichen Organismus etc. 549
Fleisch, 150 g Gemüse, 16 Centiliter Wein und beobachtete, dass
während der Schwangerschaft eine erhebliche Verminderung des Krea-
tinin, welche gegen das Ende noch grösser wird, stattfindet. Dieses
vermehrt oder vermindert sich gleichen Schrittes mit dem Urin. Verf.
schliesst, dass während der Schwangerschaft im mütterlichen Organis-
mus die azotirten Substanzen zu Gunsten des Fötus erspart werden.
(Herlitzka.)
Stewart (29) hat Experimente mit dem Urin Schwangerer vor-
genommen, um die Toxicität desselben zu prüfen. Der Urin wurde
gekocht, mit doppeltkohlensaurem Natron neutralisirt, und erwärmt in
die Bauchhöhle von Kaninchen in wechselnder Quantität eingespritzt.
In gleicher Weise wurden Kontrollversuche mit dem Urin Nicht-
schwangerer gemacht. Das Resultat ist, dass der Urin Schwangerer
im letzten Monate keine besondere Toxicität besitzt, dass aber im Urin
des Weibes überhaupt ein heftiges toxisches Prinzip sich findet, denn
ein grosser Theil der Thiere ging zu Grunde. Weitere Schlüsse will
Stewart vorläufig nicht aus seinen Experimenten ziehen,
Tridondani (30) sagt folgendes: Die Placenta sitzthinten
oben, wenn die Adnexe sich auf der vorderen Fläche des Uterus
nden, die Insertionspunkte derselben vom oberen Rand des Organs
entfernt sind, ihre Lage nach aussen schief ist, der Uterus in seinem
oberen und hinteren Theil konvexe Form zeigt, dagegen an der Vorder-
fäche flach ist, wenn man vorn deutlich Kindstheile, Kindesbewegungen
und Herztöne findet. Die Placenta sitzt hinten unten wenn die
Verhältnisse sind wie oben, aber wenn die Adnexe nahe am oberen
Rand des Uterus inseriren und der Fundus etwas konvex ist. Die
Placenta sitzt vorn und oben, wenn Tuben und runde Mutterbänder
seitlich, vertikal, parallel der Längsachse des Uterus verlaufen, ihre
Insertionspunkte divergiren und vom oberen Rand des Fundus ent-
fernt sind, wenn der obere Theil der Vorderfläche des Uterus convex
ist und vorsteht und wenn man im oberen Viertel wenig Kindestheile,
Kindesbewegungen und Herztöne wahrnimmt. Die Placenta sitzt
vorn und unten bei denselben Verhältnissen, jedoch mit der In-
serion der Tuben und Lig. rotundae nahe dem oberen Rand des
Uterus, der eine ebene Oberfläche darbietet. Wenn die Placenta im
Fundus sitzt, so ist dieser Theil konvex, halbkugelig, die Adnexe
Inseriren sehr tief, im oberen Theil fühlt man die Kindestheile schlecht.
Bt die Placenta seitlich, so ist die Oberfläche des Uterus stark
vorgewölbt auf der Seite der Placenta, ebenda sind die Insertions-
stellen der Adnexe sehr hoch, während sie auf der anderen Seite an
550 Geburtshilfe. Physiologie der Gravidität.
der normalen Stelle bleiben. Der Uterus ist auf der Seite der Pla-
centa wie abgewichen und schief. Tridondani glaubt, die Placenta
sitze am häufigsten hinten, während Cuzzi glaubt, sie sei öfter vorn,
am seltensten ist sie seitlich. Die Statistik des Autors ergiebt, wie
die von Leopold, dass der Sitz der Placenta an der binteren Wand
konstanter bei Mehrgebärenden als bei Erstgebärenden ist. Die Ab-
lösung an der vorderen Wand scheint schwieriger zu erfolgen und
giebt eher zu Blutungen Anlass. Die Insertion hinten wäre also die
normale, physiologische.
Die Experimente Varnier’s (32) haben ergeben, dass die Ex-
positionszeit 2 Min. für je 1 cm Dicke des zu durchdringenden Körpers
betragen soll, also bei den zu seinen Versuchen benutzten Frauen
30—40 Minuten. Es war denselben möglich, so lange unbeweglich
zu bleiben. Die Radioskopie d. h. die direkte Betrachtung auf dem
Platincyanürschirm hat sogar bei mageren und nicht schwangeren
Individuen nichts ergeben. Die Radiographie d. b. die Photographie
hat bei Frauen in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft nichts
brauchbares ergeben. Nur bei nicht Schwangeren oder bei Graviden
vor dem sechsten Monat ist die Pelvigraphie möglich. Verf. hat bei
solchen Frauen 15mal brauchbare Clichés erhalten von normalen,
symmetrischen und asymmetrischen Becken. Auch die Beckenmessung
ist auf diese Weise möglich, wenn man durch Photographie von
trockenen Becken Normalsilhouetten darstellt, die man mit den Sil-
houetten der lebenden Frauen vergleichen kann. Man kann auf diese
Weise bis auf 2—3 mm genau messen: die Entfernung der Spin. post.
sup., die Breite des Sacrums, die Entfernung der Proc. spinos. der Kreuz-
wirbel von der Spin. post. sup., die Entfernung der Mitte des Pro-
montoriums von der Symphys. sacroiliac. `
Man kann auf gleiche Weise ziemlich genau den queren Durch-
messer des Beckeneingangs schätzen, indem man 2 cm vom Radio-
gramm abzieht. Endlich kann man Bilder des Arcus pubis und
des queren Durchmessers des Beckenausgangs erhalten. Zur Her-
stellung dieser letzteren bringt man die zu messende Person in sitzende
Stellung, so dass die Tubera ischii die Platte berühren.
Wild (32) hat in den letzten Wochen der Schwangerschaft eine
leichte Zunahme des Hämoglobins und der rothen Blutkörperchen ge-
funden, sowie eine sehr beträchtliche Zunahme der weissen Blutkörper-
chen im Verhältniss zu den rothen. Der Blutverlust bei der Geburt
vermindert die Menge des Hämoglobins und die Zahl der rothen
Blutkörperchen, letztere nicht bedeutend, weil neue entstehen. Im
Physiologie der Geburt. 551
Wochenbett nehmen die rothen Blutkörperchen und das Hämoglobin
zu, die weissen ab. Das Säugen beeinflusst die Blutbeschaffenheit in
günstiger Weise.
IV.
Physiologie der Geburt.
Referent: Privatdocent Dr. M. Walthard.
a) Die verschiedenen Kindeslagen.
L Cameron, Rapports de l’attitude du foetus avec l'utérus et le placenta.
XII. Congres des sciences médicales a Moscou. Ann. de Gyn. pag. 460.
2. Jullien, J., Documents statistiques concernant l'étude des grossesses
gémellaires. Thèse de Paris, 15 Rue Racine, Henri Jouve.
3. Leonhardt, F., Ueber die Kindeslagen bei Zwillingsgeburten. Dissert.
Leipzig.
4. Schaper, Charles, Face presentation. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI,
Nr. 1.
Jullien (2) kommt an Hand einer statistischen Untersuchung
zuähnlichen Resultaten anderer Autoren. Seine Schlüsse sind folgende:
1. Was die Kindeslagen und den Geburtseintritt bei
Zwillingsschwangerschaft anbelangt:
Der Geburtsbeginn der Zwillingsschwangerschaften tritt im Allge-
meinen früher ein als bei Einkindschwangerschaften und meist im Laufe
des IX. Monates. — Die Kindeslagen sind meist Kopflagen oder einer von
beiden, meist der zweite Zwilling stellt sich in Beckenendlage zur Geburt,
Das Vorkommen von zwei Beckenendlagen ist sehr selten.
Die Arbeit umfasst die mehrfachen Schwangerschaften vom 1. Januar
1835 bis 1. Januar 1897 d. h. von 62 Jahren mit 471 Fällen. Unter
diesen 471 mehrfachen Schwangerschaften waren 464 Zwillingsschwanger-
schaften und 7 Drillingsschwangerschaften auf 53303 Geburten während
552 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
des nämlichen Zeitraumes. Das Verhältniss ist demnach 1 Zwillings-
schwangerschaft auf 113 Einkindschwangerschaften, 1 Drillingsschwanger-
schaft auf 7614 Einkindschwangerschaften. Von den mehrfachen
Schwangerschaften kamen zur Geburt
2 Fälle im III. Monat
8 >» » IV ,
12. 9, a V. 5%
24 nn VL ,
DR „ p» VIL bis VII!j2 Monat
105 „ „ VII „ VII. ʻ
144 „ „ VII „ Ni" ,
110 „ „ VIII „ IX. e
Ueber die Kindeslagen giebt Verf. folgende Detailangaben:
Im 9. Monat kamen 109 Fälle in Kopflage, 55 Fälle in Beckenend-
lage beider Kinder und 128 Fälle in Kopflage des 1. und in Becken-
endlage des 2. Kindes zur Geburt.
Im 9. Monat kamen 48 Fälle in Beckenendlage des 1., Kopflage
des 2. Zwillings, 2 Fälle in Querlage des 1. Fötus und 24 Fälle in
Querlage des 2. Fötus zur Geburt.
Die seltenste Lage ist die Gesichtslage bei mehrfachen Schwanger-
schaften, dieselbe wurde nur 8 mal beobachtet und zwar beim 2. Zwilling
6mal nach Hinterhauptslage und 2mal nach Beckenendlage.
b) Diagnose der Geburt.
1. Ahlfeld, Zur Diagnose der Zwillingsschwangerschaft. Zeitschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. XXXV, Heft 2, pag. 180.
2. Boyer, Contribution à l'étude des grossesses multiples (en particulier
des grossesses multiples univitellines) dans une cavité amniotique unique.
Thèse de Paris.
3. Budin, Presentation d'une radiographie de basin oblique ovulaire. 12.
Congrès des sciences médicales de Moscou. Ann. de Gyn. et d'Obstétr.
Oktober, pag. 360.
4. Gonstans, Contribution à l'étude des principaux moyens destinés à évaluer
le volume du foetus dans la cavité utérine. Thèse de Paris.
4a.Clark, F. S., Pelvimetry: its Value in Obstetrics. Ann. of Gyn. and
Ped. Vol. X, July, pag. 590.
5. Denys, Étude critique sur les differents procédés de mensuration de la
tête foetale pendant la vie intra-utérine. Thèse de Paris.
6. Dornberg, Die Verwendung der Röntgen -Strahlen in der Geburtshilfe.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 35.
-J
(ip
II.
12.
13.
14.
Diagnose der Geburt. 553
. Dubrisay, Mensuration de la tête foetale à travers la paroi abdominale.
Ann. de Gyn. et d’Obst. Avril. Tom. XLVII, pag. 416.
. Duvae Douglas, F., Palpation of the foetal heart impulses in pregnancy.
Bull. of the John Hopkins Hosp. Vol. VIII, Nr. 79.
. Frazer, F., Vagitus uterinus. Lancet, 20. Februar. (An den Kopf des `
ersten Zwillings legte man die Zange an. Bei der ersten Traktion hörten
Aerzte und Wärterin deutlich schreien, was sich noch mehrmals wieder-
holte. Der zweite Zwilling wurde spontan geboren; beide Kinder lebten.)
. Knapp, L. (Prag), Ueber die Verwendbarkeit des Phonendoskops von
Bianchi und Bazzi in der Geburtshilfe. Prager med. Wochenschr. 1896,
Nr. 46. (Nachtrag.)
— Aceton im Harne Schwangerer und Gebärender als Zeichen des intra-
uterinen Fruchttodes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 16, pag. 417.
Klien, R., Zur Messung des Beckenausganges. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5,
pag. 131. (Eine Erwiderung polemischer Natur gegenüber Scheidt in
Marburg.)
Leopold, Ueber äussere Untersuchungsmethoden. Vom XII. internat.
med. Kongress zu Moskau. Sitzung v. 21. August Vormittags. Ref. nach
Centralbl. f. Gyn. Nr. 38, pag. 1135.
Levy, M., u. Tumin, L., Beitrag zur Verwerthung der Röntgenstrahlen
in der Geburtshilfe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32.
. Peret et Dubrisay, Recherches cliniques sur la mensuration de la tête
foetale à travers la paroi abdominale. Congrés de la société obstetr. de
France. L’Obstetr. 15. Mai, pag. 266. (In 16 Fällen wurde der biparietale
Durchmesser durch Subtraktion von 25 mm vom direkt gemessenen occipito-
frontalen Durchmesser berechnet und die erhaltenen Maasse mit den Maassen
24 Stunden p. p. verglichen. Zweimal konnte der occipito-frontale Durch-
messer nicht bestimmt werden. Zweimal wurden 2 mm zu viel, acht mal
l mm zu wenig gemessen and nur vier mal wurde exakt gemessen.)
. Pinard u. Varnier (Paris), Ueber Beckenphotographie und Beckenmes-
sung mittelst X-Strahlen. Vom XII. internat. med. Kongress zu Moskau.
Sitzung v. 28. August Vormittags. Ref. nach Centralbl. f. Gyn. Nr. 38,
pag. 1145.
. Thorn, W., Vagitus uterinus und erster Athemzug. Sammig. klin. Vor-
träge. N. F. Nr. 189. Ref. nach dem Centralbl. f. Gyn. pag. 285. Leipzig,
Breitkopf & Härtel.
Nachdem Pinard und Varnier (Paris) (16) schon im April 1896
gezeigt hatten, dass man an der Leiche mit Hilfe der X-Strablen ein
genaues Bild des Beckens und der Wirbelsäule erhalten kann (durch
die Weichtheile hindurch, welche das Becken umschliessen und welche
von ihm umschlossen werden), hatten sie ferner bewiesen, dass man so
die Diagnose Symmetrie oder Asymmetrie des Beckens feststellen kann.
Da aber eine dreistündige Exposition erforderlich war, musste man
auf Versuche an der lebenden Frau verzichten.
554 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Mit den Fortschritten der Technik konnten klinische Versuche an-
gestellt werden; um gute Bilder zu erhalten, war aber die nothwendige
Voraussetzung, dass das Verhältniss zwischen Platte, Lichtquelle und
-Gegenstand ein ganz bestimmtes sei. Varnier giebt die technischen
Einzelheiten an, die zur Aufnahme nothwendig sind, die vor allem
darin bestehen, dass die Frau die Beine an einander, in Rücken-
lage sich befindet, die Platte wird unter das Gesäss geschoben, wobei
darauf zu achten ist, dass sie symmetrisch liegt und ca. 5 cm unter
die Vulva herabreicht. Die Expositionsdauer beträgt nur zwei Minuten.
Die Entwickelung muss langsam ausgeführt werden, trotzdem verliert
der Abzug des Bildes an Schärfe, man studirt daher am besten die
Platte selbst in verdunkeltem Zimmer. Die Resultate, zu denen Var-
nier gelangt, sind folgende: die Radioskopie, d. h. die direkte Betrach-
tung auf dem Schirm hat selbst bei mageren und nicht schwangeren
Frauen keine guten Resultate ergeben, auch die Radiographie gelang bei
Frauen, welche sich in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft befanden,
nur unvollkommen. Wohl aber lässt sie sich bei nicht schwangeren
Frauen ausführen. Varnier zeigt 15 Abzüge seiner Sammlung, welche
beweisen, dass man in allen Fällen ein genaues Bild des Beckens und
seiner Verbindung mit Schenkel und Wirbelsäule erhalten kann, das
uns eine eben so gute Uebersicht giebt, wie wenn wir das skeletirte
Becken betrachten. Man kann also in klinisch zweifelhaften Fällen
mit Hilfe der Beckenradiographie bestimmen, ob ein Becken symme-
trisch ist oder nicht; es lässt sich ferner der Grund und der Sitz der
Asymmetrie, das Vorhandensein oder Fehlen einer Atrophie oder An-
kylose im Sacroiliacalgelenk, auch die Diagnose der Spondylolisthesis so
stellen; auch über den Zustand der Symphyse kann man sich mit Hilfe
der Beckenradiographie unterrichten und beweisen, ob nach einer Sym-
physeotomie eine Trennung geblieben ist oder nicht. Auch Beckenmes-
sungen kann man so vornehmen, indem man das Bild, welches das
Becken der lebenden Frau ergiebt, mit Aufnahmen von skeletirten Becken
mit bekannten Maassen vergleicht und nach dem Befund können wir die
Prognose für kommende Geburten stellen. Aber auch ohne Vergleich
kann man folgende Maasse bis auf 2—3 mm genau bestimmen:
1. Die Distantia spin. posterior superior.
2. Die Breite des Os sacrum.
3. Die Entfernung von der Crista spinosa lumbosacralis bis zur
Spin. iliac. poster. super.
4. Die Entfernung von der Mitte des Promontoriuns bis zur Sym-
physis sacroiliaca. |
Diagnose der Geburt. 555
Diese Durchmesser, die sonst schwer festzustellen sind, sind äusserst
wichtig für die Bestimmung des asymmetrisch schräg verengten Beckens.
Auch den queren Durchmesser des Beckeneinganges kann man
direkt bestimmen, indem man 2cm von dem Maasse der Photographie
abzieht.
Constans (4) bespricht die verschiedenen Methoden, welche zur
Bestimmung des Volums des kindlichen Kopfes angegeben worden sind.
Er verwirft zunächst die Fehling’sche Methode, wonach aus der Distanz
der beiden Fontanellen auf die Grösse des kindlichen Kopfes ge-
schlossen wird. Wird die Zange angelegt, so schliesst Duncan aus
der Distanz der Zangengriffe auf den Durchmesser der betreffenden
Schädelstelle. Auch dieses Verfahren giebt keine genauen Resultate.
Verf. beschreibt die Methode von Farabeuf, welche die Querdurch-
messer des kindlichen Schädels exakt zu messen gestattet und erörtert
dann die Frage der Bestimmung der Conjugata vera. Wie viele Centi-
meter sollen von der Conjugata diagonalis abgezogen werden? Es soll
um so mehr abgezogen werden, als die Symphyse hoch ist, das Pro-
monterrum hoch steht und die Beckeuneigung eine geringere ist. Am
Schlusse seiner Besprechung kommt Verf. zur Ueberzeugung, dass so-
wohl in der Gravidität als unter der Geburt die exakte Messung des
kindlichen Schädels auf grosse Schwierigkeiten stösst und dass man
auch bei annähernd exakter Messung Irrthümer bezüglich Festigkeit
der kindlichen Kopfknochen sowie. der Conjugata vera begehen kann.
Dubrisay (7) misst mit dem Kephalometer von Budin die
vorspringenden Punkte der Stirne und des Oceiput, zieht von dieser
Länge die Dicke der Bauchdecken ab und erhält so den F. O. Durch-
messer. Zieht man von der Länge des F. O. 2,5 cm ab, so erhält
man den biparietalen Durchmesser. Auf 16 Messungen ergab die
Kontrollmessung 24 Stunden nach der Geburt 14mal eine Ueberein-
stimmung mit dem ersten Maasse. In der Diskussion hebt Fochier
hervor, dass beim platten Becken der Kopf sich nicht mit dem biparietalen
Durchmesser einstelle und dessen Kenntniss demnach unnütz sei. Ausser-
dem solle man die Kompressibilität des Kopfes nicht vergessen.
Denys (5) hält die Schätzung des Diameter biparietalis des
kindlichen Kopfes in graviditate et partu für ungenügend, wenn die
länge dieses Durchmessers nach der Zeit der Schwangerschaft be-
stimmt wird. Seine Gründe sind folgende: 1. Die Zeit der Schwanger-
schaft kann nur in einer Grenze von einem Monat bestimmt werden,
denn die Befruchtung des Eies findet nicht immer wie gewöhnlich an-
genommen wird fünf Tage nach den letzten Menses statt, sondern auch
556 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
wenige Tage vor den zum ersten Male ausgebliebenen Menses. Aus
diesem Grunde können Irrthümer in der Schätzung des biparietalen
Durchmessers von 9—10 mm vorkommen. Ausserdem nimmt die Länge
des biparietalen Durchmessers zu mit der Grösse des Kindes; Knaben
haben grössere Köpfe wie Mädchen; bei Beckenendlagen ist der parietale
Durchmesser länger wie bei Kopflagen. Noch viel unsicherer scheint
die Methode der Schätzung des biparietalen Durchmessers nach dem
Gewicht des Fötus. Die Tabelle, welche von Hecker, Ribemont
und Lepage konstruirt wurde, giebt keineswegs sichere Resultate.
Abgesehen davon, dass das Gewicht des Fötus gar nicht immer der
Zeit der Schwangerschaft entspricht, kommt es auch vor, dass Föten
von bestimmtem gleichem Gewicht in der Länge des biparietalen Durch-
messers um 2 cm differiren können.
Ahlfeld’s Methode der Berechnung des biparietalen und bitem-
poralen Durchmessers aus der Länge des Fötus bei direkter Messung
dieser Länge ist öfters nicht anzuwenden aus folgenden Gründen:
1. kann das obere Ende des Fötus nicht genau fixirt werden bei
starker Spannung der Bauchdecken und Uteruswand; 2. kann das untere
Ende nicht bestimmt werden bei hochstehendem vorangehendem Theil,
was namentlich bei engem Becken häufig vorkommt. Ausserdem ist die
Distanz vom Coccyx bis zum Scheitel des Fötus von der Haltung des
Fötus abhängig und beträgt die Länge des Fötus keineswegs immer
das Doppelte der Länge vom Coccyx zum Scheitel.
Das Verfahren der Einpressung von P. Müller sucht
weniger die Grösse des kindlichen Kopfes zahlenmässig anzugeben
als vielmehr auf jeden Einzelfall angewandt die Beziehungen des
Volums des kindlichen Kopfes zum Raum des mütterlichen Beckens
zu bestimmen. (Nach der Beschreibung des Verfahrens, welche Denys
giebt, entspricht das Verfahren keineswegs dem von P. Müller in
der Berner Klinik geübten und beziehen sich demnach die meisten
nachfolgenden Bemerkungen nur auf die Pariser Modifikation des
P. Müller’schen Verfahrens. Ref.)
Das Pariser Verfahren besteht in einer Einpressung des Kopfes
mit der einen Hand und Austastung des zwischen Kopf und Symphyse
übrig bleibenden Raumes mit der andern Hand von den Bauchdecken
her. Verfasser hält dieses Verfahren für ungenügend in allen Fällen
von Beckenenge nach dem Geburtsbeginn, weil alsdann eine Einpres-
sung des Kopfes nicht mehr möglich ist.
Bei nervösen Frauen ist das Verfahren ohne Chloroformnarkose
unausführbar.
Diagnose der Geburt. 557
Das Verfahren ist schwierig auszuführen bei dicken Bauchdecken
bei Hydramnios, bei Tumoren im Beckeneingang und bei Placenta
praevia. Bei doppeltem Promontorium scheint oft zwischen Kopf und
Symphyse reichlich Raum zu sein, während die Messung des wahren
C. v. das Gegentheil ergeben müsste. — (Gerade die letzten Punkte
gelten nicht für das P. Müller’sche Verfahren, weil das Resultat
der Einpressung durch eine kombinirte Untersuchung festgestellt wird
und dadurch Trugschlüsse ausgeschlossen sind. Ref.)
Die Cephalometrie externe von Tarnier besteht in einer
direkten Messung des fronto-oceipitalen Durchmessers durch die Bauch-
decken. hindurch und Berechnung des biparietalen Durchmessers aus
der Länge des erhaltenen Maasses.
Dieses Verfahren ist ausgeschlossen bei ins kleine Becken ein-
getretenem Kopf, bei Gesichts- und Stirnlagen sowie bei Schief- und
Querlagen, bei welchen stets nur ein Ende zu berühren ist. Zur Be-
rechnung der Länge des fronto-occipitalen Durchmessers sind für die
Dicke der Weichtheile vom erhaltenen Maasse folgende Werthe abzu-
ziehen:
Für Frauen mit geringem Panniculus 2—3 mm
5 H „mittlerem 3—4 „
J e „ starkem n 5—6 ,
Da durch die Konfiguration des kindlichen Schädels der biparie-
tale Durchmesser verkleinert wird, so ist die wahre Länge des biparietalen
Durchmessers — der post partum gewonnenen Länge + x; x = die
Länge, um welche der biparietale Durchmesser in den ersten drei Tagen
p. p. zunimmt. Nach Denys beträgt x empirisch bestimmt 3 mm.
Um den biparietalen Durchmesser aus dem fronto -occipitalen
zu berechnen, bedarf es eines Abzuges von 2!/s—2°jı cm am Ende
der Schwangerschaft.
Bei 81/2 Monat beträgt der Abzug 2,5 cm
Bei 8 Mona ,, e we JS 2
Bei 7!/2 Monat , De „ 19 „
Bei 7 Monat , 3 „ 18 „
Der Pr&henseur-Levier-Mensurateur von Faraboeuf
als Messinstrument ist nur bei vollständiger Erweiterung des Cervikal-
kanals anwendbar. Dieses Instrument giebt Aufschluss über die Länge
des biparietalen Durchmessers, sowie über die Möglichkeit der Ver-
kleinerung des kindlichen Schädels.. Seine Nachtheile sind einmal die
Unmöglichkeit der Anwendung bei Beckenenge, bei geschlossenem
558 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Cervikalkanal, bei stehender Blase. Die Anwendung an der lebenden
Frau ist schwierig und lange dauernd. Auch das Abnehmen des In-
strumentes ist oft mit den grössten Schwierigkeiten verbunden, was
namentlich in denjenigen Fällen Berücksichtigung verlangt, wo eine
andere Operation nöthig wäre.
Knapp’s (10) Untersuchungen ergaben, dass bei Neugeborenen
die Auskultation mit freiem Ohr vorzuziehen ist, da eine genaue An-
passung des Phonendoskops in Folge der Unruhe der Kinder ganz un-
durchführbar ist; nur bei Asphyxie könnte die Verstärkung der oft
kaum wahrnehmbaren Herztöne erwünscht sein. Das Phonendoskop
verstärkt aber nicht nur die Gehörwahrnehmungen, sondern modifizirt
auch deren Klangfarbe. Mit der Verstärkung im Allgemeinen, die
ein Vortheil ist, hängt aber auch ein Nachtheil zusammen: die Ver-
stärkung der einzelnen Nebengeräusche, welche vielfach störend em-
pfunden wird; dadurch wird auch das längere Untersuchen empfindlich
und anstrengend. Bewährt hat sich das Instrument bei Schwangeren
zur Auskultation der kindlichen Herztöne, namentlich zur genauen
Bestimmung der Stelle der grössten Deutlichkeit; dies kann vortheil-
haft sein bei Zwillingsfrüchten (mit zwei Instrumenten oder nur einem,
wenn das freie Ohr gleichzeitig die andere Stelle abhorcht) sowie zur
Differentialdiagnose zwischen Geräuschen aus dem kindlichen Herzen
und aus der Nabelschnur. Fanden sich z. B. an richtiger Stelle ab-
gegrenzte Herztöne, an einer entfernten aber synchrone Geräusche, so
müsste man an Störungen in der Cirkulation des Nabelstranges denken,
im umgekehrten Falle an einen (seltenen) fötalen Herzfehler. Weiter
kann auch bei intra-uteriner Asphyxie das Phonendoskop zweckmässig
sein, obwohl es hier entbehrlich ist, ebenso wie bei Bestimmung der
Uteringeräusche, der physiologischen Athembewegung des Kindes etc.
Auch bei Hydramnios und tetanischer Kontraktion des Uterus lässt das
Phonendoskop im Stiche. Bezüglich der Frühdiagnose bei Schwanger-
schaft (nach Löhlein) sind weitere Untersuchungen nothwendig. Die
Einführung des Instruments in die Vagina wird widerrathen.
Boyer (2) giebt zunächst einen Ueberblick über die gegen-
seitigen Beziehungen zwischen Zwillingen in demselben Amnios und
den Teratomen, woraus hervorgeht, dass Wareste der erste war,
welcher damit die Existenz von Zwillingen in derselben Amnionhöble
als sicher erwiesen darstellte. Aus diesen Untersuchungen geht zunächst
hervor, dass das Vorkommen von Zwillingen in ein und demselben
Amnion auf pathologischer Befruchtung im Sinne einer Ueberladung
des Keimbläschens mit mehreren Spermatozven und nicht auf Super-
Se
Diagnose der Geburt. 559
fotation beruht. Dies gilt für eine eineiige Zwillingsschwangerschaft
mitund ohne Amnionscheidewand. Während früher angenommen wurde,
dass aus zwei verschiedenen Eiern aus Zufall einmal ein Teratom ent-
sichen können, gilt heute die Theorie, wonach aus einem Ei, welches
von Anfang an zwei Primitivstreifen bildet, aus Zufall kein Teratom
sondern immer zwei gut geformte Zwillinge in ein und demselben
Amnion entstehen.
Die Placenta der eineiigen Zwillinge ist einfach; nur bei eineiigen
Zwillingen mit einem Amnion sieht man auf der fötalen Placentar-
fläche gelegentlich eine Erhebung des Amnion. Zwischen den beiden
Früchten bestehen Kommunikationen der Gefässsysteme namentlich bei
einer einzigen Eihöhle. Diese Gefässkommunikationen sind oberfläch-
liche und tiefe.
Die Insertion der Nabelschnur findet central statt, beide Nabel-
schnüre neben einander bei einem Amnion; dagegen peripher oder
velamentös bei zwei Amnion. Die beiden Nabelschnüre können bei
Zwillingen mit einem Amnion mit einander zu einem Knoten ver-
schlungen sein. Auch können sich die Nabelschnüre der beiden Kinder
gegen die Placenta hin zu einem einzigen Strang vereinigen.
Das Vorkommen von Zwillingen in ein und derselben Eihöhle ist
selten. Das Fehlen der Anınionscheidewand wird vielfach durch Ruptur,
Usur etc, erklärt. Eine bessere Hypothese ist folgende: Die beiden
Föten bilden je ein Amnion; allein bevor sich die Amnien geschlossen
haben, kommen dieselben in gegenseitigen Kontakt und verschmelzen
und bilden durch gemeinsames Weiterwachsen eine gemeinsame Am-
nionhöble.
Immerhin beweisen Fälle von Braun, Tarnier und Osment,
sowie Lebedeff, dass Rupturen einer Amnionscheidewand auch vor-
kommen. Was die Föten anbelangt, so sind dieselben ausnahmslos
von gleichem Geschlecht. Meist sind beide Föten gleich stark ent-
wickelt. In anderen Fällen beruht die ungleiche Entwickelung auf
ungleicher Vertheilung der Gefässe, alsdann erkranken meist beide
Zwillinge, der grössere an Herzerkrankungen, der kleinere an Leber-
erkrankungen. Diese Zwillinge in einem Amnion stehen in naher Be-
ziehung zur Entwickelung von Teratomen. Vereinigen sich die beiden
Primitivstreifen. so entsteht die Doppelmissbildung; bleibt bei einer
derartigen Verbindung der eine der Föten in seinem Wachsthum zu-
rück, so entstebt ein Parasit etc.
Es sterben und maceriren 3 mal mehr eineiige Zwillinge wie zwei-
560 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
eiige Zwillinge. Im Allgemeinen stirbt nur ein Fötus ab. Die Geburt
des zweiten Fötus folgt derjenigen des ersten sofort.
Thorn (17) schreibt: Bei einer Frau mit allgemein ungleichmässig
verengtem Becken, welche schon einmal eine sehr schwierige Entbin-
dung hatte durchmachen müssen, war zur Einleitung einer künstlichen
Frühgeburt eine Bougie eingelegt worden, doch schritt die Geburt nicht
vorwärts, Als am fünften Tage mekoniumgefärbtes Fruchtwasser ab-
ging und das Kind gefährdet zu sein schien, schob Thorn in die für
zwei Finger durchgängige Cervix einen Barnes’schen Dilatator ein,
welcher der Kürze wegen mit Luft aufgeblasen wurde. Fast unmittel-
bar darnach trat eine Wehe ein, der Dilatator barst unter erheblicher
Detonation und im selben Augenblick schrie das Kind und zwar in
zwei Absätzen etwa dreimal. Die Töne klangen wie aus einer Versen-
kung, waren aber so deutlich, dass sie von allen Anwesenden gehört
wurden. Es wurde ein zweiter Dilatator eingelegt, dabei entwich
etwas mit Lufiblasen gemischtes Wasser, die kindlichen Herztöne
blieben gut, es setzten Wehen ein und nach 12 Stunden wurde spontan
ein gesunder Knabe geboren. — Verf. bespricht nun ausführlich die
Entstehung des Vagitus und kommt zu dem Schluss: der schreiende
Fötus hat nicht durch die Lunge geathmet; er war apnoisch und befand
sich in völliger Euphorie; er hatte keinerlei Bedürfniss, seine unge-
störte placentare Athmung durch die Lungenathmung zu ersetzen; er
hat unter dem Einfluss des mächtigen Reizes, welchen die dem Dilatator
unter grosser Gewalt entströmende Luft in seinen grossen Luftwegen
und auf seiner Körperoberfläche, vielleicht auch durch die Detonation
an sich setzten, seinem Unlust- oder Schmerzgefühl durch kurze exspi-
ratorische Töne Ausdruck gegeben. Die so erzeugten Töne sind nichts
anderes als das Produkt einer Reflexwirkung gewesen. Wahrscheinlich
giebt es noch eine zweite Art von Vagitus, wo Störungen in der pla-
centaren Cirkulation leichtere Grade von Asphyxie erzeugen und wo
gleichzeitig stärkere äussere Reize den Fötus zur Schmerzäusserung be-
wegen.
—
VT
a)
O
10.
Mechanismus der Geburt. 561
c) Mechanismus der Geburt.
. Bodon, Ueber einen Fall von Geburt bei Transpositio viscerum totalis nebst
einigen Betrachtungen über die Lage der Gebärmutter. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 20, pag. 592.
. Botkowskaia, Des occipito-postérieures: étude statistique. Thèse de
Paris.
. Commandeur, Étude sur le detroit superieur du basin normal dans la
région Iyonnaire. Ann. de Gyn. et d'Obst. Tom. XLVII. Mai et Juni.
. Corson, Some clinical jottings on five hundred cases of labor. Amer.
Journ. of Obst. Feb., pag. 175.
. Coumol, Contribution à l'étude de la presentation de la face. Thèse de
Parijs.
. Davidson, A. (Los Angeles, California), Warum stellt sich der Fötus mit
dem Kopfe ein? Glasgow med. journ. 1895, Juni. (Nichts Neues.) Nach-
trag zum Litteraturverzeichniss.
. Davis, Abnormal rotation of the occiput. The Philadelphia Policlinic.
December 1896, pag. 511.
. Drejer, Lidt om amigtsfödslen og dens behandling (Gesichtslagen). Norsk
magazin for Laegevidenskaben. Marts, Nr. 3.
. Gessner, Adolf, Zur Aetivologie der Gesichtslage. Aus den Verhandl. d.
Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. zu Berlin. Sitzung v. 23. April. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 2, pag. 322.
Holm, T., Ueber Ursache, Verlauf und Therapie der hinteren und vor-
deren Scheitelbeineinstellung unter Benützung von Beobachtungen der Mar-
burger Frauenklinik. Diss. Marburg 1896. Vide auch Verlauf der Geburt.
. Hirous, Selected cases from hundred consecutive confinements. The
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Nr. 4, pag. 437.
. Magnani, Contributo allo studio delle cause di flessione in presentazione
di vertice. Gazz. med. di Torino, Nr. 18—19. (Herlitzka.)
. Pinard, Varnier, Champetier de Ribes, Presentation de quatre
coupes congélés pour démontrer l'attitude de la tête au détroit supérieur
et le méchanisme de l'engagement. Ann. de Gyn. et d’Obst. Novembre,
pag. 442.
, Routh, Parturition during Paraplegia with Cases. Transact. of the Obst.
society of London. Vol. XXXIX, Part. III, for June & July, pag. 191.
. Stewart, Robert W., Occipito-dextroposterior position of the fetal head.
The Amer. Journ. of Obst. and Diseases of Women and Children. April.
. Wilson, Reynold, The factors concerned in causing ultimate rotation in
occipito-posterior positions. Amer. Journ. of Obst. February.
Routh (14) berichtet zunächst über einen Fall von Geburt
wäbrend Paraplegie. Die komplette Paraplegie entstand im VII.
Schwangerschaftsmonat durch Läsion des Rückenmarks unter dem
VL Dorsalwirbel. 261 Tage nach den letzten Menses und 2 Monate
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 36
562 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
nach Eintritt der Paraplegie begann die Geburt ohne irgendwelche
Schmerzen. Die Eröffnungsperiode dauerte 10 Stunden, die Aus-
treibungsperiorde 4 Stunden. Die Placenta folgte 5 Minuten nachher
durch leichte Expression. Beim Durchtritt des Kopfes durch die Vulva
fühlte Patientin keinen Schmerz. Die Wehenpausen fehlten oft.
Anfangs kontrahirte sich der Uterus p. p. ungenügend. Involution und
Laktation waren normal. Der Tod erfolgte nach 6 Monaten. Alsdann
erwähnt Routh die in der Litteratur erwähnten ähnlichen Fälle,
die Experimente von Golz und Simpson und die Geburten nach
dem Tode der Mutter, und gelangt alsdann zu folgenden Schlüssen:
1. Der Geburtsvorgang ist theils ein automatischer, theils ein
reflektorischer Vorgang.
2. Es bedarf keiner direkten Verbindung mit dem Gehirn, um
eine koordinirte Uteruskontraktion hervorzurufen. Das Gehirn scheint
die Zeiträume zu reguliren, in welchen sich die Wehen wiederholen.
3. Zum regelmässigen Wechsel zwischen Kontraktion und Er-
schlaffuug dient vornehmlich die Verbindung des Uterus mit der
Lumbaranschwellung des Rückenmarks.
4. Es scheint wahrscheinlich, dass der Uterus seinen Inhalt
automatisch entleeren kann. Aber bei Abwesenheit der Reflexe würde
die ganze Geburt unregelmässig und unvollständig sein.
b. Die Laktation ist nicht allein vom Nervensystem, sondern
auch von chemischen Veränderungen des Blutes abhängig und diese
von der chemischen Veränderung der Muskelfasern.
Commandeur (2) bringt eine Studie über das normale Becken
in der Gegend von I,yon und hebt zunächst hervor, dass die Conjugata
vera am wenigsten vaiirrt. Unter den Becken, welche sich zwischen
den unteren Graden des mittleren Beckens und den ersten Graden
des engen Beckens befinden, zeigen allerdings alle Durchmesser eine
Reduktion, aber am wenigsten die Conjugata vera. Der quere Durch-
messer des Beckeneingangs kann bis auf 12,2 und die schrägen Durch-
messer bis auf 11,3 sinken.
Commandeur theilt alle normalen Becken in verschiedene Klassen
wie folgt:
platte 12.
ohne Veränderung
der C. v. 8.
allgemein vergrössert 2.
| allgemeine Grösse 16.
I. Grosse Becken 38, theilen sich in
Mechanismus der Geburt. Kr
normal 17.
| platt 17.
II. Mittlere Becken 46, theilen sich in | ohne besondere Ver-
| änderung der C. v. 8.
allgemein vergrössert 2.
Ohne besondere Verände-
rung des schrägen Durch-
messers 2.
| allgemein klein 4.
HI. Kleine Becken 10, theilen sich in à ohne besondere Ver-
| kürzung der C. v. 6.
Nach diesen Untersuchungen (helt Commandeur die Becken
ein in
1. Becken von normalem Typus.
2. Platte Becken.
3. Becken mit konstanter Conjugata vera.
4. Kreisförmige Becken.
5. Als sehr seltene Form, Becken mit Vorherrschen des schrägen
Durchmessers.
Die Conjugata vera beträgt in 42°/o 10—11 cm.
a A e „ in 230/0 weniger als 10 cm.
a A 2 „ in 36 °/o mehr als 11 cm.
Hieraus ist ersichtlich, wie schwierig es ist, eine mittlere Durch-
schnittslänge der C. v. anzugeben.
Der quere Durchmesser variirt zwischen 12,3—19,5 cm; dieser
Durchmesser ist im Allgemeinen konstanter als die C. v., mit welcher
der quere Durchmesser oft im umgekehrten Sinne wechselt d. h. bei
Verkürzung der C. v. tritt oft eine Verlängerung des queren Durch-
messers des Beckeneinganges auf.
Die mittleren als klassisch geltenden Angaben über die Länge
des queren Durchmessers des Beckeneingangs sind im Allgemeinen
zu klein.
Die schrägen Durchmesser zeigen uns Schwankungen zwischen 11,3
und 15 cm. Auch dieser Durchmesser ist in den Lehrbüchern im
Allgemeinen zu klein angegben.
Aus seinen Beobachtungen stellt Commandeur für die Um-
gebung von Lyon folgende Mittelmaasse auf:
36*
564 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Conjugata vera 10,85
Diameter transversus 13,75
Diameter obliquus 12,79.
Botkowskaia (2) bearbeitete statistisch das Material der Tarnier-
schen Klinik, welches sich in fünf Jahren auf 6766 Geburten beläuft,
worunter 1255mal Hinterbauptslagen mit abnormaler Rotation beob-
achtet wurden. Von der Berechnung wurden alle Kinder weggelassen,
deren Gewicht unter 2800 g betrug, weil bei kleinen Kindern die Ge-
burt überhaupt nicht zu Störungen Veranlassung giebt. In einem ersten
Kapitel giebt Verf. einen historischen Ueberblick und macht speziell
darauf aufmerksam, dass die in den letzten Jahren erschienenen Pu-
blikationen die alte Lehre von der ungünstigeren Prognose der II.
und IV. Schädellagen erschüttert haben. (Vergl. die in diesem Bande
referirten Dissertation aus der Pinard’schen Klinik von Corinin und
Guerrero.)
In einem weiteren Kapitel bespricht Verf. den Mechanismus der III.
und IV. Lagen:
1. Flexion des Kopfes bis das Kinn das Sternum berührt.
2. Tiefertreten des flektirten Kopfes und Einstellung der Pfeilnaht
in einem schrägen Durchmesser. Der Kopf tritt in dieser Stel-
lung so lange tiefer bis er den Beckenboden berührt.
3. Der Kopf rotirt mit der kleinen Fontanelle nach vorne unter den
unteren Rand der Symphyse.
4. Der Kopf tritt wie bei normaler Hinterhauptslage aus.
Von diesem Mechanismus können folgende Abweichungen kon-
statirt werden:
ad 1. Oft flektirt sich der Kopf in der Halswirbelsäule sehr lang-
sam oder gar nicht.
ad 2. Bei ungenügend flektirtem Kopf rückt der Fötus nicht in
die Tiefe vor.
ad 3. Die kleine Fontanelle rotirt nicht nach vorne; in diesem
Falle dreht sich das Oceiput in die Aushöhlung des Sacrum.
Ausserdem kann die kleine Fontanelle in ihrer Rotation nach
vorne auch über die Mitte der Symphyse nach der anderen Seite gleiten.
— Bei Rotation der kleinen Fontanelle gegen das Sacrum wird sehr
oft die vordere Muttermundslippe zwischen Kopf und Symphyse ein-
geklemmt und wird Ödematös, wodurch einerseits die Rotation ge-
hemmt und andererseits die eingeklemmte Partie nekrotisch wird. Die
Kopfgeschwulst des vorderen Os parietale hemmt oft die Rotation der
kleinen Fontanelle nach vorne.
Mechanismus der Geburt. 565
Tarniersche Klinik, Paris.
== -
Zahl der Geburten 0, a antllere Dauer
BEE Bi Geburtsstunden der Geburten
ea I |
SZ) jpg [Parae 81 6,45 | 1798 Std. 2 Min. : 22 Std. 12 Min.
së) © PBO Yultiparae 109 | 7,9 1066 , , Ju, 35,
523 | |
vi CH
GE ———
EE Iparae 403 | 32,1 | 8112 Std. 2 Min. |20 Std. 30 Min.
SS | II. Lage | |
WE Multiparae 671 9535 ' 8300 „ e In 25 ,
EEE | Id i
Mittlere Geburtsdauer bei: |
484 Primiparen 38,55 ‚10210 Std. — Min. 21 Std. 30 Min.
771 Multiparen 61,4 | 9766 , — , 113 , 30,
Entbindung mit Zange 70,
wovon:
52 Primiparae = 10,75
18 Multiparae = ZA |
Aus dieser Statistik zieht Verf. folgende Schlüsse:
Auf fünf Geburten findet man einmal eine Hinterhauptslage mit
nach hinten gerichtetem Hinterbaupt. Häufiger findet man das Hinter-
haupt nach rechts hinten als nach links hinten. Bei den Geburten
mit dem Hinterhaupt nach hinten dauern diejenigen mit dem Hinterhaupt
nach links hinten 1 Std. 22 Min. länger bei Primiparen und 2 Std.
10 Min. (im Mittel) länger bei Multiparen als bei den gleichen Be-
dingungen und einer Stellung des Hinterhauptes nach rechts hinten.
Die mittlere Dauer für Erstgebärende ist 21 Std. 30 Min., für Mehr-
gebärende 13 Std. 30 Min. Auf 1255 Geburten mit dem Hinterhaupt
nach hinten fallen 27 Todgeburten oder Todesfälle des Kindes inner-
halb der 36 ersten Stunden p. part., dies ist gleich 20 o Mortalität der
Kinder gegenüber 1°/o bei normalen Lagen. 63 mal = 5°/o wurden
Dammrisse konstatirt. Die Geburt musste 85 mal künstlich beendigt
werden. — Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die Geburt ungefähr
fünf Stunden länger dauert als bei einer Stellung des Hinterhauptes
nach vorne und deshalb für Mutter und Kind ungünstiger ist. Unter
den 1255 Geburten mit dem Hinterhaupt nach hinten drehte sich das-
selbe 18mal nicht nach vorne, sondern diese Geburten kamen als
Hinterlauptelagen mit dem Hinterhaupt nach hinten zur Beendigung.
Diese 18 Fälle betreffen 11 Mehrgebärende und 7 Eratgebärende.
566 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Die mittlere Dauer beläuft sich für Mehrgebärende auf 13 Std.
10 Min, für Erstgebärende 24 Std. 11 Min. Dabei starben bei
einer Primipara und einer Multipara je ein Kind unter der Geburt ab;
zwei waren asphyktisch. Bei drei Erstgebärenden und einer Mehr-
gebärenden fand sich ein grosser Dammriss. In einem weiteren Kapitel
bespricht Verf. die Diätetik dieser Geburten: Wenn immer möglich»
soll die Geburt exspektativ geleitet werden. Dreht sich das Hinter-
haupt nicht nach vorne nach völliger Dilatation des Muttermundes, so
soll manuell das Hinterhaupt während einer Wehe nach vorne rotirt
werden. Gelingt diese manuelle Rotation nicht, so soll die Zange zu
Hilfe genommen werden.
Stewart (15) glaubt bei der Leitung einer Hinterhauptslage mit
abnormaler Rotation (kleine Fontanelle nach hinten) sei der alte Satz,
wonach die Geburt exspektativ behandelt werden soll, zu verwerfen.
Dagegen soll möglichst frühzeitig und auch später, wenn immer mög-
lich, die abnormale Lage korrigirt werden. Stewart beobachtete
unter 100 Geburten 28 mal eine Hinterhauptslage in II. Stellung 2. Unter-
art. Als Ursachen des Ausbleibens einer Rotation des Hinterhaupts
nach vorne fand Stewart: 1. Rotation des kindlichen Rückens nach
dem Rücken der Mutter; 2. Erschlaffung des Beckenbodens; 3. Ein-
klemmung des Kopfes zwischen die Tubra ossium ischii; 4. enges Becken;
5. Deflexion des kindlichen Kopfes.
Sind wir genöthigt, eine derartige Diagnose zu stellen, so soll ein
andauernder Versuch gemacht werden, den Kopf in Flexion zu erhalten.
Unter Umständen soll in Narkose die ganze Hand in die Vulva ein-
geführt werden.
d) Verlauf der Geburt.
1. Bayer, Uterus und unteres Uterinsegment. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, Heft
1, pag. 13.
2. Bodon, K., Ueber einen Fall von Geburt bei Transpositio viscerum totalis
nebst einigen Betrachtungen über die Lage der Gebärmutter. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 20, pag. 561.
3. Colmogoroff, Geburtsverlauf und weitere Beobachtungen nach einer
Ventrofixation des Uterus. Centralbl. f. Gyn. Nr. 14, pag. 713.
4. Corinin, Étude statistique sur la durée et le prognostic de l’accouche-
ment dans le dégagement en occipito-sacree. These de Paris 1896.
sr
a |
Ke
19.
ll.
cerum:
Verlauf der Geburt. 767
. Dallmeyer, H., Schwangerschaft und Geburt bei abgestorbener Frucht.
Diss. Halle 1896.
. Embacher, F., Die Länge der Dauer der Geburt und ihr Einfluss auf
das kindliche Leben. Diss. Königsberg 1896.
. Fenoni, Il parto podalico nella clinica ostetrica de Pavia. Ann. di Ost.
e Gin. Agosto Nr. 8.
. v. Franque, O., Cervix und unteres Uterinsegment. Stuttgart, F. Enke.
. Griffith and Lea, On breech presentation with extendet legs. Transact.
of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, Part. I, January-February.
Guerero, Étude statistique et clinique sur la durée et le prognostic du
travail de l'accouchement dans les variétés postérieures de la presentation
du sommet. These de Paris 1896.
v. Herff, „Unteres Uterinsegment* und „Kontraktionsring“. Münchn.
med. Wochenschr. Nr. 44.
2. Holm, T., Ueber Ursache, Verlauf und Therapie der hinteren und vor-
deren Scheitelbeineinstellung unter Benutzung von Beobachtungen an der
Marburger Frauenklinik. Diss. Marburg 1896.
. Jullien, J., Documents statistiques concernant l'étude des grossesses
gémellaires. Thèse de Paris (conf. Kindeslagen und Nachgeburtsperiode.)
. Klein, G., Die „Hängelage* vor drei Jahrhunderten. Centralbl. f. Gyn.,
Nr. 45, pag. 1350. (Klein macht darauf aufmerksam, dass eine Art Hänge-
lage in zwei Abbildungen in dem Buche von Scipione Memorio dar-
gestellt wird. Diese Bilder finden sich auch wiedergegeben im Ploss-
schen Werk „das Weib in der Natur- und Völkerkunde“ auf pag. 100 u. 150
mit folgenden Zusätzen: „Auch sind seine (des Memorio) Darstellungen,
wie man die Kreissende bei schweren Entbindungen lagern solle, in hohem
Grade absonderlich.. So müssen nach seiner Vorschrift solche Frauen,
welche sehr fett sind, sich auf den Fussboden hinknieen und sich so weit
nach hintenüber legen, dass ihre Schultern und ihr Kopf auf einem unter-
geschobenen Kissen ruhen, während die Ellenbogen dem Fussboden auf-
liegen und den Körper stützen helfen (pag. 100, 101).*
. Mahler, J. (Budapest), A korai burokrep des befolyása a szülésre és
gyerme ágyra. (Ueber Einfluss des frühzeitigen Blasensprunges auf Ge-
burt und Wochenbett) Bäba-Kalanz, Nr. 7—8. (Temesväry.)
6. Müller, L., Eine Geburt bei Uterus septus. Diss. Marburg.
i. Truzzi Ettore, Della estrazione podalica del foeto. Verhandl. d. ital.
Ges. f. Geb. u. Gyn. nach der Tagung vom 20.—23. Oktob. 1896.
. Vittinghoff, H., Die Eigenthümlichkeiten im Verlaufe der Schwanger-
schaft und Geburt missbildeter Früchte. Kasuistische Beiträge u. Beob-
achtungen der Marburger Frauenklinik. Diss. Marburg.
Bodon (2) berichtet über folgenden Fall bei Transpositio vis.
Erste Geburt verlief normal. Die zweite Geburt ging bei der mittel-
grossen Frau, deren Becken normale Maasse zeigte, ganz glatt. Der
Fundus uteri neigte nicht in die rechte, sondern in die linke Bauch-
568 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
hälfte, und auch die Rotation der Gebärmutter hatte im entgegenge-
setzten Sinne stattgefunden. Diese letzteren Thatsachen sprechen denn
auch für die Theorie, nach welcher 1. das Rektum im oberen Theile
des Beckens linkerseits liegt und folglich im gefüllten Zustand den
linken schrägen Durchmesser verengt und 2. die Basis des Mesen-
teriums von rechts unten nach links oben verläuft und dementsprechend
die Därme, die mehr in die linke Bauchhälfte zu liegen kommen, die
Gebärmutter nach rechts drängen.
Beim Neugeborenen sowie beim älteren Kinde lagen die Brust-
eingeweide ganz normal. |
Embacher (6) benutzt zu seinen Untersuchungen über die Länge
der Geburtsdauer nur Schädelgeburten, weil bei diesen mit Recht an-
genommen werden kann, dass, wenn nicht gerade aussergewöhnliche
Missverhältnisse zwischen Geburtswegen und Geburtsobjekt obwalten,
grobe pathologische Vorgänge am leichtesten auszuschliessen sind. Der
Arbeit liegen 1024 Schädelgeburten zu Grunde, Dieselben sollen einzig
zur Beantwortung der Frage herangezogen werden: „Giebt es auch bei
einer Geburt, die ohne pathologische Komplikationen verläuft, Um-
stände, welche den Placentarverkehr bedrohen, und in welchem Ver-
hältnisse stehen dieselben zu der Länge der Dauer einer solchen
normalen Geburt?“
I. Die Geburt dauerte bei 1024 Kindern zusammen 15671
Stunden, also im Durchschnitt bei einem Kinde 15,30 Stunden.
II. Bei einem Knaben dauerte die Geburt durchschnittlich 16,0
Stunden.
II. Bei einem Mädchen dauerte die Geburt durchschnittlich 14,50
Stunden.
Die Differenz in der durchschnittlichen Länge der Dauer
der Geburt bei einer männlichen und einer weiblichen Frucht
beträgt darnach 1,5 Stunden.
IV. Die Geburt dauerte bei einer Primipara durchschnittlich 19,75
Stunden.
V. Die Geburt dauerte bei einer Multipara durchschnittlich 10,77
Stunden.
VI. Dauer der Geburt für einen Knaben einer Primipara 20,47
Stunden.
VII. Dauer der Geburt für ein Mädchen bei einer Primipara durch-
schnittlich 18,88 Stunden.
VIII. Dauer der Geburt für einen Knaben bei einer Multipara durch-
schnittlich 11,02 Stunden.
Verlauf der Geburt. 769
IX. Dauer der Geburt bei einer Multipara für ein Mädchen 10,52
Stunden.
Für alte Primiparae wurde gefunden:
X, Dauer der Geburt für einen Knaben 27,83 Stunden.
XI. Dauer der Geburt für ein Mädchen 27,84 Stunden.
Ausserdem fanden sich unter 146 von alten Primiparen geborenen
Kindern 90 Knaben und 56 Mädchen, somit ein beträchtliches Vor-
wiegen der männlichen Früchte.
Die Austreibungsperiode.
I. Die mittlere Dauer der Austreibungsperiode beträgt 2,93
Stunden.
IL Bei Knaben 2,95 Stunden.
III. Bei Mädchen 2,97 ,
IV. Die Dauer der Austreibungsperiode beträgt im Mittel:
bei Primiparen 3,32 Stunden,
bei Multiparen 1,72 e
V. Bei Primiparen für einen Knaben 3,46 Stunden,
„ ein Mädchen 3,14 =
VI Bei Multiparen für einen Knaben 2,00 Stunden,
„ ein Mädchen 1,48 =
vn. Für alte ee und Knaben 5,42 Stunden,
ne a „ Mädchen 5,55 =
Mit der Höhe des Gewichtes des Neonatus nimmt die
Geburtsdauer erheblich zu.
Unter 1024 Geburten kamen 88 Kinder = 8,59°/o scheintodt
oder todt zur Welt; darunter befanden sich 61 Knaben auf 543
= 11,24°/o und 27 Mädchen auf 481 = 5,61 jo.
Bei 516 Primiparen kamen 59 todt resp. scheintodt = 11,43 Jo.
Bei 508 Multiparen „ 29 „ = 2 = 5,7100.
516 Primiparen lieferten 286 männliche Kinder, davon 42 todte
resp. scheintodte = 14,7°/o und 230 weibliche Kinder, davon 17 todte
resp, scheintodte — 7,39 Din.
508 Mehrgebärende lieferten 257 männliche Kinder, davon 19 todte
resp. scheintodte = 7,39°/o und 251 weibliche Kinder, davon 10 todte
resp. scheintodte = 4,00°/o.
146 alte Primiparen lieferten 90 männliche Kinder, davon 23 todte
resp, scheintodte = 25,55°/o und 56 weibliche Kinder, davon 9 todte
resp. scheintodte = 16,97 jo.
570 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Von 88 Kindern, welche todt resp. scheintodt zur Welt kamen,
wogen 65 mehr als 3250 g. 87°/o der todten resp. scheintodten
Kinder hatten ein verhältnissmässig hohes Gewicht.
Aus diesen Resultaten zieht Verf. folgende Schlüsse:
1. Die Knaben sind bei der Geburt mehr gefährdet als die
Mädchen.
2. Die Früchte Erstgebärender sind in höherem Maasse gefährdet
als diejenigen Mehrgebärender.
3. Die Knaben Erstgebärender in höherem Grade als die Mad.
chen derselben.
4. Die Knaben Mehrgebärender in höherem Grade als die Mad.
chen derselben.
5. Bei allen Erstgebärenden sind die Gefahren für das kindlicbe
Leben am grössten.
6. Mit der Grösse des Gewichts steigt in allen Geburtsfällen die
Gefahr tür das kindliche Leben.
7. Je länger die Dauer der Geburt, um so grösser die Gefahr
für das kindliche Leben.
Jullien (13) kommt bei seinen Untersuchungen über den Geburts-
verlauf bei Zwillingen zu folgendem Resultat:
Die Dauer der Geburt ist länger wie bei der Einkindschwanger-
schaft. Die Ursache liegt 1. in der geringen Kontraktionsfähigkeit eines
allzusehr ausgedehnten Uterus; 2. in der ungenügenden Auflockerung
des Cervikalkanals, weil die Geburt vor dem eigentlichen Ende
der Schwangerschaft beginnt. In den meisten Fällen werden beide
Kinder mit einem kurzen Intervall von ca. 15 Minuten geboren. Die
Geburt des II. Zwillings wird durch den künstlichen Blasensprung be-
schleunigt.
Die Dauer der mehrfachen Geburt ist ferner abbängig vom vor-
aufgegangenen Verlauf der früheren Geburten, sowie von den Kindes-
lagen. 42 der mehrfachen Schwangerschaften wurden erst nach der
Geburt des ersten Kindes diagnostizirt. — Bei 44 Geburten musste
die Geburt künstlich beendigt werden und zwar
14 mal mit der Zange.
19 ,„ mittelst Wendung.
2 ,„ mittelst Embryotomie.
l „ mittelst Frübgeburt bei einem plattrhachitischen Becken.
Dallmeyer (5) berichtet über den Verlauf der Geburt bei abge-
storbener Frucht Folgendes:
Verlauf der Geburt. orl
Im Allgemeinen waren die Wehen gut, oft sogar sebr kräftig und
båufig. 13 mal bestand Wehenschwäche, 1 mal Wehenlosigkeit, letztere
in Folge von hochgradiger Erschöpfung der Mutter, die bald nach der
Geburt an Lungenödem starb (Fall 76), 6 mal Fieber intra partum,
darunter 1 mal nach vorzeitigem Blasensprung, 1 mal bei Tuberkulose
der Mutter, 6 mal bei vorzeitigem Blasensprung; 5 mal kamen Damm-
risse, 1 mal Riss des Frenulums und 1 mal eine geringe Verletzung
der Scheide vor. Im Allgemeinen war der Geburtsverlauf ein rascher
und leichter. 7 mal partus praecipitatus; 3mal wurde die Frucht in
Querlage und duplicato corpore geboren.
Die macerirte Frucht an und für sich erfordert weder
in der Schwangerschaft noch während der Geburt das
Eingreifen ùes Arztes. Da die Geburt in der Regel spontan
und rasch verläuft, da die Geburt selbst bei Querlagen oft ohne
Kunsthilfe allein durch die Naturkräfte beendet wird, so ist ein mög-
lichst exspektatives Verhalten in solchen Fällen anzurathen und ein
Eingreifen, zumal das Zieben an dem vorliegenden Theil wegen der
Gefahr des Abreissens desselben, nach Möglichkeit zu vermeiden.
Holm (12) kommt in seinen Untersuchungen zu folgenden Re-
sultaten :
Von 17 Geburten mit Scheitelbeineinstellung verliefen 8 Geburten
spontan; von diesen 8 Geburten waren 4 Hinterscheitelbeineinstellungen
und 4 Vorderscheitelbeineinstellungen.
Die 4 Hinterscheitelbeineinstellungen, welche normal
verliefen, zeigten Spontankorrektur und Spontanaustritt. Das Verhältniss
der Conjugata vera und des biparietalen Durchmessers des Kinds-
schädela stellt sich für diese Fälle folgendermassen :
8,5 : 7,8; 8,1 : 8,5; 8,3 : 9,0; 8,7: 9,2.
Die Geburtsdauer war in diesen Fällen:
1. 1 Tag 1 Stunde 30 Minuten; 2. 1 Tag 4 Stunden 3 Minuten;
3. 7 Stunden 38 Minuten; 4. 1 Tag 3 Stunden 30 Minuten.
Ein Zurückweichen des hinteren Scheitelbeins über das Promon-
torium wurde nicht beobachtet.
Von den Vorderscheitelbeineinstellungen verliefen vier
ohne jede Kunstbilfe. Das Verhältniss zwischen Conjugata vera und
dem biparietalen Durchmesser betrug:
8,5:9,1; 8,5:8,2; 8,5:9,0; 8,3: 9,0.
Die Geburtsdauer war 3 Tage 20 Minuten; 20 Stunden 4 Mi-
nuten; 13 Stunden 45 Minuten; 23 Stunden 30 Minuten.
572 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
In allen Fällen trat allmählich die Pfeilnaht weiter nach vorn
und unten und drehte sich aus dem queren Durchmesser in den
schrägen Durchmesser.
Müller (16) berichtet über folgenden, in der Ahlfeld’schen
Klinik beobachteten Fall:
Es handelt sich um eine 33 Jahre alte Idiotin, welche vor
10 Jahren einen Knaben geboren haben will, der nach 5 Monaten
starb. Es soll damals 14 Tage lang Wochenbettfieber bestanden
haben. Die Untersuchung ergab ein allgemein verengtes rhachitisches
Becken mit doppeltem Promontorium. Der Uterus stand 20 cm über
der Symphyse und war in die Breite gezogen. Bauchdecken schlaff,
frische und alte Striae, 4 Finger breite Diastase; innere Genitalien
unentwickelt. Der 2 cm lange quergespaltene Muttermund lässt den
Finger ein, der Cervix ist geschlossen. Es besteht II. Beckenendlage
des Kindes. Am 30. Januar wurden deutliche Bewegungen des
kleinen Kindes wahrgenommen. Am 14. Februar findet man von
vorn nach hinten verlaufend im obersten Theile der Cervix eine derbe
Hautwand; rechts dringt der Finger hoch in die Höhe, fühlt überall
glatte Schleimhaut; links kann die Fingerkuppe eben eingehoben
werden, ohne in die Uterushöhle zu kommen. Bei späteren Unter-
suchungen findet sich die linksseitige Oeffnung mehr erweitert; der
Finger dringt bis gegen die Fruchtblase, in der einmal ein kleiner
Theil, dann eine pulsirende Nabelschnurschlinge gefühlt wird. Die
Oeffnung rechts ist durch die ziemlich derbe, zur Seite gedrängte
Scheidewand schwer zugänglich.
Am 15. Februar wurden zur Anregung der trägen Wehen die
Scheidendouchen wiederholt. Der Uterus ist dauernd mässig kontrahirt,
Wehen schwach, auch nachdem die Gebärende zeitweise aufgewesen und
herumgegangen. Obwohl die Geburt am 14. Februar Vormittags 1 Uhr
begonnen hatte, erfolgte der Blasensprung erst am 19. Februar Vor-
‚mittags 8 Uhr, die Geburt des Kindes 8 Uhr 10 Min., die Nachgeburt 8 Uhr
30 Min. Beim Durchtritt durch das Becken befindet sich das Kind in
I. Schädellage. Die Wehen sind unregelmässig, zuletzt kräftig. Die Ex-
pressio placentae wird etwas frühzeitiger vorgenommen, da es dauernd
mässig blutet. Die Placenta ist noch nicht tiefer getreten (1 Std. 20 Min.
p. p.) und ihre Herausbeförderung gelingt erst nach wiederholten Expres-
sionsversuchen, die durch das trommelartig aufgetriebene Abdomen
erschwert werden. Die 245 g schwere, 17,5:14 cm grosse Placenta
lässt keine Defekte erkennen, ist aber ungewöhnlich dünn; das Gewebe
schlaff und blutleer, leicht zerreisslich. Der Uterus zieht sich gut
Verlauf der Geburt. 573
zusammen, erscheint auffallend breit. Blutverlust 1020 g. Nachge-
burtsmechanismus nach Duncan. Dauer der Eröffnungs- und Aus-
treibungszeit 5 Tage 7 Stunden 10 Minuten. Nachgeburtszeit 1 Stunde
20 Minuten. Die Untersuchung am 9. Tage des Wochenbetts (27. Febr.)
stellt Uterus septus fest. Die eine Hälfte lässt die Sonde 12 cm,
die andere 10 cm tief eindringen. Die Scheidewand reicht bis zum
inneren Muttermund, die Placentarstelle beginnt in der linken Hälfte
nahe dem inneren Muttermund. Die männliche Frucht misst 33 cm.
Vittinghoff (13) bringt in seiner Arbeit weniger eine Beschreibung
der einzelnen Missbildungen .als vielmehr eine Zusammenstellung alles
dessen, was für den Verlauf der Schwangerschaft, Geburt, für Diagnose
und Therapie von Wichtigkeit ist. (Wir beschränken uns nur das-
jenige aus dieser Arbeit zu referiren, was in den Rahmen der Physiologie
des Geburtsverlaufes passt.)
I. Hydrocephalie. Fall I. Vpara. Der Schädel zeigte un-
genügende Ossifikation, sehr weite Nähte und geringen Grad von Hydro-
cephalus. Geburt spontan.
Fall II, III, IV. Entwickelung der Föten mittelst Kunsthilfe.
Von den vier in der Anstalt geborenen Kinder waren zwei ausgetragen
und zwei nicht ausgetragen ; zwei wurden todt geboren und zwei starben
sogleich nach der Geburt. Das Fruchtwasser war in allen Fällen
vermehrt.
II. Mikrocephalie mit Encephalocele. Einmal beobachtet.
II. Schädellage. Frühzeitiger Abfluss des Fruchtwassers. Vorfall einer
Nabelschnurschlinge, die nicht mehr pulsirte. Spontane Geburt einer
fast reifen Frucht mit Mikrocephalie, kleiner penisförmiger Ence-
phalocele oberhalb der kleinen Fontanelle und Amniosadhäsionen.
Von den Eihäuten fehlten Decidua und Chorion fast ganz. Die Menge
des Fruchtwassers war anscheinend normal.
Im weiteren wurden bei der Marburger Klinik bei völlig nor-
malem Geburtsverlauf beobachtet:
2 mal Defekt der Kopfhaut.
mal Vererbung eines weissen Fleckes weisser Haare.
mal Hemicephalie.
mal Hasenscharte und Wolfsrachen.
mal Struma.
mal Spaltung des Kehlkopfes.
mal Spina bifida.
mal Situs transversus des Herzens und der Gefässe.
GA Fi ba O GN ki
14 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
1 mal Nabelschnurbruch.
1 mal Strietura duodeni.
3 mal Hypospadie.
3 mal Polydactylie.
1 mal Verkrüppelung der unteren Extremitäten und der rechten Hand.
1 mal linksseitiger Pes varus.
1 mal Mikromelia chondromalacica (bzw. fötale Rhachitis.)
Ausserdem erwähnen wir der Vollständigkeit halber die spontane
Geburt bei Hydramnios und bei Missbildungen.
Guerero (10) konstatirt an Hand der französischen Litteratur,
der er einige englische und deutsche Autoren beifügt, dass Mauriceau,
Smellie, Roederer, Beaudelocque die nachträgliche Umwandlung
einer III. und IV. Schädellage in eine II. resp. I. nicht kannten; dass
Madame Lachapelle diese Drehung beobachtete, allein sich dieselbe
nicht erklären konnte und dass es ein Verdienst Naegele’s ist, über
den Mechanismus dieser Lagen klaren Aufschluss gegeben zu haben.
Guerero konstatirt des ferneren, dass bis zur heutigen Stunde, Velpeau
ausgenommen, die französischen Geburtshelfer ausser Tarnier die
Geburten in III. und IV. Schädellage für Mutter und Kind ungünstig
taxirten. An Hand des Materiales aus dem Hospital Beaudelocque
aus den Jahren 1890, 1891, 1892, welches 975 III. und IV. Lagen
umfasst, kommt Verf. zu folgenden Resultaten:
975 zweite Unterarten von Hinterhauptslagen zerfallen in
746 III. Lagen
229 IV. Lagen.
Diese vertheilen sich auf 563 Erstgebärende
412 Mehrgebärende.
Von den 975 Kindern gelangten zur Geburt
966 in I. u. II. Hinterhauptlage,
2 in III. u. IV. j
4 in tiefem Querstand.
Die Geburt verlief ohne Geburtshilfe in 940 Fällen = 96, 25 2.0
5 e „ ` mittelst Zange „ 30 „ = 3,75°jo.
Die mittlere Dauer der Geburt warfür Erstgebärende 16 Std. 15 Min.
IT „ nm „ ag „ „ Mehrgebärende 9 Std. 2 Min.
Die kürzeste Dauer der Geburt wurde in folgenden Fällen be-
obachtet:
Verlauf der Geburt. 975
Alter Lage Dauer der Geburt,
5. Juli 1891 Mehrgebärende; 22 Jahre; II. 1 Std. 50 Min.
3. August 1891 e 30 ,„ III. 1 „ 4 „
17. Juli 1891 26 ,» IV. 1 „ 50 „
16. Juni 1891 Se 31 7 III. 1 u: 20 ,
27. Sept. 1891 S op n IIL 1,20 „
19. Juli 1891 7 35 ,„ IV. Low — wm
28. August 1890 Primipara 20 „ III. 55 „
Die längsten Geburtszeiten waren folgende:
Alter Lage Dauer der Geburt.
18. Febr. 1890 Primipara 22 Jahre; IV 163 Std. — Min.
5. Juli 1891 e 32: 5 III 111 „ 30 „
24. Juli 1891 mg AR „ HI 107 „ — ,„
3. Sept. 1891 „ 18 „ II 8 „ 55,
6. Jan. 1891 ji 21 ,„ HI 79 — „
24. Dez. 1891 S 23 ,„ IV MÉ w —
Die Geburt mit längster Dauer von 163 Stunden verlief spontan;
Mutter und Kind blieben normal.
Dank der. häufigen Rotation der III. und IV. Schädellagen in
II. und I. Schädellage ist die Prognose dieser III. und IV. Schädel-
lage nicht so ungünstig anzusehen.
Die Dauer dieser Geburten ist im Durchschnitt nicht länger als die
Dauer der Geburten in I. und II. Schädellage.
Diese Geburten sind für die Frauen keineswegs so mühevoll wie
von den Autoren angenommen wurde.
Es muss bei den III. und IV. Schädellagen nicht häufiger künst-
lich eingegriffen werden als bei den I. und II. Schädellagen.
Corinin (4) kommt an Hand der französischen Litteratur zur
Ueberzeugung, dass in Frankreich während des XVIII. und XIX. Jahr-
hunderts die III. und IV. Hinterbauptslagen, soferne sich dieselben nicht
im Verlaufe der Geburt in I. und II. Hinterhauptslagen umwandeln als
Komplikationen mit ungünstiger Prognose angesehen wurden. — Einzig
Madame Lachapelle und Velpeau halten diese Lagen für nicht
besonders gefährlich.
Verf. untersuchte den Verlauf der in III. und IV. Schädellage
beendeten Hinterhbauptslagen aus den Jahren 1896 bis 1897 und
kommt zu folgenden Resultaten:
576 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Unter 10000 Geburten fanden sich 56 Fälle. (Ausgenommen
sind die III. und IV. Schädellagen bei engem Becken.) Diese
56 Fälle stellten sich anfänglich in dem Beckeneingang als III.
Stellungen in 14 Fällen; IV. Stellungen in 13 Fällen; I Stel-
lungen in 8 Fällen; hoher Querstand in 18 Fällen; unbekannt in
8 Fällen. Werden 3 Fälle von Zange ausgeschieden, welche nicht
wegen III. oder IV. Stellung mit langer Geburtsdauer sondern im Interesse
der Mutter gemacht wurden, so musste die Zange in 53 Fällen 3mal
angelegt werden. 8 Kinder starben.
Die mittlere Dauer bei Mehrgebärenden betrug 7 Std. 56 Min.
Die mittlere Dauer bei Erstgebärenden betrug 14 Stunden.
Die mittlere Dauer der Austreibungsperiode bei Mehrgebärenden
ist 35 Minuten.
Die mittlere Dauer der Austreibungsperiode bei Erstgebärenden
ist 2 Std. 11 Min.
Der Verlauf dieser Schädellagen ist in 96,23°/o ein spontaner,
die Dauer der Geburt und Austreibungszeit ist nicht länger als bei
den Hinterhauptslagen mit normaler Rotation.
Die Dauer der ganzen Geburt sowie der Austreibungszeit ist bei
den Erstgebärenden nur um wenig vermehrt, Die Mortalität der Mütter
= 0°fo. Die Mortalität für das Kind ist 1,78°/o gegenüber 0,48 °%/0
bei normalen Geburten. Niemals kamen centraler Dammriss oder gar
ausgedehnte Zerreissungen des Septum recto-vaginale oder des Sphincter
externus vor. Ausser geringen vorübergehenden Temperatursteigerungen
gelangten niemals Urinretention, niemals Blasen- oder Rektumfisteln,
niemals Druckusuren zur Beobachtung.
e) Diätetik der Geburt.
1. Ahlfeld, F. (Marburg), Die Heisswasser-Alkoholdesinfektion und ihre Ein
führung in die allgemeine Praxis. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8.
2. Beuttner, Antisepsis und Asepsis in der Geburtshilfe. Wiener Klinik.
3. Carbonelli, G., Profilassi ortopedica in Ostetricia. L'Unione Medica
Italiana. Torino.
4. Carbajal Antonio, J., Traitement des presentations occipito-postérieurs.
XII. Congrès des sciences medicales à Moscou. Ann. de Gyn. Novembre,
pag. 445.
10.
11.
12.
13.
14.
14a.
15.
16.
17.
18.
19.
Diätetik der Geburt. 577
Collins, Die schmerzlose Entbindung. Leipzig 1896.
Cuthbert, Middleton, D., General management of cases during preg-
nancy and confinefent. Amer. Journ. of Obst. February.
Fothergill, Walcher’s position in parturition. British med. Journal.
London, 31. Octob. Vol. II, pag. 1290. 1896.
. Fürbringer u. Freyhan (Berlin), Neue Untersuchungen über die Des-
infektion der Hände. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 6, pag. 81.
. Gaede, M., Ueber Zwillingsgeburten und unser Verhalten bei der Geburt
des zweiten Zwillings. Diss. Bonn.
Godart, Die geburtshilfliche Aseptik. Policlinique, Nr. 24.
Godson, Cl., Valedietory address on antiseptic midwifery. Lancet,
Jan. 23.
Holm, T., Ueber Ursache, Verlauf und Therapie der hinteren und vor-
deren Scheitelbeineinstellung unter Benutzung von Beobachtungen der Mar-
burger Frauenklinik. Diss. Marburg 1896.
Kriwoschein, Ueber Verpflegung von Kreissenden in den städtischen
Gebärasylen. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
Logothétis, L’antisepsie dans les accouchements et les Sages-femmes.
Rev. med. pharmak. Jan.-Febr.
Leopold, Pinard, Henning, Diskussion über Aeussere Untersuchungs-
methoden. Vom XII. internat. med. Kongress zu Moskau. Sitzung vom
21. August Vormittags. Ref. nach Centralbl. f. Gyn. Bd. XXXVIII, pag.
1135.
Miranda, Antisepsi ed Asepsi in ostetricia. Arch. di Ost. et Gin. janv.
pag. 12.
Montgomery, E. E., The value of Quinine as an Oxytoxic. Amer. Gyn.
and Obst. Journ. Juni. Nr. 6, pag. 693. (Verf. hält Chinin als vortreff-
liches Mittel zur Verstärkung der Wehenthätigkeit.)
Marshall, Ewing, Medicines in Normal Labour. Ann. of Gyn. and Paed.
Nr. 6, Vol. X. March.
Maire, De la conduite à tenir en présence des mento-posterieures en-
gagées. Thèse Paris.
Mulert, G. (Schöneberg), Ueber die Einschränkung der inneren Unter-
suchung der Gebärenden. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7.
. Pazzi, M., La posizione del parto presso i diversi popoli prima e dopo
l’ era volgure. Bull. delle scienze mediche. Bologna, pag. BIO.
(Herlitzka.)
. Puls, The prophylaxis of the puerperium. Ann. of Gyn. and Paed. janv.
pag. 200. :
. Rossi-Doria, Sulla necessità di preparare la donne al parto. Atti della
Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 187. (Herlitzka.)
Rubeška, W., Ueber den Dammschutz bei der Entwickelung des nach-
folgenden Kopfes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 19, pag. 540.
Schmidt, O., Ueber Steinschnittlage in partu. Centralbl. f. Gyn. Nr. 47.
Schwab, De l'action du sulfate de quinine comme agent oxytocique.
Journ. de Méd. de Paris. 29. Nov. 1896, pag. 570.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 37
578 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
26. Stephenson, The management of labour in twin pregnancies. Scott.
med. and surg. Journ. Jan.
27. Stevens, T. G., Ueber frische Dammrisse. Guy’s hospital reports 1896.
Ref. nach Centralbl. f. Gyn. Nr. 32, pag. 1003.
28. Weir, R. (New York), Ueber die Desinfektion der Hände. Med. record.
April 3. Ref. nach dem Centralbl. f. Gyn. Nr. 36, pag. 1102.
Rube3ka (23) extrabirt das Kind (oder lässt es spontan aus-
treten) mittelst des Mauriceau-Veit’schen oder Wigand-Martin-
schen Handgriffs bis der Mund geboren ist. Dann erfasst die eine Hand,
beim Mauriceau-Veit’schen Handgriff die über den Nacken gelegte,
beim Wigand-Martin’schen diejenige, die exprimirt hat, das Kind
bei deu Füssen und erhebt es stark in die Höhe, der Geburtshelfer
stellt sich etwas zur Seite und die zweite Hand, diejenige, die im
Munde war, kommt mit ausgestreckten Fingern nach Art des Ritgen-
schen Handgriffes auf den Hinterdamm, wäbrend der Daumen in den
Mund auf den Alveolarfortsatz des Oberkiefers zu liegen kommt. Nun
beherrscht die Hand den nachfolgenden Kopf vollkommen und lässt
ihn nur so weit austreten, als es die Elasticität des Dammes erlaubt,
dann aber hält der Daumen kräftig zurück. Die ausgestreckten Finger
drängen den Schädel von hinten her in den Schambogen und ent-
lasten so den Damm. Wenn die grösste Cirkumferenz des Kopfes
zum Durchschnciden gelangt, kann die Hand den Schädel auch wohl
ausserhalb der Wehe herausheben.
Was also bei vorausgehendem Kopfe beide Hände leisten, besorgt
hier die eine und wohl auch mit demselben Erfolg. Weil das Kind
den Mund und die Nase frei hat, kann es athmen; es kann wobl auch
schon jetzt, wenn nöthig, der Schleim aus dem Munde und Rachen
mit einem elastischen Katheter herausgezogen werden, und so hat die
Entwickelung des Kopfes für gewöhnlich keine Eile mehr.
R. Weir (28) hat die verschiedenen Methoden der Desinfektion
der Hände einer experimentellen Kritik unterzogen und findet Sublimat
allein nicht hinreichend, wohl aber in Verbindung mit Alkohol. Sebr
günstig fielen seine Versuche mit einer Methode aus, welche zuerst von
Klein empfohlen, von ihm aber etwas verändert worden ist, indem er
Chlor in statu nascente anwendet. Er nimmt einige Krystalle des
gewöhnlichen kohlensauren Natrons, der Waschsoda, in eine Hand,
streut darauf etwa einen Theelöffel voll Chlorkalk und fügt so viel
Wasser hinzu als nöthig ist, um eine dünne Paste herzustellen, mit
welcher man 2—3 Minuten lang die Hände, Nägel und Vorderarme
Diätetik der Geburt. 579
reibt, so lange bis statt des anfänglichen Wärmegefühls sich im
Gegentheil ein Gefühl von Kälte einstellt und sich die kleinen Körner
des Chlorkalks ganz auflösen. Dann werden die Hände in sterilem
Wasser oder Sublimatlösung abgewaschen. Mit dieser Art sich zu
desinfiziren wurde in 95 °/o aller Versuche völlige Sterilisation der vorher
mit der Reinkultur eines infektiösen Mikroorganismus, z. B. Milzbrand-
oder Cholerabacillen, bestrichenen Hände erreicht.
Godart (10) giebt Vorschriften, welche sich im Allgemeinen mit
den in Deutschland gebräuchlichen decken. Ausserdem hält er es für
nützlich, wenn die Schwangeren in den letzten Wochen vor der Ent-
bindung täglich eine Sublimatausspülung (1:5000) der Scheide vor-
nehmen. Zur Säuberung der äusseren Genitalien wäbrend der Geburt
erachtet er die Seifenwaschung und das Abschneiden der Schamhaare
für genügend.
Stevens (27) führt ausser den gewöhnlichen Gründen für die
Entstehung eines Dammrisses auch die mangelhafte Dehnungsfähigkeit
der Weichtheile an, die zuweilen durch krampfhafte Kontraktionen der
Scheidenmuskeln hervorgerufen wird. In solchen Fällen sollen schon
im Beginn der Geburt bei Einführung des Fingers Kontraktionen des
Scheidenschliessmuskels und des Levator ani ausgelöst werden. Ein-
leitung der Narkose ist die beste Behandlung. Man kann folgende
Gruppen von Dammrissen aufstellen:
1. Gewöhnlich reisst Scheidenschleimhaut und Dammbhaut gerade
in der Mittellinie, dabei pflegt keine Zerfetzung der Wundränder sich
zu zeigen. Hierher gehören auch die Fälle, in denen die Mastdarmwand
sich sehr resistent erweist und der Riss sich in Form eines Y zu beiden
Seiten des Rektums spaltet, sodass dasselbe unverletzt im hinteren
Wundwinkel liegt. Prinzipiell sind alle Dammrisse, die nicht nur das
Frenulum betreffen, zu nähen. Als Nahtmaterial wird Silkworm empfohlen,
Katgut verworfen; irgend ein Verband ist unnöthig, Für den Mast-
darm perforirende Risse kann man in den Fällen, wo das Rektum
nicht hoch hinauf eingerissen ist, eämmtliche Fäden von der Haut
aus einfübren, derart, dass die nach hinten liegenden Nähte den Mast-
darmriss und die vorderen die Scheidenschleimhaut zusammenbringen.
Die erste Nadel sticht am besten in der Mitte zwischen Frenulum und
Rektalwand ein und vereinigt dadurch den vordersten Theil des Mast-
darmrisses.
In der Nachbehandlung perforirender Risse empfiehlt es sich, am
3. oder 4. Tage per rectum Ölivenöl zu appliziren, worauf nach 4 bis
37*
—
580 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
6 Stunden ein gewöhnliches Seifenklystier folgt; vor allem hält es
Verf. aber für wichtig, ein sehr weites Drainrohr, das gerade über
den Sphincter ani reicht, zur Ableitung von Flatus einzuführen, denn
die Nahtlinie wieder hauptsächlich durch Gase auseinandergedrängt.
Nach dem ersten Stuhlgange kann das Drainrohr entfernt werden.
Die Nähte will Stevens schon am 7.—10. Tage entfernen, er setzt
zwar hinzu, dass Eile dabei nicht nothwendig sei.
2. Eine nicht ungewöhnliche Form der Dammrisse bilden die-
jenigen, welche nicht ihrer ganzen Länge nach in der Mittellinie liegen.
Gewöhnlich beginnen sie an der einen oder anderen Seite des Bänd-
chens und nähern sich nun, je mehr sie nach rückwärts verlaufen,
desto mehr der Medianebene. Eine Blutung aus Hämorrhoidalgefässen
kann möglicherweise auftreten, nie wird jedoch das Rektum angegriffen.
Diese Risse kommen bei ungleicher Dehnung des Darmes zu Stande,
so bei unvollkommen gedrehtem Hinterhaupt.
Wiederum häufig vorkommend und nicht selten übersehen sind
Scheidenrisse bei unverletzter Dammhaut. In der Form variiren diese
Verletzungen mannigfaltig. Vorderhauptslagen sind häufige Veran-
lassungen zu denselben. Hierher gehören auch die sich in die grossen
Schamlippen fortsetzenden Risse.
Bezüglich des Dammstützens vertritt Verf. die Meinung, dass
die üblichen Methoden eher schädlich als nützlich sind und empfiehlt
folgende Handgriffe: zwei Finger der rechten Hand hakt man über das
Hinterhaupt und zieht nach unten, indem man rou gleicher Zeit zur
Verstärkung der Flexion des Kopfes einen Druck nach hinten ausübt.
Man verstärkt die Wirkung, wenn man mit der Spitze des Zeigefingers
und Daumens der linken Hand durch den Damm einen Druck auf das
Vorderhaupt ausübt, dadurch, dass die genannten Finger links und
rechts vom Anus in der Nähe der Tubera ischii angepresst werden.
Durch die Kombination der beiden Handgriffe gelingt es auch in der
Wehenpause den Kopf heraus zu befördern. Prophylaktische Incisionen
sollen in der Mittellinie angelegt werden. Im Gegensatze zur Spiegel-
berg’schen Statistik (3,5 0/0) berechnet Verf., dass in 10,1°/o der Ge-
burten Dammrisse entstehen.
Eine sekundäre Naht gelang ohne Anfrischung am 12. Wochen-
bettstage.. Der Originalarbeit sind gute Abbildungen beigelegt.
Häufiger als gewöhnlich angenommen wird, ist die Schleimhaut
der Scheide nicht so dehnungsfähig wie die Haut des Perineums. Es
reisst dann zunächst die Scheidenschleimhaut in querer Richtung
Diätetik der Geburt. 5S1
von der Haut ab, und erst darauf wird der Damm vertikal in der
Mittellinie gespalten. Die beiden Hälften des Dammes bewirken dann
schliesslich auch noch zwei vertikale Schleimhautrisse von oft ungleicher
Länge links und rechts von der Mittellinie. Bei der Behandlung ist
es wichtig, dass die Zunge der Vaginalschleimhaut wieder an ihre
richtige Stelle kommt. Wenn die Haut nicht in demselhen Umfange
gerissen ist, thut man gut der exakten Neunähung wegen, dieselbe
vorher mit der Scheere zu spalten.
In seltenen Fällen reisst nicht allein die Schleimhaut, wie be-
schrieben, in querer Richtung vom Damme ab, sondern in Ver-
bindung mit derselben bleibt noch eine diekere Masse des Perineums.
Da die äussere Haut ganz unverletzt bleiben kann, so werden diese
Verletzungen nicht selten übersehen. Die Anlegung der Nath soll
nach Stevens Erfahrungen schwieriger sein, wenn man nicht auch
die äussere Haut spaltet.
Schwab (25) ist überzeugt, dass das Chininum sulfuricum, sobald
die Geburtsthätigkeit einmal begonnen hat, schnell energische Uterus-
kontraktionen erzeugt. In allen Fällen von langdauernden Geburten
in Folge von Wehenschwäche sah Stevens nach Darreichung von
Chininum sulfuricum ausgezeichneten Erfolg. Nach seiner Erfahrung
verstärkt das Chinin vorhandene Wehen, wirkt jedoch nicht abortiv. Es
ruft nicht wie Secale cornutum einen Tetanus uteri, sondern inter-
mittirende Kontraktionen hervor. Deshalb kann es ohne Gefahr während
der Geburt gegeben werden. Seine Wirkung tritt nach "a Stunde ein;
am besten giebt man zweimal 0,5 innerhalb 10 Minuten. Seine An-
wendung empfiehlt sich, wenn nach dem Blasensprung die Geburt sich
in die Länge zieht, die Mutter erschöpft ist und das Kind asphyktisch
zu werden droht.
Ausser dieser günstigen Wirkung scheint das Chinin auch leichte
Nachgeburtsblutungen zu bewirken, welche aber auf Uterusmassage und
heisse Ausspülungen stehen.
Leopold (14a) sieht in der Aufstellung des Themas der äusseren
Untersuchung auf dem internationalen medizinischen Kongress eine An-
erkennung der Bestrebungen, die innere Untersuchung der Schwangeren
und Gebärenden einzuschränken. Die geburtshilfliche äussere Unter-
suchung ist in den letzten 30— 40 Jahren vorzüglich ausgebildet worden.
Die äussere Untersuchung wurde früher vorwiegend in der Schwanger-
echaft und im Beginn der Geburt, die innere während des Verlaufs
derselben angewendet. Und doch kann man durch die äussere Unter-
582 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
suchung nie eine Infektion verursachen, wie bei der inneren. Eine
Schnelldesinfektion der Hände, wie sie der praktische Arzt, welcher
mit vielem Infektionsmaterial in Berührung kommt, fast stets vor-
nehmen muss, genügt keineswegs, um die Hände steril zu machen.
Es giebt nur eine Methode, welche der äusseren Untersuchung,
welche in Verbindung mit der Beckenmessung vorgenommen werden
muss, dieselbe Sicherheit gewährt, die Fortschritte der Geburt zu ver-
folgen, wie wir sie durch die innere Untersuchung erreichen; es eind
dieses die vier von Leopold angegebenen Griffe: der erste Griff be-
lehrt uns über die Grösse der Gebärmutter und darüber, ob das Kind
gerade oder quer liegt, durch den zweiten erfahren wir, wo der Rücken
liegt, der dritte giebt uns Auskunft über den vorangehenden Kindes-
theil, wenn derselbe noch hoch steht, während der vierte uns diesen
unterscheiden lässt, auch wenn er tief in das Becken hinabgetreten ist.
Diese Untersuchungsmethode ist an mindestens 10000 Fällen in
der Klinik von Leopold angewendet worden. Von 2000 Geburten
im letzten Jahre hätten mindestens 1700 allein durch die äussere
Untersuchung geleitet werden können, Hebammen und Aerzte sollen
deshalb möglichst genau in der äusseren Untersuchung ausgebildet
werden; beim Unterricht kann natürlich die innere Untersuchung nicht
vernachlässigt werden.
Anders verhält es sich bei pathologischen Geburten; hier kann
nur eine äussere und innere Untersuchung gemeinsam die Indikations-
stellung für den Zeitpunkt eines Eingriffes feststellen.
Die gegen die äussere Untersuchung erhobenen Vorwürfe, dass sie
vorzeitige Wehen erzeuge, dass das untere Uterinsegment gequetscht
werde etc. haben sich nach den Erfahrungen Leopold’s nicht be-
stätigt, wenn man die Untersuchung methodisch ausführt.
Leopold stellt daher folgende zwei Sätze auf:
1. Normale Geburten kann man allein mittelst der äusseren Unter-
suchung leiten, mit ihr schädigt man weder eine Schwangere noch
Gebärende.
2. Zur Verhütung des Kindbettfiebers soll man daher die innere
Untersuchung bei normalen Fällen möglichst vermeiden, bei regelwid-
rigen auf das nothwendigste Maass beschränken.
Pinard (14a) stellt als zweiter Referent folgende Thesen auf:
1. Die äussere Untersuchung stellt für die Geburtshilfe eine der
wichtigsten Untersuchungsmethoden dar.
2. Diese Uutersuchungsmethode, welche seit undenklichen Zeiten
bekannt ist, wird erst seit dem Anfang dieses Jahrhunderts regelmässig
Diätetik der Geburt. 583
angewendet; aber erst seit der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts, und
besonders erst in den letzten 20 Jahren ist sie methodisch ausgeführt
worden und führt uns so zu Resultaten, welche uns zu der Forderung
berechtigen, jede Schwangere muss äusserlich untersucht werden.
3. Diese Methode ist leicht zu lehren und zu lernen, leicht aus-
zuführen; sie giebt uns die beste Aufklärung über die Diagnose, ob
die Schwangerschaft normal ist oder nicht, ob Zwillingsschwangerschaft
besteht, ob es sich um eine Extrauterinschwangerschaft handelt.
d. Gewisse Diagnosen, wie Drillinge, Hydrocephalus, können erst
seit ihrer methodischen Ausführung bestimmt gestellt werden.
5. Während der Schwangerschaft ist sie im Stande, in einer An-
zahl von Fällen die Indikationen für prophylaktische Operationen ein-
zuschränken.
6. Während der Wehenthätigkeit steht sie an Wichtigkeit der
inneren Methode nach, sowohl der Digitaluntersuchung, wie der Unter-
suchung mit der ganzen Hand, obwohl auch sie allein bisweilen werth-
volle Aufschlüsse über den Fortschritt der Geburt giebt.
7. Während der Austreibungsmethode leistet sie wieder mehr und
ist der inneren Untersuchung gleichwerthig.
8. Nach der Entbindung im Wochenbett kommt sie in normalen
Fällen allein in Frage, nur in pathologischen Fällen soll man sie mit
der inneren Untersuchung gemeinsam ausführen.
Henning (14a) Die äussere Exploration sollte womöglich
stets der inneren vorausgehen, was auch den Hebammen zu empfehlen
ist; denn sie bereitet auf das Zweckmässigste auf die innere Unter-
suchung vor, ersetzt häufig die innere und lässt so gut wie nie Infek-
tion zu.
Meist wird sie durch den Tastsinn geübt; in dieser Form finden
wir sie Ende vorigen Jahrhunderts bei den Japanern, oft mit sanftem
Koneten (Shampooing) vereint.
Aus der Diskussion, an der sich Küstner, La Torre, Mur-
doch und Cameron betheiligen, ist hervorzuheben, dass Küstner
die Möglichkeit betont, das Fruchtwasser zu palpiren und zwar nicht
nur, wenn es vermehrt ist. Hierdurch haben wir auch die Möglichkeit,
wenn wir es an getrennten Stellen deutlich nachweisen, die Diagnose
der Zwillingsschwangerschaft sicher zu stellen. Ott betont gleichfalls
die Nothwendigkeit der äusseren Untersuchung der Schwangeren und
Gebärenden, aber auch jede gynäkologische Kranke sollte zuerst äusser-
lich untersucht werden. Da jedoch die innere Untersuchung nicht
584 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
immer, besonders in Lehranstalten, entbehrt werden kann, sah er zwei
Fälle von Sepsis in einem Jahre.
La Torre hat, obwohl er die innere Untersuchung in ausgedehnter
Weise zu Unterrichtszwecken verwerthet, nie einen Fall von Sepsis
beobachtet, ihre Lehre ist aber um so wichtiger, da wir allein mit ihrer
Hilfe feststellen können, wann der Zeitpunkt für einen operativen Ein-
griff gekommen ist.
Ahlfeld (1) hält die bakteriologischen Resultate der Heiss-
wasser- Alkoholdesinfektion für stichhaltiger als die praktischen Resul-
tate. Mit dieser Methode sind selbst weniger geübte im Stande keim-
freie Hände zu erzielen. Dieser Umstand giebt die Berechtigung die
Heisswasser-Alkoholdesinfektion in die Praxis einzuführen.
Ahlfeld konstruirte ausserdem eine Hebammentasche, welche
illustrirt und erklärt wird. Im weiteren weist Verf. einige Einwände
anderer Autoren zurück. Der Alkohol macht die Hände leicht trocken,
was das Eingehen mit der ganzen Hand hemmen würde. 50°/o Alkohol-
Ausspülungen des Uterus bei septischer Endometritis werden gut ver-
tragen. Die Heisswasser-Alkoholdesinfektion sollte als obligatorische
Desinfektionsmassregel für die Hebammen angenommen werden.
Fürbringer und Freyhan (8) konstatiren zunächst aus der
Litteratur, dass weder die Frage, ob mit Vortheil auf ein dem
Alkohol folgendes Antisepticum verzichtet werden kann,
noch die Frage nach der Theorie der Alkoholwirkung erledigt
sind.
Ihre Versuche gingen nach zwei Richtungen.
Einmal sollte die Desinfektionwirkung überhaupt und zweitens der
Grad der Desinfektion bestimmt werden. Was die Nährböden, welche
zur Verwendung kamen, anbelangt, so warnen die Verf., um vor Schein-
erfolgen bewahrt zu bleiben, vor der krystallklaren Gelatine
saurer Reaktion. Das Optimum für Nagelschmutzbakterien liegt
in der beim Alkalisiren wahrnehmbaren Opalescenz. Es wurde stets
die ganze Hand dem Versuche unterworfen. Die Resultate waren
folgende:
Seifenwasserwaschung in kaltem’ Wasser lange fortgesetzt ergab
stets unzählbare Kolonieen ; durch energische Bürstenbehandlung wurde
nichts geändert. Skrupulöse Nagelreinigung vermochte nichts zu ändern.
Das heisse Wasser ist besser wie das lauwarme, aber immerhin un-
genügend.
Diätetik der Geburt. 585
Bürsten mit heissem Seifenwasser 3 Minuten, hierauf Waschung
von 3 Minuten in (3°/o) Karbol, 1°/o (Lysol), (1°/oo) Sublimat lieferten
fünfmal keine Keimfreiheit in 23 Miuuten.
Alkoholwaschung (90/0) nach Heisswasserseifenwaschung bei einer
Dauer der Alkoholbehandlung von 1, 3, 5 und 9 Minuten ergab 1,
4,4, 6 mal Keimfreiheit. Und dies auch nach Aufquellen der Hand
in heissem Wasser vor der Abimpfung. (Also nicht Scheinresultat
im Kroenig’schen Sinne.)
3 Minuten Heisswasserseifenbehandlung, 3 Minuten Alkohol, 1 Minute
Lysol ergab absolute Keimfreiheit.
In Versuchen über die Desinfektionskraft der Desinficentien dem
Nagelschmutz gegenüber zeigte sich das Sublimat dem Lysol weit über-
legen.
Konzentrirter Alkobol hat starkes Desinfektionsvermögen. Der
Alkohol bahnt nicht nur den nachfolgenden antiseptischen Lösungen
sondern auch sich selbst Bahn. — Der Alkohol wirkt baktericid und
löst die oberflächlichen Hautschuppen mit dem anhaftenden Schmutz
einschliesslich der Bakterien und schwemmt sie ab.
Marshall (17) bespricht zunächst den Gebrauch der Anti-
septica bei der normalen Geburt. Nach gründlicher Reinigung der
Genitalien und Umgebung mit Seife und warmem Wasser soll bei
normalen Geburten zunächst der Gebrauch von antiseptischen Spülungen
unterbleiben. Entfernung der Schamhaare hält er für unnöthig. Man
hüte sich vor verstaubten Irrigatoren in der Privatpraxis. Zur Des-
infektion der Hände empfiehlt Marshall Sublimat. Nach der Geburt
soll jede Anwendung von Antiseptica unterbleiben. — In Malariagegenden
empfieblt es sich 8—10 Tage a. p. Chininum sulf. zu verordnen.
Chinin verstärkt die Wehen, wenn dieselben in regelmässigen
Zeitabschnitten und kräftig auftreten. Bei zu kurzen Wehenpausen
mit häufigen aber erfolglosen Wehen ist Chinin kontraindizirt, dagegen
st Chloralhydrat von guter Wirkung. Chloroform verspare
man bei normalen Geburten auf die Austrittsperiode. Alsdann spare
man aber mit dem Chloroform nicht. Strychnin empfiehlt sich gegen
Collaps post partum. Ergotin soll niemals gegeben werden, so lange
Kind oder Placenta noch in Utero sind. Viele Fälle von partieller
Kontraktion des Uterus sowie von Retentio placentae beruhen auf zu
früher Darreichung von Ergotin.
Cuthbert (6) empfiehlt bei allen Graviden eine genaue Unter“
suchung des Allgemeinstatus mit besonderer Berücksichtigung von Herz
586 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
und Nieren. Ausserden sollen hereditäre Affektionen ausgeschlossen
und die früheren Geburten berücksichtigt werden. Ferner sollte man
es nicht unterlassen die Pat. wöchentlich zu untersuchen, damit man
sich auf alle Eventualitäten für die kommende Geburt vorbereiten
kann. — Während des letzten Monats soll der Arzt die physiologi-
schen Funktionen des Ernährungs- und Harntraktus überwachen. Zur
Pflege der Brustwarzen sind Adstringentien nicht empfehlenswerth. Die
beste Behandlung der Brustwarzen besteht in Reinlichkeit und Ver-
hütung von Druck; nöthigen Falle streiche man eine indifferente Salbe
auf. Seereisen dürfen in normalen Fällen unternommen werden. Ma-
lariapatienten sind schon vor der Geburt zu messen. Der Coitus während
der Schwangerschaft ist unschädlich. Sorgfältige Behandlung der Zähne
stört die Schwangerschaft nicht. Jeder Geburtshelfer soll sterilisirte
Gaze und einen sterilisirten Injektionsapparat besitzen. Irrigationen
post partum sollen nur bei besonderen Indikationen vorgenommen
werden.
Gaede (9) findet, dass die Zeit zwischen den Austreibungsakten
bei Zwillingsgeburten nur selten länger als eine Stunde beträgt, durch-
schnittlich nur !/4—3/s Stunden. Er citirt Fälle aus der Litteratur
mit Zwischenzeiten von mehreren Tagen und bezweifelt zugleich die
Richtigkeit dieser Angaben. Verf. zeigt alsdann, wie der Standpunkt
der älteren Autoren allmählich verlassen wird und das aktive Ver-
fahren . bezüglich der Geburt des II. Zwillings namentlich in Klein-
wächter einen Verfechter findet.
Verf. berichtet über einen Fall mit verzögerten Geburtsakt des
II. Zwillings: Patientin 31 Jahre alt. I para. Beckenmaasse: Sp. il 26;
Cr. il 29. Conj. ext. 20. Geburt des I. Zwillings spontan. Kind
kommt asphyktisch zur Welt und stirbt. 30 Stunden post. p. Auf-
nahme in die Klinik bei einer Temperatur von 40,1. — Frucht-
wasser stinkend — Uterus steinhart, Muttermund 5 Markstück gross.
Fest umschlossen vom Uterus lag die zweite Frucht in II b. Schädel-
lage, vor dem Kopfe die pulsirende Nabelschnur. Die Scheide bis
1 cm von Anus entfernt mit dem Damm eingerissen. Die Wund-
ränder zeigen einen schmierigen, eiterigen, gelblichbraunen Belag. Nach
Desinfektion der Kreissenden Versuch die Nabelschnur zu reponiren —
alsdann Wendungsversuch und, da die Extraktion misslang, Embryo-
tomie. Der Kopf riss ab, daher Perforation und Extraktion mit dem
Kranioklast. Manuelle Enfernung der Placenta. Die Patientin starb.
Sektionsergebniss Puerperalfieber.
Verlauf und Behandlung der Nachgebartsperiode. 587
An Hand dieses Falles sucht Verfasser zu beweisen, dass die
Beförderung der Geburt des II. Zwillings nicht nur im Interesse des
Kindes, sondern auch im Interesse der Mutter indizirt ist.
or
ba.
f) Verlauf und Behandlung der Nachgeburtsperiode.
. Ahlfeld, F., Was hat die Hebamme in der ersten halben Stunde nach
der Geburt zu thun? Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 12. Juni.
— Weitere Untersuchungen über die physiologischen Vorgänge in der
Nachgeburtsperiode. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. H.3. Bd. XXXVI, pag. 443.
— Zerreissung der Nabelschnur eines reifen Kindes während der Geburt.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXX, H 3.
. Bar, Sur l'état du placenta et des foetus dans la grossesse g&mellaire
univitelllne.e Ann. d’Obst. et de Gyn. Tom. XLII, pag. 491.
. Bellot, Du röle du medecin dans la delivrance naturelle simple. These
de Paris.
. Gessner, Adolf, Beiträge zur Physiologie der Nachgeburtsperiode. Zeit-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1.
— Beiträge zur Physiologie der Nachgeburtsperiode. Habilitationsschr.
Stuttgart.
— Beiträge zur Physiologie der Nachgeburtsperiode. Vortrag in d. Ge-
sellsch, f. Geb. u. Gyn. zu Berlin. Sitzung vom 22. Jan. Diskussion zu
diesem Vortrag in der Sitzung v. 12. Febr. Ref. Centralbl. f. Gen Nr. 9,
pag. 248. Diskussion Centralbl. f. Gyn. Nr. 13, pag. 355.
, Jullien, J., Documents statistiques concernant l'étude des grossesses
gémellaires. Thèse de Paris (Henri Jouve 15, Rue Racine).
. Korswagen, J., De physiologische loslating der placenta. (Die physio-
logische Lösung der Placenta.) Diss. inaug. Amsterdam. (Mynlieff.)
. Karbaum, M., Klinische Beiträge zur Frage des Mechanismus der Nach-
geburtsperiode. Diss. Breslau 1896.
. Keilmann, H., Uterus im Beginn der Nachgeburtsperiode (nach Sectio
caesarea an der Todten). Aus der Breslauer Frauenklinik. Aus dem
stereoskopischen Atlas von Prof. Neisser. 8. Lieferung. Tafel XCIV.
Verlag Th. G. Fischer & Co. Kassel 1896.
. Lichtenstein (Frankfurt a’O.), Gegen den Cred&’schen Handgriff. Zeit-
schrift f. praktische Aerzte, Nr. 4. Ref. nach dem Centralbl. Nr. 32, pag.
1004.
. Moseschwili, Vergleichende Wirkung flüssiger Extrakte aus Secale
cornut., erhalten durch Bearbeitung mit Petrol- und Aethyläther, auf die
kontraktile Fähigkeit der Gebärmutter. Anzeiger f. öffentliche Hygiene,
gerichtlicbe und praktische Medizin. Juni. (Moseschwili hat Petrol-
und Aethylätherextrakte aus Secale cornut. in die V. jugularis von kreissen-
588 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
den Kaninchen eingeführt und die Gebärmutterkontraktionen bei erðffneter
Bauchhöhle beobachtet. Petrolätherextrakt rief bedeutend stärkere Kon-
traktionen hervor als Aethylätherextrakt. (V. Müller.)
14. Porak, M., Grossesse gemellaire a circulation dépendante. Ann. d’Obst.
et de Gyn. Tom. XLVII, pag. 487.
15. Tridondani, La diagnosi di sede dell’ inserzione placentare. Ann. di
Ost. e Gin. Juni, pag. 425.
16. Szabó, A. (Budapest), A szülés utáni verzesek és azok kezelése. (Die
Nachblutungen und ihre Behandlung.) Szül&sznök Lapja Nr. 7.
(Temesväry.)
Ahlfeld (2) kommt auf folgende während des Verlaufes der
Nachgeburtsperiode aufgenommene Daten: Bezeichnung der vorangehen-
den Placentarstelle durch eine Serre fine, welche bei Durchtritt durch
die Schamspalte angelegt wird; Messung der Placentarverhältnisse
sowie der kürzesten und grössten Entfernung des Eihautrisses von der
Peripherie der Placenta; Sitz der Nabelschnurinsertion; Entfernung
derselben vom nächstliegenden Placentarrande; intrauterine Feststellung
der Placentarstelle am neunten Tage des Wochenbettes, zu folgenden
Schlüssen :
a) Sitz der Placenta. Die Placenta sitzt ziemlich gleich häufig an der
vorderen oder hinteren Wand der Gebärmutter. Bestimmte Ursachen, die
den einen oder anderen Sitz verursachen, sind bisher noch nicht festgestellt.
Niemals fand Ahlfeld die Placenta im Fundus uteri, dagegen in über-
wiegender Zahl im oberen Theile des Körpers, so dass der untere Rand
der Placenta im hochschwangeren Uterus ca. 10 cm vom inneren Mutter-
mund entfernt liegt; sehr häufig reicht die Placenta in das untere
Dritttheil des Gebärmutterkörpers hinab und nicht selten erstreckt
sie sich bis zum Muttermund hin. Nur selten geht sie von der
vorderen auf die hintere Wand über. Sitzt die Placenta an der hin-
teren Wand, so zeigt sie eine stärkere Entwickelung als wenn sie auf
der vorderen Wand sich gebildet hat, und liegt durchschnittlich nicht
unwesentlich weiter vom inneren Muttermund entfernt.
b) Auf den Modus der Lösung, Fortbewegung und Ausstossung
der Placenta üben den grössten Einfluss der Sitz und die Grösse der
Nachgeburt aus, von ganz untergeordneter Bedeutung ist die Länge
und der Sitz der Nabelschnur. Den typisch zu bezeichnenden Modus,
bei dem die Placenta sich mit ihrer fötalen Seite, und zwar mit einer
Partie zwischen unterem Rand und Centrum, zuerst in der Schamspalte
zeigt und bei dem die Eihäute, wenigstens das Chorion, sich gänzlich
nach der maternen Seite der Placenta umschlagen, findet man am
Verlauf und Behandlung der Nachgeburtsperiode. 589
ausgeprägtesten und häufigsten, wenn der untere Rand der Placenta
10 cm und mehr vom inneren Muttermunde entfernt ist, wenn die
Placenta eine Grösse von mindestens 450 g hat und besonders, wenn
sie an der hinteren Wand der Gebärmutter sitzt.
c) Je höher die Placenta im Uterus inserirt ist, desto häufiger
kommt der Beaudelocque-Schultze’sche Modus zu Stande, desto
geringer ist der Blutverlust, desto regelmässiger kann die Ausstossung
der Placenta abgewartet werden und umgekehrt.
Lichtenstein (12) wendet sich gegen die Ausführung des
Cred&’schen Handgriffes in der Weise, dass möglichst bald nach
der Geburt die Hand auf den Uterus gelegt und die Nachgeburt
durch Druck zur Lösung gebracht werden soll. Auf eine derartige
Behandlung führt Verfasser eine Anzahl von Retrodeviationen des
Uterus zurück. Er empfiehlt mindestens 15 Minuten zu warten, durch
heisse Kompressen Uteruskontraktionen anzuregen und mit der Hand
von hinten her den Uterus zur Kontraktion zu bringen. Lichten-
stein verwirft des Weiteren die zur Zeit angewendeten Operationen
der Retrodeviationen.
Gessner (6) kommt an der Hand einer ausführlichen Unter-
suchung zu folgenden Resultaten:
In weitaus den meisten Fällen tritt die Placenta aus dem Uterus
nach Duncan, aus der Scheide nach Schultze aus. Dieser Mecha-
nismus erleidet nun je nach dem Verhalten der vom unteren Rande
abgehenden Eihäute mancherlei Abänderungen. Ergiesst sich z. B.
hinter diese Eibäute im Verlaufe der Nachgeburtsperiode mehr Blut,
so kommt die Umstülpung der Placenta nur unvollkommen zu Stande.
Die Placenta tritt dann mit, dem Rande voran in die Scheide,
mitunter erscheinen dann die mit Blut gefüllten Eihäute zuerst in der
Vulva. Reicht die Insertion der Placenta ursprünglich schon näher
an den inneren Muttermund heran, lösen sich die Eihäute hier oder
zerreissen sie am unteren Rande, dann bleibt die Inversion aus und die
materne Fläche der Placente geht in der Scheide voran und kann
schliesslich auch zuerst in der Vulva erscheinen. Verf. hält die Ent-
stehung eines retroplacentaren Hämatoms im Beginn der Ablösung für
ausgeschlossen, weil ein Raum, in welchen die Placenta sich vorwölben
könnte, überhaupt nicht entsteht und der in utero herrschende Druck
jedenfalls grösser sein muss, als der Blutdruck. Die Entstehung des
retroplacentaren Hämatoms ist auf die Zeit der sekundären Inversion
der Placenta zu verlegen. Der Schultze’sche Mechanismus ist viel
590 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
seltener als man gewöhnlich annimmt. Jedenfalls ist neben dem Ver-
lauf des letzten Theiles der Geburt des Kindes am meisten die Zeit
der beginnenden Placentarlösung und der Sitz der Placenta dafür be-
stimmend, ob der Austritt der Placenta nach dem Modus von Schultze
oder von Duncan erfolgt.
Karbaum (10) führt als Kriterien für die physiologische und
vollständige Ausstossung der Placenta aus dem Uterus in die Scheide
folgende vier Vorgänge an:
1. Das häufig zu beobachtende Austreten eines bis dahin in den
Genitalien befindlichen Stückes Nabelschnur.
2. Das etwaig& Höhersteigen des Uterus.
3. Die Verringerung des sagittalen Durchmessers des Uterus und
die Bildung des „Freund’schen Kammes“.
4. Es wird mit der flachen Hand an der Symphyse vorbei ein
Druck auf die cervikale Uteruspartie ausgeübt. Befindet sich bei Aus-
führung dieses Handgriffes die Placenta noch im Corpus, so wird die
Nabelschnur in die Vagina hineingezogen, während sie keine Bewegung
zeigt, wenn die Placenta bereits unterhalb der eindrückenden Hand,
das heisst in der Cervix resp. Scheide liegt. Ä
Nach Erfüllung dieser Kriterien wird die Placenta durch Pressen
der Frau oder durch Expressio placentae (II. Theil des Crede&’schen
Handgriffs) entfernt.
Nach den Beobachtungen Karbaum’s verschiebt sich das Ver-
hältniss der invertirt geborenen Placenten zu den nicht invertirt
geborenen etwas zu Ungunsten des Schultze’schen Mechanismus, ohne
im Entferntesten sich den von Fehling und Zinsstag gefundenen
Zahlen zu nähern:
Invertirtt . . 2 2 . . . 352 = 65,770
nicht invertirt . . . . . 134 = 25,04°io
halb invertrt . . . . . 49 = 9,200
Nicht invertirt geborene Placenten finden sich in ca. 12°;
weniger bei Erstgebärenden, ein Minus, das den ganz invertirten zu
Gute kommt. |
Die durchschnittlicben Nabelschnurlängen sind im Gegensatz
zu den von Zinsstag angegebenen Zahlen kaum von einander ver-
schieden.
Nabelschnurumschlingungen fanden sich
bei invertirten Placenten. . . . . 17
vw nicht invertrten . . . . . . 9
Verlauf und Behandlung der Nachgeburtsperioile. 591
bei halb invertrten . . . . .. 5
„ 535 Fällen überhaupt 31 mal = 5,8°/o.
Bei den invertirt geborenen Placenten befindet sich in der weitaus
grössten Zahl der Fälle der Eihautries weit vom Rande. Die kürzeste
Entfernung des Eihautrisses vom Rande ist bei den nach Schultze-
xhem Modus geborenen Placenten unter 69 Notirungen 7,8 cm, die
bei nicht invertirt geborenen 5,5. Nach Ahlfeld ist der untere Rand
der Placenta im hochschwangeren Uterus 10 crm vom inneren Mutter,
mund entfernt. Der Unterschied von 2,3 cm ist demnach beachtens-
werth und steht mit der von Schultze und anderen Autoren bestätigten
Thatsache, dass bei tieferem Sitz der Placenta der Austritt derselben
nach Duncan eher statthaben könne, im Einklang. Bei Duncan-
schem Modus wurden in 1°/o mehr operativ beendigte Geburten ge-
funden.
Der Schultze’sche Mechanismus ist derjenige Mechanismus,
welcher in weitaus den meisten Fällen beobachtet wird und jedenfalls
nicht pathologisch ist. Die Fehling’schen Beobachtungen bedürfen
der Kontrolle.
Keilmann (11) giebt uns ein stereoskopisches Bild, welches den
Beginn der Lösung der Placenta nach Schultze’schem Modus illustrirt.
Es handelt sich um einen Fall, wo nach dem Tode der Mutter zur
Rettung des Kindes von Keilmann der Kaiserschnitt gemacht wurde.
Da die Placenta an der hinteren Wand sass, war sie durch den Schnitt
nicht lädirt werden. Das Amnion, das im Bilde von den Rändern
der Placenta herabhängt, fand sich nach der Eröffnung des Uterus-
cavums abgelöst, das Chorion aber noch an der Uteruswand adhärent.
In plastischer Wölbung sieht man das Centrum der Placenta am weitesten
vorgetreten ` es liegt: über der excentrisch gelegenen Nabelschnurinsertions-
stelle. Hinter dieser ausgebauchten Placenta lässt sich nichts anderes
als das retroplacentare Hämatom vermuthen, das jeden Augenblick mit
dem Eigengewicht der Placenta die vollständige Lösung herbeiführen
muss. Die dazu nothwendige leichte Ablösbarkeit des Chorions ist
vorbereitet und dies ist der zweite Punkt, dessen Veranschaulichung
uns in deutlicher Weise das Bild giebt. Das Chorion bleibt nicht
fächenhaft an der Wand adbärent, auch legt es sich nicht wie manche
Bilder in Lehrbüchern zeigen, in Plissefalten, sondern es passt sich
der Verkleinerung der Uteruswand an, indem es sich in kleinsten
Rhomboiden von der Wand abhebt, mit den Begrenzungslinien der
Rhomboiden allein noch haftend.
592 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Jullien (8) findet bei seinen Untersuchungen über den
Verlauf der Nachgeburtsperiode bei mehrfachen Schwangerschaften
Folgendes:
Die Nachgeburt wird im Allgemeinen nach Ausstossung des zweiten
Fötus geboren. Der Mechanismus ist der nämliche wie bei der ein-
fachen Geburt mit Ausnahme von denjenigen Fällen, in welchen jedes
Kind von seinen Eihäuten begleitet wird. Der Verlauf der Nachgeburts-
periode war nur in 7 Fällen abnormal (2 mal Blutungen; 1 mal Re-
tentio placentae, 1mal Adhärenz der Placenta, 8mal Blutungen nach
Ausstossung der Placenta) 172mal gingen Placenta und Eihäute
glatt ab; 92 mal waren zwei Placenten und zwei Fruchtsäcke zu be-
obachten; 25mal waren die beiden Placenten durch Choriongewebe
verwachsen; 2mal befanden sich die beiden Kinder in einer Frucht-
höhle, d. h. in demselben Fruchtwasser, demselben Amnion und
demselben Chorion; 78 mal wurde nur eine Placenta beobachtet,
dabei bestand 72 mal die Scheidenwand aus zwei Amnionplatten und
6 mal bestand die Scheidenwand aus zwei Amnion- und zwei Chorion-
platten.
Hydramnios der beiden Fruchtblasen wurde 11 mal beobachtet.
Re „ ersten Fruchtblase e 7 mal A
j „ zweiten e „ Limal y
Von den 18 Fällen mit Hydramnios in einer Blase war das Kind
in 10 Fällen kleiner als das Kind in der Blase mit normalem Frucht-
wassergehalt.
Bar (4) studirte die Verhältnisse der Placenta und Eihäute an
13 Fällen von eineiiger Zwillingsschwangerschaft; es zeigten sich
dabei 2mal einfaches Amnion, 11mal doppeltes Amnion. Bei ein-
fachem Amnion waren in allen Fällen Gefässanastomosen oberflächlich
an Venen und Arterien zu konstatiren. Bei den grösseren Föten
(Maximum 2500 g) besteht Hypertrophie des Herzens, der Leber,
Oedem der Placenta und Hydramnios, bei den kleineren Föten Bil-
dungshemmung des Herzens, Lebercirrhose etc.
Maygrier beobachtete in seinem Fall Anastomosen zwischen
zwei Arterien. Die Geburt erfolgte früher als nach der Zeitrechnung
stimmen würde Ein Kind ernährte das andere. Das ernährte Kind
war schwerer als das ernäbrende.
Porak (14) berichtet folgenden Fall: Die beiden Föten waren
nur durch eine doppelte Amnionfalte getrennt, beide Kinder weiblich.
Frühgeburt spontan im achten Monat. Der ernährende Fötus wog
Narkose und Hypnose der Kreissenden. 593
1200 g, lebte einige Stunden, sein Herz wog 10,50 g; die Leber 43 g.
Die Placenta ist dünn, klein, relativ trocken. Der ernährte Fötus starb
bei der Geburt, wog 980 g. Bei ihm war Hydramnios, Ascites, allge-
meines subcutanes Oedem, Hydrothorax, Hydroperikard, bedeutendes
Oedem der Placenta vorhanden. Herz 13 g. Leber 75 g.
Der Fötus mit mangelhafter Entwickelung des Herzens ist der
Parasit des Gesunden.
10.
g) Narkose und Hypnose der Kreissenden.
Archangelsky, Ueber Bestreichen des Leibes mit einer Chloroformsalbe
als Ersatz der Chloroformnarkose während der Geburt. Jurnal akuscherstwa
i shenskich bolesnei. März. (Archangelsky hat in drei Fällen von sehr
schmerzhaften Krampfwehen während der Geburt mit sehr gutem Erfolg
eine Mischung von 1 Theil Chloroform mit 2—3 Theilen Ol. olivarum an-
gewendet. Mit dieser Salbe wurde die Bauchwand bestrichen und darauf
eine Priessnitz'’sche Kompresse oder einfach trockene Tücher gelegt. In
allen drei Fällen liess der Erfolg, nämlich das Nachlassen der Schmerzen
und das Erscheinen von normalen Wehen nicht lange auf sich warten.)
(V. Müller.)
Arnd, Ein Beitrag zur Technik der Aethernarkose. Korrespondenzbl. f.
Schweizer Aerzte. Jahrg. XXVII, pag. 582.
Arnold, W. J. J., Safeguards in chloroform administration. Brit. med.
Journ. 1896, Nr. 1876.
Ballantyne, A., Chloroform in midwifery Practice. Scott. med. and
surg. Journ. Jan.
Bandler, Action du chloroforme sur le foie. Mittheilungen a. d. Grenz-
gebieten der Med. u. Chir. 1896. Bd. I, Heft 3.
Braatz-Egbert, Allgemeinanästhesie und Lokalanästhesie. Antrittsvor-
lesung, gehalten am 17. Juni 1896. Berliner Klinik, Heft 103. Januar.
Briegleb, Karl, Für Schleich! Zeitschr. f. praktische Aerzte. Nr. 9.
Mai.
. Bukojemsky, F., Ueber Stillung der Geburtsschmerzen. Dnewnik VI
sjesola russkich Wratschei wapemjat Pisogowa. Nr. 4. Ref. nach dem
Centralbl. f. Gyn. Nr. 16, pag. 446.
— (Petersburg), Ueber Anästhesirung durch Aether und Chloroform-
inhalationen bei normalen Geburten. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. III,
Heft 3.
Cempin, Dr. A., Die Technik der Chloroformnarkose. Otto Enslin,
Berlin.
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 35
594
11.
12.
13.
14.
16.
17.
18.
19.
21.
22.
24.
Zo.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Davies, Hughes Reid, A note on a fatality occuring under Anaesthetics.
The Lancet, Nr. 1841. April.
Davis, Chloroform in obstetrics. The Boston med. and surg. Journ.
August, 193.
Allen Dudley, P., Effect of anaesthesia upon temperature and blood-
pressure. Amer. Journ. of med. sciences. March.
Gardener, Bellamy H., A modified ether inhaler. Brit. med. Journ. Nr.
1887.
— On the use of anaesthesia in obstetric practice. British Gyn. Journ.
Nov. 1896.
— The continous administration of nitrous oxide gas and oxygen during
minor surgical operations. Lancet, Nr. 3850. Juni.
Garrigues, Henry J., Anaesthesia-paralysis. Amer. Journ. of med. sciences.
Jan.
Garman, J. B., Stoppage of respiration during chloroform administration
treated by tracheotomy. Brit. med. Journ. 1896. Nr. 1875.
Green, The use of etber in obstetric practice. Boston med. and surg.
Journ. August, pag. 1078.
Hare et Tornton, Narcose by chloroform or by other. Journ. of
Amer. med. assoc. Scalpelo 28 Mars.
Hill, Leonard, The Causation of Chloroform Syncope. Nr. 1894. Brit.
med. Journ. April.
Rakhmanow, Le protoxyde d'azote et l’anesthesie obstétricale. Bullet.
méd. 6. Juin, pag. 9.
Kirk, Robert. On auscultation of the heart during chloroform narcosis.
Brit. med. Journ. 1896. Nr. 1876.
Lawrie. Edward, Actual anaesthesia with chloroform. Brit. med. Journ.
Nr. 1909. July.
— Chloroform and the heart. Brit. med. Journ. Nr. 1907. July.
Lucas, C., Ein Gedanke über die Narkosen. Lancet, 20. Febr. Ref. nach
Centralbl. Nr. 30, pag. 954.
— R. A question for anaesthetics. Lancet, Nr. 3835.
Maclennau, Alexander, Report on some cases of stoppage of respiration
during chloroform anaesthesia treated by tracheotomy. With the report
of one fatal case of chloroform anaesthesia. Brit. med. Journ. 1896. Nr.
1873.
Marcus, K., Zur Elektroguajacolkokainanästhesie. Deutsche med. Wochen-
schrift, Nr. 23. Juni.
O'Neill, Charles, The safe administration of anaesthetics with special
references to chloroform and methylen (A report of six hundred cases).
Brit. Med. Journ. Nr. 1902. June.
Osthelder, A., Ueber die Verschiedenheit der Einwirkung des Chloro-
forms und des Aethers auf die Herzthätigkeit. Diss. Würzburg 1896.
Piretti (Neapel), Albuminunrie nach Chloroformnarkose. Arch. di ost. e
gin. 1896. April. Ref. nach Centralbl. Nr. 30, pag. 953.
Rosenfeld, R. (Karlsbad), Erfahrungen bei 150 Aethernarkosen. Prager
medizinische Wochenschrift 1896. Nr. 23. Ref. nach Centralbl. Nr. 17,
pag. 467.
; Narkose und Hypnose der Kreissenden. 5%
34. Sick, J. Fredk., W., A question for anaesthetics, pneumonia after
surgical operations; an anaesthetics point of view. Lancet, Nr. 3838.
March.
35. Simpson, A. R. (Edinburg), Das Jubiläum der Anästhesie in der
Geburtshilfe. Eine Ansprache an die Glasgow gynaecological and ob-
stetrical society am 19. Jan. Separatabdruck aus dem Glasgow med.
Journ.
36. Thorp, Des accidents observés pendant ei après l’etherisation. These de
Paris.
37. Vidal, Influence de l’anesthesie chloroformique sur les phénomènes chimi-
ques de l'organisme. These de Paris. 1896.
38. Worcester, The superiority of chloroform as an anaesthetic in midwi-
fery practice. The Boston Med. and Surg. Journ. August, pag. 198.
Osthelder (31) experimentirte am Froschherzen unter nach-
folgenden Bedingungen:
Als Cirkulationsflüssigkeit wurde frisch abfiltrirtes Schweineblut,
das mit zwei Theilen physiologischer Kochsalzlösung gemischt wurde,
benützt. Bei den Chloroformversuchen kam eine mit Chloroform, bei
den Aetherversuchen eine mit Aether gesättigte physiologische Koch-
salzlösung in Anwendung. Dabei ist zu beachten, dass Chloroform in
200 Thl. Wasser löslich ist, während Aether sich schon in 2 Thl.
Wasser löst. Sowohl bei den Chloroform- wie bei den Aetherversuchen
wurde zuerst Normalflüssigkeit (1 Thl. Schweineblut und 2 Thl. physio-
logische Kochsalzlösung) durch das Herz geleitet, und die normale
Herzaktion sowohl als auch die normale Pumpkraft des Herzens durch
das in fünf Minuten gepumpte Blut festgestell. Dann wurde eine
schwache Chloroform- resp. Aetherlösung durchgeleitet und ebenfalls
Herzaktion und Pumpkraft bestimmt. Das Gleiche fand bei der dritten
und stärkeren Lösung statt. Sämmtliche Versuche wurden an frisch
präparirten Froschherzen, bei denen nach Unterbindung aller übrigen
Gefässe eine Kanüle in die linke Aorta und eine in die untere Hohl-
vene eingebunden wurde, angestellt.
Diese Untersuchungen ergaben folgende Resultate:
Chloroform bewirkt selbst in den kleinsten Mengen sehr erheb-
liche Störungen des Blutkreislaufes, vor allem aber eine bedeutende
Herabsetzung der Herzleistung. In der Mehrzahl der Fälle ist damit
eine gleichzeitige Herabsetzung der Pulsfrequenz verbunden.
Aether hat nicht immer eine Abnahme der Herzkraft zur Folge;
unter Umständen sogar eine Erhöhung derselben.
38*
596 Geburtshilfe. Physiologie der Geburt.
Bei Chloroform wie bei Aether wurde eine ziemlich rasche Ge-
wöhnung des Herzens an diese Gifte konstatirt, indem bei einer zweiten
Durchleitung eine erhebliche Besserung des Blutdruckes und der Puls-
frequenz gegenüber dem beim erstmaligen Durchleiten erzielten Resultat
zu erkennen war.
Der Aether ist weniger giftig wie das Chloroform. Aethernarkosen
haben aber gelegentlich Collaps, Pneumonien, Lungenödem etc. zur
Folge. In Folge dessen soll der Arzt für jeden Einzelfall individua-
lisiren.
Vidal (37) kommt in seiner vorzüglichen Studie über die physio-
logischen Veränderungen am Chemismus des Organismus während der
Anästhesie zu folgenden Resultaten:
Der gesammte Stoffwechsel ist in hohem Maasse gesteigert, weil die
Exkretionen zunehmen, ebenso die Wärmeproduktion und die Athen-
frequenz. Es entsteht auf Kosten des Organismus eine wahre Ver-
schwendung von chemischen Spannkräften.
Thorp (36) kommt an Hand seiner Untersuchungen zu folgen-
den Schlüssen:
Der Aether ist dem Chloroform vorzuziehen: 1. weil die Anästhesie
rascher eintritt wie bei Chloroforın. (Wir haben gerade entgegengesetzte
Beobachtungen gemacht. Ref.) 2. Das Excitationsstadium ist kürzer
und das Erbrechen seltener. 3. Aether disponirt namentlich zu tertiärer
Synkope, gegen welche wir mit Erfolg eingreifen können, während
Chloroform besonders zu sekundärer Synkope disponirt, welche wir
nicht bekämpfen können. 4. Aether schädigt die Nieren weniger als
das Chloroform. Kontraindizirt ist Aether nur bei Halsoperationen und
in der Hirnchirurgie.
10.
11.
12.
13.
14.
Physiologie des Wochenbettes. 597
V.
Physiologie des Wochenbettes.
—
Referent: Dr. Bokelmann.
a) Physiologie und Diätetik der Wöchnerin.
. Albrecht, Fürsorge für die Wöchnerinnen und deren Angehörige. Deutsch.
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 42.
. Balland, Influence du saturnisme sur la marche de la grossesse, le pro-
duit de la conception et l’allaitement. Arch. Gyn. Tocol. Par. Vol. XXIII,
pag. 750.
Bang, Ueber die Ausscheidung des Jodothyrins durch die Milch. Berliner
klin. Wochenschr. Nr. 52.
Benckiser, Die Wöchnerinnenasyle Deutschlands. Deutsche med.
Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 43.
Berggrün u. Winckler, Ueber eine maassanalytische Bestimmungs-
methode der Eiweisskörper in der Frauenmilch (aus dem Laboratorium d.
Kinderspitalsabtheilung der allgemeinen Poliklinik in Wien). Wien. klin.
Wochenschr. Nr. 2 u. 10.
Boissard, Le lait maternise, recherches et résultats cliniques. L’Obstetr.
Paris 2 année Nr. 1, pag. 1—18.
— De l'assistance des femmes accouchées. L’Obstetr. Paris, Nr. 6,
pag. 512. (Statistischer Bericht über das Wochenbettsasyl zu Fontenay.)
Brennecke, Errichtung von Heimstätten für Wöchnerinnen. Sonder-
abdruck d. deutschen Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege, Bd.
XXIX, Heft 1.
— 1. Bericht über das Wöchnerinnenasyl zu Magdeburg 1895 und 1896;
2. Hebammenschule und Wöchnerinnenasyl in Magdeburg.
Brutzer, Ein Beitrag zur Wochenbettsdiätetik. (Aus der Kgl. Universi-
tätsfrauenklinik zu Breslau.) Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 391.
Budin, Production du lait par les nourrices. Soc. obstetr. de France.
Ann. Gyn. et Obst. Paris, Vol. XLVII, pag. 491.
—- Sur la quantité de lait produit par les nourrices. L’Obstetr. Paris,
2 année Nr. 5, pag. 395—404.
— Femmes en couches et nouveau-nés. 600 pag. Paris, Doin.
Burgio, Sulle alterazioni istologiche dell’ utero nella involuzione puer-
perale. Arch. di Ostetr. e Gin. Jun. pag. 357. (An puerperalen Ge-
bärmüttern beobachtete Burgio, dass die fettige Entartung auf wenige
Elemente beschränkt ist, viele Gefässe durch hyalin-amyloide Entartung
obliterirt sind, die Decidua vera bis zum 12. Tage nach der Geburt vor-
handen ist, die Schleimhaut sich grösstentheils aus den epithelialen Inseln
und nur spärlich aus den oberflächlichen Drüsenfundus regenerirt.)
(Herlitzka.)
38
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22:
25.
26.
27.
29.
30.
31.
33.
Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes.
d’Erchia, Beitrag zum Studium des Bindegewebes des Uterus während
der puerperalen Rückbildung. (Aus der geb.-gyn. Klinik v. Prof. Pesta-
lozza in Florenz.) Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 595. (Be-
schäftigt sich mit den Ehrlich’schen Mastzellen.)
Fieux, Ueber Antipyrin und Lactation. Wien. med. Blätter Nr. 49.
Revue internat. de med. et de chir. prat. Nr. 18.
Gamulin, L’allaitement chez les albuminuriques. Arch. de Gyn. Tocol.
Paris, Vol. XXIII, pag. 743.
Guiraud, Le lait de femme à l'état physiologique, son composition clini-
que moyenne, principales causes, qui le font varier, quelques-unes de ses
variations dans leurs rapports avec létat des nourrissons. Thèse de
Bordeaux.
Havas, A. (Budapest), Syphilis és szoptatás (Syphilis und Säugen). Bába-
Kalauz Nr. 12. (Temesväry.)
Hofbauer, Zur Physiologie des Puerperiums. (Aus der I. Frauenklinik
von Schauta in Wien.) Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungs-
heft pag. 52.
Holzapfel, Zur Frage der Temperaturmessungen im Wochenbett. (Aus
der Erlanger Universitäts-Frauenklinik.) Centralbl. Nr. 27, pag. 868.
Keiler, Die Ausbildung der Pflegerinnen in Nordamerika. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 49.
. Keller, La nutrition pendant la menstruation et son röle dans le pro-
cessus vital de la femme. Arch. gen. pag. 524.
. Köstlin, Beiträge zur Frage des Keimgehalts der Frauenmilch und zur
Aetiologie der Mastitis. (Aus der Universitätsfrauenklinik zu Halle a. S.)
Arch. f. Gyn. Bd. LIHI, Heft 2, pag. 201.
— Zu Sarwey's Aufsatz „Ueber wissenschaftlich verwerthbare Tem-
peraturbestimmungen im Wochenbett*. (Aus der Provinzial-Hebammen-
lehranstalt zu Danzig.) Centralbl. f. Gyn. Nr. 18, pag. 500.
Lepage, Sur l’allaitement maternel. Soc. de Med. publique et Hyg.
profess. Mai. Presse med. Juin.
Machell, Re-establishment of the milk-flow after an interval of 4 wecks.
Brit. med. Journ. Vol. I, pag. 1412. (Die Mutter musste wegen wunder
Warzen und Mastitis das Nähren aufgeben. Nach Ausheilung der Brust.
legte sie das Kind wieder an und bekam bald wieder reichliche Milch-
sekretion, so dass hierdurch der ganz heruntergekommene Säugling ge-
rettet wurde.)
. Marchetti, Sul valore pratico della reazione di Umikoff per stabilire
l'età del latte di donna. Gazzetta degli Ospedali Nr. 46.
Mensinga, Zur Stillungsnoth. Der Frauenarzt, Heft 10.
Morse, Lactation. Ann. Gyn. a Paed. Boston. Vol. X, pag. 597.
v. Rosthorn, Wochenbettsstatistik. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V.
Heft 6, pag. 551.
. Sarwey, Ueber Rektalmessungen im Wochenbett. Centralbl. Nr. 29,
pag. 920.
— Ueber wissenschaftlich verwerthbare Temperaturbestimmungen im
Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Nr. 15, pag. 396.
Physiologie und Diätetik der Wöchnerin. 599
34. Siegfried, Zur Kenntniss des Phosphors in der Frauen- und Kubmilch.
Hoppe-Seyler’s Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. XXII, Heft 6.
35. Silwansky, Zur Frage über die Veränderungen der Uterusmuskulatur
im Puerperium. Charkow. Inaug.-Diss. (V. Müller.)
36. Smester, Température du lait de femme. Revue de Mal. de l'Enf. XV,
pag. 227.
37. Sonntag, Ueber Konsistenz und Elasticitätsverhältnisse des Uterus
während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. XII. internat. med.
Kongress zu Moskau. Centralbl. Nr. 39, pag. 1165.
38. Straus, Neue Mittheilungen über das Stillungsvermögen der Puerperae
an der Münchener Kgl. Universitătsfrauenklinik. Diss. München.
39. Szabó, Ueber die Milchdrüsen in ruhendem und thätigem Zustand. Magy
tud. Akademia 1896, Heft 20.
40. Wagner, Die Wochenbettspflege. Stuttgart, Enke. (Ein Nachschlage-
und Repetitionsbuch für Wochenwärterinnen.)
41. Wild, Untersuchungen über den Hämoglobingehalt und die Anzahl der
rothen und weissen Blutkörperchen bei Schwangeren und Wöchnerinnen.
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Heft 2, pag. 363 und Diss. Zürich.
42. Winternitz, (Hugo), Findet ein unmittelbarer Uebergang von Nahrungs-
fetten in die Milch statt? Deutsche med. Wochenschr. Nr. 30, pag. 477.
43. Wittnack, Ueber den Nucleingehalt der Kuh-, Frauen-, Ziegenmilch.
Hoppe-Seyler Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. XXII, Heft 6.
Aus der Prager Klinik liefert v. Rosthorn (31) eine wichtige
Arbeit, die, als wesentlich statistisch, sich zum Referat nicht eignet,
aber wegen zahlreicher interessanter Gesichtspunkte sehr zum Studium
zu empfehlen ist. Dem Vorhandensein eines pathologischen Scheiden-
sekrets legt v. Rosthorn in prognostischer Beziehung eine wesentliche
Bedeutung bei, als deren Konsequenz sich eine prophylaktische Be-
handlung des Genitalkanals ergiebt. Im Uebrigen führte der Vergleich
der Fälle, bei welchen präliminare Scheidenausspülungen ausgeführt
wurden, mit jenen, bei welchen sie unterlassen wurden, zu keiner in
Betracht kommenden Differenz. Einige für die Aetiologie des Puerperal-
fiebers hochinteressante Krankengeschichten werden in extenso mitge-
theilt. Die Beziehungen der Gonorrhoe zum Kindbettfieber werden
hervorgehoben und Bericht über diesbezügliche exakte Beobachtungen
in Aussicht gestellt.
Die erheblichen Differenzen in der Morbiditätsstatistik der deutschen
Entbindungsanstalten lassen sich nur zum Theil durch die Hand-
habung der antiseptischen Maassregeln und durch die verschieden
grosse Ausnutzung des Materials zu Unterrichtszwecken erklären.
Sarwey (32) glaubt vielmehr, für die Entstehung dieser Differenzen
in erster Linie die Verschiedenheit der thermometrischen Methoden,
600 Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes.
auf deren Ergebnissen sich ja die Morbiditätsstatistik aufbaut, verant-
wortlich machen zu müssen. Dementsprechend fordert er eine einheit-
liche Methode der Temperaturbestimmungen und tritt für die aus-
schliessliche Verwendung der Rektalmessung in klinischen Entbin-
dungsinstituten ein, da wir nur auf diese Weise zu wissenschaftlich
verwerthbaren Temperaturmessungen gelangen können. Die der Messung
im Rektum zugeschriebenen Nachtheile, die Unbequemlichkeit für die
Wöchnerinnen, die sich dazu auf die Seite legen müssen, und die Ge-
fahr einer Infektion hält er für durchaus irrelevant und beruft sich
auf die Thatsache, dass in der Tübinger Klinik seit 12 Jahren aus-
schliesslich im Rektum gemessen wurde, ohne dass sich dadurch irgend
welche Unzuträglichkeiten herausgestellt hätten. Als allgemein gültige
Grenze zwischen normalem und nicht normalem Wochenbett will er
eine Temperatur von 38,5 im Rektum fixiren.
Demgegenüber betont Köstlin (24) die grosse Unbequemlichkeit,
ja Gefährlichkeit einer temporären Seitenlage, besonders für erkrankte
Wöchnerinnen, sowie die Unzuträglichkeiten, die die Rektalmessungen
bei Dammrissen mit sich bringen. Viel wichtiger als der Ort der
Temperaturbestimmung erscheint ihm die Forderung, alle Messungen
unter ärztlicher Aufsicht. vornehmen zu lassen.
Holzapfel (21) hat in der Erlanger Klinik vergleicheude Mes-
sungen im Rektum, rechter und linker Achselhöhle, und zwar bei 31
Wöchnerinnen angestellt. Der durchschnittliche Wärmeunterschied zwi-
schen Rektum und Achselhöhle schwankte zwischen 2,1 und 2,9 Zehntel-
graden. Da aber im einzelnen Falle bei derselben Person der Abstand
zwischen Mastdarm und Achselhöhlentemperatur zwischen 1 und 10
Zehntelgraden schwanken kann, so ergiebt sich, dass Morbiditäts-
statistiken, denen ein verschiedener Ort der Messung zu Grunde liegt,
überhaupt nicht verglichen werden können. Uebrigens giebt auch
Holzapfel für wissenschaftliche Zwecke der Recktalmessung den Vor-
zug, deren Infektionsgefahr thateächlich minimal ist, während für
praktische Gesichtspunkte die Achselhöhlenmessung ganz ausreicht.
Ueberhaupt aber ist der Werth lediglich auf Temperatursteigerungen
aufgebauter Morbiditätsstatistiken ein zweifelhafter.
Die sehr bemerkenswerthe Arbeit von Brutzer (10) aus der Bres-
lauer Frauenklinik beginnt mit der Erwägung, ob die heutzutage üb-
liche Diätetik des Wochenbettes, besonders in Bezug auf die Forderung
längerer Bettruhe für die Wöchnerinnen, thatsächlich den physiologischen
Verhältnissen entspricht. Verf. weist die Gründe zurück, die gegen
das frühzeitige Aufstehen (vom zweiten Tage ab) der Wöchnerinnen
Physiologie und Diätetik der Wöchnerin. 601
angeführt werden. Dasselbe soll angeblich zu Störungen der Involution,
Entstehung von Retroflexio und Prolaps, gelegentlich zu Embolien
führen. Durch Wiederaufreissen in Verheilung begriffener Wunden
sollen neue Infektionspforten gesetzt, ebenso der Hängebauch begün-
stigt werden. Alle diese Gründe hält Verf. nicht für stichhaltig, glaubt
im Gegentheil, dass z. B. die Disposition zu Embolien durch längeres
Liegen eher eine Steigerung erfahren dürfte.
Verf. hat nun seine an einer grösseren Zahl von Wöchnerinnen
(ca. 1000), von denen der grössere Theil am 2.—5. Tage bereits das
Bett verlassen hat, gemachte Beobachtungen zusammengestellt, die sich
imWesentlichen auf das Verhalten der Temperatur und des Pulses, die
Beschaffenheit von Stuhl und Urin, auf die Rückbildung der Geni-
talien, endlich auf das Allgemeinbefinden und Körpergewicht beziehen.
Die Wiedergabe dieser interessanten und zum Theil überraschenden
Beobachtungen eignet sich nicht für ein Referat. Jedenfalls konnte
Brutzer zu dem Schlussergebniss kommen, dass eine Schädigung der
Gesundheit der Wöchnerinnen durch das frühzeitige Aufstehen nicht
zu konstatiren, im Gegentheil eine raschere Hebung des Kräftezustan-
des festzustellen war. Als praktisches Resultat dürfte es richtig sein,
einer Frau bei günstigem Verlauf des Wochenbettes etwa am fünften
Tage das Aufstehen zu gestatten. Dass eine genaue Kontrolle ihres
Verhaltens vor und auch nach dem Aufstehen durchaus nothwendig
ist, wird von Brutzer ausdrücklich hervorgehoben.
Hofbauer’s (20) Untersuchungen beschäftigten sich mit dem
Zahlenverhältniss der weissen Blutzellen in den verschiedenen Stadien
der Geburt und des Wochenbettes. Während im Beginn der Geburt
die Zahl der Leukocyten die normale Zahl nur wenig übertrifft, steigt
sie im Verlauf der Geburt, bei protahirten Entbindungen bis über das
doppelte des Anfangswerthes. Der Höhepunkt fällt in die Nachgeburts-
periode, alsdann sinkt die Zahl und erreicht in 10—12 Stunden ihren
tiefsten Punkt. Am 2.—3. Wochenbettstage findet sich wieder eine
Vermehrung der Leukocyten, um mit der beginnenden Milchsekretion
wieder abzufallen. Im Anschluss an die Untersuchungen von G. Schulz
glaubt Verf. die starke Zunahme der Leukocytenzalhl im Verlaufe der
Geburt auf erhöhte Arbeitsleistung, in erster Linie Uterusthätigkeit und
Wirkung der Bauchpresse beziehen zu müssen. Der weitere Anstieg
post partum ist als Nachwirkung aufzufassen, bis durch vasomotorische
Einflüsse die reguläre Blutvertheilung wieder hergestellt wird. Die
zweite Steigerung zum Beginn der Laktation dürfte auf die lokalen
Vorgänge in den Brustdrüsen zurückzuführen sein.
DE Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes.
Budin (11) hat die Beobachtung gemacht, dass die Milchsekre-
tion einer Amme mit den an sie in dieser Beziehung gestellten An-
forderungen wächst. So konnte er beispielsweise mit 14 Ammen 64 Säug-
linge ernähren. Die tägliche Milchproduktion nahm dabei um ein
Bedeutendes zu, ohne dass die Qualität herunterging. So hält er es
gelegentlich für angebracht, einer Amme, die ein Kind nur unvoll-
kommen nährt, noch eines oder zwei dazu zu geben. Jedenfalls ist es
empfehlenswerth, darauf zu dringen, dass eine für ein frühzeitig ge-
borenes Kind genommene Amme gleichzeitig ibr eigenes Kind mitstillt,
da im anderen Falle die Milchmenge bald abnimmt oder ganz versiegt.
Die fleissige Arbeit von Köstlin (24) gipfelt in folgenden Resul-
taten: Die Milch in den Brüsten von Schwangeren, Wöchnerinnen und
Neugeborenen ist, wie die Untersuchungen anderer Beobachter und seine
eigenen ergeben haben, in einem grossen Prozentsatz der Fälle keimbaltig.
Köstlin fand bei Schwangeren in 860/0, Wöchnerinnen in 91°/,,
Neugeborenen in 75°/, Mikroorganismen, und zwar vorzugsweise Sta-
phylococcus albus. Irgend welche Anhaltspunkte für die Beeinflussung
des Keimgehalts liessen sich nicht auffinden. Die Einwanderung der
Bakterien erfolgt von aussen, vom Warzenhofe aus. Ein Eindringen
auf dem Wege der Blutbahn ist bisher noch nicht einwandsfrei nach-
gewiesen. Die Keime sind weder der Mutter noch dem Kinde schäd-
lich. Eine Mastitis ohne Mikroorganismen giebt es nicht. Die In-
fektion bei Mastitis erfolgt von aussen auf dem Wege der Lymphbahnen
von Hautverletzungen aus und breitet sich je nach der Art der einge-
wanderten Keime verschieden aus. Es entsteht entweder die gewöhn-
liche Form der Mastitis, hervorgerufen durch Staphylokokken (haupt-
sächlich St. aureus) oder die viel seltenere Form des Pseudoerysipels, des
retromanımären Abscesses, verursacht durch Streptokokken. Eine meta-
statische auf dem Wege der Blutbahn entstehende Mastitis ist bisher
noch nicht sicher bewiesen.
Arbeiten, die den Uebergang von seitens der Mutter aufgenom-
menen Stoffen in die Milch behandeln, liegen mehrere vor:
Winternitz (42) hat experimentell — durch Füttern einer Ziege
mit Jodschweinefett, Nachweis des vom Milchfett gebundenen Jods —
den Nachweis geliefert, dass Nahrungsfette unmittelbar in die Milch
übergehen können. Ebenso geht subcutan einverleibtes Fett in die
Milch über.
Fieux (16) konnte bei seinen Versuchen den zweifellosen Ueber-
gang von Antipyrin in die Muttermilch feststellen. Dosen von 1 g
liessen sich schon fünf Stunden später in der Milch nachweisen, nach
Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 603
19—23 Stunden finden sich keine Spuren mehr von Antipyrin. Die
Antipyrinmenge, welche in diesem Zeitraum die Brust passirte, betrug
höchstens 0,05 g in einem Liter Milch, wenn innerhalb 16 Stunden min-
destens 4 g Antipyrin verabreicht wurden. Ein Einfluss auf die Milch-
menge und das Befinden des Säuglings war nicht zu konstatiren.
Balland (2) fand, dass die chronische Bleiintoxikation nicht
nur zahlreiche Aborte und Frühgeburten verschuldet, sondern auch,
dass eine an Bleivergiftung leidende Mutter ihr Kind wegen der Ge-
fahr einer langsamen und progressiven Vergiftung nicht selbst stillen
darf.
Silwansky (35) hat an weissen Ratten und Meerschweinchen
mikroskopische Untersuchungen über die Involutionsvorgänge im Uterus
im Puerperium angestellt. Nach diesen Untersuchungen fängt die Invo-
lution während der Geburt an und besteht theilweise aus atrophischen,
theilweise degenerativen Vorgängen in den Muskelelementen. Haupt-
sächlich beobachtete er trübe Schwellung. Die meisten Kerne der
degenerirten Zellen gehen zu Grunde. Eine Restitution von Muskel-
gewebe hat er nicht beobachtet. Im Bindegewebe hat er theilweise hya-
line Entartung beobachtet. Die Gefässe verengern sich theilweise, theil-
weise entwickelt sich in ihnen Bindegewebe. (V. Müller.)
b) Physiologie und Diätetik des Neugeborenen.
l. Anthes, Ueber den Einfluss des Bades auf die Nabelwundheilung der
Neugebornen. Inaug.-Diss. Halle a. S. 1896.
2. Baczkiewicz, Demonstration eines achtmonatlichen Kindes von 11 kg
Gewicht. Die kolossale Obesität erklärte sich durch die Beschaffenheit
der Milch der Mutter, welche 8112°/o Fett enthielt und die Dichtigkeit
von Sahne hatte. Pfeiffer hat auf 100 Milchanalysen kaum 14 mal einen
Fettgehalt von 5—6° o gefunden und nur einmal bei einer Frau, welche
schon den 12. Monat stillte, einen Fettgehalt von 9,053°/o. l
(Neugebauer.)
3. Baginsky u. Sommerfeld, Milchversorgung und Milchkontrolle. Arch.
f. Kinderheilk. Bd. XXIII, pag. 196.
4. Barone, Doppio cefalo-ematoma in parto fisiologico. Gaz. degli ospedali,
Sem. 2°, fasc. 106. (Herlitzka.)
5 Bastard, Contribution à l'étude du traitement du cordon ombilical après
la naissance. Action des bains. Thèse de Paris, G. Steinheil.
6. Bendix, Weitere Beiträge zum Stoffwechsel des Säuglings. (Aus der
Universitätskinderklinik zu Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XLVI, pag. 308.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes.
Berlioz, Résultats obtenus à Grenoble par l’emploi du lait sterilise. Acad.
de med. Séance du 1 juin. pag. 685.
Berti, Sopra uno zaffo fibrinoso epiteliale che occluseva il retto in una
neonata. Bullettino delle scienze mediche. Bologna, fasc. 77. (Berti be-
richtet über eine Neugeborene, welche 30 Stunden nach der Geburt einen
wurmförmigen gelblichen Körper vom Rektum ausschied. Erst dann war die
noch nicht stattgefundene Ausscheidung des Mekonium möglich geworden.
Bei der mikroskopischen Untersuchung ergab sich, dass der ausgeschiedene
Körper — wahrscheinlich ein Entzündungsprodukt — aus epithelialen
Massen und aus hyaliner Substanz bestand.) (Herlitzka.)
Biedert, Die Kinderernährung im Säuglingsalter und die Pflege von
Mutter und Kind. Stuttgart, F. Enke, 264 pag.
Budin, Allaitement mixte et allaitement artificiel. L’Obstetrique Paris,
2. année. Nr. 4, pag. 307-320.
Budin et Berlioz, Le lait stérilisé. Académie de Méd., juin.
Budin et Michel, Recherches sur l'alimentation des enfants débiles.
L’obstetrique, Paris, 2. année, Nr. 2, pag. 97, Nr. 3, pag. 211.
Camerer, Der Stoffwechsel des Kindes von der Geburt bis zur Beendi-
gung des Wachsthums. Tübingen 1896, Laupp.
Charpentier, Sur l’emploi du lait sterilise pour l'allaitement artificiel.
Bull. de l’Académie de Méd. 29. Dez. 1896, pag. 880.
Ciechanowski, Ueber Darmrupturen bei Neonaten. Przeglad Lekarski,
pag. 293. (Neugebauer.)
Cohn, H., Ueber Verbreitung und Verhütung der Augeneiterung der
Neugeborenen in Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Holland und in der
Schweiz. Berlin 1896, O. Coblentz, 111 pag.
Cozzolino, L’alimentazione del bambino sano nel primo anno di vita.
La Rassegna di ostetricia e ginecologia, Napoli, Nr. 3. (Herlitzka.)
Epley, Hygiene of infancy, babyhood and early youth. Ann. Gyn. and
Paed. Boston. Vol. X, pag. 694.
Eschle, Kurze Belehrung über die Ernährung und Pflege der Kinder im
ersten Lebensjabre. Verlag d. Reichs-Medizinalanz., Leipzig, B. Konegen.
Fiedeldij, Ueber prophylaktische Mundreinigung bei Säuglingen. Nederl.
Tijdschr. v. Geneeskunde, Mai. (Auf Grund des Bestehens einer Selbst-
reinigung des Mundes durch den Schluckmechanismus und der Ueber-
zeugung, die auch durch die Epstein’schen Beobachtungen bestätigt wird,
dass die Waschungen nicht dem Zweck entsprechen und leicht Läsionen
hervorrufen ohne die Imbibition mit Milch zu beseitigen, empfiehlt Fi e-
deldij den Kollegen ganz auf diese Waschungen zu verzichten.)
(A. Mynlieff.)
Gernsheim, Ueber den Fettgehalt und den Grad der Sterilisation der
Kindermilch bei einigen am meisten gebräuchlichen Verfahren der Zu-
bereitung und Verabreichung unzersetzter Kindernahrung. (Aus dem La-
boratorium des Bürgerspitals zu Hagenau i. E.) Jahrb. f. Kinderheilk.
Bd. XLV, pag. 204.
Gertler, Beitrag zur Lehre von den entzündlichen Erkrankungen des
Nabels bei Neugeborenen. Przeglad Lekarski, pag. 641.
(Neugebauer)
33.
42.
Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 605
. Grósz, Untersuchungen bezüglich des Eiweissstoffwechsels des Neuge-
borenen und des Säuglings. (Aus der II. geb. u. gyn. Klinik des Prof.
Tauffer in Budapest.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. XLIX, pag. 380.
. Grosz, J., A csecsemöe szäjmosäsäröl. (Ueber die Mundauswaschung der
Säuglinge) Bäba-Kalauz Nr. 3, 4. (Temesväry.)
. Heckmann, Ueber das Verhältniss des Kopfes der Neugeborenen zum
Kopf der Mutter. Inaug.-Diss. Giessen 1896.
. Herbst, Beiträge zur Kenntniss normaler Nahrungsmengen bei Kindern.
(Aus der Universitäts-Kinderklinik zu Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk.
Bd. XLVI, pag. 245. (Bezieht sich auf Kinder im Alter von über zwei
Jahren.)
. Hery, Sur l’allaitement des nouveau-nés. Thèse de Paris, G. Steinheil.
. Heubner, O., L’allattamento dei bambini ed i brefotrofii. La Rassegna di
Ostetricia e Ginec. Napoli, Nr. 7. (Herlitzka.)
. Heubner, Ueber die Ernährung der Säuglinge in den Säuglingsspitälern.
Zeitschr. f. Krankenpfl. Nr. 6.
. Johannson u. Westermark, Einige Beobachtungen über den Einfluss,
welchen die Körperbeschaffenheit der Mutter auf diejenige des reifen Kindes
ausübt. Skand. Arch. f. Phys. 7. Bd.
. Kingston Barton, The value of sterilized milk. Brit. Med. Journ.
pag. 14.
. Knapp, Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekrets in den ersten
Lebenstagen. (Aus der deutschen geburtsh. Universitätsklinik zu Prag.)
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 577.
Knöpfelmacher, Untersuchungen über das Fett im Säuglingsalter und
über das Fettsklerem. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 10 u. Jahrb. f.
Kinderheilk. Bd. XLV, pag. 177. (Vorläufige Mittheilung.)
. Kosminski, Ein Fall von Melaena neonatorum. Przeglad Lekarski,
pag. 471. | (Neugebauer.)
. Lapinski. Beitrag zur Lehre von der Entstehung von Lähmungen der
oberen Extremität bei Neugeborenen während des (reburtsaktes. Gazeta
lekarska, pag. 766, 793. (Neugebauer.)
. Levi, L’allattamento mercenario con speciale riguardo agli esporti. Padova,
Tip. Prosperini. (Herlitzka.)
37, Lugowski, Zwei Fälle von Pemphigus neonatorum. Gazeta lekarska,
pag. 917. (Neugebauer.)
°. Lyons, Incubators and milk laboratory feeding. Amer. Journ. Obstetr.
New York, Vol. XXXVI, pag. 696.
. Marfan, L’allaitement artificiel. Paris, G. Steinheil, 1896, 156 pag.
. Michel, Sur le lait de femme et l'utilisation des ses matériaux nutritifs
dans l'organisme du nouveau-né sain. L’Obstetr. Paris, Nr. 6, pag. 518.
. Mikucki, Hat die Unterlassung des Badens einen vortheilhaften Einfluss
auf das Verhalten des Nabelschnurrestes bei Neonaten? Przeglad Lekarski,
pag. 460. (Neugebauer.)
Montalcini, Di una interessante lesione retinica in occhi di neonati e
della sua etiologia studiata specialmente sotto il punto di vista ostetrico.
Rivista di ostetricia, ginecologia e pediatria, Torino, Nr. 3 u. A (Mon-
taleini hat bei der Untersuchung der Augen von Neugeborenen in 23°;o
606 Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbettes.
bis 33° Blutungen der Retina gefunden, die gewiss nicht mit dem In-
trauterinleben, sondern mit dem Geburtsmechanismus und noch anderen
Faktoren in Beziehung stehen. Diese Blutungen verschwinden öfters in
kurzer Zeit — aber einige Male können’ sie auch Störungen verursachen.)
(Herlitzka.)
43. Mühlmann, Die Temperatur der Neugebornen. Arch. f. Kinderheilk.
Bd. XXIII, pag. 291.
44. Muggia, A., Sulla quantità di ferro contenuta nei visceri dei bambini,
studiata in rapporto alla questione della durata dell’ allattamento. Acca-
demia di Torino. (Herlitzka.)
45. Paquy, De la ligature et du pansement du cordon ombilicale. Revue
d’Obst. Tom. X, pag. 129.
46. Peaudecerf, Des soins à apporter au cordon ombilical chez le nouveau
né, nouvelle méthode de suture du cordon. Thèse de Paris. Revue in-
ternat. de méd. et de Chir. Nr. 16.
47. de Rothschild, Quelques observations sur l'alimentation des nouveau-
nés et de l’emploi raisonné du lait stérilisé. Join, éditeur, Paris.
48. Schallehn, Die Zuverlässigkeit der Credé'schen Einträufelung. (Aus der
Kgl. Universitätsfrauenklinik zu Göttingen.) Arch. f. Gyn. Bd. LIV, pag. 86.
49. Schmidt, F., Beiträge zur Kenntniss des Mekoniums. Vierteljahrsschr.
f. gerichtl. Medizin Bd. XIII, Heft 2.
50. Temesväry, Zur Ammenfrage. Gyögyäszat 1896, pag. 100, 109, 121, 131.
51. Titomanlio, Dell’ allattamento artificiale. La Rassegna di Ostetr. e
Ginec. Napoli, Nr. 9, 10, 11, 12. (Herlitzka.)
52. Umikoff, Die Diazoreaktion im Harne der Säuglinge. (Aus dem Labora-
torium des Kaiserl. Findelhauses zu St. Petersburg.) Jahrb. f. Kinderh.
Bd. XLIV, pag. 335. (Kommt zu dem Schluss, dass diese Reaktion im
normalen Harn der Säuglinge niemais auftritt.)
53. Vornhecke, Ein neuer Sterilisir-Apparat für Säuglingsnahrung. Zeitschr.
f. Krankenpflege Nr. 12.
54. Westphalen, Ueber den mikrochemischen Nachweis von Eisen im
fötalen Organismus nebst Beschreibung eines Falles von Schatz’scher
Zwillingsschwangerschaft. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Nr. 13, pag. 360.
Für das Cred&’sche Verfahren der Einträufelung von Argent.
nitricum in das Auge der Neugeborenen tritt neuerdings Schallehn
(48) mit Entschiedenheit ein. Unter 917 so behandelten Kindern er-
krankten nur zwei an Blennorrhoe == 0,218°/o und auch diese beiden
Erkrankungen sind, als erst am achten Tage aufgetreten, wahrschein-
lich erst nachträglich entstanden, also als Spätinfektionen aufzufassen.
Die Reizerscheinungen der Conjunctiva sind, zumal bei Frühgeborenen,
nicht abzustreiten, führten indessen nie zu dauernder Schädigung. Die
Einträufelung wurde in allen Fällen streng nach Cred&’scher Vor-
schrift ausgeführt, wobei Verf. besonderes Gewicht darauf legt, das
Verfahren möglichst unmittelbar nach der Geburt des Kindes anzu-
wenden.
Physiologie und Diätetik des Neugeborenen. 607
Fiedeldij (20) räth, die prophylaktischen Mundwaschungen bei
Säuglingen zu unterlassen. Der Mund des gesunden Säuglings ist auch
ohne Waschen meistens sauber. Das weisse Ausseben des Zungen-
rickens unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme entsteht durch Imbi-
bition der Schleimhaut mit Milch, die also nicht durch Abwischen
entfernt werden kann. Durch die Schluckbewegungen des Kindes wird
eine Selbstreinigung des Mundes hergestellt. Ausserdem aber ent-
sprechen die Waschungen nicht ihrem Zweck, da sie im Gegentheil
leicht Läsionen setzen und etwa vorhandene Pilze erst recht eingerieben
werden. Verf. hat seit Jahren mit bestem Erfolge auf die Mund-
waschungen verzichtet.
Wer das Bedürfniss nach einer neuen Methode der Nabelschnur-
unterbindung fühlt, kann das Verfahren von Peaudecerf (46) ver-
suchen. Dasselbe besteht darin, dass eine sterilisirte Pincette dicht
über dem Nabel die Nabelschnur in der Längsrichtung 24—36 Stunden
lang komprimirt. Alsdann wird der durch die Pincettenbranchen
komprimirte, vollständig blutleere und pergamentartige Theil der Nabel-
schnur dicht über der Haut abgetrennt und der Nabel antiseptisch
verbunden. Der kleine Nabelschnurrest fällt am 4.—5. Tage von
selbst ab. Baden bis dahin verboten.
Auf der Pinard’schen Klinik ist ebenfalls seit längerer Zeit auf
das Baden der Neugeborenen verzichtet worden. Eine vergleichende
Zusammenstellung von je 110 Neugeborenen, von denen die eine Serie
täglich gebadet wurde, die andere nur nach der Geburt ein Reinigungs-
bad bekam, ergiebt nach Bastard (5), dass der Abfall der Nabel-
schnur bei den nicht gebadeten Kindern früher erfolgt, durchschnittlich
nach 51/10 Tagen gegen "ie bei den gebadeten, und dass pathologische
Störungen der Nabelwunde nur in 6,30/0 gegen 19°/o der gebadeten
Kinder auftreten.
Anthes (1) konnte dagegen nach Beobachtungen in der Hallenser
Klinik feststellen, dass die gebadeten Neugeborenen seltener erkrankten
als die Nichtgebadeten. Er empfiehlt, an der alten Methode festzu-
halten.
Die wissenschaftlich interessanten Untersuchungen über das Ver-
halten des Scheidensekrets, die Knapp (32) an ca. 200 Neugeborenen
ausführte, müssen, um verständlich zu werden, im Original studirt
werden. Ob die von Knapp gefundenen Ergebnisse aber wirklich
von so hoher praktischer Bedeutung sind, wie Verf. meint, dürfte vor
der Hand wohl noch bezweifelt werden. Knapp will jede „Reinigung“
der kindlichen Genitalien vermieden wissen, vor allem aber dem Baden
08 Geburtshilfe. Physiologie des Wochenbeittes.
des Kindes grösste Sorgfalt zuwenden (abgekochtes Wasser), oder noch
besser zur „sicheren Vermeidung der vielfachen im Bade möglichen
Uebertragungen von Krankheitsstoffen“ von diesen Bädern überhaupt
Abstand nehmen. Das letztere hauptsächlich, um die Entstehung einer
gonorrhoischen Vulvovaginitis zu vermeiden. (Sollten wirklich gonor-
rhoische Infektionen von Neugeborenen jemals auf diesem Wege ent-
standen sein? Ref.)
Mühlmann (43) stellte durch Untersuchungen an 21 Neugebo-
renen eine Durchschnittstemperatur von 36,3° fest. Das Verhalten,
welches im Temperaturverlaufe mehrerer Kinder konstatirt wurde, ent-
spricht nicht demjenigen des erwachsenen Menschen, indem sich in
unregelmässiger Weise Maxima in der Nacht, Minima am Tage zeigten.
Mühlmann glaubt dem Zustande der umgebenden Sphäre, speziell
der Luft einen gewissen Einfluss auf die täglichen Temperaturschwan-
kungen des -Kindes zuschreiben zu müssen.
Michel (40) hat Untersuchungen über die Zusammensetzung der
Frauenmilch, sowie die der Fäces mit Muttermilch ernährter Kinder
angestellt und ist so zu Ergebnissen über die Ausnützung der in der
Frauenmilch enthaltenen Nährstoffe seitens des Säuglings gekommen.
Das Resultat ist, dass seitens eines normalen und in normaler Weise
an Gewicht zunehmenden Säuglings eine fast vollständige Ausnutzung
der Muttermilch stattfindet. Am geringsten ist diejenige der Salze,
von denen an Kalk 40°/o, an Phosphorsäure ungefähr 10°/o sich in
den Fäces wiederfinden, während Fett bis zu 96, stickstoffhaltige Be-
standtheile bis zu 93/0 ausgenutzt werden.
Schmitt (49) kam bei seinen Untersuchungen über Mekonium
zu folgenden Ergebnissen:
1. Das Kindspech widersteht in der Tacho sehr viel länger der
Zersetzung als alle anderen Gewebe, welche nicht so wasserarm sind
wie Knochen, Zähne, Haare etc. oder pathologische Produkte, wie ver-
kalkte Gewebe, Konkremente etc.
2. Gelbbraunes Mekonium in etwas grösserer Menge trocknet an
der Luft auch in einem Zeitraum von 6—7 Monaten und wahrschein-
lich noch viel länger nur wenig ein, sondera verharrt zum grossen
Theil in breiigem Zustand und zeigt in diesem makroskopisch und
mikroskopisch keine Veränderungen gegen frisches.
3. Mekoniumflecken lassen auch nach 8—9 Jahren und wahr-
scheinlich noch viel länger für die mikroskopische Untersuchung alle
Bestandtheile des Kindspechs deutlich erkennen.
Pathologie der Gravidität. 609
4. Die Mekonkörper sind keine Gallenfarbstoffschollen, sondern
geschrumpfte und theilweise zertrümmerte Zellen, welche sowohl aus
den Zellen der verschluckten Vernix caseosa wie aus den abgestossenen
Epithelzellen des Darms hervorgegangen und mit Gallenfarbstoff imbi-
birt sind.
5. Es giebt nicht zwei unter einander ganz verschiedene Arten
von Kindspech, sondern das schwarzgrüne ist das Endprodukt des gelb-
braunen, nachdem dasselbe durch theilweise Aufsaugung des in ihm
enthaltenen Wassers eingedickt ist und die Zellen meistentheils ge-
schrumpft und zum Theil zertrümmert sind.
VI.
Pathologie der Gravidität.
.——
Referent: Dr. M. Graefe.
Hyperemesis gravidarum.
Antonchevitch, M. V., Schwangerschaftserbrechen. 12. internat. med.
Kongress zu Moskau; ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag.
717.
De Argenta, C. M., Des vomissements dits incoercibles de la grossesse
comme cause de prolapsus genitaux. La Gynec. Nr. 1, pag.59. (In Folge
von Hyperemesis bildete sich im II. Monat ein Prolaps von Faustgrösse
aus, welcher bis zum VIII. Monat unverändert blieb. Dann verschwand
er vollständig.)
Auvard et Daniel, Albuminurie gravidique chez une femme grosse de
un mois et demi. Eclampsie. Vomissements incoercibles. Electricité gal-
vanique. Avortement provoqué. Guerison immédiate. Arch. de Gynéc. et
de Toc. Tom. XXIII, Nr. 9 a 12, pag. 675.
Davis, E. P., Nausea and vomiting of pregnancy, with report of cases.
The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. X, Nr. 4, pag. 449. (I. Eine Wittwe
war mehrere Monate wegen chronischer Gastritis behandelt. Schliesslich
wurde Retroversio uteri gravidi gefunden. Patientin befand sich bereits
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897 39
610
St
10.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
im letzten Stadium der Inanition. Das Erbrechen hörte nach Reposition
des Uterus auf; Patientin starb trotzdem. II. Starke Anteflexio. Hoch-
gradige Erschöpfung. Erbrechen kaffeesatzartiger Massen. Substernaler
Schmerz. Schwierige Erweiterung des Cervix in Narkose. Aufhören des
Erbrechens. Abort. Bald danach Exitus letalis. Sektion ergab hochgradige
„Disorganisation* des Blutes und einen sehr voluminösen, rigiden Cervix.
III. I gravida. Anteflexio. Tod. IV. IIgravida. Ein Abort vorausgegangen.
Patientin starb, ohne dass irgend etwas gegen das Erbrechen geschehen.
V. lI gravida im VII. Monat. Albuminurie. Erbrechen seit dem IV. Monat.
Bettruhe; Rektalernährung; tägliche Magenausspülung. Dabei geringe
Besserung, bis nach 11 Tagen heftige Wehen eintraten unter Frost und
Temperatursteigerung. Instrumentelle Cervixdilatation in Narkose; dann
Barnes’scher Dilatator, schliesslich Gazetamponade. Am nächsten Tage
wegen Blutung manuelle, forcirte Dilatation. Wendung, Extraktion. Gaze-
tamponade des Uterus. Exitus fünf Tage post. part. VI. 34 jährige (era
vida. Ein Partus vor neun Jahren. In der zweiten Schwangerschaft grosse
Nervosität, Verstopfung. Bei geeigneter Behandlung Nachlass des Er-
brechens. Besserung des Allgemeinbefindens.)
Dirmoser, E., Hyperemesis gravidarum. Wiener med. Wochenschrift.
August.
Dorff, Ueber einen Fall von unstillbarem Erbrechen während der Schwanger-
schaft. Belg. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. Brüssel. Ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 17, pag. 470. (22jährige Igravida concipirt sofort nach der Verhei-
rathung. Von der fünften Woche an konstante Uebelkeit und Erbrechen.
Erschwertes Gehen. Bessert sich, nachdem wegen Retroversio ein Pessar
eingelegt war. Kurze Zeit darauf Paralyse beider Oberschenkel; stark
verminderte Sensibilität. Globus hystericus. Anhaltender nervöser Husten.
Nach drei Wochen plötzliches Schwinden der Paralyse der Oberschenkel,
dafür Parese der Unterschenkel. Im IV. Monat Erbrechen besorgnisser-
regend. Puls und Temperatur sinken. Im Urin kein Eiweiss. Da Sug-
gestion und alle anderen Mittel erfolglos, Laminaria eingelegt. Am anderen
Tag keine Wehen, aber Besserung aller Erscheinungen. Wiederkehr des
Appetits. Euphorie bis auf die Paralyse, welche auch Elektricität nicht
beeinflusste. Geburt am normalen Termin. Später bei Anwendung des
konstanten Stromes auch Schwinden der Paralyse.)
Geoffroy, J., Schwangerschaftsbrechen. The amer. journ. of obst. Vol.
XXXVI, pag. 717.
Moody, G. W., Nausea and vomiting of pregnancy. The med. age. Vol.
XV, Nr. 1, pag. 3.
. Noble, Ch. P., A clinical report on the course of pregnancy and labor
as influenced by suspensio uteri. The Amer. gyn. and obst. journ. Nov.
1896.
Pozzi, Sull’ etiologia e terapia del vomito incoercibile nelle gravide. Arch.
di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 5, 6. (Pozzi berichtet über fünf Fälle von
Hyperemesis gravidarum, welche in der'Klinik von Tibone mit subcutanen
Einspritzungen von jedesmal 1 cg Chlorhydratkokains in die Regio hypo-
gastrica behandelt wurden. Alle genasen und vier gebaren lebendige Kin-
der. Verf. fügt hinzu, dass Vicarelli in allen Fällen von unstillbarem
Hyperemesis gravidarum. 611
Erbrechen sauren Harn — welcher alkalisch bei chronischem Erbrechen
ist — nachweisen konnte. (Herlitzka.)
ll. Schaeffer, O., Pruritus, Vaginismus, einseitige Ovarie und Hyperemesis
gravidarum bei derselben Patientin in verschiedenen Lebensepochen. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 12, pag. 812.
12. Schwab, Traitement des vomissements incoercibles de la grossesse. La
Presse méd. 16 déc. 1896, Nr. 677.
13. Temple, Ueber Hyperemesis gravidarum. Brit. med. journ. Oct. 23.; ref.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 196.
Eine Reihe von Autoren haben sich in diesem Jahr mit der Aetio-
logie der Hyperemesis gravidarum beschäftigt. Die Annahme des Ref.,
dass sich die Zahl der Fälle, in welchen das unstillbare Erbrechen
als ein hysterisches Symptom auftritt, schnell mehren werde, hat sich
bisher nicht bestätigt. Ueber einen solchen berichtet Schaeffer (11).
Die früher steril verheirathete, dann geschiedene Patientin hatte
während und nach der Ehe an qualvollem Pruritus und Vaginismus
gelitten. Durch Entfernung beider Nymphen und Excision des Hymen
und des Ostium urethrae wurde Heilung erzielt. Später trat linksseitige
Ovarie ein. Nach ihrer Wiederverheirathung wurde Patientin schwanger.
Bald darauf traten Magenbeschwerden, Obstipation und Hyperemesis
auf. Letztere trotzte allen therapeutischen Massnahmen, verschwand
aber bei längerem Aufenthalt an der See und Trennung von dem Ehe-
mann, um nach Rückkehr der Patientin sofort sich wieder einzustellen.
Trotzdem trug sie aus und kam oline Kunsthilfe nieder. In der
Zwischenzeit besserte sich das Erbrechen stets bei kurzen Besuchen bei
Verwandten.
Auch Dorff (6) neigt zu der Annahme, dass das unstillbare
Erbrechen Schwangerer meist auf eine nervöse Disposition, besonders
auf Hysterie zurückzuführen sei. Er berichtet über einen typischen
Fall, welcher sich im Litteraturverzeichniss detaillirt wiedergegeben findet.
Neben dem Erbrechen bestanden eine Reihe anderer charakteristischer
hysterischer Erscheinungen. Das Erbrechen hörte nach Einlegen von
Laminaria zur Einleitung des künstlichen Abortes auf und die Schwanger-
schaft nahm ihren ungestörten Fortgang. Dorff fordert auf Grund
dieser und ähnlicher von anderer Seite gemachter Beobachtungen, dass
die Indikation der künstlichen Schwangerschaftsunterbrechung bei Hyper-
emesis mehr eingeschränkt und vor allem die Hysterie behandelt
werde.
Die Ansicht, dass das Erbrechen auf reflektorischem Wege von
dem Uterus ausgelöst wird, zählt noch immer viele Anhänger. So
führt Moody (8) dasselbe auf den durch den wachsenden Uterus auf
39*
612 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
die Nervenendigungen ausgeübten Druck zurück. Vermittelst des Plexus
hypogastr. und solar. soll auf reflektorischem Wege der Magen in Mit-
leidenschaft gezogen werden. Es soll dann eine gewisse Gewöhnung
des Nervensystems eintreten, so dass dasselbe in einer folgenden Schwanger-
schaft weniger irritirt wird. Ist letzteres doch der Fall, so sieht Moody
die Ursache in anderweitigen uterinen Affektionen oder Lageverände-
rungen, welche zum Gegenstand der Behandlung gemacht werden müssen.
Davis (4) ist der Meinung, dass Lage- und Strukturverände-
rungen des Uterus bei der Aetiologie der Hyperemesis eine Rolle spielen.
Retrodeviationen erscheinen ihm weniger gefährlich, als hochgradige
Anteflexionen, welche er bei fünf von sechs Fällen beobachtete. Bei
diesen bestand gleichzeitig eine ausgesprochene Verdickung und Härte
des Cervix. Davis spricht auch von einer „Spasmodic condition“ des
Uterus und der Beckenmuskulatur, welche er als „Pelvic tenesmus“
bezeichnet. Von der anhaltenden Reizung des Nervensystems, welche
in den Beckenorganen stattfindet, leitet er eine Einwirkung auf die
sekretorischen Nerven des Digestionstraktus ab. Es soll ein Ueber-
schuss von Magensaft produzirt, dagegen die Pankreas-, Gallen- und
Darmsekretion herabgesetzt werden. Bei den Kranken macht sich oft
Apathie, Schlaflosigkeit und in manchen Fällen Hysterie geltend. Als
eine sehr wichtige Erscheinung bezeichnet Davis das Auftreten von
Hämatin im Erbrochenen, den Fäces und im Urin. Sie ist von übler
prognostischer Bedeutung. Bei manchen Patienten will er einen beson-
deren Geruch bemerkt haben. Er bringt ihn mit abnormen Sekretions-
vorgängen und zersetzter Nahrung im Darm in Zusammenhang.
Nach Temple (13) erkranken Erstgebärende häufiger an unstill-
barem Erbrechen wie Mehrgebärende. Dasselbe ist keineswegs mit dem
morgendlichen Erbrechen identisch, welches nicht von irgend einer spe-
ziellen pathologischen Bedingung abhängig ist, während dies bei den
pernieiösen Formen immer der Fall ist. Temple bedauert, dass erst
sehr wenige pathologisch-anatomische Untersuchungen über das Leiden
vorliegen. Die zahlreichen Reflextheorien, welche den gesunden oder
kranken wachsenden Uterus für die Krankheit verantwortlich machen,
werden aufgezählt, Hadra’s toxische Theorie erwähnt und schliesslich
daran erinnert, dass neuerding Tumas in der Medulla ein Centrum
für den Brechreiz, welches in naher Beziehung zu dem Centrum der
Geschlechtsorgane steht, gefunden haben will.
In der Diskussion über Temple’s Vortrag äussert Giles, dass
nach seiner Ansicht drei Faktoren zusanımenwirken: 1. die erhöhte
nervöse Spannung, welche sich immer in der Schwangerschaft findet,
Hyperemesis gravidarum. 613
2. irgend ein peripheres Irritament, so besonders der wachsende Uterus,
3. ein Kanal, um die erhöhte Nervenspannung abzuleiten, hauptsäch-
lich der Vagus. Er glaubt, dass Hyperemesis ohne organische Er-
krankung vorkommt.
Skene meint, dass die organischen Leiden den nervösen folgen;
Leber und Magen erkranken sekundär.
Eine ganz ausnahmsweise Ursache des unstillbaren Schwanger-
schaftserbrechens scheint die Ventrofixatio uteri zu sein. Wenigstens
ist ausser einem Fall, über welchen Noble (9) berichtet, kein weiterer
bekannt. In dieeem wich die Hyperemesis keiner Behandlung. Die
Patientin konnte nur durch kleine Mengen Milch und Nährklystiere
am Leben erhalten werden. Trotzdem magerte sie weiter ab und litt
unter anhaltenden Magen- und Unterleibsschmerzen. Mit Rücksicht
hierauf wurde schliesslich die künstliche Frühgeburt im siebten Monat
durch Einlegen von Bougies eingeleitet und mittelst Wendung beendet.
Hierbei zeigte sich, dass Druck auf den Fundus sofort Erbrechen und
Ohnmachtsanwandlung hervorrief; ebenso jede Traktion an dem herab-
geschlagenen Bein nach der Wendung. Noble ist der Ansicht, dass
die erwähnten Erscheinungen eine reflektorische Reizung durch Dehnung
des künstlichen Bandes am fixirten Üterus seien. Der Wochenbetts-
verlauf war ein günstiger.
Geoffroy (7) ist der Ansicht, dass das unstillbare Erbrechen
der Schwangeren eine Folge von Reflexkontraktionen des Pylorus,
Duodenum und besonders des Blioddarmes ist. Eine sorgfältige Pal-
pation des Colon soll es ermöglichen, dessen Hyperästhesie und Kon-
traktur festzustellen und gleichzeitig als Therapie dienen. Nach einer
bis drei kurzen Sitzungen sollen diese Erscheinungen und mit ihnen
das Erbrechen verschwinden.
Dirmoser (5), welcher in sechs schweren Fällen von Hyper-
emesis genaue Harnuntersuchungen anstellte und reichliche Ausscheidung
von Urobilin, viermal Blutfarbstoff, stets Eiweiss (mit der Schwere der
Anfälle wechselnd), viermal auf der Höhe der Anfälle Aceton, dreimal
sehr reichlich Pepton, Oxalsäure, meist Indol und Skatol stets ver-
mehrt, hyaline und granulirte Cylinder, öfter Blutkörperchen, verfettete
Epithelien, 'Tripelphosphate, harnsaures Natron und oxalsauren Kalk
fand, denkt wegen der analogen Befunde bei Infektionskrankheiten an
eine Intoxikation. Er stellt folgende Hypothese auf: Durch die Ver-
grösserung des Uterus werden zunächst auf mechanische Weise die
motorischen Nerven des Uterus, der Sympathikus und Vagus, gereizt.
Beide, isolirt gereizt, lösen Kontraktionen des Uterus und Magens aus.
614 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Vagusreizung steigert aber auch die Drüsensekretion in der Magen-
schleimhaut und erzeugt Vermehrung der Schleimbildung, so dass der
alkalische Magenschleim oft den sauren Magensaft neutralisirt, was
man bei Hyperemesis oft beobachten kann. Diese Erscheinungen setzen
aber auch ein prädisponirendes Moment für die Bildung von Toxinen,
welches noch gesteigert wird durch die bei allen schweren Fällen vor-
kommende Atonie des gesammten Darmtraktus. In erhöhtem Maasse
findet Bildung und Resorption der Toxine vom Darm aus statt, wie
obige Harnanalysen zeigen.
Erwähnenswerth ist schliesslich, dass Antonchevitch (1) glaubt
eine Aehnlichkeit der Erscheinungen bei unstillbarem Erbrechen der
Schwangeren und bei solchen Thieren gefunden zu haben, welchen das
Salz in der Nahrung nach Möglichkeit entzogen wurde. Er wendet
deswegen bei Schwangeren ein Gemisch von Salzen (besonders Calcium-
hyperphosphorikum, Glaubersalz und Bromsalz) an und will damit gute
Erfolge erzielt haben. Sollten nicht vielleicht die Bromsalze die wirk-
samen Faktoren gewesen sein? (Ref.).
Unter Bezugnahme auf einen von ihnen beobachteten Fall äussern
sich Auvard und Daniel (3) dahin, dass ein Zusammentreffen von
Albuminurie und Hyperemesis eine so üble Prognose ergebe, dass so-
fortige Schwangerschaftsunterbrechung indizirt sei. Sie erwähnen dabei,
dass die Applikation des konstanten Stromes im Verlauf des Pneumo-
gastricus (eine Elektrode am Hals, eine auf die Magengegend) das Er-
brechen sehr günstig beeinflussen könne.
In der Diskussion über Tem ple’s (13) Vortrag empfiehlt Gardner
die Dilatation des Cervix, Manry den künstlichen Abort in schweren
Fällen. Cameron erwähnt die günstigen Erfolge, welche Gauthier
und Laret mit elektrischen Strömen geringer Spannung (positiver Pol
in der Klavikulargegend, negativer oberhalb des Nabels), Pozzi mit
subcutanen Kokain-Injektionen erzielt haben, räth aber auch in bedroh-
lichen Fällen mit der Ausräumung des Uterus nicht zu lange zu
warten.
Schwab (12) vertritt die Ansicht, dass die Behandlung der
Hyperemesis eine individualisirende sein müsse; in jedem einzelnen
Fall müsse die Empfänglichkeit der Kranken für die verschiedenen
Medikamente ausprobirt werden. Versagen sie, so räth er zur An-
wendung des galvanischen Stromes; führt auch dieser nicht zum Ziel,
zur digitalen Cervixdilatation, eventuell zur Einleitung des künstlichen
Aborts.
Infektionskrankheiten in der Gravidität. 615
Auch für eine örtliche Behandlung spricht sich Davis (4) aus.
Einen retrovertirten Uterus reponirt er; einen anteflektirten hebt er.
Bleibt die Richtiglagerung des Uterus ohne Erfolg, so empfiehlt er die
digitale Erweiterung des Cervikalkanals, eventuell mit Ablösung der
tiefhaftenden Eihäute. Führt alles dies zu keiner Besserung, verliert
das Blut sein Hämatin, versagt der Verdauungstraktus, so ist die
Unterbrechung der Schwangerschaft indizirt.
Im Uebrigen legt Davis noch besonderen Werth auf Regulirung
des Stuhlganges. Wenn Abführmittel schlecht vertragen werden, em-
pfiehlt er Salzwassereinläufe in das Rektum. Bei Schleimerbrechen sah
er von ein- bis zweimaliger Magenausspülung eine günstige Wirkung.
Vor einer öfteren Wiederholung warnt er. Das Epigastrium lässt er
mit Seifenwasser, Alkohol und heissem Wasser waschen oder mit Oel
und Alkohol (2: 1)einreiben. Vor sedativen Mitteln warnt er; höchstens
lässt er Codein subeutan geben. Für hysterische Patienten empfiehlt
er subcutane Einspritzungen sterilen Wassers mit stumpfer Kanüle.
Auch Dirmoser (5) empfiehlt entsprechend seiner eben kurz
skizzirten Hypothese über die Aetiologie der Hyperemesis Darm-
ausspülungen mit Hegar’schen Klysmen und Auswaschungen des
Magens mit Borsäure und Natr. bicarb.-Lösungen. Ferner räth er zu-
nächst zur Ernährung p. rect. (zweimal täglich je ein Glas Milch mit
einem Eidotter), Der Leib soll hydropathisch eingewickelt, gegen die
Magengase eine Dosis Lindenkohle gegeben werden.
Ist völlige Ruhe eingetreten, was oft schon am andern Tag der
Fall sein soll, so wird mit der Ernährung per os (schluckweis in Reis-
schlem gelöste Somatose oder Beeflea) begonnen bei Fortsetzung der
Rektalernährung nach Vorausschickung von Reinigungsklystieren. Tritt
nach einigen Tagen Hungergefühl ein, so soll man sich mit saurer Milch
(alle 3 Stunden ca. !/s 1, dann magere und leichte Fleischkost) be-
helfen.
Infektionskrankheiten in der Gravidität.
l. Archambaud, R., Le tétanos pendant la grossesse. La Revue méd.
Dec. 1896, pag. 413.
2. Bielinkin, F., Contribution a l'étude de la syphilis conceptionelle. Thèse
de Paris 1896, mai.
3. Chamberlent, Typhoid fever in pregnancy. Journ. de med. de Bor-
deaux. May 23. et 30.; ref. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr.
2, pag. 247. (Typhus im VIII. Monat. Frühgeburt fünf Tage nach Be-
ginn der Erkrankung. Ungestörter Verlauf des Wochenbettes an sich.
Genesung.)
616
10.
11.
12.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Deale, H. B., Intercurrent infectious diseases of pregnancy. The Amer.
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 349.
Dumont-Lenoir, Ueber das Auftreten von Lungentuberkulose während
der Gravidität. Revue internat. de méd. et de chir. Nr. 9; ref. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 7.
Durante, D., La questione della nutrice in casi di sifilide paterna. Arch.
internazionale di med. e chir. Napoli, Fasc. 2, pag. 68. (Herlitzka.)
v. Engel, G., Der Einfluss der Influenza auf den weiblichen Organismus.
Wiener med. Presse, Nr. 43/44.
Ferrari, T., Contribuzione alla patologia fetale da causa materna. Rivista
di Ostetr., Gin. e ped. Torino, Nr. 4. (Ferrari beschreibt folgenden
Fall: IV para, im vierten Monat schwanger, an Tuberculosis miliaris acuta
erkrankt. Tod sechs Tage nach dem Eintritt in die Klinik. Bei der Autopsie
Bestätigung der Diagnose. Alle Organe des Fötus zeigen sich mikro- und
makroskopisch normal mit Ausnahme der Leber, die in eine kleine, braune,
leicht zerbröckelnde Masse verwandelt ist. Nirgends konnte der Tuberkel-
bacillus nachgewiesen werden. Uterus und Placenta normal. Verf. ist der
Meinung, dass wenn eine Schwangere an Tuberculosis miliaris acuta stirbt,
die Fötusleber schwere Veränderungen zeigen kann, welche, wenn auch nicht
durch Tuberkelbacillen erzeugt, doch nicht anders erklärt werden können,
als dass das mütterliche Blut einen schädlichen Einfluss (Toxine oder
Bacillen ?) auf das Lebergewebe des Embryo, sowohl während des Lebens wie
auch nach dem Tode desselben, geübt habe. Die grosse Menge Blut, welche
direkt von der Placenta aus zur Leber geht, würde in dieser — leichter
als in den anderen Organen — Veränderungen hervorbringen.) (Herlitzka.)
Finger, Das Colles’sche Gesetz und die Frage des Choc en retour.
63. Versamml. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Braunschweig. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 41, pag. 1211.
Gilmore, G. H., Effect of la grippe on pregnancy. The med. age. Vol.
XV, Nr. 24, pag. 739. (I. 35jährige V gravida im V. Monat. Heftiger In-
fluenzaanfall mit hohem Fieber. Weheneintritt. Künstliche Beendigung
des Aborts. Extraktion des bereits faultodten Fötus. Lösung der Placenta.
Genesung. II. 32jährige Multigravida im VIII. Monat. Influenza mit
hohem Fieber. Am dritten Tage der Erkrankung Eintritt schwacher Wehen.
Nach achtstündiger Dauer derselben starke Blutung. Künstliche Entbin-
dung. Fötus lebend. Wies die Erscheinungen einer in utero acquirirten
Influenza auf. III. Igravida im IV. Monat. Influenza mit hohem Fieber.
Schwache Wehen; blutig-seröser Ausfluss. Viburnum prunifolium und
Chlorkali. Danach Aufhören der Wehen. IV. Nach einem normalen Partus
eine grosse Zahl Aborte. Abrasio mucosae wegen Eindometritis. Im V.
Monat schwanger. Influenza. Drohender Abort kam nach Vib. prunifol.
und Chlorkali zum Stillstand.)
Hochsinger, Das Colles’sche Gesetz und die Frage des Choc en retour.
63. Naturforscherversammlung zu Braunschweig. Centralbl. f. Gen Nr. 40,
pag. 1214.
Jakub, Ueber den Einfluss der akuten infektiösen Krankheiten auf den
Verlauf von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. XII. internat. med.
Kongress zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Nr. 39, pag. 1169.
Infektionskrankheiten in der Gravidität. 617
13. Müller, Die Influenza und ihre Beziehung zu den weiblichen Generations-
organen. Graefe’s Samml. zwangl. Abhandl. aus dem Gebiet der Geb.
u. Gyn. Bd. I, Heft 8.
14. Papinio, Immunità malarica nel feto. La Riforma med. Vol. IV, fasc. 18.
(Herlitzka.)
15. Rosinsky, Das Colles’sche Gesetz und die Frage des Choc en retour.
63. Versamml. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Braunschweig. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1213.
16. Schroeder, K., Mastitis in der Schwangerschaft. Inaug.-Diss. Marburg.
1896; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50, pag. 1475.
17. Schuhl, Ueber Pneumonie in der Gravidität. Presse med. 1896, Nr. 78;
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29, pag. 936.
18. Speier, E., Zur Kasuistik des placentaren Ueberganges der Typhusbacillen
von der Mutter auf die Frucht. Inaug.-Diss. Breslau; ref. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 41, pag. 1263.
19. Suchowetzky, Beobachtungen über Choleraerkrankungen bei Schwangeren.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.)
20. Vinay, Pneumococcusinfektion in der Schwangerschaft. L’abeille med.
Nr. 18; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 37, pag. 1128.
Jakub (12) bespricht im Allgemeinen den Einfluss der akuten
Infektionskrankheiten auf den Verlauf von Schwangerschaft, Geburt
und Wochenbett,. Er stellt in Abrede, dass die erstere eine Immunität
gegen akute Infektionskrankheiten bedinge. Letztere verlaufen bei
Schwangeren nach seiner Ansicht nicht anders wie bei nicht schwangeren
Frauen. Auch die Prognose wird durch die Gravidität nicht ver-
schlechtert. Dagegen ist die Gefahr für das Kind eine nicht unerheb-
liche. Sie hängt einerseits ab von der Temperaturhöhe, andererseits
von der Möglichkeit des Ueberganges von Infektionsstoffen auf den
kindlichen Organismus. Besonders ist das kindliche Leben bei Rekur-
rens gefährdet.
Die Influenza und ihre Einwirkung auf die Gravidität wird auch
in diesem Jahre noch von drei Autoren erörtert. Eine sehr eingehende
Abhandlung über ihre Beziehung zu den weiblichen Generationsorganen,
insbesondere zu der Schwangerschaft danken wir Müller (13) Er
bestätigt den ungünstigen Einfluss der Influenza auf die letztere. Nach
seinen Erfabrungen kommt es in einem sehr hohen Prozentsatz der
Fälle zum Abort, welcher mit starken Blutungen verläuft und künst-
liche Beendigung erfordert.
Gilmore (10) bezeichnet als die Ursache der häufigen Aborte
bezw. Frühgeburten bei Influenza lokale Blutstauung in den Sinus und
Plexus des Uterus, sowie direkte Infektion der Uterusschleimhaut. Bei
drohendem Abort räth er behufs Verringerung der uterinen Kongestion
618 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Viburn. prunifol., zur Vermehrung des Sauerstoffgehaltes des Blutes
Kali chlor. zu geben. Ist der Abort nicht aufzuhalten, so ist Verf.
für ein aktives Eingreifen, da durch die Influenza-Infektion der Uterus-
muskel angeblich geschwächt und unfähig wird den Inhalt auszutreiben.
Auch v. Engel (7) machte die Erfahrung, dass die Influenza
bei schwangeren Frauen eine ernste und für die Schwangerschaft schäd-
liche Infektionskrankheit ist. Nach keiner anderen Krankheit hat er
so viel Aborte, Fehlgeburten und gestörte rechtzeitige Geburten gesehen,
gleichviel ob es sich um leichtere oder schwerere Fälle handelt.
Kurze Daten über die Einwirkung der Infektionskrankheiten auf
die Schwangerschaft giebt Deale (4). Rötheln und Masern können
durch länger anhaltendes Fieber, die letzteren auch durch heftigen
Husten zum Abort führen. Aufgabe der Behandlung ist es daher bei
begleitender Bronchitis die Hustenanfälle zu mildern, bei starkem
Fieber dieses herabzusetzen.
Bezüglich des Scharlach ist Deale der Ansicht, dass er seltener
in der Schwangerschaft als im Wochenbett zum Ausbruch kommt. Die
Prognose ist sowohl für Mutter wie Kind eine ernste, einerseits durch
die Höhe des Fiebers, andererseits durch die septische Natur des In-
fektionserregers. Diarrhoe soll eine häufige und gefährliche Komplika-
tion sein, weswegen Vorsicht bei Verordnung von Abführmitteln ge-
boten ist. Das Fieber räth Deale durch kalte Waschungen, feuchte
Einpackungen, selbst kalte Bäder herabzusetzen.
Als die schwerste, die Schwangerschaft komplizirende Infektions-
krankheit bezeichnet Deale die Pneumonie. Fieber, Herz- und Cirku-
lationsschwäche, Blutbeschaffenheit kommen hier in Betracht. Nach
einer Zusammenstellung von Wallich tritt Abort in !/s, Frühgeburt
(vom sechsten Monat an) in Za aller Fälle ein. Die mütterliche Mor-
talität schwankt zwischen 50 und 100°/o; die fötale beträgt 80 Ae
Die Einleitung des künstlichen Aborts heisst Deale, von Ausnahme-
fällen abgesehen, nicht gut.
Schuhl (17) ist bezüglich der Prognose weniger pessimistisch.
Vier von ihm beobachtete Fälle verliefen alle günstig. Bei drei der-
selben kam es allerdings zur Frühgeburt bezw. zum Abort.
Interessant ist eine Mittheilung Vinay’s (20). Er macht darauf
aufmerksam, dass der Pneumococcus als Saprophyt in Mund, Rachen,
Nase etc. lebt und unter gewissen Umständen z. B. in der Schwanger-
schaft virulent werden und sich auf anderen Punkten des Körpers
ansiedeln kann. Er berichtet über einen Fall, in welchem eine
Schwangere an gastrischen Störungen litt; im siebenten Monat treten
Infektionskrankheiteu in der Gravidität. 619
multiple Eiterungen auf. Frübgeburt, Tod 19 Tage p. p. und drei
Monat nach der Erkrankung. Die Eiterungen waren durch Pneumo-
kokken verursacht.
Nur zwei Arbeiten beschäftigen sich mit der Komplikation. der
Gravidität durch Typhus. Chambrelent (3) weist unter Bezug-
nahme auf einen von ihm selbst beobachteten Fall darauf hin, dass
Typhus in ca. ®/s der Fälle zur Schwangerschaftsunterbrechung führt
und zwar spielt die Schwere der Erkrankung hier entschieden eine
Rolle, auf der anderen Seite aber auch die individuelle Disposition.
Denn auch bei leichten Fällen kann es zum Abort bezw. zur Frühgeburt
kommen, umgekehrt die Schwangerschaft bei schweren (Verf. führt einige
Beispiele aus der Litteratur an) ihren ungestörten Verlauf nehmen.
Interessant ist, dass die Vidal’sche Probe auch bei dem Kind der
vom Verf. beobachteten Patientin ein positives Ergebniss hatte.
Wenn auch Deale (4) zugiebt, dass Schwangere für Typhus weniger
disponirt sind, als Nichtschwangere, so bestreitet er doch, dass dieselben,
wie von anderer Seite behauptet worden ist, immun seien. Die Er-
krankung kommt während der ersten Schwangerschaftsmonate häufiger
vor wie in den späteren und zwar ist die Prognose dann günstiger.
Als Ursache der Unterbrechung müssen das hohe Fieber, Blutungen
im Endometrium oder in den Eihäuten oder eine Herabsetzung des
mütterlichen Blutdruckes, die zu fötaler Asphyxie führt, angesehen
werden.
Speier (18) hat die Fälle gesammelt, in welchen der placentare
Uebergang der Typhusbacillen von der Mutter auf die Frucht mit
Sicherheit nachgewiesen wurde. Er fügt eine eigene Beobachtung hinzu.
Bei einer an Abdominaltyphus erkrankten Frau erfolgte in der vierten
Woche desselben spontaner Abort einer viermonatlichen Frucht mit
Placenta. Letztere zeigte sich schon makroskopisch mit Hämorrhagien
durchsetzt. Die bakteriologische Untersuchung von Herzblut und Milz-
saft fiel negativ aus. Dagegen wurde im Leberparenchymsaft und in
der Peritonealflüssigkeit der Eberth-Gaffky’sche Bacillus mit Sicher-
heit nachgewiesen. Ausserdem fanden sich solche spärlich in fötalen
Theilen der Placenta. Hier fehlten Hämorrhagien. Speier glaubt,
dass zum Zustandekommen einer intrauterinen Infektion mit Typhus-
bacillen beim Menschen gröbere Läsionen nicht nöthig sind.
Malaria soll nach Deale (4) während der Schwangerschaft nicht
selten sein, allerdings häufiger eine akute Steigerung eines chronischen
Zustandes, als eine primäre Infektion. Die Erkrankung kann auch
den Fötus intrauterin ergreifen. Schwangerschaftsunterbrechung scheint
620 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
die Ausnahme, nicht die Regel. Die Behandlung besteht in Verabreichung
von Chinin, dessen abortbegünstigende Wirkung Deale bestreitet.
Unter Bezugnahme auf einen von ihm selbst beobachteten Fall
äussert sich Archambaud (1) über den Tetanus während der
Schwangerschaft dahin, dass derselbe nicht so schwere Folgen zu haben
brauche, wie man annehmen könnte. Ist der Uterus normal, besteht
an sich keine Prädisposition zum Abort, so braucht es keineswegs
zum letzeren zu kommen. — Das Tetanusgift geht durch die Placenta
hindurch. Doch ist die Infektion des Fötus vermuthlich eine lang-
samere und schwächere in Folge des: Widerstandes der Placenta und
der geringeren Entwickelung des embryonalen Nervensystems. Spezielle
abortive Eigenschaften kommen dem Tetanusgift nicht zu.
Larynxtuberkulose scheint nach Dumont-Lenoir (5) während
der Gravidität sehr selten zu sein. Bis jetzt sollen nur sechs Fälle
bekannt sein. Das Leiden befällt am häufigsten Igravide und zwar
bald nach Beginn der Schwangerschaft. Anfangs machen sich nur
Heiserkeit, Husten und Schmerzen im Larynx bemerklich. Erst in
der zweiten Hälfte der Gravidität nehmen die Beschwerden stark zu,
insbesondere die Dyspnoe bei Verschlechterung des Allgemeinbefindens.
Im achten Monate tritt oft in Folge von Kohlensäureintoxikation Früh-
geburt ein. Post partum kommt es meist bald zum Exitus letalis.
Zwei sehr interessante Vorträge über syphilitische Infektion der
Mutter bezw. des Fötus hat uns die 63. Naturforscherversammlung zu
Braunschweig gebracht. Finger (9) sprach über das Colles’sche
Gesetz und die Frage des Choc en retour. Nach ihm giebt es eine
zweifellos reine materne Syphilisvererbung. Beweis dafür sind jene
syphilitischen Frauen, welche von mehreren Männern syphilitische Kinder
gebären, ferner die reine postconceptionelle Syphilis. Die reine ma-
terne Syphilis kann sich auf den Fötus sowohl ovulär als postconcep-
tionell p. plac. übertragen. Der letztere Weg ist durch eine Reihe
exakter klinischer Beobachtungen (48 Fälle) erhärte. Die ovuläre
mütterliche Vererbung ist nicht erwiesen, nur durch Analogie mit der
spermatischen Vererbung zuzugeben.
Die Syphilis der Mutter, selbst im letzten Graviditätsmonat acqui-
rirt, vermag auf den von gesunden Eltern gezeugten Fötus in utero
auch überzugehen. Der Aufenthalt eines ex patre syphilitischen Fötus
im Uterus einer gesunden Mutter ist meist nicht ohne Rückwirkung
auf diese und äussert sich in verschiedener Weise: 1. Kann die Mutter
syphilitisch werden. Conceptionelle Syphilis. Choc en retour. a) Früh-
zeitige conceptionelle Syphilis. Auftreten unvermittelter, vom Primär-
Infektionskrankheiten in der Gravidität. 621
affekt nicht eingeleiteter sekundärer Erscheinungen während der Gravi-
dität. (Die Thatsache des Uebergehens des Syphilisvirus p. plac. von
dem ex patre syphilitischen Fötus auf die Mutter ist exakt bisher nicht
erwiesen, nur p. analog mit der posteonceptionellen fötalen Syphilis zu-
zugeben. Zweifellos aber dürfte ein Theil der als frühzeitige concep-
tionelle Syphilis geltenden Fälle, insbesondere jene, in denen die
sekundären Symptome bei der Mutter bereits im zweiten oder dritten
Monate auftreten, eher auf spermatische Infektion, übersehenen oder
wegen seiner hohen Lage im Uterus, Tuben nicht zu demonstrirenden
Initialaffekt zurückzuführen sein. Zu dieser Annahme ist man berech-
tigt, da einige Beobachtungen analogen Verlaufes der Syphilis bei
Frauen latent syphilitischer Männer auch ohne interkurrente Gravidität
vorliegen.) b) Tardive conceptionelle Syphilis. Auftreten unvermittelter,
weder von Primär- noch Sekundärsymptomen eingeleiteter tertiärer
Syphilis. 2. Die Mutter wird nicht syphilitisch, aber gegen Syphilis
immun (Colles’sches Gesetz). 3. Die Mutter bleibt völlig gesund und
unbeeinflusst. Was die Placenta speziell betrifft, so kann dieselbe
sein: a) durchlässig für das Virus in einer Gruppe von Fällen. Diese
Durchlässigkeit ist in der Richtung von Mutter zu Kind zweifellos er-
wiesen, vom Kind zur Mutter wohl wahrscheinlich, aber nicht exakt er-
wiesen; b) undurchlässig für Virus, durchlässig für die immunisirenden
Toxine in einer zweiten Gruppe von Fällen, und sowohl in der Rich-
tung von Mutter zu Kind, als auch umgekehrt; c) absolut undurch-
lässig in einer dritten kleinen Gruppe von Fällen. Unter welchen Um-
ständen und Bedingungen die Placenta sich bald durchlässig, bald
undurchlässig erweist, entzieht sich bisher unserer Einsicht. Wohl gilt
für eine Reihe von Fällen der Satz, dass die gesunde Placenta für das
Virus undurchlässig, die kranke durchlässig sei, aber von diesem Satz
kommen die merkwürdigsten Ausnahmen vor. Es wurden gesunde
Mütter bei paterner fötaler Syphilis trotz intensiver Erkrankung der
Plac. materna, gesunde Föten bei postconceptioneller Syphilis der
Mütter trotz intensiver syphilitischer Erkrankung der Plac. foetalis und
selbst der Gefässe des Nabelstranges beobachtet.
Rosinsky (15) sieht das Punctum saliens in der Frage, unter
welchen Umständen die Placenta für das Virus durchgängig ist und
wann nicht. Er möchte die Undurchlässigkeit noch schärfer betonen
wie Finger, da es nach seiner Ansicht nur in Ausnahmefällen zur
posteonceptionellen Infektion der Mutter oder des Kindes, also dem
Choc en retour kommt. Die germinative Uebertragung scheint die
Regel zu sein. Die Placenta ist für gewöhnlich eine Schranke für das
622 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
a amd
Virus. Ueber die Umstände, unter welchen die Uebertragung durch
sie hindurch stattfindet, sind wir noch im Dunkeln. Das Gesundbleiben
der Placenta ist nicht immer die Voraussetzung für die Unmöglichkeit,
wie die erhebliche Erkrankung der Placenta nicht immer die Noth-
wendigkeit des Durchgangs bedingt. Vielleicht geht im letzteren Falle
eine Immunisirung des gesunden Organismus durch übertragene Toxine
voraus, wodurch der später erfolgende Durchbruch des Virus unwirk-
sam wird.
Wenn mehrere syphilitische Kinder geboren oder Aborte erfolgt
sind, so empfiehlt Rosinsky auch die scheinbar gesunde Gravida
sammt dem Ehemanne antiluetisch zu behandeln; in der Regel genügt
die prophylaktische Behandlung des Mannes, wenn die nicht schwangere
Frau keine Zeichen von Lues aufweist, um später gesunde Kinder zu
erzielen.
Hochsinger (11) erkennt auf Grund des Materials der Wiener
Kinderpoliklinik den Choc en retour nicht an. Das Sperma hält er
für nicht infektiös für die Mutter; es erzeugt nur Syphilis des Fötus,
deren Folge dann Immunität der Mutter ist. Die Ausnahmen von
dem Colles’schen Gesetz betreffen zu */;s Erstgebärende, bei denen
noch nicht von früher her eine genügend hohe Immunität besteht, —
in der Hälfte der Ausnahmefälle kamen ferner die Kinder nicht schon
mit syphilitischen Manifestationen auf die Welt, sondern erkrankten
erst wochenlang p. part.; in der anderen Hälfte endlich verlief die
Syphilis der Kinder sehr milde. Nur drei oder vier Fälle lassen solche
Erklärungen für ihre Ausnahmestellung gegenüber dem Colles’schen
Gesetz nicht zu.
Bielinkin (2) stellt am Schluss seiner Arbeit über concep-
tionelle Syphilis folgende Sätze auf: 1. Findet die syphilitische Infek-
tion während der ersten fünf Monate statt, so kommt es sehr häufig
zum Absterben der Frucht. Kommt es aber erst im Laufe des sechsten
Monats oder noch später zu jener, so nimmt die Gravidität meist einen
ungestörten Verlauf. Die postconceptionelle Syphilis kann den Fötus
zu jeder Zeit der Schwangerschaft befallen. Nur vom neunten Monate
ab scheint dies nicht mehr der Fall zu sein. Doch kann das Kind
auch während der früheren Monate der Infektion entgehen. Dies ist
die Regel, wenn die Mutter erst während der drei letzten Monate in-
fizirt wird. |
Sonstige allgemeine und Organerkrankuungen bei Schwangeren. 623
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren.
1:
DNA
Abbe, R., Appendicitis complicating pregnancy. Med. record. March; ref.
The Amer. journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 734. (Eitrige Appendicitis.
Operation. Geburt am normalen Termin.)
. Abrahams, R., Appendicitis complicating pregnancy. The Amer. journ.
of obst. Vol. XXXV, pag. 205. (I. 24jährige Il gravide. Während der
Schwangerschaft von Zeit zu Zeit Schmerzen in der unteren Partie der
rechten Unterleibsseite. Wurden Ende des VII. Monats stärker. Bald
darauf Fieber; Dämpfung in der Ileo-Coecalgegend. Beides schwand unter
Eis- und Opiumbehandlung. Frühgeburt im VII Monat. Kein Recidiv.
IL 42jährige XIV gravide. Habituelle Obstipation. Ende des VII. Monats
Schmerzen in der lleo-Coecalgegend; Erbrechen; Temperatursteigerung
während neun Tagen. Normale Geburt. Später zwei Attaquen von Appendi-
citis. TII. 40jährige Gravide im V. Monat. Chronische Obstipation. Er-
brechen, Fieber, Unterleibsschmerzen, welche sich nach 24 Stunden in der
Blinddarmgegend lokalisirten. Nach acht Tagen dort eine Resistenz nach-
weisbar. Operation in Aussicht genommen, aber aufgegeben, da die Tem-
peratur zur Norm abfiel und alle Beschwerden schwanden. IV. 26 jährige
Multipara.. Anfang des IX. Monats körperliche Misshandlung. Nach 12
Stunden Schmerzen in der rechten Fossa iliaca, wo ein blauer Fleck zu
sehen. Acht Tage später normale (Geburt, Fünf Tage danach heftige Unter-
leibsschmerzen; hohes Fieber; schlechter Puls; einmaliges Erbrechen. Am
folgenden Tage Collaps. Fis auf die Ileo-Coecalgegend. Allmähliche Ge-
nesung unter Zurückbleiben einer Druckempfindlichkeit.)
. Audebert, Ein Fall von Ptyalismus in Folge von Retroflexio uteri gra-
vidi. Gaz. hebdom. de med. et de chir. Nr. 58; ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 50. pag. 1474. (38jährige IIpara. Schon im I. Monat starke Saliva-
tion. Speichelmenge pro Tag ein Liter. Verdanungsstörungen, zunehmende
Abmagerung. Schlaflosigkeit. Wegen Schluckbeschwerden bei fester Speise
nur flüssige Nahrung. Uterus stark retroflektirt. Reposition. Richtige
Lage durch Jodoformgazetampon gesichert. Sofortige Besserung des Ptya-
lismus, welcher bald völlig schwand.)
— J.L., Speichelfluss während der Schwangerschaft. Presse med. Sept.
. Auvard et Daniel, Albuminurie gravidique chez une femme grosse de
un mois et demi. Eclampsie. Vomissements incoercibles. Electricité gal-
vanique. Avortement provoqué. Guerison immédiate. Arch. de gyn. et
de toc. Tom. XXIII, Nr. 9 a 12, pag. 675. (29jährige Igravide in der
Mitte des II. Monats. Seit 14 Tagen heftige Kopfschmerzen, Schwindel,
Sehstörungen, seit acht Tagen unstillbares Erbrechen. Starke Albuminurie.
Trotz innerer Mittel und Diät hält das Erbrechen an, das Allgemeinbefinden
verschlechtert sich; es treten eklamptische Anfälle auf. Wiederholte An-
wendung des konstanten Stromes, der positive Pol über der Clavicula
zwischen den Ansätzen des Sterno-Cleido-Mastoideus, der negative auf die
Magengrube. Danach Besserung des Erbrechens; etwas Kephyr und Alko-
hol wird behalten. Einleitung des künstlichen Aborts durch Laminaria
wegen Wiederkehr der eklamptischen Anfälle. Ausräumung des Eies.
Schnelles Verschwinden der Albuminnrie.)
624
6.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Cholmogoroff, Ueber den Einfluss der Schwangerschaft auf den Morbus
Basedowii. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 4. (Bei einer XI para
verschlimmerte sich mit jeder Schwangerschaft der schon früher vorhandene,
vielleicht erbliche Basedow. Nach Ablauf der letzten Gravidität zeigte
sich Atrophie der Genitalien.)
Coe, Appendicitis bei Schwangerschaft und Geburt. Gesellschaft für Ge-
burtsh. zu New York; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 15, pag. 412.
Cucca, Sopra un caso di simulazione di gravidanza e di parto. La Ras-
segna di Ost. e di Gin. Napoli, Nr. 7, 8. (Herlitzka.)
Dobrowolsky, Zur Frage über Albuminurie bei Schwangeren, Kreissen-
den und Puerperen. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
Dorsett, W. B., The administration of phosphate of strychnia during
gestation. Ann. of gyn. and ped. Vol. XI, Nr. 2, pag. 131.
Douly, E. H., Observations on cases of pregnancy complicated by kidney
affection. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, pag. 165.
(I. 26jährige I gravide im VII. Monat. Starke Albuminurie, welche trotz
Bettruhe, heisser Bäder und Milchdiät stetig zunahm. Mitte des VIL Monats
Einleitung der künstlichen Frühgeburt mittelst Bougie. Allmähliche Ab-
nahme des Eiweissgehaltes. II. Igravide im IX. Monat. Sechs Wochen
zuvor fingen die Beine an zu schwellen, nachdem Patientin viel getanzt.
Starke Albuminurie. Keine fötalen Herztöne. Einleitung der Frühgeburt.
Schnelles Verschwinden des Eiweiss. In einer späteren Schwangerschaft
keine Albuminurie. III. 28jährige Igravide bemerkte im VII. Monat Oedeme
der Beine. Urin gerann beim Kochen völlig. Künstliche Frühgeburt.
Schnelles Verschwinden der Albuminurie.)
— Pregnancy complicated with renal diseases. Amer. gyn. journ. Aug.
Ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 392.
Ehrendorfer, E., Ueber einen seltenen Fall von ungewöhnlich starken
Darmblutungen kurz vor der Geburt bei gleichzeitiger Schwangerschafts-
nephritis. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Sonder-Abdruck. (22jährige Igra-
vide, erblich nervös belastet, früher selbst neurasthenisch, hysterisch. Bis
zum VI. Monat Hyperemesis. Dann starke Albuminurie mit epithelialen
Cylindern; Hydrops-Anasarca. Zeitweilige Besserung durch laue Bäder-
Milchkur, Diuretika. Ende des VIII. Monats angeblich in Folge von Diät-
fehler Diarrhoe. Am folgenden Tage sieben eklamptische Anfălle, welche
nach Chloralhydrat-Klysma aufhörten. Eiweissgehalt des Urins nahm bei
Bettruhe und strenger Milchdiät ab; Urinmenge wurde reichlicher. Zeit-
weilig Nasenbluten und Kopfschmerzen. Vier Wochen nach den eklamp-
tischen Anfällen blutige Stühle mit stinkendem Darminhalt gemischt. Wehen-
eintritt am normalen Termin. Kind kam spontan todt zur Welt. Auch
während der Geburt aashaft stinkender, blutiger Ausfluss aus dem Anus.
Im Wochenbett putride Endometritis. Allmähliche Genesung unter hysteri-
schen Erscheinungen. Verschwinden der Albuminurie.)
Falkiner, N., Herpes gestationis. Dublin journ. of med. scien. 1895.
Oct.; ref. Contralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 144.
Festenberg, Ein Fall von schwerer Chorea während der Schwangerschaft
mit Uebergang in Manie. Heilung durch künstliche Frühgeburt. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 13, pag. 196. (26jährige in keiner Hinsicht erblich
16.
17.
18.
19.
21.
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 625
belastete IlI gravide. Ein normaler Partus, ein Abort im lII. Monat. Nach
Ablauf der ersten drei Wochen der jüngsten Schwangerschaft hartnäckiges
Erbrechen. Nach acht Wochen unwillkürliche, ungeordnete rasche Be-
wegungen des rechten Armes, bald auch des Beines. Nervina und Nar-
kotica völlig erfolglos; nur das Erbrechen hörte allmählich auf. Nach
weiteren vier Wochen liessen die choreatischen Bewegungen mehr und
mehr nach. Gleichzeitig entwickelte sich aber ein maniakalischer Zustand,
welcher die Ueberführung der Patientin in eine psychiatrische Klinik nöthig
machte. Schnelle Besserung; nach drei Wochen Patientin geheilt entlassen.
Nach acht Tagen choreatische Zuckungen in den linken Gliedmassen, bald
auch auf Rumpf und Kopf übergehend. Dieselben wurden so heftig, dass
sie die Frau zur selbständigen Ausübung auch der einfachsten Verrich-
tungen unfähig machten. Wegen starker Abmagerung (13 kg) Einleitung
der künstlichen Frühgeburt durch Jodoformgazetamponade des Cervix;
manuelle Ausräumung des Uterus. Schneller Nachlass der choreatischen
Bewegungen. Am vierten Tage verschwunden.)
Fischer, H., Hernien und Herniotomien während der Gravidität und im
Wochenbett. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 9, pag. 1414. (Fischer
hat zweimal bei Wöchnerinnen, sechsmal bei Schwangeren die Herniotomie
bezw. Taxis verrichtet. Zwei Schwangere im III., zwei im V., zwei im
VI. Monat. Vier Nabel-, drei Schenkelbrüche, ein Leistenbruch. Zwei
Kranke starben in vorantiseptischer Zeit an Peritonitis septica, eine an
Shock kurz nach der Operation. Bei einer Patientin folgte der Operation
unstillbares Erbrechen, Abort, septische Peritonitis.)
Guyon, Ueber Hämaturie während der Schwangerschaft. Revue internat.
de med. et de chir. Nr. 6; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1240.
(I. 35jährige III gravide. Während der letzten beiden Schwangerschaften
starke Hämaturie. Im VIII. Monat der zweiten Schwangerschaft Urin
kaffeeartig. Er wurde bald wieder normal; auch Albuminurie fehlte dann.
Im VII. Monat der dritten Schwangerschaft wieder Hämaturie, von Schmerzen
in der rechten Nierengegend begleitet. Allmählich schwand sie, um nach
der Geburt während des Stillens von Neuem aufzutreten und immer stärker
zu werden. Mit sofortigem Absetzen des Kindes hörte auch die Häma-
turie auf. Wegen anscheinender Vergrösserung der Niere Operation. Sie
ergab, dass jene vollkommen gesund. II. Hämaturie im Verlauf der vierten
Schwangerschaft. Spontanes Aufhören. In der fünften Schwangerschaft
trat die Hämaturie wieder auf, verschwand abermals von selbst.)
Jaccoud, Influence du marriage et de la grossesse sur les maladies du
coeur. Sem. med. 1890, pag. 357.
v. Jaworski, J., Ueber die schwere Anämie Schwangerer. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 31, pag. 967.
Kern, G. (Budapest), Vizel&si nehézségek a terhesség, szülés és gyerme-
kägy alatt. (Harnbeschwerden während der Schwangerschaft, Geburt und
des Wochenbettes.) Szülsdsznök Lapja, Nr. 8--9. (Temesväry.)
Köstlin, Schwangerschaft bei fast vollständigem Verschluss des Hymen
komplizirt mit Nephritis und vorzeitiger Lösung der normal sitzenden
Placenta. Münch. med. Wochenschr. 1896. Nr. 47.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 40
626
22.
23.
24.
27.
27.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Lannois, Influence de la mort du foetus sur l’albuminurie de la gros-
sesse. Lyon med. 10 janv., pag. 37. (Eine Schwangere hatte früher an
langwierigen tuberkulösen Eiterungen gelitten und im Anschluss an die-
selben Albuminurie bekommen. Unter dem Einfluss der Gravidität Zunahme
der letzteren; Auftreten schwerer urämischer Erscheinungen. Nach dem
Absterben des Fötus sofortiger Nachlass derselben; innerhalb zweier Tage
Verminderung des Eiweissgehaltes um die Hälfte; dann allmählicher Rück-
gaug bis auf ein Minimum. Ausstossung des Fötus 17 Tage nach dem
Absterben.)
Liscia e Passigli, Contributo allo studio delle modificazioni gravidiche
urinarie. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 9. (Herlitzka.)
Lwoff, J., Maladies du coeur et grossesse. Ann. de gyn. et d’obst. Tom.
XLVIII, pag. 489. (Kurzer Bericht über 18 einschlägige Fälle. 13 Kranke
mit Mitralfehlern mit 15 Schwangerschaften, davon drei Primiparae. Zehn
Schwangerschaften erreichten das normale Ende; bei drei kam es zu spon-
taner Unterbrechung; zweimal musste dieselbe künstlich bewerkstelligt
werden. Nur zweimal war der Schwangerschaftsverlauf ungestört; in den
anderen traten während der zweiten Hälfte Oedeme, Herzklopfen, Asthma
auf. Je jünger die Kranke, je frischer die Mitralinsufficienz war, um so
günstiger der Schwangerschaftsverlauf. In den schweren Fällen machten
sich die Kompensationsstörungen im VI. Monat bemerkbar. Die beiden
künstlichen Frühgeburten verliefen normal. Drei Fälle von Aortenfehlern
bei zwei Multiparen, zwei Geburten am normalen Termin; eine Frühgeburt.
Bei der letzteren traten die Störungen schon frühzeitig ein; bei den anderen
erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte.)
— Ptyalismus während der Schwangerschaft. Presse med. 1896, Nr. 82;
ref. Centralbl. f. Gyn., Nr. 29, pag. 932. (Bei zwei Multiparen trat im
II. Monat Ptyalismus auf, erreichte im III. Monat seine Höhe und führte
totale Erschöpfung, Abmagerung und nervöse Störungen herbei. Täglich
wurden 1000—1600 ccm Speichel abgesondert. Bei beiden Patienten fand
sich ein Cervixriss und eine Erosion der Portio; bei der ersten trat nach
Kauterisation des Cervix und Gebrauch von Brom, Kokain, später Atropin
schnelle Besserung ein. Bei der anderen Kranken halfen diese Verord-
nungen nichts, so dass schon der künstliche Abort in Aussicht genommen
wurde, als derselbe spontan eintrat. Sofort wurde die Salivation geringer;
nach einigen Tagen schwanden alle Erscheinungen.)
Mangagnini, L’acetonuria nella gravidanza. Gazzetta degli ospedali.
Sem. I, Fasc. 19. (Verf. schliesst nach seinen experimentellen Untersuch-
ungen, dass das Vorhandensein des Acetons in dem Harn während der
Entbindung nicht ein sicheres Zeichen des Todes der Frucht ist, weil es
sich auch in vielen anderen normalen und abnormen Zuständen der Schwanger-
schaft vorfinden kann.) (Herlitzka.)
Merkel, J., Nephrorrhaphie während der Schwangerschaft. Münchn. med.
Wochenschr., pag. 855. (29jährige im IV. Monat schwangere Frau, seit
zwei Jahren an quälenden Beschwerden in Folge von linksseitiger Wander-
niere leidend. Dreimal stürmische Erscheinungen nach Achsendrehung der
prolabirten Niere. Extraperitoneale Nephrorrhaphie nach Simon. Niere
durch vier Nähte an den M. sacrolumbalis fixirt. Peritonitische Erschei-
30.
31.
83.
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 627
nungen. Während zweier Tage Abgang klarer Lymphe aus der Wunde
in Folge von Verletzung des Pl. lymph. lumb. Später ungestörte Rekon-
valescenz. Schwangerschaft nimmt normalen Verlauf.)
. Munde, P., Perityphlitis und Appendicitis in ihrer Beziehung zur Gynä-
kologie und Geburtshilfe. Amer. Gesellsch. f. Gyn.; ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 41, pag. 1257.
. Navas, Pyelonephritis in der Schwangerschaft. Abeille med. Nr. 18; ref.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 39, pag. 1185.
Paracca, Ricerca dell’ acetone nell’ orina delle gravide con feto morto.
La Settimana medica dello sperimentale. Firenze. Fase. 26. Bei acht
Schwangeren mit todter Frucht gelang es Paracca, nie Acetonspuren im
Harne nachzuweisen Verf. fügt hinzu, dass jedenfalls viele Methoden zur
Feststellung des Acetons zu unsicher seien.) (Herlitzka.)
Passigli e Liscia, La funzione del rene gravidico riguardo all’ elimi-
nazione dell’ urea. La Riforma medica. Napoli, Vol. IV, fasc. 19. (Die
Verf. schliessen aus ihren Untersuchungen, dass die Nieren bei Schwangeren
sich in einem Funktionszustand befinden, welcher die habituelle Fähigkeit,
Harnstoff mit dem Harne auszuscheiden, vermindert.)
(Herlitzka.)
2. Philips, Behandlung der Herzkranken während der Schwangerschaft, der
Geburt und des Wochenbettes. Revue internat. de med. et de chir. prat.
1896, Nr. 7; ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 142.
Silea, Amblyopie und Amaurose bei Schwangeren, Gebärenden und Wöch-
nerinnen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. V, Heft 4; ref. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 40, pag. 1289.
. Simpson, J. C., Note on auto-intoxication during pregnancy. Lancet,
July; ref. The Amer. gyn. and obet. journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 635.
a. Stieda, A. Ueber Anaemia splenica in der Schwangerschaft. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 44, pag. 1358.
. Tarnier, Ueber den Einfluss von Schwangerschaft und (Geburt auf die
Nervenkrankheiten. Presse med. April; ref. Centralbl. f. Gyn. 1850, pag.
1474.
. La Torre, Gravidanza e diabete. Contributo all’ etiologia del diabete.
Bullettino della Soc. Lancisiana di Roma. Fasc. 1, pag. 173. (Aus der
Beobachtung eines Falles schliesst Verf., dass zwischen Schwangerschaft
und Diabetes eine innige Beziehung existirt, dass der gegenseitige Einfluss
gross und schädlich ist und dass die Prognose deswegen bei der mit Dia-
betes komplizirten Schwangerschaft immer ungünstig zu stellen sei. Verf.
sieht auch in dem übertriebenen Gebrauche von Jodkali eine Ursache der
Entstehung des Diabetes.) (Herlitzka.)
. Vicarelli, A proposito dell’ acetonuria in gravidanza quale segno di mortg,
del prodotto del concepimento. Rivista di Ost., Gin. e Ped. Torino, Nr.
11. (Vicarelli beweist die Unhaltbarkeit der Arbeiten Mangagnini’s
und Paraca’s, welche die Wichtigkeit des Acetons im Harne der Schwan-
geren als diagnostisches Zeichen des Fruchttodes leugnen wollen. Verf.
betont, dass fast alle italienischen (klinischen) Geburtshelfer das Vorkom-
men von Aceton bestätigt haben.) (Herlitzka.)
40*
628 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
39. Vinay, C., Ueber akutes Lungenödem bei Herzfehlern in der Schwanger-
schaft. Lyon med. 1896, Nr. 1 und 8; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 50, pag.
1471.
40. Westermark, F., Ett fall af höggradig pseudograviditet — ner-
veuse). (Fall von sehr ausgesprochener Pseudogravidität.) Hygiea. Bd.
LIX. Verhandl. d. schwed. Aerztegesellsch., pag. 14447.
(Leopold Meyer.)
4l. Wright, A. H., Toxemia of pregnancy. The Amer. journ. of obst. Vol.
XXXVI, pag. 56.
42. Zweifel, P., Ueber plötzliche Todesfälle von Schwangeren und Wöch-
nerinnen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 1, pag. 1.
Mittheilurgen über progressive perniciöse Anämie Schwangerer
sind sehr spärlich geblieben. Nach langer Zeit berichtet v. Jaworski
(19) wieder über einen solchen. Es handelte sich um eine 45 jährige
XIII para aus den arbeitenden Klassen, bei welcher die Anamnese
nichts Besonderes ergab. Vom Beginn der letzten Schwangerschaft an
zunehmende Schwäche, Schlaflosigkeit, Schwindel. In der Mitte des
achten Monats auffallende Haut- und Schleimhautblässe. Leichtes
Oedem der Füsse. "Leichtes systolisches Geräusch an Herzspitze und
Aorta. Blutuntersuchung ergab hochgradige Oligocythämie, bedeutende
Verminderung des Hämoglobins, hochgradige Leukocytose (weisse zu
rothen Blutkörperchen 1:8), hoher Prozentsatz eosinophiler Zellen.
Zwei Tage p. part. Tod unter ‘den Erscheinungen der Gehirnanämie
und Herzinsufficienz. Die Sektion ergab kleine Milz, nicht vergrösserte
Lymphdrüsen, im Querschnitt sehr trockne, hochgradig anämische Leber.
Schleimhaut des Gastrointestinaltraktus, Uterusserosa und Muskulatur
sehr blass. Knochenmark wie Himbeergelee.
Ueber die Aetiologie der progressiven perniciösen AnämieSchwangerer
weiss v. Jaworski weder in dem vorliegenden Fall noch im Allee
meinen etwas Positives zu bringen. Dass starke Blutverluste, schwere
Krankheiten, ungünstige Lebensverhältnisse, häufige Geburten als ur-
sächliches Moment in Betracht kommen, bestreitet er. Er sieht in dem
Leiden nicht nur sekundäre Anämie, sondern eine „Blutkrankheit“ in
optima forma. Was die Therapie betrifft, so sind bisher alle Mittel
erfolglos geblieben. Die von anderer Seite vorgeschlagene künstliche
.Frühgeburt heisst Verf. nicht gut.
Auch Fälle von Anaemia splenica während der Schwangerschaft
sind bisher selten beobachtet worden. Stieda (35) theilt einen solchen
mit. Eine zuvor stets gesunde 34jährige VlIgravide erkrankte im
achten Monat unter den Erscheinungen einer rapid zunehmenden Anämie.
Die drei Wochen nach dem Krankheitsbeginn vorgenommene Unter-
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 629
suchung ergiebt eine Verminderung der rothen Blutkörperchen bis auf
1 700000 und eine hochgradige Milzanschwellung. Am Ende des
neunten Monats wird vornehmlich wegen der subjektiven Beschwerden
der Patientin die Frühgeburt eingeleitet. Nachdem in den ersten Tagen
des Wochenbettes eine weitere Verminderung der rothen Blutkörperchen
eingetreten war, nehmen dieselben sehr bald an Zahl zu, während die
Milzschwellung zu gleicher Zeit zurückgeht. Einen Monat post. p.
wird Patientin geheilt entlassen und ist noch nach 3/4 Jahren gesund.
Stieda betont, dass nach den neueren Untersuchungen im Gegen-
satz zu der früheren Ansicht Gusserow’s ein Zusammenhang zwischen
Anämie und Gravidität durchaus fragwürdig sei und bezeichnet in
Folge dessen auch im vorliegenden Fall die Ursache der Erkrankung
als unbekannt. Doch sieht er in der Schwangerschaft, zumal in den
hohen Ansprüchen, welche Ernährung und Wachsthum des Fötus
während des letzten Monats an den erkrankten mütterlichen Organis-
mus stellen, sowie in der Beeinträchtigung der Cirkulation, welche der
schwangere Uterus rein mechanisch bei einem durch Anämie geschwäch-
ten Herzmuskel veranlasst, ein die komplizirende Blutkrankheit un-
günstig beeinflussendes Moment. Im Gegensatz zu v. Jaworski ist
er daher der Ansicht, dass in noch nicht zu weit vorgeschrittenen
Fällen, insbesondere bei der Anaemia splenica, von einer frühzeitigen
Schwangerschaftsunterbrechung Heilung zu erwarten ist.
Wie schon erwähnt, ist von einer medikamentösen Behandlung
der schweren Formen der Schwangerschaftsanämie kein Erfolg zu er-
warten. Dagegen sah Dorsett (10) einen solchen bei leichteren anä-
mischen, sowie nervösen und Schwächezuständen von dem Gebrauch
von Strychnin sulf. (Pillen von Parke, Davis u. Comp.).
Eine Reihe von Arbeiten beschäftigt sich mit der Komplikation
der Schwangerschaft durch Herzkrankheiten. Eine solche über die
Behandlung der letzteren, auf welche wir später zurückkommen, leitet
Philips (32) mit einer Uebersicht der bei einer Gravida in Betracht
kommenden Herzfehler ein. Er.nennt als solche 1. Residuen einer
alten Perikarditis, 2. Myokarditis und Degeneration des Herzmuskels,
3. Endokarditis chron., 4. die rekurrirende Form der akuten Endo-
karditis.
Zweifel (42) berichtet über zwei Fälle, in welchen an Mitral-
insufficienz leidende Schwangere plötzlich verstarben, von denen die
eine zuvor gar keine Beschwerden, die andere sehr geringe hatte.
Wie gefährlich Herzfehler auch solchen Schwangeren werden
können, bei welchen dieselben in früheren Graviditäten und Geburten
630 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
keine Beschwerden verursacht hatten, beweisen mehrere Fälle, welche
Vinay (39) mittheil. Akutes und akutestes Lungenödem trat ohne
Vorboten — von Eiweiss im Urin abgesehen — ein und führte bei
zwei von drei Patienten schnell zum Tod, einmal in wenigen Stunden.
In einem dritten Fall (Nierenschrumpfung) trat spontane Geburt ein
und die Kranke kam davon. Vinay ist der Ansicht, dass das Oedem
der oberen Lungentheile (Oed. congestif) kein gewöhnliches Schwäche-
ödem sei, sondern einen toxischen Eindruck, dem der Eklampsie ähn-
lich, mache. Er empfiehlt Aderlass und möglichst rasche Entbindung
mittels Champetier de Ribes’ Ballon.
Lwof (24) danken wir einen sehr ausführlichen Vortrag über die
Wechselwirkung von Schwangerschaft und Herzkrankheiten, welchen
er mit einem kurzen Referat der meisten bisher über dies Thema ver-
öffentlichten Arbeiten beginnt. Er vertritt die Ansicht, dass sich wäh-
rend der Gravidität das Blut qualitativ (Plethora serosum, manchmal
Hydrämie) verändert, seine Menge sich vermehrt und die Herzthätigkeit
sich bei den schlechten Ernährungsbedingungen steigert. In Folge
dessen hypertrophirt das gesunde, normale Herz theilweise, seine rechte
Hälfte erweitert sich zum Theil; der Herzton wird schwächer. Nach-
dem Verf. die event. Störungen, welche aus den verschiedenen Herzfehlern
sich entwickeln, im Detail besprochen, erörtert er den Einfluss der
Schwangerschaft auf dieselben. In der ersten Hälfte der letzteren kann
bei guten Allgemeinbefinden und genügender Kompensation jede Ein-
wirkung auf die Thätigkeit des Herzens und seine Ernährung aus-
bleiben. Mit Beginn der zweiten Hälfte aber steigt in Folge des
utero-placentaren Kreislaufes der Druck im Aortensystem ` in Folge
dessen muss die Thätigkeit des rechten Herzens vermehrt werden, um
die nothwendige Arbeit zu verrichten. Geschieht dies allmählich, so
hypertrophirt das Herz. Wenn sich aber gegen Ende der Schwanger-
schaft Hydrämie entwickelt, so ermüdet es. Als Folge kommt es zu
atrophischen Prozessen im Herzmuskel auf der einen Seite, auf der anderen
zu einer Dilatation der Ventrikel. Oedeme, Herzpalpitationen, Schwindel-
anfälle sind die Folgeerscheinungen. Ausserdem macht sich die Ver-
schiebung des Diaphragma nach oben, die Verdrängung des Herzens,
die mangelhafte Blutoxydation in der Ernährung und in der Verminderung
der Kompensation geltend. Je schwächer eine herzkranke Schwangere
ist, je vorgeschrittener das Leiden, um so gefährlicher werden die Kom-
pensationsstörungen sein; je früher sie in Erscheinung treten, um s0
schlimmer werden sie sich gegen Ende der Gravidität geltend machen.
Wenn auch das Herz in Folge diätetischer Massnahmen und medika-
Sonstige allgemeine und ÖOrganerkrankungen bei Schwangeren. 631
mentöser Behandlung lange Zeit auf dem Status quo erhalten werden
kann, so ist doch eine plötzliche Verschlimmerung, ja ein unheilvoller
Ausgang in Folge zufälliger Komplikationen nicht ausgeschlossen. Die
Besserung der Symptome, welche sicb manchmal in Folge des Herab-
steigens des Fundus uteri und des Diaphragmas geltend macht, ist nur
eine scheinbare, Bei Aortenklappenfehlern kommt es bei Kompensations-
_ störung zu Oedem, Asthma, Palpitationen, Arythmie und Albuminurie.
In vorgeschrittenen Fällen kann sich im 6., 7. oder 8. Monat spontane
Schwangerschaftsunterbrechung anschliessen. In Folge derselben, aber
auch vor ihrem Eintritt erfolgt manchmal der Tod durch Herzlähmung.
Mitralfehler sind bei genügender Kompensation im Allgemeinen
weniger gefährlich. Nur können alle Momente, welche Störungen im
kleinen Kreislaufe zur Folge haben, bedrohlich wirken. Auch schon
die Erhebung des Zwerchfells, die schlechtere Blutbeschaffenheit machen
sich in dieser Beziehung während der zweiten Hälfte der Schwanger-
schaft bemerklich. Besonders gefahrbringend ist hier aber die Geburt.
Für eine Unterbrechung der Schwangerschaft ist Lwoff nur dann,
wenn sich schwere Erscheinungen von Kompensationsstörung bemerk-
lich- machen. Durch Milchdiät, Bettruhe, Anwendung von Herztonicis
lassen sich dieselben oft in Schranken halten.
Lwoff stützt seine Ausführungen auf 15 Fälle von Mitral-
insufficienz und drei Aortenklappenfehler. Von diesen starben drei.
Treten bereits während der Gravidität Anzeichen von Herzparalyse und
Lungenödem ein, so sind sie durch Cardiaca und Milchdiät zu be-
kämpfen. Besonders bei den Aortenklappenfehlern kommt die medika-
mentöse Behandlung in Betracht. Die Gefahr ist bei ihnen am grössten
während der Schwangerschaft und in den ersten Tagen des Wochen-
bettes. Treten die Erscheinungen insufficienter Herzthätigkeit bei Klappen-
fehlern in bedrohlicher Weise auf, so ist die künstliche Fehl- oder
Frübgeburt indizirt. Zur unmittelbaren Erleichterung ist die Blasen-
sprengung in vielen Fällen vortheilhaft.
Im Gegensatz zu Lwoff verwirft Philips (32) auf’s Entschie-
denste die Einleitung des künstlichen Aborts bezw. der Frühgeburt bei
Heftigwerden der Beschwerden. Wegen der mit diesen Eingriffen an
und für sich schon verbundenen Gefahr — die Gewebe Herzkranker
sollen sich leichter infiziren als die Gesunder — und mit Rücksicht
auf das dann im Moment des Aborts oder der Frühgeburt durch Herz-
störungen wiederum eintretenden Risiko will er diese, allerdings dem
Arzt oft nahegelegten Eingriffe auf die desperatesten Fälle beschränken.
632 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Besteht während der Gravidität kein Symptom von Herzinsufficienz,
so begnügt sich Philips damit, jedes Treppensteigen zu verbieten und
Magen- und Darmfunktion zu reguliren. Vor dem fünften Monate
treten selten Kompensationsstörungen auf. Die Therapie soll dann in
horizontaler Lagerung, Anwendung von Arsen, Eisen, Strychnin gegen
die Herzschwäche und von Reizmitteln wie Aether etc. gegen Ohn-
machts- und Schwindelanfälle bestehen. Sind Oedeme und Dyspnoe `
vorhanden, so ist mit Ausnahme der Fälle von Aorteninsufficienz Digi-
talis oder Strophantus zu verordnen.
Jaccoud (18) fordert von herzleidenden Frauen, wenn sie schwanger
werden, Vermeidung jeder Anstrengung und Ermüdung. Ausserdem legt
er grossen Werth auf Einhaltung von Milchdiät (zwei Liter) vom zweiten
oder dritten Monat an.
Grössere Arbeiten über Schwangerschaftsnephritis fehlen diesmal.
Ebe wir die meist kasuistischen Aufsätze in Kürze wiedergeben, sei
einer Abhandlung Wright’s (41) gedacht, welche sich mit der Toxämie
in der Schwangerschaft beschäftigt, da diese ohne Frage häufig in
einem ätiologischen Zusammenhang mit der Nephritis, Eklampsie etc.
steht.
Wright führt aus, dass im Körper der Schwangeren sich Toxine,
zumal im Blut, der Leber und der Muskulatur finden. Er hält eine
frühzeitige Erkenntniss dieser Toxämie für sehr wichtig. Speichelfluss
(s. unten), Verdauungsstörungen, manchmal von einem eigenthümlichen
Geschmack begleitet, Verstopfung, allgemeines Unwohlbefinden, Anämie,
nervöse Kopfschmerzen, Sehstörungen, mangelhafte Urinabsonderung,
Albuminurie sind die hauptsächlichsten Symptome. Wright verwirft
eine reine Milchdiät, zieht vielmehr eine gemischte Kost (Milch, Butter-
milch, Kumyss, so viel die Patienten trinken wollen, nicht mehr,
reichlich Wasser, Thee einmal am Tag, Kakao, Limonade, Mineral-
wasser, nicht zu frisches Brot und Butter, Reis, Tapioka, Arrowroot,
Fisch, kleine Portionen weiches Fleisch, Austern, Gemüse aller Art,
reife Früchte) vor. Bei parenchymatöser Nephritis mit starker Albu-
minurie verbietet er jedes Fleisch, auch Eier und lässt Milch und
Pflanzenkost geniessen.
Was die medikamentöse Behandlung betrifft, so giebt Wright
zunächst reichliche Dosen Magnesium sulf., später kleinere eventuell
monatelang in der Annahme, dass durch dasselbe schädliche Sub-
stanzen entfernt werden, welche sonst resorbirt werden, dass es ferner
dem Blute eine grosse Menge Serum entzieht und mit ihm einen Theil
der in jenem eirkulirenden Toxine. Für Schwitzkuren ist er nicht ein-
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 633
genommen, empfiehlt aber, die Patientin täglich ein warmes Bad nehmen
zu lassen. Die Einleitung des künstlichen Abortes bezw. der Früh-
geburt billigt er im Allgemeinen nicht.
Donly (11) hält es für wahrscheinlich, dass die Schwangerschafts-
nephritis Folge einer Autoinfektion ist.
Sehr interessant ist ein Fall, von Auvard und Daniel (4) ver-
öffentlicht, in welchem bereits im Laufe des zweiten Schwangerschafts-
monates schwere Nephritis und Albuminurie auftraten, gleichzeitig un-
stillbares Erbrechen. Sofort nach Beendigung des künstlichen Abortes
verschwand das Eiweiss aus den Urin, das Erbrechen hörte auf.
Ueber einen seltenen Fall von schweren Darmblutungen bei einer
an Nephritis leidenden Schwangeren im achten Monat berichtet Ehren-
dorfer (13). Vier Wochen zuvor waren sieben eklamptische Anfälle
aufgetreten, welche nach einem Chloralklysma aufhörten. Die Darm-
blutungen stellten sich ein, nachdem zwei Tage vorher Calomel 0,6 in
zwei Dosen wegen hartnäckiger Stuhlverstopfung gegeben worden war.
Vielleicht stehen sie mit der Wirkung dieses Mittels in Zusammenhang.
Ehrendorfer räth deswegen in ähnlichen Fällen dasselbe nicht zu
geben bezw. mit seiner Verabreichung vorsichtig zu sein. Der Aus-
gangspunkt der Blutungen waren nicht etwa hämorrhoidale Knoten,
sondern wahrscheinlich Geschwüre in höher gelegenen Darmpartien.
Auf das Allgemeinbefinden der Patientin hatten sie eine gewisse günstige
Wirkung (Verschwinden von Kopfschmerz, Kopfdruck, Visionen),
schwächten aber die Kranke und kosteten wahrscheinlich dem Fötus
das Leben.
Donly (11) befürwortet die Einleitung der künstlichen Frühgeburt,
wenn eine Nierenerkrankung bereits lange besteht, der Eiweissgehalt
ijs beträgt und Oedeme vorhanden sind. Wenn aber das Leiden ein
vorübergehendes ist, sind die Chancen für Mutter und Kind bessere.
Man kann das Fortschreiten der Schwangerschaft abwarten bis der
Eiweissgehalt auf ?/s gestiegen ist, falls andere schwere Symptome
fehlen. Uebelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel indiziren die Unter-
brechung der Schwangerschaft.
Silex (33) bespricht die Amblyopie und Amaurose bei Schwangeren.
Die erstere ist ihm noch nie zu Gesicht gekommen. Seinen Ausfüh-
rungen über Amaurose legt er die Litteraturaugaben und sechs eigene
Fälle zu Grunde. Am häufigsten tritt sie bei Urämie auf. Die Pupillen
verhalten sich verschieden. Auch die vollkommene Starre ist pro-
gnostisch kein absolut ungünstiges Zeichen. Gewöhnlich reagiren die
Pupillen gut. Die Diagnose kann nur der Augenspiegelbefund sichern. Die
634 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Aetiologie ist noch dunkel; vielleicht handelt es sich um reflektorische
Vorgänge. In der sonst symptomatischen Therapie ist eventuell Amyl-
nitrit zu verwenden.
Navas (29) bat 11 Fälle von Pyelonephritis während der
Schwangerschaft zusammengestellt. Er glaubt, dass dieselbe viel häufiger
sei, wie man annimmt, da sie gewöhnlich mit Cystitis verwechselt werde.
Sie soll nie vor dem 5., gewöhnlich im 5., 6. oder 7. Monat auftreten
und durch Kompression des Ureters durch den schwangeren Uterus,
daraus resultirende Urinverhaltung und hinzutretende Infektion ent-
stehen. Letztere soll durch Ermüdung, Ueberanstrengung und Erkäl-
tung begünstigt werden und aus dem Blut stammen. Der Erreger ist
gewöhnlich das Bacterium coli, welches bei verstopften Frauen in den
Blutstrom gelangt.
Die Prognose stellt Navas nicht ungüustig, da von 11 Müttern
nur 2 starben, wahrscheinlich noch aus anderer Ursache. Zweimal
trat Abort ein.
Eine sehr seltene Komplikation in der Schwangerschaft ist die
Hämaturiee Guyon (17) berichtet über zwei von ihm beobachtete
einschlägige Fälle (s. Litteraturverzeichniss), welche beide spontan ge-
nasen. Champetier de Ribes hat ihm einen dritten hierher ge-
hörigen Fall mitgetheilt. Ueber ihre eigentliche Ursache ist er im
Unklaren. Nur so viel steht fest, dass die Blutungen durch eine
Hyperämie der Nieren bedingt werden.
Mit dem Speichelfluss während der Schwangerschaft beschäftigen
sich zwei Arbeiten sehr eingehend. Nach Lwoff (25) sind Fälle von
schwerem Ptyalismus sehr selten. Derselbe beginnt im Anfang der
Gravidität, ist anfänglich nicht bedeutend und wird eret im 3. Monat
stärker. Durch Beeinträchtigung der Ernährung, Hervorrufung von
Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und nervösen Störungen kann er ge-
fahrbringend werden. Tritt nicht spontaner Abort ein oder wird der-
selbe nicht künstlich eingeleitet, so kann sogar der Tod erfolgen. Nach
Entleerung des Uterus hört der Speichelfluss, von seltenen Ausnahmen
abgesehen, völlig auf.
Lwoff ist der Ansicht, dass diese, der Hyperemesis gravidarum
analoge Erkrankung, welche auch hauptsächlich während der ersten
Schwangerschaftsmonate beobachtet wird, auf eine Retention von unge-
nügend zersetzten Eiweisskörpern im Blut zurückzuführen sei.
Simpson (34) bemerkt, dass bei Speichelfluss in der Schwanger-
schaft der Speichel kein Ptyalin und weniger Natronsalze enthalte als
der normale und so mehr dem Chordaspeichel ähnle als dem, welcher
Soustige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 635
durch Reizung des Sympathikus abgesondert wird. Reizung eines ent-
fernten sensiblen Nerven kann Salivation hervorrufen; bestimmte uterine
Zustände, selbst die Menstruation vermögen so zu wirken. Ein solcher
Speichelfluss ist als eine reine, nervöse Störung zu bezeichnen und kann
durch nervöse Sedation gehoben werden.
Nach Bouchard ist einer der toxischen Bestandtbeile des Urins
speicheltreibend. In grösseren Mengen als in dem letzteren findet er
sich im Blut, der Leber, den Muskeln und erst aus diesen letzteren
gelangt er in die Nieren. Im normalen Urin finden sich ausserdem
zwei krampferregende Stoffe, durch deren mangelhafte Ausscheidung
Eklampsie hervorgerufen werden kann. Ferner sind zwei primäre und
gewisse sekundäre Quellen der Auto-Intoxikation zu berücksichtigen,
zunächst primäre Störungen in der Leber, welche zu sekundären Zer-
setzungsvorgängen im Darm führen, und Nierenreizung, sowie mangelnde
Absorption und Exkretion von Toxinen. Zweitens kann eine so aus-
gesprochene Insufficienz der Nieren bestehen, dass, wenn die Funktionen
der Leber und des Darmtraktus nur in geringem Grade gestört sind,
sehr ernste Symptome auftreten, zu denen es nicht gekommen wäre,
hätten die Nieren normal funktionirt. Schliesslich kommt in Betracht,
dass bei Schwangeren eine gesteigerte Thätigkeit und eine grössere
Empfindlichkeit des Nervensystems gegen krampferregende Toxine
besteht.
Die Theorie des toxischen Ursprunges der Eklampsie wird nach
Simpson auch durch das Auftreten verschiedener Neurosen während
der Schwangerschaft und des Puerperiums gestützt.
Speichelfluss ist als ein frühzeitiges Signal der drohenden Gefahr
zu erachten. Bei urämischen Erscheinungen sind Hydragoga am Platz.
Kalisalze sollten aber auf keinen Fall gegeben werden. Naphthalin
und andere intestinale Antifermente können gegeben werden; desgleichen
Quecksilberpräparate, besonders wenn die Leber mangelhaft funktionirt.
Die beste Diät besteht in Milch in kleinen Quantitäten. Möglicher-
weise werden die besten Resultate bei Eklampsie und renaler Insuffi-
cienz durch Sauerstoffinhalationen und Aderlass erzielt.
In einem Falle Audebert’s (3) war eine Retroflexio uteri gra-
vidi die Ursache sehr starken Speichelflusses. Wenigstens schwand
nach Richtiglagerung der Gebärmutter der letztere.
Chorea ist eine recht seltene Komplikation der Schwangerschaft.
Kroner (Inaug. Diss. 1896, Berlin) bat nur 151 Fälle zusam-
mengetragen, Buist (Lancet 22. Juni 1895) allerdings weit mehr,
nämlich 255. Wahrscheinlich ist dies darauf zurückzuführen, dass
636 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
dieser Autor auch solche Fälle aufgenommen hat, welche nicht in offen-
barer Wechselbeziehung mit der Schwangerschaft gestanden haben, son-
dern von anderer Seite als eine zwar neben der Gravidität bestehende,
aber von ihr unabhängige Krankheit angesehen werden („Chorea in
graviditate“ der Aelteren).. Dass die Prognose des Leidens eine ernste
ist, geht daraus hervor, dass die Mortalität nach den verschiedenen
Autoren zwischen 17,6 und 27,4°/o schwankt.
Ueber einen sehr interessanten Fall berichtet Festenberg (15),
dessen Details sich im Litteraturverzeichniss wiedergegeben finden. Jedes
prädisponirende Moment fehlte. Abweichend von der Regel war es,
dass die Chorea eine halbseitige war. Alle internen Mittel erwiesen
sich als wirkungslos. Bei der Stärke der Choreasymptome nahmen
die Kräfte schnell ab, so dass die Einleitung der Frühgeburt nöthig
wurde. Zu der letzteren kann man sich nach des Verte Ansicht um
so eher entschliessen, als spontane Unterbrechung der Schwangerschaft
ziemlich häufig eintritt und die Mortalität der Frucht (Kroner) 30,8 %/o
beträgt.
Nach Tarnier (36) wird die Hysterie durch Schwangerschaft
meist nicht beeinflusst. Selten tritt Besserung ein, noch seltener Ver-
schlimmerung. Die Schwangerschaft selbst nimmt fast immer einen
normalen Verlauf.
Die Epilepsie bessert sich etwa in der Hälfte der Fälle. Eine
Unterbrechung der Gravidität tritt selten ein. Im Gegensatz hierzu
verschlechtert sich mit Eintritt der Schwangerschaft die Prognose der
Chorea, da eine Mortalität von fast 30°/o konstatirt wurde und die
Geburt in etwa 20°/o vor dem normalen Termine eintrat.
Einen interessanten Fall, in welchem ein Tumor über dem ver-
längerten Mark bei einer Schwangeren heftiges Erbrechen und Schwindel
hervorgerufen hatte, berichtet Zweifel (42). Sie stürzte plötzlich zu
Boden, war cyanotisch, ohne Athmung bei kräftigem Puls. Nach Konst.
lichen Athmenbewegungen wurde die Sectio caesarea gemacht und ein
dyspnoisches Kind extrahirt, welches wiederbelebt wurde. Im Original
findet sich ein genauer Sektionsbericht der Mutter.
Appendicitis scheint Schwangerschaft häufiger zu kompliziren, wie
wohl bisher angenommen wurde. Nach Munde (28) kann Entzün-
dung des Wurmfortsatzes zu jeder Zeit der Gravidität auftreten. Meist
wird Abort oder Frühgeburt die Folge sein. Rasches chirurgisches Ein-
greifen hält Mund& für nothwendig. Die Prognose wird in solchen
Fällen stets eine schlechte sein; die Mortalität des perityphlitischen Ab-
scesses in der Schwangerschaft ist eine hohe. In Fällen, in welchen
Sonstige allgemeine und Organerkrankungen bei Schwangeren. 637
es zweifelhaft ist, ob es sich um eine Erkrankung der Genitalorgane
oder Appendicitis handelt, empfiehlt Verf. die Incision in der rechten
Inguinalgegend. |
Abrahams (2) schildert die Appendicitis als Komplikation der
Schwangerschaft unter Zugrundelegung von 11 aus der Litteratur ge-
sammelten und 4 eigenen Beobachtungen (s. Litteraturverz.). Bezüglich
der Aetiologie ist nur zu bemerken, dass die Mehrzahl der Kranken-
geschichten erwähnen, dass die Patienten an chronischer und hoch-
gradiger Verstopfung gelitten hatten. Die Diagnose wird durch das
Vorhandensein des uterinen Tumors wesentlich erschwert. Meist fehlen
Dämpfung, Schwellung oder palpable Grenzen eines Appendixtumores.
Als beachtenswerthe Symptome müssen angesehen werden: 1. chronische
Obstipation, 2. plötzliches Auftreten von Unterleibsschmerzen, besonders
heftig in der rechten Fossa iliaca, 3. Nachlass des allgemeinen Schmerzes,
Lokalisation in der Appendixgegend, 4. Erbrechen, 5. Temperatur- und
Pulssteigerung, 6. negatives Ergebniss der vaginalen Untersuchung.
Zur Sicherung der Diagnose wird eine Exploration in Narkose wesent-
lich beitragen.
Zu Verwechslungen können Anlass geben: 1. rechtsaeitige Tuben-
schwangerschaft, 2. Salpingitie, Pyosalpinx, Oophoritis, 3. rechtsseitige
Wanderniere bezw. Nierensteine, 4. Typhus.
Die Prognose richtet sich darnach, ob es sich um Abscessbildung
oder katarrhalische Appendicitis handelt. Im ersten Fall ist sie sehr
trübe (70°/o Mortalität), im letzteren sehr günstig (Oꝰ / o). Besonders
übel sind die Fälle, in welchen der Uterus einen Theil der Abscess-
wandung bilde. Was die Kinder betrifft, so blieb von den operirten
Fällen nur eines am Leben; desgleichen bei der katarrhalischen Form,
so dass die Mortalität 85,7 °/o beträgt.
Was die Behandlung betrifft, so darf die Operation nicht zu lange
aufgeschoben werden. Sie muss sofort vorgenommen werden, wenn es
sich um akute Perforationsappendicitis handelt, wenn der Puls 116—120
beträgt und in keinem Verhältniss zur Temperatur steht. In zweifel-
haften Fällen ist die Operation dem Abwarten vorzuziehen. Findet
man keinen Abscess, so stört die Eröffnung der Bauchhöhle die
Schwangerschaft nicht. Ein plötzliches Verschwinden und ein plötz-
liches Wiederkehren aller Erscheinungen nach 10—12 Stunden indizirt
gleichfalls die Operation; schliesslich auch das Recidiviren einer alten
Appendicitis während der Schwangerschaft.
Coe (7) berichtet über mehrere Fälle von Komplikation der
Schwangerschaft durch Appendicitis, welche ohne Operation gut verliefen.
638 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Fischer (16) danken wir eine interessante kleine Arbeit über
Hernien und Herniotomien während der Schwangerschaft. Er bemerkt,
dass die ersteren sich während der Gravidität erst dann zurückzuziehen
pflegen, wenn der wachsende Uterus die Därme zurückdrängt und die
Bruchpforte verlegt. Auch dies geschieht nicht immer, zumal, wenn
Verwachsungen des Bruchinhaltes mit der Pforte bestehen oder adbärente
Därme zwischen Gebärmutter und Bruchpforte liegen bleiben, oder auch,
wenn eine starke seitliche Verschiebung des schwangeren Uterus die
Bruchpforte frei erhält. Kleine, bisher wenig oder gar nicht beachtete
Brüche pflegen während der ersten Hälfte der Schwangerschaft, die
ja als das wesentlichste ursächliche Moment für die Entstehung von
Brüchen bei jungen Frauen zu betrachten ist, eine beträchtliche Ver-
grösserung zu erfahren, da die Bruchpforten sich erweitern, auch die
wechselnde Gestalt des Leibes die Zurückhaltung erschwert. In dieser
Zeit wird daher auch die Einklemmung von Brüchen bei Schwangeren
am häufigsten beobachtet. Doch scheiut das Ereigniss immerbin ver-
hältnissmässig selten einzutreten. Einschliesslich sechs von ihm selbst
beobachteter Fälle konnte Fischer nur 30 zusammenstellen.
Was die Behandlung betrifft, so weist Fischer darauf hin, dass
das Tragen von Bruchbändern gerade Schwangeren besonders lästig ist.
Das englische bewährt sich hier besser wie das deutsche. Bei kleinen
Nabelhernien empfieblt sich die Anlegung von Heftpflasterstreifen. Doch
müssen die Frauen eine gute Leibbinde darüber tragen; bei grossen
sollen die Patienten meist liegen und beim Herumgehen, so gut es geht,
den Bruch mit einer Leibbinde mit Pelotteneinlage schützen. Fischer
sah bei zwei jungen Frauen kleine Schenkelbrüche während der Gra-
vidität sogar heilen, da sie viel lagen und beständig ein englisches
Bruchband trugen. — Die Herniotomie ist während der Gravidität
durch eventuellen Abort gefährlicher als sonst. Um den Eintritt des
letzteren durch Abwendung des Erbrechens zu vermeiden, räth Fischer
nicht in Narkose, sondern mittelst Schleich ’’scher Infiltrationsanästhesie
zu Operiren.
Falkin (14) berichtet über einen Fall von Herpes gestationis im
dritten Monat der siebten Schwangerschaft. Von dem Rücken der
Handgelenke ausgehend bedeckte er nach und nach den ganzen Körper.
Schon in zwei früheren Schwangerschaften war das Leiden im dritten
Monate aufgetreten. Beide Male hatte es sich merkwürdiger Weise
um männliche, sonst immer um weibliche Kinder gehandelt.
Komplikation der Schwangerschaft etc. 639
Komplikation der Schwangerschaft mit Erkrankungen und
Tumoren der Genitalorgane. Traumen. Lageveränderungen ete.
1.
Sr
.
Adenot, Trois opérations césariennes suivies de succès, dont une opéra-
tion de Porro pour volumineux fibrome intraligamenteux. L'Obstétrique,
Nr. 3, pag. 251. (33jährige III gravide. Ein Forceps, eine Steisslage. Seit
der ersten Schwangerschaft war ein stetig wachsendes Uterusfibrom dia-
gnostizirt. Das kleine Becken durch den Tumor fast vollständig ausgefüllt.
Bei vollständig erweitertem Muttermund Porro, dann Ausschälung eines
intraligamentären Myoms. Jodoformgazetamponade des restirenden Bettes.
Genesung.)
Alterthum, E., Vaginale Exstirpation eines carcinomatösen Uterus aus
dem sechsten Schwangerschaftsmonat. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. £63.
(43 jährige V para. Seit vier Monaten fast kontinuirlicher Blutabgang und
ständige Unterleibsschmerzen. Untersuchung ergiebt Cervixcarcinom und
Schwangerschaft im VI. Monat. Versuch der Totalexstirpation von der
Vagina her in typischer Weise. Da der Uterus sich nicht tiefer ziehen
lässt, Spaltung der vorderen Wand in einer Länge von 10 cm ohne den
Hals. Ahlassen des Fruchtwassers; manuelle Lösung der vom Schnitt ge-
troffenen Placenta; Extraktion des Fötus. Danach sinkt das Corpus nach
unten und die Operation lässt sich leicht vollenden.)
Biermer, R.,'Ein Fall von Enucleation eines interstitiellen Myoms bei
bestehender Schwangerschaft. Centralbl. f. Gyn. Nr.20, pag. 563. (40 jährige
IX gravide. Frühere Geburten stets normal. Bis zum IV. Monat Euphorie,
dann heftige Blasenbeschwerden, welche den Katheterismus nöthig machen.
Obstipatio. Fundus uteri handhreit über der Symphyse, auffallend weit
nach hinten verlagert. Direkt hinter der Symphyse noch ein fester, derber,
ca. kleinfanstgrosser Tumor, der der vorderen Wand des Uterus anzuge-
hören scheint. Dieser als Ursache der quälenden Blasenbeschwerden an-
zusehen. Cöliotomie. Schnitt über das obere Segment des Tumors. Enu-
cleation desselben unter geringer Blutung. Verkleinerung des Geschwulst-
bettes durch fünf tiefe Katgutligaturen. Schluss des Peritoneum darüber
durch fortlaufende Katgutnaht. Etagennaht der Bauchwunde. Heilung p. p.
Tod der Frucht fünf Wochen p. op. 12 Tage später Geburt eines todt-
faulen Kindes. Wochenbett normal.)
Boralevi, Isteropessi e gravidanza. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 9.
(Herlitzka.)
Boldt, H.J., Fibroids complicating pregnancy. The Amer. gyn. and obst.
journ. Vol. X, Nr. 5, pag. 612. (Schwangerschaft im myomatösen Uterus.
Im IV. Monat Blutungen. Abort. Später Hysterektomie.)
. Cheney, B. A., The management of tumours of the uterus and appen-
dages complicating pregnancy. The Amer. journ. of obst. Februar.
. Chrobak, R., Vaginale Uterusexstirpation bei Carcinom und Schwanger-
schaft. Centralbl. f. Gyn. Nr. 37, pag. 1104. (4ljährige IV gravide. Acht
normale Geburten. Seit neun Monaten unregelmässige Blutungen. Bei der
Untersuchung fand sich ein mannsfaustgrosses Carcinom des Cervix in der
Scheide. Wehen. Entfernung der Krebsmassen mit einem grossen Löffel.
64)
10.
11.
12.
13.
14.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Thermokauterisirung. Wendung, Extraktion. Sofortige vaginale Total
exstirpation des Uterus. Glatte Genesung.)
Cioja, Endometrite in gravidanza. Gazzetta degli Ospedali. Sem. 2°.
Fasc. 106. (Cioja untersuchte ein nussgrosses Ei, in dessen Inneren poli-
pöse, knotenförmige, gegen die Höhle des Eies gerichtete Hervorragungen
sich befanden; diese zeigten sich unter dem Mikroskop als Blutergüsse.
Verf. ist der Meinung, dass diese hämorrhagischen Herde Veränderungen
der Decidua — welche einen deutlichen Entzündungsprozess aufwies — dar-
stellen.) (Herlitzka.)
Cosentino, G., Endometrite deciduale tubero-poliposa. Archivio di Ost.
e Gin. Napoli, Nr. 4. (Herlitzka.)
Da Costa, J.C., Celiotomy during pregnancy. The Amer. journ. of obst.
Vol. XXXVI, pag. 335. (21jährige Igravide. Nach der Zangenentbindung
gestörtes Wochenbett. Seitdem häufig Schmerzen in der linken Unterleibs-
seite. In dieser machte sich im Dezember 1896 eine Schwellung bemerk-
bar, welche grösser und schmerzhafter wurde, so dass Patientin zu Bett
liegen musste. Da unregelmässige, 5—6 wöchentliche Blutungen dage-
wesen, wurde keine Schwangerschaft vermuthet, zumal andere für eine
solche sprechende Erscheinungen fehlten. Cöliotomie ergab einen durch
Adhäsionen fixirten retroflektirten Uterus. Lösung der Verwachsungen;
Genesung ohne Unterbrechung der Schwangerschaft.)
Dietel, Ueber die Totalexstirpation des schwangeren Uterus wegen Cervix-
myom per laparotomiam. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24, pag. 751. (Bei der
Patientin war vor 1'/s Jahren intra part. ein cervikales Myom enucleirt
und dann das Kind, da noch ein anderes von der Hinterwand des Cervix
ausgebendes faustgrosses Myom Zangenextraktion nicht gestattete, perforirt
worden. Septische W ochenbettserkrankung. Genesung. Der zurückgebliebene
Tumor verkleinerte sich nicht. Mehrere Monate später Abort im II. Monat;
starke Blutung; Ausräumung des Cavum mit der stumpfen Curette. Später
wuchs das Cervixmyom sehr erheblich. Es wurde deshalb die Cöliotomie
beschlossen. Bei derselben fand sich wieder Gravidität im III. Monat.
Totalexstirpation des Uterus. Genesung.)
Dührssen, Ueber die Behandlung des Uteruscarcinoms in der Schwanger-
schaft. Centralbl. f. Gyn. Nr. 30, pag. 943.
Dunning, H. L., Ovarian and fibroid tumors complicating pregnancy.
Journ. Amer. med. assoc. July; ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI,
pag. 391.
Emanuel, R., Ueber Endometritis in der Schwangerschaft und deren
Aetiologie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, Heft 3, pag. 383.
. Engström, Otto, Till fragan om laparomyomotomie under pågående haf-
vandeskap. (Laparotomie während der Schwangerschaft.) Finska Läkare-
sällskapets Handlingar. Bd. XXXIX. Nr. 4, pag. 543—54. (Engström
theilt drei neue Fälle von Enucleation von Myomen (nach Martin) während
der Schwangerschaft mit. I. Erste Schwangerschaft. Enucleation eines
faustgrossen Tumors aus dem Muttergrunde Anfang des vierten Monats.
Günstiger Verlauf. Rechtzeitige Geburt zu Hause. Das Kind wurde in
Beckenendlage geboren und starb während der Geburt ab. II. Erste
Schwangerschaft. Operation im 4.—5. Monat. Rechtzeitige Geburt eines
17.
19.
20.
23,
Komplikation der Schwangerschaft etc. 641
lebenden Kindes. III. Erste Schwangerschaft. Operation im vierten Monat.
Geschwulst 17 x 15cm. Am Tage nach der Laparotomie Abort. Die Frucht
war faultodt, 21 cm lang. Ungestörte Heilung. Vor der Operation wurden
in allen drei Fällen 20 Tropfen Opiumtinktur per rectum gegeben.)
(Leopold Meyer.)
. Etheridge, J. H., Operation during pregnancy. Kans. med. journ. Juli;
ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 392. (Drei Fälle von
Örariotomie, darunter eine doppelseitige, in welchen die Schwangerschaft
bis zum normalen Ende ihren Fortgang nahm, bei einem vierten trat Abort
ein, nachdem eine von einer früheren Cöliotomie stammende Verwachsung
des Darmes mit dem Stiel gelöst worden war.)
Fabricius, J., Ruptur einer Pyosalpinx und folgende eitrige Peritonitis
bei einer Schwangeren. Laparotomie. Heilung. Wiener klin. Wochenschr.
Nr. 48.
. Fehling, H., Das Verhalten des Arztes bei Komplikationen von Schwanger-
schaft und Geburt mit Carcinoma colli uteri. Münchn. med. Wochenschr.
23. Nov.
Fochier, Sur le diagnostic de la grossesse compliquée de fibrome dans
les premiers mois. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 248.
Haultain, W. N., Some practical deductions from a series of cases of
pregnancy complicated by fibromyomata. The brit. gyn. Journ. August
1896, pag. 295.
. Jellinghaus, Ueber Uterusrupturen während der Schwangerschaft. Arch.
f. Gyn. XLV. Bd., Heft 1, pag. 103. (38jährige IX gravide. Nach allen
Entbindungen mit Ausnahme der ersten manuelle Lösung der thatsächlich
verwachsenen Placenta nöthig. Placentarstelle die drei letzten Male an
der vorderen und Funduswand; die Uteruswand im Allgemeinen äusserst
dünnwandig und schlaff. Im lII. Monat der neunten Schwangerschaft Sprung
aus dem Fenster, welcher angeblich keine Gesundheitsstörung zur Folge
gehabt. Die letzten sechs Wochen schwer als Wäscherin gearbeitet. Seit
acht Tagen mässige Blutung und heftige Schmerzen. Untersuchung ergiebt
beginnende Peritonitis und Ruptura uteri mit Austritt des lebenden Kindes.
Göliotomie bestätigt die Diagnose. Der aus Amnion und Chorion bestehende
Fruchtsack in der Tiefe des Beckens. Nabelschnur führt in den Uterus,
dessen vordere und obere Wand klafft und frisch zerrissene Ränder zeigt;
in ihm erscheint die Placenta. Typische Porro-Operation mit extraperi-
tonealer Stielversorgung. Bis auf mässiges Fieber in den ersten drei lagen
glatte Genesung.)
2. Jepson, W., Multiple fibroids of the uterus, complicated by pregnancy:
triplets; hysterectomy. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2,
pag. 170. (36jährige Igravide, welche sich vor ihrer Verheirathung stets
gesund gefühlt. Ein Jahr nach derselben blieben die Menses aus und
Unterleibsschmerzen stellten sich ein. Im lII. Monat war der Leib wie
im VII. Monat ausgedehnt durch einen grossen, unregelmässigen Tumor.
Dieser wuchs ausserordentlich schnell. Cöliotomie. Supravaginale Ampu-
tation des Uterus. Extraperituneale Stumpfbehandlung. Glatte (ienesung.)
— Uterine fibroids complicating pregnancy. Amer. gyn. journ. August.
Ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 392. (Schnell wachsen-
Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Al
642
27.
28.
29.
30.
31.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
der Unterleibstumor bei dreimonatlicher Schwangerschaft. Cöliotomie. Supra-
vaginale Amputation des Uterus. Extraperitoneale Stielbehandlung. (Ge
nesung. Der Uterus enthielt drei Föten.)
, Keiffer, Des tumeurs fibreuses pendant la grossesse et l'accouchement.
L’Obstetr. Nr. 3, pag. 242.
. Kieffer, Des tumeurs fibreuses pendant la grossesse et l'accouchement.
Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII. Mai, pag. 413.
. Kunschert, Ueber Totalexstirpation des schwangeren Uterus bei Carci-
nom. Inaug.-Diss. Bonn. (Abdominelle Totalexstirpation des schwangeren
Uterus bei einer C. v. von 5 cm. Kind abgestorben.)
Kuscheff, Zur Kasuistik der Einklemmungen der retroflektirten schwan-
geren Gebärmutter. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnei. Januar.
(V. Müller.)
Löhlein, H., Ueber Achsendrehung des Uterus, besonders des graviden
Uterus. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 14. (42jährige IV gravide. Am
Ende des I. Monats plötzliche starke Blutung nach anstrengender körper-
licher Arbeit. Abwärtsdrängen. Brennen in der Scheide; seit drei Wochen
häufiger Urindrang. Einmal Ischurie. Befund: Elongatio colli; dasselbe
liegt etwas nach vorn und rechts von der Beckenachse. Corpus uteri kinds-
kopfgross, retroflektirt. Jedoch liegt nur die eine grössere Hälfte im kleinen
Becken; ein kleineres Segment steht oberhalb des Promontorium und des
vorderen Scheidengewölbes. An dasselbe schliesst sich ein mannskopf-
grosser, prall elastischer Tumor an. Cöliotomie; Ovariotomie. Reposition
des retroflektirten, 130—140° um seine Achse gedrehten Uterus. Glatte
Genesung.)
Lönnqvist, Bernh, Om ovarialtumörernas förhållande till hafvandeskap,
förlossning och barnsäng. (Ueber das Verhalten der Eierstockgeschwülste
in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.) Finska Läkaresällskapets
Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 11, pag. 1439—96. (Lönnquist giebt erst
eine allgemeine Uebersicht über die Eierstocksgeschwülste in obstetritischer
Hinsicht und theilt danr die Erfahrungen aus der Gebäranstalt zu Helsingfors
mit. Im Jahre 1879 wurde einmal die Ovariotomie sub partu gemacht, in
den Jahren 1884—96 sieben mal Ovariotomie in der Schwangerschaft. Ein
Todesfall an Sepsis. Drei mal Abort im Anschluss an die Operation. Zum
Schluss giebt Verf. eine tabellarische Uebersicht über 205 Fälle von Ovario-
tomie während der Schwangerschaft, die aus der Litteratur zusammenge-
stellt sind; die Fälle, die in der Tabelle von Dsirne (Arch. f. Gyn. Bd.
XLII. 1892) sich finden, sind nicht mitgerechnet.) (Leopold Meyer.)
Mackenrodt, Enucleation von Myomen aus dem schwangeren Uterus.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 147. (38 jährige Igra-
vide im III. Monat. Drohender Abort. In der hinteren Wand des Collum
und der des Uterus über den inneren Muttermund faustgrosse, ganz un-
bewegliche Myome. Enucleation derselben p. Colpotomiam post. Ver-
nähung der Geschwulstbette. Glatte Rekonvalescenz. Abort 10 Wochen
p. op. nicht eingetreten.) |
Martin, A., Exstirpation eines schwangeren Uterus mit Myom. Zeitschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 143. (37 jährige Igravide.
Schnelle Zunahme des Leibesumfanges unter qualvollen Zuständen. Ischurie.
34.
36.
37.
38.
Komplikation der Schwangerschaft ete. 643
Grosses, das Becken ausfüllendes Myom; rechts oben auf demselben der
schwangere Uterus. Da sich letzterer bei der Cöliotomie auch mit Myom-
keimen durchsetzt fand, Herausschälung des Beckenmyoms und Totalex-
stirpation des Uterus. Genesung.)
. Marx, Pregnancy complicated by over-distended bladder. The Amer. gyn.
and obst. journ. Vol. XI, pag. 483. (I. Hochgradige Urinretention bei Retro-
versio uteri gravidi. Der Blasenscheitel reichte bis dicht unter den Pro-
cessus ensiformis. Die richtige Diagnose war nicht gestellt worden. Erst
die Entleerung der Blase mittelst Katheter brachte Aufklärung.)
Mc Cone, J., Clinical notes of a case of ovariotomy during pregnancy
and of a case of congenital absence of the rectum. The Amer. journ. of
obst. Vol. XXXVI, pag. 693. (31jährige, seit einem Jahr verheirathete
Igravide. Vor drei Jahren Oedeme, Anschwellung des Leibes. Punktion.
Nach acht Monaten Rückfall. Unter medikamentöser Behandlung besserte
sich das Befinden. Menses jetzt sechs Monate ausgeblieben. Rapides An-
schwellen des Leibes. Starke Beschwerden. Da medikamentöse Behand-
lung erfolglos, Cöliotomie, bei welcher sich Ascites entleerte. Dann Ent-
fernung einer grossen Ovarialcyste. Genesung. Geburt am normalen
Termin.)
Monod, Ch., Fibrome uterin. Grossesse. Hystörecetomie abdominal totale.
Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII. Février, pag. 129. (39 jährige Igra-
vide nach 23jähriger Ehe. Bis zum Nabel reichender, aus drei Abschnitten
bestehender Tumor, deren einer das kleine Becken ausfüllt. Portio vag.
nach vorn gedrängt. Das Corpus geht in die erwähnten Tumoren über.
Menses seit 12 Wochen ausgeblieben. Cöliotomie. ` Bei der Entwickelung
der Geschwülste platzt die linksseitige; ein viermonatlicher Fötus und Frucht-
wasser tritt aus. Abdominale Totalexstirpation. Genesung.)
. Neugebauer, Gunshot wounds of the pregnant uterus; ref. The Amer.
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 128. (Gravida im VII. Monat. Flinten-
schuss aus naher Entfernung. Verletzung des Uterus. Wegen Schmerzen
und Blutverlust wurde Patientin ungefähr 20 Minuten weit in das nächste
Krankenhaus gebracht. Kind war inzwischen abgestorben (Herz, Lunge,
Leber verletzt). Hauptsächlich war der Fundus getroffen. Dort war aus
der Bauchwunde ein Stück Netz prolabirt. Sectio caesarea. Anfänglich
septische Peritonitis. Allmählich Genesung.)
Olshausen, R., Carcinom des Uterus und Schwangerschaft. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1, pag. 1. i
Pobedinsky, N., Sur le traitement du cancer du col pendant la gros-
sesse et I’ accouchement, avec deux observations. Ann. de gyn. et d’obst.
Tom. XLVII, April, pag. 281. (35jährige VII gravide. Seit Beginn der
jetzigen Schwangerschaft Blutungen und Fluor. Im VI. Monat ein aus-
gedehntes Collumcarcinom konstatirt. Auslöffelung desselben und Ver-
schorfung der Wundhöhle mit dem Paquelin. Cöliotomie. Porro. Exstir-
pation des Cervixstumpfes von der Vagina aus. Genesung der Mutter.)
Poroschin, Bauchschnitte während der Schwangerschaft. Zur Frage
über Ovariotomie und konservative Myotomie während der Schwangerschaft.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Dezember. (Kasuistischer Bei-
trag.) (V. Müller.)
41*
GH
39.
40.
4l.
43.
44.
46.
47.
48.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Pujol, G., Un cas de grossesse dans un utérus fibromateux, mort de la
mèro après expulsion spontanée à terme d'un enfant mort. Arch. de gyn.
et de toc. Tom. XXII, Nr. 9 à 12, pag. 687. (35jährige II gravide. Starke
Menorrhagien: Ein Abort im IV. Monat. Normale Schwangerschaft im
myomatösen Uterus bis zum IX. Monat. Dann Absterben des Kindes.
Spontane Geburt desselben. Tod der Mutter an Sepsis.)
Routh, A., Die Blutungen in den ersten Monaten der Schwangerschaft.
Lancet 1896. Mai; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 143.
Rumpf, W. H., Uterine fibromata in pregnancy, with report of a case.
The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 1, pag. 17. (35jährige, seit
zwei Jahren verheirathete I gravide im III. Monat. Befund normal. Fünf
Monate später 2°. Eiweiss im Urin; Oedeme der Beine. Milchdiät. Bei
der Geburt wurden zahlreiche subseröse Fibrrome am Fundus uteri kon-
statirt. Wegen Eklampsie Zange. Im Wochenbett schnelles Verschwinden
der Tumoren und des Eiweissgehaltes des Urins.)
. Schranz, V. (Budapest), Mehräk. Mehräk és terhesség. (Gebärmutter-
krebs. Gebärmutterkrebs und Schwangerschaft.) Baäba-Kolanz. Nr. 9.
(Temesväry.)
Selensky, Zur Frage über Komplikation der Schwangerschaft und Geburt
mit Gebärmutterkrebs. Inaug.-Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
Tomson, Zur Frage über konservative Myomotomie bei Schwangerschaft.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. März. (Tomson entfernte
während des zweiten oder dritten Schwangerschaftsmonates ein gestieltes.
kindskopfgrosses Myom. Die resp. Kranke kam später kurz vor dem
Termin nieder. Das Kind todt wegen Nabelschnurvorfalls.)
(V. Müller.)
. Trovati, Tre casi .di utero gravido, retroverso, incarcerato. Genova. A.
Capurro. (Trovati beschreibt drei Fälle von Retroversio des schwangeren
Uterus mit Erscheinungen der Incarceratio. In zwei Fällen gelang nach
Blasenentleerung die Reposition. In dem dritten Repositionsversuch ver-
geblich: Punktion des Uterus durch die hintere Scheidenwand, danach
Abort.)
Varnier, H., et Delbert, P., Retroflexion complete de l'utérus gravide
a terme. Obstruction pelvienne par un fibrome adhérent. Hysterectomie
abdominale totale. Guerison. Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII, Févr.
pag. 102. (32jährige I gravide am normalen Schwangerschaftsmonat. Mutter-
mund hoch oben hinter der Symphyse. Douglas und Kreuzbeinhöhlung
durch einen nicht reponiblen, faustgrossen Tumor ausgefüllt. Im unteren
Uterussegment der Steiss; der Kopf nicht nachweisbar. Weheneintritt;
Fruchtwasserabgang mit Mekonium. Tod des Kindes. Cöliotomie. Uterus
total retroflektirt; von seinem rechten Horn ausgehehend ein faustgrosses
Fibrom, welches das kleine Becken ausfüllt. Abdominale Totalexstirpation
des Uterus. Genesung.)
Veiffer, Fibrome während der Schwangerschaft und der Geburt. Abeille
méd. Nr. 18; ref. Centralbl. f. (Gen Nr. 42, pag. 1278.
Vinay, Hämatom der Vulva während der Schwangerschaft. Province
med. Nr. 23; ref. Centralbl. f. Gyn., Nr. 7. (23jährige im VI. Monat
Schwangere fühlt nach epileptischem Anfall heftige Schmerzen in der
Komplikation der Schwangerschaft ete. 645
Vulva. Anschwellung derselben an der Vereinigung der linken grossen
und kleinen Schamlippe Nach 48 Stunden Perforation nach aussen. In-
cision; Jodoformgazetamponade. Heilung.)
49. Williams, J., Ovarian tumor with pregnancy. Brit. med. journ. July;
ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 391.
50. Winter, Vaginale Totalexstirpation des im VII. Monat schwangeren
Uterus wegen Portiocarcinom. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 805. (Spal-
tung der vorderen Uteruswand bis ca. 6 cm über den inneren Muttermund.
Entleerung des Fruchtwassers, Extraktion der Frucht. Dann verhältniss-
mässig leichte Exstirpation. Rekonvalescenz durch ficberhafte Enteritis
gestört.)
Schon in den letzten zwei Jahrgängen konnten wir über Arbeiten
Emanuel’s (14) berichten, in welchen er den Nachweis zu führen
suchte, dass die Schwangerschaftsendometritis bakteriellen Ursprungs
sein könne. Er stützte seine Annahme auf einen Fall, in welchem in
der Decidua eines Aborteies Kokken, nach neuerlicher Schwangerschafts-
unterbrechung Bacillen nachgewiesen werden konnten. Dieselbe Patientin
hat jetzt zum dritten Mal abortir. Wie früher fiel die intensiv gelbe
Farbe der Decidua vera und serotina auf. Die mikroskopische Unter-
suchung derselben ergab wieder dichte Infiltration mit Rundzellen und
zahlreiche Blutungen im Gewebe. Die Decidua serotina war in ihrer
ganzen Dicke von den entzündlichen Veränderungen ergriffen, welche
stellenweise zu mehr minder ausgedehnten Nekrosen geführt hatten.
In den Entzündungsherden (Gram-Weigert) konnten grosse Mengen
recht kleiner Diplokokken nachgewiesen werden, welche zum Theil inner-
halb der Zellen lagen. Sie glichen den Mikroorganismen, welche Verf.
vor drei Jahren bei derselben Patientin gefunden hatte. Emanuel
zweifelt nach alledem nicht mehr, dass in seinem Fall jene Kokken
die Veranlassung für die schwere Endometritis decidua und den Abort
gewesen sind. Sehr auffallend ist es aber, dass ihm, als er acht Wochen
post abort. wegen starker Blutungen die Abrasio mucosae ausführte
und die letztere die charakteristischen Veränderungen der Endometritis
chronica zeigte, ein Nachweis von Kokken trotz aller Mühe nicht
gelang. Letztere scheint also in keinem Zusammenhang mit Mikro-
organismen zu stehen und eine Eindometritis decidua, welche während
der Schwangerschaft einen akuten Charakter trägt, eich nach Ablauf
der letzteren der entzündlicben Natur zu entkleiden. Dass aber
zum Zustandekommen einer Endometritis in der Gravidität eine chro-
nische Entzündung des Endometrium vor Eintritt der ersteren noth-
wendig sei, daran hält Emanuel mit Veit fest.
646 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Nach Routh (40) ist bei Endometritis decidualis Jodkalium (drei-
mal täglich 0,18—0,24) scheinbar in allen Fällen (auch nicht syphi-
litischen) ein Specificum. |
Im Vordergrund des Interesses steht die Komplikation der Schwanger-
schaft durch Carcinom des Uterus und zwar in erster Linie die Be-
handlung derselben. Nur Olshausen (36) beschäftigt sich in einer
sehr ausführlichen Arbeit auch mit der Diagnose und Prognose. Dass
das Uteruscarcinom in der Gravidität so häufig übersehen wird, führt
er auf das Fortbestehen irregulärer Blutungen und das häufige Fehlen
der Auflockerung und Verfärburg der Portio vaginalis zurück. Er ist
aber der Ansicht, dass die Vergrösserung des Corpus uteri, besonders
im Dickendurchmesser, sowie dessen teigige Beschaffenheit den Unter-
sucher aufklären müsse. Besonders die letztere schützt vor einer Ver-
wechselung mit blosser Hyperplasie oder Myom. Die Diagnose des
Careinoms wird in der Regel durch die Manualuntersuchung leicht zu
stellen sein, in zweifelhaften Fällen durch eine Probeexcision.
Die Prognose ist im Allgemeinen ungünstig, da das Carcinom des
Collum uteri sowohl in der Schwangerschaft wie nach der Geburt
ausserordentlich schnell fortschreitet. Immerhin kommen Dauerheilungen
nach Totalexstirpation vor. Hofmeier sah Recidivfreiheit nach 4,
v. Ott sogar nach 8!/2 Jahren; Felsenreich nach 3 Jahren (gal-
vanokaustische Amputation der Portio vag.) Gönner desgleichen nach
Exstirpation eines haselnussgrossen Knoten in puerperio. Olshausen
selbst hat zwar in 4 von 9 Fällen innerhalb eines Zeitraumes von
5 Monaten bis zu 3!/sa Jahren Recidive konstatirt, vier andere Operirte
sind aber seit 2!/2—7!/2 Jahren gesund geblieben.
Fehling (18) ist geneigt, die Prognose günstiger wie Olshausen
zu stellen, wenn rechtzeitig operirt worden ist. Die Frage, wie sich der
Arzt bei durch ein Carcinom des Collum uteri komplizirter Schwanger-
schaft verhalten soll, erörtert Fehling sehr eingehend. Sie ist verschieden
zu beantworten, je nachdem es sich um ein operables oder inoperables
Carcinom handelt. Im ersteren Fall wird jetzt wohl allgemein, wenn
die Schwangerschaft den vierten Monat noch nicht überschritten hat,
die vaginale Totalexstirpation des Uterus geübt. Sie ist fast leichter
als ausserhalb der Schwangerschaft, da in der letzteren eine Auflocke-
rung der Ligamente und Narben erfolgt. Ist der Uterus zu gross, um
unverkleinert vaginal entfernt zu werden, so räth Fehling vom künst-
lichen Abort bezw. von der Einleitung der Frühgeburt und der zwei-
zeitigen Operation abzusehen. Er befürwortet die Verkleinerung durch
Blasenstich, bei vorgeschrittener Schwangerschaft nach Abschiebung der
Komplikation der Schwangerschaft etc. 647
Blase durch mediane Spaltung des Uterus und Extraktion des Kindes.
Auch die Placenta soll sofort entfernt werden, um die Blutung sicherer
zu stillen. Dann wird die Totalexstirpation des Uterus sofort ange-
schlossen. Ist das lebensfähige Kind zu gross, um ohne Schaden von
der Scheide aus exstrahirt zu werden, so zieht Fehling der vaginalen
die abdominelle Totalexstirpation vor. Die Freund’sche Methode
verwirft er ihrer hohen Mortalität wegen. Nach der Sectio caesarea
ist für die Exstirpation des Uterus der Gesichtspunkt massgebend, dass
das erkrankte Collum nicht mit der Bauchhöhle in Berührung kommt.
Macht man den Porro, so ist die Portio von der Scheide aus zu ex-
stirpiren.
Ist die carcinomatöse Infiltration schon zu weit auf das Becken-
bindegewebe, auf die Submukosa der Blase ete. vorgeschritten, so dass
eine Operation im Gesunden nicht mehr möglich ist, so ist das Leben
des Kindes dem der Mutter voranzustellen. Ein streng exspektatives
Verfahren ist einzuhalten. Nach einmal fester Diagnose soll sogar jede
weitere Untersuchung, desgleichen die präventive Auskratzung des Car-
cinoms unterlassen werden, um Infektion und Anregung der Frühgeburt
zu vermeiden. Nur desinfizirende Scheidenausspülungen sind zu machen,
oder eine Trockenbehandlung mit Airol- oder Dermatolpulver und
lockerer Tamponade durchzuführen; ferner ist die Ernährung der
Kranken zu heben.
In ähnlicher Weise äussert sich Olshausen (36). Für die Be-
handlung kommen nach ihm wesentlich in Frage: 1. Die vaginale
Totalexstirpation der schwangeren Gebärmutter, 2. die Exstirpation auf
gleichem Wege nach vorher bewirkter Entleerung des Uterus, 3. die
abdominale Totalexstirpation des schwangeren Uterus, 4. die Sectio cae-
sarea mit oder ohne nachfolgende Uterusexstirpation.
Für die erste Zeit der Schwangerschaft ist, falls die Radikalope-
ration überhaupt noch Chancen hat, die vaginale Exstirpation das
rationellste und sicherste Verfahren. Dieselbe ist nicht nur bis zum
dritten Monat, sondern bis zum sechsten anwendbar, wie ein Fall
Olshausen’s beweist. Macht die Grösse des Organs Schwierigkeiten,
so kann dasselbe durch Ablassen des Fruchtwassers wesentlich ver-
kleinert werden. Das unmittelbare Ergebniss der vaginalen Exstirpation
ist ein sehr günstiges. Einschliesslich dreier von Olshausen operirter
Fälle sind jetzt 25 bekannt, welche alle genasen.
Die vaginale Exstirpation nach vorher bewirkter künstlicher Ent-
leerung des Uterus hat Verf. im Ganzen fünfmal angewandt, Ber-
thold und Theilhaber in je einem Fall. Alle Kranken genasen
618 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
zunächst. Der anfänglich länger bemessene Zwischenraum zwischen Ent-
leerung des Uterus und Exstirpation wurde später auf 8—10 Tage
beschränkt. Doch räth Olshausen jetzt der ersteren sofort die letztere
anzuschliessen.. Er empfiehlt dies Verfahren überall da, wo die Ex-
stirpation des vollen Uterus p. vag. grosse Schwierigkeiten voraussetzen
lässt, bei abgestorbener oder nicht lebensfähiger Frucht. In Frage
kommt hier nur noch die Amputation des schwangeren Uterus über
dem Scheidengewölbe und die nachträgliche Exstirpation des zurück-
gebliebenen Cervix von der Scheide her (Péan, Doyen, Zweifel,
Hernandez, Fehling). Schliesslich ist von Fritsch, v. Ott und
Mackenrodt die abdominale Totalexstirpation da ausgeführt, wo der
Uterus für den vaginalen Weg zu gross erschien.
Falls bei lebendem und lebensfähigem Kinde die Geburt per vias
naturales unmöglich ist, so kommt, wenn das Careinom nicht mehr
radikal operirbar ist, der klassische Kaiserschnitt und der Porro mit
extraperitonealer Wundbehandlung in Betracht. Von zwei von Ols-
hausen durch Kaiserschnitt Entbundenen starb eine an Sepsis. Er
empfiehlt vor der Operation die jauchende Neubildung von der Vagina
aus sorgfältig auszulöffeln und auszubrennen, um einer Infektion von
ihr aus nach Möglichkeit vorzubeugen.
Ist die Frucht zur Zeit der ersten Beobachtung bereits lebens-
fähig, so ist, bei noch operablem Carcinom und schon begonnener Geburt,
letztere auf dem für die Mutter schonendsten Weg zu vollenden, falls
aber der Kaiserschnitt nöthig wird, der Uterus ohne Amputation im
Cervix, aber nach vorhergängiger Entfernung der Placenta und Naht
des Uterus p. vag. zu exstirpiren.
Auch Chrobak (7) tritt für die sofortige vaginale Totalexstir-
pation des frisch entbundenen carcinomatösen Uterus ein. Er bemerkt
dabei, dass auch bei weit vorgeschrittenem Portiocarcinom die spon-
tane Ausstossung einer reifen Frucht erfolgen kann, wenn die krebsige
Infiltration, welche sich so gut wie gar nicht dehnen kann, einen
grösseren Antheil der Muttermundränder frei gelassen hat. Erscheint
dieselbe unmöglich, so zieht er die Sectio caesarea abdominalis dem
von Dührssen empfohlenen vaginalen Kaiserschnitt vor.
Im Anschluss an einen in der Hegar’schen Klinik operirten
Fall bespricht Alterthum (2) die Behandlung des operablen mit Gravi-
tität komplizirter Uteruscarcinoms. Handelt es sich um Fälle bis zum
Ende des 4. Monats, so ist auch er für die vaginale Exstirpation ohne
vorherige Entleerung des Uterus (eventuell Ablassen des Frucht-
Komplikation der Schwangerschaft ete. 649
wassers). Verf. hat 18 hierhergehörige Fälle mit 18 Heilungen zu-
sammengestellt. Auch in noch vorgerückterer Zeit ist dasselbe Verfahren
unter Umständen möglich (Olshausen’scher Fall im 6. Monat).
Gewöhnlich aber wird man hier anders vorgehen müssen. Verschiedene
Vorschläge sind gemacht worden. 1. Einleitung der Frühgeburt,
Totalexstirpation 14 Tage später (Theilhaber). 2. Einleitung der Früh-
geburt, nach deren Beendigung sofortige Totalexstirpation (Olshausen).
3. Freund’sche oder kombinirte vaginale und abdominelle Totalexstir-
pation (Fernandez, Zweifel, Ott, Puritano, Fritsch).
4. Vaginale Exstirpation nach Eröffnung der vorderen Uteruswand
und Herausnahme von Frucht und Placenta (Hegar, Dührssen,
Odebrecht). Auch am Ende der Schwangerschaft will Dührssen
in gleicher Weise operiren und durch den vaginalen Kaiserschnitt ein
Kind entwickeln. Alterthum zieht hier den Kaiserschnitt durch
Cöliotomie mit daran anschliessender Freund’scher oder kombinirter
Totalexstirpation vor.
Dührssen (12) vertheidigt unter Bezugnahme auf die von Alter-
thum geäusserten Zweifel bezüglich der Durchführbarkeit der vaginalen
Totalexstirpation des hochschwangeren Uterus dies Verfahren. Er be-
fürwortet zunächst den vaginalen Kaiserschnitt zwecks Extraktion des
Kindes. Nachdem auch die Placenta entfernt ist, spaltet er den
Uterus weiter, eröffnet dabei die vordere und hintere Exkavation,
zieht den Uteruskörper mit immer höher eingesetzter Kugelzange vor
und klemmt oder bindet die Ligamente dann ab.
Kunschert (26) empfiehlt auf Grund der in der Fritsch’schen
Klinik gesammelten Erfahrungen bei inoperablem Carcinom und lebens-
fähigem Kind den Poro mit extraperitonealer Stielversorgung, wenn
es eich um die feste skirrhöse Form handelt; bei weichem, zerfallenem
Carcinom dagegen Auskratung, Ausbrennen und eventuell frühzeitige
Zange. Bei inoperablem Carcinom und nicht lebensfähigem Kind muss
versucht werden, das Leben der Mutter zu erhalten. Durch fleissige
Tamponade sollen Blutung und Jauchung in Schranken gehalten, even-
tuell das Glüheisen, jedoch nicht der Löffel benutzt werden. Bei
operablem Carcinom und Schwangerschaft bis zum 4. Monat ist die
Totalexstirpation des Uterus p. vag. die rationellste Behandlungsmethode.
Bei operablem Careinom und lebensfähigem Kind empfiehlt der Verf.
den Kaiserschnitt und nachfolgende Freund’sche Totalexstirpation
nach der Modifikation von Fritsch. Handelt es sich dagegen um ein
operables Carcinom bei nicht lebensfähigem Kind über 6 Monat alt, so
ist das sicherste Verfahren die Totalexstirpation des Uterus mitsammt
650 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
dem Kind durch Laparotomie nach vorhergebendem Desinfiziren und
Ausbrennen des Carcinoms von der Vagina aus.
Nächst der Komplikation der Schwangerschaft durch Carcinom ist
die durch Uterusmyome zum Gegenstand der Bearbeitung seitens einer
Reihe von Autoren gemacht. Bekanntlich ist Hofmeier der Ansicht
entgegengetreten, dass Uterusfibrome meist Sterilität zur Folge haben.
Rumpf (41) pflichtet ihm hierin bei. Auch er ist der Ansicht, dass
die ätiologische Bedeutung der Fibrome für die Sterilität sehr über-
schätzt worden sei, desgleichen für das Zustandekommen von Aborten
und Frühgeburten. In letzterer Hinsicht fällt der Sitz der Tumoren
ins Gewicht. Interstitielle und submuköse Fibrome schaffen eine
grössere Disposition zum Abort als subseröse.
Auch Dietel (11) berichtet über einen Fall, welcher Hof-
meier’s Ansicht stützt. Bei der Grösse der Myome bei der frag-
lichen Patientin musste angenomraen werden, dass ihre Entwickelung
viele Jahre in Anspruch genommen hat. Trotzdem war die Frau —
im Ganzen 14mal — fast jedes Jahr gravid gewesen und hatte zehn
Kinder ausgetragen.
Erfahrungsgemäss sind Irrthümer bezüglich Schwangerschaft in
einem myomatösen Uterus gar nicht selten. Es sind ungefähr
30 Fälle bekannt, in welchen ein solcher exstirpirt und zur Ueber-
raschung des Operateurs gravid gefunden wurde. Fochier (19) be-
hauptet, dass bei durch Uterusfibrome komplizirter Schwangerschaft
Fluktuation charakterisisch sei und fast immer gefunden werde.
Auch Haultain (20) betont die Schwierigkeit der Diagnose.
Die Mehrzahl der Arbeiten beschäftigen sich mit der Behandlung.
Fast alle Autoren empfehlen im Prinzip ein abwartendes Verhalten,
so Krug. Die Einleitung der Frühgeburt hält er kaum je für
gerechtfertigt. Er bezeichnet sie als eine gefährliche Maassnahme,
welche das kindliche Leben unnöthig opfert und die Tumoren zu-
rücklässt.
Auch Kieffer (25) empfiehlt exspektativ zu verfahren. Gegen
etwa auftretende Blutungen empfiehlt er milde Diät, Bettruhe,
Hydrastinin. Ist der Abort nicht zu vermeiden, so greift er zur
Curette, ebenso dann, wenn der Abort theilweis erfolgt ist und noch
Eitheile retinirt sind.
Ferner tritt Haultain (20) für ein abwartendes Verhalten ein,
da nach seiner Ansicht die Schwangerschaft meist ihr normales Ende
erreicht und die Geburt einen günstigen Verlauf nimmt. Erst wenn
sich ernste Symptome bemerkbar machen, räth er einzugreifen. In
Komplikation der Schwangerschaft ete. 651
gleichem Sinne äussert sich Saenger gelegentlich der Diskussion über
Dietel’s (11) Vortrag. Die Anzeige zur Radikaloperation vor Ab-
lauf der Schwangerschaft hält er nur für ausnahmsweise gegeben.
Schliesslich ist Veiffer (47), abgesehen von besonderen Um-
ständen, welche von vornherein die Unmöglichkeit einer Fortdauer der
Schwangerschaft oder eine solche der Geburt voraussagen lassen, für
ein „bewaffnetes Abwarten“. Die künstliche Frühgeburt verwirft er
nicht vollständig. Die Indikationen seien dieselben wie beim engen
Becken. Am ersten ist sie nach Veiffer angezeigt, wenn das Myom
im Douglas sitzt. Bei Placentarretention empfiehlt er die Anwendung
der Curette.
Boldt (5) und Keiffer (24) sind der Ansicht, dass Fibrome
eine Disposition zu Blutungen während -der Schwangerschaft und zum
Abort schaffen. Ersterer konstatirt, dass die Gravidität sich nur in
ca. 10°/o bis zum normalen Termin entwickelt, es aber in 90°/o
in Folge von Eindometritis zum Abort kommt. Er spricht sich gegen
die Einleitung des künstlichen Abort aus. Handelt es sich um intra-
ligamentär entwickelte oder Cervixfibrome, so will er das normale
Schwangerschaftsende abwarten und dann eventuell die Sectio caesarea
machen. Kraniotomie, selbst Zange und Wendung verwirft er in sol-
chen Fällen. Dem Porro zieht er die abdominale Totalexstirpation
vor. In der Diskussion weist v. Ramdohr auf die Gefahr der Uterus-
ruptur bei Cervix- und Corpusfibromen hin. Er räth, sofern es sich
nicht um gestielte Fibrome handelt, nie das Schwangerschaftsende abzu-
warten, sondern frühzeitig den Uterus zu exstirpiren.
Keiffer (24) weist darauf hin, dass, kommt es bei durch Fibrom
komplizirter Schwangerschaft zum Abort, sehr üble Komplikationen da-
durch entstehen können, dass die Tumoren eine spontane Ausstossung
des Eies verhindern, eine künstliche Entfernung desselben ausserordent-
lich erschweren, ja gleichfalls unmöglich machen können. Trotzdem hält
er es keineswegs für richtig, einen schwangeren myomatösen Uterus ohne
Weiteres zu exstirpiren; er befürwortet vielmehr ruhiges Abwarten; ein
energisches Eingreifen aber dann, wenn entstehende Komplikationen ein
solches erfordern. Ist es zum Abort gekommen, die Placenta retinirt,
so soll dieselbe mittelst einer mehr scharfen, als stumpfen, langgestielten
Curette entfernt werden.
Biermer (3) befürwortet schliesslich nach Mittheilung eines er-
folgreich behandelten Falles bei subserösen und interstitiellen Myomen,
auch wenn dieselben bereits ziemlich gross sind, die Enucleation, falls
die Beschwerden eine Indikation zur Operation geben. Treten bei der-
632 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
selben unvorhergesehene Hindernisse ein, so ist immer noch Zeit zur
supravaginalen Amputation oder Totalexstirpation vorhanden.
Während in den Vorjahren das Thema der Behandlung der durch
Ovarialtumoren komplizirten Schwangerschaft von zahlreichen Autoren
erörtert worden ist, findet dasselbe jetzt kaum noch Bearbeiter. Es ist
dies wohl eine Folge davon, dass man sich allseitig dahin geeinigt hat,
dass eine operative Entfernung der Geschwülste durchaus indizirt ist.
Einige Arbeiten beschäftigen sich noch mit der Einwirkung der Ovarial-
tumoren auf den Verlauf der Schwangerschaft bezw. der Schwanger-
schaft auf jene.
So hebt Chancy (6) die verhältnissmässige Häufigkeit von
Aborten hervor, welche sich in Folge des Druckes von Geschwülsten
auf den Uterus, der mechanischen Behinderung des. Wachsthums des
letzteren, der mangelhaften Blutzufuhr und wahrscheinlich auch der
Reizung des sympathischen Systems einstellen. Er weist ferner auf die
Gefahren hin, welche bei Ovarialtumoren durch Stieldrehung mit Gangrän
und Vereiterung des Tumors, durch Ruptur der Cyste und der Mög-
lichkeit des Ileus entstehen können.
Dunning (13) zeigt an verschiedenen Fällen, dass eine Komplika-
tion der Schwangerschaft durch Fibrome zum Abort führen könne, aber
das Leben nicht bedrohe, während die durch ovarielle Tumoren häufig,
selbst in günstigen Fällen, schwere Druckerscheinungen, Peritonitis mit
Adhäsionsbildung und nicht selten den Tod zur Folge habe.
Williams (49) führt an der Hand eines statistischen Materials
den Nachweis, dass Schwangerschaft für die Entstehung von Ovarial-
tumoren keine Rolle spiele. Auch glaubt er nicht, dass das Wachs-
thum .der letzteren durch die erstere beschleunigt würde. Die Schwere
der Komplikation geht daraus hervor, dass 25°;o selbst der Frauen
starben, bei welchen die Entbindung ohne besondere Schwierigkeiten
vor sich gegangen war. Kleine im Abdomen gelegene Tumoren, oder
solche, welche sich aus dem Becken in dasselbe schieben lassen und
dort verbleiben, scheinen während der Geburt keine Traumen zu erleiden.
Alle übrigen sollen operirt werden. Williams würde sich zur Sectio
caesarea nur dann entschliessen, wenn die Entfernung des Tumors aus
irgend einem Grund unmöglich wäre.
Löhlein (28), welcher über den seltenen Fall einer Achsen-
drehung des schwangeren Uterus in Folge eines grossen Ovarialtumors
berichtet (siehe Litteraturverzeichniss), weist darauf hin, dass Urin-
beschwerden für diese, sowie auch die des nicht schwangeren Uterus
charakteristisch zu sein scheinen.
Komplikation der Schwangerschaft eto. 653
Nur zwei Arbeiten beschäftigen sich mit der Retroflexio uteri
gravidi. Ueber einen gewiss sehr seltenen Fall, in welchem noch am
Ende der Schwangerschaft der Uterus hochgradig retroflektirt lag,
berichtet Varnier (46). Ursache der Lageveränderung war ein im
kleinen Becken eingekeiltes Fibrom.
Da Costa (10), welcher einen Fall mittheilt, in welchem er in
Folge falscher Diagnose bei Retroflexio uteri gravidi fixati die Cölio-
tomie gemacht hatte, die Verwachsungen löste und die Schwangerschaft
ihren ungestörten Fortgang nahm, will prinzipiell den Bauchschnitt
machen, wenn Adhäsionen den graviden Uterus hindern, sich aufzurichten,
bezw. ihn zu reponiren.
Ruptur eines Pyosalpinx bei einer Schwangeren und sich an-
schliessende Peritonitis beobachtete Fabricius (17) Im 4. Monat
traten plötzlich heftige Schmerzen auf. Wegen Verdachtes auf Extra-
uteringravidität wurde die Cöliotomie gemacht und eine grosse Menge
übelriechenden Eiters entleert. Es präsentirte sich ein bis zum Nabel
reichender Tumor, der mit einem rechtsseitigen Pyosalpinx in Zusammen-
hang stand. Die Bauchhöhle wurde offen gelassen und mit Jodoform-
gaze tamponirt. Nach anfänglicher Besserung trat unter ständiger
Vergrösserung des Uterus heftiges Erbrechen, Verfall der Kräfte,
Temperatursteigerung ein. Trotz offener Bauchhöhle, starker Eiterung
und theilweiser Verwachsung der vorderen Fläche des Uterus mit der
vorderen Bauchwand wurde der Abort eingeleitet. Mit der Entleerung
des Uterus trat rapide Besserung ein. Die Kranke genas.
Eine sebr seltene Schwangerschaftskomplikation, die Uterusruptur,
bespricht Jellinghaus (21). Im Anschluss an einen von ihm beobachteten
Fall erörtert er Aetiologie, Diagnose, Therapie desselben. Für die Entsteh-
ung bei seiner Kranken macht er eine umschriebene Verdünnung resp.
Atrophie der Uteruswand in Folge fester Verwachsung der Placenta
mit der letzteren und dadurch bedingter, mühseliger manueller Lösung
während der letzten sieben Schwangerschaften verantwortlich. Das
Fehlen einer mikroskopisch nachgewiesenen Strukturveränderung spricht
nicht gegen diese Aetiologie. Am häufigsten kommt es wahrscheinlich
dadurch zur Spontanruptur, dass ein inkompleter die Muscularis durch-
setzender Riss, welcher sich oft durch die in den ersten Wochenbett-
tagen beobachteten Hämatome kenntlich macht, bei einer erneuten
Schwangerschaft zur kompleten Ruptur wird. Ferner kann eine im
direkten Anschluss an ein Trauma erfolgte inkomplete Ruptur zu-
nächst latent bleiben und erst allmählich zu einer vollständigen werden.
Einen solchen Vorgang hält Jellinghaus in seinem Fall für aus-
654 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
geschlossen, da bei der Schwangeren ein Trauma und zwar ein in-
direktes (Sprung aus dem Fenster) bereits Ende des 3. Monats ein-
gewirkt hatte; ebenso die Möglichkeit eines kriminellen Aborts. Er
weist darauf hin, dass man mit der Diagnose des letzteren vor-
sichtig sein und stets an eine Spontanruptur denken müsse. Die
Prognose der Schwangerschaftsrupturen stellt Verf. nicht so schlecht,
wie man es früher gethan. Sie hängt vor allem von der früh-
zeitigen Diagnose ab. Doch ist es rathsam, die innere Untersuchung
möglichst einzuschränken bezw. zu unterlassen, um eine Infektion der
Frucht- und Nachgeburtstheile zu verhüten.
Bei völliger Zerreissung des Uterus in späteren Schwangerschafts-
monaten mit Austritt der Frucht in die Bauchhöhle räth Jellinghaus
zur Cölliotomie mit supravaginaler Amputation des Uterus nach Porro,
eventuell nach Sitz und Ausdehnung des Risses zur abdominellen
Totalexstirpation. Einfache Naht des Risses hält er nur bei rein
traumatischen Fällen, vorzugsweise mit Durchtrennung der Bauchdecken
für empfehlenswerth, die vaginale Totalexstirpation in früheren Schwanger-
schaftsmonaten bei durchaus sicherer Diagnose.
Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod, abnorm lange
Retention des abgestorbenen Eies.
1. Arnstein, Ein Fall von Molenschwangerschaft von 11 monatlicher Dauer.
Gaz. lekarsk., pag. 620. (Neugebauer.)
2. Bode, Traubenmole. Gynäk. Gesellsch. zu Dresden; ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 35, pag. 1063. (21jäbrige Igravide blutet seit Anfang des IV. Monats
mit kurzen Unterbrechungen. Schnelles Wachsthum des Uterus. Im V.
Monat Weheneintritt; spontane Geburt einer Blasenmole unter Gebrauch
von Secale-Infus. Reste manuell entfernt.)
3. Barone, Contributo anatomo-patologico e clinico sulla ritenzione prolon-
gata della placenta nell’ aborto sotto il punto di vista ginecologico. Napoli.
(Herlitzka.)
4. Boissard, Ueber den Tod der Frucht während -der Schwangerschaft und
ihre Retention in der Gebärmutterhöhle. Semaine méd. Nr. 43; ref. Cen-
tralbl. f. Gyn., Nr. 7.
a. Brindeau, Hydramnios due à un sarcome du rein. Ann. de gyn. et
d’obst. Tom. XLVII. Mai, pag. 418.
6. Champneys, H., Einige ungewöhnliche Fälle von Blasenmole. Practi-
tioner 1896, Januar; ref. Centralbl. f. Gyn., Nr. 5, pag. 143.
7. Durante, Contribution à l'anatomie pathologique de la mole hydatiforme.
Ann. de gyn. et d'obst. Tom. XLVIII, Aout, pag. 149.
d
9a.
10.
ll.
13.
l4.
18.
Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod etc. 655
Eden, Th. W., On the structure of the ripe placenta, and the changes
which occur in placentae retained in utero after the death of the foetus.
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXVIII, pag. 360.
. v. Franque&, Ueber histologische Veränderungen in der Placenta und ihre
Beziehungen zum Tode der Frucht. VII. Versamml. d. deutsch. Gesellsch.
f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 25, pag. 820.
Fratkin, Zur Kasuistik der Mola hydatitosa destruens. Wratsch. Nr. 12.
(V. Müller.)
Gottschalk, Zur Lehre von der vorzeitigen Lösung der normal sitzen-
den Placenta. VII. Versamml. d. deutsch. Gesellsch. f. Gyn. zu Leipzig;
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 819.
Kunig, Zur Frage über verspäteten Abortus. Wratsch. Nr. 24.
(V. Müller.)
Lambinon, Note sur un cas de grossesse molaire. Expulsion d’une möle
charnal en bloc. Journ. d’accouch. 1896, pag. 295.
Lavabre, Fünfmonatliche Retention eines Fötus. Lyon méd. 1896. Dez.
Ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50, pag. 1472. (11 normale Schwangerschaften ;
acht lebende gesunde Kinder; kein Abort. Im IV. Monat der 12. Schwanger-
schaft Aufhören aller Schwangerschaftszeichen bei sonstigem Wohlbefinden.
Ausstossung des leicht mumifizirten Fötus ca. sechs Monat später. In der
Placenta überall hämorrhagische Herde.)
Loin, Hydramnios a forme aigue secondaire. Enfant macere. Mort de la
mère. Arch. de gyn. et de tocol. Tome XXIII, Nr. 9 a 12, pag. 773.
(39jährige Multipara. Letzte Geburt vor 11 Jahren. In den ersten Monaten
wiederholte Blutungen. Vom V. bis VI. Monat schnelles Wachsthum des
Uterus. Im letzten Monat kurz vor dem normalen Schwaugerschaftsende
Erbrechen, Beängstigungen, Unterleibsschmerzen. Cervix noch erhalten.
Eihautstich. Abgang von 5-6 Liter durch Mekonium gefärbten Frucht-
wassers. Allmähliche Erweiterung des Muttermundes. Extraktion des
abgestorbenen Fütus an den Füssen. Nabelschnur dreimal um den Hals
geschlungen. Am folgenden Tage schwärzliches Erbrechen. Nach zwei
Tagen Exitus letalis.)
3. Lonthokine, M., Un cas de mole vésiculeuse dans une grossesse gemel-
laire. Ann. de gyn. et J’obst. Tom. XLVIII, Aout, pag. 122.
. Lutochin, Fall von Blasenmole bei Zwillingen. Wratsch. sapiski. Nr.
2—3. (V. Müller.)
. Lyons, A. J., Missed abortion. The Amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X,
Nr. 4. (Dreimonatliches Ei nach siebenmonatlicher Schwangerschaft spon-
tan ausgestossen, nachdem im III. Monat eine starke Blutung eingetreten,
aber bei Bettruhe und vaginalen heissen Ausspülungen zum Stehen ge-
kommen war.)
Mittermaier, Viermonatliche Retention eines abgestorbenen Eies. (ie-
burtsh. Gesellsch. zu Hamburg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 195.
(Viermonatliches Ei vier Monate nach dem Fruchttod im Uterus zurück-
gehalten; seit drei Monaten andauernde Blutungen. Nach Jodoformgaze-
tamponade Ausräumung. Placenta liegt gelöst im Uterus, Frucht in den
anscheinend intakten Eihäuten. Kein Fruchtwasser. Uterusschleimhaut
656
19.
21.
22.
23.
24.
28.
29.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
(Decidua) dick wie Leder sich anfühlend. Tod der Frucht vielleicht durch
Umschlingung der Nabelschnur.)
Neumann, J., Beitrag zur Kenntniss der Blasenmole. Wiener klinische
Wochenschr. Nr. 4.
Oliver, J., Retention of dead fetus in utero. Brit. med. journ. July;
ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 395. (Vier Fälle von
intrauterinem Fruchttod mit einer Retentionsdauer von 2!'/2, 3, 4 und 5
Monaten.)
Pick, L., Ueber Metastasenbildung und Histologie der gutartigen Blasen-
mole. 63. Versamml. deutscher Naturforscher u. Aerzte zu Braunschweig;
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1217. (Bei einer 22jährigen Frau im
IV. Monat Blutungen. Uterus gross, weich. An der vorderen Scheiden-
wand nahe der Urethra ein fast wallnussgrosser, sehr derber, blaurother,
polypöser Tumor mit leicht graulicher Oberfläche. Reisst bei der Abtra-
gung am Ansatz ab. Ausräumung einer Blasenmole drei Tage später.
Scheidengeschwulst besteht im Centrum aus typischen Chorionzotten; an
der Oberfläche Syncytium in lebhafter Proliferation.)
Pollosson et Lavabre, Rétention foetale pendant cinq mois. Lyon
méd. 20 déc. 1896. (Ausstossung eines im IV. Monat abgestorbenen Fötus
nach Si monatlicher Retention. Derselbe sah aus, als ob er in Alkohol
konservirt wäre. In der Placenta fanden sich Blutergüsse.)
Routh, A., Die Blutungen in den ersten Monaten der Schwangerschaft.
Lancet 1896. Mai; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 143.
Schauta, Blasenmole. Geb.-gyn. Gesellsch. in Wien; ref. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 2, pag. 53. (IV gravide im V. Monat. Seit einiger Zeit blutiger
Ausfluss. Blutung wurde allmählich immer stärker. In der Scheide ein
erbsengrosser Knoten von dunkelblauer Farbe, der einem Varixknoten
täuschend ähnlich sah. Tamponade des Uterus. Danach theilweiser Ab-
gang einer Blasenmole. Völlige Ausräumung derselben. Excision des
Scheidenknotens; Vernähung der Wunde. Mikroskopische Untersuchung
qualifizirte den Knoten als Metastase mit denselben zelligen Elementen.
wie sie das Deciduoma malignum aufweist und die sich auch in der Mole
fanden.)
. Schmorl, Zur mikroskopischen Anatomie der Blasenmole. Gyn. Ges. zu
Dresden; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27, pag. 877.
Schrader, Abnorm lange Eiretention. Geburtsh. Gesellsch. zu Hamburg:
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr.7, pag. 195. (I. Wehen am richtigen Schwanger-
schaftsende. Absterben des Kindes. Noch "io Jahr getragen. II. Fotos
im VI. Monat abgestorben. Ausstossung 5!’ Monat später. III. Fall von
Michael: Frucht nur 2 cm lang, Placenta über handtellergross, woraus
Michael schliesst, dass sie noch nach dem Fruchttod weitergewachsen.)
. Segale, B., Beitrag zur Histologie der Blasenmole und des malignen
Deciduonss. Rev. de gyn. et de chir. abdom. Juli-Aug.; ref. Centralbl. f.
Gen Nr. 52, pag. 1530,
Sion, O., Contribution à l'étude de l’hydramnion dite aiguë et de son
traitement. These de Paris 1896.
Smith, Th. C., Hydrorrhoea. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI,
July, pag. 93.
Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod ete. 657
Eine seltene Ursache eines Hydramnios erwähnt Brindeau (5)
nämlich ein Nierensarkom des Fötus. Im fünften Monat musste das
Ei punktirt werden. Es entleerten sich 7—8 Liter Fruchtwasser. Bald
darauf wurde das Kind ausgestossen, welches Ascites aufwies. Bei der
Sektion fand sich die obenerwähnte Nierenerkrankung.
Loin (14) berichtet über einen Fall von chronischem Hydramnios,
welcher plötzlich in ein akutes Stadium überging. Er macht eine drei-
fache Umschlingung der Nabelschnur für den ersteren, eine stärkere
Zerrung der letzteren, welche den Tod des Fötus zur Folge hatte, für
die plötzliche Zunahme verantwortlich.
Sion (28) bemerkt, dass es ausser dem gewöhnlichen Hydramnion
eine besondere Form giebt, welche sich in den ersten Schwangerschafts-
monaten sehr rasch entwickelt und die Gravidität nicht zum normalen
Ende kommen lässt. Diese akute Form ist sehr selten (unter 10977
Geburtsgeschichten der Baudelocque’schen Klinik in Paris findet
sich 623mal Hydramnion, darunter nur 8mal das akute). In Ganzen
konnte Sion aus der Litteratur nur 53 Fälle sammeln. Bei 25 der-
selben bestand Zwillingsschwangerschaft; bei 6 sichere, bei 6 wahr-
scheinliche, bei 3 fragliche Syphilis. Ein Zusammenhang von akutem
Hydranınion mit Zwillingsschwangerschaft und Syphilis ist daher kaum
zu leugnen. Die Prognose für die Frucht ist schlecht. Von 32 auf
23 Fälle kommenden Föten blieb nur einer am Leben. Für die Mutter
ist der Zustand sehr schmerzhaft. Sie hat unter starken Leibschmerzen,
Athemnoth und Oedemen zu leiden.
Therapeutisch ist zuerst das Jodkali wegen seiner spezifischen Wir-
kung zu versuchen. Bleibt der Gebrauch desselben erfolglos, ist die
Schwangerschaft dem normalen Ende nahe oder die Frucht abgestorben,
so hält Sion die Sprengung der Blase für indizirt, in den anderen
Fällen die Punktion des Uterus. Eine Verletzung des Kindes oder der
Placenta ist bei derselben nicht ausgeschlossen.
Smith (29) beobachtete eine Schwangere, bei welcher 8 Monate
lange Hydrorrhoe, zeitweise von Blutungen unterbrochen, bestand. Letz-
tere wurden so stark, dass Ergotin gegeben wurde. Trotzdem nahm
die Schwangerschaft ihren Fortgang. Die Frau wurde am normalen
Termin von einem asphyktischen Kinde entbunden, das bald starb.
In Folge der in letzter Zeit immer häufiger beobachteten Fälle
von sogen. malignem Deciduom hat sich das Interesse in hohem Grade
den Blasenmolen zugewandt, welche ja, wie bekannt, nicht selten in
ätiologischen Beziehungen zu jenem stehen. Was man bisher ent-
schieden vernachlässigt hatte, ein genaueres Studium des mikroskopischen
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 42
658 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Baues, hat man jetzt nachgeholt und ist zu sehr interessanten Ergeb-
nissen gekommen.
So berichtet Durante (7) über die mikroskopische Untersuchung
mehrerer Blasenmolen. Bei der ersten war der syncytiale Ueberzug
der Blasen sehr dünn; das myxomatöse Gewebe derselben zeigte an
verschiedenen Stellen eine Tendenz zu bindegewebiger Umbildung. Bei
der zweiten fanden sich starke syncytiale Wucherungen in verschiedener
Form, dagegen nahm die Langhans’sche Schicht an denselben nicht
theil. Da die syncytialen Wucherungen auch in die Decidua vorge-
gedrungen waren, so befürchtete Durante, dass es sich hier um eine
maligne Form der Blasenmole handeln könne, doch war die Patientin
noch 18 Monate nach Ausstossung der Mole völlig gesund.
Noch wichtiger sind die Befunde Schmorl’s (25). Er konnte an
einer Blasenmole die Befunde Marchand’s (mehr minder mächtige
Wucherungen der Langhans’schen Zellschicht und des Syneytium,
Einwuchern beider in die Serotina, regressive Prozesse des Zotten-
stroma) bestätigen, fand ausserdem aber noch sehr eigenthümliche Ver-
änderungen an den kleineren Zotten. An denselben liess sich nach-
weisen, dass Theile des epithelialen Ueberzuges in das Zottenstroma ein-
wuchern und dasselbe in mehr minder mächtigen Zellzügen durchsetzen.
Ob diese Zellen von der Langhans’schen Schicht oder vom Syney-
tium abstammen, wagt Sch morl noch nicht sicher zu entscheiden. Doch
neigt er wegen der Beschaffenheit des Protoplasma (Verhalten gegen Farb-
stoffe, Aussehen in Flemming-Präparaten), wegen des Vorhandenseins
zahlreicher kleiner Fetttröpfchen (Ösmiumfärbung), wegen des Mangels
von Glykogen und wegen der Beschaffenheit der Kerne der Ansicht
zu, dass es sich dabei um Abkömmlinge des Syncytium handelt. An
den Stellen, wo das Einwuchern der Epithelien in das Zottenstroma
stattfindet, zeigt letzteres Veränderungen, wie man sie sonst am Binde-
gewebe bei beginnenden Carcinomen beobachtet, nämlich Auflockerung
der Fasern, reichliche Durchsetzung mit Rundzellen und, was allerdings
nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte, Wucherungen an
den fixen Zellen. Blutgefässe waren nicht mit Sicherheit nachweisbar.
Zum Schluss weist Schmorl auf eventuelle Beziehungen der beschrie-
benen Veränderungen zu den malignen, syncytialen Neubildungen hin.
Seine Vermuthung wird durch eine Beobachtung Schauta’s bestätigt.
Bis jetzt war kein einziger Fall bekannt, in welchem bei noch bestehender
Blasenmole sich diejenigen klinischen Symptome gefunden hätten, die die
Malignität bewiesen hätten, wie Metastasen, Impfmetastasen etc. mit
allen ihren deletären Folgen. Einen solchen Fall hat Schauta (24) ver-
Krankheiten des Eies, intrauteriner Fruchttod ete. 659
öffentlich. Während die Blasenmole noch in utero war, fand sich in
der Vagina ein Geschwulstknötchen, dessen mikroskopische Unter-
suchung ihn als Metastase mit den für das Deciduoma malignum
charakteristischen zelligen Elemente qualifizirte, welche sich auch in der
Mole fanden. Diese Beobachtung beweist, dass eine Mole schon im
Uterus das zu Stande bringen kann, was ein Deciduoma malignum
hervorzurufen vermag, nämlich Impfmetastasen. Daraus lässt sich
eine sehr wichtige Lehre ziehen: die scheinbar gutartigen Blasenmolen
sind es in der That nicht, da sich auf ihrem Boden bösartige Ge-
schwülste bilden können. Der Fall lehrt weiter, dass schon bei An-
wesenheit der Blasenmole sich Anzeichen zweifelloser Malignität einstellen
können. Deshalb soll die Blasenmole wie ein malignes Gebilde
betrachtet und behandelt werden. In dem 14 Tage p. p. entfernten
Uterus fanden sich an der hinteren Wand der Innenfläche in einer
Erhabenheit zahlreiche Knoten, in welchen die für das Deciduoma malig-
num, sowie für die Blasenmole charakteristischen Elemente nachzu-
weisen waren.
Neumann (19) hat sich nun bemüht, bei Blasenmolen an diesen
selbst Merkmale der malignen Degeneration aufzufinden. Seinen Unter-
suchungen liegen acht Fälle zu Grunde. Bei fünf derselben bestanden
keine Anzeichen einer malignen Neubildung; es wurde nur die Aus-
räumung der Mole vorgenommen. Trotzdem blieben die Frauen
gesund. In den drei weiteren Fällen dagegen kam es zur Bildung
eines malignen Deciduoms. Der Uterus wurde bei denselben exstirpirt.
In den zu den letzteren Fällen gehörigen Molen fand sich nicht das
gewöhnliche mikroskopische Bild. Die Wucherung der Langhans-
schen Zellschicht und des Syncytium beschränkte sich nicht auf die
Oberfläche der Zotte und den Zwischenzöttenraum, sondern die zelligen
Elemente drangen auch in den Zottenleib ein und im Stroma vieler
Chorionzotten selbst fanden sich die grossen zelligen Elemente, welche
sich am Aufbau des Deciduoma malignum betheiligen. Die Blasenmole
wäre demnach in eine gutartige und bösartige Form einzutheilen.
Neumann ist der Ansicht, dass diese Veränderungen der Chorionzotten
zu einer Zeit diagnostisch verwerthbar seien, wo man bisher die Er-
kenntniss der malignen Erkrankung nicht ermöglichen konnte. Er
fordert, wenn die sofort nach der Ausstossung vorgenommenen Unter-
suchung einer Blasenmole ein positives Resultat ergiebt, die Exstir-
pation des Uterus, aber auch im anderen Fall eine sorgfältige Beobach-
tung der Patienten. Diese diagnostischen Merkmale will Pick (21)
nicht gelten lassen. Auch er fand bei einer Patientin, welche noch
42”
660 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
eine Blasenmole in utero hatte, einen fast wallnussgrossen Scheidentumor.
Derselbe bestand im Centrum aus typischen, zum Theil leicht blasigen
Chorionzotten. An deren Oberfläche war das Syncytium in lebhafter
Proliferation mit Bildung von dicken Strängen, Guirlanden etc. Den
Rest, die Schale der Geschwulst bildete geronnenes Blut, in welches
Ausläufer der syncytialen Wucherungen sich herein erstreckten. An
der Oberfläche nekrotische Scheidenschleimhaut. Seit 31/2 Jahre befindet
sich die Frau wohl; zur Zeit besteht normale Schwangerschaft im
4. Monat.
Pick schliesst aus diesem Fall, dass die gemeine gutartige
Blasenmole Metastasen zu setzen vermag, welche klinisch wahrgenommen
werden können. Die Untersuchung der Mole selbst ergab auf allen
Schnitten im Stroma einzelner Zotten grosse syncytial aussehende
Elemente, welche mit den von Neumann beschriebenen Zellen im
Zottenstroma bösartiger Blasenmolen identisch sind. Er erkennt ihren
Ursprung durch atypisches Einwuchern des Syncytium in das Zotten-
stroma an, bestreitet aber ganz entschieden, dass diese Zellen im
Stroma der Molentrauben nur bei maligner Entartung der Molen ge-
funden werden. Er warnt davor einen derartigen Befund als Anzeige
zur sofortigen Uterusexstirpation anzusehen.
Auch Segale (27) verhält sich Neumann’s Lehre gegenüber
ablehnend. In dem Eindringen epithelialer Elemente in das Stroma
der Molenbläschen sieht er noch kein Anzeichen der Malignität. Die
Ergebnisse seiner an vier Blasenmolen vorgenommenen Untersuchungen
decken sich mit denen Marchand’s. Auch er konnte bestätigen,
dass die Blasenmole kein Myxom der Chorionzotten ist, sich vielmehr
durch eine hydropische (ödematöse) Schwellung des Stromas und Prolifer-
ation der beiden epithelialen Deckelemente der Zotten, des Syncytium und
der Langhan»’schen Zellen charakterisirt. Letztere proliferiren durch
Karyokinese, ersteres wuchert durch Knospung und Abschnürung.
Stroma sowohl wie Syncytium gehen regressive Veränderungen ein
(daher die Vakuolenbildung). Die Aetiologie der Blasenmole ist un-
bekannt. Vielleicht giebt das Fehlen von Gefässen im Stroma einen
Fingerzeig für die Erklärung des ödematösen Zustandes.
Mit der Behandlung der Blasenmole beschäftigt sich nur eine
Arbeit. Drei Fälle Champney’s illustriren die grossen Schwierigkeiten,
welche es zuweilen bei tiefer Durchwucherung der Uteruswand macht,
die Massen gründlich zu entfernen. In dem einen wurde viermal
ausgekratzt. Auffallend ist es, dass zwei der Kranken infizirt wurden
und starben.
Krankbeiten des Eies, intrauteriner Fruchttod etc. 661
Wieder einige Fälle von abnorm langer Retention des abge-
storbenen Eies finden sich im Inhaltsverzeichniss, ein Beweis dafür,
dass dieselbe häufiger vorkommt, wie man früher annahm. Schrader
(26) glaubt, dass die Ursache in manchen Fällen tiefer seitlicher Sitz
der Placenta sei.
Routh (23) sucht die Ursache der missed abortion in einem
langsamen Absterben des Fötus, wozu Erkrankung des Vaters (Lues,
Nierenkrankheiten, Diabetes) als auch der Mutter (chron. Krankheiten
und Anämie) führen sollen. Bezüglich der Veränderungen, welche
sich an nach dem Fruchttod in utero retinirten Eiern einstellen, kommt
Eden (8) zu Schlüssen, die sich nicht ganz mit den Untersuchungen
von Franqu&’s, Merttens’ und des Ref. decken. Sofort nach dem
Absterben des Fötus soll sich Nekrose des letzteren, der Nabelschnur,
des Amnion, des extraplacentaren Amnion und der Decidua vera
entwickeln. Die mütterliche Cirkulation in der Placenta soll allmählich
durch Thrombose der intervillösen Räume aufhören, Nekrose der
placentaren Chorionverzweigungen sich einstellen, je nachdem sie vom
mütterlichen Blut abgeschnitten werden.
Abgesehen von der Minderzahl der Fälle von Syphilis, Albumin-
urie und seltenen Vergiftungen (Blei) ist nach Boissard (4) die Ur-
sache des intrauterinen Fruchttodes häufig unbekannt. Die Feststellung
desselben ist von der Erkenntniss des richtigen Schwangerschaftmonats
abhängig. Werthvolle Zeichen für diese Erkenntniss sollen sein: 1. das
Verschwinden früher festgestellter Herztöne, 2. das Krepitiren der fö-
talen Knochen, 3. die Unbeweglichkeit des kindlichen Körpers, 4. der
durch Fäulniss eintretende Geruch bei gesprungener Blase.
Wenn Boissard behauptet, die Retention der Frucht dauere um
so länger, je älter die Schwangerschaft sei, so kann ihm Ref. hierin
nicht beistimmen. Nach seinen Erfahrungen ist eber das Umgekehrte
der Fall. Boissard sagt: im Durchschnitt halte die Retention 15 Tage,
nicht selten noch länger an. Bei in den ersten Monaten abgestorbenen
Eiern hat Ref. eine Retentionsdauer bis zu fünf Monaten beobachtet.
Die Entfernung des abgestorbenen Eies hält Boissard für er-
laubt. Er hat sie dreimal ausgeführt. Eine Ausspülung des Uterus
nach der Geburt einer todtfaulen Frucht hält er für selbstverständlich.
Letztere kann nach seiner Ansicht auch bei intakten Eihäuten zur In-
fektion der Mutter vermöge der Durchlässigkeit der Eihüllen führen,
besonders dann, wenn auch die Placenta abgestorben ist (Infarkt, Hä-
matom).
662 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
65 Untersuchungen pathologischer Placenten durch v. Franqu£
(9) haben ergeben, dass partielle und totale Obliterationen der fötalen
Gefässe nach dem Absterben der Frucht, einerlei aus welchen Gründen
dasselbe erfolgte, sich in der Regel einstellen; mitunter gesellen sich
auch aktive Zellproliferationen im Chorion und Anınion hinzu, so dass
das Bild einer Choriitis und Amnionitis entsteht. Ganz die gleichen
Vorgänge an den Gefässen und im Stroma konnten aber auch an
Placenten von Früchten nachgewiesen werden, welche ganz kurz vor
oder erst während der Geburt abgestorben waren, so dass die Ver-
änderungen intra vitam foetus entstanden sein mussten; ebenso bei
Früchten, welche lebend geboren wurden, aber schlecht entwickelt waren
und bald darauf starben. Ob daher histologische Veränderungen in
der Placenta Ursache oder Folge des Absterbens der Frucht sind, ist
im Einzelfall nur dann zu entscheiden, wenn der klinische Verlauf und
der Obduktionsbefund des Kindes genau bekannt sind.
Bezüglich der luetischen Infektion ergab sich: 1. dass dieselbe auch
bei der Aetiologie der vorzeitigen Lösung der normal sitzenden Placenta
zu nennen ist, 2. dass in sonst normalen Placenten Lues zum Aus-
druck kommen kann, einerseits durch Choriitis und Amnionitis, anderer-
seits durch isolirte Endo- und Perivaskulitis der Zotten ohne Granular-
hypertrophie (beides bei lebend geborenen Kindern). Entzündliche
Veränderungen können von der Placenta materna auf den intervillösen
Raum und auf die Placenta foetalis übergehen.
Einen interessanten Beitrag zur Lehre von der vorzeitigen Lösung
der normal sitzenden Placenta bringt Gottschalk (10). Nach seinen
Untersuchungen können im Verlaufe der zweiten Schwangerschaftshälfte
in Folge ungenügender Ernährung der Decidua basalis so ausgedehnte
nekrobiotische Vorgänge in der letzteren Platz greifen, dass dadurch
einerseits die Verbindung zwischen Placenta und Haftstelle gelockert,
und andererseits durch Anhäufung von Zerfallsprodukten im cirku-
lirenden Blute, welche im Wesentlichen durch die Nieren wieder aus-
geschieden werden müssen, funktionelle Nierenstörungen nach Art der
sogenannten Schwangerschaftsniere herbeigeführt werden. Vorzeitige
Placentarlösung und Schwangerschaftsniere entwickelt sich auf dieser
Basis um so leichter, wenn die Ernährungsstörungen in der Decidua
gleichzeitig zu ausgedehnter Verstopfung grosser arterieller Bahnen ge-
führt haben. Die ätiologische Bedeutung, welche der chronischen
Nephritis für die vorzeitige Placentarlösung zukommt, gilt nicht für die
Schwangerschaftsniere. Beide sind zu trennen.
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft ete. 663
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft. Abortus. Künst-
10.
11.
12.
12a.
licher Abortus. Frühgeburt. Abnorm lange Dauer der
Gravidität.
. Abel, Ueber Abortbehandlung. Berliner klin. Wochenschr. Nr. 13 u. 14.
. Baketel, H. S., Prolonged gestation. Med. record. July; ref. The Amer.
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 395.
. Balland, J., Influence du saturnisme sur la marche de la grossesse, le
produit de la conception et l'allaitement. (az. hebdom. de Med. et de
Chir. 1896, pag. 1141.
. Bissel, J. D., An embryo with its membranes, a true mole and a deci-
duae cast, removed at the same time from a patient. The Amer. gyn.
and obst. journ. Vol. XI, Nr. 1, pag. 75.
. Buongiorno, Su di un caso clinico di parto prematuro artificiale con
ritenzione di placenta. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 7, 9.
(Herlitzka.)
Büttner, R., Beitrag zur Beurtheilung des therapeutischen Werthes des
Curettements bei Metrorrhagien nach Abort oder Geburt. Inaug.-Diss. Kiel
1896.
Charpentier, Ueber habituellen Abort. Abeille med. Nr. 21; ref. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 7.
Coen, Il raschiamento immediato nell’ aborto incompleto. Rivista di ost.,
gin. e ped. Torino, Nr. 10. (Coen berichtet über 102 Fälle von unvoll-
ständigem Abort, die er alle (!) mit sofortigem Curettement der Uterushöhle
behandelt hat. Alle Operirte geheilt.) (Herlitzka.)
Dodge, J. R., Embryonic miscarriage. Ann. of gyn. and ped. Vol. X,
Nr. 9, pag. 538.
Doleris, Instrumentelle Ausräumung des Uterus. Journ. méd. de Paris.
20. Juni; ref. Der Frauenarzt, Nr. 1.
— J. A., Traitement de l'avortement incomplet. La Gynec. Nr. 4, pag.
359.
Freund, W. A., Die moderne Lehre von der Behandlung des Abortus.
Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 1. Aug.
Geyl, Totaler akuter Prolaps der Eihäute im fünften Schwangerschafts-
monat bei völliger Inaktivität der Gebärmutter. Medisch Weekbl. 9. Jaarg.
Afi. 29. (Bei einer IIlpara im fünften Schwangerschaftsmonat trat bei
mühsamem Stuhl unter heftigem Drängen und Pressen plötzlich ein
3—4 cm langer Tumor aus den Genitalien heraus. Der Tumor liess
sich bis zum geschlossenen Ostium uteri verfolgen, der Cervikalkanal
war für einen Finger durchgängig und 9 cm lang. Der Uterus liess sich
etwas über dem Umbilicus palpiren und enthielt eine Frucht. Da casu
quo die Geburt unvermeidlich war, sprengte Verf. die Fruchtblase und
es entfloss ungefähr 1! Liter Fruchtwasser. Nach 19 Stunden wurde in
Kopflage ein fünfmonatlicher todter Fötus geboren von normalem Bau.
Die Nachgeburt wies nichts Abnormales nach. Der Eihautriss war etwa
2 cm vom Placentarrande entfernt. Geyl behauptet, dass etwa 2 cm Ei-
häute nicht bis 10—11 cm — so lange war der ganze Prolaps — gedehnt
664
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22,
23.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
werden könnten, so dass ein Theil der Placenta am Prozesse theilgenommen
haben möchte. Dass hierbei keine Blutung zu bemerken war, erklärte er
aus dem bedeutend erhöbten intrauterinen Druck (Hydramnios) und der
Bauchpresse. Hierdurch entstand Dehnung der Eihäute, zuerst im unteren
Uterinsegment, nachher auch in den höher hinauf gelegenen Partien,
wodurch die Eihäute sich gegen die Uteruswand verschieben konnten.
(A. Mynlieff.)
Gordon, A., Temporary sterility as cause of abortion at the first preg-
nancy. Ann. of gen and ped. Vol. XI, Nr. 1, pag. 20. (Vier Fälle, in
welchen die nach mehrjähriger Sterilität eingetretene erste Schwangerschaft
mit Abort endete.)
Grapow, Ueber Abortbehandlung. Geburtsh. Gesellsch. in Hamburg; ref.
Centralbl. f. Gen Nr. 10, pag. 282. i
Hahn, J., Zur manuellen Placentarlösung und Abortausräumung. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 22, pag. 347.
Hamon, L., Contribution à létude du traitement des complications de
l'avortement. Thèse de Paris. H. Jouve.
Hauff, F., Ueber Abortbebandlung. Festschr. d. Stuttg. ärztl. Vereins.
E. Schweizbart’sche Verlagshandlung.
Horigan, J. A., Some moral and scientific aspects of abortion. The
Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, pag. 177. (Bericht über vier
Fälle, in welchen es trotz Fruchtwasserabgang und mehr oder minder
starker Blutung gelang, den Abort aufzuhalten )
Jellet, H., A case of incomplete abortion. The Dublin journ. of med.
sciences. May; ref. The Amer. journ. of gyn. and obst. Vol. XI, Nr. 1,
pag. 113. (Der seltene Fall, dass die im III. Monat Schwangere — es lag
Retroversio uteri gravidi vor — beinahe an einer akuten Blutung zu Grunde
gegangen wäre, wenn nicht ein Placentarrest mittelst Curette entfernt und
der Uterus tamponirt worden wäre.)
Kelly, H., Ein Fall von Missed labour. Glasgow med. journ. 1896. July;
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50, pag. 1472. (44jährige X para. Drei Tage
nach dem normalen Geburtstermin Uebelkeit, Erbrechen, Anschwellen der
Brüste, leichte Wehen. Am anderen Tage Aufhören der Kindsbewegungen.
50 Tage später Frösteln, profuse Schweisse, Schwellung der Augenlider.
Cervix schlaff, offen. Schädellage, Fötus macerirt. Wegen Wehenschwäche
musste die Geburt durch Zug und Druck befördert werden.)
Levy, H., Ueber einige wesentliche Fragen bei der Abortbehandlung. Med.
Rundschau, Nr. 5 u. 6.
Maygrier, Ch., Traitement de l’avortement incomplet. L’Obstetr. Nr. 4,
pag. 321.
Mittermaier, Ueber Abortbehandlung. Geburtsh. Gesellsch. zu Ham-
burg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 195.
. Newman. H.P., Behandlung unvermeidlichen Abortes. Amer. med. assoc.
Philad. ; ref. Der Frauenarzt, Heft 1.
. Pincus, L., Die ,Vaporisation“ in der Therapie des putriden Abortus. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 7, pag. 190.
. Romme, R., Traitement de l'avortement. Arch. de gyn. et de toc. Vol.
XXIII, Nr. 9 à 12, pag. 762,
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft ete. 665
27. Sandberg, K.F.M., The pathology of unintentional abortion. The Amer.
gyn. and obst. journ. Vol. X, Nr. 2, pag. 145.
28. Schwab, M., De l’emploi du sulfate de Quinine dans le traitement de
l'avortement incomplet. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 198.
29. Stock, B., 60 Fälle von septischem Abort. Inaug.-Diss. Berlin.
Eine eingebende Arbeit über die Ursachen des Aborts danken wir
Sandberg (27). Er theilt sie ein in solche, welche auf das Ei, die
Mutter, den Vater zurückzuführen sind. Bei den ersteren sind wieder
zu unterscheiden: 1. pathologische Prozesse am Fötus (Syphilis, Typhus,
Malaria, Cholera, Pocken, gelbes Fieber, Tuberkulose, Bleivergiftung,
Peritonitis, Pleuritis, Anasarca, Rhachitis, Traumen), 2. an der Nabel-
schnur (Stenose der Nabelschnurgefässe, Periphlebitis, Atherom, Thrombose,
Umschlingung des Fötus durch die Schnur), 3. am Amnion (Hydramnion,
Oligo-Hydramnion, Amnionitis), am Chorion (Traubenmole), an der
Placenta (Placenta praevia, abnorme Dicke der Placenta in Folge von
chronischer Endometritis, zu geringe Entwickelung der Placenta, Oedem
derselben, Sklerose der Cotyledonen, fibröse und fettige Entartung,
Placentarsyphilis, kleinzellige Infiltration, Blutungen in die Placenta,
placentare Parasiten), an der Decidua (exanthematische, deciduale Endo-
metritis, Endometritis decidua chron. diffusa, Endometritis decidua
tuberosa et polyposa, Endometritis catarrhalis, Endometritis cystica, Atro-
phie der Decidua) Angefügt sind hier weiter als Ursachen des
Abortes chronische Metritis, Lageveränderungen des Uterus, Cervixrisse,
Uterusfibrome, Carcinom, Ovarientumoren, Collum-Ulcerationen, Subinvo-
lutio uteri, Adhäsionen, Adnexerkrankungen, welche eigentlich in das
folgende Kapitel „Erkrankungen der Mutter“ gehören. In diesem führt
Verf. Blei-, Quecksilber-, Kohlenoxyd- und Tabakvergiftung, Syphilis,
Skrophulose, Intermittens, Chorea, Nierenerkrankungen, Diabetes, pro-
trahirte Diarrhoen, Cirkulationsstörungen, Phthise an. Diese ätiologischen
Faktoren spielen auch zum Theil von Seiten des Vaters eine Rolle. Bei den
Thieren soll, wie Sandberg erwähnt, zu häufiger Coitus zum Abort
disponiren in Folge von Alteration des Sperma.
Gordon (13) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Thatsache, dass
die nach mehrjähriger Sterilität eingetretene erste Schwangerschaft oft
mit Abort endet und berichtet über vier einschlägige Fälle, bei welchen
weder eine sorgfältige Anamnese und eine ebensolche Untersuchung
beider Ehegatten einen nachweisbaren Grund für die Unterbrechung der
Gravidität ergab. Trotzdem muss man nach Ansicht des Ref. die Ur-
sache sowohl der Sterilität wie des Abortes in endometritischen Pro-
zessen suchen.
666 Geburtshilfe. Pathologic der Gravidität.
Balland (3) stellte durch Thierexperimente fest, dass Blei-
intoxikation eine Disposition zum Abort schafft. Auch die Beobach-
tungen bei schwangeren Frauen sprachen hierfür. Aborte und Früh-
geburten nicht lebensfähiger Kinder kommen sehr häufig vor. Kommen
die Kinder rechtzeitig zur Welt, so sind sie so schwächlich, dass sie
in den ersten Monaten oder Jahren zu Grunde gehen.
Manche weder an Syphilis noch Alkoholismus leidende Frauen abor-
tiren bei jeder Gravidität zu bestimmter Zeit. Charpentier (7) theilt
diese Frauen in vier Kategorien: 1. Solche mit Uterusmissbildungen;; Uterus
infantilis. Es treten häufige und wiederholte Uteruskontraktionen auf;
nach 2!/g—31/a Monaten erfolgt Abort. 2. Mit Uterusdeviationen. Ante-
und Retroversion sollen bedeutungslos sein, bei Ante- und besonders
bei Retroflexio aber sich das Uterusgewebe an der Knickungsstelle ver-
dicken, dadurch die Auflockerung des Collum verhindert werden und
in Folge dessen häufig im vierten Monat Abort eintreten. 3. Mit Kon-
gestion des Collum und Corpus uteri bei plethorischen Frauen mit
starken Menses. Als beste Therapie empfiehlt Charpentier bier
Blutentziehungen und zwar durch einige Schröpfköpfe auf die Nieren-
gegend. 4. Mit Läsionen des Collum und Corpus uteri. Abgesehen
von Neubildungen disponirt besonders Metritis zum Abort. Hier feiert
das Curettement Triumphe. Bei Läsionen des Collum sollen oft aus-
gedehnte Operationen gemacht werden können, ohne zum Abort zu
führen.
Bei einer Reihe von Frauen lässt sich überhaupt keine Ursache
für den habituellen Abort finden.
Sandberg (27) bezeichnet die folgenden Ausstossungsarten des
Eies bei Abort als möglich: 1. das Ei in toto einschliesslich
Decidua vera und circumflexa, 2. Trennung von der Decidua serotina;
Zurückbleiben der Decidua vera, 3. Zurückbleiben auch der Decidua
circumflexa, so dass zunächst nur Chorion, Amnion, Fruchtwasser
und Fötus abgehen, 4. Einreissen des Chorion; Abgang des Amnion-
sackes geschlossen oder geborsten.
In den beiden ersten Monaten bleibt die Decidua meist zunächst
zurück.
Fast ein Modethema scheint die Behandlung des Aborts zu sein,
eine solche Fülle von Arbeiten über dasselbe hat das vergangene Jahr
gebracht. Merkwürdiger Weise geht, wie sich der Leser aus den
nachfolgenden Excerpten überzeugen kann, aus jenen hervor, dass die
Mehrzahl der Autoren in den wesentlichen Punkten übereinstimmt,
zumal die deutschen. Auseinander gehen die Ansichten nur über den
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft ete. 667
mehr oder minder ausgedehnten Gebrauch der Curette, die Mittel zur
Erweiterung des nicht hinreichend durchgängigen Cervikalkanals, die
Anwendung der vaginalen Tamponade bei drohendem Abort, der
uterinen zur Nachbehandlung nach Ausräumung des Uterus. Auszüge
aus den verschiedenen Arbeiten, welche den wesentlichen Inhalt der-
selben wiedergeben, lassen wir nachstehend folgen.
Dol&ris (10) spricht sich für instrumentelle Ausräumung des
Uterus mittels Curette, eventuell auch Abortzangen bei inkomplettem Ab-
ort aus. Nach dem Curettement, während dessen ein Assistent den Fundus
nach unten presst, reibt er den Uterus mit Kreosot-Glycerin aus und
epült reichlich mit 40° warmem Wasser nach. Schliesslich tamponirt
er mit Jodoformgaze, welche mit 5°/o Kreosot-Glycerin-Lösung schwach
getränkt ist. Alle2—3 Tage wird nach intra-uteriner Irrigation frische
Gaze eingelegt.
Hansen (16) spricht schon von einer Retention, wenn vier
Stunden nach Ausstossung des Fötus die ‘übrigen Eitheile noch nicht
gefolgt sind, und empfiehlt in diesem Fall eine „bewaffnete Exspektation“.
Treten Blutungen ein, so sollen intra-uterine Injektionen von 45°
gemacht werden; führen sie nicht zum Ziel das Curettement ohne Nar-
kose. Die Tamponade wird als zweifelhafter Eingriff verworfen. In
Fällen von beginnender Septikämie räth Hamon zunächst zu intra-
uterinen Injektionen mit Quecksilberjodid-Lösung (1:4000) dreimal
täglich. Sinkt die Temperatur nach 24 Stunden nicht, so wird (nach
Pinard) kontinuirlich zunächst mit Quecksilberjodid, dann mit Lin
Karbol irrigirt, zuletzt mit Borsäurelösung. Wenn dies nicht durch,
führbar, so wird curettirt.
Maygrier (22) neigt zu einer abwartenden Behandlung des
Aborts. Einzugreifen räth er nur, wenn sich die Retention des Eies
bezw. von Eitheilen mit Blutungen, Fieber, übelriechenden Lochien
komplizirt, ferner bei Zwillingsplacenten, weiter, wenn Verdacht auf
kriminellen Abort vorliegt, schliesslich, falls sich die Retention über
drei oder vier Tage erstreckt und der Cervix gich wieder zu schliessen
anfängt.
Der „Curage digital“ giebt er den Vorzug, fordert aber für sie
bequeme Durchgängigkeit des Cervikalkanales.. Fehlt diese, so muss
sie mittelst Laminaria, Hegar’scher Dilatatoren oder kleinen Kolpeu-
rynther bewerkstelligt werden. Die Curette soll nur unter Kontrolle
des mit ibr eingeführten Fingers benutzt werden. Vor der Extraktion
der gelösten Eitheile mittels Zangen warnt Maygrier. Er bewerk-
stelligt sie nach Budin, durch Kompression des Uterus zwischen zwei
668 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
im binteren Scheidengewölbe liegenden Fingern und der von den
Bauchdecken aus die vordere Uterusfläche drückenden Hand.
Nach Entfernung des Eies bezw. der Abortreste soll die Uterus-
höhle mit Kreosot-Glycerin ausgewischt, dann mit einer desinfizirenden
Lösung ausgespült und schliesslich noch ebenso wie die Vagina mit
Jodoformgaze austamponirt werden.
Die Anwendung der Curette und sog. Abortzangen verwirft
Maygier mit der vorerwähnten Einschränkung als zu gefährlich, be-
sonders mit Rücksicht auf die Möglichkeit einer Perforation der Uterus-
wand. In Fällen, in welchen keine strenge Indikation zum Eingreifen
vorliegt, empfiehlt er die Ausstossung der Eireste durch innerlichen
Gebrauch von Chin. sulf. zu beschleunigen.
Romme (26) bespricht drei Arbeiten über Abortbehandlung von
Jacobs („A propos de l’avortement.“ La policlinique de Bruxelles,
15. Déc. 1895, pag. 399), Lucas (Étude sur le traitement de la déli-
vrance dans l’avortement incomplet Thèse Paris) und Müller. Die
des letzteren ist bereits im vorigen Jahrgang dieses Berichtes besprochen
worden. Es sei deswegen hier nur erwähnt, dass Müller mehr für
ein abwartendes Verhalten und Verwendung der Tamponade ist.
Jacobs dagegen spricht sich für ein aktives Eingreifen und das
Curettement aus, wenn der Abort unvermeidlich ist. Ist der Fötus
nicht abgestorben, die Blase erhalten, so räth er zu absoluter Bettruhe,
Opiumklysmata event. unter Zusatz von Antipyrin, Vibrurn. prunifol.
auch Hydrastis. Bei bedrohlicher Blutung, aber geschlossenem, rigidem
Cervix will er zunächst Ergotin subceutan oder Chinin innerlich
(stündlich 0,05) geben. Wird der Blutverlust trotzdem stärker, so
macht er heisse (40—50° C.) vaginale Ausspülungen und führen auch
diese nicht zum Ziel, die vaginale Tamponade. Dieselbe wird
24 Stunden nicht gewechselt.
Hat die Schwangerschaft den 3. Monat überschritten, so soll
nach Jacobs eine Retention der Eihäute nach dem Abgang des Frucht-
wassers und des Fötus die Regel sein und Blutungen und Sepsis sich
häufig derselben anschliessen. Zunächst empfiehlt er hier zweistünd-
liche (45 ° C.) intrauterine Irrigationen mit sterilem Wasser, bei Septikämie
mit schwacher Sublimatlösung. Führen dieselben nach 24 Stunden
nicht zum Ziel, so warnt er merkwürdiger Weise vor der digitalen
Ausräumung, er empfiehlt auf’s Wärmste das Curettement mit nach-
folgender Kreosotauswischung bezw. Gazetamponade der Uterushöhle.
Es muss das um so mehr Wunder nehmen, als er für diesen Eingriff
eine energische Dilatation des Cervix mit Hegar’schen Dilatatoren
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft etc. 669
verlangt, welche in den fraglichen Fällen ohne Zweifel die Uterushöhle
auch bequem für den Finger zugänglich macht.
Lucas dagegen tritt, wenn der Cervikalkanal entsprechend durch-
gängig ist, für die digitale Ausräumung ein; ist dieselbe nicht möglich,
für die vaginale bezw. uterine Tamponade. In dringenden Fällen,
bei profusen Blutungen oder septischen Erscheinungen dilatirt er den
Cervix gewaltsam mit Hegar’schen Dilatatoren, räumt zunächst digital
aus und schliesst unter Kontrolle des Fingers ein Curettement an.
Auch er tamponirt dann die Uterushöhle mit Gaze.
Aus diesen Arbeiten französischer Autoren geht hervor, dass die
selben nach artifizieller Beendigung eines Aborts, mit Vorliebe die
Üterushöhle mit Creosot-Glycerin auswischen und manche auch mit
Jodoformgaze tamponiren. Auch Newman (24) verfährt so. Nur
bedient er sich statt der Kreosotlösung 95°/o Karbolsäure, nachdem
schon die Ausräumung des Uterus unter einem konstanten Strom von
Sublimatlösung vorgenommen und derselben eine Ausspülung mit
eben solcher nachgeschickt ist.
Die deutschen Gynäkologen huldigen einer derartigen Polypragmasie
in der Nachbehandlung nicht. Von einer Ausspülung des Cavum
uteri mit einer desinfizireuden Lösung bezw. sterilem Wasser nach
Entfernung des Eies oder der Eireste abgesehen, sieht wohl die grosse
Mehrzahl von weiteren örtlichen Maassnahmen gerade so wie im
Wochenbett ab. Nur ein Autor befürwortet die Befolgung chirurgischer
Grundsätze nach jeder manuellen Placentarlösung und Abortausräumung,
indem er die Tamponade der Uterushöhle mit in 1°/o Lysollösung
getränkten Gazebinden (nicht Jodoformgaze, wegen der Intoxikations-
gefahr) empfiehlt. Erst nach 48 Stunden soll die tamponirende Gaze
entfernt und die Vagina dann noch einige Tage mit !/a—3/4 lo Lysol-
lösung ausgespült werden. Wenn Hahn (15) diesem Verfahren nachrühmt,
dass er bei Einhaltung desselben noch keinen fieberhaften Verlauf
nach einem Abort gesehen habe, so wird ihm gewiss von vielen Seiten
entgegengehalten werden, dass derselbe Erfolg auch ohne diese Maass-
nahmen zu erzielen sei.
Die vaginale Tamponade empfiehlt Dodge (9) für alle Fälle
von Abort, in welchen der Muttermund bezw. der Cervikalkanal noch
geschlossen, die Blutung aber stark ist.
Abel (1) warnt bei unvollkommenem Abort, zumal wenn sich
innerer und äusserer Muttermund wieder geschlossen, vor Anwendung
des Löffels oder der Curette wegen der Perforationsgefahr bezw. der,
dass Placentarreste zurückgelassen werden. Er empfiehlt in diesem
70 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Falle die Erweiterung des Cervikalkanales mittelst Jodoformgazetampo-
nade des ganzen Uteruscavum. Dass dieselbe gefährlich sei bestreitet
er, vorausgesetzt, dass strenge Asepsis beobachtet und keine käufliche
Jodoformgaze, sondern nur sterilisirte benutzt werde. Meist soll bereits
nach 24 Stunden der innere Muttermund durchgängig sein; wenn nicht,
wird die Tamponade noch einmal wiederholt. Ist die digitale Aus-
tastung der Uterushöhle möglich, so wird dieselbe auch mit dem Finger
ausgeräumt, dann mittelst watteumwickelter in 5°/oiger Karbollösung
getauchten Kornzange ausgewischt, nicht ausgespült. Tritt nach Ent-
fernung eines Abortes septisches Fieber ein, bezw. besteht dasselbe fort,
so ist von anderer Seite die Totalexstirpation des Uterus empfohlen.
Abel bestreitet die Berechtigung derselben.
Bei Abortus imminens soll die Patientin das Bett hüten und
Hydrastis innerlich nehmen. Ist er nicht mehr aufzuhalten, so genügt
oft feste Scheidentamponade, um das Ei zur Ausstossung zu bringen.
Nur bei dringender Indikation zur Entleerung des Uterus ist die Tam-
ponade des Cavum uteri bei intaktem Ei angezeigt.
Auch Mittermaier (23) befürwortet bei Retentio placentae post
abort., wenn die Diagnose gestellt ist, auch ohne dringende Symptome
(wie Blutung und Zersetzung) die sofortige Ausräumung nach, wenn
nöthig, vorhergegangener Tamponade und Erweiterung des Cervix mit
Jodoformgaze, da später sonst doch noch in Folge eintretender Blu-
tungen in ca. 75°/o der Fälle ein operativer Eingriff nöthig wird.
Auch Schütz (Diskussion) verfährt in gleicher Weise; nur ver-
wirft er die Tamponade als Dilatationsmittel wegen der Infektionsge-
fahr. Er zieht die Erweiterung mittelst Sonden oder Stiften vor. Auch
bei septischem Abort mit Placentarretention stellt er die Prognose
günstig.
Büttner (6) kommt auf Grund der von Glaevecke in 28 Fällen
gemachten Erfahrungen zu dem Schluss, dass das Curettement bei tech-
nisch richtiger Ausführung gefahrlos ist, Blutungen nach Abort und
Geburt durch dasselbe geheilt, die Menses meist in günstiger Weise
beeinflusst werden und Sterilität ausgeschlossen, Gravidität im Gegen-
theil häufig ist.
Hauff (17) steht nicht auf dem extremen Standpunkt, dass jeder
Abort zum Gegenstand eines operativen Eingriffs gemacht werden soll.
Bei bestimmten Indikationen will er aber, wenn sich die Möglichkeit
einer raschen operativen Entleerung des Uterus bietet, diese Gelegenheit
nicht versäumen. Bei nicht genügender Erweiterung des Cervix dila-
tirt er mit Hegar’schen Stiften und räumt meist mit dem Finger
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft etc. 671
aus. Nachtbeile der aktiven Behandlung hat er nie gesehen, wohl aber
den Vorzug, dass der Verlauf abgekürzt, Blut erspart wurde, und die
Rekonvalescenz glatt verlief. Den Secalegebrauch verwirft Hauff,
so lange noch das ganze Ei oder Reste desselben im Uterus sind, em-
pfiehlt ihn aber zur Beschleunigung der Rückbildung nach Entleerung
des letzteren.
Jellet (19) spricht sich nur dann für ein aktives Eingreifen aus,
wenn die Patientin so viel Blut verloren hat, dass ein weiterer Blutver-
lust gefahrbringend erscheint, wenn es gewiss ist, dass ein Theil des
Eies ausgestossen, ein anderer noch im Uterus retinirt ist, wenn kein
Zweifel besteht, dass das Ei abgestorben ist. Für inkompleten Abort
spricht, abgesehen von dem Ergebniss einer genauen Untersuchung
alles dessen, was ausgestossen ist, das Anbalten der Blutung; für
drohenden Abort stärkere Erweiterung des inneren wie des äusseren
Muttermundes, für kompleten das umgekehrte Verhalten. Doch können,
wie ein von Sutton selbst beobachteter Fall zeigt, diese Zeichen
trügen.
Horigan (18), ein energischer Gegner des künstlichen Aborts —
die bisher für denselben aufgestellten Indikationen erkennt er nicht
an, weil er den Werth des keimenden Lebens gleich dem mütter-
lichen schätzt — will auch, wenn der spontane Abort unvermeidlich er-
scheint, ja selbst wenn das Fruchtwasser abgegangen ist, noch den
Versuch machen, die Schwangerschaft zu erhalten (Bettruhe, Opium,
Plumb. subacetic,, Tannin, Acid. sulf. aromat.) Nur wenn er sich von
dem Frachttod überzeugt hat, stimmt er der Beschleunigung des Aborts
zu. Er giebt zu, dass hier die Diagnose eine schwierige sein kann.
Als charakteristisch führt er an, dass die Brüste stärker anschwellen,
schmerzhafter werden und Milchabsonderung eintritt. (Nach des Ref.
Erfahrungen ist das Umgekehrte viel häufiger der Fall) Wenn
Horigan weiter missfarbenen übelriechenden Ausfluss, Gasentwicke-
lung im Uterus, Fieber als Zeichen des Fruchttodes anführt, so wird
man ihm zustimmen, dass dieselben sichere seien, aber wer wird sich
bereit finden, sie eret abzuwarten und dadurch die Patientin einer
schweren Infektionsgefahr aussetzen ?
So lange keine wehenartigen Schmerzen auftreten und die Blu-
tungen für die Gravida nicht evident schädlich werden, muss man auch
nach Grapow (14) suchen, die Frucht zu erhalten. Zu diesem Zweck
empfiehlt er: Bettruhe, blande Diät, Sorge für leichten Stuhl; bei stär-
kerem Bluten: lockere, aber dichte Scheidentamponade, eventuell 24-
stündig zu erneuern; innerlich: Hydrastis oder Viburnum. Bei Lage-
612 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
anomalien: Redression. Für die Fälle, in denen man den Uterus inı
Vergleich zur supponirten Schwangerschaftszeit entweder auffallend klein
— frühzeitig abgestorbene Frucht — oder auffallend gross — An-
sammlung von grossen theerartigen Mengen alten Blutes zwischen Ei
und Uteruswand — findet, räth er zu forcirter Entleerung in Narkose
in einer Sitzung.
Bei dem im Gang befindlichen Abort ist Grapow zunächst für
ein abwartendes Verhalten. Führt dabei die Natur nicht zum Ziel,
kommt es wegen vorzeitiger Placentarlösung zu stärkeren Blutungen
oder bleibt das ganze Ei im Cervix stecken, dann ist der Uterus wo-
möglich mit dem Finger zu entleeren, sonst die Scheide fest zu tam-
poniren. Der unvollständige Abort erfordert stets künstliche Entleerung,
bei welcher es zu statten kommt, dass selbst noch nach Wochen der
Zeigefinger in Narkose ins Cavum gebracht werden kann, nöthigenfalls
nach vorheriger Dilatation mit Hegar’schen Stiften. Curette und
Kornzange verwirft Grapow, desgleichen vaginale und intrauterine
Ausspülungen.
Auf Grund von acht Beobachtungen empfiehlt Schwab (28) das
Chin. sulf. in zwei Dosen zu 0,5 zur Beförderung der Ausstossung
retinirter Eitheile bei unvollständigem Abort, falls dieselbe bereits sechs
Stunden besteht. Noch frühzeitiger giebt er es, wenn Blutung oder
Fieber eintritt.
Ebenso wie Gra pow warnt Freund (12) vor einem zu aktiven,
vielgeschäftigen Vorgehen bei der Behandlung des Aborts. Erst wenn
derselbe sicher nicht mehr aufzuhalten, durch Scheidentamponade eine
Ausstossung des Eies sicher nicht zu erzielen ist, befürwortet er nöthigen-
falls stumpfe Erweiterung des Cervix bis zur Durchgängigkeit für den
Finger, Austastung und Entfernung des Eies mit demselben. Die
Verwendung von Instrumenten zu diesem Zweck verwirft er. Aus-
führlich bespricht Verf. den septischen Abort. Ist bei septisch er-
kranktem Uterus bereits die Umgebung ergriffen, so gestattet er nur
bei starken Blutungen die Ausräumung des Uterus. Auch in diesen
Fällen erklärt er die Curette für gefährlich und nutzlos. In schweren
Fällen septischer Infektion will er die Totalexstirpation in Betracht
ziehen; doch giebt er zu, dass die Wahl des Zeitpunktes sehr schwierig
ist. Die Gelegenheit einen akut infizirten und isolirt erkrankten Uterus
zu behandeln, ist selten; gewöhnlich handelt ee sich um die Formen
des Iymphangoitischen und pyämischen Wochenbettfiebers. Bei allge-
meiner Peritonitis bei der ersteren Form ist eine Operation von vorn-
herein zwecklos. Da ein Theil der pyämisch erkrankten Wöchnerinnen
Vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft etc. 73
selbst nach Monaten wieder gesund wird, ist die Frage, ob eine Früh-
operation berechtigt ist, sehr schwer zu beantworten. Höchstens ist
sie in Fällen von Pyämie nach unsauberem Abort am Platz.
Eine eingehende Arbeit über „septischen Abort“ bringt auch
Stock (29). Ihr liegt ein Material von 60 Fällen aus der Berliner
Frauenklinik zu Grund. Wie Freund, ist auch der Verf. der Ansicht,
dass kriminelle Aborte in den Grossstädten sehr häufig sind (nach
Olshausen 80°/o aller in die klinische Behandlung aufgenommenen).
Die Infektion bei Aborten soll durch das lange Umhergehen der
Frauen mit ihrer Blutung begünstigt werden. Die Infektionskeime
werden auf irgend eine Art, durch eine Untersuchung oder einen
Ausräumungsversuch eingebracht. Auch Zersetzung des Eies, zurück-
gebliebene Eireste mit der durch sie bedingten Blutung, die deswegen
angewandte Tamponade oder andere operative Eingriffe können zur
Infektion führen.
Als Zeichen der Infektion sind anzusehen: putrider blutiger
Ausfluss, mit Schüttelfrösten einsetzendes Fieber, Erhebung der Puls-
frequenz bis zu 130 Schlägen, zeitweise Kreuzschmerzen und dumpfes
Gefühl in der unteren Bauchgegend. Wenn 15 Stunden nach erfolgter
Ausräumung Puls und Temperatur auf derselben Höhe bleiben, so ist
eine Allgemeininfektion anzunehmen. Die Erscheinungen der Sepsis p.
abort. entsprechen ganz denjenigen nach der Geburt. Oertliche Er-
scheinungen können fehlen, oder es tritt allgemeine eitrige Peritonitis
mit ihren charakteristischen Symptomen ein.
Therapeutisch empfiehlt Stock Laminariadilatation, Ausräumung
mit dem Finger (nicht Curette!) Ausspülung mit Lysollösung, inner-
lich Secale-Präparate und Alkohol.
Pincus (25)empfiehlt die Vaporisation des Cavum uteri bei putridem
Abort dann, wenn keine Komplikationen in den Adnexen bestehen.
Er rühmt dem Verfahren nach, dass es die im Uterus vorhandenen
Keime zerstört, die frischen Wunden mit einen schützendem Coagulum
bedeckt und gleichzeitig auch eine sehr energische Kontraktion anregt,
wodurch die Wundfläche sofort bedeutend verkleinert und die Involu-
tion, damit aber auch die Konvalescenz ungemein gefördert wird. Bei
zehn Fällen erlebte er keine Störung. Das Fieber hörte jedoch nur
bei fünf Kranken sofort (kritisch) auf; bei zweien trat Sepsis auf;
drei waren überhaupt fieberfrei. Der Geruch hörte in fast allen Fällen
sofort auf. Nur einmal musste die Vaporisatiin am dritten Tage
wiederholt werden. Sie scheint Pincus auch deswegen noch besonders
empfehlenswerth, weil das kranke Endometrium, welches so häufig
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 43 |
674 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Veranlassung zum sog. habituellen Abort giebt, gleich mit entfernt
werden kann, wenn man 100°igen Dampf bis zu zwei Minuten ein-
wirken lässt. Vom 6.—8. Tag an soll dann durch Anwendung von
Tinct. jodi das Heranwachsen eines gesunden Endometrium bewirkt
werden.
Baketel (2) berichtet über einen Fall einer Schwangerschaft
von 316 Tagen. Nach 94stündiger Geburtsthätigkeit wurde das Kind
mit der Zange extrahirt. Der Schädel fand sich verknöchert.
Extrauterinschwangerschaft. Schwangerschaft im rudimentären
Nebenhorn eines Uterus bicornis.
l. Abel, Zur Behandlung der Tubengravidität. Berliner klin. Wochenschr.
Nr. 16, pag. 124.
2. Aspell, J., Three cases of ruptured ectopic gestation. The Amer. gyn.
and obst. journ. Vol. XI, Nr. 2, pag. 229. (I. Vpara. Letzter Partus vor
fünf Jahren. Menstruation stets regelmässig. Fall, nachdem Menses fünf
Wochen ausgeblieben. Wegen Blutung Curettement. Später rechtsseitiger,
parauteriner Tumor nachgewiesen. Erfolgreiche Cöliotomie. II. 32 jährige,
seit 13 Jahren verheirathete Illgravide. Zwei Aborte, der letzte vor zwei
Jahren. Letzte Menses im September. Im Oktober erster Schmerzanfall.
Wiederholte sich öfter. Rechtsseitige Geschwulst neben dem Uterus. An-
fang April Cöliotomie. In die Verwachsungen fand sich der Appendix
einbezogen. III. 29jährige, seit acht Jahren verheirathete Ipara. Erster
Partus vor sieben Jahren. Keine Aborte. Fünf Monate nach der ersten
Entbindung heftiger Schmerzanfall und starke Blutung. Mehrmonatliches
Krankenlager. Eitriger Ausfluss, welcher blieb. Rechtsseitiger Adnex-
tumor. Bei der Cöliotomie fanden sich feste, alte Verwachsungen.)
3. Bacon, M. W., Extra-uterine pregnancy. The Amer. gyn. and obst. journ.
Vol. X, Nr. 3, pag. 371. (Cöliotomie. Genesung.)
4. Barbour, Ektopische Schwangerschaft im V. Monat. Geburtsh. Gesellsch.
zu Edinburgh. Lancet 1896, Dec. 19. (Fruchtsack wurde vor der Eröff-
nung mit der Bauchdeckenwunde vernäht, nach der Eröffnung tamponirt-
Fötus seit einigen Wochen abgestorben. Um Atrophie der Placenta ein-
treten zu lassen, Operation aufgeschoben.)
Baur, K. J., Laparotomie bei geborstener Tubarschwangerschaft. Inaug.-
Diss. Berlin 1895. (15 Fälle, auf Grund deren die Cöliotomie als erfolg-
reichste und einzigste Behandlung empfohlen wird )
6. Beaver, B. D., Tubal pregnancy. The med. and surg. reporter. May 29.
Ref. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 632. (Vier
(Geburten und zwei Aborte, der letzte 10 Monat vor Aufnahme der Patientin
in’s Krankenhaus. Diagnose auf linksseitige, 3'2 monatliche Extrauterin-
schwangerschaft gestellt. Cöliotomie. Bei dem Versuch, den Fruchtsack
(aSa |
10.
13.
14.
Extrauterinschwangerschaft etc. 675
aus seinen Verwachsungen zu lösen, heftige Blutung. Entfernung des
Fötus; Placenta zurückgelassen. Auch ein rechtsseitiger Hydrosalpinx ab-
getragen. Einnähen des Fruchtsackes in den unteren Theil der Bauch-
wunde. Tamponade desselben mit Jodoformgaze. Genesung.)
. Becking, A. G. Th., Graviditas extrauterina. Ned. Tydsch. v. Geneesk.
Nr ò. (Ein Fall von Graviditas tubaria ampullaris bei einer IlI para, wo
der Coitus eine Blutung im Fruchtsacke veranlasst hatte) (A. Mynlieff.)
. Black, C. E., Appendicitis complicating ectopic pregnancy. Ann. gyn.
and ped. June; ref. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 391.
(Kein Verdacht auf Schwangerschaft, als die Patientin anfing, unter heftigen
Schmerzen zu menstruiren. Es entwickelten sich die Erscheinungen der
Appendicitis; starkes Fieber. Operation erwies Appendicitis und Ruptur
eines tubaren Fruchtsackes. Genesung.)
. Bobroff, Zur Frage über extrauterine Schwangerschaft. Chirurgie, Nr. 1.
(V. Müller.)
Boldt, Ektopische Schwangerschaft. Med. News. April; ref. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 85, pag. 1069.
. Borelius, Jacques, Graviditas extrauterina. lHiygiea. Bd. LIX, Nr A
pag. 535. (Rechtsseitige, geborstene Eileiterschwangerschaft. Laparotomie
und Exstirpation am Tage der Berstung. Frucht 5—6 cm. Heilung.)
(Leopold Meyer.)
. Bovée, J. W., Retroperitoneal ectopic pregnancy at full term. The Amer.
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 314. (28jährige, seit acht Jahren ver-
heirathete Nulligravida. Seit neun Jahren linksseitige Unterleibs- und
Rückenschmerzen. Menses stets schmerzhaft, bald ante-, bald postponirend
(bis 14 Tage). Letzte Menses 15. Dezember. Ungefähr vier Wochen später
heftige Unterleibsschmerzen, welche Pat. zwangen, sich zu Bett zu legen
und den grössten Theil der Folgezeit in demselben zu bleiben. Am nor-
malen Ende der Schwangerschaft — im Juli und September traten Blu-
tangen auf — wehenartige Schmerzen. Mit Nachlass derselben Aufhören
der Kindsbewegungen. Am 18. November wurde Abdominalschwangerschaft
diagnostizirt. Der Tumor rechts nahezu bis zur Leber. Cöliotomie. Er-
öffnung des Fruchtsackes. Entwickelung des ausgetragenen Fötus. Pla-
centa links im Becken. Ausschälung des Fruchtsackes, welcher dem Uterus,
der Blase, dem Rektum und anderweit adhärent war. Unterbindung nur
eines (refüsses. Glasdrainage. Fieber. Primäre Heilung der Bauchwunde.
Tod an Sepsis am 13. Tage p. op. Bei der Sektion fanden sich nur hinter
dem Uterus Eiteransammlungen, in denen Staphylococcus pyogenus aureus
nachgewiesen wurde.)
Boyster, Ein Fall von kombinirter Intra- und Extrauterinschwangerschaft
am normalen Ende. The Amer. journ. of obst. Dez.; ref. Die Medizin der
Gegenwart. Heft 2.
Brandt, Kr., Ektopisk svangerskab. Med. selsk.’s forh. v. Norsk Mag.
f. Laegev., pag. 224. (Verte vor vier Jahren publizirte Monographie:
‚Die ektopische Schwangerschaft“ wird in einem kurzen Vortrage resu-
mirt. Die Bedeutung der Krankheit, die Häufigkeit und verhältnissmässig
leichte Diagnose wird hervorgehoben. 15 operirte Fälle mit einem Todes-
fall. Präparate wurden demonstrirt. Verf. steht auf demselben Stand-
43*
66
16.
17.
18.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
punkte wie Werth: die ektopische Schwangerschaft ist eine bösartige
Neubildung, die sobald als möglich entfernt werden muss. Folglich macht
ein erfahrener Chirurg Laparotomie, für den nicht chirurgisch geübten Arzt
ist Eisbeutel, Ruhe und Opium zu empfehlen, bis die Hämatocele resorbirt
ist. Es ist jedoch ganz unmöglich, zu wissen, ob die Adhäsionen oder Hämato-
celenkapseln einer neuen Blutung widerstehen können. Deshalb soll auch
in diesen Fällen die Laparotomie gemacht werden. Vaginale Operationen
sind nur bei Abscessbildung indizirt, weil Ligaturen schwer per vaginam
an die morschen graviden Tuben gelegt werden können. Gegen die citirte
Statistik von Schauta und Martin opponirten in der nachfolgenden Dis-
kussion Wedeler und Semb, deren Erfahrung in der Richtung geht, dass
die Hämatocelen günstig verlaufen. Selbst hätten sie nie tödtlichen Aus-
gang gesehen.) (Kr. Brandt, Kristiania.)
. Brodowski, Demonstration eines Präparates von Extrauterinschwanger-
schaft. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 807. (Brodowski demonstrirte
ein Leichenpräparat. 33 jährige Frau starb nach zweimonatlicher Retention der
Periode. Sie war in die Klinik von Krajewski eingetreten, der per vagi-
nam eine Hämatocele retrouterina eröffnete. Einige Tage darauf Tod an
Peritonitis. Es fand sich bei der Sektion eine rechtsseitige, nicht ruptu-
rirte Tubenschwangerschaft, das Ei von Blutgerinnseln umgeben Obwohl
die Tube nicht geplatzt war, hatte sich durch Blutung aus dem Ostium
abdominale tubae eine Haematocele retrouterina gebildet. Merkwürdiger-
weise angeborener Mangel des rechten Ovarium, so dass eine äussere
Ueberwanderung des Eies angenommen werden muss. Ausserdem ein mit
dem Cavum Douglasii kommunizirender Abscess des rechten Ligamentum
latum. Als Krajewski die Frau operirte, hatte sie eine Temperatur von
40 Grad und gerade deshalb attaquirte er den fluktuirenden Tumor von
der Scheide aus. Ob die Frau vor kurzem ein Wochenbett durchgemacht
hatte, weiss Krajewski nicht mehr.) (Neugebauer.)
Broese, Rupturirte Tubenschwangerschaft. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn.
zu Berlin; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5, pag. 135. (Frau mit den Zeichen
hochgradigster Anämie in die Klinik gebracht. Quere Spaltung des hin-
teren Scheidengewölbes. Linke Anhänge in die Scheide gezogen und mit
Klemmen gesichert. Dann der retroflektirte Uterus mit einer Kugelzange
gefasst und vorgezogen. Exstirpation der Tube und des Ovarium.)
Brohl, Eine Extrauterinschwangerschaft. Gesellsch. f. Geb u. Gyn. zu
Köln a. Rh.; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 4, pag. 113. (36 jährige Frau im
III. Monat schwanger. Plötzlich heftige Schmerzen. Grosse Geschwulst
im Abdomen; uterine Blutung. Nach drei Wochen Querschnitt im hinteren
Scheidengewölbe. Eröffnung einer kleinen leeren Höhle im Douglas. Ein-
schneiden einer sich vorwölbenden Membran. Entleerung flüssigen Blutes
und Blutkoagula. Tamponade. Musste zwei Monate fortgesetzt werden.
da bei Fortlassen sofort starke Blutung auftrat.)
Cargill, Ch.H., Twin tubal gestation. The Amer. gyn. and obst. journ.
Vol. X, Nr. 1, pag. 51. (Ruptur eines tubaren Fruchtsackes in der neunten
Woche bei einer Igraviden. Blutung in die freie Bauchhöhle. Cöliotomie.
In den Blutgerinnseln fanden sich Zwillinge. Tod 45 Stunden p. op.)
19.
20,
25.
26.
Extrauteriuschwangerschaft etc. 07
Choyan, Peritoneal flooding from rupture of tubal pregnancy. These de
Paris 1896—97; ref. The Brit. gyn. journ. Tom. XLIX, Aug., pag. 150.
Christie, O., Dobbeltsidig extrauterinsvangerskab (Graviditas tubaria
dextra, graviditas tuboovarica sin.). Medicinsk Revue. 14. Jahrg. Heft 1,
pag. 1—6. (Im Falle Christie’s wurde die geborstene, rechtsseitige Ei-
leiterschwangerschaft durch Nachweis von Eihüllen bewiesen. Linkerseits
fand sich eine gehorstene Tuboovarialcyste, Fruchttheile wurden aber nicht
nachgewiesen. Verf. operirte im zweiten Monat, fasst die vermeintlichen
zwei Schwangerschaften als gleichzeitige auf. Glatte Heilung. Unter den
Symptomen, die im vorliegenden Falle sonst sehr wenig ausgeprägt waren,
lenkt Verf. besonders die Aufmerksamkeit auf einen plötzlich einsetzenden
vorübergehenden Drang zum Uriniren und schneidende Schmerzen bei diesem
Akte. Das Symptom wird auch bei Berstung anderer Bauch- und Becken-
organe, z. B. bei Berstung des Wurmfortsatzes beobachtet.)
(Leopold Meyer.)
. Ciechanowski, Ein Fall von Tubenschwangerschaft. Nowiny lekarskie,
pag. 117. (Neugebauer)
Cordier, A.H., Extrauterine pregnancy clinical phases of. Ann. of gyn.
and ped. Vol. XI, Nr. 3, pag. 196. (I. 44jährige Multipara. In zweiter
Ehe seit fünf Jahren steril verheirathet. Die bisher regelmässigen Menses
blieben etwas über die Zeit aus. Dann geringe Blutung und Abgang von
Membranen. Später wiederholte Schmerz- und Collapsanfälle. Cöliotomie.
Entfernung des rupturirten, tubaren Fruchtsackes. Rektale Salzwasser-
einläufe. Genesung II. 24jährige Il gravide. Erste Geburt vor vier Jahren.
Menses stets regelmässig. Plötzlicher Schmerzanfall in der linken Unter-
leibsseite.. Ohnmacht. Die Anfälle wiederholten sich. Es trat Fieber ein.
Entfernung der achtwöchentlichen Tubarschwangerschaft durch Cöliotomie.
(renesung.)
23. Crouzat, Sur un cas de grossesse extra-utérine avec enfant vivant. Ann.
de gyn. et de l’obst. Tom. XLVII, Mai, pag. 417. (Gravid. extraut. im
VII. Monat. Kind lebend. Cöliotomie. Schädel und Nabelschnur des Fötus
mit der Wand des Fruchtsackes verwachsen. Starb am folgenden Tage,
die Mutter nach vier Wochen in Folge von Verjauchung der Placenta,
welche wegen zu fester Verwachsungen zurückgelassen war.)
— et Jeannel, Grossesse extra-utérine abdominale secondaire, enfant
vivant. Laparotomie an 8° mois, mort de l'enfant le même jour, mort de
la mère un mois après, par infection due à la putréfaction du placenta.
Autopsie. L’Obstetr. Nr. 3, pag. 261.
Cullen, T. S., u. Wilkins, G. L., Schwangerschaft im rudimentären
Nebenhorn. John Hopkins Hospital Reports 1896; ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 50, pag. 1475. (Schwangerschaft im III. Monat. Exitus an Verblutung,
ehe eine Operation vorgenommen werden konnte. Ucberwanderung des
Eies vom rechten Ovarium zum linken Uterushorn, das durch einen soliden
Strang mit dem Uterus verbunden war. Corpus luteum verum im rechten
Ovarium.)
Cullingworth, C. J., Clinical illustrations of the diseases of the fal-
lopian tubes and of the tubal gestation. Rivington. Percival and Comp.
678
27.
28.
29.
30.
31.
32.
34.
35.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Cullingworth, J., Unsere jetzigen Anschauungen über die Hämatocele.
Lancet. Juni; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1071.
Czempin, Zwei Fälle von Tubargravidität. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn.
in Berlin; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 28, pag. 906. (I. 33jährige Nullipara,
sieben Jahre steril verheirathet. Innerhalb eines Jahres zwei Tubargravi-
ditäten. Die erste rechtsseitig, operirt. Die zweite sechs Monate später
eingetreten. Ruptur im IlI. Monat. Cöliotomie. Im Riss der Tube die
Placenta. Genesung. II. Cöliotomie. Genesung.)
Denis, Ein Fall von Extrauterinschwangerschaft von 12jähriger Dauer.
Lyon med. 1896. Mai; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1426.
Dirner, G. (Budapest), Tubaris terhesség esete. Közkörhäzi Orvostärsulat.
Febr. 10. (Laparotomie wegen Ruptur einer graviden Tube. Exstirpation
des Tubarsackes und des Ovarium. Heilung.) (Temesväry.)
Dorsett, W. B., Tubal pregnancy; operation; recovery. Ann. of gyn.
and ped. Vol. XI, Nr. 1, pag. 44. (35jährige IlI gravide. Seit der letzten
Geburt vor sieben Jahren Beschwerden in der rechten Adnexgegend. Dort
ein Tumor. Cöliotomie.)
Dührssen, A., Ueber operative Behandlung, insbesondere die vaginale
Cöliotomie bei Tubarschwangerschaft, nebst Bemerkungen zur Aetiologie
der Tubarschwangerschaft und Beschreibung eines Tubenpolypen. Arcb.
f. Gyn. Bd. LIV, Heft 2, pag. 207.
Dunning, L. H., Ectopic gestation, a consideration of the intraligamen-
tous, retroperitoneal form. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI, pag.
43. (Letzte normale Menstruation am 1. Februar. Nach Mitte März heftige
Unterleibsschmerzen. Zweiwöchentliches Krankenlager. Uterine Blutung.
Abgang von Hautfetzen. Langsame Erholung. Allmähliche Zunahme des
Unterleibes. Kindsbewegungen. Ende November Wehen während einiger
Stunden. Aufhören der Kindsbewegungen. Zwei Monate später wurde ein
sich mehr nach der linken Seite erstreckender Tumor konstatirt, bei dessen
Bewegung der Uterus sich mitbewegte. Die Höhle des letzteren hatte eine
Länge von vier Zoll. Keine Fluktuation; kein Ballotement. Bei kombi-
nirter Untersuchuug wurde ein Fötus gefunden. Cöliotomie. Der Frucht-
sack überall von Peritoneum bekleidet, welches sich in der Höhe des Pro-
montorium auf ihn überschlägt. Von ihm nach rechts der Uterus, mit dem
Fruchtsack adhärent, aber nicht in ihm aufgegangen. Die vordere Wand
des letzteren vom linken Lig. latum gebildet. Eröffnung des Fruchtsackes.
Verhältnissmässig leichte Ausschälung desselben. Unterbindung einer
grossen, von unten in den Sack eintretenden Arterie und mehrerer kleinerer.
Die linke Tube war in demselben aufgegangen. Nach seiner Entfernung
blieb eine unregelmässige Höhle zurück, deren vordere und hintere Wand
durch Peritonealklappen gebildet wurden. Da die Hälfte der seitlichen und
hinteren Fläche des Uterus völlig von Peritoneum entblösst war, wurde er
exstirpirt. Glatte Genesung.)
Eden, T. W., A decidual cast of the uterus, from a case in which there
was no evidence of extra-uterine gestation. With microscopic sections.
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, Part. II, pag. 132.
Frank, Geplatzte Tubargravidität. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. zu Köln a. Rh.
Ref. Centralbl. f. Gyu. Nr. 21, pag. 628. (Gravid. tubaria im II. Monat.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
Extrauterinschwangerschaft ete. 679
Beim Stuhl plötzlich heftige Schmerzen; Ohnmachtsanfälle.. Von Aerzten
wegen Peritonitis behandelt. 20 Tage nach der Ruptur wegen Collapses
Cöliotomie. Sack im Douglas mit Darmschlingen fest verwachsen. Aus-
stopfung und Abkapselung der Höhle. Später sekundäre Bauchnaht. Ge-
nesung.) |
Frankenthal, L. E., Ruptured tubal pregnancy. The Amer. gyn. and
obst. journ. Vol. XI, Nr. 3, pag. 358. (I. 28jährige, seit zwei Jahren ver-
heirathete Nulligravide. Drei Monate zuvor Dilatation des Cervix, um eine
Conception zu erleichtern. Monses zwei Monate ausgeblieben. Heftige
Schmerzen im Unterleib um 9 Uhr; Tod um 1 Uhr, ehe operirt wurde.
U. III. IV. Rechtsseitige Tubarschwangerschaften mit DEER des
entsprechenden Ovarium.)
Gardner, W., u. Martin, Drei Fälle von Beckenhämatomen. Montreal
med. journ. — ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1070.
Gorochoff, Zur Kasuistik der Tubenschwangerschaft. Medizinsk. obosr.
November. (V. Müller.)
Giles, A. E., Two unusual cases of tubal gestation; the one causing
chronic intestinal obstruction and accompanied by a haematosalpinx of
the non-gravid tube; the other simulating retroversion of the gravid uterus.
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 232. (I. 38jährige,
seit 13 Jahren verheirathete I gravide im II. Monat. Plötzliche Erkrankung
an heftigen Leibschmerzen und Erbrechen, welches sich wiederholte. Der
Cervix durch eine retrouterine Masse, welche das Rektum komprimirte,
gegen die Symphyse verschoben. Beschleunigter Puls; Temperatur 40°.
Diagnose: Cellulitis pelv. Da Milch in den Brüsten, auch an die Möglich-
keit einer Retroversio uteri gravidi gedacht, deswegen nach einiger Zeit
vergeblicher Versuch, denselben in Narkose zu reponiren. Von der Cölio-
tomie wegen des schlechten Allgemeinzustandes Abstand genommen, da-
gegen eine Sonde in den Uterus geführt, um den künstlichen Abort einzu-
leiten. Der Uterus erwies sich als leer. Tod am nächsten Tage, nachdem
man nun endlich auf die Diagnose „Extrauteringravidität* zurückgekommen
war. II. 26jährige, seit acht Jahren verheirathete IV gravide. Ein Abort
vor 12 Monaten. Nachdem die letzten Menses vier Wochen zuvor nur
andeutungsweise aufgetreten, Ischurie. Nach Entleerung der Blase wurde
die Diagnose entweder auf Retroflexio uteri gravidi oder Myoma uteri ge-
stellt. In Narkose Repositionsversuch. Der Tumor liess sich etwas heben.
Ein Ring wurde eingelegt. Urin konnte am nächsten Tage spontan ge-
lassen und nun konstatirt werden, dass der Uterus kaum vergrössert vor
der Geschwulst lag. Cöliotomie. Rupturirte rechtsseitige Tubarschwanger-
schaft. Entfernung derselben, sowie der linksseitigen, gleichfalls erkrankten
Anhänge. Genesung.)
Gilford, H., Zwei Fälle von ektopischer Schwangerschaft. Lancet. Febr.
Ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24, pag. 764.
Gummert, Ein Fall von Schwangerschaft im verkümmerten Nebenhorn.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 23, pag. 705. (24jährige Igravide. Vier Wochen
nach dem Ausbleiben der Menses heftige Unterleibsschmerzen ; nehmen all-
mählich zu, so dass Patientin das Bett nicht verlassen kann. Im IV. Monat
starker Blutabgang, Wehen. Danach Nachlass der Schmerzen; reichliche
680
42.
43.
44.
46.
47.
48.
49.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Milchahsonderung. Nach sechs Wochen Menses, welche zweimal wieder-
kehren. Linksseitige, ziehende Unterleibsschmerzen; Beschwerden beim
Wasserlassen; Uebelkeiten, Erbrechen, später wieder Blutungen. Unter-
suchung ergiebt den Uterus wie im Ill. oder IV. Monat vergrössert; kon-
trahirt sich unter der Hand. Der linken Uteruskante vorn aufliegend ein
gut orangegrosser Tumor mit einem nussgrossen Höcker nach oben und
hinten, der durch einen breiten dünnen Stiel mit dem Uterus zusammen-
hängt. Am folgenden Tage Abort. 14 Tage später Cöliotomie. Tumor
breit mit Netz und vorderem Douglas verwachsen. Nach Lösung zeigt
sich, dass von demselben nach hinten und unten Lig. rotundum, Tube und
Ovarium abgehen. Abbinden des Stieles in zwei Partien. Uebernähen mit
Serosa. Genesung. In dem völlig mit Placenta austapezirten Nebenhorn
fand sich ein 21 cm langer, macerirter Fötus.)
Hardie, D., Extra-uterine pregnancy. The Austral. med. gaz. July 1896.
(Extrauterinschwangerschaft im VIII. Monat. Cöliotomie. Extraktion des
Fötus. Kein Fruchtwasser. Placenta und Nabelschnur in der Bauchhöhle
belassen. Der tubare Fruchtsack in die Bauchwunde eingenäht. Gaze-
tamponade. Rekonvalescenz nicht glatt. Nach ca. sechs Wochen stück-
weiser Abgang der Placenta. Allmähliche Heilung.)
Harris, Weitere Fortschritte der Entbindung ektopischer lebensfähiger
Früchte durch Cöliotomie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 2.
Heinricius, Fall af laparotomi, utförd för akut hämatocele, kompliceradt
med och uppkommet till följd af blödning genom tubarabort. (Laparotomie
wegen Hämatocele durch Tubarabort veranlasst; Heilung.) Finska Läkare-
sällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 1, pag. 192—-93.
(Leopold Meyer.i
Henrotay, Behandlung der Extrauterinschwangerschaft. Belg. Ges. f.
Geh. u. Gyn. zu Brüssel; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29, pag. 927.
Herman, Specimen of ectopie pregnancy going nearly to term in the
peritoneal cavity. the placenta being attached to the tup of the uterus.
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 135. (Diagnose
war aus verschiedenen Gründen auf Uterusfibrom gestellt. Da die Pla-
centa am Uterus inserirte, wurde dieser supravaginal amputirt, der Stumpf
im unteren Wundwinkel befestigt. Glatte Genesung.)
Herrick, Report of a case of typhoid fever complicated by extrauterine
pregnancy. Med. news 1396. October 17. (Tod an typhösen Darmblu-
tungen. Bei der Sektion fand sich in einer Höhle ein allseitig fest mit
den Därmen verwachsener Fötus. Rechte Tube ganz kurz. W ahrschein-
lich war eine rechtsseitige Tubargravidität geborsten.)
Holme, A., Ectopic gestation. Brit. med. journ. June; ref. The Amer.
journ. of obst. Vol. XXXVI, pag. 391. (Vier Fälle von Ruptur des tubaren
Fruchtsackes, zwei extra- und zwei intraperitoneal. In einem der ersteren
wurde der Bluterguss resorbirt; die anderen genasen nach der Operation.)
Holst, Alexander, Et tilfalde af graviditas extrauterina med eklampsie.
Norsk Magaz. f. Laegev., pag. 1341. (Es wird von einem Falle von ek-
topischer Schwangerschaft mit heftiger Eklampsie bei einer 23 jährigen
P’rimipara berichtet. Ein Tumor wurde gefunden, der für den graviden
Uterus im siebten Monat gehalten wurde. Der Harn enthielt bedeutende
al.
92.
38.
Extrauterinschwangerschaft etc. 61
Mengen von Albumin. Nach subcutanen Gaben von Morphium nahmen die
Anfälle an Häufigkeit ab. Warme Vaginaleinspritzungen konnten die Ge-
burt nicht in Gang bringen. Nach zwei Tagen Sensorium wieder frei; deut-
liche Kindesbewegungen. Die Patientin, die auf dem Lande wohnte, konnte
bald das Bett verlassen. Nach einem Monat wurden Kindsbewegungen nicht `
mehr beobachtet und der Tumor wurde deutlich kleiner. Fünf Monate nach
dem Ausbruche der Eklampsie bildete sich eine Fistel im Fornix vaginae
und eine andere neben dem Nabel. Durch diese wurden Kinderknochen
und etwas später der Kindeskörper theils herausgenommen, theils aus-
gestossen. Die Fisteln, die mit dem Darm kommunizirten, schlossen sich
allmählich und nach 24 Jahren war die Patientin vollständig gesund.)
(Kr. Brandt, Kristiania.)
. Jahreiss, Zwei Fälle von geplatzter Tubengravidität. Laparotomie. Hei-
lung. Münchn. med. Wochenschr. Nr. &. (I. Ueravide Menses seit sechs
Wochen ausgeblieben. Plötzliche Ohnmacht; alle Erscheinungen schwerer
akuter Anämie. Cöliotomie. Enorme Blutung in die freie Bauchhöhle.
Abbindung und Abtragung des linksseitigen tubaren Fruchtsackes. Nach
Beendigung der Operation Patientin fast moribund. Künstliche Athmung;
suhcutane Kochsalzinfusion während der nächsten vier Stunden. Genesung
durch einen Abscess an der Injektionsstelle und Eiterung der Bauchwunde
gestört. II. Nullipara. Menses acht Wochen ausgeblieben. Plötzliche Erkran-
kung an sehr intensiven Leibschmerzen; Anämie. Cöliotomie. Flüssiges und
geronnenes Blut, sowie dxs Ovulum in der Bauchhöhle. Der linksseitige
tubare Fruchtsack abgebunden und abgetragen. Am zweiten Tag p. op.
Abgang einer typischen Decidua. Glatte Genesung.)
Janvrin, J. E., A case of tubal pregnancy, unruptured diagnosed and
operated upon at about the end of the fifth week of gestation by lapa-
rotomy. Result: recovery. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr.
2, pag. 226. (42jährige Ipara vor 19 Jahren. Seitdem nicht wieder
schwanger. Drei Jahre vor Eintritt der ektopischen Schwangerschaft
Curettement. Perineoplastik, Emmet. Beim Stuhlgang plötzlicher Schmerz
in der Gallenblasengegend bei gleichzeitigem Eintritt der Menses. Die
Schmerzanfälle wiederholten sich mehrfach. Es liess sich eine Schwellung
der rechten Tube nachweisen. Bei der CGöliotomie fanden sich beide An-
hänge in dichte Adhäsionen eingebettet. Sie wurden entfernt. Genesung.)
Jenkins, Tubargravidität. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. zu Glasgow. Brit.
med. journ. März 20. (Mit dem rechtsseitigen tubaren Fruchtsack war der
Processus vermiformis verwachsen. Er musste exstirpirt werden. Das
rechte Ovarium hühnereigross, hatte dermoiden Inhalt, daneben eine Zone
normalen Gewebes mit einem frischen Corpus luteum.)
Jordan, M., Tubargravidität in einer Leistenhernie. Münchener mediz.
Wochenschr. Nr. 1, pag. 7.
Koblanck, Vier Präparate von Schwangerschaft im unvollkommen ent-
wickelten Nebenhorn (III.—V. Monat). VII. Versamml. d. deutsch. Ges.
f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 783. (Ein Präparat
mit Berstung des Hornes von der Leiche, die übrigen durch Semiamputatio
uteri gravidi gewonnen. Die Operirten genasen. In keinem der Präparate
enthielt der das Nebenhorn mit dem Hauptorgan verbindende Stiel einen
* 50.
86.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Kanal. In drei Fällen hatte das Nebenhorn einen Sitz wie ein subseröses
Myom, in dem vierten lag es ganz isolirt, gewissermassen intraligamentär.
Der Corpus luteum lag immer auf der dem Nebenhorn entgegengesetzten
Seite.)
Kokmann, O., Recidivirte Tubargravidität mit normaler Gravidität und
Geburt zwischen I. und II. Extrauteringravidität. Centralbl. f. Gen Nr. A0.
pag. 1220. (24jährige tuberkulöse seit sieben Jahren verheirathete Frau.
Ein Abort im ersten Jahre der Ehe. Nach sechs Jahren linksseitige Tubar-
gravidität. Cöliotomie. Genesung. Vier Jahre später normale Schwanger-
schaft und Geburt. Lungentuberkulose. Zwei Jahre nach dem Partus
rechtsseitige Tubargravidität. Cöliotomie. Tod acht Tage p. op. an lobu-
lärer Pneumonie und Peritonitis.)
Kosminski, Einige Bemerkungen zur interstitiellen Schwangerschaft.
Przeglad Lekarski, pag. 495 u. ff. (Interessanter Artikel über die ver-
schiedenen Formen der sogenannten Interstitialschwangerschaft mit Be-
schreibung dreier Fälle von Entleerung des Kies resp. der Frucht
in die Uterinhöhle. Im ersten Falle (Frucht 15 cm lang) wurde mit Er-
folg der Abort eingeleitet"durch Tamponade und intracervikal eingeführtem,
wassergefülltem Gummiballon. Es erfolgte ein intrauteriner Abort und die
Frau genas. Im zweiten Falle wurde nach der Geburt eines ausgetragenen
Kindes die Placenta manuell geholt. Dabei entdeckte Kosminski in
utero einen Befund, der ihn schliessen liess, dass das Ei theilweise in der
Tube sich entwickelt hatte, weil nicht nur die räumliche Beschaffenheit der
Fruchtbalterhöhle, sondern auch die auffallend verschiedene Dicke der
Wand des Fruchthalters dafür sprach, ebenso auch der Sitz der Placenta.
Es musste ein kleines Stück derselben in dem Winkel des Ostium uterinum
tubae zurückgelassen werden aus Furcht, eine Ruptur der dünnen Wand
zu veranlassen! Die Frau starb an Sepsis und die Sektion bestätigte die
klinische Vermuthung. Im dritten Fall wurde bei der Vermuthungsdiagnose
einer interstitiellen Schwangerschaft künstlich ein uteriner Abort mit Er-
folg eingeleitet. Die Frau genas. Folgen allgemeine Betrachtungen über
Diagnose, Aetiologie und Therapie.) (Neugebauer.)
. Kouwer, Een geval van Ovariaalzwangerschap. (Zwangerschapmeend
Graaff’schen Follikel) Nederlandsch Tydschr. v. Vert u. Gen 8. Jaarg.
Afi. 3. (Bei einer 3ljährigen Vpara, welche vor sechs Wochen zum
letzten Male menstruirt hatte, machte Kouwer, als er die Diagnose
auf ektopische Schwangerschaft gestellt hatte, wegen innerer Blutung die
Laparotomie. Die Operation bestätigte die Diagnose. Sie verlief glatt,
nur wurden vom A Tage an grosse Deciduastücke ausgestossen. Bei
makroskopischer Untersuchung zeigte sich ganz deutlich eine Ovarial-
schwangerschaft. Das rechte Ovarium ist von einem ziemlich langen
Mesovarium von der Tube getrennt. Die Tube ist wenig gewunden, ihre
Franze ist hier und da zusammengeklebt, doch das Lumen ist frei. Auf
dem Ovarium sitzt ein wallnussgrosser, breitgestielter Tumor, gerade an
seiner Basis ist eine Perforationsöffnung sichtbar, an welcher noch Blut-
coagula kleben. Dr. van Fussenbroek, welcher die mikroskopische
Untersuchung vornahm — deren Resultat ist in extenso mitgetheilt —
hält es für unzweifelhaft, dass die ektopische Schwangerschaft „iu casu“
6l.
62.
63.
Extrauterinschwangerschaft ete. 6N3
eine ovarielle war. Es zeigte sich ausserdem, dass zum Entstehen dieser
eine Verwachsung zwischen Ampulla tubae und Ovarium nicht nöthig
ist: es genügt, dass gerade ein Theil des Ovariums, welcher einen reifen
Follikel enthält, in das Lumen der Tube einmündet, um die seltene Gelegen-
heit „pour le mariage cellulaire de l’ovule et du spermatozoid“ (Auvard)
an dieser Stelle zu ermöglichen. Nach Verf.'s Dafürhalten ward das Ei
nicht aus der Oeffnung des geborstenen Graaf’schen Follikels herausge-
treten, sondern es war durch diese Oeffnung das Spermatozoon hineinge-
drungen und hatte das Ei befruchtet. welches sich in seinem Follikel jetzt
weiter entwickelte. Die Oeffnung schloss sich nicht, doch das wachsende
Ei legte sich gegen sie an, so dass sie vorläufig abgeschlossen war.
Das weitere Wachsen des Eies und die Dehnung des Fruchtsackes be-
wirkten am Rande der Oeffnung Bindegewebsbildung. Als die Chorion-
zotten schliesslich die Oeffnung erreichten, kam es zu einer Blutung,
welche den Prozess beendigte.) (A. Mynlieff.)
Kretschmar, K., Ein seltener Fall von abgelaufener 'Tubenschwanger-
schaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 6.
. Krug, F., Remarks of ectopic gestation. The Amer. gyn. and obst. journ.
Vol. XI, Nr. 2, pag. 230.
. Lewers, Ruptured tubal pregnancy with haematosalpinx of opposite side.
Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 190. (Der Fall
ist dadurch interessant, dass es zur Ruptur der schwangeren Tube ge-
kommen war, obwohl das abdominale Ende derselben offen war. Dagegen
war das der anderen Tube geschlossen. In ihr fand sich ein frisches Blut-
gerinnsel.)
Lindquist, L., Twå fall af ektopisk graviditet. (Zwei Fälle von Extra-
uterinschwangerschaft.) Hygiea. Bd. LIX, Nr. 7, pag. 51—61. (Im ersten
Falle Lindquist’s wurden Schwangerschaftsprodukte nicht sicher nach-
gewiesen (die mikroskopische Untersuchung wurde versäumt), aber die
Krankengeschichte, sowie der Befund bei der Operation (Laparotomie)
lassen keinen Zweifel über die Diagnose: linksseitige geborstene Tubar-
schwangerschaft, aufkommen. Rekonvalescenz durch ein Beckenexsudat,
Kolikanfälle, vorübergehenden Kothabgang durch die nicht geheilte Bauch-
deckenwunde gestört; am 60. Tage p. op. ging aber per reetum ein
grosser Klumpen ab, der sich als eine zusammengeballte, bei der Opera-
tion in der Bauchhöhle vergessene Gazeserviette entpuppte; danach
Heilung. Im zweiten Falle fand sich eine ungeborstene Tubarschwanger-
schaft, der Fruchtsack barst während der Entfernung; Frucht 16 cm, frisch-
todt. Heilung.) (Leopold Meyer.)
Löhlein, H., Ueber Achsendrehung des Uterus, besonders des schwan-
geren Uterus. Deutsche med. Wochenschr., Nr. 16.
Longyear, H. W., Diagnosis and treatment of ectopic pregnancy. Ann.
of gyn. and paed. Vol. X, Nr.7, pag. 587. (I. Ruptur in die freie Bauch-
höhle nach Ruptur des tubaren Fruchtsackes. Typische Operation. Müh-
selige Entfernung der massenhaften Blutgerinnsel aus der Bauchhöhle.
Subcutane Kochsalzlösung- Infusion. Unerwarteter plötzlicher Tod zwei
Stunden p. op. II. Ruptur in das Lig. latum mit Hämatombildung. In-
cision des letzteren nach Cöliotomie. Entfernung der Blutgerinnsel und
64.
69.
66.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
des Eies. Drainage der restirenden Höhle. In Folge von Eiterung etwas
verzögerte (Genesung. III. Siebenwöchentliche intakte Tubarschwanger-
schaft durch Cöliotomie entfernt. Glatte Genesung. IV. Ruptur des tubaren
Fruchtsackes (ll. Monat) in die freie Bauchhöhle mit starker Blutung.
Typische abdominale Operation. Blut in der Bauchhöhle zurückgelassen.
Subeutane Infusion von Kochsalzlösung. Am Ende der ersten Woche p.
op. etwas Fieber; leichter Icterus; Stichkanaleiterung. Am 12. Tage fluk-
tuirende Resistenz zwischen den falschen Rippen und dem Hüftbeinkamm.
Aspiration flüssigen Blutes. Wurde noch zweimal wiederholt. Genesung.
V. Wiederholte intraperitoneale Blutung und öftere heftige Schmerzanfälle.
Typische abdominale Operation. Beide Anhänge verwachsen. Die rechten
mit dem Fruchtsack abgetragen, die linken, die sonst gesund, nur aus
den Verwachsungen gelöst. Blut zum Theil in der Bauchhöhle belassen.
Drainage. Genesung. VI. Interstitielle Schwangerschaft. Ruptur. Patientin
kam fast pulslos zur Operation. Bei derselben erwiesen sich beide Ovarien
und Tuben als normal. Die Rupturstelle fand sich links hinten am Fundus
uteri. Sie wurde nach Entfernung des Kies durch vier Nähte geschlossen.
Drainage der Bauchhöhle. Genesung. VII. Fünfwöchentliche Schwanger-
schaft im distalen Ende der Tube. Keine Ruptur; Blutung aus dem er-
weiterten Vestibulum. Bei der Operation fanden sich Verwachsungen am
Netz und Colon, nach deren Lösung ein alter Pyosalpinx ausgeschält wurde.
Nach Entfernung der anderen Tube Ausspülung der Bauchhöhle mit Salz-
wasserlösung. Drainage. Genesung.)
Ludwig, H., Ovarialschwangerschaft bei normaler uteriner Schwanger-
schaft. Laparotomie am fünften Tage nach der spontanen Geburt des
uterinen Fötus. Wiener klin. Wochenschr. 2. Juli 1896. (35 jährige VI para.
Spontane Geburt eines lebenden Kindes nach sechs Stunden. Hebamme
liess einen Arzt rufen, da sie noch ein zweites Kind fühlte. Dieser ent-
fernte die Placenta manuell, konnte aber dabei jenes nicht erreichen.
Patientin machte darauf eine 17stündige Fahrt nach Wien. Dort wurde
konstatirt, dass die extrauterine Frucht noch am Leben war. Cöliotomie.
Eröffnung des Fruchtsackes, welcher ca. 600 g Fruchtwasser enthielt. Ex-
traktion eines gut entwickelten, 3570 g schweren Knaben. Abtragung des
Fruchtsackes mit dem Uterus und seinen Anhängen. Extraperitoneale
Stumpfbehandlung. Geringer Blutverlust. Rekonvalescenz durch eine
Pneumonie gestört.)
Malinowsky, Geburt der Frucht per vias naturales bei Extrauteria-
schwangerschaft. Eshenedelnik, Nr. 45. (Nach Zangenextraktion des per-
forirten Fötus wird die Hand in die Gebärmutter eingeführt, die Nach-
geburt in der rechten Tube konstatirt und entfernt.) (V. Müller.)
Marshal, G. R., Ruptur einer fünfwöchentlichen Extrauterinschwanger-
schaft als Beitrag zur Aetiologie und pathologischen Anatomie frühzeitiger
Tubenschwangerschaft. Glasgow med. journ. 1896. Nov. (30 jährige Frau
hat ein neunjähriges Kind aus erster Ehe. Ein Jahr später wieder ver-
heirathet. Bis jetzt steril. Tod sechs Wochen nach der letzten Menses
an geplatzter Extrauterinschwangerschaft, ehe operirt werden konnte.
Rechte Tube durch vielfache Adhäsionen abgeknickt; links keine Spur von
solchen. Kleiner Fruchtsack, in dessen Mitte die Rupturstelle am aller-
67.
68.
69.
71.
Extrauterinschwangerschaft ete. 685
innersten Ende des Tubenkanales. Im Eisack zwischen Rupturstelle und
innerem Tubenende ein kleines, feines Divertikel nach der vorderen Uterus-
wand gerichtet. Das dazwischen liegende Gewebsstück ragt polypenartig in
das Innere des Eisackes und legt sich klappenartig vor den Tubenkanal,
so dass es wohl das Sperma hinein, das befruchtete Ei aber nicht aus der
Tube herausgelassen.)
Martin, Zur Kenntniss der Tubenschwangerschaft. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. V, Heft 1. (Komplikation einer geplatzten Tubargravidität
mit Kystom des Ovarium der Gegenseite. Colpotomia anterior. Ausräu-
mung der Eireste aus der Tube; Naht derselben. Genesung.)
— A. Tubenschwangerschaft mit reinem Hämatom in der anderen Tube.
Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 146. (36 jährige
Patientin. Letzte Menses 24. XII. 1896. Collaps am 10. III. Profuse
Blutung aus dem nicht vergrösserten Uterus. Linksseitiger Adnextumor.
Cöliotomie. Entfernung der linken Tube, welche ein sechs Wochen altes
Ei enthielt. In der rechten ein daumendicker, bläulicher Knoten, welcher
gleichfalls für eine Tubenschwangerschaft gehalten wurde. Es handelte
sich aber um ein reines Hämatom.)
— dGleichzeitige Schwangerschaft in beiden Tuben. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVIII, Heft 1, pag. 144. (25jährige Ilgravide. Eine nor-
male Geburt vor zwei Jahren. Seit einiger Zeit unregelmässige Blutungen
und Schmerzen im Unterleib. Uterus erheblich vergrössert, nach vorn und
rechts verlagert. Eine links neben und hinter ihm liegende Masse von
Hämatocelenkonsistenz. Cöliotomie. Altes Blut in der Bauchhöhle. In
der Ampulla tubae sinistrae ein dem II. Monat entsprechendes Ei. Ab-
bindung dieser Adnexe. In der rechten Tube ein reichlich pflaumengrosser
Knoten. Eröffnung desselben in der Längsrichtung der 'Tube; Entfernung
des Kirestes und Blutgerinnsels. Naht der Tube. Glatte Rekonvalescenz.)
Maslowsky, Zur Anatomie und Behandlung der extrauterinen Schwanger-
schaft. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Juli, August u. Sept.
(Kasuistischer Beitrag, welcher unter anderem eine gute mikroskopische
Untersuchung der abgegangenen Decidua uterina enthält.)
(V. Müller.)
Mc Cormack, A. T. Early diagnosis and treatment of ectopic gestation.
The Amer. journ. of obst. Vol. XXXVI. July, pag. 59.
. Me Cosh, A.J., Extrauterinschwangerschaft. Bericht über 15 mit Opera-
tion behandelte Fälle. Amer. journ. of the med. sciene. 1896. August;
ref. Centralbl. f. Gyn. Nr.9, pag. 245. (Drei Nullipara. 12 Patienten hatten
geboren. Nur fünf hatten vorher mehr weniger Schmerzen in den Becken-
organen gehabt. Alle hatten eine oder mehrere Menstruntionen überschlagen;
bei 14 hatten sich unregelmässige Blutungen angeschlossen. Nur einmal
fehlten dieselben gänzlich. Bei acht Frauen waren ein- oder mehrere Male
Shokerscheinungen aufgetreten. Sieben hielten sich selbst für schwanger,
acht nicht. In 13 Fällen hatte die Schwangerschaft unter 14 Wochen ge-
dauert, in zwei über vier Monate. Eine in extremis operirte Patientin
starb. Interessant besonders ein Fall, in welchem hintereinander drei Rup-
turen auftraten.)
686
73.
14.
76.
17.
78.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Meinert, Die Aussichten der abwartenden Behandlung bei tubarem Abort
und bei Schwangerschaft. Gyn. (resellsch. zu Dresden; ref. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 6, pag. 171.
Mittermeier, Fünf Fälle von extrauteriner Schwangerschaft. Geburtsh.
Gesellsch. zu Hamburg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10, pag.275. (I. Ruptur
im I. Monat. Akute Anämie. Blutung in die Bauchhöhle. Cöliotomie.
Genesung. II. Tubarer Abort im I.—II. Monat mit Hämatocelenbildung
und persistirender Blutung. Cöliotomie. Genesung. IlI. Ruptur im IM.
Monat. Hämatocele. Fieber. Cöliotomie. Heilung. IV. Tubengravidität
im II. Monat. Mannsfaustgrosser Hämatosalpinx. Fruchtwasserabgang
durch den Uterus. Cöliotomie. Genesung. V. Gravidität im linksseitigen
rudimentären Nebenhorn einer Nullipara. Uterus rechts, links neben ihm
ein kleinkindskopfgrosser, beweglicher, runder Tumor. Cöliotomie ergiebt
obigen Befund. Abtragen des schwangeren Nebenhorns. Genesung. Das
Sperma musste hier durch die rechte Tube in die Bauchhöhle und von da
in die linke Tube bezw. an das Ovulum des linken Ovarium gelangt sein.)
— Fall von Extrauterinschwangerschaft. Geburtsh. Gesellsch. zu Ham-
burg; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 8, pag. 219. (Cöliotomie, glatte Heilung.)
Neugebauer, Fälle ektopischer Schwangerschaft. VII. Versammle d.
deutschen Gesellsch. f. Gyn. Leipzig; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 25, pag.
782. (I. Interstitialschwangerschaft im V. Monat bei Uterus bicornis. Dia-
gnose a. op. gestellt. Heilung. II. Fünfmonatliche Frucht; Ei wahrschein-
lich durch Ruptur im II. Monat zwischen die Blätter des Lig. latum
ausgetreten. Wegen andauernder Grössenzunahme Scheidenschnitt. Ex-
traktion der Frucht. Kein Fruchtwasser. Tamponade. Bei dem ersten
Wechsel am 14. starke Blutung. Nach sechs Wochen Abgang der Pla-
centa in Fetzen. Genesung.) f
-- Demonstration einer über fünf Monate retinirten, reifen, extrauterinen
Frucht, die von Neugebauer durch den Bauchschnitt mit glücklichem
Ausgang für die Mutter entwickelt wurde. Es handelte sich um eine tubare
Schwangerschaft ohne Ruptur. Es wurde nach Resektion des Fruchthalters
das unterste Segment desselben in die Bauchwunde eingenäht und mit
Gazo drainirt. Die Placenta, welche auf der oberen Konvexität des Frucht-
sackes sass, konnte ohne irgend eine Spur von Blutung in toto entfernt
werden. Sie war lederartig hart, jede Cirkulation in ihr hatte aufgehört.
Die Frau genas prompt. Der Fall wird deutsch veröffentlicht werden im
Verein mit 30 anderen von Neugebauer operativ behandelten Fällen von
Extrauterinschwangerschaft. Polnisch ist derselbe von Dr. Warszawski
beschrieben. Pamietnik Warszawskiego Towarzystwa lekarskiego, pag.
1120. (Neugebauer.)
— Demonstration des Leichnams eines Kindes, das von Neugebauer
im achten Monat einer Extrauterinschwangerschaft lebend entwickelt wurde.
Es handelte sich um eine vor der Operation diagnostizirte Extrauterin-
schwangerschaft. Neugebauer wollte das normale Schwangerschafts-
ende abwarten, aber die Frau hatte so furchtbare Schmerzen, dass ein
längeres Zuwarten nicht möglich erschien. Es handelte sich um eine
wahrscheinlich sekundäre Abdominalschwangerschaft mit Sitz der Placenta
an der hinteren Fläche der Harnblase. Die Placenta stiess sich sofort
79.
80.
gI.
82.
83.
Extrauterinschwangerschaft etc. 687
nach Extraktion des frei in der Bauchhöhle zwischen den Därmen ge-
lagerten Kindes spontan ab und wurden nur drei Umstechungen gemacht,
um die nachfolgende Blutung zu stillen. Es waren nur an der vorderen
Bauchwand und in der Tiefe des kleinen Beckens Reste des in einer frühen
Schwangerschaftsperiode wahrscheinlich geplatzten Fruchtsackes nachweis-
bar. Es wurde vor Schluss der Bauchwunde ein Gazetampon in die Ex-
cavatio vesicouterina eingelegt. Patientin genas glücklich. Der seltene
Fall ist 1898 in der Zeitschrift Medycyna von Dr. Janczewski beschrieben
worden und wird gesondert deutsch veröffentlicht werden. Es ist dies der
erste Fall von Entwickelung einer nahezu ausgetragenen lebenden Frucht
bei Extrauterinschwangerschaft in Polen. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag.
1099. (Neugebauer.)
— Vorstellung einer zum ersten Male schwangeren Frau, welche seit
ö!j2 Monaten vergeblich ihre Entbindung erwartet. Neugebauer lässt
die Frage offen, ob es sich um eine Schwangerschaft mit abgestorbener
Frucht in einem Horne eines Uterus bicornis handelt oder um eine Extra-
uterinschwangerschaft. Die Operation wird die Frage aufklären. Pam.
Warsz. Tow. Lek., pag. 1113. (Neugebauer.)
— Demonstration eines wegen interstitieller ektopischer Schwangerschaft
amputirten Uterus. Porro-Operation mit glücklichem Ausgang. Aussen-
fixation des Stumpfes. Pam. Warsz. Tow. Lek., pag. 768.
(Neugebauer)
Noble, Ch. P., Vaginal Incision and drainage of suppurating haemato-
celes due to ectopic gestation. The Amer. gyn. and obst. journ. March.
(Beide Fälle genesen nach dem in der Ueberschrift angegebenen operativen
Eingriff völlig.)
Nodet, Ein Fall von Elytrotomie wegen Extrauterinschwangerschaft vor
dem fünften Monat. Arch. prov. de chir. Nr. 5; ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 35, pag. 107. (42jährige Frau vor fünf Jahren wegen Salpingitis be-
handelt. Nachdem Menses einige Monate ausgeblieben, Patientin an Er-
brechen und heftigen Leibschmerzen gelitten, trat nach Coitus unter plötz-
lichen Schmerzen uterine Blutung und Abgang einer Haut ein. Nachdem
Patientin von anderer Seite wegen Abort, dann Salpingitis behandelt war,
konstatirte Nodet einen fluktuirenden Tumor im Douglas, welcher festere
Massen enthielt. Querschnitt im hinteren Scheidengewölbe. Extraktion
des Fötus am Arm. Nabelschnur riss ab. Eintretende Blutung durch
Tamponade gestillt, ohne nach der Placenta zu suchen. Temperatur einige
Tage über 39°. Häufiger Wechsel der Tamponade. Höhle nach sechs
Wochen so verkleinert, dass Patientin entlassen werden konnte. Placenta
war resorbirt.)
Norris, C. R., A case of extra-uterine pregnancy. The Amer. gyn. and
obst. journ. Vol. XI, Nr. 5, pag. 600. (34jährige, seit vier Jahren steril
verheirathete Frau hatte während der letzten sechs Jahre an Dysmenor-
rhoe und Unterleibsschmerzen gelitten. Wiederholte Anfälle heftiger Unter-
leibskrämpfe nach ihrer zweiten Verheirathung. Cöliotomie. Entfernung
eines rechtsseitigen, primär in das Lig. latum, dann in die freie Bauch-
höhle geborstenen tubaren Fruchtsackes.)
688
R4.
89.
90.
91.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Oliver, J., Ovarian pregnancy: Operation; sac containing foetus and pla-
centa removed intact; recovery. Lancet, July 25, 1896. (39jährige, seit
12 Jahren verheirathete Ilgravide. Erster Partus vor 11 Jahren. Menses
blieben vom Dezember 1894 bis August 1895 aus. Im März Abgang einer
deciduaartigen Membran mit etwas Blut. 25. August 1895 starke Blutung;
eine ebensolche 14 Tage später. Dann keine Menses bis zum 25. Dezbr.
Von da ab regelmässige Wiederkehr derselben bis zum 14. Mai. Jetzt
wurde ein grosser Tumor konstatirt, hinter demselben der Uterus. Bei
der Cöliotomie fand sich die Geschwulst mit einem Stiel rechts inserirend.
Dieselbe enthielt einen reifen Fötus, aber kein Fruchtwasser. Die rechte
Tube erwies sich intakt.)
. Pagny, E., Beitrag zum Studium der Extrauterinschwangerschaft: Ueber
die Schwangerschaften, welche sich in gesunden Tuben entwickelt haben.
These de Paris, G. Steinheil; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1428.
. Peterson, R., Tubal pregnancy. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol.
X, Nr. 3, pag. 372. (Cöliotomie; Genesung.)
. Purcell, F.A., A case of ectopic gestation with tubal rupture. The Brit.
gyn. journ. Vol. XLIX, May, pag. 32. (26jährige Ipara. Partus vor drei
Jahren normal. Keine Aborte. Euphorie. Sechs Wochen vor der Auf-
nahme plötzlich heftiger Schmerzanfall. In der rechten Regio iliaca ein
in den Douglas reichender elastischer Tumor. Cöliotomie. Rechtsseitiger
tubarer Abort. Abtragung der Tube. Glatte Genesung. Nach A7: Monat.
linksseitige Tubarschwangerschaft. Ruptur derselben. Cöliotomie. Glatte
Genesung.)
Pruvitt, Zweimalige Extrauterinschwangerschaft in demselben Eileiter.
Med. News. Juni; ref, Centralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1429. (Multipara
erkrankt unter den Symptomen einer Ruptur eines tubaren Fruchtsackes.
Cöliotomie verweigert. 13 Monate abermals ganz ähnliche Erscheinungen.
Diesmal Operation bewilligt. Grosse Mengen Blut in der Bauchhöhle. Be-
trächtliche Adhäsionen um die linke Tube und Eierstock. Im Verlauf der
ersteren ca. 5 cm links vom Uterus rundliche Geschwulst, welche beim
Versuch, sie emporzuheben, frei wurde und in das Becken fiel. Adnexe
abgetragen. Mitten in der Tube grosser Riss, durch welchen jene Ge-
schwulst ausgetreten. Eileiter bildete zwei Seiten. Pruvitt ist der An-
sicht, dass es sich um zwei tubare Fruchtsäcke gehandelt.)
Rieppi, Sopra due casi di gravidanza extrauterina operati con successo.
Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 5. (Rieppi berichtet über zwei Fälle.
1. 30 jährige Pluripara. Extrauterinschwangerschatt am Ende des IX. Monats,
Frucht seit vier Monaten todt. Laparotomie. Entfernung des Fötus sammt
den Hüllen. Heilung. 2. 44 jährige VIIpara. Letzte Schwangerschaft vor
12 Jahren. Extrauterinschwangerschaft im VI. Monat. Todte macerirte
Frucht. Laparotomie. Entfernung des Fötus und der Cyste. Heilung.)
(Herlitzka.)
Robson, A. W. M., Two cases of tubal pregnancy. The Brit. gyn. journ.
Vol. L, pag. 303. (I. Beginnender tubarer Abort. Cöliotomie. Genesung.
IT. Ruptur des tubaren Fruchtsackes. Cöliotomie; Genesung.)
Rosenwasser, M., Two cases bearing upon the diagnosis between rup-
tured tubal pregnancy and ruptured pus tube. Amer. journ. of surg. and
92.
93.
Extrauterinschwangerschaft etc. 689
gyn. Oct. 1896. (I. Ruptur einer Tubenschwangerschaft im II. Monat.
Blutung in die freie Bauchhöhle. Cöliotomie. Genesung. Il. Geborstener
Pyosalpinx. Eiter in der Bauchhöhle. Cöliotomie. Abtragung des Sackes.
Ausspülung der Bauchhöhle. Genesung.)
— A case of intraperitoneal gestation at term. The Amer. journ. of
obst. Vol. XXXVI. July, pag.52. (33 jährige, seit acht Jahren verheırathete
II gravide. Zwei normale Geburten, letzte vor fünf Jahren. Seitdem ge-
gesund. Letzte Menses am 23. April. Versuch, den Abort einzuleiten am
13. Juni. Am 23. Juni plötzlich heftige Leibschmerzen, Ohnmacht. Lag
zwei Wochen an peritonitischen Erscheinungen. Im Oktober Kindsbewe-
gungen. Ende Januar Wehen; danach Aufhören der Kindsbewegungen,
Uterus durch einen grossen Tumor ganz nach links gedrängt, hintere Vagi-
nalwand nach unten. Am 20. Februar Frost, heftige Unterleibsschmerzen,
Temperatursteigerung. Cöliotomie. Netz mit dem Fruchtsack verwachsen.
Nach Lösung desselben präsentirt sich eine Oeffnung in dem letzteren.
Extraktion des etwas macerirten weiblichen Fötus. Keine Spur von Frucht-
wasser. Lösung der am rechten Rand und der rechten Rückseite des Uterus
inserirenden Placenta. Profuse Blutung aus der Tiefe durch Klemmen ge-
stillt. Unterbindung der linken A. ovarica. Entfernung der Klemmen.
Einnähen des Sackes in die Bauchwand; Tamponade desselben mit Gaze.
Intravenöse Kochsalzinfusion. Tamponade der Vagina. (tenesung unter
anfänglich septischen Erscheinungen.)
Ross, F. W., Three cases of ectopic gestation, two unruptured and one
ruptured, brief clinical notes. The Amer. journ. of obst. Vol. XXXV, pag.
195. (l. Patientin stillte seit 17 Monaten; Menses regelmässig. Letzte
am richtigen Termin, dauerte vier Wochen. Rechte Tube verdickt, vor
dem Uterus liegend. Cöliotomie. Etwas Blut im Abdomen, aus dem
Fimbrienende stammend. Abtragung der Tube. (Genesung. H. Auch hier
waren die Menses nicht ausgeblieben, aber es hatten sich an die letzten
unregelmässige Blutungen angeschlossen. Es wurde eine langsame Grössen-
zunahme der Tube konstatirt. Uöliotomie. Keine Adhäsionen. Glatte
Genesung. II. Typische Rupturerscheinungen. Uöliotomie sehr schnell
ausgeführt. Kochsalzlösung p. rect. Genesung.)
. Rossier, Ueber ektopische Schwangerschaft. VII. Versamml. d. deutsch.
Gesellschaft f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25, pag. 769.
(17 Patienten aus der ersten Schwangerschaftshälfte und zwar neun Tubar-,
drei Eierstocksschwangerschaften, fünf retrouterine Hämatocelen. Zwei
starben, darunter eine in Folge Abwartens und sekundärer Ruptur einer
Hämatocele trotz sofortiger Operation der puls- und reaktionslosen Frau.
Fünfmal wurde die vaginale Incision angewandt; zweimal musste sofort
die Laparotomie angeschlossen werden, das erste Mal sogleich wegen einer
heftigen Blutung, die nicht anders bewältigt werden konnte; das zweite
Mal acht Tage nach der Kolpotomie wegen mangelhafter Drainage. Drei
andere vaginale Incisionen wurden bei sehr tief im Douglas liegenden Ge-
schwülsten (zwei Hämatocelen, eine Tubargravidität) gemacht. Bei einer
dieser Patientinnen musste zwei Stunden nach der Operation wegen heftiger
Nachblutung von Neuem tamponirt werden.)
Jahre»ber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 44
690
96.
97.
98.
99.
100.
` 101.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
5. Routier, Complete Ovisac and extra-uterine pregnancy; removal of a
dead foetus at term. Sem. méd., pag. 83; ref. The Brit. gyn. journ,
Tom. XLIX, May, pag. 151. (Rechtsseitige tubo-ovarielle, subperitoneale
Schwangerschaft am rechtzeitigen Ende. Vollständige Entfernung des
Fruchtsackes nach Lösung zahlreicher Adhäsionen. Genesung.)
—— Behandlung der Extrauteringravidität. Abeille med. Nr. 11; ref. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1069. (Entfernung des Fötus und des Frucht-
sackes, welcher dem Uterus adhärent war. Da letzterer an seiner ganzen
hinteren Fläche blutete, Hysterektomie.)
Sacchi, Gravidanza extrauterina all’ ottavo mese, laparotomia, feto e
madre vivi. Gazz. medica cremonese. Fasc. 5 e 6. (Herlitzka.)
Schramm, Schwangerschaft im linken rudimentären Nebenhorn eines
Uterus bicornis. Retention einer achtmonatlichen Frucht (Missbildung!).
Sectio caesarea. Entstehung einer linken Uretero Uterushornfistel. Heilung.
VIL Versamml. d. deutsch. Gesellsch. f. Gyn. in Leipzig; ref. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 28, pag. €89. (36jährige Frau gebar vor 12 Jahren normal.
Vor zwei Jahren Abort im II. Monat. Am 29. XI. 1895 letzte Menses.
In der Schwangerschaft Uebelkeit, Erbrechen, heftige Schmerzen. Bis Ende
Juni 1896 lebhafte Kindsbewegungen. Anfang August Fieber. Im Sep-
tember (Ende der Schwangerschaft) Wehen, die bald aufhörten. Danach
Besserung im Allgemeinbefinden. Anfang Dezember Menses. Befund:
Leib wie im VIII. Monat ausgedehnt. Keine Kindstheile zu fühlen; keine
Herztöne hörbar. Milch in den Brüsten. Sondirung des Uterus erzielt
(Uli em Länge. Operation: Versuch, das Kind nach Durchtrennung der
Scheide von hier aus zu extrahieren, misslingt. Sectio caesarea. Nach
Eröffnung des Fruchtsackes lässt sich die Placenta ohne Blutung ab-
schälen. Abtastung des Fruchtsackes ergiebt linksseitige Nebenhern-
schwangerschaft. Exstirpation des linken Hornes wegen ausgedehnter.
fester Verwachsungen mit den Därmen nicht möglich. Deshalb grösst-
mögliche Resektion des Sackes, der mit dem rechten Horn nicht kom-
munizirt. Einnähen des Restes in die Bauchwunde. Tamponade. Nach
einigen Tagen Urinabsonderung durch den Sack. Ureter-Üterushornfistel
wahrscheinlich bei dem Extraktionsversuch von der Scheide aus entstan-
den. Fistel durch Herstellung einer Kommunikation zwischen Blase und
Sackrest mittelst eingestossenen Troikarts und Einschieben eines Dauer-
katheters, der 14 Tage liegen blieb, geheilt.)
Schulze-Vellinghausen, A., Ueber die Laparotomie wegen freier
intraperitonealer Blutung in Folge von früher Tubensch wangerschaft.
Inaug.-Diss. Kiel 1895.
Schwarz, F. (Pécs), Magzatot rejtö kürtnek a II. hönaphon történt
repedése, a foetus eltävolitäsa a hügyhölyagon keresztül. Orvosi Hetilap,
Nr. 35. Tubarschwangerschaft im Il. Monat bei einer 42jährigen Il para.
Ruptur. Collapserscheinungen. Zwei Wochen später unter Fiebererschei-
nungen Durchbruch der Hämatocele in die Harnblase. Vollständige Ent-
leerung der Fötaltheile mit dem Urin. Heilung (durch Lungeninfarkt und
Polyarthritis verzögert). (Temesväry.)
Schwarzwaeller, Zwei Präparate von Extrauteringravidität. Berliner
klin. Wochenschr. Nr. 41. (In beiden Fällen Cöliotomie und Genesung.)
102.
103.
107.
108.
Extrauterinschwangerschaft etc, 691
Sippel, Zur Kenntniss und Behandlung der Tubenschwangerschaften
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 5.
Smith, A. J., Ein Fall von rupturirter Tubenschwangerschaft durch
Bauchschnitt geheilt. Dublin journ. of med. science. Januar. Ref. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 48, pag. 1424.
. Per Söderbaum, Om tubargraviditet. Upsala Läkareförenings För-
handlingar. N. F. Bd. III, Heft 3, pag. 121—32. (Leopold Meyer.)
. Spaeth, Kombination von Extrauteringravidität mit chronischer Pelveo-
peritonitis. (ieburtsh. Gesellsch. zu Hamburg; ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 8, pag. 222. (Geburt vor neun Jahren; schwere Wochenbetterkran-
kung. Seitdem häufig akute Attaquen von Perimetritis und Blutungen.
Hämatocele. Tube entfernt. Auf der anderen Seite Hydrosalpinx und
kleiner Ovarialabscess.)
. Spoerlin, Ein Fall von Extrauterinschwangerschaft im VIII. Monat
mit lebendem Kind. Centralbl. f. Gyn. Nr. 42, pag. 1265. (36 jährige
Vlpara. Geburten und Wochenbetten normal. Letztes vor vier Jahren.
Menses regelmässig; blieben Ende Januar aus. Ende März heftige Unter-
leibsschmerzen; schwerer Collaps. Allmähliche Erholung. Die jetzt dia-
gnostizirte Schwangerschaft entwickelte sich weiter. Verschlechterung
des Allgemeinbefindens; zunehmende Schmerzen. Befund sprach für Extra-
uterinschwangerschaft. Herztöne aber nicht zu hören. Kindsbewegungen
hatten nach Angabe der Patientin seit drei Wochen aufgehört. Cölio-
tomie. Fruchtsack allseitig mit der Bauchwand verwachsen. Starke Blu-
tung bei dem Versuch, ihn abzulösen. Deswegen Eröffnung desselben.
Placenta lag vorn. Sehr starke Blutung. Stückweise Lösung der Pla-
centa. Extraktion des Kindes. Immer noch starke Blutung. Feste Tam-
ponade des Fruchtsackes brachte sie zum Stehen. Nach vier Tagen Ent-
fernung derselben. Neue Tamponade. Allmähliche Losstossung von
Placentar- und Eihautresten. Genesung. Das schwächliche Kind starb
nach drei Tagen.)
Stankiewicz, Bluterguss nach Ruptur einer schwangeren Tube, Bauch-
schnitt, Genesung. Gaz. lekarska, pag. 1055. (Stankiewicz konnte
erst in extremis operiren, da Operation vorher von der Patientin ver-
weigert. Nach Entfernung der Blutgerinnsel aus der Bauchhöhle wurde
die geplatzte Tube resezirt. In der Rekonvalescenz Stumpfexsudat-Pelveo-
peritonitis exsudativa, später per vaginam Einschnitt und definitive Hei-
lung. Mikroskop bestätigt die klinische Diagnose) (Neugebauer.)
Stauffs, Extrauterinschwangerschaft per vaginam operirt. Heilung.
Belg. (zesellsch. f. Geb. u. Gyn. in Brüssel; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 7,
pag. 201. (44jährige Xgravide.. Neun normale (ieburten, ein Abort.
Menses zwei Monat ausgeblieben. Plötzliche, heftige Schmerzen. Ohn-
machtsanfälle. Fieber. Douglas von einem in die Vagina hineinragen-
den, weichen, fluktuirenden Tumor ausgefüllt. Eröffnung mittelst Thermo-
kauter. Digitale Erweiterung. Entfernung grosser Blutgerinnsel. Finger
stösst auf das an der Tube adhärente, apfelsinengrosse Ei. Leichte Ex-
traktion des in demselben befindlichen Fötus. Herabziehen der Tube und
des Eies gelingt nicht. Wegen bedrohlichen Zustandes der Patientin
Formalinirrigation und Jodoformgazetamponade der Höhle. In den fol-
44*
109.
110.
111.
112.
113.
114.
116.
Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
genden 14 Tagen wegen stinkenden Ausflusses (Abgang von Placentar-
stücken) und Fieber; 6—8mal täglich Ausspülung der Höhle mit Formalin-
lösung.)
Stepkowski, 12 Fälle von Extrauterinschwangerschaft aus Neuge-
bauer’s Klinik. Gaz. lekarska, pag. 311 u. 344. (Stepkowski be-
schreibt zwölf von Neugebauer operativ behandelte Fälle von Extra-
uterinschwangerschaft: viermal wurde auf vaginalem Wege operirt und
achtmal mittelst Bauchschnitt.) (Neugebauer.)
Stinson, J.C., Ectopic gestation. Ther. gaz. March 15. Ref. The Amer.
journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 735.
Stottard, T. A., Ectopic pregnancy. The Amer. gyn. and obst. journ.
Vol. X, Nr. 1, pag. 51. (I. Patientin zuvor stets gesund. Menstruation
immer regelmässig. Cöliotomie in tiefem Collaps. Abdomen mit Blut-
gerinnseln gefüllt. Ruptur des tubaren Fruchtsackes. Abtragung des-
selben. Genesung. II. Plötzlicher Collaps. Auf die vorgeschlagene
Operation gingen weder die Patientin noch die Angehörigen ein. Tod
am folgenden Tage.)
Strassmann, P., Die Entstehung der extrauterinen Schwangerschaft.
Berl. klin. Wochenschr. Nr. 86, pag. 776.
Sutton, J.M., An unusual case of tubal abortion. The lancet, February
13; ref. The Amer. gyn. and obst. journ. Vol. XI, Nr. 1, pag. 108. (In-
kompleter tubarer Abort. Cöliotomie. Genesung.)
Szabó, Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus-
kórházi szülö-&s nöbeteg-osztály 1896. évi müködéséröl. Orvosi Hetilap.
Nr. 43. (Acht Fälle von Extrauteringravidität; vier exspektativ behandelt.
drei mittelst vaginaler Incision und einer mittelst Laparotomie operirt.
Sämmtliche heilten.) (Temesväry.)
. Targett, Ruptured gestation in an ill-developped right uterine cornu.
The Amer. journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 576. (Schwangerschaft im
V. Monat. Fruchtsack mit dem Cervix des linken, gut ausgebildeten
Üterushornes durch einen schmalen, drei Zoll langen Strang, in welchem
ein feiner Kanal zu verlaufen schien, verbunden. Von dem Fruchthalter
ging das rechte Lig. rotundum ab; ausserdem das Lig. latum und die
Tube. Im linken Horn eine Decidua. Ruptur nach Erbrechen. Schneller
Tod.)
Taylor, J. W., A second case of „abdominal“ pregnancy successfully
treated by removal of child and placenta three months after deatlı of
child at term. Transact. of the obst. soc. of London. Vol. XXXIX, pag.
178. (30 jährige V gravide. Im IV. Monat mehrmaliges Blutbrechen. Des-
wegen einwöchentliche Bettruhe. Abgesehen von einem dumpfen Schmerz
im oberen Theil des Abdomen und auffallend schmerzhaften Kindsbewe-
gungen fehlten besondere Schmerzanfälle. Auch eine Ohnmacht war nie
eingetreten. Gegen das Ende der Schwangerschaft vermeintliche Wehen.
Nach Aufhören derselben Verschwinden der Kindsbewegungen. Danach
Euphorie. Später Blutungen. Zweimaliger Abgang fleischartiger Stücke.
CGöliotomie. Fötus nur vom Amnion bedeckt in der Bauchhöhle. Fast
blutlose Lösung der Placenta nach Ligirung einzelner Adhäsionen. Ge-
nesung nach längerer Eiterung im unteren Wundwinkel.)
Extrauterinschwangerschaft cte. 693
117. Troczewski, Ausgetragene Extrauterinschwangerschaft. Abdominale
118.
Maceration der Frucht und Entstehung einer intestinalen und einer ab-
domino-parietalen Fistel. Bauchschnitt. Genesung. Gazeta lekarska, pag.
232. (Troczewski beschreibt folgenden Fall: 24 jährige Frau seit zwei
Jahren verheirathet, erwartet im Februar vergeblich ihre Entbindung.
Nach 24 stündigen vergeblichen Wehen hören die Bewegungen der Frucht
am 2. Februar auf, man entlässt das bäuerische Geburtshilfsweib, welches
alle Augenblicke nach diversem Herumtasten in der Scheide versicherte,
es gehe alles ganz gut und die Geburt werde gleich erfolgen und über-
lässt die Frau der (Gnade Gottes! Abends Frost, Fieber und ausgesprochene
Peritonitis. Dieser Zustand dauert drei Wochen, dann Nachlass der stürmi-
schen Erscheinungen, aber jetzt Abmagerung und zunehmende Kachexie.
Im Juli Eiterausfluss aus dem Nabel und Austritt eines fötalen Knochens
aus dem After. Ein jetzt geholter Arzt ordnete die Ueberführung der
beklagenswerthen Kranken in ein Hospital an. Man brachte ein leder-
überzogenes Skelett einer athmenden Frau in die Anstalt. Bei Druck auf
den Unterleib entleert sich aus der Nabelfistel fäkulent riechender Eiter.
Uterus atrophisch, infantil, nicht grösser als eine türkische Nuss. Scheide
so klein und eng, dass sie kaum einen Finger einlässt. Fieber, beide
Lungenspitzen weisen Gewebsverdichtung auf, Puls fadenförmig. Beim
Bauchschnitt traf Troczewski sofort auf eine eitergefüllte Höhle, in der
Fötusreste lagen. Einzelne Knochen waren gleichsam hineingedrängt
zwischen die Darmschlingen, obgleich abgekapselt von ihnen. Nach Subli-
matauswaschung der gesammten Höhle, aus der zuvor alle Fruchtreste
entfernt waren, fand Troczewski, dass diese Höhle in der unteren
Hälfte der Bauchhöhle und zwar mehr rechterseits lag, nur die vordere
Wand wurde von der Bauchwand gebildet, alle anderen von verwachsenen
Darmschlingen. Man konnte absolut keinen Hinweis auf einen Zu-
sammenhang dieses Fruchthalters mit dem Uterus oder einer Tube
finden. Eine Intestinalfistel des Fruchtsackes konnte Troczewski
momentan nicht auffinden, tamponirte nur den ganzen Sack, ohne die
Bauchwunde durch Nähte zu verkleinern. Der postoperative Verlauf war
absolut fieberlos. Am nächsten Morgen Verband fükulent durchtränkt.
Am 54. Tage Gaze entfernt und eine Dünndarmiistel entdeckt von 3 cm
Länge und 1!2 cm Breite des Lumens. Die Wundsekretion fing nach
einer Woche an, sich zu verringern, aber sehr langsame Genesung. Ver-
geblicher Versuch eines operativen Verschlusses der Darmfistel, immerhin
aber ging jetzt die Genesung schneller vorwärts. Die Kranke ist all-
mählich genesen nach diesem seltenen Verlauf der extrauterinen Schwanger-
schaft.) (Neugebauer)
Tytler, P., Interstitielle Gravidität behandelt durch Naht des Risses.
Brit. med. journ. Juni; ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 35, pag. 1071. (31 jährige
VIII para kollabirte nach mehrwöchentlichem Ausbleiben der Menses. Bei
der Cöliotomie fand man auf der rechten Seite des Fundus uteri einen
Riss von der Medianlinie bis auf die rechte Tube reichend. Rechte Uterus-
hälfte doppelt so gross wie die linke. In der sphärischen Höhle Fibrin,
aber kein Ovum. Abtragung der rechten Anhänge. Naht des Risses mit
vier Suturen. Heilung.)
694 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
119. Versmann, Geplatzte Tubenschwangerschaft. Geburtsh. Gesellsch. zu
Hamburg; ref. Centralbl. f. Gen Nr. 10, pag. 274. (Cöliotomie; Gene-
sung.)
120. Vicarelli, La gravidanza extrauterina. La Rassegna di ost. e gin.
Napoli, Nr. 3. (Herlitzka.)
121. Warszawski, Ein Fall von Graviditas tubo-uterina s. interstitialis
dextra. Bauchschnitt mit Uterusamputation. Genesung. Aus Neuge-
bauer’s Klinik. Kronika Lekarska. Heft 19, pag. 877—886.
(Neugebauer.)
122. Warthin, A. Sc., Fall von ektopischer Schwangerschaft und Tuberku-
lose. Med. News. 1896, Sept. 19. (Bei der Cöliotomie fand sich die linke
Tube in eine kokosnussgrosse, überall adhärente Masse übergehend, in
ihr ein Fötus. Auch die rechte Tube verdickt, geschlängelt, anı Ende
eine haselnussgrosse, hämorrhagische Masse. Ueberall in Schleimhaut
und Tubenwandungen, in Placenta, Nabelschnur und Wand des Eisackes
fanden sich Miliartuberkel, Riesenzellen, käsig zerfallene, in der Placenta
auch verkalkte Massen. Patientin starb an Peritonitis.)
123. Weil, Ruptur der schwangeren Tube, Laparotomie, Heilung. Prager med.
Wochenschr. 1896, Nr. 47. (28jährige Frau, vor vier Monaten zum ersten
Mal spontan geboren. Menses seit sechs Wochen ausgeblieben; seit drei
Wochen andauernde Blutung. Plötzlicher Kollaps. 5;4 Jahr später neuer-
liche normale Schwangerschaft bereits nahe ihrem Ende.)
124. Worall, R., Cases of ectopic gestation treated by abdominal section.
The Brit. gyn. journ. Vol.L, pag. 358. (I. Zweimalige ektopische Schwanger-
schaft bei derselben Patientin. Bei der ersten zunächst intraligamentär,
später Ruptur in die freie Bauchhöhle, bei der zweiten tubarer Abort.
Cöliotomie. Genesung. Il. Nicht geborstene Tubargravidität. Cöliotomie.
Genesung. HI. Ruptur dicht am uterinen Ende der Tube. Cöliotomie
Genesung. IV. Tubare Mole. Cöliotomie. Genesung.)
125. — Ectopic gestation twice in the same patient within seven months.
Australasian med. gazette. Vol. XVI, Nr.6. (Erst eine Ruptur des rechts-
seitigen tubaren Fruchtsackes; Cöliotomie; Genesung. Sieben Monate
später linksseitiger tubarer Abort. Abermalige Cöliotomie. Genesung.)
Die Aetiologie der Tubenschwangerschaft bespricht Strassmann
(112) in ausführlicher Weise. Nach ihm kommen drei Faktoren in
Betracht. Erstens kann die Kraft zur Fortbeförderung des Eies fehlen
oder zu gering, d. h. der Cilienstrom des Endosalpingium, möglicher-
weise auch die Peristaltik der Tube gestört oder gehemmt sein (frühere
Katarrhe und Entzündungen der Schleimhaut mit stellenweiser Zer-
störung des Epithels und Strikturenbildung, Infiltrationen der Wan-
dung, Fixationen und Verlagerungen des Organs in Folge von Peri-
metritis). Zweitens kann der Kanal durch innere und äussere Momente
zu eng sein (zum Theil kommen hier die unter I aufgezählten Ver-
änderungen in Betracht, ferner Polypenbildungen in der Tube, Tumoren
Extrauterinschwangerschaft etc. 695
in der Nachbarschaft, Entwickelungs- und Bildungsfehler der Eileiter,
die sogen. infantilen Windungen mit Abknickung des Lumens, ferner
Hernien, Divertikel der Wand, accessorische Ostien oder Nebentuben).
Drittens kann das Ei selbst zu gross oder von ungeeigneter Form sein
(zu gross wird das Ei vielleicht bei zu langsamer Fortbewegung, bei
abnorm langer Tube, bei Ueberwanderung vom anderen Eierstock her
bei Hydramnios, Zwillingen. Bezüglich Veränderung der Eikonsistenz
existiren nur Hypothesen: Aenderung der Granulosaschichten durch
voraufgegangene Erkrankung des Follikelapparates, so dass das Ei
zäher haftet, Versperrung der Eileiter durch Gerinnsel in Folge reich-
licherer Blutung bei der Berstung des Follikels).
Die Hypothese Webster’s, die Tubenschwangerschaft sei ein
Atavismus, indem die Tube sich eine Decidua bilde (genetische Reaktion),
verwirft Strassmann ebenso wie die Annahme Patellani’s, sie sei
eine Schwangerschaft in dem auf einem vorhergehenden phylogenetischen
Stadium stehen gebliebenen Abschnitt des Müller’schen Ganges. Die
Decidua der Tube ist nicht die Ursache der ektopischen Ansiedelung,
sondern umgekehrt. Wird das befruchtete Ei auf der Wanderung durch
die Tube nach dem Uterus hin aufgehalten und kann es sich im Sta-
dium der Chorionbildung an einer gesunden Stelle des Schleimhaut-
epithels ansiedeln, die es zu syncytialer Umwandlung und zum Aufbau
der das Ei ernährenden Zotten anregt, so entsteht eine extrauterine
Schwangerschaft.
Dührssen (32) sieht in der Endosalpingitis das hauptsächlichste
ätiologische Moment für das Zustandekommen einer Tubarschwanger-
schaft. Beweisend für diese Annahme ist ihm, dass er in 68,7 °/o seiner
Fälle feststellen konnte, dass die geschwängerte Tube bereits vor dem
Eintritt der Schwangerschaft erkrankt war. Er glaubt mit Schauta,
dass dies in cn. 3/4 aller Fälle von Tubarschwangerschaft der Fall ist.
Dass gerade eine Endosalpingitis die wesentliche Rolle spielt, dafür spricht,
dass Dührssen, wieer theoretisch vermuthet, an seinen Präparaten die
entzündlichen Veränderungen am uterinen Ende stärker fand, als am
abdominalen. Es erklärt dieser Befund, dass das Ei in die Tube
noch eindringen kann, im weiteren Verlauf aber die Kräfte lahm ge-
legt sind, welche seine Fortbewegung bewirken, die Flimmerbewegung
und die peristaltischen Bewegungen der Tubenniuskulatur. Dass die
Flimmerhaare der ganzen Tubenschleimhaut verloren gehen, ist nicht
nöthig; es genügt schon eine Abschwächung der Flimmerbewegung oder
ein sireckenweiser Verlust der Cilien, um das Ei in der Tube festzu-
halten. Diese Veränderungen begünstigen auf der anderen Seite das
696 Geburtshilfe. Pathologic der Gravidität.
Eindringen der Spermatozoen in die Tuben. Letzteres soll nach
Dührssen physiologischer Weise nicht der Fall sein. Als häufigste
Ursache der Salpingitis catarrhalis sieht Verf. schliesslich die Gonor-
rhoe an.
Als ein weiteres, aber seltenes ätiologisches Moment der Tubar-
gravidität bezeichnet Dührssen Tubenpolypen, falls sie unmittelbar
am Fruchtbalter zwischen diesem und dem Uterus sitzen, das Tuben-
rohr völlig ausfüllen und ein höheres Alter als die Tubarschwanger-
schaft besitzen. Er selbst hat einen solchen Fall beobachtet, welchen
er detaillirt beschreibt. Auch puerperale Atrophie der Tuben soll Tubar-
schwangerschaft zur Folge haben können, indem die atrophische Mus-
kulatur nur zu einer mangelhaften Peristaltik befähigt ist. Hierdurch
kann einerseits ein Liegenbleiben des Eies in der Tube ermöglicht,
andererseits das Eindringen der Spermatozoen begünstigt werden.
Longyear (63) ist der Ansicht, dass die Häufigkeit der Extra-
uterinschwangerschaften in grossen Städten eine grössere wie in kleinen
und auf dem Lande ist durch die Verbreitung der Gonorrhoe in den-
selben. Also auch er sucht in Tubenerkrankungen die Ursache der
ektopischen Schwangerschaft.
Eine gerade entgegengesetzte Ansicht vertritt Pagny (85). In
einer aus Pinard’s Klinik stammenden Arbeit sucht er zunächst
Tait’s Hypothese von dem Zustandekommen der Extrauteringravidität
zu widerlegen, dass die Befruchtung stets eine uterine sei, und dass
der Entwickelung einer Tubarschwangerschaft stets eine Endzündung
der Tube vorbergangen sein müsse. Die erste Annahme sucht der Verf.
durch Beobachtungen an Thieren und die Untersuchungen Birch-
Hirschfeld’s und Dührssen’s zu widerlegen. Bezüglich der zweiten
behauptet er, dass die Anamnese bei Frauen, bei denen sich eine Extra-
uterinschwangerschaft entwickelt hat, nur höchst selten (? Ref.) auf ein
früher bestandenes Genitalleiden hinweist (in 20 Fällen Pinard’s
nur viermal). Ferner will Pagny durch mikroskopische Untersuchung
tubarer Fruchtsäcke (neun) festgestellt haben, dass sich wohl eine Modi-
fikation der Tubenschleimhaut, nämlich eine Abplattung des Epithels
findet, welche um so grösser wird, je näher man dem Sitz des Eies
kommt, niemals aber Zeichen einer stattgehabten Salpingitis. Letztere
soll im Gegentheil ebenso wie eine Metritis der Entwickelung des Eies
ungünstig sein.
McCormack (71) fand unter 8 Fällen von Extrauterinschwanger-
schaft nur einen, bei welchem letzterer keine längere Sterilität voraus-
gegangen war. In dem einen handelte es sich um eine erst seit acht
Extrauterinschwangerschaft etc.. 6%
Monaten verheirathete Frau, welche aber eine spezifische Vaginitis
aufwies.
Sippel (102) sah wieder in einem Fall, wie früher schon in anderen,
äussere Ueberwanderung des Eies. Er ist geneigt, dieselbe als ätiolo-
gisch hochbedeutsam anzusprechen.
Die Diagnose der Tubarschwangerschaft lässt sich nach Dührssen
(32) in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle bei genügender Berück-
sichtigung der Anamnese und des objektiven Befundes mit ziemlicher
Sicherheit stellen, falls die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist. Im
anderen Fall sind Dührssen selbst Irrthümer (Pyosalpinx, Parovarial-
cyste) vorgekommen. Um solche zu vermeiden, empfiehlt er in frag-
lichen Fällen das Probecurettement behuts Aufsuchung typischer Deci-
duazellen. Die Gefahr desselben erachtet er für nicht gross; ausserdem
räth er, bei positivem Befund (Gefrierschnitte für 2—3 Minuten in
2°/oiger Formalinlösung gelegt, gestatten schon in wenigen Minuten die
Herstellung eines guten Dauerpräparates) der Abrasio sofort die Exstir-
pation des Fruchtsackes anzuschliessen.
Krug (59) sieht als eines der charakteristischsten Symptome der
Extrauterinschwangerschaft das Auftreten eines plötzlichen, derart hef-
tigen Schmerzanfalles, dass die Patientin ohnmächtig wird, an. Dass
bei ektopischer Gravidität regelmässig die Menses ausblieben, wie dies
in manchen Lehrbüchern angegeben wird, bestreitet er. Es kann vor-
kommen, dass bereits 14 Tage nach der letzten Menses eine neue
Blutung sich einstellt.
Longyear (63), welcher eine kurze Uebersicht über die diagno-
stischen Merkmale der Extrauterinschwangerschaft giebt, erwähnt, dass
meteoristische Auftreibung der Därme für intraperitoneale Blutung
spreche; ferner, dass eine geringe Temperatursteigerung charakteristisch
für rupturirte Extrauterinschwangerschaft sei.
Boldt (10) hält die Diagnose der Extrauterinschwangerschaft
nach erfolgter Ruptur für leicht. Unter 63 Fällen hat er sie nur ein-
mal nicht gestellt.
Meinert (73) warnt vor der bimanuellen Untersuchung in frischen
Fällen und namentlich im Haus der Patientin, da er nach derselben
Verschlimmerung der inneren Blutung sah. Er glaubt, dass das Aus-
bleiben der Menses zusammen mit dem plötzlichen Eintritt eines mit
Collaps verknüpften Kolikanfalles vorläufig für die Wahrscheinlichkeits-
diagnose genüge. Leopold äussert, dass der Abgang einer Decidua
als diagnostisches Hilfsmittel in vielen Fällen nicht verwerthet werden
könne, da er sehr oft ganz vermisst werde. Sehr leicht können inter-
698 Gebyrtshilfe. Pathologie der Gravidität.
stitielle Myome, ferner entzündliche Adnextumoren, besonders im sub-
akutem Stadium, welche atypische Blutungen hervorrufen, zu irrthüm-
lichen Diagnosen Anlass geben. In zahlreichen Fällen besteht die
Gravidität erst seit 14 Tagen bis 3 Wochen, so dass die Menses
überhaupt noch nicht ausgeblieben sind. Die letzte vermeintlich sehr
protrahirte Menstrualblutung ist bereits das Signal, dass die Frucht
abgestorben ist. Leopold sieht in einer Blutung aus den Genitalien
stets ein Zeichen des Fruchttodes. Brosin widerspricht dem. Er
fand trotz wochenlanger Blutung eine lebende Frucht.
Eine sachgemässe bimanuelle Untersuchung hält Leopold neben
einer sorgfältigen Anamnese unter eingehendster Berücksichtigung der
Blutungsverhältnisse für die sichersten Hilfsmittel der Diagnose. Auch
Klotz und Brosin möchten die bimanuelle Palpation nicht missen-
Löhlein (62) macht darauf aufmerksam, dass bei Schwangeren
die normale Rechtstorsion des Uterus nicht selten besonders deutlich
ausgeprägt ist und dann, wie es in der Giessener Klinik Assistenz-
ärzten zweimal passirte, fälschlich eine ektopische Schwangerschaft
vermuthet werden kann. Die nach vorn torquirte linke Kante des
Uterus kann für das mässig vergrösserte Corpus, die nach rechts flek-
tirte Hauptmasse desselben für einen extrauterinen Fruchtsack ange-
sprochen werden, zumal wenn die Anamnese Schmerzen im Unterleib
und Blutungen ergiebt.
Dass bei Hämatocelen gelegentlich die Diagnose, rupturirte Tubar-
gravidität fälschlich sein kann, beweisen zwei Fälle Gardner’s und
Martin’s (37), in deren einem es sich um ein Adeno-Carcinom eines
Ovarium, in dem anderen um Tubentuberkulose als Ausgangspunkt
der Blutung handelte.
In differential-diagnostischer Beziehung interessant sind zwei Fälle
Giles’ (39). Bei beiden wurde zunächst die Diagnose fälschlich
auf Retroversio uteri gravidi gestellt (s. Litteraturverz.), Repositions-
versuche gemacht und bei der einen Kranken später der Uterus zwecks
Einleitung des künstlichen Aborts sondirt. Die andere ging zu Grunde.
Sie wäre wabrscheinlich gerettet worden, wenn man sich rechtzeitig zu
einem operativen Eingriff entschlossen hätte.
Bisher wurde der Abgang eines decidualen Uterusausgusses als ein
Moment angesehen, welches für Extrauterinschwangerschaft sprach.
Eden (34) bestreitet die Berechtigung hierzu auf Grund eines Falles,
bei welchem ein völliger Abguss abging, der keine Spur placentaren
Gewebes, eines Amnion, einer Nabelschnur oder eines Fötus enthielt.
Dagegen erwies die mikroskopische Untersuchung seinen Aufbau aus
Extrauteriuschwangerschaft ete. 699
typischen Deciduazellen. In der Krankengeschichte liess sich kein
Anhaltspunkt für eine Extrauteringravidität, wohl aber die für eine
Schwangerschaft im Allgemeinen (10!/sawöchentliche Amenorrhoe, morgend-
liches Erbrechen) finden. Eden hält eine solche wegen des oben an-
geführten Fehlens fötaler Bestandtheile in dem Uterusabguss für ausge-
schlossen. Auf Grund dieses und zwei gleicher von Griffith und
Dakin veröffentlichter Fälle erklärt er den Abgang eines Decidua-
sackes als kein pathognomonisches Zeichen für Extrauterinschwanger-
schaft.
Gilford (40) weist darauf bin, dass Rupturen ektopischer Frucht-
säcke in den ersten vier Monaten wahrscheinlich sehr viel häufiger
sind, als gewöhnlich angenommen wird. Die Collapserscheinungen
können in dieser frühen Zeit ebenso fulminant sein wie später.
Dührssen (32) leitet aus den von ihm beobachteten Fällen
fünf verschiedene Ursachen der Tubenruptur ab: 1. Ruptur bei
lebendem Fötus durch das fortschreitende Wachsthum des Eies,
2. Rupturen nach dem Tode des Fötus a) durch bedeutende Blutergüsse
in die Eibäute (Tubenmole), b) durch freie Blutung in den Tuben-
kanal und behinderten Abfluss des Blutes, c) durch cirkumskripte
Blutergüsse zwischen Ei und Tubenwand, 3. durch Ueberdehnung des
Fruchthalters bei fixirtem Ostium abdominale und sich kontrahirendem
uterinem Tubenabschnitt.
Ein Fall Sutton’s (113) ist insofern von Interesse, als sich bei
der Cöliotomie in der Bauchhöhle drei gesonderte, aber bezüglich
ihrer Form ganz gleichmässig gestaltete, lJängliche Blutgerinnsel, in der
Tube eine Mole fanden. Sutton erklärt dies so, dass es dreimal zu
Blutungen in die schwangere Tube, zur Gerinnung des ergossenen
Blutes und dann erst zur Ausstossung desselben unter heftigen
Schmerzen — im Juli, August, September waren solche anfallsweis
aufgetreten — gekommen sei. Einen ähnlichen Fall hat Noble
beschrieben.
Das Vorkommen eines Hämatosalpinx der anderen Seite bei Ei-
leiterschwangerschaft scheint verhältnissmässig häufig zu sein. Wir
finden dasselbe in einem Fall Giles’ (39) und einem Martin’s (68)
verzeichnet.
Nach Cullingworth (27) sind von 20 Beckenhämatocelen
19 Folge einer Tubenschwangerschaft.e. Für die Bildung einer solchen
sind die günstigsten Bedingungen bei drobendem (Mole) oder einge-
tretenem tubaren Abort vor der 6. Schwangerschaftswoche gegeben.
700 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Nur selten wird hier die Blutung eine so plötzliche und profuse sein,
dass das Blut frei in die Bauchhöhle ergossen wird. Bei der Ruptur
einer schwangeren Tube wird dagegen selten eine Hämatocele ent-
stehen. Bei entzündlichen Adnexen kommt es nur ganz ausnahmsweis
zur Hämatocelenbildung. Auch Hämatosalpinx ist nach Culling-
worth in den allermeisten Fällen eine Folge von Tubargravdität.
Die Fälle wiederholter Tubenschwangerschaft bei ein und derselben
Frau scheinen verhältnissmässig häufig vorzukommen. So berichtet
Worall (125) wieder über einen solchen. Zunächst war es zur Rup-
tur eines rechtsseitigen tubaren Fruchtsackes gekommen, die durch die
Cöliotomie konstatirt wurde. Sieben Monate später trat linksseitiger
tuberer Abort ein. Nach abermaliger Cöliotomie genas die Patientin.
Leider ist in dem Referat, welchem wir diesen Fall entnehmen (The
Brit. gyn. journ. August, pag. 287) nichts gesagt, ob die linksseitigen
Adnexe bei der ersten Cöliotomie normal gefunden wurden.
Auch Purcell (87) berichtet über einen Fall, in welchem einer
rechtsseitigen Eileiterschwangerschaft (tubarer Abort), welche durch
Cöliotomie behandelt wurde, bereits nach 4!/s Monat eine linksseitige
folgte. Sie rupturirte. Abermalige Cöliotomie führte auch diesmal
zur Genesung.
Gleichzeitige intra- und extrauterine Schwangerschaft ist wiederholt
beobachtet worden. Ludwig (64) erwähnt, das Gutzwiller
18 Fälle zusammengestellt hat. Von diesen genasen acht Mütter,
sechs nach Cöliotomie, zwei durch Resorption der extrauterinen Fötus.
Die anderen zehn Mütter starben an Blutung, Sepsis oder beiden.
Von den Früchten wurden vier intra-uterine von der Scheide aus .ent-
wickelt, die extrauterinen starben oder wurden durch die Cöliotomie
extrahirt. In zwei Fällen waren beide Früchte todt oder der Frucht-
sack barst, die Mütter starben in Folge dessen. In drei Fällen waren
zwei Früchte ausgetragen, aber abgestorben. In einem wurde der
extrauterine Fötus mittelst Cöliotomie extrahirt und dabei die intra-
uterine Schwangerschaft entdeckt, in einem anderen starb der extrauterine,
der intrauterine wurde am normalen Termin lebend geboren, der extra-
uterine später vom Rektum aus extrahirt. Bei einer weiteren Patientin
wurde der extrauterine Fötus mittels Cöliotomie extrahirt, der intra-
uterine kurz darauf geboren. Schliesslich wurden in einem Fall beide
Föten ausgetragen, der eine durch Cöliotomie, der intrauterine danach
durch Hysterotomie entfernt. Die Mutter starb am vierten Tag po
Alle übrigen extrauterinen Früchte starben; sechs der intrauterinen
blieben am Leben.
- Extrauterinschwangerschaft ete. OI
Schröder, Kleinwächter, Brown und Parry geben die
Resultate von 38 Fällen gleichzeitiger extra- und intrauteriner Schwanger-
schaft. Zweimal wurden beide Früchte bis zum normalen Termin ge-
tragen; von den extrauterinen blieb keine am Leben, von 24 intra-
uterinen nur sieben. Somit ist ein von Ludwig berichteter Fall der
einzige, in welchem der Mutter und beiden Kindern das Leben er-
halten wurde (s. pag. 702).
Diesen Beobachtungen fügt Boyster (13) eine weitere hinzu. Es
handelte sich um eine 34jährige VIpara, bei welcher acht Wochen
nach der Conception Erscheinungen von Tubenruptur sich einstellten.
Am normalen Schwangerschaftsende gebar sie ein lebendes Kind. Im
Abdomen wurde jetzt bei leerem Uterus ein zweites lebendes Kind ge-
fühlt. Erst vier Wochen später willigte die Patientin in die operative
Entfernung desselben, nachdem es abgestorben war und sich perito-
nitische Erscheinungen eingestellt hatten. Die Operation gestaltete sich
wegen Verwachsung des Fruchtsackes mit der vorderen Bauchwand
grösstentheils extraperitoneal. Die Lösung der Placenta gelang ohne
Blutverlust. Der an die linke Uteruskanute heranreichende Sack wurde
durch die Bauchwunden drainirt. Die Patientin genas.
Martin (69) berichtet über den seltenen Fall von gleichzeitiger
Schwangerschaft in beiden Tuben. Er hat aus der Litteratur nur acht
einschlägige zusammenstellen können. In dem seinen wurden die links-
seitigen Anhänge abgetragen, der rechtsseitige tubare Fruchtsack ge-
spalten, entleert und wieder vernäht. Es erfolgte glatte Heilung.
‚Martin ist schon in einem früheren Falle so verfahren, desgleichen
vor ihm Prochownik, dessen Patientin zwei Jahre p. o. mittelst der
zurückgelassenen Tube concipirte, Diese Möglichkeit einer restitutio ad
integrum des schwangeren Eileiters nach Entfernung des Eies ist von
grosser Bedeutung, wenn die anderen Anhänge so schwer erkrankt sind,
dass sie entfernt werden müssen.
Entgegen der Ansicht Lawson-Tait’s ist Boldt (10) der Mei-
nung, dass durchaus nicht alle ektopischen Schwangerschaften anfäng-
lich tubare seien, sondern dass auch ovarielle, intramurale, interstitielle
Schwangerschaften vorkommen. Von den ersteren hat er noch keinen
Fall selbst gesehen, wohl aber von der letzteren. Bei einer in plötz-
lichem Collaps Verstorbenen fand er einen Riss in der hinteren Uterus-
wand dicht an der Tubenmündung. Dass eine interstitielle Schwanger-
schaft sich noch in eine einfache uterine umwandeln kann, will Boldt
bei einer Patientin beobachtet haben, welche er zwecks Tödtung des
Fötus mit dem galvanischen Strom behandelte. Der Eisack hatte sich
02 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
in der Tube dicht an ihrem uterinen Ende entwickelt. Nach der vierten
elektrischen Sitzung verschwand er von dort; die Frau wurde zur rich-
tigen Zeit vom Verf. entbunden. Das Vorkommen einer von Anfang
an abdominellen Schwangerschaft hält er auch für sehr zweifelhaft.
Ludwig (64) konnte aus der Litteratur 18 Fälle wirklicher
Ovarialschwangerschaft zusammenstellen. Er fügt einen neuen hinzu
(s. Litteraturverzeichniss), welcher insofern noch besonderes Interesse
bietet, als die betreffende Patientin gleichzeitig intrauterin schwanger
war. Sie gebar das uterine Kind spontan. Das extrauterine lebte noch
fünf Tage später und wurde mittelst Cöliotomie lebend exstirpirt. Die
rechten Uterusanhänge fanden sich normal. Das linke Ovarium war in
dem Fruchtsack aufgegangen, über dessen Vorderfläche die Tube ver-
lief. An der oberen Cirkumferenz des Fruchtsackes inserirte das Lig.
ovar. propr. An dem äusseren Ende der Tube gingen die Fimbrien
auf jenen über. In der Wand des Fruchtsackes fanden sich überall
ovarielle Elemente, Keimepithel, zwei Corpora fibrosa und eine grosse
Zahl von Follikeln.
Nach Spiegelberg berechtigen folgende Punkte zur Diagnose
„Ovarialschwangerschaft“: 1. Fehlen des Ovarium auf einer Seite,
2. ovarielle Elemente in der Fruchtsackwandung, 3. Verbindung des
Fruchtsackes ınit dem Uterus durch das Lig. ovarii, 4. Nichtbetheiligung
der Tube au der Bildung der Wand des Fruchtsackes. Veit verlangt,
dass beide Tuben und das eine Ovarium intakt sind, dass das zweite
Ovariun fehlt oder einen Theil der Fruchtsackwandung bildet und dass
das Lig. ovarii in den Sack übergeht. Alle diese Punkte waren in
dem Ludwig’schen Fall erfüllt.
Dunning (33) beschreibt einen Fall von „intraligamentärer, retro-
peritonealer“ ektopischer Schwangerschaft. Durch Ruptur einer tubaren
zwischen die Blätter des Lig. latum entstanden, fand sich der Frucht-
sack allseitig von Peritoneum überzogen, welches seinen Ursprung von
den Blättern des Lig. latum, der Tube, der seitlichen Beckenwand, der
hinteren Wand des Uterus, dem Douglas und der hinteren Becken-
wand nahm. Die mikroskopische Untersuchung der Fruchtsackwandung
ergab, dass dieselbe aus festem Bindegewebe mit Zügen glatter Muskel-
fasern bestand.
Ueber einen ausserordentlich seltenen Fall, einer Tubargravidität
in einer Leistenhernie berichtet Jordan (53). Bei einer 37 jährigen
Frau hatte sich nach der ersten Entbindung ein Abscess über dem
rechten Lig. latum gebildet. Dieser war quer incidirt und mehrmals
ausgeschabt worden. Nach einer zweiten Entbindung (vergebliche Zangen-
Extrauterinschwangerschaft etc. 703
versuche bei hochstehendem Kopf) Bildung einer Blasenscheidenfistel.
Vergebliche Versuche dieselbe (einmal nach Trendelenburg durch
Querschnitt oberhalb der Symphyse, dreimal von der Scheide aus): zu
schliessen. Erst ein fünfter Versuch auf vaginalem Wege (Czerny)
führte zum Ziel. In der Gegend des rechten Leistenkanales bestand
eine «dreimarkstückgrosse, in die Bauchhöhle führende Hernie; eine
gleiche, für zwei Finger durchgängige lag quer über der Symphyse
dem Leistenring entsprechend.
Nachdem die Menses ca. 8 Wochen ausgeblieben waren, kollabirt
Patientin plötzlich unter den Erscheinungen akuter Anämie. In den
zwei nächsten Tagen gesellen sich solche eines Ileus hinzu. In der
linksseitigen Quernarbe fand sich eine apfelgrosse, weiche, irreponible
Hernie. Nachdem Einläufe von Wasser und Oel erfolglos geblieben,
Herniotomie. Bei Eröffnung des Bruchsackes quollen aus demselben
Blutgerinnsel; aus der Tiefe sickerte arterielles Blut nach. Nach Ver-
längerung des Schnittes stiess man auf einen Fötus, tiefer im Bruch-
sack auf den Fruchtsack mit Adnexen. Abtragung desselben. Lösung
verschiedener Darmadhäsionen. Aseptische Gazetamponade der Bauch-
höhle. Exitus letalis am folgenden Tag in Folge von Ileus, wie die
Autopsie ergab.
Ueber einen anderen, sehr interessanten Fall, in welchem sich
13 Jahre nach einer überstandenen Tubarschwangerschaft noch Reste
derselben in dem Eileiter fanden, berichtet Kretschmar (58). Bei
Entfernung einer grossen linksseitigen Ovarialcyste fand sich die linke
Tube starr und verdickt, in ihr eigenthümliche Verhärtungen, die beim
Abrollen an einander knirschten. Von Verwachsungen waren Tube
und Ovarium völlig frei. Erstere verdiekte sich von der Abtragungs-
stelle an spindelig und endete nach gestrecktem Verlauf in einer Auf-
treibung, deren äussere Wand von dem verschlossenen Tubenpavillon
gebildet wird. Bei Eröffnung der aufgetriebenen Stelle kam man in
eine bohnengrosse Höhle, welche eine Menge (35) feiner Knöchelchen
beherbergte, welche die Theile eines fötalen Skeletts darstellen. Die
Wand der Tube bestand vorwiegend aus Bindegewebe; sie und zwar
besonders ihre subepitheliale Zone war stark von Leukocyten durchsetzt.
Das Epithel war ein niedriges, dicht gedrängtes, flimmerloses Cylinder-
epithel mit basalständigen Kernen. Die atrophische Schleimhaut trug
nur ab und zu stärkere papillenförmige Erhebungen oder gestielte
beerenförmige Anhänge.
Wenn Kretschmar sagt, der Fall zeige aufs Neue, wie voll-
ständig sich so schwere Veränderungen, wie sie nach der Zeit der
704 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Schwangerschaft (III. Monat) und dem Krankheitsverlauf (Collaps,
langwieriges Krankenlager) anzunehmen seien, sich zurückbilden können,
so kann man ihm nach Ansicht des Ref. nicht beistimmen. Denn nicht
nur in ihrer äusseren Form war die Tube, wie aus dem Obigen her-
vorgeht, erheblich verändert geblieben; noch mehr Abweichungen von
der Norm zeigte ihr mikroskopischer Bau, so dass man eher den Schluss
ziehen kann, dass Eileiterschwangerschaft irreparable Veränderungen
zu hinterlassen vermag.
Einen weiteren Fall, in welchem noch bei einer bereits seit zwölf
Jahren bestehenden und zwar ausgetragenen Extrauterinschwangerschaft
operativ eingegriffen werden musste, (helt Denis (29) mit. Blasen-
und Darmbeschwerden gaben die Veranlassung.
Ueberhaupt kommen auch heute noch trotz des so häufigen früh-
zeitigen, operativen Eingreifens ausgetragene Extrauterinschwangerschaften
nicht selten vor. So berichteten Herman (46) und Taylor (116) über
solche. In dem Falle des letzteren ist besonders bemerkenswerth, dass
während des ganzen Schwangerschaftsverlaufes Anzeichen einer Ruptur
oder eines tubaren Aborts fehlten, trotzdem aber der Befund bei der
Operation es sehr wahrscheinlich machte, dass ursprünglich eine Eileiter-
schwangerschaft bestanden, der Fötus sekundär in die Bauchhöhle ge-
langt sei und sich dort, nur vom Amnion bekleidet, weiter entwickelt
habe. Die Placenta hatte ihre Blutzufuhr zum Theil vom Lig. latum,
zum Theil vom Omentum erhalten.
Auch Spoerlin (106) theilt einen Fall mit, bei welchem durch
die Cöliotomie ein lebendes Kind entwickelt wurde und die Mutter
genas. Das erstere war allerdings sehr schwächlich, starb nach vier
Tagen und wies eine Reihe von Difformitäten auf.
Wir schliessen ein kurzes Referat zweier Arbeiten an, welche die
Behandlung vorgeschrittener ektopischer Schwangerschaft bezw. bei
lebendem Kind erörtern.
' Bov&e (12) räth, wenn eine Extrauterinschwangerschaft bereits den
7. Monat erreicht hat und die Beschwerden der Mutter nicht erheblich
sind, die ersten beiden Wochen des 9. Monats abzuwarten und dann
erst zu operiren, sofort aber, wenn der Fötus bereits abgestorben ist.
Stirbt derselbe nach Eintritt falscher Wehenthätigkeit am normalen
Ende der Schwangerschaft, ist Bov&e auch nicht für ein abwartendes
Verhalten. Wenn ein solches von anderer Seite damit begründet
worden ist, dass in der Zwischenzeit der Placentarkreislauf aufhören
solle, so wendet er dagegen ein, dass dies keinesweg bald der Fall zu
sein brauche. Vier Monate nach dem Fruchttod können noch gefahr-
Extrauterinschwangerschaft ete. TOD
drohende placentare Blutungen eintreten. Wenn irgend möglich, soll
man nach Bovée den Fruchtsack und die Placenta entfernen. Er
empfiehlt die Bauchhöhle zu drainiren, aber, falls es zu ermöglichen,
nicht durch die Bauchwunde, sondern durch die Vagina.
Nach Harris’ (43) Zusammenstellung sind bis zum Jahr 1887 im
Ganzen 30 lebensfähige Früchte bei Extrauterinschwangerschaft durch
Cöliotomie extrahirt worden mit einer Mortalität von etwa 800/0. Zu diesen
kommen jetzt weitere 45 Fälle mit etwa 30°/o. Theilt man die be-
kannten 75 Fälle in drei Abtheilungen zu je 25, so genasen in den-
selben je 3, 16 und 17 Frauen. Dementsprechend besserten sich auch
die Resultate für die Kinder. Eine Reihe ist bekannt, welche jetzt
schon im 10. bis 17. Lebensjahr stehen. Wenn auch ein derartiges
Austragen für die Mütter der Kinder ohne Zweifel sehr gefährlich ist,
so sind die letzteren doch keineswegs, wie man früher annahm, stets
missgestaltet, sondern oft wohlgebildet.
Zu frühzeitigem Eingreifen wird man sich oft nur mit Rücksicht
auf die Mütter entschliessen. Die wichtigste Frage bleibt die nach
der Behandlung der Placenta. Beigefügte sorgfältige Tabellen zeigen,
wie verschieden Bau und Gefässversorgung des Mutterkuchens sein
kann und wie verschieden sich deshalb der Modus seiner Abtragung
gestalten muss. Auch heute noch wird man in einer nicht kleinen
Zahl von Operationen auf die direkte Auslösung verzichten müssen.
Routier (95) räth, wenn eine ektopische Schwangerschaft sich
über den 5. Monat hinaus entwickelt hat, nur den Fruchtsack zu er-
öffnen, den Fötus zu entfernen, die Placenta zurückzulassen und den
Sack zu drainiren, falls das Kind lebte.
Bezüglich der Behandlung der ektopischen Fruchtsäcke in den
ersten Monaten der Schwangerschaft gehen die Ansichten immer noch
weit auseinander. Doch befürwortet die grosse Mehrzahl der Gynä-
kologen aller Länder ein operatives Eingreifen. Und selbst die Ver-
theidiger eines abwartenden Verhaltens geben die Nothwendigkeit zu,
in bestimmten Fällen auf einem oder dem anderen Weg die Ursache
der Blutung zu beseitigen.
Meinert (73) ist im Ganzen Anhänger der abwartenden Behand-
lung der ektopischen Schwangerschaft der ersten Monate, zumal bei
kompletem, tubarem Abort. Bei Verhaltung des gelösten Eies in der Tube
(inkompletem Abort) kommt es meist zur Ruptur, bei der die Cöliotomie
häufig, aber keineswegs immer das einzige Rettungsmittel is. Meinert
ist mit den Jahren immer konservativer geworden. Bei dem wegen
gefahrdrohender Recidive der inneren Blutung zur Operation gelangten
Jahresber. f. Gynäkalogie u. Geburtsh. 1897. 45
700 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Fällen war nicht selten das Leiden unerkannt geblieben (Verwechslung
mit inkompletem, uterinem Abort, Retroflexio uteri gravidi, Perforations-
peritonitis, Koprostase) oder durch bimanuelle Untersuchung ver-
schlimmert worden. In der sich anschliessenden Diskussion über den
Meinert’schen Vortrag befürwortet Leopold die sorfortige Cölio-
tomie bei schweren intraperitonealen Blutungen, besonders mit Rücksicht
auf die Fälle, wo auch nach monatelanger konservativer Behandlung
doch noch schliesslich eine neue Blutung und akuter Exitus eintrat.
Auch bei Frauen aus den arbeitenden Klassen, welche nicht monate-
lang liegen können, ist baldige Operation am Platz; desgleichen bei
Kranken in den besseren Ständen, wenn der Tumor von Innen schnell
wächst oder neue Collapszustände eintreten. Die Palliativbehandlung
hat überhaupt nur Aussicht bis Anfang des 3. Monats, da später
eine völlige Resorption des Fötus nicht zu erwarten ist. In ähnlichen
Sinn änssern sich Klotz, Brosin, Gede, Marschner.
Auch Cullingworth (27) vertritt den Standpunkt, dass Hämato-
celen, welche sich innerhalb der ersten sechs Wochen durch Blutung
aus dem Tubenostium bilden, ohne Operation zur Heilung gelangen
können. Öperirt soll sofort werden, auch in den ersten sechs Wochen,
wenn die schweren Symptome für eine Ruptur sprechen oder wenn
der Tumor der Tube sich in der Beobachtungszeit vergrössert oder
wenn ein freier Erguss in die Bauchhöhle erfolgt ist.
Rossier (94), welcher einen kurzen Ueberblick über die ver-
schiedenen Ansichten giebt, die heute noch bezüglich der Behandlung
der ektopischen Schwangerschaft herrschen, befürwortet selbst in erster
Linie die Cöliotomie nach gestellter Diagnose, gleichviel ob der Frucht-
sack noch intakt, ob er geborsten oder tubarer Abort eingetreten ist.
Die Kolpotomie will er nur in besonders günstigen Fällen ausführen.
Auch bei Hämatocelen zieht er im Allgemeinen die Cöliotomie der
Kolpotomie wegen der Möglichkeit einer gründlicheren Operation vor.
Nur bei bestehender Infektion, bei Abscessbildung wählt er den vagi-
nalen Weg, will aber im Gegensatz zu Segond den Uterus schonen.
Henrotay (45) theilt die Extrauterinschwangerschaft vor dem
4. Monat bezüglich der zu ergreifenden Behandlung ein in: 1. in Ent-
wickelung begriffene d. h. abortive Hämatosalpinx aber ohne Ruptur
der Tube, 2. peritoneale Ueberschwemmung mit Blut, 3. langsame
oder einfache Ruptur oder abdominaler Abortus (Hämatocele), Was
die erste Kategorie betrifft, so verwirft Henrotay die von Rouffert
befürwortete Hysterektomie, welche er nur dann für erlaubt hält, wenn
stark ausgebildete Erkrankungen der beiderseitigen Adnexe besteben
Extrauterinschwangerschaft ete. rin
und wenn es sish um eine gonorrhoische Affektion handelt. Doch
zieht er die bilaterale Salpingektomie der totalen abdominalen Hysterek-
tomie als weniger eingreifend vor. Eine geringe Affektion der Tube
oder des Eierstockes der anderen Seite berechtigen nicht zur Entfernung
dieser Organe. Die Cöliotomia vaginalis kann die Laparotomie nur
dann ersetzen, wenn sie vollständig und ohne Drainage ausgeführt
werden kann. Bei der zweiten der oben angeführten Kategorien ist
stets die abdominelle Cöliotomie angezeigt. Die dritte, die Hämatocele
ist nur bei Vereiterung oder intraligamentärem Sitz mit Incision zu
behandeln.
Sippel (102) will jede über die ersten Monate fortgeschrittene
Tubarschwangerschaft operativ behandeln. Durch präventive Ligatur
der Spermatica interna und eventuell des Ramus anastomoticus der
Uterina lässt sich die Blutung beherrschen. Ist sofortige Operation
nicht möglich, so lässt sich durch dauernde Erhaltung in der Tren-
delenburg’schen Beckenhochlagerung Nutzen erzielen. Sippel ver-
wandte sie bei einer völlig ausgebluteten Patientin. Nach 12 stündiger
Hochlagerung war ihr Zustand derart gebessert, dass er sie in das
Krankenhaus überführen und operiren konnte, Glatte Heilung.
Boldt (10) lässt die Patientin nach Ruptur eines tubaren Frucht-
sackes nicht ins Krankenhaus schaffen, sondern operirt an Ort und
Stelle. Bei tiefem Collaps sucht er denselben vor der Operation durch
Einwickeln der Gliedmassen und Darreichung von Reizmitteln zu heben.
Auf Entfernung aller Blutklumpen aus der Bauchhöhle legt er kein
Gewicht; er hält schnelle Beendigung, der Operation für wichtiger. Bei
nicht geborstenem Fruchtsack befürwortet er den vaginalen Weg zur
Entfernung.
Stinson (110) räth jede ektopische Schwangerschaft auf abdomi-
nalem Weg unter Benützung eines resorbirbaren Ligaturenmaterials zu
entfernen und zwar will er die einzelnen Gefässe unterbinden, nicht
grössere Gewebspartien umstechen. Der Tubenstumpf soll mit Perito-
neum übernäht werden. Sind Anzeichen einer örtlichen oder allgemeinen
Infektion vorhanden, so spült Stinson die Bauchhöhle mit Salzlösung
aus und drainirt mit Gaze.
McCormack (71) spricht sich für sofortige Operation aus, auch
wenn Collaps besteht. Ausspülung der Bauchhöhle mit sterilem 45° C,
warmem Wasser nach Entfernung des tubaren Fruchtsackes hält er
für geeignet, jenen zu heben.
Auch Cordier (22) befürwortet ein operatives Eingreifen, da nach
seinen Erfahrungen bei abwartendem Verhalten die Mortalität in Folge
45*
8 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
der primären Blutung oder sekundär an Sepsis und Peritonitis eine sehr
erhebliche ist. Er hält keinen Fall für ausser Gefahr, ehe nicht die
blutenden Stellen durch Ligaturen gesichert sind. Er giebt dem ab-
dominalen Weg den Vorzug vor dem vaginalen.
Dunning (33) spricht sich bei intraligamentärer Entwickelung
eines extrauterinen Fruchtsackes in vorgeschrittener Schwangerschafts-
zeit für die Enucleation aus, weil die Genesung der Patientin eine
schnellere ist, Eiterung und Fistelbildung sicherer vermieden wird, so-
fern die rauhen Flächen in der Beckenhöhle mit den restirenden Peri-
toneallappen gedeckt werden, weil es seltener zur Bildung einer Bauch-
hernie bei völligem Schluss der Bauchwunde kommen wird. Falls die
Placenta am Uterus inserire und ihre Lösung zu starker Blutung führt,
räth Dunning den ersteren nach Ligirung der Uterina zu ex-
stirpiren.
Worall (124) empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen nach Ent-
fernung tubarer Fruchtsäcke die Bauchhöhle mit Salzlösung auszuspülen
und zu drainiren.
Longyear (63) räth bei allen Operationen wegen Extrauterin-
gravidität Rücken und Extremitäten zu wärmen, Salzlösung zu infun-
diren, nach der Operation letztere p. rect. zu geben, ferner subcutan
Strychnin, Digitalis und Nitroglycerin.
In der Diskussion über einen Vortrag Krug’s (59) befürwortet
Grandin 1. die Bauchhöhle nach Möglichkeit von Blutgerinnseln zu
säubern und 2. nach der Vaging zu drainiren.
Dührssen (32) spricht sich gegen therapeutische Versuche aus,
welche sich nur den Tod des Fötus als Ziel setzen, weil eigene Beob-
achtungen auch ihm bewiesen haben, dass die Ruptur noch häufig nach
dem Absterben der Frucht eintritt. Als Operationsverfahren empfiehlt
er in erster Linie die vaginale Cöliotomie vom vorderen Scheidengewölbe
aus, welche er in ihren einzelnen Phasen genau schildert. Der Ab-
bindung der Adnexe lässt er im Allgemeinen die Extraktion des Corpus
uteri aus dem Peritonealschlitz vorhergehen. Um eine Uebersicht über
die von ihm mittelst der verschiedenen Methoden erzielten Resultate
zu geben, theilt er in Tabellenform zunächst 19 ventrale Cöliotomien,
2 Kolpotomiae posterior, dann 14 vaginale Cöliotomien bei 13 Patien-
tinnen und 3 vaginale, totale Kastrationen mit. Auf Grund dieses
Materials kommt er zu dem Schluss, dass die vaginale Cöliotomie
einen geringeren Eingriff darstellt als die ventrale, da bei derselben die
Shockwirkung und die Störungen fortfallen, welche gerade bei der
Extrauterinschwangerschaft ete. 109
Tubarschwangerschaft bezw. der durch sie bewirkten Anämie von der
Bauchwunde (Nekrose bei sehr fettreichen Bauchdecken) ausgehen können,
dass ferner die vaginale Cöliotomie zu schnellerer Heilung und Wieder-
herstellung der Arbeitsfähigkeit führt als die ventrale. Doch hält
Dührssen die letztere dann für angezeigt, wenn der Tubentumor in
Kombination mit einer Hämatocele den Beckeneingang überragt, ferner
in allen Fällen, wo bei grossem starrem Uterus die Scheide eng und
rigide ist. Wenn bei hochgradigster Anämie trotz subcutaner oder intra-
venöser Infusion von physiologischer Kochsalzlösung der Puls sich nicht
wesentlich hebt und der Tod unmittelbar bevorsteht, so ziehe er die
vaginale Radikaloperation mit Abklemmung der Ligamente vor, da sie
sich in wenigen Minuten vollenden lässt, während die Narkose oder
die einfache Eröffnung der Leibeshöhle von oben her sofort den Tod
auf dem Operationstisch herbeiführen.
Bei Hämatocele empfiehlt Verf. die ventrale Cöliotomie, weil sie
gestattet, die pathologischen Veränderungen der Genitalorgane wirklich
gründlich zu beseitigen. Nur bei stärkerer chronischer Anämie oder
bei Zersetzung des ergossenen Blutes ist sie kontraindizirt.
Auch Nodet (82), welcher einen Fall von mehrmonatlicher Extra-
uteringravidität durch Elytrotomie und Extraktion des Fötus zur Hei-
lung brachte, empfiehlt dies Verfahren gegenüber der Cöliotomie, wenn
die Schwangerschaft den fünften Monat noch nicht überschritten hat,
Gefährliche Blutungen aus der Vaginalwunde oder der durch den Schnitt
getroffenen Placentarstelle sollen sich vermeiden lassen, wenn man den
Schnitt klein macht. Treten sie trotzdem ein, so lassen sie sich nach
Nodet’s Ansicht durch Tarnponade stillen. Er hat aus der Litteratur
12 Fälle zusammengestellt, von denen bei drei eine Blutung eintrat,
welche aber nie tödtlich verlief. Zwei Kranke starben; woran sagt das
Referat nicht.
Ebenso empfiehlt Broese (16) zur Exstirpation tubarer Frucht-
säcke den hinteren Scheidenschnitt mit künstlicher Retroflektirung des
Uterus. Martin zieht die Kolpotomia ant. vor.
Abel (1) dagegen spricht sich gegen die Entfernung tubarer
Fruchtsäcke auf dem vaginalen Weg aus, einerseits wegen der hierbei
nicht selten eintretenden, schwer zu stillenden Blutungen, welche unter
Umständen ein sofortiges Anschliessen der Cöliotomie erfordern, anderer-
seits wegen der der Kolpotomia anterior oft (d. h. bei Vaginofixation)
sich anschliessenden erheblichen Dislokationen der Blase und festen
Verwachsungen derselben mit dem Uterus. Als Beweis führt er einen
710 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Fall an, in welchem von Martin ein kleines Myom der vorderen
Uteruswand exstirpirt und dann die Vaginofixation ausgeführt war.
Der spätere Versuch, den Üterus wegen Durchsetzung mit Myomen
total zu exstirpiren scheiterte in Folge von Verletzung der mit der bin-
teren Uteruswand flächenhaft aber fest verwachsenen Blase.
Als Vertheidiger der v. Winckel’schen Morphiuminjektionen
tritt Schramm gelegentlich der Diskussion über Meinert’s (73) Vor-
trag auf. Er ist nie in die Lage gekommen, operativ vorgehen zu
müssen. In den Fällen von Tubarschwangerschaft war die Diagnose
durch Abgang einer Decidua gesichert. Jedesmal erfolgte Heilung durch
Anwendung des erwähnten Verfahrens. Klotz erwähnt, dass er einige
Fälle mit dem galvanischen Strom behandelt. Zweimonatliche Ovula
wurden ohne Blutung resorbirt.
Krug (59) dagegen verwirft die verschiedenen Methoden, welche
bezwecken, den Fötus zum Absterben zu bringen, da hiermit noch
keine endgültige Sicherheit für die Genesung der Mutter gegeben ist.
Letztere kann trotzdem noch an akuter Blutung und Anämie oder
Septikämie zu Grunde gehen. Krug räth mit Rücksicht hierauf stets
zu Operiren.
Bove&e (12) erwähnt einen von ihm operirten Fall, welcher für
die Wirksamkeit der elektrischen Behandlung der Extrauteringravidität
charakteristisch ist. Von anderer Seite war sie als erfolgreich be-
zeichnet. Es war zweimal täglich von der Mitte des dritten Monats
an während 31 Tagen elektrisirt worden. Trotzdem nahm das Ab-
domen an Umfang zu. Vom Ende des fünften Monats an kam die
Patientin in die Behandlung Bov&e’s.. Ende des sechsten Monats
wurden p. vag. Skelettknochen entfernt, welche einem ca. fünfmonat-
lichen Fötus angehörten.
Schwangerschaft im rudimentären Nebenhorn eines Uterus bicornis
scheint nicht so selten vorzukommen, wie man gemeinhin annimmt.
Wir finden in diesem Jahre allein acht Fälle mitgetheilt. Fünf der-
selben kamen zur Operation und genasen; die drei vor derselben ge-
borstenen gingen an Verblutung zu Grunde. Bei den vier Kranken
Koblanck’s (54) fand sich kein Kanal im Stiel, welcher das Neben-
horn mit dem Uterus verband. Dagegen konnte Targett (114) einen
solchen konstatiren. Interessant ist ein Fall Gummert’s (41), iv
welchem im vierten Monat der Fötus im Nebenhorn abstarb, einige Zeit
darnach uterine Schwangerschaft eintrat, Abort erfolgte und dann das
rudimentäre Nebenhorn mit Erfolg auf operativem Weg entfernt wurde.
Extrauteriuschwangerschaft ete. 711
Erwähnenswerth ist auch der Fall Schramm’s (98), in welchem die
Schwangerschaft sich bis zum achten Monate entwickelt hatte, dann
der Fötus abgestorben war. Die operative theilweise Entfernung des
Fruchtbalters gestaltete sich sehr schwierig. Es bildete sich im An-
schluss an dieselbe eine Uretero-Uterushornfistel, welche schliesslich ge-
heilt wurde (s. Litteraturverzeichniss).
Rooswinckel bringt in seiner Dissertation aus der Litte-
ratur 12 Fälle von tubouteriner Schwangerschaft zusammen, welche er
ausführlich mittheilt. Weiter erwähnt Verfasser die Simon’sche
Statistik von 40 Fällen, von welchen 16 sicher nicht Tubouterin-
graviditäten heissen dürfen, 15 zweifelhafte Fälle und acht ganz sichere
Fälle sind. Verfasser kritisirt verschiedene Mittheilungen über Fälle,
welche nach seiner Meinung nicht zu der genannten Art von Schwanger-
schaft gehören. Er bezeichnet nur diejenigen Fälle als tubouterine
Schwangerschaft, wo das Ei eingebettet ist in demjenigen Theil der
Tube, der in der Uteruswand verläuft. Er schliesst also aus die Fälle
von Uterushorn- und Tubarschwangerschaft. Die Schwangerschaft im
rudimentären Nebenhorn kann mit der vom Verf. besprochenen Ab-
normität verwechselt werden, da im ersten Fall das rudimentäre Neben-
horn sich sehr stark entwickelt, aber das nicht schwangere Horn
an Grösse nie übertrifft, da es vor der Zeit berstet. Durch diesen
Wuchs der beiden Uterushörner entsteht eine Art von Fundus uteri,
der bei dem nicht schwangerem Uterus mit rudimentärem Nebenhorn
fehlt, da nur die Vereinigung der normal entwickelten Müller’schen
Gänge einen wahren Fundus bilden kann. Dieser Zustand macht
die Verwechslung mit interstitieller scil. tubo-uteriner Schwangerschaft
sehr leicht. Es ist klar, dass je mehr das Ei in dem normal ent-
wickelten Horn in der Nähe der Einmündung des rudimentären
Horns sich befindet, destomehr das Bild der interstitiellen Schwanger-
schaft vorgetäuscht wird. Denn das Ei wird die benachbarten Gewebe,
also auch das normale Horn zu grösserer Entwickelung anspornen.
Der Unterschied zwischen dem Wuchs bei tubo-uteriner Schwanger-
schaft und demjenigen bei Schwangerschaft in dem rudimentären
Nebeuhorn, liegt in der Thatsache, dass im ersten Fall eine Neigung
besteht, einen schräg verlaufenden Fundus zu formen, im zweiten
Fall aber einen horizontal verlaufenden, mit horizontal auslaufenden
Tuben. Im ersten Fall wird auch die Tube mit nach oben ge-
nommen werden, während die Tube der nichtschwangeren Seite tief
im Becken liegen bleibt; im zweiten Fall stehen die Tuben ungefähr
in gleicher Höhe.
‘12 Geburtshilfe. Pathologie der Gravidität.
Verf. theilt zum Schluss einen Fall von tubo-uteriner Schwanger-
schaft mit aus der Leydener Klinik im Jahre 1893. Die Frau hatte
in dem 4. Monat der Schwangerschaft Symptome einer inneren Blutung
gehabt. Der Fötus von sieben Monaten bei einer IV. Gravida lag
in der linken Bauchbälfte, ohne Hüllen. Der Kopf war auf dem
linken Hüftbein zu fühlen, der Steiss unter dem Rippenbogen. Zur
Rechten der Frucht war der vergrösserte Uterus. Man beschloss noch
sechs Wochen abzuwarten, damit das Kind mehr Lebenschancen hätte.
Einen Monat vor dem Ende der Schwangerschaft musste der auf-
tretenden Wehen halber die Laparotomie gemacht werden. Der ver-
grösserte Uterus war in dem letzten Monat stark gewachsen. Das
Kind (41 cm 1,7 kg) lag ganz frei in der Bauchhöhble, war leicht
asphyktisch, wurde zum Leben gebracht. Im Uterus war ein bandteller-
grosses Loch, die Perforationsstelle.e. Weiter war die Diagnose von in-
terstitieller Schwangerschaft ganz klar. Supravaginale Amputation des
Uterus, elastischen Schlauch um die Cervix angelegt und mit dem
Stumpf versenkt. Verlauf für die Mutter ungestört, das Kind starb
50 Stunden nach der Operation,
Verf. meint, dass jede ganz festgestellte nicht zerrissene Extrauterin-
gravidität in einer der ersten Monate Indikation zur Operation bietet.
Bei Ruptur des Fruchtsackes sind zwei Fälle möglich, entweder die
Frau verblutet sofort oder der Collaps wird überwunden und die Pa-
tientin erholt sich. ,
Ist die Schwangerschaft bis zur Mitte fortgeschritten, dann
räth Verf. an, wenn die Frucht todt ist, sofort zu operiren, aber wenn
die Frucht lebt, abzuwarten, nur die Patientin in eine Klinik zu
legen, um in jeder Gefahr sofort zur Operation schreiten zu können.
Tritt keine Gefahr für Mutter oder Kind auf, dann operire man in
einer der zwei letzten Wochen vor dem wahrscheinlichen Ende der
Schwangerschaft. e Doorman (Holland).
ts
wz
D
~
10.
Pathologie der Geburt. 713
VII.
Pathologie der Geburt.
Referent: Dr. Steffeck.
— —
I. Allgemeines.
. Murdoch Cameron, Beziehungen der Lage der Frucht zur Gebärmutter
und Placenta. Intern. Kongr. zu Moskau.
. Chéron, H., Uterus didelphys in seinen Beziehungen zu Schwangerschaft
und Geburt. L'Obstétr. Nr. 2.
. Coe, H. C., Shock in obstetric surgery. Amer. Gyn. and Obst. Journ.
N. Y. Vol. X, pag. 411—446.
. Demelin, L., Des infections amniotiques qui se produisent après la rup-
ture des membranes. Arch. de Gyn. et de Tocol. Tom. XXIII, pag. 679
687.
. Dubois, H., Die Riesenkinder vom geburtshilflichen Standpunkt. Thèse
de Paris, G. Steinheil.
Fabiani, Lesione violente, gravidanza e parto. La Rassegna di Ost. e
Gin. Napoli, Nr. 6 e 9. (Herlitzka.)
Frazer, F., Vagitus uterinus. Lancet, 20. Februar. (Deutliches Schreien
beim Anlegen der Zange. Kind lebend geboren. Ref.)
Gebhard, C., Ueber das Bacterium coli commune und seine Bedeutung
in der Geburtshilfe. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1.
Mc Gee, Künstliche Athmung bei Neugeborenen. Med. record, 8. Mai.
(Erfasst das Kind an den Beinen und am Hals von hinten und bewegt es
schnell auf- und abwärts, d. h. mit Kopf nach oben und Kopf nach unten.
Ref.)
Gmeiner, J., Ueber einen Fremdkörper in den Eihäuten. Prager med.
Wochenschr. Nr. 28. (Nach vorausgegangenem Kaiserschnitt fand sich bei
der nächsten Geburt ein Silberdrahtring in den Eihäuten. Ref.)
. Grauval, Des anteversions et latcroversions utcrines au point de vue
obstetrical. Thèse de Paris.
. Hirons, J. G., Selected cases from one hundred consecutive confine-
ments. Amer. Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 437—441.
. Hoag, J. C., Artificial dilatation of the parturient canal in labor. Amer.
Gyn. and Obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 158—164. (Enthält nur eine
Aufzählung aller bekannten Methoden. Ref.)
. Hofmeister, Ueber Wachsthumsstörungen des Beckens bei frühzeitig
erworbener Hüftgelenkskontraktur. Beiträge zur klin. Chirurgie. Bd. XIX,
Heft 2.
14 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
15. Knapp. L., Geschichtliche Bemerkungen über Bedeutung und Aetiologie
des vorzeitigen Abganges von Mekonium. Arch. f. Gyn. Bd. LIV, Heft3.
16. Köster, G.. Ueber Entbindungslähmungen. Deutsches Arch. f. klin. Med.
Bd. LVIII, Heft 3.
17. Krasser, J., Zur Kenntniss und forensischen Würdigung- der Geburts-
verletzungen. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. Bd. XIII, Heft 2.
18. Lewy u. Thumin, Beitrag zur Verwerthung der Röntgen-Stralilen in
der Geburtshilfe. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 32.
19. Löhlein, Zur Entstehung und Behandlung des Haematoma vulvae der
= Neuentbundenen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 10.
20. Millo, Superfoetatio. Lancet, 13. März.
21. Puech, P., Blutung bei Placenta praevia oder bei normalem Sitz der Pla-
centa. Gaz. des hôp., 12. Jan.
22. Routh, A., Geburten bei paraplegischen Frauen. Geburtsh. Gesellsch. zu
London. 12. Juni.
23. Schwab, Chininum sulfuricum bei Wehenschwäche. Med. moderne, Nr. 3.
24. Strassmann, P., Ueber die Geburt der Schultern und über den Schlüssel-
beinschnitt. Arch. f. Gyn. Bd. LII, Heft 1.
25. Wolfram, W., Ein Beitrag zur Wiederbelebung asphyktischer Neuge-
borener. Centralbl. f. Gyn. Nr. 9.
26. Woodworth, B. G., Practical Obstetrics. Amer. Gyn. and Obst. Journ.
N. Y. Vol. XI, pag. 453.
Cameron (1). Die Lage der Frucht wird, bei normalem Becken
und normalen anderen Zuständen, bedingt durch den Sitz der Placenta
Der Rücken der Frucht liegt an der entgegengesetzten Seite, wie die
Placenta; liegt z. B. die Placenta an der hinteren Wand rechts, so
liegt der Rücken nach links und vorn. Zu dieser Ueberzeugung kam
Verf. durch Beobachtungen bei Kaiserschnitten. Wahrscheinlich spielt
auch bei Querlagen der Sitz der Placenta eine entsprechende Rolle.
Cheron (2). 18 Fälle von Uterus didelphys, welche während der
Schwangerschaft oder der Geburt oder auch lange Zeit nach dem Puer-
perium beobachtet wurden, liegen der Arbeit zu Grunde. Verf. bespricht
1. die Menstruation: dieselbe ist gewöhnlich verspätet und mit Schmerzen
verbunden ` beide Uteri menstruiren meist gleichzeitig; während der
Schwangerschaft der einen Hälfte menstruirt die andere nicht.
2. Schwangerschaft: Von 29 erreichten 24 ihr normales Ende;
in 5 Fällen wurden nach einander Schwangerschaften des einen und
dann der anderen Uterushälfte beobachtet.
3. Geburt: Alle bis auf eine, wo die Laparotomie gemacht wurde,
verliefen per vias naturales. Der nichtschwangere Uterus spielt bei
der Geburt die Rolle eines Fibroms oder einer Ovarialeyste. Die Aus-
treibungsperiode kann sowohl durch den leeren Uterus wie durch
Scheidensepta verlängert werden.
Allgemeines. 715
4. Placentarlösung und Wochenbett: Die Placenta musste unter
18 Fällen zweimal manwell entfernt werden. Das Wochenbett zeigt
keine Besonderheiten.
5. Diagnose: Entweder liegen beide Uteri nebeneinander oder
der leere Uterus liegt im Douglas
6. Therapie: Unter 18 Fällen einmal Zange, einmal Wendung,
einmal Porro. — Der im Douglas liegende leere Uterus muss aus der
Lage befreit, Septa müssen durchtrennt werden.
Demelin (4). 1. Die Länge des Intervalls zwischen Ruptur der
Eihäute und der Geburt ist von grossem Einfluss; eine Infektion ist
häufig, wenn 2—5 Tage dazwischen liegen.
2. Die Länge der Geburtsdauer ist sehr wichtig; bei schnellen
Geburten (nach vorzeitigem Blasensprung) sind Infektionen seltener als
bei langsamen.
3. Häufige innere Untersuchung trägt viel Schuld an der Infektion;
ausser subjektiver Antisepis ist die Desinfektion der äusseren Geschlechts-
theile und der Vagina nach jeder Untersuchung zur Verhütung der In-
fektion nöthig.
4. Tamponade der Vagina nach dem Blasensprung ist wegen
Infektionsgefahr zu vermeiden.
5. Bei Kopflagen sind Infektionen nach vorzeitigem Blasensprung
häufiger als bei anderen Lagen. |
6. Pathologische Beschaffenheit der Genitalien begünstigt eine
Infektion.
7. Das Absterben des Fötus erleichtert eine Infektion. Die
Folgen des vorzeitigen Blasensprungs sind für Mutter und Kind gleich
getährlich. Die Mutter wird der Infektion ausgesetzt und das Kind kann
absterben. Und selbst wenn das Kind lebend geboren wird, so können
sich die Folgen äussern in: 1. Erythemen am Rumpf und an den
Extremitäten, ähnlich dem Erysipel oder in miliaren subepidermoidalen
Abscessen, 2. in multiplen Abscessen, 3. in Nabel-Infektionen, 4. in
Lebererkrankungen (schwerer Icterus) nach umbilicaler Phlebitis, 5. in
Verdauungsstörungen, 6. in Erkrankungen der Respirationsorgane.
Die Therapie bei vorzeitigem Blasensprung hat zunächst zu be-
stehen in: Bettruhe, antiseptischem Verband der Vulva und Abwarten.
Bei erfolgter Infektion: in Beschleunigung der Geburt (bei beweglichem
Kopf mit Kolpeurynter, bei feststehendem Kopf mit dem Ecarteur
von Tarnier). Bei lebendem Kind: peinlichste Sauberkeit, häufige Bäder.
Dubois (5). Die Arbeit stammt aus der Klinik Baudelocque.
Verf. bespricht im Anschluss an 45 Fälle die Aetiologie, Diagnose,
T16 Geburtshilfe. Patholegie der Geburt.
Prognose und Therapie bei Riesenkindern. Als untere Gewichtsgrenze gelten
4900 g. Das schwerste Kind wog 11 kg 300g. Seine Schlussfolgerungen
sind: 1. Früchte von über 6 kg sind sehr selten, 2. in der Aetiologie
spielen Alter der Mutter, Zahl der Geburten, Heredität und möglicher-
weise Lues eine Rolle, 3. differentialdiagnostiecb sind Hydramnios
und mehrfache Schwangerschaft zu nennen, 4. die Prognose für die
Frucht ist zweifelhaft; die Mortalität der Mütter ist hoch, 5. bei der
Geburt entstehen Schwierigkeiten durch die Grösse des Kopfes, des
Schulter- und Trochanteren-Durchmessers.
. Gebhard (8). Nach Züchtungsversuchen auf verschiedenen
Nährböden ist Verf. der Ansicht, dass in der Eihöhle sehr wohl Ver-
hältnisse vorhanden sind, unter denen das Bact. coli c. gedeihen kann
und unter denen es zur rapiden Gasentwickelung kominen kann. Den
Nährboden für das Bact. c. c. bietet nicht allein das Fruchtwasser,
sondern auch die Vernix caseosa, das Amnion, der Nabelstrang und
das abgestorbene Kind selbst. Mithin muss man dem Bact. c. e als
Ursache der Tympania uteri eine hervorragende Rolle beinessen.
Nicht so bei der allgemeinen putrilen Infektion; hier haben die
Anaöroben eine grössere Bedeutung.
Hofmeister (14) stellte seine Untersuchungen mit Hülfe von
Röntgen-Strahlen an einem achtjährigen Knaben mit koxalgisch schräg
verengtem Becken an. Durch eine rechtsseitige Coxitis hatte sich eine
Ankylose des Oberschenkels in Adduktions-, Innenrotations- und
Flexionsstellung entwickelt; die Gelenkpfanne ist leer und der Ober-
schenkelkopf steht 5 cm oberhalb und hinter der Pfanne. Die rechte
Beckenseite zeigt nun gegenüber der linken eine stark vermehrte Neigung.
Verf. ist der Ansicht, dass für das Zustandekommen eines so ver-
änderten Beckens nicht allein die Uebertragung der Rumpflast auf die
gesunde Seite Schuld ist, sondern dass die pathologische Stellung der
Extremität eine grosse Rolle dabei spielt.
Knapp (15) berichtigt die Bemerkung Rossa’s, dass man den
Mekonium-Abgang als Zeichen bestehender Asphyxie erst bei Sch wart:
(die vorzeitigen Athembewegungen, Leipzig 1858) zum ersten Mal er-
‚wähnt findet. Nach Verf. Studien findet sich schon in Völtern’s
„neueröffnete Hebammenschul“ aus dem Jahre 1687 die Angabe, dass
den deutschen Hebammen der Abgang des „Beches“ als Zeichen
für den bevorstehenden Tod des Kindes längst bekannt ist.
Köster (16). Die Entbindungslähmungen zerfallen in cerebrale,
spinale und peripherische Lähmungen. Die cerebralen Lähmungen
Gliederstarre; Abducens- zusammen mit Facialis--Lähmung) entstehen
Allgemeines. 717
durch Blutungen in die weichen Hirnhäute und Hirnsubstanz in Folge
langdauernder Geburten oder Zangen - Extraktionen. Die spinalen
Lähmungen sind meist die Folge von Verletzungen des Rückenmark:
sowohl bei spontanen Geburten wie bei forcirten Extraktionen. Die
Kinder sterben gewöhnlich kurz nach der Geburt. — Eine weit bessere
Prognose haben die peripherischen Lähmungen; die häufigste Form, die
Facialislähmung, entsteht entweder durch Druck eines Zangenlöffels
oder durch fehlerhafte Kopfeinstellung. Lähmungen der oberen Ex-
tremitäten sind selten; sie entstehen durch Drusk auf den Plexus
brachialis entweder durch die Zange oder durch die in die Schulter
eingehakten Finger. Eine Behandlung dieser Lähmungen ist möglichst
früh einzuleiten.
Krasser (17) theilt folgende sechs Fälle mit:
1. Fahrlässige Tödtung eines Neugeborenen durch schwere Ver-
letzungen des Kopfes, während der Geburt beigebracht.
2. Oberarmverrenkung durch Wendungsversuche seitens einer
Afterhebamme.
3. Druckmarke am Kopf; Leber- und Lungenruptur — wahrschein-
lich in Folge von meohanischer Fruchtabtreibung.
4. Ringförmiger Druckstreifen an der Kopfhaut einer fünfmonat-
lichen Frucht, durch den Muttermund entstanden (Fruchtabtreibung
durch äussere Umstände auszuschliessen).
5. Zerreissung einer Frucht durch Selbsthilfe bei der Geburt.
6. Abreissen der Wirbelsäule und Zerquetschung der Leber bei
einer 5—6 monatlichen Frucht in Folge von Zug an den Beinen.
Lewy und Thumin (18) berichten über Aufnahmen von Becken
mit Hilfe von Röntgen-Strahlen. Die Bilder zeigen die absoluten
Maasse der wichtigsten Durchmesser, der Conj. vera und der queren
Durchmesser des Ein- und Ausganges in perspektivischer Verzerrung.
Durch einen Messapparat und eine Berechnungsformel erhält man die
richtigen Werthe.
Löhlein (19) hat das Haematoma vulvae in fünf Fällen beob-
achtet, von denen zwei ausführlich mitgetheilt werden. In dem einen
der Fälle trat die Blutgeschwulst nach Zangenentbindung, in dem
anderen nach Sturzgeburt auf. In beiden Fällen blutete es nach aussen
aus kleinen Einrissen der Schleimhaut und Verf. entschloss sich daher
zur Incision mit nachfolgender Tamponade, wie er denn überhaupt für
grössere Hämatome die operative Behandlung angewendet wissen will.
Millo (20) fand neben einem Fötus, der etwa aus der 16. Woche
stammte, ein vollkommen frisches und unverletztes Ei aus der siebten
‘18 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Woche. Da die Frucht des letzteren völlig frisch und gesund erschien,
hält er es für ausgeschlossen, dass dieselbe länger abgestorben im Uterus
retinirt geblieben wäre.
Routh (22). Bei einer Multipara mit Fraktur des sechsten Rücken-
wirbels und völliger Lähmung der unteren Körperhälfte trat die Ent-
bindung am 261. Tage ein ohne die geringste Schmerzempfindung der
Frau. Die Wehen waren nicht regelmässig; die erste Geburtsperiode
dauerte 10 Stunden, die zweite 31/4 Stunden und die Nachgeburtsperiode
fünf Minuten. ‚Involution des Uterus und Milchsekretion waren normal.
Wie eine Durchsicht der Litteratur ergiebt, kann bei Paraplegie auch
Conception eintreten; in dem eitirten Fall war die Lähmung erst im
siebenten Monat acquirirt.
Schwab (23) behauptet vom Chininum sulf. eine Wehen beför-
dernde Wirkung, sobald erst einmal die Geburt begonnen hat. Im
Gegensatz zu Secale soll es keinen Tetanus uteri, sondern wirkliche
Wehen hervorrufen. Die übliche Dosis ist 0,5 g zweimal während
10 Minuten. Die Wirkung tritt gewöhnlich nach !/s Stunde ein.
Nach Strassmann’s (24) Erfahrungen erfolgt der Durchtritt
der Schultern stets so, dass sich zunächst die vordere Schulter an der
Symphyse anstemmt und dass dann die hintere über den Damm schneidet.
Unter normalen Verhältnissen ist es rathsam, nach der Geburt des
Kopfes ruhig eine Wehe abzuwarten und unter Emporheben des Kopfes
und Stützen des Dammes den Durchtritt der Schultern spontan sich
vollziehen zu lassen. Genügt die Wehe nicht, oder droht dem Kinde
Gefahr, so soll man die Schultern durch Druck von aussen durchs
Becken treiben. Bei ausgesprochenem räumlichen Missverhältniss, ent-
weder in Folge engen Beckens oder zu starker Entwickelung des Kindes
oder in Folge von Missbildungen liefert die Durchschneidung eines oder
beider Schlüsselbeine mit einer Siebold’schen Scheere ein vortrefflicher
Mittel, die Extraktion der Schultern zu bewerkstelligen.
Wolfram (25) empfiehlt bei Asphyxie folgendes Verfahren: das
Kind wird mit hängendem Kopf auf den Schooss gelegt; die linke
Hand ruht auf dem Brustkorb, die rechte umfasst die Beine. Die Ober-
schenkel werden nun, unter gleichzeitigem Druck der linken Hand,
dem Thorax genähert — dadurch entsteht das Exspirium; umgekehrt
das Inspirium.
Woodworth (26) empfiehlt bei verstrichenem Muttermund statt
der Zange die bimanuelle Expression, angewendet bei jeder Wehe —
oft mit überraschendem Erfolg.
Störungen von Seiten der Mutter. 719
II. Störungen von Seiten der Mutter.
A. Die Geburt des Kindes betreffend.
1. Vulva und Vagina.
1. Eberlin, Kongenitale Obliteration der Vagina als Geburtshinderniss. Rev.
intern. de med. et de chir. Nr. 10.
2. Everke, Perforirende Scheidenzerreissungen während der Geburt. Intern.
Kongr. zu Moskau.
3. Ferraresi, I setti trasversali della vagina sotto il rapporto della origine
congenita, della proiezione vaginale e della importanza ostetrica. Ann.
di Ost. e Gin. Milano, Nr. 2, 6, 67, 9, 10, 11, 12. (Herlitzka.)
4. Lambertenghi, A proposito di un caso di lacerazione centrale del
perineo durante il parto. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 1, pag. 22.
(Herlitzka.)
Poroschin, M., Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei er-
worbenen Scheidenverengerungen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 40, pag. 1224
—1227.
6. Poroschin, Fall von Schwangerschaft und Geburt mit ciner narbigen
Striktur der Scheide komplizirt. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej.
Juni. (Spontane Geburt, bei Untersuchung zwei Monate p. p. kein Reci-
Vi
$
div der Striktur.) (V. Müller.)
7. Totesch, Colporrhexis sub partu. Protokolle und Arbeiten der Gesell-
schaft Cherson’scher Aerzte für 1895 —96. (V. Müller.)
d Wettergren, Carl, Haematoma vulvae et vaginae intra partum etc.
Eira. 21. Jahrg. Nr. 18, pag. 603—9. (Wettergren’s Fall von Haema-
tomae vulvae zeichnet sich nicht nur durch die bedeutende Grösse der
Geschwulst aus („wie der Kopf einer achtmonatlichen Frucht“), sondern
war auch durch Pblebitis beider Unterextremitäten und wiederholte Lungen-
embolien komplizirt. Spontane Berstung der Blutgeschwulst am dritten
Tage p. p. Heilung nach langer Rekonvalescenz.) (Leopold Meyer.)
Eberlin (1) fand bei einer Primipara den Introitus durch eine
dicht hinter dem Hymen liegende Membran vollständig verschlossen.
Nirgends eine Spur von einer Oeffnung, nur in der Mitte eine kleine
Narbe; die Dicke der Membran 1 cm. Verf. glaubt, dass die Mem-
bran beim Coitus zerstört wurde und später wieder zusammenheilte.
Derartige kongenitale Obliterationen sind nur drei in der Litteratur
beschrieben.
Everke (2) beobachtete drei Scheidenzerreissungen bei Geburten.
Aetiologisch spielt das enge Becken die Hauptrolle. Ist die Frucht in
die Bauchhöhle ausgetreten, so ist die Laparotomie zu machen, sobald
sich die Frucht nicht von unten leicht extrahiren lässt. Die Naht
CH) Geburtshilfe. Patholovie der Geburt.
des Risses von der Scheide aus ist leichter als von der Bauch-
höhle aus.
Im FallePoroschin’s (6) sass die transversale Membran im oberen
Drittel der Scheide und wurde schon vor dem Eintritt der ersten
Schwangerschaft konstatirt. Als Mädchen hatte die Frau schon lange
Jahre an Ausfluss gelitten. Schwangerschaft trat sehr bald nach der
Verheirathung ein und wurde vollkommen exspektativ behandelt. Im
letzten Monat fand man die Vagina trichterförmig nach oben verengt
und im oberen Drittel durch eine Membran mit kleiner spaltförmiger
Oeffnung verschlossen. Kurz vor dem Beginn der Wehen war die
Membran weicher und die Oeffnung für einen Finger passirbar. Im
Beginn der Austreibungsperiode genügte ein manueller Erweiterungsver-
such, um die Membran durch Zerreissen zum Schwinden zu bringen.
Geburt dann durch Zange beendet. Zwei Monate nach der Entbindung
nur noch Andeutungen der früheren Membran zu konstatiren.
(V. Müller.)
2. Cervix.
l. Fieux, G., Quelques cas de rigidité spasmodique du col traités par la
rupture des membranes. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII,
pag. 431—441.
2. Kraków, Ein Fall von Schwängerung und Entbindung durch eine Scheiden-
cervixfistel. Medycyna, pag. 465. (Neugebaner.)
3. Meyer, H., Ein Fall von Oedema acutum cervicis parturientis. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 35.
4. Muggia, R., Sopra D ipertrofia del collo uterino come causa di distocia.
Rivista di ost., gin. e ped. Torino, Nr. 6 e 7. (Muggia betont, dass
die Hypertrophie des Collum uteri immer Distocio während der Geburt
erzeugt. Er schlägt in diesen Fällen als prophylaktische Behandlung die
Amputatio colli in der Schwangerschaft vor.) (Herlitzka.)
>. Pobedinsky, Sur le traitement du cancer du col pendant la grossesse
et l'accouchement. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVII, pag. 231—266.
Fieux (1) empfiehlt entgegen der allgemeinen Ueberzeugung bei
rigidem Muttermund die Sprengung der Blase als bestes Mittel zur
Erweiterung. In fünf Fällen, wo die Erweiterung 9—59 Stunden auf
sich warten liess, kam der Muttermund nach Sprengung der Blase in
1—5!/g Stunden zum Verstreichen.
Nach Meyer (3) zeigte sich bei einer IV para gleich nach Be-
ginn der Wehen vor der Vulva ein faustgrosser bläulicher Tumor, aus
dem seröse Flüssigkeit aussickerte.e Der Stiel der Geschwulst setzte
sich in die vordere Partie des Cervix fort. Es handelte sich demnach
um ein kolossales Oedem der vorderen Muttermundslippe. Die durch das
Störungen von Seiten der Mutter. «21
Oedem verzögerte Eröffnungsperiode wurde durch vorsichtiges Anlegen der
Zange am tief stehenden Kopf abgekürzt. Involution ganz so normal
wie sonst,
Kraków (2) beschreibt eine sehr seltene Beobachtung aus Neu-
gebauer’s Klinik. Eine 22jährige Frau hat einmal im dritten Monate
abortirt, wobei die Eireste von einem Arzte instrumentell entfernt worden
sein sollen. Sie meldete sich zwei Jahre später wegen ständigen Aus-
flusses aus der Scheide und Sterilität. Uterus antevertirt mit spitz-
kegelförmiger Vaginalportion und sehr enger Oeffnung. An der hin-
teren Wand der Portio vaginalis findet sich 2 cm oberhalb des äusseren
Muttermundes eine Delle und Oeffnung, eine Fistula cervico-vaginalis
laqueatica (L. Neugebauer), welche bequem die Sonde in den Uterus
eindringen lässt. Mehrmalige Anfrischung der Ränder dieser Fistel
und Nahtverschluss führten nicht zur Verheilung, weil das Gewebe
eminent rigide war und die Gewebsspannung eine sehr grosse. Es trat
nun, nachdem die Fistelöffnung in Folge der mehrmaligen Anfrischung
grösser geworden war, Conception ein. Die Schwangere fürchtete, nicht
austragen zu können und kam deshalb in die Ambulanz, wo ihr ge-
rathen wurde, ruhig alles Weitere abzuwarten und zur Entbindung so-
fort Hilfe zu verlangen; sie ging jedoch dann zu einem anderen Arzte,
der aus unbekanntem Grunde ihr einen künstlichen Abort anrieth. Die
Kranke ging jedoch darauf nicht ein. Kraków wurde zur Entbindung
geholt, nachdem bereits vor einer Stunde das Wasser abgeflossen war.
Die Geburt stand nach Aussage der Hebamme still, der Kopf war in
den Mutterhals eingetreten und drang auf die Fistelöffnung ein, die
den Eindruck eines beinahe ganz eröffneten Muttermundes machte. Der
eigentliche Muttermund jedoch lag weiter nach vorn und zwischen ihm
und der Fistelöffnung überspannte eine muskulöse fleischige Brücke den
vordringenden Schädel. Kraków durchschnitt dieselbe mit einem
Scheerenschlag, worauf der Kopf schnell herabtrat. Da er jedoch im
Ausgange stehen blieb, folgte eine Beckenausgangszange im Interesse
des Kindes.
Kraköw vernähte die durchschnittene Brücke nicht sofort, da sie
nicht blutete und kein Grund zu sofortiger Vernähung vorlag. Gilattes
Wochenbett.
Folgen Bemerkuugen über die Cervicovaginalfisteln auf Grund der
Beschreibung Neugebauer’s (Arch. f. Gen Bd. XXXIII—XXXV).
Neugebauer beschrieb 1890 eine genau ebensolche Fistel, die nach
einem instrumentell hervorgerufenen Abort entstanden war. Es folgte
später noch ein spontaner Abort. Bei Aufnahme in die Klinik fand
Jahresber. f. Gynäkologie u. Gebartah. 1897. 46
122 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Neugebauer den Muttermund sehr eng, die an der hinteren Cervikal-
wand befindliche Fistel hingegen liess den Zeigefinger ein, war 2 cm
lang und (ls cm breit. Es gelang, diese Fistel operativ zu ver-
schliessen, nach zweimaliger Anfrischung jedoch erst. In beiden Fällen
spricht alles für traumatischen instrumentellen Ursprung der Fistel.
Ausser diesen beiden Fällen kennt Neugebauer nur noch einen ein-
zigen dritten analogen, den Fall von Nordmann (Arch. f. Gyn.
Bd. XXIX). Die Frau hatte zweimal im siebenten Monate spontane
Frühgeburt durchgemacht und war der Gatte luetisch. Nordmann,
an den sich die Kranke wegen weissen Flusses gewandt hatte, kon-
statirte eine Üervicovaginalfistel an der hinteren Wand des Collum
uteri. Da weder makroskopisch noch mikroskopisch sich irgend eine
andere Aetiologie für die Fistel erhärten liess, wurde ihre Ent-
stehung von Nordmann auf ein Trauma sub partu bezogen. Nord-
mann erwähnt hier einen Fall von Piering aus der Prager Klinik,
wo ein Kind durch einen Querriss der hinteren Cervikalwand geboren
wurde und zwar im sechsten Schwangerschaftsmonate.
Zum Schluss folgen einige Bemerkungen über die Druckusuren
sub partu als Ursache von Cervikalfisteln, welche nach Neugebauer
beinahe in 5°/o aller Fälle die Blasenscheidenfisteln, namentlich die
höher oben nahe am Collum uteri liegenden begleiten. Die Cervico-
vaginalfisteln, welche oft hinterbleiben als Rest eines nur im unteren
Theile spontan verheilten Collumlängsrisses erwähnt Kraków an dieser
Stelle nicht. (Neugebauer.
3. Uterus.
1. Bowen, S., Ante-partum hour-glass contraction of the uterus. Tr. of
the Wash. Obst. Soc. 14. Dez. 1896.
2. Burton, K. H., Complete inversion of the uterus on the fifth day after
confinement, with recovery. Amer. Journ. of obst. N. Y. Vol. XXXVI.
pag. 548.
3. Griziotti, Utero arcuato e presentazione podalica ripetuta. Ann. di
Ost. e Gin. Milano Nr. 1. (Im Falle von Griziotti handelt es sich um
eine V para, bei welches alle Geburten mit Steisslage verliefen. Verf. findet
den Grund der Wiederholung dieser Lagen im Uterus, welcher arcuatus
oder subseptus war. Die Entstehung dieser Uterusform ist im Becken zu
suchen, welches im queren Durchmesser erweitert war, da eben bei
solchen Becken öfters auch der Uterus im queren Durchmesser grösser
als normal ist.) (Herlitzka.)
4. Gurwitsch, Geburtsfall bei fehlerhafter Entwickelung der Geschlechts-
organe. Eshenedelnik. Nr. 40. (V. Müller.)
5. Harrison, A case of inversio uteri post partum. Amer. Gyn. and Obst.
Journ. N.Y. Vol. X, pag. 638—642.
Störungen von Seiten der Mutter. 123
6. Jakesch, W., Partus bei Uterus bicornis duplex subseptus bicollis cum
vagina duplice. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24.
7. Laurent, Inversion utérine traitée par l'hysteréctomie. Presse méd.,
9. Jan.
8. Marx, S., Inversion of the puerperal uterus. Amer. Gyn. and Obst. Journ.
N. Y. Vol. XI, pag. 415—420.
9. Maygrier, M., Insertion du placenta sur une tumeur uterine, probable-
ment de nature fibromateuse. Soc. obst. et gyn. de Paris. 14. Jan. (An
der Insertionsstelle der Placenta im unteren Uterinsegment fand sich ein
erweichtes Fibrom. Tod an Verblutung. Ref.)
10. Noto, Utero biloculare od uterus septus causa di ripetute presentazioni
del piano laterale. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 9.
11. Pujol, G., Un cas de grossesse dans un utérus fibromateux. Arch. de
Gyn. et de Toc. Paris. Tom. XXIII, pag. 687--691. (Spontane Geburt.
Tod am dritten Wochenbettstago an Infektion oder Urämie. Ref.)
12. Sekowski, Schwangerschaft und Geburt bei einem Uterus duplex. Gaz.
lekarska, pag. 773, 805. (Sekowski beschreibt zwei eigene Beobach-
tungen von Schwangerschaft und Geburt bei Uterus duplex und knüpft
daran einige allgemeine Bemerkungen.) (Neugebauer.)
13. Sjöberg, Zwei Fälle von Inversio uteri. Hygiea, Nr. 348.
14. Smith, H., Abreissen des invertirten Uterus. Brit. med. Journ., 12. Juni.
15. Surowtzeff, Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei Ent-
wickelungsfehlern der Genitalia (Uterus bilocularis. Vagina septa. Integrität
des Hymen). Wratsch. Nr. 3. (V. Müller.)
Von Publikationen über Uterusinversion liegen folgende vor.
Burton (2). 24jährige Primipara; spontane Geburt. Am
fünften Wochenbettstage nach einmaligem Aufstehen völlige Inversion
des Uterus. Zunächst nur Zurückschieben des Uterus in die Vagina;
erst nach 14 Tagen völlige Reponirung in Narkose.
Harrison (5). Die Inversion des Uterus trat bei einer III. para
nach leichter Wendung °/ı Stunden nach der Geburt des Kindes
ein. Während dieser Zeit starke Blutung aus dem Uterus, die durch
Reibungen beherrscht wurde. Plötzlich nach einer Wehe totale In-
version. Verf. glaubt, dass bei Atonie des Uterus durch das Gewicht
der zum Theil gelösten Placenta plus dem hinter ihr angesammelten
Blut eine Inversion herbeigeführt werden kann.
Sjöberg (13). 1. 26jährige IV. para. Schnelle spontane
Entbindung; ziemlich schneller Abgang der Nachgeburt „ohne kräf-
tigeren Zug an der Nabelschnur“ seitens der Hebamme. Völlige Uterus-
invertion, die leicht ganz reponirt werden kann. Tod an Verblutung
binnen zehn Minuten. 2. Anämische I. para; spontane Geburt;
Abgang der Nachgeburt verzögert. Deshalb Massage des Fundus
46*
124 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
„ohne nennenswerthen Zug“ am Nabelstrang seitens der Hebamme.
Völlige Inversion — leichte Reponirung. Trotzdem ebenfalls Tod.
Smith (14). Sturzgeburt in vornüber gebeugter Haltung. Aus
der Scheide herausragend ein grosser Tumor, den die Hebamme für
den Kopf eines Zwillings hielt. 3/4 Stunden lang zog die Hebamme
an der Geschwulst, bis sie dieselbe herausbrachte. Der Tumor war
der abgerissene invertirte Uterus mit dem Lig. latum und der Tube
der einen Seite. Blutung gering. Tamponade der Vagina. Heilung.
Marx (8) berichtet über drei Fälle:
1. IV. para; normale Geburt bis der Kopf im Ausgang steht.
Dann plötzlich starke Blutung in Folge inkompleter Uterusinversion.
Forceps; Kind lebend. Nabelschnur sechs Zoll lang. Placenta ma-
nuell gelöst; Uterus-Tamponade; Heilung. Ursache der Inversion war
die kurze Nabelschnur.
2. I. para; spontaner Abort im 6. Monat. Frucht und Pla-
centa spontan ausgestossen, gleichzeitig totale Inversion. Der Uterus
wird in die Vagina zurückgebracht und die Scheide tamponirt. Nach
zwei Tagen abdominale Hysterektomie mit Drainage nach der Vagina
hin. Heilung.
3. I. para; normaler Verlauf, bis wegen Wchenschwäche die
Zange angelegt wird. Placenta &xprimirt. Bald darauf Schrei,
starke Blutung, Uterus ganz invertirt in Vagina, kann nicht reponirt
werden. Eine Stunde später Exitus.
Jakesch (6). Bei einer I. para, die schon drei Tage vergeb-
lich gekreisst hatte, fand sich eine doppelte Vagina, ein doppelter
Cervix und ein Uterus bicornis subseptus. Der Kopf der Frucht sass
im linken Uterushorn, der Rumpf und die Placenta im rechten. Der
Kopf war stark nach links abgewichen, beweglich über dem Becken-
eingang; der linke Cervikalkanal für eine Hand durchgängig; Kind
abgestorben. Verf. machte unter grossen Schwierigkeiten die Perforation
und Kranioklasie; weitere Schwierigkeiten bot die Extraktion des
Rumpfes, der immer noch in der rechten Uterushälfte gelegen war und
dort durch das vorspringende Septum zurückgehalten wurde. Endlich
gelang es neben dem Kopf die Hand bis zu den Schultern heranzubringen
und diese in den linken Uterus hinüber zu leiten. Hiermit waren die
grossen Schwierigkeiten beboben. Placenta manuell gelöst. Glatter
Verlauf.
Di
—]
11.
12.
13.
14.
=]
T
©
Störungen von Seiten der Mutter.
4. Enges Becken.
. Adenot, Kyphoskoliotisches Becken. Lyon med. 1896, 1. Nov.
. Bruschi, Vizio di bacino, applicazione di forcipe, gangrena dei genitali,
Endometrite, Enterite ulcerosa, Terapia, Guarigione. Arch. di Ost. e Gin.
Napoli. Nr. 7. (Herlitzka.)
. Budin, P., Photographie par les rayons X d'un bassin de Naegelé. L’Obst.
6. Jabrg. 15. Novbr. (Eine wohl gelungene Abbildung eines schräg ver-
engten Beckens an der Lebenden mit Hilfe von Röntgen-Strahlen. Ref.)
. Cianciosi, Considerazioni sul parto nei bacini ristretti. Bullettino delle
scienze mediche. Bologna. Fasc. 315. (Aus dem Berichte von Cianciosi
über 155 Fälle von engem Becken ergiebt es sich, dass er die künstliche
Frühgeburt mit Symphyseotomie der Sectio caesarea vorzieht und dass
er immer die Walcher’sche Lage benützt, da man mit dieser eine grössere
Beweglichkeit der Gelenke und so eine gewisse Erweiterung des Beckens
erhält.) (Herlitzka.)
. Cioja, Del bacino piatto per lussazione doppia coxofemorale. Gazzetta
degli Ospedali. Sem.2°. (Cioja behauptet, dass ein Becken mit bilateraler
Häftgeleuksluxation ein plattes Becken sein muss. Solche Becken zeichnen
sich durch folgenden Charakter aus: 1. Verkürzung der Con). vera (—7 cm).
2. Starke Neigung. 3. Verlängerung der queren Diametra des Beckenein-
ganges und jener des Beckenausganges. 4. Verkürzung des Beckentrichters.
5. Ossa ilei viel senkrechter als normal.) (Herlitzka.)
. Dobbin, G., Tho frequency of contracted pelvis in the Obstetrical service
of the Johns Hopkins Hospital. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI,
pag. 145—164. (Die Zahl der engen Becken nähert sich der an deutschen
Kliniken. Ref.)
. Elischer, J. (Budapest), Nehéz szūlés utáni complicatiók. Közkórházi
Orvostársulat. Nov. 10. (Eingehende Schilderung eines schweren Geburts-
falles bei allgemein verengtem Becken.) (Temesväry.)
. Fieux, G., Version appliqué a un cas de retr&cissement du bassin. Ann.
de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 385—388. (Die Wendung
und Extraktion gelangen relativ leicht. Das Kind, bis dahin gesund, starb
am dritten Tage an den Folgen meningealer Blutung. Ref.)
Fournier, G., Dystocie dans un cas de scoliose. L’Obstetr. Paris, Nr. 5,
pag. 385—3897.
. v. Herff, Spondylolisthetisches Becken. VII. Versamml. d. deutsch. Ge-
sellsch. f. Gyn. Leipzig.
Kouwer, Partus by emd woms met Kyphotisch bekken. Nederl. Tydschr.
v. Verlosk. en Gyn. VIII. Jaarg., pag. 309. (A. Mynlieff.)
Klien, B., Die geburtshilfliche Bedeutung der Verengerungen des Becken-
ausganges, insbesondere des Trichterbeckens. Samml. klin. Vorträge. N. F.
1896, Nr. 169.
— Zur Messung des Beckenausganges. Centralbl. f. Gyn. Nr. 5.
La Torre, Una nuova classificazione dei bacini viziati. R. Istituto lom-
bardo di scienze e lettere. Fasc. 45, pag. 450. (Herlitzka.)
— F., Une nouvelle classification des bassins viciés. L’Obstetr. Paris.
Nr. 5, pag. 405—419.
126 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
16. Lewitzky, Weibliches kyphotisches, nicht rhachitisches Becken. Jurnal
akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober. (V. Müller.)
17. Matzejewsky, Ueber die prophylaktische Wendung bei engem Becken
und deren Verhältniss zur abwartenden Methode. Jurnal akuscherstwai
shenskich bolesnei. Januar u. Februar. (V. Müller.)
18. Pestalozza, Fréquence relative et formes les plus usuelles des rétré-
cissements du bassin. Rapport au Congrès Internationale de Genève.
19. Sawanewsky, Fall von künstlicher Frühgeburt bei allgemein verengtem
Becken. Medizinskoje obosrenie. April. (V. Müller.)
20. Treub, H., Le bassin dans la luxation coxofemorale. Leyden.
Fournier (9). In einem Fall von dorsaler und dorso-Jumbarer
Skoliose musste die Geburt wegen Nichteintretens des Kopfes mit hoher
Zange beendet werden, obwohl das Becken nur sehr wenig verändert
war und obwohl zwei Geburten spontan verlaufen waren. Verf. schiebt
die Dystocie auf eine Abknickung der Halswirbelsäule des Kindes zu
seiner Rückenwirbelsäule und glaubt in solchen Fällen von Geburts-
störung durch Graderichtung der ganzen Wirbelsäule des Fötus mit
Hilfe von entsprechender Lagerung der Mutter das Hinderniss
heben zu können. (Ob aber seine theoretischen Erwägungen praktischen
Werth haben, ist sehr zu bezweifeln, da ja bekanntlich alle fehlerhaften
Neigungen des Kopfes nur selten und schwer, selbst durch kombinirte
Handgriffe zu korrigiren sind).
Klien (12). Die geburtshilfliche Bedeutung der Verengerungen
des Becken-Ausgangs, speziell des Trichterbeckens, ist bisher zu stief-
mütterlich behandelt worden. Es lag dies daran, dass eine geeignete
Messung der Durchmesser des Ausgangs nicht existirtee Klien hat
diesem Bedürfniss abgeholfen (siehe Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. 2,
Heft 3).
Die Normalmaasse der wichtigen Durchmesser des Ausgangs sind
nach Klien:
Für die äussere Conj. der Beken-Enge . . . . 12,5 cm,
also für die innere , ei re a ee ED y
für die Dist. tuber. . . . 10 ,
für den Abstand der Dist. ib: vom Dre arcuat . 6 ,
— » » von der Aussenfläche
der Kreuzbeinspitze . —— 1
also für d. Abstand d Dist. tub. von dei Innentläche 9,75 „
Abweichend von den früheren Methoden der Messung hebt Verf.
mit Recht hervor, dass es für alle Störungen des Geburtsverlaufs im
Storungen von Seiten der Mutter. 127
Beckenausgang ankommt auf den geraden Durchmesser der Becken-
Enge. Deshalb giebt Klien folgende neue Eintheilung des Trichter-
beckens:
A. Trichterbecken mit normal grosser oder wenig verengter Conj.
der Beckenenge, bei denen
1. die Distant. tub. nur relativ verkürzt ist, dagegen der
innere hintere Sagittaldurchmesser des Ausgangs so klein ist,
dass, beides zusammengenonmen, eine spontane Geburt nicht
möglich ist,
2. die Distant. tub. an und für sich absolut zu klein ist,
um den Kopf durchtreten zu lassen.
B. Trichterbecken mit absolut zu kleiner Conjugata der Becken-Enge
1. ohne gleichzeitige Verkürzung der Ausgangsdurchmesser,
2. mit gleichzeitiger Verkürzung derselben.
Die klinische Bedeutung dieser Arten des Trichterbeckens wird
theils durch praktische Erfahrungen, theils theoretisch erläutert. Die
Erfahrungen gipfeln in Folgendem:
1. Bei annähernd normaler Conjugata der Becken-Enge und
normalem Sagittaldurchmesser des Ausgangs wird für Schädellagen
kein geburtshilfliches Hinderniss geschaffen, wenn die Dist. tub. 9,4
bis 9,0 beträgt; die Grenze liegt bei einer Dist. tub. von 9,0—8,0 cm.
Beim nachfolgenden Kopf dagegen können bei diesen Maassen
schon Störungen ernster Art eintreten.
2. Bei annähernd normaler Conjugata der Becken-Enge, aber
bei Verkürzung des hinteren Sagittaldurchmessers des Ausgangs unter
9 cm, darf die Dist. tub. nicht unter 8 cm sinken. Sonst tritt Gebär-
unmöglichkeit ein.
3. Ist die Dist. tub. unter 8 cm, so giebt diese Verkürzung
allein ein absolutes Hinderniss.
4. Eine Conj. der Becken-Enge bis zu 9 cın erlaubt noch
die Möglichkeit einer Geburt; unter 9 cm ist sie absolut zu eng.
5. Bei absoluter Verkürzung der Conj. der Becken-Enge ist
eine Verkürzung der Ausgangsdurchmesser ohne Belang, weil ohne-
hin schon eine spontane Geburt unmöglich.
Auf die Beschaflenheit des Schambogen winkels kommt nicht
viel an; denn ist dieser zu eng, so kann sich der Nacken anstemmen
und das Hinterhaupt dreht sich erst später nach vorn. Alle diese
Aougaben passen nur für Schädellagen; bei Becken-, Vorderhaupts-
und Gesichtslagen verschieben sich die Verhältnisse ungünstiger;; bei
(28 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Kleinheit des Schädels dagegen gestalten sie sich günstiger als an-
gegeben.
Therapeutisch ist zu bemerken, dass ein Zangenversuch im All-
gemeinen gemacht werden kann bei einer Dist. tub. bis zu 8 cm; unter
8 cm kommt die Perforation, resp. Symphyseotomie und Sectio cae-
sarea in Betracht. Bei einer Dist. tub. unter 5,5 cm ist die Sectio
caesarea absolut indizirt.
Bei Schieflagen ist die Wendung auf den Kopf der auf die Füsse
vorzuziehen. Falsch ist bei Schädellagen die Wendung auf die Füsse.
Bei nachfolgendem Kopf ist stets die Zange zu versuchen, wenn die
anderen Handgriffe versagen. In der Gravidität kommt die künstliche
Frühgeburt in Frage bis zur Dist. tub. von 6,5 cm.
Klien (13) tritt in diesem Aufsatz dem von anderer Seite er-
hobenen Vorwurf entgegen, dass das von ihm angegebene Instrument
zur Messung des Ausgangs nicht praktisch sei und dass seine Mes-
sungen zu komplizirt seien. Er bevorzugt sein Instrument zur Be-
stimmung der Distantia tuberum entschieden vor dem Tasterzirkel. Es
eignet sich ausserdem zur Messung aller drei wichtigen Abstände:
nänılich für die Distantia tuberum, deren Entfernung von der äusseren
Fläche der Kreuzbeinspitze und für die äussere Conjugata der Becken-
Enge. Die Innenmaasse der beiden letzten Durchmesser erhält man
durch Abzug von je 1 cm.
La Torre (14). Nach Verf’s Ansicht ist die einzig richtige
Eintheilung der Becken nach der Form derselben. Er schlägt vor
drei Typen von Formen zu wählen:
1. die ovale,
2. die trianguläre,
3. die atypische.
Als Eintheilung der Becken empfiehlt er demnach:
1. Transversal-ovales Becken (Conj. verkürzt): Zurückbleiben
der Entwickelung, einfache oder rhachitische Veränderungen des
Beckens, doppelte Hüftgelenks-Luxation.
2. Schräg-ovales Becken (einer der beiden schrägen Durchmesser
verkürzt): Zurückbleiben der Entwickelung einer Sacro-iliacal-
Symphyse, Beschädigung eines Beines.
3. Grad-ovales Becken (transversaler Durchmesser verkürzt):
Zwurückbleiben des Knochengerüsts im Allgemeinen, ferner der
beiden sacro-iliacalen Symphysen, Kyphose.
4. Trianguläres Becken (mehrere Durchmesser verkürzt): Starke
Verkrümmung der Knochen durch Rhachitis oder Osteomalacie.
Störungen von Seiten der Mutter. 729
5. Atypisches Becken: Verletzungen der Wirbelsäule, rhachitische
Skoliose und Kyphose, Eiterungen oder Frakturen der Wirbel
oder der Beckenknochen, Spalt in der Symphyse.
Treub?’ s (20) Arbeit basirt auf genauer Untersuchung von
33 Luxationsbecken und zwar von 19 mit bilateraler Luxation und
14 mit einseitiger Luxation. Nach der Beschreibung und Abbildung
jedes einzelnen dieser Becken folgt dann die allgemeine Beschreibung
des Luxationsbeckens. Treub unterscheidet sowohl bei unilateraler
wie bei bilateraler Luxation zwei Typen des Beckens:
1. Type aplati, 2. Type élargi du bassin ilio-f&moral,
Bei ersterem Typus stehen die Hüftschaufeln mehr steil, so dass
die Quermaasse des Beckens und die Dist. cristarum kleiner als normal
sind, während die Dist. spin. nicht verringert, ja selbst vergrössert sein
kann. Die Conj. vera ist etwas verkürzt, das Promontorium steht in
der Höhe der Lin. innominata, das Kreuzbein ist mehr nach vorn ge-
treten, besonders der unterste Theil desselben, der Schambogenwinkel
ist vergrössert, die Höhe des Beckens ist gering.
Bei dem zweiten Typus ist die Dist. cristarum und spinarum
ebenso wie beim ersten Typus. Aber: das Promontorium steht unter
der Linea innominata, das Kreuzbein tritt mehr zurück, die Conj. vera
ist vergrössert, der Querdurchmesser des Eingangs ist ebenfalls leicht
vergrössert. Die Beckenmitte und der Ausgang sind ebenso wie beim
ersten Typus.
Bezüglich der Entstehung der Beckendifformität stebt Treub
bezüglich der Beckenneigung auf dem Standpunkt, dass dieselbe nicht
die Folge ist vermehrter Lenden-Lordose, sondern dass sie auf die
Wirkung des M. ileo-psoas zu beziehen ist.
Matzejewsky (17) vergleicht die Resultate der prophylaktischen
Wendung und der abwartenden Methode für Mutter und Kind in
Fällen von engem Becken mit einer Conj. diag. von 10/2 bis 8!/2 cm.
Als Material benutzt er 115 Fälle, welche nach der abwartenden Me-
thode behandelt wurden: darunter endigte die Geburt spontan 61 mal,
30mal wurde das Kind mit Zange (darunter 26 hohe Zangen) und
4 mal mittelst der Perforation extrahirt. Mit prophylaktischer Wendung
standen ihm 60 Fälle zur Verfügung, welche er in folgende drei
Gruppen eintheilt: 1. 20 Fälle mit Wendung bei steheuder Blase,
2. 16 Fälle, wo die resp. Operation während der ersten drei Stunden
nach dem Blasensprunge ausgeführt und 3. 16 Fälle, in welchen ein
noch längerer Zeitraum nach. dem Blasensprunge verstrichen war.
Matzejewsky kommt zu folgenden Schlüssen:
730 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
A. Die Sterblichkeit der Kinder stellt sich bei abwartender Me-
thode auf 14,800; dagegen konstatirt man für die Fälle von Wen-
dung bei stehender Blase eine solche von 25/0, folglich um 10,2"
mehr als bei abwartender Methode.
B. Perforation und hohe Zange, resp. die schwersten Fälle der ab-
wartenden Methode, lieferten zusammen 36,7°/o Sterblichkeit. Die
schwersten Wendungsfälle, resp. diejenigen der dritten Gruppe, ergaben
62,5°/o Sterblichkeit, d. h. um 25,8°/o mehr als Perforation und hohe
Zange zusammen.
C. Ebenso ist die Sterblichkeitsziffer für Perforation und hohe Zange
um 19,6°/o geringer als in den Wendungsfällen der zweiten Gruppe.
Auf Grund dieser statistischen Vergleichung schliesst Matzejewsky,
dass für die Erhaltung der Frucht die abwartende Methode ungleich
besser ist, als die prophylaktische Wendung.
Die Folgen für die Mutter, traumatische Verletzungen und
Wochenbetterkrankungen, ergaben keinen wesentlichen Unterschied für
beide Methoden. (V. Müller.)
a) Osteomalaeie.
l. Arcangeli, Osteomalacia curata con la cloroformizzazione. Bullettino
della Societa Lancisiana di Roma, Nr. 1. (Herlitzka.)
2. Ferroni, Contributo alla struttura delle ovaie osteomalaciche. Ann. di
Ost. e Gin. Milano, Nr. 9. (Herlitzka.)
3. Frey, E., Zur Kasuistik des Kaiserschnittes mit Kastration bei Osteo-
malacie. Centralbl. f.Gyn. Nr. 46. (Völlige Heilung, noch nach 19 Monaten
konstatirt. Ref.)
4. Gindiceandrea, Osservazioni sull’ osteomalacia. Bullet. della Societa
Lancisiana di Roma. Fasc. 2, pag. 311. (Verf. giebt bei der Behandlung
der Osteomalacie, was die medizinische Therapie betrifft, der gemischten
(d. h. Chloroform-Phosphor) den Vorzug und möchte die chirurgische nur
auf zwei einzige Indikationen beschränken: 1. als Nothoperation die Porro-
operation, 2. als therapeutisches Mittel in jenen Fällen, in welchen die
inneren Geschlechtsorgane einen deutlichen Einfluss auf den Verlauf der
Krankheit üben.) (Herlitzka.)
5. Heyse, G., Ein Beitrag zur mikroskopischen Anatomie der Ovarien Osteo-
malacischer. Arch. f. Gyn. Bd. LIJI, Heft 2.
6. Latzkou. Schnitzler, Ein Beitrag zur Organotherapie bei Osteomalacie.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 37.
7. Macedonio, Patogenesi e cura dell’ osteomalacia. Arch. di Ost. e Gin.
Napoli. Nr. 10. (38jährige IV gravide hat während der Schwangerschaft
Schmerzen, die gegen das Ende immer stärker wurden in der Gegend der
Symphysis sacro-iliaca. 26. Juni 1896 in die Anstalt aufgenommen. Es
wurde ein osteomalacisches Becken mit totaler Stenosis diagnostızirt.
Kaiserschnitt mit Fehling’s Methode. Kind lebend. Mutter geheilt. Bei
Störungen von Seiten der Mutter. 731
der mikroskopischen Untersuchung der Ovarien wurden viele Corpora lutea,
ein eben geplatzter und ein am Platzen naher Follikel bemerkt. Verf.
schliesst daraus, dass der Krankheitsprozess der Osteomalacie — wie
Fehling sagt — eine Hyperfunktion der Ovarien sei.)
(Herlitzka.)
8. Schottländer, J., Kasuistischer Beitrag zur Lehre von der Osteomalacie.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 3.
9. Senator, Zur Kenntniss der Osteomalacie und der Organotherapie. Berl.
klin. Wochenschr. Nr. 6.
Heyse (5) richtete bei der Untersuchung der Ovarien von zwei
Östeomalacischen zum ersten Male seine Aufmerksamkeit auf die An-
zahl der Follikel. Er schätzt nach seinen Untersuchungen in einem
normalen Ovarium die Zahl der Follikel auf etwa 17600. Die Unter-
suchung eines der „osteomalacischen Ovarien“ ergab, nach derselben
Methode bestimmt, nur etwa 5100 Follikel. Abgesehen von dieser Ab-
nahme der Follikel bestätigte Verf. die Angaben früherer Autoren über
den abnorm grossen Gefässreichthum und über die hyaline Degeneration
der Gefässe. — Verf. sagt sehr richtig, es sei sehr fraglich, ob die
drei Veränderungen nicht sekundärer Natur sein können; jedenfalls ist
es bisber nicht gelungen, an den Ovarien Osteomalacischer spezifische
pathologische Prozesse aufzufinden, die als Ursache der Osteomalacie
anzusprechen wären. Das bleibt späteren Untersuchungen vorbehalten.
In dem Aufsatz von Senator (9) sind keine neuen Gesichts-
punkte enthalten; der eine Fall, bei dem die Organotherapie mit Eier-
stockssubstanz versucht wurde, spricht auch nicht mit einiger Sicherheit für
diese Behandlung.
Von Latzko und Schnitzler (6) wurde diese Behandlung
mit Eierstockssubstanz in fünf Fällen nachgeprüft und auch nicht in
einem einzigen derselben konnte man einen anhaltenden Erfolg kon-
statiren. Darauf aber allein kommt es an; denn vorübergehende Besse-
rung oder Stillstand in dem Fortschreiten der Osteomalacie gehören zu
dem charakteristischen Verlauf der Krankheit. Ganz mit Unrecht ist
daher die „Organotherapie“ für die Osteomalacie als Heilmittel vielfach
genannt worden.
Auch Schottländer (8) hat die Ovarien von drei Osteomala-
eischen untersucht und fand: 1. Fehlen des Keimepithels, 2. das Stroma
derber und theilweise hyalin, 3. starken Reichthum an Gefässen neben
hyaliner Entartung der Kapillaren und kleineren Arterien, 4. eine Ver-
minderung der Primordialfollikel. Also im Ganzen dieselben Befunde
wie die anderen Autoren. Verf. sagt, wenn überhaupt ein Zusammen-
132 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
hang zwischen diesen Veränderungen der Eierstöcke und der Osteomalacie
besteht, so ist er nur so zu denken, dass beide Erkrankungen auf der-
selben noch unbekannten Ursache beruhen, vielleicht in einer Erkran-
kung des Blutes. Und deshalb sollte man in nächster Zeit der che-
mischen Untersuchung der Ovarien näher treten. — Zum Schluss giebt
Verf. eine Hypothese von Kehrer wieder, in dessen Klinik die Arbeit
entstanden ist. Kehrer nimmt an, dass die Ovarien pathologischer
Weise einen chemischen Körper bilden, der fortwährend ius Blut über-
gehend, die Veränderungen der Knochen hervorruft. Dieser chemische
Körper wird auch normaler Weise in geringen Quantitäten produzirt,
hemmt dann aber nur die Knochenneubildung; seine Hoypersekretion
erzeugt Osteomalacie.
b) Uterusruptur.
1. Dietel, Uterusruptur bei manueller Placentarlösung. Geburtsh. Ges. zu
Leipzig. 26. Juli.
2. Doktor, Fall von Uterusruptur. Ungar. Aerzte-Verein zu Budapest,
6. April.
3. Frascani, V., Rottura completa dell’ utero, laparotomia, amputazione
utero-ovarica, guarizione. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 5. (Im Falle
von Frascani handelt es sich um eine spontane Üterusruptur (während
der Geburt einer Pluripara) mit Uebergang des Fötus in die Bauchhöhle,
starke Anämie, Laparotomie (in einer Bauernhütte) mit supravaginaler
Amputation. Glatte Heilung. Die Uterusruptur war durch Induration des
Muttermundes bedingt, diese brachte eine passive Dehnung und zuletzt
eine Ruptur des unteren Segmentes zu Stande. Becken, Fötus und Uterus-
muskulatur waren normal.) (Herlitzka.)
4. Gessner, Ein Fall von Üterusruptur. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
XXXVII, Heft 1, pag. 162.
5. Heydrich, Ein Fall von spontaner Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn.,
Nr. 20.
6. Hintze, Ueber einen Fall von spontaner Uterusruptur. Geburtsh. Ges.
zu Leipzig, 29. März.
7. Hübl, Uterusruptur. Geb.-gyn. Ges. zu Wien, 26. Okt.
8. Jellinghaus, Ueber Uterusrupturen während der Schwangerschaft. Arch.
f. Gyn. Bd. LIV, Heft 1.
9. Kronland, Uterusruptur sub partu. Gaz. lekarska, pag. 834. (Kron-
land wurde zu einer Illpara gerufen, welche zweimal glatt geboren hatte.
Er fand sie fiebernd; 12 Stunden nach Wehenbeginn hatten die Wehen
plötzlich aufgehört. Puls 100, keinerlei Schmerzen im Leibe, das Kind in
der Bauchhöhle zu tasten, frei beweglich. Tiefer Riss des linken Scheiden-
gewölbes und Querriss des unteren Uterinsegmentes mit Austritt von Kind
und Nachgeburt in die Bauchhöhle. Durch den Riss tastete Kronland
den beweglichen Kopf, nach vergeblichem Zangenversuch leichte Wendung
und Extraktion des Kindes. Placenta manuell aus der Bauchhöhle geholt.
10.
11.
12.
13.
14.
16.
17.
18,
19.
20.
Störungen von Seiten der Mutter. T33
Keine Spülung und keine Tamponade, da keine Blutung. Woher der Riss,
konnte Kronland nicht ergründen. Nach 2!’ Wochen sah er die Kranke
wieder. Peritonitis, Kachexie, Decubitus: die Kranke schien dem Tode
nah. Sie liess sich nicht untersuchen, ebensowenig wollte sie etwas wissen
von einer Ueberführung in ein Spital. Nach einem Jahre besuchte die
ehemalige Patientin Kronland. Sie hat fünf Monate zu Bett gelegen
und war ohne jede ärztliche Behandlung genesen. Regel kam nach sechs
Monaten wieder. Auch jetzt liess Patientin sich nicht untersuchen.)
(Neugebauer.)
Leopold, Beitrag zur Ruptura uteri. Geburtsh. Gesellsch. zu Dresden.
9. März.
Ludwig, H., Klinische Beiträge zur operativen Therapie der Uterusruptur.
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 11 u. 12.
Mars, Fall von spontaner Uterusruptur sub partu, Bauchschnitt, Total-
exstirpation des Uterus, Genesung. Przeglad Lekarski, pag. 143.
(Neugebauer.)
Pee, A., Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn. Nr. 12.
Poroschin, Zur Aetiologie von spontanen Uterusrupturen während der
Schwangerschaft und der Geburt. Wratsch. Nr. 41. (Poroschin be-
schreibt einen Fall von Uterusruptur während der Schwangerschaft nach
einem Falle. Bei der mikroskopischen Untersuchung auf elastisches Gewebe
nach Dawydoff wurden bedeutende Veränderungen dieses Gewebes in
den Gefässen konstatirt und vollkommenes Fehlen in der Gegend der
Ruptur.) (V. Müller.)
. v. Ramdohr, Rupture of the uterus at term, following primary inertia.
The Amer. gyn. and obst. Journ. N. Y. Vol. X, pag. 46—50.
Roberts, H., Two cases of Ruptura uteri. Lancet 1896, 19. Dechr.
(Beide durch Tamponade behandelt. Heilung.)
Schäffer, Spontane Uterusruptur während der Geburt. Therap. Monats-
hefte, Juli.
Stschetkin, Drainage durch die Lumbalgegenden bei Rupturen des
Uterus und der Scheidengewölbe während der Geburt. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 51.
Tissier, M., Rupture uterine avec kystes hydatiques dissemines dans
la cavité pelvienne. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag.
163.
Woyer, Spontanruptur des Uterus in der alten Kaiserschnittnarbe. Monats-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 2. (Die Muskelnaht des Uterus hatte,
obwohl lege artis ausgeführt, nicht gehalten. Ref.)
Dietel (1) berichtet über eine violente Uterusruptur, die bei dem
Versuch der manuellen Placentarlösung von einem anderen Arzt ge-
macht worden war. Der betreffende Kollege hatte den Uterus in der Höhe
des Orif. int. durchbohrt, das Lig. latum eröffnet und ebenfalls per-
forirt und Stücke des Mesenteriums entfernt und das Lig. rotundum
durchrissen. Die Laparotomie in extremis ausgeführt, hatte keinen Er-
34 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
folg mehr. — Dietel empfiehlt die Abschälung der adhärenten Pla-
centa mit dem Ulnarrand der Hand, nicht mit den Fingerspitzen, vor-
zunehmen (Zweifel’s Vorschrift).
Gessner’s (4) Beobachtung ist dadurch von grossem Interesse,
dass die Ruptur erst fünf Tage nach der Entbindung erkannt wurde.
Nach leichter Wendung wegen engen Beckens wurde die Perforation
des nachfolgenden Kopfes gemacht. Nach der Entbindung gar keine
Blutung. Im Wochenbett Harnverhaltung, so dass die Hebamme kathe-
terisiren musste. Am fünften Tage plötzlich abundante Blutung, welcher
die Frau nach einigen Stunden erlag. Bei der Sektion fand sich links-
seitige Ruptur des unteren Uterinsegments, mächtiges Hämatom des
linken Lig. latum und grosser retroperitonealer Bluterguss bis zur Niere
herauf. Gessner glaubt, dass der anfangs verklebte Riss durch starke
Ausdehnung der Harnblase wieder klaffend wurde und so die tödtliche
Blutung herbeiführte.
Im Falle Heydrich (5) trat bei einer VIpara im Beginn der
Geburt eine stärkere Blutung auf; als der Kopf im Beckenausgang
stand, Nachlass der Wehen und Schmerzen im Leib. Leichteste Zangen-
entbindung. Placenta folgt nicht. Es fand sich ein grosser Längs-
riss in der hinteren Scheiden- und Cervixwand, aus welchem die Nabel-
schnur heraushing. Die Placenta lag am abhängigsten Punkte des sehr
grossen, bis über die Mitte der Oberschenkel reichenden Hängebauchs
und wurde manuell entfernt. 'Tamponade des Risses — Tod nach
mehreren Stunden. Verf. macht mit Recht den sehr starken Hängebauch
und die dadurch bewirkte extreme Dehnung der hinteren Cervixwand
für die spontane Ruptur verantwortlich.
In Hintze’s (6) Fall war in Folge eines Dermoidtumors, der
tief im Douglas sass, eine spontane Ruptur der Vorderfläche des unteren
Uterinsegments eingetreten und Kind und Placenta lagen frei in der
Bauchhöhle. Laparotomie — Entfernung der Frucht, Tamponade des
Risses nach der Vagina. Trotz Pneumonie und Bauchdeckenabscesses,
aus dem das Bacterium coli commune gezüchtet wurde, schliesslich
Heilung.
Nach Hübl (7) trat bei einer X para, die neunmal in kurzen
Zwischenräumen geboren hatte, während der Austreibungsperiode bei
Schädellage plötzlich eine inkomplete quere Ruptur des unteren Uterin-
segments vorn ein. Die Frucht wurde spontan geboren, der Riss tam-
ponirt und der Uterus komprimirt. Keine Blutung mebr und relativ
gutes Befinden. Einige Stunden darauf plötzlich Tod an Herzläbmung.
Störungen von Seiten der Mutter. 35
Die Beobachtung Jellinghaus' (8) ist eine Stütze der An-
schauung, dass eine abnorme Verdünnung der Uteruswand allein schon
ausreicht, um, unter dem Einfluss von Schwangerschaftswehen, auch
ohne grösseres, äusseres Trauma und ohne dass alle von Band] für
eine Entstehung einer Ruptur geforderten Bedingungen erfüllt sind,
eine spontane Zerreissung des Uterus herbeizuführen. — Bei sieben
vorausgegangenen Geburten war stets manuelle Placentarlösung nöthig
gewesen. Im sechsten Monate der achten Schwangerschaft tritt ohne
äussere Veranlassung Uterusruptur am Fundus ein — Porro — Hei-
lung. Die mikroskopische Untersuchung der nur 0,8—0,9 cm dicken
Muskelwand ergiebt nichts Abnormes, speziell keine fettige Degeneration.
Die Ursache der Ruptur war also allein die hochgradige Verdünnung
der Uteruswand.
Leopold (10) bekennt sich als Anhänger der möglichst sofor-
tigen Laparotomie mit Naht des Risses, Drainage des Uterus und even-
tuell auch Drainage des Bauchraumes. Er bespricht zwei Fälle von
fast völligem Abreissen des Uteruskörpers am Collum; den einen brachte
er durch die Operation zur Heilung; der andere, weil bereits infizirt,
starb an Peritonitis.
Auch Ludwig (11) ist ein Anhänger der operativen Therapie.
Die Arbeit enthält eine Reihe von höchst lehrreichen, klar geschilderten
Fällen, deren Studium nur zu empfehlen ist. Auf Grund dieser Er-
fahrungen giebt Verf. folgende therapeutische Rathschläge: Die Ent-
bindung ist per vias naturales vorzunehmen, wenn schon ein grosser
Kindestheil ins Becken eingetreten ist und wenn die Diagnose einer
Ruptur an der unentbundenen Frau nicht mit Sicherheit zu stellen ist.
Ist die Frucht nach der Ruptur nicht oder nur zum Theile ausgetreten,
so ist die Entbindung per vaginam dann vorzunehmen, wenn die Zer-
reissung dadurch voraussichtlich nicht komplizirter wird.
Bei gänzlichem Austritt der Frucht ist die Entbindung per lapa-
rotomiam zu machen, wenn die Geburtswege nicht vollkommen erweitert
sind, sowie bei Beckenenge, bei starker Blutung und bei Verletzung der
Nachbarorgane.
Bei theilweisem Austritt der Frucht oder wenn sich das Kind
noch im Uterus befindet und lebt, ist die Sectio caesarea indizirt,
falls die Entbindung per vaginam schwierig ist und falls zur Beherr-
schung der Blutung doch die Laparotomie nöthig ist.
Die Naht von der Vagina her ist nur bei kleineren und günstig ge-
legenen Rupturen möglich. Anderen Falles ist die Naht per laparo-
tomiam zu machen. Diese letztere aber ist wieder nicht indizirt bei zu
136 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
starkem Collaps, bei Infektion, bei zerfetzten Wundrändern, bei bedenk-
lichen Nebenverletzungen, bei Unzugänglichkeit der Risswunde.
In Fällen, wo der Uterus nicht erhalten werden kann und wo
das Allgemeinbefinden relativ gut ist, tritt die abdominelle Totalexstir-
pation in ihr Recht. Ueber die vaginale Totalexstirpation fehlen Verf.
eigene Erfahrungen.
Die supravaginale Amputation mit Hilfe der elastischen Ligatur
ist indizirt, wenn die Operation sehr rasch ausgeführt werden muss.
Mars (12) berichtet folgenden Fall: Eine 40jährige Frau hat acht
ausgetragene Kinder geboren und zuletzt — vor einem Jahre — abor-
tirt. Jetzt neue Schwangerschaft; nach viertägigen Wehen am Schwanger-
schaftsende aus unbekannter Ursache Genitalblutung und dann allmäh-
liches Aufhören der Wehen. Da die Blutung fortbestand, liess die
Hebamme die Gebärende nach Krakau bringen — zwei Meilen im
Leiterwagen — in das Spital. Unterwegs soll sie etwa einen Liter
Blut verloren haben. Temperatur 36,0° C., Puls 120. Gleichmässige
Auftreibung des ganzen Leibes. Unmöglich den Uterusgrund abzu-
tasten, wohl aber tastete man den Kopf des Kindes beweglich dicht
über der Symphyse, links oberhalb des Nabels die Füsse dicht unter
den Bauchdecken, Rücken rechts. Oedema vulvae, aus der Scheide
wölbt sich die hintere Vaginalwand vor in Gestalt eines faustgrossen
Tumors. Vordere Cervikalwand höher oben nicht genau zu tasten,
Muttermund weit, Kopf getastet, beweglich mit weicher Kopfgeschwulst;
erhebt man ihn etwas, so entleeren sich reichliche Blutgerinnsel. Zwei
Stunden nach Ankunft der Frau Bauchschnitt bei Diagnose einer
Ruptur mit Austritt des Kindes in die Bauchhöhle. Aus der Bauch-
wunde ergiesst sich etwa ein Liter flüssiges Blut, dann wird die Frucht
entfernt und die ebenfalls in der Bauchhöhle befindliche Placenta.
Uterus lag von Därmen bedeckt der Wirbelsäule auf. Corpus gut
kontrahirt, vorn der Quere nach und auch seitlich vom Collum abge-
rissen; rechterseits geht der Riss sogar auf die hintere Collumwand
über, so dass nur an der hinteren Wand noch eine Verbindung mit
der Scheide besteht. Ausserdem an der hinteren Collumwand eine
nicht perforirende Usur. Nach Erhebung des Uterus in die Bauch-
wunde noch etwa ein Liter Blutklumpen entfernt. Jetzt erst klare
Uebersicht; die hintere Harnblasenwand ganz vom Peritoneum ent-
blösst, das quer durchgerissen erschien. Nach Abbindung und Ver-
sorgung der Adnexa wurde die bestehen gebliebene hintere Wand des
Collum mit einer langen Klemme der Quere nach gefasst und oberhalb
derselben abgeschnitten. Es blutete aus der hinteren Wand der Harn-
Störungen von Seiten der Mutter. 137
blase und zurückgebliebenen Gewebsfetzen der vorderen Collumwand.
Es wurden nun alle Reste sowohl der hinteren als auch vorderen Col-
lumwand total exstirpirt, wobei einige Ligaturen nöthig wurden —
letztere, lang belassen, wurden in die Scheide geleitet, ein Gazestreifen
ebenfalls in die Bauchhöhle eingelegt und zur Scheide hinausgeführt,
ein anderer Gazestreifen sollte die hintere Harnblasenwand komprimiren
und wurde zum unteren Bauchwundwinkel hinausgeleitet. Ein Liter
physiologische Kochsalzlösung wurde in die Bauchhöhle eingegossen
und selbige dann verschlossen. Todtes Kind von 3600 g und 52 cm
Länge; grosse Kopfgeschwulst. Das anatomische Präparat besteht aus
dem sammt Tuben und Ovarien amputirten Uterus und aus einem
zweiten Theile, dem Collum. Fieberhafter Verlauf bis 39° C. am
fünften Tage und Meteorismus, der nach Massgabe der Stuhlentleerungen
schwand. Vom achten Tage an bis 20 Stublentleerungen täglich. Es
war einfach nicht zu glauben, was für kolossale Kothmassen der Darm
beherbergte; sobald der Darm leer war, ging mit einem Male alles gut.
Am fünften Tage wurde der abdominale Gazedocht entfernt und durch
einen neuen ersetzt. Vom fünften bis neunten Tage wurde die Gaze
aus der Scheide allmählich entfernt, am 26. Tage stand die Frau auf.
Heute Scheide hochgezogen und oben trichterförmig verengt. Conjugata
diagonalis 11 cm, exterca 17 cm. (Neugebauer)
Nach P&e (13) war bei einer X para nach Wendung wegen Quer-
lage und vergeblicher Kephalotripsie bei dem neuen Versuch, den Kopf
zu extrabiren, derselbe abgerissen und durch eine Ruptur im unteren
Uterinsegment ausgetreten. P&e fand den Kopf auf der linken Becken-
schaufel liegend, den Uterus daneben kontrahirt. Laparotomie unter
den schlechtesten äusseren Verhältnissen. Der Kopf, noch von Peri-
toneum bedeckt, wird entwickelt, der Riss genäht. Heilung.
v. Ramdohr (15) berichtet über zwei Geburten, die sich wegen
primärer Wehenschwäche über Tage hinzogen und ohne vorherige be-
drohliche Zustände mit spontaner Uterusruptur endeten. Verf. stellt
in Folge dessen die Frage zur Diskussion, ob es richtig ist, bei primärer
Wehenschwäche abzuwarten, oder ob man die Geburt auch bei gutem
Allgemeinzustand nicht bald künstlich beenden soll — eine Frage, die
sich nach Ansicht des Ref. generell nicht beantworten lässt.
Schäffer (17) theilt folgenden Fall mit: VIpara; fünftägiges
Koreissen. Moribundes Aussehen; Kopf im Beckenausgang, mit Zange
entwickelt. In der vorderen Wand 21 cm langer Riss, durch welchen
Dünndarmschlingen hervordringen. Reponirung derselben, Tamponade,
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 47
738 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Kompression — wider alles Erwarten Heilung. Bei einer Geburt zwei
Jahre später deutlich die Narbe im Uterus fühlbar.
Stschetkin (18). In einem Fall von Scheidenruptur und grosser
subperitonealer Blutung bis zu den Nieren hinauf, kam es im weiteren
Verlauf zu Eiteransammlung in der Höhle. Verf. machte eine breite
Incision in der Lumbalgegend, ähnlich wie bei der Nierenexstirpation,
drainirte die Eiterhöhle und bemerkt hierbei, dass bei Durchspülung
der Scheide das Wasser aus dem Drain abfloss. Diese Beobachtung
brachte Verf. auf den Gedanken, dass der Lumbalschnitt bei derartigen
Blutungen der einzig richtige Ort für die Ableitung der Flüssigkeit
sei. Er empfiehlt ihn daher für derartige Rupturen; ja sogar für
peritoneale Ergüsse will er den Lombalschn mit Eröffnung des Peri-
toneums und gleichzeitig die Eröffnung des Douglas vornehmen, um
eine wirklich ausgiebige Drainage herstellen zu können.
(War auch Verf.’s Vorgehen in dem citirten Fall richtig, so wird
bei nicht eitrigen Ergüssen die Therapie wohl kaum Nachahmung
finden. Ref.)
Tissier (19). Die Uterusruptur erfolgte in Folge von zahlreichen
Hydatiden-Cysten in der Umgebung des Uterus. 18 Jahre vorher war
der Patientin eine Hydatidencyste aus der Leber entfernt worden.
B. Geburt der Placenta betreffend.
l. Baggio, Due metrorragie post partum. Il Raccoglitore medico. Roma.
Vol. XXIII, Fasc. 14. (Herlitzka.)
2. Bennet, Hemorrhagie par decollement prématuré du placenta. Amer.
Journ. of Obst. Mai.
3. Böcher, C., Om Placentarretention. Hospitals-Tidende. 4. R. Bd. V, Nr.
23, pag. 556—60; Nr. 24, pag. 569—77. (Leopold Meyer.)
4. Burckhardt, O., Zur Technik der Placentarlösung. Centralbl. f. uyn.
Nı. 45.
5. Campione, Delle emorragie post-partum. Corriere delle Puglie.
(Herlitzka.)
6. Curäatulo, Intorno ad una nuova origine della placenta marginata. Ann.
di Ost. e Gin. Milano. Nr. 7. (Herlitzka.)
—
Drejer, P., Om den tidlige lösunig af rigtig fostet moderkage. Norsk
Magaz. f. Laegev., pag. 1299.
8. Evertz, J. Ph., De ontydige loslating van de normaal gelegen placenta.
(Die unzeitige Lösung der normal gelegenen Placenta.) Diss. inaug. Leiden.
(Auf Grund dreier Fälle der geburtshilflichen Klinik Leiden behandelt
Evertz diese Frage und untersuchte die Placenten. Zwei der Fälle
zeigten Nephritis, der dritte nichts. An zwei Placenten konnte er eine
Endometritis decidualis nachweisen. Als Ursache der Lösung betrachtet
10.
11.
12.
13.
14.
15.
17.
18.
19,
24.
Störungen von Seiten der Mutter. 139
Evertz die Endometritis, welche auch durch Infektion beim Coitus verur-
sacht werden kaun.) (A. Mynlieff.)
. v. Franqué, O., Ueber histologische Veränderungen in der Placenta und
ihre Beziehungen zum Tode der Frucht. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
XXXVII, Heft 2.
Gottschalk, Fall von vorzeitiger Lösung der normal sitzenden Placenta
im neunten Schwangerschaftsmonat. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI,
Heft 3, pag. 542.
— Zur Lehre von der vorzeitigen Lösung der normal sitzenden Placenta.
Deutsche Gesellech. f. Gyn. zu Leipzig.
v. Gravenstein, Een geval van placenta adhaesiva met eclamptischen
aanval ned manueele vernyde ring der placenta. (Greneesk. Tydschr. v.
Nederlandsch. Indie, pag. 537. (A. Mynlieff.)
Grillenzoni, Un caso di placenta dimidiata. Atti dell’ Accad. delle
scienze mediche e naturali. Ferrara, pag. 171. (Herlitzka.)
Guéniot, Tumeur du placenta observé chez une primipare. L’Obstetr.
Paris. Nr. 3, pag. 275.
Hahn, J., Zur manuellen Placentarlösung und Abortausräumung. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 22.
. Jones, Hemorrhage occurring four hours after delivery. Amer. Journ.
of Obst. Vol. XXXV, pag. 135.
Keilmann, A., Eine -Cervixplacenta. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27.
Kumpf, F., Ueber ein einfaches Verfahren gegen post-partum-Blutungen
ex atonia uteri. Centralbl. f. Gyn. Nr. 11.
Massen, Zur Lehre von der Verhaltung und Anwachsung der Nachgeburt.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Mai u. Juni. (V. Müller.)
20. Mynlieff, A., Blutung aus dem Sinus utero placentaris. Nederl. Tydsch.
v. Verlosk. en Gyn. 8. Jaarg.
. Niebergall, Ueber Placentargeschwülste. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. VI, Heft 5.
. Olivier, A., De l'emploi des injections de sérum artificiel au cours et
a la suite des h&morrhagies post partum. l’Obstetr. Paris. Nr. 1, pag.
19—30. (Empfiehlt die intravenöse Injektion physiologischer Kochsalz-
lösung. Ref.)
Pazzi, Sopra un caso di placenta dimidiata descritta del Prof. Grillenzoni.
Bull. delle scienze mediche. Bologna. Fasc. 473. (Pazzi beschreibt eine
Placenta dimidiata, nämlich eine solche, die in zwei Lappen getheilt ist,
welche unter einander durch einen membranösen Strang verbunden sind
und glaubt eine Analogie zwischen dieser Art menschlicher Placenta und
der Placenta bidiscoidalis der Affen aufstellen zu können. Er ist ferner
der Meinung, dass die ätiologische Ursache dieser Placentaranomalie nıcht
nur in der Mutter, sondern auch im Fötus zu suchen sei.)
(Herlitzka.)
Rivron, De la rupture du sinus circulaire. These de Paris. Nr. 385.
Bennet (2). Geburt durch Forceps beendet. Nach dem Ein-
legen eines Löffels stürzt etwa ein Liter schwarzen Blutes heraus.
Nach der Geburt des Kindes keine Blutung mehr.
47*
740 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Burckhardt (4). Die Gefahren einer manuellen Placentarlösung
bestehen in dem Fiinschleppen von pathogenen Keinen aus der Vagina
in den Uterus und im Zurücklassen von mehr oder weniger grossen
Placentarstücken. Die erste Gefahr will Verf. vermeiden können durch
Einlegen grosser Specula in die Scheide, die zweite durch Nachkratzen
mit einer 17 mm breiten Curette. (Ref. ist erstaunt darüber, dass an
der Baseler Klinik soviel Werth auf den Keimgehalt der Vagina gelegt
wird. Sollten sich die Anschauungen darüber geändert haben 2
Drejer (7) hat in seiner Privatpraxis fünf Fälle von vorzeitiger
Lösung der normal sitzenden Placenta beobachtet. Eine Mutter und
fünf Kinder starben.
Verf. erwähnt die Arbeiten anderer Autoren und erklärt, dass in
keinem seiner Fälle Albuminurie vorhanden war, schreibt deshalb dieser
wenig ätiologische Bedeutung zu. Von ätiologischer Bedeutung ist
dagegen Endometritis. Durch äussere Gewalt, Anstrengungen,
heftige Kindesbewegungen etc., bersten die morschen Gefässe oder die
Verbindung mit dem Uterus wird aufgehoben und die retroplacentare
Blutung entsteht. Die wichtigsten Symptome sind die Zeichen einer
inneren Blutung; dabei nimmt der Uterus an Ausdehnung schnell
zu, was zusammen einen bedeutenden Collaps bedingt. Da eine solche
retroplacentare Blutung überstanden werden kann und die Schwanger-
schaft später normal verläuft, besteht die Behandlung, wenn der Zu-
stand der Patientin nicht gefahrdrohend ist, inRuhe und Narkoticas;
widrigenfalls Entbindung sobald wie möglich. Ist der Muttermund
dilatabel oder offen, Zange, Wendung oder Perforation, weil da:
Kind gewöhnlich schon abgestorben ist. Ist der Muttermund geschlossen,
so wird dieser durch Instrumente oder Finger erweitert. Im Uebrigen
wird die Anämie auf gewöhnliche Weise behandelt.
(Kr. Brandt, Kristiania).
v. Franqu& (9) giebt eine Fortsetzung seiner früheren Unter-
suchungen über Veränderungen der Placenta als Erklärung für das
Absterben der Frucht kurz vor oder während der Geburt. Verf. ist
der Ansicht, dass die histologischen Befunde, wie Wucherung und
Kernvermehrung der Intima und Adventitia, bindegewebige Um-
wandlung der Media, partielle und totale Obliteration der Gefässe,
rundzellige Infiltration der Zottenstämme, des Chorion und des Am-
nion — also Erkrankungen der fötalen Placenta zu Ernährungs-
störung und zum Tode des Kindes, kurz vor, oder während, oder kurz
nach der Geburt führen können. Bei macerirten Früchten, die schon
Störungen von Seiten der Mutter. ‘4
längere Zeit vor der Geburt absterben, lässt sich nicht entscheiden, ob
diese Placentarveränderungen primärer oder sekundärer Natur sind.
Zwei der Fälle haben aufs Neue gezeigt, dass histologisch nach-
weisbare entzündliche Veränderungen an der Placenta materna auf die
Placenta foetalis übergehen können.
Gottschalk (10). Ohne äussere Ursache erfolgte bei einer
I.para im 9. Schwangerschaftsmonat die vorzeitige Lösung der normal
sitzenden Placenta. Als Ursache derselben fand sich Nephritis der
Mutter. Gottschalk behauptet, dass Blut in der Eihöhle vor-
handen gewesen sei und glaubt, dass der retroplacentare Bluterguss an
einer Stelle die Eihäute durchbrochen habe und dass auf diesem Wege
die ganze Eihöhle mit Blut gefüllt worden sei. Dieser Auffassung
wird in der Diskussion mehrfach widersprochen.
Gottschälk (11). Die bisherige Ansicht ist die, dass durch
chronische Nephritis und Schwangerschaftsniere derartige Veränderungen
in der Decidua erzeugt werden, dass eine vorzeitige Lösung der Placenta
stattfinden kann. Verf. ist dagegen der Ansicht, dass das Primäre Er-
näbrungsstörungen der Decidua mit nachfolgender Nekrobiose sind.
Hierdurch wird die Haftstelle der Placenta gelockert und ferner findet
eine Anbäufung von Zerfallsprodukten im Blute statt, welche Nieren-
störungen nach Art der Schwangerschaftsniere herbeiführt. — Die an-
fangs citirte Annahme gelte daher nur für die chronische Nepnritis.
Guéniot (14). Hühnereigrosser Tumor am Ansatz der Nabel-
schnur, bestehend aus Kapillaren und Bindegewebe, also gutartig.
Mutter und Kind gesund.
Hahn (15) will den Uterus und die Vagina nach jeder Aus-
räumung locker mit 1°/o Lysol-Gaze zwecks Drainage tamponirt wissen.
Keilmann (17). Bei einem sonst normalen Partus während der
Eröffnungs- und Austreibungsperiode leichte Blutung. Die durch Druck
geborene Placenta haftet mit einer 2—3 cm grossen Partie an der
vorderen Cervixwand und zwar bis zum Rand des äusseren Mutter.
mundes fest: und muss dort abgelöst werden. Keilmann glaubt,
dass diese Fälle für eine sekundäre Implantation der Placenta sprechen.
(Zu bedauern ist, dass Keilmann diesen Fall nicht im Wochen-
bett nachuntersucht hat. Ref.)
Kumpf (18). Gestützt auf die Thatsache, dass Zitterdrückungen
eine tetanische Zusammenziehung von Muskeln auslösen, empfiehlt
Verf. bei Atonia uteri durch möglichst schnelle Zitterdrückungen zu-
nächst auf die vordere, dann auf die hintere Uteruswand, Kontraktionen
hervorzurufen. In zwei Fällen bewährte sich die Methode vortrefflich.
42 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Massen (19) berichtet über die Resultate der mikroskopischen
Untersuchung zweier Präparate, welche durch die Sektion von zwei
Frauen gewonnen waren, welche an den Folgen von Anwachsung der
Placenta vor über zehn Jahren gestorben sind. Im ersten Fall kon-
statirt Massen eine akute interstitielle Entzündung, welche die ganze
Dicke der Uteruswand einnimmt. Während nun aber im Muskelge-
webe die Entzündung einer frühen Periode angehört (kleinzellige In-
filtration), zeigt jene auf der inneren Fläche der Gebärmutterwand
einen mehr produktiven Charakter, nämlich junges Bindegewebe, welches
diejenigen Bestandtheile der Gebärmutterschleimhaut vollkommen ver-
nichtet hat, aus welchen sich die reife Decidua serotina entwickeln
sollte. Dieser Fall gehört folglich zu denjenigen von unzweifelhafter
Dindegewebsanwachsung der Placenta, wie sie von Leisse, Leopold
und Neumann beschrieben sind.
Im zweiten Fall zeigte die mikroskopische Untersuchung eine sehr
reichliche Entwickelung von intermuskulärem Bindegewebe, sowie eine
homogene Entartung der Zellen der Decidua foetalis.
(V. Müller.)
Mynlieff (20) berichtet über folgenden Fall von Blutung aus
dem Sinus utero-placentaris.
Eine vollkommen gesunde IIpara bekam im 8. Lunarmonate
plötzlich eine heftige Blutung. Sie legte sich sofort zu Bett und
wurde Mynlieff einige Stunden später dazugerufen. — In der Vagina
Blutcoagula. Portio weich, noch in toto vorhanden. Ein vorliegender
harter Theil liess sich palpiren. Von Wehenthätigkeit keine Spur.
Da keine neue Blutung mehr eintrat, wurde Bettruhe empfohlen und
war Patientin nach vier Tagen wieder vollkommen normal.
Drei Wochen später wiederholte sich die Blutung, doch weniger
heftig, worauf 7 Tage nachher die Geburt ganz spontan verlief. Von
Blutung keine Spur. An der Placenta liessen sich zwei Risse bemerken,
der eine parallel am Rande der Placenta verlaufend, ungefähr 7—8 cm
von ihr entfernt und der andere vertikal auf dem Placentarande
stehend. Rechts liegt am Rande ein grosses Blutcoagulum von älterem
Datum, welches sich in das Lumen eines Gefässes fortsetzt. Eine
Sonde lässt sich eine Strecke weit ins Gefäss hineinführen, links ein
kleineres Coagulum, welches sich ebenso in ein Gefäss fortsetzt. Rechts
waren die Eihäute zum Theil blutig tingirt. Von einer Ablösung der
Cotyledonen war nirgends etwas zu sehen.
Auf Grund der klinischen Symptome und des Placentar-Befundes
Störungen von Seiten der Mutter. 143
behauptet Mynlieff, dass es sich hier um eine Blutung aus dem
Sinus utero-placentaris gehandelt hat. (A. Mynlieff.)
Niebergall (21) beschreibt einen eigenartigen Placentartumor,
den er als Myxoma fibrosum teleangiectodes disseminatum bezeichnet.
Aus der Litteratur konnte er 30 Fälle von Placentargeschwülsten
zusammenstellen und zwar: 14 Myxome, 5 Angiome, 4 Fibrome,
2 Fibromyome, 3 Sarkome und 2 von angiomatösem Bau. Als Aus-
gangspunkt dieser Bindegewebsgeschwülste sind die Chorionzotten an-
zusehen.
C. Eklam psie.
l. d'Andon, Étude sur l'emploi cn Amérique du veratrum viride dans le
traitement de l'éclampsie. Thèse de Paris. Nr. 430.
2. Appleby, Guajacol for treatment of eclampsia. Med. and Surg. Journ.
März 18. .
3. Auvard et Daniel, Albuminurie gravidique chez une femme grosse de
un mois et demie. Eclampsie. Arch. de Gym. et de Toc. Vol. XXIII, pag.
675 — 679.
4. Bar et Guyeisse, Lesions du foie et des reins chez les &clamptiques
et les foetus issus des femmes 6&clamptiques. L’Obstötr. Paris. Nr. 3, pag.
263—265.
5. Bué, V., Pathogénie et traitement des accès éclamptiques. Arch. de Gyn.
et de Toc. Tom. XXIII, pag. 641—668.
6. Casiccia, Del miglior trattamento dell’ eclampsia. Pammatone. Nr.3, 4.
(Herlitzka.)
7. Catto, W. M., Puerperal eclampsia. Amer. gyn. and obst. Journ. Okt.
8. Charpentier, Treatment of eclampsia. Ann. of Gyn. and Ped. Boston.
Vol. X, pag. 209—219.
9. Cianciosi, Nuovo contributo alla patogenesi e causa dell’ eclampsia
gravidica. Bull. delle scienze mediche. Bologna, pag. 836. (Cianciosi
berichtet über vier Eklampsie-Fälle, welche nach der Entleerung des Uterus
— dreimal Wendung und Extraktion, einmal Zange — genasen.)
(Herlitzka.)
10. Clark-Skelton, Acetone in eclampsia. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV,
pag. 196—205.
11. M’Comb, Puerperale Konvulsionen. Med. age, Nr. 14. (Empfiehlt Pilo-
carpin, Tet. Veratri viridis und dann Morphium, alles subcutan. Ref.)
12. Eskelin, Karolina, 150 fall af eklampsi. Finska Läkaresällskapets Handi.
Bd. XXXIX, Nr. 1, pag. 38—182. (Leopold Meyer.)
13. Falk, O., Partielle hydropische Degeneration der Placenta bei einer Eklamp-
tischen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 36. (Frucht trotz der Degeneration wohl
gebildet. Ref.)
14. Frankenthal, A case of eclampsia. Trans. of the Chicago Gyn. Soc.
18. Juni.
«44
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Gishitzky, Fall von Urämie nach der Geburt ohne kklampsieerschei-
nungen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober.
(V. Müller.)
Gürich, L., Der Werth des Morphins bei der Behandlung der Eklampsie.
Inaug.-Diss. Breslau.
Hagopoff, Contribution a l'étude de la pathogenie de l’&clampsie puer-
perale. These de Paris, pag. 546.
Halbertsma. Bydrage tot de verloskundige behandeling der eclampsia
gravidarum et parturientiam. Nederlandsch. Tydschr. v. Verlosk. en Gyn.
8. Jaarg., Afi. 2. (In dieser Abhandlung giebt Verf. in extenso seinen
auf dem Genfer gynäkologischen Kongress gehaltenen Vortrag wieder,
auf den wir hinweisen. Conf. X. Jahrgang, pag. 709.)
(A. Mynlieff.)
Heady, J. F., Eclampsia treated with large doses of morphia hypodermati-
cally. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 229—233.
Hefting, J. D., Nogleno sectio caesarea by eclampsia gravidarum. Med.
Weekbl. 9. Jaarg. Nr.29. (Hefting machte an einer Ipara, welche zehn
Tage später die Entbindung erwartete, die Sectio caesarea, weil eklamp-
tische Anfälle auftraten, welche nach Morphiumeinspritzungen nicht nach-
liessen. Von Wehenthätigkeit keine Spur. Patientin in tiefem Coma. Das
Kind kam lebend zur Welt. Verlauf glatt. Nach der Operation traten
keine Anfälle mehr auf.) (A. Mynlieff.)
Huguenin, Le Traitement de l’&clampsie. Rev. prat. des trav. de méd. Nr. 8.
Jewett, Puerperal eclampsia. Tr. of the N. Y. Obst. Soc. 16. März.
Johnston, C. H., Puerperal eclampsia. Ann. of Gyn. and Ped. Boston.
Vol. X, pag. 544—549.
Kern, G. (Budapest), A terhesek és gyermekägyasok rängögörcse. (Leber
Eklampsie der Schwangeren und Wöchnerinnen.) Szülesznök Lapja, Ar.
2—4. (Temesväry.)
. Kettlitz, M., Ueber Kaiserschnitt wegen Eklampsie. Inaug.- Dissert.
Halle a.S.
Kollmann, Zur Aetiologie und Therapie der Eklampsie. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 13.
Launois et Merlin, Nephrite gravidique gaave. Urémie et &eclampsie.
Journ. des Praticiens, 4. Sept.. pag. 563.
Lindfors, A. O., u. Sundberg, C., Bidräg till Puerperal-Eklampsiens
klinik och patologiska anatomi. (Beiträge zur Klinik und pathologischen
Anatomie der Puerperaleklampsie.) Nordiskt medicinskt arkiv. Bd. XXX.
Nr. 21, 47 pag. (Leopold Meyer.)
Macnaughton, Jones, Note on the aetiology of eclampsia. Tr. of the
Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 12. (Im Anschluss an einen
Fall werden die verschiedenen Theorien über die Ursache der Eklampeie
besprochen. Ref.)
Mariantschik, Notizen über puerperale Eklampsie. Medizinskoje obos-
renie. Februar. (V. Müller.)
Maygrier, M., Eclampsie post partum. Ann. de Gyn. et d’Obst. Pans.
Tom. XLVIII, pag. 85. (is Stunden p. p. erster Anfall. in weiteren 1?
Stunden vier neue Anfälle; gleich darauf Exitus. Ref.)
32.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
Störungen von Seiten der Mutter. 145
Merletti, Sulle autointossicazioni gravidiche. Il Morgagni. Part. I, Nr. 11.
(Merletti glaubt, dass die Eklampsie der Gipfelpunkt der Autointoxi-
kation der Schwangeren sei und dass man manchmal bei der Nekroskopie
von an Eklampsie Gestorbenen keine Verletzung der Ausscheidungsorgane
findet, da weder die Nephritis gravidica noch die Hepatitis unbedingt für
die Entstehung der Eklampsie nöthig sind; diese ist die akute Form,
während die nicht akute schwere Nieren- und Lebererkrankungen ver.
ursacht. Beide Formen werden durch Bouchard's Autointoxikations-
Theorie erklärt.) (Herlitzka.)
. Oui, Puerperale Eklampsie. Abeille med. Nr. 24.
Paoletti, Un altro caso di eclampsia in gestazione trattato col metodo
Bossi. Gazz. degli Ospedali. Sem. I, Fasc. 46. (In dem Falle von Paoletti
handelte es sich um eine Primipara, im VIII. Monat schwanger, die von
eklamptischen Anfällen ergriffen wurde: Aeusserer Muttermund noch ge-
schlossen, alle therapeutischen Mittel nutzlos. Anwendung des Dilatatorium
von Bossi, in 15 Minuten iisem Erweiterung. Anlegung der Zange
(Kopf noch im Beckeneingange). Extraktion eines lebenden Kindes. Hei-
lung. Zu bemerken, dass nach der Anlegung des Dilatatoriums die eklamp-
tischen Anfälle verschwanden.) (Herlitzka.)
3. De Paoli, Un altro caso di eclampsia in gestazione trattato col metodo
Bossi. Gazz. degli Ospedali. Nr. 46.
Pazzi, M., Studio storico critico sopra la eclampsia puerperale e casistica.
Bologna. (Herlitzka)
Pestalozza, Sul moderno concetto e sulla cura della eclampsia puer-
perale. La Settimana medica dello Sperimentale, Firenze 1896—97.
Potter, The principles of treatment in puerperal eclampsia. Amer. Journ.
of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 680—689.
Prutz, Ueber Eklampsie. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40.
Przewoski, Untersuchungen über den pathologisch-anatomischen Befund
der verschiedenen Organe nach puerperaler Eklampsie auf Grund der Sektion
von sechs Wöchnerinnen, von denen fünf ohne und eine mit Icterus be-
haftet der Eklampsie erlegen waren. Vortrag in der Warschauer ärztl.
vesellsch. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk.. pag. 198. (Neugebauer.)
Schmid, M., Eklampsie bei Mutter und Kind. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25.
Shober, J.B., A case of eclampsia successfully treated with large doses
of veratrum viride. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXV. pag. 788—790.
Szabó, A., Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus-
kórházi szülö-6s nöbeteg-osztäly 1~96 évi müködéséröl. Orvosi Hetilap.
Nr. 73. (Fünf Fälle von Eklampsie (: 1257), ein Todesfall. Die Behandlung
bestand in reichlichen Morphininjektionen, Chloroformnarkose, rasche Be-
endigung der Geburt.) (Temesväry.)
Tonelli, Eclampsia puerperale. Cilindruria senza albuminuria. Gazz.
med. di Torino. Nr. 24. (Herlitzka.)
5. Turazza, Sopra un caso di eclampsia. Rivista Veneta di scienze mediche.
Venezia. Fasc. 4, pag. 170. (Igravida, sechs Monate schwanger, plötzliche
starke Eklampsieanfálle. Einleitung der Frühgeburt mittelst Tamponade
des Uterus und der Scheide mit Jodoformgaze. Darreichung von 5 g
Jalappe, Extraktion. Reichlicher Stuhl. Heilung.) (He rlitzka.)
146 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
46. Frau Ulesko-Stroganowa, Der gegenwärtige Standpunkt der Frage
über die Eklampsie. Russ. Archiv für Pathologie, klinische Medizin und
Bakteriologie. 1V. Heft 3. (V. Müller.)
47. Vaquez et Nob&court, Pression arterielle dans l’&clampsie puerperale.
Soc. méd. des Hôp. 29. Jan.
48. van de Velde, J. Th., Eclampsia puerperslis tardıforma. Nederl. Tydsch.
v. Verlosk. en Gyn. VIII. Jaarg. Afl.4. `
49. — Experimentee le onderzoekingen over de auto-intoxicatie der Zwanger-
schap. Nederlandsch. Tydsch. v. Verlosk. X.
50. Verardini, Rettifiche storiche sul parto forzato nelle incinte agonizzanti
per eclampsia. Rendiconto delle Sessioni della R. Accad. delle scienze
dell’ Istit. di Bologna. Nr. 1. (Herlitzka.)
51. Volhard, Experimentelle kritische Studien zur Pathogenese der Eklampsie.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 5.
52. Wiggins, Blutegel bei Eklampsie. Brit. med. Journ. 13. März.
Appleby (2). Das Gajacol scheint zu wirken durch Herab-
setzen des Blutdruckes, Verminderung der Temperatur und Schweiss-
beförderung. 40—50 Tropfen subcutan applizirt, hatten in zwei Fällen
überraschenden und anhaltenden Erfolg.
Auvard und Daniel (3) beobachteten den seltenen Fall von
Albuminurie und unstillbarem Erbrechen im zweiten Monat der Schwanger-
schaft, gefolgt von Eklampsie. Künstlicher Abort brachte Heilung. —
Bezugnehmend auf diese Beobachtung rathen Verff. bei gleichzeitigem
Bestehen von Albuminurie und unstillbarem Erbrechen in den ersten
Monaten sofort den Abort einzuleiten. Sie empfehlen Dilatation mit
Laminaria, oder Bougies oder Tamponade mit Jodoformgaze, und wenn
all’ dies nutzlos, Curettement mit nachfolgender Uterustamponade. (Nach
Ansicht des Ref. sind alle vorbereitenden Mittel zur Einleitung eines
zweimonatlicben Abortes unnöthig; man dilatirt einfach mit Dilata-
toren und räumt in derselben Sitzung sofort mit einer grossen Curette
aus. Bei einiger Geschicklichkeit kann man innerhalb von 15—20
Minuten so jeden 2—21/» Monate schwangeren Uterus ohne Gefahr
entleeren und ohne dass etwas zurückbleibt. Eine Tamponade ist nach
richtiger Ausführung ganz überflüssig; die Sekretion im Wochenbett iet
ganz minimal.)
Bar et Guyeisse (4). Verff. fassen die von anderen Autoren
beschriebenen Leber- und Nierenveränderungen bei Eklampsie nicht auf
als charakteristisch für Eklampsie, sondern als Folge einer Infektion
und Toxänie. Bei den Kindern Eklamptischer findet man dieselben
Veränderungen, aber nicht in jedem Fall.
Bu& (5). Nach Besprechung der verschiedenen Theorien über
die Ursache der Eklampsie kommt Verf. zu der Ansicht, dass die
Störungen von Seiten der Mutter. 147
Eklampsie die Folge einer Autointoxikation während der Schwanger-
schaft ist, unterstützt durch Reizbarkeit des Nervensystems.
Abgesehen von der prophylaktischen Behandlung (Milchdiät) zer-
fällt die Therapie der Anfälle in die medikamentöse und geburtshilf-
liche. In leichteren Fällen ist der Verlauf der Geburt sich selbst zu
überlassen und anzuwenden sind: 1. Einführung von Milch; 2. Ader-
lass bei kräftigen cyanotischen Personen; 3.Injektion von künstlichem
Serum; 4. drastische Abführmittel; 5. heisse Bäder; 6. Narkotica:
Chloroform, Chloral in Klystieren (4—20 g innerhalb von 24 Stunden),
Morphium, Veratrum viride. Geburtshilfliche Operationen sind nur in
schweren Fällen indizirt und dann auch nur solche, die ohne Gefahr
sind, also kein Accouchement forcé, kein Kaiserschnitt. Man soll sich
vielmehr nur auf ungefährliche Beschleunigung der Geburt (Ballon,
Bougie etc.) beschränken und erst bei völliger Erweiterung operiren.
Charpentier (8) gehört gleichfalls zu den Gegnern der jetzt
leider modern gewordenen aktiven Therapie. Seine Grundsätze sind:
1. Jede Schwangere mit Albumen oder auch nur mit Oedemen ohne
Albumen muss absolute Milchdiät einhalten; 2. bei kräftigen Personen
ist zunächst ein Aderlass zu machen von 200 - 300 g, dann Chloral-
klystiere; 3. gegen die Anfälle selbst Chloroform; 4. abwarten bis die
Geburt spontan beginnt; 5. hat die Geburt spontan begonnen und schreitet
sie aber langsamı vor, so ist die Geburt schonend mit Zange oder Wen-
dung und Extraktion zu beenden; 6. vor jedem Eingriff ist die völlige
Erweiterung abzuwarten ; 7. die Geburt ist nur in seltenen Fällen ein-
zuleiten; 8. Accouchement forcé und Kaiserschnitt sind zu verwerfen.
Eskelin (12) bespricht 150 Fälle von Eklampsie, die in den
Jahren 1853—1896 unter 18132 Geburtsfällen in der Gebäranstalt
zu Helsingfors beobachtet worden siud, somit 0,8300. Es waren
77, 330/0 Iparae, 22,67°/o Pluriparae, darunter fast die Hälfte II parae.
Besonders die älteren Iparae scheinen am häufigsten erkrankt. Ferner
fanden sich: Ecl. gravidar. 16,30/0, Ecl. parturient. 62,0°/o, Ecl.
puerperar. 21,48°/o. Der Urin war in vier Fällen eiweissfrei vor dem
ersten Anfalle, nur in einem Falle während der Anfälle In 35,58°/o
dauerten die Anfälle nach der Entbindung fort. Es starben 29 oder
19,33°/o, von den Iparae 20,69°/o, von den Multiparen 14,71°/o. Für
die Fälle, wo die Eklampsie vor der Geburt oder im Anfang derselben,
ausbrach, betrug die Mortalität 25,97°/o, für diejenigen, wo die Eklampsie
spät in der Geburt anfing 3,7°/a und für die Fälle von E. post partum
10,34 °/0. Die Kindersterblichkeit war 33,55°;0. Verfasserin sucht den
Einfluss der durch die Zeiten wechselnden Therapie ausfindig zu machen;
148 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
wegen des langen Zeitraumes (43 Jahre), in welchem auch die An-
schauungen über Antiseptik u. s. w. so sehr gewechselt haben, lässt
sich jedoch in dieser Beziehung aus dem Material nichts erbringen.
(Leopold Meyer.)
Frankenthal (14) berichtet über einen schweren Fall, der nach
Accouchement forcé mit Hilfe Dührssen’scher Cervixschnitte in Hei-
lung überging. In der Diskussion sprechen sich einige für sofortige
Entleerung des Uterus aus, andere dagegen, so Bacon, der subcutane
Kochsalzinfusionen und Venaesektion im Verein mit heissen Bädern,
Morphium und Veratrum viride empfiehlt.
Gürich (16) berichtet in seiner Dissertation über 39 Fälle von
Eklampsie und glaubt aus diesen Fällen folgende Schlüsse ziehen zu
können: 1. Das Morphium hat keinen günstigen Einfluss auf die An-
fälle; 2. Krampfanfälle und Wehen stehen in keinem direkten Zu-
sammenhang; 3. die Eklampsie ist keine Reflexneurose; 4. die Zahl
der Anfälle gestattet keine sichere Prognose.
Halbertsma (18), bekanntlich einer der eifrigsten Verfechter
der aktiven Therapie, bespricht in seiner Arbeit 49 Fälle von Eklampsıe
und kommt zu dem Schluss, dass in prognostisch ungünstigen Fällen
in den letzten drei Monaten der Schwangerschaft oder im Anfang der
Geburt die Therapie eine aktive sein müsse. Es kämen also für die-
selbe in Betracht: 1. Alle schweren Fälle; 2. solche, bei denen in den
letzten Monaten der Gravidität die Geburt voraussichtlich nicht ein-
treten wird; 3. Fälle, bei denen die Geburt voraussichtlich nur lang-
sam fortschreitet. In letzteren Fällen konkurrirt die Sectio caesarea
mit dem Accouchement forcé durch Dührssen’s tiefe Cervixincisionen.
Letztere sind dann zu machen, wenn der supravaginale Theil des Cervix
verstrichen ist.
Wieder ganz entgegengesetzter Ansicht ist Huguenin (19). Er
will das Accouchement forcé nur in der Agone, den Kaiserschnitt nur
post mortem ausgeführt wissen. Im Uebrigen ist er Anhänger von
Chloralhydrat (4—10 g in 24 Stunden), Abführmitteln und Chloro-
forminhalationen; Morphium wendet er nicht an, ebensowenig Pilo-
karpin.
Jewett (22) berichtet über einen Fall von Eklampsie post par-
tum bei einer Primipara nach normaler Schwangerschaft (bis auf etwas
Eiweissgehalt in den letzten Tagen) und nach leichter Beckenausgangs-
zange. Sieben Anfälle in den ersten 13 Stunden nach der Geburt.
Am dritten Tage bis auf Oligurie mit starkem Albumengehalt alles
auf Wunsch, Am vierten Tage Exitus. — Verf. betont, dass ausser
Störungen von Seiten der Mutter. 49
der Untersuchung auf Albuminurie in der Schwangerschaft auch die
quantitative Urinbestimmung sehr wichtig sei.
Johnston (23) berichtet über acht Fälle. Seine therapeutischen
Prinzipien sind: 1. Entbindung sobald als möglich; 2. Unterdrückung
der Anfälle durch Chloroform, Morphium, Chloral; 3. Reizung der
Haut durch warme Bäder von 20 Minuten Dauer; 4. peinlichste Anti-
sepsis.
Kettlitz (25) stellt in seiner Dissertation 28 Fälle von Kaiser-
schnitt bei Eklampsie zusammen; diese lehren folgendes: 1. Der Kaiser-
schnitt bei Eklampsie ergiebt eine sehr hohe Mortalität der Mütter, be-
dingt nicht durch die Operation als solche, sondern durch die Erkrankung;
2. der Einfluss des Kaiserschnitts auf den Verlauf der Krankheit ist
identisch mit dem anderer Operationen; 3. in den seltenen Fällen, wo
eine Entbindung per vias naturales ohne das Kind zu opfern nicht
möglich ist, kann der Kaiserschnitt indizirt sein.
Kollmann (26) fand in dem Blut Eklamptischer das Fibrinprozent.
bedeutend höher als bei normalem Schwangerschaftsende, nämlich 0,67
bis 0,9°/o. Er schliesst hieraus auf eine abnorme Anhäufung von
Globulinen in dem Blut Eklamptischer. Wird aber hierdurch das
Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen, so kommt es zum Ausbruch
der Eklampsie. Die höhere Giftigkeit des Blutserums Eklamptischer
erklärt sich ebenfalls durch den höheren Globulingehalt. Verf. ist da-
her für ein möglichst frühzeitiges geburtshilfliches Eingreifen (Kolpeu-
rynter und Incisionen) und nicht für ein Abwarten bis bedrohliche
Zustände auftreten. Ferner ist der Aderlass zu empfehlen, weil einer-
seits das Blut von seinen Globulinen befreit wird und weil der Verlust
der Blutmasse durch Wasser ersetzt und so das Blut noch weiter ver-
dünnt wird.
Lindfors (28) giebt eine Uebersicht über den jetzigen Stand
der Eklampsie-Frage und (helt ausführlich zwei Fälle mit letaleın
Exitus mit. Die genaue Autopsie dieser Fälle wird von Sundberg
mitgetheilt. Derselbe fand in den Organen die gewöhnlichen Ver-
änderungen: 1. Multiple autochthone Thromben mit konsekutiven Kreis-
laufstörungen und Nekrose, besonders in der Leber, aber auch in der
Lunge und in einem Falle in der Milz. — 2. Embolien von Leber-
zellen, in einem Falle auch von Syneytium. — 3. Parenchymatöse
Degeneration der Nieren („Schwangerschaftsniere“), des Myokard, der
Leber. — 4. Infarkte und Blutungen in der Placenta. — Lindfors
zieht dann aus der ganzen Untersuchung folgende Schlussfolgerungen :
Die tbrombotischen, degenerativen und hämorrhagischen Leberverände-
750 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
rungen sind nicht durch die Krämpfe hervorgerufen, sondern vor dem Auf-
treten derselben entstanden. — Die Leberzellenembolien sind nach den
Thromben in der Leber entstanden. — Die Blutüberfüllung der Lungen,
die zum grossen Theil von den Thromben abhängt, ist vielleicht theilweise
durch die Herzschwäche und den Respirationskrampf, der die Krämpfe
begleitet, verschuldet. — Die Entstehung von Thromben in den Nieren,
der Leber, den Lungen und dem Mutterkuchen ist eine der zuerst ent-
stehenden anatomischen Veränderungen. — Die ursprüngliche Ursache
sowohl dieser organischen Läsionen wie der klinischen Symptome kaun
mit der grössten Wahrscheinlichkeit einem toxischen organischen Agens
zugeschrieben werden (Leopold Meyer.)
Oui (33). Die Frage der Aetiologie offen lassend, bekennt sich
Verf. zu folgender Behandlung: Prophylaktisch Milchdiät, Abführmittel
und bei ersten Prodromen Chloral 4—8 g in 24 Stunden. Beim Aus-
bruch der Krankheit kein Morphium, sondern Chloroform während der
Anfälle und Chloral, als Klysma (4,0 : 100 Milch, 15—20 g pro die);
reichliche Milchzufuhr und subcutane Kochsalzinfusionen (300—400g
mehrmals täglich); Aderlass nur bei vorhandenem Lungen- und Gehirn-
Oedem; Anregung der Schweisssekretion. Die Erweiterung des Mutter-
mundes ist abzuwarten und dann die Geburt zu beenden. — In der
Schwangerschaft ist die künstliche Frühgeburt nicht einzuleiten, weil
entweder die Krankheit zum Stillstand kommt, oder weil die Geburt
spontan eintritt,
Pestalozza (37) betont, dass bei Schwangeren eine leichtere Ver-
letzbarkeit nicht nur der Nieren, sondern auch der Leber vorhanden
ist. Er glaubt, dass die multiplen Thrombosen bei Eklamptischen durch
Vermehrung der Gerinnungssubstanzen des Blutes entstehen; in diesem
hat er auch eine enorm grosse Quantität von Globulinen — vielleicht
durch Zellenvernichtung entstanden — nachgewiesen. Daraus glaubt
Verf. schliessen zu können, dass die Eklampsie eine Intoxikation sei,
die durch konvulsionserregenden Substanzen hervorgerufen wird. Diese
Substanzen entstehen wahrscheinlich in der Leber durch unvollständige
Umwandlung der azotirten Substanzen, oder sie werden durch die
Nieren wegen Insufficienz nicht ausgeschieden. Ferner sagt Verf., dass
aus der Placenta ins mütterliche Blut heterogene Substanzen dringen,
welche in allen Organen, aber hauptsächlich in den weniger wider-
standsfähigen, nämlich Leber und Nieren, Thromben und Blutungen
verursachen können. — Verf. bespricht zuletzt die Behandlung der
Eklampsie. Vor allem ist die rasche Entleerung des Uterus ange-
zeigt: wenn die Geburt schon begonnen hat, so kommt man leicht
Störungen von Seiten der Mutter. 751
mit den gewöhnlichen Dilatationsmitteln und mit manueller oder instru-
menteller Extraktion des Kindes zum Ziele; wenn dieses aber nicht
der Fall ist, so soll die Einleitung der Geburt mit der Einführung
einer Sonde in den Cervixkanal unternommen werden; zur forcirten
Erweiterung oder zum Kaiserschnitt darf nur in besonderen Fällen
geschritten werden. Jede Intervention soll in Narkose ausgeführt
werden. — Dazu warme Bäder, Abführmittel, Aderlass, dem man
subcutane Einspritzungen von physiologischer Kochsalzlösung folgen
lässt, Morphium, Herzerregungs- und alle jene therapeutischen Mittel,
die im einzelnen Falle erfordert werden. (Herlitzka.)
Potter (38) wieder will aktiv sowohl während der Schwanger-
schaft wie bei der Geburt verfahren.
Prutz (39) hat 500 Fälle zusammengestellt. Am häufigsten
fanden sich Nierenveränderungen (unter 368 Nierenbefunden waren
nur sieben normal); dann kommen Leberveränderungen (213 mal be-
obachtet), in denen die Hämorrhagien und hämorrhagische Nekrosen
überwiegen; an dritter Stelle rangiren Veränderungen des Gehirns.
Auch hier überwiegen Blutungen. Die anderen Organe sind weit
seltener erkrankt. Verf. glaubt nicht, dass jene Erkrankungen die
Ursache der Eklampsie sind, sondern hält sie für sekundär. Die
Eklampsie ist keine einheitliche Erkrankung.
Schmid (41). In einem schweren Fall von Eklampsie der Mutter,
der aber in Heilung überging, bekam das Kind zwei Stunden post
partum den ersten typischen Anfall, dem bald weitere und stärkere
folgten; am nächsten Tage Tod des Kindes. Die Sektion ergab im
Gehirn, in Nieren und Leber Befunde, wie sie gewöhnlich bei Eklampsie
vorkommen. Verf. zweifelt daher nicht an einer Uebertragung der
Krankheit.
van de Velde (48) versuchte die Eklampsie-Frage näher zur
Lösung zu bringen durch eine Reihe von Experimenten an schwangeren
und nichtschwangeren Kaninchen, welchen intravenös Harn injizirt
wurde. In die Vena auric. post. wurde der Nachts gelassener Menschen-
harn injizirt, welcher durch Natron bicarbon. neutral gemacht und
nachher filtrirt wurde. Die Technik ist im Original ausführlich be-
schrieben. Aus seinen Versuchen ergab sich, dass schwangere Kanin-
chen viel schneller mit Konvulsionen reagirten wie nichtschwangere. Für
die schwangeren betrug die Dosis 9 ccm pro Kilo Thier, während 20 ccm
bei den nichtschwangeren noch keine Krämpfe hervorriefen. Zur Ent-
scheidung der Frage, welche die Ursache dieser rasch auftretenden Re-
aktion sein möchte, hat Verf. sehr fleissig experimentirt und kommt
192 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
er zu der Schlussfolgerung, dass im schwangeren Organismus mehr
giftige Stoffe gebildet werden wie im nichtschwangeren, dass diese
Stoffe durch die Nieren eliminirt werden müssen, so dass von den
Nieren einer Schwangeren mehr gefordert wird wie sonst. Durch
diese grössere Quantität der Toxine können die Nieren - Epithelien
rascher lädirt werden, was zur Schwangerschafts-Niere führt und die
Niere insufficient macht.
Ist es soweit gekommen, so werden sowohl die Schwangerschafts-
Toxine wie die im Harn eines nichtschwangeren Individuums vor-
kommenden giftigen Stoffe im Blut angehäuft. Die ersten sind über-
wiegend konvulsivirend, von den letzten tritt der narkotische Gift-
stoff am meisten hervor, während der krampferregende sich zu den
Schwangerschaftstoxinen binzufügt.
Die Eklampsie entsteht primo loco durch Vergiftung mit Schwanger-
schaftetoxinen, secundo loco ist eine Vergiftung mit den „normalen“
Harntoxinen, also eine Urämie im Spiel.
In Bezug auf die Frage: Was sind die Schwangerschaftstoxine
und von wo kommen sie her, möchte Verf. bis jetzt noch mit einem
„ignoramus“ antworten. Dass sie vom Fötus geliefert werden, er-
achtet er nicht bewiesen. Diese Frage bleibt noch zur Lösung offen.
(Mynlieff.)
Van de Velde (49) hat sich ferner bestrebt, die seit dem Er-
scheinen der Löhlein’schen Arbeit „Eklampsie im Spätwochenbett‘
publizirten Fälle von Eklampsie, welche geraume Zeit nach der Eni-
bindung auftraten, aus der Litteratur zu sammeln.
Seit 1882 sind noch 4 Fälle veröffentlicht, wovon zwei sehr
zweifelhaft sind, nämlich der Fall Fuchs, der mehr ein Fall von
Embolie war, und der Fall Theilhaber’s bei dem es sich mehr
um eine Epilepsie handelte. Es bleiben also noch zwei Fälle übrig,
einmal der Fall Nydin, wobei in der 4. Woche des Puerperiums
Eklampsie auftrat, doch in diesem Falle litt die Patientin an einer
chron. Nephritis, eben wie die in der Löhlein’schen Arbeit erwähnten
Fälle von Olshausen, Meye und Simpson. Der Fall Tonelli’s,
vom Verf. ausführlich beschrieben, ist faktisch nur der einzige Fall
von Eclampsia puerperalis tardissima, bei welchem die Eklampsie ganz
allein auf Rechnung der Schwangerschaft und ihre Folgen
estellt
werden kann.
r
D
Schliesslich wird vom Verf. die Frage der Eklampsie ohne Albu-
minurie berührt. Nach seiner Meinung beweist das Fehlen von Albumen im
Störungen von Seiten der Mutter. 153
Harn absolut nicht, dass die Niereninsufficienz keine Rolle spielen
sollte in der Pathogenese der Eklampsie, welche Ansicht eine Bestä-
tigung in zwei Sektionsprotokollen und in der Krankengeschichte eines
der Fälle findet. Bei allen war ein Nierenleiden nachzuweisen, obwohl
Albuminurie fehlte.
Bei genauerer Untersuchung des Harns — nicht nur auf Albumen,
sondern auch auf anormale organische Elemente — und bei grösserer
Vollkommenbheit der Diagnostik in Bezug auf die Nierenpermeabilität
werden Fälle von Eklampsie ohne zu gleicher Zeit bestehender Nieren-
insufficienz bestimmt äusserst selten werden.
Da bis jetzt alle Fälle von Eklampsie als Eklampsia puerperalis
bezeichnet werden, wird vom Verf. eine neue Nomenklatur vorgeschlagen
und achtet er es für erwünscht, in Zukunft zu reden von Eklampsia
durante graviditate, Ekl. durante partu und Ekl. puerperalis.. Von
dieser letzteren habe man dann noch die Ekl. p. tarda und die tardissima
zu unterscheiden. Wo die Grenze dieser beiden zu stellen ist, ist
schwierig anzugeben. Es erscheint aber rationell, bis zum Ende des
neunten Tages nicht von E. tarda zu sprechen. (A. Mynlieff.)
Vaquez et Nob&court (47). Die Untersuchungen der Verff.
ergaben .eine bedeutende Erhöhung des arteriellen Druckes während
eines Anfalls, ferner ein Sinken des Druckes in der anfallsfreien Zeit
doch so, dass er immer noch grösser als normaler Weise ist, und ferner
ein Ansteigen des arteriellen Druckes vor Ausbruch eines Anfalls und
Sinken zur Norm bei Verschwinden der Anfälle. Verff. sehen in
dieser Steigerung des arteriellen Druckes die Ursache der Hämorrhagien
im Gehirn, Leber und Nieren. Praktisch sind die Befunde von Wich-
tigkeit, weil ein Steigen des arteriellen Druckes das Herannahen eines
Anfalls anzeigt, das Sinken dagegen die Genesung.
Volhard’s (51) Arbeit ist deshalb besonders wichtig, weil seine
zahlreichen Versuche an Kaninchen zeigen, wie vorsichtig alle Theo-
rien über die Aetiologie aufzunehmen sind und wie oft die Versuche
andere Schlüsse zulassen. So war es auch mit den Injektionen des
Harns und des Blutserums Eklamptischer. Das einzig Positive, was
Verf. aus seinen Versuchen ersah, war, dass im Harn Eklamptischer
zweimal eine Substanz vorhanden gewesen sein muss, die intravitale
Thrombosen erzeugen konnte. Weitere Versuche müssen lehren, ob
eine solche Substanz immer und nur bei Eklampsie vorkommt.
Wiggins (52) empfiehlt Blutegel in die Nierengegend (12 — 2.
Stück) möglichst bald nach dem ersten Anfall.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. AN
1.
2,
-]
Ka
10.
II.
Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
D. Andere Störungen.
Baketel, Verlängerte Schwangerschaft und Verknöcherung der Fonta-
nellen als Geburtshinderniss. Med. record, 21. Juli.
Becking, A. G. Th., Tumor ovarii während der Geburt. Ovariotomie
3 Wochen post partum. Nederl. Tydsch. v. Geneesk. Nr. 5. (Bei einer
27jährigen Ipara, welche acht Tage vor der Geburt über heftige Bauch-
schmerzen geklagt hatte, fand Becking als sie in partu war, im Cavum
Dougl. einen Tumor, der das Eintreten des Kopfes behinderte. Verf.
machte per vaginam eine Punktion und entleerte den "Tumor. worauf der
Kopf tiefer trat. Da Wehenschwäche eintrat, wurde die Geburt mit der
Zange beendigt. Unmittelbar nach der Geburt konnte ein orangegrosser.
ziemlich derber Ovarialtumor palpirt werden. Drei Wochen nachher, als
der Tumor bedeutend grösser wurde, wurde laparotomirt und eine Dermoid-
cyste entfernt. Verlauf glatt.) (Mynlieff.)
Bodon, K., Ueber einen Fall von Geburt bei Transpositio viscerum
totalis. Centralbl. f. Gyn. Nr. 20.
Brünings, Ueber einen Fall von Herztod intra partum. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 1.
». Cholmogoroff, S., Geburtsverlauf und weitere Beobachtungen nach
einer Ventrofixatio uteri. Centralbl. f. Gyn. Nr. 24.
— Ruptur des Symphysengelenks während der Geburt. Wratsch Nr. 12.
(V. Müller.)
Condamin, K., Deux cas de grossesse et d'accouchement normal après
l'hystéropexie abdominale antérieure. Arch. de Gyo. et de Toc., Paris,
Vol. XXIII, pag. 787—743.
Crouzat, Mort rapide après l'accouchement par suite d'une méningite.
Ann. de Gyn. et d’Obst., Paris, Tome XLVII, pag. 417.
Dorland, Gestational complications and dystocia subsequent to anterior
fixation of the uterus. Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV, pag. 112.
Eberhart, Lymphangioma cystoides als Geburtshinderniss. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, Heft 3.
Esmann, Viggo, Et Tilfaelde af Svangerskab og Födsel efter Ventro-
fixation af Uterus (Fall von Schwangerschaft und Geburt nach Ventro-
fixation). Hospitals-Tidende, A R. Bd. V, Nr. 25, pag. 5983—98. (Der
33jährigen III para Esmann’s war vor sechs Jahren wegen Prolapses die
Gebärmutter [nach Leopold] ventrofixirt worden. Seitdem Wohlbefinden
bis zu der jetzigen Schwangerschaft. Während derselben entstand im
unteren Theil der Narbe ein grosser Bruch, der den grössten Theil der
Gebärmutter enthielt und der Schwangeren grosse Schmerzen und andere
Beschwerden verursachte. Rechtzeitige Geburt. Sebr schwache Wehen.
Fusslage und Vorfall der Nabelschnur. Extraktion eines ausgetragenen.
' lebenden Knaben (3100; 53). Die Involution der Gebärmutter etwas retar-
12.
dirt, Wochenbett sonst normal. Der Bauchbruch soll später operirt. werden.)
(Leopold Meyer.)
Fieux, Kyste dermoide de l'ovaire cause de dystocie. Soc. de Gyn..
d’Obst. et Paediat. de Bordeaux, 13. April. (Der Tumor sass zwischen
ty
Led
23.
— e gp
Störungen von Seiten der Mutter. (GA
Vagina und Rektum; nach Punktion desselben Forceps und Vernähung
der Scheidenwunde. Heilung. Später Laparotomie. Ref.)
. Gessner, Peroneus-Lähmung nach schwerer Entbindung. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, Heft 1, pag. 166.
. Gibert, Deux cas de grossesse à terme après l'hysteropexie abdominale
antérieure. L’Obstetr., Paris, Nr. 2, pag. 149—156.
. Gordon, A., Intravenous injections of artificial serum in puerperal
haemorrhages. Ann. of Gyn. and Paed., Boston, Vol. X, Nr. 7.
Grusdew, Zur Statistik der Geburten nach Antefixatio uteri. Münchn.
med. Wochenschr. 1896, Nr. 46.
. Loin, Hydramnios à forme aiguë secondaire. Enfant macere. Mort de
la mère. Arch. de Gyn. et de Toc., Paris, Tom. XXII, pag. 777—175.
. Musgrove, Subcutanes Emphysem post partum. Lancet, 31. Juli.
Norris, B. C., The management of labor complicated by ventrofixation.
Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV, pag. 91—97.
Ostermayer, N., Dermoidcyste als Geburtshinderniss. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 21.
. Pasquali, E., Varici della vescica causa di distocia. Atti della Soc.
italiana di Ost. et Ginec. Roma, Vol. IV, pag. 100. (Im Falle von Pas-
quali handelt es sich um eine Schwangere (1X. Monat), die starke Blu-
tungen aus der Blase aufwies. Die Blutungen waren aus Blasenvaricen
entstanden, die durch den Druck des schwangeren Uterus gesprungen
waren. Durch Unterbrechung der Schwangerschaft und der Entleerung
des Uterus wurde die schon stark anämische Frau geheilt. Kind lebend.)
(Herlitzka.)
. Schwarz, F., (Pécs) A szülést megakadályozó dermoideysta. Gyógyá-
szat Nr. 40. (Dermoidcyste als Geburtshinderniss bei einer 30jährigen
Ipara. Accouchement forcé im VI. Monate der Schwangerschaft wegen
ausserordentlich heftiger Metrorrhagie. Wendung und Extraktion, wohei
die Cyste platzt. Tod am dritten Tage post. part. an Peritonitis.)
(Temesväry.)
Selhorst, J. F., Een geval van karing by geventio finceerden uterus.
Med. Weekblad. 9e Jaarg. (Selhorst machte an einer 3öjährigen, seit
10 Jahren steril verheiratheten Frau mit stark retroflektirtem Uterus die
Ventrofixatio nach Olshausen. Verlauf glatt. Nach vier Monaten trat
Schwangerschaft ein, welche ohne Störungen verlief. Die Portio war
hoch, nach hinten gerichtet. Bei der Geburt verlief die Eröffnungsperiode
sehr langsam und trat schliesslich sekundäre Wehenschwäche cin, so dass
man genöthigt war, das sich in Steisslage befindende Kind zu extrahiren.
Das Wochenbett war normal. Die sekundäre Wehenschwäche ist nach
der Ansicht Selhorst's auf Rechnung der Rigidität der Gewebe bei einer
alten Ipara zu stellen. Von den sieben im Jahre 1895 vom Verf. vorge-
nommenen Ventrofixationen war dieser Fall der einzige, wo Geburt & terme
erfolgte, während es in einem anderen zum Abortus kam.)
(Mynlieff.)
. Tref, De la rétention des membranes après l'accouchement à terme.
Thèse, Nancy.
(ER
156 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Ueber Geburten nach Fixirung des Uterus liegen wieder zahlreiche
Publikationen vor:
Cholmogoroff (5) hatte wegen totalen Prolapses die Ventro-
fixation des Uterus nach Czerny-Leopold gemacht und später in
zwei Sitzungen die typischen Kolporrhaphien. Der Erfolg war ein aus-
gezeichneter und bald darauf eintretende Schwangerschaft und Geburt
boten keine Komplikationen. Der Effekt der Operation auch nach der
Geburt gut.
Auch Condamin (7) berichtet über zwei ganz normale Schwanger-
schaften und Geburten nach Ventrofixation, die nach Laroyenne
unterhalb der Tubenansätze gemacht worden war. Vaginofixation wird
verworfen.
Dorland (9). Nach dem Studium von 179 Geburten nach
Fixirung des Uterus kommt Verf. zu folgenden Schlussfolgerungen:
1. Vom geburtshilflichen und gynäkologischen Standpunkt aus ist
die Ventrofixation des Uterus in ihren Erfolgen die beste Methode.
2. Bei nur geringen Kunstfehlern in der Fixirung sind die folgenden
Schwangerschaften recht gefährlich.
3. Diese Gefahren wachsen proportional der tiefen Fixirung des
Üterusfundus — daher sind die vaginalen Fixationen ganz besonders
gefährlich.
4. Die abnormen Fixirungen bewirken: Schmerzen, hochgradiges
Erbrechen, Frühgeburten, abnorme Kindeslagen, mechanische Hinder-
nisse, Wehenschwäche, Rigidität des Cervix, Uterusruptur, placentare
Anomalien, Nachblutungen.
5. Ueber die Hälfte der Schwangerschaften und Geburten bieten
Abnormitäten.
6. Etwa 14°/o abortiren, über 12°/o zeigen Geburtskomplikationen
nach Hysteropexie, während 27°/o nach Vaginofixation abortiren.
Gibert (14). In beiden Fällen war die vordere Uterusfläche
ventrofixir: — in einem Fall spontane Geburt, im anderen Fall schwere
Wendung — beide Kinder lebend.
Grusdew (16) beobachtete unter 190 Fällen von Fixirung des
Uterus (86mal auf ventralem, 50mal auf vaginalem Wege, 54 mal
durch Alexander’sche Operation) 31 mal Conception. Besonders gut.
verliefen Schwangerschaft und Geburt in den nach Alexander ope-
rirten Fällen und Verf. hält daher diese Methode für bewegliche Retro-
flexionen für die beste.
Norris (19) berichtet über zwei Geburten nach Ventrofixation
des Uterusfundus, komplizirt durch einen dicken fibrösen Wulst an der
Störungen von Seiten der Mutter. 197
Fixationsstelle und durch maximale Ueberdehnung der hinteren Uterus-
wand. Unter grosser Gefahr der Uterusruptur gelang es mit Mühe,
durch hohe Zange resp. Extraktion am Fuss die Geburt zu beenden.
Charakteristisch war in beiden Fällen die übergrosse Dehnung der
hinteren Uteruswand und die mangelhafte Erweiterung des Cervix.
Es folgen jetzt Arbeiten verschiedenen Inhaltes:
Baketel (1). Die Entbindung trat 316 Tage nach der letzten
Menstruation auf. Aeussere Umstände machen es sicher, dass die
Schwangerschaft in der That so lange gedauert hat. Das männliche
Kind wog 5 kg und 800 g; die Kopfdurchmesser überschritten die
Norm um 2 cm; die kleine Fontanelle war fast ganz verschlossen; die
Kopfnähte waren nicht zu fühlen. Die Geburt nahm mehrere Tage
in Anspruch und wurde durch eine „schwere Zange“ beendet.
Bodon (3). Die Geburt verlief in jeder Beziehung normal. In-
teressant ist, dass auch der Uterus an der Transpositio insofern theil-
nahm, als der Fundus sich deutlich nach links hinüberneigte und
die Rotation der Gebärmutter sich auch entgegengesetzt der nor-
malen ausgebildet hatte (vordere Uterusfläche nach links sehend, rechte
Uteruskante vorn hinter den Bauchdecken). Diese Lage des Uterus in
der linken Seite deutet darauf hin, dass die normale rechtsseitige Lage
des schwangeren Uterus durch das Rektum und den übrigen Darm
bedingt wird.
Brünings (4). Die Frau hatte eine hochgradige Kyphoskoliose
der Brustwirbelsäule.. Der Tod trat in dem Moment ein, wo die Hand
behufs Extraktion des Kindes eingeführt wurde. Die Sektion ergab
Dilatation und Hypertrophie des über doppelt zu grossen Herzens.
Crouzat (8). Nach ganz normaler Entbindung und ohne alle
vorherigen Krankheitserscheinungen starb die Wöchnerin plötzlich in
Folge eitriger Meningitis, die durch Pneumokokken hervorgerufen war.
Impfungen von Thieren mit diesen Kokken führten den Tod an Sep-
tikäme herbei; die bakteriologische Untersuchung ergab auch hier wieder
Reinkulturen von Pneumokokken. Der Hergang der Infektion ist
unklar.
Eberhart (10). Das Geburtshinderniss trat ein, nachdem der
Kopf mit der Zange entwickelt war. Von der linken Achselhöhle
ging ein grosser cystischer Tumor aus, nach dessen Entleerung die
Extraktion leicht war.
Gordon (15) empfiehlt intravenöse Kochsalzinjektionen als blut-
stillendes Mittel bei Blutungen post partum. In einem Fall von Abortus
mit sehr starken Blutungen und nicht fühlbarem Puls sistirten die
158 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Blutungen nach vier Injektionen in die Vena basilica zu je !/s Liter
physiologischer Kochsalzlösung. Die Injektionen wurden gut vertragen
und wirkten direkt lebensrettend.
Gessner (13). Dieser Fall von Peroneuslähmung ist nach einer
spontanen Geburt entstanden, die 2 mal 24 Stunden bis zum Durch-
schneiden des Kopfes gedauert hatte. Die Extraktion der Schultern
machte ebenfalls erhebliche Schwierigkeiten. Das Wochenbett war
14 Tage lang fieberhaft. Der Genitalbefund ergab: Zerreissung des
Dammes, zerfetztes granulirendes Vaginalrohr, Fehlen der Portio, grosse
Blasenscheidenfistel. Diese hochgradigen Zerstörungen sind ebenso wie
die Peroneuslähmung auf den lang dauernden Druck des Kopfes zurück-
zuführen.
Musgrove (18). 12 Stunden nach der Geburt, bei der die
Patientin die Bauchpresse stark verwendet hatte, trat plötzlich ein hef-
tiger Schmerz links von der Trachea, etwas oberhalb des Sternalrandes
der Clavicula auf. Keine Athemnoth, Lungenbefund normal, aber
aussetzender Puls. Verf. glaubt, dass die Luft die vordere Wand der
Mediastinalfascie mit der Vena jugularis durchbrochen habe. Nach
10 Tagen war das Emphysem der Haut verschwunden.
OÖstermayer (20). Der Tumor, im kleinen Becken liegend, ver-
hinderte das Eintreten des Kopfes; Reposition unmöglich. Perforation
und Kranioklasie ohne Erfolg. Dann Incision des Tumors von der
Vagina aus, Ausräumung desselben mit der Hand und hierauf leichte
Beendigung der Geburt. Der Tumorsack wurde eingenäht, die Höhle
tamponirt. Heilung.
Ill. Störungen von Seiten des Kindes.
A. Missbildungen.
1. Arens, Ueber einige seltenere Missbildungen. Geb. Ges. zu Dresden,
11. Mai.
2. Barone, Un caso raro di distocia pelvica per voluminoso angioma
cavernoso della faccia antero-interna della coscia del feto. Archivio
di Ostetr. e Ginec., Napoli, Nr. H (Barone beschreibt einen Fall von
kongenitalem Angioma cavernosum am oberen Drittel des Schenkels
eines Fötus. Der Tumor war kindskopfgross und erschwerte die Geburt
des Steisses. (Herlitzka.)
8.
Störungen von Seiten des Kindes. 159
Biegel, S., Twee gevallen van hydrorrhaches. Medisch. Weekbl 4. Jaar,
Afi. 16. (Im ersten Falle handelte es sich um eine Querlage, Hydrorrhachis
vom 4. und 5. Lumbarwirbel sowie des Os sacrum, während das Os coccygis
normal zu fühlen war; im zweiten Falle um Zwillinge bei einer II para.
Beim ersten Kinde bestand Hydrorrhachis der zwei unteren Dorsal- und
oberen Lumbarwirbel. Ausserdem bestand Atresia ani. Das zweite Kind
war ein normales. Obwohl Hydrorrhachis öfters von anderen kongenitalen
Störungen begleitet ist, so konnte Verf. in der Litteratur keinen Fall
herausfinden, wo sie in Verbindung mit Atresia ani vorkam.)
(Mynlieff.)
4. Bowes, K., Seltene Missbildung. Lancet, 20. Febr.
11.
12.
13.
Coville, M., Monstre sym&lien. Ann. de Gyn. et d’Obst., Paris, Tome
XLVII, pag. 327.
Dietel, Kind mit Nabelschnurbruch und fast vollständigem Mangel der
Nabelschnur. Geb. Ges. zu Leipzig, 19. Januar.
— Missbildung. Ebenda, 12. April.
Dujon, V., Monstre double provenant d’une brebis. Soc. Obstetr. et Gyn.
de Paris, 12. Nov. 1896.
Eberhart, Missbildung. Deutsche Ges. f. Gyn. zu Leipzig.
Hedman, K., Ett operatirt bebandladt Fall af hernia umbilicalis conge-
nita hoss ett nys födt barn (Nabelschnurbruch. Operation. Heilung). Finska
Läkaresällskapets Handlingar, Bd. XXXIX, Nr. 12, pag. 1743—45. (In
Hedman’s Fall war der Nabelschnurbruch kaum faustgross, enthielt Leber
und Darmschlingen. Reposition unschwer. Operation in tiefer, 1!/2 Stun-
den dauernder Chloroformnarkose. 2 Stunden nach der Geburt. Eine durch
die Haut quer über den Bruch gelegene Seidennaht zog die Ränder der
Bruchpforte zusammen Reposition. Isolirte Unterbindung der Nabelgefässe.
Abtragung des Bruchsackes unter schrittweiser Anlegung von Seidennähten.
Heftpflasterverband. Am selben Abend entstand eine grosse Inguinalhernie.
Vier Tage nach der Operation schnitten die Nähte durch; Vereinigung des
Bauchfells. Zwei Tage später wurden in Chloroformnarkose die Hautwund-
ränder aufgefrischt und vernäht; die Nähte schnitten aber wieder durch.
Heilung durch Granulation. Es bildete sich auch eine Inguinalhernie auf
der anderen Seite und die Narbe buchtet sich hervor, wenn das Kind presst
oder schreit.) (Leopold Meyer.)
Hübl, H., Kind mit angeborenem linksseitigen Zwerchtfelldefekt. Geb.-
gyn. Ges. zu Wien, 22. Juni.
Horváth, M. (Budapest), Luxatio congenita genu. Budapesti kir. Orvose-
gyesirtet, März 6. (Angeborene Luxation beider Kniegelenke bei einem
in Schädellage normal geborenen Kinde. Eine gute Röntgen-Photographie
zeigt die präfemorale Luxation beider Tibien. Die Patellae fehlen, wes-
halb die Prognose ungünstig zu stellen war. Die Therapie bestand in
Redressionsmanipulationen und orthopädischem Verband.)
(Temesväry.)
Kopits, E., Mchenbelüli alszärtöres esete. Orvosi Hetilap Nr. 19. (Fall
von intrauteriner Unterschenkelfraktur des linken Beines, wahrscheinlich
durch ein Trauma [Tragen einer schweren Last im 6. Monate der Schwanger-
schaft] verursacht. Keine sonstigen Abnormitäten. Wenig Fruchtwasser.
14.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Unblutige Trennung der Bruchenden. Gypsverband. Heilung. Gute Callus-
bildung. Kürzerwerden der erkrankten Extremität um 1 cm.)
(Temesväry.)
Lewis, H. F., Triencephalus. Amer. Journ. of Obstetr., Vol. XXXV,
pag. 11— 54.
Philipps, Fetal Monstrosity (Hemicrania). Trans. of the Obst. Soc. of
London. Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV, pag. 576.
Rosing-Hansen, C., Prolapsus funiculi umbilicalis. Habilitationsschrift.
Kopenhagen, 195 pag. (Rosing-Hansen giebt, gestützt auf 637 Fällen
von Nabelschnurvorfall, die in den Jahren 1842—95 in der Kopenhagener
Entbindungsanstalt beobachtet sind, eine Uebersicht über die verschiedenen
Fragen, die hinsichtlich dieser Geburtskomplikation von Interesse sind.
In den letzten 30 Jahren dieses Zeitraumes war Stadfeldt Leiter der
Anstalt, und derselbe war ein eifriger Anhänger der Repositionsmethode.
Es kamen in diesen 30 Jahren 224 Fälle von Kopflagen mit Nabelschnur-
vorfall komplizirt zur Beobachtung, und nur 66 Kinder starben (29,5°;v).
Dieses an und für sich gute Resultat bleibt doch hinter den von Ols-
hausen und Gusserow erreichten zurück. Verf. glaubt deshalb die
Repositionsbehandlung etwas einschräuken zu müssen: Wenn die Verhält-
nisse für Wendung und sofort angeschlossene Extraktion günstig sind,
ist diese Behandlung der Reposition vorzuziehen.) (Leopold Meyer.)
Schäffer, E., Zur Lehre von den menschlichen Missbildungen. Arch. f.
Gyn. Bd. LIII, Heft 1.
Scheib, A., Vollständiger Defekt beider Nieren bei einem Fötus. Prager
med. Wochenschr. Nr. 42 u. 43.
Sperino, Presentazione di un mastricino. (Accademie di Torino.) Gazzetta
degli ospedali, Sem. 2°, fasc. 151. (Zwillingsgeburt eines normalen und
eines missgebildeten Fötus dem Genus symphus (s. monopus Försters)
angehörend.) (Herlitzka.)
Stern, A., Symmetrical malformations. Amer. Journ. of Obst., Vol. XXXV.
pag. 334. (Ein Kind mit Fehlen beider dritter Finger, ohne sonstige Ab-
normitäten.)
Stevens, A case of completely Cleft Spine associated with an unusual
visceral malformation in an anencephalic foetus. Amer. Journ. of obst.,
Vol. XXXV, pag. 279.
Switalski, Einige Bemerkungen über Hydrocephalus sub partu. Przeglad
Lekarski, pag. 424. (Neugebauer.)
Waldstein, Ein Fall von Bauch- und Beckenspalte, Epispadie und
Ectopia vesicae. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. VI, Heft 3.
Arens (1). Der erste Fall betrifft ein Kind (einer VII para)
mit grossem Osteosarkom der Orbita. Die zweite, auch von einer ge-
sunden IV para stammende Missbildung besteht in Hydrocephalie, Situs
transversus viscerum und Epignathie (ein aus der Mundhöhle heraus-
ragender, am Gaumen inserirender bindegewebiger Tumor).
Störungen von Seiten des Kindes. 761
Bowes (4). Ein ausgetragenes weibliches Kind zeigt folgende
Abnormitäten: Oesophagus unterhalb des Larynx blind endigend; der
vom Magen aufsteigende Theil des Oesophagus in die Trachea an ihrer
Bifurkation einmündend. Defekt beider Radii und beider Daumen.
Coville (5). Die Unterextremitäten durch eine muskulöse Mem-
bran verbunden; Anus und äussere Genitalien fehlen; an ihrer Stelle
ein nussgrosser Höcker. Colon transversum und descendens, Rektum
und Blase fehlen.
Dietel (6). Der Fötus, aus dem achten Monat stammend, 37 cm
lang, zeigt fast vollständiges Fehlen der Nabelschnur und einen grossen
Nabelschnurbruch, in welchem der ganze Darm, die Leber, der Magen
und Milz liegen. Die Bruchpforte war dabei nur für einen Finger
durchgängig. Auf der Leber zahlreiche peritoneale Cysten.
Eine andere von Dietel (7) beschriebene Missbildung zeigta
grossen Nabelbruch, in welchem der Dünndarm und ein grosser Theil
der Leber lagen; fernerhin Bauchblasensymphysenspalte.
Eberhart’s (9) Fall zeigt zahlreiche Cystenbildungen mit cho-
koladenbrauner Flüssigkeit auf der ganzen linken Brusthälfte, in der
Achselhöhlle und auf dem linken Arm. Die Geschwulst muss als
Lymphangioma cystoides von seltener Grösse angesehen werden.
Hübl (11). Linksseitiger Zwerchfelldefekt bei einem 3800 g
schweren Kind, welches 10 Minuten lang lebte. In der linken Brust-
hälfte liegen Dünndarm, Magen und linker Leberlappen; in der rechten
Herz und Lungen. Die nach der Geburt entdeckte Dextrokardie, so-
wie der tympanitische Schall über der ganzen linken Körperhälfte liessen
schon vor der Sektion die Diagnose stellen.
Scheib (18). Bei einem siebenmonatlichen weiblichen Fötus voll-
ständiger Defekt beider Nieren; trotzdem selbständige intrauterine Ent-
wickelung des Fötus. Hiernach scheinen also die Nieren für die Ent-
wickelung des Fötus in utero von geringer Bedeutung zu sein.
Schäffer (17). Die todtgeborene achtmonatliche Frucht zeigte
folgende Abnormitäten:
1. Atresie der Urethra, enorme excentrische Hypertrophie der Harn-
blase; Obliteration des rechten Ureter und degenerative Prozesse in der
rechten Niere.
2. Fötale Inklusionen von Muskel- und Knorpelgewebe, sowie
epithelialer Elemente in der rechten Niere.
3. Agenesie der linken Niere und des linken Ureters.
4. Vollständiger Defekt des linken Hodens und Nebenhodens mit
linkem Samenleiter. |
162
Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
5. Kryptorchismus dexter, Obliteration des rechten Samenleiters,
Mangel der rechten Samenbläschen.
6. Aplasie der Prostata.
7. Einmündung des Colon descendens in die Harnblase; völliger
Defekt des Rektum und des Anus.
—
8. Residuen fötaler Peritonitis.
9. Chondrodystrophia foetalis.
B. Multiple Schwangerschaft.
. Adamson, A case of triplets. Edinb. obst. Soc. 9. Dezbr. 1896.
2. Ausch, O., Vierlingsschwangerschaft. Prager med. Wochenschr. Nr. 11
10.
11.
12.
u. 12.
. Bar et Eleuterscu, Le placenta et les foetus dans la grossesse gemel-
laire univitelline. L’Obstetr. Paris. Nr. 3, pag. 270.
Birbès, H&morrhagie pendant la grossesse; grossesse g&emellaire méconnue
jusqu'au moment du travail. Rev. obst. intern. Nr. 92. (Zweiter Fötus
entspricht dem dritten oder vierten Monat. Ref.)
Dejevany, Zur Statistik der Zwillingsschwangerschaft in Frankreich.
Rev. intern. de med. et de chir. Nr. 10.
. Gagotzky, Fall von postmortaler gewaltsamer Entbindung von (lebenden)
Zwillingen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Oktober.
(V. Müller.)
Gelli, Un caso di parto trigemino. Il Pratico. Vol. II, pag. 23. Firenze.
(Drillingsgeburt mit verschiedenen Hüllen (Amnios und Chorion). Erstes
Kind 3300 g, zweites 3600 g, drittes 3470 g. Die drei Placenten wogen
zusammen 1650 g. Alle Kinder lebend und gesund. Mutter gesund.)
(Herlitzka))
. Littauer, Foetus papyraceus. Geburtsh. Ges. zu Leipzig. 17. Mai.
Lonthokhine, M., Un cas de môle vésiculeuse dans une grossesse gemel-
laire. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVIII, pag. 123—127.
Maygrier, Ch., Grossesse g6mellaire univitelline. L’Obstetr. Paris, Nr. 4,
pag. 301—307.
Perret, Grossesse gemellaire, mort de lun foetus a 7 mois, accouchement
à terme, développement normal du second foetus. L’Obstetr. Paris. Nr.3,
pag. 273.
Santovecchi, Distocia fetale in donna pluripara con gravidanza gemel-
lare. Gazz. degli Ospedali. Vol. II, Fasc. 139. (Herlitzka.)
Adamson (1). Multipara von 34 Jahren. Im sechsten Monat
Abort von Drillingen. Placenta einfach mit einem Chorion und zwei
Amnien. Im ersten Amnion zwei todte Früchte, im zweiten Amnion
eine lebende Frucht.
Ausch (2). Die Vierlinge stammen von einer II para im sechsten
Monat. Zwei Placenten, deren eine drei Nabelschnüre aufweist und
Störungen von Seiten des Kindes. 1063
ein Chorion; die dazu gehörigen Früchte, sämmtlich weiblichen Ge-
schlechte, scheinen aus einem Ei zu stammen.
Dejevany (5). Die Statistik umfasst die Jahre 1861—1888
und 985920 Geburten; darunter 9644 Zwillinge = 9,78:1000. Die
Zwillingsgeburten sind in Frankreich seltener als in anderen Ländern
Europas. Die Sterblichkeit der Zwillinge ist dreimal grösser als die
anderer Kinder. Die Lebensfähigkeit scheint bei zweieiigen Zwillingen
grösser zu sein als bei eineiigen.
Littauer (8) Der Fötus entsprach dem dritten Monat; der
andere Zwilling reif. Beide Früchte hatten eine gemeinsame Placenta,
deren einer Theil das Aussehen eines Infarktes bot.
Lonthokhine (9) Gegen Ende der Schwangerschaft unregel-
mässige Blutungen, die sich bei Beginn der Geburt so verstärken, dass
dieselbe schleunigst künstlich beendet werden muss. Nach der Geburt
eines lebenden Kindes wird durch eine Wehe eine Blasenmole ausge-
stossen. Die zum Kind gehörige Placenta normal.
Maygrier(10). Multipara; Hydramnios, Zwillinge. Beim Sprengen
der ersten Blase fast kein Fruchtwasser; Kind wegen Nabelschnurvorfalls
todt geboren. Beim Sprengen der zweiten Blase 8!/2 Liter Frucht-
wasser, Kind klein, stirbt bald. Placenta zeigt ein Chorion und zwei
Amnien und grosse arterielle und venöse Anastomosen beider weit ent-
fernten Nabelschnüre.
C. Falsche Lagen.
1. Vorderhauptslagen.
1. Corinin, Étude statistique sur la durée et le pronostic de l'accouchement
dans le dégagement en occipito-sacrdee. Thèse de Paris, G. Steinheil.
2. Fry, H., Manual rectification of faulty Head-Positions. Amer. Journ. of
Obst. Vol. XXXV, pag. 345—360.
3. Gillepsie, W., Forceps rotation in occiput posterior positions of the
vertex. Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 224—229.
4. Mendes de Leon, Forcipale Extraktion bei Vorderhauptslagen. Niederl.
Ges. f. Geb. u. Gyn. 10. März.
5. Stanton, Manual rectification in occipito-posterior positions. Tr. of the
Cincinnati Obst. Soc. 10. Decbr. 1896.
6. Stewart, B. W., Occipito-dextro-posterior Position of the fetal head. Amer.
Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 541—549.
Corinin (1). Unter 10000 Geburten 56 Vorderhauptslagen —
0,56 io. In 96,23°/o verlief die Geburt spontan. Bei Mehrgebärenden
betrug die durchschnittliche Dauer der Geburt nur 7 Stunden 56 Mi-
64 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
nuten, also nicht viel mehr als bei Hinterhauptslagen ; ebensowenig
differirte die Zeit bei Erstgebärenden. Mortalität der Mütter O, die der
Kinder 1,78°;0. Dammrisse nur leichteren Grades und nicht viel häufiger
als bei Hinterhauptslagen.
Fry (2). Nach einem interessanten Rückblick auf die geburts-
hilflichen Eingriffe bei fehlerhaften Kopfstellungen vom Anfang dieses
Jahrhunderts bis jetzt entwickelt Verf. seinen Standpunkt‘ in dieser
Frage. Er ist ein grosser Anbänger der manuellen Umwandlung
fehlerhafter Kopfstellungen, also der Vorderhaupts-, der Stirn- und Ge-
sichtslagen. Diese Umwandlungen sind stets in Narkose und manuell
vorzunehmen, sowohl wenn der Kopf noch im Beckeneingang steht, als
auch wenn er schon ins Becken eingetreten ist.
Mendes de Leon (4). Ist die kleine Fontanelle nach hinten
gerichtet und bleibt sie es auch trotz Lagerung der Kreissenden auf
die Seite, wo der Rücken des Kindes liegt, so soll man mit der Zange
den Kopf nicht drehen, weil dies gefährlich und oft unmöglich, son-
dern das Hinterhaupt über den Damm schneiden lassen. Mit der
Zangenanlegung bei Vorderhauptslagen ist so lange zu warten, bis eine
Indikation seitens des Kindes gegeben ist. (Nach Ansicht des Ref. ist
dieser Standpunkt der einzig richtige; dreht sich der Kopf nicht spontan
in der Zange mit dem Hinterhaupt nach vorn, so soll man ihn ruhig
in Vorderhauptslage extrahiren.)
Stanton (5) empfiehlt bei beweglichem Kopf in Narkose die
manuelle Umwandlung der Vorderhauptslage in Hinterhauptslage mit
gleichzeitiger Drehung des ganzen Kindeskörpers. Hierauf Achsenzug-
zange. (Wie selten wird dieser Eingriff gelingen! Und wozu auch?
Wenn man schon bei beweglichem Kopf eingreifen will oder muss und
doch chloroformirt, so soll man lieber gleich die Wendung machen.
Ref.)
2. Stirn- und Gesichtslagen.
l. Dreier, P., Lidt om Ausegtsfödslen og dens Behandling. Norsk. Magaz.
f. Lagev. 4. R. Bd. XII, Nr. 3, pag. 296—314.
Gessner, Zur Aetiologie der Gesichtslage. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
XXXVII Heft 2.
3. Gomberg. M. B. A case of face presentation with posterior rotation of
the chin. Atlantic Med. Weekly, 29. Mai. (Ipara; Geburt durch Wendung
beendet. Kind gestorben, Mutter stirbt an Sepsis.)
NL
4. Retze, Ueber die Beziehung der Gesichtslage zum engen Becken. Inaug.-
Diss. Bonn.
Störungen von Seiten des Kindes. 765
5. Rose, H., Herabziehen des Gesichtes am Oberkiefer bei Stirnlage. Cen-
tralbl. f. Gyn. Nr. 50.
6. Volland, Zur Behandlung der Gesichtslagen mit nach hinten gerichtetem
Kinn. Centralbl. f. Gen Nr. 50.
Drejer (1) schildert kürzlich die Entwickelung, welche die
Lehre von Gesichtslage und ihrer Behandlung durch Boër, Bau-
delocque, Cazeaux, Pippinskjöld, Schatz, Thorn erfahren
hat. Wenn sich das Kinn nach vorne wendet, überlässt Verfasser
die Geburt sich selbst, und die Behandlung weicht von der bei Schädel-
lage angewandten nicht ab. Wenn sich das Kinn nach hinten wendet
und nach vollständiger oder ungefähr vollständiger Eröffnung des Mutter-
mundes, Berstung der Eihäute und kräftigen Wehen nach einigen
Stunden nicht ins Becken herabtritt, oder dauernd hochstehend bleibt
und das untere Uterinsegment gedehnt ist oder die fötalen Herztöne
unregelmässig werden, macht Verf. Redressement.
Das Redressement wird in Rückenlage in Narkose ausgeführt.
Die eine Hand fasst das Hinterhaupt, welches darnach über den
Muttermund gebracht wird; gleichzeitig drückt die äussere Hand die
kindliche Brust aufwärts und nach aussen. Ist momentane Ent-
bindung wünschenswerth, wird die Zange angelegt. Wendung hält
Verfasser für gefährlicher. Ueber vier Fälle mit günstigem Aus-
gange wird berichtet.
(Kr. Brandt, Kristiania.)
Gessner (2). Im ersten Fall war die Ursache der Gesichtslage
in abnormen Kontraktionszuständen der einen Seite des Uterus zu
suchen. Auf Morphium und warme Umschläge legten sich allmählich
jene fehlerhaften Kontraktionen und das Kind wurde in Gesichtslage
epontan geboren. — Im zweiten Fall, der ebenfalls spontan verlief, ist
die Ursache der Gesichtslage in einer ausgesprochenen Dolichocephalie
zu erkennen mit grösserem hinteren Hebelarm, also ein Fall, welcher
der Hecker’schen Theorie entspricht. — Sicher kommen als Ursache
der Gesichtslage die verschiedenartigsten Momente in Betracht.
Retze (4) beschäftigte sich gleichfalls mit der Frage nach der
Aetiologie und zwar an der Hand von 17 an der Bonner Klinik beob-
achteten Gesichtslagen. Auch er ist der Ansicht, dass eine Reihe von
Momenten das Zustandekommen einer Gesichtslage ermöglicht, dass aber
das enge Becken eine Hauptrolle unter den Ursachen spielt. In jenen
17 Fällen fand sich 8mal enges Becken und 4mal ein im Verhältniss
zum Kopf enges Becken.
166 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
In 8 Fällen spontaner Geburtsverlauf, 4 mal Forceps, 4mal Wen-
dung, 1 mal Perforation. Zwei Umwandlungsversuche in Hinterhaupts-
lage missglückten insofern, als sich die Gesichtslage sofort wieder
herstellte.
Rose (5). In einem Fall von Stirnlage mit tief im Becken
etehendef Stirn und drohender Uterusruptur versuchte Rose zunächst
das Herabbringen des Hinterhauptes nach Baudelocque, dann die
Zange — beides vergeblich. Als letzten Versuch (vor der Perforation)
ging er mit zwei Fingern in den Mund des Kindes ein und zog am
Oberkiefer nach abwärts — der Erfolg war ein überraschender: au:
der Stirnlage wurde eine Gesichtslage mit nach vorn gerichtetem Kinn
und nun konnte die Geburt mit Glück durch die Zange beendet werden.
— Im Anschluss an diesen Fall bespricht Verf. die Maassnahmen bei
Stirnlagen:
1. Bei noch beweglicher Stirn kommt die Umwandlung nach
Schatz (äussere Handgriffe) und die nach Thorn (kombinirte Hand-
griffe) in Frage; wenn erfolglos, so Wendung.
2. Bei feststehender Stirn kommt der Thorn’sche Handgriff oder
das Verfahren nach Baudelocque (Herabholen des Hinterhauptes) in
Frage; wenn erfolglos, dann das Rose’sche Verfahren (Zug am Ober-
kiefer).
3. Bei feststehender Stirn und drohender Uterusruptur ist vorsichtig
der Baudeloque’sche oder Rose’sche Handgriff anzuwenden; wenn
erfolglos, dann Perforation.
Volland (6) empfiehlt noch einmal seinen schon früher ange-
gebenen Handgriff bei Gesichtslagen mit nach hinten gerichtetem Kinn.
Er umfasst das Gesicht mit der ganzen Hand, so dass der Zeigefinger
unter das Kinn zu liegen kommt und dreht in der Wehenpause das
Gesicht so, dass das Kinn mehr seitlich zu stehen kommt. Während
der Wehe wird das Gesicht in dieser Stellung fixirt. In der nächsten
Wehenpause wird die Drehung in obigem Sinn weiter fortgeführt, bis
schliesslich das Kinn nach vorn kommt.
3. Querlagen.
1. Clemens, H., Ueber Embryotomie mit dem Sichelmesser. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 41.
2. Herzfeld. K. A., Der Braun’sche Schlüsselhaken. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 44.
3. Silberstein, Ueber vernachlässigte Querlagen der Frucht. Przeglad Lek.
pag. 335 u. ff. (Neugebauer.!
Störungen von Seiten des Kindes. 767
Clemens (1). Auf Grund von neun Fällen, in denen oft die
ungünstigsten Verhältnisse vorlagen, empfiehlt Verf. das Schultze-
sche Sichelmesser zur Dekapitation. Bei nur einiger Vorsicht lassen
sich Verletzungen sicher vermeiden. Dem Braun’schen Schlüsselhaken
gegenüber hat das Sichelmesser den Vorzug, dass die Lage des Kindes
in keiner Weise verändert wird, während bei dem Schlüsselhaken ein
Mitdreben des Kopfes und daraus eine Uterusruptur resultiren kann.
‚Herzfeld (2) dagegen weist den Vorwurf zurück, dass bei An-
wendung des Schlüsselhakens ein Mitdrehen des Kopfes und eine
Uterusruptur entstehen könne. Natürlich muss man mit einer Hand
den Uterus auf der Seite fixiren, wo der Kopf liegt und muss den
richtig angelegten Haken gegen die Seite des kindlichen Kopfes und
nicht gegen die des Rumpfendes drehen. Das sind Jie vielfach nicht
beachteten, alten Vorschriften Karl Braun’s. An den Wiener Kliniken
ist nie eine Uterusruptur durch den Haken verursacht worden.
4. Beckenlagen.
1. Blocq, Étude statistique sur la presentation du siège decomplete mode
des fesses. L’Obstetr. Paris. Nr. 4, pag. 332. |
2. Demelin, Dystocie par presentation du siège d6complete mode des fesses.
L’Obstetr. Paris. Nr. 4, pag. 333.
3. Ferroni, Il parto podalico nella clinica ostetrica di Pavia. Studio statis-
tico. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 8, 12. (Herlitzka.)
4. Griffith and Lea, On breech presentation with extended legs. Tr. of
the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, pag. 13—40.
Griffith und Lea (4) berichten über 17 Fälle von Steisslage
mit ausgestreckten Beinen. 10 davon verliefen spontan. In 7 Fällen
war Kunsthilfe nöthig und zwar viermal durch Angreifen am Steiss
selbst und dreimal durch Herabholen eines Fusses.. Die Diagnose
dieser unvollkommenen Steisslage ist bei Erstgebärenden zwar schwer,
aber möglich; denn der Steiss pflegt leichter in’s Becken einzutreten
mit ausgestreckten als mit fiektirten Beinen und ferner ist die Möglich-
keit vorhanden neben dem Kopf die Füsse zu fühlen. Bei Mehrge-
bärenden ist die Diagnose durch innere Untersuchung noch leichter.
Die unvollkommene Steisslage kann primär bestehen, oder erst sekundär
während der Geburt sich ausbilden. Die sekundäre Form ist häufiger
als die primäre. Bei Erstgebärenden ist die unvollkommene Steisslage
häufiger (etwa 70°/o der Fälle).
168 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Die Prognose für das Kind ist nicht schlechter als bei gewöhn-
lichen Steisslagen.
Die Wendung auf den Kopf ist vortheilhaft, bevor die Geburt
begonnen hat.
Die meisten Fälle verlaufen spontan.
Das prophylaktische Herunterholen eines Fusses ist nur ausnahms-
weise erforderlich.
Die Beugung des Beines ist vorzuziehen dem Herunterholen des-
selben bis in die Scheide.
Ist Hilfe nöthig, wenn der Steiss tief im Becken steht, so thut
eine weiche Binde, um den Oberschenkel gelegt, gewöhnlich gute Dienste.
5. Nabelschnurvorfall und andere Lagen.
1. Ahlfeld, Zerreissung der Nabelschnur eines reifen Kindes während der
Geburt. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI, Heft 3.
2. Bianchi, Un caso di abnorme atteggiamento del feto. R. Istituto lom-
bardo di scienze e lettere. Fasc. 22, pag. 215. (Herlitzka.)
3. Cullough, Mc, Unusual case of prolapsus funis. Amer. Journ. of Obst.
N.Y. Vol. XXXVI, pag. 233. (Vorfall der Nabelschnur bis vor die Vulva
im fünften Schwangerschaftsmonat. Ref.)
4. Haggard, W.D., Another case of prolapsus funis. Amer. Journ. of Obst.
N. Y. Vol. XXXVI, pag. 549.
5. Hübl, H., Seltener Tumor der Nabelschnur. Geb. Ges. zu Wien. 16. Novbr.
6. Königstein, J.. Ueber einen Fall von kurzer Nabelschnur eto. Wiener
med. Blätter, Nr. 19.
7. Lefour, Presentation du sommet et procidence du membre supérieur
gauche. Revue Obst. internat. 21. Juli, pag. 169. (Nach Reponirung des
linken Armes Forceps. Kind lebend. Spontane Uterusinversion, die sofort
zurückgebracht wird. Heilung.)
Ss. Lycett, J. A., Dystocia from relative shortness of the funis. The Brit.
med. Journ. 2. Jan.
9. Meyer, H., Einige Fälle von intrauteriner Verletzung der Nabelschnur.
Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Heft 1.
10. Motta, A., Zur Lehre der Hinterscheitelbeineinstellung. Arch. f. Gyn.
Bd. LIV, Heft 3. .
ll. Neugebauer, F., 45 Fälle von Retention des bei Extraktion an den
Füssen abgerissenen oder abgeschnittenen Kopfes oder einzelner Knochen
desselben in utero. Gaz. lekarsk., pag. 1298, 1336, 1363, 1398, 1427.
(Neugebauer.)
12. Paoletti, Un caso di procidenza di una mano ed un piede con presen-
tazione di Vertice OIDA. La Rassegna medica, Nr. 7. (Herlitzka.)
13. Porak, M., Insertion velamenteuse du cordon pendant le travail. Ann.
de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 253.
14. White, R., A case of presentation of the cord Atlantic Med. weekly.
l. Mai.
Störungen von Seiten des Kindes. 769
Ahlfeld (1). Der Fall ist folgender: Erstgebärende mit etwas
allgemein verengtem Becken. Im Laufe der normalen Geburt in
der Austreibungsperiode plötzlich Tod des Kindes. Nach der Geburt
des Kopfes verzögert sich der Durchtritt der Schultern; die Hebamme
entwickelt dieselben durch foreirten Zug am Kopf. Die Nabelschnur
ist dicht am Nabel zerrissen; ihre Länge beträgt 44 cm und sie ist
einmal um den linken Unterarm und einmal um den rechten Unter-
schenkel umgewickelt. Die Zerreissung der Nabelschnur durch Zug
am Kopf gehört zu den grössten Seltenheiten und ist, ebenso wie das
Absterben des Kindes während der Geburt, nur durch die Kürze der
Schnur zu erklären. Forensisch ist die Beobachtung von grosser
Wichtigkeit.
Haggard (4). Erstgeschwängerte im 3. Monat. Mässige Blutung.
Nabelschnur bei geschlossenem Cervix vor der Vulva liegend. Ein-
leitung des Aborts durch Tamponade.
Hübl (5). Normale Geburt, Kind lebend und gut entwickelt.
In der Mitte der sonst ganz normalen Nabelschnur ein gänseeigrosser,
glatter, blaurother Tumor, der sich als grosser Varix der Nabelvene
erwies.
Königstein (6). Bei einer Nabelschnur von 34 cm Länge
Blutung ante partum vorzeitige Placentarlösung an der Stelle der
Nabelschnurinsertion. In einem zweiten Fall (Zwillinge) musste die
geborene Frucht wegen 28 cm langer Nabelschnur sogleich abgenabelt
werden, weil die Kürze der Schnur die Beweglichkeit des Kindes
hinderte. Auch hier theilweise vorzeitige Lösung der Placenta.
Lycett (8). Kopf spontan bis zum Einschneiden geboren; dann
kein Fortschritt trotz guter Wehen und normalen Beckens. Forceps,
Nabelschnur umschlungen, lässt sich nicht zurückstreifen, muss durch-
schnitten werden. Kind lebend, 11 Did wiegend. Länge der Schnur
nicht angegeben.
Porak (13). Der Eihautriss befand sich zwischen Insertion der
Nabelschnur und dem Rand der Placenta. Auf diese Weise wurde
die Nabelschnur vom vorrückenden Theil komprimirt und das Kind
todt geboren.
White (14). Der Fall ist bemerkenswerth dadurch, dass von
Anfang an bei Schädellage und stehender Blase die gut pulsirende
vorliegende Nabelschnur gefühlt wurde und dass ohne Eingriff das
Kind lebend mit vorgefallener Nabelschnur spontan geboren wurde.
Günstig war, dass der Blasensprung erst kurz vor dem Durchschneiden
des Kopfes erfolgte. Kind 91/3 Did. schwer.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 49
710 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Meyer (9). Die interessanten Beobachtungen des Verfassers sind
folgende:
1. Zerreissung einer Nabelvene beim Versuch der Reponirung
der vorgefallenen Nabelschnur. Tod des ausgetragenen Kindes an
Verblutung.
2. Ein Fall von Zerreissung einer Nabelvene bei Insertio vela-
mentosa, verursacht durch Abreissen eines Stückes Chorion, das mit
dem Amnion fest verwachsen war. Absterben des Fötus im 4. Monat.
3. Spontanruptur der Nabelvene in Folge von geplatztem Varix.
Ursache wahrscheinlich Lues. Absterben der Frucht im 5. Monat.
4. Ein unaufgeklärter Fall von Nabelschnurverletzung und Ab-
sterben des Kindes kurz vor der Geburt. Reichliches Blut im Eisack
deutete auf eine Zerreissung, die aber nicht zu finden war. Vielleicht
handelte es sich um Ruptur eines accessorischen Blutgefässes.
Motta (10). Die Arbeit stammt aus der Dresdener Klinik und
umfasst einen Zeitraum von neun Jahren, in welchem unter 12622
Schädelgeburten die Hinterscheitelbeineinstellung im Ganzen 83 mal
(= 0,65°/,) beobachtet wurde. Verf. giebt eine sehr lesenswerthe
tabellarische Uebersicht über den Verlauf dieser 83 Fälle. Bezüglich
der Aetiologie der Hinterscheitelbeineinstellung ergiebt sich aus diesen
Fällen, dass das enge Becken und der vorzeitige Blasensprung eine
grosse, wenn nicht die grösste Rolle spielen, denn nur in zwei Fällen
von allen 83 war das Becken normal, in allen übrigen mehr oder
weniger verengt. Hängebauch wird nur fünfmal erwähnt, scheint also
ätiologisch nicht von Bedeutung zu sein. Die Ursache der Hinter-
scheitelbeineinstellung bei normalem Becken ist noch dunkel; in den
beiden beobachteten Geburten waren die Kindsschädel auffallend gross.
Diagnostisch ist wichtig, dass in allen jenen Fällen bei der äusseren
Untersuchung das sogenannte Hegar’sche Zeichen (die Querfurche
oberhalb der Symphyse, welche der Abknickung des kindlichen Halses
entspricht) beobachtet wurde. Die innere Untersuchung ergiebt meist
die Pfeilnaht quer verlaufend und zwar entweder 1—2 cm vor dem
Querdurchmesser des Beckeneingangs (l. Grad) oder quer an der
Symphyse (II. Grad) oder oberhalb der Symphyse, so dass das ganze
hintere Scheitelbein und das hintere Ohr zu tasten ist (III. Grad).
Auch die Verschiebung der Scheitelbeine übereinander (das hintere
schiebt sich über das vordere) ist für die Diagnose von Bedeutung.
Der Mechanismus der spontanen Geburt bei Hinterscheitelbein-
einstellung ist verschieden; war der Kopf noch nicht fixirt, so trat
zunächst das vordere Scheitelbein tiefer bis beide Scheitelbeine in
Störungen von Seiten des Kindes. 771
gleicher Höhe standen; war dagegen der Kopf schon fixirt, so trat
das hintere Scheitelbein zuerst ganz ins Becken und erst dann schob
sich das vordere Scheitelbein hinter der Symphyse vorbei und tiefer.
Was die Therapie betrifft, so ist zunächst volle Klarheit über
Form und Grad der Beckenverengerung und über die Grösse des kind-
lichen Schädels anzustreben. Der Verlauf früherer Geburten ist sehr
zu beachten. Bei stehender Blase und noch nicht völliger Erweiterung
ist abzuwarten und zur Schonung der Blase und Vorbereitung der
Weichtheile der Kolpeurynter einzulegen. Bei vollständiger Erweiterung
ist die Blase zu sprengen und zunächst eine spontane Rektifikation
abzuwarten; wenn letztere nicht eintritt, so ist die Wendung mit so-
fortiger Extraktion zu machen. Ist die Blase vorzeitig, wie meist, ge-
sprungen, so ist Abwarten nur so lange erlaubt, als absolut keine
Gefahr für Mutter oder Kind vorliegt. Besteht aber eine Indikation
zur Beendigung der Geburt und ist die Erweiterung noch nicht voll-
ständig, so ist ein Wendungsversuch nur bei Mehrgebärenden gestattet,
andernfalls muss man perforiren. Die prophylaktische Wendung ist
zu verwerfen. Die bimanuelle Rektifikation ist, weil in den meisten
Fällen erfolglos, nicht empfehlenswerth. Ebenso ist die hohe Zange
zur Korrektur der Einstellung im Allgemeinen zu verwerfen; nur bei
Mehrgebärenden und so fester Fixation des Kopfes, dass nur die Per-
foration übrig bleiben würde, ist ein Zangenversuch gerechtfertigt.
Scheut man sich nicht vor dem Opfern des kindlichen Lebens
durch die Perforation, so ist die Prognose für die Mutter gut. Alle
83 Mütter konnten gesund entlassen werden. Von den Kindern wur-
den 39 lebend geboren.
D. Placenta praevia.
l. Barone, Contribuzione allo studio del meccanismo e trattamento de!-
l emorragia in inserzione viziosa della placenta con applicazione di un
nuovo metodo terapeutico. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 3, 4.
(Barone giebt dem Champetier-Apparate, um die Blutungen der Pla-
centa praevia zu stillen, vor der vaginalen Tamponade den Vorzug.)
(Herlitzka.)
2. Blacker, G.J., The treatment of placenta praevia. Tr. of the Obst. Soc.
of London. Vol. XXXIX, pag. 188—157.
d v. Braun, B., Fall von Placenta praevia. Geburtsh. Gesellsch. zu Wien
26. Oktbr.
4. Charles, Un cas mortel d’hemorrhagie par placenta praevia. Journ.
d’accouch. 19. Septbr.
49*
10.
11.
12.
13.
14.
ten
Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
Cushing, E. W., The comparative value of the principal methods of
treatment of hemorrhage due to abnormal insertion of the placenta. Ann.
of Gyn. and Paed. Boston. Vol. XI, Nr. 3.
Fieux, G., Cing observations relatives au traitement de l’hemorrhagie par
insertion basse du placenta. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVIII,
pag. 97—109.
Heil, K., Zur Therapie der Placenta praevia. Therap. Wochenschr. 1596,
Nr. 42.
v. Herff, O., Zur Lebre von der Placenta preevia. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVI, Heft 2.
Hofmeier, Schatz, Placenta praevia. Deutsche Gesellsch. f. Gyn. zu
Leipzig.
Numers, G. v., Studier öfver Placenta praevia. Helsingfors 1896, 135 pag.
(Leopold Meyer.)
De Paoli, Osservaziðni cliniche sopra alcuni casi di placenta previa cen-
trale. La Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 10. (De Paoli theilt
mehrere Fälle von Placenta praevia centralis mit und betont, dass bei ge-
schlossenem Mutterhalse und starken Blutungen das mechanische Dilata-
torium Bossi’s das vollkommenste Instrument ist wegen der raschen
Erweiterung, die es erzeugt und wegen der leicht durchführbaren Asepsis.
Verf. schlägt auch die regelmässige Anwendung der Uterusscheiden-Tam-
ponade nach der Operation vor.) (Herlitzka.)
La Torre, Quattro casi di placenta previa centrale curati col metodo del
Deventer. Madri guarite, figli vivi. Bull. delle Societa Lancisiana di Roma.
Fasc. 1, pag. 184. (La Torre brauchte in vier Fällen von Placenta praevia
centralis die Deventer’sche Methode mit vollständigem Erfolg, die Mütter
genasen und die Kinder wurden lebend geboren. Verf. betont, dass diese
Methode allen anderen, auch den besten, vorzuziehen sei, da kein Instru-
ment oder sonstiges Mittel nöthig sei, um sie sofort und mit Nutzen an-
zuwenden, und dass sie in folgender Weise modifizirt werden soll: Nach-
dem die Placenta durchbrochen ist, dringt die Hand in die Uterushöhle
hinein, ergreift die Füsse, zieht sie herunter und vollendet die Geburt
durch Extraktion.) (Herlitzka.)
v. Weiss, O., Zur Kasuistik der Placenta praevia centralis. Centralbl.
f. Gyn. Nr. 22.
Wennig, W. H., Placenta praevia with special reference to treatment.
Amer. Journ. of Obst. N. Y. Vol. XXXVI, pag. 513—530.
Blacker (2). Auf Grund von 16 aus der Litteratur gesammel-
und 6 eigenen Fällen, die alle mit dem Kolpeurynter behandelt
wurden, formulirt Verf. die Vortheile dieses Verfahrens gegenüber der
Wendung folgendermassen : |
1. Die Einführung des Kolpeurynters ist bedeutend leichter als die
Ausführung der Wendung.
2. Die Blutstillung ist eine ganz sichere.
Störungen von Seiten des Kindes. 113
3. Die Neigung zum Weiterbluten kann man bei den Traktionen
am Kolpeurynter genau kontroliren und durch den Zug am Ballon
wird das Kindesleben nicht gefährdet.
4. Die Vermeidung der Gefahr für das Kind wird dadurch be-
dingt, dass der Ballon und nicht ein Kindstheil die Erweiterung vollbringt.
5. Die Leichtigkeit der sofortigen Entbindung nach Ausstossung
des Ballons.
6. Der Ballon wirkt als mächtiges Reizmittel für die Wehen-
thätigkeit des Uterus.
7. Die verringerte Mortalität der Kinder, die in den 22 Fällen
nur 36,3°jo betrug. Die Infektionsgefahr ist sicher zu vermeiden. Der
Ballon ist nach Sprengung der Blase einzuführen. Bei Placenta prae-
via centralis ist der Ballon durch die Perforationsöffnung der Placenta
hindurchzuführen.
v. Braun (3). Dieser Fall von Placenta praevia, der tödtlich
endigte, zeigte einen interessanten Befund: Der noch im Uterus befind-
liche Kopf des Kindes hatte den unten liegenden Placentarlappen nach
oben hinaufgeschlagen und umgeklappt. Trotzdem kein Blut im Uterus.
Cushing (5). Verf. giebt eine Statistik über die Erfolge der
verschiedenen therapeutischen Massnahmen bei Placenta praevia:
1. Tamponade; sie giebt nach Juge eine Mortalität der Mütter
von 26,8°/, und der Kinder von 77,6°],.
2. Die Wendung nach Braxton Hicks: sie giebt materne
Mortalität von 6°/, und fötale Mortalität von 78°],.
3. Die künstliche Blasensprengung allein: nach Pinard 63 Er-
folge unter 66 Fällen; nach Baudelocque unter 73 Fällen 45 mal
ausreichend und mit gutem Erfolg.
4. Blasensprengung und Einführung des Kolpeurynters nach
Champetier ist nach Ansicht des Verf. die beste Methode. Zahlen
fehlen leider darüber.
Heil (7). Die geringe Zahl seiner Erfahrungen bringt Heil
zur Empfehlung der cervico-vaginalen Tamponade in den Fällen, wo
das Kind lebt und die Blutung nicht bedrohlich ist. Er erzielte eine
Kindermortalität von 12,5°/,, bei der kombinirten Wendung dagegen
eine solche von 60—80°|,.
v. Herff (8). Zwei fundamentale Voraussetzungen liegen der
Abhandlung zu Grunde:
1. Die Bildung einer Placenta praevia kann stattfinden durch Nest-
bildung in der nächsten Nachbarschaft des inneren Muttermundes (pri-
märe Präviabildung).
174 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
2. Durch ungewöhnlich grosse Placentaranlage bei höher gelegenem
Sitz des Eies (sekundäre Präviabildung).
Es fragt sich nur, auf welche Weise kommt es zu theilweiser oder
vollständiger Ueberdachung des inneren Muttermundes. Die einfachste
Erklärung ist die Hofmeier’sche Theorie, nämlich die Bildung einer
„Reflexaplacenta“. Doch ist eine solche am Ende der Schwangerschaft
noch nicht beobachtet worden und überdies werden durch diese Theorie
jene Fälle nicht erklärt, in denen die Placenta in der Umgebung des
Muttermundes fest anhaftet. Man müsste denn annehmen, dass die
Zotten die Reflexa durchbohren und in die Vera eindringen; aber dieser
Vorgang ist ebenso unwahrscheinlich, wie unbewiesen. Erklären liesse
sich die Sache nur so, dass man bei einem fortschreitenden Veröden
der Zottenanlage auf der Reflexa gleichzeitig ein Weiterwachsen der
Placentaranlage in die Vera hinein bis zum inneren Muttermund herab
und um diesen herum annimmt. Durch diesen Vorgang, also durch
eine Vergrösserung der Placentaranlage in ihrer gewohnten Wachsthums-
richtung in die Vera hinein, oder kurz gesagt: durch Bildung einer
„Reflexa serotina“ lassen sich die verschiedenen Präviaformen in der
That erklären. Eine Praevia totalis nämlich denkt sich Verf. dann
entstanden, wenn bei einem tief eingenisteten Ei die Zottenanlage sich
mehr oder weniger konzentrisch gegen den Muttermund, d. h. in die
Vera, vordrängt und hier angelangt, die Deciduaränder zum Verschmelzen
unter Verlust ihres Epithels bringt und somit eine Brücke bildet, auf
welcher die Placenta den Muttermund überschreitet und rings um den-
selben eine echte Serotina bildet.
Hofmeier (9). Die Bildung einer Praevia geht vor sich: 1. Wenn
die Spaltung der Decidua (als Folge des Eiwachsthums) sich bis in die
Umgebung resp. bis an den inneren Muttermund erstreckt, oder wenn
bei Placenta marginata der innere Muttermund umwachsen wird; 2. durch
Ausbildung einer Reflexa-Placenta über dem inneren Muttermund; 3. un-
wahrscheinlich ist die Einbettung des Eies über dem inneren Mutter-
mund.
Die Blutung stammt entweder aus dem intervillösen Raum oder
aus Deciduagefässen in Folge Ablösung eines Placentarlappens. Nach
dem Blasensprung andauernde Blutung deutet auf Ablösung eines höher
gelegenen Lappens.
Therapie: Bei noch geschlossener Cervix Tamponade der Vagina.
Nach dem Beginn der Geburt Blasensprengung. Liegen grössere Pla-
centartheile vor oder verzögern sich die Wehen: kombinirte Wendung
Störungen von Seiten des Kindes. 119
auf einen Fuss; eventuell intrauterine Kolpeuryse. Die Nachgeburts-
periode ist möglichst abwartend zu behandeln.
v. Neuner (9) stellt 72 Fälle von Placenta praevia zusammen,
giebt eine Darstellung der Geschichte, Pathogenese, Aetiologie, Sympto-
matologie, Anatomie und Prognose dieses Leidens und widmet dann
hauptsächlich der Therapie seine Aufmerksamkeit. Von den 72 Fällen
stammen 10 Fälle aus der Poliklinik der Charit& zu Berlin, wo Verf.
dieselben mit Nagel zusammen beobachtet hat; in zwei von diesen
Fällen wurde nur die Blase gesprengt, zweimal bei Beckenendlage ein
Fuss geholt, einmal die innere Fusswendung, fünfmal Fusswendung
nach Braxton Hicks gemacht. Von den Müttern starb keine, von
den Früchten 60°/o. Die restirenden 62 Fälle wurden in der Entbin-
dungsanstalt zu Helsingfors in den Jahren 1846—1895 beobachtet.
Eine Frau starb unentbunden. Von den übrigen 61 Müttern starben vier
(6,1°/0), von den Früchten kamen 38 todt zur Welt (62,3°/o) und in
den ersten Tagen des Wochenbettes starben noch 10 Kinder. — Verf.
sieht die Wendung nach Braxton Hicks als zu schwierig für den
gewöhnlichen Praktiker an, befürwortet statt dessen die intrauterine
Tamponade mittelst des Ballons von Champetier de Ribes nach
Sprengung der Fruchtblase, eventuell Durchbohrung des Mutterkuchens.
Scheidentamponade, wie Accouchement forcé werden ganz verworfen,
erstere nur den Hebammen gestattet. (Leopold Meyer.)
Schatz (11). Die Placenta praevia kann entstehen: 1. durch
primäre Schleimhauthypertrophie an der Ei-Insertionsstelle bei normal
hohem Sitz; 2. bei tiefer Ei-Einbettung (Uteruseckenplacenta); 3. als Uterus-
kantenplacenta in Folge abnormer Ausbreitung eines in einer Uterus-
hohlkante inserirten Eies; 4. als tiefsitzende Uteruskantenplacenta bei
tiefem Sitz der Placenta; 5. sekundär durch Margobildung; 6. durch
Bildung einer Reflexaplacenta.
Therapie: Bei geschlossenem Cervix Tamponade der Vagina.
Blasensprengung erst bei eröffnetem Muttermund mit sofortigem An-
schluss der Wendung. Die intrauterine Kolpeuryse wird warm em-
pfohlen ; sie giebt für die Kinder bessere, für die Mütter nicht schlech-
tere Resultate als die Wendung.
v. Weiss (13). Diese Beobachtung ist deshalb von Wichtig-
keit, weil hier bei einer Placenta praevia centralis ein grosser Theil
der Placenta der Cervixwand bis herab zum äusseren Muttermund fest
anhaftete und weil v. Weiss die Umwandlung der Cervikalmukosa in
echte Decidua serotina nachweisen konnte. Die Bildung einer solchen
Cervixplacenta lässt sich nach der Ansicht des Verf.’s nur so erklären,
716 Geburtshilfe. Pathologie der Geburt.
dass das Ei sich unmittelbar über oder in dem inneren Muttermund
eingebettet hatte. Für diese tiefe Einbettung des Eies spricht auch
der Befund an dem Uterus, dessen untere Partien überall Placentar-
bett aufweisen, während der ganze obere Theil glatte Decidua trägt.
Wenning (14). Bei Behandlung der Placenta praevia muss man
mehr wie sonstwo individualisiren. Allgemein lässt sich nur sagen:
Tamponade vor Eröffnung des Cervix, Blasensprengung nur nach Be-
ginn der Wehen, Wendung nur bei genügender Erweiterung oder Er-
weiterungsfähigkeit des Cervix.
ad 1: Die Tamponade muss kunstgerecht gemacht werden, am
besten mit Jodoformgaze mit Hilfe des Neugebauer-Speculum. Der
Arzt darf die Kreissende dann nicht mehr verlassen. Die Tamponade
muss so lange liegen bleiben, eventuell 12 Stunden, bis Blut sich
aussen zeigt. Ist der Cervix geöffnet, so muss er mit tamponirt werden.
Ist er für zwei Finger durchgängig, so ist der Kolpeurynter intrauterin
anzulegen.
ad 2: Blasensprengung ist nöthig, wenn die Blutung profus ist
und Tamponade nicht hilft, oder wenn Wehen fehlen und Aussicht
vorhanden ist, durch Blasensprengung solche anzuregen.
ad 3: So segensreich die Wendung nach Braxton Hicks auch
ist, für den Praktiker ist sie nicht immer ausführbar. Er soll sie nur
dann machen, wenn die Extraktion schnell angeschlossen werden kann
oder wenn der Fall ganz verweifelt ist.
E. Sonstige Störungen.
1. Barker, G., Verletzung der Schulter durch Schultz e’'sche Schwingungen.
Lancet. 8. Mai.
2. Brindeau et Georgin, Sur un cas d’hydramnios du a un sarcoma du
rein du foetus. L’Obstetr. Paris. Nr. 4, pag. 334.
3. Doléris et Scheffer, Un cas de fracture intra-uterine du tibia, avec
vice de conformation. Ann. de Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag.
253. (Die Beobachtung wird von Kirmisson und Porak angezweifelt.
Ref.)
4. Heady, J. F., Case of Cephalbematoma. Tr. of the Cincin. Obst. Soc.
11. März. (Nach spontaner Geburt; stehende Blase bis fünf Minuten vor
dem Ende. Ref.)
5. Hoffa, A., Ein Fall von intra partum entstandener Unterschenkelfraktur.
Phys.-med. Ges. zu Würzburg. Nr. 1.
6. Ludwig, Fall von Hydrencephalocele. Geb.-gyn. Gesellsch. zu Wien.
18. Mai.
Michnoff, Ueber Verhaltung der Eihäute in therapeutischer Hinsicht.
Bolnitschnaja gasela Botkina. Nr. 71—15. (V. Müller.)
=
Störungen von Seiten des Kindes.
& Pinkuss, Macerirter Fötus mit Oedem. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
XXXVII, Heft 1, pag. 159.
9. Stone, J., A case of intrauterine Hydrocephalus. Med. news. 6. März.
10. Tenner, K., Ein Fall von Gehirnbruch. Wiener klin. Wochenschrift,
Nr. 21.
ll. Tehetchouline, C. D., Un cas de traumatisme intra-uterin. Ann. de
Gyn. et d’Obst. Paris. Tom. XLVII, pag. 168.
12. Wolff, B., Zur Kasuistik der Geburtshindernisse durch fötale Cystenniere.
Inaug.-Diss. Bonn.
Barker (1) fand bei einem acht Monat alten Kind eine Parese
des linken Armes und nimmt an, dass eine Zerreissung des M. infra-
spinatus und teres minor durch Schultze’sche Schwingungen statt-
gefunden. (Die Geburt bot jedoch so grosse Schwierigkeiten, dass die
Parese wohl wahrscheinlich durch diese veranlasst wurde.)
Hoffa (5) Bei einem Kinde fand sich bandbreit über dem
Fussgelenk eine Pseudarthrose, die bei spontanem Geburtsverlauf nach
Ansicht Hoffa’s durch Anstemmen des Fusses gegen die Becken-
knochen entstanden sein muss. In der Litteratur finden sich 10 der-
artige Fälle von Pseudarthrose, deren operative Behandlung wegen
Atrophie der Bruchenden erfolglos blieb.
Ludwig (6). Die Hydrencephalocele von Orangengrösse - wurde
nach spontaner Geburt in Hinterhauptslage beobachtet. Da Durch-
brach an der Kuppe der Geschwulst drohte, trug Ludwig die Ge-
schwulst ab und versenkte den unterbundenen Stiel in den Schädel.
Die Haut wurde mit Seide geschlossen. Später zwar Zunahme der
Hydrencephalocele, aber dann blieb dieselbe stationär.
Stone (9) entleerte den Hydrocephalus bei Steisslage durch An-
bohrung des Spinalkanals unter Fortnahme eines Wirbels und durch
Einführen eines Katheters bis in die Kopfhöhle. Zwei Liter alkalisch
reagirender Flüssigkeit.
Tenner (10) operirte mit Erfolg bei einem sonst normalen Kinde
einen Gehirnbruch von Apfelgrösse am Hinterhaupt. Der Bruch ent-
hielt Kleinhirn und eine von den weichen Häuten umschlossene Flüssig-
keit. Verf. tritt für möglichst frühzeitige Operation ein, falls das Kind
sonst keine Missbildung zeigt.
Pinkuss (8). Das hochgradige Oedem des Fötus mit anschei-
nenden Knochenveränderungen war Verf. geneigt, auf fötale Rhachitis
zurückzuführen. Wie aber die Untersuchung mit Röntgen-Strahlen
erwies, war das Knochengerüst völlig normal und als Ursache des
Hydrops fand sich eine interstitielle Nephritis. Für Syphilis liessen
sich keine Anhaltspunkte auffinden.
a]
~l
LE
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Tschetchouline (11). Eine Frau am Ende der Schwanger-
schaft prallt mit dem Bauch an eine Ecke und verliert das Bewusst-
sein. Zwei Tage darauf Geburt eines lebenden Kindes mit Ekchymose,
entsprechend der Stelle des Trauma.
Wolff (12) stellt in seiner Dissertation 29 Fälle von Cystenniere
aus der Litteratur zusammen und fügt einen neuen Fall aus der Bonner
Klinik hinzu, in dem beide Nieren bis auf Faustgrösse entartet waren.
Die Geburt wurde durch Perforation und Entleerung des stark ausge-
dehnten Bauches ermöglicht.
VIN.
Pathologie des Wochenbettes.
Referent: Prof. Dr. E. Bumm.
A. Puerperale Wundinfektion.
1. Aetiologie.
1. Ahlfeld, Die Lehre von der puerperalen Selbstinfektion und vom Selbst-
touchiren in forensischer Beziehung. Zeitschr. f. Med.-Beamte. Berlin.
Heft 20, pag. 733.
2. Anderson, Puerperal sepsis. West. M. Rev. Lincoln Neb. II, pag. 341.
3. De Amico, Infezione puerperale e erysipela migrante. Incurabili, Nap.
XII, pag. 483. (Herlitzka.)
4. Bacon, Concerning some question about the pathology of puerperal in-
fection. Chir. med. Rec. Vol. XIII, pag. 98.
a. Baldassari, Contributo allo studio del passaggio dell’ infezione di stan-
lococco della madre al feto. La Riforma medica. Napoli. Vol. III, Fasc. 14.
(Baldassari spritzte einem schwangeren Kaninchen eine reine Staphylo-
kokken-Kultur ein, nach 36 Stunden wies er Kokken im mütterlichen Blute.
aber nicht in dem des Fötus nach, da die Placenta keine Veränderungen
darbot. Das Epithel der Chorionzotten lässt die Mikroorganismen von
der Mutter zum Fötus nicht durch, wohl aber die bakteriellen Toxine.
Auch in dem Falle Baldassari’s wurde eben darum die Schwangerschaft
unterbrochen.) (Herlitzka.)
=)
CEA
10.
11.
13.
14.
16.
17.
Puerperale Wundinfektion. 79
. Borde, Sulla cause della febbre puerperale. Lucina, Bologna 1896. Tom. I,
pag. 81, Tom. II, pag. 101.
. Du Bouchet, Remarques a propos de sept observations d’infection puer-
pérale. Ann. de Gyn. et d’Obst. Mai. Tom. XLVII, pag. 360.
. Bumm, E., Zur Kenntniss des Eintagsfiebers im Wochenbett. Centralbl.
f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1337.
Burmeister, Fall von Uterus duplex supraseptus. Zeitschr. f. Geb. u.
Gen. Bd. XXXVII, pag. 169.
Crouzat, Mort rapide en 24 heures, moins de 2 jours après l’accouche-
ment, par suite d'une méningite infectieuse a pneumocoques, sans symp-
tömes pr&monitoires. Rev. med.-chir. de mal. des femmes. Paris. Tom.
XIX, pag. 296.
Crovetti, Un caso di tetano puerperale. Gazz. degli ospedali. Vol. II,
Fasc. 91. (Herlitzka.)
. Davis. E.P., and D Beran, Intestinal bacteria as a source of infection
complicating obstetric operations. Tr. Amer. Gyn. Soc. Phil. 1896. Vol.
XXI, pag. 316.
Delore, Microbes dans le placenta des femmes non malades. Lyon med.
Tom. LXXXV, pag. 376.
— De la presence habituelle des microbes dans le placenta et du rôle
preservateur des thromboses. Bull. ac. de méd. Paris. 3 S. Tom. XXXVIII,
pag. 94.
. Demelin, Des infections amniotiques qui se reproduisent apres la rup-
ture des membranes. Arch. de Gyn. et de Tocol. Tom. XXIII, pag. 679.
Dobbin, Puerperal Sepsis due to infection with the bacillus aeroganes
capsulatus. Johns Hopkins Hosp. Bull. Balt. Nr. 71. Febrary.
— Bemerkungen zu den Arbeiten von Schnell, Wendelerund Goebel:
Ueber einen Fall von Gasblasen im Blute einer nach Tympania uteri ge-
storbenen Puerpera. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 375.
. Duff, The source of puerperal sepsis. Amer. Journ. obst. N. Y. Vol.
XXXVI. pag. 483. Disc. pag. 554.
. Ernst, Ueber einen gasbildenden Anaëroben im menschlichen Körper und
seine Beziehung zur Schaumleber. Virchow's Arch. Bd. 133.
. Ferré, Tableau des symptômes précoces des infections puerperales. Obstetr.
Tom. II, pag. 425.
. Fieux, De la Physometrie. Rev. prat. d. trav. de med. Paris. Tom. LIV,
pag. 379.
. Findlay, The etiology and prevention of puerperal fever. Omaha Clinic.
Vol. X, pag. 55.
. Freund, Eine Mastitisepidemie. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVI,
pag. 473.
. Fry, Puerperal fever; symptomatology and diagnosis. Nat. M. Rev. Wash.
Vol. VII. pag. 215.
. Gebhard, Ueber das Bacterium coli commune und seine Bedeutung in
der Geburtshilfe. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 132.
. Goebel, Bemerkungen zu den Arbeiten von Schnell und Wendeler:
Ueber einen Fall von Gasblasen im Blute einer nach Tympania uteri ge-
storbenen Puerpera. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. pag. 247.
SO
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Goenner, Sind Fäulnisskeime im normalen Scheidensekret Schwangerer?
Centralbl. f. Gyn. Nr. 24.
Gordillo, Fiebre puerperal. Med. Secular, Madrid. Tom. II, Nr. 4.
Gramm, The present status of puerperal infection. Hahneman Month.
Philad. Vol. XXXII, pag. 148.
Hamilton, Puerperal fever. Tr. Vermont M. Soc.
Hastings, Septicaemia in the puerperium. N. Y. M. J. Vol. LXVI, pag.
700.
Harkin, Puerperal septicemia. Phys. and Surg. Detroit. Vol. XIX, pag.
149.
Haworth, Puerperal fever and its causes. State M. London. Vol. V,
pag. 426.
Herman, The morbid conditions of the female genital organs resulting
from parturition. Syst. Gyn. London and N. Y. 1896.
>. Herrgott, Un cas de putréfaction foetale. Ann. de Gyn. et d’obst. Tom.
XLVII. Mai, pag. 345. (Herrgott berichtet über einen Fall von
intrauteriner Fäulniss des Fötus, der durch eine im Becken eingeklemmte
Dermoidcyste zurückgehalten war. Die Frau starb nach der Entwickelung
der Frucht durch den Kaiserschnitt. Es werden die Symptome der intra-
uterinen Fäulniss ausführlich behandelt und auch die Vorgänge bei der
Fäulniss im Allgemeinen besprochen. Besondere bakteriologische Unter-
suchungen fehlen.)
Heuck, Beitrag zur Frage der Endometritis, insbesondere der Retentio
chorii et deciduae. Arb. a. d. Geb. d. Geb. u. Gyn. z. Feier von C. Ruge.
Berlin 1896, pag. 223.
Hirst, Lectures on puerperal Sepsis. Med. Times and Hosp. Gaz. London
1896. Tom. XXIV, pag. 703, 735, 767, 783.
Jacob, Ueber einen geheilten Fall von Tetanus puerperalis nebst Be-
merkungen über das Tetanusgift. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXXIII,
pag. 283.
Jacobs, Un cas d'infection diphterique génitale post partum. J. d’ac-
couch. Liège. Tom. XVIII, pag. 462.
Kime, R. R., The present status of pnerperal infection. Ann. of Gyn.
and Ped. Vol. XI, Nr. 2, pag. 107.
Knapp, Zur Frage von dem Verhalten des Scheidensekretes in den ersten
Lebenstagen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Köstlin, Beiträge zur Frage des Keimgehaltes der Frauenmilch und zur
Aetiologie der Mastitis. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 201.
Legueu, Infection urinaire et infection puerpérale Rev. gen. de clin. et
therap. Paris. Tom. XI, peg. 353.
Lewis, Local manifestations of invasions during the puerperium. Chic.
Clin. Rev. Vol. VI, pag. 371.
— Varieties of infection as observed in the pregnant, parturient and
puerperal woman. Chic. Clin. Rev. Vol. VII, pag. 292.
Longyear, H. W., Puerperal diphtheria. The amer. Journ. obst. Vol.
XXXVI, Oct.. pag. 489. (Fünf Fälle mit Nachweis des Diphtheriebacillus,
z. Th. neben dem Streptococcus.)
Puerperale Wundinfekt'on. «sl
im
i. Menge und Krönig, Bakteriologie des weiblichen Genitalkanals. 2 Thle.
Leipzig, A. Georgi.
48. Miller, Infection of the puerpera. Amer. Journ. Obst. Vol. XXXV, pag.
527. (Bekanntes! Ref.)
49. Neale, Gonorrhoea during the puerperal period. South African M. J.
Cape Town. Vol. IV, pag. 59.
50. Neumann, Untersuchungen über Schwefelsäureausscheidung und Darm-
fäulniss bei Wöchnerinnen. Arch. f. Gen Bd. LII, pag. 441.
ol. Resinelli, Note bacteriologiche su di un aborto per Tifo abdominale.
Ann. di ost. Milano. Vol. XVIII, pag. 695.
52. Rubeeka, Beiträge zum Tetanus puerperalis. Arch. f. Gyn. LIV. Bd.,
pag. 1.
% Schenk, F., Die Beziehungen des Bacterium coli zur Entstehung von
Wochenbettfieber. Arch. f. Gyn. Bd. LV, Heft 2.
a Schuhl, Infection puerpérale à pneumocoque. Rév. méd. de l'est. Nancy.
Tom. XXIX, pag. 383.
A. Schwarz, F. (Pécs), Járványos emlömirigylob. Orvosi Hetilap. Nr. 23.
86. Shaw, Puerperal infection. Homoeop. J. Obst. N. Y. Vol. XIX, pag. 115.
a. Skell. The etiolugy and prophylaxis of puerperal sepsis. Tr. Ohio M.
Soc. Toledo 1896, pag. 335.
58. van Slyck, Puerperal fever. Tr. M. Soc. Calif. San Francisco, pag. 275.
59. Tarnier, De la phlegmatia alba dolens. Independ. med. Paris. Tom. IIl,
pag. 265.
60. Walthard, Der Bakteriengehalt des weiblichen Genitalsekretes und seine
Beziehungen zur Aetiologie und Prophylaxe des Puerperalfiebers. Korr.-
BI. f. Schweiz. Aerzte. Bd. XXVII, pag. 593.
DL Wathen, The etiology of puerperal sepsis. Internat. Clin. Phil. 7 s.
Vol. II. pag. 285.
62. Wendeler, Bemerkungen zu dem Aufsatz von Schnell: Ueber einen
Fall von Gasblasen im Blute einer nach Tyınpania uteri gestorbenen Puer-
pera. Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. IV, pag. 581.
Die wichtigste Publikation, welche das Kapitel der Aetiologie der
puerperalen Wundinfektion im laufenden Berichtsjahre aufzuweisen hat,
ist die „Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales“ von
Menge und Krönig (47). Dieses gross angelegte Werk zerfällt in
zwei Theile, deren erster — die Bakteriologie des Genitalkanales der
nicht achwangeren und nicht puerperalen Frau — von Menge, deren
zweiter — die Bakteriologie des Genitalkanales der schwangeren, kreissen-
den und puerperalen Frau — von Krönig bearbeitet ist. Beide Theile
stehen in innigem Zusammenhang und nehmen vielfach auf einander Be-
zug. Wer auf dem Gebiete der Bakteriologie der weiblichen Genitalien
arbeiten will, wird aus dem genannten Werke nicht nur über unsere bis-
herigen Kenntnisse sich unterrichten können, sondern auch eine grosse
Fülle neuer Beobachtungen und Untersuchungen finden. Freilich alle
Deg Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Fragen sind auch in dieser überaus ausführlich gehaltenen Monographie
nicht erschöpfend beantwortet, es zeigt sicb vielmehr auch bier wieder,
dass um so mehr neue ungelöste Räthsel auftauchen, je mehr unser
Wissen sich vertieft. Dies gilt auch von dem Abschnitt der puerperalen
Wundinfektion, der in folgendem in grossen Zügen referirt werden soll.
Der erste Abschnitt behandelt die Saprophyten der Scheide in der
Schwangerschaft und im Wochenbett.. Bei Schwangeren fand Krönig
die Angaben Döderlein’s insoweit bestätigt, als im Allgemeinen ein
Sekret, welches im mikroskopischen Bilde vornehmlich „Stäbchenbak-
terien“ aufweist, relativ oft einen hohen Säuregrad hat, ferner eine mehr
zähflüssige Konsistenz, weisses Kolorit und einen geringen Gehalt von
Leukocyten. Ein Sekret, welches mehr feine Kurzstäbchen und ver-
schiedene Kokkenformen einschliesst, zeigt häufig geringeren Säure-
grad, reichen Gehalt an. Eiterzellen und oft eine mehr dünnflüssige
Beschaffenheit. Bei der Anwendung von schwach alkalisch reagirendem
Agar-Agar als Nährsubstrat (das den bekannten Wundinfektionserregern
zusagt und mit dem Walthard, Vahle u. a. in ca. 25°/o Strepto-
kokken nachgewiesen haben, Ref.) konnte Krönig bei 167 Schwangeren
im Scheidensekret keine saprophytisch lebenden Mikroorganismen (ab-
gesehen vom Soorpilz und von weisser Hefe in zwei Fällen) nach-
weisen. Einmal traten Streptokokken auf, von welchen aber Krönig
annimmt, dass sie nicht als Saprophyten in der Scheide lebten, son-
dern als Parasiten in der entzündeten Cervikalschleimhaut oder auch
in der Decidua sich befanden. Diese Streptokokken unterschieden sich
zudem kulturell wesentlich vom Strept. pyogenes. Um die gewöhnlichen
Saprophyten der Scheide, welche ja immer vorhanden sind, aber auf
dem schwach alkalischen Agar nicht wachsen, zum Gedeihen auf künst-
lichem Nährsubstrat zu bringen, bedarf es einer besonderen Zusammen-
setzung desselben und der Anaërobiose. Die verschiedenen angewandten
Züchtungsverfahren und die damit erhaltenen anaöroben Stäbchen- und
Kokkenformen werden ausführlich beschrieben.
Krönig berichtet ferner über die bereits früher (Jahrgang X) re
ferirten Untersuchungen, welche das Vorhandensein einer baktericiden
Kraft der Scheide Schwangerer beweisen. Die Faktoren, welche der
Scheide die bakterieiden Eigenschaften verleihen, sind unbekannt, sicher
ist, dass kein mechanischer Reinigungsprozess vorliegt.
Ueber das Verhalten des Wochenbettes bei pathologischem uud
normalen Scheidensekret im Sinne Döderlein’s fand Krönig be
im Ganzen 285 Fällen, dass die Morbidität bei beiden Sekretarten
nahezu gleich ist. Dies ändert sich auch nicht, wenn man nur solche
Puerperale Wundlinfektion. 783
Fälle zusammenstellt, die nicht innerlich untersucht worden sind, oder
nur jene Fälle nimmt, die innerlich untersucht wurden.
Bezüglich der Möglichkeit, die Scheide durch Irrigation mit anti-
septischen Flüssigkeiten zu desinfiziren, kommt Krönig zum Schluss,
dass die gewöhnlich gebrauchten Desinfizientien absichtlich oder zufällig
in die Scheide eingeführte Mikroorganismen nicht vernichten, dagegen
das Scheidensekret mechanisch entfernen oder chemisch zerstören und
dadurch die baktericide Kraft der Vagina zeitweise aufheben. Mit
Recht betont Krönig bei dieser Gelegenheit die prinzipiell verfehlte
Schlussfolgerung früherer Untersucher, welche eine gelungene Desinfek-
tion annehmen, wenn sie keine Kolonien bei der Aussaat mehr bekamen,
während doch in der That die meisten Scheidenkeime auf den gewöhn-
lichen Nährsubstraten und ohne Anwendung besonderer Methoden über-
haupt nicht wachsen.
Der fehlenden Wirkung desinfizirender Spülungen entspricht das
Resultat, welches bei der Zusammenstellung des Wochenbettsverlaufes
ausgespülter und nicht ausgespülter Kreissender der Leipziger Klinik
erhalten wurde. Von den gespülten Kreissenden (1414) fieberten 36,2°;«,
starben 0,28°/o, von den nicht gespülten (1629) fieberten 25,9°/o, starben
0.06° o, die Morbidität ist also bei den nicht gespülten um 10°’o ge-
ringer, und nicht nur die Morbidität wird kleiner, sondern auch die
Schwere der einzelnen Erkrankungen nimmt ab. Dieses Verhältniss
bleibt das Gleiche, wenn man die innerlich untersuchten und nicht
untersuchten Fälle für sich betrachtet, immer ergiebt sich bei den ge-
spülten Kreissenden eine um ca. 10°/o höhere Morbidität.
Bei der gesunden Wöchnerin bleiben bei Anwendung des aëroben
Verfahrens zur Züchtung des Scheidensekrets die Platten steril (d. h.
also, es befinden sich in dem Sekret keine der gewöhnlichen Wund-
infektionskeime). Die in den Lochien nicht infizirter Wöchnerinnen vor-
handenen Mikroben, vorwiegend Kokkenformen, sind fast ausschliesslich
obligat anaërobe Bakterien, von denen verschiedene Arten beschrieben
werden. Wie Versuche ergaben, verliert das Scheidensekret in den
ersten Tagen des Wochenbetts seine baktericide Kraft, um sie erst Ende
der ersten Woche des Puerperiums wieder zu erhalten.
Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den Aenderungen
imKeimgehalt desGenitalkanales beiKreissenden. Unter
normalen Verhältnissen ist die Fruchthöhle keimfrei; eine Vermehrung
von Organismen im Fruchtsack hat pathologische Bedeutung. Bei 21
fiebernden Kreissenden konnte Krönig das Fruchtwasser untersuchen
und fand viermal Bacterium coli, in 15 Fällen blieb die aörobe Züch-
184 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
-
tung erfolglos, dagegen wuchsen i2mal anaërobe Mikroben bei Luft
abschluss, bei zwei Kreissenden endlich, wo eine Zersetzung des Frucht-
wassers nicht durch den Geruch nachgewiesen werden konnte, waren
der Streptococcus pyogenes resp. der Staphylococcus pyogenes aureus
in Reinkultur vorhanden. Die verschiedenen anaöroben Bakterien, welche
sich im Fruchtwasser fanden, werden genauer nach ihren morpholo”
gischen, kulturellen und pathogenen Eigenschaften beschrieben und wird
dabei auch der Symbiose mehrerer Bakterienarten im Fruchtwasser ge-
dacht. Es folgt sodann eine ausführliche Abhandlung der klinischen
und histologischen Befunde bei nachgewiesenem Keimgehalt der Frucht-
höhle. Die Prognose der Fiebersteigerungen in der Geburt ist im All-
gemeinen ungünstig, die klinischen Symptome während der Geburt geben
aber nur ein unsicheres Bild für die nachfolgende Wochenbetterkran-
kung; die sicherste Prognose für das Wochenbett kann nur durch die
bakteriologische Untersuchung der Infektionskeime des Fruchtwassers
gestellt werden. Dieselbe ist deshalb so zuverlässig, weil gewöhnlich
bei eintretender Wochenbetterkrankung dieselben Mikroorganismen die
Ursache der Erkrankung bilden. So hat die Infektion des Fruchtwassers
mit Fäulnisskeimen eine Fäulnissinfektion des Endometrium in puerperio
zur Folge. Auch die Prognose für das Kind steht in Beziehung zum
Keimgehalt der Fruchthöhle, wie an verschiedenen Beispielen dargethan
wird, Was die Therapie anlangt, so war ein Einfluss antiseptischer
Spülungen p. part. in sofern stets erfolglos, als die Keime des Frucht-
wassers regelmässig während des Puerperiums wiedergefunden wurden.
Ob eine Abschwächung ihrer Virulenz durch die antiseptische Spülung
herbeigeführt wird, ist vorläufig nicht festzustellen.
Der dritte Abschnitt handelt von der Aenderung im Keim-
gehalt des Genitalkanales bei infizirten Wöchnerinnen.
Die puerperale Uterushöhle ist unter normalen Verhältnissen keimfrei,
doch kann, wie Krönig 13mal bei 63 untersuchten fieberfreien Wöch-
nerinnen sah, Keimgehalt der Üterushöhle bestehen. Unter Anwen-
dung von verschiedenen, der Art der Keime angepassten Züchtungs-
verfahren konnte Krönig bei infizirten Wöchnerinnen folgende Bak-
terienarten isoliren: 1. Den Streptococcus pyogenes, 2. den Staphylococcus
p. aureus, 3. den Gonococeus, 4. das Bacterium coli commune, 5. anaërob
wachsende Bakterien. Die Krankheitssymptome sind von der Natur
der vorhandenen Mikroorganismen abhängig. Ihr Eindringen und ihre
Verbreitung im mütterlichen Gewebe wird an der Hand der in der
Leipziger Klinik vorgekommenen Fälle genauer beschrieben. Von
besonderem Interesse sind zwei tödtlich verlaufene Fälle von Infektion
Puerperale Wundipfektion. (85
mit anaëroben Bakterien. Im Anschluss an diese histologisch-anatomischen
Beobachtungen werden die klinischen Erscheinungen bei nachgewiesenem
Keimgehalt der Uterushöhle (Streptokokken, anaërobe Bakterien, Gono-
kokken) ausführlich verfolgt. Die lokale Therapie, bestehend in Aus-
spülungen der Uterushöhle mit antiseptischen Lösungen, ergab, wie nach
der Geburt, so auch im Wochenbett regelmässig Misserfolge, es gelang
1. B. bei Streptokokkeninfektion in keinem einzigen Falle, eine Keim-
freiheit des Cavum uteri zu erzielen.
Das Schlusskapitel der Monographie ist der Frage der Selbst-
infektion gewidmet. Der Verf. kommt bier getreu seinen früheren
Veröffentlichungen über diesen Punkt zu dem Resultat, dass eine Selbst-
infektion mit Bakterien der Scheide für den Streptokokkus, den Staph.
pyogenes aureus und das Bact. coli nicht anzunehmen ist, weil diese
Keime nicht als Saprophyten in der Scheide leben können (was bekannt-
lich jetzt, besonders bez. des Streptokokkus, vielfach bestritten wird, Ref.).
Dagegen ist eine solche Infektion von der Haut der äusseren Genitalien
her möglich. (Wenn Krönig aber nicht nur die Haut der äusseren
Genitalien als Quelle der Selbstinfektion gelten lässt, sondern auch die
Haut der übrigen Körperoberfläche dazu nimmt und beispielsweise von
einer echten autogenen Infektion spricht, wenn bei einer Sturzgeburt eine
Kreissende mit schmutzigen Fingern in die Scheide fährt und sich in-
fizirt, so zeigt dies nur wieder, bis zu welcher Verwirrung der Begriffe
das Spielen mit Worten führen kann. Ref.)
Im Gegensatz zu Krönig und Menge vertritt Walthard (60)
neuerdings seine früheren Beobachtungen, wonach sich, abgesehen von
den Saprophyten, in der Vagina der nicht untersuchten nicht ausge-
spülten schwangeren und gebärenden Frau Mikroorganismen befinden,
welche morphologisch und kulturell zu der Gruppe der Puerperalfieber-
keime gehören. Die Virulenz dieser Keime ist im Allgemeinen gleich
null, sie nimmt nicht durch Wachsthum in dem Fruchtwasser oder in
den Lochien zu, sondern steigt nur durch Wachsthum im Gewebe ihres
Wirthes, wenn der Widerstand dieser Gewebe sinkt. Die klinischen
Beobachtungen widersprechen dieser Annahme nicht, da ca. 250
der Frauen im Wochenbett fieberhaft erkranken. Der Charakter dieser
Erkrankungen ist im Allgemeinen ein äusserst milder, was der geringen
Virulenz der pathogenen Vaginalmikroorganismen entspricht. Wenn
Krönig in der Anaörobiose einen Hauptunterschied zwischen seinen
eigenen und den von Walthard gezüchteten Streptokokken sieht, so
it dem entgegenzuhalten, dass man häufig aus Eiteransammlungen
Streptokokken züchten kann, welche anfangs nur anaörob gedeihen und
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. OU
T86 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
nur durch Weiterzüchtung allmählich zu aërobem Wachsthum geführt
werden können. Dass Streptokokken ihre Virulenz verlieren können,
ist bekannt, nicht pathogene Streptokokken sind aber, abgesehen von
den Krönig’schen, bis jetzt nicht bekannt.
Auch die Theorie der Selbstreinigung der Vagina durch ihren
Säuregehalt ist nur bedingt richtig. Krönig und Menge implantirten
alkalische Bouillonkulturen auf die saure Vagina; es ist dadurch nur
bewiesen, dass an alkalisches Substrat gewöhnte Mikroben auf sauren
Boden nicht gedeihen.
Ahlfeld (1) bricht gegenüber Bernstein, der in der ärztlichen
Sachverständigenzeitung (1897 Nr. 13u.14) die Lehre von der puerpe-
ralen Selbstinfektion als wissenschaftlich unbegründet und praktirch
schädigend verurtheilt, neuerdings eine Lanze zu Gunsten der Selbst-
infektion. Die Richtigkeit der Lehre von der Selbstinfektion hat
sich ihm im Laufe der Jahre mehr und mehr bestätigt, da trotz der
Fortschritte der subjektiven Antiseptik der Prozentsatz der fiebernden
Wöchnerinnen ziemlich der gleiche geblieben ist. Wenn auch Kröniz
und Menge die Ansicht vertreten, dass das Scheidenrohr gesunder
Kreissender frei von pathogenen Keimen ist, so steht dem doch eine
weit grössere Zahl von Beobachtern gegenüber, die in der Scheilı
pathogene Mikroben gefunden haben, jedenfalls hat die Bakteriologie
bisher noch nicht gegen die Selbstinfektion entschieden. Ahlfeld
stellt eine Reihe von Typen der Selbstinfektion auf, die bei nicht be-
rührten Frauen vorkommen können und gegen die sich seines Erachten:
ein Widerspruch nicht erheben lässt. Hierher gehören a) die Spontau-
verletzungen des Gebärorganes. Wenn nach Ruptur des Uterus und
des Scheidengewölbes Scheideninhalt in die Bauchhöhle dringt, so tritt
Peritonitis ein, die meist mit dem Tode endet. Das ist Selbstinfektion.
(Dieser Satz ist so allgemein ausgesprochen nicht richtig. Scheiden-
inhalt macht nicht obne Weiteres Peritonitis, wie die anstandslos hei-
lenden Fälle von Ruptur des Scheidengewölbes mit Netz- und Darm-
vorfall beweisen. Kommt es nach der Ruptur zur Peritonitis, so ist
bei der freien Kommunikation der Genitalien mit der Aussenwelt eine
Einwanderung von Keimen von Aussen gerade so gut möglich, wie
nach Verletzungen des Peritoneums an der Bauchwand. Ref.) b) Sehr
tiefe Ceervixrisse können unter Umständen Parametritis, auch Peritonitis
zur Folge haben; doch müssen dazu in der Regel prädisponirende Mo-
mente wie Quetschungen bei engen Becken, langdauernde Austreibungs-
periode etc. vorhanden sein (welche auch das Einwandern der Keime
von Aussen begünstigen. Bet), c) Ueberlange Ausdehnung der Aus-
Puerperale Wundinfektion. © S
treibungsperiode. d) Zurückbleiben von Placentarresten bei freier Kom-
munikation des Cavum uteri mit Cervix und Scheide (Auch hier ist
die aufsteigende Infektion von Aussen nicht auszuschliessen, sondern
wahrscheinlich. e) Placentarpolypen. f) Retention umfangreicher Ei-
haut- und Deciduapartien. g) Einwanderung von Scheidenkeimen in
die keimfreie Uterushöhle im Laufe des Wochenbettes, besonders wenn
gleichzeitig Retention der Lochien besteht. h) Peritonitis oder Para-
metritis aus früher entstandenen Abscessen recidivirend, wobei es sich
hauptsächlich um gonorrhoische Prozesse handelt. (Die Gonorrhoe im
Wochenbett hat mit der Wundinfektion und der Selbstinfektion über-
haupt nichts zu thun, sie ist und bleibt Gonorrhoe und als solche
Ausseninfektion, wenn sie auch im Puerperium aufs Neue aufflackert,
Fieber und akute Erscheinungen macht. Ref.)
Der Selbstinfektion fällt ein erheblicher Theil der fieberhaften
Vorgänge im Wochenbett zur Last, die eich aber von der durch Ein-
impfung virulenter Keime hervorgerufenen Infektion durch langsames
Ansteigen der Symptome unterscheiden und nur selten tödtlich enden.
Die Lehre won der Selbstinfektion erschwert die Verurtheilung
einer gewissenlosen oder nachlässigen Hebamme keineswegs, sondern
die Schwierigkeit des verurtheilenden Verdikts wird dadurch hervoi-
gerufen, dass der Richter den strengen Nachweis eines Kausalnexus
zwischen ungenügender Händedesinfektion und Erkrankung und Tod
fordern muss. Nicht weil die Hebamme oder der Vertheidiger auf die
Möglichkeit einer Selbstinfektion hinweist, wird die Angeklagte frei-
gesprochen, sondern weil sich nicht bestimmt nachweisen lässt, dass der
Tod die Folge der infizirenden Untersuchung gewesen ist. Das Sich-
selbstuntersuchen und sich gegenseitig Untersuchen der Schwangeren
und Kreissenden hält Ahlfeld für nicht besonders häufig, und, inso-
weit es sich um eine Berührung des unteren Theils des Genitaltraktus
handelt, für ziemlich belanglos.
Goenner (27) hat interessante Untersuchungen angestellt über
die Frage, ob die Zersetzung des Fruchtwassers und der Lochien, welche
häufig Fieber in der Geburt und im Wochenbett herbeiführt ohne dass
eine Berührung und Infektion der Kreissenden und Wöchnerinnen statt-
gefunden hat, durch fäulnisserregende Keime herbeigeführt wird,
die von vornherein in der Scheide sind (Selbstinfektion) oder von Aussen
einwandern. Nachdem Goenner durch vielfach modifizirte Versuche
dazu gelangt war, im keimfrei aufgefangenen Fruchtwasser bei absolut
anaerober Züchtung ein sicheres Reagens auf das Vorhandensein fäul.
nisserregender Keime zu finden, wurde zur Infektion der Probeflüssig-
50*
(SS Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
keit das Scheidensekret gesunder Schwangerer gewählt. Es trat in
keinem einzigen Falle Fäulniss ein. Goenner kommt deshalb zum
Schluss, dass die bei gesunden Schwangeren in der Scheide vorhandenen
anaöroben Bakterien es nicht sind, welche die faulige Endometritis ver-
ursachen, sondern solche, welche von aussen in den Körper gelangen.
Man darf deshalb bei dem Wochenbettfieber durch faulige Zersetzung
ebensowenig wie bei der Streptokokkeninfektion von Selbstinfektion
sprechen, sondern hat auch hier ein Einwandern der Fäulnisserreger
von Aussen anzunehmen.
Duff (18) giebt die muthmassliche Infektionsquelle von 50 Fällen
puerperaler Sepsis in seiner Privatpraxis an. Er fand Retention von
Placentarresten, Eiterung und Erysipel am Finger der Hebamme, Ueber-
tragung durch den Arzt, der von einer infizirten Kreissenden kam,
Mangel jeglicher Antisepsis, Uebertragung durch dieselbe Hebamme in
vier Fällen, Uebertragung durch den Arzt, der vorher einen Abscess
geöffnet, Diphtherie, Gangrän des Beines u. dgl. behandelt hatte. In
vielen Fällen liess sich eine Quelle der Infektion, die zuweilen trotz
der günstigsten hygienischen Verhältnisse eintrat, überhaupt nicht mit
Sicherheit feststellen.
Gebhard (25) bringt iin Anschluss an seine früheren Mittheilungen
neue Beobachtungen über das Vorkommen des Bacterium coli
commune bei Tympania uteri. Er verfügt jetzt über 25 Fälle
von Tympania und konnte bei 18 derselben das Vorkommen des Bact.
coli com. mit Sicherheit nachweisen. Besonders bemerkenswerth ist ein
Fall, in welchem es gelungen ist, schon während der Geburt das Vor-
handensein des Bact. coli com. am Damm und in der Vagina nach-
zuweisen. Es gewinnt hierdurch die Annahme der Ueberwanderung
des Bakteriums vom Anus zu den inneren Geschlechtsorganen eine
wesentliche Stütze. Diese kann entweder selbständig auf Kapillar-
strassen erfolgen (Selbstinfektion) oder durch den untersuchenden Finger
erleichtert werden. Bei passender Versuchsanordnung, die ein rasches
Verdampfen des gebildeten Gases verhindert, erzeugt das Bact. coli
regelmässig in den künstlichen Nährsubstraten auch ohne Zuckerzusatz
Gase. Gebhard empfiehlt zum Nachweis der Gasbildung besonders
die Emulsionskultur in Agar oder Gelatine, erstere im Brutschrank,
letztere bei Zimmertemperatur.
In ‘zwei Fällen von putridem Emphysem, welches im Puerperium
eine Rolle spielt und unter Zerfall der rothen Blutkörperchen und Gas-
bildung in allen Organen zum Tode führt, fand Gebhard ein obligat
ana@robes, nach Löffler und Gram färbbares Kurzstäbchen, das
Puerperale Wundinfektion. 189
auch Thiere unter Emphysembildung tödtet. Im ersten der Fälle war
daneben auch der Colibacillus gegenwärtig. Dieser spielt die wichtigste
Rolle bei der Tympania uteri, während in den Fällen einer allgemeinen
putriden Infektion den Anaöroben eine grössere Bedeutung beizu-
messen ist.
Zu derselben Ansicht gelangt auch Goebel (26), der den gas-
bildenden Bacillus in vier Leichen fand und genauer studirte. Es
handelt sich um den „Bacillus aörogenes capsulatus“, den
Welch und Nuttal zuerst beschrieben haben und Ernst (19) im
Uterus und den gasenthaltenden Organen einer Frau fand, die im An-
schluss an einen septischen Abort im vierten Monat zu Grunde ging-
Der Bacillus ist identisch mit dem Bacillus phlegmones emphysematosae
von E. Fraenkel und wurde auch von Krönig (pag. 98 u. 227)
im Fruchtwasser bei der Lebenden nachgewiesen. Derselbe Bacillus
kommt wahrscheinlich auch im Falle von Schnell (cf. von, Bericht)
und in einigen der Fälle von Wendeler (62) in Betracht, der den
Schnell’schen Fall auch als Sepsis acutissima betrachtet und einige
Beobachtungen beibringt, bei welchen es nach Abort und im Wochen-
bett noch bei Lebzeiten der Patienten zur Gasentwickelung in einzelnen
Geweben kam, die sich nach dem Tode noch weiter ausbreitete. Es
fanden sich wiederholt dabei in Ausstrichpräparaten aus der Mitte der
Organe auffällig dicke, grosse, stäbchenförmige Bakterien.
Eine ähnliche Beobachtung bei Uterus duplex supraseptus (aber
ohne bakteriologischen Befund) giebt Burmeister (9).
Einen neuen, bakteriologisch genau untersuchten Fall von Infektion
mit Bacillus a@rogenes capsulatus berichtet Dobbin (16) aus
der geburtshilflichen Abtheilung des Johns Hopkins-Hospitals.. Die
Patientin hatte ein allgemein verengtes Becken und war nach zweitägiger
Geburtsarbeit bei todtem Kind durch die Kraniotomie entbunden worden.
Bei der Untersuchung des Fötus und der Placenta zeigte sich die über-
raschende Thatsache, dass über Nacht eine starke Emphysembildung
aufgetreten war. Kulturen, Strichpräparate und Thierexperiment er-
gaben die Anwesenheit des Bact. aërogenes caps. in grosser Menge.
Derselbe Mikroorganismus fand sich auch in den Lochien. Die Patientin
starb am zweiten Tage p. part. und entwickelte sich auch bei ihr nach
dem Tode ein Emphysem im ganzen Körper, der fast das doppelte
Volumen erreichte als er vor dem Tode hatte. Der Bacillus ist nach
den Arbeiten von Welch, Nuttal und Flexner unter normalen
Verhältnissen weder pathogen noch entwickelt er sich im menschlichen
Körper. In günstiges Medium, todtes, sauerstoffarmes Gewebe versetzt
790 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
geht er jedoch eine rasche Entwickelung ein und es erfolgt eine rasche
Intoxikation des Befallenen durch die erzeugten Ptomaine. Im vor-
liegenden Falle erfolgte die Vermehrung des Bacillus nach dem Ab-
sterben des Fötus und die Frau war vor der Entbindung durch die
im Uterus erzeugten Toxine bereits so schwer infizirt, dass auch die
Entfernung des Fötus und mit ihm der Hauptinfektionsquelle keine
Rettung mehr bringen konnte.
Dobbin verweist auf einen weiteren analogen Fall von Perkins,
in welchem der Bacillus nachträglich im Präparate noch konstatirt
werden konnte, und ist, wie Goebel, der Meinung, dass die Beobach-
tungen Schnell’s und Wendeler’s auf den gleichen Mikroorganis-
mus zurückzuführen sind. Die Litteratur über den Gegenstand ist am
Schlusse vollständig zusammengestellt.
Schenk (53) bringt eine sorgfältige Zusammenstellung der Litte-
ratur, welche die Betheiligung des Colibacillus an der puerperalen
Wundinfektion betrifft, und berichtet selbst über zwei neue Fälle derart aus
der deutschen geburtshilflichen Klinik zu Prag. Im ersten Falle han-
delte es sich um einen kriminellen Abort, der ohne gröbere Verletzungen
des Genitaltraktus in Folge diffuser fibrinöser Peritonitis tödtlich ver-
lief. Im Uterus, der Placenta, in den Tuben und im Peritoneum fand
sich der Colibacillus, im Peritonealexsudat zugleich aber auch der
Streptococcus pyogenes. Die zweite Beobachtung wurde bei einer I para
nach normaler Geburt gemacht. Die Temperatur stieg schon zwei
Stunden p. part. und erreichte in den nächsten Tagen 40°. An der
Portio und in der Scheide treten belegte Stellen auf, die sich allmäh-
lich reinigen. Genesung. In den Uteruslochien sowie im Sekret der
belegten Stellen wird als einziger Mikroorganismus das Bact. coli ge-
funden. Schenk nimmt an, dass die Infektion in diesem Falle vom
Mastdarm her geschah und glaubt, dass die Prognose der reinen Coli-
infektionen besser ist und diese leichter verlaufen als die Mischinfektionen
mit Streptokokken.
Die sieben Beobachteten von du Bouchet (7), in welchen
bakteriologisch-histologische Untersuchungen der Sekrete und Gewebe
angestellt wurden, betreffen einen Fall von Gonorrhoe im Wochenbett,
einen Fall von Infektion mit Colibacillus, vier Fälle von Mischinfektion,
bedingt durch Streptokokken und anaërobe Bakterien. du Bouchet
legt besonderes Gewicht auf den gleichzeitigen Nachweis verschiedener
Bakterien und betont, dass nach Achaline die Fäulnisskeime und
ihre löslichen Stoffwechselprodukte die Virulenz des Streptokokkus ver-
stärken und ihn befähigen, pathogene Wirkungen auszuüben. Im
Puerperale Wundinfektion. 791
Wochenbett würden also zunächst die Fäulnisskeime im Uterus sich
vermehren und unter ihrem Einfluss würde der an sich unschädliche
Streptokokkus die nöthige Virulenz zur Infektion gewinnen.
Demelin (15) untersuchte an 4416 Geburten der Tarnier’schen
Klinik das Verhältniss des frühzeitigen Blasensprunges zur Fäulniss des
Fruchtwassers. Es zeigte sich, dass diese Fäulniss um so häufiger
beobachtet wird, je früber die Eihäute vor dem definitiven Ende der
Geburt zerrissen sind und zwar fällt die grösste Häufigkeit (11,26 °/u)
der Fäulnies auf diejenigen Fälle, in welchen die Ruptur der Mem-
branen 2-—5 Tage vor der Geburtsbeendigung erfolgte. Fälle, in wel-
chen die Ruptur länger als fünf Tage vorausgegangen war, ergaben
geringere Prozentzahlen (8,3%0) von Fäulniss. Der Grund dafür liegt
darin, dass nicht sowohl die Länge der Zeit, welche im Allgemeinen
zwischen Ruptur der Membranen und Geburt verstreicht, als die Zeit
der eigentlichen Wehenthätigkeit in Betracht kommt. Als Ursache
der Infektion des Fruchtwassers führt Demelin an: Oftmalige Unter-
suchung, bei der leicht Keime, selbst mit dem aseptischen Finger von
den Genitalien aus in die Eihöhle verschleppt werden; ferner Infektion
durch die Hände der Kreissenden, durch die Wäsche und Instrumente.
Unter den Kindeslagen prädisponiren besonders die Gesichtslagen zur
Fäulniss. Ausserdem geben Erkrankungen der Genitalien (Vegetationen,
Vaginitis, Carcinom etc.) und Absterben des Fötus zur Fäulniss Ver-
anlassung. Die Folgen sind Fieber und Sepsis im Wochenbett bei der
Mutter und für das Kind häufig Asphyxiee Kommt es lebend zur
Welt, so können Erytheme der Haut, Abscesse der Haut, Nabelinfek-
tion, Phlebitie, Erkrankungen des Digestionstraktus und endlich septi-
sche Bronchopneumonien sich anschliessen. In prophylaktischer und
therapeutischer Hinsicht werden möglichste Reinlichkeit, möglichste
Einschränkung der Untersuchung und bei bereits bestehender Fäulniss
möglichst rasche Entbindung empfohlen, zu welchem Zweck die künst-
liche Erweiterung des Cervix am Platze ist. Das geborene Kind ist
möglichst von den anhaftenden faulenden Massen des Fruchtwassers
zu befreien.
Longyear (46) beschreibt sechs Fälle von echter puerperaler
Diphtherie der Genitalien aus seiner Konsultationspraxis. In allen
Fällen wurde der Nachweis des Diphtheriebacillus in den Membranen
durch die Kultur erbracht. Leider ist die Beschreibung des lokalen
Befundes nur sehr oberflächlich, dagegen um so mehr von der Behand-
lung die Rede; ein Fall verlief tödtlich, viermal wurde nur der Löffler-
sche Bacillus, zweimal gleichzeitig der Streptokokkus nachgewiesen.
792 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Behandlung: Diphtherieserum mit gutem Erfolg, ausserdem lokale
A ntisepsis.
Bumm (8) erörtert die Ursache des leichten (Eintags-) Fiebers im
Wochenbett. Trotz der günstigen hygienischen Verhältnisse und der
rigorosesten Durchführung der Antiseptik an der neuen Baseler Klinik
ist die Zahl der Fieberfälle im Wochenbett gegen früher nicht zurück-
gegangen und betrug im Jahre 1897 22°/o.. Von den 170 Fieber-
fällen bei 750 Wöchnerinnen treffen 16°'o auf zufällige Erkrankungen,
55%0 auf Genitalerkrankungen und zwar 13°/o auf Streptokokkeu-
infektion, 7°/o auf Gonorrhoe, 350/0 auf putride Intoxikation, bei 29° n
endlich konnte eine Ursache des Fiebers mit Sicherheit nicht festgestellt
werden. Die Mehrzahl der Fieberfälle war bedingt durch Stauung
des zersetzten Lochialsekretes. Es handelt sich dabei nicht um eine
primäre Infektion des Cavum uteri mit Fäulnissbakterien, sondern um
ein allmähliches Aufsteigen der Zersetzung von der Scheide her. So
lange der Abfluss frei ist, kann Fieber völlig fehlen, es tritt erst auf,
wenn der Sekretabfluss aus irgend einem Grunde behindert ist. So
lange es eine offene Wundbehandlung im Wochenbett giebt und so
lange die Aussenwelt Keime enthält, wird es auch eine Zersetzung der
Lochien geben; vorläufig giebt es kein Antiseptikum und keine Methode,
durch welche sich die Zersetzung und Stauung völlig verhindern lassen.
Zum Glück handelt es sich in der Regel nur um leichtes und kurz-
dauerndes Fieber, welches mit dem Freiwerden des Abflusses, ohne
Schaden zu thun, rasch verschwindet.
Ferr& (20) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Frühsymptome der
puerperalen Infektion, welche diagnostisch von grosser Bedeutung, im
Allgemeinen aber noch wenig gewürdigt sind. Die konstantesten und
am frühesten eintretenden Symptome sind: 1. Leichte Temperatur-
erhebungen, welche gegen Abend sich einstellen und am Morgen in
einen völligen Abfall der Temperatur übergehen können. 2. Puls-
beschleunigung, welche zwar auch noch durch andere Ursachen, wie
z. B. Ermüdung bei der Geburt oder Blutverluste, hervorgerufen werden
kann, immer aber Beachtung verdient. 3. Schlaflosigkeit. 4. Kopf-
weh. 5. Anomalien des Wochenflusses. ö. Leichte Frostgefühle.
Jacob (38) berichtet über einen Fall von puerperalem Tetanus,
der nach Frühgeburt im achten Monat auftrat, vom Anfang an leicht
und chronisch verlief und in Heilung überging. Es bestand sehr übel-
riechender Ausfluss aus der Vagina, in dem aber trotz mehrfacher
Untersuchungen Tetanusbacillen nicht nachgewiesen werden konnten.
Es wurden 5 g Behring’sches Tetanusantitoxin und nach zwei Tagen
Puerperale Wundinfektion. 133
noch einmal 10 g, ausserdem Chloralhydrat in grossen Dosen angewandt.
Die Verimpfung von Milch und Urin der Patientin auf Mäuse blieb
resultatlos, dagegen rief die Injektion des Blutes trotz der 22 bezw. 15
Stunden vorhergegangenen Einverleibung des Antitoxins bei Mäusen
noch Tetanus hervor. Das Toxin war zum grössten Theil in den Zellen
des Blutes enthalten, denn das Serum und der Auszug aus dem Blut-
kuchen erwiesen sich bei der Verimpfung als nicht giftig.
Rubeska (52) berichtet über sechs Fälle von puerperalem Te-
tanus aus der Prager Hebammenschule. Der erste Fall stammt noch
aus der Zeit vor Entdeckung der Tetanusbacillen, in vier Fällen wurde
durch Kultur und Impfung der Tetanusbacillus nachgewiesen, einmal
blieben beide resultatlos. Drei Fälle ereigneten sich kurz nach einander
und ist deshalb die Uebertragung durch den Assistenzarzt von einem
Fall auf den anderen wahrscheinlich. Die Exstirpation des Uterus
(ein Fall) und die Anwendung von Tizzoni’s Antitoxin erwiesen sich
als erfolglos, sämmtliche infizirte Wöchnerinnen starben. Rubeska
stellt 20 Beobachtungen vom Jahre 1890 ab zusammen, die alle tödt-
lich endeten, nur ein Fall von Irving, der am 11. Tage p. part. be-
gann, zeigte nach 16 Tagen Besserung und ging in Genesung über.
Die Seltenheit der Tetanusinfektion muss bei der grossen Verbreitung
der Bacillen überraschen. Dass, wie Heyse glaubt, die Streptokokken-
infektion nicht die geeigneten Veränderungen für den Tetanuserreger
erzeugt, ist nicht anzunehmen, denn in einem Falle konnte noch vor
Ausbruch des Tetanus der Streptokokkus kulturell und mikroskopisch
im Uterusinhalte nachgewiesen werden.
H. W. Freund (23) veröffentlicht die interessante Beobachtung
einer Mastitisepidemie, welche sich auf sämmtliche sechs Wöch-
nerinnen eines und desselben Saales erstreckte, sodass innerhalb 17 Tagen
sämmtliche Insassen an schweren Entzündungen der Brustdrüse er-
krankten. Der Infektionserreger war der Staph. pyogenes albus, der
aus dem Munde eines mit Stomatitis aphthosa in die Abtheilung ge-
brachten Kindes an die Brust der Wöchnerin 2 kam, die ihr eigenes
Kind infizirte und von der dann die Infektion auf die Wöchnerin 3
und 5 übersprang. Die Erkrankungen bei den Wöchnerinnen 1 und 4
standen mit der Epidemie in keinem direkten Zusammenhang.
Eine ähnliche Beobachtung berichtet Schwarz (55), der im Jahre
1896 eine bei 12 Wöchnerinnen epidemisch auftretende phlegmonöse
Mastitisepidemie erlebte, die stets mit Schüttelfrost und hohem Fieber
einsetzte, mit Schwellung, Röthung und Empfindlichkeit erst der einen,
dann beider Brüste einherging. An der Warze waren keine Exkoria-
v94 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
tionen oder Schrunden zu finden. Hervorgerufen wurde diese Epidemie
durch eine sämmtliche Wöchnerinnen abwartende Hebamme, die einem
an Stomatitis leidenden Säugling den Mund auswusch, ohne sich nach-
her die Hände zu desinfiziren.
Die Abscesse lagen alle tief und wurden mittelst Incision, nach-
folgender Drainage und Ausspülungen mit Lysollösung behandelt. Es
entleerte sich stets ein dickflüssiger, blutiger Eiter.
Bei der mikroskopischen Untersuchung wurden zahlreiche Strepto-
kokken und Staphylokokken gefunden (kein Micrococcus tetragenus!).
Sämmtliche Wöchnerinnen wurden gesund entlassen; einige von ihnen
gebaren seitdem wieder und stillten ihre Säuglinge in normaler Weise.
(Temesväry.)
2. Kasuistik.
1. Barone, A proposito d'un caso di setticemia puerperale. Bitonto 1296.
N. Garofalo.
2. Bell, Infection following childbirth with report of a case. West. M. Rev.
Lincoln. Neb. II, pag. 197.
3. Du Bouchet, Remarques à propos de 7 observations d'infection puer-
pérale. Ann. de gyn. et d’obst. Tom. XLVII, pag. 360.
4. Casamayor-Dufaur, Deux observations de septicémie puerpérale. Rev.
obat. internat. Toulouse. Tom. III, pag. 96.
5. Corles, Puerperal infection. J. Am. M. Ass. Chicago. Vol. XXIX, pag.
1257.
6. Corminas, Curación de una infección purulenta puerperal. Rev. de cien.
méd. de Barcel. Tom. XXIII, pag. 94.
7. Crovetti, Un caso di tetano puerperale. Gazz. de osp. Milano. Vol. XVIII,
pag. 956.
8. Cullen, Fatal puerperal sepsis due to introduction of an elm tent. Johns
Hopkins Hosp. Rep. Balt. Vol. VI, pag. 109.
9. Debelie, Des infections puerpérales. Rev. méd. Louvain. Tom. XV. pag.
481.
10. Dominguez, Adame, Algunos casos prácticos de fiebre puerperal. Rev.
méd. de Sevilla. Tom. XXVIII, pag. 129.
ll. Fabicius, Prophylaxis in the puerperal insane; puerperal septicaemia,
illustrated by one case. State Hosp. Bull. Utica 1896. Vol. I, pag. 334.
12. Fieux, 3 cas d'infection puerperale. Bull. med. Paris. Tom. XI, pag. 610.
13. Findley, Report of cases illustrating complications of puerperal sepsis.
Jowa M. J. Vol. III, pag. 47.
14. Hirst, Puerperal tetanus, with a report of three cases in the University
Maternity. Univ. M. Mag. Phil. Vol. IX, pag. 750.
15. lloreau, et H. Delagénière, Délire aigu consécutif A de l'infection
puerperale, guéri par le curettage et la désinfection de l'utérus. Arch.
méd. d'Angers. Tom. I, pag. 64.
Puerperale Wundinfektion. 795
16. Humiston, Acute septicemia. Cleveland M. J. Vol. II, pag. 73.
17. Irving, Notes on a puerperal case. Australas. M. Gaz. Sydney. Vol. XVI,
pag. 372.
18. Jardine, Phlegmasia dolens, with notes of two cases. Glasgow M. J.
1896. Vol. XLVI, pag. 333.
19. King, Postpartal hemorrhage, saline infusion, septicaemia, recovery. N.
Orl. M. and S. J. Vol. L, pag. 205.
20. Lewis, Infection following labor. Chicago Clin. Rev. Vol. VI, pag. 235.
21. Mitchell, Report of a case of septic peritonitis. Kansas City Med. Index
1896. Vol. XVII.
22. Monin, Phlegmatia alba dolens puerperale; deux cas probables d’auto-
infection. Lyon méd. Tom. LXXXVI, pag. 463.
23. Montgomery, E. E., Sapraemia resulting from the presence of a der-
moid cyst. The amer. gyn. and obst. Journ. Vol. X, Nr. 5, pag. 529. (Die
Dermoidcyste war nicht infizirt, sondern hatte zur Entstehung eines Throm-
bus vag. Veranlassung gegeben, der durchbrach und verjauchte. Tod.)
24. Parke, Report of a case of puerperal pelvic cellulitis. The Amer. Gyn.
and obst. Journ. Vol. XI, Nr. 5.
25. Schroeter, Phlegmasia alba dolens. Med. et surg. Rep. Phil. 1896. Vol.
LXXV, pag. 683.
26. Szántó, E. (Budapest), Phlegmasia alba dolens és heveny pajzsmirigylob
esete. Gyögyäszat. Nr. 22. (Fall von Phlegmasia alba dolens bei einer
25jährigen lIpara, in deren Folge sechs Wochen p. partum eine akute
Thyreoiditis entstand. Heilung.) (Temesväry.)
27. Tarnier, Accouchement lent; infection puerperale, phlegmatia alba dolens;
mort de la mère un mois après l'accouchement, autopsie. J. de sages-
femmes. Tom. XXV, pag. 201, 209.
28. Troczewski, Ein ungewöbnlicher Fall von Septikämie im Wochenbett.
Gaz. lek. Warschau. 2. s. Bd. XVII, pag. 262.
29. Villeneuve, Métrite pxerpérale; retention de débris placentaires, curet-
tage, guérison. Marseille méd. Tom. XXXIV, pag. 291.
30. Willcox, A case of tedivus labour, followed by double phlegmasia alba
dolens and gangrene. Lancet. London. Vol. Il, pag. 1188.
Troczewski (28) beschreibt folgenden eigenthümlichen Fall:
Eine 22jährige Frau, die als Mädchen an sehr hartnäckiger und lange
daueruder Malaria gelitten hatte, heirathet und wird bald schwanger.
Verlauf der Schwangerschaft sehr unangenehm in Folge von Hyper-
emesis und Entkräftung — aber kein Arzt zu Rathe gezogen. Am
18. Februar spontane Entbindung nach zwölfstündiger Dauer. Lebendes
Kind. Sub partu mehrfache kleine Einrisse der grossen Schamlippen,
sonst keinerlei Läsionen. Placenta manuell aus der Scheide entfernt
mit allen aseptischen Cautelen. Vom dritten Tage an Frost und Fieber
und zwar Temperatursteigerung von + 38,5 —39° C. nur Nachmittags
zwischen 1 und 6 Uhr, Nachts und Morgens nie Fieber. Absolut
T96 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
keinerlei pathologischer Befund zu entdecken bis auf die kleinen Ein-
risse der Schamlefzen, die binnen mehreren Tagen abheilten — trotz-
dem dauerte das Fieber fort, und die Milz fing an, beträchtlich zu
schwellen. Chinin, Methylenblau und Arsenik blieben ganz ohne Wir-
kung, nachdem man diese Mittel angesichts der früheren Malaria in
starken Dosen anwendete. Troczewski vermuthete puerperale Sepsis,
ein anderer Arzt verborgene Schwindsucht der Lungen. Die Abmage-
rung nimmt zu, Patientin wird immer elender, das Abendfieber dauert
an. Die Milz schwillt immer mehr. Nachdem dieser desolate Zustand
einige Wochen andauert, wird Malaria und Schwindsucht ausgeschlossen
und doch puerperale Infektion angenommen.
Nach acht Tagen steigt die Temperatur bis + 40° C. Man rufi
durch subcutane Terpentineinspritzung einen Abscess hervor, keinerlei
Einwirkung zum Besseren. Zustaud wird immer schlechter, in der
elften Woche wird eine Blutprobe untersucht, in der sich einige Strepto-
kokken finden und das Bestehen einer akuten Leukämie ausgeschlossen.
Man sah also die Krankheit für eine puerperale Infektion jetzt an und
machte Einepritzungen von Antistreptokokkenserum, das aus dem Institut
Pasteur bezogen war. DerZustand blieb trotzdem gauz unverändert. Am
3. Mai, nach zehnwöchentlicher Krankheit, entdeckte Troczewski
eine ausgebreitete Drüsenanschwellung am Halse — Drüsenpackete hart,
wenig beweglich und wenig schmerzhaft auf Druck. Es wurden vier
Einspritzungen des Serum gemacht und nach jeder Einspritzung nahm
die Drüsenschwellung zu. Keinerlei heilender Einfluss, Temperatur
stieg noch höher, Puls wurde noch frequenter — bis 125. Endlich
verbot de Familie jeden weiteren Versuch mit den Serumeinspritzungen.
Es wurde überhaupt jede ärztliche Behandlung abgebrochen und die
Kranke ihrem Schicksale überlassen. Allmählich nahm das Fieber ab,
im Juni, im fünften Monate nach der Entbindung, brachte man die
Kranke auf das Land, wo die frische Luft und kräftige Kost das Ihrige
dazu beitrugen, dass die aufs Aeusserste geschwächte Frau wieder zu
Kräften kam und bald das Bett verlassen konnte. Heute ist sie bereits
fast ganz hergestellt (im September, beinahe acht Monate nach der
Entbindung). Troczewski ist nun zum Schlusse gelangt, dass es
sich hier doch um ein larvirtes Puerperalfieber, eine latente Infektion
septischer Art handelte. Alles in dem gesammten Krankheitsbilde
sprach gegen eine solche Diagnose, und doch musste sie schliesslich
gestellt werden per exclusionem und wurde durch die Blutuntersuchung
bestätigt. Die Lymphdrüsenanschwellungen, welche ursprünglich au
Lymphsarkom erinnerten, bezieht Troczewski auf die Serumein-
Puerperale Wundinfektion. 797
epritzungen, weil sie plötzlich nach diesen Einspritzungen auftraten und
nach Ausscetzen der Einspritzungen bald rückgänrig wurden.
LKA
2a.
2b.
*7
10a.
ll.
13.
14.
(Neugebauer.)
3. Statistik.
. Bayer. Ueber den Einfluss der Scheidenspülungen und des Touchirens
auf den Verlauf des Wochenbettes. Inaug.-Diss. Leipzig 1894. (Die Resul-
tate sind in dem Buche von Menge und Krönig mitberücksichtigt.)
. Black. A years work as the Glasgow Maternity Hospital. Glasgow M.
J. Vol. XLVIII, pag. 362.
v. Braun-Fernwald und Hübl, Zur Frage über die Verwendung der
Asepsis und Antisepsis in der Geburtshilfe. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, 3. Hft.
Bumm, Ueber das Eintagsfieber im Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. pag.
1337.
Charles, Statistique du service hospitalier et de la rlinique des sages-
femmes. J. d’accouch. Liège. Tom. XVIII, pag. 111.
Corson, Eug. R., Some clinical jottings on five hundred cases of labor.
The amer. Journ. of obst. Vol. XXXV, pag. 864. (12 Todesfälle auf 500
Geburten.)
. Crouzat, Première série de 1000 accouchements à la clinique de Toulouse.
Revue obst. internat. Toulouse. Tom. III, pag. 138.
Cullingworth, On the undiminished mortality from puerperal fever in
England and Wales. Tr. of the obst. Soc. of London. Vol. XXXIX, II
— An inaugural address on the undiminished mortality from puerpera
fever in England and Wales. Brit. med. Journ. London. Vol. I, pag. 573
und Lancet. Vol. I, pag. 643.
Doléris, Statistique du service d’accouchements de la Pitié. L’Obstetr.
2. Année, Nr. 6.
Godson, C.. Valedictory address on antiseptic midwifery. Lancet. Vol. I,
Jan. 23. (Giebt eine Darstellung der Gesundheitsverhältnisse am City of
London Lying-in Hospital von 1870 bis 1896, welche darthut, dass weniger
die baulichen als die hygienischen Verbesserungen und insbesondere die
Einführung des Sublimats als Desinficiens ein ausserordentliches Herab-
gehen der Mortalität an Puerperalfieber bewirkten.)
. Hartel, Bericht über 1000 Geburten der Frauenklinik zu Würzburg.
Inaug.-Diss. Erfurt. Ruebsam & Sohn.
Hofmeier, Zur Verhütung des Kindbettfiebers in den geburtshilfl. Unter-
richtsanstalten. Sammlung klin. Vorträge. N. F. Nr. 177.
Holzapfel, Zur Frage der Temperaturmessungen im Wochenbett. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 868.
. Hönck, Zur Hebammenfrage und Puerperalfieberstatistik. Samml. klin.
Vorträge. N. F. Nr. 174. (Ist unter „Hebammenwesen“ pag. 515 referirt.
Ref.)
Kjelsberg, Bericht über die Gebäranstalt in Kristiania. Norsk. Magaz.
f. Lag., pag. 1003.
Kostright, Puerperal mortality in Brooklyn during 1895. Brooklyn M.
J. Vol. XI, pag. 91.
798
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
28.
26.
27.
28.
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Köstlin, Zu Sarwey’s Aufsatz: Ueber wissenschaftliche verwerthbare
Temperaturmessungen im Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Nr. 18.
Lambert, Obstetrical asepsis and the results of 6 years out door service;
morbidity and mortality statistics of 10233 cases. M. Rep. Soc. Lying-in
hosp. N. Y., pag. 219.
Lambinon, Fréquence et gravité de l’hetero-infection puerperale par la
contagion digitale. J. d’accouch. Liege. Tom. XVIII, pag. 161.
De Marval, Ueber Mortalität und Morbidität an der geburtshilfl. Klinik
zu Basel während des Decenniums 1887—1896 inkl. Inaug.-Diss. Kreis
Basel.
Maygrier, Ch., De I’hospitalisation des femmes en couches infectées.
Statistique comparé du service d'isolement et des services généraux de
l'hôpital Lariboisiere. L’Obstetr. 2. Année, Nr. 3.
Menge u. Krönig, Bakteriologie des weiblichen Genitalkanales. II. Theil.
Monat, Notes on the statistics of childbirth in the lying-in wards of the
work-house infirmaries of England and Wales for ten years 1871—1880.
Scalpel. London. Vol. II, pag. 42.
Norris, Richard C., Clinical reports of one years obst. work at the
Preston retreat. The amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X. March. Nr. 3.
von Rosthorn, Wochenbettstatistik der deutschen geburtshilflichen Uni-
versitätsklinik in Prag. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 591.
Sarwey, Ueber Rektalmessungen im Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 920.
— Ueber wissenschaftlich EN Temperaturbestimmungen im
Wochenbett. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 396.
Szabó, A., Kimutatäs az Elischer föorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus-
kórházi szülö-és nöbeteg-osztäly 1896 évi müködéséröl. (Bericht der geburts-
hilflich - gynäkologischen Abtheilung des St. Rochus-Spitales in Budapest
1896.) Orvosi Hetilap. Nr. 42. (1257 Geburten; 0,47%% Mortalität; 8,58° o
Morbidität. Von den ausserhalb des Spitals entbundenen und später herein-
gebrachten Wöchnerinnen starben 21,56°0'! Die Zahl der Dammrisse be-
trug 5.33 °/0.) (Temesväry.)
Weichardt. 2667 Geburten in der Hebammenpraxis ohne infektiösen
Wöchnerinnentodesfall. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Ergänzungs-
heft pag. 159.
— W., Puerperal mortality. Trans. epidemiological. Soc. of
London. N. XV.
Cullingworth (6) beschäftigt sich in einer ausführlichen, mit
Plänen und Tabellen ausgestatteten Arbeit mit der Sterblichkeit an
Puerperalfieber in England und Wales Auf Grund der von Boxall
(vergl. die früheren Berichte) und Williams (28) ausgearbeiteten Sta-
tistiken wird zunächst festgestellt, dass die puerperale Mortalität an
Kindbettfieber seit 1847 bis 1895 nicht gesunken ist, sondern sich
sogar seit 1881 gesteigert und konstant auf der Höhe von 2,9 bis
2,0°:ou gehalten hat. Die Steigerung ab 1881 ist wohl darauf zurück-
Puerperale Wundinfektion. 799
zuführen, dass von dieser Zeit ab die Registrirung der puerperalen
Todesfälle genauer erfolgt und in zweifelbaften Fällen nachgeforscht
wird. Jedenfalls hat die Sterblichkeit gegen früher nicht abgenommen
und die jetzigen Zahlen bleiben immer noch hinter der Wirklichkeit
zurück. Williams hat die Mortalität an Puerperalfieber in den ver-
schiedenen Distrikten von England und Wales für die Jahre 1847 bis
1894 zusammengestellt und gezeigt, dass dieselbe zwischen 2,4 und
1,4°/oo schwankt. Dabei ergiebt sich, dass die Dichtigkeit der Bevöl-
kerung nicht als ein Faktor angesehen werden kann, der die Sterblich-
keit steigert und dass im Gegentheil spärlich bevölkerte Distrikte in
gebirgiger Gegend, wo ärztliche Hilfe nur schwer zu haben ist, die
höhere Sterblichkeitsziffer aufweisen. Genaueres wird über die Mortalität
in den einzelnen Distrikten von Glasmorgan angeführt. Auch hier
kommen Unterschiede von 4,7 bis 1,60/oo vor und scheinen schlechte
ungebildete Hebammen und die Unmöglichkeit, ärztliche Hilfe herbei-
zuziehen, die Hauptfaktoren der höheren Mortalität zu sein. Culling-
worth bringt eine Zusammenstellung der Puerperalfiebermortalität in .
den einzelnen (41) Quartiren von London während der Jahre 1891 bis
1895. Die Zahlen schwanken zwischen O%on und 3,64 °:00 und ergiebt
sich auch hier keine Uebereinstimmung zwischen der Dichtigkeit der
Bevölkerung und der Frequenz des Puerperalfiebers. Cullingworth
ist der Ansicht, dass die Vernachlässigung der Antiseptik von Seite
der Hebammen und Aerzte Schuld daran ist, dass in der Privatpraxis
keine Besserung der Puerperalfiebermortalität beobachtet wird und die
günstigen Zahlen wie in den Spitälern noch nicht erreicht worden sind.
Maygrier (19) berichtet über seine Erfahrungen an der lkolir-
abtheilung des Hôpital Lariboisiere, welche die infizirten Wöchnerinnen
und Kinder von der Gebärabtheilung und ausserdem, insoweit Betten
frei sind, auch infizirte Wöchnerinnen aus der Stadt aufnimmt. Von
der Gebärabtheilung wurden während 13 Monaten bei 1259 Geburten
und Aborten 28 Frauen transferirt, von denen vier starben (zwei an
Eklampsie, eine an Sublimatvergiftung, eine an Sepsis). Von den aus
der Stadt aufgenommenen 58 Frauen sind 10 gestorben und zwar alle
an Sepsis. Es zeigt sich somit eine bedeutend höhere Mortalität bei
dieser Kategorie von Wöchnerinnen.
Infizirte Wöchnerinnen werden ferner, wenn die Isolirabtheilung
nicht Platz bietet, auf der medizinischen oder chirurgischen Abtheilung
verpflegt. Von 40 solchen Wöchnerinnen starben 11 = 27,500, wo-
raus Maygrier Veranlassung nimmt, zu fordern, dass sämmtliche
inßzirte Wöchnerinnen eine spezialistische Behandlung erhalten.
800 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
v. Rosthorn (23) wendet sich gegen die Oberflächlichkeit, welche
bislang vielfach bei statistischen Berichten zu Tage getreten ist. Noch
wird unsere Litteratur durch eine Reihe von Puerperalstatistiken, die
sich nicht über das Niveau eines gewöhnlichen Zahlenrapports erheben,
belastet. Folgende . Anforderungen müssen an eine für wissenschaft-
liche Zwecke verwerthbare Statistik gestellt werden: a) Zur Feststellung
der auf Rechnung der Klinik zu setzenden Morbiditätsverhältnisse
soilten nur solche Wöchnerinnen verwerthet werden, die bereits vor
der Geburt als Schwangere in Beobachtung standen. b) die spontanen
Geburtsfälle müssen vón den operativ beendeten getrennt werden. c) Die
Zahl der Untersucher und der Untersuchungen ist in Betracht zu ziehen.
d) Vorhandensein und Art des Ausflusses ist zu berücksichtigen. e) Des-
gleichen die Dauer der Geburt und der Nachgeburtsperiode. f) Die
Prinzipien der Handhabung der Antiseptik sind anzugeben. g) Die
Temperaturkurven sind mit der Aufzeichnung der Pulskurven zu ver-
binden. h) Die Aufstellung von Jahres- resp. Monatskurven soll über
. die Frequenz der Morbidität zu verschiedenen Zeiten aufklären, was die
Ursachen der Häufung von Erkrankungen festzustellen erleichtert.
i) Leichte und schwere Erkrankungställe sind zu trennen. k) Unter-
suchungen über die Keime in der Luft der Kreiss- und Wochenzimmer
sind von Zeit zu Zeit anzustellen. 1) Die Dauer des Verbleibens der
Wöchnerinnen in der Klinik ist anzugeben, bei Fiebernden der Ent-
lassungsbefund. m) Todesfälle sind durch genaue klinische und patho-
logisch-anatomische Befunde zu erläutern.
Nach Aufstellung dieser Forderungen bringt v. Rosthorn die
Statistik der Deutschen geburtshilflichen Klinik zu Prag vom 1. Oktober
1891 bis zum 31. März 1897. Zahl der Geburten 5676, davon spon-
tan 5022 = 90,55°/o. Die Zahl sämmtlicher Erkrankungen im Wochen-
bett beträgt 771 = 13,58°%o, die Zahl der fieberhaften Affektionen
579 = 10,2°Io.
Gesammtzahl der Erkrankungen an Wochenbettfieber 303 = 5,33 ® 0.
Davon kommen in Abzug, weil ausserhalb untersucht oder nur in der
Geburt fiebernd 90 Fälle, so dass auf Rechnung der Klinik 213 Fälle
von Fieber im Wochenbett = 3,75°/o verbleiben.
Ueber innerlich untersuchte und nicht untersuchte Kreissende sind
vom Jahre 1896 genauere Aufzeichnungen vorhanden. 172 von 1086
\Wöchnerinnen waren nicht untersucht, von diesen fieberten 17 = 9,88°'o.
Von 914 untersuchten Frauen hatten 123 = 13,45°!o ein fieberhaftes
Wochenbett. Schaltet man die Fälle nicht puerperalen Ursprunges des
Fiebers, die ausserhalb untersuchten und nur intra partum fiebernden
Puerperale Wundinfektion. 801
Frauen aus, so kommen auf die untersuchten "oo, auf die nicht unter-
suchten nur 1,16°/o fiebernde.
150 Scheidensekrete Schwangerer wurden in Bezug auf ihr bak-
teriologisches Verhalten genauer untersucht und fand sich dabei aus-
gesprochen pathologisches Sekret in 45 Fällen. Von 98 Fällen des
Jahres 1897, bei denen „Ausfluss“ während der Geburt festgestellt wurde
wurden 30 untersucht, 68 nicht untersucht. Die Untersuchten hatten
26,6°/o Fieber aufzuweisen, die nicht Untersuchten 4,41°/o. (Dieses
Resultat kann keine allgemeine Gültigkeit beanspruchen, da die Zahlen
viel zu klein sind und sich unter den 30 Untersuchten zudem zwei
operative Geburten (Perforation und Zange) befinden. Ref.)
Ein Vergleich der Morbiditätsverhältnisse der ausgespülten und
nicht ausgespülten Kreissenden ergiebt keinen nennenswerthen Unter-
schied (10,34 :10,61°/o Fiebernde).
Die berechnete Mittelzahl von 10,2°/o fieberhafter Wochenbetten
wurde regelmässig im Juli jedes Jahres überschritten. Hieran reiben
sich die Monate Dezember, März und November.
Genauere bakteriologische Angaben über die Ursachen des Fiebers
fehlen, dagegen sind in 75 Fällen klinische Befunde mitgetheilt. 25 mal
war die Lokalisation des Infektionsprozesses in der Scheide oder am
Scheidentheil, 9 mal liessen sich leichtere Affektionen im Parametrium
nachweisen, 9 mal war eine „ausgesprochene Endometritis“, 8 mal Lochio-
metra vorhanden, 2 mal wurden Phlebothrombosen, 5 mal gonorrhoische
Prozesse verzeichnet. e
Die Gesammtmortalität betrug (auf 5676 Wöchnerinnen 50 Todes-
fälle) 0,8800, die Mortalität an Wochenbettfieber (20 Fälle), 0,38 o,
wovon 0,15°/o (9 Fälle) auf Rechnung der Klinik kommen.
v. Rosthorn betont zum Schlusse, dass die geringe Zahl von
Fieberfällen bei innerlich nicht Untersuchten einen neuerlichen Beleg
dafür bringt, dass die Indagation, besonders von ungeübter Hand aus-
geführt, einer der wesentlichen Faktoren des Wochenbettfiebers ist, dem-
gegenüber die Selbstansteckung im engeren Sinne sehr in den Hinter-
grund tritt. Als eine der wesentlichsten Errungenschaften der Lietztzeit
ist die Erkenntniss zu betrachten, dass dem Vorhandensein eines patho-
logischen Scheidensekretes in prognostischer Beziehung eine Bedeutung
beizumessen ist. Dass dieses den Verlauf des Wochenbettes im ungünstigen
Sinne zu beeinflussen im Stande ist, bestätigen die beigebrachten Er-
fahrungen und wird wohl allgemein anerkannt.
Dies ist nun allerdings nicht der Fall. Krönig (20, pag.
24, 25) weist darauf hin, dass schon Burckhardt die puerperale
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 51
302 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Morbidität bei normalem und pathologischem Scheidensekret nahezu
gleich gefunden hat und bringt selbst folgende Zahlen aus der Leip-
ziger Klinik: Von 154 während der Geburt nicht untersuchten Schwangeren
hatten 91 normales und 63 ein pathologisches Sekret. Von den Frauen
mit normalem Sekret fieberten 24,2°/o (darunter zwei wegen Strepto-
kokkenendometritis), von den Frauen mit pathologischem Sekret fieberten
22,20/0o (einmal Streptokokkus). Von 71 untersuchten Kreissenden mit
normalem Sekret fieberten 15, von 60 untersuchten Kreissenden mit
pathologischem Sekret fieberten 10. Krönig hält deshalb dafür, dass
eine Untersuchung des Scheidensekretes für klinische Zwecke unnöthig
ist und Schwangere mit pathologischem Sekret nicht von den Touchir-
übungen ausgeschlossen zu werden brauchen.
Auch über die Folgen des Touchirens kommt Krönig (pag. 374 ff.)
zu entgegengesetzten Ansichten. Von 1629 Kreissenden ohne Desinfek-
tion des Genitalkanales wurden innerlich untersucht 395. Diese zeigen
eine Morbidität von 27,06°o. Nicht untersucht wurden 1034. Diese
zeigen eine Morbidität von 25,26°a. Auch die Spülung resp. Des-
infektion der Scheide macht hierin keinen Unterschied. Von 1414 mit
sogen. prophylaktischer Desinfektion behandelten Kreissenden wurden
819 touchirt mit 37,6°’o Morbidität, 595 nicht touchirt mit 34,2" v
Morbidität. |
v. Braun-Fernwald und Hübl (2a) geben eine ausführliche
Darstellung der Vorkommnisse an der G. Braun schen Klinik in Wien
im Jahre 1895. Vorausgeschickt werden. Bemerkungen über die dort
gebräuchliche Methode der Temperaturmessung, die allgemeinen Verhält-
nisse der Klinik und die Art der Asepsis und Antiseptik. Die detaillirten
Angaben über Zahl und Art der pathologischen Vorkommnisse können
hier übergangen werden. Ueber den Wochenbettsverlauf sind drei
Tabellen mitgetheilt, aus denen folgende auffallend günstige Resultate
zu entnehmen sind: Zahl der beobachteten Geburten 2953. Es fieberten
insgesammt (auch eine einmalige Temperatursteigerung im Wochenbett
auf 37,6 wurde ala Fieber aufgefasst und Fieber durch extragenitale
Erkrankungen ist mitgerechnet), nur 247 Fälle = 8,36°'o. Davon ent-
fallen auf leichte Wochenbettfieber 144 Fälle = 4,870,0. Wirkliche
Wochenbetterkrankungen traten in 65 Fällen = 2,2°/0 auf.
Nicht innerlich untersucht wurden 1551 Frauen, von diesen fieberten
5,7300, und zwar 3,8°/o leicht, 0,77°/o schwer. Von 1042 in der
Anstalt innerlich untersuchten Frauen fieberten 9,21 °o und zwar 5,37 !o
leicht, 2,3%/0 schwer. Es ergiebt sich somit, dass das Wochenbett der
nicht untersuchten Fälle durchaus günstiger verläuft als in den unter-
Puerperale Wundinfektion. 803
suchten Fällen. Bei den ausserhalb der Anstalt untersuchten Fällen
betrug die Gesammtmorbidität 17,22 °/0.
Berechnet man die nicht operirten Fälle (1525) für sich, so ergiebt
sich bei den nicht untersuchten 5,7°/o, bei den untersuchten Frauen
7,11°/o Fieber. Bei den Operirten, vorher nicht untersuchten Frauen
stellt sich die Morbidität auf 3,840, bei den Operirten und im Laufe
der Geburt Untersuchten auf 18,09°lo, während von den auswärts Unter-
suchten und Operirten 24,750 fieberten,
Von sämmtlichen 2953 Frauen waren 360 ausserhalb der Anstalt
untersucht. Diese trägt deshalb nur die Verantwortung für 2593 Frauen,
von denen 151 = 5,82°/o fieberten.
Die Gesammtmortalität beträgt neun Fälle = 0,3%0, zwei Fälle
starben an Sepsis, beide sind ausserhalb der Anstalt untersucht und
infizirt worden, so dass die Mortalität an Sepsis, welche der Klinik zur
Last fallt, unter 2593 Fällen = 0 ist.
Hofmeier (10a) bringt zu den früher von ihm mitgetheilten
Zahlen über zweimal je 1000 Geburten der Würzburger Klinik einen
statistischen Bericht über das dritte Tausend. Gestorben sind von
diesen 1000 Wöchnerinnen im Ganzen 9, davon 2 an Sepsis. Die
Gesammtmortalität unter den 3000 Geburten und Wochenbetten be-
trägt 0,7, die an Infektion 0,2, die an Infektion in der Anstalt 0,13°/ o
Nur 1 Todesfall an Sepsis ereignete sich nach spontan und normal
verlaufener Geburt.
Die Gesammtmorbidität der 3000 Fälle beträgt 9,2°'o, die Mor-
bidität an Infektionserkrankungen 5,9%. Zum Vergleich mit andern
Anstalten wird die Tabelle Ahlfeld’s angeführt, aus welcher hervor-
geht, dass die Zahlen der Würzburger Klinik, was Mortalität und
Morbidität anlangt, zu den besten bisher erreichten gehören. Diese
guten Resultate führt Hofmeier auf die prophylaktische Desinfektion
der Scheide und des Cervix mit !/2°/oo Sublimatlösung zurück und
stellt zur Illustration des mit der Desinfektion Erreichten die Resultate
solcher Anstalten gegenüber, in welchen die prophylaktische Desinfek-
tion der Scheide nicht ausgeführt wird. Hierauf folgt eine kritische
Betrachtung der von gegnerischer Seite zu Ungunsten der präliminären
Scheidendesinfektion vorgebrachten Zahlen. Den Grund, warum diese
nicht in allen Kliniken dieselbe günstige Wirkung gethan hat (so dass
z. B. die Marburger Klinik, wo die prophylaktische Desinfektion eben-
falls aus Ueberzeugung gehandhabt wird, 33,07 °/o Morbidität gegenüber
9,2°/o der Würzburger aufweist), sucht Hofmeier in der verschiedenen
Art der Durchführung der Desinfektionsmassregeln.
51*
SI Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Zum Schlusse spricht sich Hofmeier zu Gunsten der Selbst-
infektion aus und sucht diese Lehre dadurch zu stützen, dass er die
Folgen der gonorrhoischen Infektion im Wochenbette an zwei Fällen
seiner Klinik beleuchtet. (Die gonorrhoische Infektion und ihre Folgen
haben aber mit der Selbstinfektion, bei welcher man wesentlich septische
Wundinfektionen im Auge hat, nichts zu thun. Der Modus der gonor-
rhoischen Infektion und ihre Bedeutung fürs Wochenbett sind jetzt so
ziemlich aufgeklärt, die gonorrhoische Infektion kann aber nicht benützt
werden, um die strittige Selbstinfektion mit pyogenen und Fäulniss-
keimen zu beweisen. Ref.)
de Marval (18) berichtet über die Morbiditäts- und Mortalitäts-
statistik der Baseler geburtshilflichen Klinik während der 10 Jahre
1887—1896. Die Mortalität an zufälligen Erkrankungen schwankt
zwischen O und 0,52°/o, die an accidentellen puerperalen Affektionen
wird wesentlich durch die Eklampsie beeinflusst und zeigt in den
einzelnen Jahren ebenfalls Schwankungen zwischen 0 und 0,53°o.
Die Gesammtmortalität an septischen Prozessen betrug bei ingesammt
4779 Wöchnerinnen 0,23°/o, in fünf Jahrgängen trat überhaupt kein
Todesfall an Sepsis ein, während in andern die Sterblichkeit an
septischer Infektion bis auf 0,23—0,78°/o stieg. Trotz Unterlassung
der Desinfektion der Scheide in den letzten drei Jahren wurde bei
1720 Geburten kein septischer Todesfall beobachtet.
Die Zusammenstellung der Morbiditätsverhältnisse ist deshalb von
Interesse, weil sie einen Vergleich der Resultate gewährt, die in den
hygienisch wenig günstigen Räumen des alten Spitals und der mit allen
Verbesserungen der Neuzeit ausgerüsteten neuen Frauenklinik erzielt
wurden. Es zeigt sich, dass trotz der rigorosesten prophylaktischen
Maassnahmen und der günstigsten äusseren Verhältnisse die Morbidität
nicht gegen früher gesunken ist und nach wie vor ca. 13°/o beträgt.
Den Grund des Gleichbleibens der Morbidität sucht de Marval in
folgenden: Das Fieber aus accidentiellen Erkrankungen (ca. 3,8°;o)
bleibt sich gleich, ebenso das Fieber in Folge von Gonorrhoe (ca. 7°/o).
Es bleiben somit ca. 90 %/o Fiebernde in Folge von Genitalerkrankungen.
Die schweren septischen Infektionen sind auf ein Minimum zurück-
gegangen, die Hauptmasse der Lokalerkrankungen, ca. 84°/o, wird
durch Endometritis dargestellt. 10°/o der Endometritisfälle sind durch
Streptokokken hervorgerufen, 90 °/o dagegen durch faulige Zersetzung,
die durch Keime bewirkt wird, die wahrscheinlich von aussen ein-
wandern und bei der offenen Wundbehandlung der Wöchnerinnen nicht
auszuschliessen sind. |
Puerperale Wundinfektion. 805
Genauere Angaben über die Ursache der fieberhaften Wochenbett-
erkrankungen finden sich bei Krönig (pag. 369), der 247 Fälle von
Fieber analysirte und bei Bumm (2b), der über 170 Fieberfälle be-
richtet.
Es fieberten
nach Krönig nach Bumm
durch accidentelle Erkrankungen 5,6 °/0 16 o
durch Endometritis 55,4 „ 55 „
und zwar Streptokokken 22 13 „
Fäulnisskeime 16 ,„ 35: A
Gonokokken 13 ,, T p
durch Mastitis KS 04 „
die Ursache des Fiebers konnte
nicht bestimmt werden in 9 „ 29 p
der Fälle.
Kjelsberg (13) berichtet Folgendes aus der Gebäranstalt in
Kristiania: Temperatursteigerung wurde im Ganzen bei 12,2/o
der Fälle konstatirt. Ernste Fälle von Febris puerperalis kamen
33 mal vor, 7 mit tödtlichem Ausgange.
In den fünf letzten Jahren war die Mortalität der Gebärenden
0,830%/0. Die Zahl der an Febris puerperalis gestorbenen war 7, 0,15°/o
von allen Gebärenden.
Die Mortalität an Febris puerperalis ist in der Gebäranstalt seit
1876 regelmässig herabgegangen.
1876—1883 = 0,34 jo Mortalität
1883—1886 -= 0,23 ‚, j)
1887—1890 = 0,21 „ D
1891 —1895 = 0,15 „ nu
Weichhardt (27) berichtet aus dem 2. und 6. Med.-Bezirk des
Herzogthums Sachsen-Altenburg, wo bereits 1895 bei im Ganzen 1331
Geburten kein Wöchnerinnentodesfall vorgekommen war, dass auch im
Jahre 1896 von den bei 1336 Geburten vorgekommenen sieben Todes-
fällen im Wochenbett kein einziger auf Infektion beruhte. Es handelte
eich meist um Tod an Verblutung oder Phthisis. Eine Hebamme wurde
bestraft, weil sie wegen Blutung keinen Arzt beigezogen hatte. Sie
machte von da ab von der Herbeiziehung ärztlicher Hilfe übermässigen
Gebrauch (28 mal bei 100 Geburten) und sind bei diesen 28 Geburten
neben anderen minder gefährlichen Eingriffen nicht weniger als 17
manuelle Placentarlösungen vorgenommen worden (!).
806 Geburtehilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Um Einbeitlichkeit in die aus verschiedenen Anstalten hervor-
gegangenen Wochenbettsstatistiken zu bringen und zugleich eine mög-
lichst sichere Methode der Temperaturbestimmung zu besitzen, empfiehlt
Sarwey (25) die Temperaturmessung per rectum, welche an der Tübinger
Klinik seit Jahren in Gebrauch ist und keinerlei Missstände hat er-
kennen lassen. Als Grenze zwischen normalem und nicht normalem
Wochenbett ist eine Temperatur von 38,5 °'/o in recto zu fixiren. Neben
der Gesammtmorbidität ist eine spezifizirende Angabe der Temperatur-
erhöhungen nothwendig und zwar sind die Fälle zu trennen: a) in
Temperatursteigerungen obne nachweisbare Ursache bei normaler Invo-
lution der Genitalien; b) solche mit lokaler oder allgemeiner Infektion ;
c) solche, welche durch rein accidentelle Erkrankungen herbeigeführt
werden. Holzapfel (11) stimmt bezüglich der Vorzüge der Tempe-
raturbestimmung im Rektum bei und stellt fest, dass die Differenz
zwischen Achselhöhlen- und Rektumtemperatur zwischen 2,1 und 2,9-
Zehntelgraden schwankt. Köstlin (15) wendet sich gegen die Rektal-
messung, indem er betont, dass eine Hauptsache bei der Messung das
gewissenhafte Ablesen des Thermometers ist, das bei der Rektalmessung
gerade so unterlassen werden kann wie bei der Achselhöhlenmessung,
und dass z. B. gerade bei erkrankten Wöchnerinnen das täglich zweimal
nöthige Einnehmen einer Seitenlage Gefahren mit sich bringen kann.
Hiergegen wird von Sarwey (24) eine auf 2325 Fälle basirte Statistik
der Tübinger Klinik aufgeführt, welche bei einer Morbidität von 8,9°;o
(Messungen nur bis zum achten Tage) und einer Mortalität von 0,047 %0
nichts von einer Zunahme der Temperaturerhöhungen oder der Infek-
tionsfälla durch die Rektalmessungen erkennen lässt.
4. Prophylaxis und Therapie.
l. Acconci, Sulla scelta del metodo di assistenza al parto. La clinica
moderna. Fasc. 3 e 11.
2. Adam, Puerperal fever treated by antistreptococcic serum, followed im-
mediately by enteric fever, recovery. Brit. Med. Journ. London 1896. Vol.
JI, pag. 1825.
3. Archangelsky, Drei Fälle von Serotherapie puerperaler septischer Er-
krankungen. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Mai. (Archan-
gelsky hat in drei Fällen schwere puerperale Erkrankungen mit Anti-
streptokokken resp. Staphylokokkenserum aus dem Institut für experi-
mentelle Medizin zu St. Petersburg behandelt. Er schickte keine bakterio-
skopische Untersuchung voraus, sondern entschied sich zu dem betreffenden
Agens ex juvantibus et nocentibus. Archangelsky ist mit dem Erfolg
sehr zufrieden.) (V. Müller.)
11.
12.
20.
21.
23.
Puerperale Wundinfektion. 87
. Aronson, H., Ueber Antistreptokokkenserum. Berliner klin. Wochenschr.
1896. Nr. 32.
. Baldy, Antistreptococcic serum in a case of acute puerperal Iymphan-
gitis and phlebitis. Amer. Journ. obst. May, pag. 645.
. Bayer, Ueber Serumtherapie bei Puerperalfieber. Ges. f. Geb. u. Gyn.
za Köln. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 303.
. Beuttner, Ueber Antisepseis und Asepsis in der Geburtshilfe. Sep.-Abdr.
a. d. „Wiener Klinik“. Urban & Schwarzenberg, Wien u. Leipzig.
. Bonnaire, The treatment of puerperal infection. Internat. Clin. Phil.
1896. Vol. II.
. Boyd, The importance of exploring the birth canal in search of the seat
of puerperal infection. Internat. Clin. Phil. Vol. Ill, pag. 276.
, v. Braun-Fernwald u. Hübl, Zur Frage über die Verwendung der
Asepsis und Antisepsis in der Geburtshilfe. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag.
4.
Budin, P., Femmes en couches et Nouveau-nds. Octave Doin. Paris.
616 pag. |
Bufalini, Laparotomia in un caso di peritonite puerperale purulenta. Il
Raccoglitore medico. Roma. Vol. XXIII, Fasc. 3. (Fall von Peritonitis
septica puerperalis. Laparotomie. Desinfektion des Bauchfelles mit warmer
Bor- und Salioylsäurelösung. Drainage durch die Bauchwunde mit Jodo-
formgaze. Heilung nach zwei Monaten.) (Herlitzka.)
. Campbell, Notes of a case of septic infection after childbirth success-
fally treated by antistreptococcic serum. Glasgow M. J. Vol. XLVIII,
pag. 382.
. Chaleix, Sur un cas d'infection puerpérale généralisée et traitée par la
sérotherapie. Gaz. hebd. de sc. méd. de Bordeaux. Tom. XVIII, pag. 222.
. Charles, Traitement de la septicémie puerpérale. J. d’accouch. Liège.
Tom. XVIII, pag. 168.
. Chason, J. D., Puerperal septicemia, its cause and treatment. Ann. of
Gyn. and Paed. Vol. X, Nr. 9. (Bekanntes. Ref.)
. Cioffi, Un altro caso di guarigione di endometrite difterica di origine
puerperale, curato col siero di Behring. Gaz. des osp. Milano. Vol. XVIII,
pag. 715.
. Clark, Submammary infusions of Salt solution in primary anemia, in
shok and in septic infection. The amer. Journ. obst. Vol. XXXV, June,
pag. 825.
. Colson, Un cas de septic6mie puerp6erale aiguë guérie par les injections
souscoutandes de liquide physiologique. Ann. Soc. med.-chir. de Liege
1896. Tom. XXXV, pag. 400.
Cummins, Case of puerperal septicaemia treated by antistreptococous
serum, with recovery. Brit. med. Journ. London. Vol. 1, pag. 39.
Damato, Antisepsi e cura delle febbri puerperali. La Puglia Medica.
Basi. Nr. 10. (Herlitzka.)
. Davis, A market result in the treatment of puerperal sepsis obtained by
the use of the serum; also two failures. Amer. Journ. obst. Mai, pag. 645.
— Antiseptic dressing of the genital tract after operative delivery.
Therap. Gaz. Detroit. Vol. XIII, pag. 148.
N
25.
26.
29.
30.
31.
32.
33.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
45.
46.
47.
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
. Discussion on antistreptococcic serum. Amer. Journ. obst. Vol. XXXV,
pag. 701—713.
Douglas, Case of puerperal septicaemia treated with antistreptococcic
serum with negative result, recovery. Edinb. M. J. n. s. Vol. I, pag. 413.
Durno, A case of puerperal septicemia treated by antistreptococcus serum;
recovery. Brit. M. J. London. Vol. II, pag. 1257.
. Edebohls, Conservative treatment of some cases of puerperal sepsis.
Internat. J. Surg. N. Y. 1896. Vol. IX, pag. 375.
. Edmunds, Puerperal sepsis treated by antistreptococcus serum. Amer.
Journ. of med. Sc. April, pag. 929.
Feldt, The treatment of puerperal fever. Milwaukee M. J. 1896. N.
pag. 291.
Fieux, Curettage répété dans l'infection puerpérale. J. med. de Bordeanx.
23. Mai.
Fisher, Curetting the womb and packing with iodoform gauze in puer-
peral fever, with report of a case. Med. Reg. Richmond. Vol. I, pag. 100.
Flandrin, Infection puerpérale et sérum de Marmorek. Dauphiné méd.
Grenoble 1896. Tom. XX, pag. 241.
Fournier, Péritonites puerpérales; drainage et lavage du péritoine. Gaz.
méd. de Picardie, Amiens. Tom. XV, pag. 340.
Fowler, Notes on a case of septic infection in the puerperium, treated
by antistr. serum. Edinb. M. J. n. s. Vol. I, pag. 185.
Galabin, The prevention and treatment of puerperal septicaemia. Clin.
J. London. Vol. XI, pag. 49.
Godson, Antiseptic midwifery. Lancet. London. Vol. I, pag. 221.
— The use of antiseptics in midwifery with special reference to cor-
rosive sublimate. Med. Press and Circ. London. Vol. LXIII.
Grandin, E. H., The surgical treatment of the puerperal septic diseases.
The amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, Nr. 5.
Groth, A case of septicemia successfully treated with antistreptococcic
serum. Lancet. London. Vol. II, pag. 387.
Haas, La lutte contre la fiövre puerpérale. Courte instruciion sur l'anti-
sepsie obstétricale, dediée aux sages-femmes françaises. Nancy 1896.
Haultain, The culture, diagnosis and serum treatment of puerperal fever.
Edinb. med. Journ. July.
Henry, A case of puerperal infection treated with injections of anti-
streptococcus serum. Australas. M. Gaz. Sydney. Vol. XVI, pag. 487.
Herrenschneider, Ein Beitrag zur causalen Behandlung des Kindbett-
fiebers. Strassburg, bei Fr. Bull. (Empfehlung von Curette, Spülung und
Jodoformgazetamponade. 10 Fälle.)
. Hinder, Septicaemia and the antistreptococeic serum. Australas. M. Gaz.
Sydney. Vol. XVI, pag. 388.
Hirst, Cases of puerperal sepsis in which the antistreptococcus serum
was employed. Amer. Journ. obst. May, pag. 625.
Hofmeier, Die Verhütung des Kindbettfiebers in den geburtshilflichen
Unterrichtsanstalten. Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 177.
Horrocks, Is routine uterine or vaginal syringing necessary after par-
turition? Pract. London. Vol. LIX, pag. 379.
49.
50.
AL
52.
Puerperale Wundinfektion. 80
Howard, Case of puerperal septicaemia treated with antistreptococcic
serum, recovery. Intercolon. M. J. Australas. Melbourne. Vol. II, pag. 667.
Huff, History and prophylaxis of puerperal infection. Chic. M. Rec. Vol.
XI, pag. 381.
Huthwaite, A case of puerperal septicemia, curettage of uterus, recovery.
Med. Press and Circ. London. n. s. Vol. XLIII, pag. 330.
Ill, The treatment of puerperal endometritis by the Carossa method. Amer.
Journ. obst. Vol. XXXVI, Oct., pag. 557 u. Ann. of Gyn. and Paed. Vol.
XI, Nr. 1.
Jaworski, Beitrag zur Serumtherapie des Puerperalfiebers. Kronika
Lekarska 1897. Nr. 5. Polnisch. (Ein Erfolg nach septischem Abort und
allgemeine Bemerkungen über den heutigen Stand der Frage.)
. Jenkins, 2 Cases of puerperal septicemia treated by hypodermic injections
of creosote. Tr. Jowa M. Soc. Cedar Rapids. Vol. XV, pag. 179.
dé Jewett, The medical treatment of puerperal Infection. The amer. gyn.
31.
9.
60.
Eech
62,
61.
and obst. Journ. Vol. XI, Nr. 5. (Bekanntes! Ref.)
. Kaarsberg, Hans, Nogle Bemaerkninger angewende Aseptik og Födsels-
hjaelp saerligt i Landkommunerne. (Ueber Aseptik und Geburtshilfe be-
sonders auf dem platten Lande.) Hospitals-Tidende. 4. R. Bd. V, Nr. 40,
pag. 948—53. (Leopold Meyer.)
. Kahn, Die therapeutische Anwendung des Dampfes gegen Endometritis
puerperalis. Centralbl. f. Gyn. Bd. XX, pag. 1233.
Kime, The present status of puerperal infection. Ann. of Gyn. and Paed.
Vol. XI, Nr.2. (Verf. spricht gegen die Curette und für die Drainage des
Uterus.)
. King, Treatment of puerperal septicaemia. Nat. M. Rev. Wash. Vol.
VII, pag. 218.
Kober, Prevention of puerperal fever. Virg. M. Semi-M. Richmond. Vol.
I, pag. 557.
Kosminski, Beitrag zum aseptischen und streng chirurgischen Vorgehen
bei einigen geburtshilflichen Operationen. Przeglad Lekarski, pag. 334.
| (Neugebauer.)
Krönig, B., u. Paul, Th., Die chemischen Grundlagen der Lehre von
der Giftwirkung und Desinfektion. Zeitschr. f. Hygiene u. Infekt.-Krank-
heit von Koch u. Flügge. Bd. XXV.
de Lalaubie, Note clinique sur l'emploi du salicylate de soude contre
la phlegmatia alba dolens. Rev. theor. et prat. de mal. de la nutrition.
Paris. Tom. IV, pag. 166.
. Lambinon, Traitement de la septic6mie puerperale par les injections
souscutandes de créosote. J. accouch. Liège. Tom. XVIII, pag. 9.
64. Laran, Traitement de l'infection puerperale par le serum de Marmorek.
66.
67.
Paris 1896. A. Malvine.
. Laskine, Die Behandlung des Puerperalfiebers. Allg. Wiener med. Ate.
Bd. XLII, pag. 523, 534, 546, 557.
— Du traitement de la fièvre puerpérale. Rév. de thérap. méd.-chir.
Paris. Tom. LXIV, pag. 396.
Law, A case of acute septic general peritonitis with septic metritis,
treated by antistreptococcic serum, recovery. Brit. med. Journ. Jan. 2.
810
68.
69.
70.
1.
72.
78.
74.
76.
77.
78.
19.
80.
8.
82.
83.
84.
85.
86.
87.
88.
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
De Lee, The treatment of puerperal fever. Chic. M. Rec. Vol. XII, pag.
395.
Lewis, Metastatic abscess formation in the puerperium. Clin. Rev. Chic.
Vol. VII, pag. 35.
Liff, A case of puerperal septicaemia successfully treated by antistrepto-
coccus serum. M. Rec. N. Y. Vol. LII, pag. 701.
Lockhart, The treatment of puerperal infection, preventive and curative.
Montreal M. J. Vol. XXVI, pag. 123.
Longyear, The treatment of puerperal infection. Tr. Amer. Ass. Obst.
and Gyn. Philad. IX, pag. 264.
Mangin et Raynaud, Injections sous-cutanées massives de sérum arti-
ficiel dans les infections. La Gynéc. 2. Année, Nr. 4.
Mapleton, Antistreptococcic serum in puerperal septicaemia. Brit. M.
Journ. London. Vol. I, pag. 1040.
Marx, Intrapartum pyaemia: antistreptococcus serum injection; Lapa-
rotomy, death. The amer. Gyn. and obst. Journ. Vol. X. Febr.
Mérieux u. Nieman, Ueber Antistreptokokkenserum. Berliner klin.
Wochenschr. 1896. Nr. 49.
Mills, J. W., On the indications for and method of washing out the
puerperal uterus. Ann. of Gyn. and Paed. Vol. X, Nr. 11. (Bekanntes. Ref.)
Miranda, Ostetricia assettica od ostetricia antisettica? Atti di soc. ital.
di ost. e gin. 1895. Bd. II, pag. 168.
— Antisepsi e Asepsi in Ostetricia. Arch. di Ost. e Gin. Napoli. Nr.
1, 2, 3. (Miranda spricht über A- und Antisepsis während der Geburt
und möchte, dass die innere Untersuchung sehr beschränkt und durch
die äussere ersetzt werde. (Herlitzka.)
Montgomery, The treatment of puerperal sepsis. J. Am. M. Ass. Chic.
Vol. XXIX.
Moorhead, A case of acute puerperal septic intoxication treated with
antistreptococcus serum, recovery. Brit. M. J. London. Vol. I, pag. 204.
Mulert, Ueber die Einschränkung der inneren Untersuchung der Gebären-
den. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 108.
Norris, The prophylaxis and curative treatment of puerperal infection.
Univ. M. Mag. Philad. Vol. X, pag. 10.
— Rich., The necessity for early inspection of the vagina in puerperal
sepeis. The amer. Journ. obst. Vol. XXXV, pag. 523.
— A case of puerperal sepsis successfully treated with antistreptococcic
serum. Amer. Journ. obst. May, pag. 629.
Olivier, De l'emploi des injections de sérum artificiel au cours et à la
suite des h&morrhagies post partum. Ann. de la Policlin. de Paris. Tom.
VII, pag. 25.
Peterson, R., The use of the curette in puerperal and chronic Endo-
meiritis. The Amer. Journ. obst. Vol. XXXVI. Juli.
Petruschky, Ueber Antistreptokokkenserum. Zeitschr. f. Hygiene u. In-
fektionskrankh. Bd. XXII, Heft 3.
. Pinard et Wallich, Le traitement de l'infection puerperale; curettage
et curage de l'utérus. Journ. de med. et chir. Paris 1896. Tom. LXVII,
pag. 881.
91.
95.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
109.
Puerperale Wundinfektion. 811
. Pincus, Die Vaporisation in der Therapie des putriden Abortus. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 190.
Puls, A. J., The prophylaxis of the puerperium. Ann. of Gyn. and Paed.
Vol. X, Nr. 4. (Bekanntes! Ref.)
. Ramsey, Antiseptic midwifery. Tr. M. Soc. Tennessee, Nashville, pag. 111.
93.
Rawlings, A case of puerperal septicaemia treated with antistreptococcic
serum; death. Lancet. London. Vol. V, pag. 309.
. Richer, Diplo-steptococcic puerperal infection, treated with Marmorek’s
serum. Canada M. Rec. Montreal. Vol. XXV, pag. 245.
Richmond, 2 cases of puerperal septicemia treated by antistreptococeic
serum, recovery. Lancet. London. Vol. Il, pag. 791.
. Robinson, R., Nouvelle Contribution à l'étude du traitement de l'infection
puerperale par la methode de Fochier. Paris. Jouve edit. (Robinson
‚empfiehlt besonders für solche Fälle von puerperaler Infektion, die sich
sehr lange hinziehen und allen anderen Mitteln trotzen, die Fochier’sche
Methode der künstlichen Provokation von Abscessen. Diese Methode hatte
in einem Falle, wo sie am 75. Tage p. part. zur Anwendung kam, sehr
günstigen Erfolg und bietet keinerlei Nachtheile dar.) |
— On intra-uterine douching of the puerperal uterus. Barth. Hosp.
J. London. Vol. V, pag. 40.
Rossi Doria, Sul valore della seroterapia nelle infezioni puerperali. Atti
d. Soc. ital. di ost. e gin. Roma. Vol. III, pag. 235.
Russel, A case of puerperal toxaemia in which the antistreptococeic
serum was used. Glasgow M. J. Vol. XLVIII, pag. 148.
Savor, R., Klinische Beobachtungen über die Wirksamkeit des Anti-
streptokokkenserums von Marmorek bei Puerperalerkrankungen. Bericht
a. d. zweiten geb.-gyn. Klinik in Wien, pag. 51—76.
Shober, Puerperal sepsis treated by antistreptococcus serum; a series
of 21 cases collected from the Lancet and the Brit. med. J. Amer. Journ.
obst. May, pag. 647.
Schücking, Eine neue Methode der Behandlung des Kindbettfiebers mit
durchschlagendster Wirkung von Carossa. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 329.
De la Serotherapie appliqué à la septicömie puerpérale. Bericht von
Wallich und Weinstein auf dem internat. Kongress in Moskau nebst
Diskussion. Ann. de Gyn. et d’Obst. Tom. XLVIII, pag. 422.
Sharp, A case of severe puerperal septicemia, injection of antistrepto-
coccic serum, recovery. Brit. M. J. London. Vol. I, pag. 519.
Sheen, A case of puerperal septicemia treated by antistreptococcic serum,
death. Brit. M. J. London 1896. Vol. II, pag. 1774.
Shoemaker, Septicemia from selfinduced abortion. Serum injection,
autopsie. Amer. Journ. obst. May, pag. 637.
Skinner, Asepsis and antisepsis in childbirth and the puerperium. N. Y.
M. J. Vol. LXV, pag. 114.
Smith, A case of puerperal peritonitis treated with antistreptococcic
serum. Brit. Gyn. Journ. London. Vol. XIII, pag. 188.
Stacpoole, F., Advice to women on the care of the health before,
during and after confinement. London, Casell and Co.
LE
ei
Id
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
110. Stansby, A note on the use of antistreptococcic serum in puerperal
fever. Lancet. London. Vol. II. pag. 1243.
111. Steele, Serumtherapie in puerperal septicaemia, with a table of cases.
Brit. M. J. London. Vol. II, pag. 899—901.
112. Swanwick, Puerperal septicaemia treated without streptococcie serum:
recovery. Lancet. London. Vol. II, pag. 1308.
113. Tuttle, A case of general septic peritonitis following abortion; treated
by peritoneal and intestinal drainage, resulting in recovery. Bost. Med.
and Surg. Journ. 1896. Vol. CXXXV.
114. Veitch, Puerperal wound infection, treated by antistreptococcic serum,
recovery. Edinb. M. J. n. s. Vol. I, pag. 182.
115. Vinay, Le seram de Marmorek dans le traitement de la septicémie
puerpérale. Lyon med. Tom. LXXXV, pag. 179, 221.
116. Vineberg, Puerperal infection, pyosalpinx dextra, appendicitis, universal
adhaesions. Total exstirpation of uterus and adnexa, ablation of ap-
pendix. Recovery. The’amer. Gyn. and obst. Journ. Vol. X, Nr. 4, pag.
464. (Operation vier Monate nach der Geburt, weil bei der Uterustam-
ponade zum Zwecke der Dilatation eine Perforation herbeigeführt worden
war. Ref.)
117. Wainstein, Ueber Antistreptokokkenserum (Marmorek) bei puer-
peraler Streptokokkenseptikämie. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej.
Oktober. (V. Müller.)
118. Walsh, A case of puerperal fever treated with antistreptococcic serum.
Intercolon. M. J. australas. Melbourne. Vol. II, pag. 184.
119. Weiland, Das Chlorwasser in der Geburtshilfe. Aerztliche Mittheilgn.
aus Baden. Karlsruhe 1896. Bd. I, pag. 153.
120. Williams, J. D., The value of antistreptococcic serum in the treatment
of severe puerperal septicaemia. Dominion M. Month. Toronto 1896.
Vol. VII.
121. v. Winckel, Die chirurgische Behandlung der Peritonitis. Referat.
12. internat. Kongr. zu Moskau. Autoreferat davon Ann. de Gyn. Bd.
XLVIII, Nov., pag. 389.
122. Zasacki, Ein Fall von Puerperalfieber behandelt mit Injektion von eiter-
widrigem Serum aus der Anstalt Bujwid’s. Przeglad Lekarski pag. 439.
(Neugebauer.)
a) Prophylaxis.
Ueber die Prophylaxe des Puerperalfiebers liegen im Berichtsjahre
keine Arbeiten vor, welche neue und wesentliche Gesichtspunkte bringen.
Es wird je nach der Stellung zur Selbstinfektionslehre für oder gegen
die prophylaktische Scheidendesinfektion, für Einschränkung der inneren
Untersuchung, für und gegen Asepsis, für Asepsis und Antisepsis u. s. w.
eingetreten. Die meisten diesbezüglichen Empfehlungen finden eich in
den sub 3 besprochenen statistischen Arbeiten, deren Zahlen dann zu-
gleich als Beleg für die empfohlene Methode dienen. Krönig sah
bei Anwendung und Unterlassung der inneren Desinfektion keinen
Puerperale Wundinfektion. 813
Unterschied in der Morbidität, ebensowenig bei innerlich untersuchten
und nicht untersuchten Frauen, er hält die Scheidenkeime für unge-
fährlich und die innere Desinfektion deshalb auch bei operativen Ge-
burten für unnöthig, die Zulassung von Frauen mit sogen. pathologischem
Scheidensekret zu Touchirübungen für gestattet. Desgleichen glaubt
Bumm, dass die Mehrzahl der leichten Fieberfälle im Wochen-
bett, welche er auf putride Zersetzung und Stauung des Lochialsekretes
zurückführt, durch die prophylaktische Desinfektion der Scheide nicht
beeinflusst wird. Hofmeier tritt für die präliminare Desinfektion
der Scheide durch sanftes Ausreiben mit !ig0/vo Sublimatlösung nach
der Methode von Steffeck ein und hält dieselbe besonders in An-
stalten, die dem Unterricht dienen, zur Erzielung guter Resultate für
nöthig. v. Rosthorn findet keinen wesentlichen Unterschied der
Morbidität bei Anwendung oder Unterlassung der Scheidendouche, em-
pfiehlt sie aber beim Vorhandensein eines pathologischen Scheiden-
sekretes. v. Braun-Fernwald und Hübl treten besonders unter
ungünstigen äusseren Bedingungen für die Beibehaltung der Antiseptik
ein, Godson (36) für die Anwendung des Sublimates, dem er eine
bedeutende Verbesserung der Morbidität und Mortalität am City of
London Lying in Hospital zuschreibt.
Die Anleitung zur Antisepsis und Asepsis in der Geburtshilfe von
Beuttner (7) ist besonders für den Praktiker berechnet, dem in
kurzen Zügen die wichtigsten Punkte der Desinfektionslehre in Rück-
sicht auf die einzelnen Akte der Geburt und die Eingriffe des Geburts-
helfers vorgetragen werden. (Bedenklich erscheint die Empfehlung von
heissen Sublimatspülungen (!/2°/o0) nach der manuellen Placentar-
lösung. Ref.)
Acconci (1) glaubt an die Möglichkeit einer Autoinfektion, die
von der Anwesenheit von Streptokokken in der Scheide herrührt;
aber er betont, dass dieselbe dem allgemeinen und lokalen Zustand der
Gebärenden und nicht einzig den Streptokokken selbst zuzuschreiben
sei. Daraus schliesst Verf., dass in den Fällen, in denen die mütter-
lichen Gewebe irgendwie gelitten haben und in jenen, in welchen der
allgemeine Stoffwechsel abnorm ist, die Desinfektion der Scheide und
die rasche Beendigung der Geburt zweckmässig sind. (Herlitzka.)
Miranda (78) wünscht besonders die innere Untersuchung zu be-
schränken, während Mulert (82) umgekehrt die Beschränkung der
inneren Untersuchung, wie sie jetzt vielfach empfohlen wird, bekämpft
und besonders auch deshalb für nicht angebracht hält, weil dann der
praktische Arzt jede Uebung im Untersuchen verlieren würde.
814 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Ueber Desinfektionsvorschriften für Hebammen sieke unter Heb-
ammen wesen.
Ausgedehnte und wissenschaftlich exakte Untersuchungen über die
Wirkung von Desinfektionsmitteln auf Bakterien sind von Krönig
und Paul (61) in der Absicht angestellt worden, die erhaltenen Re-
sultate zur Ausarbeitung praktischer Desinfektionsmethoden verwenden
zu können. Obgleich in der Litteratur eine grosee Zahl von Beobach-
tungen über die Wirkung verschiedener Desinficientien auf Bakterien
in reinen Lösungen vorliegen, so mussten doch von Neuem Versuche
angestellt werden, da die Resultate zum Theil sehr von einander ab-
weichen und nicht direkt mit einander vergleichbar sind. Die Versuche
sind vielfach nicht unter gleichen Bedingungen, z. B. Einhaltung der
gleichen Temperatur der Lösung, Wahl des gleichen Testobjektes u. s. e.
ausgeführt worden. Um den Desinfektionswerth verschiedener Lösungen
vergleichen zu können, müssen folgende Bedingungen eingehalten werden.
1. Zunächst müssen äquimolekulare Mengen der betreffenden Stoffe
bei einer vergleichenden Versuchsreihe angewendet werden.
2. Die als Testobjekt dienenden Bakterien müssen gleiche Wider-
standsfäbigkeit haben.
3. Die Anzahl der zu vergleichenden Versuchen verwendeten Bak-
terien muss die gleiche sein.
4. Die Bakterien müssen in die desinfizirenden I,ösungen gebracht
werden, ohne dass etwas von dem Nährsubstrat, auf dem sie gezüchtet
sind, mit übertragen wird.
5. Die Desinfektionslösungen müssen stets dieselbe Temperatur
haben.
6. Nach der Einwirkung der desinfizirenden Mittel müssen die
Bakterien wieder möglichst vollständig von diesen befreit werden.
7. Die Bakterien müssen, nachdem sie der Einwirkung der des-
infizirenden Lösungen ausgesetzt sind, auf gleichen Mengen desselben
günstigen Näbrbodens bei gleicher Temperatur, wenn möglich beim
Optimum, zum Wachsthum gebracht werden.
8. Die Zahl der noch vermehrungsfähig gebliebenen Bakterien,
welche auf festen Nährböden Kolonien gebildet haben, muss nach Ab-
lauf derselben Zeit festgestellt werden.
Unter diesen Bedingungen wurden die verschiedenen Salze, Säuren,
Basen, Halogene, Oxydationsmittel, organische Verbindungen (Solveol,
Solutol, Lysol, Phenol, Formaldehyd) durchgeprüft. Die Verff. ziehen
folgende Schlussfolgerungen :
Puerperale Wundinfektion. 815
1. Vergleichende Untersuchungen über die Giftwirkung verschie-
dener Stoffe müssen mit äquimolekularen Mengen angestellt werden.
2. Die Desinfektionswirkung der Metallsalzlösungen hängt nicht
allein von der Konzentration des in der Lösung befindlichen Metalls
ab, sondern ist abhängig von den spezifischen Eigenschaften der Salze
und des Lösungsmittels.
3. Lösungen von Metallsalzen, in denen das Metall Bestandtheil
eines komplexen Ions und demnach die Konzentration der Metallionen
sehr gering ist, desinfiziren ausserordentlich wenig.
A Die Wirkung eines Metallsalzes hängt nicht nur von der spe-
zifischen Wirkung des Metallions, sondern auch von der des Anions,
bezw. des nicht dissociirten Antheils ab.
5. Die Halogenverbindungen des Quecksilbers (inkl. der des Rho-
dans und Cyans) wirken nach Massgabe ihres Dissociationsgrades.
6. Die Desinfektionswirkung wässeriger Mercurichloridlösungen
werden durch Zusatz von Halogenverbindungen der Metalle und von
Salzsäure herabgesetzt. Es ist wahrscheinlich, dass diese Verminderung
der Desinfektionskraft auf einer Rückdrängung der elektrolytischen Dis-
sociation beruht.
7. Die Desinfektionswirkung wässeriger Lösungen von Mercuri-
nitrat, Mercurisulfat und Mercuriacetat wird durch mässigen Zusatz von
Natriumchlorid wesentlich gesteigert.
8. Die Säuren desinfiziren im Allgemeinen im Verhältniss ihres
elektrolytischen Dissociationsgrades, d. h. entsprechend der Konzentration
der in der Lösung enthaltenen Wasserstoffionen.
Den Anionen, bezw. den nicht dissociirten Molekeln der Flusssäure,
Salpetersäure und Trichloressigsäure kommt eine spezifische Giftwirkung
zu. Diese spezifische Wirkung tritt mit steigender Verdünnung gegen-
über der Giftwirkung der Wasserstoffionen zurück.
9. Die Basen Kalium-, Natrium-, Lithium-, Ammoniumhydroxyd
desinfiziren im Verhältniss ihres Dissociationsgrades, d. h. entsprechend
der Konzentration der in der Lösung enthaltenen Hydroxylionen.
Die Woasserstoffionen sind für Milzbrandsporen und in höherem
Grade für den Staphylococcus pyogenes aureus ein stärkeres Gift als
die Hydroxylionen bei gleicher Konzentration.
10. Die Desinfektionswirkung der Halogene Chlor, Brom, Jod
nimmt entsprechend ihrem sonstigen chemischen Verhalten mit steigendem
Atomgewicht ab.
11. Die Oxydationsmittel: Salpetersäure, Dichromsäure, Chlorsäure,
Ueberschwefelsäure und Uebermangansäure wirken entsprechend ihrer
816 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Stellung in der für Oxydationsmittel auf Grund ihres elektrischen Ver-
haltens aufgestellten Reihe. Das Chlor passt sich dieser Reihenfolge
nicht an, sondern übt eine sehr starke spezifische Wirkung aus.
12. Die Desinfektionswirkung verschiedener Oxydationsmittel wird
durch Zusatz von Halogenwasserstoffsäuren (z. B. Kaliumpermanganat
mit Salzsäure) bedeutend gesteigert.
13. Die Angaben Scheurlen’s, dass Phenollösungen durch Zu-
satz von Salzen besser desinfiziren, konnten bestätigt werden. Eine ein-
wandsfreie Erklärung für diese Erscheinung liess sich nach den bisher
angestellten Versuchen nicht geben.
14. Die bekannte Thatsache, dass die in absolutem Aethylalkohol,
Methylalkohol und Aethyläther gelösten Körper fast ohne jede Wirkung
auf Milzbrandsporen sind, konnten bei den geprüften Lösungen be-
stätigt werden. f
15. Die Desinfektionswirkung wässeriger Lösungen von Silber-
nitrat und Mercurichlorid wird durch Zusatz von bestimmten Mengen
von Aethylalkohol, Methylalkohol und Aceton wesentlich gesteigert.
16. Die Desinfektionswirkung wässeriger Lösungen von Phenol
und Formaldehyd nimmt mit jedem Zusatz von Aethylalkohol und Me-
thylalkohol ab.
17. In Bouillon, Gelatine, Körperflüssigkeiten u. s. w. oder in
wässerigen Lösungen, denen derartige Flüssigkeiten zugesetzt sind, ist
die desinfizirende Wirkung der Metallsalze im Allgemeinen geringer als
in rein wässerigen Lösungen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Abnahme
der Desinfektionswirkung auf einer Verminderung der Konzentration der
Metallionen in der Lösung beruht.
18. Aus der bakterientödtenden Kraft eines Stoffes einen Rück-
schluss auf seine entwickelungshemmende Wirkung zu ziehen, ist un-
zulässig.
19. Es ist wahrscheinlich, dass bei der Entwickelungshemmung
der elektrolytische Dissociationsgrad der Metallsalze eine geringe Rolle
spielt und dass es nur auf die Konzentration des Metalls in der Nähr-
lösung ankommt.
20. Zwischen Konzentration und Giftwirkung der Quecksilberchlorid-
lösungen bestehen gewisse allgemeine Gesetzmässigkeiten. Es ist wahr-
scheinlich, dass sich ähnliche Beziehungen auch bei den Lösungen anderer
Stoffe finden lassen.
21. Die Giftwirkung der Metallsalze auf lebende Pflanzenzellen
steht in gewissen Beziehungen zum elektrolytischen Dissociationsgrad.
Puerperale Wundinfektion. 817
b) Therapie.
Die Heilbestrebungen beim Puerperalfieber stehen zur Zeit unter
dem Zeichen der Serotherapie. Nicht weniger als 49 Publikationen
über die Anwendung von Antistreptokokkenserum liegen im Berichts-
jabre vor. Ein abschliessendes Urtheil über den Werth des Verfahrens
lässt sich aber trotz der grossen Zahl der Arbeiten noch nicht gewinnen.
Meistens handelt es sich um Einzelbeobachtungen und günstig ver-
laufene Erkrankungen im Wochenbett, bei denen jedoch die Art des
infizirenden Mikroorganismus oft gar nicht festgestellt ist und die des-
halb keinen Anspruch darauf machen können, als wissenschaftliches
Beweismaterial für die Wirkung des Antistreptokokkenserums zu gelten.
Die neueren wissenschaftlichen Prüfungen des Antistreptokokken-
serums sprechen sich nicht gerade zu dessen Gunsten aus.
Aronson (4) betont in einer sehr lesenswerthen Arbeit zunächst
die Schwierigkeit, als Ausgangsobjekt für die Herstellung des Serums
einen möglichst virulenten Streptokokkus zu erhalten. Die natürlich
vorkommenden Streptokokken sind meist nur wenig virulent, oft Kanin-
chen gegenüber ganz unwirksam. Eine Steigerung der Virulenz wurde
von Aronson in der bekannten Weise dadurch erzielt, dass der
Streptokokkus durch den Körper einer grossen Reihe von Kaninchen
geschickt wurde und aus dem Herzblut der gestorbenen Thiere immer
wieder neue Kulturen zur Impfung weiterer Thiere gezüchtet wurden.
Als Nährboden für die Streptokokken diente schwach alkalische Pferde-
fleischbouillon mit Zusatz von 1/2°/o Pepton und !/ıo°/o Traubenzucker.
Die wirksamsten, mit dieser einfachen Bouillon erhaltenen Kulturen
waren schliesslich derart, dass ein Hundertmillionstel eem Kaninchen von
1000 g Gewicht in zwei Tagen tödtete. Ein solch günstiges Ergebniss
lieferte aber nicht jede Bouillon, trotz genauer Einhaltung derselben
Bedingungen bei der Herstellung und trotz des gleichen Gehaltes an
Nährstoffen und Alkali. Auch das mikroskopische Aussehen der Strepto-
kokken wechselt sehr und zeigt bald lange Ketten, bald mittelgrusse
bald auch nur Diplokokken und ganz kurze Ketten. Die auf das
mikroskopische Aussehen der Kokken und das Verhalten der Bouillon-
kulturen gegründete Unterscheidung von verschiedenen Streptokokken-
arten, wie sie v. Kurt und v. Lingelsheim vorgenommen haben,
muss fallen gelassen werden. Man kann durch steigenden Zusatz von
Traubenzucker lange Streptokokken in ganz kurz wachsende verwandeln.
Eine bestimmte Beziehung zwischen Virulenz und mikroskopischem Aus-
sehen lässt sich nicht feststellen.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 52
818 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Die Versuche Aronson’s, ein wirksames Streptokokkentoxin her-
zustellen, sind ziemlich ergebnisslos verlaufen, indem weder die Filtrate
der Kulturen, noch die abgetödteten Bakterienleiber einen wirksamen
Stoff lieferten. Zur Immunisirung und Gewinnung von Serum wurden
lebende virulente Kulturen bei Esel und Pferd verwendet. Die Em-
pfänglichkeit der einzelnen Thiere ist sehr verschieden und die Dosen
sind ausserordentlich schwankend, nach denen intensive Reaktionen auf-
treten. Das beste erhaltene Serum stammte von einem Pferde, das im
Laufe von sechs Monaten ca. 3 Liter Bouillonkulturen erhalten hatte.
Eine Dosis von 0,2—0,4 ccm dieses Serums, vorher eingespritzt, genügte,
um ein Kaninchen von 1000 g gegen eine starke Streptokokkeninfektion
zu schützen. Die Prüfung des Antistreptokokkenserums ist jedoch eine
heikle Sache, weil man über ein konstant wirkendes Testgift resp. eine
dementsprechende Kultur nicht verfügt. Nur vergleichende Serum-
prüfungen geben ein einigermassen genaues Bild von der Wirksamkeit
eines bestimmten Antistreptokokkenserums. Bei solchen vergleichenden
Versuchen stellte sich heraus, dass das Marmorek’sche Serum aus
dem Institut Pasteur gegenüber den Streptokokken Aronson’s
nahezu völlig unwirksam war und in einer Dosis von 1 ccm nicht ein-
mal den Tod des infizirten Versuchsthieres hinausschieben konnte. Diese
mangelnde Wirksamkeit erklärt Aronson aus der Wirkung der Zeit,
welche nach drei Monaten mindestens 90°/ọ der Antikörper in vorher
als wirksam erkanntem Serum zerstörte. Im Gegensatz zum Diphtherie-
heilserum sind die Streptokokkenantikörper auch in mit 0,5 /o Phenol kon-
servirtem Serum nicht haltbar. Wie auch schon Denys und Mar-
chand beobachtet haben, besteht ferner eine direkte baktericide
Wirkung des Serums gegenüber den Streptokokken nicht. Aronson
ist der Ansicht, dass wir noch weit entfernt sind von der sicheren
Entscheidung der Frage nach dem praktischen Werth des Antı-
streptokokkenserums, die Schwierigkeit der Prüfung des Serums und
die mangelhafte Haltbarkeit der Antikörper kompliziren das Problem
ausserordentlich.
Ebenfalls negative Resultate erhielt mit dem Marmorek’schen
Serum Petruschky (88). Er konnte weder irgendwelche Schutzwir-
kung nachweisen, noch bestätigen, dass die von Marmorek ange-
wandten Kulturverfahren Streptokokken von besonders starker Virulenz
liefern. Dagegen fanden Merieux und Nieman (76), dass das
Serum aus dem Institut Pasteur schon in der Dosis von 0,1 ccm,
das Serum Vaise in der Dosis von 0,2 ccm gegen die 10 fache tödt-
liche Dosis des Streptokokkus Marmorek schützte und empfehlen
Puerperale Wundinfektion. 819
daher die Anwendung des Antistreptokokkenserums zu therapeutischen
Versuchen beim Menschen.
Auf dem internationalen Kongress in Moskau referirten Wallich
(103) und Weinstein (117) über die Wirkung der Serotherapie beim
Puerperalfieber.
Wallich betont, dass Antistreptokokkenserum nur anwendbar ist
bei der Streptokokkeninfektion, vorläufig aber die Diagnose dieser Art
der Infektion klinisch nicht gestellt werden kann (was nicht richtig ist,
denn Mikroskop und Kulturglas gestatten sehr wohl die Fälle von Strepto-
kokkeninfektion sicher zu differenziren, Ref... Die Wirksamkeit des
Serums kann nicht an Einzelfällen, sondern nur durch zahlreiche Beob-
achtungen an einer Klink studirt werden. Dies geschah von Seite
Wallich’s an der Clinique Baudelocque von Professor Pinard. Zu-
nächst wurde eine Reihe von Thierversuchen angestellt, die vor allem
zeigten, dass das Marmorek’sche Serum auf trächtige Thiere keine üblen
Folgen ausübt. Die zweite Frage, welche zu entscheiden war, ging
dahin, ob das gewöhnliche Antistreptokokkenserum, welches durch
Streptokokken beliebiger Provenienz gewonnen war, auch in solchen
Fällen wirksam blieb, wo die Thiere mit Streptokokken, die von Puer-
peralfieber herrührten, geimpft wurden. Es kam ein schwächeres und
stärkeres Serum zur Anwendung; das erstere zeigte bei den infizirten Thieren
keinen deutlichen Effekt, das zweite wurde erst zu kurze Zeit gebraucht,
um einen sicheren Rückschluss zu gestatten. Drittens wurde die Einwir-
kung des Serums auf puerperale Streptokokken im Reagenzglas geprüft,
wobei sich ergab, dass diese Pilze im Antistreptokokkenserum sehr wohl
gedeihen und ihre Virulenz beibehalten. Die Wirkung des Serums im
Körper kann deshalb höchstens eine indirekte sein, indem es eine ver-
stärkte Phagocytose hervorruft.
Die klinische Prüfung des Serums wurde auf zweierlei Weise vor-
genommen. Erstens wurden solche Kreissende, welche der Infektion
verdächtig waren (mangelhafte Desinfektion im Beginn der Geburt,
lange Geburtsdauer, Blutungen, operative Fälle u. dgl.) prophylaktisch
mit Serum behandelt. Es sind im Ganzen 383 Frauen, von denen
58 erkrankten; sie bilden den dritten Theil der unter 2270 Wöch-
nerinnen des Jahres 1896 überhaupt erkrankten. Die Statistik der
vorausgehenden Jahre, wo ohne Serum nur die intrauterine Spülung
in Anwendung kam, zeigt ähnliche Verhältnisse. Die allgemeine Mor- -
bidität zeigt ebenfalls keine Differenz gegenüber den Vorjahren, eine
Einwirkung des Serums auf die Quantität der Erkrankungen war also
nicht festzustellen. Ebensowenig ist dies bezüglich der Qualität, d. h.
52*
820 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
der Schwere der Erkrankung bei den prophylaktisch Geimpften der
Fall; unter den fünf Todesfällen des Jahres war bei vier prophylaktisch
geimpft worden.
Zweitens wurden 104 bereits infizirte Wöchnerinnen in kurativem
Sinne mit Serum behandelt und zwar mit Mengen von 10—20—350
und sogar 750 cem. Die Mortalitätsziffer an Septikämie ist gegenüber
1895 etwas zurückgegangen (0,22 °/o gegen 0,24 "lol, aber gegenüber 1894
(0,18°/v) sogar gestiegen. In zwei der Todesfälle, wo die bakteriolo-
gische Diagnose gemacht werden konnte, handelte es sich um Strepto-
kokkeninfektion. Die kurative Anwendung des Antistreptokokkenserum
darf so lange nicht als einzige Behandlungsweise des Puerperalfieber:
gelten, als nicht klinisch die Fälle von Streptokokkeninfektion sicher
ausgeschieden werden können, man darf jedenfalls nicht verlangen,
dass das Serum gegen alle Arten der Infektion sich wirksam erweist.
Weinstein’s Referat bezieht sich im Wesentlichen auf Thier-
versuche. Katzen wurde kurze Zeit nach dem Wurf durch die Scheide
eine Streptokokkenkultur injizirt, welche nach zweimaliger Passage durch
den Körper eine erhöhte Virulenz besass.. Ein Kontrollthier blieb un-
behandelt, dem anderen wurde Marmorek’sches Serum injizirt, so-
bald die Temperatur zu steigen begann. Während die nicht mit Serum
behandelten Kontrollthiere hohes Fieber zeigten, starke Sekretion mit
Streptokokken darboten, abmagerten, unter Eiterung im Becken allmäh-
lich eingingen oder zwischen dem 10. und 15. Tage unter akuten Symp-
tomen verendeten, hatten die mit Serum geimpften Thiere eine niedrigere
Temperatur, geringe Sekretionen, welche keine oder nicht mehr virulente
Streptokokken enthielten, blieben wohl und genasen.
In zwei klinischen Beobachtungen (Sepsis nach Myomotomie und
puerperale Septikämie) trat der Tod trotz der Seruminjektionen ein.
Weinstein erklärt solche Misserfolge dadurch, dass es sich entweder
nicht um Streptokokkeninfektion handelt oder die Injektionen zu spät
oder in nicht genügender Dosis vorgenommen wurden.
Savor (100) berichtet nach einer einleitenden Uebersicht über die
bisherigen Versuche mit Antistreptokokkenserum über eine Reihe von
Beobachtungen, welche bei Wöchnerinnen mit Puerperalfieber an der
Chrobak’schen Klinik angestellt wurden. Es handelt sich im Ganzen
um 19 Fälle, welche unter Beigabe der Temperaturkurven ausführlich
beschrieben werden. 17 davon sind rein puerperale Fälle. In sämmt-
lichen wurde die bakteriologische Untersuchung des Uterusinhaltes aus-
geführt, die in 15 Fällen die Anwesenheit von Streptokokken in der
Uterushöhle ergab. Ein Fall erschien als leichte Infektion, sechs Fälle
N
Puerperale Wundinfektion. 821
waren mittelschwer, acht Fälle boten das Bild einer schweren Infektion
dar. Der Erfolg blieb aus in sechs Fällen, einer dieser Fälle endete
trotz grosser Serummengen letal, in zwei anderen Fällen entwickelten
sich trotz Injektion von 20—60 ccm parametrane Exsudate. Zweifel-
haft blieb der Erfolg in fünf Fällen, bei einem Erysipel sank die
Temperatur zwar eklatant, doch breitete sich das Erysipel nach 25 ccm
noch aus und trat nach der dritten Injektion ein Recidiv auf, das nach
Behandlung mit essigsaurer Thonerde denselben Temperaturabfall zeigte,
wie unter der Serumbehandlung. Anscheinend günstigen Einfluss auf
den Verlauf der Temperatur zeigten fünf Fälle, doch ist nur ein schwerer
Fall darunter. Zum Vergleich führt Savor noch 24 nicht mit Serum
behandelte Fälle an; 14 derselben wurden intrauterin irrigirt, 10 gar
nicht behandelt, die Temperatur fiel ohne jeden Eingriff ab und finden
sich dabei ganz analoge rapide Temperaturabfälle wie nach den Serum-
injektionen. Es sind diese Beobachtungen geeignet, dem Urtheil über
die durch Serum erzielten Erfolge noch mehr Zurückbaltung aufzu-
erlegen. Ein schädlicher Einfluss der Injektionen konnte nicht fest-
gestellt werden und ist deshalb gegen die Fortsetzung der Versuche
nichts einzuwenden, zumal es nicht ganz ausgeschlossen erscheint, auf dem
Wege der Serumtherapie auch septischen Prozessen erfolgreich zu begegnen.
Auch von Seite amerikanischer Aerzte liegt eine Reihe von Beob-
achtungen über die Wirkung des Serums vor, welche nicht allzu sehr
zu Gunsten desselben sprechen.
Hirst (45) verwandte Marmorek’s Serum dreimal. In einem
über einen Monat lang dauernden Fall von reiner Blutsepsis ohne nach-
weiebare lokale Erkrankungen blieb das Serum ganz wirkungslos; das-
selbe war der Fall bei einer Wöchnerin mit Thrombophlebitis. Bei
einer dritten Patientin mit Sepsis nach Porro’schem Kaiserschnitt
schien das Serum die Temperatur herabzusetzen, es entleerte sich aber
zu gleicher Zeit ein Abscess durch die Vagina und ist es wahrschein-
licher, dass hierauf der Temperaturabfall zurückgeführt werden muss.
Hirst hat gegen das Serum verschiedene Einwände zu erheben: 1. be-
einträchtigt es die bisherigen Behandlungsmethoden, welche in 4/5 der
Fälle Heilung erzielen; 2. ist es schwer gleichmässig herzustellen ; 3. ist
seine Anwendung vorläufig eine rein empirische und nur in ls der
Fälle berechtigt, in denen es sich um Streptokokkensepsis handelt;
4. ist es nicht gefahrlos (zwei Todesfälle von Gaulard und Bar und
Tissier); 5. weiss bis jetzt Niemand, wie das Serum wirkt. Geschieht
dies durch Hervorrufung von Hyperleukocytose, so besitzen wir dafür
bessere Mittel.
822 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
Norris (85) sah in einem Falle, den er als Iymphatische Infek-
tion (Infiltration der Basis des Lig. lat. mit J,aceration des Cervix)
raschen Abfall des Fiebers nach der Injektion, aber nachdem sechs
Tage lang das Serum injizirt worden war, stellte sich ein Erysipel des
Gesichts ein.
Shoemaker (106) injizirte bei Sepsis nach Abort; die Injektionen
bewirkten Temperatursteigerungen und die Patientin starb.
Davis (22) berichtet einen Erfolg bei Sepsis nach Abort. Die
Temperatur war aber schon vor Verabreichung des Serums in Abfall
begriffen. In zwei anderen Fällen schwerer puerperaler Sepsis erwies
sich das Serum wirkungslos, beide Frauen starben.
Baldy (5) beobachtete in einem anscheinend günstigen und nicht
schweren Fall puerperaler Infektion nach der ersten Injektion eine
plötzliche Steigerung der Temperatur, vier Stunden nach der zweiten
Injektion starb die Frau und Baldy wirft deshalb die Frage auf, ob
das Serum tödtlich wirkte oder ob ein eigenartiger abnormaler Verlauf
der Sepsis vorlag. Jedenfalls mahnt die Beobachtung zur Vorsicht in
der Verabreichung des Serums.
Ueber diese Fälle fand in der gynäkologischen Sektion des College
of Physicians in Philadelphia eine eingehende Besprechung statt.
Charpentier hat 40 mit Serum behandelte Fälle von Puer-
peralfieber aus den verschiedenen Pariser Spitälern zusammengestellt
mit 22 Heilungen und 17 maligem tödtlichem Ausgang (42,5 °/o). Zieht
man fünf in extremis zur Behandlung gekommene Fälle ab, so bleibt
immer noch eine Mortalität von 35,5°/0o. 25 mal war eine bakteriolo-
gische Untersuchung angestellt worden, die 16 mal (9 Heilungen, 7 Todes-
fälle) Streptokokken, 9mal daneben Staphylokokken oder Bact. coli
(5 Heilungen, 4 Todesfälle) ergab.
Viel bessere Resultate zeigt eine Zusammenstellung von Shober
(101) aus englischen Spitälern. Von 21 injizirten Wöchnerinnen ge-
nasen 17 und starben nur 4 == 19,04°/o, was theils auf die bessere
Auswahl der Fälle, theils auf die grössere Wirksamkeit des Serums
zurückgeführt wird. Es wurde 5mal Marmorek’s Serum (1 Todes-
fall), 5 mal das Serum des Brit. Institute of preventive medicine (1 Todes-
fall) 5mal das Serum des Pasteur’schen Institutes (1 Todesfall), 3 mal
das Serum von Burrows und Wellcome (1 Todesfall) angewendet.
Adam (2) wandte am 11. Tage post partum bei hohem Fieber
und fötiden Lochien Serum an, es wurden im Ganzen 107 ccm, theils
aus dem Institut Pasteur, theils aus dem bakteriologischen Institut
von Lyon, injizirt. Das erste Serum hatte gar keine Wirkung, auf
Puerperale Wundinfektion. 823
das zweite sank die Temperatur, es entwickelte sich aber eine Enteritis,
die an Typhus denken liess. Die Kranke genas.
Murray berichtet über die völlig erfoļglose Anwendung des
Antistreptokokkenserum von Gibier in einem Falle von „Ovarial-
abscess“: Wegen Temperatursteigerung und Hochstand des Kontraktions-
ringes manuelle Erweiterung des Cervix, hohe Zange, manuelle Lösung
der Placenta. Fruchtwasser und Eihäute bei lebender Frucht bereits
zersetzt (Bacillen und Streptokokken). Deshalb noch Ausschabung des
Endometrium und Jodoformgazetamponade. Nach 24 Stunden Fieber.
Am dritten Tage Seruminjektionen, am sechsten Tage wegen links-
seitiger Schwellung Incision der Bauchdecken und Entleerung eines nicht
abgekapselten Ovarialabscesses, dessen Eiter zum Theil in die Bauch-
höhle fliesst. Fünf Stunden später Exitus. Bei der Sektion findet
sich auf der linken Seite des Uterus eine Ulceration, die durch die
Serosa noch etwas in die Muskulatur hineinreicht. Eine entsprechende
Veränderung an der Serosa des adhärenten Colon transversum. (Der
Fall ist unklar und aus der Beschreibung weder die Art der Verbrei.
tung der Infektion noch die Art des entleerten Eiterherdes ersicht-
lich. Ref.)
Smith (108) berichtet über die erfolgreiche Anwendung von Anti-
streptokokkenserum in einem Falle von schwerer septischer Peritonitis
im Puerperium, welche am dritten Tage begann, mit sehr hohen Tem-
peraturen und frequentem Puls (140) einherging. Bakteriologische Unter-
suchung der Sekrete und des Blutes sind nicht angestellt worden. Die
Injektionen (im Ganzen sechs) wurden vom fünften Tage an verabreicht,
lokale Behandlung fand, abgesehen von einer Uterusspülung, die nichts
zu Tage förderte, nicht statt. Smith ist der Meinung, dass das Serum
zum Mindesten nichts geschadet hat, und dass die Peritonitis vielleicht
durch Erguss des Contentums einer katarrhalisch entzündeten Tube ver-
ursacht wurde.
Eine Zusammenstellung im Brit. gyn. Journal bringt folgende
Daten über die Resultate der Serumtherapie: Shober fand, dass
von 21 in England während des Jahres 1896 veröffentlichten
Fällen nur 190/0 starben. Hirst, Norris, Shoemaker, Davis,
Baldy und Edmund verloren von 10 Fällen 5 und unter den günstig
verlaufenen fünf Fällen waren nur zwei, in welchen eine günstige Wir-
kung des Serums zu Tage trat.
Bayer (6) sah bei der Anwendung von 150—180 g des Serums
von Denys und Leclef zwar die Temperatur von 40° auf 37— 38°
sinken, dann aber einen starken Schweiss ausbrechen, wobei das Herz
824 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
schwächer wurde, die Temperatur wieder stieg und die Kranken rasch
zu Grunde gingen. Bayer kommt zum Schluss, dass wenigstens bei
der embolischen Form des Puerperalfiebers die Seruminjektion keinen
Nutzen bringt.
In einer sehr klar geschriebenen Abhandlung bespricht Grandin
(38) die chirurgische Behandlung des Puerperalfiebers.
Davon ausgehend, dass das Fieber entweder durch intrauterine Fäul-
niss oder durch Infektion mit pathogenen Keimen entsteht, empfiehlt
Grandin bei putrider Endometritis die Curette, die Ausspülung und
die Tamponade der Uterushöhle Dagegen sind bei septischer Endo-
metritis diese Mittel meist ohne Nutzen und sehr oft gefährlich; je
weniger aktiv wir in solchen Fällen verfahren, desto besser.
Ist die Sepsis über den Ort des Eintrittes hinausgegangen, und
weiter im Uterus, in den Tuben und Övarien, im Peritoneum und im
übrigen Körper verbreitet, so ist die Frage, wie man zu operiren hat,
weniger schwierig, als die Frage, wann operirt werden soll. Wenn die
Keime bereits im ganzen Körper verbreitet sind, nützt die Entfernung
des Uterus und der Adnexe nicht mehr viel. Auf der anderen Seite
ergiebt das Vorhandensein einer Infektion am Uterus und an den Adnexen
an sich noch keine Indikation zur Operation und Verf. warnt vor zu
raschem Vorgehen. Auch bei lokalisirter Peritonitis ist ein operativer
Eingriff erst günstig, wenn der Eiterherd genau bestimmt werden kann
und gut abgegrenzt ist. Bei allgemeiner septischer Peritonitis ist das
beste, was die Chirurgie leisten kann, die Eröffnung der Bauchhöble
durch multiple Incisionen, Irrigation uud Exstirpation des Uterus und
der Tuben, wenn diese nachweisbar verändert sind, was aber gewöhn-
lich nicht der Fall ist.
Eine ausführliche Darstellung der chirurgischen Behandlung der
Peritonitis, und speziell der puerperalen Peritonitis, giebt v. Winckel
(121). Es sind hauptsächlich drei Punkte, welche in Frage kommen,
und noch strittig sind. 1. Soll man nach der Entleerung des Exsu-
dates im Bauchfell Spüluugen mit irgend einer Flüssigkeit machen?
2. Ist der ursprüngliche Herd der Erkrankung, der puerperale Uterus,
wegzunehmen ? 3. Ist es nöthig oder unnütz, eine Drainage des Bauch-
fells vorzunehmen? Bezüglich der ersten Frage stellt v. Winckel
zunächst die Ansichten der Autoren zusammen und kommt dann zum
Schluss, dass die Spülung des Peritonealraumes bei der diffusen Peri-
tonitis als wirksam und heilend zu empfehlen is. Auch bezüglich
der Anwendung der Drainage mit Gummidrains und Jodoformgaze
äussert sich v. Winckel zustimmend, sie hat den Zweck, den Abfluss
Puerperale Wundinfektion. 825
des Eiters, den man bei der Operation nicht hat entfernen können, zu
sichern und ist deshalb nicht nur nicht unnütz, sondern wirksam: und
unerlässlich. Dagegen ist es nicht gerechtfertigt, jedesmal den Uterus
zu entfernen, nur wenn trotz des Zurückgehens der Peritonitis eine
Eiterung des Beckengewebes eintritt, bleibt die Exstirpation des Uterus
und seiner Adnexe das letzte Hilfsmittel und ist dabei der vaginalen
Exstirpation der Vorzug vor der Porro-ÖOperation zu geben.
Buffalini (12) und Tuttle (113) berichten über je einen Fall
von eitriger resp. septischer Peritonitis im Puerperium mit Ausgang in
Heilung nach Spülung und Drainage.
Norris (83) führt zur Begründung der Nothwendigkeit frühzeitiger
Untersuchung der Vagina in Fällen von puerperaler Sepsis folgende
Beobachtung an: Normale Geburt, die ersten 10 Tage fieberfreier Ver-
lauf, von da ab Fieber und deshalb dreimaliges Curettement mit Spü-
lung der Uterushöhle. Die bimanuelle Untersuchung stellt Schwellung
des linken Lig. lat. und Vergrösserung der linken Tube und des Ova-
riums fest. Deshalb Laparotomie, wobei frische Adhäsionen zwischen
der linken Tube, dem Ovarium und dem Darm gefunden und die Tube
nebst dem Ovarium entfernt wurden. Gazetampon. Die Patientin starb
vier Tage nach der Operation (die im Grunde genommen ganz nutzlos
und unnöthig war. Ref... Bei der Obduktion fanden sich an der vor-
deren und seitlichen Scheidenwand drei Geschwüre, welche der Aus-
gangspunkt der Infektion gewesen sein sollen und durch deren früh-
zeitige Desinfektion nach Ansicht des Verte die Weiterverbreitung des
septischen Prozesses zu verhindern gewesen wäre.
Lewis (63) und Robinson (96) empfehlen die Methode Fochier’s
(Erzeugung künstlicher Abscesse im subeutanen Bindegewebe). Robinson
hebt ihren Nutzen besonders für solche Fälle hervor, die sich sehr lange
hinziehen und hatte bei ihrer Anwendung, die keinerlei Nachtheile dar-
bietet, noch 75 Tage p. part. einen günstigen Erfolg.
Ill (51) sah von der „Carossa“-Methode bei septischer Endometritis
gute Erfolge. Die Methode besteht darin, dass der Uterus mit Gaze
tamponirt und in diese mittelst einer Kanüle ständig 20°/o Alkohol
mit oder ohne Rotterin eingeleitet wird, 20—50 ccm in der Stunde.
Eine durchaus absprechende aber gerechte Kritik der „Methode“ hat
Schücking (102) publizirt.
Zu Gunsten der Vaporisation in der Therapie des putriden
Abortus tritt Pincus (90) neuerdings ein. Voraussetzung ist, dass die
Vaporisation nur dann angewendet werden darf, wenn keine Kompli-
kationen in den Adnexen bestehen. Sie zerstört in geeigneten Fällen
826 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
nicht nur die Keime, sondern bewirkt eine Bedeckung der frischen
Wunden mit einem schützenden Coagulum und regt sehr energische
Kontraktionen an, die die Wundfläche bedeutend verkleinern und die
Involution fördern. 10 Fälle von Vaporisation bei putridem Abortus
verliefen ohne Störung, 5mal hörte das Fieber sofort auf, in 2 Fällen
trat Lysis ein und 3 waren überhaupt fieberfrei. Einmal musste nach
drei Tagen die Vaporisation wiederholt werden. Pincus ist mit seinen
Erfolgen so zufrieden, dass er die Vaporisation als Specificum in der
Behandlung des putriden Abortus erklärt und glaubt, dass sie sich
auch in der Therapie der unkomplizirten puerperalen Endometritis als
Specificum bewähren wird.
B. Andere Erkrankungen im Wochenbette.
1. der Genitalien.
1. Bossi, Utero atrofico e superinvoluzione uterina, note cliniche e ana-
tomiche. Atti di Soc. ital. de ost. e gin. 1896. Roma. Bd. II, pag. 295.
2. Green, Remarks on secondary puerperal haemorrhage, with report of
2 cases. Boston M. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 152.
3. Harrison, G. T., A case of inversio uteri post partum, with remarks
upon the aetiologie of puerperal inversion of the uterus. The Amer.
Gyn. and obst. Journ. Vol. X, Nr. 5.
4. Marx, Major lesions of the genital tract in the puerpery. Med. News.
N. Y. Vol. LXXI, pag. 715.
ð — B., Inversion of the puerperal Uterus. The amer. gyn. and obst. J.
Vol. XI, Nr. 4.
6. Oui, Le thrombus puerpéral de la vulve et du vagin. Rev. prat. d’obst.
et de paed. Paris. Tom. X, pag. 161.
7. Owen, Notes of a case of haematoma following childbirth. Intercolon.
M. J. Melbourne. Vol. II, pag. 306.
8. Paris, Folie des femmes enceintes, des nouvelles accouchees et des nour-
rices etc. Paris, A. Maloine.
9. Pazzi, Sopra un caso non recidivo di inversione acuta dell’ utero puer-
perale. Bull. delle scienze mediche di Bologna. Fasc. 417. (Aus der Beob-
achtung eines Falles kommt Pazzi zum Schlusse, dass die Inversio uteri
mehrere Entstehungsmechanismen haben kann, dass sie aber immer nur
einer Ursache unterliegt, nämlich einer Unvollkommenheit der Uterus-
architektur und dass das Recidiv sehr selten ist und nicht Sterilität be-
dingt.) (Herlitzka.)
10. Schimpf, Ueber puerperale Blutungen. Zeitschr. f. Wundärzte u. Ge-
burtsh. Fellbach. Ed. XLVIII, pag. 195.
11.
13.
15.
16.
10.
12.
13.
14,
Andere Erkrankungen im Wochenbette. 827
Sjöberg Nils, Tvä fall af inversio uteri post partum. (Zwei Fälle von
Inversio uteri post partum.) Bd. LIX, Nr. 3, pag. 348 - 55.
{Leopold Meyer.)
. Spinelli, Della inversione uterina. Rivista di ginecol. contemporanea.
Napoli. Fasc. 1 e 2. (Spinelli beschreibt vier Fälle von Inversio uteri
puerperalis und ist der Meinung, dass die Uterusmuskulatur verdünnt, er-
weicht sein und den physiologischen Tonus verloren haben muss, damit die
Inversio, aktiv oder passiv, stattfinden kann.) (Herlitzka.)
Témoin, Deux observations de suppuration pelvienne d'origine puerpérale
compliquées de kyste dermoïde de l'ovaire. Assoc. franç. de chir. Proc.
verb. Paris. Tom. X, pag. 925.
. Walther, Spätblutungen im Wochenbett, verursacht durch Placentar-
polypen. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. Frankurt. Bd. VI, pag. 333.
Weber, Zur Behandlung puerperaler Inversionen der Gebärmutter. Jurnal
akuscherstwa i shenskich bolesnei. November. (V. Müller.)
Wettergren, Haematoma vulvae et vaginae intra partum. Eira. Stock-
holm. Bd. XXI, pag. 603.
2. des übrigen Körpers.
. Atkinson, Embolism of the pulmonal artery more as two months after
delivery, death. Brit. M. J. London. Vol. I, pag. 203.
. Bauer, Puerperal thrombosis. Cleveland J. M.. Vol. II, pag. 24.
. Blake, A case of retention of urine in a puerperal woman with extreme
dilatation of the bladder. Clin. J. London. Vol. IX, pag. 253.
. Call, Acute tuberculosis in puerperal women. Boston M. and S. J. Vol.
CXXXVII, pag. 342.
. Cantarano, Cura e profilassi dei disturbi cerebrali del puerperio. La
Rassegna di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 1. (Herlitzka.)
. Cutler, A case of puerperal polyneuritis following delivery. Boston M.
and Surg. J. 1896. Vol. CXXXV, pag. 620.
. Dirner, G., A gyermekágyi elmezavarról. (Ueber Wochenbettpsychosen.)
Bába-Kalauz. Nr. 3. (Temesváry.)
. Doléris, De l'éventration consécutive à la grossesse, son traitement méd.
et chir. gyn. Paris. Tom. II, pag. 399.
. Ehrlich, A case of septic pyelitis following cystitis, as a complication
of the puerperium. Boston M. and S. J. Vol. CXXXVII, pag. 444.
Eklund, Albuminuria in pregnant and puerperal women. Tr. Amer. Ass.
Obst. and Gyn. 1896. Philad. Vol. IX, pag. 420.
. Fry, H. D., Puerperal malarial fever. The amer. Journ. of obst. Vol.
XXXV, pag. 1.
Gessner, Kranke mit Peroneuslähmung nach schwerer Entbindung. Zeit-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 166.
Goltmann, Sudden death in puerperium with report of 2 cases. Memphis
M. month. Vol. XVII, pag. 145.
Guillement, Température excessive indépendante de tout accident in-
fectieux et chez une femme accouchée depuis onze jours. Gaz. méd. de
Nantes. Tom. XV, pag. 124.
828
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
. Hallervorden, Zur Pathogenese der puerperalen Nervenkrankheiten und
der toxischen Psychosen. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LIII, pag. 661.
Kennedy, Sciatica from compression during labor cured by massage ete.
N. Y. M. J. Vol. LXV, pag. 423.
Knauer, Aetiologische Zeit- und Streitfragen bezüglich der sog. Puerperal-
psychosen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V. Ergänzungsheft pag. 197.
Köster, Ueber Entbindungslähmungen. Deutsches Arch. f. klin. Med.
Bd. LVIII, pag. 257.
van Konynenburg, J. C., Een geval van anurie. Nederl. Tydschr. v.
Geneesk. Afl. 2, Nr. 97. (Eine gesunde XIIpara wurde am 19. Dezember
von Konynenburg von einem todten, Smonatlichen Fötus entbunden. Quer-
lage. Wendung. Die Pat. erlag am 26. Dezember. Während der Erkrankung
bestand eine absolute Anurie. Der Katheterismus fiel jedesmal negativ aus,
nur einige Tröpfchen einer hellen Flüssigkeit, welche keine Harpsäure enthielt,
wurden herausbefördert (Schleim). Ausser einem weissen Belag auf den
Tonsillen (ein Tag vor dem Tode) war nur Athemnoth zu konstatiren bei
normalem Lungenbefund. Bei kräftigem Puls verschied die Patientin. Kein
Lungenödem. Im Mundschleim liess sich keine Harnsäure nachweisen.
Von den verschiedenen Momenten, welche Anurie veranlassen können und
vom Verf. ausführlich erörtert werden, möchte hier vielleicht ein abnormer
Zustand des Nervus vagus in Betracht kommen. (A. Myonlieff.)
Leeson, Two cases of paraplegia after parturition. Edinb. M. J. n. s.
Vol. I, pag. 411.
Lehmann, Hemianopsie bei puerperaler Amaurose. Berliner klin. Wochen-
schrift. 1896, pag. 1134.
Martin et A. Halipré, Paralysie obstétricale. Normandie méd. Rouen.
Tom. XII, pag. 117.
Mizon, 3 cas d'érythème scarlatiniforme desquamatif consécutivement à
des accidents puerpéraux; diagnostic, pathogénie. Nord. méd. Lille. Tom.
III, pag. 167. e
Musgrove, Subcutaneous emphysema following labour. Lancet. London.
Vol. II, pag. 252.
Neef, Malaria or sepsis in the puerperium. The amer. Journ. of obst.
Vol. XXXV, pag. 130. (Diskussion dazu in der Gyn. and obst. Soc. of
Baltimore ebenda.)
Noera, Sulla polinevrite acute puerperale. Il Pisani, Gazz. Sicula Palermo,
pag. 19. (Herlitzka.)
Nyulasy, Case of puerperal pleuropneumonia. Brit. M. Journ. Vol. I,
pag. 1090.
Osler, Chills and fevers in post-partum anaemia. Montreal M. J. Vol.
XXV, pag. 794.
Rhein, Puerperal neuritis. Univ. M. Mag. Philad. Vol. IX, pag. 340.
Saenger, Ueber Neuritis puerperalis. Mitth. a. d. Hamb. Staatskranken-
anstalt. Bd. I, pag. 482. ,
Stack, Puerperal erythema. Lancet. London. Vol. II, pag. 1113.
Stieber, Note sur un cas de névrite puerpérale localisée, survenue sans
cause bien déterminée après un avortement de trois mois. Rev. obst.
internat. Toulouse. Tom. III, pag. 111.
Andere Erkrankungen im Wuchenbette. S29
33. Vergely, Fièvre dans les suites de couches, somnolence, apathie dues à
l'insuffisance hépatique. Mém. et bull. Soc. de méd. et chir. de Bordeaux,
pag. 239.
34. Vogt, H., Embolic af arteria pulmonalis. Helbreddse. Norsk Magaz. f.
Lagev., pag. 1180. (Es wird über einen Fall von Embolie der Arteria
pulmonalis mit Ausgang in Genesung berichtet. Die Embolie trat bei
einer Wöchnerin auf, die nach einem normalen Puerperium am zehnten
Tag das Bett verliess. Gleichzeitig werden drei andere Fälle, alle mit
tödtlichem Ausgang, referirt.) (Kr. Brandt, Kristiania.)
35. Webber, Puerperal traumatosis. Physician and surg. Ann. Detroit and
Arbor. Vol. XIX, pag. 535.
36. Wood, Psoas abscess following confinement. Brooklyn. M. J. Vol. XI,
pag. 490.
37. Zweifel, Ueber pötzliche Todesfälle bei Schwangeren und Wöchnerinnen.
Centralbl. f. Gyn., pag. 1.
Fry (11) berichtet über eine Reihe von Fällen von Malariafieber
im Kindbett und hält dasselbe in Columbia für so häufig, dass er bei
18°/o aller Wöchnerinnen des Gebärhauses Intermittens als Ursache
des Fiebers ansieht. Von besonderer Wichtigkeit ist die Differential-
diagnose zwischen septischem Fieber und Malariafieber. Im Allgemeinen
ist das septische Fieber viel häufiger und thut man deshalb gut, jedes
Fieber in der ersten Zeit des Puerperiums so lange als septisch zu be-
handeln, bis nicht das Gegentheil erwiesen ist. Bei der Diagnose des
Intermittensfiebers ist vor allem die Anamnese wichtig, welche auf
vorausgegangene Anfälle hinweist. Eine völlig normale Entbindung,
die unter antiseptischen Cautelen erfolgte, spricht eher für, eine schwierige
künstliche Entbindung eher gegen Malaria. Weiter kommt der lokale
Befund und der Erfolg der antiseptischen Behandlung in Betracht. Die
Art des Fiebers, sein Auftreten, seine Dauer und Höhe können eben.
falls Anhaltspunkte geben. Malariafieber kann zu jeder Zeit eintreten
und zeigt gewöhnlich höhere Temperaturgrade als das septische und
tiefe Remissionen. Der Puls ist dabei weniger frequent als bei Sepsis,
das Aussehen der Patientinnen weniger schlecht, eine gewisse Empfind-
lichkeit des Uterus kann jedoch ohne lokale Infektion auch bei Malaria
bestehen. Ausschlaggebend ist der Nachweis von Plasmodien im Blute,
wozu jedoch wiederholte Untersuchungen nöthig sind.
Die Differentialdiagnose zwischen Malaria und Sepsis bespricht
auch Neef (25) in einem Vortrage in der Gyn. and obst. Soc. in
Baltimore. Ausser den bereits erwähnten diagnostischen Zeichen er-
wähnt er, dass der Malariafrost die Sekretionen nicht beeinflusst, regel-
80 Geburtshilfe. Pathologie des Wochenbettes.
mässig wiederkehrt, von starkem Schweiss und rapidem Temperatur-
abfall gefolgt und gewöhnlich mit Leber- und gastrischen Störungen
verbunden ist. Es schliesst sich an den Vortrag Neff’s eine längere
Diskussion an, in welcher über einzelne Beobachtungen von Malaria
im Wochenbett berichtet wird.
Der von Gessner (12) berichtete Fall von Peroneuslähmung be-
sitzt deshalb eine besondere Bedeutung, weil die Lähmung nicht nach
Zangenentbindung, sondern nach einer spontanen Geburt auftrat, die
von der Hebamme durch Extraktion des Rumpfes beendigt wurde.
Gessner führt die Lähmung auf den lang dauernden Druck des
Kopfes bei engem Becken zurück, der auch zu einer Gangrän des Cervix
und des oberen Theiles der Scheide mit nachfolgender narbiger Oblite-
ration geführt hat.
Zweifel (37) beschreibt einige Fälle von plötzlichem Tod im
Wochenbett: 1. Uraemia acutissima bei beginnender Lungengangrän in
Folge von aspirirten Speiseresten 2. 3. und 4. Embolie der Lungen-
arterie, 5. und 6. Mitralinsufficienz (Schwangere), 7. Osteom der Hirn-
häute über dem verlängerten Mark (Schwangere).
Walther (14) giebt eine übersichtliche Darstellung der Spätblu-
tungen im Wochenbett, als deren Ursachen der Reihe nach die mangel-
hafte Involution, die Lösung eines Thrombus an der Placentarstelle,
abnormer Inhalt der Uterushöhle, Blutcoagula, Eihäute, Placentarreste
und -polypen, Lageveränderungen, Stauungshyperämien durch Herzfebler,
Lungenerkrankungen, Verstopfung u. s. w. besprochen werden. Die
Therapie soll stets eine kausale sein; ist ein Eingehen in die Uterus-
höble nöthig, so ist der Gebrauch von Instrumenten wie Kornzange,
Polypenzange und Curette möglichst einzuschränken und nur unter
genauer Kontrolle des Fingers gestattet.
10.
11.
Geburtshilfliche Operationen, 831
IX.
Geburtshilfliche Operationen.
—
Referent: Dr. J. Donat.
Künstliche Frühgeburt.
. Audebert, Parallèle entre l’accouchement prématuré et la symphyseotomie
dans les bassins rétrécis. Gaz. hebd. des Soc. med. de Bordeaux. April.
Siehe auch Thèse Paris, Steinheil.
. Beck, G., Zur künstlichen Erweiterung des Cervix uteri mittels des Dila-
tators von Bossi. Prager med. Wochenschr. Nr. 13.
. Boyd, James P., The indications for and technique of the induction of
premature labour. Albany med. Annals. Vol. XVIII, July 7.
Bué, De la manoevre de Champetier de Ribes. Le Nord medical. Fevrier,
pag. 37.
Casiccia, Della dilatazione artificiale dell collo uterino specialmente
nella provocazione del parto prematuro. Pammantone Nr. 1—2, pag. 49.
(Herlitzka.)
. Festenberg, Ein Fall von schwerer Chorea während der Schwangerschaft
mit Uebergang in Manie. Heilung durch künstliche Frühgeburt. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 13.
Graefe, Ueber die Einleitung bezw. Beschleunigung der Geburt durch
intrauterine Kolpeuryse. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 29. Juli.
Hoag, J.C., Artificial Dilatation of the Parturient Canal in Labour. The
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X. February.
Horn, Ueber die Erfolge der Prochownik’schen Diät zum Ersatz der
Frühgeburt etc. bei engem Becken. Ges. f. Geb. zu Köln, 25. Nov. Ref.
Centralbl. f. Gyn., pag. 645.
Kleinhans, Die intrauterine Anwendung des Kolpeurynters. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VII, Heft 2.
Konrád, M. (Nagyvárad), A müvi abortus és koraszülés technikája.
Biharmegyei orvosgyógyszeréozi egylet. Febr. (Konrád theilt ein neues
Verfahren zur Einleitung des künstlichen Abortus mit, das darin besteht,
dass er die Sänger’sche (flache, dünne, biegsame) Metallsonde mit Watte
umgewickelt und in Jodtinktur eingetaucht in die Uterushöhle einführt.
Die Sonde wird 2—3 Stunden lang mittelst Jodoformgazetamponade der
Scheide fixirt, sodann entfernt und, wenn nothwendig, am nächsten Tage
wieder eingeführt. Die Vortheile dieser in allen Fällen mit Erfolg angewende-
ten Methode findet Konrád darin, dass eine Assistenz unnöthig ist, da man
die Sonde auch in einem Röhrenspekulum einführen kann, diese Einführung
13.
14.
15.
16.
17.
18.
'19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
29.
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
sehr leicht und ohne jede Verletzungsgefahr des Uterus und der Frucht-
blase gelingt und dass die Jodtinktur kontraktionserregend und zugleich
desinfizirend wirkt.) (Temesväry.)
Leusser, DieProchownik’sche Diät zur Erzielung kleiner Leibesfrtichte
bei Beckenverengerung. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 30, pag. 830.
Lucas, Die Uterusschwäche bei provozirten Geburten. Obstetr. Jan.
Mandelstamm, Einige Bemerkungen zur Frage über die Abrasio uteri
als Mittel für künstlichen gesetzlichen Abortus. Jurnal akuscherstwa i
shenskich bolesnej. März. (Mandelstamm dilatirt nach Hegar, ent-
fernt mittelst Fingercurette, Kornzange die Fruchtblase, kratzt dann mit
einem scharfen Löffel aus und ätzt endlich mit 50°%/oiger Karbolsäurelösung.)
(V. Müller.)
Mensinga, Sozial-medizinische Epikrise zur Inaugural-Dissertation von
Schelb-Bremen „über die Indikationen und Ausführung des künstlichen
Abortus®. Referent Prof. Freund- Strassburg 1891. Der Frauenarzt. April.
Meurer, R. T. J., Fall von Prochownik scher Diätkur. Klinischer Be-
richt. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk. en Gyn. Bd. VIII, Heft 3. Centralbl.
f. Gen Nr. 38.
Michel, Est-il utile de provoquer l’accouchement chez une femme ayant
eu des accès d’eclampsie? These de Paris.
Mueller, A., Kolpeuryse und Ballondilatation des Cervix (Diskussion).
Gyn. Ges. zu München. 21. V. 96. Ref. Monatsschr. f. Geb. Bd. VI, pag.
116.
— Zur Anwendung des elastischen und unelastischen Ballons in der Ge-
burtshilfe.. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 41.
Müller (Trier), De abortu medicali, eine neue wichtige Entscheidung des
hl. Stuhles. Pastor bonus. Jahrg. VIII, Heft 3.
Pobedinsky, Ueber Anregung von Frühgeburt mittels des Kolpeurynters
und Ballons von Champetier de Ribes. Jurnal akuscherstwa i shens-
kich bolesnej. September. (V. Müller.)
Pradon, Ein Fall von „schwerer Entbindung‘, behandelt durch Diät.
Hygiea. Bd. LVIII, pag. 327. Ref. Jahrg. 1896.
Sachs, Zur Frage über die Ausführung des gesetzlichen künstlichen Abortes.
Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. December. (V. Müller.)
Saft, H., Eine neue Methode der Anwendung des Glycerins zur Einlei-
tung der künstlichen Frühgeburt. Deutsche med. Wochenschr. 1898, Nr. 3.
Schulz, A., 71 Fälle von Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Inaug.-
Diss. Halle.
Stieda, Ueber die intrauterine Anwendung von Ballons zur Einleitung
der Frühgeburt und des Abortus. Monatschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Heft 3.
Swayne, J.G., Einleitung der künstlichen Frühgeburt resp. des Aborts bei
Krankheiten der Mutter, die nicht ein direktes Geburtshinderniss bilden.
Bristol med.-chir. journ. 1896. März.
. Tarrozzi, Dell’ azione della glicerina sull’ utero gravido. Arch. di farma-
cologia e terapeutica. Fasc. 4. (Herlitzka.)
Teissier, Quelques remarques sur l’accouchement prématuré provoqué
et la symphyséotomie dans les bassins retrecis. These de Lille.
Künstliche Frühgeburt. 833
30. Vogt, H., Künstlich eingeleitete Frühgeburt bei engem Becken. Norsk
Mag. for Laegevid. 1895, pag. 349—379. Ref. Centralbl. f. Gyn. Nr. 32.
3l. Wienskowitz, Künstliche Frühgehurt durch Uterustamponade mittelst
glyceringetränkter Judoformgaze. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 15. März 1898.
Uebersieht man die neuere Litteratur über künstliche Frühgeburt,
so könnte man von einer beginnenden „Aera der Ballondilatation“
sprechen. Seit Verwendung der intrauterinen Kolpeuryse zur Be-
schleunigung der Gebyrt (Schauta) wurde die günstige Wirkung der
über den inneren Muttermund hinaufgeschobenen und dann gefüllten
Blasen durch immer neue Versuche bestätigt, mancherlei Modifikationen
in Bezug auf Material, Form und Anwendung der Blasen wurden ange-
geben, so dass sich diese Methode mehr und mehr Freunde erwerben musste.
Sie wurde zur Unterstützung bei langsam verlaufenden Geburten, zur
Einleitung von Frühgeburt, bei Placenta praevia und Eklampsie an-
gewendet und hat, wenn auch nicht immer, so doch in den meisten
Fällen solche Vortheile gebracht, dass sie wohl weiter empfohlen
werden kann.
Wir gehen näher auf die einschlägigen Arbeiten von Stieda und
Graefe ein. Stieda (18) giebt uns an der Hand der Litteratur eine
genaue Darstellung der neueren Methoden der Erweiterung des Uterus
durch Einführung von Blasen (Metreuryse) und unterscheidet eine
cervikale und supracervikale Metreuryse, als deren beider Haupt-
vertreter Barnes und Tarnier gelten. Er bespricht diese Methoden
und ihre vielfachen Modifikationen, ihre Erfolge und Misserfolge, nennt
die Arbeiten von Schauta, Mäurer, Dührssen, Braun von
Fernwald, A. Mueller und anderer, die sich eingehend mit der
Ballondilatation beschaftigt haben und berichtet dann über 9 Fälle
von künstlicher Frühgeburt aus der Giessener Klinik, in denen sich
die supracervikale Metreuryse durchaus bewährt hat. 7 Mütter machten
ein normales Wochenbett durch, 2 fieberten in Folge florider Phthise.
Ein Kind starb an Meningitis und Pneumonie 5 Tage post partum,
die anderen wurden lebend entlassen. Vor allem rühmt Stieda
die prompte Wirkung des verwendeten Barnes- Fehling’schen
Ballons, der als Fremdkörper Wehen erregt, die Ablösung der Eihäute
bewirkt und in jedem Fall es ermöglicht, durch Zug am Ballon den
Wehenreiz zu verstärken und den Cervix noch mechanisch zu dehnen.
Letzteres ist im Allgemeinen bei Einleitung der Frühgeburt nicht noth-
wendig, auch nicht zu empfehlen bei elastischen Blasen. Will man
prinzipiell einen Zug am Ballon ausüben, dann sind solche aus nicht
elastischem Material (Cham petier-Mueller) einzuführen.
Jıhresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. Oé
834 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Den Barnes-Fehling’schen Ballon änderte Stieda dahin,
dass derselbe die Verjüngung in der Mitte nicht besass, 8,5 cm breit
und 10 cm lang war. Bis zu 680 cm Flüssigkeit konnten eingespritzt
und dadurch ein Umfang des Ballons bis 32 cm erreicht werden. Verf.
giebt bei solcher Ausdehnung dem dickwandigen Braun’schen Kol-
peurynter den Vorzug, da er haltbarer ist. Nach eigenen und anderen
Beobachtungen hält Stieda diese Methode der Erweiterung für
Mutter und Kind für ungefährlich, ihre Anwendung eventuell unter
Benutzung von Simon’schen Spiegeln und Anhaken der Portio ein-
fach. Einen unverkennbaren Nachtheil des Ballons sieht Stieda
in der nicht seltenen Veränderung der Kindeslage. Tritt die frühere
günstige Lage des Kindes nach Ausstossung des Ballons nicht wieder
ein, so sind Operationen nöthig, welche unter Umständen das Leben
des Kindes in Frage stellen; auch ist es nicht selten nöthig, ein-
zugreifen, wenn nach Ausstossung des Ballons Wehenschwäche eintritt.
Trotzdem gilt die Ballondilatation ohne Zug für ein geeignetes Verfahren
zur Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Soll sie bei der Einleitung
des künstlichen Abortus wirken, so kann man den Zug nicht enibehren,
wie drei citirte Fälle beweisen. Zum Schluss beschreibt Stieda
genau das Verfahren, wie es vorläufig in der Klinik zur Einleitung
der Frühgeburt geübt wird.
In gleichem, empfehlenden Sinne spricht sich Graefe (6) über
die intrauterine Kolpeuryse zur Einleitung der Frühgeburt aus.
Er kritisirt zunächst die bekannten Hauptmethoden, Eihautstich,
Krause’sche Methode, das Cohen’sche Verfahren, die Glycerin-
anwendung nach Pelzer-Frank und deren Modifikationen von
Kossmann, Theilhaber, Flatau. Wenn auch diese letzteren
Methoden einen entschieden schnelleren Anfang bezw. Fortgang der
Geburt herbeiführen als die ersten beiden, so haften ihnen doch neben
grossen Gefahren bei Anwendung erheblicher Glycerinmengen Mängel
genug an, oft müssen andere Erregungsmittel angewendet werden, vor
allem gelingt es bei keiner der genannten Methoden, in kurzer Zeit
die Geburtswege so zu erweitern, dass die Geburt im dringenden Fall
ohne Schädigung von Mutter und Kind rasch beendigt werden kann.
Dies ist aber mit Hilfe des intrauterinen Kolpeurynters und Dauerzug
möglich, wie die vielen bisherigen Erfahrungen lehren. Graefe be-
richtet nun über fünf eigene Fälle, betreffs deren Einzelheiten wir auf
das Original verweisen; bei einer der Frauen wurde das Verfahren in
der folgenden Schwangerschaft wieder mit Nutzen angewendet. Hier
handelte es sich um Beckenenge, im 2. Fall, einer Vpara, zwang
j Künstliche Frühgeburt. 835
Eklampsie 4 Wochen ante term. zur Beschleunigung der Geburt. In
kurzer Zeit nach Einführen des mit Is Liter abgekochtem Wasser ge-
füllten Ballons setzen Wehen ein; Dauerzug eine Stunde lang, Blasen-
sprengung, hohe Zange, lebendes Kind. Heilung. Im 3. Fall Placenta
praevia mit schwerster Blutung. Auch hier rasche Eröffnung des
Muttermundes durch den Kolpeurynter, Wendung und langsame Extrak-
tion des todtien Kindes. Fall 4: künstliche Frühgeburt wegen
Schwangerschaftsniere, 7 Minuten nach Einlegen der Blase gute Wehen,
welche die Geburt in einer knappen Stunde spontan beendigen. Im
5. Fall handelte es sich um spontanen Wasserabfluss im 7. Monat
und Vorfall der Nabelschnur. Einleitung der Geburt durch Kolpeuryse,
die trotz mancherlei Misslichkeiten (s. Orig.) doch in 5 Stunden die
Geburt ermöglichte.
Graefe schildert im Anschluss an seine Beobachtungen die
Leistungsfähigkeit dieser Methode auch auf Grund der übrigen bekannt
gemachten Fälle (Dührssen, Gerich, Mäurer, Füth u. A.)
Durch das Verfahren selbst wurde keine der Mütter erheblich gefährdet,
auch für die Kinder erwies es sich als günstig. Von den Indikationen
der intrauterinen Kolpeuryse bespricht Graefe eingehend die Placenta
praevia, die Eklampsie und die das Leben der Schwangeren bedrohen-
den Krankheiten.
Bei vorzeitigem Woasserabfluss und fehlenden Wehen wirkt: der
Kolpeurynter an Stelle der fehlenden Geburtefaktoren. Einführung
des besser mit !/2 Liter gekochtem Wasser oder schwacher Lysollösung
zu füllenden Ballons ist einfach und aseptisch vorzunehmen. Der manuelle
Zug ist wirksamer, darf aber nie forcirt werden, ohne Zug ist das Ver-
fahren weniger brauchbar. Graefe ist überzeugt, dass dasselbe in der
Hand des praktischen Arztes viel Segen stiften wird, da es sowohl die
Geburt einzuleiten als zu beschleunigen im Stande ist.
A. Mueller (18) weist in der Diskussion zu seinem Vortrag (s. Be-
richt 1896) die Vorwürfe, welche der Ballondilatation gemacht wurden
zurück. Zur Einleitung der Frühgeburt kann der Cervix erst durch
andere Mittel leicht dahin erweitert werden, dass der Ballon dann ein-
zuführen geht; sein Platzen beruht häufig auf einem zu starken Zug
oder darauf, dass der Ballon ohne Ablassen eines Theiles seines In-
haltes das betreffende Becken nicht passiren konnte. Wer Zug an-
wenden will, muss feste Modelle nehmen; die Antiseptik des Ballons kann
sicher durchgeführt werden; es ist freilich nicht selten, dass nach Aus-
stossung des Ballons die Wehen aufhören, dann ist aber stets der
Muttermund so weit, dass sofort jede angezeigte Operation durchzu-
"är
836 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
führen ist. Cervixzerreissungen sind sehr unwahrscheinlich, da sehr
starker Zug nicht immer gleich angewendet wird (und bei fortschrei-
tender Wehenthätigkeit der Muttermund auch dehnbarer wird. Ref.)
Bei Placenta praevia wendet Mueller lieber die feste Scheidentamponade
mit Watte an. In der Diskussion begrüssen ferner noch Klien und
Stumpf die Ballondilatation als Fortschritt und empfehlen sie zur
Nachahmung.
Eine neue Form eines Gummiballons, einen „Excitator-Dila-
tator des Cervix“ giebt Lucas (13) an: der Ballon wird ebenfalls
zusammengefaltet in den Cervix eingeführt und vermittels eines Irri-
gator3 von Eguisier nach und nach ausgedehnt. Lucas hatte
auch nach einem Mittel gesucht, welches Wehen anregt und zugleich
eine schnelle Erweiterung des Muttermundes bewirkt, da alle bisher zur
Anwendung gekommenen Mittel zur Einleitung der künstlichen Früh-
geburt nicht genügten, sie regen alle mehr oder weniger intensiv Wehen
an, deren regelmässiger Fortgang aber erst auf die Erweiterung des
Cervikalkanales Einfluss hat.
In der Dissertation von Schulz (25) über 71 Fälle von Ein-
leitung der künstlichen Frühgeburt aus der Hallenser Klinik wird die
Cervikalkolpeuryse nach Barnes-Fehling in Fällen von Beckenenge
als beste Methode empfohlen.
Pobedinsky (21) berichtet über 20 Fälle künstlicher Frühgeburt,
hervorgerufen durch den in die Gebärmutter eingeführten Kolpeurynter
oder Ballon von Champetier de Ribes. Pobedinsky ist mit der
Methode sehr zufrieden, da sie in allen Fällen rasch zum Ziele führte.
Bei allen Mehrgebärenden gelang die Einführung von der 32. Schwanger-
schaftswoche an ohne jegliche Schwierigkeit. Bei Ersigebärenden musste
in einigen Fällen vorher eine Bougie für 5—6 Stunden eingelegt werden.
Champetier de Ribes’s Ballon ist etwas schwerer einzuführen al:
Braun’s Kolpeurynter; ausserdem ist er weniger dauerhaft, indem er
zuweilen bei stärkerer Füllung platzt und auch der Schlauch bei stär-
kerem Anziehen abreissen kann. Bei eingeführtem Braun’schen Kol-
peurynter vermeidet es Autor, einen stärkeren Zug anzuwenden; der
Kolpeurynter kann sonst leicht herausgleiten ohne eine volle Eröffnung
herbeigeführt zu haben. (V. Müller.)
Kleinhans (10) fasst die an der Prager deutschen Klinik für
Geburtshilfe gewonnenen Erfahrungen in folgendem zusammen:
1. Die Ballondilatation ist ein werthvolles Mittel zur Einleitung
der künstlichen Frühgeburt, da sie schneller und sicherer als die bis-
herigen wirkt.
Künstliche Frühgeburt. 837
2. Bei pathologischer Veränderung des Uterus kann sie im Stiche
lassen; es kann auf eine kurz dauernde Wehenthätigkeit vollständige
Wehenschwäche eintreten.
3. Bei Eklampsie ist die Methode das beste Mittel, um auf schonende
Weise eine baldige Entbindung zu ermöglichen.
4. Zur Einleitung des Abortus ist die Methode weniger zu em-
pfehlen, weil gewöhnlich hierzu eine der bisher gebräuchlichen Me-
thoden als vorbereitende nöthig wird, welche als solche ebenso zum
Ziele führt.
5. Wegen der Nachtheile der Gummiballons dürfte es sich em-
pfeblen, solche aus unelastischem Materiale — nach dem Modell von
Champetier — zu verwenden.
Beck (2) benutzte in drei Fällen den Dilatator von Bossi zur
schnellen Erweiterung des Üervikalkanales und rühmt die sichere Wir-
kung und leichte Handhabung des Instrumentes. Im ersten Fall, Ein-
leitung eines Abortus wegen unstillbaren Erbrechens, war zweimal ein
Bougie eingelegt worden, es trat Fieber und übelriechender Ausfluss
ein, so dass eine weitere Indikation zur Beendigung des Abortus vor-
lag, welche mit dem Dilatator in wenigen Minuten gelang. Im zweiten
und dritten Fall sah Beck denselben Effekt bei unvollständigem
Abortus. Beck will nach diesen Erfahrungen das Instrument zur
Einleitung der Frühgeburt und zur Beschleunigung der Geburt bei
Eklampsie empfehlen, da die Erweiterung so gelingt, dass entbindende
Operationen daran angeschlossen werden können.
Die Vorschläge Prochownick’s, durch entsprechende Diät einen
Einfluss auf die Entwickelung des Kindes in utero auszuüben und da-
durch die Einleitung der Frühgeburt bei Beckenenge zu umgehen,
fanden weitere Anwendung, wie die Arbeit von Leusser (12), welche
sich auch mit der Geschichte dieser Methode beschäftigt, lehrt. Er
stellt die bisher bekannten Fälle zusammen und berichtet über eine
eigene Beobachtung, über deren günstigen Verlauf er erstaunt war. Es
handelte sich um eine 40 jährige IX para mit allgemein verengtem,
platten Becken, bei welcher früher aber noch nie die Frühgeburt ein-
geleitet worden war. 6 Kinder waren, wenn auch oft schwierig, aber
spontan geboren, 1 mal Perforation, 1mal Wendung mit todtem Kind.
Diät 10 Wochen lang genau nach Prochownick;-die Frau arbeitete
dabei ebenso wie früher und vertrug die Entziehung gut. Der Nutzen
war auffallend, innerhalb von kaum zwei Stunden wurde ein lebendes
2900 g schweres, aber dabei mageres Kind spontan geboren, das auch
weiter gut gedieh. Leider sind die Gewichte der früheren Kinder zum
Kä Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Vergleich nicht angegeben, immerhin ist der Fall werthvoll, wegen
seines prompten Erfolges und seiner gewiss nicht leichten Durchführuug
in der Landpraxis. Leusser’s Vorschlag, diese Diät auch in Fällen
vorzuschreiben, wo erfahrungsgemäss grosse Kinder trotz normalen Beckens
schwierig geboren wurden, oder wo bei höherem Alter der Gebärenden
sehr enge, weiche Geburtswege die Geburt erschweren könnten, ist wohl
zu beherzigen.
In dem Fall von Horn (9) war der praktische Erfolg sehr gut,
weniger befriedigend der theoretische:
Bei einer IV para mit allgemein mässig verengtem Becken, welche
das erste Kind sehr schwer gebar (Zange) und trotz zweimal einge-
leiteter Frühgeburt die Kinder nicht erhalten konnte, wurde am 2. Sept.
1897 die Prochownick’sche Kur in der Klinik begonnen und bis
zum 18. Oktober fortgesetzt; (letzte Menses Ende Dezember 1896).
Die leichte Geburt erfolgte spontan, Kind 55 cm lang, 4100 g schwer,
ziemlich gutes Fettpolster, ziemlich harte Schädelknochen. Horn er-
klärt sich den Fall so, dass das Gewicht des Kindes ungefähr da
stehen blieb, als die schon verspätet eingeleitete Diätkur der Mutter
begann. Der Fötus hatte bereits genug Fett angesetzt, die weitere
Zunahme und das Festerwerden der Knochen wurde durch die Diät
der Mutter verhindert. Die Schwierigkeiten der Diätdurchführung
liegen im Kostenpunkt, in der zu fordernden Energie und Willensstärke
der Schwangeren und in der Wahl des richtigen Zeitpunktes für den
Beginn der Behandlung. Horn zählt bereits 43 Fälle, erkennt den
Misserfolg im 11. Fall Prochownick’s nicht an und berichtet bei
dieser Gelegenheit das interessante Faktum, dass jene Frau sich seit-
dem bereits zwei mal der Diätkur unterworfen und ihre Kinder glatt
und spontan geboren hat. Auch die Widerstandsfähigkeit der Kinder
im späteren Alter wurde inzwischen genügend nachgewiesen.
Weiter noch einige Worte über dasGlycerin zur Einleitung der
Frühgeburt. Seit Jahren bemühen sich immer wieder einzelne Aerzte,
das zweifellos wehenanregende, aber als gefährlich wieder ver-
worfene Mittel in neuer Form, in veränderter Weise anzuwenden,
weil so oft andere Mittel im Stich liessen und damit die rechte Zeit
der Schwangerschaftsunterbrechung zum Nachtheil für Mutter und Kind
überschritten wurde.
Wir verweisen auf unsere Referate in den Vorjahren, in welchen
wir den jeweiligen Stand der Versuche und Erfolge mit Glycerin aus-
führlich besprachen. In der vorliegenden Litteratur finden sich nur
Künstliche Frühgeburt. 839
zwei Arbeiten, welche sich ausser der oben citirten Arbeit von Graefe
mit der Frage der Glycerinanwendung beschäftigen. Saft (24) berichtet
aus der Breslauer Hebammenlehranstalt unter Heranziehung der bisher
bekannten Litteratur über neue Versuche mit Glycerin in einer für den
Organismus unschädlichen aber doch wirkungsvollen Weise. Die Er-
fahrung hat gelehrt, dass grosse Mengen Glycerins schnell und sicher
Wehen anregen, aber schaden, kleine Mengen unsicher oder gar nicht
wirken. Saft wollte nun grössere Mengen Glycerins einführen, dessen
wasseranziehende und damit wehenerregende Kraft benützen, aber doch
einer Resorption schädlicher Glycerinmengen vorbeugen. Die Methode
der Einleitung der künstlichen Frühgeburt in der Anstalt war folgende:
Krause’sche Bougies; liessen diese im Stich, wurde an ihrer Stelle
ein hohles Bougie mit einem am oberen offenen Ende befestigten
Gummikondom eingeführt, welcher dann durch Einspritzen von 400
bis 500 ccm Lysollösung aufgeblasen wurde. Die Eihäute wurden so
in grösserer Ausdehnung von der Uteruswand abgelöst und durch den
Fremdkörper zugleich Wehen ausgelöst. Saft ersetzte die Gummiblase
durch ein Fischblasenkondom, also eine thierische Membran und füllte
dieses mit Glycerin. Nach dem Gesetz der Membrandiffusion konnte
dieses seine wasserentziehende Wirkung ausüben, ohne sofort in grösserer
Menge resorbirt zu werden,
Wie Versuche lehrten fand solche Diffusion wirklich statt, durch
die Membran wurde Wasser angezogen, das austretende verdünnte
Glycerin konnte zudem am Bougie leicht abfliessen. Verf. schildert
die Technik der Anwendung dieser Methode, verlangt Wasserdichtigkeit
der Fischblasen, welche in Aether entfettet und in Sublimatalkohol
desinfizirt werden. Das mit der Blase armirte hohle Bougie wird nur
soweit eingeführt, dass die Blase über den inneren Muttermund zu
liegen kommt. Im Ganzen sind sieben Fälle so behandelt worden, die
ersten vier als experimentelle mit 40—60 ccm Glycerin in der Blase.
Durchschnittsdauer der Frühgeburt ca. 108 Stunden, während deren
auch andere Methoden in Anwendung kamen. Eine Geburt verlief
spontan, dreimal war Kunsthilfe nöthig. Die späteren drei Fälle ver-
liefen durchschnittlich in 52 Stunden, hier wurde nur die Glycerinblase
mit 100 cem Inhalt angewendet, bei einer Geburt war Kunsthilfe an-
gezeigt, zwei verliefen spontan. Einmal nur wurde eine kurze Albu-
minurie während der Geburt bis zum 2. Wochenbettstage beobachtet,
die aber nicht auf Glycerin zurückgeführt wurde, sonst kamen Störungen
nicht vor. Verf. sieht in der Glycerinblase nicht nur einen mechani-
schen Reiz, sondern hält auch durch die Diffusion von Glycerin dessen
Hi) Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
spezifische, wehenanregende Wirkung für sicher und zugleich für un-
schädlich, da es in grösseren Mengen nicht resorbirt wird.
Wienskowitz (31) empfiehlt zur Einleitung der Frühgeburt
Jodoformgazetamponade des Cervix, taucht aber die oberen 15 cem des
Gazestreifens in steriles Glycerin, wovon er etwa 15 ccm ansaugen und
miteinführen lässt, — ein Verfahren, wie es schon Simpson 1893
empfahl, der statt Gaze Watte in Glycerin tauchte und damit den
Cervix tamponirte.
Mit den Indikationen der künstlichen Frühgeburt befassten
sich die Arbeiten von Boyd (3) und Swayne (27). Ersterer lässt
von Beckenenge abgesehen folgende bestehen: Placenta praevia und
Eklampsie, vorgeschrittene Fälle von Lungen- und Herzleiden, allge-
meinem Oedem, Gelbsucht, Geschwülsten und Hydramnion; in Fällen,
in denen bei früheren Schwangerschaften durch Placentarerkrankung
die Früchte in der letzten Zeit absterben, oder wo der Kindskopf zu
hart und gross zu werden pflegt, so dass die Geburt selbst bei normalem
Becken zu schwer wird. Swayne (helt 13 Fälle von Schwanger-
echaftsunterbrechung mit (Hyperemesis, Albuminurie, Hydramnios), von
denen drei zu Grunde gingen, weil man zu lange gewartet hatte und
warnt davor, die Mutter zu lange der Gefahr solcher bestehender Er-
krankungen in der Schwangerschaft auszusetzen, zumal in solchen
Fällen auch die Entwickelung des Kindes oft eine minderwerthige bleibt.
Zange.
l. Campbell, Ueber die Zange und die Sterblichkeit bei derselben. Brit.
med. journ. Dec.
2. Engel, G. (Kolozsvár), A fogómütét a magängyakoslatban. Orvosi Hetilap.
Nr. 25—26 u. Wiener med. Presse. Nr. 21 u. 22. (Engel bespricht die
Indikationen und Ausführungen der Zangengeburten während seiner 20-
jährigen Privatpraxis. Er legte die Zange 7° mal an, und zwar 4d4mal
(36,4° o) im Interesse der Mutter, siebenmal (8,9;e) im Interesse des Kindes,
neunmal (11,5°.0) in beider Interesse, 13 mal (16,6°%) wegen Lebensgefahr
der Mutter und fünfmal (6,4"e) wegen Lebensgefahr des Kindes. Von den
Fällen war sechsmal Eklampsie, einmal Zwillingsgeburt, dreimal Gesichts-
lage, zweimal Scheitelbeinstellung, zweimal Stirnlage, sechsmal enges Becken
(nach Passiren der verengten Stelle), einmal Nabelschnurvorfall, zwein.al
Placenta praevia vorhanden. Von den Müttern starben sechs (7,6° ei, von
den Kindern 16 (20,5°c) und nach Abzug der macerirten Kinder 12 (15° »ı.
(Temesväry.
=
-J
Zange. 841
. Fochier, Sur les applications du forceps dans les cas de presentation du
parietal postérieur. V. Congrès de la Soc. Obst. de France. WÜÖbstetr.
15. Juillet.
. Gillespie, Forceps rotation in occiput posterior position of the vertex.
The Amer. Journ. of Obstetr. and Dis. of W. ete. Vol. XXXVI, Nr. 236.
August.
. Heinricius, G., u. Mellberg, E., Om de pa barnbördshuset i Helsing-
fors 1834—1895 utförda 1073 tangförlossningarna. (Ueber die im Lebär-
hause zu Helsingfors 1834—1895 ausgeführten 1073 Zangenentbindungen).
Finska Läkaresällskapets Handlingar. Bd. XXXIX, Nr. 2, pag. 315—50;
Nr. 3, pag. 399—418. (Statistische Zusammenzählungen, die sich für ein
kurzes Referat nicht cignen.) (Leopold Meyer.)
. Hübl, H., Atypischer Forceps bei bedeutendem räumlichen Missverhältniss.
lebendes Kind. Geb.-gyn. Ges. in Wien, 18. Mai. Ref. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 44.
. Jellett, H., The use of the forceps in midwifery. Brit. med. Journ.
Nr. 1916.
. Mendes de Leon, Ueber forcipale Extraktion bei abnormer Drehung des
Schädels. Niederl. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. Sitzung v. 10. März. Cen-
tralbl. f. Gyn. pag. 1449.
. Parke, W. E., When shall we use the Forceps? The Amer. (syn. and
Obst. Journ. Vol. X, Nr. 2. February.
. Queirel, Ueber Symphyseotomie und die hohe Zange. Ann. de gyn. 1896.
Nr. 2. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 253.
. Schulz, A., Die Anwendung der Zange in der kgl. Universitäts-Frauen-
klinik zu Würzburg in den Jahren 1889—1895. Diss. Würzburg 1896.
Centralbl. f. Gyn., pag. 41.
. Stuhl, C., Anwendung der hohen Zange in der kgl. Universitäts-Frauen-
klinik zu Berlin in der Zeit vom 1. Juli 1890 bis 31. Dezember 1895.
Diss. Berlin.
. Tótb, Ueber die Anwendung der hohen Zange mit besonderer Rücksicht
auf das enge Becken. Arch. f. Gyn. Bd. LV, Heft 1.
— Hohe Zange statt Wendung. Gyn. Sektion d. k. ungar. Aerztevereins.
Budapest. April.
. Vogt, H., Instrumental födalskjap ijordmodenpraktiken. Norsk Mag. for
Laegevid., pag. 1216.
Wie im letzten Jahresbericht beschäftigen uns auch in diesem
einige Arbeiten über die „hohe Zange“, von denen die ausführlichste
und interessanteste diejenige von Tóth (13) ist. Das Material dazu
stammt aus der Klinik Tauffer in Budapest, in welcher innerhalb
15 Jahren 7775 Geburten beobachtet wurden mit einer Frequenz von
Zangenoperationen von 1,500. Unter diesen waren innerhalb der letzten
10 Jahre 44 Fälle von hoher Zange, welche wohl geeignet sind, die
Berechtigung dieser Operation zu illustriren. Der literarische Streit
über den Werth und über die Gefahren der Zange bei hochstehenden:
842 Geburtshilfe. Geburtshilfliiche Operationen.
Kopf und Beckenenge ist noch lange nicht zu Ende. In der Privat-
praxis ist selten jemand im Stande, werthvolle Erfahrungen über diese
Operationen zu machen, manche klinische Lehrer nehmen einen ab-
lehnenden Standpunkt gegen dieselbe ein, sind bei solchen Geburten
ultra-konservativ oder bevorzugen die Wendung auf den Fuss, können
dieselbe auch eher als in privater Praxis ausführen, weil sie die Ge-
burten von Anfang an beobachten, genauere Untersuchungen und
Messungen vornehmen können und weil Chef und ältere Assistenten
Erfahrung und grössere Uebung in solchen Fällen besitzen. (D. Ref.).
Dass die Klinik von Tauffer betrefis der Zangenoperationen über-
haupt einer grossen Mässigkeit huldigt, geht aus der Frequenz der-
selben — 1,9°/o — hervor, von 7775 Geburten wurden 155 mittels
Zange beendigt. Einen konservativen Standpunkt nimmt man auch
bei den Geburten bei engem Becken ein. In den Jahren bis 1891
wurde in neun Fällen die prophylaktische Wendung bei Schädellage
vorgenommen, die Indikationen waren die bekannten: fehlerhafte Haltung
des Kopfes, Unmöglichkeit seines Eintritts in das Becken bei normalem
und verengtem Beckeneingang, Gefahr für Mutter oder Kind. Achtmal
gelang die Wendung, einmal blieb es beim Versuch. Entwickelt wurden
fünf lebende Kinder, zwei todte, zweimal musste perforirt werden. Von
den Müttern erlitten zwei tödtliche Uterusrupturen. Sieben Becken
waren verengt, Diag. 11—10 cm.
Diese ungünstigen Erfahrungen bestimmten den Leiter der Klinik,
in den weiteren gleichen Fällen erst exspektativ zu verfahren und dann
anstatt der Wendung die hohe Zange zu machen, um deren Werth
und Gefahr zu prüfen. Diese Versuche fielen nun recht günstig aus,
so dass Tóth der hohen Zange unter den später zu nennenden Ein-
schränkungen das Wort rede. Es kamen in Klinik und Poliklinik
insgesammt 44 Fälle zur Beobachtung, darunter 10, in welchen es
nur beim Versuch blieb und die Geburt auf andere Weise beendet
werden musste Die Fälle sind in drei Tabellen geordnet, die erste
enthält 10 Fälle von hoher Zange bei normalem Becken, die zweite
24 Fälle bei Beckenenge, die dritte 10 Fälle von Zangenversuch.
Die Indikationen waren Wehenschwäche, zu lange Geburtsdauer
mit Gefahr für Mutter und Kind, Cervixdehnung, Fieber, Erschöpfung,
einmal Eklampsie, einmal Nabelschnurvorfall, anomale Haltung des
Kopfes. Tabelle I ergiebt 7 lebende Kinder, 3 todte; Wochen-
betten in 8 Fällen normal, in zweien Fieber. Tabelle II, sieben
klinische, 17 poliklinische Geburten, darunter zwei Erstgebärende, von
denen eine nach Eklampsie an Sepsis zu Grunde ging, in beiden Fällen
Zange. R43
waren die Kinder todt. Von 24 Fällen waren 12 Becken platt (11
lebende, ein todtes Kind), 12 allgemein verengt (10 lebende, 2 todte
Kinder). Siebenmal war die Conj. diag. kürzer als 11 em. Der Kopf
stand in 10 Fällen im Beckeneingaug fixirt, in 14 beweglich darüber.
Von den Müttern hatten nur sechs kurzes Fieber, nur eine ein Exsudat,
welches in Heilung überging, eine Mutter ging zu Grunde (1 : 34 = 2,9 Jo
Mortalität). Tabelle III enthält die Zangenversuche, Fälle, welche die
Grenze bezeichnen, über die hinaus mit der hohen Zange kein Erfolg
zu erwarten ist, welche aber auch gleichzeitig beweisen, wie schwierig im
Einzelfall es zu beurtheilen ist, ob der Kopf noch den Geburtskanal
zu passiren vermag. Vier Fälle sind klinisch, sechs poliklinisch; drei
Primiparae, sieben Pluriparae. Becken zweimal normal (grosses Kind,
fehlerhafte Kopfhaltung); acht Becken waren verengt, davon vier Fälle
II. Grades; in fünf Fällen stand der Kopf fest, in den übrigen be-
weglich, dabei viermal in abnormer Haltung (Stirnlage, Naegele). Unter
anderen Indikationen sind genannt siebenmal drohende Uterus-
ruptur, einmal schwere Athmungsstörung bei Nephritis. Eine Frau,
bei welcher nach der Zange noch ein Wendungsversuch gemacht worden
war, ging an Cervixzerreissung zu Grunde, vier Wöchnerinnen fieberten.
Verf. beantwortet die Frage, ob die hohe Zange für die Mutter
so gefährlich sei, wie man immer meint, mit nein. Von seinen 44
Fällen hat er nur zwei verloren, durch die Zange eigentlich nur eine
Frau, denn die andere war durch die Wendung zu Tode geschädigt.
Töth hält demnach die hohe Zange keineswegs für gefährlicher als
die Zangenoperationen im Allgemeinen. Auch die vorgekommenen V er-
letzungen waren nie erheblicher Art und nie zahlreicher als bei
anderen Zangen, auch geringer als bei Wendungen. Die Nach-
geburtsperiode verlief 36 mal ohne Störung, einmal war manuelle
Lösung nöthig, unter sieben Fällen von Atonie viermal die Tamponade
des Uterus. `
Die Mortalität der Kinder spricht ebenfalls nicht zu Un-
gunsten der hohen Zange. Sie ergab 28 lebende Kinder, von denen
noch eins nachträglich starb, sechs todte bezw. nicht wiederbelebte Kinder.
In praxi ist gewiss viel Missbrauch mit hohen Zangen getrieben
worden, sie ist in der Hand des Ungeübten gefährlich, die Beurtheilung
des richtigen Zeitpunktes, sachliche Ausführung nicht leicht, dasselbe
ist aber von der prophylaktischen Wendung zu sagen. Vor dieser hat
aber die hohe Zange den Vortheil voraus, dass bei längerem Zuwarten
viele Geburten noch spontan verlaufen und dass bei der Nothwendig-
keit, die Geburt zu beenden, die Zange oft noch gelingt, wo die
844 Geburtshilfe. Geburtsbilfliche Operationen.
Wendung zu gefährlich ist. Verf. verwirft die prophylaktische Wendung
nicht, möchte sie aber für die Fälle aufgespart wissen, wo bei voraus-
gegangener Geburt die hohe Zange missglückte und wo der Arzt zur
rechten Zeit eingreifen kann. Dass in solchen Fällen oft der nach-
folgende Kopf leichter durch das Becken geht, als der vorangehende,
lehrt die Erfahrung. Eine Reihe von Tabellen verschiedener Geburten
bei denselben Frauen lehrt, wie verschieden die einzelnen Geburten ver-
laufen, wie verschieden die Kunsthilfe sein muss, sie lehrt aber auch, dass
das abwartende Verfahren bei Beckenenge und Schädellage noch lange
nicht das schlechteste ist. Leider ist in diesen Tabellen auf die jeweilige
genaue Gewichtsbestimmung des Kindes nicht die nöthige Rücksicht
genommen, bezw. sind nicht genaue Wägungen gemacht worden, was
bei poliklinischen Material ja schwierig genug ist. Noch eines
wünscht Töth, nämlich die sofortige Perforation des lebenden Kindes,
sobald die hohe Zange versagt und Gefahr für die Mutter vorhanden
ist. Selbst Versuche der Wendung sind absolut verboten.
Töth legt die Zange im queren Durchmesser an, nur manchmal
ist es nothwendig, später sie mit einer gewöhnlichen zu vertauschen.
Narkose ist wünschenswertb, von Instrumenten bevorzugt er die Tar-
nier’sche Zange hat aber auch die von Breus, Naegele und Ols-
hausen angewendet. Der Zeitpunkt zur Zange ist gekommen, wenn
der Kopf trotz 3—4 stündiger guter Geburtsarbeit den Beckeneinganıg
nicht passirt, wenn die Kopfgeschwulst sehr gross, das untere Uterin-
segment druckempfindlich ist und die Frau fiebert. Dann ist die Zange
als Versuch gestattet und zwar von den zu grossen Kindern bei nor-
malen Becken abgesehen lieber bei Verengerung des Beckens im I. Grade
und dann erst bei denen II. Grades, „wo sich die Verengerung um die
obere Grenze herumbewegt“. Unter günstigen Umständen kommt für
solche Fälle auch die Symphyseotomie in Frage. Des Näheren bezüg-
lich der ausführlichen Arbeit verweisen wir auf die Originalarbeit.
Stuhl (12) versteht unter „hoher Zange“ die Anwendung eines
Zangeninstrumentes bei Schädellagen, bei welchen sich der Kopf noch
über dem Beckeneingang befindet, oder auch schon mit einem Segment
eingetreten ist, jedoch darf der grösste Umfang die Beckeneingangsebene
noch nicht passirt haben. Wir lesen erst die Geburtsgeschichten von
15 klinischen Fällen, dann in Tabelle I und II die von 62 poliklini-
schen Geburten, von denen die Tabelle II 12 Fälle mit nicht ganz
vollkommenen Geburtsberichten enthält.
Unter 6401 klinischen Geburten wurde 15 mal die hohe Zange
angelegt, von 14 damit extrahirten Kindern waren 3 todt, 4 starben
Zange. 845
bald nach der Geburt, 7 blieben am Leben. Einmal Zangenversuch
und Perforation. Von den lebenden Kindern zeigten die meisten Ver-
letzungen. 7 Mütter machten ein normales Wochenbett durch, 6 fieberten,
davon 3 schwer. 2 Mütter starben, beide Iparae, eine davon nach
Eklampsie und Symphyseotomie, die andere schwer verletzt an begin-
nender Peritonitis und hämorrhagischer Nephritis.
In der Poliklinik wurde 62mal unter 15171 Geburten die hohe
Zange angelegt, in 9 Fällen ohne Erfolg. In letzteren nach der Zange
noch 2 Wendungen und 7 Perforationen. Im Ganzen wurden die per-
forırten eingerechnet, 15 Kinder todt geboren, 4 starben nachher. Maass-
und Gewichtsangaben genauerer Art fehlen für diese Fälle, meist waren
es aber abnorm grosse Kinder. Von den Wöchnerinnen starben 4 (an
Infektion 3, an Blutung 1), 4mal sind schwere Infektionen bei be-
stehenden starken Verletzungen verzeichnet.
Die Prognose der hohen Zange war für erstgebärende Mütter und
deren Kinder viel ungünstiger als für die Mehrgebärenden, wie aus den
Berechnungen hervorgeht. Die Indikationen waren die bekaunten, in
der Hälfte der Fälle war das Becken abnorm, nie war aber ein Miss-
verhältniss zwischen Kopf und Becken primär Anlass zum Eingriff,
in vielen Fällen indizirte die Zange eine abnorme Entwickelung der
Kinder.
Von Zangen wurden verwendet 10 mal die mit Achsenzug, je
2mal die Prager, die Naegele’sche und die Hohl’sche Zange. An-
legang im queren Durchmesser, meist in Narkose. Stand zuletzt der
Kopf im tiefen Querstand auf dem Beckenboden, wurde die Zange
schräg angelegt. Verf. schliesst damit, dass er die hohe Zange bei
Erstgebärenden ganz verwirft, dass er bei Mehrgebärenden erst exspek-
tativ verfährt und dann die Zange nur als Versuch ansieht; ob dabei
der Kopf noch beweglich über dem Becken steht, ist gleichgiltig. Nach
6—8 Traktionen wird es klar sein, ob es möglich ist, den Kopf durch
den Beckeneingang zu ziehen. Wenn es nicht geht, dann ist Perfora-
tion nöthig.
Hübl (6) berichtet über einen Fall von atypischem Forceps bei
bedeutendem räumlichen Missverhältniss bei einer 32jährigen Frau mit
allgemein verengtem, platt rhachitischen Becken (C. v. knapp 8 cm).
1. Geburt Kraniotomie; 2. Geburt Forceps, Kind todt; 3. Geburt (künst-
liche Frühgeburt) todtes Kind; 4. Geburt prophylaktische Wendung,
Kind tief asphyktisch, Tod nach zwei Tagen. Letzige Geburt 11 Stunden
nach dem Blasensprung wegen Dehnung des unteren Uterinsegmentes
846 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
mittelst Achsenzugzange nach Breus am hochstehenden Kopf, der sich
aber gut konfigurirt hatte. Lebendes Kind von 3400 g Gewicht. Das-
selbe bekam am vierten Tage eine Parese des linken Armes, als dessen
Ursache Verf. eine intermeningeale Blutung der rechten Schädelhälfte
beschuldigt. Heilung. In der Klinik Schauta wird die hohe Zange
nach genügender Konfiguration des Schädels mit gutem Erfolge ange-
wendet. Im Bericht 1895 sind 31 hohe Zangen mit 28 lebenden und
gesunden Kindern gegenüber nur 6 prophylaktischen Wendungen ver-
zeichnet. Nur 6 Mütter zeigten nach den Zangenentbindungen vorüber-
gehende Temperatursieigerungen im Wochenbett. Hübl verlangt aller-
dings für die hohe Zange eine „geübte Hand“.
Queirel (10) als Anhänger der Symphyseotomie will diese grund-
sätzlich statt der hohen Zange bei Beckenenge ausgeführt wissen. Selbst
mit Versuchen der Zangenextraktion soll man sich nicht aufhalten. Zwei
einschlägige Beobachtungen sind zur Begründung dieser Anschauung
berichtet. Im ersten Fall gelang bei mässig verengtem Becken und
hochstehendem Kopf die Zange nicht, die Frau wurde schliesslich durch
Perforation entbunden, starb aber einige Stunden p. p. Im anderen
fast gleichen Fall wurde die Symphyseotomie gemacht und Mutter und
Kind erhalten. Fall 1 gestattet freilich noch eine andere Deutung, als
die zu Ungunsten der Zange.
Parke (9) stellt sechs Indikationen für die Zangenoperation auf,
aus denen hervorgeht, dass in der ersten Geburtsperiode selten oder nie-
mals vor dem Blasensprung eine Zange angelegt wird, sie kann aber
nöthig werden nach demselben bei wachsender Erschöpfung von Mutter
oder Kind, bei Krämpfen, Placenta praevia und Nabelschnurvorfall
(1—3).
4. In der zweiten Geburtsperiode, sobald nach einer halben Stunde
der Kopf nicht vorrückt, es sei denn ein Missverhältniss zwischen Kindes-
theil und Geburtskanal vorhanden.
5. In letzterem Fall muss man zögern, selten länger als zwei
Stunden; dann kann die Zange angelegt werden, ebenso
5. wenn der Kopf eingetreten ist und er mit der Wehe nicht vor-
rückt oder nach derselben zurückgeht.
Die sich anschliessende Diskussion über Parke’s Vortrag in der
Gesellschaft für Geburtshilfe zu Philadelphia bringt Näheres über die
Indikationen und lehrt deutlich die Meinungen der einzelnen Mitglieder.
Es kann hier nicht auf die lange Besprechung eingegangen werden.
Jedenfalls sind die amerikanischen Geburtshelfer im Durchschnitt
weniger konservativ in Bezug auf die Zange, da sie ihre Gefahren für
Zange. 847
viel geringer schätzen, als die Beobachtungen bei uns lehren. Wenn
man länger als zwei Stunden nach vollständigem Verstreichen des
Muttermundes und Eintritt des Kopfes ins Becken wartet, so kommt
nach Ansicht Hamilton’s, dem sich Campbell (1) anschliesst, das
Kind gewöhnlich in Gefahr. Nach Campbell’s Ansicht, der unter
107 Erstgebärenden 1 Mutter und 4 Kinder verlor, sind die Fälle von
Vesikovaginalfisteln geringer geworden, auch kann er Münchmeyer
betreffs der hohen Zahl von Dammrissen bei Zangengeburten nicht bei-
stimmen. Zu denen, welche eine weise Beschränkung der Zangenopera-
ration lehren, gehört auch v. Engel (2), der in einem kurzen Artikel
die Zangengeburt in der Privatpraxis bespricht. Er bekennt sich zu
den konservativen Geburtshelfern und sieht als Lehrer seine höchste
Aufgabe darin, den Studirenden die Indikationen und Bedingungen der
geburtshilflichen Operationen sorgfältig einzuprägen und ihnen Gelegen-
heit zu bieten, die Operationen an der Lebenden zu sehen und selbst
auszuführen. Jetzt werden nach Ansicht des Verf.’s noch viel zu viel
Zangenoperationen in der Privatpraxis ausgeführt. Die konservative
Richtung der Kliniken hat noch keine Wirkung auf die praktischen
Aerzte gehabt, zudem fehlt es diesen viel zu oft an Zeit und Geduld,
sowohl wie an manueller Geschicklichkeit, Uebung und Assistenz und
dann häufen sich die ungünstigen Folgen für die Gebärenden.
v. Engel sieht die Zangenoperation auch als eine blutige an, die
sie auch bleibt, wenn alle Vorbedingungen für sie erfüllt sind. Die
Weichtheile erleiden meist eine zu schnelle Dehnung und die Zange
hat nicht sowohl Einfluss auf die Häufigkeit der Verletzungen, als auf
deren Grösse. Ein Vortheil ist aber hier nicht zu unterschätzen, dass
sorgfältige Naht der Wunden bei strenger Antisepsis die besten Erfolge
zeitig. Der Fehler des Uebersehens von Verletzungen wird in der
Privatpraxis noch gar zu oft gemacht und rächt sich bitter. Die gün-
stigen Erfolge in den Kliniken sind in der Privatpraxis deshalb nicht
zu erreichen, weil der Arzt meist zu spät zu den Gebärenden gerufen
wird, weil dieselben oft schon durch vorausgegangene Untersuchungen
oder mangelhafte Antisepsis infizirt sind. Es fehlt auch dem Arzt oft
die nöthige Ruhe und Kenntniss. Es muss von ihm verlangt werden,
dass er sich selbst erst durch die weitere sachgemässe Beobachtung der
Geburt überzeugt, ob Hilfe nöthig ist, die Nothwendigkeit darf ihm
nicht durch die Angaben der Gebärenden oder der Hebamme auf-
gezwungen werden. Die Zange ist vielfach vermeidbar; die prophy-
laktische Zangenoperation giebt die besten Resultate bei sachgemässer
Leitung der Geburt. Bei Gefahr der Mutter und Fehlen der Vor-
348 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
bedingungen der Zange passiren die gröbsten Fehler; es ist nöthig, hier
allgemein gültige Regeln aufzustellen. Die neuere zu aktive Richtung,
welche auf die Asepsis ihr volles Vertrauen setzt und grosse Ver-
letzungen absichtlich setzt, um die Geburten zu beendigen, ist nicht zu
empfehlen. Verf. giebt zum Schluss 78 eigene Beobachtungen aus
seiner Privatpraxis an. 59 Erstgebärende stehen 19 Mehrgebärenden
gegenüber, 6 Mütter starben, 12 Kinder wurden todt geboren. Die
Operation wurde 44 mal im Interesse der Mutter, 9mal in deren und
des Kindes Interesse ausgeführt, 7 mal im Interesse des letzteren allein.
= Wegen Lebensgefahr des Kindes wurde 5mal, wegen gleicher Gefahr
der Mutter 13 mal operirt. Immer griff v. Engel mit einer gewissen
Abneigung zur Zange, da er so oft mit einem unsichtbaren Feinde, der
Infektion, zu kämpfen fürchtete.
In der Dissertation von A. Schulz (11) aus der Würzburger Klinik
lernen wir die Bestrebungen möglichster Einschränkung der Zangen-
operation kennen. Bei 2800 Geburten der stationären Klinik wurde
nur in 66 Fällen (2,36°/v) die Zange angelegt, die hohe Zange nur
in 3,030/o von diesen. Wegen Wehenschwäche wurde in 45,4°/o der
Fälle operirt, sonst war das Interesse des Kindes massgebend. 55,6 /o
der Mütter erlitten Verletzungen. Die Mortalität der Mütter, auf Rech-
nung der Zange gesetzt, war O°/o, die Morbidität 30,86 °/o.
Unter abnormaler Drehung des Schädels möchte Mendes de
Leon (8) die Fälle von Schädellage verstehen, bei denen die Pfeil-
naht im queren oder schrägen Durchmesser mit nach hinten gerich-
teter kleiner Fontanelle verläuft. Hierbei kann die kleine Fontanelle
am tiefsten stehen, bei 3. und 4. Schädellage, oder die grosse Fonta-
nelle: in allen Beckenebenen den tiefsten Stand behalten.
Wenn nur möglich, möchte Mendes de Leon das Hinterhaupt
nach vorne gerichtet extrahiren, ist dagegen die kleine Fontarelle nach
hinten gerichtet, so entwickelt er das Hinterhaupt über den Damm.
Die Drehung des Kopfes mit der Zange erachtet er für gefährlich
und öfter unmöglich. Was die Indikation zum Anlegen der Zange
betrifft, so tritt er der Lehre Pinard’s bei, insoweit eine vitale Indi-
kation von Seiten des Kindes die Operation nicht fordert.
(A. Mynlieff.)
LUD
~?
10.
11.
Wendung. Steisslage. Extraktion. $49
Wendung. Steisslage. Extraktion.
. Fieux, G., Version appliquée à un cas de rétrécissement du bassin. Ex-
traction facile. Mort de l'enfant au troisième jour. Ann. de Gyn. et d’Obst.
Tom. XLVII. May.
. Gelderblom, A., Over de keuze van den voet, voor keering by dwars-
ligging. Nederlandsch Tydschr. v. Verlosk. en Gyn. 8. Jaarg. Afl. 2. (Verf.
theilt einen Fall aus derSchauta’schen Klinik mit. Bei einer 46 jährigen
VlIpara war ausserhalb der Klinik von einem erfahrenen Geburtshelfer
wegen (Querlage (Kopf 1l. Rücke v.) die Wendung versucht und deshalb
der linke Fuss herabgeholt worden. Als die Wendung scheiterte, wurde
die Frau sechs Stunden nachher in die Klinik übergeführt, wo die Wendung
nach Herabholung des rechten Fusses ganz leicht gelang. In Bezug auf
diesen Fall berührt Verf. die Frage, welchen Fuss man bei Querlage mit
nach vorn gekehrtem Rücken abzuholen habe und betont die Gefahr, den
mit der vorliegenden Schulter ungleichnamigen Fuss herabzuholen.)
(A. Mynlieff.)
— Nog iets over de keuze van den voet voor keering by schouderlig-
ging. Nederl. Tydsch. v. Verlosk. en Gyn. 8. Jaarg., Afl. 3. (An der
Hand von Schauta’s geburtshilflichen Arbeiten betont Gelderblom, wie
das Hinaufschieben des Kopfes während der Wendung von Schauta
gemacht wird, während Verf. an einem zweiten Falle das Richtige des von
ihr eingenommenen Standpunktes näher vertheidigt.) (A. Mynlieff.)
. Geldern, C., Ueber die Wahl des Fusses bei der Wendung. Nederl.
Tijdschr. van Verlosk. en Gyn. Jahrg. 8, Nr. 2. Ref. Centralbl. f. Gyn.,
pag. 1100.
Hübl, s. Zange, Zur propbylaktischen Wendung. Geb.-gyn. Ges. in Wien.
18. Mai. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1325.
Ligtrink, Propbylaktische Wendung bei engem Becken. Niederl. Ges.
f. Gyn. 1896. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 911.
Mazcewsky, Version podalique pour étroitesse du bassin; sa valeur
comparative avec la méthode d’expectation. Journ. d’Obst. et de Gyn.
St. Petersbourg. Jan., Febr.
Rokitansky, Zur Extraktion des nachfolgenden Kopfes. Arch. f. (iyn.
Bd. LIV, Heft 2.
Rothenberg, Max, Ueber die Entwickelung des nachfolgenden Kopfes.
Der Frauenarzt, Nr. 1 u. 2.
Rubeska, Ueber den Daminschutz bei Entwickelung des nachfolgenden
Kopfes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 19, pag. 540.
Treub, H., Over de keuze van den voet voor keering by schouderligging.
Nederlandsch. Tydschr. van Verlosk. en Gyn. 8. Juarg. Afl. 2. (Auf Ver-
anlassung des Artikels Gelderblom’s bestreitet Treub die Behauptung,
dass man bei Schulterlage nicht ohne Gefahr die untere Extremität, welche
man am ersten vorfindet, zur Wendung fassen könne. Nach seiner prakti-
schen Erfahrung ist es ganz gleichgültig, welchen Fuss man fasst. Es
kommt nur darauf an, dass man während des Aktes der Wendung nicht
nur am Fusse zieht, sondern durch Hinaufschieben des Kopfes mit der
äusseren Hand die Wendung unterstützt.) (A. Mynlieff.)
Jabresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 54
850 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
12. Truzzi, Extraktion am Beckenende. Atti della soc. ital. di ost. e gin.
Ref. nach Liebmann. Centralbl. f. Gyn., pag. 1000.
13. Tsakirrs, Schlingenführer bei Steisslage. XII. internat. med. Kongress
Moskau. Centralbl. f. Gyn., Nr. 39.
14. Ziegenspeck, Demonstration einer Wendungsschlinge. VII. Kongress
d. deutsch. Ges. f. Gyn. Leipzig.
In seiner Arbeit über die Entwickelung des nachfolgen-
den Kopfes, welche allen neueren Veröffentlichungen über diese
Operation gerecht wird, nur etwas zu breit angelegt ist, giebt Rothen-
burg (9) eine Darstellung der gebräuchlichsten und anerkanntesten
Methoden, auf deren richtige Ausführung besonderer Werth gelegt
wird. Neben der Beherrschung der Methoden ist für den Praktiker
die Beckenmessung von höchstem Werth, die in vielen Fällen erst
das beste Verfahren anzeigen kann, durch welches Mutter und Kind
am wenigsten gefährdet werden. So werden vorausgegangene schwierige
Geburten sowohl die Anzeige zur Frühgeburt, als zur prophylaktischen
Wendung geben, letztere ist bei platten Becken bis zu einer C. v. von
wenigstens 7 cm, bei allgemein verengten bis C. v. 7,5 ausführbar.
Frühgeburt bei solchen Becken giebt noch eine bessere Prognose, welche
noch besser wird, wenn die Verengerung bis 8,5 cm und darüber beträgt.
Auch die Prochownick’sche Diät, 6—8 Wochen vor Ende der
Schwangerschaft eingeleitet, ist bei habitueller Grösse der Kinder und
mässiger Beckenverengerung prophylaktisch empfehlenswerth.
Zur Entwickelung des nachfolgenden Kopfes ist der Wigand-
Martin-v. Winckel’sche Handgriff der beste, vorzügliche Unter-
stützung findet derselbe bei Walcher’scher Hängelage.
Bei nach vorn abgewichenem Kinn muss zunächt Stellungsver-
besserung vom Mund oder Hinterhaupt aus versucht werden, gelingt
dies nicht, ist der umgekehrte Mauriceau’sche Handgriff ange-
bracht. Bei Aufstemmung des Kinnes über der Symphyse, also
bei Streekung des Kopfes umfassen zwei Finger von hinten her den
Nacken, gleichzeitig werden die Füsse wie beim Prager Handgriff stark im
Bogen gegen den Bauch der Gebärenden aufgehoben. Die von manchen
Autoren hier empfohlene Zange verwirft Verf., der sich zudem
als prinzipieller Gegner der Zange am nachfolgenden Kopf erklärt.
Nur bei tiefem Kopfstand und mässiger Verengerung des Becken-
ausganges (Klien) können Fälle vorkommen, wo die zur Hand liegende
schnell angelegte Zange bei Versagen der Handgriffe das Kind noch
retten dürfte. Mit dieser einen Ausnahme soll bei Versagen der manu-
Wendung. Steisslage. Extraktion. 51
ellen Extraktion das Kind perforirt werden, weil dadurch die Mutter
am meisten geschont wird.
Man perforirt durch das Hinterhauptsloch oder eine Seitenfontanelle,
im Nothfall durch die Hinterhauptschuppe mit Naegele’scher oder
Siebold’scher Scheere, die Eutwickelung des Kopfes geschieht manuell,
wenn es geht, oder durch einen in die Perforationsöffnung eingesetzten
scharfen Haken, oder durch den Kranioklasten. Kephalothryptor am nicht
perforirten Kopf wird verworfen, ebenso langes Zuwarten nach Absterben
des Kindes (Theilhaber). Nur bei nach vorn abgewichenem Kinn
kann eine Zeit lang abgewartet werden, was nothwendig wird bei noch
ungenügend erweitertem Cervix. Auch des Dammschutzes bei Ent-
wickelung des nachfolgenden Kopfes nach den Methoden von Oster-
mann und Rubeska wird Erwähnung gethan.
C. Rokitansky (8) hat sich schon im Jahre 1874 in der
„Wiener med. Presse“ auf Grund eigener Erfahrungen und Unter-
suchungen an frischen Leichen Neugeborener entschieden gegen die
Zange am nachfolgenden Kopf ausgesprochen, vermisst aber eine
Rücksichtnahme auf diese Arbeit, ausser bei Herzfeld, bei allen
Autoren, welche seitdem über dieses Thema Arbeiten veröffentlicht
haben. Wie damals so vertheidigt Verf. auch heute den Mauriceau’schen
(modif. Smellie’schen) Handgriff als gefahrlos und vollkommen aus-
reichend. Im Vergleich zu den Resultaten, welche mit der Zange am
nachfolgenden Kopf erreicht wurden, sind die seinigen besser, da die
folgende Zusammenstellung seines klinischen Materiales ergiebt, dass
kein Kind in Folge der Extraktion todt geboren wurde und die Zahl
der asphyktisch Geborenen auch geringer war. Dazu kommt, dass in
der Klinik meist noch nicht oder unvollkommen eingeübte Operations-
zöglinge Hilfe leisteten, wobei Chef oder Assistent freilich zur Assistenz
zugegen waren.
Von 1892—97 kamen 170 Beckenendlagen bei 168 Gebärenden
vor: 87 primäre Untenendlagen, 27 sekundäre aus Schädellagen und
56 aus Querlagen bei 48 Erst- — 105 Mehr- — und 15 Vielgebärenden.
59 Kinder wurden todt geboren, darunter 8 Aborte und 18 Früh-
geburten, 1 reife Frucht war macerirt; 57 waren intrauterin todt,
2 intrauterin asphyktisch. Letztere waren grosse Kinder, die nach der
Enthirnung noch 3320 und 3200 g wogen, und bei denen wegen
Beckenenge gewendet worden war.
Bei den 57 intrauterin todten Kindern fanden sich 32 mal schwere
Komplikationen während der Geburt. Von den 111 lebend geborenen
54*
852 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
waren 68 reif, 40 Frühgeburten, 3 Aborte. Von ersteren wurden 4?
asphyktisch, 26 lebensfrisch geboren. Kein Kind war verletzt. Betreffs
der weiteren genauen Angaben über die Erfolge der Extraktion aus
primären und sekundären Beckenendlagen müssen wir auf die Original-
arbeit verweisen. In Prozenten ausgedrückt ergeben sich 61,770
asphyktisch, 38,23 din lebensfrisch geborene Kinder.
Nach Truzzi (12) ist die beste Methode der Entwickelung des
nachfolgenden Kopfes die nach Mauriceau-Veit. Eine Vor-
bedingung des Zustandekommens primärer Beckenendlagen scheint ihm
das abnorme Becken, das er in 23 seiner Fälle fand. Nur zur indizirten
raschen Beendigung der Geburt darf bei noch beweglicher Frucht die
Steisslage in Fusslage umgewandelt werden. Steht der Steiss fest, so
wird die nöthige Extraktion durch Einhaken der Finger oder elastische
Schlingen, noch besser durch den Forceps bewirkt. Die Löffel-
spitzen müssen um ein Kleines die Cristae ilei überragen. Bei nach
hinten gerichteten Rücken sollen die Löffel an den Oberschenkeln und
am Rücken liegen. Bei manueller Extraktion soll nebenbei der Hand-
griff nach Kristeller ausgeübt werden. Bei der Armlösung soll die
operirende Hand längs der Bauchseite des Kindes geführt und nur
ausnahmsweise darf der Rumpf gedreht werden, um die Arme in der
Kreuzbeinhöhlung lösen zu können.
Nach Geldern (4), zu dessen Arbeit auch Treub sein Gutachten
über die Wahl des Fusses bei der Wendung abgiebt, ist es bei Quer-
lage mit dem Rücken nach vorn nöthig, den der vorliegenden Schulter
entsprechenden Fuss herunterzuholen, also den unteren — eine Lehre,
die wohl überhaupt noch wenig angefochten ist. Der Streit über die
Wahl des Fusses bezieht sich gewöhnlich auf die dorso-posterioren
Querlagen.
Treub ist in der Wahl des Fusses nicht wählerisch und sieht
auch nie Komplikationen, so bald die Wendung als solche richtig
ausgeführt wird. Ohne starken Zug innen auszuüben soll vor allem
die äussere Hand den Kopf des Kindes nach oben dirigiren.
Im Anschluss an einen Bericht über einen atypischen Forceps bei
starker Beckenenge (s. Zange) vertritt H ü b l (3) den Standpunkt der Klinik
Schauta zur prophylaktischen Wendung, welche nur bei im
geraden Durchmesser verengten Becken in Frage kommt; dabei wird noch
eine grössere Fruchtwassermenge verlangt und an Erstgebärenden nur
ungern gewendet. Prinzipiell wird die prophylaktische Wendung
überhaupt nicht ausgeführt.
Embryotonnie. 853
Rubeska (10) wendet bei der Extraktion des Kopfes den
Mauriceau-Veit’schen oder den Wigand-Martin’schen Hand-
griff an, bis der Mund geboren ist. Dann erfasst bei ersterem Hand-
griff die über den Nacken gelegte, bei letzteren die Hand, die exprimirt
hat das Kind bei den Füssen und erhebt es stark in die Höhe.
Während der Operateur etwas zur Seite tritt, kommt die zweite Hand
mit ausgestreckten Fingern nach Art des Ritgen’schen Handgriffes
auf den Hinterdamm, der Daumen derselben Hand aber in den Mund,
auf den Alveolarfortsatz des Oberkiefers.. Die ausgespreitzten Finger
drängen den Kopf vor und entlasten den Damm, während der Daumen
das Zurückhalten übernimmt, sobald die Spannung zu gross wird.
Embryotomie.
l. Carbonelli, Cranioclastia su testa posteriore. Unione Medica Italiana
Torino. (Die Patientin, in der zweiten Schwangerschaft von Carbonelli
glücklich durch Symphyseotomie operirt, wurde bei ihrer dritten Geburt
wegen Arm- und Nabelschnur-Vorfall nach Wendung mittelst Kranioklasie
am nachfolgenden Kopf entbunden.)
2. Clemens, H., Ueber Embryotomie mit dem Sichelmesser von B. S.
Schultze. Centralbl. f. Gyn. Nr. 41.
3. Engel, Gábor, Ueber Decapitation. Ungar. med. Presse. Nr.40 u. 41.
4. Favr, Bohrperforation. Demonstr. Kongress zu Moskau. Centralbl. f.
Gyn. Bd. XXXVIII, s. Bericht 1896.
5. Gigli, Embriotomie col filo. Decollazione. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 12.
6. v. Herff, Die Zertrümmerung des Schultergürtels (Kleidotomie) bei der
Entwickelung des nachfolgenden Rumpfes. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, Heft 3.
7. — Cephalotripsie oder Kranioklasie. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 35.
8. Herzfeld, A., Nochmals „der Karl Braun’sche Schlüsselhaken‘. Er-
widerung gegen H. Clemens. Centralbl. f. Gyn. Nr. 44.
9, Konarshewsky, Material zur Statistik der Perforationen, welche in der
St. Petersburger Gebäranstalt von 1885—1894 ausgeführt wurden. Inaug.-
Diss. St. Petersburg. (V. Müller.)
10. De Lee, Craniotomy of the death child. Medicine, Detroit Mich. Nr. 2,
pag. 100.
ll. Mattoli, Due casi di embriotomia. Gazz. degli ospedali. Vol. II. Fasc.
91. (Herlitzka.)
12. Ostermayer, Dermoidcyste als Geburtshinderniss. Kraniotomie. In-
cision des Sackes mit Herausnähen desselben. Heilung. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 21.
13. Schneider, Kasuistischer Beitrag zur Anwendung des Schultz e'schen
Sichelmessers. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 20.
854 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
14. Stone, J., Fall von intrauterinem Hydrocephalus von ungewöhnlicher
Grösse; Entleerung der Flüssigkeit durch den Spinalkanal, darauf leichte
Entwickelung des Kindskopfes. Med. News. März. Centralbl. f. Gyn.,
pag. 44.
15. Vicarelli, Guiseppe, Presentazione di un novo ceraniotomo „Craniotomo
trivella“. Verhandl. d. ital. Ges. f. Geb. u. Gyn. 19.—22. Oktober (Dr.
Rocchi). (Vicarelli bat ein neues Kraniotom verfertigen lassen,
welches einem grossen Tischlerbohrer ähnlich ist. Dieses Kraniotom zeigte
sich in mehreren Fällen als ein nützliches und leicht anwendbares Instru-
ment.) (Herlitzka.)
16. Zuccaro, Perfezionamento al mio craniotomo. Un caso di craniotomia
temporanea. La Puglia Medica, Bari, Nr. 8 e 12. (Herlitzka.)
Accouchement force.
1. De Paoli, Accouchement forcé bei einer Sterbenden. Rassegna di ost. e
gin. 1896. Sept.-Nov.
2. Mortagne, De l’accouchement methodique rapide. Thöse de Paris.
3. Vitanza, Se i dilatatori sono da preferirsi alle incisioni del collo del-
l’ utero nel parto forzato in donne agonizzanti per eclampsia. Atti della
Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma. Vol. IV, pag. 171. (Herlitzka.)
v. Herff’s (6) Vortrag im Verein der Aerzte zu Halle enthält
so viel Praktisches und Belehrendes, dass wir ein ausführliches Referat
desselben an die Spitze dieses Kapitels setzen wollen. Ausgehend von
den Fällen, in welchen so mancher Geburtshelfer aus mangelnder Be-
urtheilung eines räumlichen Missverhältnisses zwischen Kopf und Ge-
burtskanal zum Schaden der Frau und selbst bei schon todtem Kind
falsch operirte, weil er sich scheute, den eingetheilten Kindestheil zu
verkleinern, fragt v. Herff, warum immer noch in praxi so vielfach
hier gefehlt wird. Verf. glaubt nicht, dass dies am Unterricht der
Studirenden liegt, denn diesen werden die verkleinernden Operationen
am Phantom und Kindesleichen ebenso sorgfältig gelehrt als Zange und
Wendung, Operationen, die oft viel schwieriger sind als erstere. Auch
die Gefährlichkeit des Eingriffes kann die Scheu vor demselben nicht
erklären. Nach eigenen Erfahrungen aus der Hallenser Klinik bietet
die Perforation mit nachfolgender Kranioklasie eine bessere Prognose
als manche schwierige Wendung. Von 18€8 bis 1897 kamen in der
Klinik auf 3068 Geburten 41 Perforationen mit sieben Todesfällen,
in Stadt und Land 2722 volle Entbindungen mit 83 Perforationsfällen
und zwei Verlusten vor. Aus beiden Zahlenreihen berechnet sich eine
Operationshäufigkeit von 2,1°/o und eine Sterblichkeit von 7,3 °;o.
Zwei Frauen starben an Uterusruptur, drei an Eklampeie, je eine an
Embryotomie. 855
schwerer Nephritis und Chloroformwirkung, zwei an Sepsis, die ausserhalb
der Klinik bei anderweitigen Entbindungsversuchen acquirirt war. Wird
die Perforation mit einem der verschiedenen Perforatorien und nicht
mit dem Trepan vorgenommen, führt man am nachfolgenden Kopf das
Perforatorium hinter der Symphyse empor, so sieht v. Herff nirgends
ernste Schwierigkeiten. Er glaubt, dass die Aerzte eine grössere Scheu
vor der folgenden Kranioklasie und Kephalothrypsie haben und daher
die verkleinernden Operationen überhaupt unterlassen. Es muss ihnen
daher die einfachste dieser Methoden als Operation der Wahl gelehrt
werden, das ist die Kranioklasie, die technisch am leichtesten ist
und das breiteste Operationsgebiet einnimmt, v. Herff will die
Kephalothrypsie gar nicht kritisiren, er ist in 20 jähriger geburtshilf-
licher Thätigkeit nie in die Lage gekommen, den Kephalothryptor
anzuwenden, will aber damit nicht sagen, dass es nicht Fälle geben
kann, wo letzterer mehr leistet als ersterer.
Die Bedingungen der Anwendung des Kranioklasten sind leichter
als beim Kephalothryptor, der Muttermund braucht nur bis Fünfmark-
stücksgrösse erweitert zu sein, bei langsamen und vorsichtigen Ausziehen
ist eine blutige Erweiterung nicht nötbig, zumal da der Schädel zu
einem Kegel ausgezogen wird. Der Kranioklast kann bei grösserer
Beckenenge angewendet, er kann an jedem Endpunkt eines Becken-
durchmessers, bei Seitenlage der Frau auch hinter der Symphyse, bei
jedem Stand, jeder Stellung und Haltung des Kopfes angelegt werden,
auch am abgerissenen Kopf, er lässt sich auch an andere Körpertheile,
Steiss und Rumpf, anlegen. Natürlich kann das’ Instrument einmal
abgleiten, kann die gefassten Knochen, besonders Seitenwandbein und
Hinterhauptbein abreissen, dann wird es eben von neuem und sicherer
anzulegen versucht. Das Instrument ist demnach dem Arzte, besonders
auch dem weniger geübten am meisten zu empfehlen. Zudem machen
die neuerdings gebrauchten Modelle von Auvard und Zweifel den
Kephalothryptor ganz entbehrlich, wenn auch der noch hohe Preis der
Instrumente ihrer allgemeinen Einführung in der Praxis noch hinderlich
sind. Für den Kranioklasten bevorzugt von Herff das Simpson-
Braun esche Modell mit leichter Beckenkrüämmung und einer Ent-
fernung der Schlossachse von etwa 24 cm von der Spitze des In-
strumentes.
Bleiben wir gleich bei dem Instrumentarium zur Embryotomie, so
gehören hierher die Arbeiten von Clemens und deren Erwiderung
von Herzfeld sowie der Aufsatz von Schneider (13). Dieser hat
mit grosser Sorgfalt litterarische Studien sowohl über die Empfehlung
80 Geburtshilfe, Geburtshilfliche Operationen.
des Sichelmessers aus der Jenenser Schule, als über die abfälligen
Kritiken des Instrumentes angestellt und ist verwundert, wie zahlreich
die letzteren sind. Alle Einwendungen gegen das Sichelmesser kommen
darauf hinaus, dass es wegen seiner scharfen Schneide für die Ge-
bärende und den Operateur zu gefährlich sei. Verf. illustrirt das
Operationsverfahren der Decapitation mit dem Sichelmesser zunächst
an einem selbst beobachteten Fall. Eine wiederholt schwer entbundene
X para hatte erst nach 60 stündiger wechselnder Wehenthätigkeit (das
Fruchtwasser war in dieser Zeit zum grössten Theil abgeflossen), während
sie ihre schwere Arbeit weiter verrichtete, nach Hilfe geschickt. Der
Arzt fand die Folgen dieser groben Vernachlässigung bei Beckenenge
(C. v. 7—7,5). Querlage bezw. eingekeilte Schulterlage mit über-
mässiger Dehnung des unteren Uterinsegmentes, Kind todt. Diagnose
in Narkose gestellt. Trotz missglückten Wendungsversuches wurde
derselbe auch von dem hinzugerufenen Verfasser wiederholt (!. Nach
Erkenntniss der Unmöglichkeit einer Wendung wurde die Verkleinerung
des Kindes beschlossen. Das allein zur Verfügung stehende Sichel-
messer, dessen Gebrauch Schneider nur noch vom Phantom her in
Erinnerung war, liess sich um den etwas herabgezogenen Hals leicht
einführen und gelang die Durchtrennung des Halses trotz Erschwerung
der Deckung des Instrumentes und Kontrolle seiner Bewegungen durch
das enge Becken mit scharf vorspringendem Promontorium überraschend
leicht ohne Verletzung von Mutter und Operateur. Die Entwickelung
des Rumpfes durch Zug am vorgefallenen Arm machte keine Schwierig-
keit, der perforirte Kopf wurde mit dem Kranioklasten entfernt. Schneider
betont, dass die Kontrolle des Messers und seiner Bewegungen möglich
war, zumal sich die scharfe Schneide immer im kindlichen Körper
befand, nur die Durchschneidung der letzten Weichtheile muss
langsam und vorsichtig ausgeführt werden. Das Kind lag während
der Operation fast unbeweglich, so dass eine weitere Dehnung des
unteren Uterussegmentes nicht stattfand. Auch dieser Fall ist also
eine Stütze der Empfehlung der Operation seitens Schultze und
Küstner. Verf. zählt 22 Fälle aus der Litteratur zusammen und
fügt diesen ausser seinen eigenen noch einen persönlich ihm von
Schultze mitgetheilten und den eines anderen Arztes aus der Land-
praxis zu. Unter diesen 25 Fällen verlief einer aus der Dorpater
Klinik (Redlich und Küstner) tödtlich: verschleppte Querlage durch
nicht sachverständige Hilfe, Uterusruptur. Der Embryotomieschnitt
ging durch den Hals zur Achselhöhle. Sonst ist in keinem Fall eine
Schädigung der Mutter oder des Operateurs berichtet, Beweis genug,
Embryotomie. 857
dass die Verwerfung des Sichelmessers nicht gerechtfertigt ist, zumal
es wiederholt noch dann zum Ziele führt, wo der Braun’sche Schlüssel-
haken versagt, oder überhaupt nicht anwendbar ist.
Auf Grund von neun mit dem Sichelmesser operirten Fällen
schliesst sich Clemens (2) diesem günstigen Urtheil an, der in seinem
ersten Fall noch als Schultze’s Assistent operirte, die übrigen Fälle
waren solche, bei denen er konsultirt wurde. In acht Fällen handelte
es sich um eingekeilte Querlage meist mit drohender Uterusruptur, in
einem Fall um unvollständige Wendung wegen Schädellage mit Nabel-
schnurvorfall. Wendung unausführbar, Kind lag schliesslich auch quer.
Trotz ungünstigster Umstände gelang die Einführung des Sichelmessers
ohne nennenswerthe Schwierigkeit, ebenso die Durchschneidung. Nie
hatte Clemens die Empfindung, dass er die Mutter oder sich ver-
letzen konnte, keine Wöchnerin erkrankte. Mit Schneider ist er der
Ansicht, dass die Durchschneidung von Spirituskindern am Phantom
viel schwieriger ist, als die des frischen Kindes an der Lebenden,
ebenso dass beim Durchschneiden des Halses das Kind ruhig in seiner
Lage bleibt. Den Braun’schen Schlüsselhaken verwirft Clemens
gänzlich, besser scheint der Trachelorhekter von Zweifel, den er
aber noch nicht angewendet hat. Das Instrument ist komplizirter als
das Sichelmesser und nur zur Dekapitation bestimmt, während letzteres
das Kind auch in jeder anderen Stelle des Rumpfes durchschneiden
kann.
Wie schon vor zwei Jahren gegen Zweifel so tritt auch diesmal
Herzfeld (8) gegen Clemens für den Braun’schen Schlüsselhaken
ein, ohne sich neuerdings in eine Diskussion einzulassen. Die von
Clemens gefürchteten Gefahren der Mitbewegung der Frucht bei
Drehung mit dem Haken und Gefährdung des unteren Üterinsegmentes
bestehen gar nicht, wenn man die Embryotomie so ausführt, wie sie
Carl Braun für sein Instrument angegeben hat. Fehler in der Aus-
führung der Methode dürfen dieser nicht zur Last gelegt werden und
wenn seit 30 Jahren an den Wiener Kliniken der Braun’sche Haken
mit bestem Erfolg angewendet wird, so spricht dies genügend für den-
selben. Dass andere Instrumente ebenfalls ihre Dienste thun, soll ihnen
nicht abgesprochen werden, man darf aber einer so bewährten Methode
nicht Fehler andichten, die sie nicht besitzt.
von Engel (3) ist weder mit dem Sichelmesser noch mit dem
Braun’schen Schlüsselhaken zufrieden, hält ersteres für zu gefährlich
weil nicht genug kontrollirbar. Mangels eines besseren Instrumenter
858 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
ist man immer noch auf den Schlüsselhaken angewiesen, obgleich das
Zerfleischen der Weichtheile oft viel Zeit und Kraft erfordert. Zudem
kann der Haken auch einmal abgleiten und Verletzungen machen. Die
Modifikationen des Ecraseurs und der Kettensäge sind auch nicht für
den Gebrauch zu empfehlen. Das neue Zweifel’scbe Instrument, den
Trachelorhektor nennt von Engel eine sehr geistreiche Erfindung,
doch nur gefahrlos in der Hand des geübten Praktikers. Probirt hat
es Verf. auch noch nicht. Er verlangt von dem gewünschten Dekapi-
tationsinstrument einfache Konstruktion und leichte Handhabung, Gefahr-
losigkeit für die mütterlichen Weichtheile, glattes Durchschneiden des
Halses. Bei seinen letzten Dekapitationen fixirte von Engel den
Hals mit dem Braun’schen Schlüsselhaken, nahm aber die Durch-
schneidung von Weichtheilen und Knochen mittels der Siebold-
schen Scheere vor, ein Verfahren, welches als das beste empfohlen zu
werden verdient.
v. Herff (6) erlebte im Jahre 1889 einen Fall von Anencephalus
mit Riesenentwickelung des Rumpfes. Die Schulternbreite lag über
dem Beckeneingang in querer Stellung fest und folgte dem Zug nicht,
ebensowenig liessen sich die Arme herunterholen. v. Herff ging mit
einem Levret’schen scheerenförmigen Perforatorium von der Rücken-
seite in den oberen Brustabschnitt und zerbrach durch starkes Spreitzen
die oberen Rippenpaare und ein Schlüsselbein, wodurch die weitere
Entwickelung des Rumpfes möglich wurde. In seiner 1893 erschienenen
Operationslehre nannte Verf. diesen Eingriff Kleidotomie und empfahl
denselben. Im Jahre 1896 beobachtete er einen weiteren Fall von
Unmöglichkeit der Entwickelung der Schultern bei einem grossen Kind
und engem Becken einer II para. Wegen Verzögerung der Geburt,
Fieber und Pulsbeschleunigung Zange, nun Stillstand. Schultern lagen
unbeweglich im rechten schrägen Durchmesser über dem Beckeneingang,
die vordere Schulter wie festgehakt weit über dem l. Schambeinast,
die linke ganz über dem rechten Darmbeinkreuzgelenk. v. Herff
zerstörte nun mittels Perforatorium den hinteren Schultergürtel, worauf
die Schulter tiefer trat, so dass es schliesslich gelang mit dem Guyou-
schen halb scharfen Haken die Schulter soweit herabzuziehen, dass der
hintere und später der vordere Arm entwickelt werden konnte und der
Rumpf sich nun extrabiren liess. Inzwischen haben auch Pheno-
menoff, Knorr und Strassmann einschlägige Mittheilungen ge-
macht, nur dass diese die Clavicula allein zerbrechen.
=]
10.
Konservativer Kaiserschnitt. 859
Kouservativer Kaiserschnitt.
. Awtandiloff, Ein Fall von konservativem Kaiserschnitt (Sänger-Opera-
tion) mit glücklichem Ausgang für Mutter und Kind. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. VI, pag. 270.
- Becking, A.G. Th., Casuistische mede deeling nit de obstetrisch-gynae-
cologische praktyk. Nederl. Tydschr. v. Geneesk., Nr. 3. (I. Sectio
caesarea. Verf. theilt zwei Fälle dieser Art mit, bei welchen die Opera-
tion aus relativer Indikation vorgenommen wurde.) (A. Mynlieff.)
. Braun, G., Sectio caesarea mit querem Fundalschnitt nach Fritsch.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XLV. Verhandl. d. Ges. f. Geb. u. Gyn. in Wien.
Juni. '
Brünings, Ueber theilweise Verdünnung einer alten Kaiserschnittsnarbe
bei wiederholter Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VII,
Heft 3.
Cameron, Murdoch, A successful case of cesarean section; eight cranio-
tomies previously. Brit. med. Journ. 1898. Nr. 1931.
Chirchow, J., Operation césarienne pour bassin retreci. Wratsch. 1896,
pag. 589. Ref. Ann. de Gyn. et d’Obst. Mai. l
Christio, O., To tilfaelde af sectio caesarea. (Zwei Fälle von Kaiser-
schnitt.) Medicinsk Revue. 14. Jahrg. Nr. 6, pag. 161—65. (Im ersten
Falle Christie’s bildete bei der 3&jährigen XI para eine feste, irreponible,
vom Kreuzbein breitbasig entspringende Geschwulst ein absolutes Geburts-
hinderniss. Sectio caesarea nach Sänger (mit Resektion einer Scheibe
Muskularis beiderseits). Glatte Heilung. Kind ausgetragen, 5l cm, ob
lebend oder todt, wird nicht angegeben. Im zweiten Falle entwickelte
sich bei einer V gravida im IV.—V. Monat unter Fieber, Schmerzen, Kräfte-
verfall eine riesig schnell wachsende, fluktuirende Unterleibsgeschwulst.
Keine Blutung. Konsistenzwechsel der Wandungen der Cyste nicht nach-
zuweisen. Explorativlaparotomie. Die Geschwulst war die schwangere
Gebärmutter — akutes Hydramnion. Incision; Entfernung zweier in einem
gemeinsamen Amnionsack gelagerter Früchte, 23,5 resp. 19,5 cm, beide
sonst gleichmässig entwickelt; Herzen, Leber, Nieren normal. Nachgeburt
zeigte nichts Abnormes. Im Wochenbett eine fieberhafte Darmaffektion
(Appendicitis?); Heilung.) (Leopold Meyer.)
Clemenz, Sectio caesarea conservativa mit querem Fundalschnitt nach
Fritsch wegen Carcinom. Centralbl. f. Gyn. 1898, Nr. 10.
. Cosentino, Operazione cesarea con conservazione dell’ utero e asporta-
zione delle ovaie. Arch. di Ost. e Gin. Napoli. Nr. 8 (Gonsentino
berichtet über einen konservativen Kaiserschnitt, welcher wegen Osteo-
malacie an einer 35jährigen Frau am Ende der Schwangerschaft ausge-
führt wurde. Dabei Entfernung der Adnexe als therapeutisches Mittel.
Kind lebend, Mutter geheilt. Aus der Untersuchung der Ovarien konnte
Verf. nicht die Fehling’sche Theorie bestätigen.) (Herlitzka.)
Dixon, Cesarean section under difficulties. The Amer. Journ. of Obst.
and Dis. of Wom. and Ch. Vol. XXXVI, Nr. 236. August.
11.
12.
13.
14.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
93.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Dohrn, Der Kaiserschnitt an verstorbenen Schwangeren. Sammi. klin.
Vortr. N. F. Nr. 188. Leipzig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XCVII, pag. 100.
Everke, C., Ueber die Anlegung des Uterusschnittes bei Sectio caesarea.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 45. (Fall referırt in diesem
Jahresbericht. Bd. X.)
Frank, Köln, Schnittführung bei Sectio caesarea. Ges. f. Geburtsh. zu
Köln, 16. Dez. Ref. Centralbl. f. Gyn. 1898, pag. 646.
Frey, Emilie, Zur Kasuistik des Kaiserschnittes mit Kastration bei Osteo-
malacie. Centralbl. f. Gyn. Nr. 46, pag. 1361.
. Fritsch, Ein neuer Schnitt bei der Sectio caesarea. Centralbl. f. Gyn.
Nr. 20.
Fronczack, Francis, A case of post-mortem cesarean section. Buff.
Med. Journ. Vol. XXXVII, Nr. 7.
Gördes, Konservativer Kaiserschnitt. Mutter und Kind lebend. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 29. Juli. Fall in Bd. X referirt.
Grossich, A., Sectio caesarea in viva. Ung. Med. Presse. Dezember:
Nr. 51 u. 52.
Hain, H., Ein Fall von Sectio caesarea mit dem Fundalschnitt nach Fritsch.
Wiener klin. Wochenschr. Nr. 52.
Hecking, Sectio caesarea conservativa und Gonorrhoe. Arch. f. Gen
1898. Bd. LVT, pag. 129.
Hirst, B. C., Technique of Cesarean Section. The Amer. Journ. of Obst.
January.
— Two cesarean sections. Verhandl. d. Sektion f. Gyn. des College
of physicians zu Philadelphia. Amer. journ. of obst. 21. Jan.
— Two cesarean sections, one for a dermoid cyst impacted in the pelvis,
the other for a flat rachitic pelvis and an ower grown child. The Amer.
Journ. of Obst. and Diseases of Women and Children. Vol. XXXV.
June.
Hoedemaker, H. ten Cate, Mededeeling omtrent zeven gunstig ver-
loopen gevallen van sectio caesarea. Nederl. Tijdsch. voor Verloosk. en
Gyn. 8. Afl. Nr. 4.
Horn, Kaiserschnitt mit querem Fundalschnitt. Geb.-gyn. Ges. in Köln,
Sitzung v. 16. Dez. Ref. Centralbl. f. Gyn. 1898, pag. 648.
Jewett, A Case of Cesarean section. The Amer. Gyn. and Obst. Journ.
Vol. XI, July, pag. 51.
Johannowsky, Ueber die verschiedenen Uterusschnittmethoden bei der
konservativen Sectio caesarea. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI,
Heft 4.
Kefting, Eenrum, Sectio caesarea bei Eclampsia gravidarum. Med. Weekbl.
v. N. en Z. Nederl. 4. Jaarg. Bd. XXIX. Ref. Centralbl. f. Gynäk. 1898,
pag. 26.
Kirchhoff, Kaiserschnitt mit Schnittführung nach Fritsch. Deutsche
med. Wochenschr. Nr. 39.
Knauer, Fall von Sectio caesarea mit querem Fundalschnitt. Geb.-gyn.
Ges. in Wien, 16. Nov. Ref. u. Diskussion. Centralbl. f. Gyn. 1898, pag. 79;
s. auch klin. Wochenschr. Nr. 49.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
Al.
42.
43.
46.
47.
48.
49.
50.
Konservativer Kaiserschnitt. 861
. Landucci, Presentazione di operate. Bollettino della Società Medica
Provinciale di Bergamo, Nr. 3. (Landucci berichtet über einen Kaiser-
schnitt nach Sänger (13 Giugno) bei plattem, nicht rhachitischem Becken,
C.v. = 60. Guter Erfolg bei Mutter und Kind.)
Leopold und Haake, Ueber 100 Sectiones caesareae. Arch. f. Gyn.
LVI. Bd., pag. 1.
Leopold, Nebenhornschwangerschaft; Kaiserschnitt. XII. internat. med.
Kongress zu Moskau. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXXVIII.
Lunn, John R., A case of cesarean section for contracted pelvis: recovery
of mother and savety of the child. Brit. Med. Journ., pag. 1925.
Lwoff, J. M., Opération césarienne avec issue favorable pour la mère et
pour l'enfant. Wratsch., pag. 118. Ref. Ann. de Gyn. et d’Obst. Mai.
Madlener, Zwei Fälle von Kaiserschnitt. Münchn. med. Wochenschr.
Nr. 1. 1898.
Mandelstamm, Ein Fall von konservativem Kaiserschnitt mit glück-
lichem Ausgang für Mutter und Kind. Centralbl. f. Gen Nr. 32,
pag. 985.
Mason, P. B., A case of cesarean section. The Lancet, Nr. 3873, pag.
1317.
Müller, P. (Bern), Ueber den Fundalschnitt bei der Sectio caesarea. Cen-
tralbl. f. Gyn. 98, Nr. 9.
Neugebauer, F., 58 Kaiserschnitte, ausgeführt wegen theilweisem oder
vollständigem Verschluss der Scheide. Separatabdr. aus den Verhandl. d.
Warschauer med. Ges.
Olshausen, Ueber Sectio caesarea und die Erweiterung ihrer Indikation
beim engen Becken. XII. internat. med. Kongr. zu Moskau. Centralbl. f.
Gyn. Nr. 38.
— R., Ueber Kaiserschnitt und seine Indikation bei Beckenverengerung.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, 3. Heft.
Pasquali, Ercole, Taglio cesareo. Verhandl. d. ital. Ges. f. Geb. u. Gyn.
19.—21. Okt. Herausgegeben von F. Saverio Rocchi.
. Pawloff, Zur Frage über die Wahl zwischen konservativem Kaiserschnitt
und Porrooperation. Jurnal akuscherstwa i shenskich bolesnej. Februar.
(An der Hand eines glücklich verlaufenen Falles von Kaiserschnitt nimmt
Pawloff die Indikationen für konservativen Kaiserschnitt und für Porro
durch.) (V. Müller.)
. Pinard, Kaiserschnitt und Totalexstirpation bei absoluter Beckenenge.
Ann. de gyn. Nr. 2.
— Kaiserschnitt wegen Tumoren im kleinen Becken. Abeille med. Nr. 28.
Polosson, Kaiserschnitt. Tod durch Darmocclusion. Province med.
Nr. 15. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1094.
Powell, Dudley, Allen, Cesarean section. The Amer. Journ. of Obst.
Mars, pag. 322.
v. Ramdohr, Rupture of the uterus at terme. The Amer. Gyn. and Obst.
Journ. Vol. X, January.
Riddet, A case of cesarean section for cyesis complicated by malignant
disease of the rectum. The Lancet, Nr. 3862.
55.
56.
57.
58.
60.
61.
62.
63.
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
. Reyinga (Groningen), Sectio caesarea mit querem Fundalschnitt. Nederl.
Tijdschr. v. Geneesk. 1898, Nr. 1.
. Ross, James F. W., Cesarean Section: Obstruction of the Pelvis er a
large fibroid tumor; us Induction of premature labour. Recovery.
The Amer. Journ. of Obt. etc. Febr., pag. 261.
. Schramm, Schwangerschaft im linken rudimentären Horn eines Uterus
bicornis. Retention einer achtmonatlichen Frucht (Missbildung). Sectio
caesarea. Verh. d. deutsch. Ges. f. Gyn. Leipzig.
Schröder, H., Noch einmal der quere Fundalschnitt. Monatsschr. f. Geb.
u. Gyn. Bd. VII, Heft 2.
Seiffart, Vaginaler Kaiserschnitt mit angeschlossener Totalexstirpation
eines carcinomatösen Uterus am Ende der Schwangerschaft. Centralbl. f.
Gyn. 1898. Nr. 5.
Sereznikow, Bauchschnitt bei Schwangerschaft im rudimentären Horn
eines Uterus bicornis und lebensfähiger Frucht. Wratsch. Nr. 17. Cen-
tralbl. f. Gyn. Ref., pag. 1089.
Sidney, A. Bontor, A successful case of cesarean section in a cottage.
The Lancet, Mars, pag. 660.
Siedentopf, Ein Fall von Kaiserschnitt mit Eröffnung des Uterus durch
queren Fundalschnitt und Totalexstirpation wegen Sepsis. Centralbl. f.
Gyn. 1898. Nr. 4.
. Sorel, Kaiserschnitt wegen Uteruscarcinom. Arch. prov. de chir. Nr. 5.
Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1093.
Storry, F., A case of cesarean section. Brit. Med. Journ. Nr. 1920.
Vitanza, Rosario, Rettificazioni storico-critiche intorno al parto forzato
e al taglio cesareo in donna gravida agonizzante. Verhandl. d. ital. Ges.
f. Geb. u. Gyn. 19.—21. Okt. Dr. Roocchi.
Wendarskaia, Wiederholter Kaiserschnitt. Südruss. med. Zeitschrift,
Nr. 12. The Amer. Journ. of Obst. May, pag. 737.
Wilson, Reynolds, Report of a caesarean section. The Amer. Gyn. and
Obst. Journ. Vol. X. May. Nr. 5.
Winkler, Ueber den Fundalschnitt bei Sectio caesarea nach Fritsch.
Vortrag a. d. Wochenversammlung d. Vereins d. Aerzte in Reichenberg.
August.
. Woyer, G., Ein Fall von Spontanruptur des schwangeren Uterus in der
alten Kaiserschnittsnarbe. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 192.
Konservativer Kaiserschnitt. 863
Liste der Fälle von Sectio caesarea von 1897 und Nachträge aus
früheren Jahren.
| Indikationen Ausgang für
! Operateur und — — Quelle
| Bemerkungen Be Mutter Kind
|
l. eier 37]. Ip. mit Kypho- Heilung lebt | Monatsschrift f.
‚ Tiflis Skoliose. Becken Geb. u. Gyn. VI.
| latt, C. d. 9 cm, Heft 3.
| G v. 6,5—7 cm.
2. Braun, G. 27j. Ip. allgemein R s Centralbl. f. Gyn.
ı Wien ungleichmässig ver-' pag. 1352, SC
| engtesrhachitisches gyn. Ges.
Becken; C.v.6?;4 cm. Wien.
Schräglage,primäre
Wehenschwäche. |
Querer Fundal-)
schnitt, stärkere
| Blutung als ge-
wöhnlich, 15 tiefe,
| 8 oberfl. Nähte.
3. Brünings an Zwergin, vor J „ Monatsschrift f.
| München j2 Jahren Sectio Geb. u. Gyn. VII,
caesarea, Uterus- pag. 286.
naht mit Katgut.
1. Kind wieder ge-
storben. Auf
Wunsch 2. Kaiser-
schnitt,” Kind as-
hyktisch, wieder-
de Uterusnaht
schwierig durch
eine in derMitte der
vorderen Fläche et-
wa 4 cm lange stark
verdünnte Partie.
Keilförmige Execi-
sion der Narbe.
Ueber die doppelte
` Etagennaht De
, noch sero - seröse
Nähte. Bauch-
deckenabscess im!
Wochenbett. Dies-
mal wurde Seide als;
Nahtmaterial ver-
wendet.
864
Geburtshilfe.
Geburtshilfliche Operationen.
Nr.) Operateur
|
Se
4. Cameron
Glasgow
5.!Chirchow
6. Christie, O.
7. |Derselbe
| Bemerkungen
241. Mehrgebärende.
Indikationen | Ausgang für |
und
|
omal am normalen
Ende ihrer Schwan-
gerschaften, 2mal
im 7.Monat mittelst
Kraniotomie ent-
bunden. Rhachiti-
sches Becken, C. d.
2Zoll,Unterbindung
und Durchtrennung
der Tuben.
35j. VIIp. 1. Kind
lebt, kam zu früh
und scheintodt, die
andern alle per-
forirt. C. v. 7,5 cm.
Operation 6 Stunden
nach dem Blasen-
sprung.
38j. VIII p. irrepo-
nibler, retroperi-
tonealer solider Tu-
mor des Kreuz-
beines. Sectio nach
Sänger. Tumor
nicht exstirpirt.
IVp. glaubte im 4. bis
5. Monat schwanger
zu sein. Fieber. Leib
durch einen fluktu-
irenden Tumor von
der Grösse eines
hochschwangeren
Uterus ausgedehnt.
Portio weich, ge-
schlossen(?). Tumor
schnell wachsend;
es wurde an Ova-
rialcyste neben
Schwangerschaft
gedacht und Probe-
laparotomie ge-
macht. Es ergab:
sich Hydramnion;
und Zwillings-
schwangerschaft.
Sectio caesarea
nach Sänger. |
Mitter
Heilung
Kind
Quelle
Li
Zwillinge
nicht
lebens-
fähig
|
Brit. Med. Journ.
Nr. 1931, 1. Jan.
1898.
Wratsch 1896,
pag. 598. Ref.
Ann. de Gyn. et
d’Obst., May.
Medicinsk. Revue
XIV, pag. 161.
Konservativer Kaiserschnitt. 365
Indikationen Ausgang für
Nr.| Operateur und a n Quelle
Bemerkungen Mutter Kind
.— T — — — —— een, E ` — ee —— dee | u s Ze SE ES eg a DE es WË
8. |Clemenz 34j. IVp. Geburten‘ Heilung lebt | Centralbl. f. Gyn.
St. Petersburg | normal. In letzterivom ent-
Schwangerschaft |bindenden
heftige Rücken- | Eingriff |
schmerzen, öfters |
Urinverhaltung, |
starkeAbmagerung.
Faustgrosses Carci- |
nom der Portio mit
ausgebreiteter In- |
filtration der Para- |
1598, pag. 249.
metrien. Nach Ein-
tritt von Wehen
Sectio caesarea, vor-
her in anderem
Raum Entfernung
der Carcinommas-
sen und Tamponade
derScheide. Querer
Fundalschnitt
nach Fritsch.
Uterusnaht. Drai-
nage nach der
Scheide. Carcinom
schreitet bis zur
Entlassung fort.
9. [Cosentino 35j. Mehrgebärende.| Heilung 5 Arch. di Ost. e
Osteomalacie. Ka- Gin., Agosto
stration mit Erhal-
tung des Uterus.
10, Dixon Ip. seit 36 Stunden tł 5 The Amer. Journ.
in der Geburt. Ge- of Obst. and Dis.
burtskanal verlegt XXXV1,Nr. 236.
durch ein grosses
Fibrom. Trotz
Wiedereröffnung
und Ausspülung der
Bauchhöhle Tod am
6. Tage an Sepsis.
Porro war ausge-
schlossen. Opera-
| tion auf einer Farm.
| |
| '
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 55
866 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
|
Indikationen | Ausgang für
a — — Quelle
Mutter Kind
Nr.| Operateur und
Bemerkungen
Centralbl. f. Gyn.
1898, pag. 647.
| |
IL Krank 23j. Ip. nach zwei-. Heilung u lebt
Köln tägiger Geburts-
arbeit und nach|
Blasensprung vom
Lande in dieAnstalt
' gebracht. Allgemein
verengtes Becken,
C. v. 6,5. Unteres
Uterinsegment bei
hochstehendem
Kopf sehr verdünnt.
Querer Fundal-
schnitt.
; enge und Dehnung
| des unteren Uterin-
| segmentes. Querer
Fundalschnitt,
Ä starke Blutung und
Atonia uteri. Uterus
bleibt auch nach der
Naht schlaff. Fieber
im Wochenbett 16
Tage lang.
12. |Derselbe |21). 1p. mit Becken- 5 ' a | i
| |
Centralb!. f. Gyn.
13. Frey, Emilie |36j. Vp. seit der 3. i | `
pag. 1363.
Operateur Dr. | Schwangerschaft
Mermann beginnende Oste o- |
malacie, welche |
in der letzten stark
zugenommen hatte. |
Becken gab absolute
Indikation zum |
Kaiserschnitt.
Derselbe am 31.Jan. |
|
1896; nach klassi-
scher Operation
werdenÖvarien und
Tuben für sich ent-
fernt. Besserung
trat nach mehreren
Monaten ein, so
dass dieFrau wieder
gehen und arbeiten
kann. Beobach- `
tungszeit19Monate.
Konservativer Kaiserschnitt, 867
Indikationen Ausgang für
a "Ee Quelle
Mutter u Kind
|
Bemerkungen
r.| Operateur und
se,
|
|
14. Fritsch ha erster Fall von: Heilung lebt Central. f. Gyn.
querem Fundal- | pag. 561.
schnitt. Nähere
Ä Angaben über Indi-
kation fehlen.
| Weiteres s. Referat.
|
15.'Fronczak 31j. Frau, Mutter von: S. c. an |wiederbe- | Buff. Med. Journ.
| 7 Kindern, erkrankt! der Ver- llebtabert; Bd. XXXVII,
| unter den Erschei- storbenen nach kur- Nr. 7.
nungen von Angina zer Zeit |
| pectoris und stirbt
ım Anfall in Beisein
| des Arztes, der so-
i fort den Kaiser-
schnitt macht. Kind
| durch Schultze-
sche Schwingungen
| belebt, stirbt bald
| wieder.
16. Grossich 40j. Frau; 1. Geburt! Heilung ' lebt | Ung. med. Presse
| dauerte 13 Tage und | ' Nr. 51, 52.
Nächte, Kind todt, |
2. Schwangerschaft |
spontan im 4. Monat
unterbrochen. 3.
Schw. Drillinge, 4
Tage in der Geburt, |
kleine todte Kinder.
4. Schw. Kranioto-
mie. Becken rhach.
C. v. 7,5—8 cm,
| Sect. caes. ohne |
| Schwierigkeit und |
|
|
auf typische Weise
beendigt.
17. Hain Allgemein und be- s a Wiener klinische
| sonders im Ausgang Woch. Nr. 52.
verengtes Becken,
C.d.7,5. Elastische
Ligatur. Querer
Fundalschnitt.'
|
18. Hirst, B. C. |Rhachit. Zwergin; e š ' Verhandl. d. gyn.
C. v. 6,25 cm. Sektion des Col-
19. 'Derselbe Rhachit. Zwergin:, ` | a Philadelphia.
C. v. 6 cm. Ref. Centralbl. f.
Gyn. 1898, pag.
| 568.
| lege of phys. zu
|
|
|
20. Derselbe EingekeilteDermoid- . | j
cyste. ! 55*
368 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
| Indikationen | Ausgang für
Nr| Operateur uud a Quelle
| Bemerkungen Mutter Kind
|
|
21. Hirst, B. C. [Beckenenge Heilung | ' lebt
T'a em und —
mässige Entwicke-! | |
lung der Frucht.
Absolutelndikation, |
3--4 Wochen nach Ä |
dem Ende der |
Schwangerschaft. |
i
|
a)
|
22. Hecking 23). IIi p. mit allge- S Archiv f. Gen
Op. Leopold | mein verengtem | 1898, Bd. LVI. I.
lattenBecken, C.v.
em. 1.Geburt Per-
| foration des leben- |
den Kindes nach |
| Kolpeuryse und |
| Wendungsversuch. |
| 2. Geburt Wendung |
| Kei ae u.
üxtraktion, Kind
starb bald. Diesmal
Sectio caes. nach
langemWarten und |
vergebl.Walcher-
scher Lagerung.
Eine gonorrhoische
Infektion kompli-
zirte das Wochen- |
hett. Bauchdecken-
eiterung, im Eite
Gonokokken, im
Urethralsekret
Streptokokken und
Gonokokken.
|
23. Hoedemaker |27j. Ip. mit engem z ? Nederl. Tijdschr.
Deventer Becken und Vorfall voor Verloosk.
der Nabelschnur bei en Gyn. VII.
Schädellage u. 3 cm Nr. 4.
weitenMuttermund.
Sect. caes. In der
zweitenSchwanger:
schaft künstliche: |
Frühgeburt, Wen.
dung u. Extraktion.
Kind nach 2 Std. +.
24, \Derselbe deshalb die3. Schw. S lebt Š
2. Operation an! wieder durchKaiser-' |
derselben Frau | schnitt beendigt. |
|
|
| |
Konservativer Kaiserschnitt. 869
— m nm Om U mn — —— — — — e — — Memmingen
| Indikationen Ausgang für
Nr. Operateur und Ee EE Quelle
Bemerkungen Mutter : Kind
NEE e - = :
25. Hoedemaker Illp. mit Becken- Heilung lebt | Nederl. Tijdschr.
. Deventer enge. 1. Kind mace- i voor Verloosk.
| rirt, 2. Kind perfo- | en Gyn. VII,
| rirt. Jetzt Sectio Nr. 4.
| ohne Komplikation.
26. Derselbe Mehrgebärende, mit 3 1 S
i vorausgegangenen
normalen Geburten.
i Jetzt eingekeilte
Schulterlage. Kindt.
Embryotomie wur-
de für unmöglich
(!) gehalten, daher
Sectio caesarea (UD
Extraktion erst |
möglich nach Durch
schneidung des
festen Kontrak-
tionsriuges.
27. |Derselbe Pat. seit 3 Tagen in) } am 3. lebt R
der Geburt. Becken-| Tage an | t bald
enge. Fieber, Fett Herz |nach der
herz, unregelmäs-| lähımung | Geburt
siger Puls. C. d.
8 cm.
28. |Derselbe Xp mitwiederholten; Heilung t
schweren Geburten.
Beckenenge C. d.
8 cm. iesmal
Schieflage mit
Handvorfall. Kon-
traktionsring, Kind
Tt, Dehnung des
Uterinsegmentes.
Dekapitation er-
scheint auch inNar-
kose zu gefährlich,
daher Kaiserschnitt.
Unterbindung und
Durchschneidung
der Tuben.
24). Ip. Beckonenge i lebt P
hochgradig, C. d.
6,5. Glatte Opera-
tion. Tubendurch-:
schneidung nach
| Unterbindung.
29. |'Derselbe
870
Nr.| Operateur
30. Hoedemaker
31. Tewett
|
Geburtshilfe.
IL cm,
— — — — — —— — — — a —
'26j. Ip. Blutungen; Heilung
Indikationen
und
Bemerkungen Mutter
einige Wochen vor
der Geburt. Schw.
komplizirt durch
ein Myom der hin-
teren ÜUteruswand
und eine gleiche
intraligamentäre
Geschwulst. Wegen
Gefahr der Verblu-
tung nachKochsalz-
infusionSectio ohne
Narkose. Plac. auf
weichem cystischen
Myom inserirt. 2]
Kochsalzlösung in
die Bauchhöhle, im
Wochenhett wie-
derholte grosse
Klysmata,l'umoren
p. o zurückge-
gangen.
17j. Ip. Zwergın,
Zwergbecken, C. d.
typischer
Kaiserschnitt ohne
Bemerkungen.
Kind ț am 17. Tage
an Inanition.
Geburtshilfliche Operationen.
Ausgang für
Quelle
Kind
|
? Nederl. Tijdschr.
| voor Verloosk.
| en Gyn. VIII,
Nr. 4.
=
| |
lebt Theam. Gyn.and
' Obst. Journ. XI,
July, pag. 51.
Konservativer Kaiserschnitt. ‘1
ed
Indikationen Ausgang für
Nr.| Operateur und ET Quelle
Bemerkungen Mutter Kind
EE
32. Johannowsky2. Kaiserschnitt Heilung | tief as- ——— für
an derselben phykt. | Geb. u.Gyn.VI.
Person, 1. Opera- nicht 4, pag. 354.
| tion 1891, lebendes belebt
Kind; Heilung durch
| Bauchdeckenab-
scess komplizirt.
| Breite vordere
Uterusadhäsion,
Uterusbauchwand-
fistel zurückgeblie-
ben. Relative Indi-
kation.Beckenenge.
Diesmal Uterus
eventrirt und durch
Längsschnitt ani
seiner hinteren!
Wand eröffnet.
Vordere Verwach-
sungen gelöst, wo-
mit auch die Fistel!
heilte. Uterusnaht
mit Silkworm. Es
war keine Retro-'
flexionsstellung zu
Stande gekommen,
|
Uterus nirgends
fixirt oder adhärent.
Derselbe Berichtet kurz über) d
einen weiteren Fall,
den er mittels des
queren Fundal-
schnittes nach
lebt n
Fritsch operirte.
Nähere Angaben
| | fehlen.
34. Kefting Ip. mit starken Oede- S Med. Weekbl. v.
Eenrum men,hohemEiweiss- N. en Z. Nederl,
. gehalt u. häufigen 4. Jaarg. 29.
| eklampt. Anfällen.
Keine Wehen, tiefes
| Koma, lebendes
Kind. Sect. caes. in
Chloroformnarkose.
Operation ohne Be-
sonderheiten. Koma ' |
schwand nach 2 Ta
gen, Eiweiss nach 5
Tagen. Später eine
normale Geburt.
> Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen Ausgang für
Nr.| Operateur und eu Quelle
Bemerkungen Mutter Kind
3. k irchhof 32). Rhachitica (C.v.| Heilung lebt Deutsch. med.
6/44 cm) ist 7mal Wochenschrift
durch Einleitung Nr.39, pag. 629.
des Abortus, 1 mal |
durch künstl. Früh-
geburt im Anf. des
9. Monats (Kranio-
klasie) entbunden.
Querer Fundal-
schnitt. Vorzüge |
desselben werden |
anerkannt. Glatter
Verlauf, keine Blu-,
tung notirt. Naht
eng.
86.1Knauer Rhachit.Becken. Cd. a 5 Wien.klin.W och.
9,5 cm, C. v. 8 cm. Nr. 49.
Querer Fundal-
schnitt, dessen
Vortheile ebenfalls
gewürdigt werden. |
37. |Derselbe Referirt über einen| Sekt. an lebt nach: Geb.-gyn. Ges. zu
Fall von Sect. caes.| der Ver- |2 Monaten) Wien 16. Nov.
in mortua mitleben-|storbenen| noch 1897. Centr. f.
dem Kind, welches | Gyn.1898, Nr.3.
auch leben blieb.
Tod der Mutter er-
folgte plötzlich in
Folge eines Gehirn
tumors. 10 Min.p.m.
Operation. Kind tief
asphyktisch, wieder
belebt nach 1!/2 Std.
38. (Leopold s. weitere 50 Fälle
zusammengestellt
im Arch. f.Gyn. Bd.
LVI, Heft 1. Die
ersten 50 Fälle Leo-
pold’s s. Cörner,
| Arbeit. aus d. Kgl.
Frauenklinik zu
Dresden Bd. I, 1893.
39. Lunn Beckenenge. | Heilung l Jebe hr Med: Join
| | | | Nr. 1925.
Konservativer Kaiserschnitt. 873
|
Indikationen . Ausgang für
|
Nr. Operateur und | m, une = Quelle
| Bemerkungen Mutter Kind
pe a teas a Bere
40. Lwoff, J. M. Schwer rhachitische: Heilung lebt : Wratsch p. 118.
| |
| . H Gebärende. 1. Ge- Ref. Annal. de
| burt, etwas früher Gyn. et d’Obst.,
beginnend durch May.
| Kraniotomie des t
Kindes beendet. All-
| l gem.verengt. rhach.
| Becken. C. d.7,5 cm.
Operation nach Be-
ginn der Geburt.
| Unterbindung und |
| theilweise Excision!
| i der Tuben.
41. Madlener
S | tł Münchn. med.
normales Becken, | Wochenschr.
mehrmals vergeb-) Nr. 1, 1898.
licheZange. Tetanus:
uteri, fötaler Tumor
| 303. Ip.Gesichtslage,
als Hinderniss an-
|
genommen, Wen-
dung gelingt nicht.
Kaiserschnitt auf
dem Lande. Zur
Ueberraschung er-
gab sich ein —
cephalus mit sehr
| breiten Schultern.
Wochenbett fieber-
| haft. Ausstossung
| von Seidenfäden
| durch die Bauch-
narbe.
42. 'Mandelstamm 19jähr. Ip. asym- F lebt Centralbl. f. Gyn.
. Odessa metrisch, schräges, Nr. 32, pag. 985.
allgem. verengtes,
lattes Becken. C. v.
d em, typische Ope-
ration, 12 tiefe, 20
oberflächl. Nähte.
Beide Tuben durch-|
trennt nach doppel
terLigirung, von der
| linken einStück ez. |
cidirt. Becken ist
genau beschrieben.,
| |
Eaa
|
874 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen | Ausgang für
Nr.| Operateur und | S Quelle
Bemerkungen Mutter Kind |
ae | j eG rn nn S = —ã— = E ö— — — — Be ——
43. Mason 40j. Frau, Carci-
nom der Scheide vom
und des Uterus! Eingriff
komplizirt mit E
| Schwangerschaft. |
| Konservativer Kai-
| serschnitt ohne vor-|
herige Behandlung:
des Carcinoms.
Operation typisch.
Heilung | lebt |The Lancet Nr.
J 3873, pag. 1316.
44. Sr ard Fibroma uteri. Kon- Heilung ` Abeille med.
| (Beobachtung | servativer Kaiser- Nr. 28.
' von Poncet) | schnitt. P. hätte in
| beiden Fällen totale)
abdominale Hyster-
ektomie vorge-
zogen. |
45. Derselbe Enchondrome füll- t t | Ref. Centralbl. f.
| (Beobachtung | ten Scheide ` und ` Gyn.1898, Nr.11.
von Lecerf) | Becken alsGeburts-
hindernisse.
Konservativer Kai-
serschnitt in 17Min.
Schon vom 2. Tage
an Fieber. Tod am
46. ‚Polosson 35 j. rhach. Zwergin. tł lebt Prov.méd. Nr.15.
5. Tago. Sektion:
Keine Peritonitis,
keine Verwachs- | |
ungen, kein Eiter,
Uterusnaht ge- |
schlossen. Unvoll- |
ständiger Darmver-,
schluss nach Kom-
pression des S.Rom.
und Darmlähmung.
(Warum .nichtdoch
Sepsis?) P. hat in
einem Jahre sieben,
Kaiserschnitte ge-
macht und nur die-
‚sen Fall verloren,
will auch bei sehr:
engen Becken wei-
terhin lieber nach
Porro operiren.
—— — — — —— — — — —
Nr. Operateur
GG |
|
47. Powell
An Ramdohr
| Nachträge 1895
|
Derselbe
1895
49.
. (Be yinger
‚ Groningen
|
51. Derselbe
Konservativer Kaiserschnitt.
| Indikationen
|
und |
Lemerkungen |
| Ä
Ip. t. Geburt 1889,
Kraniotomie. Dann!
künstliche Frühge-
burt im 7. Monat,
Zange, Kind todt,
a
1897 Kaiserschnitt
3Tage nach W asser-
abfluss. Operation
im Haus. Doppelte
Katgut-Muskelnaht,
oberfl. Sılknaht.
‚Uterusruptur bei
ı einer Ill. Gebären-
| den, deren vorher-
gehende Geburten
i mit Kunsthilfe be-
| endigt werden muss-
ten. C. d. 4 Zoll. Frau
starb während der
Operation.
22). Ip. engesBecken;
abaclatelndikation.
Operation 15 Std.
nach Geburtsbe—
ginn unter den gün-
stigstenUmständen.
C. d. 6,5 cm mit nor-
malem Verlauf.
lp. mit platt rhach.
Becken. C.v.6,5cm.
Es bestand Fieber,
stinkenderAusfluss,
Albuminurie.Leben-
des Kind, zu dessen
Rettung Sect. caes.
Querer Fundal-
schnitt, geringe
Blutung. Etagen-
naht mit Katgut
nach Auswischen
derlterushöhle mit
Jodoformgaze. Fie-
ber bis zum21.Tage,
Scheidendouchen
mit Lysol.
Operirte kurz darauf
einen gleichen Fall
auf dieselbe
Weise mit gutem
| Erfolg.
875
Ausgang für
Mutter | Kind |
Heilung
t
nach 24
Std. an
Sepsis _
Heilung
|
Quelle
lebt The Amer. Journ.
of Obst. Mars,
pag. 322.
r |
lebt The Amer. Journ.
of Obst. X,
January.
J Nederl. Tijdschr.
voor Geneesk.
1898, Nr. 1.
876 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
!
|
l '
Indikationen . Ausgang für
Nr.| Operateur und re een | Quelle
Bemerkungen Mutter Kind =
Wi
52. Rid dett 37j. Frau, seit 24 Std.. Heilung lebt
London in der Geburt. Ouer -
lage. Maligner
Tumor des Rek-
tums gab ein Ge- |
burtshinderniss, so
dass die wahre Con-
jugata auf 2'/2 Zoll | |
verkürzt wurde. |
Kachexie. Es war |
dies die 6.Geburt,die
früheren waren nor-
mal. Operation ohne
Zwischenfall. 12 |
tiefe und eine Reihe |
|
The Lancet Nr.
p
| 3862, pag. 600.
Lembert'scher
Nähte. Durchschnei- | | R
dung der Tuben.
53. Ross, James |Frau mit grossem, t The Amer. Journ.
breit ins Lig. lat. nicht of Obstetr.,
entwickeltem Fi- lebens- | February.
brom. Einmal fähig
Abortus, danach
Oophorektomie vor-
geschlagen und ver-
weigert. In jetziger
Schwangerschaft |
weiteres Wachs- | |
thum der Ge- |
schwulst. Einlei- |
tung der Frühgeburt:
vergebens, Placenta |
praevia, Blutungen, |
keine Wehen, daher |
Sectio caesarea. |
Konservativer Kaiserschnitt.
877
Nr.
Operateur
28
55.
Schramm
Dresden
Schröder
Operateur
Fritsch
g
i
Indikationen
und
Bemerkungen
36; Frau hatte vor 1? Heilung
Jahren einmal ge-
boren, vor 2 Jahren
einmal abortirt.
Frühe Beschwerden
in jetziger Schwan-
gerschaft. Zur Zeit
der erwarteten Ge-
burt Schmerzen, die
wieder aufhörten.
Schw. im linken ru-
dimentären N eben-
horn einesUterus
bicornis. Frucht
abgestorben. Da von
derScheide her nicht
zu operiren war La-
parotomie. Operat.
s. Originalvortrag.
ITI p. mit platt rhach.
Becken. C.d. 7,5cm.
Perforation des
Kindes. Kranio-
klasie vergeblich,
Wendung und Ex-
traktion. Diesmal
Sect. caes. vor Ein-
tritt der Geburt am
vermuthlichen Ende
der Schwanger-
schaft. Uterus even-
trirt, vor Anlegung|
der Naht (querer
Fundalschnitt)
wieder zurückge-
bracht. Durch die
noch vorher ange-
legten 2 Suturen an
den Enden des
Schnittes steht die!
Blutung. Weiterer
Verlau glatt. |
Ausgang für
Mutter
n
Kind
lebt
|
|
|
|
|
Quelle
VII. Kongress der
deutsch. Ges. f.
Gyn. in Leipzig.
Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn.
1898, VTI, Hit. 2.
878 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
| Indikationen Ausgang für
Nr.| Operateur und = Quelle
Bemerkungen Mutter Kind
86. |Seiffart VIp. !/s; Jahr lang in Heilung lebt | Centralbl. f. Gyn.
letzter Schwanger- 1598. pag. 121.
schaft atypische
Blutungen und
stinkender Ausfluss.
Faustgrosses Car-
cinomderPortio
(hintere Lippe). Pa-
rametrien ei, Des-
infektion d. Scheide,
oberflächliche Ver-
schorfung des Tu-
mors mit Pacquelin,
Auslöffelung und
energische Desin-
fektion. Am Nach-
|
|
|
|
— — - —
mittag desselben
Tages Abtragung |
der ganzen hinteren,
Lippe mitGlüheisen.
Vaginaler Kai-
serschnitt nach
Dührssen. Zange
entwickelt denKopf.
Totalexstirpation
des Uterus nach Lö-
sung der Placenta.
57. Sereznikow 137j.1p.Schwanger- lebt Wratsch Nr. 17.
Operateur schaft im rudi- 2400 g | Ref. von Neu-
' V. Ott mentären Horn. 48 cm gebauer, Cen-
| an in der 33. ; tralbl. f. Gen
oche. Frucht liegt: | pag. 1089.
grösstentheils frei:
in der Bauchhöhle,
Kopf, Schultern und
Hände liegen im
Fruchthalter, der
zwischen den Blät-
tern d.Lig.lat.dextr., i
Placenta an seiner
hinteren Wand. An
der rechten Uterus-
kante weder Lig.
rot. noch Ovarium
zu finden. Ruptur
war sebleichend er-'
folgt ohne grössere
Blutung. Näheres
siehe Referat.
Konservativer Kaiserschnitt. 879
— — —
| Indikationen Ausgang für
Nr. Operateur und i |
| Bemerkungen | Mutter Kind
98. Sidney 34; Ip. Nach mehr Heilung | lebt The Lancet, pag.
A. Bontor als zweitägiger Ge- 660, Mars
burtsarbeit Cervix
entfaltet. Zweimali- | |
| ger Forceps ohne !
| Erfolg. Sectio bei
| lebeudem Kind. |
Beckenmaasse Ä
bezw. nähere Indi-
| kationen fehlen.
|
59. Sieden topf |24j. Ip. kommt nach 5 x Centralbl. f. Gyn.
d Magdeburg länger als 36 stünd. , 1898, pag. 92.
Geburtsarbeit in die
Anstalt. Temp. 38,3, |
Puls 110. Becken- |
enge (C. v. auf 6 bis Ä |
6,5 geschätzt). Te- |
tanus uteri. Leben-
des Kind. Kaiser-
| schnitt nach Porro
|
D
beschlossen. Eröff-
nung des Uterus
durch queren Ä
Fundalschnitt. ,
Nach Naht der |
Wunde Ablösung
der Blase und ab-
dominale Total- |
exstirpation des '
septisch infizirten |
|
Uterus.
|
. Sorel Operables Collum-| Heilung | } i Arch. prov. de
= Le Havre carcinom, schon] vom chir. Nr. 5.
im Beginn der letz-| Eingriff
ten 9. Schwanger-
schaft einer 42; j.
Frau ontdeckt, kam
erst bei der Geburt,
bis wohin es unope-
rabel geworden war,
zurBehandlung. Ge-
burt vaginal nicht
möglich, Kaiser- |
schnitt. Die radikale)
Operation war im
Anfang der Schw.
vorgeschlagen, aber!
nicht angenommen
worden.
— — — —— — — — — — -ae
| | |
SS)
Nr.
61.
62.'Wendarskaia Bei der 1. Sect. caes.
`
|
63.
64. |
Operateur
Storry
Wilson
Winkler
Geburtshilfe.
Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen Ausgang für
und
Mutter Kind
Bemerkungen
Quelle
|
IIp. hatte vor sieben Heilung lebt
Jahren ohne Kunst-
hilfe geboren. Jetzt
bei einer Conjugata
von 23/4 Zoll kein
Fortschritt der Ge-
burt, Zange vergeb-
lich, daher Ge
führung ins Spital!
und Kaiserschnitt.
in typischer Weise.
war die Frau zur |
Verhütung weiterer
Schwangerschaft |
kastrırt worden.
Trotzdem noch 2l
Schwangerschaften,
eine durch Kranio-
tomie beendet, die
zweite durch wie-
derholten Kaiser-
schnitt. Danach
Unterbindung und
Durchschneidung |
der Tuben. |
14j. Ip. allgemein e
verengtes Becken.
Operation nach Ge-
burtsbeginn. Dop-
pelte Uterusnaht
mit Silkworm.
Fall von konserva-| 5 3
tivem Kaiserschnitt
mit Eröffnung des
Uterus durch que-!
ren Fundal- !
' schnitt. |
| Brit. Med. Journ.
Nr. 1920.
': Südruss. mediz.
: Zeitschr. Nr. 12.
, Ref. The Amer.
Journ. of Obst..
- Mavy.
The Amer. Gyn.
and Obst. Journ.
' X, May.
Vortrag i. Verein
deutsch. Aerzte
in Reichenberg,
' August. Referirt
Centralbl. f. Gyn.
1898. pag. 107.
Konservativer Kaiserschnitt.
881
Nr.) Operateur
— nl.
|
65. Everke
` Bochum
| (Fall 28)
|
|
|
66. Derselbe
| (Fall 29)
Indikationen
und
Bemerkungen
ran P., enges
Becken, relativeIn-
: dikation. Operation,
| am 21. VI. durch.
| Ass.-Arzt Dr. Sie
‚ burg. Frau wurde
| kreissend nach
| häufigenUntersuch-
ungen gebracht. Be-
| finden die ersten 5
| Tage gut, dann Sep-
| Bis. Seklion- Bauch |
| wunde schlecht ge-
heilt, fibrinöse Auf-
lagerungen in der
! Bauchhöhle,Uterus-
| wunde nicht ge-|
heilt. Endometrium!
schmutzig verfärbt;:
: bier wohl primäre
Infektion, die sich!
, durch Uteruswunde!
| in die EES
fortsetzte. |
|
Kleine Frau, enges
Becken mit Exosto-
sen an beiden hori-
zontal. Schambein-
ästen. (Operateur :
Dr. Sieburg.)
|
|
|
|
Jahresber. f. Gynäkelogie u. Geburtsh. 1897.
| Ausgang für
—-—— | Quelle
Mutter Kind |
t | lebt | Briefliche Mit-
Sepsis | | theilung.
|
|
|
i i
Heilung lebt e
TF am 6.
| Tage an
Pemph
syphil
Ki
j
56
832 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen Ausgang für
|
Nr. Operateur und dE ee Quelle
| Bemerkungen Mutter Kind
67. Everke 2. Kaiserschnitt bei Heilung | lebt Briefliche Mit-
(Fall 31) | einer Frau mit ' | ; theilung
engem Becken. Re-: |
. lative Indikation. !
Nach der 1. Sectio |
(1895) entstand eine |
Scheiden - Uterus- _ |
Bauchdeckenfistel, .
die durch Anfrisch-
ung und Naht ge-
heilt wurde. 2. Ope-
ration am 12. XII;
Uterus mit Bauch-:
wand so verwach-'
sen. dass der Schnitt. ,
nur oben und unten‘
das Peritoneum ı
Ä |
durchtrennt. Eröff-' |
|
?
D
Geer ` a EE ne ht E
nung des Uterus in |
situ. Naht desUterus |
und der Bauch-
decken. Im Wochen.
bett Abscess, aus |
dem sich Fäden ent- |
leeren. \Wiederum
Bauchdecken-
Uterusfistel, womit |
nach A Wochen ent-: |
lassen.
68. Derselbe
| (Fall 32)
19. Il. 1898
Gesichtslage. enges
Becken; relative In-
dikation. Im Wo-:
chenbett Fieber und
Abscess. der nach
aussen durchbricht'
und Bauchdecken-|
| Uterus - Scheiden-
fistel hinterlässt,
durch die sich ca. 20.
Seidenfäden aus- |
|
|
|
— — — — — M —
stossen. Mit Fistel
entlassen. |
69. Zweifel '27j. Up. quer ver: z
| Nachtrag 1895 . engtes Robert-
Ä , sches Becken, diag.
' 13 cm. 1. Geburt
durch Perforation
beendigt. /
= Aus den dem Ref.
gütigst zur
Durchsicht ge-
ebenen Journa-
en der Klinik.
Konservativer Kaiserschnitt. 333
| |
Indikationen | Aus gang für
Nr.| Operateur | und SR Quelle
| Bemerkungen Mutter | Kind
| — — te — —
—— — ren — |
70. Zweifel I p. allgemein ver. Heilung lebt Aus den dem Ref.
| gütigst zur
| Durchsicht ge-
| gebenen Jour-
| engtes Becken. SC
| ` nalen derKlinik.
| lative Indikation |
| | |
| i
| Ä |
71. Derselbe Wo). AE l.und2.Ge-| „ | 2. š
, 2. Kaiserschnitt) burt Zange, todte, !
Kinder; 3. ‚Geburt; l |
Perforation; 4. Ge- |
burt Zange, todtes
Kind; 5. Geburt |
Kaiserschnitt |
vor4 Jahren. Allge-| |
mein verengtes, `
latt rhach. Becken!
I. Grades, C. v. 8.0.
| | Kind in Steisslage.
72. Derselbe 39). IVp. mit rhach. F
Becken. 1. Kind'
Forceps t, 2. Kind
erforirt, 3. Kind
orceps, lebt, da- .
nach Blasenschei-
denfistel. Relative
Indikation zur Sect.
caesarea.
CS Kaiserschnitt| plattemBecken.C.v.
5,0 cm. 1. Kaiser-
schnitt 1893, Ab-
ortus im 3. Monat
| 1894. Jetzt konser-
vativer Kaiser-
schnitt wiederholt.
|
|
74. 'Derselbe 2 Al Ili p. mit rhach. s
| Nachtrag 1896 | plattem Becken III.
Grades. C. v. nach.
| Skutsch 6,6 cm.
' Bei den ersten bei-
| den Geburten wurde
| die Wendung ge:
macht, in beiden
Fällen war die Per-
foration des nach-
| folgenden Kopfes: |
. nothwendig. |
|
73. Derselbe 265. III p. mit rhach. d | 8 | 5
| |
|
|
|
|
|
|
|
|
, ' l | 56*
884 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
E — — EEE = — 2 — —
| SA 8
| Indikationen Ausgang für
Nr.| Operateur | und — — Quelle
Bemerkungen Mutter Kind
75. Zweifel
3. Kaiserschnitt
Heilung lebt, spä- Aus den dem Ref.
Mr Ulp. mit rhach.
ter an Ña- gütigst zur
attem Becken.
an derselben | C. v. 5,9 cm stark belinfek- | Durchsicht ge-
Frau vorspr. Promont. 2 tion (?) Tt | gebenen Jour-
vorausgeg. Kaiser- Ursache | nalen derKlinik.
schnitte, Kinder auch
nach6u. 13 Wochen durch Sek-
' gestorben (1888 u. tion nicht
1894). geklärt
WS —— — Perforation, 2. Ge-
burt Sectio caes.,
Kind lebt noch, 3.
Frühgeburt im 7.
Monat Perforation,
14.0.5. Frühgeburten
im 3. u. 6. Monat.
Rhachitisch lattes
Becken. C.v.7,5cm. /
77. Derselbe Allgemein —
2. Kaiserschnitt, Becken, rhach. platt
3. Grades. lIp. 1.
| Kaiserschnitt Dez.
| 1892.
|
| |
76. Derselbe 80j. VIp. 1. Geburt k lebt
|
|
| |
78. |Derselbe Rhachitisch plattes v s
Becken 3. Grades,
C. v. 6,1 cm. 25). I p.
8 Std. 40 Min. Ge-
| burtsdauer, Hinter-,
' scheitelbeineinstel-
| lung.
79. Derselbe Sept. 1892 erste Sect.
2. Kaiserschnitt caes. bei einer 2. Ge-
burt mit allgemein
ungleichmässig ver-
engtem rhachit.
Becken 2. Grades. |
Kind in Querlage.
Kouservativer Kaiserschnitt. SS)
| Indikationen Ausgang für
| x
Nr. Operateur | und — SE Quelle
| Bemerkungen | Mutter Kind '
)
— l
SO Fälle von 1897. 29j. III p. mit allge- Heilung lebt Aus den dem Ref.
| 26. Aug. Opera- mein ungleichmäs- ‚ gütigst zur
ı teurDr.Dietel. sig verengtem platt: | Jurchsicht ge-
3. Kaiserschnitt rhachit. Becken ` | sebenen Jour-
ı an derselben 2. Grades. Nach A | nalenderKlinik.
: Fran. ' Stunden Geburts- |
dauer und Durch-) i
gängigkeit des Mut- | |
termundes für drei
Finger. Sprengung
der Blase, dann'
Sectio. Sagittal-
schnitt einen Quer-
finger breit von der
Medianlinie. Netz-
Uterus-Bauch wand-'
Verwachsungen. `
(Der Fall ist beson-
ders deshalb inte-
ressant, weil nach‘ |
dem 2.Kaiserschnitt
dieTuben unterbun-:
den worden waren.
Besondere Ver-
öffentlichung er- `
folgt noch )
|
. Zweifel 28). IVp. rhach. plat- i 5 | ;
tes Becken. C. v. |
| 6.826,9 cm nach | |
Skutsch. Ersten |
EL
bech
dreiGeburten durch
` Perforation be- !
ı endigt. Nect. caes.,
` doppelte Unterbin-
dung und Durch.
schneidung der Tu- |
ben. Netz an der
vorderen Uterus. `
| wand durch zwei | |
| Seidenfäden fixirt. |
82. z 28). Ip. mitallgemein A | e z
| verengtem rhach. |
‚ plattem Becken III.
| | Grades. C.v.7.4cm
ı nach Skutsch.
856 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
| Indikationen
|
Nr.! Operateur und | = —
|
|
|
|
| Bemerkungen ı Mutter , Kind
Ä
|
83. GEET 37). Frauzum15.mal, + am 13. lebt Aus den dem Ref.
schwanger.Seit1896 Tage p. o. gütigst zur
i Schmerzen im Leib, Durchsicht ge-
u. Mastdarm. Dia- | | gebenen Jour-
gnose:Carcinoma, nalen der Klinik
ı recti et pelvis,
zweimal im Januar,
u. Juli 1897 operirt.
Jetzt schwanger im
9. Monat. Operation
| nach Geburtsbegitn
| Sect. caes. conserv.
. Frau hatte am
Damm, den grossen
| Labien, in der Leis- |
tengegend und am
Kreuzbein belegte
Operationswunden,
kam schon mit Fie-
| ber, Aufstossen etc.,
i zur Geburt und |
en —
fieberte weiter.
Sectio caesarea in mortua.
1. Everke Frau F., kam wegen ł lebt Briefliche Mit-
Nr. 27 seiner eines schweren | theilung
Fälle Nierenleidens mori- | |
bund in die Anstalt, i
stirbt bei Unter-
suchung. Sect. caes.
an der Todten.
| ' |
2. Zweifel Schwang. im 9. Mon., t ‚ asphyk- ` P
Nachtr. 1395 die früher ő mal nor- tisch ge `
mal geboren, wird ‚boren, wie-,
mit der Diagnose derbelebt,'
l Eklampsie in die ‚doch nach
Anstalt geschickt.. 10 Std. t
ı Anfälle von Be-, |
Leder wa- |
ren vorausgezangen,
typ. Krämpfe nicht
. beobachtet Plötz- |
licher Exitus letalis |
| am Tage nachher |
| Ä Kaiserschnitt. Ope- |
| | rateur Dr. Dietel. |
| Sektionsdiagnose: Ä
Nephritis,Apoplexia |
-cerebri (Basis..
| Arteriosklerose.
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 837
Indikationen Ausgang für |
Nr. Operateur und — — || Quelle
| Bemerkungen - Mutter Kind Ä
|
SSES — — — — a et — — — — re = KE te ——— —
3. Zweifel mit schwerer tł tł "Nach den Journa-
| 1897 Nephritis gravida- | ' len der Klinik.
| | rum, kam mit star-' | Hierzu gehören
| . ken Oedemen in die, | : aus der Tabelle
| Poliklinik, sollte so- die Fälle Nr.
| | fort aufgenommen ‚ 15, 38.
| ` werden, kehrte aber,
| ‚ noch einmal nach,
Hause zurück. be
kam in der Aacht
einen Krampfanıall,'
| starb aufdemTrans-: |
port zur Klinik. Kai-
| serschnitt an der
- Todten. Kind be-
reits ohne Herz-
| schlag, nicht belebt.
| ; Sektionsdiagnose:
| Starke Nephritis
| ı gravid. Herz kräftig,
| Gehirn o Bes. |
| | |
|
Sectio caesarea nach Porro und Varianten.
1. Adenot, Geburtsbinderniss durch Fibrome. Porro. Lyon med. June 7.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 42. (Referat.)
2. — (Lyon), Trois opérations c&sariennes suivies de succès, dont une
operation de Porro pour volumineux fibrome intraligamenteux. Congrès
de la Soc. obst. de France. April. L’Obstetr. 15. Mai.
3. Barrow, David, A case of the Porro operation. Recovery of mother
and child. The Amer. Journ. of Obst. and Dis. of Wom. and Children.
Vol. XXXVI, Nr. 239.
4. Casiglia, Relation d'un cas d'opération césarienne. Procédé de Porro.
Suites heureuses pour la mère et l'enfant. Nice.
5. Dönhoff, Eine Porro’sche Operation, indizirt durch vorhergegangene
Vaginofixatio. Centralbl. f. Gen Nr. 36, pag. 1079.
6. Dirner, Fall von Sectio caesarea (Porro) bei Osteomalacie. Budapesti
kir. Orvosegyestilet 1896. Jan.
7. Duchamp, Ein Fall von Sectio caesarea mit nachfolgender Amputation
des invertirten Uterus von der Scheide aus. Heilung. Rev. internat. de
med. et de chir. Nr. 20.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
. Fehling, Das Verhalten des Arztes bei Komplikation von Schwanger-
schaft und Geburt mit Carcinoma colli uteri. Münchn. med. Wochenschr.
Nr. 47.
Ferri, Due Operazioni cesarea con amputazione utero-ovarica per osteo-
malacia. Giornale per le Levatrici 1896, Nr. 23, 24. Nr. 1.
(Herlitzka.)
Gow, Uterus from a case of Porro operation with intra-peritoneal treat-
ment of the stump. Transact. of the Obst. soc. of London. Vol. XXXIX,
Jan. and Febr.
Hirst, Fall von Porro-Operation. Verhandl. d. gyn. Sektion des College
of phys. in Philadelphia.
Madlener, Zwei Fälle von Kaiserschnitt (ein Porro). Münchn. med.
Wochenschr. Nr. 1.
Noble, C., Ein klinischer Bericht über den Einfluss der Suspensio uteri
auf Schwangerschaft und Geburt. Amer. gyn. and obst. journ. Novbr.
1896. Ein Fall von Porro und Beitrag zur künstl. Frühgeburt, s. Ref.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 34.
Pasquali, Taglio cesareo. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma
Vol. IV, pag. 104. (Kaiserschnitt mit supravaginaler Amputatio an einer
rhachitischen Schwangeren (125 cm hoch — c. ext. 14 — c. d. 5 cm) im
VII. Monat. Kind lebend, Mutter geheilt.) (Herlitzka.)
Pobiedinsky, Fall von Porro-Operation. Geburtsh. Ges. zu Moskau.
- Ref. Ann. de Gyn. et d’Obst. Fevrier.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
Robson, Porro’s Operation for suppurating ovarian cyst completely
blocking the Pelvis. The Brit. Gyn. Journ. May.
— Two cases in wich Porro’s operation was performed for impacted
pelvic tumours preventing delivery. Brit. Med. Journ. Nr. 1921.
Schröder, Noch einmal der quere Fundalschnitt (drei Porro-Kaiser-
schnitte). Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. VII, Heft 2; s. auch Sectio
caes. Conserv.
Spencer, H., Drei Fälle von Porro-Operation mit extraperitonealer
Stielversorgung. Amer. Journ. of Obst. March. Transact. of the obstetr.
soc. of London 1896. Dec. 2. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 1095.
Steinthal, Ein Fall von Kaiserschnitt nach Fritsch bei Uterusmyom.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 14.
Stembarth, Ein Fall von Amputatio supravaginalis uteri und ein Kaiser-
schnitt wegen Beckenenge. Pam. Warsz. Tow. Lekarsk., pag. 25, 265.
(Die erste Operation wurde wegen eines Fibroides gemacht und nach
Kastration und Amputation des Uterus der Stumpf in die Bauchwunde
eingenäht; die Frau genas, die zweite Operirte starb am siebenten Tage
an Sepsis.) (Neugebauer.)
Taendler, Porro-Operation. Münchn. med. Wochenschr. Nr. 6.
Urban, Kaiserschnitt nach Vaginofixatio. Aerztl. Verein Hamburg, 1. XII.
1896. Deutsche med. Wochenschr. Vereinsbeilage, pag. 32.
Winkler, Ueber den Fundalschnitt bei Sectio caesarea nach H. Fritsch.
(Ein Porro-Fall). Vortrag im Verein deutscher Aerzte in Reichenberg.
August. Ref. Centralbl. f. Gyn., pag. 107.
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 89
Anhang.
Fälle von Kaiserschnitt und Hyvsterektomie.
(Siehe auch Fall 56 und 59 Tabelle I und Fall 2, 6, 7, 10 der folgenden Tabelle.)
25. Pinard et Segond, Gastro-hysterectomie, suivie de l’hysterectomie totale
chez une femme en travail à terme, ayant un retrecissement extrême du
bassin. Ann. de Gyn. et d’Obst., Févr.
26 Varnier et Delbet, Retrofiexion complete de l'utérus gravide à terme.
Obstruction pelvienne par un fibrome adhérent. Hysterectomie abdominale
totale. Ann. de Gyn. et d’Obst., Février.
Sectio caesarea nach Porro und Varianten.
| 5 j
| | Indikationen , Ausgang für Ä
Nr. Operateur | und Lg re E Guellé
|
|
Bemerkungen | Mutter `, Kind
I
.;Adenot 33j. IH p. Frau, das. Heilung lebt Lyon. méd.
| erste Mal mit For- . 3200 g ı June 7.
ceps, das zweite Mal! ' Gewicht |
durch Perforation | |
entbunden, wobei:
Fibrome festgestellt:
wurden. Jetzt gros-
ses Fibrom Geburts-
hinderniss. Porro.!|
Extraperit. Stumpf.
behandlung nach
Abtragung von 2
grossen (Greschwül-:
sten; eine im rech-
ten breiten Band,
intraligamentär,
eins subperitoneal
an der Hinterwand,
nicht gestielt. Ä ⸗
be
I
|
9, B arrow '44j. Frau, 2 lebende P lebt | The Amer. Journ.
| Rinder. Fünf Jabr | of Obst. etc.
nach dem 2. Kind, | XXXVI, Nr.239.
multiple Myome | |
| entdeckt, die in der
3. Schwangerschaft. |
| amEndedenPorro
bedingten. Total-
| exstirpation des |
| Uterus. |
| |
890
Xr.
3. Dönhof
Operateur |
>] Quell
i
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen ı Ausgang für
und |
Bemerkungen © Mutter Ä Kind |
Schwere Geburtsstö-, Heilung | t
rung nach Vagino-
fixation. 1. Geburt;
i normal. 1895 Retro-|
i flexiooperation,1896;
März beginnt die
2. Schw. gleich mit
viel Beschwerden.
Geburt setzt mit:
kräftigen Wehen
ein. Befund der be-'
kannte, Uterus in
starker Anteflexion
nach dem Becken
' hin Gert, Scheide
straff nach oben ge `
zogen, Muttermund:
hoch. Hinter der.
Blase Gesicht und:
pulsirende Nabel-
schnur des sonst
schräg liegenden |
Kindes zu fühlen.:
Nach weiteren 10:
Std. Kaiserschnitt.!
Kind vorher durehi
Vorfall der Nabel-'
schnur abgestorben.
HintereUteruswand|
: doppelt so lang als,
die vordere. 6—10.
cm lange Verwach-|
sung zwischen Cor-
pusundBlase. Porro,
wegen Blutverlust.|
-= Extraperitoneale
Stumpfbehandlung.:
Centralbl. f. Gyn.
| pag. 1079.
Sectio caesarea nach Porro und Varianten.
891
Nr. Operateur
4. EES
‚ (Modifikation
| von Porro, In-
versio uteri arti-
‚ ficialis und Ab-
‚ tragung )
a. Fehling
|
| und ———
|
|
I
|
|
|
Indikationen Aus gang für
Bemerkungen ' Mutter
48j. I .Geburtsdauer. SE
24 Std. Erst typi-
sche Sectio, dann
künstliche Inver-,
sion nach Spaltung
der hinteren terus-
wand bis der U terus
vor der Vulva lag,
Schluss der Bauch-'
wunde, Liesung des'
Uterus, Abtragung
desselben, Stumpf
mit Gaze umwickelt,
' in die Scheide zu-,
| rückgeschoben. D.
hat das Verfahren
schon vor 11 Jahren
ı vorgeschlagen.
31; j. Frau, zweimal,
zuletzt 1892 gebo-ı1lJahr spä-
ren, seit 1894 Blu-! ter am
tungen, seit August! Carc. t
1894 schwanger mit:
vielen Schmerzen.
Zerfallendes Blu-
menkobhlgewächsan!
Stelle derPortio. In-
filtration des linken
Parametriums. |
Durch das geöffnete
| Collum Fruchtblase
gefühlt. Wehen ma-
chen keine Fort-
schritte der Geburt.
Zwei seitliche In-
cisionen in den Cer-
vix, Blasenspreng-
ung, nach 13 Stun-
den vergeblicher
W ehen P orro.
Extraperitoneale
Stielbehandlung.
Patientin war erst
‘in der (Geburt zur
| Aufnahme gekom-
| men (April 1895).
Kind
lebt
3250 e
Gewicht '
Quelle
ı Revue internat.
' de méd. et de
chir. prat. Nr.20.
| Münch. mediz.
Wochenschrift
Nr. 47.
l
892 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen Ausgang für
Nr. Operateur : und mn EE Quelle
| | Bemerkungen Mutter | Kind Ä
—— oeh N I EE ga D — - — — = — =
| | Ä |
6. Fe hling '32j. Frau, hat sechs Heilung | lebende | Münchn. mediz.
mal geboren, zuletzt bis 13. IX.! Fehlge- Wochenschrift
1894. Letzte Menses 1897 'burtbald}| Nr. 47.
Januar 1895, Can- Wohlbe- '
croid der hinteren; finden |
Lippe, Graviditas) |
Mensis VI, 19. Juli! | |
1895 Porro. Kind' |
lebt kurze Zeit. ` Ä
Neben ihm im Er
hautsack ein Foetus
papyrac. Entfern-
ung des Collum-: |
stumpfes auf vagi- Ä
naleın Wege.Schluss |
der Peritoneal- ` |
| wunde von der Va- |
| gina ausmitKatgut. |
!
7. :Derselbe Dei einer 40j. Frau, lebend ge- S
| : die siebenmal, zu. boren wird)
| | letzt 1895 geboren nach As-
| hatte, entwickelt! hyxiebe-'
' sich in der letzten! ebt,tnach
' Schwangerschaft. | 6 Stunden
die im Juni begann, '
_ einCarcinom der
: Cervixschleim-:
haut. Diese Dia-'
gnose wird neben
der Schwanger-
schaft im 9. Monat:
und lebendem Kind: |
gestellt. 29. Jan. |
1897 Porro miti |
|
nachfolgender vagi-
naler Exstirpation:
des Collum. Heilung:
gestört. In Folge:
' zu tiefen Anlegens!
deg Schlauches riss!
| die Serosa pariet.
ein, musste wegen!
Blutungen vielfach
umstochen werden.!
Drainage der Wun-
de, Fistelheilung |
verzögert. |
|
|
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 893
| | |
| | Indikationen : Ausgang für
|
8. G asiglia Allgemein en Heilung
| Becken, C. v. 5cm.
Ip. seit 48 Std. in
| der Geburt. Porro.
Verf. stellt die In-
|
Nr.| Operateur
und e en Quelle
Bemerkungen | Mutter | Kind
!
1
lebt | Nice 1897.
dikationen für er- |
haltenden und
Porro-Kaiserschnitt: |
| nebeneinander (s.
| Ref.). |
` |
Gow Bei einer 37j. Frau , | lebt |Transact. of the
werden im 8. Monat Däi, Pfund] obst. soc. of
derSchwangerschaft | schwer | London Band
multipleMyome ge- | XXXIX, Januar
funden, von denen und Februar.
eines im Douglas
liegend ein absolu-
tes Geburtshinder-
niss bildete. Porro;
im Dezember 1896.
Intraperitoneale |
Stielbehandlung, |
linkes Ovarium
bleibt erhalten. G.
hat unter 17 Fällen
von intraperit. Stiel-
behandlung bei |
Myomen 16 geheilt. Ä
— nn — — — — ——
10. Hirst 19j.Ip.längeralsvier| " ‚ lebt |Transact. of the
| Tage in der Geburt. gyn. soc. of
| Becken durch eine: | Philadelphia.
| grosse für ein
| Fibroid angesehene
| Geschwulst einge. |
nommen, die als ab-
| solutes Geburts-
| hinderniss ange- |
| sehen wurde. Frau |
| wurde ins Hospital| |
| | geschafft und nach
Porro operirt. Die
| Geschwulst war eine
|
|
| Dermoidcyste,
intraligamentär ge-
lagert, geborsten'
| und vereitert mit
gangränöser Ent-
zündung der
| Beckenhöhle Hy-
| sterektumie. |
i |
894 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen | Ausgang für
Nr. Operateur ` und — —— Quelle
l’eınerkungen | Mutter Kind |
— -— — — Z 5 _ Sécher: Ce E, — Ds ee Ee
1l1.:Madlener 211. Frau, dreimal Heilung Zwillinge | Münchn. mediz.
i o K. entbunden,! lebende | Wochenschrift
| ' 1892 in der 4. Schw.
‚Mädchen | 1898, Nr. 1.
nach einem Sturz‘
an allmäblich zu-
nehmender Osteo-'
malacie erkrankt.
4. Geburt noch nor-
mal, seitdem ar-
beitsunfähig. 5.Ge-
burt schwere Zange,
6. Geburt Perfora-:
tion. Jetzt am Ende.
der?7.Schw.vorBin-:
tritt von Wehen!
Porro. Abbindung; |
der Ligamente, dann
wie bei Zweifel’s
Myomamputation. |
Stumpf versenkt.‘
Keine Drainage.
12. Nobls Berichtet in einer Ar- t | ? ‚Amer. gyn. and
beit über den Ein- obst.Journ.1896,
fluss der Suspensio: | Nov.
uteriaufSch wanger- Ä
schaft und Geburt‘
unteranderem auch.
über einen Fall von.
Porro, wo sich an
der vorderenlterus-'
wand und am Fun-'
dus Verdickungen; |
ausgebildet hatten, E
welche ein Fibrom |
| vortäuschten und: |
| ein ernstes Geburts-!
| hinderniss darstell-:
| | ten. Noble wünscht!
jede schwangere
' Frau nach Ventri-
i fixation ständig zu
|
me Ae mm
| beaufsichtigen und!
sobald sich Verdick-) |
| | ungen der Naht- |
| | stelle zeigen, die! |
Frübgeburt einzu- |
| | leiten. | |
| |
13. Pobiedinsky Ip. mit unregelmäs-! Heilung | lebt |! Geb. Ges. zu Mos-
sig verengtem | | kau. Ref. Annal.
| deGyn.etd’Obst.
| Fevrier.
| i Becken. C. v. Gem.
| Porro.
Sectio caesarean nach Porro und Varianten. 895
| Indikationen ı Ausgang für |
Nr. Operateur | und ee Dez ` Quelle
d Bemerkungen Mutter : Kind |
14. Robson
j
|
15. Schröder
16. Derselbe
3; Frau, schwer Heilung |
| krank, Fieber,
; schneller Puls; |
| Schwangerschaft
' am Ende, lebendes-
Kind. Leib stark
aufgetrieben. La-
parotomie wegen
| eines grossen
Beckentumors, der.
sich als eine ge-
Lee eiterige
Èy yste ergab. Porro.
Entfernung der |
Cyste, Ausspülung
der Bauchhöhle. |
| Stumpf versenkt.
Schluss der Bauch-
| wunde. |
Ip. Allg. verengtes
plattes Becken,
C. d. 7,5 cm. Frau
wünscht lebendes!
Kind; Sectio caes.
Porro auf Wunsch
um spätere Concep-
tion auszuschlies-
sen. Intraperito- `
neale Stielversorg-|
ung. Querer Fun-:
dalschnitt zurEr-
öffnung des Uterus.
Leichtes Stumpf-:
exsudatimWochen-
bett.
E Ostsee
cie. Porro. Wegen:
der starkenSchmer-
zen und fortschrei-
tenden Erkrankung
| Operation schon 4
ochen ante par-|
; tum. Querer Fun-!
| dalschnitt. Ope-
ration wie im vori-!
gen Fall.
| i
i '
lebt
‚The Brit. Gyn.
Journ. May.
|
|
}
|
|
Mon. f. Geb. u.
— VII, pag.
k
896 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
zum Kaiserschnitt. nitis
Kam nach 30stünd.'
' Geburtsarbeıt fie-
; bernd in die An- |
stalt, war wieder-.
holt untersucht Ä
worden. Kind todt. |
Porro. Amputations-;
stümpfe mit Peri-;
toneum bedeckt |
ausser am linken
Ligamentstumpf,
wo es nicht gelingt.'
Am 2. Tage schwere!
septische Erkrank- |
ung.
` l
Indikationen | Ausgang für re
Xr. Operateur und es ! Quelle
| | Bemerkungen Mutter . Kind |
| Ge A 3 - = B — — — — - ———
17. Schröder Ip. mit platt rhachit. t t | Mon. f. Geb. u.
Becken. C. d. 6 cm, septische | Gyn. VII, pag.
| absolute Indikation Perito- 157,
|
nn m nn E a
.ıSpencer, H. |Uebertragung um r Heilung lebt | Amer. Journ. of
Tage nach der Men- j | Obst., March.
struationsberech-
nung. Multiple |
Myome. Porro.
Von Frühgeburts-;
einleitung war ab-,
gesehen worden, da.
| , von ihr nichts zu er-.
| ` hoffen war. Ka |
` extraperitoneal.
|
— — ne mn
19. Derselbe —
des Kreuzbeins als am9. "Tage,
absolutes Geburts- an Nieren.
| ' hinderniss. Porro, schrumpf-
extraperitoneale ung `
Stielbehandlung. |
|
Einer 33j.Frau wurde Heilung
nach ihrer 6. Geburt
der Cervix wegen
Epitheliom ampu-.
tirt. Nach 14 Mona- |
ten wieder Schw., |
während welcher Ä
sich die kleine Oeff- |
nung in der festen. '
20. |Derselbe
— — —
Uterusnarbe völlig |
schloss. Porro. ` |
Stumpf wie oben. |
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 807
| | ie
| Indikationen | Ausgang für |
Ar Operateur und Ä a | Quelle
| | Bemerkungen Mutter | Kind |
|
= EE — — — — — — — —— —— — — — — — ——
| | |
21. Steinthal 34 j. Ip. Geburts- Heilung lebt | Centralbl. f. Gyn.
hinderniss ein das! 1898, Nr. 14.
Becken verlegendes
grosses subseröses)
Myom. Schräglage.|
Drohende Uterus-
ruptur nach langer
kräftiger Geburts-
arbeit. Porro. Oeff-
nung d.Üterus durch!
queren Fundal-
schnitt, auf wel-
chen noch zur Ent-
wickelung des
Kopfes ein sagit-
` taler gesetzt wer-
den musste. Ge-
schwulst mit abge-
ı tragen. Stiel extra-:
peritoneal.
22. Tändler musste sich bei einer) e A Münchn. mediz.
. 31}. Ilp., welche an | | Wochenschrift
atonischen Nach- | Nr. 6.
blutungen litt, wel-. |
che immer anfall-
weise nach Anfül-
lung des Uterus
eintraten und nach-!
' dem ein Placentar-
| : polyp entfernt wor-|
| den war, in der 6.
Woche p.p.noch zur
‚, Amputatio uteri | |
` supravaginalis ent: Ä |
schliessen, weil |
dorch kein Mittel;
‚ eine Dauerkontrak-:
tion des atonischen.
Uterus zu Stande
kommen wollte.
‚ Schon nach der.
ersten normalen Ge-
` burt war Atonie vor-,
handen. Stumpf
nach Chrobak re-
troperitoneal.
Jahresber. f. Gynäkologie n. Geburtsh. 1897.
898 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen ' Ausgang für
i |
Nr. Operateur und Tea EE EEN Quelle
Bemerkungen Mutter `, Kind
BEE
23. Urban Schwere Geburtsstö- Heilung lebt ae Sa Aerztl. Verein zu
rung nach Vagino-
fixation bei einer
29j. IV p. Mutter-
mund nach hinten;
oben gezogen, öff-
nete sich nicht. |
Scheide trichterför- |
; mig. Kein Fortgang.
| derGeburt,drohende:
I Uterusruptur.
Porro, um neue
Gefahren für die
Frau zu beseitigen. |
Operation der Vag. |
Fixation war (ix
Jahre vorher aus-, |
geführt. |
| Hamburg. Ref.
Deutsche med.
Wochenschrift
V. Bd. p. 32.
24. Winkler Porro-Fall mit que- a | ? Vortrag im Ver.
| rem Fundal- | , Deutsch. Aerzte
schnitt nach ` | in Reichenberg.
Fritsch, wobei die | August. Centr.
Leichtigkeit der f. Gen 189,
Entwickelung des Nr. 4.
i Kindes durch den-,
| selben besonders ' |
hervorgehoben wird.: |
Sonst ist über das; |
|
| Nähere des Falles
‚im Referat nichts,
; zu ersehen. |
25. Everke Osteomalacie, ab-: Heilung | lebt |Briefl. Mittheil.
Bochum solute Indikation. |
(Fall 30) Querer Fundal- | |
Ä schnitt, leichte, | |
Entwickelung der l
' Frucht. Porro. Ex- |
' traperit. Stielbe- |
handlung.
!
Sectio caesarea nach Porro und Varianten.
Indikationen |
Nr. Operateur und
| Bemerkungen |
J——
Ausgang für |
Mutter
26. Everke IIp., vor 2 Jahren von.
. 1898 EverkedurchSect.'
(Fall 33) caesar. entbunden.
! Schwere Atonia
| uteri. Sagittalnaht
| ; gut vereinigt, an-
| | fangs keine Blutung.
Porro, retroperi-'
| tonealeStielbehand-'
‚ lung. Uteruspräpa-|
: rat beweist die feste!
| : Naht der neuen und
| die gute Narbenbil-'
| ' dung der alten :
| : Wunde nach tiefen
| . und oberflächlichen
Nähten.
27. Fehling |
i (8. Kettlitz,
| Dissertation)
|
|
44). Frau, hat einmal.
| abortirt? myoma-
: töser schwangerer,
| Uterus. Frau in der
| Geburt. Irreponi-
| | bles Myom im `
Becken als (seburts-'
| hinderniss. Porro-
Kaiserschnitt. Ex-
| traperitoneale Stiel-
| behandlung. Im
| Wochenbett ein '
| eklamptischer An-
fall. Eiweiss vor
| der (Geburt nachge-
wiesen. f am 7. Tage
an Lungenödem.
23. Pinard- 32j. Ip. asymmetr.
Segond | kyphoskolirtes
Nachtrag 1896 Becken Abtragung
| des ganzen Uterus:
| und seiner Adnexe!
‚nach Kelly’s Me-
thode. |
|
?
|]
N =
fehlen Angaben Brief. Mittheil.
i eben nach vol-
i lendeter Opera-
| | tion.
-Kettlitz, Diss.,
| t
V | nach 14 | Halle, Ueber
‘ Stunden ' Kaiserschnitt
| | wegen Eklam-
| | psie (28 Fälle).
|
| I
|
Heilung lebt Ann, de Gyn. et
' d’Obst., Febr.
|
CZ
~]
%*
900 i Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Indikationen Ausgang für
Nr. Operateur | und ro sn Br, Quelle
| Bemerkungen | Mutter . Kind |
|
l |
29.. Varnier et 32). Ip. hatte schon! Heilung + im Ge Ann. de Gyn. et
Delbet vor der Schw. einen ginn der | d’Obst.. Febr.
Nachtrag 1896 DBeckentumor, der, Geburt
unbeweglich in der, |
Kreuzbeinhöhle lie-' | |
gend ein Geburts- |
hinderniss bewirkte.
Tumor ging vom
rechten Uterushorn
aus und zeigte sich |
als Fibrom. Total-
exstirpation des
ganzen Üterus. Ver-
| fasser berichten
über 17 Fälle dieser
Operation.
Im laufenden Berichtsjahr ist die in unseren Tabellen zusammen-
gestellte Zahl von Kaiserschnittfällen eine besonders grosse geworden.
Zu unseren bisher referirten Fällen, die wir durch Nachträge aus
früheren Jahren möglichst zu vervollständigen suchten, kommen in
diesem Jahr noch die im Arch. f. Gyn. Bd. 56. I von Leopold und
Haake veröffentlichten 50 Kaiserschnitte aus der Dresdener Frauen-
klinik, welche wir nicht direkt in unsere Tabellen aufgenommen haben,
auf welche wir aber auch an dieser Stelle noch einmal hinweisen. Neben
diesen Fällen möchten wir noch auf die Tabelle von Neugebauer
(39) hinweisen. Leider ist uns die Arbeit nicht zu Händen gekommen.
Aber nicht nur die Zahl der Fälle ist diesmal vermehrt, sondern wir
finden auch neue Vorschläge, neue Modifikationen zur Ausführung des
erhaltenden Kaiserschnittes, so vor allem den von Fritsch (15) aus-
gehenden Vorschlag des fundalen Querschnittes zur Eröffnung
des Uterus. In Folge unbeabsichtigter Verzögerung der Herstellung
unserer Tabellen haben wir zur Vollständigkeit auch die einschlägigen
Fälle aus den ersten Monaten des Jahres 1898 mit aufgenommen, so
dass wir schon eine grössere Anzahl nach Fritsch operirter Fälle
zusammenstellen konnten. Fritsch beobachtete gelegentlich einer Sektion
einer Hochschwangeren, bei welcher er den Uterus durch einen Quer-
schnitt über den Fundus aufschneiden liess, um den Muttermund von
innen oben zu sehen, dass sich das Kind sehr leicht extrahiren liess
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 91
und der Schnitt eine sehr geringe Ausdehnung hatte. Er beschloss
bei einem nächsten erhaltenden Kaiserschnitt diese Schnittführung und
sah dabei folgende Vortheile: Der Leibschnitt konnte höher im Ab-
domen angelegt werden, so dass der Nabel in der Mitte der Bauch-
wunde lag, der Uterus brauchte nicht dauernd eventrirt zu werden, es
liessen sich die Bauchdecken so gut an den Uterus andrücken, dass
keine Verunreinigung der Bauchhöhle eintrat, nur der Fundus liegt
während der Naht ausserhalb der Bauchhöhle. Die Entwickelung des
Kindes gelang überraschend leicht und die Funduswunde war durch
rasches Zusammenziehen des Uterus so klein, dass sie durch acht enge
Nähte geschlossen werden konnte. Dann verläuft der quere Fundal-
schnitt parallel mit den Gefässen, die Naht desselben fasst auch diese
quer und die Blutung steht schon nach Anlegung der ersten tiefen
Nähte an den Wundenden. Fritsch empfahl diese Methode den
Kollegen zur Prüfung, und wohl selten ist in den letzten Jahren ein
neuer Vorschlag in Bezug auf den Kaiserschnitt so schnell und in so
vielen Fällen aufgenommen worden, wie gerade dieser. Wir zählen
einschliesslich des ersten Falles von Fritsch 14 Fälle von querem
Fundalschnitt bei konservativem Kaiserschnitt und 5 Fälle bei Porro-
Kaiserschnitt; in letzteren wurde 4 mal die leichte Entwickelung des
Kindes ganz besonders gerühmt, in einem Fall, in welchem der Kopf
durch Striktur am inneren Muttermund (Kontraktionsring) festgehalten
wurde, musste auf den queren Schnitt noch ein sagittaler gesetzt
werden.
Braun (3) war wohl der erste, der sich über den neuen Schnitt
äusserte, er konnte sich auf Grund seiner Beobachtung dem Lob nicht
anschliessen, da die Entwickelung des Kindes nicht leichter und nicht
schwerer als sonst war, die Blutung jedoch so erheblich, dass er 15
tiefe und 8 oberflächliche Suturen anlegen musste, was er aber nicht
dem Querschnitt anrechnet. Gelegentlich einer späteren Diskussion
darüber wendet Braun noch ein, dass bei grossen Kindern der Schnitt
zuweilen nicht gross genug sein könnte zur Entwickelung des Kindes,
was ihm von Knauer widerlegt wurde, der ein ziemlich grosses Kind
entwickelte und bemerkte, dass eventuell der Schnitt gegen die Tuben
hin erweiterungsfähig ist. Braun will die Methode nicht für alle
Fälle empfehlen. In derselben Diskussion hebt R. v. Braun her-
vor, dass es besser sei, den Uterus zu eventriren, um Verunreinigung
der Bauchhöhle zu verhüten, was beim Längsschnitt leichter möglich
sei. Dann sei noch nicht erwiesen, ob die oft sehr dünne Fundus-
narbe bei folgenden Geburten so gut aushielte, wie die an der vorderen
902 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Wand. Bei Wundeiterung kann bei Querschnitt eher Peritonitis oder
mindestens Adhäsionen der Därme entstehen, die bei Längsschnitt nicht
so zu fürchten sind, da sich dann auch eher der Eiter durch Absce-
dirung der adhärenten Bauchdecken einen Ausgang sucht. Den Fall
von Johannowsky (27) mit hinterem Längsschnitt hätte R. v. Braun
lieber mit Umschneidung der Fistel durch sagittalen Schnitt operirt.
Braun stimmt in vielem mit Everke (12) überein, welcher schon im
Jahre 1896 in einem Fall (s. Ref. Bd. X 1896, Nr. 46 der Tabelle)
den queren Fundalschnitt angewendet hat. Ausser den von Fritsch
genannten Gründen der leichten Entwickelung des Kindes, der geringeren
Blutung, zieht er noch folgende in Erwägung: Die Placenta würde häu-
figer vermieden, da dieselbe meist an der vorderen oder hinteren Wand
inserirt, Verwachsungen der Uterus- und Bauchwunde würden nicht eut-
stehen, der Lochialabfluss sei leichter, Wundinfektion weniger zu befürch-
ten; bei späteren Schwangerschaften sei die Üterusnarbe einem geringeren
Druck ausgesetzt. Nun verlor Everke diesen Fall an Sepsis und beschul-
digt den Schnitt in Folge ungenügender Ernährung der Wunde durch
Abbindung der zuführenden Gefässe als Ursache der schlechten Heilung
und schliesslichen Infektion der Wunde. Dann wendet er noch gegen
die Schnittführung am Fundus ein, dass hier leichter Verwachsungen
der Därme, des Magens und des Netzes vorkommen können, die später
durch den sich verkleinernden Uterus argen Zerrungen ausgesetzt sind.
Bei Abscedirungen der queren Funduswunde würde Peritonitis leichter
eintreten und selbst wenn der Abscess in den Darm perforirte, wäre
die Prognose ungünstiger, als bei Bauchwandabscessen.
Johannowsky führte bei einem wiederholten Kaiserschnitt wegen
einer vorderen Uterusbauchdeckenfistel den hinteren Sagittalschnitt
aus, will diesem aber damit keineswegs eine allgemeine Anwendung zu-
sprechen, sondern ihn nur für einzelne Fälle als zweckmässig hin-
stellen. Cohnstein hat den hinteren Uterusschnitt ohne Naht schon
1881 empfohlen, Sänger kritisirtte und verwarf diesen Vorschlag,
ebenso Frank. Auch mit Naht ist Sänger gegen diese Schnitt-
führung. Johannowsky erkennt die Gründe an, glaubt aber, dass
es Fälle geben kann, wo der hintere Uterusschnitt das einzig mögliche
Verfahren werden kann. Verf. besprichi dann den vorderen Längs-
schnitt, den tiefen Querschnitt, der wenig zur Verwerthung gekommen
ist, und den hohen Querschnitt (querer Fundalschnitt nach Fritsch),
welchem gegenüber dem bisher üblichen vorderen Längsschnitt so viel
Vortheile anhaften, das Johannowsky ihn besonders empfehlen kann.
Er sah gelegentlich dessen Anwendung die von Fritsch genannten
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 903
Vorzüge bestätigt und möchte ihn dem vorderen Längsschnitt vorziehen,
um so mehr, als die Blutstillung durch die Naht leichter und sicherer
ist, als beim Längsschnitt, wo die Gefässe nicht parallel mit diesem
verlaufen. Im Weiteren widerlegt Verf. Everke’s Bemerkungen gegen
den queren Fundalschnitt, möchte aber auf Grund der Beobachtung
Everke’s darauf aufmerksam machen, die Naht nicht zu straff anzu-
ziehen, sie nicht zu weitfassend anzulegen, um das Zwischengewebe nicht
zu sehr blutleer zu machen. Strengste Asepsis ist bei dieser Operation
nöthig, dann würden auch Darmverwachsungen vermieden. Als Naht-
material empfiehlt Johannowsky Silkworm. Hätte er die Vor-
züge des queren Fundalschnittes vor Operation seines citirten Falles
bei Bauchdeckenuterusfistel gekannt, so hätte er denselben angewendet.
Den hinteren Sagittalschnitt wählte er, um eine Inkongruenz der neuen
Uterus- und Bauchdeckennaht zu schaffen. Derselbe würde sich auch
rationell verwerthen lassen bei Myomen der vorderen Uteruswand und
Schwangerschaft, wobei man die Möglichkeit ins Auge fasst, den kon-
servativen Kaiserschnitt zu machen. Jedenfalls plaidirt Johannowsky
für einen gewissen Spielraum in der Wahl des Uterusschnittes bei Sectio
caesarea und will den vorderen Längsschnitt nicht als einzig unentbehr-
lichen angesehen wissen.
Schröder (54) hat bei vier weiteren Fällen aus der Bonner Klinik
die Vortheile des queren Fundalschnittes bestätigt gefunden, vor allem
die leichte Entwickelung des Kindes, die schnelle Verkleinerung des
Uterus, die Möglichkeit, bei konservativem Kaiserschnitt den Uterus
bis auf seinen Fundus wieder zu versenken und den Bauchschnitt
höher oben anzulegen. Dann wendet er sich gegen Everke, in
dessen tödtlichem Fall nicht die Naht, bezw. die quere Anlegung
der Uteruswunde, sondern eine septische Infektion anzuschuldigen ist.
Auch Verwachsungen mit den Därmen sind bei aseptischen Operationen
nicht zu befürchten, zudem sieht die Wunde des queren Fundalschnittes
nicht direkt nach der freien Bauchhöhle, sondern nach vorn, da sich
der Uterus bald nach der Geburt in Anteflexion legt, worin er auch
durch Bandagen gehalten werden kann.
Winkler, Knauer, Stein, Clemenz, Kirchhof, Sieden-
topf, Rejinga sprechen sich für den queren Fundalschnitt aus.
Derselbe ist wiederholt auch bei Porro-Kaiserschnitt mit Nutzen an-
gewendet worden und auch bei diesem zu empfehlen,
Auch Peter Müller (38) hat seit einer Reihe von Jahren den
vorderen Medianschnitt bei der Sectio caesaria verlassen und denselben
auf den Fundus verlegt. Derselbe geht in sagittaler Richtung über
AA Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
den Fundus, so dass die vordere und hintere Wand des Uterus gleich-
mässig betroffen wird. Der gewöhnliche vordere Sagittalschnitt traf zu
oft in das verdünnte untere Uterinsegment hinein und war hier die
Blutstillung eine viel schwerere und die Narbe oft sehr dünn, abgesehen
davon, dass sehr oft die Placenta vorn sitzt und tief herunter reicht.
Die Blutung beim Sagittalschnitt durch den Fundus ist nicht stärker,
das Kind lässt sich immer leicht entwickeln, die Bauchhöhle ist gut
zu schützen und die Narbe ist eine viel solidere Müller verwendet
nur Katgut fortlaufend, die erste Nahtreihe fasst die unteren Muskel-
schichten mit Decidua, die zweite und dritte Nahtreihe fasst die höher
gelegenen Muskelschichten und eine oberflächliche Naht vereinigt das
Peritoneum. Seit 6 Jahren wird nach dieser Methode operirt, Nach-
blutungen haben sich nie eingestellt. Müller empfiehlt deshalb den
Schnitt im Fundus uteri und hält den Unterschied nicht für erheblich,
ob man in querer oder sagittaler Richtung schneidet. Auch Frank
ergreift zur Frage der Schnittführung bei Sectio caesarea wieder das
Wort, um dem tiefen Querschnitt nach Kehrer als den besten
zu empfehlen. Die nächste Gefahr für die Operirte ist die Blutung,
die nach Frank’s Ansicht bei jeder Schnittführung gleich gross ist,
zumal wenn man die Placenta trifft, was beim Fundusschnitt am wahr-
scheinlichsten ist. Die Blutung aus der Schnittwunde hat keine Be-
deutung und ist sicher zu stillen, mag der Schnitt parallel zu den
Gefässen laufen oder nicht. Infektion des Schnittes gefährdet immer
das Resultat der Operation, es ist der Schnitt am meisten gefährdet,
welcher der Scheide am nächsten liegt. Sehr gefährlich ist der tiefe
Schnitt, wenn die Placenta tief sitzt. Bezüglich der Rekonvalescenz
ist der tiefe Schnitt am wenigsten zu fürchten, weil hier Adhäsionen
mit Nachbarorganen am wenigsten Beschwerden machen. Die Incision
am Fundus führt am wahrscheinlichsten zu störenden Verwachsungen
mit Netz und Därmen. Frank glaubt nicht an eine reine prima
reunio, wünscht nur dass die Fäden nicht das Cavum durchziehen.
Der Schnitt durch die hintere Wand wie bei Jobannowskv
ist nur ganz ausnahmsweise angezeigt, muss aber vernäht werden; der-
jenige durch die vordere Wand hat wenige Bedenken.
Um den queren Fundalschnitt kennen zu lernen, hat er denselben
in zwei Fällen angewendet, sah beide Male starke Blutungen, geht auf
eine nähere Kritik aber nicht ein.
Es werden wohl in Zukunft weitere Erfahrungen vor allem wieder-
holte Schwangerschaften den endlichen Werth des queren Fundalschnittes
entscheiden, heute scheint er eine beachtenswerthe Neuerung zu sein.
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 905
Des weiteren müssten wir noch der Verhandlungen, welche auf
dem internationalen Kongress in Moskau über die Sectio caesarea statt-
fanden, gedenken. Dort und in seiner Abhandlung in der Zeitschrift
f. Geb. tritt Olshausen für Erweiterung der absoluten wie
relativen Indikationen des Kaiserschnittes ein, denn die Gefahren des-
selben sind wesentlich geringer geworden und die Prognose vielfach
günstiger, als bei Abwarten oder anderweitigen entbindenden Operationen.
Am besten führt man den Kaiserschnitt aus, sobald einige Stunden
Wehenthätigkeit vorüber sind, bei Gefahr der Mutter kann man jedoch
auch vor Anfang der Geburt operiren. Zur Technik bemerkt Ols-
hausen nach Eventration des Uterus möglichst den Placentarsitz
zu ermitteln, um ein Anschneiden der Placenta zu vermeiden. Der Schnitt
soll im Fundus beginnen und je nach Sitz der Nachgeburt nach vorne
oder nach hinten verlängert werden. Nach Entfernung von Kind und
Placenta wird die Innenfläche des Uterus unberührt gelassen, auch
die Decidua nicht zu entfernen versucht. Erst jetzt wird der Cervix
komprimirt. Die Naht führt Olshausen stets mit Katgut aus, ohne je
einen Nachtheil derselben erlebt zu haben. Wie sich Verf. u. a. bei
fünf Wiederholungen des Kaiserschnittes überzeugen konnte, war die
Heilung vollkommen, meist wurde der Uterus adhärent gefunden. Seit
1888 hat Olshausen bei 24 Frauen wegen Beckenenge 29 mal
den Kaiserschnitt ausgeführt, 29 Kinder wurden lebend geboren,
26 lebend entlassen, 20 hatten ein Durchschnittsgewicht von 3316 g
bei rhachitischen Müttern. Zwei Mütter sind gestorben, eine au Sepsis,
eine in Folge einer bei der Operation zurückgelassenen Serviette.
Nur 4 Frauen zeigten Temperaturen im \Wochenbett stets unter
38, die übrigen fieberten, fast alle hatten erhöhte und länger dauernde
Pulsbeschleunigung. Olshausen bringt diese Zustände mit adhäsiver
Peritonitis in Beziehung. Bei bestehender Infektion vor der Geburt
darf nie der erhaltende Kaiserschnitt gemacht werden.
Bei direkter Gefahr der Mutter (Eklampsie) ist, falls es kein
schonendes Verfahren giebt, ebenfalls die Sectio caesarea angezeigt.
Endlich scheint die Symphyseotomie noch nicht die technische
Sicherheit erlangt zu haben wie der Kaiserschnitt, der eine einfache
Operation ist.
Zur Diskussion berichtet Leopold, dass er in 14 Jahren 93
Kaiserschnitte gemacht habe, davon waren 67 erhaltende, 26 nach
Porro; zu letzteren waren häufiger unbedingte Indikationen für den
Kaiserschnitt. Betreffs der Technik hält Leopold an der Schlauch-
konstriktion fest, der Schlauch wird umgelegt und nach Entfernung
906 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
des Kindes wenn möglich nur einige Minuten zugeschnürt. Er giebt
Olshausen recht betreffs der Erweiterung der Indikationen, hält die
Operation aber nicht für so einfach und will dem praktischen Arzt
im Allgemeinen eher rathen, die künstliche Frühgeburt einzuleiten.
Leopold hat von seinen Fällen 8,6°/o verloren. Zweifel hat in
10 Jahren 55 Kaiserschnitte mit einem Todesfall operirt, er hält die
Gefahr der Operation für grösser als bei der Symphyseotomie. v. Ott
will möglichst früh operiren, ohne längere Wehenthätigkeit abzuwarten,
verwirft die präventive Blutstillung durch Schlauch- oder manuelle
Konstriktion und lässt nur die Arterien in den Ligamenten komprimiren.
Anschneiden der Placenta fürchtet er nicht, zur Naht wird nur dünne
Seide benutzt.
Fehling (Porro-L. 8) empfiehlt bei operablem Carcinom im
9. und 10. Monat der Schwangerschaft das abdominelle Ver-
fahren (Kaiserschnitt) zur Entfernung des Kindes, darnach Abpräpari-
rung der Blase, Schluss der Uteruswunde und vaginale Exstirpation
des Organes. Porro ist ebenfalls angängig sobald man nur den
elastisch ligirten Collumrest vaginal entfernt. Hände und Instrumente
dürfen erst am Schluss der Operation mit dem Carcinom in Berührung
kommen. In früheren Monaten der Schwangerschaft darf bei diagnosti-
zirtem operablen Carcinom auf die Frucht keine Rücksicht genommen
werden, es ist die Totalexstirpation ohne oder nach vorheriger Ent-
leerung des Uterus nothwendig.
Casiglia (s. Porro-L. 4) räth den entfernenden Kaiserschnitt
(Porro) bei allen infizirten Gebärenden, bei welchen die Sectio caesarea
angezeigt war, zu machen; ebenso kommt er in Frage bei langem
Fruchtwasserabfluss und todtem Kind, nach wiederholten Operations-
versuchen; ferner bei Tumoren, welche die exakte Uterusnaht erschweren,
bei Osteomalacie, Uterusruptur, ebenso bei extremer Beckenenge, wo
jedoch auch Tubendurchtrennung und Kastration in Frage kommen.
Dohrn (11) stellt fest, wie schwer es für den Arzt sein kann,
den Kaiserschnitt an der Verstorbenen noch rechtzeitig zu machen, um
das Kind zu retten.
Es ist wünschenswerth, dass die Angehörigen zum Eingriff ihre
Einwilligung geben, es dürfen aber nicht mehr als 20 Minuten nach
dem Tode verstrichen sein, ebenso muss die Schwangerschaft soweit
vorgeschritten sein, dass das Kind zu erhalten ist. Das Kind bleibt
ja so wie so in den allerseltensten Fällen erhalten.
Bei chronisch Kranken wird man in geeigneten Fällen prophy-
laktisch die Frühgeburt einleiten können.
Sectio caesarea nach Porro und Varianten. 907
Die gesetzlichen Vorschriften über den gebotenen oder erlaubten
Kaiserschnitt an der Verstorbenen, welche in den verschiedenen einzelnen
Staaten Deutschlands gegeben worden sind, werden von Dohrn an-
geführt.
Kettlitz (27 der Tabelle) stellt in seiner Dissertation 28 Fälle
von Kaiserschnitt wegen Eklampsie zusammen. Letztere giebt eine
sehr hohe Mortalität, welche aber nicht durch die Operation, sondern
die Schwere der Fälle bedingt ist. Der Einfluss des Kaiserschnittes
auf die Eklampsie ist gleich den anderen operativen Entbindungsarten ;
der Kaiserschnitt kann also als schnellste Entbindung in gewissen
schweren Fällen angezeigt sein.
Anhang.
Litteratur-Nachtrag zu Bd. X, 1896.
Varia.
1. Dührssen, Ueber chirurgische Fortschritte in der Geburtshilfe. Deutsch.
med. Wochenschr. Nr. 45.
2. Eiermann, A., Die Walcher'sche Hängelage. „Die Praxis“, Zeitschr. f.
prakt. Aerzte in kleinen Städten und auf dem Lande. (Frankfurt a. M.)
1896, Nr. 9.
3. Fothergill, W. E., Walcher's Position in Parturition. Brit. Med. Journ.
1896, Nr. 1870.
4. Grusdew, Zur Statistik der Geburten nach Antefixatio uteri. Münchn.
med. Wochenschr. 1896, Nr. 46.
5. Jungmann, Beitrag zur Behandlung der Gesichtslagen durch manuelle
Umwandlung in Hinterhauptslagen. Arch. f. Gyn. Bd. LI, Heft II.
6. Knorr, Rich., Beitrag zur Behandlung der Gesichtslagen durch manuelle
Umwandlung in Hinterhauptslagen. Festschr. f. Karl Ruge. S. Karger,
Berlin.
7. Lean, C. Mac, Ueber Reposition bei Nabelschnurvorfall. Diss., Berlin 1896.
8. Neumann, Emil, Ueber prophylaktische Dammincisionen beim Durchtritt
des Kopfes. Wien. med. Bl. 1896, Nr. 44,
9. Noble, Charles, A clinical report on tbe course of pregnancy and labour
as influenced by suspensio uteri. Amer. Gyn. and Obst. Jonrn., November,
1896.
10. Ostermann, R., Die Walcher'sche Hängelage und ihre praktische Be-
deutung. Diss., Strassburg 1896.
11. Pazzi, Neuer Beitrag zur Anwendung des Hebels bei allgemein vereng-
tem Becken. Atti della soc. ital. di ost. e gin. Il, 1896.
12. Rosenburg, Julius, The menagement of occiput-posterior positions. The
New York Policlinic. Jan. 1896.
13. Rühl, W., Ueber die Behandlung von (reburtsstörungen nach vaginaler
Fixation. Centralbl. f. Gyn. Nr. 6.
YUS
14.
16.
19.
20.
21.
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Tucker, Erwin, Some unusual cases of obstetrics. Amer. Gyn. and
Obst. Journ, Sept. 1896.
Warren, Plans for delivery of occipito-posterior positions. The Amer.
Journ. of obst. March. 1896, pag. 365.
1897.
Ba rkman, Beitrag zur Beurtheilung der tiefen Cervixincisionen bei der
Geburt. Casopis lekarü Ceskych 1895, Nr. 39. Ref. Centralbl. f. Gyn..
pag. 995.
. Baumann, (., Ueber die Berechtigung der oberflächlichen Einschnitte
in die Cervix. Diss., Berlin.
Burkhardt, Zur Technik der Placentarlösung. Ein Beitrag zum asepti-
schen Verfahren bei geburtshilflichen Operationen. Centralbl. f. Gyn.,
Nr. 45.
Carbajal, A. S., Zur manuellen Rektifikation der hinteren Scheitelbein-
einstellung. XII. intern. med. Kongr. Moskau. Centralbl. f. Gyn., Nr. 38.
Demelin, Ueber Hysteropexien vom geburtshilflichen Standpunkt aus.
Obstetrique 1896, Sept. Centralbl. f. Gyn. No. 45.
Fry, Manual rectification of faulty head position. The Amer. Journ. of
Obst., März, pag. 345.
22. Grusdew, Zur Statistik der Geburten nach Antefixatio uteri. Münchn.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
med. Wochenschr. 1896, Nr. 46. Centralbl. f. Gyn. Nr. 45.
. Huppert, Die Bedeutung der Walcher’schen Hängelage. Arch. f. Gyn.
Bd. LVI, pag. 199.
Jardine, Eine Entbindung in Walcher's Hängelage bei engem Becken.
Glasgow. med. Journ., April.
5. Klein, G., Die „Hängelage“ vor drei Jahrhunderten. Ceniralbl. f. Gyn.
Nr. 45.
. Kösminski, Beitrag zum aseptischen Verfahren bei gewissen geburts-
hilflichen Operationen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29.
. Pazzi (Bologna), Historische Berichtigung zur sogenannten Walcher-
schen Hängelage. Atti della soc. ital. di ost. e gin.
. — Der geburtshilfliche Hebel bei Gesichtslagen mit nach hinten gerich-
tetem Kinn. Rassegna di ost. e gin. 1896, Nov.-Dec. Ref. Centralbl. f.
Gyn., Nr. 32, pag. 999.
Rose, H., Herabziehen des Gesichtes am ÖOberkiefer bei Stirnlagen.
Centralbl. f. Gyn. Nr. 50.
Rühl, W., Die Anatomie und Behandlung der Geburtsstörungen nach
Antefixirung des Uterus. Berlin, S. Karger.
Sinclair, J., Die Schäden künstlicher Entbindungen. Brit. med. Journ.
Sept. 4.
Spyra, Ein Beitrag zur Behandlung der Gesichts- und Stirnlagen. Diss..
Breslau.
Volland, Zur Behandlung der Gesichtslagen mit nach hinten gerichteten
Kinn. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50.
Ziegenspeck, Zur manuellen Korrektur der Deflexionslagen. Aer,
Rundschau Nr. 11.
Sectio enesarca nach Porro und Varianten. 909
Am Schlusse unseres Berichtes pflegten wir unter „Varia“ eine
Reihe von Arbeiten zusammenzustellen, welche zum Kapitel ‚„Geburts-
hilfliche Operationer“ zugehörig sind. Im letzten Bericht ist dieses
Kapitel nicht berücksichtigt worden, wir holen deshalb das Versäumte
nach und lassen wenigstens das vorhandene Litteraturverzeichniss
nachdrucken.
Von den Einzelarbeiten möchten wir vor allem die über Wal-
cher’s Hängelage und deren günstigen Einfluss auf den Ein- und
Durchtritt des Kopfes hervorheben. Eiermann (2) beklagt es, dass
Jahre vergangen sind, bevor die Mittheilung Walcher’s Gehör ge-
funden hat und nennt die Namen derer, welche in den letzten Jahren
die Erfahrungen Walcher’s durch eigene ergänzen konnten.
Alle Beobachter stimmen darin überein, dass die Hängelage in
gewissen Fällen von erschwertem Kopfeintritt bei Becken mässiger
Verengerung ganz ausgezeichnete Dienste leistet und empfehlen dieselbe
sehr angelegentlich. Auch Eiermann berichtet über einschlägige
Beobachtungen. Die Walcher’sche Hängelage ist mit Hilfe des
Querbettes überall herzustellen, die Beine müssen aber wirklich herab-
hängen und der Steiss scharf mit dem Bett- bezw. Keilkissenrande ab-
schneiden. Es ist sicher, dass durch diese Lage eine Vergrösserung
der Conjugata um ca. 1 cm eintritt. Vielfach wird es gelingen, bei
Ausnützen dieser Lagerung die Zahl der „hohen“ Zangen einzu-
schränken, was schon als grosser Nutzen anzuerkennen ist. Die
Walcher’sche Lage leistet aber auch in Fällen von Entwickelung
des nachfolgenden Kopfes die allerbesten Dienste, besonders bei Becken-
enge, hier wirkte sie oft lebensrettend für das Kind; auch die Perfora-
tion des vorangehenden und nachfolgenden Kopfes wird erleichtert.
Selbstverständlich ist ein Nutzen der Lagerung bei Beckenenge höheren
Grades nicht zu erwarten, mässig verengte Becken sind aber viel
häufiger und gerade hier leistet die Walcher’sche Lagerung so vor-
treffliches, dass dem Geburtshelfer die Pflicht erwächst, in einschlägigen
Fällen schon vor operativen Eingriffen dieselbe zu erproben und ihren
Nutzen bei letzteren zu verwerthen.
Wie in letzter Zeit das Interesse an der Bedeutung der Hänge-
lage gewachsen ist, beweisen einige historische Notizen, wie diejenigen
von Klein (25) und Pazzi (27), sowie Bemerkungen von La Torre
und Dimanti gelegentlich der Diskussion über Symphyseotomie auf
dem Moskauer internationalen Kongress. Danach wäre die Anwendung
der Hängelage in ähnlicher Weise schon vor 300 Jahren empfohlen
worden. Scipione Mercurio habe sie schon 1589 angegeben (Dimanti).
910 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Klein weist auf zwei Abbildungen in der vierten Auflage des te-
kannten Ploss’schen Werkes „Das Weib in der Natur- und Völker
kunde“ hin, die zweifellos eine Art Hängelage darstellen und in dem
Hebammenbuch Mercurio’s bei unnatürlichen Geburten empfohlen
wird. La Torre bestätigt dieses und hält die Walcher’sche Lage
für durchaus geeignet, um den Fortschritt der Geburt zu erleichtern.
Pazzi weist auf Grund historischer Studien ebenfalls nach, dass die
sogenannte Walcher’sche Lage schon vor sehr langer Zeit empfoblen
worden sei, er nennt Sebastiano Melli als den ersten, welcher die
Lage mit herabhängenden Beinen erdachte und empfahl (vergl. La
Comare Levatrice 1721). Walcher’s Verdienst bleibt es aber, in
neuester Zeit den Werth der Hängelage für Mutter und Kind erkannt
und bewiesen zu haben. Auch Pazzi wünscht eine häufigere An-
wendung der Melli-Walcher'schen Hängelage in der geburtshilf-
lichen Praxis. Wie schon Fothergill’s (3) Beobachtungen beweisen.
gewinnt auch in England die Anwendung der Hängelage an Boden;
so liegt eine einschlägige Beobachtung von Jardine (24) vor: eine
VIpara, deren vorhergehende Geburten sehr schwer waren und von
deren Kiudern nur eines (Frühgeburt) lebend geboren wurde, bedurfte
bei ihrer letzten Entbindung wieder Kunsthilfe. Der Kopf stand bei
mässig rhachitischem Becken (C. v. 23/4 Zoll) fest im Beckeneingang:
mehrfache vergebliche Zangenversuche, deren letzter erst gelang, nach-
dem die Kreissende die Walcher’sche Hängelage eine Zeit lang ein-
genommen hatte.
Vorgreifend erwähnen wir aus den neuesten Veröffentlichungen
diejenige von Huppert aus der Dresdener Frauenklinik. Aus dieser
Anstalt hatte schon Wehle im Jahre 1894 günstige Erfahrungen
mit der Hängelage veröffentlicht.
Huppert berichtet über weitere 28 Versuchsfälle, welche näher
in der Tabelle einzusehen sind. In 18 Fällen war die Walcher’sche
Lage von Erfolg (10 Mehrgebärende, 8 Erstgebärende), bei ersteren
waren die früheren Geburten meist operativ beendet worden. Zur Be
obachtung kamen anfangs nur platte Becken, dann auch allgemein
verengte. Hier war der Erfolg geringer, aber auch hier zeigte sich der
Einfluss der Lage auf die Vergrösserung der Conjugata. Becken mit
Ankylose im Ileosakralgelenk sind, wie auch andere Beobachter her-
vorheben, nicht zu beeinflussen. Die untere Grenze der Beckenver-
engerung, bei der es noch gelang, mit Hilfe der Walcher'schen
Hängelage die Spontangeburt eines lebenden Kindes zu erzielen (49,5 cm,
2850 g) fällt in das Bereich der relativ indizirten Sectio caesarea.
Sectio eaesarea nach Porro und Varianten. 911
Die Grösse der vorher gemessenen Conjugata schwankte zwischen
9—6,5 cm. Zuweilen änderte sich auch nach der Lagerung die vor-
her schwache Wehenthätigkeit zum Besseren. Die Hängelage wirkte
dann am besten, wenn der Kopf noch mehr oder weniger beweglich
im Beckeneingang stand oder nur mit einem kleinen Segment in den-
selben hineinragte. Bei tieferem Stand bewirkte die Hängelage keine
Aenderung. Besonders günstig wirkte sie bei vorzeitigem Blasensprung
und hier wurde sie schon angewendet, wo der Muttermund bei ver.
strichener Portio erst 2—3 Markstück gross war. Die Dauer der
Wirkung der Hängelage schwankte von 20 Minuten bis 3 Stunden,
je nach den Widerständen und war meist kürzer bei platten Becken.
In drei Fällen blieb der Erfolg der Hängelage aus, in 15 Fällen trat
er prompt ein; dreimal musste noch zur Zange gegriffen werden, eine
Zahl, welche zur Genüge die Vortheile der Hängelage klarlegt. In
den übrigen Fällen war entweder das Missverhältniss zwischen Kopf
und Becken zu gross, die Haltung des Kopfes regelwidrig und nicht
zu ändern, oder die Frauen schon zu sehr erschöpft, oder es traten
Komplikationen ein, welche eine schleunige Entbindung indizirten.
Nach Huppert’s Beobachtungen ermöglicht die Walcher'sche Hänge-
lage bei platten Becken (C. v. bis 7, eventuell darunter) und bei all-
gemein verengten Becken (C. v. bis 7,5, selten darunter), Spontan-
geburten in Schädellage herbeizuführen. Hierzu kommen noch die
normalen Becken mit abnorm grossen Kindern. Huppert nennt noch
folgende Bedingungen: relativ guter Kräftezustand der Gebärenden
also gute Wehenthätigkeit; die Blase soll gesprungen und die Portio
verstrichen sein; der kindliche Kopf soll den oben schon erwähnten
Stand haben. Bei grösserem Missverhältniss wird man zwar keine
Spontangeburt erwarten können, aber doch den Nutzen der Hänge-
lage beobachten, die Operationen werden erleichtert, die Gefahr
auch für das Kind verringert. Bei mässiger Beckenverengerung
iet durch die Hängelage nicht nur eine bedeutende Beschleuni-
gung, sondern auch recht oft eine spontane Beendigung der Geburt
zu erwarten.
912
GA
N
10.
11.
12.
13.
14.
10.
16.
Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Bericht über die Symphyesotomie (sammt Nachträgen).
Bericht von Dr. F. Neugebauer.
Audebert, Parallele entre l'accouchement prématuré et la symphyses-
tomie dans les bassins retrecis de 8!2 a 9'2 cm. Gaz. hebdom. des Sc.
med. de Bordeaux. Avril, pag. 169, 210, 219.
Ayers, E.A., The pubic symphysis in parturition, with a report of cases
of Symphysiotomie and of traumatic and spontaneous rupture of the joint.
Amer. Journ. of Obst. July; s. Brit. Gyn. Journ. August, pag. 29.
Barone. Una siofisiotomia al reparto di maternità e ginecologia del-
l ospedale della Pace di Napoli — madre e feto vivi — con brevi con-
siderazioni di confronto col parto prematuro artificiale nei vizi pelvici. La
Rassegna di Ost. e Gin. Napoli, Nr. 1. (25 jührige I gravida, C. v. 8 cm.
22. VIII. 1596 aufgenommen. Symphyseotomie, Diastase 6 cm, dann Zange.
Kind belebt. Heilung nach 30 Tagen.) (Herlitzka.)
Basilio Bonardi. Taglio lateralizzato del pube col filo-sega-Gigli ìn
donna a termine con bacino piatto-rachitico. Ann. di Ost. e Gin. Nr. 1.
1898.
Bleynie, Quelques remarques sur la symphyséotomie à propos de cing
opérations pratiquées à la Maternité de Limoges. Limousin Medical. Mai.
pag. 66, Nr. 6, pag. 83.
Braithwaite, Symphysiotomy from the General Practitioners Point of
View. Brit. Gyn. Journ. Vol. XIII, Nr. 51, pag. 446. (Braithwaite hat
drei Mütter und zwei Kinder gerettet.)
Bué. Die Symphyseotomie in der geburtshiltlichen Klinik zu Lille. Revue
méd. 1896, Nr. 93.
. Charles. N.. Douze symphyséotomies pratiquées à la Maternité de Liège.
. Chotmogorow, Symphysitis purulenta. Wracz. 1898, pag. 125. Russisch.
— Symphysenruptur sub partu. Wracz. Nr. 12, pag. 345. Russisch.
Cragin, Edwin B.. Symphysiotomy with an unusual complication. New
York Med. Rev. Vol. LII. pag. 240. April.
Me Creery. F. R.. Fall von Symphyseotomie. Med. Record. 15. VII.
1896. S. Centralbl. f. Gyn. Nr. 1. pag. 25. (V para mit Promontorii proci-
dentia, viermal Zange, meist todte Kinder, jetzt Kind belebt; Eiterung und
Decubitus an einer Hüfte durch Bandagendruck, aber Heilung und guter
(sang, trotzdem die Schambeine über 1 cm klafften.)
Crimail. Symphyséotomie. Retrecissement de 8 centimètres. Operation
faite dans de très mauvaises conditions. Guerison. Ann. de Gyn. Juin.
pag. 475.
Cucca. s. Novi.
Davis. Edward P.. Symphysiotomy for the relative indication. Med.
News. Vol. LXX, 3. pag. 78. Jan. 16.
Dobbert. Incision bei Symphysenvereiterung post partum. Genesung.
Journ. f. Geb. u. Fr.. pag. 671. Russisch. (IIpara nach Spontangeburt
am fünften Tage aufgestanden, allmählich entstand ein Abscess in der
31.
36.
37.
Symphyseotomie. 913
Symphyse. Einschnitt, Entleerung, Diastase der Sehambeinenden, nach Ent-
leerung der Knochensequester Heilung. Bindegewebige Vernarbung, guter
Gang bei Entlassung.)
Dührssen, 33 Fälle von Vereiterung der Symphyse. Arch. f. Gyn. Bd.
XXXV, pag. 89.
Earle, Frank B., Symphysiotomy. Medecine. Vol. III. June 6., pag. 477.
(Erfolgreiche Operation bei allgemein verengtem Becken.)
. Engelmann, George J., Remarks on symphysiotomy. Boston Med. and
Surg. Journ. Vol. CXXXVII. 2. July, pag. 34.
. Faux, Fracture de la symphyse pubienne. Rép. Univ. d’Obst. et de Gyn.
ISSS, pag. 497 et 1889, pag. 1.
. Fieux. Un cas de symphyséotomie. Bull. et mém. de la Soc. de Gyn.,
d’Obst. et de Pédiatrie de Bordeaux. Tom. VI. pag. 55.
— Symphyscotomie pour excès de volume et irréductibilité de la tete
foetale. Ann. de Gyn. 1598. Janvier, pag. 68.
. Frank, Demonstration nach Symphyseotomie. Centralbl. f. Gyn. Nr. 21,
pag. 627: s. auch Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI. pag. 304.
24. Fullerton, Fall von Symphyseotomie. Northwestern Lancet. 15. Aug.
1891, s. Centralbl. f. Gyn. Nr. 18, pag. 524.
. Gaspar, E., Embryotomie, symphyséotomie et opération césarienne. Bull.
de la Soc. Méd. de Charleroi. Tom. XV. 1894, pag. 112, 122.
. Glenn, J. H., Rupture of the symphysis pubis. suppuration, death. Lancet
1893. Vol. II, pag. 875.
. Hartwig, M., Spontaneous rupture of the symphysis pubis during labor.
Med. News. Philadelphia 1893. Vol. LATIT. pag. 220.
. Hink, Wiener geb.-gyn. Ges. 18. V. S. Centralbl. f. Gyn.. pag. 1339.
. Izac, Que faut-il penser de la symphyséotomie? These Toulouse.
v. Jordan, Vier Symphyseotomien mit einem Todesfall in Folge septi-
scher Endometritis. Przegl. Lek. 1896, Nr. 13, pag. 79; s. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 207.
Kouwer, Patientin mit kyphotischem Trichterbecken und starker Beweg-
lichkeit in der Symphyse, wodurch die Zangenextraktion eines lebenden
Kindes von 3300 g ermöglicht wurde. Niederl. Ges. f. Geb. u. Gyn., siehe
Centralbl. f. Gyn. Nr. 49, pag. 1450.
Küstner, Annales de Gyn. Toim. XLVIII, pag. 283.
Laloyaux, Parallèle entre Pembryotomic, la symphyséotomie et l'opéra-
tion césarienne. Bull. de la Soc. Méd. de Charleroi. Tom. XV. 1894, pag.
83, 103.
Loehlein, „Exostose vor dem rechten Ileosacralgelenk im Anschluss an
eine Symphyseotomie entstanden“ (mit Krankenvorstellung). Deutsche med.
Wochenschr. Nr. 22. 26. August, pag. 160.
. Michel. D. A., Du décubitus acutus comme complication de la sym-
pbyseotomie. Paris.
Murillo, Observation de la premiere symphyscotomie pratiquée au Chili.
Ann. de Gen Tom. XLVII, pag. 434—486.
Novi, R. e Cucca, C., Per la sinfisiotomia. Sui veri limiti nei quali
bisogna praticare l’ operazione. Rassegna di Ost. e Gin. Nr. o
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 58
914
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
öl.
52.
53.
Geburtshilfe. Geburtshilfliiche Operationen.
Pinard, De la symphyseotomie à la clinique Baudelooque du 7 Decembre
1895 au 7. Decembre 1896. Ann. de Gyn. Janvier. Tom. XLIII. Bereits
berichtet im Jahresbericht für 1896.
— A., De la symphyseotomie à la clinique Baudelocque 1895 à 1896.
These Paris.
Pomeroy, E. H., Case of symphysiotomy. Boston med. and surg. Journ.
Vol. CXXXVII, 2, pag. 36. July.
Pruvost, „Bassin rachitique et symphyssotomie.* Echo med. du Nord.
Tom. I, pag. 17.
— Un cas de symphyseotomie. La Revue Médicale. Nr. 147. 28. IV.
pag. 167.
Quisling, N. A., Symfysenruptur hos Födende. Norsk Mag. f. Laegevid.
4. R. Bd. VII. 1892. Nr. 12, pag. 1464—65.
Remy, Rupture de la symphyse pendant l'accouchement. Rep. Univ.
d’Obst. et de Gyn. 1889, pag. 364.
Rotet, G., Symphyseotomie et accouchement prématuré artificiel. Thèse
Paris 1896.
Scharff, A., Ein Beitrag zur Kasuistik der Symphyseotomie. Diss. in.
Würzburg.
Schönberg, Symfysenruptur hos Födende. Norsk. Mag. f. Laegev. 4. R.
Bd. VII. 1892, Nr. 9, pag. 889—902.
Teissier, Quelques remarques sur l’accourhement prématuré provoqué
et la symphyséotomie dans les bassins rétrécis. Thèse Lille.
Uspensky, Ueber zwei Fälle von Symphyseotomie. Med. Obosrenje 1896.
Nr. 19; siehe Journ. f. Geb. u. Fr., pag. 219. Russisch. (Beide Opera-
tionen erfolgreich.)
Valdagni, Contributo allo studio della sinfisiotomia. Rivista di ostetr.,
gin. e ped. Torino. Nr. 8, 9. (Valdagni spricht über die Indikations-
stellungen der Symphyseotomie, wie sie in der Klinik von Tibone gestellt
werden: Zur Symphyseotomie darf nur in :Yothfällen gegriffen werden,
ihr ist die künstliche Frühgeburt vorzuziehen, aber nicht, wenn mit dieser
kein lebensfähiges Kind zu erhalten ist. Die C. v. muss nur zwischen
65 und 75 mm schwanken. Am Schlusse seiner Arbeit berichtet Verf.
über sechs Symphyseotomien, welche während vier Jahren in der Klinik
ausgeführt wurden: von den Müttern eine todt, Kinder alle lebend.)
(Herlitzka.)
Varnier, Rapport sur la symphyse&otomie. 12. internat. med. Kongress
in Moskau. Ann. de Gyn. Tom. XLVIII, pa: 189—272.
Veronese, C., Studio sulla sinfisiotomia con contributo clinico e speri-
mentale. Napoli 1896. Arch. di Ost. e Gin. Vol. III, Nr. 2—3, pag. 144
—158.
Zweifel, P., Referat über die Symphysectomie. Moskauer Kongress.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 22.
— Symphyseotomie. Moskauer Kongress. Ann. de Gyn. Tom. XLVII,
pag. 273—283.
Symphyseotomie. 915
Ayers (2) 5 Operationen, 4mal Heilung, im 5. Falle 8 Tage
später durch Zangendruck Scheidengangrän mit Mastdarmeröffnung,
Pneumonie, Tod. Jetzt wieder 3 Fälle mit Heilung.
Alle Operationen subcutan gemacht: Urethra und Blase werden
durch die Sonde nach einer Seite gedrängt, ein Einschnitt wird etwas
unter dem Schambogen unterhalb der in die Höhe gehobenen Clitoris
gemacht; der linke Zeigefinger wird in die Scheide eingeführt bis zum
hinteren oberen Theile des Gelenkes; ein Tenotom wird bis auf "la Zoll
von dem oberen Rande desselben dicht am Knochen in die Höhe ge-
führt, dann mit einem geknöpften Messer vertauscht und mit demselben
das Gelenk unter der Kontrolle der Finger durchtrennt; ein Assistent
komprimirt oberhalb des Gelenkes.“ Daun Zange, später Kompressions-
verband.
Ayers beschreibt seinen Hängemattenfixationsapparat und fügt
noch einen Fall von traumatischer Symphysenruptur hinzu. In seinem
Fall nach Zange Ruptur und Blasenscheidenfistel, letztere geheilt, aber
Diastase von 1!/a Zoll geblieben seit einem Jahre. Blase drängt sich
in die Diastase ein, der linke Ast stand !/ı Zoll tiefer als der rechte,
Zusammendrängen unmöglich. Gin Wylie legte das Gelenk jetzt
bloss und vernähte die Stümpfe mit Silberdraht. Kontakt war nur mit
Hebel und grosser Gewalt zu erreichen. Vollständige Vereinigung.
Crimail (13). 27jährige Ipara, seit 48 Stunden gebärend, am
normalen Schwangerschaftsende nach vergeblichem Zangenversuche auf
dem Lande nach Nantes gebracht am 3. IX. 1894, weil die Aerzte
keine Perforation am lebenden Kinde machen wollten. Temperatur
38° C., Puls 110. Während der ganzen Reise Knieellenbogenlage,
da die Kreissende es nicht aushielt, auf dem Rücken zu liegen. Vulva
geschwollen und exkoriirt, Uterus fest kontrahirt, sanguinolenter Aus-
fluss mit Mekonium. C. diag. kaum 95 mm, Vera etwa 8 cm, Kopf
über dem Beckeneingang, nur durch den kontrahirten Uterus immobili-
sirt. Wegen grosser Kopfgeschwulst Lage nicht genau bestimmbar.
Allgemein verengtes Becken. Kind lebt. Symphyseotomie nach Ein-
führung einer gekrümmten Zinkschutzplatte hinter die Symphyse vor Knor-
peldurchschneidung. Sofort 2 cm Diastase, dann bei foreirter Schenkel-
abduktion ein leises Krachen und Diastase auf 5—6 cm gebracht;
Tampon, dann Extraktion mit Zange, Kind schrie mehrmals auf, konnte
aber nicht erhalten werden und starb bald (Fraktur des linken Os
parietale mit Bluterguss unter dem Periost und unter den Meningen.
Breite Hautabschürfung an der rechten Wange). Kind 2950 g. D. bip.
95 mm. Intrauterine Spülung.
58*
916 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
Periostale Nähte, Nähte der geraden Bauchmuskeln und der Sym-
physenweichtheile. Scheidentamponade. Verband. Fieberhaftes Wochen-
bett, aber Genesung. Am 28. Tage aufgestanden. Allmählich guter
Gang.
(War diese Operation erlaubt oder nicht vielmehr leichtsinnig
unternommen? Der Operateur kann noch von Glück sagen, dass die
Mutter davonkam. Neugebauer.)
Davis (15). IlIpara, erstes Kind mit Zange lebend, jetzt ver-
geblich Zange. C. ext. 19,75 cm. Nach Symphyseotomie Tarnier's
Zange, Kind von 3600 g starb nach 18 Stunden an Pneumonie (?).
Riss der vorderen und hinteren Scheidenwand vernäht, Schamfugen-
wunde 24 Stunden lang mit Jodoformgaze drainirt, weil übler Geruch.
Am nächsten Tage Saprämie, Spülcurette. Nach 7 Wochen mit fester
Vereinigung entlassen.
Es war die einzige von 7 Operationen, wo das Kind nicht gerettet
wurde.
Fieux (21). Operirte am 25. Tage nach der Symphyseotomie
vorgestellt. Ipara mit Conj. diag. 10 cm, nach vergeblicher Zange
Tarnier’s Schamfugenschnitt mit Farabeuf’s Hohlrinnensonde, Dia-
stase 5 cm, lebendes Kind schnell ausgetrieben, 2830 g. Nach Ver-
nähung mit Katgut und fil de Florence Placenta spontan ausgetrieben.
Glatte Heilung, vom 15. Tage an Tarnier-Lefour’s Immobilisations-
schwebe fortgelassen, 17. Tag aufgestanden. — Moussou sah eine
seiner Operirten schon am dritten Tage unerlaubter Weise herumgehen,
hat jedoch keinen Nachtheil davon bemerkt,
Fieux (22). 33jährige IV para, einmal Ausgangszange, zweimal
spontan glatt geboren. Jetzt Zange angelegt, aber Mekonium, alè
Symphyseotomie. Diastase auf 55 mm gebracht, eine Zangenzug bringt
den Kopf in das kleine Becken. Glatte Heilung trotz etwas Fieber
am 3., 4., 8. und 9. Tage mit Diarrhoe. 15. Tag aufgestanden. Fieux
führt diesen Falls als Beleg für Pinard’s und Varnier’s: „La
dystocie par excès de volume de la tête foetale comporte la méme in-
dication que la dystocie par viciation pelvienne“. In seinem Fall war
das Becken normal, aber D. bip. des Kindes 105 mm, Zange hätte
hier eine Schädelfraktur gesetzt. Die Symphysenwunde verbindet Fieux
mit Traumaticin und ist damit zufrieden.
Frank (23). 34jährige II para, bei der ersten Entbindung Wen-
dung, Kopf riss ab und wurde in Stücken geholt, Scheiden- und Damm-
riss, 5 Wochen zu Bett.
Symphyseotomie. 917
Jetzt nach Blasensprengung bei voller Eröffnung Nabelschnurvor-
fall, Symphyseotomie mit Osteoplastik, Wendung, Extraktion. Glatte
Heilung, 14. Tage aufgestanden, guter freier Gang. Beckenmaasse:
früher: Sp. 25 Cr. 26 Tr. 29 Bd. 16,0
jetzt: „ 27 w ee E „ 175
Da das gerade Messer wegen Hängebauches zur Lostrennung des
Kuochenstückes unpraktisch, hat Frank ein S-förmig gebogenes Messer
konstruirt. Suturen, welche die Knochenlamelle mit den Symphysen-
enden vernähen, besser nicht direkt zu knüpfen — schwierige Entfer-
nung — sondern besser durch die äussere Haut zu führen und über
einen Jodoformgazestreifen zu knüpfen.
Fullerton (24). Interessanter Fall von erfolgreicher Symphy-
geotomie an einer II para mit Naegele’s schräg verengtem Becken.
Bei der ersten Entbindung hohe Zange, todtes Kind. Ankylose des
linken Hüftgelenkes nach Coxitis im 10. Lebensjahre. Jetzt Symphy-
seotomie, Klaffen von nur 1 cm und doch jetzt leichte Zangenentwicke-
lung, dabei bilaterale Kompression der Hüften. Nachher Beckenring
durch Heftpflasterstreifen zusammengezogen, 5 Wochen lang. Nachher
Gang mit Stock, allmählich ganz frei.
Hink (28). Geburt 4!/3 Jahre nach Symphyseotomie, die Schauta
vollzogen hatte. Jetzt klaffen die kolbig verdickten Symphysenenden
mehr als 1 cm, Finger lässt sich eindrängen. Maasse jetzt: 25, 27, 32,
18, 11, 91/2 cm gegen früher vor der Sympbyseotomie 24,5 —26,5—
31,5—18—11—9,5.
Diagonalis und Vera unverändert, Quermaasse um !/s cm weiter
geworden. Spontane Geburt mit einer kräftigen Wehe, dabei Klaffen
von 2!/g cm. Afebriler Verlauf, nach drei Wochen mit Beweglichkeit
aller drei Beckengelenke entlassen.
Kind 3700 g, um 350 g schwerer als das mit Symphyseotomie
früher geborene Kind. Nach etwa 7 Wochen klafft die Symphyse im
Liegen nur 3/4 cm. Beim Geben aber schieben sich die Stümpfe an
einander auf und ab, so dass alternirend ein Stumpf den anderen um
l cm überragt (also Schlottergelenk, Ref.), auch in den hinteren
Gelenken Bewegungen leicht zu konstatiren.
Hink giebt für diesen Fall eine gute Einwirkung der Symphy-
geotomie zu, will aber keineswegs deshalb eine Lanze für den Operateur
brechen.
Die frühere Symphyseotomie hinterliess bleibende Beweglichkeit am
Becken, Vergrösserung der Quermaasse und ermöglichte jetzt die Spon-
918 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
tangeburt eines grossen Kindes. Nachtheile der übermässigen Beweg-
lichkeit in den Beckengelenken nicht bemerkt.
Küstner (32) hat auf 7 Sympbyseotomien keine der Mütter ver-
loren und sämmtliche Kinder gerettet. Zweimal sah er unangenehme
Scheidenrisse mit Kommunikation mit der Gelenkwunde. Einmal ope-
rirte er bei Gesichtslage mit nach hinten gerichtetem Kinn. Zweimal
übte er die wiederholte Symphyseotomie aus, einmal Symphyse so ver-
knöchert (?), dass er zum Meissel statt des Messers greifen musste.
Küstner warnt vor der Wendung nach Symphyseotomie und zieht
die Schädelzange vor. Symphyseotomie bleibt Sache des gewandten,
berufenen Operateurs, der weniger gewandte Arzt kann mit der Per-
foration mehr Mütter retten, als mit der Symphyseotoniie.
Löhlein (34). V para vor 16 Tagen Frühgeburt in seiner Klinik.
Dritte Entbindung mit Symphyseotomie beendigt, bei der vierten Früh-
geburt. Allgemein verengtes plattes rachitisches Becken. C. diag.
105 mm. Nach der Symphyseotomie ist eine Verkürzung des rechten
Schrägdurchmessers hinzugekommen. (Parostose im Anschluss an das
Trauma einer Symphyseotomie entstanden).
Am 5. I. 1895 nach erfolglosem Zangenversuch in Walcher's
Hängelage Symphyseotomie, dann leichte Zange (Kind von 3570 g),
Kind starb aber nach drei Tagen. Mutter stand am 27. I. auf und
ging am 5. III. gesund nach Hause. Schon am 25. II. 1895 halb-
wallnussgrosser Tumor, hart und höckerig getastet, der über der etwas
unebenen Oberfläche der einen Art. sacroiliaca nach abwärts verlief
und mit seinem unteren Rande bis an das obere innere Ende des Lig.
spinososacrum reichte. Es handelte sich zunächst wahrscheinlich um
einen subperiostealen Bluterguss dort. Bei den späteren Frühgeburten
fand man den Tumor etwas vergrössert; etwa 1,5 cm von der Mitte
des Kreuzbeins beginnend, reichte seine Basis bis an den medianen
Rand des For. ischiad. majus. — Der Tumor hatte die Grösse eines
halben Borsdorfer Apfels (weltbekanntes Maass?). Der rechte schräge
Durchmesser des Beckeneinganges war durch ihn um 1!/z bis 2 cm
verkürzt.
Jetzt sub partu Wendung auf einem Fuss, Knabe von 2440 g
extrahir. Mutter und Kind in gutem Zustande entlassen.
Murillo (36). 36jährige I para mit tuberkulöser Dorsalkyphose
C. ext. 16 cm, C. vera 7 cm, Hängebauch. Es gelingt nicht den Knorpel
mit dem Messer zu spalten, also Kettensäge, schwere Einführung,
aber leichtes Sägen. Nach Symphyseotomie leichte Zange (Tarnier’s),
Symphyseotomie. 919
Diastase 6 cm, Kind nach !/4 Stunde belebt, ein Zangenlöffel hatte
eine Nabelschnurschlinge komprimir. An 400 g Blut sub operatione
verloren. Oberflächliche und tiefe Nähte, Kompressivverband. Knabe
3200 g. D. bip. 95 mm. Mutter und Kind gesund entlassen.
Pomeroy (40). 2Ljährige rachit. I para, Zwergin. C. ext. 17,5
diagonalis 6,75, vera 5 cm. Hoautschnitt nur 1!/s cm lang, dann
Zange, kräftiger Knabe von 5400g (!) bei 6cm Diastase trotz Gegen-
druck. Nur Heftpflasterverband, keine Naht. Gute, feste Vereinigung,
volle Genesung.
Pruvost(42). Rachit. Becken von C. d. 9 cm, bei der ersten Geburt
schwere Zange, todtes Kind. Jetzt nach Zangenversuch Symphyseo-
tomie, Zange. Am 25. Tage aufgestanden. Genesung. Später spontane
Frühgeburt von 8!/2 monatl. Zwillingen; der Umstand, dass es Zwillinge
waren, soll es erklären, warum die Frau mit der Frühgeburt glücklich
niederkam.
Scharff (46) theilt drei Symphyseotomien mit, von denen zwei
von Hofmeier ausgeführt wurden.
1. Plattes Becken Lut 0,5 cm hoher Exostose an der Innenseite
der Symphyse. C. diag. 9,25 cm. I para. Cervixerweiterung durch
Glycerinjodoformgaze, Ko:peurynter, Blasensprengung, am 7. Tage Schüt-
telfrost und Fieber, Scheidenausspülung, Sympbysiotomie am 24. II. 1895,
dann Breus’ Zange, die abgleitet. Neues Anlegen, Traktion, die
nur wenig klaffende Symphyse geht unter krachenden Geräusch auf
mehrere Centimeter auseirander, die Harnblase wölbt sich in den Spalt.
Nun Zangenanlegung, en-llich Ritgen’s Handgriff. Schluss der Sym-
physe, 4—5 versenkte periostale Silberdrahtsuturen und tiefgreifende
Seidennähte.e. Fieber im Wochenbett. Heilung. Lebender Knabe von
3100 g.
2. 26jährige I para: platt rachit. Becken, C. diag. 9,5 cm. Fieber,
Verdacht auf Tympania uteri, Kolpeurynter, Symphyseotomie, dann
Breus’ Zange. Beim Schädeldurchtritt klafft die Symphyse 1!/s cm,
Weichtheile reissen jetzt ein, Einschnitt am linken Tuber ossis ischii,
Silberdraht und Seidennänte der Symphysenwunde. Geringer Blutver-
lust, Uterus gut kontrahirt, aber Puls klein, schwindet ganz, Collaps,
Dyspnoe. Bei Verbandlösung entleeren sich etwa 100 g Blut. Aether-
injektion, Kochsalzinjektion. Operation 3. VI. 1896 um 9 Uhr früh,
um 31/3 nachmittags Tod. Nur Sektion der Bauchhöhle von der
eröffneten Wunde aus: innere Genitalien ohne Besonderheiten, keine
Blutung irgendwo nachweisbar. Kind 2700 g, gedeiht.
92) Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
3. 29jähriges Dienstmädchen, an dem am 2. XII. 1895 ander-
seits die Symphyseotomie ausgeführt war, wonach Patientin neun
Wochen lang einen Gypsverband trug. Nachher schon zwei kleine
aber vergebliche Operationen an der eiternden Symphysenwunde, daher
zu Hofmeier gebracht, wo am 26. XI. 1896 Auskratzung der Wunde,
dann am 9. XII. der chirurgischen Klinik überwiesen. Patientin kann
weder gehen noch stehen, nicht auf der Seite liegen. Operation 14.
XII. 1896 wegen Symphyseneiterung mit Fistel. „Die alte Narbe wird
excidirt, Periost zurückgeschoben, sodann einige rauhe Stücke und die
wenigen röthlichgrauen Granulationen mit Hohlmeissel und scharfen
Löffel entfernt. Der Knochendefekt nach Entfernung der vorderen
Wand hat eine Breite von 3 cm, eine Länge von 5 cm und nur eine
dünne flächenhafte Knochenwand bleibt hinten als Verbindung zwischen
den beiden Ossa pubis bestehen. Ueberall harter, gesund aussehender
Knochen, nirgends schlaffe Granulationen.“
1. II. 1897: „Noch immer Schmerzen, bei Druck auf den rechten
aufsteigenden Schambeinast, aktive Beweglichkeit nur bis zu einem
Winkel von 45°, passive auch nicht weiter. Schmerzen besonders hei
Flexion und Innenrotation; links Bewegung nicht gestört.“
Scharff konnte keine hinreichende Erklärung für den plötzlichen
Tod der 2. Operirten finden; trotzdem die Frau fünf Tage nach Wasser-
fluss infizirt die Klinik betrat, ist Sepsis als Todesursache hier nicht an-
zunehmen, der Tod mag die Folge des Zusammentreffens verschiedener
ungünstiger Momente gewesen sein. Das 2. und 3. Kind gedeihen,
das der ersten Öperirten ging „in der Ziehe“ zu Grunde.
Im 3. Falle auffallend, dass Schmerzen und Bewegungsstörungen
nur auf die rechte Seite beschränkt sind, dass gerade Flexion und
Innenrotation so gestört sind, während Aussenrotation und Abduktion
weder schmerzhaft noch behindert.
Man vermuthet hier eine tuberkulöse Erkrankung der Symphyse (?).
Varnier (51) gründet seine Schlussfolgerungen auf 86 Operationen
der Clinique Baudelocque.
1. Diemomentane Erweiterung des Beckens ergiebt das
Resultat, dass das Sterblichkeitsprozent der Kinder bei
engem Becken demjenigen während und nach der Zangen-
extraktion aus dem normalen Becken gleichkommt..
Auf 86 Pelvitomien:
81 Kinder lebend extrahirt 94,18"/Jo.
3 asphyktische werden nicht belebt
SR —
3 todtgeboren 5,80/0 Letalität.
Symphyseotomie. 921
Von den 81 lebend geborenen Kindern starben sieben binnen der
ersten drei Wochen, sekundäre Mortalität 8,7 °/o.
Im Ganzen ergiebt sich ein Letalitätsprozent der Kinder von 12
auf 86, also 13,95 Po.
‚Da jedoch drei Kinder in Folge von Streptokokken- oder Broncho-
pneumonie starben, so fallen der Symphysevtomie nur neun Todesfälle
zu, also 10,4 "fo.
Auf 6258 andere Entbindungen 144 Zangengeburten:
125 bei Erstgebärenden:
4 °/o sofortige Letalität
4,16°/o sckundäre Letalität
19 bei Mehrgebärenden:
5,3%o sofortige Letalität
5,5% sekundäre „ „
| zusammen 8 °/o.
| zusanımen 10,5 "/o.
Varnier geht jedoch noch weiter und schreibt den Tod von zwei
Kindern nicht der Symphyseotomie sondern dem vorausgeschickten
Zangenversuche zu, den Tod eines Kindes dem Mangel an Vitalität
in Folge künstlicher Frühgeburt, den Tod eines 4. dem Umstande,
dass das Lig. subpubicum nicht durchschnitten worden war und eines
5. dem Umstande, dass der Beckenring nicht vor der Extraktion ge-
nügend erweitert war. Heute wird statt Pinard’s Schrauben£carteur nur
Farabeuf’s Ecarteur gebraucht, Kombination von künstlicher Früh-
geburt mit Symphyseotomie ist verlassen, ebenso der vorausgeschickte
Zangenversuch (Schädelbrüche!), damit kann man die Kindersterblich-
keit nach Symphysiotomie auf 5°;0 herabsetzen.
Als Beweiss, dass zweimal der vorausgeschickte Zangenversuch,
resp. künstliche Frühgeburt für das Kind tödtlich wurde führt Verf
an, dass beide Frauen bei Wiederholung der Symphyseotomie bei der
folgenden Entbindung ohne vorausgeschickte Zange resp. am normalen
Schangerschaftsende lebende Kinder gebaren.
Es fallen also streng genommen nur vier Todesfälle des Kindes
den 81 Operationen zu Last, also 4,9 Jo, folglich ist das Sterblichkeits-
prozent geringer als nach Zangenentbindung bei normalem Becken.
Die Ursache des grösseren Sterblichkeitsprozents bei Zangen-
extraktion aus dem normalen Becken aber sei nur im Anlegen der
sogenannten hohen Zange zu suchen, welche „das normale Becken
zu einem engen werden lasse“.
2. Die momentane Beckenerweiterung veranlasst weder
eine Blutung noch Läsionen der hinteren Gelenke, welche
922 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
das Leben oder die spätere Integrität der Operirten bedrohen.
Blutung beim Schamfugenschnitt stets gering, retrosympbysärer Gaze-
tampon während der Extraktion und schneller Beckenschluss und Wund-
naht nachher genügen; die hinteren Gelenke leiden nicht mehr als
schon experimentell festgestellt war: nur leichte Periostablösungen. Der
beste Weg den Läsionen der hinteren Gelenke vorzubeugen ist, vor
Extraktion des Kindes den Beckenring soweit zu erweitern, als nöthig
ist ohne alle die andererseits empfohlenen Schutzvorrichtungen (seit-
licher Druck gegen die Trochanteren, Gurt, Esmarch’s Schlauch etc.).
Es wurde fast immer die Diastase vor Extraktion auf 60 mm gebracht,
10 mal auf 65 mm und 6 mal auf 70 mm.
3. Läsionen von Blase und Harnröhre sind Aus-
nahmeerscheinungen und wahrscheinlich der Zange und
ungenügender Erweiterung des Muttermundes zuzu-
schreiben. Auf 86 Operationen kamen nur zweimal urethrovesikale
Risse vor und diese waren nicht durch die Erweiterung des Becken-
ringes sondern nur durch die übermässige Spannung der Weichtheile
bei der Extraktion veranlasst. In einem Falle (Nr. 26) handelt es sich
um ein Becken mit Coxalgie nach Trauma, asymmetrisches Becken: da
das eine Os ilei fast unbeweglich war, keine Drehung vollzog, so ent-
stand eine Blasenläsion durch Druck des bezüglichen Symphysen-
stumpfes. Wo Verdacht vorliegt, dass die Beweglichkeit eines der
hinteren Gelenke beschränkt ist, ist die Sympbyseotomie nicht zu em-
pfeblen. l
(Die ausgedehnte Zerreissung von Blase und Harnröhre im Falle
82 schreibt Verf. der ungenügenden Erweiterung des Muttermundes
sub extractione, aber nicht der Symphyseotomie zu.)
4. u. 5. Die unter aseptischen Bedingungen aus-
geführte Symphyseotomie gefährdet dieGebärende nicht
mehr als irgend eine andere geburtshilfliche Operation
und die Hauptursache der mütterlichen Sterblichkeit
nach Symphyseotomie ist puerperale Septikämie.
Von 86 Operirten starben 10, also 11,6°Jo.
3 mal Tod aus accidentellen Ursachen — unabhängig von der
Symphyseotomie (Fall 27, 49, 76. Darmverschluss, Influenza, Pneu-
monie mit eitriger Pleuritis), also 7 Todesfälle auf 83 Operationen,
also 8,4°/o; da aber 2 Frauen ferner infizirt die Klinik betraten und
der Tod der vorausgegangenen septischen Infektion zuzuschreiben ist,
(Symphysenwunde normal vertheilt trotz allgemeiner Infektion), so
bleiben nur 5 Todesfälle auf 81 Operationen, also 6,1°/o, wo de
Syınphyseotonie. 923
Syınphyseotomiewunde, primär oder sekundär infizirt, mit dem Genital-
traktus kommunizirend oder nicht, eine Rolle bei dem definitiven
Resultat gespielt haben mag — in 3 von diesen 5 Fällen fieberten die
Frauen schon vor der Symphyseotomie. (Folgt ausführliche Beschreibung
dieser Fälle und Nekropsiebefund. pag. 209— 220.)
6. Nach Symphyseotomie erfolgt vollständige funk-
tionelle Wiederherstellung Eine bleibende Becken-
erweiterung als Folge ist zur Zeit noch nicht bewiesen.
Ein per primam geheilter Symphysenschnitt bringt
keinerlei Störungen mit sich, bedingt keinerlei Störung
einer folgenden Schwangerschaft oder Entbindung. Die
Symphyseotomie kann ohne Schaden an derselben Frau
wiederholt werden.
Verf. hat am 7. Dezember 1896: 2 von 13 im Jahre 1892, 8 von
13 im Jahre 1893, 8 von 20 im Jahre 1895 und 4 von 14 im Jahre
1896 operirten Frauen untersucht, keine meldete sich wegen irgend
welcher Beschwerden ausser einer Harnfistelkranken (von 1892).
17 mal wurde eine neue Entbindung nach früherer Symphyseo-
tomie in der Klinik absolvirt; bei 4 von diesen 17 wurde die Sym-
physeotomie zum zweiten Male gemacht mit gutem Ausgang. (Fall 4
u. 42, 9 u. 51, 24 u. 52, 29 u. 62), die übrigen 13 Frauen kamen
spontan nieder. |
Verf. konnte niemals eine Vergrösserung der Conj. diagonalis
konstatiren, nicht einmal in der Walcher’schen Hängelage.
(Folgt Beschreibung von 11 Entbindungen ohne Symphyseotomie
bei Frauen, welche früher die Symphyseotomie durchgemacht hatten,
Gewichts- und Grössentabelle der Kinder die mit Hilfe der Symphyseo-
tomie und ohne dieselbe geboren wurden.)
7. Auf eine bleibende genügende Erweiterung des
Beckenringes nach Symphyseotomie ist auch bei der
Plastik Phaenomenow’s und Frank’s nicht zu rechnen, es
sei denn beim kyphotischen Becken. (? Ref.)
Verf. bat eine der von Frank mit angeschlossener Osteoplastik
Symphyseotomirten in Köln untersucht und meint, der Grössengewinn
sei zu gering, das Becken bleibe doch zu eng und urtheilt darüber
mit den Worten: „Le jeu n’en vaut pas la chandelle“ (pag. 251).
8. Eine Indikation zur Symphyseotomie liegt stets vor
bei lebendem Kinde, voll eröffnetem Muttermunde, relativer
oder absoluter Beckenenge, sobald die Kalkulation ergiebt,
924 Geburtshilfe. Geburtshilfliche Operationen.
dass eine Diastase von 7 cm genügen wird, um den Fötus
ohne Trauma zu extrahiren.
Die Symphyseotomie eignet sich nicht nur für das
enge Becken sensu strictiori sondern auch für normale
Beckenbeiübergrossem Kindeodergewissenfehlerhaften
Einstellungen (z. B. Stirnlagen).
9.u.10. DieSymphyseotomie soll anStelle der künstlichen
Frühgeburt, forcirten Zange und Wendung stattfinden bei
engem Becken. Die Embryotomie am lebenden Kinde findet
keine Anhänger mehr. Die Walcher’sche Hängelage genügt
nicht für eine ausreichende Erweiterung des Beckenringes.
11. Bezüglich der speziellen Indikation für Symphyseo-
tomie sind die engen Becken in zwei Gruppen zu trennen:
1. Symmetrische Becken, welcher Art auch die Ursache der
sagittalen Verkürzung des Beckeneinganges oder der transver-
salen des Beckeneinganges sei (auf 86 Operationen 77 Fälle).
2. Asymmetrische Becken (auf 86 Operationen 9 Fälle).
a) in Folge von Coxalgie, einseitiger angeborener Schenkel-
luxation, rachitischer, skoliotischer Deformation etc.
b) in Folge von Sakrocoxalgie, Hyperplasie einer ala ossis sacri
mit nachfolgender Synostose etc.
(Folgen Einzelfälle mit anatomischen und schematischen Ab-
bildungen.)
12. u. 13. Die Rolle der Symphyseotomie ist erschöpft
mit der Erweiterung des knöchernen Beckenringes. Es ist
gefährlich sie auszuführen, um eine Dilatation der Weich-
theile erzielen zu wollen. Irrationell ist dieSymphyseotomie
bei Beckenverengerung durch Weichtheiltumoren.
14. Ausser den genannten Kontraindikationen ergeben
sich andere aus dem Gesundheitszustande der Gebärenden
und des Fötus — aber wo bleiben die Kriterien für den Gesund’
heitszustand an Mutter und Frucht? Bezüglich der Frucht kann nur
das Aufhören der Herztöne eine Kontraindikation abgeben, bezüglich
der Mutter kommt es darauf an, eine latente Infektion sicher zu er-
kennen. Auf 86 Operationen gingen von 5 Frauen, die schon vor der
Operation fieberten, drei zu Grunde.
Zum Schluss giebt Varnier das Roentgen’sche Sciatogramm
des Beckens einer Hündin, das durch „metalloplastie interpubienne“
experimentell von ihm und Hartmann erweitert worden war. (15 mm
Gerichtsärztliche Geburtshilfe. Allgemeines. 925
breite Aluminiumplatte bei Symphysiotomie eingepflanzt und eingeheilt.
Das Thier verendete am 81. Tage an Pneumonie.)
Zweifel (54) hat von 31 Operirten keine verloren, 29 Kinder gerettet
(alle Frauen sind zur vollen Arbeitsfähigkeit genesen) und legt darauf
Gewicht gegenüber dem Pessimismus der deutschen Geburtshelfer. Be-
züglich der Verheilung des Schambeingelenkes, so erfolgt knorplige oder
mindestens bindegewebige Verheilung und funktionelle restitutio in
integrum. Gangvermögen und Arbeitsfähigkeit leiden nicht.
Bei Beschränkung der Fälle auf eine Conj. vera nicht unter 65 mm
werden Läsionen an den hinteren Gelenken nicht vorkommen. Die
Blutungsgefahr ist bei Symphyseotomie ebenso gering wie beim Kaiser-
schnitt, es genügt dagegen eine Gazetamponade vereint mit schnellem
Zusammendrängen der Schambeinenden, eventuell mit Scheidentamponade.
Scheidenzerreissungen beugt man am sichersten vor, indem man nach
dem Schnitt die Austreibung der Natur überlässt. Die Hauptgefahr
ist die der septischen Infektion. Es gilt alle Wundtaschen zu drainiren
und jeder Sekretstauung durch Tamponade und äusseren Bindendruck
vorzubeugen (Bauchbinde und T-Binde).
Symphyseotomie bringt geringere Gefahren mit sich als der
Kaiserschnitt.
X.
Geriehtsärztliche Geburtshilfe.
Referent: Professor Dr. Stumpf.
— —
a) Allgemeines.
l. Brouardel, Les procès en responsabilité médicale. Annales d'hygiène
publique et de médecine légale. III. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 432. (Be-
trachtungen allgemeinen Inhalts.)
2. Clarke, J. J., Post-mortem examinations in medico-legal and ordinary
cases. London, New York u. Bombay 1896. Longmans, Green and Comp.
3. Coutaigne, H., Précis de médecine légale. Paris, Masson et Comp.
d Dittrich, P., Lehrbuch der gerichtlichen Medizin für Studirende und Aerzte.
Wien u. Leipzig, W. Braumüller.
5. Herold, J., A manual of legal medicine, for the use of practitioners and
students of medicine and law. Philadelphia, J. B. Lippincott and Co.
926
6.
10.
11.
12.
13.
14.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
v. Hofmann, E., Atlas der gerichtlichen Medizin. München, Lehmann.
(Zahlreiche werthvolle Original-Abbildungen von Präparaten, besonders von
Uterusrupturen, Uterusverletzungen, Organen Neugeborener, ausserdem
zahlreiche Abbildungen von Varietäten des Hymen.)
Keferstein, Einige Bemerkungen zur Abfassung von gerichtlichen Ob-
duktionsprotokollen und zur Ausführung gerichtlicher Leichenöffoungen.
Zeitschr. f. Med.-Beamte. Bd. X, pag. 434. (Berichtigungen zu einigen der
gebräuchlichen Schemata für gerichtliche Obduktionen.)
La responsabilité medicale: Un médecin peut-il être déclaré, par les tribunaux.
responsable à raison d'une imprudence exclusivement imputable à l'homme
de l'art? Journ. de Méd. de Bordeaux. Tom. XXVIII, pag. 573 u. Progrès
méd. Jahrg. XXV, Bd. II. (Die Konferenz der Advokaten am Pariser
Appellhofe beantwortete diese Frage mit Nein. Es ist dies wichtig iu
einem Lande, in welchem in der Tagespresse angeregt wurde, dass ein
Arzt, der beim Redressement des Pott’schen Buckels einen Kranken ver-
liert, oder dem eine Rhinoplastik nicht gelingt, zusammen mit den Eltern
des betreffenden Kindes zur Verantwortung gezogen werden solle.)
Luff, A. P., Text-book of forensic Medicine and Toxicology. London u.
New York 1895, Longmans, Green and Co.
Raffaele, A., Guida pratica alle perizie medico-legali, civili e penali.
Für Aerzte und Juristen. 2. Aufl. Neapel 1895. S. Chiara. Mit 43 farbigen
Abbildungen.
— Clinica di medicina legale. Prima serie di casi. Neapel 1896. S.
Chiara.
Tourdes, G., u. Metzquer, E., Traité de médecine légale théorique et
pratique. Paris, Asselin u. Houzeau.
Vibert, Ch., Précis de médecine légale. Paris 1896. 4. Aufl. Bailliere et
Fils. S. Jahresbericht Bd. IV, pag. 355.
Witthaus. R. A., Medical Jurisprudence. Forensic Medicine and Toxi-
cology. New York 1896. William Wood and Comp.
b) Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte;
zweifelhafte Geschlechtsverhältnisse.
. Abraham, O., Ueber Missbildung der inneren weiblichen Genitalien.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementsheft, pag. 74.
Alexander, E., Ueber einen Fall von Pseudohermaphroditismus. Deutsche
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 606.
Allen, C. W., Report of a case of phsycho-sexual hermaphroditism. Med.
Record. New York. Vol. LI, pag. 653.
Ancheless, Zur Kasuistik der Missbildungen an den Genitalien erwachsener
Frauen. Gesellsch. f. Geb. u. Gyn. in Kiew. Bd. VII; ref. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 59.
Anderson, T., Absence of internal organs of generation. Amer. Pract.
and News. 26. Juni.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
21.
22.
23.
24.
Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte ete. 927
. Arendt, E., Bemerkungen zur operativen EES Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1318.
, Baerecke, V. Z., Dr. Goltman’'s Hermaphrodite. Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 359.
. Balduzzi, Seltene Anomalie der weiblichen Genitalorgane. Gazz. degli
Osped. 14. März.
. Barothy, A., Atresia vaginae totalis. Orvosi Hetilap. 1896, pag. 445.
. Beck, C., Description of specimen taken from a hermaphrodite. Med.
Record. New York. Vol. LI, pag. 260.
. Becker, Zur Kasuistik der Atresia hymenalis. Aerztl. Rundschau. Bd. VII,
pag. 628. (Fall von einfacher Atresie mit Hämatokolpos.)
. Benda, C., Hermaphroditismus und Missbildungen mit Verwischung des
Geschlechts-Charakters. (Ergebnisse der allgemeinen Pathologie und patho-
logischen Anatomie des Menschen und der Thiere, von Lubarsch und
Ostertag, zweiter Jahrg., pag. 627. (Besprechung der Frage vom mor-
phologischen Standpunkt.) S
Benzler, Ueber Unfruchtbarkeit nach doppelseitiger Hodenentzündung.
Deutsche militärärztl. Zeitschr. Heft 4.
Borelius, J., Angeborener Defekt der Scheide, der linken Hälfte der Ge-
bärmutter und der linksseitigen Adnexa. Hygiea 1896, Nr. 9; ref. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 380.
Buff, Missbildungen der weiblichen Geschlechtstheile, besonders der Harn-
röhre und Harnblase. Ges. f. Geb. u. Gen zu Köln, Sitzung vom 16. II.
1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 114.
Canu, E., La castration chez la femme; ses résultats thérapeutiques; con-
séquences sociales et abus de cette opération. Paris. Ollier-Henry. (Polemi-
sirt gegen die indikationslose Kastration des Weibes.)
Carson u. Hrdlicka, Fall von Pseudohermaphroditismus masculinus com-
pletus. Albany Med. Ann. Heft 10; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, pag.
34l.
Clark, Nephrolithotomie bei einem Hermaphrociten. Médecine mod. 1896.
Nr. 43; ref. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII,
pag. 537.
Decio, C., Sopra un caso di emosalpinge ed ematometra per mancanza
congenita della vagina. Atti della assoc. med. lombarda. 1896, pag. 23.
. Dürck, Demonstration eines Falles von Agenesie des Uterus und der
Scheide. Gyn. Ges. zu München. Sitzung v. 17. XII. 1896. Monatsschr.
f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 651.
Gersuny, R., Defekt der Vagina. Geb.-gyn. Ges. in Wien, Sitzung vom
19. I. Centralbl. f. Gyn Bd. XXI, pag. 404.
Goltman, M., A case of false hermaphroditism. Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 209.
Grodecki, Mangel des Uterus und der Adnexa. Gaz. Lekarsk. 1896,
pag. 1179.
Guyot u. Laubie, Note sur un cas de pseudo-hermaphroditisme. Soc.
d’anat. et de phys. nom. et path. de Bordeaux. Sitzung v. 25. X. Journ.
de Méd. de Bordeaux. Tom. 'XXVII, pag. 558.
928
26.
26a.
27.
28.
29.
30.
3l.
32.
33.
34.
39.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
Geburtshilfe. Gerichtsürztliche Geburtshilfe.
v. ayurkowechky, V., Pathologie und Therapie der männlichen Im-
potenz. Wien, Urban & Schwarzenberg, a Jahresbericht Bd. Ill, pag. 322.
Ill, Ch. L., Pregnancy after double ovariotomy. Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXV, pag. 532.
Kast, Penisartige Verlängerung der Clitoris. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur
in Breslau, Sitzung v. 26. VI. 1896. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXI,
pag. 38. Vereinsbeilage. (Demonstration.)
Keiffer, Ein Fall von Virilismus. Belg. Ges. f. Geb. u. Gyn. in Brüssel.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 479.
v. Krafft-Ebing, Gerichtsärztliches Gutachten über ein von dem Techniker
Paul Gassen erfundenes Instrument zur Behebung der Impotenz, genannt
Erektor. Friedreich’s Blätter f. gerichtl. Medizin u. Sanitätspvlizei. Bd.
XLVIII, pag. 217. (Günstige Beurtheilung des Instrumentes P. (sassen’s.
welcher angeklagt war, durch unzüchtige Annoncen das Strafgesetz verletzt
zu haben.)
Krol, P. J., Drei Fälle von Defectus vaginae et uterus rudimentarns.
Shurn. akusch. i shensk. bolesn. 1896. Heft 12.
Latouche, Angeborenes Fehlen der Vagina. Arch. prov. de Chir. Nr. 4.
Legnen, Angeborene Hernie des Uterus und der Anhänge; Imperforatio
vaginae. Semaine gynec. Nr. 18; ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag.
1303.
Lewers, A. H. N., A case of double uterus with double haematometra
and complete absence of the vagina. Transact. of the Obst. Soc. of London.
Vol. XXXVIII, pag. 327. (Fall von gänzlichem Fehlen der Scheide be
einem 17jährigen Mädchen; künstliche Scheidenbildung.)
Menke, W., Ueber Hermaphroditismus. Berliner klin. Wochenschr. Bd.
XXXIV, pag. 556.
Neugebauer, F.L., Einige Worte über männliche Behaarung bei Frauen
und einige andere Anomalien der Behaarung und allgemeinen Entwicke-
lung. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gen VII. Kongress. Leipzig, pag.
176. (Kurzer Auszug einer in polnischer Sprache erschienenen Arbeit.)
— Pseudohermaphroditismus. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyo. VII.
Kongr. Leipzig, pag. 173.
— Ueber Hermaphroditismus. Verhandl. des VII. Kongresses polnischer
Aerzte u. Naturforscher in Lemberg., pag. 302.
— Ein junges Mädchen von männlichem Geschlecht; verhängnissvolle
Folgen einer irrthümlichen Geschlechtsbestimmung. Internat. photogr.
Monatsschr. f. Med. u. Natuwissenschaften. Bd. III, Heft 7/8; a Jahres:
bericht Bd. X, pag. 859, Nr. 31.
Neumann, J., Ueber die Impotentia virilis. Wiener med. Wochenschr.
Bd. XLVII, pag. 1289 ff. (Erörtert die verschiedenen Ursachen der männ-
lichen Impotenz.) |
Orloff, Ringförmige Scheidenverengerung im unteren Drittel der Scheide.
Wratsch. Nr. 5—7.
Paget, S., A case of hermaphrodism. Aesculap. Soc. of London, Sitzung
v. 2. IV. Lancet. Vol. I, pag. 1027.
Popoff, D., Un cas rare de stenose acquise du vagin. Ann. de Gyn.
Tom. XLVII, pag. 66.
42.
43.
SE =
47.
48.
49.
60.
Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte ete. 929
Pozzi, S., Sur un pseudo-hermaphrodite androgynoïde: Prétendue femme
ayant du chaque côté un testicule, un épididyme (ou trompe?) kystique
et une corne utérine rudimentaire à gauche forment hernie dans le canal
inguinal; cure radicale; examen microscopique. Acad. de Méd. Sitzung
vom 28. VII. 1896. Ann. des mal. des org. gén.-ur. Tom. XV, pag. 62.
(Genauere Beschreibung des im Vorjahre veröffentlichten Falles mit Ab-
bildungen, s. Jahresbericht. Bd. X, pag. 864.)
Praud, J., Troubles nevropathiques consecutifs a l’ablation de l'utérus
et des annexes. Thèse de Paris 1896.
Primrose, A case of uterus masculinus. Brit. Med. Jour. Vol. II, pag. 881.
Ramage, J., Congenital absence of ovaries with rudimentary uterus.
Brit. Med. Journ. 1896. Vol. II, pag. 1032.
Rochet, Fehlen des Uterus; Geschwulst im Inguinalkanal, die eine Hernie
vortäuschte. Bull. de la soc. Belge de Gyn. et d’Obst. 3896, Nr 10. (Fall
von wahrscheinlichem Fehlen des Uterus bei einer 52;ährigen Frau, die
30 Jahre verheirathet und nie menstruirt war. Der Tumor war ein Fibrom
unsicheren Ursprungs.)
Rodsewitsch, Vollständiges Fehlen des Uterus und der Ovarien. Russk.
Medicina 1895, Nr. 11; ref. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 59.
Routh, A. Battey’s Operation. Lancet. Bd. II, pag. 683.
Rüth, Fragliche Impotenz als Ehehinderniss. Friedrichs Blätter für
gerichtliche Med. u. Sanitätspolizei. Bd. XLVIII, pag. 66.
Saks, G. G., Defectus uteri et vaginae. Shurn. akuscherstwa i shenskich
bolesnei. Heft 8.
. Schmidt, H., Ueber einen Fall von doppelseitiger kongenitaler Ovarial-
leistenhernie bei fehlendem Uterus. Inaug.-Diss. Würzl.urg 1896.
. Smith, Th. C., Hymen with a pin-hole opening. Amir. Journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 92. (Hochgradige Hymenalstenose, welche die Cohabi-
tation verhinderte.)
. Soulima, Trois cas d’hermaphroditisme dans la même famille. Comptes
rendus de la Soc. med. de la Podolie 1896; ref. La Gynec. Tom. II, pag. 326.
. Spruill, J. L., Absence of vagina and uterus. North Carolina Med. Journ.
1896, 20. Dezember.
. Stawell, J.C., Verschluss des oberen Theiles der Scheide. Dublin Journ.
of Med. Sciences, September.
. Stimson, L. A., A case of rare form of pseudohermaphroditism; type
androgynous; variety, female sexual passages superadded in male — „in-
ternal pseudohermaphrodism“ (Klebs); bisexual conform: tion of the „middle
segment“ (Hermann). Med. Record, New York. Vol. Ll, pag. 585.
Taussig, L., Considerazioni medico-legali sopra un caso di epispadia
completa. Boll. della R. accad. di Roma. Heft 1/2.
Tennberg, C. A. C., Beitrag zur Kenntniss der angeborenen Missbil-
dungen der weiblichen Geschlechtsorgane. Monatssch:. f. Geb. u. Gyn.
Bd. V, pag. 300. Finska Läkaresällsk. Handl. 1896, Ni. 10.
. Uibeleisen, C., Ueber einen Fall von Defectus vaginae, uterus rudimen-
tarius solidus, ovarium sinistrum rudimentarium, hymen duplex. Inaug.-
Diss. Erlangen 1896. |
Watson, J. K., Battey’s Operation. Lancet. Vol. II, pag. 620.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsl. 1897. 59
930 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Zunächst ist eine Reihe von neuerdings veröffentlichten Fällen
von zweifelhaftem Geschlechte zu erwähnen.
Alexander (2) beschreibt einen Fall von doppelseitigem Leisten-
bruch bei einem 16jährigen, anscheinend weiblichen Individuum. Die
äusseren Genitalien, sowie der Habitus waren weiblich, die Scheide,
deren Eingang einen Hymen erkennen liess, 3 cm lang und blind
endigend, Uterus und Adnexe aber fehlend und das Becken männlich.
Labia minora waren vorhanden, aber schwach entwickelt, die Clitoris
war 2 cm lang und liess, auf der Unterfläche von der Glans beginnend,
eine feine Raphe erkennen, die bis zur Urethra verlief. In dieser
Raphe war auf der Grenze zwischen mittlerem und oberen Drittel eine
stecknadelspitzgrosse Oeffnung zu sehen, durch welche eine feine Sonde
etwa 3 mm tief eingeführt werden konnte. Die Operation der linken Leisten-
hernie ergab rudimentäre Hoden, Nebenhoden und Samenblase, aber
ohne Spermatozoiden, und auch die früher vorgenommene Operation
der rechten Leistenhernie soll männliche Genitalien ergeben haben. Da:
als Weib sich fühlende Individuum erwarb später eine Gonorrhoe.
Allen (3) berichtet über ein 23jähriges, sich weiblich tragendes
und auch weibliche Neigung zeigendes Individuum. Die äusseren Ge-
schlechtstbeile hatten völlig männliche Bildung, nur waren die beiden
im Skrotum befindlichen Keimdrüsen auf Druck ganz unempfindlich
und der Cremaster-Reflex fehlte. Die Gesichtsbildung war weiblich,
ebenso die Stimme; die rechte Mamma war grösser als die linke,
Becken und Schambehaarung männlich, Fuss und Hand zeigten auf einer
Seite männliche, auf der anderen weibliche Bildung. Nach Angabe
des Individuums treten vierwöchentlich 5—6 Tage dauernde Blutaus-
scheidungen aus Urethra und Rektum auf. Im Rektum fand sich ein
Substanzverlust, durch den sich eine Sonde eine kurze Strecke weit
einschieben lässt. Der Fall ist äusserst schwierig zu deuten, um so
mehr, als in psychischer Beziehung das Individuum durchaus weibliche
Eigenschaften erkennen lässt.
Beck (10) kommt nach genauer Untersuchung seines im vorigen
Jahre (Jahresbericht Bd. X pag. 861) veröffentlichten Falles zu dem
Schlusse, dass es sich thatsächlich um einen wahren Hermaphroditen
gehandelt habe. Die Frage dreht sich vor allem darum, ob die durch
Operation entfernten Sarkome von Hoden abstammen, was aber auch
durch die neuerlich angeführten Gründe nicht als bewiesen angenommen
werden kann.
Carson und Hrdlicka (17) beschreiben ein sich weiblich
gerirendes Individuum mit Schamspalte und grossen Labien ; die kleinen
` e — — —
— er
Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte etc. 931
Labien fehlen und der Geschlechtshöcker entspricht dem Penis eines
Knaben von 4—5 Jahren, hat eine Glans, aber nur die Andeutung
einer Vorhaut und ist undurchbohrt. In der Tiefe des Vestibulum ist
eine kreisförmige Oeffnung für die Scheide; die Harnröhrenöffnung
liegt sehr weit zurück. Der enge Scheidenkanal ist 7 cın lang und
endigt blind, ohne dass Uterus und Övarien zu fühlen sind. Die
Labien enthalten beiderseits einen hodenähnlichen Köper, der einen
Strang zum Leistenkanal entsendet. Es handelt sich also wohl um
einen männlichen Hypospadiaeus. Das 27 Jahre alte Individuum ist
schwachsinnig.
Clark (18) berichtet über das Sektionsergebniss bei einem männ-
lichen Pseudohermaphroditen, der im Leben für ein Weib gehalten
worden war. In der rechten Schamlippe lag ein Hoden, der zweite im
linken Leistenkanal; der Penis war rudimentär, die Prostata war an-
gedeutet; ein Uterus fehlte und die Mammae zeigten männliche Bildung.
Goltman’s (22) Pseudohermaphrodit ist ein unzweifelhafter,
männlicher Hypospadiaeus trotz seiner weiblichen Gesichtsbildung, seiner
Stimme und seiner weiblich geformten Brüste. Der Penis ist undurch-
bohrt, die Urethra mündet an seiner Basis, das Skrotum ist gespalten,
aber seine Hälften enthalten Keimdrüsen ; Scheide, Uterus, Övarien,
Prostata fehlen. Aus der Urethra tritt bei Reizung gewisser Stellen
der Genitalien eine Flüssigkeit zu Tage, welche Spermatozoiden ent-
hält. Das Becken zeigt männlichen, die Schambergbehaarung dagegen
weiblichen Typus.
In dem von Guyot und Laubie (24) beschriebenen Falle han-
delt es sich wahrscheinlich um einen Pseudohermaphroditismus femi-
ninus. Die äusseren Genitalien bestehen aus grossen und kleinen Labien
und einer mit Glans versehenen, im Erektionsstadium 6 cm langen
Clitoris. Die letztere zeigt an der Unterfläche eine Rinne, die nach
einer Oeffnung führt, durch welche sich Harn und Menstrualblut ent-
leeren, jedoch sind beide Kanäle getrennt sondirbar. Bei der Unter-
suchung per rectum wird ein Körper gefühlt, der für einen Uterus ge-
halten wird; Keimdrüsen wurden nicht aufgefunden. Die Menstruation
soll ein- bis zweimal monatlich auftreten und von Schmerzen begleitet
sein. Was die sekundären Geschlechtscharaktere betrifft, so zeigen
Schädel und Gesicht männliche Bildung und Behaarung. Das Muskel-
system ist kräftig entwickelt, dagegen zeigen Arme, Brust (zwei gut
entwickelte Mammae) und Becken sehr charakteristische weibliche Bil-
dung. Das Individuum, welches angeblich männliche Geschlechteneigung
hat, wurde als Knabe erzogen, bis im 11. Lebensjahr, wo das Merkmal
59”
932 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
— Fluss — aufgetreten sein soll; auch später trug es Männerkleidung
und arbeitete als Maurer. (Da es später als „Schau-Zwitter“ auf
Reisen ging, sind die anamnestischen Angaben mit Vorsicht aufzu-
nehmen. Ref.)
Keiffer (27) beschreibt einen Fall von Virilismus bei einer doch
wohl unzweifelhaft weiblichen Person, die seit ihrem 10. Lebensjahre
zuerst unregelmässig, dann regelmässig aus ihren kindlich entwickelten
Genitalorganen menstruirte. Die männlichen Charaktere bestehen in Bart-
wuchs auf Oberlippe und Wangen, starker Behaarung auf Abdomen
und Schenkeln, starkem Vorspringen der Muskelbäuche, männlich ge-
bildeten Brustdrüsen und männlich geformtem Becken und auch sonst
männlichem Habitus. Die Labia minora sind wenig entwickelt, da-
gegen die Clitoris von der Grösse eines kindlichen Penis mit blinder
Vertiefung an der Spitze. Die Urethra ist weiblich gebildet, Vulva
und Vagina eng, der Uterus klein und 6 cm lang; Ovarien waren
nicht nachzuweisen.
Menke (33) beschreibt einen Fall von Pseudohermaphroditismus
femininus bei einem 5 Wochen alten Kinde. Die Clitoris war zu einem
2 cm langen undurchbohrten Gliede entwickelt und mit Eichel und
Präputium versehen. Eine an der Unterfläche verlaufende Rinne führte
in das Orificium urethrae. Die inneren Genitalien bestanden aus einer
über die Norm verlängerten Scheide, dem schwach zweihörnig geformten
Uterus, der ganz nach links verdrängt war, mit Tuben und Ovarien.
In der rechten Beckenhälfte verlief der zweimal geknickte Darm. Die
Verlagerung der Beckenorgane wird auf die starke Füllung der Blase
bezogen. Von besonderem Interesse ist, dass im rechten grossen Labium
ein rundlicher Körper sass, der bei äusserer Betastung an einen Testikel
denken liess, bei der Sektion aber sich als aus Fett bestehend erwies.
Menke schlägt vor, in zweifelhaften Fällen das Geschlecht
trotz der grösseren Häufigkeit des Pseudohermaphroditismus masculinus
für weiblich zu erklären, weil bei der weiblichen Erziehung des Bildungs-
defekt länger verborgen bleibt und das heranwachsende Kind länger
vor dem Gespötte der übrigen Kinder verschont bleibt. Die Bestim-
mung des Geschlechtes zunächst den Eltern und nach der Pubertät
dem Individuum selbst zu überlassen, wie dies das preussische Land-
recht vorschreibt, wird mit Recht als verfehlt betrachtet, weil das
sexuelle Empfinden des Zwitters sowie die sekundären Geschlechtsmerk-
male ganz und gar nicht massgebend sind. Zum Schluss werden
mehrere Beispiele, besonders ein Fall von Steimann, zur Begründung
dieser Anschauung aufgeführt und in strafrechtlicher Beziehung mit
Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte etc. 933
Recht auf die verminderte Zurechnungsfähigkeit der Pseudohermaphro-
diten hingewiesen.
Neugebauer (35) berichtet über einen männlichen Hypospadiäus
mit Kryptorchismus und Pollutionen; das Individuum wurde bis zum
18. Jahre als Mädchen erzogen und machte einen Selbstmordversuch
mit Strychnin, dem durch Irrthum ein Bruder desselben zum Opfer fiel.
Paget (40) beschreibt einen Fall von Hermaphroditismus bei einem
9jābrigen Kinde. Der nach unten adhärente Penis (elt das leere
Skrotum in zwei Pseudo-Labien und an seiner Wurzel mündet die
Harnröhre; wahrscheinlich ein männlicher Hypospadiaeus.
Primrose (44) beschreibt einen Fall von Kryptorchismus mit
Uterus, rudimentären Tuben und 4 cm langer Vagina, welche letztere
in die Pars prostatica urethrae mündete. Ein Testikel war sarkomatös
entartet.
Soulima (53) beschreibt den Genitalbefund eines seit 2 Monaten
als Frau verheiratheten Individuums, das jedenfalls ein männlicher Pseudo-
hermaphrodit ist. Die äusseren Genitalien zeigen die Charaktere eines
in der Rhaphe gespaltenen Skrotums, in dessen Hälften jederseits eine
Keimdrüse mit Epididymis und einem nach dem Leistenkanal ver-
laufenden Strang zu fühlen ist. Die „Clitoris“ ist ein 3 cm langer
Körper mit Glans und Präputium. Die Mündung der Urethra zeigt
weiblichen Typus und ausserdem finden sich Schleimhaut-Duplikaturen,
die kleinen Schamlippen entsprechen. Auch die sekundären Geschlechts-
eigenschaften sind vorwiegend männlich, besonders Knochenbildung,
Becken, Schambehaarung, Mammae, Stimme und Gesichtszüge, dagegen
fehlt ein Bart und der Haarwuchs ist weiblich. In Bezug auf ge-
schlechtliche Neigung verhält sich das Individuum neutral. Von In-
teresse ist, dass zwei Geschwister des Individuums im Alter von 9 und
5l/a Jahren, obwohl sie äusserlicb Mädchen zu sein scheinen, die
gleichen Anomalien der Geschlechtstheile zeigen, während die übrigen
Geschwister normal gebildete Mädchen sind.
Der von Stimson (56) beschriebene Fall betrifft unzweifelhaft
einen Mann mit wohlgebildeten äusseren Geschlechtstheilen, aber nur
einem Hoden — dem rechten — im Skrotum. Da ein Tumor im
Becken vorhanden war, wurde laparotomirt und es fand sich ausser
dem nicht descendirten, sarkomatös degenerirten rechten Hoden eine
Uterusanlage, die in zwei Hörner auslief, ohne Ligamenta rotunda.
Hieran schliessen sich die Publikationen über Fälle von Miss-
bildung der inneren Genitalien und dadurch bewirkte Impo-
tentia co&undi und concipiendi.
934 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Abraham (1) veröffentlicht drei Fälle von Defekt beziebungs-
weise rudimentärer Bildung von Ovarien, Uterus und Scheide; zwei
Frauen waren verheirathet, jedoch war in einem Falle die Potentia
coëundi wenigstens im beschränkten Maasse vorhanden, in einem war
sie aufgehoben. Libido sexualis war in allen Fällen vorhanden. Im
2. Falle wurde zur Herstellung der Potentia co&undi eine Scheide
gebildet.
Ancheles (4) beschreibt einen Fall von völligem Mangel der
inneren Genitalien bei einer 26jährigen verheiratheten Frau.
Rodsewitsch (47) veröffentlicht einen Fall von Fehlen des
Uterus und der Ovarien bei mangelhaft entwickelter Vulva und Vagina.
Anderson (5) beobachtete einen Fall von völligem Mangel von
Scheide, Uterus, Tuben und Ovarien bei einer verheiratheten Frau mit
wohlgebildeten äusseren Genitalien. Geschlechtliche Neigung fehlte.
Balduzzi (8) beschreibt eine seit ein Jahr verheirathete Frau
mit wohlgebildeten äusseren Genitalien. Der Eingang in die Scheide
war von regelmässiger Weite und der Anfangstheil der Scheide war
3 cm weit, dagegen fehlten der grösste Theil der Scheide, der Uterus
und die Ovarien. Die Impotentia generandi war also aufgehoben,
die Impotentia co&undi nur eine bedingte.
In dem Falle von Borelius (14) handelte es sich um völlige
Impotentia co&undi in Folge von totalem, kongenitalem Mangel der
Scheide; Menses fehlten, dagegen waren Molimina vorhanden.
Decio (19) beschreibt einen Fall von völligem Mangel der Scheide
mit Menstruationserscheinungen; eine Scheidenbildung gelang nicht.
Uterus und Ovarien waren gut entwickelt. Die Adnexe wurden exstirpirt.
Dürck (20) fand bei der Sektion einer zweimal verheirathet ge-
wesenen Frau einen völligen Mangel des Uterus und der Scheide. Die
Cohabitation war in der zweiten Ehe behindert, wie der Mann glaubte,
durch Adipositas der Frau. Zugleich fehlten rechterseite Niere und
Ureter. Die Urethra war stark ausgedehnt, nach der Ansicht von
Dürck in Folge von Cobabitationsversuchen.
Gersuny (21) beobachtete zwei Fälle von totalem Mangel der
Scheide bei vollkommen weiblichem Körperbau; auch Uterus und
Adnexa fehlten.
Krol (29) berichtet über 38 auf der Kiewer Klinik beobachtete
Fälle von Fehlen der Scheide — darunter drei Eigenbeobachtungen.
Von den 38 Frauen waren 28 verheirathet. In 17 Fällen bestand
eine Dilatation der Harnröhre. In acht Fällen konnte die Anwesen-
Impotenz in ihren Beziehungen zum bürgerlichen Rechte etc. 935
heit eines Uterusrudimentes und der Ovarien klinisch nicht nachge-
wiesen werden.
Latouche (30) beschreibt einen Fall von völligem Fehlen der
Scheide bei einer 19jährigen Mädchen. Bei wohlgebildeten äusseren
Genitalien fand sich an Stelle des Scheideneingangs eine seichte Grube,
die mit einem perlmutterartig glänzenden Membran verschlossen war
Die Untersuchung ergab auch wahrscheinliches Fehlen des Uterus
Dennoch wurde eine Scheidenbildung ausgeführt, welche nach La-
touche’s Anschauung zur Herstellung des Facultas co&undi gerecht-
fertigt ist, damit nicht der Coitus per urethram vollzogen werde.
Legueu (31) beschreibt zwei fast gleiche Fälle von blindsack-
formiger Scheide und Impotentia concipiendi. Der an der normalen
Stelle fehlende Uterus fand sich als 2 cm langes Organ in einer an-
geborenen Leistenhernie; die Anhänge der einen Seite waren atrophisch.
die der andern besser entwickelt, aber auch obliterirt. Nur ein Ovarium
war vorhanden. Blase und Rektum berührten einander und vom
Uterus bis zur Kuppe der Scheide verlief ein solider fibröser Strang.
Keine Menstruationsmolimina,
Ramage (45) berichtet über eine 29jährige Frau mit gut ent-
wickelten äusseren Genitalien, Scheide und Cervix. Der Uterus ist
rudimentär, die Ovarien fehlen, ebenso die Menstruation. Der Habitus
ist ein weiblicher.
Spruill (45) berichtet über einen Fall von völligem Mangel von
Uterus und Scheide bei wohlgebildeten äusseren Genitalien.
Tennberg (58) veröffentlicht 12 Fälle von Missbildungen der
inneren Genitalien, die auf der Helsingforser gynäkologischen Klinik
in 17 Jahren zur Beobachtung gekommen sind. Durchgängig handelte
es sich um Mangel oder rudimentäre Bildung von Ovarien, Uterus und
Scheide, in einem Falle bestand Hymen imperforatus. Die meisten
Personen waren verheirathet, zeigten weiblichen Typus, hatten normalen
Geschlechtstrieb und meistens bestand Potentia coëundi, wenn auch bei
einigen in beschränktem Maasse.
Schmidt (51) beschreibt einen Fall von Fehlen des Uterus und
blindsackförmig geschlossener Scheide bei einem 26jährigen, nie men-
struirten Mädchen. Beide Ovarien lagen in Leistenhernien.
Uibeleisen (59) beschreibt einen Fall von Mangel der Scheide,
Rudiment des Uterus und des linken Ovariums und Hymen duplex
bei gut gebildeten äusseren Genitalien und weiblichen Körpertypus.
Potentia co&undi aufgehoben.
936 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Fälle von erworbener Atresie werden in folgenden Arbeiten
erwähnt,
Orloff (39) beschreibt einen Fall von narbiger Ringverengerung
der Scheide im unteren Drittel, die kaum die Spitze des kleinen Fingers
paseiren liess. Die Geburt, durch welche die betreffende Verletzung
herbeigeführt war, war eine spontane gewesen, hatte aber 24 Stunden
gedauert.
Popoff (41) beschreibt einen Fall von Atresie der Vagina und
Verkürzung derselben auf 4 cm in Folge Vernarbung nach spontaner
Abstossung eines Tumors, wahrscheinlich eines Uterusmyonıs.
Stawell (55) beschreibt einen Fall von erwarbener Atresie der
Scheide in Folge von Entzündungsvorgängen im 5. Wochenbett.
Die folgenden Arbeiten behandeln die Zulässigkeit der opera-
tiven Sterilisation und deren Folgen.
Watson (60) wirft die Frage auf, ob es zulässig ist, nach
schweren Entbindungen zur Verhütung weiterer Unglücksfälle eine
Frau zu kastriren. Da es sich in dem von Watson angezogenen
Falle nur um die Gefahr eines nochmaligen Einreissens eines genähten
Dammes handelt, so wird für diesen Fall diese Frage von Routh (48)
mit Recht verncint.
Ein von Arendt (6) veröffentlichter Fall beweist, dass nach
Unterbindung der beiden Tuben mit Formalin-Catgut wieder Schwanger-
schaft eintreten kann. Bei Unterbindung mit Seide ist Sterilisation
eingetreten.
Ill (26) berichtet über einen Fall von Schwangerschaft nach
doppelseitiger Ovariotomie; der Stiel des linksseitigen Tumors war sehr
kurz gewesen uad hier war Ovarialgewebe zurückgeblieben.
Praud (43) kommt bei seinen Untersuchungen über die Wirkung
der Exstirpation der weiblichen Genitalien auf das Nervensystem zu
dem Ergebnisse, dass die dadurch hervorgerufenen nervösen Ersche-
nungen sehr verschiedenartig sind und sowohl der Hysterie als der
Neurasthenie oder dem Morbus Basedowii ähnlich werden können. Auch
geistige Erkrankung kann hervorgerufen werden. Die Operation wirkt
entweder direkt durch Shock auf reflektorischem oder vasomotorischem
Wege oder die Wirkung tritt allmählich durch Einwirkung auf die
Psyche auf. Vorher bestehende nervöse Erscheinungen können in ein-
zelnen Fällen verschwinden, in anderen aber auch exacerbiren.
Zur männlichen Impotenz liegen folgende hier interessirende
Veröffentlichungen vor.
Unsittlichkeitsverbrechen; Beweis der Virginität etc. 937
Benzler (13) berechnet für diejenigen Männer, welche an gunor-
rhoischer doppelseitiger Hodenentzündung gelitten hatten, dass nur
38,7°/o einen Nachwuchs erzielten. War der Samenstrang an der
Entzündung betheiligt, so wird die Sterilität des Mannes besonders wahr-
scheinlich.
Rüth (49) berichtet über seine Begutachtung eines Falles von
Impotenz bei einem 51jährigen Manne, der vor einer Reihe von Jahren
durch Trauma gegen die Wirbelsäule eine Lähmung der Blase erworben
und die Facultas co&undi verloren hatte. Da die Blasenlähmung sich
wieder verloren hatte und ein gewisser Grad von Erektionsfähigkeit
wieder eingetreten war, wurde das Gutachten dahin abgegeben, dass
auch die Facultas coöundi sich wieder einstellen könne.
Taussig (57) beschreibt ein 16jähriges, anscheinend und wohl
auch wirklich männliches Individuum mit kleinem Penis und Epi-
spadie, sowie geschlossenem Skrotum, das zwei kleine Körper enthielt-
Das Individuum ist cohabitationsfähig, hat aber keine Ejakulationen.
Da also zwar keine Potentia generandi aber Potentia coöundi besteht,
beantworten sich die aufgeworfenen Fragen (Möglichkeit einer Heirath etc.)
von selbst.
c) Unsittlichkeitsverbrechen; Beweis der Virginität und des
stattgehabten Beischlafes.
1. Baer, Th., Weitere Beiträge zur Lehre von der weiblichen Rektalgonor-
rhoe. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 811.
2. Bernheim, Der Hypnotismus und die Suggestion in ihren Beziehungen
zur gerichtlichen Medizin und die Geisteskrankheiten. XII. internat. med.
Kongress, Sektion f. Neurologie. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV,
pag. 1269. (Möglichkeit der Vergewaltigung in der Hypnose.)
3. Bittner, W., Fall von Hyperplasie beider Mammae bei einem sechs
Monat alten Mädchen. Prager med. Wochenschr. 1895, Nr. 43.
4. Brohl, Menstruatio praecox. Ges. f. Geb. u. Gen zu Köln; Sitzung vom
16. I. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 113.
43.Brunox, Narbiger Verschluss der Scheide bei einer Zweitgebärenden.
Iudépendance med. 1896, Nr. 21; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag.
414.
5. Campbell, H., Pubertas praecox. Ann. d’hygiöne publique et de med.
legale. Serie III, Tom. XXXV, pag. 90.
6. Clendinnen, F.J., Precocious menstruation. Intercol. Med. Journ.; ref.
Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 245.
938
10.
11.
12.
13.
17.
18.
20.
21.
22.
23.
24.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Colombini, Sulla reazione del pus blenorrhagico e della mucosa uretrale
e sul rapporto di tale reazione con la vita del gonococco. Giorn. internaz.
delle scienze med. Bd. XVIII, Heft 13.
Comby, Traitement de la vulvo-vaginite chez les petites filles. Médecine
moderne, Nr. 76.
Csillag, Gonokokken-Kulturen auf neuem Nährboden. Ges. ungar. Derma-
tologen u. Urologen in Budapest, Sitzung v. 19. XI. 1896. Centralbl. f. d.
Krankh. d Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VIII, pag. 732.
Cushing, E. W., Sociological aspects of Gonorrhoa. Amer. Gyn. Soc.
Sitzung v. 6. V. Med. Record. Vol. LI, pag. 784. (Bebandelt Prophylaxe
und Heiraths-Verbot.)
Eberlin., Ueber eine Geburt bei Atresie der Scheide. Jurn. akuscherstwa
i shenskich bolesnej. 1896, Oktober. Revue internat. de méd. et de chir.
Nr. 10; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, pag. 110.
Éraud u. Nogués, Des urétrites non gonococciques. Assoc. franç. d'urol.
Il. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-Organe. Bd. VII,
pag. 724.
Findley, W. M., A precocious mother. Medical News. Vol. LXX, pag.
345.
. Finger, E., Der Gonococcus und die öffentliche Prophylaxe der Gonorrhoe.
Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 57.
— Wann dürfen Syphilitische heirathen? Die Heilkunde. Februar.
. Florence, Du sperme et de taches de sperme. Archives d’Anthropologie
criminelle. 1896, Heft 1 ff.
(Gerschun, Ueber Vulvovaginitis kleiner Mädchen. Protokolle des ärztl.
Vereins in Wilna. 1894. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 59.
Gonorrhoea in India. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1387. (Beklagt die
erschreckende Verbreitung der Ophthalmoblennorrhoe der Neugeborenen in
Indien.)
. Goodell, W. C., The anatomy of rape. Univers. Med. Mag. 1896; ref.
Med. Record. New York. Vol. LI, pag. 324.
Guiard, F. P., Des urethrites non gonococciques. Ann. des mal. des
org. gen.-ur. Tom. XV, pag. 449. (Aufzählung von Fällen von nicht. gonor-
rhoischer Urethritis bei Männern.)
Halbreich, N. L., Ein Fall von Fistula vagino- (vulvo-) perineo-rectalis
post coitum. Wratsch. Lapinski, Nr. 2 ff.
Hammer, Ueber Prostitution und venerische Erkrankungen in Stuttgart
und die praktische Bedeutung des Gonokokkus. Arch. f. Dermat. u. Syph.
Bd. XXXVIII, Heft 2.
v. Haven, C., Defloratio et (menstruatio?) metrorrhagia praecox. Ugeskr.
f. laeger. 5. R. Bd. II, Nr. 29; ref. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 856.
Heiman, H., Klinische und bakteriologische Studie über das Vorkommen
des Gonokokkus (Neisser) in der männlichen Harnröhre und im Vulvo-
vaginaltraktus der Kinder. Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. XXXIV.
Heft 3.
25. Henderson, T.R., A case of pudendal haemorrhage in a newborn child.
Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 944.
26.
36.
37.
40.
41.
46.
Unsittlichkeitsverbrechen; Heweis der Virginität ete. 939
Hijmans van der Bergh, A., Ueber das Verhalten des Gonokokkus
zur Gram’schen Färbemethode. Uentralbl. f. Bakter. u. Parasitenkunde.
Bd. XX, pag. 785.
27. Himmelsbach, G. A., Unyielding hymen. Buffalo Med. Journ. 1896,
Dezember.
. Huchard, Le cas du docteur Rémond. Journ. des practiciens u. Journ.
de Médecine de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 584.
. Hyatt, Eine 26jährige Grossmutter. Philadelphia polielin. 15. Mai; ref.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1312.
30. Janet, Quelques cas d'urétrites aseptiques et infectieuses primitives. Assoc.
franç. d'urol. II. Kongress. Centralbl. f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VIIl, pag. 725.
. Jardine, R., Menstruation in a newborn infant. Brit. Med. Journ. Vol. II,
pag. 652 u. 1307.
. Johnston, W., On the jodine test for semen. Boston Med. and Surg.
Journ. Vol. CXXXVI, pag. 324.
. Josipovice, S., Ein Fall von Urethritis verursacht durch Infektion mit
Bacterium coli commune. Centralbl. f. d. Krankh. d Harn- u. Sexual-
Organe. Bd. VII, pag. 663.
. Irevassowsky, J., Ein gerichtlich -medizinischer Fall von Prolaps der
Urethralschleimhaut. Westn. obstsch. gig. sud. i prakt. Med. Nr. 4.
. Jundell u. Ahmann, Ueber die Reinzüchtung des Gonokokkus Neisser.
Arch. f. Dermatol. u. Syph. Bd. XXXVIII, pag. 59.
Keiffer, Infantile Vulvitis als kongenitale Erkrankung. Bull. de la Soc.
Belge de Gyn. et Obst. 1896. Nr. 10.
König, Ueber Rektalstriktur durch Gonorrhoe. Gesellsch. d. Charite-
Aerzte, Sitzung vom 7. I. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag.
659.
. Lademann, W., Gonorrhoe und gerichtliche Medizin. Inaug.-Diss. Berlin.
39.
Lang, A., Ueber den diagnostischen Werth der mikroskopischen Unter-
suchung der weiblichen Genitalsekrete. Allg. med. Central Zeitung. 1896,
Nr. 68.
Lecco, M. T., Ueber die mikrochemische Erkennung der Spermaflecken
in Kriminalfällen. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 820.
Legludic, H., Notes et observations de médecine legale. Attentats aux
moeurs. Paris 1896, G. Masson.
. Lency, L., Menstruation in a newborn infant. Brit. Med. Journ. Vol. II,
pag. 852.
. Lwow, Noch ein Fall von Ruptur des hinteren Fornix sub coïtu. Shurn.
akusch. i shensk. bolesn. Heft 3.
. Marfan, Komplikationen der Vulvovaginitis kleiner Mädchen. Abeille
med. Nr. 16; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1126.
5. Mejia, R., Étude sur un cas de péritonite blennorrhagique généralisée
chez un enfant. Thèse de Paris, Nr. 254. (Tödtliche Peritonitis nach
gonorrhoischer Vulvovaginitis bei einem fünfjährigen Kinde.)
Moncorvo, Gonorrhoea. Journ. de clin. et de therap. infant. 7. Januar.
(Fall von Vulvovaginitis und Urethritis bei einem 11jährigen Mädchen.)
47.
48.
49.
50.
51.
52.
53.
61.
62.
63.
64.
65.
66.
67.
Geburtahilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Moreau, L’hypnotisme dans ses rapports avec la criminalite. Internat.
Kongress f. gerichtl. Medizin zu Brüssel. Ann. d'hygiène publique et de
med. legale. III. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 388. (Nennt als Verbrechen
in der Hypnose besonders die Nothzucht.)
M. R. C. S., A story of morals. Lancet. Vol. II, pag. 1509. (Fall von
Gonorrhoe bei einem l1ljährigen Mädchen, acquirirt durch ibren Onkel.)
Nacciarone, Die nicht blennorrhoischen Urethritiden. Riforma med.
1896, Nr. 34.
Neugebauer, F. L., Stupration eines zehnjährigen Mädchens; Recto-
perineovaginalfistel. Pam. Warsz. Tow. Lek. Bd. XCII, pag. 1174.
Orlowsky, Kultur der Gonokokken. Verhandl. d. Ges. f. Geb. u. Gyn.
zu Kiew, Sitzung v. 25. IV. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 519.
Plumb, P. E., Precocious menstruation; a unique case. New York Med.
Journ. Vol. LXV, pag. 768.
Poroschin, M. N., Ein Fall von Geburt bei narbiger Verengerung der
Scheide. Shurn. akusch. i shensk. bolesn. Heft 6. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 1224.
Posner, C., Die Florence’sche Reaktion. Berl. klin. Wochenschr. Bd.
XXXIV, pag. 602.
Proegler, C., Gonorrhoea in its relation to marriage. Charlotte Med.
Journ. 1896, Oktober.
Ravogli, A., Medico-legal aspect of the Gonococeus. Cincinnati Lancet.
1896, 10. Oktober.
. Reubold, Aus der gerichtsärztlichen Praxis. Friedreich’s Blätter f.
gerichtl. Medizin u. Sanitätspolizei. Bd. XLVIII, pag. 81.
Richter, M., Die Spermaprobe von Florence. Zeitschr. f. Med.-Beamte.
Bd. X, pag. 849.
— Der mikrochemische Nachweis von Sperma. Wiener klin. Wochen-
schrift. Bd. X, pag. 569.
Rille, Rectalgonorrhoe. Verhandl. d. Wiener dermat. Ges. Sitzung vom
24. II. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 251.
Roberg, Unsittlicher Ueberfall eines achtjährigen Mädchens von einem
neunjährigen Knaben unter Beihilfe seiner beiden Brüder von fünf und
sechs Jahren. Zeitschr. f. Med Beamte Bd. X, pag. 165.
Rodrigues, N., Un cas curieux d’hymen double avec defloration uni-
latérale. Revista medico-legal da Bahia. Tom. I, Nr. 1; ref. Ann. d’hygiene
publ. et de méd. leg. Serie IIl, Tom. XXXV, pag. 90.
Róna, S., Der heutige Stand der Lehre von der Gonorrhoe. Orvosi hetilap.
Nr. 16 ff.; ref. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 1201.
Ross, F. W. F., Menstruation (?) in newborn infants. Brit. Med. Journ.
Vol. II, pag. 1039.
— Gonorrhoea and its control. Annals of Gyn. and Pediatr. Vol. XI
pag. 93.
Schultz, Beiträge zur Pathologie und Therapie der weiblichen Gonorrhoe.
Arch. f. Dermat. u. Syph. Bd. XXXIV, pag. 199; s. Jahresbericht Bd. X.
pag. 281 u. 877.
Seuvre, E., Menstruation prématurée. Union méd. du Nord-Est, Nr. 2.
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität ete. 941
68. Sharp, L., A case of virginal gonorrheal vaginitis. Med. News. Vol. LXX,
pag. 120.
69. Steinschneider, Ueber die Differenzirung der Gonokokken durch das
Züchtungsverfahren und das Färbungsverfahren. Wiener med. Wochenschr.
Bd. XLII, pag. 561 ff.
10. — Eidotteragar, ein Gonokokken-Nährboden. Berl. klin. Wochenschr.
Bd. XXXIV, pag. 379.
11. Surowzow, S., Zur Kasuistik der Schwangerschaft und Geburt bei Miss-
bildungen der Geschlechtsorgane (Hymen imperforatus). Wratsch. Nr. 3.
12. Touton, Ueber Provokation latenter Gonokokken. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 41.
13. Townsend, Ch. W., A case of precocious maturity. Boston Med. and
Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 231.
#4. — A pregnant cretin. Arch. of Pediatr. Januar.
15. Tyrrell, E. M., Report of a case of gonorrhoeal arthritis in a newborn
infant. Med. News 1896. I. Vol., pag. 271. (Schwellung beider Handrücken
bei einem an Blepharoblennorrhoe erkrankten Kinde.)
76. Valentine, F. C., When may gonorrhoeal patients marry? New York
1896. G. A. Sykes. (Verbot der Heirath bei Infektionsmöglichkeit.)
7. Vedin, A., A case of acquired atresia of the vagina, complicated by
pregnancy. Med. Record, New York. Vol. LU, pag. 480.
18. Warman, N., Zur Aetiologie und forensischen Beurtheilung der Scheiden-
rupturen sub coitu. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 736.
19. Wassermann, A., Ueber Gonokokkenkultur und Gonokokkengift. Berl.
klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 685 u. 699.
DL Whitney, W. F., The identification of seminal stains. Boston Med. and
Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 329.
81. Wladimiroff, G. E., Adolescentia praecox bei einem 6'/»jährigen Mäd-
chen. Arch. f. Kinderheilkunde. Bd. XXI, pag. 360.
Ueber Stuprum und den Nachweis desselben handeln folgende
Arbeiten.
Goodell (19) erklärt zur Annahme eines Nothzuchtverbrechens
für ausreichend, wenn der Penis zwischen die Labien eingedrungen ist,
mit oder ohne Ejakulation. Die Defloration junger Mädchen ist be-
weisend für eine Vergewaltigung in Anbetracht des Missverhältnisses
zwischen der Grösse des Gliedes und der Enge des Introitus vaginae.
Der Zustand des Hymens ist dabei von grösster Wichtigkeit für die
Beurtheilung, ob eine Cohabitation stattgefunden hat oder nicht. Sowie
das Glied völlig eingedrungen ist, ist der Zustand der Grenze der
Genitalschleimhaut beweisend, dass eine Vergewaltigung stattgefunden
hat. Bei unvollkomnıenem Eindringen des Gliedes ohne Ejakulation
ist die Beweisführung schwierig, wenn nicht unmöglich. Endlich sind
die gewöhnlichen Aufscheuerungen beim Gehen und andere Verletzungen
von Vergewaltigungsverletzungen schwer zu unterscheiden.
942 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Legludie (41) veröffentlicht eine Zusammenstellung von 445
Gutachten, unter denen 193 sich auf Nothzuchtfälle beziehen. Nur in
4 Fällen handelte es sich um Attentate von Frauen auf Knaben, in
allen anderen Fällen von Männern auf junge Mädchen. Bei der Be-
urtheilung solcher Fälle macht Legludic besonders auf die Wichtigkeit
des Hymen annularis aufmerksam, der ein Eindringen des Gliedes ohne
Verletzung zulässt und dessen Vorkommen durchaus nicht selten ist.
Besondere Vorsicht erfordert die Begutachtung bei Vulvovaginitis, weil
die spontane Form von der traumatischen nicht zu unterscheiden ist;
sogar in Fällen, wo Gonokokken nachgewiesen wurden, ist die
Annahme einer blennorrhoischen Vulvovaginitis häufig genug un-
möglich.
Huchard (28) veröffentlicht die unglaublich scheinende Geschichte
von einer Anklage gegen einen jungen Arzt auf Nothzucht. Der Arzt
wurde verhaftet und mit Handschellen (!) ins Gefängniss gebracht
erst nach 6 Tagen wurde ihm die Anklage mitgeteilt und nach 45tăgiger
Untersuchungshaft wurde er freigelassen, weil man jetzt erkannte, dass
die Anklägerin eine Hysterische und die Anklage grundlos war. Welch’
merkwürdiges Prozessverfahren in dem Lande der Freiheit und Men-
schenrechte!
Irevassowsky (34) berichtet über einen ohne nachweisbare Ur-
sache aufgetretenen Prolaps der Harnröhrenschleimhaut. Die von den
Eltern des 6 Jahre alten Kindes behauptete Schändung konnte nicht
nachgewiesen werden..
Reubold (57) analysirt den von Dorffmeister veröffentlichten
Fall von Prolapsus mucosae urethrae nach Stuprum (s. Jahresbericht
Bd. I, pag. 237) und erklärt die Entstehung des Harnröhrenvorfalls aus
einer Wirkung der Bauchpresse nach Dehnung des Zwischengewebes
zwischen Harnröhre und Scheide gelegentlich der Immissio penis. Ein
Eindringen des Gliedes in die Harnröhre selbst erklärt Reubold für
unwahrscheinlich, weil die weibliche Harnröhrenmündung kein ein-
gezogener Trichter ist, sondern vermittelst ihrer Karunkeln eine Hervor-
ragung darstellt, an welcher das Glied gleichsam abgleitet. Allerdings
hatte die Immissio penis den Vorfall verursacht, aber ein solcher Vorfall
ist als ein von besonderen Umständen (z. B. von Gewebsschlaffheit
bei schwächlicher Konstitution) abhängiges und mehr zufälliges oder
als ein durch rücksichtsloses und brutales Vorgehen des Attentäters
bewirktes Ereigniss anzusehen.
Reubold veröffentlicht ferner einen Fall, in welchem ein reif,
nirter Kurpfuscher ein Mädchen durch Einathmen von Kohlendunst,
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 943
der aus einem Kohlenbügeleisen entwickelt wurde, in einen willenlosen
Zustand versetzte, um daselbe zu missbrauchen; die Betäubung gelang,
aber an der Ausführung seines Vorhabens wurde er durch Dazwischen-
kunft der Eltern des Mädchens gestört. Reubold schreibt in diesem
Falle die Betäubung ausschliesslich dem Einfluss des Kohlenoxyds zu,
nicht den zu den Kohlen zugefügten riechenden Stoffen (Weihrauch),
denn das Kohlenoxyd bewirkt Betäubung ohne Erstickungsgefühl, wobei
die Betäubung ganz plötzlich eintreten kann, besonders, wenn das
Kohlenoxyd rein oder in starkem Prozentverhältnisse eingeathmet wird.
Roberg (61) berichtet über einen Ueberfall eines 8jährigen
Mädchens seitens eines Yjährigen Knaben, welcher mit Hilfe zweier
5- und 6jähriger Knaben eine Bandlitze fest um die hypertrophische,
3 cm lange Clitoris gerade an der Basis der Glans clitoridis fest zu-
sammenschürte. Der Fall beweist, dass seitens eines Yjährigen Knaben
in planvoller Absicht — er hatte die Litze, ein Haarband, das dem
Mädchen abgenommen worden war, vorher in eine Schlinge gelegt —
ein unsittlicher Ueberfall ausgeführt werden kann und dass drei Knaben
von 5—9 Jahren ein 8jähriges Mädchen überwältigen können, endlich
dass bei Kindern eine Hypertrophie die Clitoris vorkommen kann.
Florence (16) giebt eine Methode an, welche erlaubt, bei ver-
dächtigen Flecken den Nachweis des Sperma’s auch dann zu führen,
wenn keine Spermatozoiden mehr nachweisbar sind. Er fand, dass
eine Jod-Jodkalium-Lösung mit einer im menschlichen Sperma ent-
haltenen Substanz — dem Virispermin — charakteristische Krystalle
liefert, die den Hämin-Krystallen sehr ähnlich sind. Zum Nachweis
benützt er eine Jod-Jodkalium-Lösung, welche der Formel KJ, ent-
spricht, d. i. 1,65 Jodkalium und 2,54 Jod in 30 Gramm Wasser.
Es geben jedoch auch schwächere Lösungen (KJ,) ebensolche Krystalle.
Die Florence’schen Krystalle sind von bräunlich-rother Farbe,
spitzig und von rhomboidaler Form; sie sind wenig löslich in kaltem,
leicht löslich in warmem Wasser und fallen beim Erkalten wieder aus;
der Luft ausgesetzt verschwinden sie, treten aber wieder auf, wenn
neuerdings von dem Reagens zugesetzt wird. Leicht löslich sind sie
ferner in Aether, Alkohol, Säuren, fixen Alkalien und Jodkalium-
Lösung, nicht löslich dagegen in schwacher Ammoniak-Lösung. Für ihr
Entstehen ist reichliche Verdünnung nothwendig. Die Substanz des
Spermas, welche die Reaktion mit Jod-Jodkalium hervorruft, wird von
Florence Virispermin genannt, ein Körper, der aber nicht dem Sper-
minum Poehl entspricht. Flecken anderer Art als Sperma-Flecken
sind nicht im Stande die Reaktion zu geben, so gab die Untersuchung
944 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
von Flecken von Blut, Harn, Schweiss, Speichel, Thränen, Galle,
Milch, Nasen- und Vaginalschleim stets negatives Resultat, ebenso
das Sekret der Cowper’schen Drüsen. Auch das Sperma von Thieren
giebt nach den bisherigen Untersuchungen die Reaktion nicht. Be-
züglich der Verwerthung der Probe kommt Florence zu folgenden
Schlüssen :
1. Wenn die Reaktion allein auftritt und keine Fragmente von
Spermatozoiden zu finden sind, so handelt es sich wahrscheinlich um
Flecken von menschlichem Sperma; 2. tritt die Reaktion auf und
sind Köpfe von Spermatozoiden zu sehen, so handelt es sich sicher
um menschliches Sperma; 3. sind Köpfe oder sonstige Reste von
Spermatozoiden vorhanden und bleibt die Reaktion negativ, so ist es
unsicher, ob menschliches Sperma vorliegt.
Florence konnte bei einem 102 Jahre alten Manne in den
Samenbläschen Spermatozoiden nachweisen.
Unabhängig von Florence hat Lecco (40) die Reaktion von
Jod auf Sperma gefunden. Er bezeichnet die Reaktion als gute Vor-
probe. Wenn die Reaktion negativ ausfällt, so ist ziemlich sicher
anzunehmen, dass die untersuchten Flecken nicht von Sperma her-
rühren. Bei positiver Reaktion ist es noch unbedingt nothwendig
nach dem Spermatozoiden zu suchen und diese nachzuweisen.
Richter (58) bestätigt die Angaben von Florence, fand aber
dass die Krystalle auch entstanden, wenn Vaginal- und Uterus-Schleim
von Leichen, Prostata-Saft, verfaulte menschliche Organe, eingetrocknete
Gebirnsubstanz, verschimmeltes Eiweiss und Eigelb, sowie auch Hunde-
sperma mit Jod-Jodkalium-Lösung zusammengebracht wurden. Alle
diese Körper enthalten zersetztes Lecithin und besonders ein Zersetzungs-
produkt desselben, das Cholin, so dass Richter schliesst, dass das
in der Samenflüssigkeit reichlich enthaltene Lecithin und seine Zer-
setzungsprodukte. die Florence’sche Reaktion bewirken. Was die
praktische Verwerthung der Florence’schen Reaktion betrifft, so führt
Richter einen Fall von zweimaliger Vergewaltigung eines 73/4 Jahre
alten Mädchens seitens eines an Gonorrhöe leidenden Mannes als Bei-
spiel an. Das Kind zeigte einen unverletzten, dünnen, ringförmigen
Hymen mit erbsengrosser Oeffnung, Eiterbelag auf den äusseren
Thelen und eitrigem Ausfluss aus der Scheide. In dem Eiter waren
intra- und extracellulär liegende Gonokokken nachzuweisen und anderer-
seits wurde bei dem Manne ein gonorrhoischer Ausfluss nachgewiesen.
Ausserdem lag das am unteren Rande vorne und rückwärts Flecken
aufweisende Hemd des Kindes zur Untersuchung vor; in Wasser
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität ete. 945
macerirte Stückchen dieser Leinwand ergaben im Macerat die Florence-
sche Reaktion, welche dadurch bestätigt wurde, dass bei einem Flecke
noch gut erhaltene Spermatozoiden nachgewiesen wurden. Es wurde
später von dem Angeklagten ein Anpressen des Gliedes auf die Geni-
talien des Kindes eingestanden. Richter schlägt demnach den Werth
der Reaktion insoferne hoch an, als dieselbe bei mit verschiedenen
Flecken versehenen Untersuchungsobjekten eine rasche Orientirung
erlaubt, indem ein Fleck, der die Reaktion nicht giebt, sicher kein
Spermafleck ist. Das Reagenz muss selbstverständlich verlässig sein
und vorher mit Sperma geprüft werden; da es unter höherer Temperatur
leidet, ist es in kaltem Wasser aufzubewahren. Durch Zusatz von
Jodsäure (Ueberschuss von Jod!) gelang es Richter, die erhaltenen
Krystalle vorläufig zehn Tage zu konserviren, was deshalb von Wich-
tigkeit ist, weil die Krystalle sonst rasch aus den Präparaten ver-
schwinden.
In einem zweiten Falle von Vergewaltigung eines 13jährigen
Mädchens durch seinen Stiefgrossvater konnte Richter (50) keine
Flecken finden, welche die Florence’sche Probe ergaben. Da nach der
Vergewaltigung reichliche Blutungen aus den Genitalien auftraten und
die Unterkleider reichlich mit Blut befleckt waren, konnte man denken,
dass etwaige Spermaflecke vielleicht durch nachträglich angetrocknetes
Blut verdeckt worden seien. Es ergab sich aber nach Aufweichung
des Blutfleckens nirgends die Gegenwart von Spermatozoiden und auch
keine Florence’sche Reaktion. Der Hymen war bei dem Kinde intakt.
In einem dritten Falle — Selbstmord bei einem 20 jährigen Mädchen
nach wahrscheinlicher Cohabitation mit zwei Männern — fanden sich an der
Innenfläche der Oberschenkel beiderseits ein blassblauer 20 cm langer, 2 cm
breiter von oben vorne nach unten hinten gegen das Knie verlaufender
Streifen und mehrere rundliche blaue Flecke ebenda, welchen subcutane
Blutaustritte entsprachen. Der Hymen war ohne frische Verletzung. Der
Scheiden-Oervikal-Schleim sowie der in den Ampullen der Tuben ange-
sammelte Schleim ergab die Florence’sche Reaktion, jedoch waren Sperma-
tozoiden nirgends nachzuweisen. Da auch der Genitalschleim von
10 Tage alten Kindern die Florence’sche Reaktion giebt, so war
hier aus dem positiven Ausfall der Reaktion kein bindender Schluss
zu ziehen, um so weniger, als auch nicht anzunehmen war, dass
etwa eingedrungene Spermatozoiden schon zu Grunde gegangen sein
konnten.
Johnston (32) kann ebenfalls in vollem Umfange die Angaben
von Florence bestätigen und hält die neue Sperma-Probe für einen
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 60
946 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
grossen Fortschritt für die gerichtliche Medizin. Er stellte Unter-
suchungen über das Verhalten des Sekrets der Prostata, der Samen-
blasen, der Hodensubstanz etc. an und fand im Ganzen, dass wenn
das Sperma mit dem Prostata-Sekret gemischt war, die Reaktion am
promptesten auftrat, jedoch erhielt er auch aus Hodensubstanz und
aus dem Inhalt der Samenbläschen typische Reaktion. Nur in zwei Fällen
blieb die Reaktion negativ, jedoch handelt es sich hier um einen Fall
von Carcinom der Samenbläschen und der Prostata und um einen Fall
von doppelseitiger chronischer Vesiculitis mit Corpora amylacea in der
Prostata, jedoch waren in beiden Fällen Spermatozoiden vorhanden.
Hpypertrophie der Prostata alterirt das Auftreten der Reaktion nicht.
In einem Falle fand Johnston die Reaktion — allerdings nicht in
typischer Weise vor der Pubertät (7!/sjähriger Knabe) auftreten; sonst
blieb sie beim Genitalsekret von Kindern stets negativ. Zersetzungs-
vorgänge, wie sie bei Wasserleichen oder lang an der Luft gelegenen
Leichen eintreten, scheinen entgegen den Angaben Florence’s die
Reaktion etwas zu stören.
Posner (54) erhielt die Florence’sche Reaktion mit Sperminum
Poehl, ferner auch aus unlöslicben Trockenpräparaten von Hoden,
Prostata und Ovarium und aus faulendem, zersetztem Sperma, das die
Sperma-Elemente nicht mehr erkennen lässt. Durch Extraktion mit
kochendem angesäuertem Wasser wird die Reaktion noch empfindlicher,
Posner glaubt, dass die Florence’sche Reaktion praktisch in zweifel-
haften Fällen immerhin in Betracht kommt.
Nach den Untersuchungen von Whitney (80) giebt die Sperma-
Flüssigkeit die Florence’schen Krystalle nur dann, wenn die Mischung
des Sperma’s nıit dem Prostata-Sekret intra vitam vor sich gegangen
ist. Sperma aus den Hoden oder Samenbläschen stammend giebt die
Reaktion nicht, ebenso wenig das aus der Prostata ausgepresste Sekret.
Dagegen erhielt Whitney mit aus dem Nebenhoden eines Kaninchens
ausgepresstem Sperma positives Resultat, mit Hundesperma dagegen
negatives. Die Florence’sche Probe ist für gerichtlich-medizinische
Zwecke demnach von hohem Werth, besonders in Verbindung mit der
Untersuchung auf Spermatozoiden mittelst Doppelfärbung mit Eosin und
Methylgrün, mit welcher auch Fragmente von Spermatozoiden nach-
gewiesen werden können, indem sich die Basis des Kopfes tiefgrün,
die Spitze und der Schweif rot färben. Auch thierische Spermatozoiden
färben sich nach dieser Methode nicht in gleicher Weise.
Coitus-Verletzungen werden von folgenden Autoren berichtet:
Rodrigues (62) berichtet über einen Hymen duplex septus bei
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 947
einer 17jährigen Negerin; die beiden Hymenal-Oeffnungen waren
11 mm Jang und die rechte Oeffuung zeigte deutliche Deflorations-
Verletzungen, das Septum war jedoch unverletzt.
Halbreich (21) beobachtete als Coitus-Verletzung eine Kommuni-
kation zwischen der Vulva (in der Fossa navicularis) und dem Rektum,
ca. 5 cm oberhalb der Analöffnung in dasselbe einmündend.
Warman (78) beobachtete in einem Falle von angeblich gewalt-
samem Coitus bei einer 58jährigen Frau, die 8 mal geboren hatte,
eine quere Zerreissung des hinteren Scheidengewölbes in der Aus-
dehnung von 4 cm, welche um so weniger erklärbar scheint, als die
Genitalien sehr schlaff waren und ein Prolaps der hinteren Scheiden-
wand vorhanden war. Nach genauerer Nachforschung ergab sich, dass
die betreffende Cohabitation keine unfreiwillige, sondern dass die Frau mit
voller Libido dabei betheiligt war. Warman glaubt demnach, dass
solche tiefe Verletzungen des oberen Abschnittes der Scheide nur bei sehr
stürmischer Cohabitation vorkommen, wobei besonders von Seite der Frau
ein gesteigertes Begehrungsgefühl nach längerer Enthaltsamkeit ins
Gewicht fällt, während bei Nothzuchtversuchen die äusseren Genitalien
verletzt werden. Warman geht demnach nach Analyse seines Falles
und der aus der Litteratur gesammelten Fälle so weit, dass er die
Behauptung aufstellt, bei alleinigen tiefliegenden Scheidenwunden in
Folge von Coitus könne die Nothzucht völlig in Abrede gestellt
werden.
Loubier (e 44) fand unter 70 zum ersten Male Schwangeren, die
er auf das Verhalten des Hymen untersuchte, in zwei Fällen Karunkeln,
jedoch konnte in diesen Fällen eine vorausgegangene Frühgeburt nicht
mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Fälle von Conception bei unverletzten Hymen und erwor-
berer Atresie werden von folgenden Autoren erwähnt.
Eberlin (11) berichtet über eine Schwangerschaft bei supra-
hymenalem völligem Verschluss der Scheide; er nimmt an, dass eine
kongenitale Verengung durch die Cohabitationsverletzung und durch
Gonorrhoe zu vollständigem Verschluss gelangt ist.
Himmelsbach (27) erwähnt einen Fall von Schwangerschaft bei
unverletztem und unnachgiebigem Hymen.
Brunox (4a) beschreibt einen Fall von völliger, narbiger Obturation
der Scheide nach einer, wie es scheint, durch Operation beendigten
Geburt. Trotzdem wurde die Frau schwanger, aber bei der Geburt
trat in Folge der Verödung der Scheide Uterusruptur und Tod ein.
60*
945 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Poroschin (53) erwähnt einen Fall von Conception bei hochgradiger,
trichterförmiger, wahrscheinlich durch einen Entzündungsprozess ent-
standener Scheidenverengung, die ca. 5 cm oberhalb des Hymen sass.
(Im 13.—14. Jahre soll ein Suppositorium statt in den Mastdarm in
die Scheide eingebracht worden sein.) Die stenotische Stelle zeigte
nur eine kleine spaltförmige Oeffnung und war von festem Narben-
gewebe umgeben.
Vedin (77) berichtet über einen Fall von Schwangerschaft bei
seit 14 Jahren bestehender fast vollständiger cirkulärer Atresie an
der Grenze des unteren mit dem mittleren Drittel der Scheide. Nur
eine feine Sonde konnte durch die kleine Oeffnung durchgeführt werden.
Da Dammverletzung, Cystocele und Rectocele bestand, so war die
Cohabitation wohl nur in sehr unvollkommener Weise möglich gewesen.
Die Atresie war Folge einer Verletzung bei der ersten Geburt.
Es folgen Publikationen über vorzeitige Geschlechtsreife
und vorzeitige Schwangerschaft.
Ein Fall von symmetrischer Hypertrophie beider Mammae bei einem
6 monatlichen Kinde ohne frühzeitige Entwickelung der Genitalorgane
ist von Bittner (3) beschrieben.
Brohl (4) beobachtete Blutausscheidung aus den Genitalien bei
einem 7jährigen Mädchen mit Ovarial-Kystom. Der Mons Veneris
zeigte dichte Behaarung, sonst war der Habitus ein kindlicher. Nach
der Ovariotomie stellte sich die „Periode“ nicht wieder ein.
Campbell (5) beobachtete bei einem Knaben mit 2 Jahren volle
Enntwickelung der Genitalien und Ejakulationen, die aber keine Sperma-
tozoiden enthielten.
Clendinnen (6) veröffentlicht einen Fall, in welchem die Menses
im 4. Lebensjahre auftraten und sich regelmässig wiederholten. Im
8. Lebensjahre war das Kind 4 Fuss 8!'4 Zoll hoch und 81 Pfund
schwer; Scham- und Achselhaare, sowie Brüste zeigten die Entwicke-
lung wie bei Erwachsenen. Eine Röntgen-Photographie der Hand erwies
auch die Verknöcherung über das thatsächliche Alter hinaus bedeutend
vorgeschritten. indem an den Metakarpalknochen und Phalangen Diaphysen
mit Epiphysen bereits vereinigt waren.
von Haven (23) berichtet über einen Fall ‚von Cohabitation
zwischen einem 5!/sjährigen Mädchen und einem 9 Jahre alten
Knaben; nach einem Jahre trat bei ersterem eine Genitalblutung auf,
die von von Haven für Menstruatio praecox gehalten wurde.
In dem von Jardine (31) mitgetheilten Falle von „Menstruation“
bei einem 5 Tage alten Kinde, handelte es sich um einen einmaligen
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 949
Blutabgang, nicht um echte Menstruation. Das Gleiche gilt für den
von Leney (42) veröffentlichten Fall von vaginaler Blutung am
3. Lebenstage. Diese Anschauung wird auch von Henderson (25)
und Ross (64) getheilt.
Plumb (52) beobachtete bei einem neugeborenen Kinde vorzeitige
Entwickelung der äusseren Genitalien, welche mit Haaren besetzt waren;
die Clitoris war 11/4 Zoll lang und 3 Linien dick und das Präputium
erstreckte sich über ein Drittel ihrer Länge. Die Mammae waren von
auffallender Entwickelung und das ca. 4000 g schwere Kind zeigte
ausgesprochenen weiblichen Gesichtsausdruck. Nach 6 Wochen trat
blutige Ausscheidung aus den Genitalien von 2’/stägiger Dauer auf
und diese wiederholte sich alle 6 Wochen in der gleicher Weise. Von
Interesse ist endlich, dass am ersten Tage nach der Geburt auf äussere
Reize Erektion an den Brustwarzen und an der Clitoris bemerkt
wurde.
Seuvre (67) berichtet über ein früh menstruirendes Kind im Alter
von 43/ı Jahren; die Mammae sind gut entwickelt, die Schamlippen
mit Haaren besetzt und das Becken nach der Breite entwickelt.
Wladimiroff (81) beschreibt einen Fall von vorzeitiger Ent-
wickelung bei einem 6!/2jährigen Mädchen, dessen Mammae und äussere
Genitalien die Entwickelung eines löjährigen Mädchens zeigen. Es
besteht Blutausscheidung aus den Genitalien, jedoch ist es nicht sicher
ob diese regelmässig wiederkehrt.
Findley (13) berichtet über die rechtzeitige Entbindung einer
12 Jahre 10 Monate alten verheiratheten Frau.
Hyatt (29) berichtet von einer Entbindung im 12. Lebensjahre;
das so geborene Mädchen menstruirte im 11., verheirathete sich im 12.
und gebar ebenfalls nicht ganz 13 Jahre alt.
Townsend (73) berichtet über einen Fall von frühzeitiger Ent-
wickelung bei einem einjährigen Kinde. Die Vergrösserung der Brüste
war seit dem dritten Lebensmonate bemerkt worden und seit dieser Zeit
stellten sich regelmässig alle vier Wochen wiederkehrende Blutausschei-
dungen aus den Genitalien von 2—3 tägiger Dauer ein. Das Kind
war kräftig entwickelt — 30 Zoll lang und 28 Pfund (= 12600 g)
schwer; -die äusseren Genitalien zeigten spärlichen Haarwuchs und
waren normal gebildet, nur wird betont, dass die Hymenalöffnung
weiter als gewöhnlich war. Im Anhange wird ein Fall von Morse
mitgetheilt, der ein bei der Geburt 14 Pfund (= 6200 g) schweres Kind
betrifft; mit 9 Monaten trat die Menstruation ein und mit 14 Monaten
entsprach es in seiner Entwickelung einem 3jährigen Kinde; die Brüste
I Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
waren gut entwickelt und die Warzen dunkel pigmentirt. Die spärlich
mit Haaren bedeckten Genitalien entsprachen denen eines 7— -8jährigen
Kindes; die Vagina war dehnbar, 4 cm lang und 1!/4 cm weit und
mit Falten besetzt, Auch geistig war das Kind frühzeitig entwickelt,
jedoch waren Zeichen von Geschlechtstrieb nicht vorhanden.
Die Gonorrhoe und ihre Bedeutung für die gerichtliche Medizin
haben folgende Arbeiten zum Gegenstande.
Lademann (38) stellt für die gerichtlich-medizinische Beurtheilung
der Gonorrhoe folgende Leitsätze auf: Der sichere Nachweis der Gono-
kokken als solcher ist durch Färbung nach Gram gut durchführbar;
in zweifelhaften Fällen ist das modifizirte Wertheim’sche Platten-
kulturverfahren als einfachste Methode zu benützen. Dieses Verfahren
und die jetzt als möglich nachgewiesene Impfung am Auge neugeborener
Kaninchen (Heller), giebt zuverlässige Resultate, besonders auch be-
züglich der Virulenz. Der etwas schwierigere Gonokokkennachweis bei
chronischer Gonorrhoe lässt sich verschiedentlich (durch Provokation,
Untersuchung der Filamente) leichter gestalten. Eine Verwechselung
der Gonorrhoe mit anderen Zuständen wird im Anschluss an die be-
gleitenden Nebenumstände in den meisten forensen Fällen auszuschliessen
sein. Da die Gonorrhoe eine schwere Infektion ist, besonders für das
Weib, dürfen Leute, die gonorrhoisch infizirt gewesen sind, nicht ohne
Weiteres heirathen und spätere Gesundheitsschädigung ist sehr leicht
möglich. Die Vulvovaginitis bei kleinen Mädchen, deren Schleimhaut
sehr empfänglich gegen die Ansteckung ist, kann durch Stuprum, aber
auch auf vielfachen anderen Wegen entstehen; wichtig ist in dieser
Beziehung, dass die Gonokokken sich in Trippereiterflecken noch Monate
lang nach vollständiger Eintrocknung (Kratter) nachweisen lassen.
Ravogli (56) betont die Wichtigkeit des mikroskopischen Nach-
weises der Gonokokken in gerichtlichen Fällen, während er dem Kultur-
verfahren geringere Wichtigkeit. beimisst, weil bei positivem Ausfall des
letzteren auch der einfache mikroskopische Nachweis der Gonokokken
leicht ist. Die Gonorrhoe bei kleinen Mädchen führt Ravogli mei-
stens auf Infektion in der Familie, im Pensionat ete. und nur in sehr
seltenen Fällen auf Stuprum zurück. Endlich betont er die Wichtig-
keit des Gonokokkennachweises bei Prostituirten und schlägt vor, solche,
bei denen noch Gonokokken nachweisbar sind, unbedingt im Spitale zu
behalten und die Entlassung erst dann zu gestatten, wenn keine Gono-
kokken mehr nachweisbar sind.
Hammer (22) bestätigt die von Neisser ausgesprochene Au.
schauung, dass für die Diagnose Gonorrhoe die makroskopische Dia-
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. sl
gnose nicht genügt, sondern die mikroskopische zu Hilfe genommen
werden muss. In Stuttgart werden daher die Prostituirten alle 8 Tage
auf Gonokokken im Harnröhrensekret untersucht, alle vier Wochen wird
statt des Harnröhrensekretes das Cervikalsekret untersucht. Je mehr
Eiterkörperchen das Harnröhrensekret enthält, um so wahrscheinlicher
ist die Gegenwart von Gonokokken, je mehr dagegen Epithelien in dem-
selben sind, desto unwahrscheinlicher sind Gonokokken vorhanden.
Finger (14) bezeichnet die klinische Untersuchung der Frauen
auf Gonorrhoe für vollständig ungenügend, indem er nachweist, dass
ein grosser Prozentsatz von Prostituirten, welche scheinbar frei von
gonorrhoischer Erkrankung befunden wurden, thatsächlich in den Se-
kreten, besonders der Urethra und Cervix, Gonokokken erkennen lassen,
andererseits können pseudo- und postgonorrhoische Affektionen das Bild
einer echten Gonorrhoe vortäuschen, während keine Gonokokken mehr
nachweisbar sind. Er verlangt daher an Stelle der klinischen Unter-
suchung die Untersuchung auf Gonokokken, wenn eine Gonorrhoe sicher
nachgewiesen werden soll.
Colombini (7) fand bei blennorrhoischer Urethritis von 235 Fällen
die Reaktion des Urethralsekrets nur zweimal neutral, in allen anderen
Fällen aber alkalisch. Die saure Reaktion des Harns verhindert aber
die Entwickelung der Gonokokken nicht, denn Colombini erhielt
auch in stark sauer reagirendem eiweisshaltigen Harn eine lebhafte Ent-
wickelung von Gonokokkenkulturen.
Hijmans van den Bergh (26) wies durch Versuche nach,
dass für die intracellular liegenden Gonokokken die Zeit von 30 Se-
kunden zur Entfärbung durch Alkohol zu kurz ist, sondern eine Zeit
von 2!j2 Minuten zur vollen Entfärbung nöthig ist. Bei Entfärbung
über 4 Minuten beginnen auch die pyogenen Kokken den Farbstoff
zu verlieren. Viel schneller als der absolute Alkohol dagegen ist der
Aceton-Alkohol im Stande, die Gonokokken zu entfärben.
| Lang (39) verlangt zum sicheren Nachweise der Gonorrhoe stets
die genaue und mehrfache mikroskopische Untersuchung auf die An-
wesenheit von Gonokokken.
Touton (72) empfiehlt zur Provokation latenter Gonokokken zu-
nächst während 20 Tagen 10 Diday’sche Ausspülungen der ganzen
Urethra mit Silbernitrat oder Argentamin (0,025—0,5°jo0) und dann
die Untersuchung und das Auswischen mit Knopf-Bougie, eventuell in
Verbindung mit Crippa’s Methode, ferner das mehrmalige Ausdrücken
der Prostata und Samenblasen. Auch bei der weiblichen Urethra könnte
eine Provokation versucht werden.
952 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Csillag (9) versuchte als Nährboden für Gonokokken schwach
alkalischen Menschenfleisch-Glycerin-Agar und zwar wie es vorläufig
scheint, mit befriedigendem Resultate.
Heiman (24) erklärt Agar mit Pleura-Serum für den besten
Nährboden zur Züchtung der Gonokokken, während Urin-Agar weniger
geeignet ist. Bezüglich der Vulvovaginitis bei Kindern glaubt er, dass
es eine katarrhalische Kolpitis neben der echt gonorrhoischen giebt.
Zum Nachweis der Gonokokken erklärt er die Gram’sche Metbod
für nothwendig.
Jondellund Ähmann (35) unterwarfen die bisherigen Verfahren
der Züchtung der Gonokokken einer Nachprüfung und fanden als den
besten Nährboden den Ascites-Agar. Die Brauchbarkeit der Wert-
heim’schen Methoden, des Finger’schen Harn-Agars und desKral-
schen eiweissfreien Nährbodens für die Diagnose wird bestritten, die
Eigenbeweglichkeit des Gonokokkus im hängenden Tropfen dagegen
bestätigt. Em Einfluss der Wärme konnte nicht beobachtet werden.
Orlowsky (51) empfiehlt zur Kultur der Gonokokken den Stein-
schneider’schen Nährboden.
Róna (63) konnte die Gonokokken auf sechserlei Nährböden
züchten, nämlich auf Menschenfleisch-Glycerin-Agar, auf Harn-Agar,
auf Pfeiffer’schem mit menschlichem Blut bestrichenem Agar, auf
Cystenflüssigkeit-Agar, auf Ascites-Agar und auf menschlichem Serum
mittelst des Plattenverfahrens. Die Gonorrhoe des Weibes kann nach
Róna nur dann als sicher angenommen werden, wenn Gonokokken
nachgewiesen wurden; bei negativem Befunde ist wiederholte Unter-
suchung nothwendig. Nur bei chronischer Adnexerkrankung kann ohne
Gonokokkennachweis Gonorrhoe angenommen werden. Der Hauptsitz
der Gonorrhoe beim Weibe sind Urethra und Cervix und zwar sind
meist beide Kanäle gleichzeitig erkrankt. Die Vulvitis hält Röna
nicht für eine direkte Folge der Gonorrhoe, sondern für eine Begleit-
erscheinung der Urethritis. Die Vulvovaginitis im Kindesalter beruht
auf direkter oder indirekter gonorrhoischer Infektion. Dagegen ist die
gonorrhoische Natur der Colpitis maculosa und granulosa noch nicht
feststehend;; überhaupt ist die Vagina ein seltener Sitz der Gonorrhoe
(18,6°/0); sie kommt meist nur vor bei jungen Frauen, die wenig coitirt
haben und bei kleinen Mädchen.
Steinschneider (69) kommt bei seinen neuerdings fortgesetzten
Untersuchungen über die Nachweisbarkeit der Gonokokken durch Fär-
bung und Züchtung zu dem Schlusse, dass deren Vorhandensein nur
dann als vollkommen genau und wissenschaftlich bewiesen angenommen
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität etc. 953
werden darf, wenn bei Behandlung nach Gram und entsprechender
Nachfärbung in Zellen eingeschlossene, den Gonokokken morphologisch
gleiche Diplokokkenhaufen sich finden, welche die Farben-Nuance des
zur Nachfärbung verwendeten Farbstoffes bieten; ausserdem wenn bei
Anwendung des Kulturverfahrens Kolonien zur Entwickelung kommen,
welche a) Gonokokken-Kolonien makroskopisch und mikroskopisch
gleichen, b) auf nicht mit Serum vermengten Agar übertragen kein
Wachsthum zeigen und c) aus Diplokokken bestehen, welche nach
Gram behandelt sich nicht färben.
Steinschneider (70) ermittelte ferner Eidotter-Agar, den er
durch Zusatz einer 20°/o igen Lösung von Dinatriumphosphat durch-
sichtiger gemacht hatte, als guten Nährboden für die Kulturen der
Gonokokken.
Wassermann (79) hat alle Nährböden für Gonokokkenkulturen
nachgeprüft und erklärt diejenigen für die besten, welche uncoagulirtes
Serum-Albumin und Pepton enthalten, und zwar ist menschliches Serum-
Albumin geeigneter als das von Pflanzenfressern. Da menschliches
Serum-Albumin sehr schwer erhältlich und schwer sterilisirbar ist, so
fand Wassermann als besten Ersatz für die Praxis das Schweine-
serum, das im Verhältniss von 15 zu 30—35,0 mit Wasser verdünnt,
mit 2—3 cem Glycerin vermischt und durch 0,8 Nutrose (Casein-
natriumphosphat) uncoagulirbar gemacht wird. Nach dem Kochen wird
diese Mischung mit Pepton-Agar versetzt. Weiter fand Wassermann,
dass die Gonokokken ein spezifisches Gift produziren, gegen welches
es nach den bisherigen Versuchen keine Immunität giebt; hieraus er-
klärt sich, dass die pathologischen Prozesse — unterhalten durch das
Toxin — fortbestehen können, ohne dass Gonokokken zu finden sind.
Diese Toxine sind von grösstem Einfluss auf das Fortbestehen von
chronisch-gonorrhoischen Prozessen und das Entstehen von Erkrankungen
an entfernteren Organen.
Baer (1) weist in einer statistischen Arbeit nach, dass jede fünfte
venerische Kranke eine Rektalgonorrhoe aufweist und unter den gonor-
rhoisch Erkrankten jede dritte mit Rektalgonorrhoe behaftet ist. Nament-
lich ist die Affektion bei Prostituirten häufig und ganz besonders wenn
alle drei gewöhnlichen Eingangspforten — Urethra, Cervix, Bartholin-
sche Drüsen — zugleich erkrankt sind. Ausserdem ist hier aus der
Arbeit von Baer hervorzuheben, dass die Ulcera recti entgegen der
Auffassung von Jullien nicht als pathognomonisch für Gonorrhoe zu
betrachten sind.
954 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
König (37) folgert aus dem Umstande, dass die Rektalgonorrhoe
überwiegend häufig beim Weibe auftritt, dass die Erkrankung wohl
durch Autoinfektion zu Stande kommt. Als diagnostisch wichtig werden
hahnenkammförmige Schwellungen um die Analmündung herum hervor-
gehoben ; dieselben stützen zusammen mit der Eiterung und der Schwellung
der Schleimhaut die klinische Diagnose.
Rille (60) erklärt im Anschluss an die Mittheilung eines Falles
von Rektalgonorrhoe in Uebereinstimmung mit Nobel (Diskussion),
dass zur sicheren Diagnose einer gonorrhoischen Erkrankung die blosse
Färbung der Kokken nicht ausreicht, sondern auch die Züchtung vor-
genommen werden muss, weil es Diplokokken giebt, welche sich in
Bezug auf die Färbefähigkeit von den Gonokokken nicht unterscheiden.
Besonders für die Gonorrhoe der Mundschleimhaut betont Rille die
Wichtigkeit des Züchtungsverfahrens, da er wiederholt bei verschiedenen
Mundaffektionen im Speichel den Gonokokken morphologisch ganz ähn-
liche Mikroorganismen gefunden habe.
Dass auch durch andere Krankheitserreger als durch Gono-
kokken eine Urethritis bewirkt werden könne, beweist ferner ein
Fall von Josipovice (33), in welchem bei allen klinischen Erschea-
nungen einer akuten Gonorrhoe und dicker Eitersekretion keine Gono-
kokken, sondern Colibacillen nachgewiesen wurden.
Nach Nacciarone (49) können nichtblennorrhoische Urethritiden
entstehen durch Katheterismus, Onanie, Radfahren, durch Infektions-
krankheiten, Diabetes, durch Medikamente (Arsenik, Kalisalze, Can-
thariden etc.), endlich durch scharfe Ingesta, besonders Gewürze.
Die Möglichkeit nicht gonorrhoischer Urethritiden wird ferner von
Eraud und Nogués (12) und von Janet (30) bestätigt.
Ueber Vulvovaginitis bei Kindern berichten folgende
Autoren:
Sharp (68) beobachtete gonorrhoische Eiterung in Vulva und
Vagina bei intaktem Hymen. Die Schleimhaut war geröthet und ge-
sehwellt und im Eiter wurden die Gonokokken nachgewiesen. Die In-
fektion war durch ein Einspülungsrohr hervorgerufen worden, welches
von einer Freundin des 21jährigen Mädchens benützt wurde.
Ross (65) erwähnt eine Epidemie von gonorrhoischer Vulvovagi-
nitis, bei welcher 326 Mädchen von 4 bis 16 Jahren durch Benützung
des gemeinsamen Baderaumes infizirt wurden. Ferner erwähnt er einen
Fall von gonorrhoischer Vulvovaginitis und Urethritis bei einem Kinde
unmittelbar nach der Geburt.
Unsittlichkeitsverbrechen ; Beweis der Virginität ete. 955
Marfan (44) betont bei gonorrhoischer Vulvovaginitis kleiner
Mädchen die Möglichkeit der sekundären Erkrankung der Urethra mit
Urethralprolaps, der Blutungen veranlassen kann. Zur Behandlung
werden Waschungen mit Kaliumpermanganat (0,1°/o) und wenn dies
unwirksam bleibt, mit Sublimat-Resorcin oder Silbernitratlösungen
(0,01°/o beziebungsweise 1°/o und 0,03°/o) oder Einlagen von Salben
mit Jodoform (3,3°/o), Ichthyol (3,3°/o), rothem Präcipitat (1°/o) oder
besonders Alumnol (3°/o) empfohlen.
Keiffer (36) bespricht die so häufige Leukorrhoe neugeborener
Mädchen, die er auf die Ausstossung eines in der letzten Zeit der
Schwangerschaft gebildeten und aus abgestossenem Gewebe (wohl de-
squamirten Epithelien) bestehenden Pfropfs zurückführt. Bei Infektion
kann eine eitrige Sekretion eintreten. Keiffer nimmt eine ähnliche
Disposition der Conjunctiva für die Ophthalmoblennorrhoe an, bei der
aber ebenfalls eine Infektion hinzutreten muss.
Comby (8) hält keineswegs das Stuprum für die Hauptursache
der Gonorrhoe bei kleinen Mädchen, sondern bält die Infektion in der
Mehrzahl der Fälle für entstanden durch unabsichtliche Uebertragung mit-
telst der Wäsche oder der Schwämme und bei gemeinsamer Bettbenutzung.
Ausser durch Gonokokken kann eine Vulvovaginitis ferner noch bei
Ekzem, Varicellen, Impetigo contagiosa und anderen akuten Infektions-
krankheiten des Kindesalters entstehen.
Endlich seien noch zwei Arbeiten über das Heirathsverbot
bei Gonorrhoe und Syphilis angeführt.
Proegler (55) schlägt vor, einem Manne, der an Gonorrhoe ge-
litten hat, die Heirath nur dann zu erlauben, wenn sicher weder Gono-
kokken, noch Tripperfäden, noch eine Striktur vorhanden ist.
Finger (15) führt zur Ertheilung der Eheerlaubniss an Syphi-
litische folgende Bedingungen an: 1. Eine milde, normal verlaufende
Syphilis; 2. ein Interval von mindestens fünf vollen Jahren zwischen
Infektion und Ehe; 3. ein von Syphilis-Symptomen absolut freies Inter-
vall von drei Jahren, wobei die anamnestische Versicherung des Mannes
bezüglich der Symptomfreiheit natürlich nicht massgebend ist; 4. eine
systematische Behandlung der Syphilis; 5. eine energische Quecksilberkur
unmittelbar vor der Ehe. Endlich ist der Kranke aufmerksam zu
machen, dass auch nach Erfüllung dieser Bedingungen die Ehe doch
nicht unbedingt gefahrlos ist.
956
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
d) Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin.
l.
2.
10.
ll.
12.
13.
14.
l5.
16.
17.
Adriani, Falsche Denunciation über ein Sittlichkeitsverbrechen bei einer
Hysterischen. Giorn. per imedici periti giudiziari ed ufficiali lanitari. Bd. 1.
A medical man convicted of administering a noxious substance with illegal
intent. Lancet. Vol. II, pag. 953. (Klage gegen einen Arzt wegen Ver-
ordnung von Pillen zum Zweck der Procuratio abortus; Verurtheilang.)
An abortionist sentenced. Lancet. Vol. II, pag. 1626. (Verurtheilung einer
Abtreiberin.)
Archambaud, Ein Fall von Tetanus während der Schwangerschaft. Presse
méd. 1896, Nr. 104.
Baketel, H. S., Prolonged pregnancy and premature ossification of the
cranium, causing dystocia. Med. Record, New York. Vol. LII, pag. 159.
Balland, J., Influence du saturnisme sur la marche de la grossesse, le
produit de la conception et l'allaitement. Gaz. hebdom. 1896, 29. Novbr.
u. Arch. de Gyn. et de Tocol. Tom. XXIII, pag. 750; s. Jahresbericht.
Bd. X, pag. 898.
. Becking, A. G. T., Icterus gravidarum. Nederl. Tijdschr. v. Verlosk.
en Gyn. 1896; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1432. (Fall von in-
fektiösem, tödtlichem Icterus nach kriminellem Abortus.)
Beirne, H. P., The crime of abortion. Med. Record, New York. Vol. LI,
pag. 587. (Appell an die Aerzte, der weiten Verbreitung des kriminellen
Abortus nach Kräften entgegen zu wirken.)
Bennett, R. C., Puerperal Albuminuria and the action of sulphate of
quinine on the gravid uterus. Lancet. Vol. II, pag. 598.
Bidder, Doppelfehlgeburt. Berl. med. Ges. Sitzung v. 17. II. Berl. klin-
Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 189.
Boissard, De quelques médicaments, qu'il ne faut pas prescrire aux nour-
rices. Journ. des Pract. pag. 340.
Boldt, H. J., Mental influence in supposed pregnancy. Transact. of the
New York Obst. Soc. Sitzung v. 2.1I. Amer. Gen and Obst. Journ. Vol.
X, pag. 619.
Brouardel, Thoinot u. Maygrier, Affaire Boisleux et La Jarrige.
Ann, d'hygiène publique et de médecine legale. III. Serie, Tom. XAXVIIL
pag. 289.
Calmann, A., Sensibilitätsprüfungen am weiblichen Genitale nach forensi-
schen Gesichtspunkten. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gyn. VU Kongr.
Leipzig, pag. 526.
Castration for rape. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 309. (Ge-
setzentwurf für Kansas, welcher sich zu Gunsten der Strafe der Kastration
für Nothzuchtsverbrecher ausspricht.) j
Chambrelent, Abces du cerveau chez une femme enceinte. Soc. d’obst.
de gyn. et de ped. de Bordeaux. Sitzung v. 27. IV. Journ. de Med. de
Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 243. (Plötzlicher Todesfall im Wochenbett
unter Coma und Lähmungserscheinungen in Folge von Hirnabscess durch
Otitis.)
Connolly. T. F., Criminal abortion. Med. Record, New York. Vol. LI,
pag. 759.
21.
22.
23.
29.
30.
31.
32.
33.
35.
36.
32,
39.
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 957
. Coriveaud, A., L’avortement est-il un meurtre? Journ. de Med. de
Bordeaux. Tom. XXVII, pag.9. (Begründung des künstlichen Abortus als
eines Verbrechens des Mordes.)
Dejouany, A., De la grossesse double au point de vue medico-legal. These
de Lyon, Nr. 46.
Djemil-Bey, Opération césarienne consécutive à une erreur de diagnostic.
Gaz. des Hôp. civils et militaires de l'Empire Ottoman 1896; Bull. méd.
pag. 293.
Dobrn, R., Der Kaiserschnitt an verstorbenen Schwangeren. Volk-
mann’s Sammlg. klin. Vorträge. Neue Folge, Nr. 188.
Dutauzin, Traumatisme (coup de corne) chez une femme enceinte; con-
tinuation de la grossesse. Journ. d’accouch. 1895, pag. 272.
Eddomes, W. D., Superfoetation in a case of twins. Brit. Med. Journ.
Vol. II, pag. 596.
.Eden, Th. W., The diagnosis of early pregnancy. Amer. Journ. of Med.
Sciences. Vol. CXIV, pag. 687.
. Fieux, Observation de travail prématuré arrêté par la quinine chez une
femme atteinte de paludisme. Soc. d'Obst. de Gyn. et de Paed. de Bor-
deaux, Sitzung vom 22. VI. Journ. de Méd. de Bordeaux. Tom. XXVII,
pag. 343.
Floersheim, Les difficultės du diagnostic de la grossesse. Journ. des
Pract., pag. 299.
Gardner, W. S., The diagnosis of early pregnancy. Amer. Journ. of
Obst. Vol. XXXV, pag. 54 u. 136.
. Hare, H. A., The value of quinine as an oxytocic. Transact. of the
Philadelphia Obst. Soc. Sitzung v. 1. IV. Amer. Gyn. and Obst. Journ.
Vol. X, pag. 693.
. Horigan, J. A., Some moral and scientific aspects of abortion. Amer.
Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 177.
Jardine, Superfoetation (?). Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 745.
Ibatson, E. C. B., Superfoetation. Lancet. Vol. I, pag. 854.
Jellinghaus, Ueber Uterusrupturen während der Schwangerschaft. Arch.
f. Gyn. Bd. LIV, pag. 103.
von Jordan, Uterusruptur in der Schwangerschaft. Nowiny lekarsk.
Nr. 8/9.
King, E. E., Superfoetation. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 756.
. Lemoine, M., De l'avortement criminel. Thèse de Paris. Nr. 239.
Leonpacher, Verblutung aus einer Krampfader. Friedreich's Blätter
f. gerichtl. Medizin u. Sanitätspolizei. Bd. XLVIII, pag. 461.
Liebmann, C., Ein Fall von Fremdkörper im Ovarium. Centralbl. f. Gyn,
Bd. XXI, pag. 421.
. Lutaud, Les signes fournis par l'examen du sang dans la grossesse. Soc,
de Med. legale de France. Sitzung v. 10. V. Ann. d’hygiene publique et
de med. legale. III. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 69 u. 144.
Lyle, A., Superfetation. New York Polyelin., 15. Oktober.
Medico legal- cases. Lancet. Vol. II. pag. 1153. (Erwürgung einer
Schwangeren in Australien.)
958
40.
4l.
42.
43.
45.
46.
47.
49.
51.
52.
52a.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Meyer, H., Einiges über intrauterine Kindsbewegungen. Korresp.-Bl. f.
Schweizer Aerzte 1896, pag. 697.
Milligan, E. T., Criminal abortion. Med. Record, New York. Vol. LU.
pag. 32. (Erwähnt zur Einleitung des Abortus die Methode, die Scheide
mit warmem, angefeuchtetem Kautabak auszufüllen!)
Mills, H. W., A case of superfoetation. Lancet. Vol. I, pag. 736.
Müller, A., De abortu medicali, eine neue wichtige Entscheidung des
hl. Stuhles. Pastor bonus VII, Heft 3; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXT,
pag. 286. (Die Einleitung des künstlichen Abortus bei Lebensgefahr der
Mutter wird neuerdings von theologischer Seite für unzulässig erklärt.)
Neugebauer, F. L., Die Fremdkörper des Uterus. Breslau, Preuss &
Jüngst.
— Einige Fälle von Schussverletzung der schwangeren Gebärmutter.
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 503. (Mittheilung des Falles
von Wrzesniowski, s. Jahresbericht Bd. X, pag. 900 u. Analyse einiger
älterer Fälle.)
Oldag, R., Fremdkörper im Uterus. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII,
pag. 362. SE?
Ozenne, E., Ueber die Toleranz der schwangeren Gebärmutter; Verhalten
der Schwangerschaft zum Trauma. Journ. de Med. de Paris 1896, Nr. 28:
ref. Wiener med. Wochenschr. Bd. XLVII, pag. 1214.
Pailhas, Signes des grossesse nerveuse chez une hysterique ayant simule
la -grossesse et l'accouchement; conditions étranges d'une inculpation de
supposition d'enfant; diagnostic medico-l&gal des vergetures abdominales
anciennes et récentes. Arch. d’Anthropologie criminelle. Tom. XI, pag.
879.
De Paoli, Accouchement forcé bei einer Sterbenden. Rassegna di ost. e
gin. 1896, September-November; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 999.
Perkins, J., Air-embolism, with report of cases, clinical and experimental.
Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 154 ff.
Perrin de la Touche, E., Mort subite pendant une tentative d'avorte-
ment par injection intrautérine au septième mois de la grossesse. Ann.
d'hygiène publique et de médecine légale. Serie III, Tom. XXXVI, pag. ‘1.
Phelps, A. M., Intra-uterine fracture complicated with congenital ab-
sence of the toes and metatarsal bones. New York Acad. of Med. ; Chirurg.
Sektion, Sitzung v. 11. X. Med. Record, New York. Vol. LII, pag. 647.
Poroschin, M.N., Zur Aetiologie der spontanen Uterusrupturen während
der Schwangerschaft. Wratsch. Nr. 41.
Rivron, M., De la rupture du sinus circulaire. Thèse de Paris, Nr. 335.
Robinson, S. W., Death of foetus in utero from gunshot wound; recovery
of the mother. Lancet. Vol. II, pag. 1045.
Ross, E. F., A long pregnancy. Austral. Med. Gaz. 1896, 20. Juli.
Sava, E., Laparotomie bei Traumen in der Schwangerschaft. Arch. di
Ost. e Gin. 1896, November.
. Shoemaker, G. E., Septicemia from self-inducet abortion; serum injec-
tion; autopsy. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 637 u. 701.
Sonntag, Ueber Konsistenz und Elasticitätsverhältnisse des Uterus
während der Schwangerschaft, Gebut und Wochenbett. XII. int.r: a.
59.
60.
61.
628.
63.
66.
67.
68.
69.
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 959
med. Kongr. Gynăk. Sektion. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XXXIV. pag.
899. (Bespricht den Werth des H egar '’schen Zeichens für die Frühdiagnose
der Schwangerschaft.)
Stabbing of a foetus. Nursing Record, ref. Med. Record, New York.
Vol. LU, pag. 252. (Zweifache Stichwunde in das Abdomen einer im VI.
Monat Schwangeren; Laparotomie und Vernähung der zwei Uteruswunden:
nach drei Tagen (seburt eines Fötus mit penetrirender Stichwunde, Ver-
letzung des Dünndarmes und eitriger Peritonitis.)
Staffer, Du massage pour appréciation des signes de probabilité de la
grossesse. V. Congrès de la Soc. Obst. de France. L'Obstétr. Tom. II,
pag. 266.
Stearns, Fall von Kaiserschnitt post mortem, Entwickelung eines leben-
den Kindes. Med. Record, New York. Bd. L, 1896, 15. August.
2. Stumpf, M., Ist die Einführung einer Sonde in den Uterus mit einer
einzigen Hand möglich? Gynäk. Ges. zu München, Sitzung v. 16. V. 1895.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplementsheft, pag. 206.
Szabó., A., Kimutatäs az Elischer füorvos vezetése alatt álló Szt. Rókus-
kóshàzi szüldö-&s nöbeteg osztály 1596 évi müködeseröl. Bericht der geb.-
gyn. Abtheilung des St. Rochus-Spitales in Budapest 1596. Orvosi Hetilap.
Nr. 43. (Szabó theilt in seinem Bericht mit, dass im Laufe eines Jahres
acht abortirende Mädchen von einer Hebamme in die Gebäranstalt des
Rochusspitales gebracht wurden: eines (die Schwester der Hebamme) starb
an Sepsis. Es konnten in keinem Falle künstliche Eingriffe nachgewiesen
werden, bis endlich im neunten Fall die Patientin den (mit 20 Gulden be-
zablten) Eingriff der Hebamme eingestand, worauf diese selbstverständlich
dem Gericht übermittelt wurde.) (Temesvärvy.)
Tarnier, S., Abdominalwunde bei einer Schwangeren. Congrès period.
de gynec. d’obst. et de pediatr. Bordeaux 1895. Paris; ref. Centralbl. f.
Gyn. Bd. XXT, pag. 1096.
Tissier, Foetus de deux mois et demi présentant au niveau de la région
ischiatique une perforation donnant issue à une anse d’intestin. Soc. obst.
et gyn. de Paris. Sitzung v. 14. I. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 162.
(Verletzung durch Einleitung des kriminellen Abortus mittelst einer Strick-
nadel.)
. Tschetschulin, C. D., Intrauterine Verletzung. Geburtsh.-gyn. Ges. zu
Moskau. Ann. de Gynéc. Tom. XLVII, pag. 168.
Valentin, Les fausses grossesses. Soc. d’Hypnot. März.
Vinay, Thrombus de la vulve au sixième mois de la grossesse; incision;
guérison. Lyon med. pag. 99. 26. September.
Vincent, Perforation des Uterus bei kriminellem Abort. Einklemmung einer
Dünndarmschlinge in der Perforationsöffnung, Peritonitis, Laparotomie,
Enterotomia coeco-ilealis lateralis, Sutur des Uterus mit Hysteropexie, Tod.
Lyon med. 1896, 26. Juli; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1504.
Wenczel, Aehre im Uterus. Gyn. Sektion des k. ungar. Aerztevereins
zu Budapest. Sitzung v. 27. I. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 411.
. Wight, J. S., Foetal death occurring at different dates in a twin preg-
nancy. New York Med. Journ. Vol. LXV., pag. 90.
82.
33.
84.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
. Wigodski, Schwangerschaft von 11 monatlicher Dauer. Med. Obosr. 1896,
Nr. 2; ref. Brit. Med. Journ. Vol. I, Epitome, Nr. 429.
. Woyer, G., Ein Fall von Spontanruptur des schwangeren Uterus in der
alten Kaiserschnittnarbe. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 192.
Operationen während der Schwangerschaft.
Abbe, R., Report of a case of suppurative appendicitis complicating seventh
month of pregnancy; operation; recovery. Practit. Soc. of New York. Sitzg.
v. 8 I. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 347.
Alterthum, E., Vaginale Exstirpation eines carcinomatösen Uterus aus
dem VI. Schwangerschaftsmonat. Centralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 863.
Baumann, E., Ein Porro-Kaiserschnitt bei Carcinoma cervicis uteri in-
operabile. Inaug.-Diss. Erlangen 1896.
Bekmann, W. G., Schwangerschaft und Geburt komplizirt mit Uterus-
krebs. Shurn. akusch. ı shensk. bol. 1896, Heft 2; s. Jahresbericht Bd.\,
pag. 902.
Benedikt, H., Uterusexstirpation bei Myomen und Schwangerschaft.
Wiener med. Klub, Sitzung v. 24. III. Wiener med. Presse. Bd. XXXVIII,
pag. 547.
Bennett, T. J., Multiple fibroid complicating pregnancy. Amer. Journ.
of Surg. and Gyn. Februar.
Biermer, R., Ein Fall von Enucleation eines interstitiellen Myoms bei
bestehender Schwangerschaft. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 563.
Blume, F., Pelvic tumors complicating pregnancy. Penn. Med. Journ.,
September.
. Boldt, H.J., Fibroids complicating pregnancy. Transact. of the New York
Obst. Soc. Sitzung v. 2. II. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. X, pag.
612.
Bosche, Ch., Cancer utérin et grossesse. Thèse de Paris, Nr. 547. (Zwei
Fälle von Kaiserschnitt.)
Burrage, W. L., A case of ovariotomy during pregnancy. Boston Med.
and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 104 u. 108.
Da Costa, J., Celiotomy during pregnancy. Amer. Journ. of Obst. Vol.
XXXVI, pag. 335.
. Deaver, J. B., Appendicitis in relation to disease of the uterine adnexa
and pregnancy. Med. News. Vol. LXXI, pag. 485.
. Dietel, Ueber die Totalexstirpation des schwangeren Uterus wegen Cervix-
myom per laparotomiam. Ges. f. Geburtshilfe zu Leipzig. Sitzung vom
12. IV. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 751.
. Dührssen. Ueber die Behandlung des Uteruscarcinoms in der Schwanger-
schaft. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 942. (Empfehlung des vaginalen
Kaiserschnittes und der vaginalen Totalexstirpation.)
. Etheridge, J. H., Operations during pregnancy. Kansas Med. Journ.
17. Juli.
. Fabricius, J., Ruptur einer Pyosalpinx und folgende eitrige Peritonitis
bei einer Schwangeren. Laparotomie. Heilung. Wiener klin. Wochenschr.
Bd. X, pag. 1056.
90.
91.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
109.
110.
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 961
Fehling, Ueber Schwangerschaft und Geburt bei Collum - Carcinom.
LXIX. Naturf.-Versammlg. zu Braunschweig, gyn. Sektion. Centralbl. f.
Gyn. Bd. XXI, pag. 1197.
Fieux, Fibrome et grossesse. Bull. méd., pag. 357.
Halfter, F., Eine Komplikation von Myoma uteri mit Gravidität. Inaug.-
Diss. Greifswald.
Jackson, T. V., Case of renal calculi. Birmingham and Midland counties
branch. Sitzung v. 1. X. Brit. Med. Journ. Vol. Il, pag. 1212.
Jacobs, Uterusmyom und Schwangerschaft. Bull. de la Soc. Belge de
Gyn. et d’Obst. Nr. 5.
Jepson, W., Multiple fibroids of the uterus complicated by pregnancy ;
triplets; hysterectomy. Amer. Gyn. and Obst. Journ. Vol. XI, pag. 170.
Jones, J. D., Ovarian cyst complicating pregnancy. Med. Record, New
York. Vol. LI, pag. 418.
Israël, J., Demonstration von vier Nierengeschwülsten. Freie Vereini-
gung d. Chirurgen Berlins, Sitzung v. 13. VII. 1896. Berl. klin. Wochen-
schrift. Bd. XXXIV, pag. 104.
Kaussmann, A., Ueber Uteruscarcinom bei Gravidität, Geburt und
Wochenbett mit einer Kasuistik der Fälle aus der königl. Universitäts-
Frauenklinik zu Berlin vom Jahre 1886 an. Inaug.-Diss. Berlin.
Keiffer, Des tumeurs fibreuses pendant la grossesse et l’accouchement.
V. Congrès de la Soc. Obst. de France. L’Obstetr. Tom. II, pag. 242. (Be-
sprechung der Indikationen für die operativen Eingriffe.)
Kingman, R. A., A case of double ovariotomy during pregnancy.
Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 103 u. 108.
Kranz, B., Ueber den Einfluss der Geschlechtsfunktionen, insbesondere
der Schwangerschaft auf die Tumoren. Inaug.-Diss. Würzburg 1896.
Mc Cone, J., Ovariotomy during pregnancy. Amer. Journ. of Obstetr.
Vol. XXXVI, pag. 693.
Mackenrodt, Aus dem schwangeren Uterus exstirpirte Myome. Verh.
d. Ges. f. Geb. u. Gen zu Berlin, Sitzung v. 12. III. Zeitschr. f. Geb,
u. Gyn. Bd. XXXVI, pag. 147.
— Myome und Schwangerschaft. Berl. med. Ges., Sitzung v. 12. V.
Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, Vereinsbeilage, pag. 113.
Martin, A., Uterusmyom und Schwangerschaft. Verhandl. d. Ges. f.
Geb. u. Gyn. zu Berlin, Sitzung v. 12. III. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd.
XXXVI, pag. 143.
Merkel, J., Nephrorrhaphie in der Schwangerschaft. Münchn. mediz.
Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 523 u. 855.
Michie, Kingekeiltes Uterusmyom und Schwangerschaft. Nottingham
Med. Soc., Sitzung v. 17. II. Lancet. Vol. I, pag. 594.
Mikucki, Ein vereiterter Echinokokkus der Leber in der Schwanger-
schaft. Gynäk. Ges. zu Krakau, Sitzung v. 1. XII. 1896. Monatsschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 543.
Monod, Ch., Fibrome uterin; grossesse; hysterectomie abdominale totale.
Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 129.
— F., Schwangerschaft und Uterusmyom. Bull. de la Soc. anat. de
Paris 1896, October-November.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 61
111.
112.
113.
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
122.
123.
124.
125.
126.
127.
128.
129.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Moucet, Opération césarienne suivie d’hysterectomie abdominale totale
dans une grossesse de buit mois compliquée de fibrome utérin. Acad. de
Méd. Sitzung v. 30. IIT. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 378.
Navas, H., Des pyelonéphrites gravidiques. Thèse de Lyon, Nr. 51.
(Todesfall an eitriger Pyelonephritis und Sepsis, wahrscheinlich nach krimi-
nellem Eingriff.)
Olshausen, R., Carcinom des Uterus und Schwangerschaft. Zeitschr. f.
Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag. 1 u. 148.
— Myom und Schwangerschaft. J. Veit’s Handbuch der Gynäkologie.
Bd. II, pag. 765.
Pasquali, Fibrome und Schwangerschaft. Atti della soc. ital. di ost. et
gin. Ann. di ost. e gin., pag. 341.
Pobedinsky, N., Sur le traitement du cancer du col pendant la gros-
sesse et l'accouchement, avec deux observations. Ann. de Gynéc. Tom.
XLVII, pag. 281.
Pujol, La grossesse dans l'utérus fibromateux. Rev. internat. de méd.
et chir., pag. 167.
Rabagliati, Ovariotomy during pregnancy. Lancet 1896, 28. Nov.
Reckmann, Beitrag zur vaginalen Totalexstirpation des carcinomatösen
schwangeren Uterus. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1388.
Schorong, A. Myom mit Gravidität. Inaug.-Diss. Strassburg 18%.
Scudder, Ch. L., A case of nephrectomy for cystic adenoma in a preg-
nant woman. Amer. Assoc. of Gen.-Ur. Surg. XI. Jahresversammlung.
Med. News. Vol. LXX, pag. 778.
Shoemaker, G. E., Closure of ventral hernia in pregnancy. Med. and
Surg. Rep. 10. April.
Thomson, G. J., Zur Frage von der konservativen Myomotomie während
der Schwangerschaft. Shurn. akusch. i shensk. bolesn. Heft 3.
Tóth, Uterusmyome und Gravidität. Gyn. Sektion des k. ungar. Aerzte-
vereins zu Budapest. Sitzung v. 6. XI. 1896. Centralbl. f. Gen Bd. XXI.
pag. 136.
Valenta von Marchthurn, A., Beiträge zur operativen Therapie bei
Komplikation von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit Myomen.
Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 716.
Van der Veer, A., Uterine fibroids complicated by pregnancy. Med.
News 1896, 12. Dezember.
— Present treatment of fibroids associated with pregnancy. Med. Soc.
of the State of New York. XCI. Jahresversammlung. Med. Record, New
York. Vol. LI, pag. 171.
Williams, J., Ovarian tumour with pregnancy. Lancet. Vol. Il, pag.
129.
Winter, G., Carcinom und Schwangerschaft. Verhandl. d. Ges. f. Geb.
u. Gren, zu Berlin, Sitzung v. 25. VI. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII.
pag. 360 u. Verhand]. d. deutschen Ges. f. Gyn. VII. Kongress. Leipzig,
pag. 390.
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. %3
Die Diagnose der Schwangerschaft in früherer Zeit
wird in folgenden Arbeiten behandelt.
Eder (23a) führt als erste Schwangerschaftszeichen für das Ende
des zweiten Monats an: Erweichung der Cervix, Ausdehnung des Fundus
uteri, Hegar’schee Zeichen und bei Nulliparen Veränderungen an
den Brüsten; für das Ende des 3. Monats: Blaue Verfärbung der
Schleimhäute, Erweichung von Scheide und Cervix, Vergrösserung des
Uterus bis zur Grösse einer Orange, Hegar’s Zeichen, Auftreten von
Üteruskontraktionen, Veränderungen an den Brüsten.
Gardner (26) legt bei der Frühdiagnose der Schwangerschaft
das Hauptgewicht auf die Vergrösserung und Weichheit des Uterus,
kann jedoch die Sicherheit des Hegar’schen Zeichens nicht für alle
Fälle bestätigen. Unter den Symptomen seitens der Brustdrüse ist die
Vergrösserung der Warzenhofdrüsen das zuerst auftretende. Aus der
Veränderung der Grösse und Konsistenz des Uterus konnte in 75 Fällen
von Schwangerschaft von der 6. Woche an die Diagnose mit Sicher-
heit gestellt worden. In der Diskussion (Obstetr. Soc. of. Baltimore),
wird von Browne und Neale die Wichtigkeit und Zuverlässigkeit
des Hegar’schen Zeichens hervorgehoben.
Von 75 Schwangerschaften, die Gardner in früher Zeit unter-
suchte war bei 24 die Zeit der Geburt in Erfahrung gebracht worden.
10 abortirten und in 5 Fällen überstieg die Schwangerschaft die Dauer
von 280 Tagen; allerdings rechnete Gardner stets von der letzten
Menstruation an. Die höchste beobachtete Ziffer für die Schwanger-
schaftsdauer betrug 304 Tage.
Staffer (60) empfiehlt zur Ermittelung der Schwangerschaft in
früber Zeit die „palpatorische Massage“ und nennt als Schwangerschafts-
symptome die dem ersten Ausbleiben der Regel folgende Erschlaffung
und Abflachung des Leibes sowie die feste elastische Konsistenz des
Uterus und das Hegar’sche Zeichen, dem er grossen Werth beimisst.
Endlich wird als für Schwangerschaft sprechend erwähnt, dass ein vorher
devieirter Uterus leichter reponirbar ist und reponirt bleibt.
Meyer (40) macht darauf aufmerksam, dass schwache Kindes-
bewegungen schon im 4. Monat der Schwangerschaft durch Auskultation
nachgewiesen werden können — eine Beobachtung, die schon von N aegele
gemacht worden ist. Das Zeichen ist so zuverlässig, dass bei einer zweiten
Untersuchung mit negativem Resultat die Diagnose auf Tod der Frucht
gestellt werden kann. Durch Kneten des Uterus können diese schwachen
Kindesbewegungen hervorgerufen werden. Auch Singultus der Frucht
konnte Meyer beobachten.
61*
964 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Lutaud (37) stellte im Anschluss an einen gegen einen Gerichts-
urzt ausgesprochenen Tadel, dass er bei Untersuchung einer Person
auf Schwangerschaft die Untersuchung des Blutes versäumt habe, in
der Société de Médecine légale die Frage, ob die Untersuchung des
Blutes ein Mittel zur Diagnose der Schwangerschaft oder einer vor
kurzem stattgehabten Geburt an die Hand gebe. Diese Frage wurde
von der Gesellschaft verneint.
Boldt (12) berichtet über einen Fall vou eingebildeter Schwanger-
schaft, in welchem morgendliches Erbrechen und Anschwellung der
Brüste eintrat; der Frau war vor ibrer Verheirathung der Uterus
exstirpirt worden und sie war vorber von den Folgen dieser Operation
genau unterrichtet worden.
Pailhas (48) bemerkt an der Hand eines Falles von „Grossesse
nerveuse“, dass die Schwangerschaftsstreifen am Bauche selbst nach
vier bis fünf Jahren, namentlich bei jugendlichen Individuen mit prallen
Bauchdeckep, ihre röthliche oder blauröthliche Beschaffenheit bewahren,
so dass bei Unterscheidung alter von neuen Streifen mehr auf den
Glanz als auf die Farbe geachtet werden muss. In dem berichteten
Falle waren die Brüste geschwellt, die Warzenhöhe pigmentirt, die
Mammarvenen dilatirt, die Mammae secernirend. Die Schwanger-
schaftsstreifen hatten eine röthliche bis blauröthliche Farbe beson-
ders während der Menstruation; das Menstrualsekret schien jauchig.
Pailhas gab sein Gutachten dahin ah, dass Anhaltspunkte für die
Annahme einer vor kurzem überstandenen Entbindung nicht gegeben
seien. Später gestand die Person ein, dass sie Schwangerschaft und
Geburt simulirt habe und dass ein Kind unterschoben worden sei.
Fälle von abnorm langer Dauer der Schwangerschaft
wurden von folgenden Autoren erwähnt.
Baketel (5) berichtet über eine Schwangerschaftsdauer von 316
Tagen, gerechnet von der letzten Menstruation an. Das Kind war
über 5200 Gramm schwer und sein Schädel war in allen Durchmessern
ca. 3/4 Zoll grösser als gewöhnlich. Es wird schliesslich erwähnt, dass
der Gerichtshof für den Distrikt Columbia eine Schwangerschaftsdauer
von 6—12 Monaten, der oberste Gerichtshof von Indiana eine solche
von 113 Tagen anerkennt.
In dem von Ross (55) beobachteten Fall ist der Zeitpunkt E
Beginns der Schwangerschaft zwar unsicher, aber die Schwangerschaft
war dennoch sicher von abnorm langer Dauer, da die Geburt erst 227
Tage nach dem Tage des objektiven Nachweises der Fruchtbewe.
gungen eintrat. Ross berechnet hieraus eine Schwangerschaftsdauer von
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 5
nıindestens 311 Tagen, da Fruchtbewegungen objektiv vor dem 4. Monat
nicht nachgewiesen werden können. Die Menses traten übrigens noch
3 mal nach Nachweis der Fruchtbewegungen auf. Das Kind wog bei
der Geburt 10 Pfund.
Neugebauer (44) stellt 36 Fälle von abnorm langer Schwanger-
schaftsdauer zusammen. An der Spitze steht ein Fall von 409tägiger
Dauer (Fitzgerald), diesem reihen sich Fälle von 389 Tagen (Hayes),
343 Tagen (Königsfeld) und 334 Tagen (Mans) au. Die übrigen
Fälle dauerten 330 Tage und darunter.
Wigodski (71) berichtet über eine Schwangerschaft von 11 monat-
licher Dauer. Die Geburt trat 61/2 Monate nach Eintritt der Kinds-
bewegungen auf. Die Frucht, ein lebender Anencephalus zeichnete
sich durch grosse Breite der Schultern aus.
Ueber Superfötation und Zwillingsschwangerschaft
handeln folgende Arbeiten.
Bidder (10) wirft an der Hand eines Präparates von Doppel-
feblgeburt, wobei der eine Zwilling vom Scheitel bis zur Steissbein-
spitze 6 cm, der andere im Ganzen nur 17 mm lang war, die Frage
der Möglichkeit einer Superfötation auf. Im vorliegenden Falle kann
aber, wie in der Diskussion (Berliner mediz. Gesellschaft) von Virchow
und Landau betont wurde, von Superfötation schon deshalb nicht
die Rede sein, weil die beiden Früchte an einer gemeinsamen Placenta
sassen,
Auch der von Eddowes (23) mitgetheilte Fall ist gar nicht be-
weisend; neben zwei Frūchten aus dem 6. Monate wurde ein Fötus von
10 wöchentlicher Entwickelung ausgestossen. Die dem letzteren Fötus
zugehörige Placenta und ihr Verhältniss zur gemeinsamen Placenta der
zwei grösseren Früchte wurde nicht untersucht.
Jardine (29) erklärt alle diese Fälle als Zwillinge mit zurück-
gebliebener Entwickelung des einen derselben; in derselben Weise
äussert sich King (33).
In dem Lyle’schen (38) Falle von angeblicher Superfötation
differirten die Früchte nur um etwa 3 Wochen!
Ebensowenig kann der von Ibotson (30) bekannt gegebene
Fall, in welchem neben einem lebenden ausgetragenen Zwilling ein
ca. drei Monate alter todter, noch dazu missbil-leter Fötus geboren
wurde, als Superfötation angesehen werden, wie auch die Redaktion
der Lancet beifügend erklärt. Als Illustration möge der Fall von
Wight (70) dienen, der eine Zwillingsfrühgeburt betrifft: der eine
6 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Zwilling entsprach in seiner Entwickelung dem 5., der andere dem
7. Monat, aber die Zwillinge waren eineiig!
Als Fall von Superfötation wird ferner von Mills (42) eine Be-
obachtung angeführt, nach welcher ein 17 Wochen alter Fötus zugleich
mit einem völlig frischen Embryo von ca. sieben Wochen ausgestossen
wurde.
Ueber kriminellen Abortus handeln folgende Arbeiten.
Dejouany (19) erörtert nach einer Besprechung der Physiologie
und Statistik der Zwillingsgeburten die drei Fälle von doppeltem Kinds-
mord, die in der Litteratur vorhanden sind (Bellot, Schuhmacher
und Rabatel-Montag). Zuletzt wird eine Beobachtung von
Lacassagne besprochen und zunächst hervorgehoben, dass die Unter-
sucbung der Mutter keine Anhaltspunkte dafür ergiebt, dass Zwillinge
geboren worden sind. Das gleiche Alter zweier aufgefundener Leichen,
die Färbung der Haare (?), die Aehnlichkeit, die Art der Durchtrennung
der Nabelschnüre lassen sich für die Wahrscheinlichkeit verwerthen,
dass es sich um Zwillinge handle, ferner auch die gleiche Todesursache,
die Nähe der Orte, wo die Leichen gefunden wurden und die gleiche
Art des Verstecktseins, jedoch können sichere Schlüsse auch hieraus
nicht gezogen werden.
Horigan (28) verurtheilt in einem längeren Aufsatze den krimi-
nellen Abortus vom moralischen Standpunkt aus und erörtert die er-
schreckende Häufigkeit dieses Verbrechens in Amerika auch bei den
gebildeten Ständen, wobei er besonders die Boardinghouses, in welchem
junge Ehepaare häufig vor Gründung eines Haushaltes Wohnung
nehmen, als Brutstäiten des Lasters bezeichnet. Auch die Einleitung
des künstlichen Abortus, wo sie bisher als gerechtfertigt angesehen
wird, wird von ihm verworfen; hierbei gehtHorigan, wie es scheint,
aber doch zu weit, wenn es auch sehr an der Zeit erscheint, dass sich
eine energische Stimme gegen die da und dort in Gebrauch gekommene
zu aktive Behandlung erhebt. Die Verpflichtung des Arztes, jeden
Abortus möglichst lange konservativ zu behandeln und nicht etwa in
übertriebener Befürchtung des Eintritts einer Sepsis den Uterus zu
entleeren in Fällen, wo vielleicht das Ei noch hätte erhalten werden
können, wird gebührend hervorgehoben. Zum Schlusse werden vier
Fälle angeführt, in welchen trotz Wasserabflusses die Schwangerschaft
länger fortbestand, jedoch kam es in einem derselben doch nach kurzer
Zeit zur Unterbrechung der Schwangerschaft. In drei Fällen war der
Wasserabfluss durch ein Trauma auf das Abdomen hervorgerufen worden.
Neugebauer (44) theilt in seiner Abhandlung über Fremdkörper
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. Wr
des Uterus 56 Fälle mit, in welchen Fremdkörper von aussen absicht-
lich eingeführt wurden und zwar kommen ıfahe an 40 Fälle auf Ver-
suche, den Abortus einzuleiten. Unter den von den Frauen selbst zu
diesem Zwecke eingeführten Fremdkörpern dominirt weitaus die Haar-
nadel, unter den von Abtreibern eingeführten die Gummi-, Metall- und
Fischbeinsonden oder Katheter.
Der Bericht von Brouardel, Thoinot und Maygrier (13)
betrifft den traurigen Fall Boisleux-La Jarrige La Jarrige
hatte einer Schwangeren und ihrem Zubälter die Unterbrechung der
Schwangerschaft versprochen und sie zu diesem Zwecke Boisleux
zugeführt. Dieser führte — im 4. Monat der Schwangerschaft — ein
Curettement aus, perforirte dabei den Uterus, der abgerissene Kopf
der Frucht trat in die Bauchhöhle aus und eine Darmschlinge fiel in
den Uterus vor. Nach fünf Stunden machte Boisleux in seiner sehr
unsauberen Klinik die Laparotomie, aber die Operirte starb an Peri-
tonitis. Die Sektion ergab ausser akuter Peritonitis eine Verletzung
der oberen hinteren Wand des Uterus, die die ganze Uteruswand
durchsetzte. Der Uterus erwies sich durch Anwesenheit einer Placen-
tarfläche und durch Vergrösserung (12:7 cm und 203 Gramm) als ein
Uterus mit vor Kurzem beendigter Schwangerschaft. Boisleux
behauptete, von dem Bestehen einer Schwangerschaft keine Kenntniss
gehabt zu haben, obwohl nachgewiesen wurde, dass er sein Opfer in
der Chloroformnarkose bimanuell untersucht hatte. Er wurde mit
La Jarrige der Einleitung des kriminellen Abortus überführt und
verurtheilt.
Der Bericht enthält ein Gutachten über die Sektion bei einem
zweiten von Boisleux operirten Fall. Der Uterus fand sich au;
abdominellem Wege exstirpirt und der Tod war alsbald nach der
Operation eingetreten.
Oldag (46) berichtet über einen Fall von Fremdkörper im Uterus
einer Frau, welche behufs Verhütung der Conception sich nach jeder
Cohabitation den Uterus mit lauwarmem Wasser ausspritzte, war bei
einer solchen Manipulation die Spitze des aus Hartgummi bestehenden
Ansatzstückes im Uterus abgebrochen. Dasselbe stak thatsächlich im
Uterus, zum Beweise, dass die Frau im Stande war, sich dasselbe
wirklich selbst bis in den Uterus einzuführen. Nach Laminaria-
dilatation wurde das 7 cm lange Stück, das vier Tage im Uterus ge-
blieben war entfernt, der Uterus ausgespült und mit Gaze tamponirt.
Trotz aller dieser Manipulationen wurde die ohne Wissen Oldag’s
bestehende Schwangerschaft nicht unterbrochen, denn sechs Wochen
968 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
später wurde ein Ei, das eine kleinfingerlange Frucht (also ca. 10
Wochen alt) enthielt, ausgestossen, wahrscheinlich auf neuerliche Ein-
griffe. Der Fall beweist ausser der Möglichkeit des Selbstsondirens
die manchmal enorme Toleranz des schwangeren Uterus.
Ozenne (41) berichtet über vier Fälle von intrauterinen Ein-
griffen am schwangeren Uterus: in einem Falle wurde ein Jodoform-
stift in die Cervix eingeführt, der 24 Stunden liegen blieb, im 2. ein
Laminariastift, der 48 Stunden lang belassen wurde und in zwei Fällen
wurden Üervixpolypen entfernt. In keinem dieser Fälle wurde die
Schwangerschaft unterbrochen. Chirurgische Eingriffe am schwangeren
Uterus werden also gut ertragen und sind bei dringender Indikation
und wo es sich um das Fortbestehen der Schwangerschaft handelt,
auch vorzunehmen. |
Perkins (50) veröffentlicht zwei Fälle von plötzlichem Tod in
der Schwangerschaft und zwar wurden die beiden Frauen todt im ärzt-
lichen Sprechzimmer aufgefunden. Die Sektion ergab in beiden Fällen
Luftembolie von der Placentarstelle aus, und in beiden Fällen fard sich
das untere Ende der Placenta, die im ersten Falle normal, im zweiten
etwas tiefer als gewöhnlich (3 em vom Orificium externum entfernt)
sass, von der Hafifläche getrennt. Im ersten Falle waren die Mem-
branen intakt, im zweiten waren sie geöffnet und die Eihöhle enthielt
Luft. Jedenfalls war in beiden Fällen die Luftembolie Folge eines
Eingriffs zum Zwecke der Einleitung des kriminellen Abortus, die im
zweiten Falle mit einem gekrümmten Instrument bewerkstelligt worden
war. Die erste Schwangere befand sich im 5., die zweite im 6.—7.
Monate.
Perrin de la Touche (51) berichtet über einen plötzlichen
Todesfall bei Einspritzung in den Uterus zum Zweck der Einleitung
des kriminellen Abortus seitens einer Abtreiberin. Die Schwangerschaft
war schon bis zum Ende des siebenten Monats vorgeschritten und bei
der Sektion fand sich keine Spur einer Verletzung, jedoch waren die
Eihäute bis über die Mitte des Uterus hinauf abgelöst. Nach Aus-
sage der Abtreiberin hatte sich die Schwangere die Kanüle selbst ein-
geführt. Die Frage, ob dies möglich ist, wird in bejahendem Sinne be-
antwortet, besonders unter Bezugnahme auf die Versuche von Laguerre
(Thèse de Toulouse 1892/93), wonach unter 16 Frauenspersonen 12
im Stande waren, sich eine Sonde in den Uterus einzuführen.
Auch in dem von Shoemaker (57) mitgetheilten Falle hatte
die 21 jährige Person den verbrecherischen Abortus im dritten Schwanger-
schaftsmonate mit einem aus einem alten Korsett genommenen Fischbein
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 969
sich selbst eingeleitet. Drei Jahre vorher hatte sie sich auf ähnliche Weise
den Abort im fünften Schwangerschaftsmonate eingeleitet. Sie erkrankte
an Sepsis und starb trotz Behandlung mit Marmorek’s Serum. Die
Sektion ergab keine Verletzung des Uterus, aber gelblichen Belag am
Os externum und in der Scheide.
Stumpf (62) stellte durch Versuche, die er anlässlich eines Pro-
zesses gegen eine ehemalige Hebamme wegen gewerbsmässiger Abort-
Einleitung angestellt hatte, fest, dass eine Sonde, namentlich wenn sie
keinen festen Griff hat oder grifflos ist (Stricknadel!) sich leicht mit
einer Hand auch bei virginellen Personen in den Muttermund einführen
lasse; auch eine Einführung in den inneren Muttermund ist leicht mög-
lich, jedoch wird von der Abtreiberin, wenn einmal die Sonde bis zum
inneren Muttermund vorgeschoben ist, gewöhnlich Gewalt gebraucht,
wofür die zahlreichen Verletzungen am inneren Muttermund bei solchen
Proceduren sprechen.
Connolly (17) erklärt den kriminellen Abortus für nicht so
häufig als allgemein angenommen wird, namentlich deshalb, weil er
von Laien schwer auszuführen sei; ist doch auch für Aerzte die Ein-
leitung des künstlichen Abortus nicht ganz so einfach. Innere Mittel
hält er für völlig unwirksam.
Ob der von Liebmann (36) veröffentlichte Fall hierher gehört,
ist nicht sicher. Es fand sich das 4 cm lange Fragment einer. Stopf-
nadel mit dem einen Ende im Uterus, mit dem anderen im Ovarium
steckend; es wurde durch Kolpotomie entfernt. Die Annahme, dass ein
Versuch der Aborteinleitung vorliegt, ist jedenfalls wahrscheinlicher, als
die Angabe, dass die Nadel unversehens in die Scheide geschlüpft sei.
Vincent (68) beschreibt einen Fall von kriminellem Abortus
mit Perforation des Uterus und Einklemmung eines durchrissenen Dünn-
Jarmstückes in die Perforationsöffnung. Es trat trotz Operation der
Tod ein, ohne dass über die Vorgänge bei der Einleitung des krimi-
nellen Abortus etwas zu erfahren war.
Für die grosse Häufigkeit des kriminellen Abortus in Amerika
sprechen die Beobachtungen von Gardner (26). Von 30 untersuchten
Schwangeren abortirten 10 und von diesen waren 2 Aborte sicher und
6 wahrscheinlich kriminell und nur 2 sicher spontan. In einem Falle
blieb der Versuch, zuerst mit Oleum thymi, dann mit Pennyroyal-Oei
(Mentha pulegium) den Abortus einzuleiten, erfolglos.
Lemoine (34) berichtet über einen Fall von Einleitung des
künstlichen Abortus mittelst Elektricität; der eine Pol war in die Scheide
eingeführt, der andere auf das Abdomen aufgelegt worden. Schon bei
970 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Anwendung des Stromes trat ein Ohnmachtsanfall auf; nach 2 Tagen
wurde unter Blutung eine Frucht (2.—3. Monat) ausgestossen. Am
7. Tage trat Peritonitis auf, der die Kranke am 11. Tage nach der
Procedur erlag. Die Sektion ergab am inneren Muttermunde vorne
und hinten je eine tiefe Ulceration mit unregelmässigen fetzigen Rändern
und missfarbigem Belag.
Wenczel (69) fand nach einem Abortus eine Aehre im Uterus,
die wohl zur Aborteinleitung eingeführt worden war.
Die Veranlassung der von Calmann (14) angestellten Versuche
gab eine gerichtliche Untersuchung wegen Einleitung des kriminellen
Abortus, bei welcher die Frau angab, die Hebamme habe ihr mit einem
spitzen Instrumente die Fruchtblase gesprengt, während die Hebamme
angab, die Frau nur katheterisirt zu haben. Die zu lösenden Fragen
waren folgende: 1. Ist eine Frau im Stande, eine Berührung in den
‚Eingängen des Urogenitalsystems richtig zu lokalisiren ? 2. kann sie die
eingeführten Gegenstände nach Form, Grösse und Beschaffenheit be-
urtheilen ? An Nicht-Schwangeren konnte Calmann feststellen, dass das
Einführen des Katheters in die Harnröhre nicht als solches empfunden
wird, ferner dass Scheide und Portio sehr schlecht lokalisiren und em-
pfinden, besonders wenn der empfindliche Introitus und der Damm nicht
berührt werden. Die Berührung des inneren Muttermundes und meistens
der Corpusschleimhaut ist sehr empfindlich, aber die Frauen können
nicht erkennen, ob ein Fremdkörper im Uterus ist und welcher Art
er ist. Berührung des Anus und des Rektums wird dagegen deutlich
lokalisirt.
Bei Schwangeren verhält sich die Urethra nicht anders als bei
Nicht-Schwangeren ; die Sensibilität und der Tastsinn der Scheide scheint
vermindert zu sein; Portio, äusserer Muttermund und Cervix waren
ganz unempfindlich. Der Temperatursinn der Portio ist ebenfalls sehr
wenig ausgebildet, namentlich wurden warme Gegenstände und Flüssig-
keiten (40° C.) von der Portio isolirt gar nicht empfunden, kalte da-
gegen mehrmals annähernd richtig erkannt. Karbolsäure schädigt bereits
in 1°/oiger Lösung die Wahrnehmungsfähigkeit, ebenso Sublimat in
0,1°/oiger Lösung, weniger dagegen das Lysol. In der Harnröhre ist
der Temperatursinn deutlich vorhanden, in der Scheide nur sehr schwach.
Die Schmerzempfindung ist in der Harnröhre ziemlich lebhaft, in der
Scheide, an der Portio und im Cervikalkanal nur sehr mässig; hierin
besteht die einzige subjektive Unterscheidung zwischen Scheide und
Uterus.
Schwaugerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 91
Arbeiten über die ekbolische Wirkung von Medika-
menten.
Boissard (11) leugnet die Wirkung des Chinins und Natrium-
salicylats auf den schwangeren Uterus, ebenso dürfen Anästhetica und
Quecksilberpräparate, sowie Purgantien (Ol. Castoris, Cascara, Senna
und Einläufe) ohne Befürchtung des Eintritts von Uteruskontraktionen
gegeben werden. Dagegen sind alle Emmenagoga zu vermeiden. Warme
Bäder und Vaginalspülungen sind ohne Schaden für das Bestehen der
Schwangerschaft.
Fieux (24) theilt eine Beobachtung mit, nach welcher bei einer
an Intermittens leidenden Gravida die drohende Frühgeburt durch Chinin
verhindert werden konnte. Er kann daher das Chinin nicht für kontra-
indizirt bei Schwangeren gelten lassen.
Hare (27) folgert aus einer Sammelforschung über den Einfluss
des Chinins auf die Kontraktionen des Uterus, dass dieses Mittel nicht
direkt Kontraktion hervorrufe und dass es namentlich in der Schwanger-
schaft nicht im Stande sei, Wehen zu erregen. In der Diskussion
(Philadelphia Obstetr. Society) ergab sich bezüglich des letzteren Punktes
allseitige Zustimmung.
Bennet (9) behauptet nach Erfahrungen an zwei Fällen den Ein-
tritt von Uteruskontraktionen nach Chiningaben. Die Fälle sind aber
nicht beweisend, weil in beiden Schwangerschaftsnephritis und Oedeme
vorhanden waren.
Fälle von Traumen in der Schwangerschaft.
Archambaud (4) berichtet über einen Fall von traumatischem
Tetanus in der Schwangerschaft nach einer Verletzung am Fusse. Ob-
wohl die Erkrankung 1!/2 Monate dauerte und die Bauchmuskulatur
stark tonisch kontrahirt war, trat keine Unterbrechung der Schwanger-
schaft ein und auch das am normalen Termine geborene Kind zeigte
keine Spuren von Einwirkung des Tetanusgiftes.
Dutauzin (22) beschreibt einen Fall von schwerer Verlening
einer im fünften Monate Schwangeren mittelst Hornstoss durch eine
Kuh. Das Horn hatte von der Schenkelbeuge aus das grosse Labium
rechterseits durchbohrt, war von hier aus in die Scheide eingedrungen
und hatte das rechte Scheidengewölbe um den Uterus herum durch-
rissen. Trotz dieser schweren Verletzung und des bedeutenden Blut-
verlustes wurde die Schwangerschaft nicht unterbrochen und die Ent-
bindung trat zu rechter Zeit spontan ein.
Leonpacher (35) beschreibt einen Fall von Verblutung einer
Schwangeren aus einem Unterschenkel-Varix. Die Verblutung erfolgte
972 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
innerhalb 13 Minuten und ohne dass die Blutung zum Bewusstsein
der Frau gelangte; wahrscheinlich war der Varix ohne äusseres Trauma
geborsten.
Phelps (52) berichtet über eine kongenitale in rechtwinkeliger
Flexionsstellung und mit Verschiebung der Bruchenden geheilte Fraktur
beider Unterschenkelknochen; ausserdem fehlten drei Zehen mit ihren
Mittelfussknochen. Die Mutter hatte im sechsten Monat der Schwanger-
schaft einen schweren Stoss gegen das Abdomen erlitten.
Robinson (54) berichtet über einen Fall von Bauchschuss bei
einer im achten Monate Schwangeren. Die Schussöffnung sass rechts
und etwas unterhalb des Nabels Bald setzten Wehen ein und e
wurde ein todtes Kind geboren, das die Schusseingangsöffnung an der
rechten Schulter, die Ausgaugsöffnung in der linken Regio iliaca, wo
eine Darmeschlinge vorgetreten war, erkennen liess. Die Kugel fand
sich in den abgegangenen Coagulis. Bei der manuellen Entfernung
der Placenta wurde die Schussöffnung in der Vorderaand des Uterus
gefühlt. Bei völlig konservativer Behandlung genas die Mutter, concipirte
später nochmals und trug aus.
Sava (56) berichtet über einen Fall von Verwundung des Ab-
domens in der Schwangerschaft. Die im achten Monat Schwangere
fiel gegen einen spitzen Pfahl, der im Epigastrium die Bauchhaut durch-
drang. Wegen intraperitonealer Blutung wurde die Laparotomie gc-
macht und als Quelle der Blutung das zerrissene Netz gefunden. Der
Uterus war unverletzt. Die Schwangerschaft wurde nicht unterbrochen.
Der schon früher (Jahresbericht Bd. IX, pag. 862) berichtete Fall
von Tarnier (63) erweist sich bei der jetzt vorliegenden ausführlichen
Veröffentlichung als besonders merkwürdig. Eine im fünften Monate
schwangere Frau hatte sich unabsichtlich eine 12 em lange Nadel in
den Leib gespiesst, die ihr aus dem Leib entfernt wurde. Zwölf Tage
später ging etwas Wasser ab und einen Monat nachher begann eine
Blutung aus der Scheide; erst drei Monate nach dem Unfalle traten
Wehen ein und es wurde ein lebendes Kind (1100 g) geboren, gefolgt
von stinkendem Fruchtwasser, worauf die Placenta wegen Blutung von
der Hebamme entfernt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde eine klein-
fingergrosse, kuppelartige Vertiefung an der sehr dünnen Uteruswand
wahrgenommen. Bei der Untersuchung der Eihäute ergab sich, dass
der Eihautriss nur 3,5 cm im Durchmesser mass (Diam. biparietalis des
Kindes 6,5, Schädelumfang 25 cm) und dass nur das Centrum der Placenta
die Basis des nur 210 cem Flüssigkeit fassenden Eihautsackes bildete,
während an der gesammten peripheren Zone der Placenta die Eihäute
Schwangerschaft in Beziehung auf die gerichtliche Medizin. 973
mit deren fötaler Fläche verklebt waren. Tarnier nimmt hiernach
an, dass der Fötus zu einer Zeit, wo er noch viel kleiner war, aus
den Eihäuten herausgeschlüpft sein musste, und dass er sich von da an
lebend zwischen Eihäuten und Uteruswand weiter entwickelt habe; dieser
Austritt des Fötus ist wahrscheinlich nicht gleich bei dem Trauma,
sondern erst bei dem 12 Tage nachher erfolgten Wasserabfluss, der
die Folge einer durch das Trauma bewirkten Endometritis war, erfolgt.
Tschetschulin (65) beobachtete eine Verletzung des Kindes in
Form einer Sugillation an der linken Schulter. Die Frau batte zwei
Tage vor der Geburt ein Trauma gegen das Abdomen erlitten; das
Kind war lebend. |
Fälle von Uterusruptur in der Schwangerschaft.
Jellinghaus (31) veröffentlicht einen Fall von nicht traumatischer
Ruptur des Uterus im sechsten Monate der Schwangerschaft mit Aus-
tritt des Eies in die Bauchhöhle Als ursächliches Moment wird die
Verdünnung der Wand beschuldigt und diese wieder auf die bei allen
vorausgegangenen (Geburten (7) nöthige Placentarlösung zurückgeführt.
Der Riss verlief an der Vorderwand des Fundus quer von links oben
etwas nach rechts unten, hatte theilweise fetzige Ränder und war 9 cm
lang, die Wanddicke auf 0,3—0,4 cm reduzirt. Eine solche Verdün-
nung, beziehungsweise Atrophie, genügt zur Annahme einer besonderen
Prädisposition zur Ruptur. Ein traumatischer Einfluss wurde im vor-
liegenden Falle ausgeschlossen, ebenso ein krimineller Eingriff, weil die
Verletzung zu weit vorne und nicht in der Fortsetzung der Becken-
achse lag und weil die Rissränder keine entzündliche Reaktion und
keine Nekrose zeigten. Der Uterus wurde exstirpirt und es erfolgte
Genesung.
Jordan (32) veröffentlicht einen Fall von Längsriss des Uterus
im sechsten Monate der Schwangerschaft. Der Riss befand sich der
Placentarstelle gegenüber und der Fötus trat in die Bauchhöhle aus.
Eine Ursache des Risses wurde nicht ermittelt.
Poroschin (52a) beobachtete eine am Ende der Schwangerschaft
bei einer 45jährigen 17-Gebärenden entstandene zickzackförmige, 5 cm
lange Ruptur an der hinteren Wand des Fundus, welche die Dicke der
Muskelschicht bis zu einem Viertel durchsetzte. Die Schwangere war auf
den Rücken gefallen, ohne sich dabei äusserlich zu verletzen, worauf zo-
fort heftige Schmerzen im Abdomen auftraten und die Kindesbewegungen
aufhörten. Die Geburt ging trotz der Verletzung gut vor sich — nur
unter Anwendung von Kristeller und Cred& Tod äis Stunden
nach der Geburt an Herzschwäche und akuter Anämie.
074 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Legal (e. 41) beschreibt einen Fall von Ruptur des schwangeren
Uterus (achten Monat) in Folge von Sturz und darauffolgendem Aus-
tritt des Kindes in die Bauchhöhle. Die Schwangere war aus einer
Höhe von 4 m auf die Füsse gefallen und in die Kniee gesunken, so
dass wahrscheinlich durch einen Druck der Kniee gegen das Abdomen
die Uterusverletzuug zu Stande gekommen war; eine plötzliche Druck-
steigerung im Moment des Auffalleus kann unterstützend gewirkt haben.
Der Riss durchsetzte in longitudinaler Richtung die ganze Vorderwand
des Uterus bis zum Fundus. Heilung nach Laparotomie.
Woyer (72) beobachtete eine Spontanruptur des Uterus in der
alten Kaiserschnittnarbe; es handelte sich um Zwillingsschwangerschaft
im neunten Monate und Hydramnios. Der Riss war scharfrandig uud
am kontrahirten Organe noch 12 cm lang.
Rivron (53) berichtet über einen Fall von tödtlicher Blutung
durch Ruptur der Vena coronaria placentae und stellt 25 gleichartige
Fälle aus der Litteratur zusammen.
Ueber die Entbindung plötzlich verstorbener Schwan-
gerer handeln folgende Arbeiten:
De Paoli (49) befürwortet nach dem Vorgange von Rizzoli
(1834) die Entbindung einer Sterbenden per vias naturalis, da der
Muttermund und der Cervixkanal sich leicht erweitern lassen. Die Ein-
schnitte in die Cervix verwirft er und empfiehlt bei langer Cervix die
Anwendung des Bossi’schen Dilatators.. In einem Falle gelang es
ihm, nach digitaler Erweiterung der Cervix und Sprengung der Blase
die Wendung zu machen und das Kind zu entwickeln.
Dohrn (21) kommt bei Besprechung des Kaiserschnittes an der
Todten zu dem Schlusse, dass nur sehr wenige Fälle im Siune der
Wissenschaft diesen Eingriff‘ rechtfertigen. Nur wenn die Schwangere
die 28. Woche überschritten hat, wenn ihr Tod unzweifelhaft feststeht
und wenn seit Eintritt des Todes nicht mehr als 20 Minuten ver-
gangen sind, hat die Operation Sinn und Zweck. Eine jede gesetz-
geberische Bestimmung, die den Arzt für alle Fälle zum Kaiserschnitt
an Verstorbenen verpflichtet, ist verwerflich, weil sie eine Härte gegen
die Angehörigen, einen nicht zu billigenden Zwang gegen den Arzt
enthält und im praktischen Leben undurchführbar ist. Der Vorschlag,
den Kaiserschnitt in agone auszuführen, ist ebenfalls für die Praxis
nahezu werthlos.
Stearns (61) vermochte fünf Minuten nach dem Tode einer an
Lungen- und Kehlkopftuberkulose Verstorbenen ein tief asphyktisches
Kind durch Kaiserschnitt zu extrabiren, dessen Wiederbelebung gelang.
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 975
Die kindlichen Herztöne schlugen noch zwei Minuten nach dem Tode
der Mutter regelmässig, verschwanden aber nach dieser Zeit.
In Bezug auf die Zulassung von Operationen während der
Schwangerschaft sind die Meinungen längst einig. Massgebend
in
dieser Frage sind bezüglich des Carcinoms und Myoms die
Arbeiten von Olshausen (113, 114), siehe zugleich die Dissertation
von Kaussmann (98), sowie von Fehling (90), Dührssen (87)
und Pasquali (110). Die Kasuistik ist aus den oben mitgetheilten
Litteraturangaben ersichtlich.
e)
ID
10.
IL
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin.
. Ahlfeld, F., Was hat die Hebamme in der ersten halben Stunde nach
der Geburt des Kindes zu thun? Zeitschr. f. prakt. Aerzte, Nr. 12.
. A midwife cautioned. Lancet. Vol. I, pag. 1286. (Verwarnung einer Heb-
amme wegen zu später Herbeirufung ärztlicher Hilfe und dadurch veran-
lassten Todes der Kreissenden ; nähere Angaben fehlen.)
. A remarkable case. Lancet. Vol. I, pag. 607. (Fall von plötzlichem Tod
bei der Geburt bei einer verheiratheten Frau, welche nicht wusste.
dass sie schwanger war.)
. Ayers, E.A., The pubic symphysis in parturition. Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 1.
. Bäcker, Fall von Uterusruptur. Gyn. Sektion des k. ungar. Aerztevereins
zu Budapest, Sitzung vom 3. XI. 1896. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag.
138.
. Bleich, Ueber Sarggeburt und Mittheilung eines neuen Falles. Viertel-
jahrsschr. f. gericht Medizin, 3. Folge, Bd. XIV, pag. 252.
. Borgnis, M., Ueber Uterusrupturen. Inaug.-Diss. Heidelberg 1896.
. Branham, J. H., Uterusruptur. Maryland Med. Journ. 15. Aug.
. Brown, D.J., Acute inversion of the uterus following delivery of placenta.
Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 126.
Brünings, Th., Ueber einen Fall von Herztod intra partum bei hoch-
gradiger Kyphoskoliose der Brustwirbelsäule. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn.
Bd. VI, pag.49. (Hochgradige Dilatation des linken, Dilatation und Hyper-
trophie des rechten Ventrikels, Lungenödem.)
Bullock, T. S., Ausgedehnte Zerstörung der weichen Geburtswege. Med.
age, Nr. 14.
. Burton. R. H., Complete inversion of the uterus on the fifth day after
confinement, with recovery. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 548.
Chavoix, Inversion uterine complete après l'accouchement. Soc. de Med.
et de Chir. de Bordeaux. Sitzung v. 18. VI. Journ. de Med. de Bordeaux.
Tom. XXVII, pag. 336.
. Cholmogorow, S., Zerreissung der Schamfuge während der Geburt. Wratsch
Nr. 12.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
9. Colmer, P. A., A case of ruptured Uterus. Lancet, Vol. I, pag. 661.
. Couradin, P., Le cas du Dr. Laporte, responsabilité pénale des méde-
© cins. Gaz. med. de Paris. Tom. LXVII, pag. 517.
18.
19.
20.
24.
td
gr
Lei
Ka
29.
30.
31.
ala.
33.
34.
— Exercice illegal de la médecine par les sages femmes. Gaz. med. de
Paris. Tom. LXVIII, pag. 550. (Verurtheilung einer Hebamme wegen Be-
handlung von Frauenkrankheiten.)
Czarkowski, Inversio uteri. Gaz. lekarsk. Nr. 52.
Dannenberg, K., Ueber Uterusruptur. Inaug.-Diss. Berlin.
Debus, H., Ueber Bewusstlosigkeit während der Geburt. Inaug.-Diss.
Tübingen 1896. |
. Doktor, Fall von Uterusruptur. Gyn. Sektion des k. ungar. Aerztevereins
zu Budapest, Sitzung v. 6. IV. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1157.
Doleris, J. A., u. Lenoble, E., Rupture de la cloison recto-vaginale,
consécutive a la pression exercée par la tête foetale chez une primipare
a tissus peu resistants. La Gynéc. Tom. Il, pag. 134.
. Ergot before delivery. Lancet. Vol. II, pag. 927. (Fall von Ergotin-
Darreichung durch die Hebamme bei Schädellage mit Vorfall von Fuss,
Hand und Nabelschnur; Verurtheilung dieses Missbrauches.)
Everke, Perforirende Scheidenzerreissung während der Geburt. XII. inter-
nat. med. Kongress zu Moskau, gynäk. Sektion. Ceutralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 1168.
. Fisher, Tb., Complete inversion of uterus with complete procidentia of
the organ. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1178.
Ford, C. S., Fatal hemorrhage from slight wound of vulva. New York
Med. Journ. Nr. 2. (Der Riss ging durch den linken Schenkel der Cli-
toris.)
. Fotscha, F. J., Zerreissung der Scheide bei der Geburt. Wratsch. 1896:
Nr. 35.
Frascani, Rottura completa dell’ utero. Laparotomia, amputazione utero-
ovarica, guarigione. Ann. di Ost. e Gin., pag. 358.
Freund, W. A., Ueber komplizirte Urinfisteln. LXIX. Naturforscherver-
sammlung in Braunschweig. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1193.
Gessner, Inkomplete Uterusruptur. Verhandl. d. Ges. f. Geb. u. Gyn.
zu Berlin, Sitzung v. 26. III. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XXXVII, pag.
162.
Greschistscheff, Zur Frage über die Selbsthilfe Kreissender in gericht-
lich-medizinischer Hinsicht. Anzeiger f. öffentl. Hygiene. Gerichtliche n.
praktische Medizin. Mai. (V. Müller.)
Grünwald, J., Uterusruptur mit Vorfall des Ovariums und der Tube.
Korrespondenzbl. d. ärztl. Vereins von Thüringen 1896, Nr. 5.
Harrison, G. T., A case of inversio uteri post-partum, with remarks
upon the aetiology of puerperal inversion of the uterus. Amer. Gyn. and
Obst. Journ. Vol. X, pag. 541 u. 638.
Heydrich, Ein Fall von spontaner Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 588.
Jacobi. H. A., Kasuistische Mittheilungen über einige seltenere Fälle von
Zerreissung der weichen (teburtswege. Inaug.-Diss. Würzburg 1896.
39.
40.
4l.
$5.
4h.
41.
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 977
. Jurinka, J., Zwei Fälle von Uterusruptur während der Geburt. Monats-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 489.
. Kinkead, Cases of inversion of the uterus. Edinburgh Med. Journ. Vol.
XLIV, pag. 53.
. Krajewski. W. H., Neuer Beitrag zur chirurgischen Behandlung der
Üterusruptur unter der Geburt. Przegl. chirurg. Bd. VI, Heft 1; ref. Cen-
tralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 998.
38. Kreitmair. Inversio uteri puerperalis. Münchn. med. Wochenschr. Bd.
XLIV. pag. 937.
Künzig, E., Ueber das Hämatom der Vulva und der Vagina. Inaug.-Diss.
Tübingen 1896.
Laurent. Inversion utérine traitée par l’hysterectomie. Soc. Belge de
Gyn. et d'Obst.; Presse méd. 9. Januar.
Legal. J.. Ueber Uterusruptur während der Geburt und während der
Schwangerschaft. Inaug.-Diss. Würzburg.
2. Leopold, (r., Beitrag zur Ruptura uteri. (syn. Ges. zu Dresden, Sitzung
v. 9. II. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 879.
. Lesin, W., Zur Porro’schen Operation. Wratsch. 1896, Nr. 43.
. Loubier, E., Ueber Verletzungen am Scheideneingang bei spontanen Ent-
bindungen. Inaug.-Diss. Berlin.
Ludwig, H., Klinische Beiträge zur operativen Therapie der Uterusruptur.
Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 253.
Lynch. D. W., Inversion of tho uterus. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI,
pag. 134.
Mackay, W. A., Inversion of the uterus. Brit. ('ynaec. Journ. Vol. L,
pag. 354.
x. Madden, T. M., The use and abuse of ergot in obstetrics. Royal Acad.
of Med. in Ireland, geburtshilfl. Sektion, Sitzung v. 23. IV. Brit. Med.
Journ. Vol. T, pag. 1351. (Präcision der Indikationen, in welchen die An-
wendung von Ergotin während der (teburt zulässig ist; die Indikationen
dürften aber noch viel enger gezogen werden! Ref.)
9. Marshall. F. D., Inversio uteri. Chicago clin. Rev. Juli.
— E., Ergot in labor. Ann. of Gyn. and Ped. März.
. Marx, Inversion of uterus; hysterectomy. New York Acad. of Med. Sitzg.
v. 21. I. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 244 u. Amer. Gyn. and
Obst. Journ. Vol. XI, pag. 415 u. 489 u. Med. News. Vol. LXXI., pag. 715.
». Mittenzweig, H., Ueber Selbsthilfe bei der Geburt. Vierteljahrsschr. f.
gericht]. Medizin, 3. Folge, Bd. XIII, pag. 86.
A Moraux, G. J. B., De l'étude de la disjonction de la symphyse pubienne
dans l'accouchement. These de Lille Nr. 21.
d Morisani, Ueber die Verantwortlichkeit des Chirurgen resp. Geburts
helfers bei dem Tode einer Frau. Giornale per i medici periti giudiziari ed
ufficiali sanitari. Bd. I.
» Narath, A., Die operative Behandlung der Dünndarmgenitalfisteln mit
besonderer Berücksichtigung der „Darmaus-chaltung*“. Arch. f. klin. Chir.
Bd. LII, Heft 2.
. Neugebauer, F.L., u. Warszawski, Inversio uteri. Kronika Dekarsk
1896.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Gehurt-h. Ier, 62
978
58.
60.
61.
62.
63.
64.
67.
68.
69.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
. Novelli, Gehirnembolie während der (Geburt. Arch. di ost. e gin. 1896.
Juni-Juli; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1000. (Fall von zweimaliger
Gehirnembolie während der Geburt, Hemiplegie, Facialisparalyse, A phasie.
Olshausenu. Pistor, Obergutachten der k. wissenschaftlichen Deputation
für das Medizinalwesen, betreffend ärztlichen Kunstfehler. Vierteljahrs-
schrift f. gerichtl. Medizin, 3. Folge, Bd. XIII, pag. 267.
Parquet, Contribution à l'étude de la mort subite et de la mort rapide
dans les suites de couches. Thèse de Paris. Nr. 395.
Pazzi, Akute Uterus-Inversion. Med.-chir. Ges. in Bologna, Sitzung von
29. V. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 1091.
Pée., A., Uterusruptur. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 326.
Phillips, J., Ruptured Uterus. Obst. Soc. of London. Sitzung v. 6. X.
Lancet. Vol. Il, pag. 986.
Pinard, Albarran u. Varnier, Caractères objectifs des lésions vési-
cales produites par une aiguille de matelassier de 21!’ cm de long sur
5 mm de large. Ann. de Gyn. Tom. XLVIII, pag. 480.
Poney, H., Traitement de l'inversion uterine chronique. La Gynec. Tom.
II, pag. 49.
. Rapczewski, Inversio uteri. Gaz. lekarsk. Nr. 52.
Richter, Zwillingsgeburt nach dem Tode der Mutter. Aerztl. Sachver-
ständigenzeitung. Bd. III. pag. 461.
Sachs, Inversio uteri. Medycyna.
Schacht, F. F., Complete inversion of the uterus; duration a fortnight:
reduction by manipulation. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, pag. 229.
Schäffer, Spontane Uterusruptur während der Geburt. Therap. Monats-
hefte, Heft 7.
70. Schall, J. H., Rupture of the uterus. Medical Times, Februar.
. Sinclair, W. J., Injuries of parturition, the old and the new. Montreal
Meeting of the Brit. Med. Assoc. 2. IX. Brit. Gyn. Journ. Vol. L, paz.
410.
Sjöberg, Zwei Fälle von Inversio uteri. Hygiea, pag. 343; ref. Centralbi.
f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1356.
Smith, E.H., Inversion and avulsion of the uterus; recovery. Brit. Meu.
Journ. Vol. I, pag. 1476 u. Bancet. Vol. I, pag. 1543.
Solberg, M., Ein Fall von Inversio uteri puerperalis completa. Saertryk
af Nordiskt Med. Ark. 1896.
Taste, L., De l'inversion uterine. These de Lyon, Nr. 68.
. The duty of Midwives. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1118.
. Treub, H., The Mechanism of inversion of the uterus. Brit. Gyn. Journ.
Vol. L, pag. 304.
Unskilful and horrible treatment by a midwife. Lancet. Vol. I, pag. 144.
Upshur, J.N., Rupture of the uterus. Gail. Med. Journ. 1896, Dezember.
(Spontaner Längsriss.)
. Wilson, H. Case of neglected shoulder presentation complicated by rup-
ture of the uterus; recovery. Brit. Med. Journ. Vol. lI, pag. 276. (Spontan-
ruptur.)
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 979
Debus (20) tritt für die Möglichkeit einer Ohnmachtsbewusst-
losigkeit während der Geburt ein, besonders bei sehr kräftigen
und sehr schmerzhaften Wehen und bei Individuen, die unter abnormen
äusseren Verhältnissen und grosser psychischer Aufregung niederkommen.
Als Beweis theilt er einen auf der Klinik von Saexinger beobachteten
Fall von Geburt in vollständiger Ohnmacht und nachfolgender Amnesie
bezüglich der Geburtsvorgänge mit. Bei gerichtlicher Beurtheilung
solcher demnach im Bereich der Möglichkeit liegenden Fälle ist die
genaue Ermittelung des Geburtsverlaufes nach den verschiedenen Aus-
sagen, die Berücksichtigung der Nebenumstände, sowie der physischen
und psychischen Konstitution bei und nach der Geburt, endlich das
Ergebniss der objektiven Untersuchung von Mutter und Kind, welche
auf sehr schmerzhafte und starke Wehenthätigkeit schliessen lassen
können, von Wichtigkeit.
Ueber Kunstfehler bei der Geburt handeln folgende Arbeiten:
Couradin (16) veröffentlicht den Wortlaut des Urtheils in dem
Falle Laporte, der in der ärztlichen Welt so grosses Aufsehen ge-
macht hat. Der aktenmässig festgestellte Hergang ist folgender:
Laporte legte bei einer VIpara, die schon zweimal mit der Zange
entbunden war, die Zange an. Nach dreimaligem vergeblichen Zangen-
versuche entschloss er sich zur Perforation und gebrauchte dazu, da
er die entsprechenden Instrumente nicht bei sich hatte, eine etwas
gekrümmte Matratzen-Nadel, die aus dem Haushalte der Frau genommen
und angeblich nicht desinfizirt worden war. Sie soll ohne Leitung eines
Fingers eingeführt worden sein, jedoch widersprechen sich hierin die
Zeugenaussagen. Hierauf führte Laporte eine Schere ein, setzte ihre
Spitze auf den Schädel und suchte sie mit einem Hammer in den-
selben hineinzutreiben, wurde aber hieran von den Anwesenden gehindert.
Der Kopf erschien hierauf in der Vulva und wurde von Laporte
nun mit der Zange entwickelt. Die Wöchnerin starb nach 3 Tagen
an Becken-Peritonitis und bei der Sektion fand sich eine doppelte
Perforation der Blase, die von einigen Sachverständigen (Maygrier)
auf die zur Perforation gebrauchte Nadel zurückgeführt, von Pinard da-
gegen ala spontan durch Knochensplitter entstanden angesehen wurde. La-
porte wurde wegen dieser von ihm herbeigeführten Verletzung zu 3 Mona-
ten Gefängniss verurtheilt. Es erscheint vor einer definitiven Beurtheilung
des Falles, der durchaus nicht eindeutig ist, angezeigt, die Veröffent-
lichung der Gutachten seitens der Sachverständigen abzuwarten. Un-
begreiflich ist aber jedenfalls, dass Dr. Laporte wie ein gemeiner
Verbrecher in Untersuchungshaft genommen wurde.
62*
(FA) Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Pinard (63) führte in dem Falle Laporte als Sachverständiger
aus, dass die bei der Sektion in der Blasenwand gefundenen Vcr-
letzungen nicht von der Matratzen-Nadel herrühren könnten, die Laporte
zur Perforation verwendet hatte, sondern spontan durch den Druck des
Schädels gegen die Blase entstanden. Er führte zum Beweise dieser An-
sicht mit Albarran und Varnier Versuche an Hündinnen aus und
fand, dass solche mit einem gleichen Instrument, auch wenn es septisch
war, hervorgebrachte Verletzungen sich sofort wieder schliessen und nur
durch eine kleine Ekchymose kenntlich sind.
In dem von Olshausen und Pistor (58) begutachteten Falle
handelt es sich um eine schwere, zum Tode führende Verletzung seitens
eines Arztes. Da die Ausstossung der Placenta nach der Geburt des
Kindes zögerte, machte der Angeklagte über eine Stunde lang sehr
gewaltthätige Expressionsversuche, die nicht zum Ziele führten, nach-
dem er durch Zug an der Nabelschnur, die abriss, auch nicht zum Ziel
gekommen war. Neun Stunden nach der Geburt des Kindes fühlte
er eine weiche Geschwulst in der Scheide, die er für die Nachgeburt
hielt und in die er deshalb eine Hakenzange einsetzte. Hierauf eng
er mit der Hand in die Scheide ein, durchbohrte das Scheidengewölbe,
zerriss die Blase und riss schliesslich mit der in die Muttermundslippe
eingesetzten Zange die ganze Gebärmutter aus. Die Frau starb an
Verblutung. Das Obergutachten sprach sich dahin aus, dass der an-
geklagte Arzt grobe, unentschuldbare Unwissenheit und Unkennt-
niss bewiesen und die pflichtmässige Aufmerksamkeit ausser Augen
gesetzt habe.
Narath (55) beschreibt einen Fall von Zurückbleiben der Hinter-
hauptsschuppe im Uterus bei stückweiser Entfernung des Schädel:
eines macerirten Kindes. Es entstand eine Perforation des Uterus mit
Bildung zweier Dünndarmscheidenfisteln.
Lesin (43) berichtet über einen Geburtsfall in Steisslage, bei
welchem am 3. Tage der Geburt von 6 Dorfhebammen (in Russlandı
so stark an dem geborenen Rumpfe gezogen wurde, dass der Rumpf
abriss. Nach 7 Tagen wurde die Frau mit Fötal-Kopf und Placenta
im Uterus ins Hospital gebracht, wo wegen Sepsis und Blutung der
Porro’sche Kaiserschnitt gemacht wurde; Heilung.
Ahlfeld (1) begutachtete einen Fall von tödtlicher Verblutung
nach der Geburt und führte dabei aus, dass die beschuldigte Hebamme
es an der nöthigen Aufsicht der Entbundenen habe fehlen lassen, weil
dieselbe schon nach 10—15 Minuten mit der Besorgung der Ent-
bundenen und dem Baden und Ankleiden des Kindes fertig war. Die
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. (bal
erste Viertelstunde nach der Geburt sollte, wie Ahlfeld mit Recht
ausführt, ausschliesslich zur Beobachtung der Mutter verwendet werden.
Das British Medical Journal (76) berichtet über die Klage gegen
eine Hebamme, welche bei einer Blutung vor der Geburt angeblich
wegen Placenta praevia die Wendung erst auf einen, dann auf den
zweiten Fuss gemacht und dann Chinin, Choralhydrat und Ergotin ge-
reicht und schliesslich die \WVöchnerin verlassen hatte. Nach drei
Stunden war sie wegen Collaps der Wöchnerin wieder gerufen worden,
worauf sie Alkohol innerlich und per Rectum gab und Aether injiziıte.
Die Puerpera starb und die Sektion ergab Embolie der Pulmonalarterie,
aber normalen Sitz der Placenta. Die Hebamme wurde verurtheilt,
weil sie 1. bei der Blutung während der Geburt nicht nach dem Arzt
geschickt hatte, 2. dem Ehemann nicht die vorhandene Gefahr mitge-
theilt und 3. ihre Befugniss überschritten hatte.
Marshall (50) erklärt die Anwendung von Ergotin während
der Geburt für fehlerhaft und schreibt ihr besonders die Fälle von
sanduhrförmiger Kontraktur des Uterus zu.
Mittenzweig (52) beschreibt unter Hinweis auf zwei einschlägige
Fälle die Verletzungen, welche durch Selbsthilfe bei der Geburt am
kindlichen Körper entstehen können. Da der häufigste Zeitpunkt der
Selbsthilfe der ist, in welchem das Kind mit dem Kopfe oder bei
Beckenendlage mit dem Rumpfe schon geboren ist und die Selbst-
hilfe den Zweck hat, den noch nicht geborenen Theil des Kindes
heranzuziehen, so sitzen die Verletzungen bei Kopflage mit Hinter-
hauptsmechanismus gewöhnlich im Gesicht, oder in Folge Hinein-
greifens in den Mund, am Gaumen und im Rachen, oder endlich in
Folge Anfassen des Kinns unter demselben und in der Regio supra-
broden ` ein weiteres Hineingreifen in die Geschlechtstheile ist kaum
möglich, so dass hoch oben am Halse sitzende Verletzungen für Selbst-
hilfe sprechen, während Würgespuren den unteren Theil des Halses
betreffen. Durch gewaltsames Hervorziehen können dann subcutane
Blutungen am Halse, Blutergüsse im Sternocleidomasteus und an
dessen Sternalursprung stattfinden. Besonders spricht weiter Ein-
reissung des Mundes für Selbsthilfe, wenn auch solche Verletzungen
in seltenen Fällen auch bei absichtlicher Tödtung vorkommen können.
Von Bedeutung ist die Richtung der Nageleindrücke, welche bei Selbst-
hilfe quer mit der Konkavität nach dem Kopfe gerichtet verlaufen,
während sie bei absichtlicher Erwürgung der Längsachse des kindlichen
Körpers entsprechen. Schädelbrüche können in solchen Fällen bei
mangelhafter Ossifikation der Schädelknochen ebenfalls hervorgerufen
9x2 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
werden, bei gut verknöcherten Schädelknochen werden aber grössere
Koochenverletzungen gegen Selbsthilfe sprechen. Bei Geburt in Becken-
endlage sind für die Selbsthilfe charakteristisch die Verletzungen an
Rumpf und Gliedern, an Hals und Gesicht und in der Mund- und
Rachenhöhle; auch Verletzungen an der Wirbelsäule und Brüche der
Condylen des Hinterhauptbeins können hierbei entstehen.
Die Folge der Selbsthilfe bei Geburten kann der Tod des Kindes
in oder häufiger nach der Geburt sein und zwar in Folge der Ver-
letzungen direkt oder in Folge vorübergehenden Verschlusses der A them-
wege durch Hineingreifen in Mund und Rachen, durch Blutverluste
aus den Verletzungen in Mund und Rachen, Blutaspiration, Nerven-
zerrungen oder akute Oedeme.
Die genauere Berücksichtigung der gefundenen Verletzungen wird
im konkreten Falle ergeben, ob dieselben durch Selbsthilfe entstanden
sein können, wobei dann die Angaben der Mutter über den Geburts-
hergang und die supponirte Selbsthilfe zu beurtheilen sind, in wie weit
sie mit den gefundenen Verletzungen in Einklang gebracht werden
können. In einen der mitgetheilten Fälle war die Beurtheilung dadurch
erschwert, dass die Mutter nach geleisteter Selbsthilfe in der Angst,
dass die dem Kinde beigebrachten Verletzungen zu einer Anklage
führen könnten, das Kind auch noch erwürgt hat. Jedoch erlaubte
auch dieser Fall eine erschöpfende Begutachtung, die sich mit den An-
gaben der Mutter in Einklang bringen liess.
Ueber violente Uterusrupturen während der Geburt
sind folgende Arbeiten hier erwähnenswerth:
Jacobi (34) berichtet über einen Fall von kompleter Üterus-
ruptur, welcher bei engem Becken erst bei vorsichtigem Durchziehen der
Schultern entstand, nachdem der perforirte Kopf mit dem Kranioklasten
durch den nicht vollständig erweiterten Muttermund ohne Verletzung
des letzteren durchgezogen war. Der Riss begann an der rechten Kante
4 cm unterhalb des Ligamentum rotundum, verlief zuerst an der rech-
ten Kante entlang und dann nach der Mitte der Vorderwand, wo er
sich durch Cervix und Scheide und weit in die Blase hinein fortsetzte,
welch letztere in der Mitte zwischen Scheitel und Trigonum 5 cm weit
quer durchrissen war. Tod. Das Uterusgewebe fand sich kleinzellig
infiltrirt und die Muskulatur im Zustande fettiger Degeneration; diese
Veränderungen wie die bestehende Tympania uteri werden als dispo-
nirende Momente für das Zustandekommen dieser Ruptur angesehen.
Ausserdem berichtet Jacobi über zwei Fälle von Zerreissung des
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 983
Septum rectovesicale und einen Fall von centralem Dammriss, alle bei
spontaner Geburt.
Borgnis (7) beschreibt einen Fall von kompleter Längsruptur
der Cervix nach 3 maligen vergeblichen Zangenversuchen bei osteo-
malacischem Becken. In einem zweiten Falle trat die Ruptur —
Laquear-Riss — wahrscheinlich bei Reposition des neben dem Kopf vor-
gefallenen Armes ein, in einem dritten nach vergeblicher Zangenaulegung
an den vorliegenden Steiss und schliesslicher Herabholung eines Fusses.
Die übrigen vier Fälle betreffen Spontanrupturen — hierunter ein nach
Einleitung der künstlichen Frühgeburt entstandener Riss.
Unter den 21 von Dannenberg (19) veröffentlichten Rupturfällen
befinden sich 12, in denen die Ruptur wohl mit Wahrscheinlichkeit eine
violente war, und zwar 10 nach Wendungen beziehungsweise Wendungs-
versuchen und zwei nach gewaltsamer Entwickelung des nachfolgenden
Kopfes.
In dem Falle von Branham (8) entstaud die Uterus- und
Vaginalruptur während einer Zangenoperation.
In einem von Legal (41) beschriebenen Fall war die Entstehung
der grossen Cervixscheidenruptur, die in der hinteren Wand sass und
bis in den Douglas’schen Raum reichte, wahrscheinlich eine spontane,
obwohl ein vergeblicher Wendungs- und Perforationsversuch_ stattge-
funden hatte.
Doktor (21) beobachtete nach Wendung bei engem Becken eine
komplete, bis zum Kontraktionsring reichende Uterusruptur; tödtlicher
Ausgang. In der Diskussion erwähnt Töth zwei Fälle von tödtlicher
Uterusruptur nach Wendung bei Beckenenge; er hält in solchen Fällen
die hohe Zange für ungefährlicher als die Wendung.
Gessner (30) beobachtete einen Fall von inkompleter Uterus-
ruptur, wahrscheinlich bei Extraktion des nachfolgenden perforirten
Kopfes entstanden; am 5. Tage des Wochenbettes trat plötzliche Blutung
und in der Folge Exitus ein.
In dem Grün wald’schen Falle (31) ist die Ruptur doch wohl
durch die Wendung bei vernachlässigter Querlage und nicht durch die
spätere Ausräumung von Coagulis aus dem Uterus bewirkt worden
Die Euphorie unmittelbar nach der Geburt spricht nicht gegen das
Vorhandensein einer Ruptur. Die letztere war sichelförmig, sass am
rechten hinteren Umfang der Portio und ihr vorderer Winkel setzte
sich in einen tiefen Cervixriss fort.
Jurinka (35) beschreibt einen Fall von violenter Uterusruptur
bei Wendungsversuch aus Stirnlage. Die Scheide war von der Cervix
954 Geburtshilfe. (ierichtsärztliche Geburtshilfe.
durch einen Querriss abgetrennt, ausserdem verlief ein Längsriss vom
Kontraktionsring an durch die Cervix zur Scheide und endlich zog von
der Mitte des linken Lig. rotundum ein nach oben bogenförmiger Riss
zum rechten Rande der Excavatio vesico-uterina. Die Verletzung ent-
stand jedenfalls schon durch die Einführung der operirenden Hand.
Der 2. Fall von Jurinka betrifft eine komplete Spontanruptur bei
plattem Becken.
Krajewski (37) berichtet über einen Fall von Uterusruptur nach
Wendungsversuchen bei verschleppter Schieflage. Die Verletzung
bestand in Abreissung der Portio mit tief ins Paremetrium reichenden
Riss und ausserdem in einer Ruptur des Uterus selbst; endlich war die
rechte Arteria uterina durchrissen.
Leopold (42) berichtet über einen Fall von Abreissung der
vorderen Collumwand von der hinteren Blasenwand in der Höhe des
Uebergangs der Cervix zum untern Segment; ausserdem war die Cervix
vorn und seitlich vom Corpus vollständig abgerissen und endlich fand
sich eine in den Douglas’schen Raum führende Verletzung des
hinteren oberen Scheidengewölbes mit zerfetzten Rändern. Die Uterus-
ruptur war mit grosser Wahrscheinlichkeit durch die Wendung (platt-
rhachittsches Becken, Conj. vera 7,5) entstanden, aber erst nach 8 Stunden
von dem Arzte bei Gelegenheit des Versuches der manuellen Placentar-
lösung erkannt worden. Die Verletzung des hinteren Scheidengewölbes
epricht ausserdem dafür, dass bei nicht genügend von oben und aussen
fixirtem Kopf ein Perforationsversuch gemacht worden ist. Die Infektion
erfolgte wahrscheinlich bei Gelegenheit des Versuchs der Placentar-
lösung, so dass die Laparotomie die Sepsis nicht mehr aufhalten konnte.
Ueber die Anzeige und die Vorbedingungen zur Wendung fehlen die
anamnestischen Angaben.
Ludwig (45) bespricht 9 Fälle von Uterusruptur, von denen
wahrscheinlich nur zweimal die Verletzung spontan entstanden ist;
aber auch von diesen Fällen ist der eine nicht sicher zu deuten, weil
die Hebamme vorher innere, nicht näher zu ermittelnde Manipulationen
vorgenommen hatte. Weiter ist dieser Fall wieder ein Beweis, dass
auch bei ins Becken eingetretenem Kopf eine Ruptur entstehen kann.
Von den übrigen 8 Fällen treffen 3 auf Zangenversuche und 2 auf
Wendung und Wendungsversuche In einem Fall erfolgte der Riss
bei Extraktion des Rumpfes nach Decapitation, und in einem Falle
bei Impression des Kopfes des todten Kindes ins Becken behufs Aus-
führung der Perforation. In einem der durch den Forceps bemerkten
Rupturfälle war auch die Blase angerissen.
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 985
Marx (51) berichtet über zwei Fälle von Uterusruptur; im ersten
trat die Ruptur spontan auf, im zweiten war sie durch Zangenoperation
bei über dem Beckeneingang stehendem Kopf hervorgerufen. Alle zwei
Frauen starben.
In vier weiteren Fällen handelte es sich um schwere Scheiden-
verletzungen, und zwar in zwei Fällen um perforirende Fornix-Risse,
hervorgerufen in einem Falle durch Wendungsversuche, im zweiten durch
mehrfache Eingriffe bei macerirtem Kind — Forceps mit Abreissung
des Kopfes, scharfer Haken. Im dritten Falle entstand bei Zer-
stückelung eines ebenfalls macerirten, in Steisslage sich präsentirenden
Kindes ein tiefer Riss in der hinteren Scheidenwand und im vierten
eine schwere Durchreissung der hinteren Vaginalwand und des Dammes
bis ins Rektum bei einfacher Zangenentbindung. Die erstgenannten
drei Frauen starben.
In dem von Pée (6i) beschriebenen Falle war die Uterusruptur
offenbar schon während der Wendung eingetreten, weil die Operation
trotz Einkeilung der vorliegenden Schulter bei Schieflage leicht aus-
zuführen war. Später trat der perforirte Schädel, nachdem der Kepha-
lothrypter vergeblich angelegt worden und durch Zug am Halse der
Kopf abgerissen war, durch den Riss in die Bauchhöhle aus. Laparo-
tomie, Heilung.
Pillips (62) berichtet über einen eigenthümlichen, schwer zu deu-
tenden Fall von Uterusruptur bei Steisslage und Frühgeburt im sechsten
Monate der Schwangerschaft. Der Riss erstreckte sich linkerseits vom
Fundus bis zur Höhe des Os internum und zwar entstand er während
des Durchtritts des Schädels.
Schall (70) beobachtete Uterusruptur nach protrahirter, schliess-
lich instrumenteller Entbindung.
Die Möglichkeit einer Spontanruptur des Uterus bei tief im Becken
stehendem Kopf wird durch einen von Schäffer (69) beobachteten
Fall bewiesen. Heilung. Zwei Jahre später konnte bei Gelegenheit
einer Placentarlösung die rinnenförmige Narbe in der Uteruswand ge-
fühlt werden.
In dem von Heydrich (33) veröffentlichten Falle handelte es
sich um sicher spontane Ruptur des Uterus bei tief in Beckenenge
stehendem Kopf. Der Riss führte in den Douglas’schen Raum und
wird durch starke Anteflexion bei hochgradigem Hängebauch erklärt.
Ein weiterer Fall von Uterusruptur bei tief im Becken stehenden
Kopf (Gesichtslage mit regulärer Rotation) wurde von Colmer (15)
beobachtet.
din Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Bäcker (5) beschreibt einen Fall von spontaner Uterusruptur,
der deshalb von Interesse ist, weil er bei geringgradiger Beckenverenge-
rung und ohne jede fulminante Erscheinung eintrat.
Fotscha (27) beobachtete einen Fall von spontaner Abreissung
der Scheide vom Uterus zu zwei Dritttheilen des Scheidenrohrs. Tod.
Andere Verletzungen während der Geburt werden von
folgenden Autoren beschrieben:
“ Loubier (44) untersuchte 192 frisch entbundene Frauen, bei
welchen keine Kunsthilfe geleistet worden war, auf die Gegenwart von
Vulvarverletzungen und fand unter den 120 Erstgebärenden keine ein-
zige ohne sichtbare Verletzungen, und von den 72 Mehrgebärenden
fand sich nur bei 30 (= 41,6°/o) keine sichtbare Verletzung, Die
kleineren Verletzungen fanden sich konstant an der Innenfläche der
kleinen Labien, an der vorderen Kommissur neben oder über der Harn-
röhrenmündung und in der Schleimhaut der Fossa navicularis. Fre-
nularverletzungen waren unter den Erstgebärenden in 66°‘o, unter den
Mehrgebärenden in 31°/o vorhanden. Von 8 zu früh Entbundenen
hatten nur 3 keine sichtbaren Verletzungen. Dammrisse wurden in
25°/o berechnet, und zwar sind unter denselben 6mal mehr Erstgebä-
rende als Mehrgebärende Unter 61 Wöchnerinnen waren bei 41 die
Leistendrüsen geschwellt.
Bullock (11) berichtet über einen Fall von Blasenscheidenfistel
nach Kraniotomie, Entfernung der einzelnen Schädelknochen und Ent-
wickelung eines Riesenkindes. Einige Monate nach der Geburt wurden
einige frische Adhäsionen gelöst, wobei plötzlich die Bauchhöhle sich
öffnete und Darmschlingen sichtbar wurden. Ein Uterusrest konnte
nicht mehr aufgefunden werden, obwohl periodische Blutausscheidungen
aus den Genitalorganen bestanden. Bullock glaubt, dass nicht die
Operation, sondern der lange Stand und intensive Druck des eingekeilten
Kopfes die Zerstörungen bewirkt hatte.
Dol&@ris und Lenoble (22) beobachteten eine Durchbrechung
des Septunı rectovaginale oberhalb des Sphincter ani und mit Ver-
schonung desselben bei einer Erstgebärenden mit sehr engen aber wenig
resistenten \Veichtheilen. Obwohl der Kopf mittelst Forceps entwickelt
worden war, halten sie die Verletzung für spontan entstanden und durch
den Kopf selbst bewirkt, welcher durch die Vulva längere Zeit zum
Stillstand gebracht worden war.
Everke (24) beobachtete eine ausgedehnte Zerreissung der Scheide
mit Verletzung der Blase nach Zangenentbindung bei engem Becken
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 987
und mit tödtlichem Ausgang. In ätiologischer Beziehung wird das enge
Becken in erster Linie angeschuldigt.
W. A. Freund (29) macht auf den gewundenen Verlauf von Fistel-
gängen und auf die abnorme Lage von Harnfisteln aufmerksam, welche
durch die veränderten Lageverhältnisse der Beckenorgane gegen einander
bei und nach dem Zustandekommen der Fisteln bewirkt ist, und warnt
davor, in forensen Fällen aus dem ungewöhnlichen Verlaufe und der
abnormen Lage der Fisteln voreilige Schlüsse auf die Art der Ent-
stehung zu ziehen (s. pag. 358).
Künzig (39) berichtet über ein grosses Vulvar- Hämatom mit
Platzen und Verblutung. Dasselbe entstand während der Zaungenextrak-
tion des im tiefen Querstand befindlichen Kopfes.
Ayers (4) veröffentlicht zwei von Wylie beobaclıtete Fälle von
Ruptur der Schamfuge bei Zangenentbindung.
Cholmogorow (14) beobachtete bei einer angeblich leichten
Zangenoperation bei einer 38 jährigen Erstgebärenden, erster Hinterhaupts-
lage und normalem Becken, und zwar beim Erheben der Zangengriffe
eine unter Krachen erfolgende Zerreissung der Symphyse, zugleich
Schleimbautzerreissung am Introitus, unterhalb der Clitoris und der
Harnröhre bis zur Blase. Durch Anlegung eines Beckengürtels wurde
eine Wiedervereinigung der 3!/g cm weit klaffenden Sympbysen-Enden
bewirkt.
Moraux (53) beobachtete einen Fall von Ruptur der Symphyse
bei Extraktion mit dem Levret’schen Forceps.
Fälle von Inversio uteri:
Smith (73) berichtet über einen fast unglaublichen Fall, in welchen
der prolabirte invertirte Uterus von der Hebamme für den Kopf eines
zweiten Zwillings gehalten und nach ?/ıstündigem Zerren mit der Tube
und dem Ovarium einer Seite (die Adnexe der anderen Seite wurden
als kongenital fehlend angenommen) ausgerissen wurde. Dennoch genas
die Wöchnerin! Die Inversion scheint in Knieellenbogenlage einge-
treten zu sein.
Ein äbnlicher Fall wird aus Australien (78) gemeldet. Hier hatte
die Hebamme durch Zug am Nabelstrang den Uterus invertirt und
dann denselben, weil sie ihn für die Placenta hielt, völlig ausgerissen,
Die Frau starb. Die Hebamme wurde wegen Tödtung zu 5 Jahren
Haft verurtheilt.
Treub (77) stimmt bezüglich der Ursachen der Uterusinversion
nach der Geburt mit G. Thomas überein, dass zwei Momente —
Schlaffheit der Wandungen und Druck von oben oder Zug von unten —
9S8 Geburtshilfe. Gerfchtsärztliche Geburtshilfe.
zur Entstehung einer solchen nothwendig sind. In erster Linie hält er
die Paralyse der Placentarstelle und ihrer Umgebung für massgebend ;
dieselbe führt zu einer partiellen Inversion und der kontraktionsfähige
Theil der Uteruswandungen treibt nun den in die Uterushöhle sich vor-
wölbenden Theil wie einen fremden Körper durch die Cervix aus.
In dem von Brown (9) mitgetheilten Falle wurde die Inversion
durch starken Zug seitens des Arztes (!) an der Nabelschnur herbei-
geführt. Die Wöchnerin genas nach Laparotomie und Reduktion des
Uterus.
In dem Falle Chavoix (13), der zum Tode führte, war die In-
version durch Zug an der Nabelschnur und gleichzeitige Kompression
des Uterus seitens der Hebamme veranlasst worden.
In dem Falle von Czarkowski (18) entstand die Inversion
spontan, in dem von Rapczewski (65) durch Zug am Nabelstrang,
in dem von Sachs (67) dadurch, dass die Kreissende auf Anweisung
der Hebamme während der 3. Geburtsperiode in eine Flasche blies.
In dem Falle von Harrison (32) entstand die Inversion bei
starker Anstrengung der Bauchpresse, nachdem allerdings längere Zeit
bei atonischem Uterus Expressionsversuche gemacht worden waren; die
Placenta sass fest an der Uteruswand. Harrison stellt als Bedingungen
für das Zustandekommen der Inversion auf: Schlaffheit der Wandungen
und geöffneter Muttermund. Die spontane Inversion beginnt mit par-
tieller Einstülpung des erschlafften Organes; die Festigkeit der Ver-
bindung zwischen Placenta und Uteruswand spielt hierbei eine wichtige
Rolle. Bei der violenten Entstehung der Inversion ist der Zug an der
Nabelschnur die häufigste Ursache, jedoch muss dabei das Organ er-
schlafft sein und die Placenta fest an der Uteruswand sitzen.
Kinkead (36) zählt als Ursachen der akuten Üterusinversion
auf: Zug am Nabelstrang, Expressionsversuche, endlich manuelle Lösung
der Placenta bei partieller Adhärenz derselben.
In dem von Kreitmair (38) veröffentlichten Falle hatte die
Hebamme nach der Geburt des Kindes sich offenbar nicht mit der
Halbentbundenen, sondern ausschliesslich mit dem Kinde beschäftigt,
und es trat plötzlich während dieser Vornahmen eine Blutung ein. Hier-
auf soll die Hebamme den Leib gerieben haben und während dessen
prolabirte unter heftigem Pressen der invertirte Uterus. Ein spontanes
Entstehen ist hier nicht ausgeschlossen, weil die Nabelschnur zweimal
um den kindlichen Hals geschlungen war.
Lynch (46) berichtet über einen Fall von Uterusinversion, den
er für spontan entstanden hält; er giebt aber zu, dass er die Placenta
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 959
durch Expression und leichten Zug an der Nabelschnur zu
Tage gefördert hatte.
Von den von Marx (51) beschriebenen Fällen war jedenfalls
einer auf Zug an der Nabelschnur zurückzuführen; in einem weiteren
Falle entstand die Inversion plötzlich bei Anlegung einer festen Leib-
binde nach Geburt der Placenta, also bei einer starken Erhöhung des
intraabdominalen Druckes. In einem Falle entstand eine beginnende
Inversion schon bei der künstlichen Entwickelung des Kindes in Folge
Kürze der Nabelschnur (sechs Zoll). In der Diskussion (New-York
Obstetr. Soc.) berichtet Murray über einen analogen Fall von Ent-
stehung der Inversion schon bei der künstlichen Entwickelung und
Kürze der Nabelschnur (ebenfalls sechs Zoll) und einen Fall, in welchen
durch Druck auf den entleerten Uterus seitens der Hebamme eine par-
tielle Inversion entstand.
Marx beobachtete ferner einen Fall von Uterusinversion nach
Frühgeburt im 6. Monate; die Kreissende hatte nach der Geburt des
Kindes selbst am Nabelstrang gezogen und die Inversion bewirkt.
Unter den sechs von Poney (64) berichteten Fällen entstand bei
zweien die Inversion durch Zug am Nabelstrang; in den anderen
vier Fällen ist die Ursache nicht angegeben.
Der Fall von Schacht (68) ist ätiologisch völlig unklar; die
Inversion war bei der mit Forceps entbundenen 25jährigen Primipara
erst am 14. Tage des \Wochenbettes bemerkt worden.
In den zwei von Sjöberg (72) veröffentlichten Fällen von Uterus-
inversion ist jedenfalls am Nabelstrang gezogen worden, da in beiden
Fällen angegeben ist, die Hebamme habe „keinen kräftigeren“ Zug an
der Nabelschnur ausgeübt. ;
In den von Taste (75) neu mitgetheilten Fällen war einmal sehr
an der Nabelschnur gezogen worden und in einem Falle entfernte die
Hebamme manuell die Placenta.
In dem Falle von Marshall (49) war wahrscheinlich an der
Nabelschnur gezogen worden, dagegen scheint die Inversion in den
Fällen von Laurent (40), Mackay (47) und Solberg (74) spontan
entstanden.
Die Möglichkeit eines akuten Entstehens von Inversio uteri im
Wochenbett wird durch folgende zwei Fälle bewiesen.
Burton (12) beobachtete die Entstehung einer akuten Inversion
am 5. Wochenbettstage, als die Wöchnerin das Bett verlassen hatte.
Durch eine am 3. Tage vorgenommene Untersuchung erscheint die An-
nahme einer schon vorher bestehenden partiellen Inversion ausgeschlossen.
990 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Fischer (25) beobachtete eine Inversio uteri mit Vorfall, die
erst am 4. Tage nach der Geburt unter starkem Pressen bei der De-
fäkation entstand.
Parquet (59) beschreibt einen plötzlichen Todesfall währen!
einer intrauterinen Ausspülung in der 3. Geburtsperiode. Die Sektion
ergab keinerlei Todesursache, namentlich keine Luft in den Vener.
Parquet bezeichnet solche Todesfälle, wovon er noch zwei Beispiele
aus der Litteratur mittheilt, als durch „Inhibition“ entstanden, und
bezeichnet mit diesem Namen ein plötzliches Aufhören der Funktionen
des Centralorgans ohne vorgängige anatomische und nutritive Störung
auf einen an der Peripherie wirkenden Reiz. Die Sektion hatte ferne:
eine allseitige Adhärenz der Placenta und der Eihäute an den Üterus-
wandungen ergeben, so dass die Injektion wahrscheinlich in den intakten
Eisack gemacht wurde.
Endlich sind noch zwei Fälle von Geburten nach dem Tode
anzuführen.
Bleich(6) berichtet über einen neuen Fall vom Sarggeburt, der des-
halb von Interesse ist, weil die Ausstossung des Uterusinhalts nicht
bei der bald nach dem Tode erfolgten Obduktion, sondern erst bei der
zweiten Obduktion, welche nach der 10 Tage nach dem Tode erfolgten
Exhumation gemacht wurde, gefunden wurde. Der Uterus war voll-
kommen invertirt und die Placenta abgelöst. Die Ausstossung war
also ausschliesslich durch postmortale Kräfte — Todtenstarre des Uterus
und Fäulniss — erfolgt, jedoch nimmt Bleich auch bier eine prä-
mortale Wehenthätigkeit an, welche wahrscheinlich dadurch hervorge-
rufen worden ist, dass die im 7. Schwangerschaftsmonate befindliche
Frau kurz vor ihrem Tode von drei Männern kurz nach einander
geschlechtlich gebraucht worden war.
Richter (66) theilt einen Fall mit, der als Geburt post mortem
nach Selbstertränkung aufzufassen ist. Ein Kind wurde mit zerfaserter
Nabelschnur bei Hochwasser angeschwemmt, ein zweites fand sich in
Verbindung mit der Zwillingsplacenta und endlich fand sich die Leiche
der Mutter mit Inversion und Prolaps des Uterus. Richter ver-
wirft für die Erklärung der Geburt post moriem die Annahme der
Todtenstarre des Uterus und stellt die Wirkung der Fäulniss an erste
Stelle, giebt jedoch zu, dass sich damit alle Fälle von Geburt post
mortem nicht erklären lassen.
3a.
9a.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 991
Anhang: Genitalverletzungen ausserhalb der Geburt.
. Abe], Ueber Abort-Behandlung. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXVIII,
Nr. 13 ff.
Affaire de Dr. Lassalette.e Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII,
pag. 204. (Verurtheilung eines Arztes wegen Kunstfehlers, weil eine am
Uterus operirte Frau sich verblutet hatte und bei der Sektion im Uterus
sich eine zurückgelassene Arterien-Klemme fand. die blutende Arterie aber
nicht unterbunden war; die Art der Operation geht aus der kurzen Notiz
nicht hervor.)
Ahlfeld, F., Ueber Erweiterung der Tuben bis zur Durchlässigkeit um-
fangreicher Sonden. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1385.
Alexandroff, Aus gerichtlich-medizinischer Praxis. Tod an Peritonitis
nach Verletzung der (Gebärmutter. Anzeiger f. öffentl. Hygiene, gericht!.
u. prakt. Medizin. Juli. (V. Müller.)
Beuttner, O., Ueber ein eigenthümliches Verhalten des Uterus beim Ein-
führen von Instrumenten. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 42.
Binder, Hämatom der äusseren Genitalien. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI,
pag. 1033.
Courant, G., Zur instrumentellen Perforation des Uterus. Centralbl. f.
Gyn. Bd. XXI, pag. 1411.
Döderlein, Experimentelle Untersuchungen über Intra-uterin-Injektionen.
Verhandl. d. deutschen (res. f. (synäk. VII. Kongress. Leipzig, pag. 430.
Haberda. A., Ueber Arsenvergiftung von der Scheide aus und über die
lokale Wirkung der arsenigen Säure. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X,
pag. 201.
Huber, W., Ueber Abortbehandlung. Gräfe’'s Sammig. zwangloser Ab-
handlungen. Bd. I, Heft 5.
Jurasowsky, Gerichtlich- medizinischer Fall von Vorfall der Urethral-
schleimhaut. Anzeiger f. öffentl. Hygiene, gericht]. u. prakt. Medizin. April.
(V. Müller.)
Leubuscher u. Meuser, Ueber die Resorptionsfähigkeit der Scheiden-
schleimhaut. Zeitschr. f. prakt. Aerzte. Nr. 11.
Mittermaier, Fremdkörper im Uterus. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag.
1416.
Odebrecht, E., Bemerkungen zu dem Aufsatz: „Ueber ein eigenthüm-
liches Verhalten des Uterus beim Einführen von Instrumenten“. von Privat-
docent Dr. O. Beuttner in Genf. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, Nr. 42.
Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1442.
Piering, O., Ein Fall von Scheidenstenose nach Verätzung mit Oxal-
säure. Arch. f. Gen Bd. LIV, pag. 72.
v. Rosenthal, J., Ein Fall von Ausschälung eines submukösen Myoms.
Zerreissung der Gebärmutterwand; Köliohysterektomie; Genesung. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXT, pag. 458. (Der Titel giebt den Inhalt an.)
Tuszkai, E., Vulvaverletzung. Kgl. ungar. Aerzteverein zu Budapest.
Sitzung v. 8. V. Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 571. (Ver-
letzung unterhalb der Clitoris durch Sturz.)
992 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Die Erscheinung, dass eine eingeführte Sonde plötzlich weit in
den Uterus eindringen kann, wird von Beuttner (4) auf plötzliche
Relaxation, welche durch den Reiz des eingeführten Instrumentes aus-
geübt wurde, zurückgeführt, von Ahlfeld (2) dagegen durch Ein-
dringen in die Tube gedeutet. Courant (6) dagegen erklärt die
Beuttner’schen Beobachtungen als wahrscheinliche Perforationen der
Uteruswand, weil es pathologische Zustände in der Uteruswand giebt,
bei welchen diese auch mit voluminösen Instrumenten leicht durchbohrt
werden kann. Dass dies auch ausserhalb des Puerperiums möglich ist,
beweist ein von Courant mitgetheilter Fall, in welchem der Uterus
mit Sonde und Curette durchbohrt und die Durchbohrungsstelle bei der
am nächsten Tage vorgenommenen Laparotomie als 1 em breiter Riss
im Peritonealüberzuge mit fest an einander schliessenden Rändern ge-
sehen wurde. Die Perforation ist am leichtesten bei mangelhafter In-
volution oder Atrophie nach infektiösen Wochenbetten, bei Atrophie in
Folge konstitutioneller Erkrankungen und bei Tumorbildung; endlich
ist Courant geneigt, besondere Stellen in der Uteruswand anzunehmen,
die einem leichten Innendruck nachgeben. Courant spricht zum
Schluss die Mahnung aus, immer eine Perforation anzunehmen, wenn
der Tastbefund mit einer grösseren Tiefe des Eindringens eines Instru-
mentes sich nicht in Einklang bringen lässt und dabei ganz besonders
Uterusspülungen auch mit weniger differenten Mitteln zu unterlassen.
In gleicher Weise wie Courant erklärt Odebrecht (12) die
Beuttner’schen Beobachtungen durch eine geschehene Perforation des
Fundus und führt einen Fall von Ventrifixatio an, in welchem er
nach Eröffnung des Peritoneums die Sonde aus dem gegen die Bauch-
wunde angedrängten Uterus herausragen sah (es war die Orthmann-
sche Hakensonde benützt worden). In demselben Falle war die Uterus-
wand so morsch, dass auch die durch sie angelegten Nähte sofort
durchschnitten. Ganz besonders hält Odebrecht ein im Uterus ge-
spreiztes Instrument, wie Beuttner es benützte (Schultze’scher Dila-
tator) für geeignet, den Fundus zu durchbohren, wie ja auch die Ge-
fährlichkeit der Einführung von Kornzangen, z. B. zur Entfernung
von Eiresten, feststeht. Bezüglich der Perforation des Uterus, die nach
seiner Anschauung auch dem geschicktesten Arzte passiren kann, und
ihrer gerichtsärztlichen Beurtheilung weist Odebrecht auf die Wich-
tirkeit der von Fritsch aufgeworfenen Frage hin, ob der betreffende
Eingriff‘ gerechtfertigt war oder nicht, und gerade in Bezug auf die
Beuttner’schen Fälle verwirft er das viermalige Durchführen der
Sonde (zur Demonstration) als ungerechtfertigt. Ist ein Uterus sicher
Die Geburt in ihren Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 993
oder wahrscheinlich perforirt, so soll bei Abwesenheit von Komplika-
tionen, das weitere Handeln negativ sein und der Uterus als ein Noli
me tangere betrachtet werden.
Abel (1) verwirft bei der Abortusbehandlung die Curette als ge-
fährliches Instrument, das die Perforation leicht hervorbringen kann,
ebenso Huber (9).
Döderlein (7) stellte im Anschluss an den im Vorjahre von
Hofmeier begutachteten Fall (s. Jahresbericht Bd. X, pag. 921) Ver-
suche an, ob bei vorschriftsmässig ausgeführten intrauterinen Infektionen
Flüssigkeit durch die Tuben in die Bauchhöhle dringen kann. Die
Versuche wurden bei Kranken gemacht, die zur Totalexstirpation be-
stimmt waren. Unter 6 Fällen drang trotz vorheriger Dilatation des
Cervicalkanals, langsamem Vorschieben des Spritzenstempels, sofortigem
Zurücksaugens überschüssiger Flüssigkeit 5 mal die Flüssigkeit — 4 mal
Methylviolett und 1 mal Chlorzink — in die Tuben und sogar in die
Baucbhöhle ein. In einem Fall drang die Flüssigkeit nicht ein, aber
hier waren die Ostia uterina tubae verquollen. In einem weiteren
Falle, in welchem zu Abtreibungszwecken — die Frau war übrigens
nicht schwanger — Lysollösung in den Uterus eingepumpt worden
war, drang wahrscheinlich auch Flüssigkeit in die Bauchhöhle ein.
In einem Falle von Mittermaier (11) machte das Zurücklassen
einer Seidenligatur nach Myomumschnürung, in einem zweiten das Zurück-
bleiben der Trümmer eines Glaskatheters in Folge infektiöser Erschei-
nungen spätere Eingriffe nothwendig.
Leubuscher und Meuser (10) fanden bei Versuchen die Re-
sorptionsfähigkeit der Scheidenschleimhaut bei normalem Epithel sehr
gering, dagegen wurden eingeführte Medikamente bei Alteration des
Epitbels schnell resorbirt, weshalb in solchen Fällen stärker wirkende
Arzneimittel nur mit grosser Vorsicht intravaginal anzuwenden sind.
Haberda (8) veröffentlicht einen tödtlichen Fall von Arsenik-
vergiftung von der Scheide aus. Die Veränderungen im oberen Theil
der Scheide, wo das Gift in selbstmörderischer Absicht — Schwanger-
schaft war übrigens nicht vorhanden — deponirt worden war, fanden
sich die Scheidenwand in ganzer Dicke, das Septum recto-vaginale und
die Mastdarmwand geschwollen, infiltrirt und von Hämorrhagien durch-
setzt, sowie auch das Peritoneum des Douglas’schen Raums an der
Entzündung betheiligt; die Scheidenschleimhaut war von einer dicken,
blätterigen, fibrinösen Exsudatschicht bedeckt. Im unteren Theil der
Scheide fanden sich ebenfalls intensive Entzündungserscheinungen in
Folge Abfliessen des Sekretes, das eine gewisse Menge des Giftes
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 63
994 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
gelöst enthielt. Aus dieser Beobachtung, sowie aus Thierexperimenten
leugnet Haberda die bisher verbreitete Ansicht, dass die arsenige
Säure den Aetzgiften beizuzählen ist, sondern schreibt ihr eine inten-
sive Entzündungserregung zu, die zu Hyperämie, Blutungen und ent-
zündlicher Exsudation ins Gewebe führt; die Exsudation führt dauv
sekundär zu Nekrose der in ihrer Ernährung beeinträchtigten Gewehs-
schichten. Die Beobachtung dieses Falles ist ferner von besonderer
Wichtigkeit für die Frage der Resorptionsfähigkeit der Scheidenschleim-
haut, um so mehr als neuerdings Arsenik wieder als lokales Aetzmittel
bei Portiocareinomen vorgeschlagen worden ist.
Piering (13) berichtet über einen Fall von durch Verätzung er-
zeugter trichterförmiger Narbenstenose der Scheide etwa 4 cm oberhalb
des Introitus. Die Verätzung war durch Eingiessung einer Lösung
von oxalsauren Kali (Selbstmordversuch) herbeigeführt worden.
Ein Hämatom der äusseren Genitalien ohne Trauma, sondern ledig-
lich nach Heben eines schweren Gegenstandes wird von Binder (ol
beschrieben. Die Blutung entstand zwischen Sitzhöcker und Anus,
also wohl von einem Hämorrhoidalgefäss aus, und verbreitete sich
sekundär in das rechte Labium majus, das bis zu Faustgrösse an-
schwoll. Als Disposition für die Gefässverletzung wird Alkohol-Miss-
brauch angenommen.
f) Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen
Medizin.
l. Ahlfeld, F., Die Lehre von der puerperalen Selbstinfektion und vom
Selbsttouchiren in forensischer Beziehung. Zeitschr. f. Medizinalbeamte.
Bd. X, pag. 733.
2. Anwendung des Lysols in der Hebammenpraxis. Erlass des preussi-
schen Ministeriums. Zeitschr. f. Med.-Beamte. Bd. X, Beilage pag. 74. (Zu-
lassung von Lysol für die Hebammenpraxis.)
3. Bernstein, A., Puerperale Selbstinfektion. Aerztl. Sachverständigenzei-
tung, Nr. 13/14.
4. Constant, Infection d’une nourrice par un nourisson syphilitique heredi-
taire. Soc. de Med. et Chir. Sitzung v. 8. II. Gaz. hebdom. de Med. et
Chir., pag. 187.
5. Fournier, Cas de syphilis communiquée par un nourrisson à sa nourrice.
Ann. d'hygiène publique et de médecine légale. lI. Serie, Tom. XXXVII,
pag. 366. (Fall von Uebertragung der Syphilis von dem hereditär syphi-
litischen Säugling auf die Amme, von dieser auf ihr Kind und ihren Mann;
Selbstmord der Amme.)
Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 99,5
6. Goltmann, Sudden deaths in the puerperium. Memphis Med. Monthly,
pag. 145.
7. Hamonic, La syphilis par l'allaitement. Journ. de Clin. et thérap. infant.
pag. 175.
8. Pistre, J., Infection d'une nourrice par un nourrisson syphilitique; respon-
sabilité des parents; responsabilité du médecin. Presse méd., pag. 124.
(Betont die Verantwortlichkeit des Arztes und der Eltern bei Infektion
einer Amme durch ein kongenital-syphilitisches Kind.)
9. Poix, G.. Intoxication aiguë par le sublimé. Gaz. des Hôp. Tom. LXX,
pag. 834.
10. Responsabilité civile des médecins. Gaz. méd. de Paris. Tom. LXVIII,
pag. 203 u. 226.
ll. Schatteles, Fall von extragenitaler Sklerose. Verhandl. des Vereins
ungar. Dermatologen und Urologen in Budapest. Sitzung v. 30. IX. 1896.
Pester med.-chir. Presse. Bd. XXXIII, pag. 120.
12. Une nourrice contaminede par son nourisson atteint de syphilis héréditaire
est-elle toujours en droit de réclamer des dommages-interöts? Semaine
med. u. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 131.
13. Verhütung der Uebertragung des Kindbettfiebers. Polizeiverordnung des
kgl. Oberpräsidenten der Rheinprovinz. Zeitschr. f. Med.-Beamte, Bd. X,
pag. 75. (Anzeigepflicht bei Fällen von Wochenbettsfieber.)
14. Vogt, H., Embolie der Arterie pulmonalis. Norsk Mag. for Laegevidensk.
pag. 1130.
15. Zurücknahme des Prüfungszeugnisses einer Hebamme wegen wieder-
holter gröblicher Verletzung ihrer Berufspflichten. Zeitschr. f. Med.-Beamte
Bd. X, Beilage pag. 161.
16. Zweifel, P., Ueber plötzliche Todesfälle von Schwangeren und Wöch-
nerinnen. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1 u. 19.
Brouardel (g 24) bespricht die Diagnose des Status puerperalis
und legt dabei auf die Grösse des Uterus und das Lochialsekret das
Hauptgewicht; von geringerem Werth sind die Befunde an den Brüsten,
namentlich aber die Schwangerschaftstreifen.
Die Frage, ob eine Frauensperson schwanger sein kann, ohne es
zu wissen, wird von Brouardel für Primiparae, unregelmässig men-
truirte, idiotische und sonst krankhafte Zustände bietende Personen
bejaht. Dagegen bezeichnet er eine Geburt, ohne dass sie von der
Frau bemerkt würde, oder im natürlichen Schlafe als höchst unwahr-
und die hierfür angeführten Fälle, die er genauer analysirt, als nicht
sicher beweisend.
Bezüglich der Frage der Bewusstlosigkeit nach der Geburt hält
Brouardel eine solche bei grossem Blutverlust für möglich und bei
verheimlichter Geburt für häufiger, aber durchaus nicht für so häufig,
wie Freyer (s. Jahresbericht Bd. I, pag. 250). Endlich leugnet
63*
996 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Brouardel mit Recht eine besondere Form von Wahnsinn nach der
Geburt, durch welche ein Kindsmord entschuldigt werden könnte.
Die Gazette médicale (10) veröffentlicht einen merkwürdigen Fall
von Civilklage einer Frau, welche wegen Kindsmord in Untersuchung
genommen worden war, gegen den Gerichtsarzt, welcher aus der Ver-
erösserung des Uterus, frischen Schvwangerschaftstreifen und Sekret in
den Brüsten die Diagnose gestellt hatte, dass sie frisch entbunden sei.
Statt dessen war sie Gravida und gebar im Gefängnisse, so dass sie
ausser Verfolgung gesetzt wurde. Der Gerichtsarzt wurde wegen Ab-
gabe des unrichtigen Gutachtens zum Schadenersatz verurtheilt.
Ahlfeld (1) tritt bezüglich der forensen Bedeutung der Lehre
von der Selbstinfektion den Behauptungen von Bernstein (3)
entgegen, welcher die Selbstinfektion verwirft und bedauert, dass diese
Lehre es den Hebammen erleichtere, ihre Schuld zu verbergen und der
Strafe, die sie wegen Unterlassung der Reinlichkeitsvorschriften ver.
dient hätten, zu entgehen. Ahlfeld begründet neuerdings die Lehre
von der Selbstinfektion, indem das von Menge und Krönig
behauptete Nichtvorkommen von pathogenen Keimen in der Scheide
noch keineswegs sicher feststehe und dass die Bakteriologie noch nicht
gegen die Selbstinfektion entschieden habe. Er stellt hierauf bezüglich
der Entstehung der Selbstinfektion acht Typen auf: a) Spontan-
verletzungen des Uterus und Scheidengewölbes, b) tiefe Cervixrisse,
c) überlange Dauer der Austreibungsperiode bei engem Becken und
ungünstigen Lagen oder Einstellungen der Frucht, d) Zurückbleiben
von Placentarresten, besonders wenn ein Theil derselben in Cervix oder
Scheide herunterragt, e) Placentarpolypen, f) Retention grösserer Ei-
haut- oder Deciduareste, g) Einwanderung von Scheidenkeimen in die
Uterushöhle während des \Wochenbettes bei ungenügender Involution
und Erweiterung des unteren Uterinsegmentes, endlich h) Recidive von
Peritonitis oder Parametritis aus früher entstandenen ÄAbscessen, grössten-
theils auf gonorrhoischer Basis. Bei allen Typen mit Ausnahme von a, e
und h findet in der Regel nur ein langsames Ansteigen der Temperatur
statt und niemals tritt ein initialer Schüttelfrost ein; im weiteren
Verlauf, wenn die Zersetzungen im Uterus einen höheren Grad erreicht
haben, kann dies allerdings auch hier eintreten. Das langsame An-
steigen der Symptome giebt also auch in forensen Fällen Anhaltspunkte
für die Annahme einer Selbstinfektion. Es erscheint wichtig, die Haupt-
schlusssätze Ahlfeld’s hier mit seinen eigenen Worten anzuführen:
„War die Gebärende bei Eintritt der Geburt thatsächlich gesund,
ist die Geburt leicht, und zumal nach dem Blasensprunge, schnell ver-
Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 997
laufen, ist die Nachgeburt sammt ihren Eihäuten in toto ausgestossen,
hat die Sektion kein Zurückbleiben eines Placentarrestes oder einer
Pl. succenturiata ergeben, auch keinen bis in das Scheidengewölbe gehenden
Cervikalriss, dann ist der Tod in Folge von Selbstinfektion fast mit
absoluter Sicherheit auszuschliessen. Wird hingegen festgestellt, dass
die Geburt nach dem Fruchtwasserabflusse noch sehr lange gedauert
hat trotz kräftiger Geburtsanstrengungen, dass noch dazu ein enges
Becken vorlag, dass Theile des abgestorbenen Kindes, z. B. ein Arm,
lange Zeit vor den äusseren Genitalien oder tief in der Scheide lagen
finden sich bei der Autopsie umfangreiche Druckstellen an den mütter-
lichen Geweben, wurden Placentarreste im Uterus gefunden, die in Zer-
fall begriffen waren, ergab die Autopsie Zeichen einer fortschreitenden
Gonorrhoe oder alter recidivirter Abscedirungen, dann ist nicht auszu-
schliessen, dass der Tod auch in Folge einer Selbstinfektion herbei-
geführt sein kann.“ „Nur die Fälle können zu einer Verurtheilung
führen, in denen Arzt und Hebamme das Infektionsgift nachweislich
an ihrer Hand aufgenommen und es dann, ohne sich genügend zu reinigen,
bei der Untersuchung einer Gebärenden oder frisch Entbundenen einge-
führt haben.“ Es ist also nach Ahlfeld nicht die Lehre der Selbst-
infektion an sich, welche die Verurtheilung erschwert, sondern der vom
Richter verlangte strenge Nachweis des Kausalnexus zwischen unge-
nügender Händedesinfektion und Erkrankung und Tod.
Vielmehr als durch die Selbstinfektion wird, wie Ahlfeld weiter
ausführt, einer Hebamme die Beschönigung ihrer Nachlässigkeit erleich-
tert durch die neuerdings von Bernstein aufgestellte Behauptung,
dass die Frauen — natürlich mit ungewaschenen Händen — sich sehr
häufig selbst innerlich untersuchen. Wenn es auch häufig vor-
kommt, dass Frauen sich die äusseren Geschlechtstheile direkt berühren,
so kommt doch nach Ahlfeld’s Erfahrungen ein eigentliches Selbst-
touchiren sehr selten und höchstens bei Hebammen vor, und dass die
Beschmutzung der äusseren Theile so schädliche Folgen habe, kann
Ahlfeld nicht anerkennen, weil ja die Beschmutzung namentlich bei
der Defäkation etwas sehr Häufiges ist und dann viel mehr Frauen er-
kranken würden. Ahlfeld schliesst seine Betrachtungen mit dem
Satze, dass die Lehre von der Selbstinfektion und von dem Selbst-
touchiren wohl die Beurtheilung über Schuld oder Unschuld eines
Arztes oder einer Hebamme erschwere, dass aber eine Entscheidung
im Urtheil durch sie nicht herbeigeführt werden könne, da eine Ver-
urtheilung wegen fahrlässiger Tödtung nur eintreten kann, wenn der
Kausalzusammenhang zwischen ungenügender Desinfektion und Erkran-
998 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
kung und Tod hinreichend wahrscheinlich gemacht oder festgestellt ist
und andere Todesursachen ausgeschlossen sind.
Im Anschluss an die Ahlfeld’schen Ausführungen sei hier ein
Fall erwähnt, in welchem eine Hebamme wegen fahrlässiger Tödtung
(Puerperalfieber) angeklagt war, (15) aber freigesprochen wurde, weil
zwei Sachverständige pur die Möglichkeit des ursächlichen Zusam-
menhanges des Todes mit der nachgewiesenen Unterlassung der Rei-
nigungsvorschriften zugaben, zwei weitere Aerzte einen Zusammenhang
als wahrscheinlich und ein fünfter einen solchen als „fast“ mit Be-
stinmtheit gegeben erachteten. Das Gericht nahm deshalb an, dass
nach keinem der abgegebenen Gutachten die Möglichkeit einer anderen
Ursache für die Erkrankung der Wöchnerin als völlig ausgeschlossen
anzunehmen war. Der Hebamme war nachgewiesen worden, dass sie
in drei Fällen bei Gebärenden innere Untersuchungen und in einem
Falle sofort nach der Geburt die Entfernung der Nachgeburt durch
Eingehen mit der Hand in die inneren Theile vorgenommen habe, ohne
sich die Hände in der vorgeschriebenen Weise gereinigt zu haben;
ausserdem hatte sie in einem Falle zur Durchtrennung der Nabelschnur
eine in dem betreffenden Haushalte verwendete, nicht. desinfizirte Schere
gebraucht und in einem weiteren Falle sich nicht die Gewissheit ver-
schafft, ob die Nachgeburt rechtzeitig und vollständig abgegangen war.
Aus diesen Gründen wurde auf Zurücknahme des Prüfungszeugnisses
erkannt.
Plötzliche Todesfälle im Wochenbett:
Zweifel (16) beschreibt einen plötzlichen Todesfall im Wochen-
bett am 11. Tage desselben, bei dem aber nicht Embolie der Lungen-
arterien, wie vermuthet wurde, sondern subakute Nephritis — ausser-
dem ein Herd von beginnender Lungengangrän in Folge Aspiration
von Speiseresten — bei der Sektion gefunden wurde. Wegen des
Nierenbefundes wurde Uraemia acutissima als Todesursache angenommen.
Da die Wöchnerin aber krank (infizirt) war und zweimal narkotisirt
gewesen war, so glaubt in der Diskussion Sänger einen Herztod an-
nehmen zu sollen, während Doederlein auf die Infektion das grösste
Gewicht legt.
Ausser dem mitgetheilten Falle hat Zweifel 6 Fälle von plötz-
lichem Tod im \Vochenbett beobachtet, darunter 3 Fälle von Embolie
der Lungenarterie, 2 Fälle von Mitralinsufficienz und 1 Fall von Hirn-
tumor. Ein weiterer Todesfall an Eıinbolie der Lungenarterie wurde
ausserhalb des Wochenbetts nach Exstirpation der Bartholin’scheu
Drüse beobachtet, ferner ein Todesfall an Stenose der beiden Coronar-
Das Wochenbett in seinen Beziehungen zur gerichtlichen Medizin. 999
arterien nach Ventrifixatio uteri und ein Fall von Hirntumor pach
Ovariotomie. Als Schutz gegen Embolien der Lungenarterie werden
Blutstillung und strengste Asepsis dringend empfohlen, jedoch werden
auch diese Massregeln nicht alle Fälle von Lungenembolie verhüten
lassen.
Goltmann (6) berichtet über zwei Todesfälle im Wochenbett
an Embolie der Art. pulmonalis, ausgehend in einem Falle von vari-
kösen Venen, im anderen von Herzthromben.
Parquet (e. 59) theilt einen plötzlichen Todesfall am neunten
Tage des Wochenbetts in Folge von Embolie der Lungenarterie mit.
Die Wöchnerin stürzte unmittelbar nach dem Aufstehen todt nieder.
Die Puls- und Temperaturkurve im Wochenbett zeigt die charakteristi-
schen von Leopold beschriebenen Veränderungen.
Vogt (14) berichtet über drei tödtliche Fälle von Embolie der
Lungenarterie im Wochenbett. Ein Fall, in dem die Embolie am
10. Tage beim Verlassen des Bettes auftrat, endigte mit Genesung.
Poix (9) veröffentlicht einen Fall von Sublimatvergiftung bei
einer Wöchnerin, welche irrthümlicher Weise von der zu Vaginalinjek-
tionen bestimmten Sublimatlösung getrunken hatte. Sie trank alsbald
Milch und erbrach darauf heftig, so dass der Exitus letalis verhütet
wurde.
Die Semaine médicale (12) erwähnt eine Entscheidung des
Pariser Appellhofes in der Klagesache einer Amme, die von dem here-
ditär syphilitischen Säugling mit Lues infizirt worden war. Da die
Symptome von hereditärer Lues erst nach einiger Zeit auftraten und
die beiden Eltern keinerlei Symptome von Syphilis zeigten, auch nie-
mals an Syphilis gelitten zu haben angaben, wurde der Amme keine
Entschädigungsberechtigung zuerkannt. Es wird mit Recht die Frage
aufgeworfen, ob nicht schon das blosse Vorhandensein der hereditären
Syphilis bei dem Säugling die Verautwortlichkeit der Eltern involvire.
Schatteles (11) berichtet über einen Fall von syphilitischer Iu-
fektion einer Amme in der Mammilla durch einen kongenital syphiliti-
schen Säugling. Einschlägig zu dieser Frage sind ferner die Fälle
von Constant (4), Hamonic (7), Fournier (5) und Pistre (8).
1000 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
QO si
10.
11.
12.
13.
14.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
g) Das neugeborene Kind.
. Adams, A. E., Report of seven cases of ophthalmia neonatorum. New
York Med. Journ. Vol. LXV, pag. 454 u. 466.
. Ahlfeld, F., Zerreissung der Nabelschnur eines reifen Kindes während
der Geburt. Zeitschr. f. Geb. u. Gen Bd. XXXVI, pag. 467.
. Ahlmeyer, E., Historisch-bibliographische Zusammenstellung der Methoden
der Wiederbelebung Neugeborener. Inaug.-Diss. Marburg. (Eingehende
historisch-kritische Arbeit.)
. Anthes, E., Ueber den Einfluss des Bades auf die Nabelwundheilung der
Neugeborenen. Inaug.-Diss. Halle 1896.
. Audebert, Asphyxia neonatorum. Journ. de Med. de Bordeaux,
12. Sept.
. Averill, C., Idiopathic haemorrhage from the umbilicus in an infant.
Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 393.
. Bährecke, E., Ueber Melaena neonatorum. Inaug.-Diss. Leipzig 1896.
. Bar, Abklemmung des Nabelstranges. Presse méd. 8. Sept.
. Barabo, Doppelseitiges Cephalhämatom. Nürnberger med. Gesellsch. u.
Poliklinik. Sitzung v. 21. V. Münch. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag.
461.
Barker, G.C., A case of injury to the shoulder from the Schultze method
of artificial respiration. Lancet. Vol. I, pag. 1270.
Barozzi, J.. Gastro-intestinal hemorrhages of the newborn. Kansas Med.
Journ. 23. Januar.
Bastard, Contribution à l'étude du traitement du cordon ombilical après
la naissance; actions des bains. Thèse de Paris. Nr. 272.
Behnke, Pemphigus neonatorum. Hosp. Tid. 4. Serie, Vol. II, pag. 21.
Bernstein, E. J., Blennorrhoea neonatorum. Ann. of Gyn. and Pediatr.
Vol. X, pag. 749.
5. Bingel, E.. Das Cephalohämatom beim Neugeborenen. Inaug.-Diss. Bonn
1896. (Vier Fälle bei Spontangeburten.)
Bittner, Ein Fall von intrauterin geheilter komplizirter Fraktur. Prager
med. Wochenschr. 1896, Nr. 43.
— Caput obliquum mit hochgradiger Kontraktur des rechten Sterno-
cleidomastoideus. Verein deutscher Aerzte in Prag, Sitzung vom 22. X.
Prager med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 556.
Bordas, Application médico-légale des rayons Roentgen. Ann. d'hygiène
publique et de médecine légale. TII. Serie, Tom. XXXVI, pag. 173.
Bourdon, L’infanticide dans les législations anciennes et modernes. Ann.
d'hygiène publique et de médecine legale. III. Serie, Tom. XXXVII, pag.
186. (Rechtsphilosophische und rechtsgeschichtliche Skizze.)
Braun, R., Verletzungen an Anus und Vagina bei einer Kindsleiche. Ge-
burtsh.-gynäk. Ges. zu Wien, Sitzung v. 1. XII. 1896. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 55.
Brothers, A., Gangrene of the penis after ritual circumeision. Med.
Record, New York. Vol. LI, pag. 157.
26.
27.
29.
3.
36.
37.
A
&
39.
40.
40a.
Das neugeborene Kind. 1001
. Brouardel, P., L'infanticide. Ann. d'hygiène publique et de médecine
légale. III. Serie, Tom. XXXVI, pag. 350.
— Infanticide par immersion dans les fosses d'aisance. Ebenda, pag.
421.
— Infanticide; questions médico -légales relatives à l'état de la mère.
Annales d'hygiène publique et de médecine légale. III. Serie, Tom. XXXVI,
pag. 481.
— Déclaration de naissance. Ann. d'hygiène publique et de méd. lég.
HI. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 481. (Nur in Rücksicht auf die französische
Gesetzgebung von Interesse; bespricht namentlich die Kollision der An-
zeigepflicht mit dem Berufsgeheimniss.)
Brown, B., Einige neue Methoden der Wiederbelebung scheintodt oder
schwach geborener Kinder. Therap. gaz. 15. Juni; ref. Centralbl. f. Gyn.
Bd. XXI, pag. 1402.
— F. T., Congenital dislocation of the shoulder-joint. New York Acad.
of Med., Section on Paed. Sitzung v. HIV Med. Record, New York. Vol.
LI, pag. 566.
Burton, S. H., A case of death from haemorrhage following operation
for tongue-tie; necropsy. Lancet, Vol. I, pag. 241.
Carbolsäurevergiftung. Aerztl. Sachverständigenzeitung, Bd. III, pag. 24,
(Verurtheilung einer Hebamme wegen Verband des kindlichen Nabels mit
Karbolöl und dadurch bewirkte tödtliche Karbolsäurevergiftung.)
Chartres, Ophthalmia neonatorum. Arch. Clin. de Bordeaux 1896, Nr. 12
u. These de Bordeaux, Nr. 12.
. Chrzanowski, Zwei Fälle von Melaena neonatorum. Arch. f. Kinder-
heilkunde, Bd. XX1.
. Cibert, M., Des paralysies radiculaires obstetricales du plexus brachial.
These de Lyon, Nr. 130.
Clasen, Ein Handgriff zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener.
Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 1896, pag. 453.
Cohn, H., Warum gehen noch immer Augen von Neugeborenen an Eite-
rung zu Grunde? Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 805.
Colter. Intrauterine fractures. Transact. of the Cincinnati Obst. Soc.
Sitzung v. 21. I. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 237.
Costinesco, J., Des hemorrhagies gastro-intestinales chez l'enfant. These
de Paris, Nr. 512.
Crandall, F. M., An unusual case of Melaena neonatorum. Arch. of
Pediatr. 1896, September. (Melaena-Fall bei einem 15 Tage alten Kinde
ohne Aufklärung der Ursache.)
. Dallemagne, La docimasie pulmonaire. Internat. Kongress f. gericht!.
Medizin zu Brüssel. Ann. d’hygiene publique et des med. leg. III. Serie,
Tom. XXXVIII, pag. 386.
Davis, E. P., Prenatal infection. Arch. of Ped. Vol. XIV, pag. 641.
Demelin, Broncho-pulmonar-Blutungen bei Neugeborenen. Revue obst.
internat. Nr. 73, 1. Januar; ref. Brit. Med. Journ. Vol. I, Epitome,
Nr. 148.
D’Erchia, Sopra un casò di atresia congenita dell’ orifizio polmonare con
setto interventricolare completo. Rivista di Med. Legale, Nr. 1.
(II (e Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
41.
42.
43.
44.
45
46.
47.
48.
49.
50.
92.
53.
60.
Dimitriewsky, Ein Fall von Melaena neonatorum mit Ausgang in Hei-
lung. Russ. Arch. f. Path., Bakteriol. ete. März.
Dittrich, P., Ein Fall von Verblutung aus der unterbundenen Nabalsahrnn
Prager med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 513.
Doleris u. Scheffer, Un cas de fracture intrauterine de tibia, avec
vice de conformation. Soc. obts. et gyn. de Paris, Sitzung v. 11. Il. Ann.
de Gyn. Tom. XLVII, pag. 253.
Dollinger, Schenkelfraktur bei Neugeborenen. K. ungar. Aerzteverein
zu Budapest, Sitzung v. 6. XI. Pester med.-chir. Presse, Bd. XXXIII, pag.
1177. (Zwei Fälle von Femurfraktur, einer im mittleren und einer zwischen
oberem und mittlerem Drittel, ohne Angabe des Geburtsverlaufes.)
Dorland, W. A. N., Persistence of the umbilical cord. Philad. Polyclin.
19. Juni.
Dubrovitz, M., Fälle von Blennorrhoea infantum. Gyögyäszat Nr. 3;
ref. Pester med.-chir. Presse, Bd. XXXIJII, pag. 602.
Dujardin, Keratite obstetricale. Journ. des sciences med. de Lille und
Journ. de med. et chir. pratiques, pag. 189.
Eberhart, Gesichtshämatom bei einem Kinde. Allg. ärztl. Verein in
Köln, Sitzung vom 20. I. 1896. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII,
Vereinsbeilage, pag. 11.
Eve, F.. Congenital dislocation of shoulder. Clin. Soc. of London. Sitzung
v. 23. IV. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1093.
Fieux, G., Direkte Insufflation bei Neugeborenen mit dem Stethoskop.
Revue obst. internat. 21. Febr.
— Pathogénie de paralysies brachiales chez le nouveau-né (paralysie
obstetricale). Soc. d’obst., de gyn. et de péd. de Bordeaux. Sitzung vom
12. I. Journ. de Méd. de Bordeaux, Tom. XXVII, pag. 68.
— De la pathogenie des paralysies brachiales chez le nouveau-ne; para-
lysies obstetricales.. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 52.
— Un nouveau cas de paralysie obstetricale. Soc. d’obst. de gyn. et
de péd. Sitzung vom 11. V. Journ. de Med. de Bordeaux, Tom. XXVII,
pag. 254.
Fischer, L., Zur Kasuistik und Aetiologie der Melaena neonatorum.
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 504.
. Flagg, Ch. E. B., Umbilical asepsis in the newborn. Med. News. Vol.
LXXI, pag. 215.
Frazer, E. F., Child in utero crying during labour. Brit. Med. Journ.
Vol. I, pag. 60 u. Lancet, Vol. I, pag. 520.
. Fronz, Zwei Fälle von Tetanus neonatorum. Jahrbuch f. Kinderheilkunde,
Bd. XL.
Gamble, L.D., Melaena neonatorum. Brit. Med. Journ. Vol. II. pag. 216.
(Ein Fall mit Genesung, Ursache dunkel.)
. Gangolphe, Fracture obstetricale de l'humérus; paralysie radiale; libéra-
tion du nerf le 38 jour. guérison. Soc. de chir. de Lyon, Sitzung v. 2. XII.
Province med. Tom. XII, pag. 609.
Wascynski, Die Behandlung des Nabelschnurstumpfes. Medycina 18%,
pag. 786 u. 809.
6l.
62.
65.
66.
67.
12.
Das neugeborene Kind. 103
Glassford, R. W., Midwives and ophthalmia neonatorum. New York
Med. Journ. Vol. LXV, pag. 534. (Verurtheilung einer Hebamme wegen
Vernachlässigung in einem Falle von Ophthalmoblennorrhoe.)
Grosz, kin Fall von angeborener cerebraler Diplegie bei einem aus extra-
uteriner Schwangerschaft stammendem Säugling. Arch. f. Kinderheilkunde.
Bd. XXII, Heft 1/2.
Guillemot, Y., Une endémie de paralysies radiculaires obstetricales. Ann.
de Gyn. Tom. XLVII, pag. 35.
. Hartigan, An unusual weight for a child at term. Boston Med. and
Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 557. (Ueber 8200 g schweres Kind.)
Haynes, Obstetrical Paralysis in infant. Brooklyn Med. Journ. Nr. 5.
Heady, J.F., Case of Cephalhematoma. Transact. of the Cincinnati Obst.
Soc. Sitzung v. 11. III. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXVI, pag. 270.
Hermary, A., Des hemorrhagies gastro-intestinales chez les nouveau-nés.
These de Paris, Nr. 5. Gaz. hebdom. de med. et de chir. Nr. 21.
Herter, Haemorrhage into the lateral ventricles of a newly born infant.
New York Neurolog. Soc. Sitzung v. 6. IV. Med. News. Vol. LXX, pag. 576.
. Hildebrand, Doppelseitiges Caput obstipum. Bericht über die Verband.
der deutschen Gesellsch. f. Chirurgie. XXVI. Kongress. Centralbl. f. Chir.
Bd. XXIV, Kongressbeilage, pag. 52. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLV,
Heft 5'6.
Hink, V., Demonstration zweier Moulagen. Geh gen. Gesellsch. zu Wien,
Sitzung vom 22. VI. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1354.
. Hjort, Behandlung der Ophthalmia gonorrhoica bei Kindern. Norsk. Mag.
f. Laegev. 1896, pag. 823.
Hoffa, A., Ein Fall von intra partum entstandener Unterschenkelfraktur.
Physik.-med. Gesellsch. Würzburg, Sitzungsberichte, Nr. 1.
, Hubbell, A. A., Ophthalmia neonatorum. Buffalo Med. Journ. Jan.
. Hübl, H., Trennung des Kopfes vom Rumpfe. Geburtsh.-gyn. Ges. zu
Wien, Sitzung v. 18. V. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1327.
. Jacobsohn, Ueber Massregeln zur Verhütung der Augenbindehaut-Ent-
zündung der Neugeborenen. Aerztl. Sachverständigen-Zeitung, Nr. 16.
. Kader, Das Caput obstipum musculare. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XVII,
Heft 1 u. Bd. XVIII, Heft 1.
- Kellar, Nichtabbinden des Nabelstranges. Pacific Med. Journ. Januar-
heft; ref. Wiener med. Blätter, Bd. XX, pag. 285.
. Knapp. L., Geschichtliche Bemerkungen zu Dr. Oehlschläger’s Auf
satz. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 661.
. Köbl, E., Offene Frage betreffs der Wiederbelebung asphyktischer Neu-
geborener. Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte. 1396, Nr. 22.
. Köster, G., Ueber Entbindungslähmungen. Deutsches Arch. f. klin. Med.
Bd LVIII, pag. 257.
. Kopits, Intrauterine Schenkelfraktur. Ungar. med. Presse, Bd II, Nr. 22,
Kosminski, F., Ein Fall von Melaena neonatorum. Przegl. lek. Nr. 37,
ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI. pag. 1401. |
Kratter, J., Zur Kenntniss und forensischen Würdigung der Geburtsver-
letzungen. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Medizin. 3. Folge, Bd. XIII, pag.
354.
1004
SCH
I
or
86.
87.
89.
90.
96.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Lambert, S. W., Umbilical sepsis in the newborn, occurring at the
nursery and child's hospital. New York, during 1896. Med News. Vol. LXX.
pag. 557.
5. Lambinon, La déclaration des foetus agés de moins de 6 mois est-elle
obligatoire? Journ. d'accouchement, pag. 104.
Laubmeister, J, Ueber Harnsäure-Infarkte beim Neugeborenen. Inaug.-
Diss. Würzburg 1896.
Lesser, A., Kindesmord? Zeitschr. f. Med.-Beamte, Bd. X, pag. 233.
. Lincoln, J. R., Gastric ulcer in the newborn. Boston Med. and Surg.
Journ. Vol. CXXXVII, pag. 178. (Ein Fall von Melaena, der auf „Ver-
sehen“ zurückgeführt wird! Die Mutter war im fünften Monat der Schwanger-
schaft Zeugin eines Hämatemesis-Anfalles bei ihrer Schwester gewesen!)
I:ugeol, Déclaration du foetus. Soc. de Med. et de Chir. de Bordeaux,
Sitzung v. 12. II. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 102
u. 225.
Lutaud, De la déclaration des foetus et des embryons. Ann. d'hygiène
publique et de medecine legale. III. Serie, Tom. XXXVIII, pag. 145. (Be-
tont für Frankreich die Anzeigepflicht, wenn die Frucht nach dem vierten
Monat der Schwangerschaft ausgestossen worden ist.)
. Mc Donnell, D, Birth palsy. Ulster Med. Soc. Sitzung vom A II. Brit,
Med. Journ. Vol. I, pag. 469.
. Mc Gee, W. C.. Resuscitation of the newborn. Med. Record, New York.
Vol. LI, pag. 677.
Mackenzie, J., Notes on a case of asphyxia neonatorum in which the
heart continued to beat for more than four hours without the respiratory
function having acted. Lancet, Vol. II, pag. 1045.
Martin u. Hallipre, Paralysies obstetricales. Bull. méd., 6. Juni.
. Matignon, Note sur l’infanticide en Chine. Archives d’Anthropologie
criminelle. Tom. XI, pag. 133. (Ethnologische Studie.)
Merrick, S. N., The wright of newborn infants. New York Med. Journ.
Vol. LXVI, pag. 809.
Meyer, H., Nochmals zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener.
Korrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1896, Nr. 23.
— Zur Wiederbelebung asphyktischer Neugeborener. Ebenda, Nr. 26.
— Einige Fälle von intrauteriner Verletzung der Nabelschnur. Arch. f.
Gyn. Bd. LIII, pag. 1.
Monjaras, J. E., Need of uniformity in the meaning of the term „‚still-
born‘. Amer. Publ. Health Ass. at Buffalo, Sitzung vom 15. IX. 1896.
Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 124. (Will den Begriff „Todt-
geboren“ auf alle Kinder ausdehnen, welche nach mehr als sechs Monaten
intrauterinen Lebens todt geboren wurden.)
Montalcini, Di una interessante lesione retinica in ochi di neonati e
della sua eziologia studiata specialmente sotto il punto di vista ostetrico.
Riv. di ost. e gin. e ped., pag. 9.
Müller, Arth., Demonstration von Verletzungen des Schädels bei der
Extraktion und Expression des nachfolgenden Kopfes. Gynäk. Ges. zu
München, Sitzung vom 27. II. 1896. Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. V.
Supplementheft, pag. 226.
Das neugeborene Kind. 1005
102a. Muggia. A., Ectopia cordis congenita. Il Morgagni, Parte I, pag. 202.
107.
109.
110.
11.
112.
113.
116.
117.
118.
1898. (Muggia berichtet über einen Fötus, welcher frühzeitig mit dem
Herzen ausserhalb der Thoraxhöhle mit Durchgängigkeit des Ductus arterio-
sus Botalli und mit noch offenem Septum intraventriculare geboren wurde.
Die hauptsächlichen vaskulären Anomalien betrafen den gemeinsamen
Entstehungspunkt der zwei Carotiden und der rechten Subclavia. Der
Fötus wies noch Leporinlippe und Syndactilie auf. Das Herz trat aus
der Thoraxhöhle durch ein Loch im oberen Theil des Sternums, welches
fibrös-knorpelig war. Verf. erklärt in diesem Falle die Ectopia cordis
entweder aus einer Entwickelungshemmung der Thoraxwandungen oder
aus Verwachsungen des Fötus mit seinen Hüllen.) (Herlitzka.)
. De Noble. Ausdehnung der Lungen bei todtgeborenen Kindern. Journ.
de Méd. de Paris, 20. Juni.
. Nordmann. A., Zur Kasuistik der Druckmarken. Centralbl. f. Gyn. Bd.
XXI, pag. 1347.
. Oehlschläger, Noch einmal zur Wiederbelebung Neugeborener. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 545.
— Dr. Knapp’s geschichtliche Bemerkungen in Nr. 22 des Central-
blattes für Gynäkologie über mein Verfahren zur Wiederbelebung Neu-
geborener. Ebenda, pag. 1080.
Olano. Ein Riesenkind. El Monitor medico, ref. Med. News, Vol. LXX,
pag. 369.
8$. Orlowski. G., L’etiologie des hémorrhagies chez le nouveau-né. Thèse
de Paris, Nr. 265.
Oui. Les hemorrhagies gastro-intestinales des nouveau-nés. L'Echo méd.
du Nord, pag. 180.
Pascal, E., La rupture du cordon ombilical et les fractures du crane
chez le nouveau-né au point de vue judiciaire. Arch de Gyn. et Tocol.
Tom. XXIII, pag. 707 u. Gaz. hebdom. de med. et chir. 1896, 10. Sept.
S. Jahresbericht Bd. X, pag. 907.
Peaudecerf, Des soins a apporter au cordon ombilical chez le nouveau-
né. Gaz. hebdom. de méd. et de chir., pag. 738.
Pincus, L.. Die sogenannte Myositis progressiva ossificans multiplex,
eine Folge von Geburtsläsion. Deutsche Zeitschr. f. Chirurg. Bd. XLIV,
Heft 1-2.
Phelps, A. M.. Congenital dislocation of the shoulder; its diagnosis and
treatment. New York Acad. of Med. Section on Paediatr. Sitzung vom
H IV. Med. Record, New York. Vol. LI, pag. 567.
. Phillips, H H., Idiopathic bleeding from umbilicus in an infant; re-
covery. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 971.
. Rainier, F. C., The wright of newborn infants. New York Med. Journ.
Vol. LXVI, pag. X10.
Ridder, O.. Ueber kriminelle Leichenzerstückelung. Inaug.-Diss. Berlin.
Sarkewitsch. N.. Verblutungstod eines zweiwöchentlichen Kindes nach
Durchtrennung des Zungenbändchens. W ratsch Nr. 39.
Schäffer, O., Ueber Blutergüsse in den Wirbelkanal bei Neugeborenen
und deren Ursachen. Arch. f. Gyn. Bd. LIII, pag. 278.
16
119.
120.
121.
122.
123.
124.
125.
126.
127.
128.
130.
131.
132.
133.
134.
135.
136.
137.
138.
Geburtshilfe. Gerichtsär:tliche Geburtshilfe.
Schallehn, G.. Die Zuverlässigkeit der Cred&’schen Einträufelung. Arch.
f. Gyn. Ba. LIV, pag. 86.
Schmidt, Ad., Fall von angeborener Abducens-, Facialis-, Hypoglossus-
Lähmung und Mangel der linksseitigen Mm. pectorales. Niederrhein.
Ges. f. Natur- u. Heilkunde in Bonn, Sitzung v. 14. XII. 1896. Deutsche
med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 63. Vereinsbeilage. (Keine Angaben
über etwaige Geburtsstörungen.)
— F. C. Tb., Beiträge zur Kenntniss des Mekonium. Vierteljahrsschr.
f. gerichtl. Med. 3. Folge, Bd. XII, pag. 320.
Schrader, Impression des Thorax. Geburtsh. Ges. zu Hamburg, Sitzung
vom 26. IlI. 1895. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 222.
Schrank, $., Kunstfehler bei ritueller Cirkumcision in Folge Luxatio
penis. Gyógyászat, Nr. 16.
Scudder, Cb. L., Congenital dislocation of the shoulder-joint. Amer.
Orthopaed. Assoc. Sitzung vom 5. V. Med. Record, New York. Vol. LI,
pag. 718.
Skutsch, F., Melaena neonatorum. Korrespondenzbl. des allgem. ärztl.
Vereins von Thüringen 1896, Nr. 12.
Smith, Th. C., Intrauterine fracture of the humerus. Amer. Journ. of
Obst. Vol. XXXVI, pag. 91.
Snow, J. M., Acetanilide poisoning in a newly born infant. Arch. of Ped.
Juni.
Stern, A., Ritual circumcision. Med. Record, New York. Vol. LII, pag.
921.
. Stieber, Accouchement prématuré. Soc. obst. de France; Ann. de Gyn.
Tom. XLVII, pag. 490.
Strassmann, F., Seltsamer Kindsmord. Vierteljahrsschr. f. gerichtl.
Med. 3. Folge, Bd. XIV, pag. 260.
Sutherland, Obstruction laryngée congénitale ou respiration stridoreuse
des nouveau-nés. Journ. de clin. et de thérap. infant, pag. 761.
Tarnier, Geburtslähmung. Journ. de sages-femmes, 16. März. (Fall
von Lähmung beider Arme, die bei Kxtraktion am Beckenende aufge-
schlagen waren.)
Taylor, G. C., Tetanus neonatorum. Lancet 1896, Vol. II, 19. Dezbr.
(Tödtlicher Fall aus unbekannter Ursache, entstanden zwei Tage nach
Abfall des Schnurrestes.)
— H. L., Laxity of the ligaments with congenital hip luxation. Amer.
Orthopaed. Ass. Sitzung vom 6. V. Med. Record, New York. Vol. LI,
pag. 742.
— Congenital stiffness of the shoulder and elbow joints of both arms.
New York Acad. of Med., Section on Paed. Sitzung vom 8. IV. Med.
Record, New York. Vol. LI, pag. 566.
— M.R., A case of testicle strangulated at birth; castration, recovery.
Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 458.
Thorn, W., Vagitus uterinus und erster Athemzug. Volkmann’s
Sammlung klin. Vorträge, neue Folge, Nr. 189.
Toms. S. W. S., Cerebral injury. Arch. of Ped. März.
Das neugeborene Kind. 1007
139. Ungar, E., Ueber den Nachweis der Zeitdauer des Lebens der Neuge-
borenen. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. 3. Folge, Bd. XIII, pag. 56.
140. Verrier, Influence de l'accouchement sur les maladies nerveuses que
présente ultérieurement l'enfant en particulier sur la maladie de Little ou
sur des états analogues. Gaz. des Hôp. Tom. LXX, pag. 1082.
141. Wagner, Tödtlich verlaufener Fall von Asphyxie eines Neugeborenen
nach spontaner Geburt und Nabelschnurumschlingung. Verein d. Aerzte
Nord-Kurlands, Sitzung vom 29. VI. St. Petersburger med. Wochenschr.
Bd. XXII, pag. 356. (Bietet nichts Besonderes.)
142. Walter, W., General considerations on the treatment and management
of ophthalmia neonatorum. New York Med. Journ. Vol. LXV, pag. 80.
(Spricht sich für Anwendung der Credé’schen Prophylaxe aus, die er
als völlig unschädlich für die Augen bezeichnet.)
143. Watkins, W. H., Treatment of the newborn child. New Orleans Med.
and Surg. Journ. Juni. (Verwirft für die Privatpraxis die prophylaktische
Cred&’sche Einträufelung der Augen.)
144. Wentz, A. C., Umbilical cord. Penn. Med. Jorn. Juni.
145. Wolfram, W., Ein Beitrag zur Wiederbelebung asphyktischer Neuge-
borener. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 241.
146. Zagowski, S., Zwei Fälle von Pemphigus neonatorum foliaceus. Gaz.
lekarska. Nr. 34; ref. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXII, pag. 340.
Olano (107) berichtet über ein Kind von 68 cm Länge und
10000 g Gewicht, das bei der Sektion — die Mutter starb unent-
bunden — im Uterus gefunden wurde. Ueber die Dauer der Schwanger-
schaft war, wie es scheint, nichts Sicheres zu erfahren.
Rainier (115) beobachtete ein vollständig ausgetragenes Kind
mit allen (?) Zeichen der Reife, das nur 1 Pfund und 7 Unzen wog
(= 650 g) und bald nach der Geburt starb.
Lugeol (89) veranlasste den Zusammentritt einer Kommission in
der medizinisch-chirurgischen Gesellschaft zu Bordeaux zur Beant-
wortung der Frage, von welcher Entwickelung an die Geburt einer
todten Frucht zur Anzeige gebracht werden müsse. Die Kommission
einigte sich in Anbetracht der an verschiedenen Orten Frankreichs ver-
schiedenen Gepflogenheiten dahin, dass die Verfügung des Seine-Prä-
fekten vom Jahre 1882, nach welcher auch die Embryonen von sechs
Wochen zur Anzeige gebracht werden müssen, als allgemein gültige
Vorschrift aufzustellen sei.
Ungar (139) hat in Verbindung mit Büchner die von Dohrn
und Eckerlein angestellten Versuche über die Grösse des Luft-
wechsels beim Neugeborenen in den ersten Lebenstagen mit Hilfe eines
verbesserten Apparates einer erneuten Prüfung unterzogen. Seine Re-
sultate sind mit denen von Dohrn und Eckerlein übereinstimmend,
18 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
indem eine Zunahme des Luftwechsels vom 1. bis zum 2. Lebenstage,
dann eine Verminderung am 3. Tage und von da ab eine allmähliche
Zunahme bis zum 8. Tage konstatirt wurde. Ungar kann sich jedoch
der Dohrn’schen Deutung, dass die Abnahme des Luftwechsels auf
der Ausdehnung einer geringeren Zahl von Alveolen beruhe, nicht an-
schliessen, sondern hält an der Anschauung fest, dass schon durch die
ersten Athemzüge die Lungen völlig entfaltet wurden, wofür die zahl-
reichen Sektionen plötzlich gestorbener Neugeborener und Versuche an
Thieren beweisend sind. Aus diesem Grunde ist es auch nicht erlaubt,
bei vollständig entfalteten Lungen auch nur mit Wahrscheinlichkeit
den Schluss zu ziehen, dass ein Neugeborenes nicht sofort nach der
Geburt gestorben ist. Andererseits kann man aus unvollständig ent-
faltenen Longen nicht schliessen, dass die nicht ausgedehnten Partien
niemals ausgedehnt waren, denn es sind genügend Fälle sicher gestellt,
in denen aus bereits mit Luft ausgedehnten Lungen die Luft wieder
völlig verschwunden ist, und es ist nicht möglich, Lungenpartien, die
wieder luftleer geworden sind, von solchen, die niemals ausgedehnt
waren, zu unterscheiden. Mit absoluter Bestimmtheit ist also auf Grund
des Befundes luftleerer Lungen selbst ein längeres Leben nach der
Geburt nicht auszuschliessen, sondern man ist nur berechtigt, dies für
nicht wahrscheinlich zu erklären. Ebenso wenig darf aber bei Vor-
handensein selbst ausgedehnter atelektatischer Stellen geschlossen werden,
ein Kind habe nicht längere Zeit gelebt oder eine vita minima ge-
führt; selbst bei Ueberwiegen der atelektatischen Partien, und sogar
wenn nur kleinere Partien der Lungen lufthaltig sind, wird man hieraus
allein ein längeres, kräftiges Leben nach der Geburt höchstens für
weniger wahrscheinlich erklären dürfen.
Zur Bestimmung, wie lange ein Kind nach der Geburt gelebt habe,
kann aus den erwähnten Gründen der grössere oder geringere Luftgehalt
der Lungen nicht herbeigezogen werden. Von den übrigen Merkmalen,
die für eine kürzere oder längere Lebensdauer sprechen könnten, geben
Kopfgeschwulst, Veränderungen am Skelett, Beschaffenheit der fötalen
Kreislaufwege und Harnsäureinfarkt nur Aufschluss, wenn es sich um
eine Lebensdauer von mehreren Tagen oder Wochen handelt. Mehr
Anhaltspunkte bietet die Beschaffenheit der Nabelschnur, aber auch
diese nur bei mehrtägiger Lebensdauer, wobei zu beachten ist, dass
Erscheinungen von denarkirender Entzündung nicht immer auftreten.
Dagegen hält Ungar den Inbalt des Verdauungskanales für werth-
voller für die Beurtheilung der Dauer des Lebens, wenn auch die von
Breslau hierüber aufgestellten Regeln nicht die allgemeine Gültigkeit
Das neugeborene Kind. 1009
haben, die ihnen zugeschrieben wurde. U ngar glaubt, dass eine Luft-
füllung des Darmes bis zum Colon, vorausgesetzt, dass eine Behinde-
rung der Luftaufnahme durch die Lungen auszuschliessen ist, ein
stundenlanges Leben wahrscheinlich macht. Endlich spricht Ungar
die Vermuthung aus, dass sich vielleicht aus der Sekretion der kind-
lichen Mammae ein Anhaltspunkt für die Lebensdauer gewinnen lassen
könnte.
Schmidt (121) kommt nach seinen über das Mekonium ange-
stellten Untersuchungen zu folgenden Schlüssen: 1. Das Mekonium
widersteht in der Leiche sehr viel länger der Zersetzung als alle anderen
Gewebe, welche nicht so wasserarm sind wie Knochen, Zähne, Haare etc.
oder pathologische Produkte, wie verkalkte Gewebe, Konkremente etc.;
Beobachtungen an zwei hochgradig verwesten Kinderleichen werden als
beweisend angeführt. 2. Gelbbraunes (amniotisches, Huber) Mekonium
in etwas grösserer Menge trocknet an der Luft auch in 6—7 Monaten
und wahrscheinlich in noch längerer Zeit sehr wenig ein, sondern ver-
harrt zum grossen Theil in breiigem Zustande und zeigt in diesem Zu-
stande makroskopisch und mikroskopisch keine Veränderungen gegen
frisches. 3. Mekoniumflecken lassen auch nach 8—9 Jahren und wahr-
scheinlich noch viel länger durch die mikroskopische Untersuchung alle
Bestandtheile des Kindspeches völlig deutlich erkennen. 4. Die Mekon-
körper sind keine Gallenfarbstoffschollen, sondern geschrumpfte und
theilweise zertrümmerte Zellen, welche sowohl aus den Zellen der ver-
schluckten Vernix, wie aus abgestossenen Epithelzellen des Darmes
hervorgegangen und mit Gallenfarbstoff imbibirt sind. 5. Es giebt nicht,
wie Huber meint, zwei unter einander ganz verschiedene Arten von
Kindspech, sondern das schwarzgrüne ist das Endprodukt des gelb-
braunen, nachdem dasselbe durch theilweise Aufsaugung des Wassers
eingedickt und die Zellen meistens geschrumpft und zum Theil zer-
trümmert sind. Zur Färbung des Mekoniums empfiehlt Schmidt
1°/oige Fuchsinlösung und alkoholische Methylenblaulösung mit Zu-
satz von 0,01P/oiger Kalilauge; der letztere Farbstoff eignet sich be-
sonders zur Färbung der Mekonkörper.
Dallemagne (38) kommt nach Versuchen an fötalen Lungen
zu dem Schluss, dass Lungen, die nicht geathmet haben, viel lang-
samer faulen, als solche, die geathmet haben, namentlich faulen sie
gewöhnlich ohne Gasentwickelung, so dass sie bei längerem Aufenthalt
in Wasser sehr selten an die Oberfläche kommen. In Petri’schen
Schalen und in der Erde faulen sie ohne Gasentwickelung, ebenso
wahrscheinlich in begrabenen Leichen. In Leichen, die unter Luft-
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1347. 64
1910 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
zutritt gefault sind, giebt die Gasentwickelung in den Lungen ein ganz
au. Jeres Bild, als wenn die Lungen geathmet haben. Die Fäulniss der
Lungen unter Gasentwickelung lässt sich herbeiführen, wenn man Wasser
mit Erde gemischt durch die Trachea in die Lungen injizirt.
Der Harnsäureinfarkt der Neugeborenen findet sich nach den
Untersuchungen von Laubmeister’(86) am häufigsten zwischen dem
2. und 14. Tage und widersteht der Fäulniss und dem Eintrocknen
länger als die Lungen. Für sich allein lässt er keinen untrüglichen
Schluss, dass das Kind gelebt habe, zu, aber mit anderen Zeichen, die
das Leben des Kindes wahrscheinlich machen, ist er ein beachtens-
werthes Symptom, das dieser Annahme Festigkeit und Stütze verleiht.
Bordas (18) ermittelte durch Versuche mit Röntgen -Strahlen
an fötalen Lungen, dass luftleere Lungen dunkel, luftgefüllte hell er-
scheinen, entsprechend den Ergebnissen der Lungenprobe.
Brouardel (22) schildert die Kennzeichen des Todes der Frucht
vor, während und nach der Geburt. Die Kennzeichen des vor der
Geburt erfolgten Todes sind bekannt; bemerkenswerth ist aber der Zu-
stand der Frucht, wenn zu den Erscheinungen der Maceration noch die
der Fäulniss hinzukommen. In diesem Falle geht die Fäulniss niemals
vom Abdomen aus, wie dies an Leichen, die geathmet und gelebt
hatten, der Fall ist, sondern immer von der Peripherie. Als Tode--
ursachen während der Geburt nennt Brouardel die Erstickung in
Folge Unterbrechung des Placentarkreislaufes, sei es durch vorzeitige
Ablösung oder durch Kompression der Nabelschnur, ferner Schädei-
druck und Verblutung durch Abreissen der Nabelschnur in Folge
ihrer Kürze oder durch Insertio velamentosa. Der Befund von Meko-
nium in den Respirationswegen ist hier von grösster Wichtigkeit, ferner
dient die Kopfgeschwulst zur Beurtheilung der Dauer der Geburt, die
von heimlich Entbundenen immer als sehr kurz angegeben wird, end-
lich ist wichtig der Nachweis des Oedems der Geschlechtatheile, der Ekchy-
mosen oder grösseren Blutergüsse oder Hämatome unter der Galea und
auf den Hirnhäuten, wie sie besonders bei Steisslagen entstehen, wenn
die Geburt des nachfolgenden Kopfes verzögert wird. Endlich ist die
Beurtheilung von Impressionen und Frakturen der Schädelknochen, wie
sie spontan bei engem Becken als mit den Ossifikations-Strahlen ver-
laufende Fissuren oder als Frakturen in der Nähe von Össifikations-
defekten vorkommen, von Wichtigkeit. In solchen Fällen ist auch die
Untersuchung des Beckens der Mutter nicht zu unterlassen. Bleibt
das Kind nach der Geburt vor den Geschlechtstheilen im Fruchtwasser,
dem ergossenen Harn und den entleerten Fäces der Mutter liegen, so
Das neugeborene Kind. 1011
bezeichnet der Mekoniumgehalt der feinsten Athemwege den Tod der
Frucht während der Geburt, wenn auch Mund, Rachen und Nase mit
Fäces gefüllt sind.
Als Zustände, weiche nach der Geburt den Tod des Kindes herbei-
führen, werden genannt: Missbildungen, Pneumonia alba, interstitielle
Encephalitis und Hirnblutungen, Verschluss der Athemöffnungen durch
die sich vorlagernden Membranen und die Gefahren der Sturzgeburt:
Abreissen der Nabelschnur und Schädelfrakturen.
In einem weiteren Vortrage schildert Brouardel (23) die Be-
funde an Kinderleichen, die in Abortgruben geworfen wurden und hebt
zunächst die graugrünliche Verfärbung und den charakteristischen scharfen
Geruch solcher Kadaver hervor. Die feinsten Respirationswege ent-
halten Fäkalstoffe, wenn die Kinder lebend in die Grube geworfen
wurden. Da die Frauen gewöhnlich als Vertheidigung anführen, dass
sie auf dem Kloset von der Geburt überrascht wurden, so ist auf die
Beschaffenheit der Nabelschnur und der Placenta zu achten, welche
bei unvorhergesehener Geburt mit abstürzt. Die Fäulniss geht an
solchen Kadavern sehr langsam vor sich und mit der Zeit kommt es
sogar zur Saponifikation und Leichenwachsbildung. Hierauf bespricht
Brouardel die Verletzungen, welche das Kind davonträgt, und zwar
in Rücksicht auf die jetzigen Pariser Klosets (durchgängig mit Klappen-
verschluss und ca. 11cm im Durchmesser messender Klappe). Kleinere
Kinder, welche die Klappe passiren, erleiden Verletzungen durch die
Rauhigkeiten der Thonröhre, grössere Kinder schon bei der Passage
der Klappe, oder sie bleiben hier stecken und können dann mit Gewalt
durchgedrückt oder sogar zerschnitten worden sein. Der Nachweis, ob
das Kind lebend in die Grube gefallen ist, beruht in dem Nachweis
des Inhaltes der Lungenalveolen und in dem Zustand seiner äusseren
Verletzungen. Schliesslich ist nicht ausgeschlossen, dass ein Kind in
der Grube noch eine Zeit lang am Leben bleibt und nicht an Er-
stickung, sondern an Schwefelwasserstoffvergiftung stirbt.
In Rücksicht auf den Einwand, dass die Mutter im Kloset von
der Geburt überrascht wurde, macht Brouardel aufmerksam, dass
bei der gewöhnlichen Stellung das Kind nicht in das Kloset, sondern
gegen die Brille geboren wird, und sogar wahrscheinlich auf den Fuss-
boden herunterfällt, wobei es eine Reihe von Verletzungen davon-
tragen kann.
Die Frage, wie lange das Kind in einer Grube gelegen hat, ist
im konkreten Falle schwer zu beantworten und richtet sich nach dem
64%
1012 Geburtshilfe. Geriehtsärztliche Geburtshilfe.
Inhalt und dem Füllungsgrad der Grube und anderen durch die Oert
lichkeit gegebenen Zufälligkeiten.
Ridder (116) veröffentlicht zwei Fälle von krimineller Zerstücke-
lung der Leichen neugeborener Kinder. Im ersten Falle soll nach An-
gabe der Mutter die Zerstückelung durch Hinunterstossen der Leiche
durch das Kloset mittelst einer Eispicke geschehen sein. Die Obduk-
tion ergab aber mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Zerstückelung mit
einem messerähnlichen Instrumente und theilweise Ansengung. Ent-
gegen den Angaben der Angeklagten war die Frucht ausgetragen
(Knochenkerne, Fingernägel). Die Lungenprobe konnte nicht mehr
angestellt werden, jedoch ergab der Zustand der Verletzungen, dass die-
selben dem bereits todten Kinde beigebracht worden waren. Im zweiten
Falle handelte es sich um die gerichteärztliche Untersuchung der Frag-
mente eines stark zerstückelten Kindes, das nach dem Ergebniss der
Untersuchung neugeboren, reif und lebensfähig war. Nach dem
Ergebnisse der Lungenprobe hatte es jedoch nicht gelebt, da die Lunge
zwar Luft enthielt, die aber auf leichten Druck entwich (Fäulniss).
Beide Angeklagte wurden von Kindsmord freigesprochen, dagegen wegen
Leichenbeseitigung verurtheilt.
Ein äusserst lehrreicher Fall von zweifelhaftem Kindsmord wird
von Lesser (87) mitgetheilt. Das betreffende Kind zeigte eine grosse
Menge von theils oberflächlichen, theils schweren Verletzungen — zum
Theil Knochenbrüche — an Stirne, Scheitel, Schläfen, Gesicht, Ohr-
gegend, sowie an Brust und Schulter und liess durch den Luftgehalt
der Lungen erweisen, dass es gelebt habe. Die Mutter war aber über
die Zeit der Schwangerschaft im Unklaren, weil ihr von ärztlicher Seite
im Anfange der Schwangerschaft das Bestehen einer solchen in Abrede
gestellt worden war, und gebar schliesslich am Kloset, in welches das
Kind unter Abreissen der Nabelschnur hineinstürzte. Die gefundenen
Verletzungen liessen sich mit den von der Angeklagten gemachten An-
gaben in Uebereinstimmung bringen, so dass für eine absichtliche Tödtung
des Kindes kein Beweis erbracht werden konnte.
Strassmann (131) veröffentlicht einen Fall von Kindsmord
durch Ausreissen des Unterkiefers. Die Kreissende hatte das Kind in das
Kloset geboren, wobei vielleicht die Nabelschnur abgerissen war, dann
das Kind herausgenommen und zu tödten versucht. Beide Mundwinkel
waren 51/g beziehungsweise 21/2 cm weit eingerissen, der Unterkiefer
doppelt gebrochen, die Mundhöhle und der Kehlkopf zerrissen und
Magen. Lunge und obere Luftwege mit Blut gefüllt. Eine Selbsthilfe
war durch das Geständniss der Mutter ausgeschlossen.
Das neugeborene Kind. 1013
Ueber schwere Geburtsverletzungen des Kindes handeln
folgende Arbeiten:
Braun (20) beobachtete an einem in Steisslage geborenen todten
Rinde Verletzungen von Anus und Vagina in Folge vergeblicher Ent-
wickelungsversuche (Versuch, den Fuss herabzuholen und viermaliger
Zangenversuch mit Abgleiten). In der Diskussion berichtet Haberda
über einen Fall, in welchem bei dem in Steisslage geborenem Kinde
das Septum recto-vaginale zerrissen war.
Dujardin (47) beschreibt einen Fall von Keratitis in Folge Zangen-
druck; Ausgang in Heilung.
Kratter (83) theilt eine Reihe von Geburtsverletzungen mit. Im
ersten Falle handelte es sich um eine Schädelverletzung, die dadurch
zu Stande kam, dass der tief in der Scheide stehende Kopf von einer
Afterhebamme für die Fruchtblase gehalten und mit einer Scheere zwei-
fach eingeschnitten war, so dass an dem geborenen Kopfe eine 8 cm
lange über das rechte Scheitelbein sagittal verlaufende Schnittwunde
und von deren hinteren Hälfte eine 10 cm lange vertikale Wunde bis
zur Ohrmuschel verlief. Eine zweite Pfuscherin nähte nach der Geburt
die Wunde mit Nähnadel und gewöhnlichem Zwirn. Das Kind starb
an Sepsis der Wunde nach 10 Tagen. Die Sektion ergab ausser der
Hautverletzung eine Kochenverletzung des rechten Scheitelbeins und da
auf dem linken, den „Ielferinnen‘“ nicht zugänglichen Scheitelbein ein
Kephalhämatom sass, so ist die Kombination einer spontanen mit einer
artihiciellen Geburtsverletzung in sofern möglich, als auch das rechte Scheitel-
bein Sitz eines Kephalhämatoms gewesen und auch vielleicht die Schädel-
fraktur bei der protrahirten Geburt spontan erfolgt sein konnte. Der
Tod des Kindes musste natürlich auf die Weichtheilwunde und die
nachfolgende Behandlung seitens der Pfuscherinnen zurückgefühit
verden.
Im zweiten Falle hatte eine Pfuscherin bei Schieflage an dem
vorgeiallenen Arme gezerrt und dadurch nach dem Bericht des Obdu-
centen eine Luxation des Humerus mit ausgedehnter Zerreissung der
Schultermuskulatur herbeigeführt. Das Kind starb ab und musste von
einem Arzte dekapitirt werden und nach zwei Tagen starb auch die
Mutter. Kratter bezweifelt in diesem Falle das Vorhandensein einer
echten Luxation, weil er durch Versuche festgestellt hatte, dass bei
Drehungen und Bewegungen des Armes, denen derselbe nach der
Mechanik des Schultergelenkes nicht folgen kann, sowie bei Zug an
dem Arme durch ein 5 Kilo-Gewicht niemals eine Luxation, sondern
stets eine Diaphysenfraktur entsteht, welche Verletzung bei Neugeborenen
1014 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
an allen Gelenken die der Luxation bei Erwachsenen entsprechende
Verletzung darstellt.
In zwei weiteren Fällen kommt bei der Art der vorgefundenen
Verletzung die Möglichkeit einer Kindsabtreibung in Frage. Das erste
dieser Kinder, welches dem 5.—6. Schwangerschaftsmonate entsprach,
war in einem Glase in Spiritus aufgefunden worden. Es zeigte auf
der Scheitelhöhe eine kreisrunde, scharf begrenzte Druckmarke, in deren
Umgebung eine ausgedehnte blutige Durchtränkung der Kopfschwarte
sich befand. Kratter hält diese Verletzung für typisch bei Ver-
letzungen durch Instrumente, die zum Zweck der Einleitung der Früh-
geburt eingeführt werden. Bei dem kleinen Kinde konnte die Ver-
letzung nicht durch Knochendruck seitens des Beckens gedeutet werden.
Ausserdem fand sich eine subkapsuläre Leberruptur und eine Lungen-
ruptur mit ausgedehnten Hautsuffusionen. Solche Verletzungen ent-
stehen nach Kratter’s Anschauung nur durch äussere mechanische
Einwirkung, vielleicht auch durch Selbsthilfe, während einfache Häma-
tome innerer Organe durch langdauernden ungewöhnlich starken Druck
innerhalb der Geburtswege bei protrahirter Geburt entstehen können.
Die zweite Frucht, die ungefähr von gleicher Entwickelung war,
zeigte um den Schädel und zwar ungefähr im Sinne der Peripheria
suboceipito-bregmatica herumverlaufend einen bis zu 1 cm breiten band-
artigen vertrockneten Dehnungsstreifen, der an einzelnen Stellen so fest
an den Knochen angepresst und gedehnt war, dass der Knochen durch-
schimmerte. Der Gedanke des ersten Begutachters, dass es sich um
kriminellen Abortus und dadurch herbeigeführte Verletzung handelte,
erwies sich als irrig. Die äusserst auffallende Verletzung entspricht.
den durch Umschnürung des Halses bei nachfolgendem Kopfe im
Muttermund bewirkten Strangfurchen und ist jedenfalls ebenfalls auf
Umschnürung seitens der Weichtheile bei spontaner Geburt zurück-
zuführen. In der Litteratur findet sich eine ähnliche Verletzung nirgends
erwähnt.
Der fünfte Fall von Kratter ist deshalb von besonderem
Interesse, weil es sich um direkt beobachtete Selbsthilfe handelte. Die
in, vierten Monate abortirende Frau griff im Momente des Durch-
schneidens des vorangehenden Rumpfes nach den Geschlechtstheilen
und riss die Frucht aus den Geschlechtstheilen heraus, wobei beide
untere Extremitäten aus- beziehungsweise abrissen, die Bauchwand schlitz-
förmig einriss und die Nabelschnur abgerissen wurde. Kratter zieht
aus diesem Falle den Schluss, dass gebärende und abortirende Frauen
manchmal rein automatische Bewegungen mit den Händen nach den
Das neugeborene Kind. 1015
Genitalien ausführen, welche nur als Reflexbewegungen aufgefasst werden
können und dass durch automatisches, halb unbewusstes Zugreifen
schwere Verletzungen erzeugt werden können. Trotz der Kleinheit des
Kindes waren auch mebrfache Scheidenrisse entstanden.
Im sechsten Falle endlich handelte es sich um mehrfache Ver-
letzungen einer sechsmonatlichen Frucht. Die Haut der Unterextrenii-
täten war mehrfach abgerissen, die Leber rupturirt und die Wirbelsäule
im obersten Brusttheile zerbrochen. Die Verletzungen erklären sich aus
brüsquem Hervorziehen an dem voran geborenen Rumpf seitens der
Hebamme. Da das Kind lebensunfähig war und von der Hebamme
eine Gefährdung der Mutter durch Blutung behauptet wurde, wurde die
Hebamme freigesprochen.
Müller (102) beobachtete in fünf Fällen von Expression des
nachfolgenden Kopfes Fissuren, Frakturen und Eindrücke des kind-
lichen Kopfes. Müller exprimirt allerdings mit grosser Gewalt, „mit
geballter Faust und wenn nöthig mit voller Körperkraft‘“, ein Verfahren,
welches, wie in der Diskussion von Stumpf bemerkt wird, auch für
die Mutter für bedenklich erklärt werden muss.
Nordmann (104) beobachtete bei einem durch kombinirte Wen-
dung auf den Fuss (aus Kopflage) und Extraktion geborenem nicht
ausgetragenen Kinde — 44 cm lang, nach Einleitung der künstlichen
Frühbgeburt bei nicht rhachitischem platten Becken von 8!/4—8!/2 em
Conjugata vera — über dem rechten Trochanter major eine markstück-
grosse Drucknarbe von braunschwärzlicher Färbung und lederartiger
Konsistenz, die sich abstiess und unter Bildung eines Hautgeschwürs
schliesslich verheilte. Eine ähnliche zehnpfennigstückgrosse Druckmarke
wurde bei dem spontan geborenen Kinde einer VIII para mit weitem
Becken über den Tuber calcanei, 13 cm oberhalb des Sohlenrandes
beobachte. Nordmann glaubt, dass in beiden Fällen die umschrie-
bene Nekrose durch Druck bei der Geburt erklärt wird, jedoch kann
nur im ersten Falle das enge Becken beschuldigt werden. Im zweiten
Falle waren ausser Hängebauch disponirende Momente nicht vorhanden.
Zum Schluss wird die Schwierigkeit der Unterscheidung solcher Druck-
marken von solchen, die durch amniotische Stränge bewirkt wurden,
betont.
Hink (70) beschreibt einen Fall von tiefer, löffelförmiger Impres-
sion des linken Stirn- und Scheitelbeins, die im frischen Zustande 9 em
lang und 4 cm breit war; «die Geburt war bei allgemein plattrhachiti-
schem Becken (Conjugata vera 9 cm) nach 30 stündigem Kreissen durch
Zange beendigt worden. Eine zweite Impression entstand bei spontaner
1016 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Geburt und einfach plattem Becken (Conj. v. 10!/s) und zwar nach
nur 12stündiger Geburt; die Impression sass auf dem Scheitelbein. Der
letztere Fall beweist, dass auch bei kurzem Geburtsverlauf und wenig
verengtem Becken solche Impressionen entstehen können. In der Dis-
kussion erwähnt Dittel, dass in solchen Fällen im Augenhintergrunde
Verschiedenheiten zwischen der kranken und gesunden Seite zu finden sind.
Stieber (129) beobachtete Knocheneindrücke am Schädel bei
einem frühgeborenen Kinde von 1860 g Gewicht, Das Becken war
ein skolio-rhachitisches.
Toms (138) beobachtet eine schwere Schädelverletzung nach
Zangenoperation, die zu Idiotie führte.
Schrader (122) beobachtete einen Fall von tiefer Impression des
Thorax bei einem neugeborenem Zwillingskindee Der Eindruck war
durch den Kopf des zweiten Kindes entstanden.
Hübl (74) berichtet über einen Fall von fast vollständiger scharf-
liniger Trennung des Kopfes vom Rumpfe bei einer 1600 g schweren,
vorher abgestorbenen Frucht, bei welcher eine Manualhilfe exercitii
caussa geleistet worden war. Die Kreissende war Trägerin eines all-
gemein verengten Beckens mit falschem Promontorium. Dadurch, dass
sich das Kinn an dem falschen Promontorium anstemmte und der Kopf
stark gebeugt wurde, bildete bei zu stark horizontalem Ziehen an dem
Rumpf die Symphyse über der hinteren Halsseite ein Hypomochlion,
was zur Entstehung der Verletzung führte.
Die folgenden Arbeiten haben Hämatome beim Kinde zum
Gegenstand.
Barabo (9) beobachtete ein doppeltseitiges Kephalhämatom hei
spontaner Geburt und normalem Becken; er sucht die Ursache desselben
in einem Bildungsfehler der äusseren Knochenlamellen.
Heady (66) erklärt das Kephalhämatom für selten und beob-
achtete einen Fall bei spontaner Geburt. In der Diskussion betonen
Gillespie und Tate, dass Kephalbäinatome häufig sind und sowohl
bei Zangenapplikation als bei Spontangeburt vorkommen. Mc Kee
beobachtete ein Kephalhämatom bei Steisslage, zusammen mit menin-
gealen Blutungen.
Eberhart (48) beobachtete ein kirschkerngrosses Hämatom über
dem rechten Jochbein, ein kirschgrosses am linken Unterkieferast über
dem Foramen mentale und ein doppeltbohnengrosses im oberen Drittel
der Sternocleidomastoideus-Scheide. Eine Torticollis bestand nicht. Das
Kind war mit Zange entwickelt worden, jedoch hält Eberhart die
Das neugeborene Kind. 1017
Hämatome nicht für durch Zangendruck, sondern wahrscheinlich bei dem
langen Stand des Kopfes am Beckenboden für spontan entstanden (? Ref.).
Herter (68) fand bei einem frühgeborenen (sechsmonatlichen)
Kinde, welches eine Woche nach der protrahirten aber spontanen Geburt
gestorben war, Blutergüsse in beide seitliche Hirnventrikel.
Montalcini (101) fand bei der Untersuchung des Augenhinter-
grundes bei Neugeborenen in 23,33 in retinale Blutergüsse, die auf die
Geburtsvorgänge zurückzuführen sind. Dieselben werden meist schnell
resorbirt, können aber doch ausnahmsweise funktionelle Störungen ver-
ursachen.
Nach Schäffer’s (118) Untersuchungen kommt auf 10 Sektionen
Neugeborener ein Fall von Blutungen in den Wirbelkanal, dagegen zwei
von Blutungen in die Schädelhöhle. Die meisten Wirbelkanalblutungen
(64?/0) treffen auf Läsionen, die in der Geburt entstanden sind, und
zwar ist dies besonders bei nicht ausgetragenen Kindern der Fall. In
drei Fällen war der Sitz an der Medulla oblongata, zweimal am Hals-
theile, dreimal am Cervico-dorsal- und Dorsaltheile und zweimal im
Dorso-Lumbaltheille. Als andere Ursachen wirkten Krankheiten, die
nach der Geburt auftraten (septische Infektion, Erstickung etc.). Asphyxie
und Unreife der Kinder wirken als disponirende Ursachen, so dass
stärkere mechanische Eingriffe — Extraktion, Schultze’sche Schwin-
gungen, ungeschicktes Heben und Anfassen — solche Blutergüsse her-
vorrufen können. Die Prognose richtet sich nach der Grösse und dem
Sitz; in letzterer Beziehung ist der Sitz an der Medulla oblongata am
ungünstigsten. Iu prophylaktischer Beziehung wird beim nachfolgenden
Kopf der Wigand-Martin’sche Handgriff dem Mauriceau’schen
vorgezogen und bei Trichterbecken statt foreirter Extraktion die Zange
empfohlen, ferner bei der Anlegung der Zange vor zu starkem Druck
gewarnt und endlich die Wichtigkeit der Prophylaxe der Asphyxie und
einer post partum möglichen Infektion hervorgehoben.
Fälle von Geburtslähmungen:
Cibert (32) beschreibt zwei Fälle von Lähmung der oberen Ex-
tremität durch Zerrung der fünften und sechsten Cervikalwurzeln, und
zwar in beiden Fällen nach Zangenanlegung bei vorliegendem Kopf.
In beiden Fällen war zugleich Facialislähmung vorhanden. Im ersten
Falle kann die Lähmung nicht direkt durch Druck der Zange ent-
standen sein, weil die Zangenspitzen nicht unmittelbar am Halse lagen,
sondern wohl durch Drehung des Halses, weil der Kopf in Vorder-
scheitelstellung entwickelt wurde. Zum Schlusse stellt Cibert 76 Fälle
von Geburtslähmung der oberen Extremität tabellarisch zusammen.
1018 Geburtshilfe. (ierichtsärztliche Geburtshilfe.
Köster (80) betont gegenüber Küstner das Vorkommen wirk-
licher Armlähmungen in Folge der Geburtsvorgänge ohne gleichzeitige
I;piphysenverletzungen und führt zwei Fälle dieser Art an, wo keine
Spur einer weichen Krepitation nachzuweisen war. In beiden Fällen
handelte es sich um Lähmung des Nervus suprascapularis, in einem
rechterseits, im zweiten beiderseits, in Folge der Lösung des hinauf-
geschlagenen Armes. In beiden Fällen bestand auch noch wahrschein-
lich Parese des Deltoideus. Ferner beschreibt Köster einen Fall von
nach der Geburt entstandener Epiphysenablösung in Folge von Syphilis
und einen Fall von bei Armlösung herbeigeführter Fraktur beider
Humeri, in welchen es durch die Kallusbildung beiderseits zu vorüber-
gehender Lähmung des N. radialis kam.
Fieux (51, 52) bespricht die Geburtslähmungen des Plexus bra-
chialis, welche zumeist die von der fünften und sechsten Nerven wurzel
versorgten Muskeln (Deltoideus, Coracobrachialis, Brachialis internus
und Biceps) betreffen. Er weist nach, dass die Kompression dieser
Nervenstämme am Erb’schen Punkt durch die Clavicula an der Vorder-
fläche der Scaleni weder bei Zusammendrücken des bisacromialen Durch-
messers noch bei der Armlösung noch auch durch Druck der zu hoch
liegenden Spitzen der Zangenlöffel möglich sei, sondern dass lediglich
asynklitischer Zug sowohl nach der Geburt des vorangehenden Kopfes,
als bei Entwickelung der dem Kopf vorangehenden Schultern fähig
ist, eine Dehnung und Zerrung der Nervenfasern der fünften und
sechsten Cervikalwurzel herbeizuführen und dadurch die Lähmung zu
bewirken. Besonders ist dies der Fall nach der Geburt des Kopfes,
wenn dieser gegen den Damm gesenkt wird, um die vordere Schulter
zur Einstellung zu bringen, und wenn der Kopf nach vorne bewegt
wird, um die hintere Schulter dem extrahirenden Finger zugänglich zu
machen; im ersten Fall wird der vordere, im zweiten der hintere Arm
von der Lähmung betroffen. Beim nachfolgenden Kopfe findet stets
ein Zug an dem zur Seite gebogenen Halse statt, wenn die Arme hinauf-
geschlagen sind und gelöst werden. Die Betheiligung des Supinator
longus bei solchen Läbmungen wird von Fieux geleugnet, weil dieser
Muskel vom Radialis versorgt wird und überhaupt gar keine supini-
rende Wirkung hat; die Pronationsstellung des gelähmten Armes ist
vielmehr Folge des Ausfalls der Bicepswirkung.
In der Diskussion erkennt Audebert die Fieux’sche Erklärung
für viele, aber nicht für alle Fälle an, weil solebe Lähmungen auch
bei ganz spontan verlaufenden Geburten vorkommen können, wie ein
von ihm angeführter Fall beweist.
Das neugeborene Kind. 1019
Als Beweis für seine Anschauung führt Fieux (53) einen weiteren
Fall von Lähmung des linken Armes bei einem Kinde an, das in
zweiter Steisslage geboren worden war. Die Lösung des emporgeschlagenen
linken (hinteren) Armes erwies sich als sehr schwierig und konnte nur
durch sehr starkes Erheben des Rumpfes gegen die Symphyse bewerk-
stelligt werden; hierdurch wurde eine starke Dehnung der linken Hals-
seite und eine Zerrung der zwei obersten Wurzeln des Plexus brachialis
und die Armlähmung bewirkt.
Guillemot (63) veröffentlicht 12 Fälle von Armlähmung und
zwar handelte es sich stets um Lähmung des fünften und sechsten
Cervikalnerven. Alle Lähmungen entstanden bei der Geburt und in
Beckenendlage; einige Kinder zeigten auch Caput obstipum. Sämnit-
liche Fälle stammen aus der Praxis einer und derselben Hebamme
und an dem betreffenden Orte beläuft sich die Zahl der Lähmungs-
fälle nach Angabe des dortigen Arztes Dr. Prouff sogar auf dreissig!
Haynes (65) erwähnt einen Fall von Lähmung des rechten
Armes und Verletzung des Schlüsselbeins bei einem Kinde, bei dem
nach Geburt des Kopfes wegen Zögerung der Schultern .eine Schlinge
um den Hals gelegt wurde, mittelst welcher das Kind mit einem kräf-
tigen Zuge entwickelt worden ist. Die beiden anderen Fälle betreffen
Armlähmungen nach Zangenextraktion.
MeDonnel (91) führt die durch die Geburt hervorgerufenen
Lähmungen des Kindes auf den zarten Bau der Wandungen der Hirn-
gefässe, auf venöse Blutstauung im Schädel oder auf Erkrankungen
der Gefässwandungen, besonders durch Syphilis zurück.
Grosz (62) berichtet über einen Fall von Diplegie bei einem aus
einer extrauterinen Schwangerschaft stammenden Kinde von 45 em
Länge und 2660 g Gewicht. Links am Schädel sass eine hochgradige
borenförmige Impression. Die rechte obere und untere Extremität
waren parelisch, ebenso der rechte Facialis; die Extremitätenmuskulatur
war im Zustand der Hypertonie Die rechte Hand zeigte athetotische
Bewegungen. Bei der Sektion fand sich Atrophie des linken Sehnerven,
graue Degeneration der linken Seiten- und beiderseitigen Hinterstränge
und die rechte Rückenmarkshälfte war in der Eintwickelung gegen die
linke zurückgeblieben (s. Reismann, Jahresbericht Bd. X, pag. 652).
Knochenverletzungen an den Extremitäten werden von
folgenden Autoren beschrieben:
Bittner (16) beschreibt einen Fall von Fraktur der Tibia mit
abnormer Beweglichkeit bei einem neugeborenen Kinde; auf der Haut
befand sich eine adhärente Narbe von 1 cm Länge. Ein Trauma hatte
1020 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtsbilfe.
weder während der Schwangerschaft noch während der Geburt statt-
gefunden. Als Ursache wird Hängenbleiben des Fötus an einer Nabel-
schnurschliuge oder an einem Amniosfaden beschuldigt. Zugleich fehlte
die Fibula und die zweite Zehe und der Fuss befand sich in Valgus-
Stellung.
Colter (35) beobachtete Frakturen am rechten Arm und am
rechten Bein bei einem in Steisslage geborenen Kinde, bei dem nur
der Kopf künstlich entwickelt worden war. Ausserdem waren Klump-
hände und Klumpfüsse vorhanden. Die Frakturen waren jedenfalls in-
trauterin entstanden.
Dol£&ris und Scheffer (43) beobachteten eine Tibiafraktur
etwas unter der Mitte der Diaphyse mit einer der Frakturstelle ent-
sprechenden Hautnarbe. Die Ursache wurde nicht ermittelt. Die
zweite Zehe fehlte, die Mm. peronei waren atrophisch und der Fuss stand
in Equino-varus-Stellung.
Gangolphe (59) beschreibt einen Fall von Humerus-Fraktur
mit Radialisläbmuug bei einem in Kopflage geborenen Kinde. Wegen
Zögerung der Schultern war bei dem sehr grossen Kinde (9 Pfund) au
den Schultern gezogen worden, jedoch, wie ausdrücklich bemerkt wird,
mit aller Vorsicht. Der N. radialis war an der Frakturstelle stark
gedehnt.
Hoffa (72) beobachtete eine Unterschenkelfraktur nach spontaner
Geburt, vermuthlich in Folge Anstenımen des Unterschenkels gegen
den Beckenring.
Kopitz (81) berichtet über einen Fall von intrauteriner Schenkel-
fraktur; dieselbe war bei der Geburt bereits geheilt, aber mit starker
"Deformität.
Smith (126) führt zwei Fälle von Oberarmfraktur bei Kinderu
an, die mit der Zange entwickelt waren. In beiden Fällen sass de
Fraktur in der Mitte der Diaphyse und die Ursache der Verletzung
blieb unerklärt.
Brown (27) beobachtete bei einem spontan geborenen Kinde
eine Luxation des Humerus-Kopfes nach hinten, was auch die
aufgenommene Röntgen -Photograpbie bestätigte. Er scheint Gewicht
darauf zu legen, dass die Mutter im ö. Schwangerschaftsnionate einen
Nerven-Shock erlitten und darauf die Kindesbewegungen eine Zeit lang
nicht mehr gefühlt habe. Jedenfalls handelt es sich aber um eine
Geburtsverletzung, die allerdings spontan entstanden ist.
In den Fällen von Phelps (113) wird über die Entstehungsart
der Verletzung nichts mitgetheilt.
Das neugeborene Kind. 1021
Eve (49) beobachtete zwei Fälle von kongenitaler Luxation des
Humerus-Kopfes nach hinten unter die Spina scapulae. Beide Kinder
waren mit Kunsthilfe geboren worden, weshalb es sich offenbar um
Geburtsverletzungen, wahrscheinlich bewirkt durch Zug an der Schulter,
handelte.
Scudder (124) beobachtete zwei Fälle von kongenitaler Schulter-
luxation, obwohl in beiden Fällen die Geburt normal verlaufen war.
In einem der Fälle sollen in der ersten Woche Arm und Hand ge-
schwollen gewesen sein.
Taylor (134) führt die kongenitale Hüftgelenksluxation auf
Traumen vor oder während der Geburt oder auf Entwickelungsstörungen
der Knochen und Gelenke in Folge anormaler Lagen, Hydramnios
oder verspäteter oder verfrühter Ossifikation zurück. Namentlich fand
er in zwei Fällen auch in den meisten übrigen Gelenken Schlaffheit
der Gelenkbänder.
Kader (76) sucht die Ursache des Caput obstipum muscu-
lare in einer interstitiellen fibrösen Myositis, welche sich auf Grund
von Geburtsverletzungen — Druck der Hand oder von Instrumenten,
Druck der Geburtswege, Dehnung des Kopfnickers — entwickelt. Auch
durch Infektion vom Darm aus kann die Myositis in dem verletzten
Muskel hervorgerufen werden. Endlich kann auch eine infektiöse
Myositis als idiopathische Erkrankung oder im Verlauf verschiedener
Infektionskrankheiten ohne vorherige Verletzung des Muskels entstehen.
Die Entstehung durch primäre, intrauterine Kopfnicker-Kontraktur wird
von Kader verworfen.
Hildebrand (69) beschreibt einen Fall von doppelseitigem
Caput obstipum nach Geburt in I. Steisslage; der Kopf war nicht
extrahirt, sondern nur exprimirt worden. Das Caput obstipum wurde
erst vier Wochen nach der Geburt bemerkt und zwar fand man in
beiden Mm. sternocleidomastodeis pflaumengrosse, harte Geschwäülste,
die aus sehr derbem Bindegewebe und atrophischen Muskelfasern be-
standen und weder Blutfarbstoff noch Reste davon enthielten. Hilde-
brand hält das Caput obstipum nicht für rein traumatischen Ursprungs,
sondern glaubt, dass das Trauma nur die Veranlassung zur Entstehung
der Myositis giebt, wahrscheinlich indem nach Kader Mikroorganismen
in kleine Geburtsverletzungen der Muskeln aus dem Darmkanal auf
dem Blutwege einwandern. Ein ähnlicher Fall wird in der Diskussion
von Petersen mitgetheilt, welcher ebenfalls der Kader’schen Er-
klärung beistimmt. |
1022 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
In dem von Bittner (17) beschriebenen Falle von Schiefhals
handelt es sich wahrscheinlich um eine intrauterine Entstehung. Das
Kind war spontan, und zwar in Kopflage geboren worden. Der Kopf
war ganz auf die rechte Schulter geneigt und nach links gedreht, der
rechte Sternocleidomastoideus fast um die Hälfte verkürzt. Zugleich
besteht. auch rechtsseitige Facialis-Lähmung und wahrscheinlich rechts-
seitige Hypoglossusparese. Da die Mittellinie des Gesichts einen nach
links konvexen Bogen bildet, so wird eine Schädel-Skoliose angenom-
men und daher auch auf eine kongenitale Entstehung der Kopfhaltung
geschlossen.
Taylor (135) beobachtete bei einem sechs Wochen alten Kinde eine
seit der Geburt bestehende Steifheit an beiden Schulter- und Ellboger-
gelenken, in geringerem Grade in den Hand- und Fingergelenken. Der
linke Arm war zwei Wochen nach der Geburt wegen Dislokation der
Schulter geschient worden, jedoch kann dies bei der Doppelseitigkeit
der Affektion nicht als Ursache gelten. Ueber die Vorgänge bei der
Geburt wird nichts mitgetheilt. Nach Jacobi und Sayre zeigte die
von dem Falle aufgenommene Röntgen-Photographie Bildungsanomalien
an den Gelenkflächen der Knochen und besonders einen grösseren Ab-
stand zwischen Radius-Köpfchen und Gelenkfläche des Humerus sowie
eine Verschiebung des Olecranon nach aufwärts. Demnach würde mit
Wahrscheinlichkeit eine ursprüngliche Bildungsanomalie und keine Ver-
letzung anzunehmen sein. |
Pincus (112) beschreibt als Folge von Geburtstraumen eine in
den ersten Lebensmonaten auftretende progressive ossifizirende Myosotis,
die in der Muskulatur des Nackens, Halses und Rückens sowie der Ex-
tremitäten sitzt. Schon durch bei spontaner Geburt entstehenden Traumen
sollen diese in Form von multiplen Osteomen und Exostosen auftreten-
den Veränderungen hervorgerufen werden, jedoch wird zugleich eine
hereditäre Disposition angenommen, auf Grund deren die Veränderungen
sich entwickeln.
Verrier (140) führt die „spastie rigidity“ Little's bei neuge-
borenen Kindern auf Verletzung des Rückenmarkes zurück, beschuldigt
aber auch als veranlassendes Moment das Lufteinblasen von Mund zu
Mund, wodurch eine Kohlensäure-Vergiftung hervorgerufen wird. Ein
Fall wird angeführt.
Ueber Nabelschnurzerreissungen liegen zwei Publika-
tionen vor:
Ahlfeld (2) beobachtete Abreissen der fest um den linken Ell-
bogen und den rechten Unterschenkel (Schnürfurchen!) herumge-
Das neureborene Kind. 1023
schlungenen Nabelschnur während des Austritts der Schultern. Der
Riss erfolgte 3 cm vom Nabel des Kindes entfernt.
Meyer (99) beobachtete einen Fall von Zerschneidung eines
Nabelschnurgefässes mittelst der Repositionsechlinge bei der Reposition
der Nabelschnur und veröffentlicht zwei weitere Fälle von unerklärter
Anreissung eines Gefässes der Nabelschnur in der Schwangerschaft;
in einem Fall war die Vene angerissen, im zweiten Falle liess sich der
Riss nicht mehr sicher auffinden.
Taylor (136) fand bei einem mit der Zange entwickelten Kind
vier Stunden nach der Geburt rasch zunehmende Schwellung des rech-
ten Hodens in Folge Torsion des Samenstranges, so dass die Exstir-
pation des Hodens nothwendig wurde.
Arbeiten über Melaena neonatorum:
Hermary (67) fand bei der Sektion von Melaena-Fällen starke
Kongestion der Schleimhaut des Verdauungstraktus mit Ulcerationen
im Magen, Duodenum und manchmal im Dünn- und Dickdarm. Diese
Veränderungen werden auf Asphyxie, Cirkulationsstörungen im Pfort-
adergebiet, Druck gegen das Abdomen bei der Geburt, vasomotorische
Störungen durch Blutungen im vierten Ventrikel, Missbildungen, Er-
kältung, Infektion und Syphilis zurückgeführt.
Costinesco (36) unterscheidet Melaena auf traumatischer, auf
mechanischer und auf toxisch-infektiöser Grundlage. Sie kann essentiell
sein oder einen der Krankheitsfaktoren oder eine Komplikation dar-
stellen. Die Sektion ergiebt Ulcerationen, die Folge der zu Grunde
liegenden Erkrankung sein können. Bei syphilitischer Grundlage wer-
den Veränderungen der Leber (Hypertrophie) gefunden.
Orlowski (108) schreibt die Melaena — mit oder ohne Nabel-
blutung — in den meisten Fällen der Syphilis oder einer Infektion
mit Streptokokken, Staphylokokken oder Kolibacillen zu; alle anderen
ursächlichen Momente sind nur von sekundärer Bedeutung.
In dem von Bährecke (7) mitgetheilten Falle fand sich ein
Duodenal-Geschwür, dessen Entstehung, weil sein Grund mit braunem
auf älteren Zerfall rother Blutkörperchen beruhendem Blutfarbstoff be-
deckt war, auf das intrauterine Leben zurückverlegt wird. Die Landau-
sche Theorie konnte Bährecke in seinem Falle nicht bewahrbeitet
finden, ebenso waren Entzündungen des Darmkanals auszuschliessen,
weil keine Schwellung der Follikel vorhanden war, und endlich war
keine syphilitische oder hämophile Grundlage gegeben. Die Gehirn-
sektion zur Prüfung der v. Preuschen’schen Theorie konnte nicht
gemacht werden. Bährecke glaubt, dass nicht alle Fälle von Melaena
1924 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
auf eine Ursache zurückzuführen sind, sondern dass es auf Geschwürs-
bildung, auf Hyperämie des Magens und Darms oder auf Hämophilie
beruhende Fälle giebt.
Chrzanowski (31) fand in einem Falle von Melaena bei der
Sektion Blutergüsse unter die Kopfhaut, die Wand des Herzbeutels
und des Oesophagus, in den rechten Hinterhauptslappen und die linke
Kleinhirnhemisphäre; im zweiten Falle fanden sich keine derartigen
Blutungen. Geburtstraumen und Geschwüre im Verdauungskanal hält
Chrzanowski bei der Entstehung der Melaena für ausgeschlossen.
Dimitriewski (41) glaubt in einem Falle von Melaena die Er-
krankung auf eine durch die Unterbindung des Nabels bewirkte Hv-
perämie des Magens und Darmes zurückführen zu sollen.
Fischer (54) veröffentlicht einen Fall von Melaena, den er auf
eine angeborene transitorische Haemophilie zurückführt; zugleich wird
als Grundursache eine vor, während und nach der Geburt entstandene
Stauungshyperämie des Magens und Darmes angenommen. Bei der
Mutter des Kindes wurde grosse Neigung zu Blutungen nach Traumen
ermittelt.
Kosminski (82) beobachtete echte Melaena bei einem Kinde,
bei welchem die manuelle Umwandlung der Gesichts- in Schädellage
ausgeführt worden war. Dennoch stellt Kosminski für diesen Fall
die Entstebung durch Trauma in Abrede, weil weder eine Impression
noch eine Kopfgeschwulst vorhanden gewesen sei. Ausser der trauma-
tischen Melaena nimmt Kosminski eine infektiösse an, während
Flatau die Melaena nicht als Erkrankung sui generis, sondern als
einen auf verschiedenster Ursache beruhenden Symptomenkomplex
auffasst.
Skutsch (125) beobachtete Melaena bei einem durch Zange leicht
entwickelten und leicht asphyktischen Kinde, das intrauterin geathmet.
hatte. Er glaubt, dass nicht die leichte Zangenextraktion, sondern
eher der langdauernde Durchtritt durch das etwas verengte (platte)
Becken eine Läsion der Hirntheile im Sinne von v. Preuschen her-
vorgebracht haben konnte.
Zur Asphyxie der Neugeborenen liegen folgende Arbeiten vor:
Oehlschläger (105) erinnert daran, dass er schon im Jahre
1893 das Vorziehen der Zunge bei asphyktischen Neugeborenen em-
pfonlen habe, allerdings nicht in rhythmischer Weise, wie dies La-
borde ausführt. Aber beide Verfahren haben nach seiner Auffassung
nur den Zweck, die Athemwege freizumachen und die Lab ord eschen
Traktionen sind erfolglos, wenn nicht ausserdem rhythmisch Luft ein-
Das neugeborene Kind. 1025
geblasen wird. Statt des Vorziehens der Zunge mittelst Kornzange
kann auch der bei Chloroformasphyxie eingebürgerte Heiberg’sche
Handgriff (Vorziehen des Unterkiefers) angewendet werden.
In einer historischen Berichtigung hierzu bemerkt Knapp (78),
dass das von Oehlschläger empfohlene Verfahren schon von Sie-
bold, Stark und Ebermayer und im vorigen Jahrhundert von
Hoffmann, Mursinna, Gehler, Röderer und Henckel an-
gewendet und empfohlen worden sei.
Gegenüber diesen Bemerkungen von Knapp bleibt Oehlschläger
in einer weiteren Veröffentlichung (106) darauf stehen, dass das Vor-
ziehen der Zunge in zielbewusster Weise zur Beseitigung der Asphyxie
von ihm zuerst angewendet worden ist. (In der Beurtheilung der
Schultze’schen Schwingungen, „die so mancher Geburtshelfer für das
allein seligmachende hält“ und die manchem Neugeborenen wegen
der dadurch bewirkten „Sugillationen unter der Brusthaut und den ge-
legentlichen Schlüsselbeinbrüchen“ hätten erspart werden können, trifft
Oehlschläger weit über das Ziel hinaus. Die Anschauung, dass
bei zurückgeschlagener Zunge auch durch Schultze’sche Schwingungen
die erste Inspiration nicht bewirkt werden könne, ist unrichtig, denn
die Schwingungen müssen, wenn sie richtig ausgeführt werden sollen,
zuerst eine Exspirationsbewegung hervorrufen und diese Ex-
spirationsbewegung kann das durch die zurückgeschlagene Zunge be-
wirkte Hinderniss beseitigen. Damit soll übrigens das Oehlschläger-
sche Verfahren keinesfalls als völlig entbehrlich bezeichnet werden. Ref.)
De Noble (103) erkennt an, dass durch Schultze’sche Schwing-
ungen und Zungentraktionen auch bei todten Kindern eine Füllung
der Lunge mit Luft bewirkt wird, jedoch ist diese Füllung nur eine
partielle, auf einige Theile der Lungen beschränkte.
Meyer (97) betont auf eine Anfrage von Köhl (79), dass der
Katheterismus der oberen Luftwege nur dazu dienen soll, den obtu-
rirenden Schleim zu entfernen. Lufteinblasungen durch den Katheter
dagegen können Emphysem, Ruptur der Alveolen und Pneumothorax
erzeugen. Ferner betont Meyer (98), dass die Laborde’schen
Zuugentraktionen nur auf dem Wege des Reflexes wirken und daher
nur im ersten Stadium der Asphyxie anwendbar sind, dass dagegen im
zweiten Stadium ausschliesslich die Einleitung künstlicher Athmung von
Wirkung sein kann und dass unter den Respirationsmethoden den
Schultze’schen Schwingungen der erste Rang zuzuerkennen ist.
Barker (10) ist geneigt, eine von ihm an einem acht Monate
alten Kinde beobachtete Deformität der Schulter mit Funktionsstörung
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 65
Ki
126 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
des Armes auf die nach der Geburt ausgeführten Schultze’schen
Schwingungen zurückführen zu müssen. Die Veränderung der Schulter
bestaud in Einwärtsrotation, Adduktion und Vorwärtsziehung des
Humerus, sowie Atrophie der Streckmuskulatur, woraus Barker sowie
Gould auf eine Zerreissung dieser Muskeln bei Ausführung der
Schultze’schen Schwingungen schlossen. Als Anhaltspunkte hiefür
werden die von Geburt an bestehende Funktionsstörung und eine da-
mals bestehende ausgedehnte Sugillation hinten an der Schulter und in
der Achselhöhle angeführt. Da Barker und Gould die Vorgänge
bei der Entbindung, die in Deutschland vor sich gegangen war, nur
aus der Anamnese erfuhren, ist ihr Schluss, die Verletzung gerade auf
die Schultze’schen Schwingungen zurückzuführen, ein sehr gewagter,
um so mehr, als auch die Entbindung selbst eine schwierige, operative
und in ihren Einzelheiten Barker offenbar nicht bekannt war, weil
er hierüber nichts mittheilt. Dazu kommt, dass das Kind nach sieben-
monatlicher zweckentsprechender Behandlung von Kraske untersucht
wurde, welcher eine Erb’sche Lähmung der 5. und 6. Cervikalwurzel
und ausserdem mit Wahrscheinlichkeit eine bei der Geburt stattge-
fundene Epiphysenverletzung diagnostizirte.e Es wird sich demnach
wohl mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine Verletzung bei der Ge-
burt selbst gehandelt haben und nicht um eine solche durch Schultze-
sche Schwingungen. Der Einwand Barkers, dass Kraske das
Kind erst nach siebenmonatlicher Behandlung und beträchtlicher Bes-
serung gesehen habe und deshalb den ursprünglichen Zusammenhanz
nicht mehr sicher habe erkennen können, dürfte kaum stichhaltig sein,
denn Barker und Gould haben das Kind ja auch erst acht Monate
nach der Geburt zum ersten Male gesehen.
Wolfram (145) beschuldigt die Schultze’schen Schwingungen
der tiefen Einbeförderung aspirirter Fremdkörper bis in die Alveolen.
Er wendete ein Verfahren an, das in abwechselnder Kompression des
Thorax und Druck der unteren Extremitäten gegen die Bauchwand
besteht.
Clasen (33) sieht in der Abkühlung des kindlichen Körpers
bei den Schultze’schen Schwingungen einen grossen Nachtheil dieser
Methode und schlägt statt derselben vor, das Kind unmittelbar aus
dem warmen Bade durch den Schwingungen ähnliche Bewegungen zur
Inspiration zu bringen. Das im Bade liegende und in gleicher Weise
wie bei den Schultze’schen Schwingungen mit. den Händen gehaltene
Kind wird mit stark dorsalflektirter Wirbelsäule mit dem Rumpf aus
dem Bade in die Höhe gehoben (Inspiration) und dann wieder zurück-
Das neugeborene Kind. 1027
bewegt, indem schliesslich die Daumen vorne beiderseits den Thorax
komprimiren (Exspiration). Prinzipiell von den meisten künstlichen
Athmungsmethoden verschieden ist dieser Vorschlag deshalb, weil wie
es scheint mit der Inspiration begonnen wird, während die meisten
Wiederbelebungsmethoden mit der Exspiration beginnen.
Brown (26) erwähnt als Zeichen eingetretenen Todes das Zurück- -
gehen der Mastdarmtemperatur um 15—20° unter die Norm und em-
pfiehlt bei scheintodten Kindern alle 2—3 Minuten diese Temperatur
zu messen, um Anhalt für die Aussichten der Wiederbelebungsversuche
zu haben. Ausserdem ist beim Scheintod die Pupille nur mässig weit,
beim Tode völlig erschlaft. Brown fand übrigens alle Wiederbe-
lebungsversuche der subcutanen Injektion von Analepticis nachstehend;
er spritzt 4—5 Tropfen Whisky mit einem Tropfen Tinct. Belladonnae
in jedem Arm, oder 4—6 g warmes Wasser subeutan und zugleich
6 g mit 1 Tropfen aromatischer Ammoniakepiritus in den Darm. Zu-
gleich werden erwärmte Tücher und heisses Wasser in Gummibeuteln
aufgelegt und bei Wiederkehr des Schluckvermögens Thee oder Milch
mit den genannten Analepticis innerlich gegeben.
Fieux (50) benützt zur Insufflation von asphyktischen Neuge-
borenen das Stethoskop. (Die Vortheile gerade dieser Jusufflations-
methode sind schwer zu entdecken. Ref.)
Mc Gee (92) macht zur Wiederbelebung scheintodter Neugeborner
auf- und abwärts schwingende Bewegungen, indem er das Kind mit
einer Hand bei den Füssen fasst und mit der anderen unter den
Schultern hält. Die Bewegungen werden erst langsam, später 15—20
mal in der Minute ausgeführt. Er will damit bei Asphyxia pallida
gute Erfolge erzielt haben.
Mackenzie (93) berichtet über einen Fall von Asphyxie, in
welchem trotz künstlicher Respiration (Silvester, M. Hall, Luft-
einblasen) keine selbständige Athmung eintrat und das Herz noch vier
Stunden schlug. Trotz dieser Herzkontraktionen wurden nach vier
Stunden die Wiederbelebungsversuche abgebrochen und das Kind starb.
Die von Audebert (5) angewendete Respirationsmethode besteht
in abwechselnder Streckung und Beugung des Kindeskörpers.
Demelin (40) beschreibt 22 Fälle von Bronchopulmonar-Apo-
plexien, welche sich besonders an der Basis und den hinteren Partien
der Lungen befinden; die Bronchien und die Trachea enthalten oft
Blut, ebenso Magen und Darm, ohne dass die Epitheldecke des Darms
verletzt ist. Prädisponirt sind frühgeborene, in Steisslage und durch
Wendung geborne Kinder und mehr die Knaben als die Mädchen.
65*
1028 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Als Symptome während des Lebens werden Cyanose, Dyspnoë, Austritt
von Blut aus dem Mund und manchmal Oedem der unteren Extremi-
täten beschrieben. Die beschriebenen Erscheinungen sind offenbar
Symptome von Asphyxie bezw. Atelektase.
Thorn (137) beobachtete einen Fall von deutlichem Vagitus
uteérinus in einem Falle von Einleitung der künstlichen Frühgeburt
mit einem Barnes’schen Dilatator, welcher bei der Füllung mit Luft
unter Detonation sprang und Luft in den Uterus eintreten liess.
Während und nach dem Vagitus waren keinerlei Symptome von As-
phyxie gegeben, namentlich waren die fötalen Herztöne ganz regel-
mässig. Thorn nimmt daher an, dass die Luft ohne Inspirations-
bewegung in die oberen Luftwege gedrungen sei und dass reflektorisch
eintretende Exspirationsstösse sie wieder entfernten. Er nimmt deshalb
zwei Arten von Vagitus an: bei der einen Art — der gewöhnlichen —
wird der Vagitus durch Lufteindringen in den Uterus, Störung des
placentaren Kreislaufes, äusseren Reiz und gesteigerte Erregbarkeit
des Athemcentrums hervorgerufen; bei der zweiten Art fehlt die Störung
der placentaren Athmung und es kommt nur zu einer einmaligen
Aktion der Athmungsmuskulatur; eine alveoläre Athmung braucht dabei
nicht stattzufinden und es dringt vielleicht gar keine Luft in die
tieferen Luftwege ein; bei ungestörter placentarer Athmung werden die
grossen Luftwege so stark gereizt, dass vermittelst sensibler Nerven
eine Reflexaktion der Athemmuskeln quasi zur Abwehr ausgelöst wird,
deren Effekt bei genügend vorhandener Luft der Vagitus sein kann.
Frazer (56) beobachtete Vagitus uterinus beim ersten Zwilling,
während er den mit der Zange gefassten Kopf extrahirte. Er glaubt,
dass beim Einführen der Zangenblätter Luft in den Uterus einge-
drungen ist. Das Kind wurde lebend und ohne Zangendruck geboren.
Arbeiten über die Prophylaxe der Ophthalmoblennorrhoe:
Jacobsohn (75) legt bei der Prophylaxe der Ophthalmogonorrhoe
das Hauptgewicht auf die Thätigkeit der Hebammen, indem er die-
selben verpflichtet wissen will, bei allen Fällen von verdächtigem
Scheidenausfluss unmittelbar nach der Geburt des Kindes die Cred é-
sche Einträufelung auszuüben; ausserdem verlangt er die Anzeigepflicht
innerhalb 24 Stunden unter Strafandrohung sowie die Verpflichtung, auf
ungesäumte Anrufung ärztlicher Hilfe zu dringen. Bis zur gesetzlichen
Einführung dieser Vorschriften soll an alle Eltern bei der Anmeldung
der Geburt von den Standesämtern eine Belehrung über die Gefahren
der eiterigen Bindehautentzündung vertheilt werden. (Eine solche An-
Das neugeborene Kind. 1029
weisung, die auch Anweisungen über die Pflege des Kindes überhaupt
enthält, wird bereits an einigen Standesämtern in Bayern vertheilt. Ref.)
Schallehn (119) beobachtete neuerdings an der Runge’schen
Klinik, wo früher die Morbidität an Ophthalmoblennorrhoe = 0 gefun-
den wurde, zwei Fälle von Blepharoblennorrhoe unter 917 Kindern,
aber in beiden Fällen trat die Erkrankung erst am achten Tage auf,
ist also zu den Spätinfektionen zu rechnen. Schallehn macht ausser-
dem aufmerksam, dass manche Fälle von Blepharoblennorrhoe auf zu
spät vorgenommener Einträufelung beruhen können, was besonders bei
asphyktisch geborenen Kindern leicht möglich ist, bei denen zunächst
Wiederbelebungsversuche vorgenommen werden. Besonders betont wird,
dass dauernde Schädigung durch die Einträufelung niemals beobachtet
worden ist; der vorübergehende Argentum-Katarrh- fällt als Nachtheil
nicht ins Gewicht.
Chartres (30) untersuchte in 26 Fällen von eiteriger Ophthalmie
der Neugeborenen das eiterige Sekret auf Mikroorganismen und fand
in 36 Die Gonokokken allein, in 120/0 Löfflersche Bacillen, in 120/0
Mikrokokken, in 8°/o Streptokokken, in ebensoviel Gonokokken mit
Streptokokken und in den übrigen die genannten Mikroben in wechseln-
der Mischung. Die prognostisch schlimmsten Fälle sind diejenigen,
wo Streptokokken entweder allein oder mit Löffler’schen Bacillen
gefunden wurden. Solche Fälle endeten mit Blindheit oder waren mit
schwerer Broncho-Pneumonie komplizirt. Wo Gonokokken allein nach-
gewiesen wurde, war die Prognose yünstiger. Die Therapie ist mög-
lichst früh einzuleiten und besteht in sofortigen Ausspülungen mit
Kaliumpermanganat und in Aetzungen mit Silbernitrat. Ueber die
Prophylaxe äussert sich Chartres nicht näher.
Adams (1) spricht sich aufs Entschiedenste für die prophylakti-
sche Silbernitrat-Einträufelung in allen Fällen aus, in welchem der
leiseste Verdacht auf Gonorrhöe besteht. In der Diskussion wird all-
gemein die Nothwendigkeit der Prophylaxe und die Verminderung der
Morbidität in den Entbindungsanstalten nach Einführung derselben
anerkannt.
Bernstein (14) tritt energisch für die allgemeine prophylaktische
Anwendung der Ored&’schen Einträufelung ein und will alle Geburts-
helfer und Hebammen zur Anwendung derselben verpflichten.
Cohn (34) führt die immer noch grosse Zahl von schweren Augen-
eiterungen bei Neugeborenen auf die schlechte Pflege der erkrankten
Kinder in der Armen- und poliklinischen Praxis zurück und fordert
1030 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
die Ausbildung von Pflegerinnen, welche unentgeltlich zu den Wöch-
nerinnen geschickt werden könnten.
Dubrovitz (46) berichtet über zwei Fälle von Vulvovaginitis
mit Gonokokken bei kleinen Mädchen. In einem Falle erfolgte die
Uebertragung durch mit gonorrhoischem Ausfluss beschmutzte Wäsche,
im zweiten Fall blieb die Quelle der Infektion unbekannt.
Hubbell (73) empfiehlt ebenfalls dringend die Cred&’schen Ein-
träufelungen zur allgemeinen Prophylaxe.
Ueber Nabelbehandlung und Nabelsepsis handeln folgende
Autoren:
Bastard (12) kommt nach Gegenüberstellung von 110 gebadeten
und ebensoviel nicht gebadeten Neugeborenen zu dem Schluss, dass
das tägliche Bad den Abfall des Nabelschnurrestes um durchschnittlich
zwei Tage verzögert. Da es ausserdem im Stande ist der Wunde In-
fektionskeime zuzuführen, wird es bis zur Vernarbung der Nabelwunde
verworfen.
Zu dem ganz entgegengesetzten Resultate kam Anthes (4) bei
Untersuchungen auf der Fehling’schen Klinik. Er fand, dass die
gebadeten Kinder einen günstigeren Verlauf der Nabelwundheilung,
einen früheren Abfall des Nabelschnurrestes und einen niedrigeren
Prozentsatz an Fieberfällen aufwiesen als die nicht gebadeten. Er
schliesst hieraus, dass das tägliche Bad für die Nabelwundheilung nicht
nur ungefährlich ist, sondern dieselbe sogar im günstigen Sinne be-
einflusst.
Dorland (45) verwirft die meisten gebräuchlichen Behandlungs-
arten des Nabelschnurrestes, welche alle eher geeignet sind, das Gewebe
zu erhalten, statt es zum Eintrocknen zu bringen.
Bar (8) empfieblt statt der Ligirung die Abklemmung des Nabel-
strangs. Die Klammer wird unmittelbar vor dem Nabel senkrecht auf
die Achse des Stranges angelegt und der Strang hart an der Klammer
durchschnitten. Nach 24 Stunden wird die Klammer abgenommen;
der abgeklemmte, völlig trockene Schnurrest wird hierauf mit der
Schere hart an der Haut abgetragen und der Nabel antiseptisch ver-
bunden. Die völlige Reinigung der Nabelwunde nimmt aber wie es
scheint längere Zeit in Anspruch, indem noch am 14.—15. Tage sich
Reste abstossen. So lange die Vernarbung nicht vollendet ist, soll
das Kind nicht gebadet werden.
Peaudecerf (111) empfiehlt die von Bar angegebene Behand-
lung der Nabelschnur mit Anlegung einer Klemmpincette statt der
Ligirung. Unter 100 Fällen, die so behandelt wurden, trat kein Fall
Das neugeborene Kind. 1031
von Infektion auf. Die Pincette wird nach 24—36 Stunden entfernt,
der kurze Schnurrest fällt am 4.—5. Tage ab. Das Kind darf wäh-
rend dieser Zeit nicht gebadet werden.
Kellar (77) verwirft überhaupt die Unterbindung der Nabelschnur,
weil die Ligirung nicht allein nichts nützt — auch die Hämorrhagie
aus den Nabelarterien sei so wenig wie bei den Thieren zu fürchten
— sondern auch durch Verhinderung der Mumifikation, Hervorrufung
von Entzündungen in den Nabelgefässen, Verursachung anormaler Vor-
gänge in den Gefässgebieten direkt schadet.
W entz (144) empfiehlt die Bepulverung des Schnurrestes mit. Calomel
und Borsäure (1:7); der Strang soll hiebei in 9—16 Tagen (!) ab-
fallen.
Flagg (55) bringt bei der Behandlung des Nabelschnurrestes die
Einzelligatur der Gefässe mit Katgut und die Durchtrennung der Schnur
hart am Nabel in Vorschlag. Der Verband wird mit Wismuthsub-
gallat und aseptischer Gaze gemacht. Flagg will demnächst versuchen
die Nabelwunde zu nähen (! Ref.) und mit Collodium zu bedecken.
Lambert (84) beobachtete unter 147 im Child’s Hospital in
New York geborenen Kindern 95 Fieberfälle, darunter 47 mit Nabel-
granulationen; 18 Kinder zeigten septische Erscheinungen und 5 starben.
Lambert kommt nach seinen Beobachtungen zur Empfehlung, alle
austrocknenden Pulver fortzulassen, nur die Basis des Schnurrestes zu
verbinden, den Schnurrest selbst aber unbedeckt zu lassen, um ihn
der austrocknenden Wirkung der Luft auszusetzen. Das Baden ist bis
zur Heilung des Nabels auszusetzen.
Franz (57) beobachtete einen Fall von milder und einen Fall
von schwerer Tetanus-Infektion. Im ersten Fall betrug die Inkubations-
zeit 15 Tage. In beiden Fällen trat Heilung ein.
Davis (39) fand bei einem Neugeborenen, das ausser grünen
Stühlen Blutungen aus verschiedenen Schleimhäuten zeigte, in den
Fäces Colibacillen, Micrococcus pyogenes aureus und albus und hält
die Infektion für eine praenatale.e Ausser den genannten Mikroben
wurde auch ein Coccus gefunden, der dem Micrococcus tetragonus ver-
satilis ähnlich war.
Zagowski (146) beobachtete zwei Fälle von Pemphigus neona-
torum foliaceus in der Praxis einer Hebamme. Ein Kind starb am
fünften Tage. In diesem Falle hatte die Temperatur des Bades —
die Hebamme bestimmte dieselbe stets nur nach dem Gefühl — 28° R.
niemals überschritten, im zweiten Fall erreichte dieselbe aber 35° R.
1032 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Behnke (13) beobachtete 21 Fälle von Pemphigus neonatorum
in der Praxis von drei Hebammen, mit drei Todesfällen.
Snow (127) berichtet über einen Fall von Acetanilid-Vergif-
tung bei einem neugeborenen Kinde in Folge von Anwendung
von Acetanilid-Bepulverung des Nabelschnurrestes. Die Erscheinungen
bestanden in Cyanose, jagender Respiration und raschem, schwachen
Puls; Genesung.
Ueber Blutungen bei Neugeborenen handeln folgende Mitthei-
lungen: |
Averill (6) beobachtete eine tödtliche Nabelblutung bei einem
Kinde am fünften Tage nach der Geburt, bevor der Schnurrest sich
abgestossen hatte. Da Purpuraflecken auf der Haut zu sehen waren,
handelte es sich wohl um angeborene Hämophilie,
Ein weiterer Fall von schwerer idiopathischer Nabelblutung wurde
bei einem gut entwickelten, spontan geborenen Kinde, ebenfalls vor
Abstossung des Schnurrestes, am 4. und 5. Tage von Phillips (114)
beobachtet. Ikterus und Purpura fehlten in diesem Falle Da die
Nadelstiche bei der Unterbindung in diesem Falle nicht bluteten und
auch die Anamnese keinerlei Anhaltspunkte bot, kommt hier eine
hämorrhagische Diatbese nicht in Frage.
In dem von Dittrich (42) beobachteten Falle von Verblutung
eines Kindes aus der unterbundenen Nabelschnur konnte nach dem
Befunde sowohl eine absichtliche Unterlassung des bei der Geburt
nöthigen Beistandes als auch eine strafbare Fahrlässigkeit ausgeschlossen
werden. Bei der Geburt, welche auf dem Wege zur Klinik eintrat,
war die Unterbindung der Nabelschnur von der Begleiterin der Mutter
vorgenommen worden; um die Nabelschnur fand sich ein Bändchen in
vielen Touren herumgelegt, aber dennoch war die Unterbindung nicht
fest genug, um eine Blutung zu verhindern.
Burton (28) berichtet über einen Todesfall durch Verblutung
nach Incision des Zungenbändchens seitens einer Hebamme. Unter
der Zunge fand sich ein !/2—?/4 Zoll ausgedehnter Schnitt, der die
ZJungenmuskulatur blosslegte.
Die folgenden Autoren theilen schlimme Folgen nach der rituel-
len Cirkumeision mit. 2
Brothers (21) beobachtete einen Fall von Gangraena penis nach
der rituellen Cirkumeision; die Gangrän war offenbar durch die Blut-
stillungsmethode des „Mohel“, die er wegen einer 24 Stunden nach
der Operation aufgetretenen Nachblutung anwandte, hervorgerufen.
Missbildungen. 1033
Das Kind starb an Sepsis. Brothers verlangt gesetzliche Vorschrif-
ten gegen Befugniss-Ueberschreitung seitens der Beschneider.
Schrank (123) berichtet über einen Kunstfehler bei Ausübung
der rituellen Beschneidung: Wegen Luxatio penis trat derselbe bei
Anziehen des Präputiums hinter die Skrotalhaut zurück und es wurde
statt des Präputiums die Haut des Penis selbst eingeschnitten. Es
kam zu starker Blutung, die durch Tamponade und Vereinigung der
inneren Präputiallamelle mit der Penishaut gestillt werden musste.
Stern (128) berichtet über einen Fall von Karbolvergiftung nach
ritueller Cirkumeision ; der „Mohel“ hatte Karbolumschläge auf die offene
Wunde verordnet.
Anhang.
Missbildungen.
1. Ahlfeld, Zwei menschliche und drei thierische Missbildungen mit Synotie
(Agnathie). Aerztl. Verein zu Marburg, Sitzung vom 2. VI. Berl. klin.
Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 812.
2. Allen, J. Q., Congenital teeth. Med. Record, New York. Vol. LI, pag.
142.
3. Amann, J.A., Amniotische Adhäsionen. Gynäk. Ges. zu München, Sitzg.
vom 18. VI. 1896. Monatsschr. f. Geb. u. Gen Bd. VI, pag. 116.
4. — W., Ueber einen Fall von angeborenem Mastdarmverschluss. Inaug.-
Diss. Freiburg.
5. Anders, Ueber amniotische Einschnürungen der Extremitäten. Deutscher
ärztl. Verein zu St. Petersburg, Sitzung vom 7. IV. St. Petersburg. med.
Wochenschr. Bd. XXII, pag. 280. l
6. Ardouin, P., Spina bifida latent ou sans tumeur. Revue d'orthopédie
1896, Nr. 6. °
Ardouin u. Kirmisson, Missbildung. Revue d’orthopedie, 1. März.
(Exomphalus, Spina bifida, Hüftgelenkluxation, Klumpfuss, Fehlen der
Blase und der Genitalien.)
& Arens, Ueber einige seltenere Missbildungen. Gyn. Ges. zu Dresden,
Sitzung vom 11. V. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1063. (Ein Fall von
Osteosarkom der Orbita und ein Fall von Epignathus mit Hydrocephalie.)
9. Arreat, E., Pied-bot varus equin congenital. These de Montpellier, Nr. 38.
10. Ashby, Congenital stenosis of the pylorus. Arch. of Ped. Juli.
1l. Ayasse, M., Bec-de-lievre compliqué. Thèse de Paris, Nr. 240.
12. Ballantyne, J. W., a) Anencephalic foetus; b) congenital fibroma of
scalp of a new-born infant. Edinburgh Obst. Soc. Sitzung vom 10. II.
Edinb. Med. Journ. Vol. XLHI, pag. 339.
~
1034 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
13.
14.
21.
22.
LS
gt
D
Led IV
=] ©
os
—8
Ballantyne, J. W, Teratogenesis; an inquiry into the causes of mon-
strosities. Edinb. Oliver & Boyd. (Verwirft das „Versehen“, glaubt aber,
dass dauernde Gemüthszustände der Mutter von Einfluss auf die Entwicke-
lung der Frucht sein können.)
— u. Thomson, J., Congenital prolapsus uteri. Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXV, pag. 161. (Zwei Fälle.)
Bamberger, Abnormität der Hand. Wiener klin. Rundschau 1896, Ar. 45.
(Daumen mit drei Phalangen.)
. Battle, W.H., Congenital dislocation of both hips. Clin. Soc. of London,
Sitzung vom 22. X. Lancet, Vol. II, pag. 1117.
Barabaschew, P. N., Zur Kasuistik der angeborenen Hornhauttrübungen.
Westnik Oftalm. 1896, Juli.
Barreras, A., Une caso de distocia per hidrocefalia. Revista de Med. y
cirurg. de la Habana, pag. 235. August.
. Bayer, C., Ueber die Endresultate der in der chirurgischen Abtheilung
des Kaiser Franz-Joseph-Kinderhospitals in Prag seit dem Jahre 1883 ope-
rirten Fälle von Spina bifida und Encephalocele. Zeitschr. f. Heilkunde,
Bd. XVII, Heft 56.
Beach, H. H. A., Chronie Hydrocephalus; puncture. Boston Med. and
Surg. Journ. Vol. CXXXVII, pag. 676.
Bergkammer, F., Ueber einen Fall von Teratom — Inclusio foetalis ab-
dominalis. Deutsche med. Wochenschr. 1896, Nr. 44.
Berkeley, W.N., Congenital tumor of the hard palate. New York Acad.
of Med. Pädiatr. Sektion, Sitzung vom 11. XI. Med. Neen Vol. LXXI,
pag. 780.
Beyer, Ueber doppelseitige ungleichartige Porencephalie. Neurolog. Cen-
tralbl. Nr. 14. (Möglicherweise auf die Geburtsvorgänge zurückzuführen.)
Bilhaut. Fall von angeborenem (ienu recurvatum. Annales de Chir. et
d’Orthopedie. Tom. X. pag. 257. (Bei Oligohydramınia.)
Binnie, J. F., Congenital fistulae and eysts of the neck. Kansas City
Med. Index, Februar.
Bockenheimer, Die kongenitale Cystenniere. Inaug.-Diss. Würzburg.
Boise, E., Operation for umbilical hernia on an infant seven hours old.
Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 223.
Bolster, F.. An anencephaleus monster. Brit. Med. Journ. Vol. 1, pag.
1346. e
Booker, W. D., Case of congenital diaphragmatic hernia. Amer. Ped.
Soc. IX. Jahresversammlung. Med. News. Vol. LXX. pag. 717.
Bottomley, Deformed foetus (Fehlen des Processus nasofrontalis). Trans-
act. of the Obst. Soc. of London. Vol. XXXIX. pag. 184.
Bowes, C. K., Rare congenital malformation. Lancet. Vol. 1. pag. 519.
(Oesophagus-Trachealfistel; Fehlen des Radius und des Daumens beider-
seits.) |
Bradford, E. H., Congenital dislocations of the hip-joint. Congress of
Amer. Phys. and Surg. 4.—#. Mai. Med. News. Vol. LXX, pag. 644.
Bradley, W., Unusual succession of monsters. Brit. Med. Journ. Vol. I,
pag. (8. (Encephalocele bei der ersten, Spina bifida bei der dritten Ent-
bindung derselben Frau.)
39.
40.
41.
42.
Missbildungen. 1035
Braquehaye, Malformations congénitales multiples: bec-de-lièvre uni-
latéral avec saillie de l'intermaxillaire, sans division de la voûte palatine
ni du voile; luxation congénitale de deux hanches en haut en avant; pieds
bots valgus congénitaux. Soc. de Méd. et de Chir. de Bordeaux, Sitzung
vom 29. X. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 532.
Brault, Un cas d'absence du rectum. Echec de la périnéotomie postérieure,
colotomie iliaque, bon fonctionnement de l'anus ventral pendant 3 semaines,
puis anus sacré par le methode de Kraske, guérison opératoire, décès. le
onzième jour. (Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. gr
Brindeau u. Georgiu. Sur un cas d'hydramnios dü à un sarcome du
rein du foetus. Compte rendu du congrès de la Société obstétr. de France,
V. Congress. L’Obstetr. Tom. Il, pag. 334.
Broca, Cas de malformations congenitales. Soc. de Chir. Sitzung vom
21. IV. Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 486. (Makrostomie.)
Brown, A. P., Encephalocele and peculiar brain action. New York Med.
Journ. Vol. LXV, pag. >58.
Buist, Hernia of the umbilieal cord. Edinburgh Obst. Bue, Sitzung vom
9. XII. 1896. Edinb. Med. Journ. Vol. XLII, pag. 108.
Burgess, A. H., Congenital absence or delayed development of the pa-
tella. Lancet. Vol. IT, pag. X80.
Burrell, H. L., Teratoma specimens. Surg. Section of the Suffolk distr.
Med. Soe. Sitzung v. 3. TI. Boston Med. and Surg. Journ. Vol. CXXXVI,
pag. 628. (Teratom am Scrotum und recidivirendes Teratom am Schädel.)
Busse, Acardiacus acephalus. Med. Verein in Greifswald. Sitzung vom
6. VI. 1596. Deutsche mediz. Wochenschrift, Bd. XXII, Vereinsbeilage,
pag. 20.
Cade, Note sur un cas de malformation cardiaque congénitale. Soc. des
sciences méd. de Lyon. Sitzung vom 23. VI. Province med. Tom. XII,
pag. 309. (Kommunikation der Ventrikel und andere Misshildungen am
Herzohr und den grossen Gefüässen.)
Carvallo, Megalo-Syndactylie. El Progreso Medico. Santiago-Chile 1896,
Nr. 10.
Chambrelent, Luxation double congénitale du genou; Hydramnios. Soc.
d'Obst. de Gyn. et de Ped. de Bordeaux. Sitzung v. 22. XI. 1596. Journ.
de Méd. de Bordeaux. Tom. XXVII, pag. 21.
— Monstre omphalosite-paracephale. Soc. d’obst., de gyn. et de péd. de
Bordeaux. Sitzung v. 27. VII. Journ. de Med. de Bordeaux. Tom. XXVII,
pag. 401.
Church. S. K., Congenital umbilical hernia. New York Medie. Journ.
16. Jan.
Cioffi, E., Atresia ani und Verdoppelung des Penis. Riforma medica,
3. September.
Claus, H., Ichthyosis congenita. Inaug.-Diss. Berlin.
Corazza, L., Spina bifida (Meningocele) lumbalis. Rivista Veneta di
scienze med. 1896.
Councilman, W. T., Remarks on maternal impressions. Boston Med.
and Surg. Journ. Vol. CXXXVI, pag. 32 u. 41.
1036 Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
22.
58.
SE
en
Q
58.
99.
60.
61.
Cornell, B., Umbilical fistula with prolapse of the intestine. Montreal
Med. Journ. Februar.
Coville, Fötale Missbildung. Gaz. hebdom. de med. et chir., Nr. 24.
(Untere Extremitäten durch eine 10'/2 cm lange muskulöse Membran ver-
bunden, Imperforatio ani, (renitalatresie, Fehlen des Colon transversum
und descendens, der Blase, des Urachus und der Ureteren; Ovarien und
Tuben vorhanden, Uterus bicornis, Scheide fehlend.)
Cremazy, De la polydactylie. These de Toulouse, Nr. 215.
Decherf. J. B. X. E., Luxations congenitales de la hanche. These de
Lille, Nr. 14.
Decio, Mostruositä fetale inedita osservata nel secolo XVI. ‘Ann. di Ost.
e Gin. Milano, Nr. 8. (Decio publizirt einen Brief aus dem Jahre 1531.
in welchem über eine Missgeburt berichtet wird. Aus der Beschreibung
und aus der beigefügten Zeichnung ist es klar, dass es sich um einen
Dipus tribrachius, welcher der 32. der bisher bekannten wäre, handelte.)
(Herlitzka.)
. Dejouany. A., De la grossesse double au point de vue médico-légal.
Lyon. (Bespricht die Doppelmissbildungen.)
Delanglade, Note sur un cas de malformations multiples chez un nou-
veau-ne. Journ. de clın. et thérap. infant., pag. 344.
Demons, Rachitisme intra-utérin. Soc. d'obst. de gynéc. et de péd. de
Bordeaux. Sitzung vom 12. I. Journ. de Méd. de Bordeaux. Tom. XXVI,
pag. 68.
Dietel, Nabelschnurbruch mit Bauch-Blasen-Symphysenspalte und Fehlen
beider Fibulae. Ges. f. Geburtsh. zu Leipzig, Sitzung vom 12. IV. Cen-
tralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 750.
Dixon, H. G., Arrest of development of the cranial bones. Lancet. Vol.
I, pag. 1410.
. Douglas. C.. A case of hemicephalie monster. Brit. Med. Journ. Vol. I.
pag. 263.
Duer, C., Case of spontaneous amputation of both lower extremities in
a newborn infant. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1179. (Am Tage nach
der Geburt auftretende Geangrän der unteren Extremitäten und spontane
Abstossung derselben.)
. Duiet, Congenitales Fibro-Papillom der Fusssohle. Médecine mod. 1896,
4. November.
. Dulorey, Monstre paracephalien et dystocie feetale. Actualité méd.,
pag. 40.
. Durante und Siron, Atresie multiples moniliformes de l'intestin grêle
chez un enfant a terme. Soc. obst. et gyn. de Paris. Sitzung vom 11. Il.
Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 253.
. Dutt, A. C.. An anencephalous monster. Brit. Med. Journ. Vol. I. pag.
1090.
. Edson. B.. Expulsion of child with head doubled upon trunk. Medical
council, Philadelphia, Februar.
. Eisenmenger, V., Die angeborenen Defekte der Kammerscheidewand
des Herzens. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XXXII, Supplementheft.
89.
90.
91.
Missbildungen. 1037
Elsner. Hydrocephalie und kongenitale Syphilis. Jahrb. f. Kinderheil-
kunde. Bd. XLII. pag. 257.
Erskine, A.. Hydrocephalus. Memphis Med. Month. Heft 8.
Escherich, Kongenitale Atresie des Duodenum. Ref. Revue mens. des
mal. de lénfance. Januar.
Ewald, C. Mikrognathie und Anchylostoma. K. k. Ges. der Aerzte zu
Wien, Sitzung vom 29. X. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X. pag. 975.
Fahm, J.. Ueber kongenitale Missbildungen. Festschr. f. Prof. Hagen-
bach-Burckhardt. Basel und Leipzig. C. Sallmann. (Missbildungen
durch amniotische Fäden, Klumpfuss, Kehlen der Hände und Füsse etc.)
Fenwick, P. C., A congenital cyst of the neck of doubtful nature. Lancet,
Vol. Il, pag. 253.
.Ferraresi, Contributo sperimentale allo studio anatomico et ostetrico
degli anencefali. Atti della Soc. italiana di Ost. e Gin. Roma, Vol. IV,
pag. 199. (Herlitzka.)
Fieux, Tumeur sanguine du plancher de la bouche chez un nouveau-né.
Gaz. hebd. de Med. et de Chir., 8. Juli.
Fincham, W. S., Case of spina bifida; ulceration; escape of cerebro-
spinal fluid and recovery. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1180.
Fisch). R., Ein Beitrag zur Kenntniss der Encephalitis beim Säugling.
Prager med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 307 fr.
Flandrin, Oedème généralisé du foetus et gros placenta. Journ. des
sages-femmes 1596. pag. 113.
Fletscher, H. M., Congenital cyst of the mediastinum. Path. Soc. of
London, Sitzung vom 16. II. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 460.
. Flory, ©. H., A note on a rare deformity. Lancet. Vol. Il, pag. 1557.
(Doppelseitige Klumphand.)
Foa, Kongenitale Nierencyste. Riforma med. 1896, Nr. 153.
Fosbery, W. H., Congenital teeth. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1090.
Fränkel, E. Fötale Teratome. Gynäk. Ges. zu München, Sitzung vom
21. V. 1896. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI. pag. 115.
Frank, L., Ein Fall von doppelter Lippen-Kiefer-Gaumenspalte mit Defekt
des Os intermaxillare und des Vomer. lInaug.-Diss. Würzburg 1896.
Frey, Syndactylie. Wiener med. Klub, Sitzung vom 26. V. Wiener klin.
Wochenschr. Bd. X, pag. 564
j. Freyberger. Congenital malformations of the heart and thoracic veins.
Path. Soc. of London. Sitzung vom 16. XI. Lancet, Vol. Il, pag. 1319.
Friedmann, A.. Eine Frucht mit Spina bifida und mehreren anderen
Missbildungen. Inaug.-Diss. Königsherg.
Fronhöfer, E., Die Entstehung der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in Folge
amniotischer Adhäsionen. Archiv f. klin. Chir. Bd. LIT. Heft 4.
Gallois, Forme rare de malformation cardiaque congénitale. Lyon med.
1896, pag. 469. (Das Herz besteht aus einem Herzohr und zwei Ven-
trikeln mit partiellem Septumdefekt.)
Gayet. Deux cas de kystes congénitaux intraorbitaires. Soc. de chir. de
Lyon, Sitzung vom 15. VII. Province méd. Tom. XII, pag. 357 u. 435.
(tebert, Zähne beim Neugeborenen. Archiv f. Kinderheilkunde. Bd. XXIV,
Heft 1/2.
1038
92.
93.
94.
96.
97.
99.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
109.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Gerber, J., Ueber drei Fälle von Struma congenita. Inaug.-Diss. Frei-
burg 1596.
Ghezzi. Caso di emorragia generalizzata in un neonato. Giorn. per le
levatrici, pag. 11.
Giese, Angeborener Verschluss des Ductus hepaticus. Jahrbuch f. Kinder-
heilkunde, Bd. XLII.
— Mostri Anencefali e derencefali. Ann. di Ost. e Gin. Milano, Nr. 4.
pag. 328. (Giglio hebt hervor, dass die Fötus anencefali und derencefali
schon während der Schwangerschaft — insbesondere durch den schwachen,
unbestirnmten, fernen, raschen, doppelten Herzschlag — diagnostizirt werden
können; dass der(schurtsmechanismus wegen der Form eines steifen Kegels,
welche der Körper dieser Missgeburten mit dem Kopfe annimmt, anormal
und unvollständig verläuft; dass die geburtshilflichen Indikationen ver-
schieden sind von denen, welche für die gewöhnlichen Gesichtslagen an-
genommen werden.) (Herlitzka.)
Gloy, K., Ueber die in der chirurgischen Klinik zu Greifswald vom 1. IV.
1890 bis 1. X. 1896 vorgekommenen Fälle von Hasenscharten. Inaug.-Diss.
Greifswald.
Golaz. H., Luxations congenitales de la hanche. These de Paris. Nr.
62x.
` y
Goldberger, H.. Kongenitale Hautdefekte am ausgetragenen Kinde. Gyn.
Sektion des k. ungar. Aerztevereins in Budapest, Sitzung v. 21. IV. 1396.
Gyógyászat 1896.
Goldschmidt, A., Sakraltumoren und ihr Einfluss auf Schwangerschaft
und Geburt. Inaug.-Diss. Berlin.
van Gorkom, J., Ueber Atresia ani congenita mit abnormer Mündung
des Darmes (Anus vulvo-vaginalis). Inaug.-Diss. Würzburg.
Gourdon, J. J. M. L.. Bec-de-lievre compliqué. Thèse de Bordeaux.
Nr. 72.
Gourzein, Kongenitale und hereditäre Augenmuskel-Lähmung. Revue
med. de la Suisse Romande.
Graham, E. E.. Natal teeth. Proceedings of the Philad. Pediatr. Soe.
Sitzung vom 13. IV. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. X, pag. 567.
Grant. W. E., Malformation of foetus. Brit. Med. Journ. Vol. Il, pag.
1623. (Nabelschnurbruch, Blasenspalte, Spina bifida, Fehlen von Anus
und Vagina.)
Grósz, J., Kongenitale cerebrale Diplegie bei einem aus Extrauterin-
schwangerschaft stammenden Säugling. Orvosi Hetilap 1896, pag. GA
Grüneberg, Fotus in foetu. Aerztl. Verein in Hamburg. Münchn. med.
Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 148.
Gümburg, Two teratological cases. Edinburgh Obst. Soc. 1896, pag.
250.
Güuther, C., Eine Frucht mit Mikrocephalus, partieller Rachischisis.
Cheilo-Gnatho - Palatoschisis und noch mehreren anderen Missbildungen.
Inaug.-Diss. Königsberg.
Haie, L.. Des fistules congénitales par persistence du conduit vitellin.
These de Paris, Nr. 319.
110.
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
122.
129.
Missbildungen. 1039
Hanssen, Prolapsus uteri totalis bei einer Neugeborenen; Spina bifida.
Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 10109.
Hazen, W. P. C, Congenital dislocation of both knees. Virginia Med.
Semi-Monthly, 26. März. (Fehlen der Patellae; kein Fruchtwasser.)
Hecker. Zur Frage über kongenitale Darmocclusion. St. Petersburger
med. Wochenschr. 1896. Nr. 45.
Heinlein, Miasbildung. Nürnberger med. Ges. u. Poliklinik, Sitzung v.
3 IX. 1896. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 292. (Spina
bifida, Fehlen des Rektum und der rechten Niere, der Vulva und der
Vagina.)
Hess, C.. Ein seltener Fall von angeborenem Verschluss des Duodenum
und Rektum. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII, pag. 218.
Hirst, B. C., Iniencephalus. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV. pag.
H0.
Hlawacek. Die Ursache gewisser Missbildungen der Extremitäten.
Deutsche Zeitschr. f£ Chir. Bd. XLII, Heft 12.
Höpfel, W., Ein Beitrag zur Kasuistik der kongenitalen elephantiasti-
schen Tumoren. Inaug.-Diss. Erlangen 1896.
Hübl, H.. Angeborener linksseitiger Zwerchfelldefekt. Geb.-gyn. Ges. zu
Wien, Sitzung vom 22. VI. Centralbl. f. Gyn. Bd XXI, pag. 1353.
Jacobi. A., Sarcoma of the skin in the newborn. Amer, Paed. Soc..
Sitzung vom 5. V. Med. Record. New York. Vol. LI. pag. 786.
Jacobson. A. C.. Foetus amorphus. Brooklyn Med. Journ. August.
(Als sakraler Appendix eines wohlgebildeten Kindes )
Ichistowitsch, Kongenitale Rhachitis. Russ. Archiv f. Bakterivlogie,
Bd. II, Heft 4.
Jeanne, A. De la voute plantaire et du pied creux congenital par mal-
formations osseuses. Thèse de Paris, Nr. 302.
Jellett, H., Case of transposition of the viscera with a tricoelian heart.
Lancet, Vol. I. pag. 878.
. Jewett, Ch., A monstrosity with sacrococeygeal cyst. Amer. Gyn. and
Obst. Journ. Vol. XI. pag. 30 u. 49.
Joachimsthal,. Ueber Verbildungen an extrauterin gelagerten Föten.
Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV. pag. 75.
. Jonkovsky, Hyaline Degeneration der Neugeborenen. Russ. Arch. f.
Path. Bd. I, Heft 1.
Kaczanowski, P., Ein seltener Fall von kongenitaler Blutcyste des
Halses und der Fossa axillaris. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLIV,
Heft 3 4.
Kaiser. H.. Ein Fall von seltener Herzmissbildung. Inaug.-Diss. München.
(Atresie des Ostium arteriosum sinistrum. fast vollständige Stenose der
Aorta bis zur Mündung des Ductus Botallı.)
Kehrer, Hydrencephalocele. Naturhistor.-mediz. Verein zu Heidelberg,
Sitzung vom 17. II. Münchn. med. Wochenschr. Bd. XLIV, pag. 432.
Keller. Angeborene Missbildung aller vier Extremitäten. Aerztl. Verein
zu Hamburg, Sitzung vom 25. V. Deutsche med. Wochenschr. Bd. XXIII.
~
D
Vereinsbeilage. pag. 199 u. 217.
1040
131.
132.
133.
134.
135.
136.
139.
140.
141.
142.
143.
144.
145.
146.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Kirby, E. R., Congenital malformation of the rectum, with report of a
curious case. Proceed. of the Philad. ped. soc. Sitzung vom 8. VI. Ann.
of Gyn. and Pediatr. Vol. X, pag. 755. (Fall von Atresia ani, nach deren
Spaltung sich kein Mekonium entleerte, also wohl ein zweiter, höher oben
sitzender Verschluss; keine Sektion.)
Kirmisson, Bec-de-lievre double. Soc. de Chir., Sitzung vom 24. 11.
Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 246.
— Angeborene Tumoren der Steissgegend. Bull. méd., Nr. 10.
Knapp. M. J., The clinical history of an anencephalous monster. Med.
Record, New York. Vol. LI, pag. 530.
Knauer, Ein durch Radikaloperation geheilter Fall von Nabelschnur-
bruch. Geburtsh.-gyn. Ges. zu Wien, Sitzung vom 1. XII. 1596. Cen-
tralbl. f£. Gyn. Bd. XXI, pag. 54.
— E., Beitrag zu den kongenitalen Luxationen im Kniegelenk. Monats-
schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. V, Supplement.
. Koudisch, Ein Fall von Bulbusblutung bei einem Neugeborenen. Russ.
Revue; ref. in Journ. de clin. et therap. infant. pag. 151.
. Krause. Kompleter Uterusprolaps bei einem neugeborenen Kinde. Medy-
cyna, Nr. 1,2.
— L., Prolapsus uteri completus bei einem neugeborenen Kinde; Spina
bifida. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 422 u. Medycyna, Nr. 3 u. 4.
Kynoch, C., Case of fatal infantile jaundice from congenital narrowing
of the common bile duct. Transact. of the Edinb. Obstetr. Soc. 1896,
pag. 67.
Lacayo, E, Beitrag zur Kasuistik der Spina bifida occulta. Inaug.-Diss.
Berlin.
Lafarelle u. Ozoux, Imperforation du rectum. Soc. d'anat. et phys.
norm. et path. de Bordeaux, Sitzung v. 8. III. Journ. de Méd. de Bor-
deaux, Tom. XXVII, pag. 252.
Lavaux, Verdoppelung des Penis, drei Beine und drei Arme. Manuel
de pathologie des voies urinaires, 2. Ausgabe. Paris, Houssiaux.
Lecornu, Imperforation rectale. Bull. de la Soc. anat. Februar, pag.
181.
Legrand, Ch. L., Des imperforations de l’oesophage. These de Paris,
Nr. 234.
Lewers, Cystic tumour of neck. Transact. of the Obst. Soc. of London.
Vol. XXXIX, pag. 2.
-- A monster, with skiagraph (Acardiacus). Transact. of the Obstetr.
Soc. of London, Vol. XXXIX, pag. 131.
. Lewis, H.F., Iniencephalus. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV, pag. 11.
. Ligeti, J., Ascites der Frucht als Geburtshinderniss. Orvosi hetilap.
1896, Nr. 51. (Zugleich Bildungsanomalie des Darmrohres.)
. Lisenkow, N., Ueber die Radikaloperation der Encephalocele. Wratsch.
Sapisski 1896, Nr. 8.9.
. Little, E.M., Congenital absence or delayed development of the patella
Lancet, Vol. II, pag. 731.
. Lobas, Un moyen de traitement de la hernie ombilicale chez le nou-
veau-ne. Semaine med. 1896, Nr. 51.
159.
160.
161.
162.
163.
164.
166.
167.
168.
169.
170.
171.
172.
173.
174.
Missbildungen. 1041
. Ludwig, Fall von Hydrencephalocele. Geb.-gyn. Ges. zu Wien, Sitzung
vom 18. V. Centralbl. f. Gyn. Bd. XXI, pag. 1329.
Lwow, Geburt von verwachsenen Zwillingen. Russ. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XIV, Nr. 2; ref. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 57.
. Lyons, J. A., Imperforate anus. Amer. Journ. of Obst. Tom. XXXVI,
pag. 703.
. Maass, H., Zur operativen Behandlung der Spins bifida occulta. Ver-
öffentlichungen aus der Poliklinik f. Kinderkrankheiten des Privatdozenten
Dr. H. Neumann in Berlin.
— Kongenitale Cyste des Peritoneums. Ebenda. Ausserdem Arch. f.
Kinderheilkunde, Bd. XXIV, Heft 1/2.
. Mc Cone, J., Congenital absence of the Rectum. Amer. Journ. of Obst.
Vol. XXXVI, pag. 695.
Mc Kenzie, B. E., Congenital defects of the long bones. New York
Med. Journ. Vol. LXV, pag. 241.
Mc Oscar, J., Hare-Lip. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 654.
Mc Weeney, Imperforate anus. Royal Ac. of Med. in Ireland, Section
on Pathol., Sitzang vom 5. XI. Lancet, Vol. II, pag. 1327. (Kloaken-
bildung, Hydronephrose, Spontan-Amputation der Hand.)
Maffé, Anus imperforé. Soc. Belge de chirurg. Sitzung vom 27. II.
Gaz. hebdom. de méd. et chir., pag. 321.
Marie, Hydrocephalie auf hereditärer Grundlage. Soc. méd. des höp.,
Sitzung vom 14. V. Gaz. des Höp. Tom. LXX, pag. 572.
Martin, Anus vulvaris. Gaz. de Gyn. 15. April.
Masse, Tumeur lipomateuse congénitale. Soc. d’obstötr. de gyn. et de
pediatr. de Bordeaux, Sitzung vom 9. III. Journ. de Med. de Bordeaux,
Tom. XXVII, pag. 143. (Der sehr rasch wachsende Tumor sass im Hypo-
chondrium.)
Matas, The surgical aspect of congenital ano-rectal imperforation con-
sidered in the light of modern operative procedures. Amer. Journ. of
Obst. Vol. XXXVI, pag. 628 ff.
Matthews, J. C. S., Ascites der Frucht. Brit. Med. Journ. Vol. II,
pag. 82.
Mayer, H.N., Congenital abscence or delayed development of the patella.
Lancet, Vol. II, pag. 1384.
Maygrier u. Coville, Missbildung. Journ. de med. de Paris, 18. April.
(Verwachsung der beiden unteren Extremitäten durch ein musculo-cutanes
Band, sonstige schwere innere Missbildungen.)
Mechan, A., Dystocia due to congenital cystic disease of the kidneys.
Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 275.
Mellor, S., An anencephalous monster. Lancet, Vol. I, pag. 1742.
Merz, H., Ein Fall von Kloakenbildung bei geschlossener Blase und
Missbildung der äusseren Genitalien. Inaug.-Diss. München.
Meunier, Sur un cas d’amelie. Bull. de la Soc. anat. Februar, pag.
202,
Michailowitsch, J., Zwei Fälle von angeborenen Missbildungen. Bol-
nitsch. gas. Botkina 1896, Nr 50 u. 52. (Fehlen beider unteren Extremi-
täten.)
Jahresb. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897. 66
1042
175.
176.
178.
179.
180.
181.
182.
183.
184.
199.
190.
191.
192
193.
194.
195.
196.
197.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Miller, A. G., Spina bifida occulta. Edinburgh Med Chr. Soc., Sitzung
vom 17. II. Edinb. Med. Journ. Vol. XLIII, pag. 451.
— S., Exencephalia and supplemental sac. New York Med. Journ. Vol.
LXV, pag. 585.
. Mongour, Malformations multiples de la tête chez un nouveau-né. Soc.
d’anat. et de phys. norm. et path. de Bordeaux. Sitzung v. 11. I. ‚Journ.
de Med. de Bordeaux, Tom. XXVII, pag. 55.
Monguidi, Klumphand. Arch. di ortop. Nr. 3.
Monod u. Vanverts, Double pied-bot varus &quin chez un foetus de
8 mois. Gaz. hebd. de med. et de chir. 1896, pag. 1002.
Motta, Su di un nuovo caso di mancanza congenita della tibia. Rivista
di Ost., Gin. e Ped. Torino, Nr. 2. ; (Herlitzka.)
M. R. C. S, Maternal impression on the foetus. Lancet, Vol. I, pag. 931.
(Abenteuerliche Erklärung der Entstehung einer Hasenscharte.)
Muck, O., Beitrag zur Kenntniss der Acardiaci. Inaug.-Diss. Greifswald.
Müller, E., Angeborene Missbildung der unteren Extremität. Festschr.
des Stuttgarter ärztl. Vereins. (Völlig rudimentäre Entwickelung des
Oberschenkels, Fehlen der Kniescheibe und der Fibula, theilweises Fehlen
der Tarsal- und Metatarsal-Knochen und der Zehen; beide Eltern Trinker.)
Mull, R., Ueber angeborene maligne Neubildungen, mit besonderer Be-
rücksichtigung der kongenitalen Sarkome und Carcinome der Haut. Inaug -
Diss. Leipzig.
. Murray, R. W., Cleft palate and hare-lip. Liverpool Med. Inst., Sitzung
vom 16. XII. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1859.
. Muskat, G., Die kongenitalen Luxationen am Kniegelenk. Inaug.-Dis.
Berlin.
. Muzio, Teratom des harten (iaumens. Giorn. d. R. Accad. di Med. di
Torino, Nr. 7—9.
. Mysch, W., Eine seltene Missbildung der oberen Extremität. Ann. d.
russ. Chirurgie 1896, Heft 6; ref. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 39.
(Klumphand.)
Neugebauer, F. L., Zur osteoplastischen Behandlung der angeborenen
Encephalocele. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV, pag. 1203.
Neuhaus, Angeborene Sarkomatose der Haut. Arch. f. Kinderheilkunde.
Bd. XXI, Heft 5/6.
Packard, F. A., Congenital deformities of the extremities. Philad. Ped.
Soe., Sitzung vom 12. X. Ann. of Gyn. and Ped. Vol. XI, pag. 233.
Parvin, Tb., Cyclopic. Med. and Surg. Rep. 3. Juli.
Perriol. Volumineuse hernie ombilicale de la période embryonnaire chez
un uouveau-né; diverticule vrai de Meckel; mort sans intervention opera-
toire. Dauphiné méd. 1596, Dezember.
Petit, Anus vulvaire congénital. Soc. obst. et gyn. de Paris, Sitzung
vom 11. IH. Ann. de Gyn. Tom. XLVII, pag. 326.
Phillips, H. C.. Imperforate anus and hydrocephalus complicating breech
presentation. Brit. Med. Journ. Vol. I, pag. 1089.
— J., Foetal monstrosity (Encephalomeningocele). Transact. of the
Obst. Soc. of London, Vol. XXXIX, pag. 44.
Pichez. L. J. M.. Synencéphalie. Thèse de Bordeaux, Nr. 3.
198.
199.
200.
212.
213.
214.
215.
216.
to
—
=]
Missbildungen. 1043
Pilliet, Acephalischer Zwilling. während der Geburt für ein Uterusmyom
gehalten. Bull. de la Soc. anat. de Paris 1896, Nr. 22.
Pinard, Monstre symele. Acad. de Med.; Ann. de Gen Tom. XLVIII,
pag. 146.
Pinkus, Macerirter Fötus mit Oedem, fötale Rhachitis. Verhandl. der
Ges. f. Geb. u. Gen zu Berlin, Sitzung vom 26. III. Zeitschr. f. Geb. u.
Gyn. Bd. XXXVII, pag. 159 u. 352.
. Pont, Tumeur mixte de la region sacrococcygienne. Soc. des sciences
med. de Lyon, Sitzung vom 24. III. Province med. Tom. XII, pag. 154.
. Pooth, Abschnürung von Fingern beider Hände durch amniotische Ad.
häsionen. Ges. f. Geb. u. Gen zu Köln, Sitzung vom 13. II. 1896. Cen-
tralbl. f. Gen Bd. XXI, pag. 114.
. Potel, G.F., Étude sur les malformations congenitales du genou. These
de Lille, Nr. 37.
- Preu, L., Ueber einen Fall von angeborenem Defekt rechtsseitiger Brust-
muskeln und Missbildung der Hand derselben Seite. Inaug.-Diss. Breslau.
5. Priestley, Congenital absence of toes and fibulae. Sheffield Med.-Chir.
Soc. Sitzung vom 11. XI. Lancet, Vol. II, pag. 1391.
. Prokess, Anencephalie. (iesellsch. d. Spitalärzte zu Budapest, Sitzung
vom 28. IV. Pester med.-chir. Presse, Bd. XXXIII, pag. 938.
T. Pupovac, D., Ein Fall von Teratoma colli mit Veränderungen in den
regionären Lymphdrüsen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LIII, Heft 1.
. Pye-Smith, Congenital displacement of both hips. Quart. Med. Journ.
Januar.
. Rasch, H, Congenitale complete Syndactylie und Polydactylie. Beitr.
z. klin. Chir. Bd. XVIII, Heft 2.
. Rauneft, Angeborene Knickung des Femur beiderseits. Zeitschr. f. ortlı.
Chir. Bd. V, Heft 2,3. (Wahrscheinlich Wirkung von Amnios-Bändern.
. Reefschläger, Fall von fötaler Hemmungsbildung des Herzens. Berl.
med. Ges. Sitzung vom 13. I. Berliner klin. Wochenschr. Bd. XXXIV,
pag. 81. (Fehlen der Ventrikelscheidewand, Foramina im Septum atriorum.
Situs inversus totalis.)
Rendle, C. E. R., A case of removal of a large sacral tumour in an
infant two hours old; recovery; histological examination. Lancet, Vol. I,
pag. 1411.
Reuscher, C., Bericht über einen Fall von totaler halbseitiger Körper
hypertrophie, verbunden mit symmetrischer Polydactylie an Händen und
Füssen. Inaug.-Diss. Giessen. -
Riedel, Ueber die ins Mittelohr führende Kiemengangfistel und die
dieser Fistel entsprechende Kiemengangeyste. Bericht über die Verhandl.
d. deutschen Ges. f. Chir. XXVI. Kongress. Centralbl. f. Chir. Bd. XXIV,
Kongressbeilage, pag. 52.
Ritter, G., Ueber einen Fall von Xiphopagie. Inaug.-Dissert. Marburg
1896.
Rochet, Vier Fälle von angeborener Hüftgelenks-Luxation. Lyon méd.
21. Febr.
. Root, E. H., Monomphalic ischiopagus. Journ. of Amer. Med. Ass. 1896,
12. Dezember.
66*
1044
218.
223.
224.
225.
226.
228,
229.
230.
230a.
231.
235.
236.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Rüdinger, G., Ein Fall von kongenitaler Atresie des Oesophagus mit
Tracheo-Oesophagusfistel. Inaug.-Diss. München.
. Sänger, Hydrorrhachis mit Spina bifida. Aerztl. Verein zu Hamburg,
Sitzung vom 2. II. Berl. klin. Wochenschr. Bd. XXXIV, pag. 173.
. Samter, Zur Operation komplizirter Hasenscharten. Bericht über die
Verhandl. d. deutschen Ges. f. Chir. XXVI. Kongress. Uentralbl. f. Chir.
Bd. XXIV, Kongressbeilage, pag. 41.
. Samuelson, G. S., A case of congenital absence of both patellae. Lancet,
Vol. IL, pag. 1530.
. Sauer, Ein Fall von Prolaps eines offenen Meckel eschen Divertikels
am Nabel. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLIV, Heft 3/4.
von Scanzoni, C., Ein Fall von Cyklopie in Verbindung mit anderen
Missbildungen. Inaug.-Diss. München 1896. (Perinealteratom.)
Schatz, F., Die Akardii und ihre Verwandten. Arch. f. Gya. Bd. LII,
pag. 144.
Schäffer, E., Zur Lehre von den menschlichen Missbildungen. Arch.
f. Gen Bd. LIII, pag. 115. (Atresie der männlichen Harnröhre, excen-
trische Hypertrophie der Blase, Obliteration des rechten Ureter, degenera-
tive Prozesse in der linken Niere mit fötalen Inklusivonen von Muskel-
und Knorpelgewebe, sowie von epithelialen Elementen; Agenesie der linken
Niere und des linken Ureters, Defekt des linken Hodens, Chondrodystrophie.)
Scheib, A., Vollständiger Defekt beider Nieren bei einem 10 Minuten
post partum abgestorbenen siebenmonatlicher weiblichen Fötus. Prager
med. Wochenschr. Bd. XXII, pag. 501.
. Sebardt, C., Ett fall af toraco-omfalo-pagi. Upsala Läkareförenings
Förhandlingar. N. F. Bd. II, pag. 530—51. (Sehr genaue anatomische Be-
schreibung der Missgeburt mit Textfiguren und vier Tafeln.)
(Leopold Meyer.)
Sergent, E., De I’hydrocephalie intra-uterine dans ses rapports avec
la grossesse et l'accouchement. These de Paris, Nr. 582.
Severeanu, Hasenscharte. XII. internat. med. Kongress, chirurgische
Sektion. Revue de Chir. Tom. XVII, pag. 835.
Simpson, a) Anencephalic Foetus, b) Foetal Ascites. Edinburgh Obst.
Soc., Sitzung vom 13. I. Edinb. Med. Journ. Vol. XLIII, pag. 227.
Sitzinsky, Janiceps symmetros. Jurn. akuscherstwa i shenskich bolesn.
November. (V. Müller.)
Spencer, W., A case of ruptured Hydroencephalocele with extreme
congenital Hydrocephalus; excision. Lancet, Vol. II, pag. 1046.
2. Speth, J., Ein Beitrag zur Missbildung am Ohr. Inaug.-Diss. Würzburg.
3. Staley, M. E. K., Dystocia from monstrosity. Ind. Med. Gaz. Vol. XXXII,
August. (Zwillinge: ein Acephalus und ein Anencephalus.)
. Nteck metz, F., Zur Kasuistik seltener Missbildungen und Erkrankungen
des Penis. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XVII, Heft 2 u. Inaug.-Diss. Strass-
burg 1896.
Stefanis, Ein Fall von Doppelmissbildung. Universitätsk.-Swest, Kiew
1895, Nr. 3; ref. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. V, pag. 97.
Stefkins, Dicephalus tetrabrachius. Russ. Zeitschr. f. Geb. u. Gynük.
Bd. IX, Heft 6.
243.
Missbildungen. 1045
i. Stern. A.. Symmctrical malformations. Amer. Journ. of Obst. Vol. XXXV,
pag. 334. °
, Stetter, Die angeborenen und erworbenen Missbildungen des Ohres.
Haug's Sammilg. klin. Vorträge, Bd. II, Heft 9.
. Stevens, M. E., A monstrosity. New York Med. Journ. Vol. LXVI,
pag. 26. (Mikrostomie, Atresia narium.)
. Still, G. F., Congenital cystic disease of kidney and liver. Path. Soc.
of London, Sitzung v. 21. XII. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1855.
. Stoerk, O., Ueber angeborene blasige Missbildung der Lunge. Wiener
klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 25.
. Stone, J. G., A case of intrauterine hydrocephalus of unusual size;
evacuation of the fluid through the spinal canal. Med. News, Vol. LXX,
pag. 302.
Stoner, A. P., Congenital occlusion of the rectum and anus; report of
a case successfully operated upon through the perineum. Med. News,
Vol. LXXI, pag. 206.
Stoss, A., Mehrfachbildungen. Ergebnisse der allg. Pathologie u. path.
Anatomie des Menschen u. der Thiere, von Lubarsch u. Ostertag.
Wiesbaden, Bergmann. III. Jahrg., pag. 717.
Stroh, C., Beitrag zur Genese der sacrococcygealen Teratome. Inaug.-
Diss. Giessen.
. Struve, P., Eine Frucht mit Eventration und mehreren anderen Miss-
bildungen. Inaug.-Diss. Königsberg.
. Sutherland, G. A., u. Lack, H. L., Congenital laryngeal obstruction.
Lancet, Vol. II, pag. 653.
. Switalski, Anencephalus. Gyn. Ges. zu Krakau, Sitzung vom 16. Il.
Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. VI, pag. 546.
. Swoboda, Teratoma colli strumam cysticam simulans. Wiener klin.
Wochenschr. Bd. IX, Nr. 46.
. Tarnier, Doppelseitiger Pleuraerguss bei einem Neugeborenen. Journ.
de sages-femmes, 16. April.
Taruffi, Descrizione di un feto criptomele presentante altra deformità
denominata pleuro-gastro-schisi. Rendiconto della Sessione della R. Acc.
delle scienze dell’ Istit. di Bologna, Nr. 1. (Herlitzka.)
. Taylor, H. L., Congenital absence of the radius. Amer. Orthop. Ass.,
Sitzang vom 6. V. Med. Record, New York, Vol. LI, pag. 742.
. Teuner, C., Ein Fall von Gehirnbruch bei einem vier Stunden alten
Kinde, mit Erfolg operirt. Wiener klin. Wochenschr. Bd. X, pag. 496.
253. Theodor, Spina bifida mit vollständiger Doppeltheilung. LXIX. Natur-
ID N
zu y’
D
rn
forscherversammlung, Sektion f. Kinderheilkunde. Münch. med. Wochen-
schrift. Bd. XLIV, pag. 1360.
Tilanus, Ektrodaktylie. Zeitschr. f. orthopäd. Chir. Bd. IV, Heft 2:3.
Tilman, O., Meningocele. Bericht über die chirurg. Klinik des Geh.
Obermed.-Rathes Prof. Dr. von Bardeleben (f) für die Zeit vom 1. IV.
1894 bis 30. XI. 1895. Charite-Ann. Jahrg. XXI.
— Hasenscharten. Ebenda.
Tschistowitsch, F., Ueber kongenitale Rhachitis. Russk. Arch. f.
Path., klin. Med. u. Bakt. Bd. II, Heft 5/6.
1046
258.
259.
264.
265.
266.
267.
268.
269.
213.
Geburtshilfe. Gerichtsärztliche Geburtshilfe.
Ulmer, W., Zur Kasuistik der Spina bifida. Inaug.-Diss. München.
Variot, G., Die Pathologie der kongenitalen Cyanose. Journ. de Clin.
et de Therap. infantiles. 20. Mai ff. (Bespricht die Missbildungen des
Herzens.)
. Versmann, Kongenitaler Klappenfehler der Mitralis. Geb.-gyn. Ges. zu
Hamburg, Sitzung vom 1. X. 1895. Centralbl. f. Gynäk. Bd. XXI, pag. 274.
. Villa, N., Divisione congenita del palato molle. Giorn. per le levatrici
1896, pag. 139.
Visino, C., Ueber einen Fall von Anus praeternaturalis praehymenalis.
Inaug.-Diss. München 1896.
. Vitinghoff, H., Die Eigenthümlichkeiten im Verlaufe der Schwanger-
schaft und Geburt missbildeter Früchte. Inaug.-Diss. Marburg. (Hydro-,
Mikro-, Hemicephalie, Hasenscharten, Strumen, Spina bifida, Hals-, Brust-
und Bauchspalten, Hypospadie, Extremitäten-Verbildungen etc.)
Walford, W.G., The sequel to a case of imperforate anus operated on
in infancy. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1420.
Wellington, H., A specimen of spina bifida. Path. Soc. of London,
Sitzung vom 21. XII. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag. 1855.
Wigodski, Lebender Anencephalus. Med. Obosr. 1896, Nr. 2.
Wiktor, M., Operation wegen beiderseitiger Syndaktylie bei einem drei-
tägigen Kinde. Wiener med. Blätter, Bd. XX, pag. 386.
Williams, W. P., Acranial Monster; specimen and report of the case.
Ann. of Gyn. and Pediatr. Vol. X, pag. 745. ’
Winter, G., Demonstration einer erfolgreich exstirpirten Hydrencephalo-
cele occipitalis. Verhandl. d. deutschen Ges. f. Gynäk. VII. Kongress.
Leipzig. pag. 388.
Wittner. M., Hygroma cysticum colli congenitum. Allg. Wiener med.
Zeitung, Bd. XLII. pag. 451.
. Wolff, B., Zur Kasuistik der (reburtshindernisse durch Totale Cysten-
niere. Inaug.-Diss. Bonn.
— Ueber die Operation der doppelten Hasenscharte mit rüsselartiz
prominirendem Zwischenkiefer und Wolfsrachen. Berl. klin. Wochenschr.
Bd. XXXIV, pag. 1021.
Wood, F. C., Case of acute necrosis of alveolar process of superior
maxilla in a baby two years after birth. Brit. Med. Journ. Vol. II, pag.
1259.
. Woodhouse, W. M.. A case of exomphalos with other malformations.
Lancet, Vol. I, pag. 442. (Klumpfüsse, Anencephalie.)
. Woodruff, Anencephalic monster. Cincinnati Lancet Clin. 1896, 12.
Dezember.
. Wulff, P., Ein Fall von kongenitalem Sakraltumor (Cystosarkom). Inaug.-
Diss. München 1896.
. Wyeth, J. A. A case of double hare-lip. Med. News. Vol. LXXI, pag. 796.
Autoren-Register.
Die fett gedruckten Zahlen sind Referate.
A Aldor 377, 892. | Archamband 956, 971.
2 Alessandri 427, 427, 444, | Archangelsky 593, SU6.
Ahbe, R. 67, 623, 960. 457. Ard 83.
— 362, 374. ‚ Alexander, W. 66, 83, 276, | Ardouin, P. 1033.
Abbott 10, 158, 169. 280. | Arduin 158.
Abel 21, 27, 663, 669, 674, — E. 926, 930. ' Arendt, E. 35, 119, 188,
709, 991, 998. Ke S. T. 408, 413. | 926, 986.
Abraham, O. 240, 247, 926,' — 495, 49. — 173, 184, 1033.
84 Alexandroff 991. Arens 758. 760:
|
i Argenta, C. M. 609.
Abrahams, R. 429, 488, 623, Alexeeff 76.
637. Armandon, L. 283.
‚Allen, Ch. W. 926, 930.
Abramovich 240. — 445, 449, 861. Armstrong 119.
Abuladze 80, 82. — J. Q. 1033. Arnaud 516.
Acconci 158, 173, 187, 806, GE 119. Arnd 593.
813. — F. 639, 648, 960. Arnold, W. J. J. 593.
Achard, Ch. 362, 870. | Air 408, 414. Arnstein 654.
Adam 306, 822. ' Amann 35. | Aronson, H. 807, 817.
Adams, A. E. 1000, 1029. — J. A. 360, 861, 1033. | Arreat, E. 1033.
Adamson 762, 762 | — W. 1033. | Asch, R. 67.
Adenot 429, 486, 639, 725 | De Amico TTR. | Aschner 240, 251.
Adriani 956. i Amico-Roxas 194. ‚ Ashburn 476.
Ahlmeyer, E. 1000 Ancheless 926, 93. ! Asbby 1033.
Ahlfeld 173, 181, 552, 76%, | Anders 1033. | Asmus 240, 255.
169, 778, 786, 1033. : Anderson 778. ‚ Aspell 158.
— F., 510, 514, 576, 58544. — T. 926, 984. — J. 674.
587, 588, 975, 980, 991, | d'Andon 748. : Assmuth, J. 283, 295.
994, 996, 1000, 1022. Andre 21. Atkinson 827.
Ahmann 939, 952. Andries, J. H. 67. Audebert 188, 623, 635,
d’Ajutolo 444, 457 ‚ Angelucci 21, 4. | 831, 912, 1000, 1027.
Alapy, H. 261, 268, 264, Anna, E. 35, 44. | Audian 158.
>. | D'Anna 173. d’Aulnay 429, 441.
Albarran 306, 307, 811, | Anthes 603, 607. , Ausch, O. 762, 162.
415, 418, 422, 444, 448. -— E. 1000, 1030. | Auvard 4, 609, 614, 623,
497. Antonchevitsch, M. V.609, | 683, 743, 746.
— J. 312, 815, 323, 830,! 614. Averill 1000, 1082.
332, 324, 362, 867, 372, Anufrieff 35, 516. Awtandiloff 859.
363, 396, 898, 407, 418. ' Appleby 743, 746. Ayasse, M. 1033.
Albrecht, M. 444, 45l. ' Arcangeli 730. Ayers, E. A. 912, 915,
— 597. ‚ Archamband, R. 615, 620. 975, 987.
1048
B.
Baader 200.
Babacci 21.
Bacon. M. W. 674.
— 178.
Baczkiewicz 608.
Bäcker 120, 187.
Baer, Th. 937, 958.
Baehrecke, E. 1000, 1028.
Baerecke, V. Z 927.
Baggio —
Baginsky, A. 408, 409.
— 445, 451, 603.
Bagot, W. S. 240, 247.
Baketel, H. S. 663, 674,
956, 964.
— 754, 757.
Baker 83, 975, 986.
— . 312,
Balbuzzi 53.
Baldassarı 778.
Balduzzi 927.
Baldwin 58, 158.
Baldy 84, 158, 807, 822.
— J. M. 22, 29, 377, 385,
474. 475.
Balland, J. 663, 666, 956.
9
Ballantyne, J.W. 76, 1033,
1034.
— A. 593.
Baltz 240, 252.
Bamberger 1034.
Bandler 593.
Bang 597.
Banga, H. 15, 16.
Bangs, B. L. 415, 424.
Bannun, P. 510, 518.
Bantock la Torre 22, 27.
Bunzet 283, 301.
Bar 529, 880, 587, 592,
743, 746, 762, 1000,
1030.
Barabaschew, P. N. 1034.
Barabo 1000, 1016.
Barbour 3, 9, 489, 674.
Bard 363. 370.
Barker 377, 892.
— G. 776, 777, 1000, 1025.
Barkmann 908.
Barlow 240, 252, 264, 269,
424.
Barone 35, 53, 59, 60, 508,
603, 654, 758, 771, 794,
912.
Barothy, A. 927.
Barozzi, J. 1000.
Barreras, A 10834
Barres, Roy de 459.
ı Bereskin,
Autoren-Register,
Barth, J. 35, 516.
— W. 324, 882.
Basilio Bonardi 912.
Bastard 603, 1000, 1080.
Bastianelli 173.
Bates 149.
Batuaud BA.
Battle, W. H. 1034.
— 429, 486.
Baudouin 22.
Baumann, G. 908.
— E. 960.
Baumgärtner 10, 12.
— H. 497, 498.
Baumgarten, H 485.
Baumm 22,
Baur, H. 316, 319.
— K. 674.
— 827.
Bayer 516, 543,
797, 807, 828
— C. 103%.
341, 395, 400.
Beach, H. H. A. 1034.
— 284, 299.
Beaucamp 510, 514.
Beaussenat 189, 218.
Beatson 119.
Beaver, B. D. 674.
Beck, G., 831, 887.
— C. 67, 495, 927, 980.
— 120.
Becker 469, 927.
Becking, A. G. Th. 35, 49,
675, 754, 759, 956.
Beckmann 478, 479.
Begouin 84, 120, 188, 194,
429, 445, 458.
Behnke 1000, 1082.
Beirne, H. P, 956.
Bekmann 22.
— W. G. 960.
Bell 120, 429, 794.
Bellini 120, 240, 251.
Bellot 587.
Benario 240, 252.
SCC K. 503, 506.
97
Benda, C. 927.
Bendix 603
Benedikt 960.
Bennett, T. J. 960.
Bennet 738, 789.
— R. C. 956, 971.
| Benzler 927, 987.
i Berau, D. 779.
Bérard 84.
Berczeller 342,
Th. J
342
20)
DEE
644, 566,
Beretning 508.
Berger 474.
. 343
Bergesio 35.
Berggrün 597.
Be C. A. 395, 406, 445,
Een F. 1034.
Bergonie 84.
Berkeley, W. N. 1034.
Berlioz 604.
Bernard 306, 811, 429, 488.
Bernhard 54.
— O. 194, 305, 806, 469,
471
Bernheim 937.
— vg
Beat 604.
Berton 120.
Betcke 149, 191, 219.
Bettmann 173, 179, 516,
Bernstein, A. 994.
. J. 1000, 1029.
239, 264, 273, 324, 522.
| Beurnier 84.
i Beuttner 22, 35,
576.
61, 67, 478, 991,
992.
-— 173, 184, 807
Beyer 1034.
Bezon 158.
Bianchi 363, 365, 768.
Biddel). J. Scott. 197.
Bidder 956, 965.
Bidone 516.
Biedert 604.
Biegel, S. 759.
Biélinkin, F. 615, 622
Bienfait 68.
Biermer 149, 191, 214.
R. 497, 498, 639, 960.
Biernacki, J. 510.
Bilbaut 1034.
Binaud 84, 194.
Binder 494, 494, 991, 9%.
Bingel, E. 1000.
Binkley, jr. 173.
— J. T. 61, 84, 193.
— 22,
Binnie, J. F. 1084.
Birbès 762.
Bishop 343, Bad 478, 450.
Bissell, J. D. 663.
Bittner, W. 937, 948.
— 1000, 1019, 1022.
Black, C. E. 675.
97.
—
Blackburn GN
Blacker, G. J.
| Blaisdell, F.
| Blake 827.
112.
I. 71,
198.
Autoren-Register. 1049
ROT.
Bolster, F. 1034. Brauham, J. H. 975, 983. | — P. 501, 508, 510, 511,
775
Bland Sutton 84. | Bouffaudeau 68. ! British Gynaecological
Bleich 975, 990. ; Bouilly 120, 200, 228, 474.| Society 120.
Bleynie 912. Bouquet, J. de 22, 29. Broca 1035.
Bloch, O. 363. ! Bourdon 1000. Brodmeier, A. 284, 295.
— 445, 449. | Bourg, L. 363, 871. ' Brodowski 676.
Blocq 767. | Bourrier 194. Bröse 10.
Bloom, H. C. 284, 286. | Bousquet 188, 489. ' Broese 174, 676, 709.
Blume, F. 22, 31, 960. |Bovee &4, 158, 174. | Brohl 84, 120, 149, 194,
Blumenreich 173. Dee W. 200, 202, 324, 888,! 222, 676, 937, 948.
Bobroff 675. ' 340. ! Brosin 84.
Boccard, N. 396, 401. | — J. W. 675, 704, 710. ` Brothers, A. 1000, 1082.
Bockenheimer 1034. Bovet 408, 410. | Brouardel, P. 1001, 1010,
Bode 654. Bowen, S. 722. | 1011.
Bodon 35, 561. — W. S. 343, 855. — 925, 956, 967, 995.
— K. 543, 566, 567, 754, | Bowes, K. 759, 761, 1034. Broun 84, 174.
757. Bowlby, A. A. 445, 450. |Browing 516.
Bodenstein 240. 250. Bowremann, J. 84, 120. Brown, A. P. 1085.
— O. 478, 490. Boyd 807. — F. T. 415, 416.
Böckel 76, 396, 402. — G. M. 276, 280. ı — 22, 36, 158.
— J. 305, d — J. P. 831, 840. : — D. J. 975, 988.
Boecher, C. 738. Boyer 543, 552, 558. i — B. 1001, 1020, 1027.
Boerner, E. 508. Boyster 675, 701. : Brünings 754, 757, 975.
Boid, St. 188. Bozeman, N. G. 188, 194, | Bruni 441.
Boije 61. 284, 297. 343. Brunings 859.
Boise 149. Braatz-Egbert 593. | Brunnenberg 36, 47.
— E. 15, 1034. v. Brackel 149. Brunox 937, 97.
Boissard 597, 654, 661, | Bracklow, C. 188. | Bruny, L. J. 356, 859.
936. 971. Bradford, C. H. 1034. ! Bruschi 725.
Boix 543, 546. Bradfort, J. R. 324, 880 : Brutzer 597, 600.
Boixeau 158. Bradley, W. 1034. Bryson, J. B. 284, 801,
Bokelmann 120. Braithwaite 16, 912. 377, 379.
Boldt &4, 120, 158, 168, | Brakel 429, 486. Buchstab 174, 180.
174, 192, 217, 675, 697, | Brandenburg 149. De Buck 81, 97.
701. 707. Brandt, K. 675. ‚ Buckhard 85.
— H. J. 360, 469, 639, | Braquehaye 429, 4836, Budin 552, 597, 602, 604,
61. 956, 960, 964. 1035. 807
Bolton. P. R. 445, 457. Brault 1035. A.
Bonifield 155. Braun 202. Bue 831, 912.
Bonnaire &07. — B. v. 771, 778. ' — V. 743, 746.
Bonnetblanc 6l. -- H. L. M. 445, 456. | Büdinger 149.
Boralevi 6%, 639. — G. 510, 515, 859. — K. 377, 887.
Bordas 1000, 1010. — R. 1000, 1018. ' Büttner, R. 663, 670.
Borde 779. | — R. von Fernwald 797, Bufalini 807, 825.
Borelius 469, 675. 802, 807. Buff 927.
— J. 927. Braunstein 35, 47. Buet 36, 1035.
Borgnis, M. 975, 988. Bräuninger 286, 387, 892, | Bukojemsky, F. 593.
Borreman 201, 280. 400. 413, 423, 457. Bulius 174, 182.
Borysowicz 469. — H. 363, 871. | — G. 158, 211.
Bosche 120. Breffeil 22, 9. ! Bullitt. J. B. 377, 381.
— Ch. 960. Brennecke 597. ;Bullock. T. S. 343, 455,
Bosse 240, %0. Brenning 429. 975, 986.
Bossi 16, 20, 84, 109, 119, | Brewer 380. ' Bumm, E. 36. 779. 792.
120, 158, 501, 516, 522,| — G. E. 375, 376. 77.
826. Brewis 312. Bunge. R. 415. 422.
Botkowskaja 561, 564. Briegleb, K. 593. Buongiorno 663.
Bottomley 1034. Briggs, H. 201. : Buonuma 120.
Bouchard 61. Brindeau 445, 451. 654, Buquet 264, 270.
Bouchet, W. du 61, 779,| 697, 776, 1035. ı Burckhardt 120, 136, 159,
190, 794. Brinon 396. | 908
1950
Burckhardt, O. 738. 740.
Burgess, A. H. 1035.
Burghart 445.
Burgio 597.
Burmeister 779,
Burrage 54.
— W. L. 469, 471, 960.
Burrell, H. L. 1035.
Burton. K. H. 722, 7128.
— R. H. 975, 989.
— S. H. 1001, 1082.
Busse 478, 481, 1035.
Butler-Smythe, A. C. 192,
214.
Byford, H. T. 264, 324.
189.
C.
Cade 1035.
Caird, F. M. 306.
Calderini 501
Call 827.
Calları. J. 240, dat
Calmann, A. 68, 75.
970.
Camerer 604.
Cameron 551.
— Murdoch 713, 714.
— M. 859.
Campbell 840, 847, 807.
Campione T38.
Candia 68.
Cann, E. 198.
— Me. 418.
— $3.
Cantaro 827.
Canu, E. 927.
Carbajal Antonio J. 576.
— A. S. 908.
Carbonelli 853.
— G. 576.
Cargill, Ch. H. 676.
Carlier 415, 421.
Carlson, B. 36.
Carnot 61.
Carr 174.
Carreiro. B. T. 495.
— 36. 276. 279.
Carsou 496, 927, 980.
Carstens 120.
Carter 278, 280.
Caruso Gl.
Carvallo 1035.
Casamayor-Dufaur 794.
Casati 61.
Casiccia 743. 831.
Cas Sé L. 240,
— 418.
956.
254, 363,
Autoren-Register.
| Cassan 6l.
: Castaigne, J. 365, 370.
; Castello 159.
| Catto, W. M. 743.
Cempin, A. 593.
Chabry 126.
Chadwick, J. 85.
Chaleix 807.
| Chalot 85, 120, 324, 340.
' Chamberlent 615, 619.
Chambrelent 956, 1035.
'Champetier de Rıbes 561.
Champion 121.
'Champneys, H. 654
ı Chancy 639, 652.
. Chappuis 429, 484.
Charles 771, 797, 807.
— N. 912.
Charpenter, F. B. 264.
Charpentier 85, 604, 663,
666, 743, 747.
— A. 240, 254.
Charon 445, 452.
Chartres 1001, 1029.
Chase, W. B. 22, 36.
Chason, J. D. 807.
Chassy 54.
Chavannaz 200.
Chavoix 975, 988.
' Chauvel 429, 434.
Cheney 85.
Chéron, H. 713. 714.
Cherry 445. 449.
Chevalier 312, 815, 408.
414.
Cheyne-Watson 121.
Chirchow, J. 859.
Chismore. G. 306. 308.
Chodakowskıi 54, AN.
Cholmogoroff 68,
754. 196, 975.
Chotmogorow 912.
Chotzen 240, 258.
Choyau 617.
Christ 2x6
Christian, H. M. 240,
Christie. O. 677. &59.
Chroback 3. 9
© — R. 503, 509, 639, 688. '
Chrzanowski 1001, 1024.
— J. v. — 85.
Church, S. K. 1035.
Churton Se
Ciaceri 121.
Cianciosi 343. 725, 743
Cibert 159.
— M. 1001. 1017.
Cicera 306, 308.
Ciechanowski 66. 200, 604.
617.
9,9
st) as .
503, 624.
| Cimo, A. de 68.
Cioffi 807, 1035
Cioja 639, 725.
Cittadini 68, 85, 121.
Clado 159, 168, 174, 445,
459.
Clark, 807, 927, 9831.
— A. 429, 486.
— F S. 552
— J. G. 22.
Clark-Skelton 743.
i Clarke 85, 159.
` — d. J. 925.
: Clasen 1001, 1026.
: Clauss, H. 1035.
Clemens, H. 766.
, 857.
i — 859.
| Clivio 85.
| EE 159.
L. 193.
| Cos Codivilla 76.
' Coe 121, 624, 637.
ı — H. C. 15, 15, 201, 240.
249, 713.
— H. 396, 402.
ES 22, 80.
. 408, 414.
— 36 663.
Coester 510, 513.
Cognetti de Martiis 277.
Cohn 202.
— H. 604. 1001, 1029.
Collignon 277.
Collins 121, 577.
= — E. T. 316, 318.
Colmer, P. A. 976, 955.
Colmogoroff 566.
Colombini 938, 951.
Colson 807.
| Colter 1001, 1020.
i M’ Comb 143.
Comby 241, 249, 377, 386,
A 4%, 938, 955.
| Commandeur 517, 819, 561,
! 562.
p onami, K. 754, 756.
478.
— S 36, 47, 199.
Connolly 956, 969.
ı Conradin, P. 976, 979.
i Constans 502, 555.
Constant 994, 999.
' Corazza, L. 1035.
Cordier, A. H. 15, 16, 254,
270, 676. 707.
i Corinin 566, 763, 763.
| Coriveaud, A. 957.
: Corles 794.
Corminas 794.
OO
A53,
Autoren-Register. 1051
Cornell, B. 1036. 'Czarkowski 976, 988. Demelin 767, 779, 791, 908,
Corson 561. Czempin 85, 121, 489, 490.) 1001, 1027.
— E. R. 797. | Demons 1036.
Cosentino e SCH SC | Deneke, F. 429.
— G. 528 ‚598, 64 | D. Denis 678, 704.
Da Costa 80, 85, 197. | Denissenko 121.
— F C. 640, 658, 960. | Da Costa, J. C. 194. Le Dentu 121.
Costa, T. 264, 270. Daclin 22. Denys 552, 859.
Costineseo, J. 1001, 1028. | Dahl, B 307, 811. Depage 343, 347.
Coumol 561. Daibler, A. 239. Dercum 16, 18.
Councilman, W. T. 1035. Dakin, W. R. 501. Dériaud, P. 363, 371.
Courant, G. 991, 992. Dalle Ore 274, 445, 459. Dervaux, M. 86.
Courtin, J. 10, 12. Dallemagne 1001. 1009. Desara-Coa 264, 278.
Courty 59. Dallmeyer, H. 567, 570. | Desguin 121.
Coutaigne, H. 925. Dalziel 396, 402. Desnos 307, 809.
Couvelaire 85. Damas 85. Dezon 159.
Coville, M. 759, 761. ' Damato 807. i Diakonow, P. J. 377, 393,
— 1036, 1041. Daniel 609, 614, 623, 688,| 425.
Cozzolino 604. 743, 746 Dibbern, W. 807, 811.
Cragin 121. Dannenberg, K. 976, 988 Dickson 195, 312.
— E. B. 396, 402, 912. ; Dasara, D. 324, 331. Dietel 150, 977, 305, 306,
Cramer, K. 396, 407. | Daubois, D. 363, 874. 640, 650, 651, 732, 733,
Craudall, F. M. 1001. — H Ai. 759, 761, 960, 1036.
Cremazy 1036. 461. | Dimitriewsky 1002, 1024
Crickx 264. | Davidson, A. 561. , Dirner 121, 445, 457.
Crimail 912, 915. Davies 429. — G. 678, 827.
Crockett, M. A. 66. — H. R. 594. Diriart 86, 106.
Croff, E. O. 305, 806. Davis 561, 594, 807, 822. | Dirmoser, E. 610, 613, 615.
Crookshank, F. G. 324, 388.) — E. P. 609, 612, 615, | Dittrich, P. 925, 1002,
Crouzat 676, 754, 757, 779. 779, 912, 916, 1001, 1081.: 1082.
— E. 510, 511, 797. Dawbarn 375, 876. Dixon 859.
Crovetti 779, 794. Dawis, E P. 501, 508. — Jones Marie 188, 210.
Cruickshanck 10. Day, W. E 241, 258 — H. G. 1036.
Cruse, U. 375, 876. Dayot fils 396, 402 Djémil-Bey 957.
Csillag 938. Deale, H. B. 616. 618, 619 | Dobbert 36, 912.
Cucca 6%, 912. | Deaver, J. B. 980. Dobbin, G. 725.
Cullen 85, ie 794. — 779, 789.
— T.S. 2 E? 83, 677. Debelie 794. Dobrowolsky 624.
— Th. JL 15 Debout d'Estrées 312, 316. | Doctor 732, 976, 983.
Dodge, J. R. 663, 669.
Doederlein 22, 30, 121, 132,
174, 181. 991, 998.
Cullingworth, J. 678, 699, | Debus, H. 976, 979.
706. : Decherf, J. B. X. E. 1036.
— C. J. 677. Decio 54. 7, 1036. l
— 154, 156, 174, 797, — C. 927, DBA. — A. 478, 503, 506.
798. ı Defontaine 192. Dohrn 859.
Cullough, Mc. 768. Dejevany 762, 768. — R. 957, 974.
Cummins 807. Dejonany, A.957, 966, 1036. , Doktor 86.
Cumston 149, 324, 363, 374. | Dejorany 543. Dole, M. P. 377, 882.
Cunningham, J. A. 312. Blees H. 794. Doleris 478, 482, 663. 667.
Curatulo 738. — 16. 20. 85, 159, 324. | 776, 797, 827, 1002, 1020.
Currier 150, 154. Delanglade 1036. | — J A. 976, 986.
— À. F. 22, 27. i Delassus 159. Dollinger 1002.
— À. 77. Delbanco 284, 291. Dominé 489.
Curti 202. Delbet 68., 408, 411, 474. | Donadent 1 Adame 794.
Cushing, E. 36. Delbert, P. 644, 658. | Donadoni 121.
— E. W. 36, 772, 778, Delefosse, E. 239. er Z. 264, 272.
938. Delitzin 379, 883. ald
Cuthbert Middleton, D 577, | Delore 54, 56, 154, 469, 471, ban E. H. 624, 633.
585. 779. Doran 150.
Cutler 827. Demantke 86. |l — A. 23, 28,150, 159, 175.
Cutts, J. A. 277, 278. Démelin, L. 713. | 190, 192, 201, 216.
1152
Dorff 86, 610, 611.
Dorland, W. A. N. 1002,
1030.
— 121, 754, 756.
Dornberg 552.
Dorsett, W. B. 624, 629,
678.
Douglas, R. 322, 822.
C. 1036.
— 150, 807.
Doyen 3, 4, 86, 264, 270,
324.
Drejer 561, 738, 740.
— P. 764, 765.
Drew, D. 445.
Dubar 159.
— L. 193.
Dubé 543.
Dubois, H. 713, 715.
Dubrisay 544, 548, 553, 555.
Dubrovitz. M. 1002, 1080.
Ducamp d’Orgas 430, 488.
Ducei 529, 530.
Dudley 54. 86, 861.
— P. 159, 168.
— À. P. 241, 250, 594.
Duchastelet, L. 264.
Duer, C. 1036.
Duff 779, 788.
Dührssen 86, 159, 166, 199,
640, 649, 678, 695, 697,
699, 708, 907, 913, 960,
975.
Dürck 375, 376, 927, 984.
Duiet 1036.
Dujardin 197, 1002, 1018.
Dujon, V. 759
Duke 10.
— A. 461, 464.
Duloroy 1036.
Dumont-Leloir 200.
Dumont-Lenoir 616, 620.
Duncan 86, 159, 175.
Dunlapp, F. 192.
Dunning, W. L. 461, 468.
— H. L. 640, 652, 678,
702, 708.
Duplay 159, 168, 396, 406.
Dupuy 61.
Duquaire 241, 250.
Durante 121, 122, 654, 658,
1036.
— D. 282, 283, 445, 452,
616
Duret 86, 122, 274.
— 430, 435.
DU
Durno 807.
Dutanzin 957, 971.
Dutt, A. C. 1036.
Duvae Douglas, F. 553.
Autoren- Register.
E.
Earle, F. B. 913.
Eastmann 36.
— J. R. 264, 269, 324, 330.
Eberhart 754, 757, 759, 761,
1002, 1016.
Eberlin 122, 154, 469, 719,
719, 938, 947.
Ebstein 430, 438.
Eccles, A. S. 377, 398.
— F. R. 441, 44.
Eckardt 175.
Erlach, H. 508.
Ergot 976.
Ernst 779, 789.
Erskine 1037.
Escat, J. 284, 287.
Escherich 1037.
Eschle 604.
Eskelin, K. 743, 747.
Esmann, Viggo 754.
DOM White, H. P. 469,
1
Etheridge, J. H. 641, 960.
"Euren 160.
Eddomes, W. D. 957, 965. ` Eve, F. 195, 222, 1002, 1021.
Edebohls 807.
| Eden, T. W. 655, 661, 678,
963.
Edmunds 807.
Edson, B. 1036.
Ehrendorfer, E 356, 358,
624, 633.
' Ehrlich 827.
— H 284, 91.
Eiermann 122, 145.
— A. 907, 909.
Eisenmenger, V. 1036.
Eklund 827.
Elder 87, 122.
Eleuterescu 529, 530, 762.
Elischer, 343, 347, 348.
— 68, 446, 452, 489,
725.
Elliot, J. W. 408, 412.
Elsner 1037.
Emanuel, R. 640, 645.
122
Emmet 87, 121.
— B. Mc. E. 324, 888.
— Th. A. 59, 60.
- J. D. 61, 64.
Embacher, F. 567, 568.
ar G. v. 616, 618, 840,
— G. 853, 857.
Engelmann. G. J. 913.
Everke 719, 719, 859, 976,
986.
Evertz, J. Ph. 738.
Ewald, K. 202.
— 241, 247, 274, 275.
— C. 1037.
| F.
' Fabbri, G. B. 510.
| Fabiani 713.
! Fabre 485, 486.
| Fabricius 175, 794.
— J. 64, 653, 960:
Fahm, J. 1037.
Falkener, N. 624, 638.
‚Falk, O. 68, 743.
| — 36.
, Faltin, R. 284, 294.
Fargas 87.
— Miguel A. 324, 329.
Fargier, L. 427, 429.
Fassbender 36.
— H. 503, 504.
Faucon 195.
Faults 284, 296.
Faure 122.
Fausel, M. 446, 481.
Faux 913.
Favr, 853.
Faytt, Th. 324, 827.
Federici, N. 377.
v. Fedoroff 265, 269.
Engström, 23, 31, 160, 173, | Fedorowskaja - Wiridars-
469. |
— 0. 77, 87, 110, 117,
640.
Epley 604.
Ep cm, A. 489.
241, 258.
Eraud 938, 954.
kaja 478.
Fédoroff, 87, 461, 487.
ı Fehling 122, 188, 504, 507,
961, 975.
— H. 501, 508, 641, 646.
Feinberg 68.
Feldt 807.
D'Erchia, F. 122, 148, 517, | Fenger, Chr. 325, 388.
523 7
— 598, 1001.
von Erlach 36.
Fenoni 3
Fenwick, E. H. 363, 368,
430, 434.
Autoren-Register.
Fenwick 175.
!
— P. C. 1037.
Ferand 195. ne G. 725, 726
Ferger 396, 408. | Fowler 808.
Fergusson, W. 54. | Fraenkel, E. 36, 44, 123,
— 160, 167.
Ferraresi 469, 719, 1037.
Ferrari, T. 62, 65, 616.
Ferre 779, 792.
Ferroni 730, 767.
Festenberg 624, 686, 831.
Feuchtwanger 86.
Fiedeldij 604, 607.
Fieux, G. 720, 720, 725
771,849, 1002, 1018. 1027.
— 87, 517, 598, 602, 754,
779, 794, 807, 913, 916,
957, 961, 971, 1037.
Fincham, W. S. 1037.
Finger 478, 616.
— E. 938, 951, 955.
Findlay 779, 794.
Findley, W. M. 938, 949.
Finkelstein, H. 284, 288.
Fiorentini, 517.
Fischel, 122, 154.
Fischl, R. 1037
143, 325, 887, 1037.
Fraikin 87, 193.
678, 859, 912, 916.
— E. R. W. 266, 270.
— J. 282, 288.
— L. 1037.
Frankenthal, L. E 679.
— 743, 748
Frantzen 202.
Franz 427, 429.
O. v. Franqué 203, 517,
543, 545. 567,
739, 740.
Fraskani 16, 21, 976.
. 732.
ké
Fratkin 655.
Frazer, F. 553.
1028.
Frederick, C. C. 69.
Freudenberg, C. 69.
713, 1002.
— — — EE er
Fischer, J. 377, 479, 482, — 123.
497, 498. Freund 779, 798.
— L. 1002, 1024. — W. A. 160, 169, 343,
— Th. 80. 848, 663, 672, 976, 987.
— 122, 160. Frey 87, 1037.
— H. 241, 247, 625, 638.| — E. 730, 860.
Fish 36, 46, 160, 168. Freyber er, 1037.
Fisher 808. Freyer, P. J 312.
— Th. 976, 990. Freyhan 477, 484.
— J. 69 Friedmann, A. 1037.
Flaischlen 87. Friedrich, E. 197.
Flagg, Ch. E. B. 1002, — M. 69.
l | Friele 316, 818.
Flandrin 808, 1037. y Frisch 265, 270.
Fleischer 87.
Flesch 36, 44, 122.
Fletscher, H M. 1037.
Floersheim 543, 957.
Floël 36.
238, 37, en 239, 241, 250
` — 175, 184, 860.
Froelich 312, 815, 479.
| Froehlich, G. 446, 452.
Florence 938, 948. | Fromm 488.
Flory. H. O. 1037. Frommel 517, 526.
Foa 396, 408, 1037. — R. 529.
Fochier 122, 517, 522, 641, | Fronczack 860.
841. Fronhoefer, E. 1037.
Folina 312, 815. ' Fronz 1002. 1081.
Ford, 175, 494
— C. 8 976. 908.
Fosbery. W. H. 1037. | — H. 763, 764.
Fotcha 485. Fuchs 37.
— F. 976. 986. Fürbringer 477, 484.
Fothergill, W. E. 907. 910. | Fürst, M. 343, 855.
E. 277, 280. Füth, H 69, 529, 531.
— 577. Fuhr 23.
Frank 160, 167, 343, 849, |
: Fritsch. H. 3, 9, 10, 11, 23,
1053
Fournier 377, 885, 808, 994, | Fuller 408, 410.
999. ‚ Fullerton, 913, 917.
' Funke 87. 111. 452.
p 325, 327.
3,: — C. 396. 403.
' Furneaux 23.
G.
Gasda, M. 577. 586.
Gage, A. 195.
Gagotzky, 762.
Frankel 175, 186, 529. 582. | Gaiser 201.
Galabin 808.
— A. L. 3. 9. 87, 88,
508
Galewski 241, 251.
Gallois 1037.
„OL,
655. 662, | Galvani 23.
Gamble L. D. 1002.
Gamulin 598.
ı Gannat 88.
: Gangolphe 1002, 1020.
Garceau, E. 284. 288, ai,
415, 424, 436.
| Gardini 77, 88.
| Gardner 155.
— H. 37.
— W. 312 815, 679, 698.
— W.S. 543, 546, 957,
968, 969.
Garrigues, H. J. 277, 278.
377, 885, 594
| — 10, 23, 31.
Garman, J. B. 594.
Gascard 264, 270.
Gaspar, E. 913.
Gaszynski 1002.
Gatti 23, 446, 458.
Gayet, 396. 400, 1037.
Gebert 1037.
Gebhard 88, 118, 123, 143.
779, l
— C. 713, 716.
(Gelderblom, A. 849.
Geldern, C. 849, 852.
Geldner, H. 492.
Gellhorn 123, 187.
elli 66, 762.
Gemmell 123.
Genova, L. 408.
Fry 87, 160, 779, 827, 829, | Geoffroy 610, 618.
| Georgin 445, 451, 776, 1035
Gerber 1038.
Gernsheim 604.
Gerota 261, 262.
(ierschun 938
(Gerster 487, 448, 460.
— A. 396, 404
1054
(iersuny, R. 474, 475, 927
934.
Gertler 604.
Gessner 344, 349, 561. 587,
VON.
970.
589, 732, 734, 755,
T64. 765, 827, 830.
983
Geyl, A. 202, 476, 504. 510.
— 488, 663.
Ghezzi 1038.
(ihriskey, A. A. 191.
Gibert 755, 756.
Gibson, J. L. 528, 529.
Giese 1038.
Gigli 853.
Gilbert 2%.
Giles 4.
— A. EÈ
497, 679, 698, 699.
Gilford, H. 679, 699.
Gillepsie, W. 763.
— l.
Gilmore, G. H. 616. 617.
Giordano 427.
Giudiceandrea 730.
Gishitzky TH.
Glagolew, W. M. 312. 314.
Glassford, R. W. 1003.
Glenn, J. H. 9183.
Gloy 1038.
(Gmeiner, J. 713
Godart 461, 465, >77.
Godfrey, H. W. 455.
— 495, 495.
Godson, Cl. 577, 797.
Goebel 779. 789.
Goecke 307, 810, 375.
die
— RN, 175.
Goenner, A 479, 482.
Gönner 780, 787
Gördes &60.
Görl 265, 269.
Goffe, R. 69.
— J. R. 195, 201.
— 3,9.
Gogatzky 198.
Goggans 123.
Golaz, H. 1038.
Goldberg 241, 254, 264.415.
417.
— B. 408, 409.
Goldberger 103.
Goldschmidt. A. 1038,
— H. 364, 369.
(toldspohn, A. 69, 188.
— 150, 487, 487.
Goltmann, M. 496. 497, 027.
— 827, 995, 999.
Gomberg, M. B. 764.
461, 462, 492.
77.399
NOS.
376.
Goelet., A. H 62, 193. 199.
Autoren- Register,
' Goodell, W. C. 938, 941.
-Goordman, G. 265.
Gordillo 780.
Gordon 155, 241, 251, 479.
.
— A. 66, 664. 665, 75
(Gorkom 469.
— J. van 1038.
Gorochoff 679.
(Gorsse 460, 461.
741.
— S. 19.
| Goubareff 123.
Gouillioud 88
Gourdon. J. J. M. L. 1038.
| Gourzein 1038.
Gow, W. J. 203.
ı Grad, H. 10, 12
Graefe 16, 19, 831.
ı Gräfe, M. 492.
Graham. E. E. 1033.
Gramm 780.
Grandcourt 284, 294
'Grandin, E. H. 808. 824.
Grant, W. F. 1038
Grape 123.
' Grapow 664, 671.
i Grasset 543.
Grauval 713.
v. Gravenstein 739.
Green 594, 827.
, | Greiffenhagen 396, 404. 430.
437
| Grent 2.
Greschistscheff 976.
; Griffith 567, 767. 46%.
Grigorieff 188, 210.
ı Grillenzoni 739.
. Griziotti 722.
Grönholm, V. 77, 79.
Grodecki 927.
Groschuff, K 242, 246.
' Grosglik, S. 441, 443.
l Grossich, A. 560.
' Grosz 604, 1003, 1019.
'* — J. 604, 1038.
Groth 808.
' Grünfeld 316, 319.
(irüneberg 1038.
Grünwald, J. 976, 983.
Gruner 54, DN.
(srusdeff 175, 180.
i Grusdew 517, 755, 786, 907,
903.
Gubareff 10, 12, 88, 123,
145.
Gubaroff 474, 475.
Guelmi 69.
| Guelliot 312, 816.
| Gümburg 1038.
‘Guéniot 739, 741.
Günther, C. 1038.
Guépin 277, 278, 234. 2W.
Guerero 567, pit.
Gürich, L. TH, 738.
Guiard, F. P. 938.
‚Guiceiardi 517.
Guillement 827.
, Guillemot 1003, 1019.
Gottschalk 655, 662, 739. Guilmard 461, 462.
| Guirand 998.
'Guisy, B. 325, 3.
Guigues, E. 277, 278.
(zuiteras 284, 296. 430. 83i.
Gujon, F. 259, 265, 272.
(ummert 679, 710.
tsumpertz 16.
‚Gurwitsch 722.
Gutierrez 37.
'Guyeisse 743, 746.
Guyon 625, 6838.
— F. 284, 287, 301. 307.
808, 309. 396, 398, 415.
|
| 442, 442, 44.
Hri 325, 333, 927.
v. Gyurkowechky, V. 925.
| H.
Haake 861.
Haas 808.
'Habel 377, 385.
'Haberda. A. 991. 993.
Haeckel 396.
Haegler 286.
d’Haeuens 284.
‚Haggard 23. 160, 169.
769
Hagopoff 744.
D 284, 296. 16x,
' Hahn 23, 28. 517, 927.
' — J. 664, 669, 739. 4.
Haie, L. 1038.
Haig, A. 430.
Hain, H. 860.
Halbertsma 74, 748.
llalbreich 479.
— N. L. 938, #7.
Halfter, F. 961.
Halipre, A. 82°.
Hall 88, 123, 160. 179. `
— R. B. 5. 56. 69. 19.
201.
Hallervorden 828.
Hallipre 1004.
Hamel, P. 442, 44.
: Hamilton 780.
Hammer 241, 250, 254, 935.
950.
Autoren-Register. 1055
Hammerschlag 188. 907, | Heiden 37. :Himmelsbach, G. A. 930,
517, 521. Heil, K. 194, 772. 773. 947.
Hamon, L. 664. | Heiman, H 938, 952. Hinder 808
Hamonic 995, 999. ' Heineke, W 446, 455 Hink 913. 917.
Hanks 10, 12.. Heinlein 446, 453, 1039. | — V. 1003. 1015.
Hannecart 408, 414 Heinricius Su. 680. Hintze 732, 734.
Hansemann 396, 399. — (6. 195, 217, 218, 415, Hirous 561.
Hanssen 77, 667, 1039. 425. 511, 841. . — J. G. 713.
Hansteen 37. ‚Hellendall 446, 459. Hirsch 37.
Harbin 37. Heller, J. B. 192. I Hirst Barton Cook 492.
Hardie, D 680. ` — 312, 316 Hirst 175, 780, 794, 508,
Hardy 123. Hellmer, O. 377, 891. 821.
Hare 594 Heinrich 70. — B. C. 37, 191, 860,
— H. A. 957, 971. | Henderson, J. B. 188. | 1039.
Harkin 720. — T. R 938. 99. i His 529, 582.
Harovitz, M. 284, 291. ; Henning 577, 581, 582, 583. Hjort 1003.
Harris %8. 6x0, 708. Henrotay 80, 155, 157, 680, Hlawazek 160, 171. 1039.
Harrison 722, 728 ' 106. i Hoag. J. C. 713, 831.
Harrison Cripps 195. Henrotin 160, 167. Hoareau. 34, 850.
— R. 274, 254, 296. Ra 808. ' Hobbs 16, 151.
— G. T. 826, 976, 988. ' Hense 23. | Hochsinger en 622,
Hart, B. 3, 9. ‚ Herbst 605. Hodgson 160.
— D. B. 469. Herezel, E. 274, 275, 312,| Hoedemaker, H. ten Cate
Hartcop. Fr. 325. 836, 427.| 316 i R60.
Hartel. (x. 508. Herff, O. v. 529, 531, 772,|Höhne, E 446.
— 797. 7173 Hoelscher. R. 363 366.
Hartigan 1003. — v. 476, 476, 492, 493, Hoenck F. 511, 515.
Hartmann 88, 106, 123.241. 517, 527. 567, 725, &53.| — 797.
250, 325. 889. 854, 858. |Hoepfel, W. 1039.
Hartwig, M. 913. Herlitzka 517, 522 | Hörschelmann 485.
Hastings 780. Herman 680, 04, 780. van der Hoeven, Dr. L.
Hauenstein. J. 508. GE 8. 175.
Hauff, F. 664, 670. IR, — 469.
Haultain, W. N. 641. 650. Hermary, A. 1003, 1023. |Hofbauer 398, 601.
— 808. ‚Herold, J. 925. Hofert 123."
Haultin 88. Herrgott 780. ons A. 776, 777, 1003,
Hauser 365. ! Herrenschneider 508. 1020.
Haushalter, P. 312, 325, ' Herrick 680. ‘Hoffmann, C. S. 195, 228.
332. | Herring, H. T 307. v. Hofmann. E. 926.
Haussmann 88. | Herter 1003, 1017. Hofmeier 517, 525. 772,
Havas, A. 598. : Hery 605 ' 774. 797, 808.
Haven, C. v. 938. 98. Herz, J. 325, 387, 360. ' Hofmeister 713, 716.
Hawkes, F. 363. ' Herzfeld, K. A. 501, 502., Hogge 285, 294.
Hawkins, Th. H. 23. 29. 766, 767. Hohl, A. L. 70, 74.
Haworth 780. — A. 853, 857. Hojnacki 70.
Hayd. H. E. 69. ' Herzog 195. Holländer, E. 363, 367.
Haynes 1003, 1019. Hess, C. 1039. Hollemann 123, 146.
Hazen. W. P. C. 1039. Heubner 442, 444, 605. Holm, T. 561, 567, 571, 577
Heady. J. F. 744, 776, 1003. — O. 605. Holme, A. 680.
1016. ‚Heuck 750. i Holmes 89.
Heaton, G. 430. Heurtaux 89 | — B. 363, 871, 442.
Hebb 396. 'Heydenreich 235, 299. | — T. K. 16. 17.
. Hecker 1039. Heydrich 732, 734, 976, 985. Holst, Al. 630.
Hecking 860. i Heyse, G. 188, 209, "äu. ‚Holzapfel 398, 600, 797,
Heckmann 605 | 731. 806.
Hedmann, K. 759. ; Hijmans van der Bergh 939, Homans 89.
Hefting. J. D. 74. | 451. | — J. 408, 414.
Hegar 3, 6, 175. 182. Hildebrandt 70, 1003, 1021.:}onau 493. 498.
Heiberg 37. Hill, L. 594. Ivan Hook 37, 46. 89, 151,
v. Heideken, U. 508 ‚Hille 123. , 161, 167.
1056
van Hoorn, W. 285.
Horeau 794.
Horn 831, 888, 860.
— Fr. 344, 850.
Hornet 517
Hornez, F. J. 277, 281, 345. |
Horrocks i
Horváth, M. 759.
Hotchkins 415, 425.
Hottinger, R. 261, 268.
Houdin 264, 270.
Houzel 460, 461.
Horigan, J. A. 664, 671,
957, 966.
Howald, W. 241, 258.
Howard 809.
Howitz 89.
Howland, G. T. 241.
Hrdlicka 496, 927, 980.
Hubbell, A. A. 1003, 1030.
Huber, A. 37, 48.
21.
— W. 991, 998.
Huchard 408, 410. 939, 942.
Hübl 732, 734, 849, 852,
807.
— H. 759, 761, 768, 769,
841, 845, 1003, 1016, 1039.
Hubrecht 529, 532
Huff 809.
Hughes 23, 29.
Hugueuin 744.
Hume 446, 453.
Humiston 795.
Humphry 430, 482.
Hundley, J. M. 265.
Hunt, D. L. 285, 298.
Hunter, R. 123.
Huppert 908.
Huthwaite 809
Hutinel 285.
Hyatt 939, 99.
I.
Ichistowitsch 1039.
Ibatson, E. C. B. 957, 988.
Ilkewitsch, W. 62.
Ill, Ch. L. 198, 928, 936.
— 809, 825.
Ilnisky 241, 254.
Irevassowsky, J. 939, 92. |
Irrevasowski, J. 241.
Irving 795.
Irwin, J. W. 378, 898.
Isaak 242, 255.
Israel 363, 866, 454.
— J. 408, 414, 961.
Ito, S. 476.
Autoren-Register.
'Ivanoff 89, 108, 117, 90. |
Izac 918. |
|
J. |
Jaboulay 398.
‚Jaccoud 625, 682.
— T. V. 430, 487,
|
' Jacob 780, 792.
Jacobi, H. A. 344, 845. 976,
982
— A. 1039.
Jacobsohn 265, 492, 1003,
1028
Jacobson, A. C 1039.
Jacobs 37, 45, 70, 89, 123,
161, 176, 199, 225, 277,
780, 9 961.
Jacques, P. 312, 325, 882.
325, 888.
Talasschn; 241, 252.
Jaffe 446, 453.
Jahreiss 681.
Jakesch, W. 723, 724.
Jakub 616, 617.
Janet 939, 954.
Janpolski 37.
Janvrin 89, 124, 446, 450.
| . E 305, 6
3 5, 681.
' Jardine 795, 908, 910. 957,
965.
— R. 939, 948.
lees 2 sch
— G.
, Gate 9 23, e
IJ. v. Jaworski 625,
809.
Jayle, F. 70, 198.
| Jeanne, A. 1039.
| Jeannel” 676.
ı Jeannin 70.
Jegoroft 155.
Jellet, H. 501, 664, 671,
841, 1039.
Jellinghaus 641, 658, 732,
7185, 957, 978.
Jenkins 176, 681, 809.
Jepson, W. 641, 961.
Jesset 89.
— B. 197.
Jessett, Bowremann 155.
: Jewett 744, 748, 860, 809,
1039.
Joachimsthal 1039.
Jocet 161.
Johannesen 124
Johannovsky 860. |
Johannson 605.
|
|
|
628,
|
Kahn, 23,
Kaijser,
Johansen 518, 3%.
529, 583.
Johnson, F. W. 325, 338.
— HL E. 54.
24.
. Johnston, W. 939. 945.
95
— C. H. 744, 749.
Jobnstone 193.
A. W. 277, 280, 307.
— A. 461
, 465.
Jollenaere, R. 430, 441.
Jona 124.
Jones 739, 961.
— H. M. 3, 9.
— Dixon, M. A. 23.
— J. D. 277, 281.
— F. A. 470.
Jonkovsky 1039.
Jonnesco 70.
— Th. 377, 887.
Jonnescu 161.
Jordan 151.
— J. F. 430, 587.
v. Jordan 913, 957, 972.
— M. 681, 702.
Josefson, Arnold 518, 523.
mh C. D. 89, 241,
Josipovice, S. 939, 954.
Jouin 38, 199, 227.
Jourdanet 278, 279.
Jovanovic, J. 344.
Judt, A. 277.
Jullien, J. 551, l, 367.
570, 587, 592.
Jullien 543.
Jungmann 907.
Jundell 939, 952.
Jung 62, 492.
| Jurasowsky 124, 991.
GEES J. 977, 983.
K.
Kaarsberg, H. 809.
— 23
Kaczanowski, P. 1039.
Kader 1003, 1021.
Kahlden, von 176, 185.
809.
F. 90, 325, 39.
446, 449
"Kaiser, H. 1039.
kalabin 124, 242, 260.
Kalinowsky 155.
| et F. 415,426, 430,
— 446, 453.
Kaltenbach 3, 6.
Kappeler 202.
Kapsammer, G. 261,
Karajau, E. v. 489, Gg
Karbaum, M. 587, "590.
Karczewski, À. 344, 851.
Kast 928.
Kaufmann, 38, 62. 161.
Kaussmann, A. 961, 975.
Keegan. D. F. 313, 814,
344, 349.
Keersmaecker 265. 272.
Keferstein 926.
Kefting, E. 860.
Kegler 479.
Kehrer, F. A. 508.
— 38, 176, 183, 1039.
Keid Rentoul, R. 511.
Keiffer 38, 124, 489, 518,
982, 939,
642, 651, 928,
955, .
— F. H. 462, 468.
Keiler 598.
Keilmann, A. 739, 741.
— H. 587, 591
— 518, 526.
Keith Skene 192, 198.
— S. 461, 468.
Kelber 62, 68.
Kellar 1003, 1081.
Keller, C. 378, 884.
— 598, 1089.
Kelly, A. H 285, 290.
— H. 70, 265, 664.
Kelynack 446.
— T. N. 415, 421.
Kennedy 827.
Kern 161.
— G. 625, 744.
Kettlitz, M. 744, 749.
Kiefer 642, 650.
Kielsberg 509, 797.
Kime 161, 809.
— R. R. 780.
King, E. E. 957, 965.
— H. M. 415, 426.
— 795, 809.
Kingman 198.
— R. A. 961.
Kingston Barton 605.
Kinkead 977, 988.
Kippenberg 90, 198.
Kirby, E. R. 1040.
Kirchhoff 860.
Kiriloff 504.
Kirk, R. 594.
Kirmisson 1040.
Kisch 38.
— E. H. 430.
Kisseloff, M. 195.
Autoren-Register.
: Klamann 378, 8385.
Le Klecki, C. 363.
. | Klein 90,
| 470, 471, 518.
— G. 567, 908, 909.
Kleinhans 176, 831, 886.
Kleinhaus 54, 124.
Kleinwächter 45, 46, 55.
Klemperer, G. 442, 442.
Klien, B. 725, 726, 128.
— R. 356, 857, 553
— 11.
Klugkist, H. 408, 413.
Knapmann 23, 3.
Knapp 518, 519, 605, 607,
780.
— L. 479, 482, 553, 558,
714, 716, 1003, 1025.
J. 1040
Knauer 151, 828, 860, 1040.
Knöpfelmacher 605.
Knorr 907.
Knüppel 161.
Kober 809.
Koblanck 492, 498, 681, 710. |
Koch, C. F. A. 265, 278.
— 509.
Koehl, E. 1003, 1025.
König, A. 239.
430, 485.
— W. 70.
— 939, YA.
Königstein, J. 768. 769.
Köster 430, 828.
— (GG. 714, 716, 1003, 1018.
Kötschau 176, 201,492, 498.
| Köstlin 598, 600, 602, 625,
TBU, 798, 806.
| Kohlhardt 325, 341.
Kohn, J. 430.
Kokmann, O. 682.
Kolischer, G. 242, 251, 258,
307, 308, 317, 817, 820,
344, 834.
— dei 282.
Kollmann 744, 749.
Konarshewsky 853.
Kondisch 1040.
van Konij DUB: J. 430.
Konrad, M. 83
v. Ge J. C.
Kopits, E. 759.
— 1003, 1020.
Koranyi 430, 4834.
Korswagen, J. 587.
Kosminski,
— 605, 682, 809, 908.
Kossmann 38, 90, 105, 124,
176, 530, 5831.
Kostright 797.
828.
Jahresber. f. Gynäkologie u. Geburtsh. 1897.
161, 242, 246, |
F. 1003, 1024.
1057
' Kottmann 90, 102.
Kouwer 23, 28, 682, 725,
913.
| Kozowaky, A. 446, 459.
Kraemer 124.
v. Krafft-Ebing 928.
Krajewski, W. H. 977, 984.
— 90.
Kraków 80, 720, 721.
Kranz, B. 961.
Krasser, J. 714, 717.
Kratter, J. 1003, 1018.
Kratzenstein, G. 192, 229.
Krause 1040.
— L. 77.
Kreisch 23, 80.
Kreitmair 977, 988.
Krekels 161.
Kretschmar, C. 188, 211.
— K. 188, 218, 683, 708.
Krilow 151.
Kriwoschein 577.
Sue 781, 798, 801, 809,
814.
— B. 39, 42.
Krösing, R. 242, 251.
Krol, P. J. 928, 984.
Kronland 732.
Krüger 161, 170.
Krukenberg 124, 188.
Krusen, 78.
Krug, F. 683, 697, 708, 710.
Kümmell 446.
Kudinzew, J. 408.
Künzig, E. 977, 987.
Küster, E. F. 408.
— 446, 449, 913, 918.
Küstner 11, 12, 124, 188.
— 0. 70, 78, 487, 487.
Küttner, H. 489, 491.
Kugelmann 161, 170.
Kumpf, F. 739, 741.
Kunig 659.
Kuntschert 642, 649.
Kuntschewitsch 344, 351.
Kuscheff 642.
Kutner, R. 265.
— 277, 278, 367.
Kutz 496, 497.
Kynoch 446, 1040.
L.
Labadie-Lagrave 543.
Labusquière 62, 479, 489,
491, 495.
Lacayo, E. 1040.
Lachmann, O. 203.
Lack, H. L. 1045.
67
1058 Autoren-Register.
Lackie, J. L. 461, 467. Lefebvre 277, 281. Liff 810.
Lademann 939, 950. Lefour 768. ' Ligeti, J. 1040.
Lafarelle 1040. ' Legal, J. 977, 988. Ligtrink 849.
de Lalaubie 509. — 974. : Lilienthal 408, 410, 454.
Laloyaux 913. Le (tendre 285, 299. ‘Lima, A. de 70.
Lainbertonghi 719. reset H. 939, 942. ‚ Limper, L. 317, 319.
Lambert, S. W. 1004, 1081. | Legneu 151." Linberger 487.
Lambinon 655, 798, 809,: Legueu 83, 90, 91, 104, 124, Lincoln 176.
1004. 242, 253. 259, 470, 780,1 — J. R. 1004.
Lambret 427, 428, 798. 928, 935. Lindenthal 479, 488.
Landau, L. 124, 37x, 884.| — F. 266, 278, 446, 455. | Lindfors, A.O. 125, 141,744,
— Th. 124. Lehmann 828. 78.
— 90. Leidié 285, 290. — 125.
Landsberg 176. | Leinzinger 125. Lindholm, A. 195, 218, 285.
Landucci 38, 861. | Lemichey 494. 201.
Lanelongue 90. Lémoine. M. 957, 969. — 151. 161, 172.
Lang, A. 939, 981. Leney, L. 939, 949. Lindle. P. 415, 438.
Langerhans 378, 888. Lenger 397, 405. Lindquist, L. 683
Lannois 626, 744. Lenhartz 397, 405. Lipinski 344. 355, 479, 493.
Lanwers 90. 325, 887, 397, | Lennander, K. G. 24, 32, Lipinsky 492.
404. 413, 454. 431, Aën. Lippe, J 59.
. 265, 278. Le Noire 431, 433. Liscia e Passigli 543, 626,
Lappe 242, 249. Lentaigne, J. 266. 627.
Lupinski 605. i Léon J. T. 430, 434. Lisenkow, N. 1040.
Lapointe 124, 176, 397, 404. ` Lenoble, E. 976, 986. Litlehatschew 242, 250.
Laran #899. Leonhardt. F. 551. : Littauer 762, 763.
Larin 176. Leonpacher 957, 971. | Little. E. M. 1040.
Largeau 24. Leopold 5ll, 518, 518, 543, | Littleword 415.
Larkin 325, 334. 503, 577, 581, 582, 588, | Livet 125.
Laroche 193. 738, 785, 861. Lloyd, J. 325, 33.
Laskine 809. | — G. 530, 584, 977, 989. Lobas 1040.
Lutis 38, 2. | Lep page 598. ' Lobell 810.
Latouche 356, 856, 470, 472, Lesin, W. W. 431, 438, 977, Lochhead 378, 38.
928, 085. 980. :Loebisch, W. F. 431, 480.
Latzko 730, 781. Lesser, A. 1004, 1012. , Löhlein, H. 494, 49, KE)
Laubie 927, 981. ! Leubuscher 497, 498, 991, : | 547, 642. 652, 683, 68.
Laubmeister 1004, 1010. ! 998. | — 714, 717, 913. 918.
Lauenstein, C. 24. ; Pels Leusden 518, 524, 544. | Loenen 195.
— 192, 216. i Leusser 832. ! Loenneberg 24, 33.
Launay 151. , Lester 125 ' Loenngvist. B. 642.
Laurie, A. P. 430, 434. Leven 266, 271. Logothétis 577.
Laurent 81. 723, 977, 989. Levi 605. Loin 655, 697. 755.
Lauro 24, 176, 189. Levy 242, 258, 259. ‚ Lombardini 530, 535.
Lavabre 655. J H. 664. Loiner 125.
Lavaux 1040. | — M. 67, 543, 847, 553. | Long, J. W. 266, 230.
Lavise 155. ' Lewers 54, 56. 91, 125, 139, | Longyear 810
Law 809. ' 176, 470, 683, 1040. — H. W. 683, 6%. 69%,
Lawrie. E. 594. | — A. 192. ' 708, 780. E
Lawson Tait 90. — A. H. N. 3, 9, 928. ' Lonthokine, M. 655.
Lea 767. Lewin, L. 364. 365. ` Lonthokhine, M. 762, 163.
— A. W. W. 62, 194. — 261. 263, 256, 295. de Loos. G C. 530. 33.
Leake 161. Lewis 750, 795, 210, 823. Dorain 38.
Lebec 397, 405. |! — B. 431, 41. Lorenz, R. 415, 4%.
Lebedetť 38 90, 124, 378,. — H. F. 760, 1040. Loubier 947.
393, 476. 477. ı Lewitzky 198, 726. — E. 977. 986.
Lecco, M. T. 939, 9. : Lewy 714, 717. Loumeau 344, 351. 403. 414.
Lecornu 1040. Lieft 38. 415, 426.
Lesrand, Ch. L 1040. ı Lichtenstein 87, 989. — E. 239. 446, 45.
Dr Lee S10, 853. ı Liebmann, C. 159, 211. Lovrich 91. 176. 20.
Leeson Sin, i Liesau, H. 16, 18. Lowell 70.
Lucas, C 594.
832.
Ludewig., H. 62.
Eadteter 776, 777, 1041.
. 6 00, 702, 733,
785, 977, ' 984.
Luff, A. P. 926.
Lugeol 277,281, 1004, 1007.
Lugowski 605.
Lund, F. B. 378, 381.
Lunn, J. R. 317, 319, 861.
Lusk 38.
Lutaud 62, 957, 964, 1004.
Lutochin 655.
Lwoff 91, 161, 188, 486, 861.
— J. 626, 630, 684.
Lwow 155, 939, 1041.
Lycett, J. A. 768, 769.
Lyle, A. 957, 965.
Lynch, W. 81.
— D. W. 977, 988.
Lyons 605.
— J. A. 17, 18, 655, 1041.
M.
Maandblad 511.
Maas 125.
Maass 1041.
Macaigne 409, 410.
Mac Ardle 24.
Machell 598.
Macé 91.
Macedonio 730.
Mac Gillivray 364.
Mac Jntyre 431, 434.
Mackay, W. A 80, 82, 977,
989.
Mackenrodt 91,
y6l.
— A. 344, 851.
Mackenzie, J. 1004, 1027.
Mackie, W. 325, 831.
Mac Larcu 161.
Maclennau, Alex. 594.
Mac Lean '907.
Macnaughton-Jones, H.447,
456
Macnoughton,
125, 744.
— H., 198,
Madden 177, 187.
— T. M. 977.
Madlehner 203.
Madlener 861.
Maeckler, G. 474.
Maffe 1041.
Maffucci e Sirleo 125, 148.
Magnani 561.
125, 642,
Jones 38,
224, 307, 311.
Autoren- Register.
Mahler, J. 567.
Maire 577.
Mainzer 161, 167.
Makower 364, 866.
Malcolm, Me Lean 38.
Malınowsky 634.
Mallett 162.
Mandelstamm 832, 861.
Mandl 177, 179, 518.
— L. 479, 488, 544, 547.
Mangagnini 626.
Mangin 162, 193, 810.
Manisculo et Titone 55.
Mankiewicz 416.
Manouelides 177.
Mansell-Moullin 38.
Manton, W. P. 17, 18.
Manzoni, A. 24.
Mapleton 810.
Marchesi 63, 195.
Marchetti 598.
Marcus, K. 594.
M’Ardle 163, 409, 419.
ar 489, 491, 605, 939,
Marie 1041.
Marien 90, 124.
Marjantschik 744.
Marlio 544.
Marmonier 242, 253.
Marocco 38, 78.
Mars 59, 733, 786.
v. Mars 177.
Marslı, M. 462, 464.
Marshal, E. 577, 585, 977.
— G. R. 684.
Marshall,
989.
De Marsi 474.
Marsi 282, 288, 462, 467,
474, 475.
Martin 71, 74, 91, 125, 155,
447, 450, 679, 685, 669,
701, 828, 1004, 1041.
— A. 162, 166, 167, 189,
221, 518, 520, 642, 961.
ee?
Ch. 344, 350.
Chr. 470.
E. 266, 271, 431, 484.
Martin-Franklin, Chr.11,12.
Marval, C. de 509, 798, 804.
Marx 643, 810, 826, 977,
985, gen
— 277, 281, 723, 724.
Maslowsky 685.
Mason, P. B. 861.
F. D. 977, 981,
1059
| Masse 1041.
| Massen 739, 742.
: Matas 1041.
: Matign
on 1004.
i Matthews, J. C. S. 1041.
Mattoli 853.
Matzejwsky 726, 726.
Mauclaire 408, 414.
' Mauders 125.
Maury 397, 405.
May, H. W. 266.
Mayer, H. N. 1041.
Mayet 261, 262, 313, 315.
Maygrier, C. 664, 687, 762,
68, 798, 799.
— M. 723, 744.
— 1041.
Maynard 91.
Mazcewsky 849.
Mc. Burney 397, 405, 416,
426.
Mc. Cormac 685, 696, 707.
Mc. Cone, J. 197, 643, 961,
1041.
Mc. Cosh, A. J. 685.
Mc. Donnel, D. 1004, 1019.
. Kay, St. Géi
. Kenzie 1041.
‚ Lean 193, 222.
Mc. Oscar, J. 1041.
Mc. eu J. 447, 1041.
Meadows, A. 501, 508.
Mechan, A. 1041.
Meek 125, 200.
Mejia, R. EEN
Meinert 91, 193, 305, 306,
686, 697, 705, 710.
Melchior, M. 285, 292, 294.
Mellberg, E. 841.
Mellod, S. 1041.
Menaıre 125.
Menciere 15l.
L
— L. 191.
Mendelsohn, 409, 412,
— M. 431, 40.
Mendes de Leon 763, 764,
841, S48.
Menge, C. 39, 42.
— 151, 781, 798.
— Kroenig 498, 781.
Menke, W. 928, 932.
— 496, 497.
Menser 497, 498.
Mensinga 598, 832.
Meredith, W. A. 192, 217.
Mérieux 810, 818.
Meriwether, F. T.
192.
189,
67*
1060
Merkel, J. 378. 894, 626,
961.
Merletti 745.
Merlin 744.
Mermet 91.
Merrick, S. N. 1004.
Mertens 202, 203.
Merz, H. 488, 1041.
Meschinet de Richemond
375.
Meunier 1041.
Meurer, M. 55, 58.
— B. J. Th. 509.
— R. T. J. 832.
Meuser 991, 998.
Meyer 91, 105.
— H. 544, 548, 720, 720,
768, 770, 958, 968, 1004,
1023, 1025.
== ol SL.
— L. 4.
— R. 55, 56, 177.
— 285, 801, 364, 416. 421.
Michailow, P. P. 242, 261.
Michailowitsch, J. 1041.
Michel 604. 605. 608.
— A. 416, 428, 832.
— D. A. 913.
Micheli., C. 71.
Michelini 509.
Michels 152.
Michie 961.
Michnoff 776.
Mihäjlowitz 479, 484.
Mikuki 605, 961.
Mikule, O. 360, 860.
Miller 781.
— A. G. 1042.
Milles, J. W. 810.
Milligan, E. T. 958.
Millo 714, 717.
Mills, H. W. 958.
Milton 313.
Minduer 487. `
Minervini 447, 458.
Minin, A. 378.
Miranda 577, 810, 813.
Mironoff 155.
Misiewicz, M. 285, 299.
Mitchell 795.
Mittermaier 71, 91, 194,
655, 664, 670, 686, 991,
993
Mittenzweig, H. 977, 981.
Mizon 828.
Moehlau 242, 258.
Moericke 125.
Möller, E. E. 59.
— 91, 118.
Moll 17, 18.
Autoren-Register.
! Mommsen, E. 511, 518.
| Monat 798.
i Moncorvo 939.
Mongour 1042.
Monguidi 1042.
Monin 795.
Monjaras, J. E. 1004.
Monlonguet 92.
Monod, Ch. 643, 961.
— E. 278, 282.
— 91, 92, 397, 104?
Monot 126.
Monprofit 11, 12, 92.
' Mulert, G. 577.
| — 810, 813.
| Mull, R. 1042.
Mundé, P. 627, 636.
— 155, 162, 171, 202, 447,
454.
— P. F. 325. 337.
Murillo 913, 918.
M. R. C. S. 1042.
Murray, R. W. 274, 276,
813, 544, 1042.
Musgrove 755, 758, 828.
Muskat. G. 1042.
Montalcini 605, 1004, 1017. | Muzio 1042.
Montgomery 155, 162, 810. ' Myles 431, 489.
— E. E. 196, 197, 577, Mynlieff, A. 739, 742.
795.
Moody, G. W. 610, 611.
Moore, J. 92, 242, 254.
Moorhead 810.
Mysch 1042.
N.
Moraux, G. J. B. 977, 987. | Nable 152.
Mordhorst 431, 440.
Nacciarone 940, 954.
Moreau 940. Nagel 325, 838, 518, 521.
Morgan 192. Narath, A. 977, 980.
— J. A. 191, 215. Nassauer 39.
Mori 39. ' Nattan-Carrier 397.
Morisani 977. ' Naumann, H. 375, 875.
— O. 78. | — 378.
— T. 63, &. — G. 360.
Morison, R. 397, 405, 431, | Navas, H. 409, 418, 962.
488. — 627, 684.
Morris, 162, 169. Neale 781.
— H. 239, 282, 288. Neef 828, 829.
Morro u. Gaebelein 261,268. | Neelow, K. N. 63.
Morse 598. Negri 17, 20.
Mortagne 854. Nejeloff 63
Morton öll. O’Neill 594.
Moscucci 378. Neisser, A. 242, 252, 502.
Moser 189. Nelaton 92.
Moseschwili 587.
i Motta A. 768, 770.
` — 1042.
| Motz. B. 285, 298.
; Moucet 962.
!'Mouthon 196.
| Muck, O. 1042.
| Mühlmann 606, 608.
ı Müllem 126.
' Müller 92, 431, 617, 617,
832.
— A. 162, 832, 835, 958,
| 1004, 1015.
| — E. 1042.
— Emil 126.
— L. 467, 472.
l == H 861.
| — R. 17, 19.
! Müllerheim 17, 378, 387.
Muggia, A. 606, 1005.
I — R. 720.
Nemirowsky 490.
Neugehauer 63, 66, 92, 126,
196, 313, 476, 477, 486,
496, 643, 686, 687, 861,
928, 988.
— F. 488, 768.
— F. L. 317, 818, 344.
349, 356, 940, 958, 965.
966, 977, 1042.
Neuhaus 1042.
Neumann 126, 189, 781.
— A. 364, 869, 890.
— E. 242, 253. 907.
ı — J. 656, 659, 928.
: — Per 360, 382.
v. Neuner, G. 772, 778.
Nevejan 177.
Neve, E. T. 431.
Newmann 71, 418.
ı — D. 322, 828, 364, 378.
: 394, 397, 407, 447, 406.
Autoren-Register. 1001
Newmann, H. P. 664, 669. | Olshausen 39, 92, 115, 861. | Parkin 429.
Newton, G. N. 242, 351. 978, 980. Parquet 978, 990.
Nicodemi. C. 431, 439. | — R. 643 646, 647,962,975. | Parvin, Th. 1042.
Nicolaier 285, 298. | Omorski. 0. 71, Pasca 177.
Nicolaysen, L. 285, 294. ‚Opitz 126. Pascal, E 1005.
Niebergall 242, 254, 409. Ord 397. Pasquali, E 755, 861.
739, 743. Orloff 242, 253. 470, 476,! — 962, 975.
Nieman 810, 818. 477, 479, 928, 986. Passigli 543, 626, 627.
Nijhoff 197, 223 ‘Orlow 242, 250. Pasteau. O. 243, 244, 255,
— G. C. 317, 320. i Orlowsky 940, 952, 285, 297, 378, 892.
Nitot 63. | G. 1005, 1028. Patellani 59, 60.
Nitze, M. 266, 325. Orthmann 189,203, 212,287. | Patzauer 92.
Nobecourt 746, 758. | Osler S28. Pauchet 126, 163.
Noble 92, 99, 155, 162, 907. Ostermann, R. 907. Paul 307, 309
— Ch. P, 28. 52, 59, 60, Ostermayer, N. 198, 755,| — Ch. 809, 814.
326, 837, 378, 388, 487, 758. Paulin, T. 313.
487, 610, 618, 687. — 853. | Pawlik — 297, 364, 458,
de — 1005, 1025. Östhelder, A. 594, 59. 457, 397, 406.
Nodet 687, 709. Otis 266, 313, 814. Pant B81.
Noé 364, 871. Ott 152. Payeur J. 313, 397.
de — 543, 546. | Oui 63, 745, 750, 826, 1005. | Pazzi, M. 504, 577, 978.
Noel 126. | Ousset, A. 242, 9. — 39, 52, 739, 745, 826,
Noera 828. | Owen 826 907, 908, 909.
Nogués, P. 266, 285, 297,| — E. 397, 405. Pean 92, 177, 344, 852, 479,
307, 810, 938, 954. Ozenne 92. 484.
Noirot 92, 152. — E. 958, 968. Pearson, H. L. 317, 818.
Nordmanr, A. 1005, 1015.| -- M. 396. Peaudecerf 606, 1005, 1080.
Norris. B. C. 755, 756. :Ozoux 1040. Pée, A. 733, 787.
— 810, 822, 825. | — A. 978, 985.
— RC. 39, 509, 687, 798. | p Penrose 92, 196, 220.
Noto, A. 92. | 2 — C. B. 4, 9.
— 197, 723. Packard, F. A 1042. Bercheron: A. 416, 4238.
Novelli 978. ı Pagano 544, 548. Peres, J. 364, 371.
Novi, R. e Cucca 903. | Page F. 431, 489. Perkins 364.
Nowitzky 39. ‚ Pagenstecher, G. 156, 177.| — J. 958, 968.
Nüsslein 24, 84. | Baget, S. 928, 988. Pernice 71, 75.
Nyhoff. G. C. 502. ' Pagny, E. 688, 696. Perrando 470.
Nyulasy 828. Pailhas 958, 964. Perrault, H. 243, 259.
Pal, J. 261, 268. Perret 544, 548, 553, 762.
Palacios, R. 447. Perrimond, E. 286, 298.
0. Palleroni, G. 378, 894. Perrin de la Touche, E. 958,
Palm 92. 968.
Obalinski, A. 360, 861, 378,| — R. 470, 472. Perriol 1042.
389, 397, 407, 411, 425, Palmer 163, 462, 466. Perry 92.
487, 459. Pantzer, O. 17, 2%. Pestalozza 726, 745, 750.
Obici, A. 326, 838. Paoletti 745, 768. Peters 530, 582.
Obrastzow 378. ıDe Paoli 24, 92, 364, 874, | Peterson 55,
Odebrecht 39, 47, 126, 201," 490, 745, 772, 775, 854,| — R. 63, 688, 810.
991, 992. 958, 974. Petit 488, 488, 490, 1042.
Oefele 504. — 243, 255. — P. 78,326, 328, 474,475.
Oehlschläger 1005, 1024, | Papernago 518. Petroff 189, 509.
1025. Papernayo 59. Petruschky 810, 818.
Oesterlen, O. 285, 299. Papinio 617. Pfannenstiel 24, 80, 92, 104,
Ogata 509. Paquet, F. 313, 315, 999. 126, 144, 189, 199, 202,
Olano 1005, 1007. Paquy 606. 208, 232, 397, 401.
Oldag, R. 958, 967. ' Paracca 627. Pfeiffer, R. 427, 428.
Oliver 17. Paris 826. Phelps, A. M. 958, 972,
— J. 189, 656, 688. Parke, W. E. 841, 846. 1005, 1020.
Olivier, A. 739. — 795. Philbert, L.J. E. 342, 342.
— 810. ı Parker, R. 313. Philips 4, 9, 627, 629, 681.
1062 Autoren-Register.
Philipps 760. Poroschin 719. 720, 733 | R.
Phillips 474, 978, 985. — M.N. 940, 948, 958,
— H C. 1042. 978. Rabagliati 962.
— H. H. 1005, 1082. Portengen, J. W. 502. Rademacher 127.
Phocas 202. Poschmann 126. !' Raffaele, A. 926.
Pianesi 126. Posner, C. 266, 272, 286, ' Raimondi 163, 193.
Pichevin, R. 59, 121. 295, 940, Raineri 509.
— 126, 163, 177, 490. Post, S E. 378. Rainier, F. C. 1005, 1007.
— M. R. 474. Potejenko 39, 45. Rakhmanow 594.
Pichez. L. J. M. 1042. Potel, G. F. 1043. ©- | Ramage, J. 929, 985.
Pick 93, 126, 141. 145. Potter 745, 751. v. Ramdohr 71, 73, 733,
— L. 15, 656, 659. Pouchet, E. 266, 269. 787, 861.
Piezeonnat 93. Pousson, A 239. Ramm 447.
Pieraccini 21, 34. — 313, 315. Ramond, F. 286, 308.
Piering, O. 470, 472, 991, | Pozzi 92, 189, 218, 199, | Ramsay, F. W. 378, 39.
994. 226, 610. — 0. 326.
Piery 243, 254. — A. 4, 9. Ramsey 811.
Pilliet 63, 163, 1043. — S. 71, 274, 276, 929. | Rapezewski 978, 988.
Pinard 544, 548, 553, 558, | Pradon 839. Rasch, H 243, 246, 488.
861, 577, 861, 810, 914, | Prand. J 929, 986. 1043.
978, 980. 1043. Preu 1043. Ratschinsky 24, 29, 190.
Pincus 17,19, 811,825, 1043. | Prévost. C. 126. Ratynski, M. A. 364, 374.
— L. 664, 673, 1005, 1022. | Price 487. Rauneff 1043.
Pinkuss 777, 777. — J. 191. | Ravogli, A. 940, 950.
Pinna Pintor, A. 24, 66, — M. 243, 260. ı Raw 431.
344, 358. Priffe. Mme. de Magondeaux | Rawlings 811.
Piotrowski 163, 317. 490. Raynaud &11.
Piqué 317, 818. Primrose 929. Reamey 66, 93, 199.
Piretti 594. Pristley 1043. Reamy 202.
Pisani, U. 326. 340. Prochoroff, K. 196, 221. | Reblaud 11.
Pissemski 177, 185. Proegler, C. 940, 955. ' Reboul 24, 34.
Pistre 995, 999. Prokess, A 492. | Rechner 93.
Pistor 978, 980. — 1043. ' Reckmann 962.
Pıt'ha 39, 196, 218. Prokofiewa 470. ' Reclus 94, 266, 270.
Planque 93. Protopopow, S. A. 326, 329. i Reed, H 378, 890.
Platon 92. Prutz 745, 751. , Reefschläger 1043.
Playfair, W. S. 4. Pruvitt. 688. | Reid 447, 454.
Plumb, P. E. 462, 466, 940, | Pruvost 914, 919. ' Reinecke 11, 15.
949. Pryor 126, 163. Reinicke 127.
Pobedinsky, N. 643, 962. ' Przewoski 189, 745. Remfry 127.
— 720, 832, 836. | Puech. P. 488, 714. | Remy 544, 914.
Poix, G. 995, 999. : Pujol 93, 962. Rendle, C. E. R. 1043.
Polak, J. O 286, 302, 416.) — G. 644, 723. Rendu 24, 364, 374.
Polk, W. M. 24. Puistienne 39. Renoux 163.
Pollosson 656, 861. Puls 577. | Renssen 322, 323.
Pomeroy, F. H. 914, 919.) — A. J. 811. ‚ Répiton-Préneuf, E. 243,
Pompe van Meerdervoort | Punton 39, 46. | 259.
39, 44. 93, 117, 189. Pupovac. D. 1043. | Resinelli 17, 21. 192, 492,
Poncet 447, 456. Purcell 93. 7l1.
Poney, H. 81, 82, 978,989.| — F. A. 688. 700. | Retze 764, 765.
Pont 1043. Putmann, M. 93. ‚Reubold 243, 248, 940.
Pooth 1043. Pye-Smith 1043. 942
Popiel 199.
Kenscher: C. 1043.
Popoff 177, 186, 189, 208,
Reyinga 862.
476, 477. Q. Reymond 241, 250.
— P. 470, 473, 928, 936. | Queirel 326, 338, 841, 846. Reynier 78, 94.
Porak 544. Quénu 93, ‚Reynolds. E. 24, 71. 94,
- M. 5S8, 592, 768, 769. | Quillian 93. 163, 243, 259, 431, 439.
Poraschin 470. 909, 643. Quint 126. | Rhein SUN.
Poroschin, M. 719. | Quisling, N. A. 914. | Rhode, H. 476.
Ribmon-Dessaignes, A.
02, 808.
Ricard 63, 447, 401.
Ricciardi 127, 148, 156.
Richardson 127, 427, 428.
M. H. 397, 400.
Richelot 94, 107, 163.
Richer 811.
Richmond 811.
Richter 978, 990.
— M. 940, %5.
Ricker, G. 447, 450.
Ridder, O. 1005, 1012.
Rıddet $61.
Riedel 1043.
Rieppi 688.
Ries. E. 94. 104, 127, 186.
— 177, 182, 186.
de Rihier 511.
Rille 940, 964.
Rishmüller, J. H. 190.
Ritter, G. 1043.
Rivron 739.
— M. 958, 97t.
Rızzuti 94.
Robb 94.
— H. 1%.
Robbe 243, 254.
Robbins 307, 809, 442.
Roberg 940, 98.
— H. 201, 476, 477,
733.
— L. 317, 318
— E. 432.
Robinson 127, 518.
— H. B. 326, 334.
— D. 199.
— R. 811, 825.
— S. W. 958, 972.
Robson, A. W. M. 688.
Rocher 158.
Rochet 278, 279, 929, 1048.
Rode 17.
— E. 39, 52.
Rodrigues, N. 940, 942.
Rodsewitsch 929, 984.
Roersch 286, 800.
Rösing 319, 389.
Rohe, G. H. 17.
Rokitansky 849, 851.
Romm, G. 266, 278.
Romme, R. 664, 668.
— 64.
Róna. S. 243, 250, 940, 952.
Roncaglia 152.
Roncali 127.
Rondıno 518.
Root, E H. 1043.
Rose, H. 364, 368, 869,
765, 766, 908.
Autoren-Register,
Rosenberger 25.
: Rosenburg 907.
Rosenfeld, R 594.
Rosenschtat, J. 432.
Rosenstein 25.
ı v. Rosenthal, J. 991
— 94
— N. 379, 388.
Rosenwasser 156, 157, 479,
BEN, 689.
| — M. 15, 16.
Rosing-Hausen, C. 760.
, Rosinski 127, 188, 617, 621.
Rosner. A. 59, 59.
i Ross, J. F. W. 39, 286,
i 291, 379, 894, 862.
— E. F. 958, 964.
— F. W. 68.
— F. W. F. 940, 954.
' Rossi Doria 504, 577, 811.
— W. 375, 876.
. Rossier 689, 706.
ı Rossner 59.
v. Rosthorn 163, 191, 218,
504, 598, 599, 798, 800.
Rotet, G. 914.
Rotgans. J. 379, 394.
: Rothenberg, M. 849, 850.
de Rothschild 606.
Rouffart 243, 247, 344, 854,
360, 361.
Routh 95. 561, 561.
— A. 127, 644, 645, 656,
661, 714, 718, 929.
Routier 690, 708.
| Roux 40, 46.
| Rovsing 447.
— Th. 286.
Rubeska 781, 798, 849. 858.
— W. 577, 578.
Rüdinger, (+. 1044.
Rühl 71.
— W. 907, 908.
Rüth 929, 987.
Ruge, C. 95.
Ruggi 78.
Ruggles, E. W. 243, 252.
Ruhemann 432.
Rumpf, W. H. 644, 650.
— 95.
Runge 40, 44.
504, 506
Russell, A. W. 317, 321.
S.
Sacchi 690.
Sachs 55, 832, 975, 988.
V. 266.
Russel 15, 25, 88. 127, 811.
106:3
Sänger 95, 127, 132, 153,
163. 165, 193, 479, 504,
828, 1044.
:ı — M. 40, 47.
Saft, H. 832, 839.
Saks, G. G. 929.
Samschin 511.
Samter 1044.
— 0. 345, 358.
Samuelson, G. S. 1044.
Sand 243, 260.
— H. 493.
Sandberg., K. F. M. 665,
665. 666
Santovecchi 762.
Sapelli 544.
Sarkewitsch 1095.
Sarwey 598, 599, 798, 806.
Sauer 1044.
Saulmann 95.
Saulmannpere 11.
Sava 81, 958, 97%
Savaneski 243, 248.
Savor, R. 356, 859, 811.
820
— 95.
Sawanewsky 726.
Sawyer, H. W. 286, 291.
Sayet 398.
v. Scanzoni, G. 1044,
Schachner 95.
Schacht, F. F. 81, 978, 989.
Schäffer, 11, 18, 95, 105.
733, 787, 978, 985.
— von 243, 252, 259.
— E. 760, 761, 1044.
— O. 40, 495, 502, 611,
611, 1005, 1017
Schalita 196.
Schall, J. H. 978, 985.
Schallehn 606, 606, 1006.
1029.
Schaller 11, 12.
Schaper 551.
Scharff. A. 914, 919.
Scharlieb 40.
Schatteles 995, 999.
Schatz 518, 772, 774, 1044.
Schauta 128, 656, 658.
— F. 199.
Scheffer 1002, 1020.
Scheib, A. 760, 761, 1044.
Scheloumoff 25, 80.
Schenk, F. 490. 781, 790.
Scherk, C. 432.
Schiller 92, 96.
Schilling 153.
Schimpf 826.
Schirschoff 128.
Schlapobersky 40.
1064
Schlesinger, H. 261, 263.
Schmeltz 5, 9, 128, 133.
Schmid, C. 345, 850, 351.
— E. 64.
— M. 745, 751.
Schmidt, Ad. 1006, 1009.
F. 606, 608.
— H. 929, 935.
— Q0. 177, 577.
Schmitt 130,
Schmitz 25, 32.
Schmoll, J. 243, 259.
Schmorl 128, 142, 476, 477,
518, 523, 656, 658.
Schneider 853.
Schnitzler 730, 781.
Schoenberg 914.
Scholz 243, 248.
Schorong, A. 962.
Schottlaender 178, 183, 203,
236.
— J. 731, 7831.
Schrader 200, 656, 1006,
1016
Schramm 96, 690, 862.
— J. 356, 360.
Schrank, S. 1006, 1058.
Schranz, V. 644.
Schroeder, K. 617.
— H. 862.
Schroeter 795.
Schücking 811, 825.
Schütz, R. 379, 386.
Schuhl 617, 618, 781.
Schulten 153.
Schultz 940.
— H.40, 48, 71, 178, 180.
Schultze 519.
— B. 8. 11.
Schulz, A. 509, 832, 836,
841
1.488;
Schulz-Schulzenstein 128.
Schulze- Vellinghausen, A.
690.
Schumkin, N. 313.
Schuster 15.
Schwab 577, 581, 611, 614.
— M. 665.
Schwalbe 326, 829, 379,
356
Schwartz, A. 64, 96.
— E. 196.
— 326, 839.
Schwarz, E. 55.
— F. 699, 755, 781, 798.
— 40, 326.
Schwarze 11, 498.
Schwarzwäller 690.
Scotti 193.
Autoren. Register.
Scudder, Ch. L. 447, 451, | Simons 64.
962, 1006, 1021.
Sebardt, C. 1044.
Sebileau 96.
Secchi. E. 432, 439.
See, H. 470.
Seeligmann 40, 96.
Seelig 409, 415.
Segale, B. 656, 660.
Segall 128, 142.
Segantı 201.
Segond 9, 128, 163.
Seiffart 317, 319, 326, 838,
862.
Sekowski 723.
Selby 416.
Selensky 644.
Selhorst, J. F. 755.
Sellheim 163, 171.
Sellmann 163.
Semb 40.
— 0. 66.
Senator 731.
Senn. E. J. 25, 27.
— N. 25, 379, 290.
Sereznikow 862.
Sergent, E. 1044.
Serenin 364, 374, 379, 398.
Serrigny 17, 17.
Severeanu 313, 1044.
Severo 196.
Seuvre, E 940, 949.
Seymour 153, 191.
Shaw 781.
Shaw-Mackenzie 59.
— J. 487, 488.
Sharp 811.
— L. 941, 954.
Sheen 811.
Sheldour 64.
Sherwood-Dunn, B. 199,225.
Shober, J. B. 745.
— 811.
Shoemaker, G. E. 958, 962,
968
— 128, 811.
Sick, J. F. W. 595.
Sidney, A. B. 862.
Siedentopf 862.
Siegenbeek van Heukelom
530, 532
Siegfried 599.
Sielski 67.
— F. 67.
Sieur 40, 163. s
Silberstein 78, 766.
Silea 627, 633
Silwansky 599, 603.
Simoes 72, 75.
Simons, E. M. 79, 474.
Simpson 192, 217, 1044.
— A. R. 504, 507, 595.
— J. C. 627, 63.
Sinclair, J. 908.
— W. J. 978.
— 495.
Sion, O 656, 657.
Sippel 691, 697, 707.
Sirleo 125, 148, 203, 234.
Siron 1036.
Sitzinsky 1044.
Sizinski 486. 486.
Sjoeberg 723, 728.
Sjoeberg Nils 827.
— 978, 989.
Skell 781.
Skene, A. J. C. 239, 255,
309
Skinner 811.
Skutsch 40.
— F. 1006, 1024.
Sladowsky, L. 427, 428.
Slawiansky 4.
van Slyk 781.
Smester 599.
Smith 72, 96, 128, 164, 811,
823.
— A. 25, 32, 178.
A. J. 691.
AL T; 6.
C. 470
E. H. 978, 987.
H. 723, 724
— Lapthorn 163
— Th. C. 40, 656, 657,
929, 1006, 1020.
Snow, J. M. 1006, 1032.
— 25, 88, 128.
Sobjestianski 25.
Soci 286.
Söderbaum, Per 345, 691.
Solberg, M. 978, 989
Solger 326, 336.
Solomin, P. 286, 300.
Solowietf 25.
Sondern, F. E. 364.
Sonnenburg 164.
Sonntag 599, 958.
Sorel, E. 365, 369.
— 862.
Sorrentino 427, 428.
Souillart 96.
Souligoux 63.
Soulima 929, 933.
Spaeth 691.
‚ Spanton 96, 128.
Spelsberg 128.
Spence, W. J 447, 459.
Spencer, W. 1044.
Spener 40 46.
Speier 617, 619.
Sperino 760.
Sperling, M. 72.
Spiegelberg 375, 876
Spietschka, T. 243, 252.
Spinelli 41, 72, 827.
Speth, J. 1044.
Spillmann, P. 432.
Spörlin 691, 704,
Spraill 470.
J. L. 929, 988.
Spy ra 908.
— — W. 243.
Stabb 9
Stack e?
Stacpoole, F. 811.
Stadfeld 509.
Staffer 959, 968.
Staley, E. K. 1044.
Stansby 812.
Stankiewitez 345, 352, 691.
Stanton 763, 764.
Stapfer 72.
Starck 243, 258.
Starzewski 72.
Stauffs 691.
Stawell, J. C. 929, 986.
Stearns 959, 974.
Steckmetz, F. 1044.
Steel, J. D. 416.
Steele 812.
Stefanis 1044.
Stefkins 1044.
Stehmann 40.
— H. B. 199.
Stein 313, 815.
Steinbrück 447, 459.
Steiner 409, 447, 460.
Steinschneider 941,952; 953.
Steinthal 199.
Stephenson 509, 578.
Stephowski 25.
Stepkowski 692.
S A. 760, 1006, 1088,
Stetter 1045.
Stevens 760.
— M. E. 1045.
— Th. G. 578, 579.
Stewart 267.
— B. W. 768.
— D. 416, 421.
— W. R. 544, 549, 561,
566.
Steyn Parvé, W. Fl. U. 509.
Stieber 828. 1006, 1016.
Stieda. A. 627, 628.
— 832, 888.
Stierlin 153, 267, 278.
Autoren-Register.
Stierlin, R. 322, 822.
Still, G. F. 1045.
Stiller 379, 882.
Stimson, L. A. 929, 988.
Stinson 178, 191, 379, 890.
— J. C. 692, 707.
Stock, B. 665, 678.
Stockton 41.
— C. G. 379, 888.
Stoerk, O. 1045.
Stoeve, G. 416, 428.
Stokes 153.
Stolipinski 153.
! Stoll 41
to A
| Stone 25, 96, 123, 129, 164.
— A. K. 879,
— J. 777, 777, 854.
— d. DG. 1045.
— J. S. 190.
— R. M. 493.
Stoner, A. P. 1045.
Storer 196, 219.
Storry, F. 862.
Stoss, A. 1045.
Stott 40.
Stottard 692.
Stoufes 193.
Stouffs 153, 200, 470.
Stoufs 191.
Strahl 530.
Strassmann, F. 1006, 1012.
— P. 692, 694, 714, 718.
Stratz 41, 48, 72, 79, 164,
172, 474.
Strauch. v. 96.
Strauss 244, 599.
32,
Stroganoff 502.
Stroh, C. 1045.
Strube 321, 821.
Struve, P. 1045.
Stschetkin 733, 738.
Stuhl, C. 841, 844.
Stumpf, M. 244, 959, 969.
Suchowetzky 617.
Sudeck 398, 400.
Südekom 97.
| Suetinoff 55.
! O'Sullivan 97.
| Sundberg, C. 744, 749.
: Sureau 129.
i Surowtzeff 509, 723.
‚ Surowzow, S. 941.
Sutherland 1006.
A. 1045.
Sutherlin, W. — goi.
Sutton, J B. 4,
| — J. M. 692, en
Swain 192, 432, 485.
‚Swan, W. E. 8.
1065
Swanwick 812.
Swayne, J. G. 832, 840.
v. Swiecicki 17, 19, 4l.
Swindburne 244, ECH
Switalski 129,178, 760,1045.
Swoboda 1045.
Szabó 345, 845, 599, 692.
— A. 510, 588, 745, 798,
959.
Szäutö, E. 795.
| Szulc, M. 286, 802, 470.
|
T.
Tachefurt 203.
Taendler 97.
ambron 4l.
Tánags. G. 286, 294.
Target 25, 88, 164, 692, 710.
Tarnier 627, 686, 781, 795,
1006, 1045
— S, 959, Weg
Taruffi 1045.
| Tarozzi 832.
| Tarver, F. E. 274,
Taste, L. 978, 989.
Tate 178, 494.
Tauffer 97, 156, 200, 345,
850, , 406.
Taussig, * 929, 987.
sr G. C. 1006, 1021,
1028.
— A. E. 307, 811, 692.
104
— H. L. 1045.
i Tehetchouline, C D.
778
Teissier 832, 914.
Temesváry 606.
Témoin 827.
Temple 611, 612, 614.
Tennberg. GA C. 55.55.
317, 818, 929, 985.
— 470.
Tenner, K. 777, 777.
Termet, A. 286, 800.
Teuner, C. 1045.
Texier 97, 129.
Theilhaber 41, 52.
— A. 79, 474, 476.
The Middlesex Hospital 365.
372.
| Theodor 1045.
Thesee 97.
| Thiébaut 164.
: Thomas 154.
A. 476
275.
T71,
Thomson, G. J. 962.
: — J. 76, 1034.
1066 Autoren-Register.
Thorel 398. Turgard 59.
Thorn 129, 134. Tuszkai. E. 494, 991.
— W.553.560. 1006, 1028. Tuttle 812. 825.
Thorp 595. 3%. i Twombly 97.
Thümmel. H. 416, 426. Tyrchovski sen. 504.
Thumin, L. 203. 543. 547. Tyrrell, E. M. 941.
553. Tytler, P. 693.
— 714, 717.
Tietze, A. 274, 279. U
— 326. 838. `
Uhlmann, C. 26, 26.
Uibeleisen, C. 929, 985.
: Ulesko - Stroganowa 129,
Tissier, M. 733, 738, 959. 142, 519, 524, 530. 535
Tixier 486. 486 746.
Tjeenk-Willink, L. W. H. Ulmer, W. 1046.
Tilanus 1045.
Tilman. O. 365. 370, 1045.
Titomanlio 606.
519. Umber, F. 432, 441.
Tocheport 178. Umikoff 606. |
Todd 164 Ungar. E. 1007, 1007.
Tombleson. e SC 55. Upshur, J. N. 978.
Toms, S. W. S. 1006, 1016. | Uspensky 914.
Tomson 644.
Tonelli 745. | y
Tornton 594. i
La Torre, F. 25,27. 41. 62, Vailhen. A. 432, 435
64, 725. 728. zu Valdagni 914.
íl
Op. 33, 962.
— 627. 725,
Totesch 719.
Tóth 97, 196, 841, 841, 962. | Valentin 959.
Tourdes. 3. 926. Valentine, F. C. 286. 295.
Touton 941, 951. 441.
Touvenaint 199, 227. ' Vallon 49».
Townsend, C. W. 941, 949. Van Imschoot 286. 298.
Trautenroth 415, 422 | 336.
Tref 755 a 8. 97.
Treub, H. 41. 49. 52, 81, Van der Mey 501.
82, 360, 362, 501, 726. Van der Veer, A. 416, 962.
729, 849. 978, 987. 97
— 129, 164, 171, 451. Vandereälde 447, 451, 746,
Tridondani 544, 49, 59% 191.
Tridondini 25 . ‚ Vaquez 746, 743.
Tripier 97 Varnier 544, 548, 590, 553, |
Troczewski 693, 795 933. 61. 914, 920.
Trogaeux, A 322. — H 644, 653.
Trombetta ZA 2792. Varlot, G. 1046.
Trovati 41, 92, 644 Vauverts 97. 156, 1042.
Truzzi Kitore 467. — J.
Truzzi 474, 850, 852.
Tsakirrs 850.
278, 282.
Veau, V. 326, 388.
Vecchio, del 59.
Tschetschulin. C. D. 959, Vedeler 72, 462, 466.
973 Vedin, A. 470, 474, 941.
T'schirner 203. 948.
Tsehistowitsch, F. 1045. Veiffer 644, 651
Tschop 129. ‚ Veit, J. 26, 31, 97, 114, 129,
Tucker, E. 908. 244, 249, 396, 329, 498.
-- G. 286, — 4,9.
Tuffier 416. 490 Veitch 812
Tull, E. 498.
Tunnicliffe, F. W. 432, 441. |
Turazza 745,
| Verardini 746.
Vergely 829.
| Verger 276, 279.
Valenta von Marchthurn :
Veorhoogen 286, 302.
Veronese, C. 914.
Verrier 1007, 1022.
Versari, R. 261, 261.
Versmann 694, 1046.
Vestberg, A. 125, 143.
NV En 479.
Vetere 462.
ı Veyrier 9.
Vibert, Ch. 926.
. Viearelli, G. 8%.
— 26, 34. 627,
Vidal 595, 596.
Viertel, F. 267.
' Vignolo 519, 530,
Villa, N. 1046.
— 129.
: Villar 203.
Villeneuve 795.
Vinay 494, 617, 61S, 644.
812. 959.
— Ch. 628, 630.
Vincent 97, 447, 454, 959.
' 969.
| Vineberg 129, 164, 812.
— H. V. 11, 18.
— H. 72, 76
ı Visino, C. 1046.
Vitalien 164.
ı Vitanza 41, 55,
528, 529. 854.
, — R 862
‚ Vitrac 130.
Vittinghoff. H. 467.
1046.
| Vogt. H. 511, 515,
Eau 995, 999.
- Eucoine 267,
Voigt 26. 34.
. Voisin 203, 365.
46, 788.
Volland 765, 766, 90x3.
' Volovski 476. 478.
V olowski 130.
de Vos, J. 97, 118, 191.
200.
Vorphecke 606.
| Vouverts 203.
694.
129. 130,
442.
833,
829
270.
W.
Wagner, P. 365, 398, 400.
' — 599, 1007.
‚ Wainstein 812, 819.
' Wakefield 72.
Walbaum 154.
| Waldeyer 326, 399.
| Waldstein 275, 276,
— E. 488, 489.
| Walford, W. G. 1046.
Autoren-Register.
Walk 345, 356. "Wenzel 11. |
Walker, E. 26. Wertheim 26, 80.
— 79, 156. 489. : Westby 154.
v. Walla, B. 345, 346. Westermark, F. 98, 118,
Walla 178. 605, 628
Wallich 810, 811, 819.
' Westphal 26, 79.
Walls 286, 291
Westphalen 606.
Walsh 812. Wettergreen 827.
Waldhard 781, 785. Wettergren, C. 41, 98,
Walter J54. 719.
Wettzack 432, 441.
White, R 768, 769.
— G. Th. iR 187.
Walther 64, 130, 154,
Whitney, W. F. 941, 946.
- W. 1007. Wiart 151.
Wardie 79. Wichodzew, J. 432.
Warker 97. Wichert 486, 486.
— E: vd 17. Wienskowitz 833, 840
Warman, N. 941, %7.
Warmann 486, 486.
Wiggins 746, 758.
: Wight, J. S. 959.
Warnek 41. Wigodsky 960, 965, 1046.
Warren 908. Wiktor 17.
Warth 26, 88. .— M. 1046
Warthin, A. Sc. 694. Wikerhauser 178.
Warszawski 694, 977. i wild 544, 50, 599.
Wassermann, A. 941, 958. — v. 42, 46.
Wassiljew, M. A. 307, 310. | Wilkins, G. L. 677.
Q
X
N
Wasten 41. Will, O. B. 41, 498.
Wathen 97. 781. | Willcox 795.
Watkins, 178, 185, 186. | Williams, H. P. 26.
— T. J. 64. | — J. 198, 645, 652, 962.
— W. H. 1007. | - J. D. 812.
Watson, F. S. 379, 881. — R. 130.
-- J. K. 929, 936. l! — W. 798.
Webb 67, 72 — W. P. 1046.
Webber 829. — W. R. 448, 455.
Weber e e 827.
— S L. . — H. 97
Wehster Se ' — R. 561.
— J. C. 4, 9, 462, 464, — Th. 197, 220.
519, — 530. 887. Winawer 164, 197, 218.
Wehmer. P. 379. 886. v. Winckel 26, 27, 164, 504,
Weichardt 511, 798, 805. 506, 812, 894.
Weil 130, 694. | Winckler 597, 862.
Weiland 812. Winslow-Anderson 98,
Weinberg 447, 457. Winter 130. 645.
Weinstein 812. — A. 510.
Weir, R. 578. 578.
v. Weiss 519, 526. 1046.
— 0. 772, 775. ' Winternitz 4, 9, 510.
Weissz 530, 542. : — H. 599, 602.
Weller van Hook 98.
Wiridarsky 510.
Wellington. H. 1046.
Wisselinck 131, 135.
Wenczel 959, 970. : Withe, W. 240.
Wendarskaja 862. Witbrow 200.
Wendeler, P. 498. Witte. J. G. 313, 315.
— 781, 789. | Witthaus, R. A. 926.
Wennig, W. H. 772. 776. Wittnack 599.
Wentz, A. C. 1007, 1031., Wittner, M. 1046.
| Wilson 398, 407, 470, 882. |
8.
— G. 4, 9, 267, 267, 962,
1067
Wladimiroff, G. E. 941, 949.
Wohlgemuth, H 244, 248.
Wolf, °M. 398, 400.
Wolff, B. 179, 188. 203,
235, 7117, 775, 1046.
— 190, 379, 391.
— L. 267, 271.
Wolfram, W. 714, 718,
1007, 1026.
Wolkow, M. M. 379, 883.
Wollstein, M. 409, 415.
Wood, F. O. 1046.
Woodhouse 1046.
Woodruff 1046.
Woodworth 714, 715.
Woollcombe 432.
Worcester 595.
Wossidlo, H. 267, 269.
Worall, R. 694, 700, 708.
Woyer 98, 733, 862.
— G. 72, 960, 974.
Wright, A. H. 510, 62°.
632.
Wulff, P. 1046.
Wychowsky 131.
i Wyeth, J. A. 1046.
. Wylie 98.
|
|
| KS
———— 203, 233.
Vordanoff 191.
| Young, A. 448.
— J. W. 487.
Z.
| Zachariewsky 98.
' Zagowski, S. 1007, 1031.
Zanini 78.
Zasacki 812.
Zehnter 510.
Zeidler, G. 427, 428.
| Zeiss 131.
v. Zeissl, M. 251.
' Zematzky 345, 854.
| Ziegenspeck 850, 908.
: Ziemacki 131.
‚ Zondeck 131.
' Zuccaro 854.
de Zwaan 448.
| Zweifel, 26, 511, 513. 329,
830.
P. 628, 629, 636, 914,
925, 995, WS.
| Zydlowicz, L. 244, 2
E
Sach-Register.
— — —
A.
Abort 663, Behandlung des — 666,
künstlicher — 635, krimineller — 966.
Accouchement force 854.
Adenoma malignum d. Cervix 133.
Adenomyom d. Uterus 103.
Adnexerkrankungen 158, 164.
Aetiologie d. Careinoma uteri 139,
— der puerperalen Wundinfektion 778,
781, — d. Cystitis 292.
Amyloid d. Harnblase 300.
Anatomie d. Tuben 179, — d. Ham-
röhre 244, — der Harnblase 261, —
der Ovarien 188, — d. weibl. Geni-
talien 516.
Anteversio-flexio uteri 67.
Asphyxie 1024.
Atresia cervicis 58, vaginae, erworbene
—
B.
Ballondilatation zur Einleitung der
künstl. Frühgeburt 833.
Bauchnaht 27.
Bauchwand, vordere 149 ff., Em-
physem d. — nach Laparotomie 33.
Becken, enges 725.
Beckenbindegewebe 158.
Beckenendlagen 767.
Beckenperitoneum 158.
Befruchtung 528.
al Beweis des stattgehabten
EE der Scheide d. Vulva
Blasenblutungen 28.
Blase siehe Harnblase.
Blasengebärmutterfisteln 356.
Blasenmole 658.
Blasenscheidenfisteln 343.
Blasensteine 312.
Blennorrhbhoea neonatorum 1028.
C.
Carcinom d. Uterus 119 f., — d.
Harnblase 306, — d. Harnröhre 259,
— d. Nieren 455, — d. Ovarien 200,
er — d. Uterus b. Schwangerschaft
646.
Castration 199, Folgezustände d. —
235.
Cervix, Risse d. — 58.
Coitus, Verletzungen durch d. — 946.
Corpus luteum 212.
Cystitis 283, Aetiologie d. — 292.
sekundäre — 298, — tuberculosa 301,
Therapie d. — 2%.
D.
Dammplastik 487.
Deciduoma malignum 119, 139.
Dermoidcysten d. Ovarien 202, 230.
Diagnostik d. Geburt 552, gynäkolog.
— 3 ff, — d. Schwangerschaft 963.
Diätetik d. Geburt 576, — d.Schwanger-
schaft 543, — d. Wochenbettes 597.
EES d. puerperalen Genitalien
191.
Dysmenorrhoe 464.
E.
Eklampsie 743.
, Elektricität 15, — b. Myomen (Ia
Sach-Register.
Embryotomie 853.
Emphysem der Bauchhaut nach La-
parotomie 33.
Entwickelung d befruchteten Kies
529 ff.
Entwickelungsfehler d. Uterus 53,
— d. Harnröhre 246.
Entwickelungsgeschichte d. Harn-
röhre 244.
Entzündung d Uterus 61, — d. Scheide
478, — d. Harnröhre 249, — d. Harn-
blase 336, — d. Harnleiter 336, —
eitrige der Nieren 407, — d. Ovarien
190.
Ernährungsstöüruugen d. Scheide
478, 489.
Extraktion 849.
Extrauterinschwangerschaft 674.
F.
Fremdkörper in der Harnblase 316.
Freund’sche Operation 111.
Frucht, Physiologie d. — 529 ff.
Fruchttod 654.
Frühgeburt 663, künstliche 831.
Funktionsfehler d. Hamröhre 247,
— d. Harnblase 276.
G.
Geburt, Physiologie der — 551 ff.,
Kindeslagen 551, Diagnose d. — 552,
Verlauf d — 55%, Mechanismus d.
961, Verlauf d — 566, Diätetik d. —
576, Verlauf u. Behandlung d Nach-
geburtsperiode 587, Narkose u. Hyp-
nose Kreissender 593, Pathologie d.
— 713 ff., Allgemeines 713, Störungen
von Seiten d. Mutter, die — d. Kindes
betr.: Vulva u. Vagina 680, Cervix
682, Uterus 722, Enges Becken 725,
Osteomalacie 730, Uterusruptur 732,
die — d. Placenta betr.: 739, Eklampsie
143, andere Störungen 754, Störungen
v. Seiten d. Kindes: 758 ff., Missbil-
dungen 758. multiple Schwangerschaft
762, Falsche Lagen: Vorderhaupts-
lagen 763, Stirn- u. (Gesichtslagen
764, Querlagen 766. Beckenendlagen
767, Nabelschnurvorfall und andere
Lagen 768, Placenta praevia 771,
sonstige Störungen 776.
Geburtshilfe. gerichtsärztliche 925,
:933 ff., Allgemeines 925, Impotenz 926,
zweifelhafte Geschlechtsverhältnisse
926. 930, Unsittlichkeitsverbrechen
937, 941, Beweis d. Virginität u.d. statt-
1069
gehabten Beischlafes 937, Schwanger-
schaft i. Beziehung auf gericht]. Medizin
956, Operationen während d.Schwanger-
schaft 960 ff., Geburt in ihren Bezıeh-
ungen zur gericht!. Medizin 975, Ver-
letzungen ausserhalb d. Geburt 991,
Wochenbett in seinen Beziehungen z.
gerichtl. Medizin 994, d. neugeborene
Kind 1000.
Geschlecht, zweifelbaftes 926, 930.
seschlechtsreife, frühzeitige 948.
(desichtslage 764.
Gestaltsfehler d. Harnröhre 247.
Glycerin b. künstlicher Frühgeburt 838.
Gonorrhoe 47, Gerichtliche Bedeutung
d. — 950.
Gynäkologie, Zusammenhang mit d.
übrigen Pathologie 16.
Gynatresie 53.
H.
Hämatocele 154 ff.
Hämatom d. Vulva 494.
Harnblase, Krankheiten d. — 261 ff.,
Anatomie u. Physiologie d. — 261,
Diagnostische u. therapeutische Metho-
den 264, Allgemeine Pathologie 264,
Operationsmethoden273,Missbildungen
274, Neurosen u. Funktionsstörungen
276, Blasenblutungen 282, Entzün-
dungen 283, Aetiologie d. Cystitis
292, Therapie 295, Verlagerungen 303,
Verletzungen 305, Neubildungen 306,
Blasensteine 312, Fremdkörper 316,
Parasiten 321.
Harngenitalfisteln 342.
Harnleiter 323, Anatomie u. Physio-
logie 327, Diagnostik 330, Missbil-
dungen 332, Verengerungen u. Er-
weiterungen 333, Entzündungen 336,
Verletzungen 337, Neubildungen 341.
Harnleiterfisteln 360.
Harnorgane, Krankheiten d. — 239 ff.
Harnröhre, Krankheiten d. — 240.
Anatomie u. Entwickelung d. — 244,
Entwickelungsfehler 246, erworbene
Gestalt- u. Funktionsfehler 247, Ent-
zündungen u. Strikturen 249, Harn-
röhrenblutungen 258, Neubildungen
d. — 25), Steine 261.
Harnröhrenscheidenfisteln 342.
Hautemphysem nach Laparotomie 33.
Hebammenwesen 510.
Hermaphroditismus 49.
Hernien 179 ff. — d. Uterus 83, — d.
Ovarien 214.
Hydramnios 657.
Hydrorrhoea gravidarum 657.
1070
Hymen, Affektionen d. — 469, Con-
ception bei unverletztem — 947.
Hyperemesis gravidarum 609.
I.
Ileus nach Laparotomie 31.
Impotenz 926.
J
Schwangerschaft 615.
Instrumente 12 ff.
Inversion d. Uterus 80, — d. puer-
peralen Uterus 723, 987.
in der
K.
Kaiserschnitt, konservativer 859, —
nach Porro 887.
Katheter, Sterilisation d. 270.
Kind, d. neugeborene 1000.
Kindslagen 55l.
Krankheiten d. Eies 694.
Kunstfehler 979.
Kystoskopie 267.
L.
Lähmungen inFolge d. Geburt 1017.
Lageveränderungen d. Scheide 474,
— d. Uterus 66, — d. Pvarien 191,
214.
Laparotomie, Allgemeines 21 ff., —
b. septischer Peritonitis 27, 29.
Lehrbücher d. Geburtshilfe 501, —
d. Gynäkologie 3.
Lehrmittel der Geburtshilfe 501, —
der Gynäkologie 3
Ligamente 149 ff, — um latum 158,
— rotundum 158.
M.
Massage 14 ff.
Mastdarmscheidenfistel 478.
Mastitis 793.
Mechanismus d Geburt 561.
Melaena neonatorum 1023.
Menstruation 461 ff., 528.
Mikroorganismen d. weibl.
talien 42.
Missbildungen 758, 1035, — d. Vulva
488, — d. Vagina 469, — d. Harn-
blase 274.
Missed abortion 661.
Geni-
Sach-Register.
Mvome d Uterus 83 ff.,
chwangerschaft 650.
Myomotomie 106, Entwickelung d.
— in Amerika 99.
und
N.
Nabelinfektion 1030.
Nabelschnur, — vorfall 768.
Nephrorrhapbie 387.
Neubildungen d Uterus Bf, —
d. Scheide 476, — d. Harnröhre 259,
d Blase 841. — d Nieren 444.
Neurosen d Vulva 495, — d Blase 276.
Nieren, Chirurgische Erkrankungen
362 ff., Allgemeines 362, Diaguostik
862, Operationsmethoden 562, Statistik
362, Missbildungen 375, Verlagerung
377, Hydronephrose 395, Eitrige Ent-
zündungen 407, Tuberkulose 415,
Nierenverletzungen 427, Nierensteine
429, Nierenblutungen 441,Neubildungen
444, Parasiten 460.
Nothzucht 941.
O.
Operationen, geburtshilfliche 831.
Ophthalmoblennorrhöe 1028.
Osteomalacie 730.
Ovariotomie 192 ff, — technische
Fragen 192, Einfache, doppelseitigr.
wiederholte — 19.
Ovarialsubstanz, Behandlung rut
Ovarium, Krankheiten d — 188 ff.
Lage d. — 208, Anatomie und patho-
logische Anatomie 188, 209, Absce-
Jdirung 190, Vereiterungen 190, 214.
Lageveränderungen 192, 216, Ova-
riotomie 112, Achsendrehung 1%,
220, Vereiterung 194, Ruptur 194, 219,
Papilläre Tumoren 200, 228, Parovarial-
cysten 193, Intraligamentäre Ent-
wickelung 193, Komplikationen bei der
Operation 194, 217, Komplikationen
im Heilungsverlaufe 197, 222, Kom-
plikation mitSchwangerschaft o Geburt
197, 223, 652, Carcinome und Endo-
theliome 200, 229, Sarkome 201.
` Dermoideysten und Teratome 202. 230,
Solide Tumoren 201, 230, Komplika-
tionen mit Tumoren des Uterus und
anderen Organen 197, Allgemeines
über Övariotomie 192, doppelseitige
und wiederholte Ovarıotomie 193, Va-
ginale Ovariotomie 199, Kastration
198, Resektion, konservative Behand-
Sach- Register.
lung der Ovarialerkrankungen, Organ-
therapie 199, 225, Tuberkulose 203,
235, Statistik d. Ovariotomie 243.
Ovulation 461 ff., 528.
P;
Parasiten d. Blase 321.
Parovarialcysten 193.
Pathologie d. Schwangerschaft 609 ff.,
— d. Geburt 713 ff., — d. Wochen-
bettes 778 ff, — d. Ovarien 183.
Pericystitis 298.
Peritonitis tuberculosa 33.
Physiologie d. Harnblase 261, — d.
Schwangerschaft 523 ff., — d. Frucht
529 ff, — der Geburt 551 f., — d.
Wochenbettes 597 ff.
Placenta praevia 771.
Porro’sche Operation 887.
Prophylaxe
kungen 806, 812.
Prolaps des Uterus 76.
Prochownik’sche Kur 837.
Pseudomyxoma peritonei 213.
Puerperium siehe Wochenbett.
R.
Retroflexio uteri gravidi 653.
Retroversio-flexio uteri 67 ff.
S.
Sarkom d. Nieren 451, — d. Ovarien
201, — d. Uterus 119.
Scheide siehe Vagina.
Schwangerschaft, Physiologie d. —
923 ff., Menstruation 528, Ovulation
928, Zeugung 528, Befruchtung 528,
Entwickelung d. befruchteten Eies 529,
Physiologie d. Frucht 529, Schwanger-
schaftsveränderungen im mütterlichen
Organismus 543, Diagnostik u. Diätetik
d. — 543, Pathologie d. — Gun ff.,
Hyperemesis gravidarum 609, Infek-
tionskrankheiten in d. — 615, Sonstige
Allgemeine u. Organerkrankungen in
d. - 623, Komplikation mit Erkrun-
kungen u. Tumoren d. Genitalorgane,
Operationen an denselben, Traumen,
Lage-Veränderungen 639, Krankheiten
des Eies 654, intrauteriner Fruchttod
654, abnorm lange Retention d. abge-
storbenen Eies 654, Vorzeitige Unter-
brechung d. — 663, abnorm lange
Dauer d. — 663, 964, Abortus 663,
er puerperalen Erkran- `
1071
665, Künstl. Abortus 663, Frühgeburt
663, Extrauterinschwangerschaft 674,
— im rudimentären Nebenhorn 674,
710, Diagnose d. — in früherer Zeit
963, Traumen in d. — 971, vorzeitige
— 948.
Statistik d. Ovariotsmie 203.
Steisslage 849.
Stenose d. Cervix 58.
Sterilisation, operative 936.
Stieldrehung b. Ovarialtumoren 194,
220.
Stirnlagen 764.
Strikturen d. Harnröhre 249.
Stuprum 94l.
Superfötatio 965.
Symphyseotomie 912.
Synceytiom 119, 139.
T.
Technik d. Ovariotomie 192, 216.
Teratoma ovarii 203, 230.
Tetanus puerperalis 792.
Thrombus vulvae et vaginae 494.
Tuben 149, 173, Histologie d — 179,
Durchgängigkeit d. — 180, Sondirung
d. — 183, Tuberkulose d. -- 183.
Tubenschwangerschaft 674, Aetio-
logie d. — 694. i
Tuberkulose d. Tuben 184.
Peritoneum 33.
Tympania uteri 788.
— d.
U.
Untersuchungsmethoden, gynäko-
logische 3.
Urachus 323.
Uterus, Entwickelungsfehler 53, Ste-
nose der Cervix 58, Atresie der Cer-
vix 58, Entzündung 61, Lageverände-
rungen 66 ff, Anteversioflexio 67,
Retroversio-flexio 67 ff., Prolaps 76,
Inversion €0, Hernie 83, Neubildungen
d. — 83 ff, Myome 83, Carcinome
119 ff., Sarkome 119 ff., Deciduo 119,
139.
Uterusruptur 732, violente — 982,
in der Schwangerschaft 653, 973.
V:
Vagina 469 ff., Affektionen d. Hymen
469, Gynatresien 469, Bildungsfehler
d. — 469, Lageveränderungen 474,
plastische Operationen 474, Neubil-
1072
dungen 476, Cysten 476, Ernährungs- !
störungen 478, Entzündungen 478,
Mastdarmscheiden-Fisteln 478, Fremd-
körper 435,
tungen 485,
plastik 487.
Vaginitis gonorrhoica b. kleinen `
Mädchen 954.
Verletzungen b. d. Geburt 987, —
beim Coitus 946. — der Kinder b. d.
Geburt 1013.
Vorderhauptslagen 763.
Vulva 49% ff, Bildungsfehler 488, Ano-
malien Au. "Ernährungsstörungen 489,
Entzündungen 489, Exantheme 489,
Neubildungen 492, Cysten 492, Er-
krankungen d. Bartholini’schen Drüsen
493, Verletzungen 494, Thrombus u.
‚Damnriss 487, Damm-
Hämatom 494, Neurosen 495, Vaginis- `
mus 495, Pruritus 495, Hermaphrodi-
tismus 495.
Vulvovaginitis
Verletzungen 485, Blu- :
Sach-Register.
kleiner Mädchen
954.
W.
| Walcher’'sche Hängelage 909.
: Wendung 849.
Physiologie d. — 597 ft..
men u. Diätetik d Wöchnerin
597, — d. Neugeborenen 603, Patho-
logie d. — 778 ff., puerperale Wund-
infektion: Aetiologie 778, «81, Kasui-
stik 794, Statistik 796, Prophylaxe,
Therapie &06, 817, Anderweitige Er-
krankungen im —: der Genitalien 526.
des übrigen Körpers 827.
Z.
Zange 840.
— ff A en ei, Ben —